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u FÜR PRAKTISCHE ÄRZTE
HERAUSGEGEBEN VON
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Abdominaltuberkulose Bedeutung d Prieumes d.. Typhus-, Parat ae u. 'Fleckfieber- y il ti T iziö L] j
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‚alter, Röntgendiagnostik d. — m. Sauer- Agglutininbildung, Veränderte — m.’ Ruhr- | Anämien, Behandlung sekund. 369 j
aw "Rupnreshe 2.2 erionealraums (Gelpke u. | Daecillen 571. Ä | Anamnese d. Syphilitiker (Bettmann) 10 |
SI Abducenslähmung b. Grippe, Toxische Meyer- ee Brauchbarkeit. b. Ruhrdia- | Anaphylatoxin, Wirkung auf isol. Darm 571. |
=. hof) 977: —:b. Nephritis 619. °— | ee naerobier, Differenzierung. pathogener 125.
Abort,-Sozial, ‚Indikation z. künstl. 1127. | Agnosie, Reine taktile 174. | Anästhesie, Einfluß auf Verlauf v: Entzün-
Abortausräumung 67... T Agomensin 28. | dungen 645. Oo. a
Abortus, Fieberhafter 987, Agrammatismus u. Mangel a. Antrieb nach Anästhesierungsmethoden, Prakt. wichtige 1041..
Abortusstatistik u. klin. Kontrollergebnisse 295. | Stirnhirnverletzung 1210. Anatomie, Lehrb. d, systemat. — v. Tandler
Abortversuch,. Krim., -Peritonitis 1128, - ° | Airol s. Augeneiterung. 1288. -—, Pathologische u. Heilkunde,
E Absceß m: Sequesterbildung, War — am äuß. | Akinesia amnestica 724. u (Gruber) 912, 940. 967. 992. 1020. —,
' =- Bpicondylus 4d. link.. Oberarms- auf- Quet- | Akkomodationsprüfung d. Nieren 12386. . Taschenb. d. patholog. v. Gierke 647.
i Sehung.d. Arms u.-Ellbogengegend zurück- ‚Akridinfarbstoffe, Chemotherap. Versuche m. | Anatomische Befunde i. Felde 129. — Erfah-
zuführen? (Lenzmann) 489, —, subphre- | . 854. _ ungen a. d. Felde 22, — . > —_
Su nischer 446. ` Te -| Akromegalie 988. ie, | Aneurysma d. Aorta 323. — abdom. 345, — d.
' ı — Abseeßbildung, "Diagnostik. paravertebraler — | Akromegalieähnl. Erkrankung, Familiäre 245. Arteria glutaea superior inf. v. Schußver- `
oo durch Röntgenuntersuchung 101. | Aktinomykose 276. — d. Kopf--u. Halsgegend, letzungen i. Weltkriege 518. — 'vertebralis,
Abrißfraktur d. Trochanter minor, Isolierte 803.. Röntgenbeh. 722. — d. Lunge 1298. Operation 27. — vertebralis tuboceipitale
Absaugeverfahren 'b..Diphtherie, Lochsches 853. Aktinotherapie d. Genitalsarkoms 1155, 595. — arteriovenosum d. Axillaris 323, — p
„ Abstammungslehre 493. | Albuminurie,; Orthostat. 645. —, Orthotische u. u. Ligatur d. Arteria vertebralis 646,
Absturzerkrankung d: Taucher 28: Nephritiden, 'Geheilte. —, Renopalpator s. | Aneurysmen, Klin. Diagn. intrakard. 618.
, . Aceton, Quantitative Bestimmung b, Acidose ` Wanderniere. : | Anfälle b. Kindern, Oehäufte kleine — 1211.
| 446, — u.. Acetonessigsäure, Bestimmung | Alival z. chron. Jodkur 472. | | Angina u..Folgezustände 221. — u. Gingivitis -`
| 208 4 mit. d. Autenriethschen Còólorimeter | Alkohol-Fleckfieber-Diagnosticum m. Bacillus Plaut-Vincenti, Salvarsanbehdlg. 396. 936. `
3, 1070, 2 SS | typhi exanthematici' Weil-Felix u. Erklä- — pectoris s. Bradykardie. — Plaut-Vin-
cetonurometer 720. - - ` rung d. Reaktion 295. | centsche — 1209. ‚— Plauti, Tuberkulin `
achylie, Gastrische 621, - ze Alkoholismus, Prakt. Bekämpfung 854. —, | . Rosenbach b. 1921. ` in
Adal °, Quantitative Bestimmung 245. - 8edobrol b. chron. — 370. | Anginen, Akute .i. Kindesalter v. Fischl 346.
Ey ahrungen 127. —, Nebenwirkungen a usa nach Grippe 543. 827. m u en infekt. u. ulcerierend. m. Sa-
de a na ne no : m | cylsäüre 672. vn a, en
A damantinom d. Oberkiefers 1098, _„ | Altersschwerhörigkeit, Anatom. Substrat 154. | Angiom a. Halse, Tiefsitzendes cavernöses `
r: Sch Krankheit, Ätiologie 54. — — u. | Alveolarpyorrhöe 828. 1349. — (Seitz) 1283. 1097. een rat
den: srodermie, Ätiologie 49, - > . | Amalah als Expectorans 571. 0. | Angiopathia retinalis 700. IR
Adenombil um OR... o i Amann, Josef: f 1160. Ankylose d. link. Ellenbogen 910. > pi |
en ung iı-Bauchnarbe u. ‚Elongatio'| Ameisensäuregehalt d. Urins normalerweise u. | Ankylostomiasis b. zurückgekehrt. Kriegs- . . Ar
Ädenen, a Ventrifixur 1126. - el n. Eingabe versch. Substanzen 854. 1... gefangenen 1295. Su d i u
= yometritis sarcomatosa 1126, Amenorrhöe, Frühsymptom d. Frauentuberku- | Anopheles, Verbreitung i. Umgebung v. Halle : al ii
| ur 2: Adenomyome i. allg. u. ins-, lose (Schwermann), 412. 0,1. v. Osterwald'.u. Tänzer 446. . pi
Hasıs wen Adenomyositis seroepithe- | Amnesin 1073.. FE: | 0. j. Anosmie bèh., m. Amylnitrit 1212, _ 3 `] a
derlaß i. d. Theranie-d metis. an | Amöbendysenterie, Blutbild 987. -| Antefixation, Soll d. ventrale — symmetrisch = i i
(Bilerna eräpie-d, Infektionskrankheiten Amputation, Wahl d. Ortes unter Berücksichti- | ausgeführt werden? 197. ` HE E PVA Da Zu
gge san). 1061. —— b. Influenzaepidemié |- - gung d. späteren Gliedersatzes 124. 246. | Anthropathia' tabidorum beider Kniegelenke EEA EHE | 2.
Wert a d.- Kolloidtherapie 695. —, Amputationen am . Bein u. Ersatzglieder 104. | TOR a e u á n ERs ' | | | = i |
Aderpresge "Erf a OAT -~ | Ampütationsstümpfe, Beh. n. Sauerbruch 570. |' Antiarthritica 875. ni | ih Dre Fa,
Adipocirehiläun. een Er o y —, Plast. Deckung m. Brückenlappen 964. | Antigene u. Antikörper, Heterogenetische 571. . ME / g f 7
Adnexerkrank: SE a —, Gestell aus Cramer-Aluminiumschienen | :— — Experim. u. klin. Untersuchungen | iydi
ung s. Appendicitis. :2. Extensionsbehandlung b. — 151. —, | . 3o
üb, Verhalten gleichzeitig anwesender 125.
_ Antisepsis, .Chemotherapeuth. 542. er
Antiseptica, Einwirkung auf Gewebe 421.
Anus praeternaturalis, Z. Operation d. — u. un
z. Naht d. Dickdarms nach Resektion 828.
— .— Verschlußtechnik 369.
. -Neues Hilfsmittel z. Behandlung 149. — d.
Oberschenkels, Deckung aus d. Arm b.
beiderseitig Amputierten d. Einnähung 126.
—, Umbildung 879. Fu u
ngs: l Amusie, Motorische 270.
4. —-b. Malaria. 246. Amylaceen i. Zuckerkrankenkost 26.
-Adrenalinbeha dlune. cu: Aolan, Wirkung ‘auf Brustdrüsensekretion
Ärenalininhalat; ung: d, Grippepneumonie 27. . Amyloidosefrage (Meyer u. Wolf) 559. (Goldstein) 1206. — s. Flächenwunden. — `
127, o “lonen: :(Glycirenan) b. Grippe - Anacidität, Vorkommen i. Felde (Böhme) 113. -. b., Hautpilzerkrankungen 750. — b. weich..
Schanker u. entzündl. Bubonen 750.
Aorta ascendens, Kasuistik d. sogenannt.
Spontanruptur d. — (Binder) 1091. — u.
a ‚ Analgesie d. Tabischen, Viscerale 195. . nn
elix-Bacillus-245, 1039. | Anämie, Direkte Bluttransfusion b. perniziös.
= Wert b. Diagnose 988. —, Kryptogenet. perniziös. 1155. —,
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INHÄLTS-VERZEICHNIS
| a Frühsymptom b. Erkrankyrigen d. — |
200.
\ortadurchbruch i. d. Arteria, pulmonalis 1236.
\ortenerkrankungen S. Vasomotorische .Phä-
nomene. >
Aortenerweiterungen, "Diagnose 418.
Aortensklerose s. Herzen, kleine. |
Aortenstenose, Jugendlich isolier®@® — m. Be-
` rücksichtigung `d. Elektrokar diogramms, d. :
Spitzenstoß- u. Pulskurven 25. —, Subval-
- _ vuläre (Jagie u. Schlagenhaufer) 530;
Aortenumfang, Pbysiolog. Schwankurgen (Jatfe |
u Sternberg) 1311.
Aortitis luica, Behandlung s. Spätlues.
Aphasie b. Grippeepidemie. T8. :
Apoplexia cerebri vor Gericht, Traumat. — v.
H., Fischer 672..
Apoplexie, Operat. Therapie d. frisch. 620. —,
`- Traumat. (Joerdens) 950.
Apothekenkommunalisierung 551.
Appendektomien s. Narbenhernien.
Appendici Chron. u. rechtss. Adnexerkran-
. kung 1267. —, Beh. d. akut. b. umschrieb.
Absceßbildung 1014. '—. i. vorgeschritt.
Alter 720. —, Ätiologie 367. —, Irrtümer
b: Diagnose u.- Behandlung (Pels-Leusden)
377. — nach Lues 697. — als Schwanger-
-schaftskomplikation 27. — acuta, i. höheren
Lebensalter 296.
Appendikostomie, Technik 855.
Appendixfistel, Invaginierte 124.
Appendixstumpf, Versorgung 721.
. Arbeiten a. d. Inst. f. exp. Ther. u. Georg-
Speyer-Haus Frankfurt 779.
Aibeiterschutzgesetzgebung,. Erstrebtes u. Er-
| reichtes 394.
Arbeiterversicherung, Gestaltende Kraft d. 80-
-zial. Gedankens i. d. deutschen 171.
| ‚Arbeitsleistung‘ u Nahrungsverbrauch vV.
Schwerarbeitern (Witte) 798. = . |
Arbeitszeit i. Steinkohlenbergbau 1096.
Arcus senilis, virilis u. juvenilis 55.
Areflexie 104.
. Arm, Handgriff z. Lösung d. üb. d, Nackon
zurückgeschlagenen eingeklemmten — 495.
Armlähmung : nach Kulenkampfscher Plexus-
anästhesie, Längerdauernde 1040.
, Armprothesen, . Willkürl. bewegl. 269.
‘ Arsenmelänose u. Arsenkeratose 1018. — u.
Hyperkeratose n, Neosalvarsan 418.
a ù. Arsalyte, Zur Chemotherapie
ABENYeIENndg nach - Fliegentellerbenutzung
‚Arteria carotis interna,. Freilegung’i. oberem
Halsteil 494. — ‘centralis retinae, Heilbar-
keit b. Verstopfung d. — d. Embolie 1210.
— femoralis, Verletzungen 29.
Arteriosklerose, Z. Kenntnis d: juvenilen 23.
— d. Nervensystems (Jakob) 786. —, Pa-
thogenese 150. — u. Polyneuritis. Ä
Arthigonbehandlung d. Cervixgonorrhöe (Ben-
nauer) 1149.
Arthritis, Gonorrh..s. Hautveränderungen 1211.
Arzneibehandlung i. Kriege, Fortschritte d.
prakt. (Bachem) 16. 341. 487. 538. 875. 1036.
Arzneiexantheme, Durch. Muttermilch über-
tragene 1014. _
Arzneimittel, Neue 75. —, Spezialitäten u. Ge-
heimmittel, Neue 269. 968. 1295. — Aus:
scheid. d. Luftwege als Grundlage e. Beh. v.
Lungenkrankh. 646.
Arzneimitteldosierung i. Kindesalter 158,
‚ Arzneimittellehre, Lehrbuch v. Tappeiner 370.
Arzneimittelmangel, Angeblicher 401.
Arzneimittelsynthese v. Fränkel 495.
Arzneimittelwirkung s. Kriegsunterernährung,
Arzneipflanzen, Wirkung u. Anwendung v.
H. Schulz 964. .
Arzneitherapie d. prakt. Arztes v. Bachem: 882.
Arzt, Vom deutschen — i. Auslande (Jürgens)
885. . — u. Blindenwelt 832.
Ärzte, Belgische 1021. —, Was können alte —
bieten? 720. -
Ärztekammer f. "Brandenburg u. Stadtkreis.
Berlin 325.
Ärztestreik 596. —, Hallenser 445,
:
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| | Ascitesdrainage,
‚Atmung, Künstl. 418.
Ärztetag, 41. Denischer 1045.
Ascaris lumbricoides s. Darmparasiten.
Ascites, Dauerdrainage. 596. —, Neue Opera-
` tion 124
Subeutane od. retroperito-
neale 1210.
Askaridenerkrankung d. Gallenwege 880.
Asphyxia pallida d. Neugeborenen, Intrakard. i
Injektion :z. Bekämpfung: d. 909.
| Asthma bronchiale, Jod, Adrenalin, Pituitrin
- u. Asthmolysin b.. 223.. —, Behandlung d..
— durch Inhalationen v. Glycirenan m.
Spießschem Vernebler 223. —, Selten
` schwer. Fall m. tödl. Ausg. i.. Anfall 934.
Asthmolysin b. Darmlähmung 1269, — b.
Asthma 223
Ataxie, Friedreichsche hereditäre 858.
Atemgeräusch, Metamorphosierende (Maend])
11
Atemgymnastik, Neue Methode 778.
Atemorgane, Beh. d. Erkrankungen. 471. 544.
Atenistörung b. Fleckfieber 695.
Äthertherapie bei Peritonitis 221. 1212.
' Bacterium enteritidis
A
Äthylchlorid zur Loslösung d. Spritzenstem-
pels 77.
Athetose m. choreaart. Zuckungen 965. -
— KS. lntrathoracischer
Druck..
Atmungs- u. Widerstandsgymnastik u. ihre
Indikationen b. chron. Herz- u. Kreislauf-
störungen (Schmidt) 928.
Atomtheorie i. ihrer neuesten Entwicklung 52. |
Atophan s. Ödem, Angioneurot.
Atropin, Verwendung 297.
Atropinvergiftung 724.
Aufbewahrung v. Medikamenten, Fläschchen
z. steril. 495.
Aufgaben, Ärztl. während u. nach d. Demobil-
machung 271.
Auge, Kampfgaserkrankung 1069. — b. syphi-
logenen Gehirnerkrankungen - u. multipl.
Sklerose 271.
' Augen, Spätgaserkränkungen 25.
Augenablenkung, Physiolog. u. patholog. 697.
.Augenärztliche Kriegserfahrungen v. Jess 248.
Augenbefunde 298.
Augenblennorrhöen,- Behandlg. akuter 128.
Augeneiterung d. Neugebor., Beh. d. gonorrh.
m. Airol 1296.
Augen Ran) ungen, Endonasale Behandlun
. —, Beh. luetischer — m. unspecif.
Heilmethoden 934. —, Tuberkulöse (v. Hip-
pel) 1077. |
Augenheilkunde, Neueste Lit. (Sam. Ref.) 365.
Augenleiden, Allgem. u. lokal. Bestrahlung. m.
ultrav. Licht b. skrofulös. (Passow) 1307.
Augenspiegeln i. rotfreien Licht 911.
Augenstörungen d, Methylaikoholvergiftungen
1153,
Augentuberkulose 848.
sierung n. Friedmaun 1819.
Augenverletzungen i. Felde 272. — d. Spreng-
. kapseln 618.
Aureollampe, Siemens- 126.
Auricularisphänomen (Deutsch) 1090.
Ausflockungsmethode nach Meinicke u. Sachs-
‚Georgi f. Serodiagnostik d. Syphilis (Ko-
nitzer) 338.
Ausflockungsreaktion s. Luesdiagnostik. —
Sachs-Georgi, Leicht ausführbare Mikro-
methode z. Anstellung d. 1154.
Aushungerung Deutschlands 75.
Ausscheidung artfremden Antitoxins 368.
Automatie, Atrioventrikuläre — u. experim.
Erzeugung v. — b. Menschen d. subcutane
Atropininjektionen 295.
Autoplästik 1322.
Autotransfusion 395.
Bacillenruhr 748,
` typhus B.
Bezeichnungen — — d. Kontaktträger Z.
- ersetzen 1014.
Bacillus phleg. capis Infektion m. d, — 55.
— u. aktiv. Immuni-
—, Agglutination v. Para-
Bacillenträger u. Dauer ausscheider, Vorschlag
| Bewegungsübungen b. Nachbeh.
Bauehmuskellähmung b. spin. Kinderlähmung
Bedrohungsreflex, Neuer 827.
Bestrahl.
‚Bevölkerungsentwicklung u
Bewegungshyperthermie u.
m. 2a {ne am —
- A eu dinan aie:
r aA aie AA D A i ladh ad a GASAE, —— eo
fund b. Gallenblasenentzündung 719.
Bäder u. Bädersanatorien 1235.
Bäderbehandlung m. Neptusanpräpar: aten
(Oppenheim) 983.
Bakteriologie u. Infektionskrankheiten v.
Kolle-Hetsch 1099.
Balantidien-Enteritis, Ipecacuanhawurzel b. 698.
en w i i Ai
Ballensohle b. Hallux vaigus
Barium- u. Kaliumsalze als a Mittel 420.
Barlowherz 78.
Bartflechte, Beh. 1127. —, Diagnose, Verbrei-
tung u. Behandlung (Pohlmann) 136.
Neue Behandlungsmethoden 149: —, Vuein-
injektionen 472.
Bartflechtenepidemie in Wien 859.
Bartflechtenverbreitung i. Wien,
(Nobl u. Löwenfeld) 789.
Bäsedowsche Krankheit, Grundsätze d. Rehn-
schen Klinik b. operat. Beh. (Klose) 1004.
Bauch, Dicker — als Krankheit on in u.
nach d. Kriege 126.
Bauchaorta, Besenstielkompression 1.
Bauchdeckenreflex i. Beziehung 2.
Krampfanfall (Tomaschny) 639.
Bauchdeckenschnitt, Physiol. f. d. Operationen
a. Gallenblase u. Gallenwege 5i.
Bauchdruck 1240.
Bauchfell- u. Genitaltuberkulose,
strahlenbeh. 938. A
Bauchlage b. Cireulationsstörungen b. - Herz
u. Nierenkrankheiten 1184.
Ben
Röntgen-
- 1157. k
Bauchorgane, Neues Verfahren 2. Röntgen-
untersuchung 245. —, Röntgendiagnostik
Gasfüllung d. 'Bauches 274. -
Bauchpalpation (Goldstein) 1234.
Bauchpunktion, Technik (Wiese) 775.
Bauchschnitt b. Nierengeschwäülsten,
perit. 1183.
Bauchschüsse, Vucin b. 420.
Bauchtyphus, Vaccinetherapie ` 1098..
Bauchverletzungen, Verlauf 246.
Basedow 276.
Beckenkühler b. Genitalerkrank. d.
Extra-
Frau 223.
— b. Kriegsgericht 79.
Befunde, Seltene path.-anat. 542. 619.
Begutachtungen,
Behelfsbrutschrank 173.
Bein, Künstl. m. aktiver Streckung d. Kni
gelenks 172. 1158.
Beinverkrümmungen, Korrektur rachit. 1
Belastungsdeformitäten 444.
Belehrungspflicht d. Arztes 222.
Beleuchtungsstärke, Sehschärfe U.
geschwindigkeit, Beziehungen zwisch.
Belgische Wissenschaftler 1101. af
Bendizinreaktion, - Einfluß d. Essigsäure í
Benzidinprobe, Gregersensche "Modifikation d.
— f.`okkult. Blutnachweis. 6. 198.
Berlin, Medizin. Gesellschaft 29. 53. 17 598.
. 225, 249. 298. 323. 347. 521. 546. 572. 1151.
623. 673. 728. 805. 830. 910. 1128. en
1185. 1239. 1271. 1297. 1841. —, Ver. 3 298:
Med. 274. 371. 496. 648. 830. 857. 1213. a
Berufseignungsforschung i. ihrer. Bedeutung
d. Psychiatrie, Psycholog. 173.
un u. Berufsberatung. 1184. 19.
künstl. Höhensonne, Folgen
— nm. alar. Licht use
o ehe
Beugecontractur d. gro Ot i
1021. —, Ärztl..
~ Lese-
748.
54.
Bevölkerungspolitik 526.
sichtspunkte 1072. _
Beweglichkeitsstörungen i.
d. Gehörorgans, - odernde Drucksonde V
_ Tuberkulinhypet
thermie 50. - i
Bewegungsstörung, Baidu hemipleg. 41
671. inn. Krank-
heiten 1295.
Gärtner als bakt. Be-
Epidemische
Ergebnisse sychiatrischer
aieiaiei. App
ie nd ——o .. I
naka Sensititer y.
ti atest. Ruptur
vo pole A
T i Sülafrik. 618,
“arme Physiol 449,
| T oea Mi.
í Les fa Sachs-Grur>i A
I re Phisches 1132.
— V. Oppenheimer 1212
ne Reaktionen h, Car
: Fr genstand -
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"Ih, = H
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y ank I u. Pruntatahyge
"= Makaske (hen
Be. L Wenb isch.
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. , Beziehungswaln, Sensitiver v.-E. Kretschmer Blutgverwandtschaft d, Eltern, Bedeutung. d. | Canalis Vidianus, Beziehungen d. —, Nervus - | 0 sl SE
o aai | | HE mekte. Qa.. h n; Stat ermitt. Belastung m. — 1295. | petrosus' superficialis major" u. d? Nervus a U NE
= Biçeps. brachii, Subeüt. Ruptur d.- direkte. Ge- Bluttransfusion 81. — 's,- Anämie, .— À |. ` petrosus profundus z. Keilbeinhöhle, sowie . a et N CNN
0 walt 1295. > O © | < Kriege 845. — v, Seifert 545: — v. Vene | a d Fossa pterygopalatina u. 'Ganglion Be ED TERRE
: Bilharziosis, Südafrik. 618. Be ' zu Vene b. perniziös, Anämie 522, —, | sphenopalatinum z. Nasenhebenhöhlen 1183. ee Pr fy SEE di Bi
- Bilirubinahämie, Physiol. 449, _ Sen . Technik u. Klinik d. direkten (Schöne) 353. Capillarbeobachtung s. Blutdruckmessung. I E a i Pez
Bindeärmehorea 69T. e , — v. Vene zu Vene 127. ©. | Capillarpuls b. Infektionskrankh., besond. D; | ER a ll;
.Bindungsreaktion. Bachs-Georgi z. Nachweis | Blutüberpflanzung, Wert i. Chirurgie u. inn. Med. : -Grippe 1266, '—, Tastbare 618. ` l Ba PIRS A j E
n,,gekochten ‚Fleisches 1152, 0. Ka 671. — i. Geburtshilfe u, Gynäkologie 345. | Capsella Bursa pastoris 1099. — - ; BAY E (a! SE EE if
„Biochemie «Ve Oppenheimer 1212. Ben Blutübertragung, Arterio-venöse — b, ‚Hämo- | Carcinom,' Beginnendes auf Grund œ. Cervix- ie e R i t Ba
Biochemische Reaktionen b. Carcinom 196. . „Philikern (Orth) 1011. — b. Hämophiliker | ` risses 1128. — s. Biochem. Reaktion. —, . SA ie E UA T EREA
Biologie als : Lehrgegenstand. S Fhysikal.- 2. 119, = (Eunike) 513. . - ne ` Diathermiebchandlung. 1237. -—, Entstehung PEOR: EE ER SE Da PE
‚ ghem. ‚Grundlagen d. — v. Eichwald un Blutung, Menschenblutserum b. hämophiler 495, | 4069. — u. Gravidität 29, >> halbseit. i i ||
a ‘dor 1156... N ELTERN -Blutun en Tödl — şs. Probe unkt. d Lun e: Resektion d. Larynx b. 674. — uU, Tuber- ; ; 4 Tl
Blase, ‚Schrapnellkugeistein i. 965. u a Eini ntlettete W; HeT = 495. S kulose 719.. 854. 00000000... Mi I}. AEETI |!
Blasendivertikel u. Prostatahypertrophie 1098. BI t nt kal b h fl u 1 Pe Carcinombehandlung 37 e ri AA FREDS
- Blasenektopie, Makkasche Operation 395, a ersuchung b. Inf OO Careinombestrahlung . m. ' höchstgespannten F) oA jai W:
' Blasengangrän. n. Wertheimscher Careinom- Blutuntersuchungen auf reduzierende Sub- Strömen 879.. : 7 - | re E |
„Operation 1286. - 0. ,,anzen, (Richter) 738, | | ‚ | Carcinomdivertikel' q. Magens 595. . Ä j IOUS FIARE El IE
Blasengeschwülste 18201. ` . . | Blutzucker b. mensch], Diabetes 671. — Mi- | Carcinommetastasen i. Gehirn, Multiple 10483 4 en $B COH KERIA
„Blasenpapillome, Beh. 750.. ' ee! ‚krobestimmung 221. ER . | Carcinomnest i. Frankreich (Knapp) 362, 1° ` ee EG ze RE | ||
Blasenschließmuskeh, Behandlung d. Insuffi-. Blutzusammensetzung, Regulation 268 — i | ‚Careinomplantationen- n. Exstirpation. e. b. q. BE An a CEA -
zienz :d. —. mit.. Fettinjektionen nach | Wüstenklima 1014. FRE | . Operation geplatzt. cyst. Ovarialtumors 369. an ld: Wi
A. Mayer..173, - a i Bolustherapie b. Dysenterie 297. Ken ge Carelkur 1296. 0.0.0 n Oan o > BEN IR: A
Blasenschwäche u.“ Harnträufeln s. Hexal. ‚| Bonn, N tederrhein, Ges. f. Natur- u. Heilk. 57 2. . Carotisunterbindung u. Folgen aufs Gehirn 1125. | F an a e l fg `
Blastomiykose 1082. . - . . ~, | -Botulismus 832. 1294. Angina pectoris, | <otisunterbindungen s. Ösophagotomie. ei) iin rt
Blausäurevergiftung 753, 933. 7 -7 | Bradykardie, Wesen d. — u. Angina pectoris, Casein als, Heilmittel 908, 2 ae S R :; PE
Bleiverbindungen, Permeabilität d. intakten -| Behandlung (Lorand) 713.0. Cataracta diabetiča, .Gibt es eine —? 572 | A Ku HE
~ Haut für'— 25.. u.“ Braunschweig, Ärztl. Kı cısverein 323. 372. 441. Catgutkapsel ‘als neuer Apparat z. Catgute -| Na (H. z
Bleivergiftung, Beziehungen d. chron. —"z. 473. 496. 599. 831. 937. 1157. 1239.: 1298. | ` ersparung 370. . ., 7 La GEH H> p:
Magengeschwür (Rösler) 1057. —, Chron. |` ‚1822. N u pi Centralnervensysterm, Epidem. auftr, Krank- A p Bei. | Sa
~ 1185. —, Frühzeit. Erkennung d. gewerbl. Breslau, Schlesische Gesellschaft i vaterlän- heit d. 347. —, Patholog.-anat. Verände- EB Pt;
— m. Hilfe d. Blutuntersuchung 719. 934. dische Kultur 54. 80. 176, 225. 250. 298. 751. ungen b. angebor. u. erworb. ‘Syphilis 104, DEMART Bar viigi
— „d steckengeblieb, - Geschosse (Kohl- | _ 780. 805. 832. 987. 965. 1072, 1128, 1239, Cerebrale Funktionen, Period, Schwanken 176 Bl Lii U S De
- Schütter) 1063. | Brieger, 70. Geburtstag v. L. — 737. Öerebrale Störungen b, ‚Verschluß d. Arteria > | EEE f ai |
Blennorrhöe-d. Augen- 8. Trypaflavin. —, Be- Brillenverordnung s, dehprüfung. u carotis interna 20,7 S S AET
handlung d.-akut. nichtkompliziert. männl. Bromealeiril s; Jodcalciril, | er "Cervixgonorthöe s. Arthigonbehandlune. ` H jj
_ — m. Choleval (Gutmann) .742, l Brdnchiektasien, Beh. m. K, Pneumothorax 594, Oervixplacenta 126. 1 | | E A all!
Plinddarmerkrankungen, Durch Mobngenuß | Br otfrage 828. , | . Cesol Merck s. Durstzustände 471, | | Bidet BR .
‚bedingte schwere tödliche 196. - | Bruch, Eingeklemmter, s. Hormonal. == Charakterveränderung v. Wunden 419. er | RE T 1i
Blindenwelt s.. Arzt, -—- . | Brüche a. unt. Ende d. Oberarms, Mittellage Chemie, Grundriß d. Organ. v, Oppenheimer 856. we ee El
Blindheit, Aufgaben d. prakt. Arztes i. Kampf u. Ruhelage d. Vorderarms u. ‚Bedeutung —, Grundr. d. anorgan. v. Öppenheimer 134. | = | i i PETE
gegen -— (Löhlein) 703. . Zu f. Beh. :d. 1015. > Statistik d: èm- Chenopodiumölvergiftung 419, — u. Gehör- | | AER
3lockade u; Ähnliches 469. | i | geklemmten unter Einfluß d. Kriegsernäh- organ 296, a Fa u | HBI
lut i: d. Faeces, Diagnostischer Wert d. rung (v. Bonin) 794. A == Chenosan b.. Wurmbehandlung 1269. P a Aal
Nachweises okkulten — 101. —, Nachweis | Brunnenhygiene v. Kißkalt 322; RR: Chinaalkaloide, ‚Speicherung i. Blutzellen 6%. -- | NES if j f
okkult, — 1.. Stuhl 621. — s. Restkohlen- Brustbauchschuß, Ungewöhnl. Beobachtung b. Chinin als Wehenmittel 1016. BR‘ 7 ti f
stoff. a Verhalten. b. Lues i. Sekundär- 124. R u Fee Chininausscheidung 194. TE: ge | | i | i
Stadium 1018... .. Brustdrüse, Innersekret. Therapie s, Gynäko-. Chiningewöhnung u. Chininausscheidung' i. = | Ä | ih.
lutbefunde b, Purpura variolosa. 806. NE mastie. = a ; Urin b. Malaria 720. | o | ii
utbewegung, Selbständige extrakardiale. 802. a Brustärüsengeneration, Polyeystische u. Carci- | Chinin-Idiosynkrasie 345. o ul:
utbild b. Gesunden i. Kriege: 444. — s. In- T nomentstehung: 1069. . a Chinin-Luesprophylaxe i. d. Armee 858. | Bil Seil:
‚Auenza. —, Weiß, .b. chron. Malaria 1318. Brustdrüsensekretion s.. Aolan. i ‘ } Chininprophylaxe b. Malaria, 1 Ä Ba Ei
utdruck, Durchschnittswert d, — b. gesund. Brustfellerkrankungen, Beh. 804.. ” | Chinintherapie d. Herzens 721. —, Post- | j SE P
‚Menschen 149. —, Herzarbeit. u. Herzkraft "Brustlungenschüsse, Beobachtungen i. Feld- operat. b. Temperatursteigerungen 672. | | i PBA ofai:
518. — i. Kindesalter (Curschmann) 1281. ‚lazarett b. 100 : frischen 223. 5 “uns. | Chininwirkung s, Malaria tertiana.'
— i- Kindesalter (Kaupe) 1036. - — Brustsekretion, Eigenmilchinjektionen z. Stei- Chirurgie, Neuere Arbeiten (Sam. R.) 1087.
Kindesalter, Systolischer (Mosler u. Herz- gerung 1270. ER RE 1066. — i, Felde‘ 322, '—, Lehrb. d. spez.
feld) 897. —, Däuernd erhöhter s: Nieren- Brustverletzungen 344. —, Spätfolgen (Klein- | v. Hochenegg-Payr- 28. —, Praktikum. v.
erkrankung. — Prognose d. Krankheiten schmidt) 1052, er | I -= Nordmann 856. —, Kurz. Repetit. v. Kulen- Ri,
0097. — i, Malariaanfall (Bürger) 1330. Brustwandabscesse u. Fisteln, Tuberkulöse kampff 370. .— i Weltkrieg. s. Kriegs- `
tdruckmessung u. Capillarbeobachtung 296. - SE: Bl ae nA chirurgie.. 0, a EEE
Moog) 1060. | . | Brustwandödem als Symptom schwer. Lungen- Chirurg.-orthopäd. Arbeiten s. Nervenver-
druckveränderung nach Adrenalininjek- | entzündungen b. Kindern 1014. letzungen (Samm.-Ref.). - RE
lonen’ als Grädmeser f d. Tonus i. .auto- Brustwandperforation, Schwerer ‚Verschluß 28. | Chirurgisch Schwerstverletzte, Fürsorge wäh-
omen u. sympath. -Nervensystem 962.. Bubo, Beh. d.' vener. m. Milchinjektionen 985. rend d. Krieg. 11. Re
druckwirkung- d. Adrenalins 1209. Bulbärparalyse i- Wochenbett, Akute 1183. Chirurgische Beobachtungen i..d. Türkei 854.
inflößung, Technik 345, ` ` z Buttermehlnahrung 758. . 936. — nach Czerny — Krankheiten, Röntgenbestrahlung' 897.
sefäße s, Vereinigung. E u. Kleinschmidt (Thiemich) 1023, — z. Chlamydozoa-Strongyloplasmem 1097. © `
eFINNUNgszeit b. .Demëntia praecox 696. | _ ‚Säuglingsernährung 802. > A Chloräthylersparnis 1287; . , er
en, Keimfreie Aufbewahrung 394. | Buttermehlschmelze z, Säuglingsernährung 544. Chlorosan-Bürgi 28,
Örperchen
‚Aämolyt. Wirkung d. Kohlen- | Buttermehlsuppe n.. Özerny-Kleinschmidt f. Choleraaussichten u. Verhütung 195.
ure auf p 571. -= Tangee DAA ‚schwache Säuglinge 128. Cholerakoma, Sodatherapie 271. l
:iben roter — n. d. Tode 1153. —, Zahl er s S : Cholesterin u. Gallensäure, . Zusammenhang
y: ufektionsk Ca-Kachexie.m. Retina toxica We > | Cholesterinverarmung d. uts. unter Einflu
Ftroteinkörpern 297 f a Kompressionsfraktur 965, d. Kriegsernährung. 907. — d. menschl.
auf Calcaneusexostosen n. Gonorrhöe 987. - - 1. rot. Blutkörper d. Kriegsernährung 594. 937.
re d. Glied Calcaneusfraktur s. Sugillationen. | Choleval s. Blennorrhöe. | 28 u |
tünstl. „670. Calcium, Therap. ‚Indikationen 990.. Chorea, Chron. familliärer 1185. ~, Ent- 2:
no | Caleiumchloridharnstoff 782. Stehung infolge schwer. Schädeltraumas 965.
ee Caleiumhfpochlorid 103. '— als Ersatz d. Chorionepitheliom. b. Mann (Langer). 1120.
chende Unt i | : Dakiniösung 128. B Chorioretinitis tuberculosa, Hetol b. 79.
„an Reststickgtoff b, Nierenkranken 172. Caleiumtherapie, Intravenöse 968. E Chromogen d. Uroroseinfarbstoffgruppe i. Blut
moa a Clauden 999, a Cämagol 571. a i nela o | nn. a ns en
2 vergleich ` d. bereet er ee u rober — insbe- | COhromreaktion d. chroma ebes als.
°Ssenen Rrätto ao on = j | Campherdosen, Anwendung grof . we
sondere .b. Grippepneumonie 101. u Adrenalinreaktion 645
i
Demobilmachung s. Aufgaben 271.
Denken, Konditionales i. d. Medizin 226.
. Denkvermögen, Prüfung an Bildern 694.
Depeschenstil, Lokalisation 697.
Depressionszustände u. Beh. d. prakt. Arzt v.
Ratzeburg 1296. |
Dermatitis, Silbersalvarsan — 674.
ylurie aus Hamröhre 16.
culationsschwäche b. rein pneumon. Grippe-
formen: 367. ee a SCH
culus nach hinterer Gastroenterostomie 39.
;obarium, Kontrastmittel f. Röntgendiagno-
stik d. Magendarmtraktus 987. | |
auden b. Blutstillung. 989. —i. Chirurgie 471. | Dermatologie, Stellung i. d. deutsch. Universi-
ecum, Bariumsulfatstein im 272. = täten 496. - N
ecumplikation als Behandlung d. Obstipa- | Dermatomyositis, Fall v. tuberkulöser 197.
tion 543. — Dermographische Untersuchungsmethode, Ver-
ffeinuntersuchungen 8. wendbarkeit f. pharmakol. Zwecke an Hand
Untersuchungsmethode. = v. Coffeinuntersuchungen (Schwartz) 384.
Icheeintherapie s. Gicht. Dermoid d. Mediastinums, Operationserfolge
li-Bakteriämie, Metylenblausilber - Behand- | b, drei Fällen 1129. |
lung. 51. Aa Dextrokardie s. Riesenempyem.
Desinfektionsverfahren, Neuere 753.
Diabetes, Ätiolog. interess. Fall 1018. — s:
Blutzucker 671. —. s. Glukose. — i. Kriege
1157. 1213. — s. Kriegskost. — b. chir.
Erkrankungen 373. —, Renaler s. Glyko-
surie. —, Therap. Versuchserfolg b. ex-
perim. 518. — innocens 1098. — insipidus
(Oehme) 861. mellitus 446. 1269. — —,
Seltene Befunde (Stepp) 303. — —, Wesen
u. Beh. 855. — — u. D. insipidus, Zusam-
~ menhang des — (Lewin) 133.
Diabetesbehandlung 470.
"Diabetesdiätkuren, Früchtetage b. 271.
Diabetesformen, Seltene 1129.
Diabetikerhabitus 880.
Diafor 989. | ‘
Diagnose, Logischer Charakter d. medizin. 987.
Deu Fortschr. d. physikal. (Pollitzer)
1
Dermographische
lica mucosa, Wesen 78. |
litis ulcerosa.: sive supurätiva, Behandl. 471.
njunctivitis, Epidemiolog. Beobachtungen b.
Koch-Weeksscher — 77. —, Über. Schwimm-
bad-— (Paderstein) 1204. |
ntracturprothese 246.
onturschüsse 246. |
orpus luteum, Berstung eines — , kann
schwere intraperiton. Blutung machen 697.
= las s. Keilosteotomie. —, Pathogenese |
remasterreflex, Psychogener 570:
rusta phlogistica, Ist d. alte Begriff — f. d.
klin. Pathologie ganz ohne Bedeutung ge-
worden? (Rodella) 259. .
uneiformeschmerz, Beitrag z. Symptom. d.
Senkfußes 1235. | A |
utanreaktion, Überlegenheit od. Stichreak-
tion über 16. Su m
yanose, Ursachen 1840.
yste, Retroperitoneale 752. |
ysticercus, Subretinaler (Oesterreicher) 360,
:- i. Glaskörper 699. l
ystinal 647.
'ystoskopie b. Hunde, Technik 695. _-
Diagnostische Betrachtungen a. d.
(Kost) 743. 823. _ :
Dialysierverfahren n. Abderhalden i. d. Psy-
chiatrie, Diagn. Bewertung (Kafka) 979.
| Diaphysenstümpfe, Tragfähige 444. |
Diaphysen(Kriegs-)stümpfe, Tragfähigkeit 1126.
Diarrhöen, Path. u. Therapie schwer. chron. 102.
Diät 1096. 3
Diathermie, Neue Fortschritte 25. — (Inten-
siv-) 545. — u. Lichtbehandlung d. Auges
v. Koeppe 1270. |
Diathermiebehandlung b. Carcinom 1237.
Diathermieelektroden 149.
| Diathese, Exsudat. s. Glaukom. — — s. Haut-
capillaren 1153. —, Haemorrhag., Throm-
ee u. Milzfunktion (Minkowski) 1243.
79. | |
Diätkuren 272.
Dickdarmkatarrh s. Phlebektomia.
Dickdarmperforation d. Querkolons i. d. rechte
Tube 965. |
Dickdarmverschluß, Perforation d. Coecum b..
. tiefem 749.
Differentialnährboden f. Typhus-, Coli- u.
Dysenteriebacillengruppe 269.
Digalen 1211.
Digitalisblatt, Wertbestimmung 907.
Digitalispräparate 1211.
Digitaliswirkung, Paradoxe (Weiser) 380.
Diphtherie.s. auch Diphtheriebehandlung —
S. Absaugeverfahren. —, Behandlung m.
Pferdeserum 622. — (Birk) 891. 963. —,
Epidemiologie u. Bekämpfung 963. — Neu-
geborener a. Grund 10jähr. Beobachtung u.
Behandlung a. d. Univ.-Frauenklinik Göt-
tingen (Lönne) 1192. — d. Penis u. Nabels
858. — u. Leberfunktion (Stern) 873. —
b. Säuglingen 1126. — u. Scharlach s. In-
fluenza. —, Beh. m. unspecif. Serum 1839
Diphtheriebacillen i. Wunden 543,
Diphtheriebehandlung (Klotz) 711. — n. Beh-
ring od. Bingel? 1152, — m. gewöhnl.
Pferdeserum 368. 721. 1152.
Diphtheriebekämpfung 368. — u. Erfolge 621.
Diphtheriediagnose, Bakt. 49.
Diphtherieheilserum, Z. Frage d. Heilwirkung
(Kolle u. Schloßberger) 553.
Diphtherieimmunität d. Menschen, Norm, 571.
Diphtherieserum, Dosierung 446. —, Heil-
- wirkung (Kolle u. Schloßberger) 1. 83. 579.
159.
Praxis
Dakinlösung, Wirkung auf Wundgewebe 76.
Jämmerschlaf 674. —, Anwendung 1097. —
unter d. Geburt, Berechtigung ein. allgem..-
Anwendung 1097. — u. Krönig-Siegel i. ver--
einfacht. Form 1821. |
Jammruptur, Centrale 80..
Jammverletzung, ‚Seltene 749.
Jämpfungen, Paravertebrale 418,
Jarmdyspepsie 520.
Jarmerkrankungen s. Mutaflor.
Jarminfektion, Latente 934. |
Jarmkrankheiten, Verbreitungsweise d. über-
tragbaren, 49. | |
Darmlähmung, Asthmolysin b. 1269.
Jarmlähmungen, Beh. akuter (Stutzin) 263.
Darmlipome 804. A |
Darmokklusion d. Ileocöcalgegend, Symptom
d. freien Flüssigkeitsergusses i. Abdomen
als Zeichen e. — 1153. -
Darmparasiten, Z. Differentialdiagnose (Stras-
burger) 1168. —, Differentialdiagnose” v.
—, speziell d. Ascaris lumbricoides (Stahl
u. Seuffer) 978.° ` De e
Darm- u. Blasenschädigungen nach :postoperat.
prophylakt. Radiumbestrahlung 419 |
Darmstrikturen, Tuberkulöse 1128, _
Ban TEMENE durch Invagination, Technik
. -
Darmverschluß nach Ruhr 269.
Dauertropfinfusionen s. Durchfälle 247. P
Daumenersatz u. 'Auswechslung zweier Finger
d. rechten Hand 806. ;
Dautgenepitze, Bildung aus Mittelfingerstumpf
20.
Daumenstumpfbildung 124. _ |
Dekanülements, Behandl. d. erschwerten 470.
Dementia praecox, Blutgerinnungszeit b. 696.
Demenz als Unfallfolge, Frühsenile. (Roßbach)
215. —, Herdsymptome b. seniler 596.
Demineralisation - de Nahrung als Ursache
` endem. auftretender Wachstumsstörungen
u. Stoffwechselkrankheiten 1235.
Demobilisierung, Aufgaben b. Abwendung d.
gesundheitlichen Gefahren 345.
\
Cd
Diplokokkus, Pathogener d. Harnorgane u.
Autovaccinebehandlung 1234.
Disposition 103. —, Erbliche u. nichterbliche
894.
Diuretica 1036. ,
Dolichocephalie s. Riesenwuchs.
Doppelmißbildungen 1271. _
Doppelnamen, Führung d. Ärzte (Olshausen)
155.
Doppeltsehen . 535. x
Dorpat, Letztes Semester d. deutsch. Univer-
sität 226.
Dortmund, Klin. Demonstrationsabend 673.
883. 910.
Dosierungsfragen 1097. APR
Dosimetrie d. inkorporalen Radiumbehandlung
965. i ; -
Douglasscher Raum, Ist D. Entđecker od. Be-
schreiber d: —es? 992.
Drahtfederbinde 174. |
Drainage s. Perlbänder. , !
Dreifarbennährboden, Verwendbarkeit, d. Gaß-
nerschen — b. bakt. Typhus- u. Ruhr-
' diagnose 1236.
Drüsen, Organtherapie endokriner 721. .
Drüsen- u. Knochenerkrankungen, Kombinierte
Bestrahlung b. nichttuberkulösen — 128.
Drüsenfunktion n. Hoffmann s. Syphilis..
Drüsentuberkulose, Röntgenbeh. (Strauß) 1144.
Dunkelfeldbeleuchtung, Einf. Methode 670.
Dünndarm, Form u. Verhalten, Röntgenunter-
suchungen über — b. direkter Füllung m.
Kontrastmitteln 321.
Dünndarmschlinge s. Resektionen a. Kardia. l
Dünndarmstenose 858. — nach Bruchein-
klenmung 988. — nach Brucheinklemn u3g
(Kloiber) 1309. l
Dünndarmtuberkulose s. Ileus.
Duodenalgeschwüre s. Spast. Phänomene.
Duodenaldivertikel 247.
Duodenalsonde 754.
Dupuytrensche Contractur n. einmal. Trauma
(Mende) 1172,
` Durchfälle, Intrav. Dauertropfinfusionen b. cr-
schöpfenden 247. — s. Neotannyl. —,
Zwiebel gegen 174.
' Durchleuchtungsgerät, Einfaches als’ Zusatz Z.
Röntgeneinrichtung 77.
‚Durstkuren 271. .
Durstzustäinde, Bekämpfung quälender M.
Cesol 471. RE
Dysenterie, Bolustherapie 297. —, Formalin-
einläufe 1269. — u. Malaria 77.
Dysmenorrhoische Beschwerden,
Spiegel 297. | SE
Dyspepsie, Bedeutung d. endogenen Infektion
d. Dünndarms f. d. Zustandekommen d.
— 1097. —, Spast. 1125. — n. Grippe
(Deusch) 1166.
Dystrophia muscul, progressiva 245.
Echinokokkus d. Lendenwirbelsäule m. Läsion
d. Cauda equina 25.
Egestogen gegen Flatulenz 545.
Ehemetritis, Moderne 544.
Ei, Äußere od. inn. Überwanderung 696.
Eierstock s. Geschlechtsverkehr. J“
Eifersuchtswahn, Akuter 1043. i T
Eigenbluttransfusion b. Extranteringravit T =
Technisches 672. — b. geplatzter Tuba
gravidität 933. A en
Eigenmilchinjektionen z. Steigerung d. Brust-
sekretion 1270, APEM
Eihäute, Entfernung retinierter — i. d. Placen
tarperiode, Freundscher Handgriff z. Ent-
fernung d. — 1127. 1840.
Eileiter s. Stieltorsion. ,
Einwohnerzahl, Wie groß wird d. — V-
deutschland sein? 367.
Eisen-Ovoglandol 297.
Eiterbestimmung i. Urin 520. E
Eitererreger, Influenżaartige Stäbchen als
12 |
Yohimbin .
Neu-
SO S, = -~ -e -
—
| Dre: L \okrose, Beziehung
= a Behandlung d. K
air: d à prakt. Arzt
eu L weibl Genitalar
oin akt bedrohlicher 1
4 scor, Eiflub auf Gaswe
maiig a Morphologie, S
Far a quotient L Asc
N
"sm b. Menschen 64
"zn Bandliebe f. Fel
‚= Tenscher) 391.
wechsel Bedeutung
=r Ärankbeiten 3.
na Shwanserschaftsti
| = L Augen, Berichunzen z
, Iteriviinempfindlichkei
> Ämperkeratötischer prania
Z A Suephalus Pitti
= e læ l
== Arteverein IK, |
iii Ld Zelle v, P. Ke!
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a, — s, Körper:
An Infektionck
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Ete *pidemje 5
Seen itis r die
te, | Ute u Cm,
Oi ni ;
AT N rei
so tanz ;
p iliti I hjeke
Bitrung u. Nekrose, Baken > ‚von —. m.
‚Einfluß auf Behandlung :d:' Karbunkels u.
:"Pänaritiums d. d. prakt. Arzt (Frank): 1133. gi
Be- f
© Biterubgen d. weibl.. .Genitalapparates,
"handlung akut bedröhlicher. 1089. `.-.-
<- Eiweißhünger, . ‚Einfluß auf 'Gaswechsel 1096.
+ -Eiweißkörper u; ‘Morphölogie, Specifität 578, |
ande v i nonent i. us Ce A
gm d. Er
“ Eiweißminiinuri b, Menschen 648.
nährung‘ 496.:
mine Handliche“ f Feld u a T
-- stunde (Teuscher) 391; `
. Eiweißstoffwechsel,
innerer Krankheiten 50.:
Bklampsi S.. Schwangerschafisniere.
..Ekzem..d. Augen, Beziehungen zwischen — u.
de "Tuberkulinempfindlichkeit d. Haut 1069.
= u ‚Hyperkeratotisches psoriatiformes 54..
= Ekzeme. U.) ‚Strophulus,. Diätetische. Behand-
lung: 272, -
"Elberfeld, Ärzteyerein 780. 857. 1072. 1822,
Elektrizität- i d. Zelle v.. R. Keller. 647.
‚Blektrögastrographie 448;
. Elektrokardiogramm,. Postmortale u.
. Sterbender.200.. —.s. Körperveränderungen.
B Elektrokollargo] : :b. Infektionskrankheiten.. 520. `|-
Verwen-
dungsmöglichkeit. omg Zusatz V: Koclisalz- i
| Blektr 'okollärgollösung. (Heyden),
lösung. (Cal) 170. ` s
Elephantiasis fibromat.- ©; Fingers i. ` Verein m.
.. Amniogenen.- Fingermißmildungen, - Ange-
borene:648. —: Erworbener 1824.
Ellbögen- a: Fußgelenk, Übersicht!. Peine
d. ‚schußverletzten "247. A
Ellhogenmobilisation : 324, | |
Zmbolie- b. Wispoutfüllüng e. en A
| u Multiple 701.
Embryologie, 3 Beimähtungsweisen 250.
Empfangsboden, ‚Vorbereitung. d. — b. freier
Transplantation 494;
Empfindungslähmuhg, Peripher bedingt? diss-,
oziierte- — 881 `
Emphysem, Subcutanes (Deussing) 952.
Röntgenolögie 1158.
"mphysen, Therapie, 1321.
mpyem, Käsuistik d. interlobären (Roky) t 689.
‚mpyembehandlung 1129.
ncephalis,; Hämorrhag. us Salvarsan 600.
. non purulenta 542.
meephalitis . -haemorrhagica n. Salvarsan 1069. i
— haem., „Silbersalvärsannatrium u. Dosie-.
rung d: Salvarsans D; Mitt. e. Falles v. —
Pas Neosalyärsan 1096, — lethargica 990.
10i8. 1267.-. — :lethargische -s. Grippe-
| eneöphalitis. ~, ‚Schlafsucht u. Starre b.
‚Grippe -934. . — subeortieai chronica pro-
gressiva 546. ar
ncephalitisepidemic 594. |
ıcephalomyelitis, Akut dišseminierts — _ 1933.
idocarditis Tecurrens u.. Gravidität 1126.
idotheliom d. Dura über einer in. Exostose
d. Schädeldaches 245.
dotische' Geräusche, "Objekt. hörbare . — u
‚Facialistie 1183.
artung. u. E t -
Fre Bo on artungszeiohón: (Gamm, Ret.)
teritis inembranacea,; U: - -Colicà mucosa sig,
terotomie S. ‚Fremdkörper: -
bzündung,“. Abhängigkeit d., — v. Nervei-
system 1040.. —, Akute als Heilmittel. 935.
ungen S. Anästhesie, '— u. .Geschwüre
n Fee künst]. erzeugte (Fischl) 208.
:ündungserscheinungen, Ph siolo Erklä-'
rung y. ‚Schrakamp 328. " e
e das emmung: : 8% "Proteinkörperthere u
Die! 26
resis,
urna 175
Sishen) Ger.
m- ethylenbiau,. “Neun ' ;
. -Verwen dung. 1209. e. Methode 2. "Lösung
u 3 = aluten; br Müskelrheumatis-
a5 ndlung (Weitz) 761: — noc- |
‚Ursachen. u. Dehanalınz
me
Bedeutung f. d.. Genese :
oyi ständig‘
i Zwillingen (Herrmann) 1028. — Erkrankungen ` =
Ursachen, Auswirkungen u. Einfluß .a. Zu-‘
"das —
i Ernährung u.
„— i. Wochenbett, Beli. j f
Er ysipelbehandlung 446.
'Erythemdose, Begriff d: — b: . harter Röntgen-
Erothrocythämie, - Radiotherapie 1208.
Eukodal 471.
Peat
- .. et f R, ga .
erg ee TEL a Ber B et De
MN NETT N ? SE a s
a T TA E ia 2 r i AN .
tot y `
_INHALTS-VERZBIORNIS.
$ y 3 ix <
EA Gonorcholsahe, 1270.. — echo,
N Intraskrotäl. Kochsalzinj..- gegen ne
=; Nichtspec. primäre 548.- |
Epilepsie spastica -1210.;
: heiten 494;
‚— Komb. m. endogen. Fettsucht 1158,
Epilepsie 419.
.—, Luminal, b. .1270.
i Strahlenbehandlung 174.’ . 344.
“ mat. s. Fetttransplantation. eu
. Epilepsiebehandlung M., Luminal: 622.
Epilleptikerfürsorge 368.
Epileptische Anfälle, Auslösung m.. Neben- .
nierenextrakt 151.. — — .m.. typisch. voll.
leichartiger: - Symptomatologie ,
rechnungs- u. Vera EBEN a
© 1327.
Epitheliom i. Leistenbeuge. 176. |
` Epithelkörperchen 937.
Epithelkörperchenverpflanzung K Postoperak
Tetanie 1269.-
Erblichkeitsbegriff 1295.
Erbrechen d. Graviden, Ätiologie: 1321.
Erfahrungen d. prakt. Ärzte, Können , — dj
med. Wissenschaft nützen? 594.
BE nEe Krampfhafte.
Muskelrigor. u. Koordinationsstörungen: n.
j Wiederbelebung 935.
Erkältung, Einzelformen 781.
. d. Lehre v. d..624.
‚kamp) 665. 2
Diätetik, E E f.
d. Physiologie. 418: "469.
Kleinkindes. 1236. — i. Kriege 195.
Neugeborenen, Künstl. 671. — d. Säug-
1161. — u. Stoffwechsel, Grundlagen v. E.
- Abderhalden 1184..
1889.
Ernährungskrankheiten, Gehäuftes Auftreten-
vw. — b. Kindern jenseits d. Säuglingsalters
~ (Steuernthal) 868.
Ernährungslage u. Einwirkung auf d. Volks-.
gesundheit 125.
|. Evenkratie laphragmatica, 1188.
909: 1
el : Grippecroup : 296.
u ahdere‘ AoE
.— i. Kriege. (Schröder) 229.
u. Korsakowscher - ‚Symptomenkomplex' 173. l
Sag Nawan — j
; Tran |:
A
Ergotismus n. Genuß v. secalehaltig. Mehl 295, f
Drehbewegungen, .
—, Gr undlagen |
— u: Infektion (Kulen-
"— ù. Fürsorge I
linge. m.: Milchfettmischungen (Rietschely |. -
— ‚ Bedeutung d. Qualität: |
e Pharmakolog. Seite 270.
Ernährungsrationierung, Einfluß d. dänischen
"2. d. Gesundheitszustand 1235.
Ernährungsstörungen b.. fettreicher Frauen-
milch 195. — i. Säuglingsalter (Langstein)
604. 627. 655.
u. nach d. Kriege 1158. —, Morbidität u.
_ Mortalität, Kriegswirkung auf 649. —, Ab-
wehr bedrohlicher weiterer Verschlechtei
. - rung unserer — 58. — Deutschlands n. d.
"Kriege: 271. |
Erodium cicutarium 198.
Erregbarkeit gelähmter Muskeln, Prüfung, d.. Ar
Tarad. 1295..
'Ersatzglieder _149. Arbeitshilfen: f.
Kriegsbeschädigte ù. Unfaliverletzte 722.
. — ‚Versorgung‘ d.. Kriegsverletzten m. 25.
Erwerbsfähigkeit d. Geisteskranken u. Inren-.
fürsorge . 753.. |
S 247. —, Ist — i. d. ‘Schwangerschaft
—
d: Mutter auf Kind übertragbar? 395. Ei
Unspecif. Serumbehändlung 671.
„Erythema infekt. 806. — - nodosum; 5 unnie
Fälle 1208.
strahlung 1181.
Erythrämie 276.
Erythromelalgie b. 53j. Manne "428. >~ b. o:
cythaemia vera 23. `> !
Esophylaxie 1235.
Eucupin b. Grippe u. ut (Gelenkrheumatis-
© mus 882..
Eucupin-Ter pentininjektionen b urolog. Krank-
heiten 297.
545.
Bann 394,
2}
518.-
| Fibromata pendula. 1101.
„Fieber; Period. 49.
E T i. Deutschland vor, in |: Fettgewebswucherung i
Exantheme:.b. : Grippe, Seharlachrig - u
"Scharlachartige. S.
Da"
._. Grippe.
Exar ticulatio -
part? 804.
Exeitantia 487.
Exostosen, Multiple cartilagiväre‘ 883. i
i.: Verb. m, Idiotie;' UDI epRIg u fortschreit
:"Erblindung 1158
Exotische Krankheiten, N otwendigkeit fach:
- ärztl.. Beh” — 1182, a |
Expressio placentae, Modifikation 672,. ;
intertarsen änterior ~od, Cho-
U RK ardibtonieh: 588.
| Extensiousbehandlung.: 'Spannbügel ’ z. 1821...
'|: Extraktstoffe, a u. therapeüt. Ver- .
wertbarkeit 965,
- Extrauteringravidität,, 395. “= 8. . Eigenblut- ©
transfusion. — 8. 'Reinfusion.
Extremitäten, Chirurgie d: — m. Berüċksi à
+ Leitüungsanästhesie .u: Fraktur enbehandl.
. (Samm.-Ref.) 589.: 567.
Eventration d; Magens `i.. d.. linke. Brusthöhlė,
nungspneumotliorax 16. er
£ P:
me 2 SR
G \ Sarg
oo. © ow
Facialislähmung, Gehäufte Fälle in: > einer
‚Familie 803. —, y Hysterische (Marguliés) 60.
Facialisphänomen 675.
F ällungsreaktion ` 2. Syphilisdiagnose 221. 367.
un Obligatorische 178, --—-
. tätigkeit 650. -.
-Fanatiker, Verschrobene 694.
f Fangobehandlung m. Polyfango -A 1087.
Farbensinn, Stillings pseudo- isochromat, Tafeln
. z. Prüfung d: 79.
Farben AOE
(Oloff) 233.
Fascienplästik b. Ischladicnslähmiung 470;
Febris reeurrens. 418..
Febris Wolhynica; Behandl. m.. Kollarġol 78:
Felderfahrungen über Schädelschüsse, a
entzündungen, Flecktyphus, Wollynisches .
. . Fieber u. Trichinose’ (Veiel) 1
Feldflieger, ‚Psychologie u. Path: 19A.
Feldnephritis, Entstehungsbedingungen 296.
Femurcondylen, Resektion' d. hinteren — b.
schweren Kniegelenkseiterungen 671.
‚Prüfung
t
‚ Extension. als: ‚Hilfsmittel b. ‚Gipsverbänden 221. $ S
: Traumatische-unter d. ‚klin. ‚Bilde d. Span- |
` Wirkung auf. Volksgesundheit u. Artei
angoborener
Fermente i. d. Aortenwand 827- — i. Blut-
serum, Abderhaldens proteolytische 369.
. Ferntöne’an Herz u.. Gefäßen 101. .
Fersenbeinbrüche u. Einteilung, Indirekte 7148. .
Kniegelenk,
mat. 369.
Fetttransplantation b. traum. Epilepsie. 1013. "E
Ba.
Fibrin, Blutstillende. Wirkung
Fibromyome d. Tube 27. 2
—, Transitorisches s. Ge-
‚wichtsabnahme. |
Fieberepidemie; d.. Mlorocodens catäarrhalis 670.
Biolog. Grundlagen 1185.
_ Fieberhafte, eigenartige È kr ankun r u Dop- As
35.
peltsehen (v. Sohlern) 5
Fieberzustände b. Grippe, Protrahierte olpe). ,
2. — .u. Dur chbrüch d. Zähne, a a
licher Zusammenhang , zwischen — 0
Film f. chir. Unterricht (Bor chard) 624. Ä
(Fick) 626 |
ne inet dian 80: g
.Fingercontracturen, Beh. 619. — .
lierende symmetrische . 76.
Fingerdaumenreflex, Erfahrungen 494.
Fingereiterungen 749,
Fingerfrakturen, Einf. Verband (Rheins) 1066. =
| Pngermiibiläungen. S. Elephantiasis r er
"matosa. = ER
| Fingerplastik,,. Nagelimitation b. d. Dauinen-
bzw. — 178.
'Fingerstreck-, Beuge- u. Pendelappar., N eu. 370.
Fingerverletzungen, ‚Beh.
Konserv. Beh.: 750.
Finger- u. Ban Streckverb. 1041.
frischer 621.
Trau- ` l
IF 'iebererscheinungen. b. Infektionskränkheiten, ` - |
| Fingercontractutr, -Durch Generationen prava- ka
.. Per LM . ae an ee m
BE GE aR r a IA A
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s.i eina a
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Bi Fa
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To mm — ran no,
è È
es, E "methode 25. `
WE. e e aut.:
Beiträge 696. —, Blutbild u. Weil-F.-Reakt,
Doea" op "Laboratoriumsdiagnose 570. Ä
ns themuntersuchung b. latentem — u. 'b. Ma- |
2 - munitat 880. 1098. —, “Klinik 696.
CT e Liguorbefunde.
7° aiu Optochincampher b.: 298,
> 0 Proteus-X-Baeillen. :
va ‚Kulturelles u. serolog. Verhalten 844. —
a 3 a ==, „Schutzimpfungsversuche : 76.
er -7 Jogie. (Samm.-Ref.) 891. a Bint- u: Liquor-
- Fleckfieberfälle 674.
| i Fleckfieberinfektion, .
2... ‚schweinchen (Doerr. u. Kirschner) 894.
Be leckE eben ranky Serolog. u. bakteriolog. Be-
` Framboesie, Salvarsan bei :28.-
` p =
$ k no i
j >~ , '
\ P s
A y ER > ` ’
, + +
Ze
oe ut Fe
t
Fischer; Emil +. (Abderhalden) 156.
Fistel, Exeision d. un Da Ganges, L S
rectal. : — u. prim..
Naht Z; , Vermeidung d.
Inkontinenz. 1209.
Fisteln, . Behandlung `d. durch. Eahußwanden z"
verursachten 223.
Fistulae: cervico-vaginal. laqueatieae 1821.
` Flächenwunden,. Behandlung . infizierter m.
Aolan 247... |
Flagellaten, -Spirillen. u. Spirochät. i. Stuhl 1182
Flatulenz’ S.: : Egestogen. .
Fleckfieber. 373. . —, Atemstörung - 695:
“Bakt. Befünde 250.
~ Felixscher. Reaktion. 1098. —, Exp. u. klin.
laria., u. "Weißscher, Aollarbeäpschtungs-
2, 'Frühdiagnose T — sS.
— S.. “Impfung. —, Infektion u. Im-
— 8.
— S. Neuritis optica. —,
—, Das v. Osten
8 Polyneuritis: — S
— -X-Pröteusstämme,
` drohende 101.
'‘Proteusbacillen: 492; —, Pyramidon b. 247.
8 Pyramidonwirkung. — .v, Reder 397.
"befunde -1324.
| Möekfieberbehandlüng 418.
Fleckfieberbekämpfung 49, _;
Fleckfieberdiagnostikum . od. frische ‚ Suspen-
sion 196
Fleckfiebereinschleppung 549, l
Fleckfieberencephalitis. (Morawetz) . 637.
Hekaba ee Eee 1268.
Symptomlos yer-
laufende 963.
ai Pleckliebergangrän a an’ ungewöhnlicher Stelle
- Fleckfiebergefahr i. Franken. 543,
~, V. Osten
drohende (Schelenz) 155; <-
Diagnose. p Meer-
funde. -1182. |
Fleckfieberreaktion, Serumreaktion. b. e. Fall
„. sehen — 881. -
<N X 19:Infektion i. Beziehung : Z. Weil-Felix-
y \ Fleckfieberschutzimpfung 149. '
.", Fleckfiebersera, Komplementbindung v. — m.
:Próteus.. X. 1$-Extrakten 1124;
> .Fleektyphus. (Veid) 131% : -
z Flecktyphusansteckung = : Unfallfolge 570.
- Fleisch, Herkunft d |
Untersuchung yi en en | Gallensteinbildung, Läßt sich — verhüten? 719.
. — v. ‚Wurstwaren u.
. (Friedberger) 577.
Fliegenmaden auf Kopfhaut 543..
..Flockungsreaktion n. eCo 1014 |
Flüssigkeitserguß s.. Perknssorisches Symptom.
Forensisch-psychiatr. Erfahrungen i, ‚Kriege v.
> W; Schmidt 821..
. .- Formalinieinläufe. b. Dysenterie 1269. ne
‚Formälinvergiftung, ; Fall. v. akut, „tödlicher
(Marx) 925. ”.
‚Forschung, Medizinische. u,- Volk ML
| Frakturenbehandlung. 622. Technik 24. .
Frakturen des: Vörderarms į + "Gegend d a
' gelenks 1389.
‚Frakturen S. Sohlenstreckvarband. er:
-Frakturheilung .s. Pseudarthr osenbehandlung.
Frankfurt-a. M., Ärztlicher. Verein 80..104; 154.
199. 225. 298. 347. 421. 521. 578. 623; 699.
724. 781. 806. :832::1072. 1100.
Frauenheilkunde, Kriegseinfluß. (Adler) 453.
Frauenlazarett, Einrichtung u.. Betrieb i i, franz.
Kriegsgebiet 751.
. Fräuenmilch, Sammelstelle. 126
‚Frauen-.. u: Kuhmilch, Wirkungen "aut, litte
.Muskulätur 367.
J. Schwalbe 224,
'Freibur
-, 226.751. 965. 1100, 1274..
| - link. Unterlappenbronchus 470. -
Freundscher- Handgriff .s. Eihäute.
—, ‚Diagnose m. Weil. i
—, .Exan- |
—, Sero-
-_ Fürunkel, Behandlung 722,
| Ganglion Gasseri, Exstirpation 365.
Fr auenstudium, ` Medizin. —i. Deutschland v.
g i B. Meine, Gesellschaft 129.
t
ISHA LTS VERZEICHNIS.
Be Freiheit d. Presse. u.” ; Wissenschaft 1209..
Fremdkörper i. Darm 671.
— d. Enterotomie
$ Ileum entfernt 444. — i. Gehirn 881. —
Kieferhöhle‘ 934.
Paane 247. — i d: Lunge 372.
Ösophagus m. letalem Ausgang 1070.
—ı
a],
Friedensernährung, Kriegslehren f. 830.
'Friedmannsches Mittel s. a. Tuberkulose. ee
`. Verfahren 1913 behand. Tuberkulös., Nach-
untersuch. 75. —, Endergebn. b. Beh. m. 1182,
_ — Tub. Mittel s. Peritonitis tubere.
882. 1273. — —, Art d. Abgabe 879.
Erfahrungen n.
tionen 1209.
— m
?
prophylaktischen E
833. — —, Heilerfolge 194. — — b.
-Lungentuberkulose 1285. — s. a. Lungen-
: tuberkulose.
Friedmanns Tuberkulosemittel, Abgabe (Eier-
mann) 1332. — — b. Lungentuberkulose 1338.
Früchtetage s. Diabetesdiätkuren.
Frühgeborene, Pathologie u. path. Anat.
(Sam.-Ref.) 1262.
"l Frühsyphilis, Viscerale (Citron) 86.
Fünftagefieber s. Febris Wolhynica. —, Neo-
-salvarsan b. 78. Zu
. Funktionsausschaltung durch Gefrierung,
Temporäre 77.
| Fürsorge f. d. Jugend, Gesundheitliche 271.
—, Soziale v. Dresel 153. — i. Elberfeld,
Einrichtungen d. gesundheitl. 1822. —, Auf-
gabe u. Organisation d. gesundheitl. 1322.
'Fürsorgeschwestern d. Medizinalamt v. Berlin,
Bericht üb. 1918 367.
Fürsorgestellen, Ärztliche Tätigkeit bei — f.
Kriegsbeschädigte 23.
— od. Karbunkel,
Hautlappenschnitt b. 472.
~- Furunkelbehandlung m. Ichthyol 370. 495.
Furunkulose, Vaccinetherapie 1156.
Fußgelenkdispositionen 1889.
FURBE DEDIABUN 2 222.
| Galaktoseprobe, Prakt. Bedeut. (Wörner) 1142.
= Galen u. seine 2, Anatomie d. Auges 694. 719.
Galle, Cholesteringehalt d. menschl. — (Stepp
u. Nathan) 40.
Gallenanreicherungsverfahren b. Typhus u.
Paratyphus, Erhöhte Leistungsfähigkeit 76.
Gallenblase u. Gallenwege, Physiolog. Bauch-
‚deckenschnitt f. Operationen an — 51.
Ren s. Bacterium enteri-
tidis. — s. Paratyphus B.
' Gallenfarbstoffe; Ausscheidung d. — b.. ex-
erim. Nephritis 1070.
Gallensteine u. Lungeneatzündung 600.
Gallensteinkolik (Roschke). 775.
Gallenwege, Erkr. d. Ascariden 670.
Galvanopalpation 1154. |
Gang, Störungen d. menschl. u. diagn. Ver-
wertbarkeit- 721,
—, Ope-
ration 368.
Gangrän e. Beines nach Trauma vor 29- Jah-
ren ‚320. — nach Grippe, Fall symme-
trischer 125.
. Gärungsdyspepsie d. Darmes .911.
Gas i. Weichteilen, Röntgenolog. Nachweis v.
..— u. diagn. Bedeutung 881.
Gasabscesse, Supphren., s- Zwerchfelihernien.
Gasbaecillus, Blutschädig. Wirkung d.. Fraenkel-
schen 367.
Gasbrand: 470. — (Samm „Ret,) 18. ` .—, Ent-
stehung nach Coffeininjektionen 879. —
u. Gasphlegmone 987. — si Gefäßbefund.
' — s. Gewebsquetschung. b.
Foudroyanter 444. — u. malignes Ödem,
‘Neue Untersuchungen über d. Erreger 121.
Gasbrandmetastasen 418..
Ctasnot, Einf, -Methode z. Verniinderung d. =
ls Lahorat. u. Krankenhiäus. 1182. : .
Gallenwegeoperationen s. Schnittführung 395..
‘| Galvanisation, Anatom.. 50.
Grippe, `
A
—, Lage- u. Tiefen- |
ı Gasödemerkrankung, Beziehungen 1...
— —, Gutachten Ehrlich SD I
_ Gasödem, Säureagglutination b. Erregern d.
— 1296. —, Therapie 1237. |
Gasödembakterien, Differenzierung d. an-
. aeroben 671. å
Ätio-
- logie d. menschl. — u. d. tierischen Rausch-
brandes 150. —, Therapie m. Vuzin 907.
—, Bakt. u. serolog. Grundlagen z. Be-
kämpfung d. — m. polyvalentem Gasödem-
serum 320. —, Erfahrungen. über 23.
Gasbrandbakterien, Hämotosine d. 1296. —,
Wirkung chem. ` Mittel au, — .i.. vitro u.
vivo 1296.
Gasödemserum, Herstellung u. Prüfung 594.
Gasödemtoxin u. Antitoxin, Toxikolog. Unter-
suchung d. M. Fickerschen 196.
Gasphlegmone u. Behandlung y. Rumpel 420. _
— n. subc. Coffeininjekt., Foudroyante 880.
Gastritis phlegmonosa 621.
Gastroenteröstomie s. Resektion 909.
Gastrokardialer Symptomenkomplex 8. Pneu- f
‚ matose d. Magens 126.
Gastro- u. Nephroptose,
meth. 749.
Gastrospasmus b. Cholelithiasis, 'Regionärer
1210.
Gasvergiftung s. Psychische Störungen.
Gaswechsel, Einfluß d. Eiweißhungers auf 1096. =
Gaumenlähmung (weiche) n. Grippe 1152.
Gaumenmandel u. lymphat. Rachenring, Handl.
Besteck z. konservat. Behandlg. 748.
'Gaumenmandelentzündungen u: Folgezustände,
Therapie d. lacunären 223.
Gaumenspalte, Naht.. 444.
Neue Operations- Py
Gebärmutter, Erkrankungen s. Lyýmphärüsen. '
eu Plastische
52 ;
Gebärmutterkrebs, Radikaloperation 1015..
Röntgenbestrahlung 1099. —, Strahlen”
behandlung 247.
Geburt s. Krieg.
Geburten, Schmerzlinderung 1073.
Geburtshilfe v. Dührssen 989. —, Ratschläge
(Fuhrmann) 902. 1261. 1290. 1315. 1337.
Geburtshilfliches Ambulatorium 19. -
` Geburtshilfliche Operationen u. Instrumente
-Geburtskomplikationen,
"Gehirnpathologie, Was hat — f.
d. klass. Altertums v. Buchheim 622: -
Geburtshilfliches Schrifttum 1914—1916,
Neuere f. d. Allgemeinarzt verwertbare Er-.
gebnisse a. d. — (Samm.-Ref.) 825.
Geburtshilfliche u. ' gynäkolog. Unten
v. Baisch 856. |
Geburtshilfliche Untersuchung, Risiko d. — u
Ersatz d. äuß. Verfahren 1154.
bicornis septus bicollis 471. ;
Geburtsmasse, Rückgang aļs Folge d. Kriegs
ernährung 935.
Gedächtnisstörungen infolge v. Ohrerkrankun“
gen v. V. Urbantschitsch 28.
Gefäßbefund b. Gasbrand 518. t
Gefäße, Erkrankungen d. peripher. - B aku u.
ehron. Kreislaufinsufficienz 1320. -
Gefäßverschluß durch indirekte Verletzung
(Harttung) 170. 25
Geheimmittelbezeichnungen, Irreführende
Gebirn- u. Rückenmarksdiagnostik,
dium v. Bing 1099.
Gehirnerkrankungen, Syphilogene $ ; Auge.
Gehirnerschütterung- 907. Amalie
Gehimoberfläche .u. onkanmer, Anatom.
— 197. M
chir. Orientierung f. d. 19 i Genim-
physiologie gelehrt? 419. 448. :
Gehirnschüsse, Behandlg. m. Stirnhöhlenver-
letzung 151.
u
Gehirnschußverletzungen, Primäre Exeision |
Gehirn D.
Naht b. frischen 222.
Gehirnverletzungen, Befunde a.
frischen 200.
|. Gehör u. patholog. Befund: 1841.
‘ Gehörgangsfurunkel m. Opsonpgonbeh: 7
6,
Gohörgang, Congenitale Eildungsahomalien $ 346
Kr iegs-
'Gehörorgan, Krieg are aus gen "U. |
krankheiten d. — 12 BE
Geisteskranke, Rechtslage . b. Einwöisung z
Anstalt i. Preußen 469.
Schwere b. Uterus l
Kompen- ;
Verwertung l |
a
ne
|
o e A gA S pS n
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RER, -® De REF NIT Dry PR = + hr a
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D
2 'INHALTS-VERZEICHNIS.
Gingivitis- u. Alveolitis spirillofusiformis 828.
-—, Chron. Röntgenstrahlenbeh. 882.
Gipsverbände s. Extension.
Gitternaht 828. - | |
Glaskörper, Heilung v. Krankheiten d. — (zur
Nedden) 12022, | | |
Glaukom, Infantiles u. exsudat. Diathese 1209.
Glaukomtrepanation nach Elliot 1154.
Gleichgeewichtsapparat 151.
Gleichgewichtsstörungen, Graph. Darstellung
d. Schwankungen b. — ji. Bez. auf Vesti-
bularerkrankungen 346.
Gleichströmebehandlung,, Elektromotorische
Folgeerscheinungen i.
(Brandenburg) 477.
Glieder, Willkürl. bewegl. 700.
Gliedersatz f. Schwerarbeiter v. Böhm 672.
Glomerulonephritis s. Pyelitis 76. — s. Kreis-
laufschwäche. | |
Glossitis, Chron. superficielle = Reflexneurose
570. —, ‚Möllersche, Röntgenstr.-Beh. - 882.
Glottisödem s. Plötzlich. Tod. |
Glucose b. Diabetes, Verwertbarkeit 270.
Glyeirenan s. Asthma.bronchiale. — s. Grippe.
Glykämische Reaktion, Diagn. Verwert. 1294.
Glykosurie, -Renale hereditäre (Brugsch u.
Dresel) 972.
krankungen 1071.
Glykosurien, Sind n. Unfällen auftretende —
diabetisch? 645.
Goldreaktion 1014.
Goldsolreaktion i. Liquor cerebrospinalis 1236.
Gonokokkennachweis b. e. Frau ohne Krank-
heitserscheinungen, .Wiederholter 621.
Gonokokkenotitis b. Säuglingen 1153.
'| Gonokokkenvaceine b. schlecht heil. Geschwü-
Gelenkrheumatismus, Akut. s. Eucupin. —,
i ~ Beh. d. akut. m. Melubrin 829. —, Intraven.
= Gonitalien, Beh: akut bedrohl. Verletzungen d.
e EDA © |
genitalinfektionen, Neue konservat. Behand-
De elimgsmethoden 1073. - . . |
; Genitalsarkom, ‚Aktinotherapie 1155.-
= Gerichtliche Medizin, Erfahrungen a. d. In-
= stitut f. — Freiburg 1100. ;
SR ~ Gerinnungszeit d. Blutes, Bestimmung: 493.
= Geruchsstörungen nach Katarrhen d. Nasen-
Ro i
m Geruchs- u. Geschmackzentren 697. |
© Geschlechtsdrüsenausfall b. Manne s. Neben-
i
_ Einschleppung aus Rußland 344. —, Früh-
— j. Kin-
© desalter v. G. Stümpke 1238. — u. Tanz-
U verbot 275. —, Neuer Weg z. Bekämp- ren 647. |
Be lung&101.222 7: | Gonokokkenzüchtung i. verdünnter Luft 570.
© -Geschlechtsleben vor d: Ehe, Gesundes v: Rib- | Gonorrhöe, Komb. .Abortivtherapie 698. —
ME e i bing 964 | | Beh. weibl. — m. intraven. Kollargolinjek-
= Geschlechtsmerkmale b. Kaninchen s. Reiz- tionen 856. — s. Calcaneusexostosen. —,
© — stoffwirkung. Diagnose d. chron. weibl. 129. —, Diagn.
Aisi: Gesehlechtsverletzungen, Schwere 1324. u. Ther. (Karo) 310. —, Feststellung d.
endgült Heilung 749. —, Intrav. Beh. m.
— Protargolgelatinebehand-
lung (Weber) 71. — (Sam.-Ref.) 906. —,
-Terpentineinspritzungen 175. —, Weibl.
Lichtsondenbehandlung 1156. — i. Wochen-
Be Geschlechtsverkehr, Einfl. auf d. Eierstock: 420.
| - Geschoßbestimmung `i. Schädel, Bleikugelent-
2; fernung aus rechtem Siebbein nach exakter
‚Methode zur — 127.
Kollargol 672.
Geschoßembolie 125.
Be Gesehwülste, Herkunft 1267. | bett 653. —, Prophylakt. \'acceineinjektionen
= Geschwulst u. Trauma (Hoppe-Seyler) 192. 1340.
Gonorrhoea urethrae .haemorrhagica (Glingar)
= -Geschwulstbildung: i. d. Lebergesend 421
we .:: Geschwulstmetastasen i.d. ne. Maligne 622.
A eschwür, Zustandekommen d. peptischen 988.
i geschwüre, Beh. torpider 1237.
‚eschwürsperforation d. Magens u. Duodenums
@ L freier Bauchhöhle, Therapie akut 620.
. sesellschaften, Zusammenschluß d. med. — d.
neutralen Länder 520. |
285.
Goethes Krankheit 319.
Göttingen, Med. Ges. 649.
990.`1100. 184. =
Gramsche Färbung 695. —, Klin. Bedeutung
d. Muchschen Modifikation 881.
Granatcommotionsneurose, Symptomatologie
u. Pathogene (v. Mayendorf) 115. 140.
674. 699. 724.
T
REN
Kr) ir
. u p
= Gesichtsplastik m. Berücksichtieung d. Nasen-
= ~ Plastik 29. 176, es Granatsplittersteckschuß i. Wand d. link. Ven-
Gesichtsverletzungen, Schwere 1324. | trikels 645.
E Gesundheit, Erhaltung d. geistigen v. Th. | Granatsplitterverwundung, Folgen 176,
ge umpf 1238, —, Recht auf 644. Granulom, Generalisiert. tuberkul. 1043. — u.
E e..undheitsministerium Die: | Beziehung z, Tuberkulose 595.
en: ‚.undheitsparlamente 908. _ Gravidität s. Careinom.; — s. Grippe. — 8.
2 =: Spudleitsptlege u. Medizinalverwaltung, Grippepneumonie.
= cle u, Leistungen d. öffentl. 171. —, Auf- | Greifswald, Medizin. Verein 80. 176. 226.
ren d. öffentl. — i. nächster Zukunft 1328. 950. 421. 473. 752. 858. 937. 1298. S
C emndheitswesen Bayerns 778. —, Reichs- | Grippe 126. 150. 222. — (Klug) 633. — s.
ER u. Einzelstaatenzuständiekeit 445. | Abducenslähmungen. - —, Ameisensäure-
Rah ‘ewebe, Hineinwachsen adenoid. — i. Gaumen- injektionen 174. —, Anatom. Befund. 177.
Ge van delnischen nach Tonsillektomie 543. —, Patholog. Anatomie 80. 221. —, Path.-
EM È sdurchlässigkeit, Messung m. Röntgen- anatom. u. bakteriolog. Befunde b. span. 50.
le» n Swahlen 11 osas 3 —, Patholog. Anatomie u. Histologie 129.
en S Dlaiten, Geradlinige fortlauf. - Längs- —, Ätiologie 418. — y. 1918, Ätiologie 26.
Be Cena übereinandergelegter 1268. —, Ätiologie d. spanischen 78. —, Atiologie
Ben Squetschung, Bedeutung für Path. u. u. Epidemiologie 75. _—, Behandlung
EI. Gewicht: d. Gasbrandes 1014. i (Coglievina) 847. —, Behandlung m. Anti-
RE ie sabnahme, - Physiolog. - u. transitor. streptokokkenserum:. 153. —, Specif. Be-
ai b. Neugeborenen 937. — d. Berlin. kämpfung (Bieling ù. Joseph) 1088. —,
tionen erung 1. d. Kriegszeit nach Obduk- Chirurg. Erscheinungen 269. —, Chir.
NET mERorokollen, Schätzung d. (Straßmann Nachkrankheiten 990., —, Chron. 803. — s.
D DE C Circulationsschwäche 367. — als en
= akt.
des Moment v. Psychosen 102.
Befunde 49. —, Bakt. Unters. b. span. 50.
-` —, Klin. Beobachtungen b. d. sogenannten
spanischen 25. — u. Diphtherie 492. — u.
i $ Sicht, pathogenese u, patholog. Anatomie 933.
Aa HER Meß: R Coke E o Oean 675..
sen, Medizin. Gesellschaft 29. 176. 751
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REN,
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d. Haut nach —
— u. Diabetes b. chirurg. Er-
‚Grippeinfektion, Warum an — gerade d. kräf-
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Trage
Diphtherie n. gleichz. Auftreten 494. —; m.
Diphtherieserum beh. 198. — s. Dyspepsie. = =
—, Einfluß d. — auf bestehende Krank- =€ =
heiten u. ihre Folgezustände (Meißner) 869.
—, Eimpyem nach 129. — s. Encephalitis,
Schlafsucht u. Starre. —, Epidemiologie
695. — s. Eucupin.: — 1918, Erfahrungen
b. — (Gröger) 740. —, 1300 Fälle epide- `
mischer 295. —-, Fieberkurve u. Leuko-
eytenbild b. — 26. — s. Fieberzustände.
— s. Gangrän. — s. Gaumenlähmung. —,
Einfluß auf weibl. Geschlechtsorgane 294.
— a. d. Göttinger Frauenklinik 1155. —,
Einfluß auf Gravidität 494. — s. Gas-
brand. — u. Gravidität 670. 1319. — s. Haar-
— s. Haar- u. Nagelveränderun-
ausfall.
gen. —, Hämatologie 197. —, Hämatologie
u. Bakteriologie 269. — s. Haut-
emphysem. —, Inhalationen ~v. Adre-
nalin (Glycirenan) 127. — u. Keuch-
husten 673. — u. Kindbettfieber, Differen-
tialdiagn. Abgrenzung 345. —, Z. Klinik
80. —, Klinik d. infektiösen (Klewitz) 206.
—, Klinisches 55. 129. —, Kollargolbe-
handlung 51. —, Komplikationen 77. —
u. Komplikationen, Behandlung 220. — s.
Lungenkranke. — s. Lungenseuche. — u.
Lungentuberkulose (Schulte-Tigges) 1007.
— — 123. 367. 570. 803. 1267. — s. Mala-
febrin. —, Verlauf b. Malariakranken 125.
—, Milchinjektionen 471. — s. Myelitis 368.
— 8. Nervenschädigung. --, ÖOhren-,
Nasen- u. Halskr..b. 645. —, Pandemische -
198. —, Pathogenese d. .bedrohl. Erschei- -
nungen bei 222. —, Path. u. Ther. 221. — 7 3
u. Peritonitis 749. —, Prophylaxe (Müler- 7
Waldeck) 440. —, Prophylaxe d. Kompli- A
kationen 78. —, Psychische Störungen 75. ~
— s. Pupillenstörung. —, Pyramidon oder
Antipyrintherapie 27. — v. Sahli 856. —
—
i. Säuglingsalter 198.: — —, Epidem. 720.
—, Scharlachartige Exantheme b. span. 50.
— u. Schwangerschaft 1155. -— s.
Schwangerschaft. —, Schwerer Verlauf d.
spanischen 78. —, Serodiagnostik 150. —,
Span. 492, —, Stenosierende pseudomem-,
branöse Entzündung d. Luftwege b. epide-
demischer 123. — s. Thiokoltabletten. — s.
Thrombose 101. — u. Tuberkulose 368. 518.
— —, Beziehungen zwischen — m. Berücks.
d. Entstehung centraler Lungentuberkulose ‘
u. Grippe 1209. —, Ist (Pseudo-) Typhus?
- 544. — m. heißen Vollbädern behandelt
198. — i. Vevey 222. — s. Zahnung.
Grippebehandlung 344.
Grippebeobachtungen i. Felde (Arneth) 166.
Grippeceroup 296. |
Grippeempyem 1016. —, Behandlung 1237.
Grippeencephalitis 1040. — u. Encephalitis le-
thargica 620.
Grippeepidemie 77. 573. 644. — s. Aphasie.
—, Auffällige Beobachtung b. 220. —,
Was hat — gelehrt? 1266. — 1918, Pa-
tholog.-anat. u. bakt. Befunde 1154. — a. Bil
d. Front i. Sommer 1918 76. — 1918, Pa- ST
tholog.-anatom. Erfahrungen b. — 296. —
1918 i. d. Statistik d. Lebensversicherung
934. — 1918 (Wiese) 1034. | È
Grippefälle, Behandlung d. schweren (Kautzky)
9. —, Behandlung m. Streptokokken-
serum 297.
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tigsten Tidividuen sterben 269.
Folgen 695.
Grippekranke s. Pirquetreaktion. —, Serum-
"therapie (Lustig) 42. | y
Grippelungenentzündungen, Beh. 520. - S a
Grippephylaxin b. Grippe (Mayer) 1337. Be hr!
Grippepneumonie 296. 346. —-, Adrenalinbe- Be en..
handlung 27. —, Behandlung 398. —, Beh. ORES.
m. Milchinjektionen 622. —, Anwendung 1.73
großer Campherdosen 101. —, Eukupin- BEER
anwendung 223. —, Behandlung m. E Be
Streptokokkenserum u, Eucupinum basicum 7
223. — u: Gravidität 469. —, Infektiosität ER.
246. —, Lokalisat. 804. —, Therapie 421. |
—, Seltene
v
B 2 h, I 2, A
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Á
Digitized by GO
O g
. ‚Hadlexikon, d. 'Naturwissenschaften. u,
INHALTS-VERZEICHNIS,
Grippetherapie, eroin 198.
“Grobäanatomische `. Befunde b. Nervenopera-
tionen 469."
Guarnierischo Körperchen, Färbung‘ 1208.
Gymnastik, Orthop. 672,
‘Gymnasium, Kämpfe um:d. humanistische 1013. |
“Gyn äkologie u. Tuberkulose 1155.
Gynäkolog. ‘Erkrankungen, Röntgentiefenbe-
| ""strable. Y. 'gutartigen 694. ;
Gynäkomastie u. innersekretor. Kuss d.
| . Břustdrüse 419, ` l a
Haarausfall i. 7 Grippe 444: = TAS |
:— mach Grippe (Pinkus) 179..
(Pulay) 4257.
Haar- u. Nägelveränderungen b. Grippe.: 296.
Haare`u; Nägel (Sam. Ref.) 826.
Habitus 'i.
Haftung d. "Arztes f. "Patientengarderobe 749.
Halbseitenlähmung . i, Verlauf Y. Typhusexan-
- “thematicus 1820.”
‘Halsdrüsentuber kulose, `,
| Röntgenbestrahlungen 965. `
Halsentzündung m. tödlichem. Ausgang | 294.
Hallux valgus, "Beliändlung. et. >
Halsrippe 697.
Halsschüsse, nktionsstüroigen nach 721,
Halssympathicus, Pathologie‘ 881.
Hämarsin 722.
Hämatoporphyrie m. Polyneuritis 1209.
Hamburg, Ärztlicher "Verein 54. 104. 177. 226.
324. 372. 473. 522, 599, 649. 806. 1017. 1073.
1154. 1828. — `
Hämoglobinometer; Eichüngsfrage 269. 671.
Hämophilie 1098. 1298. — b, Frauen 646.
Hämorrhoiden, Radikaloperation 1236. —, Ra-
dikale Heilung a. unblutigem Wege 1184.
Hä imorrhoidenoperation 595.
Hand, Exartikülation i. Carpometacarpalgelenk
u. Ersatz d. — d. neue, Prothese 269.
Händelesinfektion näch Godht 907.
Handgelähmte it. handverstümmelte Landwirte, |
Ausrüstung 16:
“ dizin v. Bechliold 3
Handplastik, Mamma i 102. l
Handschußverletzung \. Fingererhaltung 75.
‘Handvibrationsmassageapparat 495,
‚Harn, Farbstoffhaltiger rosafarb. 498. ,
Untersuchungen üb. Quecksilbergehalt. d. —
Bay Arbeitern i: chem. Betriebe 124,
.Har nausscheidung,
ý Harnblasendivert kel,. Chir,
Path.
Blum 750.
dung 296.
Harnleiter S. Ver einigung.
l Hatnmikroskopie; P 418,
en 'Retrograde Spülung b. ‚Schußver-
_ Jetzungen d. —, mA Z. Bekämpfüng d.
'. Urininfiltration 151. ‚ Rheum. Erkan- |`
- kühßen 34%
| ‚Harhreäktion, hist d. — v. Magen-
+ „ saftsckretion, sowie. üb. wochsölssitige Be-
= ziehungen . d. Reaktion: d. Körperflüssig-
keiten - 120.
ter) 689,
nmröhrenkatari u: Phimose as, . Syphilis-
~ symptom: 1099. s
Harrchtensteine- Kasuistik: OB, ge
Harnröhrenstrikturen, Beh. 1298.
| a Beh. .m. NT v. Tier-
kohle i
~ fargollüsing 909,
ee Quant. Ausscheidung i Urin 621.
-Hatmnsediment, Unter suchung. d° + i. pari
schen Bilde 172.
Er
Urease 907.
' Härnstoffbestimimung . i
w ROS, 963. FR
'Harnstoffgaben . u.
Restsiickstoffgchalt d.
Blutes, Große .671. `
H arnverhaltungen, Behandlung. u, Differential-
` diagnose: 71.
Harnwege, Päthogenese d. Erkninkungen d..
> ableit. 493.
allgem. u. "Diäbetikei-Hapitus 880.
Nebenwirkungen b..
Me-
—
Funkt. Er d. 1268.
. Ther. v.
Harnincontinenz, b Weibe; U ‚Behand-
„Herpes, . Ätiolog. Untersuchungen über: fieber-
. Hertwig,. Q.,
e, Neue onlole- hem, (Rich-. |
“Herzblock . 832..
ae
kS
2 Herrchen
Perikard« u. Pleurähöhle, bet — ‚durch ent-
Argentum- ‚Dioiemicum, od, Pro- ie.
Ha zèrkráñkuüuńgen , s.
Blut. u Harn. 548.
„Herzinsuffizienz, Diät. Beh..
m m nn
Haut, Figeñtüml. Verhalten d, — Fleckfieber-
kranker 858.
Hautcapillare, Beobachtungen a. — b. Kindern,
m. exsudat. Diathese 1153.
Hauteinheitsdosis 1015.
. Hautemphysem, b. Grippe 1295.
Haütentzündung d. Kalkstickstoffdünger 748.
ne Häufigste d. Säuglings u.
: Kleinkindes i. d. Sprechstunde (Dollinger).
1285. 1313. 1333.
a. Behandlung schlecht heilen-
der 749. . — — auf narbiger Grundlage 519.
—, Kohlensäurewundpulver b. 370.
Hautimpfung m. Alttuberkulin, Therapeut. 778.
Hautkrankheiten i. d. allg. Praxis 829.
Kurz. Repetitorium v. Frühwald 1212.
Hautpilzerkrankungen, Aolan b. 150.
Hautplastik 75. '
.Hautschlauch, Bildung b. antethorakal. ` Öso-
` phagoplastik. (Harttung) 638.
"Hauttuberkulose 753.
Hautüberpflanzung 752,
Hautveränderungen 298.
> thritis 1211. —, Durch Insektenstiche u.
-bisse erzeugten (Brodfeld) 849.
tholog.-anatom. Veränderungen 298. — b.
Nephritis 76. — b. Soldat., Arteficielle 344.
Hautverätzung d. dampfförm. Brom 670.
Hautverfärbung d. Mohrrüben 645.
Hautverfärbungen b. Säuglingen infolge Nalı-
rung 368. 470.
_ BHautzustände, endokriner Voraussetzung u. or-
sanotherapeut. Beeinfl. 619. 909.
Hebestreckverband 1040.
Hebelstreekverband, Ansinnscher 1295.
Heberdrainage, Bühlausche, b, Grippeempy eme
. 1016.
i Heilanstalt f. Lungenkranke A . Schömberg 647.
Entscheidung i
Heilbehandlung, Reichsgerichtl.
üb. Beurteilung einer — 1158,
‚Heilquellenlehre v, J. Schütz 545.
‚Heilwesen i. Übergangswirtschaft 104.
Heimturnen, Orthop. v. Bösch 520.
Heiserkeit u. Röntgenbestrahlung a. Hals 1040.
Helikoplastik z.
` . größerung d. Ohrmuschel b. Mikrotie 596.
| Helminthologische Befunde, ‚Seltene 348,
'Stellungskorrektur u. Ver-
Hemiplegia cruciata 1018, :
Hemmung, Begriff centraler 990.
‚Herderkrankungen s. Krämpfe, Rhythmische.
Herdreaktion b. Pirquetscher Cutanprobe 645.
Hernia bursae omentalis cum prolapsu 1070.
- — obturateria (Kaiser) 768...
Hernien, Kasuistik d. incarcerierten Treitz-
schen —: 619. —, ‚Kontusionen repo-
‘ nibler 596. d
haften 778. —- zoster 910.
(Michaelis) 475.
Herz, Zur Frage d. Kleinen 125, S.
Leistungszeit,. .—, Orkandisposition 694,
Herzarbeit u. Herzkraft s. Blutdruck.
Herzbefunde b. Leuchtgasvergiftung 694.,
a Irrtümer a d. Dia-
gnose 719... _ s3
—, ' Partieller 274.
un d. Trup enarztes i. Felde 24.
AN aonn, Sehilddrüseninsuffizienz,
Operat.. Tenstèrbiláüng zwischen
zündlich seröse, ‚Ergüisse 124..
‚Herzen b.. Aogrtensklerose, Kleine 418. l
Influenza, — u
Schwangerschaft. 4T
"Herzerweiterung 694,
Harnstoff i. Urin, Quant. Bestimmung d. — - m. "Herzgefäßsystem, Verhialten b. Kompression
arteriovenöser Aneurysmen 1069.
el b. Mitralstenose 99...
"7 kal sg. Staphylokokkensepsis.
. dige ‘395. ;
Herzgrößenbestimmung er...
‚Herzhypertropbie u. Hypertonie. Pal) 662.
Son
Mi Kroislaufgeschwindigkeit' 987..
Stropbanthintherapie 749,
—, Musi-
=> Unschul-
„.Intr av,
?
ch: gonorrh. Ar-
, Pa-
70. Geburtstag 144. RN Oskar
18 —
nn ŘŮ—_— - — Á MM
Herzkranke, Leistungsfiihigkeit (v. Jagic u.
Sladek) 37. —, Akute, Tod 781.
Herzkrankheiten s. Hilusschatten. —, Infu-
S sionen v. Traubenzuckerlösungen b. 1184.
Herz- u. Gefäßkrankheiten (Sam.-Ref.) 591.
616. 642. — u. Krcislaufstörungen s. At-
mungs- u. Widerstandseymnastik. — >,
Wirkung d. Atmungs- u. W iderstandsgym-
pastik usw. (Schmidt) 955. — u. Gefäßkrankh.
Neuere Arb. (Sam -Ref.) 1292. 1316.
Herzkrankheiten, }sehandlung 173.
| Schwangerschaft 239
Herzmassage b. länger
stand 620.
Herzmißbildung 600.
Herzmuskel, Ernährungsstörungen d. — u. Be-
handlung m. Traubenzuckeriiifusionen 150.
—= Us
Mauerisen Herzstill-
Herzmuskelentzündung n. Leuchtgasvergif-
tung 1182.
Herzsarkom, Primäres 858.
Herzschall, Fortleitung 'i48.
Herzschüsse u. herznahe Schüsse 509.
Herzschußverletzungen 963.
Herzstillstand s. Herzmassage.
Herzsymptom, Schützsches 1154. í
Herztätigkeit, Anatom. Grundlagen d. norma
= u. patholog. v. Mönckeberg 1238. -
Herztumor, Primärer 934. 5,
Herzunregelmäßigkeiten d. Neugeborenen 10
Herzverdrängung, Ungewöhnlich schwere na
Lungenschuß 75.
Hernienoperation. v.
V.
Laparotomieschnitt aus 51. .
Hessing u. deutsche Orthopädie von
A. Stein 1099.
Heterosexuale Merkmale b. 38). Mann 245.
Herterovaceine u. Proteinkörper, Elektiv. Wir-
kung 570.
Hetol b. Chorioretinitis tuberculosa 79.
Heufieber, Immunisierung 367. —, Ist aktive
Immunisierung ungefährlich? 827. —, Ak-
tive Immunisierung subeutaner Injekt. un
gender ‚Pollentoxinmengen b. 223. —, Beh
. m, Optochinum hydrochl. 698.
Heuschnupfenfragen 881.
‚Hexal b. Blasenschwäche u.
Hexamethylentetramin 750.
Hilfsklemme b. Magen-
mosen 127.
Hilusschatten, Veränderungen i.
b. Herzkrankheiten 1272. -
Hinrichtungen u.: and. gerichtsärztl. Erfahrun- _
en i. Bulgarien 601.
ne , Behandlg. 445. 560.
Hirnabsceß u. Status” hy poplastieus 721..
Multipl. 469. A
Hirnbruch, Operativer b. 6 jähr. Kinde 104.
Hirndiagnose 522. D
Hirnfunktion, Period. Schw anken 542.
Hirnpunktion, Berielsche 270.
Hirnschwellung n. Salvarsan 196: A
Hirnsklerose, Symptom, u. Anatomie
fusen 173. — s. Neurofibromatose.
Hirnstörungen b; Intiuenaa 1041.
Hirnsyphilis s. Paralyse
Himtanarı i. Ge I a. Sen pellueidum 104.
Hirntumoren chanik 1%
Hirnverletzte ‚u. Kriegsneurotiker, , Fürsorge
172. Behandlung u. Fürsorge Unter
"Goldstein 1127. =,
suchunsmeth. b.
Harnträufeln 420.
u. Darmanasto-
Röntgenbild |
dif-
Neurolog.
—
24. |
Tampon u. Lumbalpunktion
"Hirnverletzungen, 2
b. d. Primärversorgung v. —
Him- u. Rückenmarksverletzungen, Indikation
z. Chirurg. Eingriffen 494. Br
ankheit 910.
. Bilde d. Ileus 418.
Hodenfunktion, Endokrine. 8. Kiga.
Hodeninfarkt, Hämorrhag. (Stutzin) a
Höhensonne "Künstl. (Quarzlampe) An rn 8; 48.
-= Jndikat. f. Bestrahlungen m., — Funk-
`—, Wirkung künstl. auf Ha m u an:
“tionen 645. —, Künstl: i. Dienst d, We Eon:
empfänger 1040. —, Lokal. Beh.. "ehirurg
zentrierter 1296. = künstl.. Di c
‚Tuberkulose 1842.
Homosexualität. u.
beobachtung) 270.
au a
Hirschsprüngsche u 3
$- -
Transv ostitisinus. (Krieg
Tun
ae a En Ba en a l i Ar ta A a Be 7
NE, PS
E
_DNHABTS-VERZBIORNIS,
: Homosexuelle Naben
(Kriegsbeobachtung) 270... x : mann) 57. Pa
: Hypospadie, Vollständige 446.: |
Honorar, Wer haftet d. Arzt f, b. Behand- .
lung v. Familienmitgliedern? We 251.
“Hormonal b.-eingeklemmten -Bruch 153.
‚ Hypsthyreoidismus, Rachitis;u;; Hokante‘ 10a.
‚‚Hypotonie,, Apoplektiforme’ allgem: : 543e o
es + Hornhautplastik, . Erfolgreiche‘. be
har. ‚ Hysterie. u.: -operat, ‚Eingriff 518. ee Kine
Hornhautleukoma 308. l SAR i
alter 497:
e] C
- 5 à
`
» A .
o $. e Kand
A Anstngen AL: D kationin. 8067- a
Se ‘z Hör-, ‚Sprach-, Stimmstörüngen U. Teiche
So En ; mierte, Ergebnisse = : Abteilung, für .—: v.
Hieren cätatihalis lt,
Kriegsschauplatz: nei. .. Thinolog: - „Anhang. 206.498, , a a z
ne 42T. 846. TE Ikterüs. 447. ` pan "Hämolyüischar 882. mm
= Hufeisenniere, Dihen.- A „Operation. ‚ei. By | "Milzexstirpation, Leber: u. imor |
a. nephrotischen 962." er Lympliogranulomatöse. :..... a:
R :: Hüftgelenkankylose, Inträtröchantere Keil- ` ‚Ikterusformen, Entstehung 497. _:,... 7. 7
= osteotomie 149. ne e Deus, Akuter oder initialer Shock?" 749..
` Hüftgelenksluxation, Beh, d o "965; ‚Akuter als erstes. ‚Krankheitssymptom b
Einrenkung i.. Seitenlage. 1184: .——, ‚Un .Dünndarıntuberkulose.. u. - Tuberkulose de
`- Mesenteriäldrüsen” 1096... "8:. Hirsch-
| blutige Reposition d; angebor. 520.
-- Hüftgelenksv errenkung, Angeborene 934.
‚Hüftluxationen u: ee
Ss Behandlung d. irreponiblen ängebor. 1236.
+ lftrerronkun, ‚Angeborene (Vulpius) 180;
“Nerven 1270, ae A
‘+ Humerusluxation,. Nachbeh; Eee
a U. bae ie 594: af
ungererkrankungen. d. ya 803. 1015;
> Bungerkrankheit 620.: nn
<; Hungerödem s. Polyueuritis;. |
"Hungerosteomalacie” u; ne zZ. Petanie 419.
Hungerosteopathie.- ` 1240,_ . Pathologie
(Kirch) 767... . ` g
leben, oherkrigresin eng.
Beckes; . Punktion d: H. 1155:
„Rydrocelo, Behandlung 223. — a iocularis
"Intraabdominalis 149: -
a u. Lues eerebni. 4017.. S.
Vertrikeldrainage. $a rd
.. Hydrönephrose, :Perirenale - "858,
„„.Hydrops genu intermittens’ auf. Inet. Gr undlage
(Rubensohn). 486,
Hydropsien,. Behandlung ` le 369. .
` Kartoffelkuren `b, kardialen 108. - ı
Hydrotherapie, Geschichte Ve: Reis 1041,
Malariá 222,
- Hýgiene-Aufgaben der: "Zukunft 498:
Aygjene, Bekteriologie; 'Immunitätsforschung
‚u. experim. "Therapie: v. "Weichardt. 1099. —,
. Prakt. iu. Bekämpfung: d. Infektionskrank-
SE -heiten i` Felde y; Fuchs: 175. .--, Folgen d.
Er ee 601.. — u.-Küche (Reih) 675: =
0,75% Sozialhygiene 1125. . Ä
a Hygieniken, Als ` -berat. -= i. Türkei. 752. .
Als beratender. — i. d.asiat. Türkei. unte” |
Sr . müller) 1101. 1129, 1158, . 1186. 1215, 1240. z
pe re
ET TE Se Pe BE a a a, NEE mc
; ` ~ 3 Fer A
Hymen, Sehurzförmiges 828. i
e gravidarum 595. — --, Psycho-
- gene Ätiologie. ‚3869; 1.— — ioler u. Beh.
' (Winter) 327. =u; "Erbrechen d. ‚Graviden,.
Hy a 1831.
Yperhidrögs d.: B: : i
tionen. 749.. hie, f «Zuck erinjek-
| Hyverhidtosis Brodteld) 466. (Heim). 691.
u. re Röntgenbehenälung. m. ‚harten
' Hyperniephrom. d. rec t; Ni |
‚ Hyperplasie. Wars sA jere- {824.
Ze; py e ehmer.8
Hype onie, a. u. "Her d Be hie als.
mnukheilabegett 1128. : alhyp |
"pn ie 1185.. — s; Herzhypertrophie. =
; athogeneso d.. #ogenannt, ‚primären. 858.
<. nyettrichosis ni nach - Schußverletzung . 176. :
ka 1sches- w. Hy
!ypnonarkose I ypnotherapeutisches 697. -
Mypnose. u.
sen 1888, $i
Hypnosebéhandlung (Sorog) 1147.
a, 16.-
Pnostische Schaustelli;
Apophniyiigoskopie -197 Po ngen, "Verbot 1294:
stsatrophie `i. Vorderla en "649.
Yip biysistuimor .1043. erlappen 6 Onia.
Hypoli u.. Chirurgie d d. Schädelbasis 1210.
Dora Menea U... ‚Aktomegalie : mM; tem-
ya a enbi 805. ;
2 ur
u ES
F en ao 419.
; =, ‚Röntgendiagnose. Shnd Kontrast- |;
- :Humanol-b.: Isolierung: Y. eonan Sehnen ı u. 1
ihre. Palsheeiflussung - jT; er
: | Tnfiuenzabzeillan; Agglutination v:..— durch
Influenzaempyeme (Gottschalk) 901.
»"sprungsche ` 'Krankh.
—, Paralyi, 1015. m Beh..
1015.
. mittel 699. . — währ.:
a 1237. l
- außer or rdcnil.
‚Schwahgers schaft u.
‚Imbeeilität. "Rechenbega- |.
bung- BD
Immünität, Schutzimpfuig. u: „Soruinidieräpie 52.
‚Immirnitätsreäktion, ‘Neue: 827: u
teriolög. 780.
‚Verwertung. V. J. Citron 1184..
Impffedern 7792
Impfstoff Rocha, Lima 670,- p 4
. Impfwesen S: Pocken:. se
'Indieannachweis, ‚Neue Methoden um (Jolles)
814.
` Infekte S. Skorbut. - F 3
'Infektiön, : .Bakt, -Serolog. Bemerkungen“. 2
s ` Lebre d. latenten — 150. —, “Latente: 128:
— d. Meerschweinchens ` "m. ‚Diphtherie-
. bacillen, | -Künstl. 177.
u: ruhende. s. Mikrobismus.
Infektionen: Beh. chir. m. autogen. Väcgine 272.
‘Tifektionskrankheiten s. Aderlaß, —, In. .d.
Heimat durch Demobilisierung drohenden‘
.. — (Diagnose) 498. —, 2..Klinik 197.:
i beukoestönbild. IS. Urobilinogenurie.' —;
Pharmakolög: int. -u lokäl: Beb. 1841. k
a Erkr. d. Luftwege, "Beh. Meyer) 1288.
- 1298. `
Influenza : 177. 326. 246: ‚324. 372 985. - 1154. |
.- *— H- 368.. -—, :Patholog. -Anatomie 26. 29: ji
+ a
—
—, Antistreptokokkenserum - Das 27.00:
~- -Ätiologie 25. 77. 670: 9835, : —, Bakterio“
logie , 29. : 269, =, Beachtenswerte’ Krank-
‚ heitserscheinungen d. pandemischen T8. =~,
_ Behandlung 78. —, Blutbild: 24. N, Blut-
- bild. b; epidemischer 126.. . Blutunter-
suchung ‚1100. — .b. Diplitlierie u; Schar:
..- lach (Deussing) "237. —,: Diphtherieheil-
-serum b.:158. —, Einfluß auf Funktionen
`d. weibl. Genitälorgane 320. —, Einfluß d..
‚Schule a.. Verbreitung 621. —, , Einfluß a.
tuberk. Prozesse. :779. .. — 1918, Epidemio-
logie 152. .—.1918, Epikrise (Ruhemann):
- 818.. — u. Grippeerkrankungen, Beziehung.
- zwischen — d. oberen. Luftwege .695. ` = u.
Herzerkrankungen : 319.
1041. : —, Kehlkopferkrankung b. 294. .
EB Luftwege, Veränderungen. — $. Nasen-
‚blutungen. — s. "Nasennebenhöhlen, -— S.
‚Nasennebenhöhlenerkrankung. — u. "Ne-.
phritis 101. —.b. Neugeborenen. 320. — u.
: Nebenhöhlen (Gerber) 427. =, .Nierenver-
änderungen 748.. ;Nosocomiale ..Infek-
‚tion.446. .— 1918/1919, Pathologie d. — i.
Vergleich ~z. . Epidemie-. 1889/1890 : 294. -
: ‚Psych. u..nervöse Störungen 270. , Puls-
‚verlangsamung. b. (Eisner) 212. a Einfluß
Schwangerschaft u.. Wochenbett: 1154.
-Krankenserum. | z. Differentialdiagnase :150.
$ ~;
“lur ch ‘Murphy- i
Tmmunkörper, Entstehung. u., Speeiticität AR
Immunodiagnostik ü. Tinmunothejapie i i . Dräkt,
=. ‚Schlummernde |
s
—, Hirnstörungen J
Bakt.- |
im Alkoholrausch Honig, à. Herzens u. `d. Gets B ansi- ! |
1
paa
:
oe 8 a aibit eh ne >
A >
1%
- 2 o u. . nkübations |
Tutoro, Palmu kelaironi o;
Thorax, Begriff de ‚Lüngen- ge
Inunction, '
m Ri dy 95,
918 (Sie nun. 2
< funde Ph k
E 296...
‚ Tifluehzaherz, 368. a
ee
e”
nn
‘® : &
is
Patholog. anat; Befunde. Bone
— zu anàt., „Ber
s
a +
ee’ ie
IE x
a, u. Kr eiieeii: 49.
i Influenzapandemie ‘d: J: 1918..:720,.- r, tio-
- logie :.d.. ‚derzeitigen. ‚enödberger.; U “Kor
„nitBR), 108.7: A
Tnffuenzapleurilig E; Bacillus” Äe de sarpe €
hämorrhag.-. Scptikämig Dr "under
tagen): 1009... ee :
‚ Influenzäpneumiohlg,: Behaidling. ‘Zia.
Kreislauforgane.
—
‘
-a
..
ta Er 2
-behandlung- Si-
"Influenzatodesfälle : 600:
.Infusionen u. keinen. ang;
ers =] ee ‚und. feuchte, i842 `
'
i . i yoat
-li.,
TO ieo s = ntlekardiale a 320. "ie.
BET. s Technik” .d.;
—, Technik d. intravenösen BIT-
. Injektionen, Technik -d intrav.. 1839... a
‚ Innere, Krankheiten; Lehrb..: os Differential
z- diagnose - V.. ‚Matthes 472;. =; :Lehrb: d.”
‚spez. Pathologie: u Therapie H~ Ve ‚Strüm-
pell +75,
u.
Impfung. geg.. F leckfieber. m. - sensibilisiert: "Innsie Medizin, Neuere klin. u expe. Arbeiten |
(Samm.-Ref.)_892. 1011. -
Intoxikationserscheinungen ù. "N ovodain:Lökal-
- anästhesie b.. Menschen 694.
| Intralaryngeale Elektrisierung, Erfolg (Kräuse) `
“2,1810.
: Inirathoraäischer Druck u. Mechanlsmüus. d. At E
ung a. einfach. Metall dargestellt 1819.
Intussusception" nach Gastroenterostomie,.. As.
“ cendièrende jejünale (Schwarzmann) 434:
-Bedeut. .b. - Raum-
ausgleich: i
‚stützfunktion 570.
Potrusohkyscho” De ;Trangontubet.
kulose 471.
Invaginatio jleocoecalis i. _Röntgenbild: 100.
Involutionsparaphrenie- GIT `:
Ipecacuanhäwurzel -, pe Balantidien -Enteritis
698. ~=- s. Isochińolinalkaloide." en
Iritis Theumatica, Ätiologie, 150, = ‘septica & 880.
z; —zserosa 694.
Iristuberkulóse, Sopnenlichtbeh.. 133
hrenanstalten, Trinkerheilahstalten. ur Nerven:
' Ischiasbehandlung, Konservative. 749.
Tena, Mei, GR 1324.
Karre Balsam £ geg. rheum, Schierz, (Beil) 290: Pi
Kaiserschnitt, Extraperitonealė Verlagerung d;
"heilanstalten - 879: ;
nen,
J- Trrenfürsorgo- 1e er, a, S = es u: J
| Irrengesetzgebung 1211. Eure
- Irrtümer, Diagn. u. therapeut. == us Verhüt, 19:
' Ischiadieuslähmuüng. s. Ünterschonkelamputat:
lsehias u. Neuralgien i. höheren Alter. 520.-
' “Halbseitige' Sensibilitätsstörungen u.. andere =
halbseitige‘ Erscheinungen- <b. 880:
Varicen.: — u. Simulation (Alexander) 1 142;
Wärmeschiene 153..
: Onmpher Flaš g in“.
wi
= rep PER, n
| Tsochinolinalkaloide, Wirkung. d. — d. Ọpiums `
u.. d.: es u Ihre, therapeut:
KR FIE a
Verwendung T eh TER PR
Ges. 199. 397. 546. 1017. 1157.
| Jjodesleint: u. Bromealeiril. 855.
Jodkur,
Jodsilber, K.olloidales 804..
Alival z. chron. 472.
Yahrungen m. ‚Kolloidem, 699;
Uteruswunde b..transperitonealen 935. : —,
Indikation -u Prognose 696.. —. s. Uterus-
; ruptur., —, Wiederhọlter. `b.. ankylotisch
quervereng tem: Becken: 883. .
de a: 49. 153..:172. .—
Bu _Baktenielogie, an Kalium aceticum b. ‚Nophropashien. 621.
ande 4).
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'- Keimdrüsen, Bauplan 299. :
.Keimfreie Höfe u: Randwulstbildungen .a.
_ Kalzan, Einflüsse auf histolog.. Gewebs- u.
‚Kavernen, Bronchiektatische 986.
"Kehlkopfstenösen, Beh. m. Tostsch. Bolz., 780.
-Kehlkopftuberkulose, Behdl. 596. —, Sonnen-
. . . Behandlung 346.. —, Versorgung 1181.
"Kehlkopf-Luftröhrenverengerung, Beh. m. er-
: Keimfreimachung d.. Schutzpockenlymphe m.
= Keloide a. beiden Fußsohlen 830.
- Kindbettfieber s. Grippe 345.
- Kinnfistel 1129.
`
NHALTS-VERZEICHNIS.
Kalkablagerungen unter d. Haut 695.
Kalkbedarf v. Mensch u. Tier v. Loew 1341.
Kalkmangel b. Jugendlichen 879,
Kalkstoffwechsel b. Schwangerschaft 827. `
Raltblütertuberkulose: 1867. ..
d. Hirnrinde 720.
Klima s. . Krankheit.
Klimax u. Myxödem 645.
Klinisches 298. ;
Klumpfuß, Heilung d. angebor. 248. 644.
Knabenzeugung (Zöller) 1117.
`»
Blutveränderungen (Fischer) 390. -
Kaninchensyphilis s. Silber.
Karbunkel, Kauterisätion 986.
tium, Beh. s. Eiterung. - -
Kardiospasmus 447. | 2
Kardiotonica 487. | er: |
Kapselplastik s. Kniegelenkkapseltaschen. :
Kardiale Schmerzen, Röntgenbehandlung
(Groedel) 239, ONE |
Kardiale Stauung od. Lungensyphilis?. 367.
Kartoffelkuren. b. kardialen Hydropsien 103. :
Kaskadenmagen. u. persistierender Duodenal-
fleck 199. EN
Kassenärztliche Fragen, Berliner. (Sternberg)
374. — Verträge i. Gr.-Berlin, Neue Grund-
sätze (Sternberg) 29,
Katarrhe d. Atmungsorgan
nierenextrakt 622. - |
Katheterismus, : Erleichterung b. Prostata-
hypertrophie 1271. a.
K'athodenröhre m. auswechselb. Aluminium-
fenster 934. i j |
Kathodenstrahlen, Biolog. Wirkung 854.
— u. Panari- _ —, Umschriebene Knorpelläsionen d. 249.
| Kniegelenkkapseltaschen, Eröffnung bzw. Drai-
= nage d. hinteren — v. inneren u. äußeren
Seitenschnitte- aus 152. —, Mobilisier. 223.
Kniegelenkseiterungen s. Femurcondylen.
Kniegelenkschüsse, Vuzin b. 750.
Kniescheiben- u. Achillessehnenreflex, Fehlen
547.
=
Knieversteifung, Seltene 250.
Knochenbrüche,' Beh. m. Distractionsklammern
v. Hackenbruch 1041. —, Röntgendiagnose
i. d. Konsolidation von — 77. — u. Gelenk-
verletzungen, Lehrb. d. funktion. Beh. d.
— v. Fr. Steinmann 1156.
Knochenerkrankungen b. jugendi. Bergarbeit.,
Gehäuftes Auftreten v. spätrachitischen
(Barbrock) 979. — inf. Unterernähr. 1153.
Knochenleitung, Verkürzung b. visceraler Lues
beh. m. Neben-
(Rhese) 63. - ;
Knochenstumpfdeckung b. Ober- u. Unter-
schenkelamputation 345. l
Knochensyphilis, Congenitale 371.
Knochensystem, Endemisch auftretende Er-
krankung 724. 990. — . E:
Knochentransplantation, Periosteinschnitte b.
freier 369. —, Enderfolge d. freien 1824.
Knochen- u. Gelenktuberkulose (Vulpius) 257.
Knochenusyr durch, hämophil. subperiostal.
-~ Hämatom 1070. a |
Knochenveränderungen, Gehäuftes Auftreten
rachitoider — b. Heranwachs. (Römer) 1032.
Knoten, Heberdensche 3711. —, Modifikation
d. chirurg. 444.
Kochsalzlösung, Isoviscöse physiol. 1040.
Kohlehydrate i. Harn, Vorkommen v. schwer
reduzierenden 493.
Kehlkopfdiphtherie, Auscultat. Phänom. b. 908.
Kehlkopferkrankung:'.s.' Influenza.
Kehlkopfkomplikation sv Typhus abdom.
Kehlkopf-, Nasen- u. Ohrenkrankh., Diagn. u.
Ther. v. Kayser 750. ara |
Kehlkopfentzündung; Tuberkulöse s. Nervus
laryngeus superior..
lichtbehandlung 272. 545. —, Sorgosche
. ‚schwerter Entfernung d. Kanüle 49.
Kehlkopfverschluß n.. Intubation u. Sekundär-
tracheotomie 1236. E oo.
Keilosteotomie s. Hüftgelenkankylose 149, —
d. Schenkelhalses nach Kraske b. Coxa
vara 965: l
— u. seine krankhaften Störungen 270.
Kohlenoxydgasbildung b. behelfsmäßiger Feld-
feuerungsanlage 76 |
Kohlenoxydvergiftung, Ungew. gewerbl. 172.
Kohlensäurewundpulver b. -Hautgeschwür. 370.
| Köhlersche Krankheit 599.
biolog. Folgen oligodynam. Metallwirkun-
. gen 1182. - _ ... (Bachem) 840. |
'Kollargol (Heyden) i. d. Augenheilkunde 881.
— b. puerperaler Sepsis 29.
Kolloidtherapie s. Aderlaß.
Kolonialärztliche Kulturarbeit 493,
Kolonisationstätigkeit, Bedeutung d. deutschen
= — f. Naturschutz 594.
. Komplementgewinnung v. Meerschweinchen 76.
Kondylome, Beh. spitzer m. Röntgenstr. 271.
Königsberg, Verein f. wissenschaftl. Heilkunde
55. 129. 200. 254. 299. 422. 447. 497.
547. 752.
Konkrementbildung i. Harnorganen 749.
Konstitution u. Disposition 394. — u. Ver-
- erbung 1125. — als Erklärungspripzip f.
: Ursache u. Entstehungsmechanismus d. cer-
vico-vaginalen Tisteln 1821.
Konstitutionsforschung 368.
K.ontaktinfektionen m. Paratyphus B 1295.
Kopf, Eintreten ins Becken b. Erst- u. Mehr-
. gebärenden m. normal. Geburtswegen 1268.
Kopfschmerz, Nasaler 519. — u. Auge 1298,
Kopfschmerzen u. Schwindelanfälle 105.
Kopfverletzungen, Beh. m. Röntgenstrahl. 492.
Körperformen d. Menschen in ihrer gegenseit.
- Abhängigkeit u. ihrem Bedingtsein durch
d. aufrechten Gang v. G. Ruge 28.
Körperflüssigkeiten b. Nerven- u.
krankheiten, Taschenb. d. Untersuchungs-
meth. d. — v. Kafka 472.
Körpergewichtsschwankungen, Ungewöhnliche
als Folge e. d. Kriegskost bedingten Poly-
nycturie (Pophal) 462.
Körperlageveränderung, Einwirkung passiver auf
Pulsfrequenz u. Elektrokardiogramm 1389.
Morgenroths Chinaalkaloide 1096.
Keratitis durch Einwirkung v: Raupenhaaren
` auf d. Auge 25. — neuroparalytica 298.
1288. “ Ze |
Keratokonus 497. |
Kerion Celsi 176. . |
Keuchhusten, Alaun b. 1099. —,. Bestrahlung
' m. Sonnenlicht 1269. — s. Grippe. — s.
Kindertuberkulose. a
Kieferschüsse, Frühversorgung 125.
Kiel, Medizin. Ges. 104. 274. 347. 373. 624..
700. '781. 991. 1042. 1073. |
inder, Pflege u. Ernährung frühgeboren. 222.
Kinderkrankheiten, Diagn. u. Ther. v. Lust 248,
Kinderlähmung, Spin. s. Bauchmuskellähmung.
Kindermord, Moderner,: u. Bekämpfung d.
' Findelhäuser v. Nassauer 804.
Kindertuberkulose, Bedeutung d. Masern u.
Keuchhustens f. d. Pathogenese d. (Schwer-
_ mann) 464.
Kindesalter, Nervöse u, psych. Störungen 246.
Kindesleben, Erhaltung i. Geburt v. Benthin
1270. ` .
Kinematographie, Medizin., v. Weiser 698. —,
.. Wissenschaftl. 298. 394,
Kleinhirn, Hirnstamm u. Labyrinthreflexe 619.
—, Schußverletzung s. Krämpfe.
Kleiphirnfaserung s. lthythmische Krämpfe 646.
Kleinbirnsymptom, Neues 419. a
Kleinhirnveränderungen b. Typhus abd. 367.
Kniegelenk, Schußverletz. i. spät. Stadien 696.
unter Berücksichtigung d. primären Lues |
—, Chem. Kreislauf d..
Kohletherapie u. neues Kolloid. Kohlepräparat |
| Kriegserscheinungen i. Gynäk. u. Gebh. 245.
Geistes-
x n. rom nr en ee
—— = D
m e S, -. Pin 5
| ' mr | n Ei Spiro-
— b. Typhus u. Bedeutung f. d. Pathologie | Körpertemperaturen, Einfluß hoher auf Spl
chäten u. Syphilis i. Tierexperiment 518.
Körperwärme, Physiol. Erhöhung 1157. EOR
1d) 1093.
Kosmetische Winke (Brodfeld) 1093. i
Krampfadern, Entstehung 671. — „Kraus
aderbrüche, Beh. m. intravenös. Sublimal-
injekt. 446. E EN
: enreflex.
Krampfanfall, Epilept. s$. Bauchdeckenr‘
Krämpfe, Kontinuierl, klon. rhythm. Sel S
Gaumensegels u. Rachenwand. b. o ;
verletzung d. Kleinhirns 697. —, a DIR
{inuierl. rhythmische — nach Herder rat
kungen d: Kleinhirns u. über I ragen 0.
Kleinhirnfaserung 696. — d. Säuglings; U-
Kindesalters 542.
Krankenbeschäftigung 153.
Krankenernährung i. Berlin 268. | —
Krankenpflege v. M. Berg 297. — i. Frage u.
‚Antwort v. Grosse 936. —, Lehrb. d. chir.
= v. Janssen 322. —, Weibl. 126.
Krankheit u. Klima 1013..
Krankheitsübertragung d. Gesunde 445.
Krankheitsursache, Begriff 97.
Krätze, Norwegische 701. — s. Ristin. .
Krätzmilben, Erkenn. d. d. Hautmikroskop 10%.
Kreatinurie u. Acidosis, Verhalten b. Zucker-
kranken 1237. |
Krebs d. Speiseröhre m. Lungenbrand u. eigen-
art. bakt. Befund (Rodella) 1115. —, Im-
muntherapie 1297. a: |
Krebskranke, Beratungsstelle 1100.
Krebskrankheiten v. F. Blumenthal 1238.
Krebsrezidive nach Mammaamputation 1271.
Kreislauf s. Vucin. | ER
Kreislauforgtane, Verhalten i. körperlichen Er-
schöpfungszustand 246. |
Kreislaufsfunktionsprüfung 858. er
Kreislaufgeschwindigkeit u. Herzinsuffiz. 937.
Kreislaufinsuffiziens s. Gefäße 1820. `
Kreislaufsorgane, Verhalten b. Influenzapneu- a
monie 619. | |
Kreislaufschwäche b. akut.
rulonephritis 272.
(Schiffner) 973.
Kreislaufstörungen s. Ruhr. _ u
Krieg u. Geburt, Zusammenhang zwischen 124. -
Krieg, Geschlechtskrankheiten u. Arbeiterver-
diffuser Glome-
—, Strychninanwendung
sicherung v. Kaufmann 297. — u. Rachi-
tis 1069. i .
Kriegsamenorrhöe 544. 828.. 1073. — >.
Kriegspsychosen. —, Physiolog. Unter-
suchungen 225. —, Ursache 3867. `.
Kriegsbeschädigtenfürsorge 447. "MT. —»
Grundzüge d. ärzt. — v. Blind 273. —
Organisation 25. | ee
Kriegschirurgie i. Weltkrieg 694. —, Was d.
Franzosen v. d. deutsch. — gehalten u. was
sie geleistet. hat 828. nt
Kriegschirurgische Erfahrungen u. Eindrücke
b. d. Sanitätskompanie 28. | |
Kriegsdermatologie 649. EUR
Kriegsentschädigungsverfahren, Organisat. 827.
Krjegsernährung u. ihre Folgen 649., —. 1.
Folgen 1323. l vs
Kriegshernien u. Operationserfolge 827.
Kriegsinwlidenfürsorge (M. Strauß) 105. 130..
Kriegskost u. Diabetes 152. 620. — u. Ge-
sundheit 225. j o>
Kriegsnephritiden s. Nephritiden. |
Kriegsnephritis, Ausgangsweisen 245.
Blutdruckkurve 498.
— 5. Schwanger-
schaftsniere. oo. l
Kriegsneugeborenen 1209.. f 5
Kriegsneurose, Klinisches u. Tlieoretisches: 174.
Kriegsneurosen, Beh. 620. —, Entstehung N.
Behandlung 174. — d. Stimme, Sprache
u. d. Gehörs v. O. Muck 647.
Kriegs- u. Unfallneurosen, Einheitlicher Begut-
achtungsplan 803. Dr
Kriegsneurotiker s. Hirnverletzte 172. l
Kriegsneurotikerbehandlung 470. PA
Kriegsneurotische Störungen, Eint. u. -Beu
-teilung (Meyer) 998. - nn 97
Kriegsödem u. endokrine Hodenfunktion © m
Kriegspsychosen d. Frauen i. Lichte d. Krieg
amenorrhöe 671. aSa |
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Anegsseuc ienlazarett Rumänien 1096. | | Leukämie, Akute (v.: Hansemann) 5, =>2R0s1@ | Lungenechinokokkus, Operative od. \eXxSpek-
u. Beh. d. psy- tiver ‚ Bakterienfund. b. e ‚Fall ee
myeloischer 1097.
1294. =
Leukämien, Asthm
genwirkung b.
Abdominaltyph
' Kenntnis d. m.
Le
aartige Symptome als Rönt-
z u.als: accinewirkung b.
en (Pollitzer) 457. zZ:
maliener Geschwulstbildune
einhergehenden 102. Te
ukoeytenbild, Diagn.
‚tionskrankheiten 77.
RA
Kriegs
~M
- Krie
Painoa
—K
»
yea
G bte
-Kro Leukocytenuntersuchung, Methodik u. Wert d.
Ar sol - Tuberkulose 571. 964. Systematischen 271. | | RER
Küche EDEN | 4 Leukocytose, Zustandekommen nach Muskel-
~ Kultu edizinische über G. Eisen- anstrengungen 321. ` i in na REA
HR ee SOSE Lichen ruber planus 1101. — i. Kindesalter
Oberarmamputierte 1069. 1185 as |
Lichtbehandlung i. deutsch.
Lungenheilanstal-
Verwandtes, Gesen-d 1181 ten v. G. Liebe 882.
245. 493. Lichtschädigungen d. Haut, Solare. 294. `.
Lichtsondenbehandlung
Ligatur großer Arterien 247.
Linitis plastiea d. Magens 321.
Linkshändigkeit 49.
Links- u. Rechtshändiekeit 1072.
Linsenkernsymptome b. Leuchtgasvergift. 1272,
Lipasebestimmung i. Duodenalinhalt, Verein-
fachung ‚295. :
Lipöidbindungsreaktion 571.
Lippenphänomen b. Typhus 1183.
iquor cerebrosp., Druckverhältnisse d. — b.
Rückenmarkskompression 908. Zu-
standekommen d. diastol. Pulsation d. —
i. Lumbalgegend 1015. |
Liqnorbefunde bD. Fleckfieber u.
tialdiagnostische B
b. weibl. Gonorrh. 1156.
yrinthitis u. Meningitis 1128, —, Operat.
e0; d. — u. ihre Komplikationen 805.
Chlenen f. Bein u. Arm, Zusammen:
— Paroxysmale v.
Lähmungen b, Dip
Br Spastische s.
~ Laminektomie 858,
BE: Tandesgewerbearzt, 10 Jahre 470.
7 Bandois’ Lehrb. a. Physiologie 1016.
ER Laparotomie, Drainage d. Bauchhöhle 149.
Be: aparotomien, Narkose od. Lokalanästhesie b.
e e e Eunike) 738 =.. |
htheriebaeillent
rägern 344.
Spasmen. —
— A
ihre differen-
edeutung 76.
e: Larynx. Pharynx, Totalexstirpation 752. Liquordiaenostik d. infek. nichtluet. Menin-
Taudanon. 5. Opium 270. . eitis 778, |
Läusebeksm fung 542, Lithokelphos als ‚Komplikation e. Vollhorn-
Er Lebensmittelversorgung i. Kricge (Bach) -409. schwangeren 1155. | |
Br Leber, Eunktionsprüfung S. Urobilinogenurie. Lochiometra . durch Stenose d. äuß. Mutter-
Be 7E8t0 [wechselpathologie 1096. © — 5. mundes 493. i |
Be Miliartuberkulose. i Lokalanästhesie, Wert b. groß. Bauċhopera-
k. Leberatrophie 542. =; Ätiologie d. akuten tionen (Finsterer) 287. — (Pfanner) 387.
K: 3 „gelben (Stümpke) 946. —, Akute gelbe 371. — 5. Tod, Plötzlicher. Fr
Er L 5, m => Geheilt. Fall 1297. 1 | Lues “framboesiformis :754. —, Frühdiagnose
EN ec ererkrankungen u. Beh. unter Einfluß d. s- Reizserum. — cong. 1157. — latens,
3 ; Kriegsverhältnisse (Hoppe-Seyler) 1105. Infektiosität, prakt, ‚ Bedeutung f. Irren-
-Deriunktion s, Diphtherie. pflege 879. — s. Spätlues. >, Viscerale
e cber nktionsprüfung 1236. S.-Knochenleitung. — b. 82]. Mann 1342.
ep erkompression 3% Hydramnion. Luesbehandlung, Kriegserfahrungen m: Silber-
en Photographie, Neue 1395 | salvarsan 878. 907. N AERE
Po Se, “@parotomie, Netztamponade, Luesdiagnostik, Ausflockungsreaktion n. Mei-
Be: y nicke u. Sachs-Georoi f. serolos. (Sehroe-
0 Leberschweil ee SUWIERCHON: & (
RR ellung n. Ascites 522, der) 515. — i. Kindesalter s. Sachs-Georgi-
SDR naräge, Begründung Ver: allgem. Reaktion. —, Serolog. 221. | Ä
Ay Leih a (Abderhälden) 548. Luesnachweis, Seroloe. — m. Ausflockung
BR. eichenaagen 1125. Br | ae (Lesser) 822. — m. Ausflockung 543, -
Re non, Untersuchungen am 1236. Luesprophylaxe s. Chinin-L. |
Bi > einaentuberkel 099. | BL ar- Luesreaktion. Meinicke 670. — Dritte Modi-
5, TE ooe zledizin. Gesellschaft 29. 324: - 447. ; fikation 908. l j
N 1185. 197 AE 85 2.888, ° 911. 966. 1129. Luetische Infektion b. Heer, drei Fälle extra-
ESen | | | genitaler 269.
I ER a En Augeklemmter Nebentube 173. Lufteinblasungen i. d. freie Bauchhöhle. 1017.
schnitt p. Qupäysärer wagerechter : Haut- Luftwege, Beh. infekt. Erkr. (Meyer) 1288.
© a EEN. : Operation d. dopp. 1096.. = —, Stenosierende pseudomembranöse Ent-
N che, Cireumseripte Naht. b. schlaffen BE Gri 123 —,: Verände-
Ea = kinderreicher Frauen 1155, — Anatom aunen S: Eee nfluenz: 646. |
Er Dhysiolog, Tichtige Radio -L2 A 101. | en Soßen — b. Influenza 646.
: Be. ~> Radikaloperatich, 109 ne Spsrauton; u Luftzuführung s. Wundbehandlung. | i
ee Leistenyruchpfontan “Verschluß 518 Lumbalanästhesie 828. — (Ziegner) 238. —.,
SCH aueh isenentzündungen, Operative, u.Milch „iufung übler Zufälle Er a T26.
either Pie (Tich 667. Sean 7 Spina bifida occulta. —, Zufälle b. 1126.
ER a 5- u. BONS Nerveus Lumbalpunktat, Jomali b. Gehirn- u. Sub-
007 SAD. psychol. Prüfungen z. Feststellune 724 duralabscessen 828. a
Be ODESMERSungen an nee - Ken]; Bun tionn pos =, Sio mirkung ann d.
| eis maern, Psycholoc. 1017 CARE weibl. Genital 907. — v. Eskuchen. I.
3: Leistun SStei 2 S Denn ; inoultus õpi ie 1270
5 Leistungszeit g ungen, Unspecifische 345 Luminal s: pameulcus Ta b. on epsie ER
ER tung 1096. - Herzens u klin.-diagn. Bedeu- — u. Opium, Todesfall dureh (Rosenberg
E TR A | 1150. | er
2y Lepra 397. __ mixta, 649, ‚| Luminalvergiftung m. tödl. Ausgang 1040.
EX ad. Greifswald 81. SER Lunge, Fehlen Db. Frontsoldaten 934. — u.
A a 1279. 2, £ Ansenkernsymptome b. | Lungenabsceß, Be ıandlung d. k BU lf s
i Beukoe tenp Katholog, Anatomie T2 thorax 722. —, Heilung durch Pneumo |
were ins said, ‚lagn. Verwertung b. Infek- thorax 321.: —, Pneumothoraxbehandl, 963.
EHE SV. Jagie 420, Re ar Ken Lungenbrand s- Krebs. d- Speiseröhre.
Taui A IE a N Eee ;
Aana
i v. chron.
—, Tiefenbestrahlung .
Verwertung b. Infek- |
| Lupuscareinom 883, 990:
Lymphgewebe s: T
tative Behandlung 126. S
Lungeneiterungen 1058, \ Se
Lungenembolien, Verhüt. d. Postoperat. 1015, ~
Lungenentzündung, . Croupös.s; Pectoralfie —
mitus. —, hysikal. Diagnostik 962,
— nicht Folge einer fast. ein Jahr zurück-
liegenden Rückenverletzung (Frank). 18.
~— S. Gallensteine. 600. —, `
Adrenalininhalationen- 127. :
Lungenentzündungen,
d. Infektion m. Frie
baeillen u. Zivilarh
Lungenerkranku
Chron. 221. —, Senfbolusbrei p.
Lungengangrän 29, = U.
"Prozesse, Menthol-Eue
152. —, Salvarsan b.
dländerschen. Pneumo-
eitern 1181... u
495.8,
chron.
alyptolinjektionen b.
82. N ERSTER
Lungenkranke u. Grippe 151. TEPER
Lungenkrankheiten,, Behandlung s. Arznei-
; mittelausscheidung. |
Pneumothorax 857. |
Lüngenödem, Künstl. erzeugtes
dl. Lunge 1182 .
Lungenphthise, Nomenklatur u. Einteilung -
(Nicol) 404. 430, Ai oa RSS
Lungenptozeß, Tuberkulöser
mung) 448.
Lungenresorption TL82 SIR TR
Lungensarkom. 104a EI ee ee se
ungenschüsse 223, Heimat 619, = €
Lungenseuch& infolge Grippe, Prognose 50, `
Lungenspitze, Tuberkulöse ‚Erkrankung. d.
recht., Folge e. Unfalls (Lenzmann) 641.
Lungenspitzendämpfungien, | ‚Verdeutlichung
leichter 24. |
Lungensyphilis
diale Stauung oder. —? 367.
Lungentuberkulose, Anz
IS — . Häusl. Behandlu
—, Neuere Einteilung d. — j, ‚Stadien u.
ddin.. Bewertung 1181 ~ Beh. m. Tuber-
culomucin Weleminsky 964. ‚ ‚Ent-
'stehung u. Beurteilung: d. Pleuraexsudate
b. Pneumothoraxbehandlung 223. =——=Be-
richt üb. 23 i. J; 1913 mn. Friedmanns Mitte]
behandelte (Windrath) 140. —, Behand-
u. Resorption
(Recurrensläh-
54 T
ng. beginnender 198.
——
lung m. Kieselsäure 174. —; Diagnöstik
963. —, Diagn. therap. - Anwendung d.
Deycke-Muchschen Partialantigene bei 25;
—, Friedmanns Mittel b. 882. — s. auch
Friedmanns Tuberkulosemittel. — s. Grippe
=123.7367.0= 5: Kinde, Differentialdiganose
919. — i.-Kriege, Verlauf d. 1153 ==, Mi-
litärärzt]. Beurteilung "u: Beh. v. Köhler
Tan, Petruschkysche Inunction . b. 471.
—, 'Einseitige s. Phrenikotomie.
Charosebehandlung 369. 646.
Ref.) 467. — S. Solarson.
ptom b. beginnender (Deu
~ S. - Zuckerinjektionen.
schwülste, Beh. 671°.» .. ee
Lupine als menschliche ‚Nahrung 1069, |
Lupinenbrot i. Breslau TEN NEE
Lupus erythematodes, Verhältnis -d> Seh
' Tuberkulose 1237, = } i
Lupusausschuß d. Deutsch.
Bek. d. Tuberkulose 16.
(Sam.-
— Klin. Sym-
tsch) 1090.: —
u. Luùgenge-
——
——
Zentralkomitees. z |
Oktober 1919 1187.
Lupusepitheliom 176.
Luxation, Totale’ d:
Beckenhälfte
lierte 907. ik
Lymphadenie, Aleukämische 724-
Lymphadenitis i. Kindesalter 544. : |
Lymphadenose 542, . ee
Lymphangitis .u: Lymphadenitis m. sept: All-
gemeininfektion, Behandlung 220. =
Lymphdrüsen - D. Gebärmuttererkrankungen
(Benthin) 809. := -~ Wurde
Lymphe, Erguß reiner 621. ER, Di
emperatursteigerung. . s ~
Lymphocyten, Biologie. 910. 1069. —, Mor-
Ss Pho]ogie AP JE EEE
Lymphoeytenlipase 908. pos
Lymphogranulom, Klinik 225. i
5. Halswirbels 1271. 1 e,
u. Repositionstechnik, "Iso-
—
eige. d: offenen. 245 a
3 —e Sac- u
Ausgedehnte- Endemie - Ex f
ngen b. Kindern n. Influenza, i
> »Beh. m. künstl.
d. Erwachsenen 827. - — Kar- 35
- BT
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pneumon. a. „ER
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BEE “0... M *.
| - ziehungen d. — z. M. tertiana 151. — i. d.
Maculablutungen d. Mütter während u. un-. '" Türkei 1916 856. —, Unerkannte als Kom-
mittelbar nach Geburt‘ 936. 0,” 220,7 plikation b. and. fieberh. Erkr. 570. —, Ist
Maculadegenetation 700. 2... 1" m. Verbreitung i. ‚Deutschland zu rechnen?
Magen, Entfaltung 1100; | > “So a E o 69%. —, Verhütung u. ne 1069. -
Magen- u. - Darmanastomosen . ss Hüfs-.| ° — s: Mischiptektion. . . |
klemme 127. =. EADE D ` Malariaanfälle,. Kupierung 1155.
Magenblutungen, Todl.: primäre _ parenchy- ae Dualismus od. Unität in d.
mat. 853. `, i |
Magencareinome, Haben —= i ‚Kriege züge- Malariabehandlung (Weiland) 281.
nommen? 498. '
. Magenneurose u. Magengeschwür (Strauch) 1227.
a ES
x *“ -
; z . . A
' a 2 ;
RS Pure Eo oo Sa S i t : z
% g . 3 »
—, Lar- l|-
Lymphogranulomatose v u. ‚Ikterus 518;
246. . — aut Prager Boden, Autoehthoner-
vierte (Isaac) 358. Fall 1015: — quartana, Methylenblau 1041. !
Lymphosarcoma 7 intestini, a Ue Ther: `~ — quartana, Neosalvarsan `b. 779. — i
(Reiche) 632. | - Taurus 195. 493. 694. 1125. — tertiana,
Lymphosarkomatosit 323. |
. -Chininwirkung 151.
268... —, Therapie 295..
g)
1
. =e
`Malariabeobachtungen i. Westen (Böhme) 458.
Malariaerfahrungen u. krit. Studien üb.
` tarismus 1181. 1208. i ,
| Malariaforschung i. Kriege 149. |
-| -Malariafragen (Arnsperger) 506.
"| Malariainfektion i. Berlin (Retzlaff) 948..
Malariakranke s. Grippe.
` Malariamischinfektionen 618.
| Malariaparasiten, Chininfestigkeit 151.
' Malariarückfälle, Period. Auftreten 153.
Malariaschnellfärbung 172.
Malariaschutzbehandlung d. Chinin 694.
Malariaverlauf 418.
Malleolus externus, Plast. Ea 595.
Magencarcinom“u. Mediastinalabscesse 423. —
7. Frage d: —- auf .Uleusbasis u. Z: Ver
wechslungsmöglichkeit - V. Ulcus . ‚u. Carci-
nom 1070.
Magendarmaffektionen, 'Spasmalgin b. 963.
Magendarmblutung, Hyperton. 1125.
Magendarmgeschwüre, "Nachweis okk: Bluts i:
Stuhle z, Diagnose gut- u., bösartiger —,
Wurmkrankheiten u. Colitis ulcerosa 621.
Magendarmkränkb: d, Kinder s. Sterblichkeit.
Magenentleerung, ‚Über schnelle 720.751.
Magenerweiterung. nach. Influenza, Akut. spon-
tae aa o
`
Mag enfunktions-Beeinflussung d. äuß, lokal. Mammahypertrophie m. Röntgenstrahlen 596.
wi; ärmeapplikation. 1154. ` .. | Mammatumor 751.
Magengeschwäülste, Seltene 965: .\ Mandelentfernung b. rheumat. Erkr. 779.
Magengeschwür - s. ` Bleivergiftung. —, Ent- | Manie u. Angstmanie 1211.
= stehung (Groß): 271. — u. Magenkrebs 991.
~ — Beh. m. röntgenolog. ‘Nische’ 1339. — s.
‚Magenneurose:
Magen- - u. "Zwölffingerdarmgeschwüt, Ent:
stehen. d: peptischen 321. = poue
Behandlung 199. :
Magengeschwür, Pathogen. d. raid. 1096.
Perforiertes 447;
Magengeschwürperforation, Akut, 804.
Mag enkolonfistel 832.
Magenkrankheiten, Beh. 989. —, "Praxis: 271.
Magenkrebs s. Magengeschwür.. — u Aa
-ämien, Differentialdiagnostische Bedeutung
d. Urobilinogens bei — 150.
Marschhämogplobinurie 645.
Masern s. Kindertuberkulose.
Massage d. rhythmisch. Druckes, Cederschiöldsche
1340.
Massenimpfungen 498.
Mässenscele v. Roßbach 882.
| Mastälarmeareinom, Neues Operationsvert. 649.
Mastdarmerkrankungen, Postilysenterische (Mi-
. loslavich) 636.
Mastdarmfistel; Operativ. Beseitigun 179. —,
Heilung langwieriger- d. Saugbehandl. 594.
Mastdarmfisteln, Operat. Behandlung v. —, die
oberlı. d. Sphincters i. d. Darm münden. 962.
Mastdarmprolapse 599. -
'Mastdarmvorfall, Operat. d. hochgrad. 696.
l Radikaloperation 881.
Mastitis, Beh. m. Eucupin u. Vuzin 673. 123.
Mastoiditis, -Entwicklung d. akuten 494.
Maul- u. Klauenseucheninfektion `b. Menschen,
2: Differentialdiagnose (Schultz) 817.
Maximaldosen 418. ı
Mechanotherapeutischer Universalapparat 345.
; Meckelsches Divertikel, Einklemm. i. Schenkel-
hernie 879.
——
?
Magenpathologie 671. 1125.
Magenprüfung- b. klein. Kindern 1937. er
Magenresektion, Bedeut. b. Ulcus duodeni‘ 18.. |
Magenresektion. 1298. - — Bedeut, D, Ulcus
duodeni :78,
Magensaft, anie 000. SA Ma-
Jariakranken 222
Magensalzsäure,. Bedeutung. 119. -zs
Magenschmerzen u. Zustandekommen 645.
Magenspülung b. ‚Schwangerschafrserbrechen
1340. ;
Magentetanie. 1154,
Magenverätzung: d. konzentr.
Zinklösung. (Grißlich) 849.
Magenverlagerung d. congenitale Zwerchfell-
hernie .1128.
Magenwand, Ausgedehnte Venen 276..
Magnet Z. Erkennung u. En tome intraoku-
larer ‚Eisensplitter (Klauber) 336.
Makkasche Operation d. Blasencktopie 395.
Makrelenvergiftung 1074. 0.
Malafebrin b. Grippe 544. g
Malaria 621. 721. 828. —, „Adrii b. 246.
—, "Ausbruch. latenter — n., Steckgeschoß-
entfernunir 195. —, Beh. d. Mazexon 605 `
700. —, Bekämpfung 246. — s. Chinin-
gewöhnung. — b. Chininphylaktikern 594.
—, Chron. (Wörner) 586. 612. —, Heilung
varsan 694.
“Mediastinalemphysem m. Mühlengeräusch n.
= Plexusanästhesie 1295.
Medizinalministerien 172.
Medizinalverwaltung u. soziale Hygiene, Ent-
~ wicklung ‘bis z. Novemberumwälzung 171.
Medizinisches aus China 990.
Medizinstudium, Reform (Abderhalden) 498.
, —, Reform (Lorenz) 349,
Meinicke- u. Sachs- Georgi-Reaktion, Erfahrun-
|. gen (Blumenthal) 772.
Melanom, farbloses 176.
-Melanodermie 859. _
Melanosarkom d. Orbita 871.
Melanose (Kriegs-) 176.
Melubrin s. Gelenkrheumatismus.
Meningealblutungen 1153.
Meningitis 596. —, Akute infekt. 294. — Cerc-
Sopr oz. Chlor-
ohne Chinin 225. —, Chininprophylake 50. - brospin. epidem. Rezidive d. — u. Ver-
—, Einschleppung aus Rußland 344. — S. hütung 1183. —, Diagnose auf patholog.-
Hydrotherapie. —, Intensivbehandlūng i. physio Grundlage 1235. —, Dipplokokkus
Hinterlande 196.
—, Komplikat. v. seiten aus Katarrhalisgruppe als Erreger e. spino-
d. Gefäßapparat. 470.
—, Latente 246. 271. cerebralen — (Mayer u. Prell) 413. —, Epi: |
— i. Mazedonien 250. —, Mobilisation d. demische 24. — nach Schädelbasisfraktur
-inaktiven. u. neues therap. Hilfsmittel 881. |. 845. —, Positiv. Wassermann i. Liquor bei
'—, Monoeytenvermiehrung 269. —, Neueres . nicht luetischer 76. — tuberculosa m. posit.
(Samm. -Ref.) .905.
— v. Nocht u. Mayer
273.
Wassermann R..i. Liquor 990. — i. u
—, ash Klinik ` u. Therapie
i alter, Diagnose. d. tuberkul. 1819.
INHALTS VERZETOHNİS
— tertiana, Rückfälle
— tropica, Be-
Uni- | Mikrobismus,
f Mikrotie s. Helikoplastik 596;
_Milchinjektionen ` b. 99
= — s. Bubo. — b. Grippepneumonien 622.
Mineralstoffwechsel,
Medianuslähmung nach. paravenösem Neosal-
Mißbildung,
A
Meningitisopidemi, Eigenartig 1208.
. Menolysin 297.
29.
nses Wiedereintritt n. 3jähr. Pause 82 i
Mee ntbrialdrisan, Durchbruch |. vereiterten
tuberkulösen:- u., mischinfizierten 101. -=;
Tuberkulose 1096. 1125. N
Mesenterialdrüsentuberkulose 447. ze ag
pendicitis (Ortner) 583. —, Diagn.
tümer b. -unter Berücksichtigung d.
Appeùdicitis s (Keppler u. Erkes) 301. "
Metaluische Prozesse, Einfluß exogener Mo-
mente auf 173. er
Methylalkoholvergiftungen 452. — s.
störungen. 3
Methylenblau b. Malaria quartana 1041.
Mictionsstörungen- b. Tabes, operat.
(Freudenberg) 1144.,
Latenter.
ruhende Infektion 986.
Mikrofilarien, Lebende 1297.
Mikromethoden 1237.
Mikrosporie i. Berlin u. Erreger, neue Varietät
d. human: Typs 1153.
Augen-
Beh.
Schlummernde U.
Mikrosporieepidemie m. eigenart, Verhälten i E
Hannover 1181.
Mikuliezsche Krankheit (Reiche) 479.
Mikuliezscher Symptomenkomplex m.
thema multiforme u.
dienst entstanden 320..
Milben i. Faeces d. Menschen 1014. 1319. _
Milch als Vergleichseinheit f. Nährwertkonzen-
tration d. Nahrungsmittel 1153. —; Ver-
wertung saurer b. Säuglingsernährung 647.
Milchfettnahrung: s. Ernährung.
Augenerkrankungen. 700.
Milchinjektionstherapie 1211: a
Milchprobe i. Placenta 543. .
Milchtherapie 908. 1212. — b. Leistendrüsen
entzündungen (Tichy) 667.
Milchviehablieferung, Bedeutung f. d. Frisch-
milchversorgung 1294.
Miliartuberkulose d. Leber b. Pänkreastuber- a
kulose 618.
Milzbrand 28.
Milzbrandsepsis u. Lactation - 827.
Milzexstirpation b. perniziöser Anämie- 882.
= — b. hämolyt. Ikterus 965. —, REN
Z. — b. Splenomegalien 1235. es
Milzfunktion s. Diathese.
Milzruptur, Kasuistik u. Diagn. 4.. subentanen“ |
traumat. 695. — b. Typhus abd. Ne
Milztumoren, Diagnose 200. ? u
Milzwirkung d. Adrenalins, 82.
Einfluß auf Biwoißstöft- -
wechsel 319.
‚Mineraltherapie b. , Nephritis- Porges u. ‘Pre
minger) 230.
: Mischinfektion v. Malaria u. typhös. Erkran- u
kungen (Koch u. Lippmann). 1287:: \ `
Congenitale d. amniotische Ab
schnürungen 883.
Mitralinsuffizienz i. rechter Kammer. BOA
Mitralstenose s. Herzgeräusche.
Mitagglutination b. Typhusdiagnose 148,
Mobilisierung versteifter Gelenke, Erweiterung
d. Anzeigenstellung f. blutige‘ 1098..
Modenol 1156.
Möller-Barlowsche Krankheit (Abels) 1084.
Monocytenvermehrung b. Malaria 269.
Moral insanity, Psychologie 24, > 1.
Morbus Basedow 423. — Basedowli, Beh. oT
779. — Basedow, Exitus b.. 446. i
naud m. Sklerorlaktvlie -u. d. Zeichen (
Hypothyrcodismus 423.
Multanin 597. ` rer
München, Arztl. Ver. 275. —, Gynik. Ges
349. | 998. .
Murphyknopt, Modifizierter 246. — d. N
Jahre i. salzsäurehalt. Mageninhalt lag 5
Musculus iliopsoas, Lähmung 988.
Muskelanschluß s. Prothese.
Muskelhernie, Seltene d. To tibialis. an-
ticus 828.
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Ery- Er
Eosinophilie i; keu ;
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a - Muskeln, Arbeit d2.9 J: Fischer 1m -i TNR itze : Ti i > "e a 2 a
E 7 aa 77.[.N u26. Brsatz.d. . rs a
Jif- © Elektr, Verhalten : d. == n.-.Durehtrennung |; P Iepoen US a a, Aa E n Pat a
es e E & ae N erven 988... —, ‚Gelähmte. ‚Naturphilosophie ‘1999 . en. Pas, wo
0 3, S Brregbarkeit, ©. ee Naturwissens baft, ñik u Erfinduns ;- | — 201 aiaa ia rao KODI-
o Xuskelstarre u. Muskelspannung. 854... — -p S Weltkriepe, 597. ‚Fachai u | Erfindung 5 a ng .1127. BE ei „aumatische Ba
ls I ındstarrkrampf d. Novocain -aufgeh.645. ` ‚Nebenhöhlen s; Influenza... we Netzhau Ix hbild ne ea Aa Eh
N op tigkeit s. Phosphorsäure.. <e W/Lei- |. Nebenińilze, Entstehung d. — nach Milzver- | ` Kran chbildung i: gelb, F loole din aleasa
RS ee gleit S. ‚s.osphorsäure, . ce |... ‚letzungen 803.. S> 7 mae Be | =
7: Muskeltransplantation 198 ee ee <} Nebenniere. Hyp e.u. Thyreoiden. mh:
"Eo N aey nd air T Neben +ypophyse u. Thyreoiden Chem.: - Mi | er
u Muskulatur, Beziehungen. d: autonom. ` Nerven- = ‚Biologie. 419,2... 2 A ee 7 Netzspannungsschwankungen. "Bedeutung ER
f 3 ee 14 ‚801 ee 3 rS, u Pe a 2
‘> Systems z. quergestreiften 1266; —_ Kriegs- | N ierentumor n. (a es t i s en
SE Maa kungen d. quergestreiften aa 6° | Nebennierentumor u, “esehlechtsdrüsenanstall | _ diagn. nen grap: Röntgenbetrieb 1125. -
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<- Kopfs u.. Heilmittel. d. tuberk:” Kehlkopf- `
| Netzhautabhebung, Entstehung u. Behandlung
|; Nekröse) Exstirpation. s.. Panaritien.” — u.
.T,_7,Gangrän, 3.Fälle v. chirurg; 965; © : 57
FN eosalvarsan's.. Encephalitis haem. :—, Neben-
= -Myasthenia oravis pseudo
~ Mycosis fungoidès. 497. . 700
75 r MJdrlasis: 1048... ee a o a A Saneinspritzune ! Anne i a
E e olee a ee | Neosalvarsaninjektion, Medianuslähmung. n. —
2:2 (Nonne).gag ans versz “areinoboxaemica | 894. — Neurot. Radialislähmung n. — 694,
22° "Myoklonie SEE E a „io o | Neotannyl b. Durchfällen 271. 2 0o Ei
E Myom Verklena a re ns SEE mE ! Nephrektomie u. Behandlung. d. ‘erkrankten
ee et d. Röntgenstrahlen ‚519. | "anderen Niere 220 -> Erfolgreiche rechts-
a Oyè 18¢10. 992, ` ee Oa a - seitige — P. insuffizienter link. Niere 294.
223, J0ple, ‚Transitorische 596. : ` —, Mortalität ù. Resültate 419.. - ma
att ins. 0 214-724, -- Nephritiden, Geheilte, u; Albuminurie, Orthot.
..: Mixödem: -go Sorcontractur 149... de 621. — (Kriegs-),- Ausgänge (Schlager) 969.
| ee wi nen italos '884.. —, Juveniles : Nephritis- s. Abducenslähmung 619, “—; Akute.
0 -Klimax a Operat. Klimax 428, +. S |. eiweißfreie 172," — chronica, Spontan- |. ihren 858, imat
T Myxödemhe;: 2.19 4: 695. e We | ‚Tuptur d. Aorta b. 1015. — colica 802. | cals Folge v. Ohrselbstbeschädigung 596,
eh Myxofibrom a Obi I DE NE — à. Gallenfarbstoffe;. — s, ‚Hautverände- |- Neurosen d. Herzens 518., - n.. Kriegsschädi-
ee schnellem. w.., „Schenkel a. Ungewöhnl: | : rungen. — s. Influenza’ 101. — S. Mineral- | '.. gungen, Pathog.. Klassifizierung u. Beh. .
Ei achstum ; (Benfey u. Terpu- therapie. Ze Er ä la a 620.7. =, d, Respirations- Ur Verdauungs-, =
5,8009 190. . u Nephritisbehandlung, Operat: 448, . Ogàne 1268. —, Zusammenhang zw. un.
ee Re nr | atmosphär. Veränderungen 1211, 30,
8 =
wirkungen 196. —, Spirieillide Wirkung.
Epy Sklerosen 394. s2
=
u RER
z
"I. Neuritiden, ‚Ungewöhnl. ‚(Sehoenborn) 203... .
Neuritis,;. Schwerste 701. .— optica. als Spät: `.
i Symptom -b. -Fleckfieber 1098, ne
Neurofibromatose, Beziehungen .z. . tuberös. © =i.
. „. Hirnisklerose 966.. E E a
- Neurolögie u, Psych. y., Tetzner’ 822, >
eurorezidive d. Acustieus 497... — b. Lues
‚ tischen. ï. ‚Nervus -acusticus 520, ~ —.n
` rein. Salvarsan- ü. Silbersalvarsanbeh. 118. :
. Neurose, Beeinflussun? durch d. Seele di. >
Kranken (Fröschels) 258, ~ Fál. y: trau: por
mat. — vor 100Jähren 853, —, Traumat. -
x
^ Myotonie, Atrophische 974. 724. a. Vorder.
ut
: EG | Nephropathie, Selbstheilung-e. i, d. Gravidität
Ä Ton. — durch Entstehung
.
a "Nabelhernien, Ope
abelschnur, Einspritzung i. Vene d. — p
Nicotinvergiftung 368 ER A
Niederlassung, Ratschläge f.. — q; Allgemein-, .- : `
Arztes (Kritzler) 754.. 782; 806. 833. _
859. 885; 0o“. ann
Niere, Erhaltung ‘d. ‚Konzeiitrationsfähigkeit de * 5
erkrankten‘ — u. Ernähr. b. akut. Nieren- -.
__ ntzündungen (Hirschfeld) 12. a E N
Nieren, Neues z. Röntgeneolögie 199.
Nierendystopie, ‚„Congenitale 422,
Nierenechinokokken 24. SIEH
Nierenentzündung, Operat. Beh. akut. 1069. ;
Nierenentzündungen (Veiel) 1217. —, Emäh- ©,
rung b. akuten s. Niere, a
Nierenerkrankung, Beh. d. Brightschen — i ` Lm
akut.. Stadium 908. — i. Urin, -Symptome : Mo,
D. dauernd erhöhtem Blutdruck 697. S R eA
Nierenerkrankungen,, Doppelseitige hämato: -
| `__ gene — v, F.` Volhard .224, PS E a E
“|. Nierenfunktion, Störungen b, Grippe 1044, - .
N ierenfunktionsuntersuchungen :b:- diabet.: U, 2.
_ Postdiabet. Nierenerkrankungen 1208.
Nierenhemmungsbildungen, ‘Klin. Chir. 422. :
Nierenikranke s. Blutserum. —s, ‚Chromogen k
= 1089. — Soldaten, Ärztl.: Versorgung 344; -
Nierenkrankheiten, Behandlung 228. _471. ` —,
entständenen chre
~ _ e, Aorteninsuffizienz 908.. R:
Nephropathien, iuret, Wirkung d.. Kaliumi
‚ aceticum .621. DRE
ephrosen, Nephritiden u. |
‘ Path: u. Klinik v, Munk 248, S
-| Neptusanpräparate (Oppenheim) 983: ,
Nerven, Beobachtungen b. ‚elektr. Reizung.
... - Treigelegter: verletzter. — i. Vergleich m.
| neurolog. u; histol. Befund. 907. — Elektr, |
Verhalten motor. — während Regeneration.
988 —, Kriegsverletzungen periph. 808.: 1
Nervenausschaltung m. Durchfrierung. d. Ner:
_..ven b. Schußneuritis 51.. Ba
| Nervendefekte S. - Nerventransplantation 1235.
N ervendurchfrierung nach -Trendelenburg b.
~ Ampufationen u. Operation ' traumat. Neu-
-rome 880. , ee SE
Nervenkrankheiten b. Kriegsteilnehmern, =
| Schrumpfnieren,
| 0 ächgeburt, Ablösung‘ p; Tieren d.. Flüssig-: 2
|
D : agelentfernung 122-
2° 2° Darm
Nah
Nah ne bir : ee ee
u Nahrungeenh Deutschl. Einfuhrbedarf 394,
tei
pa
‚ganische, nichttraumatische 246. — De
z Kriegsteilnehmern, Umfrage üb. Verlaufs- l
' eigentümlichkeiten organ. 279. 334.0
Nervenlues 173. A AE NS aa A
Nervennähte u. -Narben, Haltbarkeit v. le
- Spannungsverhältnisse gedehnter Nerv. 418.
Nervenoperationen, Gröbanatomische Befunde ‚Eathogen. u. Thor. nach neueren Anschau-: `
469... — u Sehnenüberpflanzungen nach: | ungen 422.. 0) ee
Kriegsverletzungen d. ‚Nerven, . Anwen- Nierenschädigung ‘ohne Eiweiß 245, 469; Ea
.-_ dungsgebiet u. Leistüngsfähigkeit 319. - Nierenstein 858. ee a ee
Nervenschädigung d. Grippe. 620. . ng | Nierensteinbildung n. Wirbelsäulenverletz; 1239,
Nervenschußverletzungen, Chir. Beh. 989. 1041. Nierensteindiagnose,. Verbesserung _ d. ` rönt-
—, Spontanleilung 1182. =. - | x, genolog. (Joseph) 1082, u et, HR.
Nervensystem, Beziehungen d. vegetativ. — z. ‚Nierensteine, Neueres z; ‚Röntgendiagnpse 214. 2°.
i ROSE ' inn. Medizin 804. — s. Muskulatur. .—> | Nieren- u. ‚Blasentuberkulöse,. Geheilter Fall d;
m. Kae. gerichtsärzt], Be iehung | Veget. s. Saturnismus 620. —, Vegetatives |
FR | kalanästhegie b. Laparo- | |
Ò = F U Friedmann Mittel 694, .— u. Uretersteine, be -
tomien? (Buniker saani ; gog | - & Ulcus peptic, —, Vegetatives u. Ulcus ‚Diagnostik . 1014. — resp. Nebennieren- `
z arkosebig | Toke) 738, — v. Winterstein 829, | E
omien “419. Aani
i ; n t Ra = aa i 7 i Z
A Narkose, Psychotherapeut, Forderungen z. — `
448. Suggostivnárkóse —, Theorie
20, the Ernst) 1176. — Allg.-) u.
f S ; a3.. | ` pepticum 497. TE Sr: ©- tumor’m. Änderung- d. ‚Geschlechtschatak-
- Narkosedäm te B orax- u, Armoperation. 750. | Nerventransplantation, Freie — zum Ersatz v.. tere 805: <00 ln, a,
Baal eseltigung. a. d: O perations- | ` Nervendefekten 1235. Tea a Sy Nierentuberkulose,. Diagnose b., vorgeschritta-
Narkosemaske | | De Nervenumschneidung 197. — m. freitrans- | . her u. operat. Beh. 618. Be
a P ”
arkosovenfahren ar altende, 645
opak ‚Nierenveränderungen,, Welche können wir
Narkot i ES E E
s Nasenbiut rung m.. Chloräthyl TB.
sehen u. m. Erfolg deuten? 423. — b. Ini 2
fluenza 748. — Ð: Ruhr 194, , a
Nirvanol 104. 297. — b. Epilepsie (Pensky)
:364. —,als Schlaf- u. ‚Beruhigungsmitt, 420.
Nirvanolexanthem s. Serumexanthem. ar
‚Nirvägolvergiftung 150..1819. Io
Nomenklatur, Notwendigkeit neuer -= L
enkstellung, Bedeut.
f. Ermöglichung primär. Nervennaht. 1209.
- Nervenverletzungen, Neryven- u. Geisteskrank-
‘. ‚heiten, Taschenbuch 2. Untersuchung vl
.. Cimbal 198.. —, Chirurg, orthop. Arbeiten,
. . .Behandl. v. — betreffend (Samm.-Ref.) 291.
-| „_ plantierten Hauteylindern 395. _.
i Nervenverlagerung u. Gele
> (Döblin ia. "henza, (Kañtorowicz) 16.
= ira: ahöhlen, ‚Erkrankung. p; Influenza |
"Nasonenza gyo, Ohr; Erkrankungen b Ino
`
Nasensch iden Ta re e I: Nervöse Erkr. n. Eisenbähnunfäll, v. Horn 545.
1329, "Cewand, "Verbiegungen u. Behandl. | Nervosität b. d. Juden v. Becker 346. — als Magenbetrachtung 879, ` |
Fr A rs | Problem d. mod. Menschen v. Oczeret 722.. v.. Noorden 'an .der Arbeit. 270. . | a
em
u,
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2 - A Rear Zube
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a PANN a
A ge te
ne KM
Nucleinwirkung 1820. l
Nystagmus `s.. Syringomyelie. —,- Centraler
i i Novasurol 420.
|
f = Mechanismus d. vestibulären 471. .
Oberarmbrüche, Neugeborener. Behandlung 58.
Oberkiefereysten, Operát. groß. 1129.
Oberschenkel, 'hochgrad. Verkürzung 752.
Oberschenkelamputation, Sitzstock b. doppel-
E seitiger 987. —, Technik 749.
y Oberschenkelbrüche 272.: —, Entstehung un-
o S erwünschter Innenrotation d. Fußes b. —
a 49. :—, Schiene z. Beh. 1015. =
Oberschenkelfrakturbehandl., Schiene z. 174. `
uy Oberschenkelfrakturschiene 21. _ u
a Oberschenkelhals, Bruch .d. link. durch Be-
triebsunfall, Tod infolge Hypernephroms d.
rechten Niere u. Gehims (Ruhemann) 72.
Oberschenkelschußfrakturen, Behandlung d.
. hohen — m. direkter Extension d. centralen
Fragmente i. d. Gipsbrückenlage TI.
Obstipation, Chir. Beh. 858. — s. Coecum-
plikation. —, Spastische u. Volvulus (Neu-
gebauer) 265. — b. Ulcus ventriculi 983.
Obturationsileus i. Schwangerschaft 544.
Ochronose 250. ei |
Oculomotoriuslähmung, Period. exacerbier. 419.
Ödem,; . Angioneurotisches 697. —, Angio-
neurot. — nach Atophan (Stiefler) 927. —,
Malignes s. Gasbrand. —, Quinckesches 520.
Ä —, Ursachen d. Quinckeschen 1153. —,
= ` Regionäres, d. Haut b. Abdominalerkran-
;: kungen 1320. | po hei
Ödeme, Entstehung u. Behandlung 544.
Ödembildung, Hochgradige als Symptom v.
Kachexia strumipriva 1211. l
Ödembildungen u. Bradykardie, Eigenart. 75.
Ödemkrankheit i. Gefangenlagern 988.
Ödemilysih, Konstitution 246. |
Ohrbefunde b. sagittal. Durchschüssen d. Ge-
=- sichts 721. E |
Ohrenheilkunde v. Jansen u. Kobrak 647.
Ohrenkrankheiten u, Militärdienst 721. —
durch Selbstbeschädigung 127.
Ophthalmie, Sympath. 295.
~ Ophthalmoblennorrhöe, Abortive Chemochera-
pie b. akut. 543. 1015.
Ophthalmus pulsans (Weiser) 1002. |
Opium, Pantopon, Laudanon-Narkophin 270.
Opiumvergiftung 1049.
Oppenheim, Herm. + 575. 748.
Opsonogen 1212.
Optochinum hydroche b. Heufieber 698.
Orbitalschußverletzung 176. |
Organische Erkrankungen s. Psychisches.
= Organtherapie, Unspezif. Wirkungen i. — 752.
Orthodiagraphie, Zahlenwert i. 644.
Orthoform, Verw. i. Psychiatrie 1270,
Orthopäd, chir. Arbeiten, Neue (Sam.-R.) 1264.
Orthopädische Literatur (Sam.-Ref.) 490. 984.
— Versorgung, Behelfsmäßige 195.
Ösophagoplastik 1271.
455. — — m. Hautdarmschlauchbildung
102. 519. — s. Hautschlauch. —, Fälle
z. totalen 176. —, Totale 368. |
‚Ösophagotomie 447. — od. Extraktion mittels
des Ösophagoskops b. eingekeilten Fremd-
körpern i. d. Speiseröhre u. Bemerkung. üb.
Carotisunterbindungen 24°
| = Ösophagus, Fremdkörper 965.
. Ösophagusatonie (Engels) 209.
Ösophaguscareinom, Klin. geheilter Fall 444.
Ösophagusdilatation 199. :
Ösophagus-Kehlkopf-Pharynxschüsse 196.
Ösophagusstrikturen nach Verätzung,
legen e. Dauersonde 1016.
Osteochondritis deformans coxae juvenilis 805.
— dissecans m. Berücks. d. Ludloffschen
KrankĦeitsbildes 1182. po a
Osteogenesis imperfecta 1018. |
Osteom d. Siebbeins 1183. ` |
Osteomalacie 1017. —, Patholog. Anatomie
911. —, Diagnose 883. — ähnl. Knochen-
erkrankung 426. — u. osteomalacieähnl.
Symptomenkomplex, Gehäuftes Auftreten
222. — s. Rachitis. —, — tarda 1072. —,
Ein-
Osteoperiostitis,
Osteoplastische Amputation am Oberschenkel
'Otosklerose,
—, Z. antethorakalen |
INHALTS-VERZEICHNIS.
Schlagartige Schmerzen u. Muskelzuckun-
gen bei 1070. |
'Osteomalaeieähnliche Zustände i. Wien 368.
Osteomyelitis acuta purulenta d. 4. Halswir-
. bels 101... l Saer
Fall nach Grippe 222.
879.
Osteopsathyrosis idipathica (Haß) 1112.
Ostitis fibrosa 1298.
Otalgan 804. 963.
Oto-Laryngologie, Neuere opt. Hilfsmittel 473.
. Oto-rhino-laryngolog. Literatur, Neuere (Sam.-
Ref.) 958. |
Sympt. u. Ätiologie 126.
Ovaradentriferrin 221. 3
Ovarialeareinom, Jahre n. Operation eines —
völliges Wohlbefinden 495.
"Ovarialgravidität, Intrafollikuläre 80.
Ovarialtumor 858. |
Ovulationstermin u. Brunst 1240. -
Oxyuren 803. |
Oxyuriasis 571. 597.
formis 884.
Ozaena, Beh. d. genuinen 223. 346. —, Neue
biolog. Behandlung 150. —, Operativ. Beh.
857. — — n. Wittmaack 936. —, Operat.
Verfahren b. vorgeschrittener 49. — u.
Faraozaena 50.
Ozaenafrage 494.
— d. Processus vermi-
Panaritien. Prim. Exstirpation d Nekrose b.
Beh. subeutaner 672. —, Schienung 124.
gedeihens d. Kinder 854. .
Pankreaskrankheiten (Groß) 811. 843.
Pankreasnekrose m. groß. Bluterguß i. Bauch-
höhle, Sekundäre 1014. |
Paokreasruptur, Isolierte sube. (Neugebauer)
715.
Pankreatitis u. Pankreasnekrose, Akute 323.
Pantopon s. Opium 270.
Pantoponismus u. sonstig. Arzneimittelmiß-
brauch 933.
Papilla Vateri, Resektion 320.
| Papillarmuskeln, Wirkung 670.
Paradentäre Abscesse, Sepsis b. — (Högler) 865.
Paraffininjektionen, Gelegentl. Gefahren kos-
met. 984. —, Schweres Krankheitsbild
nach 124.
Paraffinom, Kasuistik (Eitner) 67.
Paraffinum liquidum 349.
Paralyse; Herdartige Spirochätenverteilung i.
‚ d. Hirnrinde b. — 697. —, Landrysche
1043. —; Progressive 1181. — s. Spiro-
ehätenfund 697%. — s.. Spirochätennach-
weis. —, Vorkommen v. Spirochäten i.
d. perivasculären Räumen d. weiß. Sub-
stanz b. — 696. —, Therapeut. Versuche
39. — u. Hirnsyphilis, Salvarsaninjek-
tionen i. d. Carotiden 698. —- u. Tabes-
therapie 1818. —, . Neuere Spirocbäten-
forschungen 1839. |
Paramyelonus multiplex 751.
Paraozaena s. Ozaena.
Paraphasie 595. — u.
Symptom d. — 324. z
Paratyphus, 3. Form 1234. —
dylitis deform.
zündung 963.
anatom. Begründung,
A. s. Spon-
— B u. Gallenblasenent-
—, Durch mechan. Trauma
ausgelöster — b. e. Bacillenträgerm 646.
Paratyphusinfektion 395.
Parotis, Fremdkörper d. — bzw. d. Ductus
Stenonianus 244.
Partialantigene, Diagn. u. therap. Wert. 1269.
© —8S. Lungentuberkulose. —h.Tuberkulose1339.
Partigentherapie s. Tuberkulose.
Pathologie u. patholog. Anatomie, Lehrb. d.
allg. v. Ribbert 989. — d. Person, Allg.
u. spec. v. Fr. Kraus 597. :
Pectoralfremitus b. genuiner fibrinöser Pneu-
monie 962. —, Verhalten b. eroup. Lungen-
. entzündung 1294, Ä `
Pellagraähnliche Hautkrankh. 754.
Pellagrafälle 754. u %
Pankreaserkrankung als Ursache d. Nicht-
"Pharmakologie, Lehrb. v. Poulsson 545.
Pemphigus eur 18.
Penisgangrän T . Py
Pensinpräparat, Wert käuflicher Pan
Peptor f. bakteriolog. Zwecke 1098. ku
Perichondritis d. Kehlkopfes n. Grippe 148. A.
d. Kehlkopfknorpel, Behandlung 4.
eitrigen 295. !
Perikarditis, Eitrige 1052.
Perinephritis, Akute, Quelle
Periosteinschnitte 5. freier
tation 369. ;
Peritendinitis d. Achillessehne als Metastase
v. Angina 1210. - >
Peritonitis, Ätherbehandlung 77. 221. 1212: =
— d. diffusen 28. —, Gallige b. schein-
barer Unversehrtheit d. Gallensystems 195.
— s. Grippe. — als r
Narbenstriktur d. Jejunums, Fortgeleitete
diffuse 195. tuberculosa exsudativa,
Stickstoffbehandlung 175. — — d. I ried-
manns Tub. Mitt. geheilt 1096.
Peritonitisform, Seltene 803. |
Peritonitischer Kollaps, Intravenöse Dauer-
infusionen v. Kochsalz-Adrenalin b. 701.
Poritonsillitis , Resektion d. ob. Mandelpol:.
Perityphlitis u. Pyelitis (Harttung) 664.
Perkussion u. Auskultation d. Brustorgane
1041. Fortschritte (Pollitzer) 606.
Perkussorisches Symptom z. Differenzierung
d. einfach. u. d. m. Pneumothorax
en intrathorakal. Flüssigkeitsergusses
Perlbänder z. Drainage groß. Wundhöhlen 856.
Peroneuslähmung beh. d. ostale Plastik 855.
Pfeifferscher Bacillus b. Influenza 829.
Pferderäude 754. | |
diagn. Irrtüm. 988.
Knochentransplan-
en
Pferdeserum, Einfluß antitox. u. norm. — auf
Infektion d. Meerschweinchens m. lebend.
Diphtheriebaeillen, m. Mischkulturen v. Di-
phtheriebacillen u. Streptokokken sowie
auf Vergiftung m. rein. Diphtherietoxin 854.
-—, Vergl. Versuche über Wirkung normal.
— auf künstl. Infektion d. Meerschwein-
- chens m. Diphtheriebacillen 177.
Pflege d. Wöchnerin u. Säuglings v. Mann 346.
Klinische "Theorie u. Praxis a. Kranken-
bett 126. =
Phenolophthalein, Unfug 1296.
Phenovalwirkungen (Gleichfeld) 590. . |
. Phimose, Schnittführung z. Erfolg 320.
diffuse 245.
Phlebektasie am Bein, Genuine
Diekdarm-
Phlebektomia cruralis b. infekt.
katarrh 1013.
Phlegmone, Chem. 827. x
Benzineinspritzung 672. — (Subpectoralis-)
Tiefe 694. —, Wann soll 1. Verband-
wechsel nach Incision von — erfolgen? 241.
Phlegmonebehandlung. m. Jodtinkturtamp9-
nade 153. | es
Phosphorsäure, Bedeutung f. Muskeltätigkeit
521. — — — u. Leistungsfähigkeit (Emb-
den) 732.
Phosphorvergiftung 908.
Phototherapie u. Bedeutung f.
kunde 1183.
Phrenikotomie b. Hämoptoe U.
Lungentuberkulose 50.
Physikalische Therapie (Sam.-Ref.) 851. -9
Physiologie, Grundriß v. Oppenheimer. 1212.
—, Patholog. 778. — — v. L. Kiehl 571.
Pillenzerfali 1340.
Pilze, Kenntnis d. Gift- u. Nutz- 1013.
Pilzflechte d. Haut 370. Bee
Pirogoffstumpf, Verbess. Prothese 395.
Pirquetreaktion b. Grippekranken 854.
Placenta, Abnabelung u. Expression (.
17 Stunden nach Entbindung 827.
Placenta praevia, Behandlung 1101.
Placentarlösung, Manuelle 418. a,
Plantarisphänomen b. Graviden, Kreißenden
u. Wöchnerimmen, Bechterewsche 1268. |
Plantarpunkt, Diagn. Verwertbarkeit 803. it
Plastiken m. Krankenvorstellungen U- Lic!
bildern 29. |
Plattfuß, Statische (Vulpius, 107. pa
Plattknickfuß, Operat. Behandlung 15t.
.
d. Ohrenheil-
einseitiger
—
Komplikation solitärer |
kom- -
—, Chemische nach |
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SEE INHALTS-VERZ ICHNIS. i | VTT.
N EICHNIS. EN OXYIT:
Iysmogra hische: Untersuchungen 149. dianen 320 e Tansvastkalsie EEE FEAR a N
GB: M He radia ten > gefährlich z. a E alo 520: — un- a putserkratiktuigen i. Kindesalter (Sam.- SE EOR,
ne 2... Caron. 419. |, Protargolgelatinebehand] ONONE Re PREIS N E
Pleur: ones F Wehen) a an wigi d. Gonorrhöe Eyämie, Otogene u. Sepsis 1209. er un;
| lol, PIA eE ; 23 Pyelitis, Bakteriologie u. Beziehungen z die
rung akut. 395. Toteinkörpertherapie b. Adnexerkränkungen fusen Glomerulonephritis 76. — Beh. akut. RR
Gate, Beurteilung -s. Lungentuber- De Ye ni Sutzündungshemmung 269. —, - m. Neosalvarsaninjekt. 672. ` = Por ee
Eu a a | I SE ARIENEN I LEE ne Tuberkulose EYPhlitis oe ee sei: en
N E An itäinfektionen, Traumat. 570. ai (Schmidt u. Kraus) 503. | a De Sen RE
u it i Technik 1098. Proteushaltiges Material, Hilfsmittel z. bakt | 7. (Boas) 679, -d Siula o niod Artena
IE Die al208: 72": > Sir -Untersuchung 172, Br | I hypertro h aM oe handlung.d. BANN Pi
Ca obliterans. u. Influenza- | P a Uumne, Verhalten s. Fleckfieber-X- sé MIES ee oh
E ~— exsudativa, Konserva- roteusstämme. — X 19 (Weil-F), Ver- |. Pylorus AUR MEE a SE
a Therapie 126. breitung agglutinabler 594. 2 = aa = ebigures Bes a >
3 Eleurii sudate, Seroalbuminöse Expek- Proteus-X-Bacillen u. Weil-Felixsche Reaktion Pyocyaneussepsis 804° > ` Bee
o wà -tora Punktion 492; Pb. Fleckfieber 827. Fa | Pyodermatosen i. Krieg Pathogenese 908. a
s Er Blexusanästhesie s.. Mediastinalemphysem. „rothese, Neue m. direkt. Muskelanschluß ohne Pyodermien, Trypaflavin b. kokkogenen 54 de
Rn aa Partielle 529i . °. | N a ingen d.. Stumpfes Pyorrhoea alveolaris, Bez. d. Spirochäten u. EDER
5 - Magens. og rdialer l ? ye . -7y Sr a Dane LT: PTA Rt ger) “4
| u | gastrokardialeı Provokati onsmethodik. b. Malaria 621. ap antherapig Z. u. and. Mundkrank- Bit
<umokokken- u. Colistrumitis 778. gu: ani, Stuhl z. Bestrahlung. 597. Pyramidon b. Fleekfieber 247. ATA
neumonie b, Grippe,- Digitalis .b. 27 | a ein achte be- Pyramidonwirkung: b. fieberhaften Infektions- ~ SEHE,
ah uTIppepne In NER g e — esen nkhej i ; 7 ae a
Pneumonieepi denne PN: . Pseudart rosenbehandlung, Bedingungen d. | | Sa
Be -Hämatologie Adler a AOA T8 u Frakturheilung als Grundlinie 645. | Quarzlampe, Anl. u. Indikat. f. Bestrahlungen aa:
een U: Kaäzne e Pseudoappendicitis n. Infekt. Darmerkran- m. d. — v. H. Bach-1156 aan Re br
Eee „eumoperitoncale Röntgendiagnostik 447. 518. kungen 444. 749. Sr Quarzlicht Me: et SEM lizi | BEE
E aeumoperitoneum S. Abdominaltuberkulose. Pseudobulbärparalyse, Symptomat. 858. Thedering 936, SS veds iModizini DRAN
= L ambulant. Praxis 1235. —, Methode Pseudohermaphroditismus 599. 621. | ilber an re | Ela
erstere z : N Quecksilber, Klärung, wie lange — nach a:
ee stellung”644.7 I: 7, Röntgendiagno- | Pseudoikterus n. Mohrrübengenuß 470. 645, Schmierkuren i. Körper verbleibt (Ma; BR
Ei, Stik d. Abdominalorgane 832. | ‚ Pseudoparalyse, Syphilit. 325, - heimer) 1064. p lbt. ( an- Be
a auhorax Anwendungsgebiet d. künstl. | Pseudosklerose 299, Quecksilberbleilot-Vergiftune 1342. | Be
Bi Ben 6. ~> Künstl. 544. —, Neue Methodik ‚de Seudotumoren, Abdominelle 804. 855. | Quecksilberverbindungen "Biochem. Unter A
Be: pg Megen d. künstl. u. neuer einf. Apparat || Psychiatrie, 100 Jahre v. E. Kraepelin 804. —, Suchungen 1271. e Ber
Be a op. Resorption v. Stickstoff u. Luft | _ Lehrb. ~v. Bleuler. 273. Quecksilbervergiftung nach antivaricöser Su- iR
Be, - Künstlichem 1232227 5: ı Psychiatrische Familiengeschichten v. Jürger blimatinjektion, Tödliche. 193. | HE
1 mothoraxtherapie 1040. 370. _— Forschung, Ziele u. Wege v. Querschnittmyelitis, Luetische 324. nr
neumotyphus, Z. Klinik (Lowy) 796. ' _ E. Kraepelin 804. | | SA E
; Ocken u. Impfwesen, Geschichte 520. | Psychisch verm. Einwirkungen -als Ursache i | a DER
„ockendiagnose, Exper. 644. , | p, Psych. Erkrankungen 594. a | Machitis s. Krieg. —, Künstl- Höhensonne b. N Er
| Ockenschutzimpfung, Dürfen Tuberkulose d. | Psychische Erkrankungen n. akut. Kohlen- 121. —, Spätrachitis — Osteomalacie 1154, Ft
en Üterzogen werden? 594. - oxydvergiftung 1210, — Störungen nach — tarda 399. 780. — Osteomalacie. a:
SS Poikiloeytose m. Retinalgefäßanomalien 700, Gasvergiftung 174. — — p. Grippe 75. — ‘m — u. ‚Schlattersche Krankh. 1295, Ay | 4
> 0.lomyelitis 1l. Heer 123 \ — d. Hirmverletzten 1210. "Verbreitung u. Ursachen 220. 251. Gm
i Psychisches u. Psychotherapie. b. organ. Er-
Wr olyeythaemia 'rubra, 49. krankungen 270. — Werden u. Ver-
Polycythämie M rehen. 173.
er Strahlenbehanaie: Be an, drazin Ar Psychische Wurzel, ‚Dreifache d. hysterischen
Be» olyfango (Grube) 1087 > Srapie 805. Krankheitserscheinungen 195, `
. Polyglobulie “u. Polverthäni. ` Psychoanalyse u. Psychotherapie 855. — =
PANS olymyositis acuta u. pe 328. | ‘ Technik u. Grenzen 989.
2 olyneuritis RE Ar ‚„AlCüinose. 394. Psychogene: Schmerz. n. Nervenverletzung 124.
ni 7 Fleekfieber 49. tberiosklerose.. — ‚nach | Psychogenie, Verkennung d. — vy. Deformi-
RE 1209, _ Hm Hämatoporphyrie m. | täten 962. |
Ee, periphere 966° ungerödem 701. —, NYM. | Psychographismus u. s. Folgen (Stekel) 1197.
ni Salvarsan Toon < Peralis toxica 446. | Psychopathen, Beurteilung. jugendl. 154
ton 129, — nach Wundinfek- | Psychopathie d. Revolution 934, -
4 Polynykturie & ZEN ' Psychopathien 697. |
=” Sa | Psychopathische Höherwertigkeit, Gibt es eine
0. |
Radialislähmung 986. —, Cerebrale 1018. —,
Neurot. n. Neosalvarsan 694. —, Sehnen-
operation b. irreparabler 696: 828. — S.
Schnentransplantation. — s. Sehnemver-
pflanzung.
Radium, 6 Jahre 102. — u. Mesothor. f. Me-
-~ diziner, Physik u. Chemie d. — 26. 50. 71.
Radiumbad Oberschlema 544. a
Radiumbehandlung 224. — aligner Tumoren
i. d. Gynäkologie 396. BEE
Radiumtherapie, Grundriß. v. Gudzent 698. —
s. Radiumbehandlung. —- p. Uteruscarei-
nom’ 1042, l N
Radiusbrüche, Funkt. Bewegungsbehandlung
typischen — a. anatom. u. physiol.
Grundlage 1153. -
mW} . rd
E 0. yserositis qog Der gewichtsschwankungen.
Be Forencephalie 965,
—
' Psychosen s. Grippe. —, Klin. Zusammen-
E
© Ollomanie 546. > BE: | AOTEA z |
N E ; ehörigkeit d. symptomat. 173. *—, Medinu- ` Radiusfraktur, Beh. 1270.
BR: Ü En Re Röntgenphotographien, Direkt auf- | Rn 987. es Ungewöhnlich- perio- Rasselgeräusche, "Verbesserung e, Modells z. Br I;
een SSE ii ee DEN. 42 di jaN A - zeugung künstl. — f. Lehrzwecke 1338. l
Potenz. P Q dische 174. —, Verbindung endogen. u. ex , 2 |
Er s 67 Sych. Störungen d. männ]. v. Steiner ogener Faktoren i. Symptomenbild u. Pa- Rassenhygiene, ‚Berliner Gesellschaft 248. —
z EEE TF ER thogene d. — v. Seelert 1521. | (Sam.-Ref.) 13. |
Rassenhygienische Maßnahmen 151.
BGH Präcipitinm ethode- S. Fleisch,
Psychotherapie u. Hypnotismus, Kursus 103.
= — s. Psychoanalyse. Ratschläge f. d. Niederlassung d. Allgemein-
Ee Erir: es. d. Ä )
Praxis, ag, oe 105. 299, 398, 448, 573. 675 | 5. Niec
ra $ Ptosis d. orbital. Tränendrüsen, Hereditäre 748; arztes 5. Niederlassung.
ps A. d. ärztl. 610- 908 E
S = "verkauf Yol 8]. gt. - Puerperalfieber, Tödliches d. Bacillus phleg- | Rauschbrand: 172. 367. 473. — d. Tiere 594.
DESA s 6a unktion d. ‚Lunge 'Tödl. Bl tun OR mones emphysematosae Fraenkel ohne vor- —, Tierischer s. Gasödemerkrankung. |
I N ABEN ausgegang. inn. Untersuchung 830. Raynaudsche Krankheit 622... — — u. Hy-
| sterie (Sieben) 712.
Puerperalscharlach_d. Rekonvaleszentenserum
geheilt 855. 20
Pulsfrequenz s. INörperlageveränderungen.
Pulsionsdivertikel d. Ösophagus 1128. — d.
Speiseröhre u. Beh. 806.
Pulsunterschiede an beiden. Speichenadern b.
verschiedenen operat. Eingriffen 320.
Pulsverlangsamung s. Influenza.
Pupillarreaktionen, Myotönische 700.
Pupillenbewegung, Myotonische 988.
Pupillenstarre 547. , Isol. reflekt: — b. ge-
sund. Erwachsenen als. Ausdruck v. Lues
congenita 269. —, Traumat. reflekt. 880.
i -Prog Rn AS DANES rz-
poaa ilvandorng 595.7 Brugsch 128
< lapsgefüh] ‚ohne Prolaps- als
pee 369. 671. 880. P
WS vo montoriifixur 177. er |
vesitti d. medizin.-klin. y. Küjp
on ssüungen über — v F, Mag-
Progr älsleben 1238,0 |
Sn Ragi BOrEophe 544, Beh im
Chirargie slorlum-Bestrahlung 19967
- Prostatektomie 1 > Häufige Mehldiaen. 907
o bitung gern; Y- Chlorcaleium z. Ver.
= Dubischer — Een Blutungen b. Supra-
Reaktion n. Salvarsan, Spirillotoxische u.arseno- = EEE
toxische cerebrale 1319. ae
Reamputation, Notwendigkeit d. Vermeidung
d. — u. ihr Ersatz durch d. Steigbügel-
methode 172. f
Rectalgonorrhöe ‚1097.
Reetumcareinom 447... az
Rectus, Soll d. — durchscehnitten- od. yer-
Schoben werden? 1268. — abdominis, Seit-
liche. Verschiebung d. — statt, querer
Durchschneidung b, Freilegung d. Gallen-
wege 804. _ K
Reflexe, Auro-pulpebrale 268. —, In d.. Neuro- a 1
Kricgserschei-
“
scher- — pe “m í Pupillenstörung n. Grippe 570. - | | Br 7
RER Ze lechnik d. me- Purpura variolosa s. Blutbefunde. - - logie hauptsächlichst angewandten 345. Kar |
pe, ‘ T ia Z, F. ps ia A ut z x aN - es i
T R, Fi » aara EARR EER, (a } r 4 Be. RER
Te ee N, Digitized by G JIQ) h
1 ; ER . z s - ' i 3 K
Zx
Reflexphänomen, Eigenartiges 907. So
Refraktometrische: Abbau-Studien (Paneth) 898,
Regeneration b. Menschen 100. 294. 670. — —
(Gefäße) 1153. > s. Nerven. l
Regio infratemporalis u. retromandibularis d.
eins. temporär. Unterkieferluxation 595.
Reichsversicherungsordnung, Kritisches 803.
Reinfusion v. Eigenblut b. Extrauteringravidi-
tät 1042. `
Reinigungsmittel, Wirkung 49.
Reizempfindlichkeit d. Haut 907.
Reizgasvergiftung, Exper. Pathologie d. 674.
Reizleitungssystem d. Herzens 847. 397, 521.
546. 572. 594. Sn
Reizserum, Konservierung u. Versendung v.
spirochätenhaltigem — i. Capillarröhrchen
zwecks Luesdiagnose 827.
Reizstoffwirkung, Heterologe — auf System-
bzw. Geschlechtsmerkmale b. männl. Ka-
ninchen 646.
Reizungen a. .freigelegten menschl. Nerven,
Elektr. 270. ©
Relaxatio diaphragmatica 934.
Rentenfeststellung d. Kriegsbeschädigten 1039.
Rentenkampf-Neurose v. Bresler 647. `
Rentenversorgung ,d. Psychopathen u. Neuro-
tiker 895.
Resektion od. Gestroenterostomie 909. `
Resektionen a,`Kardia, Zwischenschaltung c.
Dünndarmschłinge b. 645.
Restkohlenstoff d. Bluts b. Gesunden u.
Kranken 778. |
Reststickstoffgebiet, Systematik 445, |
Rettungsgerät auf See v. zur Verth 273.
Revolution, Ärztl. Gedanken zur — 344. —,
Z. Psychologie 721.
Rezeptur f. Studierende u. Ärzte v. Grön-
berg 1041. -
Rezidive n. Operation d. ‚schrägen Leisten-
bruchs u. subcut. Ver agerung d. Samen-
strangs 1155.
Rheuma, Gicht u. Ischias, Formaldehyd-
niatriumbisulfitlösung b. 963.
Rheumatische Schmerzen s. Kacepe-Balsam.
Rheumatismus nodosus 104. |
Rhinitis vasomotorica, Gehäuftes Auftreten 963,
Rhinogleit s. Rhinopharyngitis.
Rhinopharyngitis, Behandlung m. „Rhinogleit“
(Bochner) 1234.
Rickettsiafrage 719.
-= Riesenempyem d. Pleura, u. Lehre v. d. |
Dextrokardie (Vogt) 517. i
Riesenwùchs, Partieller 724.
cephalie 720.
Rigor als postpatoxysm. Erscheinung b. Epi-
‚ lepsie 935, l MR
Rindviehzüchter, Nördlichst, (Sokolowsky) 213.
Ring, Entfernung d. eingewachsenen Mayer-
schen —es 396, | |
Ristin b. Krätze (Cube) 213.
Röntgenamenorrhöe, Abhängigkeit v. Men-
struationscyclus u. Dosis 570.
Röntgenaufnahmen, Raumbezeichnung 269.
Röntgenaufnahmetechnik 545,
Röntgenbefund d. Ösophagus, Übersehen u.
Vermeidung 295. . i
Röntgenbilder, Entwicklungsreihen i. — v
Hand, Fuß u. Ellbogen i. Mädchen- u.
Knabenalter v. Akerlund 446. —, Lesen 781
Röntgendiagnostik d. ar
Pneumoperitoneum. — m. künstl. Gasan-
sammlung i. Bauchhöhle 594, —, Pneumo-
peritoneale 245. — m. Sauerstoffüllung d.
BR Peritonealraums 8. Abdominaltuberkulose,
Röntgendosierung i. d. Univ.-Frauenklinik Er-
langen, Biologische 173
Röntgenkunde, Lehrbuch v. Rieder. i
thal 396. ` uca v. Rieder-Rosen
Röntgenlehre, Handb. v. Gocht.
Röntgenologie, Hocehschulunterricht 197.
Röntgenologische Beobachtungen am Duode-
num ;
Röntgenspezialisten od. Spezialröntgenologen?
Röntgenstrahlen, Fortschritt , .
‚(Sam.-Ref.) 930 e a. d. Gebiete
—, Prakt. Methode Z.
— — m. Dolicho- |
- Riesen- u. Zwergwuchs (Berblinger) 1029, | Rund- oder Ran
Abrominalorgane s.
Salvarsanallergie 221.
INHALTS-VERZEICHNISB.
' Messung harter 54. —, Sensibilisierung 25.
—, Bestimmung d. Wellenlänge homogener
— auf element. Wege 1039.
Röntgenstrahlung s. Wertigkeitsquotient.
Röntgentherapie,
Organisatorisches (Holz-
knecht u. Pordes) 407.
Röntgentaschenbuch v. Sommer 1071.
| Röntgen- u.
Radiumtherapie, Handb. v.
Wetterer 936. |
Röntgentiefentherapie, Bewertung 5422. — b.
Myomen u. gutartigen Blutungen 674. x
Untersuchunsen üb. — a. d. Frauenklinik
Erlangen, besonders b. Dosierung b. Car-
cinom 172.
Röntgenuleus 199.
Röntgenuntersuchung d. Magens u. Darm-
kanals unter d. Citobariumkontrastmahlzeit
1236. — Schwerverletzter u. Extendierter
i. Krankenzimmer 26.
Röntgenverbrennung d. Bauches 780.
Rostock, Ärztl. Demonstrationsabend 324. 422.
497. 1018. 1043. 1185. —, 500-Jahrfeier d.
Universität 1325.
Rotation d. Wange v. Esser 322.
Röteln ähnl. exanthematische Erkrankungen
ù. Blutbild 470. :
Rotlichttherapie 151.
Rückenmarksbetäubung, Ausführung 123.
Rückenmarksläsion, Transversale 270.
, Rückenmarkstuberkulose 104.
Rückenmarkssyndrom n. Schußverletzgn. 1211.
. Rückenmarksverletzungen 546. `
Rückfallfieber 1271. — i. Heimatlazaretten 394.
—, Übertragung d. — u. Fleckfiebers 719.
—, Salvarsan b. 1296.
Rückgratverletzte u. Gelähmte, Pflege 345.
Ruhrbehandlung (Schneider) 589,
Ruhrdiagnose, Bakteriolog. (Jötten) 614.
Ruhrimpfstoff Dysbäkta, Boehnckescher 469.
Ruhr, Behandlung (Rautmann) 119, —, Beh.
d. Appendikostomie 544. —, Operat. Be-
handlung d. Appendikostomie bzw. Cöco-
stomie 269. —, Behandlung i. Elberfelder
Krankenanstalten i. Sommer 1918 (Klein-
schmidt) 437. — s. Darmverschluß. —
Disgnostik s. Agglutinprüfung. — i
Kindesalter, Toxische 988. —. Mutaflor.
behandlung 698. —, Percutane Schutzbe-
handlung (Petruschky) 864. —, Kreislauf-
störungen bei — u. Behandlung (Cobet)
45. — s. Nierenveränderungen. —, Serum-
behandlung d. bacillären (Schittenhelm) 33,
—, Toxische (Cobet) 95.
goonbohne, Indische 325, 1273.
Rundzellensarkom d. rechten Darmbeins 1017.
— d. Pleura 520.
Rupia syphilitica 699.
?
Saccharin, Kontrolle u. He
Beyer 175.
Saccharosebehandlung d. Lungentuberkul. 369.
Sachs-Georgi- u. Meinicke-Reaktion, Kany —
Wassermann-R. ersetzen? 1267. Sachs-Ge-
orgi-Reaktion 1295. — Prakt. Fragen 1294.
— 8. Syphilis. —, Bedeutung f. Luesdia-
„ gnostik i. Kindesalter 880, '
Sachverständigentätigkeit, Militärärztl. — b.
PSatzwesen u. militär, Versoro
Nocht 1238, nn
Saladini de Asculo compendium aromatario-
„um v. L. Zimmermann 882.
Salicylnebenwirkung 1235.
Salvarsan, Dosierung 495. — s. Hirn
— 8, Reaktion.
rstellung v. — v,
schwellung.
Salvarsanbehandlung, Was ist hb.
achten (Fabry) 1200. — S.
Salvarsanexantheme 1267.
Salvarsanfrage 294. 344. 493.
Salvarsanpräparate, Nachweis gefälschter
1236. —, Neue 51.
Salvarsanprophylaxe 805. 934,
1070. |
— zu be-
Syphilis.
— d. Syphilis
Salvarsanschädieun 3
hütung 1124 s
Entstehung u. Vor-
—— m_a =
In EEEE ETT SAAD ASE nn nenn nn nenn.
aee a a
Salvarsanschädigungen, Gibt es — d. Hör- u.
Sehnerven? 220.
Salvarsantherapie 272.
Salvarsantod? 808. o.
Salvarsantodesfälle, Kritik 295.
Samenstrang, Verlagerung 1155.
ns chron.
kungen 1185. i
Sarkon. d. Coecums 447. — d. Dura 1128. —.
Großes d. ober. Tibiaendes 1018.
Sättigungswert d. Nahrung 344.
Saturnismus, Ulcus ventriculi u.
Nervensystem 626. n
Sauerbrucharm, Bild. d. Kratt T h. — 854.
Sauerbruchprothesenträger 447.
Sanerstoffanwendung, Dringl. Gefahren b. d.
gebräuchl. ärztl. 1125.
Saug-Spülbehandlung akut.
ohne Rippenresektion 395.
Säuglingsernährung s. Milch saure. a.
Säuglingsfürsorge 1. 547. —, 9 Jahre durch
ebammen 778. — Auslesebedeutung d.
1818.
Säuglingskunde, Ratschläge (Fuhrmann) 537
565.
Gelenkerkran-
vegetat.
Pleuraempyeme
Säuglings- u. Kleinkinderschutz 18. |
Ssurlingeckorbut Häufung i. Großstädten
(Knöpfelmacher) 94.
Säuglingssterblichkeit i. Deutsch - Ostäfrika,
Bekämpfung 221. —, Auslese u. Konstitu-
tion i. Bedeutung f. d. Bekämpfung 826.
Säuglingstuberkulose 1157. l
Säureagglutirfation v. Bakterien 368.
Säurebildung i. Muskel, Postmortale s. Toten-
starre. ar
Säuregehalt d. Nahrung, Bedeutung a. Eiweiß-
bedarf 319. 2 f
Säuren, Carcinolytische organische. —, Carcino- |
lytische 1820.
Scarification s. Wunden. E
Schädeldefekt n. Schußverletzungen u. Folge-
zustände (Stern) 65.
Schädeldefekte, Plombierung 369.
Schädelperkussion 29.
Schädelplastik 671.
Schädelschuß s. Sprache.
Schädelschüsse (Veiel) 1217. —, Geschlossene
Behandlung 222. —, Spätfolgen u Nach-
behandlung 372. ER
Schädelschußwunde, Versorgung d. frischen
durch primäre Naht 222.. |
Schädelverletzungen, Spätfolgen u. Behand-
lung 447. —, Objektiv. Symptom 197.
Schallmayer, Wilh., F 1236,
Schanker, Aolan b. weich. 750. _
Scharlach, Auslöschphänomen 1297. -—, Re
konvaleszenten-Isolierung 779.
Scharlachempfänglichkeit 543.
' Scharlachfrage 1239. 1271.
Scharlachphänomen, Diagn. Wert d. Rumpel-
Leedeschen — 1267. o
Schauta, Fr., + 247.
Scheide aus Dünndarm, Künstl. 445. N:
Scheidenbildung b. angebor. Atresia vaginae
445. 696.
Scheinbruch d. seitlichen Bauchwand 104.
Scheintod 1267.
Scheintoter, Beweg. d. Körpers — z. Wieder-
belebung 909.
Scheitelgegend, Kriegsverletzungen 174. |
Schenkel- u. Leistenbrüche, Operation v. — V-
Laparotomieschnitt aus 696.
Schenkelhernie 447. —, Stielgedrehter Ova-
rialtumor links, Tubenruptur rechts, unter
d. Bilde einer linksseit. eingeklemmt, — 27.
Schenkel- u. Leeistenhernien, Operation v. La-
parotomieschnitt aus 395.
Schieloperationen auf beid: Augen 806.
Schilddrüse u. Wärmeregulation 628. BE
ar u. Behandlung d. nervösen Schlaflosig-
keit 152. |
Schlafkrankheitsforschung, Ergebnisse d. deut-
‚schen 719.
Schlafzustände b. Gehirntumorkranken, P erio-
dische 222, |
Schlangenbiß 1097.
Schlattersche Krankh. s. Rachitis.
X e ze . u. 5 en Sag Pi ž Ti n ` I r : `
a : _ 3 ` * . i BR b N.
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wer, oo. “nr Be +
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Pe ar Be N. a, G ad) re. u N i oo "i T ei
Pe = Tore r ? a o ze er =
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DAE k Be Pr De . NE che B e EEr“ ' - & ` f bd ER a ” $- = ‘ £ $ = te te Pd - ” a x r =i 4 r / a
jna ` a e Sar E % doy = E ee, 4 .. = j .. au Bar i 2 4 a s er eo er BER Ze pr. j a Da ”
En - E er x 5 > s B á . . $ B a o: =, u > . a z ` . Bi
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ig we a A ne Tra 5 i ` ; S p Nie a % . $ Pr ER: i uns . BE ` T aa RT E Pre BSR .
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E27 Sohlottergelenke Big, 0, id: Versor}. Selbst doa T e IE de o ae © ME T
2, gung 594. —, Pseudarthrosen v a. Knochen- | Se bo a, küne. 465; | SOzialisieruig d. ‚Arztl. Hilfe (Agricola) 884; ` PIRES ji:
S Schußverletzung 698 E an Sensibilitätsstörun el i ana vann | Sozialhyg. Zukunftsaufgaben 493 e a I. > Fer e
E > n Kane a za to aaa arsstürung d; Unterextremitäten. n.. |. Sozojödolnatrium: > : en A CASE Ei: T Der as
u a eschwerden, Lange. Gritfelförtsätze, ee Schädelschuß, Oortieale' 697. ` —. S; Ischias: | Spaltlampenmikröskete d. lebend. Auges 1919. ° Bi, i A
"= Söhluckreflex, Auch A vi Angi iis y | pls. 276 on Polavontären Abscessèn.| Spanische Kranki e i d. Frauenklinik 345.. 0 RAe
E diagn Wert 1210 78. OTT Ve Auge ads u. |, = ED 866. iolog erel b. Puerperal..29. -| Spannbügel 2. Extensionsbehandlung 1831. Rn BL. ae Rs
ae S aa 9... i] Depsisfall,. Bakteriolos. y, hämatolog. 'Befun ungspneumothoñax.. s. Eventim 4. EEE er
ne . on handlung at E todi odela) aaae. at Magen Pneumothoiax.. s, Eventration di... M o RE MINER
= v usse'bein: u..Rippenschere 1 82; 7.5 | ‚Septikämie Hämorrhag. s Influenzapleuritis. | g asmalgin b. Ma endarmaffektionen 968, : a
= Q rzlinderung b; :Geburtar ana 0.1 onnaa ı omaag. s. Influenz 1S. | Spa A maffektio 968. - | Beh,
CSS Benmehalinderung b. -Geburten 1073. | Serodiagnose. d.. Syphilis .m.: d. "Ausflockungs- ee Teniotomic: a On DL fort- 1.»
A R Schni A Medialen. u oeni t 402. AON, Ae Prognose 1. Ther. d. Lues 1183, . bestehender. — q. spast.. Lähmungen ~“ Ei f o
Poat o 4 Dere Y; Z. 8 „den u. über- |. Serodiaenasti ds ili Baan Ae a 8 i e Fr A f 4: REREN T
E. Oin Kniegelenkeröffnung 1098. re „a OSU] Syphilis 298 ‚— 8 Au ‚ Krause) 125..." 2 l a
; S l i a TRE o
zu a | ‚Hockungsmethöde: — — m. Ausflockunes- | an, hilie 1457; -0 22> era. DE er i
. Sehnittführung b, Gällenwegeoperationen 395. | i "908. — — m, | gpasmophilie 1157; el an.“
er allenweg reaktion nach Sachs-Georgi 908. — — m. | S asmus b. Magenverletzuns 470. n ERBE =]: AR
a e Senrapne „ügelsteckschuß .i, Atlas | &. Sachs-Gepigischen Klockungsmethode |. Spastische ‚Phänomene u. typische Bulbus- BUREEE
| hr ondesal erv., Singer .1041. ” a, ee deformität b. Duodenalgeschwüren 196, e T e BAR
= Behularzt. 101.42 m. i erea tieten nach, Magnesium Spätapoplexie, Traumat. 8037: - | f, n?
|- Spätapoplexien nach Unfall (Engel) 79. -
'Spätlues, Behandlung, insbesondere: d. Aortitis ~
"Pypallis nach Meini m 819.: `| a, QWea (Schottmüller). 157. ee
Serumexanthem u. Nirvanölexanthem 619. i ‚Spätmeningitis ‚nach Trauma 345, te
Seuchenbekämpfung 598. 719. 802, - Ausbau Spätrachitis 780.. —, Gehäuftes Auftreten 778.
_. 517 =, Neue Wege 572. 622, 673.. ER —, Verzögerte Frakturheilüdg b. 965; >
Sexuologie, Probleme u. Ziele 1125. ° | Spechtschlagrhythmus - b. schweren: -Grippe- a.
Sexualfunktionsstörungen (Sam.-Ref.) 876. ‚ kranken 09, 0. T.
= Schularztfrasen B4B, :0 ee = - la kti ‚Lues u. Careinam 10: =
en ‚Schulgesundheitspflege 478. Ci ae Be a U. ae ne
. auf Syphilis nach Meinicke 49.
e, i b
Sn aufnahinen,. Technik d- axialen 1039.
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Lama
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| o Behußneuritis-d. "Medianus m. Vereisung: be-
handelt 1188, —; Behandlung .d. :Nerven-
s
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| syphilis 518, S a i a
„Silbersalvarsan 28; 79, 545, 647- 987. —, Er- | -
~ fahrungen (Goldberger) 955. — u. Biologie
d. Menschen: u. Kaninchensyphilis 220, —,
Schwere Erscheinungen nach — s. Syphilis. .
` b. Lues’ d. ‘Nervensystems 806: —, ` Neben- `
wirkungen 1819. °> | ns
ir usschaltung 51," TE Shakespeare “u. Medizin seiner Zeit 473, . Speculum, ‘Neues -selbsthaltendes 0 T ne
‘Schußverletzung-d, Cava inf. 125, > d. Her-- Shock 880. -> >? EHEN FR Speichel Ablaufen durch Nase.498, t:
S n. e et ‘Silber, Desinfektiönswirkung d. Kolloidalen u: Speicheldrüsenfistel 0 a I, i p :
chüttsl? rust eine Fabel. 1070. | ignung z. Typhusbehandlung‘ 270, u; Speicheldrüsenverdickung: b. Kriegsteiln. 1125, fi
uttélfrost 5- Urobilinogenurie BR, Silbersalvarsanwirkung auf © "Kahinchen- ; Speiseröhre, Fremdkörper i. 367. .—, Röntgen- Mr 4!
chutzbehandlung, :Percutane s. Ruhr. we BE ) ; IE
‘, diagnostik b. Divertikel d. — (Keppler u...
‚ Erkes): 4890. nl a ae Ra Er A
Speiseröhrenersatz, Techn. d. antethorakal. 323. -< Br
Speiseröhrenerweiterung, Z. Kenntnis d. diffus. =
- — durch chron. Kardiospasmus: 1097... 0.
‚Speiseröhrenverätzungen, . Sondenbehandlg. Di Be
OTa me _ = er, =
TE Nee TEN
nr N SED ENGE Er Deu Zain.
Ale.
= ;
frischen: 173:
, Seh wpockenlyinghe, Keimfreimaching 1096. |.
waċhsinn, ‘Exp. Nachweis b.: Erwachs. 578, - Silbersalvarsaninjektion,. Technik 1340.
re asinn, ‘Ex i | | Sphincter ‚vesicae intern., Krampf (v. Zeissh)Ësti. >t E o
an Schwangerschaft, “Geburt u. _Wochenbeit. i. | Silbersalvarkannatrium 396. 1296- — (Kreibich) | Sphincterplastik 519, PR A a a k id:
ei Deziehüng. 2. Grippe 103. ‚—, Gleich- | 165. — u. Dosierung d. ‚Salvarsans 1069: ` Spina bifida- occulta, eine Kontraindikation u
et 8e extra- u. intrauterine 1237.. — s. 1096. —-,: Klin. Erfahrungen 1101. — s. ‚gegen Lumbälanästhesie 855, Ba SRE R
ni Sehe, PRE 778e Inf uenza. _ © |. Syphilis. ~- Wirkung auf Drüsenschwel- Spinalparalyse, Spastische 324, u S ri = ' aa | 24 ce
me Mangerschaftserbrechen, Beh. 749: —, lung 1071...’ > | De - Spirochaeta icterogenes (Uhlenhuth u. Zuelzer) _ | r A
Se kwe aspülung gegen 909. 1340... Simulation, Diagnose durch Baranysche Lärm- |. .1301. . i We SRE EEI Ea
C ‚nserschaftskomplikation, Ungewöhnl trommel erzeugte - Lidreflex 471. = & | Spirochäten i. Paralyseherden 806., ee dar:
AL OBOTSC. ‚altsmyelitis u Schwangerschafts- Ischias. Zen Ze © > "| Spirochätenbefund i. Cervicalkanal u Colpitis - do (A ğ dot
Se „cephalitig. 1295, u > | Simulationstrage 12... : 0.00% | g „emphysematosa 18. ©. | or
= Iunnserschaftsniere u, Eklampsie, Behand: ‚Singultus, Luminal b. cerebral. 548, ~ -| Spirochätenbefunde i. Gehirn v. Paralytik: 173. | gr,
.- Solwar, 18. — u. ‚Kriegsnephritis 395, ~ „o | Slnusthrombose, Otitische 91. > ‚| Spirochätenfund p. Paralyse 697. ae 0: EEG Fr
* Schwan: „Schaftsreaktion,. Kottmannsche 369.:| Sistomensiri 28. | = _ + SPiröchätennachweis b. Paralyse 828. EE E E Aa MO
gymer s chaftstoxikóse: d, Nervensystems, | Situs inversus totalis. 25. — viscerum in- Spirochätenuntersuchung Da die ur e U N. i
u Pepjomenbild, auf Basis leicht. physiolog. versus 858: — ` . | Spirochätenverteilung i. `d. Hirnrinde, Herd- Scy 0 CEE MERRE EE
a Shwari oe ET Situsübungen a. d; Leiche v. Pfitzner 846. 1° - artige. s. Paralyse, ne E NE E poo
2 a iy chaftsunterbrechung . Syphilis u. | Sittenpolizei, Neuördnung 3867. , | Pplanchnieusanästhesie b. chir. Eingriffen ù. IN m
Sch 1155.. ee Ss Sklerodermie 176. 966, —, Partielle b. schwer. schmerzh. Affektionen d. Bauchhöhle 1098. | Ka RN pil
ak yarzWwasserfieber 1156 KA
kachexieähnl. Allgemeinerkrankung 1186. | 9 —, Erfahrungen-.m. d. Kapisschen 1286,
—, Soll man leben: |
Es) Blut überleiten? 345, .— Ther. 855, Splenektomie S.. Tumoren, milzähnl. .. u pa nu H
H
eiß | ya, .—, . —; Beziehungen z. Erkrankungen d. endokrin. | omie s.. \ in
Schwenden., 0801 b.-224, '" | ‚Drüsen 1819. nn . | gpondylärthritis ankylopoetica 599, et | i
"‚Secalen art, Efinner, a. Simon (Saul): 725.. |- Sklerose, Multiple 751. — _—_s Auge. —, Beh. | Spondylitis, Albeesche Oper. b. 'tuberk. 990. |
Tenosin Tenosin) (Lipschütz) 1122. — s. | d multiplen m, Salvarsannatılar (Kalber- | — deformans b.' Paratyphus AM: / iz
ER m a a a a . | Jah) 792. —, Selten. Fall v. multipler. spondylosdesmie 868, 00 OR | a
Soetio TSatzmitte] S. Styptysät, _ ee (Hillet) 1092, —, Spirochätenbefunde b.: Spontanfrakturen, Häufung nach endem.. auf- f =
Sedativa 3 ea, :Zwei seit. "Indikationen 1014. ` multipler 226, DOE tretender Spätrachitis' 748, —.d ‚Ober- `- i -
> A... rn Sklerosen u. Neosalvarsan 394. A
: Schenkelhalses b. Jugendlichen 1236. = Ma EWF,
‘| Spontanpneumothorax 963. — b. Pneum. 1040. >. PAES
Spontanruptur d. Aorta s. Nephritis.chron. = © pa
Sporen, Widerstandsfähigkeit gegenüb. viol; > -~ A
Licht 57L. 000. SS ee Be EN Of
- Sprachärztliche Therapie i. Kriege 721.
Sprache, Restitution d. N: Schädelschuß . ver- . `;
lorengegangenen — b.. Polyglotten 697. ar
‚Spumanverfahren (Lex) 415, — i gynäkolog. ©
'_. Praxis 1840... ~. a ame
Bputa, Färbung tuberkulöseverdächtiger 470:
Te l a ärzte. Ma A u at
Sodatherapie s. Cholerakoma. tacheldrähtkrankheit v, ischer 495, . . . .
ee 'b. Frakturen 475. © Ständesvorrechte u. Berufspflichten? 520. ©...
Solarson i.. Frühstadium.d. Lungentuberk. 153. | Staphar Vaceine 1041... a E R PRRI T
Solarsoninjektionen i. Rekonvaleszenz nach- Staphylokokkenerkrankungen, beb. ` m. über-- ., Siuu
Tnflúenza 158. 00 , 2 u
Sonnenlicht, Beh. m. konzentrierten b. Iristuber- :
=" " kulose 1821. . a u
Soziale Folgen, ‚Bericht. d. Studiengesellsch. f.
selenstörung üs Rover a
.Sehhahn. ni aevolution: 1210: `. .
. yanen a: Jehirns, Verletzungen d. — v.
a e e. : 2 an i i . ne: i;
Tane a
Jatwa
3
Skoliose (Vulpius) 32 . —, Postpleurit. 543.
Skorbut v. Aschoff u. Koch 1212. — d. Kin-
der u. Säuglinge, Rolle d. Infekte b. —.|
(Abels) 1084. —- i: Felde 221. —, Fragliche:
Infektiosität (Guth) 465. Kuh
Skorbuterkrankungen unter unseren Kriegs- |
gefangenen i. Rußland (Klein) 182. _ nn
‘Skorbutkranke, ‚Anamnestische Erhebungen
(Messerschmidt) 164. ES E
. Skrofulosetuberkulose‘ 936, —, Tebelon b,
Ber $ . r 322, 0 T j
Sehnen cration . adialislähmun 828.
;Sehnenp lastik b, ‚Ulnaris- "u. Medianuslähmung
Sohn ehsêheid Unter "unsaub,. Verhältnissen .246
S Myelie 79. PL1egmonie; Verlanf b, Syringo.
ee
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SE enränsplantat b Bagr nan a
| „nr enyerpflanzung Y. "Radialislähmung 1126.
Sehprüfing-u. Bagja, Padialislähmung 1295;
2 een ® x Be pop ungsstärke, : Er
kindl.. 750.
mangansaur. Kali 1071. : : ; Zn Er
Staphylokokken- u. - Streptokokkeninfektion, o wur AS
ebelon b. 695. popes mii 0 07 REI
Scktiongpennet 28; 7 = a
"Senrodestäien $19, Pemörkenew. — b: platt,
5 Allons urs y- - ms, ee a # Te se =
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` —d. Krieges 1125.: - es :
Sozialhygiene; Neues-a, d. Gebiet (Sam.-Ref.)
“416. 1094, a A Sen
' Staphylokokkensepsis, Bemerkenswerter Fajl u IE; A
V. —, 'Béitrag z. Frage d, Entstehung u. | Æ
ı Bedeutung d. musikal: Herzgeräusche (Pau- - RENT Ms
-| lick) 682. ° 0.“ AT a A men ne
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- Streptokokken, Unterscheidung pathogen. u.
nn nr nn - m
— - -
Staphylomykosen, Staphar-Vaceine b. 1041.
Status thymico-lIymphaticus 319. — Plötz-
licher Tod während Geburt b. St. th. 319.
Stauung, Rhythmische 108, —, Thiessche
rhythmische 883. nn
Stauungsbrüche i. Seekrieg an Füßen 348.
Stauungssyndroms d. Liquors s. Wirbelcaries. |-
Steckgeschoß, Entfernung 369. i
Steckschuß i. Herzen 249,
Steckschüsse 934. .
Steigbügelmethode s. Reamputation.
Steine i. männl. Harnröhre, Entfernung v. 722,
Stenose `d. Aortenisthmus (Lommel) 892,
Sterblichkeit d. Kinder i. 1. u. 2. Lebensj. 803.
— — — an Magendarmkrankheiten 594..
Sterilisierung d. Frau b. Herz- u. Nierenkrank-
heiten, Künstl. (Winter) 835. — — b. Er-
krankungen d. Stoffwechsels u. d. endo-.
krinen Drüsen (Winter) 915. — — aus
eugenet. u. sozial. Indikation, Künst!.
(Winter) 995. —. — b. Tuberk. d. Lungen
u. Larynx, Künstl. (Winter) 727. — —,
Vorbedingungen u. rechtl. Stell. d. künstl.
(Winter) 1049,
Sterilität d. Frau b. cerebral. Erkrankungen,
Künstl. (Winter) 887.
Stethoskop, 100jähr. Bestehen (Strauß) 201.
Steuerpflicht d. Arztes (Wolff) 525.
Stickstoff, Folgen d. Rentention v. abiuretem
— f. d. Organismus 294.
Stickstoffausscheidung b. chron. Unterernäh-
rung auf Grund d. Ernährungsverhältnisse
-<-i Wien während d. letzt. Kriegsjahres 295.
Stieldrehung v. Eierstockgeschwülsten b. Kin-
dern 471.
Stieltorsion entzündeter Eileiter 749.
Stillsche Krankheit 29.
Stillschwierigkeiten u. Überwindung 496.
Stimmgabelprüfung d. Gehörs 127.
Stirnhirnverletzung., Kasuist. (Mosbacher) 487.
Stirnhöhle, Wie vermeidet man Gefahren d.
Sondierung u. Ausspülung? 1097.
Stoffwechsel, Zusammenhänge d. organ. u. an-
.. organ. 149.
Stoffwechselkrankheiten, Ätiologie u. Beh. 1269.
Stoffwechselstörungen n. Chloroform 599. Ä
Stollenblase 49. k
Strahlenaffekte, Guäkol. u. merkwürdige Alo-
pecia v. Neuwirth 1296. es
Strahlenbehandlung gynäk. Erkrankungen 223.'
Strahlentherapeutische Erfahrungen 1237. |
Strahlentherapie (Sam.-Ref.) 47. 147. 248, 342. |.
667. 744. 776. 1128. 1150. 1178.
Strecklähmung, Völlige — i. interphalangeal-'
. gelenken, Fingerstreckapparat z. ihrer Kor-:
rektur 720. 0
Streckverband f. d. Oberarm 197.
Streckverbände, Technik 621.
nichtpathog. 1070.
Streptokokkensepsis 272,
Streptotrichose 1042.
Streptotrixabscess nach Maschinengewehrver-
letzungen 965. j di
Strongyloplasmen a. Erreger v.. Infektions-
krankheiten 1097. ö m
Strophantintherapie, Intraven. b. Herzinsuffi-
zienz 749.
A F. (Hanssen) 1044. .-
ruma, Malignes 1098. — apoplecti
— intrathoraeica 671. a
Strumaoperat. b. eingeführt. Tr |
Studienreform 696. © 7 Tracheoskop 595.
Studium, Neuordnung d. medizin. v Schwalbe
175. — u. Prüfungswesen, Neuordnung: d.
‚med. v. Fischer 1016, s..a. Unterricht,
Stümpfe, Veränderung. a. d. Muskeln d. — 879.
Stumpfelend, Bekämpfung 470,
Stumpfgymnastik 7 |
Stumpfoperation
" at 419.
Stumpfturnen d. Armamputiert (Hartwich) 308.
„Stütz- u. Behandlungsa l
Stypiysat = g ‚pparate 50.
Sublimatniere b, Mensch i
Sublimatvergiftung 105. m.
Subphrenischer Absceß 1052. — Ätiologie 618.
; „Kanälebehandlung n. Sauer-
- Terminologie, Medizi
Terpentinbehandlun
Suffiziensprüfung d. Kreislaufs 445.
. Suggestibilität, psychogene Reaktion u. hyster.
Charakter 23.
Suggestion u. Hypnose i. d. Praxis 195.
Suggestivnarkose 988: —, Wert 1153.
Sugillationen a. Fußsohle als Symptom d.
Calcaneusfraktur 645.
Sulfoxylatsalvarsan 103.
Sympathicusbeschädigung b. Hals- u. Brust-
schüssen 149
-Sympathieusreizung, Einseitige 1044.
Symphysencrista, Abmeißelung z. Erweiterung
d. platt. Beckens 1295.
Syphilis, Grenzen d. Abortivbehandl. (Wechsel-
. mann) 839. —, Abortivheilung 989. — s.
. Centralnervensystem —, Frühbehandlung
882. —, Frühdiagnose 644. —, Notwend.
Sicherungen ` d. biolog. Frühdiagnose u.
Salvarsantherapie 987. -—, : Hoffmannsche
Drüsenpunktion z. Früherkennung 594. —,
Schwere Erscheinungen nach Silbersalvar-
san b. florider — (Riecke) 329. — s. Harn-
röhrenkatarrh u. Phimose. —, Infektiosität
d. latent. 1182. — s. Körpertemperaturen.
— Menschen- u. Kaninchen-. Biologie 220.
— d. Prostata 23. —, Salvarsanbehandlung
(Pinkus) 351. 403. 555. 730. 917. 1108.
1164. 1224. —, Neue komb. Salvarsan-
Quecksilberanwendung (Linser) 1026. — u.
Schwangerschaftsunterbrechung~ 1155. —,
Serodiagnostik m. Sachs-Georgi 595. —,
Beh. m. Silber u. Silbersalvarsan 448. — —
(Hauck) 581. —, Serodiagnostik 249. 294.
—, Serodiagnostik d. — m. Ausflockung
. dureh cholesterinierte Extrakte (Weichardt
u. Schrader) 139. — s. Serumreaktion. —,
Silbersalvarsannatriumbehandlung 52. —
u. Auge v. Igersheimer 909.
Syphilisbehandlung i. Altertum 1073. — m.
' Salvarsan 153. — m. Silbersalvarsan-
natrium 1212.
Syphilispraxis, Aus d. (Saalfeld) 284.
Syphilitiker s. Anamnese.
Syphilitische außergeschlechtl. Ansteckung b.
__ Heeresangehör. u. Dienstbeschädigung 470.
Syringobulbie, Anatom. Befund b. 173.
Syringomyelie 325. — s. Sehnenscheiden-
phlegmone. — m. Spontanfraktur u. Bil-
dung e. Pseudarthrose 673. — bzw. Syringo-
bulbie m. Nystagmus 696.
Tabes, Juvenile 1043. — s. Mietionsstörungen.
— dorsalis d. Kriegsteiln. u. militärärztl,
Behandlung 698.
.\. Tabespsychose (Sam.-Ref.) 1206.
. Tanometer, Korr. a. Recklinghausenschen 987.
Tarsalia u. Bedeut. f. d. Fußverletzungen 1039.
‘|. Taubheit u. Taubstummheit, Heilungen v.
psychogener 101.
Taubstummheit, Traumat. 596. —, Über-
rumplungsmethode b. hyster. 721.
Tebelon b. kindl. Skrofulotuberkulose 750. —
b. Staphylokokken- u. Streptokokkeninfek-
Tebelonbehandlung 986.
Temperatursteigerung, Lymphgewebe d. Wal-
= deyersch. Schlundrings als Ursache v. 1097.
Temperatursteigerungen s. Chinintherapie. —
b. Neugeborenen i. Lichte serolog. For-
schung 226.
Tenodese u. Technik d. Se
b. Radialisläihmung 1126.
Tenosin 1122. — b Blutungen i. d. Gynäko-
logie 881. — i. d. Geburtshilfe 297. —
Ist — ein brauchbarer Secaleersatz? 804.
unse, an ae — mehr 470. — od.
. Nervenoperat. b. Spas Sx-
HR a pasmen a. unterer Ex
Tenusproblem d. glatt. Muskulatur 1240.
n. v. Guttmann 989.
‚» Weitere.. "ung
(Karo) 715. £ ere. . Verbesserung
Terpentininjektionen b. chir. Erkrank. 671.
Terpentinphlegmone, Absicht], erzeugt
Tertianafälle n. Tropicainfektion 469. =
hnenverpflanzung
Begutachtung v. K. Boas 1127. — — Spez.,
Test, brauchbar. einf, — b. Untersuch. initial-
panalyt. Kranker 854. gr
Tetanie, Beteiligung d. vegetativ. Nervensyst.
u. trophische Störungen b. infantiler 120. —,
Dauerheilung lebénbedrohender postoperat.
— d. homoioplast. lipithelkörper-Trans-
plantation 152. —, Epithelkörperverpflan-
zung 1269. —, Über d. Fıühlingsgipfel d.
1235. —, Sensible u. sı nsorische 981. —.
Geheilte postop. — d. Überpflanzung 622.
— s. Hungerosteomalacie. —, Kasuistik v.
— infolge Pylorusstenose 719. —. Beh. d.
postoperativen 494. Pas
Tetanus, Antitoxineinspritzung i. d. Ventrikel
—, Behandlung 422. —, Heilung n.
Serum 597. — während Krieg 1069. —.
Subdurale u. intraspin. Serumeinspritz. 493»
Tetanusrezidiv, Beh. d. Narbenexeision 930.
Theacylon, Erfahrungen m.. 127. Kr
Tberapia sterilisans localis percapillaris 395.
Therapie, Technik d. intralumbalen 247.
Thermopräcipitation b. Pneumokokkeninfek-
tionen 1042. -
Thiokoltabletten b. span. Grippe 297.
Thorakoplastik 446.
Thoraxmißbildungen als Konstitutionsanoma-
lien u. Therapie 471.
Thrombopenie 519. — s. Diathese. —, Essen-
tielle 422.
Thrombose u. Embolie n. Kriegsverletzungen
u. Operationen 76. — u. variolaähnl.
Exanthem b. Grippe 101.
Thymusstenose d. Kinder u. Beh. (Klose) 1190.
Thyreoaplasie 276. i
Thyreoiditis acuta suppurativa 1096.
Tibiaerkrankung, 4 Fälle eigenartiger 859.
Tiec u. Myoklonie, Behandlung (Sieben) 1335.
Tiefatmungsprüf., Frequenzausschlag b. — 826.
Tiefenantisepsis m. Chininalkaloiden 1127. 1339.
Tiefenthermometrie i319.
Tod, Plötzlicher d. Glottisödem 827. —, Plötz-
licher n. Lokalanästhesie u. Vagusreiz-
erscheinungen i. Anschluß an paraverte-
brale Leitungsanästhesie am Hals 1040.
Todesursachenstatistik, Ref. d. — i. Preuß. 854.
Tonsillektomie u. ihre Bedeutung f. Behand-
lung d. Allgemeinerkrankungen 127. 346.
Tonsillen u. ihre Beziehungen z. Allgemein-
erkrankungen 494. —..als Eingangspforte
f. Infektionen 830.
Tonsillencareinom, Radiumbehandlung 1043.
Tonusprobl. d. glatt. Musk. d. Hohlorgane 1213.
Torsion b. Hämatosalpinx 1129.
Torticollis spastica 273.
Totalgangrän d. Skrotums u. Penishaut 908.
Totenstarre, Ausbleiben d. postmortalen Säure-
bildung i. Muskel als Ursache d. versch.
Intensität d. — menschl. Leichen 1152.
Toxikologische Erfahrungen üb. Mittel, die v.
Soldaten z. Erzeugung v. Krankheiten ver-
wendet worden sind (Pick u. Wasicky) 6.
Toxikomanie 697.
Tracheobronchoskopie 470. |
Tracheotomie vor Uranoplastik 444.
Trachom, Schutzfenster b. Massenbehandl. 418.
Trambahnfraktur d. Oberarms 1240,
Tränendrüsengeschwülste 911.
Tränensackeiterung, Beh. 1269.
Tränenwege, Beh. d. Totische Verfahren 758.
Transfusion b. schwer. Anämien, Indirekte 176.
Transplantation s. Empfangsboden. —, Vor-
bereitung d. Empfangsbodens b. freier 173.
—, Vorbereitung d. Empfangsbodens 544.
Transplantationen n. Thiersch, Nachbeh. 447..
Transposition d. arteriel. Ausflußbahnen d.
Herzens, Klinik u. Path. d. vollkomm. 1097.
Traubenzuckerinfusionen s. Herzmuskel.
Trauma s. Paratyphus. `
Tremor 596. ,
Trichinose. 471. — (Veiel) 1217.
Trichinoseepidemie, Kleine 25.
Trichocephaliasis u. okkultes Blut 75.
Trichocephalus dispar b. Kriegsteilnehmern
‚244. — — u. Bedeutung (Hort) 482. |
Triehomonaskolpitis 828. |
Trichophytie 1156. — u. Furunknlose, Terpen-
tinöl b. 79. — d. beh. Kopfhaut 754.
~e ”. m Eeer R
z AE a Sya À ee FR Es Te -s
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ae : = ‘ z sS b we g s zo w r p
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.. ee a wi E i k gia S a a a S S W Ra
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`- -INĦAL S-VERZEICHNIS: ae
>
| Unterarmampufationen, ‘Medikomech.' Apparat ->
z. Nachbeh, 984. „Apparat
2, Triehophytiebehandlung: 59T. GTL ool a Tuberkuloseorganismentherapie: . Tragweite: d. `
a . Triehophytin u. Trichon. b. Pilzflechten. 370. I Entdeckung d.“ — d; Friedmann. 1266. =
| Du Trieuspidalinsuffizienz, -Neues :. Symptom b. | Tuberkulosestamm, Kenntnis d. Friedmänn- |
E. ©- (Weiser) 1002, - © KEN 00.1. schen 1124... r a Has
9 seminusneuralgien, „Behanälg. (Hirsch).191. „Fuberkulosetherapie, Specifische' 228, 471.
‚= Tigeminusneuralgie m. Triehloräthyl..beh. 174. ‚Tüberkulosevaccine, Friedmann, ‘Erfahr, 694.
Ale Ahlen, Kochsalzehlorealeiumlösung: 'b. :weibl._|:
Unterbrecher. f. Tiefenitherapie, Richtige Ein-
‚stellung a e a WE E Ba
Ä Unterernährung: d. Großstadibevölkerung 268. - =, M
==. Beziehungen `z, ‚Osteoporose u, Osteo- <^ Ti GEAT MINN
-~ malacie 1039.. — u. chit. Tuberkulose 418. oa | |
Tubereulosis iridis. 700, : = Tötinae 700, `
-| Turnen, Orthopäd. 88: :
Wundintisepticum. 4 BR , rtl SER NEN
an. 446 -Typhlitis gripposa (Paschkis)‘512,
‚verkürzt. 752,
a R: Ba... En Tumor d.: Plexus cehoriodeus,. Entfernung aus - Unterricht i. Deutschland, Medizin .247. ee E a
a F> Trixo, Rasierseifenersatz 698, ': . m. Neitenventrikel d, ‚Cerebrum 695° | g gericht]. Medizin 1971 -~ Neigestaltung © : = I
0/4 [rockengemüse' 819.: -: E EEY Tumoren, „Auftreten milzähnl...i. Bauchhöhle | .d; Medizin. (Hellpach) 399,: 423, 450.473. \ 2: o:
à p: Trommelfellruptur, Therapie d, traumat,- 272. | nach Splenektòmie 419. : = ‚Multiple 1017. | 499. 522. '548., 573. 601.. 829. —, ‘Reformed; © 0.7; a
`. þes " Tropenärzte, Bedeutung‘ d.' deutsch: — f. Ein- a = ‚Radiumbehandlung . maligner — 4 e medizin. 151. —-u. Prüfungswesen,. Neu- 0 ael
el. Fra: geborene u, Wissenschaft 4695". 77 1 Gynäkologie’ v. Adler 396.: — d; Rücken- | . ordnung: :d. -ärztl. 1008. .:—, „Chirurg, an © >’ [ey
1 Fens Trypaflavin 964, — y. Augenblennorrhöe 103, markshäute 872, sT oo f > Universitäten (Schmieden) 1304. ~ 7”. De a
een — Inn. Antiseptikum ‘(Böhland) 1173.. — ‚Lurgescierung d, Placenta 646. `- FERIEN Unterschenkelamputation wegen .troph., Ulcera ` -> Ben
eb. Infektionskrankheiten 899. > s. Pyo- | Turmschädel, . „Differentialdiagnose . (Viater: | - am Fuß b. Ischiadiouslähmung 880. 1126, ee a
E dermien. :— -i chir. Praxis 297., :— als | „, nabm) 870.: ı .-. 0, 5. | Unterschenkelfraktur, ‚Apparat‘ 2. Beh. ‚stark 25, o
"2. ubarabort.u. Tubenruptur 1070... . Untersuchungsmethoden, "Praktikum d.. klin, © >
Typhöse Erkrankungen s. Mischinfektionen.
B *
-aya tn .
2% Ea , SR
BETEN, a
P= Tubargra idität,.-Ätiólógie 1155. — `s." Eigen 2 ` chem. © u. bakt. v, -Klopstock-Ro- - .
i o Biransfunkah, o 0e, 1100 ‚= | ea K) aog Seilkopfkompli- |... warsley arg. Oat y.: ae
3 Tuben, Sterilis. Operation. 598: + o “ Kation. (Romanofski) 564. Ro a Fathoge-. | Schittenhelm. C2). Fran, ur
I. ‚Juberkölbaeillen; "Biologie 542, Klin. u.) nese (Hecht) 1168.. — —, Ris d. d. Miz. Uränie, Begriffsproblem b. 1158, :_ Indican- © he
Be immunbiolog.- Untersuchungen m. wasser- | - Kapsel bei“ 1073. :— — :.Verlauf nach 'nachweis i. Liquor cerebrospin. b. echter: vs yht:
2 e ED Bestandteilën-d. — gg . — i Urin 367. | Sechutzimpfung (Lehmann) 708. — exanthe- | ` Deutsch 4. ° > wein nnd Ein: 2 —
F Pterkelbacillenfärbung m. Garbölfuxinchraen il hun role 570. eu ‚Ureterorsatz | 3 Blasenmobilisation ü. Blasen. ` Aob a
m sure, a ee ne | a, plastik 25... 080 P N ee 7 R
<> “o Tuberkulin i. militär Begutachtung u. Behand- | : - Colibakterien, Trennung aus ‚Gemischen een Pseudo- 1268. 000.0, 00) gi
Nenn Tuberkulose y. O-Kracher Ba O | Mid e omen 110. = u ähralapnone | Urehralgonerniäne Bon iung 2. weld, Ps H
Se 1 | pepikuonen RT = a Brdas a A ee s
. Ki erkulinroaktion Bedot os d. negativ. 296. T Typhus-:.u. „Paratyphusbacillen, . Vorkommen i. Eere p p ne 8 F i e | ~ a ae - ! i
“05-25 Mmtnceutane +827, ~ Verbesserung- d. |. — Blute T: Tünftagefieber-Kranken 394, : Urniere ‚Funkt. "Entwicklung d.'— v. Raña ed
27. pereunt, B48, o a ee Tyohusheciennefunde i ‘Sputum A FE fusca 250. on ME RE ET N Ss
en PE BER: E E Typhusbacil nträger, Beh. m. Cho ecystekto- ee, nah ee Se Si
= / Kiepenmslichreäktionen, ' Bozich, d.: — a m ie 247. —, eh. m. Cystinal 647 Urobilinogen 8. Mägenkrebs. EINEN g
H tiberkulos Beurla haa are > D Typhusbehandlung S. Silber, Kolloidales.. Fre noesuurie ly mn a Ban i ra
- fähi ‚keit a7. ag Arbeits- u. Brwerie 'Typhusdiagnose s. Mitagglutinätion. ` prüfung d. De en 2 I en n
p n kätten 5] A chir. 1269, Nee) a Typhuskranker m. epidem. Meningitis 271. _ Seh unonskrankheiten.. m: er ung 2. I i
= 10 a a Krieges u. Ursache Typhus-Paratyphus-Gruppe, Doppelnatur d. | Chüttelfrost (Wo u. Meyer) 167. =:
an eh. m. riedmanns Mittel. Eier- __ Receptoren i. d. =- 2%. Urobilinurie b. Nierenerkrankungen 1097... em 4
- pa riial-Antigor 7 88 o. rledmiänne Typhusrekonvaleszent 473. | Uroenitalsystem, En a S d Sal ie N
l Puberkülosemittel Bekämnfun m. Par tal. „/Plustherapie RE | Vreken laben a, a i Akat Gelenkrheumätis- ~ we RE
| an igenen. 1209, g Per it Spe- | Tyrosinasen, Ausscheid. 1. menschl. Harn 518. a: 110 a E Er se Ngu: EL E S -
0 difisehe- Diaghostik u, Therapie 29.104. |. BI l | Ursache, Bedingung u. Funktion f. d. Medi. - Sioi s
n Dosierung. È. Partigentherapie d. 444. | Überdrehung, Innere d. Kopfes u. Austritt i | ziner, ‚Bedeutung d, Begiiffe a Dea en
DE E i Epidemiologie 469.. —, Gesetzmäßig- |. tiefem Querstand.b. e. reif. Kinde 1155. Ursachenbegriff 1125. , un E a
AARE a? sn z erlauf 1967, = S. Granulom ‘595. Überdrucknarkoseappärat 570. ı np [„Ürsachenforschung, Ursachenbegriff u. Be- Ban
3 Rot) 305 "_DPez. a. E Geb. d. -chir. (Sam. ‚Überempfindlichkeit, Krankhafte u. Beh. v. dingungslehre 123. er, ne, er Ä
8 Glippe s E s. Amenorrhöe, Br Goldscheider . 520. i > pa < | Uteruscarcinom, Radiumtherapie. 1042, . BE a
yon an ern wer "Ynäkologie. gap d. - Harn- Überimpfungsversuche m. Pirquetschen Papel- Uterus-Darmyerletzung bh Abortausräum. DB. o
iR Grund! hr Belträge z. Klinik 545. —, | substanzen a. Menschen, 1183.. E Uterusinversion, Béh. d. akut. Puerperal..1208. ©- - a J
ten üb, Patholog. u. Therap. Überwanderüng d. Eies 66, = T Uterusmyome, ‚Vortäuschung: d. abnorme. Con- . - Er
ABB, Inn pfung- m. Älttuberkulin Übungsapparat f. Amputierte ‘m. Muskel- . tractionszustände 150. z - ar
„db. s, Influenzaepidemie, —-i. Kindes, | |
= a ‚1126...‘ —, Krankenhausbehandlung |
u kanälen nach Sauerbruch, Tragbare 1234. - \
ao & Krysolgan.: = Beh. m. Krysol-
Ulcera. a. Fuß, Trophische S. Unterschenkel- letzung 883. | | a |
„ampütation. —, Troph. am Fuß u. Ischia- | Uterusruptur i. Moment d. ‚Bauchhöhleeröft- / ..
dieuslähmung 1126... - > a =, nung f.. Kaiserschnittoperation 519. i
Ulcus duodeni 52, — — 8. Magenresektion. Uterusversionen, ‚Begriffsbestimmung u. Naimen- N
— =, Chir. Therapie 1129. — — u. ventri- |. gebung i. d. Lehre y. d. — 1155 = us Kruse
culi, Operat? Beh. 1236. — molle u. P ri- f Uterugwunde, Verlagerung S. Kaiserschnitt. _ ee
: märaffekt 778. _— pepticum s. Nerven- | ~, Re a aea ae E e
system. — — ù ‚vegetat. Nervensystem
. 878. — — jejuni, Erkennung, u. Behand-
lung 720.. — rodens d. Hornhaut 911. —
Totundum, Genese (Adler) : 483, — ventri-
' culis. Obstipation. ' — —,.Chirürg. ‚Thera-. |
' pie 200. .—. — S. Saturnismus. — — u.
duodeni, Chir. Therapie 419. ee
Druckpunkte d. — u. ihre Objektivierung
Uterusperforation 644, 855. — m. Darmver- \
pr ekundärerscheinun en 879. -—, Ther.
Seh ylaxe tag, op, > y 2 Ther.
oe ernähumat:.1218. 1829, 2; Chir. s; Unter- EIN A E ee O
| | er ‚Isolierte d. Unterkiefer- Vacecineinjektionen' b.- Gonorrhöe, Prophylakt ` a o
-Tuberkulöge p. EE e | 1840. ne Bm BER
- Wberkulöse ga tånkurigen, Diagnostik- 1269. . Vaccinetherapie d. Bauchtyphus - 1098.. — O e a
a -Furunkulose 1156. ee N E ORTEN.
Vaccineurin b. Neuralgien u. Nervenentzün-
` dungen 158. Don 20 Sr En e
SE . Vagina, Plast.: Ersatz q: fehlenden: 857. — als A
| ik erhöhte Oontractilität d. Muskulatur Kar ae >; Fehlende 39, 0 4 Ea
"0 5 Veröffentliche t-Ko N | | Vagotenie u. Sympathikotonie’ 962, .' a N
„ Stiftung” na. Offen „ehung..d. Robert-Koch- . o x aid: 1070. 1286. | Vakuolenbildung 1 d. Leukocyten b. sympto- ` te
Ultrafiltrationsstudie m. - Diphtherietoxin u. RE a p Bo Schwere 1125 Eh
ee a ne transplan- | Varicen i. d. Ätiologie d. Ischias 319. fa
es Hanterlnden Bi. Yariolabehandlung m.Kaliumpermanganat 1072. g
Unfallfolgen, Ursächliche Begutachtung 319. Vasomotorenschwäche, Mittel h A EE
_ Unfallneurosen, Abfindung v. 270. ` ` Eo le Phänomene SE z20EL0NErKTan- -
Unfruchtbarkeit d. Frau u. therapeut.. Beein- er ae Srregbarkeit d
flussung 724. Vegetatives Nervensystem, on eit d. —
Unitarismus s. Malariaerfahrungen 686, , -b.. spasmophil. Kindern
Tuperkulosearbeiten a. d Gesundheitsamt. 622,
-pg o osebehandlung Mm, “lebenden. -Kalt-
~
a berkulosehekimpfung. 6%. — n. d Kriege
| "Berkuloscherde d: menschi.. Körpers, biolog.
iweis aktiver —.d.-iitraeutane Eigen.
. Tuberkuloseimm oe ee
Tu em unltätsreaktion, b. Grippe 268. \
| schen oseimpfung, Erfolge <d. Friedmann-
n Tuben ülogeinfektion. 197, ,
erku emittel Friedmans au... ne 1. 'einigkeiten i. ‘Gesicht. Erworbene (Brod- Ventrikeldrainage b. Hydrocephalus (Payr) 1247. HS
| Orberkulosomortajitag amann, St 1209. A a a Ra = | Ventrikelşeptumdefekt. 600. N ja.
ne pi R NS = : u o s h 3 f 5 | | ` g i i j Be | N 5; | 5 i d by | £ ; = 5; ; : o i
CB u w —- -a 0
e A = L Ne ł
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air s ealn
un
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L
ppm mne mem mee
Kanes
.
XXU
Verbandtechnik, Orthopäd. 77. -
Verbrennung, Pathologie 1070. E
Verdaulichkeit unserer Nahrungsmittel 367.
Verdauungsapparat, Krankh, 855.
Verdauungsleukocytose 828. n
Verdauungsstörungen n. Gastroenterostomie 570.
Vereinigung v. Blutgefäßen, Harnleitern usw.,
Einf. Verrichtung z. — 296. |
Vererbung i. d. Augenheilkunde 124. — er-
worbener Eigenschaften (Hoffmann) 532.
Vererbungslehre, Grundbegriffe d. modernen 25.
Verfassung d. Deutsch. Republik u. Ärzte 963.
— u. Volksgesundheit,
(Fischer-Defoy) 1018.
Vergiftung m. Eucalyptusöl 1159. — m.
bitteren Mandeln 987. — m. falschem
Bittermandelöl 988. — m. Ol. Chenopedii
anthelminthiei b. Wurmkusen i. Kindesalter
(Brüning) 1203. — m. Sprengstoff 868. —
d. kohlensaur. Baryum 1820.
Vergiftungen, Seltene i. Felde 911.
thylalkoh. spir. Getränke 575.
Fergiftungserscheinungen n. Asthmatee 80ğ
10
— d. mce-
97. — n. Ersatzkaffee 498. — n.
Schnaps 1043.
‘Verkehr, Beruflicher, Können ärztliche
Standesvercine ihren Mitglicdern den — —
m. .d. Verein nicht angehörigen Ärzten
untersagen? (v. Olshausen) 55.
Verodigen 346. $
Verschüttungsnekrose ganzer Extremitäten u.
a. Formen chirurg. Nekrose u. Gangrän 780.
Versandmethoden spirochätenhaltig. Materials
f. Früherkennung d. Syphilis 1014.
Versicherungsmedizin. Arbeiten 1917 (Sam.-
Ref.) 266. i
Verstaatlichung d. Ärzte 396.
Verstärkungsschirm f. Röntgenzweeke 619.
Vertebralisdiskussion 696.
Verwachsungen nach Liaparotomie, Postoperat.
Vestibularerkrankungen s.
störungen.
Vestosol b. Schweißfuß 294.
Viersinnige, Vicariierende Entwäcklung d. in-
takten Sinnesorgane d. — 968.
Vitalfärbung, Neue 102. — v. elast. Fasern
durch Thienyl-Chinolin-Carbonsäure, Be-
Gleichgewichts-
deutung u. Beziehung z. — anderer Ge-
bilde 102. i
Vogel, Rostocker Professor 8. G., ausge-
sprochener Gegner d. Naturphilosophie (Eb-
stein) 1299,
Volksernährung i. Kriege 176.
Volksgesundheit s. Hungerblockade.
‚ Volkshygiene 1039,
Volkswohlfahrt, Arzt als aktiv. Politiker d.
— 271.
Vollhornschwangera s. Lithokelphos.
Volumen pulmonis diminutum 1069.
Volvulus s. Obstipation. =
Vulvitis u. Vaginitis gangraenosa mercu-
ralis 444.
Vulvovaginitis, Behandlg. d. kindl. gonor-
rhoica 722. — gonorrh. i. Säuglings- u.
Kleinkindesalter, Intrav. Kollargolbeh. 750.
Vuzin b. Kniegelenkschüssen 750. — b. Bauch-
schüssen 420. —, Erfahrungen m. 1237. —,
Wirkung auf d. Kreislauf b. intravenöser
s AL a 51. — b. Tiefenantisepsis 1127.
Vuzintiefenantisepsis 542,
Neue deutsche.
— nn e aa aa TI Tu nn OU aa u o -
INHALTS-VERZEICHNIS.
ln o M
Wachstum u. Gewicht d. Kinder u. heran-
wachs. Jugend i. Kriege 748. 832. -
Wadenverletzungen u. Peroneuslähmungen,
Behandlung 197.
Wanderniere, Diagnose d. renopalpator, Albu-
minurie (Pfister) 1086. —, Entstehung 223.
Wärme u. Arbeit i. tier. Körper 1318.
Wärmereiz u. Schweißsekretion, Unters. üb. lo-
kale 935. l i
Wärmestauung i. d. Pathologie d. Kindes 173.
. Wärmeverlust, Initialer — b. Neugeborenen 594.
Warzenfortsatz, Diagn. Bedeutung d. Schmerz-
- haftigkeit u. Druckschmerz. v. Gatscher 346.
Wasserhaushalt d. kindl. Organismus 909.
Wasserkur u. natürliche Immunität 52. i
Wassermann, Reaktion 618. 1154. — —, Ein-
fache zuverlässige Ausführung 125. er
u. Lipasegehalt d. Cerebrospinalflüssigkeit
1240. — — u. Sachs-Georgi 594.
Liquor, Vergleich. Untersuchungen zwischen
— u. d. Flockungsmethoden nach Hermann-
Perutz u. Sachs-Georgi (Eicke) 1314. — —,
Verfeinerung nach Mandelbaum 803.
Wassermann u. Sachs-Georgi, Parallelversuche
m. Serum u. Liquor nach — 1181.
Wasserstoffwechsel i. Kindesalter 295.
Wechselbeziehungen über d. Individuum hin-
aus (Abderhalden) 1251.
Wechselstrom i. d. Therapie, u. s. Messung,
Maximaldosis 49.
Wehenerregende Wirkung d.
Kaliumsalze 420,
Wehenmittel, Chinin 1016.
trav. u. intramusk. 595.
Weil-Felixsches Bakterium, Vorkommen 101.
Weil-Felix Reaktion, Erhöhung d. Empfind-
lichkeit d. — d. Züchtung des X-19 auf
Traubenzuckeragar 152. — —, Fehler-
quellen 595.
Weilsche Krankheit, Infektionsmodus, Epi-
demiologie u. Serumbehandlung 445.
Wellenlänge, Bestimmung d. — homogen.
Röntgenstrahlen auf elementar. Wege 1182.
Werth } (Nachruf) 197.
Wertigkeitsquotient, Relativer, Kontrollmaß f.
Qual. u. Quant. d. Röntgenstrahlung 908.
Wiederaufbau d. Bevölkerung 1181.
Wiederaufbauproblem d. zerstört. Gebiete i.
Belgien u. Nordfrankreich, Ärztl. Gedanken
z. — (Büllmann) 1074.
nie Scheintoter, Körperbewegung
Z. — 1097
— — |].
Barium- u.
— — als — in-
Wien, Ges. d. Ärzte 129. 154. 200. 276. 399.
448. 498. 754. 782. 859. 1213. 1240.
Wien. Ges. f. innere Med. u. Kinderh. 701. 1043.
Wiener Bericht 226.
Wülsonsche Krankheit 176.
Wirbelcaries m. ungewöhnl. Sensibilitäts-
störung, Beitrag z. Ätiol. d. Stauungssyn-
droms d, Liquors (Fischer) 1284.
Wirbelsäulentuberkulose, Tuberkulosevaccine
‚Friedmann b. 694 i l
Wirbeltuberkulose, Röntgendiagnost. vor Gib-
‚busausbildung 1071.
Wismutfüllung e. Pleurae Mul-
tiple Embolien b: 701.
Wochenbettpflege f. Krankenpfleg. u. Hebam-
menschül. v. Ebeler 597.
Wochenbettpsychose 1072. PE
Wochenhilfe, Staatl, (Fischer-Defoy) 1076.
Wöchnerinnen u. . Neugeborenen, Leitt. z.
Pflege v. Walther 322,
Wohlfahrtsamt 471. —, Ärztl, hygien. Aus-
gestaltung d. Frankfurter 298.
mpyemhöhle,
Wolhynisches Fieber (Veie]) 1217.
Wortassoziationen eines Geistesgesunden,
Sinnlose 244. ie
Wundbehandlung m. IsoctyIhydrocuprein 64.
—, Neue m. keim- u. staubfreier. nach Tem-
peratur, Feuchtigkeit u. C ke
regelbarer Luftzuführung 126. — m. Vıuzin
751. . ek
Wunddeckung b. Wiederherstellungschirurgie,
sekundäre 1338. u aan
Wunddiphtherie 104. 124. 150. 195. 610. (UL
1819. 1824. —, Häufigeres Vorkommen 16.
— i. Magdeburg 269. _
Wund; u. Narbendiphtherie 269.
Wunden, Beh. callöser m. Scarification 829.
—, Charakterveränderungen 419. —, Me-
thode b. schlecht granulier. torpiden 176.
Wundgeschwüre verschied. Ursprungs, Neue
|
Bebandlung 153.
Wundhaken, Verbesserung d. selbsttätigen 320.
Wundinfektion i. Kriege 217. — (Sam.-Ref.)
193. 241. — i. Röntgenbild, Anaerobe 1018.
Wundliegen 1319.
Wundstarrkrampf s. Muskelstarre.
Wundtamponade nach Tonsillektomie 518.
Wundverklebung 1126. 1270.
Wundverschluß, Nahtloser 78,
verletzungen 619. ur
Wundversorgung. Prophylaktische — m. chlor-
halt. Antiseptieis (Gasbrand) 271.
Wurmbehandlung d. Chenosan 1269.
Wurmfortsatz, Entfernung a. d. Leistenbruch
u. Leistenbruchradikaloperat. b. Säugling
1295.
Be b. Schuß-
Wurmkrankheiten s. Magendarmgeschwüre. . -
Wurmkuren b. Kindern (Brüning) 253. —
(Klotz) 391. — (Schmidt) 616. — 1.
Kindesalter s. Vergiftung.
Wurst- u. Fleischuntersuchungen, Erfahrungen
u. Beobachtungen bei Ausführung biolog.
(Neumark) 1222, S
Wurstwaren, Untersuchung s. Fleisch.
Xanthosis diabetica 275. — —, Genese 493.
Yohimbin, Spiegel b. Dysmenorrhöe 297.
Zahnärztliche Prophylaxe (Feiler) 305.
Zahnung u. Grippe 518. |
Zehnminutenoperation b. groß. Brüchen d.
Zchenphänomen, Künstl. Umschaltung d. Ba-
Greise.
binskischen 270.
Zelleinschlüsse 1320. E
Zensur u. Wissenschaft 125.
Zibosal (Heise) 902, .
Zuckerinjektionen geg. Hyperhidrose d. Phthi-
siker 749. — geg. Lungentuberkulose
aene 1233.
Zuckerkrankenkost s. Amylaceen. l
Zuckerkrankheit, Leber b. — m. Röntgen-
strahlen bestrahlt 271. ,
Zuggipsverbände m. Cramerschienen als Ex-
tensionsmittel 519.
Züricher Brief 993.
Zwerchfellhernie, Eingeklemmte, nach alter
Schußverletzung 76. —, Einklemmung 596.
—, Klin. Diagnose traumat. — u. sub-
phren. Gasabscesse (Latzel) 949.
Zwerchfellschüsse u. Zwerchfellhernien 76.
Zwillinge, Ungleich eineiige 29.
Zwölffingerdarmgeschwür, Erhebungen u. Be-
trachtungen 321,
(Geschwindigkeit -~
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| Baumstar: Rob. 101.
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Die fettgedruckten Zahlen bezeichnen
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| Bachem, C, 16. 341..875.
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| Bähr, Ferd. 272. k
Bergmann, H. (Elberfeld.
821. — H. (Stettin)
. 159. 968.
Berhold, W. 880.
Birk, W. 891.
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Berliner, M. 268. 618|
._ — (Gießen) 751.
Bernaud 700. |
‚Bernhard 1181.
Bertell,. P. 1043,
| Bertelsen u. Wimmer 596,
Bessau 250. 802. 897.
Bessunger 1181. |
Bethe-u. Franke 269.
Bettinger 198, |
Bettmann 10. 344. 826.
Bevan 1181.
Beyer, Osk. 175.
Bickel’174.
Bie, V. 621.
-| Bieling, R. 123. 571. —
R.u.Joseph,K. (Höchst)
1088.
| 228. 115
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Barbrock, H. 979..
Barfod 1099 .
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Bartel, Jul, 52, .
Bartels (Kopenhagen).
621.. 697.
Barth, A: 804. — (Leip- Bonne 195,
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Basch, -A. 648. |
Bäetzner, W. 618.
Baucke (Düsseldorf) 75.
(Wien) 368: 1048. — J.
(Wien) 1209. — 1820.
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Bier, Aug. (Berlin) 100.
‚294. 670. 1125. 1153.
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Binder, A. (Barmen) 1091.
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Bingel 828, 721, 1298,
Binz, F. (München) 1%.
1296
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Birch-Hirschfeld 200.
Birnbaum, G. 1071.
| Bischoff, M. 908. -
Bitter, L. (Kiel) 1294.
Bittorf, A. 394. 780. 805..
832. 878. 1074. 1181; |
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~ (Halle) 24, — Raf. 546. Blencke 246..
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(Köln) 1096.
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Böhler 197. 1015. —
(Bozen) 1153.
Böhm, M. 672,
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Borchardt (Berlin) 171.
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1270.
Böttner (Königsberg) 25.
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(Kiel) 700.
Brockhaus 989. -
Brodfeld 640. 849. 1093.
Broer, J. L. 1126.
Brösamlen 25.
— K. 671. 1127. — H. | Bruck, Frz. 228. 892.1011.
u. Wising 697. — u. Bruckner, G.
Brüggemann 748. 806.962.
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Originalartikel,
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Brun, H. 750, 909. —
(Stockholm) 172,
Brünecke, B. 1209.
Bruner, Alfr. 196,
Brüning 269. 722, 888.
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(Rostock) 253. 1203.
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Brunner 906.
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1100. 1842. — H, (Gel-
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Brunzel 27. 1181;
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179. —
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Curschmann, H. 334, 9871
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Bucura 621. 1016,
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Döderlein 149. 962. —
u. Krönig 670.
Doflein 250.
Dold, H. (Halle) 1014.
Dollinger, A. 1259. 1285.
1313. 1333.
Döllken 297. 570.
Domarus, A. v. 988.
Donath 697.
Dörbeck, H. 720. 1181.
Dorn (Lübeck) 1152.
Doerr 246. — u. Kirschner
894.
Dörr u. Schabel 880. 1098.
Drachter 570. 986.
Dragoewa 394.
Dreifuß 1181.
Dreißner 906:
Dresel 153. 962. 1209.
Dreyer 176. 250. 805. 965.
Dreyfus, G. L, 806. 1819.
v. Drigalski 594.
Drucker 695.
Drügg 1181. . 825,
Drüner, L. 1126. 1184. | Exner 848.
Dubs 102. 247. 296. 869. | Eyer 911.
720. 778. |
v. Dühring 153.
Dührßen 194. 294. 989.
1097. 1181.
Duken 1158.
Dunger 671.:
Dünner 1018. — u. Pupke
Eugling i51.
Eunike 738. 746. 803. 804.
Ewald 173. — (Rostock)
Eymer und Menge 670.
Faber, K. 1211.
Fabry, Joh. 224. 674. 883.
Fahr 104. 226. 599. 748.
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Engel, C. S. 906. — Herm.
79
Engelhorn, Erost 1209.
Engelmann 934. — (Dort-
mund) 674. 888. 1097.
Engelmeier 1181.
Engels, Herm. (Berlin) 209.
Enghoff 1339.
Engwer und Josephsohn
272
Eppinger und Kloß 272.
Epstein 694. — (Wien)
1268,
Erdheim 78.
Erlacher (Graz) 1295.
‚Ernst, W. T. 1176.
Esch 320.
Eskuchen 297. 367.
von 29. 126. —
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246. 522.
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1200.
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Falk, Edm. 1266.
Dürig (Berlin) 1237.
Falta 26. 151. 244. 276.
Flebbe, H. 195. 1125.
Fleckseder 50.
Fleiner 671. 1125.
Fleischmann, O. 962.
Flesch 697. 781. — -The-
besius 1040.
Flörcken 804. 988.
Florschütz 934.
Focke 1018. 1318.
Foges 78.
Folmann 150.
Fonio 985.
Fönß 1287.
Forschbach 298. 894. 805.
1129. 1181. 1208.
Forsell 149.
Forster 1210. 1218.
Förster 173. — Eug.
(Bonn) 907. — W. 671.
Foerstner, A. (Würzburg)
645
Fort 1266.
Fraas, E. 1126.
Franck, O. 78.
. 806. 832. 1266. — Herm.
(Berlin) 123. 1133. —
Paul (Berlin) 18. —
(Greifswald) 250. 858.
Franke 569. — F. (Braun-
schweig) 372. 596. 599.
1271. — FErz. 570. -—-
Maryan 1013.
Fränkel 670. 1181. — Alb.
746. — Ernst (Berlin)
Frank, FE. (Breslau) 176. :
Frohmann (Königsberg)
129.
Fromme 49. 724. 748. 986.
990. 1181.
Fröschels 126. 258. 721.
Frühwald, R. 1212.
Fründ 570. 619.
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' Golliner 150.
| Goos 778.
Goerke 1128.
Goß 1208.
Fuchs 367. — D. 175. | Gotschlich 176. 1323.
1267. — H. (Danzig) | Göttel 858. 934.
5i. 694. 1127. — J.| Gottlieb 1323.
987. Gottschalk (Mayen) 901.
Fühner 270. 753.
Fuhrmann 565. 902. 1261.
1290. 1315. 1337.
Fürbringer 173. 1041.
Fürst, Th. 150.
Fürstenau, Erna 103.
Fürth 268.
Gabbe, Er. 25.
Gaisböck 820.
Galambos 1153.
Gallus 572. 670.
1296.
Ganter 81. 695.
Ganz, Amca 367.
' Gaertner 1269.
— E.
Gärtner, W. (Jena) 1182. Grober 748. 1014.
Gassul 76. 346. 694. 1181.
Gastpar 345.
Gaetbgens 123. 908.
Gatscher 346. 721.
Gaugele 986. 1295.
Gaupp 280.
Gottstein, A. 1181.
Grabisch, A. 269.
| Graebke 869.
Grabley 1285.
Grafe, E. 778.
Graefe 369. 1267.
Gramegna 1180.
Grasmann, K. 76.
Goldstein (Frankfurt) 724. | Habetin 1320.
— K. 1127. — (Katto- | Habs, R. 748.
Hackenbruch 1041.
Hacker 102. 173. — V.
1209.
v. Hacker 748.
Hage 963.
Hagen, O. 246. 906.
Hahn 268. 1208. — Am.
(Berlin) 907. — HF.
| (Bremen) 28. — (Bres-
lau) 965. — Gg. Al.
— Otto 1040. 1181.
— A., u. Offenbacher
1294.
Haike (Berlin) 698.
Haim 620.
Hainiss 296.
Halban 247.
Graßmann (München) 619. Har opener) 697.
Graetz 52. 226.
'Grau, H. 879.
Greiner 621. — (Magde- | Hamburger, F.
burg) 828.
Greve 570,
Griesbach (Gießen) 1072.
Grießmann, Br. 1097.
Grißlich, O. 849.
Pauli 854. 1181.
828.
r 1013.
Hallenberge as
196. 268. 296. 368. 570.
647. 696. — R. 394. —
u. Mülleger (Graz) 197.
Hamel 53. — (Berlin)
171.
— u. Hammer 965. — Fr
(Stuttgart) 128.
Groedel, Frz. (Nauheim) | Hammesfahr 749.
149. 239. — F. M. 367. | Hampeln (Riga) 101.
Gröer u. Kassowitz 571. | Hanauer 298. 1100.
.Gröger, V. 740.
Groll, H. 828.
Hancken 1237.
Händly 343.
1014. — E. (Bonn) 1014.
Gauß 48. 129. 751. — u. | Grönberg 1041. — (Wi- | Hänisch 244.
Düring (Luzern) 102. 620. 1044.
Duschak, E. 195.
Favarger 246.
v. Dziembowski (Posen)
671.
Federn, S. 180.
'Feer (Zürich) 101.
Fehling, H. 76.
a u. Franz 149.
Fehr (Berlin) 1339.
Feilchenfeld 48. — Leop.
619. 908. 1096. 1235.
— W. 158.
Feiler, E. 305.
Fein 197.
Fejes, L. 670.
Felix 693. 694. — und
Mitzenmacher 694.
Felke (Rostock) 1018. —
u. Wetzell 1295.
Fellner 1183.
Fendel 1212.
Fenger 1237.
Fernau 26. 50. 78. 1181.
Feßler (München) 220.
Fick, R. 626. |
Ficker, M. 128.
Fiedler, L. 1015.
Fießler 670.
Fieux 826.
‚Finger (Wien) 695.
v. Fink 1015.
Finkbeiner 804.
Finkelstein 171. 671.
Ebbecke (Göttingen) 990.
Ebele 1181.
Ebeler, F. 597.
Eberstadt,F. (Frankf.)988.
Ebstein, Er. (Leipzig)
1299.
Eckelt 149.
Eckl 295.
Economo 620. 1267.
Edel, A. (Berlin-Wilm.)
594. 1125,
Edelmann 222.
Eden, R. 1126. 1285.
Edens, E. 100. 591. 616.
642. 1292. 1816.
Ederle, R. 1233.
Ege u. Rasmussen 1287.
Egyedi, Heinr. 172.
Ehrmann, W. 855.
Eichhorn 982,
Eichhorst 868. 1041.
Eichwald u. Fodor 1156.
Eicke 1014. — H. (Ber-
lin) 1314.
v. Eicken 595. 806. 962.
1042,
= Finsterer 48, 78. — H,
Bidam 178. (Wien) 287.
Anand, Fritz 921. 1181. | Fischer 1208. — A. (Dres-
. i d ° FA D °
Eiken 622. 7 101 Bee
987. 1016. — (Berlin)
v. Eiselsberg 222. 276. 1153. — Bernh. 1321.
Eisenberg 368,
Eisenhardt, W. 25.
Eisler 1015. 1181. — F.
(Wien) 1231.
Eisner, Gg. (Berlin) 212.
Eitner (Wien) 67.
Fkstein, E. 828,
Elias 271. 694. — und
Singer 152,
Elkeles 698,
Elmiger, G. 962.
Elsner, Johs. 1266.
Emanuel 272,
Embden 270. 732.
Herm. 672. — J. 1818. —
Jul. 1127. — (Königs-
berg) 753. — R. 596.
1188. — W. (Göttingen)
826. 990. — W. (Schan-
ghai) 987. —-Defoy,
W. 1018. 1070. 1076.
— u. Ch. Pan Nieu 1013.
— O. (Prag) 1284.
Fischl 1156. —Fr. (Wien)
‚208. — R. 346.
Fischler,F.(München) 125.
Flatau 247. — Gg. 108.
— (Heidelberg) 345. —
— E. (Heidelberg) 49.
— (Hamburg) 1073. —
K. (Erkf.) 670. — Manfr.
745.1181.— E.,u.Lovey
1181.
Fraenkel (Hamburg) 55.
324. 367. — E. 123. 172.
— Eug.u.Zeißler (Ham-
burg) 125.
Frankenburger, A. 619.
Frankenthal 571.
v. Franque 343.
Franz 244. 348. 670. 670.
(Berlin) 694. — (Wien)
294. 296. 1156,
Franzmeyer 856.
Freise 753.
Freudenberg 1144. 1156.
Freund, E. (Wien) 1240.
— Leop. 980. — und
Kaminer 1320.
Frey 152. 220. 367. 781.
985. 1069. 1318.
S Pony (Aarau) 369.
Friedberger, E. (Greifs-
wald) 81. 177. 220. 570.
577. 694. 694. — E. u.
Joachimoglu 571. 694.
694. — E. und Konitzer
(Greifswald) 108. — u.
. van der Reis 858, —
E. u. Suto 571.
Friedemann (Berlin) 1235.
— M. 247. — U. 198.
Friedländer 1129. —.A
A. (Freiburg) 1158. —
(Wiesbaden) 671.
Friedländer-Marum 962.
seleulseuder, E. (Lemgo)
Friedmann, Fr. Franz
1069. — (Buch) 672.
— (Wien) 964.
Friedrich (Freiburg) 965.
1181. — und Krönig
244. `
Friederichsen 1099.
Fritz 1154.
Fritzsche (Basel) 853.
Froboese-Thiele 10183.
Lembke 670.
Gausselmann 1208.
Gehrels 858. 1125.
Geigel, R. 670. — (Würz-
burg) 196. 570.
Gelpke, L. 1155. — u.
Rupprecht 1253.
Genck, Marg. 1096.
Gennerich 878. 907.
Georgi, W. 1296.
Geppert 49.
Gerber 55. — (Königs-
berg) 200. — O. P.
749
v. Gerhardt 882.
Gerhardt, D. 1098. —
(Würzburg) 245.
Gerson 49. 176. 1184. —
(Bielefeld)844.— (Bres-
lau) 54. — (Berlin) 1389.
Gerstmann 174. 620. 985.
Geßner 78.
Geymüller 1154.
Giemsa 172.
v. Gierke, E. 647.
Giesecke 1042.
Gigom, A. 1269.
Gilbert (München) 880.
Gins, H. A. 670.
Giorgacopulo, D. 294.
Gioseffi, M. 77.
Glans (Berlin) 618.
Glanzmann 802.
Glas 294. 1097.
Glaserfeld, B. 1296.
.| Glaß 778. — E. 828.
Glaeßner 295. 296.
Gleichfeld 590.
Gleinert, E. 297.
Glingar, A. 285.
Glocker 778. — u. Reusch
778. — und Schlayer
1125.
Goebel, W. 1070.
Gocht 1266,
v. Goel 750.
Goldberg (Breslau) 694.
Sabuget, P. (Wien)
Goldscheider 963.
Goldschmidt (Wien) 621.
borg) 1340. Haenlein 958.
Groß, O. (Greifswald) | Hannemann 177.
222. 250. 277. 811. 882. | Hansberg 674. 911. r
843. 855. — W. (Hei- | v. Hansemann 5. 48. I.
delberg) 748. — und| 268.
Pappenheim 620. Hanser 298.
Grosse, Ludw. 936. Hanßen (Kiel) 104:
Großer (Frankfurt) 806. | Haren 962.
— (Prag) 573. Harf, Alfr. 879.
Grote, L. R. 27. 394. Harlße, B. 1097. 940
Groyer 50. Harms (Mannheim) 1049.
Grube, K. (Neuenahr) | Harmsen 1013. 16
1087. Hart, C. 321. 716. 149.
Gruber, G. B. 912. 922. | Hartert, W. 1320. 664
940. 968. 967. 988. | Harttung, H. 120.638. 00°.
1209. 1236. — Gg. B., | Hartwich, A. 308.
und B. Werner 1125. | Harzer 1185. 1272.
1020.
Grumme 149. 228. 878.
Grünbaum 50.
Hasebrock 802.
Haß, J. (Wien) 809. 1112.
1126
Grund 1209. — G. 720. | Hatiegan 1188.
Grunewald, Jul. 986.
Hatziwassilu 618.
Grünewald (Dortmund) | Hauch 779.
1097.
Grunmach 746.
Gsell (Zürich) 28.
Gückel (Nürnberg) 988.
Gudden, H.
127
Gudzent 698. 1181. —,
Maase u. Zondek 894.
“upe nbelger 223.
894.
Gundermann, W. 749.
v. Gutfeld 691.
Guth 295.
Güth, Gg. 367.
Gutmann, Ad.
1069. — J. 742.
Gutstein 719.
Guttmann, W. 989.
Haase, N., u. Wohlrabe
24.
v. Haberer869. 619. 620.
720.
Haberer, H. 1070.
Haberland (Breslau) 986. | Heidler (Wien) 197.
Habermann u.
Mauels-
hagen 594.,
Hauffe 1184. si
Hauck, L. (Erlangen) 994.
Hauke 751.
Hauke (Breslau) 694.
(München) | Haupig, Th. 829.
Haupt, F. W. 155.
Hauptmann 226. we
(Freiburg) 1270. 19%.
— | Haus (Innsbruck) 1820.
Hauser, Alfr. 195. — R.
(Breslau) 320.
Havlicek 268.
Haxthausen 826.
v. Hayek 296. 1267.
(Berlin) | Hayner 49.
Hayward 671.
Hecht, Erich 1168. — H-
906. — 1318.
Matko 1818.
Zweig 1318.
Hedinger 268.
Heermann 1821. _
Hegner (Bern) 1104.
Heidenhain 268.
Heidkamp, H. 124
Gandusio und Phili-
powiez 222.
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A
Heierdahl 1181. ` l | His” 334. ia BR J dasoa 176, Ä Kayser-Petersen 695. Be 746. Ä
Heilig, G. 76. Hisgen, H. 1236. Jaffé 26. — R. H. und|; 1013.1209. `. |Kobler 569. 778. 1289.
Sternberg (Wien) 1311. | Kaznelson 1018. . | Köhler 672. — (Hamburg) Kropp, S. ‚1296. AN
Kehl 23. 1182. — (Mar-| 1073 — F. (Köln) 198. | Kruse, W. (Leipzig) 601.
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I TR Hein, T (Erlangen) 691. Hoche 280..
-</> Heimann 48. 944. 298. | Hochenegg und Payr 28. | Jaeger, F. 804.
v. Jagie 26, 77.1268. —| burg) 1819- 845. — H. 221. .
Kohlmann 966. | ‚Krusius, Fr. F.. 1819,
v. Kügelgen, R. 986. ,
n IF i 670. — F. 937. - | Hochstetter 778. 1181. l
zig A Heine, B. 1209. — (Bres- | Hock, J. 670. . . u, Lipiner 9384. — u.|Kehrer 149. 965. 1484.
AA lau) 247. a Hodel 846. : Sladek 37. =- | Keller, R. 647. Kohlschütter, R. 1063. Li
; “Heinemann 1181. — E. | Hodiesne 647.. - | Jahnel 696.. Kelling 27: 152.645. 671. | Kohn, A. 299. — H. (Ber- | Kuhn 694. 751.. i
mb: 7 EC. (Berlin) 854. -J Hofbauer 197. 222. — J.| Jakob, A. Hamburg) 786. | Keppler und Erkes 301. lin) 171. — (Berlin) 244. Kühn. (Rostock) 174. N
a 1. .746. 1041. s — Klara 295.: |KĶülbs, F. 822. o
Kerl 647. = -| Kolde, W. 1155. ` Kulenkamp 665. -
`- | Kulenkampff: 870.. 1285. i,
Heinrich, Rud. (Münchehy 1821. J| 118
152. ‘| Jakobitz 694. .
‚Koleszar 669.
Kolle, W. 51. —. , Sachs | Külz, L. 1182.
Kr u. Keuper | y. Jaksch 1015. |v. ‘Kern 1018.
> Heinsheimer 272.
. Heise (Berlin) 902. © >. |` 172. — Er. Bonn) 987. | Jansen und Kobrak 647. | Kestner, O. 268. 344:
Heising, Jos. 101. 3 1014. 1285. — - (Darm-| —, W. H., u. Müller,| 1040. — O., und 2 und Georgi 128..— und | Kümmel 599.649. —H.696.
... Heke 934. J- stadt).570. — Herm: Frz. (München) 828. | gandt 1154.. $ ` Schloßberger 1. 83.553.) Kümmell (Hamburg) 294. ° a
A ` Helber u. Linser 718. | 561. 583. — Y (Heidel- | Janssen, P. (Düsseldorf) | Keuthe 778. ` 579. 694. 759. | — 1828.. $ =
-+ Heine (Kiel) 700. |. berg) 719. — W. (Ber- me | Kickhefel 1152. Kolle-Hetsch 1099. | Küpferle - u. Bacmalsye 2 Er
Heinecke 778, lin) 1094. ` - — |Janze Kienböck, R. 894. Kollert 296, ` -| 1181. n
Japha " Berlin) 1069. “| Killian (Berlin) 221. 228. | Kölliker, Th.. 804. -. Küster, H. 826. —u. Wott i
Kinberg (Stockholm) | Koellner, H. 1069. (Köln) 194. erd
Küstner 149 244. RE:
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Heller, J. 826. 1342. ornan, Edm. (Bonn) Jarisch 934.
za Hellpach 573. 60,1. 829. 1014. — K. 804. 1183. |v. Jaschke, R. Th. 1038. 1236.
l — W. 51. 271. 827. 1076. 1093. 1208.. — | Kirch, A. - (Wien) 167.
‘Beenes 125. `
| — K. 128. | Högler, F. (Wien), 865. | (Gießen) 1294. — Th.
‚Koelsch 39.
König (Bonn) 220. 894..| Kuttner (Berlin) 54.
- — (Harburg) 195. — | Küttner 48. 197. — (Bres-
(Marburg) 698.— (Mün- | lau) 780. 965. <H. 696.
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Henke 80. 962. Hohlbaum 1129. Jegge 1154. 78.
Jebn 243. — u. Naegeli 76. | Kirchmayr 749. Konitzer, P. 338. Kuznitzky 54: .
Kirchner (Berlin) 171. | Konjetzoy (Kiel) 321. 991.) ns u
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Labhardt 297. 1127:
Henkel, M. 644. 1156. | Hohlweg, H. 221.
Köppen 867.
Lade 721. 858..
Henle (Dortmund). 910. | Hohmann 275. 293. 595.
nn (Greifswald) 80. | Jentsch 697.. 271. 844. 719. 1069. —
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er R2 a Jerzycki 1208. a
1i Benrichsori 964. Hoka ad Goldmann 50. | Jeß 248. 911. burg) 984. Korack (Hamburg) 294. 2
. Henriei’962.° Holland, Meyer‘ und O.|Joannovics 868.. Kirschhoff 1181. . |Körbl, H. 645: Ladeck 151. |
a - Henschen 687. .— und. ` Müller (Pübingen) 1018. Joffroy 1208. Kirschner (Königsberg) Korbsch, H. 70. 291. . | Lagerberg 571. Ber
_ Nager.1210. . f 1458. Johnsen . 749. 299. 569. Kortf-Petersen 748, Lampe 271:
. Herhold 345. Be Holländer, E. 1239. .— u. | Jolles, A. (Wien) 814. | Kirstein 670. — F, (Han- Koritschoner 1070. Lämpe und Saupe 118: . ia
“ _ Henszelmann 581. | Ernst 618. ` Jonas (Wien) 2985... nover) 1096. 1181. Korn (Königsberg) 129. | Landau, Th. 646. x: nn
x. Herbst, 0. (Berlin) 879.. | Hollborn (Leipzig) 1209. Joerdens, G. 855. 950. Kisch, E. 1269. — (Prag) | Kornfeld, Siegm. 24. | Landauer 804. ee
| Herhold 1089. Holste (Jena) 75. - 968. 197. Kornitzer (Wien) 1208. |Landelius 596. er
Jörger, J. 370. Kißkalt 922. 594. 808. |Körte 828. | Landgraf, H. 880. BE
‚| Klermult 597. Körting (Berlin) 149. Landois 966. ~- : '
Koslowsky 867. 721, 803. Lange, E. (Breslau) 1129. ARS
Hering 965.. „—H E. 594, Holtz. 750.
Holzapfel 778. 987. Joseph (Berlin) 274. 879.
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— d. — (Göttingen) 1341.
Klapp 23. 248. 672.
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i Hermel 806. — , Mayer u. Wegrichs 77.| — 29. | Klauber, Erw. 336. -
176 — ng. 1821. Kleeblatt, Fr. 1285. Kosminski 881. -Langemak 722.
| Kleemann, M. 644. 1128. | Kost 743. 823. Langer, Er. 1120. j -
Langstein 272. 604. 627.
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Kramer 693.
Kraemer, C. 224.
Kraepelin, E. 804, 878.
"Herrmann, E., u. M. Stein Hölz! (Polzin) 153.
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1287. Höpfoer 1096. — Edm:820. June, 0. . 722. 908.
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Herxheimieru. Roscher 76. | Hoppe, J. 1840,
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Kleijn und Magnus 619.
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1182. |
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— (Hamburg) 349. 570.
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Loeser, Alfr. 150. 198.
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Loew,0.827. — Osc. 1841.
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schweig) 372. — Wald.
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(Wien) 796.
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Maendl, Hanns 1165.
Manheimer, Edm. 1046.
Mann, Fritz 346,
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Marchand 29. 221. 911.
Marcovoei (Kassa) 78.
Marcus, Otto 77.
Marcuse (Berlin) 223.
Maresch 276.
Margulies (Prag) 60. 244.
Markoe 27.
Markus, Henry 622.
Martin, B. (Berlin) 1013.
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Marwedel 103.
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— A. M. (Prag) 925.
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Matko 125, 151.
Matthes (Königsberg) 55.
129. 200. 670.
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Mautner, H. 1048.
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(Leipzig) 115. 140. 174.
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hausen) 1337, A.
(Tübingen) 150. — C.
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(Wien) 154. — W. 173.
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Meißner, R. (Breslau) 869.
Meixner 129. 229,
Melchior 28. 247. 369.
965. 1181. 1240.
Meller, 295.
Mende, O. (Berlin) 1172.
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Menes (Tübingen) 819.
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INHALTS-VERZEICHNIS.
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(Königsberg) 335. 879.
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700. — (Köppern) 573.
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Estorf, H. 1208. — Osw.
(Berlin) 1288.
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Moeller, H. 622.
Möllers 1041. 1266. — u.
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Mönch, G. 321. 778.
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Montana, B. 369.
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Moraweck, H. 1126.
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Morgenthaler 270.
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1097. 1285,
Moser (Zittau) 827.
Mosler, E., u. Herzfeld 897.
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(Würzburg) 645. 856.
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Naegeli, Th. 645. 1098.
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den-Baden) 228,
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Neumayer, V. L. 722.
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Niemann (Berlin) 678. —
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Nieter, Ad. 269.
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Löwenfeld 789.
Nocht 295. 1238.
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Nolten 987.
Nonne 269. 943.
Nonnenbruch 247. 1070.
Nordenhoft 779.
Nordertoft 1181.
Nordlund 779.
Nordmann 223, 856. 1087.
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Nußbaum, A. 869. 1015.
Oberling, K. 151.
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Ochsenius 128. 986.
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Oehler 197. 618. 645.
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Opitz 149. 343. 778.
Oppenheim 268. — Herm.
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754. — und Lokisch
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Pappenheim 695.
Passini, F. 854.
Passow, Alfr. (München)
1307
Paetsch (Stettin) 1208.
Patschkowski, H. 622.
Patzschke u. Jaudas 571.
Pauchet 48.
Pauli 1181. — W. E. 984.
Paulicek 1183.
Paulick, E. 682.
Paulus, R. 269.
Pawel 1240.
222.
v. d. Pfordten
Philipsborn 694.
Pichler, C. 1070. — R.
1015. }
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J. (Charlottenburg) 59.
— Ludw. 371. — W.
(Wien) 859. — E. P.,
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Pinkus, Felix 179. 351.
555. 730. 826. 906. 917.
1108. 1164. er
Plagemann 1266.
Plaut 1208. — Alfr. 1070.
— F. (München) 1318.
Plehn, A. 246. 906.
1297.
Plesch, `J i a 98.
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Pochhammer, C. 51. 172.
Pohl 569. — J. (Breslau)
751.
Pöhlmann, A. 136.
Pollag (Halle) 126.
Pollak 368. |
Pollitzer, H. 606. 1069.
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Poniemunski, A. 1097.
Ponys 826.
Popper (Prag) 854. 907.
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Porosz 878.
Porges u. Wagner 620.
Porzelt, W. 124. 223.
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Possek 934.
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Pozenel 881.
Praetorius, G. 320.
Prausnitz 907.
Preuße (Breslau) 960.
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Prym (Bonn) 845. 1040.
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1272. 1842.
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Quensel 1272.
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Rabe, F. (Hamburg) 1096.
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- Thaler 244. 1155.
- Thausing 26. |
"Topp, V. 697.
Trawinski und Cori 50. Vogt 867. 827. — A.
Trendelenburg 293. — (Basel) 124. — E. 646.
Paul 750. . 907. 909.
. Trenel 1208.
"Triepel 1240.
XXVIII.
. Szily u. Stransky 128.
v. Szontagh 108.
Szubinski u. Schmidt 247.
Tützer 1208.
Tuxen 1237. Voltz 1182.
Tachau, H. 394. Uhlmann 102.
Taege, K. 8083. 855. 1015.
1070.
Tandler, J. 1288.
Tänzer- u. Osterwald 695.
v. Tappeiner 870.
1301.
-Uhthoff 806.
Ullmann, K. 859.
dorf) 124.
C | INHALTS-VERZEICHNIS.
er 2 0 ee an
Tu szewski (Berlin) 988. | Vollbracht 782. 968.
Vollbrandt 750. 1099.
Vonhatolo 1270.
Vorkastner 858.
Vorpabl, F. 975. |
Uhlenhuth und Zuelzer | Voß 268. -- G. (Düssel- | 1014
Vossius 91. — 176.
Vulpius, Osk.24. 107. 180.
- S a T E. adi re o aaan, N E e e E R n A
Wiese, O. 775. 1034. — | Wolffenstein 1294.
O. (Landshut) 594. Woflsohn, Gg. 28.
Wiesel und Löwy 1320. Wollenberg 2953.
Wiesner 965. | Wolpe, Ch. 982.
— (Berlin) Wieting 23. 125. 243. Wörner, H. 49. 221, 586.
— S. (Breslau)| 344. 570. 1319. 612. 906. 1142. — und
— n. Felix 698. | Wilbrand, Eberh. 174. Heise 935.
694. — Felixu.Mitzen-| — u. Sänger 322, - Wotzilka. G. 346.
macher 26. 694. — S.| Wildholz 935. Wrede 1017. 1298
1295. | Willrich (Weimar) 594. Wurm 54.
oe 894. — u.
Gebb 270.
Weichselbaumer 1098.
Weigert, K. 1237,
Weil 965.
1208.
5
Ulrich 962, — (lreiburg) | 248. 257. 327. 962. 986. Weiland, W. 281. 373. Wilms 746. ı Wuth, ©. 246.
Taube 748, . 751. 1071. Winckel (München) 319. ' |
Teller 51. | Ulrichs, B. 986. Weiler, K. 619. | Windaus 1100.
Temoin 48. Umber 871. Waeber 1181. Weinberg |
Tetzner 322.
v. Teubern 1235,
Teuscher (Münster) 391.
Ungermann u. Zülzer 644.
| Unverrieht, W. (Berlin)
24. 594.
Urban (Breslau) 298.
(Frkf. a.M.
Wahl, K. 77
Thedering 151. 986.
Tittel 328.
Többen 224.
Tomaschny (Stralsund)
639 '
(Wien) 78.
Verzar 77. !
Vogel 845. 1270. — Alfr.
1819.. K. 1126.
Vögele, A 619.
Vogeler 370. — K. 1268,
lin) 171.
Ver
Traube, J. (Berlin) 719. ätjen 129
f . Max 71.
Voigt 270. — W. (Göt-
tingen) 699. 1101. —
und Corinth 804.
Voit 29.
Volhard, F. 224.
Volkmann; Joh. 963.
Trömner t04.
Tröscher 245.
Truelle 1208.
Tugendreich 48. 171. 244.
Wegelin 296,
Unger 270. 2983. — E.| Waetzoldt 153. 597. | 1
1269. — (Rostock) 1018. | Wagner 634. — G. A. Weinert, A. 76. 269.
und v. Funke 27.
Wallard 1181.
v. Wassermann, A. (Ber-
Wassertrüdinger 1237.
Weber 268. — A. (Geisen-
kirchen) 345. — (Berlin)
53. — (Chemnitz) 75. —
Wechselmann, W. 839,
Weddy-Poenicke 1208.
Wederhake 248. 691.
Weichardt, W. 1099. —
u` Schrader 139.
(Dortmund) | WWinderl 878.
| -e
Windrath 140. ; Zadek 962. 1153. 1155. —
Winter 369. 746. — (Neukölln) 23. 76. 333.
Friedr. (München) 271. | Zak, E. 782, |
— G. (Königsberg) 55. | Zalewski u. Müller 247.
127. 835. 887. 915. 995. | Zander (Steglitz) 1181. —
28. 196.
— | Weingaertner, M. 962.
) 848. : Weis (Hamburg) 1017.
| Weiser, Eg. 380, 1002.
Weiser, M. 698. ; 5. (S bolm) 621. —
Theilhaber 935. 1287.. Urbantschitsch, E. 721.— | Walter 778. — (Rostock) Weishaupt, E. 749, | Winternitz, W. 52, p e a |
. Theimer, K. 346. V. 28. | 824. 1048. — 173. Weitz, W. 99. 761. _Winterstein 829. Zangenmeister, W. 1295.
Thiemich 758. 1023. | Walterhöfer 294. i Weltmann 634. -— und Wintz (Erlangen) 172. Zangger 222.
Thierry 622. 908. 988. Walthard (Bern) 1269. Molitor 881. — und| 670. — u. Baumeister Zeiß 609. 694.
Thomalla 298. 394. Vaerting 878. Walther 322. — H. (Jena)| Seufferheld 152. 778 v. Zeißl, M. 1F. 220.
Tbomsen, H. 1155. —- u. | v. Vagedes u. Korbsceh 49. | 101. — Heinz 1041. \Welwart 934. W irgler H. 1183 Zeißler 193, 172. 594. 671.
Wulff 596. Vaternahm, Th. 871. Walz, K. (Stuttgart) 595. Wendriner, H. 1338, Witte (Kudowa) 1072. — | Zeller, Herm. 49.
Thoenes 149. > Vaubel 1583. Walzel 126. Wengraf 1236. (Recklinghausen) 79S Zencker, P. 1127.
Thormählen 700. Veiel, Eb. 1217. Wandel 911. 966. Werner 103. 178. 244. | Wittig 700. |Zernik 269. 963. 854.
Thost 127. - * | Veil, W. H. 908. 1158. | Wanner 229, 670. 1181. — E. 595. | Wittmaaek 150. 062, | Zouma age 963. S5
Tichy 667. Veilchenblau 671. | Wasicky 198. (Hamburg) 54 — | Witzel 197. 7 i enner 297,
Tiling 297. Velden 78. 820. 594. | Warnekros 149. 343. 670.| u, eour 694 Wodak 268. Ziegaer, H. 238
Tillmanns. 194. Velhagen 619. 879. Wertheim 962 l Wöhlisch 670 facinar 1181. —
Timpe 721. -|zur Verth, M. 273. 848.. Wassermann, S. 908. 335. ee a Pa La .un
748. |
— | Westphal 335. 1908. i Wohlwill 104. 293.
Westphalen. H. 1319. | Wolf (Stettin) 194. — W.| - furt) 1040. — L. 647.
Wetterer 343. 936. 1180. i (Leipzig) 345. 882. — Rob. 1070.
1181. (Wolff 69£ 1181. — Alb. | Zloeisti 297 e07.
Wetzell 268. | (Berlin) 126. --- (Ber- Zöller, Ad. 1117.
|
(Breslau) 618.—(I’rank-
1100. Weygandt 324. 1017. lin) 594. — Ernst (Ber- |Zondek 220. 594. 694.
Wichmann 348, lin) 81. 251. 1272. —| 69. 802. 879. 962.
W ichura 698, Gg. 595. — Jac. (Ber-| 1014. 1096. 1267. 1318.
Wiezynski, T. 1321. lin) Ss4. — W. (Lich-| B. (Berlin) 1319. — H.
Wideröe 718. 855, tenberg) 51. — Walt. (Berlin) 1155. |
Widmer, H. 802. --- Ch.| und Meyer, H. (Berlin) Zuelzer, G. 25. 1069. 1289.
1296. 152. 167. — Werner |Zumbusch 275. 222. E
Wiedhopf 569. 804. — -Eisner (Berlin) | Zuntz (Berlin) 274, 467.
Wiemann, O. 1040, 127. — — u. Zahner | Zurhelle 827.
„ | Wiener 78. 1213. 1822, Zweifel, Erw. 992. — P.
345. Wierzejewski, J. 124. | Wolff-Eisner 1380, 1015.
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= Wochenschrift für praktische Ärzte
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- Verlag von `
= = k i | n l i
s o ==, Tedigiert von — > o Re ß |
_ ‚Professor Dr. Kurt Brandenburg . © ...°. Urban & Schwarzenberg.
e Berlin ZZ in BEE ur ©oa Berlin ~ ` |
Inhalt: Originalarbeiten: W..K olle u. H; Schloßberger, Zur Frage der-Heilwirkung des Diphtherieserums. D. v. H anseman i :
Über: den - Krampf des- :
ps
Akute Leukämie. E.P. Pick u. R. Wasicky, Toxikologische Erfahrungen über Mittel, welche von Soldaten zur Erzeugung von Krankheiten
verwendet worden sind. (Selbstbeschädigungsmittel). Bettmann, Die’ Anamnese der Syphilitiker. M. v. Zeißl, À ;
Sphincter vesicae internus. F. Hirschfeld, Die Erhaltung der Konzentrationsfähigkeit der erkrankten Niere und die Ernährung bei akuten
Nierenentzündungen. Kantorowicz, Nasenblutungen bei. der Influenza. — Fortschritte. der praktischen Arzneibehandlüng im Kriege:
. Bachem: Hypnotica. — Arztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens:: P. Frank, Lungenentzündüng nicht Folge. einer >
fast ein Jahr zurückliegenden Rückenverletzung.. — Referatenteil: W. Regen, Gasbrand. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische
Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Gießen. Leipzig. — Rundschau: H: v. Hoeßlin, Adolf Schmidt +.
I. Sternberg, .Die neuen, Grundsätze für kassenärztliche Verträge in Groß-Berlin. — Tagesgeschichtliche Notizen: -:_ rd
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortgtnalbetträge vor.
unter den Kindern bis zum 10. Lebensjahr, einschließlich -durch
- die Therapie mit Diphtherieserum herabgesetzt wird.. So starben :
nach G. Jochmann?) in einem Hospital in Triest von 236,
serumbehandelten Kranken 22°/,; als eines Tages der Vorrat -an
Serum erschöpft war und nicht sofort ergänzt werden konnte, stieg‘
2 Aus dem Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M.
Zur Frage der Heilwirkung des. Diphtherieserums').
Besonders beweisend sind die
| Experimentelle ‚Untersuchungen und. kritische Betrachtungen
De | Sn |
0" @eh.-Med;-Rat Prof. Dr. W. Kolle und Dr. H. Schloßberger.
nz, Nachdem im- Jahre 1893 die antitoxische Heilserumtherapie
.... der Dipktherie von v. Behring experimentell an Tieren be-
gründet und klinisch von Heubner, Kossel, Baginski
und nach ihnen.:von vielen. Anderen erprobt und seitdem durch
“ die Schaffung der. -Wertbestimmungsmethode der antitoxischen
Sera durch Paul Ehrlich die Gewinnung hochwertigen Serums
‚so erleichtert ‘worden - war, :daß das Diphtherieheilserum . zwecks
- Behandlung diphtherieerkrankter Menschen in die allgemeine Praxis
eingeführt werden ‚konnte, ist es in den folgenden Jahren nicht
nur in Deutschland, sondern in allen Ländern Europas, ja der
die Sterblichkeit sofort auf 50/,.
: von W.Körte?), Ph.Schönholzer’)Jund F.Siegert)mi- `
geteilten Ergebnisse der Serumtberapie bei tracheotomierten- di- >
phtheriekranken Kindern, verglichen mit den Heilerfolgen der Tra- ;
cheotomie, in der Zeit vor Einführung des Diphtherieserums.
„Körte gibt die Letalität der mit Tracheotomie und Heilserum -`
behandelten diphtheriekranken Kinder mit‘ 52,4°/, an, während‘ -
er 77,5 °/, ‚der tracheotomierten Kinder verlor, als er‘ das:Serum >.
Schönholzer gibt die entsprechenden `
noch nicht besaß,
..Zahlen in seiner Praxis mit 32,54°/, und 66,16°/, an; Siegert
stellte die Heilerfolge der Tracheotomie- bei. durch Diphtherie be- -
dingter Larynxstenose zusammen und berechnete bei 12870. mit
Heilserum und Tracheotomie behandelten Kindern die Letalität :'
auf 36,32 °/,, bei 17499 in der Zeit vor Einführung, der Serum-
therapie Tracheotomierten aber auf 60,35°/,. Diese Zahlen sind
besonders wichtig für die Beurteilung des Wertes des Diphtherie-
` ganzen Welt, in denen Diphtherie vorkommt, als das, was der
o Entdecker Emil: v. Behring angab, nämlich als ein Heil-
?.. . Mittel für Diphtheriekranke von der weitaus über-
-. ; Wiegenden . Mehrzahl. aller Kliniker und Ärzte anerkannt worden,
serums, weil hier nur klinisch schwere. Diphtherieerkrankungen in
Frage kommen. Die erwähnten Einwände sind hier zum Teil aus-
geschaltet. Wir werden bei der Kritik einer Arbeit von. A.-Bin-: - >
2». ‚wie aüs zahlreichen Veröffentlichungen in allen Sprachen der Welt
v0 . hervorgeht, Diese Auffassung hat sich auch weiter bis | ger auf sie zurückkommen, Zu a
A zum- heutigen Tag, und zwar, wie wir behaupten möchten, mit Demgegenüber waren in einigen Kliniken,: sowie im Verlauf.
‚Recht erhalten- und ist fhera peutisches Gemeingut | größerer Epidemien: allerdings Beobachtungen und statistische, Er-
& der ärztlichen Welt geworden. Nicht zum wenigsten | gebnisse gesammelt worden, die bei. manchen Klinikern und
= durch die am Krankenbette von dem Arzt beobachteten, oft ge- | Ärzten immer wieder eine gewisse Skepsis. über die.tatsächliche -
j Tadezu erstaunlichen Wirkungen des Diphtherieserums ist die Zahl |. Heilkraft des Diphtherieheilserums hervorgerufen haben. So wurde . `.
E ‚ der Serumanhänger unter den Ärzten so groß geworden. Ein Arzt, | zuweilen beobachtet, daß das. Diphtherieheilserum bei manchen.‘ `
der bei ‘schon verloren geglaubten schwerktanken Kindern bald | Diphtheriekranken, auch wenn es gleich zu Anfang der Erkrankung ~
nach der Seruminjektion die rasche Wendung zum Besseren und, | gegeben wurde, selbst bei scheinbar ganz leichten: Fällen im nn
Heilung, oder die prompte Heilwirkung bei den ganz. frühzeitig |' Stiche ließ; trotz der Verabreichung reichlicher Serummengen
` behandelten Fällen gesehen hat,- wird auf das Heilserum bei der | nahm der Prozeß seinen Fortgang bis zum Tode. - Es wurde ferner ke
. Behandlung der Diphtherie nicht mehr verzichten wollen. Es sind | von manchen Ärzten darauf ‘hingewiesen, daß nicht nur bei man- `
. -ferner im Laufe der Jahre zahlreiche Veröffentlichungen erschienen, | chen, anfangs leicht einsetzenden, sondern noch häufiger bei den
“5 die. auf Grund der- Letalitätsziffern der Krankenhausberichte, als | von Anfang an schwer verlaufenden Fällen, den sogenannten .
-auch der amtlichen Sarmmelstatistiken der verschiedensten Länder | foudroyanten Erkrankungen, eine Wirkung des Diphtherieheilserums
und — was nicht minder wichtig ist — auf Grund der ärztlichen | trotz frühzeitiger Applikation zu vermissen ist), Man hat diese
Mitteilungen der Leiter. ‘vieler Krankenhäuser zu dem Ergebnisse | scheinbar fehlende absolute Wirksamkeit des Serums dadurch aus-
„gelangt sind, daß die. Mehrzahl der Diphtherieerkrankungen durch | zugleichen gesucht, daß màn die Zahl. der zu injizierenden Anti-
- ‚das ‚Serum. im. Sinn einer. ‚raschen Heilung beeinflußt werden und | toxineinheiten steigerte, und daß man an Stelle der intramusku- _
| daß die Sterblichkeit ‚unter den Diphtheriekranken, namentlich | Jären und subeutanen Injektion die intravenöse Einspritzung setzte...‘
durch klinische Beobachtungen und ae Be- r Bon ra ne 1914, 5.498. . E
8) Ei Korr. Bl. 1909, Nr. 8 u. 9.
~») Diese
E Sprechungen im letzten Jahre..wieder aktuell gewordene Frage wird in
‚einer Reihe von Mitteilungen in dieser Wochenschrift, soweit es sich K. Kindhlk. Bd. Be: |
aus edcn perimentelle. „it handol alo wir Sen FA Ar ag 5 Taa Kliniker bezeichnen diese Fälle von 'maligner Di
es n | a rbei: t j verioigen, Eyi : À i : i
en Tierversuchen Dear DortOrN wag en ee 2 en phtherie im Gegensatz-zu der einfachen . lokalisierten . Diphtherie. .yiel-
Yon.uns behandelt werden.
Br 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 5. Januar. - |
\
Namentlich amerikanische Statistiken sprechen dafür, daß sich
dadurch die Zahlenverhältnisse bezüglich der Heilwirkung des
Diphtherieserums bei Schwerkranken günstiger gestalten.
Die Ursachen für ein derartiges Versagen
des Diphtherieserums können natürlich die
mannigfachsten sein. Es kommen dafür, um nur einige
herauszugreifen, schwere anderweitige, gleichzeitig bestehende oder
‚vorausgegangene Organ- oder Allgemein erkrankun-
gen (Herz- und Nierenerkrankungen, Status
thymo-Iymphaticus, Drüsenerkrankungen usw.),
ferner gleichzeitige Mischinfektion mit sehr viru-
lenten Bakterien, .z. B. Streptokokken, in Betracht.
Auf diese rein klinische Frage, deren Beantwortung dem Urteile
der Kliniker zu überlassen ist, möchten wir hier nicht ein-
gehen, sondern nur auf eine experimentell zu beweisende Möglich-
keit hinweisen. Wie unsere noch zu besprechenden Tierversuche
gezeigt haben, ist die Virulenz der einzelnen Diphtheriestämme
und auch deren Fähigkeit, Gifte im Tierkörper zu bilden, nämlich
eine so verschiedene, daß man, auch wenn man ganz zu Beginn
der Erkrankung das Serum anwendet, nicht weiß, ob nicht bereits
die für das betreffende Individuum sicher tödliche Dosis oder gar
ein Vielfaches tödlicher Dosen des Diphtherietoxins zur Zeit der
Injektion resorbiert und so fest verankert worden ist, daß die Ein-
verleibung des Antitoxins nichts mehr nützt. Sodann ist aber
darauf hinzuweisen, daß auch bei Diphtheriekranken,
'. die scheinbar gleich nach dem Auftreten der
“ersten verdächtigen Symptome mit Diphtherie-
heilserum behandelt werden, der Prozeß un-
bemerkt sehon mehrere Tage bestanden und So
i zur Resorption und Verankerung einer oder
mehrerer tödlicher Toxindosen geführt haben
kann, die auch durch große Gaben Antitoxin
nicht mehr neutralisiert und unschädlich ge-
macht werden können. |
| Weitere Einwände, die von manchen Autoren gegen
die Wirksamkeit des Diphtherieheilserums an-
geführt worden sind, gründen sich auf statistische Angaben, die
in manchen Ländern ergeben haben, daß nach der Einführung
der ‘ Serumtherapie zwar eine Herabsetzung der Diphtherie- |
mortalität beziehungsweise Letalität zu beobachten war, daß aber
bei größeren und schwereren Epidemien die Sterblichkeit wieder
dieselbe oder annähernd dieselbe Höhe erreichte wie früher
‚in der Zeit vor Anwendung des Diphtherieheilserums. So war
z. B. die -Sterblichkeit unter den als diphtherieerkrankt von
den Ärzten gemeldeten Personen während der großen in den Jahren
1910 bis 1912 in verschiedenen deutschen Städten sowie in der
Schweiz herrschenden Epidemie zeitweise fast gleich hoch wie vor
r der Einführung des Heilserums in die Praxis. Es ist auch be-
ö hauptet worden, daß die Herabsetzung der Letalität durch das
Diphtherieserum nur eine scheinbare sei, verursacht durch die
größere in den Statistiken enthaltene und mit Serum behandelte
Anzahl der an leichter Diphtherie Erkrankten, die nur durch
die bakteriologische U ntersuchung als solche er-
kannt werden konnten, während sie in der Zeit vor Einführung der
bakteriologischen Diphtheriediagnostik als Angina rubriziert wurden.
Ä Denn diese leichten Fälle werden meist auch ohne Serumtherapie ge-
| heilt, Die Einführung der Serumtherapie und der bakteriologischen
Diphtheriediagnostik im großen Stile sind fast überall zeitlich ganz
| oder ‘annähernd zusammengefallen.
Trotz alledem hatsich aber in allen Ländern
der Welt bei Klinikern und Ärzten die Über-
zeugung erhalten, daß dasDiphtherieheilserum
ein unentbehrliches undwichtiges specifisches
Heilmittel bei der Behandlung der Diphtherie
fach als „toxische“ Diphtherie. Diese Bezeichnung ist inkonsequent
und irreführend, denn nach der bis jetzt noch nicht widerlegten all-
gemeinen Ansicht wird jede Diphtherieerkrankung durch das von den
Diphtheriebacillen erzeugte Toxin hervorgerufen. Außerdem spielen
bei vielen dieser sogenannten „toxischen“ Diphtheriefälle gerade Misch-
infektionserreger eine hervorragende Rolle, sodaß es erst recht un-
angebracht ist, hier das Epitheton „toxisch“ zu gebrauchen. Wenn
A. Bingel, wie er in einer später zu besprechenden Arbeit mitteilt,
bei solchen „toxischen“ Fällen ein Versagen des Antitoxins feststellen
konnte, so ist das keineswegs überraschend, sondern eher ein Beweis
für die Speeifität des Diphtherieheilserums, Dägegen scheint sich
Bingel über den Begriff und die Ätiologie dieser „toxischen“ Di-
phtherie nicht recht im klaren zu sein, wenn er meint, daß man gerade
in diesen Fällen vom antitoxischen Serum Besseres erwarten dürfte.
darstellt. Das ist eine wichtige Tatsache. Nur
ganz wenige Arzte sind als Skeptiker und Serumgegner konsequent
geblieben, indem sie die Diphtheriekranken nicht mit Diphtherie-
heilserum behandeln?).
Während ein kleiner Teil der Gegner des Diphtherieserums
jede Heilkraft desselben leugnet, geben andere zu, daß eine gewisse
Wirkung zwar vorhanden, aber nicht auf den Antitoxingehalt, son-
dern lediglich auf das Pferdeserum als solches zurückzuführen sei.
Diese letztere Ansicht wurde neuerdings wieder in einer klinischen
Arbeit von A. Bingel?) vertreten, der die guten Erfolge im An-
fange der Heilserumtherapie auf die damals üblichen großen Dosen
relativ antitoxinschwachen Serums zurückführt. Bingel behauptet,
daß das normale Pferdeserum einen Einfluß auf den Verlauf der
Diphtherieerkrankung hat, ja, daß die Anwendung des gewöhn-
lichen Pferdeserums („G. P.“) sogar zahlenmäßig gleich gute Re-
sultate ergab, wie das antitoxische Diphtherieserum („A.S.“). Bei
937 Diphtherieerkrankten aller Altersstufen, die im Braunschweiger
Krankenhause (von allen eingelieferten Fällen abwechselnd einer
mit „G. P.“, der andere mit „A. S.“) behandelt wurden, war kein
nennenswerter Unterschied zwischen den beiden Kategorien zu er-
kennen. Es liegt also eine gewisse Inkonsequenz in dieser Beweis-
führung Bingels. Denn daBingel dem normalen Pferdeserum
eine Heilwirkung zuschreibt, so könnte bei logischer Durchführung
des Gedankens die Bingelsche Arbeit nicht ohne weiteres als
ein Beweis gegen die Heilkraft des Diphtherieserums verwandt
werden. Aber es ist eine Anzahl von Ärzten, vor allem auch das
Publikum durch die Bingelsche Arbeit, die vielleicht besser, statt
veröffentlicht und sogar in der Tagespresse °) besprochen zu werden,
einer Kommission zur weiteren Überprüfung an einer größeren Zahl von
Krankenhäusern unterbreitet worden wäre, doch vielleicht skeptisch
geworden gegenüber der Heilwirkung des DiphtherieheilserumS.
Ohne den experimentellen Ergebnissen unserer Arbeit vorzugreifen,
möchten wir das eine als Resultat unserer Tierversuche hervor-
heben, daß sie aufs neue exakte experimentelle Be-
weise für die Heilkraft des DiphtherieserumsS
an einem großen Tiermaterial erbringen, UN
daß ferner das normale Pferdeserum im Tier-
versuche therapeutisch bei weitem nicht das-
selbe leistet, wiedasantitoxinhaltige Diphtherie-
heilserum. Das dürfte für die Beurteilung der therapeutischen
Wirkungen des Diphtherieserums beim Menschen um so wichtiger
sein, als wir in unseren zahlreichen Versuchen an Meerschweinchen
durch vielfach variierte Versuchsbedingungen die Serumwirkung
studieren konnten und dabei auch Tiere mit solchen Infektions-
arten therapeutisch behandelten, wie sie der menschlichen Diphtherle
am nächsten kommen. Der Wert des Tierversuchs
als Grundlage therapeutischer und prophy-
laktischer Maßnahmen darf aber nicht unter-
schätzt werden, wie es von einigen überkritl-
schen Klinikern geschehen ist und geschieht.
II.
Von der bis jetzt noch nicht widerlegten Annahme ausgehend,
daß das im Reagenzglase (Bouillonkulturen) erzeugte Toxin, der
Diphtheriebacillen identisch ist mit dem von den Diphtheriebacillen
im Menschen- oder Tierkörper gebildeten Gift, sowie unter Berück-
sichtigung des Gesichtspunkts, daß auf der Neutralisierung dieses
1) Zu den Gegnern des Diphtherieserums, die den Heilwert des-
selben mehr oder weniger in Abrede stellen, gehören unter Anderen:
Kassowitz (Ther. Mh. 1898, S. 305; 1902, S. 953 u. S. 499; 1903, S. 333),
A. Gottstein (Ther. Mh. 1898, S. 253; 1901, S. 605; 1902, S. 176),
O. Rosenbach (Ther. Mh. 1902, S. 118), Bourget (Ther. Mh. 1906,
S.1, und 1910, S. 209), E. Grawitz (Ther. Mh. 1908, S. 614), Grl OT,
(M.m. W.1909, Nr. 50, 8.2607), Rumpel (M.m. W.1909, Nr. 50, S. x fi
Esch (D. Med.-Ztg. 1910, Nr. 29, S. 503), Reic he (M. Kl. 1918, v -
D. m. W. 1918, Nr. 2; Zsch. f. klin. M., Bd. 81, S. 199; M. Ki. 1916, Nr. 6;
M. m. W. 1916, Nr. 51). l
Bourget wendet, wie verschiedene andere Serumgegner, gegen
die specifische Wirkung des Diphtherieheilserums etn, daß dieses nach den
Erfahrungen mancher Ärzte Heilwirkungen bei den heterogensten Leiden
besitzt und gibt 1910 an, daß er seit fünf 5: ahren kein Diphtherieserum mehr
verwendet und trotzdem unter 226 Krankheitsfällen nur viermal letalen
Ausgang beobachtet habe. Sch ö n (Fortschr. d. d. K1., 1912, Bd. 3, S. 196)
'oibtan, daß Bourget jedoch sein eigenes Kind mit
iphtherieheilserum behandelte, als es an Di-
phtherie erkranktel ; À
` 2) D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 125, Heft 4 bis 6. Auch als
Monographie erschienen (Leipzig, Vogel, 1918).
28) Of, Frankfurter Generalanzeiger 1918, Nr.298 vom 14. Dezember.
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a TE 24 F ' H z Pe / k = i o l 3 : l i
diie f a aoaaa ee ....1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. i. EEE: ee 3
euer r, — m Ti z Ze RR -
| ; . l EN nee . . ` 2 0 j pn F | | k i s i - M | | | $ 2 : r | l of
a M, bei der Erzeugung des schweren’Krankheitsbildes des diphtherie-. | Dosis darstellt, kann'sie bei anderen Meerschweinchen bereits dasFünf- `` | ț: 4.7
u j kranken Menschen dominanten Toxins der Heilwert des Diphtherie- | bisZehnfache der tödlichen Bakterienmenge und noch mehr betragen. $a. ii 4
hthérie- 5 serums beruht, wurde zunächst die bereits von einigen Autoren = ` 8: Die Fähigkeit der einzelnen Stämme, Gifte in Bouillon- le
ne f an Tieren geprüfte Heilkraft des Diphtherieserums gegenüber dem | kulturen zu bilden, steht nieht in. Kongruenz ‚mit der Virulenz für. "39°.
eserums in Diphtheriebouillonkulturen vorhandenen Diphtheriegift: an Meer- Meerschweinchen. - Es würde aber zu‘ weit gegangen sein, aus : ` >: ,. ei $
gemis Z schweinchen genauer studiert. Um die Versuche auf eine breitere- dieser Divergenz der Giftbildung in vitro und der Virulenz etwa BA P ir Bi
hm f. Grundlage zu stellen, war es notwendig, die Versuche nicht nur | den Schluß.zu ziehen, daß die Wirkung der lebenden. Diphtherie- . <. * f;
as | mit dem einen sogenannten „amerikanischen“ Diphtheriestamme, | bakterien in vivo nicht auf einer Giftbildung beruht oder daß die E
ishe. f mit dem in vielen Serumfabriken der: Welt das Diphtheriegift ge- | in den Bouillonkulturen gebildeten Gifte verschieden sind von den- h
im Ar wonnen und dementsprechend auch das: homologe Diphtherie- | jenigen, die die Bakterien im Tierkörper erzeugen. Die Beweise ..
Di 3 antitoxin hergestellt wird, anzustellen, sondern Gifte -von | für diese Behauptung werden in einem späteren Teil unserer `
aupiet, ie einer größeren Anzahl von Diphtheriestämmen Arbeit erbracht werden. g A E
a | ` - („heterologe“ Gifte) für -diese Versuche heranzuziehen. | e Tabelle 1.
ee E- Es wurden. dementsprechend zunächst aus frischem Diphtherie- |; CERP < Vi d üften Di iesti
z a SE | ht en Diphtheriestämme
te Re- ~. material, das uns seitens des Hygienischen Instituts der Universität Frank- Übersicht über die ey bis D 2). . p y wo
) Bai . furt a. M. (Direktor Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Neißer), und zwar Rule f Löffler-Serum) ` |
yeißer von dem damaligen: stellvertretenden Direktor, Privatdozenten Dr. H. (24 stündige Kulturen auf Löffler )
einer Braun, zur Verfügung gestellt wurde, im ganzen 19 Diphtheriestämme —
kein gewonnen, Drei weitere Stämme -wurden uns von der Serumabteilung ze Dosis letalis” Res Dosis otalis
1 er- der Höchster Farbwerke (Leiter: Dr. Joseph) -gütigst überlassen. | gtamm |: Stamm = : |
Bi Die Diphtherienatur dieser 22 Stämme wurde. nicht nur durch mikro- | ‚berechnet auf hater Daet Anf ET Berne auf | berechnet auf.
á on . Untersuchung (Gramfärbung, Neißersche Färbung), | en | Kutar ofe ose | ultur Be
kulturelles Verhalten (Kolonieform, Häutchenbildung, Säurebildung), PR ER Sure
und: Tierversuche (Virulenzprüfungen), sondern auch noch durch ihr A 172000 | u D 73 o0 Bis te BE
= Verhalten‘ gegenüber dem ` mit dem amerikanischen, bei uns D5 ge- D 3 | 1/500 bis 1/800 — Di4 1/5000 1/20000 bis
- nannten Stamme hergestellten Diphtherieheilserum festgestellt. Von diesen > : EN: ir TA | A ‘1/50090,
BE E ey 2 5 > © > 1/10 1/5 D15 | 1/300 bis 1/500 ae
Stämmen,diesich derartals echte Diphtheriekulturenerwiesen, wurdenGifte | ng |ı /800 bis 1/500 2 D 16 [1/2000 bis 1/5000 | 1/126" bis 1/150
gewonnen, die dann an Meerschweinchen genau ausgewertet wurden. Du 1000 DIE 12000 = le a:
- -` Zut Herstellung. der Gifte benutzten wir Fleischwasser-Pepton- | p 5 Bes lebt 2 D 19 / | ao: = :
- Bouillon (Pepton Witte und.Pepton: aus dem Schweiz. Serum- und Impf- '(Nekrose) . D 20 1/20 _
institut Bern), die in einer Menge von etwa 500 cem in Literkolben 2 i AE T TAO | D 1130 Eu
Es wurden zunächst, ‚namentlich unter Anstellung zahlreicher =
‘Kontrollen mit normalem Pferdeserum, Heilversuche bei -.
Meerschweinchen, denen Diphtheriegift inji-
ziert worden war, angestellt, und. zwar unter den
verschiedenartigsten Bedingungen. ‚In einem Teil der Versuche ne
wurde die gerade tödliche Dosis Toxin, in anderen ‘ein Mehr- -= .
faches derselben für die Infektion der Meerschweinchen be- :
abgefüllt. war. Die beimpften Bouillonkolben wurden verschieden
lange Zeit, meist_etwa 16 Tage, bei 37° gehalten, danach umge-
schüttelt und mit - Toluol versetzt. Nach mehrtägigem, Stehen bei
Zimmertemperatur erfolgte Prüfung der Kolben auf Sterilität. Die
' einfach tödliche ‚Dosis wurde an Meerschweinchen: in der üblichen
. Weise festgestellt.‘ Gleichzeitig wurde noch zum Vergleich die Viru-
lenz der verschiedenen Kulturen für Meerschweinchen ermittelt!).
-gingen wir derart vor, daß wir Kulturen, die auf Löffler-
Im Anfang
‚Schrägröhrchen gewachsen waren, in einer bestimmten Menge Bouillon
n und. teser Bakteri fsch iner Anzahl E RE ; A
von dieser. Bak erienanischwenimninn" e Die Injektion des Giftes wurde subcutan vorgenommen,-
aufsechwemmte
Meerschweinchen fallende Mengen injizierten. ‘Später benutzten wir.
als Maßstab für die Virulenzbestimmungen eine Öse von 1 mm Durch-
messer; von dem’ in Bouillon aufgeschwemmten Inhalt derselben
wurden an, Meerschweinchen fallende Mengen subeutan verimpft.
_ Hierbei ergaben sich nun mehrere bemerkenswerte Tatsachen:
Ji 1. Es. bestehen zwischen verschiedenen Di-
phtheriestämmen. viel größere Virulenzunter-
schiede, als man seither angenommen hat; wie
zeigt, sind die Schwankungen zum Teil ganz
nutzt.
die Einverleibung des in verschieden langen Intervallen nach dem re
Toxin injizierten Serums geschah meist intraperitoneal, um eine - "
möglichst rasche Resorption zu gewährleisten, teils auch ‚subeutan. I
Es sind so mit: den Giften verschiedener Stämme nicht weniger `° >.
als 24 Heilversuche mit 196 Meerschweinchen angestellt worden.. a
Von diesen starben die 48 unbehandelten Kontrolltiere ``
in den ersten Tagen nach der Giftinjektion. Von den 538 mit _ rf
normalem Pferdeserum behandelten Meerschweinchen ` |
blieben nur 2 am Leben, 5i erlagen der Infektion. De `
die folgende Tabelle
‚außerordentlich “große. ` Besonders bemerkenswert ist die Fest- | blie:
stellung, daß -bei ` einigen Kulturen die tödliche Dosis */s% bis | Übrigen 95- Meerschweinchen erhielten Diphtherieheilserum;
sooo Öse betrug, ` während andere Stämme nur in der Menge | wurden geheilt, 44 starben. Wirgeben in den folgenden -. . pfp
£ Tabellen 2 bis 7 eine kleine Anzahl Beispiele für die Versuche nn I 7
En
~
wieder, um die Anordnung und den Ausfall dersélben zu demon-
von 1/; bis 1/1, Öse töteten. Die großen Unterschiede der Meer-
‚strieren.
‚peaweinchenvirulenz verschiedener Stämme, von der man zwar
| vi Schlüsse auf eine etwa’ parallel verlaufende gleich große
| lan für den. Menschen ziehen darf, berechtigen zu der An:
p mè, daß auch beim Menschen gleich große Virulenzschwan-
ungen der ‚Diphtheriebaeillen vorkommen.
\ relin Die Ermittlung der Dosis certe letalis lebender Kultur
x Ingt mit ziemlicher Genauigkeit. Schwierigkeiten entstehen aber
‚Del hochvirulenten Kulturen, bei denen kleine Bruchteile einer
‚Tabelle 2, ` | |
Heilversuch nach 1YY, Stunden.
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm). 0,08 cem Diphtheri testei 1)
Seruminstitut Juni 1918 subcutän = zirka 8 fach tödliche Do
11/2 Stunden fallende Mengen Diphtherieheilserum (500 fach Henn
beziehungsweise normales Pferdeserum intraperitoneal.
a
en
-` x
E E TEE
z O TTE
a B et i
Tie Bo vn Hier werden relativ wenige Keime g
oder tausend Iohande Baklan 7 | [s0000 ee no g| Testgitt aiat = |
Im Tierkörper sonne Bakterien. Da ein Teil der injizierten Bacillen | IF#| suboutan | intmpentonel | Verlaut e
kenn man ap i er nicht lebens- oder entwicklungsfähig ist, so | & | | | TE
ziehungsweis T tiv wenigen Keimen rechnen, die die Krankheit be- ae TEES l = EPEE i
ddei sole me en Tod herbeiführen. Bei Verwendung von Grenz- | 550 | 008 — a as an latè u Zn.
Empfänglic BE ar Kulturen tritt dann die individuelle - 851 | 0,08.» © 2 A-B, desgleichen PED n i z rs
bingichkeit beziehungsweise Resistenz der Tiere, die sich in | 35 | p 5 | LAE [yach tagon grote Neono, gg 0 iaa
resistenta ae ebenden Bakterien äußert, stark zutage. , Bei den | Ae a | Befund) 0 Tekrose, }5°) (typischer. Ba
sämtliche Ken geht die Mehrzahl der Bakterien oder gar | 355 | oos © |3 som nom- Be te (Nekrose) E ze le
| bleiben He zugrunde, sodaß dann die Tiere am Leben | 356 | 0,08 „ |1 ccm norm. PL.-8.|+ 2 ee eo BE
L erzeunen rend bei den weniger'resistenten die BakterienYhre Gifte | 337 | 08 „ ` kauf oa ee
‚gen und so ‘den Tod herbeiführen "können. Während die a Re Er | pet
1 nn: > > e j ; l a
) Das im Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. = = i
Do y À DE SO . a
SS cèrte- letalis bei manchen Tieren nur die einfach tödliche | .
l j | bei der Diphtherieheilserumprüfung zur Ve Ä Ä
gift ist mit dem „amerikanischen“ Stamm (D D rele a Ei |
unter Toluol aufbewahrt..
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W A ‚»usiührung der sehr umfangreichen Tierversuche
ren die Laborantinnen Fräulein E. K r ü ger aad Fräulein H'Landé,
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Sowie Das Sr: - .
10 der Präparator des Instituts, Herr C. G öldner, behilflich. 3) 15 bedeutet. + am 5. Tag, +4 + am 4 Tag usw
> = > | ar,
SEE B I
4 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
Be Tabelle 8.
-Heilversuch nach 4 Stunden.
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,1 ccm Toluolgift Stamm D2
(— zirka doppelt tödliche Dosis); nach 4 Stunden fallende Mengen Di-
phtberieheilserum (500fach Höchst) heziehungsweise normales Pferde-
serum intraperitoneal.
hweinchen
|
h Toluolgift g
SR o Serum
= Z, NE a D intraperitoneal | Verlauf
; |
418 0,1 ccm 100 A.-E. | kleines Infiltrat, nach 4 Tagen glatt
419 DE a» 50 A.-E. Infiltrat, lebt
420 0i „ 20 A.-E. Nekrose, t 8
421 01 , r 10 A.-E. j 16 ag Befund)
422 01 , ccm norm. Pf.-S.| breites Infiltrat t 5 \ i
423 | 01 Z |4 ccm norm, PE-S.) n ` » t8 typischer Befund
424 0,1 , 3 cem norm. Pf.-S. 2 :
or ie t 5 ` typischer Befund
426 0,02 „
— t 5 (Nekrose)
Tabelle 4.
Heilversuch nach 6 Stunden.
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,03 ccm Diptherietestgift Serum-
institut Juni 1918, subeutan (= sicher einfach tödliche Dosis); nach
6 Stunden fallende Mengen Diphtherieheilserum (500 fach Höchst) be-
ziehungsweise normales Pferdeserum intraperitoneal.
— m
=) I
©
sg Testgift Serum '
oh estgir
= = Z| gubeutan intraperitoneal Verlauf
Fm)
Q
n
795 | 0,08 ccm 2500 A.-E. kleiner Strang, lebt
796 0,083 » 2000 A.-B. kleine Nekrose, lebt
797 0,03 » 1500 A.-E. Nekrose, lebt
798 | 0,03 » 500 A.-E. 1 „
799 0,03 » 100 A.-E. breites Infiltrat, große Nekrose, lebt
800 | 0,08 „ 50 A.E. große Ncekrose, t 3
801 i 0,03 „ 20 A.E, 9 99 t 6
802 0,03 5 A.E. t3 l
803 0,03 ,„ ‚5 ccm norm. Pf.-S. | +4 > typischer Befund
804. | 0,08 „ — t2
Tabelle 5.
Heilversuch nach 8 Stunden.
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,1 ccm Toluolgift, Stamm Di
(zirka 1'/,fach tödliche Dosis); nach 8 Stunden fallende Mengen Di-
` phtherieheilserum (500 fach Höchst) beziehungsweise normales Pferdeserum
intraperitoneal.
nn
=
g l
«5 ‚| Toluolgift
Er D i nal Verlauf
AS subcutan p | | i
S
Q
. n * EEE
287 ccm 2500 A.-E. breites Infiltrat, Nekrose, t 12
288 „ 2000 AB. 23 39 „ T 7
289 " 1000 A.-E. a a » t8
a 500 A.-B. » o» » to
250 A.-E. t5
100 A.-E. t4
5 cem norm. Pf.-S.| t2
8 cem norm., P£.-8. | i ;
m
typischer Befund
to
(Ze)
©
Hhh B hhe HH
=
=
a
=
Tabelle 6.
Heilversuch nach 10 Stunden.
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,03 ccm Diphtherietestgift Serum-
institut Juni 1918, subeutan. (sicher einfach tödliche Dosis); nach 10 Stun-
den fallende Mengen Diphtherieheilserum 500-fach Höchst) beziehungs-
weise normales Pferdeserum intraperitoneal.
Testgift Serum
=
=
_
—
Z
© =
an
>
u
pp!
Q
g]
z subetten intraperitoneal Vorlauf
592 | 0,03 ccm 2500 A.-E. breites Infiltrat, Nekrose, } 8
593 | 0,08 „ 2000 A.-B. : i ae
594 | 0,08 „ 1500 A-B. |t2
595 | 0,03 , 0 A.-E. SU uaa,
-596 | 0,03 = 5 ccm norm. Pf.-S.| +3 ty Ischer Befund
597 | 908... T7 Fee #2 |
wurde,
ı _ _______________4910 — MEDIZINISCHE KLINIK _Nr il, 5. Januar.
Tabelle 7.
| Heilversuch nach 18 Stunden.
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,03 cem Diphtherietestgift Serum-
institut Juni 1918, subcutan (sicher einfach tödliche Dosis); nach 18 Stun-
den fallende Mengen Diphtherieheilserum 500 fach Höchst) beziehungs-
weise normales Pferdeserum intraperitoneal.
eg EESESERSEETer EEE Er 2 EEEEBEEESSEEEEESEEETEE nenn nn nn
8 |
IE :| Testgift Serum |
ou h
S Sø suboutan intraperitoneal Terlan!
SE E, ne nee I na
873 | 0,03 ccm 2500 A.-E. | t2 '
A 0 = 2000 A.-E. t2
; > 1500 A.-E. ı +2 :
376 | 0,08 > 500 A-E. | ! 9 ù typischer Befund
377 | 0,03 „ | 5 ccm norm. Pf.-S.| t 2
378 | 0,08 „ — t2
Diese Versuche haben folgendes ergeben :
1. Die Heilkraft des Diphtherieheilserums gegenüber der
Diphtherievergiftung der Meerschweinchen mit den in vitro herge-
stellten Toluolgiften geht parallel dem Antitoxingehalte des Serums.
2, Das mit dem sogenannten amerikanischen Stamme „D 5“
hergestellte Diphtherieheilserum ist auch wirksam
gegenüber der Diphtherievergiftung mit hete-
rologen Diphtherie-Toluolgiften, die mit frisch
gezüchteten hochvirulenten Diphtheriestämmen hergestellt sind.
3, Die Heilkraft des Diphtherieserums gegenüber dieser Ver-
giftung ist um so stärker und sicherer, je früher nach der In-
jektion des Giftes die Anwendung des Heilserums erfolgt.
4. Das normale Pferdeserum besitzt eine gewisse Wirkung,
die sich bei Heilversuchen in einer Verzögerung des Todes kund-
gibt, die aber so gering ist, daß sie nur bei massiven Dosen Zu-
tage tritt, sodaß ihr irgendwelche Bedeutung bei der Neutralisation
der Diphtheriegifte nicht zukommt.
5. Je länger nach der Injektion des Giftes die Einverleibung
des Diphtherieserums erfolgt, um so größere Dosen müssen an-
gewendet werden, um noch einen Effekt zu erzielen. .
6. Es gibt einen Zeitraum, der nach der Größe der Gift-
dosis verschieden ist und bei dem es auch bei Anwendung massivster
Dosen hochwertigen (1000 fachen) Heilserums nicht mehr gelingt,
den Vergiftungstod der Meerschweinchen aufzubalten.
7. Diese in zahlreichen Versuchen experimentell festgestellten
Tatsachen lassen, wenn man die von W. Dönitz'), Marx?),
W. Berghaus’), F. Meyer, G. Brüstlein’) einwand-
frei erhaltenen Resultate ihrer zum Teil gleichartigen Versuche
hinzunimmt, nun keinen Zweifel daran, daß dem Diphtherieantitoxin
als solchem gegenüber der Wirkung des Toxins im Meerchweinchen-
heilversuche therapeutische Eigenschaften innewohnen, wie sie bIS-
her keiner anderen Substanz zukommen. Alle die Vorstellungen,
die namentlich in der Seitenkettentheorie Paul Ehrlichs und
in den geistreichen Arbeiten Emilv. Behrings niedergelegt
sind, können auch bei Anwendung heterologer Gifte auf Grund
unserer Versuche als richtig anerkannt werden. ,
Die zahlreichen Kontrollversuche, die mit sicher antitoxIn-
freiem Serum angestellt wurden, haben in diesen Tierversuchen
die unzweideutige, im voraus zu erwartende Tatsache ergeben,
daß dem normalen Serum, selbst bei Verwendung größter
Dosen, eine nennenswerte Heilkraft gegenüber
der Diphtherievergiftung der Meerschweif
chen nicht innewohnt. Auch bei Verwendung der ge-
rade tödlichen Toxindose war, auch bei kurzen ZwischenräumeR,
| höchstens eine Verzögerung des Todes durch das normale Serum
festzustellen, nur 2 von 53 Tieren kamen mit dem Leben davon.
Bei der Bewertung der Tierversuche muß man sich stets
vor Augen halten, daß im Gegensatz zu den klinischen Statistiken
über die beim Menschen serotherapeutisch erzielten Erfolge den
ersteren. eine große Beweiskraft zukommt, weil die Heilung
der mitsichertödlichenDosenodereinem Mul-
tiplum derselben vergifteten Tiere mit Hilfe
des Serums in einem großen Prozentsatz erzielt
Beim Menschen liegen zur Fällung eines endgültigen
verneinenden Urteils die Verhältnisse viel zu kompliziert, worüber
2) Zschr.
'2) Arch. internat. de Pharmacodyn, T, 5, 1899, S. 497.
f. Hyg. Bd. 88, 1901, S. 872. ®) Zbl. f. Bakt., I. Orig. Bd. 48, 1908,
S. 450; ebenda Bd. 49, 1909, S. 281; ebenda Bd.50, 1909. ® Arch.
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1e.: ER HN BE DE S
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Eee. ee)
Al ite Leukämiė P PEDE TE E 'Halsorgane: der Gaumen und ‘die Tonsillarbögen sind stark in- N
Akute. Leukämie. ee filtriert, die Tonsillen selbst gangränös, die mißfarbene Gangrän er- .
/ "streckt sich auf der linken Seite bis auf den Gaumen. . SA
Milz mißt :17:11:4 cm, dunkelrot, : Pulpa’ weich, leicht vor-,
ori”
estgift Serm- ‚von _
nach 18 Stur- s Barlin. -
D. I Hansemann, Berlin. | - | quellend, Follikel undeutlich. a ae ln a BR
Die Meinung der meisten ist, daß die Leukämie eine Infek- |. „, Achsellymphärüsen etwas vergrößert, ‘die übrigen Lymphärüsen
) ‚beziebungs-
Pankreas stark verdaut. Nebennieren fettarm. . Be Se a
‚ . Nieren groß, blaßrot, stark getrübt, frei von Blutungen, rechte
etwas kleiner als linke. Auf der linken Seite des Nierenbeckens ver- .
‚doppelt, ebenso die Ureteren, die getrennt in die Blase münden. Fa
| Harnblase stark gefüllt, die Muskelbündel etwas vorspringend..
- Die Leber sehr groß, weich und stark getrübt. - > ai
- Die Darmschleimhaut ist intákt, speziell die Follikel nicht verändert.
Knochenmark gelb, rein fettig. . - Be u
~ Man ersieht aus dem Sektionsprotokoll, daß auch dieses
makroskopisch keine eindeutige Diagnose gestättet.. Ohne den. >. 2- $e
` Blutbefund wäre man vielleicht gar nicht auf den Verdacht ge- ' p.a
kommen, daß es sich um eine akute Leukämie handelte. Indessen n
tionskrankheit sei, obwohl der Beweis dafür noch aussteht. Ich
persönlich bin durchaus davon überzeugt, daß die Leukämie durch
Parasiten hervorgerufen wird, und zwar besonders wegen des Ver-
laufs der Fälle von äkuter Leukämie, die so sehr einer Infektions-
krankheit gleichen, daß sie mitunter mit solchen verwechselt wer-
den, z. B. mit nekrotifizierender Angina tonsillaris, Morbus macu- |.
losus, Sepsis usw. a L g j |
Der Fall, den ich hier mitteilen möchte, ist in dieser Be-
ziehung besonders interessant, erstens durch seinen ungewöhnlich
schnellen Verlauf und zweitens dadurch, daß die Diagnose klinisch
schließlich doch auf Sepsis gestellt wurde, obwohl der Blutbefund
- . 3 Pas % +
£ ' n \ K FE 5 Sa 2
BE e TRAE x , 3 x
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7 ” nn Be a7 i wn, Ba 2a
$ R s 4 nr 3 aey "o, - pr ie = .
nüber der A gr | Br ER
ro herge- durchaus für Leukämie sprach und die Diagnose. Leukämie die” an $ e esse
es Serums, ernstlich erwogen wurde. Der Anfang der Krankheit, die Kürze | War. die nomaähnliche Gangrän | des Rachens dach verdächtig, .
med E- seines Verlaufs, der Befund im Rachen, die Fieberkurve und das aber keineswegs eindeutig. Das Wichtigste war also der mikro- .
irksan B-- Feblen jeder äußerlich bemerkbaren Drüsenschwellung, veranlaßte | SKopische Befund, der folgendes. zeigte: RE A
t Hete F. die behandelnden ‘Ärzte trotz des Blutbefundes, die Diagnose | _ Die Axillarlymphdrüsen, die von allen allein 'etwas ver-
it rich Leukämie zurückzustellen. Selbst bei der ‚Sektion war diese | größert waren, sind rein Iymphaätisch. Keimcentren fehlen voli-
ed Diagnose zwar wahrscheinlich, aber noch keineswegs sicher. Auch | ständig. Kernteilungsfiguren sind nur vereinzelt vorhanden. Zahl-
oser Ver hier fiel das Fehlen einer Drüsenschwellung" auf, und besonders, | reiche Plasmazellen liegen zwischen den Lymphocyten. .
y der Ír daß die sonst so charakteristischen Blutungen fehlten. Nur die | Auch die Milz ist rein lymphatisch. Die Lymphocyten ver-
BE Beschaffenheit der Milz, die diffuse Vergrößerung der Leber und | decken vollständig die Pulpazellen und die Trabekel. In ihnen '
Yi, E die nomaartige Nekrose im’ Rachen. erweckten den Verdacht auf | sind zahlreiche Kernteilungsfiguren vom Typus der Lymphocyten. ~
sea: Leukämie. Die Diagnose wurde erst durch .die mikroskopische | In den Nieren finden sich einige kleine ältere sklerotische |
sen ze I Untersuchung sichergestellt, | | `` ı Herde mit fibröser Degeneration der Glomeruli. Außerdem liegen, .
lisim È. Die Krankengeschichte verdanke ich Herrn Dr. Pleßmann, | meist in der Umgebung von Glomerulis, Rundzelleninfiltrate von
| der den Mann in einem Kriegslazarett behandelte. Die bakterio- | mikroskopischer Kleinheit, die ausschließlich aus Lymphoeyten be-
Jeibung logische und Blutuntersuchung wurde von Professor Claußen | steben, Auch hier finden sich Kernteilungsfiguren vom Typus der -:
sen au: | in einem bakteriologischen Feldlaboratorium vorgenommen. Lymphocyten. In den Gefäßen sind zwischen den, roten Blut-
a Aus der Krankengeschichte ist folgendes von Wichtigkeit: ` | körperchen zahlreiche Lymphocyten sichtbar. |
In der. Leber sind. umschriebene Infiltrate nicht vorhanden.
Wohl aber ist die ganze Leber gleichmäßig. von Lymphocyten.
durchsetzt. Dieselben liegen sowohl in. der Glissonschen Kapsel,
‚als zwischen den Leberzellenbalken. Sie bewirken hauptsächlich
die Vergrößerung und Trübung der Leber; denn die Leberzellen
selbst sind gar nicht ‘verändert, auch nicht: getrübt "oder mit Fett
infiltriert. Auch hier finden sich zahlreiche Lymphocyten in den `-
Gefäßen und überall reichliche Kernteilungsfiguren vom Typus der
Lymphocyten. ° SE | l | i
Solche Karyokinesen sind auch in den Blutpräparaten, vor-
handen, die während des Lebens angefertigt waren, aber nicht
sehr reichlich. _ s
Die Lungenherde bestanden aus rein hämorrhagischer Infil-
tration ohne Lymphocyten. ` E* nn
Durch diesen mikroskopischen Befund ist die Diagnose
Leukämie sichergestellt. | u
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch eine Erscheinung
erwähnen, die wohl zweifellos mit der Leukämie nicht zusammen-
hängt: In der Milz finden sich zahlreiche große und dicke Baecillen,
die sich zu langen Fäden aneinanderlegen. Sie liegen zum Teil im.
Gewebe, zum. Teil in-den Gefäßen. Vereinzelt wurden die gleichen
Bacillen auch in den Nierengefäßen gefunden. Dagegen waren
sie sehr reichlich in den Pfortaderästen der Leber vorhanden. Ich ı |
würde sie ohne weiteres als Fäulniserscheinung gedeutet haben, |
wenn nicht ihre Anwesenheit in den Pfortaderästen auf eine Ver- `
schleppung in die Leber während des Lebens hindeutete. Sicher
ist das freilich nicht, obwohl sie sowohl im übrigen Lebeigewebe,
als auch in allen anderen Organen fehlten, mit Ausnahme der.ge-
nannten. Leider wurde eine Kultur nicht ängelegt, da sie erst in .
den mit Formalin fixierten Präparaten entdeckt wurden. g aie |
-Es ist.mehrmals die Frage diskutiert worden, ob Leukämie: nee
in einem Zusammenhang mit Malaria stehen könnte, Sehr wahr- HH .s.
'scheinlich erschien mir das nicht‘). Neuerdings hat-Rosenow saN
einen Fall von Leukämie nach Malaria mitgeteilt?) In meinem `> "fi
hier mitgeteilten. Falle wurde besonders nach Malaria geforscht. reihe
‘Aus der Anamnese ergab sich nichts. Aber auch in Blut, in der ve
Milz, Leber und Gehirngefäßen konnten Malariaparasiten trotz ge #1:
nauesten Durchsuchens nicht gefunden werden. . q a ee
| Je T ee =
Landsturmmann B., 46 Jahre alt, erkrankte am 28. Januar 1918
auf Wache mit Schwellung des rechten Unterschenkels und Rücken-
Schmerzen. Am i, Februar hatte er Schluckbeschwerden, die aber seit
der Aufnahme am3: Februar nichtmehr bestanden. -Der Befund am 4. Februar
ergab: rechter Unterschenkel im ganzen geschwollen (Umfang rechts
38 cm, links 84,5.cm), in der Mitte der Wäde undeutlich ein schmerz-
hafter Strang zu fühlen. Leistendrüsen beiderseits unbedeutend ver-
diekt, aber uicht schmerzhaft. Gelenke frei. ‘Über der Lunge einige
brummende Geräusche. ‘Die Austrittsstellen der untersten Zwischen-
Tippenvenen rechts druckempfindlich. Urin frei von Eiweiß und Zucker.
Sediment ohne Besonderheiten. |
6. Februar: Hämoglobingehalt 80%. _ ` E
7. Februar: Schluckbeschwerden. Zäpfchen gerötet, nicht belegt.
8. Februar: ‘Auf der rechten‘ Mandel schmutziggrauer Belag.
Lunge in den abhängigen Partien feuchte mittelblasige Rasselgeräusche.
Rechter Unterschenkel abgeschwollen; Umfang beiderseits 34 cm.
9. Februar: Mandelabstrich: Diphtherie negativ, Angina Vincenti
pos. Stundenlanger Schweißausbruch. 5 | \
10. Februar: Auch auf der linken Mandel Belag. |
11. Februar: Allgemeinzustand dauernd sehr schwer. Bewußtsein
jedoch bis 8 Stunden vor dem Tode klar. Kontinuierliches Fieber zwischen
39,2 und 40,9. Mehrfache Schweißausbrüche auch am 11. Februar. Seit‘
8. Februar öfter ausgeführte Blutausstriche ergaben eine außerordentliche
\ ermehrung der weißen Blutkörperchen, hauptsächlich der Lymphocyten.
| Der Rachenabstrich am 10. Februar 1918 ergab vereinzelte fusi-
forme Baeillen und zahlreiche Spirochäten, weshalb die bakteriologische
Diagnose Angina Plaut-Vincenti lautete Ä |
Die Blutuntersuchung ergab in Kubikmillimeter: ! l i
Rote Blutkörperchen: 3 000 000. , eh M
‚, Weiße Blutkörperchen: 356500—110000, durchschnittlich 50 — 55 000
meist Lymphocyten, ‘wenige polynucleäre Leukocyten, ganz vereinzelt
andere Formen. < Er = SS
Aus dem Sektionsprotokoll ist folgendes mitzuteilen:
Mäßig genährte blaße Leiche ohne Ödeme. Die Vene am rech-
en Beine, wo die Phlebitis gewesen ist, ist frei. Das Bein ist nicht
seschwollen; auch am Halse sind Schwellungen nicht sichtbar. Bauch-
Öhle ohne fremden Inhalt. Zwerchfellstand beiderseits fünfte Rippe.
erzbeutelflüssigkeit gewöhnlich.
-
ra a rede n 5 Sen} =>
nu Eh
VER
~ Das Herz ist ziemlich groß, auf beiden Seiten Blut- und Speck-
en. nsel, Muskulatur besonders, links kräftig, die Kranzgefäße intakt,
. ebenso die Klappen und Aorta. Foramen ovale geschlossen. |
In den Pleurahöhlen kein fremder Inhalt. . :
a Die Lungen bis auf wenige strangförmige Verwachsungen frei
ich, Die linke Lunge stark ödematös, im Unterlappen eine rote
$ affe Hepatisation, über der die. Pleura mit leichten fibrinösen Auf- |
‚“setungen bedeckt ist und zahlreiche Blutpunkte zeigt. Auf der
‚Techten Seite ist die Lunge im ganzen ebenso.
3) B. kl. W. 1914, S.8. | |
2) D. m. W. 1918, Nr. 89.
í z
6 1919
— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
| 5. Januar.
- „ Aus dem Pharmakologischen und dem Pharmakognostischen Institut
der Universität Wien.
. Toxikologische Erfahrungen
über Mittel, welche von Soldaten zur Erzeugung
von Krankheiten verwendet worden sind
(Selbstbeschädigungsmittel).
Von
Prof. Dr. Ernst P. Pick
und
Priv.-Doz. Dr. Richard Wasicky.
_ Schon im Frieden sind Fälle bei den verschiedenen Armeen
bekanntgeworden, in denen Wehrpflichtige und Soldaten durch
den Gebrauch irgendwelcher Mittel Untauglichkeit zum Militär-
dienst vorzutäuschen suchten; im Verlaufe des gegenwärtigen
Krieges haben diese Fälle sich sowohl in den ausländischen Ar-
meen, wie auch bei uns gehäuft.
Die angewandten Mittel sind mannigfachster Art; sie ent-
stammen in den allermeisten Fällen dem Arzneischatze der Volks-
medizin und sind daher als solche nicht für Österreich - Ungarn
charakteristisch; andere sind Gifte, welche in verschiedenen tech-
nischen Betrieben benutzt werden und zu den hier zu schildern-
den Zwecken sich ebenfalls, soweit Auslandsberichte vorliegen,
einer internationalen Beliebtheit erfreuen. Insbesondere scheint
im Auslande (Frankreich, Italien) die Pikrinsäure bei Selbstbeschä-
digungsversuchen eine Hauptrolle gespielt zu haben; denn ihrem
‘Nachweis und jenem anderer aromatischer Nitroderivate im Harn
ist eine große Anzahl französischer und italienischer Veröffent-
lichungen gewidmet. Die Beschaffung dieser Mittel kann demge-
mäß erfolgen .entweder durch direktes Einsammeln der Natur-
produkte, deren Kenntnis vorzüglich der bäuerlichen Bevölkerung
geläufig ist, oder durch direkten Bezug aus den Apotheken,
Drogerien und technischen Betrieben. Hinzugefügt mag noch
werden, daß manche dieser Präparate nur gegen ärztliche Ver-
schreibung, manche aber auch ohne diese, wenn auch mit ge-
wissen Einschränkungen erhältlich sind. Diese Mittel, welche teils
auf mechanischem, häufiger jedoch auf chemischem Wege wirken,
werden zur Herbeiführung sowohl von äußeren, wie auch von
inneren Erkrankungen gebraucht.
' Die nötigen pharmakologischen und pharmakognostischen Unter-
suchungen wurden in den obigen Instituten durchgeführt, und die
hierbei an dem großen Material, welches sich im Laufe des Krieges
angehäuft hat, gewonnenen Erfahrungen durch einen Reservaterlaß
des Kriegsministeriums den Militärärzten und Richtern bekanntgegeben;
inzwischen sind, zum Teil auf den in diesen Instituten durchgeführten
Analysen fußend, vereinzelte Publikationen über Selbstbeschädigung
erschienen’); da gegenwärtig die Gründe, die früher gegen eine Ver-
öffentliehung dieses Materials sprachen, in Wegfall gekommen sind,
wird im nachfolgenden zusammenfassend über diese Untersuchungen be-
richtet, zumal da auch jetzt noch sowohl für den Arzt, wie auch für
den Richter die Kenntnis dieses Gegenstandes erwünscht sein kann.
I. Mechanisch wirkende Mittel.
Die mechanisch wirkenden Mittel spielen natur-
gemäß nur bei äußerlicher Anwendung eine Rolle und dienen
entweder direkt zur Erzeugung einer Erkrankung oder sollen die
betreffende Körperstelle erst zur wirksamen Aufnahme des eigent-
lich krankmachenden Agens vorbereiten. Diesen Zwecken dienen
Glaspulver und Schmirgelpapier, weiter Ein-
stiche oder Einschnitte in die Haut. Eine ähnliche
Vorbereitung der sonst resistenten Hautdecke wird herbeigeführt
durch fest abschließende Verbände, unter denen Gelegenheit zur
Maceration der Epithelschichten geboten ist. Manchmal geschieht
die Applikation unter Zuhilfenahme von Instrumenten (Spritzen,
eigens hergestellte Röhrchen), wenn die wirksame Substanz unter
die Hautdecke, in die Urethralröhre oder in den änf.eren Gehörgang
eingeführt werden soll. Zur Hervorrufung innerlicher Er-
krankungen dient die Einnahme verschiedener Stoffe per os.
1) Siehe R. Rauch, W. kl. W. 1916, S.341 und M. Kl. 1918,
S.489. — Siebel, W. kl. W. 1916, S. 1803. — W. Pick, M. KL
1917, S. 148. — O Ben ebenda 1918, S.778, — K. Kraut-
schneider, W. kl. W. 1918 S. 1146,
I. Mittel, welche geeignet sind, bei äußerlicher Applikation
Erkrankungen herbeizuführen.
a) Entzündungen und Geschwüre der äußeren
Hautdecke.
æ) Durch Pflanzenteile und Drogen bewirkt.
Zur Hervorrufung dieser Erkrankungen werden am häufigsten
Wurzeln und Wurzelstöcke der im Bereich Österreich-Ungarns vor-
kommenden Nieswurzarten verwendet, darunter vorwiegend
Helleborus niger, Helleborus viridis und Helle-
borus dumetorum, deren Kenntnis dem Landvolke aus der
Tierheilkunde geläufig ist. Die Wurzeln dieser Pflanzen enthalten
als wirksame Inhaltsstoffe zwei Glykoside, das Helleborein
und das Helleborin, von denen nur das erstere schon wegen
seiner relativ großen Menge im Verhältnis zum Helleborin für die
Wirkung in Betracht kommt. Das Helleborein ist ein Herzgift,
das ähnlich wie die Digitalisglykoside und ihre Verwandten ent-
zündungserregende Eigenschaften besitzt. Auf letzteren Umstand
ist es auch zurückzuführen, daß die Wurzel innerlich eingenommen,
neben Herzerscheinungen schwere Diarrhöen hervorrufen kann;
in den uns bekannten Fällen jedoch wurde Helleborus ausschließ-
lich äußerlich angewendet. Für die Hervorrufung der entzün-
dungserregenden Wirkung ist es vor allem wichtig, ob die Wurzel
im frischen Zustande oder getrocknet verwendet
wird. Im ersteren Falle vermag die Wurzel schon beim energi-
schen Einreiben in die Haut \Entzündungen zu erzeugen; die
trockene Wurzel dagegen ist nicht imstande, die intakte Haut zu
reizen, wohl aber, wenn durch eine der vorher genannten mecha- -
nischen Maßnahmen die Hautdecke verletzt wird. Zu diesem Be-
hufe werden Einschnitte in die Haut gemacht und Wurzelstückchen
in die gebildete Hauttasche eingeführt; oder es wird das Epithel mit
scharfen Instrumenten oder mit Glaspulver, Schmirgel usw. abge-
schabt, sodaß die nun aufgelegten, mehr weniger zerkleinerten
Nieswurzstückchen die gleiche Wirkung entfalten können, wie auf
offenen Wunden. Gerade die Applikation auf Wunden verschie-
denster Entstehungsursache ist behufs Verzögerung der Heilung
kein seltenes Vorkommnis. Hervorzuheben ist, daß Hautstellen
mit zarterer Epitheldecke, wie z. B. der äußere Gehörgang oder
die Haut am Penis, der Reizwirkung auch einer nicht frischen
Helleborusdroge zugänglich sind, insbesondere dann, wenn die
Wurzel durch längere Zeit einzuwirken vermag, was häufig durch
Anwendung von Verbänden, mittels welcher Haut und Wurzel
feucht erhalten werden, geschieht. In allen diesen Fällen ist
naturgemäß der Entzündungsgrad je nach der Dauer und Appli-
kationsweise verschieden und kann sich so weit steigern, daß
tiefe Geschwüre entstehen; für die Applikation werden weniger
die oberen, häufiger die unteren Extremitäten bevorzugt. Die
Wirksamkeit aller untersuchten Helleborusarten ist in bezug auf
die Entzündungserregung gleich.
Ähnliche, entzündungserregende Wirkungen sind einer An-
zahl von Drogen eigentümlich, welche gleichen Zwecken, wenn
auch weniger häufig, dienen. Hier ist zunächst die Wurzel der
Kermesbeere, Phytolacca decandra, zu erwähnen;
auch sie ist im frischen Zustande bedeutend wirksamer, wie 1m
trockenen. Auf ihre innerliche Anwendung wird später hingewiesen;
äußerlich, als trockene Droge verwendet, wirkt sie wie eine schwach®
Helleboruswurzel, während sie im frischen feuchten Zustande
sehr starke Entzündungen an Haut und Schleimhäuten erzeugt.
Dieser Droge schließen sich in ihrer Wirkung eng an die
Blätter, Blüten, Früchte und Wurzeln verschiedener Hahnen-
tußgewächse, von denen Ranunculus auricomus,
Ranunculus nemorosus, Ranunculus thora, R&-
nunculus polyanthemus, Ranunculus acer, Ra-
nunculus Breyninus, Ranunculus bulbosus,
Ranunculus repens, Ranunculus lanuginosus
zur Untersuchung gelangten. Während dieselben im frischen Zu-
stande fast die gleiche Wirksamkeit wie die Helleboruswurzeln auf
Haut, Schleimhaut und Wunden aufweisen, sind sie getrocknet
oder in abgekochten Extrakten nahezu ganz unwirksam, da das
wirksame Prinzip (der Anemonencampher) teils flüchtig, teils leicht
zersetzlich ist.
Der gleichen Pflanzenfamilie gehören an Adonis ver-
nalis, Aconitum Napellus, Anemone Pulsatilla,
Anemone nemorosa, Anemone ranunculoides,
deren Wurzeln und Wurzelstöcke ab und zu als Hautreizmittel
und als Entzündungserreger auf Wunden benutzt werden; 1n
gleicher Weise finden auch die etwas schwächer wirksamen Blätter
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Š dan F > e Sandar o ' 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.1l. 2000. © en Rene, ar
-bia lathyris (Wolfsmilch-Springwurz), einmal die Samen von a
Croton tiglium,. einigemal .die ganzen Pflanzen der Cy-
von Aconitum rostratum Verwendung; für diese Wir-
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Belle- . meinen Waldrebe (Clematis viticella und recta);
die Früchte der Actaea wirken entzündungserregend wie Helle- > sir
wirksam zu betrachten; .der' Milchsaft der frischen Pflanzen ätzt
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kungen ist es an sich nicht maßgebend, ‘daß diesen Pflanzen bei | | ı der ` -
äußeren innerlicher Darreichung auch andere toxische Wirkungen zukommen, | pressen- Wolfsmilch (Eup horbia cyparissias ) I
wie z. B. der Adonis die- exquisite Herzwirkung (Adonidin), dem | und einmal die Blätter der sonnenwendigen Wolfsmilch (Eu phor- 2 n i
, Aconit infolge seines Alkaloidgehaltes eine Herz und Nervensystem | bia helioscopia) angewendet. Die stark wirksamen Ricinus- kki
bewirkt schwer schädigende Giftwirkung. . m, . -` | bohnen: erzeugen bekanntlich infolge. ihres Gehaltes an Ri'cin et,
häufigsten Ä Schließlich wären von- Ranunculaceen ‘zu erwähnen die | auf Wunden und Schleimhäuten' sehr. schwere Entzündungen, die an
garns vor FrüchtedesChristophskrautes (Actaea spicata)und | in gleicher Weise auch von den Samen der Euphorbia lathyris, a
orwiegen die beblätterten Zweige der italienischen und der.ge- | dieses alten, drastisch wirkenden Volksheilmittels, und den. Samen al
von Croton tiglium hervorgerufen werden können. Die Sprossen $ AAPL
der getrockneten Euphorbien sind dagegen als völlig un- À a
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enthalten borusrhizom, während die Zweige der Waldreben Ranunculus-
borein blättern gleichzustellen sind. 000 | | jedoch, wie jener aller Euphorbien, auch die intakte Haut und 3
on wege p, Den Helleborus-Rhizomen gleich. einzuschätzėn sind sowohl | das Volk bedient sich deswegen seiner zur Entfernung von- Warzen. ii
) für de f in bezug auf entzündungserregende wie auch Herzwirkung. die Der den Cruciferen zugehörige Meerrettig (Armo- Fi
= I racia rusticana) wurde wiederholt in zerkleinertem Zustande i
Blätter ds Oleanders (Nerium Oleander).
auf Wunden aufgelegt; er ist geeignet, im frischen Zustande
Herzgif, E ..
w eab | Aus der Familie der Liliaceen, welche ebenfalls zahlreiche | M ©:
Jms £ Repräsentanten mit scharf. reizenden Prinzipien umfassen, war in | Haut, Wunden und Schleimhäute zu entzünden, trocken ist er da- Coi o ARETE
oou, unserem Untersuchungsmaterial nur Veratrum nigrum (der | gegen völlig harmlos. | | Be Er N
| Kant, schwarze Germer)- mit Wurzeln und Wurzelstöcken, Conval- |. In einzelnen Fällen fand. auch die Zweigrinde von Sambu- ER 2 >;
schlieh laria maialis (Maiglöckehen) mit ihren Blättern, Polygo- | cus nigra (schwarzer Hollunder). und der Samenmantel der a N
entrin- natum officinale (Salomonssiegel) mit seinem | Myristica fragrans (Macisblüte) Anwendung; die Rinde HA ir der a
Wurzel Wurzelstock und Allium satiyum (Knoblauch) vertreten. | der Caprifoliacee Sambucus nigra wird vom Volke ab und zu als ol © °.
wendet Maiglöckchenblätter und , Salomonssiegel wirken entzündungs- |- Abführmittel benutzt; sie entfaltet auf Schleimhäuten und wunden N
energ erregend auf Schleimhäute und' Wunden nur in frischem Zustande, | Stellen eine starke Reizwirkung; der obenerwäbnte Samenmantel Prik Hi Et:
y; de da auch hier der Trocknungsprozeß eine Zersetzung der wirksamen | der Muskatnuß (Macis) enthält ein stark reizendes ätherisches Öl, 0 io |
mia f Substanzen herbeiführt. Veratrum dagegen bleibt analog der | welches auch der Droge, entzündliche Wirkungen. für Wunden Bu A Ñ
echa- = f. Helleboruswurzel in seiner heftigen Reizwirkung auf Wunden und | und. Schleimhäute verleiht. ne: JR, N y, ih
m Be- ‚Schleimhäute auch in getrocknetem Zustande erhalten. I... Zu erwähnen wäre . noch, daß einige Umbelliferen im ee: 3:
~ Der Knoblauch, energisch in die Haut eingerieben, erzeugt | frischen Zustande infolge ihres Gehaltes an Harzen und äthe- 0)
1 m vermöge seiner organischen Schwefelverbindungen Dermatitiden, | rischen Ölen sehr heftige Reizgifte besitzen, wie z. B. Hera- a i
bgt welche mit ällerlei Hautaffektionen verwechselt werden können. cleum Sphondylium (die Bärenklaue) oder die Angelica- i i E
= ~ Die von der Iridacee Crocus sativus stammenden | arten, daß die Wirksamkeit jedoch durch das Trocknen der RR:
hi Blütennarben, im Handel unter dem Namen Safran bekannt, | Pflanzen zurückgeht, eventuell ganz schwindet; in den. von uns, ee KOERI
. wurden auch ab und zu angewendet, wie wir Gelegenheit hatten, | untersuchten Fällen erwiesen sich die relativ harmlosen Umbelli- EN EAN
le R zu beobachten, um die Wundheilung zu stören. Wenn nun auch | feren Aegopodium podagraria (Geißfuß), Peuceda- MR 5:0:
kl Safran infolge seiner deutlich ausgeprägten Reizwirkungen, die er | num officinale. (Gemeiner HĦaarstrang) und: Anthriscus Oo Ei) ARES
a auf Wunden ausübt, zu dem genannten Zweck als geeignet zu | cerefolium (Kerbelkraut) ohne Wirkung. . | ES es
he l bezeichnen ist, so wird er doch micht gern in Anwendung ge- - Während die Anwendung ganzer . Pflanzen, respektive, i} $ ER]. .
į |- zogen, da eine so behandelte Wunde leicht an der intensiven | Pflanzenteile zu Zwecken der Selbstbeschädigung, wie sie im vor- Ri o
ý Gelbfärbung erkannt. wird, die das Gewebe dabei annimmt. hergehenden geschildert wurde, am häufigsten vorkommt; ist die ~
A ® Eine “der am häufigsten” benutzten entzündungserregenden Verwendung von Produkten, welche erst aus den Pflanzen auf JR
Drogen ist dr Samen der Kornrade (Agrostemma.| irgendeinem Wege gewonnen werden müssen, viel seltener.. Hier-
ri githago); ihre Verwendung bei Wunden tritt allerdings zurück | her gehören die Harze und Gummiharze, welche entweder
“a gegenüber jener noch später zu schildernden bei Augenentzün- | als solche oder in Form von Pflastermassen benutzt worden sind.
, į. . (ungen. Der wirksame Stoff der Kornrade. ist das sogenannte | Da ist anzuführen Benzoeharz, Kolophonium, Terpen-
i -~ _ Agrostemma-Sapotoxin, ein Saponin, das sich durch seine -den | tin, Weihrauch und Myrrha. , o aaa K
Saponinen im allgemeinen zukommende entzündungserregende ‘ Von allen diesen kommt dem Terpentin die stärkste.
| entzündungserregende Wirkung zu. Vermöge seines Gehaltes an
ätherischem Öl ist er imstande, sowohl auf intakter Haut als ins-
besondere auf. offenen Wunden und Schleimhäuten schwere’ Ent-
zündungen mit 6onsecutiven Geschwüren zu erzeugen; hierbei ist
zu berücksichtigen, daß durch Resorption von größeren Wund-
flächen aus infolge seiner Reizwirkung auf die Nieren Entzündun-
gen auch dieses Organes sich entwickeln können.
Wirkung besonders auszeichnet. Das mehr minder fein zerklei-
, Jerte Pulver der Kornrade vermag däher, auf Wunden oder
Schleimhäute gestteut, schwere Entzündungen mit allen Folge-
erscheinungen derselben hervorzurufen. Da sich die Kornrade-
samen in den Ausreutern des Getreides befinden, ist es erklärlich,
daß der vom Lande stammenden. Bevölkerung die Samen bekannt
. nd auch leicht zugänglich sind. Infolge ihres Saponingehaltes
~ _ Selen hier angeschlossen zwei andere Caryophyllaceen, von
. denen einmal die Samen einer Gypsophilaart, ein andermal.
- die Blätter einer Lychnisart zur Hervorrufung von Entzün-
dungen auf Wunden dienten und endlich die stark saponinhaltigen
der Roßkastanie (Aesculus hippocasta-
Weitere, hier in Frage kommende Pflanzen sind den Familien
der Solanaceen, Euphorbiaceen und Cruciferen
entnommen. Von den Solanaceen wird. verhältnismäßig häufig
Tabak als Selbstbeschädigungsmittel vorgefunden; es werden
Treur direkt Tabakblätter auf Wunden aufgelegt oder ein ad
0C hergestelltes Extrakt oder aber der Tabaksaft aus den Pfeifen
M Auf der intakten Haut kommen dem Tabak keine
ga aden Eigenschaften zu, wohl aber bewirkt er auf Wunden und
Schleimhäuten sehr heftige Entzündungen. :
} In einigen Fällen kamen von den Solanaceen die oberirdischen
Be und die Samen von Datura Stramonium (Stech-
Re el) und die Früchte der Paprikaschote (Capsicum
ue. uum) zur Beobachtung; beide sind geeignet, auf Wunden
Schleimhäuten Reizerscheinungen zu erzeugen. |
Von den Euphorbiaceen sahen wir selten die Samen. der
Alle übrigen genannten Harze besitzen nur eine sehr ge-
ringe Reizwirkung, was schon daraus hervorgeht, daß sie in Form
von Pflastern und Salben im Volke als Wundheilmittel sehr "beliebt
und fast durchwegs harmlos sind. Dieser Gruppe. ist jedoch ein
Mittel anzuschließen, welches in den.heimischen Pharmakopöen als
Emplastrum Meliloti offizinell ist und im wesentlichen
gepulverten Steinklee‘(Herba Meliloti), Terpentin, Kolo- .
phonium und Ammoniacum enthält. Diese Pflastermasse zeichnet
sich durch eine scharfe Reizwirkung aus, welche Haut, Wunden
und Schleimhäute zur Entzündung bringt und in ihrer Intensität
nur wenig dem Kantharidenpflaster nachsteht. |
= £) Durch Käfer, Raupen und aus ihnen her-
gestellte Präparate bewirkt. Es ist seit alters her
bekannt, daß eine große Anzahl von Insekten stark reizende Stoffe
besitzen, derentwegen sie seit frühesten Zeiten im Arzneischatze.
‚aller Völker eine große Rolle spielen; die.wenigsten dieser Stoffe
sind ihrer chemischen Natur nach gut charakterisiert. Nur von
einigen wenigen sind die wirksamen Prinzipien bekannt und zu
diesen gehört das am häufigsten zur Selbstbeschädigung benutzte
Reizmittel, nämlich das Kantharidin, welches in Form des Kan-
tharidenpflasters (Spanisch Fliegenpflaster,
Emplastrum Cantharidum) angewendet wird. Diese in
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Ricinusstaude (Ricinus communis) und jene der Euphor-
Salmiakgeist und Ätzkalk.
8 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
die heimischen Pharmakopöen aufgenommene Pflastermasse, die
neben den spanischen Fliegen (Lytta vesicatoria) als. Reizmittel
noch Terpentin respektive Euphorbiumharz entbält, vom Volke be-
zeichnenderweise „Vesicator“ genannt, soll als blasenziehendes
Mittel auf Kopfschmerzen und andere Schmerzen ableitend wirken.
Kantharidenpflaster war früher im Handverkauf in den Apotheken
erhältlich, darf aber jetzt auf Grund behördlicher Erlässe, welche
. seinen Mißbrauch verhüten sollen, nur gegen ärztliche Verschrei-
bung abgegeben werden. Beim Auflegen dieses Pflasters auf die
unversehrte Haut entstehen nach kurzer Zeit unter entzünd-
licher Reizung der betreffenden Hautstelle Blasen, nach deren
Einreißen eine Wundfläche zurückbleibt, welche nunmehr der
weiteren Einwirkung von Reizgiften, wie des Kantharidenpflasters
selbst oder anderer Mittel, die auf die unversehrte Haut nicht
einzuwirken vermögen, um so leichter zugänglich ist. Daraus ist
es zu erklären, daß das Kantharidenpflaster häufig in Kombination
mit anderen Mitteln, wie z. B. mit Ranunculus- oder Helleborus-
arten, Verwendung findet.
Mit kantharidinähnlichen Wirkungen ausgestattet sind auch
andere Käfer, welche im Laufe. unserer Beobachtungen an Stelle
der spanischen Fliegen tatsächlich zu Selbstbeschädigungszwecken
herangezogen worden sind. Es sind dies der rothalsige
Uferräuber, Paederidus sanguinicollis, und der
gemeine Uferräuber, Paederus litoralis. Diese
Käfer wirken zerkleinert und auf Schleimhäute, Wunden oder
in den Conjunctivalsack gebracht, sehr heftig entzündungs-
. erregend.
Einmal gelangte auch ein Gemenge aus Tabakblättern
und Raupen der Gattung der Spinner (Bombycidae)
zur Beobachtung; dieses Gemenge ist sowohl wegen des Tabaks,
wie auch wegen der stark reizenden Haare der Raupen als eines
der wirksamsten entzündungserregenden Mittel zu betrachten. In
gleicher Weise sind zu: beurteilen die Raupen des Fichten-
prozessionsspinners (Thaumatopoea pityocampa).
y) Durch Chemikalien bewirkt. In diese Gruppe
gehören zunächst die durchaus leicht zugänglichen Alkalien
und Säuren. Vorallem sind hier zu nennen die als Laugen-
stein im Handel vorkommenden Gemenge von Natrium-
chlorid und Natriumhydroxyd, Lösungen von Natron-
lauge bis zu einem Mindestgehalt von 10%, fer-
ner konzentrierte Natriumcarbonatlösungen,
Unter den Säuren fanden
sich vor die konzentrierten Mineralsäuren, wie Salzsäure,
Schwefelsäure, Salpetersäure, ja selbst Königs-
wasser, ferner konzentrierte Essigsäure, Arsen-
trioxyd und Brechweinstein (weinsaures Antimonyl-
kalium). Alle diese Mittel ätzen mehr minder intensiv jedes
organische Gewebe; als verhältnismäßig weniger wirksam ist Na-
triumcearbonat und Salmiakgeist zu bezeichnen. Verwendet wurden
die meisten dieser Mittel zur Hervorrufung von Geschwüren auf
der äußeren Hautdecke, einige, wie konzentrierte Schwefel-
'säure (!), Ätzkalk und Sodalösungen, zur Erzeugung von Augen-
leiden.
Neben Säuren und Alkalien finden wir relativ häufig die
Anwendung von Metallsalzen, wie Sublimat, Kupfer-
sulfat, Zinkchlorid, Zinksulfat, Bleiacetat und
Alaun. Unter diesen kommt dem Chlorzink, das in der
Form der Chlorzinkpaste in der Medizin im Gebrauch ist, die
stärkste Ätzwirkung sowohl für die intakte Haut wie für Schleim-
häute zu. Die übrigen Metallsalze äußern ihre Wirkung haupt-
sächlich auf Schleimhäute und offene Wunden, darunter das am
stärksten ätzende Sublimat in erster Linie, die schwächeren
ÄAtzmittel Alaun, Bleiacetat, Kupfersulfat und
Zinksulfat in zweiter Linie. Die Verwendung von Sublimat,
Alaun und Zinksulfat bei Augenerkrankungen wird noch später
erwähnt werden,
Unter organischen Stoffen wurde als wirksames Ätzmittel für
Haut und Schleimhäute Kreosot gefunden, ferner als Reizmittel
für Wunden ätherisches Zimtöl, Seifen (gewöhnliche
Hausseife, manchmal stark alkalisch) und Petroleum.
b) Erzeugung von Abscessen durch subutane
Injektion.
Die Selbstbeschädigung durch Erzeugung von Abscessen
mittels subcutaner Injektion gehört naturgemäß zu den seltener
vorkommenden Fällen, da sie ein Instrumentarium, nämlich In-
5. Januar,
jektionsspritze mit Nadel und die entsprechende manuelle Fertig-
keit voraussetzt. Nichtsdestoweniger kommen ab und zu Fälle
vor, in denen vermittels Pravazscher Injektionsspritzen entzün-
dungserregende Lösungen unter die Haut eingeführt werden, die
in der Folge zu Abscedierungen Anlaß geben. Zu diesen Sub-
stanzen gehört vor allem Petroleum, in zweiter Linie Ter-
pentin und in einzelnen Fällen wäßrige Extrakte des
Stechapfels(Daturastramonium).
c) Erzeugung von Erkrankungen des Genitales.
Von den Dermatologen wurden während des Krieges nicht
selten Krankheitsbilder beobachtet, welche den Krankheiten wie
Tripper, Balanitis, Ulcus molle, Initialsklerose und verschiedenen
Syphilisstadien ähnlich sahen und sich als durch entzündungs-
erregende Agentien künstlich erzeugt erwiesen. Die Stoffe, welche
hier verwendet werden, gehören alle zu den schon in den früheren
Kapiteln angeführten. Im speziellen seien hier angeführt:
Seifen, gepulverte schwarze Senfsamen,
Laugen, Säuren, Kalomel und Tabakssaft zur Er-
zeugung des künstlichen Tripperss, Kantharidenpflaster,
Helleborus, Quecksilber- (Sublimat und Kalomel)
Salben, Natronlauge und Soda zur Hervorrufung von
Balanitiden und Geschwüren sowohl am Gliede wie am Hodensack.
d) Erzeugung von Ohrenerkrankungen.
Hier kommt ausschließlich der äußere Gehörgang in Frage.
Von den uns zur Untersuchung eingesandten Mitteln waren es
Kantharidenpflaster, Helleboruswurzeln, Ar-
senpaste und Mineralsäuren, die zur Erzeugung von
Entzündungen des äußeren Gehörganges verwendet worden sind.
e) Erzeugung von Augenerkrankungen.
Der Zahl nach stehen unter den künstlich erzeugten Er-
krankungen die Augenleiden an zweiter Stelle; auch hier spielen
alle jene Mittel, welche zur entzündlichen Reizung der Haut-
decken verwendet werden, eine große Rolle, wenn sich auch fest-
stellen ließ, daß bestimmten Mittelu hierbei der Vorzug eingeräumt
wird. Alle Grade der entzündlichen Veränderungen des Auges
von der einfachen conjunctivalen Reizung bis zur schwersten
Panophthalmie kamen uns zur Kenntnis,
Das souveräne Mittel, welches je nach der Anwendungs-
dauer das Auge in verschiedenem Maße schädigen kann, ist daS
Kornradesamenpulver (Agrostemma githago);
dasselbe erzeugt eine schwere eitrige Conjunctivitis, die mit Tra-
chomerkrankungen verwechselt werden kann. Auch alle anderen
im nachfolgenden angeführten Mittel sind ebenso geeignet, schwere
Augenentzündungen und Ätzungen hervorzurufen. So sei zunächst
ein durch seine Inhaltsstoffe (Saponin) dem Kornradesamen nahe-
stehender Same, nämlich der von Gypsophila einem Seifen-
kraut, angeführt; ferner der Same der Roßkastanie. Von
anderen Pflanzen werden häufig verwendet die zerkleinerten unter-
irdischen Organe von Helleborusarten und Anemonen,
ferner die Wurzeln von Aconitum Napellus (Eisen-
hut), von Phytolacca decandra (Kermesbeere),
der Kren (Armoracia rusticana), die unterirdischen
Organe des schwarzen Germer (Veratrum nigrum),
die Samen der Rieinusstaude (Ricinus communis),
die Samen der Wolfsmilchspringwurz (Euphorbia
lathyris), die Blätter des Tabaks und jene der Toll-
kirsche (Atropa belladonna), sowie Stechapfelsamen;
bei den beiden letzteren sind die Reizerscheinungen gering, doch
die Pupille maximal weit,
Als vereinzeltes Vorkommnis mag erwähnt sein, daß auch
der unter den Hautreizmitteln erwähnte Käfer Paederus lito-
ralis, der gemeine Uferräuber, zur Hervorrufung von Entzün-
dungen verwendet wurde; da der Käfer, wie schon erwähnt, den
Kanthariden ähnlich, sehr heftig wirkende Reizstoffe besitzt, ist es
erklärlich, daß das Auge von schwerster Entzündung und Eite-
rung ergriffen werden kann. |
Von chemischen Präparaten wird am allerhäufigsten zu
| Selbstverletzungen des Auges Sublimat benutzt, ferner Alaun,
Ätzkalk, seltener die anderen Laugen, wie Natronlauge,
dann Soda, endlich Zinksulfat, Knallquecksilber
und die Mineralsäuren. Unter diesen fand sich einmal
konzentrierte Schwefelsäure, wie auch Salpeter-
säure und Salzsäure,
1919 = MEDIZINISCHE KLINIK en Nr. 1. En Nas Ä | ee er a 4 T
Ger | - IV. Schlußbemerkungen. ee, u
-Wurde im "vorstehenden ‘eine große Anzahl mannigfacher. . `.. ga
Stoffe angeführt, ‚welche als krankheitserregend anzusehen sind;
so liegt es in der Natur der gegebenen Verhältnisse, daß auch
zahlreiche 'Agentien verwendet werden, die sich entweder "ganz
allgemein als völlig harmlos oder wenigstens in dem, speziellen
Falle zu dem. beabsichtigten Zwecke als durchaus unbrauchbar
erwiesen. Aus :der Fülle des uns zur Untersuchung zugekommenen
Materials sei folgendes namentlich angeführt: |
Calcium carbonicum (Kalkstein) (versucht für Augen-
erkrankungen),, Jodjodkaltum mit. Ichthyol (versucht zur
‚ Erzeugung von Unterschenkelgeschwüren),‘ Fett, Paraffin,
'Rohrzucker, Weizenstärke, Kleie, Prager Haus-
salbe (wenig Fichtenharz mit (lyceriden und Wachs), ferner
Bun:
u
u a en E a ee ee ee a ee
ia . at
II. Mittel, welche nach. interner Applikation Erkrankungen `
= -` herbeiführen, `
-~ Selbstbeschädigungen durch Einnahme von verschiedenen ‚
Mitteln treten an Häufigkeit bei weitem zurück gegenüber den
äußerlich zu applizierenden Agentien, da die.Dosierung der
innerlich einzunehimenden Mittel dem Volke völlig unbekannt, und
die Beschaffung aus äußeren Gründen Schwierigkeiten unter-
liegt; die Grenze zwischen tödlicher und krankmachender Wirkung
ist eben vom Laien nicht scharf zu ziehen. Es werden daher
mitunter Stoffe verwendet, denen nur in sehr großen Dosen schwere |
Giftwirkungen zukommen, welche aber sonst innerhalb einer ziem-
lich weiten Dosierungsbreite nur bestimmte, manchen Krankleiten
eigentümliche Symptome erzeugen. Ein klassisches: Beispiel hier-
für ist der interne Gebrauch der Pikrinsäure behufs Erzeu- |
gung einer Gelbfärbung, welche Ikterus vortäuschen soll. Während | gepulvertes Buchen-, Eiben holz, Pelargonium-
die Einnahme von Pikrinsäure erst in sehr großen Mengen schwere | blüten, Samen und Früchte. der Fisolen, Gurken- `
Schädigungen setzt, ist der Genyß von einigen Gramm relativ |samen,-Brombeerblätter, Gänsefingerkraut (Po- `
harmlos. Die große Entwicklung der Munitionsindustrie einerseits | tentilla anserina), Blutwurz (Potentilla tormentilla), Cichorie,
und die leichte Zugänglichkeit der Geschoßfüllungen im Felde | Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), Blätter des `>
andererseits bedingen es, daß gerade dieses Mittel zur Täuschung | Basilicumkrautes (Ocimum basilicum) und des Wald-
der Ärzte nahezu in allen Armeen Eingang gefunden und Ver- | ziestes (Stachys silvatica) (auf Wunden aufgelegt), Blätter .
anlassung zu zahlreichen Studien über die Verfeinerung der Nach- | der Silberweide (Salix alba), Lurbeerblätter und
weismethoden der Pikrinsäure ‘und ihrer Derivate im‘ Harne ge- | Pfefferminz, Schmeerwurz (Tamus communis) (zur Erzeu-
geben hat. - Ä l | gung von Nieren- und Blasenentzündungen), Kamillentropfen,
Zur Erzeugung von.Gelbsucht wurde auch in einem ‚Falle | Pfeiferminzgeist, Wacholderbranntwein, Schup- -
das als Fiebermittel bekannte Läctophenin (p-Lactyl- | Penwurz (Lathraea squamaria), Baldrianwurzeln, Spitz- `
phenetidin) _verwendet, von dem . bei Überschreitung medi- | wegerich (Plantago lanceolata) usw. EG A
zinaler Dosen (0,3 bis 0,5 g) das Auftreten von Ikterus fest- Zu bemerken ist, daß manchen Pflanzen im frischen Zu-
gestellt ist. | | Ä | Fi : stande ung nn Be an ee eu om, Be |
a ER Ä alaha | Säuren und anderen Stoffen gelinde Reizwirkungen ‘auf. zarte
ET Ki Darmerkrankungen, Die große Bedeutung, welche | Gewebe zukommen können, wie z. B. den Labistenblättern der .
| den Ärzten den mit Darmerkrankungen einhergehenden epi- Stachys und Mentha ‘oder der Baldrianwurzel: im trockenen Zu-
demischen Krankheitsfällen beigelegt wird, macht die häufigere | tande angewendet haben jedoch diese Pflanzenteile. infol de
Anwendung von Mitteln, welche gerade sinnfällig auf den Darm ‚beim "Trocknen gesetzten Veränderungen keine Giftwirku z md ra
einwirken, erklärlich. Es ließ sich einigemal aktenmäßig nach- |" Sind als durchaus harmlos zu bezei Be Mn n
weisen, daß in Zeiten der Cholera- und Dysenterieepidemien der \Wichtie für die Beurteilung sowohl der völliz har 1 l | 2
Genuß verschiedener Mittel dazu diente, diese beiden Krankheiten Auehnder stärker wirksamen Mitten dureh don a | IR: ac = |
vorzutäuschen. Hierzu wurde die mehrfach erwähnte Wurzel der der Umstand. daß viele der: angewandten Stoffe Ba Volke nn b
Kermesbeere (Phytol acca decandra) verwendet, | Heilmittel Verwendung finden. Es ist zweifellos: daB auch vón ..'
welche wegen ihrer schleimhautreizenden Eigenschaften in der unseren Soldaten vielfach die genannten Stoffe 2 der besten An
Tat schwere Durchfälle* herbeiführt. In ähnlicher Weise wurde | „ont ohne genauere Ken der schädigenden Wirkun Sn | a
ap A k entzündungserregende Wirkung des Kaliumbichro- | Yeilzwecken herangezogen werden. Wie schon früher beine -Kan-
en und Kaliumchhromats verwendet, welche beide blu- | aridenpflaster auf dessen Benutzung ‚als ableitendes Mittel hin-i `-
ige Diarrhöen erzeugen können. An diese beiden drastisch wir-. iesen wurde. so kann auch bei V d des Hell 7
kenden Mittel schließen sich andere Drastica an, wie Gummi-' Sc" Sen wurde, 50 ‚geı Terwendung des Helleborus À
utti. Koi ; EE bia lathyrig | dessen günstiger Einfluß auf torpid heilende Geschwüre beabsich- .
en un en, Aloe, Euphoı de F o 2 | tigt sein. Eine allbekannte Tatsache ist es auch, daß das Volk kin. © ©
Saf 1), Kalomel. Es mag noch erwähnt werden, daß auch | „ei verschiedensten Erkrankungen die ableitende Wirkung auf den © Ei.
j Sin „an In größeren Dosen Gastroenteritis. bewirkt und in diesem Darm durch’Abführmittel zu erreichen sucht. Ferner sei erwähnt... | ee
"inne auch verwendet-wurde. | ~ > | daß während des Krieges den Soldaten zür Reinigung. und Desin- -
b)Herzerkrankungen. Es ist von vorńherein klar, | fektion zahlreiche Mittel verschiedenster Herkunft und Zusammen-
daß es sich hier zumeist nicht um Hervorrufung. von wirklichen setzung anempfohlen, mitgegeben und eingesendet werden, ‘deren .
Erkrankungen, wie bei der Haut, beim Auge oder am Darm handelt, Giftigkeit sowohl dem Einsender, wie auch dem Empfänger un- `
sondern von Symptomen, welche als durch Herzerkränkungen be- | bekannt ist und die daher oft zu nicht beabsichtigten Erkrankun-
: dingt imponieren sollen. Hierbei sind dreierlei Gruppen zu unter- | gen führen können (Fälle. von Nitrobenzolvergiftungen). Nur die
scheiden, je nachdem die verwandten Mittel der Gruppe der Di- | sorgfältige Erwägung aller Begleitumstände jedes einzelnen Falles,
:gitalisglykoside , jener der-Purinderivate oder dem | ferner die genaueste Kenntnis des Mittels, seiner Wirkungen .und
seiner Anwendungsweise kann vor einem für den Betreffenden
< Nicotin zugehören. In allen Fällen können sich Störungen der Ä
Herzarbeit geltend machen. Von den Digitalisglykosiden kamen |- folgenschweren Irrtum schützen. Es können .z. B. bei der Leibes-
die käuflichen Digitalispräparate, ferner Olean- | yisitation des Verdächtigten Mittel gefunden werden, welche schein-
. derblätter zur Verwendung. Die zweite Gruppe. war durch.|.bar Zwecken der Selbstbeschädigung dienen sollen, in Wirklich-
‚Coffein- und Theobromin präparate vertreten, am | keit aber zů verschiedenen anderen Zwecken benutzt werden.
häufigsten scheint jedoch der Genuß von schwarzem Kaffee | Viele sind, wie schon erwähnt, Heilmittel, andere wieder, wie z.B.
diesen Zwecken gedient zu haben. ` Unter die dritte Gruppe, welche | konzentrierte Mineralsäuren und Laugen, können Putzmittel ‚sein.
das Nicotin enthält, fallen die verschiedenen Formen des | Es sei schließlich darauf hingewiesen, daß auch der Aberglaube
Tabakgenusses. Die Wirkungen des Kaffees und Tabaks | eine wichtige Rolle spielt und manche Mittel als .heilkräftige
auf das Herz sind- so allgemein bekannt, daß es nicht wunder- | Schutzmittel, Amulette mitgeführt werden; bekannt: ist letzteres -
nehmen kann, daß häufige Kombinationen der beid en | von der Schuppenwurz (Lathraea squamaria).:. Ebenso zu: beur-.
Mittel vorgekommen sind, eine Erfahrung, welche den Militär- |: teilen ist wohl der Gebrauch von an Bindfäden aufgereihten ge-
arzten schon- aus Friedenszeiten her geläufig ist. troekneten Augenbindehäuten (Skleren) des Rindes, . sowie Benut- -
| c¢) Nierenerkrankungen. Unter diesen sehr seltenen | zung getrockneter Fledermäuse, die als Untersuchungsobjekte ein-
Fällen wäre der Genuß von Terpentinöl und chromsaurem | geschickt worden waren. nn
| beide Mittel sind’ imstande, echte Nephri- |- Zu beachten ist, daß gerade in jenen Fällen, . in denen die
Die Seltenheit der Anwendung erklärt sich | Absicht besteht, eine Selbstbeschädigung herbeizuführen, die diesem
Zwecke dienenden Stoffe in besonderer. Weise verwahrt, beziehungs-
‘weise von den Angehörigen möglichst unauffällis zugesandt werden.
Es werden demgemäß- Brotbeutel, Taschentücher, Stoffbeutelchen; A
die am Körper getragen werden, Fußbekleidung, Strohsäcke, auch ;
Kalium anzuführen;
tiden zu erzeugen.
einerseits aus dem Mangel der zum Gebrauch nötigen Kenntnisse,
. "andererseits daraus, daß die genannten Mittel auch sonst mit
dauernden Schädigungen einhergehende 'Allgemeinerkrankungen
zur Folge haben.
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Verbände als Verstecke benutzt; ebenso werden in Briefen, |
in Liebesgaben, wie in Zigaretten (statt Tabak Aloepulver),
in Haselnüssen (V.erschickung von Helleborus), in Backwerk (ein-
gebackene Pappschachtel mit Pikrinsäurepillen) gelegentlich der-
artige Mittel versendet.
Die vorstehenden Ausführungen mögen zeigen, daß die
Untersuchung der als Corpora delicti vorgelegten Materialien mit
aller Sorgfalt und wissenschaftlicher Exaktheit durchgeführt werden
muß, sollen schwere Irrtümer vermieden werden. (Chemische,
mikroskopische und biologische Methoden müssen meistens kom-
biniert werden, um ein einwandfreies Ergebnis zu erzielen; es be-
darf keiner besonderen Ausführung, daß hierzu nur Universitäts-
institute geeignet sind, denen sowohl die spezialistischen Kennt-
nisse und Erfahrungen als auch die nötigen Einrichtungen zu
Gebote stehen.
~
Die Anamnese der Syphilitiker.
Ea Von
Prof. Dr. Bettmann, Heidelberg.
Strümpells Ausführungen „Über den Wert der Ana-
mnese?!) enthalten so wertvolle und in die Tiefe gehende Forde-
rungen und Mahnungen, daß seine Darlegungen weit über die
Bedeutung einer einfachen ärztlichen Plauderei hervorragen und
daß namentlich jüngere Ärzte aus ihnen reichen Gewinn schöpfen
können. Strümpell spricht vom Standpunkte des inneren Me-
diziners aus, aber was er sagt, ist für jeden Arzt beherzigenswert,
der sich auf irgendwelchen anderen Gebieten der Medizin prak-
tisch betätigt. Nur kann es die Eigenart des Sonderfachs mit sich
bringen, daß spezielle Gesichtspunkte besondere Betonung ver-
langen. Darauf möchte ich hier vom Standpunkte des Syphilido-
logen aus kurz eingehen. - |
‚ Gerade wenn es sich um die Feststellung der Syphilis han-
delt, tritt die Anamnese gegenüber dem objektiven Befunde weit
in den Hintergrund. Dabei haben wir es allerdings zu beklagen,
daß gerade von den minder Erfahrenen die „exakten“ Methoden
des Laboratoriums häufig überschätzt werden. Wir können gewiß
nicht mehr auf die Spirochätenuntersuchung und auf die rationelle
Verwertung des Ausfalls der Wassermannschen Reaktion ver-
zichten. In vielen Fällen entscheiden diese Methoden die Diagnose
und gibt die Wassermannsche Reaktion den wesentlichsten Anhalt
für die Gestaltung des weiteren Kurplans. Aber es gibt auch
sehr zahlreiche Fälle, in denen die Diagnose der Syphilis ohne
` dieses Hilfsmittel gestellt werden kann oder nach den Umständen
auf sie, direkt verzichten muß, und es ist geradezu gefährlich,
wenn speziell die Wassermannsche Reaktion nicht als überaus
wertvolle Ergänzung der übrigen Untersuchung, sondern darüber
binaus als ihr Ersatz bewertet wird. Zu solcher falschen Ein-
schätzung kommt der Arzt nicht nur aus Respekt vor der wissen-
schaftlichen Methode, sondern häufig. aus bloßer Bequemlichkeit
oder aus dem Bewußtsein, daß seine Kenntnisse und Fähigkeiten
zu einer richtigen symptomatischen Untersuchung und zureichenden
Verwertung der rein klinischen Erscheinungen nicht genügen.
Allerdings wird ein solcher ungeübter und unfähiger Untersucher
gerade auch auf die Anamnese und die Angaben des Kranken
mehr Gewicht legen als der erfahrene Arzt. Er.möchte sich gern
von dem Patienten alles mögliche sagen lassen, was ihm auf die
richtige Fährte helfen soll und was er selbst aus den Krankheits-
erscheinungen nicht abzulesen vermag. Bedenklich ist nur, daß
er dabei auf Irrwege gerät, weil er die Technik der Anamnese
nicht genügend beherrscht. |
Unsicherheit des Standpunktes und dilettantisches Ausfragen
hat sehr häufig zur Folge, daß von dem Kranken wesentliche Aus-
künfte nicht zu erhalten sind. Wenn der Erfahrene für die Unter-
suchung auf Syphilis in der Regel zunächst lieber auf jede
ausführlichere Anamnese verzichtet, so geschieht das nicht um
der einfachen Zeitersparnis willen, sondern aus wesentlicheren
Gründen, deren Berechtigung sich leicht erweisen läßt. Wir wollen
ohne Voreingenommenbeit untersuchen, die leicht aus unzutreffen-
den Angaben des Kranken geschaffen werden kann, und wir wollen
zugleich vermeiden, daß sich etwa der Patient von vornherein be-
wußt auf falsche Auskünfte festlegt, die er hinterher nur schwer
und ungern zurücknimmt.
1) Strümpell, Über den Wert der Anamnese, Eine ärztliche
Plauderei. M. Kl. 1918, Nr. 45,
--
5. Januar.
Es liegt in der Natur der geschlechtlichen Ansteckungen,
daß der Kranke oft bewußterweise den wahren, ihm wohlbekannten
Tatbestand fälschen möchte, und so vor allem eine Infektions-
möglichkeit in Abrede stellt oder zum mindesten über den Zeit-
punkt einer solchen unzutreffende Angaben macht. Handelt es
sich um Erscheinungen, bei denen er eine Beziehung zur Ge-
schlechtskrankheit selbst nicht annimmt, so ist er geneigt, frühere
Symptome und Behandlungen zu leugnen, schon deshalb, weil er
meint, daß diese Dinge keinen Bezug auf sein jetziges Leiden
hätten und deshalb den Arzt nicht zu interessieren hätten. Auf
die Psychologie solcher Kranken, welche die Unwahrheit sagen,
weil sie sich genieren, schämen oder dabei ein anderes Interesse
wahren möchten, brauche ich hier nicht genauer einzugehen. Jeden-
falls aber kommen für unzuverlässige Angaben über Geschlechts-
krankheiten Einstellungen der Patienten in Betracht, die bei anderen
Leiden in der Regel keine Rolle spielen. So werden unsere Ana-
mnesen unverwertbar, nicht deshalb, weil der Kranke keine ge- -
nügenden Angaben machen könnte, sondern deshalb, weil er sie
nicht machen will, und die Diagnose muß in solchen Fällen in
direktem Gegensatz zur Anamnese gestellt werden. Mancher
Kranke, der zunächst entschlossen war, sich hinter falschen An-
gaben zu verschanzen, bequemt sich doch zum Geständnis, wenn
wir ihm auf Grund unserer Untersuchung mit Bestimmtheit sagen
können, daß eine Geschlechtskrankheit vorliegt, oder wenn wir gar
aus dem Befunde mit einiger Genauigkeit den Zeitpunkt der An-
steckung entnehmen können. Hat sich aber der Patient bereits
in ablehnendem Sinne geäußert, so fällt es ihm doppelt schwer,
seine Behauptungen zurückzunehmen.
Es wäre aber sehr verfehlt, bei jedem Kranken, dessen An-
gaben nicht zu unserer Diagnose stimmen wollen, immer gleich
schlechten Willen anzunehmen. Die Fälle sind ja überaus zahl-
reich, in denen der Patient tatsächlich vollkommen ahnungslos ist.
Wie häufig ist der syphilitische Primäraffekt nicht bemerkt oder
verkannt worden, oder wurden auch weitere Erscheinungen der
Syphilis übersehen ‚und mißdeutet! Auch die Fälle sind nicht
gerade selten, in denen es sich um tardive Äußerungen congeni-
taler Syphilis handelt, und bei denen der Patient in völliger Un-
kenntnis der Ursache seiner Krankheit geblieben ist. Ich müßte
allbekannte Dinge wiederholen, wollte ich hier auf weitere Einzel-
heiten eingehen. Dabei liegen, zumal bei weiblichen Kranken,
die Dinge oft so, daß ein plumpes Befragen jeder geschickten und
humanen ärztlichen Diplomatie widerspräche,
Damit sind wir aber nicht der Aufgabe enthoben, den
Patienten nach allem zu befragen, was für den vorliegenden Fall
von Bedeutung sein kann und Aufklärung verschafft. Im Gegen-
teil: gerade die zuletzt besprochenen Dinge machen auf den außer-
ordentlichen Wert einer richtig erhobenen Anamnese beim
Syphilitiker und Syphilisverdächtigen aufmerksam und sie be-
gründen zugleich die Forderung, dieses genauere Examen erst
der Untersuchung des Kranken folgen zu lassen.
Wir können uns und dem Kranken bei diesen nachträg-
lichen Ermittlungen unnötige und unsicher tastende Fragereien
ersparen und auf diese Weise auch Zeitverluste vermeiden.
Die Befragung soll aber dafür alles klarzustellen suchen,
was für die Beurteilung des Falles und die einzuschlagende Be-
handlung Bedeutung besitzt. Auch bei gesicherter Diagnose sind
alle Einzelheiten des bisherigen Verlaufs und der etwa bereits er-
folgten Behandlungen wertvoll, schon deshalb, weil sich die Art
und das Maß der weiteren Kuren danach zu richten hat.
Darüber hinaus aber hat sich die Befragung um alles zu
bekümmern, was uns der Kranke sonst über seinen Gesundheits-
zustand mitteilen kann. Es würde sich rächen, wenn wir über
der Syphilis das Gesamtbefinden vernachlässigten. Alle möglichen
früheren oder noch bestehenden andersartigen Leiden, auf die wir
vielleiebt auch bei einer sorgsamen Untersuchung nicht genügend
aufmerksam gemacht waren, können Änderungen unseres „schema&-
tischen“ Kurplans verlangen; schon die möglichen Nebenwirkungen
der Antisiphilitica sind je nach Lage des Falles in Betracht zu
ziehen. Was aber die Syphilis selbst betrifft, so haben wir uns
nicht allein um unseren Kranken zu kümmern. Es ist wesent-
lich, festzustellen, welche Wahrscheinlichkeit besteht, daß der
Patient seine Krankheit auf andere und speziell auf seine An-
gehörigen weiter übertragen habe, und nach Möglichkeit anzu-
streben, daß solches Unheil vermieden oder wenigstens wieder
ausgeglichen, werde.
Damit kommen wir zu einem letzten wesentlichen Punkte.
Mehr und anders als bei anderen Erkrankungen haben wir In
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` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 1: `
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nosus und ischiocavernosus ausgetrieben.. G. Walker sagt (l.c. S. 246),
‚daß allein der Sphincter externus Henles das Zurücktreten des Sper-
mas in die Blase: hindert. Diese Zeilen mögen genügen, um die’selb- -
. ständige Wirkung‘ des. glatten Sphincter internus zu erhärten. `. “>
unserem Falle von vornherein außer der Frage der Behandlung
eine Fülle weiterer Gesichtspunkte im. Auge zu behalten. Wir
sollen belehren, warnen, V’erantwortlichkeiten betonen. Aber wir |
teckungen,
Ibokannten
Infektions-
den Zeit dürfen zugleich die Qualen nicht außer acht lassen, die das Be- re ih ‚en | Er
landet es f wußtsein, geschlechtskrank zu sein, für viele "bedeutet. Gerade „Nicht selten stellt sich nach Erkältung und. Durebnässung .'
; zur Ge- ` der Gewissenhafte kann so in die trübste Verzweiflung verfallen. | der Füße Krampf des Sphincter internus ein. Derselbe kann or-
t, frühere Je nach dem Einzelfalle tritt an uns die Aufgabe heran, man- | Sanische Strikturen begleiten und kann auch bei Prostata byper- Be
), weiler gelnde Einsicht, schlechten Willen, Leichtfertigkeit und Gewissen- | trophiea auftreten, 4
> Leiden losigkeit zu bekämpfen -oder in oft geradezu tragischen: Zusammen- |‘ Uber den Krampf des. Blasensphineters‘ berichtet Walter;
en, Anf hängen und Konflikten dem Kranken Trost und Halt zu ver- | Dumreicher, Esmarch, Albert, H. Zeißl, Hunter,
it sagen, schaffen. Der gute Arzt wird es verstehen, sich bei der Erhebung a -F T hs, Brik, M. Zeiß ; und Delefossel) beschreiben gleich ~
Interesse der Anamnese ein richtiges Urteil über die Persönlichkeit seines ea: re a en; G Nach D re 4
lie Klienten zu verschaften, das ihm ermöglicht, den nötigen Binfuß | Sfean Kranken en Kr, V Onegungon, Über den
nn | au den Kranken zu gewinnen. Wir begreifen es wohl, wenn der das), Philipps) und Sebeaus), > 2 er
anderen : F eschlechtskranke mit Rücksicht auf die Art seines Leidens dem we N héha EM - Klinik zuratmalınd
waw Arate mit jenem Mißttauen entgegentritt, das uns sooft die | onal an einem’ Privalpationten die keine Vase und
eine ge Anamnese wie unsere ganze ärztliche Aufgabe erschwert. Unsere steherdrüsen hatten. aber mit einer Narbenstriktur in Fe häutigen =.
s R Bi P e u) . ae
ia das Vertrauen zu wecken daß wir ihn ein verstkndnlevofler und | Teile'der Harnröhre behaftet waren, festgestellt, daß die konisch ge. —
fancher h Helf . 5 2 a | _ | knöpfte französische elastische Bougie oder ein elastischer englischer.
en Beben E xn E nn Minder- Katheter Nr. 3 die Pars membranacea und deren organische Striktur
a wortigkeit sesualthischen Empfndens zu verleugnen Däiten. 3o | Sicht passierte. Wenn, das die Striktur_erweiterndo Instrument
sagen wird die Erhebung der Anamnese des Syphilitikers zum Prüfstein festgehalten, daß es nur nach längerem Zuwarten gelang, dasselbe
vir gar nicht nur unserer medizinischen Fähigkeiten, sondern unserer aus der Blase in die Harnröhre zu bringen und a anzi:
er Ber ärztlichen Eignung und Begabung. “ | ziehen. Walter und Dumreicher- empfehlen im solchen : `
nae Ei —— on vor n ne 0,01 m an ich ni en
SE n ey eg E a E" asselbe mit Stuhlżäpfchen von 0,02 bis 0, elladonna. Auch :
> Über den Krampf des Sphinċter vesicae internus. 0,02 bis 0,08 no sollen dasselbe bewirken, °- 0
Nach dem Vorausgeschickten folgt ein neuer Fall meiner Beob-
| achtung. 2 | | ii Be
Herr M. L., 1853 geboren, akquirierte in seinem 25. Lebensjahre `-
einen Tripper, an den sich eine Prostatitis mit Absceßbildung anschloß. `
Dieser Absceß entleerte sich am 18. Tage seines Bestehens in die Harn- `
röhre. Patient hat als Kind bis zur Pubertät an Bettnässen gelitten,
und war..der Drang bis zum i8. Jahre auch bei Tag ein so heftiger, ..
daß, wenn Patient nicht sofort die Blase entleeren konnte, seine Bein-.
kleider durchnäßt wurden. Bis zu seinem 24. Lebensjahre hatte Patient
Ä - - Von
Regierungsrat Prof. Dr. M. v. Zeißl,
emerit, Vizedirektor des Kaiser-Franz-Josef-Ambulatoriums und
WET Jubiläumsspitals in Wien.
~ Es ist mir durch Versuche!) an curarisierten und durch Mor-
phium unempfindlich gemachten Hunden im Laboratorium des
verstorbenen Prof. v. Base h gelungen, den Nachweis zu er-
bringen, daß nicht durch Zusammenziehung des Detrusors die
Blase entleert: wird. Die Längsmuskulatur der Harnblase wird
vom Nervus ‚hypogastricus, der Sphincter -aber vom Errigens inner-
viert. Meine Versuche ergaben, -daß der Sphincter vesicae nicht
durch Einwirkung des Detrusors geöffnet wird, sondern durch den
Errigens zur Erschlaffung gebracht wird. Der Harn .fließt erst.
> wenn die Drucksteigerung durch Detrusorcontraction. bedeutend
absank. | =
E .. Diese meine Versuche fanden durch Reh fisch ?) ihre Be-
g stätigung. ` Emil Zuckerkandl vertrat auch diese An-
schauung. Dazu kommt noch, daß Frankl-Hochwart,
ZAuckerkandl 3) und Rehfisch bewiesen, daß starke Reize
der Pars prostatica unangenehme Empfindungen, aber keinen Harn-
drang auslösen müssen. Die Versuche von Q. Zuekerkandl
und Frankl-Hochwart zeigten, daß,” obleich die Pars pro-
statica nicht zugänglich war,, bei Füllung mit 300 bis 500.g Bor-
saure Harndrang auftritt. Bei jedem Menschen tritt bei einer
bestimmten Menge Flüssigkeit in. der. Blase'Harndrang’ein, welchen
Guyon durch Dehnung der Blase erklärt. Diday gab schon
Ea an, daß reflektorisch von der 'Pars prostatica wie von anderen
Körperstellen HarndrangTausgelöst wird. BE a |
Über die Frage des Blasenverschlusses verweise ich auf mein
1902 erschienenes. Lehrbuch der venerischen Krankheiten. , Daß der
guergestreifte Henlesche Sphincter externus nicht dem Blasenverschluß
dient, beweist der Umstand, daß ich an curarisierten Tieren arbeitete,
f . und dieselben trotz Lähmung (der quergestreiften Muskulatur den Harn
hielten. Der Henlesche Sphincter externus ist beim Weibe‘) nicht vor-
handen und doch bleiben sie durch den glatten Sphincter der. Blase
| kontinent. Der quergestreifte Musculus sphincter urethrae membra-
Naceae”) ist vom Henleschen Sphincter nicht’ zu trennen. Dieser quer-
gestreifte Muskel hat nur den Zweck, wie H. Walker angibt, das
a Rückströmen des Samens bej Ejaculation in die Blase zu hindern. Der
~ Same wird durch fortgesetzte Contractionen des distalen Abschnittes
!
nie geschlechtlich verkehrt. Im Winter 1877 trat nach einem. Sturz in `
eine Schneegrube ein akuter Blasenkátarrh mit terminaler Blutung auf,
Von der, 1878 erworbenen. Gonorrhöe war er so hergestellt, daß weder `-
‚| in den Fäden mikroskopisch. noch kulturell Gonokokken nachgewiesen
werden konnten. Die Kulturen machte Prof. Ghon. 1884 heiratete
Patient, sein: Harn war klar, ohne Spur von Fäden. ‘Seine Frau, sowie -'
‚seine 1885 und 1888 geborenen Kinder blieben gonokokkenfrei, daher
gesund. 1890 erkrankte Patient an entzündeten Hämorrhoidalknoten,
aus welchen R. Gersuny die Thromben entfernte. Nach diesem
Eingriff erfolgte Harnverhaltung, und wurde derselbe mit sterilem.
Katheter entleert. Am vierten Tage nach der Operation stellte.sich
gonokokkenhaltiger Ausfluß aus der Harnröhre ein, der unter Injektionen
und Balsamieis -alsbald getilgt wurde. In diesem Falle müssen Gono-
kokken entweder in der Prostata oder in den litterischen Drüsen: ab-
geschlossen gewesen sein. 1890 wurde beim Patienten eine Ver- -
größerung der Vorsteherdrüse festgestellt. Er war damals 87 Jahre
‚alt. Bekanntlich erwähnte Thompson, daß, wer bis zum 40. Jahre.
keine Prostatahypertrophie hat, keine bekomme. Durch verschiedene
Schicksalsschläge war der Patient schlaflos geworden, erzwang den
Schlaf durch Sulfonal, Trional und Chloral. Da diese Medikamente in’ -~
zweckentsprechender Dosis und energische Wasserkuren, die durch ``
Medikamente und gehäufte geistige Anstrengung hervorgerufene. Auf- `
regung nicht beseitigten, injizierte Patient täglich durch zwei Monate -`
0,03 Morphium, das ihm vom November 1890 -bis 2. Dezember des: -`
gleichen Jahres leicht entzogen wurde. Die Schlaflosigkeit war aber
endlich so arg, daß Patient wieder 1902 zum. Morphium griff. Bei der.
ersten Entziehung entstand durch fünf Tage Harnverhaltung, die durch “
Nelatonkatheter und Kalium-hypermanganicum-Spülungen beseitigt wurde.
Patient wurde durch seine Prostatahypertrophie fast gar nicht belästigt.
Selten mußte die Blase durch’ einen elastischen Katheter mit Mercier-
scher Krümmung entleert werden. 1917 ‚und 1918 waren neuerliche
Entziehungskuren notwendig. Seit 22. Juni 1918 ist der Patient
morphiumfrei. Aber seit den kalten. Tagen am.Anfange des Monats
. Juli 1918 trat plötzlich Harnverhaltung ein. Das interessanteste ist, daß
eine Steinsonde: oder ein Metallkatheter Nr. 22 bis 28, von Brik
eingeführt, in die Blase hineinfällt, aber trotzdem Lapisspülung mit
Hg oxyceyanatum und kalte Sitzbäder verordnet wurden (22° R), harnte‘ |
eg
des Sphincter urethrae membranaceae sowie des Musculus bulbocaver-
1) Pratique de’ la Chirurgie des vois urinaires. Paris 1887,
2) Lettre à Castelnau. Monit. des Scientes medical. =
3)‘ These, Paris 1851. Ä | er D
4) These, Paris 1856.
5) Traité des maladies
) Pflügers Arch. 1893, Bd. 58; ebenda S. 3855; W. m. W. 1901,
Nr, 10 und 25; Wien. Klin. 1901, H. 15; W. m. BI.1908, Nr. 10; Pflügers
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Arch. 1902 und W. kl. W. 1896, Nr. 20.
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) Virch. Arch. 1897, Bd. 150, S. 119. . | des vois urinaires. Paris 1860.
Wien 1898. em,
° Nothnagels spez. Path. u. Ther. | 8) Thèse. Paris 1876.
‘) Traité pratique des maladies venerines.- Paris 1886. 2 se, d pa | il 1879, Ä
) Walker, Arch. 1. Anat, Entwicklig. Anat. Abt. 1899, S. 844. Rang A a TORS a Bi...
1 o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
‘der Kranke bisher nur zweimal spontan. Trotz heftigen Harndranges
kam kein Tropfen Harn, sondern wenn der Drang sehr groß, ein bis
zwei Tropfen eines Prostatasekrets, das Spermatozoen, spärliche Leuko-
cyten und Krystalle enthält. Ich kann mich dem Gedanken nicht ver-
schließen, daß die konsequent eingenommenen Präparate, Nivonal und
Chloral, seit das Morphium entfallen, den Nervus errigens an seiner
Erschlaffung hindern. Der Patient klagt über konstanten Schmerz im
Mittelfleische und heftigen Drang im Anus.
Seit September 1918 erhält der Patient geringere Dosen von
- Schlafmitteln.. Es hat seitdem der Schmerz im Mittelfleisch aufgehört,
und erfolgt jetzt schon öfter spontane Entleerung des Harnes. Spontan
. gehen 150,00 ab, der Katheter fördert dann noch 100.00 bis 150,00
Residualharn.
—— _—
Die Erhaltung der Konzentrationsfähigkeit der
erkrankten Niere und die Ernährung bei akuten
Nierenentzündungen.
Von
. Prof. Dr. Felix- Hirschfeld, Berlin.
Bei den akuten Nierenentzündungen erscheint in der großen
Mehrzahl die Konzentrationsfähigkeit der erkrankten Niere, ge-
messen an der Höhe des specifischen Gewichts des Harns, gegen
die Norm wenig geändert. Bei genauerer Untersuchung auf die
einzelnen Bestandteile ergibt sich, namentlich für den Urin der
ersten Periode, ein anderes Bild, da der Prozentgehalt an Koch-
salz stark verringert ist, wäbrend der Gehalt an Harnstoff und
den meisten übrigen Stoffen — soweit auf diese untersucht ist — +
wenig von der durchschnittlichen Zusammensetzung abweicht.
Bei den schwersten akuten Prozessen, so in der Regel bei den in
den Tubulis sich abspielenden Entzündungen der Choleranephritis?)
und gelegentlich auch bei den akuten Glomerulitiden nach Schar-
lach, ist neben einer beträchtlichen Verringerung der Wasserab-
scheidung auch meist ein niedriges specifisches Gewicht festzu-
. stellen, der Chlornatriumgehalt ist alsdann bis auf Spuren oft unter
0,1% herabgegangen, während der N-Gehalt selten unter 0,6%
(entsprechend 1,3% Harnstoff) sinkt. Eine ganz andere Beschaffen-
heit zeigt dagegen der Urin bei den chronischen Nierenleiden,
insbesondere bei den als polyurische Schrumpfniere aufgefaßten
chronischen Glomerulitiden, nämlich niedriges speeifisches Gewicht,
verhältnismäßig hoher Kochsalz- und geringerer Harnstoffgehalt.
Namentlich bei Belastungs- und Konzentrationsproben in den weiter
vorgeschrittenen Formen der Schrumpfniere ist dies ausgeprägt.
Bei den sogenannten Kriegsnephritiden nimmt man im allge-
meinen wohl eine gewisse Schädigung der Konzentrationsfähigkeit
an, doch soll diese Störung keinesfalls die Regel sein?). Aus den
neuesten Untersuchungen von Guggenheimer?) ergibt sich für
die frischen Fälle zumeist eine sehr gute Konzentrationsfähigkeit,
während sie nach Becher‘) bei den über ein halbes Jahr alten
Fällen sehr beeinträchtigt erscheint. Natürlich kann man aus
diesen Angaben verschiedener Beobachter, die überdies die Koch-
salz- und Harnstoffkonzentration nicht gesondert untersuchten, noch
keine endgültigen Schlüsse ziehen, aber es scheint die Aufwerfung
der Frage gerechtfertigt: In welcher Weise vollzieht sich der
Wechsel in der Tätigkeit der Niere von den akuten zu den
chronischen Prozessen? Spielen bei dem Verlust der Kon-
zentrationsfähigkeit für N neben dem Einfluß der Entzün-
dung vielleicht noch andere Umstände, wie die Ernährung,
eine Rolle? Da ich geneigt bin, diese Frage zu bejahen, möchte
ich zuvörderst meine Erfahrungen bei chronisch Nierenkranken
mitteilen, nach denen eine solche Einwirkung im höchsten Maße
wahrscheinlich ist).
Bei Personen, die an Schrumpfniere litten, und die bei der
‚bisherigen Ernährung mit 70 bis 90 g Eiweiß und 9 bis 12 g
Kochsalz 2 bis 3 1 Urin ausschieden, sank die 24 stündige Harn-
menge bis auf etwa 11, wenn sie nur eine vorwiegend aus Reis,
') Rumpf, Jahrb. d. Hamburger Krankenanstalten 1893, Bd. 3,
S 76. — F. Hirschfeld, B. kl. W. 1892, Nr.39. — Terray,
Vas und Gara, ebenda 1898, Nr. 12. — v. Noorden, Pathologie
des Stoffwechsels Bd. 1, S. 973 und 979.
" Hirsch, Verhandlungen des Kongresses in Warschau 1916,
S. 345. — Bruns, ebenda und Zschr. f. klin. M. 1916, Bd. 88. —
Zondek, M. KI. 1917, Nr.10. — Wiedemann, D.m.W. 1917, Nr. 20.
°>) H. Guggenheimer, B. kl. W. 1918, Nr. 9.
H Becher, Zschr. f. exper. Path. u. Ther. Bd. 19, H. 2; vgl.
auch A. V. Knack, Zschr. f. Urol. 1917, S. 168.
5) F. Hirschfeld, B. kl. W. 1915, Nr. 46: |
M. KL 1917, Nr. 2. i 5, Nr. 46; 1918, Nr. 21 und
5. Januar.
Se u a
— ua
Kartoffeln, Sahne, Butter, Zucker, Obst und Salaten bestehende
Kost erhielten. Nach Verlauf von mehreren Wochen je nach den
erhaltenen Resultaten und der individuellen Toleranz für diese
Ernährungsweise wurden in der Regel ein- bis zweimal in der
Woche 150 g Fleisch oder entsprechende Menge von Eiern und
Käse gestattet, auch die ursprünglich aus den eiweiß- und salz-
ärmsten Speisen zusammengesetzte Kost durch Hinzufügung von
mehr grünen Gemüsen und oft auch durch fortdauernde (jewäh-
rung von täglich einem Ei zu Zubereitung der Gerichte etwas
N-reicher und im ganzen reichhaltiger gestaltet. So stieg der
N-Gebalt, der zumeist im Beginn der Kur kaum 5gN (ent-
sprechend 30 g Eiweis) und 4 bis 5 g Kochsalz wenig überstieg,
allmählich an, sodaß er später mit Hinzurechnung der Zulagen im
Durchschnitt wohl sich zwischen 40 bis 55 g Eiweiß und 4 bis 5 g
Kochsalz bewegte. Bei der eiweißarmen, an Obst und Kartoffeln
reichen Kost wurde bisweilen schon ohne weiteres ein Harn von
alkalischer oder amphoterer Beschaffenheit entleert, oder diese ließ
sich leicht durch Hinzufügen von 1 bis 2 g Natrium bicarbon. oder
Natrium eitricum zur Nahrung herstellen. In einzelnen Fällen
schien dies besonders günstig zu wirken.
Maßgebend bei der Wahl der Nahrungsmittel war neben dem
Wunsch, die besonders eiweiß- und salzarmen - wobei unter
Salz nicht allein das Kochsalz, sondern auch die übrigen an-
organischen Verbindungen verstanden sind — Nahrungsmittel zu ver-
abreichen, noch das Bestreben, solche Gerichte zu bevorzugen, die sich
auf die Dauer gut nehmen ließen und keinen Widerwillen hervorriefen,
wie dies bei ausschließlicher Milch- und Breikost so leicht der Fall
ist. Ferner sollte hierdurch auch der Fiweißgehalt des Organismus
gedeckt werden. Daß dies mit etwa 30 g Eiweiß möglich ist, habe ich
zuerst erwiesen!, Aus diesem Grunde bin ich auch gegen die von
Ernberg für Nierenkranke zuerst vorgeschlagene ganz eiweißarıne
Kost 2), die nur etwa 12 g Eiweiß enthält und daher einen dauernden
N-Verlust des Organismus bedingt. Dadurch wird aber ein N-Zerfall
im Organismus hervorgerufen, dessen Endprodukte wiederum durch die
Nieren ausgeschieden werden müssen. Überdies kann eine solche Kost,
wie aus den Ernbergschen Beobachtungen hervorgeht, meist nicht
länger als etwa eine Woche genossen werden. Bei der von mir emp-
fohlenen Kost sah ich hingegen trotz monatelanger Anwendung nie
Störungen, die auf den Mangel an Eiweiß oder irgendeinem Stoffe in
der Nahrung hindeuteten. Da nach einigen Wochen auch zumeist
ein- bis zweimal wöchentlich schon tierische Eiweißstoffe erlaubt wurden,
ist dies auch begreiflich.
Wenn bei Genuß der eiweiß- und salzarmen Kost die Urin
menge auf etwa Í l sank, veränderte sich zuerst meist das speci-
fische Gewicht und die N-Konzentration nur wenig, erst im Ver-
laufe von Monaten nahm sie allmählich mehr zu, namentlich wenn
sich die Kranken der Wärme im hohen Maße aussetzten. Nahmen
die Kranken nach einer solchen mehrwöchigen Schonungskur zuerst
an einem Tage 150 bis 250 g Fleisch zu sich, so erfolgte in der
Regel hierauf eine beträchtliche Steigerung der Urinmenge. Ähn-
lich wirkten auch während der Schonungskur auftretende zufällige
Erkrankungen oder Verschlimmerungen des renalen Prozesses.
Während bei eiweißreicherer Kost zumeist in solchen Zwischen-
fällen die Urinmenge stark zu sinken pflegte, und der Harn mit
dem Auftreten von Blut oder Erythrocyten den Charakter des. Urins
von akut Nierenkranken angenommen hatte, stieg jetzt die Urin-
menge meist an, wie aus folgendem Beispiel hervorgeht.
K., 52 jähriger Rentier, seit zwei Jahren unter den Erscheinungen
von Schrumpfniere erkrankt. Ziemlich wohlbeleibter Mann. Seit April
1915 genießt Patient die Schonungsdiät und setzt sich im Mai und
Juni in hohem Maße den Einwirkungen der Hitze aus. Ende Juni
1915 beträgt bei einer Ernährung mit etwa 40 œ Eiweiß die Urinmenge
meist 650 bis 800 ccm von 1014 bis 1017 speeifischem Gewicht, in den
einzelnen Harnportionen 1010 bis 1022. Der prozentische N-Gehalt
schwankt zwischen 0,4 bis 1% N, im 24stündigen Harn meist 0,6 bis
0,8% N und ebensoviel Kochsalz. Albuminurie 0,5%o.
Am 4. Juli erkrankt Patient an heftiger Angina. Temperatur 88,8°,
die Erscheinungen gehen an den nächsten beiden Tagen zurück. Die
Beobachtung der Urinausscheidung ergab folgendes Bild:
——_ nn nn nn ae. mamaa a e -S
|
ı Urinmenge N-Gehalt | NaCi-Gehalt Albuminurle Spec.
| Gewicht _
cem fs | o °/oo
a —€€—,ee ee ————n
|
õi Julio 1180 0,83 | 0,4 0,6 1010
6 Juli 1320 | 0,86 0,62 0,7 | 1016
12, Juli 30 or 0,72 o4 | 1016
19. Juli 660 | 049. O6 o3 į; 1014
2%. Jull | o o 0,8 0,4 Oto i 1016
ı) F. Hirschfeld, Pflüg. Arch. Bd.41 und 44; Virch. Arch.
Bd. 114; B. kl. W. 1801, Nr.26; 1898, Nr. 14; 1915, Nr. 11; Zschr. f.
physik. diät. Ther. Bd.4, H. 1.
®) Ernberg, Nord. med. Arch. 1905, Rd. 88.
Ze könnte,
> Dicht begegnet,
N > à ZA: i
ei aot j . WE FIER Ke d F P E
4A hr
sa a e 7 2
1
919 — MEDIZINISCHE KLINIK = Nrt 0O
- `
gleich mit einer mäßigen Zunahme der Albuminurie.
durch diese dazwischen auftretende Angina nur -weni
wurden. (Vgl. die letzte mitgeteilte Krankengeschichte.)
eiweiß- und salzärmere Kost verabreicht, die ausschließlich
aus Tee mit Sahne, Reis, Zucker und Obst in Form von Kompots
bestand, auch wenn in den ersten Tagen, der calorische Wert nicht
voll genügte, den Stoffbedarf zu decken. Der N-Gehalt dieser Kost
bewegte sich meist zwischen 3 bis 5 g N (20 bis 80 g Eiweiß)
und 2 bis 3 æ Kochsalz.
ernährten,
niealsFolgedes aküten Anfallseinedauernde
Zunahme der Urinmenge und Sinken des speci-
fischen Gewichtes, das heißt eine Abnahme der
Konzentrationsfähigkeit der Niere auftreten,
die
ebensowenig wie sich bei Nephritikern,
noch vor Entwicklung der Polyurie mit Scho-
nungsdiätbehandelt waren, eine Verringerung
derKonzentrationsfähigkeit nachweisen ließ?)
Eine Klärung erfahren die Beziehungen über die Einwir-
kung der Nahrungs- und Krankheitsgifte auf die Harnausfuhr, wenn
wir diese Einflüsse isoliert betrachten. Wie F. Müller?) vor
kurzem ausführte, - erscheint- bei Belastung der Niere mit irgend-
einem harnfähigen Stoffe "bei völlig intakter Nierenfunktion dieser
in erhöhter Konzentration im Urin, die Harnmenge selbst bleibt,
wenn die Belastung nicht zu groß war, unverändert. Ist die be-
treffende Partialfunktion ‚dagegen nicht völlig gesund, so bewirkt
die Zulage keine Steigerung der prozentualen Konzentration, son-
dern eine Vermehrung der Urinmenge und dadurch noch genü-
gende Gesamtausschwemmung. In schweren Fällen tritt diese
diuretische Wirkung nicht ein, und da der prozentuale Gehalt
gleichbleibt, kommt es zu einer Retention. Bei schwerster Funk-
Uonsstörung bewirkt die Zulage sogar eine prozentuale und abso-
lute Abnahme der Ausscheidung oft unter ansteigender Albumin-
urie und
der Nephritiker, nicht bei allen, die Höhe der
Eine kleine Zulage bewirkt oft die Ver-
n geringes höhere oft schon eine starke
Ferner spielen extrarenale Faktoren
man bei einem Teil
Zulage richtig bemessen.
mehrung, eine nur um ei
Verringerung der Diurese.
eine große Rolle.
Kranken kann man meist ein viel günstigeres Resultat, vor allem
ein viel rascheres Eintreten der Diurese "erwarten, als wenn die
Kranken herumgehen 3).
Eine
heitsgift
Häufung w
flüsse möglich,
‚reicheren Ernähru
rung der Harnmenge entsprechend der zweiten und dritten Stufe
—
en annehmen, und zwar scheint mir sowohl eine
ie ein Ausgleich der Sehädlichkeiten und Ein-
Daher ist bei der üblichen eiweiß- und salz-
nicht ) Selbstverständlich soll hiermit nicht behauptet werden, daß
Re gelegentlich ‚unter dem Einfluß . der Entzündung unmittelbar
ù T trotz der weitgehendsten Schonung des Organs eine Oligurie
R äter dann eine dauernde Polyurie oder ein Verlust der Konzen-
ationsfähigkeit, das heißt Übergang in Schrumpfniere sich einstellen
sie mt Solche Fälle sind aber keinesfalls die Regel, denn bisher sind
e mir trotz der größten daraufhin gerichteten Aufmerksamkeit noch
Gebi E, F. Müller, Bezeichnung und Begriffsbestimmung auf dem
H 8 F Nierenkrankheiten. Vöff. Milit. Sanitätşw, Berlin 1917;
°) F. Hirschfeld, B..kl. W. 1915, Nr. 46,
Im Urin
waren im Sediment neben den bisher ausgeschiedenen Cylindern
spärliche Erythrocyten nachweisbar. Das specifische Gewicht, der
prozentische N- und Chlornatriumgehalt weisen kaum Verände-
rungen gegen die Norm auf. Bemerkenswert ist die nur leichte
Verringerung des prozentischen Chlornatriumgehalts gegenüber dem
sonst bei akuten Prozessen beobachteten starken Abfall. in der |
Ausfuhr dieses Stoffes.. Dieser Umstand spricht im Verein mit der
nur mäßigen Zunahme. der -Albuminurie dafür, daß die Nieren
g gereizt
bedingen können. -
Augenscheinlich fand äuch ein fieberhafter Eiweißzerfall®
statt, denn die Gesamtausfuhr von N sowohl wie Chlornatrium _
überstieg die Einnahme beträchtlich. Dem Patienten wurde näm-
lich, ebenso wie ich dies bei den'-meisten solchen Kranken bei
dazwischen auftretenden: Anfällen zu: verordnen pflege, eine noch |
gischer Nephritis erkrankt waren, folgendes fest).
Jedenfalls sah ich bei derartig
abgesehen von der zuerst beob-
achteten Urinvermehrung, im späteren Verlauf
i | W.
mi © | cem g g
Å— a aaa eI O
i | | | 12,3 1.3 0,5% o
nd anderen Nierensymptomen. Nach meinen Erfahrungen
(ann ich die Richtigkeit dieser Einteilung bestätigen’ Nur muß.
chronisch Nierenkranken zuerst gegebenen
Bei ausschließlicher Horizontallagerung der
ähnliche Wirkung‘ möchte ich bei den 'Krank-
die Verringerung des Rest-N
ng in den akuten Entzündungen eine Verringe-
ler schen Einteilung die Regel, während .bei der von mir
Aus dieser Beobachtung ist deutlich zu ersehen: Ansteigen | der Mül |
Ä ' | verordneten eiweiß- und salzarmen Kost das Aufflackern des Krank-
der Urinmenge unter dem Einfluß des fieberhaften Prozesses, zu-
heitsprozesses nur eine Vermehrung der Urinmenge ohne wesent-
liche Steigerung der Albuminurie hervorrief. Naturgemäß wird ein
stärkerer toxischer Reiz auch gelegentlich‘ trotz ‚verringerter funk-
tioneller Belastung jene schwereren Grade von Nierenschädigung
Wie eine Häufung beider Reizformen sich bei fort-
da uernder Einwirkung geltend machen kann, dafür fol-
gende Beispiele, von denen nur eins zufällig von mir beobachtet
‚wurde. Selbstverständlich ‚war es mir bei meinen Anschauungen
über die Schädlichkeit eines solchen Vorgehens unmöglich, Ver-
suche an kranken Menschen hierüber anzustellen. Tatsächlich
liegen aber zwei Beobachtungen aus. der Literätur. vor, in denen
im abklingenden Stadium der akuten Nephritis etwa im zweiten
bis dritten Krankheitsmonat der Einfluß. etwas reichlicherer Eiweiß-
'nahrung zwei bis sechs Wochen lang geprüft und die Schädigung
dem Beobachter durch besondere Umstände verdeckt wurde.
H. Zondek stellte bei Kriegsteilnehmern, die an hämorrha-
| 1. 45jähriger Landsturmmann, von Beruf Maler. Beginn der Er-
krankung Mitte November 1915. Bei Beginn der Untersuchungen keine
Ödeme mehr, stark blutiger Urin. -- |
ne —
| | Kochsalz-
"I | Ta >
| .Ernährung Urin | Spec. |N Spuni gehalt `| Albumen | Rest-N
|
Q)
Q
\
1010 | 12,
3.2. 528 N, 1,5g NaCl | 1600
4. MY 5 Toe Nacı 1830 1010 | 15,6 1,9 DB zu 88,2
2 oie N oTe Naci l g | se lo)
82 Calorien | pi S gi
| ie et a ne er
Gehalt der Nahrung ‘auf’
t
| In den ' nächsten Tagen wird der N-
etwa 12 bis 16 g (75 bis 100
solche mit 20 g
Am Schluß der Beobachtung wird folgendes
|
5. Februar 1009
1 1255 cem
16, x 1275, | 1010 6,6 ,„, 48): S
Ae |1600 „ | 100 | s4, Di ti s
| as'eem > — Se] we — 1
Während also ‚die Niere zuerst bei einer N-armen Diät mit 5 gN
‚und 1 g Kochsalz große Mengen von N, über 15 g in 24 Stunden
ausschwemmen konnte, war am. Schlusse der l4tägigen. Beobach- '
tungszeit die Urinmenge um fast 20%,, die Konzentration noch
beträchtlicher, von 0,5% auf 0,5°/,, gesunken. Infolgedessen kam
es zu einer erheblichen Zurückhaltung von N im Organismus, da
einer. Einfuhr von 37,5 g N in den letzten drei Tagen nur eine
Ausfuhr von 21 g gegenüberstand! Der Eiweißgehalt der Kost
entsprach am Beginn des Versuchs etwa der von mir meist bei
nen, bei dieser erfolgte also
eine Ausschwemmung von N, wobei trotz des niedrigen specifischen
Gewichts die N-Konzentration 0,8% erreichte. Een
‚Während der Erlahmung der . Nierenfunktionen bei : dem
N-Stoffwechsel sank in dem gleichen l4tägigen Zeitraum die.
Albuminurie von 0,5°,, bis auf Spuren und der Blut-
druck von 110 bis auf 102. Am bemerkenswertesten ist wohl
‚ der am: 4. Februar 88, .am
11. Februar 42 und.am 15. Februar 57 mg hoch gefunden wurde.
. Angesichts der hohen Wertschätzung,’ die gerade ‚dieser , Be-
stimmungsmethode gegenwärti
g zuteil wird, ein überaus wichtiges
Ergebnis! o R TE RE
i Die Kochsalzausschwemmung dauerte trotz der N-Zurück-
haltung fort, augenscheinlich vollzog sich die Besserung dieser
vorher. geschädigten Funktion infolge der geringen Kochsalzzufubr
weiter. Da der Kochsalzgehalt.des .Harns am Beginn der Unter-
suchung 0,1%, am Schluß 0,4%, war, -erklärt sich daraus, . zum
Teil wenigstens, das Unverändertbleiben des specifischen Gewichtes
trotz des Absinkens des Harustoffs, denn eine Zunahme des
Kochsalzgehaltes um 0,3°/, würde genau eine Abnahme des
) H. Zondek, Zschr. f. klin. M., Bd. 83, S. 186. In bezug
auf mehrere interessante Einzelheiten verweise ich auf das Original,
| g Eiweiß), die Kochsalzgaben dagegen.
| nur auf etwa 1 bis 3 g täglich erhöht. am 9. Februar wird eine Be-
lastungsprobe mit 6 g Kochsalz, am 12. Februar eine
Harnstoff vorgenommen.
‚Resultat gefunden:
7 —im— ee ee — — = T ar Ges eng a ee e E a nor
| l Urinmenge | Spec. Gew.| N-Gehalt | ee | Albumen [rost
l L ES
n ET EEE ce Eee = En EEE Ts Tor n aeaa E BE A
i |
5,9 g 45 g Spur | 57,4
Q
gm
ee DL
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Ln wat +
r a Es
Danae om
T, E ;
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eu Bn `
RN
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Harnstoff gehaltes um 0,75°/, im specifischen Gewicht aus-
‚. und Schluß der Beobachtung war das Resultat folgendes:
14 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. i 5. Januar.
Ba — nn -
ETO m a m a m m M aM M MŘ—ŘŮŮ-—
= -— IL m
Schrumpfniere anscheinend zwölf Wochen vor Anstellung der
Versuche einsetzte, erhielt ebenfalls eine Kost, deren N-Gehalt
die Ausscheidungskraft der Niere weit überstieg. Hier nahm aber
sowohl der prozentische N-Gehalt wie die Urinmenge um ein ge-
ringes zu, denn es wurden ausgeschieden j
am 6. bis 8. Juni 4600 cem Harn, 22,53g N = 0,49% N
„ 16. „13. .„ 4900 , „81,22 „ N = 0,64% N
Die Besserung in den Funktionen ergab sich auch vier
Wochen später aus dem günstigen Ausfall der Phenolsulfonphthalein-
probe in Übereinstimmung mit dem Sinken der Albuminurie und
der Besserung in den übrigen Krankheitserscheinungen. Über das
weitere Schicksal der beiden Zon dek schen Kranken ist nichts
gleichen.
Ein ähnliches Resultat lieferte noch Beobachtung llI
von Zondek. |
2jähriger Arbeiter, kam Januar 1916 ans dem Felde, damals
10°% Albumen, Ödeme und blutiger Harn. Zu Beginn der Unter-
suchungen war Eiweißgehalt 4°oo.
Die Ernährung der gesamten 4itägigen Versuchsreihe war
‘annähernd gleichmäßig, 14 bis 15g N und 6 bis 9g Kochsalz mit
ungefähr 3000 Calorien. Viermal wurden Belastungsproben mit je
12 Kochsalz und einmal mit 20 g Harnstoff vorgenommen. Im Beginn
ker
1
Ea laias
` Urin- | Spee ` N.Gehalt INacı-Natr.- Aumai | er mitgeteilt; wir wissen daher nicht, o b und wie nachträglich noch
' menge , Gewicht Es | Gehalt Ä ein Ausgleich erfolgte, ob durch Erhöhung Qer Konzentration oder
ee a durch Vermehrung der Urinausscheidung. Wenn durch dieses
29, Februar| 1400 cem 1020 WIE — 125g . 40 Ye 308 letztere Hilfsmittel sich der Organismus von der auf ihm lastenden
o Mae aa nn TE GE a S N-Masse zu befreien gesucht hätte, würde es zu einer Polyurie
ee, al 30. gekommen sein, deren Erscheinen uns in dem Besserungsstadium
| 5910 cem | I wie | 520g | | der akuten Nephritiden wohlbekannt ist. Ich komme auf diesen
Punkt noch nach Mitteilung meiner Beobachtung zurück.
ee ee | NaCl-Natr.- 2a Man könnte noch für die von mir gezogenen Schlüsse das’
| menge aati N Gehalt Albumen | Rest-N | Fehlen von Konzentrationsbestimmungen am Anfang
Be a ee | Ä j und Schluß der Versuchsreihen vermissen, doch wohl mit Unrecht.
6. April | 1300 cem 1019 : 66g | uig | 0 © %2 Denn wenn die Nieren der nicht sehr beträchtlichen, gleich-
7 e » ned op S: | Di o mäßigen, dauernden Belastung gegenüber nicht imstande waren,
9 2 | 12x0 7 | 1018 | 78? | 997 l 207 | eine entsprechende Menge von N, sei es durch Steigerung der
i | a925 com | “air | ig. | Konzentration oder durch Vermehrung der Urinmenge, aus dem
i H l ' i
Körper zu entfernen, so waren in diesen beiden Funktionen die
Nieren leistungsunfähig, auch wenn dies nicht durch besondere
Untersuchungen festgestellt wurde.
Erwähnenswert ist noch folgendes: Beide Kranken schieden
am Beginn in der Zeit der Ausschwemmung mehr N aus, als die
ihnen bald darauf gereichte Nahrung enthielt. Eine zeitweilige, in
der Genesung ausgeschiedene Stickstoffmenge ist also kein Beweis
für die Unschädlichkeit annähernd gleich hoher N-Gaben. Wie
wichtig diese Feststellung für die Anordnung der Diät ist, leuchtet
wohl ohne weiteres ein.
Folgender Fall liefert noch eine erwünschte Ergänzung:
M., 28jährige Frau, gibt an, bisher immer gesund gewesen zu
sein, doch hat sie viel an Bleichsucht gelitten, und deshalb sich häufig
sehr schwach gefühlt. Winter 1914/15 trat dies besonders hervor. Bei
einer gelegentlichen Untersuchung wurde Dezember 1914 Eiweiß im
Harn gefunden. Seitdem hat sie mehr Milch als sonst getrunken und
Eier in ibrer Kost beschränkt. \ermehrten Durst hat sie nicht be-
merkt. Herzklopfen bei schon leichten Anstrengungen trat immer bei
ihr auf. Seit zwei Jahren in kinderloser Ehe verheiratet. Anbalts-
punkte für Lues nicht vorhanden.
Status (Januar 1915): Große Frau von mittlerem Panniculus
adiposus. Schwache Muskulatur. Blässe der Haut und Schleimhäute.
Keine Ödeme. Hämoglobin des Blutes 60 %. Puls nicht abnorm gespannt.
Herztätigkeit normal. Keine Akzentuation der Herztöne. Blutdruck 108.
Bei der bisherigen Ernährung, die 100 bis 110 g Eiweiß und
9 bis 10 g Kochsalz enthält, werden 1,2 bis 1,4 1 Harn! entleert mit
0,15 bis 0,2 °/,, Albumen. Specifisches Gewicht 1018 bis 1019, in den
einzelnen Harnportionen wird ein specifisches Gewicht, von 1028 er-
reicht. . Nachturin am dünnsten, 1007, und auch am eiweißärnisten.
Bei einer Eiweißzulage von 150 g Fleisch und vier Eiern steigt die
Harnmenge auf 1,7 1 mit 20,9 g N. (Mehrausscheidung von N am Be-
lastungstage 4,9 g N.)
~, Nach Erwägung mit dem Hausarzt schien eine Beschränkung des
Eiweißgehaltes in der Kost nicht erwünscht, da Patientin von jeher an
reichliche Fleischkost gewöhnt war und wir bei dem Vorherrschen der
chlorotischen Symptome über die geringen Krankheitserscheinungen
von seiten der Niere auch eine Besserung des gesamten Befindens bei
der eiweißreicheren Kost eher zu erreichen hofften. Dies schien sich
auch zu bewahrheiten. April 1915 trat jedoch ohne erkennbare Ver-
anlassung wieder plötzlich eine große Schwäche auf. Zugleich nahm
der Urin etwa eine Woche lang ein dunkles Aussehen an, verringerte
sich in seiner Menge. Der Eiweißgehalt stieg von etwa 0,2 °/oo auf
fast 2°/mw; die EBßlust sank. Aber schon in der zweiten Woche trat
rasche Erholung ein. Die Eßlust nahm zu, und in der dritten bis
vierten Woche fiel der Patientin eine reichlichere Urinausscheidung auf.
Juli 1915 hatte ich Gelegenheit, die Patientin wieder zu beob-
achten. Die Erscheinungen der Chlorose waren deutlich zurück-
gegangen. Patientin fühlte sich leistungsfähiger. Das Körpergewicht hat
um 3 kg zugenommen. Hämoglobin 85%. Der Puls war deutlich gespannt.
Am Herzen keine Veränderung nachweisbar. Blutdruck 122 mm. Die
Urinmenge beträgt bei gleicher Ernährung wie im April jetzt 2,8 1.
1014 specifisches Gewicht. Eiweißgehalt 0,2°/,. Bei der Konzen
trationsbestimmung wird ein specifisches Gewicht von 1021 erreicht.
Eine Diätänderung war aus äußeren Gründen nicht durchführbar, 9%
Das Resultat stimmt gut mit dem vorigen überein. Am
ersten Tage findet noch eine Ausschwemmung von N statt, dann
sinkt die N-Ausfuhr und am Sehluß der sechswöchigen Beobach-
tungsperiode steht einer N-Aufnahme von 63 g eime N-Ausfuhr von
27,5g gegenüber; nur annähernd die Hälfte des eingeführten
N wird von der Niere aus dem Körper entfernt. Die Konzen-
tration des Harns ist von fast 1°/, auf 0,56°/, N gesunken.
Die Urinmenge hat sich nur wenig geändert, sie ist am Schluß
um 7% niedriger als am Beginn der Beobachtungsperiode. Die
Kochsalz ausfuhr war zwar ebenfalls etwas niedriger, übertraf
aber immer noch die Einfuhr; eine Schädigung der kochsalz-
abscheidenden Nierenteile ist also nicht anzunehmen, obgleich die
Kochsalzmenge der Nahrung täglich im Durchschnitt über 7 g be-
trug und viermal je 12 g Kochsalz als Belastungsprobe gegeben
wurden, während in der ersten Versuchsreihe sich die tägliche
Kochsalznahrung um etwa 2 g bewegte. Demnach würde die
noch vielfach als beliebte Nierendiät geltende ausschließliche
Milchkost unter solchen Verhältnissen auch nicht zweck-
mäßiger sein.
Die Albuminurie war deutlich gefallen, allerdings noch am
letzten Tage im Anstieg. Ebenso war der Blutdruck von
130 mm auf 118 mm gesunken. Trotz der beträchtlichen N-Reten-
tion im Organismus verriet sich diese in keiner Weise durch die
Bestimmung des Rest-N, die immer niedrige, der Norm
entsprechende Werte ergab. Es ist dies ein Beweis, daß der im Körper
zurückgehaltene N durchaus nicht regelmäßig in dem Blute zu
finden ist und es bleibt unverständlich, daß trotz dieser vonMonakow
klar beleuchteten Verhältnisse diese klinische Methode in den
neuesten Arbeiten immer höher bewertet und fast als ausschlag-
gebend hingestellt wird!) Nur so ist es zu verstehen, warum
Zondek sich täuschen ließ und die immer mehr hervortretende
Schwäche der Niere in der N-Ausscheidung nicht bemerkte. Er
sprach sich am Schlusse nur dahin aus, daß die Nieren absolut ge-
nommen, in der N-Ausscheidung noch nicht funktionell intakt
wären. | E |
Von einer gewissen Bedeutung scheint die kurze Krankheits-
dauer, bei beiden Patienten lag der Beginn der Erkrankung nur
etwa zwei bis drei Monate vor Anstellung der Versuche. Vielleicht
wäre im späteren Krankheitsverlaufe die ungünstige Beeinflussung
nicht mehr aufgetreten, wenigstens wird dies wahrscheinlich. weil
in den Versuchen Monakows, die zumeist chronische Fälle
betrafen oder solche, deren Krankheitsbeginn weiter zurücklag, ich
keine derartige Abschwächung der funktionellen Nierenleistungen
auffinden konnte. Eine Beobachtung eröffnet möglicherweise den
Ausblick auf gewisse prognostische Schlüsse. Ein Kranker
Monakows, ein ö6jähriger Mann, dessen Erkrankung an
1) Vgl. B. kl. W. 1918, N S
en ir Be. HE 8.60 nr Nr. 8, S. 1988. Monakow, D. Arch f.
b o RTE u re pa a p =” = k a A o Su: Re 2 f E f = j) J:
0 Bdamuar: ©0002 O 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. ae ee A
die Kranke die nächsten Monate in Pyrmont. und‘ Elster. verbrachte. | insuffizienz für zweckmäßig hält. _ Obgleich nun in den mitge- iy AA,
P r gu ieder mnd stellte bi sulnktivom | teilten -Versuchen - die, Vorsichtsmaßregel beobachtet war, sieh MEI: f
die Urinmenge war noch mehr vermehrt. Bei der gleichen Ernährung: | cn) „der maximalen ‚Grenze der von de r Nier u TE uE ©
wurden 2,71 Harn mit 1011 speeifischem Gewicht entleert. Bei der Leistungsfähigkeit. zu alten, ließ ‚Sich doch die schwere Schädi- A $ Ei: fi a
Konzentrationsbestimmung ließ sich nur ein Ansteigen : bis 1017 er- | 8Ung ın den ausscheidenden F unktionen nicht vermeiden. Auf BHIR.: j1: oo
reichen. Auf Zulage von 150 g Fleisch und vier Eiern stieg die Urin- | diesen.Punkt die Aufmerksamkeit hinzulenken, muß. ich aber großen Kl Er m: F
menge noch auf 2,91, der N-Gehalt 'aber nur von 15,6 g auf 17,2 g | Wert legen, ‘weil jetzt allgemein nicht allein bei chronisch MEER.: e i
(vor fünf Monaten nur 4,9 g). Natürlich drang ich jetzt auf allmähbliche | Nierenkranken, sondern auch bei den an akuten INEN TE al:
Einschränkung der eiweißreichen Kost. Patientin starb aber bald darauf, | Formen leidenden. Personen eine ähnliche, nicht zu 0 ee
wahrscheinlich an einer Apoplexie, im Beginne des Oktober. u N-arme Kost.für zweckmäßig gilt, ` So spricht sich Volh ardi) E
In dem beschriebenen Falle überwogen zuerst die Symptome |-in der neuesten Veröffentlichung dahin aus, die E iw eiß zufuhr ooo .:.
der Chlorose und bedingten augenscheinlich die Hinfälligkeit der | zu beschränken, solange die Gefahr der Niereninsuffizienz, der N- Bar Eo
Kranken, die sich nach Beseitigung der Bleichsucht viel. wohler | Retention im Blut besteht, die Wa s s er zufuhr, solange als wäh- UMEE.. i
- a | ‚| rend ‘der Glomerulisperre die Überdehnung des Herzens droht, i a 4 ER =;
BE /i
die Kochsalzzufuhr, solange eine abnorme Durchlässigkeit der
peripheren Capillaren, eine Ödembereitschaft besteht.
= . Ebenso will Schl’ayer2) den Nierenkranken in der Heimat -
den N in der Kost nicht nennenswert beschneiden, wenn es auch‘ et,
nicht rätlich sei, solche Kranken -mit Eiern, Fleisch oder Käse zu Be.
überfüttern. Eppinger?) in Wien steht durchaus auf dem ji
gleichen Boden und ist’ für eine milde Diät, die man nur bei
Blutdrucksteigerung oder Vermehrung der Albu-
minurie aussetzen soll. — — -` | | |
Bei einer so einmütigen Verurteilung einer zu lange fortge-
setzten zu strengen eiweißarmen Ernährung würde die eben be- |
schriebene Diät mit 80 g Eiweiß für die meisten akuten Nieren- |
kranken nach Ablauf der ersten Krankheitserscheinungen durchaus hie ln
als zweckmäßig erscheinen, und nach meinen Erfahrungen wurden Be E
die an Kriegsnephritis Erkrankten, die ich. 1915. bis 1916-beob- a
achtete, nicht eiweißärmer ernährt. Ist von einzelnen Ärzten auch |
eine möglichst eiweißarme Kost sehr gerühmt worden, so stehen
jetzt diesen günstigen Ergebnissen wieder die Resultate der er- j
fabrensten Ärzte gegenüber, die ihr Ziel unter Anwendung minder |
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fühlte, obgleich das Nierenleiden augenscheinlich seit dem Früh-
jahr sich deutlich verschlimmert hatte. - Wie so häufig, traten
„aber Anzeichen der Erkrankung der Niere nur in. dem akuten
Stadium in den ersten Tagen am Beginn auf; mit der Ausbildung
der typischen Schrumpfniere waren keinerlei Beschwerden ver-
knüpft. In dieser Beziehung, wie überhaupt in-dem ganzen Krank-
heitsbilde, ist die Krankengeschichte fast ein Schulfall der_chro-
nischen Glomerulonephritis oder gemeinen Schrumpfniere.. Nach
der Verschlimmerung im Frühjahr 1915 verriet sich der Einfluß
der fortgesetzten reichlichen Eiweißkost deutlich. ‘Vorher waren
die N-Stoffe ohne. Steigerung der Wasserausfuhr von der. kranken
Niere bewältigt worden, nach dem Anfall gelang dies. nur. mit
Zuhilfenahme einer größeren Harnwasserausscheidung. Wäre die
Belastung der Niere damals verringert worden, so würde nach
meinen Erfahrungen die immer ‘mehr anwachsende Polyurie in
ihrer Entwicklung gehemmt, und die allmählich absinkende Kon-
zentrationsfähigkeit ebenso wie das vorher normale, aber dann
heruntergehende N-Ausscheidungsvermögen der Niere wahrschein-
lich erhalten geblieben sein. Ein wichtiger Unterschied ergab sich
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aber in dem. klinischen Verhalten meiner Beobachtung und der
Zondekschen Fälle. In den Zondekschen Versuchen trat
trotz.abnehmender Konzentrationsfähigkeit der Niere keine Polyurie
auf, sondern die Urinmenge hatte eher Neigung zu Verringerung.
‘Schon dieses Ausbleiben der kompensierenden Polyurie zwingt
uns, diese Fälle als schwerere anzusehen, da die Leistungsfäbigkeit
der Niere nach mehreren Richtungen beengt erscheint. Es stimmt
dies auch mit der Müllerschen Einteilung der Nierenschädigung
“näch’ dem funktionellen Verhalten überein. Allerdings könnte das
'. Ausbleiben der reichlichen Urinausscheidung auch auf die mög-
. lieherweise. noch frischere Form des ganzen Krankheitsprozesses
geschoben werden. Dies ist aber kein großer Unterschied. Wie
idb in‘ meiner früheren Arbeit .mitteilte?), war mir in dem Ver-
halten. der kranken Niere schon- aufgefallen, daß, je geringer die
primäre, ‚akute Schädigung ist, desto rascher und desto kräftiger
' bilden sich die ausgleichenden Vorgänge aus. Damals stellte ich
dies bei der N-Ausscheidung fest, die vorher subnormal, nach
‚ausgiebiger Schonung der kranken Niere sich sogar. bei gesunden
Personen meist höher stellte. Gleiche Beziehungen möchte ich bei
der Wasserausscheidung der kranken Niere annehmen, und in
‚dieser Weise die Ausbildung -der Polyurie bei der gewöhnlichen
Schrumpfniere auffassen. Die ursprüngliche Schädigung der kranken
Niere ist nur gering, oder erfolgt nur ganz allmählich und entgeht
der gewöhnlichen Beobachtung, nur die. durch den gleichen. Reiz
bervorgebrachte Steigerung der Urinausscheidung,- die auch gleich-
‚ zeitig kompensierend wirkt, lenkt zuerst die Aufmerksamkeit auf
_ diese Erkrankung der Niere. Wie aber vorher erörtert wurde, ist
dabei nicht immer eine unmittelbare Beeinträchtigung der’ Kon-
zentrationsfähigkeit der Niere durch das krankmaebende Gift an-
. zunehmen, sondern die. Niere wird nur in einen solchen: Reiz-
zustand versetzt, daß die gleiche Belastung wie früher. nun die
Abscheidung eines verdünnten Harns bedingt.
= Die Höhe der Eiweißnahrung ist in solchen Fällen oft nach
den gegenwärtig herrschenden Anschauungen durchaus nicht hoch
und trägt dem Bestreben, die kranke Niere zu schonen, dabei
schon Rechnung. So enthält die von Zondek entworfene Diät
| die an der Kriegsnephritis Erkrankten im 3. bis 17. Monat
Rach Beginn der Krankheit 1 1 Milch, 300 g Brot, 2 Eier, 40 g
. Butter, 300 g Kartoffelbrei, 200g Reis, 1 1 Milchkaffee entsprechend
& N (80 g Eiweiß) und’ 6 bis 7 g Kochsalz®). Es ist dies die
‚ die man auch meist für chronisch Nierenkranke im soge-
Kost
nannten zweiten Stadium der Glomerulonephritis ohne Nieren-
nn
1) B. kl, W, 1918, 8.50. Ä
) Zondek, M. Kl. 1917, Nr, 10, S. 277,
strenger Methoden erreicht hatten. Überdies. fehlte solchen in
rein empirischen ‘Beobachtungen gewonnenen Ansichten der be- . at
stimmte Beweis für die Schädlichkeit der eiweißreicheren Kost,
den ich durch meine Beobachtungen erst für erbracht halte. Die
Irreführung des Arztes durch die bisher in der Klinik hochbe-
werteten diagnostischen Methoden ist erwiesen. -> i,
- Demgemäß gelange ich zu dem Schluß, auch für die an den
akuten Fornen der Nephritis Erkrankten viele Monate hindurch
bis zu dem Verschwinden aller Erscheinungen die Diät zu emp-
fehlen, die sich mir bei chronisch Nierenkranken -bewährte und
bei der auch in dem ersten Zondekschen Falle eine Ausschwem-
mung von N in verhältnismäßig hochkonzentriertem Harn er-
folgte. Wenn diese Kost gegenwärtig auch in vielen Fällen schwer
durchführbar erscheint, muß der Arzt diese Aufgabe, die erkrankte
Niere möglichst lange zu entlasten, immer vor Augen haben. Bei.
Verschlimmerungen soll der Eiweißgehalt der Kost sogar auf 20
bis 30 g, der Kochsalzgehalt auf etwa 2 bis 3 g heruntergehen.
Eine solche eiweiß- und salzarme Ernährung würde vor der neuer-
dings von Volhard für die schweren akuten Anfälle ‚von Kriegs-
nephritis empfohlenen Nahrungsentziehung den Vorzug: haben, da
durch diese letztere doch im Organismus ein Eiweißzerfall hervor-
gerufen wird, dessen Endprodukte die Nieren neu belasten. Die
gleichen Bedenken hatte ich schon gegen die Ernbergsche
Methode, den Eiweißgehalt der Nahrung bis auf12 g täglich”herab-
zusetzen, geltend gemacht. Je: nach dem Zurückgehen der Krank-
heitserscheinungen können dann die Zulagen erfolgen, aber auch
hierbei rate ich, die Art und Weise zu befolgen, die sich bei den
chronisch Kranken als vorteilhaft erwies, nur ein- bis zweimal
in der Woche die Zulagen zu: gestatten, weil sich bei.der heilen-
‘den Niere der Nachteil fortdauernd stärkerer Belastung deut-
lich bemerkbar gemacht hatte. Natürlich soll bei allen Zulagen
die funktionelle Leistungsfähigkeit der Nieren nach allen Rich-
tungen hin genau geprüft.werden, und die Kompensation
durch eine ausgleichende Polyurie darf als.
kein Zeichen befriedigender Nierenleistung
gelten. FR: | nn
. Hartnäckig sich erhaltende geringfügige/Albuminurien”werden `
dureh die beschriebene Schonungsdiät, namentlich wenn sie durch
die zeitweiligen Zulagen bisweilen verändert wird, ebenfalls nach
meinen Erfahrungen am günstigsten beeinflußt.
') F, Volhard, D. m. W. 1918, Nr.16, S. 481.
2) Schhlayer, M. Kl. 1918, Nr. 18, S. 485.
3) Hans Eppinger, W. m. W. 1918, Nr. 15, S. 654.
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Die Ergebnisse der Arbeit sind folgende: Ist bei chronisch
entzündeten Glomerulonephritiden durch eine eiweiß- und salzarme
Kost die Polyurie beseitigt, so erfolgt nach zufällig auftretenden
Verschlimmerungen meist keine weitere Abnahme der Urinmenge,
sondern eher eine Vermehrung derselben ohne wesentliche Ände-
_ rung der Konzentration. Nach den Erfahrungen über die Ein-
wirkung von Nahrungsmitteln auf die Tätigkeit der erkrankten
Niere deutet diese Tatsache auf einen milderen Reiz; die Wirk-
samkeit des toxischen Giftes auf die Nieren verringert sich, sobald
das Organ nicht genötigt ist, infolge des Genusses größerer Mengen
von Eiweiß mehr N-haltige Schlacken aus dem Organismus zu
entfernen. Es "kann also ein Ausgleich der toxischen
und der sich aus den funktionellen Leistungen ergebenden
Reize stattfinden.
Andererseits ist auch eine nachteilige Einwirkung aus einer
Häufung dieser beiden Reizarten auf die Tätigkeit der er-
krankten Niere möglich, wobei der toxische Reiz nicht allein von einer
neu auftretenden Erkrankung, sondern auch von den entzündeten
Nieren selbst herrühren kann. So erklärt sich, daß bei sogenannten
- Kriegsnephritiden etwa im dritten Krankheitsmonat durch eine
etwas reichlichere Eiweißnahrung eine geringe Verminde-
rung der gesamten Urinmenge und beträcht-
lichere Verringerung der N-Konzentration
binnen wenigen Wochen unmittelbar hervorgerufen wird. Die
Eiweißmenge der Kost ist dabei nach den allgemeinen An-
schauungen nicht beträchtlich, sie bewegt sich zumeist zwischen
170 und 95 g. Der N-Gehalt ist sogar geringer, als am Beginn der
Versuchsreihen die Nieren spontan bei der Ausschwemmung von
N bewältigt hatten, ein Beweis für die falsche Grundlage der so-
genannten funktionellen Therapie.
Am auffallendsten erscheint in diesen Versuchsreihen das Ver-
sagen der in der Klinik gegenwärtig hoch bewerteten diagnostischen
Hilfsmittel. Trotz der beträchtlichen funktionellen Schädigung der
Niere sank die Albuminurie und der Blutdruck; die
beträchtliche Retention von Stickstoff im Organismus verriet sich
durch kein Ansteigen des Rest-N im Blut.
Die Schädigung der Konzentrationsfähigkeit ist in diesen
Fällen augenscheinlich nicht durch den krankhaften Prozeß
allein, sondern erst durch die Einwirkung der starken
funktionellen Belastung auf die erkrankten
Nieren herbeigeführt worden. Auf die Schwere der entzünd-
lichen Veränderungen ist im wesentlichen wohl das Ausbleiben
der ausgleichenden Urinvermehrung zurückzuführen. Bei einer
leichteren Form der Nierenentzündung ist die Entwicklung der
Polyurie unter dem Einfluß stärkerer Belastung wohl die Regel,
“wie der zuletzt beschriebene Fall, der eine häufig vorkommende
—— —
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
>. Januar.
Se —
—_ Spa AAN en A a
Form der Schrumpfniere darstellt, deutlich lehrt. Wenn durch die
reichliche Harnentleerung auch der unmittelbare schädliche Ein-
fluß eines allmählichen Absinkens der Konzentrationsfähigkeit der
Niere ausgeschaltet wird, so treten schließlich doch mit dem Er-
lahmen dieser Funktion die ungünstigen Wirkungen für den Or-
ganismus ein, die durch die jetzt übliche funktionelle Therapie zu
spät ausgeglichen werden. Jedenfalls wird auch’ in diesen Formen
der Nephritis die Abnahme der Konzentrationsfähigkeit der Niere
nicht allein durch den Entzündungsprozeß als solchen, sondern
erst durch übermäßige Belastung des entzündeten Organs bedingt.
Damit in Übereinstimmung steht, daß ich bei der eiweiß- und
salzarmen Ernährung von chronischen Nierenkranken auch im Ge-
. folge von akuten Exacerbationen nie eine dauernde Poly-
urie mit einer verringerten Konzentrationsfähigkeit der Nieren
sich entwickeln sah. Die Notwendigkeit einer längeren Anwendung
einer strengen ciweißarmen Kost und nur ganz allmählichen
Steigerung durch zeitweilige Zulagen ergibt sich hieraus ohne,
weiteres.
Nasenblutungen bei der Influenza.
Kin Vorschlag
von
Dr. Kantorowicz, Hannover.
Ein nicht ganz unwichtiges Symptom bei der Influenza, das aber,
wie es scheint, nur wenig Beachtung gefunden hat, ist das Nasenbluten.
Es tritt sehr häufig bei Kindern. seltener bei Erwachsenen auf und
kann oft durch starken Blutverlust außerordentlich schwächen. Bei
Kindern kommt es manchmal vor, daß die Blutung des Nachts auftritt,
das Blut in den Rachen fließt, verschluckt wird und dann zum Schrecken
der Eltern, die eine \agenblutung befürchten. ausgebrochen wird.
Es bat nun den Anschein, als ob Fälle mit Nascnbluten, ab-
gesehen von der starken Anämie, einen leichteren Verlauf nehmen, als
ohne Blutung. Es wäre eine dankbare Aufgabe für die Kliniken, darauf-
hin die Krankengeschichten zu prüfen.
Sollte sich bei dieser Prüfung herausstellen, daß die Blutung einen .
günstigen Einfluß auf den Verlauf der Krankheit ausübt, so wäre der
Vorschlag berechtigt, bei irgendwie drohendem schweren Verlauf einen
Aderlaß vorzunehmen, der den Vorzug hat. in der Menge des Blut-
verlustes besser begrenzt und beherrscht zu werden, als die Blutung
aus der Nase. Da es sich außerdem bei der jetzigen Influenza häufig
um jüngere. kräftige Leute handelt, die gerade am schwersten erkranken,
wäre gegen den Aderlaß in diesen Fällen nichts einzuwenden, um SO
mehr. da er ja bei Pneumonien von alters her gebräuchlich ist.
Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege.
Von Prof. Dr. ©. Bachem, Bonn a. Rh.
Hypnotica.
Die Zahl der in den letzten fünf Jahren neu geschaffenen
Schlafmittel : ist eine recht bescheidene: Dial, Nirvanol,
Combinal. Daneben haben sich einige ältere allein oder in
Kombination mit anderen zu speziellen Zwecken als besonders
brauchbar erwiesen (z. B. Luminal gegen Tetanus).
Dial.
Ersetzt man im Veronal] die beiden Äthylgruppen durch
Allylgruppen, so erhält man. das Dial oder Diallylbarbitursäure
Cs Hs C |
x „co. Weiße, in kaltem Wasser schwer, in
CH? XCO: NH |
heißem Wasser besser lösliche, in Alkalien leicht lösliche Krystall-
blättehen von schwach bitterem Geschmack.
Anwendung: Dial ist als Veronalersatz gedacht und
darf in kleinen Gaben als Sedativum, in doppelt so großen Mengen
als gutes Schlafmittel gelten. In der Psychiatrie wird es bei Epi-
lepsie, bei Paralytikern, arteriosklerotisch Dementen und bei ma-
nisch stark Erregten empfohlen. Der Schlaf tritt nach etwa einer
halben Stunde ein und dauert in der Regel sieben Stunden. Post-
hypnotische Wirkungen werden vermieden, wenn man das Mittel
in Flüssigkeit nach Möglichkeit gelöst eine halbe bis eine Stunde
vor dem Schlafengehen nehmen läßt. Anderenfalls kann sich Er-
brechen, Benommenheit, Schwindel und Zittern zeigen. Bei län-
gerer Darreichung soll Dial gut vertragen werden, doch ist auf
die Gefahr der Cumulation zu achten. — Dosierung: Als Se-
dativum 1/2 bis 1 Tablette (== 0,05 bis 0,1), als übliche Schlaf-
dosis 0,1 bis 0,15 in heißem Wasser aufgelöst, entsprechend etwa
0,3 bis 0,5 Veronal. Bei Psychosen kann die Einzelgabe auf 0,2
bis 0,4 gesteigert werden. — Eine Kombination des Dials mit Ko-
dein scheint in manchen Fällen zweckmäßig.
Röhrchen mit 12 Tabletten (à 0,1) = 1,25 M.
Fabrik: Gesellschaft für Chemische Industrie, Basel („Ciba“).
Nirvanol.
Dieses vor etwa zwei Jahren in den Heilschatz eingeführte
Schlafmittel entstanımt der Hydantoingruppe (Hydantoin = N
CO
H;
òs bildet farblose, fast geschmacklose Krystallnadeln, die in
1650 Teilen kaltem, sowie in 110 Teilen siedendem Wasser und
in verdünnter Natronlauge löslich sind. Die Kombination von Nir-
vanol mit gleichen Molekülen Natriumhydroxyd ist das sehr leicht
lösliche Nirvanolnatrium (0,5 Nirvanol = 0,73 Nirvanolnatrium).
Die Lösungen des letzteren sind vor Kohlensäurezutritt zu schützen.
Anwendung findet Nirvanol als Schlaf- und BeruhigungS-
mittel zu den mannigfachsten Zwecken. In erster Linie eignet
es sich als „Einschlafmittel“ bei nervöser Schlaflosigkeit; dabel
ist aber seine Wirkung von genügender Dauer, sodaß es auch als
allgemeines Schlafmittel sich eignet, z. B. bei Infektionskrank-
heiten, bei psychischen Erregungen, Angstzuständen, Chorea, Hy-
kolylbarnstoff) und ist y»y-Phenyläthylhydantoin
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ana F e Jamai i 0271919 — MEDIZINISCHE KLINIK NW. 000 17 f
=. p ae =M = eek. | A
ch die sterie, Epilepsie. Der Schlaf tritt nach. etwa 7A bis 1/2 Stunde Beginn derselben, wodurch eine verstärkte Wirkung der Äther- a
e-Eit- . ein und gleicht dem natürlichen, dabei werden Verdauung, Stoff- | narkose unter Ausschluß unangenehmer Neben- und Nachwirkungen
it der f- wechsel, Atmung und Kreislauf nicht ungünstig beeinflußt. Die | herbeigeführt wird. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine ~
et Wirkungsintensität. steht etwa in der. Mitte zwischen Veronal und | verstärkte (potenzierte) Wirkung der Einzelbestandteile. Auch soll
. Die übliche Gabe von 0,5 entspricht annähernd 2 g | bei Einleitung des Dämmerschlafs in der Geburtshilfe die Wirkung
einer Morphium-, Pantopon- usw. 'Injektion durch 1 bis 2 Tabletten
Somnacetin verstärkt werden. wu:
Das bereits im Jahre 1912 eingeführte
az . Luminal, >, |
Phenyläthylbarbitursäure, hat sich im Kriege besonders gegen
Tetanus bewährt. Man gebe nicht zu kleine Gaben: etwa 0,3 .
drei- ‚bis vierstündlich, - oder wenn die Darreichung per os wegen
Trismus- nicht angängig, subcutan als 20 %ige Lösung des leicht-
löslichen Luminalnatriums 1 cem. Es wirkt lindernd bei Krampf- _
anfällen. Auch in Verbindung mit Magnesiumsulfat, etwa: -
Rp. Magnes. 'sulfur. 25,0, Luminalnatr. 2,5, Aqu. dest.
ad 100,0. — D. S. 10 ccm zur subcutanen Injektion.
| Günstig lauten sodann die weiteren Resultate, die man mit
der Luminalbehandlung. bei Epilepsie gewonnen hat. Die
Tagesgabe, die monatelang gereicht werden kann, beträgt 0,1 bis .
0,3. Die Anfälle werden an Zahl oft erheblich herabgesetzt,
manchmal verliert sich die Luminalwirkung nach einigen Monaten.
Gleichzeitig können Bromide (Sedobrol) mit: Vorteil verabfolgt wer- -.
den. ‘(Nebenbei sei nur erwähnt, daß Luminal auch. in der Tier-
heilkunde. bei epileptischen Zuständen mit Erfolg verwendet wurde.)
‘Auch bei Eklampsie soll sich der Gebrauch des Luminals
beziehungsweise Luminalnatriums bewährt haben: an Stelle von
Morphium oder Chloralhydrat injiziere man 0,3 bis 0,4 Luminal-
natrium: l
= Neuerdings wird Günstiges über die. Luminalbehandlung der
Chorea berichtet. Die schlafmachende‘ Wirkung tritt dabei in-
den Hintergrund ; im allgemeinen wird das Mittel gut vertragen.
bis auf akute scharlach- oder masernähnliche Exantheme, die mit
Fieber einhergehen können. Die Exantheme sind als Schädigungen
‘des neurovasculären Apparats anzusehen. Neun- bis zwölfjährige
Kinder erhalten viermal täglich 0,05. o o \
l . Isopral. |
Dieses bereits seit 15 Jahren bekannte Schlafmittel hat
neuerdings wieder die Aufmerksamkeit durch seine Brauchbarkeit
zur kombinierten Narkose auf sich gelenkt.. Die intra-
venöse Isopral-Äther-Kochsalz-Narkose (Dieterich) soll folgen-
dermaßen ausgeführt werden: Aus drei. durch Hähne verschließ-
baren Büretten werden die Lösungen durch Schläuche in einen
Weg geleitet, der, durch einen Tropfhahn unterbrochen, in eine
Vene führt. In der einen. Bürette befindet sich 'angewärmte
1,5'/,ige Isoprallösung, ‘die andere enthält eine 5°⁄%ige Äther-
Kochsalzlösung von 28°, die dritte physiologische NaCl-Lösung
Nach vorheriger Morphiuminjektion läßt man drei Mi-
n r-
je ZU
rmen
Luminal.
Chloralhydrat oder Sulfonal. Nirvanol läßt sich auch gut mit Mor-
phin-Scopolamin vereinigen: der Gebrauch der letzteren kann
durch diese Kombination. wesentlich eingeschränkt werden. Auch
soll es sich in Gaben von 0,15 als Anaphrodisiacum ' und gegen
nächtliche Erektionen bewährt haben sowie gegen nächtliche |
Pollakisurie. | | Be
Nebenwirkungen wurden bisher selten beobachtet, wenigstens
in den üblichen Gaben; bei höherer Dosierung. kam es vereinzelt.
zu. Hautausschlägen, Temperatursteigerung und verschiedenen un- -
erwünschten Wirkungen am Centralnervensystem (Doppelsehen,
Verwirrtheit, Amnesie und anderes). Fe
Dosierung: Als. durchschnittliche. Einzelgabe gilt 0,5
(= 1 Tablette), mitunter genügt auch weniger: 0,25 bis 0,3 g.
Hartnäckige Schlaflosigkeit und Erregungszustände erfordern 0,75
bis 1,0 g, eventuell mehrmals am Tage. Da Nirvanol fast ge-
schmacklos ist, kann es Geisteskräanken usw. in Kompotten unbe-
merkt beigebracht werden. Die leicht in Wasser zerfallenden
Tabletten sowie das Pulver sind in heißer Flüssigkeit, nach Mög-
lichkeit gelöst, zu nehmen. x | ex
Nirvanolnatrium (siehe oben) ist wegen seines bitteren
Geschmackes für den innerlichen Gebrauch nicht zu empfehlen,
dagegen . kann dieses leichtlösliche Salz zur intramuskulären In-
jektion sowie. zu Suppositorien verwendet werden. Die Wirkung
ist hier rascher und intensiver als bei stomachaler Anwendung.
| Schachtel mit-10 -Tabletten à 0,5 g Nirvanol = 2 M; 10 Am-
pullen mit je 4 cem (= 0,5 g Nirvanol = 0,73 g _Nirvanolnatrium)
-= =8 M. — Auch in größeren (Klinik-) Packungen. Ä
Fabrik: Höchster Farbwerke und: Chemische. Fabrik vo
Heyden (Radebeul). _ Fe
Combinal.
se Combinal ist das Kalksalz der Diäthylbarbitursäure und der
_ Brenzkatechinmonoacetsäure und entspricht der Formel:
BERN CO * NEHN
ze co u
C,H NCO NK 00CH2CO - OH ` CiHe.
M e | z
Weißes, fast geschmackloses Pulver, in Wasser wenig löslich. Die
Lösungen reagieren alkalisch. Es enthält neben 10% Calcium
47% Diäthylbarbitursäure und 43% Brenzkatechinmonoacetsäure.
_, Im Magen’ bildet sich unter Abspaltung von Caleiumchlorid
- freie Diäthylbarbitursäure und Brenzkatechinmonoacetsäure. Im
‚Darmsaft findet die Umwandlung: in die entsprechenden. Natrium-
salze statt, die schnell resorbiert werden. Die Brenzkatechin-
eht in der Wirkung zwischen Guajakol und. Sa-
f_ - monoacetsäure st es
-= Heylsäure, das heißt, sie wirkt antiphlogistisch, antipyretisch und.| von 42%. Na | ; au =
im Gegensatz zur Salicylsäure wirkt sie eiweißsparend. nuten etwa 50 ccm Isoprallösung einlaufen. ‘Wenn die Kranken
| | dann schläfrig werden, darf man mit dem Zulauf des Äthers be-
©... Sedativ;
N. In Kombination mit Hypnoticis potenziert sich ihre Wirkung, be-
sonders in der im Combinal vorliegenden Verbindung -mit Diäthyl-
barbitursäure. Durch die sedative Wirkung der. Brenzkatechin-
Monoacetsäure und die antiphlogistische des Caleiums ist es mög-
lich, die Wirkung der Diäthylbarbitursäure zu steigern, beziehungs-
weise mit kleinen Gaben derselben auszukommen.
en ie Anwendung erstreckt sich hauptsächlich auf ge-
störten Schlaf bei Katarrhen der Atmungsorgane, Asthma bron-
chiale, Heuschnupfen (Kalkgehalt!), Lungentuberkulose, nervösen.
pischeinungen und Erregungszuständen im Verlauf von Influenza,
euralgien usw. i |
-~ Dosierung: Erwachsenen abends 1 bis 2 Tabletten zu
0,4; am besten läßt man sie in etwas Wasser zerfallen. Für
Kinder genügt 12 bis 1 Tablette. ` We En
Hersteller : Chemische Fabrik „Bram“, Öltzschau bei Leipzig.
nen, Während wir es im Combinal mit einer Verbindung der
‚ Diäthylbarbitursäure zu tun haben, stellt das -
iis Somnacetin =
ediglich ein Gemisch dar. "Dieses Präparat, das bereits vor dem
tg als Veronacetin, dann als Veranacetin bekannt war, kommt
| ‚In Tabletten in den Handel, von denen jede 0,3 diäthylbarbitur-
Saurès Natrium, 0,25 Pbenacetin und .0,025 Kodeinphosphat ent- kannte Beru!
solches auch im Kriege durchaus bewährt. Zudem haben einzelne -
Kain Unter anderem hat sich das Mittel zur Darreichung vor der | so. 1 | . HORI |
- Narkose bewährt: man reiche 1 bis 2 Tabletten 11/2 Stunden vor I Fälle gezeigt, daß auch große Gaben — 10 bis 17 g —, abgesehen
ginnen. Nachdem in einigen Minuten das Toleranzstadium erreicht
ist, kann bei tiefer Narkose der Tropfhahn etwas zurückgestellt
werden. Bei unangenehmen Zwischenfällen und gegen Ende der
Operation läßt man reine Kochsalzlösung zulaufen. Der Flüssig-
keitszulauf darf wegen Gerinnselbildung nicht unterbrochen wer-
den. — Die Methode ist nicht angebracht bei Arteriosklerose,
‚schwerer Myokarditis und allgemeiner Plethora.
re Diogenal. u |
Obwohl bereits seit 1913 bekannt und in die Therapie ein-
geführt, hat Diogenal (Dibrompropyldiäthylbarbitursäure) während
des Krieges weitere klinische Nachprüfung erfahren. Als Sedativum
genügen meist .Gaben von 0,5, als Hypnoticum solche von 1 g
und mehr. Der Schlaf dauert durchschnittlich vier bis fünf
Stunden. Als allgemeines Beruhigungsmittel, z. B. bei nervösen
Herzbeschwerden, genügen zweimal täglich 0,5. Schädliche Wir-
kungen wurden auch bei längerem Gebrauche nicht beobachtet. -
Einer eventuellen Bromretention kann dadurch vorgebeugt werden,
daß man die Dosis allmählich verringert.
Adalin. | Ä
Das bekannte Schlaf- und Beruhigungsmittel hat sich als
18
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von tiefem Schlaf von mehrtägiger. Dauer, keine nennenswerten
‚Giftwirkungen hervorriefen.
Paraldehyd.
Dieses in den letzten Jahren mehr in den Hintergrund ge-
tretene Schlafmittel fand. unlängst wieder Beachtung bei der Aus-
führung des Paraldehydhalbschlafs. Es lassen sich nämlich Lum-
1918 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
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5. Januar.
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balpunktionen und andere kleinere Eingriffe im Paraldehydhalb-
schlaf ausführen, der sich bei Männern durch innerliche Dar-
reichung von 8 bis 10 g (also der doppelten Maximaldosis!) und
bei Frauen von 6 bis 8 g erreichen läßt. Die Wirkung tritt nach
etwa einer Stunde ein. Die meisten Patienten werden hinreichend
betäubt, während andere mit Aufregungszuständen oder völliger
Erschlaffung reagieren. 2
Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens (Staatliche und Privat-Versicherung).
Redigiert von Dr. Hermann Engel, Berlin W 30.
Lungenentzündung nicht Folge einer fast ein Jahr zurück-
liegenden Rückenverletzung.
Von
San.-Rat Dr. Paul Frank, Berlin.
I
Der damals 52jährige Arbeiter K. erlitt am 19. Juni 1915
einen durch Zeugenaussagen nicht belegten Unfall, der darin be-
standen haben soll, daß ihm von einem Maschinenformer ein
Kernstück im Gewicht von zirka ‚500 g (nach Angabe der Unfall-
anzeige) — von 750 g nach eigener Angabe des K. — gegen den
Rücken geworfen wurde.
K. ist dieserhalb bis zum 1. August 1915 behandelt worden
und hat dann seine Arbeit wieder aufgenommen. Nach Angabe
der Ehefrau des K. ist er am 20. Mai 1916 bei der Arbeit um-
gefallen und hat sich nach Hause begeben. Er ist dann zuerst von
Dr. B. behandelt worden und ist am 22, Mai 1916 in ein Kranken-
haus aufgenommen worden. Hier hat er angegeben, daß er sich
seit der Zeit des Unfalles hinfällig und unlustig zur Arbeit gefühlt
habe, und daß er bei dem Zusammenbrechen vor vier Tagen einen
Schüttelfrost und Stiche in der rechten Seite bekommen habe. Er
ist im Krankenhaus in‘ der Nacht vom 24. zum 25. Mai 1916
gestorben, nachdem im Krankenhaus eine frische Entzündung des
rechten Lungenunterlappens festgestellt worden war.
Gutachten.
Der Tod des K. ist an einer Lungenentzündung erfolgt, wie
es auch durch die Sektion festgestellt worden ist.
Ein Zusammenhang zwischen dieser Lungenentzündung,
welche sich als eine frische Infektionskrankheit darstellt, und dem
Unfall, welchen K. fast ein Jahr vor seiner Erkrankung erlitten hatte,
kann nicht angenommen werden. Auch der Umstand, daß bei der
Sektion der Leiche Erscheinungen einer alten Brustfellentzündung
gefunden worden sind, kann an dieser Annahme nichts ändern;
denn ein Zusammenhang zwischen der frischen: tödlichen Lungen-
entzündung und der alten Brustfellentzündung, welch letztere ihrer-
seits vielleicht auf den Unfall zurückgeführt werden könnte, ist
gänzlich ausgeschlossen.
Auf dieses Gutachten hin hat die Berufsgenossenschaft die
Ansprüche der Hinterbliebenen abgelehnt.
Das Oberversicherungsamt hat die dagegen eingelegte Be-
rufung zurückgewiesen.
Das Urteil ist rechtskräftig geworden.
Referatenteil.
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin.
Sammelireiferat.
Gasbrand.
Von Dr. Werner Regen, Berlin.
Auch schon im Frieden hat es Gasbacilleninfektion gegeben.
Gerade nach Schrotschüssen hat Wieting (2) mehrfach Gas-
phlegmone gesehen. Während die Mortalität zu Anfang des
Krieges etwa 70% betrug, ist sie jetzt nach Einführung der vor-
beugenden aktiven Wundbehandlung unter 30% gesunken. Mit
dem Namen „Gasbrand“ sind eigentlich schon das spätere Stadium
der schweren Infektion, der letale Ausgang für das Gewebe und
der dadurch bedingte verderbliche Einfluß auf den Gesamt-
organismus bezeichnet. Es gibt aber naturgemäß auch Anfangs-
stadien der Infektion, in denen von Brand noch keine Rede ist.
Wieting (2) hält den Namen „Gasphlegmone“ für den passend-
sten; denn es ist tatsächlich eine Phlegmone, das heißt ein
flächenhaft fortschreitender infektiöser Prozeß.
Die Infektion wird durch anaerobe Bakterien hervor-
gerufen, auch Eugen Fraenkel erkannte in dem Bacillus
phlegmonis emphysematosae den für Menschen hauptsächlich in
Betracht kommenden Erreger der Gasphlegmone. Klinisch ähn-
liche Bilder können aber auch durch andere, vielleicht nahe
verwandte Anaerobier hervorgerufen werden. Nicht ausgeschlossen
ist auch die Möglichkeit, daß es sich recht häufig um ein gleich-
zeitiges Vorkommen mehrerer nahe verwandter Anaerobier
handelt, deren kulturelle Trennung dann ebenso schwer sein mag
wie die Zerlegung in ihre Krankheitsbilder.
Die Gasphlegmone ist ganz vorwiegend als eine primäre
Infektion aufzufassen: das heißt die Gasbacillen dringen mit dem
Geschoß ein, das sich auf verschiedene Weise infizieren kann,
entweder krepiert das Geschoß im Boden und reikt Erdteilchen
mit oder schafft durch Sprengwirkung indirekte Geschosse wie
Stein- oder Holzsplitter oder — und das ist wohl die Haupt-
infektionsquelle — das Geschoß durchsetzt mit Erde beschmutzte
Kleidungsstücke und reißt Fetzen mit. Wieting (2) sah die
Infektion auf allen Kriegsschauplätzen, nur weniger an der Ost-
front, und das wahrscheinlich, weil es dort damals weniger
Stellungskrieg und mehr Infanteriefeuer gab. Im Buren- und
Hererokrieg freilich spielten diese Infektionen keine wesentliche
Rolle; die strahlende, alles austrocknende Sonne auf dem vege-
tationsarmen Boden, die große Wasserarmut usw. ließen die Boden-
infektion wohl nicht aufkommen. Auch die Jahreszeiten haben in
unserem Klima keinen nennenswerten Einfluß auf die Häufigkeit
und Schwere der Krankheit. Natürlich wird eine stärkere Durch-
weichung des Erdbodens und der erdbeschmutzten Kleidung an
und für sich günstigere Infektionsgelegenheiten bieten. Die hohe
Virulenz erhalten die Bakterien großenteils erst durch die Über-
ladung des Bodens mit den organischen Stoffen, wie sie besonders
der Stellungskrieg mit sich bringt. Speisereste, menschliche und
tierische Ex- und Sekrete, Blut usw. bilden den günstigsten Nähr-
boden, wenn sie den Boden mit dem Regen durchsickern. us
Die mitgerissenen Kleiderfetzen sind also in erster Linie
Keimträger. Reinlichkeit im weitesten Sinne ist. alles, was Wir
anstreben können. Gewöhnliche Desinfektion wie bei der Ent-
lausung genügt aber nicht, da die Sporen selbst fünf Minuten
langes Kochen vertragen. ,
Es gibt Schußwunden, die besonders für die Gasbaeillen-
infektion prädisponiert sind. Die Ränder und Wandungen
solcher Wunden sind in der Tiefe, besonders den Muskeln, stets
zerrissen. In den Wundnischen und -buchten werden anaerobe
Bedingungen geschaffen. Gewehrgeschosse sind für die Infektion
durchaus nicht ungefährlich, zumal wenn sie als Querschläger
oder deformiert treffen. Ferner bilden Blutung und Gewebstrümmel
um den Schußkanal eine gute Ansiedlungsstätte für Gasbacillen.
Sie haben tote organische Massen und anaerobe Bedingungen
nötig. Je günstiger diese, desto schneller und besser keimen IC
aus. Hinzu kommt begünstigend die geschwächte Widerstands-
kraft des Körpers. Außerdem ist für die Gasphlegmone
wesentlich eine mangelhafte Blutversorgung der betroffenen rons l
die ihre Ursache sowohl in einer allgemeinen Störung des Kreis-
laufs wie in örtlichen Störungen haben kann. Ausgeblutete. und
Kollabierte neigen besonders zu schwerer Infektion. In bedeuten”
dem Maße trifft das für die Anaerobeninfektion zu. Einmal u
es der Blutverlust als solcher, der eine mangelhafte Durchblutung
besonders der peripheren Körperteile bedingt. Hinzu kommt die
natürliche Schutzmaßregel des Organismus, durch Contraction T
peripheren Gefäße das völlige Ausbluten zu verhüten. Der Blu 2
verlust wieder kann als Folge den Kollapszustand mit sich bongs
oder es wird der Shock mit Übergang in Kollaps beobachtet,
f à . u
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1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. t 00
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Januar.
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[sei hier nur an die. Mundhöhlen- und -Kieferzerschmetterungen `
ydhalb-. f Daher gehört es zu den ersten therapeutischen Maßnahmen, dem /
e Dar: Shock und Kollaps wie der Ausblutung nach Kräften. vorzubeugen | erinnert!. Die Anaerobier, die für die Gasbacilleninfektion in Frage
3!) und beziehungsweise sie sorgsamst zu behandeln; und ferner besteht | kommen, rufen nur unter Sauerstoffabschluß ganz bestimmte Zer- nn
ft: nach die Pflicht, gerade bei solchen Zuständen stets auf die Gefahr der | setzungsvorgänge der. organischen Bestandteile hervor, wodurch >. - By
sichend schweren Infektion zu achten. Es besteht kein Zweifel, daß die | dem Organismus um. so mehr geschadet: wird, als diese nicht nach ` >, 0 0 Etot
der freien Oberfläche hin. abgesondert werden, sondern in dr - © oc Ei:
Ä Infektion in solchem Zustand sehr rasch. fortschreitet und den Tod
‘į. herbeiführt, wenn nicht nach Behebung des. Kollapses alsbald | Tiefe‘ abgeschlossen erzeugt, leicht zur Resorption gelangen.
radikal eingegriffen wird. = 2. iZ | Klinisch gibt es keine offene’ Gasphlegmone beim Menschen, bei
Meist schließt sich an den ‘ersten Shock oder’Kollapszustand | der die primäre Wunde. nicht stinkt; anders ist das bei den
. ein Stadium der Erholung an, und dann erst tritt die Infektion | echten Metastasen. >` u 5 e '
‘ klinisch in Erscheinung. Das Auftreten der Infektion wurde .| Die Beschaffenheit des fade-süßlichen. oder übelriechenden
>" einmal schon drei Stunden nach der Verletzung bemerkt; die | Wundsekrets selber ist recht verschieden je nach’ der Virulenz:
| meisten Gasphlegmonen kommen zwei bis drei Tage nach der | des Prozesses, der Art und dem Ort der Infektion und besonders .
| Verwundung zur Beobachtung; dort sind auch Spätinfektionen | dem Vorhandensein einer Mischinfektion. In den überschnell
durch schlummernde Keime — 10 bis 20 Tage nach der Ver- | toxhämisch verlaufenden Fällen ist mehrfach ein jauchig riechen-
wundung — möglich. 2 | -~ ` | des, trüb-braunrötliches, wie zersetztes Fleischwasser aussehendes
Die Wunden über den großen Muskelbäuchen neigen be- | Wündsekret, ohne Beimischung von Gasblasen ‘beobachtet; und.
sonders zur Gasbaecilleninfektion. Die untere Extremität scheint | doch ergaben die Kulturen ‚bereits eine Stunde nach der Ab-
- häufiger infiziert zu werden als die obere. Die Trümmerfrakturen | impfung stärkste Gasbildung. In anderen mit starker Gasbildung
der Extremitäten neigen so.sehr zur Infektion, nicht des zer- | einhergehenden Fällen. kann das Wundsekret gering sein, die
. frümmerten Knochens wegen, sondern weil die .anliegenden.| Schußkanalumgebung mehr trocken und schmierig imbibiert, mit
Weichteile besonders ausgiebig. zerstört sind. Sicher ist, daß Kopf | übelstem Geruch. Der Wundkanal ist stets einer Mischinfektion -
und Hände, also Gegenden, die ohne größere Muskelmassen und | unterworfen; in welcher Weise diese verschiedenen Bakterienarten
meist unbekleidet sind, -recht ‘selten der Gasbacilleninfektion | biologisch aufeinander einwirken, sich hemmend oder fördernd, ist
. unterliegen. : | -| noch nicht genügend geklärt. Die Gasbacillen selbst verursachen
Daß die Resorption von Zerfallsprodukten aus dem mit | keine Eiterung und veranlassen keine irgendwie nennenswerte
großer „Gewalt zertrümmerten Gewebe in gewissem Sinne eine | Leukocytenansammlung; das Vorhandensein einer ‚solchen ist stets.
. Rolle spielen, ist aus den geschlossenen schweren Zertrümme- | auf Mischinfektion zurückzuführen. | Er |
rungen oder Verschüttungen bekannt, bei denen shockartige Zu- | . Die Gasbacilleninfektion ist von Anfang an sicherlich ein
'stände, Resorptionsfieber usw. auftreten. Die Resorption zer- | örtlicher Prozeß, mit örtlich stark toxischer Gewebsschädigung.
{rümmerten Gewebes ‘und Fäulnig von Blutergüssen oder toten | Die Toxinentwicklung ist aber so lebhaft und so stark, daß eine
- . Gewebes machen jedoch harmlosere: Erscheinungen, als es die | allgemeine Toxhämie sich früh einstellt, an der die Menschen. zu-
schweren Formen der Toxhämie. sind. . Die Gasbildung kann von | grunde gehen. Andererseits ist aber die Tätigkeit der Gasbaeillen'
jeder Stelle des Schußkanals ausgehen, wo die Bacillen gute | durchaus nicht auf Ort und Stelle beschränkt; sie sind vielmehr
anaerobe "Wachstumsbedingungen finden. Dies ist besonders in der | weit über den Ort ‘der Wunde hinaus centralwärts verbreitet und 2
` Muskulatur der Fall, doch gibt es- auch Gasphlegmonen ohne | sind es häufig noch mehr peripheriewärts. Man konnte in vielen ` : -
Muskelbeteiligung, die sich in der Subcutis entwickeln, von zer- | Fällen weit von der Wunde, wo die Muskulatur bereits vollkommen a
trümmertem Fettgewebe oder Unterhautblutungen aus. Das Fett | frisch und derb erschien, zahlreiche Bacillen nachweisen, . ohne ` `
T wird matt gelblich bis grünlich nekrotisch, nicht selten von | daß die Muskulatur etwa histologische Veränderungen zeigte. |
Hämolyse- bräunlich durchsetzt. Daß diese epifasciale Form | Je früher der Prozeß, desto weniger schwer sind, natürlich
seltner ist, kommt eben daher, daß nahe dem: Einschuß die | die Muskelveränderungen. Das makroskopische Bild und. der kli-
‚anaeroben Bedingungen nicht so günstig sind. | nische .Befund' ist sehr wesentlich abhängig. von dem Grade der
Mit der Gasphlegmone der Lunge steht es ähnlich wie mit | Ausbreitung. des, Gases und des Ödems. Die Gasbildung ist
~- der des Gehirns. Es sind.im wesentlichen lokale Prozesse des | zweifellos ein chemisches Produkt-der Gärung, wozu sowohl die
Parenchyms, durch den Fraenkelschen Bacillus in Misch- | Fäulnis stickstoffhaltiger (Eiweißstoffe) sowie die Vergärung kohle:
Infektion hervorgerufen, ohne daß es zu diffusem Fortschreiten, | .hydrathaltiger Gewebsteile (Muskelglykogen) zu rechnen ist; Jeden-
wohl aber zu starker Resorption von Toxinen kommt.. Meist geht | falls ist das Gas ein Fäulnisprodukt abgestorbener Massen und °
die Infektion wohl: von der Thoraxmuskulatur primär aus und von hier | könnte ebensogut außerhalb des Organismus entstehen, hat also
aus über in den Hämothorax und die Lunge. Wie der Pleura- | mit den vitalen Vorgängen des Gewebes nichts zu tun. Die Ödem-
raum kann auch die Bäuchhöhle der Gasbaeilleninfektion unter- | bildung hingegen ist ein biologischer Vorgang, der nur von leben-
liegen... Auch ein Hämarthros kann entsprechend infiziert | dem Gewebe ‚geleistet werden kann.‘ Wieting (2) hat klinisch
werden. e | . | dieses Ödem immer als eine Art Abwehrtätigkeit des Organismus
Ä Die prophylaktische aktive. Wundversorgung hat | gegen die Intoxikation aufgefaßt; das Ödem soll die -Toxine wer- eh
so früh als möglich einzusetzen. Sie besteht in gründlichster | dünnen und zur Ausscheidung bringen. ' | u Hk
Wundtoilette und der Entfernung alles toten oder mangelhaft er- Die klinisch schwer toxhämische Form der Gasphlegmone, E
nährten Gewebes. An den Extremitäten selbst verhindern große | die unter starker Gasbildung in kurzer Zeit, oft wenigen Stunden
Nervenstämme und Gefäße recht häufig ein radikales Vorgehen. | tödlich verläuft, hat fast gar keine Ödembildung, während anderer- .
Gerade Gefäßdurchschneidungen setzen die Ernährung der Gewebe | seits die gleich‚schweren, ebenfalls fast stets tödlich verlaufenden
herab und begünstigen die Entstehung beziehungsweise Aus- toxhämischen :Ödemfälle kaum Gasbildung zeigen. Natürlich exi-
breitung der Gasphlegmone, .Dann muß die konservative aseptische | stieren zwischen beiden breite Übergänge. | | =
Wundbehandlung eintreten. Ein zweites Erfordernis ist_die mög- Die klinisch häufig festgestellte Gasbildung ist meist im
lichste Ruhigstellung, und zwar auch bei größeren Weichteil- | peripheren Abschnitt der Wunde, weil '—- besonders bei querer
wunden. Eine wichtige Aufgabe besteht ferner außer der guten | Richtung der Wunde — die distalen . Wundränder schlechter er- .
Freilegung der Wunde in der Ableitung des Sekrets und der Be- | nährt als die proximalen. sind, da vor jenen ja‘die zuführenden
- andlung mit einem Antisepticum. In der Dakinschen Lösung | Gefäße durchtrennt wurden. Das Auftreten von Gasblasen im
hat Wi eting (2) auch: nicht mehr als ein gutes, brauchbares | Wundsekret aus dem nekrotischen Muskel- und Bindegewebe, das
Antiseptieum gesehen; jedenfalls ist es kein Speeificum gegen die | oft in sehr reichlicher Menge, manchmal aber nur in ganz ver- `
asbacilleninfektion. e | einzelten Blasen sich beobachten läßt, stärkt die Diagnose auf
‚Morgenroth (1) leitet aus seinen Versuchen die Be- | Gasbacilleninfektion. Das Gas kann mechanisch in dem lockeren
techtigung ab, das Vucin, Isoktyihydrocuprein, zur vorbeugenden | Gewebe weiter gepreßt werden und demnach die eigentliche Aus-
ehandlung derjenigen Wunden anzuwenden, die für das Ein- | breitung der Gasbacillen mehr oder weniger weit überschreiten.
treten -einer Gasbrandinfektion ‘prädisponiert sind. Auch nach | Mehrfach sind in Gebieten, wo Gas sich fand, Baeillen weder
Klapp (1) hat es sich als ausgezeichneter Schutz ‚gegen Gas- | mikroskopisch noch kulturell nachgewiesen. Wie weist man nun
-. brand erwiesen, Die vorbeugende .Wundversorgung erzielt um so | Gas nach? Knistern besteht natürlich nur. dann, wenn Gas im
bessere Ergebnisse, je früher sie einsetzt. | subeutanen Gewebe sich findet; meist aber entwickelt sich das
: Verdächtig ist der Geruch der Wunden; doch ist nicht jede Gas zuerst in der Tiefe der Muskulatur; dann wird es durch Per-
Wunde, die fade oder fötide riecht, mit Gasbaeillen infiziert. Es | kussion (Schachtelton) nachgewiesen. Das Röntgenbild kann immer.
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nur als ein unterstützendes Hilfsmittel betrachtet werden. Ist Gas
auf dem Röntgenbild sichtbar, so ist es auch klinisch stets nach-
zuweisen; die Gasbildung ist bei manchen Formen noch recht
wenig: intensiv, und doch kann der Muskel unter mehr oder
weniger starker Ödembildung toxisch bereits zerfallen sein; ein
negativer Ausfall einer Röntgenaufnahme würde also nichts be-
weisen, Die Gasspannung entwickelt sich zuerst in der nächsten
‚Umgebung der Wunde, zerrt und preßt das Gewebe und erzeugt
so die lebhaftesten Schmerzen. Oft sind diese Schmerzen das
früheste Symptom der Gasbacilleninfektion; sie sollten stets zur
Wundrevision mahnen; man achte daher stets auf Klagen über
Zuehgwerden des Verbandes, schmerzhafte Zuckungen oder krampf-
artige Empfindungen.
Klinisch ist neben der Gasbildung das Vorhandensein von
Ödem von größter Wichtigkeit; es ist ein pralles, elastisches Ödem,
das in der Cutis, Subeutis und in dem interstitiellen Gewebe
zwischen den Muskeln sitzt. Je mehr Ödem, desto weniger Gas-
bildung. Auch das Ödem kann die Grenzen der Bakterienaus-
breitung überschreiten; dort, wo Ödem ist, sind auch toxische
Stoffe, und diese müssen beseitigt werden.
Je stärker die örtliche Ernährungsstörung, desto stärker und
schneller entwickelt sich die Infektion. Das ist besonders auf-
fallend an den Extremitäten, die Verletzung größerer Gefäße auf-
weisen. Es setzt ein schweres Krankheitsbild mit toxischen Er-
scheinungen ein. Das Glied wird im ganzen oder strichweise
kalt, blaßbläulich, schließlich lividegrünlich bis schwärzlich, mit
stinkender Blasenbildung, und überall in seinem ganzen Quer-
schnitt ist stärkste Gasbildung nachweisbar. Die Gangrän ist im
wesentlichen toxischen Ursprungs; die Toxine töten am Ort der
Läsion, das heißt der Wundumgebung, die Gewebe ab, zunächst
die Muskeln und das Bindegewebe; doch geht die Nekrose in:
gleicher Weise auf Gefäße und Nerven wie auf Knochenhaut und
Mark über. Das’ Blut in den in großer Ausdehnungsfähigkeit ge-
schädigten Gefäßen gerinnt nicht. Aber die Gefäßwandungen leiden
in ihrer Wertigkeit; sie werden unfähig zur Contraction und leiten
das Blut nicht weiter. Und so hört die Circulation auf. Throm-
bose, die ja stets ein vitaler Vorgang ist, tritt in diesem Stadium
nicht mehr ein, zumal die hämolytische Wirkung der Toxine die
Gerinnung hintanhält. Daß neben dieser toxischen Wirkung auch
Circulationsstörungen, wie z. B. das Zusammenpressen der Venen
durch den Gasdruck, das Vorhandensein sekundärer Thrombose
ins Gewicht fallen, ist selbstverständlich. Doch herrschen hier
über verschiedene Ansichten. |
Die hämolytische Wirkung ist ebenfalls eine lokale und eine
allgemeine. Entwickelt sich der Gasbaeillus rasch in dem sauer-
stoffarmen Bluterguß, dann wird das Sekret fleischwasserartig
- sanguinolent, die Koagula zerfallen durch putride Zersetzung unter
gleichzeitiger Auflösung der roten Blutkörperchen. Als besonders
charakteristisch tritt uns die mit Jauchung verbundene Hämolyse
bei dem mit Gasbacillen infizierten Hämothorax entgegen. Außer
im Wundsekret haben wir die hämolytische Wirkung auch deut-
lich ausgesprochen in den subeutanen und intramuskulären Häma-
tomen; der. Blutfarbstoff diffundiert in das subcutane Fettgewebe,
färbt das toxische Ödem mehr oder weniger intensiv gelb und
gibt der Haut die eigenartige Verfärbung. Diese kann tief kupfer-
braun werden, gerade bei nicht besonders malignen Formen; das
. Fett und die Cutis ist von wenig nußfarbener, kaffeebrauner
Flüssigkeit durchsetzt. Das Fettgewebe selbst ist vielfach nekro-
tisch, matt gelblich. Diese Form wird auch „Phlegmone bronec“
genannt und geht oft ohne jede Gasbildung einher. ‚Jedenfalls.
findet sich dieselbe Hautverfärbung für gewöhnlich nicht in dem-
selben Maße bei der tiefen Form. Die Haut wird hier mißfarben,
nimmt einen mehr grauen Ton mit einem Stich ins Grünliche an,
der so den Charakter von faulenden Leichen erhält. Es können
sich Blasen bilden und die Verfärbung auch bis zur dunkelblau-
schwärzlicehen Gangrän weitergehen. Die epifasciale Form kann
mit der tiefen vergesellschaftet sein.
Die Allgemeinwirkungen sind in erster Linie solche tox-
hämischer Natur. Die ganz, schweren Fälle solcher Art können
in wenigen Stunden bis Tagen üherschnell tödlich verlaufen.
Dann sind häufig auch die lokalen Veränderungen stark ausge-
prägt. Es besteht diffuse Schwellung und hochgradige Spannung,
(asknistern, Ödem oder gar Gangrän. In anderen Fällen aber
treten sie weniger hervor und können dann leicht überschen
werden; man kann dann glauben, es mit einfachem Shock- oder
Kollapstod zu tun zu haben. „In den schwer toxischen Fällen
muß offenbar die Virulenz der Gasbacillen, die örtliche Produktion
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
9. Januar:
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toxischer Stoffe so groß und schwer oder die Widerstandskraft des
Organismus so gering sein, daß der ungleiche Kampf nicht von
langer Dauer ist.“
Symptomatologie (2): Die Blutversetzung infolge der
Toxhämie gibt den Schwerinfizierten das eigenartige, schmutzig-
graue bis gelblichfahle Aussehen, das oft so charakteristisch ist,
daß man schon daraus die Wahrscheinlichkeitsdiagnose stellen
kann.‘ Auch die Schleimhäute haben einen leichten Stich ins
Gelbliche. Bei schwerster Blutzersetzung tritt hämatogener Ikterus
auf. Die Pupillen sind weit, der Gesichtsausdruck ängstlich. Der
Gesamteindruck ist der eines Schwerkranken. Bisweilen besteht
Euphorie, manchmal Apathie. Bei reinen Fällen olıne Misch-
infektion bleibt das Sensorium nicht selten frei bis zum Tode.
Die Kranken haben starkes Durstgefühl. Prognostisch ungünstig
ist Druck- und, Schmerzgefühl im Epigastrium, das besonders in
die vordere Lebergegend verlegt wird. Recht ausgesprochen ist
zuweilen der immense Lufthunger, der auf die Verarmung des Blutes
an Sauerstoffträgern zurückzuführen ist. Diesem Lufthunger ent-
spricht das Blutbild: Verminderung des Hämoglobingehalts bis auf
unter die Hälfte, starkes Sinken der Zahl der Erythrocyten bis
auf fast eine Million bei normaler oder leicht vermehrter Leuko-
cytenzahl. Die Zunge ist bei Gasbacilleninfektion in vielen Fällen
auffallend lange Zeit feucht und nicht belegt, im Gegensatz zur
Sepsis. Die Zunge wird erst trocken und rissig, wenn die Kranken
bewußtlos werden und durch den Mund atmen, besonders auch,
wenn eine Mischinfektion das Krankheitsbild kompliziert.
Die Temperatur ist meist hoch, zwischen 39 und +°.
Temperatursteigerungen fehlen eigentlich nur bei den schwersten
Fällen der Intoxikation, die in wenigen Stunden tödlich verlaufen,
ohne daß der Organismus mit einer Gegenreaktion einzusetzen
vermocht hätte Wenn die Infektion erst nach einigen Tagen
ausbricht, steigt die Temperatur oft plötzlich in die Höhe. Vor
dem Tode kann die Kurve plötzlich abfallen, doch ist auch plötz-
liche Steigerung kurz vor dem Tode nach vorherigem Abfall be-
obachtet. Der Puls schnellt plötzlich auf 120 bis 160 hinauf, ist
dauernd stark beschleunigt, leicht unterdrückbar, nicht selten
dikrot. Der Blutdruck zeigt oft nur SO bis 90 mm Hg nach Riva-
Rocei. Von übelster Vorbedeutung ist das in einzelnen schwersten
Fällen unstillbare Erbrechen oder der fast ununterbrochene Sin-
gultus. | 1
Der Urin enthält häufig Spuren von Eiweiß, in ganz ver-
einzelten Fällen ist auch eine selbst starke Glykosurie beobachtet,
die nach Ablauf der Infektion völlig wieder schwindet. Es sel
hier an die vorübergehenden Glykosurien bei den schweren Phleg-
monen pyogener Herkunft erinnert. Die Milz und Leber sind nicht
vergrößert und Darmerscheinungen bestehen nur bei Mischinfektionen.
Bei den rein lokalen Prozessen treten die Allgemeinsymptome
oft ganz in den Hintergrund. Der Tod erfolgt an toxhämischer
Lähmung des Atmungscentrums oder auch des Herzens. Wir haben
es aber nach allem mit einer richtigen Toxhämie, einer Blutver-
giftung mit Stoffwechselprodukten der Bakterien, zu tun.
Auch mehrfache Infektion durch Gasbaeillen ($)
ist öfter beobachtet worden. Die Infektion mehrerer Wunden
kommt am einfachsten durch direkte Einimpfung der gasbildenden -
Bakterien durch ein und dasselbe Geschoß zustande. Die Infektion
muß gleichzeitig erfolgt sein, wenn zu gleicher Zeit an Ver-
schiedenen Körperstellen die typischen Erscheinungen des Gas-
brandes auftreten. Natürlich können die Infektionen auch zu ver-
schiedenen Zeiten vor sich gehen; z. B. kann die zweite Infektion
durch „Hausinfektion* (im Operationssaal, Krankenbett, Zimmer-
staub) eintreten. Ferner kann sie bei multiplen Wunden an einem
Patienten durch Instrumente von einer Wunde in die andere über-
geimpft werden. Wollte man streng aseptisch vorgehen, müßte
man zu jeder weiteren Wundbehandlung neue sterile Instrumente
benutzen. Diese sekundäre Infektion ist bewiesen; es wurden
Instrumente mit Reinkulturen von Gasbaeillen verunreinigt und
fünf Minuten lang gekocht. Trotzdem blieben die Keime noch
lebensfähig und riefen im Tierversuch das typische Bild des Gas-
brandes hervor.
Auf Grund von zahlreichen bakteriologischen Untersuchungen
sind häufig Gasbacillen nachgewiesen, ohne daß es zur Infektion
kam. Das kann nur an der Beschaffenheit der Wunde liegen. In
solchen Fällen gehen dann die Mikroorganismen entweder ba
zugrunde, oder sie werden in irgendeiner Form vom umgebenden
Gewebe derart eingekapselt,. daß sie keine Infektion auslösen,
wenn man sie ganz in Ruhe läßt. Dieser Zustand der Jatenten
Infektion (4) kommt in der Tat öfter vor. Nach späteren, 8°-
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — NL 00
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Gangrän in solchen Fällen nicht gleich nach- der Gefäßunterbindung -
ein, sondern die Glieder fühlen sich zuerst noch warm an.’ Erst
in Stunden oder Tagen wird die Gangrän manifest... Auch, die
‚Gas- und Ödembildung fehlen: Die Gasgangrän beschränkt sich `
nicht nur auf das Gebiet, das durch die Arterienunterbindung aus- `
geschaltet wurde, sondern schreitet recht häufig — selbst nach der
Amputation — weiter über die Gefäßläsion hinaus und endet sehr
oft tödlich. Zuletzt ist der Befund der typischen Gasbacillen be-
weisend. ME | a a | E
. Auch die Erreger der putriden Wundinfektion Ö)
können Gasabscesse und -phlegmonen bilden, Sie. sind Anaerobier -
und gehören der großen Bakteriengruppe- der Ödembacillen, der
Proteus- und Colibacillen an. „Sie leben in Massen besonders in
der Erde. Zu ihrer Entwickelung gehört die Entziehung der
‚äußeren Luft. Stets handelt es sich‘ bei: der puftriden Infektion > > `+
‘um Mischinfektion der Anaerobier mit Streptokokken oder anderen
legentlichen chirurgischen Eingriffen kann die latente, schlümmernde
Infektion erwachen. | :
Will man-von-einer echten Metastase reden, dann muß
man solche Fälle betrachten, bei denen an der Stelle, wo die Gas-
metastase auftritt, keine äußere Verletzung vorhanden und mithin
jede Infektion von außen ausgeschlossen ist. Nach den meisten
Autoren (3) handelt es sich um eine Verbreitung der Erreger der
Gasphlegmone auf dem Wege der Blutbahn. ° Der Züchtungs-
versuch von Vogel (3) aus dem strömenden Blut erbrachte
diesen Beweis, Nach Coenen (3) wiederum kann der Fraenkel-
sche Gasbacillus auf dem DBlutwege ‘ebensowenig verschleppt
werden wie der Tetanusbacillus; es, handelt sich nach ihm wahr-
scheinlich nur um ein „kontinuierliches Verschieben durch das.
schnelle Wachstum des. Bacillus“. Nach Eugen Fraenkel
selbst (3) handelt es sich bei multiplen, voneinander getrennten
au, E
ddl \ |
eben e-
F
Wy T,
: Mmeren, kann di
.. jener Krankheit;
Rungen fehlen.
. mit der epifascialen Form des Gasbrandes sollten demnach un-:
| öglich sein.
‚angrän (2) hervorrufen. Doch. setzt das Kälterwerden und die :
Gasgangränherden bei ein und demselben Individium um eine
Verschleppung des Gasbrandeıregers durch die Blut- oder Lymph-
Auch Klose (3) fand neuerdings, daß „in 60°, von
50 untersuchten Fällen von durch die Gasödembacillengruppe be-
dingter Wundinfektion zu verschiedenen Zeiten der, Erkrankung
bahn.
die Krankheitserreger im’ strömenden Blut nachgewiesen werden
konnten“. Der Begriff einer allgemeinen Bakteriämie (4) läßt sich
jedoch . trotzdem nicht rechtfertigen; denn einerseits vermehren
sich die Gasbacillen gar nicht-im Blute und andererseits müssen,
um das Zustandekommen- von metastatischen Gasherden zu er-
klären, noch besonders disponierende Momente hinzukommen. Eine
wesentliche und günstige ‚Disposition zur Aufnahme und Erhaltung
der Bakterien im Blut ist in einem abnorm starken Blutverlust zu
suchen; durch die Anämie und dadurch bedingte Herabsetzung
der Sauerstoffzufuhr finden die obligaten Anaerobier günstige Auf-
nahme und Existenzbedingungen im Blut’ Durch die Toxin-
ausscheidung helfen sie dann mit zur Zersetzung des Blutes.
Diese Giftwirkung und der zu jeder schweren Verletzung hinzu-
kommende Shock bilden zusammen sicher ein für den Aufenthalt
der Bakterien im- Blut bedeutendes Moment; durch erstere wird
„eine Zersetzung des’ Blutes und durch letzteren eine ‚schlechtere
Durchblutung des Körpers bewirkt. Geringe Gewebsschädigung
(wie sie.bei Injektionen oder Infusionen geschieht), Hautabschür-
Jungen und kleine -Hämatome bilden schon für die im Blut
kreisenden Bakterien einen günstigen Ansiedlungspunkt. -Auch
‚die Esmarchsche Blutleere während der Operation ist vielleicht an
der metastatischen Ausbreitung schuld. Daher ist auch Vorsicht
geboten bei der mehrfach empfohlenen Stauungsbehandlung: (4);
sie schafft durch die künstliche Ödemisierung eine Circülations-
störung, die die Lebensbedingungen für anaerobe Mikroorganismen
verbessert. Metastasen treten ferner gern auf, wo durch. Druck
‘eine Blutarmut des Gewebes erzeugt wird. An den. am meisten
dem Druck ausgesetzten Körperstellen — als locus minoris re-
‚Sistentiae — haben wir die metastatischen Gasphlegmonherde zu
suchen, besonders an der Articulatio sacroiliaca, unter der sie-
sich im Musculus glutaeus maximus weiter äusbreitet, ferner am
Epicondylus internus humeri und am Schulterblatt.
Die typisch metastatische Gasphlegmone ist ebenfalls frei
von allem Eiter. Das Krankheitsbild ist das Bild. der schweren
Gasphlegmone, Innerhalb 24 Stunden nach dem Eintritt klinischer
Anzeichen der Metastase starben sowohl die sofort nochmals Ope-
"erten als auch die Nichtoperierten.
Differentialdiagnose: Es ist nun nicht alles Gas-
Phlegmone, was Gasbildung zeigt. Das Hautemphysem bei Lungen-
| Schüssen wird |
k n wohl selten zu differentialdiagnostischen Schwierig-
eiten führen, cher schon subcutane Luftansammlungen in den
‚ Extremitäten (6); nicht allzu tiefgelegene Wundhöhlen saugen im
Entstehen Luft von außen an. Werden solche Wunden fest tam-
poniert, kann die Luft erst nach Entfernung des Tampons in Form
von kleinen Luftblasen durch den Schußkanal hervordringen. Bei
großen Granatsplittern, die die Haut im weiten Umkreis unter-
Ha e mitgerissene Luft nicht nur unter die losgelöste
aut, sondern auch infolge des Druckes in das Unterhautzellgewebe
N werden. Eine sorgfältige Untersuchung der Schußwunden
Be Umgehung wird sofort ‘den’ Verdacht (auf Gasbrand aus-
l leßen, ‚Probeineisionen zeigen das Unterhautzellgewebe in ge-
Sundem, frischem Zustand ohne das gelblich-grüne, sulzige Odem
auch die akuten bedrohlichen Allgemeinerschei-
Verwechslungen dieser harmlosen Erscheinungen.
Auch eine Gefäßunterbindung allein kann eine
Es handelt sich also hier um eine primäre Erkrankung der Muskeln
'Fall bakteriologisch genau untersucht werden könnte,
pyogenen Erregern. ie Ea, p
- Es kommt zur Einschmelzung der Muskulatur, die jedoch an
der Grenze der Zertrümmerungszone haltmacht. . Der Prozeß:
schreitet nie innerhalb ‚des Muskels fort, sondern in seinen Inter-
stitien, den Gefäß- und Nervenscheiden: In ganz kurzer Zeit- kahn
das Glied, sowohl central wie peripher der Schußverletzung von,
der Verwüstung befallen sein. Die putride Entzündung der Ge-
fäßscheiden bewirkt schnell eine Thrombose: der Gefäße, und ‘die
nun blutleer und widerstandslos gewordenen Muskeln bilden ein
willkommenes Angriffsziel für die Fäulniserreger. Nur handelt es
sich hier nicht um eine primäre Erkrankung lebensfähiger Muskeln
"infolge Fortschreitens der Infektion, sondern um einen sekundären
Zustand, um das Zerfallen toten Materials. Bei, der -Mehrzahl
schließt sich die eitrige Phlegmone an. Im Eiter findet man auch
in diesem Stadium Fäulniserreger; aber die Infektion wird durch
pyogene Bakterien beherrscht. Es ist.das bekannte Bild der bös-
artigen pyogenen Phlegmone. | te
Die Entstehung der putriden Coliinfektion ist meist
“endogener Art. Die bevorzugte Eingangspforte für das Bacterium
coli ist die durch irgendwelche Ursachen geschädigte Darmwand,
besonders die des Rectums. Eine Quetschung der Darmwand, ein.
Bluterguß der Schleimhaut, eine Entzündung im periproktitischen _
Gewebe genügt, um der Infektion Tür und Tor zu ‘öffnen, Doch '
wahrscheinlich nimmt sie nur putriden Charakter an unter dem ©, °>
Einfluß der Symbiose mit anderen Erregern. Das Innere eines von Er
schwerer Coliinfektion befallenen Gliedes bietet die typischen
Zeichen einer tiefen Phlegmone. Die Jauche ist mit Gasblasen ° =.
durchsetzt und hat einen penetranten Kotgestank. Der Kotgeruch eu.
kann lediglich durch die Zersetzungsarbeit der Bakterien selbst
entstehen. In diesen schwersten Fällen nimmt die Krankheit sehr
schnell -einen tödlichen Ausgang. Die Fälle, die schließlich‘ zur
Heilung gelangen, haben noch einen schweren Kampf zu bestehen.
Die putride Einschmelzung geht allmählich in die phlegmonöse . !
Eiterung über. Die Prognose der putriden Infektion ist in jedem in J
; . A pat \
Fall sehr ernst zu stellen. | |
Bei der putritischen Infektion sind stets lebhafte entzündliche
Erscheinungen an der Haut sichtbar, und zwar über dem ganzen
Krankheitsgebiet, und der Kranke ist sich der Schwere seines Zu- '
standes völlig bewußt, was bei Gasbrand nicht häufig der Fall zu |
sein pflegt. Der Hauptunterschied besteht in der. Verbreitungsart
der Infektion; der Gasbrand schreitet innerhalb der Muskeln fort,
LEE
unter dem Bilde des akuten Zerfalls. Die putride Infektion sucht
sich ihren Weg, falls sie fortschreitet, wie eine gewöhnliche Phleg-
mone längs der Zwischenräume und Scheiden, ‚die jauchige Ein-
schmelzung der Muskeln beschränkt sich auf die unmittelbar durch
das Geschoß zertrümmerten Teile. Eine später eventuell auftretende :
Einschmelzung vorher gesunder Muskeln hat sekundären Charakter,
w >
Außerdem kommt es bei Gasbrand zur Eiteruug nur bei Misch- i
infektion. Ferner besteht ein wesentlicher Unterschied im Verlauf p3
Das. Schicksal des Gasbrandes ent: el |
beider Wundkrankheiten.
scheidet sich meist in den ersten acht Tagen; entweder läuft die
Krankheit zum Guten oder zum Bösen aus. Hat der Kranke .die | j
Gefabr der akuten Infektion überstanden, so sind Komplikationen |
in der Mehrzahl der Fälle nicht mehr zu. befürchten — Sekundär- |
infektion oder Erwachen latenter Infektion ausgeschlossen. Bei der
putriden Infektion dagegen muß man fast stets mit einem Sekundär-
stadium rechnen, dem Stadium der bösartigen phlegmonösen Eiterung
Die Differentialdiagnose würde erheblich erleichtert, wenn jeder
“
Blutleere und zundriger Zerfall sind charakteristische Ver- -
`
i . f j
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ög | i919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
nn
änderungen eines im Gasbrand befallenen Muskels; sie sind jedoch
nicht specifisch, da wir dieselben Veränderungen auch bei der Ischi-
ämie [Stemmler (5)] finden. Was wir bei ihnen als Ursache an-
sehen müssen, finden wir beim Gasbrand und bei der putriden
Wundinfektion als sekundären Folgezustand im weiteren Krank-
heitsverlauf. Die Wirkung ist bei allen die gleiche: das Gewebe
stirbt ab, es zerfällt. Für das Entstehen der Ischiämie kommen
folgende Ursachen in Betracht; Schußverletzungen größerer Gefäße,
langdauernde Abschnürung, starke Quetschung durch stumpfe
Gewalt, auch chemische und thermische Einflüsse können eine
- Störung oder völlige Aufhebung der Bluteirculation und damit der
Ernährung der betroffenen Gewebe zur Folge haben. Die Esmarch-
sche Blutleere ruft bekanntlich schon nach zwei bis drei Stunden
schwerwiegende Veränderungen in Muskeln und Nerven hervor, die
bei noch längerem Liegen der Binde zu Degenerationen führen,
wie sie unter dem Bilde der ischiämischen Muskelcontracturen
und Lähmungen bekannt sind.
Zur trockenen Form der Ischiämie, der Nekrose oder Mumi-
fikation, kommt es inı Kriege fast nie, da jede Schußwunde in-
fiziertt ist. So kommt es daß auch geringfügige Infektionen
ischiämischer Glieder oder Gewebsteile sehr bald in feuchten Brand
oder Gangrän übergehen. Die normale Farbe weicht einer blaß-
Toten oder gelblichroten, und dunkelbraune Flecke, durch den
Blutaustritt aus den undicht gewordenen Gefäßen entstanden, geben
der Schnittfläche ein marmoriertes Aussehen. Die Konsistenz der
Faser lockert sich, der Muskel zerfällt wie Zunder. Hat der Muskel-
zerfall in größerem Umfang eingesetzt, so kann man nicht mehr
damit rechnen, daß das Glied sich erholt. Der Abschluß von der
Circulation ist dann ein vollständiger und dauernder. Die großen
Gefäße sind völlig thrombosiert, nur die kleinen Venen enthalten
noch flüssiges Blut, das bald durch die ihrer Ernährung beraubte
Gefäßwand in die Umgebung austritt und dort durch seine Zer-
setzung zu den bekannten Verfärbungen Veranlassung gibt. Die
einsetzende Gangrän bedingt stinkenden Geruch der Absonderungen.
Die Muskelsubstanz bildet schließlich nur noch eine formlose,
gangränöse Masse, während weiter abseits ihre Konsistenz wohl
aufgelockert, ihre Struktur aber noch deutlich erkennbar ist. Am
längsten leisten die Sehnen und Fascien Widerstand.
Die ödematöse Auftreibung des Gliedes, die Blässe der Haut,
hier und da unterbrochen von blauschwarzen Verfärbungen, die
Blasenbildung, der zundrige Zerfall der Muskulatur, alles das sind
Symptome, die dem Gasbrand und dem ischiämischen Gewebszerfall
gemeinsam sind. Ein kaltes, lebloses Glied, der Gewebszerfall unter
dem Bilde der feuchten Gangrän ohne Gasbildung, ferner besonders
die Ursache — langdauernde Abschnürung, Verletzung großer Ge-
fäße, starke Quetschung — werden der Diagnose meist die richtige
Bahn weisen. Ä
Laewen und Hesse (7) haben Untersuchungen über
Bakterienbefunde bei Lungenverletzungen, besonders bei an-
aerober Pleurainfektion angesteilt und festgestellt,
daß die Pleurahöhle der Sitz anaerober Infektion sein kann. Die
Bedingungen zur Entwicklung anaerober Bakterien in Pleurablut-
ergüssen sind gegeben, da ja das vergossene Blut, wie seine
‚schwarze Farbe zeigt, schnell seinen Sauerstoff verliert und bei
Ausscheidung von Fibrin auf die Pleurafläche auch die Verbindung
mit den Pleuracapillaren sich verringert oder verschwindet. Jeden-
falls sind gasbildende Bacillen in der Pleurahöhle nachgewiesen;
es handelt sich um rein anaerobe Infektion oder um die aerob-
anaerobe Mischinfektion. Marwedel(7) und Ritter (7) haben
Gasbrand der Lunge und des Hämothorax mit Nachweis des
Fraenkelschen Bacillus beschrieben. Doch wird die Differential-
diagnose, ob es sich um Gasbrand oder andere anaerobe Infektion
handelt, stets nur auf dem bakteriologischen Wege möglich sein.
Die Therapie (2) deckt sich zunächst im großen und
ganzen mit der prophylaktischen aktiven Wundbehandlung. Un-
bedingt nötig ist eine gute Blutstillung, um keinen neuen Nährboden
zu schaffen, die Entfernung von Gas und Toxinen, die im Gewebe
sich finden, Vermeidung jedes Blutverlustes, um den Organismus
nicht noch mehr zu schwächen und in letzter Linie — aber nicht
zu spät — die radikale Entfernung des ganzen Krankheitsherdes
durch Absetzung des Gliedes, um die bedrohliche Toxhämie aus-
zuschalten.
Bei Steckschüssen wird das Geschoß nach Möglichkeit immer
zu entfernen gesucht, da es meist mit den Tuchfetzen die Erreger
trägt. Die Fascien werden immer quer gespalten, da sonst die
Wundflüssigkeit nicht abfließen kann und um den „intrafascialen
Druck“ mit seinen schädlichen Folgen zu vermeiden, Gegenincisionen
Foro:
D. Januar.
sind öfter erforderlich. um günstige mechanische Abflußbedingungen
zu schaffen. Unter diesen Eingriffen und geeigneter Nachbehandlung
heilen die Formen mit lokalisierter Nekrose fast stets. lingreifender
sind die progredienten Formen anzugehen. Da müssen lange In-
cisionen auf die von allem Nekrotischen gesäuberte Wundhöhle
gesetzt und dem Ödem und bei Mischinfektion dem Eiter nach-
gegangen werden. Die Haut wird gespalten und die Muskeln in
den Interstitien grundsätzlich bis dorthin gespalten, wo Gasknistern
und Ödem nachweisbar sind. Die Wunden werden selbstverständ-
lich gut offengehalten. Dies Vorgehen muß natürlieh wiederholt
werden, bis der Prozeß beendigt ist oder die Amputation ein-
zusetzen hat.
Die Anzeige zu frühzeitigster Absetzung des Gliedes bilden
in erster Linie die schweren toxischen Erscheinungen. Dann kann
man vielleicht noch ein Leben retten, das in wenigen Stunden
sonst verloren wäre. Bei anfangs mehr lokalisierter, dann pro-
gredienter Gasbacilleninfektion ist die Entscheidung manchmal
schwer; doch soll lieber einmal etwas eher zur Ablatio geschritten
werden, als daß man das Leben unnötig aufs Spiel setzt. Selbst-
verständlich ist zu amputieren, wenn (angrän des peripheren
Teils eintritt. Bei der Amputation an so schwer Infizierten, die
am besten in lumbaler Anästhesie vorgenommen wird, ist jeder
Blutverlust auf das sorgfältigste zu vermeiden. Wenn irgend
möglich, ist statt der löxartikulation die hohe Amputation zu
machen, weil dadurch eine einfachere Wunde gesetzt wird. Man
soll möglichst hoch, das heißt jenseits der Grenze des Ödens,
wenn irgend angängig, amputieren. Falls das Ödem oder die
Gasbildung die möglichst höchste Amputationsstelle überschritten
hat, soll diese etwa nicht unterbleiben. Im Gegenteil soll auch
dann amputiert beziehungsweise exartikuliert werden, und hohe
Einschnitte --- auf das Gesunde übergehend — und stumpfe
Trennung der Interstitien beziehungsweise Subeutis zur Entlastung
des Gewebes gemacht werden.
Bei der Gasphlegmone ist die lineäre Amputation die beste.
Sie geht am schnellsten, gewährt die sicherste Blutstillung, beste
Übersicht und vor allem die geringste Resorptionsfläche. ES
kommt nicht darauf an, etwas Definitives zu schaffen, sonderu
nur darauf, den Krankheitsherd zu beseitigen. Alles andere ist
Cura posterior. Der glatte Schnitt, der die wenigsten Nischen und
Buchten läßt, ist der beste; daher soll man auch nicht die Nerven
kürzen; denn ihre Scheiden sind die Kammern für die Anaerobier.
W ieting (2) glaubt, daß ein ganzer Teil derjenigen Nachschübe,
die z. B. nach Oberschenkelamputationen vorkommen, von den lang
leergemachten Ischiadicusscheiden ausgehen. Jede Wundnaht be-
günstigt natürlich die Anaerobier.
Von großer Bedeutung für den weiteren günstigen Verlauf
der Gasphlegmone ist sorgfältigste Beobachtung und ihre Nach-
behandlung. Jede neue Gasbildung, jede Ödembildung und
Hautverfärbung zwingt zu sofortigem Eingreifen. Die Wunden
sollen ruhig und stets gut zugänglich gelagert werden. Vor
allen Maßnahmen ist zu warnen, die einen Druck, eine Ischiämie
verursachen. Sehr zu empfehlen ist nach Wieting (2) die
feuchte, halboffene Wundbehandlung. Wieting hat die Dakin-
sche Lösung bevorzugt und rät auch zu 10°/,igem Jodoformglycerin,
als einem der besten fäulniswidrigen Mittel.
In Fällen überstandener Gasbacilleninfektion ist wegen der
Gefahr des Erwachens einer latenten Infektion zu raten, nicht ZU
früh operative, etwa reparatorische Eingriffe wie Nachamputationen
usw. vorzunehmen.
Inwieweit können die operativen Maßnahmen durch konseT-
vative Mittel ergänzt oder vermieden werden? Letztere
haben alle den Zweck, die Wundverhältnisse möglichst günstig ZU
gestalten und auf die Bakterien beziehungsweise ihre Toxin®
direkt einzuwirken. Die Stauung hat den Zweck, die Turgescen2
zu vermehren und den Sekretstrom zu steigern, wodurch die
toxischen Stoffe ausgeschwemmt werden. Bei der Dauerstauung
bleibt die Gummibinde 6 bis 14 Tage liegen; im wesentlichen sol
sie zwar eine prophylaktische Maßnahme sein; doch nao
Sehrt (2) hat die Dauerstauung auch bei ausgebrochener as
phlegmone die beste Wirkung. Die rhythmische Stauung WI
noch intensiver, ist aber viel umständlicher. Eine Stauung nr
drei bis sechs Tagen hat nach Thieß (2) im allgemeinen genügt,
die Gasphlegmone so weit zu beeinflussen, daß weitere Maßnahmen
nicht mehr erforderlich waren. Bier (2) hat die Gasphlegmone
‘ der Extremitäten fast ausnahmslos ohne jede Operation dureh
konservative Verfahren geheilt. Nach Wieting und anderen
Autoren: (2) ist die Bier-Thießsche Stauung sehr willkommen ZU
Oa’ Fet e tL
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lußbedingung |
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ie Muskel i f-
70 Gasknisten 5
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ch wiedert f. ->
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E=
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_ eine Niere, während die andere, abgesehen von Gefäßveränderungen
‚größten Teil unverändertes Parenehym aufweist.
Schrumpfungsherde in der Niere auf eine primäre Arteriosklerose der
“Nach einer Demonstration in der Berliner Medizinischen Gesellschaft
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| Jinai a en A. 1919: —> _ iRDIÄINISCHE. KLINIK — Nr i te en EEE: Bee
Ba Klap p.(1) sah gute Erfolge‘ von der Boae mit
- Vuciu, Frische Fälle von Gasbrand. wurden nach Ausschneiden
‚ der ‘Wunde mit sehr reichlicher Umspritzung (1/, bis 1 1) beban-
delt. . Die Einspritzungen müssen ' zunächst täglich wiederholt-
werden. Auch schwerere Infektionen wurden auf diese: Weise
günstig beeinflußt.
‚beobachtet und nicht behandelt. |
Da es sich. bei der Gasbacillentoxhämie um eine Kohlen-
säureintoxikation handelt und bei einer Anzahl moribunder Gas-
brandpatiėnten ein intensiver Acetongeruch wie beim .diabetischen
Koma bestand, empfiehlt Denk (2) eine Alkalitherapie in Form
von 1/2% iger Sodalösung subeutan und daneben reichliches Trinken-
lassen von Mineralwasser oder intravenöse Applikation isotonischer .
'Sodalösung. Die symptomatischen Mittel dürfen natürlich nicht. - .
vernachlässigt werden: Digitalis und Coffein bei Herzschwäche,
| Jodkali bei Lungenkomplikationen und Chinin..
Bekämpfung, ohne daß aber dadurch "die agds Therapie in
den Hintergrund gedrängt oder gar ersetzt werden könnte. Jeden-
falls muß die. Stauung mit Vorsicht geübt werden und verlangt
Erfahrung, da sie das Gewebe .in 'seiner Ernährung schädigen und
auch Thrombosen erzeugen, ‚könnte; ‚außerdem verdeckt sie das |
Krankheitsbild.
In ähnlicher Weise wje die Stauung wirkt- die Saugung. 5
Die aktive Hyperämie, die durch Reizmittel erzeugt wird,‘ kann
bei der Gasphlegmone Nutzen schaffen durch die bessere Durch-
blutung des Gewebes, die stete Gegenwart stark sauerstoffhaltigen’
Blutes, den angeregten Stoffwechsel und . die verstärkte An-
schwemmung. In erster Linie sind hier heiße Seifenbäder, Senf-
bäder und Leinsamenkataplasmen zu empfehlen. . Hierfür eignen
sich die noch mehr lokalisierten Formen .und ferner alle Formen
am Rumpf, wo eine radikale Therapie ausgeschlossen ist. Auch
das Heißluftbad, Föhn-, Scheinwerfer- und Diathermiebehandlung |
sind empfohlen w orden. - Die Prognose hängt im wesentlichen wie bei allen In-
Teils prophylaktisch, teils therapeutisch wurde das Rausch- | fektionskrankheiten von der- Virulenz der Bakterien und von der
brandserum angewandt. Über die Wirksamkeit läßt sich jedoch Widerstandskraft des Organismus ab. Die richtige Therapie ver-
nicbts Sicheres sagen, da die Erfahrung zu gering ist. Ungünstig | mag die Prognose ganz erheblich zu verbessern.. a
für de Serotherapie ist der Umstand, daß die. Bakterien- Man soll stets für Durchführung einer Absonderung der Gas-
stämme so außerordentlich verschieden sind, sodaß nur. polyvalente phlegmonen sorgen und besonders der sofortigen und gründlichsten
Sera Aussicht. auf Erfolg zu haben scheinen. ‘Jetzt werden nur | Beseitigung der gebrauchten Verbandstoffe und der, exaktesten
noch letztere angewandt; sie. werden besonders auch prophy- | Desinfektion gebrauchter Schienen und Instrumente größte Auf-
laktisch angewandt bei allen. Wunden, die zur Gasbacilleninfektion | merksamkeit schenken.
| Literatur: 1. Klapp, D. m. W. 1917, Nr. 44. — 2. Wieting, D. Zschr.
prädisponiert sind. Ein endgültiges Urteil steht jedoch noch aus. |
Chir., August 1917, Bd. i41, H. i bis 2, — 3. Kehl, ebenda, Dezember 1817.
2, H. 5 bis 6. — 4. Siegert, ebenda. — 5. Stemmler, ebenda, Februar
Die antitoxischen Sera müßten — wenigstens theoretisch — zu | Ba yo
; Tox- | 24
großen Hoffnungen berechtigen, 08 ja im w esentlichen eine Ox- | 1918, Bd. 143, H. 3 bis 6. — 6. Derselbe, ebenda, März 1918, Bd. 144, H 3 bis 4.
| — 7. Laewen und Hesse, ebenda, zen 1918, Bd. 144, H. 5 bis 6.
hämie vorliegt. |
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch ERERGPABEISCHE Notizen.)
der Hautlappen ringsum. mit großer Genauigkeit mittels einzelner Nähte
mit feinstem Catgut befestigt.
A. Bornstein (Hamburg) : Die Absturzerkrankung der Taucher.
- Die Absturzerkrankung läßt sich: darauf zurückführen, daß beim Ab-
sturz unter gewissen Bedingungen im Taucherhelm ein - Unterdruck
‚entstebt;. Kopf und Lunge stehen unter einem geringeren Druck, als
"ihrer Lage unter Wasser entspricht.
W. Arnoldi: Der RN-Gehalt des Blutes bei. Sekretionsneurosen
des Magens. Bei einer Reihe von Männern im Alter von 19 bis
47 Jahren, bei denen eine Hyper- beziehungsweise Anacidität festge-
stellt worden war, ferner zum Vergleich bei ‚klinisch magengesunden
Personen untersuchte Verfasser den RN-Gehalt des Blutes in der
Nüchternheit nach der makrochemischen Methode. Die RN-Werte lagen
-weit unter’ der Norm, nämlich 11,6 (6,7. bis 17,5 in den Extremen) ;
nach Abrechnung: einer Anzahl äußerst: niedriger Werte 13,5.. Ähnliche
Zahlen, 12,9 im Durchschnitt, sah Verfasser bei Anaciden (9,3 bis 20,2).
Dagegen zeigten die Hyperaeiden eine deutliche“ Tendenz zu höheren
Werten, nämlich 17,4 im Durchschnitt. Wenn man einen Verdünnungs-
‚versuch, ähnlich wie bei der Untersuchung Nierenkranker, bei Hyper-
aciden anstellt, siebt man vielfach‘ eine überschießende Wasseraus-
‚scheidung, was auf eine erhöhte Reizbarkeit des Nervengefäßgebiets,
im ganzen einen erhöhten Vasomotorentonus mit u: der
Berliner: klinische Wochenschrift 1918, Nr. 50.
Bumke” (Breslau): _Suggestibilität, psychogene Reaktion und
hysterischer Charakter. Vortrag, gehalten in der Sitzung der medizini-
schen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur
zu Breslau am 28. Juni 1918. Siehe Vereinsbericht.
Melchior: Kriegschirurgische Erfahrungen und Eindrücke bei
der Sanitätskompanie. Bemerkungen zur Frage der operativen Wund-
versorgung des Shocks, der Gliederabsetzungen und der Blutung. Die
beste Prophylaxe gegen die Entwicklung des Shocks stellt. die früh-
zeitige Schaffung glatter Wundverhältnisse. dar. Die Mißstände des
/irkelschnittes werden durch grundsätzliche Anwendung von. Lappen-
Schnitten in idealer Weise vermieden. Nach vorausgegangener arterieller
Blutung darf die kunstgerecht ` ‚angelegte Konstriktion nicht eher
abgenommen werden, als bis die "Möglichkeit zu sofortiger operativer
Versorgung besteht, das heißt erst auf dem Operationstische selbst.
Oskar M eyer (Stettin): Zur Kenntnis der juvenilen Arterio-
sklerose. Im beschriebenen Fall ist, die: Schrumpfung' konzentriert auf
und einzelnen gröberen- Narben, makroskopisch und mikroskopisch zum
Auch in der stark
geschrumpften Niere sind die Glomeruli zum größten Teil intakt, es
finden sich nur im Bereich der Narben verhältnismäßig spärlich hyalin
geschrumpfte Glomeruli. Damit ist erwiesen, daß die Nierenschrump-
fung nicht als Ausgang einer diffusen Glomerulonephritis angesehen
werden kann. Ebenso erscheint es aber ausgeschlossen, ‘daß die
Reizschwelle hinweist. , |
Theodor Cohn (Königsberg): Uber Syphilis der Prostata.
Nach dem Untersuchungsbefund und Verlauf hat im vorliegenden Fall
eine luetische Entzündung des linken Vorsteherdrüsenlappens, Prostatitis
gummosa, bestanden. 15 Jahre nach. der Ansteckung entwickelte sich
im Laufe von mehreren Monaten eine örtlich begrenzte Entzündung. der
Drüse. Sie bewirkte eine Erschwerung der Erschlaffung des Blasen- .
schließmuskels, somit der Blasenentleerung bis zur völligen 'Harnver-
haltung, gleichzeitig auch Erschwerung und Schmerzhaftigkeit der Stuhl-
entleerung. Das gummöse Drüsengewebe -samt bedeckender Blasen-
schleimhaut zerfiel geschwürig. Speeifische Behandlung durch Sal-
varsan und Quecksilber brachte das Geschwür zur Heilung. Die binde-
am 6. November 1918. Siehe Vereinsbericht.
Friedrich Karl: Erfahrungen _ über Gasödewerkrankungen gewebigen Veränderungen in der Drüse und Drüsenlager blieben
im Felde, Vortrag, gehalten in der Berliner Medizinischen Gesellschaft | bestehen. ER |
am 6. November 1918. Siehe Vereinsbericht. Ä Neumann: Die ärztliche Tätigkeit bei den Fürsorgestellen für
J. F. S. Esser (Berlin): Schwerer Verschluß einer Brustwand- Kriegsbeschädigte. Es ist .eine Forderung, die erhoben werden muß
perforation, Oberhalb der Wunde wurde unten gestielt ein Hautlappen | im Interesse der Kriegsbeschädigten selbst, daß ihnen bei den amt- .
umschnitten. Dieser Lappen wurde im Zusammenhang mit dem trans- | lichen Fürsorgestellen ärztlicher Rat zuteil wird. "Solange wir noch
plantierten Fett und darunter befindlichem lockeren Gewebe und |- kein Reichsamt für Kriegsbeschädigtenfürsorge besitzen, sind die amt-
ascie lospräpariert und nach unten geklappt in das Loch. Die Ränder | lichen Fürsorgestellen nur ein Notbehelf. Aber auch dieser Notbehelf .
muß mit Ärzten ausgestattet sein, Dazu eignen sich Ärzte, die in einer
Gefäße zurückzuführen sind. Als wahrscheinlichste Deutung’ der Patho-
‚genese der Nierenschrumpfung bleibt die Annahme übrig, daß wir es
mit dem Narbenstadium einer Pyelonephritis oder interstitiellen Ne
phritis zu tun haben, die in früherer Kindheit überstanden worden ist.
Zadek (Neukölln) : Erythromelalgie bei Polycythaemia vera.
‚der Öffnung wurden wund gemacht durch Abtragung einer Schicht, und
Foudroyante Fälle von Gasbrand wurden nicht .- 7
“ der speeifischen Erreger im strömenden Blut).
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04 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
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Kriegsbeschädigtenfürsorge Erfahrung haben und die man anstellen
muß. Diese ärztliche Versorgung ist notwendig für die Kriegsbeschä-
digten selbst, die uns Ärzte noch jahrzehntelang beschäftigen werden.
t a Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1918, Nr. 50.
Oscar Vulpius: Zur Technik der Frakturenbehandlung. lür die
einzelnen Frakturen wird die Versorgungsart im Transportverband
und im Behandlungsverband getrennt besprochen. Für den Trans-
portverband stehen uns der Schienen- und der Gipsverband zur
Verfügung. Der Verfasser verwirft mit geringen Ausnahmen den Gips-
verband zu diesem Zweck. Denn die Anlegung des Gipsverbandes er-
fordert gute Technik, gutes Material, gute Assistenz und Zeit. Es wird
eine übersichtliche Zusammenstellung bewährter Schienenverbände
für Transport und Behandlung der Frakturen langer Extremitätenknochen
gegeben. B
Hermann Lüdke (Würzburg): Über die epidemische Meningitis.
Unter den Zeichen der allgemeinen Vergiftung bei der Meningitis sind
besonders die Exantheme bervorzubeben. Genetisch ist das Meningitis-
exanthem nichts anderes als eine Metastasierung der Meningokokken
in der Haut und den serösen Häuten, also als das äußere Bild eines
septischen Vorgangs aufzufassen. Auch die epidemische Meningitis
kann zu einer Meningokokkämie führen (daher auch der direkte Nachweis
Dabei können die
Meningokokken beim Lumbalpunktat fehlen. Auch andere, nicht
specifische Bakterien im strömenden Blute (Staphylococcus aureus,
Streptokokkus) können zur Sepsis neben der Meningitis führen. Das
klinisch einheitliche Krankheitsbild der Meningitis und auch des
Meningismus (das heißt ähnliche Symptomenbilder einer bakteriellen
Spinalerkrankung) werden durch differente Erreger verursacht
(Weichselbaumscher Meningokokkus, Pneumokokkus. Diplococcus flavus
Diplocoecus mucosus). Andererseits gibt es auch Meningokokken-
erkrankungen ohne Meningitis, das heißt ohne specifische Erkrankung
der nervösen Centralorgane. Nützlich allein ist bei der Meningitis die
Therapie, die eine rasche und ausgiebige Vernichtung der Keime am
Infektiönsort bewirkt. Gründliebe und oft wiederholte Entleerungen
des Lumbalkanals nützen weit mehr als die intralumbalen Injektionen
der erprobtesten Serumarten. Tägliche Punktionen von 50, bisweilen
80 cem Lumbalflüssigkeit wurden vom Verfasser in 26 Fällen mit besten
Erfolgen ohne Schaden vorgenommen. In 14 Fällen trat vollkommen
Genesung ein. Meist war schon nach zwei und drei ausgiebigen
Punktionen eine heilende Wirkung deutlich festzustellen.
= W. Unverricht (Berlin): Zur Verdeutlichung leichter Lungen-
spitzendämpfungen. Empfoblen wird unter anderem die Perkussion
beim Atemstillstand, wodurch die Feststellung kleiner Schall-
verkürzungen unterstützt wird. Die Lungenspitzenperkussion ist im
wesentlichen eine Vergleichsperkussion, darum ist dabei eine an-
nähernd gleiche Luftfüllung der Spitzen Bedingung. Bei der
üblichen Methodik atmet aber der Patient während der Perkussion ein
und aus, dabei wird häufig eine Spitze in der Inspirations-, die andere
in der Exspirationsphase perkutiert. Annähernd gleiche Luftfüllung ist
aber bei Atemstillstand gewährleistet. Am zweckmäßigsten wird in
verschiedenen Respirationsphasen untersucht.
Nie. Haase und Wohlrabe: Über das Blutbild der Influenza.
| Im Beginn der Influenza fand der Verfasser sehr oft eine Leuko-
penie (vielfach mit einer prozentualen Vermehrung der polymorph-.
kernigen Leukocyten). p
Fritz Brüning: Ôsophagotomie oder Extraktion mittels des
Ösophagoskops bei eingekeilten Fremdkörpern in der Speiseröhre und
Bemerkungen über Carotisunterbindungen. Es handelte sich um eine
Nadel, die die Speiseröhrenwandung perforiert hatte, zur Hälfte aus-
getreten war und zur anderen Hälfte noch in der Speiseröhre steckte.
In solehen Fällen kann nur die Ösophagotomie in Frage kommen.
Bei der Extraktion der Nadel mit dem Ösophagoskop besteht die
Gefahr einer tödlichen Verletzung (Blutung). Die Ösophagoskopie
schafft eben nicht genügend Klarheit über die schon bestehenden
Mitverletzungen, abgesehen von den Gefahren, die die Extraktion mittels
des Ösophagoskops an sich mit sich bringt, besonders bei größeren,
zackigen Fremdkörpern. Die Extraktion eingekeilter Fremdkörper
mittels der Ösophagoskopie ist daher unbedingt zu verwerfen bei
allen festen Fremdkörpern mit unebener oder gar zackiger Oberfläche
(z. B. Knochenstücken, Gebißteilen, Nadeln usw.). Sie darf versucht
werden bei Tremdkörpern mit glatter Oberfläche (z.B. Münzen, Steinen
usw.) oder ‘bei weichen Fremdkörpern (z. B. Fleischklumpen). Doch
auch bei diesen nur innerhalb der ersten zwei bis drei Tage. Später
muß ösophagotomiert werden, um Sicherheit zu haben, daß nicht
eine Druckgangrän an der Ösophaguswandung eingetreten ist.
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5. Januar.
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(Auf diese absolute Sicherheit kommt es an; bei der Ösophagoskopie aber
würde man sich in dieser Beziehung auf sein „Glück“ verlassen.) In
dem mitgeteilten Falle, der durch die Ösophagotomie zur Heilung kam,
mußte im Laufe der Behandiung die Carotis communis unterbunden
werden, die auch in der Folgezeit nicht die geringsten Erscheinungen
nach sich zog. Dagegen hat der Verfasser einen Fall beobachtet, wo
die doppelseitige prophylaktische Unterbindung der Carotis externa
den Tod herbeigeführt hatte. (Die Todesursache war ein Gehirnödem
infolge plötzlicher starker Drucksteigerung im Gebiete der
Carotis interna durch die doppelseitige Unterbindung, also durch
die Ausschaltung eines beträchtlichen, dem Herzen nahegelegenen Ge-
fäßgebiets.) Ein solcher Eingriff ist also zu unterlassen. Aber die ein-
seitige prophylaktische Unterbindung der Carotis externa (z. B. bei
Oberkieferresektionen) ist durchaus zu empfehlen.
Dannehl: Herzdiagnostik des Truppenarztes im Felde. In
zweifelhaften Herzfällen ist für die Beurteilung der Dienstfähigkeit
im Kriege lediglich die festgestellte Leistungsfähigkeit des Herzens
ausschlaggebend. Deren Feststellung erfolgt recht gut durch die Beob-
achtung solcher Leute im Dienst. Findet man den typischen
Symptomenkomplex eines gut kompensierten Herzklappenfehlers
— ohne ihn, also z. B. auf ein isoliertes systolisches Geräusch
hin, sollte niemals ein Herzklappenfehler diagnostiziert werden —
so wird in der Regel von der Frontverwendung des Mannes abzusehen
sein. Auch bei klinisch anscheinend pathologischen Befunde kann
vollkommen gute Leistungsfähigkeit des Herzens vorhanden sein. Ein
außerhalb der Brustwarzenlinie liegender Spitzenstoß beweist nicht ohne
weiteres eine Herzvergrößerung, namentlich nicht bei Nervösen. Es
gibt auch scheinbare Herzvergrößerungen, hervorgerufen durch aufge-
triebenen Leib und Zwerchfellhochstand. Aber auch bei ein-
wandfrei festgestellter Herzvergrößerung kann die Funktion gut sein. Alle
Schwerarbeiter mit mächtiger Gesamtmuskulatur haben auch entsprechend
. große Herzen. (Allerdings braucht das hypertrophische Herz seine Reserve-
kräfte verbältnismäßig leicht auf, und die Riesenherzen der meisten
Berufsathleten versagen oft sehr frühzeitig.) Pulse von 120 und mehr
Schlägen in der Minute sind bei Nervösen keineswegs selten. Die nach
10 bis 20 tiefen Kniebeugen eintretende Tulsbeschleunigung soll
normalerweise nicht über 30 bis 40 Schläge in der Minute gegenüber
der Ruhe betragen und in ein bis zwei Minuten zur Ruhezahl zurück-
geben. Nervöse zeigen recht häufig vorübergehende erhebliche
Blutdruckerhöhungen. Nicht jedes dem tastenden Finger härter als
normal erscheinende Gefäß ist auch pathologisch-anatomisch verändert,
und vor allem braucht der Starrlleit peripherischer Arterien
keineswegs stets eine solche auch der centralen zu entsprechen.
(Starre, geschlängelte Arterien bei Leuten über 35 Jahren mit
entsprechendem Herzbefund und konstant gesteigertem Blutdruck
dürften als Präsklerose anzusehen sein.) Sofort nach den Kniebeugen
lasse man laut zählen und achte auf die durch Atembeschwerden
erzeugte Zählpause, Blasseres oder livideres Aussehen des Gesichts
nach dieser körperlichen Arbeit, zumal bei Abnahme der Pulsspannung,
sprichtfürschwereHerzinsuffizienz. Zu unterscheiden sind die nervösen
Herzbeschwerden (nur im Rahmen allgemeiner Nervosität) von den
ernsteren Herzneurosen (ein mehr selbständiges Leiden, meist dem
Bilde der Herzschwäche entsprechend, tritt oft ganz unabhäng!ßS
von psychischen Einflüssen, z. B. mitten in der Nachtruhe, auf).
Johannes Becker (Halle a. S.): Über Nierenechinokokken.
Ausführliche Mitteilung eines Falles von unilokulärem , EchinokokKus
der rechten Niere.
Siegmund Kornfeld (Wien): Psychologie der moral insanity.
Ebenso wie das Fehlen aller moralischen Gefühle war auch das Fehlen
der Furcht bis in die Anfänge des bewußten Seelenlebens zurück
nachweisbar. Dieser Defekt war in allen einwandfreien Fällen von mora
insanity konstant. Das Fehlen der Furcht und der damit im Zu-
sammenhang stehende Mangel an Reflexion hat zur Folge, daß die
Unlustgefühle, die sich beim normalen Menschen in der Regel an das
Überblicken aller möglichen Folgen seiner Handlungen und Unterlassungen
knüpfen, nicht auftreten. Die Furcht vor den Folgen der eigenen
Handlungen für das eigene Wohl und das Wohl des Nebenmenschen
taucht gar nicht auf, und damit kommt ein im normalen Seelenleben
wichtiger Regulator gar nicht zur Geltung. Auch die milderen
Formen der Angst, wie z. B. Scham, Verlegenheit, Besorgnis, sich herab-
zusetzen, fehlen vollständig. Dagegen sind Affekte, wie Un-
geduld, Ärger, Zorn, vorhanden. Die Affekte der A n g st gruppe führen i
aber zu einer Vertiefung, Verfeinerung, Verinnerlichung des Seelen-
lebens, die der Zornesgruppe zu dessen Vergröberung. Veräuber-
lichung. Der Verfasser bezeichnet daher die Affekte der ersten Art
als „Füllungsaffekte“, die der zweiten als „Entleerungsaffekte” Mit
der Ausbildung eines Innenlebens beginnt aber erst die Ausbildung
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Prell für Chlamydozoen (tierische Organismen), er glaubt, daß damit
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Isolierter Aortenstenose mit Berücksichtigung des Elektrokardiogrammıs,
Sche Registrierungen bestätigt werden. Das Herzgeräusch fand sich -
„das Röntgenbild, das eine deutlich
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der Geschwulst |
‘die Heilaussichten von vornherein schlecht. Nur eine vorübergehende
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sittlicher Gefühle. Wo daher von Hause aus Affekte der Angstgruppe
fehlen, sind die Voraussetzungen zur Entstehung sittlicher Gefühle
nicht gegeben, und damit kann auch kein moralisches Handeln zustande
kommen. u FRE
Schulte-Vennbur: Situs inversus totalis. Die Röntgen-
durchleuchtung ergibt: Der Herzschatten ‘liegt ganz . nach rechts. Die
linke Zwerchfellkuppe steht etwas höher als die rechte. Unter der linken
Kuppe sieht man auf dem Röntgenschirm ein gleichmäßiges dunkles
Feld, das dem Bilde des Leberschattens in umgekehrter Lage entspricht,
unter der rechten Kuppe ein kleineres, der Magenblase entsprechendes,
unregelmäßig helles Feld. Nach Verabreichung von Wismutbrei wird
der Magen als dunkler Schatten auf dem Schirm sichtbar, er liegt in
normaler Höhe in der rechten Oberbauchgegend, die große Kurvatur
nach rechts, die kleine nach links gewandt. Der Träger dieser -Miß-
bildung wurde davon subjektiv nicht belästigt, konnte jahrelang einem
Beruf nachgehen, der an die inneren Organe infolge reichlichen Alkohol-
und Tabakgenusses sehr hohe Anforderungen stellte, verbrachte seine
zweijährige aktive Dienstzeit ohne Beschwerden und war schließlich im
Kriege an der Front fast vier Jahre lang allen Anforderungen ge
wachsen. A: Far
Pick: Beitrag zu den Spätgaserkrankungen der Augen. Objektiv
nachzuweisen war ausschließlich eine Veränderung der Hornhaut. Die
Behandlung bestand vor allem in Einstreichen von alkalischer Augensalbe.
Ladislaus v. Rhorer (Budapest): Sensibilisierung gegen
Röntgenstrahlen. Um die therapeutische Wirkung der Röntgenstrahlen
in tiefer liegenden Organen zu'erhöben, empfiehlt der Verfasser die.
künstliche Vermehrung der Absorption der Röntgenstrahlen
in dem zu verwüstenden Gewebe. Denn nur der absorbierte Teil der
Strahlung vermag eine Wirkung zu entfalten. (Auch bei der optischen
Sensibilisation der photographischen Platten wird durch Zugabe ab-
sorbierender Farbstoffe die Wirkung erhöht) ur
Saalmann (Königsberg i. Pr.): Zur Versorgung unserer Kriegs-
verletzten mit Ersatzgliedern. Bandagen, Armgerät und Ansatzstücke
sind so zu bauen, daß die Verwendbarkeit dieses Normalersatzarmes
für die Verrichtungen des täglichen Lebens, für landwirtschaftliche,
für gewerbliche Arbeiten und zur Not auch für nicht handwerkermäßige,
also höhere Berufe gewährleistet ist. Zu prüfen ist die Frage der.
Konstruktion eines Einheitsarmes und erstrebenswert ein möglichst
einheitliches, gleiehmäßiges Verfahren in der Behandlung der
schwer Kriegsbeschädigten. F. Bruck.
Operation. auf dié Annahme eines Tumors im allgemeinen beschränken.
Nur wenn sich die Geschwulst gleichzeitig nach außen entwickelt und
in der Nähe der Wirbelsäule Schwellungen verursacht, kann die Natur
des Tumors durch eine Punktion sichergestellt werden. `. >
-> G Zuelzer: Die Untersuchung des Exanthems bei latentem
Fleckfieber und bei Malaria nach der Weißschen Capillarbeobachtungs-
skopisch durch ein ganz besonders geartetes, bei allen übrigen akuten
von Venengeflechten oberflächlicher Venen aus. - Auch das Malaria-
exanthem, das mit einfacher Marmorierung der Haut verwechselt wer-
morierung differenzierbar;
. vor als bei der normalen
| sache ein quantitativer. Nur die äußersten Schlinge
jedoch keine tiefer liegenden Gefäßbildungen, R pe |
Hermann Werner Siemens: Über die Grundbegriffe der.
modernen , Vererbungslehre, Die Erhaltung einer Rasse geschieht in’
erster Linie durch Fortpflanzung. Wo die Fruchtbarkeit der Besten zu
ihrer ‘Erhaltung nicht mehr genügt, wo die Tüchtigsten aussterben, da
kommt es zum „Rassenverfall“. Deshalb sind auch die Griechen zu-.
grunde gegangen trotz ihres hervorragenden Sportes und ihrer. vor-
bildlichen Körperpflege. Gelingt es nicht, dem fortschreitenden Aus-
sterben der wertvollsten, leistungsfähigsten Erbstämme der weißen Rasse
Haut; der Unterschied ist aber in der Haupt-
n sind. sichtbar,
W. Eisenhardt (Königsberg):... Bericht über eine kleine
Trichinoseepidemie. Von den Krankheitssymptomen sind besonders
-wichtig die stets beobachtete Senkung des Blutdrucks und eine starke
der neutrophilen polynucleären Leukocyten einherging. Therapeutisch
empfiehlt sich ganz -besonders Thymolii
zwar zwei- bis dreistündlich 0,5. er f
~... Ph 0. Süßmann (Würzburg): ‚Beitrag zur Frage der Permea-
bilität der intakten Haut für Bleiverbindungen. In vier Versuchen an
Katzen fand keine nennenswerte Aufnahme von fettsaurem Blei- durch -
die, Haut statt. Se Br un
- Erich Gabbe (St. Blasien): Erfahrungen in der diagnostischen
und therapeutischen Anwendung der Deycke-Muchschen Partialantigene
bei der Lungentuberkulose. Die Intracutanreaktion mit den Deycke-
Muchschen Partigenen läßt sich bei Lungentuberkulose weder
‘diagnostisch noch prognostisch verwerten. Therapeutisch angewandt
scheinen die Partigene die Heilung in einzelnen Fällen zu begünstigen.
Mit Sicherheit läßt sich aber ein nennenswerter Einfluß dieser Be-
handlung noch nicht ‘erkennen. Bei den für die Partigentherapie in
der Gebrauchsanweisung empfohlenen Dosen treten häufig den Verlauf
der Krankheit ungünstig beeinflussende Herdreaktionen von sehr |
protrahiertem Verlauf auf. Ein Übersehen dieser oft schleichend ein- `
setzenden Reaktionen und eine Weiterbehandlung mit Partigenen kann
dann zu schwerer Gefährdung der Kranken führen. S u
Münchener medizinische Wochenschrift 1918, Nr. .50.
Th. Christen, H. Hertenstein und Bergter: Neue
Fortschritte der Diathermie.. Beschrieben wird ein neuer Diathermie-
apparat mit Elektronenröhre, der namentlich bei geringen Wider-
ständen beträchtlich höhere Stromstärken. gibt. u |
~ A. Binder (Barmen) und Heinrich Prell (Tübingen): Sta-
dien zur Atiologie der Influenza. In Schnittpräparaten der pneumo-
nischen Lunge von Influenzakranken fand Binder konstant in größeren
Gruppen angeordnete rundliche oder unregelmäßig gestaltete Körperchen,
die bei den nicht durch. Grippe hervorgerufenen Pneumonien fehlten.
0b sie den Erreger selbst darstellen. oder Reaktionsprodukte dieses
sind, läßt sich nach diesem Autor auf Grund der rein mikroskopischen
Befunde noch nicht mit Sicherheit entscheiden Diese Gebilde hält
Auge. Gewöhnlich handelt es: sich um die feinen und -leicht zer-
brechlichen. Haare der Raupe des Prozessionsspinners.- In dem vor-
liegenden Falle aber wufde das Auge geschädigt durch die dicken, .
mehr borstenartigen und nicht so leicht zerbrechlichen Haare einer
| Bärenraupe, die die Gewebe weniger leicht durchdringen und daher.
weniger schwere Erscheinungen verursachen als jene anderen. |
Knud Ahlborn: Einige klinische Beobachtungen bei der -
sogenannten „Spanischen Grippe“. In einer Reihe von. Fällen fand sich
eine merkwürdige Pigmentierung der Leukocyten. Die sonst bei der:
Färbung nach Giemsa nahezu farblos bleibenden Protoplasmaleiber der
weißen Blutkörperchen ` waren mit schwarzen Pigmentkörnchen
(von der Größe der roten Körner in. den eosinophilen Zellen) aus-
gefüllt, sodaß sich der violett gefärbte polymorphe Kern gegen den `
Untergrund der Pigmentmasse. nicht wie sonst dunkler, sondern viel-
mehr heller abhob. ee
Neumann: Zur Organisation der Kriegsbeschädigtenfürsorge.
Die Dienstbeschädigungsfrage ist ohne ärztliche Mitwirkung gar
nicht zu lösen. Nur der Arzt kann den Einfluß einer bestimmten
dienstlichen Veranlassung oder allgemeiner dienstlicher Verhältnisse
auf die Entstehung oder. Verschlimmerung der Krankheit feststellen.
Ludwig Kroeber (München): Über irreführende Geheim-
mittelbezeichnungen. Durch die Bezeichnung „Frangulose“ wird die
Vermutung erweckt, als.ob es sich dabei: um eine durch Isolierung.
bestimmter Inhaltsstoffe der Faulbaumrinde besonders wirkungsvolle
der eigentliche Erreger der Influenza gefunden sei, für den er die Be-
zeichnung Aenigmoplasma influenzae vorschlägt. Auf diesem von Chla-
mydozoen vorbereiteten Boden können sich Bakterien sekundär ansiedeln,
vielleicht auch der Pfeiffersche Influenzabacillus. |
A. Böttner (Königsberg): Über einen Fall von jugendlicher
der Spitzenstoß- und Pulskurven.. Eine bei. der Stenose der Aorta ge-
wöhnlich gleichzeitig vorhandene Insuffizienz fehlte hier. Die klinische
Diagnose der völlig kompensierten Aortenstenose konnte durch grapbi-
am Kardiogramm lediglich in der systolischen Phase der Kurve
markiert, Kern | I
~ OttoBrösamlen (Tübingen): Echinokokkus der Lendenwirbel- .
säule mit Läsion der Cauda equina.- -Der ganze Symptomenkomplex
(unter anderen sehr heftige Schmerzen neuralgischer Art im Nervus
ISchiadieus und im Versorgungsgebiet der Sakralmuskeln) machte das
Vorhandensein einer raumbeschränkenden Affektion im Bereich der
Canda equina wahrscheinlich: Gesichert wurde die Diagnose durch
e Aufhellung im Bereiche des vierten
und fünften Lendenwirbelkörpers zeigte. Bei der großen Ausdehnung
a o.
ERS 3
‘und der Unmöglichkeit radikal zu operieren, waren `
Besserung war daher zu’ erzielen. Die Diagnose mußte sich vor der
methode. Das 'akute'Fleckfieberexanthem zeichnet. sich capillarmikro-
‘Exanthemen und Erythemen nie zu beobachtendes starkes Hervortreten —
den kann, ist nach der Weißschen Methode objektiv von der Mar-
Das Capillarnetz tritt weit deutlicher her-
Halt zu gebieten, so werden die Asiaten an deren Stelle in Europa treten.
Eosinophilie, die meist mit einer gleichzeitigen absoluten Vermehrung -
nnerlich in Oblaten, und
Hilbert: Keratitis durch Einwirkung von Raupenhaaren auf das— =
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` 96 1918 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
5. Januar.
ı Darreichungsform dieser handele. Auf Grund der Angaben auf der
Packung liegt aber eine Verquickung von Extractum Frangulae aquosum
und Phenolphthalein aa 0,1, also eine Kombination der für sich allein
zuverlässig und mild wirkenden Faulbaumrinde mit dem nicht un-
bedenklichen Phenolphthalein vor. Die Faulbaumrinde bedarf aber
keiner zweifelhaften Unterstützung durch die Beigabe eines drastischen
Mittels. Auch die amerikanische Faulbaumrinde, Cascara sagrada, wird
mit Unrecht vor der einheimischen bevorzugt. F. Bruck.
Wiener klinische Wochenschrift 1918, Nr. 45 bis 47.
Nr. 45. Thausing: Über eine Voraussetzung aller Tuberkulose-
bekämpfung. Verfasser sucht Anhänger für eine Bodenreform im Sinne
einer Bodenwertssteuer zu gewinnen. Er hofft, auf diesem Wege der
Bodenspekulation und dem damit im Zusammenhang stehenden Bau
der großen Zinskasernen wirksam entgegentreten zu können, indem er
davon ausgeht, daß die Lösung des Wohnungsproblems, das nichts
anderes ist als die uralte Bodenrechtsfrage, die Tuberkulosetherapie in
" allergroßartigstem Maßstabe wäre.
Jaffé: Zur pathologischen Anatomie der Influenza 1918. Es wurden
120 Sektionen an Grippe Verstorbener gemacht. 61° der Gestorbenen
war zwischen 20 und 30 Jahren alt, 26% zwischen 30 und 40 und 13%
zwischen.40 und 50. — Das anatomisch-pathologische Bild kennzeichnet
sich als eine schwere, allgemeine Infektion des Körpers mit Hervor-
treten der entzündlichen Veränderungen der Atmungsorgane, die meist
schon in der Luftröhre beginnen, sich bis in die feinsten Verzweigungen
der Bronchien fortsetzen und zu hämorrhagischen, oft frühzeitig
abscedierenden Infiltrationen führen. Diese Neigung zu Blutungen findet
sich auch in den anderen Organen, im Gehirn, in den Muskeln, in den
serösen Höhlen, in den Schleimbäuten des Magens, des Nierenbeckens,
der Harnblase. Bemerkenswert ist der Befund an der Trachea: in ibrem
unteren Teile ist sie häufig mit einem abwischbaren bläulichen Belag
besetzt, der aus abgestorbenen Epitbelzellen besteht. In einem Viertel
der Fälle bestand ausgesprochene Membranbildung. — Die mitunter
auftretende lobäre Pneumonie ist durch eine auffallende Buntheit der
Schnittflächen gekennzeichnet, die graugelb, graurot, marmoriert aussieht;
ferner finden sich auch in diesen Fällen in anderen Lappen meist typische
iobuläre Herde.
Kreuzfuchs: Röntgenunftersuchung Schwerverletzter und Ex-
tendierfer im Krankenzimmer. Kreuzfuchs empfiehlt die Herstellung
eines Handbetrieb-Röntgenapparates nach dem italienischen System
Ferrero. Dieser Apparat hat den Vorteil, überall, auch wo keine elek-
trische Anlage vorhanden ist, verwandt werden zu können, leicht trans-
portabel und bequem zu bedienen zu sein. Er eignet sich besonders
zur Untersuchung Schwerverletzter, denen man einen Transport ersparen
möchte, und zur Kontrollierung der Frakturen im Extensionsverband
direkt am Krankenbett. g
Falta: Die Amylaceen in der Kost der Zuckerkranken. Es
wurden an einem großen Material mehrere Versuchsreihen mit
Amylaceenkost durchgeführt, um festzustellen, ob die Art der Mehl-
frucht von wesentlicher Bedeutung für die Wirkung sei. Es wurden
einmal von verschiedenen Mehlsorten (Hafer-, Weizen-, Bohnen-, Erbsen-,
Linsen-, Gerstenmehl, Reis, Mais, Hirse, Kartoffelmehl usw.) nur eine
Art gereicht, in anderen Versuchen mehrere Arten zusammen, in einer
dritten Reihe kombiniert mit frischen Gemüsen, wieder ein anderes Mal
in Form von Teig- und Backwaren. Allen diesen Kuren war gemein-
sam der vollständige Ausschluß von animalischem Eiweiß und ein ge-
ringer Gehalt von vegetabilischem Eiweiß, Die Calorienzufuhr wurde
durch Buttermengen von 200 bis 250 g, die das Vehikel für die
Amylaceen beziehungsweise die grünen Gemüse abgaben, hochgehalten,
Es zeigte sich einmal in theoretischer Beziehung, daß die Art der
Mehlfrucht und die Art der Zubereitung nicht von wesentlicher Be-
deutung war, sondern nur der Ausschluß des animalischen beziehungs-
weise die starke Einschränkung des Eiweißes überhaupt. Dann ergab
sich in praktischer Beziehung die Möglichkeit, die Kost dem Geschmack
des Patienten anzupassen und dadurch über Wochen auszudehnen,
denn es zeigte sich, daß die Wirkung der Kur bei schweren Fällen
von Diabetes mellitus nur dann voll zur Geltung kommt, wenn sie
längere Zeit hindurch durchgeführt wird. Angewandt wurde die Kur
bei allen Graden der Krankbeit. In mittelschweren Fällen findet sie
breiteste Anwendung besonders in der Entzuckerungsperiode. Die Fälle
werden bei Einschaltung der Amylaceenkost auffallend schnell zucker-
und acetonfrei und gewinnen eine beträchtliche Toleranz; auch Kompli-
kationen werden günstig beeinflußt, Gicht, vasculäre Hypertonie, arterio-
sklerotische Schrumpfniere. Auch in den schwersten Fällen gelang eine
Entzuckerung und Wiedergewinnung einer gewissen Toleranz; die
Acidose wurde zum Schwinden gebracht und das Koma vermieden.
Da bei schwersten Fällen wegen drohenden Komas eine strenge Kost
nicht durchgeführt werden kann und die Kombination der strengen
Kost mit Kohlehydratdarreichung einen beträchtlichen Anstieg der
Zuckerausscheidung bewirkt, ohne die Acidose zu mindern, entschloß
sich Verfasser, das animalische Eiweiß dauernd fortzulassen und
ausschließlich zur Amylaceen- Gemüsekost überzugehen. Es gelang
= die schwersten Diabetiker ein bis zwei Jahre am Leben zu er-
halten.
Die Durchführung der Kur ist folgende: Einleitung durch strenge
Kost, dann Gemüsetage und dann ausschließlich Darreichung von
Amylaceen, meist in Suppenform, sieben Portionen zu 30 g, dann Über-
gang zur strengen Kost über Gemüsetage.
Theoretisch liegt die Anschauung zugrunde, daß beim schwerer
Diabetes das Eiweiß nicht nur selbst die Quelle der Zucker- und Aceton-
körperbildung ist, sondern auch den Abbau von Kohlehydraten und Fett in
ungünstiger Weise beeinflußt. Die Amylaceenkost ist nicht eine calo-
rische Entziehungskur; ihr großer Wert liegt darin, daß sie bei ver-
hältnismäßig geringer Steigerung der Wärmebildung die Zufuhr und
Verwertung größerer Fettmengen durch günstige Beeinflussung der
Acidose gestattet. Auch vegetabilisches Eiweiß darf bei längeren Kuren
nicht zu reichlich verabfolgt werden, obwohl die Ansatzbedingungen
viel günstigere als beim animalischen sind.
Nr. 46. Materna und Penecke: Zur Ätiologie der Grippe 1918.
Das Obduktionsmaterial der Verfasser umfaßt 41 Fälle, wovon sich bei
39 eine Pneumonie fand, die 25 mal den Charakter einer mehr oder
weniger hämorrhagischen, katarrhalischen Lungenentzündung hatte,
während in 5 Fällen die starre Hepatisation überwog. Die genaue
bakteriologische Untersuchung von 27 Leichen ließ in 74 % innerhalb
der Lungenveränderungen kulturell den Influenzabacillus Pfeiffer nach-
weisen. Die Kultur wurde in der Zeit zwischen 2 und 18⁄2 Stunden
nach dem Tode angelegt. Fast immer fanden sich neben dem Influenza-
bacillus noch andere Bakterien, Pneumococeus lanceolatus, Staphylo-
coccus aureus haemolyticus, Micrococcus catarrhalis,Streptokokken. Die
Influenzabacillen bilden in allen Fällen den einzigen außergewöhnlichen
Befund, die übrigen Bakterien entsprechen durchaus der normalen Flora
innerhalb entzündlicher Prozesse der Lungen und Luftwege. Die Ver
suche, aus dem Leichenblut Kulturen zu züchten, ergab von 21 Fällen nur
fünfmal brauchbare Erfolge; es fanden sich Pneumococeus lanceolatus
bzw. ein hämolysierender Streptococcus pyogenes. Da bei den gleichen
Leichen aus den Lungen Influenzabacillen gezüchtet waren, läßt sich
der Schluß ziehen, daß es sich um Mischinfektionen handelt, die den
Verlauf der Grippe ungünstig beeinflußt und zum Tode infolge Sepsis
geführt haben, worauf auch die ikterische Verfärbung dieser Leichen
und die Lackfarbigkeit des Blutes hinwies. Agglutinationsversuche mit
Aufschwemmungen von Influenzabacillen waren in 35 °% positiv. Ihre
Ergebnisse zwingen die Verfasser, den Influenzabacillus Pfeiffer für den
Erreger der diesjährigen Epidemie anzusprechen. |
N. v. Jagic: Fieberkurve und Leukocytenbild bei Grippe. Es
lassen sich aus den Fieberkurven drei Perioden ableiten: ein meist
dreitägiges Initialfieber (erstes Stadium), die Remission am dritten
Krankheitstage (zweites Stadium), Intermediärstadium, dann neuerlicher _
Anstieg (drittes Stadium). Dieser Anstieg fiel regelmäßig zusammen
mit der Entwicklung einer Bronchitis bzw. Pneumonie. Das dritte
Stadium läßt sich demnach auch als Stadium der Mischinfektion be-
zeichnen, während das Fieber des ersten Stadiums auf den eigentlichen
Erreger der Grippe zurückzuführen ist. Im ersten und zweiten Stadium
fand sich stets eine Leukopenie, während im dritten Stadium eme
Änderung des Leukocytenbildes, aber in unregelmäßiger Weise erfolgte.
Es trat hier in einem Teil der Fälle eine nicht sehr erhebliche Leuko-
cytose auf, besonders häufig bei eroupöser Pneumonie. Sie hängt
zweifellos mit der Mischinfektion zusammen, ohne daß jede Misch-
infektion zu einer Änderung des Leukocytenbildes führen muß.
Weil, Felix und Mitzenmacher: Über die Doppelnatur
der Receptoren in der Typhus-Paratyphus-Gruppe. In den künstlich er-
zeugten Immunseren gegen Typhus, Paratyphus A, B und Gärtner
finden sich groß- und kleinflockende Agglutinine, deren Existenz sich
nachweisen läßt durch die direkte Beobachtung der die beiden Agglu-
tinine enthaltenden Immunsera; dadurch, daß es Immunsera gibt, welche
nabezu ausschließlich großflockige Agglutinine besitzen, dadurch, daß
mit Bakterien, die auf 100° erhitzt sind, nur kleinflockende Immunser&
erzeugt werden. Ferner besitzen Typhus-, Paratyphus-A-, -B- und
Gärtnerbacillen labile Receptoren, welche mit den großflockenden, und
stabile Receptoren, welche mit den kleinflockenden Agglutininen der
korrespondierenden Immunsera in Reaktion treten.
Fernau: Physik und Chemie des Radiums und Mesothor für
Mediziner. Fortsetzung der Abhandlung. VII. Die Strahlen des Radiums,
VII. Qualitative und quantitative Bestimmung des Radiums.
5 Jait © 6; Januar: 00°... 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
Bauchhö h lenexsudat bei einer ini vierten - Monat Schwan-
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renge Kost ! ! Nr. 47. Reach: Kriegsödem und endokrine Hodenfunktion. Die
r shega y, Beobachtung des oftmaligen Zusammentreffens von Kriegsödem. mit | geren; der Wurm war nur schwer aus”einem verbackenen Paket lösbar,
astieg der abnormen Erscheinungen am Genitale, Xleinheit der Hoden, unvoll- | das aus#seinem Teil des#Netzes, dem rechten Eileiter, dem rechten
enischlb FW ständiger Descensus, stärkere Pigmentierungen, legten den Gedanken | Eierstock und dem Wurm bestand und auf der rechten Kante der
issen unl f: nahe, daß ein genetischer Zusammenhang zwischen Ödembildung und | Gebärmutter aufgelötet war; Drainage; nach zwölf Stunden Fehlgeburt,
5 gey | innerer Sekretion des Hodens bestände und führten zu Versuchen mit | die aber den Wundheilverlauf nicht "beeinträchtigte. — Beide Fälle
n A Organpräparaten, Es wurde Testis sicca bis zu 4g täglich verabreicht | bestätigen die Angabe Deavers’, daß er niemals“Abort bei Wurm-
S oder von Testikulin jeden zweiten Tag eine intramuskuläre Injektion | fortsatzentzündung erlebt habe, wenn die rechten Gebärmutteranhänge
1 strenge | gegeben. Der Erfolg war in.einzelnen Fällen, die allen diätetischen | nicht beteiligt waren; im entgegengesetzten, Falle beobachtete er Fehl-
me m: Maßnahmen getrotzt hatten, ein überraschend guter, fehlte dagegen in | geburten selten. Markoe weist darauf hin, daß man bei der Wurm-
on Über | anderen Fällen auch gänzlich: oder war mindestens zweifelhaft. Die | fortsatzentfernung in der Schwangerschaft besonders vorsichtig mit der
Therapie wurde im ganzen 26 mal angewandt, 14 mal mit und 12 mal | Gebärmutter und ihren Anhängen umgehen muß; er läßt von einem
chmeren | ohne Erfolg. Auch der Ascites, der.mitunter mit dem Kriegsödem ver- | Gehilfen mittels eines Bandretraktors oder eines mit körperwarmer
Aceon f- bunden ist, ging bisweilen mit dem`Ödem nach Organotherapie zurück. | Kochsalzlösung getränkten Wattebausches Gebärmutter) und Anhänge
Feti f . | Zuelzer. ‚schonend auf die Seite ziehen und halten. Beim Eingriff ist mög-
e ab f Te . i lichstes Fernbleiben von den Fortpflänzungsteilen anzustreben. Die . .
il Zentralblatt‘für Chirurgie 1918, Nr. 50. Verlagerung des Wurmfortsatzes in die obere Bauchhöhle hat Markoe
rm}, ~ Perthes (Tübingen): Zur Operation des Aneurysmas der Arteria | nicht festgestellt‘ (im ersten.Fall gibt er immerhin an, daß der Wurm
g ke f vertebralis. Im Anschluß an einen Schrapnellschuß am rechten Ohr | mit dem aufsteigenden Dickdarm in der Richtung auf den Nabel zu
Kurs entwickelten sich erhebliche Beschwerden: Sausen, das auf dem Wege | verwachsen war (außerdem ist der Begiùn dieser Verlagerung aus
der venösen Sinus fortgeleitet, über den ganzen Schädel hörbar war. | naheliegenden topischen Gründen meist erst in den letzten Schwanger- — .
schaftsmonaten, im sechsten bis siebenten Monat, zu erwarten. Be-
richterstatter); aus einschlägigen Fällen des Schrifttums -geht nach
Markoe hervor, daß vielfach Lage im kleinen Becken gefunden
wurde, die natürlich die Wurmentferuung bei bestehender Schwanger-
mga f |
- Die Diagnose auf Aneurysma arterio-venosum der ‚Vertebralis konnte
vor der Operation mit Wahrscheinlichkeit dadurch festgestellt werden,
daß bei Kompression der Coritis das laute Geräusch in unverminderter
Stärke bestehen blieb. Die Heilung wurde durch Unterbindung der
- e
1
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: ~. Jugularis ober- und unterhalb des Aneurysmas und durch feste Tampo- | schaft recht schwierig machen kann. Kritzler (zurzeit Sewastopol).
u nade des angerissenen Sackes erreicht. Die centrale Unterbindung 4 - i |
oz der Vertebralis war auf die Blutung aus dem Aneurysma ohne ‚Einfluß |
bto- geblieben. Es empfiehlt sich, um die Patienten bei der Operation vor | Therapeutische Notizen.
der großen Gefahr der Blutung aus dem Aneurysma zu bewahren, das a ea =
Die -Adrenalinbehandlung der Grippepneumonie empfehlen in
Aneurysma selbst nur dann in Angriff zu nehmen, wenn die zuführenden
Blutwege versorgt sind, also die Arterie eentral und peripher zum Sack
zu unterbinden. Ä | Ä
Susewind (Barmen): Die Behandlung des Nahabscesses nach
Gehirnschuß. Zur Verhütung. der Infektion empfiehlt sich breite
Freilegung der Wunde, Entfernung aller Splitter, am besten
mit jodierten. Instrumenten. : 'Ausschäumung der Höhle mit Ha Q02.
Für die Behandlung des Vorfalles empfiehlt sich ausgiebige Lumbal-
punktion. ER | ne
i Kelling (Dresden): Nachtrag zur „Beseitigung der Narkose-
dämpfe aus dem Operationssaal“. Als Verbesserung des in Nr. 35 des
`- „Zbl. f. Chir.“ (siehe Nr. 88 der Wochenschrift) beschriebenen Verfahrens
: wurde in dem Beutel, in welchem die Ausatmungsluft hineingeblasen
wird, statt des Glimmerplättehens ein Lippenventil angebracht. K. Bg.
Zentralblatt- für Gynäkologie 1918, Nr. 50.
| Ottow (Dorpat): Ein Beitrag zur Kenntnis der Fibromyome der |
Tube. Bei einer 80jährigen Frau wurde wegen- Adnexveränderungen’
- Japarotomiert und. bei dieser Gelegenheit ein fast hühnereigroßes
Fibromyom der Tube vörgefunden, dessen Entstehung aus der Muskel-
a Schicht des Eileiters sich nachweisen ließ. Das Myom geht vom proxi-
‚malen Abschnitt der Tube aus, eine Beteiligung uteriner Elemente ist
ausgeschlossen. Entzündliche Veränderungen fehlen.
Brunzel: Stielgedrehter Ovarientumor links, Tubenruptur rechts,
unter dem Bilde einer linksseitigen eingeklemmten Schenkelhernie. Bei
emer wegen eingeklemmter Schenkelhernie ins Kranken.
| ‚haus geschickten Kranken wurde bei der Herniotomie im Bruchsack
nur dunkles flüssiges Blut gefunden. Im Verfolg der Regel, bei
Bruchoperationen sich stets über den Zustand der eingeklemmten Darm-
teile auch dann Gewißheit zu verschaffen, wenn der Darmteil von selbst
zurfückgeschlüpft sein sollte, wurde laparotomiert. Dabei fand sich als
Ursache der Blutung eine geplatzte Tubenschwangerschaft und ein stiel-
gedrehter Ovarientumor.. Das aus der Bauchhöhle in den Bruchsack
LES EIFUE Blut hat den Bruchsack angefüllt und schmerzhaft werden
assen, sodaß eine eingeklemmte Hernie vorgetäuscht wurde. K. Bg.
geeigneten Fällen G.A. Wagner und R. v. Funke aus Prag. Die
durch die Obduktion häufig festgestellte‘ Tatsache, daß viele bis-
her gesunde junge Leute schon sterben,‘ bevor es überhaupt zur
Ausbildung einer eigentlichen Pneumonie kommt, indem sie in dem
allzu reichlich und rasch ausgeschiedenen serösen Exsudat sozusagen
ertrinken, führte zu dem Versuch, mittels des Adrenalins durch Hint-
anhaltung dieser stürmischen Ausscheidung derartige Fälle vor dem
Tode zu retten. Es wurde je 1 ccm der Stammlösung 1:1000 in drei-
bis vierstündigen Intervallen, und zwar intramuskulär injiziert, späterhin
wurde weniger systematisch, nur noch nach Bedarf gegeben. In
acht Fällen von Wagner, die hohes Fieber, schwere Cyanose, hochgra-
digste Dyspnöe darboten, wurde eine weitere Anschoppung verhindert und
die Exsudation ging rasch zurück. Funke empfiehlt die Anwendung recht
frühzeitig und besonders bei gleichzeitigem Vorhandensein’ einer Vaso-
motorenlähmung. Er konnte auch den günstigen Einfluß des Adrenalins
auf das Lungenödem nachweisen, ohne daß es ihm jedoch gelang,
dasselbe dauernd zum Schwinden zu bringen. (W. kl. W. Nr. 46.)
Bei der Grippe empfiehlt F. Löning (Marburg) eine recht-
zeitige, bis zur Entfieberung grundsätzlich. durchgeführte Pyramidon-
öder Antipyrintherapie (regelmäßiger Gebrauch von dreimal täglich 0,8
Pyramidon, gegebenenfalls statt dessen dreimal täglich 1,0 Antipyrin).
Auch die grundsätzliche prophylaktische Verwendung von Pyra-
midon (zwei- bis dreimal täglich 0,3) oder Antipyrin (zwei- bis drei-
mal täglich 1,0) bei jeder Angina, jedem Erkältungsfieber, ja selbst bei
jeder infizierten Wunde oder jedem Furunkel, sofern nur durch das
Auftreten von Fieber, Kopfschmerzen ` und dergleichen das Allgemein-
befinden stärker beeinflußt zu sein schien, hat sich dem Verfasser: gut
bewährt. (M. m. W. 1918, Nr, 49.) zz
~ Bei Influenza” empfiehlt}; L. R. Grote” (Halle a. S.) Injektionen
von Antistreptokokkenserum (Meyer-Ruppel), da besonders bei
den Lungenprozessen und den häufigen pleuritischen Exsudaten Strepto- -
kokken als Mischinfektion gefunden wurden. In Fällen, wo nur wenig
ausgedehnte Lungenerscheinungen vorhanden sind, injiziere man
am ersten Tage 25 ccm Serum intravenös und ebensoviel intramuskulär
und wiederhole die Dosen nach 12 oder 24 Stunden nochmals: Man
sieht dann fast immer, daß sich der Prozeß auf den ergriffenen Lungen-
teil_beschränkt, nicht fortschreitet und vor allen Dingen nicht zu Kom.
plikationen mit eitriger Pleuritis neigt. (D. m. W, 1918, Nr. 50)
Die Pneumonie bei der Grippe behandelt Ad. Hartz (Friedrichs-
roda) frühzeitig erfolgreich -mit Digitalis, Er -gibt zunächst ein-
bis zweimal ein Inf. Dig. titrat. 1:150 zweistündlich einen Eßlöffel
daran anschließend: längere Zeit hindurch Tinct. Strophanth. ‚5.0, Tinet
Chin. comp. 10,0, Tinet. Valerian. 15,0. M.D;S. zweimal täglich 15 bie
20 Tropfen. (D. m. W. 1918, Nr. 50.) | F. Bru ek.
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Der Frauenarzt 1918, H. 7.
u James W. Markoe: Bericht über zwei Fälle von Appendicitis
chwangerschaftskomplikation. Markoe beschreibt zwei Fälle
= W urmfortsatzentzündung in. der Schwangerschaft: 1. eine akute
a live Wurmfortsatzentzündung. (ohne Befallen-
Schr er rechten Gebärmutteranhänge) bei einer im fünften Monat
So eeren: die Entfernung des Wurmes verlief ohne Störung der
© h angerschaft, die am- regelrechten Termin endete, 2. eine
ei were Perityphlitis mit -colihaltigem „trüben
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28 o | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
Seine wenig günstigen Erfahrungen mit Chlorosan-Bürgi teilt
Löffler (Basel) mit. Auf Grund ausgedehnter Untersuchungen kommt
er zu dem Urteil, daß das Chlorosan bei Chlorose das Eisen, in Form
von Blaudschen Pillen gereicht, nicht nur nicht übertrifft, sondern in
. seiner Wirkung oft weit hinter dem Eisen zurückbleibt, gelegentlich
auch gar keine Wirkung hat. Seine Wirkung verdankt es hauptsäch-
lich seinem Eisengehalt und stellt demnach ein schwach wirkendes,
sehr teures Eisenpräparat dar. (Schweiz. Korr. Bl. Nr. 46.)
Gsell (Zürich) konnte mit Neosalvarsan-Injektion einen Fall von
- Milzbrand heilen. Nach der Injektion trat eine rapide Besserung ein,
die sich in Temperaturabfall und Verschwinden der objektiven und
` subjektiven Krankheitssymptome äußerte. Für die Annahme eines
. kausalen Zusammenhangs und gegen ein zufälliges Zusammentreffen
spricht die Tatsache, daß auch die Bacillen mit einem Schlage aus dem
Blute verschwanden sowie daß Tierversuche durchaus im gleichen Sinne
sprechen. (Schweiz. Korr. BI. Nr. 45.) G. Z.
Bei schwerem Tetanus empfiehlt Horneffer die Anti-
toxineinspritzung in den Ventrikel. Er punktiert zuerst den Seiten-
ventrikel und spritzt darauf die Antitoxinflüssigkeit ein oder läßt sie
einlaufen. Berichtet wird über zwei erfolgreich mit dieser Methode
behandelte Fälle. (D. m. W. 1918, Nr. 50.)
Die Ätherbehandlung der diffusen Peritonitis empfiehlt Georg
Wolfsohn angelegentlichst. Nach Stopfung der Infektionsquelle wird
die Bauchhöhle in der üblichen Weise mit: physiologischer Kochsalz-
lösung gespült; ein Teil des klaren Spülwassers bleibt drinnen. Dann
wird aus einer steril umwickelten Narkoseflasche gewöhnlicher Nar-
koseäther in die Bauchhöhle eingegossen, und zwar 50 bis 100 ccm.
Ein- bis zweimal wird oberflächlich abgetupft; der Rest bleibt in der
Bauchhöhle. Der Schluß erfolgt in der üblichen Weise. Unmittelbar
darauf wird i 1 Kochsalzlösung mit 8 Tropfen Adrenalin .(1 °/,,) sub-
cutan injiziert. Nachbehandlung: Tieflagerung des kleinen Beckens,
Heißluftbehandlung des Leibes, baldige Anregung der Darmperistaltik,
möglichst schon am Operationstage. Bei allen Kranken war eine weit
vorgeschrittene, allgemeine, freie diffuse Peritonitis vorhanden mit Eiter
im ganzen Leibe, fibrinösen Belägen, intensiver Rötung und Blähung
der Darmschlingen. (M. m. W. 1918, Nr. 49.) F. Bruck.
Burckhardt-Socin (Basel) hat die Seitzschen Ovarienpräparate
Sistomensin und Agomensin mit gutem Erfolge angewandt. Er gab das
erstere Präparat außer bei Menorrhagie hauptsächlich gegen die Be-
schwerden allgemeiner Natur im Klimakterium (Wallungen, Herzklopfen,
Schweißausbrüche), das andere Präparat bei Amenorrhöe. Bei richtiger
Auswahl der Fälle blieb die Wirkung nie aus, wenn auch die Heil-
erfolge bisweilen nicht so eklatant waren und sich langsamer einstellten,
wie sie Seitz’bei subeutaner Anwendung beschreibt. (Schweiz. Korr.-
BL, Nr. 43.) : G. Z.
Das Silbersalvarsan empfiehlt F. Hahn (Bremen) angelegent-
lichst. Seine Wirksamkeit, und zwar in sämtlichen Stadien der Sy-
philis, scheint der des Altsalvarsars mindestens gleichzustehen, die der
anderen Präparate aber zu übertreffen. Über Dauererfolge ist bei der
kurzen Zeit noch nichts zu sagen. Seine Anwendungsweise ist gleich
der des Neusalvarsans, also ungleich bequemer als die des Altsalvar-
sans. Man macht die Einspritzungen (intravenös) ruhig in der Sprech-
stunde, läßt die Patienten dann aber gleich nach Hause gehen und
sich zu Bette legen. Die Kranken sollen drei bis vier Stunden vorher
nichts essen und auch nachher zwei bis drei Stunden keine Nahrung
zu sich nehmen. Zur Einspritzung löst man die Dosis in 10 bis 30 cem
destillierten Wassers oder besser physiologischer Kochsalzlösung (aus
redestilliertem Wasser frisch hergestellt) in einem sterilen Fläschchen
oder Röhrchen auf. Die Lösung geht unter Schütteln schnell von-
statten. Dann füllt man die Spritze durch Eingießen, schiebt den
Stempel auf und injiziert. Da das Silbersalvarsan zur Lösung gut ge-
schüttelt werden muß, nehme man die Lösung nicht direkt (wie beim
Neusalvarsan) in der Spritze vor. Sollte diese mit der Lösung etwas
schwer gehen, so sauge man durch die eingestochene Nadel einige
Tropfen Blut an. Gegenüber dem Altsalvarsan ist eine erhebliche Ab-
schwächung der unangenehmen Folgen zu konstatieren. Die Dosis
betrug 0,1 bis 0,8, und zwar bei 0,1 dreimal, sonst zweimal wöchent-
lich, Man beginne meist mit 0,1, gebe dann zweimal 0,2 und schließ-
lich 0,8. (D. m. W. 1918, Nr. 50.)
Über das Salvarsan bei den Eingeborenen der Südsee,
und zwar bei der Framboesie, einer Schwesterkrankheit der
Syphilis, berichtet Jos. Mayer. Gegen dieses Leiden besitzen
wir im Salvarsan ein Mittel, auf das schon bei einmaliger An-
wendung der Körper des Eingeborenen trotz verhältnismäßig kleiner
Dosis mit einer prompten, nachhaltigen Wirkung reagiert. (M. m.
W. 1918, Nr. 50.) | F. Bruck.
5. Januar.
Bücherbesprechungen.
Hochenegg und Payr, Lehrbuch der speziellen Chirurgie.
Zweite, neubearbeitete Auflage, II. Band, 582 Textabbildungen und
14 Tafeln. Berlin und Wien 1918, Urban & Schwarzenberg.
Trotz der mißlichen und schwierigen Verhältnisse im vierten
Kriegsjahr ist es dem Verlage gelungen, eine zweite Auflage des Lehr-
buchs herauszugeben; die neue Auflage beweist jedermann deutlich,
daß der deutsche Verlag noch völlig leistungsfähig geblieben ist. Die
Ausstattung ‘des Werkes ist in jeder Beziehung eine sehr gute. Der
Einband, das Papier, der Druck, die Abbildungen und nicht zuletzt die
Röntgentafeln verraten kaum die Schwierigkeiten des Verlags in der
jetzigen Zeit.
Bis jetzt liegt nur der zweite Band vor; er behandelt die Chir-
urgie des Abdomens, des männlichen Genitales und der Extremitäten.
Auf den inneren Aufbau des Buches braucht nicht näher eingegangen
zu werden, da er noch von seiner ersten Auflage her hinreichend be-
kannt ist. Die vorliegende Neubearbeitung hat mannigfache Bereiche-
rungen erfahren ; auch haben sich die Verfasser bemüht, in vielen Ka-
piteln die neuen Erfahrungen des Weltkriegs zu verwerten. Im übrigen
ist der Inhalt des Buches der gleich gute geblieben; sein Wert liegt
„in der einfachen und klaren Darlegung des als bleibend wertvoll Er-
kannten“. Die Darstellung erscheint trotz der vielen Mitarbeiter durch-
aus einheitlich.
Wenn der erste Band und der Anhang mit der Wiedergabe der
Kriegschirurgie dieselben Erwartungen erfüllen und dieselben Vorzüge
zeigen, wird das Werk bei Ärzten und Studierenden einen guten, be-
rechtigten Anklang finden. W. Regen (Berlin).
G. Ruge, Die Körperformen des Menschen in ihrer
gegenseitigen Abhängigkeit und ihrem Bedingt-
sein durch den aufrechten Gang. Leipzig 1918, Wilh.
Engelmann. 75 Seiten. M 4,80.
In der Pathologie werden die Ärzte vielfach auf mehr oder we-
niger enge Beziehungen einzelner und nicht immer nahe beisammen-
liegender Körperteile und Organe hingewiesen und auch die Bedeutung
des Erwerbes des aufrechten Ganges für das Zustandekommen gewisser
Krankheiten und Leiden ist ihnen wenigstens zum Teil bekannt. Aber
nur wenige haben wohl eine Vorstellung davon, wie sehr in Einzel-
heiten wie im ganzen der menschliche Organismus in Form und Funk-
tion durch das innigste Wechselverhältnis vorwiegend merhanisch und
statisch wirkender Kräfte bedingt ist, für die der Erwerb des aufrechten
Ganges maßgebend gewesen ist. Das führt uns Ruge in knapper, an-
regender Darstellung vor, die nicht nur in klarer Form ein gesichertes Tat-
sachenmaterial enthält, sondern für jeden, der sich in den wichtigen
Gegenstand vertiefen will, eine vorzügliche Grundlage schafft. Nach
Besprechung der Körperformen in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit der
gestaltenden Kräfte, der Schwankungen der gegenseitig bedingten
Körperformen geht Ruge den Ursachen der Aufrichtung des Körpers
im Primatenstamme und insbesondere der aufrechten Gangart des
Menschen nach. Als wesentlich betont er dabei die langsame Über-
tragung generationsweise erworbener Fähigkeiten auf spätere Gene-
rationen, weil das abzuleugnen, gleichbedeutend wäre mit der Verleug-
nung der Continuität der Entwicklung überhaupt. Der noch tierische
Urahn des Menschen führte ein Baumleben, zu dem ihn Greifhand und
Greiffuß befähigten; erstere gewann stetig an Bedeutung, mit dem
freien Gebrauch der Arme wurden die Beine mehr und mehr Fest-
stellungs- und ausschließlicher Fortbewegungsapparat. Der Kopf hob
sich, Gesichts- und Gehörsion, der dann später eine Rückbildung èr-
fuhr, wurden gegenüber dem Riechorgan besser ausgenutzt. Unbekannte
Einflüsse nötigten dann durch den Trieb nach Nahrungsbefriedigung
zu einem Aufgeben des ständigen Baumlebens und führten damit zum
Erwerb des aufrechten Ganges mit Verlust der Kletterfähigkeit und
Anpassung an das Bodenleben, der wir die heutige vollkommene Ent-
wicklung unserer Gliedmaßen verdanken.
C. Hart (Berlin-Schöneberg).
Viktor Urbantschitschh Über Störungen des Gedächtnisse$
infolge von Erkrankungen des Ohres. Berlin und Wien
1918, Urban & Schwarzenberg. 49 Seiten.
Wie Verfasser ausführt, hat die otogene Beeinflußbarkeit des
Gedächtnisses bisher keine eingehende Beachtung gefunden. S0 hat
Urbantschitsch die im Lauf der Jahre bei Ohrenkranken festge-
stellten Gedächtnisstörungen zusammenfassend bearbeitet und fand, daß
es sich nicht eigentlich um Gedächtnisstörungen, sondern um Zerstreut-
heit, mangelhafte Anfmerksamkeit handelte. Vasomotorische Einflüsse
bedingen diese Störungen. Die Studie bringt interessante Beobachtungen.
Haenlein.
urgiß
gen mi
vieta po ; ; ae .
ade ei nei Teller ae ‚Dep ea darch Naht erfolgreich Seitz: ‚Carcinom und ‚Gravidität, Vortragender demonstri
N | ; Angaben über seine Methodik der ee A JTaVIaBat.. Vorträgender demons riert
ig Taschenplastik. Diese wendet ‘er zur Deckung. von, Stümpfen hen, a = on a er ger m
deal an, Sie besteht im wesentlichen darin, daß die vorstehenden Knochen- aom dea n 2 g Ute | er Zen i >y mp a i h = an en
hti E enden in eine Hautfalte zunächst. für kurze Zeit hineingebracht werden. Fragen z kea Dr, y T m = : T a en S er i se
iwr Die Tasche wird hierdurch infiziert und dadurch eine Immunisierung in d e Porota ' Co 7 SRDENSJA a avon e $ : Ge A
Be gegen die betreffenden Krankheitserreger erzielt. Nach Abklingen der . Er = o a a Ben Oi Re na nn z =
i fS Reaktion gelingt die Anheilung ‚der Stumpfhaut an die Morbereiseie frühzeitij an). Die Gefahren‘ des ee a bestehen Su sr j
täten Taschenhaut, die dann zur D eckung wer wendet wird. Fedor Krause . raschem Wachstum Metastasierun und: Vereiterung. Die Pro os 6
wpa stellte- einen Soldaten vor, der ‘im Anschluß an einen Granatsplitter- ist für Frau und-Kind vleich Bee t Bet-ö re 7 a Do
d be: NE fa Bol Aer ann Pe os ai dar i ni ne ration ohne Rücksicht auf das Kind angezeigt (Werth eim mit nach
a urch hervorgerufenen -Spannungspneumothorax. in einem | | RUE N A E a a
e ~ Zustand, der als agonal angesehen werden mußte, zur Operation- ee a a ällen ist, vo u a Be
m e © kam und gerettet werden konnte, Es wird über die Einzelheiten des = je rel: Ober die Iheranenliache V nandi Pa TN “
t operativen Vorgehens und- den Verlauf ‚der Heilung berichtet.. FR ER BE yaer aa 1.
liegt Tagesordnun Esser: Über Plastiken mit Krankenvor- puerperaler ` Sepsis. Trotz der. geringeren Häufigkeit: des.. Puerperal-
= SB : | | fiebers ist .die Prognose des einzelnen Falles nicht besser geworden.
| k Berlin. ar
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 11. Dezember 1918.
Vor der Tagesordnung ‘demonstrierte Katzenstein einige
Kranke, bei denen er Verletzungen ‘der Art eria femo-.
stellungen und Lichtbildern. Die Deckung von
nommen wird. Es gibt aber Fälle, wo das nicht möglich ist. Dann
wendet er die Methode des schmalen gestielten Arterienlappens an.
- Das Prinzip dieses Verfahrens: besteht darin, daß Haut verwendet wird,
in der die Arterie möglichst bis zur Spitze des Lappens erhalten ist.
Die arterielle V ersorgung“ ist nie die Ursache der Nekrosen, die viel-
mehr durch mangelhaften venösen Abfluß bedingt werden. Dieser hin-
wiederum kann durch schwachen arteriellen Zufluß bedingt sein. .Der
die Arterie tragende Stil des Lappens soll schmal sein. Dadurch wird
einmal Material gespart, die kosmetische Wirkung begünstigt, ein Zu-
sammendrücken der Arterien vermieden, sodaß. selbst Drehungen von
180° ausführbar sind. Der Stil soll lange Zeit erhalten werden. Bei
seiner Durchtrennung sollen die Gefäße'möglichst nicht durchschnitten |
‚werden. Mit der Erhaltung des Lappens ist die Aufgabe der Plastik
nicht erfüllt. Es muß auch für die Erhaltung der Nerven ‚in ihm ge-
sorgt werden. "In-nervenlose Lappen wachsen Nerven schwer ein, die
Lappen kommen: zur-Schrumpfung, Auch die Nerven erhält man, wenn
man die Gefäße erhält, neben denen sie verlaufen. An einer großen
‚Reihe von Lichtbildern: und an entsprechenden Kranken werden die
‚Ergebnisse der Behandlung gezeigt. | -o :
| J. Joseph: Zur Gesichtsplastik mit besonderer Berücksichtigung
der Nasenplastik. - Es wird eine Reihe. von Kranken vorgestellt. Der
eigentliche Vortrag: wird später gehalten. werden. Se
i | An a ie ‚Fritz Fleischer...
«
ca i Gießem: |
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. November 1918: . ”
Janzen: Ein Fall von Stillscher ‚Krankheit. Die Stillsche
' Erkrankung ist der Mehrzahl: der Ärzte noch: immer nicht bekannt.
` Dadurch erklärt sich wohl: auch die Tatsache, daß man über ihr Wesen
‚noch recht: wenig: weiß. Das Krankheitsbild: ist charakterisiert: durch
Gelenkschwellung (spindelförmige 'Auftreibung), . Fieber. von zum Teil-
Septischem Charakter, ‚großen Milztumor, Steifigkeit. der Wirbelsäule,
‚Atrophie der Muskulatur, cariöse Zähne. Dabei werden. auf der Haut
vielfach flüchtige Erytheme beobachtet; Der’ vorgestellte Fall zeigt
‚alle Symptome in klassischer Ausprägung.: Die Untersuchung des
lutes zeigte vollkommen: normale Verhältnisse, insbesondere keine
Veränderung in der Zusammensetzung der. weißen Blutkörperchen.
` Koeppe: Über Perkussion des Schädels. -Nachdem Vortragender:
zufällig bei der Perkussion des :Schädels bei einem. Kinde mit Hirn-
tumor hochtympanitischen` Schall auf der Höhe des Schädels festgestellt
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.
o Vereins- und Auswärtige Berichte.
efekten im Gesicht
erfolgt in der Regel mit: Material, das aus der Nähe des Defektes ent- |
.| ödematöse Schwellung: der Die
Pa e
_ Neosalvarsan behandelt wurde. ` Nach der ersten Injektion’ sank die
| etwa 150 bis 200 ccm betragende Auswurfmenge dauernd ab, um nach
einer weiteren völlig zu verschwinden. Seitdem Patient viel ‚wobler,
‚Starke Gewichtszunahme, Auswurf bleibt dauernd verschwunden. Die
physikalischen Zeichen der. Infiltrationen bestehen weiter. ~... `
und noch immer stirbt, won 400:bis 500. Wöchnerinnen eine .an Puer-
peralsepsis. Vortragender hat seit einem-Jahr alle Fälle von Puerperal-
Injektion von anfangs 10 ccm einer 2%-, später mit. 5 cem einer
i%igen Lösung. Er bespricht die: voraussichtliche Art- der Wir-
kung. (Katalyse, Leukocytose) und schildert die fast stets zu: beob-
achtende Art der Reaktion (Kollaps, Temperatursturz usw.), die
um so stärker ist, je schwerer die Infektion ist. ‚Die Injektion wird,
wenn nötig, ein-, gegebenenfalls auch zweimal und noch, öfter ‚wieder-
holt. S. schildert dann seine Erfahrungen an 28 Fällen,. die er als sehr
günstig bezeichnen zu dürfen, glaubt. St.
< Leipzig, 0.0.00. 0
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 19. Dezember 1918. `~
Marchand: Zur pathologischen Anatomie der Influenza: Er be-
sprich | | |
und erörtert im einzelnen die Organveränderungen; besonders die der
Respirationsorgane. An den Lungen zeigt sich die Influenza in sehr
. verschiedenartiger Weise und tritt in sieben verschiedenen 'Formen: auf:
1. finden sich kleinste bronchopneumonische (acinöse) Herdchen, die wie
frische tuberkulöse Koötchen aussehen; 2.' kommt es'zu eigentlichen
| bronchopneumonischen Herden und’ Übergang zu lobulärpneumonischen
Herden bei dieser Form besteht Neigung- zu hämorrhagischen Infiltra-
tionen; 3. unterscheidet M.abscedierende Bronchopneumonien und: Pneu-
monien, die fast stets durcli Streptokokkeninfektion bestimmt: sind;
4. handelt es sich um größere abscedierende Herde; 5. kommen eitrige
'interstitielle im interlobulären. Gewebe gelegene Prozesse vor,. die. mit
Abscedierung des Lungenparenchyms kombiniert sind; 6. treten hämor- |
rhagische- Infiltrate auf, die massenhaft: Streptokokken: mit .reichlieh
| Hämolysenbildung enthalten und bei-denen es klinisch: zum. Auftreten:
“von schweren Hämoptysen kommt; 7. einfache”Lobärpneumonie. ---
-Nachher entwickelt sich häufig: eine Pleuritis und Empyen. An
den Circulationsorganen findet sich häufig: chronische Endokarditis mit
A recurrierender ‚Endokarditis. Selten findet sich eine fettige- Entartung
des Herzens. Die Milz ist immer wenig vergrößert. Die Erscheinungen
am Centralnervensystem und im Gehirn, bei. denen: sich. häufig. Ödeme.
der Hirnhaut finden, ‘sind .als toxische Zustände aufzufassen. — Sehr
wichtig ist die wachsartige Degeneration der Muskeln wie bei Typhus-
kranken.. — Gelegentlich findet: sich Schwellung der Tonsillen. und eine
kdarmschleimhaut, die sich klinisch in
Darmerscheinungen äußert, : ` Bee a e RS y
In den im. Projektionsapparat vorgeführten Bildern werden die:
hältnisse genauer demonstriert, auch die von. Hübsch-
sepsis mit Kollargol behandelt, und zwar durch intravenöse
t das Ergebnis von über 200 Sektionen an Influenza Verstorbener
Ri. TAk
hatte, ging er diesem Phänomen nach. :Bei.Säuglinge:n war bei stark
ausgesprochener Rachitis-bei stark 'gespannter ‘Fontanella. häufig
ehettern nachweisbar. Schließlich. stellte sich ‚heraus, daß das Ent-
scheidende für die Entstehung von Tympanie beziehungsweise Schettern
Steigerung des Hirndrucks ist: Das Phänomen: wird also zu erwarten
sein bei Hirntumor en, Meningitis, eventuell 'eklamptischer
Uränie usw. In einem großen Prozentsatz der Fälle.mit Schettern war:
„ne Erhöhung des Lumbaldruckes nachzuweisen. Nach Ablassen von
‘quor cerebrospinalis. war vielfach: das: Schettern verschwunden. © ->
: einzelnen Ver
mann zuerst betonte Bronchiolitis obliterans. Be,
Herzog berichtet über die Bakteriologie. der. Influenza und tritt
für eine Speeifität der Pfeifferschen ‚Influenzabacillen ein. . Kruse
hält die Influemzabacillen für sekundäre. Erreger. und meint, daß die.
wirklichen Erreger der Influenza zu der Gruppe der Aphanozooen gehören, `
. - ~ Herzog demonstriert einen. neuen:Fall von Malleus, bei dem die
Straußsche- Reaktion, wie in dem letzten Fall,. wieder positiv aus-
| al l gefallen war. ar Ze
Sitzung vom. 4 Dezember 1918. . Marchand demonstriert ungleiche einelige Zwillinge, und Zweifel
Vor .der Tagesordnung demonstriert Voit einen Fall von | bemerkt, daß sich in diesem Fall klinisch ein akutes Ba
Lungengangrän , der nach dem Vorgange von Brauer mit | 118 cm Bauchumfang gefunden hat,
vo en
AEN
80 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
5. Januar.
en RR _ — — — — — — —Z—Z—Z———m——m—— — — 2 TE 7 gg eu
bad
Rundschau.
Adolf Schmidt +.
Am 1i. November 1918 ist der Geheime Medizinalrat Adolf
Schmidt, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik in Bonn, aus
dem Leben geschieden. Nur den Nächsten um ihn war bekannt ge- |
wesen, daß bereits in den letzten Monaten sich Zeichen einer tiefen
Depression bemerkbar gemacht hatten. Schon die Übersiediung nach
Bonn im Früksommer 1918, die vielen die Erfüllung lang gehegter
Wünsche scheinen mochte, bat Schmidt nicht leicht genommen. Er
. empfand zunächst jedoch die Rückkehr in die Stadt seiner akademischen
Jugend, in die. er als Nachfolger seines von ihm hoch verehrten
Lehrers Fr. Schulze .gekommen war, als große Freude, zumal er
jetzt auch mit mehr Muße manchen Studien nachgehen konnte, die er
in dem unruhigen Getriebe der letzten. Hallenser. Jahre hatte liegen-
lassen müssen. Nach nicht allzulanger Zeit glaubte er jedoch auf
Schwierigkeiten zu stoßen, die der Hauptsache nach in den sich ver-
schlechternden kriegerischen und politischen Verhältnissen begründet
waren. Schmi-dt war von tiefer Liebe zu seinem Vaterlande erfüllt.
Die Sorge um die-Zukunft desselben, die ihm in Bonn besonders nahe-
gerückt war, nahm sein ganzes Denken und Fühlen derart in Anspruch,
daß er an einen Wiederaufschwung nicht mehr zu glauben vermochte.
Der Tag der tiefsten Erniedrigung Deutschlands, als der Waffenstill-
stand unter den härtesten Bedingungen für uns zur Tatsache wurde,
überstieg seine Kräfte und er suchte den ihm einzig möglichen er-
scheinenden Ausweg, der alle seine Freunde und Schüler auf das tiefste
erschüttert hat. |
Adolf Schmidt wurde im Jahre 1865 in Bremen als Sohn
eines Großkaufmanns geboren. Seine ganze Jugend verlebte er im
Elternhause zusammen mit drei Brüdern, an denen er in Treue hing.
Nach Vollendung. der Gymnasialzeit wandte er sich in Jena zunächst
mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien zu, trat im fol-
genden Jahr in Tübingen aber ganz zur Medizin über. Nach be-
' standenem Physikum hörte er in Berlin und dann in Bonn, wo er 1889
das Staatsexamen ablegte.
Gleichzeitig erwarb er mit seiner Dissertation „Beiträge zur
Physiologie der Nierensekretion“, in welcher er die Ausscheidung des
Carmin durch die Tubuli contorti nachwies, den Doktortitel. Wäbrend der
: folgenden langjährigen Assistentenzeit fand Schmidt Gelegenheit zu
vielseitiger Ausbildung. 1890 war er an der Hautklinik in Bonn bei
‚Doutrelepont tätig, dann ging er zu Friedrich Müller, der
eben als Leiter der medizinischen Poliklinik nach Breslau berufen
_ worden war. Unter dessen Einfluß entstanden dort wie auch später
noch einige Arbeiten über das Asthma bronchiale, die später auch zu
uner monographischen Darstellung dieser Erkrankung in den Würz-
Lusger Abhandlungen führten. |
Nach Müllers Abgang blieb er zunächst noch bei dessen
Nachfolger Kast, hatte aber bald das Glück, eine Assistentenstelle
bei C.Gerhardt in Berlin zu erhalten. Er siedelte aber schon nach
einem Jahre zu Friedrich Schulze nach Bonn über, .da sich
ihm dort günstige Aussichten auf Habilitation boten, die auch im
Jahre 1894 erfolgte.
Während der Bonner Zeit vertiefte er seine klinische, besonders
auch neurologische Ausbildung. In den Arbeiten zeigte sich zunächst
noch der Einfluß seiner bisherigen Lehrer; bald ging er jedoch. ziel-
bewußt selbständige Wege. Als erstes erschienen mehrere Veröffent-
lichungen über die normale und kranke Magenschleimhaut, denen sich
Untersuchungen über die Schleimabsonderung des Darmes und anderer
Schleimhäute anschlossen. Auch hier kam es als Endergebnis wieder
zu einer zusammenfassenden Darstellung in der Volkmannschen Samm-
lung (1898). Die regelmäßigen Untersuchungen des Stuhles, die dazu
nötig waren, wurden für sein späteres Fach ausschlaggebehd, das bis-
her stark vernachlässigt worden war. Das Hauptergebnis der zum Teil
mit Strasburger durchgeführten Untersuchungen war die Auf-
stellung eines wiehtigen, auch heute noch nicht von allen Ärzten ge-
nügend gewürdigten Krankheitsbildes, der intestinalen Gärungs-
dyspepsie. Einen weiteren großen Fortschritt. bildete die Einführung
der Probekost. Erst sie ermöglichte es, die vergleichende Unter-
suchung des Stubles auf einer sicheren Grundlage vorzunehmen, für
die er in einer kleinen Schrift „Die Funktionsprüfung des Darmes
mittels der Probekost“ allgemeineres Interesse zu erwecken suchte.
Kurz vorher, im Jahre 1900, war mit Strasburger zusammen
die Herausgabe des jetzt in dritter Auflage erschienenen Buches „Die
Faeces des Menschen im normalen und krankhaften Zustande“ mit
besonderer Berücksichtigung der klinischen Untersuchungsmethoden
erfolgt. Daneben erschienen kleinere Veröffentlichungen aus den ver-
schiedensten Gebieten besonders der Nervenheilkunde und Herzpatho-
logie. Wie sehr Schmidt sich überhaupt mit allgemeinen Fragen
beschäftigte und sich nicht nur auf sein engeres Gebiet beschränkte,
zeigte die Verfassung einer „allgemeinen Pathologie“, die vielleicht zu
wenig bekannt geworden ist.
Das Jahr 1898 brachte Sehmidt den Professortitel. In die
Bonner Zeit fällt auch seine Verheiratung mit der Tochter des dortigen
Historikers Nissen. 1902 folgte er dem Rufe als Oberarzt der ersten
inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Friedrichstadt zu Dresden.
Hiermit war die gewünschte Selbständigkeit erreicht. Die Dresdener
Zeit war in gewissem Sinne vielleicht die glücklichste seines Lebens.
Er fand eine ihn ganz in Anspruch nehmende Tätigkeit, es begann die
Zeit der allgemeinen Anerkennung, die ihm viele Kollegen und Pa-
tienten als Freunde zuführte und die Beziehungen auch nach seinem
Fortgang von dort nie ganz abbrechen ließ. Das Leben in der großen
und schönen Stadt sagte ihm und seiner Frau völlig zu.
Die Stellung brachte es mit sich, daß er sich jetzt mehr als bis-
her mit therapeutischen Fragen beschäftigte, die aber auch im Zu-
sammenhang mit der bisherigen Arbeitsriehtung standen. Er gab eine
neue Speiseordnung der Dresdener Stadtkrankenanstalten heraus, er
versuchte neue Wegd'zur Behandlung der Brustfellentzündung mit In-
jektionen verschiedener Arzneimittel, der Tuberkulose und anderer
Lungenerkrankungen mittels des künstlichen Pneumothorax, er pro-
bierte Sauerstoffeinblasungen bei Kniegelenkentzündungen. Auf breiterer
Basis stellte er gemeinsam mit seinem langjährigen Assistenten Loh-
risch Untersuchungen über die Verdauung und Ausnutzung der
Cellulose und Hemicellulose bei Gesunden, Darmkranken und Diabetikern
an, die recht beachtenswerte Resultate ergaben, und in manchen Punkten
fortgesetzt zu werden verdienten. Die Beobachtungen über Verstopfung
und die Auffassung der zu guten Ausnutzung der Cellulose im Darm
der damit geplagten Menschen als ihrer Ursache brachte ibn auf den
Gedanken, eine nicht resorbierbare, quellende, aber dabei doch genieß-
bare Substanz als Vehikel in den Darm einzuführen, was ihm im Re-
gulin, einer Verbindung von trockenem Agar mit etwas Cascara, auch
vorzüglich gelang. —
Schmidts Streben ging jedoch weiter, die akademische Lauf-
babn übte auch auf ihn ihre Anziehungskraft aus. Als ihm nach
Nebelthaus Abgang im Jahre 1907 die Poliklinik in Halle, aller-
dings als Ordinariat: angeboten wurde, wagte er den Sprung ins Un-
gewisse. Er-gab zunächst mit der Übersiediung sehr viel mehr aul,
als er einlöste, eine neue Stellung war für ihn zu schaffen.
Die Monate der Leitung der Poliklinik standen im Zeichen einer
unruhigen und rastlosen Tätigkeit, die sich nur noch steigerte, als
sich ihm in ungeahnt kurzer Zeit die Aussicht eröffnete, Nachfolger
v. Mehrings zu werden. Im Frühjahr 1908 erfolgte die Berufung
als Direktor der Medizinischen Klinik. Damit war der Ruhepunkt er-
reicht, von dem aus mit mehr Muße weitergearbeitet werden konnte.
Neue Aufgaben harrten hier seiner — zunächst Einarbeitung in die Tätig-
keit als klinischer Lehrer, sowie Ausbau und Modernisierung der Klinik.
Schmidt empfand es als eine Freude, „unberührtes Gebiet zU
beackern“, wie er einmal selbst sagte — es war dies kurz nachdem
ihm die Nachfolgerschaft von Lenhartz als Direktor des Eppendorfer
Krankenhauses angeboten worden war —, und in diesem Sinne hielt er
auch Klinik. In erster Linie war sie für die jüngeren Semester be-
stimmt, doch steigerte er regelmäßig im Laufe des Semesters die An-
forderungen an seine Hörer und sich selbst. Er hielt sich frei von
jeder Einseitigkeit, im Gegenteil berührte er hier sein engereS Gebiet
sogar verhältnismäßig wenig. Breiten Platz nahm, seinen ganzen An-
sichten entsprechend, der therapeutische Anteil ein. Neben der Klinik
las er das eine oder andere Kolleg, mehrfach insbesondere eines über
Bäderheilkunde, das stets von einigen Ausflügen mit den Hörern ın
nahe und ferner gelegene Badeorte begleitet war.
Wohl jedem Teilnehmer sind diese Reisen in schönster Erinne-
rung geblieben, nicht nur der damit verbundenen feucht- fröhlichen
Feiern halber. Die Schüler lernten ihren Lehrer bei solchen Geleger-
heiten auch als freundschaftlichen Berater kennen. Stets bedeuteten
diese Ausflüge eine angenehme Unterbrechung der am heißen Saale-
strande träge dahinrinnenden Sommerwochen. i
Die Klinik wurde im Laufe der zebn Jahre seines Wirkens viel-
fach erweitert, ihre Einrichtungen verbessert, was bej der damals g°-
übten Sparsamkeit auf manche Hemmung stieß. Als bekannteste ist
die Diätküche entstanden, eine der ersten in Deutschland. In Wort
und Schrift hat sich Schmidt immer wieder über die Notwendigkeit
einer solchen ausgelassen.
Um weitere Kreise in seine Ansichten und erprobten Unter-
:
\
Jerzpatho-
a rechnete Speisen und Getränke vorgesetzt erhielten. El s da i m | ‚mer:
leicht ; © Die Berührung mit ausländischen Ärzten führte im Herbst 1913 | licher, daß es keinem möglich war, vielleicht hilfebringend in sein.
| zu einer Vortragsreise nach den Vereinigten Staaten... . 00O) Schicksal einzugreifen. Tieferen Einblick gewann nur derjenige, der `- N.
ne | Naturgemäß fanden in Halle die Arbeiten aus dem Gebiete der | ihn im Kreise seiner Familie kennen lernte. Er war dort der denkbar ai |
| dortige E Magen- und Darmerkrankungen ihre Fortsetzung. Klinik und ausge- | beste Familienvater, der auf Zucht und Ordnung hielt, sich. aber ‚auch Ir Ds
ia | dehnte Privatpraxis gaben ihm genüg Gelegenheit dazu. Unter den | mit ganzem Herzen seinen Kindern widmete und Anteil an ihren- si
jr . ; wichtigsten nenne ich hier nur die Lösung der zwischen den Pflanzen- | Leiden und Freuden nahm. ‚Besonders das kleine Landhaus in Rog- Er ;
a" zellen befindlichen Pektinsubstanzen durch die saure Reaktion des | bach bei Naumburg war der Ort vergnügtester Kurzweil und un- TS
scene - Magens und folgende alkalische des Darmes, wodurch nach Sprengung | gebundensten Beisammenseins mit Frau und Kindern, wie Freunden. . ve
Lebens der Zellwand die Einwirkung des Pankreassaftes auf den Zellinhalt er- | Ihnen allen ist der schaffensfrohe Mann allzufrüh dahingegangen, eine x
ande | . möglicht wird. | | i _schmerzliche Lücke hinterlassend. j ee.
ni Pe Viel beschäftigten ihn .auch Versuche über die Pankreasfunktion; = ` H. v. Hoesslin (Berlin-Lichtenberg). i
Í ‚mehrfach modifiziert, allen An- b. l l ; Bi 2 5
uen Grundsätze für kassenärztliche Verträge
seinen
gro griffen standgehalten. . A |
I Unablässig widmete er sich weiter der Frage des künstlichen r
$W f -> Pneumothorax bei Lungenerkrankungen, dessen Indikation er immer in Groß-Berlin.
or ` enger und enger zog. Mit günstigem Erfolge wandte er ihn auch zur 2 yon
Ja f Erleichterung des Ablassens von Exsudaten der Brustböhle an. Durch Ru |
a einfaches Kea des Patienten und Ansaugung von Luft durch tiefe San.-Rat Dr. Ignatz Sternberg. _
tle F Atemzüge bewerkstelligte er mühelos .die völlige Entleerung derselben. Die hochgespannten Erwartungen, mit denen die Groß - Berliner
u | Zahlreich waren die Versuche ‘über die Wirkung von Sauerstoff | Kassenärzte dem\Abschluß der Verhandlungen. über die neuen Grund- _-
pe bei Magen- und Darmstörungen, ganz besonders bei Gärungskatarrhen | sätze für kassenärztliche Verträge entgegengesehen haben, sind leider p
und bei Sprew von oben, bei langwierigen Dickdarmerkrankungen von | nicht in Erfüllung gegangen. Das Ergebnis ‚dieser Verhandlungen ist `
ein weder, in materieller noch ideeller Beziehung zufriedenstellendes. -
eD
paos
. R
vr.
die von ihm eingeführte Kernprobe hat,
. ‚über den
guten Erfolg.
‚des Menschen wurde schon erwähnt. 1
Teil zu diesem erschien im Jahre vor dem Kriege die „Klinik der Darm-
; krankheiten“, die modernste Abfassung über dieses Thema. Hier sind
seine persönlichen Ansichten ‚über àlle. Fragen niedergelegt, was den
durch den frühzeitigen Tod der beiden
71919 — MEDIZINISCHE KLINIK ~> Ñr. 1.
a IE
[4
suchungsmethoden einzuführen, hielt Schmidt gemeinsam mit seinen .
Assistenten jeden Herbst Kurse ab, zu denen sich Ärzte aus allen Län-
dern einfanden. Den Schluß bildete jedesmal eine gesellige Vereinigung
in seinem Hause, bei der die Gäste/nicht gerade für strenge Diät be-
unten. Auch die chirurgische Behandlung der letzteren nahm sein
Von der Ausführung der Appendiko-
ganzes Interesse in Anspruch. |
gvon Medikamenten sah er bei Ruhr wiederholt
tomie und- Eingießun
Schmidts liebste Beschäftigung war jedoch die Arbeit am
Schreibtisch.
Lesen seiner Arbeiten und Bücher ermüdet auch nie. Sehr half ihm
dabei die Fähigkeit, einer starken Konzentration und genauen Zeitein-
teilung, auf die er. nicht nur hier strenge hielt. Er konnte da mit der
Arbeit fortfahren, wo er tags zuvor aufgehört hatte, ohne sich erst
wieder lange eindenken-zu müssen. So sind auch die meisten seiner |
Werke in gedrängter Zeit entstanden. DE
h über die Faeces
Das mit Strasburger herausgegebene Buc
Gewissermaßen als klinischer
Wert des Buches außerordentlich erhöht. Mit Lüthje zusammen be-
arbeitete er die alte Vierordtsche Diagnostik. Sie erschien in
gänzlicher Umwandlung als klinische Diagnostik und Propädeutik, und
von anderen Gesichtspunkten aus, die auf Wiedergabe mancher ver-
alteter und unnötiger Einzelheiten verzichtet, um mit Wichtigem ver-
traut zu machen. Die Verbindung von Diagnostik und Propädeutik
hat sich so bewährt, daß trotz. des beträchtlichen Umfanges des Werkes
im Kriege eine Neuauflage erfolgte. Es wäre ‚zu: bedauern, wenn es
Herausgeber bald in Vergessenheit
Kurz vor Ende seines Lebens ‘erschien dann noch eine Schrift
‚den Muskelrheumatismus. Das Leiden, von dem er seit jüngeren
Jahren selbst häufig genug heimgesucht‘-war, hatte sein Interesse von
Erörterungen darüber gezeitigt. Ab-
geräte.
s
jeher beansprucht und mehrere
weichend von
licher Form wiederzugeben, entschloß sich Schmidt, diesmal den
Stoff einem größeren Leserkreise zugänglich zu machen, ohne die rein
wissenschaftliche Seite dabei zu vernachlässigen. Jedermann wird die
Er schrieb außerordentlich leicht und flüssig — das
der üblichen Gepflogenheit, alles in. streng wissenschaft-
diesen oder jenen abhalten, sich ihm persönlich mehr zu nähern. . Wie
sehr er jedoch gewohnt war, mit seinen langjährigen Assistenten zu
j. leben und zu arbeiten, zeigte sich darin, daß er in Bonn, wohin ihm
zunächst keiner derselben folgen. konnte, über Vereinsamung klagte.
Seine letzten Assistenten empfanden es daher jetzt um so schmerz-
Die ne
Das bisherige Honorar von 5M für das Jahr und den Kopf des Ver-
sicherien ist zwar, auf 8 M erhöht worden, doch entspricht. diese Er-
höhuög bei weitem nicht den berechtigten Forderungen der Ärzteschaft.
Der 60 % .betragende Aufschlag bedeutet angesichts der ungeheuer-
lichen ‚Entwertung unseres Geldes, der voraussichtlich noch lange Zeit
andauernden Verteuerung auch der einfachsten Lebensbedürfnisse kaum
einen Ausgleich, geschweige eine Aufbesserung- des .Honorars. Hinzu.
kommt, daß infolge der Verschlechterung der gesundheitlichen Verhält-
nisse weitester Volksschichten die Inanspruchnahme der Kassenärzte
in den nächsten Jahren eine erhebliche Steigerung erfahren wird und
schließlich, daß für die durch die Erhöhung der Versicherungsgrenze
auf 5000 M in die Versicherung einbezogenen 'zahlungsfähigen Per-
sonen keinerlei Erhöhung des Honorars, das nur für Versicherte bis
zu 2500 M bestimmt war, im Vertrage vorgesehen ist. Eine Erhöhung
des Honorars ist auch dann nicht. möglich, wenn, was unter den jetzigen
_ Verhältnissen durchaus nicht außerhalb des Bereichs der Möglichkeit
liegt, die Versicherungsgrenze während der Vertragsdauer, die. fünf
Jahre beträgt, noch über 5000 M hinaus, erhöht: werden sollte. Das
sind wenig erbauliche-Aussichten für die Groß-Berliner “Ärzteschaft.
Diese Erledigung der Honorarfrage ist um so peinlicher, als die Kassen
bereits im Frühjahr bereit waren, ein Honorar von 875 M (750 M`-
Pauschale und 1,25 Teuerungszuschlag) zu zahlen, ein Anerbieten, das
sie allerdings bald zurückzogen, als die ärztlichen Unterhändler darauf
nicht eingingen..
Ebensowenig befriedigend wie die Honora
\
frage ist die der Ver-
mehrung der Zahl der Kassenärzte geregelt worden. .Es soll allerdings
nicht verschwiegen werden, daß die Grundsätze ‚Bestimmungen ent-
halten über die Bevorzugung kriegsgeschädigter und kriegsbeschä-
digter Ärzte, die bei der Besetzung freiwerdender oder neugeschaffener
Kassenarztstellen in erster Reihe berücksichtigt werden sollen; aber
ob und wieviel solcher Stellen besetzt oder neugeschaffen werden
sollen, Ifegt ganz im. Belieben der Kassen, dem ärztlichen Vertrags-
partner ist keine Möglichkeit gegeben, hierauf einzuwirken. | >
Auch sonst hat die Position der Ärzte den Kassen gegenüber
' —.
keinerlei Stärkung erfahren, eher ist hier und da eine Schwächung zu-
verzeichnen. ‘Gänz besonders ist das der Fall hinsichtlich des zukünf-.
tigen ‚Verhältnisses der Kassenärzteschaft zu der Vertragskommission `
der Ärztekammer, wenigstens desjenigen Teiles der Kassenärzte, die
auf dem Boden der Grundsätze ihre kassenärztlichen Dienstverträge
abschließen, und das sind mindestens 90—95°/ sämtlicher Groß-Ber- : `.
liner Kassenärzte. Während über die Beziehungen dieser im Central-
_ verband der Kassenärzte zusammengesthlossenen Gruppen zur Vertrags-
kommission in den bisherigen Grundsätzen keinerlei Bestimmungen ent-
halten waren, bestimmen die neuen, daß in Zukunft die Gültigkeit von
Verträgen nicht von der Genehmigung durch eine andere Körperschaft
abhängig gemacht werden darf. Mit dem Hineinbringen dieser Bestim-
müng in die neuen Grundsätze ist es den Kassen gelungen, in die.
Koalition. zwischen kassenärztlichen Verbänden und staatlicher Standes- -
vertretung Bresche: zu legen, was ‘um so bedauerlicher: ist, als leider:
ze ungen.mit größtem Interesse lesen, wenn man sich auch mit dem
Srfasser darüber klar sein wird, daß ohne strengste Arbeit viele der
wichtigsten Fragen heute noch’nicht zu lösen sind, und es vielleicht
erst in ferner Zeit sein werden. a © | m;
Kapii AnDerdons bearbeitete er`in verschiedenen Handbüchern größere
e 5 die meistens sein engeres Fach betrafen. Gelegentlich flog
aktuella Zeitung oder modernen Zeitschrift eio Aufsatz über ein
eo Thema zu. Zu allem übrigen leitete Schmidt seit einer
keit von Jahren das Zentralblatt für innere Medizin. Lange Ilntätig-
Ib gab es für ihn nicht. . u
ie ‚Den Höhepunkt seiner Tätigkeit im Leben brachte das Jahr 1916,
| pi zum Rektor der Universität gewählt wurde. |
a Charakter war Adolf Sehmidt für Fernerstehende schwer
hat erst zen. Er war nicht jedermann zugänglich und gar mancher
ehrer E gesehen, welch’ warmen Freund'er in seinem Chef und
“Hatte, Seine Verschlossenheit und ' scheinbare Härte mochten `
Pr
a,
323 a g 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1.
5. Januar.
festgestellt werden muß, daß sich in diesem Punkte die Wünsche der
Kassen mit denen mancher Ärztegruppen, oder richtiger gesagt, mancher
Vertreter solcher Gruppen begegneten. Durch die Beseitigung der
Vertragskommission hat die ärztliche Koalitionsfreiheit einen Schaden
erlitten, den zu beseitigen kaum mehr gelingen wird.
| Alles in allem genommen stellen die Ergebnisse der Verhand-
lungen alles andere dar als ein Ruhmesblatt in der Geschichte der
Groß -Berliner Ärzteschaft, und es ist begreiflich, daß diese der weiteren
Entwicklung ihrer Beziehungen zu den Trägern der Krankenversiche-
= rung nicht ohne große Besorgnisse entgegensieht.
Die gleiche Besorgnis wird aber die gesamte deutsche Ärzteschaft
erfüllen müssen angesichts der neuesten Verordnung des Rates der
Volksbeauftragten über die Regelung der Vertragsverhältnisse zwischen
` Ärzten und Krankenkassen für das Jahr 1919. Nach dieser Verord-
nung, die Gesetzeskraft hat und am 27. Dezember 1918 in Kraft ge-
treten ist, erhalten die Kassen, denen es nicht gelungen ist, unter „an-
gemessenen Bedingungen“ mit ihren Ärzten für das Jahr 1919 neue
Verträge abzuschließen oder die bestehenden zu verlängern, das Recht
aus § 370 der RVO., ihren Mitgliedern statt der ärztlichen Behandlung
eine bare Leistung zu gewähren. Die Verordnung erklärt gleichzeitig,
daß als „angemessene Bedingung“ im allgemeinen anzusehen sei das
Angebot einer Erhöhung der bisherigen Honorare um 20°/, beim Vor-
liegen besonderer Verhältnisse, daß diese Erhöhung nicht weniger als
10° und nicht mehr als 331,3 0/, der alten Sätze betragen dürfe.
Man kann nicht behaupten, daß diese Verordnung von beson-
derem Wohlwollen für die Ärzteschaft getragen ist: in neuer Zeit, in
der die Arbeiterlöhne um das Doppelte und mehr der bisherigen ge-
stiegen sind und voraussichtlich noch lange Zeit auf dieser Höhe bleiben
werden, kann eine Erhöhung der ärztlichen Honorare um 20°/o nicht
gut als „angemessen“ bezeichnet werden, und die Schnelligkeit, mit der
diese Verfügung ergangen ist, läßt es sicher erscheinen, daß die Ärzte-
schäft bei der gegenwärtigen Regierung auf noch geringeres Verständnis
für ihre berechtigten Forderungen zu rechnen hat, wie bei der früheren.
Es wird abzuwarten sein, wie das nunmehr im großen ange-
stellte Experiment mit dem $ 370 der Reichsversicherungsordnung aus-
gehen wird, man muß es aber schon jetzt bedauerlich finden, daß es unter
den heutigen Zeitverhältnissen, in denen es doch an Zündstoff auf den
verschiedensten Gebieten des Öffentlichen Lebens wahrlich nicht fehlt,
auch noch zu Kämpfen zwischen Ärzten und Krankenkassen kommen
. muß, deren Kriegskosten letzten Endes die Kassenmitglieder werden
zu tragen haben.
Tagesgeschichtliche Notizen.
{Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
ur Die Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern beab-
sichtigt im Verein mit dem Centralkomitee für das Ärztefortbildungs-
wesen in Preußen, an möglichst zahlreichen Stellen Gelegenheit zur
AÄrztefortbildung zu schaffen. Es sollen unentgeltliche Semester-
kurse abgehalten werden, außerdem die üblichen Monatsfortbildungs-
kurse des Berliner Dozentenvereins wiederaufgenommen: werden. Auch
haben sich etwa. 80 große Krankenhäuser in Preußen bereit erklärt,
aus dem Felde zurückkehrende Ärzte für zwei bis drei Monate unter
gewissen Vergünstigungen als Volontäre aufzunehmen.
Königsberg. Eine Versammlung jüngerer aus dem Felde heim-
| gekehrter Ärzte hat die folgende Entschließung einstimmig angenommen:
Eine große Anzahl aus dem Felde zurückgekehrter jüngerer
Ärzte, die durch den Kriegsdienst keine Gelegenheit zu weiterer Aus-
bildung hatte, kann trotz größten Bemühens keine Assistentenstellen
- erhalten. Um Abhilfe in dieser dringenden Angelegenheit zu schaffen,
wird folgendes ‚vorgeschlagen: i. Vermehrung, womöglich Verdoppe-
Jung der besoldeten Assistentenstellen. 2. Ärzte, die eine nach Umfang und
Art des Krankenmaterials und des Kriegseinkommens geeignete Praxis
haben, insbesondere solche, die in öffentlichen Kliniken Kranke be-
händeln und zur Assistenz nur Schwestern verwenden, zur Anstellung
von Assistenzärzten zu veranlassen. 3. Schaffung einer Centrale beim
Königsberger Ärzteverein zwecks Vermittlung derartiger Assistenten-
stellen. 4. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, Assistenten oder
Assistentinnen, die mehr als zwei Kriegsjahre in der betreffenden An-
stalt angestellt waren, zum 1. Februar 1919 zu entlassen. 5. Um den
Bedarf an Militärärzten in der Provinz zu decken, wird gebeten, neben
den aktiven Sanitätsoffizieren diejenigen unverheirateten Ärzte, die
mehr als zwei Kriegsjahre in Heimatlazaretten tätig waren, in Provinz-
städte zu versetzen, um dadurch Stellen in Königsberg freizumachen.
Es wird darauf hingewiesen, daß viele junge, zum Teil notappro-
bierte Ärzte, wenn ihnen Gelegenheit zur Weiterbildung nicht gegeben
wird, durch wirtschaftliche Verhältnisse gezwungen -sein werden, sich
trotzdem niederzulassen. Hierdurch würde die Allgemeinheit Schädi- .
gungen ausgesetzt werden, für die die betreffenden Ärzte die Verant-
wortung ablehnen müssen. - Es
Berlin Die neue Verordnung der Reichsregie-
rung zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
bestimmt: i SD
„Die geschlechtskranken Personen können zwangsweise einem
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
. vereinigungen, soweit sie wirtschaftlichen Zwecken dienen,
holt angebahnt worden war, ist bisher regelmäßig gescheitert,
‚sonders, weil man sich über ein gemeinsames Programm
Heilverfahren unterworfen und in ein Krankenhaus überführt werden,
wenn, dies zur Verhütung der Ausbreitung der Krankheit erforderlich
erscheint. Die Aufbringung der Kosten regelt sich nach Landesrecht,
Wer den Beischlaf ausübt, obwohl er weiß, daß er an einer mit
Ansteckungsgefahr verbundenen Geschlechtskrankheit leidet, wird mit
Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft, sofern nicht nach dem allgemeinen
Strafgesetz eine härtere Strafe eintritt. Die Verfolgung tritt, soweit
es sich um Ehegatten und Verlobte handelt, nur auf Antrag ein. Die
Strafverfolgung verjährt nach sechs Monaten.“ |
Eine Verordnung des Reichsamtes für die wirt-
schaftliche Demobilmachung bestimmt:
„Entlassene Angehörige des Heeres und der Marine, bei denen
während des gegenwärtigen Krieges eine Geschlechtskrankheit fest-
gestellt worden ist, sind von den zuständigen militärischen Dienststellen
zum Zwecke weiterer ärztlicher Fürsorge derjenigen Landesversiche-
rungsanstalt namhaft zu machen, in deren Bezirk der neue Wohn-
ort liegt.*
Um eine vorübergehende Einrichtung einer kostenlosen Beratung
und Behandlung geschlechtskranker Heeresentlassener zu ermöglichen,
wird bestimmt, daß die Kommunalverbände Geldmittel zur Behandlung
zur Verfügung stellen und Beratungsstellen einrichten. Die Kranken-
kassenvorstände werden veranlaßt, für die fachärztliche penancung der
Kassenmitglieder Sorge zu tragen. Die im Bezirk ansässigen ach-
ärzte sollen befragt werden, ob sie sich an der Behandlung beteiligen
wollen. Durch Benehmen mit der Ärztekammer der Provinz soll dafür
Sorge getragen werden, daß Fachärzte da, wo sie fehlen, eingesetzt
werden, dabei soll ein Einkommen bis zu 1000 M. monatlich gesichert
werden unter Verbot der Ausübung allgemeiner Praxis.
Berlin. Das Sanitätsdepartement des preußischen Kriegs
ministeriums gibt bekannt:
„Damit die als Kriegsteilnehmer aus dem Heeresdienst aus-
scheidenden Ärzte, Zahnärzte, Zahntechniker und Militärapotheker ihre
Tätigkeit baldigst wieder aufnehmen können, ist genehmigt worden,
daß Geräte usw. aus verfügbaren Heeresbeständen käuflich
überlassen werden dürfen. Anträge sind an das nächstgelegene
Sanitätsamt des Entlassungs- oder künftigen Wohnortes zu richten.
Ausgeschlossen vom Verkauf sind zunächst Mikroskope, Röntgen-
einrichtungen, ganze Facharztbestecke, vollständige zahnärztliche Aus-
rüstungen und sonstige kostspielivere Geräte. Anträge dieserhalb
können Anfang Februar unmittelbar an das Sanitätsdepartement des
Kriegsministeriums gerichtet werden.“
Bayern. Im Nationalrat ist ein Antrag eingegangen, der die
Verstaatlichung der Apotheken verlangt, wobei die Über-
schüsse der großstädtischen Apotheken dazu zu verwenden sind, den
Mangel der Apotheken auf dem Lande zu beseitigen.
Am 21. Dezember fand eine Versammlung der Ärzte Groß-Berlins
statt, die einen Groß-Berliner Ärztebund gründete. Die Auf-
gabe dieses Bundes soll es sein, alle bisherigen Berliner en
sich zusammenzuschließen. Ein solcher Zusanimenschluß, der we i
nicht
einigen konnte. Infolgedessen hat man diesmal von der Vorlegung
eines bestimmten Programms einstweilen Abstand genommen und hat
statt dessen einen vorläufigen Ausschuß von 50 Mitgliedern gewählt,
denen die Vorbereitung aller weiteren Entschlüsse obliegt, über
die weitere allgemeine ärztliche Versammlungen entscheiden sollen.
Die Vorschlagsliste für den Ausschuß enthält nach Möglichkeit
Namen der verschiedensten Richtungen. Die Mitarbeit der in den bis-
herigen Standesvereinen führend tätig gewesenen Ärzte ist dadurch ge-
sichert, daß, soweit diese früheren Führer nicht schon Mitglieder un
Ausschusses sind, ein Beirat aus ihnen zu den Verhandlungen d®#
Ausschusses zugezogen werden soll.
Berlin. Geh.-R. Becker, Oberstabsarzt und früherer Chefarzt
der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, gestorben.
, Im Verlage von Urban & Schwarzenberg in Berlin un
ist unter dem Titel „Pathologie und Klinik der Nephrt
Nephritiden und Schrumpfnieren“ soeben eine von Priv.-Doz.
Dr. Fritz Munk verfaßte erschöpfende Einführung in die modern
klinische Nierenpathologie erschienen. Das neben den Fragen der f :
gemeinen Pathologie der Degeneration und der Entzündung, pawie a
Physiologie,und Pathologie des Harns die Neuerungen der klinis 1€
Nierendiagnostik der letzten Jahre berücksichtigende Werk bietet a
dem der speziellen Forschung auf diesem Felde ferner stehenden AT
vie] des Interessanten und Beachtenswerten auf dem schwierigen UN
komplizierten Gebiete der Klinik der Nierenerkrankungen.
Hochschulnachrichten. Breslau: Priv.-Doz. Dr. Gräp®”
d Wien
rosen,
hat den Professortitel erhalten. — Gießen: Priv.-Doz. Dr. > Pie)
(Augenheilkunde) und Priv.-Doz. Dr. Brüggemann (Ohrenhe ne
sind zu a. o. Professoren ernannt. — Königsberg: EFrV@
Dr. Benthin, Oberarzt der Universitäts-Frauenklinik, hat den o
fessortitel erhalten. — Rostock: Prof. Kobert, Direktor des phar
kologischen Instituts, gestorben.
Druckfèhlerberichtigung. In Nr. 51 der M. Kl. m
es heißen Seite 1263, rechte Spalte, Zeile 14 v. u.: „und“ einer Bota ER
Zeile 18 v. u.: „Bleistückchen“, Zeile 21 v. u.: wird „vorn und” AM?
Seite 1264, linke Spalte, Zeile 19 v. o-:»im „Verhältnis“. =
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| Landesmel |;
Verlag von |
'redigiert von ’
Professor Dr. Kurt Brandenbur: yo Poo Urban & Schwarzenberg
‚Berlin „== SL i Berlin
= Inhalt: Originalarbeiten: -A. Schittenhelm, Über die Serumbehändlung. der bacillären Ruhr. N. v. Jagie und. J. Sladök, Über |
ski Leistungsfähigkeit Herzkranker. W. Stepp u. M. Nathan, Untersuchungen über den Cholesteringehalt der menschlichen Galle. W, Lusti go
Br" Zur Serumtherapie Grippekranker. F. Deutsch, Der Indicannachweis im Liquor cerebrospinalis bei echter. Urämie. R. Cobet, Über
© Kreislaufstörungen bei Ruhr und -deren Behandlung; — Referatenteil: Strauß, Strahlentherapie. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Thera-
. peutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Breslau. Hamburg. Königsberg i. Pr. — Rundschau:
-Thi v. Olshausen: Können ärztliche Standesvereine ihren Mitgliedern den beruflichen Verkehr mit dem Verein nicht angehörigen Ärzten
=. Fa i untersagen ? — Tagesgeschichtliche Notizen. : | | er:
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originaibelträge vor.
° Š z g . h eN s l ” : i er f : b à š
F. Mayer, Rostoski und Andere, welche ‚gute Erfolge ah-
geben. Ich selbst habe bereits ausführlich ebenso berichtet 1). Es ist
bemerkenswert, daß die meisten günstigen Resultate auf dem öst-
lichen und Balkankriegsschauplatze gewonnen wurden, wo dieRuhr .
von Anfang an viel.schwerer auftrat, wie anderswo, während die `-
. zweifelhaften Ansichten zumeist Erfahrungen. aus dem Westen ~
widerspiegeln, wo die Ruhr wenigstens in den ersten Kriegsjahren,
so viel mir bekannt, leichter verlaufen ist... 2
: -. In den verschiedenen, mir zur Kenntnis gekommenen Kriegs-
publikationen und anderen Äußerungen werden durchweg gewisser-
maßen subjektive. Eindrücke wiedergegeben, die an :einzelnen
Fällen gewonnen wurden. Es ist nirgends, wie etwa in den oben
angeführten Friedenspublikationen, versucht worden, den Ansichten
eine zahlenmäßige Begründung zu geben. . Die Äußerungen
sind daher häufig recht unbestimmt und wagen keine bindenden
Schlüsse zu ziehen. So. geben die Autoren, welche Zweifel aus-
‚sprechen, meist sehr wohl zu, daß es. öfter. den Anschein hatte,
als: ob die Heilserumeinspritzung eine rasche Besserung veranlaßte;
sie. wagen- aber diesem Eindruck im Gegensatz zu den anderen
keinen Wert beizulegen, da ja auch sonst scheinbar schwere Ruhr-
fälle’sich plötzlich günstig verändern und rasch abheilen: Diesen.
Einwurf muß sich jeder machen, der viel Ruhr sieht, da tatsächlich
öfter eine unerwartete. Wendung zur Besserung auch ohne jede Be-
handlung vorkommt. Andererseits führt man gegen die Heilkraft
des Serums den Umstand an, daß in einer Reihe von Fällen keinerlei °
Beeinflussung des Krankheitsverlaufs -ersichtlich ist., Auch diese .
Tatsache kann nicht "geleugnet werden. Es darf daher der sub-
jektive Eindruck weder nach der einen noch nach der anderen Seite
ailein ausschlaggebend sein. |
T a Aus der Medizinischen Klinik in Kiel. - `
` Über die Serumbehandlung der bacillären Ruhr ?).
| .. Von - l
` Prof.. Dr. A. Schittenhelm.
- Über die Serumbehandlung der Ruhr lagen bereits vor dem
Kriege scheinbar abschließende Urteile vor. Von vielen Seiten
wurde seit ihrer Einführung durch Kruse und Shiga über
günstige Erfolge berichtet. So sah z.B. Laptesch bei früh- -
zeiliger Anwendung größerer Dosen (20 bis 40 ccm) des von Kraus
i und Dörr bereiteten antitoxischen . Rührserums die Mortalität
„ ‚seiner Kruse-Shiga-Ruhrkranken von 10 bis 15% auf 0,5% herab-
gehen. VaillardundDo pter benutzten ein selbst hergestelltes
.bacterieides und antitoxisches Serum und erreichten damit eine
Herabsetzung der Mortalität bei Kruse-Shiga-Ruhr von 20 bis 50%
-~ af 5%. Ruffer und Milmor e konnten mit einem polyvalenten
um die Mortalität. der bacillären Ruhr von. 64,49% auf
Mischser
9,7% herabmindern. Auch mit Heilserum gegen den Flexner- und
Y-Typ wurden gute Erfolge bei diesen Ruhrformen erzielt. Dagegen
| „Soll das Heilserum gegen den Kruse-Shiga-Typ keinen so ausschlag-
5 ` gebenden Einfluß bei Flexner-Ruhr-Erkrankung gehabt haben wie
bei der Shiga-Kruse-Ruhr, sodaß von Vaillard und Dopter
die Ansicht geäußert wurde, es sei vielleicht in diesem Falle das
Pferdeserum an sich schon von günstigem Einfluß auf den Ruhr-
‘Prozeß. Alles in allem faßt Lentz die Erfahrungen dahin zu-
sammen, daß nach den vorliegenden Berichten die
Mortalität bei: den mit Heilserum behandelten
Kranken 2 bis 5% gegenüber 10 bis 50% beirein
medikamentöser Behandlung betrage. Nach seiner
Ansicht stellen die nunmehr an vielen tausend Ruhrkranken er-
zielten günstigen Ergebnisse das Dysenterieheilserum
als vollwertig dem Diphtherieheilserum an die
Seite, eine Ansicht, die auch Marx vertritt. =
p, Diese bei früheren Friedensepidemien gewonnenen günstigen
; tfabrungen berechtigten zu den. besten Hoffnungen, als in dem
oeenwärtigen Kriege die Ruhr im 'Feldheere größeren Umfang
on Um so erstaunlicher -war es, als sich bereits, auf dem
Y arschau er Kongreß herausstellte, daß die Ansichten über
ein; therapeutischen Wert‘ der Ruhr-Heilseren sehr auseinander- .
| ee Von den einen wurden günstige Erfolge berichtet, von
Si anderen jeder Erfolg geleugnet. Derselbe Zwiespalt der Mei-
Jah aa durch die einschlägigen Publikationen der letzten-
Stis > Außern sich zweifelnd über die Erfolge Hühnermann,
z Tabo E Dorendorf, - Jakob, Klieneberger,
hold p a und Andere, Auf der anderen Seite stehen M us e-
re Hirsch, Boehncke, Brauer, v.Stark,
|I Statistische Erhebungen über Beziehungen
‚zwischen Serumbehandlung 'und Krankheits-
| verlauf = u
| Eine unangreifbare Entscheidung über den Wert der Heilserum-
“behandlung der Rubr wird man: in diesem ‘Stadium nur durch
Sammlung eines größeren Zahlenmaterials erreichen, ' das, unter
vergleichbaren Verhältnissen gewonnen, die Resultate der rein
medikamentösen Behandlung denen der Serumtherapie gegenüber-,
stellt. Nur so kann der Einwurf: einseitiger subjektiver Betrachtungs-
"weise völlig ausgeschaltet werden. Ich habe daher versucht, mein
in diesem Kriege im Osten zusammengefragenes Material, das
durchweg einer Armee, der Armeeabteilung v. Woyrsch, entstammt
und bei dessen Sammlung mich der. Armeearzt Generalarzt
Dr. Musehold mit größtem wissenschaftlichen: Interesse in
dankenswerter Weise weitgehendst unterstützte, nach dieserRichtun g
zu verwerten. | Be |
)-M. in. W. 1918, Nr. 10 und Ther. Mh. 1918, Nr. 4 und 6,
. ) Nach ei il
| nem am 6. April 1918 gehaltenen Vortrage.
~
- die Tatsache entgegen, daß örtliche Verschiedenheiten in der
‚ Armeebereichs größeren Vergleichswert besitzen.
7 1919 -— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
——— nn mn
— nn mn m i no —— In u
Beziehungen zwischen Serumbehandlung und
Sterblichkeit bei Ruhr. Ich bringe zunächst Gesamt-
. zahlen ohne Rücksicht auf die bakteriologische Diagnose des ein-
zelnen Falles, die die Beziehungen zwischen Serumbehandlung und
Sterblichkeit illustrieren sollen. .
Feldlazarette der Armeeabteilung Woyrsch .
| vom Jahre 1916.
Prozent
Ruhrfälle Todesfälle der Todesfälle
Feldlazarette
oline Serumbehandlung 54i 95 4,6
Feldlazarette
: mit Serumbehandlung 3219 43 1,3
Kriegslazarett (Seuchenabteilung) der Armee-
abteilung Woyrsch im Jahre 1916.
Das Kriegslazarett unterstand in der ersten Hälfte der Ruhrperiode
‘des Jahres 1916 einer anderen Armee und trieb keine Heilserumbe-
handlung; in der zweiten Hälfte trat es zur Armeeabteilung Woyrsch,
wo sofort eine energische Heilserumtherapie eingeführt wurde. Das
Kriegslazarett blieb am selben- Ort eingesetzt und bezog seine Kranken
nach wie vor von denselben Truppenteillen. Es wurden folgende
Resultate erzielt:
Prozent
5 Ruhrfälle Todesfälle der Todesfälle
Vor der Serumbehandlung 570 11 zirka 2,0 °/,
Mit A N) 434 2 „ 0,5 ol
Gleichsinnig mit diesen zahlenmäßigen Verschiebungen ging
bei den Ärzten und dem Wartepersonal des betreffenden Kriegs-
lazaretts der subjektive Eindruck einher, daß nach
Einführung der Serumtherapie die Ruhr im Lazarett insofern ein
anderes Bild gewonnen habe, als die Kranken viel schneller ihre
Beschwerden, vor allem Blutstühle, Leibschmerzen und Tenesmen
verloren und überhaupt rascher der definitiven Heilung zugeführt
wurden, während der vorher häufigere Übergang in ein chronisches
Stadium bedeutend seltener wurde.
Der Vergleich der Gesamtzahlen der mit und ohne Heilserum
behandelten Kranken ergibt also sowohl in den Feldlazaretten wie
im Kriegslazarett eine erhebliche Abnahme der Sterb-
lichkeit, die in beiden Fällen sich um das’ Vierfache
verringert. Man könnte daran denken, größere Zahlen dadurch zu
gewinnen, daß man die Sterblichkeit der einzelnen Armeen ein-
ander gegenüberhält, wobei ein gewisser Vergleich möglich wäre,
da nach den Berichten nicht überall gleichmäßig energisch mit
Serum behandelt wurde. Jedoch steht einem derartigen Vergleich
Schwere der Ruhr störend ins Gewicht fallen würden, die. bei
kleineren Statistiken keine ausschlaggebende Rolle spielen können.
Ich glaube daher, daß die von mir gebrachten Zahlen eines
Beziehungen zwischen Serumbehandlung
und Darmersceheinungen. Die Herabsetzung der Sterb-
lichkeitsziffer ist sicherlich von größter Bedeutung für die Ein-
schätzung des Wertes der Serumbehandlung. Ihr Einfluß auf den
Verlauf der Ruhrerkrankung läßt sich aber auch noch auf andere
Weise zahlenmäßig belegen. Man erhält ein gutes Bild, indem
man das Verschwinden einzelner Krankheits-
erscheinungen registriert. Dafür ist ganż besonders das
Aussehen des Stuhlgangs zu verwerten, der bis zu einem gewissen
Grade den Gang der Erkrankung widerspiegelt 1).
Die frische Ruhr ist charakterisiert durch den Abgang blutig-
schleimig-eitriger Massen, wobei das Blut eine besondere Rolle
spielt. Man findet die makroskopisch erkennbare innige Ver-
mischung mit rotem Blute vornehmlich im akuten Stadium des
dysenterischen Prozesses, während mit dessen Abklingen das Blut
verschwindet, um wieder aufzutreten, wenn ein Rückfall eintritt.
Wenn man also den makroskopischen Befund von Blut im
Ruhrstuhle registriert, so hat man damit einen Anhalt, wie lange
der akute Prozeß im einzelnen Fall anhält. Die Zahl der Stühle
gibt meist gleichfalls einen gewissen Aufschluß; jedoch ist sie
nieht so ausschlaggebend für die Beurteilung wie die Konsistenz
des Stuhles. Denn es gibt doch immer wieder Fälle mit schweren
Darmveränderungen, die trotz deren Fortbestehen nur wenige
Stühle im Tage absetzen und so einen guten Zustand vortäuschen,
wenn man sich nur an die Zahl der Stühle hält. Besser verfolgt
= a M
—
1) Genaueres darüber M. m. W. 1918.
~ behandiung einsetzt
12. Januar.
m m u a Un [UI {oo = ir
-..— — -e — =
- En _—.- —i 0200. E
man daher die Konsistenz. Ist der Stuhlgang wieder ge-
formt, so kann man stets damit rechnen, daß die Erkrankung
in fortgeschrittener Heilung begriffen ist. Es gibt daher einen
guten Anhaltspunkt für die Beurteilung, wenn man zusammen-
stellt, wie schnell der Stuhl die Blutbeimengung verliert und wann
er wieder geformt ist.
Da mein Material zu einem größeren Teil aus Front-
lazaretten stammt, wo die Kranken, wenn möglich, nicht
länger wie vier Wochen liegenblieben, da zudem Ruhrkranke, welche
bei vierwöchiger Behandlung immer noch keinen festen Stuhl-
gang bekommen haben, stets noch längere Zeit krank bleiben oder
zum Teil chronisch werden, also bei ihnen von einem prompten
Heilerfolg nicht die Rede sein kann, so habe ich nur die ersten
vier Wochen berücksichtigt und alle Kranken, die nach deren
Ablauf noch Durchfälle hatten, als chronische Fälle schlecht-
weg eingesetzt.
Das Material ist in den folgenden Zusammenstellungen
gleichmäßig nach dem Einsetzen der Serumbehandlung am ersten,
zweiten, dritten, vierten usw. Krankheitstage geordnet. Es wurde
dann in die Rubriken gesetzt, an welchem Krankheitstage und an
welchem Tage der Serumbehandlung (vom ersten Tag derselben ab
gerechnet) der Stuhlgang blutfrei oder fest wurde.
Ich verwende zunächst nur bakteriologisch geklärte
Fälle, die teils mit, teils ohne Serum behandelt wurden.
Freilich ist ihre Zahl aus begreiflichen Gründen keine sehr große.
Einmal war die bakteriologische Klärung eine recht lückenhafte,
sodaß sie noch nicht für 5% der Fälle erfolgte. Sodann ist die
Sammlung des Materials in großen Mengen und in der Genaulg-
keit, daß es ‘zu statistischen Zwecken verwandt werden kann, IM
Felde nur sehr schwer durchzuführen. Immerhin glaube ich ge-
nügend anführen zu können, um einen weiteren Beweis zu er-
bringen. ' |
Fälle von Shiga-Kruse-Ruhr aus den Jahren 1915 bis 1917.
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| | blutfrei geformt E | .
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Rein medikamen-, | e
tös behandelte! | ol 85719
Fülle = 14 ı 14 | 78 | 12 EISE Be
Es geht aus der Tabelle hervor, daß Shiga-Kruse
Ruhr, wenn sie in den ersten vier Tagen in specifische
Behandlung genommen wird, zu 92°/, innerhalb vier Wochen m
Heilung gebracht wurde. Die Heilerfolge sinken jedoch um £O mehr,
je später die Ruhr in speeifische Behandlung genommen werden
kann. Bei nicht specifisch behandelten Fällen ist die Heilung
innerhalb vier Wochen viel seltener, wie bei specifisch behandel-
ten, selbst wenn die Behandlung erst nach dem neunten nr
beginnt. Auf die Beeinflussung des Blutgehalts komme ich
später noch zurück. .
Es ist ferner bemerkenswert, daß der weitaus prore
Teil der Fälle von Shiga-Kruse-Ruhr mit Hel'-
serum behandelt wurde, ein Beweis dafür, daß bei ihnen
von vornherein der klinische Eindruck ein derartiger WAT, da
eine specifische Behandlung erwünscht erschien. Fe
Wie verhalten sich die Dinge bei den Erkrankungen, die 2
die von Kruse als „Pseudodysenterie“ bezeichne
Gruppe gehören ? |
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Krankheitstag,
in 4 Wochen
an dem die Serum-
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| A ; ” , seudo-
Zu der Tabelle ist zu bemerken, daß die Fälle von ling
ruhr aus den verschiedensten Lazaretten der Armeea!)
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Er 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 2.
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Woyrsch gesammelt wurden, wo immer wieder andere Bakteriologen > Bakteriologisch ungek lär te Ruhr `
maßgebend waren. Infolgedessen spiegeln die bakteriologi- aus den Jahren 1915 bis 1917. >-
in
schen Diagnosen die Verworrenheit der Bezeich- |= —— =——— T
nungen wieder, wie sie nun einmal’ der Ruhrbakteriologie zur- | xrankheitstag‘ |Anzahı | blutfrei | geformt. 3 o
zeit eigen ist. Die 89 Fälle verteilen sich danach folgender- | an dem die Serum- | der |Krank- Serum.| Rrank-| serum-! S | 2 |4 Wochen .
maßen: Pseudodysenterie schlechtweg 19, Flexner-Ruhr 16, Pseudo- | behandlung einsetzt | Fälle | heits- |" tag helts- tag | 5 geheilt
dysenterie A 29, Pseudodysenterie D (= Y) 12, Pseudodysenterie | : la IE KERN re
H (= Strong) 13 Fälle. Der -einzige Todesfall war .Pseudodysen- 1-4 32 6,1 37 f 140 | 87 | 83| 1] 28=875%
terie H. De EEE ae
- x a’ 27 ar ? ,° , y v “£ jo
Aus der Tabelle geht hervor, daß der Heilerfolg bei den. a T ee EA
Pseudoruhren im allgemeinen recht gut. ist, einerlei ob
zwischen ‘den ;specifisch behandelten und den nur medikamentös |.
hartnäckiger wie die Pseudoruhr. Ob das rasche Verschwinden
behandelten Fällen, besteht darin, ' daß beiden letzteren die | |
Stühle später eintreten als bei den | des Blutes aus dem. Stuhl nur eine Wirkung des artfremden Serums `
ersteren, mithin die Heilung sich bei den Serum- | darstellt, wie manche, z.B. Krause, meinen, sei noch dahingestellt. -
Es wäre dann jedenfalls schwierig, zu erklären, warüm die blut-
geformten
behandelten schneller einstellt. Es ist ferner be-
merkenswert, daß von den 87-Fällen Pseudoruhr nur 27 Fälle mit | stillende Wirkung bei Shiga-Kruse-Ruhr sich langsamer einstellt
= Serum behandelt wurden, während die größere Zahl ohne | wie bei Pseudoruhr und warum sie in ganz schweren Fällen voll-
'specifische Behandlung blieb. Wenn ich mein ge- | ständig ausbleibt. Eine Entscheidung dieser Frage ließe sich erst
samtes Material, auch diejenigen Fälle, von denen ich sonst nicht. |
genügend Notizen zur Einreihung in die Tabellen habe, zusammen- |' gewöhnlichen Pferdeserums in größerer Zahl vorliegen würden. Ich
stelle, so wurden von 123 Shiga-Kruse-Fällen 105 = | möchte meinen, daß es sich nicht nur um eine hämostyptische
99%, und von 90 Pseudoruhrfällen 28 = 31°/, mit | Wirkung handelt,, sondern um eine Beeinflussung des
Serum behandelt. Daraus erhellt, da8 das Bedürfnis einer | akuten. Prozesses, der, wie bereits erwähnt, durch .den
Serumbehandlung bei der Pseudoruhr viel ge- | Blutstuhl charakterisiert wird. | SEE
ringer ist wie bei der Shiga-Kruse-Ruhr. . Der wichtigste Punkt ist neben der zahlenmäßigen Fest-
i stellung der Wirkung des Serums überhaupt die Tatsäche,. die
Rue Diese statistisch gewonnene Tatsache!) stimmt: völlig mit aer wi ) ube
l durch die Statistik sowohl wie durch die Erfahrung am Kranken-
meinen Erfahrungen am Krankenbett überein, die darauf hinaus- wohl
‚gehen, daß die Pseudoruhr im allgemeinen harmloser | bette feststeht, daß nämlich das Serum .am gründlichsten : seine
ist als die Shiga-Kruse-Ruhr. : Was ich àn. Todesfällen | Wirkung entfaltet, wenn ‘es in den allerersten Tagen der
Erkrankung gegeben wird, während in der späteren Zeit mehr und
sah, war, wenn eine bakteriologische Klärung zustande kam, in der gene rak 1 enr 1
mehr seine Wirkung verschwindet. Das kann nicht weiter ver- >
. Regel Shiga- Kruse-Ruhr. Wo in einem Lazarett viele schwere mg . an SALE.
Fälle lagen, vor allem auch akut tödlich verlaufende, da konnte | wundern, da natürlich mit dem Fortschreiten der ‚anatomischen
Darmveränderungen auch der Heileffekt des Serums ein sehr be-
“ man sicher sein, daß Shiga-Kruse-Bacillen dabei im Spiele waren.. I I n aer f r |
| schränkter wird. Genau. wie bei der Diphtherie.sind die ersten
Ich verkenne nicht,. daß die Pseudoruhr in einer beträchtlichen |. 2 „En
Anzahl von Fällen gleichfalls schwer verlief.. Darauf wurde auch | Tage der Erkrankung meist die maßgebenden.' Be-
von anderer Seite, besonders scharf von v. Stark und Brauer | Sonders bei schweren Fällen stellen sich unter der Einwirkung
hingewiesen, sodaß Zweifel berechtigt erschienen, ob die Pseudoruhr | des Toxins sehr schnell tiefgreifende Veränderungen der Darm-
mit Recht immer noch als leichtere Ruhrform von der Shiga-Kruse- | wand ein, die eventuell bereits am dritten Tage große Intensität
„Ruhr klinisch scharf abzutrennen ist, Ich habe aber mehrfach | und Ausbreitung gewonnen haben. ` Das Serum’ trifft nur ‘den
` erlebt, daß in Fällen, die auf Grund der bakteriologischen Diagnose | Specifischen Faktor der Erkrankung und verhindert, zur rechten
zunächst als Pseudoruhr angesprochen wurden, später durch einen | Zeit benutzt, durch dessen Ausschaltung -ein Tiefergreifen des
hohen Widaltiter des Krankenserums gegen Shiga-Kruse-Bacillen | Prozesses, Dadurch wird oft der Übergang eines leichten oder
mittelschweren Falles in einen schweren verhütet, dadurch wird
oder gar durch direkte Züchtigung "derselben aus dem Stuhl eine sch alles I i g
ferner die Krankheitsdauer ‚abgekürzt, wofür die Tabellen den
5, häufig eine Klärung in vorstehendem Sinne statt. Das schlimmste.
Mischinfektion von Pseudoruhr mit Shiga-Kruse-Ruhr er- 1e t
wiesen wurde, die nun den schweren Krankheitsverlauf klärte. Ich | zahlenmäßigen Beleg geben. Setzt aber die Serumbehandlung
‚ glaube daher, daß in vielen Fällen, wo die Pseudoruhr im Osten, | erst.später ein, etwa am fünften bis siebenten Tage der Erkrankung,
` vornehmlich während des Stellungskrieges, scheinbar schwer ver- | was besonders im Bewegungskriege sehr häufig der Fall ist, dann
lief, de facto echte Ruhr vorgelegen hat. Man’hat sich in der | vermag sie wohl toxische Allgemeinerscheinungen zu beheben’ und
Regel mit dem kulturellen Nachweise begnügt, und den Ruhrwidal bei wenig tiefgreifenden Darmveränderungen eine Wendung zum
nicht zur Diagnostik oder nicht. in ausreichendem Maße heran- | Besseren und eine schnellere Ausheilung zu. erzielen. Bei bereits
gezogen. Wo dies geschehen ist, da fand nach meiner Erfahrung | vorhandenen ausgedehnten, tiefgreifenden Geschwüren wird sie
aber auf die Dauer wenig oder nichts mebr ausrichten. ©
Man darf nicht verschweigen, daß es Fälle gibt, wo die In-
für die Ruhr ist langer Transport -unter ungünstigen Verhältnissen | . a .
fektion — meist ist es Shiga-Kruse-Ruhr — so akut und heftig
(schlechte Transportmittel und mangelhafte Lagerung, Kälte und y ni
verläuft, daß die Serumbehandlung, selbst wenn sie schon am
Nässe, unzweckmäßige Ernährung, Mangel an Wartung und güten ‚aan Seru mpe
dritten bis vierten Tag einsetzt, ohne Erfolg bleibt. Wir
hygienischen Bedingungen usw.), wie sie im Bewegungskriege nicht ‚ohne
| | kennen solche Mißerfolge auch bei der Diphtherie und sie werden
Schwert ist.
Immer zu vermeiden sind. Dabei kann: sich der "Unterschied | |
-Zwischen Shiga-Kruse-Ruhr und Pseudodysenterie, der unter gün- | von den Gegnern der Serumbehandlung immer wieder angeführt. -
stigen Bedingungen klar zutage tritt, sehr verwischen, indem Trotzdem stebt aber der Erfolg der Heilserumtherapie bei dèr
auch zahlreiche Fälle von Pseudoruhr schwer werden und even- | Diphtherie über jeden Zweifel erhaben da. Ähnliche Beobachtungen
well tödlich enden. Ich glaube aber nach meinen Erfahrungen | bei der Ruhr können daher nicht überraschen und dürfen vor allem
annehmen zu dürfen, daß auch dabei die Shiga-Kruse-Ruhr weit- | nieht als unwiderlegliche Zeugen gegen den Erfolg der Serum-
aus gefährlicher reagiert, . Ich führe endlich eine Zusammenstellung | behandlung angeführt werden, wie überhaupt mit einem gewissen.
über bakteriolo gisch nicht geklärte Fälle, die mit | Prozentsatz von Mißerfolgen von vornhereiti gerechnet werden muß.
‚Serum behandelt wurden, an, weil auch sie in. ähnlichem Sinne Man kann aber andererseits als sicher annehmen, daß die
Spricht, wie die bereits gebrachten Tabellen. l on den meisten en auch in den. vorliegenden
In allen Fä 97 < i s, Außerungen angegebenen auffallenden Besserun
en Fällen, wo Serumbehandlung getrieben wurde, hörte des Allgemeinbefindens und der nervösen Beschwerden ee Š 1
dieBeimen 'ung vc i i j
Tagen auf, bel der Pseudoruhr durehsehnitiich schon nach wel Leibschmerzen und andere) zum guten Teil ebenso als Wirkung des
dreieinhalb T l TEE f a ıfgef: ‚erden können, wie die Abkürzu ” Krank-
“SS dreieinhalb Tagen, bei den nicht geklärten Fällen nach drei heit und die Herabsetzung der. Sterblichkeit ıng der Krank |
leh glaube also entschieden dafür cin-
treten zu können, daß bei der Ruhr eine früh-
zeitige, energische und sachgemäße Serum-
therapie von Nutzen ist. u E $3 |
dem St i Die Zur Statistik verwandten Fälle entstammen fast, durchweg
und die LuSenf lege, daim Bewegungskriege die bakteriologische Klärung
e sammlung gut beobachteten Materials naturgemäß äußerst er-
t... e
ren n _
sie specifischý behandelt werden oder. nicht: Ein Unterschied . einhalb- bis vier Tagen, bei den Shiga-Kruse-Fällen nach vier- bis
fünf Tagen.. Es .zeigt sich also auch hierbei die Shiga-Kruse-Ruhr
fällen, wenn einwandfreie zeitliche: Angaben über die Wirkung
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36
N. Indikationen für die Serumtherapie,
Man würde dem Ideal einer Serumtherapie am nächsten
kommen, wenn auch bei der Dysenterie, ähnlich wie bei der Di-
phtherie, jeder Fall sofort und ganz frühzeitig, even-
tuell bereits bei der Truppe, energisch mit Ruhrheilserum behandelt
würde. Dem steht aber hinderlich im Wege, daß sich kaum so-
viel Serum auftreiben ließe, um einer solchen Forderung gerecht
zu werden, zumal ja die Dinge nicht so einfach liegen wie bei
Diphtherie. Man muß also die Indikation beschränken.
Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß
da, wo vornehmlich Pseudoruhr vorkommt, die
Berumtherapie nur für. einzelne Fälle benötigt
wird, während sie da,wo Shiga-Kruse-Ruhr vor-
kommt, energisch und allgemein betrieben
werden sollte, Darüber sind sich auch die meisten Bericht-
erstatter einig. Da jedoch, wie bereits bemerkt, die Pseudoruhr
-gelegentlich in schwererer Form verläuft, da ferner öfter zunächst
scheinbar leichte Ruhrfälle plötzlich schwer werden, da endlich
eine bakteriologische Identifizierung des einzelnen Falles nur zu
oft nicht gelingt, so müssen die Indikationen in der Regel nach
klinischen und nicht nach bakteriologischen Gesichtspunkten
gestellt werden.
Ich trete für folgende Leitsätze ein, nach denen
eine energische Serumbehandlung zu fordern ist:
| 1. Bei leichten Fällen, die länger wie drei
Tageihre akuten Erscheinungen (Blutstühle und ner-
vöse Beschwerden) behalten und keine. Neigung zur
Besserung zeigen.
2, Bei allen Fällen, die von vornherein
einen toxischen oder überhauptschwerenEin-
druck machen.
-3, Bei allen frischen Fällen, die mehr als
12mal in 24 Stunden Stuhlgang haben und bei
denen quälende Beschwerden bestehen.
Gegen Komplikationen und Nachkrankheiten, wie z. B. den
Ruhrrheumatismus !), nutzt die Serumtherapie nicht das geringste,
sie kann hierbei völlig außer acht gelassen werden.
II. Menge und Art des Serums und
Anwendungsart.
Lentz hat als Resümee der vor dem Kriege erschienenen
Literatur über die Serumbehandlung der Dysenterie angegeben,
daß als Heildosis in leichten Fällen in der Regel 20 bis 30 ccm
gegeben werden, bei Schwerkranken indessen auch 80 bis 100 ccm,
nötigenfalls in wiederholten Gaben. Diese Angaben finden sich
auch in den bekannten Bearbeitungen der Ruhr von Jochmann,
der der Serumtherapie eine gute Prognose stellt, und Jürgens,
der sie skeptischer bespricht. Übersieht man die Ansichten,
welche im Kriege geäußert wurden, so hat sich weitaus der
größere Teil der Serumtherapeuten für höhere Gaben ent-
schieden. Berghaus spricht direkt von einem „Kunstfehler“,
Rostoski, v. Stark, F. Mayer geben als Einzelgabe
50 bis 100 cem je nach der Schwere des Falles, wobei sie be-
merken, daß niedrigere Gaben wirkungslos seien. Einige geben
kleinere Mengen.
So empfiehlt Brauer, 20 cem wiederholt, eventtell an 3 bis ö bis
7 Tagen auch zweimal täglich zu verabreichen. Ballmann gab zu-
erst 20 cem, ohne davon wesentlichen Erfolg zu sehen; er erhöhte
daher die Menge auf 80 bis 100 ccm, die er meist 2 bis 3 Tage hinter-
einander verabreichte, und sah danach in der Regel ganz auffallende
Besserung. Hühnermann empfiehlt 20 bis 40 cem, Boehncke
80 bis 50 cem.
Es besteht also in der Regel die Tendenz, die Mengen zu
steigern, sodaß man daraus schließen kann, daß doch wobl kleinere
Mengen wie z. B. 10 bis 20 cem in ihrem Effekt meist nicht
befriedigten. :
Ich selbst habe, nachdem ich mit kleinen Serumgaben von
20 und 30 cem keine Erfolge erzielen konnte, mich von Anfang an
großer Einzelgaben bedient. Ich möchte mit Berghaus und Ande-
ren als kleinste Einzelgabe 50 ccm ansehen. In der Regel
gab ich je nach der Schwere des Falles 50 bis 80 cem pro Dosis
und injizierte dieselbe Menge mehrere Tage (2 bis 4 Tage), bis
Besserung eingetreten ist (Nachlassen von Tenesmen und Leib-
1) S. bei Schittenhelm und Schlecht, Arch. f., klin. M. :
1918, Bd. 126, H. 5 u. 6.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2,
| ließe,
wenn weniger wie 50 cem als Einzelgabe gegeben werden; Hirsch,
12. Januar.
schmerzen, Besserung des Allgemeinbefindens, unblutigere seltenere
Stühle), dann gehe ich die nächsten Tage langsam auf 50, 40, 30 cem
herunter. So verbrauchte ich als Gesamtmenge bei Shiga-
Kruse-Ruhr im Durchschnitt von 105 Fällen
220 ccm pro Person, beiPseudoruhrim Durchschnitt von 28 Fällen
180 cem pro Person. Bei manchen Fällen kann man schon
nach 2 bis 3 Tagen aufhören, bei anderen muß man 4 bis 6 Tage
injizieren. Es ist natürlich zwecklos, die Serumbehandlung weiter-
zuführen, wenn man nach 5 bis 6 Tagen mit großen Dosen ge-
sehen hat, daß die Wirkung ausbleibt. Ich habe früher mehr-
fach übergroße Mengen, wie sie auch in Berichten von anderer
Seite erwähnt sind, das heißt Gesamtmengen von über 600 cem
pro Person eingespritzt, ohne jedoch einen Erfolg dadurch je er-
zwungen zu haben. Besonders wichtig scheint mir bei der Serum-
behandlung neben dem frühzeitigen Einsetzen derselben auch noch
die Forderung, sie konsequent durchzuführen, wenn sie ein-
mal begonnen wurde. Man soll dann Tag für Tag in-
jizieren ohne Pause, bis die Besserung da ist.
Als Anwendungsart wählt man wohl, wie fast all-
gemein empfohlen wird, am besten die intramuskuläre
Injektion. Die subcutane führt auch zum Ziele, hat aber die lang-
samere Resorption gegen sich. Die intravenöse Injektion
habe ich anfänglich in Gaben von 20 bis 30 ccm, bei schweren
Fällen kombiniert mit intramuskulärer Injektion, selbst geübt, bin
aber davon wieder abgekommen, als ich einzelne Male als Folge
einen leichten Kollaps eintreten sah und die Wirkung der Ein-
spritzung keine auffallend größere war wie bei den anderen An-
wendungsarten. In den vorliegenden Berichten wird die intravenose
Verabreichung meist auch in Kombination mit intramuskulärer
Injektion von verschiedenen Seiten wärmstens empfohlen, ohne
daß offenbar gröbere Schädigungen gesehen worden wären.
Hübener will überhaupt nur intravenös injizieren. F.Meyer
gibt bei schweren Fällen 30 bis 50 ccm intravenös und gleich-
zeitig 100 ccm intramuskulär, auch Brauer, Dorendorf,
Boehncke und Andere sprechen sich für die intravenöse Injektion
aus. Jakob berichtet über zwei Fälle, bei denen nach intravenoser
Injektion von 20 cem, die ein respektive mehrere Male erfolgte,
ein bedrohlicher Kollaps mit Temperaturanstieg, Angstgefühl, Er-
brechen, Tachykardie eintrat. Das stimmt mit meinen Erfahrungen
überein, und es scheint mir daher bei intravenöser Injektion
äußerste Vorsicht geboten. So glaube ich, daß man nach
diesen Frfahrungen höchstens in sehr schweren Fällen ver-
suchen kann, mit kombinierter Behandlung vorzugehen,
das heißt höchstens 15 bis 20 ccm intravenös und 60 bis 80 cem
gleichzeitig intramuskulär. Die intravenöse Injektion wäre, wenn
sie gut ertragen würde, ein- bis zweimal zu wiederholen. Sie
öfter zu wiederholen, halte ich für gefährlich. Im allgemeinen
wird es vollkommen ausreichen, die intramuskuläre Verabreichung
anzuwenden.
In jüngster Zeit wurden Versuche unternommen, ob sieh
nicht die Höhe der anzuwendenden Serummenge herabmindern
wenn man gleichzeitig Ruhrvaccine verabreicht. Diese
kombinierte specifische Therapie, bei der also
eine aktive und passive Immunisierung getrieben wird, wurde von
Boehncke, Rostoski und von mir besprochen, von
Schelenz und Groß in einer Anzahl von Fällen durchgefübrt.
Als Vaccine wurde der Ruhrheilstoff von Boehncke verwandt,
der bekanntlich eine polyvalente Bacillenaufschwemmung mit emer
bestimmten Menge durch Antitoxin nahezu neutralisierten Toxins
darstellt. Die Unschädlichkeit dieses Ruhrheilstoffs ist durch meme
Untersuchungen und die der genannten Autoren sichergestellt.
Die kombinierte Therapie wurde von Schelenz so ausgeführt,
daß er am ersten Behandlungstage 20 cem vom Ruhrantiserum gab;
nach 24 Stunden verabreichte er 0,3 ccm Ruhrheilstoff (Boeh n c ke S
Vaccine), nach weiteren 24 Stunden 0,5 cem; am nächsten Tag
dieselbe Menge und endlich mit einem Tag Pause 1,0 ccm. In anderen
Fällen begnügte er sich mit 10 ccm Serum am ersten Tag un
stieg an den folgenden Tagen mit dem Ruhrheilstoff bis auf 1,9 Cem.
Groß empfiehlt eine Vorgabe von 10 bis 30 cem Ruhrantiserum em-
malig beziehungsweise im Bedarfsfalle wiederholt und dazu subeutane
Injektionen von Boehnckes Ruhrheilstoff in Mengen von 0,9 bis
1,0 bis 1,5 cem mit 24stündigen Abständen. Schelenz und
Groß hatten bei ihren Fällen den Eindruck, daß durch diese
Behandlungsmetliode ein günstiger Effekt erzielt wurde und
daß also in der Tat durch gleichzeitige Vaceinetherapie die an-
zuwendende Serummenge herabgesetzt werden kann. Freilieh
sind die Versuche nicht sehr zahlreich. Immerhin dürften sie ent-
mern,
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e > r Ste Frege a re Perser - =
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S
konfiguration.. — Insufficientia valvulae `mitralis et Valv. semilun. aortae.
— Atemnot, Schwindel, Herzklopfen, Stauungsbronchitis. : |
| „2. W. H., 30: Jahre, Traindivision 7.: Nie Angina .oder Gelenk-
rheumätismus. Vor fünf Jahren Typhus. : Genauere Anamnese siehe
únten. — Herzstoß zwei Querfinger außerhalb der Mamillarlinie, stark
hebende Herzbasis an der dritten Rippe,’ lautes systolisches- Geräusch
re seltenen |:
‚00m‘:
{Shiga f:
Fälle E~; :
schieden die Anregung zu weiteren Versuchen in dieser Richtung
Was endlich die Art d’es:Serums anbelangt, so darf
man wohl als. allgemeine Ansicht. ansehen, daß bei sicheren
nie. ‚Shiga-Kruse-Fällen entschieden das Shiga-Kruse-.
man sin... Antiserum verwandt werden ‘sollte. In der Regel :wird man | 2% ee s UPPE eal |
IE ee Pin s wo der gia: | an- der Spitze, musikalisches systolisches Geräusch: am Erbschen Punkte, 7
bis 6 Tep SE freilich T Do en ee vagen, a der E - blasendes diastolisches Geräusch über der Aorta. Pulsus celer, Cubital- yoe
ag wete f- © gnostische Ruhr-Widal noch keinen. Ausschlag gibt und der kul- | ton. — -Röntgenbef.: Zeichen für Hypertrophie des linken Ventrikels. A
Doene -> turelle Nachweis des Erregers im Stuhle nicht selten versagt, nicht. |: Aortenherz. — Insufficientia valvulae" mitralis 'et Valv..semilun.. aortae. =
ier mede F<- wissen, was für einen Ruhrfall 'man vor sich hat. Boehncke | — Atemnot, Herzklopfen bei Bewegung. .: 0.0.2000 a a
ande > hat empfohlen, solchen Fällen -gleichfalls Shiga-Kruse-Antiserum | -© 3.9. N., 27 Jahre, Landw.-Inf..Rgt..21.. -1910 Gelenkrheu- a
Wem... - zu verabreichen, von der. Annahme ‚ausgehend, daß. die antitoxi- | matismus.' Hernach beim Laufen und :Stiegensteigen Herzklopfen Fe
djep . schen Eigenschaften der wichtigste Heilfaktor des Serums sei, der | und .Atemnot.. Nie Ödeme. In..den. Karpathen, beim . ‚Bergsteigen ER
rem den Flexner- und Y-Antiseren vollkommen fehlt. Ich: glaube, man | starke Atemnot, . Herzklopfen, Stechen in der Herzgegend, deshalb a
whud f. -° kann dieser Ansicht beipflichten. . Reine Antiseren gegen Flexner- nu noruen = P =r H T a = li ler 8 Herzbasis an der v
iöf .; und Y-Ruhr brauchen wir um so weniger, al infolge Ihres leichte- | Sitten Rippe, Herstoß hebend, Hergöne, an der Spitze roin, in, de u
t À: ur i T : . . . nn: ° . .. ° a ; 9 Nai ' es rÉ] l 2 ui T, D. = on a
65 1 o sich eine specifische Therapie an der ne ton. — 'Röntgenbef.: Aortenherz. — Insufficientia valvulae semilun. En
aitp ` ; ; a E nn un a ne, aortae. — Atemnot und Herzklopfen.. . a Be | a
E eos GUNSTIGE SAAD- |. ` 4, JN, 80 Jahre, Inf-Ret. 86. Häufig heberhäfte An giti le
lieh Sa REEL VERRENÜNDE der allgemein gelobten Mis on SETS vor el. Jahren Tetanus überstanden. ` Beim ` Laufen.. oder. Tragen u
em P- - :: ch habe selbst polyvalente Mischseren von. Höchst, Gans ID. | schwerer Lasten sofort Atemnot und Herzklopfen, deshalb’ zurücktrans- ae
tin. Oberursel, Rüte Enoch, S ächsischen Serumwerken portiert. — Herzdämpfung um zwei Querfinger nach links verbreitert, a
Ba und Behring werken gebraucht und möchte das Höchster | über: der Spitze . lautes systolisches Geräusch, in der ‘Aortenregion a
ti. Serum, wie es auch- einzelne Berichterstatter fun, als besonders | leises systölisches Geräusch, lautes diastolisches Geräusch, Cubitalton, Se
P f: . . wirksam herausheben, wobei es noch. den Vorteil hat, daß. -es |. Pulsus- celer.. — Röntgenbef.; Aortenherz. — Insufficientia valvulae ET.
n “= + Scheinbar am wenigsten Serumkrankheit. hervorruft. ` Im übrigen | semilun. aortae. — Stauungsbronchitis, Atemnot und-Herzklopfėn. o
> konnte ich keine großen: Differenzen zwischen den einzelnen Seren | ;:, 5. K. Sch., 34 Jahre, Inf.-Rgt. 95. "Masern, Keuchhusten, Pneu- an
jr feststellen, eine Erfahrung, die auch in den Berichten -fast überall Bea nn a Au, u Ben Kan s
i ın dahel ejteres ein und die- | % i0gust ee enge i t, Herzklopfen, a
i f ausgesprochen wird. Man kann daher ohne weiteres eiì und die- | o hide! Mußte öfter zurickhleiben Wegen Ödemen an den Se
he | ' selbe Vorschrift für sämtliche im Handel befindlichen Deren, gelten. | Beinen zurücktransportiert. — -Mr = 2 cm, ml = 12 em. Am der Me
en =; dassen unter Ausschaltung der. den Seren von. den Fabriken bei- ‚Spitze lautes systolisches Geräusch, in der 'Aortaregion schabendes p eni y
er ..... gegebenen, meist unrichtigen , Gebrauchsanweisungen. Wenn ein- | diastolisches Geräusch, Cubitalton, ‘Pulsus celer, Wassermannsche Re- ERIE
h -mal eine staatliche Prüfung, die unbedingt anzustreben ist, eine | aktion negativ. — .Röntgenbef.: Starke Hypertrophie des linken Ven-: Br,
i genauere und sicherere Dosierung: der Seren ermöglicht,, wenn es | trikels, Aorta 6 cm breit, Aortenherz. — Ingufficientia valvulae semilun.. Ki
H = vor allem vielleicht einmal gelingen wird, hochwertigere | aortae, Dilatatio arc. descend. aortae. — Herzklopfen, Atemnot. ea
i Seren gegen Dysenterie analog dem Diptherieheilserum zu fabri- | ` 6. M. T., 43 Jahre, H.-Inf.-Rgt. 16. Häufig Anginen. Vor ee
A zieren, dann werden wohl die Vorschriften wieder geändert werden | der Einrückung nie Herzbeschwerden. . Von August 1914 bis September a
! - müssen Ya Di ws n B . | 1915 als Arbeiter hinter der Front verwendet. Dabei -immer Atemnot, ee
| a ' Herzklopfen, Husten, in letzter Zeit Ödeme. — Herzstoß im sechsten ee
F | u | [ataheoskulraurne stark hebend, zwei Querfinger außerhalb der Mamilla a
: Aus der medizinischen Abteilung des ‚Sophienspitals in Wien en an a ee l ahir 1 on — n antgenbih wäre ee,
(Vorstand: Jasi ` Ta orteùkonfiguration. — Insufficientia valvulae`semilun.-aortae. —- Herz- ToS Te
(Vorstand: p rof. N. v. Jagió) an klopfen, Atemnot, früher Ödeme. ` - | ne oe
Über Lei: ähiekeit Herzkranker'). -CO T: A. W 23 Jahre, Sanitätskadett. Vor fünf Jahren Scharlach: m
Leistungsfähigkeit H ir Ze J Seit dieser Zeit Atemnot und ‚Herzklopfen beim Laufen. Mai 1915 Rune
5 Von DEREN wegen Herzfehler superarbitriert, jedoch freiwillig eingerückt. Beim Bid
| Prof, Dr. N. v. Jagic- und Dr. J> Sladek. | Marschieren Atemnot: und Herzklopfen, nie Ödeme. —. Mr = 8 em, Et;
Er i: F a ET, | ml = 11 cm. Hebender. Herzstoß, lautes systolisches Geräusch. an der . Bi: |.
3 inni Unter der großen Zahl von Militärpersonen,. die in den Spitze, leises diastolisches Geräusch. in der Aortenregion, Pulsus celer, P iy
5. ersten zwei Kriegsjahren mit Herzbeschwerden vom Kriegsschau- |: Cubitalton. — Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia val- Pl je
| platze ins Hinterland gebracht und dem Spital“eingeliefert wurden, | vuläe semilun. aortae. — ‚Herzklopfen, Atemnot. SE ae Bi:
befand sich aucli eine Anzahl Herzkranker, die klinisch einwand- 8 A. W., 40 Jahre, Pion.-Rgt. Mit 28 Jahren Scharlach mit `- o EA
l a die Zeichen eines. chronischen Herzklappenfehlers en ze... Tl er a ERRE
boten. Es waren dies zum größten Teile Leute, die sich freiwillig, | m! = 15 em. tiebender Herzstoß, an der Spitze lautes systolisches, 1 MAARA
Auf eigene Gefahr zur Kriegsdienstleistung gemeldet hatten, zum leises men. uch: in der nlenegibn lautes; blasendes BE
Teil solc} . 3 Kur Ba Baschwerd ı | diastolisches Geräusch, Cubitalton, Pulsus celer. Röntgenbef:: TOET S
Ta p a ko Ä Be u esung keinerlei Beschwerden. von. Aarau on — ‚Insuffieientia valvulae semilun. aortae. — Herz- Oi MADEE
eit. es nerzklappentfeblers hatten. "E a klopfen emnot. ° | Ma A AEN ta IE: A
Yon großem Interesse war es nun, zu erfahren, wieweit | 9. K. Kr, 26 Jahre, Landst.-Inf.-Rgt. 1. Viermal Gelenk- a AA a
diese den Strapazen des Krieges. gewachsen waren. Aus diesem | „heu matismus. In den letzten zwei Jahren öfter bei der Arbeit Be .;.
Grunde legten wir von Anfang an auf genaue Anamnesen beson- wegen Herzklopfens zusammengestürzt. - Bei Märschen kam er nicht k > Tee i |
deres Gewicht. Bei der Auswahl der Fälle gingen wir sehr rigoros | mit wegen Atemnot und- Herzklopfen.. — Verbreiterung der: Herz- En insg
vor und berücksichtigten nur ‚solche, bei denen wir auf Grund | dämpfung um zwei Querfinger nach links, hebender Herzstoß, .diastoli- e MORRE
‚der Anamnese und des klinischen Befundes annehmen konnten, | sches Geräusch über der.Aorta. — Röntgenbef.; Aortenkonfiguration. — f RER
cag der Herzklappenfehler schon vor der Einrückung an die Front a an nn e Herzklopfen, Atemnot. BRE t
-bestanden hatte 3 a | | a 10. F. A., 30 Jahre, Landw.-Inf.Rgt. 26. - Sehr häufig An- | PEE)
Ea a l we BI ETE E sicht über | ginen, vor acht Jahren Gelenkrheumatismus. Am südli o PERE
F Eo S gougen bringen , wir ‚zunächst eine In nn Kriegsschäuplatze. von Waf Bis Oktober. Schon während des on pra [2 ;i
= „ale, Die Krankengeschichten konnten hier nur in Schlag- Dienstzeit Laufschritt wegen Atemnot unmöglich. Konnte nur .ohnd Sr e.
‚Herzklopfen und Atemnot. — Ci ERR
Jahren Gele
im Zivil Atemnot, Herzklopfen.
-Worten wiedergegeben werden, und zwar in der Reihenfolge:
Anamnese — Physikalischer Befund — Röntgenbefund — Diagn
Beschwerden bei der Aufnahme in unser Spital.
10Se
l. Fr M., 80 Jahre, Feldjägerbat. 11. Masern. als Kind. Mit
unkrheumatismus. Bei körperlicher Anstrengung
! Genauere Anamnese siehe unten. —
Stars, > em, ml = 12 cm. Hebender. Herzstoß, Hebung am unteren.
Sermum. Pulsus celer. Über der Spitze rauhes systolisches Geräusch,
y der Aortenregion leises systolisches, lautes diastolisches Geräusch. —
Ontgenbef. : Hypertrophie beider Ventrikel, besonders links. Aorten-
C aO i l Ra
') Manuskript fertiggestellt im Februar 1916,
Mitralherz. — Stenosis “ostii venosi sin.
Bronchitis, Tachykardie auch bei Bettruhe.
Nähere Anamnese siehe
Rüstung marschieren, -auch dabei starkes |
Mr =3em, ml = 12 cm. Lautes präsystolisches Geräusch, paukender
erster Ton an der Spitze, Hebung am unteren Sternum. — Röntg
l 11. R. Br., 26 Jahre, Train. Masern, öfter Angina. Nähere-
Anamnese siehe später. — Mr = 2 cm, ml = 12 cm. ee
Geräusch an der Spitze, ‘'hebender Herzstoß, zweiter. Pulmonalton
akzentuiert. — Röntgenbef.: Mitralkonfiguration. — Insufficientia val-
vulae mitralis. — Herzklopfen, Atemnot, Bronchitis, Tachykardie, — .
12. L. E., 28 Jahre, Dragoner-Rgt. 3. Masern, öfter Angina.
unten. — Mr = 8 cm, ml = 10 cm. Stark
num enbef.: `
— Herzklopfen, Atemnot, .
tr;
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N
go © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
hebender Herzstoß, Hebung am unteren Sternum, lautes, kratzendes
systolisches Geräusch an der Spitze, Akzentuierung des zweiten Pul-
monaltones. — Röntgenbef.: Mitralkonfiguration. — Insufficientia val-
vulae mitralis. — Herzklopfen, Atemnot.
l 13. N. K. 88 Jahre, Inf.-Rgt. 55. Öfter Angina, 1914
Gelenkrheumatismus. Beim Marschieren Stechen in der Herz-
gegend, Herzklopfen, Atemnot. — Mr = 8 cm, ml = 12 cm._Alebender
Herzstoß, lautes systolisches Geräusch an der Spitze, lautes diastolisches
Geräusch, in der Aortenregion, Cubitalton. — Röntgenbef.: Aorten-
konfiguration. — Insufficientia valvulae semilun. aortae. — Stechen,
Herzklopfen, Atemnot,
14. A. B., 21 Jahre, Inf.-Rgt. 15. Scharlach, Masern, Diphtherie.
Mit 16 Jahren Gelenkrheumatismus. Schon während der Ab-
richtung öfter beim Marschieren bewußtlos, konnte selbst ohne Rüstung
nicht länger als 2km marschieren, wurde deshalb dem Train zugeteilt,
doch wegen häufiger Ohnmachten zurücktransportiert. — Mr = 3 cm,
ml = i3 cm. Stark hebender Herzstoß, rasches systolisches, blasendes
diastolisches Geräusch über allen Ostien, Cubitalton. — Röntgenbef.:
Hypertrophie beider Ventrikel, besonders des linken, Aortenkonfiguration.
— Insufficientia valvulae mitralis et Valv. semilun. aortae. — Herz-
klopfen, Atemnot, Ohnmachten.
15. M. T., 23 Jahre, Inf.-Rgt. 3. Keine specifische Anamnese.
' Wegen Gelenkrheumatismus von der Front zurücktransportiert.
. — Mr = 8 cm, ml = 13 cm.
Ödeme an den Beinen und Scrotum.
Pulsus celer, Cubitalton, lautes systolisches, blasendes diastolisches Ge-
räusch an allen Ostien, lautes perikardiales Reiben, zunehmende Atem-
not und Ödeme, : Hydrothorax beiderseits, Pericarditis exsudativa. —
Röntgenbef.: Beiderseitiger Pleuraerguß. — Insufficientia valvulae mi-
tralis et Valv. semilun. aortae. Pericarditis exsudativa, beiderseitiger
Hydrothorax. — : Ödeme, Atemnot, Hydrothorax, allgemeine Stauung.
16. F. K, 24 Jahre, Schützen-Bat. 1. Scharlach, Masern,
Gelenkrheumatismus. Nähere Anamnese siehe später. —
Mr = 2 cm, ml = 13 cm. Herzstoß stark hebend, Pulsus celer, Cu-
bitalton, lautes systolisches Geräusch über allen Ostien, blasendes dia-
stolisches Geräusch über Aorta. — Röntgenbef.: Aortenkonfiguration.
— Insufficientia valvulae mitralis et Valv. semilun. aortae. — Atemnot,
Herzklopfen, Ohnmacht.
17. B. N. 24 Jahre, Feldjäger-Bat. 8. Keine specifische Ana-
mnese. Beim Marschieren kam er selbst ohne Rüstung nicht mit
wegen starker Atemnot und Herzklopfen, Ohnmachtsanfällen. — Mr =
8em, ml = i3 cm. Herzstoß stark hebend, Pulsus celer, Cubitalton,
lautes systolisches und diastolisches Geräusch über allen Ostien. —
Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficentia valvulae mitralis et
Valv. semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen, Stauungsbronchitis.
18. E. L, 835 Jahre, Inf.-Ret. 8. Öfter Anginen und
Gelenkrheumatismus. Genauere Anamnese siehe später. —
Mr = 8 cm, ml = il cm. Stark hebender Herzstoß, starke Hebung
am unteren Sternum, lautes präsystolisches Geräusch, paukender erster
Ton an der Spitze. — Röntgenbef.: Mitralherz. — Stenosis ‘ostii venosi
sinistri. — Atemnot, Herzklopfen, Stauungsbronchitis.
19. E.G., 31 Jahre, Arbeiter-Abteilung 10. Öfter Angina,
mehrmals Gelenkrheumatismus. Beim Schanzengraben
Atemnot, Herzklopfen, Stechen. — Mr = 2 cm, ml = 12 em. Herz-
'stoß stark hebend, Hebung am unteren Sternum, Cubitalton, Pulsus
celer, lautes systolisches Geräusch an der Spitze, in der Aortenregion
lautes diastolisches Geräusch, Leber zwei Querfinger unter dem Rippen-
bogen, Infarkt im linken Unterlappen. — Röntgenbef.: Aortenkonfigu-
ration. — Insuffieientia valvula mitralis et Valv. semilun. aortae. —
Atemnot, Ödeme, allgemeine Stauung, Infarkt im linken Unterlappen.
20. H. S., 35 Jahre, Inf.-Rgt. i. Nie Angina oder Gelenkrheuma-
tismus. Wegen rheumatischer Beschwerden zurückgeschickt. Acht,
t mitmachen, nur wurde
Monate im Felde, konnte die Märsche ganz
fter Schwindelanfälle.. —
er von Herzklopfen und Atemnot gequält.
‚Mr=4cm, ml = 10 em. Präsystolisches Schwirren an der Herzspitze,
präsystolisches Geräusch an der Spitze, klappender erster Ton, blasen-
des systolisches Geräusch, dumpfer zweiter Ton, postdiastolisches Ge- .
räusch, diastolischer Venenpuls am Halse. — Röntgenbef.: Mitralherz.
Insufficientia valvulae mitralis et Stenosis ostii ven. sin. — Atemnot,”
Herzklopfen, Stauungsbronchitis.
21. J. B., 22 Jahre, Inf.-Rgt.2. Nie Angina oder Gelenkrheuma-
tismus. Sieben Monate im Felde. Bei längerem Marschieren Atemnot,
Herzklopfen und Stechen in der Herzgegend. Nie Ödeme. — Mr =
3 cm, ml = 12 em. Stark hebender Spitzenstoß, Hebung am unteren
Sternum, Pulsus celer, über allen Ostien lautes, kratzendes systolisches .
und leiseres diastolisches Geräusch, letzteres in der Aortenregion am
Jautesten. — Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insuffieientia valvulae
mitralis et Valv. semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen, Cyanose.
= 229, J. N, 81 Jahre, Landw.-Inf.-Rgt. i. Mit zehn Jahren
Gelenkrheumatismus. Vier Monate in Felde. Beim Mar-
schieren Atemnot, Herzklopfen, Schwellung der Füße, besonders bein
Bergsteigen in den Karpathen. — Mr = 3 cm, ml = 10 cm. Hebung
am unteren Sternum, lautes systolisches Geräusch, kurzes präsystolisches
Geräusch, paukender erster Ton, diffuse Bronchitis, Albuminurie. —
Röntgenbef.: Mitralherz. — Insufficientia et Stenosis ostii venosi sinistri.
— Atemnot, Herzklopfen, Stauungsbronchitis, Albuminurie.
12. Januar.
23. J. T, 32 Jahre, Feldjäger-Bat. 3. Keine specifische Ana-
mnese. Genaueres siehe unten. — Mr = 8 cm, ml = 11 cm. Stark
hebender Herzstoß, Hebung am unteren Sternum, präsystolisches
Schwirren, lautes präsystolisches Geräusch, paukender erster Ton, systo-
lisches Geräusch, leiser zweiter Ton. — Röntgenbef.: \Mitralherz. —
Insufficientia valvulae mitralis et Stenosis ostii venosi sinistri. — Atem-
not, Herzklopfen. Ä
24. K. M., 29 Jahre, Inf.-Rgt. 11. Öfter Angina, mit
23 Jahren Gelenkrheumatismus. Vier Monate im Felde. Beim
Marschieren Herzklopfen und Atemnot, deshalb zurücktransportiert. —
Mr=3cm, ml = 11 cm. Stark hebender Herzstoß, Hebung am
unteren Sternum, Spitze lautes systolisches Geräusch, Aortenregion
lautes, blasendes diastolisches Geräusch, Cubitalton, Pulsus celer. —
Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia valv. mitralis et
Valv. semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen, Stechen.
25. J. M., 25 Jahre, Honv.-Inf.-Rgt. 10. Keine specifische Ana-
mnese. Drei Monate im Felde. Atemnot und Herzklopfen, Ödeme
an den Beinen beim Marschieren. Wegen Armschuß zurücktransportiert.
— Mr = 2 cm, ml = 12 em. Hebender Herzstoß, Hebung am unteren
Sternum, sehr lautes systolisches Geräusch an der Spitze, in der
Aortenregion blasendes diastolisches Geräusch, Cubitalton, Pulsus celer.
— Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia valvulae mitralis
et semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen, Ödeme, Appetitlosigkeit.
26. J. H., 30 Jahre, Landw.-Inf.-Rgt. 1. Zweimal Gelenk-
rheumatismus. Drei Monate im Felde. Sehr starke Atemnot bei
der geringsten Anstrengung. — Mr = 8 cm, ml = 10cm. Starke
Hebung am unteren Sternum, präsystolisches Geräusch erster Ton,
systolisches Geräusch. — Röntgenbef.: Mitralherz. — Insufficientia val-
zu mitralis et Stenosis ostii venosi sinistri. — . Atemnot, Herzklopfen,
echen.
27. GH., 33 Jahre, Sappen-Bat.2. Öfter Angina und Gelen k-
rheumatismus. Vier Monate im Felde. Beim Graben sofort
Atemnot und Schwindelgefühl. — Mr = 4 cm, ml = 11 cm. Prä-
systolisches Schwirren, Hebung am unteren Sternum, präsystolisches
Geräusch, lauter erster Ton, systolisches Geräusch. — Röntgenbef.:
Mitralherz. — Insufficientia valvulae mitralis et Stenosis ostii venosi
sinistri. — Atemnot, Schwindel.
28. K. St., 30 Jahre, Inf.-Rgt. 11. Mit zwölf Jahren Gelenk-
rheumatismus. Wurde, da er nicht marschieren konnte, als
Sanitätsdiener im Spital verwendet. Beim Stiegensteigen oder Tragen
Herzklopfen, Stechen, Atemnot, Ödeme. Nachts schlaflos wegen
Herzklopfen. — Mr = 4 cm, ml = 9 cm. Starke Hebung am unteren
Sternum, präsystolisches Schwirren, lautes präsystolisches Geräusch,
paukender erster Ton, leichte Ödeme an den Beinen. — Röntgenbef.:
Mitralkonfiguration. — Stenosis ostii venosi sinistri. — Atemnot, Herz-
' klopfen, Ödeme.
29. L. Kl, 25 Jahre, Inf.-Rgt. 44. Keine specifische Anamnese.
Vier Monate im Felde, mußte beim Marschieren wegen Atemnot häufig
zurückbleiben. — Mr = 8 cm, ml = 11 cm. Hebender Herzstoß, Cu-
bitalton, Pulsus celer, lautes diastolisches Geräusch in der Aorten-
region. — Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia valvulae
semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen.
30. F. P., 28 Jahre, Inf.-Rgt. 12. Öfter Gelenkrheuma-
tismus. Näheres siehe unten. — Mr = 8 cm, ml = i4 em. Heben-
der Spitzenstoß, lautes systolisches und diastolisches Geräusch über
allen Östien, Pulsus celer, Cubitalton. — Röntgenbef.: Aortenkonfigu-
ration. — Insufficientia valvulae semilun. aortae et Valv. mitralis. —
Atemnot, Herzklopfen, Albuminurie.
831. J. W., 80 Jahre, Inf.-Rgt. 3. Häufig Angina. Näheres
siehe später. — Mr = 212 cm, ml = 11 cm. Herzstoß hebend, Pulsus
celer, Cubitalton, lautes diastolisches Geräusch in der Aortenregion. —
Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia valvulae semilun:
aortae. — Atemnot, Herzklopfen.
Wir beobachteten zehnmal eine reine Insuffizienz der Aorten-
klappen, elfmal eine Insuffizienz der Aorten- und Mitralklappen,
siebenmal eine Stenose mit Insuffizienz des linken venösen Ostlums,
einmal eine Insuffizienz der Aortenklappen mit Stenose des Mitral-
ostiums und bringen von einer größeren Anzahl sicherer Mitral-
insuffizienzen zwei, die uns besonders interessant erschienen.
Von größtem Interesse ist nun der Teil der Kranken-
geschichte, der sich auf die im Felde überstandenen Strapazen
bezieht. Wir bringen im folgenden zehn der interessantesten
Anamnesen unter den oben angeführten Fällen. Ganz ähnlich
lauten alle anderen Berichte, die wir aber, um den Umfang dieser
Mitteilung nicht zu sehr auszudehnen, in Schlagworten im Klein-
gedruckten aufgenommen haben.
Es braucht wohl nicht erst hinzugefügt zu werden, daß wir auch
auf die Vertrauenswürdigkeit der anamnestischen Angaben die größte
Rücksicht nehmen.
Zu Fall 1. M. F., 80 Jahre, Feldj.-Btl. 11. Als Kind machte
Patient die Masern durch. Während seiner Schulzeit war er immet
schwächlich und litt häufig an Ohnmachten. Mit 15 Jahren erkrankte er a
einem Gelenkrheumatismus, der acht Wochen dauerte. Balc
nachher litt er besonders beim Laufen an Atemnot und Herzbeklemmungen.
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-Patient starkes Stechen in der. Herz
‚des Wagens löste starke Beschwerden äus.
wegen Atemnot meist schlaflos zu.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —
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reren Arbeiten untauglich. Jah ! 10 |
während der Abriehtung meistens marode.. Deshalb. wurde :er als, Offi-
ziersdiener verwendet, konnte aber! auch als solcher wegen Atemnot
und Herzklopfen keine schwereren Arbeiten verrichten. °
< August 1914 wurde er einberufen. Schon während . der Eisen-
bahnfährt wurde er von Atemnot und Herzklopfen gequält und konnte ‘
nur bei offenem Fenster sitzen, wo seine Beschwerden etwas nach-
ließen. Nach der Auswaggonierung war ein Marsch. von 16 km zurück-
Seit dieser Zeit, fühlt Patient vermehrtes Stechen in der-Herzgegend,
Pulses. ' Bei. einem Marsche von 6 km kam er nicht mehr” mit und
konnte nur langsam nachf
‚zurücktransportiert. | ne ER, en
| K., 24 Jahre, Schützen-Btl. 1. Mit zehn Jahren
zulegen. Er hielt das Marschtempo nicht aus. und kam mit sechs-
0. Zu Fall 16. F.
‚ machte Patient Scharlach, mit elf Jahren Lungen- und Rippenfellentzündung _
- Doch schon nach 3 km mußte ‚er wegen starken Herzklopfens, Atem- | durch. Drei Jahre später litt eran einem Gelenkrheumatismus, --
not und Schwindelgefühls zurückbleiben. Hierauf wurde er dem Pro- | der sich in.den folgenden Jahren mehrere Male wiederholte. . Schon _
„im Zivil — Patient ist Beamter — trat’ bei jeder größeren Bewegung .. ``
stündiger Verspätung bei seinem Truppenkörper:an.' Hierauf wurde er -
dem Gefechtstrain zugeteilt und. durfte ohne : Rüstung marschieren. `.
vianttrain zugeteilt und blieb bis August 1915 dabei. Er. benutzte immer ent |
den Wagen, hatte aber trotzdem zwei- bis‘dreimal täglich Anfälle von | Herzklopfen und Atemnot ein. Bei der ersten Stellung ‘wurde er. beur-
Atemnot und Herzklopfen. Am Transport nach Wien mußte. er nahezu | laubt, im August 1914 ‚wieder einberufen. a
immer beim Fenster sitzen, was ihm für. seine Atemnot: Erleichterung
verschaffte. _ Nach einer. größeren Marschübung im Gebirge bekam er in der fol-
mals. superarbitriert. Juni 1915 abermals ‘gemustert, machte er eine
Zu Fall 2. W.H., 29 Jahre, Kanzleidiener. ‘Als. Kind erkrankte
merkte er Herzklopfen und be dreitägige Übung mit, worauf sich die übrigen Beschwerden wieder ein-
* ‚| stellten. Bei. einem 1%stündigen Patrouillengang. im Gebirge konnte. - -
- Patient wegen starken Herzklopfens nicht mehr weiter- und stürzte be- i
Patient an Blattern, 1910: an Typhus abdominalis. Seit dieser Zeit -be-
i stärkerer Bewegung Atemnot. Juli 1914
wurde er einberufen.
wußtlos_zusammen. , Hierauf wurde er zurücktransportiert.
Gleich anfangs vermochte er einen- Ritt über 50 km wegen Herz-
: Zu Fall 18. E. L., 85 Jahre, .Inf.-Regt. 8. Von Kinderkrankheiten ` -
klopfen und Atemnot nicht auszuhalten und‘. mußte Trainwagen be-
nutzen. Er wurde dann der Fußabteilung zugeteilt. Auf foreierten
Märschen, die oft bis 20 Stunden dauerten, wurde Patient von starker
Atemnot und Herzklopfen gequält. Dann ` machte; er noch die
Schlacht bei Limanowa mit und einen dreitägigen Marsch, bei Regen-
und Frostwetter. Nur mit Aufbietung ‘aller seiner Kräfte konnte er
kann sich Patient nur an Masern erinnern. In späteren Jahren litt er
den Waffenübungen alle Übungen anstandslos mitmachen. Mit 32 Jahren
erkrankte Patient mit Fieber, Schwellung und. Schmerzhaftigkeit an
mitkommen, immerfort. von seinen Beschwerden gequält. Auch nachts
konnte er deshalb nicht schlafen. Schließlich müßte er sich marode | allen Gelenken und lag fünf Wochen zu Bett. a Pe
„ 5. a a E Juli 1914 rückte- Patient ein. Schon beim ersten Marsche bekam « "; °
rzgegend und.
er abends -zu seinem Truppenkörper.
‘erging es ihm nicht besser. Atemnot, Herzklopfen und profuse-Schweiße
machte Patient Diphtherie durch. Mit 21 Jahren erkrankte er an einer
Deshalb erhielt er die Erlaubnis,
g, mit 28 Jahren an Scharlach mit, folgender Nieren-
Lungenentzündung,
Bei der zweiten Stellung wurde er'zur Pioniertruppe |, e1
hinderten ihn am weiteren Marsche. De |
ngsam hinter dem Wagen einber- <
entzündung.
assentiert und machte die Abrichtung ohne Beschwerden mit. Zwei .| hiı N l 1e,
eistete er anstandslos ab, ‚bei. der dritten empfand er seine Rüstung abzulegen und kam, la
‚gehend — ein Aufsitzen war nicht möglich. —, leidlich mit. Doch wurde
Waffenübungen |
schon nach körperlichen Anstrengungen Herzklopfen und Atemnot.‘
August 1914 wurde Patient einberüfen und war 15 Monate im | 19m a Dr oc AR,
Als Pionier mußte er schwer arbeiten und oft Lasten bis zu | et zirka zehn Tage allein zwei bis drei Stunden täglich. Dabei fühlte
Dabei Herzklopfen,. Atemnot und .Schwindelgefühl. | €r fortwährend Stechen in der Herzgegend, Herzklopfen und Atemnot,
Wegen dieser Beschwerden wurde er'von der schweren Dienstleistung | Was sich bei jeder Bewegung erheblich steige:
enfhoben und zeitweise in der Kanzlei verwendet. . ~ | Besonders abends quälend und wurde durch Kälte
Im Juli 1915. wurde er an, eine andere Front transferiert und un a Tru
hatte mehrere große Märsche bis zu. 40 km mitzumachen. Dabei fühlte Jo n
gegend, Atemnot und Herzklopfen. |.
‚ınnese belanglos.
Felde.
=, 82 Jahre, Feldjägerbataillon 24.' Familienana-
aubt, Trainwagen zu benutzen. Auch das Rütteln
Jann wurde ihm erl
Die Nächte brachte er | |
war er Landmann und als solcher an schwere Arbeiten gewöhnt, die
er auch ‘ohne wesentliche Beschwerden verrichten konnte. .
Zu Fall 11. R. Br., 27 Jahre, Beamter. Patient war als Kind immer Er machte: die erste Schlacht bei Lember
äufig an Ohnmachten. 1912 wurde er zur Er- Tage im russischen. Gewehrfeuer im Schützengraben. ‘In der Folge
P ;
gust 1914 wurde eT | marschieren. Schon am dritten Marscht
gegend und ‚Atemnot, weshalb er seiner Truppe nicht mehr folgen
schritt oder Gelenkübungen nicht mitmachen. Au
n Es war ihm nur: möglich, in langsamem Tempo
‚marschieren. Im Marschtempo kam er nur zebn. Minuten mit. Dabei nach Wien transportiert wurde. Während des
er. an Stechen in der Herzgegend, Herzklopfen und Atemnot, welche
=- schon heftige Atemnot und Herzklopfen. Er wurde deshalb. der Train-
‚Beschwerden sich bei jeder raschen Bewegung steigerten.
bedeckung ee ach konnte er- auch nicht beim Auf- -oder \Ab-
m Mai machte .er einen Typhus abdominalis durch. ln EEE an ne?
en Atemnot und Fbeklanmungen täglich auch Zu Fall 80. P.F., 28 Jahre, Zivilberuf -Hotelsekretär. Familien-
- i po `| anamnese belanglos.
und-Schmerzen in fast allen Gelenken mit Fieber.
Seit dieser Zeit tret
bei Bettruhe ein, 14 Jahren Schwellun
Jahren Schwellung und: n
Krankheitsdauer zirka vier Wochen. Seit acht Jahren leidet er bei jeder
Zu Fall 12. L, E., 28 Jahre, Drag.-Rgt. Nr. 8. Familienanamnese.
stärkeren Bewegung an, Atemnot, Herzklopfen,
14 Jahren ist er eifriger. Turner, Nach großer Anstrengung beim
tauglich erklärt, jedoch bei.der Nachmusterung behalten.
naaneh fühlte er in seinem 23. Lebensjahre Herzklopfen und Atemnot,
Turden en N m Immer ‚häufiger wiederholten, weshalb er das Während der Abrichtungszeit konnte Patient Laufschritt nd
aulgeden multe. a. si l l > | ‚und .
a i l a En Gelenkübungen wegen Atemnot und Herzklopfens nicht mi
en uBnet 1914 rückte.er zu einem Dragonerregiment ein und | sinem Matsche es ‘einer Stunde trat Baklenmung an Be
transferiert un citen starkes Herzklopfen. Er wurde zur Fußabteilung | Schmerz auf, der in beide Arme ausstrahlte. Nach 14 Tagen war e
niert und machte drei-Wochen den Positionskrieg im Schützen- | total erschöpft‘ und wurde bei der Präsentierung superarbitriert Ben
= _ ‚Hierauf wurde er zum Wachtdienst verwendet. Selbst bei diesem
graben mit. Patient mußte dann eiten zwölfstündigen Marsch im: auf-.
gehenden Schnee und tiefen Kot nahezu .ohne Rast mitmachen. Da-
ausbruch, Stechen in der Herzgegend, Atemnot Dienste stellten sich die früher erwähnten
destoweniger meldete er sich freiwilli
En „chwindelgefühl ein.
cke von 32 km zurücklegen. Abermals stellten sich die: oben er-
und nur mit Aufbietung aller Kräfte ge- Stun
halben Stunde den Tornister ablegen,
_ Daselbst hielt er das Exerzieren mit der
de aus. Bei einem Marsche von 16 km mußte er nach der ersten
hielt dann aber bis ‚zu. Ende
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gte er ans Ziel. Nach viermonatigem Positionskampfe, den Patient
a Ee AA Die Nächte verbrachte Patient trotz A wen
pa Müdigkeit schlaflos, da er-von Atemnot sehr gepeinigt wurde: Er meldete sich gleich marode und wurde zurücktransportiert.
sieh ruf machte er einen mehrtägigen Bahntransport mit, auf dem er Zu Fall 31. J. W., 31 Jahre,
© vas erholte. Nach einem .Marsche von 20 km machte er noch | Geschwister gesund, keine Kinderkränkheiten. Er litt. sehr häufig an
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Bis zum 20. Jahre half er in der Wirtschaft mit, ‚war aber zu schwe- | am selben Tage einen Sturmangriff - über eine Strecke von '1.km mit,
Mit 21 Jahren wurde er assentiert und war | bekam sehr starkes Herzklopfen und ‚Atemnot . und blieb ‚bewußtlos ae
‚liegen. Im darauffolgenden ‚Positionskampfe erholte er sich, wieder. gr
‚Patient machte noch drei Sturmangriffe mit. . Beim letzten waren zirka ..
‚500 m auf steilem schlüpfrigen Boden im Laufschritt. zurückzulegen. .
Herzklopfen, Atemnot, Flimmern vor den: Augen und Aussetzen des .
olgen. Er meldete sich marode und wurde _
Die Abrichtüngszeit machte er ohne größere Beschwerden mit,
genden , Nacht Herzklopfen, Stechen und Atemnot._ Er wurde aber- .
öfter an fieberhaften Anginen. In der Ersatzreserve machte er
' die. Abrichtung. ohne Beschwerden mit- und auch später konnte er bei.
melden. | | | |
Zu Fall 8. W. A., 40 Jahre, Pion.:Rgt. 7. Im sechsten Lebensjähre | er nach einer Stunde Atemnot. und Stechen ‘in - der- He
| ; konnte das Marschtempo nicht einhalten. Mit großer Verspätung kam
Auch am zweiten Marschtage.
ibm’ auch. das. zuviel und der Train fuhr ihm davon. Nun.marschierte
lich steigerte. Die Atemnot war -
gesteigert. Als er .
ppenkörper fand, ‚wurde er. ‚mittels Wagens zurück--
‚Zu Fall 23, T
m } ‚ Patient kann. sich an keine Kinderkrankheiten er-.
Innern, litt auch nie an Anginen oder Gelenkrheumatismus.. Von Beruf
g mit.und stand zwei
w awachieh und Jitt h
` Satzreserye :; iert A n 5 RER
assentiertt. Während der zehn Wochen konnte er Lauf- mußte er.12 bis 14- Stunden täglich auf gänzlich aufgeweichten Straßen
age fühlte er Stechen in der Herz-
einberufen und war zehn Monate im Felde. nr
‚ohne Rüstung zu | Konnte. Mittels Trains ‚fuhr er dann in das nächste Spital, von wo er.
‘ganzen Transportes litt
Als Kind machte. Patient Scharlach durch. Mit
belanglos. Patient kann sich an keine Kinderkrankheiten erinnern. . Seit -Schwindelanfällen und .
Aufregungszuständen. Bei der ersten Assentierung wurde er für ur-
Beschwerden ein. Nichts- :
g an die Front und brachte vier.
Rüstung nur eine halbe
Ranz gut leisten konnt n, 5 EEE IE
; ‚bei großer Hr onnte, waren drei "Tagemärsche von insgesamt 90 km G Ang ; de
De itze in tiefem S; A ; ; aus. Ganz erschöpft kam er in.der Station an, hatte große
letem Sande zurückzulegen. Abermals "traten Schmerzen in den Armen und Beinen und Beklemm Fon auf en.
- Atemnot und Herzklopfen ein.
-Zivilberuf Hausdiener. Eltern und
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fieberhaften H alsentzündungen. Im. Lebensjahre fühlte
Patient nach schwereren Arbeiten und Stiegensteigen Herzklopfen und
Atemnot, konnte aber seinem Berufe nachgehen.
‘Im Dezember 1914 wurde er bei der Musterung für tauglich be-
funden. Während der sechswöchigen Abrichtung empfand er nach
angestrengtem Exerzieren und Laufschritt Atemnot und Herzklopfen.
März 1915. kam er an die galizische Front und konnte den Positions-
krieg im Schützengraben ohne stärkere Beschwerden durch neun Wochen
mitmachen. Nur bei den feindlichen Sturmangriffen empfand er Herz-
klopfen und Atemnot.
Er machte die große Offensive im Mai mit und nahm an zwölf
‚Stürmen teil. Die Sturmdistanz betrug zirka 1 km, die meist in drei
Sprüngen zurückgelegt wurde. Infolge rasch aufeinanderfolgender
langer Märsche (fünf bis sechs Stunden) bekam Patient Atemnot, Herz-
| klopfen und Stechen in der Herzgegend. Er wurde später Offiziers-
diener und mußte viel Gepäck zirka 20 kg tragen. Er durfte seitwärts
von der Kompanie marschieren und sich zeitweise ausruhen. So
marschierte er zwölf Tage ununterbrochen 20 bis 25 km täglich. Gegen
“Abend nahmen Herzklopfen und Atemnot immer mehr zu, sodaß er
vier- bis fünfmal ausruhen mußte. Oktober 19i5 erkrankte er an
Typhus abdominalis, weshalb er von der Front zurücktransportiert wurde.
Überblicken wir diese Anamnesen, so ergibt sich, daß die
Leistungsfähigkeit der einzelnen Fälle sehr verschieden,
zum Teil jedoch mit Rücksicht darauf, was man von einem Herz-
kranken zu erwarten pflegt, eine ganz überraschend große
war. Fall 31, in dem es sich um eine reine Aortenklappeninsuffi-
zienz handelte, hat wohl die größte Leistung aufzuweisen: zwölf
Marschtage zu 20 bis 25 km und zwölf Sturmangriffe. An diesen
reiht sich Fall.8, ebenfalls eine reine -Aortenklappeninsuffizienz,
der über einen Marsch von 40 km berichtet. Doch auch Fall 32,
eine Mitralinsuffizienz und -stenose, hielt drei Marschtage zu 12
” bis 14 Stunden aus. Andererseits konnte Fall 11, eine reine Mitral-
insuffizienz, nur zehn Minuten im Tempo mitmarschieren, eine auf-
_ fallend geringe Leistungsfähigkeit für diesen Klappenfehler!).
Wir erhielten die Fälle oft erst lange, nachdem sie ihren
Truppenkörper verlassen hatten und fanden nur bei einem (Fall 15)
die Zeichen schwerster Dekompensation, der auch zum Exitus
kam, Die Zeichen allgemeiner Stauung mit Ödemen fanden wir
viermal, Stauungsbronchitis achtmal, nur einmal Albuminurie.
Obwohl wir alle, Patienten speziell nach früher bestandenen Ödemen
fragten, erhielten wir in allen außer den zitierten Fällen eine
negative Antwort. Jeder Herzkranke aber klagte über Stechen in
in der Herzgegend, Atemnot, Herzklopfen, das die Leute auch
nachts, obwohl*sie sehr erschöpft waren, nicht zur Ruhe kommen
ließ. Die Pulsfrequenz war anfangs meist erhöht, der Puls zu-
meist regelmäßig und die Frequenzsteigerung ging bei Bettruhe
und Digitalismedikation nach wenigen Tagen zurück.
Herzklopfen, Atemnot, Stechen in der Herzgegend hielten
auch noch bei uns im Spital an, um erst nach längerer Bett-
ruhe zu sistieren. Es fiel uns auf, daß bei den erwähnten Herz-
klappenfehlern die subjektiven Beschwerden auf-
fallend geringer waren als bei den Patienten, die keine
Zeichen einer organischen Erkrankung boten, sondern Symptome,
die man heute als Herzneurose beziehungsweise als „Kriegsherz“
‘zu bezeichnen pflegt. Bei diesen letzteren besteht ein auffallendes
Mißverhältnis zwischen den objektiven Symptomen und den sub-
jektiven Beschwerden. Wenn bei den Herzklappenfehlern die
Tachykardie bei der Einlieferung noch vorhanden war, ging sie
auf Digitalis und Bettruhe bald zurück, um bei- eingehaltener
-Bettruhe nicht mehr wiederzukehren. : Bei der Gruppe der Tachy-
kardie, Herzneurosen, „Kriegsherzen“, Hypertrophien bei jugend-
lichen Individuen, Sportherzen und ähnlicher Affektionen, die auf
dem Boden einer Überanstrengung oder mangelhaften Ernährung
entständen, war die Tachykardie auffallend hartnäckig, ließ sich
durch Digitalis nur selten beeinflussen, war von psychischen Mo-
menten sehr abhängig, ging oft auf relativ indifferente Maßnahmen,
wie Eisbeutel, prompt zurück, um aber leicht wiederzukehren,
z. B. beim Pulsfühlen während der Visite. Trotz dieser Diffe-
renz in der Intensität der subjektiven Beschwerden wird natürlich
-niemand leugnen, daß die absolute Leistungsfähigkeit der letzt-
erwähnten Gruppe von Herzstörungen (Neurosen und andere) eine
unvergleichlich größere ist, als bei Herzklappenfehlern.
1) Es steht.das in Übereinstimmung mit der Angabe in T
Literatur, daß Aortenklappenfehler häufig länger gut | iert blei
wie Mitralklappenfehler. anne DEON BUN Hompensiere bleiben
ne une Be er
0 | l 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK = Nr. ?,
—
mn aan III 5 er
! 0,13 und 0,17°/.), fand man bei verschiedenen Krankheitszuständen,
Klinik exstirpiert wurden, 8. Fistelgallen von Patienten mit Chole-
12. Januar.
— a u a m a M 2... --
Aus der Medizinischen Klinik zu Gießen (Prof. V oit).
. „Untersuchungen über den Cholesteringehalt der
menschlichen Galle.
| Von
Prof. Dr. Wilhelm Stepp und Cand. med. Margot Nathan.
Der Cholesteringehalt der menschlichen Galle ist mit modernen
Methoden bisher nur sehr wenig untersucht worden. Diese Tat-
sache wird besonders von dem störend empfunden, der sich mit
Fragen des Cholesterinhaushalts im kranken Körper befaßt. Hier
hat man sich bisher vorwiegend mit dem quantitativen Cholesterin-
nachweis im Blut beschäftigt und dabei recht bemerkenswerte
Befunde erhoben. Während beim Gesunden der Cholesteringehalt
des Blutes in verhältnismäßig engen Grenzen schwankt (zwischen
bei chronischer Nephritis, Diabetes mellitus, Atherosklerose, bei
Erkrankungen der Leber- und Gallenwege, außerdem in der
Schwangerschaft eine deutliche Erhöhung). Eine Erklärung dafür
hat sich bis jetzt nicht ohne weiteres geben lassen. Beobachtungen
im Tierversuch haben gelehrt, daß bei vermehrter Zufuhr von
Cholesterin mit der Nahrung der Cholesterinspiegel des Blutes
vorübergehend ansteigt; der Überschuß wird beim Fleischfresser
sehr rasch, beim Pflanzenfresser langsamer durch die Leber mit
der Galle entfernt. Die innigen Wechselbeziehungen, die zwischen
dem Cholesteringehalte des Blutes und dem der Galle bestehen,
zeigen, wie wichtig es ist, in Fragen des Cholesterinhaushalts bei
Krankheiten nicht nur das Cholesterin des Blutes, sondern auch
das der Galle zu kennen. Wenn wir uns auf die wichtigsten
Arbeiten beschränken, die sich mit dem Cholesteringehalt der
menschlichen Galle beschäftigen {und in denen moderne Methoden
Verwendung fanden), so wären die von Peirce?) und MeNee‘)
zu nennen, die beide im Aschoffschen Institut ausgeführt
wurden, ferner die von v. Czyhlarz, Fuchs und v. Fürtb‘).
Die erstgenannten Autoren untersuchten ausschließlich Blasen-
galle von der Leiche. Außerdem liegen noch einige Unter-
suchungen von Bacmeister?°) an Fistelgallen vor. F
Im Verlauf von Studien über das Cholesterin bei Krank-
heiten, mit denen sich der eine von uns (Step p) seit längerer
Zeit beschäftigt, machte sich das Bedürfnis nach einer Erweiterung
unserer Kenntnisse über das (rallencholesterin geltend. In der
Absicht, die hier bestehenden Lücken auszufüllen, haben wir an
einem größeren Material Cholesterinbestimmungen in der Galle
ausgeführt und möchten im folgenden die wesentlichsten Ergeb-
nisse unserer Untersuchungen kurz mitteilen. Untersucht wurden: -
1. Gallen aus der Gallenblase von Leichen aus dem Pathologischen
Institut®), 2. Gallen aus Gallenblasen, die in der Chirurgischen
cystitis und Cholelithiasis, 4. Duodenalflüssigkeit, die mittels
der Duodenalsonde gewonnen wurde.
Vorausschicken möchten wir, worauf auch A sc h o ff ') auf-
merksam gemacht hat, daß auch, unter völlig normalen Verhält-
nissen der Cholesteringehalt der Galle recht verschieden ist, was
sich aus den verschiedenen Eindickungszuständen erklärt, in denen
die Galle jeweils angetroffen wird. So könnte es sein, daß man
bei zwei ganz verschiedenen Fällen den gleichen Cholesteringehalt
findet, wobei es sich das eine Mal um eine an sich cholesterin-
arme, aber stark eingedickte, das andere Mal um eine cholesterIn-
reichere, aber nur wenig eingedickte Galle handelt. Hier gibt uns
in der Regel das ganze Aussehen der Galle einen ungefähren An-
haltspuhkt zur Entscheidung der Frage, ob eine dünne oder kon-
zentrierte Galle vorliegt. Dieses verschiedene Verhalten der Galle
erklärt wohl auch, warum die Angaben über den Gehalt der
Blasengalle an Cholesterin so stark voneinander abweichen.
!) Die Literatur hierzu findet sich sehr vollständig bei Pribram;
M. KI. 1914, Nr. 28, S. 1195; siehe re t ni = ir. m. W. 1918,
= Nr. 29, S. 781.
?) D. Arch. f. klin. M. 1912, Bd. 106, S. 837.
°) D. m. W. 1918, Nr.21, S. 994.
+) Biochem. Zschr. 1913, Bd. 49, S. 120.
5) Biochem. Zschr. 1910, Bd. 26, S. 283.
°) Dem Direktor des Pathologischen Instituts, Herrn Geh. Rat
Bostroem, und dem Direktor der Chirurgischen Klinik, Herrn
Geh. Rat P oppert, sind wir für Überlassung des Materials zu großem.
Danke verpflichtet.
1) Bemerkung zu der Arbeit von \ | W. 1918
Nr. 21, S. 996. & r Arbeit son MeNcee, D. m.
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Peirce untersuchten Fälle berechnet- sich ein mittlerer Wert
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1- Januar 2.2... 22... - MEDI CI LLINIK — Nr. 2. AL
BE e Kae ru D ? $ . ö RM . a - i 5 ER er E R i . > 7 . s
PB BE ae 3 ! 5 \ SR ar: '
Über den mittleren. Cholesteringehalt. der | so gibt er doch : wenigstens eine gewisse Vorstellung., Bei.. der
Blasengalle. des Gesunden ist naturgemäß ganz wenig | vergleichenden-Bestimmung von Cholesterin und Trockenrückstand
bekannt. Das bei Sektionen gewonnene Material ‘entstammt: meist |-ergab sich nun folgendes: . Im:.allgemeinen- ist helle, dünne. Galle
Krankheitsfällen, von denen wir nicht. wissen, ob das Cholesterin | -cholesterinarm, während schwarzbraune teerartige. Galle einen er-
der Galle hier normale Verhältnisse „aufweist. . Für die von'|
nicht immer zu; in einigen Fäl |
von 0,273°%%. Diese Zahl ‘stimmt wohl auch im ganzen mit’ dem |.Galle ‚sehr cholesterinreich (über 0,7%), Au D
k “ Im allgemeinen können wir deü.. Eindickungszustand der
höhten Cholesteringehalt . erwarten. läßt., -Jedoch -trifft das auch Bee
llen war die dünne, grünbraune : . ..
Galle. als eine konstante Größe und die Unterschiede im Choleste- E:
überein, was schon früher für Blasengalle angegeben war. - > En
Bevor wir auf unsere eigenen Befunde: zu spreche kommen, | “ ‚et ante O unterschiede im Uholeste Era
sei kurz bemerkt, daß wir uns für die Bestimmungen des Chole- | Tingehalt-"als Funktion der den Cholesteringelialt ..bestimmenden he
sterins der von Autenrieth-Funki) angegebenen Methode | Faktoren betrachten. > 000 o 5e aa 0 E a BE
bedienten, die sich ihrer Einfachheit und Exaktheit wegen. einer | ` Die Beobachtungen von Peirce, nach denen in der Regel. ee
immer größeren Beliebtheit erfreut. Wacker und Hueck?) | überall da, wo während ‘des Lebens im Blut eine Verminderung . eh
< Beumer’), Rothschild®) haben sie in. letzter Zeit viel.| des Cholesterins besteht, auch in. der Galle ein. niedriger Wert an- T i
- verwendet und sie als zuverlässig-gerühmit. Vor. der Untersuchung | getroffen wird, während umgekehrt einem. erhöhten Cholesterinwert E,
">= wurde die Galle jedesmal sorgfältig durch dichte Gaze filtriert, | im. Blut.ein erhöhter Gallenwert entspricht, konnten, auch wir im - oc pig
Da. sich in der Galle nicht selten mikröskopisch‘ feiner aus Chòle~ | großen und ‚ganzen bestätigen. So sehen wir in der Tabelle: bei > |. +:;m f4
sterin bestehender Grieß findet, so hätte man- bei Verwendung un- | schweren, lang dauernden septischen Erkrankungen, 7; Dan HE E
filtrierter Galle mit groben Fehlern rechnen’ müssen. Wir haben. | bei Eiterungen, die den Kräftezustand herabsetzen, niedrige +..." . paf
dies deutlich bei einem Fall gesehen, ' bei dem in der Gallenblase nur |. Cholesterinzahlen. Das gleiche gilt für chronische Tiber- <; vafi
wenige Kubikzentimeter einer etwas-sandigen Bodensatz enthalten- | Kulosen = — —— | PO A EE ET e
den Galle vorhanden waren. Die Galle wurde hier unfiltriert unter- | |: Es scheint, daß bei fieberhaften Erkrankungen nicht so sebr. °t ki
sucht und dabei ein ganz unwahrscheinlich hoher Wert — über |- das Fieber oder die dem Fieber zugrunde liegende Infektion die- —*; |°: A
5% — gefunden | Di a a vo er ee ie nn im un u EA a E
zu Een IST VER a . | imder Galle bestimmen, als- vielmehr andere 'Momente,” die . SAE
2° Anden sich in a Versi chengallen angestellt wurden, | win vorläufig noch nicht gchügend zu übersehen vermögen. Sollen Kaft
i i REE a P See we Chauffard und seinen Mitarbeitern!) war es aufgefallen, daß- ee
Tabelle 1: .: > = 0... beim Typhus der Cholesterinspiegel’ des Blutes ganz verschieden - <- a
n Plasengalle aus der Befche: nach ‚steigenden Werten des | hoch liegt JÈ nach der Zeit, nn der mal, untersucht. ‚Zu Beginn Bar i, j 2 |
« Cholesieringehaltes geordnet. Nr.i w. Klinische Diagnose und Sektions- . des Typhus fand T erhöhte, später niedrige Cholesterinwerte, ei
befund: Puerperalsepsis, Cholesteringehalt: unter 0,06%. Nr.2 m. "während... in der | Rekonvaleszenz ‚sich wieder a Neigung zum a E en
- „ Empyem, Streptokokkeninfektion, ‘0,07%. Nr. 8 w., doppelseitige Unter- | Ansteigen zeigte. ° < a ee UND ee
>` lappenpneumonie nach Typhus, 0,075 %.! Nr.4 m., Osteomyelitis, Sepsis, | : _. Vielleicht erklärt sich auch so der überraschende Befünd, den . fein.
` -0,081 %. Nr.5 w., Pachymeningitis haemorrhagica und Pneumonie.'| wir beider Diphtherie erheben konnten. Bei allen untersuchten == ` ee
` nach Sturz, 0,082%. Nr.6 w., Lungen-, Drüsen- und Darmtuberkulose, Fällen war die Krankheit in. wenigen Tagen verlaufen, Die dabei fun:
084%. Nr. 7 m., Meningitis tubereulosa, 0,100%,. :Nr. 8 m., Ge- . gefundenen sehr hohen Werte stehen zusammen mit den höchsten . ee
: schwüre im Rectum, Bronchopneumonie, . 0,100 %.. Nr:9 m., Cystitis, “überhaupt gefundenen. =. eg in De
Pyelitis, eitrige Herdnephritis, Peritonitis, 0,186%. Nr. 10 m., rechte | -. : 8 ah ae En. an here ee ae
„u Niere fehlt, linke Niere geschrumpft und hypoplastisch, Stauungsorgane, | Schwer zu beurteilen ‚sind. die ‚Fälle, ‚bei denen nebenein- E u,
= Myokarditis, 0,14%. Nr. 11 w., Phthisis pulmonum, 0,148%. Nr.12 w., | ander Befunde vorliegen, :die mit verschieden hohen Cholesterin- - _ BE o
l'uberkulosis pulmonum, Lües, Gumma, 0,158 %: Nr.18 w., Tetanus, | werten- einherzugehen pflegen; : z.B.: wenn: Grävidität mit: all- | ne |
0,164%. Nr. 14 w., Tuberkulosis pulmonum, 0,168%. Nr. 15 .m., in- | gemeiner Miliartuberkulose angetroffen wird, oder wenn eine in der `- E o 5:
en Cruralhernie, sehr schlaffes Herz, 0,178%. Nr.16 w., Peri: | Regel mit erniedrigtem Cholesterinwert einhergehende Erkrankung. | RR a la
er Annie ne ne en i an o Penni e n, “einen an Gallensteinen leidenden Patienten. befällt, ee | j -o
` Nr.19 w. Peritonitis, Pyosalpinx links, 0,232%. Nr. 20 in., Meningitis, |... „21°. höchsten Cholesterinwerte ‚sind verzeichnet "bei einem... an
Sepsis, 0,240%. Nr.21 m., sebr schlaffes Herz Organe ohne Befund, Fall mit incarcerierter Hernie und bei- einem Fall- mit -perforiertem r
. 0240%. Nr.22 w., Meningitis tuberculosa, Miliartuberkulose,. Gravi- | Ulcus ventriculi in: hochgradigem Inanitionszustand, - Während wir E
: ditas mens. IV, 0,254 %. Nr. 23 m., Icterus gravis; 0,260%. Nr. 24m., | den Hohen Cholesteringehalt .der Galle in dem Fall‘ mit incarce- Be.
‚Sepsis nach Wirbelsäulenfraktur, 0,65%. Nr. 25 m, Aneurysma- der | rierter Hernie nicht zu erklären vermögen, müssen wir ‘uns ‘bei Ei.
| „nonyma, Pleuritis, Stauungsorgane, 0,276 %. Nr. 26 in., Diabetes.melli- dem’ schweren Inanitionszustand des anderen Falles der Versuche p e
R e pA Ei 27 m., Diphtherie, 0,328 %.. Nr. 28 nn von Rothschild?) erinnern, in denen beim Kaninchen während f i; ee
Stauungen, 0,352%. Nr.30 m, im Rectum sehr harte Seybals, Sektion | CCS ungerne ein ‚Angteigen des Cholesterins im Blut und in der `- AR
negativ, 0,368%. Nr.31 m., Granatvolltreffer in Kopf und beide Beine, | Yale zu beobachten war. Möglicherweise ist der. Cholesterin- Br,
. Nekrose des rechten Oberschenkels; multiple Einschüsse im ganzen Körper, | Feichtum der Galle hier das Zeichen eines vermehrten Abbaus von "7 Fe
- 080%. Nr. 32 m., Diphtherie, 0,428%. Nr. 88 w., Miliartuberkulose,.| Körpersubstanz. Man muß aber auch an die Möglichkeit denken, we ..:::
- Q450%. Nr. 34 w., Abquetsehung beider Beine durch Überfahrenwerden, | daß das ‚Cholesterin während. ‘der Leerung der Fettdepots im. | Bi.)
| Graviditas mens. IV, 0,480%. Nr.35 m, perniziöse Anämie,, 0,480 %. | Hungerzustand beim Fetttransport eine große Rolle‘ spielt. Wir. \ Ban: ei b
On m., Leberadenom, 0,550 %. Nr. 87 m., Diphtherie, Pneumonie, | erinnern hier nur. an die Arbeiten: von Beumer?) und S RENIE
r o. Nr. 88-m., Hämophilie, 0,580%. Nr. 89 m., Totschlag, Ver- | Vers o Be E T a Eee, 1 i
DEE durch Ruptur. der Vena meningea "media, 0,610%. Nr.40 m., ` Unté n- Fällen findèn' sich drei. die Be A BERES ii on
iphtherie, 0,712%. Nr. 41 Tod durch Überfahrenwerden, 0,715 %. a e E a F O a die ‚durch einen a
Nr. 42 w., Meningitis tuberculosa; Miliartuberkulose 0,740 %. "Nr. 48 m, Unglückstall uma Leben kamen. - Bei allen trat ‚der ‚Tod sehr Ba: :
Piphfherie, 0,765%. Nr. 44 m., perforiertes Magenulcus, Inanition, | rasch ein. Es,ist hier die Frage, ob man berechtigt ist, in diesen Be:
840%. Nr. 45 w., Herzschwäche nach. incarcerierter Hernie, 1;068 %. ! a 2 denen eh ee En ee Organe. Hal Br
- Wie man sie N De ‚sterinwerte für die | nicbt vorliegen, eine normal"zusammengesetzte Galle anzunehmen. BEE i
enge nz fen a 008 mat SOSE u | Zu Dedenken it daß hier infolge der ausgedehnten Verieteangon, | |
-o man könnte wielleih. et Er A la die die Ursache des Todes waren, schwere Blutungen zustande l { | 2 :
— den verschiedenen Eindickungszustand der Galle verantwortlich | Kamen. Es ist wohl kaum mit Sicherheit ein Einfluß dieser Blu- Be
= „Machen. Um hier eine gewisse Klärung zu erhalten, wurde | tungen auf die Gallenbildung auszuschließen. Zur Gewinnung von Ni t
bei’ einer Reihe von Fällen neben dem Cholesterin. auch der-|. „Normalzahlen“ würden sich. überdies nur Fall 20 und 23 eignen, | | (ee
Tockenrückstand bestimmt, Wenn auch nach AschoffÖ) der da es bei dem anderen (8) sich um eine Frau im Zustande der -; Be;
Trockenrückstand kein absolutes Maß für die Eindickung der Galle | Tavidität handelte. Aus den Untersuchungen von Batmeister Be:
darstellt, da das Gallenmuein in der Gallenblase secerniert wird, und Havers?) wissen wir, daß während des letäten Drittels.der - f E
| 20 0, © > k M Chauffard, Laroche und Grigaut. Gomot rend: i PEREN
f ) M. m. W, 1918, Nr. 23,`S; 1248. a hebdomad. 1911, Bd. 1, 8:570. ER : vi une ud: m 4 E
O ) Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1918, Bd. 74, S. 416. 2) Zieglers Beitr. 1915, Bd. 60, S.'297. ., -
9 i „bonda 1914, Bd. 77, S. 876, Um, Bu °) Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1914, Bd. 77, S. 375.
er ieglers Beitr. 1915, Bd. 60, siehe:die verschiedenen Arbeiten. 1) Zieglers: Beitr. 1916, Bd. 68,8. 789, ` i
“6, | ar 5) D..m. W, 1914, Nr. 8, S. 385, :
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0045h, 5. T.
42 | | 1919 .- MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
12. Januar.
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ee em TTT
‚Gravidität eine Dichtung des Leberfilters gegenüber dem Cholesterin
stattfindet und daß der Cholesteringehalt der Galle sinkt. Zu
Beginn der Schwangerschaft scheint der Cholesteringehalt der Galle
normal zu sein.
Galle aus exstirpierten Gallenblasen. In
der Tabelle 2. sind die Ergebnisse der Untersuchungen zusammen-
‚gestellt, die an Blasengallen von Patienten, denen die Gallenblase
operativ entfernt worden war, durchgeführt wurden. Daß es sich
hier um patholpgische Zustände am Gallensystem handelte, teils
um reine Steinbildung, teils um entzündliche Vorgänge, bedarf
keiner weiteren Erörterung. |
Tabelle 2.
Blasengalle, gewonnen bei Operationen. Nr.i w.
Klinische Diagnose und Operation: Cholecystitis, Cholelithiasis, Chole-
.dochotomie. Cholesteringehalt: 0,212°,. Nr. 2 w., chronische Cholecystitis,
keine Steine, Cholecystektomie, 0,580%. Nr.8 w., akute infektiöse
Cholecystitis, Empyem, Gallensteine, Cholecystektomie, unter 0,06%).
"Nr. 4 w., subakute Cholecystitis, Gallensteine, Cholecystektomie, 0,448°/o.
Nr. 5 w., Cholecystitis, Gallensteine, Cholecystektomie, 0,224°/0. Nr. 6 m.,
akuter Hydrops, 70 kleine, zwei-haselnußgroße Steine, Cholecystektomie,
0,064°/o. Nr.7m., chronische Cholecystitis, keine Steine in der Blase,
infizierte Galle, Cholangitis, Choledochotomie, mäßiger Ikterus, 0,096°/,.
‚Nr. 8 w., chronische Cholecystitis, Choledochotomie, klare Galle, 15 mittel-
Nr.9 w., durch Stein verschlossene Chole-.
große Steine, 0,848°/,.
‚dochusfistel nach früherer Choleeystektomie, Choledochotomie, 0,405 °/.
= Wie ein Blick auf die Tabelle lehrt, sind die Unterschiede
im Cholesteringehalt auch hier recht erheblich. Neben normalen
_Durehschnittswerten finden sich einige deutlich erhöhte Werte.
Man kann jedoch nicht sagen, daß bei Vorhandensein von Gallen-
steinen auch jedesmal der Cholesteringehalt der Galle erhöht
wäre. Bei den drei Fällen mit niedrigem Cholesterinwert liegt
Hydrops beziehungsweise Empyem der Gallenblase (mit infizierter
Galle) vor. |
| Tabelle 8.
Fistelgalle. Nr. 1 w. Diagnose und Operationsbericht:
Cholecystitis, Choledochotomie, kein Ikterus, facettierte Steine (2 cem
Galle untersucht), Tag der Untersuchung: 5. T. p. o., Cholesteringehalt:
“unter 0,06%; 6. T. p. o., 0,084°/,. Nr. 2 w., Cholelithiasis, .Choledocho-
tomie. In der Blaseetwa 50, im Choledochus etwa 20 facettierte Steine,
kein Ikterus (2 cem Galle untersucht), 11. T. p. o. 0,081°%%, 12.T. p. o.
.0,076%,, 13. T. p. o. 0,06°/,, 14. T. p. o. unter 0,06°/,, 18. T. p. o. unter
0,06°/0,.19.T. p. o. 0,064%. Nr.8 w., akuter Choledochusverschluß
durch facettierte Steine, starker Ikterus, Choledochotomie (2 cem Galle
untersucht), 8. T. p. o. unter 0,06%, 8. T. p. o. 0,07%, 9. T. p.o. unter
0,06%. Nr. 4 w., Cholelithiasis, sedimentierte Galle, facettierte Steine,
‚kein Ikterus, Choledochotomie (für 4cem Galle bestimmt), 1.T. p. o.
unter 0,08°%/,, 2.T. p. o. unter 0,08°%/,, 8. T. p. o. 0,058°/,, 4. T. p. o.
p. o. 0,05°/,, 6. T. p. o. 0,05%, 7.T. p. o. 0,067.
Nr.5 w., Cholelithiasis, Choledochotomie, trübe Galle, 10 mittelgroße
Konkrementsteine, 15 kleine Kalksteine, leichter Ikterus (für 4 cem
Galle bestimmt), 1. T. p. o. 0,081°/,, 2. T. p. o. unter 0,08%, 8. T. p. o.
unter 0,08%, 4. T. p. o. 0,0450.
Fistelgalle. Der Cholesteringehalt der Fistelgalle ist
- schon wiederholt untersucht worden). Die Angaben über seine
Höhe schwanken zwischen 0,024 und 0,16%. Wir untersuchten
im ganzen fünf Patienten mit Choledochusfistel, bei mehreren von
ihnen wurde der Cholesteringehalt der Fistelgalle täglich unter-
sucht. Dabei stellte sich heraus, daß die Werte eine recht große
Gleichmäßigkeit aufwiesen. Die Werte bewegten sich in engen
Grenzen zwischen 0,04 und .0,08°. Auch hier konnte die schon
von Bacmeister erwähnte Beobachtung bestätigt werden, daß
mehrfach in den Tagen unmittelbar nach der Operation der
Cholesteringehalt der Galle stark herabgesetzt war und erst all-
mählich die normale Höhe erreichte. Ä
Duodenalflüssigkeit. Vom Lebenden reine Galle
zu erhalten, ist nur in den Fällen möglich, in denen operative
Eingriffe am Gallensystem ausgeführt werden müssen. Wünscht
man sonst Galle vom Lebenden zu gewinnen, so ist man auf die
Duodenalsondierung angewiesen. Der dabei erhaltene Saft besteht
zum größten Teil aus Lebergalle, der geringe Mengen von anderen
Sekreten (Pankreassaft, Saft der Brunnerschen Drüsen) beigemengt
sind?2). Wir haben bei einer Reihe von Patienten den mittels der
Duodenalsonde erhaltenen Saft auf seinen Cholesteringehalt unter-
sucht und bringen die dabei gewonnenen Resultate in der folgenden
Tabelle:
1) Die Literatur hierfür findet sich sehr vollständig bei Brand, |
Arch. f. Phys. 1912, Bd.90 und v.Czyhlarz, Fuchs und v. Fürth 1. c,
2 Stepp, Die Duodenalsonde zur Diagnose der Erkrankungen
der Gallenwege. D. m. W. 1918, Nr. 48, S. 1190.
Tabelle 4.
Duodenalflüssigkeit, gewonnen mittels der Duodenalsonde }).
Nr. 1, w. Diagnose: Ulcus duodeni. Cholesteringehalt: 0,137°⁄4.
Nr.2 m., Verdacht auf Cholangitis nach Gallenblasenexstirpation, unter
0,03%. Nr. 3 m., Cholecystitis, 0,0875°/,. Nr. 4 m., Typhlatomie,
Heterochylie, 0,045°/,. Nr.6 m., Icterus infectiosus, unter 0,03’/,
Nr~7 m., perniciöse Anämie, unter 0,03°/,. Nr. 8 m., P’aratyphus, unter
0,06°/,. Nr.7 m., Achylia gastrica, unter 0,06°/,. Nr.9 m, Typhus, unter
0,06 %,. Nr. 10 m., Cholecystitis, Achylia gastrica, 0,076°,,. Nr.11 m,
Typhus, unter 0,06%. Nr. 12 m., Cholecystitis 0,075°,. Nr.13 m,
Cholelithiasis, unter 0,06%. Nr. 14 m., Diabetes mellitus 0,145 °%,
Kontrollbestimmung 0,153 /,. Nr. 15 w., Diabetes mellitus. unter 0,06%),
Dieselbe nach Injektion von Wittepeptonlösung 0,21 °/,.
Die Autenrieth-Funksche Methode zeigt bei Ver-
wendung von 2 cem Flüssigkeit als geringsten noch ablesbaren
Wert einen Cholesteringehalt von 0,06°/, an. Wir haben uns in
den meisten Fällen, in denen die Cholesterinzahl unterhalb jenes
Wertes lag, mit dieser Feststellung begnügt. In anderen Fällen
wurden nicht 2 cem, sondern 4 ccm der Duodenalflüssigkeit ver-
arbeitet und auf diese Weise sichere Werte ermittelt. Bei einigen
der Fälle finden sich Zahlen, wie sie für Fistelgallen charakte-
ristisch sind. Eine ausgesprochene Erhöhung zeigte ein Fall von
Ulcus duodeni mit 0,137°/, und ein Fall von Diabetes
mellitus mit 0,145°/,. Schon früher war von Bacmeister)
bei einem Diabetiker mit totaler Gallenfistel ein höherer Wert als
in der Norm festgestellt worden. Bei unsgrem Fall betrug die
Vermehrung etwa das Dreifache des Normalen. Bei einem anderen
Diabetesfall, den wir zu untersuchen Gelegenheit hatten,
wurde indessen in der Lebergalle ein ganz normaler Cholesterin-
wert festgestellt. Merkwürdig ist hierbei allerdings der sehr hohe
Cholesteringehalt in dem Gemenge von Leber- und Blasengalle der-
selben Patientin. Im Verlauf von Untersuchungen über die Ver-
wertung der Duodenalsonde für die Diagnose der Erkrankungen
in den Gallenwegen konnte der eine von uns [Stepp‘°)] zeigen,
daß man ebenso wie im Tierexperiment auch beim Menschen
durch Einspritzen von Wittepeptonlösung ins Duodenum
die Gallenblase zur Entleerung ihres Inhalts bringen kann und
daß es beim Lebenden auf diese Weise gelingt, ein Gemenge vol
Leber- und Blasengalle zu erhalten. Bei der genannten Diabetes-
patientin kam nach Wittepeptoneinspritzung (80 cm.
einer 5°/,igen Lösung) tiefdunkle, stark fadenziehende Galle, die
wie Blasengalle aussah; die Untersuchung ergab einen Cholesterin-
gehalt von 0,21%. Da es sich hier nicht um reine Blasen-,
sondern um ein Gemenge von Leber- und Blasengalle handeln
mußte, ist das wohl ein sehr hoher Wert.
Aus der Chirurgischen Abteilung des Städtischen \enzel-Hancke-
Krankenhauses zu Breslau (Primärarzt: San.-Rat Dr. C. Heintze).
Zur Serumtherapie Grippekranker.
Von
Dr. med. et phil. Walter Lustig,
Sekundärarzt der Abteilung.
Die Machtlosigkeit, mit der wir oft den schweren Uripp®-
fällen gegenüberstanden, veranlaßte mich zu Versuchen mit Serum-
injektionen. Von der Überlegung ausgehend, daß bei vielen In-
fektionskrankheiten der Erfolg der Serumtherapie auf uns noch
unbekannten Stoffen des artfremden Serums beruht, wandte ich
‚ das mir am schnellsten und in genügenden Mengen zugängliche
Diphtherieheilserum an. Gespritzt wurden im ganzen bis jetz
100 Kranke, und zwar waren es durchweg schwere Fälle, das heißt
solche mit Lungenkomplikationen — ein- und doppelseitiger
Pneumonie, diffus verbreiteten bronchopneumonischen Herden und
Empyemen.
Es wäre eine Raumverschwendung, hier die einzelnen Krank-
heitsgeschichten der behandelten Fälle wiederzugeben. Ebenso
wäre es überflüssig, über die behandelten Fälle mit einseitiger
Pneumonie Näheres zu berichten. Nur so viel möchte ich
heben, daß man in allen diesen zur Heilung gebrachten Fä
Eindruck hatte, die Krankheit verlaufe viel leichter, als bei
— nn
llen den
i den-
1) Vergleiche die mit unseren Ergebnissen übereinstimmendea
Werte von E, Medak und B. 0, Pribram (B: kl W. Si
Nr. 27 u. 28), `
2) 1. œ.
3) 1. e, D. m. W. 1918, Nr. 43, S. 1190,
hervor- .
a 1916: 1,0, 1917: 1,0; 1918: 9,0% der Öperationen.
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2 -7 . 3 rn.
Brei ar j
u = `
selben nichtgespritzten Fällen. Die Patienten erholten sich. viel
rascher, in einer erheblichen, Anzahl der Fälle, sank sogar die
Temperatur schon am Tage nach: der ersten — in einigen nach |.
der zweiten Injektion und blieb auch weiterhin normal. . Trotz-
eit der auscultatorische und perku- |
dem bestand noch einige -Z
torische Befund. u
Die zweite Reihe der Be
‚entzündungen — einige sogar im Verein mit bronchopneumonischen:
Herden in den Oberlappen, Fälle, von denen allen man den ent-
schiedenen Eindruck hatte, daß sie ohne die angegebene Behand-
lung zum Exitus gekommen wären. Gerade bei ‚vielen. dieser
Fälle war die Wirkung des Serums in die Augen springend. |
Immer trat nach der Injektion‘ auffallendes subjektives Wohl-
befinden auf, objektiv war ein Verschwinden: respektive Zurück-
gehen der starken Cyanose bemerkbar und ein anfangs vorüber-
1918 erschienenen Schrift?), dieselben Erfolge mit gewöhnlichem Pferde-
gehendes Sinken der Temperatur, die nach ein- bis-zweimaligem'
Wiederanstieg gewöhnlich dann. zur Norm zurückkehrte. Verloren‘
seitigen Pneumonien, die mit Serum be- |
haben wir von 22 doppel
handelt wurden, vier. ><. ee er ee |
Weniger zugänglich‘. waren der Serumtherapie die ganz
akuten, nach Art einer stürmischen Sepsis verlaufenden Fälle, die
der: Infektion bereits nach ein bis drei Tagen erlagen. .
Die Patienten erkrankten angeblich mit geringem Anfangsbefund
an den Hals- und Brustorganen. Als’ sie. zu uns auf ‘Station kamen,
wiesen sie auch einen ihrem ernsten Krankheitsbild: nicht entsprechen-
den Lokalbefund an den Lungen auf.. Es waren hier und da wohl einige |
kleinblasige Rasselgeräusche, auch mitunter geringes Crepitieren bei
hellem Klopfschall wahrnehmbar, .dazu aber ein äußerst schlechter Al- `
'gemeinzustand. Starke Cyanose, flatternder, oft kaum fühlbarer Puls,
starke Dyspnöe — gewöhnlich bald eintretende, anfangs vorübergehende,
dann dauernde Bewußtlosigkeif. Zn ee
Von zehn Patienten, die di
trotz der Seruminjektion sieben .bereits nach zwei bis drei en
Möglich, daß sie erst zu spät, als schon .die. Krankheit auf oder nahe
dem Höhepunkt sich befand .— zur Behandlung kamen. Gerade bei
njektion viel- |
:“ diesen Fällen ist eine frühzeitige Anwendung der Serumi
leicht in noch größeren Mengen, als ‚wir es. taten, angebracht.
Ganz auffallend günstige Erfolge hingegen hatten wir mit
dieser Therapie bei Empyemoperierten. Was zunächst die Frequenz,
der Empyeme anbetrifft, so ist dieses Jahr, entsprechend der er-
höhten Anzahl
andere Jahre. `
So betrug :.diese .bei uns:
im Jahre 1908: 0,7, 1909; 1,2
1,0, 1911: 1,2, 1912:.0,4, 1918: 24, 1914: 2,4, 1
1910: 915: 2,8,
a Durchschnittlich betrug die - Mortalität 12°/;. Umso er-.
schreckend höher war diese bei den diesjährigen Empyemope-
. Nerten. Sie betrug 8331/3%, bei denjenigen Kranken, ‚bei. denen.
das Empyem im Anschluß an eine Peumonie. oder an- broncho-
‚pneumonischen Herden ein:es Unterlappens aufgetreten war. Bei
denjenigen Kranken jedoch, die noch bronchopneumonische ‚Herde
‚.Im Oberlappen derselben Seite oder ‘eine Erkrankung der Lunge
auf der anderen Seite aufwiesen, war die Mortalität bedeutend
. “höher, bei letzteren 90°/,. Um so auffallender ist es, daß sie nach
A Anwendung der Serumtherapie stark zurückging. ` < |
So gelang es, zehn Empyeme, die neben ihrer einseitigen Pneu-
noch diffuse bronchopneumonische Herde auf der nichtoperierten
hatten, durchzubringen.. Von sechs Brustfelleiterungen, die eine
e, zeitlich zusammenfallende Lungenentzündung aufwiesen,
während. vier, gleiche Fälle, die nicht” gespritzt waren,
‘starben. een | Gar a
Auch bei doppelseitigen ` Empyemen, die. im. Anschluß an
Pneumonie auftraten, sah ich nach: den - Seruminjektionen
gute Erfolge. Br Re ee ae a
Ze Die Patienten sind noch nicht endgültig geheilt; nur das’ möchte
‚Ich hervorheben, daß bei diesen Fällen zunächst: keine Thorakotomie.
gemacht
-- monie
Seite
` doppelseitig
leben drei,
‚tung des Allgemeinbefindens. Sehr'ungünstig sind dagegen die Fälle,
‚ die auf der einen Seite eine Thorakotomie zunächst mit gutem Erfolg
überstanden haben, und bei denen nach kurzer Zeit auf der anderen
Seite im Anschluß an eine Pneumonie ein Empyem auftrat. Zwar war‘.
auch hier nach einer Heberdrainage vorübergehende. Besserung. zu ver-
zeichnen, jedoch. schon nach ‚wenigen Tagen stellte sich der. Exitus ein.
Zur Technik möchte ich noch bemerken,. daß die Injektionen
Intravenös ausgeführt wurden, und zwar in die‘ Vena mediana-
Injiziert wurden anfangs zweimal, später jedoch bis sechs-
‚mal 10
| „Tagen. Am zweckmäßigsten erschien mir folgende Anwendung :
©
Sn &Jammarf ‘00.2 1919 — MEDIZINISCHE KLINIRE.— Nr. 2. `
. die. Temperatur. normal, so ist die Therapie beendet. Anderenfalls
nach eintägiger Pause noch. zwei. bis drei weitere Injektionen von
„zu geben.
handelten waren doppelseitige Lungen- |
. cerebrospinalis ep Ä |
‘ Tetanus, Streptokokkensepsis. und anderen’ erzielt: werden.
‚später ausgemusterten. Pferden, . die zur Produktion. vod Antitoxin un-
.‚durch gewöhnliches Pferdeserum mit gutem Erfolge behandelt würde,
zu einer ‘Zeit, wo das.Serum sicher von nichtimmunisierten: Tieren
eses Krankheitsbild aufwiesen, starben
‚der Lungenerkrankungen,. bedeutend größer als'|
ana ; wurde, sondern häufigere Punktionen,- eventuell Heberdrainage.
‚Die Patienten blieben temperaturfrei und zeigten eine auffallende Besse- |
“kanntgeben, um sie au
-zu machen.
1) Adolf Bingel,
"Nr. 48),
bis 15 cem Diphtherieheilserum an aufeinanderfolgenden |
en .. $
he ae Ne era Yon; ee
B . 5 EI Cbg &
.. = : - a A s po
= Br
10 cem an drei aufeinanderfolgenden. Tagen. Bleibt dann
10 ccm. . Diese.letzteren empfehle ich; bei Empyemoperierten immer
Über die segensreiche Wirkung der Serumtherapie bei vielen In-
fektionskrankheiten besteht wohl kein Zweifel — ich erinnere. an die
glänzenden Erfolge, die damit bei Diphtherie, Botulismus, Meningitis
idemica,. Milzbrand, Pest, Puerperalfieber, Scharlach,
Weniger glücklich ist diese Therapie bei Cholera, Gelenkrheuma-
Über die
tismus, Maltafieber, Erysipel’ und ‚Rückfallfieber gewesen.
Art und Weise nun, wie das, Serum wirkt, ob.durch seine specifischen
Antitoxine oder unspecifisch als artfremdes Serum durch uns noch un-
bekannte Stoffe, darüber gehen die Ansichten der Autoren noch’ aus-
‘einander. Bis in die neueste‘ .Zeit wird sogar die specifische Wirkung
des Diphtherieantitoxins bestritten, und Bingel behauptet in seiner
serum erzielt zu.haben. Der von Czerny gemachte Einwand, : daß
bei: den Versuchen Bingels Sera von früher immunisierten, aber
geeignet erschienen, in Anwendung gekommen sein könnten, steht:nicht
in Einklang mit der Tatsache, daß ‘bereits 1890 in. Belgien Diphtherie
herrührte. Ich erinnere ‘ferner an.die guten, Erfolge des Milzbrand-
serums, obschon darin weder. .antitoxische, noch bactericide, -noch bac-
teriotrope Komponenten nachgewiesen sind: — andererseits an die- Ver-
suche Kob s; der bewies, daß’ das Botulismusgift durch Diphtherie-
antitoxin unschädlich ‚gemacht wird — und endlich an die guten Er-
folge, die bei Staphylokokkensepsis mit Streptokokkenserum. erzielt -
wurden. Zum mindesten 'muß man demnach sich zu der Meinung‘ be-.
quemen, daß neben der speäifischen Wirkung auch .die Wirkung als’
‚artfremdes Serum durch uns bisher noch ‚unbekannte Stoffe ‚zutage
tritt. Dabei muß man wohl im Auge behalten,. daß den einen Infek-
tionserregern leichter. durch specifische Antitoxine oder durch diese im
Verein mit dem artfremden Serum beizukommen: ist, daß. bei anderen
jedoch das artfremde. Serum :allein. genügt, das Krankheitsbild güustig -
zu beeinflussen. = 4 a a
: -Was endlich die Serumkrankheit anbetrifft, so muß ich nach.
‚unseren ‚Erfahrungen, die sich mit den vielen anderen: decken,
sagen, daß die Angst davor, die heutzutage nöch vielfach’ die
Praktiker beherrscht, niemanden abhalten sollte, die Serumtherapie.
| anzuwenden. Im allgemeinen’verläuft sie harmlos und geht schnell
‚vorüber;.nur in den
auftreten. =
seltensten Fällen. sollen: unangenehme‘Folgen
: Bei uns sahen wir sie in drei Fällen. einhergehend mit dem
urticariaäbnlichen Exanthem, das über den ganzen Körper yer-
breitet war. In einem Falle waren auch Schmerzen. in beiden
Hand- _und. Fußgelenken vorhanden.: - Alle drei waren :von. einem
Fieberanstieg bis 38,5° begleitet, und nach drei Tagen war:bereits ’
das Krankheitsbild geschwunden. . kei
‚Endlich will ich daran erinnern, daß -die'Serumkrankheit -
nicht nur ‘bei Reinjizierten, sondern, . allerdings in den wenigsten
Fällen auch, bei erstmalig Injizierten auftritt, ebensö ‘daran, daß
sie bei Reinjektion. nur des Serums der gleichen. Tierart: vor-
kommen soll. _ wu nern:
- Nach Abschluß meiner‘ Arbeit erscheint Ende Noveniher- eine
Anregung von Prof. Friedemann?) und von Reiß?) zur An-
wendung der Serumtherapie bei Grippekranken. Unabhängig von mir,
der ich meine ersten Erfahrungen darüber. bereits Anfang November in
der Breslauer Medizinischen Gesellschaft vortrug, haben beide .die
Seruminjektionen‘ mit gutem Erfolg angewandt. Friedemann be-
nutzte ein Pneumostreptöokokkenserum, ‘'Reiß normales -Menschen-
und- Pferdeserum, außerdem Rekonvaleszenten-. und, Diphtherieheil-
serum. Soh AN pO A pE n ON E
- Auch diese. beiden Autoren sind meiner Ansicht, daß, wenn wir
auch nur’ einen Teil der schweren Grippefälle, denen wir sonst machtlos
gegenüberstehen, retten können, wir die‘ vorgeschriebene Therapie
anzuwenden berechtigt sind und sie einem größeren Kreise be-
ch einer Prüfung anderenortes zugänglich
Zur‘ Behandlung (der Diphtherie mit ge-
wöhnlichem Pferdeserum.. ze ee A
-2 Friedemánn,
(D. m. W. 1818, Nr. 47.)
Über Serumtheräpie. der Grippeneumonie.
5 Reiß, Die Serumbehandlung (der Grippe. (D. m. W. 1918,
en nn a a nn
`
Mo © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 2.
Aus der II. medizin. Abteilung des Krankenhauses Wieden in \Vien
(Vorstand: Prim. Priv.-Doz. Dr. Richard Bauer).
Der :Indicannachweis im Liquor cerebrospinalis bei
= echter Urämie. |
Von
. Felix Deutsch.
Man ist gewohnt, alle mit klonisch - tonischen Krämpfen
und Bewußtseinstrübung einhergehenden Zustände bei Nieren-
'erkrankung als Urämie zu bezeichnen; dennoch ‚weiß man, daß
“dieses klinische Syndrom anatomisch oft ganz ungleich-
artigen Nierenprozessen entspricht und in vielen Fällen gar nicht
den Namen „Urämie“ verdient, da es sich häufig nur um pseudo-
urämische Zustände handelt. Die echte Urämie ist charak-
terisiert durch die Retention von Stickstoff im Serum und in den
Geweben. Bei den pseudourämischen Zuständen,
wie sie meist bei älteren Personen vorkommen, spielen hauptsäch-
| lich lokale Gefäßveränderungen arteriosklerotischer Natur eine
Rolle, die zu Gefäßcontractionen und Anämisierungen bestimmter
Hirnrindenpartien mit ihren Folgeerscheinungen führen. Die
Krampfurämie oder eklamptische Urämie wieder,
die nicht immer eine Niereninsuffizienz zeigen und keine Stick-
stoffretention aufweisen, beruhen auf einer Steigerung des Hirn-
drucks infolge Hirnschwellung. Während bei den ersten beiden
Formen: der Urämie kein hoher Liquordruck vorhanden ist, pflegt
derselbe bei den Krampfurämien besonders erhöht und die Liquor-
menge bedeutend vermehrt zu sein. Die sich vielfach wider-
sprechenden Erfahrungen über die Erfolge der Lumbalpunktion
bei Urämie dürften dadurch erklärt sein, daß eben nur dort, wo
ein Hirnödem vorhanden ist, also bei der letzterwähnten Form der
Urämie durch die Druckentlastung bei der Punktion ein Erfolg
eintteten kann, während bei den azotämischen Fällen und bei
denen mit Hirngefäßveränderung ein solcher zweifellos aus-
bleiben muß. | | |
Bei der echten Urämie nun geht die Stickstoffvermehrung im
Serum zum größten Teil auf Kosten des Harnstoffes vor sich, der in
solchen Fällen bis etwa 80% des Gesamtstickstoffes ausmacht, während
die Aminosäuren und die übrigen Endprodukte des Stickstoffwechsels
nur in geringem Maße anwachsen, die Albumosen aber bei der Zunahme
überhaupt nicht beteiligt sind. Diesen Endprodukten des Eiweißstoff-
wechsels ist in letzter Zeit bei Nierenerkrankungen größeres Augen-
merk zugewendet worden (Kreatinin: Neubauer; Indican: Ober-
meyer und Popper, Rosenberg, Haas) und ihr Nachweis im
Serum Nierenkranker diagnostisch und prognostisch verwertet worden.
Über das Eintreten dieser Stoffwechselschlacken in den Liquor cerebro-
spinalis bei vrämischen Zuständen ist wohl manches bekannt, jedoch
sind diese Untersuchungen nicht über ein gewisses Interesse gediehen,
denn es ist erwiesen, daß das Auftreten dieser Substanzen in der Lum-
. balflüssigkeit in bestimmter Korrelation zu ihrem Gehalt im Serum steht,
in dem sie einfacher und leichter nachgewiesen werden können. Von
- soleben Substanzen sind im Liquor gefunden worden: Harnstoff, Krea-
. tin, Kreatinin, Xanthin, Hypoxanthin, Harnsäure, Ammoniak, Cholin.
Alle diese Stickstoffprodukte treten nur in sehr geringer, kaum nach-
weisbarer Menge im Liquor auf und ihre Zunahme in der Cerebro-
spinalflüssigkeit hält keineswegs mit der Retention im Serum gleichen
Schritt. Nur der Harnstoffgehalt steigt bei erhöhten Werten im Blut,
auch im Lumbalpunktat bedeutend au. Während im normalen Liquor
zwischen 0,15 bis 0,85g °/. vorhanden sind, werden bei Urämie bis
448g (Widal und G. Froin, Woods, Myers und Firce), ja
sogar bis 7,42g %/u (Rosenberg) gefunden. Er beträgt dabei 56 %
bis 98% von Harnstoffgehalt des Blutes. |
Neben dem Harnstoff ist nach Rosenberg nur noch Kreatinin
in meßbarer Menge — zwischen 37°), bis 75°/, des Blutwertes — im
Liquor nachweisbar, während Harnsäure und Kreatin noch schwerer
übergehen, Indican jedoch selbst bei stärkster Hyperindicanämie sich
vollständig dem Nachweis entzieht. Warum gerade dem Harnstoff
dieser freie Übertritt in den Lumbalkanal möglich ist, den anderen
Stiekstoffschlacken derselbe so erschwert wird, hat allgemein seine
Erklärung darin gefunden, daß es sich um einen natürlichen Grenz-
schutz ` des Gehirns gegen diese besonders schädlichen und .giftigen
Stoffwechselprodukte handeln dürfte.
Worin dieser Grenzschutz bestehen soll, ist allerdings noch un-
entschieden, da man ja über die Bildungsstätte des Liquor cerebro-
spinalis selbst noch nicht völlig im klaren ist.
Außer direkter Sekretion des Plexus chorioideus wird in nur
geringem Umfang Transsudation angenommen, und zwar aus den Cere-
bral- und Pialgefäßen. Für den pathologischen Liquor nehmen die
meisten Autoren die Entstehung auch aus Geweben anderer Natur als
dem Plexus an (Ependym). Was richtig ist, ist noch unentschieden.
Nach der maßgebenden Auffassung von Kafka wird die Lumbalflüssig-
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keit größtenteils vom Plexus chorioideus und dem Ventrikelependym
secerniert und ist weder ein einfaches Transsudat noch eine Lymph-
flüssigkeit, sondern ein Sekret. Auch Goldmann spricht den Epi-
thelzellen der Plexus chorioidei die Sekretionsfäbigkeit des Liquors zu.
hält dieselben aber auch gleichzeitig für die Kontrollstelle. an welcher
alle Substanzen auf ihre Eignung für den Durchtritt in den Lumbal-
kanal geprüft werden. Diese Kontrollstellen hätten also auch sämt-
licbe Anteile des Reststickstoffes zu passieren. Ob es nun gerade die
Schädlichkeit gewisser Endprodukte des Stickstoff-Stoffwechsels
für das Gehirn ist, die denselben nachweislich den Eintritt in den
Lumbalkanal so schwer finden läßt, müßte erst bewiesen werden. Sie
müßten dann eigentlich die direkt auslösenden Faktoren des urämischen
Anfalles sein und es müßte ihnen außerdem eine besondere \ffinität
speziell zum Centralnervensystem zukommen, eine viel größere als dem
relativ unschädlichen Harnstoff. Ihr Durchbruch durch den (irenz-
schutz des Gehirns müßte die unabwendliche Katastrophe cinleiten.
Warum sollten sie denn sonst so streng zurückgehalten werden ?
Merkwürdig erscheint es, daß das Indican, wie Rosen-
berg in seinen Fällen nachwies, niemals im Lumbalpunktat zu
finden ist, eine Substanz, die doch schon normalerweise, wenn
auch in geringer Menge im Blute kreist, aber auch in größerer
Menge dem Organismus einverleibt (subeutan 0,04 g) nicht die
geringsten Unwohlseinsymptome auszulösen imstande ist (Haas),
von deren Anreicherung im Organismus daher kaum eine be-
sondere Giftwirkung erwartet werden kaun, jedenfalls keine, die
mit der Urämieintoxikation in direkten Zusammenhang gebracht
werden könnte. Vielmehr wäre zu erwarten, daß sein Auftreten
im Liquor nur die endgültige pathologische Zersetzung der Kiweib-
körper im Organismus andeuten würde, einer Zersetzung, die einer
irreparablen Schädigung gleichkommen würde. Der Nachweis des
Indikans wäre dann infolgedessen von besonderer prognostischer
Bedeutung.
Von diesem Gesichtspunkt aus untersuchten wir die Lumbal-
flüssigkeiten einer größeren Reihe von Urämien auf ihren Gehalt
an Indican, beziehungsweise suchten den Zeitpunkt des Eintritts
oder besser des Auftretens des Indicans im Liquor festzustellen.
Die Indicanprobe wurde mit der von Jolles für das Serum
angegebenen modifizierten Obermeyerschen Methode angestellt.
Das Serum wird mit der gleichen Menge 20 iger Trichloressigsäure
enteiweißt, 10 cem des Filtrats mit 1 cem 5°oigem Thymolspiritus un
10 cem Obermeyerreagens versetzt und umgeschüttelt: nach 20’ wird
das gebildete Indolignon mit zirka 2 ccm Chloroform ausgeschüttelt
und das Resultat nach frühestens vier Stunden abgelesen. Der Liquor
wurde nicht wie das Serum mit der gleichen Menge Trichloressigsäure.
sondern, entsprechend dem geringen Eiweißgehalt, mit zirka dem dritten
Teile der verwendeten Liquormenge versetzt, jedoch niemals ohne vor-
hergehende Enteiweißung untersucht. Zur Untersuchung wurde nicht
unter 20 cem Liquor für gewöhnlich herangezogen, da ja nur ganz
geringe Mengen von Indican zu erwarten waren, oft aber mehr, falls
der Liquor reichlich abflo8. Rosenberg verwendete nicht über
10 ccm. In den meisten Fälen wurde gleichzeitig der Indicangehalt
des Serums, in einigen der RN- sowie der U-Gehalt desselben mit-
bestimmt, in zwei Fällen auch das Kreatinin im Liquor untersucht.
Wie Popper und Obermeyer nachgewiesen haben,
ist Indican im Serum Urämischer vorhanden. Es erscheint ın
demselben, sobald der Blutharnstoff auf zirka 1°/,, ansteigt.
Seinem vermehrten Auftreten im Serum bei Nierenerkrankungen
ist von Haas und von Rosenberg die gleiche diagnostische
und prognostische Bedeutung zugesprochen worden wie der Rest-
stickstoffvermehrung im Blute. Nach Rosenberg hat es den
Anschein, als ob die Erhöhung des Blutharnstoffes gewissermaßen
aktiv an der vermehrten Indicanbildung beteiligt wäre und dab
diese und damit auch die Hyperindicanämie eine Folge der Azotämie
sei; bei Azotämikern sind ja auch die höchsten Indicanwerte 1M
Serum nachgewiesen worden. (Bis 0,4 mg in 100 ccm Serum.)
Im Liquor jedoch ist, wie bereits erwähnt, bis jetzt selbst bei be-
deutender Hyperindicanämie der Nachweis des Indicans nicht
gelungen.
Im Laufe der zwei letzten Jahre nahmen wir nun Gelegenheit,
28 Urämien und vier Eklampsien auf den Indicangehalt des Liquor
cerebrospinalis zu untersuchen. Einige Fälle wurden mehrmals 1n
Intervallen lumbalpunktiert und die Cerebrospinalflüssigkeit auf den
Indicangehalt geprüft. Bei solchen 46 Untersuchungen an 32 Patienten
konnte i4 mal eine positive Indicanprobe festgestellt werden, 32 mal
eine negative. Dabei entfielen auf die 32 Patienten 12 mit positiven
und 20 mit. negativen Indicanreaktionen. Von den zwölf Fällen mit
positivem Indicanausfall kamen alle kurz nach der Feststellung dieses
Befundes ad exitum, von den 20 negativen sechs. Von diesen 18 Fällen
liegen die Autopsicbefunde vor.
Daß wir diese positiven Befunde in gewissen Fällen im Gegen
satz zu Rosenberg erheben konnten, dürfte seinen Grund wohl
darin haben, daß wir viel größere Liquormengen als er zur Unter-
12. Januar.
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Toa a 1. Über Kreislaufstörungen bei Ruhr und deren. ..
Akuter :Glomerulonephritis bei |0 oo. p aiu Behandlung. > eg sa 7 nn |
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Es- läßt sich daher behàupten, daß dér positive Ausfall der
‚Die negativen Reaktionen - erkrankung spricht. Das Indican tritt jedenfalls erst terminal und
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Nepbritiden mit
akutem Nachschub: 2,
|: -Unter den verschiedenen Wirkungen der. Ruhrtoxine ‚auf die. soea
| Organe selbst und: deren Tätigkeit-sind praktisch ‘die Störungen . ©. .:
‚| des Kreislaufs am. wichtigsten. .Sie-mächen sich schon bei den ’>~
|, leichten Formen der Rühr bemerkbar, in schweren Fällen führen >- -
sie zu bedrohlichen Erscheinungen und. sind nicht. selten’ die -
schließliche Ursache des Todes. 0 0o07 aan E
Bei-derleichten Ruhr verhält sich der Puls von Fall: © 0 $2 j
. | zu Fall’ sehr wechselnd. Ein Teil der Kranken hat im’ Anfang...
| regelrechte: Pulszahl, bei
Obduktionsdiagnose el e Fulszahl, Dei anderen ist die Herztätigkėit vön vom...
o a herein beschleunigt, ‘garnicht selten aber finden wir auch aus-
gesprochene: Pulsverlangsamung.
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Auf das ‚Vorkommen . dieser -
1, de | | Filtrat ©. |
bdt Se ah. SE he LE N om | Maligne Sidèrose 17. x, . | [lsverlangsamung bei "Ruhr. . ist „bereits ` von. verschiedenen .; «<
teln Pr, Ye 130 rer Dem + | Maligne © Seiten: hingewiesen worden“ [F. v. Mülle ri) Poiser?),
iwei)- je 3 i 9 N Ko 2,5. | A = 18 cem -j- "Benike SRDE D ; M q tth G gs) AAS | oo g = | ae: | A ` f £ e Be
i u ER 3 z. 120 5 .1. 23 ċem - igne ‘Sklerose 29. I. E E E E ee AE E T Wan: OE
pa et a | 0. 1. 53 ee K ge EI Es fragt sich; wie das wechselnde Verhalten des Pulses zu >-
As Re 130 | TI ve : po © j:Maligne Sklerose 17. VI -erklären ist? - Auf der ‘Suche nach den Ursachen. dieser Er- -
sche a apa VE: 29. ccm se ne a : ‚scheinung fiel mir folgendes auf: _ a ee ee et
u: ir 5 |8. VIT. 55 cem + -+j Pyelonephritis, Nephro-' Verlangsamt war der Puls besonders deutlich. bei Leuten, .
bal- , i ar Ur a d a siderosis 8. VIL die weniè Stühle hatten d rühi zu Bett laron. nia adnak kae
bak efg 660 5 20. V.. 15 cem © | Nephritis chronlca-28, VII | die wenig Stühle hatten un . TUME zu’ Bett lagen, nie jedoch“bei. `
bhi F | Man 10 cam 8 ooo o | Krankens-die therapeutisch. Atropin bekommen hatten. Rege-” 7 n
rits N nt 200° rechte Pulszahl oder von ‘vornherein Pulsbeschleunigung hatten +..." Ban
e I D90 a PAIE on + | re ra — auch ohne Atropin — besonders die Kranken, die sehr häufig oss f
w po E et "ginnend Schrumpf.i7V. |. austreten mußten. Bei der Mehrzahl aller Fälle; besonders: auch `
e a A Der T MI 10 ccm ©: | Maligne Sklerose 23 1X. |. bei solchen mit anfänglicher Pulsverlangsamung trat in : der
; | | u, & VL 10 ce © > o | Genesung: eine ausgesprochene: Beschleunigung der. Herztätigkeit
J É ae = 2 20. VI. 20 cenm -F ! a airoh O0 } oder wenigstens eine N eigung dazu hervor. „Der Umsehwung im
tE SEE O aS infolge Careinomn ve- |: Verhalten des Pulses liėß ‚sich jedesmal mit dem-"Aufgeben der
ti lan ER er 5 fer en T 5 en. a zit. Bettruhe in Zusammenhang bringen. ma a a Eni a a
i i : 99 ` è . ’En, ‘ DENI . e. T afe Si f SN TN E ; l ER
NA, M — ORIONI 20 cem 4 + i Puerberalprozen,. Pyelo- |, _ Mit anderen Worten: Die Pulsz ahl bei den Ruhr-
| E? ä ~- | 000.01. nephritis 8. VIL ` .Ikrank i sahhänetr Sram er u
| . B] St 1667 l 9. VI. 20 cem ` i Maligne Sklerose,Basedow kı AL ken 15i a bhä rEg VO Nun en a an d er ent i
oM M. 421 $ e AN 20 com E hronische Nephritis mit | ECECLECSEtZE gerichteten. Einflüssen. © Der
E: 840 7 16. IV. 26 cem ‚Chronische Nephritis mit |. p y` erlan amende Einf wir eolinsetiet
N e or er È y | _‚akutemNachschub 20.IV. |. puls ver lan gsam end e Ein flu B W1! d b egu nstigt,
WISE S A 1%) | 24 VII. 15 cem G | Sekundäre - nephritische | tind b ekommt das. Üb ergewichtbeikörp erlicher.
3 | TAX, 20cm Q |. an R Euer Ru h e.. Seine Wi rkun g wird au fe ehoben durch
a I N, >30: "80. VIIL. 18 com ©] Nephrosis“ infolge Subli-.| Atropin’ _Der p ulsbeschleu nigende Einfluß
f l IE: er aerpifiung. Abortus: | dasegen wird ausgelöst'durch häufige Stuhl:
"SB K — 500, VIL- 45 ceni + i Puerperalprozeß. "Akute gänge oder dur ch A u fst ehe n. nach Iä ngerer.
| 5 00.212, Glomerülonephnitis. = 1-Bettruhe, ee p a ooa Ta a en
f - Aus dieser Zusammenstellung ‚geht vor allem ‚hervor, daß | `) Als Angriffspunkt > Tür ‚das ` uhrtoxin, vn überhaupt auf den.
TE das Auftreten des Indicans im Liquor und der Eintritt des Todes |. Kreislauf 1m Sinne einer Anderung der Pulszahl ‚einzuwirken, .
p .. Zötlich kurz aufeinander folgten. Besonders die Fälle 6 und 9 bieten. sich drei Möglichkeiten: . N a EN
p. | aegen, daß die früher negative Indicanreaktion erst. knapp’ vor - 1. Eine unmittelbare toxische Wirkung auf den Herzmuske]; -
f 2 em Exitus positiv wird. 0 I | 2. eine unmittelbare toxische Wirkung auf das Herznerven-
2 , Am intensivsten fiel die Indicanprobe` bei den Fällen. mit „ System;: EST I Ber BE EEE ER
| chronischer Pye] itis J). nn denen zwei (5. 19) 3. eine mittelbare Wirkung auf das Herz durch ‚Beein- °
r £yelonephritis (5,10, 12)’ aus, von denen zwei (5, 12) we gr 1 rz durch,
i mehrere Tage vor dem Exitus anurisch waren. -— 7. flussung‘ des Gefäßsystems. | ee
en | ST EN; Pulsverlangsamung erklärt sich: leicht als un-
u : mmer negativen Befund ergaben, Eklampsiefälle, sowie | . $ rs. Bee -È D AR,
; hydrärisc] 3 Oa > e mittelbare Wirkung auf das Herznervensystem, und zwar kommt
i ee akute Glomerulonephritiden : mit Urämie infolge Ge- | sie zustande durch Überwiegen des Vagustonus über den Acce-
Ainödem, (Diese Fälle werden hier nicht gesondert angeführt.) | “Pohlen da Vad C a Sale
. ° ‘Die Urämi ROBERT: 2 t b der hohen leranstonus. Das Fehlen der . Verlangsamung bei, Atropin-.
.. Reststickstorm.n oel Schrumpfnieren, die. mit besonders hohen | behandlung steht damit in Einklang. Ob es sich um einen. Reiz: -
í p Iekstoffresten einhergingen, hatten im gegebenen Augenblick. | es Vacus der eine Lähmung des S he ee
untersuch ER è ui. 0.00 : des Vagus oder.eine Lähmung des Sympathicus handelt, läßt sieh -
ie Höh t, gewöhnlich eine positive Indicanreaktion, doch scheint | „nächst nicht entscheiden. | ee ARESE g
bedinemn des Reststickstoffgehalts des Serums nicht die Grund- Bei Schädigung des Herzmuskels selbst kann Pulsverlang-
von 3 ng für das Indican im: Liquor zu. bilden: In den: F ällen .‚samung nur als ‚KReizleitungsstörung auftreten "Dafür bietet ‘sich kein
o negativem Indicanbefund trotz 'Schrumpfniere (13, 14, -16) |. Anhaltspunkt Ebensowenig für:die Annahme einer mittelbaren Ein-
Tgab die Autopsie, daß die eigentliche Todesursache nicht in der "wirkung vom Gefäßsystoni her, . Es könnte- sich nur um eine all-
ıerenerkrankung, sondern im Zustand des Herzens respektive im | gemeine ‚Steigerung . des. Gefäßtonus. handeln, die mit. Blutdruck-
nzutreten eines Gehirnprozesses zu suchen war. T SBE De Suy APIE PRT a
E er E T Se ılisbeschleunigung k ven .ihrer Ah.
l Einige Fälle von Sepsis, einige .mit schweren Darmprozessen, „sung Kann wegen .ihrer Ab
ei
in Fall von akuter
und . deren Liquor
ee l cerebrospinal
“sgten immer einen negativen Befu
ödem- iter gelber Leberatrophie, einige Fälle von Gehirn-
o mehtnephritischer Grundlage, sowie. zwei Fälle von Gebirn-
utung mit Klonismen, die das Bild einer Krampfurämie boten, .
is - auf ‘Indican geprüft wurde,
nd. -. a ee
, W.. V.
2) D.. m. W. 1915, -Nr.. 3. 0
9 W. V. =.Verhandlüungen des
in Warschau 1916. ;
23) Zitiert nach Matthes
Kongresses für innere Medizin .
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46 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2
12. Januar.
infolge unmittelbarer Toxinwirkung auf das Herznervensystem
nicht erklärt werden. Dagegen ist eine toxische Wirkung auf den
Herzmuskel selbst als Ursache der Beschleunigung: durchaus in.
Erwägung zu ziehen. Sowohl die zahlreichen Stuhlgänge als
auch das Aufstehen nach längerer Bettruhe bedeuten eine Mehr-
leistung von körperlicher Arbeit, die einen geschädigten Herz-
muskel zu beschleunigter Tätigkeit zwingen muß.
Außerdem kann die Pulsbeschleunigung mittelbar vom
Gefäßsystem hervorgerufen werden, und zwar durch allgemeine
Gefäßerweiterung, die ihrerseit$ durch Herabsetzung des
Sympathicustonus zustande kommt. Die Hauptrolle spielt eine
Blutverschiebung in das große vom Splanchnicus versorgte
Gebiet der Darmgefäße. Diese macht sich bei Körperrube noch
‚nicht bemerkbar, tritt aber bei jeder Anstrengung, ja schon beim
Übergang in die aufrechte Körperhaltung sofort in Erscheinung.
Die Abhängigkeit der Pulsbeschleunigung von der Zahl der
Stühle erklärt sich vielleicht auch so, daß Fälle mit häufigen
Stuhlgängen zugleich auch die schwereren mit stärkerer Gift-
wirkung sind.
Daß der Sympatbicus durch Ruhrtoxin unter Umständen auch
` einmal in umgekehrtem, förderndem Sinne beeinflußt werden kann,
eht aus Untersuchungen von Peisert) hervor, der positive
Lö-wische Reaktion und alimentäre Glykosurie bei Ruhrfällen fest-
~ ‘stellen konnte.
Wir kommen demnach zu folgendem Ergebnis:
‚Die bei leichter Ruhr beobachteten, an-
scheinend so verschiedenen Einwirkungen der
Toxine auf den Kreislauf, die Pulsverlang-
samung in dem einen Falle und die P.ulsbe-
schleunigung in dem anderen, lassen sich ein-
heitlicherklären, wenn wirdem Ruhrtoxin eine
lJähmende (das heißt tonusherabsetzende) Wir-
kung auf den Sympathicus zuschreiben. Da-
neben besteht wahrscheinlich auch eine un-
mittelbare toxische Wirkung auf den Herz-
muskelselbst,
Dem Wesen nach gleichartig, nur dem Grade nach ver-
schieden, sind, wie sich zeigen wird, die Kreislaufstörungen, die
man bei den schweren sogenannten toxischen Formen der Ruhr findet.
Bei der toxischen Ruhr muß man unterscheiden
zwischen einer akuten Kreislaufschwäche, die schon in wenigen
Tagen zu schwerem Kollaps führen kann, und einem allmählichen
= Versagen des Kreislaufs bei den langsamer verlaufenden toxischen
Fällen.
Für die Erklärung der akuten Kreislauf-
schwäche bei Ruhr kommt ein primäres Ver-
sagen des Herzens selbst nicht in Frage. Der
Herzbefund bietet dafür keine Anhaltspunkte. Stauungserschei-
nungen fehlen in der Regel. Die Haut ist blaß. Der Harn kann
frei von Eiweiß sein. Wenn aber das Herz an sich kräftig und
leistungsfähig ist, kann eine Schwäche des Kreislaufs nur da- .
‘durch zustande kommen, daß dem Herzen die nötige Blutmenge
fehlt, um alle, besonders auch die lebenswichtigen Organe ge-
nügend zu versorgen. Dabei kann es sich handeln:
1. um einen absoluten Blutmangel infolge von Verminderung
der Gesamtblutmenge des Körpers; .
- 2. um einen relativen Blutmangel infolge krankhafter Ver-
teilung des Bluts im Gefäßsystem. |
In beiden Fällen strömen den Herzhöhlen nur ungenügende
Mengen von Blut zu, das Herz läuft sozusagen leer. Sekundär -
leidet dabei natürlich auch die Leistungsfähigkeit des Herzens
selbst, weil seine Muskulatur mangelhaft mit Blut versorgt wird.
Eine Verminderung der Gesamtblutmenge könnte
bei der Rubr durch Flüssigkeitsverlust bei den starken Durchfällen
zustande kommen. Dem kann jedoch ein ausschlaggebender Einfluß
auf die Entstehung der akuten Kreislaufschwäche nicht. zugebilligt
werden; denn von den Symptomen, die wir — nach Erfahrungen bei
Cholera und choleraartigen Erkrankungen — als Ausdruck einer
solchen Wasserverarmung des Körpers auffassen können, Heiserkeit,
welke Haut, Wadenkrämpfe und ausgesprochene akute Nierenentzün-
dung, finden wir bei Ruhr nur die beiden ersten und auch diese
treten gewöhnlich erst in späterer Zeit bei den langsamer verlaufenden
toxischen Formen auf. 'Wadenkrämpfe und echte Nierenentzündung
werden bei Ruhr in der Regel vermißt.
Somit bleibt nur übrig, als Ursache des Kollapsces
eine abnorme Blutverteilung anzunehmen, und
zwar muß es sich um eine allgemeine Gefäß-
1) 1: c.
erweiterung infolge vollständiger Sympathi-
cuslähmung handeln, wobei die Lähmung der Darm-
gefäße die ausschlaggebende Rolle spielt. In den Darmgefäßen
sammelt sich das Blut an und das ganze übrige Gefäßsystem ist
mangelhaft gefüllt.
Die klinischen Erscheinungen der Kreislaufschwäche, ihr -
plötzliches Einsetzen unter gleichzeitigem Temperatursturz, ent-
sprechen durchaus dem Bilde der Gefäßlähmung, wie es uns als
Toxinwirkung auf das Vasomotorencentrum von den verschieden-
sten Infektionskrankheiten her bekannt ist [Romberg und
Schüler?)
Den Beweis für die Richtigkeit dieser
Auffassung lieferte uns der anfängliche Mißerfolg und der
spätere Erfolg der bei der akuten Kreislaufschwäche der Ruhr
versuchten Behandlung.
Digitalis und Campher vermochten nicht den Kollaps zu ver-
hüten, geschweige denn, ihn zu beseitigen. Beide Mittel wirken
in erster Linie auf den Herzmuskel selbst. Ein Aufpeitschen des
Herzmuskels ist aber in derartigen Fällen zwecklos, da ja das
Herz selbst leistungsfähig ist und nur infolge Leerlaufens zu
versagen droht.
Den Digitalispräparaten (und wohf auch dem Campher) kommt
allerdings neben der Herzmuskelwirkung ein gewisser Einfluß auf
das Gefäßsystem zu; sie verengern — in der Peripherie angreifend
— die Gefäße des Splanchnicusgebiets. Diese Wirkung reicht aber
offenbar zur Beseitigung der allgemeinen Gefäßlähmung nicht aus.
Einen zweifellosen Augenblickserfolg hatten wir jedesmal
durch eine intravenöse Kochsalzinfusion. Durch Vermehrung deı
Gesamtflüssigkeitsmenge im Gefäßsystem wird der relative Blut-
mangel unmittelbar ausgeglichen. Dadurch wird zugleich aber
auch einc erhebliche Verdünnung des Bluts hervorgerufen, die
ihrerseits einen starken Reiz auf die wasserausscheidenden Organe
ausüben muß. Häufig beobachtet man Schweißausbruch nach der
Kochsalzinfusion. Schweißdrüsen und Nieren scheiden vereint die
zugefübrte Flüssigkeit verhältnismäßig schnell wieder aus. lst.
bis dahin die Gefäßlähmung nicht behoben, so stellen sich die
Zeichen der Kreislaufschwäche wieder ein.
Trotzdem demnach die Wirkung nur vof-
übergehend ist, ist die Anwendung der intra-
‘venösen Kochsalzinfusion bei den akuten
Kollapszuständen der Ruhr sehr zweckmäßig.
Durch die sofortige Beseitigung der be-
drohlichen Erscheinuugen gewinnen wir Zeit
A n Behandlung der Gefäßlähmung
se st.
Als Mittel zu allgemeiner Verengerung der Blutgefäße kommt
theoretisch in erster Linie Adrenalin in Frage. Erforderlich wäre
eine dauernde gleichmäßige Zuführung kleiner Mengen von Adrenalin
in die Blutbahn. Praktisch ist das wegen der Unsicherheit in der
Dosierung des Mittels und wegen der schweren Giftwirkung bel
Überdosierung nicht durchführbar®). Eine einmalige intravenös®
Adrenalininjektion erscheint dagegen ungefährlich und ist bei den
Kollapszuständen zweckmäßig. Die Wirkung tritt sehr schnell em.
ist aber ebenfalls nur von beschränkter Dauer. Eine anhaltende Be-
seitigung der Gefäßlähmung kann man daher von einer einmaligen
Adrenalininjektion nicht erwarten. Diese kann höchstens an stelle
einer Kochsalzinfusion und zu deren Verstärkung angewendet Wer
den. Wird Adrenalin in Verbindung mit der Kochsalzinfusion bei
besonders schweren Kollapsen gegeben, so darf die Infusionsmeng®
nicht zu groß genommen werden. Die schnelle Verengerung «ef
Gefäße und die gleichzeitige erhebliche Vermehrung der Flüssig"
keitsmenge schaffen dem Herzen plötzlich hochgradige Widerstände,
sodaß auch ein durch unmittelbare Adrenalinwirkung gestärkt
Herz versagen kann, j
Einen Dauererfolg wirdmannurvon gun
gefäßverengernden Mittel erwarten, das fort-
gesetzt ohne Schaden für den Körper zus®"
führt werden kann.
Ein solches Mittel ist das Coffein.
Das Ausschlaggebende der Coffeinwirkung ist eme- ir
regung des Vasomotorencentrums, die zu einer Verengeruns
der Blutgefäße im wesentlichen im Bereiche des Splanchnieus
gebietes führt.
Ob allerdings das Vasomotorencentrum bei der — wahr-
scheinlich central bedingten — Gefäßlähmung bei Ruhr auf Cof-
fein ansprechen würde, erschien zunächst fraglich. 7
Der Erfolg aber sprach durchaus dafür.
1) Zitiert nach Meyer und Gottlieb. 1916.
-) Näheres siehe Biodl, Innere Sekretion. 3. Auflage =
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- -In einem Falle zeigte sich die günstige |
besonders deutlich. Ein schwerer Kollapszustand wurde durch fort-
-gesetzte Digipurat- und Camphergaben und zwei an` aufeinander-
folgenden Tagen ausgeführte: intravenöse : Kochsalzinfusionen nicht.
behoben, mit dem Augenblick aber,*als dem bereits pwlslosen Kranken
gleichzeitig mit einer dritten Kochsalzinfusion Coffeineinspritzungen
gemacht wurden, ‚trat ein.Umsehwung ein und die akute Kreislauf-
schwäche war endgültig beseitigt. | En N
Das Coffein wird als Coffeinum nátrio-salicylicum ‘in sub-
cutaner Injektion gegeben. : Es in die: Vene- einzuspritzen, kann..
für das Herz schädlich sein: Bei .subeutaner Injektion: tritt die
Wirkung erst nach einiger Zeit ein; daher empfiehlt es-sich, bei |
bereits eingetretenem Kollaps eine 'Kochsalzinfusion voranzu-
schicken, ar e A D giny T ! wenden.. |
'Referatenteil. u |
. | Redigiert von Oberarzt ‘Dr. Walter Wolff, Berlin.
Sammelreferat, © — ...,
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Strahlentherapie:
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. .'
Seit ich das letztemal über die Krebsbehandlung: mit strah-
lender Energie‘ an. dieser Stelle: zusammenhängend berichtete
(M. K1.1917, Nr. 16—18),’hat unsere Carcinomforschung so mancher-
lei Fortschritte gemacht.‘ Es ist nicht zu verwundern, daß wir
heute in unseren -Anschauungen über die Krebsbehandlung -so
vielfach voneinander abweichen, da ja das Wesen (dieser Erkrankung
uns noch so vollständig unbekannt ist: Man muß daher bei der
Würdigung der Leistungen unserer Krebsforschung auch sthon
für kleine Erweiterungen unserer Kenntnisse dankbar sein ‘und
man muß versuchen, dieselben nutzbringend für therapeutkische
Zwecke zu verwenden. Wir sehen, daß das Carcinom eine Er-
krankung darstellt, die, statistisch betrachtet, im- Zunehmen be-
griffen ist (Orth) (1). Während z. B. 1875 in der Charité die
Zahl der Krebstodesfälle 4,9% aller -Obduzierten betrug, ist diese
Ziffer stets weitergestiegen, um im Jahre 1908 12,2% zu erreichen,
... eine Zahl, die sich mit den Ergebnissen anderer Statistiken un-
`- gelähr deckt. - Weniger‘stimmen’die Statistiken hinsichtlich der
' vom Krebs betroffenen Organe überein. Während Redlich (2),
‚ Feilchenfeld(8),Rieschelmann(4),Bejach(d), Hei-
` mann(6) in ihren Statistiken mit ‘nur geringen -Abweichungen
das Magencareinom ‘an oberster Stelle erwähnen: (die Angaben
< schwanken zwischen 33,7 und 40,5%); dem dann erst in weitem
Abstande das Careinom der ‚weiblichen Genitalien (mit: einer Ziffer
-~= Von 14,0—14,9%) ‚folgt, hat die Charité ein ganz anderes Resul-
-tat zu verzeichnen, ‚Magen-:und Uteruskrebs stehen sich ungefähr |
gleich. Juliusberger (7) hat das Magencareinom- in 47,3%,
„das Uteruscareinom in _19% bei 7081 Krebsfällen beobachtet. Wir
ersehen aus diesen 'statistischen Ziffern, daß die Krebserkrankung
0 der V erdauungsorgane einen außerordentlich großen Teil. der Car-
einome bildet, ein Ergebnis, das für die Strahlentherapbie nicht
‚als günstig zu bezeichnen ist.
lernt, daß das Magencareinom im allgemeinen schlecht auf Be-
schon die Theorie aufgestellt worden, ‚daß die einzelnen Careinom-
; _ formen verschiedenartig sich gegenüber der Bestrählung verhalten,
. „eine Auffassung, die a priori sehr viel für sich hat. So hat
x Ad l er(6) bei den primär soliden Carcinomen ein verhältnismäßig
- günstiges Resultat der- Bestrahlung gesehen, während sich die
primar drüsigen Carcinome. fast refraktär verhalten. Neuerdings
_ wird dieser Auffassung einer verschiedenen Radiögensibilität der
d Wintz(9)
; einzelnen Careinomformen widersprochen. Seitz(9) un
. verhielten sich ihr gegenüber skeptisch, Krönig(10) und Frie d-
Tich (10) lehnen sie ab. ‘Kann dieser ablehnende Standpunkt
Wissenschaftlich vertreten werden?
ordentlich günstige Strahlenwirkung beim Epitlieliom, eine relativ.
befriedigende Wirkung beim weiblichen Genitalcarcinom, und einen.
Dur geringen, praktisch bedeutungslosen Erfolg der Strahlentherapie.
beim Magenkrebs. Sollte man angesichts solcher Tatsachen nicht
‘doch berechtigt sein, von einer ‚verschiedenen. Radiosensibilität der
‚einzelnen Careinomformen zu’ sprechen? Neuere Forschungen
haben uns indessen darüber belehrt, daß die zweifelsfrei vor-
‚handene verschiedene Wirksamkeit der Bestrahlung ‘bei den ein- |
gene a Se a
ZINISCHE KLINIE — Nr 2. 0...
Wirkung des Coffeins |
Wir haben aus der Erfahrung ge-
strahlung reagiert und es ist auf dieser. Beobachtung füßend auch,
Wir: sehen z. B. eine außer-.
_ Für die Erklärung der'auch bei den ’lang-
samer verlaufenden toxischen Formen schließ-
neben der’ Gefäßlähmung eine foxisch 'be-
wesentlich in
dingte. Herzmuskelschwäche f
Betracht. Bei Sektionen findet man regelmäßig eine trübc
< Schwellung des Herzfleisches. 0:20.
rungen besonders stark. .lis
‚In einem Falle waren die Verände
fand sich’eine hochgradige Dilatation. aller Herzhöhlen. Der Herz
Bei der Bebandlung dieser sekundären: Kreisla
bei toxischer Ruhr sind Kiochsalzinfusionen ohne. Erfolg. Es
cmpfiehlt sich, neben Ooffein hier auch Digitalispräparate anzi-
zelnen Krebsarten. sich durch ‘konstitutionelle, Vorgänge erklären
lich eintretenden Kreislaufschwäche kommt
> Ah. w-
muske] war sehr stark trübe und auffallend schlaf: * Er
ufschwäche .. :y'.3
läßt, eine Radiosensibilitätsdifferenz ist es sensu strietiori nicht. Zu- © Fk
‚nächst hahen uns serologische Erfahrungen .darüber belehrt, daß
|- sich- das Epitheliom humoralpathologisch sehr‘ bedeutsam vom
Carcinom unterscheidet, sodaß man eigentlich kaum noch berechtigt .
ist, dasselbe als Carcinom anzusehen. Wir wissen z. B. -durch
die Untersuchungen von de Crinis (11) und Mahnert (11),
daß das Serum Epitheliomkranker ganz im Gegensatz zum Serum:
Krebskranker den Abbau von Careinomeiweiß vermissen läßt, sich
also in einem Wesenspunkt anders -verhält als die übrigen Krebse.
Was nun das ‚Carcinom. der Verdauungsorgane betrifft, das’ja für
die: Strahlentherapie eine undankbare Aufgabe bildet, : so. haben
wir mehr und mehr eingesehen, daß es nicht die histologisch be-
stimmte 'Neubildung:' ist, die. die Verschiedenartigkeit -der
Wirkung. bedingt, sondern vielmehr die meist‘ gleichzeitig dabei
' vorhandene Kachexie. Die Careinome der Verdauungsorgane ver-
' halten sich im allgemeinen auch ganz anders wie z. B. das Genital-
carcinom. Wir wissen, daß.die-einzelnen Organe die Fähigkeit be-
sitzen, ihr Eiweiß abzubauen, daß aber im Gegensatz zu dieser physio-
‘logischen .Autolyse dem Krebs die Eigenschaft zukommt, auch das
Eiweiß fremder Organe abzubauen. Diese durch Fermente vermittelte
pathologische: Heterolyse hat Blumenthal;(l2) als fermentative
Abartung bezeichnet. Diese. ist beim Carcinom der Verdauungs-
organe sehr stark entwickelt und, wir sehen- insbesöndere die
Leber unter .dem Einflusse von proteolytischen. und peptolytischen
Krebsfermenten ‘stehen. Wir :wissen ferner..durch 'die aus-
‚gezeichneten Untersuchungen von Brah n (14), daß die Katalase
' in der Leber beim: Carcinomkranken vermindert ist... Die nor-
‚male. Leber: zersetzt z. B. ‘eine Wasserstoffsuperoxydlösung ' mit
‚stürmischem. Aufbrausen, während eine. Krebsleber nur mäßige
Gäsentwicklung zeigt. Wir sehen. also eine vermehrte Autolyse _
‚auf der: einen, eine verminderte Katalase. auf der anderen. Seite
‚in der Leber beim Krebskranken. ` Bemerkenswerterweise ist aber
diese vermehrte \Autolyse ünd verminderte -Katalase nicht bei
vielmehr eine besondere Eigentümlichkeit der : Carcinome des
Magens, . Darmes, Rectums, Pankreas und Gällenblase, nicht da-
gegen des Uteruskrebses, des Kiefers, der 'Zunge und der Speise-
röhre. Wir. ersehen also hieraus, daß die fermentative Abartung
‘beim Carcinom der Verdauungsorgane eine viel ` weiter fort-
. geschrittene, ist als bei anderen Krebsformen, und ‘daß .der Ge-
samtorganismus, z. B. beim Magenkrebs, schon an sich ‘eine
starke Einbuße jener natürlichen Abwehrmittel aufweist, die ihm |
beim Uteruskrebs noch gegeben sind.. Für die Strahlentherapie
‚ergibt sich: hieraus .die bedeutungsvolle Tatsache, daß ihre Wirk-
samkeit vielmehr beeinflußt wird durch allgemgin-konstitutionelle
Verhältnisse, als man bisher. angenommen hat, und daß von einsm
‚gewissen Kachexiegrad ab eine Heilwirkung von ihr überhaupt
-nicht mehr zu .erwarten ist. Da -diese Kachexie beim Magen-
carcinom viel früher eintritt als beim Uteruskrebs, ` da .desgleichen
die fermentative Abartung beim Carcinom der Verdauungsorgane-
eine ungleich schwerere ist, so erklären sich unschwer die un-
günstigen Bestrahlungsresultate beim Magencareinom. "Gelingt: es,
der Strahlentherapie
den Krebs der Verdauungsorgane so frühzeitig dı
arting .noch nicht so ;
zuzuführen, daß sich die fermentative Ab
exzessiv entwickelt hat, :so ist: auch ‘eine verminderte Radio-
sensibilität dabei. nicht feststellbar. Daß eine Kachexie klinisch
` noch nicht feststellbar, tatsächlich. aber dọch schon vorhanden ist,
müssen ‚wirZnach denfErfahrungenfder Serologen annehmen. Wir
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allen Carcinomen ‘gleichmäßig in der. Leber feststellbar. Sie ist
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‘ erhielt dann 33 H.% Der Tumor verschwand hierauf völlig.
` sind, muß noch durchaus abgewartet werden.
'Folgezustände verursacht hat.
wird, tritt hier schon in" den Hintergrund.
haben gesehen, daß das Serum Krebskranker Carcinomeiweiß, so-
wie das Organ, welches vom Carcinom befallen ist, abbaut. Das
Serum kachektischer Carcinomkranker aber baut gleichzeitig Leber-
eiweiß ab (de Cainis und Mahnert) und wir müssen | eben
— ohne Rücksicht auf die klinische Feststellung — ein carcinom-
krankes Individuum von dem Moment ab als kachektisch ansehen,
von welchem ab sein Serum Lebereiweiß abbaut. Dies geschieht
nun beim Magencareinom einerseits schon sehr früh, andererseits
‚liegt es in der Eägenheit dieser Krebsform, daß sie sich sehr lang-
sam entwickelt und geraume Zeit schon bestehen kann, ohne sich
zu manifestieren. So kommt es, daß das Magencarcinom nur in
20°% der Fälle überhaupt noch in einigermaßen aussichtsreicher
Verfassung in ärztliche Behandlung gelangt. Ob es zutrifft, daß
tatsächlich in 15°/, der Magencarcinome alte Magenleiden (Ulcera,
Gastritiden, Achylien) vorangegangen sind, ob es fernerhin richtig
ist, daß ein großer Teil der callösen Ulcera schon Carcinome sind
(Küttner), ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden. Für. die
Strahlentherapie ersehen wir nun aus allen diesen Angaben, daß
die Magencareinome in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle
erst dann in ärzlliche Behandlung gelangen, wenn es für einen
Erfolg zu spät ist. Zwar tauchen immer wieder Mitteilungen über
eine günstige Wirkung der Strahlentherapie beim Magenkrebs auf,
aber diese Nachrichten bleiben vereinzelt. So hat Tugend-
reich (15) bei einem Magencareinom mit der Bestrahlung einen
Erfolg erzielt, auch i n s t er e r (16) berichtet über einen erfolgreich
behandelten Fallivon Magenkrebs. Derselbe war 1912 inoperabel,
1914
bildete sich der Tumor neu, konnte nun aber durch: 12 H operabel
gemacht und dann erfolgreich chirurgisch behandelt werden. Über
ähnliche Fälle habe ich früher schon berichtet, sie ändern aber
am ungünstigen Gesamtergebnis nichts. Es liegt in der unend-
lichen diagnostischen Schwierigkeit begründet, daß die Magen-
carcinome ein Objekt für die Strahlentherapie nicht bilden können.
Ob für die Zukunft die Aussichten auf eine Frühdiagnose bessere
Unsere bisherigen
klinischen Untersuchungsmethoden, sowie die Röntgendiagnostik
erbringen ja erst im ausgebildeten Falle die nötige Klarheit,
während andererseits -die modernen serologischen Verfahren noch
zu stark umstritten sind und viel zu sehr in der Erörterung stehen,
um schon nutzbringend für die Klinik verwandt werden zu können.
Für eine Frühdiagnose sind sie zurzeit alle nicht zu verwenden.
Weder das Verfahren Maraglianos, noch die Freund-
Kaminersche Methode, weder v. Dungerns, noch Abder-
haldens Untersuchungen sind bis jetzt für die Frühdiagnose in
Betracht kommend, wenn ja auch nicht zu bezweifeln ist — und
darin liegt der bleibend& Wert aller dieser Versuche —, daß es
nur auf diese Weise möglich sein wird, überhaupt jemals zu einer
Frühdiagnose zu gelangen. Bei der starken Neigung der Carei-
nome der Verdauungsorgane, die Leber anzugreifen und die che-
mische Zusammensetzung der Leberzellen zu verändern, die
Autolyse zu steigern und die Katalase zu vermindern, ist be-
greiflicherweise von einer Wirksamkeit der Strahlentherapie auch
nichts mehr zu erwarten, wenn das Carcinom schon die genannten
Die örtliche Strahblenwirkung auf
den Tumor selbst, die ja noch durch die bereits bestehende
Kachexie stark vermindert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht
Diese frühzeitigen
Folgezustände der fermentativen Abartung beim Magenkrebs er-
klären ja auch die“wenig erfreulichen Resultate der chirurgischen
Behandlung. Denn auch das Ergebnis der operativen "Therapie
ist beim Magenkrebs ein unbefriedigendes. Wenn tatsächlich die
Angaben von Anschütz (17) richtig sind, denen zufolge nur
2 bis 3 °/, der Magencareinome’ über drei Jahre geheilt bleiben,
so ist dies eben ein schlechtes Gesamtergebnis und es ist zweck-
los, sich dieser Erkenntnis verschließen zu wollen. Es ist auch
den Anschützschen Angaben gegenüber belanglos, wenn
einzelne Statistiken ein etwas besseres Resultat ergeben. Wenn
man bedenkt, daß nur ?/, aller Magencareinome in operablem Zu-
stand in Behandlung kommt und daß von diesen als operabel be-
fundenen Fällen wiederum nur etwa ?!/, mehrere Jahre rezidivfrei
bleibt, so ergibt sich. hieraus allein die Richtigkeit der Anschütz-
schen Ziffer. Und auf mehr als !/, Dauerresultate (wenn man
eine dreijährige — also noch unterhalb der Winterschen For-
derung liegende — Rezidivfreiheit als Dauerheilung bezeichnen
will) kann man bei der chirurgischen Behandlung nicht rechnen,
vielleicht ist schon diese Ziffer zu hoch gegriffen. Die Zahl der
-e 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
12. Januar.
m nn
erfolgreich behandelten Magencarcinome gibt Schloffer (15) auf
20 bis 38°/, Anschütz auf 18 bis 20°%/,, Temoin (19) auf
19°/,, Küttner auf 18°/, Kausch (20) auf 18°/,, Schoe-
maker (21) auf 15°/,, Salzmann (22) auf 12°/„ Altschul
(23) auf 5°/, an. Etwas günstiger sind die Angaben von Mayo (24)
und Panchet (25), die 25°/, Heilungen über fünf Jahre und 35°;
beziehungsweise 40°/, nach drei Jahren beobachten konnten. Wir
ersehen aus diesen Zahlen, daß wir bei der chirurgischen Behand-
lung im Mittel höchstens 20°/, günstige Resultate erwarten dürfen.
Legt man der ganzen operativen Carcinombehandlung die Winter-
‚sche Forderung der fünfjährigen Rezidivfreiheit zugrunde, so
kommen wir nach G a u B (26) beim Magen zu einem Gesamtergeb-
nis von 2°/, Heilungen — eine Angabe, die sich also mit der
Anschützschen deck. Wir sehen somit beim Magenkrebs ein
fast völliges Versagen jeder Therapie. Die chirurgische ist nur
im seltensten Ausnahmefall eine erfolgreiche, Heilungen durch
Bestrahlungen kommen zwar vor, sind aber geradezu singulär. Es
ist selbstverständlich, daß man immer und immer wieder den Ver-
such machte, teils mit neuen Mitteln, teils mit Kombinationen
‘alter und neuer Verfahren einen Heilerfolg zu erzielen. Die
7
alleinige Chemotherapie erwies sich nun auch als Versager. Zu-
sammenfassend über sie sagt Blumenthal: „Wir können in
keinem einzigen Falle, wo diese Chemotherapie allein angewendet
wurde, sagen, daß sie zu einer Heilung oder einem sichtbaren.
Rückgange der Geschwülste geführt hat.“ Nach Tugendreich
haben die kolloidalen Metalle, Selen, Kupfer, Platin, Vanadium,
Silber, Quecksilber, kolloidaler Schwefel sich nicht als wirkungs-
voll auf den Tumor erwiesen, auch nicht das sonst epithelschädi-
gende Thallium aceticum [Hirschfeld(27)]. Auch die Mitteilun-
gen von v. Hansemann (28) und Lewin (29) sind ähnlich
skeptisch. Und dennoch soll man in der Krebsbehandlung und ganz
besonders bei der Strahlentherapie des Carcinoms nicht so ganz
achtlos an diesen Mitteln vorübergehen. Für sich allein ange-
wandt leisten sie nichts, indessen ist die Kombination mit Strahlen-
therapie auch im sonst aussichtslosen Fall angebracht. Besonders
bewährt hat sich hierin die von Blumenthal empfohlene
intravenöse Verwendung von Atoxyl 0,1 in Verbindung mit arse-
niger Säure 0,001, allmählich steigend auf 0,007, zwei- bis dreimal
wöchentlich. Oft gelingt es damit das Allgemeinbefinden wieder
zu heben und dann dadurch das bis dahin infolge der
Kachexie strahlenrefraktäre Gewebe der radiologischen Therapie
zugänglich zu machen. Ebenso ist der Versuch mit Organextrak-
ten (Thymus-Milzpräparate) angezeigt, desgleichen empfiehlt sich
die Tumorextraktbehandlung im Sinne Lunkenbeins (80.
Das unserer Therapie immer vorschwebende Ideal einer Krebs-
heilung im Sinne einer restitutio ad integrum muß eben fallen-
gelassen werden. Ganz insbesondere beim Careinom der Ver-
dauungsorgane darf man nie übersehen, daß es außer der ja 8°
wiß immer in erster Linie anzustrebenden Heilung auch noch zu
den Aufgaben der Therapie zählt, den an sich aussichtslosen Fall
zu behandeln. Mit ihm hat man sich eigentlich überhaupt nicht
mehr befaßt und begnügte sich damit, große Morphiumdosen ZU
verabreichen. Bei der geringen Aussicht, die das \MagencarcinoM
für eine Dauerheilung bietet, soll man bei der Auswertung der
erreichten therapeutischen Erfolge sich nicht allein davon leiten
lassen, ob das vorschwebende Ideal der gänzlichen Wiederherstel-
lung erreicht ist, sondern man sollte auch berücksichtigen, Was
man dadurch, daß man dem Erkrankten sein Dasein erträglich
gemacht. und das Leben verlängert hat, genutzt hat.
Litteratur: 1. Orth, B. kl. W. 1909, Nr. 13. — 2. Redlich, Inaug.-Diss..
Breslau 1907. — 3. Feilchenfeld, Inaug.- Diss., Leipzig 1901. — 4. Rieschel-
mann, Inauf.-Diss.. Rostock 1902. — 5. Bejach, Zschr. f. Krebsiorsch. 191‘.
Bd. 16, 2. H. — 6. Heimann, Zschr. f. Krebsforsch.. Bd. 14. — T. Juliusberger,
Zschr. f. Krebsforsch. 1905, Bd. 3. — 8. Adler, Zbl. f. Gyn. 1916. H. 33, 1. -
9. Seitz u. Wintz, M. m. W. 1918, Nr. 4. — 10. Krönig u. Friedrich, Physik. u.
biol. Grundlagen d. Strablenther., Urban & Schwarzenberg, 1918. — 11. de
Crinis u. Mahnert, Zschr. f. Fermentforsch. II, 2. Jg., Nr.9, Julih. 1915.
12. Blumenthal, Zschr. f. Krebsforsch, 1917, Bd. 16, H. 1. — 13. Brahn, ebenda.
— 14. Küttner, D. Chir.-Kongr. 1914. — 15. Tugendreich, Zschr. f. K rebsforsch.
1917, Bd. 16, H. 1. — 16. Finsterer, Ges. d. Ärzte, Wien, 12. 6. 14. — 17. Anschütz,
D. Chir.-Kongr. 1914. — 18. Schloffer, Wullstein-Wj'ms, Lehrb. d. Chir. 1910.
Bd. 2. — 19. Temoin, Bull. de l’acad. de med. 1911, Nr. 33. — 20. Kausch,
Bruns, Garr& u. Küttner, Handb. d. prakt, Chir, 1913, Bd. 5. — 21. Schoe-
maker, Holländ. Ges. f. Chir., 8.12.12. — 22. Salzmann, Zbl. f. Chir. 1919,
Nr. 46. — 23. Altschul, Bruns Beitr: z. klin. Chir., Bd. 34, H.2. — 24. Mayo,
Zbl, f. Chir. 1914, Nr. 10. — 25. Pauchet, ebenda, 1914, Nr. 25. — 206.
Vh. d. D. Röntgenges.. 10. Kongr., 1914. — 27. Hirschfeld, Zschr. f. Krebsforsch.
1917, Bd. 16, H. 4. — 28. v. Hansemann, ebenda, Bd. 14, 1914, H. 1. — 29. Lewin,
Jahreskurse f. ärztl. Fortbildung, 1918, Oktoberheft. — 30. Lunkenbein, M. m. W.
1914, H.1 u. 19, (Fortsetzung folgt.)
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| a. e a Aus den neuesten Zeitschriiten. -
1918, Nr. 51.
Berliner klinische Wochenschri
Arneth (Münster): Über periodisches Fieber.
daß, wo keine Läuse vorhanden ‚sind, auch kein periodisches ‚Fieber
Das periodische Fieber‘ ist unter den Läusekrankheiten
vorkommt.
zwar das relativ ungefährlichste, es zeichnet sich’ aber durch einen oft.
langwierigen und die Kranken sehr‘ herunterbringenden Verlauf aus.
is bestehen gewiß einige Berührungspunkte mit der Influenza.
Gerson: Zur Ätiologie der Addisonschen Krankheit und der
Verfasser hat die- klinische Beobachtung gemacht, daß
Sklerodermie.
bei Vagotonien der Pigmentstoffwechsel auf viererlei Weise gestört |
werden kann: 1. durch Schwangerschaft, 2. bei‘ ‚Sklerodermie, 8.',ex-
perimentell durch Schilddrüsenstoffe, .4. lokal durch Nervenverletzungen.
Waldemar Loewenthal (Berlin): Zur Verbreitungsweise |
der übertragbaren Darmkrankheiten. Die Verbreitungsweise der Bakterien
aus dem Darm durch Abschilferung angetrockneter Kotteilchen verdient
die Beachtung der behandelnden Ärzte und der Hygieniker- bei der
Bekämpfung der Infektionskrankheiten.
Traugott Baumgaertel: Zur bakteriologischen Diphtherie- |
diagnose. In einer zur Herstellung des Löfflerserums benutzten Rinder-
serumprobe konnte ein lebhaft bewegliches gramnegatives, neißerpositives,
sporulierendes Stäbehen nachgewiesen werden, dessen Morphologie von.
der des Diphtheriebaeillus : nicht unterschieden werden kann und zur
Vermeidung einer Fehldiagnose die Heranziebung anderweitiger bio-
chemischer Kulturmerkmale (Gramfärbbarkeit, Fermentproduktion u
erforderlich macht. |
Herrmann Zeller (Stuttgart- Cannstatt): Zur Kenntnis der:
Polycythaemia rubra; Es besteht im beschriebenen Fall eine äbnorme
Vermehrung der roten Blutkörpereben — eine Polyceythaemia rubra.
Da die Untersuchung nichts ergab, was zu einer sekundären Polycythämie
. völlige Unklarheit,
- im der Therapie un
dich- ständiger Ko
hätte Veranlassung geben können, so.ist die Annahme einer primären
- Form — einer Plethora vera — berechtigt.
Über die Art des krankmachenden Reizes bei der Polyoythämie
und damit über die eigentliche Ätiologie ee Krankeit herrscht noch
Hayner: Die Stollenblase.
Diese bezeichnet Verfasser als Stollenblase.
Polyurie.
D Harald Siebert (Libau): Zur Frage der Linkshändigkeit,
Die vier erwähnten Kranken sind. offensichtlich geborene. Rechtshänder,
welche durch äußere Bedingungen. eine Schädigung der vollwertigen
sensiblen, motorischen reflektorischen Funktionen der rechten ` Seite,
-Speziell der oberen Extremität, erlitten haben (dreimal cerebrale, einmal
periphere Ursache) und Linkser nur aus kompensatorischen, ans tägliche |
Leben angepaßten Gründen geworden.
an den unteren Extremitäten die Superiorität der einen oder anderen
Hemisphäre nicht in dem Maße zum Ausdruck, wie an den viel inten- .
Bei vielen Menschen gelangt
siver entwickelten Armen und Händen.
Hans Wörner (Frankfurt a. M.): Spondylitis deformans bei
i Paratyphus A. Etwa zwei Monate nach Beginn eines mittelschwer ver-
laufenden Paratyphus A treteh Erscheinungen einer Spondylitis der
Lendenwirbelsäule auf. Eingeleitet wird die Erkrankung durch Hüft-
Schmerzen, die drei Wochen anhalten; das Höhenstadium ist etwa drei
he nach Beginn des Paratyphus srreicht. . Die Diagnose specifische
Paraty
phöse Spondylitis stützt sich sowohl auf den vorausgegangenen
bakteriologisch erhärteten Paratyphus, als auch auf den Nachweis von
aratyphus-A-Bacillen im Blute auf der Höhe der Wirbelerkrankung.
Prognostisch ist der Fall, was die Funktion der Lendenwirbelsäule
gt, weniger günstig zu Vounasilen, da. eine gewisse Versteifung | ‚Absperrung sind daher zu vermeiden.
Zutritt, zu gestatten, was. nur- dann möglich ist, wenn in dem Fleck-
anlan
MONTER
dauernd verbleiben wird.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1918, Nr. 51.
i i J. Geppert (Gießen): Die Wirkung unserer Reinigungsmittel,
Ortrag, gehalten in der Medizinischen Gesellschaft in Gießen am.
26. Februar 1018. |
> H. Boruttau (Berlin): Die Maximaldosis des Wechselstroms _
d seine Messung. Die vorgekommenen Unfälle lehren,
aa E lokaler Faradisation am Rumpf nur die Ströme des Schlitten-
utoriums, nicht der gewöhnliche Wechselstrom (Sinusstrom) an-
baden sind. Zu anderen Zwecken; besonders zu Zellen- und Voll-
m, kann er aber verwendet werden bei nötiger Vorsicht; nament-
ntrolle der Stromstärke durch ein Meßinstrument. Die
Wechselstrom bei Längsdurchströmung des
absolut tödliche Dosis
Es zeigte sich, |
Zu Die weitaus häufigste ind ursprüng- .
- lichste Form der Blasenschwäche ist die der Pollakisurie und leichten
(SIRE auch A hirap outicie Notizen. DR
"Runpfes liegt bei 100: Milliampere, die zuläs S i e nur im besonderen
-Falle zu. überschreitende „Maximaldosis“ bei 2'0 Milliampere.
Fromme (Düsseldorf): Zur ‚Influenzaepidemie. “Die--Influenza-
bacillen siedeln $ich anscheinend mit Vorliebe auf. den Schleimhäuten
.Um geeignetes Untersuchungs-
der tief: eren Atmungsorgane an..
'material zu gewinnen, läßt man daher: den Kranken zweckmäßig. auf:
eine 'Hämoglobinagarplatte kräftig husten. Ein einfacher Rachen- |
abstrich versagt dagegen. Der. Influenzabacillus: -dürfte als Erreger der
"diesjährigen „Grippe“ aufzufassen sein. Die Seuche breitet sich in
erster Linie durch Tröpfceheninfektion aus (ansteckungsver-
dächtiges Material, wie Sputum; sollte man daher ausgiebig der Sonne zum.
Trocknen aussetzen). -Der Influenzabaeillus- wird durch sekundär
‚auüfkommende. Spaltpilze, die das klinische. Bild oft wesentlich. beeih-~ .
flussevn, leicht überwuchert und entgeht so dem Nachweis,
B runo Leichte ntritt (Breslau): Bakteriologische Befunde
‘Sie sprechen dafür, ‚daß der, ‚Influenzä- f
‚bei der Influenzaepidemie.
bacillus der Erreger der pandemischen Influenza sei:
‘Ernst Fränkel (Heidelberg):: Bakteriologische Befunde bei ` E y
Grippe. Die Pfeifferschen Influenzabacillen. haben an der eich -
. infektion einen Anteil und ebnen den Boden einer sekundären Infekt
mit Pneumokokken und Streptokokken usw. o
v. Vagedes und Korbsch: Die seraa akilon auf. Syphilis
nach Meinicke, ‚Der Meinickeschen Reaktion kommt für die Feststellung _
syphilitischer Erkrankung neben der Wassermannschen, die bis auf
weiteres: immer die Grundlage - der serologischen Syphilisdiagnose `
bleiben wird, eine Bedeutung zu, da sie, falls deutlich‘ ausgesprochen,
als für Syphilis specifisch ` anzusehen ist. Stark ‚getrübte oder stark
"hämolytische : Blutproben sowie Proben von Rückenmarkšflüssigkeit
entziehen sich der Untersuchung nach M einicke `
Heinrich Lippmann (Berlin): Polyneuritis nach Fleckfieber.
In dem mitgeteilten Falle handelt es sich um Residuen einer. Lähmung
'des-Plexus brachialis, die in der Hauptsache.den Erb-Due h enne-
“schen Typus innehält: Eine Sensibilitätsstörung im’ Sinne einer quanti-
tativen Herabsetzung der Schmerzempfindung beginnt am halben Halse,
_ reicht vorn bis zùr dritten Rippe, hinten bis zum unteren Drittel des
Sehulterblattes, begreift die Außenseite des Armes, etwa in ‚Ausdehnung
des ‘Deltoideus in sich und läßt die Innenseite des Armes frei.
Jürgens (Berlin): Fleckfieberbekämpfung. Ohne Läuse ‚gibt
‘es keine Fleckfieberansteckung. Das deutsche Volk. kann nun nicht in
. absehbarer. ‚Zeit sicher läusefrei gemacht werden, und es ist daher
möglich, daß.sich das Fleckfieber wieder als endemische Volkskrankheif `
bei uns einnistet. Rranke mit klinisch begründetem Fleckfieberverdacht
sollten daher unverzüglich mit ihren Kleidern und Betten ‘der Ent-
lausungsanstalt des nächsten Krankenhauses und. vondort der Kranken-
abteilung zugeführt werden. Die Wohnung des Kranken wird entlaust
(möglichst durch immunes Personal). Zu beachten ist, ‚daß sich die
Läuse weder in: der Inkubationszeit, noch in der Rekonvaleszenz in-
' fizieren können, und. daß selbst‘ solche . Läuse, die in den ersten
Krankheitstagen am kranken Menschen Blut saugen,- nicht sofort
infektionstüchtig sind, sondern es erst nach einigen Tagen werden. Zu
_ einer praktischen Fleckfieberbekämpfung ist aber die frühzei tige
klinische Diagnose erforderlich, denn die Weil-Felixsche Reaktion
-kommt erst. einige Tage später — also zu spät-- ~ zur Geltung. Der _
Verfasser betont dann - die Notwendigkeit einer weitgehenden
Krankenfürsorge. Denn nur im Vertrauen darauf wird der Kranke
aus eigenem Antrieb früher zum Arzt gehen, als wenn. er weiß, daß
ihm der Arzt mit der Diagnose: eine Reihe von Unbequemlichkeiten |
Unnötige Härten in der.-Entlausung und in der
in Aussicht stellt.
So ist den Angehörigen der
.fieberzimmer ‚eine absolut sichere Läusefreiheit herrscht,
A. Lautense hlä ger (Berlin): Operatives Verfahren bei vór-
geschrittener, Ozaena. Es. besteht im wesentlichen in Verengerung
.der Nasenhöhle von drei Seiten. her, durch Hebung des Nasenbodens,
durch Verengerung des-Naseneingangs und des mittleren Nasengangs,
ohne. daß eine Verbindung der Kiefernhöhle mit dem unteren Nasengang
erfolgt. Dabei ist möglichst viel des vorhandenen Knochenmaterials zu
erbalten und zùr V' erlagerung der lateralen Nasenwand
zu verwerten.
Krali: Die- Entstehung unerwünschter Inbönrolällen: des Fußes
bei Oberschenkelbrüchen. Viele Oberschenkelbrüche. heilen trotz aller
Sorgfalt und trotz des Bestrebens, die Innenrotation. zu vermeiden, mit
erheblicher Innenrotation aus. Die Lagerung gebrochener Oberschenkel,
die. in Abduetionsstellung ana auf der gewöhnlichen Volkmannschen
e
er at i
50 © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
'T-Schiene entspricht nicht den Forderungen der normalen Lage, da die
Außenrotation nicht berücksichtigt ist. Die Abhilfe geschieht durch
Schrägstellung des T. Bei Lagerung des Beines auf ein Planum
muß der Außen.rotation des unteren Femurbruchstückes noch ganz
besonders Rechnung getragen werden. Ein solches Planum ist in
schräger Ebene zu errichten. Die genannte Forderung muß an
alle Lagerungsapparate, auch an die von Zuppinger, gestellt
werden. Auch bei Anlegung -von Gipsverbänden sind diese Über-
_ legungen zu berücksichtigen.
E. F. Schmid: Stütz- und Behandlungsapparate. Beschreibung
einer Radialisschiene, einer Peroneusfederstützschiene und von Appa-
raten zur Behandlung von Beuge- und Streckcontracturen.
Felix Baum (Berlin): Über Tuberkulosebehandlung mit lebenden
Kaltblütertuberkelbacillen. Polemik gegen Friedmann. F. Bruck.
Wiener klinische Wochenschrift 1918, Nr. 47 u. 48.
= Nr.47. Morawetz: Über scharlachartige Exantheme bei der Spani-
schen Grippe. Im Verlauf von Grippeerkrankungen konnte Verfasser meh-
rere Male Exantheme’ beobachten, die durchaus einem Scharlachexanthem
glichen und differentialdiagnostische Schwierigkeiten boten. Es han-
‘delte sich durchweg um Kinder oder jugendliche Individuen bis zu
20 Jahren. In einigen Fällen konnte erst der Verlauf der Erkrankung
beziehungsweise die Obduktion das gleichzeitige Bestehen des Schar-
lachs neben der Grippe ausschließen. Anhaltspunkte für die Annahme
eines Grippeexanthems werden sich manchmal aus dem Charakter der
Angina ergeben, welche bei Grippe zumeist den charakteristischen
schmalen roten Saum entlang des freien Randes der Gaumenbögen
zeigt und namentlich die roten Flecken und Streifen des Scharlachs
‘am weichen Gaumen vermissen läßt, sowie aus dem Fehlen einer Him-
beerzunge. Vortreten .der hyperämischen Hautfollikel bei reichlichem
Exanthem läßt eher Scharlach annehmen. Bei spärlichem Exanthem
ist eine Differentialdiagnose kaum möglich, wenn nicht die Entwick-
lung des Krankheitsbildes und letzten Endes das Eintreten oder Aus-
bleiben der Schuppung nachträglich die Diagnose sichert.
Hoke und Goldmann: Bewegungshyperthermie und Tuber-
kulinhyperthermie. Eine gesetzmäßige Übereinstimmung zwischen Be-
wegungsfieber und Tuberkulinfieber ließ sich nicht feststellen. Es ist
nicht gerechtfertigt, das Bewegungsfieber bei Lungenkranken einfach
als eine Autotuberkulinwirkung zu erklären. Auch die prognostische
Bedeutung der Temperaturerhebung nach diagnostischen Tuberkulin-
. gaben allein (abgesehen von der Herdreaktion!) kann nicht anerkannt
werden.
Trawinski und Cori: Bakteriologische Untersuchungen bei
der sogenannten „Spanischen Grippe“. Die Untersuchung von 113 Sputa
ergab 4 mal Pneumokokken, 7 mal influenzaartige Stäbchen, 27 mal gram-
positive und 75 mal gramnegative Diplostreptokokken. Die letzteren
fanden sich unter 66 Rachensekretuntersuchungen in 50 % der Fälle,
konnten auch in einzelnen Fällen im strömenden Blute nachgewiesen
werden. Verfasser nebmen an, daß die gramnegativen Diplostrepto-
kokken in irgendeiner Beziehung zur Grippe stehen, wofür auch der
Nachweis specifischer Agglutinine spricht. Ob diese Mikroorganismen
ätiologische Bedeutung für die Grippe selbst oder nur für die Misch-
infektion haben, soll dahingestellt sein.
Groyer:. Über den Wert der Chininprophylaxe bei Malaria.
Das Chinin schützt nicht vor der Infektion mit Malaria, sondern ver-
.hütet, daß die erfolgte Infektion zum Ausbruch kommt, indem es die
Entwicklung der ins Blut eingeimpften Plasmodien verhindert. Das
Unterlassen der Chininschutzkur nach dem Verlassen eines Malaria-
gebietes führt zum Ausbruch der Malaria. Zur Verhütung von Malaria-
erkrankungen ist unbedingt notwendig, daß täglich 0,5 g während des
Aufenthaltes im Malariagebiet genommen werden und die gleiche Menge
noch 14 Tage nach Verlassen desselben.
Nr. 48. Perez (Buenos Aires): Ozaena und Paraozaena. Ver-
fasser hat in der näheren Umgebung der Ozaenakranken das häufige
Vorkommen einer chronischen Rhinitis beobachtet, die er trotz des
Fehlens der typischen Ozaenasymptome (Foetor, Atrophie, Borken-
bildung) auf Grund seiner bakteriologischen Befunde zur Gruppe der
Ozaena rechnet und mit dem Namen Paraozaena bezeichnet. In allen
diesen Fällen findet sich auf der Nasenschleimhaut der Kokkobacillus
I,oewenberg, welcher Mikroorganismus fast regelmäßig bei der echten
Ozaena neben deren speziellen Erreger, dem Kokkobacillus foetidus,
angetroffen wird. Je’nach deg Art der Ansteckung mit beiden Baeillen
oder nur mit dem Bacillus Loewenberg resultiert die echte Ozaena be-
ziehungsweise die Paraozaena. Die kontagiöse Natur und die Prophy-
laxe der Ozaena bedarf großer Beachtung. Es genügt, wenn sich die
Prophylaxe auf die Familie erstreckt, da von allen übertragbaren Krank-
12. Januar.
m
heiten die Ozaena diejenige ist, deren Ausbreitung am schwierigsten
vor sich geht und nur im Familienkreise, am häufigsten von der Mutter
auf die Kinder, erfolgt. Ä
Fleckseder: Zur Prognose der Lungenseuche iniolge Grippe.
Als prognostisch günstig ist aufzufassen: das als Crepitatio continua
bezeichnete Knistern, das bis zu einer Woche und länger bestehen
bleibt, ohne daß Neigung der Anschoppungsherde zu fortschreitender
Verdichtung besteht, ferner ein Abfall der Pulszahl auf +0, 50 Schläge
in der Minute, Reinbleiben oder Reinwerden der Zunge, Erhaltenbleiben
oder Wiederauftreten der Sehnenreflexe. Absolut ungünstig ist ein
schrankenloses Weitergreifen der Verdichtung in den Lungen, Lungen-
ödem mit kleinem Puls, Pulsbeschleunigungen über 140. Eine ernste
Prognose geben ferner Hämoptöe mit reichlicher Entleerung von dünn-
flüssigem Blut, Empyem, septischer Ikterus, deutliche Cyanose, alte
Herz- und Kreislaufschädigungen, schwere akute degenerative \ephrosen,
Schwangerschaft und Wochenbett. =
Löwenfeld: Pathologisch-anatomische und bakteriologische
Befunde bei Spanischer Grippe. Die Beobachtungen wurden an 45 Ob-
duktionen sowie an Sputumuntersuchungen von 55 Patienten gemacht.
Die eitrige Bronchitis der kleinen Bronchien erscheint als die primäre.
für die Seuche charakteristische Veränderung, während die Pneumonie
in wechselnder Intensität und Ausbreitung immer als sekundäre In-
fektion mit verschiedenen Eiterkokken aufzufassen ist. In SO °o der
Fälle konnten aus dem Bronchialeiter Pfeifersche Influenzabacillen ge-
züchtet werden, die Sputumuntersuchungen ergaben keine Erreger in
70% der Fälle, sodaß Verfasser an der ätiologischen Bedeutung des
Influenzabacillus für die Spanische Krankheit nicht zweifelt.
Pribram: Phrenikotomie bei Hämoptoe und einseitiger Lungen-
tuberkulose. Auf Grund einiger auffallend günstig verlaufener Fälle
von Hämoptoe und einseitiger Lungentuherkulose nach Phrenikotomie
empfiehlt Verfasser, in geeigneten Fällen diese Methode zu versuchen.
Die hierdurch.bewirkte Bewegungseinschränkung ist ein unterstützendes
Moment, das nicht nur der Blutstilung, sondern dem ganzen tuber-
kulösen Prozeß zugute kommt. Der Einfluß der Phrenikotomie auf den-
selben äußert sich folgendermaßen: es tritt eine Milderung des Husten-
reizes auf, die von der Mehrzahl der Patienten wohltuend empfunden
wird. Das Temperaturniveau ist fast regelmäßig sofort herabgesetzt,
wahrscheinlich dadurch, daß die Resorption nach der Ruhigstellun?
eine beträchtlich geringere ist. Gleichzeitig mit dem Sinken der Tem-
peratur geht die Pulsfrequenz herab. Endlich wird die Sputummenge
allmählich kleiner, und zwar auf Grund. einer Verminderung der Se-
kretion und nicht etwa infolge des erschwerten Aushustens. Die
Hämoptoe wurde durch den Eingriff in allen Fällen zum Stehen gè-
bracht. Die Phrenikotomie ist ein äußerst einfacher, in Lokalanästhesie
ausführbarer Eingriff. |
Grünbaum: Anatomische Galvanisation. Fine Bestätigung der
Angaben Kowarschiks aus der M. m. W. Nr. 46 über diese Methode,
die Verfasser schon seit über einem Jahre mit Erfolg anwendet.
Fernau: Physik und Chemie des Radiums und Mesothor für
Mediziner. Fortsetzung der früheren Ausführungen (Nr. 9 bis 18.)
1. da
Zentralblatt für innere Medizin 1918, Nr. 51.
Pribram: Betrachtungen über die Bedeutung des Eiweißstofi-
wechsels für die Genese innerer Krankheiten. Es wird die Hypothese
aufgestellt, daß bei leichten Fällen von Diabetes der im Blut kreisende
Zucker die Eigenschaft hat, Bindungen mit Eiweißabbauprodukten ein-
zugeken. Da das Blut stets eine gewisse Menge von Kolloiden führt,
so wird beim Diabetes das durch Zuckerbindungen veränderte Kolloid
des Blutes durch neue Eiweißabbauprodukte ersetzt und auf diesem
Wege fängt der Zucker sozusagen Eiweißabbauprodukte ab. Bei schwerem
Diabetes wird das Blut von solchen im Übermaß gelieferten Eiweiß-
abbauprodukten überschwemmt, es droht die Gefahr der Vergiftung
mit diesen, das Koma, dessen Auftreten durch eine Funktionsstörung der
Niere beschleunigt wird. Diese Hypothese kann manche bisher nicht
ganz verständlichen Beobachtungen zwanglos erklären. So dürfte der
Wert der Haferkuren darauf beruhen, daß das pflanzliche Eiweiß tiefer
abgebaut wird, als das dem Körpereiweiß nahestehende tierische, und
deshalb die giftige Zwischenstufe (polypeptidartige Verbindungen) über-
schritten wird. Die Erklärung der Wirkung der Injektionen von Trauben-
zuckerlösungen bei Koma liegt auf der Hand. Die antiglykosurische
Wirkung der Röntgenstrahlen beruht auf dem durch die Strahlen her-
vorgerufenen (sewebszerfall, die Eiweißabbauprodukte binden den Zucker.
Ähnlich sind das Sinken der Ausscheidung durch Muskelarbeit, die Ge-
fahren der Muskelarbeit bei schwerem Diabetes zu verstehen.
Die entsprechende Hypothese wird auch für die Nephritis aufgestellt:
Retention von Eiweißabbauprodukten durch die Insuffizienz der Nieren,
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Versuche des Organismus, diese Gifte zu T enteiften (Byveigljkämie):
Vergiftung mit: den Abbauprodukten: :Urämie. ‘Sowohl beim drohenden
Koma; wie bei der drohenden Urämie wirkt. der Aderläß günstig, wahr-
` -scheinlich weil er eine Hyperglykämie erzeugt. Für diese Hypothese
— der gegenseitigen Bindung: Zucker und meh r Anaon ‚sich. zahl-
reiche Grundlagen in der Literatur.
Zentralblatt für Chirürgie 1 1918, "Nr. 51. -
| W. Hofmann: Über die Wirkung. des Vucins auf den Kreislauf |`
bei intravenöser Einspritzung. Bei Kaninchen wurde in die Drossel-
vene Vucin eingespritzt und festgestellt, daß bei Menschen für die |
intravenöse Einspritzung 0,8 bis 0,4 g der wäßrigen Vueinlösung. als
unschädlich gelten dürften. _ \
C.Pochhbammer: Ein physiologischer. Bauchdeckenschnitt für
die Operationen an der Gallenblase,und den Gällenwegen. ‚Der physio-
logische Bauchdeckenschnitt verläuft bogenförmig in der Mitte. zwischen
der Spitze des Schwertfortsatzes und dem Nabel, genau in der Mittel-
linie bis gegen den Nabel und. wendet sich dicht unterhälb. des Nabels
im scharfen Bogen nach rechts. Dann ’wird zunächst das vordere Blatt
der Rectusscheide durchtrennt, die"Muskelbündel quer durchschnitten,
unter Schonung der von der. hinteren Seite an die Muskelbündel heran-
tretenden Nervenausbreitungen ; dadurch erhält das durchschnittene
Muskelbündel seine völlige Leistungsfähigkeit. Die Narbenbildung nach.
diesem Bogenschnitt gibt ‚eine ausgezeichnete Festigkeit, nachdem der
`. Rectus und seine Scheide genau wieder vereinigt worden sind.
- einfach mit in die tiefe Naht hineingeknüpft werden.
hernien werden ganz besonders-mit Vorteil von innen operiert. Nach
0. Loewe: Über ‚Umscheidung‘ von Nerven mit frei transplan-
lierten Hautcylindern. Zur Umscheidung ‘von frisch genähten Nerven
werden breite Hauteylinder empfohlen,. in denen der Nerv locker liegt.
Die Innenseite des- ‚Rohres wien von der Epithelschicht der Haut ge-
K: Be:
- bildet.
Zentralblatt für Gynäkologie . 1918, Nr. 51.
Oehlecker: Über Hernienoperätionen vom Laparotomıieschnitt
aus. Die Hernien, die als Nebenbefunde festgestellt werden in Fällen, |
‚wo. das Hauptleiden- eine Laparotomie erfordert, können leicht -gleich- |.
zeitig vom Innern der Bauchhöhle aus mitoperiert werden.
Bei den indirekten Leistenbrüche n wird der Bruchsack im In-
nern mit einer Klemme gefaßt und nach der Bauchhöhle zu ausge-
krempelt. Er wird abgetragen oder als Polster zum Lückenverschluß
verwendet. In der Gegend ’des. inneren Bruchringes ‘werden ein paar’
kräftige Catgutnähte gelegt. Der herausgekrempelte Brachsack kann
„Die. Schenkel-
"Abtragung des Brucksackes werden das Poupartsche Band und die
f Muskelansätze an diè Bandmassen des S ehem b eins angenäht, das
einen festen ana gibt. so K |
Bg.
Therapentische Notizen.
Die Kollarglbehandlung bei Grippe empfiehlt Teller
(Charlottenburg). Er läßt halbstündlich von einer 1 %igen Kollargol-
lösung einen Schluck nehmen und diesen möglichst lange unter Gurgeln
im Munde behalten. In schwereren Fällen mit sehr hohem Fieber
(40° und mehr), schweren bronchialen und bronchopneumonischen Er-
scheinungen hat die intramuskuläre Injektion von einer Ampulle
Blektrokoll argol Heyden zuweilen kritisch entfiebernd Bene
(D. m. W. 1918, Nr. 51.)
Die Campher-Fulmargin behandlung der Influenzapneumonie
Scheint nach Walter Wolff- (Berlin-Lichtenberg) in vielen Fällen
o ob wjr mit
subeutan, (Bei der Pneumokokken
| Br man dagegen vorzügliche
- Bakterjämie und anderer
einen günstigen Verlauf herbeizuführen und zuweilen lebensrettend zu
' wirken (selbst in den desolatest erscheinenden. Fällen sollte damit ein
ich, gemacht werden), Die Kranken bekamen, vormittags und
u je 6 bis 10 g Ol. camphorat. fort. intramuskulär, einmal am
age 10 g Fulmargin intravenös, dreimal 15 bis 20 Tropfen Digipurat
und dreimal 0,2 Coffein; außerdem zur. Nacht 0,005 bis 0,01. Morphium
pneumonie — eroupösen Pheumonie —
Erfolge allein mit Campher: — zwei-
sn) täglich 6 bis 10 g Ol. camphorat. fort. intramuskulär — mit gleich-
lüger Darreichung von Digipurat intern oder als Injektion.) (D. m. W..
© “F. Bruek.
1918, Nr. 51.)
H. Fuchs (Danzig) berichtet über die Bekämpfung der Coli-
septischer Allgemeininfektionen durch Methylen-
Nur große Zahlenreihen mit sorgfältiger klini-
a (Argochrom).
scher und bakteriologischer Analyse der Einzelfälle können entscheiden,
der Chemotherapie der puerperalen Wundinfektion wirklich
- t s a
“~ >
‘ein so Hochwärdies Heilinittel gelundai haben, als es nich den ersten
‚ermungenuen. Erfolgen: den Anschein hat. G kl. W. nn an ae
u eckze
Zur Behandläng der Schußneuritis wird von Schloeßmann:
aus der Chirurgischen ` Universitätsklinik Tübingen die langdauernde
Nervenausschaltung mittels. Durchfrierung des Nerven empfohlen.
Der Nervenschußschmerz ist eine traumatische ‘N euritis mit-örtlich' be-
'grenztem Sitz im Nervenstamm. Innerhalb der in‘ Reizzustand befind- |
„lichen Nervenstrecken entsteht der Dauerschmerz. Sobald: ‘central, von
dieser Strecke ' die ` Nervenleitung -unterbrochen wird, schwindet der
Schmerz.
örtlich angelegten Durchfrierung die Nervenfasern zur 'Entartung. ge-
“bracht. In den Bahnen der zugrunde gegangenen Fasern nachwachsende,
Nervenfasern erkranken nicht mehr an dem früher hier‘ vorhandenen `
'Reizzustande.
Voraussetzung für den Erfolg‘ ist, daß die Vereising
Im erkrankten Nervenabschnitt werden infolge der centralen `,
am gesunden Nervenquerschnitt stattfindet. Der freigelegte Nerv:wird :
‚zudiesem Zweck auf die untere hakenförmige Krümmung. eines doppel-
läufigen Kupferrohrs gebracht, durch welche Chloräthyl hindurch- .
. gesaugt wird. Der hartgefrorene Nery wird einige Male wieder aufge- |
.taut und von neuem durchfroren. Der Schmerz ist dauernd beseitigt, .
‘es erfolgt eine vollständige Wiederherstellung ‘der Bewegungs- und
Gefühlsleitung im durchfrorenen Nerv . und die Schmerzen bleiben
“dauernd fort. (Zbl. f. Chir. 1918, Nr. 51.)
"Über: pharmakologische Versuche mit dem Ersatzpräpara t
des Secale, Styptysat, einem aus’ dem 'Taschenkraut hergestellten
Bürgerschen Dialysat, berichtet A. Loewy. Dieses Ersatzmittel des
Secale kommt mit einem Zusatz von 5 % igem Oxymethyl - ‚Hydrastinin
in zugeschmolzenen, i.cem Flüssigkeit enthaltenden Ampullen für Sub-.
cutaneinspritzungen in den Händel. Das Styptysat wurde an über-
y T
7 ` -
lebenden Uterus-, Harnblasen- und Darmstücken . von Katzen und Ka- ' E
ninchen nach Magnus’ Methode auf B e e.i ù flussungder glatten
‘Mu skeln geprüft.. Die Versuche ergaben, daß das Styptysat auf die a
glatte Muskulatur contractionserregend wirkt und daß es sich, vorbe-
haltlich der klinischen Bestätigung, als Ersatz für die bisher als uterine
'Styptiea benutzten Secalepräparate wird gebrauchen lassen. Die Cap-
.sellae bursag pastoris enthalten pharmakologisch wirksame Stoffe und
der von Bürger aus ihr hergestellte ‚Auszug vermag ‚Contractionen
der. glatten Muskulatur Tervo puien: (Zbl. f. Gyn. 1918, Nr. 51.) x
-C K.B
_ Ausgehend von einer Würdigung der großen Verdienste, die
sich: Paul Ehrlich durch die Schaffung der. Chemotherapie, spe-.
ziell bei der Behandlung: der Spirochäten- und Trypanosomenkrank-.
heiten erworben hat, gibt W. Kolle eine: eingehende Darstellung der
umfangreichen, unter seiner Leitung im Georg-Speyer-Haus zu: Frank-
furt a. M. mit verschiedenen neuen. Salvarsanpräparaten angestellten. ex-
perimentellen Untersuchungen. Es war sein. Bestreben, die von
Ehrlich begonnenen Arbeiten über Vervollkommnung der Salvarsan-
therapie fortzusetzen, um womöglich zu neuen, dem Salvarsan
und Neosalvarsan an Heilwirkung überlegenen, ans
Giftigkeit aber nachstehenden Substanzen zu. ge-.
langen: |
Auf diesen Gesichtspunkten fußend: wurden vier Gruppen von
Arsenobenzolpräparaten - auf ihre Wirksamkeit gegenüber der experi-
mentellen Kaninchensyphilis und der Recurrensinfektion der Mäuse,
unter Berücksichtigung ihrer Toxizität, vergleichend geprüft:. das Alt-
und Neosalvarsan, sowie das. Hexaminosalvarsan, ferner verschiedene -`
Arsalyte, dann die Metall- und Phosphorverbindungen des Salvarsans
und endlich das Arsenobenzol- Sulfoxylat (Präparat..Nr. 1495). . Durch
Injektion abfallender Dosen wurde bei den einzelnen Präparaten die-
jenige Grenzdosis ermittelt, welche bei einmaliger, Einspritzung zur
Abheilung der nur schwer beinflußbaren Primäraffekte der Kaninchen, .
beziehungsweise zur Sterilisierung recurrensinfizierter: Mäuse‘ führte,
Für eine praktische Erprobung am Menschen konnten nur solche Prä-
parate, deren Giftigkeit. im Tierversuch die. des Altsalvarsans nieht
übertrifft, deren chemotherapeutischer. Index (Verhältnis der kleinsten
heilenden zur größten verträglichen Dosis) ein höherer ist und die eine
größere Haltbarkeit "als das Altsalvarsan besitzen, in Frage kommen.
Diesen Anforderungen entsprachen, zwei der geprüften Substanzen in
hervorragender Weise, nämlich das, Silbersalvarsan und’ das
Sulfoxylat 149. "Die trotz des geringen Arsengehaltes gesteigerte _
‚Wirksamkeit des Silbersalvarsans, im Vergleich mit dem Altsalvarsan,” |
erklärt sich daraus, daß kolloidales Silber allein ‚schon eine ausge-
sprochene Wirkung auf die Kaninchensyphilis ausübt. Das Silber-
salvarsan wird deshalb in der menschlichen Therapie da in Betracht.
kommen, wo män eine rasche Spirochätenabtötung erzielen will, also ins-
besondere für das Primärstadium und die Frühperiode der‘ sekundären
| Lues mit manifesten zeenelutasen Kolle empfiehlt, in solchen
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. ausschalten zu können. (D. m. W.1918, Nr. 43/44.)
Fällen 0,2 bis 0,8 `g sechs- bis achtmal zu injizieren. Das Sulfoxylat-
salvarsan Nr. 1495 ist in therapeutischer Beziehung dem Neosalvarsan
zwar gleichwertig, hat aber den großen Vorzug, daß es an der Luft
weniger oxydabel und in Lösungen haltbar ist. In 20% iger Lösung
ist es blutisotonisch, sodaß die Dosis von 0,2, 0,8 und 0,4 g, die in
1,0, 1,5 und 2,0 ccm enthalten ist, ohne weiteres aus der Ampulle mit
der Spritze aufgesaugt und injiziert werden kann. Das Präparat bildet
einen ungefährlichen und bequemen Ersatz für das Neosalvarsan und
kommt hauptsächlich für die intermittierende Dauerbehandlung, z. B.
bei serologisch positiver Lues latens, in Frage.
Kolle hofft, durch die Einführung dieser beiden Präparate, die
sich durch eine stärkere Wirksamkeit gegenüber den Spirochäten, be-
_ ziehungsweise durch eine größere Haltbarkeit vorteilhaft vom Alt- und
Neosalvarsan unterscheiden, die Nebenwirkungen der Salvarsantherapie
auf ein Minimum beschränken und. Salvarsantodesfälle vielleicht ganz
Schloßberger.
Die Silbersalvarsannatrium behandlung der Syphilis empfiehlt
Hugo Müller. Silbersalvarsannatrium tötet die Spirochaeta pallida
bereits in kleinsten Dosen (0,1)-schneller und sicherer ab, als es die bis-
herigen Salvarsanpräparate tun. Die Einwirkung auf die manifesten
Syphiliserscheinungen ist mindestens so stark wie bei intramuskulären
Altsalvarsaninjektionen, und zwar mit wesentlich kleineren Dosen als
früher. (D. m. W. 1918, Nr. 51.) F. Bruck.
Bücherbesprechungen.
Veröffentlichungen der Robert-Koch-Stiftung zur Bekämpfung der Tuber-
kulose. Herausgegeben vom Vorstande der Stiftung. Band II, Heft 2.
Inhalt: I. Beiträge zur Biologie der Tuberkelbacillen. Von Geh.
Reg.-Rat Prof. Dr. Georg Lockemann. II. Untersuchungen
über antigene Eigenschaften der Tuberkelbacillenfettee Von
Dr. M. Bürger und Stabsarzt Prof. Dr. B. Möllers. III. Über
die Wirkungen des Aurokantans (experimentelle und klinische Studie).
Von Dr. R. Geinitz und Dr. H. Unger-Laißle. Leipzig 1918,
Verlag von Georg Thieme. M 4,—.
Von seinen Untersuchungen über die \WWachstumsbedingungen
des Tuberkelbacillus berichtet G. Lockemann (Beiträge zur Biologie
der Tuberkelbacilien. Il. Mitteilueg) zunächst über den Einfluß, den
das Alter der Stammkultur auf den Verlauf des Wachstums der Abimpf-
kulturen bat. Es zeigte sich als wesentlichstes Resultat, daß das
Wachstum von Tuberkelbacillenkulturen anfangs um so langsamer ver-
läuft, je älter die Stammkultur ist. Das Höchstgewicht wurde bei den
verschiedenen Abimpfkulturen derselben Stammkultur ungefähr nach
der gleichen Entwicklungszeit erreicht.
M. Bürger und B. Möllers (Untersuchungen über antigene
Eigenschaften der Tuberkelbacillenfette) bestreiten auf Grund eigener
‚sorgfältiger Untersuchungen ‘die Antigennatur des reinen Tuberkel-
bacillenfettes. Sie nehmen an, daß die positiven Ergebnisse anderer
Forscher durch verunreinigende wasserlösliche Extraktionsstoffe ver-
ursacht sind. |
Zur Chemotherapie der Tuberkulose berichten R. Geinitz und
H. Unger-Laißle (Über die Wirkung des Aurokantans), daß die
therapeutische Wirkung des Aurokantans, das im allgemeinen gut ver-
tragen wird, aber die Nieren zu schädigen vermag, hinsichtlich des
Krankheitsverlaufs und der Lebensdauer für die Lungentuberkulose
gleich Null ist, daß dieses Mittel aber wohl durch Hervorrufen einer
lokalen Hyperämie die Schleimhauttuberkulose im Kehlkopf günstig
beeinflussen kann. Gerhartz.
Julius Bartel, Pathogenese der Tuberkulose. Kritische Zu-
sammenstellung über den gegenwärtigen Stand der Frage. Mit einem
Anhang: Der Tuberkelbaeillus, von Wilhelm Neumann. Berlin
. und Wien 1918, Urban & Schwarzenberg.
Die Tuberkulose ist nach Bartels Auffassung im wesentlichen
eine gefäßlose Granulationsgeschwulst, die ihr ungemein wechselvolles
anatomisches Bild durch Kombination der produktiven, nekrotisierenden
oder der exsudativen Komponente, ihre größte Gefahr durch die letz-
tere erhält. Die Grundbedingungen zur Entstehung der Tuberkelbil-
dung sind ein entsprechender Virulenzgrad des Tuberkelbacillus und
eine bestimmte Empfänglichkeit des infizierten Organismus. Fehlen
diese, so bleibt die Tuberkulose latent, und es können dann lebens-
fähige und infektionstüchtige Tuberkelbacillen im Gewebe verbleiben,
ohne daß sie dieses zu verändern brauchen. Eine allgemeine Gültig-
keit besitzt das Cornetsche Lokalisationsgesetz nicht. Die Eintritts-
20 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
12. Januar.
ne.
pforte des Tuberkelbaeillus ist im einzelnen Falle verschieden. Der
Eintrittspfortenstreit ist lediglich eine akademische Streitfrage. Die
Perlsuchtinfektion spielt jedenfalls in der Pathogenes« der Tuberkulose
des Menschen eine größere Rolle, als Koch annahm, und sie hat auch
praktische Bedeutung für die Verhütung der Tuberkuloseverbreitung.
Seinen Ausführungen über den Infektionsmodus fügt Bartel noch
sehr lesenswerte Bemerkungen über das Konstitutionsproblem an.
Den Schluß der Abhandlung bilden praktisch wichtige Angaben
von Neumann (Wien) über Nachweis und Form des l'uberkelbaeillus,
über die Technik des Tierversuches und die Typenfrage.
Gerhartaz.
A. Dieudonné und W. Weichard, Immunität. Schutzimpfung
und Serumtherapie. Neunte, umgearbeitete Auflage. Leipzig
1918, J. A. Barth. 230 Seiten. M 10,—. Geb. M 12,—.
Die neue Auflage des nützlichen Buches erscheint während des
Krieges und berücksichtigt schon die Erfahrungen, die in ihm gemacht
wurden, soweit das angängig war. In der nächsten wird das in er-
höhtem Maße der Fall sein können, doch ist die Umarbeitung schon
an zahlreichen Stellen bemerkbar. Das Buch dient, im Gegensatz etwa
zu P. Th. Müllers „Vorlesungen“, mehr der Praxis, doch ist die zum
Verständnis notwendige theoretische Grundlage genügend berücksich-
tigt. Erfreulich ist die Anführung der in Deutschland weniger ge-
bräuchlichen Methoden, sowie die Hinweise darauf, was sich bewährt
hat, was nicht und was der Nachprüfung bedarf. Ebenso werden die
im Anhang zu findenden Abschnitte „Technik der wichtigsten Immu-
nitätsreaktionen“, „Kurze Erklärung der wichtigsten Fachausdrücke”
sowie die neu hinzugekommene Zusammenstellung der zurzeit haupt-
sächlich in den Verkehr gebrachten Impfstoffe und Sera dankbar emp-
funden werden. H. Pringsheim (Berlin).
Leo Graetz, Die Atomtheorie in ihrer neuesten Ent-
wicklung. Stuttgart 1918, J. Engelborns Nachf. M 2,50.
Entstanden aus Vorträgen, die während der Kriegszeit vor natur-
wissenschaftlich gebildeten Personen im Felde gehalten worden sind,
haben die Aufsätze eine allgemein verständliche, klare Darstellungsart
sich bewahrt. Die gewaltige Entwicklung, welche die Lehre von den
Atomen in den letzten Jahren durchgemacht hat, wird dem Leser 1m
vortrefflicher, alles Wesentliche erfassender Weise klargemacht. Man
erfährt, daß gerade diejenigen Gebiete, welche für den Arzt so wichtig
geworden sind, die Röntgenstrahlen und die radioaktiven Stoffe, der
Atomforschung neue fruchtbare Einsichten zugeführt haben. Zum
Schluß sieht der Leser den Aufbau der Atome und die Bildung der
Moleküle aus den Elektronen und Atomkernen anschaulich vor sich.
Der Arzt wird dem hervorragenden Physiker Dank wissen, daß er
dieses schwierige Gebiet auch demjenigen zugänglich gemacht hat,
der nicht über größere physikalische Sonderkenntnisse verfügt. n
K. Dg.
Wilhelm Winternitz 7 (Wien - Kaltenleutgeben), Wasserkur u nd
natürliche Immunität. Mit 5 Textabbildungen. Leipzig 1911,
Verlag von Georg Thieme. 70 Seiten.
Ganz kurz vor seinem Tode hat der verstorbene Altmeister der
Hydrotherapie das fesselnde Problem der experimentellen Grundlagen
für die Erhöhung der Resistenz des Organismus
gegenüber Infektionskrankheiten durch hydro-
therapeutische Maßnahmen zur Erörterung gestellt. Es
zeigt sich dabei, daß diese Grundlagen nur unzureichende sind,
hauptsächlich deshalb, weil im Tierversuche ganz ‘andere Be-
dingungen (bezüglich Intensität des thermischen Eingriffs usw.) VOT
liegen, als bei entsprechenden therapeutischen Maßnahmen beim Men-
schen. Über letztere liegen bislang nur wenige Versuche betreffend die
Beeinflussung der Faktoren. der Immunität (Phagocytose, Agglutination,
Hämolyse usw.) vor, die allerdings dem Problem der Resistenzerhöhung
schon mehr im bejahenden Sinne nahekommen. Noch mehr ist dies
der Fall bei den Arbeiten über Veränderungen der Blutzu-
sammensetzung unter thermischen Einflüssen, die größtenteils
aus der Schule des Verfassers stammen.
Imklinischen Teile zeigt dann Winternitzan praktischen
Beispielen auf Grund seiner eigenen großen Erfahrung den günstige”
Einfluß, den die Hydrotherapie bei drei wichtigen Infektionskrankheiten;
dem Typhus, der Cholera undder Tuberkulose ausübt, und
er plädiert noch einmal eindringlich für die systematische Anwendung
der Wasserkur bei diesen und anderen Infektionskrankheiten. AM
Schluß ist neben der Literaturangabe auch ein chronologisches Ns
zeichnis aller Publikationen von Wilhelm Winternitz angefügt.
A. Laqueur (Berlin).
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` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 2. B8
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eu a! | | + Vereins- und Auswärtige Berichte. | Sale
der Tuberk f. Berlin. | | weniger gelitten, als die Schwächlichen und Kranken. Als specifische RE E
nd sio hat ad E | °. PIE ._ | Hungerkrankheit -erwies sich das Ödem, welches übrigens eine Zeitlang `° . pog. ;
losererbreitug i hi Medizinische Gesellschaft. Außerordentl. Sitzung vom 18. Dezember 1918. neben Ödembereitschaft auch unter gesunden Erwachsenen aufgetreten u AN F 1 4 Bar
Bartel wý >; Tagesordnung: Beschlußfassung über eine Erklärung, | ist. Es ist eine Krankheit besonders bei Männern, die bei 800 `ò. . pOẸoi
obema po betreffend Abwehr einer. bedrohlichen weiteren: Ver- | bis 1800 Calorien in einer cellulgsereichen Kost mit wenig Fett sebwere — j goo
htige Ange} -. . schlechterung unserer Ernährungsverhältnisse. Arbeit zu leisten haben. Die Zahl der Erkrankten’ ist auf Tausende zu Mr
berkelbadle |: Orth: Aufgabe der Ärzte ist es, das körperliche Wohl des ganzen | beziffern. > Todesfälle bis zur Hälfte der Erkrankten. Die erhöhte Be I mr
ee Volkes zu bewachen, um es vor gesundheitlichen Schädigungen zu be- | Sterblichkeit der Personen über 50 Jahre war auf den Hunger zurück- —— > > ap fl
'erhartı wahren. Wenn auch die Ärzteschaft in der letzten Zeit gar manches | zuführen. ‘Häufig erkrankten sie an Krankheiten .der Atmungsörgane. 5:1.
hat über sich ergehen lassen und in der. nächsten’ Zeit vielleicht noch | Später erstreckte sich die Sterblichkeit auch auf jüngere Leute, spe- | ei
ziell auf die Jugendlichen. Die quantitative Beschränkung der Nahrung i E
ist vielleicht ‘die einzige Ursache der Steigerung der Erkrankungs- und
manches über sich ergehen lassen muß, was ihr nicht gefällt, so soll
uns das nicht abhalten, naeh wie: vor der Allgemeinheit gegenüber
unsere selbstgewählte Pflicht zu erfüllen, nach wie vor über das körper-
liche Wohl-des ganzen Volkes zu wachen, ihm unsere Aufmerksamkeit,
und unsere Sorge zu widmen. Unsere Sorge im ‚strengsten Sinne des
Wortes; denn jeden Arzt wird bange Sorge beschleichen, wenn er sieht,
wie die körperliche \Widerstandsfähigkeit weiter Kreise unseres Volkes
sich verringert hat, wie die Erkrankungs- und Sterblichkeitszahl, bē-
sonders an Tuberkulose ununterbrochen und in erschrecklicher Weise
in die Höhe gegangen ist, wenn er sieht, wie die Unterernährung und | keit, der. Mangel an schmeckender und riechender Zukost erzeugen
Abgegessenheit. Wir brauchen nicht nur eine erhöhte Ration Gesamt-
calorien, sondern auch Fett, Milch, Fleisch, aufschließbares Kohle-
Wir brauchen das sofort und
Sterblichkeitszahl. der letzten Jahre. Die Erhöhung ist erschreckend
‚gegenüber den Zahlen der letzten Jahre. Die Tuberkuloseansteckung
ist beträchtlich gewachsen, ihre Folgen werden sich aber erst später
zeigen. Die frischen Tuberkuloseerkrankungen verliefen rascher und `,
böser. Die Allergie und Antikörperbildung nimmt beim Hunger ab. -,
‚Ein individueller Ausgleich der ‚Ernährung ist unmöglich. Die unver:
dauliche Kost erzeugt Magen- und Darmerkrankungen. Die Eintönig-
Leistungsfähigkeit weiter Kreise beeinträchtigt und wie, wenn die Unter-
ernährung weiter geht und gar noch höhere Grade erreichen sollte, . Ä
der körperliche Zusammenbruch weiter Kreise uns droht. Von dieser | hydrat, Obst, Kaffee, geeignetes Brot.
‚Sorge ergriffen, haben Vorstand ‚und Ausschuß der. Berliner Medizi- | in genügender Menge. . |
nischen Gesellschaft in Verbindung mit den übrigen jetzt mit ihr. ver- Czerny: Seit 1916 ist die Nahrungsmenge unzureichend.
einigten Gesellschaften beschlossen, in dieser außerordentlichen Sitzung | Vielfach-wurde auch in dieser Phase auf das gufe Körpergewicht und
‘I das Aussehen hingewiesen. Diese beiden Umstände waren aber nur
dem Umstand zuzuschreiben, daß die Eltern zugunsten der Kinder
‚hungerten. Namentlich die Frauen wandten alles auf, um die Er-
nährung der Kinder. ausreichend zu gestalten. Die Schädigungen treten _
aber inimier deutlicher in Erscheinung und erfordern dringend Abhilfe.
Auch das Brustkind wird in Mitleidenschaft gezogen, wenn es auch
besser daran ist, als das künstlich: genährte Kind. Wir ‚müssen jetzt
ausschließlich diesen Gegenstand zu behandeln. SE
Rubner: Zu einer vollen Ernährung reichen unsere eigenen
Nahrungsmittel nicht aus. Die Gefahren wurden anfangs unterschätzt:
Widrige Umstände, ‘ungenügende Ernten usw. mächten die Blockade
immer gefährlicher. Seit Mitte 1916 verschwand ein Nahrungsmittel
i
ie .. nach dem anderen. 'Der-Nährwert der Kost betrug nur noch 1/, bis 1/;
age! ~- der erforderlichen. . Der Kartoffelmangel zerstörte völlig den Plan und
*h seitdem gab es kein Halten mehr. Es wurde immer nur schlimmer. | zufrieden sein, wenn wir überhaupt eine Kuhmilch in genügender Menge |
Ersatz gab es nicht. Die zensierten Presseäußerungen ließen den | erhalten, nach Qualität dürfen wir nicht mehr fragen. Das hat eine - =
ii ‚ Mangel als einen .Segen erscheinen. Es gelang sogar, die Ärzte weit- | große Erkrankungsziffer der Säuglinge zur Folge, was um so schlimmer u
oh i gehend im unklaren zu lassen, Die Übelstände waren schon 1916 zu | ist, áls.die für die Ernährung der Säuglinge notwendigen Mehlsorten usw.
i I. „erkennen und R. hat- vor einem, Jahr bereits in einer vertraulichen | fehlen. Bei kranken Säuglingen ist somit die Ernährung überhaupt unmög-
, „! : Enquete über die Ergebnisse berichtet. Es wurde nachgewiesen, wie ‘| lich und mancher Säugling. stirbt nur aus diesem Grunde. Die nicht erhöhte
m weit sich die Wirkung der Kriegskost schon erstreckte, wieweit Er- | Sterblichkeit erklärt sich durch das Minimum der Zahl der Säuglinge,
i „‚Krankungsziffer und Sterblichkeitsziffer gestiegen war und wie nament- | Der schädliche Einfluß der qualitativen Ernährung macht sich an den
el dich in den Mittelklassen die Tuberkulose um sich gegriffen hat. Zum | Kindern. immer deutlicher bemerkbar und wächst progressiv mit der
u Teil kamen 'erschütternde Berichte, so z. B. von einem Siechenhaus: | Zeit. Eine Ernährung, die nur aus Brot und- Kartoffeln besteht, .
$ ‘ Die Insassen sind alle. gestorben .. Die Sache weiterzuverfolgen, | schädigt die Entwicklung der Jugend, und die Mehrzahl der Kinder
lebt jetzt nur davon. Die Tuberkulose der Kinder, besonders die bösen
Formen nehmen zu. Aber auch andere Krankheiten nehmen überhand.
scheiterte an dem Widerstand mächtiger Personen, aber es läßt sich
feststellen. daß Erkrankung und Sterblichkeit weiter fortschritt. Der
Tod hatte anfangs das Alter vorwiegend ergriffen, er nahm jetzt auch | Zu helfen ist nicht. Kinder müssen den Organismus aufbalıen, was
die jungen Leute. Das Straßenbild ist. nieht der Spiegel der durch | mit den jetzigen Ernährupgsmöglichkeiten nicht mehr zu leisten ist. .
| | Hamel: Grausamer, als die Zahl der Todesopfer: ist die Zahl,
welche die Geburtenverminderung bedeutet. .Die Sterblichkeitsziffer
durch -die Blockade hat sich im Jahre 1914 noch nicht bemerkbar
gemacht. Gegenüber 1913 nahm die Sterblichkeitsziffer zu 1915 um
91/2°/o; 1916 um 14/0, 1917 um 32%, 1918 um 37°), dabei sind die
Todesfälle an Grippe ausgeschlossen. Die Anzahl der. Todesopfer. ja- _
folge - der: Blockade ist für ‘1915 .bis' 1918 ‘auf 768000 zu bemessen.
' Nach Altersklassen sind zwischen dem 1. und 15. Jahre die Todesfälle -
um rund 50°, dabei zwischen 5 und 15 Jahren sogar um 75°/0 ge-
stiegen, bei den weiblichen Personen zwischen 15 und 80 Jahren betrug
die Zunahme rund 46°. In Städten mit, 15.000 Einwohnern und
darüber starben an Tuberkulose im. Jahre 1913 40 144 Menschen, in
ersten Halbjahr 1918 allein 41 800. Dieser Stand entspricht dem vor
25 Jahren, er wird noch viele Jahre bestehen bleiben. Erkrankungen
die Reduktion auch nur einen'Monat erforderlich ist, so hat das unab- | der Atmungsorgane in Städten von 15000 Einwohnern und darüber
sehbare hygienische und politische Folgen. Die Zukunft hat die Auf- | erfolgten im Jahre 1913 46.000, im Jahre 1917 61700, 1918 im ersten
gabe des Aufbaues, es lassen sich aber nicht von heute auf morgen | Halbjahr 33500. Auch hierbei ist die Grippe nicht Mit einbegriffen.
Die Wunden des Krieges werden noch | Aber auch die Grippekranken hätten, wenn die. Blockade nicht be-
i standen hätte, in wesentlich größerer Zahl überleben können. Er-
krankungen an Kindbeitfieber kamen 1913 21,9 auf 10000 Geburten,
1915 27,6, 1916 28,7, 1917, 80,8 und im ersten Halbjahr 1918 36,7. Alle
‘den Hunger bedingten Verhältnisse. Zum Sterben ist auch. nicht der
Hungertyphus erforderlich, , es genügt irgendeine Erkrankung. Die
seelische Stimmung ist erbeblich gesunken. Demgegenüber gibt es
Elemente, die genießen, was; noch zu genießen ist. In den letzten
_ Jahren sind 800000 Menschen’ der Blockade zum Opfer gefallen. Wie
-~ die Blockade weiter ertragen werden soll, ist nicht zu fassen. Ein
englischer Minister hat am 8. September 1918 mit Befriedigung. erklärt,
die deutsche Rasse wird ruiniert. Man weiß also im Ausland, was los
a Ist. Die Versorgung ist immer schlechter geworden, es erscheint |
© glaubhaft, daß im Frühjahr eine Reduktion der jetzigen Rationen ein-
treten wird. Das werden wir nicht aushalten, dazu ist der Ernährungs-
zustand zu schlecht geworden. Keine Nation hat je solche Entbeh-
rungen durchgehalten. Die Geduld endet aber einmal. Man kann mit
der Zufuhr von Nahrungs- und Futtermitteln nicht mehr zögern. Wenn
kräftigere Menschen schaffen.
in Generationen fühlbar bleiben.
Die verschlechterten Ernährungsbedingungen haben
Kraus:
. el 1916 und 1917 in Großstädten und Industriebezirken nicht nur eine |
2 Benachteiligung der physischen Volkskraft, sondern einstere Schädi- | diese Zahlen bilden eine flammende Anklage. \
‚gungen hervorgerufen. Dahin gehören Abschwächung der Widerstands- ~. Weber: Die Stadt Berlin als größte Wohngemeinschaft Deutsch-
alt, eine specifische H ungerkrankheit und ein Anwachsen der Zahl |-lands hat am härtesten zu kämpfen gehabt und die Folgen der Blockade
der Todesfälle. Die Folgen der Reduktion jeglicher Nahrung sind am | treten bei den Einwohnern am stärksten zutage. Seit.1916 stieg die
stärksten hervorgetreten, wo jede andere Nahrungszufuhr ausgeschlossen | Sterblichkeit. Es’ wurden zunächst die alten Leute befallen. Die Zu-
; | nahme der Tuberkulose setzte im Januar 1917 ein. Von da an griff
efangenenanstalten usw.‘ Hier haben die Gesunden kaum
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ist, also in G
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die Sterblichkeit auf die niederen Altersklassen über. Im Juni bis
September 1918 kamen Darmkrankheiten einschließlich der Ruhr dazu,
Juli bis Oktober 1918 Grippe und Lungenentzündung. Im Oktober 1918
erlagen 2770 -der Influenza und Lungenentzündung, davon allein 1771
Frauen. Die Gesamtsterblichkeit an Grippe betrug im November 4878.
Es kaon kein Zweifel sein, daß von vielen an sekundären Komplikationen
zugrunde gegängenen Personen nicht wenige infolge der ungenügenden
Widerstandsfähigkeit der Infektion erlegen sind. Auch die Rekonvaleszenz
ist aus demselben Grunde erschwert. Die Gesamtsterblichkeit erfuhr
1916 noch keinen Anstieg. Der Durchschnitt für die Jahre 1918 bis
1916 beträgt 28362. 1917 starben 84 122, in den ersten drei Quartalen
1918 23487 gegenüber 21119 in den ersten drei Quartalen 1913 bis
1914. An Lungen- und Halstuberkulose -starben im Durchschnitt 1913
‚bis 1916 3975, 1917 5046 gleich 49,57% mehr.
Tuberkulose ist mehr. angestiegen, ‚als die Gesamtsterblichkeit. Dabei
weisen die Frauen 1918 noch eine Steigerung auf gegenüber 1917: Jede
Verschlechterung der Ernährung muß zum Zusammenbruch führen.
Kuttner: Die Krankenanstalten der Stadt Berlin wurden
pauschal beliefert, sodaß ein Ausgleich dahin möglich war, daß die
Kranken, die mehr zu bekommen hatten, reichlicher erzährt werden
konnten. Trotzdem entstanden während der letzten Kriegsjahre sehr
. große Schwierigkeiten, weil die Ernährung quantitativ nicht ausreichte
und qualitativ vielfach minderwertig ist. Es fehlten Nahrungsmittel,
„die für die Kranken in erster Linie in Erage kommen, wie Milch,
Butter, Teigwaren, Eier, Zwieback. In der Zeit vom 27. Oktober bis
15. November 1918 sind 1500 schwere Influenza- und Lungenentzün-
dungskranke behändelt worden, die fast unerfüllbare Ansprüche an die
Kost steltten. Es. konnte nur durchgehalten werdeu, weil Sonderzu-
weisungen von den Behörden erfolgt sind. Ihre sparsame Verwendung
gestattete das Durchhalten. Nunmehr ist aber der Vorrat erschöpft,
sodaß eine sachgemäße Ernährung für die Zukunft unmöglich ist. Eine
Beschränkung der bisherigen Rationen würde eine direkte Gefahr
bedeuten. -`
Beninde: Im Erntejahr 1917/1918 trat eine gewisse Besse-
rung der Versorgung der großstädtischen und Industriebevölkerung ein,
infolge der umfassenderen Erfassung der Landesprodukte. Zur Erhal-
lung der Arbeitskraft und Gesundheit reichte das aber trotzdem nicht
aus und hatte den Nachteil, daß die Nahrungsmittel auf dem Lande
nicht mehr in dem Umfange vorhanden waren, als vorher. Dadurch
wurden die. Ernährungsverhältnisse auf dem Lande den städtischen
angenähert und so sind auch die Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande
nicht unberührt geblieben. Umfragen in den letzten Wochen haben er-
‘geben, daß der Gesundheitszustand auf dem Lande nicht mehr der-
sclbe ist, wie im Frühjahr 1917, wo gleichfalls eine Umfrage erfolgt
. war. Die allgemeine Sterblichkeit. ist größer, namentlich an Tuberku-
lose und unter den Leuten über 50 Jahre. Auch bei den Neuge-
borenen ist ein Einfluß festgestellt, z. B. ist das Gewicht auf unter
3000 heruntergegangen, was der schlechten Ernährung der Mütter zu-
geschrieben werden muß. Die Säuglingssterblichkeit ist größer ge-
worden, was auf einen Rückgang der Stillfähigkeit und Stilldauer der
Mütter zurückzuführen ist. In Berlin trägt die schlechte und geringe
Menge Kuhmilch Schuld an der Sterblichkeit der Kinder. Aber auch
die Muttermilch ist schlechter geworden. Bei den Schulkindern ist die
Sterblichkeit größer geworden, Gewicht und Längenwachstum sind zu-
rückgegangen. Am schlechtesten geht es den Leuten über: 50 Jahre.
In einigen Bezirken ist die Sterblichkeitsziffer dieser Leute gesunken,
weil sie fast ausgestorben sind. Die Erkrankungen an Tuberkulose
nahmen wesentlich zu. Die Zahl der Lungenentzündungen ist gestiegen,
ohne ‘daß die Grippe allein daran schuld bat. Amenorrhöe hat zuge-
nommen, ebenso die Zahl der Fehlgeburten, bei’ denen kriminelle Dinge
mitwirken... Bei der Quecksilberbehandlung der Syphilis . kommen
schwere Vergiftungen zur Beobachtung. Die Geistesarbeiter leiden
schwerer unter den Folgen der Blockade als die Handarbeiter, und be-
sonders schwer haben die mittleren Beamten gelitten.
Wurm: Wir sind auf einem Tiefenpunkt unseres Lebens ange-
langt. Bei seinem Amtsantritt mußte er eine Bankrottwirtschaft über-
nehmen, wie sie so schlimm sich keiner gedacht hat und keiner hatte.
gewußt, wie schlimm es. schon seit Jahren mit dem Volke stand. Die
Statistik durfte ja nicht sprechen. Ob wir uns aus eigener Kraft von
dem Abgrunde zurückhalten können, erscheint unmöglich. Vier Jahre
Hungerkur und Unterernrährung und dann nicht allein geringere Ernte,
sondern alle die Ausfälle an Erfassung der Ernte, wie es durch das
militärische Debacle erfolgte, ist schwer auszugleichen. Die Vorräte
im besetzten Gebiete siad verloren, auf dem Transport sind große
Mengen vernichtet worden, oder sie kamen Leuten in die Hände, die
sie der Gesamtheit verlorengehen machen. Dazu kommt die Transport-
krisis, es fehlt an Wagen und damit an Kohlen. Kartoffeln. und Rüben
"1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
Die Sterblichkeit an
12. Januar.
konnten nicht in Sicherheit gebracht werden.
besonders große Abstriche gemacht werden.
selbst, wenn wir alles hätten erfassen und verteilen können, wir nicht
vor einer Hungerkatastrophe bewahrt worden wären, weil man bei der
Arbeit nicht eine Rationierung auf ein Drittel verträgt. Und so stehen
wir als Hilfeflebende. Wenn der Appell an die Menschlichkeit versagt,
wird vielleicht dem Auslande gegenüber der Appell an das Gewissen
des Geldschrankes Sympathien erwecken, wenn wir mit Recht darauf
hinweisen, daß, wenn wir nicht Hilfe bekommen, wir arbeitsunfähig
bleiben und die Verpflichtungen nicht erfüllen können. Wir müssen
Hilfe bekommen und bald. Leider Jäßt man uns’ warten, man behan-
delt uns, wie man den Besiegten zu behandeln pflegt. Wir hoffen, daß
trotzdem in den nächsten Wochen die Wege gefunden werden zum
Herzen und zum Verstand einsichtiger Staatsmänner des Auslandes.
Wir hoffen, daß wir dann, so rasch es möglich ist, so rasch es die
Schiffsraumnot erlaubt, die Hilfe bekommen, bei der wir ja große An-
sprüche an die Kreditliebenswürdigkeit des Auslandes machen: denn
die Beträge übersteigen weit über ein halbes Dutzend Milliarden. Wir
hoffen, daß .es gelingt, in absehbarer Zeit die Hilfe herüberzubekommen.
Es wird sodann die vorgeschlagene, in Nr. 51, Jahrg. 1915, dieser
Zeitschrift abgedruckte Resolution einstimmig angenommen.
i Fritz Fleischer.
Bei Getreide müssen
Breslau. |
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.)
Sitzung vom 11. Oktober 1918.
Hürthle: Vergleich der berechneten und gemessenen Kräfte
des Blutstroms. Es ergibt sich, daß bei der Bewältigung des. Blut-
stroms weitere Kräfte außer dem Herzen nicht notwendig sind, daß
den Arterien eine aktive Tätigkeit nicht zukommt. l
Sitzung vom 25. Oktober 1918.
Gerson: Zur Ätiologie der Addisonschen Krankheit. Es gelang
bei einem Kranken, der nach einer Verletzung des Nervus radialis
trophische Störungen an den Fingergelenken bekommen hatte und bei
dem eine sklerodermieartige Schwellung im Gesicht auf Adrenalin ge-
schwunden war, durch Thynaden-Tabletten Bronzefärbung zu erzeugen.
Im ganzen zeigte dieser Mann wie auch ein anderer mit Addisonscher
Krankheit die Zeichen der Vagotonie. Bei einem dritten Vagotoniker
war nach Schußverletzung am Unterarm Bronzefärbung bis über das
Ellbogengelenk eingefreten.
Kuznitzky: Eine praktische Methode zur Messung harter
Röntgenstrahlen. Die Mangelhaftigkeit der Dosimetrie für Tiefenbestrab--
lung hat behelfsmäßig zur Kombination zweier bisher gebräuchlicher
Methoden geführt (Aluminiumoberflächendosis und Aufnahme einer Ab-
sorptionskurve), bei der eine biologisch wirksame Tiefendosis erzielt
wird und Erytheme oder sonstige schädigende Nebenwirkungen ausge-
schlossen werden können. Emil Neißer (Breslau).
| Hamburg.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 1. Oktober 1918.
Werner berichtet über Behandlung der kokkogenen Py0-
dermien mit Trypaflavin. Die erkrankten Hautflächen werden nac
"Entfernung der Krusten und Borken mit einer 0,1 bis 1 %igen alkoho-
lischen oder wäßrigen Lösung betupft. Es bildet sich eine intensiv
‚goldgelb gefärbte Schicht, unter der die Heiluug auffallend rasch er
folgt. Bilden sich neue Krusten, so werden diese entfernt, und es
wird wiederum gepinselt. Zwei- bis dreimalige Pinselung täglich ist
zu empfeblen. Man geht von stärkeren bald zu verdünnten Lösungen
über. Die salben- und verbandlose Behandlung mit Trypaflavin ist IN
der Jetztzeit ein großer. Vorzug. i ,
W. zeigt ferner einen Fall von schwerstem hyperkeratolis
psoriatiformen Ekzem des ganzen Körpers. Das siebenjährige Mädchen
war in verschiedenen Hautkliniken intensiv behandelt worden. Nun
ist unter Präeipitatsalbe und Wasserstoffsuperoxyd-Lanepssalbe Heilung
erfolgt.
Fahr bespricht drei Fälle von eigenartigen Stoffwechselstörungen
bei Kindern. Sie verliefen unter sichtbarster Beteiligung
(Verfettung, geringe Degeneration) und Lipämie (Fettspeicherung !M
der Niere) und führten ganz überraschend zum Tode. Das Krank-
heitsbild ist klinisch und anatomisch das gleiche, wie es bei den Spät
todesfällen nach Chloroformanwendung beschrieben wird. Die ursäch-
liche Wirkung des Chloroforms war aber in den vorliegenden fällen
sicher oder mit größter Wahrscheinlichkeit abzulehnen. Is bestanden
leichte Darmstörungen. Die anatomischen Leberveränderungen ©”
innerten sehr an das Bild der ’Fettleber beim chronischen Alkoholismus
- m on a
Dazu kommt noch, daß
chen
der Leber -
aa = 12, Januar
or
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—
Fraenkel demonstriert einen kaffeebraunen Urin, der von einen
verstorbenen Patienten stammt. Die Farbe. rührt von Oxyhämoglobin,
Methämoglobin, Hämatin und Bilirubin her. Mit der stark schädi-
senden Wirkung des genannten: Bacillus dem Hämoglohin gegenüber
hängt die Ausscheidung dieser : Substanzen zusammen. Ein Bacillus,
der so schwere Schädigungen herbeiführt, kann nicht! wie Kolle
meint, ein Fäulniserreger, ein toxigener Saprophyt sein.. Fr. berichtigt
weiterhin Irrtümer,
sein sollen.
Sehottmüller: In die Frage‘ der Gasbacillen ist eine ge-
w wisse Verwirrung eingedrungen. Die- Blutplatte ist ein Hilfsmittel, das
eine scharfe Unterscheidung ermöglicht. Wenn 'Kolle behauptet,
so könnte- man ebensogut behaupten, daß der Streptokokkus kein fest
' umrissener Stamm ist. Der Gasbacillus soll kein echter Infektions-
erreger und nur auf totem Gewebe wirksam Sein. Demgegenüber ist
zu bemerken, daß der Fraenkelsche Gasbacillus vor der Kriegszeit haupt-
sächlich bei Puerperalerkrankungen zu finden war. .Der Fraenkelsche
mechanische Veränderung der Gewebe ist nicht nötig. Koch hat
große Mengen Streptokokken ohne besonderen Erfolg in scarifizierte Haut
eingerieben. Daraus darf man ebensowenig wie beim Fraenkelschen Ba-
cillus den Schluß ziehen, daß der Steptokokkus nicht, pathogen ist:
Fraenkel--und Rauschbrandbaeillus. Er erwähnt die Täuschungen durch
Mischkulturen. -
Vortrag Heß: Über Arcus senilis, virilis und juvenilis. _Der
Arcus senilis, das Gerontoxon, ist bekanntlich eine ringförmige, b!äu-
lichweiße, durch Fettmetamorphose bedingte Trübung in der Peripherie
der Cornea. Je nachdem das Greisenalter zwischen dem 60. und 65.
oder erst nach dem 70.,. bei schwer arbeitenden, durch Krankheit und
Schicksalsschläge Gebrochen.n schon beim 55. Lebensjahr eintritt,
schwankt diese Altersinvolution- innerhalb weiter Grenzen. : Die Affek-
tion kommt jedoch auch im Mannes- und Jünglingsalter vor. H.hatte
Gelegenheit, auf der Nervenstation eines Hamburger Lazaretts 3000 Per-
sonen ‘auf das Vorkommen des Arcus zu untersuchen. . Er fand ihn
30mal=1% der Fälle, und zwar bis zum 23. Jahr 2mal, 24. bis 28. Jahr
2 mal, 29. bis 36. Jahr 4 mal, 37 Jahre und darüber 22 mal. Der Arcus
nimmt also der bekannten Erfahrung entsprechend mit dem. Alter zu.
bs fragt sich nun,. ob etwa ein Zusammenhang zwischen bestimmten
a Krankheiten und dem Arc'.s gefunden werden kann. Verbreitet und
“riehtig ist die Annahme, daß das Gerontoxon eine physiologische
Alterserscheinung ist, verursacht durgi einen langwierigen unvoll-
ständigen Hungerzustand, wie ihn das Alter gleichsam als Naturexperi-
ment schafft,
eine gewisse Rolle zugeschrieben. Bei dem Material des Vortragenden
zeigte sich, daß von den 30 Gerontoxen allein 26 auf die Neurosen
fielen (19 Neurastheniker, .3 Kriegsneurotiker, 8 Epileptiker, 1 Ray-
naud) und nur 4 auf Nichtneurosen. Es muß also zwischen. Neurosen
und Gerontoxon ein Zusammenhang bestehen. In Analogie mit den
trophischen Störungen bei den Neurosen glaubt er das frühzeitige Vor-
kommen des Arcus auf Erschöpfungszustände bei einer neuropathi-
schen Disposition zurückführen zu müssen. Insofern könnte der Arcus’
(i
Können ärztliche Standesvereine ihren Mitglièdern den beru
lichen Verkehr mit dem Verein nicht angehörigen Ärzten
untersagen? |
Von j
Geheimrat Dr. Th. v. Olshausen, Berlin.
J
f
Der Verein der Breslauer Ärzte hätte durch ‚einstimmigen Be- |
schluß die Ärzte, welche von der Organisation gesperrte Stellen an-
genommen hatten, für außerhalb der ‘Standesverbindung stehend er-
klärt, die Annahme von Vertrauensarztstellen an Krankenkassen,‘ die
mit standesuntreuen Ärzten besetzt sind, verboten und außerdem von
jedem standestreuen Kollegen verlangt, daß er Konsilien mit diesen
Herren ablebne. Ä Du
EN B., der bei der N. :
BR der Breslauer Ärzteorganisation gesperrt war, als Kranken-
Eis arzt angestellt war, erhob gegen den Verein der Breslauer Ärzte
cm Antrage auf Aufhebung des von dem Verein gefaßten Be-
0 1919. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.
foudroyant an einer Infektion mit dem Bac. phleg. emph. (Fraenkel).
die Kolle in seiner letzten Arbeit unterlaufen.
daß der Fraenkelsche Gasbaeillus keinen eng umrisgenen Stamm bildet,
Gasbacillus ruft ferner nicht nur mit anderen: Bacillen schwere Erkran-.
kungen hervor, er kann auch den Tod verursachen. © Eine schwere
Zeißler bespricht und demonstriert die Unterschiede zwischen
Für das frühzeitige Auftreten‘ wird der Arteriosklerose
Rundschau. | ng
f- | schlusses Klage. Er glaubte sich durch den fraglichen Beschluß 'so-
Allgemeinen:Ortskrankenkasse zu Breslau, |
2 2 . i d RE ’ $
5 S ti
‚als ein objektives Zeichen bei Neurosen gelten. Da das Zeichen aber
selten ist,. müssen die Untersuchungen des Vortragenden., auch “von
anderer Seite bestätigt und erweitert werden. Eine besondere prak-
tische Bedeutung kommt ihm vorläufig nicht. zu. Reißig.
Königsberg i. Pr.
‚Verein für wissenschaftli
Winter schließt an eine Eröffnungsrede die Demonstration einer
interessanten Uterus-Darmverletzung bei Abortausräumung an.
Matthes verbreitet sich in längerem Vortrag, und zwar an
der Hand eigener Beobachtungen am Material der Klinik für. innere
und -Abklingen in den Sommermonaten 1918 mit- ziemlich barmlosem
Verlauf, kam es im September 1918 zu einem erneuten Aufflackern der
Krankheit mit einem Höhepunkt im Oktober .1918. — Im Verlaufe der
Epidemie wurden die verschiedensten Krankheitserscheinungen beob-
achtet: hämorrbagische Entzündung der Paukenhöhle und. des Trommel- :
fells, Nasenbluten, Perichondritis, Tracheitis, Blutungen auf serösen-
Häuten (Darmblutungen, Hirnhautblutungen),.. Milzsehwellung, starke
Schweißbildung, Leukocytose ‘von mäßiger Höhe (Polynucleose), Uro-
bilinogenurie als Folge des Blutkörperchenzerfalls, relative Bradykardie
schwersten Erscheinungen wurden jedoch hervorgerufen bei Komplikation
mit Bronchopneumonie, die meistens im rechten Unterlappen nachweis-
bar war und oft mit blutigem Auswurf und Polyeythämie (Stauungspoly- |
cythämie) einhergiog. Membranenbildung im Auswurf ließ-sich nicht fest- .
stellen. Der Exitus erfolgte oft unter dem Bilde einer Embolie. Oft wurden
abgekapselte Ergüsse in den Pleurahöblen beobachtet, dagegen nur
einmal 'gangränöser Erguß mit schnellem Übergang in Empyem. Auch
Pneumothorax und Phlegmone der Brustwand traten auf... Ebenso,
konnten beobachtet werden: Hirnabsceß, Hemiplegie und Encephalitis
—
und intestinale Erscheinungen, wie z. B. hämorrhagische Kolitis. Die
In der. anschließenden Aus-
Behandlung war eine symptomatische. _
sprache zu dem Thema Grippe äußert sich o pas
Selter: Über den mutmaßlichen Infektionserreger. Als solcher
sind bisher die verschiedensten Keime angesprochen worden: Influenza-
bacillen, Diplostreptokokken, Meningokokken usw. —' Wahrscheinlich _
handelt es sich bei den meisten dieser ermittelten Keime um eine
Sekundärinfektion. Als primärer Infektionserreger kommt vielleicht ein
nicht filtrierbarer Keim in Frage, wofür interessante Versuche Selters
sprechen dürften. — Die von Seltersin Anregung gebrachten Grippe-,
Seruminjektionen haben nach angestellten Versuchen sicher keinen
Schaden, vielleicht aber: eine Abkürzung der sonst lange andauernden
Rekonvaleszenz verursacht. , er | |
~ Kaiserling berichtet über die Befunde, die .er bei 70 Sektionen
von Grippetodesfällen erhoben hat. Neu’ ist die für jedes Organ äuf-
gestellte Statistik über. die ermittelten pathologischen Veränderungen.
Benthin äußert sich über den Verlauf-und die hohe Sterblichkeit
bei Grippe in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, während >
Gerber über Erkrankungen der Nebenhöhlen, über Septum-
absceß und -ödem, über fibrinöse Erkrankungen der Respirationsorgane
und -encephalitische Recurrensparese bei Grippe berichtet.
Stenger beobachtete bei" Grippe akute Otitis mit Influenza-
“bacillen-Nachweis und sekundäre Otitis mit Sekundärinfektion. _
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wöhl in seiner Privatpraxis geschädigt wie auch in dem Erwerbe idealer
Güter, nämlich infolge. des Ausschlusses von ärztlichen Vereinen in
seiner wissenschaftlichen Fortbildung beeinträchtigt. —— > -ə
Nachdem das Landgericht den Anspruch des klagenden Arztes
abgewiesen hatte, gab das Oberlandösgericht der Klage statt. Der be-
klagte Verein verfolge zwar ein an sich erlaubtes Ziel, habe zur Er-
reichung desselben aber eine Verrufserklärung gewählt, die als Verstoß
gegen die guten Sitten zu betrachten sei. Der Beschluß enthalte- einen
Angriff gegen die Standesehre der Kassenärzte und eine Untergrabung
ihrer ärztlichen Stellung. Der beklagte Verein habe sich bewußt sein
müssen, daß ein schädlicher Erfolg für die Kassenärzte durch sein
Handeln herbeigeführt werden könne. Da er diesen Erfolg durch einen
Angriff auf die Standesehre derer, gegen die sich der Vorwurf richte
herbeizuführen suche, so widerspreche dies dem Anstandsgefühle Billig-
betrachten.. Indem der Verruf sich gegen die’ Masse der Breslauer
| Kassenärzte richte, sei auch der Kläger dadurch betroffen worden und
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Medizin über Klinisches zur Grippe. Nach einem Grippe-Epidemie-Ausbruch
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im Fieberstadium, absolute Bradykardie nach der Entfieberung. Die
denkender und sei objektiv als Verstoß gegen die guten Sitten zu
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56
daher berechtigt, für sich Schadenersatzansprüche aus der unerlaubten
Handlung geltend zu machen. Das Reichsgericht hat jedoch die
Entscheidung. des Oberlandesgerichts aufgehoben und den Anspruch
des Klägers zurückgewiesen. Zu
Es hebt ausdrücklich hervor, daß der Zweck des Vorgehens des
beklagten Ärztevereins, im Interesse des ärztlichen Standes und als
Hüter der ärztlichen Standesehre eine Schmälerung der freien ärzt-
lichen Berufstätigkeit durch die Einrichtung von Krankenkassenärzten
zu hindern, ein erlaubter sei, weil nach seiner Überzeugung die Kassen-
ärzte nicht als frei von unsachlicher Beeinflussung anzusehen und nicht
unter angemessenen Bedingungen angestellt seien. Die Anwendung
des $ 826 BGB. würde aber mit Rücksicht auf den von dem beklagten
Verein gefaßten Beschluß nur dann gegeben sein, wenn die von dem
Verein ergriffene Maßregel geeignet war, die wirtschaftliche Existenz
des Klägers völlig oder nahezu zu untergraben, oder wenn sie zu der-
jenigen Handlungsweise des Klägers, die dem Beklagten zu seinem
Vorgehen Veranlassung gab,. in keinem billigen Verhältnis stände, so-
daß sie sich als eine Maßnahme der Willkür und Gehässigkeit dar-
stellte. Eine Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz des Klägers
hätte das Berufungsgericht aus zutreffenden Gründen nicht ange-
nommen, wohl aber hätte es den anderen Gesichtspunkt für gegeben
erachtet, indem es davon ausgehe, der Beklagte habe den Kläger durch
einen Angriff auf seine Standesehre zwingen wollen, sein Amt als
Kassenarzt niederzulegen. Der Beschluß des Ärztevereins richte sich
aber nicht gegen die Person des Klägers unmittelbar, sondern gegen
eine bestimmte Gruppe von Ärzten, zu der auch der Kläger gehöre.
Er besage nicht, daß gegen diese etwas Ehrenrühriges vorliege, er
ließe dies auch nicht etwa durchblicken, sodaß Uneingeweihte dies
` annehmen könnten. Er spräche vielmehr bestimmt aus, daß Ärzte, weil
‚und solange sie an Breslauer Krankenkassen Stellen annehmen, die
von der Organisation gesperrt seien, außerhalb der Standesverbindung
ständen, und sei in der Form nicht verletzend. Er enthalte auch
nicht, wie, das Berufungsgericht meine, einen Angriff des Beklagten
auf die Standesehre des Klägers. Der Beklagte hätte vielmehr, wie
ihm freistände, durch den Beschluß dem Kläger nur Vorteile ent-
zögen, auf die dieser an.und für sich keinen Anspruch hätte, die viel-
mehr im Wesen der Organisation des Beklagten lägen. Wenn es auch
zutreffen sollte, daß das Verkehrsverbot über den Kreis der Ärzte
hinaus das persönliche Ansehen des Klägers und damit seinen Erwerb
gefährdete, sowie eine gewisse Beeinflussung der Ärzte dahin enthielte,
' Stellen an gesperrten Kassen nicht anzunehmen oder solche nieder-
‚zulegen, so wäre doch hierauf der Wille des Beklagten nicht unmittel-
bar gerichtet, sondern es wären dies nur Begleiterscheinungen eines
Vorgehens des Beklagten, mit dem ein nicht unerlaubter, ja ein sittlich
durchaus gerechtfertigter Zweck erreicht werden sollte. Ein Angriff
auf die Standesehre des Klägers könnte daher weder in dem Be-
schlusse noch in dessen Veröffentlichung in einer Fachzeitung gefunden
werden. Auch das Bewußtsein jener Schädigung und Beeinflussung
- könnte bei einer solchen Sachlage nicht bewirken, daß das an sich
erlaubte und in berechtigtem Interesse erfolgte Vorgehen des Be-
klagten zu einem unerlaubten und gegen die guten Sitten verstoßenden
werde. Die Folgen dieses Vorgehens müßte der Kläger tragen, wenn
er die Pflichten, deren Erfüllung der Beklagte von seinen Mitgliedern
fordert, nicht auf sich nehmen wolle. I
In der vörstehenden Entscheidung des Reichsgerichts, die
juristisch zu mancherlei Bedenken Anlaß gibt, deren Erörterung an
dieser Stelle zu weit fübren würde, wird mithin der Boykott eines
sogenannten ärztlichen Nothelfers für zulässig erklärt. In früheren
_ Entscheidungen hat das Reichsgericht in dieser Beziehung einen anderen
Standpunkt eingenommen. So hat es noch in einer Entscheidung aus
dem Jahre 1914 ein Vorgehen für sittenwidrig erklärt, durch das ein
Arzt unter Erschütterung seiner sozialen Stellung von dem für die Aus-
übung seiner Berufstätigkeit erforderlichen: berüflichen Verkehr mit
anderen Ärzten abgeschnitten wird.
a nn m nn
= Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell Beicaneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Mit Beendigung des Krieges tritt eine gesetzliche Maßnahme, die von
hoher bevölkerungspolitischer Bedeutung ist, nämlich die Kriegs-
wochenhilfe des Reiches, außer Kraft. Die Gewährung der Wochen-
hilfe ist nach dem Gesetz davon abhängig, daß noch im Zeitpunkt der
Geburt des Kindes Kriegsdienste von dem Kindesvater geleistet werden.
Durch eine neue Verordnung ‘des Rates der Volksbeauftragten ist die
Frist für die Zahlung einer Reichswochenhilfe vorläufig ver-
längert und bis auf sechs Wochen nach der Entlassung des Vaters
aus dem Heeresverbande ausgedehnt worden. Es unterliegt nun keinem
Zweifel, daß die gegenwärtigen Zustände eine staatliche Unter-
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
Gedruckt bel Julius Sittenfeld, Berlin W 8,
12. Januar.
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stützung der Wöchnerinnen zu einer dringenden Notwendig-
keit machen. Diese segensreiche Verordnung gehört zu den wenigen
Kriegsverordnungen, welche es verdienen, auch nach dem Eintritt des
Friedens beibehalten zu werden. Auch der Optimist kann sich der Erwä-
gung nicht verschließen, daß mit einem Wiedereinsctzen gesicherter und
geregelter Ernährungs- und Erwerbsverhältnisse, wie sie in dem ehemali-
gen Deutschen Reiche bestanden baben, innerhalb absehbarer Zeit nicht zu
rechnen ist. Unter den Folgen müssen vor allem auch diejenigen
Frauen leiden, welche dadurch, daß sie ihre Pflichten als Mütter er-
füllen, im Konkurrenzkampfe benachteiligt werden. Es erscheint uns
dringend geboten, durch eine gesetzliche Verordnung unverzüglich
ale minderbemittelten verheirateten und ledigen
Wöchnerinnen für anspruchsberechtigt zu erklären
und diese Anspruchsberechtigung nicht davon abhängig zu machen,
daß der Vater in irgendeiner Form am Kriege teilgenommen hat. Das
neue Gesetz, das wir wünschen, muß lauten: Die Reichswochenhilfe
wird als eine Reichsspende einer jeden deutschen Wöchnerin gegeben.
Es ist undemokratisch, die Verleihung dieser Ehrengabe abhängig zu -
machen von der Berufsarbeit des Vaters und von dem Einkommen der
Familie. Wir halten es für eine selbstverständliche l’orderung der
Bevölkerungspolitik, daß bis zur endgültigen Regelung der Reichs-
wochenbhilfe durch die Gesetzgebung einer rechtmäßigen Volksver-
tretung eine vorläufige Regelung durch die zeitweiligen Macht-
haber erfolgt. Bereits diese vorläufige Regelung darf sich aber nicht
nur auf diejenigen Fälle beschränken, bei denen eine Teilnahme des
Vaters am Kriege festgestellt ist, sondern sie muß in einen viel brei-
teren Rahmen gefaßt werden und diese Unterstützung darf nicht nur
bis auf sechs Wochen nach der Entlassung des Vaters ausgedehnt,
sondern sie muß zunächst bis auf unbestimmte Zeit befristet werden.
Die Landesversicherungsanstalt Berlin versendet
ihren Geschäftsbericht über das Rechnungsjahr 1917. In diesem
Jahre hat die Anstalt eine Beratungsstelle für Geschlechts-
kranke eröffnet, nachdem der ursprüngliche Plan, eine groß angelegte
Behandlung der Geschlechtskrankheiten in Berlin in Verbindung mit
den Krankenkassen durchzuführen, gescheitert war. Die Beratungs-
stelle ist von Anfang an sehr stark besucht gewesen, in den ersten
acht Monaten ihres Bestehens von über 2000 Personen, etwa drei Viertel
davon waren Männer, ein Viertel Frauen. Als günstiges Zeichen muß
aufgefaßt werden, daß im allgemeinen die Besucher pünktlich wieder-
erschienen, sodaß eine große Aussicht bestand, sie bis zu ihrer Gene-
sung in Behandlung zu behalten.
Die Zahl der Altersrentenanträge, die durch die Herab-
setzung der Altersgrenze für die Rente auf das 65. Lebensjahr im Jahre
1916 außerordentlich angestiegen war, ging im Laufe des Berichtsjahres
allmählich zurück. Naturgemäß wurden Anträge auf In validen-
renten zum sehr großen Teil, in nahezu der Hälfte aller Fälle, von
Kriegsbeschädigten gestellt, während die Zahl der sonstigen männlichen
Antragsteller weiter zurückgegangen ist, eine Erscheinung, die mit der
günstigen Lage des Arbeitsmarktes zusammenhängt, auf dem auch be-
schränkt erwerbsfähige Männer gute und lohnende Beschäftigung fanden.
Erfreulich ist eine wesentliche Verbesserung in den Verhältnissen von
Alkoholisten, Nervenschwachen und sonstigen Kranken, die‘seit Jahren
invalidisiert waren. Dem gegenüber steht eine große Zunahme der
Lungenschwindsucht als Invaliditätsursache. Hierfür und für
. die ebenfalls beobachtete erhebliche Steigerung der Mortalität unter
den alten Männern und Frauen müssen die schwierigen Ernährungs"
verhältnisse verantwortlich gemacht werden. Im ganzen haben die
starke Sterblichkeit sowie die vielen Rentenentziehungen infolge guter
Verdienstmöglichkeit bewirkt, daß die Abgänge die Zugänge an Renten
nicht unerheblich überstiegen haben. Die Zahl der weiblichen Rentner
übersteigt — in Berlin zum ersten Male seit Bestehen der Versiche-
rungsgesetze — die der männlichen.
Durch den Leipziger Verband ist angeregt worden, eine be-
schleunigte Entlassung aller Heeresärzte des Beurlaubtenstandes ZU
erwirken, derart, daß der einstweilen noch vorhandene Bedarf all
Heeresärzten alsdann durch vertragliche Anstellung zu durchaus AD”
gemessenen Gehältern gedeckt werden möchte. Dieser Versuch 181
gescheitert, weil man den Ärzten keine Ausnahme gegenüber anderen
Heeresangehörigen zubilligen wollte. Die Heeresverwaltung hat nämlich
das Recht, alle Heeresangehörigen zurückzubehalten für vier Monate
von dem Tage an, an welchem die Entlassung des betreffenden Jabr-
ganges verfügt wurde. -
Unter dem Titel „Die Reiztheorie und die modern®
Behandlungsmethode des Diabetes“ liegt eiae von Priv--
Doz. Dr. R. Kolisch, Wien-Karlsbad, verfaßte, im Verlage von
Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien, erschienene Schrift vor, die
ein anschauliches Bild vom Wesen der Diabeteserkrankung gibt Un!
als eine äußerst instruktive Geschichte der Diabetestherapie anzu
sprechen ist.
Der bekannte früher in Berlin tätige Ohrenarzt Geh.-Itat Hart
mann feierte seinen 70. Geburtstag.
Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz. Dr. Liep?
mann (Geburtshilfe) ist der Titel Professor verlieben. — Halle a >:
Prof. Mohr, Direktor der medizinischen Universitäts-Poliklinik, ge-
storben. — Würzburg: Geh. Med.-Rat Dr. Werth, der frühere
Direktor der Frauenklinik in Kiel, ist im 60. Lebensjahre gestorben.
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hier ein sehr wichtiges Moment vor, das besonders. während des-
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ganz besonders die Kriegstätigkeit mit sich bringt, oder erkranken.
| unältrationen hinzugetreten waren.
‚sache für den Herztod und die geringere Widerstandsfähigkeit
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- liches hinzuzufügen war.
ist, sondern . sich ledi
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Wochenschrift für praktische Ärzte
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redigiert von a u i -S y -~ Verlag von.
Professor Dr. Kart Brandenburg Ze -o Urbán & Schwarzenberg `
Berlin ` Pe e S ; o0 o Belno P
. (Mit 1 Abbildung). Marguliés, Die
Inhalt: Originalarbeiten: D. x. Hansem anm, Uber die 'Hypoplasie des Herzens und. der Gefäße.
hysterische Facialislähmung. (Mit 2 Abbildungen). Rhese, Die Verkürzung der Knochenleitung bei der visceralen Lues mit. besonderer Berück-
K. Stern, Der Schädeldefekt nach ‚Schußverletzungen. und einige Folgezustände. E. Eitner, Zur' Kasuistik
sichtigung der ‘primären Lues. verletzun igez: a E r' Kasulst
des sogenannten Paraffinoms. K. Kautsky, Zur Behandlung der schweren Grippefälle. R.Korbsch, Zur Bakteriologie der Influenzaepidemie.
M. Weber, Die Protargolgelatinebehandlung der Gonorrhöe. — Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens; K. Ruhemann,
Bruch des linken Oberschenkelhalses durch Betriebsunfall. — Tod infolge Hypernephrom der rechten Niere und des Gehirns. Ursächlicher
Annas hang nicht anerkannt. — 'Referatenteil: G. Liebe, Rassenhygiene. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. —
mmenhan® nicht anerkann Ä ’ JE : E. Wolff, Der Verkauf der
Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Breslau. Frankfurt a. M. Greifswald. — Rundschau
| .- 0... ärztlichen: Praxis; — Tagesgeschichtliche Notizen. | a |
Erscheinön gelangenden Originalbeiträge vor.
Der Verlag behält stch-das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum l
< - A i 5 , \ ` j 1 | X . . Zu x a \ 5
sodaß dem nichts Weiteres hinzuzufügen ist. Auch hebt Kraus
zutreffend hervor, was auch schon Virchow betonte, daß die
und der Gefäße:
Über die Hypoplasie des Herzens
ee Von ,
D. v. Hansemann, Berlin. |
Seit Virchow die Aorta angusta beschrieb, haben sich
en mit dieser Erscheinung beschäftigt,
ellt zu sein schien, daß nichts Wesent-
Neuerdings aber hat sich Kraus?)
der Frage mit besonderer Sorgfalt angenommen und hat dabei
auch alle einschlägige Literatur berücksichtigt. Kraus ging be-
sonders aus von der Betrachtung des Herzens im Röntgenbild,
Indem er den Begriff des Tropfenherzens schuf. Offenbar liegt.
Hypoplasie des Herzens keineswegs eine Atrophie ‘desselben ist,
sächlich zur Zeit der Pubertätsentwicklung, wobei aber die Form
‚des Herzens nicht dem kindlichen Herzen genau entspricht. Diese
wuchs des gesamten Individuums. Das Herz kann aber auch in
‘der Größe zurückbleiben, ohne daß
des Herzens vorhanden ist. . ~. e
. Was die Größe des Herzens betrifft, ` sọ kann dieselbe nur.
beurteilt werden im.Vergleich zur Größe und dem Gewicht des
' Gesamtkörp
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Krieges in Form einer geringen Widerstandsfähigkeit bei körper-
lichen Anstrengungen hervortritt. Dabei ist vorweg zu ‘bemerken,
daß das „Tropfenherz“ nicht eigentlich ein anatomischer Begriff
glich auf die Erscheinung ‘im Röntgenbild
bezieht. Aber Kraus hat diesem also rein klinischen, Begriff
auch eine anatomische Grundlage gegeben. ı S
Es ist schon lange bekannt, daß es Menschen gibt, die. þei
7 ern oder. bei. gewohnheitsgemäß -starken
körperlichen Anstrengungen nicht imstande sihd, die nötige Herz-
hypertrophie zu bilden, auch nicht, bei' sächgemäßer und systema-
Leb Sung solche Menschen eine ruhige, sitzende
ebensweise führen und von intercurrenten Krankheiten verschont
leiben, so können sie-damit ein hohes Alter erreichen. Sind sie
aber zu stärkerer körperlicher Arbeit gezwungen, wie es auch |
. Alle diese Methoden sind aber mit großen Fehlerquellen
behafte 5
haben sich Volumenmessungen erwiesen, denn die
Raummaßen sind so ungenau. und so sehr abhängig
. tractionszustand, den Leichenveränderungen, sekundären Erweite-
zungen, dab sie in der Regel gar nichts aussagen. Die verschie-
denen Methoden der Volumenmessungen habe ich durchprobiert
und bei allen stets große Differenzen ‚gefunden, wenn man das:
selbe Herz wiederholt .ausmißt, cl
Methode bewährt, die ich ‚seit l
Angaben nach
von -dem Con-
ängerer Zeit anwende und die
| , daß ' oder einzelne seiner Teile in
einen Cylinder, der mit Wasser
einem seitlich angebrachten Standrohr die Differenz des ursprüng-
lichen Wasserstandes und des Wasserstandes - nach Eintauchen
‚ des Herzens abliest. Man läßt nun durch einen am Boden des
‚ Cylinders ‚angebrachten Hahn so viel Wasser. in einen -Maßcylinder
'ab, bis der Stand des’ Wassers die ursprüngliche Höhe : erreicht
hat, und kann dann in diesem Maßeylinder die Menge des Wässers
ohne weiteres abmessen, die. dann dem Volumen des Her )
‚der eingetauchten Teile entspricht. Aber auch diese Methode ist
nicht absolut zuverlässig. Auch dabei ergeben sich noch bei
. wiederholten Messungen desselben Herzens: Unterschiede die auf
unvermeidlichen ‚Fehlerquellen beruhen. Ich sehe‘ deswegen auch
davon ab, absolute. oder relative-Maße des Herzens hier anzu-
geben, und verweise im wesentlichen auf die ‚anatomischen Er-
fahrungen, die es. dem Geübten bei Berücksichtigung aller. in Be- .
tracht kommenden Umstände in der Regel gestattet, Abweichungen
von der normalen Größe des Herzens mit ziemlicher. Sicherheit zu.
beurteilen. Kleine Differenzen bleiben dabei natürlich unerkannt
Aber diese liegen auch .bei sorgfältigsten Messungen innerhalb.
‘der Fehlergrenzen. Sie kommen auch wohl tatsächlich praktisch
weniger. in Betracht; Dabei soll auch daran erinnert werden,
daß das Herz sich bei normalen Me
nn an einer Infektionskrankheit, z. B. an einer Pneumonie, einer
„enza odef dergleichen, so erweisen sie sich als wenig wider- `
en nervösen Erscheinungen- bis zum Auftreten schwerer
anal oneller Herzstörungen und bis zum 'plötzlichen Herztod. Bei
er schen Untersuchungen solcher Herzen hat es sich stets
ausgestellt, daß an der Muskulatur Veränderungen nicht nach-
wachsartigen Degenerationen, entzündlichen
ekrosen, hyalinen und
Infolgedessen ‚suchte man die
des hypoplastischen Herzens in einer Veränderung der Ganglien
nichts Ch on Jedoch wurde auch.an diesen Stellen
lich dj arakteristisches gefunden, sodaß die Frage, warum eigent-
iche, "ypoplastischen Herzen den Dienst versagen, im wesent-
Chen ungeklärt blieb. | en
TE makroskopisch anatomischen Veränderungen sind dabei
verschiedene. Kraus hat die Form -des Herzens, die rela-
ve Kleinheit, seine Lage zum Zwerchfell ausführlich ‚dargelegt,
)D. m. W. 1917, Nr. 37.
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adinim, a-
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Form ist überhaupt nicht einheitlich. ` Die eigentliche Tropfen--
‚stellung ist am deutlichsten ausgesprochen- bei frühzeitigem Hoch- _- .
stellen.
t, die auch Kraus zum Teil anführt. Am sichersten .
Am besten hat sich mir eine
des Herzens oder
| nschen in sehr genauer Weise .
der Größe und, dem Gewicht des Menschen. anpaßt. Nur bei no
sondern ein Stehenbleiben des Wachstums des Herzens haupt-
eine Tropfform und -stellung `
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ers, und es ist von jeher’eine große Reihe von Vor- :
schlägen gemacht worden, die Größe,des Herzens genau festzu-
darin ‚besteht, daß man.das Herz |
gefüllt ist, eintaucht ‘und an
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68 u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
leibigen Menschen folgt die Hypertrophie nicht immer der Zu-
nahme des Fettgehaltes und deswegen des Gewichtes. Sie bleibt
öfter dahinter zurück, ohne daß es sich um eine Hypoplasie han-
‘delt. Es sei auch noch besönders bemerkt, daß die Hypoplasie
sich leicht von einer sekundären Atrophie unterscheiden läßt.
Die sekundäre Atrophie ist stets charakterisiert durch eine inten-
sivere Braunfärbung des Herzens und durch eine Schlängelung
der Coronargefäße, was beides bei der Hypoplasie fehlt. Es muß
aber daran erinnert werden, daß auch ein ursprünglich hyper-
trophisches Herz atrophisch werden kann, sodaß man gelegentlich
braunatrophische Herzen findet, die normale Größe haben oder
sogar vergrößert sind. Auch sei besonders erwähnt, daß es eine
Atrophie des Herzens ohne Braunfärbung nicht gibt. Da die
Braunfärbung an und für sich nicht ein pathologischer Zustand
ist, sondern im wesentlichen auf der natürlichen Pigmentierung
der Herzmuskelfasern beruht, ebenso wie die Atrophie der Leber
stets zu einer Braunfärbung führt, während die nicht normal pig-
mentierten Organe, z.B. die Nieren, das Pankreas, der Uterus usw.,
niemals braun atrophisch werden. Wenn sich hier braunes Pigment
anhäuft und gleichzeitig eine Atrophie vorhanden ist, so hat das
stets eine andere Bedeutung, die. am deutlichsten z. B. bei der
Atrophie des Pankreas im Verlaufe von Diabetes bei gleichzeitiger
Anhäufung eines braunen Pigmentes zu sehen ist.
| In manchen Fällen zeigt nun das Herz keinerlei Formver-
änderungen außer der Kleinheit mit und obne Tropfenstellung.
In anderen Fällen aber, und diese bedeuten meiner Erfahrung
nach die Mehrzahl, treten deutliche Veränderungen am Herzen
und an den Gefäßen hervor, die sich sowohl makroskopisch als
mikroskopisch darstellen. Sie decken sich keineswegs mit dem,
was Virchow als Aorta angusta oder chlorotica "bezeichnete.
Es gibt freilich zahlreiche Fälle, bei denen die Aorta und mehr
oder weniger weite Abschnitte des übrigen Gefäßsystems un-
gewöhnlich eng sind und fettige Infiltrationen und Usuren zeigen,
die bekanntlich mit der Arteriosklerose nichts zu tun haben. Aber
diese Enge des Gefäßsystems kann auch vollständig fehlen. Ja.
es können sogar diffuse und partielle Erweiterungen auftreten,
manchmal in der Form der Aneurysmenbildung. Manchen Patho-
logen sind sie sicher schon bekannt. Aber zusammenfassende
. Mitteilungen darüber in der Literatur fehlen, soweit ich ge-
‚sehen habe. |
Was zunächst die Veränderungen an der Herzmuskulatur
betrifft, so habe ich dem nichts hinzuzufügen. Das Herz ist im
Verhältnis zur Körpergröße klein, schmal, länglich, nach unten
spitz auslaufend; die Muskulatur dürftig. Mikroskopisch zeigt
' sich keine Veränderung, wenn nicht intercurrente Krankheiten
oder das schon mehrfach vorangegangene Versagen der Herz-
muskulatur -in Form von akuter Herzschwäche sekundäre Ver-
änderungen hervorgerufen haben, wie oben erwähnt. Dagegen
finde ich in der Mehrzahl der Fälle eine Veränderung an den
Klappen, die besonders. an den Aortenklappen ihren Ausdruck
findet. Dieselben sind außerordentlich zart, durchscheinend; die
Noduli Arantii wenig. prominent. Sie haben also das Aussehen,
wie es normalerweise, die Pulmonalklappen aufweisen. Sehr häufig
sind über den Schließungslinien Löcher vorhanden nach Art der
bekannten Fensterung, die im’ höheren Alter eine fast physio-
logische Erscheinung. ist, die hier aber schon in jungen Jahren
mit 18 oder 20 Jahren hervortritt. Diese Fensterung ist selbst-
verständlich als eine sekundäre Erscheinung aufzufassen, die nur
deswegen so viel früher auftritt, weil die dünnen Klappen früh-
zeitiger durchlöchert werden als dicke Klappen. Diese Fensterung
bei der Hypoplasie des Herzens kann als eine frühzeitige Senilität
aufgefaßt werden. Auch die Mitralklappen sind mitunter deutlich
zart, dünn und durchscheinend. Die Sehnenfäden dünn. Die
Klappen der rechten Seite habe ich niemals in gleicher Weise
verändert gefunden.
Mikroskopisch findet man in reinen unkomplizierten Fällen
keine Spur von Entzündung, auch keine Reste von solcher, wohl
aber einen auffallend geringen Gehalt an elastischen Fasern.
Wenn man an der Aorta die Wasserprobe macht und das
Wasser etwas heftig einströmen läßt, so kann es vorkommen, daß
sich die Aortenklappen nach dem Innern des Herzens zu durch-
schlagen. Das soll aber nicht besagen, daß sich ein solches Vor-
kommnis auch während des Lebens ereignet habe. Wenn das der
Fall.wäre, so müßten sich schwerere consecutive Veränderungen ent-
wickelt haben, was nicht vorliegt. Dieses Durchschlagen der Klappen
nach innen ereignet sich übrigens auch nur, wenn die Leichen-
starre noch nicht eingetreten ist, oder schon wieder gelöst war. |
19. Januar. `
Ob mit dieser Atrophie der Klappen Erscheinungen am
Lebenden überhaupt zusammenhängen, kann ich nicht entscheiden,
doch halte ich das in ausgesprochenen Fällen für sehr wahr-
scheinlich.
Von großer Bedeutung erscheinen mir die Veränderungen
am Gefäßsystem. Ich will hier nicht auf die bekannte Aorta .
angusta eingehen, die, wie gesagt, auch fehlen kann, sondern auf
zwei Erscheinungen, die bisher weniger beobachtet wurden, näm-
lich die partielle Hypoplasie umschriebener Gefäßabschnitte und
die Aneurysmenbildung.
Bei der Betrachtung der partiellen Hypoplasie der Gefäße
ergibt sich die Schwierigkeit, zu unterscheiden zwischen der pri-
mären und der sekundären. Die sekundäre ist seit langem be-
kannt, und besonders von Roux als funktionelle Anpassung her-
vorgehoben worden. Sie findet sich überall, wo ein Organ hypo-
plastisch ist oder atrophisch wird, ja sogar bei Inaktivitätsatrophien,
z. B. bei Mikrocephalie, Schrumpfniere, Lebereirrhose, Extremitäten-
amputation, Lähmungen, Mikromyelie usw., also bei einem bunten
Gemisch der verschiedensten Erscheinungen. Es wird allen in
Erinnerung sein, daß man irrtümlich eine Zeitlang die Mikro-
cephalie auf eine primäre Hypoplasie der Gehirngefäße zurück-
führte, und daß Virchow diesen Irrtum, klarstellte.- Besonders
schwierig ist die Unterscheidung zwischen primär und sekundär,
wenn die Kleinheit der Gefäße eine Atrophie der Organe zur Folge
hat, von einer Form, die auch sekundär sein könnte. So gibt es
eine Form der Schrumpfniere, die unzweifelhaft auf eine primäre
Hypoplasie der Gefäße zurückzuführen ist. Tritt dieselbe erst in
der Zeit um das 20. Lebensjahr auf, so kann die Entscheidung
unmöglich werden. Ereignet sie sich aber im frühesten Kindes-
alter und sogar bei Geschwistern, so kann über die ätiologische
Bedeutung der Gefäßengigkeit kein Zweifel bestehen. Einen solchen
Fall bei zwei 1/2 und 1!/, Jahre alten Schwestern habe ich kurz
erwähnt in einem Vortrage über Infantilismus als Bedingung für
Krankheiten !., Wie ja überhaupt die Gefäßengigkeit und die
Hypoplasie des Herzens nach meiner Auffassung eine Form des
Infantilismus ist.
Kraus betont ausdrücklich, daß er die Hypoplasie des
Herzens nicht für einen infantilistischen Zustand halte, wie über-
haupt diejenigen Wachstumshemmungen beim Menschen, die er als
„Kümmerer“ bezeichnet. Mir scheint aber, daß diese abweichende
Anschauung weniger in der Sache selbst liegt, als vielmehr ın
der Definition des Wortes Infantilismus. Denn ich verstehe unter
Infantilismus einen Zustand, bei dem die Entwicklung des nor-
malen Wachstums zu irgendeiner Zeit zwischen der fötalen Fertig-
stellung des Körpers und dem Ausgewachsensein desselben stille
steht. ' Bei allen diesen bisher stets als infantilistisch aufgefaßten
Zuständen haben die betroffenen Organe nicht unbedingt die
Form, wie sie sich beim Foetus oder beim Kinde finden, sie ver-
ändern sich nach verschiedenen Richtungen hin mit dem Wachs-
tum des übrigen Körpers, aber sie lassen gewisse kindliche oder
fötale Formen noch deutlich erkennen, und ich kann einen prip-
zipiellen Unterschied zwischen diesen allgemein anerkannten IN-
fantilistischen Veränderungen und der mangelhaften Größenent-
wicklung des Herzens und der Gefäße nicht anerkennen. Der
Ausdruck „Kümmerer“ ist an und für sich sehr gut gewählt. Er
könnte nur leicht zu einer Verwechslung führen mit dem, was
man bei Tieren als „Kümmerer“ bezeichnet, besonders bei unserem
Wilde, den Rehen und den Hirschen. Hier versteht man unter
Kümmerer in der Tat etwas, was mit Infantilismus gar nichts ZU
“tun hat, sondern im wesentlichen mangelhafte Geweihentwicklung
infolge von Krankheiten, mangelhafter Ernährung, altruistischer
Einwirkungen endokriner Natur, alles Veränderungen, die sich
also mehr dem Begriff der Atrophie als der Hypoplasie an-
schließen. |
Schon Virchow hat darauf hingewiesen, daß bei der Aorta
angusta das Herz groß oder klein sein kann. Es hängt das wesent-
lich davon ab, ob sich das Herz an der Hypoplasie beteiligt pua
nicht. Ist das nicht der Fall, so wird das Herz kompensatorlSC )
vergrößert. Ist es der Fall, so kann es eine solche Vergrößerung
nicht ausbilden und bleibt klein, wobei das Kraussche Tropfen-
herz mit mehr oder weniger Deutlichkeit entsteht, ebenso die oben-
erwähnte Klappenzartheit. l
Es ist seit langem bekannt, daß es Menschen gibt mit außer-
ordentlich kleinen Milzen. Ich habe einmal die Sektion eine“
schwangeren Frau gemacht, deren fast ausgetragenes Kind eme
1) Zeitschr. f. ärztl. . Fortbild. 1914, Nr. 16.
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©. `o ° 1919- — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3: so P E a anaa
Formen der Aneurysmen der Sinus. Valsalvae, Zwar können auch
diese durch Entzündungen, Sklerose, Syphilis und bei alten Klappen-
fehlern entstehen, aber in nicht seltenen Fällen zeigt sich‘ die
Ausbuchtung dieser Sinus; ohne irgendwelche entzündliche. oder
degenerative Veränderung, lediglich. mit ganz glatter/unveränderter
Intima. - Man findet dann auch mikroskopisch ‘nichts anderes als ..
19. Januar.
Milz von gewöhnlicher Größe hatte, die aber ‚größer war als die
ungewöhnlich kleine Milz der Mutter. Die Milzarterie war. dabei.
ebenfalls ungewöhnlich eng. Ich zweifle nicht, daß es’ sich..hier
um einen Infantilismus der Milzarterie handelte, als deren Folge
die kleine Milz aufzufassen war, an der sonstige pathologische’ Ver-
änderungen fehlten, Be en | Sk RE
Ebenso möchte ich eine lokale Hypoplasie der Nebennieren-
arterie feststellen. Es gibt Fälle von, Addisonscher Krankheit ohne
Tuberkulose der Nebennieren, lediglich mit einer vollkommenen
oder fast vollkommenen Atrophie der Rindensubstanz der Neben-
nieren. Den ersten Fall dieser Art habe ich 1896 mitgeteilt?).
Später sind noch mehrere -ähnliche Fälle von mir und. anderen
gesehen worden. In der- Zeitschrift -für Tuberkulose, Bd. 27,..
habe-ich auf den wahrscheinlichen Zusammenhang dieser Atrophie
der Nebennierenrindensubstanz .mit einer Disposition zur lokalen
Tuberkulose hingewiesen. In allen diesen Fällen fand ich nun
bei einer Revision der. Präparate eine- ungewöhnliche Enge der
zuführenden Arterien.: Ich zweifle nicht mehr daran, daß auch
hier ein ätiologischer Zusammenhang besteht,- doch bedarf dieser
noch der weiteren Beobachtung., eo: e
Bei der Engigkeit der Aorta und der einzelnen Gefäß-
abschnitte handelt es sich stets.um’ eine Verringerung aller Bestand-
teile der Gefäße; elastische Fasern, Muskulatur, Bindegewebe, Vasa
vasorum sind weniger entwickelt als unter normalen Bedingungen.
Es kommt aber auch vor, daß die: elastischen Fasern allein zu.
wenig entwickelt sind. Bekanntlich ‚sind die elastischen Fasern
bei der Geburt wenig ausgebildet und treten erst im Verlaufe der
weiteren Entwicklung deutlich hervor. .Das. ist nicht, nur an den.
Gefäßen der Fall, sondern überall, also auch an den Lungen, den
Bronchien, dem Darm usw. Es können- nun die elastischen Fasern
lokal auf dem fötalen oder auch auf einem späteren kindlichen:
Zustand der Entwicklung stehenbleiben, was ‚also immer einen
Infantilismus bedeutet. Geschieht das in den Lungen, so’ ent-
wickelt sich das sogenannte congenitale Emphysem, das selbst- |,
verständlich nicht angeboren ist, sondern auf der Basis dieses
Infantilismus später zustande kommt. Das bedeutet den Unter-
schied zwischen’ dem . „congenitalen* Emphysem und dem
„Freundschen“ Emphysem, bei. dem 'die elastischen. Fasern in
voller Entwicklung vörhanden sind 2, Geschieht dasselbe in den
Bronchien, so entstehen Bronchiektasien. Geschieht es aber an
den Gefäßen, so bilden sich aneurysmatische Erweiterungen aus.
An der Aorta ‚ascendens ‚führen -dieselben ‘niemals zu wirklichen
Aneurysmen; es handelt sich stets nur um dellenförmige Aus- |
buchtungen nach hinten. Die Innenwand der Aorta ist dabei j`
glatt und ohne Veränderungen. Erst die. mikroskopische Unter-
Suchung zeigt die Verringerung der elastischen Fasern ‚gegenüber
anderen Teilen der Aorta und im Vergleich. mit normalen Gefäßen:
=- Keinerlei Entzündungs- oder degenerativer Prozeß ist hier wahr-
zunehmen, wie es bei syphilitischen und arteriosklerotischen
Gefäßen zu sehen ist. Diese Erweiterungen, die verhältnismäßig
recht häufig sind, -sind. seit längerer Zeit bekannt und ‚galten
|. eine infantilistische Gestaltung dieses Aortenabschnittes. -
x. Im. Gegensatz zur Aorta ascendenskann ‘man aber hier in.
manchen Fällen schon von einem wirklichen Aneurysma sprechen.
‚Ich habe einen Fall gesehen, bei dem die-Wand der Ausbuchtung
fast bis zur Durchsichtigkeit verdünnt’ war, T und einen anderen,
Anders ist es. bei den kleinen Gefäßen des Gehirns.
kommt es zu wirklicher Aneurysmabildung,. und das sind diejenigen ` `
Fälle, die man schon früher als congenitale Aneurysmen bezeich- `
nete, wobei man natürlich ebensowenig wie bei dem „congenitalen .
wirklich angeborenen Zustand dachte, als. vielmehr an eine Ver-
| änderung, auf angeborener Basis allmählich . entstanden. : Diese
. Basis: ist charakterisiert durch die mangelhafte Ausbildung der `
elastischen Fasern. S = | u nn
Hier möchte ich nun
mitteilen: . | SE ent
_ 1. Ein junger Mann von 18 Jahren, der. einen Handwagen. führte, =.
fiel in ‚der Luisenstraße unmittelbar vor der Charité ohnmächtig hin,
wurde ‚noch lebend in das Krankenhaus gebracht, verstarb aber -
zwei. ganz charakteristische Fälle kurz .
‚innerhalb weniger :
Minuten. Die Sek-
' traubenförmige
- Gruppezahlreicher ::
kaum stecknadel-
kopfgroßer Aneu-
- - rysmen in einer
tung (vergleiche >.
` die. Abbildung).
‘Alle Gehirngefäße
waren ungewöhn- : `
- lich zart und dünn.
. Die Aneurysmen
aber saßen an
einem kleinen Sei-
tenast der Arteria
fossae Sylvii. Über
' die Beschaffenheit
: ei -der Aorta. und
Natürliche Größe. - des Herzens dieses
f EN ~>- weit zurückliegen-
. den Falles besitze ich leider keine Notizen.. Es war auch wohl damals
auf diese ‘Verhältnisse nicht besonders geachtet worden, . |
-> ,„2. Mann. von etwa 27 Jahren, von magerer Konstitution, 'stets
anämisch, nervös und leicht erregt. Eine genauere klinische Unter- .
suchung hatte nicht stattgefunden, speziell fehlt ein Herzbefund wäh-
| ner, als man noch nicht .den. syphilitischen Ursprung der.
a a DA, irrtümlich als Vorstadien der echten Aorten- rend des Lebens. Er erkrankte plötzlich mit Bewußtlosigkeit, die schon
So wurden sie auch von Virchow aufgefaßt, der am: folgenden Tage zum Tode führte, nachdem einige Tage heftige
Kopfschmerzen vorangegangen waren. Bei der Sektion fand sich ein
typisches -Tropfenherz mit sehr zarten Klappen der linken Seite und
Fensterung der Aortenklappen über den Schließungslinien. Aorta sehr
eng mit fettigen Herden besonders an der hinteren Seite zwischen den
Intercostalarterien. Diese selbst haben einen unregelmäßigen und un-
symmetrischen Abgang aus der Aorta. Im Gehirn eine große Blutung,
die fast die ganze linke Hemisphäre zertrümmert hat. In dieser an
einem Seitenast der Arteria fossae Sylvii ein fast erbsengroßes ge- -
platztes Aneurysma. Keine Spuren von Syphilis oder Arteriosklerose.
‚Alle. übrigen Organe chlorotisch, aber sonst unverändert. Mikroskopisch
zeigen die Herzklappen und die mittleren Gebirngefäße eine starke Ver-
minderung der elastischen Fasern. , ee
. Man wird sich fragen müssen, ob man, über die ätiologischen
Bedingungen für das Zustandekommen dieser Gruppen zusammen-
gehöriger infantilistischer Erscheinungen etwas aussagen kann.
Zweifellos kommen alle diejenigen Momente in Betracht, die über- -
haupt für infantilistische Entwicklungen in. Frage kommen, die
zum Teil unbekannt sind, oder nur durch ‚ziemlich unbestimmte
Definitionen wiederzugeben sind, “wie z. B, angeborene Gewebs-
. schwäche oder gewisse erbliche Umstände Dazu treten aber
andere Momente, die sich wohl definieren lassen. In zwei Fällen
von ausgesprochener Hypoplasie der Gefäße und des Herzens
stellte sich heraus,, daß die Väter der sonst kräftig entwickelten
Kinder an progressiver Paralyse gestorben waren, also zweifellos
aneurysmen.
wiederholt darauf hinwies, daß die sklerotischen Veränderungen
In den Aneurysmen häufig erst sekundär eintreten. Ich halte
aber auch das nicht für zutreffend, und meine, daß aus diesen
aneurysmatischen Erweiterungen der Aorta ascendens. auf an-
ichts weiter wird, als eben diese’ geringen Er-
Weiterungen. Diese Ansicht leite ich davon ab, daß sich niemals.
‚m einer solchen Erweiterung, auch nicht in den ersten Anfängen,
alle die Veränderungen finden, die man bei syphilitischen und
Sklerotischen Aneurysmen zu sehen gewöhnt ist. Ich habe in der
letzten Zeit in Krankengeschichten jüngerer Männer mit sogenannten.
' Dervõsen Herzstörungen verhältnismäßig häufig die Anmerkung
Befunden, daß die Untersuchung mit Röntgenstrahlen eine Erwei- <
terung des Anfangsteiles der Aorta aufwies. Ich zweifle nicht
daran, daß es sich in einem Teil der Fälle um eine solche aneu-
tysmatische Erweiterung auf infantilistischer Basis handelt, Natür-
lich müßten in jedem Falle andere ätiologische Momente (Arterio-.
Sklerose, Syphilis) ausgeschlossen werden. > è ` Er
Unzweifelhaft besteht ein Zusammenhang zwischen dieser
mangelhaften Entwicklung der elastischen Fasern und manchen
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Ind: ) Vgl. meinen Vortrag „Die anatomische Grundlage ‚für die
Be der Freundschen Thoraxoperätion“, Arch. f. klin: Chir.
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60 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
syphilitisch waren. Merkmale congenitaler Syphilis fehlten bei
diesen Individuen aber vollständig. Es ist bekannt, daß bei con-
genitaler Syphilis infantilistische Gewebsentwicklungen in den Or-
ganen gar nicht selten sind, so besonders in den Lungen, in
` der Leber und im Pankreas. Auch ist gesehen worden, daß
die Syphilis der Eltern einen Einfluß ausüben kann auf die Ent-
wicklung der Geschlechtsorgane; daher erklärt sich der Umstand,
daß bei der Hypoplasie der Gefäße und des Herzens wiederholt
eine Atrophie der Geschlechtsorgane beobachtet wurde. Virchow
wies schon nach, daß diese Atrophie nicht etwa ein ätiologisches
Moment sei. Dem schließt sich auch Kraus an und ich kann
dasselbe bestätigen. Offenbar aber kann die gleiche Bedingung,
die die Hypoplasie des Herzens und des Gefäßsystems hervorruft,
in manchen Fällen auch die Hypoplasie anderer Organe bedingen,
die dann selbstverständlich nicht eine regelmäßige Begleit-
erscheinung zu sein braucht. Sicherlich ist die Syphilis ge-
eignet, eine infantilistische Hypoplasie der Organe hervorzurufen.
Ob die Syphilis der Vorfahren besonders häufig für die Hypoplasie
des Gefäßsystems verantwortlich zu machen ist, müßte erst bei
genaueren Erhebungen festgestellt werden. Denn bei dem Kranken-
hausmaterial erfährt man in den meisten Fällen nichts über das
Leben ‚und die Gesundheit_der Vorfahren.
Außer der Syphilis würde weiter in Erwägung zu ziehen
sein, ob mangelhafte Ernährung in der Jugend, das heißt in der
Wachstumsperiode, Alkoholgenuß und andere Momente in Frage
kommen, die auf das Wachstum einen Einfluß ausüben können.
Allerdings ist hier hervorzuheben, daß alle diese wachstums-
hemmenden Momente der Ernährung fast immer nur zeitweise ein-
wirken und die mangelhafte Entwicklung bei Aufhören der un-
zweckmäßigen Einwirkung nachgeholt wird. Dahin gehen beson-
ders die Versuche an Tieren, die z. B. gezeigt haben, daß man
tatsächlich Hunde durch die Einwirkung von Alkohol in der
Wachstumszeit klein halten kann und sie in dieser kleinen Form
bis zur Fortpflanzungsperiode bringen kann. Wenn man aber
dann mit der Darreichung von Alkohol aufhört, so fangen die
Hunde plötzlich an zu wachsen. Die Kenntnis dieser Verhältnisse
wird von Hundezüchtern mitunter zu betrügerischen Maßnahmen
verwendet. Ob wirklich dauernde Wachstumsstörungen durch un- .
zweckmäßige und mangelhafte Ernährung hervorgebracht werden
können, steht also noch keineswegs fest.
Weiter könnte man daran denken, daß Krankheiten im
frühesten Lebensalter oder auch besonders zur Zeit der Pubertäts-
entwicklung einen Einfluß auf die Entstehung dieser Zustände aus-
zutiben imstande wären. Daß solche intercurrenten Krankheiten
auf das Wachstum und die Entwicklung einen Einfluß ausüben
können, beweisen die Störungen der Zahnentwicklung nach fieber-
haften Krankheiten und nach Rachitis. Diese Veränderungen be-
stehen ganz wesentlich darin, daß die Bildung des Zahnschmelzes
in der Wachstumsperiode der Dauerzähne verhindert wird, und
diese Dauerzähne deshalb mit Defekten des Zahnschmelzes in die
Erscheinung treten. Also auch hier handelt es sich um ausge-
sprochene Hemmungsbildungen, sodaß der Schluß zulässig ist,
daß durch solche intereurrenten Krankheiten auch an anderen
Organen und Geweben Hemmungserscheinungen auftreten können.
Auch das würde noch weiterer Feststellungen bedürfen.
Fassen wir alle diese Veränderungen zusammen, so’ handelt
es sich offenbar um eine gemeinsame Gruppe infantilistischer Er-
scheinungen. Dieselben können das gesamte Gefäßsystem oder
einzelne Abschnitte desselben betreffen, z. B. Gefäße und Herz,
Gefäße allein oder Herz allein, Aorta in ihrer ganzen Ausdehnung,
Aorta ascendens allein, Aortenklappen und Sinus Valsalvae, einzelne
Gefäßabschnitte (Gehirn, Nieren, Nebennieren, Milz). Dem Wesen
nach betreffen diese infantilistischen Erscheinungen die ganzen
Gefäße (Hypoplasie) und das Herz (Tropfenherz mit den betreffen-
den Klappenveränderungen), oder nur die elastischen Fasern. In
letzterem Falle stehen sie auf einer Stufe mit der mangelhaften
Ausbildung der elastischen Fasern in den Lungen und an den
Bronchien, vielleicht auch am Ösophagys (spontane Dilatation), und
am Darm (Dünndarmdivertikel). Es wäre in Zukunft darauf zu
achten, ob alle diese Veränderungen besonders häufig in Kombi-
nation untereinander und mit anderen infantilistischen Erschei-
nungen vorkommen. Daß die Aorta angusta mit anderen infanti-
listischen Veränderungen vorkommt, ist bekannt.
Die Folgeerscheinungen richten sich nach dem Grad der
Entwicklung und ergeben sich aus dem Gesagten:
Hypoplasie der Gefäße mit Beteiligung des Herzens = Chlo-
rose mit kleinem Tropfenherz.
Hypoplasie des Herzens = Herzhinfälligkeit, Unfähigkeit zur
Hypertrophie.
Hypoplasie der Gefäße = Chlorose, Herzhypertrophie (bei
genügendem Anreiz dazu).
Lokale Hypoplasie = Aneurysma der Sinus Valsalvae,
aneurysmatische Erweiterung der Aorta ascendens, Aneurysmen
der Gehirnarterien, Schrumpfnieren, kleine Milz, Atrophie der
Nebennierenrinde (mit und ohne Tuberkulose). .
—
Aus der Nervenabteilung des Garnisonspitals Nr. 11 in Prag
(Oberstabsarzt Dr. Halbhuber).
Die hysterische Facialislähmung.
Von
Prof. Margulies.
Das Vorkommen hysterischer Facialislähmung wurde län-
gere Zeit hindurch auf Grund der Autorität Charcots über-
haupt geleugnet. Wenn wir der Darstellung Wilbrand und
Sängers (1) folgen, so hat Charcot erst zuletzt zuge-
geben, daß bei Hysterie eine wirkliche Parese des Facialis vor-
kommt. Wie die Literaturübersicht an erstgenannter ‚Stelle er-
gibt, war in den wenigen beobachteten Fällen immer nur der
Mundfacialis betroffen. Die genannten Autoren haben in ihrem
enormen Nervenmaterial ein einziges Mal eine Parese des Mund-
facialis, niemals eine solche des Stirnastes gesehen. Wilbrand
und Sänger führen endlich noch die Fälle von Oppenheim
an, in denen neben einer typischen peripheren Facialislähmung
aller Äste mit Entartungsreaktion auf der Seite der Facialislähmung
Hemianästhesie und andere Störungen in der Empfindungssphäre
hysterischer Natur vorkamen. Oppenheim schloß, daß die
Lähmung und ihre Begleiterscheinungen das auslösende Moment
für die Entstehung des hysterischen Symptomenkomplexes ge-
worden sei.
In ähnlicher Weise äußert sich Uhthoff (2), der es als
besonders interessant bezeichnet, „ob auf Grund einer hysterischen
Parese der oberen Äste oder des ganzen Facialis ein Lagophthal-
mus und damit ein Augensymptum entstehen kann“. Uht hofi
schließt, es sei „mindestens außerordentlich selten“, daß der Orbi-
cularis auf Grundlage von Hysterie von Parese befallen werde,
und führt an, daß einzelne Autoren dieses Vorkommnis gelten
lassen, andere dagegen überhaupt bestreiten.
Auch in der jüngsten Publikation über die Beurteilung von
Augensymptomen bei Hysterie von W i 8 m an n (3) wird angeführt,
daß eine Lähmung im oberen Facialisgebiet durch Hysterie allgemein
bestritten werde, und daß Binswanger nur eine einzige Beob-
achtung von Seeligmüller gelten lasse. Wißmann zitiert
ferner die — gerade für uns sehr wichtige — Beobachtung von
Ziehen (4). lch habe diese Publikation erst auf Grund von
Wißmanns Darstellung einer näheren Durchsicht unterzogen
und führe ihren Inhalt wegen .der prinzipiellen Wichtigkeit des
Falles, der tatsächlich die erste und vielleicht einzige sichere
Beobachtung einer hysterischen Facialisparese darstellt, hier.
näher an.
22jährige Schneiderin. Aufmeißelung des rechten Warzenfort-
satzes wegen Otorrhöe, dadurch rechtsseitige Gesichtslähmung; UN
mittelbar oder bald darauf angeblich Lähmung der linken Gesichts-
hälfte bemerkt. Aktiver Augenschluß unvollkommen, Lidspalte rechts
bis 8 mm, links bis 1 mm geschlossen, dabei regelmäßig Blick nach
rechts. Beim Blick geradeaus und nach unten kein Lidschluß. Bei
Versuch von krampfhaftem Lidschluß links mehr als rechts klonische
Zuckungen im Orbicularis. Ticähnliche Bewegungen im rechten l"a-
cialisgebiet. Frontaliswirkung rechts fehlend, links schwach. Im
Schlafe beide Augen geschlossen. Mundfacialis rechts paretisch, ve
anscheinend etwas kontrahiert. Elektrische Erregbarkeit links poma :
rechts für alles stark herabgesetzt. Hemihypalgesie rechts. Rechts
Geschmacksstörung, rechtsseitige Contractur der Mm. pterygoidei. P
Bellsche Phänomen ist so umgestaltet, daß bei dem unvollkommenen
Lidschlußversuch regelmäßig beide Augäpfel nach links gehen. M! x
hysterische Lähmung im linken Orbicularisgebiet stelle eine psychogen?
Nachahmung der rechtsseitigen organischen Lähmung dar — „AU 0
mimetisches Symptom“. 5
Auf die meines Erachtens entscheidende Bedeutung des Xai
lens des Bellschen Phänomens für die Beurteilung dieses irant-
heitsfalles geht Ziehen nicht näher ein. ; í
Ich habe (5) vor kurzem einen Fall mitteilen können, I em
zu einer partiellen traumatischen Schädigung sich eine gleichseitig Ä
hysterische Facialislähmung beider Äste hinzugesellte. Trotz og
19. Jannar.
nf m
srtrophik wl
wet,
j Valle |
Anema) =. |
Atrophie a j
=
nt.
19. RANT
‘rese, an welche zufolge des Verletzungsmechanismus von früheren
vollständige Fehlen des Bellschen Phänomens nachweisen. In dem '
-ich daher auf die genannte Publikation. | |
i Fälle von seit Kindheit
Bellschen Phänomens, vorübergehendem Eintritt desselben bei be- |
lichere Hervortreten des Be
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Thänomen nicht das geringste... Es scheint, daß Pichler nicht
n vollständig ausreichender Weise auf die Art des Lidseblusses-
geachtet hat. Aus den Abbildungen, wie aus der Beschreibung Ä
das linke Auge nach innen, mitunter etwas nach
Wenn geringer
als interessant her
‚scheint. Es könnte sich ebensogut um’ eine funktionelle hyste-
Saon nachweisen“.
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< . 1919 —. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr
zipielle Wichtig
Geschichte desselben ‘eingehen. © = ~ | | SES
. — Schon Bernhärdt (10), der wohl zuerst auf die Bedeutung
‚des bereits 1823 publizierten Symptoms Christian Bells hin-
fünfwöchigen Bestehens der Lähmung bestand. normale elektrische .
Erregbarkeit im paretischen Facialisbereich. Als wesentlichsten:
Unterschied gegenüber einer organischen, peripher bedingten Pa-
bei den meisten gesunden Personen „bei sanftem Augenschluß
Untersuchern in meinem Falle gedacht wurde, konnte ich das
die. Augäpfel ihre Ruhestellung beibehalten und nur bei sehr
großen Material an Nervenkrankheiten, insbesondere £funktioneller”
Natur, das mir durch den Krieg. zugeführt wurde, konnte ich seit-
her sieben weitere Fälle hysterischer Lähmung des Stirnastes des
Facialis beobachten, in denen ich die differentialdiagnostische Be-
deutung des Bellschen Phänomens . für die Beurteilung der Läh-
mungsätiologie und Lokalisation sicher erweisen konnte. Wegen
der prinzipiellen Wichtigkeit dieser Tatsache möchte ich heute
etwas ausführlicher darauf eingehen. i |
Ich habe schon. vor längerer Zeit (6) auf Grund der Beob-
achtung zweier Fälle von Herderkrankungen der Großhirnrinde mit
einseitiger beziehungsweise doppelseitiger Facialislähmung, sowie.
in einem Falle von Pseudobulbärparälyse ein Fehlen des Bellschen
Phänomens beobachten können, und daraus geschlossen, daß
das Bellsche Phänomen eine vonder Großhirnr
innervation ausgehende Mitbewegung ist, daß
somit sein Vorkommen. an die völlige Intaktheit und Funktions-
fähigkeit der Willensbahn. für den Augenschluß gebunden sei.
Hering (7), der meinen letztgenannten Fall zuerst beob-.
achtete, sprach es als. wahrscheinlich aus, daß in der. Hirnrinde
eigene Bahnen zwischen: den Ganglienzellenkomplexen, welche den
Augen- und Lidbewegungen vorstehen, vorgebildet seien. RR
In einer ausführlicheren Besprechung der Pathologie des
Hindert mian aber durch kräftiges Auseinanderhalten die Schließung
der Fälle nach oben und außen, sehr viel seltener. nach oben ‚und
innen“. Bernhardt führt aber schon an, .daß „in Ausnahme-
fällen der Augapfel, wenn er energisch fixiert wird, unbeweglich
bleibt“. Bernhardt weist auch in einem zweiten Aufsatze
neuerlich auf die schon von Bell beobachtete Tatsache hin, daß
man, wenn man den Lidschlußversuch bei sich selbst anstellt, die
Bell schildert dies folgendermaßen: „Stehen wir mit geschlossenen.
Augen vor einem Fenster oder vor einem Lichte, so werden wir
bei: aufmerksamer Beobachtung stets einen roten Schimmer durch
selbst oder an einem anderen versuchen, die Wölbung der
Cornea unverändert an derselben Stelle fühlen. Machen
obgleich sie bereits geschlossen sind, so werden
wir augenblicklich ganz im Finstern sein, weil während
Bewegung die Augäpfel aufwärts gekehrt 'werden.“ 3
‘ Also schon der Entdecker unseres Phänomens, wie alle
späteren genauen Nachuntersucher, wie auch Bernhardt haben
festgestellt, daß die Aufwärtsrollung des Auges (beziehungsweise
-= Bellschen Phänomens ist Kraupa (8) vor kurzem auf alle hier
| gegangen und: verweise
ni: der Augäpfel) nur bei kräftigem Lidschluß erfolgt. Köster
nennt diese Art des Lidschlusses den „zwangsweisen Lid-
interessierenden weiteren ‚Mitteilungen ein
Pichler (9) hat vor kurzem zwei
bestehender ‚Facialislähmung mit vorübergehendem Fehlen des | schluß“ und auf der durch die Fäacialislähmung bewirkten
Verstärkung dieses zwangsweisen Lidschlusses beruhe das deut-
fohlenem Lidschluß publiziert. So interessant die Beobachtungen
sind, so beweisen sie aber doch für unser in Rede stehendes Facialislähmung.
Ich führe‘ nun’ die Fälle von hysterischer Facialis-
Augenklinik (Prof. Elschnig) gesandt wurden und
meine Augenbefunde dort genau kontrolliert wurden,
1. J. St, 28 Jahre alt. Am 18. November 1916 dürch
Schrapnellsplitter am Kopfe verletzt. In bewußtlosem Zu-
Auf meine Station ‘aufgenommen am 14. Februar 1917.
Kopfdurchschuß: Einschuß unterhalb, des Infraorbitalrandes
rechts, adhärente, druckempfindliche, zirka bohnengroße,
Narbe. 5 cm lange Operationsnarbe hinter dem linken
‚Ohr. 4 cm oberhalb dieser Narbe eine stark druckempfind-
liche Stelle .mit geringer Impression. Durchschuß der linken
' Wade und der linken Bauchhälfte obne sonstige Störung.
Mittelgroß, mittelkräftig. Links Parese beider Äste des
Facialis, beim‘ Zähnezeigen bleibt der linke Mundwinkel
herabgezogen, die Zunge. wird zitternd und gerade
‚vorgestreckt. Kniephänomen beiderseits lebhaft. Haut-
sensibilität: strumpf- und handschuhförmige .Analgesie,
Gang kurzschrittig, Taumeln mit geschlossenen Augen,
starke Dermographie, leichter Tremor des ganzeri Körpers,
BLS 'Lidflattern, Zittern des ganzen Kopfes. |
=` 7- Augenbefund: Gewöhnlich beide Augenlider maximal
ı retrahiert, mitunter auch Andeutung von Graefe. Linke Lidspalte etwas
weiter. Links beim Blinzeln leichter Lidschlag des Oberlides, sodaß
meist die halbe. Cornea gedeckt wird.. Nur mitunter am. linken Auge
normaler Bell, sehr. selten auch am rechten. Auge.
innen oben, oft
bleibt es vollständig in der Mitte der Lidspalte.
Bell erfolgt, steh} das Auge nie ruhig, sondern irrt bei leicht er-
hobener Blickrichtuig hin und her. Bei verlangtem Lidschluß
rückt das Unterlid deutlich etwas höher, das ‘obere wird entweder noch
‚stärker. gehoben, oder es sinkt deutlich herab. Dabei Lidflattern und
intensives Zittern mit dem ganzen Kopfe. Sicher keine ausgesprochene
Bewegungsanomalie. Monokulares Doppeltsehen mit dem rechten Auge
mit dem linken nicht. Cornealreflexe beiderseits herabgesetzt: Ophthal-
moskopisch links: Conus nach innen unten, Hypermetropie 2.
Bei seitlicher End-
Rechts: Hypermetropie 5, Conus nach unten.
stellung mitunter nystagmusartige Zuckungen unter lebhaftem Kopf-
tremor. Pupillen normal, jedoch stellen sich oft Konvergenzkrämpfe
Funktionsprüfung des Auges); daß bei einseitiger hysterischer Amblyopie
. das hysterische Auge sich bei Simulationsproben, also auch am Stereo-
skop, immer als sehend erweist, wenn der Hysteriker nicht weiß,
daß das kranke Auge zum Sehen in Anspruch genommen wird. `
et man, daß der Lidschluß immer nur ein leichter,
a kein sehr intensiver war. Das Ausbleiben .des Bell-
la en Phänomens bei leich tem Lidschluß ist aber eigentlich
S Normale, und wäre also in diesem Falle hauptsächlich
wiederh vorzuheben, daß auch. bei leichtem Lidschluß
sieh er olt Bellsches Phänomen 'schon aufgetreten ist. Es wird
aan Ja bei weiteren Beobachtungen, wenn auf unser Symptom
En geachtet wird, zeigen, ob dieser Fall für länger be-
Re e einseitige Facialislähmung die Regel ist. In Pichlers
A em Falle handelt es sich sicher nebenbei um Versuch der
setayation, wenn mir auch die Simulation nicht sicher erwiesen
-he Komponente gehandelt haben1). Mit Rücksicht auf die prin-
n Eichler führt an, daß „hysterische: Symptome fehlten, da-
pen N sich am Stereoskop links gutes Formensehen, also Simu-
Ich möchte dazu bemerken (siehe Elschnig,
= -_-
on 6
keit unseres Phänomens möchte ich kurz auf die
gewiesen, konstatierte auf Grund eigener reicher Erfahrungen, daß |
energischem Lidschluß etwas nach oben Hin abweichen.
dës Auges, so rollt der Augapfel nach oben und’in der Mehrzahl
dabei bestehende Augenstellung subjektiv zu beobachten vermag. .
das Augenlid hindurch sehen und. auch, mögen: wir dies an uns
wir nun den Versuch, die Augenlider zuzudrücken,
dieser
schen. Phänomens bei peripherer
parese, die ich beboachten konnte, kurz an. Ich,
bemerke dazu, daß alle Fälle von mir an die Deutsche
stand ins Hinterland abgeschoben. Im Feldspital operiert.
In der Regel irrt .
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62 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
mit Pupillenverengerung und Akkommodation ein, die dann eine Be-
wegungsstörung im Sinne einer Abducensparese vortäuschen.
Der linke Faeialisstamm bei 6 cm R.-A. faradisch nicht erregbar,
in den Augenästen links bei dieser Stromstärke geringe Zuckungen.
Galvanisch: Mundfacialis vom Stamm unerregbar, bei direkter musku-
lärer Reizung Entartungsreaktion. Stirnfacialis: geringe quantitative
Herabsetzung der Erregbarkeit (812 M.-A.).
Es handelt sich also hier, wie in meiner eingangs angeführten
ersten Beobachtung, um eine traumatische Schädigung des linken Facialis-
stammes, hauptsächlich im Mundaste, auf welche aufgepfropft beim Be-
stehen anderer hysterischer Stigmata eine funktionelle Komponente zu
einer scheinbar vollständigen peripheren Facialislähmung führte.
2. J. B., 29 Jahre alt. Durchschuß im Genick 80. Oktober 1914.
8i. Dezember 1914 superarbitriertt. Angeblich am linken Auge er-
blindet und Unterkieferlähmung. Wiedereinberufen, zum zweitenmal
auf ein Jahr superarbitriert, am 1. Oktober 1915. Von mir untersucht
am 3. November 1916.
Übermittelgroß, mittelkräftig, unterernährt. Durchschuß durch
-das Gesicht: linker Backenknochen, linker Warzenfortsatz.
Gibt an, am linken Auge nichts zu sehen und am linken Ohre
schlecht zu hören.
Corneal- und Conjunctivalreflex links herabgesetzt, rechts vor-
handen, der Mund beim Zähnezeigen verzogen. Ankylose des linken
Unterkiefergelenks.
- Hörschärfe links beträchtlich vermindert, Taubbeit durch Trauma
(Befund Prof. Piffl).
Augenbefund (Prof. Elschnig): In Ruhe linke Nasolabialfalte
stärker ausgeprägt, Mund leicht nach links verzogen; hier und da
fibriläre Zuckungen am linken Unterlid, Lidspalten auffallend weit, das
linke Auge schwimmt in Tränen; beim Blinzeln, das nur selten erfolgt,
am linken Oberlid nur. leichte Zuckungen. Bei befohlenem Lidschluß
. geht das linke Auge nach innen, reichliche Zuckungen im Bereiche
aller linken Facialisäste, am stärksten in der Gegend der Unterlippe
und Mundwtnkel, doch bleibt das Oberlid stark gehoben, die linke Lid-
spalte somit geöffnet. Willkürlicher Lidschluß auch rechts sehr mangel-
haft, es ist rechts niemals ein krampfhafter Lidschluß zu erzielen, da-
bei bei passivem Offenhalten der Lidspalte nur angedeuteter normaler Bell,
meist beide Augen nach rechts gewendet. Nur bei unvermuteter starker
Berührung des rechten Auges erfolgt links vollkommener Lidschluß,
sonst bleibt die Lidspalte weit geöffnet, obwohl das Unterlid be-
trächtlich hinaufrückt und die fibrillären Zuckungen am Oberlid sehr
lebhaft werden. Es macht den Eindruck, als ob der Lidschluß durch
eine mächtige Levatorcontraction aufgehoben würde.
Bei gesenkter Blickrichtung wesentlich besserer unwillkürlicher
Lidschluß links, bei gehobener schlechter. Beim Blick nach abwärts
bleibt das linke Oberlid zurück und höher als das rechte. Je besser
der Lidschluß rechts ist, desto deutlicher ist die Verengerung der
linken’ Lidspalte. Wenn Patient vergißt, daß er beobachtet wird, sind
die Lidspalten gleich weit und erfolgt mitunter normaler Lidschlag
beider Augen, aber sehr selten, wie überhaupt der Lidschlag ver-
zögert ist,
Geringer Strabismus convergens des linken Auges.
Links wird unsichere Lichtempfindung ohne Projektion ange-
geben, bei allen Simulationsproben erweist sich das linke Auge als an-
nähernd normal sehend. Bei der Prüfung des summarischen Gesichts-
feldes gibt Patient linksseitige Hemianopsie an, die bei Prüfung des
rechten Auges allein fehlt! Das wird von Kollegen Elschnig als
sicheres Symptom von Simulation aufgefaßt.
' Rlektrische Untersuchung ergibt faradisch und gal-
vanisch normale Verhältnisse — also rein funktionelle Parese.
8. K. H., 85 Jahre alt. Am 28. Mai 1916 vom Pferde geschleudert.
Rechter Arm, linkes Schlüsselbein und zwei Rippen gebrochen. Auf ein
Jahr superarbitriert. Zur Konstatierung aufgenommen 29. März 1917.
Schwäche des rechten Armes, Kopfschmerzen. Links schwerhörig. Rachen-
reflexe herabgesetzt, ganze linke Körperhälfte herabgesetzte Haut-
sensibilität, an beiden Händen handschuhförmig aufgehoben. Romberg:
Schwanken. Bauchdecken- und Cremasterreflex herabgesetzt, Dermo-
graphie, motorische Kraft der rechten Hand vermindert. In der Mitte
des linken Schlüsselbeins, des rechten Humerus Callus nach einer
Fraktur. Behinderung der Bewegung des en Schultergelenks.
Rechter Oberarm um 1 em schwächer. Die Nerven der rechten oberen
Extremitäten vom Erbschen nr un auch BL den Stämmen aus
di t erreebar. Nirgends Entartungsreaktion.
a Ohrenbehind (Prof. Pittl): Links Trommelfellnarbe und Laby-
rinthaffektion, rechts chronischer Mittelohrkatarrh.
Augenbefund: Linke Nasolabialfalte stärker ausgeprägt, Lid-
spalten gleich weit. Bei Berührung der Bulbusoberfläche und Anblasen
rechts glatter Lidschluß, links teilweise Mitbewegung des Lidschlusses;
stärkerer, aber inkompletter Lidschluß bei Berührung des linken Auges,
wobei häufig auch im Mundfacialis Zuckungen erfolgen. Bei ersten
Versuchen ist sowohl das Blinzeln rechts, als die Mitbewegung links
viel ausgiebiger als bei Wiederholung. Augenbewegungen frei. Bei
befohlenem Lidschluß wird das rechte Auge vollständig geschlossen,
am linken erfolgt eine Contraction des Unterlidorbieularis und auch
des oberen in geringem Grade, wobei nicht nur Zuckungen im Facialis,
19. Januar.
sondern auch Kopftremor eintritt. Beide Augen bleiben dabei in der
Mitte der Lidspalte. Bei befohlenem Lidschluß, der nie vollkommen
kräftig erfolgt, und Fixation der Lider des rechten Auges kein Bell,
Bulbi bleiben in der Mitte der Lidspalte; bei Fixation der Lider des
linken Auges bleiben gleichfalls beide Augen in der Mitte der Lid-
spalte, jedoch erfolgt dabei überhaupt keine deutliche Innervation des
Orbicularis. Beim Sprechen häufig Wetterleuchten im ganzen linken
Facialis. Spricht hauptsächlich mit dem rechten Mundwinkel, links
bleibt leichte Contractur. Bei minutenlanger Beobachtung kein Blinzeln.
Sensibilität der Bulbusoberfläche links wesentlich vermindert,
aber immer bei Berührung des Bulbus leichtester Reflex. Immer voll-
kommen reflektorischer Lidschluß am rechten Auge bei Berührung des
linken Auges, am linken Auge auch wieder nur bei unvermuteter Be-
rührung deutlich geringfügige Lidbewegung.
Der linke Facialis weist etwas herabgesetzte faradische Erreg-
barkeit auf, galvanisch normal, also reine funktionelle Parese.
4. J. B, 40 Jahre alt. 16. August 1915 eingerückt, nach elf
Tagen erkrankt, September 1916 wieder eingerückt, 2. Dezember wieder
erkrankt. 10. Januar 1917 kam er in meine Behandlung. Kopfschmerzen,
Schwindelgefühle, Schmerzen in den Beinen, Schwäche und Mattigkeits-
gefühl im ganzen Körper, Schwäche der linken Gesichtshälfte, Be-
schwerden beim Kauen. Kopftremor, Patellarsehnenreflex rechts aus-
lösbar, links herabgesetzt; Dermographie, motorische Kraft links herab-
gesetzt, sonst vormal.
In Ruhe die linke Stirn etwas gerunzelt, linke Lidspalte weiter,
der rechte Mundwinkel steht etwas aufwärts, Nasolabialfalte stark aus-
geprägt, der linke Mundwinkel steht tiefer, Nasolabialfalte verstrichen.
Linkes Auge leicht tränend. Unterlid etwas höher stehend, fibrilläre
Zuckungen in demselben. Auch am rechten Auge der Unterlidorbicularis
kontrahiert. Lidspalte rechts enger als links.
Bei befohlenem Lidschluß bleibt das linke Supercilium gehoben,
die Stirn gefaltet, das linke Auge bleibt geöffnet. Dabei leichte Rechts-
drehung des Blickes, stärkere fibrilläre Zuckungen des linken Unter-
lides, welches noch höher tritt. Maximale Verengerung der Lidspalte
ausschließlich durch Heben des Unterlides auf etwa 7 mm.
Bei Fixation des rechten Oberlides und befohlenem Lidschluß
nur hier und da angedeutetes Bellsches Phänomen, der Bulbus geht
also leicht nach außen oben. Meist aber fehlt jede Hebung und werden
nur beide Augen nach rechts gewendet. Bei Fixation des Oberlides
links und befohlenem Lidschluß keinerlei Augenbewegung, niemals
Hebung, nur hier und da leichte Rechtswendung. Linke Pupille ein
Spürchen weiter als rechte, beide prompt reagierend. Sonst alles voll-
ständig normal. Elektrischer Status: vollständig normal. | ,
Rein hysterische partielle Facialislähmung einzelner Äste. Lid-
spaltenschluß durch Lävatorcontraction aufgehoben.
6. K. M., 24 Jahre alt. Krankenpfleger. Wegen Krämpfen IM
der linken Gesichtshälfte und im linken Unterschenkel, die angeblich
plötzlich in der Nacht nach einem Luftzug entstanden, nach dreimonat-
gem leichten Wachtdienst als „Gesichtsnervenlähmung“ superarbitriert.
Am 22. Januar 1917 wieder einberufen und am 6. Juni 1917 zu m
geschickt. Mittelgroß, mittelkräftig, fleckenweise Analgesie am Stamme.
Hypalgesie der rechten Gesichtshälfte. | :
Sehr starke Dermographie, Tremor der vorgestreckten Finge,
Lidflattern. ;
Augenbefund: Rechte Lidspalte gewöhnlich enger als die linke,
nur ganz unbeobachtet werden die Lidspalten gleich weit; oft Zuekungen
im ganzen rechten Facialisbereiche. h
Hypästhesie und Hypalgesie in der rechten Gesichtshälfte, aue
Augapfeloberfläche. > - ;
Befohlener freier Lidschluß links unvollkommen, aber bis ZUF
Berührung der Lidränder, rechts bis zu einer Öffnung von 4 mm. Un-
willkürlicher Lidschlag, besonders unbeobachtet und bei Berührung gor
Augapfeloberfläche beiderseits vollkommen. Weder links noch rechts Be
sches Phänomen bei befohlenem Lidschluß, bei Fixation der Lider.
Patient blickt dabei immer nach abwärts. Bei Berührung, besonders
unvermuteter, eines Auges fliehen beide nach oben. : al
Pupillen, Augenbewegungen, ophthalmoskopisch usw. alles nori
Am rechten Auge angeblich schwachsichtig. Nach kurzem ls
reden rechts Sehschärfe °/ıs, mit Simulationsproben €/s. Sehschärfe links 2
Charakteristisch für die hysterische Natur (oder Simulation?) es
Sehstörungen des rechten Auges ist die Gesichtsfeldprüfung: Re al
Auge konzentrische Einengung auf 10 bis 15°, linkes Auge en
Wird dagegen das summarische Gesichtsfeld mit beiden offenen Aug 5
(Fixation des Centrums des Perimeterbogens) geprüft, so wird das eo
sichtsfeld nach rechts hin auch nur auf 10 bis 15° angegeben. "ide
analog wie Fall 2. Es bestände somit am summarischen Gesichts S in
eine rechtsseitige homonyme Hemianopie. Es dürfte dies wobl inke
ein additives Überspringen der rechtsäugigen Sehstörung auf das A
Auge, sondern eine bewußte Aggravation sein. a 3 a
Faradische oder galvanische Erregbarkeit beider Facialis normal —
also rein funktionelle Facialislähmung.
4. J. P, 26Jahre alt, Kopfverletzung im serbischen 2
zug vor zirka zwei Jahren. Kopfschmerzen, manchmal 5c hälfte:
Klein, schwächlich. Leichte Hypästhesie der rechten Gesichts‘
yen dabei nd
nie volkom
\uges kein Ba
n der Lidu is
Mitte dr lët:- s
i]
Lähmung dieser spezielle Willensakt überhaupt nicht ausgeübt
=- wird. Interessant ist der Umstand, daß bei drei unserer Fälle die
| liysterische Lähmung einer organischen aufgepfropft war. Auch
bei den anderen Fällen handelte es sich mehrfach um Schädigun-
‚gen der Nachbarschaft ohne Verletzung des Nerven selbst. Zieht man
“ stehender Hysterie der Ausfall des. Willensaktes sich gerade auf
-dann Fäll 1 und 2, eine Kombination von anatomischer und funk-
militärischen Hy
, Lähmung, als auch bei funktioneller Aufpfropfung auf organische
- Läsion ist das abnorme Verhalten des Bellschen Phänomens.
- Einerseits ist es das Symptom, welches augenfällig. und ausnahms-
_ Erscheinung tritt; damit sind diese Fälle von vornherein gegen
Aber die Möglichkeit einer organischen Facialislähmung als Teil-
_ erscheinun
Natur und Charakter gerade hier unzweideutig nachgewiesen
Werden kann. Vergegenwärtigen wir uns kurz das Zustande-
kommen des Bellschen Phänomens im Sinne der von mir seiner-'
-zelt gegebenen Erklärung . als eine. von der Großhirnrinde aus-
‘Phänomens sowohl, als auch des Augenschlusses nur auf dem -
‚achtet man auch z. B. das Auftreten von isoliertem .hysterischen
Schükteltremor in einer ursprünglich verletzten Extremität. 5
rn
16. Januar. — 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK N aaae SER
Leichte Dermograpbie, sonst normal. Kniephänomen lebhaft, Rachen- | © „Es fällt mir überhaupt auf, daß ich bei meinem militärischen
reflex ebenso. Einschußnarbe 2 cm. von dem äußeren Gehörgang rechts, | Material ungemein viel häufiger hysterische Reiz- und Lähmungs-
es = uoo fa o ger et e en zustände: sah, als früher, wo ich, obwohl Gutachter an: einem
Augenbefund: Rechts Lago almus. ei kräftigem Lidschluß am = A tan u u s
linken Auge bei Fixation der Lider Belisches Phänomen, bei befohlenem re oo nn. ee nn l a or
freien Lidschluß kein Bell, ebensowenig bei Fixation der Lider des rechten erung zur veriügung natte. Sch will hier u Sn WENGE
Auges. Geringe Hypästhesie der rechten Cornea, ' Lidflattern. Re- .| Zlärung dieser Frage versuchen, welche uns einen besonderen Ausblick
flektorischer Lidschluß (bei Berührung der Wimpern) vom rechten | auf die traumatische Hysterie überhaupt eröffnen würde, sondern
Auge aus fehlend, vom linken Auge aus prompt, geringe Mitbe- | nur einfach auf die genannten Tatsachen hinweisen und hervor-
wegung der rechten Lider. ; Ed heben, daß diese gesetzmäßige Beziehung wohl damit im Zusammen-
Elektrostatus: Die zwei unteren Äste. des Nervus facialis rechts | hang steht, daß eben bei meinem gegenwärtigen Material Ver-
faradisch erregbar. Die Muskulatur der rechten Gesichtshälfte: Mus- |. letzungen viel häufiger vorkommen und gleichzeitig viel schwerere
culus frontalis dexter faradisch erloschen. Galvanisch: Musculus | Tyaumen sich ereignen, sowie schwerwiegende weitere psychische
frontalis rechts träge Zuckungen A.S.Z=K.S. Z. (Minimalzuckung þei l Momente, Fragen der Felddiensttauglichkeit usw. binzutreten. . o
i Die Frage der traumatischen Hysterie wird manche Erweiterung,
manche Veränderung der Auffassung erfahren, bis wir Zeit und Ruhe
10 M.-A.) Herabgesetzte faradische Erregbarkeit der rechten. Stirn-
‚facialisäste. Taubheit rechts. Also partielle organische Facialislähmung
mit aufgepfropfter funktioneller. _ l 2 |
Von dem siebenten Falle, F. W., der eine reine linksseitige
Facialislähmung in Verbindung mit Konvergenzkrämpfen, die eine Ab-
ducenslähmung bei normaler ‘elektrischer Erregbarkeit des Faeialis |
vortäuschten, zeigte, sind mir die genaueren Notizen verlorenge-
gangen. ° u A, u:
Die gegebenen Krankengeschichten zeigen, daß von den acht
Fällen drei, das ist der seinerzeit- schon von mir publizierte Fall 6,
řial sichtend und zusammenfassend zu beurteilen. Das Hervorheben
einzelner, bisher fast unbekannter Erscheinungformen aber, wie das
relativ häufige Vorkommen. hysterischer Facialisläihmung und. die
Schilderung ihrer typischen, Symptomatik mag‘ jetzt schon zum
Zwecke einer Verallgemeinerung ihrer Kenntnis gerechtfertigt er-
scheinen. . - | een e
Literatur: 1. Wilbrand und Sänger, Neurologie des Auges,
2. Aufl. 1915, Jahrg. 22, Bd. 2, S. 1629. — 3. Wißmann, Die Peureiing |
tioneller Innervationsstörung des ganzen Facialisbereiches darstellen,
der Augensymptome. (Sml. Abh. d. Aughik. 1916, Bd.’ 10, S.9 u. 81.)
die anderen fünf rein funktionelle Schädigungen. Bezüglich der
Erscheinungsform der Innervationsstörung des Augenfaeialis ist in
einzelnen Fällen besonders auffallend, daß der mangelhafte Schluß
(Klin. Mbl. fi.. Aughlk. 1917, Bd. 58, H. 1, S. 99.)-— .6. Der-
eo . „173 ; Phänomen,
a sollen Felen der Lunrvaden des | PERS. net das yoguraniE Habs Fllen Pal atalet Hui
- g | lähmung. (W. m. W. 1900, Nr.5 ü. 6.) — 7. Hering, Ausfall der mit dem
willkürlichen Lidschluß sy Seel yerbunden 2 Augenbewegung. (rag. 2
ell-
Wschr. 1900, Nr. 18.) — raupa, Zur Kenntnis der Pathologie des
(Arch. f. Aughlk.' 1913. Bd. 75.) — 9. Pichler, Ab-
schen Phänomens.
wechselndes Auftreten und Ausbleiben des Bellschen Phänomens bei Facialis-
lähmung. (Klin. Mbl. f. Aughlk. 1918,. Bd. 60, S. 578) — 10. M. Bern-
hardt, Das Ch. Bellsche Phänomen bei peripherischer Facialislähmung, '
(B: kl. W. 1898, Nr. 8, S. 166, Nr. 48, S. 1057) |. wi
hebers gegeben ist; ja in einzelnen Fällen besteht sogar ein
leichter Contractionszustand des Unterlidorbicularis bei ganz ab-
normer Hebung des Oberlides. Gemeinsam. ist allen Fällen der
Nachweis von hysterischen Stigmata, Sensibilitätsstörungen und
dergleichen, sowie daß- bei einzelnen, wie ja überhaupt bei der
sterie, noch eine Komponente von Simulation oder
Aggravation gegeben ist. |
Als wesentlich sowohl bei den Fällen :von reiner funktioneller
‚Die Verkürzung der Kuochenleitung bei der
visceralen Lues mit besonderer Berücksichtigung
| der primären Lues. un
| | Von |
-Oberstabsarzt Prof. Dr. Rhese, Königsberg i. Pr, \
zurzeit im Felde.
los bei allen Fällen hysterischer Lähmung des Augenfacialis in
die organische periphere Facialisläihmung abgegrenzt. Eine Diffe-
rentialdiagnose aber gegenüber einer organischen centralen Lähmung
ist weder aus dem Verhalten des Bellschen Phänomens, noch
selbstverständlich aus der elektrischen Erregbarkeit zu erkennen. Die Verkürzung der Koochenleitung bei Juetischen' Erkran-
kungen des inneren Ohres hat in den. letzten Jahren die oto-
logische Literatur wiederholt: beschäftigt. So hebt Voß die be-
"trächtliche Verkürzung ‘der Knochenleitung bei der luetischen
Schwerhörigkeit hervor, desgleichen.Nag er bezüglich der Heredo-
lues. Neuerdings beschäftigte sich Wanner!) mit dem gleichen
Gegenstand. - Er fand bei der. Untersuchung schwerhöriger
Luetiker eine starke Verkürzung der Knochenleitung. beziehungs-
weise deren Ausfall. und kommt zu dem Schluß,. daß sehr oft Lues
vorliege,. wenn Ao und a! in Knochenleitung auffallend "verkürzt
gehört würden, daß aber beim gänzlichen Fehlen der Knochen-
leitung für a! die vorliegende Schwerhörigkeit fast immer auf
Lues. beruhe. a ee |
Dieses -alles bezog sich auf. das Ohr. des schwerhörigen:
Luetikers. Wir wissen seit langer Zeit, daß auch bei sonst nor-
maler Hörfähigkeit und dem Fehlen eines eigentlichen Ohrenleidens
die Knochenleitung bei der sekundären visceralen Lues ungemein.
‚häufig verkürzt ist. Beck?), der dieses Symptom nachprüfte,
fand es bei 80% .der-Fälle, und Nocht?) scheint ähnliche Rè-
sultate erzielt zu haben. Da sich während des Krieges in meinem
Dienstbereich Jahre hindurch große Geschlechtskrankenlazarette
befanden, so hatte ich Gelegenheit, an einem reichhaltigen Ma-
terial die Angaben Becks nachzuprüfen, und ich kann sie nur
bestätigen. Ich fand unter den untersuchten Fällen von visceraler
sekundärer Lues die.Knochenleitung für eine normalerweise 24”.
wahrnehmbare c°-Gabel in 85 % der Fälle verkürzt, und zwar hoch-
gradig (bis zu ?/, der normalen Hördauer) in 15% der Fälle, mittel-
stark (mehr als !/s bis zu, /2 der normalen Hördauer) in 385%
d
g einer mehr oder weniger. vollständigen Hemiplegie
dürfte sich, abgesehen von dem Bestehen hysterischer Stigmata,
kaum ergeben. T =
Wichtig erscheint mir aber auch andererseits das Fehlen
des Bellschen Phänomens bei der hysterischen Facialislähmung
deswegen, weil es geeignet ist, einiges Licht auf die abulische
Natur hysterischer Lähmungszustände ‘überhaupt zu werfen, deren
gehende Mitbewegung, so sehen wir, daß das Fehlen dieses
Mangel eines zur Peripherie gelangenden Reizes beruhen kann.
Es fehlt demnach das Bellsche Phänomen, wenn bei einer
centralen Lähmung die Willensbahn des Facialis von der Rinde
bis zum Kern unterbrochen ‘ist, oder wenn bei einer hysterischen
nun den eingangs erwähnten Fall von Ziehen mit linksseitiger
organischer, rechtsseitiger hysterischer Facialislähmung weiter zum
Vergleich heran, so ergibt sich die Tatsache, daß äußere Verletzungs-
momente am Kopfbereiche die Ursache davon sind, daß bei be-
2) Zschr. £. Ohrblk. Bd. 76, 8.2. . Eu
2) M. m. W. 1913, Nr. 50 und M. Kl. 1916, Nr. 12.
5 D. m. W. 1918, Nr. 39.
die vom Facialis innervierten Gebiete lenkt. Ganz ähnlich beob-
Fuzi
a
finden werden, das übergroße, während des Krieges gesammelte Mate-
Bd. 1, S. 53, 561. — 2. Uhthoff, Graefe-Saemisch, Handb. d ges. Aughik,
4. Ziehen, Organische, periphere und hysterische Facialislähmung. (M. KI.
1906.) — 5. Marguliés, Periphere Facialislähmung mit fehlendem Bellschen l
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64 - Ze 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
19. Januar.
der Fälle, mittelstark (mehr als 1/2 bis zu ?/, der normalen Hör-
dauer) gleichfalls in 35% der Fälle, über ?/s der normalen Hör-
dauer in 15% der Fälle. Nahezu ebensohäufig war die Ver-
kürzung für eine normalerweise 45” wahrnehmbare Co-Gabel; sie
fand sich in 84% der Fälle, und zwar hochgradig in 27,9%,
mittelstark bis zu 1/2 der normalen Hördauer in 45,9% der Fälle,
mittelstark bis zu ?/s der normalen Hördauer in 11,5%, über ?/s
der normalen Hördauer nur in 14,7 %. !
Allerdings werden wir nachher sehen, daß wir bei der Be-
wertung dieser Zahlen zu ganz erheblichen Einschränkungen ge-
nötigt sind, wenn wir Kontrolluntersuchungen an Nichtluetikern
zum Vergleich heranziehen.
Es erschien mir nun angezeigt, die Untersuchung der Ohren
gesunder, bezüglich ihres Sprachgehörs nicht auffallender Luetiker
auch auf die Fälle von tertiärer und primärer Lues auszudehnen,
was bisher.in systematischer Weise noch nicht geschah.
Was die tertiäre Lues anlangt, so war ich überrascht, auch
bei normalhörigen, jüngeren Leuten mit negativem Wassermann,
von einem Falle abgesehen, eine normale Knochenleitung über-
haupt nicht gefunden zu haben. Dabei war die Zahl der Fälle
von hochgradiger Verkürzung der Knochenleitung größer als bei
den sonstigen Stadien der visceralen Lues, sie betrug für die
c’-Gabel 26,7 %.
Ebenso bemerkenswert sind die Ergebnisse bei der primären
Lues. Unter etwa 150 Fällen von primärer Lues war für eine
c°-Gabel die Knochenleitung hochgradig verkürzt in 5,8% der
Fälle, mittelstark bis zu 1/2 der normalen Hördauer in 31,4%,
mittelstark bis zu ?/s der normalen Hördauer in 41,6%, über ?/s
der normalen Hördauer nur in 21,2%, Die C,-Gabel wurde hoch-
gradig verkürzt gehört in 27,5% der Fälle, mittelstark bis zu 1/2
der normalen Hördauer in 34,3%, mittelstark bis zu 2/3 der nor-
malen Hördauer in 17,1%, über ®/s der normalen Hördauer nur
in 21,1%.
Zu erörtern wäre noch der etwaige Einfluß der Wasser-
mannschen Reaktion sowie der Einfluß der Behandlung oder Nicht-
behandlung. Zu z
Ein Einfluß der Wassermannschen Reaktion war bemerkens-
werterweise nicht erkennbar. Es zeigte sich vielmebr — und das
gilt sowohl von den primären wie von den sekundären und ter-
tiären Fällen —, daß eine nennenswerte Verkürzung auch bei stark
positivem Wassermann fehlen kann, während andererseits die Fälle
von starker Verkürzung sich auf die Fälle mit positivem und nega-
tivem Wassermann gleichmäßig verteilen.
Auch ein Einfluß der Behandlung — sie bestaud gewöhn-
lich in Injektionen von Neosalvarsan nach vorausgegangener Queck-
silbertherapie — ist nicht ersichtlich. Eine größere Serie unbe-
handelter Luesfälle zeigte die gleichen Prozentzahlen und die
gleichen Grade der Verkürzung wie die behandelten Fälle, sodaß
es also nicht angängig ist, von etwaigen toxischen Mitwirkungen
der gebrauchten Arzneimittel zu sprechen. Es muß sich also um
eine ausschließliche Einwirkung der Luestoxine auf die Hörbahn
handeln. |
-Es ist nun selbstverständlich — und damit komme ich zu
der vorhin angedeuteten Einschränkung —, daß man bei der Aus-
wahl der Fälle mit Vorsicht zu Werke geht. Leute. mit Ohren-
leiden in der Anamnese sowie solche, bei denen das Trommelfell
nicht normale Verhältnisse zeigt, sind natürlich auszuschalten. Es
müssen aber auch Kopftraumen in der Anamnese, auch solche,
die weiter zurückliegen, berücksichtigt werden. Trotzdem zeigte
die Kontrolluntersuchung an 100 nach diesen Grundsätzen ausge-
wählten Nichtluetikern, daß wir auch bei letzteren mit einer er-
heblichen Zahl von Fällen zu rechnen haben, bei denen die Knochen-
leitung ohne klar ersichtlichen Grund mittelstark verkürzt ist, denn
diese Kontrolluntersuchung ergab: hochgradige Verkürzung für die
c°-Gabel 0°/,, mittelstarke bis zu ?/, der normalen Hördauer 26°/,,
mittelstarke Verkürzung bis zu ?/, der normalen Hördauer 320/,,
über ?/, der normalen Hördauer 42°/ Man wird also hiernach
die vorhin genannten Prozentzahlen bei den Luetikern zu redu-
zieren haben und nur bei hochgradiger Verkürzung der Knochen-
leitung für die c°-Gabel das Bestehen einer Lues in Erwägung
ziehen.
Welche Ursache hat man für die luetische Verkürzung der
Knochenleitung bei nahezu normalem Sprachgehör anzunehmen?
Hier sei zunächst daran erinnert, daß es sich keineswegs um ein
für die Lues specifisches Symptom handelt. Wanner fand es in
einem Falle von Kopftrauma und führte es auf eine traumatisch
bedingte Hirnhautverwachsung zurück. Ich habe bereits in einer
. nur bei 12 Fällen.
aus dem Jahre 1904 stammenden Arbeit!) den Nachweis erbracht
daß die Verkürzung der Hördauer in Knochenleitung eine nach
Kopftraumen allgemein zu beobachtende Erscheinung ist. Eine
Hördauer von über 75% in Knochenleitung für klein ce fand ich
auf dem schlechteren Ohr unter 100 untersuchten Kopftraumatikern
Der Grad der Verkürzung entsprach un-
mittelbar nach der Verletzung der Schwere der letzteren, sowie
dem Grade der sonstigen Hörstörungen, in der Folgezeit bestand
dieses Abhängigkeitsverhältnis nicht durchweg, weil die Länge der
seit dem Trauma verflossenen Zeit ein ceteris paribus mitwirkender
Faktor zu sein scheint. Es betrug nämlich die Hördauer für klein c
sofort nach der Verletzung und bis zum Ablauf von etwa einem
Jahre nach derselben durchweg nur 30 bis 50% der normalen
auch bei regelrechter Hörweite für die Sprache, noch nach fünf
bis zehn Jahren betrug sie im allgemeinen nur 50 bis 60%, nach
mehr als zehn Jahren 60 bis 100%, Ich knüpfte seinerzeit an
diese Feststellungen die Mahnung, wie vorsichtig man bei der
Bewertung von Verkürzungen der Knochenleitung sein müsse. In-
folgedessen bin ich der Ansicht, daß es auch in dem Falle
Wanners weniger die Verwachsung der Hirnhäute wie das
Kopftrauma an sich war, das die Verkürzung der Knochenleitung
bedingte. Wenn man also sowohl bei der Lues sowie nach Kopf-
traumen mit besonderer Häufigkeit das Symptom der verkürzten
Knochenleitung bei sonst normaler Hörfähigkeit findet, so entsteht
ohne weiteres die Vermutuug, es könne oder müsse in beiden
Fällen eine gemeinsame pathologisch-anatomische Unterlage zu
Recht bestehen. Beck und Andere sehen bei der Lues die Ur-
sache in einer Steigerung des Liquordruckes. Erwägt man, d
Jakob?) bei Tieren nach experimenteller Schädigung proliferative
Erscheinungen an den Hirnhäuten sowie stellenweise Obliterationen
an derselben fand, daß ferner nach Payr Schädeltraumen auch
ohne nachweisbare schwere anatomische Veränderungen eine lang-
dauernde, erhebliche Drucksteigerung des Liquors bedingen können
— traumatische Reizzustände mit Liquorvermehrung oder vaso-
motorische Störungen der Plexus chorioidei oder multiple kleine
Blutungen beziehungsweise kleine Zerreißungen der Hirnhäute —,
so liegt es nahe, sowohl bei der Lues wie nach Kopftraumen in
einer bestehenden oder abgelaufenen Liquorvermehrung im Sinne
einer leichten Meningitis serosa beziehungsweise in leichteren post-
meningitischen Veränderungen die gemeinsame Grundursache der
verkürzten Knochenleitung sowohl bei der Lues wie nach Kopf-
traumen zu suchen. Es zeigten mir indessen Liquorentnahmen bei
Luetikern, daß trotz verkürzter Knochenleitung nicht immer eme
Steigerung des Liquordrucks zu bestehen braucht, Man wird also
nur sagen können: Bei der Lues sind sowohl Verkürzung der
Knochenleitung wie Liquorvermehrung häufig. Ein Zusammenhang
zwischen beiden ist anzunehmen, Da indessen starke Verkürzun-
gen der Knochenleitung auch ohne Drucksteigerung des Liquors
vorkommen, so ist letztere nicht die unbedingte Voraussetzung der
ersteren, man wird also ursächlich außer mit der Liquorvermehrung
und den mit ihr wohl im Zusammenhang stehenden leichteren M®-
ningitischen und postmeningitischen Veränderungen auch mit
leichteren degenerativen Veränderungen im Bereich der retro-
labyrinthären Cochlearisbahn zu rechnen haben. Auf den centralen
und retrolabyrinthären Anteil der Cochlearisbahn scheint in 5°
wisser Hinsicht das Verhalten der Co-Gabel, also der tiefen Tone
hinzuweisen. Denn man hat, wie ich an anderer Stelle?) ausführ-
lich darzulegen suchte, Anlaß, bei centralen und retrolabyrinthären
Affektionen der Cochlearisbahn mit einer vorzugsweisen Beeinträch-
tigung der Hörfähigkeit für die tiefen Töne zu rechnen.
Einer Erklärung bedarf vielleicht noch der Umstand, dab
nur die Knochenleitung geschädigt ist, nicht aber die sonstig®
Hörfunktion. Daß. letztere ganz intakt ist, ist nun zunächst nich
ohne weiteres zu sagen; eingehende Prüfungen des Sprachgehöfs
dürften zeigen, daß eine normale Hörweite für die Sprache au
.20 bis 24 m vielfach fehlt, es sich also nur um eine praktisch nich
in Betracht kommende Schädigung der sonstigen Hörfähigkel
handelt. Die Ursache kann Kir Hr der Geringfügigkeit der 8°
setzten Veränderungen liegen. Die Knochenleitung als weniger
wichtiger Nebenweg für die Schallwellen weist eben bereits eine
Schädigung auf, wo der Weg durch Vermittlung. des Schall-
leitungsapparates, auf den als Hauptweg die Hörfunktion eingeste
ist, eine praktisch sich äußernde Beeinträchtigung noch nicht er-
kennen läßt,
1) Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 2, H. 4.
2) D. m. W. 1912, S. 1668.
°) Tassow-Schäfers Beitr. Bd 7, H. 4 und 5.
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19. Januar. l
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= = > 1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — Nr. 3. ` 65
Die Ergebnisse vorstehender Erörterungen gestatten folgende | zum raschen, unaufhaltsamen Fortschreiten der entzündlichen Ein-
Zusammenfassung! © > oa TE . | schmelzung. von Gehirngewebe, bis Durchbruch in einen Ventrikel
1. Sowohl bei der primären wie bei der sekundären und | und Meningitis den Tod herbeiführt. ` o
tertiären Lues ist die Verkürzúng der Knochenleitung bei normaler | Den traumatischen Gehirnabsceß kennzeichnet die‘.
‚oder praktisch nicht in Betracht kommender Beeinträchtigung der |. Bildung von Eiter, . .Ätiologisch kann sich der Absceß aus einer
Hörfähigkeit für die Sprache ungemein häufig. - < as traumatischen Encephalitis_entwickeln, indem es in seltenen Fällen
2, Diagnostisch kommen indessen mit Rücksicht auf die Er- | zu einer eitrigen Einschmelzung des alsdann relativ gutarligen,
gebnisse der Kontrolluntersuchung an sorgfältig ausgewählten Nicht- | weil sich begrenzenden encephalitischen Herdes kommt. Nach
luetikern bezüglich der mittleren Töne (kl. c) lediglich die Fälle | eigener Erfahrung entsteht der traumatische Gehirnabceß in den
hochgradiger Verkürzung (bis zu'!/s der normalen Hördauer) in | meisten Fällen durch ein abgesprengtes Knochenstück oder. durch.
Betracht, die bei Lues I 5,8°%/,, bei Lues II-15°,, bei Lues I | ein — manchmal nur hirsekorngroßes — Geschoßteilchen.. Ein `.
26,3°/, betragen. Mittelstarke Verkürzungen für ‚mittlere Töne |, Absceß ist um so wahrscheinlicher dann hinter einem Gehirnvor-
sind diagnostisch belanglos,. wenn sie an sich auch etwas häufiger | fall zu suchen, je längere Zeit nach der Entstehung des Schädel- '
sind wie bei Nichtluetikern. Wohl aber ‚sind bei-der Lues Ver-' | defektes.der Vorfall sich bildet. l a |
kürzungen für tiefe Töne (Cə) bis zu etwa 1/2 der normalen Hör- - Die beste Behandlung -des Gehirnprolapses besteht darin,
dauer so erheblich und so augenfällig häufiger als diejenigen über | ihn nach Möglichkeit zu: verhüten. Die Prophylaxe, geht dabei
eine gewisse Bedeutung nicht | zeitlich bis auf die erste Wundversorgung eines. Schädelschusses
” .# | zurück. Je frühzeitiger die Weichteilwunde excidiert und der
1/2, daß man ihnen ceteris paribus
absprechen kann. | | 2 5 5
3. Tertiäre Lues ist in der Anamnese im allgemeinen nicht | Zustand des Schädelknochens festgestellt wird, je
längere Zeit bis zum Abtransport nach Lage der Verhältnisse dem.
erdem kann, desto besser ist die Genesungs-
anzunehmen, wenn die Knochenleitung für mittlere Stimmgabeln :
Operierten vergönnt w
normal oder gar verlängert ist, und je älter eine Lues ist, um so
zahlreicher sind im allgemeinen die Fälle von hochgradiger Ver- | aussicht.. | | i u
Zunächst erfüllt die frühzeitige Excision der Hautwunde beim
annschen Reaktion auf den.Grad | Schädelschuß das, was-Krönlein. als „prophylaktischen Schwer-
k
kürzung,
4. Ein Einfluß der Wasserm ‚ara
der Verkürzung tritt im allgemeinen ebensowenig hervor wie ein | punkt der Behandluug“ bezeichnet, das heißt eine Schädelver-
| letzung nach Möglichkeit aseptisch zu gestalten. Auch wenn keine
- apparat, auf den als Hau
solcher der Behandlung oder Nichtbehandlung.
5. Da bei der Lues ebenso wie nach Kopftraumen Ver-
kürzung der Knochenleitung und Vermehrung des Liquors häufig
` nebeneinander vorkommen, ist ein ursächlicher Zusammenhang
anzunehmen, der indessen nicht der ausschließliche zu sein scheint.
6. Die Ursache des Symptoms der verkürzten.Knochenleitung
bei nahezu normalem Sprachgehör liegt in der Geringfügigkeit der
gesetzten Veränderungen. Es weist die Knochenleitung als weniger
wichtiger Weg für. die Schallwellen bereits eine Beeinträchtigung
auf, wenn dieses bezüglich des Weges durch den Schalleitungs-
ptweg die Hörfunktion eingestellt ist, noch
nicht der Fall ist, :
Der Schädeldefekt nach‘ Schußverletzungen und
Knochenverletzung gefunden wird, so ist die möglichst frühzeitige
Schaffung von sauberen Wundverhältnissen nur von Nutzen, Denn
es ist eine experimentell und auch durch neuere klinische Er-
fabrungen erhärtete Tatsache, daß auch bei intaktem Knochen
durch Kommunikation der entsprechenden Lymphbahnen eine In-
fektion des Schädelinneren von einer infizierten Kopfwunde aus
stattfinden kann. Erweist sich der Schädelknochen zertrümmert
oder auch. nur gesprungen, dann ist mit Meißel, Hammer und
Knochenzange: so viel vom Knochen fortzunehmen, bis man an-
nehmen kann, keine abgesprengte Knöchenteilchen mehr zurück-
gelassen zu haben.. Diese Forderung ist — wenigstens im allge-
meinen — dann erfüllt, wenn :allseitig unverletzte Dura freiliegt, > .
Da das freiliegende Gehirn auch bei aseptischen Verhältnissen,
mit einer, wenn auch nur oberflächlichen Encephalitis reagiert, so
ist in jedem Falle der primäre Wundverschluß im Anschluß .an
| den ersten Eingriff in Erwägung zu ziehen. Da es eine wirkliche `
‚Drainage des Gehirns selbst nicht gibt, so kann man die Indika-
einige Folgezustände.
tion für, die primäre Naht — auch nach eigenen Erfahrungen —
Von
Æra A
- p- a e ~raz
l l
Stabsarzt Dr. K. Stern, Eschwege,
zurzejt ordinierendem Arzt am Reservelazarett Langensalza.
Immer mehr hát sich die Erkenntnis Babn gebrochen, daß
eine Besserung der Prognose der Schädelschüsse nur durch eine
möglichst frühzeitige chirurgische ‘Behandlung zu erwarten ist.
Jeder am Schädelknochen vorgenommene Eingriff bedeutet eine
Vergrößerung des Schädeldefektes, Denn die Operation erfüllt
ihren Zweck nur dann, wenn der Knochen so weit entfernt wird,
' daß allseitig unverletzte Dura freiliegt, und die Knochenschale
er Stelle mehr Splitterung aufweist. Ist die harte
= selbst an kein
net, dann kann es als frühzeitige Folgeerscheinung
Hirnhaut eröff
‚ des Schädeldefektes zur Ausbildung eines Gehirnprolapses
kommen. Voraussetzung für das Zustandekommen eines Gehirn-
recht weit ziehen. Voraussetzung ist, daß an den zur-Vereinigung
kommenden Weichteilen alles nekrotische, das heißt infizierte Ge-
webe sorgfältig entfernt ist. Um sich von vornherein nicht der
Möglichkeit zu berauben, die Weichteile infolge Wegnahme von
zuviel infiziertem Gewebe zur Vereinigung bringen zu können,
empfehle ich folgendes. Verfahren: Nach entsprechender Herrich-
‚tung der Umgebung der Schußwunde bildet man einen großen
U-förmigen Weichteillappen, dessen Mitte den durch die Schuß-
öffnung gesetzten noch unberührten Defekt enthält, Dessen
nekrotische Ränder -werden erst an dem zurückgeschlagenen Haut-
lappen ausgeschnitten und jodiert, während gleichzeitig die Gehirn-
wunde sorgfältig abgedeckt gehalten wird. ‘Bei diesem Vorgehen
gelingt es, eine sekundäre Infektion des Gehirns von der Haut
-dem nur ein S
. drucksteigernde Ursache bei Schädelschüssen ist. nur selten eine
ie Encephalitis, wie sie als Reaktion auf eine Gehirnwunde oder auf
‚ zunehmende Verwirrtheit und Benommenheit sprechen für eine
| u Zerfall des Gehirns und hat in malignen Fällen die. Tendenz
aus zu vermeiden. Auch wenn eine völlige Vereinigung der aus-
geschnittenen Defektränder an dem wieder in seine richtige Lage
zurückgebrachten U-Lappen nicht möglich ist, so wird der Nutzen
des primären Nahtverschlusses deshalb doch erzielt, weil die Öff-
Blutung; in den meisten Fällen wird: sie bedingt durch eine Ent- | nungen in der Haut und im Knöchen meistens nicht zusammen-
2ündung.- Dabei kann es sich um eine, mehr oder weniger | fallen. Denn der Zweck der primären ‚Naht liegt nicht darin,
umschriebene, Meningitis handeln, oder um eine oberflächliche | durch einen mechanischen Druck ein Hervorquellen (Prolaps) - des
Gehirns aus dem Knochen- und Duradefekt zu verhindern, son-
dern allein darin, die für den Prolaps verantwortliche sekundäre
Infektion zu verhüten. .. ` a g
Ist es zum Gehirnvorfall gekommen, so ist dieser selbst ein-
Nolimetangere. Die Behandlung richtet sich allein gegen seine
Ursache. Wir haben im Heimatlazarett manchen mit bösartigem
Aussehen: ankommenden Prolaps dann zurückgehen sehen, nach-
dem wir die Knochenlücke rings um den Vorfall ausgiebig er-.
weitert hatten. Die bald einsetzende Pulsation erwieg sich
immer als ein günstiges Symptom; einmal als Zeichen für die
vorfalls ist eine Lücke im Schädelknochen und in der Dura.
‚Aber der Prolaps ist keine Erkrankung des Gehirns an sich, son-
ymptom, und -zwar ein Symptom, das anzeigt, daß
in .der Schädelhöhle eine Drucksteigerung vorhanden ist.: Die
Nas operativen Eingriff unter nicht völlig aseptischen Verhält-
re fast unvermeidlich ist, oder drittens um die bösartige,
$ egmonöse Encephalitis, oder viertens kann ein Hirnabsceß dem
orfall zugrunde liegen. Hohes Fieber, Nackensteifigkeit, rasch -
aumatische Meningitis als Ursache des Prolapses. |
Die traumatische Ence phalitis — traumatisch zur
| mserscheidung von der Encephalitis nach Infektionskrankheiten
eh usw.) und nach Intoxikationen (Alkohol usw.) — ent- nstiges Sy
‚ou auf dem Boden einer Zertrümmerung von Gehirnsubstanz. | gebesserte Circulation in dem vorgefallenen Gehirn, ‘sodann als
Beweis für einen Rückgang der Entzündung (Ödem usw.) in dem
Sie ist pathologisch -anatomisch charakterisiert durch Erweichung
| verletzten Gehirnteil.
66
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
19. Januar.
| Dieses Vorgehen, das bei der umschriebenen Meningitis und
. bei der Encephalitis Erfolg haben kann, genügt nicht, wenn ein
Absceß die Ursache des Vorfalls ist. Zu warnen ist vor der
. Punktion eines Prolapses zu diagnostischen Zwecken; besonders
am Stirnhirn haben wir wiederholt beobachtet, daß das Vorder-
horn des Seitenventrikels sich in den Prolaps vorstülpte, die In-
fektion des Ventrikels durch die Punktionsnadel hat eine tödliche
Meningitis fast stets zur Folge. Besteht der Verdacht auf einen
Absceß, dann ist der Finger nach eigenen Erfahrungen das relativ
ungefährlichste Instrument, da eine breite Eröffnung eines Ven-
trikels, die dem Liquor Abfluß gewährt, in Genesung übergehen
kann. Auch ein vorsichtiges Anheben der Ränder des Vorfalls.
mittels Sonde ist zur Feststellung eines Abscesses erlaubt
(Borchardt). f
Am aussichtslosesten ist die Therapie bei der phlegmonösen
(malignen) Encephalitis. Diese ist dann anzunehmen, wenn trotz
der Druckentlastung durch Wegnahme von Knochen bis zur all-
seitigen Freilegung intakter Dura der Prolaps immer weiter,
. morsch und matschig, vorquillt, und wenn sich im Verband immer
wieder abgestoßener Hirnbrei findet. Dann empfiehlt es sich, zur
Vermeidung von zuweilen recht unangenehmen Blutungen beim
Verbandwechsel : den Gehirnvorfall nicht mit den Verbandstoffen
direkt in Verbindung zu bringen, sondern ihn durch ein Draht-
geflecht zu schützen; es ist zweckmäßig, überhaupt bei jedem
Prolaps sich 'dieser Verbandart zu bedienen. Geht ein Gehirn-
vorfall in Heilung über, dann beginnt die Granulationsbildung von
den Rändern aus. Wichtig ist es, zu wissen, daß auch nach ab-
geheilter Encephalitis ein Vorfall durch eine ein- oder mehr-
kammerige Cyste unterhalten werden kann, die nach Resorption
des durch Encephalitis zerfallenen und zerflüssigten Gehirns zu-
rückbleibt. | |
Kommt ein Prolaps nach Abstoßung erheblicher Gehirnteile
zur Ausheilung, dann sind in seltenen Fällen Ausfallserscheinungen
als Folgen beobachtet worden. Ethische Defekte bei Stirnhirn-
, verlusten, motorische bei solchen des Schläfenlappens. Auch
' „Heilung“ mit persistierendem Prolaps kommt vor.
Jeder Schädeldefekt mit und ohne komplizierenden Gehirn-
vorfall hinterläßt Narben und Verwachsungen. Seltenere Residuen
sind organisierte Blutgerinnsel, Cysten (nach Resorption von ence-
phalitischen Prozessen) dislozierte Knochenstückchen und einge-
heilte Projektile. Verwachsungen bilden sich zwischen dem Ge-
hirn und seinen Häuten, oder die Hirnhäute verwachsen unter
sich und mit den Rändern des Knochendefektes. Die Narben-
bildung wechselt von der „kleinen derben schwieligen Abflachung
bei corticalem- Sitz“ bis zur „bindegewebigen, weit über die Ver-
letzung ausstrahlenden Degeneration“, die zur Atrophie eines ganzen
Lappens führen kann. Ferner besteht in jedem Falle von’ Schädel-
defekt durch die mehr oder weniger enge Knochenlücke hindurch
eine Fortleitung der Gehirnpulsation, die sicht- oder fühlbar durch
die Weichteilbedeckung sich feststellen läßt. Infolge der pulsa-
torischen Bewegungen des Gehirns findet ein fortwährendes Gegen-
und Durchpressen der Hirnrinde durch die Knochenlücke statt.
Aufregung, Bücken, Alkoholgenuß und überhaupt alles, „was das
Blut nach dem Kopfe treibt“, vermehrt und verstärkt die Pul-
sationen und infolgedessen auch die Reizwirkung, die die Hirn-
rinde durch das mechanische Anpressen an die Knochenränder
erfährt. |
Als schwerste Folgeerscheinung dieser pathologisch-anato-
mischen Veränderungen resultiert in einer Reihe von Fällen die
traumatische Epilepsie. Uns interessiert hier nicht der
akute traumatische Anfall der frischen Hirnverletzung, sondern
allein die chronisch-traumatische Epilepsie, die nach einem mehr
oder weniger langen Intervall nach Heilung des Schädeldefektes
zum Ausbruch kommt und unter dem Bilde der Jackson schen
sowohl wie der allgemeinen Epilepsie verläuft. Da wir bis jetzt
_ die Ursache für die sogenannte genuine Epilepsie nicht kennen,
so wissen wir auch nicht, warum bei dem einen Schädeldefekt
Krampfanfälle zum Ausbruch kommen, bei dem anderen nicht.
Die allgemeine Ansicht scheint bis jetzt immer noch dahin zu
gehen, daß außer den oben angeführten pathologisch-anatomischen
Residuen ein reizbar disponiertes Gehirn als Voraussetzung für
das Zustandekommen von Krämpfen vorhanden sein muß.
Ein instruktiver Fall eigener Beobachtung sei angeführt: Ein
Unteroffizier mit Schädeldefekt nach Schußverletzung am Hinterkopf N
lag wegen Furunkulose auf meiner Station. Der Kopfschuß war seit
Jahresfrist geheilt; es bestand am Hinterkopf eine talergroße Knochen-
lücke, in der die Pulsationen des Gehirns deutlich sichtbar waren,
vielleicht häufenden Vergehen von Kriegsteilnehmern mit Schädel-
Gegen den Patienten schwebte ein Gerichtsverfabren wegen tätlichen
Angriffs auf einen Sicherheitsbeamten. Der Patient gab an, daß er
leicht in Wut gerate und dann nicht wisse, was er tue. Eines Nachts
wurde ein epileptischer Anfall einwandfrei auf der Station beobachtet;
Patient war dabei aus dem Bett gefallen und wurde bewußtlos auf-
gehoben. Am anderen Morgen wußte er von diesem Vorfall nichts,
Auch will er bis dahin keine Krampfanfälle gehabt haben.
Ob in diesem Fall auch Narben an der Gehirnoberfläche oder
Verwachsungen des Gehirns, seiner Häute und der Knochenränder
oder dergleichen bestanden, vermag ich nicht zu sagen. Nach Braun
kommt der fortgesetzten mechanischen Gegenpressung
und dem Gegenschlag der Gehirnrinde gegen die
änder von Knochendefekten die gleiche Bedeu-
tung als krampfbegünstigendes Moment zu, wie den obengenannten
pathologischen Veränderungen.
Ferner lehrt der Fall, mit welcher Vorsicht ein pulsatorischer
Defekt für die gesamte Beurteilung seines Trägers zu bewerten ist,
auch wenn der Patient nur von leichter Reizbarkeit und dergleichen,
aber nichts von epileptischen Anfällen weiß.
Es bestätigt: der Krankheitsverlauf bei unseren Patienten wört-
lich folgende Ausführungen Schröders: „Noch häufiger als bei der
genuinen Epilepsie scheint es bei der traumatischen vorzukommen, daß
psychische Störungen auftreten, bevor der erste epileptische Anfall
sich einstellt, und zum mindesten, bevor von einem epileptischen An-
fall etwas bekannt wird (nächtliche Anfälle). Besonders dann wird die
epileptische Natur der psychischen Störung oft verkannt, wenn
eine Psychose oder Zustände depressiver, ängstlicher oder gereizter
Stimmungslage das erste Symptom einer traumatischen Epi-
lepsie sind.*
. „Als psychische Veränderungen, die bei einem Schädeldefekt
für eine epileptische Erkrankung sprechen, gelten Wesensverände-
rungen allgemeiner Art, wie Schwerfälligkeit, Pedanterie, verlang-
samte Auffassung, Umständlichkeit usw. Periodisch auftretende
Depressions- und Angstzustände, Verstimmungen, Wutaus-
brüche, Zeichen einer erhöhten Reizbarkeit, Intoleranz
gegen schon geringe Alkoholmengen, die als Reaktion schwere Er-
regungszustände und Ausschreitungen bewirken (pathologischer
Rausch), sind als epileptische Äquivalente zu bewerten. Dämmer-
zustände sprechen wohl stets dafür, daß ein wirklicher, wenn auch
unbeobachteter, weil nächtlicher Anfall vorausgegangen ist.
Vielleicht hatte der Beamte, mit dem unser Patient den Zù-
sammenstoß hat, den Mann, wenn auch unbeabsichtigt, in Erregung g®
bracht. Daher das, einem epileptischen Anfall gleichzusetzende Delikt.
„Wie bei jeder anderen Epilepsie kann auch bei der traumatischen Epi-
lepsie ein Krampfanfall beziehungsweise ein Äquivalent (in unserem
der Wutausbruch) durch eine psychische Erregung ausgelöst
werden.
Deshalb ist unser Fall von Schädeldefekt auch von foren-
sischem Gesichtspunkt aus bedeutungsvoll bezüglich der Zurech-
nungsfähigkeit, der Zuerkennung mildernder Umstände und der-
gleichen und die allgemeine Kenntnis vorstehender Auseinander-
setzungen ist für die ärztliche Begutachtung der sich mit der Zeit
defekten von großer Wichtigkeit.
Die Behandlung der geschilderten Folgezustände muß sich
zum Ziel setzen, reizbildende Ursachen zu beseitigen. Witzel
„sah keinen Mißerfolg in den Fällen, in denen er das an der
Knochenweichteilnarbe fixierte Gehirn wieder frei beweglich machen
konnte“. Knochensplitter und Geschoßteile sind zu entfernen,
Narben sind zu exeidieren und Cysten zu öffnen. Die Schädigungen
der Pulsationen des Gehirns gegen den Defektrand im Schädel-
knochen beseitigt der osteoplastische Verschluß mit vielfach be-
schriebenem Erfolg. Der Periostknochenlappen wird teils der
Nachbarschaft des Defektes entnommen (Möller-König), teils
als freie Plastik aus der Tibia des gleichen Individuums. Zur
Vermeidung der Gefahren einer latenten Infektion läßt man einen
Zeitraum von durchschnittlich sechs Monaten bis zur Deckung Vef-
streichen. Andererseits darf der Eingriff deshalb nicht zu lang®
hinausgeschoben werden, weil sonst, besonders bei krampfdis-
ponierten Personen, auch nach Beseitigung der Reizstelle die
krampfauslösende Reizbarkeit des Gehirns nicht mehr zu
eben ist,
_ Abgesehen von operativen Mißerfolgen bei epileptisch-di8-
ponierten Individuen sind Rezidive auch dann zu erwarten, Wenn
es an der Operationsstelle zu neuen Narbenbildungen aus neuen
Verwachsungen kommt. Um sie zu verhüten, pflanzt man freies
Fett. oder freie Faseien, dem gleichen Patienten entnommen, mitte
aht in den durch die Operation gesetzten Dura- oder Hirn-
defekt ein,
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Januar: > > | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK N. 7, 0 0 er:
- Gad A
‚Nasenrückens bis über den Tumor hinaus abgehoben. Dieser selbst
wird zunächst von seiner Unterlage getrennt. Dabei zerbröckelt -ein
Teil des Tumors. Die herausgeschafften Massen erweisen sich schon
makroskopisch als Paraffin. Der übrige Teil, der- mit -der darüber-
liegenden- Haut fest verwachsen.ist, wird mit der Schere abgetragen
‚und unversehrt zutage gefördert. Zum Ausgleich der nunmehr wieder `
‚zum Vorschein kommenden -Einsenkung des Nasenrückens wird ein
Bifenbeinstück®) eingelegt und die Hautwunde dureh Naht verschlossen.
16. März Heilung per primam. Ta
’- . Das bei der Operation gewonnene Stück erweist sich makro-
skopisch als Teil eines ursprünglich wahrscheinlich kugelförmign -
Tumors, dessen Kern aus Paraffin bestand. Dieses Gebilde wurde bei
der Exstirpation zerrissen und der Paraffinkern größtenteils zerbröckelt.
Das restierende Gewebestück wurde in Formol gehärtet, in Celloidin
gebettet und beim Schneiden und Färben -mit der zur Erhaltung:
etwaiger. Paraffinbestandteile nötigen Vorsicht behandelt._. Außerdem
wurde 'ein Teil im Gefrierschnitt untersucht. Die histologische Unter- -
suchung ergibt, daß der Tumor ein bindegewebiges Stroma besitzt, -
‚das ‘drei konzentrische Zonen von verschiedenem Typus zeigt. Die _
innerste fällt zunächst auf, da sie in einem Netzwerk von Binde-
gewebsbalken zahlreiche, verschieden geformte, stark lichtbrechende Ein-
schlüsse, Paraffinsplitter enthält. Centralwärts nehmen die Einschlüsse
an ‚Größe zu, die Balken werden immer zarter. Die größten Einschlüsse
‚sind im Präparat herausgefallen und: nur zarte Balkenausläufer zeigen
ihr ursprüngliches Lager an und lassen den Übergang in den Paraffin-
Zur Kasuistik des sogenannten Paraffinoms.
ON
. Voa 0
Dr. Ernst Eitner, ‚Wien.
Unter dem Namen Paraffinom beziehungsweise Vaselinom
beschreiben zuerst de Bruck und Broekart eine tumorartige-
==- — Geschwulst, die durch Paraffin- oder Vaselininjektionen' ins Ge-
Wf.. webe hervorgerufen wurde. Anäloge Fälle wurden später von.
> »Kirsehner, Uhbthoff, Adler, Müller und Anderen be-
richtet. Obwohl -der Name Paraffinom für ‚diese Gebilde, wie schon -
Kirschner richtig bemerkt, im pathologisch-anatomischen Sinne
nicht korrekt ist, wurde er doch von den meisten Autoren bei-
behalten, und es liegt wohl auch‘ kein praktischer Grund: vor, ihn -
zu verwerfen. Diese Geschwülste sind als Produkt einer im Ge-
folge von Paraffininjektionen. auftretenden reaktiven Entzündung
aufzufassen, deren Ursachen bisher .nicht sicher festgestellt: wur-
den. Der Umfang der Geschwulst übertrifft in manchen Fällen
den des ursprünglichen Injekts um ein. beträchtliches, sodaß ihr
Auftreten sich als eine recht unangenehme Komplikation darstellen
kann. Paraffininjektionen werden derzeit meist aus kosmetischen .
Gründen- vorgenommen, wenn. nun gar die Indikation für dieselbe
Schmerzhaftigkeit in der Gegend der Injektion und deren Nachbar-
schaft. aufgetreten sein. Dieser Zustand dauerte drei Monate an und
A - . e ;
S - Schwellung, Rötung, Druckschmerzhaftigkeit an der.Stelle der Injektion.
breitete sich noch weiter in die Nachbarschaft, insbesondere die untere
Zeitweise traten Exacerbationen mit neuerlicher Schwellung der Augen-
lider auf. Näch Ablauf dieser Periode verblieb eine entstellende Ver-
tisch 4f, Ai ; er | | À ae
on wid keine absolut dringliche war, muß das. Auftreten eines derartigen, | & ' a
a mi -oft schwer reparablen Mißerfolges als ein recht peinliches Ereignis ia A a E er R u
re angesehen werden. Die Anhänger der Paraffintherapie glauben liegend an die Einschlüsse findet sich eine Schicht ‘von epitheloiden
schen BF " — mit Hinweis auf die Seltenheit des Auftretens des Paraffinoms Zellen, die aber stellenweise durch Lager von Riesenzellen unterbrochen .
F diese Möglichkeit bej der Indikationsstellung außer acht lassen zu | ist. In und außerhalb der Riesenzellen kommen Vakuolen vor. Die
del. . können. Da mir in letzter Zeit innerhalb einer verhältnismäßig | zweite, etwas schmälere Zone. besteht aus zellreicherem Bindegewebe. : ~-
sent > kurzen Periode mehrere solcher Fälle zu Gesicht gekommen sind, | In derselben befinden sich zahlreiche rundliche Herde, die aus Leuko- BE
wf glaube ich mich zu der. Annahme berechtigt, daß Paraffininjek- | yten und epitheloiden Zellen bestehen.. Dazwischen sind einzelne- -
'5 . tionen nicht gar so selten Anlaß zu derartigen Erscheinungen no. rer 7 u nenn en d ei Ä
5 = geben, als man im allgemeinen ‘annimmt. Es handelt sich um unregelmäßigen diffusen ae er e a a S
mt. -folgende Fälle, e en 1. Frau Å, C., 28 Jahre alt, erschien am 12. Juni 1914, um wegen `
eb i = Im Februar 1914 .konsultierte. mich eine zirka 40jährige Frau, | einer.nach einer Paraffininjektion ‚aufgetretenen Entstellung Abhilfe zu
gitt der acht Jahre vorher wegen einer angeblich durch Trauma verursachten |. suchen. Sie hatte im Jahre 1903 eine Lues akquiriert, die nicht aus- Er
imti. - , Sattelnase eine Paraffininjektion gemacht worden war. Der Erfolg | reichend behandelt worden war. Nach verschiedenen Rezidiven ent- De a
ht war befriedigend, doch wegen einiger Unebenheiten: versuchte der | wickelte sich im Jahre 1909 'eine .Einsenkung des Nasenrückens. Nach u
m. betreffende Arzt einige Wochen später den Effekt durch Massage nach | einer ‚entsprechenden Kur wurde ihr 1911 von einem Arzt'in einer ne
uj vorhergegangenen heißen Umschlägen zu korrigieren. ` Daraufhin trat | mäbrischen Provinzstadt eine Paraffininjektion unter die Haut des Bi
Ro - eine heftige Entzündung. des ganzen Nasenrückens auf, die.sich auch | Nasenrückens gemacht. Verwendet wurde nach ibrer Angabe ein Ge- we
| auf die Augenlider erstreckte, sodaß diese durch mehrere Tage nicht | misch aus Paraffin und- Vaselin. Schon bei’der Injektion war ein Teil mia,
f . geöffnet werden konnten. Nach Ablauf der akuten Erscheinungen | des Injektes gegen die Stirn zu und in die Seitenpartien .des Nasen-. en
gi =: . . Scheint ein’ Zustand chronischer Entzündung zurückgeblieben zu sein, | rückens abgedrängt worden, doch war dieser Umstand nur tastbar und ee
~ ` der mehrere Monate anhielt. Während..desselben bestand geringere | verursachte keine Entstellung. Erst im Jahre 1912, zehn Monate später, a
soll im Gefolge eines "heftigen Schnupfens Rötung, Schwellung und ai
a
Dumm an... En
f Be A -+
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ers BA: -i E
nadaa a a BE =
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ne
ah} = diekung der Nasenwurzel und des oberen Nasenrückens, die noch immer -
be ‚besteht. Vor etwa fünf Jahren wurde der Versuch gemacht, die Ge- | Stirnpartie aus.- Später schwauden Rötung und. Empfindlichkeit,
pl „schwulst zu exeidieren, was jedoch nur teilweise gelang. Bei der Unter- | die Schwellung blieb aber bestehen und verhärtete sich allmählich. . u
j l ‚suchung zeigte sich eine Verdickung der Nasenwurzel und des oberen |' Bei der Untersuchung findet sich eine starke Verdickung der. f
H | Nasenrückens bis nahe an die Augenwinkel reichend und etwas in die | oberen Hälfte des Nasenrückens; der Nasenwurzel und der angrenzen- a.
À -oberen Augenlider übergreifend, hervorgerufen durch einen derben | den Stirnpartie. Insbesondere die letztere ist, tumorartig vorgewölbt. el
Seitlich erstreckt sich die Erscheinung beiderseits bis nahe an die et
l. Diese Veränderung wird durch eine Geschwulst .-her-. a
knolligen Tumor, der subeutan .gelegen, gegen die Haut und gegen
..Seine Unterlage nur wenig verschieblich: war. Die Haut über der Ge-
‚schwulst erscheint etwas gespannt und von ektatischen Venen durch- `
: zogen. In der Medianlinie findet sich eine. etwa 21/2 cm lange Opera- Ä
tionsnarbe. Da sich die Patientin nicht wieder einfand, konnte eine
„genauere Untersuchung des Falles nicht vorgenommen werden. >
Am 2. März 1914 fand sich Herr A. C., ein 2öjähriger junger
Mann, in meinem Institut zwecks Korrektur eines Schönheitsfeblers
seiner Nase ein. Dieser erwies sich als eine über haselnußgroße Er-
hebung am Nasenrücken. Über die Entstehung dieser Erscheinung gibt
Ţ7 an, daß er sich vor etwa zwei Jahren zur Behebung einer kleinen
Binsattelung am Nasenrücken von einem Berliner Kosmetiker eine Paraffin-
Injektion machen ließ. Er bemerkt ausdrücklich, daß ihm Hartparaffin
„mjiziert worden sei. Aus seiner Beschreibung läßt:sich auch ‚die Verwen-
dung der Steinschen Spritze erkennen. Der Erfolg der Injektion war-voll-
kommen befriedigend. Die Einsattelung war ausgeglichen, das Injekt
nur beim Betasten merkbar. Nach zirka vier Monaten glaubte der Patient
zu bemerken, daß sich die Stelle der. Injektion etwas über das Niveau
er Umgebung erhebe. Später trat dieser Umstand deutlicher hervor
And verschlimmerte sich allmählich bis zum gegenwärtigen Zustand.
Schmerzhaftigkeit und äußere Zeichen einer Entzündung bestanden an-
geblich nicht. Der Patient nimmt an, daß sich das Paraffin verschoben.
abe. Die Untersuchung ergab etwas unter der Mitte des Nasenrückens,
in der Mittellinie eine halbkugelige Erhebung vom Umfang einer großen
aselnuß, die sich knorpelbart anfühlt nicht sehr scharf begrenzt. und
von normaler Haut bedeckt ist. Der Tumor scheint mit seiner. Unter-
die Haut darüber kaum verschieblich.
Augenwinkel. / } |
‚ vorgerufen, die subcutan gelegen, sich.ziemlich hart anfühlt und nir-
gends Scharf abzugrenzen ist, sondern ganz allmählich in die Nachbar-.
schaft verläuft. — . |
Sie ist sowohl -mit ihrer Unterlage als auch mit der bedeckenden
Haut fest verwachsen. . Die letztere zeigt- außer einem Netz: von :
kleinen Venenektasien am Nasenrücken keine Veränderungen. Keine
Zeichen einer Entzündung. Die Patientin ist durch diese Veränderung
schwer entstellt. _ l ae | pie '
16. April 1914. Lokalanästhesie: Von. zwei Einschnitten in
beiden Naseneingängen her wird die Nasenrückenhaut bis an den
Tumor abgehoben. Derselbe erweist sich als außerordentlich resistent
und ist weder von der Haut’ noch . von- seiner Nachbarschaft zu iso- -
lieren. ‚Jedoch gelingt es, ihn von seiner Unterlage abzüheben und ,
den größten Teil durch Herausschneiden und Auskratzei zu entfernen. .
. Wie .sich einige Tage nach der Operation zeigt, ist das Resultat der
Operation unvollkommen, die Haut über der betroffenen Stelle noch
immer verdickt, die Randpartien des Tumors noch erhalten.: Es bliebe
nichts übrig, als die Reste samt der darüberliegenden Haut zu exci-
dieren und plastisch Ersatz zu schaffen, wozu sich aber die Patientin
nicht entschließen kann. ‘An. dem -herausgeschafften Material ist ma- -
kroskopisch von Paraffin nichts zu bemerken. Die brauchbaren Stücke
werden der histologischen Untersuchung zugeführt. Sie werden gleich
dem vorigen Fälle teils im Gefrierschnitt untersucht, teils in Celloidin
gebettet, die Schnitte nach verschiedenen Methoden gefärbt. |
Nachdem es. sich in diesem Fall. um kleine, wahllos. herausge-
' rissene Stücke handelt, ist das Ergebnis. der Untersuchung kein so
1) M. m. W: 1915, Nr. 81.
Å- A pan a ——
B SEE EEE Bee
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lage fest verwachsen zu sein,
Rötung oder Empfindlichkeit besteht nicht. |
Operation am 8. März 1914. Lokalanästhesie. Von einem Ein-
schnitt an der Innenseite des rechten Nasenflügels wird die Haut des
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68 i 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
übersichtliches, läßt aber immerhin folgendes deutlich erkennen: Die
Hauptmasse der. Geschwulst bildet ein derbes fibröses Bindegewebe,
das an manchen Stellen ausgebreitete, diffuse, kleinzellige Infiltrate
zeigt, die gelegentlich. einzelne Riesenzellen enthalten. Außer diesen
diffusen Infiltraten zeigen sich an anderen Stellen kleinere rundliche
Infiltrationsherde in derartiger Menge eingesprengt, daß man von einem
alveolären Typus des Gewebes sprechen könnte. In diesen Herden
treten große Riesenzellen in besonderer Zahl auf. In manchen der-
selben befinden sich Vakuolen. Der letztere Gewebstypus scheint ein
zusammenhängendes Ganzes gebildet zu haben, das mehr central ge-
legen und an Umfang weit geringer war als der erstgeschilderte.
Die stark gefüllten Gefäße der fibrösen Grundsubstanz sind von großen
Mengen ausgewanderter Leukocyten umgeben.
Schließlich liegen mir noch ein schriftlicher Bericht und Photo-
graphien über einen Fall vor, der ebenfalls hierherzugehören scheint.
Leider verhinderte der Kriegsausbruch die in Aussicht genommene
Untersuchung und Operation desselben. Es handelte sich ebenfalls um
eine jüngere Frauensperson, bei der einige Zeit nach einer Paraffin-
injektion wegen angeborener Sattelnase eine Schwellung eintrat, die
zur Bildung eines riesigen, enorm entstellenden Höckers führte.
Genaue Einzelheiten über den Fall sind mir nicht bekannt.
Wir haben es also hier mit einigen Fällen zu tun, bei denen
es längere Zeit nach der Vornahme einer Paraffininjektion, nach-
dem die normale Reaktion längst abgelaufen war und das Depot
durch längere Zeit scheinbar gut vertragen wurde, plötzlich mit
oder ohne ersichtlichen Anlaß eine Schwellung auftrat, die bei der
Mehrzahl von entzündlichen Erscheinungen begleitet, durch längere
Zeit andauert und schließlich zur Bildung einer dauerhaften, aus
Bindegewebe bestehenden, knorpelharten Geschwulst führte, die
unangenehme kosmetische Störungen erzeugte. Diese Fälle zeigen
sowohl in ihrem Verlauf als auch in ihren klinischen und histo-
logischen Befunden ziemliche Übereinstimmung mit den sonst in
der Literatur beschriebenen Fällen. Der einzige Unterschied liegt
in dem gehäuften Auftreten meiner Fälle, demgegenüber von
Anderen mehrfach auf die außerordentliche Seltenheit dieser Er-
scheinung hingewiesen wird. Wenn auch nur zwei meiner Fälle
einer genauen Untersuchung unterzogen wurden, so halte ich mich
doch für berechtigt, wenigstens den dritten (Fall 1) auf Grund seiner
Anamnese und des Ergebnisses der äußeren Untersuchung mitzu-
rechnen. Was die Natur des letzterwähnten Falles betrifft, kann
ich allerdings nur Vermutungen aufstellen.
Über das Schicksal der ins menschliche Gewebe einge-
spritzten Paraffindepots sind seinerzeit viele Untersuchungen an-
gestellt worden. Mit wenigen Ausnahmen (Moszkowicz)
stimmen die Autoren darin überein, daß wenigstens weiche Paraf-
fine nicht lange unverändert im Körper liegenbleiben, sondern
alsbald resorbiert und durch Bindegewebe ersetzt werden. Bei
diesem Vorgange sollen Riesenzellen, die in das Paraffin eindringen
_ und es nach und ‚nach zersplittern und aufsaugen, die Hauptrolle
spielen. Nur von Paraffinen mit sehr hohem Schmelzpunkt be-
haupten einige (A. E. Stein und Andere), daß sie im Körper
nicht verändert, sondern bindegewebig eingekapselt werden.
Andere (Hertel, Schleifstein, Kirschner, Sehrt)
finden, daß auch harte Paraffine vom Gewebe durchzogen werden
und glauben, daß diese schließlich demselben Schicksal anheim-
fallen wie die weichen. Wenn wir von der Beschreibung Steins
über die abgekapselten harten Paraffinstücke absehen, so finden
wir im Grunde genommen überall dasselbe Bild, nämlich das der
chronischen Entzündung, hauptsächlich in ihrer exsudativen und
proliferierenden Form, eventuell verbunden mit Resorptionsvor-
gängen, wenn noch Paraffinteile vorhanden sind: Leukocyten,
. Fibroblasten, Riesenzellen in verschiedener Form der Anhäufung
oder Verteilung, durchzogen von ‚neugebildetem Bindegewebe. Ich
besitze selbst zwei derartige Präparate aus früherer Zeit, die bei
dieser Gelegenheit geschnitten und zum Vergleich herangezogen
wurden. Sie betreffen Fälle, bei denen Paraffin längere Zeit im
Körper gelegen war, ohne äußerlich Veränderungen zu zeigen:
Der erste stammt von einer polnischen Dame, der in Paris Vaselin
in die unteren Augenlider gespritzt worden war, um Runzeln aus-
'zugleichen. Obwohl das ‚Injekt gut vertragen wurde, war der kos-
metische Effekt ein derartiger, daß die Entfernung der Injektion
gewünscht wurde. Es findet sich in diesem Präparat keine Spur -
des Injektionsmittels, sondern zwischen offenbar auseinanderge-
drückten Bündeln von quergestreiften Muskelfasern Züge von
fibrösem Bindegewebe mit unregelmäßigen, diffusen Infiltraten und
stellenweisen Zellhaufen aus Leukocyten, zwischen denen auch
Riesen- und epitheloide Zellen zu finden sind. Zwei andere Stücke
wurden einer Dame aus den Schlüsselbeingruben, zu deren Auf-
fülung sie dienen sollten, excidiert, Wie lange sie dort ver-
19. Januar.
weilten, ist mir nicht mehr erinnerlich. In diesem Präparat fand
sich noch Paraffin in Form kleiner Plättchen oder häufiger Löcher,
die das Lager solcher darstellten, da das Präparat nicht mit den
nötigen Vorsichtsmaßregeln behandelt worden war. Das binde-
gewebige Stroma stellt ein System von dicken Trabekeln dar, in
dem diese Einschlüsse liegen. In den Trabekeln diffuse und Herd-
infiltrate, Riesenzellen, so wie in den anderen Präparaten.
Vergleichen wir diese Befunde mit den oben angeführten,
so finden wir, daß sie eigentlich nur quantitative Unterschiede
zeigen. In den als Paraffinome beschriebenen Fällen ist die Binde-
gewebsproduktion eine wesentlich reichere, die Infiltrationen, be-
sonders die diffusen, häufiger, ‚größer und dichter, sonst aber
finden wir hier wie dort ganz gleichen Typus. Es scheint also,
daß die auf die Einführung von Paraffin ins menschliche Gewebe
eintretende Reaktion, die der bei Einführung anderer Fremdkörper
analog ist (Marchand), und einerseits in Resorptionsvorgängen
an Paraffin, andererseits in chronischen Entzündungsvorgängen
mit Bindegewebsproduktion in der Nachbarschaft besteht, in den
meisten Fällen sich auf sehr enge Grenzen beschränkt, sodaß das
Endresultat nicht über den Umfang des ursprünglichen Injekts
hinausreicht und eher ein gewisser Schwund desselben erwartet
werden darf, in manchen Fällen größeren Umfang annimmt und
zu ausgiebiger Gewebsneubildung führt. Was der Grund dieser
Abweichung im Verhalten ist, konnte bisher nicht festgestellt
werden. Die Ansicht Broekaerts, daß die Bildung dieser Ge-
schwülste stets auf eine fehlerhafte Technik, insbesondere auf eine
mangelhafte Absperrung des Injektionsgebiets zurückzuführen ist,
bietet keine ausreichende Erklärung dafür, daß bei der großen
Mehrzahl der Fälle, selbst wenn Paraffin über das beabsichtigte
Gebiet hinausdringt, was zweifellos nicht so selten der Fall ist,
keine dauernd merkbare Reaktion eintritt, während einzelne oft
nach monatelangem, normalem Verlauf die geschilderte Komplikation
zeigen. Derselbe Einwand gilt für die Annahme, daß die chro-
nische Reizung des Zellgewebes, wenn das Paraffin nicht in pra-
formierten Hohlräumen oder wenigstens lockerem Gewebe, sondern
in strafferen (ewebsmassen deponiert wird, zur Paraffinombildung
Anlaß gibt. Sekundäre Schädigungen des Injekts durch Trauma
oder Infektion, die ebenfalls unter den Ursachen angeführt wer-
den, dürften wohl eher zu akuter Absceßbildung führen. Ein Bei-
spiel dafür habe ich selbst erlebt.
Bei einem jungen Manne mit starker angeborener Sattelnase, der
bereits eine Paraffininjektion in die Gegend der Nasenwurzel erhalten
hatte, wurde zur Hebung des Nasenrückens ein Elfenbeinstück einge
führt. Dabei wurde ein Teil des Paraffins, der in den Bereich der
?
neuen Prothese zu liegen kam, entfernt. Die andere Hälfte, die in -
ihrem Bette fest verwachsen schien und außerhalb der Operationszon®
lag, wurde belassen. Die Elfenbeinprothese heilte glatt ein. Nach zirka
drei Wochen bildete sich ein steriler Absceß in der Gegend der Paraffin-
injektion, der zur Fistelbildung und Ausstoßung anscheinend des 8%
samten Paraffins in Form kleiner Krümel führte.
Größere Bedeutung möchte ich der chemischen Reinheit des
eingeführten Paraffins beimessen. Es ist wohl nicht von der Han
zu weisen, daß nicht sorgfältig gereinigtes Paraffin Stoffe enthalten
könnte, die, wenn sie bei der Auflösung und Resorption frei Wet
den, durch die fortwährende chemische Reizung in den umgeben-
den Geweben zur chronischen Entzündung und Gewebsneubildung
führen. Auch die individuelle Empfindlichkeit gegen solche Stoffe
könnte eine Rolle spielen. Schließlich wird auch von manchen
Autoren eine besondere Empfindlichkeit gewisser Partien, z. B. der
Augenlider, angenommen. Am nächsten dürfte man vielleicht der
Wahrheit kommen, wenn man eine Kombination verschiedener
derartiger Umstände für das Zustandekommen des Paraffinom®
verantwortlich macht. Ein nicht ganz einwandfreies Präparat, bel
einer empfindlichen Person vielleicht ungünstig im Gewebe yer-
teilt, kann entweder bald nach der Injektion oder später, bel fort-
schreitender Resorption, zu ungewöhnlich starker Reaktion führen.
Ist durch ungeschickte Technik zu viel eingespritzt und das Paraffin
eventuell über das beabsichtigte Gebiet hinausgetrieben worden,
so wird die Wirkung um so ärger sein. Wahrscheinlich u.
Reaktionen mit Gewebsneubildungen über den Umfang des Injek
hinaus viel häufiger auf, als man annimmt. Mäßigere Anschwel-
lungen kommen unter günstigen Umständen, wie dickere, mel
Decken und Umgebung, äußerlich wenig zur Geltung. Möglie n
weise betrifft dieser Grad der Reaktion auch nicht immer =
ganze Depot, sondern nur Teile desselben. Fälle, bei a
kürzere oder längere Zeit nach der Injektion irgendwo 10 Man
Nachbarschaft ein harter Knoten auftritt, sind nicht selten. 3
spricht dann vom Wandern des Paraffins. In Wirklichkeit M 8
use und He |
aralen EN
1 angelita E
Unterschik f ©-
ist die Bnk
1 19. Januar.
Itrationen, De -=
-
- derartig auffallenden Tumorbildung
es sich aber ùm einen Entzündungsvorgang an einem peripheren
oder versprengten Paraffinteilchen handeln. Nur wenn in einem
oder dem anderen Fall durch verschiedene Umstände der Reaktions-
prozeß besondere Intensität und Umfang annimmt, kommt es zu
en, die man dann als Paraffinom
bezeichnet. a a E u
Wie dem aber immer auch sei, jedenfalls ist eine Anzahl
solcher Fälle für den, der sie sieht, ein Anlaß, bei der Indikations-
stellung zu Paraffininjektionen aus kosmetischen Gründen zurück-
haltend zu sein. Diese Zurückhaltung wird demjenigen um so
leichter fallen, der sich, so. wie ich, die Überzeugung verschafft
hat, daß man die meisten Fälle, für. die .Paraffininjektionen in Be-
tracht kommen, auf andere Weise besser und sicherer korri-
gieren kann. as 2 ee; eh
Zur Behandlung der schweren Grippefälle.
Vorläufige Mitteilung. |
i Von.
Dr. Karl Kautsky.
. Die schwere Grippepandemie, die der leichteren vom Früh-
ling und Frühsommer dieses Jahres gefolgt ist, schien im Ab-
flauen begriffen zu sein, wenn wir auch immerhin. noch genug -
Fälle mit tödlichem oder zum mindesten sehr schwerem Verlaufe
sahen. Neuerdings dagegen ist wieder eine starke Zunahme der
Erkrankungen zu verzeichnen, sodaß es vielleicht gerechtfertigt er-
scheint, wenn wir auf Grund eines nur kleinen Materials mit einem
neuen therapeutischen Vorschlage hervortreten und zu seiner. Nach-
4
- prüfung auffordern.
~ der Umfang
. Tekten Verhältnis
Haupt
= denb
‚sondern um eine Toxinäimie.
= '
- Bpecifischen
‚ten Ziele zu gelangen.
Charakteristisch für die schweren Grippefälle, wie sie sich
in der Regel aus verschleppten, vernachlässigten leichteren Er-
krankungen entwickeln, ist die außerordentlich schwere toxische
Wirkung der Bakteriengifte. Die Kranken sind blaß, cyanotisch,
quent und weich, all das auch in
sehr dyspnoisch, der Puls fre
rungen weder am Herzen,- noch an:
Fällen, in denen sich Verände
der Lunge finden. Kaum anders ist das Bild bei den mit Pneu- .
monie komplizierten Fällen, da, wie hier gleich hervorgehoben sei,
des physikalischen Lungenbefundes in keinem di-
zur Schwere. des klinischen . Krankheits-
bildes steht. A | u == a
Der Gesamteindruck ist der einer schweren Vergiftung; der
angrifispunkt des Giftes ist das Vasomotorensystem. Nach
isherigen in der Literatur niedergelegten Erfahrungen gehört
eine eigentliche Bakteriämie mit oder ohne Metastasenbildung
nicht in das Krankheitsbild : es handelt sich nicht um eine Sepsis,
z
Das Schulbeispiel einer derartigen bakteriell bedingten
` Toxinämie ist die Diphtherie. Was lag nun näher, als die bei der
Diphtheriebekämpfun g unentbehrlich gewordene Serumbehand-
lung auch bier zu versuchen. Freilich, wenn man auf dem Boden
der Speeifieität der Antitoxinwirkung. steht, so ist der Nachweis des
Erregers das erste Erfordernis, um zu dem gewünsch-
f Dieser Nachweis ist indessen bisher. noch
Richt geglückt; ein kleiner Teil der Bakteriologen spricht mit Be-
stimmtheit den Pfeifferschen Mikrokokkus als Erreger an, da- .
gegen haben ihn die meisten anderen vermißt und die banalen
Pneumo-, Strepto- und andere Kokken gefunden. Feklt aber ein
‚Specifischer Erreger, so entfällt auch die Möglichkeit, ein speeifi-
sches Immunserum gegen ihn’ zu erzeugen. |
a „Wesentlich vereinfacht würde die Frage, wenn man die
Speeificität der Antitoxinwirkung leugnet. Relativ wenige Autoren
stehen auf diesem Standpunkte, jedoch gehen manche von ihnen
So weit, selbst bei der Diphtherie anstatt antitoxischer Sera ein-
dach das Serum normaler, nicht vorbehandelter Pferde zu verwen:
den, Uns erschien es zweckmäßiger, doch ein wenn. auch. mit un-
specifischen Immunkörpern gesättigtes Serum -bei der Grippe-
bekämpfung zu verwenden ; wir wählten Diphtherieserum, `
und zwar das Präparat des Serotherapeutischen Instituts in
Wien in Dosen zu 1500 beziehungsweise 2000 L-E. in 6,5 be-
zlehungsweise 4,5 cem Serrm, Wir gaben gewöhnlich 3000 I-E.
8 cem Serum, hatten dabei aber den Eindruck, als ob höher-
wertige Konzentrationen bei geringeren Serummengen wirksamer
Sewesen wären. Unter Umständen wiederholten wir die Injektion
an dem folgenden Tage in derselben Menge. . Bei Rezidiven in-
folge mangelnder Vorsicht der Patienten kann man auch nach
_ längerer Zeit ruhig nochmals Serum verabfolgen, wenn man vor-
i.
en A, £ |
3 FEN a: 5 i N ;
w 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3... © 69
sichtshalber drei bis vier Stunden vor -der Injektion 1 cem Serum
subeutan appliziert, \um
schleunigen. ~ ne |
| Die Erfolge waren oft ganz frappant.
"ändert sich wie mit einem Schlag, es verliert seinen schwer toxi-
‚sehen Charakter. Dyspnöe und Cyanose verschwinden, der Puls
wird langsamer und voller. Zuweilen sinkt die Temperatur kritisch
‚ab, öfter wird aus dem kontinuierlichen ein remittierender Fieber-
plizierenden schweren Pneumonien und Pleuritiden, aber doch ver-
schwindet ‚der beunruhigende toxische Zug aus dem Krankheits-
bilde; der Kranke fühlt sich subjektiv wohler, die Atmung wird
. freier, die A
stellt sich ein. L, nn pi
--- Am geeignetsten für die Serumbehandlung sind die. schweren
toxischen, Fälle mit Kontinua zwischen -39 und 40°. Auf den
Lungenbefund möchten wir nicht allzuviel Wert legen bei der
S Beurteilung der Schwere des Krankheitsbildes. Wir haben Fälle,
gesehen, die bei nur kurz dauernder geringer Temperatursteige-
rung und ganz leichtem klinischen Verlaufe den physikalischen
Befund einer kompakten ‘ Lobärpneumonie bieten und auch
noch längere Zeit nach der klinischen Genesung beibehalten. Auf -
der. anderen Seite stehen Fälle, die unter schwersten klinischen
Symptomen nur vorübergehend den Befund etwa einer doppel-
seitigen Oberlappenpneumonie bieten, die aber ihre Schwere nicht im
geringsten ändern, auch wenn nach ein paar Tagen jeder physi-
kalische Befund verschwunden ist. Und schließlich . baben wir
ganz schwere tödliche ‚Fälle gesehen, die zu spät zur Behandlung
kamen, bei denen sich klinise
erheben ließ. re MER
-~ Neben der Serumtherapie ist natürlich die allgemeine medi-
kamentöse und diätetische. Behandlung von größter Bedeutung.
Campher in hohen Dosen, dann Coffein schätzen wir vor allem
wegen ihrer centralbelebenden Wirkung im Kampfe gegen die
Apathie; wir erzielen dädurch eine Besserung der Lungendurch-
lüftung. "Dagegen vermeiden wir Morphium, da-es zu einer Ver-
eidung.
kleinerung der Atmung führt und die Kohlensäureausse
und damit die Kompensation der toxischen Acidose stört; ebenso
die Salicylpräparate, die wegen ihres Charakters als Säuren die.
Acidose vermehren. Infolge der Lähmung des peripheren Gefäß-
systems kommt es zur Auströcknung der Gewebe, deswegen ist
‚reiche Flüssigkeitszufuhr notwendig, die gleichzeitig auch die ge-
sunkene diastolische Füllung des Herzens erhöht und damit seine
Arbeit verbessert: am besten sind große Mengen stark gesüßten :
‚Tees, der neben Wasser auch die calorienreichen, antiacidotisch
wirkenden Kohlehydrate zuführt. Das in ihm enthaltene Coffein
wirkt günstig auf die extrakardialen .Kreislauftriebkräfte; diese
regen wir ferner an durch heiße Packungen und Jodpinselungen
an Brust und Rücken!?). Ä
2) Bestände die alte Anschauung zu Reeht, daß das Herz den ein-
zigen Motor im Kreislauf darstellt, während die peripheren Gefäße nur
zu tonischen Contractionsänderungen befähigt sind und nicht aktiv trei-
bend am Kreislauf teilnehmen, so
erscheinen, trotz ‚der bestehenden s
nicusgebiet auch noch das große Gefäßgebiet- der Haut z
zu bringen. Nach unserer Anschauung (vgl. Kautsky, Pflügers Arch.
1918, Bd. 171) bewirkt die Jodierung oder das Senfpflaster eine starke
Erhöhung: der. Eigenarbeit des peripheren Gefäßsystems. Die Gefäß-
erweiterung, mit der diese aktive Hyperämie verläuft, ist in /
kung auf den Gesamtkreislauf vollständig verschieden von der passiven
Hyperämie im Splanchnicusgebiet. Diese, geht mit einer Verl
‘des Blutstroms einher, da die selbständigen Triebkräfte, vor allem der
Capillaren und Venen gelähmt sind; für die aktive Hyperämie dagegen
ist die Blutstrombeschleunigung charakteristisch. Es ist .nicht einzu-
sehen, warum das Herz, wenn es wirklich der einzige Motor ist,, das
eine Mal schlecht, das andere Mal besser arbeitet, trotzdem die Wider-
stände beidemal sehr gering sind, die ja nach der alten Anschauung
lediglich von der Weite des peripheren. Gefäßsystems abhängen sollen,
Nicht auf die Gefäßweite kommt es jedoch an, sondern darauf, ob die
Gefäße gelähmt sind oder arbeiten. ` Auf den Rückstrom des Blutes
tarken Gefäßerweiterung im Splanch-
zum Herzen hat das Herz selbst so gut wie gar keinen Einfluß, Die
Stromstärke hängt von der. Tätigkeit der abführenden: Capillaren und
tstehenden sauren“
Venen ab und wird von den bei der Organtätigkeit en
Arbeiten diese Gefäße verstärkt,
Stoffwechselendprodukten reguliert. |
so schwillt der Rückfluß zum Herzen an — wie bei der Muskelarbeit,
die ebenfalls mit starker. Gefäßerweiterung in der Peri
geht —, dadurch nimmt das Schlagvolumen des Herzens zu; sind sie
gelähmt, so versiegt der venöse Zustrom und mit ihm der Auswurf aus
dem Herzen. 4
`
die -Antianaphylatosinbildung zu be- ~
Das ` Krankheitsbild
typ und lytisch nähert sich die Temperätur der Norm. Manch- -
mal: bleiben die hohen Temperaturen bestehen, vor allem bei kom-
pathie verschwindet, der Appetit nimmt zu und Schlaf _
h ein Lungenbefund überhaupt nicht `.
müßte jeder Versuch kontraindiziert `
ur.Erweiterung
ihrer Wir-
angsamung -
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70 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
| Schließlich sei noch eine Erfahrung hervorgehoben, die wir
vor allem bei Kindern und jungen Leuten gemacht haben: auf-
. fallend häufig ist starkes Nasenbluten. Anfänglich wurden
wir sehr durch sein Auftreten erschreckt, da wir es als Symptom
einer Sepsis auffaßten. Stets indessen waren es Fälle, die in Ge-
nesung übergingen; zuweilen ging das Nasenbluten der Krise un-
mittelbar voraus, zuweilen folgte es ihr, immer aber war es ein
Zeichen, daß die Gefahr überwunden. Wir deuten es vielleicht
am besten als eine Art Krise des peripheren Gefäßsystems, das
nach der vorhergegangenen Herabsetzung seiner Tätigkeit durch
die Toxine nunmehr mit verstärkter Kraft zu arbeiten: anfängt und
dadurch an besonders empfindlichen Stellen zu einem Bersten der
Gefäße führt.
Zusammenfassung. Ineiner Reihe von Fällen schwerer
Grippe ist es uns gelungen, durch subcutane Injektion von Di-
phtherieserum in einer Dosis von 2000 bis 3000 I.-E. im Verein
mit hohen Campherdosen entweder Entfieberung oder zum min-
desten eine Verwandlung des schwer toxischen Charakters zu er-
zielen. Schädliche Wirkungen der Injektion, wie Kollapse, haben
wir in keinem Fall gesehen.
Zur Bakteriologie der Iniluenzaepidemie.
Von
Oberarzt Dr. R. Korbsch,
kommandiert zum Beratenden Hygieniker einer Armee.
Während im Beginn der diesjährigen Influenzaepidemie der
Pfeiffersche Influenzabacillus gar nicht oder doch nur sehr selten
gesehen wurde, mehren sich jetzt die Mitteilungen über derartige
positive Befunde. Das Ergebnis unserer Bemühungen auf diesem
Gebiete (33,7% positive Fälle) während der ersten Phase der
Epidemie habe ich in Nummer 44 dieser Zeitschrift mitgeteilt;
im folgenden will ich aus der Reihe der entsprechenden Unter-
suchungen, die von uns ausgeführt wurden, als die Epidemie er-
neut Anfang September in unserem Armeegebiet anftrat, über
drei Gruppenuntersuchungen berichten, die klinisch manches
Interessante bieten.
Die erste Gruppe umfaßt die Untersuchungen, die an
98 Kranken einer Grippestation eines Kriegslazaretts ausgeführt
wurden, auf der diese Krankheit plötzlich einen sehr ernsten
Charakter angenommen hatte. Während bis da die Influenza
unter dem bekannten Bilde der katarrhalischen Erscheinungen
an: den Atmungswegen, vereinzelt kombiniert mit Bronchopneu-
monien, aufgetreten war, wiesen nun einige Kranke eine schwere
Dyspnöe mit Cyanose auf, die mit dem physikalischen Befund
über den Lungen kaum in Einklang zu bringen war. Rascher
Verfall der Herzkraft machte den Leiden dieser Kranken ein Ende,
die mich in ihrer Atemnot lebhaft an das Bild schwerer Kampf-
gasvergiftungen erinnerten, wenn ich hier von der Absonderung
der Lungenödemflüssigkeit absehe. Die Sektion und’ bakterio-
logische Untersuchung dreier derartiger nach kurzem Krankenlager
verschiedener Fälle ergab eine Komplikation mit Diphtherie, die
nur in den unteren Abschnitten der Atmungswege ihren Sitz hatte
und deshalb der klinischen Diagnose entgangen war.
Die daraufhin unter der Leitung und Mitbeteiligung des
Beratenden Hygienikers Professor v. Vagedes nun einsetzende
bakteriologische Untersuchung des Auswurfs der letzten 14 noch
fiebernden Kranken ergab, wie aus folgender Zusammenstellung
zu ersehen ist: zehnmal = 71% Influenzabacillen bei einmaliger
Untersuchung und unter diesen wieder dreimal= 30% (resp. 21,4%)
Diphtheriebacillen. Außerdem konnte durch Untersuchung der
Rachenabstriche der 28 Kranken dieser Station noch sechsmal, im
ganzen also neunmal = 32% Diphtheriebacillen festgestellt werden.
Bei diesen neun Kranken, von denen zwei später noch eine ausge-
sprochene Gaumensegellähmung zeigten, war im Rachen nur eine
geringe Rötung festzustellen und wahrscheinlich hatte auch hier
der diphtherische Prozeß, wie es bei den drei obenerwähnten
Autopsien der Fall war, in den tieferen Abschnitten der Atmungs-
wege seinen Sitz, wo ihm wohl durch die Grippe der Boden vor-
bereitet worden war. Immerhin können die in der Trachea von
Influenzaverstorbenen sooft angetroffenen Membranen gelegentlich
auch mal echte Diphtberiebacillen enthalten, und am Krankenbett
sollte man in derartig schweren Fällen von Influenza stets an diese
Komplikation denken.
bei denen die Influenza besonders bösartig aufgetrete
e PE
= s.
19. Januar.
nn Name Mikroskopisch Kulturell
1. | Da. | Viele .+ Kokken u. Stäbchen, zahlreiche | Influenza- u. Diphtherie-
Influenzabaciilen bacillen
2. | Sch. | Zahlreiche Influenzabaeillen, viele gr. + | Influenza- u. Diphtherie-
Stäbchen | baciHen
3 Sa. | Zahlreiche gr. -+ Kokken u. Stäbchen, viele | Influenza- u. Diphtherie-
Influenzabacillen | bacillen
4 Be Vereinzelte gr.+Kolkken u. einige In- Influenzabacillen
fluenzabacillen |
5 Fr Zahlreiche Pneumokokken, einige In- Infiuenzabacillen
fluenzabacillen
6. Fri. | Einige gr. + u. gr. — Diplokokken, wenige | Influenzabacillen
nfluenzabacillen |
T Wi. |Vereinzelt Pneumokokken, einige In- | Influenzabacillen
fluenzabacillen |
8. To. | Massenhaft Influenzabaeillen | Influenzabaeillen
9. Gu. | Viele Pneumokokken, vereinzelt Influenza- | Influenzabacillen
bacillen |
10 Ko Binge Pneumokokken und Pe] Influenzabacillen
cillen
11. Na. | Zahlreiche gr.+Kokken u. Stäbchen, einige | nur Staphylokokken _
feine gr.—Stäbchen
Einige Pneumokokken, grobe gr. + ne nur Pneumokokken
12. Bi.
chen, einige feine gr.—Stäbcehen
13. | Se. | Vereinzelt grobe gr.+Kokken u, Stäbchen, | nur Staphylokokken
daneben zahlreiche feinste Kokken
Zahlreiche feine gr.—Stübcehen (Influenza- | nur Staphylokokken
1 | Ri.
bac.), daneben grobe gr. + Kokken
Die zweite Gruppe umfaßt die bakteriologischen und sero-
logischen Untersuchungen elf ausgesuchter schwerer Fälle von
Influenza, von denen sechs noch mitten in der Erkrankung standen,
während die letzten fünf bereits der Genesung entgegengingen.
Klinisch waren diese Fälle, abgesehen von den katarrhalischen
Erscheinungen an den Atmungswegen, durch eine mehr oder
minder ausgebreitete Bronchopneumonie und durch sichtliche
Schädigung des Circulationsapparats charakterisiert. Die Unter-
suchungen ergaben, wie aus der folgenden Zusammenstellung hervor-
geht: in 100% kulturell Inffuenzabacillen. Das Serum der Kranken
agglutinierte eine Mischaufschwemmung von fünf aus diesem
Material gezüchteten Influenzastämmen, einmal in einer Verdünnung
von ?/s00; sechsmal in einer Verdünnung von !/,, und viermal in einer
Verdünnung von !/,,, wobei eine mit dem Serum eines Gesunden
angesetzte Kontrolle bei diesem letzten Titer völlig negativ aus-
fiel. Fall 7 und 9 zeigten außerdem im KomplementfixierungS-
versuche bei einer Verdünnung von !/,, und */,, des Serums eine
deutliche, bei !/,, noch schwache Hemmung der Hämolyse, die
übrigen Sera nicht. Die Meinickesche Reaktion fiel, abgesehen
von einem Falle, der auch eine positive Wa.-Reaktion gab, übe
negativ aus, sodaß die von anderer Seite erhobene Behauptung,
die M. R. sei bei Influenzakranken stets positiv, nicht zU
Recht besteht.
CE
Lfd
Nr.) Name | Mikroskopisch Kulturell |Agglutinat. somp L | wa-R. | M. R
li he Eh a al SSE SEE
1. | Sch. | Zahlreiche Influ- | Influenza- | nach nach | — | Antigen Antigo
enzabacillen und | bacillen l4Std. 24Std. ae —_
Pneumokokken Yo at Hr Fl $
2. | Ma. desgl. " You t — Hr # =
3. Go. Massenhaft s lht? — u)
Influenzabaeillen a | k
4. Ka Sehr zahlreiche á ade! — [++4++]|*
Influenzabacillen as |
5. Si. | Bakterienarm, nur A I= — e SpE 7
wenige Staphylo- l Me `
kokken | ”
6 Bo. | Bakterienarm, nur á lat = p A
einige Influenza- . |
bacillen . Za
7 Re. | Pneumokokken e thas Yast) + a a. P
und massenhaft
Influenzabacilien E =
8. | Bi. |Bakterienarm, nur A ilhet ee Er
einige Influenza- |
bacillen | +
a A m desgl. e Ya t t/s H) + HERY T = +
i u. ahlreiche er. | ai PP = = me
Stäbchen und Ben |
Kokken, wenige |
Influenzabaeillen : u
11. | Tr. | Staphylokokken TE 1 1 u
und zahlreiche In- ENT
fluenzubaeillen | |
eilungeR
Bei der letzten Gruppe handelte es sich nach den Mitt
AU ER angene
des Beratenden Hygienikers Prof. v. Vagedes um Kriegsgefans in '
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viel geschrieben worden.
-Qem Erstarren
den verschiedenen Weitenverhältnissen und Buchten der Harnröhre
Sich anpassenden Ausguß derselben dar, der durch seine Wasser- |
| hintere Harnrö
. Sehleimhauts
| „ojektion muß der Patient
Zuhalten um ein Ausfließen der Gelatine zu verhindern, die in dieser
Ausfießen zu befürchten ist, Die Einlage wird mehrere Stunden
—
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- 19. Januar. — © 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 3... Er BE: |
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ohne Beschwerden gehalten und dann bei der nächsten Miction . © ii.’
zu einer Reihe von tödlichen Ausgängen nach ganz kürzem, ja.
selbst eintägigem Krankenlager geführt hatte. Die bakteriologische.
Untersuchung des Leichenmaterials von fünf Sektionen; welche die
bekannten katarrhalischen Erscheinungen an den Atmungswegen
und beginnende bronchopneumonische Herde ergeben hatten, ließ
in allen fünf Fällen = 100 °/,. aus dem Trachealschleim Influenza-
bacillen gewinnen, während aus den -Verdichtungsherden des
Lungengewebes vornehmlich Pneumokokken, zum Teil vermischt:
mit Streptokokken, gezüchtet werden konnten. Der schwere Ver-
lauf der Influenza in diesen Fällen dürfte wahrscheinlich durch.
. die große allgemeine Schwächung infolge der üb
pazen des Krieges bedingt gewesen sein.
Wenn auch diese günstigen Resultate von 71°/, und zwe
je 100°/, hinsichtlich des kulturellen Nachweises von Influenza-
bacillen bei typischen Fällen dieser Erkrankung wenig zur Klä-
rung der vielumstrittenen ätiologischen Bedeutung - dieser Bacillen
beitragen, so kann man ihr Auftreten doch: diagnostisch wohl ver-
werten; denn Influenzabacillen werden, ‚wie schon von anderer
-Seite betont wurde, bei anderweitigen Erkrankungen der Atmungs-
wege so gut wie stets vermßt: Ihr Befund charakteri-
siert das klinische Bild der Influenza `>
Aus dem Reservelezarett I, Weingarten -
(Chefarzt: Oberstabsarzt Prof. Dr. Lin s er- Tübingen).
Die Protargolgelatinebehandlung der Gonorrhöe.
u | Von. a a u;
Cand. med. Max Weber, zurzeit Feldunterarzt. `
Über die Gonorrhöebehandlung istim Kriege schon
Spritzen, Instillationen und Janetsche
Spülungen sind neben den üblichen Behandlungen der Kompli-.
kationen das gebräuchlichste.Verfahren. Die in unserem Lazarett
- geübte Behandlung, bei der die Tripperspritze völlig verbannt: ist
und die für die Massenbehandlung sich gut eignet, aber auch bei
der Einzelbehandlung mit Vorteil zu verwenden ist, hat sich nun
seit einigen Kriegsjahren bewährt und dürfte als Bereicherung der
. therapeutischen Mittel bei der Gonorrhöe manchem willkommen sein.
Ausgehend von dem Prinzip der Stäbehenbehandlung, die
~ durch die e i B e r'sche Protargolsalbe verbessert wurde, wurde bei
~ ns ım Jahre 1915 auf Anregung des Herrn Prof. Dr. Lin ser eine
.. ‚Protargolgel
. seit drei Jah
atine kombiniert und ausprobiert, die sich nun schon
ren in der Praxis gut bewährt hat. Sie wird erwärmt
in diekflüssigem Zustand in die Urethra eingespritzt und stellt nach
, das in ‘verhältnismäßig kurzer Zeit erfolgt, einen
‚löslichkeit eine lang dauernde Einwirkung des benutzten Antigonor-
rhoicums auf die Urethralschleimhaut ermöglicht.
DieTechnik derInjektionen ist folgendermaßen: Eswirdeine
ganz aus Metall hergestellte größere Spritze !) mit der im Wasserbad
erwärmten und dadurch verflüssigten Gelatine gefüllt und mit einem
olivenförmigen Gummiansatz, wie er von Janet für die Original- ’
Janetspritze angegeben wurde, versehen. Nun läßt man den Pa-
tenten die Fossa navicularis gegen: den olivenförmigen Ansatz
drücken und spritzt durch Vordrehen des wie bei der Gujonschen
‚Spritze zu schraubenden Stempels langsam und unter gleichmäßigem
Druck die dickflüssige Gelatine in die Harnröhre, wobei der Sphincter
Meist ohne Schwierigkeit überwunden wird und die Gelatine in die
d hre und den Blasenhals tritt. Damit die genügende
RE über den Sphincter hinausgelangt, ist, wenn man die Durch-
ie p tskapazität der vorderen Harnröhre mit 6—10 ccm annimmt,
: e ortiga von etwa 20 cem erforderlich. Im akuten Stadium ist
attirlich das Fassungsvermögen der vorderen Harnröhre durch -die
chwellung etwas geringer als später, auch gibt es in-
dividuelle Schwankungen. Asch will eine Kapazität der Anterior
bis 15 cem, ja in seltenen Fällen sogar bis 20 cem beobachtet haben. |
na sind mit einer Injektion von 20 ccm, die’ man ja in besonderen
en auf25 ccm erhöhen kann, immer ausgekommen. Nach der
10 bis 15 Minuten die Harnröbre vorn
da ale völlig erstarrt, aber eine halbfeste Form annimmt, SO-
a> e Patienten auch damit umhergehen können, ohne daß ein |
1) Von Jetter & Scherer in Tuttlingen, `
erstandenen Stra-
imal
| Flasche natürlich Voraussetzung ist.
lichen Anforderungen des Dienstes begründet ist, die ein schnelles
| thritis anterior ein Übergreifen des Prozesses auf die hintere Harn- k
gänge von Prostata und ‘Samensträngen eine Vermehrung der
ee | 71
mit ausuriniert, nachdem ein großer: Teil allmählich gelöst wurde
‚und so eine lang dauernde Einwirkung des Medikaments- auf die
Schleimhaut stattgefunden hat. Vor der Einlage muß der Patient .
durch völliges Ausurinieren und 'eventuelle Janetspülüng die Harn- -
‚röhre gereinigt haben. — `` : 2 ee
~ — Auf unserer Tripperabteilung wenden wir dieProtarg.ol-
gelatine "meist in 5°/,iger, daneben auch 'in 10°/,iger. Form
an, außerdem "wird noch eine 5%) „ige Argentum-nitricum-Gelatine
benutzt. Natürlich ließen sich genau so auch die übrigen in der `
Gonorrhöebehandlung gebrauchten Silberverbindungen in Gelatine- `
‘form verwenden. Die gegenüber den beim sonst üblichen Spritzen -
der’ Silbersalzlösungen gebräuchlichen Stärken doch recht hoch
erscheinende Konzentration von .5°/5 und 10°/, von denen die
'5°/,ige durchweg und auch die 10°/,ige in den meisten Fällen
recht gut vertragen wird, ermöglicht eine viel intensivere Desinfek-
tionswirkung. ` Die 10°/,ige Protargolgelatine eignet sich daher gut `
zur Verwendung bei Abortivkuren.- Die Protargolgelatine wird bei
uns nach folgender Vorschrift: bereitet: | De
«Rp. Protargol . ~. .: 10,0 (20,0)
45,0 .
Gel. alb. . -. EA s :
Aqu. dest. ad .'. . 2... 200,0: | aE
Š. 5 % (10 %), Protargolgelatine. . a
© Das Protargol wird kalt in einem Teil des Wassers gelöst,
während man im größeren Teile die Gelatine quellen läßt, der dann
nach der Erhitzung im Wasserbad bis fast zum Kochen (nicht kochen’
lassen, um störende Schaumbildung zu vermeiden) und Abkühlung bis
auf eine dem Protargol nicht mehr schädliche Temperatur um. 40°
herum die Protargollösung zugesetzt wird. Die fertige Protargolgelatine
‘kann ohne Schaden ziemlich lange aufbewahrt werden, wobei dunkle
hält morgens. die Einlage, die mehrere Stunden gehalten werden
soll. Dann macht .er im Laufe des Tages drei Janetspülungen mit E E
Kal. permangan. und erhält abends eine zweite Einlage, die er
dann möglichst die Nacht durch in der Harnröhre behalten soll. Bei. |
dieser Behandlung ist also die Tripperspritze, die gewiß kein ideales
Instrument ist, vollkommen ausgeschaltet und wir haben den Vor-
teil einer gleichzeitigen Behandlung der vorderen und hinteren
Harnröhre. Gegenüber der Spritze ist auch noch der Vorteil dr .
erzielten lang dauernden Einwirkung des Medikaments. besonders B
hervorzuheben. - Als weiterer Vorteil mag noch genannt, sein, daß
sich bei den Gelatineinjektionen die regelrechte Durchführung der.
Behandlung gut kontrollieren läßt, was beim militärischen -
Betrieb von Wichtigkeit ist, da man sich nicht bei jedem Patienten
auf die pünktliche-Befolgung der Verordnungen, deren Ausführung '
‘in der Hauptsache bei dem Patienten selbst liegt, verlassen kann.
Die Einlagen mit Protargolgelatine werden gleich von Be-
ginn der Behandlung. ab gemacht. Bei reiner Urethritis anterior
könnte man sich bei den Protargolgelatineinjektionen auch auf die
vordere Harnröhre ‚beschränken. - Nun ist aber bei den Soldaten
eine Gonorrhöe ohne Erkrankung der hinteren Harnröhre eine.
recht seltene Erscheinung, was wohl in den meist starken körper-
r
'
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Die gewöhnliche Anwendungsweise ist folgende: Patient er- da | Be
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N
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lt Te DER:
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B F v ne ru me
Fe Tea e
Weitergreifen der Erkrankung begünstigt. Es wurde ‘daher bei
uns grundsätzlich die sofortige Mitbehandl ung.
der Posterior durchgeführt, wobei in Fällen. von reiner Ure- Bi:
röhre nicht beobachtet wurde, sodaß wir das Verfahren in solchen
Fällen direkt als eine Prophylaxe der Urethritis posterior. durch-
geführt haben. 0 a ea |
| Bei .der Behandlung der Urethritis posterior mit- den Ein- N
lagen könnte man einwenden, daß durch die Verlegung der Aus- i U Me
Komplikafionen hervorgerufen. werden könnte, Das ist aber durch- Be;
aus nicht der Fall, wie unsere Erfahrung zeigte, $ = Ba.
Neben der geschilderten Anwendung der Protargolgelatine Be...
und der. Janetspülungen - muß. natürlich eine sorgfältige Be- Br;
achtung und Behandlung der Komplikationen erfolgen, wobei be- Mt;
sonders die Prostatitis zu beachten ist, bei deren Feststellung man
sich, wie.das leider vielfach der Fall ist, nicht auf’die palpato- Eri.
rische Untersuchung: der Vorsteherdrüse beschränken sollte, son- | p hr,
dern stets auch die, mikroskopische Untersuchung des ausge- =
preßten Sekrets der Vorsteherdrüse vorzunehmen hat. Ein exaktes
Arbeiten in dieser Richtung liegt im Interesse der Volksgesundheit f
nach dem Kriege und läßt vielfach Rezidive vermeiden. Aus
demselben. Grunde wird’ auch auf eine möglichst sichere Fest-
stellung der Heilung gesehen.
72 E | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
Bund
Die Entlassung eines Tripperkrauken als geheilt erfolgt bei
uns erst nach zweifacher Provokation. Patient erhält eine intra-
venöse Arthigoninjektion, wobei als Dosis gewöhnlich 0,3 ge-
nommen wird, bei vorausgegangener therapeutischer Arthigon-
anwendung entsprechend mehr. Wenn sich darauf nichts gezeigt
hat, zwei Tage danach ein dickes Metallbougie, auf dem noch
eine Massage der Prostata vorgenommen wird. Hiermit gleich-
zeitig wird auch noch die Bierprobe gemacht. Erst wenn sechs
Tage nach dieser Bougieprovokation kein Ausfluß aufgetreten ist
und keine Urintrübung, wird der Patient entlassen. Wir halten
diese allerdings acht Tage beanspruchende Schlußbeobachtung für
notwendig, da nach Arthigonprovokation allein sogar noch am
zehnten Tage Wiederauftreten von Gonokokken beobachtet wurde.
Es wird auf diese Weise eine Entlassung mit scheinbarer Heilung
und draußen sofort wieder auftretendem Rezidiv vermieden. Die
Maßregel hat sich durchaus bewährt. Die Massage der Prostata
auf dem Metallbougie bei der zweiten Provokation gibt bei
schon vorher erfolgter Nachuntersuchung des Prostatasekrets
auch bei den Prostatitisfällen genügende Sicherheit gegen Re-
zidive durch in der Prostata zurückgebliebene Keime, wie man
sie sonst so überaus häufig sieht. Arthigonprovokation allein
würde [vergleiche Brölemann!)] auch mit Hinzufügung
der Provokation durch Dilatation diese Rezidive nicht genügend
ausschließen können. Dagegen muß man annehmen, daß durch
die Prostatamassage in Verbindung mit Bougieprovokation auch
die Keime einer solchen latenten Prostatitis mobilisiert werden.
Dies wird auch durch die Beobachtung bestätigt. In ver-
gleichenden Untersuchungen kommt Zieler?) zur Empfehlung
einer ganz ähnlichen Provokationsmethode, wobei er aber die
Prostatamassage mit der intravenösen Arthigoninjektion kombi-
niert und dann die Provokation mit dem Kollmannschen Dehner
anschließt.
Ein Bild unserer Behandlungsresultate geben die
folgenden Zahlen, die aus den 175 von Ende Februar bis Anfang
Juni 1918 entlassenen Tripperfällen gewonnen sind. Gerechnet wurde
dabei als Behandlungsdauer die Zeit vom Tage der Aufnahme bis zum
Tage des Beginns der Schlußprovokationen.
Geheilt entlassen nach einer Behandlungszeit:
bis zu 4 Wochen 85 = 49°
be) Ca] 29 weitere 69 = 89 Op
über 8 „ 1 = 12 "n.
Die durchschnittliche Behandlungsdauer
betrug für den einzelnen Fall 35 Tage. Die Zahl mag auf den
ersten Blick noch hoch erscheinen. Wenn man aber in Rechnung
zieht, daß sämtliche Komplikationen einbezogen sind, so muß man
diesen Durchschnitt als recht günstig ansehen. Ein Vergleich mit
den Resultaten anderer Lazarette, soweit uns diese bekannt werden,
bestätigte uns dies. Dabei ist zu beachten, daß unser Material
nur etwa zur Hälfte aus verhältnismäßig frisch (mit einer Vor-
behandlung bis zu einer Woche) eingelieferten Fällen, zur anderen
Hälfte aus in Transporten abgeschobenen, zum größten Teil schon
recht lange erfolglos vorbehandelten Fällen, darunter mehrere mit
über sechsmonatiger ununterbrochener Vorbehandlung und posl-
tivem Gonokokkenbefund bei Aufnahme sich zusammensetzt. Fälle,
die schon negativ zur Weiterbehandlung eingeliefert wurden, sind
in die Statistik nicht aufgenommen worden.
Zusammenfassung: Die Protargolgelatine stellt nach
dem Festwerden in der Harnröhre einen Ausguß derselben dar,
der sich ihren Buchten und Falten vollkommen anpaßt. Sie ge-
stattet eine gleichzeitige Behandlung der vorderen und hinteren
Harnröhre unter Vermeidung der Einführung von Instrumenten
und ermöglicht eine lang dauernde Einwirkung des Medikaments.
Komplikationen treten nicht häufiger auf als bei den sonst üb-
lichen Behandlungsarten. Die Methode eignet sich gut zur Massen-
behandlung, ist aber in gleicher Weise bei Einzelbehandiung mit
Erfolg zu verwenden. Für den militärischen Betrieb ist noch von
Bedeutung, daß sich die richtige Durchführung der Behandlung,
da jede Injektion vom Personal vorgenommen wird, recht gut
kontrollieren läßt. Sie ermöglicht die. Anwendung relativ sehr
hoch dosierter Medikamente ohne unerwünschte Nebenwirkungen.
Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens (Staatliche und Privat-Versicherung).
Redigiert von Dr. Hermann Engel, Berlin W 30.
Bruch des linken Oberschenkelhalses durch Betriebsunfall. —
Tod infolge Hypernephroms der rechten Niere und des Gehirns.
Ursächlicher Zusammenhang nicht anerkannt.
Von
San.-Rat Dr. Konrad Ruhemann.
Ein Schirrmeister hatte durch Betriebsunfall sich den linken
Oberschenkel gebrochen und starb fast sechs Monate danach
unter den Erscheinungen einer chronischen Nierenerkrankung und
eines Schlaganfalls. Schon vor dem Betriebsunfalle war seine
' Leistungsfähigkeit so herabgesetzt, daß er nur zwei Drittel soviel
verdiente, wie andere Schirrmeister. Die Fraktur war ursprüng-
lich von dem behandelnden Arzt nicht diagnostiziert worden;
erst, als der Verletzte zwei Monate nach dem Unfalle wieder im-
stande war, auszugehen, ergab das Röntgenbild, daß es sich um
einen eingekeilten Schenkelhalsbruch handelte. Die stationäre
Behandlung in einem Krankenhause gab Gelegenheit zur An-
fertigung eines Schienenhülsenapparates; nach der Entlassung des
Verletzten aus dem Krankenhause fühlte der Patient sich noch so
entkräftet, daß er nicht gehen konnte, obgleich der Knochenbruch
geheilt war. Ärztlicherseits wurde festgestellt, daß Patient körper-
lich außerordentlich verfallen war; er war abgemagert und auch
geistig nicht bei ganz klarem Bewußtsein. Der Urin enthielt Ei-
weiß. Es wurde angenommen, daß es sich um eine chronische
Nierenentzündung handle. Kurz darauf bekam Patient einen
Schlaganfall; von dem behandelnden Arzt wurde eine rechtsseitige
Körperlähmung und eine Sprachlähmung festgestellt. Patient war
benommen. 14 Tage nach dem Schlaganfall starb der Patient,
ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Die in der Wohnung
des Verletzten von Prof. Dr. O. und mir vorgenommene Leichen-
öffnung hatte folgendes Ergebnis:
Magere, kachektische, männliche Leiche. — Schädel von
‚
1) Brölemann, Über Bewertung der Gonokokkenvaceine-
provokation an früheren Gonorrhoikern bei der Demobilisierung. (M.
m. W. 1918, Nr. 25.)
2) Zieler, Wie wird die Heilung des Trippers beim Manne
festgestellt. (D. m. W. 1918, Nr. 24.)
mittlerer Dicke und Schwere, unverletzt. — Harte Hirnhaut stark
gespannt. — Weiche Hirnhaut der Konvexität stark wäßrig durch-
tränkt, — Gefäße der Gehirngrundfläche vielfach gelblich gefärbt,
starrwandig und geschlängelt.
Im hinteren Teil der mittleren, linken Stirnwindung iD
etwa kirschgroßer, harter, markiger Geschwulstknoten. Im hinteren,
äußeren Teil der rechten Kleinhirnhälfte ein gleichartiger, walnuß-
großer Geschwulstknoten.
Lunge stark gebläht. — Herz größer als die Faust; beide
Ventrikel dilatiert; linker Ventrikel in geringem Grade hyper
trophisch. — Aortenklappen verdickt und kalkhaltig. — Mitralsegel
verdickt und gleichfalls ein wenig verkalkt. Aorta mit Ver-
diekungen der Intima ist etwas weit. — Herzmuskel braunrot. —
Kranzadergefäße geringfügig verändert, durchgängig. «e
Milz klein, blaßrot. — Linke Nebenniere und Niere frei von
Geschwulstbildung. — Rechte Nebenniere klein, unverän‘ ert,
Rechte Niere bedeutend größer, kleinkindskopfgroß, fast völlig I
Geschwulstmasse umgewandelt; dieselbe ist zum Teil bräunlich-
rötlich, zum Teil weißgelblich, an einzelnen Stellen trocken, an
anderen Stellen erweicht. — Speiseröhre, Magendarmkana;,
Bauchspeicheldrüse frei von Geschwulstbildung. — Leber ET»
zeigt deutlich acinöse Zeichnung. — Gallenblase, Beckenorgan®,
Halsorgane frei von Veränderungen.
Der linke Oberschenkel ist im Gebiet des Halses gebrochen. ~
Die Bruchstücke sind durch fibröses Gewebe miteinander, ie
verbunden. Eine Geschwulstbildung ist hier nicht nachwei® ja
Die mikroskopische Untersuchung der Nierengeschwulst a
gibt, daß eine bösartige Nebennierengeschwulst (sogenant
malignes Hypernephrom) vorliegt. Har
Diagnose: Fractura colli femoris sinistri. — Malignes Hype
nephrom der rechten Niere und des Gehirns.
Die Leichenöffnung hat das überraschende Erge ejts
daß das kachektische Aussehen, das der behandelnde Arzt oeio
hervorgehaben hat, seine Ursache in einer Geschwulst a en
von der rechten Niere ausging und fast die Größe emes k ist
Kindskopfes angenommen hatte. Von dieser Muttergesch“W
gingen zwei Töüchtergeschwülste aus, deren Keim
bnis gehabt,
19. Januar.
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‚afnahme bis m |
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ungsdant
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i Auge haben; im Laufe seiner Arbeit wird ganz von selbst die Rasse
der Gegenstand seines Bestrebens. Wenn die Hygiene wirklich dauernde
„Beachtung schenken müssen, als der Krieg eine Auslese der Besten
| )
kurse f. inpl. Fortbildung 1917, Oktoberheft.
Dexlalwissenschaft IV. 1. S. 47.
Tagung körperlicher Kriegsschäden. Levinsohn, Johann. Peter
19. Januar. - | war
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.
r
3.
Niere in das Gehirn verschleppt waren. -Der eine Geschwulst-
knoten hatte im hinteren Teil der mittleren linken 'Stirnwindung
hinteren äußeren Teil der rechten
seinen Sitz, der andere im-
Kleinhirnhältte,
Die Entstehung de
seinem Alter, nicht so leistungsfähig war als andere Mitarbeiter.
Dazu kommt ferner, daß die Nierengeschwulst in der rechten Seite. |
des Körpers lag, während von dem Betriebsunfall der linke Ober-
schenkel betroffen wurde.
Das Unfallereignis als sol
ches kann als ein schweres nach
dem Inhalt der Akten- nicht erachtet werden. Vom. ärztlichen .
Standpunkt aus lag es sogar nahe, daran zu denken, ob es sich
nicht etwa um eine sogenannte Spontanfraktur des: linken Ober-
schenkels gehandelt hatte, die möglicherweise ihren Grund darin
hatte, daß eine Geschwulst am Oberschenkel: vorhanden war,
welche das Gewebe des linken Oberschenkels brüchig gemacht
hatte. Diese Annahme ist durch die Leichenöffnung nicht bestä-
tigt worden; es hat sich vielmehr "gezeigt, daß der Bruch des
Halses des linken Oberschenkels in- keinem .Zusammenbange mit
r Geschwulst kann: in keine Beziehung
mit dem erlittenen Betriebsunfall gebracht werden, einmal,’ da sie
zweifellos schon seit Jahren bestand und sicher: der. Grund dafür
war, daß der Verletzte schon vor dem Unfall, abgesehen von
Druckerscheinungen machen, welche ein einer Gehirnblutung ähn-
liches Krankheitsbild hervorrufen: können, überrascht den. ärzt-
lichen Gutachter nicht. a RE |
~ ` Auf Grund dieses Gutachtens mußten die Hinterbliebenen-
ansprüche von .der Berufsgenossenschaft abgelehnt werden; im
Einspruchsverfahren hat das zuständige Versicherungsamt den
ablehnenden Bescheid für ausreichend begründet erachtet.
© Das Kgl. Oberversicherungsamt Groß-Berlin hat die Berufung
gegen den: ablehnenden Endbescheid der Berufsgenossenschaft
‚zurückgewiesen, weil es zu der Überzeugung gekommen war, daß
die zum Tode führende Krankheit mit dem, durch den Betriebs-
unfall herbeigeführten Oberschenkelbruch, der überdies die linke
Seite betroffen hat, nach obigem Gutachten in. keinem . Zusammen- -
hange steht. Die Krankheit ist durch .den Unfall weder ausge-
‘löst, noch in ihrem Verlauf ungünstig beeinflußt worden. _
r
Diesem Gutächten hat sich auch. das Reichsversicherungs- |
amt. in seiner Rekursentscheidung unbedenklich. angeschlossen und
daher den Rekurs gegen das .Urteil des Oberversicherungsamtes
zurückgewiesen,
\
_ Referatenteil.
Redigierb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin.
Sammelreierat. | :
‚ Rassenhygiene 5), `“ |
| Von | |
Sanitätsrat Dr. Georg Liebe, Waldhof-Elgershausen.
Ä Unter nochmaligem Hinweise auf die grundlegenden und klä-
renden Ausführungen über G. v. Hoffmanns Begriffsbestimmung,
Eugenik, Rassenhygiene usw. (Eugenik 5, M. Kl. 1917, Nr. 12) sollen .
diese gelegentlichen Beiträge künftig die obige Bezeichnung tragen.
„Rassenhygiene ist das Ganze“ (das im deutschen Gedankenkreise be-
arbeitete Gebiet), „Eugenik oder Fortpflanzungshygiene“ (der angel-
Sächsische Begriff) „ist ein Teil der. Rassenhygiene“. Ausgegangen
sind beide von der persönlichen Hygiene. „Mochte der Hygieniker
‚zunächst auch nur die einzelnen Menschen. bei seiner Tätigkeit im
`V
Erfolge erzielen will, so muß sie daher in diesem Sinne Rassenhygiene
werden.“ 2?) —
Während der Krieg tobte,
der Standpunkt der Volkszahl, der „Standpunkt der FJintenläufe“ ver-
treten, Die russische, slawische. Gefabr war die Triebfeder für das
Anwachsen der bevölkerungspolitischen Bestrebungen. Einzelne freilich
machten schon immer darauf aufmerksam, daß die Zahl allein es nicht
tue, daß man die Qualität nicht vergessen solle. Man mußte aber mit
solchen Außerungen immerhin vorsichtig sein. |
Der unerwartete Abschluß des Krieges mit allem, was sich daran-
geschlossen hat, hat wohl. auch solchen die Augen über die Bedeutung
der Qualität geöffnet?).-. Wovon uns hier’ nur die physische Seite an-
seht. Das kleine, expansionsunfähige Deutschland der nächsten Zeit
wird, ganz gleich, ob einer resigniert sich nur auf den inneriichen
Ausbau verlegt, oder ob einer, in ferne Zukunft schauend, schon an
Vergeltung denken will, der-Qualität seiner Bevölkerung um so mehr
‚gewesen ist. Hierzu sei ein an ernsten Gedanken reicher Aufsatz von
Mar tha Martius „Wissenschaft und Ethik als Grenzhüter der
Eugenik“ genannt‘). In einer Arbeit über „Frauenkrankheiten als
—
) Der vorige Beitrag „Eugenik 5“ dieser Zeitschrift 1917 Nr. 12
und 18 trug diese Nummer zu Unrecht, er war Nr. 4. F :
Dr. Fritz Lenz, Überblick über die-Rassenhygiene.-Jahres- |
Zum Lachen ist der von dem amerikanischen Professor
Sprague aufgestellte Satz: „Die „barbarische“ Überzahl der Geburten
eutschlands hat den großen Krieg.unvermeidlich gemacht.“ Zschr. f.
Heft °) Arch. f. Frauenkunde und Eugenik, 4. Bd., H. 1—2. Dieses
elt der für unsere Fragen notwendigen Zeitschrift enthält noch. fol-
eende Aufsätze: Haecker: Die Annahme einer erblichen -Über-
Prank (1745—1821) und die Eugenik. Dr..Max Nassauer: Der
,
1.
Ca R i
n i wurde von .der großen Mehrzabl |
‚ Jh der einem ausgetretenen Bergstrome gleich einherflutenden Literatur
| Müller-Freienfels:
‚Gefahr für die Volkskraft.
Erwerbskrankheiten“®) erklärt. K. E. Laubenburg die Geburten-
abnahme äls „eugenetisch in gewisser Beziehung notwendig, da in dem
Wettkampf‘ um die ‚Existenz sich nur kräftige Menschen durchzuringen
vermögen und für sich, Familie und Staat Gutes schaffen können. Nach
zunahme die Gefahr und die Aussicht, daß die unselbständigen, .
arbeits- und denkschwachen, dem sozialen Fortschritt hinderlichen,
körperlich. und geistig minderwertigen ‘Individuen sich weitaus stärker
fortpflanzen“. ~ 4 | a,
„Also die Zahl entscheidet nicht allein; die Qualität der Truppen
und ihrer. Führer ist der andere gewichtige Faktor. Die größere Tüch-
tigkeit kann die größere Zahl wetimachen. Aber wir wissen alle, daß
das eine Grenze hat“®). und wer es noch nicht wußte, dem hat es das
Kriegsende gezeigt. Drum muß man auch der Zahl immer wieder ihre
Bedeutung zusprechen. „Also Tüchtigkeit und Zahl! Nur hierin be-
kundet sich wirklich. die Volkskraft, mögen wir nun die Verhältnisse
der Friedensarbeit ins Auge fassen oder die militärische Sicherung des
Vaterlandes’”)“. |
Darum vorerst noch einiges zur Zahl. „Wirklichen Erfolg haben und
wirklich durchführbar sind meines Erachtens nur folgende Vorschläge:
"A. Indirekte, d. b. solche, mit denen wir erst größere Zahl von
Kindern erreichen, also zukünftiges Menschenmaterial wollen,
Es sind: a a B
1. Energische Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, .
. 2. Bekämpfung der kriminellen Aborte, ==
- 8. Kampf gegen den Alkoholismus, `
4. Wohnungshygiene. Ansiedlungswesen, Ä |
5. Aufhebung- des Zwangszölibates der katholischen Geist-
lichen und unserer Beamtinnen. i TEE
B. Direkte, die eine Erhaltung des schon vorhandenen Menschen-
' materials, bezwecken, - MER:
6. Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit, 0
7. Beschränkung der Auswanderung?)“. Ea
Schrei nach dem Kinde II. Der moderne .Kindermord III. Der
Kindermord und seine Bekämpfung durch Findelhäuser. Dr. R.
Die Frau. und die Kunst. Dr” J.. R.
Spinner: Der Giftselbstmord der Frauen. | EZ
5) Arch. f. Frauenkunde usw. 3 Bd., H. 1—2. Darin: Sellheim:
Das weibliche Fortpflanzungsleben als eine Kette fruchtbarer und un-
fruchtbarer Funktionsvorgänge Dr. N. Lundborg: Über Rassen-
mischungen, Sippschafts- und Stammwesen. Prof. Dr. M.Winternitz:
Die Frau in den. indischen Religionen. Dr. M. Nassauer: Der
Schrei nach dem Kinde I. |
®© Dr. E. David, Krieg und Bevölkerungspolitik. Zschr. f.
'Sexualwissenschaft, 3. Bd., 10. u. 11. Heft. — Wenn auch naturgemäß
nicht alle Aufsätze dieser. auf der Höhe ihres Wissenschaftszweiges
stehenden Zeitschrift zu unserem Thema
Rassenh
gehören, so findet doch der
ygieniker darin reiches Material. A
Zeiler, Die wirtschaftliche Schwäche der Familie als
Zschr. f. Sexualwissenschaft, 4. Bd., H. 9.
8) Dr. H. Rohleüer, Hebung der Geburtenziffer nach dem
) A.
Kriege. Zschr. f. Sexualwissenschaft, 4. Bd., 1. H. S
3
. der Geschwulstbildung steht, weil -dort eine solche nicht nach-
weisbar war, und weil eine allerdings nicht ganz vollkommene
Heilung des Bruches eingetreten ist. Daß: zwei. Hirngeschwülste '
eugenetischen Gesetzen besteht aber bei schrankenloser Bevölkerungs-
+ Ener:
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14 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
19, Januar.
a
Findelhäuser oder besser Mutterhäuser — der Unterschied liegt
klar auf der Hand — empfiehlt Nassauer®°), die gerade Asyle gegen
den Kindermord darstellen werden. Die Stadt Dessau hat besondere
Mietverträge für kinderreiche Familien aufgestellt. Äußerst praktisch
eingerichtete Wohnungen, schlafburschenfrei, vertraglich das größte
Zimmer des Oberstocks Schlafzimmer, eigene Treppe, Garten, kosten
nur 250 M jährlich. Dazu würden für jedes Kind unter 16 Jahren
8 M nachgelassen'*). | Ä |
Vorschläge zu finanzieller Förderung der Kindererzeugung tauchen
immer wieder auf. So stellt Staatsanwalt Zeiler in einer Schrift „Ge-
setzliche Zulagen für jeden Haushalt“!!) eine ausführliche Staffel hierfür
auf. Obligatorische Kinderversicherung für Bayern empfiehlt Len 22°);
Einen Übergang zur Qualitätsfürsorge bildet die für Säuglinge. Denn
dadurch, daß man die auch im Kriege wieder ins Ungeheure gewachsene
Säuglingssterblichkeit eindämmt, rettet man auch die späteren besseren
Qualitäten. Daß Kinder irgendwie minderwertiger Mütter später eben-
falls minderwertig werden müßten, hält O pit z 1°) für einen derartigen
Trugschluß, daß er den der Statistik gewidmeten Ehrennamen einer
„feilen Dirne“ ganz besonders angebracht findet. Diese Fürsorge soll
aber das Kind weiter begleiten bis in die Schule jeden Alters, auch da
wieder Zahl und Eigenschaft gleichzeitig hebend.
Zu den Problemen, die der Krieg uns aufdrängt, gehört der
Frauenüberfluß nach dem Tode von 11. Million kräftiger Männer'®).
Wenn wir trotzdem mehr Kinder haben wollen, so bleibt nur eine
völlige Neueinstellung auf das uneheliche Kind übrig, worüber sich
sehr energisch Dr. Franz Schacht?5) ausspricht, wobei er als
sicher hinstellt, „daß wir alle nur Nachkommen natürlicher, sogenannter
unehelicher Kinder sind“. 1913 gab es in Deutschland 183777 unehe-
liche Kinder. Von diesen starben vor Vollendung des ersten Lebens-
jahres 41924, d.h. 28,7%, während die Sterblichkeit der ehelich ge-
borenen Säuglinge 14,2 °/o betrug'®). Gegen die Ehescheu wendet sich
Löwenfeld!”), für die Ermöglichung der Frühehe, namentlich der
Beamten trat im Reichstage der Abgeordnete Hubrich ein!®). Natürlich
kommen immer wieder alte und neue Vorschläge zur Verhütung von
Abort und Frübgeburt, wobei sich ergibt, daß mit der Lösung einer
Aufgabe immer wieder neue Gesichtspunkte auftauchen; die Haupt-
fragen lösen sich immer wieder in neue Unterfragen auf, ein Beweis
für die außerordentliche Mannigfaltigkeit und Bedeutung des in alle
Lebensgebiete einschlägigen Problems!?). Die Anzeige jedes Falles wird
immer wieder verlangt. Man kommt da nicht an dem Problem Schwanger-
schaft und Tuberkulose vorbei, das ja auch im Prozeß Henkel
eine Rolle gespielt hat. Die von Ebeler?‘ aus einer längeren
Studie gezogene Folgerung möge als interessant hier Platz finden:
„fassen. wir das Gesagte kurz zusammen, so dürfte wohl, trotzdem
wir verlangen, daß die primäre soziale Indikation unter den wissen-
schaftlichen Indikationen keinen Platz finden kann und darf, die enorme
Wichtigkeit des sozialen Faktors bei der durch Schwangerschaft kom-
plizierten Tuberkulose als sekundäre Indikation zu einem Eingriff außer
Frage stehen. Es müssen selbstverständlich alle Faktoren dabei sehr
?) S. Anm. 8.
1%) Tub.-Fürsorgebl. 1917, 4. Jahrg., Nr. 2.
11) Stuttgart 1916. Heß, besprochen M. m. W. 1917, Nr. 88.
12) Ein großzügiger Plan zur Bevölkerungspolitik in Bayern.
M. m. W. 1917, Nr. 34. (S. hierzu Anm. 1.) In der dort angeführten
Arbeit macht Lenz kritische Bedenken gegen die Kinderrenten geltend
die nie so hoch sein können, daß sie die Kinderkosten decken. ’
18) Prof. Dr. Erich Opitz, Bevölkerungspolitik und ärztli
Tätigkeit, es KI. 1917, Nr.28 en i
=") M. Vaerting, Der Männermangel nach dem Kri
gewaltige Anwachsen des Fianonüberschunsen nach dem Kriege, a
Räsch. Jg. XI, H, 21 bis 22. Ref. M. m. W. 1918, Nr. 88. — Damit wird
verbunden sein Zunahme der Knabensterblichkeit, Abnahme der Knaben-
geburten. „Vielleicht wird man auf der Grundlage dieser Statistik zu
der Einsicht kommen, daß es eine falsche und ungesunde Geburte
politik ist, jetzt die Volksvermehrung künstlich zu fördern.“ u
19) Dr. Franz Schacht, Die Sicherstellung der Volk
vermehrung. Arch. f. Frauenk. u. Eugenik. 8. Bd., 8. bis 4. H. — Das
Heft enthält noch folgende Arbeiten: Dr. F.Ebeler, Tuberkulos nd
Schwangerschaft unter dem Gesichtspunkt der sozialen Lage M: TS
Bernays, Die Kulturarbeit der Frau im neuen Deuts hland.
M. Winternitz, Die Frau in den indischen Religionen. H F Sh i
n ig 1, F Di een in in und ihr eugenetischer Einfluß,
àd. Reich, Betrachtungen zur Wis | f
eier: ge - senschaft des Lebens
17) Hofrat Dr. Löwenfeld, Üb ie F |
kämpfung. Zschr. z. Sexualwiss,, 5. Bd “o a Eheschou’ ana deren Be-
18) zn vom 8. Mai 1917. =
19) Prof. Dr. A. Döderlei 3 | |
M. m. W. 1917. Nr. 29. in , Zur Bekämpfung der Fehlgeburten.
20), S. Anm. 15. l
genau abgewogen werden unter ganz besonderer Berücksichtigung der
sozialen Begleitumstände.“ Vielleicht muß man damit rechnen, daß
„der infantile Unterbau der Asthenischen zu schwach wäre, um die
Last der Sexualität zu tragen“). Auf eine neue Stufe ist diese ganze
Frage freilich getreten durch Einführung der Pneumothoraxoperation,
wodurch vielleicht — vielleicht muß man noch sagen — mancher Abort
vermieden werden kann.
Zum Schluß dieses Abschnittes zwei Worte darüber, ob Zwangs-
maßregeln irgendwelcher Art hier förderlich sein können. David“)
sagt: „Es ist unnatürlich, Menschen, die keine Kinder haben w ollen
oder — und darum handelt es sich meistens — nicht mehr Kinder
haben wollen, als sie bereits besitzen, solche aufzuzwingen. Eine
Politik der Geburtenvermehrung darf nicht mit Zwangsmaßnahmen
gegen den Willen der Nächstbeteiligten operieren; sie muß vielmehr
den inneren Wunsch und Willen zur Nachkommenschaft fördern und
ihm möglichst freie Auslebung verschaffen. Das kann aber nur dadurch
geschehen, daß die Hemmnisse, die sich heute der Durchsetzung dieses
Willens in den Weg stellen, beseitigt werden.“ Und nachdem er auf
die Notwendigkeit der Persönlichkeitsentwicklung der Frau hingewiesen
hat, schließt er: „Statt zu versuchen, denen Kinder aufzuzwingen, die
keine haben wollen, sorge man dafür, daß alle soviel Kinder haben
können, wie sie haben wollen.“ Dem stimmt unter Anführung dieser
Stelle Vaerting zu?).
Die Qualitätsfürsorge deckt sich bekanntlich zumeist mit
dem, was wir soziale Hygiene nennen, wenn auch wohl nicht ohne den
hierzu nötigen eugenischen Einschlag. Im allgemeinen fordert sie ein
gesundheitsgemäßes, vernünftiges Leben. In Übereinstimmung mit den
Naturgesetzen müssen alle die leben, denen die Wichtigkeit der Rassen-
hygiene klar geworden ist, verlangt Lundborg?!) Dieser weist
auch auf die Ungleichheit der Rassen hin. Ein vielfach Verbaßter,
vielfach Verkannter, Graf Gobineau, komme jetzt mit seinen
Rassenanschauungen mehr zur Geltung. (Vielleicht veranlaßt der Aus-
gang des Krieges, der tschecho-slawische Staat usw. manchen, sich mit
den Schriften dieses Mannes zu befassen.) Daß in all diesen Be-
wegungen der Alkohol die Rolle eines gewaltigen Hindernisses spielt,
muß noch viel mehr betont werden. Über Alkohol und Sexualität
spricht sich Bornstein nach einem Vortrage aus®); die Aufgabe
der antialkoholischen Vereinigungen nach dem Kriege schilderte Blume
im „Deutschen Guttempler“ 26). Wie überhaupt in der medizinischen
Wissenschaft treten die Begriffe Disposition, Konstitution usw. mehr
in den Vordergrund). Man wird sich, mit solchen Fragen beschäftigt
mit der Vererbungslehre und besonders den M en d e 1l schen Gesetzen
vertraut machen müssen. Inwieweit Unterernährung des Volkes besteht,
und — sehr wichtig — wieweit solche einen rassenschädigenden Ein-
fluß ausübt, darüber hat sich in einer lesenswerten Schrift (nebst vielen
anderen einschlägigen Fragen) Oettinger ausgesprochen ®). Auch Pirk-
ner mahnt in der Formulierung 'eugenischer Forderungen zur Vorsicht p)
Natürlich richtet sich in der Hauptsache das Augenmerk auf die
Familie und was damit zusammenhängt. Immer wieder wird die auch
hier schon mehrfach erwähnte Frage der Gesundheitsatteste vor der
Ehe und für sie erörtert), In einer großen Versammlung stellte die
Berliner Gesellschaft für Rassenhygiene folgende Leitsätze auf"):
1. Zur Sicherstellung eines zahlenmäßig ausreichenden und tüchtigen
Nachwuchses sind Maßnahmen erforderlich, die nicht nur die Meng®;
sondern auch die Güte der Nachkommen ins Auge fassen.
2. Solche qualitative Maßnahmen hätten eine möglichst erhöhte
Fruchtbarkeit der Tüchtigen und eine möglichst herabgesetzte Fort-
pflanzung der Minderwertigen anzustreben.
a) Matthes, zitiert nach K Ei ez. Ther.
d. Tbe. Stuttgart 1914, S. 425. Ben,
5.
. Anm.
®) Vaertin zi : sventiv-
verkehr und Fruchtabtr Über den Einfluß des Krieges auf Präve
\ i . Zsehr.
f. Sexualwiss., 4. Bd., Aa a EEE
*) Lundborg, s. Anm. 4
28) Zschr. f. Sexualwiss.. 5
SO Fr
a) S Denz, Anm. 1, - |
R r. Walter Oettin i iene und ihre
ae Grundlage. Berlin at a ie
4. Bd, Et : Pirkner, Leben und Eugenik. Zschr. f. Sexualwiss.,
') Über den gesetzlichen Austausch itszeugnissen
7 nn von Gesundheitszeugnl
as a und rassenhygienische Eheverbote. En
mann, München. aaa Gesellschaft für Rassenhygiene. J. F- Le
ebst weiteren Verhandlungen: f Sexualwiss., 4 Bå»
TS gen: Zschr. f. Sexualwiss., *
M. m W Ar N Rassen- u. ‚Gesellschaftsbiologie, Bd. 12, S. 396. —
wm. W. ‚ Nr. 88. — Soziale Medizin u. Hygiene 1917, Nr. 11.
—
en iii
‚Jung ist imstande,
Brady
mäßig
nicht auf.
3. Zur. möglichsten Hintanhaltung rassenschädigender ehelicher
Verbindungen ist vor allem die gesetzliche Einführung des Austausches
von amtsärztlichen Gesundheitszeugnissen vor Schließung jeder Ehe
erwünscht. SEN | er
sundheitszeugnissen hätte vorerst, ohne
4. Der-Austausch von Ges
irgendwelche Eheverbote nach sich zu ‘ziehen, nur die gegenseitige
Ze: Aufklärung der Ehewerber "über ihren Gesundbeitszustand herbei-
em
zuführen; es wäre zunächst den Ehewerbern zu überlassen, aus d
Inhalt der Zeugnisse die Folgerungen zu ziehen. Be
Die Maßnahme wäre ein wirksames Mittel, die Bevölkerung
_ die Bedeutung der Gesundheit für die Eheschließung aufzuklären, die
Gewissen der Ehewerber zu schärfen ‘und sie in den Stand zu setzen,
die Gefahren im Einzelfalle leichter als bisher zu erkennen. l
Zeugnisse, auch ohne die Folgerung eines Eheverbots wünscht
Wally Zepler°°). Es wäre eio zu schwerer Eingriff in die Rechts-
sphäre ‘des einzelnen und würde ein Anwachsen des außerehelichen
Geschlechtsverkehrs und der venerischen Infektionen befürchten: lassen.
. - Auch Pinkus, der die Zeugnisse zar Ausschältung des Pathologischen
- an sich anerkennt, ist nicht: besonders begeistert dafür. Sie würden
immer an den Geschlechtskrankheiten scheitern). Ebenso hält sie
Lenz’) für ungeeignet. Er weist besonders darauf hin, daß die
neuere Erforschung der Mendelschen Gesetze ganz neue Lichter auf
den Wert der Determinanten wirft. Es sollen genaue erbbiographische
v
— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.3.
Personalbogen geführt werden®). Eine ärztliche Kommission hat vor- .
geschlagen, bei Geschlechtskranken das ärztliche Geheimnis insofern
aufzuheben, als bei beabsichtigter Heirat eine vertrauliche Warnung
ergehen. soll’). Auf den deutschen Gesetzentwurf zur Bekämpfung der .
Geschlechtskrankheiten sei hingewiesen °°). : Eine der Arbeiten der be-'
| kannten Münchener Ärztekommission, von Burgdö rffer®), ‚enthält
folgende Sätze: „Die Familie, als die. Keimzelle des Volkes, als Jung-
über
sm
en.
e
‘t f- E =
75
brunnen, aus dem sich die Volkskraft verjüngt und erneut, als Pflanz-
schule des Gemeinsinnes und Gemeinschaftslebens, als Hort der edelsten
Kräfte -des Volkslebens,, als ‚der Anfang und. Gipfel aller Kultur‘
(Goethe), ist auf der Grundlage der monogamen Dauerehe mit allen
Mitteln zu kräftigen und zu fördern.“ „Alles, was auf Gesunderhaltung .
des Familienlebens, auf Weckung, Veredlung und Vertiefung des
Familiensinnes abzielt, muß unterstützt, alles, was, dem Familienleben
abträglich ist (Geschlechtskrankbeiten, . Alkoholmißbrauch, Auswüchse
des Wirtshauslebens, Tingeltangel), muß energisch bekämpft werden.“
Die schon erwähnten Personalbogen sollen dann zu Familienregistern
zusammengefaßt werden?®), Anhangsweise sei darauf hingewiesen, daß
nach Vaerting‘) das trotz angewandter Conceptionsverhütung
empfangene, also widerwillig empfangene Kind minderwertig ist. Bnd-
lich - kurz zu erwähnen die Studie Sellheims über die Wellen-
bewegung im Frauenleben, mit‘ Tafeln und Kurven *) und eine Arbeit
von Laubenburg über Frauenkrankheiten als Erwerbskrankbeiten 4).
Aus den neuesten Zeitschriften.
. (Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1918 Nr. 52 un
verdrängung nach Lungenschuß. Siehe Vereinsbericht, Sitzung ‚der
Berliner Medizinischen Gesellschaft, 11. Dezember 1918.
Hugo Neuhäuser: Zwei Methoden der Hautplastik. "Das
- Anwendungsgebiet der beschriebenen Plastik sind ungünstig gelegene
Defekte der verschiedenen Körperregionen, wo es auf eine Deckung
mit einem alle Schichten fassenden Hautlappen ankommt.
Fritz M. Meyer (Berlin): Die Röntgenbehandlung der Hyper-
it harten Strahlen. Nur die hochfiltrierte harte Strah-
regelmäßig die Hyperhidrosis zu beseitigen.
Baucke (Düsseldorf): Über eigenartige Ödembildungen ünd
r kardie. Die Ödeme begannen stets .im Gesicht, bei den schwereren
Fällen breiteten sie sich auch auf Nacken und Handrücken aus. Die
Bradykardie war bei allen Kranken eine sehr ausgesprochene. Als Ur-
Sache für das vorliegende Krankheitsbild wird allgemein eine unzweck-
zusammengesetzte — fettarme — und nicht ausreichende Ernäh-
ie: und ‚mangelnde Ruhe angesehen. Vermied man einen dieser
eiden schädlichen Faktoren, so traten jene krankhaften Erscheinungen
Für diese Ansicht spricht die erfolgreiche Therapie.
Orth, Rubner, Kraus, Czerny, Hamel,
Beninde, Wurm: Vorträge über „Die Aus-
“ in der Berliner Medizinischen Gesellschaft
hidrosis localis m
Ad,
Weber, Kuttner,
hungerung Deutschlands
am 18. Dezember 1918, ; .
Neufeld und Papam arku (Berlin): Ätiologie und Epidemiologie
der Grippe, Siehe Vereinsbericht Berliner Medizinische Gesellschaft
vom 30.:Oktober 1918. en
| Leschke (Berlin)
: Ätiologie der Grippe. Siehe Vereinsbericht
18. a;
Berliner Medizinische Gesellschaft vom 21. November 19
we | Reckzeb.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1918, Nr. 52.
F. Kraus (Berlin): Nachuntersuchung mit dem Friedmannschen
‚erfahren im Jahre 1913 behandelter Tuberkulöser. 'Von 85 mit dem
ea "ehancalien Kranken fanden sich 25 im Jahre 1918, -also fünf
ie Doh der Impfung, zur Nachuntersuchung ein. Alle diese wiesen
iir eg gute Heilerfolge auf. Sie wurden auch sämtlich arbeitsfähig.
gendwelche Schäden des Mittels wurden nicht beobachtet.
eye und der bislang veröffentlichen klinischen Erfahrungen eine kurz-
Jak F Charakteristik ausgewählter Präparate der letzten vier
~ °, mach therapeutischen Gesichtspunkten geordnet. ' |
%2) Nach einem Referat von Henriette Fürth, Arch. f.
Ptauenkunde Bd, 3, H. 3 4, S. 299 |
) Felix Pinku S, Voreheliche Gesundheitszeugnisse. M. Kl.
` 1917, Nr. 17
%9) S. Anm. 1.
-,
d 1919 Nr. 1. |
Nr. 52. Fedor Krause (Berlin): Ungewöhnlich schwere Herz-
' Delirium acutum einsetzte. - | l |
Becker: Handschußverletzung und _Erhaltung von Fingern. .
Finger, die durch Splitterung ihrer Metakarpalien der Stützen beraubt .
positive Probe auf okkultes Blut bei Trichocephalus dispar und Ascaris
lumbricoides ist äußerst selten. Die entgegengesetzten Ergeb-
nisse von Wolff und Dau dürften äuf eine-nicht exakt durchgeführte
Diät zurückzuführen sein. Die Bedeutung des Nachweises okkulten
Blutes in den Faeces für die Diagnostik der Magenerkrankungen wird ``
durch die Anwesenheit von Parasiten kaum beeinträchtigt.
Weber (Chemnitz): Psychische Störungen bei der Grippeepidemie.
Mitteilung von sieben Fällen. In allen, mit Ausnahme eines, zeigten
sich die Störungen im Deferveszenzstadium oder in der. Rekonvaleszenz.
| Die Schwere der Grippeerkrankung selbst scheint keinen besonderen
Einfluß auf das. Auftreten der psychischen Störungen zu haben. Dem
klinischen Bilde nach überwogen die deliranten Zustände und die vom
Charakter der Amentia. Verlauf und Ausgang. waren in allen Fällen,
mit Ausnahme eines, günstig: völlige Genesung nach vier bis längstens
zehn Tagen. Bei dem einen tödlich verlaufenen Falle war vielleicht
eine Komplikation. mit Lungentuberkulose und einem einige Zeit vor-
hergegangenen Unfall die Ursache, daß hier schließlich das Bild des
und durch Zerreißung ihrer Sehnen -bei verschmutzten,. infizierten
Wunden ihrer : Funktion verlustig gegangen sind, :müssen gleich ent-
fernt werden, jedoch. so, daß ihre Haut, soweit sie verwendungsfähig
‚J\ist, zur Deckung des Mittelhanddefektes gebraucht wird. Dann erhält
man gut die Funktion der übrigen, bringt in relativ kurzer Zeit eine
Heilung des Defektes zustande und erhält dem Patienten eine recht
brauchbare Hand, die zu einer Reihe von Arbeiten tüchtig ist und
bald daran gewöhnt werden kann. | | |
J. F. S. Esser (Berlin): Die Vagina als Harnblase, Mitteilung‘
eines Falles von Ectopia. vesicae urinariae bei einem 21 jährigen
Mädchen. Es war die Blasenspalte schon in der Jugend ‚durch zwei
35) Vgl, Liebe, Die Anamnese,
Tbe., Bd. 37. : l |
») Henr. Fürth, Die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
in und nach dem Kriege und d
Bd. 4, H. 2—8. x
37) Als Sonderabdruck zu haben in Carl Heym
Siehe hierzu Dr. E.Ulitzsch, Die Erotik im Fil
Arnold Holste (Jena): Neue Arzneimittel? Der Verfasser Bd. 3. H. 10 u. 11
| milienpolitik und Familienstatistik. M,
"ngt auf Grund der von den Herstellern gemachten chemischen ʻAn-
3) Burgdörffer, Fa
2
m. W. 1918, Nr. 2.
3) Siehe hierzu Zeiler, Die wirtschaftliche Schwäche der
Familie als Gefahr für die Volkskraft, Zschr. f. Sexualwiss,, Bd. 4,
H.9. — Die Grundmauer. : Leitaufsatz
80. April. p
“) Vaerting, Über den Einfluß des Krieges auf Präventiv-
verkehr und Fruchtabtreibung und seine eugenischen Folgen. Zschr.
f. Sezualwiss, Bd. 4, H. 4 u. 5. |
1) Sellheim, s. Anm. 4 — Laubenburg, s. Anm. 4.
a
=
H. Schlecht (Kiel): Trichocephaliasis und okkultes Blut, Eine
Brauers . Beitr: z. Klin. d.
ie Beratungsstellen. Zschr. f. Sexualwiss.
anns Verlag, Berlin.
m. Zschr. f: Sexualwiss.,
der Leipz. N. Nachr. 1917,
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.
Er 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
Operationen größtenteils geschlossen worden, es war aber eine klein-
fingergroße Öffnung, ringsum von festen Narben umgeben, übrig-
geblieben. Diese Blasenfistel, oberhalb der Schamgegend, entleerte
ständig Harn. Die Blase selbst war sehr klein (etwas größer als eine
Walinuß). Die Vagina dagegen war sehr geräumig. Zunächst wurde
versucht, die Blasenfistel zu schließen, was gelang. Bei einer weiteren
Operation aber, die bezweckte, die Genitalien möglichst normal her-
zustellen, wurde ein Zustand herbeigeführt, wobei der Harn aus der
Blase in die Vagina floß und aus dieser nicht sogleich entleert
werden konnte. Der daraufhin gemachte Eingriff hatte noch nicht den
gewünschten Erfolg, es blieb noch eine gewisse Incontinenz des
Urins zurück.
Dorothea Bamberg und Gerda Hartmann (Berlin):
Sparsame und einfache Methode zur Komplementgewinnung von Meer-
schweinchen. Das Blut wird dem Pfotenballen der hinteren Extremität
entnommen. : Die Tiere gehen daran nicht zugrunde, auch wenn ihnen
öfter Blut entnommen wird.
Erich Hesse: Kohlenoxydgasbildung bei behelfsmäßiger
Feuerungsanlage im Felde. : „Feuertöpfe* ohne Abzugsrohr für
die Verbrennungsgase müssen unter allen Umständen als gefährlich
verworfen werden, da sie zu Kohlenoxydvergiftungen führen. Bei
Verwendung eines Abzugsrohrs dagegen, das nur eine Länge von % m
zu haben braucht, tritt eine völlige Ableitung des Kohlenoxydgases
. ein; dieses läßt sich in den sehr lebhaft abziehenden Verbrennungs-
gasen nachweisen. Als Heizmaterial für behelfsmäßige Feuerungs-
anlagen ist ein Gemisch von Holzkohle und Koks (in kleine
Stücke zerschlagen) zu empfehlen. Von der Benutzung von Braun-
oder Steinkohlen und der aus diesen hergestellten Briketts ist wegen
der stärkeren Rauchbildung und der weniger lebhaften Verbrennung
abzuraten.
R. Gassul (Berlin): Nachtrag zu meiner Mitteilung über „Bine
durch Generationen prävalierende symmetrische Fingercontractur“. Nach-
trägliche Mitteilung und Erläuterung einer Tabelle. F. Bruck.
Münchener medizinische Wochenschrift 1918, Nr. 51 u. 52.
Nr. 51. H. Fehling: Thrombose und Embolie nach Kriegsver-
letzungen und Operationen. Vortrag, gehalten im Unterelsässischen Arzte-
verein Straßburg.
E. Becker (Gießen): Zur Bakteriologie der Pyelitis und über
Beziehungen der letzteren zur diffusen .Glomerulonephritis. Unter den
zahlreichen Erregern der Cystitis und Pyelitis spielt das Bacterium coli
bei weitem die Hauptrolle Ein Teil der beobachteten Fälle heilte
nach Monaten vollkommen ab, der andere Teil erwies sich im weiteren
Verlauf als echte Glomerulonephritis. Es zeigten sich mehrere Monate
nach dem Entstehen der Erkrankung, die anfänglich ganz als Affektion
der Blase und des Nierenbeckens auftrat, Blutdrucksteigerung, Ödeme
und Cylindrurie,
Oberndorfer (München): Zwerchfellschüsse und Zwerchiell-
hernien. Nach einem Vortrage im Ärztlichen Verein München.
.W. Jehn (München) und Th. Naegeli (Bonn): Über trau-
matische Eventration des Magens in die linke Brusthöhle, unter dem
klinischen Bilde des Spannungspneumothorax. Das Geschoß hatte das
Zwerchfell aufgerissen. Durch diese Ruptur waren der Magen, ein
Teil des Kolons sowie die Milz durch den intraabdominalen Druck,
der sich. besonders durch die schnell einsetzende Preßatmung steigerte,
in die Brusthöhle hineingetrieben worden. Infolge der dadurch be-
wirkten Raumbeengung im Thorax kam es zur Steigerung der Atemnot,
die ihrerseits eine vermehrte Preßatmung zur Folge hatte. So wurde
schließlich der ganze Magen in die Pleurahöhle hineingedrängt. Durch
den geblähten, schwer gestauten Magen, eine Kolonschlinge und die
gestaute Milz wurde das zarte, leicht bewegliche Mediastinum sehr
stark nach rechts verdrängt, derart, daß die Trachea nach rechts ver-
lagert, vor allem aber das in allen Teilen gestaute Herz weit über die
Mittellinie hinaus nach rechts verschoben wurde. Dadurch entstand
ein Zustand, der mit dem Leben nicht mehr vereinbar war.
= E. Seifert (Würzburg): Eingeklemmte Zwerchiellhernie nach
alter Schußverletzung. Die Einklemmung droht jeder, auch noch so
harmlos erscheinenden posttraumatischen Zwerchfellhernie. und die
nun vitale und absolute Indikation zur Operation verschlechtert natur-
gemäß plötzlich die bisher relativ günstige Prognose d
Mitgeteilt wird ein Fall, wo die Einklemmung drei T
der durch Operation geheilt wurde, |
Franz Rost (Heidelberg): Übe |
En On a g) r den Verlauf der Sehnenscheiden-
Was die Sehnenscheide
3 a = H 1 e
Syringomyelie auszeichnet, ist das enorme Ö dem an = en 2
besonders an den Handrücken. Bei der Incision findet man Sehnen
die Sehnen-
es Eingriffes,
age bestand, und
19. Január.
scheide nicht von dem gewöhnlichen Eiter gefüllt, sondern nur von
wenigen Tropfen eines trüb-serösen Exsudats. Es ist dringend
ratsam, die Incisionen stets unter Esmarchscher Blutleere auszuführen,
damit man infizierte Sehnenscheiden vor ihrer Eröffnung erkennt.
Trotz dieses geringen Exsudats kommt es gewöhnlich zu einer völligen
Nekrose und Ausstoßung der Sehnen. Die Beseitigung der Ödeme
gelingt sehr gut im „Schrotbad“, das heißt man läßt den Patienten die
Hand täglich ein- oder zweimal ein bis zwei Stunden in einen Kasten
stecken, der mit Schrotkugeln gefüllt ist. Der Kranke soll, während
er die Hand in dem Kasten hat, die Finger bewegen, das Ödem wird
dann durch das Gewicht der Schrotkugeln beseitigt. Nach dem Schrot-
bad läßt man die Hand in eine Gummi- oder Idealbinde wickeln.
G. Heilig: Über Liquorbeiunde bei Fleckfieber und ihre diffe-
rentialdiagnostische Bedeutung. Angegeben werden bestimmte Merk-
male des Liquor cerebrospinalis, die in ihrer Gesamtheit patho-
gnomonisch für Fleckfieber sind.
Zadek (Neukölln): Über positiven Wassermann im Liquor bei
nicht Iuischer Meningitis. Mitteilung von fünf Fällen, deren klinische
Diagnose durch die Sektion und den bakteriologischen Befund im
Liquor bestätigt wurde. Klinisch und anatomisch war Lues nicht nach-
weisbar. In jedem dieser Fälle war die Wassermannsche Reaktion Im
Blute negativ, im Liquor dagegen positiv.
Heinrich Kayser: Über erhöhte Leistungsfähigkeit des
Gallenanreicherungsverfahrens bei Typhus und Paratyphus. Die Gallen-
anreicherung des Blutes ist auch bei Typhusschutzgeimpften
eine zuverlässige klinisch-bakteriologische Untersuchungsmethode auf
Typhus. Sie gibt auch bei Paratyphus von Typhusschutz-
geimpften noch die besten Ergebnisse.
K. Grasmann: Über die Grippeepidemie an der Front in den
Sommermonaten 1918. Die Krankheit trat in drei Erscheinungsformen
auf: 1. mit starken Kopfschmerzen und Mattigkeitsgefühl, 2. mit Leib-
schmerzen und Durchfall, 3. mit Hustenreiz, Schluckbeschwerden,
Rauhigkeitsgefühl über dem Brustbein oder auch Heiserkeit. Gegen
Kopfschmerz wurde Pyramidon, gegen Durchfall erst Kalomel,
dann Tannalbin, bisweilen Opium gegeben. Sehr häufig wurden die
heftigen Leibschmerzen durch Tinctura Valerianae aetherea und
Wärme beeinflußt.
Meyburg: Die Ausrüstung handgelähmter und handver-
stümmelter Landwirte. Empfohlen wird eine der Hand angepaßte
Arbeitskralle mit geeigneter Riemenführung. Je nach der Art der
Verletzung (Handverstümmelte, Handversteifte, Handgelähmte) muß die
landwirtschaftliche Arbeitskralle verschieden sein.
August Weinert: Über das häufigere Vorkommen von Wund-
diphtherie. Bei der großen Gefahr der Übertragung dieser Infektion
ist im Zweifelsfalle die bakteriologische Untersuchung vorzunehmen.
Nr.52. G. Herxheimer und W. Roscher: Über Hautver-
änderungen bei Nephritis usw. Es scheint sich in den Hautbefanden bei
Kriegsnephritis (typische Glomerulonephritis), Weilscher Krankheit und
Wolhynischem Fieber zunächst untereinander um das gleiche zu handeln,
nämlich um kleine, sich an Capillaren und kleine Hautgefäße anschließende
Entzündungsherde, wie sie auch sonst infolge ständiger äußerer Haut-
reizung vorkommen. Irgend etwas Charakteristisches oder Typisches
besitzen sie daher nicht und haben somit auch keinen diagnostischen
Wert. Man kann sie also mit den charakteristischen Hautverände-
rungen bei Fleckfieber (Wandnekrose, Thrombose usw.) keineswegs aù
eine Stufe stellen.
Adolf Ritter (Zürich): Wie wirkt die Dakinlösung auf das
Wundgewebe? Während die Jodtinktur in erster Linie eine anti-
mykotische Kraft besitzt, aber keine nennenswerten Nekrosen
macht, also die Gewebe wenig irritiert, wirkt die Dakinlösuns
umgekehrt: das antimykotische Moment tritt stark in den Hintergrun
gegenüber dem irritativen. Die Dakinlösung ist in der therapeu-
tischen Verwendungsart eine das Gewebe in hohem Grade reizende
Flüssigkeit. Sie vermag im Gegensatz zur Jodtinktur, der durch das
unversehrte Epithel hindurch nur eine geringe Tiefenwirkung innewohnt,
auch bei intakter äußerer Decke erhebliche Entzündungserscheinungel
in der Tiefe auszulösen. Direkt auf die Wunde gebracht, ist die
Wirkung noch viel eklatanter. Die Reizung führt zu einer gründ-
lichen Ausspülung der ‚Wunde, zu einer Auss chwemmung
der Mehrzahl der Keime. Dabei wi t allzusehr
geschädigt und damit . Dabei wird das Gewebe nic
kommen genügt.
H.daRocha-Lima
Pleckfieber. Die Schutzimpf
Fleckfieberläu Er
Tierversuche
(Hamburg): Schutzimpfungsversuche gegen!
ng gegen das Fleckfieber mit einem aus
sen gewonnenen Impfstoff ist nach den Ergebnissen VOP
n aussichtsreich.. Der Impfstoff erwies sich als unschäd-
der ersten Anforderung an ein Antiseptieum voll- -
N er & Se
ae | A FE, “ i = : s ‘ 5 | . E l
. 1. Jt 2 i 19. Januar. EF i 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK, — Nr. 3. aa D 17 er
O EEE lich. Zu Massenimpfungen aber eignet sich -dièses Verfahren nicht, da | habt, die alle seinerzeit mit Eingi eßen von Ä t h'et behandelt y
Bitia > die Gewinnung des Impfstoffes in großen Mengen schwierig ist. Es |: worden waren. .Der Verfasser glaubt, daß/die_R eizung durch den 2
ere astia! - kommt daher hauptsächlich die Impfung. von ' besonders, gefährdeten |- Äther die ‚Schuld. an diesen Verwachsungen trage: MER i A,
fnug ei Personen in Betracht. & as FE E ©ua f| Otto Marcus: Athylchlorid zur Loslösung des Spritzensteinpels. 2 u
5 Erwin Pulay: Uber Typhusbacillenbefunde im Sputum. Man | Man spraye gegen das Glas dort, wo der Stempel festsitzt. 5 a Bee
De Se - 0 F. Brück `
s . kann den Typhuserreger öfter, als bisher angenommen wurde, im .Sputum ,
© =- nachweisen, und zwar gerade in Fällen, die mit schwererer Bronchitis |. nu:
einhergehen. Man muß aber oft viele Tage hindurch das Sputum dar-
aufhin untersuchen. Diesen Befunden kommt daher für den Infektions-
prophylaktischer Hinsicht weit-
u einer vila
-. Wiener medizinische Wochenschrift 1918 Nr. 45 bis 52.
` „Nr.45. Sitzungsbericht der Gesellschaft für Innere Medizin und
.._ tragende Bedeutung zu. p a Zeh ur ‚Kinderheilkunde in. Wien vom 24. Oktober 1918. Aussprache ‚über die |
e A. Binder (Batmen) und H. Prell (Tübingen): Studien: zur ‚herrschende Grippeepidemie. ‚Referenten: v. Wiesner, Erdheim,
Ätiologie der Iniluenza. . Prell weist auf das Vorkommen der Grippe- '|. Böhm, v. Ortner, 6 ötzl, Knö pfelmach nn N.
ze erreger (Änigmoplasmen) im :strömenden Blute von Grippekranken hin. |. Nr.46. v. Jagić: Die diagnostische Verwertung des ;Leuko-
erst W. Berblinger (Kiel): Komplikationen bei Grippe. Nach |, cytenbildes bei Infektionskrankheiten. (Fortsetzung und: Schluß zu > E
2 einem in der Medizinischen Gesellschaft Kiel gehaltenen Vortrage. | Nr. '48.). Es werden im einzelnen dargestellt die Blutbilder bei Diz © . .
f Johannes Schürer: -Zur Frühdiagnose des Fleckfiebers. phtherie, Serumkrankheit, Mumps, Keuchhusten, Pneumonie, Influenza,
H ©- Unter Berücksichtigung des psychischen. Verhaltens (Rede- | Tetanus, -Dysenterie, Cholera, ’Erysipel, akutem Gelenkrheumatismus
‘drang, ängstliche Erregung), des charakteristischen Gesichtsaus- |. Meningitis epidemica, akuter Poliomyelitis und den exanthematischen
drucks mit der starken Stirnfaltung („Fleckfiebergesicht“) | Erkrankungen. | Fr ` Ze |
ma ces Diwtberna dai neukopenie, 'völllges -ehlon der poly- | >: Nedd, "Vorzar: Einige epidemiologische Beobachtungen bei
nucleären cosinophilen -Leukocyten) ist die Fleckfieberdiagnose schon |; Koch-Weeksscher Conjunctivitis. , In.einer Garnison erkrankten inner- `
a Re vor Auftreten des Exanthems mit “Mo, |. halb 20 Tagen. etwa 200. Mann, im Verlaufe der nächsten fünf Monate -> -
œa großer Sicherheit möglich. Dabei ist das‘ Blutbild dem des ‚sporadisch weitere 200 Mann an Koch-Weeksscher Conjunctivitis. Der Be
|- bakteriologische -Nachweis wurde in 236 Fällen erbracht. Die An- en eh. -
.steckung kommt nur durch direkte Berührung mit dem Kranken zu- ` - un
modus des Typhus abdominalis: auch in
- Typhus sehr ähnlich. Aber bei Beachtung des psychischen
Verhaltens unddes Gesichtsausdrucks wird.die Differential-
diagnose zwischen Typhus und Fleckfieber in den ersten Krankheits- | 12: adara ann ain | tichi
tagen selten auf Schwierigkeiten stoßen. Da das Fleckfieber durch die a Pa A E a a n R e |
| Besonderheiten ser Übertragung durch ‚die Laus in: den ersten Krank- Die Bekämpfung der Epidemie besteht einfach in sofortiger Isolierung ° `- ` u. un
heitstagen noch nicht. oder doch nur in sehr geringem Maße ansteckungs- ‘jedes Erkrankten nach bakteriolögischem : Nachweis des Erregers. en a
a ist eine frühzeitige Isolierung beim Fleckfieber noch aus- | Zr Anlegung von Kulturen hät sich am’ besten gewöhnlicher Nähr- >. E der
Schlaggebender als bei anderen Krankheiten. Wenn man wartet, bis die agar bewährt, auf den. zwei bis‘ drei Tropfen. Menschenblut aufgetropft SE j [0%
wurden. ` bo oF “a Bi a
i Dear,
. Diagnose durch das Auftreten des Exanthems und durch den positiven
Ausfall der Weil-Felixschen ‚Reaktion gesichert ist, wird der Zeitpunkt
überschritten, bis zu dem das Fleckfieber noch relativ ungefährlich ist.
In Malariagegenden
Nr..49. Pal_(Wien):”_Über die Wirkung der Isochinolinalkaloide
des Opiums und der Ipecacuanhawurzel und. ihre therapeutische Ver-
wendung. Die Alkaloide (Narkotin, Papaverin, Narcein ‚und Emetin)
M. Gioseffi: Dysenterie und. Malaria.
‘ empfiehlt es sich, in’jedem Falle von Diarrhöe nicht nur auf Malaria- ‘| W |
parasiten zu fahnden, sondern auch systematisch, besonders in der | heben den Krampfzustand der glatten Muskeln auf, ohne dadurch eine
Rekonvaleszenz, Agglutinationsversuche auf die bekannten Dysenterie- | Schlaffe Erweiterung des Hohlörgans zu erzeugen. Sie bewähren sich tee
ne "therapeutisch sowohl bei selbständiger Darreichung als auch kombiniert | Den
mit anderen Agentien und untereinander, doch muß. auf die Nbn- . Ni.
erreger anzustellen.
K. Wahl: Beiträge zur_orthopädischen Verbandtechnik. Mitge- 5 A ;
/ wirkungen Rücksicht genommen werden. Wo es sich nur um die ent-
' spannende Wirkung auf die glatten Muskelfasern handelt,”ist das Emetin
ragment und speziell der Zug am Trochanternagel ist vom
teilt und durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht wird eine Reihe
von Verbandarten, die sich dem Verfasser seit Jahren gut bewährt haben. M di ela ;
Stahnke: Besenstielkompression der Bauchaorta. Der Besen- | am besten „durch Papaverin und Narkotin zu ersetzen, so namentlich Ei
stiel wird quer über den entblößten Unterleib gelegt oberhalb des | bei der Hämoptoe und der Dy senterie.” Die protozoentötende Wirkung `` nit
Nabels. Man ford ert, den Patienten. auf, langsam und tief zu atmen und kommt allen_diesen ‚Alkaloiden in gleicher Weise zu, dagegen die ex- ` a ; -o
wf läßt den Besenstiel langsam von zwei Operationswärtern nach abwärts | Pektorierende und Brechwirkung nur dem Emetin, > g L P o a
Y; ‚drücken, bis der Femoralispuls nicht mehr-fühlbar ist. ‚In dieser Tiefe | __ L’enk: Die Röntgendiagnose in der Konsolidation von Knochen- n
d! muß dann.der Stiel gehalten werden.. Bei länger dauernder Operation | brüchen. : Es‘ hat_sich_die_klinische. Untersuchung der Frakturen unter nd o
Mi müssen die beiden Wärter abgelöst werden, ohne daß die Kompression: dem Röntgenschirm vach folgender Methode bewährt: Man läßt den Eg a
|. unterbrochen wird. Da die Stielkompression ganz langsam in die Tiefe | Patienten aktiy sämtliche Bewegungen ausführen, die ihm mit der Ex- Re
t} > wirkt, ist dem Bauchinhalt genügend Spielraum: zum Ausweichen | tremität möglich sind. Man vollführt: passiv alle möglichen Bewe- RER
| - gegeben. | re E s». - „| gungen, und zwar allmählich ansteigend bis zum weitestmöglichen Aus- O
i © = Holzknech t, Robert Mayer und We grichs: Einfaches | maß und achtet darauf,!_ob sich die” Fragmente in gleichem Sinn und I 2:
j Durchleuchtungsgerät als Zusatz zur Röntgeneinrichtung. Es lassen sich | Ausmaß bewegen. . Man umfaßt fixierend das proximale' Fragment und | Fi en
| | damit Durchleuchtungen im Liegen, Sitzen und Stehen rasch ‚und be- | versucht mit der anderen Hand das distale/'zu verschieben. Man übt $ 28 S
quem durchführen. a ir: | bei Unterstützung der Extremität einen Druck auf die Frakturste)ie aus di Mier Co
_ Ohly (Charlottenburg): Stumpfgymnastik. Ein Beitrag zur | und prüft am Röntgenschirm, ob noch ein Federn der Fraktur nach- Bi o >
| medikomechanischen Behandlung Armamputierter. Zur vollen Beweg- | weisbar' ist. Erst wenn alle diese Prüfungen eine Unbeweglichkeit E, N a
lichkeit des Oberarmstumpfes im Schultergelenk schlägt der Verfasser | der Fragmente ergeben, darf mau „Fraktur konsolidiert“. feststellen. Fa fi et,
ein Verfahren vor, das in Form turnerischer 'Freiübungen mit der | ` Demmer: Tampon und Lumbalpunktion bei der Primärver- H
'Sandow-Griffhantel ausgeübt wird. E sorgung von Hirnverletzungen. Die Vorteile der Tamponversorgung der `- (f: > o e
Sr BStélnmaün (Bern): Behandlung der hohen Oberschenkel- | Schädelverletzungen wurden häufig im Beginn durch Kammerdurch- Be I: et ii
schußfrakturen mit direkter Extension des centralen Fragments (Tro- | bruch im weiteren Verlaufe durch Spätabscesse beeinträchtigt. Die n: T
. Chanternagel) in der Gipsbrückenlage. Die direkte Nagelextension am | feinsten Rißkanälchen und Wundtaschen werden. nämlich durch den e AS:
| primär in die unter Drück stehende -Hirnwunde eingelegten Operations: _ BEA M Ei
tampon nicht geöffnet, sodaß’sich um” jedes Splitterchen oder Gewebs- Bi:
'krümel ein Retentionsherd bilden’ kann. Mit Hilfe der systematisch
Proximalen F
erfasser schon vor Jahren ausführlich beschrieben worden...
‚. banz (Amsterdam): Temporäre Funktionsausschaltung durch Ge- _ | do fe
Irierung. Zu der Methode, durch Gefrierung vorübergehend die Nerven- | angewandten Lumbalpunktion gelang es, durch Herabsetzung des be-
leitung auszuschalten, das heißt mit der zeitlichen Gefrierung des | stehenden Hirndrucks den Aufschluß aller zusammengepreßten Wund-
Nerven schwere Schmerzzustände bei Schußneuritis dauernd zu besei- | taschen zu erreichen; es konnten ‘dann die entfalteten Höhlen und
| | Buchten durch einen entsprechenden Tampon ausgespännt ' erhalten
werden. Die Punktion wurde wiederholt ausgeführt und dabei Flüssig-
tigen, bemerkt der Verfasser, daß er zwei Fälle von Neuralgie des
Schußverletzten Nervus ulnaris gesehen habe, die durch Eintauchen
er Hände in Eiswasser am meisten Linderung fanden. ME
-Seubert (Mannheim): Zur Ätherbehandlung der Peritonitis. Der
Verfasser „Nat in einem Jahre vier Fälle von- Ileus durch Adhä-
Stonen nach Appendicitisperitonitis zu. operieren Gelegenbeit, ge-
keitsmengen bis zu 140 cem schadlos entnommen, bis die Hirnwunde
keine Prolapstendenz .mehr zeigte. In die Wunde wurden möglichst
inkompressible Mikuliezsche Jodoformtampons eingelegt. Der Verschluß
‘der Wunde wurde absichtlich bis zur sechsten und achten Woche ver-
`~
= -mean z
Aa
und Dysenterie).
- gefähr fünfwöchiger Dauer, während welcher Zeit über 300 Personen,
| also mehr als 10% der Bevölkerung starben. In einzelnen Häusern
Mannschaften, bei denen die Krankheit viel leichter verlief, besaßen.
Auffallend war auch, daß alle Lebensalter gleichmäßig betroffen‘
Er
78 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
zögert. 22 derart behandelte Fälle zeigten während einer Beobachtung |
von über 18 Monaten keinerlei Komplikationen, weder Spätabscesse
noch epileptische Erscheinungen. G. Z.
Wiener klinische Wochenschrift 1918, Nr. 49.
Erdheim (Wien): Über das Barlow-Herz. In 21 von 31 zur
Obduktion gekommenen Fällen von Morbus Barlow fand sich .neben
der typischen Knochenveränderung eine rechtsseitige Herzhyper-
tropbie. Diese fehlte mit Sicherheit nur in vier von den restlichen
zehn Fällen; davon standen zwei im Beginne der Erkrankung. bei den
beiden anderen war die Erkrankung wohl ınanifest, aber erst mäßig
entwickelt. Die übrigen sechs Fälle sind fraglich, weil das Herz im Ob-
duktionsbefunde nicht erwähnt ist. Der Grad der Hypertrophie war
verschieden; konstant war das rechte Herz hypertrophisch und zu-
meist dilatiertt. Ferner wird als auffallender Befund die enorme
Häufigkeit der pulmonalen Komplikationen erwähnt, besonders
Bronchopneumonien und Bronchitiden.
Foges: Zum Wesen der Colica mucosa. Die reine Colica
mucosa, die strenge von der Colitis membranacea zu trennen und
stets als eine rein nervöse Erkrankung aufgefaßt worden ist, wird
dadurch charakterisiert, daß sich in der Zeit zwischen den Anfällen
keine Spur von Schleim in den Faeces findet. Verfasser meint, daß
das reine Bild dieser äußerst seltenen Krankheit nur beim weiblichen
Geschlechte zu beobachten ist, und nimmt Beziehungen zwischen dem
Krankheitsprozeß und dem weiblichen Genitalapparat an. Die ge-
legentliche Verbindung mit der Menstruation und die typische Perio-
dizität der Anfälle machen den innersekretorischen Einfluß der Ova-
rien wahrscheinlich. Experimentell ließ sich durch ein Corpus-luteum-
Hormon an Kaninchen eine Hyperämie der Mastdarmschleimhaut her-
vorrufen. Verfasser möchte die Colica mucosa als Analogon zur
Dysmenorrhöe auffassen und dementsprechend behandeln
Luithlen: Pemphigus acutus (Blasenausschlag bei Sepsis
Heilung durch Aderlaß und Eigenserum. Bei je
einem Falle von septischem und dysenterischem Pemphigus acutus
wurde mit bestem Erfolge zuerst ejn Aderlaß von 100 cem vor-
genommen und dem ersteren Falle 20, dem letzteren 2,5 ccm des
aus dem Blute gewonnenen Eigenserums am nächsten Tage intra-
venös injiziert. Durch den Aderlaß trat ein Rückgang der stark
erhöhten Körpertemperatur ein, die nach Einspritzung des Eigen-
‚serums kurz anstieg, um dann normal zu werden. Zugleich besserten
sich die Hauterscheinungen bis zur völligen Heilung. `
l L e derer: Über schweren Verlauf der Spanischen Grippe. Die
blitzartig auftretende Grippeepidemie befiel fast sämtliche 2800 Ein-
wohner des Ortes Bijelopolje im Sandschak und verschwand nach un-
herrschten besonders schwere Infektionen, sodaß bisweilen ganze
Familien der Seuche zum Opfer fielen. Die Grippe war außer den
pulmonalen Komplikationen durch Blutungen der verschiedensten Or-
gane charakterisiert, Nasenbluten, Hautblutungen, blutige Durchfälle.
Verfasser erklärt sich den besonders schweren Verlauf dieser Epidemie
so, daß er annimmt, daß in den Jahren 1889/91 die Influenza nicht in
diesen abgelegenen Ort gedrungen ist und die Einwohner die Immu-
nität entbehrten, die anscheinend die dort in Garnison "liegenden
waren.
Wassermann (Wien-Purkersdorf): Über einige beachtens-
werte Krankheitserscheinungen der derzeitigen pandemischen In-
fluenza. Symptomatologisch, diagnostisch und prognostisch beach-
tenswert sind folgende bei der derzeitigen Grippe beobachtete Er-
scheinungen: Volumen pulmonum auctum, Sputa haemorrhagica
Epistaxis, Roseolae und Herpes febrilis. Das Volumen pulmonum
auctum, das nichts gemein hat mit den geringgradigen Lungen-
blähungen der gewöhnlichen Influenza, ist charakterisiert durch fast
vollständiges Verschwinden der absoluten Herzdämpfung streifen-
förmige Einengung der Leberdämpfung, linearen Verlauf der Lungen-
lebergrenze, hart entlang den vorderen rechten Rippenbogen, ver-
stärkten costalen und tachypnoischen‘ Atemtypus und tympanitisel
Beiklang in den unteren Lungenteilen. =
Marcovoci (Kassa): Zwei Fälle von Aphasie i
herrschenden Grippeepidemie. Kasuistischer Beitr
dauerte zwei beziehungsweise drei Tage lang an
beiden Fällen eine Hämorrhagie angenommen,
Wiener (Trencsen): Zur Ätiolo
den Sputis sowie aus den
m Verlaufe der
ag. Die Aphasie
Als Ursache wird in
gie der Spanischen Grippe. Aus
Organen der Leichen, insbesondere auch
19. Januar.
aus Eiterherden der Lunge, aus dem Blute, der Milz. Niere und Leber
konnte fast stets in Reinkultur ein polymorpher Diplokokkus gezüch-
tet werden. Er hatte eine gut darstellbare Kapsel. war zumeist gram-
positiv, wächst auf allen Nährböden und ist Giftbildner, wie Meer-
schweinchenversuche zeigten. >
Fernau: Physik und Chemie des Radiums und Mesothor für
Mediziner. Fortsetzung und Schluß der Abhandlung XIX. Die Be-
ziehungen der Radioelemente zu den gewöhnlichen BISTRENIFRE, ;
Zentralblatt für Chirurgie 1918, Nr. 52.
Finsterer: Über die Bedeutung der Magenresektion beim
Ulcus duodeni. Finsterer weist darauf hin, daß der wesentliche V ot-
schlag darin besteht, zur dauernden Beseitigung der übermäßigen
Säurebildung im Magen einen größeren Teil des Magens bei der Opera-
tion mit zu entfernen. Diese grundsätzliche Verkleinerung des Magens
ist von anderer Seite bisher nicht in dieser Absicht ausgeführt
worden. K. Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1918, Nr. 52.
Geßner: Zur Behandlung der Schwangerschaftsniere und
Eklampsie. Infolge der Änderung der Lebensweise bei den deutschen
Frauen während des Weltkrieges, nämlich durch die knappe Kriegskost
und die reichlichere körperliche Bewegung, ist die Zahl der Er-
krankungen an Schwangerschaftsniere und an Eklampsie kleiner ge
worden. Bei der Schwangerschaftsniere wird in erster Linie die
Karellsche Milchkur verordnet, die ersetzt werden kann durch leichten
Milchkaffee und Brot mit einem fettfreien Aufstrich. Notwendig ist
die Schaffung besonderer Schwangerenheime. K. Bg.
Therapeutische Notizen.
Bei Influenza empfiehlt E. v. Nesnera: Chinin. hydrochloric.,
Phenacod., Acid. acetylosalicyl. aa 0,8, und zwar bei den ersten An-
zeichen sofort 1 Pulver, nach 2 bis 3 Stunden ein zweites, nach 5 bis
| 6 Stunden ein drittes, nach weiteren 5 bis 6 Stunden ein viertes. Zur
Sicherung der Wirkung am 2. Tage noch 8, am 3. noch 2 Pulver. Außer-
dem sofort Digitalis und Unterdrückung des Hustenreizes. Bei Broncho-
pneumonie außer Digitalis auch rechtzeitige Stimulierung des Vaso-
motorencentrums mit Adrenalin, ferner zur Beförderung der Diurese
Coffein. (M. m. W. 1918, Nr. 51.)
Nach R. von den Velden hat sich der Versuch einer PTO-
phylaxe der Komplikationen bei Grippe mit Chinaalkaloiden
(Bucupinum basicum und bihydrochloricum in Dosen von 0,25 bis 0,3
dreistündlich, sechs- bis achtmal in 24 Stunden) im F r ü h stadium,
zuweilen auch bei vorgeschritteneren Fällen, und ferner die Bebandlung
gewisser Verlaufseigentümlichkeiten der Komplikationen der Gripp®
mit parenteraler Einverleibung artfremden Eiweißes als zweckmäßig
herausgestellt. (D. m. W. 1918, Nr. 52.) F. Bruck.
Kirchberg (Delmenhorst) berichtet über Behandlung der re
bris Wolhynica (Fünftagefieber) mit Kollargol. Auf drei Injektionen
olgte eine Bettruhe von 20 Tagen, bei der” in keinem der Fälle weder
eine Fiebersteigerung noch die bekannten Beschwerden auftraten. (B. kl.
W. 1918, Nr. 52.) Recekzeh.
Das Neosalvarsan übt nach Blank und Felix beim Fünftage-
fieber eine specifische Wirkung aus. Das geht aus der Veränderung
und Verkürzung hervor, die der Ablauf eines Anfalles nach Neosal-
varsan erfuhr und daraus, daß nach längstens zwei Infusionen die An-
fälle überhaupt ausblieben. Es wird jedesmal 0,5 g intravenös infun-
diert.. (M. m. W. 1918, Nr. 51.) F. Bruck.
Einen nahtlosen Wundverschluß empfiehlt O. Franck (Flens:
burg). In die Wundwinkel werden zwei Häkchen eingesetzt und die
Wundlippen aneinandergelegt. Ein einschichtiges Gazestück, das die
ganze Wunde überragt, wird zunächst in der Mitte mit Kollodium be-
strichen und nach Trocknung und Entfernung der Häkchen auch an
den übrigen Teilen. Der Kollodiumverschluß ist haltbar. das Verfahren
ist bei allen Schnitten anwendbar, welche sich ohne Spannung ZU
sammenbringen lassen. Für etwaige Drainage kann im Nahtwinkel ei
Drain durch Einzelnaht ausgespart werden, sorgfältige Blutstillung İst |
wichtig. Das Pflaster wird nach etwa zehn Tagen vom Patienten selbs
abgezogen. (Zbl. f. Chir. 1918, Nr. 52.) K.
Die Behandlung der Oberarmbrüche Neugeborener mit Gewichts-
extension des in voller Supination auf einer dorsalen Schiene, in recht-
winkliger Abduction vom Brustkasten, gelagerten ' Armes empfiehlt
= ne sser (Leipzig) als einfach und zuverlässig. (M. m. W. 1918.
DL.
zn ungsform der Lun
Einträufelung von Hetol (Natrium cinnamylicu m) in die
Conjunctiva bei Chorioretinitis tuberculosa empfieblt, Paul Cohn f
Das Hetol wirkt nicht nur lokal auf die. Bindehaut;: son-
(Mannheim).
- dern dürfte auch von hier aus durch die‘ Lymph- und "Blut-.|
bahnen in die tuberkulösen Stellen gelangen. „Es. ist besonders darauf
zu sehen, daß nicht bloß der untere ‚Conjunetivalsack das Hetol be- |;
kommt, sondern auch die Conjunetiva 'bulbi und.nach Möglichkeit noch `
ein Stück der oberen Conjunctivalfalte, um. eine möglichst große |
(M: m. W..1918, Nr. 51.):
Schleimhautfläche zur Resorption zu haben.
Die Behandlung der Trichophytie und Furunkulose mit -Terpen-
-finöl nach Klin gmüller empfiehlt Schedler. Es wird Ol. Tere-
binthin. in einer 20 h igen Olivenölmischung i intraglutäal injiziert i
(äußerstes Drittel der Linie, die Steißbeinende und Spina anterior 'su-
perior verbindet) in zwei- oder dreitägigen Intervallen.
mit einer Dosis von (0,02 oder 0,025 .Ol. Terebinth.. (also = i: oder
1’/ Teilstrich der Pravazspritze) zum Ziel. .Zur Behandlung einer
Trichophytie sind etwa zehn Einspritzungen nötig. (M: m. W. 1918; Nr. 51.)
Mock wendet das Silbersalvarsan in. Form. einer sehr lang-
samen, etwa drei Minuten dauernden Infusion’ in recht erheb-
licher Verdünnung an. Das Mittel wird .zunächst: in 20 bis
30 cem 0,4%iger Kochsalzlösung gelöst und dann das Flüssigkeits-
‚Zur.
quantum mit 0,8%iger Kochsalzlösung auf etwä 200 ccm erhöht,
Infusion bedient man sich der von Gennerich angegebenen Bürette
zur endolumbalen Behandlung. Diese faßt 200 cem und ist mit einem
sehr dünnen, 60 bis 70 cm langen Schlauch ärmiert. Der Flüssigkeits-
ablauf erfolgt so sehr langsam. (D. m. W. 1918, Nr. 52.) F. Bruck.
. Bücherbesprechungen. -
-d
Bandelier und Roepke, Lehrbuch der sotiin seen Dia-
„gnostik und Therapie’ der Tuberkulose. Neunte Auf-
lage. Würzburg 1918, Verlag C: aR, 448 Seiten. Brosch.
M 16,—, geb. M 18,40. PY:
Wenn ein Buch innerhalb zebn N neun Àuflagen erlebt und
| davon zwei im Kriege, so ist es zweifellos, -daß es notwendig und gut
ah: -. Ist. Das Buch von Bandelier und Roep.ke ist deshalb für jeden,
=~ der sich über die Tuberkulosefrage unterrichten will, ein unentbehr-
‚licher Ratgeber, weil es der Niederschlag großer eigener Erfahrungen der
Verfasser und gründlicher Literaturkenntnis. ist und weil die Verfasser
= €s verstehen, klar, präzis und lebendig zu schreiben. ‘Die ‚Anlage der
` neuen Auflage ist die alte geblieben: der Besprechung der specifischen
_ Diagnostik und Therapie der Tuberkulose ist ein theoretischer Teil:
. über die Theorien der Tuberkulinreaktion. und „die | Heilfaktoren der |
| Tuberkulinwirkung vorausgeschickt. . Unter den diagnostischen Methoden `|
könnte die Darstellung der Conjunctivalprobe wesentlich gekürzt werden,
‚da diese Probe nur noch selten angestellt wird. Auf 5.121 wird gegen
die Röntgenuntersuchung etwas ‚zu dick aufgetragen, polemisiert gegen
as, was das Verfahren seiner Natur nach unmöglich leisten kann und-
d
ihm auch wohl nie zugemutet wird, und der Wert des Verfahrens zu
‚wenig. anerkannt auch dort, wo er in die Augen: springt, z. B. bei der
Diagnose der akuten Miliartuberkulose, bei der Feststellung wenig dicht.
stehender oder solitärer tuberkulöser Lungenherdeben, bei der Kavernen-
diagnose, bei der Erkennung, von Schrumpfungstendenz. und Erschei-
gentuberkulose, bei dem Nachweis pleuritischer
asionen und kleiner Exsudate, bei der Differentialdiagnose gegen-
Adhä
Hier scheinen die, Verfasser sich weniger
über der Pneumokoniose.,
‚ auf eine große eigene Erfahrung mit modernen Apparaten als auf Lite-
raturstudien verlassen zu haben:
Sehr erfreulich ist, daß die Verfasser für. eine häufigere sach-
gnostische Anwendung des Tuberkulins durch den prak-
Zu den -Bemerkungen der Ver-
atismus siebe auch Brauers | Beitr.
gemäße dia
tischen Arzt warm eintreten.
fasser über den tuberkulösen Rheum
u Klin. d. Tbc. Bd. 34, S. 299.
l Unter den technischen Methoden könnte die Ponndorf sche
ihrer größeren praktischen Bedeutung wegen besser hervorgehoben
werden. Mit der Partigenbehandlung nach. Deyeke-Much, das
sei noch erwähnt, haben die. Verfasser keine- guten Erfahrungen ge-
Gerhartz.
macht.
J. Schwalbe, Diagnostische und therapeutische Irr-
tümer und deren Verhütung. 1.—ö. Heft.. Leipzig 1917/18,
Georg Thieme
Das auf 1a Einzellieferungen berechnete Werk setzt die schul-
Eemäße Kenntnis der inneren Medizin voraus, es soll eine Ergänzung
Bee gewöhnlichen Lehrbücher bilden. Es zielt durch Vorführung der
tümer in der Erkennung und Bekämpfung innerer Krankheiten auf.
die Tichtj
he ge Deutung der Symptomenkomplexe und die Wahl der zweck-
| mäßigen Therapie i er à |
hin.
3 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK m a ZU:
a n In dem. giston de: vorliegenden Hefte spürt man bei de Be-
` sprechung der Stoffwechselkrankheiten auf jeder, Seite die `- o
‚ abgeklärte. klinische. Erfahrung seines "Verfassers A. F. Hoffmana.
(Leipzig). So manches treffliche Wort‘ fällt da’ auch’ über allgemeine
-hygienische Lebensweise und Behandlung, über-zu üppiges -Essen und l
Trinken bei alt und jung, das Frühaufstehen, über Aufklärungsarbeit, 2
die der Arzt leisten: soll und kann, über -die Erziehung der men i
” `
Man gelangt
.
En Sr u)
e
18
zu intelligenter. Mitarbeit.
. Durch das ganze Kapitel der Psychiatrie (2. “Heft, bear ;
-beitet von E. Meyer [Königsberg]) zieht ` sich als Leitmotiv? die
Betrachtung der -gesamten Persönlichkeit . bei .
. Krankheitszuständen, von denen: die Dementia’ praecox besonders. ein-
‚gehend behandelt beziehungsweise: abgegrenzt wird. [Sehr willkommen 5
‚sind die Bemerkungen über. Simulation und Dissimulation geistiger Stö-
rungen, ein in den Lehrbüchern nur stiefmütterlich behandeltes Kapitel.
.In diesem wie in den anderen Heften sind Erfahrungen aus. dem Kriege
verwertet,
Die. Neurosen hat L W. Weber (Chemnitz) im ersten Teil et
des '8.. Heftes in besonders klarer} „Gliederung und mit großer Prägnanz Re,
der therapeutischen Winke bearbeitet. Naegeli erweist sich im
zweiten ‚ Teile als strenger, aber gerechter Beurteiler;auf‘ dem an
Schwierigkeiten und ‚Sünden von Ärzten und. Patienten reichen Gebiete
| der Unfallneurosen.' Er ist ein.warmer Fürsprecher der Kapital-
abfindung,. Mag auch das vorliegende Buch. noch so weite Verbreitung
finden, ganz verschwinden’ werden bei. aller Sorgfalt des einzelnen .
Arztes und aller Vertiefung der Kenntnisse die Irrtümer nicht, also
auch nicht die Haftungsfolgen, Die zivilrechtliche uud ’'straf-
rechtliche Haftung für Kunstfehler, die Haftung für eigenmächtigen
‚Eingriff, .die Sicherung gegen die Haftung erörtert in dankenswerter
Weise Reichsgerichtsrat Eberm ayer im 4 (ursprünglich. als letzten
y
gedachten) Hefte.
> Mit Heft 5 kehrt das Werk zur eigentlichen Klinik zurück, Die-
Darstellung der Krankheiten der--Harnorgane durch A.v.Ko-
ranyi ergänzt ganz ausgezeichnet die verschiedenen Nephritisbücher,
‘die in der letzten Zeit erschienen sind. Auf diesem Gebiete gibt es
‚in der Tat viele Mängel der Praxis und tiefe Lücken im Wissen.
L. v. Blaskovics (Budapest). ‚liefert einen Beitrag über
Augenverän derungen bei Nierenkrankheiten, während .
Fürbringer die häufigsten und folgenschwersten Irrtümer auf dem
Felde der Störungen der Geschlechtsfunktionen des Mannes unter dem
Titel au al: und krankhafte Samenverluste“ be- ne
spricht.
S eh walbes Banimelwärk: dem nur. neben der: Seitenzahl‘ der
' einzelnen Hefte eine fortlaufende N umerierung zu wünschen gewesen
= wäre, reiht sich nach dem bisherigen Eindrucke ‘den anderen von ‘ihm her-
ausgegebenen würdig an. Es ist geeignet, die Kollegen, an. die in den
langen Kriegsjahren nur die Anforderungen der Militärmedizin ae |
traten, stark zu | machen für die bürgerliche Praxis. -
Emil Neißer (Bresläu).
Stoll,
beim Kriegsgericht.
Bd.10, S.5. Halle 1918, Marhold. 34 Seiten... M 1,20.
Verfasser berichtet über 158 kriegsgerichtliche Begutachtungen. |
Es handelte sich in 94 Fällen um Fahnenflucht beziehungsweise uner-
laubte Entfernung, in 65 Fällen um Subordinationsvergehen, in 31 um `
Die
_ Eigentumsvergehen. 55 % der Exploranden waren vorbestraft.
Diagnose lautete in 68 Fällen angeborener Schwachsinn, in 30 Psycho-
. pathie, in 21 Hysterie, in 18 Neurasthenie, in 12 Epilepsie und.Porio-
manie, in 11 Dementia praecox und: in 8 Dementia paralytica. _ Ver-
‘fasser tritt dafür ein, daß den. gemäß $ 51 Freigesprochenen für eine
der Lage des Falles angemessene Zeit. die bürgerlichen Ehrenrechte ab- _
erkannt ‘werden, daß auch in jedem Falle zu der Frage Stellung zu `
nehmen ist, ob die Pemengaden i im bürgerlichen Sinne geschäftsfähig sind.
Henneberg (Berlin).
Stillings pseudo - Meochromaliacle Taten. zur Prüfung des Farbensinns.
Nach dem Tode des Verfassers in nunmehr 15. Auflage, herausge-
on von Prof. G. Weil in Straßburg. Leipzig 1918, Verlag. von
G. Thieme.
Die Abneigung Nagels gegen diese Tafeln“ ist bekannt And
trotzdem haben sie sich durchzusetzen vermocht, ein Beweis für ihre
Zweckmäßigkeit und ‚Brauchbarkeit. In der Tat gibt es keine Farben- |
| sinntafeln (vielleicht die von Podestä ausgenommen), die in so
‚außerordentlich kurzer Zeit prompte Auskunft über den Farbensinn `
der Untersuchten geben. Besonders siud sie denen willkommen, die die
Theorie des Farbensinns und seiner Störungen nicht beherrschen, weil-
die Tafeln nichts voraussetzen, sondern jeden. Arzt ohne ‚weiteres in
die Lage versetzen, Prüfungen vorzunehmen.- - Adam (Berlin).
% ~ K i z N ' '
den versehiedenen |
Ergöbnlese psychiatrischen Berarak E
Juristisch-psychiatrische . Grenzfragen :
pn
| | ‘das Fehlen der Milzschwellung wichtig, während Bradykardie und
80 | | u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
19. Januar.
—
Vereins- und Auswärtige Berichte.
| | Breslau. Ä
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.)
Sitzung vom 8. November 1918.
. R. Pfeiffer: Zur Bakteriologie”; der Grippe.‘ Die Influenza-
bacillen “waren ein Jahr lang geradezu verschwunden und tauchten
erst im Kriege wieder auf. Bei der diesjährigen Epidemie fielen gleich
die ersten Fälle aus dem Waldenburger Kohlenrevier, die dem Bres-
lauer Hygienischen Institut "zur; Untersuchung übergeben wurden,
positiv aus. Negativ sind oft gerade die Sputa der sehr akut, ohne
typisches eitriges Sekret verlaufenden Fälle. Die Zahl der positiven
o Sputa beträgt über 51%, ferner wurden in 25,4% der als ‚Tuberkulose
oder Tuberkuloseverdacht eingesandten Sputa Influenzabacillen ge-
funden. Auch in Organen (Leber, Milz, Gehirn) gelang der Nachweis.
Nach dieser Verbreitung müssen die Influenzabacillen zweifellos etwas
mit der Epidemie zu tun haben. Es fehlt der Beweis dafür, daß sie
bloß als Sekundärinfektion aufzufassen sind.
Henke: Zur pathologischen Anatomie der Grippe. Bei den
ganz rasch verlaufenden Formen war verhältnismäßig oft wenig Greif-
bares zu finden, zwar Erscheinungen in der Trachea, aber keine Beläge,
keine Pseudomembranen. Für die typischen Fälle der schweren In-
fluenza ist überaus charakteristisch die Erkrankung der Trachea unter-
halb des Kehlkopfs. Die Entzündung kriecht dann weiter bis in die
Bronchiolen. Manchmal ist die Möglichkeit der Erstickung durch Bron-
chiolitis purulenta. gegeben. Die hauptsächlichste Todesursache ist die
lobuläre Bronchopneumoniee Man muß für die infarktähnlichen Er-
scheinungen eine Blutsepsis annehmen. Eine besondere Disposition der
Menschen mit Status thymo-lymphaticus ist nicht mit Sicherheit vor-
handen. Daß Herzkranke besonders häufig der Infektion erliegen, steht
auch nicht fest.
Minkowski: Zur Klinik der Grippe. Die Morbidität ist bei
Hineinbeziehung der vielen leichten Fälle, die sich beim Arzt”gar nicht
melden, sicher viel größer einzuschätzen, als man annimmt, die Morta-
- lität, bei der man sich nicht nach dem Bilde in den Kliniken richten
darf, sehr gering. In der Symptomatologie gibt es, wie näheres Durch-
gehen der Beobachtungen zeigt, eigentlich nichts, was nicht schon’von
Leichtenstern in seiner Influenza-Monographie niedergelegt wor-
den ist. Es gehen wenig Tuberkulosen zugrunde, 'Diabetesfälle selbst
leichter Art und Nephritiden werden ungünstig beeinflußt, Malaria kann
durch Influenza mobilisiert werden. |
Sitzungen vom 29. November und 13, Dezember.
(Grippediskussion.) Leichtentritt: Die Fortsetzung der
Pfeifferschen Untersuchungen in den letzten Wochen hat die oben
mitgeteilten Ergebnisse bestätigt. In einem Fall ist es gelungen, aus
dem schwer veränderten Darm Influenzabacillen zu züchten.
Rosenfeld rühmt die Behandlung mit Supersaninjektionen
(Eukalyptol-Menthol-Dericinol mit Zusatz von Antifebrin und Anti-
pyrin) in Verbindung mit Digitalis. Seit Anwendung dieser Therapie
war kein Todesfall zu verzeichnen.
| Stolte: Influenza kann chronische Erkrankungen der Lungen
(Bronchiektasien) hervorrufen, die bis in das höhere Lebensalter be-
stehen bleiben. Bei Kindern ist ein Milztumor verhältnismäßig häufig.
| Küstner: Bemerkenswert sind zwei Fälle von Status eclamp-
ticus im Anschluß an Grippe während der Schwangerschaft, um so mehr
als die Ekampsie jetzt auf ein Minimum zurückgegangen ist.
E. Neißer: Differentialdiagnostisch gegenüber Typhus ist
Leukopenie, die, solange keine Pneumonie vorhanden ist, auch bei
Influenza vorhanden ist, Schwierigkeiten bereiten. Supersan ist kein
Allheilmittel, nur bei schwer sich lösenden Pneumonien von Erfolg
Auffallend häufig findet man nach Grippe, besonders ambulant behan-
delten Fällen lange andauernde "Temperaturspitzen, ohne daß an den
Lungen ein Befund zu erheben ist.
W.Freund: Die Angabe, daß Säuglinge eine relative itä
gegen Influenza besitzen, hat sich nicht als EN T E
In 14 Fällen wurde polyvalentes Serum nach U. Friedemann an-
gewandt, in 4 der schwersten hat es zweifellos beste Dienste geleistet
Bit torf: Während der Leipziger Epidemie waren scharla h-
artige Exantheme zu beobachten. Die Punktionsb i
AEE , ehandlung der E
pflegt günstig zu verlaufen, mit Hinausschiebung der ee
gewinnt man eher. Emil Neißer (Breslau).
—__ a
aa aman a aa
Frankfurt a. M.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 2. Dezember 1918. -
Stephan: Über Wesen und Ergebnis der Behandlung mit ‚dem
Piedcunschen Tuberkulose-Heilmittel. An über 600 Krankheitsfällen
wurde niemals eine Schädigung des Patienten beobachtet. Die Injektion
geschah ausschließlich subeutan, mit 0,3 cem der starken Emulsion;
nur bei Kindern wurden teilweise schwächere Dosen gegeben. Zur
Behandlung kamen alle Formen und Stadien der Tuberkulose, ausgehend
von dem Gedanken, daß nur eine einheitliche, an einem großen Material
durchgeführte Behandlungsart Einblick in die Wirkungsweise und
Wesensart der aktiven Immunisierung bringen könnte. |
Es muß dabei zunächst betont werden, daß auch bei der tuber-
kulösen Infektion der aktiven Immunisierung Grenzen gesetzt sind, das
heißt, daß auch die Friedmann-Behandlung allenfalls die erfolgreichste
Form der Immunotherapie werden kann, nicht mehr. Die unspeeifische
Komponente in der Heilung der menschlichen Tuberkulose darf daneben
nicht vernachlässigt und unterschätzt werden, sie ist vielmehr sehr wahr-
scheinlich der specifischen als überlegen und weit wichtiger zu erachten.
Es steht außer Zweifel, daß mit ihr in zahlreichen Fällen Besse-
rungen und Heilungen zu erreichen sind, wie sie mit keiner Form der
bisherigen Tuberkulin-Immunisierung zu erzielen waren. In Überein-
stimmung mit Friedmann und Göpel wird auf die Wichtigkeit
einer möglichst frühen Behandlung nach Ausbruch respektive Erkennung
der tuberkulösen Infektion hingewiesen. Die Behandlung ist — wie
auch jede andere Immunotherapie der Tuberkulose — in erster Linie
indiziert im Primärstadium, sie führt in zahlreichen Fällen des sekun-
dären Stadiums zu Besserung und Stillstand der Infektion. Das Tertiär-
stadium ist für die Friedmann-Therapie fraktär.
| Greifswald.
Medizinischer Verein. Sitzung vom 6. Dezember 1918.
Höhne demonsiriert zwei von ihm durch Operation gewonnene
Präparate ektopischer Gravidität, eine intrafollikuläre Ovarialgravidität
und eine Fimbrienschwangerschaft. f
Bei der intrafollikulären Ovarialgravidität ist
die innere Hälfte des Graafschen Follikels eingenommen von einem kräftig
entwickelten Corpus luteum graviditatis, die periphere Hälfte von dem
noch in situ befindlichen, Amnionhöhle und einen wenige Millimeter
langen Foetus aufweisenden Ei. An der weiten Rupturstelle des
Follikels befindet sich eine Kappe geronnenen Blutes. Bei dem Durch-
schnitt läßt schon das makroskopische Bild in hervorragender Weise
erkennen, daß das Ei von Spangen ovariellen Gewebes eingefalzt ist.
H. weist auf die große Ähnlichkeit dieses Falles mit dem von Kouwef-
van Tussenbroek veröffentlichten Fall intrafollikulärer Ovarial-
gravidiiät hin, den Werth in seiner bekannten Monographie IM
v. Winkelschen Handbuch der Geburtshilfe abgebildet hat.
Die Fimbrienschwangerschaft hatte fast denselben
Symptomenkomplex wie die Ovarialschwangerschaft geboten. An dem
Operationspräparat konnte man aber schon makroskopisch und em-
wandfrei mikroskopisch das Nichtbeteiligtsein des Ovariums an der
Gravidität feststellen, andererseits mikroskopisch mit Sicherheit nach-
weisen, daß das in eine Blutmole verwandelte Ei in dem Stroma der
Fimbria ovarica verankert war.
Stephan: Centrale Dammruptur. Vortragender stellt einen Fall
von centraler Dammruptur vor, bei dem Kind und Placenta bei voll-
kommen erhaltenem Vulvaring unter gleichzeitiger Zerreißung der
vorderen Sphincterfasern durch das Dammgewebe hindurch geboren
wurden. (Demonstration eines Aquarells, das die frische Verletzung
post partum darstellt.) Der centrale Dammriß ist keine so extreme
Seltenheit, wie die großen Statistiken glauben machen (1:10000); Vor- .
tragender hat unter einer wesentlich geringeren Zahl von Geburten an
der hiesigen Frauenklinik bereits zwei einschlägige Fälle beobachtet.
Bei den mehr als 80 in der Literatur niedergelegten Fällen wird als
ätiologisches Moment zumeist ein abnorm hoher Damm, in zweiter
Linie eine auffällig enge, stark nach vorn gelegene Vulva angegeben.
Ferner ist häufig eine zu geringe Beckenneigung, endlich ein enger
Schambogen und hohe Symphyse verzeichnet. In zwei Fällen wird ein `
abnorm schlaffer, nachgiebiger Damm als Ursache beschuldigt, bei zwei
weiteren Kreißenden lag eine rigide Narbenbildung im Bereiche der
hinteren Commissur, von vorausgegangenen gewöhnlichen Dammrissen
herrührend, vor; letztere Fälle betreffen die beiden einzigen Mehr-
gebärenden mit centraler Ruptur, alle übrigen Beobachtungen wurden
an Erstgebärenden gemacht.
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Die Injektin f
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr,
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Dieser Umstand weist non darauf hin, daß der. Rigidität der
primiparen Weichteile eine ‘besondere Rolle bei dem Zustandekommen...
der Centralrupturen zugeschrieben werden muß, doch glaubt der Vor-
tragende, daß stets mehrere ‚ätiologische Faktoren im Spiele sind:
Jeder Geburtshelfer weiß,. daß ein hoher Damm, eine enge, vorn-
liegende Vulva, ein enger Schambogen usw. für sich allein bei
kunstgerechtem Dammschutz keine schwerere 'Weichteilverletzung nach
sich zu ziehen braucht. Erst‘ das Zusammentreffen: mehrerer von ‘den
genannten Anomalien begünstigt die Centralruptur; hierfür spricht auch
der demonstrierte Fall, bei dem ein.eniger und hoher Schambeinwinkel
(Basis 9, Lothöhe 8 em)? eine ungewöhnlich geringe Beckenneigung |.
und ein breiter, rigider Damm vorhanden ist. Hierzu kommt, der für
eine Erstgebärende auffällig rasche Geburtsverlauf bei sehr kräftiger -
Wehentätigkeit: auf die Eröffnungsperiode entfallen acht Stunden, nach
11/4 Stunden war die Austreibung ` beendet. Die besondere Wichtig- .
keit.des engen Schambogens und der geringen Beckenneigung für die
Entstehung der centralen Dammruptur ‚wird vom Vortragenden an ent-
sprechenden Zeichnungen und ‘am Beckenmodell mit SEES?
Führungslinie demonstriert. |
Sodann wird der Entstehungsmechanismus der Cen-
tralruptur an der Hand der Literatur. und der eigenen Beobachtungen
besprochen. Es ist nicht eine vollkommene Vulvaporrhexis, wie
Zangemeister sie annimnit, notwendig, stets aber reißt die hintere
Scheidenwand vom Vulvaring ab, worauf der Kopf sich in dem neu-
gebahnten Hohlraum zwischen Rectum und Beckenboden fängt, diè so-
genannte dritte Drehung um die Symphyse nicht ausführt, sondern
seinen Weg durch das Dammgewebe hindurch nimmt. Als perforierender
Kindesteil sind das schmale Vorderhaupt, Gesicht bei , Hinterhauptslage
und Gesichtslage, ferner Schulter, Ellbogen, Vorderarm und. das Bein
bei Beckenendlage beobachtet worden. Von ‘den pathologischen Ein-
stellungen. des Kindes kommt nur der Gesichtslage mit nach hinten
gerichtetem Konn (Fall’von Holzapfel) eine besondere Bedeutung zu:
Die beste Therapie besteht bei der drohenden 'Centralruptur
in der Prophylaxe, ‘das heißt in. der Anlegung einer ausgiebigen Episio-
tomie, sobald eine bläuliche, respektive blasse Verfärbung der hinteren
Dammpartien die Gefahr erkennen läßt. Die vollendete Ruptur. wird
entweder unmittelbar post partum oder — bei’erst später der ärzt-
lichen Behandlung zugeführten Fällen — nach. vollständiger Reinigung
und Festigung des Dammgewebes nach Ablauf des Wochenbettes durch
exakte Naht der anatomisch zusammenhörigen. Teile geschlossen. So-
wohl die exspektative Behandlung, -die eine Spontanheilung per se-
cundam intentiment bezweckt, als auch die Spätnaht während ‘der
. Wochenbettzeit liefert keine günstigen Resultate. Bei der Plastik ist
‘stets die Brücke zwischen Dammwunde und Vulva zu durehtrennen,
da diese erfahrungsgemäß leicht gangränös wird und der Übersicht-
lichkeit des Operationsterrains nur hinderlich im Wege steht.
Höhne spricht ergänzend: über die Rolle, welche das Ödem der‘
Vulva und des Dammes bei der Entstehung von Dammrissen spielt.
‚ Während die einen dem Ödem eine Sehutzkraft gegen Risse zu-
Schreiben, stellen andere das Vulvaödem als, die Risse begünstigend
hin. Beide Ansichten bestehen zu Recht. Ein‘ geringes Ödem macht
den Damm elastischer und weniger zerreißlich, entsprechend der
typischen, allgemeinen Succeulenz der Genitalorgane in der Schwanger-
en Schaft,
"Ödem ab
wand.
Ein starkes und vor allen , Dingen ein lange bestehendes
er setzt die Elastizität der Gewebe bedeutend “herab und hebt
sie eventuell ganz auf, sodaß dann das Dammgewebe wie Zunder zer-
reißt. Zwischen diesen beiden ws zermen gibt es alle UOENEHEN
Übergänge,
Für die Entstehung der atralch Dann. ist sehr
wichtig das quere Abreißen des Dammes vor der. hinteren Vaginal-
In diese Wunde bohrt sich der vorangehende Kindesteil, meist
der Kopf, hinein, schiebt den abgerissenen Damm vor sich her - und
durchbricht ihn schließlich, wobei der Sphincter ani unverletzt bleibt
oder mit durchrissen werden kann. f
Ganter: Über Mittel bei Vasomotorenschwäche. Eine der
“aupfgefahren bei Infektionskrankheiten ergibt sich nach Romb erg
E nn "Bundschan: i
und Päßler aus dem Versagen des Kreislaufs in erster Linie des
Für die Gefäßlähmung ist im Gegensatz ‘zu Herz-
Gefäßsystems. `
‚schwäche charakteristisch, daß venöse Stauungserscheinungen fehlen.
‘Bei Gefäßlähmung fängt sich das Blut im erweiterten ‚Splanchnieus-
gebiet. Das Versagen des Gefäßtonus kann central- (Medulla oblongata,
Rückeumark) oder peripher bedingt sein. De centrale Lähmung steht
im Vordergrund.
Die Gefäßlähmung ist der Angriffspunkt für: die Therapie.
Ziel ist Beseitigung des Mißverhältnisses der Blutmenge zum , Gefäß-
raum. Dies wird erreicht entweder durch absolute oder.relative Ver- -
mehrung der Blutmenge (Kochsalzinfusion, ‚Bluttransfusiön; Autotrans- . Be
fusion durch Einwickeln der: Extremitäten) oder durch Verminderung mw
des Gefäßraumes durch ‚medikamentöse Hebung des Gefäßtonus. Diese er
Vermehrung des Gefäßtonus ist erreichbar durch Mittel, “die.peripher ` >-
Als Kollapsmittel der zweiten "=-~
Gruppe sind vorwiegend Campher und Coffein im Gebrauch.. Die Wir-
(Adrenalin) oder central angreifen.
kung ist entweder nur flüchtig oder gering. Das im: Ausland viel an-
gewandte Stryehnin (subeutan und intravenös); das von Neißer bei
Typhus kürzlich ‚empfohlen wurde, hat: auch bei anderen ‚Infektions- Be
krankheiten prompte und. länger dauernde tonisierende. Wirkung.
Die besonders bei schweren Grippefällen beobachteten guten Er-
folge machen Strychnin als Vasotonicum empfehlenswert. .
| Georg Schöne: Über Bluttransfusion.: Darstellung der Technik Ze
eines Verfahrens der direkten Bluttransfusion von Armvene zu’ Atm-
vene unter gleichzeitiger Einleitung eines Stromes physiologischer . -
Die Transfusion - =-
Kochsalzlösung. in. einen Seitenast der Spendervene.
kann unter Umständen tätsächlich lebensrettend wirken, die Reinfusion
körpereigenen Blutes ist aber vorzuziehen. Die Gefahr, daß, die Infusion
körperfremden Blutes einmal üble Folgen nach sich‘zieht, bleibt be-
stehen. Es ist’ anzunehmen, daß’ das körperfremde .Blut einige ‚Tage
funktionstüchtig bleibt, dann aber zugrunde geht.
'Friedberger: ' Ein Leprafall in der Nähe von Greifswald: Voe
'tragender demonstriert Präparate von Nasensekret eines Leprafalles mit
der typischen Anordnung der Baeillen. Der Fall ist- auch deshalb be-
merkenswert, weil er. zeigt, wie. in der gegenwärtigen Zeit des allge-
meinen Zusammenbruches auch auf sanitätspolizeilichem Gebiete höchst
bedenkliche Unterlassungen vorkommen.
Patient ist Zahntechniker und. hat noch in der Zeit bis zur
jetzigen Feststellung der Bacillen seinen Beruf bei einem viel-
beschäftigten Zahnarzt in einer mittleren Stadt. ausgeübt. Er ist 28 Jahre
alt, in Brasilien geboren (dort Lepra nach Ehlers und Lutz häufig;
besonders nach Berturelli im Staate. St. Paolo; ‘2500 Lepröse auf
4 Millionen Einwohner), kam mit zehn Jahren nach Deutschland, -Schul-
besuch; Lehrzeit als Zahntechniker. Mit 181/2 Jahren erstmalig‘ schwer
| erkrankt „Gelenkrheumatismus . mit Malaria“ (Diagnose angeblich nur
klinisch - gestellt). Seitdem zweites und drittes Fingerglied beider
Hände in Conträcturstellung, allmähliche Muskelatrophie im Versorgungs-
gebiet des Nervus ulnaris und in den Muskelgruppen zwischen Daumen
und Zeigefinger. Analoger Befund an den Füßen. Anästhesie im
Handgelenk des Nervus ulnaris.
bei diesem „Gelenkrheumatismus“ bereits um Lepra gehandelt haben.
Trotz der Contracturstellung der Finger vermochte Patient seinen Be-
ruf. weiter auszuüben; er war noch weitere drei Jahre mit Unter-
brechungen- als Zahntechniker in verschiedenen Städten . Deutsch-
lands tätig.
- Während des Kae, elfmal gemustert. Im Demis 1917 als
a. v. Heimat eingestellt; 1918 wurde gelegentlich eines Lazarettaufent-
-halts aus anderen Gründen zuerst wegen eigentümlicher Flecke in der
Haut der Unterarme seitens eines Spezialisten Verdacht auf Lepra
Spärliche Bacillen . im Nasensekret „angeblich schon
damals nachgewiesen. ' Entlassung aus dem. Heeresdienst im Sommer
1918 in die‘ Heimat. Trotz des Leidens verschaffte sich Patient wieder
nach einiger Zeit Beschäftigung bei einem Zahnarzt als. Techniker, bis
im hiesigen Untersuchungsamt in dem vom Kreisarzt eingesandten
Material die Bacillen gerundea: wurden. A.v.Tappeiner.
ausgesprochen.
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Der Verkauf der ärztlichen Praxis.
Von =
Rechtsanwalt Dr. Ernst Wolff, Berlin.
Wie die Annoncen der Tageszeitungen und ‘der medizinischen
itschriften beweisen, begegnet es sehr häufig, daß ein Arzt oder’
Fachzei
rben seine Praxis an einen anderen Arzt verkaufen. ‘Die Zu-
Seine E
er i
lässigkeit eines. derartigen V erkaufs vom Standpunkt der Standesehre®
hat ‘wiederholt die ärztlichen Ehrengerichte ‚beschäftigt. Unabhängig
. davon haben’ über die Frage, ob ein solcher Verkauf vom Standpunkt |
des Bürgerlichen Rechts zulässig ist, und welche Rechtsfolgen aus ihm
‚entstehen, die ordentlichen Gerichte zu entscheiden. Allerdings be- `
anspruchen auch für die Rechtsprechung der bürgerlichen Gerichte die
ärztliche men und die Praxis der ärztlichen ein Be-
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Die Gesichtshaut nahm ‚mit der Zeit
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rücksichtigung, denn die zivilrechtliche Gültigkeit derartiger Verträge,
durch die eine Praxis verkauft wird, hängt im wesentlichen davon ab,
ob sie einen Verstoß gegen die guten Sitten darstellen. Was aber als
Verstoß gegen. die guten Sitten aufzufassen ist, ist nicht nach einem
objektiven Maßstab zu, beurteilen, sondern richtet sich im wesentlichen
nach den Anschauungen des sozialen Kreises, innerhalb dessen das
fragliche Geschäft geschlossen worden ist. Das Reichsgericht hat sich
deshalb, wenn es die Frage zu entscheiden hatte, ob der Verkäufer
einer Praxis den Anspruch gegen den Käufer auf Zahlung des Kauf-
. preises hat, eng an die Rechtsprechung der ärztlichen Ehrengerichte
angelehnt und ist dabei im wesentlichen zu folgendem Ergebnis gelangt:
Ob der Verkauf einer ärztlichen Praxis einen Verstoß gegen die
guten Sitten darstelle und deshalb nach $ 138 BGB. nichtig ist, hängt
von der Lage des Einzelfalles ab.
Wichtig ist vor allem die Höhe und die Art des von dem Käufer
für die Überlassung der Praxis zu entrichtenden Entgelts. Ist dieses
` Entgelt so hoch, daß es den kaufenden Arzt nötigt, bei Ausübung seines
Berufes sein Augenmerk vor allem auf die Erzielung möglichst hoher
Einnahmen zu richten, unter Außerachtlassung der Interessen der seinen
Rat in Anspruch nehmenden Patienten, so verletzt ein solcher Vertrag
ebenso wie das Standesbewußtsein und das Standesinteresse der Ärzte
auch das allgemeine Volksbewußtsein und ist deshalb nichtig. Das
Vorliegen: dieser Voraussetzung und damit die Ungültigkeit des Ver-
E trages hat das Reichsgericht beispielsweise angenommen bei einem
o Kaufpreis von 70000 M, zahlbar in Monatsraten von 1500 M.
d | Dagegen hat das Reichsgericht beispielsweise folgende Fälle für
einwandfrei erklärt:
| 1. Den Verkauf eines einem verstorbenen Arzte gehörenden
| Hauses mit Mobiliar und der an dem Hause klebenden Praxis durch
Br die Erben des Arztes, wobei in dem Gesamtpreise die überlassene
N Praxis mit 14000 M berechnet war.
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ə. Den Verkauf der Praxis eines verstorbenen Zahntechnikers nebst
Inventar durch seine Erben für die Summe von 8000 M. In dem Urteil
wird besonders-betont, daß die durch diesen Verkauf bewirkte Belastung
u des Käufers weder unangemessen hoch, noch besonders drückend sei.
E - Überhaupt ist, wie das aus dem Vorstehenden bereits ersichtlich,
e an den Verkauf einer Praxis durch die Erben des Arztes ein milderer
E Maßstab anzulegen, als durch den Arzt selbst, Der Arzt selbst darf
i die durch seine persönliche Tüchtigkeit und das hierauf gegründete
Vertrauen des Publikums geschaffene günstige Erwerbslage nicht behufs
ausschließlicher Erzielung materiellen Gewinnes und unter Gefährdung
eben jenes Vertrauens zum Gegenstande eines Veräußerungsgeschäftes
machen. Dagegen kommt für die Erben das Moment des Zuwider-
handelns gegen die Standesrücksichten nicht in Frage, auch kann es
x ihnen nicht verwehrt werden, wenn sie sich für die Vorteile, die dem
E Erwerber die Übernahme einer Praxis voraussichtlich verschafft, einen
per gewissen Gegenwert ausbedingen, zumal wenn sie, wie meist der Fall,
durch den Tod ihres Ernährers in schwierige Lage versetzt werden.
Konkurrenzklauseln, die in dem Vertrag über den Verkauf einer
i ärztlichen Praxis enthalten sind, machen jbn ohne weiteres nichtig.
| Der Beruf des Arztes dient dem allgemeinen Interesse und es ist deshalb
nicht angängig, der Berufsausübung irgendeine Beschränkung nach
Ort, Zeit oder gegenständlich aufzuerlegen oder auferlegen zu lassen.
Soweit nach den vorstehenden Gesichtspunkten der Verkauf einer
Praxis unzulässig ist, bleibt er unzulässig, auch wenn er seinem Wort-
ei laut nach sich auf das Inventar und Mobiliar des Arztes beschränkt,
= sofern feststeht, daß trotz des Wortlauts des Vertrages die Absicht der
E” Parteien dahin geht, die ärztliche Praxis gegen Entgelt zu übertragen.
mia Andererseits ist nicht unzulässig, bei dem Verkauf eines Hauses, in dem
= ein Arzt seine Praxis betrieben hat, das darin für den Nachfolger liegende
E werterhöhende Moment sich besonders bezahlen zu lassen.
u Die Folge der Nichtigkeit des Vertrages ist, daß der Verkäufer
mi auf Zahlung des Kaufpreises nicht klagen kann. Hat andererseits der
EJ Käufer bereits bezahlt, so kann er die bezahlte Summe nicht zurück-
i fordern. Allerdings bestimmt § 817 BGB., daß eine Leistung, deren
Zweck gegen die guten Sitten verstößt, von dem Empfänger zurück-
gefordert werden kann. Die Rückforderung ist aber ausgeschlossen,
wenn dem Leistenden gleichfalls ein solcher Verstoß zur Last fällt,
und dies trifft in den erörterten Fällen zu, denn wer unter Zubilligung
E eines übermäßigen Entgelts eine Praxis erwirbt und sich dadurch der
| Notwendigkeit unterwirft, aus ihrem Betriebe möglichst hohe Einnahmen
zu erzielen, handelt ebenso sittenwidrig wie der, der den Verkauf ge-
tätigt hat. _—
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Mit der Not der Kriegsapprobierten beschäftigt sich
a ein lesenswerter Aufsatz von Dr. Reiß in der Frankfurter Ärzte-
Korrespondenz Nr. 12. Nicht mit Unrecht wird darauf hingewiesen,
daß für die Weiterausbildung der Kriegsapprobierten auch der beste Kurs
o und die beste Vorlesung nicht die geeignete Tätigkeit am Krankenbett
ersetzen können. Eine praktische Tätigkeit am Krankenbett unter der
82 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
19. Januar.
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Leitung eines erfahrenen Kollegen und Gewährung einer mäßigen Ent-
schädigung wäre für viele junge Ärzte ein erstrebenswertes Ziel. Es wird
nun vorgeschlagen, an Krankenhäusern eine größere Anzahl von Vo-
Iontärarztstellen für die jungen Ärzte zu schaffen, und zwar etwa in
gleicher Anzahl, wie die Assistenzarztstellen dort bestehen. Diesen
jungen Hilfsärzten soll im Krankenhaus freie Beköstigung gewährt
werden. Es will uns scheinen, als ob diese Notlölinung selbst für
Ärzte, die zunächst nichts weiter suchen, als Belehrung und Beschäfti-
gung, gar zu kärglich bemessen ist. Wenn es auch nicht zeitgemäß
wäre, zu verlangen, daß ein junger Arzt nach vollendeter Studienzeit
die gleichen Ansprüche an Bezahlung machen könnte, die ein Eisen-
dreherlehrling unter den gegenwärtigen Verhältnissen. mit voller Aus-
sicht auf Erfolg erheben kann, so scheint es uns doch angebracht,
daß die Kommunen eine kleine Bezahlung für diejenigen jungen Ärzte
aussetzen, welche jahrelang im Kriegsdienst tätig gewesen sind.
Denn es besteht die Gefahr, daß bei einer derartigen unzureichenden
Notlöhnung ‘der neu zu schaffenden Volontärarztstellen nur diejenigen
jungen Ärzte den Vorteil dieser Einrichtung werden genießen können,
welche durch eigenes Vermögen in der Lage sind, längere Zeit ohne
Einkommen aus ihrer Erwerbstätigkeit leben zu können.
Die bisherige „Reichsdeutsche Waffen brüderliche Ver-
einigung“ hat sich, da ihre ursprünglichen. Voraussetzungen bin-
fällig geworden sind, in eine „großdeutsche Vereinigung“ umgewandelt
mit dem Ziel, dem Zusammenschluß aller Deutschen in eine Reichs-
gemeinschaft, im besonderen dem Anschluß Deutsch-Österreichs an das
Deutsche Reich, zu dienen. Nachdem man zunächst daran gedacht
hatte, die ärztliche Abteilung der Vereinigung mit Ende des
vergangenen Jahres aufzulösen, da die nach den ursprünglichen Zielen
ihr zufallende Arbeit auch von den vorhandenen Organisationen, dem
Deutschen Ärztevereinsbunde, der Versammlung Deutscher Naturforscher
und Ärzte und anderen ärztlichen wissenschaftlichen Gesellschaften
geleistet werden könne, hat man doch beschlossen, mit einer etwaigen
Auflösung zu warten, bis aus dem Ergebnis der Nationalversammlung
und des Friedenskongresses sich gezeigt haben würde, in welcher Form
ärztliche Mitwirkung an der großdeutschen Arbeit geschehen könne.
Das Centralkomitee für das ärztliche Fortbildungswesen in Preußen
veranstaltet unter Förderung der Medizinalabteilung des Ministeriums
des Innern in den Monaten Februar, März und April in Gemeinschaft
mit einer Reihe von Universitäten und lokalen Vereinigungen für das
ärztliche Fortbildungswesen systematische Fortbildungskurs®
für die während des Krieges approbierten Ärzte über
das gesamte Gebiet der Medizin unter besonderer Berücksichtigung der
Geburtshilfe, Frauenheilkunde, inneren Medizin und Kinderheilkunde.
Die Veranstaltung ist unentgeltlich, im Gegenteil hofft das Central-
komitee, den Teilnehmern gewisse Vergünstigungen gewähren zu können.
Die Kurse werden stattfinden unter anderem in Königsberg, Breslau,
Stettin, Berlin, Halle, Magdeburg, Hannover, Dortmund, Bochum.
Elberfeld und Düsseldorf. Die Teilnehmerzahl an jedem Kursus soll auf
höchstens 25 beschränkt sein, damit die Möglichkeit einer praktischen
Ausbildung am Krankenbett gegeben wird. Anmeldungen zu diesen
Kursen mit Angabe des gewünschten Ortes (sowie zwei weiterer Orte
für den Fall, daß die Kurse an dem gewählten Platz schon besetzt
sind) und der Heimatprovinz werden erbeten an das Kaiserin-Friedrich-
Haus für das ärztliche Fortbildungswesen, Berlin NW6, Luisenplatz 2/8.
Mit Rücksicht darauf, daß die vor dem Kriege bestehenden ärzb-
lichen Gesellschaften mit Beginn des neuen Jahres ihre Verhandlungen
wieder aufnehmen, beschloß der Vorstand der Kriegsärzt lichen
Abende, die Sitzungen nunmehr einzustellen.
In vierter, vermehrter und verbesserter Auflage erschien soeben
(Verlag von Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien) das „Lehr-
buch klinischer Untersuchungsmethoden“, von Prof. Dr.
Th. Brugsch und Prof. Dr. A. Schittenhelm. Das Werk weist
gegenüber den früheren Auflagen nicht nur eine ganze Anzahl von Ab-
schnitten auf, die von Grund auf umgearbeitet und ergänzt ‚worden
sind, sondern auch zahlreiche neu aufgenommene Kapitel, we ei
Untersuchung des Körperbaues und der Blutdrüsenkrankheiten“, „tun
tionsdiagnostik des Herzens“ und „Funktionsprüfung der Nieren USW-,
sodaß das Buch durchaus auf der Höhe des neuesten Standes der
ärztlichen Kunst steht und sowohl dem Studenten wie dem fertigen ATZ
eine willkommene Zusammenfassung gibt.
Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Schombetk
Lehrer am Zahnärztlichen Institut, der Titel Professor verliehen. A
Bonn: Als Nachfolger des verstorbenen Adolf Schm idt ist o
Hirsch (Göttingen) zum Direktor der Medizinischen Universiti; A
klinik berufen worden. — Düsseldorf: Der bisherige Direktor _ x
chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses in Posen, l N)
Dr. Carl Ritter, wurde zum leitenden Arzt der chirurgischen ‘t
teilung des Evangelischen Krankenhauses in Düsseldorf ernannt.
Frankfurt a. M.: Den Privatdozenten Dr. Dreyfus (Innere Medizio),
Dr. Klose (Chirurgie), Dr. Braun (Hygiene) der Professortitel a e
liehen. — Freiburg i. B.: Prof. Hosemann, der neu gewa ir
Oberarzt der chirurgischen Abteilung des Diakonissenhaus®s, o-
Chirurgie habilitiert. — Greifswald: Prof. Dragendorff, zu
sektor am anatomischen Institut in Bonn, zum Abteilungsvorsteber p
anatomischen Institut ernannt. — Kiel: Privatdozent Dr. i$ aP P
(Chirurgie) der Professortitel verliehen. München: Prof. Sem Sl
ehemals Anatom in Jena, 60 Jahre alt/ gestorben. W ürz burg i '
Hagemann, bisher Privatdozent in-Märburg, für Chirurgie hab
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, . gie Tan
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= Wechselnde ist. Die Heilversuche.. von Henke umfassen nur kleine
- zu Tübingen, Bd. 2, H. 3, S. 862. -
und Wernicke
nach der Diphtherieinfektion behandelte
infizierten Kaninchen und Meerschweinchen angestellt und erzielten
Immerhin geht aus den/’Versuchen von Henke hervor, daß auch bei:
Diphtherieserums . zutage tritt. Henke fand, daß die mit
Heilserum behandelten Tiere auch dann, wenn schon „deutlich die
Tiere usw.) vorhanden waren, am Leben blieben,- während die mit
p 1009.
t
= Wochenschrift für praktische Ärzte
'redigiert -von un
Professor Dr. Kurt Brandenburg ' Urban & Schwarzenberg
| | Bi ers Benin oo l
-Berlin
Inhalt: Originalarbeiten:. W. Kolle und. H.Schloßbe rg er, Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieseruins: J.. Citron, Die
viscerale Frühsyphilis. W: Knöpfelmacher, Häufung von Säuglingsskorbut in Großstädten. R. Cobet, ‚Über Beobachtungen bei toxischer -. me
Ruhr. H. Siegmund, Pathologisch-anatomische Befunde bei der Influenzaepidemie im Sommer 1918. — Referatenteil: W. Weitz, Be-
merkungen zu Edens’ Kritik meiner kardiographischen Arbeiten mit Stellungnahme zu der Lewisschen Arbeit über die Herzgeräusche bei Mitral-
E. Edens, Antwort auf die vorstehenden Bemerkungen. — Aus den. neuesten Zeitschriften. —. Therapeutische Notizen. — Bücher- . m
= M. S trau B, Betrachtungen zur E ”
stenose.
besprechungen. —, Vereins- und Auswärtige Berichte:. Frankfurt a. M. Hamburg. Kiel. Prag. — Rundschau:
| a Kriegsinvalidenfürsorge. — Tagesgeschichtliche Notizen. on | a
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortgindibeiträge vor,
Streptokokken (Bouillonkulturen) intratracheal infiziert
worden waren, hat‘P. Hilbert!) angestellt. Die Zahl der zu dem
: Versuch benutzten: Meerschweinchen betrug nur. fünf; zwei davon
wurden nicht behandelt und. dienten als Kontrollen. Zwei der 'be-
Aus dem Institut für experimentelle Therapie "zu Frankfurt a. M.
Zur Frage der Heilwirküng ‘des Diphtherieserums.
Experimentelle‘ Untersuchungen und kritische “Betrachtungen.
Infektion Diphtherieheilserum (45 A.-E. beziehungsweise 100 A.-E.)
SEI ‚Vo - Z
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. Kolle und Dr. H. Schloßberger. | erhalten batten, starben, während ein Tier, das fünf Stunden nach der
& | Zu an i | Infektion 100 A.-E. bekommen hatte, durchkam. Die Versuche von
Den. II.» | a ai uber: sind an, Ba o BEE
Untersuchuneen. die Hei ft des Diphtherie- er weitere, Versuche bei intratracheal infizierten. `
serums g N a d Burn enden D iph therie- | Kaninchen berichtet A.. Dietrich‘) -Den Tieren wurden nach
Tracheotomie zwei bis drei Spatel einer jungen Diphtherieserumkultur
bacillen experimentell zu prüfen, sind in deutschen. mit mäßiger Gewalt in die Schleimhaut der Luftröhre eingerieben.
U. . À - . Ne s e
Laboratorien, wie auch, soweit aus der Literatur zu ersehen ist, in
ausländischen Instituten nur in geringem Umfange gemacht worden.
-~ _ Deutscherseits ist unseres Wissens nur eine 'eingehendere
Arbeit erschienen, und zwar von F. Henke?) die im v. Baum-
gartenschen Institut angefertigt worden ist. Henke verweist
schon darauf, daß sich in der grundlegenden Arbeit von Behring
”) nur ein. einziger gelungener Heilversuch bei vor-
hergehender Infektion der Tiere mit lebenden Diphtbheriebacillenkulturen
findet. Wenige Versuche an Kaninchen, die intratracheal mit Diphtherie-
bacillen infiziert waren, hat Paltauf®) angestellt: sechs mit Heilserum `
A jere kamen sämtlich durch,
während die beiden Kontrolltiere zwar am Leben blieben, aber starke
Abmagerung, starke Infiltration der Trachea, stenotisches Atmen usw.
darboten. Auch E. Roux und L.M artin) haben nur einige wenige
Versuche mit lebenden Diphtheriebakterien. an intratracheal und vaginal
(Überwiegen der Lokalaffektion, Tod innerhalb der ersten sieben Tage),
und 14. Tag) und ein chronisches Stadium (Späterkrankung, Tod eventuell :
‚noch nach Wochen). Die Kontrolltiere starben sämtlich im akuten
Prozeß. Durch die therapeutische Anwendung von Diphtherieserum
‘(sechs bis.sieben Stunden nach der Infektion bis 1500 A-E.) konnte
zwar eine.Heilung nicht bewirkt werden; der tödliche Verlauf wurde
jedoch deutlich verlangsamt. 3 pia
` .L. Cruveilhier?) konnte Meerschweinchen, die mit Y4 Agar- -
kultur eines virulenten . Diphtheriestammes (die unbehandelten Kon-
trolltiere starben nach 86 bis 48 Stunden) infiziert worden -waren durch
"nicht angegeben ist, noch i6 Stunden naeh der Bakterieneinimpfung |
retten; intracerebrale oder subcutane. Applikation des Diphtherieserums `
. waren weniger wirksam. Be ar Ä |
Mit Rücksicht auf, diese recht kleinen, und, zum Teil nicht
beweisenden Versuchsreihen, über die Veröffentlichungen vor-
liegen (nur Henke hat im ganzen elf Versuchsreihen mit je-
drei Tieren angestellt), müßte angesichts der Behauptungen Bin ->
gels*). über die mangelhafte‘ Wirkung des antitoxischen Di~.
phtherieserums bei Diphtheriekranken, ‘bei denen doch lebende.
Bakterien die Krankheitserscheinungen (Fieber, Toxinvergiftung
usw.) bedingen, diese ganze Frage einem. experimentellen
“Studium auf breiterer Basis unterzogen werden. Um so mehr,
als im Ausland die Feststellung eines anti-
bakteriellen Titers des Diphtherieheilserums, das außer-
dem auf seine Antitoxine nach Ehrlich geprüft wird, durch
Versuche an Meerschweinchen, die mit lebenden Diphtheriebacillen
infiziert werden,. ausgeführt wird, z. B. im Institut Pasteur.
Denn es. wäre ja immerhin denkbar, daß ein rein antitoxisches
Serum nicht dasselbe leistete, wie ein antitoxisch-antibakterielles°).
Heileffekte mit dem Diphtherieserum, die aber bei Mischinfektionen mit
Streptokokken ausblieben. | | RER
| Was die Kaninchenversuche anlangt, so hat schon H enke die-
selben kritisiert, weil die. Empfindlichkeit :der Kaninchen. eine sehr
Versuchsreihen an Meerschweinchen; er hat ferner eine: offenbar nicht
sehr virulente Bouillonkultur benutzt, bei der vor allem die Vergiftung
von den an der Impfstelle sich kaum vermehrenden. und nach Er-
zeugung von Giften zugrunde gehenden Baeillen im Vordergrund stand.
Verwendung von lebenden Diphtheriebakterien im
leerschweinchenversuche eine Heilwirkung des
Wirkungen der Infektion und der Intoxikation (Infiltrat, Schwäche der
Ormalserum
Ontrolltiere meist zugrunde gingen
Heilversuche an Meerschweinchen, die mit eine
(von Menschen oder Rind stammend) b e ha ndelten
m Ge- u a
| 1) D. Arch. f. klin. M. 1897, Bd. 59, 8.248. ns u
2) Arb. a..d. Patholog.-anatom. Institut zu Tübingen 1899, Bd.3;H.1.
3) Ann. d. !’Inst. Pasteur. 1904, Bd. 18, S. 41. ` |
4 D. Arch.:f. klin.’ M. 1918, Bd. 125, H. 4 bis 6.
56 Diese Ansicht wurde z. B. von. Roux’- Schüler L. Cru-
'veilhier (Ann. de l’Inst. Pasteur 1905, Bd: 19, S. 249) vertreten, der
auf Grund eigener Untersuchungen und der Ergebnisse von Roux
© 1) Fortsetzung aus Nr. 1 dieser Wochenschrift. PER ,
._.) Virch. Arch 1898, Bd. 154. und Arbeiten a. d. Patholog. Institut | |
- %) Žschr. f. Hyg., Bd. 11, H. 1. Da
‘) M. m, W. 1895, Nr. 5, S: 109 und Zschr. f. Hyg.,-
- °) Ann..de.lInst. Pasteur 1894, Bd. 8, S. 609.
r
Bd. 19, S. 427.
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‚ . : N
` s 2 b A 7 5 .
A N z 2.3. - : Jr
misch von Diphtheriebacillen (Bouillonkulturen) und `
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handelten Tiere, die ?/, Stunden beziehungsweise 5!/2 Stunden nach der `
‚Dietrich unterscheidet drei Stadien der Erkrankung: ein akutes .
ein subakutes (ohne starke Lokalaffektion, tödlicher Ausgang zwischen 7... ~
‚intravenöse Injektion von Diphtherieheilserum,. dessen Antitoxingehalt. |
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tion lebender Diphtheriebacillen angewendet, sowohl hochvirulenter
84 ö 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
/
H. Kleinschmidt), der ein nach den Vorschriften des
Institut Pasteur von Ruppel in den Höchster Farbwerken
hergestelltes und gegenüber Pariser Originalpräparaten im Tier-
versuch ausgewertetes Serum klinisch angewendet hat, schreibt
über die Ermittlung des antibakteriellen Titers folgendes:
„Eine Reihe von Meerschweinchen erhalten -abgestufte Serum-
mengen und werden zwölf Stunden später mit einer Kulturmenge in-
fiziert, die imstande ist, ein unvorbehandeltes Meerschweinchen von
gleichem Gewicht wie die mit Serum vorbehandelten Tiere, in 30 Stun-
den zu töten. Die Serumverdünnungen zur Vorbehandlung der Meer-
schweinchen werden auf das Gewicht der Tiere bezogen. Wiegen die
Tiere beispielsweise 500 g, so erhalten sie Serummengen von 500/1000,
5600/10000, 500/100000 usw., also tatsächlich 1/4, 1/20, 1/200 usw. Kubik-
zentimeter Serum. Das Serum des Institut Pasteur soll mindestens
in der Menge von 1/2% cem ein 500 g schweres Meerschweinschen vor
der tödlichen Infektion mit der vorher bezeichneten Kulturmenge
schützen. Der präventive Titer eines solchen Serums wird mit 1:100000
angegeben.“ Gegen die Methode dieser Wertbestimmung sind zwar
-von Th. Madsen?) und von Marx?) wichtige Einwände erhoben
worden. Die Wertbestimmung eines Serums in bezug auf seine Schutz-
kraft gegenüber lebenden Bakterien im Meerschweinchenversuch dürfte
nach diesen Versuchen von Madsen und Marx trotz der Behaup-
tungen von L. Cruveilhier‘) eine ungenaue und keineswegs sichere
sein. Sie ist, wie auch unsere Versuche ergeben haben, jedenfalls nicht
mit der Wertbestimmung der Antitoxine nach Ehrlich ohne wei-
teres zu vergleichen.
Die Urteile über den therapeutischen Wert dieser
vom Institut Pasteur gelieferten antitoxisch-
antibakteriellen Sera für den Menschen gehen bei den
französischen Klinikern recht weit auseinander. In Frankreich ist
man sogar bei dem Versagen dieses antitoxisch-antibakteriellen
Heilserums bei maligner Diphtherie zu immer größeren Serumdosen
übergegangen, bei denen dann auch größere Mengen von Anti-
toxin (6—8—10 000 A.-E.) einverleibt werden [Comby°), Mar-
fant), Hutinel”)]. Auch Kleinschmidt, der das von
Ruppel nach französischer Art hergestellte antitoxisch-antibak-
terielle Serum (in Form des Plasmas) bei Kindern von zehn Mo- |
naten bis zwölf Jahren in der Menge von 10 ccm (= 2500 A.-E.)
anwendete, im Vergleich zu Kindern, die mit rein antitoxischem
deutschen Serum injiziert wurden, konnte keinen Unterschied in
bezug auf die Heilkraft feststellen®).
Kleinschmidt schreibt darüber folgendes: „Ein günstiger
Einfluß des französischen Präparates im Vergleich zum deutschen Serum
ist ebensowenig in den schweren Krankheitsfällen zu erkennen, deren
Therapie wir eingangs als verbesserungsbedürftig bezeichneten. Todes-
fälle und Komplikationen treten in mindestens gleicher Häufigkeit ein,
wie wir es sonst zu sehen gewohnt sind.“
Gerade im Hinblick auf alle diese Beobachtungen und unter
Berücksichtigung der Bingelschen Behauptungen war es aber
notwendig, zunächst die Heilkraft des Diphtherieserums an einer
größeren Anzahl möglichst virulenter Diphtherie-
kulturen im Meerschweinchenversuch zu prüfen, hierbei auch
unter Infektionsbedingungen, die der Infektion des Menschen nahe-
kommen, Solche Tierversuche waren auch zum Vergleich mit einem
nach anderen Prinzipien gewonnenen Diphtherieserum, über das
später berichtet werden wird, notwendig.
Es wurde als Infektionsmodus zunächst die subcutane Injek-
(Verbandl. d. internat. med. Kongr. Paris 1900), L. Martin und
L. Momont sowie von Marfan behauptet, daß das wirksamste
Serum nicht immer das antitoxinreichste zu sein scheint.
Antibakterielles Diphtherieheilserum wurde, wie Lindemann
(Arb. Kais. Ges. A. 1911, Bd. 86, S. 168) mitteilt, auch von der Firma
Dr. Ph. Blumenthal (Moskau) hergestellt und in Rußland versuchsweise
bei schweren Diphtheriefällen angewandt.
1) Jb. f. Kindhik. 1917, Bd. 86, S, 268.
2) Zschr. f. Hyg. Bd. 24. . ,
3) Zschr. f. Hyg. 1901, Bd. 88, S. 872. Ehrlich führte die Re-
sultate Roux’ auf die verschiedenen Resorptionsverhältnisse bei den
einzelnen Tieren zurück. Nach Marx ist. der Immunisierungs- und
Heileffekt eines Serums dem Gehalt an Antitoxineinheiten direkt pro-
portional.
4) Ann. Pasteur 1905, Bd. 19, S. 249.
5) Arch. de méd. des enfants 1903, Bd. 6, S. 290.
6) Leçons cliniques sur la Diphtherie, Paris 1906.
7) Les maladies des enfants 1909, Bd. 1.
s) Kretschmer (M. Kl. 1911, Nr.3, 3.99) behandelte Bacillen-
träger mit dem von Ruppel nach französischem Muster hergestellten
antitoxisch-antibakteriellen Serum (subcutane Injektionen und lokal)
ohne besonderen Erfolg.
96. Januar.
Kulturen, von denen 1/00 BIS */soooo Öse der auf Löffler-
schem Serum 24 Stunden bebrüteten Diphtheriekultur ein Meer-
schweinchen innerhalb zweier Tage tötet, wie auch solcher Kulturen,
von denen erst !)s bis !/,, Öse den Tod des Meerschweinchens herbei-
führt, wie z. B. die zur Herstellung des Diphtherieheilserums von den
meisten Fabriken benutzte amerikanische Kultur Dö. Neben der
subeutanen Injektion wurde auch noch die cutane Methode
angewendet. Wir konnten nämlich die Beobach-
tung machen, daß alle von uns benutzten Di-
phtheriekulturen!) mit Ausnahme des fast voll-
kommen avirulenten Stammes D9 bei der Ein-
reibung auf die mittels Caleiumsulfihydrats.
epilierte Bauchhaut Meerschweinchen in kurzer
Zeit töteten (eine Öse einer 24stündigen Kultur auf Löfflerserum)
(Tabelle 1). Man sieht in Schnitten aus derartigen Hautstückchen,
wie die Bacillen von den Haarpapillen aus in die Haut eindringen
und wie sie namentlich in den Haarschäften und Drüsen ge-
wuchert sind. Sie erzeugen Entzündung und Nekrose, die bis auf
das subcutane Gewebe übergreifen. Diese cutane Infektion
und die von ihr erzeugten lokalen Prozesse ähneln am meisten
den pathologisch-anatomischen Veränderungen bei der menschlichen
Diphtherie. |
Tabelle 1. !
Wirkung der Diphtheriestämme D1 bis D22 auf Meer-
schweinchen bei cutaner Infektion. |
Meerschweinchen (zirka 250 g), etwa talerstückgroße Hautstelle mit Cal-
ciumsulfhydrat enthaart, Einreiben von einer Öse 24stündiger Löffler-
serumkultur mittels sterilen Glasstabes.
Stamnı | Verlauf | Stamm | Verlauf | Stamm Verlauf
D1 r2* D8 +2 Die | 2
D2 2 D 9 glatt, lebt D 17 4
D3 3 D 10 76 D 18 2
D4 ‚13 D 11 +4 D 19 3
D5 1 Öse glatt, D 12 3 D 20 3
lebt, 2 Ösen t 9 D 13 ! 4 D 21 T
D6 3 D 14 r2 D2 4
D7 3 D 15 +2
* +2 bedeutet } nach zwei Tagen usw.
Die Einverleibung des Serums geschah zum Teil intraper!-
toneal, zum Teil subeutan oder intravenös. Der Hauptwert wurde
darauf gelegt, möglichst zahlreiche Kontrollen mit noT-
malem Pferdeserum, das vorher auf Antitoxinfreiheit ge-
prüft worden war, anzulegen. Da größere Mengen sowohl des
specifischen antitoxinhaltigen, wie auch des nichtspecifischen anti-
toxinfreien Serums injiziert werden mußten, so wurden zu den
Versuchen vorzugsweise nicht carbolisierte Sera benutzt.
Die Versuche wurden mit möglichst zahlreichen Kulturen
verschiedenster Virulenz und in wechselnden Zeitintervallen sowie
mit verschieden großen Dosen des Serums und der Kultur a8-
gestellt. l
Die Gesamtzahl der Versuche betrug 64 (jeder Versuch, mit
6 bis 24 Meerschweinchen). Wenn man die Ergebnisse dieser
Versuche, die. gewissermaßen ein Gegenstück zu der Behandlung
diphtheriekranker Kinder nach der sogenannten Alternativmethod®
(abwechslungsweise Diphtherieheilserum und normales Pferde-
serum) bilden, überblickt, so kann man auch die Prozentzahlen
der mit specifischem und der mit normalem Serum unter gleichen
Verhältnissen behandelten Meerschweinchen vergleichen. 16
Gesamtzahl der mit specifischem Serum behandelten Tiere boure
216, davon wurden geheilt 152 — 70,4%, während der Res
(64 Meerschweinchen) akut oder an Spättod zugrunde ging- un
den 137 Kontrollen mit normalem Serum, das in Dosen von = ia
5 ccm verabreicht wurde, wurden 28 Tiere = 20,4% gehe IN
während die übrigen 109 starben. Die 128 unbehandelten Kon-
trolltiere erlagen sämtlich innerhalb der ersten Tage der Infektion.
~ „Im folgenden seien eine Anzahl Beispiele‘) gegeben, vg
die Verhältnisse im einzelnen, die Versuchsanordnung USW. ar- -
stellen (Tabellen 2 bis 6).
‚ .» Die Kulturen wurden uns aus dem Hygienischen Institut CC)
Universität Frankfurt a. M. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Ne st t
von dem Abteilungsvorsteher Prof. Dr. Braun zur Verfügung 805$ i
2) Die Veröffentlichung der sämtlichen Belege erfolgt IM tolle
der nächsten Hefte der „Arbeiten aus dem Institut für experimen tav
Therapie und aus dem Georg-Speyer-Hause“. (Erscheinen bel a
Fischer, Jena.) '
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr.
dh Ji 26. Januar. — 5
= H, Thk EA a A a | Tabelle 4. E a
! s ® Br D ° r 3 s . ; - e a £ ie aan,
= Überblieken wir die, Einzelheiten. der Ergebnisse unsere -Hellversuch bei Meerschweinchen, d je subeutan Ei
uf Ai a Versuche, so läßt sich folgendes sagen: >: . 7 m en mit lebenden Bakterien infiziert waren. nn
ur ein a u . “1, r » S ° - Ld - sI as mi el s : p \ 2 * ` enk p . £ Rus
sher Kuliwa, $- 1. Die Heilwirkung des lerne: en'— in |. D12, 24stündige Löfflerserumkulturen, 1/100 Öse ee Ka ei T
achensher: | - Toluolgiften — und zwar mit dret hetero non Dr. | fach tödliche Dosis). Nach verschiedenen Zeiten Heilser nn A
ruins onda É- den Höchster Farbwerken unter Leitung von Bat 500fach) beziehungsweise normales Pferdeserum subeutan. - Re
Nebende E. Joseph hergestellt wird,. trat- gegenüber: sämtlichen kars m nn ~
Metto f geprüften Kulturen, und zwar bis zur Dauer von 12 vn m E Meer- m a Seim; | n o
Beobu-|.:. den nach der Infektion zutage. Nach Ablauf dieser Zeit gelingt | schwächen eener pae] (subantan) A z
ezten Di E es auch mit größten Dosen des Serums nicht, den S T Pri | — ee e
astrol E auch wenn diese nur mit’ der knapp. tödlichen Dosis Inliziert an A. Ser Be p ch a = RE
der Bir $ wurden, abzuwenden. nn | Nee See "kleines Tafiltrat, lebt. er
drals F 2 un ee 926 | I. 2500 A-E. _ |glate — — n 2
j hydrsts f. =~ — Tab'elte, 2. BF 997 k 5 com norm. Pf.-S. | starkes Infiltrat, lebt. . | IF
Fae 5 Heilversuch bei Meerschweinchen,’ die Auen B Serum nach 8 Stunden.. A
a u mit lebenden Bakterien infiziert waren Je 98. 3 N E | Infiltrat, lebt. ey nn
ne `- 3 D2, 24stündige Löfflerkulturen, 1/,, Öse subeutan (zirka dreifach töd- | , 82 ö 2500 A.-E. _ | kleines Infiltrat, lebt, Be
a ed liche Dosis), nach verschiedenen Zeiten Serum ne un 931 “ | 5cemnorm.Pf.-S. | starkes 3 Ya;
Bo A Höchst 500fach, beziehungsweise normales Pferdeserum) intraperitoneal. O Sorum aaeh S tinden ne:
e 3 — | ! Ä RT
ee IE an Sn Sn ne 932 : 500 A.-E. Infiltrat, lebt. j pe
fektin] - Kultur- | 933 ` x . 1000 A.-E en -r
0 Se M . \ ; E \ P OL
m mita f Be, menge Verlauf 9% i Ä 00 AE E OTE E E EN
noohjiche i sc a D2 Serum intraperitoncal erlau 935 » , | cem norm. Pi.-S. | starkes Infiltrat, ra a
ei SE $ $: Aue l i | D. Serum nach 12 Stunden. ne Eon
_ x . has =. 500. A.-E. - | starkes Infiltrat, + 6. 2 u
937 > 1000 A.-E. . PA „ . f 6 (typischer Bef.). Dee
1f Meer A. Nach T2 Stunden. 998 $ .. 2500 A.-E. a p 4 i A = Ta
> i 60 fi JoÖse | 500 A-E. Kleiner String; lebt. 939 en h a. i t3 D Befund). , en a
5 6L I- m ‘* 200 „ | e “ | "Kontrollen ohne Serum. En z | f.
o ott | 62 s 125 Infiltrat, lebt. 940 Den 3 (typischer Befund) 3 a
p Lolle 63 j 50 , - | breites Infiltrat, lebt.. 2 | | 7 | 13 s N no
64 j PEE 7: n», ` n» -s T4 (typ. Befund). ; " N; BE. Zu Zu gr
65 : 5ccm normales Pferdeserum f s (typischer Befund). ö | Tabelle 5 È u
— 66 s x B 3o » a EN a ” er Enr
ed E 67 E Oi er 2 nn $ Heilversuch bei Meerschweinchen, die subcutan ~
m M ae SAA en. i ' ' mit lebenden Bakterien infiziert waren. pe NS a
ih - 68 [100 ; nfiltrat. Lebt. D 14, 24 stündige Löfflerserumkulturen, Ysooo Öse subeutan (zirka vier- Fun N
/so Öse 500 A.-E. Infiltrat. Le re a A 5 on Enz a Saai
f? 69 » 250 „ starkes Infiltrat, Nekrose, lebt. | fach tödliche Dosis). Nach verschiedenen Zeiten Serum (Diphtherie- ` > or
' 70 : 125 a $ 2 (typischer Befund). heilserum Höchst 500fach, beziehungsweise normales Pferdeserum)' Mi
t% » ara | E i intraperitoneal EN: l es
h 1 | Š öccm normales Pferdeserum 13 ` n era, per a3 LS | Dir
18 Dr : » a — — — — ae
14 » u ng 2 i $ Meer- . Kultur- á REES: 7 EE er
| IV schweinchen |menge D 14 E eenea T> Verlauf u ee
C. Nach 6 Stunden. Nr. (subcutan) | | SCHE: a ae!
1 'hoÖse | - 2500 A.-E. | breites Infiltrat, lebt. mm u ——— Er
Me r, 76 | | = = 2000 3 desgleichen, roße Nekrose, lebt. Dan ,. : A. Nach 6 Stunden. a
ae 77 | na 150 ,„ desgleichen, f 12.. ` 969 1/0 Öse ‚500 A.-E. | Infiltrat, lebt. | le:
q 78 5 5 1000 „ =, 6. 970 Ba 1000 A.-E. kleines Infiltrat, lebt. 2
gr i i IR ö ccm normales Pferdeserum ! i (typischer Befund). 971 i 2500 su Be 4 M E
pur | ni ” „ Y n ” n . a cem norm.Kl.-D. l 9 n` E
, 8 nn n g . NER un
jt ge ' | er & meer i B. Nach 8 Stunden. ee
| 973 Siak 500 A-E l Infiltrat, lebt. i Es
Fa | Tabelle 8. BR a 94 ” a0 AE. Oooo a
di | T Heilversuch bei Meerschweinchen, die subcutan 976 y 5 cem norm. Pf.-S. | breites Infiltrat, lebt. T
! mit lebenden Bakterien infiziert waren. C. Nach 10 Stunden. | i i 1
pel |; Dö, 24stündige Löfflerserumkultur, !/, Öse subeutan (zirka fünffach 977 n 500 A.-E. breites Infiltrat, lebt. Be;
E tödliche Dosis). Nach verschiedenen Zeiten Serum (Diphtherieheilserum T | ” po PE i nt ef a
j } Höchst 500 fach, beziehungsweise normales Pferdeserum) intraperitoneal. 930 | : 5 cem norm. Pt-S. | + 2 (typischer Befund). a.
— N a a | - D. Nach 123 Stunden. Ba”
; Meer- Kultur- : | en = ; u:
ji | schweinchen | menge D5| .. i bar to eal) Verlauf a i \ 1000 aE S A miiy.
N RE Nr, (subeutan) niraperiion 2. 983 > 2500 A-E. ` Inflitrat, lebt. ý BERE:
h | č A. Nach 1!a Stunden. E. Nach 18 Stunden. a. Bap er
= 358 2 Ö -E i . 986 ” 500 A.-E. 2 (typischer Befund). „=
En 350 BAER m E fees Infiltrat, lebt. . 086 l „ 1000 A.-E. 3 ‚> SC 2 Zu.
| 360 3 Ee Infiltrat, lebt. 987 i 2500 A.-E. -F 10 (Nekrose), ” MEEF:
| 361 E si 2 a TE Tj 988 5.ccm norm. Pf -S. 2 (typischer Befund). AiL
| } o 362 é - 10 A-E. starkes Infiltrat, ¢ 4. i Ko a ro en oe oori 4 Br:
ES 363 ” 5 cem norm. Pf.-S. | starkes Infiltrat, Nekrose, lebt, ' À Re K TR ER
| È 364 | À 2 cem norm. Pf.-S, | große Nekrose, } 6. .989 | " | = | 7 2 (typisc er Befund). nimi
Be 365 5 en t 1 (typischer Befund). 990 | „ Ze j 0 j R,
| B. Nach 4Stunden. | 2. Es bestehen keine Unterschiede in der Wirkung des ENE
j - C po oa Ya A-E Klemas. Infitrat, lebt. a Den. = eu ra une $ DER:
49% u Í E. nij al, r . k a s f i 7
| a a brottas {ntiltrat, große Nekrose; lebt. els ee ebender en, mit denen die. Versuchstiere, pa
430 | ` i 100 A.-E. desgl., 7 6. infizier . = o | u |
| Zu u Na | a T E er Er 8. Die Heilwirkung des specifischen Serums konnte mit um so E
| ii i $ | Dr | ‚kleineren Serumdosen' und um so sicherer erzielt werden, je früher 5.7
! C. Nach 6Stunden. ie nach der Infektion das Serum dem kranken Tier einverleibt wurde. ER
Ä Dr. Du r 2500 A.-E. breites Infiltrat. | we Die Heilwirkung des Diphtherieheilserums trat nicht nur ` EFENL
a T | 2000 an re aes Aaa ; a een a ie Sicher tödliche -Grenzdosis: lebender F f A
se 1000 A-E Deiner penna -Kultur gewählt wurde, sondern auch dann, wenn ein Mehrfaches Wald:
-5. JS : . R À n . : .. : . . . r J ies
A | 5 SOON ROMEN 1 iypiscner Befund) | derselben. (bis zur 20- und 50fachen tödlichen Dosis) einverleibt hf i
163 1/19 Ose — + 3 (typischer. Befund). wurde, Je größere Dosen lebender Kultur injiziert di
RER -nn | wurden, um so mehr Serum wurde gebraucht und
') Bei der Ausführung der Tierversuche waren die Labori nnno um so. kürzer war die Zeit, in der sich noch eine
de, sowie der. Präparator de Hejlwirkung des Diphtherieserums erzielen ließ,
Frl. E. Krüger und Frl. H. Lan
Stituts, Herr ©. Göldner, mit tätig, _ |
eon |
Pu
r
86 a = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
T
26. Januar.
| Tabelle 6. a
Heilversuch bei Meerschweinchen, die cutan mit
lebenden Bakterien infiziert waren.
Di, 24stündige Löfflerserumkulturen; davon an Meerschweinchen
ie 1 Öse cutan eingerieben. Nach verschiedenen Zeiten Serum
(Diphtherieheilserum Höchst 500fach, beziehungsweise normales Pferde-
serum) intraperitoneal. |
a ———
Meer- | Kultur
schwein-| D1 Serum intraperitoneal Verlauf
chen | cutan
Nr.
| A. Serum nach 2 Stunden.
559 . | 1 Öse 500 A.-E. glatt.
560 ` 250 kleines Infiltrat, lebt.
561 a 10 „ t 4 (typischer Befund).
562 i | 5 cem normales Pferdeserum | + 3 5 E i
563 ' 3 ” 1” ” r “s
. B. Serum nach 4 Stunden.
564 |1 Öse 1000 A.-E. glatta i
565 E " kleines Infiltrat, lebt.
666 2 = 3 (typischer Befund).
667 si 5cem normales Pferdeserum 3 x G
568 ” 9 „ ” „ 1
C Serum nach 6 Stunden.
569 | 1 Öse 2000 A.-E. Infiltrat, lebt.
70 ee 1000 „ + 3 (typischer Befund).
571 a 5 cew normales Pferdeserum | f 2 i =
D. Serum nach 12 Stunden.
572 | 1 Öse 3000 A.-E. breites Infiltrat, Nekrose.
613 y 2000 desgleichen.
674 is 1 = + 3 (typischer Befund).
575 m 5 ccm normales Pferdeserum | + 3 ` P
7 Kontrollen ohne Serum.
516 | 1 Öse | | + 3 (typischer Befund).
s 677 ” u i T 3 7 4
5. Das normale Pferdeserum besaß in einer Anzahl von Ver-
suchen eine gewisse Wirkung auf den Verlauf der Infektion. Bei
Verwendung kleiner Dosen virulenter Kultur oder bei Verwendung
wenig virulenter Kulturen trat nicht nur eine Verzögerung im
Verlauf der Krankheit und im Eintritt des Todes ein, sondern zu-
weilen auch eine Heilwirkung, namentlich bei Verwendung der
größten Dosen des Serums. Sie fehlte aber vollkommen, sowohl
bezüglich der Verzögerung, wie bezüglich des Eintritts des Todes,
wenn ein Mehrfaches der tödlichen Dosis Kultur einverleibt wurde,
sowie dann, wenn das normale Serum später als 10 Stunden nach
der Infektion injiziert wurde, während es mit antitoxischem Serum
noch nach 18 Stunden, in einigen Versuchen sogar noch nach
94 bis 30 Stunden gelang, die mit Bakterien infizierten Tiere vor
dem Tode zu retten.
Wir sind hiermit zu einem Kernpunkt des experimentellen
Teils unserer Arbeit gelangt, die direkt zu einem Vergleich mit
den klinischen Beobachtungen und der von vielen Autoren fest-
gestellten Heilwirkung des Diphtherieserums beim diphtheriekranken
Menschen überführt. Denn wie wir sahen, sind die mit den Toluol-
giften hergestellten Sera nicht nur bei der Diphtherievergiftung
der Meerschweinchen mittels bakterienfreier Gifte wirksam, sondern
auch bei der durch lebende Bakterien erzeugten schweren Krankheit,
die im wesentlichen auch eine Vergiftung darstellt und sich pa-
thologisch-anatomisch und klinisch in nichts von der durch Gifte
erzeugten Krankheit unterscheidet. Wir müssen demgemäß not-
gedrungen die Frage an die Skeptiker, soweit sie die Heilwirkung
des Diphtherieserums in Frage stellen, richten, auf welche ex-
perimentell nachgewiesenen Tatsachen sie ‚ihre Skepsis gründen.
Es liegt doch bisher keine Beobachtung in der ganzen experi-
mentellen Medizin vor, daß die echten Toxine, ‚die von Bakterien
in verschiedenen Tierspecies gebildet werden, nicht identisch sind.
Wir sehen, wie die mit lebenden Tetanusbacillen
durch Splitterinfektion bei den verschiedensten
Tierarten erzeugte Tetanusvergiftung nach
allen Richtungen absolut identisch ist, und
sehen, wie ein mit sporenhaltigem Gift beim
Pferde hergestelltes Tetanus antitoxin bei sämt-
lichen Tierarten Schutzwirkung entfaltet, wenn
sie mit lebenden Tetanusbacillen oder mit
Giften infiziert werden. Wir sehen diesen Be-
weis aber auch beim Menschen, nicht nur be-
züglich des Tetanusantitoxins beziehungs-
weise Tetanustoxinserbracht, sondern auch bei
der Diphthberie Denn auch bei der Diphtherie
entfaltet das Diphtherieheilserum beim Menschen
eine von allen Autoren anerkannte Schutz-
a a
— n_a
wirkung gegenüber der Diphtherieerkrankung!).
Das mit Toluolgiften hergestellte Diphtherieantitoxin schützt also
gegen die durch lebende Diphtheriebacillen im menschlichen Körper
erzeugten Gifte. So schließt sich der Kreis unserer Beweisführung,
indem die Identität der Reagenzglas- und Tierkörper- beziehungs-
weise Menschenkörper-Diphtheriegifte durch das Verhalten gegen-
über einer dritten konstanten Größe, nämlich dem Diphtherie-
antitoxin, nachgewiesen ist.
Aus den Versuchen ergibt sich mit aller Sicherheit, daß die
im Tierkörper von wenig virulenten, mittelvirulenten und den hoch-
virulentesten Kulturen, bei denen eine Vermehrung der Bakterien
zwecks Bildung von Giften zur Erklärung des Gifttodes der Tiere
unerläßlich ist, erzeugten Toxine mit den Reagenzglasgiften identisch
sein müssen, weil sie durch das antitoxische mit Toluolgiften her-
gestellte Serum neutralisiert werden, und so einen Beweis für die
Heilkraft des Diphtherieserums abgeben.
Angesichts der im Vergleich zum Diphtherieserum geringen
Heilwirkungen des normalen Pferdeserums im Tierversuch
ist die Verwendung von Normalserum zur Behandlung der mensch-
lichen Diphtherie nicht gerechtfertigt, wenigstens nicht in den
kleinen Dosen, in denen das Diphtherieserum therapeutisch an-
gewendet wird. Eine Verwendung desNormalserums
beim Diphtheriekranken kann mit der ärzt-
lichen Ethik, die den Grundsatz hat: „ut pro-
fiteatur* nur in Einklang gebracht werden,
wenn so viel Serum injiziert wird, daß auf
Grund der Tierversuche überhaupt eine Heil-
wirkung erwartet werden kann. Es müßten deshalb
mehrere Kubikzentimeter Normalserum pro Kilogramm Körper-
gewicht dem diphtheriekranken Menschen eingespritzt werden, um
therapeutisch etwas zu erreichen. Wir halten es auf Grund der
Tierversuche für nicht gerechtfertigt, die Bingelschen Be-
hauptungen von der Wirkung des Normalserums in größerem
Umfange nachzuprüfen, wenn nicht dieser Forderung nachge-
kommen wird. Zu gleicher Zeit wären aber auch die Dosen des
Diphtherieserums entsprechend zu vergrößern. ee
Die Tierversuche zeigen ferner, daß in dem späteren Stadium
der Diphtherieinfektion der Meerschweinchen erheblich größere
Mengen Serum zur Heilung notwendig sind, als bei den Heil-
versuchen, die kurze Zeit nach der Infektion eingeleitet werden.
Schon hieraus ergibt sich die Forderung, bei Diphtheriekranken,
die in Krankenhäuser eingeliefert werden, die Serumdosen ganz
erheblich über die in den meisten Kliniken bisher angewandten
Dosen (1500 bis 3000 A.-E.) auf 5000, 10000 und mehr A.-b. zu
steigern. Nur so kann auch der Einwand ausgeschlossen werden,
der Bingel zu machen ist, daß die angewandten Dosen von
Heilserum und Normalserum zu gering seien, um einigermaßen
sichere therapeutische Effekte zu erzielen. In einem weiteren Teil
unserer Arbeit werden wir auf diese Frage nochmals zurückkommen.
Aus der lI. medizinischen Klinik der Charite.
Die viscerale Frühsyphilis?).
Von
Prof. Dr. Julius Citron.
Vor nunmehr elf Jahren, im Juni 1907, hatte ich die Ehre,
in diesem Verein über die Syphilis zu sprechen. Im einem VOF
trag über die „Komplementbildungsmethode bei infektiösen UN
postinfektiösen Krankheiten (Tabes dorsalis usw.) sowie bei Nähr-
stoffen“ machte ich Sie mit der von Bordet und Gengou an
‘gegebenen Komplementbindungsmethode bekannt und verwies
darauf, daß man die Methode, deren Anwendungsgebiet außer-
ordentlich groß ist, und die Herr v. Wassermann an.
Studium der Affensyphilis und der progressiven Paralyse benutz
hatte, mit größtem Nutzen für die klinische Diagnose aller
Formen von Lues, insbesondere auch der visceralen bot
verwenden könne. Diese Reaktion, die dann später den son
der „Wassermannschen Reaktion“ erhielt, hat gemeinsam, mit de
Entdeckung der Übertragbarkeit der Lues auf Versuchstiere UN
der Entdeckung des Treponema pallidum durch Schaudin? sA
Hoffmann die ganze bisherige Lehre von der Lues, die ©
1) Daß das normale Pferdeserum prophylaktisch gegenüber ger
Diphtherieerkrankung nichts leistet, wird allgemein anerkannt.
2) Referat. Verein für innere Medizin, 17. Juni 1918.
87
1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.. `
Eee
-Schleimhauterscheinungen ihre positive Wassermannsche Reaktion
‘behalten. Da diese Reaktion stets .aktive syphilitische Herde
anzeigt, so entsteht die Frage, wo sind diese. Herde zu suchen.
Da sie auf der Haut und den Schleimhäuten nicht sind, so müssen
‚sie in den inneren. Organen liegen. Hiermit wird die Frage der
visceralen Frühsyphilis in den Vordergrund des Interesses gerückt.
Dieses Interesse wird gesteigert durch die Tatsache, daß, je früher
die Lues behandelt wird, desto leichter das. Idealziel der Heilung
erreicht wird. ne En Sos
ßen Dermatologen des vorigen Jahr-
- Nūn'war schon den gro
hunderts das Vorkommen einer visceralen Frühlues wohlbekannt?).
` Ailein diese. Kenntnisse beschränkten sich auf jene Ausnahme-
fälle, in denen. schon in der Frühperiode der Syphilis die- inneren
Organe krankhafte Veränderungen aufweisen, die so krasser Art.
sind, daß sie leicht diagnostizierbare Krankheitsbilder erzeugen: .
Apoplexien, Nervenlähmungen, Iritiden, ‚Ikterus usw. Der Fort-
| schritt, den wir in den letzten zehn Jahren gemacht haben, liegt -,
aber gerade darin, daß wir wissen, daß von dem Zeitpunkte des .
Eintretens in die Blutbahn an, das heißt einem Zeitpunkt, der
stets vor dem ersten Exanthem liegt und häufig: selbst dem sieht-.". > Et pp?
baren Primäraffekt vorangeht, die Treponemen in die inneren En
Organe eindringen. ‘Zunächst sind fast immer die Gefäßwand Hs:
und das Gefäßbindegew.ebe betroffen. Von dort ver- `
breiten sich dann die Treponemen später weiter. Anatomisch sind -
nach. Tomasczewski die frühsyphilitischen Erscheinungen .
dadurch gekennzeichnet, daß sich bei ihnen um die Blut- und
Lympbgefäße herum Infiltrate von protoplasmatischen einkernigen ~
Rundzellen finden, die bei ihrem, Auf- und Abbau die Grund-
substanz nicht wesentlich in Mitleidenschaft ziehen, während bei
der Spätsyphilis. Granulationsgeschwülste mit starker Beteiligung
der Gefäße entstehen, wobei die Grundsubstanz zerstört und durch
Bindegewebe ersetzt wird. Klinisch-symptomatologisch müssen wir
uns die Frühsyphilis der inneren Organe, da uns exakte Kennt-
nisse vielfach hierüber fehlen, nach Art; der Hautmanifestation zu
erklären versuchen. An der Haut kommen hauptsächlich maculöse
und.. papulöse Exantheme. vor. Diese lösen bei dem Kranken
keinerlei subjektive Symptome aus, und einem.blinden Kranken
und blinden Arzt ‚müßten sie entgehen, selbst wenn sie noch so
—
stolzes und :stattliches Gebäude darstellte, über den Haufen. ge-
worfen. Es ist außerordentlich lehrreich, ‘an der Hand einiger
Stichworte sich einmal die ganze Größe der Umwälzung vor
Augen zu führen. Nehmen Sie .ein Lehrbuch aus der Zeit vor
diesen Entdeckungen zur Hand, so finden Sie folgende Schilderung
der Lues: | ee N EE ee RER
Eine dem Menschen '* eigentümliche. Geschlechtskrankheit,
nicht übertragbar auf Versuchstiere, unbekannter Erreger. ` Macht‘
in den ersten Jahren der Erkrankung. im wesentlichen nur Haut-
und Schleimhauterscheinungen, nur ausnahmsweise Störungen an
inneren Organen. Erst späterhin, nach 4 bis 20: Jahren. treten
Erkrankungsformen an den Eingeweiden, den -Sinnesorganen, dem
Ein Teil der letzteren, die Tabes und die
Nervensystem auf.
Paralyse, sind nicht mehr eigentlich syphilitisch, sondern sind
toxisch-degenerativen Ursprungs ‘und als postsyphilitisch an-
zusehen. Heilt die Syphilis aus, so hinterbleibt eine starke
Immunität. Diese kann erblich seiñ, sodaß also die Kinder von
syphilitisch gewesenen Eltern meist immun Sind. Ebenso gewinnt
die gesunde Mutter eines syphilitischen Kindes Immunität
Baumes-Collessches Gesetz). Das gleiche gilt von dem ge-.
sunden Kinde einer syphilitischen Mutter (Profetasches Gesetz).
Für die Therapie gilt der Satz: Behandlung im Primärstadium ist
schädlich. Erst die konstitutionelle Syphilis darf: behandelt
‘werden. Die Therapie selbst ist entweder symptomatisch oder
1.97. aber schematisch. f u
Von diesen Lehrsätzen, von denen einige fast dogmatischen
Charakter angenommen hatten, ist nicht einer. bestehen ‚geblieben.
Wir wissen heute, die. Lues ist auf Versuchstiere über-
tragbar, der Erreger ist bekannt, ist in Reinkultur gezüchtet. Die
Impfung der Reinkulturen erzeugt typische Experimentalkrankheit.
Die Syphilis ist außer im allerersten Beginn und allenfalls. ganz.
zum Schluß wieder keine Lokalkrankheit, sondern eine allgemeine
Infektionskrankheit. des ganzen ‚menschlichen Organismus. Die
inneren Organe werden von allem Anfang an, ebenso wie die
Haut- und Schleimhäute, von den Treponemen invadiert und sind
Sitz von Krankheitserscheinungen. Die tertiären, visceralen Er-
krankungen stehen in den gleichen Beziehungen zu den früh-
= ` Syphilitischen visceralen Erkrankungen wie die spätsyphilitischen
"i Haut- und Schleimhauterscheinungen zu den frühsyphilitischen. | ausgedehnt wären. Erst die ulcerösen, weit selteneren Exantheme
5 f Die Behandlung gibt die besten Resultate im ersten Beginn der machen subjektive Erscheinungen, die selbst einem blinden Kranken
u. Erkrankung, sie darf weder symptomatisch noch schematisch sein, | und einem blinden, Arzte auffallen würden. Den meisten inneren
| ~ Sondern muß nach biologischen Prinzipien indiyidualisiert werden. | Manifestationen der Syphilis gegenüber sind Arzt und Patient in
S. -Die Immunität der Syphilitiker ist Schein. Der Geheilte ist nicht | der Rolle des Blinden. Die subjektiven Erscheinungen fehlen, und
Er kann sich jederzeit wieder reinfizieren. Wenn es | der objektive Nachweis will nicht glücken, es sei denn, daß wir
Hilfsmittel finden, die den Arzt von seiner Blindheit heilen.
Gastroskope, Rektoskope,
Wenden wir z. B. Ösophagdskope,
Cystoskope usw, an,. so finden wir syphilitische Schleimhaut-
' exantheme, von deren Existenz wir ‚vorher nichts wußten. Punk-
tieren wir die Milz, so finden wir im Punktat Treponemen, Ver.
impfen wir Hodensekret oder Milch säugender Frauen auf Kaninchen-
hoden, so sehen wir eine typische syphilitische Orchitis entstehen,
Machen wir die Lumbalpunktion und untersuchen den Liquor, so
enthüllen sich uns plötzlich Geheimnisse, von deren Vorhandensein
‚ weder der Kranke noch der Arzt ohne diesen. Eingriff das mindeste -
ahnen konnten. ` E | Be uhr
Untersuchungsmethoden gibt es
Außer diesen direkten
noch andere , Hinweise, die uns über die Häufigkeit des Vor-
kommens klinisch symptomlöser visceraler Syphilis belehren. Hier
ist vor allem die Jarisch-Herxheimersche Reaktion zu
nennen.. Wir verstehen hierunter eine Überempfindlichkeits-.
erscheinung, die nach specifischer Behandlung einzutreten pflegt Ci i REERIRA
|
|
Aar, immun.
| vielfach so aussieht, als ob frühere Syphilitiker immun sind, so
liegt dies daran, daß. die Superinfektion bei ungeheilten Syphi-
< ‚Nikern ein anderes Bild als bei Gesunden zeigt.
0... Das Collessche und Profeta sche Gesetz sind Irrtümer.
~ Die Mutter infiziert sich nicht vom. syphilitischen Säugling, weil
| sie bereits selbst syphilitisch ist. Der anscheinend gesunde Säug-
| ling erkrankt nicht an der Brust der. syphilitischen Mutter, weil
er bereits die Treponemen in sich trägt.’ Il 3 FE wi
Wir haben hier in dem Collesschen und Profetaschen
`- ‚Gesetz Spezialfälle jener überaus wichtigen und außerordentlich
t < verbreiteten Form der Lues vor uns, die sich besonders oft bei
= den anscheinend gesunden Mitgliedern syphilitischer Familien
ündet, und dieich als „Lues asymptomatica“ zubezeichnen
Vorgeschlagen habe. Hierunter verstehe ich alle die Fälle, bei
ein durch die positive Serumreaktion nachweisbarer
denen in vivo
aktiver syphilitischer Prozeß vorliegt, der aber nach außen hin
ine Symptome macht und bei dem’ unsere klinisch diagnostischen
ke
Methoden zu unscharf sind, um die de facto bestehenden vis-
ralen Krankheitszeichen nachzuweisen. Erst in der Spätperiode
ler Syphilis können auch bei diesen asymptomatischen Fällen
‚sch manifeste Erscheinungen zum Vorschein kommen, sei es
in Gestalt einer Aortitis luica mit ihren üblichen Ausgängen in
use oder eircumseripte Dilatation der Aorta oder in Insuffizienz
der Aortenklappen, sei es in Form einer gummösen: Erkrankung
oder chronisch interstitiellen Entzündung eines 'Eingeweides, sei
-s endlich in Form der Paralyse oder Tabes. BE
a Die frühsyphilitische Lues asymptomatiea ist.infektiös.: Sie ist
Then. wie die klinisch manifeste Form durch die specifische
‚Jerapie beeinflußbar beziehungsweise heilbar, |
# Außer diesen asymptomatischen. Fällen gibt es noch zahl-
T andere Syphilitiker, die ganz nach den Regeln der alten
ve Ihre den Dermatologen geläufigen Krankheitserscheinungen
Behabt ‚haben, aber dennoch nach Verschwinden der Haut- und
und in einer vorübergehenden Verstärkung manifester Symptome,
beziehungsweise in einem Manifestwerden .okkulter Krankheits-
herde besteht, Besonders nach Salvarsaneinspritzungen kann man
derartige hyperämisch-ödematöse Überempfind-
lichkeitsreaktionen beobachten. Wir haben in dieser
Reaktion das Analogon der Herdreaktion bei Tuberkulinanwendung
vor uns. Durch die Herxheimersche Reaktion haben wir. eine
Fülle frühsyphilitischer visceraler Krankheitsherde erst kennen
gelernt, Besonders die Häufigkeit des Befallenseins mancher Hirn-
nerven wurde uns erst so bekannt. Der Vorteil dieser Reaktion
ist es, daß sie uns oft eine ganz genaue Lokaldiagnose gestattet,
nicht nur im Centralnervensystem, sondern auch in anderen Or-
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O Iech verweise nur auf die vorzüglichen Darstellungen dieses
Gegenstandes durch Fournier in seinen .Legons. sur la syphilis und:
durch Neumann in Nothnagels Handbuch, = i i
em
8 . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
re
ganen, z. B. im Herzen, wenn wir dort beispielsweise wie im
Falle von Fuchs, einen Block im Verlauf einer Salvarsan-
behandlung auftreten sehen.
Endlich wäre noch eine indirekte Beweisführung anzu-
geben. Die neueren Forschungen über die Spätsyphilis haben
es sehr wahrscheinlich gemacht, daß wir es bei den meisten
Späterscheinungen mit Monorezidiven zu tun haben, die so zu-
stande kommen, daß Treponemen aus der Frühperiode zurück-
bleiben und später örtliche Rezidive machen, die entsprechend der
allmählichen „Umstimmung der Gewebe“ tertiär syphilitische
Formen annehmen. Finden wir nun, daß in der spätsyphilitischen
Periode gewisse Organe besonders häufig erkranken; so müssen
wir, wenn diese Anschauung richtig ist, annehmen, daß auch in
dem frühsyphilitischen Stadium diese Organe Sitz luischer Pro-
zesse sein müssen, auch wenn klinische Symptome hierfür fehlen.
Mit Hilfe dieser drei Methoden: 1. der erweiterten Unter-
suchungstechnik, 2. der Jarisch-Herxheimerschen Reaktion, 3. der
Berücksichtigung der spätsyphilitischen Erscheinungen haben sich
unsere Kenntnisse über das Vorkommen frühsyphilitischer vis-
ceraler Lues ganz bedeutend erweitert. Es ist ganz ausgeschlossen,
daß ich in der mir zugemessenen Zeit ein auch nur annähernd
vollständiges Bild der visceralen Frühlues zeichne. Ich werde mich
daher darauf beschränken, aus dem großen Gebiet einige, beson-
ders den Internisten interessierende Fragen zu streifen.
Besprechen wir unter diesem Gesichtspunkte zunächst die
Frühlues der Kreislauforgane: Es gehört zu den
häufigsten Symptomen der Frühlues, daß funktionelle Störungen
seitens des Herzens zur Beobachtung gelangen. Schon Fournier
hat auf das Vorkommen von Arhythmie, Tachy- und Bradykardie
bei Frühsyphilitischen hingewiesen. Fournier war indessen
geneigt, diese Fälle nicht als organische syphilitische Erkran-
kungen anzusehen, sondern vielmehr hier nervöse Begleiterschei-
nungen anzunehmen. Die Angaben Fourniers sind mehrfach
bestätigt worden. Eingehendere systematische Untersuchungen
wurden jedoch erst in neuerer Zeit von Renvers, Graßmann
und Braun angestellt. Renvers hat ähnliche Beobachtungen
wie Fournier gemacht. Er betont außer den genannten Krank-
heitszeichen als ein weiteres Symptom die größere Erregbarkeit
und leichtere Ermüdbarkeit des Herzens dieser Kranken. In der
Auffassung des Krankheitsbildes stimmt Renvers Fournier
darin zu, daß auch er nicht eine eigentliche syphilitische Myo-
‘ karditis für die große Mehrzahl der Fälle annimmt, sondern nur
. „toxisch-parenchymatöse* Muskelveränderungen.
Für eine kleine
Minderheit der Fälle ist nach Renvers indes das Vorkommen
einer organischen syphilitischen Erkrankung in Form einer herd-
förmigen, interstitiellen Myokarditis als sicher zu betrachten.
. Graßmann hat an 288 Menschen, die sich im frühsyphi-
litischen Stadium befanden, systematische Versuche vorgenommen
und hierbei festgestellt, daß etwa zwei Drittel der Untersuchten
pathologische Erscheinungen seitens des Herzens darboten. Be-
merkenswert ist insbesondere, daß Graßmann außer den be-
schriebenen Symptomen gelegentlich auch Stenokardie fand.
Braun hat an 100 Menschen, die sich im ersten Beginn
der Frühlues meist im ersten Eruptionsstadium befanden, analoge
Untersuchungen vorgenommen. Um anderweitige Schädigungen
des Cireulationssystems nach Möglichkeit auszuschließen, hat er
für seine Untersuchungen fast nur jugendliche weibliche Indivi-.
duen (Dienstmädchen) verwendet, bei denen die Schädigungen
durch Nieotin, Blei usw. in Fortfall kamen. Auch bei diesem Unter-
suchungsmaterial konnte Braun in etwa zwei Dritteln der unter-
suchten Fälle Störungen finden. Die Ergebnisse von Grabmann
und Braun stimmen mit denen der älteren Untersucher darin
überein, daß vor allen Dingen funktionelle Störungen im Sinne
der Tachy- und Bradykardie und im Sinne der Arhythmie bemerk-
bar sind. Daneben aber halten beide Autoren ebenso wie Kopp
und Greene es für erwiesen, daß es auch zu echten syphiliti-
schen Erkrankungen aller Schichten des Herzens, sowohl des Endo-
wie des Myo- und Perikards, schon sehr frühzeitig kommen kann.
Graßmann beschreibt insbesondere auch neben akzidentellen
anämischen Geräuschen, die vor allem bei Arhythmie hörbar sind,
Herzvergrößerungen, die speziell den rechten Ventrikel befallen
und weiterhin das klinische Bild der muskulären Mitralinsuffizienz
geben können. 2 i
Diesen Autoren gegenüber möchte ich ein häufiges Vor-
kommen der organischen syphilitischen Erkrankungen des Herzens
im Frühstadium noch für unbewiesen halten. Darüber, daß die
geschilderten Erscheinungen freilich dort sehr oft nachweisbar
sind, besteht kein Zweifel. Allein meines Erachtens ist man meist
nicht berechtigt, die genannten funktionellen Störungen auf Herz-
muskel- oder gar Herzinnenhauterkrankungen zurückzuführen,
wenigstens soweit die große Mehrzahl der Fälle in Betracht kommt.
Viel wahrscheinlicher ist es, wie das schon Fournier ange-
nommen hat, daß es sich bei den meisten dieser Fälle um Schädi-
gungen der Herznerven handelt.
In diesem Zusammenhang sei auch auf die frühzeitige Er-
krankung der Schilddrüse hingewiesen.
Drei Gründe sind für meine Auffassung maßgebend: 1. die
Ergebnisse der pathologischen Anatomie; 2. die Ergebnisse der
Serodiagnostik; 3. der Vergleich mit den Verhältnissen bei der
Spätsyphilis.
Was die pathologische Anatomie zunächst betrifft, so fehlen
anatomische Grundlagen zur Erklärung der frühsyphilitischen Herz-
symptome fast völlig. Dieses würde allein nicht ausschlaggebend
sein können, da die Aufmerksamkeit der pathologischen Anatomen
bisher diesem Punkte sich nur sehr wenig zugewandt hat und
genauere Untersuchungen systematischer Art hierüber überhaupt
noch nicht vorliegen.
Die wenigen Fälle, die als echte Myokarditis anzu-
sehen sind, haben interstitielle Herde von Rundzellen, die von
entzündlichen Veränderungen kleiner Gefäße ihren Ausgang
nehmen. Die Muskulatur des Herzens wird erst sekundär in Mit-
leidenschaft gezogen. .
Man hat früher die Häufigkeit der syphilitischen Ätiologie
der Myokarditis außerordentlich überschätzt. Systematische Unter-
suchungen , die ich mit Hilfe der Wassermannschen Reaktion
bei Herzkranken seit Jahren vornehme, haben mich gelehrt, dab
weitaus die Mehrzahl der Fälle von Myokarditis und Myodegeneratio
cordis auf andere Ursachen zurückzuführen sind. Der Prozentsatz
der nach Wassermann positiv reagierenden Fälle von Myo-
karderkrankung ist nicht größer als die Prozentzahl der posi-
tiven Fälle, die man bei großen Untersuchungsreihen eines nicht
ausgesuchten Materials immer zu finden pflegt, und die auf die
asymptomatischen und ungeheilten Syphilisformen zurückzu-
führen sind.
Nun ist schon an verschiedenen Stellen dieser Arbeit darauf
hingewiesen worden, daß sich ein prinzipieller Unterschied be-
züglich. der Lokalisation des syphilitischen Infektes zwischen Früh-
und Spätperiode nicht finden läßt. Unsere Auffassung geht da-
hin, daß in der Regel die Spätsymptome aus den schlecht
geheilten restierenden frühsyphilitischen Erscheinungen als Mono-
rezidive hervorgehen. Umkehrend kann man aus diesem Satz
meines Erachtens schließen, daß die frübsyphilitischen Myokard-
affektionen nicht sehr häufig sein können, wenn die spätsyphilitischen
26. Januar.
Myokarditiden und in noch höherem Maße die Herzgummen ver- -
hältnismäßig selten sind.
Das Endokard ist noch weit seltener der Sitz einer syphl-
litischen Erkrankung. Ob es primäre syphilitische Entzündungen
der Herzinnenhaut bei erworbener Lues überhaupt gibt, muß als
' sehr zweifelhaft gelten.
| Im Einklang damit haben meine serologischen Unter-
suchungen es sichergestellt, daß Fälle von Mitralinsuffizienz oder
Mitralstenose, sowie kombinierte Vitien des Mitralklappen- und des
Semilunarklappenapparates fast niemals auf Syphilis zurückzU-
führen sind. Da aber die häufigste Komplikation einer Endo-
karditis gerade die Erkrankung des Mitralklappenapparates ist, SO
spricht das Fehlen der Mitralerkrankungen bei Syphilis gegen das
Vorkommen von Endokarditis. Die Klappen, die syphilitisch er-
kranken, sind die Aortenklappen. Ungefähr 80°/, aller Fälle von
Aortenklappeninsuffizienz bei jugendlichen Individuen ‚sind, wie
ich zuerst zeigen konnte, syphilitischen Ursprungs. Die Aorten-
klappeninsuffizienz aber ist meist nicht endokardialen Ursprungs,
sondern stellt eine Fortsetzung des mesaortitischen Prozesses dar.
Die Häufigkeit der Mesaortitis syphilitica und der syphilitischen
Aorteninsuffizienz im Spätstadium macht es notwendig anzunehmen»
daß auch im Frübstadium dort der Infekt sich ansiedeln MU?
Pathologisch-anatomische Untersuchungen, die das Vorhandensem
einer syphilitischen Aortitis im primären oder sekundären Stadium
beweisen würden, fehlen indessen. Insbesondere liegen keme
Untersuchungen vor, wie sich die Vasa vasorum hierbei verhalten.
Die Tatsache aber, daß die Endarteriitis obliterans an anderen
Stellen, insbesondere im Gehirn, schon sehr früh zur Beobachtung
gelangt, läßt es nicht unmöglich erscheinen, daß bel da Ken
gehenden Untersuchungen auch hier ähnliches gefunden Wer ze
wird. Klinische Erscheinungen, die auf eine Frühaortitis MB
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. periode der Syphilis fallen müsse.
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weisen könnten, sind . höchstens das nicht seltene Vorkommnis
eines systolischen Geräusches. über der Aortä, das man namentlich
zur Zeit des Abklingens. des ersten Exanthems wahrnehmen
kann, und gelegentlich beobachtete ‚stenokardische Symptome, die
aber meiner Erfahrung nach im wirklichen Frühstadium selten
sind. Andere Zeichen fehlen. u
e Den Respirationstraktus übe
mich gleich der Besprechung des Verdauungstraktus zu.
Hier ist das Symptomenbild der MikuliezschenKrank-
heit zu erwähnen, das freilich häufiger bei der congenitalen und
Spätlues beobachtet wird..
Sodann liegen neuere Un |
vor, die wir Neugebauer verdanken. Neugebater hat
an 200 jungen Soldaten im Alter von 20 bis 25 Jahren, die eine
manifeste sekundäre Lues hatten und noch unbehändelt waren,
Untersuchungen des Magens angestellt, indem er nach Probefrüh-
stück auf die Mengen des ausgeheberten Schleimgehaltes, auf Ge-
Er fand, .
samtacidität, freie Salzsäure und Pepsin untersuchte.
daß 62 % dieser Patienten deutlich eine Verminderung der Säure-
werte zeigten, wovon in 18% der Gesamtfälle. die freie Salzsäure
entweder vollkommen fehlte oder nur in Spuren vorhanden war.
In 17% seiner Fälle bestand eine Hyperacidität. u
Neugebauer nimmt au, daß es im Sekundärstadium der
Lues zu Veränderungen der Magensekretion kommt, von denen
die Sub- beziehungsweise Anacidität, welche bis zur Achylie fort-
schreiten kann, die bleibende Form darstellt, während die Hyper-
acidität seltener und. vorübergehend ist. : Er führt die Sekretions-
anomalien für einen Teil dieser Fälle auf die direkte Erkrankung
der Magenwand. zurück, für -den Rest nimmt er ’'als Ursache Er-
- krankungen des Vagus an. Beweise für die letztere Behauptung
bringt Neugebauer nicht, er stützt sich nur auf die Tatsache,
‘ daß man bei den an gastrischen Krisen leidenden Patienten ana-
tomische Veränderungen am Vagus finden kann, und supponiert,
daß das erste Stadium -der Vaguserkrankung schon in die Früh-
Die Annahme:hät um so mehr Wahrscheinlichkeit für sich, da
wir auch von den anderen Hirnnerven wissen, daß sie bereits
in den ersten Monaten nach der Infektion von den Treponemen
infiziert werden. - Anläßlich der frühsyphilitischen Herzerscheinungen
Sind wir schon einmal überdies auf Phänomene gestoßen, die mit
einer gewissen -Wahrscheinlichkeit zum Teil auf eine Vagus-
erkrankung hinwiesen. Andererseits kommen -schon wenige Jahre
"post infectionem sehr häufig Syphilitiker mit Magenbeschwerden
zur Beobachtung, bei denen objektive Zeichen einer Magen-
erkrankung fehlen und keine klinischen Anhaltspunkte für Tabes
Untersucht man indes die Lumbalflüssigkeit dieser
det man die charakteristischen Zeichen der meningealen
gelegentlich selbst bei der Auswertung nach Haupt-
vorliegen.
Leute, so fin
Syphilis und
‚Mann auch eine positive Wassermannreaktion mit dem Liquor
Ich halte alle diese Magenbeschwerden für
Bi gastrischen Krisen, zumal nach Salvarsanein-
‚Spritzung sehr oft nach Art der Herxheimerschen Reaktion
Krisenartige Magenbeschwerden von starker Intensität, aber geringer
Durch konsequente specifische Behandlung habe
ich in mehreren Fällen diese „Magenkranken“ gesunden sehen.
Diese Beobachtung scheint mir die Hypothese Neugebauers
von der Vagusätiologie vieler frühsyphilitischer Magenbeschwerden
cerebrospinalis,
Aquivalente von
sehr zu stützen.
Nach der Ansicht vieler Autoren (Lang, Ewald,
‚OUrnier, Neumann und Anderer) bestehen ätiologische Be-
zlehungen auch zwischen der Lues und dem Ulcus ventriculi
ibt Lang an, daß er in fast 20% aller Fälle
vn Ulcus ventriculi eine Syphilis feststellen konnte. Nach Ewalds
usammenstellung bestand Lues bei 10% seiner Fälle. Neumann,
er „das runde Magengeschwür als eine keineswegs seltene Mani-
R „der Syphilis“ ansieht, führt seine Entstehung auf eine
„darteriitis obliterans in ‘der Magenschleimhaut zurück. Schon
. raus ergibt sich, daß das syphilitische Magengeschwür meist
rst gegen Ende der Frühperiode oder erst im Stadium der Spät-
Yphilis zur Beobachtung gelangt. Leider -fehlen bisher noch
diese Frage mit Berücksichtigung
= biologischen Reaktionen,
“ine kur ;e en,
widmen. ae aasi müssen wir auch der Leb j
nicht Der einfache katarrhalische Ikterus syphiliticus. ist
pe; gerade selten, wenngleich er nicht zu den alltäglichen Er-
" eheinungen der Frühperiode gehört. Es hat indes den Anschein,
\
` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
rgehe ich .und wende:
tersuchungen über. den Magen
‘dauernde: Hg- oder Salvarsankur veranlaßt hatte,
5; | 2.89
`
als ob die Infektion der Leber. weit häufiger erfolgt, .als das
Auftreten vón Ikterus vermuten läßt. Neugebauer fand bei
aller unbehandelten Frühsyphilitiker eine alimentäre
76,7% Te
'G al ak tosurie, was insbesondere nach den Untersuchungen
‘von Bauer ein Zeichen einer Erkrankung der Leberparenchym-
.zellen sein sol. In den meisten Fällen verläuft diese Leber-
affektion anscheinend s
specifische Behandlung restlos geheilt, BE 3 U
' Es kommen jedoch schon sehr. früh auch echte Fälle von
akuter Hepatitis zur Beobachtung, bei denen die Leber an-
schwillt und druckempfindlich wird.
Albufninurie und: Glykosurie 'vorkommen. Die Glykosurie ist oft
nur alimentär. Pathologisch-anatomisch handelt es sich um eine
herdförmige iuterstitielle‘ Hepatitis, die wahrscheinlich, von einer
syphilitischen Gefäßerkrankung ihren Ausgang nimmt.
ymptomlos und wird durch die eingeleitete
| Die Hepatitis kann mit
Ikterus und Milzschwellung verbunden: sein... Daneben kann
. Einer ganz besonderen. Besprechung bedarf das schwere
gelben Leberatrophie“,.
Krankheitsbild der „akuten g
hnlichkeit mit der -akuten Phosphor-
‘das klinisch sehr große Ä
vergiftung hat.
Über die Ätiologie dieser Krankheit
einheitliche Auffassung. Sepsis, Osteomyelitis, Erysipel, Typhus,
Weilsche Krankheit und Syphilis werden in gleicher Weise ange-
Cai
nkheit besteht bisher noch keine |
'schuldigt. Ich stehe diesen. Angaben mit sehr großer. Skepsis
gegenüber. Meines Erachtens bedarf 'dieses Kapitel der Patho-
logie einer erneuten Bearbeitung mit Zuhilfenahme aller modernen
Untersuchungsmethoden. ‚Ich selbst habe in den letzten zehn
Jahren fünf Fälle von sicherer akuter gelber Leberatrophie
gesehen, Alle diese Fälle waren .Syphilitiker des Frühstadiums,
Es ist vereinzelt der Versuch gemacht worden, das Salvarsan
hierfür verantwortlich zu machen. Davon kann indes keine Rede
sein, da schon. vor der Entdeckung. des Salvarsans Fälle von akuter >
gelber Leberatrophie bei Sypbilis bekannt waren.” Auch unter
meinen. Fällen befindet sich einer aus- der ersten Salvarsanära,
der erst, als. die Diagnose „akute gelbe Leberatrophie“ bereits
gestellt war, zum erstenmal in therapeutischer Absicht — freilich
ohne jeden Erfolg — Salvarsan erhielt. '
Die gleiche Anschuldigung ist in früherer Zeit gegen das -
Quecksilber gerichtet worden. Drei Fälle von Labert, die, ob-
wohl sicher syphilitisch, niemals mit Quecksilber behandelt worden
waren, beweisen die Haltlosigkeit dieses Vorwurfs. Die akute
gelbe Leberatrophie entsteht meist im ersten Jahr nach der In-
fektion,. . Ihr Auftreten erfolgt stets ganz .unvermutet, Die: vor-
aufgehenden syphilitischen ` Erscheinungen deuten durch nichts
darauf hin, daß es sich um eine besonders schwere Infektion han-
deln würde.. In den von mir. beobachteten Fällen war durchwegs
eine nach modernen Anschauungen unzureichende. specifische Be-
handlung voraufgegangen, die sich damit begnügt hatte, die sicht-
baren Haut- und Schleimhauterscheinungen zu beseitigen. Eine Kon-
trolle der Wassermannschen Reaktion hatte nicht stattgefunden.
In den meisten Fällen hatte dann anscheinend ein Zustand ‘voller
Gesundheit einige Monate hindurch bestanden -und dann kam es
plötzlich zu Ikterus, der sich bald als Symptom der akuten gelben
Leberatrophie herausstellte.
oder Schleimhautrezidiv eingeschaltet gewesen, das eine kurz
bild der Weilschen Krankheit ist bei ‘aller Ähnlichkeit für’ den-
jenigen, der den Morbus Weil kennt, leicht zu unterscheiden. :
Die Tatsache, daß die Weilsche Krankheit gleichfalls eine
Spirochätenkrankheit ist, ist sehr beachtenswert und stützt die `
Wahrscheinlichkeit, daß:die akute gelbe Leberatrophie in der Regel
auf die Infektion mit der Pallida zurückzuführen ist, - Er
Meines Erachtens spricht der anatomische Befund und der
klinische Verlauf der akuten gelben Leberatrophie dafür, daß wir
es hier mit einem toxisch-degenerativen Prozeß
des Leberparenchyms zu tun haben. Wir wissen, daß
die Treponemen beziehungsweise ihre Endotoxine lipoidophil sind
und dementsprechend das: Bestreben haben, toxolipoide
Verbindungen einzugehen. Wir kennen diese Toxolipoide
besonders gut aus den Untersuchungen über die alkoholischen
Extrakte der syphilitischen Foetalleber. Dem entspricht es, daß
auch die alkoholischen Leberextrakte bei akuter gelber Atrophie
sehr gute Antigene für den Wässermannschen Versuch sind.
. Derartig. toxisch-degenerative Vorgänge sind bei der Früh-
lues außer in der Leber auch in der Niere bekannt, wo sie das
Krankheitsbild der Lipoidnephrose (Munk) erzeugen.
Wahrscheinlich gehören auch die spätsyphilitischen Erscheinungen
Das Krankheits-
In zwei Fällen war noch ein Haut- .
~
nr
90 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
nn» nn
der progressiven Paralyse und der Tabes in die.
gleiche Kategorie. In allen diesen Fällen scheint
ein Eindringen der Treponemen in die Paren-
chymzellen selbst dem Ausbruch der typischen
Krankheitserscheinungen voranzugehen.
Unsere Kenntnisse über die Nierensyphilis haben wir
bedeutend erweitert. Unter den in der Frühperiode zur Beobachtung
gelangenden Nierenaffektionen lassen sich zwei klinische Typen
unterscheiden, deren anatomische Grundlage gleichfalls eine ver-
schiedene ist:
1. Leichte Albuminurien ohne oder mit geringen Ödem
(Albuminuria syphilitica).
2, Schwere Albuminurien mit Ödem (Nephrosis syphilitica).
Der erste Typ ist der ungleich häufigere. Das einzige kli-
nische Symptom ist eine leichte Albfiminurie ohne Ödem. Die
Albuminurie erreicht höchstens Werte bis 1°/,0.. Die Urinmenge
ist meist nur ganz im Anfang einige Tage vermindert, sonst
normal. Im Sediment finden sich wenig corpusculäre Elemente,
vereinzelte Epithelien, rote und weiße Blutzellen, einige hyaline
und granulierte Cylinder. Die Cylindrurie kann auch ganz fehlen.
Die Erythrocyten sind meist nur ganz im Anfang da und ver-
schwinden in den leichteren Fällen, die die große Mehrheit bilden,
schnell aus dem Urin. Subjektive Beschwerden sind meist nicht
vorhanden. Jedoch kann gelegentlich über dumpfe Schmerzen in
der Kreuzgegend geklagt werden. Diese leichte Albuminurie tritt
in der Frühperiode oft schon vor dem ersten Exanthem auf, meist
freilich zusammen mit ihm. Sie kann auch in rezidivierender
Form vorhanden sein. Ihre, Dauer beträgt oft nur wenige Tage,
sie kann aber auch einige Wochen bestehen bleiben.
Nach einer statistischen Zusammenstellung Fürbringers
fand sich eine flüchtige Albuminurie in 12°/, aller Fälle von Früh-
syphilis mit Roseola. Andere Autoren haben ähnliche Beob-
achtungen gemacht, wenn auch nicht in gleicher Häufigkeit. Die
anatomische Grundlage dieser syphilitischen Albuminurien ist
mangels an Sektionsmaterial bisher nicht einwandfrei festgestellt.
Nach Analogie mit den frühsyphilitischen Veränderungen der
anderen parenchymatösen Organe darf man indes wohl annehmen,
daß in den leichtesten Fällen nur eine hyperämische Irritation
vorliegt, während in den ausgeprägten Fällen von den Gefäßen
ausgehende interstitielle Entzündungen am wahrscheinlichsten sind.
Die große Ähnlichkeit des Symptomenbildes mit jenen Formen von
„Nierenreizung“, die man im Verlauf der meisten Infektionskrank-
heiten auftreten sieht und die alle auf die gleiche Ursache zurück-
zuführen sind, nämlich auf das Kreisen von Infektionserregern im -
Blute, auf das Festhaften derselben in den Glomerulusschlingen der
Niere und das Ausscheiden der Mikroben durch die Niere, hat zu der
‚Annahme geführt, daß auch bei dieser syphilitischen „Nierenreizung“
eine diffuse oder herdförmige Glomerulonephritis anatomisch vor-
handen ist. Die Tatsache, daß es gelungen ist, im Urin solcher
Albuminuriker Treponemen nachzuweisen, hat diese Anschauung
weiter . gestützt. Für Fälle. dieser Art ist natürlich der Beweis,
daß sie auf die syphilitische Infektion zurückzuführen sind, ge-
liefert, Schwieriger ist aber die Entscheidung in der großen Mehr-
zahl der Fälle, in denen der Treponemenbefund sich nicht fest-
stellen läßt. Während einige Autoren toxisch-infektiöse Schädi-
gungen als Ursache der Albuminurie annehmen, andere wieder
ein Exacerbieren alter anderweitiger Nierenschädigungen durch
die Lues in Betracht ziehen, beschuldigen viele Autoren noch
immer für die Mehrzahl der Fälle das Quecksilber und neuer-
dings auch das Salvarsan. Was das Salvarsan zunächst be-
trifft, so kann es heute als feststehend gelten, daß eine gesunde
Niere durch Salvarsan nicht affiziert wird. Gewiß ist es nicht
selten, daß beim Syphilitiker unmittelbar nach der Einspritzung
des Salvarsans Albuminurie und Nierenschmerz eintritt, aber in
weitaus den meisten dieser Fälle müssen wir darin eine Herx-
heimersche Reaktion sehen, die uns beweist, daß die Nieren
bereits syphilitisch infiziert sind. Einen ungefähren Anhalt, wie
oft beim Syphilitiker die Nieren mitbetroffen sind, erhalten wir
dureh den Befund von Spieß, daß unter 220 luischen Leichen
pur in 28% die Nieren intakt waren. In seiner Monographie über
die Nierensyphilis kommt Karvonen zu dem Ergebnis, daß
ein Viertel oder sogar die Hälfte von allen Fällen beim Tode
nierenkrank sei“. Wenn auch zuzugeben ist, daß die pathologisch-
anatomischen Untersuchungsergebnisse in sehr vielen dieser Fälle
nieht so völlig eindeutig sind, daß die syphilitische Ätiologie sich
ohne weiteres ergibt, sondern auch viele andersartige Nieren-
affektionen mitgezählt sein mögen, der Prozentsatz der Nieren-
m ln nn e _—
erkrankungen, der sich anatomisch ergibt, ist so groß, dab zu-
mindest die große Häufigkeit der Treponemeninfektionen als sicher-
gestellt gelten kann.
Mutatis mutandis gilt das vom Salvarsan Gesagte auch vom
Quecksilber. Nur daß dieses Medikament im Gegensatz zum
Salvarsan auch selbst die gesunden Nieren angreifen kann. Es
liegt indes nicht im Rahmen dieses Referats, auf das Bild der
Quecksilbernephritis näher einzugehen,
Die Prognose der meisten Fälle von syphilitischer Albumin-
urie ist bei entsprechender specifischer Behandlung günstig,
wenigstens soweit die klinische Beobachtung in der Lage ist, die
Sachlage zu entscheiden. Ob auch anatomisch eine völlige
Wiederherstellung eintritt, ist höchst zweifelhaft.
Bei einem Bruchteil der Fälle sieht man bei systematisch
fortgesetzter Urinuntersuchung ein eigenartiges neues Formelement
auftauchen, das wegen seiner doppeltbrechenden Eigenschaften als
Lipoid angesehen wird. Es sind dies jene Fälle, die einen Über-
gang zu der für die Spätperiode charakteristischen .syphilitischen
Schrumpfniere“ (Nephritis interstitialis chronica fibrosa multiplex
nach Orth) bilden oder aber in den zweiten frülisvphilitischen
Typ, den der „akuten syphilitischen Nephrose* übergehen, dessen
Beschreibung wir uns nun zuwenden wollen.
In dem klinischen Bild dieser Nephrose, die sehr oft ganz
akut mit Fieber beginnt, tritt eine Reihe charakteristischer Kenn-
zeichen auf. Vor allem fällt das Ödem auf, das meist zunächst
die unteren Extremitäten befällt und häufig sehr hochgradig ist.
Die Urinmenge ist gering. Selbst Anurie kommt vor.
ist von saurer Reaktion und, wenn er kein Blut enthält, klar.
Die Albuminurie ist sehr stark, Eiweißwerte von 5 bis 10°/% sind
die Regel, aber auch solche von 30°/,, sind beobachtet. Das
Sediment enthält keine oder nur vereinzelte Erythrocyten, spärliche
Leukocyten, dagegen massenhaft degenerierte und zerfallene
Nieren, Epithelien und große Mengen hyaline und granulierte
Cylinder, vereinzelte \Vachscylinder und (nach M u n k) besonders
reichlich Lipoideylinder. Sowohl Hoffmann wie Vorpah
haben im Katheterurin solcher Fälle die Treponemen nachgewiesen
und damit den Beweis geführt, daß es sich um echte syphilitische
Infektionen handelt.
Pathologisch-anatomisch gibt die akute diffuse syphilitische
Nephrose das Bild der „großen weißen Niere“. Das nach
Munks Untersuchungen bei diesen Formen der syphilitischen
Nierenerkrankung so häufige, wenngleich keineswegs in allen
Fällen sich findende lipoide Sediment im Urin ist für den Kliniker
der Hinweis auf die lipoide Degeneration, die vor allem die Tu-
buli contorti erster Ordnung betrifft, während die Glomeruli fast
vollkommen verschont bleiben. Der Nachweis der Lipoide ist ein
ziemlich sicheres Zeichen dafür, daß nicht akut entzündliche,
sondern degenerative und chronisch entzündliche Vorgänge IM
Vordergrund stehen.
Ich übergehe das Genitalsystem und möchte nur angesichts
der großen Dürftigkeit unseres Wissens über die Lues der
Inneren weiblichen Genitalien darauf hinweisen, dab
ich verschiedentlich bei syphilitischen Frauen MI
Amenorrhöe nach Salvarsaneinspritzung starke Genitalblutung
auftreten sah, die sich regelmäßig nach jeder Injektion wiederholten,
aber immer schwächer wurden. Es liegt nahe, hier an eme
Jarisch-Herxheimersche Reaktion zu denken. Ich selbst möchte
mich jeder Schlußfolgerung enthalten, aber die Aufmerksamkeit
hierauf lenken und die Gynäkologen bitten, bei entsprechenden
Fällen hierauf zu achten.
‚ Am hämopoetischen System haben die hämato-
logischen Untersuchungen des Blutes nichts Wesentliches ergeben.
Dagegen liegt bezüglich des Blutserums eine Reihe be-
merkenswerter Befunde vor, die hier wenigstens kurz angedeutet
werden sollen.
Läßt man syphilitisches Serum im Eisschrank längere Zeit
stehen, so sieht man, wie sich in einem immerhin bemerkens-
werten Bruchteil der Fälle eine mehr oder weniger starke Rahm-
schicht an der Oberfläche bildet. Die meisten dieser Fälle 86°
hören der Spätsyphilis, besonders jener Gruppe an, die man früher
als Parasyphilis bezeichnete. Allein auch in der frühen Sekundär-
periode habe ich dieses Phänomen beobachtet. Genauere Unter-
suchungen hierüber. liegen nicht vor, sodaß es ungewiß ist, Q0 e
sich um eine einfache Lipämie oder um eine Lipoidämie 1n diesen
Fällen handelt. Sicher ist, daß man mit Hilfe chemischer Unter
suchungsmethoden im Blutserum Syphilitischer verhältnismäßig ©
96. Januaf.
Der Urin
u
mi. 26. Januar. u. = T919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. 91
An i o der. Lipoide gefunden hat (Kauf- stunden, besonders wenn die Bettwärme einwirkt. Fast immer
AE ea o. Aie A p 9 sehn = k A A i Fa | sind mehrere Gelenke betroffen. ' Jedoch kann ein Gelenk stärker: Se
FE In naher Beziehung zu diesem Befund steht die von Citron | affiziert sein. "Seltener kommen monartikuläre Prozesse vor. Die
te amd ma t und Reicher gemachte Feststellung, daß das Blutserum' der | Arthralgien können rezidivieren und in Form der Hergheimerschen
enaa m meisten Syphilitiker ein erhöhtes Fettspaltungsvermögen für Mono- Reaktion exacerbieren. ent ES Eo
i er a butyrin und Leeithin besitzt. Auch die Eiweißkörper. des Syphi- | >- Es muß als sicher. gelten, ‚daß wenigstens in den. meisten
le: litikerserums bieten Abweichungen in ihrem chemischen Verhalten, | Fällen die Gelenkschmerzen durch eine örtliche Treponemen- _ |
E00 ohne ‘daß bisher eine einwandfreie Erklärung der beobachteten. | infektion ausgelöst werden. Anatomische Untersuehungen fehlen.
Alm - Tatsachen vorliegt. Am einfachsten ist die Auffassung, daß eine | Jedoch dürfte die Ren vers sche Annahme, daß eine Rötung der .
ae Vermehrung der Globuline besteht. 0 | Synovialis und eine leichte seröse Exsudation vorliegen, den Tat- _
5 ir nS In ganz seltenen Fällen kommt es.bei der Lues auch zur | sachen wohl entsprechen. Die Diagnose der syphilitischen Ar- .
eS Er Bildung von Autohämolysinen eines ganz speziellen Types, die das | thralgien kann nur aus den Begleitumständen gestellt werden. : ,
He Bildder„paroxysmellen Hämoglobinurie“ erzeugen. Die Prognose ist bei specifischer Behandlung sehr gut. ^
A © Bemerkenswert ist, daß Donath und Landsteiner .bei der | Während die geschilderten Arthralgien jeden klinisch ob-
stema a systematischen Untersuchung von Paralytikern, eine nennenswerte | jektiv nachweisbaren Befund vermissen lassen gibt es, wenngleich
mait Anzahl von Fällen fanden, die bei der bekannten Versuchs- | Seltener, auch syphilitische Arthritiden der Frühperiode mit aus:
cha d anordnung eine Kälteautohämolyse aufwiesen, 'ohne jedoch spontan geprägten Symptomenkomplexen. Zwei Typen lassen sich gut.
a =.. das Krankheitsbild der paroxysmellen Hämoglobinurie zu. zeigen. | voneinander ` unterscheiden. Der erste Typ hat sehr große Ähn-
ger E28 ‚Unter den Fällen von paroxysmeller Hämoglobinurie, die ich | lichkeit mit der, Polyarthritis rheumatica Zum Unterschied von
nl selbst zu untersuchen die Gelegenheit. hatte, waren mehrere, | ger rheumatischen Polyarthritis hat die syphilitische keine Neigung `
we) die eine alte erworbene Lues hatten oder aber an’ congenitaler | zur Endokarditis: Kommt es zu Herzkomplikationen, so haben
aii - Syphilis litten. Fälle von Frühlues mit diesem Symptomenkomplex |. diese nichts mit der Polyarthritis als solcher zu tun, sondern sind
| sind mir weder aus eigener Anschauung noch aus der Literatur | die auch sonst bei der Frühsyphilis beobachteten Erscheinungen
Ein. weiterer sehr wichtiger .
der Infektion des Kreislaufsystems.
Einige Autoren wollen alle Fälle von paroxysmeller
Unterschied ist das refraktäre Verhalten gegenüber der Salieyl-
ot go l =- bekannt.
aket -> Hämoglobinurie auf Lues zurückführen, Comby hält diese
mi | Krankheit für eine „parasyphilitische“. Ich möchte bezweifeln, | therapie. Im Gegensatz zu diesem refraktären ‘Verhalten pflegt
ne penkt Sch zurzeit genügend begründen Mt. Ic | bei der syphilischen Polyardis des geschilderten ‚Typs der
En ax Ne) Zeichen einer bestehenden oder überstandenen FR 2 ee a R nn. = i
„Pi. Lues finden ließen und bei denen auch die eingeleitete antisyphi- Pr as | TR : ; E
ni ' <- - litische Therapie (freilich in der Zeit, in der Safran anbehandlun we ale syp USChe Fo yarthris nen imi as Zugleich:
ii g noch -nicht in Frage, kam) erfolglos Blieb. | Be mit anderen 'syphilitischen Manifestationen verknüpft ist, sondern
nel >.: Soweit die paroxysmelle Hämoglobirturie auf Lues zurück- | Sehr’ oft die einzige klinisch greifbare Erscheinung der Lues dar- _
u: © zuführen ist, dürften die Fälle in die bereits mehrfach erwähnte | Stellt, so empfiehlt sich in allen Fällen eines atypischen Gelenk-
ui | - . Gruppe der toxolipoiden Degenerationen gehören. rheumatismus, der sich refraktär gegen Salicyl verhält, die An
plf Der Frühsypbilis der endokrinen Drüsen willich. stellung einer Wassermannschen ‚Reaktion. Einige Autoren be-
j ‚noch wenige Worte widmen. S | Ä ~ | tonen, daß unbehandelte oder sehr wenig behandelte Fälle von
Du Die Schilddrüse gehört zu den Organen, die. bereits bei der | YPlilitischer Polyarthritis eine sehr große Neigung zum Marasmus
=. ersten Eruption erkranken können. Hierbei kommt es infolge vòn | ?'8PN. Die Richtigkeit dieser Tatsache ish unzweifelhaft, Allein
sk; =- Hyperämie und Ödem -zu einer mehr oder weniger deutlichen = dürfte. schwer fallen, den Marasmus mit der Gelenkaffektion als
de. Schwellung des salzen Organs Jullien) EngelBeimers, solcher in Beziehung zu bringen. Es ist, diese Beobachtung nur
Mi Neumann, Poltarzew und Andere fanden bei ‘der noch | EN Spezialfall der viel allgemeineren Tatsache, daß sehr viele -
je | nbehandelten Frühsyphilis in beinahe der Hälfte-aller Fälle eine. Fälle ‚anscheinend unerklärlicher Kachexie auf u vielfach u
Mi, Schilddrüsenvergrößerung. Am häufigsten sind die Seitenlappen erkannte UNO. darum unbehandele Lues aru Aren smd. Pek,
tr) ‚der Drüse betroffen, . Histologische Veränderungen zeigen die ver- Den he A sa TEO a ae ‚Syphi-
d z A Drüsenteile nach Untersuchungen von Simmon ds hier- nische 2 Bild ; chro ji aan = S seg = = =.
Tas Mit der Schilddrüsenschwellung verbindet sich meist das | , „ Ein zweiter Typ der 'frühsyphilitischen Gelenksyphilis ver-
Ja Symptomenbild des Hyperthyreoidismus, Es ist sehr wahrschein- | läuft wesentlich anders als die geschilderte akute Polyarthritis- .
‚lich, daß ein Teil der angeblich syphilitischen Herzerkrankungen | SYphilitic-Form. n a en
der Frühperiode auf die Überfunktion der Schilddrüse zurück- . In diesen Fällen kommt es ganz allmählich, vielfach dem
Ich möchte diese Möglichkeit nicht nur auf die | Kranken zunächst gar nicht auffallend, zu einer nur wenig schmerz- -
Fäle mit klinisch nachweisbarer Schilddrüsenvergrößerung be- | haften, in der Kapsel sitzenden ‘Schwellung, die oft nur ein Ge- >
lenk, seltener mehrere Gelenke befällt. Aber auch in den poly-
artikulären Fällen pflegt ein. Gelenk. im’ Vordergrund des Krank-
: heitsbildes zu stehen. Der ganze Prozeß hat viel Ähnlichkeit mit‘
einer Gelenktuberkulose, Auch die Prognose dieser Form ist bei
specifischer Behandlung gut. Ohne eine solche kann die Schwellung
sehr hartnäckig sein und schließlich zu einem chronischen Ge-
lenkhydrops führen. Anatomisch findet man dann in einem solchen
Gelenk neben einem starken Erguß eine starke Kapselverdickung
und reichliche Bildung von Synoviazotten.° In fast allen in der
Literatur beschriebenen Fällen dieser Art waren daneben auch
syphilitische Knochenveränderungen. nachweisbar. Befindet sich
die Gelenklues bereits im Stadium ‚dieser chronischen hyper-
trophischen Synovitis, so ist die Prognose höchst zweifelhaft, .-
In anderen Fällen’ dieser Art tritt der Erguß mehr zurück.
dagegen sind die hypertrophischen Wucherungen der Synovia und
der Kapsel sehr deutlich. Vor allem aber gesellt sich ein patho-
logischer Prozeß an den Knorpeln der Gelenkenden hinzu, in dessen -
Verlauf es zur Knorpelnekrose kommt. Die Folge pflegt die De-
'formierung des Gelenks zu sein. Wir haben dann zum Schluß
das typische Bild der Arthritis deformans, Ich halte es auf Grund
des gegenwärtig vorliegenden Tatsachenmaterials noch nicht für `
möglich, zu entscheiden, was in diesen Fällen von syphilitischer
deformierender Gelenkentzündung das Primäre ist, die synoviale
oder. die .Knorpelveränderung. R © T
A
= . zuführen ist,
! s
|
j »
i schränken, da eine Überfunktion sicher auch ohne eine solche
a vorkommt. | Ti wi i
= Die syphilitische Thyreoiditis, hat im allgemeinen keine Nei- ‘
sung, das typische Basedowsyndrom zu erzeugen.
2, Die Prognose der .syphilitischen Schilddrüsenerkrankung ist
Sme sehr gute. In seltenen Fällen kann es durch Parenchym-
schwund später zum Symptomenkomplex des Myxödems
kommen. TR -
; Syphilitische Hypophysenerkrankungen. sind aus der Früh-
ie nicht beschrieben. Leichtere Grade von Polyurie und Poly-
psie habe ich indessen auch bei Fällen von frühsyphilitischer
Imerkrankung beobachtet. oo
it Das Vorkommen von Treponemen in den Nebennieren
frühen Hoffmann, Jacquet und S&zary und Anderen bei
seit o tischen Erwachsenen, die zur Sektion kamen, festge-
N © worden. Sichere klinische Symptome, die beim Erwachsenen
„die Syphilitische Infektion der Nebennjeren . hinweisen würden,
euien bisher. ze
ich“ Die Knocheusyphilis übergehe ich. ` Dagegen will
Gel ra einige Worte über die Gelenksyphilis sagen.
Sr ‘Schmerzen (Arthralgien) kommen in der Frühperiode nicht
ië K. selten zur Beobachtung, wenngleich nicht entfernt so häufig,
b nochenschmerzen. Die Schmerzen sind meist von sehr ver-
chiedener Stärke und steigern sich vielfach während der. Nacht-
. or
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nucleäre Zellen und selbst Plasmazellen nachweisbar.
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92 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
26. Januar,
RR nn — — ——{— — — — — —_—{——— — —m— nn,
Die Fälle von typischer Arthritis deformans, die ich selbst unter-
suchen konnte, gaben durchweg die Wassermannsche Reaktion,
während ich unter meinen Fällen von Arthritis pauperum zufällig
keinen Luetiker hatte. Im Einklang hiermit steht die Beobachtung
Heckmanns, der bei vier Fällen von monartikulärer Arthritis
deformahs eine positive Wassermannsche Reaktion fand. Auch
Stühmer fand bei einem Teil seiner Fälle eine positive Wasser-
mannsche Reaktion.
Trotzdem halte ich es zurzeit für noch verfrüht, zu sagen,
alle Fälle von Gelenklues, die später zur Deformation führen, sind
eigentlich . primärsyphilitische Chondroarthritiden (Rasch), das
heißt sie gehören zum Typ der echten Arthritis deformans, und
die Synovial- und Kapselveränderungen sind erst sekundäre Er-
scheinungen, Und für noch gewagter halte ich gegenwärtig den
Schluß, daß alle echten Formen von Arthritis deformans syphilitisch
sind. Es ist indes sehr wichtig, diese Frage weiterhin im Auge
zu behalten. Durch systematische Untersuchung aller Fälle von
Arthritis deformans, deren primärer Chondroarthritistyp zweifelsfrei
ist, mit Hilfe der Wassermannschen Reaktion und eventuell der
' Luetinreaktion muß Aufklärung geschaffen werden, wie viele dieser
Fälle eine Luesinfektion einmal erlitten haben. Die Diagnose
ex juvantibus leistet leider bei diesen Fällen meist nur wenig, da
es sich vielfach um einen bereits abgelaufenen pathologischen
Prozeß handelt. Gelegentlich aber kann selbst in ganz alten
Fällen die specifische Therapie überraschenüe Besserung herbei-
führen. Eine vollständige Restitution ist natürlich nicht zu erwarten.
Unterbleibt die specifische Behandlung, so kann eine
spontane Rückbildung mit großer Neigung zum Rezidivieren er-
folgen. Jedoch ist dies nicht die Regel. Vielmehr bildet sich
meist ein chronischer Zustand heraus, der dann weiterhin zu
schweren Veränderungen im Bandapparat der Kapsel und an den
Gelenkenden der Knochen führt und schließlich Bilder erzeugen
kann, die sehr stark an Arthritis deformans erinnern.
In anderen Fällen kommt es zu chronischen Gelenkergüssen,
ohne daß jedoch weitergehende Veränderungen hinzutreten.
Die Besprechung der meningealen und cerebro-
spinalen Erscheinungen der Frühperiode führt uns auf ein.
Gebiet, auf dem ganz besondere Fortschritte erzielt worden sind.
| Die meningealen Erscheinungen der Frühperiode muß man
in zwei Gruppen teilen: a) in die klinisch symptomlosen Fälle;
b) in die klinisch manifesten Fälle.
Die erste Krankheitstype verläuft meist ganz ohne klinische
Erscheinungen und subjektive Beschwerden, die zweite kann sehr
stürmische Krankheitsbilder erzeugen.
_ Die klinisch symptomlosen Meningitiden wurden im Jahre 1902
zunächst durch Milian, Crouzon und Paris und durch
Widal beschrieben. Man kann diese Form der Meningitis nur
durch die Lumbalpunktion erkennen. Der Liquordruck ist meist
gesteigert, die Lumbalflüssigkeit enthält mehr Eiweiß, insbesondere
Globulin, als in der Norm und einkernige Zellen, die morphologisch
den Lymphocyten gleichen. Mitunter sind daneben auch poly-
SZecsi
hat sich mit dem Studium der Liquorzellen besonders eingehend
befaßt und kommt auf Grund seiner cytologischen Studien zu dem
‚Resultat, daß die von Fischer und Kafka vertretene Auf-
fassung, daß die Liquorzellen identisch mit den in den infiltrierten
Meningen vorhandenen Zellen seien, berechtigt ist. Er konnte zeigen,
daß sich unter den Liquorzellen in großer Zahl Zellen finden, die im
normalen Blut nicht vorkommen, also nicht aus dem Blut stammen
können. Sie sind vielmehr in den entzündeten Meningen perithelial
entstanden. Es ist dies von höchster praktischer Bedeutüng, weil
wir so in der Liquoruntersuchung den Gradmesser für das Be-
stehen der entzündlichen meningealen Veränderungen haben.
Im Frühstadium der Syphilis ohne manifeste Erscheinungen
fand Dreyfuß in 80°/, Liquorveränderungen. Wenn selbst der
gr Liquor scheinbar ganz normal ist, so zeigen doch die unter der Ein-
wirkung einer Salvarsaninjektion und etwas inkonstanter bei Hg-Be-
handlung auftretenden Reaktionen, die als Herxheimersche Reaktion
im Liquor aufzufassen sind, auf die Infektion der Meningen hin.
Die Zeichen der meningealen Reizung pflegen sehr früh
aufzutreten. Schon im primären Stadium ‚oder doch wenigstens
zur Zeit der ersten allgemeinen Eruptionen erscheinen sie.
Sézary beschreibt einen Fall, bei dem eine fünf Tage vor dem
Ausbruch des Hautexanthems vorgenommene Lumbalpunktion
normale Verhältnisse im Liquor feststellte, während eine zwei
Tage nach der Eruption vorgenommene wiederholte Untersuchung
die Erscheinungen einer manifesten meningealen Reaktion zeigte,
Die große Bedeutung dieser klinisch symptomlosen Menin-
gitis liegt darin, daß sie bei unzureichender Behandlung schlecht
ausheilt und dann viele Jahre bestehen bleiben kann. Sie geht
dann allmählich in einen eigenartigen chronischen Zustand über.
Aus diesen verschleppten Meningitiden entwickeln sich allem An-
schein nach die schweren spätsyphilitischen Erkrankungen des
Centralnervensystems. Mit Recht vertreten daber die modernen
Syphilistherapeuten die Auffassung, daß der Frühmeningitis be-
sonderes Augenmerk gerade bezüglich des Erfolges der specifischen
Therapie zugewendet werden muß und daß durch häufige Kon-
trolle der Lumbalflüssigkeit der Rückgang der bestehenden patho-
logischen Veränderungen sichergestellt wird.
Die frühsyphilitischen Erscheinungen des
Gehirns lassen sich theoretisch in solche 1. des Gefäßsystems,
2. der Meningen und 3. der Nervensubstanz selbst trennen.
Re vera ist diese Unterscheidung nur zum geringsten Tel
klinisch und anatomisch durchzuführen. Denn in fast allen Fällen
erkranken bei genügend langer Dauer des Krankheitsprozesses
sowohl die Gefäße als auch die Meningen und die Nervensubstanz
selbst. Immerhin gibt es Fälle reiner Gefäßerkrankung, die nur
sekundär die Nervensubstanz durch mangelnde Ernährung usw.
schädigen. Rein meningitische Prozesse, bei denen die Gefäße
nicht miterkranken, kommen kaum vor. Wohl aber ist es häufig
so, daß die Gefäßerkrankung weniger in Erscheinung tritt, während
die meningealen Veränderungen das Krankheitsbild beherrschen
und die Ursache der Hirnschädigung abgeben. Die meisten Fälle
von Lues cerebri sind Gefäß- oder Meningealerkrankungen, die
das Gehirn nur mittelbar in Mitleidenschaft ziehen. Es gibt je-
doch Fälle, bei denen die Treponemen auch in die Nervensubstanz
selbst eindringen. Vielleicht erklärt sich aus diesen Verschieden-
heiten die Variabilität der Prozesse und der therapeutischen Be-
einflußbarkeit. Es ist leicht zu verstehen, daß die Gefäß- und
Meningealveränderungen ein dankbares Feld der Therapie sind
und daß nach ihrer Rückbildung die cerebralen Erscheinungen,
soweit sie noch restituierbar sind, verschwinden. Viel schwerer
dagegen, ja selbst vielleicht völlig unmöglich ist es, die in der
Nervensubstanz selbst befindlichen Treponemen mit den antisyphl-
litischen Mitteln zu treffen. Die Hartnäckigkeit mancher syphi-
litischer Symptome bei der cerebralen Lues und die gleiche
Widerstandsfähigkeit der Erscheinungen bei der progressiven Para-
lyse, bei der nach Noguchi die Treponemen sich stets in dem
Nervengewebe des Gehirns befinden, spricht dafür.
‚ Erfolgt eine Infektion des nervösen Gewebes, so kommt es
zu einer primären Degeneration derselben. Das Bild der
Hirnerweichung und das der Hirnatrophie können
so entstehen.
. . Dagegen ist die Encephalitis nur wieder eine Gefäß-
bindegewebskrankheit, bei der die Zwischensubstanz, die der
Träger des Infekts ist, zur Wucherung gelangt und mittelbar die
Nervensubstanz schädigt.
-Es ist daher nicht unberechtigt, wenn Sormani vorschlägt,
die syphilitischen Erkrankungen des Nervensystems einzuteilen m:
1. die Lues vasculorum cerebrospinalis, die
dem, was bisher als Lues cerebrospinalis zusammengefaßt wurde,
entspricht, und
. „2.dieLues parenchymatosa cerebrospinalis,
die den parasyphilitischen Krankheitsbegriff ersetzen soll.
Es muß indessen betont werden, daß auch ohne Paralys®
oder Tabes die parenchymatöse Form- vorkommen kann. Beob-
achtungen, daß die Syphilis zur primären Degeneration
an Nervenkernen führen kann, haben Oppenheim,
Siemerling und Kostenitsch mitgeteilt.
. Daß die Treponemen in die Gehirnsubstanz und 10, die
Hirnnerven selbst eindringen können, ist durch anatomische
Untersuchungen direkt festgestellt. Nicht selten bieten soleh®
Nerven, obwohl sie infiziert und anatomisch verändert SI:
klinisch keinerlei Zeichen einer Erkrankung. Man ist erst in
neuester Zeit mehr auf diese Dinge aufmerksam geworden, als
man im Anschluß an die Beobachtungen über Herxheimersch®
Reaktionen und Neurorezidive an Hirnnerven dazu übergins, in
unbehandelten Frühsyphilitikern genauere neurologische eN
ophthalmologische Untersuchungen zu machen. Hier zeigte es Te
daß der Prozentsatz der. an Neuritis optica leidenden ae 4
syphilitiker ein überaus großer ist, daß aber die Mehrzahl diese
Leute keinerlei subjektives Zeichen bot, das zur Untersuchung
aufgefordert hätte. Ähnlich liegen die Dinge bezüglich des HOI!
nerven, |
day
losen Mei}: ~
926. Januar. `
i
l.
-m Te a
Verkürzung der Kopfknochenleitung für mittlere Seltener als die isolierten frühsyp
_—
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Te e a
‚Möchte diese Erscheinung auf die Erhöhung des Liquordrucks zurück-
- führen. Er sah nämli
‚schwand. Dem
- schließlich sp
häufigNst, schließt die Kennzeichnung als tabisches Symptom. aus.
haltener Hörfähigkeit vielmehr den Ausdruck einer echten syphi-
An-
En der großen H
onne daß indes ir reit: mei Fä ‘eine Sehstörun :
ın den weitaus meisten Fällen eine Sehstörung des eigenen Körpers sich zusammenfinden können.
. nachweisbar wird, kann die Infektion des Nervus octavus kaum j Ber, |
‚überraschen. Die Häufigkeit der Neurorezidive und der Herx- | M. H.! Aus dem Vorgetragenen ergibt sich unzweideutig,
| daß die Syphilis von allem Anfang an ein Málum totius
iMfizierten Fälle die reaktiven Erscheinungen jenes Maß erreichen,
Samkeit des Kranken erregt.
T ur ha x .. .
_—rwdi oo. -\.'*. ` i = [ , Eo ew *
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© Š 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
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Benario hat die Fälle. von Hirnnervenaffektion, die -seit den Weit seltener sind die Fälle, in denen die Neurolabyrinthitis
ersten Publikationen über Neurorezidive und durch 'brieflichen Bericht | deutliche - klinische Erscheinungen macht. Auch hier gibt es alle
an das Ehrlich sche Institut. bekannt geworden sind, gesammelt und Übergänge von den mildesten, nur schwer deutbaren Symptomen
hat 126 Beobachtungen, -die einem Gesamtbehandlungsmaterial von bis zu den schwersten Typ in: Wir haben also auch bei dem
MRENE LEONE" En preonen, a | sg maj | Nervus octavus gleiche Verhältnisse, wie wir sie’ bei.der Meningitis
In diesen 126 Fällen waren die einzelnen Gehirnnerven. 158 mal. syphilitica und beim Nervus opticus kennen gelernt haben.
Im allgemeinen kann gesagt werden, daß die (nicht durch
Die nachfolgende Tabelle gewährt einen Überblick über. die
beteiligt. |
e Beteiligung an der Gesamtzahl der affizierten en | sur
a AT | ~. [Salvarsan ‘oder Hg aüsgelösten) spontan auftretenden, klinisch
absolute und prozentual
manifesten syphilitischen Erkrankungen des inneren Ohres ‚meist De;
Nerven. | |
Gesamtzahl der affizierten Nerven: 158. ) 9S Inneren t
-a aeee ź )ćCSErst im ersten bis zweiten Jahre nach der Infektion auftraten, ob- _
| Rechts | Links Doppel- | a | Total | Prozent | wohl vereinzelte Fälle auch aus den ersten Wochen bekannt sind. >-
Sy -| Nur ein Teil der Fälle ist auf eine Treponemeninfektion des Nervus... .K
TERN N: | ' | octavus beziehungsweise des inneren Ohres zurückzuführen, in >= =o $i
DREHEN u anga L N 11 11 5 4 41 26,0 ß i : Sr RE - x K
Oculomotorius . . $4 o o.. 2 6 — u: 70 | sehr vielen Fällen. ist die Labyrintherkrankung nur ein Folge- `
u N weg s pal 1 ; å - $ | zustand, hervorgerufen durch eine örtliche Endarteriitis syphilitica
. . D a . _ — . | | adgs 8 e j $ .. e . o a
ABÄUCENS.. 2 4 3 te 1 2 la — |; „4 235. | oder durch eine Knochenerkrankung. Auch für die. klinisch mani-
ie A N as i 00,501 = | 2 | 189 `| festen syphilitischen Erkrankungen des inneren Ohres: ist die un-
AE A Su. 0. 3 en 15 | 209 | Tl 8 |-40 al E a na |
RR Peer verhältnismäßig starke Verkürzung der Kopfknochenleitung cha-
| a u ch ý =- `| rakteristisch. ‚Im übrigen kann das Krankheitsbild sehr mannig-
e a. agaa .@ : z " ; PP _ iyi? ` i t f p g AN g y 3
Auf die frühsyphilitischen Erscheinungen des Auges näher | fach variieren. es u BE een
-= _ | Beim’ Nervus opticus und Nervus oculomotorius. gilt als
einzugehen, verzichte ich, um das Thema nicht sehr auszudehnen | _ , ' Bei ee : ke
und beschränke mich darauf, zum Schlusse noch auf neuere Er- | typisch für Syphilis jene Erkrankungsform, bei der nicht,.der ganze
gebnisse -bezüglich der Erkrankung des inneren Ohres | Nerv betroffen ist, sondern nur gewisse Faserzüge erkranken und
hinzuweisen, soweit sie für den inneren Mediziner von Interesse | IR Ihrer Funktion ausfallen. Beim Nervus oculomotorius ist. die
sind. Waren es doch die im Anschluß an Salvarsaninjektionen auf- | bei der Tabes auftretende reflektorische. Unerregbarkeit. gegen
tretenden Funktionsstörungen des. inneren -Ohres, die zu der | Lichtreiz bei.erhaltenem Akkommodationsreflex allgemein bekannt,
heftigen Diskussion über die Frage der eventuellen Schädigung | IN ganz anologer Weise finden wir beim Nervus octavus als. sehr
des Nervus octavus durch Salvarsan Anlaß gaben und schließlich | häufigen Ausdruck der ‚syphilitischen Erkrankung partielle )
zur Entdeckung des Phänomens der Neurorezidive und weiterhin | Ausfallserscheinungen. Die häufigste und charakte-
zur Vertiefung unserer Kenntnisse über die Herxheimersche Re- | Fistischste Erscheinung dieser Art, die Verschlechterung des Per-
aktion führten, Vor wenigen Jahren noch galten frühsyphilitische | Ceptionsvermögens des Nervus acusticus bei. der Knochenleitung
Erkrankungen des inneren Ohres, beziehungsweise des Hörnerven | trotz normaler Hörfunktion bei der Luftleitung ist bereits erwähnt
als eine sehr große Seltenheit. Wohl ließen sich aus der Literatur | Worden. Bei den ‘klinisch manifesten Erkrankungen des. inneren
Beobachtungen feststellen, die einwandfrei das Vorkommen solcher | Ohres kommen -zu diesem Symptom noch mannigfache andere
Affektionen schon in sehr frühem Stadium bewiesen. Allein in | Partialstörungen zur Beobachtung. . , © > o.
das allgemein ärztliche Bewußtsein waren diese Feststellungen ‚ Zur Zeit des ersten Exanthems, ja selbst vor dem Ausbruch
nicht eingedrungen. Selbst vielerfahrene Syphilidologen und Ohren- | ‚desselben (Haberm ann) kann eine isolierte Affektion des
ärzte standen einer scheinbar ganz neuen Sachlage gegenüber, als | Nervus cochlearis auftreten, die meist beiderseitig ist und sich. vor
zu Beginn der Salvarsanära das gehäufte Auftreten der Neuro- | Allem durch ‚plötzlich auftretende subjektive Geräusche: kundgibt,
rezidive und der Herxheimerschen Reaktionen am’ Hörnerven: be- | Die Hörfähigkeit kann unverändert sein.oder aber es. besteht nur
wies, daß die Treponemen das innere Ohr und speziell den Nervus | eine allmählich entstehende, . oft auf die oberen Töne beschränkte
en ` | geringe Schwerhörigkeit, die nur bei der Stimmgabelprüfung be-
octavus verhältnismäßig oft befallen. a |
alig olt befallen merkbar wird. Auch Toninseln können. vorkommen. Die Knochen-
N a l BR 3 . l e ; ;
euere Untersuchungen Becks haben gezeigt, daß eine “leitung ist stark herabgesetzt.. one Beer
Stimmgabeltöne trotz normalen Gehörs eine. der allerhäufigsten | Baer hilitischen Affektionen des
Erscheinungen der Frühperiode ist. ` Zur Zeit des Sraten nee a a nn on Gi a an | no
eben fast 8007. : ee 2 n rinthes. Die leichtesten Grade der Reizung des
5 st 50°/, aller Syphilitiker- dieses Symptom. . Beck selbst statischen Labyrinthes, die sich durch einen labyrinthären Spontan:
ch, daß durch eine- Lumbalpuüktion vorüber- | 2/stagmus kundgeben, sind im. Beginn des Frühstadiums nicht. so
gehend das Phänomen der Verkürzung der K aochenlaluns ver- | ganz selten: Dagegen kommen die schweren Reizzustände, in
gegenüber -betont Nöhte, daß gar nicht selten die denen neben Schwindel = avulsionen und Erbrechen bestehen,
Verkürzung der Kopfknochenleitung nur einseitig ist und auch ohne | UT AuSn ahmsweise en Beobachtung: (G. Alexan d er). |
erhöhten Lumbaldruck vorkommen kann. Wenn Nöhte nun aber Die Herabsetzung und die völlige. Aufhebung‘ der Reflex-
seinerseits aus dem Umstand, daß er bei seinen (anscheinend aus- | @Tregbarkeit. des Nervus vestibularis sind. mehrfach. bei der Früh-
ätsyphilitischen) Fällen sehr oft daneben Pupillenano- | Syphilis beobachtet worden, sind aber als spontanes Workommnis
malien und Sensibilitätsstörungen fand, den Schluß zieht, daß die | Sehr seltene Ereignisse (Bondy, Bárány, 0. Beck und
„isolierte Herabsetzung der Kopfknochenleitung ein -Symptom der | Andere). Etwas häufiger kommen die Erscheinungen der Unter-
Tabes ist“, so kann ich ihm hierin nicht folgen. Schon der Um- | erregbarkeit und der Lähmung des Vestibularapparats indes als
stand, daß in der frühesten Periode der Syphilis das Phänomen | Ausdruck der Herxheimerschen Reaktion zur Beobachtung, womit
| | bewiesen ist, daß symptomlose. luische Infektionen des Vestibular-
Meines Erachtens haben wir in der isolierten. Herabsetzung der | apparats häufiger sind, als die klinische Beobachtung vermuten
Kopfknochenleitung für die mittleren Töne. der Stimmgabel bei er- | läßt. Leichtere Reizungen des Gesamtlabyrinths, bei denen also
h - cochleare und en nn, sich kombinieren, kommen
schen Erkrankung gewisser Teile des Nervus octavus. _ Spontan bei der Frühlues verhältnismäßig oft schon. vor dem ersten
gesichts der fast A A Infektion der weichen Hirnhäute 'Exanthem. Zu Beobachtung. et seltener sind schwere Krank-
äufigkeit der Erkrankung des Nervus opticus, - heitsbilder, bei denen völlige Taubheit, ‚Gleichgewichtsstörungen,
‚, | Spontannystagmus, Krämpfe, Nausea, Erbrechen und Scheindrehung:
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poimerschen Reaktionen im Gebiet. dieses Nerven sprechen gleich-- | „IE . . FR
>en m diesem Sinne, da doch sicherlich nur in einem Teil der | corporis- ist. Es ist notwendig, daß vom Beginn der Krank-
i - heit ab eine Kontrolle der inneren Organe erfolgt, denn in ihnen’
-aS zu dem großen Funktionsausfall nötig ist, der die Aufmerk- | sitzen die Treponemenlokalisationen,. die für das. Schicksal des `
Be | _Kranken ausschlaggebend sind. Wenn diese. . Erkenntnis erst
= | a | Allgemeingut sein wird, dann wird zweifellos auch. noch manche
R. Dreimal erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. strittige Frage gelöst werden une Neuland dem Internisten
) Fünfmal erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. . sich erschließen, — — — ______ Zu Zu
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94 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
26. Januar.
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Aus dem Karolinen-Kinderspital in Wien.
Häufung von Säuglingsskorbut in Großstädten.
Von
Prof. Dr. Wilhelm Knöpfelmacher.
Es ist eine bemerkenswerte Beobachtung, daß sich in den
; letzten Monaten in einzelnen Städten die Fälle von Säuglings-
skorbut, der Möller-Barlowschen Krankheit, ge-
häuft haben. Es liegen Berichte aus Prag von Epstein?), aus
: Berlin von E. Müller? vor. Und auch in Wien haben wir,
. namentlich in den letzten Monaten, eine Häufung solcher Fälle.
In Prag und in Wien war der Säuglingsskorbut vorher sehr: selten
anzutreffen. So habe ich weder in der Privatpraxis (da doch der
Säuglingsskorbut eine Krankheit der Wohlhabenden sei, besonders
bemerkenswert!) noch im Spital mehr als einen Fall in ein bis
zwei Jahren gesehen. In den letzten zwei Monaten habe ich vier
Kinder mit Säuglingsskorbut beobachtet. Alle Fälle waren in der
Heimpflege der Kinder entstanden; im Spital war kein Fall
entstanden. . Aber Berichte aus dem Wiener Central-
kinderheim?°) und aus der Reichsanstalt für Säug-
linge‘) weisen darauf hin, daß dort zahlreiche Fälle in den
. Anstalten selbst an den Pfleglingen sich entwickelt haben.
Das veranlaßt uns der Ursache nachzugehen, welche diese
Häufung von Säuglingsskorbut in den einzelnen Städten bewirkt
` haben kann. |
Daß die Möller-Barlowsche Krankheit mit dem Skorbut
identisch ist, dürfen wir jetzt als gesichert ansehen. Es spricht
für die Identität eine Reihe von Punkten: 1. Haben beide Krank-
heiten eine gleiche Ätiologie in der Richtung, daß das
Fehlen von lebenswichtigen Ergänzungsstoffen („Vitaminen“) in
der Nahrung die Krankheit verursacht. Wir müssen in diesem
Sinne beide als Avitaminosen oder nach Hofmeister’)
als partielle Unterernährungskrankheiten be-
zeichnen. 2. Führt die gleiche Therapie zur Heilung, z. B.
Zufuhr frischer Fruchtsäfte, roher Milch, Karotten- oder Rübensaft..
3. Ist die experimentelle Erzeugung des Skorbuts mit allen Sym-
ptomen verbunden, welche beiden Krankheiten in der Hauptsache
gemeinsam sind. Da sind vor allem die Versuche von Holst
und Fröhlich‘) beweisend, in welchen an Meerschweinchen,
` - Hunden, Schweinen durch Fütterung von (vitaminarmem) Getreide
der Skorbut erzeugt wurde, dann die Versuche von Hart”), welcher
an Affen durch Fütterung mit kondensierter Milch den Skorbut
hervorgerufen hat. 4. Hat die pathologisch-anatomisehe Untersuchung
die Identität beider Krankheiten im wesentlichen bestätigt.
Die Abweichungen im klinischen Bilde lassen sich unschwer
erklären. Das Fehlen von Muskelblutungen führt Toblers
darauf zurück, daß diese Muskelblutungen zumeist dort auftreten,
wo die Muskeln kräftig bewegt werden, aber an wenig bewegten
Muskeln ausbleiben. Auch daß das Zahnfleisch bei Säuglingen
nicht entzündet und nekrotisch wird, ist verständlich, wenn wir
mit Tobler?!) anerkennen, daß die nekrotisierende Zahnfleisch-
entzündung nur dort einsetzt, wo das aufgelockerte Zahnfleisch
an einem ceariösen Zahn anliegt. Fehlen aber cariöse Zähne, so
gibt es auch bei älteren Kindern (Tobler) und Erwachsenen
keine Gingivitis necroticans,.
Den wesentlichen Einwand H eu b n ers 10), daß bei Skorbut-
epidemien Erwachsener der Säuglingsskorbut nicht gehäuft auf-
tritt, hat schon Looser!!) entkräftet. Die Richtigkeit der
Heubnerschen Angabe ist unbestritten. Ihre Erklärung findet
sie darin, daß die Skorbut erzeugende Schädigung in der Nahrung
darum bei Skorbutepidemien Erwachsener die Säuglinge nicht
‚betrifft, weil diese eine ganz andere Nahrung bekommen. Denn
der Erwachsene bekommt jene Nahrungsbestandteile, die wir nach
C. Funk) als Vitamine bezeichnen, in Gemüsen, Früchten,
1) Epstein, Jb. f. Kindhik. 1918, Bd. 88, S. 236.
2) E. Müller, B. kl. W. 1918, Nr. 48.
'3) Riehl, Ges. d. Ärzte, Wien, Sitzung vom 22. November 1918.
4) Moll, ebenda. aan
5 Hofmeister, Erg. d. Pbysiol. 1918, Bd. 10, S. 510.
6), Holst und Fröhlich, Zschr. f. Hyg. 1912, Bd. 72, S.1.
ð C. Hart, Jb. f. Kindhlk,, Bd, 76, S. 507.
8) Tobler, Zschr. f. Kindhlk. 1918.
9%) Derselbe, ebenda.
1) EADAE, B. kl. W. 1908, S. 285.
11) Looser, Jb. f. Kindhlk. 1905, Bd. 62, S. 743.
1%) C, Funk, Erg. d. Physiol. 1918, Bd. 18, S. 124.
Kartoffeln zugeführt, der Säugling aber vor allem in der
Milch. Fehlen die Gemüse, die Kartoffeln in der Kost der Er-
wachsenen, hat das den Skorbut der Erwachsenen zur Folge, so
bedingt das noch keinen Mangel an Vitaminen in der Säuglings-
kost in der Milch. Für den Säugling müssen ganz andere Ver-
hältnisse in der Ernährung die Verarmung an Vitaminen herbei-
führen als beim Erwachsenen. Nun wissen wir, daß die Vitamine
thermolabile Körper, daß sie also durch die Hitze leicht zerstört
werden. Und bekannt ist ja, daß z. B. in Berlin zu Beginn
dieses Jahrhunderts die Fälle von Säuglingsskorbut sehr wesent-
lich angestiegen sind, als die große Meierei von Bolle die Milch
vor der Abgabe an die Kinder pasteurisiert hat. Da die Milch im
Hause dann noch einmal abgekocht wird, kann dies Verfahren die
Milch wesentlich vitaminärmer machen und so Säuglingsskorbut
bewirken. Es ist bemerkenswert, daß auch 'n Wien fast alle
Fälle auf den Genuß einer solchen, vor Abgabe an die Kunden
pasteurisierten Milch zurückgeführt werden müssen. Mit dieser
Feststellung ist aber die Endemie von Säuglingsskorbut noch nicht
erklärt. Denn auch im Frieden hat die gleiche große Molkerei die
Milch in gleicher Weise behandelt; es muß: also etwas Neues
dazugekommen sein, das die Milch heuer so vitaminarm werden
ließ, Es wäre möglich, wie dies Epstein bemerkt, daß die
Ursache darin liegt, daß die Milch nach dem Melken bis zur Ab-
gabe an die Kunden jetzt leicht ein bis drei Tage unterwegs. ist,
da die Transportschwierigkeiten die prompte Zustellung der Milch
verhindern. Die Kinder erhalten dann eine Milch, die bis drei
Tage alt ist, bevor sie verabreicht wird. Und die Verabreichung
solcher abgestandenen Milch kann Skorbut hervorrufen, worauf
schon Platenga hingewiesen hat. Aber viel wahrscheinlicher
erscheint es mir, daß wir nicht darin, sondern in der unzweck-
mäßigen Fütterung der Kühe die Ursache für die rela-
tive Vitaminarmut der Kuhmilch zu suchen haben. Dafür spricht
vor allem die Erfahrung, daß die Milchproduktion der Kühe in-
folge ihrer schlechten, ungenügenden Fütterung stark abgesunken
ist. Und die vielen Ersatzmittel (z. B. Blattlaub!), welche jetzt in
Anwendung gelangen, haben eine Abmagerung der Kühe, ein
Absinken ihrer Milchmenge und auch Veränderung in der
Qualität der Milch zur Folge, die sich nachweisbar im
Absinken des Fettgehalts kundgibt, nicht nachweisbar aber im
geringen Gehalt an Vitaminen äußern kann.
Daß ein Absinken des Vitamingehalts der Milch bei un-
zweckmäßiger Ernährung eintritt, wissen wir aus der Geschichte
des Beriberi. Mc. Langhlin und Andrews!) haben auf
den Philippinen beobachtet, daß viele Säuglinge dort an einer
eigentümlichen Form von Beriberi erkranken, wenn sie von ihren
Müttern, die selbst beriberikrank waren, gestillt wurden. Diese
Mütter hatten sich mit geschältem Reis ernährt, ihr Organismus
litt unter dem Mangel an Beriberivitamin, ihre Milch ebenfalls,
die Säuglinge erkrankten, wenn sie bloß Frauenmilch erbielten,
sie wurden aber nicht beriberikrank, wenn sie mit Kuhmilch er-
nährt wurden. Dies Beispiel zeigt treffend, daß Vitaminarmut der
Milch bei unzweckmäßiger Ernährung bestehen kann. Damit
stimmt auch eine Angabe von Barlow überein, der Skorbut bei
Säuglingen dann beobachtet hat, wenn diese von skorbut-
kranken Müttern gestillt wurden.
„~ lch möchte noch darauf hinweisen, daß überhaupt vieles
dafür spricht, daß der Vitamingehalt der Milch nicht gleichmäßig
sein kann. Auch die rohe Milch kann daran arm sein, und so
kann die Erfahrung erklärt werden, daß Säuglinge auch bel
Frauenmilchernährung, wenn auch selten, an Skorbut erkranken.
So kann auch die Bemerkung von Czerny und Keller?) er-
klärt werden, daß schon durch einen Wechsel der Milch, wenn
diese auch kurz aufgekocht verabreicht wird, der Säuglingsskorbut
heilen kann. |
Ich muß noch auf die Angabe Erich Müller s zurück-
‘kommen, daß die in seiner Anstalt ausgebrochene Skorbutepidemie
bei Säuglingen auf den Genuß von Trocken gemüse zurück-
zuführen sei. Die Bemerkung kann in dieser Form nicht Zu-
treffen. Abgesehen davon, daß z. B. in meinem Spital die Saug-
linge seit mehreren Jahren nur Trockengemüse neben Milch und
Milchbrei bekommen, ohne daß Skorbut bei ihnen ausgebrochen
wäre (die Beobachtungen, die wir heuer am Süuglingsskorbut
machen, betrafen nur von außen mit schon besfehender Krank-
heit eingelieferte Kinder), müssen wir annehmen, daß eben die
1) Zit. nach Kronecker, Allg. med. Zentralztg. 1913, Nr. 34
») Czerny und Keller, Des Kindes Ernährung, Bd. 2, S. 9.
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26. Jam, E- 26. Januar. - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. . > K
lem inke f- Milch, die im Berliner Säuglingsheim den Kindern verabreicht | fäulnis zu beschränken ‚und vor allem die Resorption der Fäul- ee
Kost de . worden war, vitaminarm war.. Denn neben vitamin- | nisprodukte zu verhindern. Die Darmfäulnis: läßt- sich bis zu TE Wi
ir Foe u: reicher Milch (oder anderen. vitaminreichen Nahrungsmitteln) | einem, gewissen Grade herabsetzen, wenn man die Eiweißzufuhr ol
r Sägs f kann man ohne weiteres auch Trockèngemüse ‘geben, bei vitamin- | mit der Nahrung einschränkt. So nötig an sich bei dem. fort- Di e
andere Te p. armer Milch würde aber die Zufuhr anderer vitaminreicher Kost, |-schreitenden Verfall dieser Kranken die ..reichliche Nahrungszufuhr BE m
inen he t- ~ 2. B. frischer Gemüse, den Ausfall decken können.. Nur in | ist, wird man Fleisch, Eier und dergleichen in derartigen Fällen a O: S
ie Vitanie f diesem Sinne, daß der Wegfall von vitaminreicher Beikost, in | doch vermeiden müssen. Wichtiger noch ist die Verhinde- ze,
icht. zasi È- diesem Falle frischem Gemüse, den. Ausbruch des- Säuglings- | rung der Resorption der Gifte. Diese wird erreicht - > "il:
zu Bin f> skorbuts bei Ernährung mit vitaminarmer Milch | durch Darmspülungen mit Aufschwemmungen BE i u
hr man} _ herbeigeführt hat, kann man E. Müllers Erklärung gelten | von Adsorbentien, .Diespecifischen Ruhrtoxine werden- wahr- nu
> die Mid | lassen. . Daraus folgt dann der Schluß, daß nicht die Verab- | scheinlich, die Gifte der Darmfäulnis wohl sicher durch die Ad- Be er
a Mihi |“ _reichung von Trockengemüse, sondern von vitaminarmer Milch das | sorbentien gebunden und beseitigt. | a u ae
fahrende t gebäufte Auftreten von Säuglingsskorbut auch ‚in Berlin ver- - Da Spülungen mit Adsorbentien. stark reizen, ist man von ee BA;
pesskubl } schuldet hat. EV T © -7 ~ | ihrer allgemeinen Anwendung bei Ruhr wieder abgekommen.: Bi. Fl. 2
fast ak i | je FR een Fällen on liegen die reeg: „anders. E PRE
e Kuda b. .- ; e senhar T ~ _ | unbedingte Schonung der Schleimhaut hat keinen Sinn mehr. Da. © © "fiir «.
Mit dew K ©- Über Beobachtungen bei toxischer Ruhr. | es sich um Beseitigung von bedrohlichen Erscheinungen handelt, . o oc RAe
yoch ai II. Mitteilung. l | ‚ wird. man die unangenehme Reizwirkung mit in Kauf nehmen. wen
Ikerei di Von : | | Wir haben Spülungen mit Aufschwemmungen von Bolus alba ... NE Tr
as Nee : | er | gemacht und haben den Eindruck, daß 'sie bei dem Aufstoßen nd : ken
y werd E Dr. Rudolf Cobet, Oberarzt der Reserve. Erbrechen bei toxischer Ruhr von recht günstiger, unter Umständen Fan
N Unter den Merkmalen, die die- toxische Form der Ruhr | von entscheidender Wirkung sein können. - Da die Spülungen . . giti,
mr À p | kennzeichnen, stehen neben den Kreislaufstörungen. an erster Stelle | SChmerzhaft sind, empfiehlt es sich, vorher Morphium zu geben. lei
a l l Ey Aufstoßen und das Erbrechen. Aufstoßen und T re RE er o EN
MME R rbrechen sind als gleichartige, nur dem Grade nach verschiedene‘ Rn | a: | i | a we
bs in. Erscheinungen T, Es fragt sich, wie diese bei der Rubr P athologisch-anatomische Befunde ee
je f 5 E kommen? Erbrechen entsteht, wie wir wissen, entweder "bei der Influenzaepidemie im Sommer 1918, | le: ei
Kr a En ‚Anmaelbar odpr durch aeulektoriechie Erregung des Brech (Nach Beobachtungen im Felde.) a N.
ee I Das Erbrechen bei der toxischen Ruhr zeigt die Eigenschaf-' 0000000 Von | | | el
Ir Ä ja au ne bedingten Erbrechens. Es setzt ohne: Übelkeit ne Dr. H. Siegmund, | ee
pia r und ohne Würgen ein. Es ist unabhängig von der Nahrungsauf- TE Dag, nn mr en,
kb; ` nahme, tritt aial din aoh ernen Zustands des Kranken aaf und Assistenzarzt der Reserve und Armeepathologen. waa
m ï . Ist durch Magenspülung nicht zu beeinflussen. Zu. De 3 Wenn ich es unternehme, trotz der bereits vorliegenden Mit- © > ee ni
a. | og Alles dies läßt sich am besten erklären, wenn man-’eine |. teilungen von Oßkerndorfer‘), Simmonds3, Schöpplerg, main!
P Dauererregung des Brechcentrums selbst an- | Gruber und Schädel‘), Lubarsch®), Meyer und Bern- ¢ o IO C
a | . Mmmt. | | g ' -| hard ts) über die pathologische Anatomie der „Spanischen Grippe“ es
| ni Dann werden’ auch die anderen Symptome. der toxischen | zu berichten, so bin ich mir wohl bewußt, -daß meine Ausfüh- - : Wera
E | Ruhr, die eigenartige Mattigkeit und Teilnahmlosigkeit der Kranken | rungen nur eine Bestätigung der bereits bekanntgegèbenen Be- ENS e E
dem Verständnis nähergerückt; - wissen wir doch, daß ein Arznei- | funde bringen können. Immerhin scheint, mir die Mitteilung der Bea E a e,
o mittel, das unmittelbar erregend auf das Brechcentrum wirkt, | von mir erhobenen makroskopischen und. mikroskopischen Be- . a
ji ~ Damlich Apomorphin, zugleich auch einen vorübergehenden .‚Zu- | funde gerechtfertigt, einmal, weil sich unter, meinem im Felde ~ ~- a
d stand von Schwäche und Schlafsucht hervorruft. e ~ | gewonnenen Material -eine größe Reihe von frischen Stadien der ee
N Gehi Erregung des Brecheentrums kann ihrerseits durch Blutleere des | Erkrankung finden, die infolge von Kriegsverletzungen der Suche ` wu a.
a e irg hervorgerufen werden, die bei der Ruhr als Teilerscheinung | eher erlagen, als die sonst meist kräftigen Individuen, die haupt- -< > <..} Pe
y | ena allgemeinen Kreislaufschwäche eintreten könnte. Ein zeitliches | sächlich von der Krankheit befallen wurden. ` Sodann verfüge ich = ~ 0.4 yi en
B j Fi He zwischen dem Aufstoßen und Erbrechen und dem | auch über einige Fälle, ‘die uns mit Ausgängen und Folgezusänden 212. ipn y
B jedoch nicht en Ruhr vorkommenden Kreislaufstörungen ist | der Erkrankung bekannt machen, wie sie von ‘den angeführten TE i n
| Eine Blutleere des Gehirns kommt daher nl Pe | ER i ppi Toa
als Ur ne |, . Es verdient zunächst erwähnt zu werden, daß der eicent- S Re
i sache der Erregung des Brechcentrums: lichen Grippeepidemie — wenigstens ‘in dem mir als Arbeits. N H el
ugewiesenen Abschnitt der Westfront — eine auffällige Re
bereich z
Häufung der Erkrankun
nicht in Frage, es muß sich vielmehr. um eine |
vorausging, die in.ihrem anatömischen und bakteriologischen Ver-
unmittelbare Wirkung im Blute kreisender Gifte gen und Todesfälle an croupöser Pneumonie Ba:
| handeln.
$ 8 [7 . 5 g a
h . Zunächst wird ı j ir “speci - I. . .
E a | erkennen ließen. Als Erreger dieser Lungenentzündung wurden
n
| |
ausnabmslos Pneumokokken festgestellt. . Von typischer Influenza
konnte ich innerhalb von fünf Wochen (Juni und Anfang. Juli)
'23 Todesfälle selbst obduzieren und: 10 anderweitig" sezierte Fälle. N
histologisch untersuchen. - Wenn diese Zahlen vielleicht auf den t
ersten Blick an .der allgemein behaupteten Gutartigkeit der herr-
schenden Pandemie Zweifel aufkommen lassen könnten, so sei
bemerkt, daß die Zahl der ungünstigen Ausgänge nur’einen ver-
schwindend kleinen Prozentsatz von der Zahl_der Erkrankungen
überhaupt darstellt. ie DE: oo. |
| Der Sitz der hauptsächlichsten anatomischen Veränderungen -
sind die Atmungsorgane, die Luftwege sowohl wie die Lungen.
In den Frühstadien der Erkrankung, bieten die oberen Luftwege
‚das Bild der katarrhalischen Entzündung dar. Im Rachen. ` be-
sonders. an der hinteren Rachenwand und im Nasenraehenraum
| D eig ‚Gifte wesentlich in Betracht. Mir fiel auf, daß in
bleicher Zen in denen sich Aufstoßen ünd Erbrechen einstellte, zu
der bis! elt der Stuhlgang seine Beschaffenheit änderte‘). Statt
Ro. jetzt Era geruchlosen blutigen und schleimigen Stühle traten
Ä zwei > übel stinkende, braungefärbte Entleerungen auf, die
| inhaltes S der Ausdruck einer hochgradigen Fäulnis: des Darm-
ganze ee Bei der Sektion derartiger Fälle fand ich die
verwandelt armschleimhaut in eine schmierig-jauchige Fläche
ohne weite Die abnorme Zersetzung des. Darminhaltes ist daher
fläche wir + es verständlich. Von einer so ‚ausgedehnten Wund-
‚der Fäulnis zugleich aber auch .eine besonders reichliche Resorption |
`- war in di produkte in das Blut stattfinden. Die Indicanreaktion
T Me Fällen sehr stark positiv. ARE RER.
‚Rormer D ns Blut aufgenommenen Gifte ab-
wesentlionäulnis sind meines Brachtens die
centrums ıste Ursache der Erregung des Brech-|
Re bei der toxischen. Ruhr. |
— __8abe der Behandlung muß es sein, die Darm-
> + r ~ ~,
z Tae he t
> nn. . Fe a AI RES,
m > ri eben
SIE TRTA NOT
RT
2) Oberndorfer, M. m. W. 1918, Nr. 30. ur | |
2) Simmonds, M. m. W. 1918, Nr. 82. f opi a $
3 A e 1918, Nr. 82. 2
ruber und Schädel, M. m. W. 1918 Nr. 388.
5 Lubarsch, B, kl. W. 1918. u En a. pi
$) Meyer und Bernhardt, B. kl. W, 1918, 33/84, Nr. 4.
| Eh 5 |
—
- l S VEl. auch di Ä
erschi Aueh die erst nach Fertiestellun vorstehender: Mitteilun
PI „„enene Arbeit von Schittenhatm- u: m. W. 1918, Nr. 185
DE um
= MITTEILT
96 | 1919
—
(die Schleimhaut der Nase und ihrer Nebenhöhlen läßt — wenigstens
an der Leiche — Veränderungen nicht erkennen), am Zäpfchen,
Kehleingang und im Kehlkopf ist die Schleimhaut geschwellt, auf-
gelockert und leicht gerötet. Fast regelmäßig besteht ein deut-
liches Ödem am Kehleingang, das manchmal auch höhere Grade
erreicht. Während in den oberen Luftröhrenabschnitten die Rötung
und Schwellung der Schleimhaut nur gering ist, ist sie in den
- unteren Teilen und den großen Luftröhrenästen außerordentlich
stark. Fast nie werden hier Blutungen vermißt, die nicht nur
punktiörmig, sondern gelegentlich ausgedehnt flächenhaft sein
können. Auch dem Inhalt der Luftröhrenäste ist gelegentlich Blut
beigemischt. Die kleineren und kleinsten Bronchien sind schon
in frühen Stadien der Erkrankung mit zähem Eiter angefüllt, der
oft (durch Blutbeimengungen) bräunlich gefärbt ist. Im weiteren
Verlauf der Erkrankung zeigen auch die größeren Bronchien und
die unteren Luftröhrenabschnitte das Bild der eitrigen und fibrinös-
eitrigen Entzündung. Gewöhnlich beginnen diese schweren Ver-
änderungen erst unterhalb der Stimmbänder und nehmen an
Heftigkeit in den tieferen Abschnitten zu, am schwersten ge-
schädigt erscheint die Gegend der Bifurkation. Von feinen Trü-
bungen der hochroten, geschwellten Schleimhaut bis zu aus-
gedehnten kleienförmigen Belägen und Schorfen finden sich, der
Schwere und Dauer der Krankheit entsprechend, alle Übergänge.
Die Beläge sind meist nicht zusammenhängend, sondern fleckig
angeordnet und fetzig, von schmutzigbraungelber Farbe. Sie
entsprechen so weniger den zusammenhängenden, croupösen Mem-
branen bei Diphtherie als den Schorfen bei frischer Diekdarmruhr,
oder, um bei Veränderungen der Luftröhre zu bleiben, den Bildern,
wie man sie gelegentlich bei schwerer Streptokokkensepsis oder
nach Verätzungen sieht. Auch die großen Bronchien zeigen gelegent-
lich solche körnigen Beschläge auf der stark geröteten Schleim-
haut, häufiger jedoch sind sie mit bräunlichem Eiter angefüllt.
Die kleinen Bronchien sind vielfach durch feste fibrinös-eitrige
Pfröpfe verschlossen, in späteren Stadien manchmal cylindrisch er-
weitert, dann teils leer mit hyperämischer Schleimhaut, teils angefüllt
mit dicken Eitermassen. Sehr charakteristisch und bezeichnend für
die Krankheit ist der Befund, der sich in vielen Fällen an dem
peribronchialen und dem benachbarten perivasculären Gewebe er-
heben läßt. Schon bei Betrachtung mit bloßem Auge erscheint
es mit in den Krankheitsprozeß hineinbezogen. Es ist nicht nur
aufgelockert, ödematös, sondern häufig von kleinen Eiterstößen
durchsetzt, die als feines, gelbes Netzwerk Bronchien und Gefäße
umscheiden und von hier aus — sichtlich in ihrem Verlauf an die
Lymphbahnen gebunden — auf das interstitiele Lungengewebe
übergreifen. Gelegentlich ist auf diese Weise die ganze Lunge
von feinen gelblichen Streifen durchzogen, die dann schon makro-
skopisch die mikroskopisch fast nie fehlende interstitielle Pneumonie
‚erkennen lassen, Auch das eigentliche Lungenparenchym wird
bald in den Krankheitsprozeß mit einbezogen. In ganz frischen
Stadien erscheinen die stark geblähten Lungen durchsetzt von hanf-
korn- bis linsengroßen fleckigen Herden, die bei näherer Untersuchung
innige Beziehungen zu kleinen Bronchien erkennen lassen. Sie sind
anfangs dunkelrot, ödematös, weich und glatt, später fester und
körnig und gehen sehr bald in einer Reihe von Fällen in das Bild
der miliaren peribronchialen Pneumonie über, sodaß kleinste In-
filtrationsherde resultieren, die sich an mit Eiter gefüllte Bron-
chiolen anschließen, oft eine blattartige Verzweigung aufweisen,
alle Lungenabschnitte gleichmäßig durchsetzen und so an kleine
peribronchiale tuberkulöse Herde erinnern. Häufiger jedoch als
zur Entwicklung dieser miliaren peribronchialen Pneumonien kommt
es zur Ausbildung ausgedehnter lobulärer bronchopneumonischer
Herde, die sich durch unregelmäßige Ausbreitung und wechselnde
Bilder auszeichnen und meist hämorrhagischen Charakter haben.
Die ödematösen, schlaffen, peribronchialen Herde nehmen dann
eine festere Konsistenz an, aus den glatten, dunkelroten Flecken
entwickeln sich körnige, infiltrierte Stellen, die vielfach miteinander
verschmelzen, zwischen denen aber noch hier und da geblähte
lufthaltige Bezirke vorhanden sind. Auffällig ist in den frischen
Fällen der meist hämorrhagische Charakter der Infiltration. Es
kommt auf diese Weise zur Entwicklung fast infarktöhnlicher,
dunkelroter, derber Herde, deren Grenzen jedoch meist nicht so
scharf sind wie bei richtigen embolischen Infarcierungen, und die
in ihrer Ausbreitung weniger an ein Gefäß- als an ein Bronchial-
gebiet gebunden zu sein scheinen. Auf dem Boden oder neben
der hämorrhagischen Infiltration kommt es weiterhin rasch zu
fibrinösen und fibrfinös-eitrigen Verdichtungen. Es entstehen so
äußerst bunte und wechselvolle Bilder: mitunter schließt sich die
` Q i
MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
ii a ae aiia a ——_ se nn nn
26. Januar.
Entzündung nur an einzelne erkrankte Bronchien an, während
große Lungenabschnitte ganz frei bleiben. Manchmal sind große
Abschnitte ganzer Lappen körnig infiltriert, wobei jedoch oft die
fleckige Färbung die Entstehung aus einzelnen zusammengeflossenen
Herden auf den ersten Blick erkennen läßt. Nicht selten findet
sich das Bild echter croupöser Hepatisation in mehreren Lungen-
lappen und nur die auffällig starke eitrige Entzündung der Bron-
chien und Luftröhre bietet einen Unterschied gegenüber der land-
läufigen Pneumonie. Außerordentlich häufig kommen innerhalb
des pneumonisch infiltrierten Gewebes annähernd keilförmige,
scharf umgrenzte, feste grauweiße Einsprengungen zur Beobachtung,
die als das Vorstadium der fast nie fehlenden Einschmelzungen
und Abscesse anzusehen sind. Sie sind ihrem Wesen nach als
abscedierende Pneumonien anzusehen und in ihrer Ausbreitung
durchaus an die Bronchialverzweigungen gebunden. Eitrige
interstitiele Pneumonien, oft mit Ausbildung von richtigen
Sequestierungen von Lungenläppchen und dissezierenden Herden,
finden sich in einer großen Anzahl von Fällen. Sie erstrecken
sich entweder auf ganze Lungenlappen oder nur auf Teile von
ihnen. Die eitrige Entzündung des Lungenbindegewebes kann
bis auf den Hilus fortgeleitet werden, hier nicht nur die Lymph-
knoten ergreifen, sondern auch die Gefäße der Lungenwurzel
befallen und so zu endarteriitischen Prozessen Veranlassung geben.
Eine Beteiligung des Brustfells an der Erkrankung läßt sich oft
schon in sehr frühen Stadien feststellen. Mitunter sieht man,
daß eine bestehende interstitielle Entzündung der Lungen sich
als eitrige Lymphangitis auf die Pleura fortsetzt. Nicht selten
finden sich richtige Nekrosen des Brustfells über einschmelzenden
Herden in der Lunge, gelegentlich mit kleinen Perforationen,
die dann zur Ausbildung mächtiger Empyeme führen können.
Die Brustfellentzündung kann auf den Herzbeutel und das Bauch-
fell übergreifen. Auf dem Epikard, besonders an der Hinter-
wand der Vorhöfe und auf dem Endokard der linken Kammer sind
meistens ebenso wie auf der Pleura punktförmige Blutungen ZU
sehen. Beide Herzkammern sind — in späteren Krankheitsstadien
beträchtlich — erweitert und fast ausschließlich mit Speckhaut-
gerinnseln angefüllt. Das Herzfleisch ist leicht getrübt, gelegent-
lich auch durch Verfettung leicht gelblich gefärbt. An den Klappen
und den großen Gefäßen sind frische krankhafte Veränderungen
in der Regel nicht festzustellen. Nur in einem Falle fanden sich
auf dem Boden alter entzündlicher Veränderungen an der Mitral-
klappe frische geschwürige Prozesse, die zu embolisch-metastati-
schen Eiterherden in den verschiedensten Organen Veranlassung
gegeben hatten.
Ein konstanter, sehr charakteristischer Befund ist in frischen
Fällen die starke Schwellung der Lymphknoten am Hals, an der
Luftröhre und Lungenwurzel, die zu walnußgroßen sehr blutreichen
und feuchten, blauschwarzen Knoten umgewandelt sein konnen. _
Auch eine beträchtliche Milzschwellung besteht in der Regel. Es
wurde eine Gewichtszunahme des Organs bis auf 470g beob-
achtet, die mit einer Vergrößerung auf 19:12:6 cm einherging.
Das Milzgewebe ist dann weich, vorquellend, dunkelgrauvioleft,
die Pulpa abstreifbar, die Zeichnung ganz verwaschen. Die Neben-
nieren zeigen häufig ein beträchtliches Ödem und eine fleckig
entfettete Rinde. Ödem der weichen Hirnhäute, das hohe Grade
erreichen kann, ist weiterhin ein häufig zu erhebender Befund.
An der Hirnsubstanz selbst fällt durchweg der große Blutreichtum
auf. Punktförmige Blutungen finden sich nur selten, dann 8%
wöhnlich im Balken. Ein klinisch mit Sprachstörungen einher-
gehender Fall war durch eine hämorrhagisch-eitrige Encephalitis
in beiden Schläfenlappen ausgezeichnet. f
Besonders bemerkenswert sind Veränderungen der Skelett-
muskulatur, die fast in der Hälfte aller beobachteten F älle be-
standen und als fleckige, wachsartige Degeneration zu bezeichnen
sind. Sie finden sich vor allem in den unteren Teilen der geraden
Bauchmuskeln, sind aber auch in der Hals-, Psoas- und Adductoren-
muskulatur zu beobachten. Einmal bestanden sie in großartigėr
Ausdehnung in der Brustmuskulatur der linken Seite. Maare
skopisch zeichnet sich die Veränderung durch ihr fleckiges ee
treten aus, indem lachsfarbene bis gelblichgraue Flecke mit ar 5
roten innerhalb einer Muskelgruppe abwechseln. Vergesellsch Eu:
ist diese Entartung gelegentlich mit subfaseialen und intramuS. ;
lären Blutungen. In der Haut des Rumpfes sind zweimal klein
petechiale Blutungen zu sehen gewesen. shre
Was bei der histologischen Untersuchung der De
und ihrer Äste besonders auffällt, ist die starke Beteiligung Bug, a
tieferen Wandschichten an dem entzündlichen Prozeß, der oft }
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
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: : schlecht färbbar, ihre. Elastica aufgesplittert: Dic
26. Januar.
idiak peribronchiale Gewebe infiltrierend, zur eitrigen Peribronchitis und
Schnittpräparate mittels verschiedentlicher Färbungen auf Bakterien
na a eitrigen Entzündung des interalveolären Gewebes. - Meist enthüllt
das Mikroskop nicht nur ein Befallensein des interalveolären, son- | untersucht, Es fanden sich dabei einigemal Bakterien, die mor-
phologisch alle Charakteristica des Pfeifferschen Influenzabaeillus N
darboten, Sie waren besonders im Eiter kleiner Luftröhrenäste
und intra- und extracellulär in infiltrierten Alveolen zu sehen.
Entzündung, die in‘ ihrer Ausbreitung sichtlich an die Lymph-
Stets waren sie mit anderen Keimen vergesellschaftet, Staphylo-
gefäße gebunden ist. Auch das perivasculäre Gewebe kleinerer
Hi großartiger Weise die ganze Bronchialwand,, insbesondere die Mus- | wand: selbst bi . Ela pALLE,
Lab. kulatur und das peribronchiale Gewebe in Mitleidenschaft zieht. | makroskopisch als wachsartige Degeneration gedeuteten Muskelver- se
aai Außer der fibrinösen und eitrigen Exsudation mit gänzlicher. oder | änderungen zeigten unter dem Mikroskop alle für diesen Prozeß es
mm" — — eilweiser Desquamation der Epithelien in die Lichtung des Bron- | charakteristischen Befunde: Verlust der Querstreifung, Kernverlust, | cy
slih, -. chialbaumes finden sich aus Leukocyten und Plasmazellen ` zu- | Quellung der Fasern, scholligen Zerfall; Resorptions- und Regenera- ae
| sammengesetzte Infiltrate nicht nur in den tieferen Schleimhaut-; | tionsvorgänge, Auffallend waren auch hier einigemal inmitten -> ` ope si.
N u es schichten, auch die übrigen Wandschichten sind von Entzündungs- | von Blutungen kleine Herdchen, wie sie auch gelegentlich im Hirn, Ei
er Oat 2 C herden durchsetzt. Mit Fibrinfärbungen lassen sich gelegentlich | und im adventitiellen Gewebe von. Lungenarterien ‚beobachtet an
i m .; ausgedehnte Fibrinnetze auch ‘innerhalb der Luftröhrenwandung | wurden: kleine durch Thromben verschlossene Gefäße mit Nekrose we
se $ nachweisen. Kleine Bronchien sind häufig durch Fibrinaus- | der Gefäßwand und des anliegenden Gewebes. P e ee
kak = sehwitzungen vollständig verschlossen, auch ihre Wand, das peri- | Die petechialen ‘Hautblutungen waren durch : geringfügige o
zw A bronchiale Gewebe und die interlobulären Septen sind von Fibrin- | perivasculäre Infiltrate in den obereg Cutisschichten charakterisiert. E
fet 0 _ netzen und -fäden erfüllt. Von dieser mit starker Hyperämie einher- | . _ Schließlich. sei noch darauf hingewiesen, daß bei der mikro- ` EN
ir -~ gehenden Infiltration der Bronchialwand greift der entzündliche | skopischen Untersuchung der Nieren einigemal eine frische hä- `
i Prozeß auf die Umgebung. der Brönchien über und führt so, das | morrhagische Glomerulonephritis festgestellt warde. ` | oo
‘Von allen selbstsezierten. Fällen wurden Ausstrich- ünd a
: 2
Tel r = dern auch des interlobulären Zwischengewebes an der eitrigen
er ~ und, größerer Gefäße wird vom peribronchialen Gewebe aus in den
lni ~ ` Entzündungsbereich einbezogen, sodaß man gelegentlich das ganze | kokken, grampositiven Diplokokken und Streptokokken. In der a
Te Gefäß umschneidende mantelförmige, häufiger jedoch fleckige In- | Mehrzahl der Fälle ließ sich jedoch die Anwesenheit der Pfeiffer- ac
a filtrate zu Gesicht bekommt, die in der Mehrzahl der Fälle auf | „chen Stäbchen nicht erweisen.. Dafür stellten grampositive Diplo- a
i das adventitielle Gewebe beschränkt sind, mitunter aber auch in | kokken einen regelmäßigen Befund dar. Gelegentlich waren sie ` ` en
I | Aa nengen Wandschichten vordringen. Daß sich, in solchen | fást in Reinkultur vorhanden. Sie fanden sich nicht nur. in den `` ` in
m | gelben gelegentlich Thromben finden, ist nicht weiter ver- | Auflagerungen der Luftröhre und im Bronchialeiter, auch indem © 00 o ES i noie
m re Ausgedehnte endarterütische Prozesse kamen nur | eitrig infiltrierten Interstitium in den Gefäßwänden, in Thromben, hl.
i; Seiten zu Gesicht, dann im Anschluß an bis zum Hilus fort- | Lymphknoten und Milz, im Brusthöhlen-. und Herzbeuteleiter waren RRD oiii
Wmo PA interstitiellle Pneumonien. Zweimal wurden inner- | siè zu sehen.. Auch die geschwürige Herzklappenentzündung war ` Be
FT z es stark durchbluteten. adventitiellen Gewebes „von | in dem erwähnten Fall durch sie hervörgerufen; In der Meningeal- ne
„a; größeren Lungenarterien Plättchenthromben in kleinen Gefäßen | Aüissigkeit und der Hirnsubstanz waren färberisch Bakterien nicht Ba
bi N Verlust des .Endothels und Aufsplitterung der elastischen festzustellen. Saas | E ES nn >. Br
= ‚-Casern gefunden. Schon in frühen Stadien der Erkrankung zeigen | © Pisana buis danka RIIA has an ar AR F O
he ne Eo SN E Dieses kurz geschilderte Bild bei den zum Tode führenden. Be
gr. i „den geschädigten Bronchien anliegenden Alveolen schwere | Fällen der Spanischen Krankheit entspricht durchaus den Befunden PETEA
„: .- - Veränderungen, Abstoßung der Epithelien, Anhäufung von Leuko- | ;: ea BERNER | = > To
P | oten und Fibri D PATRI tli die bei früheren Influenzaepidemien ‘erhoben, und. unter Anderen el
g i “Ibrinausschwitzungen. Die weiter entfernt liegenden | „mn Kundrat und- Paltauft), Leichtenstern?) ao
4r o- ‚Alveolen zeigen das Bild des entzündlichen Ödems, das mikro- Ribbert:, Huebschmann‘) beschrieben sind. Damit soll
ni ‚skopisch meist schwerere Grade darbietet, als es nach dem makro- über die Ätiologie der Erkrankuno insbesondere über die B er Ä e
i Ae Befunde "zu erwarten wäre. . Die hämorrhagiseh infil- tigun g, den Pteifferschen Bacillus Sn Erreger der früheren adaa ne
- . è : a $ 5 he .. ` 3 ' : ; . i j A
werten Partien erweisen sich vollgestopfť von roten Blutkörper- diesjährigen Epidemie anzusehen, nichts gesagt sein, Für die zum’ E
Tode führenden Lungenveränderungen ist er keinesfalls. verant- aT |
“chen. Die Capillaren ‘und kleinen Gefäße sind in diesen "Bezirken
|
gleichfalls strotzend gefüllt. Häufig sieht man mit Leukocyten wortlich zu machen. Diese sind ohne Zweifel durch Sekundär-
f
infektionen mit Eitererregern bedingt, unter deuen — wenigstens
für die diesjährige Epidemie und bei meinem Material — gram-
positiven Diplo-Streptokokken die Hauptrolle zukommt. - Auch .
den Pfeifferschen: Stäbchen möchte ich lediglich eine Rolle als `
Sekundärerreger zuschreiben. - Die Ansiedlung und Ausbreitung
dieser sekundären Keime, ihr Eindringen in die.tiefen' Luftröhren-
schichten’ erfolgt zweifellos erst auf dem Boden einer schweren
‚Schädigung des Flimmerapparates der Luftwege, die durch das
hypothetische Influenzavirus verursacht wird. ` Zr
‘So wenig specifisch und eindeutig die. beschriebenen ana-
tomischen Befunde, insbesondere. die vielseitigen Veränderungen
der Lungen im einzelnen auch sind, die bunte Mischung ver-
‘schiedentlicher Bilder innerhalb einer Lunge vom entzündlichen
Ödem bis zur Sequestrierung, die meist: vorhandene interstitielle
eitrige Entzündung mit ihrer Neigung zum Übergreifen auf die
Pleura geben in ihrer Gesamtheit der Spanischen Grippe ein so
charakteristisches Gepräge, daß sich die anatomische” Diagnose
auf Influenza auch bei klinisch ‚nicht ‚beobachteten Fällen ‘steilen
läßt. Das Hervorstechendste scheint mir im ‚ganzen krankhaften.
Geschehen die Neigung zur Ausbildung der interstitiellen Lungen- `
entzündung zu: sein, die hier in einer. Häufigkeit und Ausdehnung
auftritt) wie sie bei einer anderen Erkrankung in‘ der menschlichen
Pathologie wohl kaum bekannt ist. Inder Tierpathologie. finden
wir in der Brustseuche der Pferde eine Krankheit, die nicht nur
anatomisch, sondern auch bakteriologisch und klinisch vielfache
Analogien mit der ‚Influenza aufweist. ‘Auch hier -steht die inter-
stitiele Pneumonie im Vordergrunde des anatomischen Bildes, da-
neben finden sich Bronchopneumonien und lobäre Pneumonien mit
' ‚und Fibrin erfüllte Läppchen dicht neben den hämorrhagischen
-Partien liegen. So entsteht auch mikroskopisch ein äußerst buntes,
„Tasch wechselndes Bild. Außerordentlich groß ist die Neigung der `
ältrierten Partien zur Nekrose und eitrigen Einschmelzung. Sie
läßt sich mikroskopisch ‘häufig. schon in Fällen nachweisen, wo
Man sie makroskopisch kaum vermutet. Die meisten Abscesse
-` Sud sichtlich bronchogener Natur. Eine hämatogene Entstehung
| ist nirgends mit Sicherheit nachzuweisen gewesen. Freilich ist
‚sie manchmal nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, Es
‚ließe sich dabei an metastatisch-embolische Prozesse denken; die
an den gelegentlich auffindbaren Thromben in ‚den kleinen eitrig
nfiltrierten Lungenarterien ihren Ausgang nehmen. ` |
‚ Die Hals- und Lungenlymphknoten bieten das Bild einer
frischen Entzündung mit starker Hyperämie, Blutungen, Quellung.
und Wucherung der Sinusendothelien' sowie Resorption von roten
Blutkörperchen und Leukocyten durch sie. - ZU Ra
-~ Erwähnenswert erscheint noch der häufige Befund einer zum
Teil beträchtlichen, Ansammlung von Leukoeyten, zwischen den
stark ödematösen Hirnhäuten, die geradezu die Bezeichnung einer
: Meningitis serosa verdient. An der Hirnsubstanz fällt auch histo-
logisch die hochgradige Hyperämie auf. Die in dem’einen Fall
bestehende Encephalitis war ausgezeichnet durch kleine, vorwiegend
in der grauen Substanz gelegene Herdchen mit starker Infiltration
der Gefäßwände, der perivasculären Räume und ihrer Umgebung
durch Leukoeyten und rote Blutkörperchen: . Daneben bestanden
| zahlreiche größere und kleinere Blutungen in die von Leukocyten
und Körnchenzellen stark durchsetzte Hirnsubstanz. Alle Gefäße
waren mit roten Blutkörperchen vollgepfropft. Bei den.gelegentlich
= .gesehenen kleinen Blutungen in die weiße Substanz, besonders des |
. Balkens handelte es sich in der- Mehrzahl der untersuchten Fälle
‚ um den Austritt von roten Blutkörperchen in die perivasculären
Räume, nur ganz selten war das um das mit Plättchenthromben
verschlossene Gefäß herumliegende Gewebe nekrotisch, die Gefäß-
' 1) Kundrát und Paltauf, M. m. W. 1899. `
2%) Leichtenstern, D. m. W. 1890. l
9) Ribbert, D. m. W. 1890. nd
4 Huebschmann, Zieglers Beitr. Bd. 64, S. 68.
98
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
26. Januar.
—_ _——_—
Beteiligung der Pleura, Neigung zu Absceß- und Gangränbildung ! Herbst explosionsartig neu aufgelebt und hat nicht nur in der
und Blutungen. Bei der bakteriologischen Untersuchung sind
vorwiegend kleine grampositive Diplokokken gefunden worden, die
ebenso wie bei der menschlichen Influenza als Sekundärerreger
‚anzusehen sind, während der eigentliche Erreger der Erkrankung
ein filtrierbares invisibles Virus zu sein scheint. Auch im klinischen
Verlauf bestehen vielfache Ähnlichkeiten mit dem Verlauf der
Grippe. Ein Hinweis auf diese auffällige Analogie erscheint mir
gerechtfertigt.
| Nicht weiter verwunderlich ist die gemachte Beobachtung,
daß alte tuberkulöse Prozesse in den Lungen durch die sich ab-
‚spielenden frischen Veränderungen bei der Influenza nur zum
Auffiackern gebracht werden. Einmal fanden sich frische,
käsig-pneümonische Veränderungen in der Umgebung einer alten,
ziemlich gereinigten Kaverne, bei einem zweiten Fall deckte
erst die histologische Untersuchung das Bestehen zahlreicher
frischer epitheloid- und riesenzellreicher Miliartuberkel auf, ohne
daß in der Lunge selbst außer einem kleinen Kalkherd ausge-
dehntere tuberkulöse ältere Veränderungen nachweisbar waren.
Dagegen fanden sich ältere Käseherde in mächtig geschwellten
Bronchiallymphknoten. Wahrscheinlich erfolgte von hier aus auf
dem Boden der infolge der entzündlichen Prozesse vermehrten
Lymph: und Blutströmung die Ausbreitung der Tuberkelbacillen.
Interesse verdient schließlich noch die Feststellung, daß die
Erkrankungen der Lunge und Luftwege bei der Spanischen Grippe
außerordentlich leicht zu Organisationsvorgängen neigen, die zum
Bilde der Carnification und Induration, sowie, wenn sie sich auf
den Inhalt der Bronchien erstrecken, zur Bronchiolitis obliterans
führen. Das .Bild der chronischen Pneumonie wurde wiederholt
‚ in verschiedenen Stadien gesehen. Als erstes Stadium der be-
ginnenden Carnification- erkennt man etwas härtere oder gelbe
‘Flecken, die später in eine graurote bis graue, oft stellenweise
noch gelblich gesprenkelte zähe Masse übergehen, in der man von
“ alveolärer Struktur nichts mehr erkennt. Solche Veränderungen
erstrecken sich nicht nur auf kleine subpleurale Abschnitte, son-
dern ganze Lungenlappen können von dem Prozeß ergriffen sein.
Mikroskopisch zeigen Frühstadien der Carnification das Bild
der chronisch-katarrhalischen Pneumonie mit starker Verfettung
der Exsudatzellen. Dazu kommt mit der Weiterentwicklung des
Prozesses eine Wucherung des Lungenbindegewebes, des inter-
alveolären und interlobulären, die reich an Spindelzellen und zahl-
reichen jungen Blutgefäßen ist. Das jugendliche Bindegewebe
dringt in das sich nicht lösende Exsudat ein und füllt schließlich
die Alveolen mehr und mehr aus. Oft sieht man dann zapfen-
und polypenartige Vorsprünge in die Alveolen und kleinen Bronchien
hineinragen. Die Grundlage für diese organisatorischen Prozesse
bildet die mehrfach betonte, schwere entzündliche Schädigung
der Bronchialwände und des interstitiellen Lungengewebes, die
einmal die Fortschaffung des Exsudats erschwert, dann als aus-
lösendes Moment für die lebhaft einsetzende Granulationsgewebs-
wucherung in Frage kommt. Auch von dem stark infiltrierten
perivasculären, peribronchialen und pleuralen Bindegewebe nimmt
die Granulationsgewebswucherung ihren Ausgang. Huebsch-
mann kann ich in seiner Ansicht nicht beipflichten, daß von der
Bronchialwand eine Organisation niemals ausgeht. Wesentlich ist
für deren Zustandekommen nur eine genügend tiefe und schwere
Läsion der Wandung und ein Verlust des Epithels. Auch für die
Organisation der Alveolen ist ein gänzlicher oder teilweiser Ver-
lust der — allerdings leichter als das Flimmerepithel der Bronchien
lädierbaren — Epithelien maßgebend.
. Auch in ihrer Neigung zur Ausbildung solcher Organisations-
prozesse steht die Spanische Grippe früheren Influenzaepidemien
in nichts nach.
Abgeschlossen im August 1918.
* *
*
Nachtrag während der Drucklegung.
Während der durch äußere Umstände verzögerten Druck-
legung der hier kurz geschilderten, inzwischen noch von anderer
Seite bestätigten anatomischen Verhältnisse bei der Spanischen
Grippe ist die gegen Sommersende rasch abflauende Epidemie im
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Heimat, sondern auch an der Front rasch um sich gegriffen.
Dabei ist die Zahl der ungünstig ausgehenden Fälle zweifellos
nicht nur absolut, sondern auch relativ zur Zahl der Erkran-
kungen größer geworden, ohne daß im anatomischen Verhalten
wesentliche Abweichungen von den im Sommer zgesehenen Bil-
dern festzustellen wären. Auch jetzt hat man durchaus den Ein-
druck, daß es sich um eine primäre Infektion der Atemwege han-
delt, auf deren Boden sekundär hinzugekommene Keime sich an-
siedeln, ausbreiten und ihre verheerende Wirkung entfalten können,
Die hochgradigen entzündlichen Veränderungen der unteren Luft-
röhrenhälfte und ihrer Äste, insbesondere der kleinen Bronchien
und Bronchiolen, die vielseitigen, in ihrer. Gesamtheit so charak-
teristischen Lungenbefunde entsprechen durchaus den im Sommer
gemachten Feststellungen. Auch jetzt liegt keine Veranlassung
vor, in den beobachteten Veränderungen der Lungengefäße eine
primäre Schädigung durch den Influenzakeim zu erblicken. Bei
einem zur Sektion gekommenen Falle mit Endarteriitis der Lungen-
ader und ausgedehnter, sich bis in den Hauptstamm des Gefäßes
fortsetzender Thrombose konnte der Ursprung der Gefäßerkrankung
von einem mit bronchogenen Abscessen durchsetzten Lungen-
abschnitt einwandfrei festgestellt werden. Daß von solchen lokal
auf dem Boden einer sekundären Gefäßwandschädigung entstehenden
Thromben gelegentlich hämatogene Metastasen, in der Lunge auch
echte Infarkte ihren Ausgang nehmen können, braucht nicht aus-
einandergesetzt zu werden. An Bakterien fanden sich auch bei der
zurzeit herrschenden Epidemie mehrmals den Pfeifferschen Stäb-
chen entsprechende Keime in einer Reihe von relativ frischen
Fällen, die das Bild der capillären Bronchiolitis und miliaren peri-
bronchialen Pneumonie in ganz reiner Form darboten. Bei der
Mehrzahl der untersuchten Fälle sind jedoch grampositive Diplo-
Streptokokken für die zum Tode führenden Lungenveränderungen
verantwortlich zu machen. Bei den Fällen mit croupöser Lobär-
pneumonie fanden sich vorwiegend Pneumokokken,. Rasch zum
Tode führende Fälle mit schwerem hämorrhagischen entzündlichen
Ödem ganzer Lungenlappen waren durch lange Kettenkokken
bedingt. Wenn demnach besonders in Frühstadien dem Pfeiffer-
schen Baeillus gelegentlich eine gewisse Bedeutung zuzukommen
scheint, so dürfte er doch kaum eine andere Rolle als die eines
Sekundärerregers spielen. Den zuerst von Bernhardt be-
obachteten Diplo-Streptokokken kommt auch in der zurzeit
herrschenden Epidemie die größte Bedeutung, freilich auch nur
als Sekundärerregern zu. Das eigentliche Influenzavirus dürfte ein
invisibler Keim sein. l
Nach den inzwischen von anderer Seite veröffentlichten
anatomischen Befunden und auch auf Grund eigener Erfahrungen
scheint in verschiedenen Gegenden der Obduktionsbefund bei der
Pandemie insofern etwas zu variieren, als an verschiedenen Stellen
die vorherrschenden Lungenveränderungen verschiedenen Cha-
rakter zeigen und auch einige Nebenbefunde, wie wachsartige
Muskeldegeneration und Encephalitis, in einzelnen Gegenden häu-
figer zu erheben sind als an anderen Stellen. Ich verweise nur
auf die Darstellung von Hirschbruch!), der fast durchweg
schon makroskopisch erkennbare eitrige interstitielle pneumonische
Veränderungen beschreibt, und auf den Aufsatz von Gold-
schmid?), der bei seinem Material vorwiegend croupöse Lobar-
pneumonien findet. Während auch ich im Sommer die eitrigt
interstitielle Pneumonie mit ihren Folgezuständen als den ‚bei
weitem häufigsten Lungenbefund notieren konnte, so überwiegt
bei meinem jetzigen, sehr reichlichen Material das Bild der mi-
liaren, herdförmigen peribronchialen Lungenentzündung. Konnte
ich bei der sommerlichen Epidemie pseudomembranöse Entzun-
dungen der Luftwege sehr häufig feststellen, so vermisse ich jetzt,
wo ich in einer ganz anderen Gegend zu sezieren Gelegenheit
habe, diesen Befund ganz und gar. Es ist naheliegend, diese
regionären Variationen in dem Vorherrschen gewisser Typen der
Pneumonie sowie gelegentlicher Nebenbefunde auf eine Ver-
u. der regionär vorherrschenden Sekundärerreger zurück-
zuführen,
1) D. m. W. 1918, Nr. 84.
P M. m. W. 1918, Nr. 40,
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` Strömung nach den anfangs - geöffneten und, :schlaffen Mitralklappen
deute. Meine Annahme, daß Schließung und Vorbuchtung der’ Atrio-
zweiten Hälfte der Anspannungszeit der Vorhofsdruck ‘bei starkem
-~ spannungszeit mit dem Ventrikeldruck jäh an.
‚in ihrem Beginn noch fehlt. - _ | | |
', .daß man das Kardiogramm durcli
uns nicht einmal von. dem Vorhandensein der großen Doppelerhebung
"für geeignet halte, alle Einzelheiten des Spitzenstoßes zu erklären.
Braun machte die einzelnen Aufnahmen in Abständen von 8/00 oder
- nehme man auf irgendeiner meiner Kurven die Punkte, die. 5/10 oder
‘ Kurve übrigbleibt,
Crescendogeräusch bei Mitralstenose ein protosystolisches sei, tut en&-
96. Januar. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK-— NE 4 o
0. Referatenteil. - Ä
$ w NER Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff; Berlin Br | | |
u . - Sammelreferate. © f Ich darf vielleicht einiges von dem, was ich über das Crescendo-
- p geräusch geschrieben habe, kurz wiederholen. Das Crescendogeräusch
der Mitralstenose ist bedingt dureh ein 'rasches kurzes Geräusch, das
dem ‚ersten: Ton. unmittelbar vorausgeht. Die Schallerscheinung kann
man als rrut wiedergeben, wobei ut dem Ton, die vorausgehenden rr
Aus der Medizinischen Klinik und Nervenklinik Tübingen k
dem Geräusch entsprechen. Nur dieses Geräusch ist in die Systole zu
| (Prof. Dr. Otfried Müller). . - _
= Bemerkungen zu Edens’ Kritik meiner kardiographischen‘
Arbeiten mit Stellungnahme zu der Lewisschen Arbeit über die
Herzgeräusche. bei Mitralstenose. “u
Von Prof. Dr. Wilhelm Weitz, Oberarzt der Klinik.
In einem Sammelreferat über neuere Arbeiten aus dem Gebiete
der Herz- und Gefäßkrankheiten in Nr.48 dieser Wochenschrift be-
spricht Edens mehrere Punkte aus meinen im D. Arch. f. klin. M.
Bd. 124 und Bd. 125 erschienenen Arbeiten über die Kardiographie am
gesunden und kranken Herzen und über das Elektrokardiogramm in
seiner Beziehung zum Spitzenstoß und zum Carotispuls. Ich möchte
zu diesen kritischen Bemerkungen kurz Stellung nehmen, weil durch
ihre Ignorierung der Anschein erweckt werden- könnte, als ob ich ihre
Berechtigung auch nur irgendwie anerkennen könnte. © `
Edens meint, daß. sich meine Erklärung über den ersten An-
stieg im Kardiogramm, mit der alten Skodaschen Rückstoßtheorie
decke. Er übersieht dabei, . daß Skoda den Rückstoß durch Einfluß
des Blutes in die Aorta erklärt und also die Erhebung des Kardio-
gramms in die Austreibungszeit verlegt, während ich die im Anfange
der Anspannungszeit vorhandene Erhebung durch Rückstoß infolge
vorhanden, das gewöhnlich einen anderen weniger rauhen, mehr gießen-
den Charakter zeigt. Der Schalleindruck, der bei dem Hinzukommen
| dieses Geräusches zu dem protosystolischen Geräusch und dem ersten
Ton entsteht, läßt sich durch 'ffrrut wiedergeben. Auch diese Schall-
erscheinung hat im ganzen den Charakter des Crescendogeräusches
' nicht verloren... Das protosystolische, allein aus dem kürzeren, rauheren
Schalleindruck bestehende Geräusch wird, wie.man sich in den Unter-
richtskursen leicht überzeugen kann, von Anfängern sehr. oft nicht ge-
hört. Nach Anstrengungen tritt das Crescendogeräusch deshalb deut-
` lich .hervor, weil dann zu dem protosystolischen noch ein diastolisches
Geräusch hinzukommt, weil aus demi rrut ein firrut wird. =
- Die Lewisschen Kurven’), die nach Ed ens diese Anschauung
widerlegen sollen, würden gewonnen durch Aufsetzen eines Mikrophons
auf die Brustwand, das. seinerseits mit der Saite des Galvanometers in
ciner hier nicht näher zu beschreibenden \Veise in Verbindung. stand,
sodaß Bewegungen der Aufnähmemembran ohne Zeitverlust auf die
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-Saite übertragen wurden. u 0. BR
-Solche Aufnahmen bringen nun nicht nur’die durch die Herz-
töne bedingten Schwingungen zum Ausdruck, sondern auch die anderen
Bewegungen. des Spitzenstoßes.” Lewis hat nach Einthovens
Vorgang durch Anbringung einer seitlichen Öffnung an den Aufnahme-
sucht. Daß alle Bewegungen des Spitzenstoßes außer. den Klappen-
bewegungen, nun auch wirklich dadurch zum Verschwinden gebracht
werden, ist aber ‚mehr als zweifelhaft. In. der Abb. 1.und 2 in der
Lewisschen Arbeit, die vom normalen Herzen aufgenommen sind,
sieht man als erste Erhebung eine plumpe, niedrige breite Zacke, der
mehrere höhere, schmalere Zacken' folgen. Lewis rechnet die erste
‚ Erhebung schon zu den Schwingungen des ersten Herztones. Wer
meine Kardiogramme kennt, wird mit mir, wie ich glaube, nicht daran
zweifeln, daß sie der VK-Erhebung des Kardiogramms entspricht. Wirk-
lich einwandfrei sind nur solche Aufnahmen, bei denen, wie Weiß
-es getan hat, das Zuleitungsrohr von dem die Töne aufnehmenden
Brusttrichter mit dem registrierenden Apparat nicht in feste Verbindung
gebracht wurde, sondern in deren Nähe frei endigte. E
Bei dieser Versuchsanordnung, die auch im übrigen allen theore-
tischen Anforderungen genügt, fanden Weiß und Joachim?) den
Anfang des ersten Herziones viel später, nicht zwischen 0,002 bis
höchstens 0,026, wie Lewis, sondern .0,05 bis 0,07 Sekunden nach
Beginn von R. Die erste plumpe’Zacke der Lewisschen Kurve, die
‚ ihrem Ansehen nach mit der VK-Erhebung des Kardiogramms identisch
ist, war offenbar nur Herzbewegung, nicht Teil des Herztons, und. fiel
ventrikularklappen im ersten Teil der Änspannungszeit geschehe, soll
nach Edens im Widerspruch zu unseren bisherigen Kenntnissen
"stehen. Das ist in dieser Bestimmtheit nicht ganz richtig, da ich für‘
meine. Auffassung z. B: Frank zitieren kann. Vor allem aber wird
“die Richtigkeit meiner Ansicht, ‘wie ich in meiner Arbeit genau ent-
wickelt habe, durch: die Vorhofskurven ‚bewiesen, die H. Straub,
Piper und Garten mit nach Frankschen Prinzipien gebautem
Manometer hergestellt . haben. Während in ‘diesen -Kurven in der
Steigen des Ventrikeldrucks heruntergeht, steigt er im Anfang der An-
Das läßt sich nur da-
durch erklären, daß der völlige Abschluß zwischen Ventrikel und Vor-
hof, wie er in der zweiten Hälfte der Anspannungszeit vorhanden ist,
Wenn Edens ferner meint
‚die mit den bisherigen modernen Untersuchungsmethoden (Brauns
kinematographische Aufnahmen) gewonnenen Ansichten (Zunahme des
Tiefendurchmessers, Ausbild ung des systolischen Herzbuckels, Willekens.
-Rotations- und Ludwigs Hebelbewegung) -erklären kann, so, möchte
ich demgegenüber daran erinnern, daß man sich über die wirkliche ,
Form des Spitzenstoßes nach den bisherigen Methoden ein absolut un-
zureichendes Bild gemacht hat. Haben doch die alten Kardiogramme
deshalb bei der einwandfreien Untersuchung aus. o
Wenden wir uns nun. deù Lewisschen Kurven von Mitral-
stenose zu, z. B. der Abb. 7 seiner Arbeit, Da sehen wir in der
Diastole sehr zahlreiche hohe Zacken, dem diastolischen Geräusch ent-
, sprechend. Diese Zacken nehmen an Höhe ab;-und nun beginnen kurz
hinter dem Beginn von R wieder Zacken, die sich von denen in der.
Diastole nicht unterscheiden, durch ihre Zahl und ihr Aussehen da-
gegen sofort abstechen von den Schwingungen, die in. den beiden
normalen Kurven den ersten Herzton darstellen. Lewis spricht die
zweite Gruppe der hohen Schwingungen als durch den ersten Ton
des Kardiogramms der einen in der Anspanüungszeit, der anderen in
der Austreibungszeit geschweige denn von .den zahlreichen kleinen
‚Zacken und Erhebungen in Kenntnis setzen können. Zu Erscheinungen
am Spitzenstoß, die aber nicht bekannt waren, gab es natürlich auch
' keine Erklärung. Ich möchte übrigens bemerkeń, daß ich die kine-
Matographische Methode, Brauns; auch wenn. sie modern ist, nicht
Anfang sich so zu R verhält, wie die von ihm als Beginn des. ersten
Herztones gedeutete._Erhebung der normalen Kurve, welche Deutung
wir wegen des Aussehens der ersten Zacke und wegen der Weiß-
schen Befunde ja bereits hatten. ablehnen müssen.
~. Joachim und Weiß, die bei Mitralstenose zahlreiche. Auf-
nahmen machten, finden gerade bei diesen Fällen den Beginn des
‚Herztons viel später. Bei 18 untersuchten .Fällen war der zeitliche
‘Abstand zwischen dem Beginn der Zacke R und des Herztons nur
einmal annähernd normal, nämlich. 0,063 Sekunden, bei allen anderen
war er mehr oder weniger verlängert, bis zum Doppelten der normalen
Werte. Auch Weiß und Joachim finden wie Lewis, daß kurz
Bo Sekunden. Was dazwischen ‘geschieht, wissen wir nicht. Nun
auch 3°/ioo Sekunden voneinander entfernt sind und verbinde diese
miteinander und man wird sehen, wie wenig‘ von der ursprünglichen
i Hinzu kommt, daß es mir außerordentlich schwer
Zu sein scheint, kleine Lageveränderungen in der Photographie zu er-
kennen und daß mir überhaupt ein Vergleich der Bewegungen des
Hundeherzens, das bei eröffnetem -Thorax und Perikard schlägt, ‘mit
‚den umschriebenen, durch die Herzaktion bewirkten Bewegungen der
Intercostalmuskulatur in der Spitzenstoßgegend beim sitzenden Menschen
Dicht ohne weiteres erlaubt zu sein scheint.
Meine Zustimmung zu der Brockbankschen Ansicht, daß das | ihren Kurven geht aber (wie übrigens auch aus meinen kardio-
graphischen Kurven) mit aller Deutlichkeit.hervor, daß sie, da sie ganz
. anders aussehen wie die Schwingungen, die später den ersten Herzton
anzeigen, etwas anderes, also ein Geräusch darstellen müssen. oo
.._Da diese Schwingungen bis zum ersten Herzton. andauern, können
lich Edens mit der Bemerkung ab, daß Lewis unwiderleglich ge-
Weiß und Joachim es mit aller Deutlichkeit aussprechen, daß der
zeigt habe, daß „die gute alte Auffassung des Geräusches der Mitral-
stenose als eines protosystolischen Vorganges zu Recht bestehe“.
die ; ‚Ich habe in meiner Arbeit zu den Lewisschen Ausführungen, |
‚16 mir damals nicht vorlagen, nicht Stellung genommen und hole das '» Siehe Heart:1913, Bd. 4, `
= 3) Zschr, f, klin, M., Bd, 78.
hiermit um so lieber nach. j
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verlegen. Außerdem ist in vielen Fällen ein: diastolisches Geräusch -
apparat die. groben und langsamen Bewegungen auszuschalten ver-
bedingt an. Er Kann dafür keinen anderen Beweis haben, als daß ihr
hinter dem Beginn von R zahlreiche: Schwingungen beginnen. Aus `
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
36. Januar.
letzte Teil des Geräuscherescendos, desjenigen Teils, der dem ersten
Herzton unmittelbar voranginge, ventrikulären Ursprungs, also proto-
systolisch sei. Für den ersten Teil nehmen sie es deshalb nicht an,
weil das Geräusch gewöhnlich etwa 0,02 Sekunden nach dem R-Beginn
einsetze, und weil nach ihrer Meinung der Zwischenraum zwischen
Beginn von R und Ventrikelcontraction länger als 0,02 Sekunden,
= nämlich durchschnittlich zirka 0,05 Sekunden betrage. Diese letztere
Ansicht ist nun nach neueren Ergebnissen nicht mehr haltbar. Sowohl
eigene Untersuchungen, wie die von Piper, Garten und Anderen
haben gezeigt, daß ein viel geringerer Zeitraum, oft unter 0,01 Sekunden,
zwischen R-Beginn und Ventrikeleontractionsbeginn liegt. Danach
fallen also die stärkeren Schwingungen der Weiß- und Joachim-
schen Kurven. vollkommen in die Systole hinein. (Nur nebenbei sei
hier betont, daß die Ansicht, daß der Beginn der Ventrikelcontraction
und des ersten Herztons gleichzeitig sei, offenbar nicht richtig ist.)
Von den sehr zahlreichen, kurz nach R-Beginn einsetzenden
"Schwingungen der Lewischen Kurven stellen eben nur die letzteren
den Ton und die erstere das Geräusch dar — das nicht erkannt zu
haben, war der Irrtum Lewis.
Bei der Erklärung seiner Kurven mußte Lewis auffallen, daß
das Mitralstenosengeräusch, wie er es deutete, überhaupt kein Crescendo-
geräusch war. Nahm doch von Beginn der Vorhofscontraction an die
die Höhe der Schwingungen und also die Stärke des Geräusches bis
zum vermeintlichen ersten‘ Ton ständig ab. Er stellt deshalb die Hypo-
these auf, daß ein Geräusch dann einen Crescendocharakter trage, wenn
es direkt in einen Ton übergehe. Diese Hypothese ist nicht zu be-
weisen, denn sowohl bei der Aortenstenose, wie bei der Mitralinsuf-
fizienz, wie schließlich auch der Aorteninsuffizienz dauert das Geräusch
bis zum Ton und trotzdem fehlt hier der Crescendocharakter. Wir
müssen dabei bleiben, daß das, was bisher als Crescendogeräusch be-
zeichnet wurde, auch wirklich eines ist, und betonen noch einmal, daß
die Weiß- und Joachimschen und meine Kurven den Beweis da-
für liefern und die Lewisschen Kurven ihn durchaus nicht erschüt-
tern, daß die Verstärkung im Beginne der Ventrikelcontraction erfolgt
und also protosystolisch ist.
In meiner Arbeit über das Elektrokardiogramm in seiner Be-
ziehung zum Spitzenstoß und zum Carotispuls greift Edens nur
meine Ansicht heraus, daß die Zacke R des Elektrokardiogramms wahr-
scheinlich einem Contractionsvorgang die Entstehung verdanke und
glaubt, daß diese Meinung deshalb auf Widerspruch stoßen werde, weil
ein typisches Elektrokardiogramm vom Herzen geliefert werden könne,
dessen Muskeltätigkeit durch Entziehung des Caleiums aus der Durch-
strömungsflüssigkeit völlig aufgehoben sei. Von den Vertretern der
Anschauung, daß R nicht einem Contractionsvorgange, sondern nur
einem Erregungsablauf seine Entstehung verdanke, wird als ein Haupt-
grund der Umstand angeführt, daß während des Ablaufs von R keine
Muskelcontraction stattfindet. Meine Arbeit zeigt, daß diese Annahme
falsch ist, und deshalb konnte ich sagen, daß der Ansicht, R könne
nur dem Erregungsablauf entsprechen, eine Hauptstütze entzogen sei.
Der Einwand Edens’, daß R nicht der Contraction, sondern nur der
Erregung entspreche, weil nach Caleiumentziehung ein typisches Elek-
trokardiogramm ohne Contraction zustande komme, würde natürlich
nicht beweisen, daß nur R, sondern daß auch sämtliche anderen Zacken
des Elektrokardiogramms, also auch P und F, mit Contractionsvor-
gängen nichts zu tun hätten. Ob dieser Beweis aber allgemeine Aner-
kennung finden wird, ist mir doch recht zweifelhaft.
Wenn Edens an meiner Arbeit den an sich sicher richtigen
Satz beweisen wollte, daß die neuesten Untersuchungen noch nicht als
der Weisheit letzter Schluß zu betrachten seien, so können meine vor-
stehenden Bemerkungen zu der Edensschen Kritik vielleicht lehren
daß das, was neu ist, deshalb noch nicht unbedingt falsch zu
sein braucht.
—
Antwort auf die vorstehenden Bemerkungen.
Von E., Edens,
Die von Weitz betonten Unterschiede zwischen seiner und der
Gutbrod-Skodaschen Rückstoßtheorie sind ohne weiteres zuzu-
geben und mir bewußt gewesen. Mein Vergleich bezog sich auch nur
~
auf das Prinzip der Theorie, nicht auf die Einzelheiten. Für seine An-
nahme, daß im Beginn der Anspannungszeit eine physiologische Insuf-
fizienz der Cuspidalklappen bestehe, beruft W eitz sich auf O. Frank
sowie auf H. Straub, Piper und Garten. Frank berichtet
soweit mir bekannt, nur von Mitralinsuffizienz infolge Dehnung des
Klappenringes bei sehr hohen Druckwerten !); diese Beobachtung trifft
auf die normalen Arbeitsbedingungen des Herzens demnach nicht zu.
‚Von den genannten anderen drei Autoren dürfte sich H. Straub
am eingehendsten mit der Frage beschäftigt haben. Er äußert sich
folgendermaßen 2): „Mit dem Beginn der Ventrikelsystole drückt sich
der Klappenschluß (in der Vorhofsdruckkurve) in einer außerordentlich
plötzlich ablaufenden spitzen Zacke aus.... Die vor Einsetzen der Ven-
trikelsystole schon gestellten Klappen werden bei Beginn der Ven-
trikelcontraction mit scharfem Ruck gegen den Vorhof geschleudert
und bedingen bei ihrem Schluß einen momentanen Druckanstieg.
ist nicht notwendig, daß dabei eine irgendwie nennenswerte Blutmenge
in den Vorhof zurücktritt, das Vorschleudern der Klappensegel allein
würde zum Zustandekommen der Zacke vollauf genügen.“ Straub
baut hier gewissermaßen vorbeugend dem Schluß vor, den Weitz aus
seinen Kurven gezogen hat. Das zeigt sich noch deutlicher in einer
anderen Bemerkung Straubs°), die über die Form des Tacho-
gramms im Beginn der Anspannungszeit handelt; Straub sagt da
ausdrücklich: „ohne daß aber Blut aus den Vorhöfen in die Kammer
übertritt.“ Ich muß also daran festhalten, daß eine Schlußunfähigkeit
der Cuspidalklappen zu Beginn der Anspannungszeit bisher nicht be-
wiesen ist. Da die Annahme einer solchen Schlußunfähigkeit der
geläufigen Ansicht widerspricht, so fällt Weitz die Last des Beweises zu.
Soweit ich die einschlägige Literatur überblicke, wird dieser Beweis
nur durch „Feststellung der Druckschwankungen in den verschiedenen
Herzabteilungen“*) in neuen, besonders auf die strittige Frage ge-
richteten Untersuchungen zu erbringen sein.
Weitz hält die Aufnahmen der Herztöne von Weiß und
Joachim für zuverlässiger als diejenigen von Lewis, weil bei
Weiß und Joachim das Zuleitungssystem nicht in fester leitender
Verbindung mit der Aufnahmevorrichtung steht. Ich bin nicht davon
überzeugt. Es ist bekannt, daß unser Ohr, der empfindlichste Schall-
registrator, nichts, aber auch gar nichts von den gewöhnlichen Herz-
tönen und Geräuschen hört, sobald die bei der Auscultation übliche feste
leitende Verbindung zwischen Brustwand und Ohr unterbrochen wird
(z. B. Entfernung des Stethoskopfußes von der Brustwand um 1 mm).
Und da soll die Weißsche Membran imstande sein, die Töne und
Geräusche aufzuzeichnen? Ich habe mich ausgiebig mit Schallregistrie-
rungen beschäftigt (siebe die Arbeit über den Perkussionsschall von
v. Ewald und mir) und kann nur sagen, daß alle Registriermethoden
an Empfindlichkeit unendlich weit hinter der Empfindlichkeit unseres
Ohres zurückstehen. Man nehme die allerempfindlichste Membran un
beobachte, ob sie auch nur eine Andeutung von Reaktion zeigt 8
einen Pfiff im Nebenzimmer oder, Straße, auf ein in der Zimmer-
ecke geflüstertes, ja gesprochenes Wort. Nach meinen Kenntnissen
von Schall- und Stoßkurven der Herzgegend scheinen mir die Auf-
nahmen von Lewis am vertrauenswürdigsten von den bisher ver-
öffentlichten zu sein und ich möchte mich deshalb zunächst aut
weiterhin auf seine Aufnahmen und seine, wie ich glaube, zutreffenden
Deutungen stützen. Ich gebe aber gern zu, daß die ganze noch jung®
Methodik der Schallregistrierung weiterer Bearbeitung bedarf. Sollte
sich dabei herausstellen, daß Weitz mit seinen Ansichten recht hat,
. wird es mir eine Freude sein, das jederzeit unumwunden anzu-
erkennen.
Auf die komplizierte Deutung des Elektrokardiogramms kann
ich hier nicht eingehen.
Es lag mir in meinem Referat nur daran, auf Differenzen
zwischen den Ergebnissen der Weitzschen Arbeit und den geläufigen
Ansichten aufmerksam zu machen, in einem kritischen Referat ist on
nötig mit Rücksicht auf die Leser, die nicht immer mit allen Einzel-
heiten eines Sondergebiets vertraut sein können. Wenn dadurch
strittige Fragen aufgedeckt werden, so liegt das im Interesse der
Wissenschaft, an deren Entwicklung wir alle mit der gleichen Liebe
arbeiten. |
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Stehe auch Therapeutische Notizen.)
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 1.
August Bier (Berlin): Beobachtungen über Regeneration beim
Menschen. Zu den Gelenken, Sehnenscheiden, Schleimbeuteln, die
anatomisch, physiologisch und pathologisch miteinander nahe verwandt
sind, ineinander übergehen, sich gegenseitig vertreten und an gleichen
Leiden erkranken, treten auch die Spalträume (Maschen) des
lockeren Bindegewebes. Auch sie dienen der reibungslosen
Verschiebung der Körperteile und sind grundsätzlich dasselbe wie
Schleimbeutel, Sehnenscheiden und Gelenke. Auch in ihnen findet sich
eine Schmiere („Lymphe“), die unter gewöhnlichen Verhältnissen die
gleitenden Teile genügend schlüpfrig macht, die aber bei stärkerer
Reibung, bei Druck und Zerrung aus einer an Synovin mehr oder Wè-
niger reichen Flüssigkeit besteht. Synoviale Höhlen in Form
von Schleimbeuteln können sich überall aus dem Binte
gewebe durch Druck, Zerrung, Pressung und Reibung bilden, UM
zwar durch eine Verflüssigung der Balken und Zellen, die die kleinen
t) Dynamik des Herzmuskels 1895, S. 886.
3) Pflügers Arch. 148, 1911, S. 77.
°) D. Arch. f. klin. M. 118, 1915, S. 219,
4) Frank-Haemodynamik S. 188,
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. Für sel, Gewebsspalten trennen, sodaß diese zu einem großen Raume zu- | hältnisse in ihrem Lande zu bedenklich ‚werden, im Begriff, unseren gi dr
ologische Ist sammenfließen. i | m ‘| Ostprovinzen zuzuwandern. . ° Sr u N Zn
auf O. Prat y R. Sommer (Gießen); Weitere Heilungen von psychogener Taub- “ .PaulHampeln (Riga): Uber Ferntöne an Herz und Gefäßen. Ei
ank Di | heit und Taubstummheit. Das. vom Verfasser beschriebene Verfahren | Hingewiesen wird unter anderem auf die Fernhörbarkeit (das heißt nur . Be
Deinun & f ` besteht darin, daß man bei dem péychogen Tauben eine Haltungs- | durch die gewöhnliche Luftleitung) auch des zweiten Herztones, - à F.
obachtung ti £ kurve der Finger an dem Apparat zur dreidimensionalen Darstellung | des Gefäßtones, sowie des ‚Gefäßtones in den peripherischen Be 5
nach nidia | > der Zitterbewegungen aufnimmt und, während. der Patient. ganz auf | kleinen Gefäßen, und zwar im Gefäßbogen der Hohlhand. - $
ich H, Steal diese Aufgabe eingestellt ist, plötzlich hinter seinem Rücken ein starkes | ` Cassel (Berlin): Osteomyelitis acuta purulenta des vierten Hals- |
Glockensignal auslöst, auf das bei psychögener Taubheit in der Regel | wirbels. Bei einem Knaben. war die‘ ganze Nackengegend ‚kolossal
| n Au geschwollen von der Haargrenze bis zur Vertebra prominens und nach
den Seiten bis zu den Ohrmuscheln. ‘Die Haut über der Schwellung
war ganz blaß und etwas glänzend. Berührung .und Druck, namentlich
gegen die Tiefe zu, waren außerordentlich schmerzhaft. Fluktuation -
ließ sich nicht nachweisen. Es bestanden große Schmerzen in den |
Schultern und den Armen, die als ausstrahlende, durch Druck auf die
beiderseitigen Plexus cervicales hervorgerufen, anzusehen waren. Die ver:
Osteomyelitis hatte zu einer starken Infiltration der Halsmuskulatur ` .-
x
.
eine Schreckreaktion erfolgt, die sich unmittelbar vor den Augen
des Patienten als Ausschlag auf der Kurve darstellt. Durch
diese offenkundige, akustisch-motorische Reaktion wird die.psychogene
Taubheit meist sofort oder im Laufe der nächsten Tage beseitigt.
Paul Schmidt (Halle): Organisatorische Maßnahmen zur
Seuchenbekämpfung. Es gilt, die Organisation des Dienstes derart zu
regeln, daß nach Aufstellung. einer Liste der überhaupt vorhandenen
heimgekehrten Soldaten vor allem ‘diejenigen festgestellt werden, die
Infektionskrankheiten durchgemacht haben, ganz besonders . die ge-
sunden Bacillendauerausscheider. ` | ee
A. Blaschko (Berlin): Ein neuer Weg -zur Bekämpfung der
Geschlechtskrankheiten. Die Syphilis, im allerersten Stadium ener-
gisch mit Salvarsan und Quecksilber behandelt, „kann fast ausnahms-
los im Keime erstickt werden“. Von den Gonorrhöen, die am ersten
Tage ihrer Manifestation abortiv behandelt werden, „werden 60 bis
70 % binnen wenigen Tagen geheilt“. Es muß daher erreicht werden,
` „~ daß möglichst jeder Fall yon Gonorrhöe am ersten Tage, jeder Fall
© von Syphilis vor, Ausbruch der Allgemeininfektion,' vor dem Positiv- _
werden der Seroreaktion sachgemäß behandelt wird. Das ist auf zwei
Wegen zu. erzielen: 1. Jeder Arzt muß beide Krankheiten im ersten
Stadium erkennen und behandeln können. ` 2. Das Publikum muß die
Arzte beim ersten Auftreten verdächtiger Krankheitserscheinungen auf-
suchen und muß ferner aufgeklärt werden, in welcher Weise es sich
' durch Schutzmaßnahmen vor und, nach.dem Beischlaf selbst
schützen kann. u zer =. Fa |
L. Dienes (Budapest): Über das Vorkommen des Weil-Felix-
schen Bacteriums. Die positiven Kulturen der Weil- Felixschen
Bakterien vom Blute der 'Fleckfieberkranken sind auf andere Um-
~ . Stände zurückzuführen als auf die Fleckfiebererkrankung. Denn man
_ erhält mitunter bei I:xanthematicuskranken, wo der Keim vorhanden sein
muß, keine positiven Kulturen, und andererseits war von sechs Russen,
‚bei denen die Kultur positive Resultate ergeben hatte, kein einziger
Fall klinisch Fleckfieber, | T3
: Jos. Heising (Bad Lippspringe): Influenza und Nephritis.
Unter 15 Influenzafällen kamen zwei Influenza-Bronchopneumonien vor,
die beide mit Nephritis kombiniert waren.‘ u
.., Cäsar Hirsch (Stuttgart): Die Grippeerscheinungen im. Ge-
biete des Ohres und der oberen Luftwege. Die so oft auftretenden
- Tasenden Kopfschmerzen dürften nicht der toxischen Form der Grippe '
zur Last zu legen sein, sondern hauptsächlich auf Nebenhöhlen-
erkrankungen (meist der Stirnhöhlen) beruhen.. In keinem Falle
von akuter Nebenhöhleneiterung mußte operiert werden. Häufig fand
Ne N
“auf der Dorsalseite geführt. | Ä
Heinz. Walther (Jena): Erfahrungen mit Aderpressen. Von
den als-Ersatz der Esmarchschen Gummibinde bisher angegebenen
Mitteln erscheint dem Verfasser die Zwirnsche Aderpresse als
das beste. -> er Nase
Robert Baumstark (Bad Homburg): Der diagnostische .
Wert des Nachweises okkulten Blutes in den Faeces.. Der Verfasser
betont von neuem, daß der okkulten Blutung ein ausschlaggebender
. differentialdiagnostischer Wert nicht zukomme. F.Bruck `
. Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 1.
| Der Schularzt.. 'Zusammenstellung schulärztlicher Erfahrun-
gen, besonders auf spezialärztlichem Gebiete: Der Schulohrenarzt
. (G. Alexander), der Schularzt: als Laryngologe (L. R&thi), als
Zahnarzt (R.'Kronfeld), als Augenarzt (A. Pollak), als Orthopäde
(0. E.Schütz).. Ferner: „Der-Ernährungszustand der Wiener Kinder“,
der nach v. Pirquet bei 91% von ‘den in das Spital aufgenommenen
Kindern im Alter’ von 1 bis 15 Jahren und bei:98 % der für die Ferien-
aktion-untersuchten Wiener Kinder ein unbefriedigender genannt werden
muß; „Schularzteinrichtungen“ von L. Burgerstein, „Die Ein-
führung von Schulärzten an unseren Mittelschulen“ von J. Zappert
und „Über Untersuchung der weiblichen Schuljugend“ von M. Gstettner.
EE | | G. 2.
Korrespondenzblatt für Schweizer Arzte 1918, H. 47 bis. 51.
~ Iselin (Basel): Durchbruch der vereiterten tuberkulösen und.
mischinfizierteu Mesenterialdrüsen. Beitrag zur Fehldiagnose bei -
Appendicitis acuta, Verfasser konnte in acht Fällen, die unter ver-
schiedenen; Diagnosen, zumeist als Appendicitis, eingeliefert waren,
bei der Operation einen Mesenterialdrüsendurchbruch konstatieren..
Die Diagnose bleibt schwer, auch wenn man dies Ereignis kennt und
ihm Rechnung trägt, da man von ihm kein bestimmtes Krankheitsbild 1
‚erwarten darf. Je nach dem Stadium der Perforation wird mehr oder , AEO
weniger. Bauchdeckenspannung und Empfindlichkeit je nach dem Sitze .
"bald rechts, median oder links gefunden. Das Bild’ist von dem Reiz- : EN
zustande des Peritoneums beherrscht und wird deshalb immer Ver- . PORERNE
: sich eine Pharyngitis lateralis mit ziehenden Schmerzen nach den
j Ohren durch Ergriffensein des pharyngealen Tubenostiums. Bei der s Pe en
| Laryngitis acuta war die, Interarytänoidalschleimhaut gerötet und ge- | wechslungen mit. Wurmfortsatzperforation veranlassen. Für die Ze
| schwollen und deshalb auch der heftige, krampfhafte Hustenreiz vor- | Therapie der Mesenterialdrüsentuberkulose sei vor der Bestrahlung Bi;
handen, weil hier die Sensibilität im Kehlkopf am größten ist. Bei | gewarnt, dda hierdurch die Einschmelzung der Drüsen beschleunigt wird ` RE
‘und es, wie ein Fall zeigte, kurz nach .der Bestrahlung zu einer Per- 2;
: foration ins Abdomen kommen kann. ‘Jedenfalls müßte .mäan sich in
jedem Falle von dem Charakter der Drüsenerkrankung durch Probe-
. dem schweren akuten Katarrh. sieht man in vielen Fällen das typische
LG [} D a a = i
laparotomie überzeugen, um nur bei hyperplastischen Drüsen zu be- nl.
. i- le re e
Bild der Influenzalaryngitis: halbmondförmige, weiße Flecke auf den
timmlippen, die Fibrininfiltrate oder Epithel-
CEE Zas
nökrosen darstellen. Sie können außerhalb einer Epidemie leicht
‚alt Kehlkopfdiphtherie verwechselt werden. Unter den Otitiden sieht | strahlen, bei Vereiterung dagegen nicht.
Man in zahlreichen Fällen das typische Bild der Otitis externa und | v. Mutach: Die anatomisch und physiologisch richtige Ra- _ Br o.
dikaloperation der Leistenbrüche. Verfasser hat eine in Vergessen- -SARDIS
heit geratene Operationsmethode, die Brenner im Jahre 1898 an-
gegeben hat, mit bestem Erfolg angewandt und hält sie für geeignet,
Myringitis haemorrhagica bullosa, Blutblasen im Gehörgang und auf
. die jetzt üblichen Methoden zu ersetzen. — > | EEH)
dem graurötlichen Trommelfell.
acob (Zwickau): Thrombose und variolaähnliches
S Johannes J
Exanthem bei Grippe. Die Thrombose in dem einen Falle (teigige, |
schmerzhafte Schwellung des linken Armes) war eine marantische, ‚Nr. 48. ` Feer (Zürich): Zur Anwendung großer ‚Canmpherdosen, Bi. ©.
insbesondere bei der Grippepneumonie. In der jetzigen Grippeepidemie E 3
boten einige Pneumonien. die Veranlassung, zu großen Campher- MER: o
hervorgerufen durch eine akute Herzschwäche. In dem zweiten Falle,
der mit doppelseitiger Lungen- und Rippenfellentzündung einherging,
dosen zu greifen. Ein überraschend guter Erfolg wurde neben ande-'
En fast der ganze Körper, ausgenommen Gesicht und Hals, von einem
Xanthem bedeckt (Knötchen und Bläschen- oder Eiterpusteln). . ` |. ren Fällen bei zwei verzweifelt schweren doppelseitigen Pneumonien
Erich Martini: Das von Osten drohende Fleckfieber. An | beobachtet, die fast ausschließlich mit Campher behandelt wurden. Br:
Unserer Ostgrenze (Polen) herrscht zurzeit das Fleckfieber. Die Grenz- | Der erste, ein 6jähriger Knabe, bekam zweimal täglich 10 cem UEB:
kontrolle ist aber augenblicklich nicht mehr :von der gleichen Sicher- | 20 %iges Campheröl, in Summa in 15 Tagen 250 cem, davon ia. ~ Ba:
heit, wie in den Vorjahren. Und dabei sind zahlreiche mit Kleider- | 11 Tagen 220 cem = 44 g Campher. Der zweite Fall, ein 11 jähriges i BEREN 5
läusen behaftete jüdische Polen, denen die heutigen politischen Ver- | Mädchen, erhielt vom 6. bis 21. Krankheitstage 260 ccm Campheröl BE...
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102 - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
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und wurde trotz schwerster Komplikationen — doppelseitige eitrige
Otitis, Infiltration der ganzen linken Lunge, Trachealrasseln, Somno-
lenz und moribunder Zustand am 8. Tage — gerettet. Schädigungen
durch große Campherdosen wurden nicht beobachtet. Gewöhnlich
bringt schon die erste Einspritzung deutliche Besserung; der Kranke
wird ruhiger, der Puls kräftiger, die Atmung tiefer, die Cyanose weicht,
die Nahrungsaufnahme bessert sich.
<- Roman (Basel): Über vitale Färbung von elastischen Fasern
durch Thienyl-Chinolin-Carbonsäure, ihre Bedeutung, sowie ihre Be-
ziehung zur Vitalfärbung anderer Gebilde. Es handelt sich um das
ursprünglich zu therapeutischen Zwecken hergestellte Gichtmittel
Atophan. Es fand sich, daß Kaninchen nach Fütterung mit diesem
Mittel eine violette Färbung annahmen. Verfasser hat das Schick-
sal dieses Präparäts im Tierkörper verfolgt und bald nach Dar-
reichung im Plasma eine gelöste braune oder braunrote Substanz
nachgewiesen, deren Farbe bei Säurezusatz ins.Rote bis Violette um-
schlug. Ein Teil der Substanz wird durch Niere und Galle ausge-
schieden, während ein anderer Teil im Körper bleibt und sich unter
Aufspeicherung in den Stützsubstanzen durch die vitale Färbung
kundgibt.
Nr. 50. Uhlmann: Über eine neue Vitalfärbung. Es handelt
sich um das pharmakologische Studium der Thienylebinolincarbon-
säure, eines dem Atophan analogen Körpers (mit dem Unterschied,
daß an Stelle des Phenyl- ein Thienylrest tritt), dessen Einwirkung
auf den Organismus vom histologischen Standpunkt aus Roman in
Nr. 49 der Zeitschrift beschrieben hat. Die Thienylchinolincarbon-
säure lagert sich als Farbstoff, und zwar als violette, sogenannte
saure Modifikation, elektiv gerade in jenen Gewebspartien ab, wo
das Atophan angreifen soll und wo sich die Harnsäuredepots bei der
Gicht finden. Möglicherweise bringt die Harnsäure selbst den Farb-
stoff zur Ausscheidung und die Vitalfärbung gäbe uns ein Mittel in
die Hand, die Ablagerung der Harnsäure und den Mechanismus der
Ausscheidung näher zu studieren. Auf chemischem Wege gelingt es
vorläufig nicht, die Thienylchinolincarbonsäure in den Farbstoff über-
zuführen. Die Substanz wirkt in beträchtlichem Maße harnsäure-
treibend, ferner auch antiphlogistisch. _
Notkin: Die Grippe als auslösendes Moment von Psychosen.
Die Grippe hat in vier Fällen latent bestehende Psychosen akut in
Erscheinung treten lassen. Es handelte sich zweimal um schizophrene
Zustände, um einen Psychopathen mit cyclothymischen und einen mit
submanischen Anwandlungen. Der Verlauf der Psychosen war ein
ziemlich rascher und stürmischer; in kurzer Zeit trat wesentliche
Besserung oder Heilung ein.
Erna Munk (Solothurn): Zur Kenntnis der mit maligner Ge-
schwulstbildung einhergehenden Leukämien. Es handelt sich um einen
Fall von myeloischer Leukämie, kombiniert mit dem Auftreten zalıl-
reicher, durch ihre Ausbreitung und ihr Wachstum als malign er-
scheinender Tumoren. Eine sichere Zuteilung des Falles zur Leuk-
ämie oder zur Myelosarkomatose ist nicht ohne weiteres möglich.
Die Frage, ob die Tumoren im ganzen oder nur teilweise primäre oder
sekundäre Bildungen darstellen, läßt sich nicht entscheiden. |
Nr. 51. Düring (Luzern): Zur Pathologie und Therapie
schwerer chronischer Diarrhöen. Verfasser teilt vier Fälle schwerer
chronischer Diarrhöen mit, die er alle, trotz mancher unterschjedlicher
Erscheinungen, einheitlich als durch Insuffizienz des Darmepithels
bedingte Gärungsenteritis auffaßt. Bei einem Falle handelte es sich
um Folgen einer Dysenterie, bei den drei anderen um eine congenitale.
Schwäche, für die anamnestisch eine in die Kindheit zurückgehende
Minderwertigkeit des Verdauungsapparats sowie der ganze Habitus
aller Patienten sprach. Die Stühle sind sehr zahlreich, stark sauer,
weisen abnorme Gärungen als Zeichen eines pathologischen Kohle-
hydratabbaus auf, Neutralfettklumpen, Fettsäurenadeln, Schleim und
in einem Falle große Blutkoagula. Weitere Symptome sind: Meteo-
rismus, sekundäre Anämie, vergrößerte Milz, Abmagerung, schlaffe
Haut, ein grauer Grundton der Körperhaut, in zwei Fällen subfebrile
Temperaturen. Alle Erscheinungen, auch die in einem Fall im Vorder-
grunde der Erkrankung stehende Schädigung der Fettresorption,
lassen sich auf die Störung des Kohlehydratabbaus als primäre Ur-
sache zurückführen. Obgleich fast alle Fälle Störungen der Magen-
saftsekretion im Sinn einer Verminderung der HCl-Produktion auf-
wiesen, möchte Verfasser doch für seine Fälle die Annahme einer
gastrogenen Gärungsdyspepsie ablehnen. Die Therapie ist rein
diätetisch: anfangs Fortlassen aller Kohlehydrate aus der Nahrung
wie beim Diabetes, später sehr vorsichtige Zulage in Form von Zwie-
back, Mehlspeisen, Nudeln, Grieß, Reis; Kartoffeln werden auffallend
schlecht vertragen. Gelegentlich wurde auch mit gutem Erfolge
Finkelsteinsche Eiweißmilch gegeben, |
26. Januar,
un
Dubs (Winterthur): Über die traumatische Luxation des Ner-
vus ulnaris. Verfasser konnte in drei Fällen diese Luxation beob-
achten. Die erstmaligen Beschwerden sind der heftige, blitzartig in
die Ulnarseite der Hand ausstrahlende Schmerz, starke Parästhesien
und Anästhesien; einmal wurde ein bläschenförwiger Ausschlag an
der Ulnarseite von Hand und Vorderarm beobachtet, der als trophische
Störung aufgefaßt wurde. Bei wiederholter, sogenannter habitueller
Luxation sind oft überhaupt keine Beschwerden vorhanden. Objektiv
findet man bisweilen den Sulcus ulnaris weniger tief als auf der
normalen Seite; bei Beugebewegung schlüpft der Nerv dann fühlbar
über den medialen Epicondylus und kommt oberflächlich direkt unter
der Haut fühlbar zu liegen. In anderen Fällen bleibt «lie Ulnarisrinne
stets leer. Unter konservativer Behandlung gelingt die Wiederher-
stellung zumeist vollständig, anderenfalls muß chirurgisch einge-
griffen werden. i Gok
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 1.
Hacker: Zur antethorakalen Ösophagoplastik mittels Haut-
darmschlauchbildung. Eine vor fünf Jahren bei einem damals 13jäh-
rigen Mädchen wegen Speiseröhrenverätzung angelegte antethorakale
Ösophagoplastik hatte bis jetzt dauernd ein praktisch befriedigendes
Ergebnis. Die Operation war damals mit einer Hautdickdarmschlauch-
bildung unter Benutzung des Querkolons im antiperistaltischen Sinne
in fünf Monaten zum Abschluß gebracht worden. Gegenwärtig be-
stehen noch die peristaltischen Bewegungen im herausgeschnittenen
und umgekehrt eingeschalteten Dickdarmstück in der ursprünglichen
Richtung fort. Weitere Erfahrungen haben gezeigt. daß die Gefahr
der am meisten geübten Jenunumschlauchbildung bei der Ösophago-
plastik in der Verwachsung liegt, welche der Dickdarm mit der Um-
gebung eingeht. Bei Lösung des Darmes im zweiten Akte kann dort,
wo er mit der Bauchwandung in Verbindung tritt, eine Darmlücke
entstehen.
Boerner: Zur Frage der Radikaloperation der Leistenbrüche.
‘Die typische Radikaloperation nach Bassini bleibt die Operation der
Wahl. Der Gedanke, bei schlechten anatomischen Verhältnissen alles
Material für den Verschluß des inneren Leistenrinpges zu benutzen und
den Samenstrang suprafascial zu verlagern, liegt nahe und ist oft aus-
geführt worden. Aber nur bei ganz bestimmten Anzeigen (schlechte
Muskulatur, schlechte Fascie) ist in der modifizierten Form zu operieren.
Esser: Verwendung der Mamma bei Handplastik. Bei einer
mitschwerer Vernarbung geheilten Maschinenverletzung der Hand,
bei der die mittleren drei Finger und ein Teil der Mittelhandknochen
verlorengegangen waren, war die Beweglichkeit des stehengebliebenen
Daumens und des kleinen Fingers fast Null. Es wurde daher die
Narbe vollständig exeidiert, die atrophischen und schmerzhaften Mittel-
handknochenenden abgetragen und der Defekt durch einen oben £%
stielten Mammahautfettlappen gedeckt. Über den Handrest wurde mit
Hilfe von Gummidrains und einem Gipsverband eine T ingerprothese
modelliert, welche mit einem Handschuh an den Handrest befestigt
werden konnte. K. Bg
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 1.
Bumm: Sechs Jahre Radium. Nach den Erfahrungen an der
Universifäts-Frauenklinik in Berlin über die Dauererfolge bel
den mit Radium behandelten krebskranken Frauen ergab
sich das Folgende: Von den Fällen von CollumcarceinomeP
waren bei der Kontrolle nach drei Jahren noch 36% gesund, heute
sind es nur noch 25%, von den Fällen aus dem Jahre 1914 wären
damals 41,4% gesund, heute sind es nur noch 19,5°/%, und aus an
68°/, der damals einjährigen Fälle sind jetzt, nach drei Jahren, 49,‘ EL
geworden. Es treten also nach der Bestrahlung nicht nur nach einem, -
sondern auch noch nach zwei und drei Jahren Rückfälle auf. Von
den Scheidencareinomen sind nach drei- und sechsjährigef
Beobachtungszeit 22%/, geheilt geblieben. Günstig waren die Erfolge
bei den Urethralearcinomen, deren gründliche Operation ge
wöhnlich Incontinenz zur Folge hat. 60°/, sind geheilt geblieben. Be-
sonders anfangs sind viele Radiumbehandlungen (etwa 10°/o) infolge
von Verbrennungen und septischer Infektion mißglückt. Die häufigsten
Ursachen des Mißerfolges sind die Rückfälle in der Tiefe
des Beckenbindegewebes. Bei Krebsen, die hoch in den Halskanal
hinaufreichen, sind die oberen Partien zuweilen nicht genügend be
strahlt worden. Während die Rückfälle zu kräftigen Dosen und Zur
hohen Einführung des Radiumträgers drängen, mahnen die Ver-
brennungen zur Vorsicht. Die einzelnen Krebse sind verschieden
empfindlich gegen die Strahlenwirkung. Bei oberflächlichen Neu-
bildungen mit großer Empfindlichkeit bedeutet die primäre Heilung
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eine Bläschenentzündang. Aus den Blasen gelang es, sehr kleine
' bei kardialen Hydropsien. "Auf Grund zahlreicher Untersuchungen
„Stande ist, in vielen Fällen von kardialen Hydropsien eine kräftige
Hinsicht auf den therapeutischen Effekt summierenden kombinierten
ktiv-diuretisches Prinzip. Die Kartoffelkur
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4
auch die Dauerheilung, aber in, der Mehrzahl der Fälle | Wegen seiner fast völlig fehlenden. Oxydierbarkeit und wegen seiner
geht es mit Radium allein nicht. Der Hauptteil der Be- | Haltbarkeit, die seine Abgabe in Ampullen in geb rauch sfertiger
strahlung muß durch die Röntgenröhr.e bewirkt werden. Die | Lösung ermöglicht, kommt ‘es als Ersatz. für das: Neosalvarsan in
radioaktiven Substanzen und die. Rönigenröhre sind die einzigen | Betracht. (D. m. W. 1919, Nr. 1.) Fe e F. Bruck.
Mittel, um eine zerstörende 'Fernwirkung auf die. Krebszellen aus- Erna Fürstenau hat das Trypaflavin in. der Universitäts-
zuüben. Das Hauptgebiet für die Bestrahlung sind die Krebse der
Scheide und der Harnröhre. Von den Krebsen des Collum wird ein:
Teil operiert, dagegen werden die Corpuskrebse von vornherein besser
die einen. erheblich bactericiden ‚Einflußdieses von Ehrlich ge-
fundenen und in der englischen Kriegsmedizin vielfach benutzten Farb-
sämtlich operiert. | Ze es E | stoffs auf Gonokokken: erwiesen, auch bei der Blennorrhöe des_Auges
Ottow: Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett in ihren Be- a Bu
ziehungen zur Grippe. In den ersten Monaten der Schwangerschaft
führt die Grippe nicht selten zur Unterbrechung. Wenn Lungen-
erscheinungen fehlen, so wird die Schwangerschaft nicht gefährdet, | |
treten jedoch Lungenerscheinungen auf, so ist der Verlauf der Krank- | gonorrhoicum beseitigt werden. Gleichwohl bedeutet die .Trockenlegung
heit ein ausnehmend schwerer. Der Geburtsverlauf ist in den schweren | des Auges einen erheblichen Vorteil. (Zschr. f. Aughik. 1918, Bd. 40.)
Grippefällen regelmäßig beschleunigt, die Grippe wirkt wehen- F en ae Te 4 ve Adam.
erregend. Die fortgeschrittene Schwangerschaft, soweit sie nicht n
sturzgeburtartig abgekürzt wird, ist als ernste Komplikation. der Grippe |
aufzufassen. Eine operative Therapie der schweren Grippefälle am
Ende der Schwangerschaft kommt nicht in Frage. N"
Werner: Ein Fall von Spirochätenbefünd im Cervicalkanal und
Colpitis emphysematosa. Bei einer wegen Metrorrhagien aufgenommenen
Frau fanden sich in den durch Abstrich aus der Scheide gewonnenen
Präparaten zahlreiche Spirochäten, die nach Heißluftbehandlung ver-
schwanden. Es entwickelte sich jetzt auf der Schleimhaut der Scheide
Ä Auffallend war das überaus schnelle Verschw
der Schleimhaut. Gonokokken waren noch_eine Zeitlang im Bindehaut-.
sack nachweisbar. und konnten zum Teil erst durch:ein anderes Anti-
| © Bücherbesprechungen -`
Felix v. Szontagh, Über Disposition. Ein Versuch, die Patho-
genese der 'kontagiösen und der. Infektionskrankheiten sowie das
‚Problem ihres gehäuften Auftretens auf naturwissenschaftlicher Grund-
lage zu erklären. Berlin 1918, S. Karger. 347.Seiten. Preis bro-
schiert M 12,—. . u ONOR
er in außerordentlich lebhafter, ja vielfach über-
Obwohl Verfass
schwänglicher. und begeisterter Sprache, wie man ihr sehr selten in
wissenschaftlichen Werken ‘begegnet, seine Anschauungen vorträgt,
wird er wohl, ganz entsprechend der von ihm selbst geäußerten Ahnung,
wenig Anhänger. gewinnen. Der Grundgedanke des Werkes, die Pro-
| blème der wissenschaftlichen Medizin vom Standpunkte exakter Natur-
wissenschaft aus zu begreifen und zu erklären, von den Erfahrungen Ț
am Krankenbette und im alltäglichen Leben induktiv den Beweis
"allgemein gültiger Sätze zu liefern, ist zweifellos ebenso richtig wie
die konditionale Denkungsweise, die Anerkennung der hohen Bedeutung
der individuellen. Konstitution und Disposition und .auch 'die Zurück-
weisung ..der Überschätzung bakteriologischer Forschungsresultate.-
Zudem eignet dem erfahrenen Pädiater eine scharfe Beobachtungsgabe,
die uns manchen beachtenswerten Hinweis gibt. Aber einen bindenden
Beweis für die Richtigkeit seiner Anschauungen’ hat Verfasser nicht
erbracht, dazu sind die Ausführungen, wenn sie auch immer von der
Empirie ausgehen, viel zu spekulativ und letzten Endes muß ja, Ver-
fasser selbst bekennen, daß erst zukünftige :Stoffwechseluntersuchungen
zeigen müssen, ob er recht hat. -Will man die Gedanken des Buches
Bakterien zu züchten, welche den früher von Eisenlohr beschriebenen,
Di i © K. Bg.
glichen.
-Therapeutische Notizen. a
Erfolge der Kartoffelkuren
Lipinor (Wien) schreibt über die
kommt er zu dem Ergebnis, daß man mit der Kartoffelkur allein im-
Diurese und damit rasche Kompensierung zu erzielen. Bei der sich in
Behandlung (Kartoffelkur- + Digitalis) ist die Kartoffelkur als der
stärker zu wertende therapeutische Faktor anzusehen. — Die Kartoffel-
kur ist, abgesehen von der Billigkeit und leichteren Beschaffbarkeit,
anderen Karellformen an therapeutischem' Efiekt überlegen durch ein
diesen Formen fehlendes_ a
ist eine Methode der Funktionsprüfung für den-Grad und den Eintritt
der Kompensierung, mittelbar der Wiederherstellung der Leistungs- a ! En
l (W. m. W. Nr. 50.) und: Infektionskrankheiten wird ein grundsätzlicher Unterschied: ge-
macht, für erstere ein ansteckendes flüchtiges, mit den Reaktions-
fähigkeit des Herzens- bei kardialen Hydropsien.
A _ körpern identisches Kontagium, für "letztere hingegen als nicht an-
steckende Krankheiten eine Selbstinfektion durch stets. im Organismus
anwesende, aber jeweils variierende Erreger angenommen. Kontagium:
und ‚Bakterien sollen wie Fermente wirken in einem sensibilisierten
“Organismus. Diese Sensibilisation mache das Wesen der Disposition
aus und beruhe auf einer mehr oder weniger schnellen Veränderung
des Stoffwechsels entweder des ganzen Organismus oder . gewisser
Organe oder.Zellkomplexe, . die bestimmt werde durch das Zusammen-
wirken von Keimanlage und Umwelt. Als Äußerung dieser dis-
| ponierenden Umstimmung des Stoffwechsels sieht Verfasser beispiels-
weise die gastrischen Erscheinungen an, die kontagiöse und Infektions-
krankheiten einleiten, und besonders die Acetonämie. Auch auf die
-~ Als Behelfsmittel für die rhythmische Stauung nach Thies hat
sich auf der Abteilung von Prof. M arwedel (Aachen) bewährt der.
‚Ersatz der federnden Kupferplatte in der Thiesschen Kohlensäure-
kapsel durch eine Platte, die aus einem Stück Gummi und einem Stück
Leder geschnitten ist. Ferner wurde mit Nutzen an Stelle der.Gummi-
binden Rinderdarm benutzt. Es werden große frische Darmstücke von
Schleimhaut befreit, gewaschen und ungegerbt getrocknet. Sie halten
die Kohlensäure vollständig zurück und lassen sich aufhlähen, ohne
undicht zu werden. Beim Umlegen um die Extremitäten werden die
Darmstücke mit einem diekeren weichen Stoff umkleidet. Der rhyth-
mische Stauungsapparat hat \sich bei anaeroben wie auch bei aeroben.
Pyogenen Infektionen gut.bewährt. (Zbl. f. Chir. 1918, Nr. 52.)
‚ Calciumhypochlorid wird als-Ersatz der Dakinschen Na-
'riumhypochloridlösung von P. Michaelis empfohlen. Es
„wird von der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron als weißes feines
ulver und in Form von Tabletten gebrauchsfertig in den Handel (mit
beiliegender Gebrauchsanweisung) gebracht. Das Salz enthält 80- und
Mehrprozentiges wirksames Chlor uud ist im Wasser klar und leicht
löslich. Der Anwendungsbereich ist: wie bei der Dakinschen Lösung:
Wündbäder, Wundberieselung, kurzfristige feuchte Verbände, Salben
H ver. Die Vorzüge der Tabletten’ sind: Stete und leichte
erstellung, sofort gebrauchsfertig, wenig Raum einnehmend, das Prä-
parat zersetzt sich nicht. (Zbl. f. Chir. 1918, Nr. 52.) © K- Bg.
Über Sulfoxylatsalvarsan berichten E. Nathan und H. Reinecke
Grani agi a.M.). Das Präparat dürfte an Wirksamkeit auf die floriden
yo eaeinungen der Syphilis und die Wassermannsche Reaktion und an
win äglichkeit etwa dem Neosalvarsan gleichkommen. Seine Wirkung .
: it aber etwas verlangsamt zutage, sodaß es sich zur Behandlung
3 Frühstadie n, wobei es auf rascheste Beseitigung der floriden
ymptome und damit der Infektiosität ankommt, weniger eignen
ntermittierenden . Behandlung der latenten ‚Syphilis.
Die Frage einer Variation der im menschlichen Organismus lebenden
recht haben mit seiner Abweisung der Lehre von den Baecillenträgern
und Dauerausscheidern als Verbreitern beziehungsweise Erzeugern in-
fektiöser. Krankheiten und Epidemien, aber er geht zu weit und kommt
damit zu. vorläufig wenigstens unhaltbaren Folgerungen, die von der
wissenschaftlichen Medizin ebenso wie von den Praktikern werden ab- .
gelehnt werden. ` | C. Hart (Berlin-Schöneberg).
Georg Flata, Kursus der Psychotherapie und des
‚Hypnotismus. Berlin 1918, Verlag. S. Karger. k
Der besondere Vorzug dieses Büchleins isť seine wirklich
‚praktische Art, in die psychotherapeutische und -speziell-hypnotische
Betätigung einzuführen. Dem kommt die Anordnung des Stoffes nach
dem Schema’ eines Vortragenden entgegen. Theoretisch enthält der
` Kursus das ‚Wissenswerteste. Der Leser und der Lernende werden es
nach der Lektüre des Werkchens. als sicheren Gewinn buchen können,
hypnotischen Heilwirkung gewissenhaft orientiert zu sein.
\ | Kurt Singer.
d {Ț[
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103
Augenklinik in Frankfurt a. M. nach vorherigen Laboratoriumsversuchen, .
an Kindern und.Erwachsenen verwendet.. BASE
schwinden ‘der Sekretion
kurz wiedergeben, so ergibt sich etwa folgendes: Zwischen kontagiösen
| 'Gesehwulstlehre werden diese Anschauungen entsprechend angewendet. '
Keime ist ja keineswegs neu und bis zu gewissem Grade mag Verfasser
über das Warum und das Wie, über die Indikationen und Grenzen: der
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104 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
26. Januar.
Vereins- und Auswärtige Berichte.
Frankfurt a. M.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 16. Dezember 1918.
Ascher: Das Heilwesen in der Übergangswirtschaft. Nach einer
Zeitungsnotiz. haben wir den Verlust von 112 Million Toter im Kriege
zu beklagen, ‚das bedeutet nicht nur etwa 11% der werteschaffenden
Kräfte, sondern auch ein gewaltiges Steigen des Frauenüberschusses,
damit die gesteigerte Gefahr der Ehelosigkeit, der Prostitution und da-
mit der Durchseuchung des kommenden Geschlechts. Dazu kommen
die Verluste durch Krankheit, Tod und Abnutzung in der Heimat, wie
auch der Verlust an Arbeitsfähigkeit durch Verstümmelung. Da nur
ein Teil der Bevölkerung gegen Krankheiten versichert ist — selbst
in Großstädten noch nicht die Hälfte —, da der Rest aber nur Behand-
lung, nicht Krankengeld braucht, wird eine Versorgung vorgeschlagen:
. „Krankenversorgung“ — nicht „-versicherung“, die eine Gemeinschaft
ein Zweckverband aus Ärzten: praktischen, beamteten und wissen-
schaftlichen samt den sämtlichen Gemeinden einer Provinz — beziehungs-
weise einer Landesversicherungsanstalt — übernimmt. Zweck ist die Ge-
währung von Behandlung in- und außerhalb von Krankenhäusern, bei
Unheilbarkeit Asylierung. Die Mittel sollen durch Steuern aufgebracht
werden. Versorgungsbedürftig ist diejenige Familie, welche nicht im-
stande ist, ein chronisch krankes Mitglied zu versorgen, ohne andere
Mitglieder der Familie wirtschaftlich, das heißt meist auch gesundbeit-
lich, zu schädigen. Da dies bis zu einer Steuerstufe von mindestens
5000 M geht, wahrscheinlich sogar bis zu 6000 M, so ist es ratsam, auf
den kleinen Rest von etwa 1 bis 142% der Bevölkerung keine Rück-
. sicht zu nehmen, sondern alle Einwohner, soweit sie nicht versichert
sind, in der geschilderten Weise zu versorgen. Erst dadurch wird es
möglich sein, bei ansteckenden Krankheiten Ungerechtigkeiten zu ver-
meiden, die dadurch entstehen, daß Personen in ein Krankenhaus ge-
-schickt werden, weniger in ihrem, als im Interesse der Umgebung. Erst
dadurch wird die Anzeigepflicht z. B. bei Tuberkulose oder Geschlechts-
krankheiten möglich werden.
Hamburg.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 15. Oktober 1918.
Trömner zeigt i. einen Fall von fast völliger Areflexie. Bei
einem 29jährigen Soldaten fehlen die Knie- und Achillesreflexe, wäh-
rend die Kniebeuger- und Armreflexe spurWweise hervorzurufen sind.
Es besteht eine geringgradige chronische Tuberkulose beider Ober-
lappen. Keine Zeichen von Neuritis oder Syphilis. Man kann an-
nehmen, daß die Tuberkulose auf Grund angeborener Schwäche des
Reflexbogens die kunstitutionelle Subreflexie in eine Areflexie verwan-
delt hat durch Schädigung der reflexvermittelnden Fasern. Derartige
Fälle sind außerordentlich selten.
9. einen Fall von intermittierendem Hinken infolge von Arterio-
sklerose und Polyneuritis. Ein 44jähriger Reisender, der früher viel
getrunken und geraucht hat, hatte im Frühjahr 1914 Anginapectoris-
anfälle, im Herbst 1914 Schwäche und Schmerzen im linken Arm und
Bein, seit Herbst 1917 auch im rechten Bein. Seit dem Winter er-
müden die Beine beim Gehen außerordentlich schnell. Es läßt sich
außer Arteriosklerose eine geringe Polyneuritis feststellen Ein ge-
. meinsames Vorkommen, das erst in den letzten Jahren verschiedentlich
beobachtet wurde. |
Simmonds berichtet über einen Fall von Rückenmarkstuber-
kulose. Bei einem 20jährigen Manne hatte ein erbsengroßer Käse-
knoten des Brustmarks zu Paraplegie und Blasenmastdarmlähmung ge-
führt und durch Pyelonephritis den Tod veranlaßt. Der Käseknoten
= hatte fast den ganzen Querschnitt des Marks betroffen und auf-
und absteigende Degeneration der Hinter- und Seitenstränge hervor-
gerufen. Es bestanden ferner noch tuberkulöse Veränderungen im
Peritoneum, in der Leber, in den Bronchial- und Mesenterialdrüsen.
Röper demonstriert drei Fälle von Myelitis. 1. Bei einem
22jährigen Matrosen entwickelte sich eine Myelitis im Anschluß an
eine Gonorrhöe.
2. Ein Sijähriger Bootsmaat wird durch eine Minenexplosion in
hohem Bogen ins Wasser geschleudert. Die Beine sind sofort gelähmt.
Es wirkte kein anderes Trauma ein als die Erschütterung von unten.
Trotzdem Fraktur des elften und zwölften Brustwirbels. Der Patient
kann jetzt wieder gehen. Es besteht nur noch Incontinentiae alvi eturinae.
8. Ein 22jähriger Obermatrose wird im März 1916 durch Gewehr-
schuß in der Höhe des elften Brustwirbels verletzt. Sofort Lähmung
beider Beine. Obwohl außer den Mm. sartorii und Teilen des Rect,
fem. und glut. med. alle anderen Beinmuskeln noch gelähmt sind, geht
der Patient in zwei Hessingschen Schienenhülsenapparaten ohne fremde |
‚ Hilfe. R. ist der Ansicht, daß bei Rückenmarksverletzten von der-
artigen Apparaten nicht genügend Gebrauch gemacht wird. Auch Sehnen-
durchschneidungen oder -überpflanzungen müssen mehr als bisher in
Anwendung gezogen werden.
Fahr berichtet über Rheumatismus nodosus bei einem zwei-
jährigen Mädchen. Er beschreibt die an den Sehnenansätzen sich ent-
wickelnden Knötchen und stellt sie in Analogie zu den von Aschoff
entdeckten, nur mikroskopisch nachweisbaren Knötchen im Myokard.
Diese waren auch im vorliegenden Falle in großer Zahl vorhanden.
Majerus berichtet über Versuche mit dem neuen Schlafmittel
Nirvanol. 0,3 bis 0,5 g genügten in den allermeisten Fällen, um ruhigen,
traumlosen Schlaf zu erzielen. Mit 1 g wurden starke Erregungszustände
erfolgreich bekämpft. Nirvanol ist zweifellos eine wertvolle Bereiche-
rung des Schlafmittelschatzes. Doch ist Vorsicht geboten bei Herz-
und Nierenkranken, im Alter und bei Arteriosklerose, ebenso bei Nir-
vanolüberempfindlichkeit. Es wirkt mitunter cumulierend. Bei Tempe-
ratursteigerung aus unbekannter Ursache ist mit dem Nirvanol sofort
auszusetzen. M. berichtet über einen Todesfall nach Nirvanol (schar-
lachähnliches Exanthem mit hoher Temperatur, schließlich hämorrla-
gische Nephritis). Es empfiehlt sich, Nirvanol dem freien Verkehr zu
entziehen.
. Oehlecker demonstriert einen Scheinbruch der seitlichen Bauch-
wand. Der 24jährige Soldat hatte vor fast vier Jahren einen Brust
schuß erhalten. Häufig wiederkehrende Beschwerden unterhalb des
Rippenbogens waren auf das in der Zwerchfellgegend steckende Ge-
schoß bezogen worden. Eine umschriebene Bauchdeckenlähmung mit
Sensibilitätsstörung und Aufhebung des Bauchdeckenreflexes hatte man
nicht erkannt. Die Pseudohernie war durch einen Schußbruch der
zweiten bis neunten Rippe mit Zerreißung der 7., 8. und 9. Interecostal-
nerven verursacht worden.
Vortrag Wohlwill: Pathologisch - anatomische Veränderungen
des Centralnervensystems bei angeborener und erworbener Syphilis
W. demonstriert an Diapositiven die Gehirn- und Rückenmarksverände-
rungen in Fällen, die intra vitam keine Symptome eines syphilogenen
Nervenleidens gezeigt, bei der Sektion aber specifische Veränderungen
an anderen Organen aufgewiesen hatten. Bei der erworbenen Syphilis
der Erwachsenen handelt es sich erstens um Gefäßveränderungen, die
der von Nißl und Herxheimer beschriebenen Endarteritis der
kleinen Rindengefäße entsprechen, aber ganz umschrieben auftreten,
zweitens um chronische meningitische Prozesse, drittens um ein kleines
Granulom, das an ein Gumma erinnert. Bei der angeborenen Syphilis
treten entzündliche Erscheinungen in den Hintergrund. Bei ihr werden
vor allem starke Wucherungsvorgänge an den normalerweise dem Pia-
gewebe angehörenden Gewebselementen beobachtet. Ferner Entwick-
lungsstörungen (Demonstration persistierender vasculärer und ventri-
kulärer Keimcentren). Vortragender vermutet, daß die von ihm gê-
fundenen pathologischen Prozesse im Centralnervensystem der Syphi-
litiker die Brücke bilden zwischen den häufigen durch Liquorverände-
rungen nachweisbaren meningealen Affektionen im sekundären Stadium
und Tabes und Paralyse. Reißig.
Kiel.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 12. Dezember 1918.
Lubinus: Über Amputationen am Bein und Brsatzglieder.
örterung der verschiedenen Amputationsmöglichkeiten mit Hinweisen
auf die Bedeutung der Länge des Stumpfes und der Beweglichkeit der
benachbarten Gelenke auf die Gebrauchsfähigkeit des Beinstumpfe8.
Kappis: Vorstellung eines sechsjährigen Kindes mit operativer
Hirnbruch. Letzterer ist die Folge einer Trepanation, die angeleg"
wurde, um bei einer akuten Hirnschwellung (im Verlauf von Gripp®
einen Teil des Augenlichts zu retten. i
Berblinger: Hirntumor in der Gegend des Septum pellucidum.
1912 waren die ersten Erscheinungen aufgetreten. Der Tumor lie
sich nicht lokalisieren, infolgedessen wurde damals eine doppelseitig®
Trepanation vorgenommen. Seitdem war der Mann beschwerdefrel
und voll erwerbsfähig gewesen. Er ist jetzt an Grippe gestorben, UN
an. konnte erst die topische Diagnose durch die Sektion geste
werden.
Anschütz: Über Wunddiphtherie. Die Steigerung der pii
phtherieerkrankungen in der Stadt hat auch zu einem vermehrten Auf-
treten von Wunddiphtherie bei chirutgisch Kranken geführt. Als we
krankheiten sind mehrfach postdiphtherische Lähmungen beobachte
worden. Birk.
—
Er-
n
d
‚ Appetit-und Schlaf gut. Mit Rücksicht auf die verhältnismäßig lange
Spermatombepastille in die Vägina einführen und nahm irrtümlich eine
‚der Portio vaginalis Ätzschorfe.. Da die Patientin erst vier Tage nach
der Vergiftung in die Klinik kam,.beschränkte sich. die Therapie auf
_ machtvoll entwi
“herrschten und
einst die s
“ebenbürtig ist, F
0»
gung des Chefs des Feldsanitätswesens zur Veröffentlichung nicht
“o ONDO
- Offentii |
"dürfte NE auch heute noch für den Arzt einiges a bieten
26, Januar. 7 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4 > O OOO 105
t : war eine über der AT beginnende, über fünfkronenstückgroße
- Delle und in derselben knapp rechts und links . von. der Mittellinie je
‚eine hellerstückgroße, äußerst druckempfindliche Knochenlücke tastbar.
Prag. 00
Sitzung vom:21. Juni 1918. a
| a Can ` (Schluß aus Nr. 49, 1918.)
H. H. Schmid stellt einen Fall von Sublimatvergiftung vor, der’
durch die veranlassende Gelegenheit bemerkenswert erscheint. . Die | |
94 jährige Patientin wollte ‘sich zwecks Conceptionsverhütung eine | zeigt, während der zweite, 1/2 em links von der Mittellinie befindliche
| | .Dreiecksform aufweist und 9:6 mm mißt/ Diese Knochenlücken haben
ziemlich scharf begrenzte Ränder und senden gegen die Sagittalnaht je
einen. Fortsatz aus. Da eine Verletzung auszuschließen war, Gumma
. Lambdanaht zwei Defekte im Knochen, von denen der-größere, 10:8 mm
i-g-Sublimatpastille. Sofort starkes Brennen; der nach einer halben
Stunde zugezogene Arzt Dr. J. Goldberger verordnete ausgiebige .
Spülungen; trotzdem stellten sich. bald alle Zeichen schwerer Vergif-
tung ein. Jetzt, zehn Tage nach der unglücklichen Verwechslung, be-
steht noch fast vollständige Anurie; erst heute konnten zum ersten- |
mal 20 cem Harn entleert werden ‘(bisher nur 1 bis 5 cem täglich);
reichlich Eiweiß und Cylinder. ‘Durchfälle_haben nachgelassen; es. be-
steht noch hochgradige Gingivitis. Sensorium ` vollkommen klar;
kamen, mußten die Knochenlücken als abnorm: große .Foramina‘ parie-
zweimal beobachtet, wurden, Die Kopfschmerzen und Schwindelanfälle,
_Nebenbefund und stehen in keinem Zusammenhang mit den Schädel-
defekten. (Der Fall wird in einer anatomischen Zeitschrift ausführlich
beschrieben werden.) ER ne a t at
=. > Jẹ Rihl: Herzunregelmäßigkeit des Neugeborenen.. .Die Herz-
unregelmäßigkeit eines neugeborenen Kindes, das bereits in den letzten
Tagen seines Fötallebens eine auscultatorisch identische Herzunregel-
mäßigkeit zeigte, erwies sich bei der elektro-kardiographischen Unter-
suchung durch: blockierte supraventrikulare Extrasystolen bedingt; die
oft lange Zeit: hindurch ganz regelmäßig nach jedem dritten oder
zweiten ` Normalschlag auftraten. Es wird darauf hingewiesen, daß
Dauer der Erkrankung und auf das gute Allgemeinbefinden glaubt
Vortragender, die Prognose nicht mehr so 'infaust: stellen zu müssen
wie noch vor einigen Tagen.. Lokal finden sich am Introitus vaginae,
in der Vagina selbst, namentlich im hinteren Scheidengewölbe und an
sorgfältige Mundpflege, Anregung der Hauttranspiration nnd Diät. —
Aus der Literatur ist dem Vortragenden nur ein einziger Fall bekannt,
welcher entfernte Ähnlichkeit mit dem vorgestellten Fall aufweist:. Ein’
Junger Mann führte als Präventivmittel gegen Ansteckung eine Sublimat- |
pastille in die Vagina eines der Ansteckung verdächtigen Mädchens |
Erscheinungsweise dieser Extrasystolen) zu einer bedeutenden, dabei
regelmäßigen Frequenzherabsetzung der kindlichen Herztöne führen
<. din; schwerste Quecksilbervergiftung; Tod nach 'wenigen Stunden;
gerichtliche Bestrafung des jungen Mannes wegen fahrlässiger Tötung.
müßte, die, . wenn sie in der Austreibungsperiode einsetzt, einer Ab-
~ Pamperl stellt eine 20jährige Arbeiterin vor, die wegen seit
frühester Kindheit andauernden ‚Kopfschmerzen ‘und Schwindelanfällen | nabme der H
der Deutschen chirurgischen Klinik überwiesen wurde. Am Hinterkopf | würde. ©
+
funktioneller
nehmer erwähnt werden. Es ist hier nicht der Platz, auf den Wider-
streit der Meinungen : über die Grenze und Klassifikation der funktio-
'nellen Nervenerkrankungen ' einzugehen. Für den Praktiker mag der
' Hinweis genügen, daß eine 'scharfe. Grenze zwischen Hysterie und
Simulation oft nicht zu ziehen ist und daß der Wunschfaktor — Renten-
| sucht usw. :— einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen: dieser
Form von Erkrankung ausmacht. ‘Ebenso muß als selbstverständlich
vorausgesetzt werden, daß diese funktionellen Neurosen: nur auf der
Basis eines nicht völlig normalen Nervensystems entstehen können, da
Kriegsinvalidenfürsorge 2), o i
Betrachtungen zur
: | Von |
Dr. M. Strauß, Nürnberg (derzeit im Felde).
‚ Die soziale Medizin, die dank der sozialen Botschaft. Kaiser
Wilhelms I. in Deutschland Ursprungs-, Lehr- und Lernstätte gefunden
hatte, schuf im Verein- mit der in den letzten Friedensjahren sich
PY ckelnden Krüppelfürsorge, den.. besten Boden für die
Kriegsinvalidenfürsorge. ‚So stand dieser gleich: zu Beginn des Krieges,
eine stattliche Reihe von Ärzten zur Verfügung, die in gleicher Weise
die wissenschaftliche Unfallheilkunde wie die moderne Orthopädie be-
bere: mustergültige Einrichtungen für die Kriegsinvaliden
B a konnten. Der. auch von den Feinden ringsum anerkannte
= sche Organisationsgeist. brachte es ‚ohne nach‘ außen in die Er-
teinung tretende Mühe fertig, aus diesen. Grundlagen heraus für
unsere Kriegsinvaliden eine kraftvolle Organisation zu schaffen, die wie
scher soziale Medizin den Stolz deutscher Wissenschaft und deut-
en raxis bilden kann und nach den beredten Worten Wullsteins
en Sozialen Sieg anbahnen läßt, der den Siegen auf dem Kampfplatz
nee reilich soll und kann damit nicht gesagt sein, daß die
Wesen DR ohne ‚jeden Fehler und ohne alle Mängel sei. Das
Grund leser Organisation, für die zu Beginn des Kriegs nur die.
in ne und die wesentlichen Träger vorhanden waren und die löst d or aar “ RE r :
Tred e des Krieges zu einem stolzen vielgestaltigen und vielen | löst und trotz aller Therapie . wachhält. ` Dazu kommt, daß die
i n dienenden Bau sich: erhob, brachte es vielmehr mit sich, daß | SChlummernde Neurose durch Ansteckung wachgerufen werden kann,
tirga dort vereinzelte Mängel auftraten, die den mit praktischer | indem der Brkrankte in den großen ‚Sammellazaretten ähnliche, Kranke
Ken Orthopädie und Unfallheilkunde weniger Vertrauten entgehen | findet, die bei gleicher Verletzungsürsache die gleichen oder noch
i n rotzdem verdienen sie Beachtung und bedürfen der Betonung, schwereren Erscheinungen bieten. Auch organisch Verletzte können
Kr tiordernisse des Krieges und die weit verzweigten Bedürfnisse | eine Ansteckungsquelle bilden, vor allem ‚Nervenverletzte mit gering-
sich info. alidenfürsorge eine Reihe von Mitarbeitern verlangen, die fügigen Schußnarben. Die in diesen ‚Fällen vorhandenen Lähmungen
rates: ge dieser Bedürfnisse und Erfordernisse plötzlich vor un- | werden ohne weiteres von Neur otikern mit oberflächlichsten, Weich-
ER po Aufgaben gestellt ‚sehen. Diesen Mitarbeitern sollen in teilnarben imitiert, sodaß oft eingehende Untersuchungen zur Fest-
“ umie die nachfolgenden Zeilen dienen. T stellung der psychogenen Genese nötig sind. Endlich kann bei
5 einem Veranlagten die Rentensucht die Auslösung der Neurose be-
dingen, indem der Veranlagte einen Leidensgenossen sieht. oder
von ihm hört, der bei ganz ähnlicher Verletzung und ähnlichen
Zuständen als bedauernswerter und von den ‚umgebenden Laien be-
mitleideter Held .die Vollrente erhält. und noch dazu Gelegenheit
bekommt, in der Invalidenschule zum Staätsbeamten "ausgebildet zu
der an funktionellen Neurosen erkrankten Kriegsinvaliden gibt. Ich
sehe hier von den verschiedenen therapeutischen Vorschlägen, die ins-
besondere Hypnose und die mannigfachen Formen der Suggestion be-
trefien, ganz ab und betone zunächst nur die Tatsache, daß die Ent-
. stehung psychogener Neurosen im Felde außerordentlich selten ist und
insbesondere fast nie bei solchen Verletzungen beobachtet wird, die
"im Feldlazarett funktionelle Neurosen kaum zu beobachten, eher im
Etappenlazarett und in der Heimat. Es unterliegt gar keinem Zweifel,
daß bei den neurotisch minderwertigen Erkrankten der Wunsch, in die
1 > , i l
Als Manuskript eingeschickt September 1916. Durch Ver-
zugel s
| g pa Vom Anerbieten der Redaktion, die Arbeit zum Abdruck
» mache ich um so bereitwilliger Gebrauch, als die Ver-
S trauß. werden. i
Das Röntgenbild zeigt -bei frontooccipitaler Aufnahme. 3 em über. der.
messende, koapp rechts von der Mittellinie liegend, ungefähr Herzform
Sarkom und Tuberkulose sowie ein Sinus perieranü nicht in Frage
| talia angesprochen werden. Besprechung der Literatur und der Häufig- -
keit des Vorkommens dieser Defekte, welche am Lebenden bisher erst
| an denen die Patientin leidet, sind, höchstwahrscheinlich nur ein
beim Fötus nach jedem. Normalschlag auftretende blockierte supra-.
ventrikuläre Extrasystolen (eine beim Erwachsenen bereits beschriebene
erztonfrequenz infolge Asphyxie der Frucht gleichen
Rundschau. . |
l Hierbei soll zunächst die Fürsorge für die infolge
Neurosen invaliden Kriegsteil-.
diese Voraussetzung uns wesentliche Anhaltspunkte für. die Behandlung
an und für sich die Kriegsverwendungsfähigkeit ausschließen. So sind ;
Heimat zu kommen.und in der Heimat zu bleiben, die Neurose äus- .
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106 - A
Zur Kennzeichnung dieser Tatsachen nur wenige Beispiele:
1. Ein Infanterist erleidet im’ Februar 1915 eine ganz oberfläch-
liche, kaum die Haut durchtrennende Splitterverletzung an der Außen-
- seite des linken Oberschenkels. Nach acht Tagen wird er aus dem
Feldlazarett zur Truppe entlassen. Hier erhält er nach weiteren
14 Tagen einen zehntägigen Erholungsurlaub, aus dem er nicht zurück-
‚kehrt, da er in der Heimat wegen einer spitzwinkligen Versteifung im
Knie ein Lazarett aufsuchte. Im Frühjahr 1916 landete der Verletzte
wegen dieser Versteifung in einer Invalidenschule.
i 2. Infanterist. November 1915 Hautstreifschuß im Bereiche der
Schultergegend. Mai 1916 psychogene Lähmung im Bereiche von
Uinaris und: Radialis mit absolut zur Arbeit untauglicher Handstellung.
Kommt in die Invalidenschule zur Ausbildung im Links- und Maschinen-
schreiben (bisher Viehknecht).
Aus den angeführten Tatsachen ergeben sich zwingende Schlüsse
für die Bewertung der funktionellen Neurosen. . Diese Schlüsse stimmen
überein mit den Grundsätzen, nach denen diese Erkrankungen im Frieden
fast durchweg bewertet wurden und die auch für die Neurosen nach
Kriegsverletzungen maßgebend erscheinen. Therapeutisch muß in erster
Linie die Prophylaxe wirksam sein, die den Ausbruch der funktionellen
Neurose verhindern soll. Schon unmittelbar nach der Verletzung muß
der Verletzte auf dem Truppenverbandplatze, spätestens im Feldlazarett,
in eindringlicher, überzeugender Weise auf die Wertigkeit beziehungs-
weise Geringfügigkeit seiner Verletzungen hingewiesen werden. Weiter-
hin ist der Verletzte frühzeitigst wieder der Truppe zuzuführen. Der
Rücktransport in die_Heimat ist bei Neurotikern nach Möglichkeit zu
vermeiden. Wenn irgendwo, gilt hier der Satz, daß Nachsicht und
Wohlwollen schaden, wenn sie nicht am Platze sind.
Ist aber die Prophylaxe versäumt und haben wir so die psycho-
gerne Neurose in voller Entwicklung vor uns, so müssen wir von An-
fang an der Begrenzung unseres therapeutischen Könnens eingedenk
sein. Wir sind berechtigt und verpflichtet, durch den besonders vor-
gebildeten Spezialkollegen, dem viel guter Wille und noch mehr viel
freie Zeit zur Verfügung stehen muß, Suggestion, Hypnose, Aufklärung
zu versuchen und zu verwenden, und werden sicher in vielen Fällen
den Neurotiker heilen und dienstfähig erhalten können, wenn wir nach
der Heilung der verständnisvollen Mitarbeit des Truppenarztes und der
Vorgesetzten sicher sind. (Schluß folgt.)
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Durch die Entdeckung der Spirochaeta pallida und die
der Wassermannschen Reaktion ist es uns bekannt, daß die
Syphilis in ihrem Primäraffekt eine relativ harmlose, heilbare, ört-
liche Spirillenerkrankung darstellt, während im Laufe von höchstens
drei Wochen eine Generalisierung der Erkrankung eintritt, die sich im
Positivwerden der Wassermannschen Reaktion äußert. In der ersten
seronegativen Phase der Erkrankung gelingt die Heilung in nahezu
allen Fällen. Es kommt daher alles darauf an, daß die syphilitischen
Infektionen rechtzeitig behandelt, das heißt vor allem rechtzeitig er-
kannt werden. Die frühzeitige Erkennung geschieht durch den mikro-
skopischen Nachweis von Spirochäten in verdächtigen Wunden. Ähnlich
liegen die Verhältnisse bei der Gonorrhöe, bei welcher ebenfalls die
_ Frühdiagnose die Möglichkeit der schnellen Heilung durch eine
Abortivkur bietet. :
Um die Methoden der Frühdiagnose und Frühbehandlung über-
tragbarer Geschlechtskrankheiten möglichst zum Gemeingut aller Ärzte
werden zu lassen, veranstaltet der Reichsausschuß für das
ärztliche ‚Fortbildungswesen im Verein mit der Deut-
schen Gesellschaft zur Bekämpfung derGeschlechts-
krankheiten im März dieses Jahres kurzfristige Kurse, zu denen
die Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern und die Landes-
versicherungsanstalten ihre Unterstützung zugesagt haben. Von den
letzteren sollen den Ärzten, die nicht am Kursort wohnen, die Reise-
unkosten ersetzt werden; die Kurse selbst sollen unentgeltlich sein
und höchstens zwölf Stunden, auf zwei bis drei Sonntage verteilt, um-
fassen. Anfragen, die Kurse betreffend, sind an das Kaiserin-Friedrich-
Haus für das ärztliche Fortbildungswesen, Berlin NW 6, Luisenpl. 2—4,
zu richten. po Sae
Im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus zur Be-
kämpfung der Säuglingssterblichkeit ist im Berichts-
jahr 1917/1918 zum ersten Male die Ausbildung staatlich aner-
kannter Säuglingspflegerinnen durchgeführt worden. Die
Forderungen, die an die Säuglingspflegerinnen gestellt werden, sind
sehr ähnlich denen, die staatlich anerkannte Krankenpflegerinnen zu
erfüllen haben. Nach der ministeriellen Vorschrift muß der Lehrstoff
in 200 theoretischen und praktischen Unterrichtsstunden durchgearbeitet
werden. Mit dem Entwurf eines amtlichen Säuglingspflegelehrbuches
wurde der Direktor des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Hauses vom Minister
ne a
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
—
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8,
96. Januar.
pmnp nn ——
des Innern beauftragt. Nach seiner Überzeugung genügt das eineJahr
der Ausbildung nur dazu, daß die Schülerinnen die \lindestforderungen
zu erfüllen lernen; damit sie jedoch einen leitenden Posten in einer
geschlossenen Anstalt übernehmen können, bedürfen sie einer mehr-
jährigen Ausbildung. Nach Abschluß einer solchen mehr-
jährigen Lehrzeit erhalten sie vom Polizeipräsidium ein besonderes
Zeugnis, in dem ihnen die „Fähigkeit zur pflege rischen Leitung einer
Abteilung für kranke Kinder, eines Mütter- beziehungsweise Säuglings-
lingsheims, einer Krippe oder anderen Fürsorgeeinrichtung für Säug-
linge und Kleinkinder“ bescheinigt wird.
Zum Gedeihen der Säuglingsschutzbewegung ist es aber auch
notwendig, daß die Kenntnisse der Ärzte auf diesem Gebiete mehr und
mehr gefestigt werden. Zu diesem Zweck hat das Kaiserin-Auguste-
Viktoria-Haus im Berichtsjahr zum ersten Male seminaristische
Ärztekurse eingerichtet, bei denen die Teilnehmer ` vier Wochen
hindurch tagsüber dauernd nach einem ganz bestimmten Lehrplan theo-
retisch und praktisch beschäftigt wurden. Um auch unbemittelten
Kollegen die Kursteilndahme zu ermöglichen, konnte der Direktor des
Hauses aus einer ihm zu diesem Zweck gestifteten grüßeren Summe
Zuschüsse an Kursteilnehmer zahlen. .
Aus den Krankenzahlen des Berichts verdient die betrübliche
Tatsache Erwähnung, daß auch hier eine Häufung der Tuber-
0 besonders unter den Patienten der Poliklinik, beobachtet
wurde.
Das Mißverhältnis zwischen Angebot und Nach-
frage auf dem ärztlichen Stellenmarkt war noch nie
so groß wie heute. Zu den 800 seit Kriegsbeginn approbierten be-
ziehungsweise notapprobierten kommen die durch den Umsturz zur
Verabschiedung gezwungenen Sanitätsoffiiziere des Heeres und der
Marine, auch sind zu erwähnen die zahlreichen Ärzte, die seither 1m
Ausland oder als Schiffsärzte Verwendung fanden, schließlich die Ärzte
aus gefährdeten Landesteilen in Ost und West. Auch aus der bisherigen
österreichisch-ungarischen Monarchie kommen bedenkliche Nachrichten
über den Überschuß an Ärzten, von denen vielleicht auch ein namhafter
Teil über kurz oder lang den Arbeitsmarkt im Deutschen Reich be-
lasten wird.
In Deutschland haben viele aktive Offiziere neuerdings sich dem
Medizinstudium zugewandt, der Leipziger Verband ist bemüht, durch die
Tageszeitungen über die kaum noch erträgliche Überfüllung aufzuklären.
Im Einvernehmen mit dem Leipziger Verband hat ferner die Deutsche
Centralstella für Berufsberatung der Akademiker (Berlin NW”, Georgen-
straße 44) ein Merkblatt „Der Arzt“ herausgegeben (Verfasser: San.-Rat
Dr. E. Sardemann in Marburg/Lahn). S
Es ist darauf hinzuweisen, daß durch die neuerliche Erhöhung
der Versicherungsgrenze in der Krankenversicherung und den Fortf
jeglicher Grenze für die freiwillige Weiterversicherung der seither schon
geringe Rest von Privatpraxis in den meisten Bezirken nach und nach
ganz fortfallen wird, sodaß die Ärzte zukünftig fast ausschließlich auf
Kassenpraxis angewiesen sein werden. Dieser Umstand erschein
angesichts der Überfüllung um so bedenklicher, als die großen Kassen
verbände vor kurzem abermals die Zulassung jedes vertragsbereiten
Arztes zur Kassenpraxis ausdrücklich abgelehnt haben und durch die
jüngste Verordnung des Rates der Volksbeauftragten der erste Ver-
such einer staatlichen Reglementierung des Kassenhonorars gemacht
worden ist.
„ Die Reichsbekleidungsstelle macht bekannt: „Vom 1. Januar 1919
ab können die Krankenanstalten und Krankenkassen, sowie die Apotheken
und sonstigen Kleinhandiungen Verbandwatte im freien Handel beziehen.
Bezugsquellen können bei der Vereinigung Deutscher Verbandwatte-
fabrikanten, Berlin W8, Krausenstr. 17/18, nachgewiesen werden, Wenn
ein Lieferant hier und da nicht in der Lage sein sollte, liefern A
können. Der Rezeptzwang für Verbandwatte fällt vollständig weg,
demnach ist auch die Abgabe von Packungen von über 100 g obne
Rezept gestattet.“ —
Das Anschar-Schwestern- und Krankenhaus vol
Roten Kreuzin Kiel, eine seit 47 Jahren bewährte gemeinnützige
Anstalt, deren Aufgabe es ist, neben dem Betrieb des Krankenhaus?
Schwestern zum Pflegedienst in die Universitätsklinik und in an oro
Krankenhäuser, sowie in den Wohlfahrts- und Fürsorgedienst zu, OT
senden, leidet unter dem Notstand, daß die Anstaltsgebäude zu * =
geworden und veraltet sind. Da das Haus kein eigenes Vermög”.
besitzt, bittet es um Überweisung von Beiträgen, die an das Bankhau
Wilh. Ahlmann in Kiel zu richten sind.
Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Kaminer her
den Professortitel erhalten. — Bonn: Zum Direktor des Anatomi-
schen Instituts ist Prof. Sobotta (Königsberg) berufen worden. a
Breslau: Dr. Siegmund Weil habilitierte sich für Chirurg *
Priv.-Doz. Dr. Felix Landois erhielt den Professortitel. — Gtel ten
wald: Prof. Nippe (Erlangen) ist für gerichtliche Medizin bem
worden. — Jena: Der Direktor der Psychiatrischen Klinik, 219°
Binswanger, wird mit dem 1. Oktober in den Ruhestand gen ch-
Wien: Prof. Schauta, der Direktor der ersten geburtshi
gynäkologischen Klinik, in fast vollendetem 70. Lebensjahr gaor a
Schauta war i891 als Nachfolger Brauns aus Prag nach WIe
rufen worden.
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TEN a y ; a i x s - u TA r 1 A Fu ; z = KR Wake fi o, i 2 ; 3 . a aa ' A . DZ |
T = x 4 x Jog ' A i pog = no. . 5 ayi -a
NP 507839): 0- 2. Februar 1919. © = KV. Jahrgan P
P ` x CoO t 5 i 2 . B A 5 a Fn
x f ê An „...j0 f ; e : 4 f í 3 5 EN: Ba ; . j ©: a ' aada ae S
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Wochenschrift für praktische Ärzte — ==
ochenschrift für praktische Ärzte 5
F = l = f = i | | 5 | | - 2 } B. | . k i | ; , K gr P
| redigiert von | Auer Verlag von > . 2 o sann EP z a
Professor Dr. Kart Brandenburg : _ -. | ‚Urban & Schwarzenberg : DEE F.
| Berlin ne TR Be
Inhalt: Originalarbeiten: O. Vulpius, Der statische Plattfuß. E., Friedberger. und P. Konitzer, Zur Ätiologie-der derzeitigen © = => ` iE a
Influenza-Pandemie (mit 4’ Abbildungen). A. Böhme, Bemerkungen über das Vorkommen der Anacidität im Felde. E. Nießl v. Mayen- me a
dorf, Zur Symptomatologie und Pathogenese der Granatkommotionsneurose. H. Rautmann, Über Ruhr. — Referatenteil: St. Lichten - aap E y
stein, Neuere Untersuchungen über den Erreger des Gasbrandes und malignen Ödems. — Aus den neuesten, Zeitschriften, — Therapeutische EN
m e f é . ey '’ a : %æ. o e - s ` . ar in lin”.
Notizen. — Bücherbesprechung. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Freiburg i. Br. Königsberg i. Pr. Wien. — Rundschad: M. Strauß, S iE E
Betrachtungen zur Kriegsinyalidenfürsorge. - (Schluß.) — Tagesgeschichtliche Notizen. ee a N BT Dee
4 BT fe 3 ni er en f np | = Er a N ieat T
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. ` te p n a S
z | er f = Rp l oo < E i j | RN fi Ep
Oft freilich bleibt dies Suchen lange vergeblich, Kuren wegen - le
Be x wi
"angeblichen ‘Muskel-. oder Gelenkrbeumatismus, wegen Ischias hs |
verlaufen erfolglos, weil die Symptome hinsichtlich ihres Ursprungs tie.
‚verkannt, weil also die Beschwerden nicht an der. Wurzel angefaßt - 5 |
jé | Der statische Plattiuß. .
5 Von . |
Prof. Dr. Oskar Vulpius, ‚Heidelberg. u mt i }
Ere DE > Er 2m. . | wurden. Und auch der .vorsichtige und erfahrene Arzt kann >- ... grt:
= Dem Orthopäden vergeht wohl keine Sprechstunde, obne. |. bisweilen die zweifelhafte Diagnose erst durch den Erfolg der => 3% Ir
.. daß Patienten kommen, welche Hilfe suchen wegen ihrer Plattfuß- | Insuffizienztherapie sicherstellen. a a a rn 28 a .
< beschwerden. . Oder richtiger gesagt wegen Beschwerden, welche |-' War schon in Friedenszeit die Faßschwäche aus verschiedenen ne
wir auf absolute oder relative Schwäche des Fußes zurückzuführen | Gründen ein- ungemein häufiges ‘Leiden, so hat der Krieg diese er
| gelernt haben auch 'dann, wenn von einem Plattfuß nichts zu | Gründe, an Zahl und Wucht noch ganz erheblich -vermehrt bei ; Jo a
. konstatieren ist. a iz 0.0.0, 5 | Jung und. Alt. Um so dringlicher ist es,- daß wie die Diagnostik pi;
7 Das. alte, anscheinend so. einfache Symptomenbild des so- | so auch die Therapie Allgemeingut ‘der praktischen Ärzte, nicht ae
genannten statischen Platffußes war unklar und verwischt ge- | nur der Orthopäden werden.. - er a upon
Es . gilt einmal die Insuffizienz zu beseitigen durch Aus- 5 di IR z
schaltung aller schwächenden und schädlichen Einflüsse sowie
‚durch systematische Kräftigung und richtige Verwendung der in’. - -~
Betracht: kommenden Muskulatur, es gilt zweitens, die Insuffizienz- © `
erscheinungen durch mechanische Behelfe zu eliminieren, durch‘
‚ worden. Früher hatte mandie Diagnose auf den Nachweis der
drei bekannten typischen: Schmerzpunkte am Fuß gegründet. Jetzt
E. zeigte die gehäufte Erfahrung, daß Schmerzen von den Zehen
bis zur Leistenbeuge, já bis-zur Lendengegend mit der Plattfuß-
TAg -N
øs} bildung in ursächlichem Zusammenhang stehen können. ‚Und wir ' f
W, ~ ~ mußten weiter feststellen, daß alle diese Beschwerden auftreten | den Plattfußstiefel, die Plattfußeinlage. n Ä =
A t- - können, ohne daß der Fuß eine Deformität aufweist, und daß | ; ‚Für den ersten Zweck ist wichtiger meist als.die Massage
hf Ta trotzdem von ihm diese Beschwerden ‚ausgehen. Nicht um einen | eine. gymnastische Übung der Fußmuskulatur, die in so einfacher `
A mehr oder weniger ausgebildeten Plattfuß. braucht es sich zu | Form verordnet werden soll, daß sie zu Hause durchführbar wird.
a} ` handeln, die Ursache ist vielmehr. in der Insuffizienz des Fußes, | Und nicht, zu unterschätzen ist die Hygiene des Gehens und -
|... Seiner Knochen und Weichteile, besonders seinen Muskeln zu er- | Stehens, indem wir unter anderem das durch unverständige Eitel- `
m, Parken, m heihi in einem Mißverhältnis zwischen nz und | keit erzwungene 0.02. PE E EES a
J ‚eistungsfähigkeit. Wie für den normalen Fuß eine Überlastung, | müssen wir, um die zweite Aufgabe'zu lösen, mit allem Nach-
g- SO bedeutet für den schwachen Fuß schon’ die normale Inanspruch- |. druck die’ bei Laien wie leider auch noch bei Ärzten .eingewurzelte
ZUR nahme -eine Schädigung, welche Ermüdungssymptome hervorruft. | Gedanken- und Handlungsfolge „Plattfußeinlage — Bandagist“. Die-
| Die Beschwerden können wie die Ermüdung allmählich eintreten | Plattfußeinlage ist nichts anderes als ein, portativer Apparat, der
/ Br sich steigern, so beim Kellner, bei der Verkäuferin, bei der | moderne technische Fortschritt in ‘der Apparatkonstruktion soll
Sohwangeren. Sie können plötzlich sich einstellen, so bei den | also auch der Einlage zugute kommen. Und da dieser Fortschritt
nach | auf dem Individualisieren, auf dem, Anpassen des Apparates an
die. Besonderheiten des Einzelfalles beruht,- so, ist ohne, weiteres .
ersten Gehversuchen nach schwächendem Krankenlager,
| -> ehädigung der Beinmuskulatur, ‘des. Bandappàrates am Fuß.
einlage, als _ Massenartikel -
l
ersichtlich, daß eine. käufliche Fabrik
hergestellt, nichts taugen kann. > > . | ne
= ` , Eine gute Einlage muß sich flächenhaft der Fußsohle, dém
rekonstruierten Fußgewölbe in ganzer Ausdehnung anschmiegen,' `
‘ohne örtlichen Druck oder Schmerz zu erzeugen. Sie. muß so..-
geformt sein, daß sie die Ferse in guter: Stellung umfaßt und - -
ein Abgleiten des Fußes .nach außen” verhindert, Das Material
muß leicht formbar und weiterhin durchaus formbeständig, dabei
aber in gewissem Grade elastisch sein. ` Die Einlage soll ferner
möglichst leicht:und dabei möglichst haltbar ausfallen. Sie muß .
sich leicht reinigen lassen und:der. Feuchtigkeit widerstehen. End- `
lich. darf sie nicht zu teuer sein, ‘um breiten Volksschichten zu-
-Oft zei
ka im unteren Sprunggelenk, der Knickfuß, später erst tritt
B 1 Abflachung des Fußgewölbes. hinzu, die nur während der
5 weit, ungsdauer zu beobachten ist. .Anfallsweise kommt es
foa fa erhin gelegentlich zu reflektorischem Abductionsspasmus,: her-
w in len durch die gedehnten -und "entzündlich gereizten Bänder
2 gieh F der Ruhe und durch sie verschwindend. Schließlich fixiert
ort le Deformität durch Schrumpfung der Weichteile, durch Um-
erreiche der Knochen. Damit kann ein gewisser Ruhezustand
hie) t sein, Oft, aber keineswegs immer ist jetżt die Leistungs-
| titt: eit erheblich und dauernd geschädigt. : Gar nicht selten aber
TE A der kosmetische Schaden in den ‘Vordergrund, während | lich- d: |
$ türen eren Stadien der Plattfußentwicklung die Schmerzen das. | gänglich zu werden. RN ee | i
- Sigg n Sympton waren. Gerade ‚diesem frühzeitigen Warnungs- | - ' Langes Suchen : nach diesem Ideal hat mich’ zu einem
station; aben es die Patienten zu verdanken, wenn sie vor der | Modell geführt,. welches: sich in meiner Klientel seit zehn Jahren
Onaren. Deformität bewahrt bleiben, vorausgesetzt, daß sie | tausendfach bewährt hat, Zunächst verschaffen wir uns auf ein-
| 002.00...) fache Weise ein Gipsmodell: Der Fuß wird bis über die Knöchel
igt sich als erstes objektives Merkmal: eine Abductions-
t
SA .. a .
chverständige Hilfe suchen und finden. ..
; = ty | k `
u. -X aE i
U FE
ie EE E E
108 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.6.
2, Februar.
‚ in einen dünnen Gipsverband gelegt, der unter leichter Be-
‘ lastung erhärtet, dann abgenommen und Mit Gipsbrei ausgegossen
wird, Entsprechend dem Modell wird ein Leisten ausgewählt und |
von dem Schuhmachermeister meiner Klinik hergerichtet. Auf
ihm wird ein gut erweichtes Sohllederkernstück aufgewalkt, das
von der Ferse bis zur Fußspitze reichend aufgebogene Seiten-
ränder besitzt, welche den Fuß fixieren. Mit dieser Sohle werden
Federn aus gut gehärtetem dünnen Bandstahl, die sieh leicht
= treiben lassen, fest verbunden, und zwar zwei bis drei Längs-
federn und ein bis zwei Querfedern. Die letzteren versteifen nicht
nur die Sohlenfläche der Einlage, sondern auch die Seitenwände,
an welche sie angenietet werden. Sache der Erfahrung und Übung
ist es, die Federn richtig zu verteilen, zu formen und gleichsam
abzustimmen. Nachträglich können immer noch Formänderungen
durch Treiben auf dem Bleiklotz vorgenommen werden. Die Leder-
not der Kriegszeit hat uns veranlaßt, Fiber zu versuchen, es hat
sich für Kinder so bewährt, daß wir auch später das Material bei-
behalten werden. | Ä
-Unsere Heidelberger Einlage vereinigt in der Tat viele Vor-
züge, als einzigen Nachteil wüßte ich eigentlich nur anzuführen,
‘daß sie eben nicht fabrikmäßig hergestellt werden kann. Sie kann
in jeden Stiefel eingepaßt und eingeschoben werden, doch gebe
ich gerne gleichzeitig besonders gearbeitete Stiefel, welche die
Wirkung der Einlage voll zur Geltung bringen.
Ich bin meines Erfolges so sicher geworden im Laufe der
Zeit, daß mir das Versagen der Einlage eine irrige Diagnose oder
eine in Entwicklung begriffene Entzündung des Fußes beweist.
Wo letztere bereits vorhanden ist, muß trotz der Einlage das Gehen
und Stehen entzündungsfördernd wirken. .
In frischen und leichten derartigen Fällen können Bettruhe,
Bäder, Wicklungen genügen, um Schmerzen und Spasmus zu be-
seitigen, sodaß wir nach kurzer Zeit die übliche Behandlung des
einfachen Plattfußes einzuleiten vermögen. Wenn die Entzündung
hartnäckig und heftig bleibt, kommen wir schneller und sicherer
mit dem Redressement und nachfolgendem Gipsverband zum Ziel.
Man kann sich dabei der Narkose bedienen, wir sind in letzter -
Zeit zur Leitungsanästhesie übergegangen und haben von ihr über-
raschende Erfolge gesehen. Selbst bei älteren fixierten Plattfüßen
kann man recht erhebliche Gewalt anwenden, ohne daß Schmerzen
geklagt werden.
Das Redressement bezweckt Wiederherstellung normaler oder
sogar etwas überkorrigierter Fußform. Völlig verkehrt führen eg
also diejenigen aus, welche den Fuß in extreme Supination drän-.
gen und in dieser durchaus unnatürlichen und unbrauchbaren
Stellung eingipsen, zumal da dieselbe nicht gleichzeitig die Fuß-
höhlung erzeugt.. Vielmehr gilt es, den Vorderfuß in ausgeprägte
Adduction zu der leicht supinierten Ferse überzuführen. Sobald
und indem dies gelingt, erhebt sich das Fußgewölbe in erstaun-
lich vollkommener Weise ohne weitere Nachhilfe. Dem vollen Er-
folg stellt sich dann in älteren Fällen nur noch die verkürzte
Achillessehne entgegen, der längst vorhandene Spitzfuß war durch
die Abduction, Pronation und Dorsalflexion des Vorderfußes ver-
deckt, Daß hier sowenig wie beim Klumpfuß heute noch die
Achillotenotomie den angezeigten oder erlaubten Eingriff darstellt,
daß an ihrer Stelle vielmehr das Rutschenlassen der Sehne ihre
Verlängerung herbeiführen muß, versteht sich wohl von selbst.
Eine Schwächung des Wadenmuskels, dem bekanntlich eine erheb-
liche adduzierende Wirkung auf die Fußwurzel innewohnt, wäre
angesichts der Fußinsuffizienz ja verhängnisvoll. Die ‚gleiche Ope-
ration an den Peronaei, am langen Zehenstrecker ausgeführt, sichert
übrigens auch bei schwerem Spasmus entzündlicher Plattfüße gegen
Rezidive. Das geschilderte Verfahren führt, richtig angewendet,
auch in vorgeschrittenen Fällen zum Ziel, welche für eine der
zahlreichen, von mir so gut wie nie geübten Knochenoperationen
reif scheinen möchten. nz '
Je älter und ausgeprägter das Leiden war, desto längere
Fixation des korrigierten- Fußes in technisch exakt angelegtem
Gipsverband ist natürlich erforderlich. Die Furcht vor Inaktivitäts-
atropbie der Muskeln und dadurch gesteigerter Insuffizienz darf
uns nicht dazu führen, hier anders zu handeln als nach dem Re-
dressement eines Klumpfußes etwa entsprechenden Grades. Voll-
ends deshalb nicht, weil im Gegensatz zum Klumpfuß die Be-
lastung während der Nachbehandlungsperiode das Ergebnis der
Korrektur nicht nur nicht fördert, sondern bedroht. Freilich muß
eine sorgfältige Nachbehandlung auf die eingetretene Schwäche
Bedacht nehmen, durch Unverstand des Patienten oder Ungeduld
des Arztes veranlaßtes verfrühtes Aufstehen läßt oft den Erfolg
des Redressements in rezidivierenden Spasmus umschlagen.
Insuffizienzbeschwerden und -folgen verschiedenen Grades
bilden angesichts ihrer Zahl und Bedeutung glücklicherweise einen
überaus dankbaren Gegenstand unserer Therapie. Sie lassen sich
beseitigen, völlig und oft verblüffend schnell beseitigen. Es ist
ein ebenso häufiges wie erfreuliches ärztliches Erlebnis, daß ein
richtig geformtes, mit einigen Stahlbändern verstärktes Stück Leder
einer oft langen Leidensgeschichte glücklichen Abschluß bringt.
Allerdings muß die Einlage meist lange Zeit hindurch ge-
tragen werden. Voraussetzung für gleich schöne, wenn auch
schwerer zu erringende Erfolge bei spastischen oder fixierten Platt-
füßen ist es, daß für die Kur genügend Zeit zur Verfügung steht
und daß nach ihrer Beendigung nicht gleich hochgradige Bean-
spruchung des eben genesenen Fußes einsetzt. Wo beide Bedin-
gungen im voraus unerfüllbar erscheinen, schützt vor dem sicheren
und alle enttäuschenden Mißerfolg nur der Verzicht auf jeglichen
Eingriff,
Aus dem Hygiene-Institut der Universität Greifswald.
Zur Ätiologie der derzeitigen Influenza-Pandemie.
Von
E. Friedberger und Cand. med. P. Konitzer.
Seit Ausbruch der neuen Influenza-Pandemie sind die Bak-
teriologen der ganzen Welt eifrig damit beschäftigt, die Ätiologie.
dieser Krankheit zu erforschen, ohne daß bis heute eine Lösung
gefunden wäre, die Befriedigung und allgemeine Anerkennung
gefunden hätte. Das ist um so merkwürdiger, als mit der Ent-
deckung des im Jahre 1892 von R. Pfeiffer) bei zahlreichen
Influenzapatienten „fast in Reinkultur“ gefundenen hämoglobino-
philen Bacillus das Problem der Ätiologie der Grippe endgültig
gelöst zu sein schien. Allerdings fand schon damals die
klassische Mitteilung R. Pfeiffers bald weniger Anerkennung,
als es bis dahin bei der Entdeckung anderer Infektionserregef
der Fall gewesen war.
‚ Sowohl vorher wie nachher wurde er bei typischen Influenzen
vielfach vermißt, andererseits wieder bei pathologischen Zu-
ständen gefunden, die mit der echten Influenza klinisch sicher
nichts zu tun hatten. Noch etwa ein Jahr vor Ausbruch dieser
Epidemie hat Kruse erneut mit Nachdruck darauf hingewiesen,
daß der Pfeiffersche Bacillus 1889—1891, das heißt gerade auf
der Höhe der damaligen Epidemie, von niemand gesehen worden
sei 2), obwohl doch wahrlich das färberische Verhalten dieses Ba-
cillus keine besonderen Schwierigkeiten für den Nachweis be-
reitet und obwohl er nachher von Pfeiffer und anderen Unter-
suchern im Sputum „massenhaft“ und „fast in Reinkultur” 8%
schen wurde.
Auch die Züchtung gelang dann, nachdem R. Pfeiffer
seine bedeutsame Entdeckung der obligaten Hämoglobinophilie
mitgeteilt hatte, regelmäßig. Späterhin fehlte es aber auch
nicht an völlig negativen Befunden bei klinisch sicheren, gehäuften
Influenzafällen, die als Ausläufer der großen Pandemie der
90er Jahre angesehen wurden °).
‚Allerdings trat weiterhin hier und da wieder der Influenzt-
bacillus auf und wurde nachgewiesen von Autoren, die ihn M
den Jahren vorher nicht mehr gesehen hatten. So berichtet z. B.
Kruse‘) von einer Epidemie in einem Bonner Krankenhaus IN
hämoglobinophil waren (vgl. auch E. Fraenkel, D. m. W. Nr. A
Sagt doch schon Sticker (Zur historischen Biologie C°
`a
N
Te Te BT en u, a aa A : | ; l i = a a ; n 2 i 2 | ee r ar | in.
E © 07 2.:Eebrüuar: > 2.0: 191. — MEDIZIN ISCHE KLINIK. — Nr.5. ` 109 ES e.
BE oft den Bgt ° Jahre 1895; wo der Influenzabacillus „stets: leicht, nachweisbar | ist der „Influenzabacillus“. vom Jahre. 1891. - 2. Es handelt sich ARE",
schlagen, F war“. Andererseits wurden schon zur Zeit der vergangenen In- |-um.ein. anderes, Bacterium als Erreger: ` 3. Ein solches siedelt . na
hiedenen (nl t- fluenza-Pandemie auch bei anderen pathologischen Prozessen, | sich sekundär auf den: durch die Influenzabaeillen krankhaft vér- . . '- De EN
Jicherweie da”: die sicher von der echten Influenza verschieden waren, Bakterien | änderten Geweben an. -4. Es handelt sich. um ein invisibles Virus, . ug. 0i
“Se hsai - gefunden, die sich in keiner Weise: von dem wohlcharakterisierten -| die Bakterien sind sekundär hinzugekommen. - 5. Es handelt sich » a Du 2
seiligen. Bit Influenzabaeillus unterschieden, die man aber deshalb vielfach | um -äußere Ursachen ‘unbekannter Natur, die die Krankheits- Re
rlebuis,. dd: einfach als „Pseudoinfluenzabacillen“ ‚bezeichnet hat. Leichen- | disposition bedingen und so verschiedenen, schon im Körper’ vor- ee
ktes Stück Lek | stern“) spricht recht charakteristisch von. dem. .„fatalen | kommenden oder in ihn aufgenommenen Bakterien die Möglichkeit By f K
ehluß big ' . Pseudoinfluenzabacillus“. - Schon Pfeiffer selbst fand in drei | zum Eindringen in die Gewebe und zur Auslösung der:Krank- o MRA ae
it nd -- Fällen von ‚diphtherischer Broncho-Pneumonie bald nach’ seiner | beitssymptome' geben. > ee au en, ee rn Az
e, wein ad ; Entdeckung Stäbchen, die sich nicht sicher von seinem Bacillus: | °. Zu.1. Wenn auch bei sonstigen Krankheiten Bakterien vor- | et
an Zu a | kommen, die: sich auf Grund unserer Kenntnisse‘ von dem von er
Pfeiffer gefundenen Influenzabacillus nicht unterscheiden
lassen, .so war zu erwarten, daß dieser Bacillus, wenigstens an-
nähernd regelmäßig und annähernd in dem gleichen Maß auch.bei-
| ‚Pfeiffer
era PH | abtrennen ließen. Ia Tr =
ein, Bei Bronchiektasien und Kavernen wies er. ihn gleichfalls
nach,-ohne daß Symptome von Influenza bestanden. Er faßte dann
bgradige ha i
diese Fälle einfach als- „chronische Influenza“ auf. Auch
o beide Be! -..
r dem sida Kretz), Ruhemann?), Sticker®, Kersėéhen- | derjetzigen Grippe gefunden würde, wie ihn R
fg) o steiner‘), Klieneberger:‘) und Andere mehr fanden | und Andere 1892 und später gesehen haben. — ——, o
0. diesen Bacillus wiederholt bei Phthisikern. Bei Masern wurde: er Um zunächst über die Menge der Baeillen beim Einzelfall in
FR gleichfalls von zahlreichen Autoren (Jochmann und Anderen) | der früheren Pandemie ein Urteil zu gewinnen, erscheint-es not-
if gefunden; auch bei Meningitis und bei Fällen von Cystitis und | wendig, auf die Quellen, das heißt auf die klassische: Darstellung,
er .vorzukommen (Cohn. 1905), sodaß | die R. Pfeiffer'?) über einen -Influenzabacillus 1%) gegeben hat; _
Urethritis scheint
Pan = M Neißer sogar geneigt-war, ihn als ubiquitär anzusehen. :.. | zurückzugehen. .
Pfeiffer fand damals. den „Influenzabacillus“ im Sputum in :
f ADN
e Die jetzige Epidemie. unterscheidet sich offenbar- klinisch, . A TeITI „au ıenza | su
et; Pathologisch-anatomisch ‘und: epidemiologisch kaum von "den | »erstaunlichen Mengen“, „in fast absoluter Reinkultur und stets in er-
\ früheren. Sie stimmt mit ihnen überein in der kolossalen Aus- h St2unlicher Anzahl“. „Beim Fortschreiten . der Krankheit ändert sich
"A A EA RERE anean In. | das mikroskopische Bild des Auswurfs- in charakteristischer Weise.
nd die è. dehnung, in der enormen "Empfindlichkeit der :exponierten In- ANE DE ar . TREE E
) P x Die. Anzahl der freien. Influenzabacillen nimmt ab, dafür. erscheinen
. die: Eiterzellen geradezu vollgestopft mit’den feinen, Kr
je At - 5 dividuen (die Morbidität_betrug 1889/90 bis zu 50%), in der
kurzen Inkubation und endlich in der schnellen, vielfach’ explo- . das Protoplasma. in dichten Schwärmen erfüllen.“ (A; a. Q.. S. 870.)
Bei Rekonvaleszenten werden die Stäbchen zumeist im Innern
ine S; =
pk. sionsartigen Verbreitung und im schnellen Wiederverschwinden, | _
wit ein Verhalten, das schon früher der Influenza den Namen „Blitz- |‘ der Eiterzellen gesehen. -Von diesen werden noch wochenlang (!),
aii). _ krankheit“ eingetragen hat. EE en besonders des Morgens, „einzelne Sputumballen ausgehustet, welche
er r Ein wesentlicher Unterschied besteht freilich in den zeitlichen |. &ie elle = en en re 7 Fu
l 20 5 . DEN T ses T og e we l E ' 8 © a Tl -
egik ' Verhältnissen und in der Art der geographischen Ausbreitung der ‚krank aufgefaßten Individuen: fanden -sich : „zahllose Influenza.
| ‚stäbehen“ neben. Tuberkelbaecillen: und anderen. Nach dem Aufhören .
ah Š ~ „- jetzigen Epidemie gegen bei weitem die Mehrzahl der früheren. .
hiik: ©- Nach der klassischen Zusammenstellung von A. Hirs ch*) haben | der Grippeepidemie schwanden sie: en w
sa? i von 125 der von ihm aufgezählten Pandemien nur 16 im Sommer | ° . In 8S chnitten, in ausgedehnten Influenzafiltraten „wimmelte“
¿ ` begonnen, Die Influenza ist sonst eine Krankheit «dr d£oyiyv des | das ganze Gewebe von den specifischen Erregern. In Ausstrichpräpa-
ofen © Winters. Ferner hat sie fast ausnahmslos den Weg. von Osten | raten von der Trachea von Leichen- an Influenzapneumonie Ge-
ja H. nach Westen genommen und auf dem europäischen Kontinent | storbener „überwiegt schon regelmäßig der Influenzabacillus äh Zahl u
En ~ Immer Spanien zuletzt erreicht.. Nur die Epidemie von 1510 und | 8anz'gewaltig. ‚In den größeren Bronchien werden die Beimengungen Be
TI . -Anscheinend auch teilweise die von 1847/48 ist in umgekehrter en ne un an: nn ee a Ass | ie.
m Richtung gewandert.: Endlich hat die Pandemie'1890 in erster | shens In Tongenzen ch A Gerädesu erstaunliche Mengen der ec I: 8:
al) | Linie dekrepide Individuen, vor allen Dingen Phthisiker, ergriffen, | fischen Stäbchen meist in’ Zellen ‚gelagert, findet man in den a fe pi u FE
m während die diesmalige gerade die kräftigsten und am besten ge- |- gelblichen Centren der. lohulären Influenzaherde“. (8. 374) Inden 1 o
an =» Dährten. Individuen hauptsächlich in der Altersklasse von | Schnittpräp araten erhält man „äußerst frappänte Bilder“. „In u (Mes
t} © 15-35 Jahren ergriff. Hier ist ällerdings zu berücksichtigen, daß | den Bronchien sieht man. auf dem Epithel und zwischen dessen Zellen.. 1) NER
p i - Mie schweren Phthisiker und auch’sonst schwächliche Individuen ee en ra as on mi eich besonders dort; an- | 1 E
g: zum gro ; a era TEDE ha äufen, wo die Destruktionen- des Epithelstratums deutlicher bervor- ı "Pr
ara ia Aaea Aiea m O | E
1}. Slide sind daher nur sekundär; kinisch’und ebenso pathologiso. | 1010; da demi submucösen, Bindegewebe dagegen kommen siè höchst R
Io ech (Hansemann®%) bestehen nach den bisherigen Mit- | den Flimmerzellen, lagern, sind gleichfalls „vollständig angefüllt . mit I ne H
A sen, wie schon gesagt, keine Unterschiede. ER denselben feinen Stäbchen, die sich. bei Züchtungsversuchen als un- BR
eo ms Wir müssen also wohl die jetzige Grippe als identisch mit den | zweifelhafte Influenzabacillen zu erkennen geben“, In den centralen’ le: ~:
| früheren, zum mindesten in: epidemiologischer, klinischer und | Fartien der ‚lobulären Influenzaherde „sind die Rundzellen, welche I
~ „Päflologischer Beziehung: ansehen 23), cz | das Gewebe erfüllen, geradezu überladen mit Scharen von:Influenza-- Epa
$; - Wie steht n- bezieli i Ätiologie? Hier sind im stäbchen. ‘Von anderen Mikroorganismen, Streptokokken, Fraenkel par
F Seen, es nun: bezüg ich ‚der iologie Hier, sind. ir | schen Diplokokken sieht. man in frischen Affektionen ebensowenig
ee “esentlichen fünf Möglichkeiten zu diskutieren: 1. Der Erreger etwas in Schnitten wie in’ den Ausstrichpräparaten“. (1) (S. 876)
z = | N = Š | „_ ‚Sehr bemerkenswert‘ waren die mikroskopischen Präparate der
und Th eic he nstern, Influenza. Nothnagels Spez. Pathologie eitrigen Pleuraauflage rungen. Sie enthielten: nämlich `
| erapie, Wien 1896, Bd. 4,, S. 62. „enorme Mengen der Infiuenzastäbchen in vollständiger: Reinkultur-
| und größtenteils in das Protoplasma der Eiterkörperchen einge-
) Kretz, Influenzabeobachtungen im Jahre -1897. W. kl. W. l
WTE, Ei | lagert“. . „Es ist danäch bewiesen, daß die Influenzabacillen bis auf die
Lungenoberfläche -vorzudringen vermögen und: dort eitrige' Exsudate .
erzeugen können.“. (S. 378.) ne RR SE
Pfeiffer findet ‘also den. Influenzabaeillus nicht nur bei `
allen Fällen so gut wie in Reinkultur, sodaß ein °
anderes Bacterium als Erreger schon nach dem mikroskopischen
' Bilde kaum in, Frage kommen kann, sondern 'er findet ihn auch in
allen Stadien der Krankheit, ja noch geraume Zeit
nach deren Ablauf, und er findet ihn bei Sektionen überall
in den Lungen von der Tracher äb bis in die feinsten Bronchiolen
!
BE
t. 1897,
P 1004 )Ruheman n, Die, epidemische Influenza. ` Berlin und Wien
fluen ao a emann , Zur epidemiologischen Bedeutung .der In-
wabaeillen. B. kl, W. 1907. 2 a
L ticker, Zur historischen Biologie des Erregers.der pan- -
| denischen Influenza. Gießen 1912. | en wur g Age
| Lungen Kersch ensteiner, Studien zur Bakteriologie der.
$ w) pa Bronchialeiterun en. D. Arch. f. klin. M., Bd. 75. .
Lingeni eneberger, Über. hämoglomophile. Bakterien bei
Gnngenkrankheiten, D. Arch. f. klin, M. 1906, Ba. 87.. ee
gart 1861 Son irsch, Historisch-geographische. Pathologie. Stutt- | | | on | |
‚Wäre diese Folgerung richtig, so müssen nicht nur Individuen zwischen `
.20 und 35 Jahren, sondern 'Kinder und Halbwüchsige mit gleicher :
Häufigkeit-erkranken, was aber nicht der Fall’ ist., Worauf .die be-.
sondere Empfänglichkeit der mittleren Lebensjahre und hier wieder
gerade der kräftigsten Individuen beruht,. wissen wir nicht... l
-- 4) Zschr. f. Hyg. 1898, Bd. 13, ... 0,00 Dr z
beri ansemann, B. kl. W. 1918, Nr. 35, S. 841.. .Vereins-
bericht der Berl. Med. Gesellschaft, a > = = a ne Au
wird RS ein Beweis für den epidemiologischen Zusammenhang
sonen unt le schon erwähnte Tatsache angesehen, daß fast nur Ber-.
zre i er etwa 35 Jahren erkranken, die von der knapp 30 Jahre
‚„siegenden Epidemie keine erworbene Immunität mehr aufweisen... | -
N `
10° Ä 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5.
Te —
und Alveolen hinein und auch im Pleuraexsudat überall in „un-
geheuren Massen, fast in Reinkultyur“. Ebenso wie Pfeiffer
gelang nach seiner bedeutsamen Entdeckung der Nachweis wohl
fast allen Bakteriologen, sodaß dieser Bacillus zunächst allge-
meine Anerkennung fand.
Angesichts dieser Befunde Pfeiffers war es also zu er-
warten, daß auch diesmal wieder der Inlfuenzabacillus ähnlich
wie 1891 das mikroskopische Bild beherrschen würde, was ja
dazu geführt hat, ihn als Erreger der damaligen Influenzaepi-
demie anzusehen. £
Es fehlte auch bei der jetzigen Pandemie nicht an Beobachtern,
die alsbald sogar telegraphisch in den Tageszeitungen verkünden
ließen, daß sie den Pfeifferschen Bacillus gefunden hätten. Wenn
wir die positiven Angaben, wie sie von Schürmann 15) Pfeif-
fer!) Simmonds’), Uhlenhuth?P), Gotschlich?2®),
Bergmann“), Hübschmann), Kossel”), Neufeld und
Papamarku2), Dietrich?+) usw. vorliegen, mit den damaligen
Befunden Pfeiffers vergleichen, so springt von vornherein in
die Augen, daß so gut wie nirgends von einem Vorkommen des
Influenzabacillus „nahezu in Reinkultur im Sputum und im Gewebe“,
in „ungeheuren Mengen“, in „vollständiger Reirkultur im Pleuraeiter“,
. „Scharen von Influenzabacillen im Gewebe“ die Rede ist.
Kaum einer.von den obengenannten Autoren beschreibt Jetzt
ähnliche mikroskopische Bilder, keiner, daß er den Influenzabacillus
in solchen Mengen gefunden habe, sondern fast jeder, daß ihm der
Nachweis schließlich doch gelungen sei, das heißt doch wohl mit
anderen Worten, daß es ihm schließlich gelungen sei (meist kulturell),
die hämoglobinophilen Bakterien nachzuweisen. Neufeld und
'Papamarku fanden sie bei „einer Anzahl von Influenzafällen“‘,
auch bei Phthisikern „mehrfach“. Die Bacillen „verschwanden auch
bei den Phthisikern meist in wenigen Tagen“, ein Verhalten, das wir
bei den früheren Fällen R. Pfeiffersabsolutnichtkennen,
wo sie doch weit in die Rekonvaleszenz hinein nachweisbar waren.
Pfeiffer selbst fand sie jetzt nur „in einer Reihe von Fällen“,
Uhlenhuth in 25 beziehungsweise -später 46% der Fälle; kein
sehr glänzendes Resultat, wenn man bedenkt, daß z.B.Scheller*)
bei einer kleinen Epidemie in Königsberg im Winter 1906/07, die
jedenfalls nur sehr milde verlief und geringe Ausdehnung zeigte,
Influenzabaeillen in 90 % der Fälle mikroskopisch und kulturell nach-
weisen konnte. Ja sogar bei 24% nicht Influenzakranker fand er
auf den Tonsillen Influenzabacillen.
Nur ein Autor hat eigentlich, wenigstens teilweise, ein ähn-
liches Massenvorkommen von Influenzabacillen, wie R. Pfeiffer
1892, ausdrücklich jetzt erwähnt. Es ist das Leichtentritt®).
Bei vier von fünf klinisch Erkrankten im Anfang dieser Epi-
demie konnte schon R. Pfeiffer, wie Leichten-
tritt angibt, die Influenzabacillen „zum Teil in ungeheuren Mengen
feststellen“. Doch betont auch Leichentritt selbst wieder, daß
die Influenzabacillen „im Beginne der Epidemie sich spärlich fanden“.
Auch weist er auf „das anscheinende Mißverhältnis zwischen
der geringen Anzahl der .Bacillen im mikroskopischen Präparat und
der Massenhaftigkeit der Kolonien in der Kultur“ hin, ein Verhalten,
das bei den Befunden von 1892 anscheinend nicht so hervorgetreten
ist. Im Gegensatz zu Neufeld, bei dem die Ba-
cillen regelmäßig nach einigen Tagen verschwunden sind, fand sie
Leichtentritt „bisweilen noch Wochen nach dem Krankheits-
beginn im Auswurf“, in Übereinstimmung mit Pfeiffers Angaben
über chronische Influenza aus dem Jahre 1892. Bei Leichen wurden
sie im Gegensatz zu R. Pfeiffer „in den eitrigen fibrinösen Auf-
lagerungen der Pleura stets vermißt“, dagegen fand er z. B. im
Sehleime der Trachea „reichlich Influenzabacillen, bisweilen in Rein-
kultur“. i
Demgegenüber hatte eine große Zahl namhafter Autoren im
wesentlichen > negative Resultate: Kroner”), Gruber’,
Kolle®), Hesse”), Benda®), Hirschbruch®), Köpp-
1) Schürmann, D. m. W. 1918, Nr. 30, S. 832.
16) Pfeiffer, D. m. W. 1918, Nr. 28, 5. 775.
1j Simmonds, M. m. W. 1918, Nr. 32, S. 873.
3) Ühlenhuth, D. m. W. 1918, Nr. 28, S. 776.
19) Gotschlich, D. m. W. 1918, Nr. 30, S. 831.
2j. Bergmann, D. m. W. 1918, Nr. 34, S. 933.
- 2) Hübschmann, M. m. W. 1918, Nr. 44, S. 1205.
2) Kossel, M. m. W. 1918, Nr. 32, S. 890.
2) Neufeld und Papamarku, D. m. W. 1918, Nr. 43,
S. 1181.
2) Dietrich, M. m. W. 1918, Nr. 34, 5. 928.
2#) Scheller, Zbl. f. Bakt. Orig. Bd. 50, 1909, S. 503
2) Leichtentritt, D. m. W. 1918, Nr. 5i, S. 1419.
2) Kroner, B. m. W. 1918, Nr. 27, S. 689.
27) v, Gruber, D. m. W., Nr. 28, 5. 775.
2) Kolle, D. m. W. Nr. 29, S. 808.
2 Hesse, M. m. W. 1918, Nr. 30, S. 814.
3) Benda, B. kl. W. 1918, Nr. 31, S. 749.
°») Hirschbruch, D, m. W. 1918, Nr. 34, S. 935.
2. Februar.
chen”), Schmor]l°®), Lubarsch®*, Schöppler™), Bern-
hardt), Mandelbaum?”) Friedemann), Kruse”) usw
Weder der mikroskopische Nachweis, noch auch die Züchtung —
nachdem es Pfeiffer einmal gelungen war, die wichtige Eigen-
schaft der obligaten Hämoglobinophilie des Influenzabacillus zu ent-
decken — stellen an den Bakteriologen so hohe Anforderungen, daß
sie das häufige Versagen bei den ersterwähnten und das fast regel-
mäßige Versagen bei den zuletzterwähnten Autoren zu erklären im-
stande wären.
Es handelt sich hier ja keineswegs nur um ..jüngere Bakterio-
logen, die Influenza nicht genügend kennen“ *), sondern es befinden _
sich doch auch darunter ältere Forscher, wie z. B. Kruse, der 18%
und 1895 den Influenzabacillus nachweisen und züchten konnte, und
dem es jetzt anscheinend auch nicht so oft und leicht gelingt, wie
das nach der Entdeckung des Bacillus allgemein der Fall war. Auch
Mandelbaum findet ihn jetzt überhaupt nicht, obwohl er ihn
früher sogar auch bei anderen Prozessen nachweisen konnte.
Wir kommen vielmehr notgedrungen zu dem Schluß, daß
Vertreter der Gruppe der hämoglobinophilen Bakterien, die
zuweilen bei katarrhalischen Zuständen und anderen Affektionen
auftreten und deren mikroskopischer und kultureller Nachweis
auf Grund der vorhandenen Methoden keine besonderen Schwie-
rigkeiten bereitet, anscheinend in verschiedenen Gegenden bei der
jetzt allgemein herrschenden Grippe schon von Beginn an vorge-
kommen sind, anderswo aber zunächst nicht.
‚ Da aber die. Krankheit selbst als eine epidemiologische Ein-
heit aufzufassen ist, so spricht dieser Umstand nicht gerade für
die Erregernatur, jedenfalls nicht für die alleinige des Influenza-
bacillus. u
‚Wir selbst haben in zahlreichen Sputis zunächst Influenza-
bacillen mikroskopisch nicht mit Sicherheit nachweisen und auch
nicht züchten können. Unsere Untersuchungen. umfaßten dabei
zahlreiche ältere und jüngere Fälle seit Ende Juni 1918.
Für die Überlassung des reichlichen klinischen Materials, für das
weitgehende Entgegenkommen bei der Untersuchung der klinischen
Fälle sind wir dem Direktor der Medizinischen Klinik, Herrn Professor
Morawitz, zu großem Danke verpflichtet,
Um für die Züchtung günstigere Bedingungen zu schaffen
und ein Überwuchern anderer Bakterien möglichst auszuschließen.
hat Herr Professor Brünings auf unsere Veranlassung bei
einer Anzahl von Fällen in verschiedenen Stadien der Krankheit
mittels Bronchoskopie aus der Tiefe der Bronchien unter mög-
lichst aseptischen Cautelen Material entnommen. Auch hier war
das Resultat bezüglich Influenzabacillen negativ.
, Auch im Leichenmaterial haben wir in den. verschiedensten
Teilen der Lunge, in den Bronchien, in der Trachea, im Peri- und
Endokard, in den inneren Organen, im Eiter auf den Pleuren, 1M
Pleuraexsudat, im Punktat von Influenzameningitis und Präpa-
raten von der eitrig entzündeten Dura und der Gehirnbasis_ die
Influenzabacillen zunächst nie gefunden, nicht einmal mikro-
skopisch. i
‚ Diese Untersuchungen erstrecken sich auf die Zeit von Ende
Juni bis Anfang Dezember. Dabei haben wir, abgesehen von über
100 klinischen Untersuchungen (Sputum. usw.), Material von
50 Sektionen (verschiedenste Organe) eingehend zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt.
Man könnte einwenden, und das ist auch tatsächlich Vo»?
manchen Autoren (z. B. Hübschmann a. a. O.) geschehen,
daß beim Leichenmaterial die Influenzabacillen schon zerfallen
sind oder durch andere Bakterien überwuchert werden e).
Aber wir fanden sie zunächst auch nicht bei ganz frischen
Köppchen, D. m. W. 1918, Nr. 34, S. 938.
n) Schmorl, D. m. W. 1918, Nr. 34, S. 987.
n) Lubarsch, Berl. Med. Gesellschaft, vom 17. März 1918.
». Schöppler, M. m. W. 1918, Nr. 32, S. 873.
= Bernhardt, M. Kl. 1918, Nr. 28.
r Mandelbaum, M. m. W. 1918, Nr. 30, S. 812.
& Friedemann, D. m. W. 1918, Nr. 28, S. 776. _ 2
) Kruse, M. m. W. 1918, Nr. 44, S. 1228, Diskussionsbemer
kung in der Med. Gesellschaft Leipzig.
1) Uhlenhuth, M. Kl. 1918, Nr. 32.
: “) Auch Leichtentritt diskutiert diese Möglichkeit 1
Gegensatz zu R. Pfeiffer, der wenigstens früher über
ein ähnliches Verhalten nichts berichtet hat. Die von Fromm® B
m. W. 1918, Nr. 51, S. 1417) erneut betonte Hinfälligkeit des - :
fluenzabacillus darf für die negativen Leichenbefunde nicht ohne we-
teres herangezogen werden. Diese Versuche sind mit Reink n
bakterien angestellt worden, die erfahrungsgemäß immer, wie Z- ei
Verhalten des Pneumokokkus, Streptokokkus usw. zeigen, sich G
anders verhalten als die entsprechenden Erreger unter den natürlie
Bedingungen,
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‚Hüssigkeit bei Influenzameningitis +) gefunden. Hier wurden diese
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0 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — NE. 000
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Fällen im Sputum, im. intra vitam entnommenen Pleüräexsudat | ] Ku , ıderen Br
no“ Do en die diese Einwendungen machen, ‚haben. zu- | in Reinkultur, oder doch mindestens überwiegend gefunden.
dem offenbar.nicht die Originalarbeit: von Pfeiffer in Erinne- | Nur in einem Fallenließen sich: zarte gramnegative Stäbchen
rung, aus der sich doch ergibt, daß auch im Leichenmaterial die | neben den Diplo-Streptokokken. mikroskopisch zahlreich. nachweisen.
Bacillen so gut vorhanden waren, wie in frischen Fällen. Auch | tr a an u een, er o
Fallen à or ; EA noh leicht he elaufonen | yinthalschem Infüenzanäihrboden und in’einer. Reihe früherer Fälle,
PE ARORSH RD BF A E na ` . | in denen auf Blutagar nach Pfeiffer die Züchtung vorgenommen
Auch wir hatten also keine Befunde, die. an ‚die eingehenden | war, war das Resultat negativ. ™®). : Zweimal konnten die Diplokokken.
Beschreibungen Pfeiffers'im entferntesten erinnern. Da wir | in der Milz, zweimal. im Perikard -und 18mal im, Exsudat (das
das verschiedenartigste Material zú den verschiedensten: Zeiten | heißt in allen Grippeexsudaten, die.zur Untersuchung kamen) und hier
untersuchten, und immer unter: Bedingungen, unter. denen
Pfeiffer seinen Bacillus mikroskopisch ‘und: kulturell in
Massen fand, so kamen wir auf Grund unserer. Ergebnisse not-
gedrungen zu dem Schlusse, daß der Influenzabacillus bis heute
nicht sicher als Erreger der diesjährigen Grippe. betrachtet wer-
den kann, die klinisch, epidemiologisch und pathologisch-anato-
misch mit den früheren. als-identisch anzusehen ist. An dieser
Ansicht müssen wir auch noch weiter festhalten, obwohl es uns
von Anfang Dezember an mit einem Male ge-
lungen ist, mikroskopisch und kulturell In--
Iluenzabacillen nachzuweisen, und zwar teilweise
in Mengen, die den Beschreibungen R. Pfeitfers ent
sprechen. Dabei haben wir den. höchst auffallenden Befund er-
hoben, daß die winzigen grampositiven Diplo-Streptokokken, die,
wie wir noch weiter ausführen werden, bis dahin das mikrosko-
pische Bild beherrschten‘ (vergl. auch Bernhardt, Hirsch-
bruch, Kolle'usw.), nun mit ein- A
mal erheblich zurücktraten oder: ganz
-im Exsudat auch noch grampositive Stäbchen vorhanden (die Sektion
fand ziemlich spät statt). Nur einmal fanden sich im Exsudat ledig-
‚noch Diplokokken vorhanden waren. | | .
Im Sputum und Rachenabstrich fanden’sich na-
pische Bild von.Lungenausstrichen, Pleura-
ausstrichen,. Lungenschnitten usw. überall
statt „Influenzabacillus“ „Diplo-Strepto-
kokken“ setzen würden, so könnten wir diese
Schilderungen ohne weiteres auf unsere Be-
funde anwenden. a 2 2 ua
b
schwanden.
Zu 2. Es fragt sich nun, ob
irgendein anderer Bacillus. mit der
Regelmäßigkeit und Ausschließlichkeit
und in solchen Mengen gefunden wird,
' daß er als Erreger in Frage kommen kann.
Schon bei.unseren. ersten Unter-
suchungen vom Sputum frischer Grippe-
fälle hat der eine von uns“) auf das
Vorkommen kleinerer grampositiver .
Diplokokken hingewiesen, die ` unab-
erst als Erreger angesprochen wurden.
dem Vorkommen mannigfacher
anderer Bakterien in dem Grippesputum
wir in dieser Beziehung zu-.: x“ BR | EIER, =
Dann haben wir. auch 1-Fxsudat eierfotnenzaleieho, Gramm bung Seltz
en .. 2, Ausstrich von der Schnittfläche der Lunge -einer `
‚und in der Lunge fast regelmäßi g Influenzaleiche, Gramfärbung. A
| im Gewebe -meist in Diploform, -, < > a
im Exsudat auch in kurzen Ketten vorkommenden kleinen
Diplokokken, und zwar bei weitem in der Mehrzahl der Fälle
m Reinkultur und immer in ganz kolossalen Mengen ge-
funden. Dieser Befund deckt sich mit den Angaben zahlreicher
3. Sputumpräparat (Färbung nach Gram, Nachfärbung
mit Fuchsin). Se 2 >
4. Eiter aus dem Bronchiolus einer Infiuenzaleiche.
Färbung mit verdünntem Carbolfuchsin nach Pfeiffer.
rückhaltend.
beim Sektionsmaterial-in Pleuraergüssen ,
Überall finden wir die charakteristischen Diplo-Streptokokken,
‚die in Flüssigkeiten, wie im’ Exsudat, meist in kurzen Ketten ange-
‚ordnet sind. In den Grampäparaten erscheinen 'sie natürlich etwas
| dicker, Wir haben selbstverständlich auch immer Färbungen mit ver-
'.dünntem Carbolfuchsin vorgenommen. Nie konnten wir hier neben
den Diplo-Streptokokken typische Influenzabacillen sehen, noch
konnten wir sie züchten. > |
als, auf Grund dieser
gelang uns der Nachweis der Kokken im Blut
Wiederholt' |
‚auf der Höhe der Erkrankung: einige Tage vor dem Exitus, in | , ‘Nichts liegt zunächst näher,
enem Falle bei einer Patientin, die die Krankheit überstand. | Befunde den von uns so gut wie immer in Reinkultur
In neuester Zeit wurden sie auch ‚einige Male in der Lumbal- | gefundenen Diplo-Streptokokkus als Erreger anzusehen. Unsere
| Versuche, diese : Anschauung durch den Nachweis speci-
fischer Antikörper zu erhärten, führten einstweilen leider zu kei- -
Kokken neben Staphylokokken auch in dem Eiter an der Basis Ar 2
des Gehirns nachgewiesen — Lagerung ausschließlich extra- | nem positiven Resultat. Die-Agglutination scheiterte daran, -daß
‚cellulär. Er et X | der Diplo-Streptokokkus sich nicht homögen verreiben läßt. Aueh
in Bouillon ist das Wachstum nicht genügend homogen. Ein
Nachweis von speeifischen Antikörpern im Meerschweinchen nach
Pfeiffer ist dadurch unmöglich, daß der Kokkus. für diese
Tierspecies nicht pathogen ist, ebensowenig für Kanitichen (auch
Exsudat und Lungenextrakte machen beim: Meerschweinehen -
keine Krankheitserscheinungen). Dagegen ist der Kokkus hoch- .-
pathogen für Mäuse. Doch’ mußten wir es uns mangels genügen-
der Versuchstiere versagen, zu prüfen, ob sich Antikörper im.
' Serum der Rekonväleszenten nachweisen lassen,. die Mäuse vor
der. Infektion schützen. -Wir behalten uns aber vor, solche Ver-
‚suche zu geeigneter Zeit. nachzuholen. G pai
45) Die Nährböden wurden auf ihre Brauchbärkeit wegen unserer
negativen Resultate noch einmal-besonders durch Züchtung. des Ba-
oils haemoglobinophilus canis, Friedberger (Zbl, f. Bakt. 1908,
"Orig. Bd. 88, S. 401) geprüft. Dieser Bacillus. wuchs üppig. .
Im ganzen hatten wir. Gelegenheit, von Juli bis Anfang De-.
ällen bei der Sektion, die zum Teil schon fünf Stunden,
zwölf Stunden. nach dem Tode stattfand, Material zu
die freundliche Überlassung dieses : Materials . sind
Herrn Geheimrat
Meist zehn bis
entnehmen. Für
rawitz, zu großem Danke verpflichtet +). NE
koki: In den Eungen (50. Fälle) wurden regelmäßig ‚die Diplo“
Okken, und zwar bei .den bald nach dem Tode sezierten Fällen in
Vete; ”) Sitzung des Mcd, Vereins ‘Greifswald vom 5. Juli 1918 s.
"einsbericht, D..m. W. 1918, Nr. 45, S. 1262. - pe
enzameningitiden
„a In letzter Zeit scheinen derartige Influ nzamenin;
aufzutreten. Auch 'bei der letzten Pandemie 'sind sie erst
Bearbeitung: des Materiäls hat: uns- die Laborantin,
44 »
) Bei der |
Leidecke r, in 'weitestem .Umfange unterstützt.
. :
"Reinkultu r; aber auch bei den anderen Fällen zum größten Teil
fast immer in Reinkultur nachgewiesen ‘werden. In.einem Falle waren: .
lich Staphylokokken, während in der Luüge dieses Falles. neber diesen
türlich neben grampositiven Diplo-Streptokokken. auch: zahlreiche _
andere Bakterien. Wenn wir in den anschaulichen
Beschreibungen R. Pfeiffers über das mikrosko- `
Wir bringen als Beleg einige Photogramme: . Zur ne“
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112
| S Eine andere Serumreaktion, die allerdings nicht specifisch ist,
haben wir zufällig bei einigen Grippefällen gefunden. Sie tritt aber
auch hier keineswegs regelmäßig auf und ist also diagnostisch nicht
! verwertbar. Es handelt sich um die von Sachs und Georgi“)
Be angegebene hochbedeutsame Fällungsreaktion des Serums Syphi-
Ä litischor mit alkoholischen Cholesterinrinderherzextrakten. Diese
i Reaktion war bei Grippepatienten in einigen Fällen auf der Höhe
ii: der Erkrankung positiv, bei negativer Wassermannscher Re-
| ‚aktion. Unter 26 Fällen war die Ausflockungsreaktion viermal
positiv, zweimal schwach positiv, viermal zweifelhaft und
negativ. In diesem Zusammenhange sei er-
daß die .Meineckesche Reaktion nach v. Kauf-
mann?) bei Grippefällen gleichfalls positiv ist, was allerdings von
Lesser*) bestritten wird. Die vereinzelten positiven Befunde bei
unseren Untersuchungen bceirträchtigen nicht die Brauchbarkeit der
, Sachs-Georgischen Reaktion, deren Speeifität für die Lues sich
nach den. bisherigen Nachprüfungen des einen von uns (K.) glänzend
bewährt hat.
Zu 3. Von verschiedenen Seiten wird nun angenommen,
daßessich beiden Streptokokkenbefunden der
Grippefälle um eine Sekundärinfektion auf
dem Boden einer abgelaufenen Infektion mit
| | . dem Pfeifferschen Bacillus handele, also um eine
)
regelmäßige Mischinfektion zwischen Influenzabacillen und
Streptokokken, beziehungsweise um eine Vegetations-
folge derart, daß der Influenzabaeillus den Boden für den
Diplo-Streptokokkus vorbereite. Allerdings treten ja die zum
Tode führenden Pneumonien und Pleuritiden vielfach erst im
- Anschluß an das eigentliche klinische Influenzabild sekundär auf.
s Aber in zahlreichen Fällen beginnt doch die Krankheit klinisch
gleich mit der Pneumonie und verläuft stürmisch, in wenigen
Tagen tödlich, gar nicht selten unter dem Bild einer Sepsis.
Was noch gegen die Annahme einer Sekundärinfektion auf
der Basis einer Influenza spricht, ist das mikroskopische Bild.
Auch in den Frühstadien wurden bis Anfang Dezember hier
B i nirgends Befunde erhoben, wie sie Pfeiffer beschreibt. Wir
-haben schon darauf hingewiesen, wie wenig wahrscheinlich es
ist, daß die Influenzabacillen so schnell verschwinden sollten,
während sie doch andererseits Pfeiffer auch in Leichen und
sogar bei abgelaufenen Fällen noch gefunden hat. Man vergleiche
nur unsere Befunde mit den eingangs zitieren Schilderungen
Pfeiffers über seine Sektionsfälle im Jahre 1891.
Auch haben wir bei keiner anderen Infektion eine derartige
strenge und regelmäßige Vegetationsfolge zwischen zwei Erregern,
wie sie hier angenommen werden müßte *°).
Wie ist die Divergenz zwischen den bakteriologischen Befun-
den von 1892 und denen einer großen Zahl von Autoren jetzt zu
erklären? Entweder beide Bakterien kommen als Erreger über-
haupt nicht in Frage und siedeln sich erst sekundär auf
dem durch ein invisibles Virus oder sonstwie präparierten
und pathologisch veränderten Gewebe an, oder es kämen
eben für die pandemische Influenza innerhalb verschiedener
Epidemien oder zu verschiedenen Zeiten vielleicht ver-
schiedene Erreger in Frage), die entsprechend den von
Friedberger!) begründeten Anschauungen bei gleicher Lo-
= kalisation das gleiche klinische Bild und den gleichen Befund
bedingen. Das ist allerdings schwer zu vereinbaren mit dem für
die Influenza so charakteristischen epidemiologischen
Verhalten. I Su
In dieses Dunkel brachten uns nun unsere weiteren
Untersuchungen etwas Licht. Von Anfang Dezember an änderte
sich nämlich in unseren Fällen, wie schon oben kurz er-
wähnt, bei gleichem klinischen Verhalten das bakteriolo-
gische Bild vollkommen. Die Diplokokken traten sowohl
im Sputum wie im Leichenmaterial auffallend zurück und
nunmehr waren mikroskopisch und kulturell Influenzabacillen
nachzuweisen, teilweise in Mengen, die den Beschreibungen
R. Pfeiffers entsprechen. Wir stehen hier vor einem epidemio-
40) und +47) M. Kl. Nr. 33. '
a8) Lesser, D. m. W. Nr. 42, S. 1158.
49) Es scheint, als ob von vielen Autoren die Streptokokken-
usw. Befunde aprioristisch als sekundiert gedacht wurden, ohne daß der
Nachweis einer voraufgegangenen Infektion mit einem anderen Erreger
gebracht wird. :
5) Gottstein (D. m. W. 1918, Nr. 41, S. 1128) macht darauf
aufmerksam, daß die Grippe an verschiedenen Stellen verschieden
schwer auftritt.
51) Näheres hierüber in Friedbergers „Die Anaphrlaxie* |
im Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie i :
beiten von Kraus-Brugsch, Bd. 2, 5. On me a
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5.
m __ _—_ EC ———————— m >
. teriologie noch nicht Bekanntes, so müssen wir es
>
2. Februar. |
logisch-bakteriologischen Novum, das uns aber nunmehr bis zu
einem gewissen Grad Aufklärung gibt über die bestehenden schon
genannten Divergenzen zwischen den verschiedenen Autoren.
Haben- wir bei der Epidemie 1889/90 nicht vielleicht schon
Ähnliches gehabt? Damals wurden als erster Befund zunächst,
kleine Diplokokken von Seifert”), Kirchner’) und
vielen Anderen beschrieben, die das bakteriologische Bild be-
herrschten. Kirchner hielt sie allerdings für gramnegativ,
was vielleicht darauf zurückgeführt werden könnte, daß sie sich
viel leichter als andere grampositive Bakterien entiärhen.
Auch sonst erwähnen vor der Entdeckung des Pfeiffer-
schen Baeillus und auch noch nachher eine Reihe von Autoren,
z. B. Kruse“), dann Israels de Jong’), Besane on)
und Andere im Jahre 1904 und 1905 bei einer Reihe kleinerer klini-
scher Influenzaepidemien unter anderem den Diplo-Streptokokkus
als dominierendes Bacterium. Auch sie sahen den Pfeiffer-
schen Influenzabacillus damals nicht. Dieselben Ergebnisse hatte
Bernard®.
Es scheint also, wie Kruse auch tatsächlich- angibt. bei der
früheren Epidemie der Influenzabaeillus zunächst nicht auf-
getreten zu sein, daher auch seine späte Entdeckung.
Bei der jetzigen Epidemie fällt es auf, daß die nega-
tiven Befunde im wesentlichen aus der Anfangszeit stammen
und daß auch die Autoren, die positive Befunde schon vereinzelt
im Anfang hatten, angeben, daß allmählich die Zahl der Influenza-
bacillen in den einzelnen Fällen zugenommen hat. Sogar
Leichtentritt°*), der wohl von vornherein am reichliehsten
Influenzabacillen gefunden hat, schreibt: „Die Zahl der Bakterien
wechselte; besonders im Beginn der Epidemie fanden sie sich
spärlich, oft aber auch in geradezu ungeheuren Mengen.“ Na-
mentlich aber weisen Sobernheim und Novakowic™)
darauf hin, daß im bakteriologischen Bilde wesentlic he
Unterschiede zwischen der Sommer- und
Herbstepidemie bestehen. Bei ihnen fanden sich
im Anfang zwar auch Influenzabacillen, aber in einer „nicht allzu
großen Zahl von Fällen“, „überwiegend Kokken, nahezu in Rem-
kultur“. „Bei dem Wiederauftreten der Influenza im Oktober
änderte sich der bakteriologische Befund vollkommen zugunsten
der Pfeifferschen Bacillen.“- „Dabei traten in den Lungen
die Mischinfektionserreger meist in den Hintergrund und fehlten
selbst ganz. Auch die Sputa boten ein durchaus anderes Bild als
früher; Pneumokokken waren kaum vorhanden, Streptokokken und
Staphylokokken recht selten.“ Zu ganz analogen Ergebnissen ist
Fränkel°®) in Heidelberg gekommen. Auch hier fehlten die
Influenzabacillen im Anfang und traten erst im Oktober auf.
Ähnlich dürften sie in München zunächst gefehlt haben (M an del-
baum, Oberndorfer, Schöppler a. a. 0.) An anderen
Stellen müssen sie wieder früh vorhanden gewesen sein, Bei uns I
einem abgelegenen und jetzt noch mehr als sonst vom Verkehr ab-
geschnittenen Teil von Deutschland sind die Influenzabacillen offen-
bar länger ferngeblieben, aber gerade hier konnten wir bei unseren
fortlaufenden Untersuchungen ihr almähliches Auftauchen und die
Verdrängung der Diplokokken nachweisen. Hier haben WII 50
ein örtlich verschiedenes Verhalten und andererseits eine Art vor
Vegetationsfolge. Ist das auch etwas Neues und bisher in der Bak-
doch als Tat-
sache hinnehmen, auch wenn wir keine Erklärung dafür haben.
Da das klinische Bild, wie noch einmal betont werden MUM,.
gleiche geblieben ist, so spricht das dafür, daß beide oder keine®
der Bakterien als Erreger anzusprechen sind. E NE
Zu 4. Will man nun aber alle die Bakterienbefunde für
sekundär. ansehen und ein invisibles Virus mit san be-
stimmten Begleitbakterien annehmen (eine Überlegung, die man
schließlich bei allen Infektionen anstellen kann, bei denen a
stimmte Bakterien, dic als Erreger gelten, regelmäßig gefundel
6) Volkmanns Sammlung klinischer Vorträge NT. 240.
3) Kirchner, Zschr. f. Hyg. 1890, Bd. 9, S. 528.
s) Leichtentritt, D. m. W. 1918, Nr. 51, 5. 1419. ‚9
R Ba) Sobernheim und Novakowic, M. m. W. 1918, Nr. ©
. 2 Fränkel, D. m. W. 1918, Nr. 51, S. 1422.
5) Kruse, a. a. O. 'ologie
s) Israels de Jong, in Sticker: Zur historischen Biolog
des Erregers der pandemischen Influenza. Gießen 1912. De BU: 1900.
5) Besancon et Griffon, La presse médicinale. 7. ann
Besancon etIsraels de Jong, Bulletin et mémoires
la Socióté médicinale des höpitaux, Paris 1905.
©) Bernard, La semaine médicinale 1905.
‚geteilt haben £2 kei . F e ý
Taturerhöhung. ), keinerlei Krankheitssymptome, keine Tempe
Er „asere Versuche liefern also keine Stütze dafür;
1. ın filtrierbares Virus als Erreger der In-
AR F
u
Material — es war in jedem .Falle une — mittels nn rag“
apparates in Mengen von mindestens %# cem direkt in den Rachen | Tehni der Schluß
der Versuchsperson hineinversprayt wurde. Im ganzen handelte | „Nung der Dohmub ee
es sich um 35 Versuche an 26 Versuchspersonen, darunter 15 Me- | ch Sobernheim sowie Leichtentritt, Bu:
dizinern. Sieben der Versuchspersonen wurden zweimal (eine | Zu 5. Namentlich im Anfang der Influenzaepidemie haben
Weche Zwischenraum), eine fünfmal dem Spray ausgesetzt. Zwei | wir und andere wiederholt die Beobachtung gemacht, daß. die
von den Ärzten, die mit diesen Versuchen beschäftigt waren, und | Fälle von Grippe innerhalb eines großen Kreises von Personen
eine Krankenschwester haben dabei mehrmals während der ganzen | nit einemmal explosionsartig auftreten wid fast alle Individuen
Dauer des Versuchs sich in dem Raum aufhalten und dabei natür- | zugleich ‚ergreifen. Es fällt. schwer, solche plötzlichen Massen-
lich reichlich versprengtes Material ‘inhalieren: müssen. In | erkrankungen, für die man früher in der Annahme einer centralen `
einem dieser Fälle`trat bei täglich zwei- | Trinkwasserinfektion wenigstens bei Darmkrankheiten eine be-
ger Messung in der Folgezeit Fieber auf. | queme Erklärung hatte, mit- der einfachen Hypothese einer Kon-
waren sie sicher geraume- Zeit | taktinfektion, wie sie doch für die Influenza angenommen wird, be-
| BE Da friedigend zu, erklären. Wenn z. B., wie wir das schon im Sommer
1918 gesehen haben, in einer Kaserne, in der bisher gar keine
' Einzelfälle beobachtet waren, mit einem Male mehrere. hundert
Leute, die nicht in einem Raume wohnten, und auch dienstlich nicht
‚Alle zusammenkamen, erkrankten, wenn sich bei der Post und ände-
ren Behörden ähnliche Vorgänge wiederholten, so muß man doch
unwillkürlich auch an die Möglichkeit denken, daß nicht unbedingt
mali
Auch vorher
fieberfrei. ~ T PA i
Einige hatten längere . Zeit vorher Influenza gehabt (5 von
den 15 Medizinern), andere stellten es bestimmt in Abrede. Eine
voraufgegangene unbemerkte leichte Influenza ist natürlich noch
in einem oder dem anderen Falle nicht auszuschließen. `
,_ Alle Leute blieben nach der Inhalation dauernd gesund und
lieberfrei, nur in einem Falle trat später, nach elf Tagen, Influenza
auf. Doch ist es bei dem langen Zwischenstadium und der kurzen
Inkubation der Influenza wohl ausgeschlossen, daß es sich hier um
eine Folge des Inhalationsversuchs handelt.. -In nachstehender:
Tabelle folgt eine Übersicht über unsere ‚Versuche. |
Tabelle der Inhalationsversuche:
| 6 Versuche ,
„invasion schafft, sondern daß ein oder eine Reihe äußerer Um-
stände die gemeinsame Disposition geschaffen haben, die'nunmehr
` den bakteriellen „Erregern“, von denen wir annehmen können,
| daß sie schon vorher im Körper waren, die Möglichkeit geben, ihre
| deletäre Wirkung .zu entfalten.. Wollten 'wir ‘annehmen, daß
lediglich ‚die „Erreger“, von außen kommend, die Infektion be-
dingen, und für ihr Zustandekommen allein oder doch vorwiegend
”
Im ganzen 85 Versuche.
Über unsere ersten Inhalationsversuche hat Friedberger
bereits am 19. Juli 1918 im Greifswalder Medizinischen, Verein be-
richtet N Sie sind also vor den Angaben Selters veröffentlicht,
dem freilich unsere Versuche damals noch nicht bekannt gewesen
E: dürften. In der Literatur werden allgemein die ersten Inha-
„ionsversuche mit filtriertem Material `zu Unrecht auf Selter
zurückgeführt, | |
} Auch Meerschweinchen, die mit filtriertem Sputum intra-
peritoneal behandelt wurden, zeigten, wie wir schon früher mit-
1, Filtriertes Sputum . . . 2.22.
2. Exsudatgemisch und Lungensaft filtriert 7 P . N alle /
3. Filtriertes Exsudat : . > 2 2 222. 4 R verantwortlich zu machen sind, so sind solche explosionsartigen
4. Filtriertes Exsudat . >... aa 6o Ausbrüche ohne voraufgegangene gehäufte Einzelfälle kaum
drin. A zu verstehen, um so weniger, als manche Beobachtungen mit der
. Annahme einer solchen leichten direkten Übertragung von Person
zu Person nur schwer zu’ vereinbaren sind. Es sei nur daran
| erinnert, daß Ärzte und’ Pfleger auf Grippestationen keineswegs
häufig sich anstecken. —— x l eo
Im Gegensatz zu ‘den Autoren; die ein invisibles Virus’ an-
nehmen, welches den Sekundärerregern (Influenzabacillen, Diplo-
| Streptokokken usw.) den Weg ebnet, könnte man also auch an-
nehmen, daß als primäres Agens überhaupt kein Mikro-
organismus in Frage kommt, sondern eine Noxe noch unbe-
kannter Natur, die im Körper die -Bereitschaft für-das —- wenn
man so will — sekundäre Eindringen der Mikroorganismen bedingt.
Was freilich diese Noxe ist, dafür haben wir nur ein glattes
Ignoramus; zugleich ein Hinweis, in welcher Richtung sich neben.
der Ermittlung des „Erregers“ die epidemiologische Forschung
`
‚bewegen sollte.
a _ Bemerkungen
n
. Filtriertes Sputum. .
\
Auch Kruse (Diskussions-
a in Frage kommt.
ma a w, 1918, Nr. 44) hatte in Übereinstimmung mit | |
N sative Resultate „mit filtrierter Nasenspülflüssigkeit ? 7 | ae Fa
Vor em Influenzafall“ an einigen seiner Hörer. Er verlangt | über das Vorkommen der Anacidität im Felde.
än de 1° Mesweit Sr oBerem Maßstab und in mannigfach nn u a a E | u -
| ‚orm, eine Forder i ch hinlänglic Ds |
Sara wohl duroa = ‚Prof. Dr. A. Böhme, Bochum, r
an bisher im Felde. |
' Aus einer Reihe von Veröffentlichungen. ist: die Häufigkeit
der Magenerkrankungen bei den Kriegsteilnehmern bekannt, Die
Ergebnisse der Untersuchungen weisen, besonders hinsichtlich der
erfüllt sein dürfte,
De. AR
0 = offizielles Protokoll D. m. W. 1918, Nr. 84, 22, August 1918.
d, Juli 1918 u edberger, Vortrag im Med. Verein Greifswald am
. 1262 und und 1. November 1918 s. Vereinsbericht D. m. W, Nr. 45,
| nd D, m. W. 1919 Nr. 1, S. 32, re, |
2. Fehr >... 2.Februar.. >° 000 ` © ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 5.o 0.0.0 a rnells a
nmehr bis a f werden), so war zu untersuchen, ob. mit keimfreiem Mate- |: Allerdings kam Selter (a. a. O.) bei’ entsprechenden Ver-
henden sche $- rial aus dem erkrankten Organismus die Krankheit : sich auf | suchen zù anderer 'Schlußfolgerung, nämlich, „daß die Influenza
nen Anm R- Gesunde übertragen läßt. S 00 0. | durch Erreger hervorgerufen wird, die zur Gruppe der filtrierbaren
leicht sa ee Positive Ergebnisse hätten hier eine. ausschlaggebende Rolle, Virus‘ gehören, .und die, von Kruse Aphanozoen genannt
ind zul F . während negative Resultate immer nur sehr eingeschränkt zu ver- | werden“. -, | oa m y a
ner") m werten sind. Stellt doch der Erreger nur eine der vielen Bedin- | . Die beiden Versuche von Sel ter sind unseres Erachtens
h ief gungen dar, die unter einigermaßen natürlichen Verhältnissen zum | Nicht geeignet, seine Folgerungen zu stützen. Die eine Ver-
Arie = Zustandekommen einer Infektion gehören. 0. ne en ns a en nach wi alien
dab iig - - walls man unn an Da ee ie n- | »Sehnupfen- mit Kopfschmerzen ohne Fieber: am Abend waren
ale nee näehmen, dag bl other größeren An | Zi. Trshsiaungen Terschwundist. Die zweite Voruchapnein
Pfeile- Zeit einer derartigen Pandemie mit einer so weitgehenden Emp- | Eine Dame, hatte am anderen Morgen 37,6°, blieb aber arbeits-
7 pr ~ fänglichkeit der Bevölkerung, doch wenigstens bei einer Reihe fähig und klagte nur über Mattigkeit, ‚Schmerzen in den Knie-
ante >, von Versuchspersonen ein positives Ergebnis erzielt würde. Wir ‚gelenken und Beinen, Schüttelfrost. und Schweißausbruch in der |
merk > haben, von derartigen Erwägungen ausgehend °), bald nach dem | Nacht. Die Mattigkeit blieb noch einige Tage. Weitere Tem-
eptokalin } < Auftreten der Epidemie begonnen, Versuchspersonen, die sich | PFraturmessungen sind nicht mitgeteilt. Steigerungen -über die
Feitler j- dazu zur Verfügung stellten, durch Kerzen filtriertes Sputum von | Normaltemperatur. scheinen also nicht mehr erfolgt zu’sein. Die
ieh frischen und älteren Grippefällen, sowie filtrierten Lungensaft und | Symptome sind'nun doch so geringfügig, und namentlich ist das
su ' filtriertes Exsudat frisch Verstorbener nach vorheriger Sterili. | einmalige Fieber sehr gering, auch ist ein psychischer Binfluß
HM&R. © tätsprüfung inhalieren zu lassen. Die Versuche wurden in der | Pei-der weiblichen Versuchsperson (Hilfsassistentin), die wußte,
il. Weise angestellt, daß durch- Borkefeld-Liliput-Kerzen filtriertes | Yorum es sich bei diesen Versuchen handelte, wohl nicht auszu-
u. ER | ray. | Schalten. Man kann also angesichts dieser geringfügigen Sym-
ptome nicht gut von „Influenza“ sprechen. Zu einer glatten Ab-
folgerung von Selter kommen mit Recht
‘ein invisibles Virus nötig ist, das die Disposition für die Bakterien- |
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114
Säurewerte, erhebliche Verschiedenheiten auf. Die meisten Unter-
sucher finden auffallend häufig geringe Säurewerte, einige andere
berichten dagegen über Zunahme: der hohen Säurewerte. Die
Mehrzahl der Untersuchungen stammt aus Heimatslazaretten. Nun
ist oft schon im Frieden betont worden, daß die Säurewerte örtlich
verschieden sind. Außerdem lassen sich die in der Heimat und
die im Felde gewonnenen Ergebnisse aus dem Grunde nicht un-
mittelbar vergleichen, weil die Ernährungs- und die allgemeinen
Lebensverhältnisse an beiden Stellen recht verschieden sind. Des-
halb sei hier kurz über meine Beobachtungen an 434 Magen-
kranken im Feide berichtet, Beobachtungen. die zur Hälfte im
Winter-Frühling 1917 im Osten, zur anderen Hälfte gerade ein
Jahr später im Westen gewonnen sind. Die beiden Beobachtungs-
reihen seien getrennt besprochen.
Unter 234 Fällen von Magenerkrankungen im Osten fanden
sich nur fünf mit gröberen anatomischen Veränderungen, nämlich
vier Fälle von Magengeschwür, ein Fall von Magenkrebs. Häufiger,
besonders bei jüngeren Soldaten, waren akut, oft unter anfäng-
lichen, nicht ruhrartigen Durchfällen entstandene, meist ohne
wesentliche Störungen der Sekretion einhergehende Dyspepsien
von günstigem Verlaufe, die schon nach kurzer Zeit wieder dienst-
fähig entlassen werden konnten. Beträchtlich war die Zahl der
nervösen Dyspepsien mit annähernd normalen Säurewerten, bei
denen neben der Eigenart der Beschwerden der neurasthenische
Charakter des Kranken ohne weiteres den Zusammenhang der
örtlichen Beschwerden mit dem seelischen Zustand erkennen
ließ. Das Unlustgefühl am Kriege bildete hier vielfach die Grund-
lage, auf der sich die Beschwerden entwickeln. Auch diese Leute
konnten, wenn nicht gerade starke Abmagerung vorhanden war, nach
einiger Zeit wieder dienstfähig zur Truppe zurückgesandt werden.
Fälle mit ausgesprochener Hyperacidität waren verhältnis-
mäßig selten. Eine Gesamtacidität über 60 wiesen nur 22 Kranke
gleich 9,3°/, auf, während Crämer in München (1) in. 45°/,
seiner Fälle Hyperacidität sah. Dagegen waren bei der Aus-
heberung nach Probefrühstück auffallend häufig die Fälle mit ge-
ringen Werten der Gesamtacidität und fehlender freier Salzsäure.
Eine tabellarische Übersicht zeigt das am besten. Es ist dabei.
nur die Gesamtacidität angegeben, da die Bestimmung der freien
Salzsäure infolge der Ungleichmäßigkeit der Reagentien erhebliche
Fehlerquellen in sich schloß.
Gesamtacidität Zahl der Fälle %
0—i0 | 53
11—20 æf ai
21—30 321. N
31—40 aof TE a
41—60 | 60 . 25,6
61—80 ` 18 77
81—100 4 Oo
Summe 234 99,9
Ein Drittel aller Fälle zeigte eine Gesamtacidität unter 20
bei fehlender oder gelegentlich in Spuren vorhandener freier Salz-
säure. Pepsin war meist nachweisbar, in einigen Fällen fehlte es
aber ganz. Die überwiegende Mehrzahl der Anaciditäten zeigte
Werte der Gesamtacidität unter 10. Das klinische Bild der An-
acidität war das bekannte: Druck, Völlegefühl, Schmerzen nach
dem Essen, Übelkeit, Erbrechen, Abmagerung. Nicht selten waren
Durchfälle damit verbunden, besonders in den Fällen von Pepsin-
mangel. i
Auch die verhältnismäßig geringen Werte der Gesamtacidität
von 21 bis 40 finden sich häufig (74 Fälle = 31,6°/,), während
die im allgemeinen als normal geltenden Werte von 41 bis
60 nur eine Prozentzahl von 25,6 ausmachen. Werte über 60
finden sich nur selten. An- und Subaciditäten zusammen betragen
dagegen 64,9 °/.. |
Auch Zweig (2) Heinsheimer (8), Albu (4) berichten
über die Häufigkeit der Anaeidität, während Crämer sie nur seltener
sah. Grote und Curscehmann finden an allerdings ganz anderem
Material (Patienten der Poliklinik) umgekehrt eine erhebliche Zunahme
der Hyperaciditäten im Kriege.
Die Anacidität kann, von ihrem symptomatischen Vorkommen
bei Krebs, Kachexien, schweren Anämien ganz abgesehen, als
eine dauernde Sekretionsstörung auftreten. Es ist bekannt. daß
sie besonders in höherem Alter sich oft findet, Andererseits kann
sie eine vorübergehende Störung sein, die während und nach
Infektionskrankheiten auftritt, die seelisch bedingt sein kann, die
wahrscheinlich auch nach gehäuften Ernährungsschädlichkeiten sich
einstellen kann.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
— aoe
Ber er
æ
2, Februar.
In einem kleinen Teil unserer Fälle besserte sich während
der Lazarettbeobachtung die Sekretion wieder, die Säurewerte
näherten sich der Norm. Die überwiegende Mehrzahl unserer
Kranken behielt dagegen die Anacidität wenigstens während der
Dauer der Beobachtung bei. Infektionskrankheiten, die als Ursache
der Anacidität anzusehen wären, wie Typhus und Ruhr, waren
nur bei sehr wenigen unserer Kranken vorangegangen. Gerade
von der Ruhr ist es durch vielfache Untersuchungen bekannt —
eigene Untersuchungen in einem Ruhrlazarett an anderem Orte
bestätigen das —, daß sie nicht selten lang dauernde Anacidität
zur Folge hat. Viele unserer anaciden Kranken gaben an, bereits
seit Jahren an schwachem Magen gelitten, im I’rieden aber bei
geeigneter Ernährung sich leidlich befunden zu haben, während
im Kriege die Beschwerden sich wesentlich verstärkt hätten. Die
oft mit ausgesprochenem Kräfteverfall verbundene Abmagerung
bildete häufig den objektiven Beweis für die Stärke der Be-
schwerden. Diese Gruppe dürfte wesentlich durch die Fälle
dauernder Anaeidität gebildet sein. Wir wissen aus dem Frieden,
wie viele solcher Kranken sich bei genügend aufgeschlossener,
vorwiegend breiiger Kost fast dauernd wohlfühlen können, wäh-
rend Diätverstöße sich oft sofort durch das Auftreten von Be-
schwerden rächen.
Andere Kranke mit Anaeidität gaben an, früher gesund ge-
wesen zu sein, aber im Felde fast dauernd an ihren Magen-
beschwerden zu leiden. Manche von ihnen hatten den größten
Teil des Feldaufenthalts nicht bei der Truppe, sondern in Laza-
retten zugebracht. Auch hier mag zum Teil bereits seit Jahren
eine latente Anacidität vorgelegen haben, die erst bei der schweren
Feldkost zu Beschwerden geführt hat. Bei anderen hat sich die Anati-
dität wohl erst unter den Bedingungen der Feldernährung entwickelt.
Auffallend häufig fanden sich bei der Anacidität schlechte
Zähne, besonders ausgedehnter Zahnmangel. Es ist klar, daß ein
Kranker mit Anacidität durch den Fortfall einer genügenden
Speisenzerkleinerung im Munde besonders geschädigt wird. Anderer-
seits liegt der Gedanke nahe, daß die dauernde Belastung des
Magens mit einer infolge des Zahnmangels nicht genügend zer-
kleinerten Kost schließlich die Schleimhaut derart schädigt, daß
es zum Versiegen der Sekretion kommt.
Die Behandlung bestand in der Verabreichung einer breiigen
anfangs fleischfreien Kost, Salzsäure oder Pepsinsalzsäure und mog-
lichst Instandsetzung des Gebisses. Allmählich wurde zu gewiegtem
Fleisch, Weißbrot, später auch gekochtem und gebratenem fein
zerschnittenen Fleisch übergegangen. Auf diese Weise wurde
fast regelmäßig ein rasches Nachlassen der Beschwerden und gute
Gewichts- und Kräftezunahme erzielt. Aber über einen gewissen
Punkt kam man bei manchen Leuten, besonders den älteren, oft
nicht hinaus. Der Übergang auf die Feldkost machte bei ihnen
große Schwierigkeiten. Nach Schwarzbrot und Hülsenfrüchten
traten leicht wieder Beschwerden: auf, das Körpergewicht ging ZU-
rück. Es bot sich dasselbe Bild wie im Frieden, wo auch der
Anacide bei geeigneter Kost beschwerdefrei ist, ein Teil der
Anaciden dagegen bei grober Kost sofort Beschwerden bekommt.
Es hatte meines Erachtens keinen Zweck, solche die Feld-
kost nicht vertragenden Leute mit Anaecidität wieder zur Truppe
zurückzusenden. Die Folge war nur, daß sie mit kurzen, an der
Front zugebrachten Unterbrechungen von einem Lazarett 10S
andere wanderten, während sie an anderer Stelle dem Staat hätten
nützen können.
, Im überwiegenden Teil der Fälle, besonders bei den jugend-
lichen Leuten, gelang es ziemlich rasch, die Kranken wieder an
die Feldkost zu gewöhnen und so die Kriegsverwendungsfäbigkeit
wieder herzustellen. Die subjektiven Klagen der Leute brauchten
nicht zu hoch bewertet zu werden, wenn das Gewicht dabel auf
der Höhe blieb.
l Die ein Jahr nach diesen im Osten ausgeführten Untersuchungen
in einem Kriegslazarett des Westens erhobenen Befunde bestätigten
die Häufigkeit der Anaciditäten, wie nachfolgende sich auf =
Magenkranke erstreckende Übersicht ergibt:
Gesamtacidität Zahl der Fälle vo
0—10 89
11—20 oo 79 39,
21—30 29
31—40 2a) 58
41—60 45 22,5
61—80 19: 9,5
81—100 4 2,0
Summe 200 -100,0
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4 l TE m A
© 1919. = MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.
dm: © 2 Februar e
.
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| Nervenerkrankungen ‘im. Felde ‘zählen. ` Man kann sie schlechtweg
als die. Kriegsneurose bezeichnen. ~ Nicht nur ihre” gemeinsame
Ätiologie leiht ihrem Krankbeitsbilde eine einheitliche Grundlage,
gibt
| Die Prozentzahlen zeigen weitgehende Übereinstimmung mit denen
aus dem Osten. Die Werte zwischen..0 und 20 sind. noch etwas häu-
sich wibe F
no E figer vertreten als im Osten (89,5 gegen ee nn n uns
au 40 dafür etwas weniger (26,5 gegen 81,6-%). An- und. »ubaeiditäten |. > odarkahr . i ag
s während de | - zusammen (Werte wischen 0 und 40) finden sich im Osten in 64,9 %, guon die konstante Wiederkehr bestimmter u „upon b
je als Uske [; im Westen in 66 °/%, also fast völlig übereinstimmend. a ` | ibr ein phänomenologisch-speeifisches Gepräge.. Endlich ist sie o
Ruhr, ma | > Während im Osten unter den Kranken’ mit-Anacidität die | rer Häufigkeit ein Hauptgegenstand ie
a ne F älteren Jahrgänge überwogen, K es'sich'im re ne ee ne "Vorgän, Dr Ei A =
Dekandl = f- teils um jüngere. Leute, 'deren Eirnährungszustand meis nicht | . a a h; Sehtbar antonsentriik: TRF
ain |>. wesentlich gelitten hatte, Es gelang hier erheblich leichter und | Awieklung in on on er a, iaae
de Amit F rascher, die Leute wieder àn .die Feldkost zu gewöhnen.. Bei‘ dei Senir E Ent “il E eier ve Ber nn $ EEE
n an bh | > einer Nachuntersuchung am Schlusse der Behandlung bestand die klä une it Aeenn ale ne ken : = en dar 2 a
en aberh p- Anacidität nach Verabfolgung von Probefrühstück meist unverändert | - arang mit experimenteller ~ eit gıpreim lien En 2 N
3 weiter. Bei Untersuchung nach. Probemahlzeit dagegen fanden. | Mit der Wahrscheinlichkeitsgröße eines. mit -allen Erse emungen
; v | nicht ‚in Widerspruch -stehenden Fundes bescheiden muß. - So
ersetzt maħches Fragezeichen das Produkt “konsequenten, folge-
sich oft Säurewerte, die bis an’ die normale Höhe heranreichten.
Diese Fälle hatten also nicht die Fähigkeit der Salzsäureabsonderung
völlig verloren, sie waren keine Achylien, sondern sie antworteten
nur auf den verhältnismäßig geringen Sekretionsreiz des Probe-
frühstücks nieht mehr mit Salzsäurebildung. Erst stärkere, besonders
die Geschmacksnerven mehr in Anspruch nehmende Reize brachten
eine genügende Salzsäureabscheidung . zuwege. Dieser Befund
gibt vielleicht einen Fingerzeig für die Ursache der Zunahme der
Anaeiditäten. Rn = |
Man wird zunächst geneigt sein, in der groben Beschaffen-
heit der Kost den Hauptgrund hierfür zu suchen. Dänn bleiben
aber die abweichenden Befunde ‚unerklärt, die Grote (5) und.
Curschmann (6) bei der Zivilbevölkerung im Kriege erhoben,
Beide fanden eine ausgesprochene Zunähme der Superaciditäten
und sehen gerade in der vorwiegenden Zufuhr von zum Teil mangel-
haft aufgeschlossenen Pflanzenstoffen die Ursache hierfür. Die
verschiedene Menge des Fleisches kann erst recht nicht den
Unterschied bedingen, denn das Fleisch ist'in der Feldkost wesent-
lich reichlicher enthalten als in der Heimatkost. : Es wären also
eher die umgekehrten Säureverhältnisse zu erwarten. Die. Beob-
achtung nun, daß bei den Magenkranken ‘des Feldheeres däs |
reizlose Probefrühstück sooft eine Anacidität ergab, wo durch den
stärkeren Reiz der wohlschmeckenden Probemabilzeit . normale |
Säureabscheidung zù erzielen war, läßt vermuten, daß überhaupt
N en der Feldkost ein Grund’ der verminderten nn erwägen. | | |
Abscheidung ist. So gut die Bestandteile der Feldkost sind, so |. 5 j aaia e N a ne
läßt sich häufig eine Eintönigkeit der Ernährung dabei nicht vet- Il un S es und Rückenmarks- . jur
meiden, während in der Heimat bei aller Knappheit der Nahrungs: | e’Schütterung ste er CME- DOC: E a + ‚erwiesene Kenntnis = ‘jis.
mittel doch ein größerer Wechsel in:'der Art der Zubereitung | von dem Wesen dieser -pathologischen Vorgänge, sodaß wir nn i
möglich ist, Wir wissen gerade aus Curschmanns Unter- | Auf die bekannten klinischen Folgen einer nur ätiologisch begrün- |
suchungen, welchen Einfluß die Art . der Zubereitung und damit | deten Erschütterung des Centralnervensystems als. auf das einzig
die Beeinflussung des Appetits auf die Magensaftabscheidung hat, | Tetsächliche beziehen können. Vergleicht man dieses mit den
Wir haben dementsprechend auch ärztlich jede Maßnahme begrüßt, Erscheinungen, welche sich nach einem bloß seelischen Shock
die auf Beschaffung ‘von Abwechslung in der Feldkost und | bieten, so wird die ‚Rückführung der letzteren auf die materielle:
‚Hebung ihrer Schmackhaftigkeit hinzieltee Die Heranziehung Schädigung um RE schwieriger, wenn dies elben klinischen
. frischer Gemüse, die Ausbildung der Kö6he in besonderen Koch-- Ausdrucksformen ' durch diesen oder jenen traumatischen Anlaß
schulen, wie sie von der Heeresverwaltung vielfach durchgeführt | hervorgerufen werden, insbesondere no h neben ‚einer offen:
war, wirkten bereits in diesem Sinne -7 2.00 ..°| kundig seelischen Erschütterung ein physisches Trauma nicht aus-
Gbleratey a A 9-W. kl. W. 1915. Nr' 50 geschlossen werden kann. Man halte- sich dabei Stets vor Augen,
m hat KE 1916. 8, 0%, — 2. M.m. W.4018, Nr. 10, — 5. Zbl $ ma Pi. tere, | daB ein schädigendes Agens in den Fällen jeder Ätiologie in der
Nr. 86. — 6, M. m. W. 1918 N NT | Plötzlichkeit der Wirkung zu suchen ist, und`die Dia-.
| N | | gnose einer „Schreckneurose“ nur dort einige Berechtigung findet,
wo sich an die Wirkung der Bewußtseinsverlust nicht unmittelbar
| ‚richtigen Denkens mit der gleichen Berechtigung, mit welcher die
astronomische Berechnung aus derselben Quelle des aus mehr ER
minder verschlungenen Voraussetzungen logischen Schließens ihre -`
: Resultate. entwickelnd hervorgehen läßt, ._- mop T A
© Die kausalen Momente der verschiedenen Wirkungsweisen `
-des unblutig schädigeńden Sprenggeschosses, wenn ‚seine Explosion ~;
den in der Nähe:Befindlichen in die Luft erhebt: und -eine weite !-
Strecke- hin - fortschleudert, ‚wenn es ibn durch die ‚Gewalt des
Luftdrucks oder das Gift der..Gase seiner Sinne beraubt, wenn :
es ihn, bei raschem Vorüberfluge durch die Plötzlichkeit oder
bei seinem, Zerbersten durch den grauenhaften Anblick zerrissener
Menschenleiber psychisch erschüttert, treten in Anbetracht ihrer Bin- ``
flüsse auf bestimmte Organe und Organbestandteile erklärend hinzu =.
„Da die die Krankheitsbilder auslösende Ursache als eine `
Erschütterung,. Commotio, sei dieselbe.materieller Art oder.
seelischer Natur, offen am Tage liegt, so ist es erforderlich: 1. die -© >
den verschiedenen Formen gemeinsamen Züge zu entdecken;
2. zu untersuchen, ob dieselben mit jenen Symptomen überein-
stimmen, welche auch in Friedenszeiten als die Folgen eines körper- -
lichen oder seelischen Shocks bekannt sind;- 3, die in allen Fällen p 2N
affizierten Organbestandteile in ihrer krankhaft: veränderten Funk-
tion zu betrachten, die. Art ihrer pathologischen Abweichung fest- -
zustellen. und ihre mögliche Beziehung dieser zu jener zu:
Ta -
y
| |
| | | os At, i ea | anschließt, wie einen solchen die Verletzten in ihren Schilderungen
Zur Symptomatologie und Pathogenese. der Granat- "hinterher oft sehr anschaulich, und bestimmt .berichten.. Die Ver-
f x a a | | letzten wissen oft gar nicht,. daß sie von einer Granate getroffen‘
| commotionsneur osei). < f © >o | wurden und erfahren das erst im-Spital. Von dem Augenblick ihrer -
TE r S Non Du = | -Verwundung an ist die Erinnerung ausgelöscht, wenn auch, -wie
| - Priv.-Doz. Dr. med, et phil. Erwin Nießl v. Mayendorf, Leipzig, | u. p P bemerkt, eine REE ae. n e
: derzei jo Rene 29 OR BA Be T weisbar ist, Das gemeinsame‘ ätiologische Band, . welches alle
RN helauzb dee Day ohinerigehen „urellung Hi PAoa en a { Fälle von unblutiger Granatwirkung unter einem. "zusammenfaßt, .
in Brünn. | ist die Vehemenz und die durch dieselbe hervorgerufenen bleiben-
ganbestandteile,
*
sodaß aus dem Rahmen verschiedener Symptomenbilder di e `:
Einheitlichkeit und Zusammengehörigkeit dieser
klinischen Äußerungen einer heftigen Erschütterung des Nerven-
systems hervorleuchten. . A p | ne
Es begreift sich, daß die Gewalt der jähen Wirkungsweise
nicht eine dem Sprenggeschoß eigentümliche ist, sondern jedes
andere nicht vorhergesehene Traun:a in gleichem Sinne dasselbe
Krankheitsbild wird auslösen können. Als ‚Beleg hierfür folgende
Beobachtung: - 2 nz DR e a
Beispiel i. Ein 27jähriger Infanterist erhält am 21. Oktober:
ei Gorlice während eines Sturmangriffes einen Kolbenschlag in -
Wenn auch das prozentualische Verhältnis jener funktionellen | deren Änderungen in den Funktionen bestimmter Or
| Nervenkrankheiten, die sich mittelbar oder direkt an die durch
' Qas Platzen eines Sprenggeschosses in der :Nähe bewirkte Er-
Schütterung des Nervensystems anschließen, zu der Zahl der Neu-
T poen im Kriege überhaupt noch einer statistisch abschließenden
| ‚Feststellung barrt, so darf schon jetzt die Gewißheit ausgesprochen
. werden, daß die Granatcommotionsneurosen zu den häuf igsten
Ban
N ') Ich akzeptiere den von Wollenberg (M. m. „W; 1914, |
O p Taa) vorgeschlagenen Namen „Granatcommotionsneurose“, beziehe |
Jedoch in den Begriff der Commotio auch die seelischen Erschütterungen
en. Die Begründung dieser Auffassung enthalten die folgenden Er-
. Orterungen, Ä ar Ne | b i
19415 b
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116 2. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5.
aba
2. Februar.
die Brust. Er dreht sich mehrere Male im Kreise herum, stürzt zu- | bin bewegt werden, jedoch nur mit geringer Kraft. Sämtliche Be-
sammen und bleibt 33 Stunden bewußtlos liegen. Hernach Unfähigkeit,
zu stehen und zu gehen. Zu Beginn Kopfschmerzen und Schmerzen in
der Hüfte, wenn sich Patient auf die Beine zu stellen versucht. Er
liegt in den Spitälern zu Freistadt, Teschen, Olmütz, Brünn herum,
ohne daß sich sein Zustand im wesentlichen bessert. Nach mehr .als
einem Jahre, am 27. Oktober 1916, kommt er zur Weiterbehand-
lung in das Garnisonspital nach Krakau Hier wird an dem
körperlich kräftigen, blühend aussehenden jungen Mann, welcher
Chauffeur vor dem Unfall war und nicht hereditär belastet ist, auch
jetzt weder an Kopfschmerzen, Schwindel, Angstempfindungen noch an
Schlaflosigkeit leidet, folgender Befund erhoben: An beiden Beinen
strumpfförmige, symmetrische Anästhesien. Die obere vordere Be-
grenzungslinie zieht eine Handbreit über dem oberen Rand der Patella,
und eine Linie, welche gerade durch die Mitte der Kniekehle führt,
grenzt die anästhetische Zone nach oben und hinten ab. Die Unter-'
scbenkel und Füße sind ganz unempfindlich. Die Patellar- und
‚Achillessehnenreflexe sind zum Klonus gesteigert. Bei Stich in die
Fußsohle Zehenbeugung. Der beim Beklopfen der Patellarsehne oder
bei passiver Beugung der Beine im Kniegelenk sich einstellende Klonus
pflanzt sich, wellenförmig sich ausbreitend, auf die gesamte Körper-
muskulatur fort. Die beiden Nervi supraorbitales druckempfindlich.
Tachykardie, Puls 104 Schläge in der Minute, sehr intensive Dermato-
graphie. -
Es wird dann weiterhin zu untersuchen sein, ob die krank-
haften Vorstellungskomplexe, aus welchen die Neurose als rein
psychogen hervorgeht, wie gelehrt wird, nicht vielmehr bereits die
klinische Seite der somatisch bestimmbaren Erschütterungs-
folgen, als die Ursache dieser Erscheinungen repräsentieren.
| Gaupp lehnt ein deskriptives Eingehen: auf die klinischen
Einzelheiten der Granateommotionsneurose ab 1), da deren klinische
Typen nur die bekannten hysterischen Symptome wiederholten. Die
subjektiv weite Fassung des Hysteriebegriffes kann natürlich diese
Stellungnahme rechtfertigen. Sicherlich weisen aber die Krank-
heitsbilder bei aufmerksamer Analyse vielleicht nicht unwesentliche
Verschiedenheiten auf. So deckt der Name „Abasie“ und „Astasie“
die verschieden geartetsten Unfähigkeiten, zu gehen und zu stehen.
Zur Illustration für das Ungleichartige, welches wir unter derselben
Bezeichnung vereinen, greife ich wakllos folgende Beobachtungen
heraus: i
Beispiel 2. Ein 21jähriger Korporal wird am 5. Juni 1916
in Galizien von einer Granate am Scheitel verletzt. Eine halbe Stunde
bewußtlos. Als er wieder zur Besinnung kommt, vollkommene Unfähig-
keit, die Beine zu bewegen.
Status praesens. September i9i6: Paralyse beider Beine bis
auf ganz unbedeutende Zehenbewegungen. Patellarreflexe beiderseits bis
zum Klonus gesteigert; ebenso die Achillesphänomene. Der Klonus
setzt sich von einem Bein auf das andere fort. Die übrige Muskulatur
des Körpers zittert mit. Das linke Bein fängt zuweilen auch zu zittern
an. Beide Beine von den Zehen bis zum unteren Rand der Patella
vollkommen anästhetisch. Der Rachenreflex fehlt! Blasen- und Mast-
darmstörungen fehlen. Zittern der hervorgestreckten Zunge. Die
Empfindung des Zitterns im Kopf, dann Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit,
Pulsfrequenz auch in ruhender Lage 100 Schläge in der Minute. Der-
matographie.
Beispiel 3 B., Infanterist, 19 Jahre alt, Tischlergehilfe.
Vater 56 Jahre alt, kein Trinker, weder nervös noch jäbzornig. Mutter
zirka 54 Jahre alt, nicht nervös, hat nie an Krämpfen gelitten. 1907
machte B. eine Rippenfellentzündung durch. Es wurden ihm zwei Liter
Wasser aus der rechten Brustseite abgelassen. Im März 1915 freiwillig
einpgerückt, im Juli ins Feld gezogen. Seit Januar 1916 Schmerzen in
den Beinen. Am 15. Juli 1916 in den Karpathen durch Granatexplosion
verschüttet, als er eben auf dem Boden lag. Der ganze Körper, mit.
Ausnahme des linken Armes und des Kopfes, sowie der Brust bis zu
den Warzen, war vom Erdreich bedeckt. 27 Stunden lag er so ein-
gegraben, ohne Bewußtsein. In einem ungarischen Spital kam er wieder
zu sich, hat angeblich drei Tage hindurch erbrochen. Aus dem Darm
ging viel Blut ab. Leib und Beine, insbesondere die Knie, waren ge-
schwollen. Große Schwierigkeiten beim Urinieren, muß stark pressen, Viel
Durst. Nur manchmal Kopfschmerzen. Unmittelbar nach der Verletzung
Schlaf schlecht, jetzt gut. Er leidet auch gegenwärtig weder an Schwindel,
noch an Angstgefühlen. Keine Kraft in den Händen, Appetit gering.
Status praesens. Schleimhäute und allgemeine Hautdecken
stark anämisch. Leidender Gesichtsausdruck, schwimmendes Auge.
Bindehautreflexe und Rachenreflexe vorhanden, Die Nervi supraorbitales
beiderseits nicht druckschmerzhaft. Tachykardie, Puls 185 Schläge in
der Minute. Der Dornfortsatz der Vertebra prominens, sowie die
Processus spinosi der‘unteren Wirbelsäule stark klopfempfindlich, hin-
gegen finden sich weder an den Brustwarzen, am Schwertfortsatz noch
in den seitlichen Abdominalgegenden druckschmerzhafte Zonen. Starkes
Schwitzen an der Handfläche. Die Beine können nach allen Richtungen
1) Gaupp, Die Granatkontusion. Kriegschir. Heft
z. klin. Chir. 1915, S. 287, en Hefte der Beitr.
wegungen sind am linken Bein schwächer als am rechten. Patellar-
und Achillessehnenreflexe normal. Fußsoblenreflexe normal. Keine
Anästhesien oder Analgesien. Bei Stehversuchen heftiger Klonus der
Beine, Bei Gehversuchen streckt Patient die beiden Beine einfach vor,
ohne mit den Sohlen den Boden zu berühren. Er hält sich krampfhaft
an den Betträndern, ächzt und stöhnt, klagt, er kriege keine Luft,
bricht endlich zusammen. Als er sich wieder niederlegt, flammt die
Haut über dem Schwertgriff in dreieckiger Form lebhaft auf. Abdomen
aufgetrieben, gespannt. Pressen beim Urinieren.
Die Unfähigkeit, zu gehen und zu stehen, hat in diesen beiden
Fällen, wie die Betrachtung der Symptome lehrt, verschiedene
pathologische Ursachen. In dem einen kann der Verletzte nicht
stehen und nicht gehen, weil er die Beine überhaupt nicht be-
wegen kann, in dem anderen ist es nur die Funktion des Stehens
und Gehens, die dem Kranken abhanden gekommen ist, sodaß wir
den Eindruck einer schweren cerebellaren Gangstörung gewannen.
Aber auch in anderer Beziehung sind die beiden Fälle symptomato-
logisch anders geartet. Während wir bei dem ersten Patienten ın
der strumpfförmigen Anästhesie der Beine und am Fehlen des
Rachenreflexes hysterische Stigmata erkannten, so suchten wir nach
solchen Zeichen an dem zweiten vergebens. Ebenso fehlte bei
diesem die pathologische Steigerung der Sehnenreflexe. Die trau-
matische Paralyse der Beine ist daher von der eigentlichen Astasie
und Abasie symptomatologisch zu trennen. Es gibt aber noch
ganz andere klinische Formen unter den Kriegsneurosen, welche
ebenfalls unter die Rubrik der hysterischen Astasie oder Abasie
gebracht werden. Hierfür
Beispiel 4. Ein 38jähriger Infanterist erhielt am 24. Ok-
tober 1914 im Trommelfeuer einen Streifschuß in die linke Schulter.
Er wurde sechs Wochen in einem Spital behandelt und hierauf zu
seinem Kader entlassen. Dort fing Patient eines Tages an zu zittern,
und zwar zuerst im rechten Bein. Man schickte ihn deshalb wieder m
ein Spital, und zwar nach Olmütz, wo er superarbitriert und für einige
Zeit nach Hause zur Erholung geschickt wurde. Das Zittern verlor
sich. Er wurde wieder einberufen und kam an die Front. Angeblich
wurde er viermal von Granaten verschüttet. Nachdem er mehrere
Lazarette passiert hatte, wurde er in das Kriegsspital nach Brünn
abgeschoben, wo ich folgenden Befund erhob. Anamnestisch ließ
sich feststellen: Familie angeblich nerven- und geistesgesund. Im
zehnten Lebensjahre soll Patient Blattern und Typhus gehabt haben.
Er war nie schreckhaft. Verheiratet. Zwei Kinder, von denen das eine
im vierten Monat starb, das zweite lebt und ist gesund. Zwei Aborte
der Frau. Mäßiger Alkoholgenuß zugegeben. nu
Status praesens. Mittelgroß, graziler Knochenbau, Ernäh-
rungszustand mäßig. Lungen, Herz, Bauchorgane normal. Grob-
schlägiger Tremor der rechten unteren Extremität, besonders beim
Sitzen. Beim Gehen wird er schwächer. Beim Stehen ist er sehr
schlimm, er pflanzt sich abgeschwächt auf die gesamte K örpermuskulatur
fort. Patient droht, wenn er keinen Stützpunkt findet, umzufallen.
Beim Festhalten der gebeugten Beine tritt ein heftiger Klonus in der
rechten oberen Extremität auf, ein schwächerer in der linksseitigen.
Ein Stich in die rechte Fußsohle ruft einen heftigen Fußklonus hervor.
Kein Zittern der Zunge. Die Patellarreflexe sind beiderseits bis Zum
Klonus gesteigert. Der Achillessehnenreflex ist rechts wegen des
heftigen Klonus der Extremitäten nicht auslösbar. Händedruck beider-
seits gleich kräftig. Rachenreflex etwas herabgesetzt. Rechter Con-
junctivalreflex fast fehlend. Der größte Teil der rechten Körperhälfte |
hypalgetisch. Schmerzhafte Druckpunkte auf der linken Körperhälfte:
Druck auf den linken Nervus supraorbitalis und die Mammilla schmerz"
haft, auf die linke Unterbauchgegend fast krampfauslösend. Die rechte
Arteria temporalis tritt auffallend hervor. Die Radialarterien auf beiden
an ungleich, verdickt. Puls rhytbmisch; Pulszahl 120 Schläge 10 der
inute.
., Beispielö. P., 20jähriger Bankbeamter aus Prag, Vater
nervös, durfte sich nie aufregen, bei jeder Gelegenheit Herzklopfen.
Großvater psychisch debil. Mutter des Patienten sehr reizbar, Kin,
an krampfartigen Schmerzen. Älterer Bruder leicht erregbar. Selbs
-keine ernsteren Krankheiten in der Jugend durchgemacht. Nicht leicht
gelernt. Stets zurückgezogen gelebt. 1915 ins Feld abgegangen un
daselbst bis 16. Juli 1916 gewesen. Große Märsche. Am 15. Juli im
heftigen Trommelfeuer über eine Brücke gelaufen, dann über einen
Prügelsteg. Plötzlich Bewußtseinsverlust. In der Divisionssanitäts-
anstalt aus seiner. Obnmacht erwacht, teilt man ihm mit, daß er, von
der Gefechtsordonnanz aus einer Verschüttung durch eine Granate be-
freit, dahin gebracht worden war. Bei Bewegungsversuchen zitterte
die rechte Körperhälfte, welche sich auch als empfindungslos erwies
Sprachstörung. Blindheit auf dem rechten Auge. Gefühl, daß rn
Nervensystem vollkommen ruiniert sei, mußte immer Leute um sich
haben, sonst große Angst. Zustand bald besser, bald schlechter. 1
„Im Novomber 1916, als ich den Kranken untersuchte, Schwin
anfälle, Schwäche, Schlaflosigkeit mit abnorm lebhaften, beängstigendet
Träumen. Kopfschmerzen im Hinterkopf gegen Abend und er >
Frühe. Zuweilen Heißhunger; wenn das Essen aufgetragen wird. Wider
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091919: MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. b > o
Stunden liegt er bewußtlos.: Als er auf dem Regimentshilfsplatz wieder
h kommt, ist nz konfus im Kopf. Keine Lähmung, Erblindung
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Stärkes ‚Schwitzen: und: Hitzegefühle, äuch bei
illen -gegen dasselbe.
ka Dit zu sich kommt, ist er ganz
Säntlche k a
bten, Palle F -` kalter A orang, a m x en e EA
normal, Rie oe tatus praesens. ark Kongestioniertes Antlitz, neuro- | oder Krtaubung,. | ER TE E P i
rer Kons de F- pathisches Auge. Unausgesetzt ticartiges Verziehen des’ rechten Mund- |- Am 19 November kommt er über Wien nach. Brünn. Fa,
ne eindig f- winkels nach der Seite. Desgleichen ticartige Zuckungen. im echten a en, Schwindel, Schlaflosigkeit zu klagen. Appetit und Stuh
ich Kranplid F Platysma, im Sternocleidomastoideus, etwas schwächer im Pectoralis, in | in Ordnung. | . Be E S i
e kein | W den Beugemuskeln des rechten Armes, sowie im rechten Quadriceps. Ze Status praesens im Februar 1917. .. Großer, mittelkräftiger a
st, fannt È a femoris. Gang: Das rechte: Bein wird gestreckt, abduziert und auswärts | Mann, leicht vergrößerte Schilddrüse; beide Supraorbitalnerven druck- 2
auf. Abdon B°. gerollt nachgeschleift, der Fuß und die Zehen sind. hyperextendiert, | empfindlich. Patient ‚angeblich myopisch.. „Linke Pupille weiter als | :
| A - Fersengang, Patellarreflexe lebhaft. Rechts tritt eine Contractur der | die rechte und - reagiert: wenig auf Lichteinfall, hingegen prompt auf I a
Jiesen hila E- Beuger des Oberschenkels bei passiven Beugungen desselben im Knie- | Akkommodation. „Der Rachenreflex fehlt. ‘Bindehautreflexe vorhanden. ' ”..
a gelenk ein. Bindehautreflexe und Rachenreflex, vorhanden. Hemianal- | Uber- dem Griff des Schwertfortsatzes eine rote, mehrere Zentimeter im ,
m Era Eu gesie und Hemianästhesie der rechten Körperhälfte. . Beim Bestreichen | Durchmesser sich ausdehnende Stelle, die bei:genauer Betrachtung sich -
letze se -der rechten Tibia Beugung der Zehen des rechten Fußes sowie der | aus kleinsten erweiterten Blutgefäßen zusammensetzt. . Grobschlägiges. Br Eh
pin f Zehen auch des linken Fußes. Keine schmerzhaften Druckpunkte. | Zucken des linken Armes beim Stehen und Gehen. Pulswelle mittel- > >> EH)
des Stehen £~- -- Quaddelbildung bei Bestreichen der Brust; _ wu Boch, En T E nn, Se See po mus
sodas mt F- RE T atona alai Di ii fma , Herzdämpfung nic verbreitert. Herztöne dumpf. und unschärf. ‚Die ¢& -+>
mal on 6 a Takes Mi, Infantiris, al an Krampfanfälen | beiden Brustwarzen und das Kpigastrium sind druckschmerzhaft, Cyanose` .. ’ : y
ymptomalr } leiden. Nitern leben, Vater Oberlehrer, Abstinent. Mutter gesund. | er Hände, starkes’ Schwitzen, Die linke Körperhälfte mit Acii EER N
lila © - Patient hat bisher keine Nervenkrankheiten durchgemacht. Am 8. Juli. | ee a... P a aa D A ea A a:
Fehlen da $. - 1916 platzte in seiner "Nähe eine Granate. Er erschrak heftig, fiel zu | Fe nenreliexe desgieic Be Hhaft 164 a | Kein Babinski Gans >
Boden, verlor für wenige Augenblicke das Bewußtsein, kam aber bald Folge. P lantarreflexe sehr lebhaft, jedoöl P AT E a
chläft Patient schlecht. leidet unter schweren | Ohne Befund. Bei Augenschluß: -große Unsicherheit und ängstliches
s Ta BnG | Taumeln.. Ausgesprochene. Dermätographie. | u E $:
| Maurer im Zivil, wurde . ).
T 03
hih hi EN wieder zu sich, Seitdem. s
we. Träumen. ee i | |
` Status praesens 19. Januar 1917., Angesicht kongestioniert.
Die hervorgestreckte Zunge zittert nicht. Pulszahl in der Minute
84 Schläge. Conjunctivalreflexe beiderseits herabgesetzt. Rachenreflex.
‘fehlend. Einzelne Nadelstiche sollen nicht empfunden werden,
analgetische Zonen jedoch nicht nachweisbar. Beiderseits kalte, cya-
notische Hände. Dermatographie. Grobschlägiger Tremor. der unteren
Extremitäten, welcher bei Aufregung : stärker wird und .auch. auf diè
linke Hand sich verbreitet, in der Ruhe aber fast völlig verschwindet.
Beim Gehen Zessieren des. Zitterns. Patellarreflexe hochgradig ge-
steigert. Achillessehnenreflexe und Plantarreflexe normal. - . Er
Beispiel 7:_K. J., Kanonier, 24 Jahre alt, am 3. August 1915 an
der Südfront durch -eine -Mine verschüttet; bewußtlos gewesen,. hat, als
er wieder zu sich kam, nicht ‚erbrochen. Einige. Tage nach der Ver-
3 letzung konnte er weder Hände -noch Füße bewegen. Seit der Ver-
- Sebüttung hört er auf beiden Ohren .schlecht. Eltern leben. Vater
leidet seit 20 Jahren angeblich an einem Schütteltremor, sodaß er die
Hände nicht benutzen kann. ~ D ne vw |
i Status praesens. Kleiner, kräftiger Mann, kongestioniertes Ant- |
itz. Bindehautreflexe abgeschwächt. Linker Bindehautreflex lebhafter lichkeit dagegen aufgehoben. -Die Patellarreflexe
klopfen der rechten Achillessehne ein "leichtes Zittern ‘des. Beines., I
| Pe
t
;
Beispiel 10..29 Jahre alter Gefreiter, M
am 5. Juni 1916 am, nördlichen Kriegsschauplatz: von einer Granate- _
verschüttet. Er verlor das Bewußtsein und kam 'erst wieder in Kowel .: Be
in einem Lazarett zu sich. Am rechten Stirnbein eine oberflächliche
Drei Wöchen
Verletzung. Rechte Pupille -weit, nicht reagierend. >
"konnte ‚Patient nicht gehen. Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit, _ Kia
. Status praesens am.17. Januar 1917. Großer, kräftig ge- ` a
‚bauter Mann. Rechte: Lidspalte enger als die linke, das rechte Augen; ^. '.-
lid hängt schlaff herab. Die Pupillen beiderseits gleich weit, reagieren -° fý. es
prompt auf Lichteinfall, erweitern -sich jedoch wieder sehr bald. Puls- ©- 2. E
welle hoch, Puls regelmäßig. ' 80 Schläge in der Minute. Bindehaut- ` ee] Bor,
reflexe schwach. Rachenreflex vorhanden. “Auf der: Brust rote Flecken. SE
von erweiterten: Arteriolen. Ausgesprochene Dermatographie. Analgesie
des ganzen Körpers mit Ausnahme der Nasenspitze, der Unterbauch- Bi,
gegenden und der Nates. Um jeden Nadelstich ein dunkelroter, sich | Bar
‚allmählich vergrößernder Kreis. "Werden. Nadelstiche' nicht weit von~ 1: ab
einander appliziert, so confluieren diese Höfchen zu größeren Flecken. a =
Dieses Phänomen zeigt sich am intensivsten an der Rückenhaut. . Die 19,
die Schmerzempfind- mo) ee
Br ee
Er:
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ST - a, Fa k -
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s Ar sab. m'i pa k
4% - re. As: = ®
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TEAN a aen ea oane a
Berührungsempfindlichkeit: derselben. ist erhalten,
gesteigert. Beim Be-
nn der rechte, Die Nervi supraorbitales sehr druckempfindlich. Rachen-
Te ex > a . . b a E-S P 23 B j Ko `. 3 . Zee ag z & ; sge asp g
aht dor Meute 118 Moreäne Son Dbor den Sfsertörtte act | Cremastorredox beiderseits lehaf," Gang und Motilitäs normal. Unter
der Brust eine diffuse- Rötung; die Hände blaurot verfärbt. Dermäto- dem rechten IDDeNDOBEN me D’gaSerlum Sc Amersha fio Druckp unkte.
graphie angedeutet; Patellarreflexe gesteigert, Achillessehnenreflexe „Beispiel 11. 26jähriger Kanonier wurde im Sommer 1916. an |: S
Die Plantarreflexe beiderseits lebhaft, aber normal. | der Südfront, als ereben bei.der Arbeit war, blind gegangene italienische f. ARPER
| ‘Geschosse zu sprengen, durch eine. explodierende Granate verschüttet. 1. Ve
‚ Er- verlor das Bewußtsein, welches er erst in einem Spital zu Innsbruck Kr
sorentiert, sprach
normal. Gelenke frei.
Herabsetzung der Schmerzempfindlichkeit an der ganzen Hautfläche,
-wiedererlangte.. Hier war er jedoch vollkommen de
unzusammenhängend, meinte, er fabre auf Urlaub zu. seiner Frau. Ab-
Ben y
= amne, a
a
nn
insbesondere an der:linken 'Körperbälfte. Abdomen druckschmerzhaft.
mor bei willkürlichen’ Bewegungen. Latentes Zittern.
Leichter Muskeltre
0, Zickzackgang. Bei Augenschluß erhebliches Schwanken. Schmerzen :
= m der Wirbelsäule spontan und bei Beklopfen derselben. Sehr. ver- | sonderliches Benehmen, starrer..Bl ck, wurde immer ‚wortkarger. Noch
E E | im Oktober. 1916 im Garnisonspital. zu: Krakau völlige Desorientiertheit,
depressives Verhalten, Befürchtung, nicht wieder gesund. zu ‚werden,
Klagen über Kopfschmerzen: . . ,... = Be
- Status. somatus (Dezember 1916). Großer, kräftiger Mann,
Antlitz stark kongestioniert, starrer Gesichtsausdruck, etwas niedrige Stirn, .
horizontaler Sehädelumfang 56 Y cm, am linken Hinterhaupt einige mit
der Unterlage verwachsene Narben. Die Nervi supraorbitales beiderseits -
‚nicht druckschmerzhaft. Pupillenreaktion vorhanden; rechte, Pupille
entrundet, verengert sich nur wenig ‚bei Konvergenz, jedoch sichtlich
beim Blick nach links. Das rechte Auge. steht beim Blick nach links
tiefer als. das-linke. : Beiderseits Nystagmus. Beim Blick nach rechts
|. Zurückbleiben des rechten Abducens.. Der rechte Bindehautreflex: ist
stark herabgesetzt, der Rachenreflex fehlend. Die Zunge wird unbeholfen,
‚langsam über die Zähne gebracht. Vollkommene Analgesie der. all-
gemeinen Hautdecken des ganzen Körpers mit ' Ausschluß einer
Partie über der linken Achsel, einer größeren Zone auf der rechten
und einer kleineren auf der linken Bauchhälfte, -einer Manschette- am
linken Arm sowie. der Haut über den beiden Glutaei einschließlich.
der Analgegend (siehe Abb. 1 und 2). Druckschmerzhaftigkeit . der
rechten Unterbauchgegend. Puls regelmäßig, 72 Schläge in der ‘Minute,
Herztöne rein.. Die mechanische Erregbarkeit der Muskulatur ist nicht
gesteigert (Pectoralisphänomen nicht auslösbar). - Patellarreilexe.
beiderseits gesteigert, jedoch normal. Fußsohlenreflexe .beiderseits
normal.: .‚Bauchdecken- und Cremasterreflex links schwach. Beim Be-
.| streichen verschiedener Hautstellen mit dem Perkussionshammerstiel
' andauerndes, vasomotorisches Nachröten mit Qu@üdelbildung. Gang
normal, Händedruck rechts schwächer. als’ links. Bei -Prüfung der
-einzelnen Muskeln ‘der rechten oberen und unteren Extremität ergibt-
sich ‘eine auffallende Herabsetzung der groben Kraft derselben. Der
'Facialis innerviert beiderseits gleich, kräftig, 0 er
Subjektiv: Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit. Während
der Beobachtungszeit im Garnisonspital 15 zu Krakau vom 7, Oktober 1916 `
. geßlich, hypochondrisch deprimiert. z AS
| Beispiel 8. 24 Jahre alter Infanterist Sk. J. Vater Arbeiter,
.-Schnapstrinker. Bisher stets gesund. Als er’am 10. Oktober 1916 an
f der Südwestfront bei Görz im Schützengraben lag, krepierte in seiner Nähe -`
eine Granate. Er verlor sofort für zwei Stunden das Bewußtsein. Zwei
Tage später floß ihm Blut aus dem linken Ohr. Am dritten Tage nach
der Verletzung konnte er weder sprechen noch hören. Zwei Wochen
hindurch vermochte er nicht die Beine zu bewegen. Kopfschmerzen,
Schwerhörigkeit auf dem linken Ohr. Schlaflosigkeit. Puls 100. Linkes
un Trommelfell zeigt‘im oberen vorderen Quadranten eine Perforation.
g "lüstersprache innerhalb eines Meters Distanz.
m. Status praesens am 17. Januar 1917. Mittelgroß,. guter Er-
‚Rährungszustand, Schädel keine Narben, nirgends klopfempfindlich. Pu-
pillen beiderseits dilatiert, springend. Hippus. Zunge und gespreizte Finger.
zittern nicht. Die Bindehautreflexe beiderseits abgschwächt. ‘ Der
achenreflex fast fehlend. Puls regelmäßig. 96 Schläge in der Minute.
C Gesichisnaltte, onen umpi, Arm, Oberschenkel sowie an der rechten
deckwei - Tmalographle, starkes Schwitzen an den Rohlhani r
! bl se, während der Untersuchung auftretende und wieder ab
a P eaag Rötungen der rechten Gesichtshälfte. Patellar- und Achilles-
| „üenreflex normal. Bauchdecken- und Plantarreflex lebhaft. Rechte
| e die. Substernalgegend druckschmerzhaft..
Vate Beispiel 9. Fl, Infanterist, 28 Jahre alt, im Zivil Buchhalter;
| Ai: ondukteur, angeblich seit einem 1907 erlittenen Unfall nervös,
Pe lebend. Mutter leidet viel an Kopfschmerzen, ‚Geschwister
"al. Weder Geisteskrankheiten noch Selbstmord sind in der Familie
vorgekommen. 5: E
en Patient hat 1910 eine Lungenentzündung durchgemacht, sonst ist
a Sewesen. 1914 beim Infanterieregimeht Nr. 8 in Brünn ein-
ee 1915 an der russischen Front. Am 22. August 1916 explodiert
Tante in seiner Nähe und bedeckt seine Füße mit Erdreich, Sechs |
. Ynterbauchgegend sowi
N
e e
. kommen orientiert zeigte, klare,
118 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5. 2. Februar.
EOS AT
j dieses Jahres treten beim Patienten anfallsweise Rö-
i NN nd Schwellungen der rechten Gesichtshälfte auf. DB
bemerkt man an ihm eine Veränderung der Psyche, ‚welche ar in
den Zwischenzeiten nicht normal ist. Er wird plötzlich sehr he tig,
brüllt und .schlägt um sich her. Der Zustand hat sich gebessert, is
aber noch nicht ganz abgeklungen. Noch immer trägt er ein mani-
riertes, kindisch-läppisches Wesen zur Schau.
Beispiel 12. 33 Jahre alter Infanterist, Metalldrucker im
Frieden, wurde bei Görz am 5. November 1916 von dem durch eine
explodierende Granate -aufgeworfenen Erdreich verschüttet. Er lag
hierauf éine Zeitlang bewußtlos. Als er zu sich kam, waren ihm
| Hände und Füße tot, ohne eigentlich gelähmt zu sein. Dermato-
graphie. Puls 140. Epigastrische Pulsation. Patellarreflexe sehr ge-
steigert. Große Reizbarkeit. Schlaf gut.
Beispiel 18. St. L., Kanonier, 22 Jahre alt, rückte bei Kriegs-
beginn zum F.K. R. 2 nach Olmütz freiwillig ein. Einer Subordinationsver-
letzung im Jahre 1915 schuldig erklärt, wurde ibm das Recht, als Freiwilliger
weiterzudienen, aberkannt. Vom Februar 1915 bis zum März 1916 stand
er im Felde, wo er im Februar 1916 bei Radzeskow in Russisch-Polen
- an der Ostfront von einer Granate verschüttet wurde. Patient lag
einige Zeit ohne Bewußtsein. Seit dieser Zeit ist er schwer leidend.
In einem Feldspital, in welchem er sich von dem erlittenen Nervenshock
erholte, erkrankte er an einer Blinddarmentzündung, die zur Vornahme
einer Operation zwang. Von dieser genesen, führten ihn seine nervösen
Beschwerden in verschiedene Nervenspitäler. Etwa ein Jahr wurde er
im Reservespital Nr. 1 in Brünn behandelt und kam dann im Frühjahr
1917 zu Prof. Redlich nach Döbling bei Wien. Nach zwei Monaten
wurde er in das Marschbataillon seines Regimentes eingeteilt, kam aber
über Wien nicht hinaus, da er an Anfällen erkrankte und in das Kriegs-
spital Simmering gebracht werden mußte, von wo er nach Abklingen der
Symptome zu seinem Truppenkörper zurückkehrte, der ihn im Land-
wehrspital zu Olmütz konstatieren ließ. Auf Grund dieses Befundes
wurde er superarbitriert, zu jedem Landsturmdienst als ungeeignet und
50% erwerbsunfähig erklärt und seine Ausscheidung aus dem Heeres-
dienst beantragt. Patient wurde jedoch vorläufig noch nicht entlassen,
weil er auf die Erledigung eines Majestätsgesuches zu warten hatte. In
dieser Zeit überschritt er einen kurzen Urlaub, welcher ihm über
Sonntag nach Brünn gewährt wurde. Die Angst vor der Strafe brachte
ihn aus aller Fassung, er nahm, um sich zu töten, 7,5 g Veronal.
In die interne Abteilung des Garnisonspitals eingeliefert, ver-
mutete man eine Geistesstörung, da ein ausreichender Grund für den
Suicidversuch nicht vorlag. Daraufhin Transferierung auf die psych-
iatrische Abteilung. Hier nur Klagen über Magenschmerzen, hat auch
zweimal erbrochen. Sonst ruhig und geordnet, für die Annahme
eines hysterischen Dämmerzustandes keine Anhaltspunkte. Rück-
transferiert in die interne Abteilung des Garnisonspitales, über welche
wegen eines Falles von Typhus exanthematicus eine mebrwöchige
Quarantäne verhängt wurde. Als Kontumazierter, an welchem außer
„Anämie und Unterernährung“ keinerlei krankhafte Symptome nach-
weisbar waren, gelangte er in die Infektionsabteilung, wo ihn der Befehl,
am 19. April mit Exkorte zur Rekonvaleszentenabteilung des Ersatz-
bataillons des Schützenregiments Nr. 18 nach Olmütz abzugehen, derart
in Bestürzung brachte, daß er 'neuerdings einen Selbstmordversuch
unternahm. Der herbeigeholte Inspektionsarzt fand Patienten schwer
benommen mit schwacher Herztätigkeit vor. Zwei Campherinjektionen
mit nachfolgender Magenausspülung wandten die drobende Lebensgefahr
ab, Hierauf ein deliranter Zustand mit folgender psychischer Depres-
sion. : Wegen derselben am 22. April in der psychiatrischen Abteilung
des Garnisonspitals wieder aufgenommen, wo er sich jedoch voll-
y zutreffende Antworten gab und sich
vernünftig benahm. Er machte den Eindruck eines weichlichen, wider-
standslosen Menschen, welcher plötzlichen Impulsen nicht zu wider-
stehen vermag. Große Affektlabilität, spricht immer in Erregung, wobei
ihm Tränen in die Augen kommen.
... An dem mittelkräftigen Patienten, dessen Schilddrüse gleich-
mäßig verbreitert war, sah man auf der rechten Halsseite, der rechten
Brustwand sowie dem rechten Oberarm ein urticariaähnliches Exanthem
bei psychischen Emotionen aufflammen. Grobschlägiges Zittern der
willkürlichen Muskulatur des ganzen Kör
N pers, besonders der Beine.
Puls 140 Schläge in der Minute, bei ruh
| N f igem Verhalten. Hypalgesie
der linken Körperhälfte, Fehlen des Rachenreflexes. Hochgradige
Dermatographie, geschlängelte, prominente Schläfenarterien. Sehr
gesteigerte Patellarreflexe.
| In den angeführten 13 Fällen hat ein plötzlich herein-
brechendes Trauma den Krankheitszustand ausgelöst; man kann
nur darüber streiten, ob der psychische Shock oder die materielle
Erschütterung beim Hinstürzen und Verschüttetwerden ausschlag-
'gebend gewesen sei. Der Verletzte der ersten Beobacht
: ung fiel
durch einen Kolbenschlag erschreckt zu Boden und blieb 33 Stun
den ohne Bewußtsein liegen. Es erscheint mir daher auch bei
diesem eine Gehirnerschütterung nicht ausgeschlossen, wenngleich
das Fehlen einer retrograden Amnesie gegen eine solche s
das Fe | rech
würde. Der traumatische Charakter der klinischen Bilder apricht
sich in einer etappenmäßigen Entwicklung aus. Die initiale
Phase, welche unter der unmittelbaren Wirkung ‚des Da
steht, ist durch Trübung oder Verlust des Bewubßtseins v on mehr
minder langer Dauer gekennzeichnet. Die Dauer des. po
störten oder aufgehobenen Sensoriums kann von vie m
Verletzten begreiflicherweise nicht genau angegeben I
den (vergl. die Beobachtungen 5, 7, 10, 11, 12). Ein-
mal sind es nur wenige Augenblicke (B. 6), ein andermal sogal
33 Stunden (B. 1), während welcher die Besinnung verloren war.
Die gefundenen charakteristischen, klinischen Merkmale A
zweiten, subakuten Stadiums sind Kopfschmerz. Schwindel,
Schlaflosigkeit, Angstgefühle, Blindheit -auf einem oder padn
Augen, Gefühl von Totsein der Hände und Füße, Unfähigkeit, die
Extremitäten zu bewegen, Verworrenheit des Geistes bis zu A
gesprochener Desorientiertheit. Diese Erscheinurgen sind passagere.
Aus diesen entwickelt sich allmählich — und zwar ‚nach
einer verschieden langen Zeit -—, indem die ersteren abklingen
und durch andere ersetzt werden oder indem, was seltener vor-
kommt, die Symptome unverändert in einen chronischen Zustand
übergehen, ein drittes stabileres Krankheitsbild. ‚Jetzt treten
auch die bekannten Stigmen der Hysterie deutlich zutage. Hy-
sterische Paraplegie mit Analgesie der Beine, einfache Astasıe und
Abasie, Hemiplegie mit gleichseitiger Hyp- oder Analeesie, loka-
lisierter oder universeller Tremor, Schwerhörigkeit, Taubheit,
Stummheit, Aphasie, Taubstummheit, an den Augen auffallend
weite Pupillen, Abducensparesen, ein Augenzittern, re
Nystagmus vortäuscht, Spasmen des Orbicularis, die Ausfälle des
Gehörs, der Sprache und des Gesichts, gepaart mit Anästhesien
einzelner Körperteile, Überempfindlichkeit der der analgetischen
Seite gegenüberliegenden Körperhälfte mit druekschmerzhaften
Zonen an den Supraorbitalnerven, dem Epigastrium, der Mamma
und der Unterbauchgegend, hochgradige Steigerung der Sehnen-
reflexe bis zum Klonus bei Abwesenheit der für die Pyramiden-
erkrankung charakteristischen Zeichen, vor allem des Babinski-
schen Zehenphänomens.
Bald finden 'sich diese, bald jene Symptome, einzeln oder zu
Gruppen vereinigt, sodaß jeder Fall für sich durch das Hervor-
stechen bestimmter pathologischer Eigentümlichkeiten seine beson-
dere klinische Physiognomie erhält. (Schluß folgt.)
Über Ruhr.
Von
Dr. Hermann Rautmann, Freiburg i. Br.,
Oberarzt der Reserve.
Il. Zur Behandlung der Ruhr.
| Im vorhergehenden Teil!) dieser Arbeit habe ich versucht,
einige selbstbeobachtete typische klinische Verlaufsformen der
Ruhr zu schildern. Im folgenden möchte ich einige eigene kli-
nische Beobachtungen und Überlegungen mitteilen, die sich auf
bestimmte, noch zur Erörterung stehende therapeutische
Fragen beziehen.
Eine dieser Fragen ist die, ob bei der Ruhr eine abführende
Behandlung oder Ruhigstellung des Darmes das richtige ist. Wepn
hierüber immer noch Uneinigkeit herrscht, so möchte ich mir dies
im wesentlichen daraus erklären, daß diese Frage in so allge-
meiner Form nicht richtig gestellt ist und daher überhaupt nicht all-
gemeingültig beantwortet werden kann. Denn aus unseren bis-
herigen Kenntnissen über die Wirkung der Abführmittel auf den
menschlichen Darm scheint mir so viel hervorzugehen, daß auber-
ordentlich viel davon abhängt, welches Abführmittel gegeben wird.
Es würde wohl keiner zögern, eine abführende Therapie der Ruhr
zu befürworten, wenn wir ein Abführmittel hätten, welches unter
weitgehendster Schonung des Diekdarmes elnD®
gründliche Darmentleerung hervorruft _
u Nach dem, was wir zurzeit darüber wissen, scheint mir das
Ricin usöl ein solches Abführmittel zu sein. Das Rieinusöl
wirkt, wie aus den Untersuchungen von Meyer-Betz un
Gebhardt, de
ren Ergebnisse mit dem entsprechenden Versuche
von Magnus an Katzen üb
Erregung der Peristaltik d
des Diekdarms erschlaffen,
und die zur Eindickung f
unterdrückt wird. Die Entleerung erfolgt wahrscheinlich schub-
') M. Kl. 1918, Nr. 48, S. 1187,
ereinstimmen, hervorgeht, durch a
es Dünndarms, während die Hare
die kleinen Kolonbewegungen fehlen,
ührende Antiperistaltik des Coecums
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i R entleerung das Kalomel mit Rieinusöl kombiniert.
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‘ein bis zwei Eßlöffel Rieinu
Ich selbst habe diese Behandlungsart bei zahlreichen i
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weise durch einige wenige große. Diekdarmbewegungen. inen Do $
kann also sagen,, daß unter Ricinusölwirkung | beipflichten, vielmehr habe ich ‘den Eindruck gewonnen, daß Kalomel
| lar) in dieser Darreichung als mildes Abführmittel: wirkt. ` Bestimmtere An-
geradezu eine Ruhigstellung des Dickdarms
eintritt und seine Entleerung. in-schonender
Weise erfolgt.
einige Zeit nach Einnehmen ‘von Ricinusöl ein Nachlassen. der
quälenden Leibschmerzen empfinden, deutet vielleicht sogar darauf
hin, daß. unter Ricinusölwirkung spastisch kontrahierte Dickdarm-
teile erschlaffien können), Dabei ist aber die Ent-'
leerung des Diekdarms eine sehr gründliche,
In einem Versuche konnten. Meyer-Betz und Gebhardt
eine völlige Entleerung .des gesamten Dickdarms
schon nach zwei Stuhlgängen beobachten. Die verabfolgte Rici-
nusölmenge betrug bei diesen Versuchen nur 20 ccm. In einem.
anderen Versuche wurde der ganze Dickdarm sogar. auf einen
Schub vollkommen entleert, Die Reizwirkung auf.die
Darmepithelien scheint nur eine geringe zu
sein, da nach Brieger eine vermehrte Sekretion nicht ein-.
tritt, was jedenfalls damit zusammenhängt, daß die aus der frei-
werdenden Ricinolsäure entstehende Ricinolseife rasch aufge-
saugt wird, also immer nur kurze Zeit auf den Darm einwirken.
kann (H. Meyer). Es können daher auch größere.
Mengen Ricinusöl gegeben werden, ohne daß
schädliche Nebenwirkungen auftreteäi. |
Anders liegt die Sache beim Kalomel, Meyer-Betz
und Gebhardt ‘beobachteten eine gleichmäßig starke Wirkung..
dieses Mittels sowöhl auf Dünn- wie Dickdarm, wenn sie 0,3 g
gleichzeitig mit der. Riedermahlzeit’ gaben. Wurde das Kalomel_
nüchtern verabfolgt, so führte es zu „noch stürmischerer Peri-
staltik, besonders . im Dickdarm“. Die Diekdarmwirkung des
Kalomels ist nach Meyer-B-etz und Gebhardt ähnlich der
von Infusum Sennae, das heißt, es tritt. neben einer Steigerung
der zur Fortbewegung des Inhalts dienenden Peristaltik auch eine
solche der kleinen. Kolonbewegungen. (Mischbewegungen) auf.
Für einen hochgradig entzündeten Dickdarm ist
eine derartige Steigerung seiner Bewegungen
Sicherlich von Nachteil.. Dazu.kommt, .daß durch die
Abspaltung von Quecksilber, auf der offenbar die Kalomelwirkung_
eruht, eine stärkere Reiäwirkung auf die Darm-
oh
.. » epithelien ausgeübt wird, ‘ganz’ abgesehen von, der Gefahr
emer allgemeinen Hg-Vergiftung (Stomatitis, Nephritis, Kolitis), die
auch schon nach verhältnismäßig kleinen Mengen auftreten kann,
rasch genug wieder aus dem Darm ent-
Bei dieser Sachlage erscheint es eigentlich sehr merkwürdig, daß
ange Zeit als ein für Rubrkranke. sehr geeignetes Ab-
urde und dał z. B. Scheube dem Kalomel
geradezu eine specifische Wirkung gegen die Ruhr zuschreibt. -
Wie ist diese Ansicht Seheubes zu erklären? ' i
Meiner Ansicht nach daraus, daß Scheube das Kalomel nu
bei von ihm so genannter katarrhalischer Ruhr
scheint, da .er selbst angibt, daß Kalomel: bei
von ihm so genannter brandiger Ruhr nicht ‚angezeigt ist. `
ren Ituhrfällen mag wohl die durch Kalomel hervorgerufene:
Schwerer,
dliche Entleerung von Dünn- und Dickdarm?) die gleich-
sehr grün
` - zeitig gesetzte schädliche Dickdarmreizung — die sich, klinisch bekannt-
Auftreten erheblicher Leibschmerzen äußern kann: — mehr
zumal wenn man mit Scheube die Gefahr einer
. daß man. bei verzögerter Stuhl-
lich durch
als ausgleichen,
Ag-Vergiftung dadurch ausschaltet,
Um die unerwünschten Nebenwirkungen des, Kalomels zu ver-
ersucht, es in möglichst kleinen, aber häufigen
So. gibt Plehn nach Verabfolgung von
söl drei Tage lang. bis zu zwölfmal täglich
meiden, hat man vy
pe g Kalomel.
uhrkranken durchgeführt und fand, daß das Mittel in dieser- Form im
a | |
gemeinen gut vertragen wird®). ‘Der Ansicht von Plehn, daß
öls auf ) Röntgenologische Untersuchungen über die Wirkung des Ricinus-
logische hedar stehen leider noch aus. “Sie würden die röntgeno-
au daea Untersuchungen von Meyor-Betz und Gebhardt, die
gesunden Menschen angestellt wurden; sicherlich in sehr wert-
wirkung E 3 E -Betz und Gebhardt schreiben über die Abfübr-
esorption q S „Wäre nicht die immer vorhandene Gefahr einer
äbe ka R iftes mit un erwünschten Schädigungen in anderen Organen,
Gute te und durchgreifenderes Mittel als das Kalomel.“
omeld undpflege vorausgesetzt. ` Ich ließ; wie Plehn, nach
'ällen läßt Se, en Mund gründlich ausspülen.- - In vereinzelten
(schlechter G Kar sorgfältigster Mundpflege eine leichte Stomatitis
cht vermeiden mack im Munde, leichte Schwellung des Zabnfleisches)
--
Die klinische Erfahrung, daß Ruhrkranke‘
_ Kalomeltage folgen mit täglich bi
-2BiO NOs-+-BilNOs),4-3 Bi (OH).
“Wasser aufschwemmen und' von der Au
gaben. möchte ich darüber nicht machen, da’ ich glaube, daß es röntgeno-
logischer Untersuchungen bedarf, um diese Frage einwandfrei zu be-
antworten. ` In Anbetracht dessen, daß: Ricinusöl: zurzeit fehlt, scheinen
mir solche Untersuchungen sehr erwünscht zu sein; zumal auch ein
anderes beliebtes Abführmittel, das Karlsbader Salz, das Rici-
‚nusöl nicht zu ersetzen vermag. .- we TE N Pen
Nach den röntgenologischen Untersuchungen von Meyer-Betz
und Gebhardt ist die Entleerung des. Darmes durch
' Karlsbader Salz. eine unvollständige und.es tritt unter
der Salzwirkung „das. Bestreben des‘Darmes hervor, die flüssigen Massen
‚neben dem Speiseanteil des Kotes vorbei und nach außen zu befördern“,
'„Ist die Salzlösung entfernt, so tritt ein stärkerer Tonus der Darmwand- .
um die festeren Massen ein. Diese können dann noch lange, abnorm
lange Zeit liegen bleiben, .bis. sie ausgestoßen werden.“ Also durch
Karlsbader Salz keineswegs ‘eine gründliche Darmentleerung, auf die
es bei der abführenden Therapie der Ruhr ankommt! Dasselbe gilt
nach den Untersuchungen von Meyer-Betz und Gebhardt vom:
Magnesium sulfuricum, RER m
Die Abführmittel, welche Anthrachinonderivate (Emodin, Chryso-
phansäure) enthalten, wie Senna, Aloe, Frangula, Rheum,
scheinen mir wegen der durch sie veranlaßten starken. Diekdarmreizung `
beziehungsweise der nur unvollständigen Darmentleerung zur Ruhr-
behandlung nicht geeignet zu sein. "2000 |
-Will man bei dem Mangel an Ricinusöl auf .eine einleitende ab-
führende Therapie nicht verzichten, so könnte auch ein wenn nötig
mehrfach wiederholter Reinigungseiwlauf aushelfen. Bei starkem
| on wird allerdings ein Reinigungseinlauf - kaum guten , Effolg
haben. . A | ee Zu:
So ist also die abführende Therapie der Ruhr fast allein:
auf das Ricinusöl als ein. für alle Ruhrfälle
brauchbaresAbführmittel angewiesen und, um:.bei dem
derzeitigen Mangel an Ricinusöl ‚nicht öfter auf eine gründliche
Darmentleerung ganz ‚verzichten zu müssen, wäre die Auffindung
eines vollwertigen Ersatzpräparates sicherlich sehr erwünscht).
= ``. Nach gründlicher Darmreinigung). erwies sich mir das von `
‚erfahrenen Ruhrkennern, wie.Plehn und Ziemann, schon seit
.
"vielen Jahren zur Behandlung der Ruhr angewandte Bismutum
subnitricum?).als ein ausgezeichnetes Mittel, um die Aushei-
lung. der geschwürigen Diekdarmveränderungen zu befördern: ‚Ich °
gab stündlich 0,5 g als Pulver bis zu zwölfmal täglich‘), Bei
dieser Behandlung nahmen die Entleerungen rasch’ wieder eine -
fäkulente Beschaffenheit an und die im Verlauf‘ einer Dickdarm- :
entzündung so häufig auftretende ‚hartnäckige: Verstopfung stellte
sich nur selten ein. Blieb die tägliche Entleerung einmal aus, so .
gab ich, Ziemann folgend, weniger Wismut und dafür Karls-
bader Salz. . ar es |
. Wie ist die gute Wirk
nitricum zu erklären? | > TA
Matthes prüfte im Tierversuch die Wirkung des Bismutum
subnitricum auf die Magenschleimhaut und, fand, daßjes\sich zwar an-
ung d es: Bismutum. sub-
fangs der Schwere nach senkt, aber sehr bald auf die ganze Schleim-
haut gleichmäßig’ verteilt. Dabei wurde auf einem Defekt der Schleim-
haut eine feste Kruste gebildet, die augenscheinlich aus Wismut und
Schleim zusammengesetzt war. Matth.es hebt hervor, daß- Bismutum
subnitricum experimentell die Schleimsekfetion mächtig anregt. Zweig
sal bei der Sektion eines mit Wismut’ behandelten Falles .von :Magen- -
geschwür, daß „das Medikament eine innige, kaum zu lösende Ver:
backung mit dem. Geschwürsgrunde“ gebildet, hatte. Ich selbst fand
bei der Sektion eines Ruhrkranken, dem ich bereits einige Tage täglich `
zwölfmal 0,5 g Bismutum > subnitricum verabreicht. hatte, die Schleim- .
haut sowohl im oberen wie unteren Dünndarm an vielen Stellen mit
einer feinen Schicht von Bismutum subnitriecum bedeckt. Da das Bis-
mutum subnitricum ein mikrokrystallinisches Pulver ist, so ließ. sich
sein Vorhandensein durch mikroskopische Untersuchung einer Probe
des Schleimhautbelages leicht einwandfrei nachweisen. Leider unter-
blieb eine nähere Untersuchung der geschwürigen Schleimhautstellen.
Bokai wies nach, daß im. Dickdarm Schwefelwasserstoff durch
Bismutum subnitricum gebunden wird. Nach meinen Erfahrungen ist
der Kot nach Darreichung von Bismutum subnitricum stets weich und
gleichmäßig aufgelockert, was offenbar durch innige Durchmischung
2 Das Istiein scheint gegenüber dem Ricinusöl -den Nachteil
zu haben, daß es eine stärkere Reizwirkung auf den Dickdarm ausübt.
2) Nach Verordnung von zwei Eßlöffel Ricinusöl ließ ich -drei
s zu zwölfmal 0,08 Kalomel. ` ->
3) Chemische Zusammensetzung nicht konstant.‘ Formel annähernd
4) Bei zuverlässigen Patienten kann man diese ‚Verordnung da-
durch sehr vereinfachen, daß man 6 g Bismutum subnitricum in 200:ccm
fschwemmung zwölfmal-stünd-
lich einen EBlöffel voll nehmen, läßt. - .
2, February. , #.. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — N... 0 e o 9
Man- Kalomel in. so kleinen Dosen eher stopft, kann ich allerdings nicht
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en -4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. b. , 2. Februar.
man sich bei der mikroskopischen Untersuchung leicht überzeugen kann.
‚An den Stellen, an denen das Darmepithel in seiner Lebensfähigkeit
= ihrer Toxine. Ferner dürfte es durch Adsorption einen Teil der Bak-
Plehn und Anderen habe ich bei den zur Ruhrbehandlung üblichen
Mengen von Bismutum subnitricum (bis zu 6 g täglich) schädliche
~ Mengen zur Behandlung großer Wundflächen aufzutreten, nach Meyer-
. das Bismutum subnitricum nicht geeignet sein.
er it zahll Schwefelwismutkrystallen bedingt ist, von der
desselben mit zahllosen y a pin vermag nach meinen Erfahrungen, was Linderung der Leib-
schmerzen anbetrifft, das Morphium oder Opium nicht immer
zu ersetzen. Bei sehr heftigen Leibschmerzen eines an Coecum-
ruhr leidenden Kranken wandte ich Atropin (subcutane Injektion
von 1 mg Atrop. sulf.) fast ohne jeden Erfolg an; dagegen brachte
0,01 g Morphium sofort Erleichterung. Solches zuweilen zu beob-
achtende Versagen des Atropins scheint mir darauf hinzuweisen,
daß man sich hüten muß, die Leibschmerzen bei der Ruhr immer
nur auf krampfhafte Zusammenziehungen des Dickdarms zu be-
ziehen. Es gibt doch auch zu denken, daß nach A. Schmidt
„bei der Bleikolik und den tabischen Enteralgien keineswegs immer
spastische Contractionen des Darmrohres vorhanden sind“ . Die
Überlegenheit des Opiums über das Atropin ist wohl hauptsächlich
darin zu suchen, daß unter Opiumwirkung neben einer Ruhig-
stellung des überreizten Darmes auch eine gewisse Anästhesierung
der Empfindungsnerven des Darmes eintritt, während beim Mor-
phium die Überlegenheit jedenfalls mehr in der schmerzstillenden
Wirkung infolge centraler Hypalgesie begründet ist. Zur Beseiti-
gung von Dickdarmspasmen wandte ich subcutane Ein-
spritzung von Atrop. sulf. (bis zu 2 mg täglich) öfter mit über-
zeugendem Erfolge an. Schädliche Nebenwirkungen habe ich dabei
auch bei länger fortgesetzter Anwendung nicht gesehen. Über
die Opium- und Morphiumdarreichung bei der Ruhr herrscht jetzt
wohl insofern Einigkeit, als kleinere Mengen dieser Mittel (6 bis
8 Tropfen Tinet. Opii, 0,005 bis 0,01 Morphium) besonders in Ver-
bindung mit Abführmitteln ohne Bedenken gegeben werden können
und sogar zur Herabsetzung der krankhaft gesteigerten Darmtälig-
keit auf ein mittleres Maß durchaus angezeigt sind, während
größere Mengen, welche die Darmentleerung stark verzögern,
wegen der Gefahr erhöhter Toxinresorption vermieden werden
müssen. |
Auf Grund des vorstehenden Tatsachenmaterials kann man sich
die Wirkung des Bismutum subnitricum auf den Ruhrdarm meiner An-
sicht nach etwa folgendermaßen vorstellen:
Das Darmepithel wird von einer dünnen Schicht des mikrokrystal-
linischen Pulvers überzogen und zu gesteigerter Absonderung von
Schleim angeregt, der seinerseits eine gewisse Schutzwirkung ausübt.
geschädigt beziehungsweise sogar abgestorben ist, hemmt das Wismut
sowohl rein mechanisch als festanhaftender Belag beziehungsweise durch
Ausfüllung von Substanzverlusten, als auch dadurch, daß sich eine ge-
wisse Menge des Mittels löst und adstringierend, das heißt gewebsver-
dichtend wirkt), die Entwicklung von Bakterien und die Aufsaugung
terientoxine unschädlich machen. Vielleicht bildet sich auf geschwü-
rigen Schleimhautstellen auch im Dünn- und Dickdarm eine aus Wis-
mut und Schleim bestehende Kruste, unter deren Schutz die Geschwüre
rascher ausheilen?). Dort, wo stärkere Entwicklung von Schwefelwasser-
stoff auftritt, etwa vom mittleren Dickdarm an abwärts, wird dieses
Gas durch das Wismut gebunden und damit ein peristaltiksteigernder
Reiz ausgeschaltet. Die innige Durchmischung des Kotes mit Wismut-
krystallen verhindert die Bildung harter Kotballen, welche die Dick-
darmschleimhaut reizen und unter Umständen zu einer Verstopfung
Anlaß geben können.
In Übereinstimmung mit den Erfahrungen von Ziemann,
`
Nebenwirkungen niemals beobachtet.
Die Gefahr einer giftigen Wirkung des Mittels infolge Bildung
von salpetriger Säure (Nitritvergiftung) besteht wohl nur bei Anwen-
dung größerer Mengen und scheint von der Anwesenheit bestimmter
Darmbakterien, die Salpetersäure zu salpetriger Säure reduzieren können,
abhängig zu sein. Nach Brauer tritt eine solche Reduktion bei ab-
norm starken Gärungsvorgängen im Dickdarm auf. Giftwirkung infolge
Resorption von Wismut scheint nur bei Anwendung recht erheblicher
Gottlieb auch nur dann, wenn es sich um frische Wunden handelt.
Die Vergiftungserscheinungen durch Wismutresorption haben große
Ähnlichkeit mit denen der subakuten Hg-Vergiftung (Meyer-Gott-
lieb, Poulsson). Zur Einlaufbehandlung der Ruhr würde daher
helm und Brauer für frische Ruhrfälle sehr warm empfohlen. Ich
selbst konnte hierüber keine größere Erfahrung sammeln und möchte
in dieser Frage auf die in jüngster Zeit erschienenen ausführlichen Arbeiten
von Schittenhelm und Brauer sowie von Matthes verweisen.
Jede Behandlung. der Rubr ist natürlich vergeblich ohne
Verordnung einer entsprechenden Diät. Um ihre sachgemäße
Durchführung sowohl für das Pflegepersonal wie für mich selbst
zu erleichtern, stellte ich für meine Rubrstation feste Diät-
formen auf, deren Portionssätze ich nach Möglichkeit den 0
den Anlagen der K.S.O. vorgeschriebenen anpaßte.
Die folgenden drei Diätformen erwiesen sich mir als zweckmäßig:
nr 0
Seit einiger Zeit ist das Bismutum subgallicum
(Dermatol) als planmäßiges Mittel von der Heeresverwaltung ein-
geführt. Es hat vor dem Bismutum subnitriecum den Vorteil, daß
eine Nitritvergiftung nicht eintreten kann. Ob seine Wirkung im
übrigen ebenso günstig ist, darüber steht mir eigene größere Er-
fahrung zurzeit noch nicht zur Verfügung.
‚ Tannalbin, Tannigen usw. dürfte gegenüber
Bismutum subnitricum den Nachteil besitzen, daß = durch Fra
werden von Gerbsäure lediglich adstringierend wirken kann, wäh-
rend ihm alle diejenigen Eigenschaften fehlen, welche dem Bis-
mutum subnitricum als fast unlöslichem mikrokrystallinischen Pulver
zukommen.
‚Die Behandlung der Ruhr mit Bolus alba ist mei ,
Ansicht nach wegen der dabei auftretenden Neigung zur Bildung
Kostform | Nahrungsmittel | Calorienzabl
Dı 11/2 Liter Schleimsuppe (45 g Haferflocken |
oder Graupen auf 1 Liter Wasser)
70 g Reisbrei 250
Tee nach Bedarf
Si en beziehungsweise sogar von Kotsteinen®) ganz zu Də |1%% Liter Schleimsuppe | 280
o i . Er 70 g Reisbei | 950
TE die Ruhr mit medikamentösen Einläufen be- 160 g Weißbrot 400
ne er werden soll, darüber gehen die Ansichten bekanntlich weit aus- 30 g Butter | | 240
N afb, har Ich glaube, daß für die Beurteilung des Erfolges einer Ein- | 1/2 Liter Milch | 395
Ve ] j eng sehr viel davon abhängt, zu wissen, welche klinische | Tee nach Bedarf č č Očăć O—ăč OoOO O Z o
: aufs Sr vorgelegen hat. Bei vorwiegender Erkrankung nur der Da | ' o
Teil ID) ee as Proktitis-Sigmoiditistorm, vergleiche 32.2. 700 a a a a a >
: ‚mir sehr wohl vorstellen, daß die Behandlung z. B. - Ds 1% Li
= 1% AgNOs-Einläufen : ausgezeichnet ; wirkt. $ Anders bei Miterkran- i oe ER une | En
kolit es he Diekdarms und des unteren Ieums, bei der Entero- ' 820 g Weißbrot | Ä 800
en Typhlitisform. Bei diesen beiden Ruhrformen ist von der '60 g Butter | 480
inlaufbehandlung wohl nicht sehr viel’zu erwarten, da eine wesent- '1 Liter Milch 650
‚liehe Wirkung des medikamentösen Einlaufs auf di i
d l C die Schleimhaut d
oberen Dickdarms fraglich und auf die Schleimhaut des unteren Teams
schädiztem "i un es Sr um Patienten mit toxisch schwer ge-
reislauf, so ist es meiner Ansicht nach i à
nahme von Einläufen zu unterlassen. Bm NE
i Tee nach Bedarf | en
Ds | i — 2660
Dı wandte ich meist nur wenige Tag i i bis vier
K ge Tage (die ersten drei DI
Tage) an und ging, sobald die Entleerongan der fäkulent wurden,
sogleich zu D2 über, einer Kostform, die bereits eine etwas reichlichef®
1) Nach Böh ist in ei äßri )
) öhme ist in einer wäßrigen Aufschwemmung von Ernährung gestattet, durch Zugabe von Weißbrot (160 g) allerdings
Bismutum subnitricum freie HNO, nachweisbar, sodaß di i
m . i die adstringie-
rende Wirkung des Bismutum subnitricum A im i E
HNOs-Wirkung aufzufassen ist. ui H j
, 2) Daß unter der Kruste eine Sekretverh
nicht zu befürchten, da die Geschwüre
zu a Deen |
ereinzelt ist durch Bild i
Böhse (Bu darii re Yu Boluskotsteinen sogar Ileus
gut vertragen wird.
altung eintritt, j
ja nur A aA dadurch helfen, daß man dünne Scheiben Schwarzbrot (Kommißbrob
ion | rösten läßt. Durch das Rösten wird ein Teil der Ceilulose in Stärke
n r p in as beziehungsweise Zucker übergefühtn, a
e wisser au der sch ; ichen Brotbestariy
teile in ieichter verdauliche stattfindet, un
Das neuerdings in der Ruhrtherapie gern angewandte Atro-
Die Serumbehandlung wird neuerdings von Schitten-
auch schon eine Belastungsprobe bedeutet, welche jedoch im allgemeinen
Steht Weißbrot nicht zur Verfügung, so kann man sich leidlich
BER RER De ar - a Bee afg ! E,
er ra E a a a a eo , eh a u; al
au: a en Er > a 3 S E i Ri Ber S ; S ie TO geg ne I a S u Se : Aa sia l ` l = es u i Lk Bi e
“Fine. „2; Februar.» © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 000 T OOE
ande Alu P ~.. Ich halte es für, empfehlenswert,“ sobald als möglich Brot | unverdauten Stärkeresten mit “Chlorzinkjod nicht mehr nachweis- Bi it
g delt F- "wieder zu geben, weil nach meiner Erfahrung den Kranken Schleim | bar. war. ` DEE WC SE ET FE Be
nihi |- - und Breikost ohne Brotzugabe rasch widersteht. Eine Gegen- | ‚Neben der diätetischen Behandlung. ist die Pflege der Ruhr- BE 7. EDERT
am - anzeige gegen frühzeitige Verabreichung von leichtem Brot besteht kranken .natürlich von der größten "Wichtigkeit. Den jetzt allge- E UE a
ne hin |, =- nur dann, wenn es sich um eine Ruhrerkrankung vom Enterokolitis- |, mein anerkannten Grundsätzen: darüber (sofortige. Aufnahme in So SORE
gen brachk typ handelt. Wegen der. dabei, vorhandenen mehr oder weniger | ärztliche Behandlung, Vermeidung von Transport, Schutz vor Ab-. E E
a akh |, schweren Schädigung der Stärkeverdauung infolge Miterkrankung | kühlung bei ‚den Entleerungen. durch Aufstellung von Zimmer- a Bi ER
it}... : des lleums muß man sich zunächst auf die Zugabe von lockerem aborten, sorgfältige. Mundpflege usw.) ist wohl nichts Wesentliches - EP
wiw f’ „ Zwieback beschränken. Bei schwerer Enterokolitisruhr wird zu- |. mehr hinzuzufügen, ‚ ZU DIE ER 5 O RG: SE ae
mab k = weilen auch Zwieback auf längere Zeit hinaus nicht vertragen und | Die Zeitdauer, der Lazarettbehändlung ist PIP g.
Jehmii E- -- verursacht Leibschmerzen ‚sowie Vermehrung der Entleerungen. | meiner Ansicht nach für Ruhrkranke nicht -zu knapp zu bemessen. ` Ay
iwf. Es bleibt dann nichts anderes übrig, als die fehlenden Calorien Nach meiner Erfahrung‘ sind zur gründlichen Ausheilung. eiger SA a
nd. R} - durch frischgeschlagene oder. weichgekochte Eier, Quarkkäse, eine | leichten Ruhrerkrankung wenigstens vier bis fünf Wochen, von a De Te
ieh . größere Menge Milch*), Reisbrei und dergleichen zu.ersetzen. ` mittelschweren Fällen mindestens sechs bis acht Wochen erforder- © ABER RE
"Wurde D, gut vertragen und zeigten die Entleerungen wieder | lich.. Die Ausheilung der geschwürigen. Diekdarmveränderungen Bi il i
; dickbreiige Beschaffenheit und nur‘ noch geringe schleimige Bei- | Seht offenbar recht langsam ‚vor sich; Sehr lehrreich scheinen Enig
-+ mischung, so bekamen die Kranken Kostform Ds, welche schon | Mir die neuerdings von G. B. Gruber und Schaedel mitge- Her
1} © - eine reichliche Ernährung 'zuläßt. Wegen der besonders in diesem | teilten pathologisch-anatomischen Beobachtungen zu sein, .wönach An
.- Stadium vorhandenen Neigung zu Verstopfung. empfiehlt es sich, | Sich bei Fällen, welche klinisch nur noch geringe Erschei- A
zu der vorgeschriebenen Kost milde abführende Zulagen zu geben, | Zungen. einer : krankhaften Diekdarmveränderung - gezeigt "hatten, al
"so z, B. zum Reisbrei — der sehr gut durch Weizengrieß ersetzt | Auf dem Sektionstisch sehr ausgedehnte Geschwüre der Dickdarm- ne
-+ wird — Fruchtsaft,'.zum Butterbrot Honig, zum Tee Zucker. Se a. Sn ER = ls r a | e PRIE
< . Traten auch bei Ds :keine Störungen mehr auf, so ging ich zu - Literatur: Berkholz, Zur der bacillären Ruhr, (Zschr. i. PELNE
ade B: = en: rE a ärztl. Fortbild. 1918, S. 482.) — Bingel, Über Behandlung der Diphitherie a
~ zwelter F SE über unter Beibehaltung von WeiBbrot. - Wegen der mit gewöhnlichem Dferdeserum. (D. Ärch. f. klin: M. 1918, Bd. 125, S. 284.) —. te
bei zweiter Form eintretenden stärkeren Beanspruchung der Magen- | B öhme, Über Nitritvergiftung nach interner Darreichung von Bism. subn. IE.
. verdauung ist es nötig, die öfter verminderte oder sogar aufge- ent ee Path. ı an A S. 441.) TE EA a u
a aan an | ~ | mentelle Beiträge zur Kenntnis der Darmbewegungen. . a d. 28, IE Dr BEL
Ä hobene Salzsäureabson derung durch.Darreic h ung von Sal Z- | S. 209.) — L, Brau er, Die Ruhr, ihr Wesen und ihre handlung (Berlin - +]
sauretropfen auszugleichen. >.> | 2 een nd DussBanalung H. Kornfeld ) —B a ege r, a physio- TP
Verordnung von 10 bis 20 Tropfen verdünnter HC] zu den Mahl- | logischen Wirkung der Abführmittel. (Arch. f exper. Path. u. Pharm. 1878, Sir,
` zeiten genügt bekanntlich bei weitem nicht, um den Salzsäuremangel | Bd. 8, 5.855) — Fleck'seder, Die Kalomeläiurese (Ebenda 1912, Bd. 67,
\ 3 s Saa ae | 5.409.) — Bungart, Bedenken gegen die Bolustherapie ‚bei Schweren I
‚Zu ersetzen. Den physiologischen Verhältnissen einigermaßen nahe LE | 89, | = | s De
‘k i : : x y ift ‚enteristischen Prozessen. (D. m. W, 1917, Nr. 41, S. 1528.) Cohnheim, og
; xommt bei völligem Fehlen der HCI die Penzoldtsche Vorschrift, | Zur Behandlung der Ruhr und akuten. Darmstörungen. (M. m. W; 1917, Eee
wonach man stündlich je 20 Tropfen der offizinellen verdünnten :Salz- | Nr. 88.) — Gruber. und Schaedel, Praktische 'und theoretische Gesichts- ed!
‚saure (12,5% HCI) in Tee: oder dergleichen gibt. | | pure zur poeng En nn ende 1916; Be) — Pob ang, a
| PER . Er a aroa : ie Beeinflussung. der Darmmotilität dure ühr- und Stopfmittel. (Erg. ee. |
Am schwierigsten ist meist der Übergang von: zweiter Form | 4, Tun. M. 1914, Ba. 13, S. 250) — R. Magnus, Der Einfluß des Ricinusöfs | a
‘das schwere Soldatenbrot von dem geschwächten Magendarmkanal X a ttn CEDi e a en 1 oni hen Ma ogoan iri ; Be
nie va > lt en l olle ist | (Sml. zwgl. g. a. d. G. d. Verdauungskrkh.1910, Bd: 2, H. 4. e a.S., Verlag re BR: "3;
l P As een verrano: aa oe E E Marhold). — Derselbe, Über die Behandlung der Kriegsruhr. (D. inilitäre } HE G
gen der Varreichung ne Nr 2. | Arztl. Zschr. 1918, Jahrg.-47,8.239) — H. Meyer, Über den wirksamen i E H E
` „empfehlenswert. Treten ` mit Chlorzinkjod nachweisbare Stärke- | Bestandteil des Ricinusöls, (Arch. f exper. Path. u. Pharm, 1891, . Bd. 28, i
teste in größ M f bleibt = hts and übrig, als:| S. 145) — Derselbe, Über den wirksamen Bestandteil des Rieinusöls | En
f n groberer Menge auf, so bleibt nichts anderes 1g; als.) ©”. 149) — Derselbe, \ Ki | € a Be
; Sa RR Ä ons Ja II. Mitteilung. (Ebenda 1897, Bd. 38, S. 336.) — Meyer-Betz und Geb-. is,
2 a PIGE Tage Weißbrot zu geben, wenn man sich. nicht der hardt, Röntgenunfersuchüngen über den Einfluß der Abführmittel auf die a
Je ahr eines ernsteren Rückfalles aussetzen will. Kehrt bei Ver- Darmbewegungen des gesunden Menschen. a m, W. 1912, S. 1793 und ; se >
abfolgung von Kommißbrot die gärungsdyspeptische Störung immer | S. 1861;) — F.. Penzoldt, Klinische Arzneibe andlung. 8. Auflage. (Jena Bun
- wieder, so hilft zuweilen eine etwa fünf T age durchgeführte. Milch- .|,1915, Verlag G, Fischer.) — E. Poulsson, Lehrbuch der Pharm." (Leipzig E R
schonungsdii ' 3 z 12T . 1912, S. Hirzel.) — Plehn, Diskussionsbemerkung. (D. m. W. 1917, ! . 1551.) Bee,
‚ungsdiät nach Art einer Karellkur (1. und.2. Tag zwei- | | Schittenhelm, Über die Behandlung der bacillären Ruhr unter be- EEE
E an je '/, 1 Milch, am 3., 4. und 5. Tag zweimal je 1/2 1l Milch. on n Pom anne a Sn und paccnetbor pie (Ther Mh. 1918, pi i
und ein bis zwei ei i i ter. Dabei natürlich | H. 4 u. 5, S. 122 u. 150.) — Derselbe, Über bacilläre Ruhr und ihre spe- E
balian von ee brot mie Bunter: -Dah eifische Behandlung. (M. m. W. 1918, Nr. 18,8. 471.) — A. Schmidt, Klinik no
| S Ra e). a EO i der Darmkrankheiten. (Wiesbaden 1913, Verlag Bergmann.) — Steinfeld ;
4 Meiner Ansicht nach darf ein Ruhrkranker | und A, Meyer,. Untersuchungen über die toxischen und therapeutischen
| erst dann als. geheilt entlassen werden, wenn | Wirkungen des Wismuts. (Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1885, Bd..20, S. 40.)
|- er wenigstens acht Tage lang Feldkost gut | —, Stierlin, Der Einfluß : des Sennainfüses auf d. Verdauungsbew.
l. veik 2 tage lang £ Ba SU | beim Menschen. (M. m. W. 1910, S. 1484.) — Umber, Krankbeitsbild und
un, egen hat und die klinische Stuhlunter- | Behandlung der Ruhr im Heimatgebiet. (D. m. W. 1917, Nr.49, S. 1521.) —
suchung während dieser Zeit nichts Krank- | Usener, Zur Klinik der Baeillenruhr und ihrer Behandlung mit Atropin.
0. -haftes mehr er geben hat ee | (B. kl. W. 1916, S: 799.)— Ziemann, Verhandlungen der außerordentlichen
| ne x | £ et "2 4.5.1) Tagung des Deutschen Kongresses für innere Medizin 1916, S. 318. —
I fi ch entließ von.meinen Ruhrkranken nur solche als geheilt, bei | Zweig, Die interne Therapie des Ulcus ventriculi. ` (Erg. d. Tün. M. 1914, -
} enen nach Verabreichung von Kommißbrot eine größere Menge von | Bd.13, 8-19) Se E
= Referatenteil. |
ae en Redigiert von Oberarzt Dr. Walter. Wolif, Berlin. „Hei k at e
| Sammelrejferat. | [letzten Zeit, allmählich eine Klärung erfahren hat. Bekanntlich,
ee S l | bestand die Vorliebe, Erkrankungen, die klinisch . als- Gasbrand
Neuere Untersuchungen über den Erreger des Gasbrandes und’ ‚auftraten, als solche zu bezeichnen, ungeachtet auf das Vorhanden- _
malignen Ödems er | | sein oder Fehlen. des dazugehörigen ‚speclfischen Erregers. Nach
a der einen Auffassung, die in autoritativer Weise'von E. Fraenkel
Za Von Dr. Stefanie Lichtenstein, Berlin. | seit langer Zeit. vertreten wird und der jetzt. auch andere Autoren
‚Die große Bedeutung, welche die Wundinfektionskrankheit | Zuneigen, sind Erkrankungen, die durch den echten Fraenkelschen
„in diesem Kriege besitzt, hat das Studium der pathogenen An- | Gasbrandbaeillus verursacht werden, als Gasbrand aufzufassen,
aeroben in den Vordergrund des Interesses gerückt und eine wahre | dagegen müssen die Erkrankungen, die sich zwar ähnlich äußern,
lùt von Veröffentlichungen auf diesem Gebiete gezeitigt. Ein | bei denen aber der Bacillus aus der Gruppe des malignen Ödems
‚großer Teil dieser Arbeiten behandelt die Frage der Ätiologie der | als Erreger in Betracht kommt, nicht als Gasbrand anzusprechen
: genannten Gasbranderkrankungen, in der bisher keine Einigkeit | Sein. Dieser. dualistischen Auffassung tritt eine andere entgegen, _
at erzielt werden können, und die durch die Untersuchungen der | nach der die Ätiologie der beiden Erkrankungen keine einheitliche
— ? | f a | ist und verschiedene anaerobe Keime imstande sind, unter ganz
” kalte we Milch ist nach Möglichkeit stets warm zu verabreichen, da "bestimmten Bedingungen Gasbrand oder malignes Ödem hervorzu-
Ha ich die Peristaltik steigern kann. = | rufen. Nach Conradi und Bielin g söll es. sogar nur eine
m á i .
122 g ç s 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5.
Bakterienart sein, die bei allen Wundinfektionserkrankungen als
Erreger in Betracht kommt, und die als verschiedene Arten be-
: kannten Bakterien sollen nur Zwischenformen im Entwicklungs-
cyclus des Fraenkelschen Gasbrandbaeillus darstellen. Das über-
aus reiche Material der letzten Jahre hat es ermöglicht, die
Bacillen aus der Gruppe des malignen Ödems sowie die Fraenkel-
schen Gasbacillen eingehend zu studieren und auf Grund bakterio-
logischer und serologischer.Untersuchungen zu bestimmten Schlüssen
zu kommen. So konnte Gaethgens nachweisen, daß Bacillen,
die in einem Fall aus einer Eiterprobe). die von einer Gasphleg-
mone herrührte, in einem anderen Fall aus Muskelstücken, die
auf Gasbrandbacillen untersucht werden ’sollten, isoliert wurden,
. nach ihrem morphologischen und kulturellen Verhalten, sowie im
Tierversuche sich als zur Gruppe des Bacillus des malignen Ödems
durchaus zugehörig erwiesen, trotzdem die durch sie hervorgerüfene
Erkrankung klinisch als Gasbrand bezeichnet werden konnte, Durch
vergleichende Versuche an verschiedenen Stämmen aus der Gruppe
des malignen Ödems sowie des Fraenkelschen Gasbacillus konnte
Gaethgens ferner nächweisen, daß die Fraenkelbacillen sowie
die Bacillen aus der Gruppe des malignen Ödems wohlcharakte-
risierte Arten darstellen. Zwar ist die Sporenbildung bei den
Fraenkelschen Baeillen vom Eiweißgehalt und dem Alkalescenzgrade
des Nährbodens abhängig und die Bacillen des malignen Ödems
bei andauernder Züchtung auf Traubenzuckeragar nicht sporulieren,
die wesentlichen Artmerkmale dennoch dauernd unverändert bleiben.
In demselben Sinne fielen Tierversuche aus. Die wichtigsten
Symptome der entsprechenden Erkrankung sind je nach der Art
' der Bacillen, die zum Impfen genommen werden, so deutlich aus-
gesprochen, daß der Tierversuch für die Identifizierung der beiden
Gruppen gut zu verwerten sei. Dagegen bietet die Beurteilung
der Resultate der mit Hilfe von serologischen Methoden ange-
stellten Versuche zwecks Differenzierung der beiden Gruppen der
anaeroben Wundinfektionserreger gewisse Schwierigkeiten. Die
Agglutination sowie die Präcipitation führen zu einem negativen
Ergebnis, indem die entsprechenden Immunsera nur die homologen
Stämme beeinflussen. Mit Hilfe der Methode der Komplement-
bindung läßt sich zwar deutlich eine Differenzierung der beiden
Gruppen feststellen, gleichzeitig aber weist die Beeinflussung der
in Betracht‘ kommenden Sera heterologer Stämme auf verwandt-
schaftliche Beziehungen zwischen diesen Bakterien hin, die so auf-
zufassen wären, daß der Bacillus des malignen Ödems sowie der
Fraenkelsche Gasbacillus kein einheitliches Bacterium darstellen,
sondern als „Bakteriengruppe aufgefaßt werden muß, deren An-
gehörige durch bestimmte morphologische, kulturelle und tierpatho-
gene Eigenschaften charakterisiert sind“. |
Die Differenzierung der einzelnen Erreger der Wundinfektion
auf Grund ihrer kulturellen und morphologischen Eigenschaften,
die konstant und. charakteristisch sind, ist dadurch nicht so ein-
fach, weil die Züchtung der betreffenden Keime aus dem Wund-
material nicht leicht ist, hauptsächlich wenn es sich um Misch-
infektionen mit mehreren Anaerobiern handelt. Für den Gang der
Untersuchung empfiehlt E. Fraenkel in erster Linie die mikro-
skopische Beobachtung des Wundmaterials im Grampräparat und
im Dunkelfelde.e Sodann werden ein Meerschweinchen und
ein Kaninchen subeutan am Bauche gespritzt und Traubenzucker
und sogenannter Choleraagar geimpft. Der letztere Nährboden
‚soll besonders günstig sein, da die Fraenkelschen Gasbacillen auf
ihm Sporen bilden, was sie auf Traubenzucker aber nicht tun.
Für den Tierversuch ‘ist hauptsächlich das Meerschweinchen für
die Diagnosestelung — malignes Ödem oder Gasbrand — sehr
wichtig. Das Kaninchen dagegen ist nicht für alle Ödembaeillen-
stämme empfindlich. Besonders gut bewährt sich der Tierversuch
bei Mischinfektionen und für die Herauszüchtung von Reinkulturen,
da der Tierkörper elektiv wirkt. Für den Nachweis der Fraenkel-
schen Gasbaeillen soll die von Zeißler empfohlene Trauben-
zuckeragarplatte mit 20% Menschenblut die besten Resultate
liefern und allen anderen anaeroben Züchtungsverfahren überlegen
sein. Die Menschenbluttraubenzuckeragarplatten werden im
Maaßenschen Apparat bebrütet. Der Fraenkelsche Gasbacillus
zeigt in solcher Kultur ein sehr üppiges, ganz charakteristisches
Wachstum und eine eigentümliche Verfärbung, die bei ganz jungen
Kolonien fraisefarben und dann über Lehmbraun und Graugrün in
einen intensiven grünen Farbenton übergeht. In dem stark aus-
geprägten charakteristischen Wachstum der Fraenkelbacillen, sowie
in dem absolut konstanten, verschiedenen Verhalten der Ödem-
bacillen auf dem Menschenbluttraubenzuckeragar sieht Zeißler
einen weiteren Beweis für die. vollständige Artverschiedenheit der
beiden Bacillengruppen. Wie auch Gaethgens konnte Zeißler
während einer sechs Monate langen Züchtungsdauer keine Ver-
änderungen in den Bacillenstämmen beobachten. Den Tierversuch
hältauch Zeißler für beide Bacillengruppen für durchaus charak-
teristisch, vorausgesetzt, daß die Impfung nach Fraenkels An-
gaben subeutan am Bauche vorgenommen wird.
Einen wichtigen und interessanten Beitrag zur Frage, welche
als die eigentlichen Erreger der Gasödemerkrankung zu gelten
haben, bringt Klose durch die von ihm ausgeführten Blutunter-
suchungen. Der Blutkuchen aus dem vom Kranken aus der
Vena mediana cubiti steril entnommenen Blut wird in flüssigen, leicht
alkalischen Nähragar in hoher Schicht hineingebracht und bebrütet.
Von den 80 auf diese Weise untersuchten Biutproben, die von
klinisch sicher festgestellten Gasödemerkrankungen stammten, batten
48 ein positives Ergebnis. Die Mehrzahl der positiven Befunde
konnte festgestellt werden, als das Blut am gleichen Tage mit
dem Auftreten der Gasödemerkrankung entnommen wurde. Mit
verschiedenen Typen dieser Erreger angestellte Tierversuche führten
zu dem beim Menschen entsprechenden Resultat. Für die
Fraenkelbacillen konnte der Nachweis im strömenden Blute, beim
Meerschweinchen sehr spät, meist erst in der Agonie geführt
werden.
In einer weiteren Arbeit berichtet Klose über den Nach-
weis eines Stoffwechselprodukts in den Kulturen, eines zu der
Gruppe der Gasödembacillen zugehörigen Erregers, das bei Pferden,
Ziegen, Kaninchen, Meerschweinchen, weißen Ratten und Mäusen
eine in ihren Symptomen charakteristische Erkrankung hervorzu-
rufen vermag. Mit diesem giftigen Stoffwechselprodukt, das durch
Zentrifugieren und Filtrieren der entsprechenden Kulturen erhalten
wird, wiederholt behandelte Meerschweinchen erwiesen sich nach-
träglich als immun gegenüber einer sicher tödlichen Dosis des
homologen Bakterienstamms. Desgleichen ließ sich bei Kaninchen
durch subcutane Einspritzungen steigender Dosen ein Serum dar-
stellen, das die vier- bis fünffache für Meerschweinchen tödliche
Dosis neutralisiert. Außer beim Meerschweinchen und beim
Kaninchen ist es auch beim Esel gelungen, mit steigenden Dosen
des Toxins ein antitoxisches Immunserum zu erhalten, das in der
Dosis von 0,001 ccm die tödliche Toxinmenge für 20 g weiße
Maus neutralisierte. | j
Ein Toxin in Kulturen aus Gasbrandfällen isolierter Bacillen
oedematis maligni gelang es Ficker noch vor Klose einwand-
frei nachzuweisen. Bei seinen Versuchen handelte es sich um
Filtrate von Bouillonkulturen mittels eines neuen Membranfilters,
des sogenannten S-Filters. Andere Filtrationsmethoden eigneten
sich durchaus nicht, auch Berkefeld-Filter nicht, indem sie ein
abgeschwächtes und in einigen Fällen überhaupt kein Gift lieferten.
Das keimfreie Toxin tötete Mäuse, Meerschweinchen und Kaninchen.
Eine Giftdosis von 0,0002 cem pro Gramm Maus tötete das Tier
schon nach 9 Minuten. Mit den Kulturen, die toxische Filtrate
lieferten, wurde ein Pferd behandelt, um das so erhaltene Serum
auf Antitoxin zu prüfen. Die Serumprüfung hat das Vorbanden-
sein eines specifischen Antitoxins erwiesen. Die Menge Von”,
vermochte die zehnfache tödliche Toxindosis zu neutralisieren, S0-
wie auch Multipla vom Serum die vielfachen Giftdosen binden
konnten. Dasselbe Serum neutralisierte die Toxine anderer Ödem-
kulturen außer dem homologen Stamme.
Mit ‚der Frage der Wirkung und der Wertbemessung
Gasödemserums haben sich W. Kolle, H. Sachs und ER
Georgi eingehend beschäftigt. Auf Grund der Erfahrung, z
beim Gasbrande nicht ein Erreger, sondern verschiedene anaero 5
Bakterien teils einzeln, teils gemischt in Betracht kommen, WUT 2
multivalente Sera, die mit einer größeren Anzahl von Bull
aus den verschiedenen Gruppen der Gasbrandbacillen gewon,
wurden, benutzt. Neben diesen Seren wurden auch Sera ne
sucht, die von Pferden mit einzelnen Stämmen der betreffen =
Bakterien gewonnen worden waren. Die für die Versuche ve
wendeten Kulturen gehörten zur Gruppe des Putrificus und ZU ©
nicht putrifizierenden Arten. Die letzteren umfassen die Dr Se
lichen Rauschbrandbaeillen und die unbeweglichen Welch-Fraen. n
schen Bacillen. Die Prüfung der Sera umfaßte die Agglutina 2
die Komplementbindung und die therapeutische Wirkung. an
zunächst die Agglutinationsversuche betrifft, so hat sich a ist
gestellt, daß man mit Hilfe der Agglutination wohl imstan anti-
die verschiedenen Sera auf ihren Gehalt an specifischen nden
körpern zu titrieren. Die beweglichen Bacillen der putrifizieret
. A-
Arten werden am leichtesten agglutiniert; dagegen sind die |
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cillen, die zum Rauschbrandtypus gezählt werden, von wechselnde
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aa 41919 > MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. i
Agglutinabilität. Auch die. Prüfung der. Sera -mit Hilfe der Kòm- į in starker. Konzentration in ihrem Wachstum. gehemmt werden,
plementbindungsmethode hat ergeben, daß es möglich: ist, mittels | während sie im Tierversuche völlig. versagen. (Es wurden sowohl
dieser Reaktion Aufschluß über ‘den Inhalt der Gasbrandsera an | Stämme vom Typus des Bacillus Welch-Fraenkel, sowie vom Typus
des Bacillus des malignen Ödems und solche, die von beiden
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i 0. Lubarsch (Berlin): Ursachenforschung, Ursachenbegriff und
Bedingungslehre. (Schluß) ‘Unter Ursache verstehen wir eine nach
. den wechselnden Erfordernissen. einer bestimmten Frage-
stellung herausgehobene Bedingung eines Geschehens, durch die
unter Vernachlässigung. oder selbstverständlicher Voraussetzung anderer '
an : Bedingungen das gesetzmäßige Abhängigkeitsverhältnis von
S y Ereignissen ausgedrückt werden soll. Auf. die Fra gestellung,
a
rs -'
Lungentuberkulöse disponieren zur Grippe nicht in höherem Maße als
Lungengesunde. . Die Gefahr der Verbreitung des tuberkulösen Pro-
‚zesses infolge von Grippe ‘ist bei: sofort einsetzender Behandlung im
allgemeinen gering. Kranke mit ausgedehnter Tuberkulose sind durch:
die Ausbildung pneumonischer Infiltrationen im gesunden Gewebe und
durch leicht eintretende Herzschwäche sehr gefährdet. _ Sett
Artur Stern (Charlottenburg): Uber Poliomyelitis im Heere,
oliomyelitis anterior
= re a
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Be - Sa En
NL neun: >: pe
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specifischen Antikörpern zu gewinnen. Die Prüfung der Sera auf m | ‚von bei T
ihre ‚antiinfektiöse Wirkung gestaltete sich komplizierter als bei | Formen abweichen, benutzt.) Das Isoamylhydrocuprein wirkt; auf a
der. Anwendung der oben geschilderten Methode. Für die Be- |. die Kulturen 8mal, das Isoktylhydrocuprein 16mal stärker. Eucupin a
urteilung der antiinfektiösen Wirkung kam.der sogenannte Mischungs- | schützt Meerschweinchen vor einer mehrfach tödlichen Dosis -Ödem-. Tr
versuch im Reagenzglas und die prophylaktische passive Immuni- | saft in .einer Konzentration von 1:1000, Isoktylhydrocuprein in ae
sierung in. Betracht. Die Mischungsversuche ergaben, daß. nur | einer Verdünnung 1:5000. Eine Verdünnung von 1:500 neutra- on
geeignete Stämme benutzt ‘werden. dürfen.. Und zwar eignen sich | lisiert eine. IOmal tödliche“ baeillenfreie- Ödemgiftmenge. Eine Ad
am besten hochvirulente Kulturen. Es. sei anzunehmen, daß bei | Verdünnung von 1:100 und 1:200 genügt, . um‘ beim Meer- | o
hochwertigen Seris die Wertbestimmung. sich genau wird durch- | schweinchen,: eine Stunde’ oder zwei Stunden nach dem Beginne der a: in.
> ` führen lassen. Die Versuche mit propbylaktischer Serumbehand- | Infektion zur Anwendung gebracht, Heilung zu bewirken. . EA |: 2) UEN
- :_ lung haben zweifellos Schutzwirkungen 'ergeben, doch wären die ` Literatur: 1. R. Bieling, -Über die experimentelle Chemotherapie des Eo- 24".
. Resultate nicht immer einheitlich, sodaß die Autoren für die. Wert- | Gasbrandes. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1918, Bd. 27, H. 1/2.) — 2. M. Ficker, l TAE, tee
H æ der Gasbrandsera d Mi h h ieh Die. Über ein Toxin des aus Gasbrandfällen isolierten Bacillus oedematis maligni. F HEIE ARIDI DNE
emessung der vasbrandsera den Mischungsversuch vorziehen. Die | (M-KI, 1918, Nr. 45.) — 3. E. Fraenkel, Über die Reinzüchtung der Krank- ERE i y. i
`. Serotherapeutischen Tierversuche haben- ein positives, Resultat. ge- | heitserreger des malignen Ödems und Gasbrandes ‚aus. infizierten Wunden. Bi BPN
A zeitigt, indem es sich ergab, daß das Gasödemserum prophylaktisch a a H. m Taetigenn a ne ST BEE etei Ayi =
Er re i ; Etiz : A Haho rano ry. | Suc über die Erreger dẹs G: ndes und des malignen Odems. ER 2:
„md therapeutisch wirksam, ‚und zwar ist die Heilwirkung: relativ f. Bakt. 1917, Bd. 80, H. 4) — 5. F. Klose, Zur Frage der Blutinfektion mit PA
stark ausgesprochen. F ür die Praxis: würde sich daraus ergeben, | Gas-Ödem-Bacillen- bei der Gas-Odem-Erkrankung. (Zschr. f. Hyg. 1918, 2
. daß die Verwundeten mit Gasbrand so früh als: möglich ‘und mit n 85, H. 2.) = 1e Klose: Baltenolagt che und eecie Dun AIA: ei fje K
- groß ndeln sind Mear mit einem zur Gruppe der Gas-Ödem-Bacillen gehörenden Anaeroben, (Zschr. DE
groben Dosen des Serums zu behandeln sind, - f. Hyg. nn Bd. $p, H. 2.) in Kelle M Sachs en Georgi, Z xpert I RRDIS ®
In allerletzter Zeit berichtet R. Bieling über ausgedehnte | mentelle Untersuchungen über die Wirkung des Gasödemserums. (Zschr. f. "A
TR re i Te Hyg. 1918, Bd..86, HE. 1.) — 8. J. Zeißler, Über die Reinzüchtung pathogener RR, 5
chemotherapeutische Versuche. Es hat sich ergeben, daß Gas- Anaerobier. (Fraenkelscher Gasbacillus, Bacillen des malignen Ödems), (Zschr, MA RE
brandbacillen in Traubenzuckeragar durch Chinin und Optochin | f. Hyg. 1918; Bd. 86, H; i) . 2 | DE i SRPEN
| | BE E ARE
i HA el 2 abend EEEN. ;
eai aaa 3 Gene TE: E i E
. Aus den neuesten Zeitschriften, T E
' (Siehe auch Therapeutische Notizen.) . x f EnA ni h PO
j = an Ale o . i : . . Ba es ; 1 Fr ne |
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 2. er sowohl in vivo wie post mortem den Diphtheriebacillus vermissen A ea
i leben, . $ l i e l ios i DE
| Rickmann (St. Blasien): Grippe . und Lungentuberkulose. Wie BE 2
PEN
mn...
taw ee ho
Will man zum Ausdruck bringen, daß die Erschei-
DEZE
‚kommt es also an.
| , Dungen, die wir unter dem Namen „Tuberkulose“ bildlich personifi- In k Zwischenrä a da Ä
Me, .terend zusammenfassen, nicht eintreten können, ohne daß sich Tuberkel- | = nn: Kriegs en TOR p i:
W: bacillen in dem diese Erscheinungen darbietenden Organismus vermehrt‘ = rich Martini: Fleckfieb DE. ETE. n
hs - haben, so kann man unter Vernachlässis d Einschließung anderer o a ken Martını: Kleckliebergangran an ungewöhnlicher Stelle. HEI
"IE Bedin. Br Ornat plässigung un | 8 Mitteilung eines Falles von ausgesprochen schwerer Gesichtsgangrän I:
a nn ek sagen, der Tuberkelbaeillus ist Ursache der Tuberkulose. und: Hinweis: auf die von Osten drohende Gefahr‘ re nord: | | p Po
: d ll man aber wissen, warum in einem bestimmten Falle der Verlauf | Sete Seuchenverhütungsarbeit unter dem Zwange der äußeren Verbält- ik] u
M j er „Tuberkulose“ ein: von der Norm durchaus abweichender war, so nisse erloschen ist SR AT, er a. | i Fi
í , ae man andere Bedingungen in den Vordergrund stellen, also z. B. . Hermann Frank (Berlin): Zur Ausführung der Röckenmärks. A
ie Sonstitution oder Mischinfektion.. Will man wissen, welches, die befäubung. Notwendig ist, das Mittel ganz langs 3 m ainzufiihren
j Ursache ist, daß eine bis dahin heilende oder abgeheilte Tuberkulose derart, daß es sich 'ohne gröbere Veränderung des Druckes mit dem RER:
EN, wieder aufflackert oder ' reißend fortschreitet, so wird man Liquor mischen und das Mischquantum sich an die Stelle des reinen Er . ae Er
TE 2104. Den nn eingetretenen Bedingungen, die den im Körper bereits | Liquors im untersten. Abschnitt der Rückenmarkshöhle setzen soll, ohne Ba a, iA
-_ - @ügesledelten Mikroorganismen rasche Vermehrung und Bildung be- | daß bei der wechselnden Füllung des Raumes durch. das wiederholte Be
| i onian schädlicher Stoffe ermöglichten, den entscheidenden Wert hei- | Absaugen. und Wiederauffüllen: eine Wirbelströmung entsteht, Dies ge- - ed
| ‚sen und sie als Ursache der Veränderung bezeichnen, die einen gerade | schiebt dadurch, daß der Stempel der Spritze in 6ngster schrau - N
interessiert, Kausales und konditionales Denken stehen also nicht in benförmiger Windung und möglichst gleichmäßig. langsam - |
einem-Gegensatz zueinander, sondern gehören innigst zusammen und er- |. kerang: und berein g edreht wird. Der ganze Vorgan g soll bei an, Be
wiederholter Mischung in der Spritze mindestens bis zu fünf- -Minuten | pa H A 1 s p. : ;
ganzen einander. Denn der Unterschied zwischen ‘beiden 'Betrachtungs-
weisen liegt in der Hauptsache darin, daß wir beim konditionalen
. Denken zunächst sämtliche Bedingungen eines Ereignisses zu erforschen
| und festzustellen uns bemühen, bein kausalen dagegen die an sich
‚ gleich unentbehrlichen Bedingungen nach den Erfordernissen praktischer
Oder theoretischer Natur bewert en. sollen. So hat bei der Frage nach
Dauer in Anspruch nehmen. Gleichzeitig sorgt geflissentlich vertiefte . ER miee
Ein- und Ausatmung durch‘ Absaugung ‘des Venenbluts für gleich- IRB IG A
mäßige Strömung des Liquors und für Druckaäusgleich, . und arbeitet
dabei einer etwaig auftretenden. Neigung zur Ohnmacht entgegen, ie
Beckenhochlagerung hat der Verfasser niemals angewendet, im Gegen- He
teil bleibt der Patient fünf Minuten lang hinterher sitzen, damit sich E
dem kausalen Zusammenhang zwischen Unfall und Krankheit oder
Tod der konditionalen Betrachtungsweise die kausale zu folgen. . `| das Anaestheticum in den Ganglienzellen verankern lassen kann. KB Ere p
FR K urt Henius (Berlin): Resorption von Stickstoff und Luft beim | Friedrich Hammer (Stuttgart): Tödliche Quecksilberver- 3 ji ;
künstlichen Pneumothorax. Die atmosphäriseche Luft kann, was Re- | giftigung nach antivaricöser Sublimatinjektion. Es wurde 1 .cem einer EI SEHE
1% igen Sublimatlösung an zwei verschiedenen Stellen in die’ektatische | BE
sorptionsgeschwindigkeit anbelangt, mit dem Stickstoff sehr wohl kon-
Vene eingiespritzt. Die merkurielle Wirkung ist in der Mundhöhle eine
kurrieren, sodaß es zweckmäßig ist, anstatt. des Stickstoffs nur. ge-
Wöhnliche Luft bei der Pneumothoraxbehandlung: zu verwenden. 'gefäßlähmende und eine geschwürsbildende. Auf die Gefaßlähmung ist
on ,& Loeser (Rostock): Latente Infektion. Nach einem am 21. Juni | die ödematöse Schwellung und die Salivation zurückzuführen. Da- . . Ai : ::.
1918 in der Naturforscher-Gesellschaft zu Rostock gehaltenen Vortrage. | gegen beruhen die geschwürsbildenden. Veränderungen in der. Mund- Kanal pii 4. 9 Ye
' 8. Meyer (Düsseldorf): Uber stenosierende pseudomembranöse | höhle auf:einer Mischwirkung von Quecksilb er und örtlichen Ei- - EE E A
Entzändung der Luitwege bei epidemischer Grippe. Der Verfasser ver- ‚weißzerseizungen (Fäulnis), wobei sich H,S bildet. In. dem vor- © Zar
fügt über Beobachtungen an 15 Fällen von Stenose, die klinisch ganz | liegenden Fall dürfte die Beteiligung der N iere den Prozeß zu einem Z HERAN Be.
| | | tödlichen Ausgange gebracht haben. Bei jeder Quecksilberbehandlung ' Pr ae Be
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sollte man sich von dem Unversehrtsein der Nierentätig-
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das: Bild- der Kehlkopfdiphtherie boten, wenigstens soweit die Ver-
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legung der Atemwege das klinische Bild beeinflußte, bakteriologisch
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‘1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.5.
keit überzeugen. Aber Albuminurie nach Hg-Verabreichung in thera-
peutischer Dosis kommt fast nur vor, wenn merkurielle Stomatitis be-
steht. Sorgfältige Mundhygiene ist daher prophylaktisch erforderlich.
O. Müller (Recklinghausen): Schweres Krankheitsbild nach
Injektionen mit unreinem Paraffin. Es trat bei zwölf Kranken auf,
denen nur 0,75 bis 1 cem einer 10 %igen Hydrargyrum - salicylicum-
Paraffin - Suspension intraglutäal injiziert wurde. Die geschilderten
schweren Erscheinungen örtlicher und allgemeiner Art (anhaltendes
Erbrechen und Hämaturie) sprechen für die ungeheure Reizwirkung
und direkte Toxieität des verwendeten unreinen Paraffins. Man ver-
gewissere sich daher, daß auch wirklich nur ganz reines, völlig
geruchloses Paraffin zu der Suspension verwendet wurde, oder
verschreibe ein anderes, reines Öl. F. Bruck.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 1 u. 2.
Nr.i. Alfred Vogt (Basel): Vererbung in der Augenheilkunde.
In der Augenheilkunde werden oft bei der Ermittlung der Ätiologie
äußere Ursachen angenommen, wo es sich um Vererbung han-
=. delt, aus welchem Grunde dann die entsprechenden Maßnahmen thera-
peutischer und prophylaktischer Art nutzlos sein müssen. Dies wird
an einer Reihe von Beispielen erläutert. Hingewiesen wird darauf,
daß eine vererbte Erscheinung sehr oft nicht angeboren ist. Die ver-
erbten Merkmale entwickeln sich mitunter erst im Laufe des
Lebens zu ihrer definitiven Form. So pflegt die Farbe der Haare
bei der Geburt eine andere zu sein als zur Pubertätszeit.
Oder es kann eine Linsentrübung bestimmter Form, ferner ein früh-
zeitiges Ergrauen der Haare seit Generationen vererbbar sein,
es tritt aber erst in einem bestimmten, eben durch die Ver-
` erbung gegebenen Alter auf (wo z. B. die pigmentliefernden Zellen zu
funktionieren aufhören). Die Vererbung bestimmt die senile Erscheinung
nach Art und Zeit des Auftretens. Sehr oft fand der Verfasser im
Älter von 20 bis 25 Jahren, wenn er die Pupille maximalerwei-
terte, kranzförmig angeordnete periphere Linsentrübungen,
wobei die Sehschärfe vollkommen normal war, da die axialen Linsen-
partien völlig frei waren. Diese, erst in der Pubertätszeit auf-
tretende Katarakt entsteht durch Vererbung. Sie liegt jahrzehntelang
peripher und wird von der Iris verdeckt. Erst im hohen Alter
ergreift die Trübung die axialen Partien der Linse ebenfalls und
macht Sehstörungen. Die vererbte periphere frühzeitige Trü-
bung war aber übersehen worden. Der Verfasser betont dann,
daß es eine sogenannte Schulmyopie nicht gebe, daß nicht nur die
Myopie, sondern überhaupt die Refraktionen vererbt würden, aber
sich erst im Laufe des Lebens entwickelten. Ist aber die Re-
fraktion zum Abschlusse gelangt, so bleibt sie trotz intensivster
Nahearbeit unverändert. (Auch solche Völker, die nicht in die
Schule gehen, wie z. B. die Ägypter, die zu 90 % Analphabeten sind, zeigen
die Myopie in besonders großer Häufigkeit. Und Tiere, wie Affen,
Hunde, Pferde, Fische usw., sind häufig oder regelmäßig kurzsichtig
und halten ihre Kurzsichtigkeit nach dem Gesetz der Vererbung fest.)
A. Läwen: Operative Pensterbildung zwischen Perikard- und
Pleurahöhle bei Herzdruck durch entzündliche seröse Ergüsse. Die hin-
tere Fensterbildung am Perikard ist bei nichteitrigem entzündlichen
. Herzbeutelerguß indiziert, wenn die Punktionsbehandlung ergebnislos
geblieben war. Der Erfolg wird immer sofort eintreten, wenn das Herz
von dem Druck der umgebenden Flüssigkeit befreit wird. Weiter hängt
er natürlich von verschiedenen Momenten ab. |
Roderich Sievers: Eine neue Operation bei Ascites. Um
eine Dauerableitung des Ascites herbeizuführen, wird eine K om-
munikation zwischen Bauch- und Brusthöhle hergestellt:
pleurale Ascitesdrainage. |
= H. Aßmann (Leipzig): Das Myxödemherz. Mitteilung eines
Falles von erheblicher Herzerweiterung bei Myxödem, die sich unter
Thyr eoidinbehandlung vollständig zurückbildete (drei Wochen
lang dreimal 0,1 Thyreoidin-Merck). Der vorher erniedrigte Blutdruck
von 95 bis 100 mm Hg stieg auf 125.
F. Binz (München): Einiges über den Zusammenhang zwischen
Krieg und Geburt. Die Länge der Kinder wird durch die schlechte
Ernährung der Mütter nicht beeinflußt. Ebenso zeigte das Gewicht
pis zum 1. August 1917 keine allzu große Schwankung. (Die Frucht
erhält sich wie eine bösartige Neubildung, die rücksichtslos auf
Kosten der Mutter fortwächst, gleichgültig, ob diese bei ausreichender
Ernährung kräftig. bleibt oder bei unzulänglicher durch die Anforde-
rungen der wachsenden Frucht zugrunde gerichtet zu werden droht.)
Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß bei noch längerer Dauer des
Krieges und der Ernäbrungsschwierigkeiten nach Aufbrauch einer ge-
wissen potentiellen Energie, die die Frauen aus dem Frieden in den
Krieg hinübergenommen haben, die Neugeborenengewichte deutlich
geringer werden. Die veränderte Ernährung hat einen eklatanten Ein-
fluß auf die Verringerung des Erbrechens in der Schwangerschaft, was
um so merkwürdiger ist, als das Kriegsbrot für empfindliche Mägen
nicht gerade leicht verdaulich und die Widerstandskraft der Nerven
allgemein herabgesetzt ist. Die Zahl der Aborte ist im starken An-
stiege begriffen. Eine Mehrung des Knabenüberschusses ist nicht zu
konstatieren, vielmehr das Gegenteil.
. Hermann Ilzhöfer (München): Untersuchungen über den
Quecksilbergehalt des Harns von Arbeitern aus einem chemischen Be-
triebe. Eintritt und Schwere der Intoxikation hängen in erster Linie
ab von der Menge des aufgenommenen Quecksilbers, von der Form, in
der es einverleibt, und von der Geschwindigkeit, mit der es aufge-
nommen wird. Persönliche und allgemeine Schutzmaßnahmen üben daher
einen sehr wesentlichen Einfluß aus. Anfangs häufiger beobachtete
Quecksilbervergiftungen nehmen mit der Vervollkommnung der Schutz
maßnahmen immer mehr ab. _
- G. Voß (Düsseldorf): Über psychogene Schmerzen nach Nerven-
‘ verletzung. Die mitunter nach Nervenverletzungen auftretenden, sehr
heftigen Schmerzen sind in einzelnen Fällen rein bysterisch. Dièse
Annahme ist dort berechtigt, wo alle Zeichen organischer Störungen
(Reflexe! Umschriebene, bestimmten Nervenbezirken entsprechende
Sensibilitätsstörungen!) fehlen. Oft werden die organischen Störungen
von hysterischen Schmerzen überlagert. Die hysterische Natur
des Schmerzes läßt sich häufig aus dem ungewöhnlichen Charakter der
Störung erschließen (kontralaterale Ausbreitung, psychische Auslösung
und dergleichen). In den hierhergehörigen Fällen ist elne aktive me-
chanische Behandlung von bestem Erfolg (Massage, Übungen, Rudern,
Radfahren). Feuchte Packungen, Bäder usw. sind zu verwerfen. Be-
sonders zu warnen ist vor Morphium.
W. Porzelt (Würzburg): Über Schienung von Panaritien. Man
verbinde grundsätzlich jedes Panaritium in leichter Beugung in sämt-
lichen Fingergelenken und zugleich in Aufgriffstellung im Handgelenk.
Die Dorsalflexion im Handgelenk ist zu empfehlen, da bei Ein-
tritt einer Hohlhandphlegmone eine mögliche sekundäre Handgelenks-
versteifung in Überstreckung viel günstiger zur Verwendung der
Hand ist. Als primitives Schienenmaterial eignet sich ein entsprechend
gebogener Aluminium- oder Stahlbandstreifen, der über das Handgelenk
hinauf auf den Vorderarm reicht. ,
Ireneusz Wierzejewski: Daumenstumpfbildung. In vier
Fällen wurde durch Transplantation des Ansatzes des M. adductor pol-
licis ein brauchbarer Daumenstumpf hergestellt. Die Operation wurde
in Plexusanästhesie ausgeführt.
O. Müller (Hongkong): Die invaginierte Appendixfistel. (Eine
verbesserte Appendikostomie.) Als Leitrohr für den Spülkatheter wir
nicht das Lumen der Appendix, also nicht der Schleimhautschlauch
benutzt, sondern der Appendixstumpf wird in das Coecum hineing®-
stülpt, sodaß die Wandung des Leitrohres nicht aus Schleimhaut,
sondern aus Serosa besteht. Nach Entfernung des Dauerkatheters
verklebt dieser Serosaschlauch schnell und es schließt sich
somit die Fistel von selbst. Antwortet doch die Serosa auf den
geringsten Reiz prompt mit Verwachsung und Verklebung.
H. Heidkamp: Eine ungewöhnliche Beobachtung bei einem
Brust-Bauchschuß. Durch einen Zwerchfellriß war der Magen 10 die
Pleurahöhle getreten. Es kam zu seiner Torsion und zu seiner De
derten Entleerung. Der über mannskopfgroße geblähte Magen tül 1
die ganze Höhle aus bis zum Schlüsselbein. Auch Querkolon UN
Netz lagen zum großen Teil in der Brusthöhle. Die linke Lung® T
vollständig atelektatisch und der Wirbelsäule angepreßt. Das Herz Fer
verdrängt ganz auf der rechten Seite. Durch Aktionsbehinderung o
Herzens und der rechten Lunge trat der Tod ein.
Nr.2. Anschütz und Kißkalt (Kiel): Über Wonddiphth ars
Auszugsweise vorgetragen in der Sitzung der Kieler Medizinise
Gesellschaft am 12. Dezember 1918. | | don
P. Jan Ben (Düsseldorf): Die Wahl des Ortes der Amputa r
unter Berücksichtigung des späteren Gliedersatzes. Um die Stümpfe i.
Amputierten prothesenreif herzurichten, sind oft größere open an
griffe notwendig, so eine regelrechte Nachamputation, hauig ines
ziemlich entfernter Stelle, um überbaupt das Anpassen 9 Bi
zweckmäßigen Kunstarmes oder Kunstbeines zu ermöglichen. Is ner
die Absetzung des Gliedes von vornherein an ganz ae ög-
Stelle ausgefübrt worden, nur um die — meist gar nicht zu 2 a
lichende — primäre Wundheilung zu erzielen, so ist dor Fe tation
nicht wieder gutzumachen, Es sollte daher die Ampu
im Felde mit beabsichtigter Prima intentio nur in bes
Fällen vorgenommen: werden. Sonst sollte, bei einfachst
2. Februar.
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erste Nothandlung aufgefaßt werden. Wird eine Amputation
in rückwärtigen Sanitätsformationen wegen späterer - Eiterung not:
| “wendig, so ist es ein Kunstfehler,. eine aseptische Wundheilung -
durch Amputation weit oberhalb der Eiterung zu erstreben.
ty. . ‚Die Absetzung kann unter solchen Umständen nur eine Zwischen-
- © handlung sein und soll so nahe an der Verletzung'sstelle
‘oder an der Stelle der Eiterung ausgeführt: werden, als diese es bei
~. - ganz offener Wundhandlung eben ermöglicht. Aber oft genug hatte’
die Verwundung ursprünglich an einer verhältnismäßig tiefen Stelle
i des Gliedes gesessen, trotzdem war aber ‘sofort hoch amputiert worden.
‚Der Verfasser unterzieht die Stumpfbildung an den einzelnen Ab-
`
-schnitten -der oberen un
(Altona): Die Differenzierung pathogener Anaerobier.
websmaterial sind unentbehrlich: die Untersue
. Gramfärbung und die Geißelfärbung nach Ze ttn ow.
d unteren Extremität einer genaueren. Be-
trachtung. ST > Ya Wa
Wieting: Zur Frühversorgung von Kieferschüssen, namentlich
der Blutungen bei ihnen. Die Kieferverletzung als solche: ist ein kom-
5 ‚Plizierter Knochenbruch und bietet, nur in erhöhtem Maße, anfänglich
dieselben Gefahren wie dieser, das heißt vornehmlich die der Blu-
E tung und Infektion. Dazu kommt die der Erstickung. ` Er-
-forderlich ist die zahnärztliche Hilfeleistung dann, wenn die Frage der
Riehtigstellung der Bruchenden zwecks funktioneller guter
Heilung in den Vordergrund tritt. Diese Frage kann freilich in manchen :
‚Fällen zusammenfallen mit- der der Ruhigstelkung der Kiefer- .
bruchstücke zwecks Vermeidung. von Blutungen und schweren In-:'
fektionen. Solange diese aber in‘ Frage stehen, sind die Kiefer-
verletzungen vornehmlich Gegenstand fachehirurgischer Be-.
handlung. Also erst wenn- die genannten drei Gefahren überwunden
sind, tritt die Forderung - der sorgfältigen Richtigstellung der Bruch-
enden an.die erste Stelle. Vorher sollen die Patienten nicht kauen,
sprechen oder sonstwie ihren Kiefer bewegen. Das. würde nur, gleich -
den ausgiebigen Manipulationen, wie ‘.sie Kieferschienungen mit sich
bringen, neue Blutungen auslösen. Die frühzeitige Zuziehung eines |
"Zahnarztes ist zwar. erwünscht, aber nicht durchaus nötig, jedenfalls
nicht so nötig, daß der. Verletzte deswegen einem, sein Leben ge-
fährdenden Transport ausgesetzt würde.. | s |
Eugen Fraenkel (Hamburg) und Jobannes Zeißler
Die Trauben- |
zucker-Blut-Agar-Platte. hat sich als leistungsfähigster, differential-
diagnostischer Nährboden, ferner Hirnbrei, Milch und Gelatine für den
‚gleichen Zweck als sehr wertvoll erwiesen.
Als technisches Hilfs- :
mittel, z. B. zur Anreicherung und zur Gewinnung ‚von Kulturen zur |
Infektion von Tieren haben sich Hirnbrei und Leberbouillon ausge-
zeichnet bewährt. Für Dauerkulturen ist die Blutbouillon vorzuziehen.
Bei der morphologischen Prüfung von Kulturen, ‚Exsudaten und Ge-
hung im Dunkelield, die
= G. Kapsenberg (Leiden in Holland): Über eine einfache, zu-
verlässige Ausführung der Wassermannschen Reaktion. Die genau -be-
schriebene Methode ist keine „quantitative“. Eine quantitative Be-.
urteilung erscheint dem Verfasser. überhaupt bei der Wassermann- -
schen Reaktion, wie übrigens bei jeder K'omplementbindungsreaktion
'von zweifelhafter Bedeutung und in der -Praxis sogar gefährlich. Ein `
„logischen Nachweis ist unter, Berücksichtigung - des Körpergewichts
Serum ist positiv, negativ oder weder positiv noch negativ. Der Grad
der Positivität hat weder für die Diagnose noch für die Prognose oder
Beurteilung der Therapie maßgebenden Wert. Dafür fehlt uns die Ein-
Sicht in das Wesen der Reaktion, Die Bedeutung, die den Ergebnissen
der Reaktion positiv, negativ, aber besonders schwach positiv, zweifel-
‚haft, nicht ganz negativ zukommt, kann. nur der .Kliniker beurteilen.
wach positiver Befund im gegebenen Falle |
‚Für ihn kann z. B. ein sch
wertvoll sein, | ie 5
Henes (Hagen i. W.): Schußverletzung der Cava inf. , und Ge-
schoßembolie. Ein Granatsplitter durchschlug die rechte Brustseite und
rechte Lunge, drang dann’ in die Cava inf, wurde von hier in den
‚rechten Vorhof und weiterhin in den rechten Ventrikel getrieben. Von:
hier aus in die rechte Lungenarterie geschleudert, landete er schließ-
lich unweit der ursprünglichen Einbruchsstelle in der Lunge.
=- Hans Dietlen (Straßburg i. Els.):: Zur Frage des „kleinen
Herzens“, (Schluß) Das zu klein angelegte - oder in der Entwicklung
‚gehemmte hypoplastische Herz mit zu kleinem Fassungsvermögen ist
In seiner ursprünglichen Form: selten anzutreffen. Für seinen röntgeno-
allseitige Verkleinerung der Herzsilhouette im Orthodiagramm —
‚möglichst auch in sagittaler Richtung — zu fordern. Die Diagnose
we Herz“ darf aber nicht lediglich auf Grund eines schmalen
=: 2Schattens gestellt werden. Man darf jetzt, nachdem die Zu.
gage Diagnose Herzvergrößerung: oder -erweiterung mit Recht in
8-gehörigen Grenzen gewiesen’ worden ist, nicht gleich wieder in ein
8. Febmar. ©" o.... 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5;
Andere Ursachen ließen sich nicht: feststell
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: anderes Extrem verfallen. Das zu. kleine. Herz kann in einer Form
auftreten, die sich-von der normalen Form -nicht unterscheidet. Es
kann auch. bei einem im übrigen gut entwickelten und kräftigen Men-
schen, vorkommen. : Häufiger.. begegnet man dem sekundär ver-
änderten hypoplastischen Herzen. T:ropfenherz (Cor pehdulum,
Pendelherz) und hypoplastisches Herz dürfen nicht ohne weiteres mit-
einander gleichgestellt werden. Das letzte kann allerdings unter dem
Bilde des Tropfenherzens auftreten... < RZ Er
‘FR. Fischler (München): Ärztliche Betrachtungen über unsere‘
“Ernährungslage und ihre ‚Einwirkungen auf die Volksgesundheit. In
Deutschland war seit mindestens zwei Jahren die Möglichkeit zu -einer
‚ausreichenden Ernährung nicht vorhanden. und ist es auch jetzt nicht.
- Hans Much: Zensur und Wissenschaft. Die Träger des typi-
schen Genickstarreerregers sind keineswegs so gefährlich, wie ange-
nommen wird., In: einer Garnison wuchs die Keimträgerzahl allmählich
ins ungeheure, ohne daß die Seuche stärker wurde.. Von den Keim-
trägern erkrankte niemals .einer an-Genickstarre. Die Genickstarre-
kranken waren ‚vorher, selbst wenn sie tags zuvor untersucht wurden,
keimfrei.. Soldaten, die von der Front auf Urlaub kamen, waren schon
nach wenigen Stunden Keimträger. Während die Kurve der Krank-
heitsfälle sank, stieg die Kurve der Keimträger! Der Befund von
'Genickstarreerregern im Nasenrachenraum Gesunder kann unter keinen
Umständen die gefährliche Rolle spielen, die ihn bisher zugeteilt wurde,
ebenso ‘wie man Pneumokokken im Nasenrachen von Gesunden findet,
ohne daß die Träger ‚jemals: Pneumonie bekommen: Es muß daher
nach den Bedingungen gefahndet werden, durch ‘die der Schmarotzer
zu dem: gefährlichen Erreger. der Genickstarre .wird.. Die 'Veröffent-
lichung der hier mitgeteilten Ergebnisse, die?im Gegensatz stehen zu
der bisherigen Schulmeinung, wurde von der_Zensur verboten
Zu i =. © F. Bruck.
|
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| Wiener klinische Wochenschrift 191 8, Nr. 50.
Starkenstein und. Zitterbart: Experimentelle. und
klinische”. Untersuchungen über das Verhalten gleichzeitig anwesender
Antigene und Antikörper: Das häufig beobachtete “Auftreten einer
positiven Gruber-Widaälschen Reaktion beim. Fleckfieber
bei Ausschluß jeder specifischen Typbuserkrankung scheint‘ die `
Specifität der serodiagnostischen Reaktion in Frage zu stellen. Der
beim Fleckfieber erbrachte Nachweis mehrerer yerschiedenartiger
Agglutinine läßt sich entweder durch die Anwesenheit mehrerer speci-
fischer Antigene erklären, oder durch Bildung verschiedener Antikörper,
durch ein specifisches Antigen oder durch die Annahme einer gegen-
seitigen Beeinflussung neu gebildeter oder bereits vorhandener Anti-
gene und Antikörper. Untersuchung des Verlaufs der-beiden Agglu-
-tinationskurven ergab, daß die beim Fleckfieber vorhandenen Anti-
gene und. Antikörper keine gegenseitige Beeinflussung erfahren.
Neben specifischen. Reaktionen auftretende unspecifische Reaktionen
sind nicht von den specifischen Antigenen ausgelöst, sondern durch
die Ausschwemmung früher ebenfalls auf specifischem Weg. ent-
standener Antigene veranlaßt. Bei gleichzeitiger Immunisierung mit
Typhus und X: erfährt die ‚Xis-Agglutininbildung gegenüber der
Immunisierung mit diesem Stamm allein keine wesentliche Ände-
rung, während die Bildung von. Typhusagglutininen gelegentlich ge-
hemmt wird. Schließlich wurde noch das Verhalten des Übertritts .
‚der gleichzeitig vorhandenen Agglutinine in die physiologischen
Körperflüssigkeiten sowie der Übergang vom Muttertier auf den Foetus
"untersucht. Die Titerhöhe der Agglutinine in den Körperflüssigkeiten
‘steht in keinem bestimmten Verhältnis zum Bluttiter. Auf den Foetus
scheint Antikörper und Antigen gleichzeitig überzugehen; auch eine
starke Agglutininbildung im fötalen Blut erscheint möglich. |
... Matko: Der Verlauf der Grippe bei Malariakranken. Verfasser.
‘hatte Gelegenheit, 38 Fälle von Grippe bei Malaria zu sehen. Der
Verlauf der Grippe war außergewöhnlich schwer. Auffällig waren die
bei'den meisten Fällen im beiden Hypochondrien vorhandenen starken
Schmerzen. 30 Malariker, das ist 78 %, sind der Grippe erlegen. Von
der Erkrankung auf. Malariker müssen als besonders gefährdet vor
der Grippeansteckung bewahrt werden, vor allem die Malariakranken,
deren Malaria jüngeren Datums ‚und nicht entsprechend behandelt ist.
Die Prognose hängt wesentlich von, dem Ernährungszustande der
nterernährte und schwächliche Individuen
Kranken ab und ist für u
"besonders schlecht.
© Soucek (Wien): Über einen Fall symmetrischer Gangrän nach |
Grippe. Im Anschluß an eine Grippe ‚trat bei einer 23jährigen
Schwangeren eine symmetrische Gangrän beider Hände und Füße auf.
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den überlebenden acht wiesen fünf einen ziemlich protrahierten Verlauf _
en; Zucker fehlte stets im
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126 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8B.
Schiff und Matyas (Budapest):' Über das Blutbild bei der
epidemischen Influenza. Die Zahl der weißen Blutzellen ist am
1—3. Krankheitstage, wenn keine Komplikationen vorliegen, zumeist
normal. Später kommt es meist zur Leukopenie, bei Fehlen von Kom-
plikationen entweder am Ende der fieberhaften oder am Beginne der
fieberfreien Periode. Bei Pneumonien geringerer Ausdehnung finden
sich normale oder verminderte, selten vermehrte Leukocytenzahlen,
bei ausgedehnten Pneumonien Leukocytose, wie auch Leukopenie, bei
Empyem Leukocytose. Was die Prozentverhältnisse der einzelnen
Zellarten anlangt, so tritt fast immer im Verlaufe der Erkrankung .
Lymphocytose auf, meistens am Ende des akuten Stadiums, die noch
in der Rekonvaleszenz zunimmt. Bei Bronchopneumonie besteht in
einigen Fällen Lymphocytose, seltener neutrophile Leukocytose
mäßigen Grads. Die Eosinophilen fehlen entweder gänzlich oder
sind zumindest vermindert. Die Übergangsformen sind vermehrt. In
schweren Fällen wurden Türksche Reizungsformen vereinzelt be-
obachtet.
Fröschels: Zur Symtomatologie und Ätiologie der Oto-
sklerose. Verfasser macht auf das Kitzelsymptom aufmerksam, das in
einer Abnahme der Kitzelempfindlichkeit im äußeren Gehörgange be-
steht, die mit dem Fortschreiten der Schwerhörigkeit einhergeht. Bei
der Otosklerose, die meist auf einem Ohre weiter fortgeschritten ist,
äßt sich eine Differenz zwischen beiden Seiten in der Reaktionsstärke
auf Kitzeln nachweisen. Falls Ohrgesunde gelegentlich nicht kitzel-
empfindlich sind, sind ausnahmslos beide Ohren in gleicher Weise
betroffen. G. 2.
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 2.
Walzel: Zur Technik der Darmvereinigung durch Invagination.
Die von Orth empfohlene Methode, die. Darmenden mittels einer
Invagination zu verbinden, die End-zu-End ausgeführt wird, hat in
einem Falle von Darmfistel nach altem Bauchschuß den tödlichen
Ausgang veranlaßt, denn es war durch die pfropfartig zusammen-
geschrumpfte invaginierte Darmmanschette ein Verschluß entstanden,
der einen neuen zweiten Eingriff notwendig machte, den der Patient
nicht mehr überstand. |
Esser: Deckung von Amputationsstümpfen des Obgrschenkels aus
dem Arm bei beiderseitig Amputierten durch „Einnähung“. Bei einem
durch Schußverletzung beider Beine beraubten Manne ragte an dem
einen Stumpf das Knochenende breit heraus. Es gelang in diesem
Falle, jede Reamputation und Verkürzung dadurch zu vermeiden, daß
nach Fortnahme der vernarbten Haut- und Knochenschicht das Stumpf-
ende in eine an der Außenseite des linken Oberarmes geschnittene
: Wundtasche vollständig hineingeschoben wurde. Nach Vernähung der
Hautansätze und sorgfältiger Anlegung eines sehr genau fixierenden
Gipsverbandes wurde 28 Tage später durchtrennt und ein großes
Stück Armhaut mit Berausgeschnitten. Dieses Stück wurde über den
unbedeckten Teil geschlagen und vernäht, sodaß jetzt der ganze Bein-
stumpf mit Haut bedeckt war. K. Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 2.
Benthin: Über Grippe. Die Spätschwangeren, die Gebärenden
und Wöchnerinnen sind durch die Grippe .besonders gefährdet.. Am
unglücklichsten ist der Verlauf in den Fällen, bei dem die Grippe kurz
vor dem Geburtstermin eingesetzt hatte. Auffällig war, daß die Geburt,
selbst bei Erstgebärenden, ungewöhnlich rasch verlief. Das Kind ist
in der Geburt gefährdet (20% Gesamtsterblichkeit). Die Neugeborenen
scheinen vor der Ansteckung im allgemeinen bewahrt zu bleiben. Die
Unterbrechung der Schwangerschaft ist abzulehnen. Die in der Klinik
durchgeführte Maßnahme, jede grippekranke Person sofort von den
Gesunden zu trennen, hat einen unverkennbaren Nutzen gehabt. Neu-
infektionen unter den Wöchnerinnen konnten dadurch vermieden
. werden.
Schweitzer: Über Cervixplacenta. Bei der sehr anämischen
Frau wurde nach Ausräumung des Blutgerinnsels aus der Scheide fest-
gestellt, daß die Cervix verkürzt und in der hinteren Wand geschwulst-
artig aufgetrieben war. Oberhalb des äußeren Muttermundes war ein
konsolartiger, in den Halskanal hinabreichender Placentarlappen zu
fühlen. Die Auftreibung war die Folge einer Einlagerung von
Placentargewebe in die Cervixhinterwand, der untere zungenförmige
Ausläufer zeigte ein pathologisches Tiefenwachstum der Chorionzotten
und mußte mit der Hand entfernt werden. In diesem Falle von vor-
liegendem Fruchtkuchen mit teilweiser Entwicklung im Gebärmutter-
hals und Verwachsung an dieser Stelle wurde durch transperitonealen
Kaiserschnitt mit Erfolg für Mutter und Kind entbunden. Der Weg-
weiser zur richtigen Diagnose ist die tumorartige Auftreibung der
Cervix. K. Bg.
der Flüssigkeit durch Luft.
2. Februar.
— a
Die Therapie der Gegenwart, September und Oktober 1918.
September. E. Starkenstein: Klinische Pharmakologie.
Theorie und Praxis am Krankenbett. Die angeführten Beispiele zeigen,
daß sich die medikamentöse Therapie der Klinik noch immer nicht von
der alten Empirie losreißt und von dem Gesamtgebiet der experimen-
tellen Therapie wenig Nutzen zieht. Eine richtige Therapie in den
ersten Stunden der Krankheit wird so viele primäre Symptome be-
seitigen können, daß es nicht erst zum Auftreten sekundärer und ter-
tiärer Symptome kommen muß.
Siegmund Pollag (Halle a. S.);: Konservative oder aktive
Therapie bei Pleuritis exsudativa. Jedes pleuritische löxsudat soll so
früh als möglich punktiert werden, und zwar möglichst unter Ersatz
Dafür eignet sich, sobald das Exsudat
etwa 1⁄2 1] groß geworden ist, am besten die „offene Punktion“ nach
Adolf Schmidt. In Frage kommt der Eingriff sowohl bei pri-
mären wie sekundären Pleuritiden als auch Ergüssen bei Neubildungen
und . Höhlenhydrops, wenn seine Entfernung indiziert ist; auch der
Hämothorax nach Lungenverletzungen wird gut beeintlußt. Die aktivste
Therapie ist die beste; die symptomatischen und konservativeren Be-
handlungsmethoden kommen daneben als wünschenswerte Unter-
stützung in Frage.
Albert Wolff (Berlin): Über eine neue Wundbehandlung
mittels keim- und staubfreier, nach Temperatur, Feuchtigkeit und Ge-
schwindigkeit regelbarer Luitzuführung. Die therapeutischen Erfolge
des geschilderten Verfahrens sind mannigfache und auffällige. Der
Kranke wird im weitesten Maße geschont. Verbandwechsel mit der
notwendigen Lageveränderung und Schmerzhaftigkeit durch die Ab-
nahme sind überflüssig. Die Kontrolle des Sekretabflusses ist leicht,
eine etwaige Verbesserung schnell und ohne Mühe ausführbar. Eine
Sorge um die Reinheit der Luftquelle ist nicht nötig. Dazu kommt
der große Vorteil der Regulierbarkeit von Feuchtigkeit und Tem-
peratur.
M. Berg (F'rohnau, Mark): Weibliche Krankenpflege. Als Haupt-
grundsätze für eine einheitliche Regelung müßten gelten: getrenntes
Pflegepersonal für Tag- und Nachtdienst, eine Maximalarbeitszeit von
neun Stunden nach Abzug der Pausen für Erholung und Einnahme der
Mahlzeiten, Abschaffung der Verpflichtung zu groben, niederen Ar-
beiten, die nicht unbedingt mit der Krankenpflege verbunden sind und
ebensogut oder besser von niederem Dienstpersonal geleistet werden
können.
W. N. Clem m (Seidenberg): Ein Fall von Varicellenerkrankung
beim Erwachsenen. Durch die Verneinung des Pockengifts im Koch-
institut einer- und durch das prompte Angehen der Impfblattern an-
dererseits war der Beweis erbracht, daß die mitgeteilte mit den Pro-
dromalerscheinungen und zunächst unter dem vollständigen Bild eines
‚leichten Falles echter Blattern verlaufene Krankheit nichts mit der
Variola vera zu tun hatte, daß es sich vielmehr um die \Vindpocken
dabei gehandelt hatte. we
Okteber. P. Morawitz (Greifswald): Operative oder exspek-
tative Behandlung des Lungenechinokokkus. Von drei operierten Fällen
von Lungenechinokokkus sind zwei gestorben. Von sechs Fällen VOB
nichtoperiertem Lungenechinokokkus ist keiner gestorben, fünf Kranke
dagegen sind mit Sicherheit dauernd gesund geworden. Es sollte die
Operation beschränkt werden auf solche Fälle von Lungenechinokokkus,
die groß sind und einen ausgesprochen peripheren Sitz haben. Alle
übrigen Echinokokken dürften besser der Spontanheilung überlassen
werden.
v. Roznowski (Berlin): Siemens-Aureollampe. Die Aureole
kommt dem Ziel, sonnenähnlich zu wirken, näher als andere künstliche
Lichtquellen; sie stellt eine dem Kranken angenehme Bestrahlung dat,
die in allen Fällen indiziert ist, wo es gilt, die natürliche Höhensonne
zu ersetzen. Bei Lungentuberkulosen im Anfangsstadium bedeutet siè
eine willkommene und wirksame Unterstützung der bisherigen Behand-
lungsmethoden. s
Sperling (Berlin): Der dicke Bauch als Krankheit vor, In und
nach dem Kriege. Der Bauch erscheint als Vorratsraum für das Blut
und als Regulator der Blutbewegung. Zwei überaus wichtige Ämter
des Bauches. Wie ausgezeichnet es gelingt, durch eine zweckmäßig
ausgeführte palpatorische Bauchmassage die Stauung zu booiniuss
zeigen die plethysmographischen Kurven vor und nach der Bauch-
massage. i
L. Roemheld (Schloß Hornegg): Pneumatose des Magens E.
„gastrokardialer Symptomenkomplex“. Klinisch ist der Einfluß der f f
normen Luftansammlung unterhalb der linken Zwerchfellhälfte auf A
Herz von der größten Wichtigkeit, Subjektiv klagen die Patienten a
allem über Druck und Unruhe in der linken Seite. Dazu komm
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Intercostalneuralgien links, Dyspnöe, | anfallsweise auftretende ` Ohn-.
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machten, Schmerzen und anginoide Sensationen hinter dem Brustbein,
Hyperästhesie der Haut der linken Brustseite, heftiges Aufstoßen. Der
gastrokardiale Symptomenkomplex spielt in der Pathologie und Therapie
Rolle, als
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der sogenannten nervösen Herzstörungen eine bedeutendere
gewöhnlich angenommen wird. _ ~x = er
Margarete Reischer (Wien): Erfahrungen mit -„Theacylon“-
Merck. Theacylon ist ein Diureticum von großer Wirksamkeit, das oft noch
Erfolge bringt, wo zahlreiche andere Mittel ‘versagt haben.. Außerdem
kommt ihm eine besondere “Tätigkeit. zu,. den. erhöhten, Blutdruck.
‘ rasch und oft sehr bedeutend- herabzusetzen.
Sein hauptsächlichstes
Anwendungsgebiet dürften die durch ‚Arteriosklerose und .Lues be-
dingten Gefäßerkrankungen bilden... Es wird meist gut vertragen.
Hans Gudden (München): Erfahrungen mit Adalin. Unter
den derzeitigen Schlafmitteln ist Adalin sicherlich das: unschädlichste
und wird selbst von sehr empfindlichen .Patienten- vertragen. Die ge-
ringen Beschwerden, über die hier und da geklagt werden, bilden
si gegenüber der großen Zahl beschwerdefreier Anwendungen einen ver-
schwindenden Bruchteil. Reckzeh. .
y Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1918, |
l | Heft 9 u. 10. . Zen
Ä S. Alexander: Die Erzeugung von Ohrenkrankheiten durch
Selbstbeschädigung. Im dritten Kriegsjahr flauten die Simulationen
“von Ohrenkrankheiten ab, die Fälle, in denen Ohrenaffektionen künst-
lich herbeigeführt werden, nahmen zu.
die verschiedenen Formen der Gehörgangsentzündung; .
| wie verstärkte ` Bronchophonie, leichte Dämpfung, verschärftes bis
< wurden: 1.
bronchiales Atmen nachweisbar geworden waren. Man benutze den
Künstlich hervorgerufen
2. Trommelfelldurchlöcherung; 3. eitrige Mittelohrentzündung; 4. Ge-
hörgangsgangrän; 5. Gehörgangsatresie; 6. Narben am Warzenfortsatz;
7. ödematöse Schwellung der Mastoid- oder Schläferegion. Bei der
g Erzeugung eitriger Mittelohrentzündung wird von einem Komplizen
das Trommelfell durchbohrt und eine, reizende Flüssigkeit in das Ohr
"geträufelt (Tabaksaft, Spiritus, Essig). Häufig wird auch ohne vorher-
gehende Verletzung des Trommelfells Mineralsäure, Ätzkalk ins Ohr
| gebracht. Auch der Inhalt der Zündkapsel der Patrone wurde ins Ohr
. beschädiger führen das Leiden: auf durchgemachte traum
. Verletzungen zurück, meist‘ auf Detonationen.
eingeführt. Gehörgangsatresie wird über den Weg der Eiterung. durch
umfangreiche Verätzung des äußeren Gehörgangs: angestrebt (Mineral-
Säuren). Ödem des Warzenfortsatzes wurde durch Einspritzung von-
Wasser mit Pravazspritze; subeutan erzeugt. Viele Selbstbeschädiger
simulieren auf der Ohrseite der Verätzung Taubheit. Die Selbst-
atische Kriegs-
S. Alexander und E. v, Urbantschitsch: Die Kriegs-
verletzungen und die Kriegskrankheiten des‘ Gehörorgans. (Fortsetzung.)
' Direkte Schußverletzungen des inneren Öhres kommen, da sie bald |
zum Tode führen, nur'selten zur klinischen Beobachtung. In der kleinen
‘von den Verfassern beobachteten Zahl ging der Schußkanal nicht
durch das Labyrinth, sondern es handelte sich um Schußfrakturen .der
Felsenbeinpyramide —
A. Jurasz: Beitrag zur Stimmgabe
die zusammengedrückten Spitzen der gebräuchlichsten Stimmgabel: |
© = 128, setzt Jurasz eine metallene Klammer auf, welche den
Zinken fest anliegt und się stets in gleicher Spannung hält, Wird die
" Klammer entfernt, so entsteht immer, dieselbe- Schwingungsintensität
geben.
‚handlung der Allgem
. Streptokokkus die wesentliche Rolle . spielt.
wird. der
sichere Bestimmung der Perceptionsdauer für Luft und Knochenleitung
R. Steiner: Die Tonsillektomie und ihre Bedeutung für die Be-
einerkrankungen. (Fortsetzung.) Die Fälle liefern
den Beweis für die Abhängigkeit gewisser Affektionen des Rachens und
der Mandeln, wie
einer chronischen, gewöhnlichen und eitrigen Entzündung der Gaumen-
mandeln. Für chronische Tonsillitiden ist charakteristisch -zerklüftetes-
Aussehen, die Tonsille fühlt sich hart an, die, geschwollenen Drüsen
am-Kieferwinkel sind druckempfindlich, . Charakteristisch ‘sind auch
Verwachsungen des Gaumenbogens mit der Tonsillenkapsel. Nicht seiten
ommen in erkrankten Tonsillen. kleinere und ` größere "Abscesse vor.
Auch Atrophie muß zu den Formen gezählt werden, in’ denen sich die
chronische Tonsillitis zeigt. Die chronische Mandelentzündung ist stets
bedingt durch eine Infektion der Tonsillensubstanz, bei der der
Bei der Exstirpation
vordere Gaumenbogen dicht an seinem Rand mit
eingeschnitten;.
einem scharfen Skalpell bis ‘auf die. Kapsel
durch. diesen Hilfsschnitt erfolgt die. Freilegung der Fossa supra-
indirekte Labyrinthverletzungen.. Folgen fünf |
‘Fälle Kasuistik. _ 2 Ä
Iprüfung des Gehörs. Auf |
auch mancher Allgemein- und Organerkrankungen von
A, TO a a Ci BE Ei Bar Se a a J l E 2 a u S av“ B a = b 2 Ru rn Be Be $:
| 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —.NL.d. 2 00.00 na > a
tonsillaris. © Nach radikaler Entfernung der Mandeln entsteht. eine
‚Änderung. der Resonnanzverhältnisse .der Stimme, manchmal . könne
auch .eine Schwächung der’ Stimme entstehen, die sich durch Übungen
wieder beseitigen lasse. Jedenfalls sei bei Gesangausübenden dies
vorher zu überlegen, Bei Kindern kommt. man meist mit der Ton-
sillotomie aus. 00000. Ai
=. Thost: Entfernung einer Bleikugel aus- dem rechten’ 'Siebbein
nach einer exakten Methode zur Bestimmung von Geschossen im Schädel.
Die Tiefe der Lage. der Kugel wurde an einem von Cropper
konstruierten: Apparat festgestellt. Er ist nach der von Hassel-
wander angegebenen Methode zur Bestimmung der Lage von Fremd-
körpern konstruiert, > > O S RRO
>- — „A. Onodi: Ergebnisse der Abteilung für Hör-, Sprach-, Stimm-
' störungen und Tracheotomierte vom Kriegsschauplatz mit einem rhino-
logischen Anhang. (Fortsetzung.) Lepra bei einem Soldaten aus Bosnien.
-Im -Sekret der mit stinkenden, eingetrockneten Borken belegten Nase
fanden sich Leprabacillen. Die Therapie erzielt bislang bei der Lepra
'noch keine endgültigen, Resultate., Sechsmal wurde Rhinosklerom be-.
- obachtet in “der. Nasenhöhle, den unteren Nasenmuscheln, ` Nasen-
. scheidewänd, .Kehlkopf und ‘'Luftröhre. Ä Haenlein.
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= > l - Therapeutische Notizen. |
| ‚Intialationen von Adrenalin (und zwar des Adrenalinpräparats
Glycirenan) sollen nach A. Wolff-Eisner (Berlin) nicht 'nur in
„schweren Fällen von Grippe das Hinzutreten einer Lungenentzündung
verhüten, sondern auch deren Weitergreifen. verhindern, wenn
‚schon deutliche‘ Zeichen einer beginnenden Lungenentzündung,
Drägerschen Inhalationsapparat. nach Spieß, angeschlossen an
eine Sauerstoffbombe, ‘weil die Drägersche Düse das Medikament in
den feinsten Nebelstaub zerteilt, sodaß es in die feinsten Bronchiolen
hinuntergelangt, und weil sich die Kombination mit Sauerstoff als vor-
teilhaft erweist. (Die Apparate werden von der Vertretung des Dräger-
werkes in Berlin, Karlstr..20, den Kranken leihweise abgegeben.) Man
lasse gewöhnlich vier- bis sechsmal täglich inhalieren. Schon in dem
‘Stadium der Grippe, wo keinerlei Gefahr von seiten des Herzens zu.
drohen scheint, bewähren sich ferner frühzeitige Digitalisdosen außer-
ordentlich. Der Verfasser empfiehlt übrigens obige Inhalation zur Ver-
hinderung von Bronchopneumonien auch nach Operationen, nach Nar-
kosen, bei längerem Krankenlager, bei schweren fieberhaften Krank-
heiten, besonders bei älteren Leuten und bei Kindern. Die Erfolge
der Adrenalinvernebelung lassen sich dadurch .erklären, daß das Mittel
‘auf die kapillaren konstringierend wirkt und so die Hyperämie. be-
‚seitigt .. Auf diese Weise wird die Hypostasenbildung verhindert, Es
wird. ferner ein günstiger Einfluß ausgeübt auf die bronchopneumo-
nischen Herde, vor allem aber auf die um die Herde herumliegenden,.
nur katarrhalisch erkrankten Lungenpartien, wodurch verhindert wird,
daß es zu großen "bronchopneumonischen Herden durch Konfluieren
der Einzelherde kommt. (M. m. W. 1919, Nr.i) .. F Bruck.
~ Zar Biuttransfusion von Vene zu Vene mit Messung der
übertragenen Blutmenge empfiehlt Oehlecker (Hamburg)
eine Transfusionsart von Vene zu. Vene mit Einschaltung einer Spritze,
An einem metallenen Zweiwegehahn mit Spritzenansatz werden:
' und dieselbe Klangstärke. Der Maßstab: bildet so immer eine ‚konstante |. mittels Gummidraiustücken Gaskanülen für den Spender und für den
Größe, der erzeugte Klang ist jedesmal gleich stark und‘ kann eine |: Empfänger befestigt. Die Venen werden nach Freilegung beim Spender
f y : centralwärts, beim Empfänger peripher unterbunden und der Apparat
mit Kochsalzlösung und Natroncitrat gefüllt.
Kanüle Anziehen der Stauungsbinde, worauf sich die Spritze von selbst
mit Blut füllt, Sind 50 cem eingelaufen, so wird der Hahn nach dem
: Empfänger gedreht nnd das Blut eingespritzt. Alsdann muß die Spritze _
ausgewechselt werden und während die erste Spritze mit Natroneitrat
Nach Einbinden der
ausgespült wird, wird eine zweite Spritze mit etwa 20 ccm Kochsalz-
lösung gefüllt in den Apparat eingesetzt. Mit dem Salzwasser werden
nach. beiden: Seiten hin die Einlaufs- und Ablaufswege durchgespritzt
"und. dann von neuem das Blut herübergesaugt. Die direkte Blutüber-
tragung empfiehlt .sic
1919, Nr. 2.)
h besonders bei perniziöser Anämie. (Zbl. f., Chir,
Eine Hilfsklemme bei Magen- und Darman astomose a
empfiehlt G; Lotheißen (Wien). Mit dieser Hilfsklemme werden die
‚Spitzen der D o y en schen Klemme gefaßt, welche Eingeweideteile ab-
geklemmt haben und dabei das Bestreben zeigen, mit den. Spitzen aus-
einanderzuweichen. Die neue Hilfsklemme trägt in einem quergestellten
Metallteil vier Rinnen, in welche die Sp
hineingelegt werden. (Zbl. f, Chir. 1918, Nr. 52.) K. Bg.
itzen der Doyen schen Klemme -
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5.
Die kombinierte Bestrahlung (Röntgen und Höhensonne) bei nicht-
tuberkulösen Drüsen- und Knochenerkrankungen empfiehlt Friedrich
Kautz (Hamburg-Eppendorf). Zur Behandlung kamen Bubonen der
Leistenbeuge und‘der Achselhöhle. Ätiologisch handelte es sich dabei
um chronische Indurationen unbekannter Ursache, um akute und
subakute Drüsenentzündungen nach Zellgewebsentzündungen, Panaritien,
Phlegmonen oder auch andersartigen infektiösen entzündlichen Vor-
gängen in ‘der Nachbarschaft. Syphilitische Bubonen dagegen
wurden nur mit Röntgenstrahlen behandelt. Der kombinierten Thera-
pie unterworfen wurden ferner die chronischen Osteomyelitiden.
(M. m. W. 1919, Nr. 2.) |
Das Calciumhypochlorit als Ersatz der Dakinschen
Natriumhypochloritlösung empfiehlt Paul Michaelis
(Griesheim). Das neue Präparat wird als feines weißes Pulver oder
als Tablette geliefert und enthält 80 und mehr Prozent wirksamen
Chlors. Man braucht es nur in Wasser einfach aufzulösen und
hat augenblicklich die gewünschte Lösung gebrauchsfertig. Das
Anwendungsgebiet des Mittels ist sehr groß. Alle Vorzüge der
Dakinschen Lösung treffen in verstärktem Maße auf das neue Prä-
parat zu. Übrigens empfiehlt es sich auch sehr zur täglichen Mund-
reihigung (eine Tablette in einem Glase Wasser gelöst). Auch als
Handdesinfektions- und Seifenersatzmittel ist es wertvoll. (M. m. W.
1919, Nr. 2.)
Zur Behandlung akuter Augenblennorrhöen empfehlen Paul
v. Szily und Hugo Stransky Injektionen von Natr. chlor. 30,0,
Calc. chlor. 1,0, Aq. dest. 100,0. Von dieser Lösung werden teils intra _
nates, teils subeutan in der Mamillargegend 5 bis 8 cem an vier auf-
‚einanderfolgenden Tagen injiziert. Von 18 so behandelten schweren
akuten Ophthalmoblennorrhöen heilten fünf ausgesprochen abortiv aus
und nahmen 12 einen auffallend benignen und raschen Heilverlauf.
Die übliche konservative Therapie wurde hierbei nicht außer acht ge-
lassen. Fünfmal kam es zur Infiltration des Glutäalmukels, die vier-
mal auf Kataplasmen zurückging, einmal zur Abscedierung führte. Von
diesen fünf Fällen befanden sich vier unter den abortiv ausheilenden!
(M. m. W. 1919, Nr. 2.)
Zur Behandlung der weiblichen Urethralgonorrhöe empfiehlt
Weinberg (Dortmund) ein Instrument, das aus einem vorderen
undurchlochten Teil, einem Siebteil,; einem Verschluß-
trichter und einem Ansatzteil besteht, Die Spülflüssigkeit fließt
durch das Siebteil. Drückt man das Instrument an, so verschließt der
Verschlußtrichter die Harnröhre, und die Flüssigkeit muß in die Blase
laufen. Der Spülteil hat eine Länge von 32 mm, die weibliche Harn-
röhre beträgt durchschnittlich 89 mm. Hat sich die Blase gefüllt, so
ist es meist nicht nötig, den Spüler herauszuziehen, sondern es genügt,
ihn etwas stärker anzudrücken, um, die überschüssige Flüssigkeit aus
der Blase zu entfernen. (D. m. W. 1919, Nr. 2.)
-Die Czerny-Kleinschmidtsche Buttermehlsuppe für schwache
Säuglinge empfiehlt Kurt Ochsenius (Chemnitz) angelegent-
lichst. Auf je 100 g Wasser kommen 7 g Butter, 7.g Weizenmehl (Fein-
mehl) und 5g Kochzucker. Dieses Nahrungsgemisch setzt uns in den Stand,
große Calorienmengen in leicht assimilierbarer Form nicht
nur, wie bisher in Gestalt von Kohlehydraten, worauf bekanntlich nicht
alle Säuglinge in wünschenswerter Weise reagieren, sondern auch ge-
meinsam mit Fett den Säuglingen zuzuführen, und zwar be-
sonders den empfindlichen und schwachen Säuglingen,
(D. m. W. 1919, Nr. 2.) F. Bruck.
Bücherbesprechung.
Theodor Brugsch, Allgemeine Prognostik oder die Lehre
von der ärztlichen Beurteilung des gesunden und
kranken Menschen. Berlin-Wien 1918, Urban & Schwarzen-
. berg. 498 Seiten. Preis broschiert M 24,—.
An das grundlegende Werk der Konstitutionslehre von Martius
über Konstitution und Vererbung, das dieser selbst als Prolegomena
bezeichnet hat, schloß sich das im Jahre 1917 erschienene Buch
Bauers an, in dem mit Bienenfleiß und unter im ganzen glücklicher
kritischer Würdigung aus der Literatur alles zusammengetragen ist,
was wir über die Bedeutung der Konstitution bei den einzelnen Leiden
und Krankheiten wissen. Dieses nun vorliegende Buch Brugschs
schließt sich gleichfalls an Martius an, aber es schöpft ganz und gar
aus Eigenem und zeugt vom Anfang bis zum Ende von hervorragender
klinischer Schulung und Erfahrung, von einer Fülle langjähriger mühe-
voller, aber planmäßiger Forschung. Die erkenntnistheoretisch von
Martius festgelegten Grundbegriffe und -gesetze der Konstitutionslehre
sucht Brugsch aus der Empirie mit Zahlen zu belegen und damit
positive Werte zu schaffen, die eine Verwässerung und einen Mißbrauch
des Konstitutionsbegriffs verhüten. Diesem Zwecke dient gewiß eine
mechanistisch-dynamische Auffassung des Lebens und seiner abwegigen
Äußerungen am besten, zu der sich Brugsch in den einleitenden
Kapiteln bekennt. Als konstitutionell faßt Brugsch alles das auf,
was genau die inneren Bedingungen eines dynamischen Systems be-
trifft, das sich mit den äußeren Bedingungen ins Gleichgewicht zu
setzen hat.
Gleichung bietet den kürzesten Ausdruck dieser Auffassung.
Das Werk gliedert sich in drei große Abschnitte. Aus der
klaren Erkenntnis heraus, daß allen dynamischen Erscheinungen ein
materielles Substrat zugrunde liegen muß, ist letzteres zunächst als
Habitus und Organisation der Betrachtung unterzogen und in „muster-
gültiger Weise zahlenmäßig festgelegt worden. Es wird eine Ein-
teilung der Individuen nach ihrer Höhen- und Breitenentwicklung
gegeben und zu ihr dann weiterhin das Herz- und Gefüßsystem, die
Thoraxform mit den Lungen, der hämatopoetische Apparat, die Ent-
wicklung der Bauchorgane, des Skelettes und der Muskulatur, das
System der endokrinen Drüsen in Beziehung gesetzt.
zeigt sich, daß Individuen von ganz bestimmtem Habitus eine be-
stimmte Wertigkeit ihrer Organe besitzen. Und noch viel schärfer tritt
das im zweiten Teile des Werkes hervor, der sich mit der Wachstums-
kurve der Individuen, der Organentwicklung, der Funktion der Organe,
insbesondere des Herzens und der Lungen, dem Temperament der
Drüsen mit innerer Sekretion und dem Nerventonus beschäftigt. Auch
die funktionellen Äußerungen aller Organe lassen sich bewerten nach
dem Habitus der Individuen, der somit dem Blick des geübten Arztes
als ausgezeichneter, im wesentlichen zuverlässiger Gradmesser für die
Leistungs- und Widerstandsfähigkeit des Individuums zu dienen vermag:
Daß diese alte Erfahrung von Brugsch zahlenmäßig belegt wird,
ist von hohem Werte, namentlich auch deshalb, weil naturgemäß viele
Ärzte nicht die Zeit und Übung haben werden, Organisation und Organ-
funktionen eines jeden Individuums, das sie zu beurteilen haben, bis
ins kleinste genau zu bestimmen und zu berechnen. Der letzte Teil des
Werkes handelt von der Person, deren individuelle Eigenart es nach
den in den ersten Abschnitten behandelten allgemeinen Gesichts-
punkten nun im einzelnen zu erfassen gilt. Das Schema eines Personal-
bogenentwurfes leitet ihn ein, dann folgen die Kapitel über Vererbung,
Anpassungsfähigkeit, Resistenz und Krankheitsbereitschaft, über Altern,
Lebensdauer und Tod und schließlich eine allgemeine Prognostik des
Kranken, nach verschiedenen Gruppen geordnet.
Der glückliche Grundgedanke des Werkes, eine prognostische
Methodik zu schaffen entsprechend der Konstitutionslehre, daß die
Eigenart des Individuums neben äußeren Krankheitsbedingungen mit
bestimmend für den Ausgang so gut wie jeder Krankheit ist, ist von
Brugsch in nicht minder glücklicher Weise durchgeführt. Nur
exakte Begründung verleiht der Konstitutionslehre Lebensfähigkeit und
bewahrt sie vor Verflachung. Es ist zu wünschen, daß das Werk in
die Hände möglichst vieler Ärzte kommt, dessen reicher Inhalt und
lebendige Darstellungsweise Weg und Ziel der Beurteilung -des in-
dividuums nach seiner Konstitution weist und in der Tat den Arzt zu
schulen vermag, „daß er wirklich nicht Krankheiten, sondern Kranke
beurteilen und behandeln lernt“. f
Aber es darf freilich nicht verschwiegen werden, daß der Begriff
Konstitution von Brugsch in einer Weise definiert wird, die nich
allgemeine Anerkennung findet, ja von der Mehrzahl der Biologen
und Konstitutionsforscher heute abgelehnt wird. Organisation UN
Konstitution gehören nicht nur engstens zusammen, sondern a
ist ein Teil der letzteren, Tod ist nicht Dekonstitution, vielmehr komm
auch dem Leichnam noch eine Konstitution zu, die nur nicht mehr
funktionell oder dynamisch zum Ausdrucke kommt. Dem entspricht
also nicht die Überschrift des zweiten Teiles des Brugsch sehen
Werkes mit dem Worte Konstitution, das auch den ersten anisa
müßte. Vor allem aber ist Brugschs Konstitutionsbegriff desha
zu. beanstanden, weil er Anererbtes und Erworbenes umfaßt und a
die Konstitution von Tag zu Tag, ja von Augenblick zu Augenblick
unter den Einflüssen der Umwelt sich ändern läßt, während die Mehr
zahl der Forscher in der individuellen Konstitution etwas mit nr
Vereinigung der elterlichen Keimzellen unabänderlich Gegeben®$, s
sprüngliches erblickt. Dementsprechend müssen manche von Brugse
aufgestellten Begriffe und Erklärungen angefochten werden. a
handelt es sich hier um eine persönliche Anschauung, die zwar =
Werke ein besonderes Gepräge verleiht, ihm aber nichts von seine
Werte und seiner Bedeutung nimmt. C, Hart (Berlin-Schöneberg).
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2. Februar,-
Eine einfache, allen Betrachtungen zugrunde gelegte
Schon dabei
——yş g3- 1
KA BI. „9 wi ir ff Fi’ Prea
=` siva, welche somit die mannigfaltige Form der Lungenveränderungen
rans beobachtet in ähnlicher Weise, wie sie Vortragender vor Jahren
. „Hinweis auf die Analo
u finden.
~
Plasmazellanhäufungen, 'Riesenzèllbildung aus ‘Alveolarepithelien, aty-
` Lunge werden bronchogen erklärt. Bemerkenswert ist unter anderem |
- 'veränderungen am Rückenmärk, :.
. daher ist die bakterioskopische Untersuchung. maßgebend. Cervix und
- Urethra, dann auch Skenesche Gänge und Bartholinsche: Drüsen sind
- in 75 bis 80% der untersuchten Fälle Gonokokken positiv, Vor
besonders mechanische und. chemische ‘Maßnahmen. geben gewisse
- Verein für wissenschaftliche Meilkunde. Sitzung vom 18.:N
K Erkrankungen b
-. Sytmptom handelt.
..Oktober) beobachtete Grippefälle, ünter denen nur ein Exitus letalis
.. u. verzeichnen ist. Es kam schnelles ‘Auftreten ‘von Empyem, von
. vember 1918 mit 3,7% Todesfällen:; ` N REN f r
= iber der letzten Influenza-
epidemie die diesjährige Grippeep
| zu. Komplikationen eine größere. So beobachtete Fr. bei 210 Kranken
- Sam, erst dann den Eiter abzulassen, und zwar’durch eine‘ Punktion,
. Vorgeschrittenen
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r ASüzRISONe lese lischaft, 68. ord entliche Sitzung. Be | Selter. Auch R.'sah Besserung im subjektiven Bernaan un biewöilen
Wätjen: Pathologische Anatomie und. Histologie der Grippe. | eine Änderung der Fieberkurve. © 0000n Er.
Die auf Grund eines Sektionsmaterials von fast 200 Grippefällen Beni. 37 Janoko boon ds E E T NE EN er 2 RE
wonnenen Erfahrungen decken sich im wesentlicher mit den Angaben. Jancke betont, daß das Primäre der Grippeerkrankung eine
anderer Untersucher. ‘Die Erkrankung geht ‚vom. Respirationstraktus
‚ aus und breitet sich in der Lunge bronchogen aus: . Genauere histo-
logische Untersuchung zeigt, daß der Angriffspunkt der Erreger der
Bronchiolus respiratorius ist; es entwickelt sich eine Bronchiolitis ero-
s 3
diesem Vorgange eine: Mischinfektion folge, ee, a o
„Carl sah als Folgezustand der Grippe zwölfmal Empyem; zwei-
mal Appendicitis, dreimal Periostitis. Die Fälle von ‚Empyem waren
einleitet. In einer Reihe ‘von Fällen wurde eine -Bronchiolitis oblite- ad exitum. >
“Hand -des - statistischen Materials. des- Regierungsbezirks Königs-
berg i. Pr. a = gu u j u RR ur Sow EA E -KEA
- Schellong betrachtet den Nasenrachenraum als. Eingangspforte
der Infektion 'und weist auf die Ähnlichkeit der Temperaturkurve bei
‚Schnupfen und bei Grippe bin. ie ee
| Frau Schütz hat in ihrer Praxis gleichfalls Seruminjektionen
(nach Selter). zur. Anwendung’ gebracht und hat eine Abkürzung der
Rekonvaleszenz beobachten können. en, wen
> „Braatz äußert sich gleichfalls über Erfahrungen ‚hinsichtlich
der:Grippe an der Hand der Fälle seiner Praxis: Schultz.
‚schon im Anschluß an Masern und Keuchhusten feststellen: konnte:
_pische Drüsenwucherungen und Bildung eines Granulationsgewebes,
ausgehend von der Wand .der ‘Alveolen. : Die Infarktbildungen der
auch die Feststellung centraler -Läppchennekrosen der Leber. und Zell-
Aussprache. Aschoff,. Gau B, Noeggerath, Kabler: |
gie der Veränderungen bei .Gasvergiftung und
: Grippe, san BI a a a a a E
Gauß: a) Demonstration -eines neuen selbsthaltenden $ E
peculums, .| : Ä =
| TARNE | Wien: 0o TE:
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung. vom 20. Dezember 1918. ``
© :K. Meixner: Über anatomische Befunde im Feld. Vortragender
konnte an .250 Obduktionen unmittelbar an der Südfront oder knapp
‚hinter. der Front Befunde machen. Was die allgemeine Beschaffenheit an-
langt, so war der Ernährungszustand ein sebr dürftiger. Ganz überraschend
war aber.die Körperbeschaffenheit der an der Kampffront stehenden
' Personen. Herzfehler und Tuberkulose hat er an den Leichen, sehr
selten gesehen. Das Material- war offenbar gut gesiebt' oder das kranke
Material schwand von der Front. Die im Hilfsdienst beschäftigten
Personen‘ wiesen ‘oft ganz gesunde Eingeweide auf. Die’ Diagnose
'Spitzentuberkulose ‚konnte. nur sehr selten bestätigt werden, meist
"waren ganz gesunde Lungenspitzen ohne Pleuraverwachsungen ; es
‚waren ‘aber meist herabgekommene Personen, bei denen’ die- Diagnose
gestellt worden war. Nicht so zufriedenstellend war der Zustand des
Darmes ; er war häufig mit Schleim bedeckt. Häufig fand mian 'in den
Arbeiterabteilungen. Zustände schwerer Abzehrung. : Eingeweidewürmer,
Dieses hat bei fehlender Assistenz gute Dienste geleistet, > > >`
g b) Erfahrungen aus dem Felde über die Diagnose der chronischen
Gonorrhöe beimWeibe. Das klinische Bild gestattet die Diagnose nur selten; |
Prädilectionsstellen für Gonokokken, auch im Rectum oft Entwicklung,
‚tagender verlangt mehrere Wochen andauernde, . regelmäßige Unter-
- Buchung, um diagnostische Täuschungen zu vermeiden. Provokatorische,
Sicherheit, bei bestehender Gonorrhöe nách fünf bis acht Tagen Kokken
Zur Differentialdiagnose bedarf es. in verdächtigen’ Fällen
nicht der intracellulären oder häufchenförmigen Lagerung,. es. genügt
im wesentlichen Gramnegativität. Die Kultur erleichtert die Diagnostik.
Königsberg i. Pr. a a a
ovember 1918.
hat nur einen Fall mit-Gewehrschuß seziert, ` alle anderen waren Ver-
‚letzungen durch Geschoßsplitter. Diese Verletzungen boten nicht allzu-
| viel Abwechslung. Die hohe Durchschlagskraft der kleinsten Splitter
spricht für die große Anfangsgeschwindigkeit nach ‚dem Platzen des
Geschosses. Große Splitter reißen immer Kleiderfetzen mit. Oft sind
| In der am 18. November 19i8 fortgesetzten Aussprache zu
dem Vortrage Matthes: Klinisches zur Grippe (4. November 1918)
Spricht | Da Der we
Meyer über seine Erfahrungen ‚auf-dem Gebiete. psychischer
ei Grippe. Diese traten. in den beobachteten Fällen zur
e während, zur anderen: Hälfte nach der: Grippe auf.
Hälfte der Fäll au
dessen schwer abgrenzbar, da .es’ sich nur um ‚ein
‚Ihre Häufigkeit ist in
Unterhautzellgewebe. Auch kleinste Splitter. können tief. eindringen,
ittei ‘über 800 im Felde (vom Mai bis-| wie: 'er wiederholt’ gesehen hat, Die. schwerste Verletzung war -durch
a a N | | eine-Fliegerbombe verursacht. Der Betreffende war förmlich zerrissen.
Bei einem aus großer Höhe mit dem Fallschirm abgestürzten Flieger
. fand ‚er neben Knochenbrüchen .die Aorta ‚quer abgerissen. Bei frei
Scholz macht
aöpenSicitisähnlichen, sowie ruhräbnlich intestinalen Formen zur’ Beob-.
achtung. | Fee ee PS ae
-~ Korn äußert sich über die Grippefälle der Garnison Königs-
berg i. Pr. Danach trat eine Epidemie Mitte Juni 1018 ‚auf mit 0,5 %
Todesfällen und eine zweite in der.Zeit vom 16. September: bis 15. No-
'die Verblutung rasch erfolgt, was aus den- Wunden meist nicht der
Fall ist. Wie diese ern ist auch die Leere des Herzens’ eine
u En : Leichenerscheinung, bedingt durch ‚kräftige. Herzstarre. . Bei. Leuten,
ie Gie:diesjährige Gunda e Sesentliche Abweichungen .auf- | ‚welche Verwundungen länger. überlebten, war die Todesursache: Gas-
weise. i 7 kung die Mortalität und die Neigun | SO US: FOL
So war bei letzterer Erkrankung die nn Kae Pleuritis usw. Im rückwärtigen Armeebereich waren Lungenentzündung
"war größer als die an Typhus. Nur ein kleiner Teil der Ruhrerkran-
kungen gelangte in die Spitäler. Darmkatärrh, sehr .oft mit Blut im
Stuhl, war sehr häufig; fast alle an`der Front litten daran. Ein großer
Simal Pneumonie, die in zwei Formen auftrat: 1. Pneumonie mit reich-
lichem blutigflüssigem, pflaumenbrühartigem Sputüm und Circulations-
Störung. Sie führte stets zum Exitus letalis unter „dem Bilde der Er-
Stickung; 2; eine septische Form der Pneumonie mit Delirien. Weiter
beobachtete F an IT ‚Fr. bält es. für rat- | c
a ane a zehnmal Empyem (ein. Todesfall), Fr e ` 1, |- kannten Veränderungen am’ Dickdarm; oft setztè sich die Geschwürs-
"bildung auf den Dünndarm fort, betraf auch vereinzelt nur den Dünn: -
darm. -` Die Lungenentzündungen boten den: anatomischen ‘Befund, wie
‚er'jetzt so vielfach bei der ‚Grippepneumonie beschrieben worden. ist.
Redner hätte ‘Gelegenheit, ‘die Leichenveränderungen: an frischen
Leichen zu studieren. Die Leichenstarre tritt zuerst: am Kiefer auf,
wenn der dünne Eiter dickflüssig geworden ist, und erst “nach ‘einer
vorge Besserung im Befinden des Kranken ‚eine größere,
sekundäre Operation vorzunehmen. Äuch hämorrhagisches' Exanthem
ze: Br zieht eine absolute Kontagiosität (durch Tröpfeheninfektion) |
in Zweifel. A | SE re:
4
Zerstörung und -Abschilferung des Epithels. der Lüftröhre sei.und daß
oft mit hochgradiger Herzschwäche kompliziert; vier von ihnen kamen
..Steiner berichtet über den Verlauf. der Epidemie an der ,
| waren sehr ‚häufig, Askaris, Tricbocephalus dispar, seltener Oxyuris;
. Bandwürmer hat er nie gefunden. Das Schußmaterial war selten; er `
kleinste Geschoß- und Steinsplitter massenhaft in der Haut und im
| Abgestürzten sind aber die Verletzungen fürchterlicher. : Bei den zähl-
‘reichen Fällen von Verblutungen sah er-nur einmal Verblutüugsekchy- _
mosen. angedeutet. Verblutungsskchymosen kann man nur sehen, wenn
brand, Darmlähmung respektive Peritonitis, ‚Wundstarrkrampf, eitrige |
un Ruhr die häufigsten 'Todesursachen. Die Sterblichkeit an Ruhr
Teil davon war zweifellos Rubr. Bei der Obduktion fand man die be-
een.
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meist 11/2 Stunden nach dem Tod, dann am Hüftgelenk, meist 37/2 Stunden
post mortem, später am Knie, zuletzt am Sprunggelenk. An den Armen
tritt die Starre meist später auf als an den Beinen, ist selten so stark,
fehlt oft, besonders bei stark heruntergekommenen Personen. Auch an
‘ der Nackenmuskulatur ist die Starre geringer und fehlt oft. Die
Lösung der Starre beginnt bisweilen 10 bis 12 Stunden, meist 24 Stunden
nach dem Tode. Am Herzen fand er nur den linken Ventrikel starr.
Die Totenflecke fand er 2 Stunden nach dem Tode, aber an den Seiten
des Brustkorbes konnte er schon nach einer Viertelstunde das Auftreten
blasser Flecke beobachten. Das Wandern der Totenflecke,bei Lageände-
rung der Leiche ist nach” 5Y4Y'Stunden nicht mehr zu sehen. Schon
9%, Stunden nach dem Tode wurden sie durch Umlagerung zwar
blässer, schwanden aber nicht ganz. Er konnte ferner oft beobachten,
daß das Blut auch nach’dem Tode noch gerinnungsfähig ist.
u A. v. Hauer: Aus den Ausführungen des Vortragenden könnte
man schließen, daß Tuberkulöse nicht an der Front waren. Hauer
war derselben. Armee zugeteilt wie Meixner und hat zahlreiche
‚ Tuberkulöse gesehen. Die Kranken konnten nicht abgeschoben werden,
denn es war Befehl, daß nur 15 Mann täglich abgeschoben werden
dürfen. Noch trauriger war es in der letzten Zeit; da sah man fast
nur Kinder in Felduniformen. |
K. Meixner hat nur objektiv seine Sektionsbefunde dargelegt;
klinische Befunde bat_er nicht gemacht.
Sitzung vom 8. Januar 1919.
H. Abels: Über ursächlichen Zusammenhang zwischen Fieber-
zuständen und Durchbruch der Zähne. Seit jeher bringen eine große
_ Anzahl von Ärzten und der allgemeine Volksglauben die verschiedensten
akuten Erkrankungen mit dem Zahnen der Kinder in Zusammenhang.
Vor 120 Jahren hat Wiehmann diese Anschauung ohne Erfolg be-
kämpft. Erst Fleischmann und Kassowitz haben sich dafür
eingesetzt, daß im Alter des Zahnens die Erkrankungen ebenso ver-
laufen wie sonst, und einen Zusammenhang zwischen Dentition und
Erkrankung abgelehnt. A priori ist es auch nicht anzunehmen, daß
ein physiologischer Wachstumsvorgang Erkrankungen auslösen sollte
Eine dritte Betrachtungsweise aber hat sich nicht bemerkbar gemacht,
obwohl sie naheliegend ist, ob nieht zwischen fieberhafter Erkrankung
und Dentition doch ein Zusammenhang besteht, aber in dem Sinn, daß
die Erkrankung vermehrten Zahndurchbruch zur Folge hat. Wir wissen,
daß Kinder während und nach einem fieberhaften Krankenlager ver-
mehrtes Wachstum zeigen, weil die Toxine die Epiphysen reizen. Die
Chirurgen haben die Erfahrung gemacht, daß mechanische und che-
mische Reize auf eine Epiphyse das Wachstum des betreffenden Knochens
fördern. Es ist daher wahrscheinlich, daß bei fieberhaften Erkrankungen
auch die Zahnbildung ‘beschleunigt wird. Die statistischen Unter-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.5.
.
Aber das sind nicht Ausnahmen; bei den schweren
früher, woran gewiß nicht das kaum nachweisbare
sache sein kann, sondern der abnorm hohe Blutdruck, der
2, Februar.
suchungen bei morbillenkranken Kindern bestätigten diese Meinung.
In den ersten 4 Wochen fand man 21 Zahndurchbrüche, in den nächsten
2 nur 6, in den folgenden 4 Wochen 4. Bemerkenswert ist die Häufig-
keit der Durchbrüche der Eckzähne, wobei beachtet werden muß, daß
die Zähne gekoppelt sind, das heißt daß nach Durchbruch des einen
Zahnes der zweite innerhalb einer Woche folgt, während die analogen
Zähne des anderen Kiefers nach einer Pause von drei bis vier Mo-
naten folgen. Die Eckzähne sind aber doppelt gekoppelt, nach Durch-
bruch des einen Paares folgen die anderen nach kurzer Pause. Diese
Tatsache dürfte den Glauben hervorgerufen haben, daB der Durchbruch
der Eckzähne besonders gefährlich ist. Die Anschauung, daß die Den-
tition die Ursache der Erkrankungen ist, muß als gefährlich und un-
:heilvoll entschiedenst bekämpft werden.
S. Federn: Neue Grundlehren über Pathologie. und Therapie
der Tuberkulose. Trotz der hohen Bedeutung des K o c h schen Bacillus
haben wir eigentlich nur Fortschritte in der Diagnose der Tuberkulose
gemacht; die Therapie ist noch immer eine symptomatische. Eine ra-
tionelle Therapie ist nicht möglich, weil wir noch immer nicht die
pathologische Physiologie der Tuberkulose kennen. Die bisher gefun-
denen Sera haben sich nicht als wirksam erwiesen. Damit ist nicht
gesagt, daß die Sera wirkungslos sind; möglicherweise sind im Kranken-
organismus solche Störungen vorhanden, welche die Wirkung der Heil-
mittel hindern, die wir aber nicht kennen. Seine Untersuchungen haben
nun mit Sicherheit solche Störungen erwiesen, von denen er nur die
Blutdruckverhältnisse besprechen will.
‚der Blutdruck bei Tuberkulose abnorm niedrig ist, während seine
Untersuchungen ihm gezeigt haben,
Herz insuffizient ist, abnorm hoch ist und erst niedrig wird, wenn das
Herz suffizient ist, was für die Prognose und Therapie von größter
Wichtigkeit erscheint. Er führt zwei Fälle an,
Die Autoren nehmen an, daß
daß der Blutdruck, solange das
die bei relativ geringen
Lungenaffektionen unter Erscheinungen der Herzschwäche starben.
Fällen besteht
immer eine Insuffizienz des Herzens, die zum letajen Ausgang ebenso-
viel beiträgt wie das Lungenleiden, nur werden die Circulationsstörungen
durch das Lungenleiden verdeckt. Bei Beginn des Leidens, wo oft
nur erst der Verdacht auf Tuberkulose besteht, kann man bei genauer
Nachfrage erfahren, daß die Kranken schwerer Treppen steigen als
Lungenleiden Ur-
durch den
erhöhten Widerstand im peripheren Gefäßsystem hervorgerufen wird.
Die Atemnot der Lungenkranken ist keine reine Dyspnöe, sondern oft
zum großen Teil ein kardiales Asthma, welches im Beginn durch rich-
tiges Verständnis und richtige Behandlung behoben werden Kann. Es
wäre daher wichtig, in der Pubertätszeit den Blutdruck richtig ZU
messen, um auf beginnende Tuberkulose aufmerksam zu werden.
Rundschau.
| Betrachtungen zur Kriegsinvalidenfürsorge. |
Von
Dr. M. Strauß, Nürnberg.
| (Schluß aus Nr. 4.)
Viel zahlreicher werden jedoch die Fälle sein, in denen diese
Voraussetzungen fehlen und Heilung und Dienstfähigkeit ausbleiben.
Hier haben wir die Pflicht, im Interesse des Kranken wie des Staates
der monate- und jahrelangen Behandlung im Lazarett, der Verlegung
vom Reservelazarett ins Vereinslazarett, von diesem ins orthopädische
Lazarett und von diesem zur Invalidenschule möglichst rasch ein Ende
zu machen. Der Wunschfaktor ist in diesen Fällen zu groß, als daB
unsere therapeutischen Faktoren wirksam sein könnten. Von ‚diesem
Standpunkt ausgehend müssen diese Kranken, die zudem bei ihrem
langen Lazarettaufenthalt eine stete Ansteckungssgefahr für latente
Neurosen bedeuten, rasch zur Entlassung kommen, wobei der Weg
durch die Arbeits- oder Genesungskompanie zur Vermeidung der An-
steckung möglichst vermieden werden sollte.
Hier muß noch kurz auf die Rentenbemessung eingegangen werden.
Der Arzt ist überzeugt, daß das Wesen der vorliegenden Erkrankung ledig-
lich eine Willensstörung ist und daß eine diesbezügliche Aufklärung am
- ehesten noch Heilung oder Besserung anbahnen kann. Dementsprechend
hat der Gutachter, der über das Nächstliegende hinausblicken muß und
als Arzt den Verletzten, schonend und energisch zugleich, der Arbeit und
wenn möglich dem früheren Berufe wieder zuführen muß, die Aufgabe,
durch die Festsetzung einer niederen Rente den Verletzten von der
Geringfügigkeit seiner Erkrankung zu überzeugen. Die ‚leider noch
vielfach beliebte Zubilligung einer hohen Rente, womöglich noch dazu
die Anerkennung der Bedürftigkeit von fremder Wartung und Pflege
ist vom sozialärztlichen und -politischen Standpunkt aus als ein Mib-
griff zu bezeichnen, dem die maßgebenden Stellen im Interesse des
Staates wie des Kranken entgegentreten müssen. Denn die hobe Rente
wird den Verletzten nutzbringender Arbeit entfremden, vor allem weil
die Ausübung der Arbeit den Gutachter bald auf den Fehler seines
Gutachtens aufmerksam machen würde. Aber auch ohne dieses Moment
werden die kommenden Friedensjahre eine Revision der Gutachten
bringen. Jede Kürzung der Rente wird bei den Neurotikern ‚eine
Steigerung der Rentensucht und der Beschwerden bringen. In un
Hinsicht erscheint auch das mitten im Kriege großzügig angelegte ur
vorbereitete Kapitelabfindungsgesetz außerordentlich wertvoll, da Sen
Anwendung bei den psychogenen _Contracturen und Lähmung@! ge
eignet erscheint, viel kostbare Menschenkraft dem Staat und der
Allgemeinheit zu erhalten. | Be
Ganz ähnliche Gesichtspunkte wie bei der Rentenfestsetzung S
bei der Prüfung des Berufswechsels und der Zuweisung ZU Invaliden-
nd die AD-
schulen zu berücksichtigen. Die Genese der Erkrankung U hsel
steckungsgefahr lassen es wünschenswert erscheinen, daß Berufswechs
und Haltungs-
und Invalidenschule für die psychogene Bewegungs- ; r
störung nicht in Frage kommt. Dagegen ist die Berechtigung oe
Zuweisung orthopädischer Apparate nicht ohne weiteres VON der nn
zu weisen, da der Stützapparat suggestiv und daher heilend Wir te
kann. Es wird aber stets notwendig sein, einfachste und Mn
Apparate zu verordnen,: die die Arbeitsfähigkeit nicht beeinträch gt
und ohne langen Aufenthalt in der orthopädischen Anstalt angefer en
werden. Orthopädische Behandlung dürfte in den wenigsten us
Erfolg haben und sollte bei hoffnungslosen Fällen nie ‚monatelang 8t-
gedehnt werden. | |
i . Ä 2 | ch-
Damit kommen wir zu einem zweiten Kapitel unserer Retra
u ee : Se Drant E r S Bun”. \;
a gingar opa ATT DA ee T ee a, R A
thwf 9.Februar ©. 0.00.1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. Bd. E Ta 0
eedi | tungen: Die Orthopädie im Dienste der: Kriegsver- | meidung dieser Mißstände durch .eine von Anfang: an entsprechende 3j J pese ih,
doii P letzten. und: Kriegsinvaliden > 9 „|. Rentenfestsetzung, deren Bemessung. den in der-Unfallpraxis bewährten: PE oi
st dielne f ` Es isti mit Recht- betont worden, daß die Orthopädie:bei allen | Renten entsprechen müßte. Die Sicherung des`Zuschlags der Kriegs- T h:
amia | Extremitätenverletzungen mit‘ dem ersten‘ Verband, einsetzen. müsse. | 'rente und die weitherzige Gewährung ` der Verstümmelungszulage: ent- P piot
ch dem F Wie dies geschehen muß, wie von Anfang an lästigen Contracturen, | spricht der ideell -gerechtfertigten Bevorzugung der '`Kriegsteilnehmer | ER AERES
die wa f- fehlerhaften. ‘Stellungen, weitgehendem Muskelschwund vorgebeugt |. und läßt die Härten nachträglicher Rentenkürzung ausschalten. Hierbei- BR;
bis vie» $ werden. "kann, ist Gemeingut ‚jedes: chirurgisch: gut geschulten. Arztes. | darf nicht unerwäbnt bleiben, daß eine zu hoch angesetzte Rente den ne
nachDm f- Freilich-.hriiigen es. die Massenanforderungen des Krieges mit sich, -daß. | Invaliden dadurch schädigt, daß sie ihn leicht verleitet, .seine' Arbeits- TE ERE
us. Dt k nicht: alle -Kriegsverletzten ` immer- nach idealen chirurgischen Grund- |- fähigkeit als zu geringfügig zu betrachten und ‘gar nicht auszunutzen. ei
Dardind |. : sätzen: behandelt werden können. So ist die Zabl der Fälle, .die zur | -+ - In.dieser Hinsicht erscheinen die- Amputierten besonders‘ ge- m :
a dele f Behebung von Contracturen, fehlerhaften Stellungen 'und: weitgehendem |`fährdet, vor allem die Beinamputierten, bei denen vielfach die hohe A: zi :
ch ud Muskelschwund dem! orthopädischen.:Sonderlazarett überwiesen werden. | Rente in keiner Weise der tatsächlichen Einbuße- an Arbeitsfähigkeit - malen! iih]
i müssen, immer noch eine ‚große. Es ist-selbstverständlich, daß _ die | entspricht, Es erscheint Pflicht aller Beteiligten, diese Rentenempfänger _ a.
dunk | Überweisung. möglichst’ bald‘ geschehen muß, ‘da die Erfolge um so.) darüber. aufzuklären, daß die Rente, die gewöhnlich mit der Kriegs- HR, Ei;
abids}. größer: sind; je frühzeitiger"die Behandlung einsetzen kann. Die Not- | ‘und Verstümmelungszulage als ein einheitliches Ganzes betrachtet wird, Be; i i
weñdiġkeit orthopädischer Sonderlazarette steht außer Zweifel, ` Es ist. | -weniger eine Entschädigung für den Erwerbsverlust darstellt, als eine PERR EIT.
aber hierbei vorauszusetzen, daß das Sonderlazarett wirklich den Namen, | ‚Entschädigung für- die vielfachen Nachteile im täglichen Leben, die die . rt
eines orthopädischen Lazaretts:verdient, daß nicht allein die Einrichtung |. Amputation und die Notwendigkeit der Prothesenbeschaffung mit sich - ms i fh
den.notwendigsten Bedürfnissen. entspricht — Extensionsvorrichtungen. | bringen: = >07 000 5 0. ee mer si BO
‚sollten;in. keinem..orthiopädischen Lazarett fehlen —, sondern. daß:auch: |‘ `>- DieFrage der Ersatzglieder und der orthopädischen. E SRA
jedes orthopädische Lazarett. über. einen--Stab orthopädisch geschulter |- Apparate bedarf-einer besonderen Betrachtung, die vor ällem die Auf- IEE i
Ärzte, und;’orthopädisch: geschülter Sanitätsmännschaften verfügt;.der | klärung-und das Vörständnis der Ärzte, der Verstümmelten und des Laien- ` PAGHE? £]
den’ vielfachen: Anforderungen. an den ärztlichen Dienst. im orthopä- | publikums fordern muß. Es ist durchaus nicht notwendig, 'daß jeder Arzt 17 EL 1
‚dischen Lazarett gerecht wird. Dehn es ist, zu bedenken, daß. der ärzt- | in der Fülle von Problemen und Konstruktionen Bescheid weiß, die mit dem RE:
liche Dienst‘im orthopädischen Lazarett mit, der Krankenvisite, einzelnen | Kriegsbeginn die Prothesenfrage zu einem unerschöpflichen Kapitel der Te =:
Operationen und Verbänden noch lange nicht erschöpft ist. Mediko- | Orthopädie machte. Dringend erforderlich aber ist es, daß jeder Arzt Sy Fra
.. mechanik, ‚aktive, und passive: Heilgymnastik, Massage, Heißluftbäder, | sich darüber Rechenschaft geben kann, was ein künstliches Glied leisten ` D i RA
; | Kurz, däs. ġanze weit ausgedehnte Rüstzeug der heutigen Orthopädie |-soll:und kann, dà auf:Grund des ärztlichen Urteils. der Verstümmelte` MONTE = 3
verlangt, so viel. Überwachung und. besondere, Schulung, daß die er-.| mit-oft unerfüllbaren Forderungen an sein Kunstglied herantritt. Ins- : PHE RE
wähnte. Forderung berechtigt.erscheint. : Gleichzeitig, muß aber verlangt |.besondere muß jeder Arzt wissen, daß die Prothese für die untere BE,
werden, daß. dem Verletzten die. Zeit. zur Verfügung; steht,.die zu seiner | Extremität im Laufe des ersten Jahres ständiger Anpassung bedarf, bis nl Ear
Behandlung; nötig. ist.: ‚Die im allgemeinen berechtigte Sitte, daß der | der Stumpf seine schließliche Gestaltung erfahren hat: Je früher die El.
ausgehfähige Lazarettkranke den Nachmittag zum Ausgehen frei hat, | Anpassung. durch das Tragen eines Behelfsgliedes eingeleitet wird, um ` TERP $ E
ist für das.orthopädische Lazarett uńd-— wie wir später sehen werden — | so besser wird die Tragfähigkeit des Stumpfes sein. Daraus ergibt sich _ 2
auch“ für’di6 Invalidenschule ‘eine Unsitte, da die orthopädische Be- | die’Notwendigkeit, alle Beinamputierten unmittelbar. nach‘ der Wund- > ne
‚haudlung-in den meisten. Fällen mehr Zeit verlangt, als sie die kurzen | heilung- mit Behelfsprothösen 'auszurüsten, deren Anfertigung keinem P j
Vormittägsstunden, bieten... Eine wirklich Autzbringende Behandlung, | Arzt Schwierigkeiten bereiten wird. ‚Daß die. bisher gebräuchlichen SE y
die nicht, unnötig.langen Lazarettaufenthalt voraussetzt, muß: bei: Gon- | Krücken verschwinden müssen, kann nicht. oft genug betont werden, | id
tracturen und fehlerhaften Stellungen, die den Haupfanteil der..ortho-. | zumal es- anfangs hoch „orthopädische“ Lazarette gab, ‚in’ denen. der Bi
pädischen. Fälle bilden, eigentlich Tag und--Nacht in Anspruch, nehmen, |. Gebrauch von Behelfsprothesen unbekannt wär. Weiterhin ergibt sich Lt
wenn auch die Nachtbehandlung lediglich in dem Tragen korrigierender. |. die-Forderung, daß alle Amputierten möglichst rasch der Wundheilung Abu
Apparate besteht. Selbstverständlich: verlangt. einė solche Behandlung | zugeführt werden sollen. Hier kommt die Frage der primären Ampu- Ei.
Ä ‚tationstechnik weniger in Betracht, obwohl sie die Schnelligkeit -der | Fi
N
psychischer" Hinsicht —' bedingen, sollten. möglichst rasch zur Ent-
lassung kommen. * Es miißte unbedingt vermieden werden, daß ein
solcher Fall. als Casüs piger von einem Lazarett zum anderen verwiesen
wird, zumal: der in ‚nutzlosen. Fällen allzulange ausgedehnte Lazarett-
. Aufenthalt nicht allein: eine Gefahr für das Lazarett, sondern auch für
‚ den Kranken bedeutet, der. durch den Lazarettaufenthalt gar leicht zum
| Lotterleben verführt und-der-Arbeit entfremdet wird, während wir- uns
| ‚ doch gerade bemühen, diese Art von Invaliden möglichst früh und
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energisch wieder der Arbeit zuzuführen und ‘der Volkswirtschaft: als.
‚ Bübzliches Glied einzufügen. E T
) ‚Die Rentenbemessung . und. Bewertung. der Verletzungsfolgen.
sein. zurzeit noch keine. Schwierigkeiten-zu bieten, da ein gewisses
weit. „ugTunde gelegt ‚und ‘von. den. maßgebenden Stellen ohne
2 eres anerkannt wird. "Wir dürfen uns aber nicht verhehlen, daß
leses Schema, wie. jedes : schematische Vorgehen, ‘eine Quelle von
| der Mißständen werden-wird: Denn die’ Ausdehnung des Krieges
mae mit sich, w/
-= nu a8: die Renten den. Staatshaushalt in. erheblicher Weise belasten.
Er ‚Rentenschema:anerkanntermaßen sehr hoch eingestellt ist,
führe eme Nachprüfung der Renten, leicht : zur Verkürzung , derselben .
By he Daß, hiermit. viel Unzufriedenheit “und Mißgunst ausgelöst.
con wird, ist: ebenso selbstverständlich als die Möglichkeit der Ver-
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daß die Zahl der Rentenempfänger eine, große wird
Wundheilung - entscheidet, da für die Technik der primären Am-
putationen eine Reihe von Faktoren maßgebend, ist, für die das.
Schlachtfeld und -nicht die Invalidenfürsorge in Betracht kommen.
Wohl aber muß die verzögerte , Wundheilung in Betracht gezogen `
‘werden, von -der wir sprechen können, wenn nach drei Monaten _
spätestens die Amputationswunde nicht geheilt ist. Wir dürfen nicht
außer acht lassen, daß mindestens die Hälfte aller Kriegsamputäationen
Nachoperationen (Sequestrotomien, plastische Haütdeckungen, Re-
amputationen) nötig machen. Diese sollen nicht erst nach monate- oder
gar jahrelanger nutzloser Salbenbehandlung, sondern sofort dann vor-
genommen werden,- wenn der geschulte Arzt die Notwendigkeit der’
Nachoperation.erkennt. Daß- hierdurch dem Staate viele: Behandlungs-
tage und -kosten, dem Verstümmelten. viel entnervender und der Arbeit
|. entwöhnender Lazarettaufentbalt‘ erspart werden, bedarf keiner be-
sonderen - Erwähnung. - Wohl aber kann darauf hingewiesen werden,
daß die frühzeitige Entlassung noch während des Krieges dem Invaliden .-
die Möglichkeit schafft, bei der dutch đer Mangel an Arbeitskräften
bedingten starken Nachfrage nach Arbeitern rasch eine geeignete
Arbeitsstätte zu finden, in .der er, einmal eingelebt, auch nach dem
Kriege lohnenden Verdienst finden wird. Aus.dem gleichen Grunde
sollte.es das Bestreben aller maßgebenden Behörden: sein, die- dauernd
Kriegsunbrauchbaren ‚möglichst rasch ihrer Arbeitsstätte, zuzuführen, in-.
vielen, Fällen mit Behelfsprothesen und Behelfsapparaten, Die end:
gültigen Prothesen und Apparate können leicht ohne dauernden Lazarett-
„aufenthalt angefertigt, verpaßt und getragen werden. Die Art der
endgültigen Prothese kommt gar nicht in Betracht. Es soll 'nur darauf
hingewiesen werden, daß’ für viele Berufe die einfachste Prothese die
‘beste ist (Kellerarm für den Landwirt, vo N an
Keller selbst angefertigt) und daß es vielfach gilt, das Laienvorurteil
‚zu „zerstören, wonach eine recht teure, Gummi- oder Lederprothese.
leistungsfähiger als ein gut konstruiertes sonstiges Kunstbein ist, Die `
Herstellung .aller.Prothesen. in centralisierten Großbetrieben, ‚wie sie
Spitzy für Österreich
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. . a . i
- \
‚ von dem amputierten Landwirt ©
| reich und Dollinger: für Ungarn schuf, - erscheint.
für alle-Staaten-als ein erstrebenswertes Ziel. Von vielen anderen. hier.
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mens. 722
u... Mil, Zar
132
geregelte. Herstellung es vermeiden lassen, daß der Anıputierte monate-
lang im Lazarett auf sein Künstliches Bein warten und als bemitleidens-
werter Krückengänger der Arbeit entfremdet werden muß.
ahmenswertes und auch viel nachgeahmtes Beispiel schuf.
nicht vergißt, daß es in erster Linie gilt, den Kriegsverstümmelten so
weit herzustellen, als es die ärztliche Kunst vermag und daß diese
Behandlung in dieser Zeit noch die Möglichkeit zuläßt, die Einrich-
tungen der Invalidenschule dem Kriegsverstümmelten nutzbar zu machen,
kann und soll dies als Arbeitstherapie und zur langsamen Gewöhnung
an die Arbeit geschehen. In der Hauptsache aber wird die Invaliden-
schule erst für den- völlig Ausgeheilten in Betracht kommen, der in
der Schule einem neuen Beruf zugeführt oder mit seinen verstümmelten
oder künstlich ersetzten Gliedern dem alten Berufe sich wieder an-
passen soll. Der Berufswechsel ist nach Möglichkeit zu vermeiden;
der Wunsch vieler Verstümmelter muß hierbei bekämpft werden, da
viele in die Schule drängen, um den bisherigen Beruf mit einem leichteren
oder höher gestellten zu vertauschen. Insbesondere macht sich auch
in der Invalidenschule die Landflucht in ausgedehntem Maße geltend,
wobei die Lockungen und scheinbaren Vorteile der Großstadt, in der
das Lazarett ist und in der der Verstümmelte als Lazarettinsasse bisher
monatelang weilte, wohl in Betracht kommen.
Es muß auch betont werden, daß die Schule selbst kein Spiel-
zeug sein darf. Werkstättenschulen, die den Invaliden kaum zwei
Stunden im Tage beschäftigen und den ganzen Nachmittag zum Wirts-
hausbesuch und Großstadtbummel freigeben, sind kaum geeignet, den
Invaliden von den Segnungen und Vorzügen geregelter Arbeit zu über-
zeugen und zum schaffensfrohen Mitgliede der menschlichen Gesell-
schaft zu machen.
= Ebenso selbstverständlich ist es, daß die Arbeit in den Werk-
stätten dem Invaliden bezahlt werden muß, da der klingende Lohn
stets ein Ansporn zu regerer Tätigkeit und erhöhter Leistung sein wird.
Die militärische Autorität, die von einzelnen als genügender Anreiz
betrachtet wird, dürfte bei den Invaliden, die sich trotz des Aufent-
halts in der Lazarettwerkstätte vielfach nur rein äußerlich noch als
Soldaten fühlen, nicht ausreichen, um Höchstleistungen zu erzielen.
Dies gilt vor allem für die Verstümmelten, bei denen weniger ein neuer
Beruf oder eine neue Fertigkeit (Linksschreiben) als die Anpassung an
das alte Handwerk in Frage kommt.
Zum Schluß noch der Hinweis, daß alle Invalidenschulen die von
Wallstein wievon Spitzy festgeprägte Bedingung erfüllen müssen,
daß kein Invalide die Werkstätte verläßt, der nicht ärztlich vollkommen
versorgt und sozial so gut betreut ist, daß er mit der Entlassung aus
dem Lazarett den freien, für Jahre gesicherten Arbeitsplatz an seiner
künftigen Wirkungsstätte findet. Hier muß die soziale Leitung zur
rechten Zeit die nötigen Vorkehrungen treffen, damit der Invalide
keinen Tag länger im Lazarett bleiben muß, als es sein Zustand und
sein Können verlangt. Auch die Militärbehörden werden Mittel und
Wege finden, um das die endgültige Überführung des Invaliden ins
Zivilleben oft um Wochen verzögernde Entlassungsschema dem Wohl
und dem Vorteil des einzelnen anzupassen.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Die in der ärztlichen Fachliteratur sich häufenden Berichte über
schwere Reiz- und Vergiftungserscheinungen nach dem
Finspritzen von Paraffinölzubereitungen machen es jedem
Arzt zur Pflicht, bei Verschreibung von Quecksilberparaffin-
emulsionen usw. Paraffinum liquidum mit dem Zusatz
„D.A.B. Y.“ oder „officin ale“ zu verordnen. Das offizinelle Prä-
parat ist ungefärbt, geruch- und geschmacklos. Auch
die Pharmazeutische Zeitung warnt in Nr.5 die Apotheker nochmals
dringend davor, ein Paraffinum liquidum zu verwenden, das sich nach
dem Arzneibuch nicht als ganz einwandfrei erweist und macht sie auf
die Verantwortung und etwaige Anklage wegen Fahrlässigkeit auf-
merksam,
Das Centralkomitee für das ärztliche Fort-
bildungswesen in Preußen veranstaltet unter Förderung
der Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern und in Gemein-
schaft mit einer Reihe von Universitäten und lokalen Vereinigungen
aa a
_
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5,
nicht zu erwähnenden Vorteilen abgesehen, dürfte die fabrikmäßige,
Zum Schluß noch einiges über die Invalidenschulen, für die
Spitzys meisterhaftes Können und Organisationstalent zuerst ein nach-
Freilich ist
das Wesen der Spitzyschen Schule: die straffe Organisation und die
Arbeitsteilung, weiterhin die strenge Scheidung der Invaliden, je nach-
dem sie ärztlicher oder sozialer Hilfe bedürfen, nicht durchwegs scharf
erfaßt. Die Angliederung der Invalidenschule an das orthopädische
Lazarett hat unschätzbare Vorteile, wenn eine gemeinsame Leitung
\Wiederherstellung in möglichst kurzer Zeit erfolgen soll. Soweit die
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
. 2. Fet r lg T :
- EEE
für das ärztliche Fortbildungswesen in den Monaten Februar, März,
April für während des Krieges approbierte Ärzte
dreimonatige Übersichtskurse über das gesamte
Gebiet der Medizin. Es wird bei den Kursen besonderer Wert
auf die praktische Unterweisung am Krankenbett
gelegt. Aus diesem Grunde werden die Teilnehmer in kleinere Gruppen
zu je höchstens 25 geteilt werden. Herren, die nicht am Kursorte
wohnen, können auf Wunsch in Lazaretten untergebracht werden.
Beginn: Anfang Februar. Anmeldung unter Angabe des Appro-
bationsdatums, der gewünschten Ortsgruppe und Mitteilung, ob auf
vorstehende Vergünstigung reflektiert wird, werden im Kaiserin-
Friedrich-Haus, Berlin NW 6, Luisenplatz 2—4, entgegen-
genommen. Da in verschiedenen Gruppen die Höchstzahl bereits er-
reicht ist, empfiehlt es sich, stets einige Ersatzgruppen anzugeben.
Das Allgemeine Krankenhaus Eppendorf in Hamburg ist mit
Rücksicht auf die gegenwärtig geringe Nachfrage nach Medizinalprak;
tikantenstellen bereit, jüngere Ärzte zum Zwecke ihrer Fort-
bildung für jeweilig längstens sechs Monate bis zur Höchst-
zahl von 35 (einschließlich Praktikanten) einzustellen, und zwar
gegen freie Beköstigung Il. Klasse in der Anstalt, jedoch ohne Woh-
nung oder Barvergütung. Über die Wahl der Abteilung entscheidet
unter Berücksichtigung der Wünsche der einzelnen Herren der ärztliche
Direktor.
Au der Universität Leipzig findet vom 3. Februar bis Mitte
April d. J. ein Fortbildungskurs’ für die aus dem Felde zurück-
kehrenden Ärzte, sowie jene des Heimatsgebietes statt, der sämtliche
klinische Fächer, sowie die Hygiene umfassen wird. Der Kurs
wird unentgeltlich gehalten (mit Ausnahme einer geringfügigen
Einschreibegebühr). Die Vorträge werden an allen Wochentagen, mit
Ausnahme Sonnabends, in den Abendstunden in den betreffenden
Instituten abgehalten. o _ _
Die Seifenherstellungs- und Betriebsgesell-
schaft in Berlin W 80 hat sich bereit erklärt, diejenigen Kommunen,
welche den Betrieb von Entlausungsanstalten unterhalten,
hierfür mit den erforderlichen Mengen von Seife zu versehen.
Infolge der Knappheit an Seife ist eine Zuweisung von Kaliseife nicht
möglich. Die zu überlassende Menge von K.A.-Seife ist vorläufig
auf je 100 g für je vier zu entlausende Personen festgesetzt worden,
in der Annahme, daß diese Menge bei sparsamer Anwendung dem
praktischen Bedürfnis entsprechen wird. Unter Zugrundelegung dieser
Berechnung können die erforderlichen Seifenmengen von den Gemeinden
bei der Seifenherstellungs- und Betriebsgesellschaft (Abteilung für Heeres-
bedarf) unmittelbar angefordert werden.
— ——— m mM
Die Einrichtungen der Volksgesundheitspflege, besonders die
der Mutter- und Säuglingsfürsorge, haben während des Krieges über
den Mangel an Ärzten geklagt. Zahlreiche neue Einrichtungen sind
entstanden und haben vielfach ohne Arzt gearbeitet. Die Stadt- und
Landkreise, Gemeinden, die öffentlichen Korporationen der Volkswohl-
fahrt, Verbände, Anstalten und Fürsorgeeinrichtungen wirken im eigenen
Interesse, wenn sie sich die Mitarbeit der aus dem Heeresdienst ent-
lassenen Ärzte rechtzeitig sichern. Viele von diesen Ärzten sind früher
in der sozialen Fürsorge jahrelang tätig gewesen, viele verfügen über
wertvolle für die sozialhygienische Tätigkeit erforderliche medizinische
Spezialkenntnisse, sodaß ihre Einstellung in einen passenden Arbeits-
bereich von Bedeutung für die Durchführung der Fürsorgemaßnahmen
sein dürfte.
= Das Organisationsamt für Säuglingsschutz de
Stiftung Kaiserin-Auguste-V iktoria-Haus zur Bekämpfung der Säaug-
lingssterblichkeit im Deutschen Reiche stellt sich als Vermittlung’
stelle zur Verfügung. Behörden, Kommunen beziehungsweise Kom-
munalverbände, Wohlfahrtsvereine — nicht nur der Mutter- und Säug-
lingsfürsorge —, überhaupt alle diejenigen, die Ärzte suchen, werden
gebeten, Meldungen an die Geschäftsstelle: Charlottenburg,
Mollwitz-Privatstraße, gelangen zu lassen. Beizufügen sind nähere
Angaben über die Art der Anstalt und Einrichtung, Besoldungs- up
Anstellungsbedingungen. Gleichzeitig werden Ärzte, die auf dem Ge-
biete gearbeitet haben, oder die in Zukunft auf demselben zu arbeiten
gewillt sind, ersucht, dem Organisationsamt eine entsprechende Meldung
zugehen zu lassen. osei
Nürnberg. Aus der Martin Brunner schen Stiftung
gelangt alljährlich an eine in Deutschland tätige Person eine Gabe von
ungefähr 1500 M als Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen
auf dem Gebiete der Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheiten
zur Verteilung. Bewerbungen sind bis spätestens 1. September dieses
Jahres beim Stadtmagistrat Nürnberg einzureichen.
P SANDER DR Chirurg Prof. Dr. L. Rehn beab-
sichtigt in den Ruhestand zu treten.
[4
„Berlin. Dr. Mühs am, dirigierender Arzt der chirurgiseh®N |
Abteilung, im Krankenhaus Moabit, und Geheimrat G a
Stadtmedizinalrat in Charlottenburg, haben den Professortitel erhalten.
Hochschulnachrichten. Freiburg i. Br.: Professor
v. Miööllendorff, Abteilungsvorsteher am Anatomischen Institut 10
Greifswald, ist vom 1. April 1919 ab zum ersten Prosektor am Anato:
mischen Institut berufen worden.
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redigiert von. n
Professor Dr. Kurt Brandenburg
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w Verlag von | | 3
Ä Urban & Schwarzenberg
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Berlin
Inhalt: Originalarbeiten: C. Lewin, Zur Frage des Zusammenhangs des. Diabetes mellitus und Diabetes insipidus. A. Pöhlmann, Über
| W. Weichardt und. E. Schrader, Über die Serodiagnostik der Syphilis. mittels
Diagnose, Verbreitung und Behandlung der B
artflechte. | ocnra í
Windrath, Kurzer Bericht über 23.im Jahre 1918 mit dem Friedmannschen Mittel behandelte
‚Ausflockung durch cholesterinierte, Exträkte. |
‚ Lungentuberkulöse. E. Nießl v. Mayendorf, Zur Symptomatologie und Pathogenese der Granatcommotionsneurose. (Schluß.) W. Alexander,
`- Ischias und Simulation. A. Döblin, Nasenblutungen bei der Influenza. — Referatenteil: Strauß, Strahlentherapie, IT — Aus den neuesten
Zeitschriften, — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Frankfurt a. M. ! Wien. — Rundschau:
, Zur Führung von Doppelnamen durch Ärzte. — Tages-
Schelenz, Die vom. Osten drohende Fleckfiebergefahr.
Der Verlag behält sich.das ausschließliche Recht der Vervieifältig
Zur Frage des-Zusammenhangs
-<.< des Diabetes mellitus und Diabetes insipidus.
| Prof. Dr. Carl Lewin, Stabsarzt der Reserve,
‚zurzeit ordinierendem Arzt einer Beobachtungsstation im II. A.-K.
Die gegenseitigen Beziehungen . des Diabetes mellitus und
` Diabetes insipidus finden in der-nicht sehr großen Literatur, die
' sic mit dieser Frage beschäftigt, keine einheitliche Beurteilung.
`
Der Zusammenhang beider Erkrankungen wird einmal darin
gesehen, daß beide Teile in der gleichen Familie unter . nahen
aufzuweisen hatten (Troussea u, Reith, Quist, Seegen,
Fisk, Soböl, Geigel, Senator u. A). D. Gerhardt
- Sieht bei diesen Fällen einen Zusammenhang aber lediglich in der
'vererbten neuropathischen Konstitution und Weber und Groß
schließen sich dieser Deutung an.
Von größerer. -Bedeutung n
. Übergängen einer Erkrankung in die andere, oder von ab-
wechselndem Auftreten beider bei dem gleichen: Kranken. Viel
: n die Dissertationen von Hadra und Mileczky,
zitiert werde
welche über zwei
Diabetes mellitus
richten, bei denen
die sich nach und nach ‘ebenfalls verlor. Naunyn, der diese
‚Angaben erwähnt, bezweifelt aber, daß: dieser Behauptung irgend-
‚welche Tatsachen zugrunde liegen, meint. vielmehr, daß. es 'sich
um einen von Mann kopf beobachteten Fall handelt,. wo nach
Meningitis cerebrospinalis zunächst dauernde:.Polyurie, dann plötz-
lieh Zuckerausscheidung (bis 1°) auftrat, die in wechselnder
Stärke anhielt, dabei aber von ‚der- Nahrungszufuhr unabhängig
blieb, zeitweise gänzlich fehlte ‚und schließlich nach wenigen
Wochen überhaupt verschwand. ; Ähnliche Fälle sind aber bei
organischen Hirnkrankheiten vielfach festgestellt, insbesondere
mich im Anschluß an ein Kopftrauma häufiger beobachtet worden.
Her kommt es entweder zunächst zu Polyurie, alsdann zu Glykos-
ve oder es verschwindet eine zuerst aufgetretene Glykosurie
u alioi und es bleibt nur eine. .Polyurie bestehen, . die mehr
höre: weniger lange dauert und schließlich ebenfalls gänzlich auf-
' Da en kann. Es hängt also nur von der mehr oder minder langen
Di E der Erscheinungen ab, ob. man von einem Ubergang des ,
$k etes mellitus in Diabetes insipidus und umgekehrt oder nur
eine ‚ner vorübergehenden Glykosurie spricht, die später lediglich -
ost Polyurie Platz macht, beziehungsweise umgekehrt, _ Auch
ah venden nicht glykosurische Polyurien mit .Glykosurie ab-
De Ai nd oder nacheinander bei Traumen und insbesondere trau-
Zus schen Neurosen beobachtet. ‚Auch.diese Fälle sind für einen
“ammenhang beider Erkrankungen verwertet ‘worden. E
in Frerichs Klinik. beobachtete Fälle von
mit allmählichem Schwinden des Zuckers be-
1
„
Er
sind die ‚Beobachtungen von.
schließlich nur noch eine Polyurie übrigblieb,
.Th. v. Olsbausen
, geschichtliche Notizen.
1 Taes
ung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift rum E
.. Blutsverwandten beobachtet worden sind, sodaß z.B. Fälle von | des Diabetes mellit
. Diabetes insipidus eine erbliche Belastung mit Diabetes mellitus
|
| von 2700 cem mit ein
‚mehr nachgewiesen werden. Seltener ist nach Senator
. von Diabetes insipidus in. Diabetes mellitus.
stammende Frau, die seit ihrer Jugend an Durst und: P
Harnmengen von 12 bis ið 1; das specifische Gewicht des Harns betrug -
1001 bis 1003; Eiweiß fehlte. Sie gab bei der Untersuchung: an, vor
_ drei Jahren zum erstenmal 0,8 % Zucker ausgeschieden z LD
‚Zuckerausscheidung konnte wiederholt auch später no
werden, dabei war der Harn hell und zeigte niedrig
„Gewicht... Seitdem trat zunehmende Kachexie auf und‘
'an :äußerster. Abmagerung, o
normität nachzuweisen war, .
Erscheinungen; es blieb jedoch eine Polyurie mit starkem Durstgefühl
1004 aus; Eiweiß und Zucker waren nicht nachweisbar. Später trat `
rscheinen gelangenden Originalbeiträge vor, `.
. >~ Für die Frage des: inneren Zusammenhangs des’ Diabetes
mellitus und des Diabetes insipidus sind jedoch die Fälle von größerer
Bedeutung, wo, ohne daß ein Trauma vorangegangen ist, die eine
Erkrankungsform in die andere übergeht oder wo beide ab-
wechselnd bei demselben Kranken auftreten. Bee | S
`> ` Guarnerus berichtet, daß er. bei Neugeborenen den Über-
gang von Diabetes mellitus in.Diabetes insipidus beobachtet. hat.
In- einer ausführlichen Arbeit hat sich Senator mit. dieser.
Frage beschäftigt und führt mehrere Fälle an, die. den- inneren
Zusammenhang des Diabetes. mellitus und insipidus. erweisen
sollen. `. / A a
Am häufigsten ist nach seinen Beobachtungen der Übergang
us in Diabetes insipidus. 'Solcher Fälle beschreibt `
: er mehrere. | ER ae 0 E N SUB 27
- Ein Fall von Senator betrifft einen Kranken, bei dem früher
. Zucker im Urin festgestellt: worden war. Nach einer fieberhaften Er-
krankung beobachtete er ihn mehrere: Wochen und fand ständig Urin--
méngen von 3100:bis 4500 .mit dem specifischen‘ Gewicht von 1004 bis
"1006 ohne Zuckerausscheidung. Im zweiten Falle handelte es sich um
einen im Jahre 1888 an Gicht Erkrankten, der später 0,8 bis 12 % . >
Zucker ausschied bèt einer Urinmenge von 2,5 bis 31. Nach entsprechender
. Diät waren alle Krankheitserscheinungen geschwunden, nur Durst und
Uriüvermehrung blieb. Vier Jahre später fand: sich eine Urinmenge
em specifischen ‚Gewicht von 1005 ohne Gly-
kosurie. > | we Da, 2, | |
| Zwei weitere Fälle Senators betreffen Kranke, bei denen '
zuerst Glykosurie, -dann Albuminurie an. Stelle. des Diabetes mellitus
auftrat.. Nach-dem Schwinden beider. blieb dann nur noch Polyurie
bestehen. In dem einen Falle handelte es sich um eine 89jährige Frau,
erblich mit Diabetes mellitus belastet, die seit 18 Jahren 0,3 bis 0,5 %
Zucker ausschied, dann verschwand der Zucker und es trat Eiweiß im
Urin (0,9 bis 1,3 %0) mit Oligurie und ‘Ödemen auf, also. eine echte
Nephritis, Unter. entsprechender Behandlung schwanden alle nephritischen `
zurück. '/, Jahr später schied sie 3,5 1 Urin vom specifischen Gewicht
völlige Heilung ein. Ein anderer Kranker. war: neun Jahre lang Diabetiker,
dann hörte die Zuckerausscheidung. auf. ‘Es fand sich’ eine geringe
Fiweißausscheidung, die ‚als Folge einer orthotischen Albuminurie añ-
esehen wurde. Der Kranke, ein sehr nervöser Mann, klagte, viel über .
juist und. häufigen Harndrang, sodaß er in der Nacht 11/21 Urin aus-
Später. konnten irgendwelche Kranpkheitserscheinungen nicht '
| der Übergang
Er. hat ihn einmal beob-
rige, aus gesunder Familie -
olyurie litt, mit
schied,
achtet.. Es -handelte sich da um eine 43jäh
u haben. -Die
ch festgestellt
es specifisches
die Frau starb.
ohne: daß sonst an den Organen eine Ab-
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= er en Dee re re een:
2:
-zi Omio. gern
-r;
ET ao a eure a D E-
. Metastäsen im vierten Ventrikel.
184
Eine ähnliche Beobachtung beschreibt auch Kuhn. Eine 68jäh-
rige Frau erkrankte im Jahre 1899 an Pleuritis purulenta. Im Januar
1901 Operation eines lokalen Rezidivs nach Mamma-Carcinom-Operation, |
dabei Klagen über plötzlich aufgetretenes quälendes Durstgefühl mit
Urinmengen von 5 .bis 7 I bei einem specifischen Gewicht von 1002
bis 1004. Urin zuckerfrei, dauernde Verschlimmerung des Befindens,
im April 1902 Neuaufnahme. Frau stark kachektisch mit Urinmenge
von 7000 bis 8900, niedrigem specifischen Gewicht, ohne Zucker. Am
17. Mai starke Temperatursteigerung, zugleich Vermehrung der Urin-
menge und des Durstes. Nach Temperaturabfall plötzlich am 20. Mai
Urinmenge 4500, specifisches Gewicht 1011, enthält 1,8 % Zucker. Die
Zuckerausscheidung hält nun acht Tage in. ungefähr gleicher Stärke an,
dann Exitus. Die Sektion ergab Careinom der Narbe der linken Mamma
mit Metastasen in Nebennieren und allen Drüsen. Dagegen keine
Es mag bei dieser Gelegenheit erwähnt sein, daß ich über
eine Beobachtung verfüge, wo im Verlaufe eines Mammacarcinoms |
bei einem Manne drei Wochen vor dem Tode ganz plötzlich Polyurie
und Polydipsie mit Urinmengen von 4 bis 51 bei niedrigem spe-
cifischen Gewicht (1003 bis 1004) obne Zuckerausscheidung
auftraten, ohne daß bei der Sektion im Gehirn irgendwelche Meta-
stasen nachweisbar waren. Dagegen waren überall in den Drüsen
und Knochen massenhaft Geschwulstknoten zu finden. Eine Ur-
sache der Polyurie fand sich also bei der Sektion auch hier nicht,
Daß es sich aber nicht um echten Diabetes insipidus handelte,
bewies die Prüfung der Konzentrationsfähigkeit der Nieren, die
vollkommen erhalten war. Demnach wäre der Fall nicht als echter
Diabetes insipidus aufzufassen. Auf diese Frage komme ich noch
zurück. a
Der Übergang von Diabetes insipidus in Diabetes mellitus
wurde auch von D’Amato und Sobol (bei Groß und Weber
zitiert) gefunden. Störmer sah bei einem Falle von Diabetes
insipidus kleine Zuckermengen auftreten, welche unter entsprechen-
der Diät bei einer Tolerenz von 250 g Brot und 500 g Kartoffeln
verschwanden und nach Biertrinken in Höhe von 1!/2°/, wieder
auftraten. Ähnlich gibt Moritz an, daß sich bei Diabetes in-
sipidus manchmal Zuckerausscheidung findet, die bei der Unter-
suchung des 24stündigen Urins freilich übersehen werden kann.
In einem Falle fand er bei der Untersuchung des Harns in
dreistündigen Intervallen ab und zu Zucker in geringen Mengen,
deutlich abhängig von der Kohlehydratzufuhr. Heiberg be-
richtet über einen jungen Kaufmann, der seit früher Jugend an
Durst und Polyurie litt, später Diabetiker wurde und auch an
Diabetes mellitus mit anatomisch nachgewiesener Erkrankung des
Pankreas starb.
| Naunyn hat bei Diabetes insipidus nur einmal eine spon-
tane Zuckerausscheidung gesehen und D. Gerhardt hält es
für zweifelhaft, ob nicht in dem oben zitierten Falle von Störmer
eine alimentäre Glykosurie vorgelegen hat. Naunyn hat freilich
bei Diabetes insipidus niemals alimentäre Glykosurie beobachtet,
ebensowenig Frerichs, F. Kraus, v. Oerdt, im Gegensatz
zu Kraus und Ludwig sowie Moritz. Was nun den be-
haupteten Zusammenhang beider Erkrankungen betrifft, so findet
Naunyn das Vorkommen der Glykosurie bei Diabetes insipidus
zwar höchst interessant, hält aber doch bei der Seltenheit der
Beobachtung und der Häufigkeit des Diabetes insipidus einen
Übergang von Diabetes insipidus in Diabetes mellitus nicht für
gegeben, zumal in allen Fällen, die in der Literatur beschrieben
sind, ein richtiger und sicherer Diabetes mellitus nicht zustande kam.
v. Noorden äußert sich überhaupt nicht zu dieser Frage.
D. Gerhardt nimmt jedoch ebenso wie Weber und Groß
auf Grund aller hier zitierten Arbeiten einen inneren Zusammen-
hang von Diabetes mellitus und Diabetes insipidus als wahr-
scheinlich an. Dagegen bemerkt Umber, daß ihm ein Beweis
dafür, daß es sich bei der mit Zuckerausscheidung einhergehenden
Polyurie wirklich um einen echten Insipidus handelte, nirgends
erbracht sei. Bei dieser Sachlage kann die Mitteilung zweier
eigener Beobachtungen zur Klärung der Frage beitragen.
J. Eine junge Frau von 82 Jahren konsultierte mich im Jahre
1008. Der Vater war an Angina pectoris im Alter von 45 Jahren ge-
storben. Die Mutter an Coma diabeticum in gleichem Alter. Eine
Schwester und ein Bruder waren Diabetiker.
Im Anschluß an ein Wochenbett war sie seit einigen Wochen
mit quälendem Durst und starkem Harndrang erkrankt. Täglich wurden
bei entsprechender Flüssigkeitsaufnahme 5 bis 6 1 Urin entleert.
Die von mir untersuchte Probe des 24stündigen Urins war wasserklar,
von specifischem Gewicht 1002, enthielt weder Zucker noch Eiweiß.
Ich konstatierte also einen Diabetes insipidus. Zwei Jahre später
suchte mich die Frau erneut auf, Ihre Klagen waren wesentlich ge-
ringer, doch bestand auch jetzt noch vermehrtes Durst- und Hunger-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
_ — m —
gefühl und die Urinmenge betrug 2 bis 3 I. Von anderer Seite
war inzwischen Zucker im Urin festgestellt worden. Ich selbst konnte
ebenfalls das Vorbandensein von 2% Zucker im Harn konstatieren.
Die Zuckerausscheidung blieb in wechselnder Stärke mehrere Jahre
lang bestehen. Die Frau erlag dann einer Pneumonie. Wenige Wochen
vor ihrem Tode babe ich noch Zucker im Harn gefunden.
Hier ist also eine Frau aus diabetisch schwer belasteter
Familie im Anschluß an ein Wochenbett mit den Symptomen des
Diabetes insipidus erkrankt. Wie lange diese Erscheinungen be-
standen, kann ich nicht sagen. Fest steht nur, daß naclı zwei Jahren
bei der gleichen Frau ein richtiger Diabetes mellitus auftrat, der
mehrere Jahre anhielt und bis zum Tode dauernd bestand. Mit
vollem Recht könnte also, wenn lediglich die Verwertung der
Symptome ausschlaggebend wäre, von einem Übergang der einen
Krankheit in die andere gesprochen werden, der um so interessanter
erscheint, als hier auch hereditär innige Bezieliungen beider
Formen festzustellen wären.
| II. Der zweite Fall betrifft einen 46jährigen Kaufmann, der von
Juni 1916 bis März 1917 als Soldat im Felde stand. Am 15. März 1917
wurde er wegen einer Pneumonie einem Feldlazarett überwiesen.
Anamnestisch findet sich die Angabe, daß er aus gesunder Familie
stammt und stets gesund gewesen ist. Luetische Infektion wird ge-
leugnet. Im Lazarett wurde eine rechtsseitige Unterlappen-Pneumonie
festgestellt. Im Urin findet sich Zucker stark positiv.
Am 10. März Temperaturabfall, Zucker : stark positiv. is
Am 18. März Lungen ohne Besonderheiten, Urin: Zucker positiv,
Aceton negativ.
Acetessigsäure negativ. Nähere Angaben über Urinmenge und
specifisches Gewicht sowie quantitative Zuckerbestimmungen fehlen.
Am 17. März Abtransport nach Lazarett N.
Organbefund hier ohne Besonderheiten, nur über der Lunge,
besonders rechts noch leichte Bronchitis. Im Urin 1°/, Zucker.
Eine entsprechende Diät wird verordnet.
Am 29. März 1917 Zucker 1°/, täglich ausgeschieden
trotz Diät.
Am 4. April 1917 starker Durst, Zuckergehalt auch bei ge
mischter Kost der gleiche.
Am 9. April 1917 immer Klagen über starken Durst.
1/2°/o (durch Gärung bestimmt). |
Am-13. April 1917 bei gemischter Lazarettkost (immer |. Form)
wird dauernd Zucker bis zu 1°/, ausgeschieden.
über Urinmengen, specifisches Gewicht fehlen. x
Am 15. April Verlegung in Vereinslazarett B. P. Klagen über
Hunger, Durst und Mattigkeit. Bei der Aufnahme an den Organen
kein krankhafter Befund. Urin frei von Eiweiß und Zucker.
Am 12. Mai immer dieselben Klagen. Zucker weder nach
Trommer noch Nylander vorhanden. Gewichtsabnahme 1'/, Pfund.
Zucker
1,2 kg.
Lungenbefund:
Atmen daselbst.
Am 15. Juni Verlegung in Lungenheilstätte G. (weitere Urin-
untersuchungen sind offenbar unterblieben).
Hier wird folgender Befund erhoben: (15. Juni 1917): Mittel-
großer abgemagerter Mann, schlaffe Muskulatur, schmaler, starkgewölbter
Brustkorb, wenig bei der Atmung sich ausdehnend, Ober- und Unter-
schlüsselbeingruben eingefallen, Lungen sonst ohne Besonderheit,
ne ohne Besonderheit, Kehlkopf: Stimmbänder verdickt, Stimme
eiser.
Dämpfung rechte l,ungenspitze, bronchiales
Urin hell, klar, Eiweiß, Zucker fehlt. ,
Am 18. Juni kein Fieber. Im Auswurf keine Tuberkelbacillen.
‚, Am i. August Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Mattigkeit. Über
beiden Lungenspitzen verschärftes Atmen. Kein Rasseln. Bei der
Röntgenaufnahme beide Lungenspitzen verschleiert.
Am 12. September als g. v. H. zum Ersatz-Truppenteil entlassen.
Angaben über Urinuntersuchungen sind im Krankenblatt nicht vermerkt.
Am 14. März 1918 wird der Patient vom Truppenarzt wean
dauernder Klage über Hunger- und Durstgefühl, allgemeiner Mattigk®
und Abmagerung der Beobachtungsstation des Reserve-Lazaretts IN
überwiesen. Im Revier war Zucker festgestellt worden.
u Aufnabmebefund: 1,59 m groß, Gewicht 52,5 kg, Haut und Schleim-
häute blaß, Muskulatur schwächlich, Fettpolster fast ganz geschwunden.
Lungen: Über der rechten Spitze leichte Schallverkürzung mit etwas
verschärftem Atmungsgeräusch, sonst ohne Besonderheiten. Poic »
regelrechte Grenzen, reine Töne, Puls 80, regelmäßig, Blutdruck 118/70 mm
Hg. Bauchorgane: ohne Besonderheiten. Nervensystem
starke vasomotorische Erregbarkeit der Haut. Müßiges Lidflattern un
Fingerzittern, sonst ohne Besonderheiten. Bei späterer Untersuchung
des Nervensystems durch Professor B., fachärztlichen Beirat für Neuro:
logie, wird ein besonderer Nervenbefund nicht erhoben. PINS,
I. Form, reichlicher Aufnahme von Milch, Brot, Kartoffeln, I N in-
und Gemüsen aller Art, enthält weder Eiweiß noch Zucker. Die ri
menge beträgt 81a 1,
Krankheits-
bezeichnung:z.B.
specifisches Gewicht 1008.
uckerkrankheit.
9. Februar.
Nähere Angaben
Am 19. Mai Klagen über Stiche, Gewichtsabnahme im ganzen
2er nr
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.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6 on o
1004 bis 1011. < Bei einer einmaligen Untersuchung war der Blut-
zuċkergehalt normal, 0 A 8,
emnach ein gegenüber meiner ersten
Am 18. März 1918 wird. bei ‘einer Urinmenge von 6,5 |,
specifisches Gewicht 1003, im a ne des ee
arzt, Privatdozent Dr. N. 2% Zucker festgestellt. Es wird Tag- und | Der zweite Fall zeiet d
pacu gelr ae ent N März ee dabei. Beobachtung P EE Verhalten. Zuerst, eine mehrere Wochen
nden sich dauernd im Tagesurin Mengen vo. is 4 ], bei einem j Beer . a aika dol. zu RE
specifischen Gewicht von 1004 bis 1006. Im Nachturin 1% bis $ }, | Andauernde Zuckerausscheidung von a an lo ‚der en
„mit specifischem Gewicht von 1004 bis 1011. Während: dieser ganzen | Schwindet dann, es -bleibt Polyurie und Polydipsie. -Nach ein
Zeit ist der Urin zuckerfrei, dabei wird dauernd über.Durst und quä-'| Jahre findet sich zunächst nur Polyurie. mit niedrigem specifischen
lenden Harndrang geklagt, d.$ ‚Körpergewicht nimmt um 4 Pfund. ab, | Gewicht, zuweilen mit Zuckerausscheidung bis zu 20), am Tage
trotz dauernder Zulagen zur täglichen Essensration.. . `. -J einhergehend. Meist betrug der Zuckergehalt nicht mehr wie 0,5°/,.
Am 10. April wird. der Urin in einzelnen Portionen. untersucht: | ` Liegt hier nun ein Diabetes mellitus vor? Ich möchte die
Frage, bejahen.. Eine alimentäre Glykosurie ex amylo, und -nur
um eine. solche: könnte es sich handeln, von dieser Stärke und
1030 Uhr 500 cem spec. Gew. 1010 Zucker pos. 0,6% (durch Vergärung
1135 „ 300 „ ehe 1010 Be neg. bestimmt)
ID g 650, rl, yo Dauer ist doch wobl kaum anders als ein echter Diabetes zu deuten.
mn T60 p osi n» 1007 p y. Mit v. Noorden und Naunyn müssen wir überhaupt jede
Glykosurie ex amylo für diabetisch halten. Das Verhalten des
nachts 1100 „ s eidio a a
Am 15. April: ER |
Tagesurin 2400 ccm „ :„ 1004. „ 5
nachts J400 a 9% „ 100i , j
Am 18. April. Der Urin wird wieder in
sammelt und untersucht:
84& Uhr 250 cem spec. Gew. 1008 Zucker neg.
| Kohlehydratstoffwechsels in unserem Falle muß als leichter Fall
von Diabetes mellitus bezeichnet ‚werden. Viele leichte ‚Diabetiker
zeigen jetzt unter den Verhältnissen der Kriegskogt. ein ganz
‚gleiches. Verhalten, sie sind meist zuckerfrei, obgleich sie reich-
lich Kohlehydrate genießen. An. der Diagnose Diabetes mellitus
-|-kann. deswegen kein Zweifel sein. Ra u on
pecifische Gewicht: des Urins,
einzelnen Portionen ge-
ro. A
d e
45 g ofj isation `
A a E ERIE a | pos = n ee Auffallend ist das niedrige s
0, TO y Sa a007. „Me ý P auch .bei positivem Zuckergehalt. Ich finde bei Naunyn ‚die
lu BO arena y y SR, Angabe, daß Watermann in zwei Fällen von Diabetes mellitus
WM, 880 p nm 1019 „ pos. 0,51 % Polarisation mit reichlichem Zuckergehalt ein specifisches“ Gewicht, von 1002
er: -= 0,568% Gärung festgestellt hat. Naunyn selbst fand in Teilquantitäten des
. nachts Ä Sr Harns: ebenfalls specifisches Gewicht- von 1003 trotz eines Zucker-
gehaltes von über 1°/,. Allerdings hat er in der 24stündigen
. morgens
x
. . Nachturin 1900 „ 5» 5 1009
‘noch öfter Zucker, ungefähr in Mengen von 0,5%. Dabei beträgt die
bis 1011.
` Kohlel;ydraten täglich änderten an dem Befunde nichts. Nennenswerte
. "Kohlehydratbeschrönkungen konnten nicht durchgeführt werden. Die
, „ mterbleiben.
x
itfagsurin 0,6°/, Zucker. Am 18, April 1918 um 10°/; Uhr vor-
"Kohlehydrate) war dieser Wechsel in der Zuckerausscheidung immer zu
100 Uhr T00 ” 5 » 1010 ; ' neg. so ' . ee a
60 Uhr 780 „2.4, ADB È; a Has A . Urinmenge. bei Diabetikern nur. selten ein niedriges specifisches
Am 19. April: “
z g ; 3 ; : 0. i a .o >.
Tagesurin 2100 cem; „1007 , } le mit: Zuckergehalt von 2°, das speeifische Gewicht nur
”-
trägt, ist doch wohl als außerordentlich ‚selten anzusehen.
~” Kann somit an der Diagnose Diabetes mellitus kaum ein
Zweifel bestehen, so ist die Frage,. ob ein Diabetes. insipidus vor-
liegt, noch’ zu erörtern. Der Kranke zeigte das Symptom der
Polydipsie und Polyurie ohne Zuckerausscheidung bei niedrigem
specifischen Harngewicht. Wann dürfen wir einen solchen Sym-
ptomenkomplex als Diabetes insipidus bezeichnen? D.Gerhardt
unterscheidet noch drei. Formen der Erkrankung.: Erstens Diabetes
insipidus bei organischen Erkrankungen. des Nervensystems, zweitens
bei funktionellen Neurosen, und endlich drittens Diabetes’ insipidus
obne erkennbare Beziehungen zu Erkrankungen des Nervensystems
= idiopathischer Diabetes insipidus. se, a \
Bei diesem sollnach Koranyi, Talquist und Erich
Meyer die Niere die Fähigkeit verloren haben, den Urin zu
‚konzentrieren, während die Verdünnüngsfähigkeit erhalten geblieben
ist. An diesem Verhalten geprüft, ist der von mir beobachtete
Fall kein idiopathischer Diabetes insipidus, denn er vermochte: bei
| Bei weiterer Beobachtung keine Änderung des Befundes. Durst-
und Hungergefühl bestehen in gleicher Weise fort. In einzelnen Urin-
portionen manchmal im gesammelten Tag- und Nachturin findet sich
Urinmenge dauernd bis zu’ 4 |l mit speeifischem Gewicht von 1004
Bei täglich gleichbleibender -Kohlehydratzufuhr (400 bis 500 g
konstatieren. Auch Kohlehydratzulagen in Höhe von 100 bis 150 g
Prüfung einer Toleranzgrenze mußte aus äußerlichen Gründen leider
Am 15. Juli 1918 wird Patient als z. a. v. H. sechs Monate zum
Ersatztruppenteil entlassen. Ber | |
Ein d5jähriger, sonst gesunder Mann aus diabetisch nicht
belasteter Familie erkrankt an Pneumonie im März 1917. Im Urin
wird 1%/, Zucker festgestellt.. Während des Lazarettaufenthalts
in der Rekonvaleszenz vier Wochen lang dauernde Zucker-
ausscheidung von !/, bis 1°/,, durch Nahrungsaufnahme unwesent-
lich beeinflußt. Dann Urin zuckerfrei, aber immer Klagen über
Durst und Mattigkeit. Eine tuberkulöse Erkrankung der Lungen
Flüssigkeitszufuhr auf !/, 1 am Tage bei zweistündlicher Unter-
| suchung einen Urin von specifischem Gewicht 'bis 1027 aus-
'zuscheiden. Zucker konnte ‘dabei in keiner Urinportion nach-
gewiesen werden. Eau, M ee A
Der Versuch, am 25. März angestellt, ergab folgendes Resultat:
wird als Ursache seiner Abmagerung angenommen; der Verdacht re a |
bestätigt_sich aber nicht. Nach Entlassung zur Truppe im Sep- -o Zeit -Urinmenge spec. Gew. ` Zucker
tember 1917 tut er zunächst */, Jahr, Garnisondienst, wird dann . 8 bis 10 Uhr 250 2004 ="
aber erneut wegen starken Hunger- und Durstgefühls mit all- E » = 5 | PEN | 1: =
gemeiner Mattigkeit und Befund von Zucker im Urin dem Lazarett ə? 4 ? i50 - 1098 -
überwiesen, | E E > 4,6, 180 1028 =
e „ ” k .
Bei erneuter Lazarettaufnahme im März 1918 wird Polydipsie 6,8 „ 82 >. . 1026 —
und Polyurie festgestellt, Urin -von 8 bis 41/, 1, dünn, mit 8,10 a o 8 . 1097 =
(1005 bis 1010, selten mehr), ist nt ae TON ar EN a PE a
Es bliebe also zu erörtern, ob wir es mit einer anderen
niedrigem specifischen Gewicht |
wächst zuckerfrei. Eiweiß fehlt, Blutdruck regelrecht, keine
Nephritis. Am dritten Tage der Lazarettaufnahme im Urin von
6,8. 1 20%/, Zucker. Tag- und Nachturin getrennt untersucht,
weiterhin zunächst zuckerfrei. Am 10. April 1918 im ersten Vor-
Form des Diabetes insipidus nach 'D. Gerhardt zu tun haben.
Die Kategorie zu 1. (organische Erkrankungen des Nervensystems)
scheidet aus. Übrig bleibt‘lediglich, ob es sich-um einen Diabetes
insipidus bei funktionellen Neurösen handelt. | |
Weber und Groß nennen als charakteristisch für diese
Form, die sie im übrigen unter den Begriff des echten Diabetes
insipidus zum Unterschied von. anderen. Formen’ der Polyurie
rechnen, die leichte Beeinflußbarkeit des markantesten Symptoms
der Polyurie, wobei. die Harnmenge abnimmt, das specifische
Gewicht steigt. Es liege dann: also primär eine Polydypsie vor,
die, auf nervöser Grundlage entstanden, zu einer Polyurie führt,
Obwohl im beschriebenen . Falle Zeichen einer ausgeprägten Neu-
rose fehlen, so ‚waren. sie doch immerhin so weit vorhanden, daß
mittags und 9 Uhr abends Zuckermengen von 0,5°/,, in den übrigen
Portionen kein Zucker. Am 19. April 1918 im Tag- und Nachturin
Zucker positiv (quantitativ. nicht bestimmt), Urin über 4 l
zeigt niedriges specifisches Gewicht von 1008. _ | E
~ In der Folgezeit bei dauernder Polyurie mit Urinmengen von
ungefähr 4 ] noch häufiger Nachweis von Zucker nicht nur in
einzelnen Urinportionen, sondern auch im ganzen Tag- oder Nacht-
wiw. Nur einmal hat der Urin‘ bei Zuckergehalt von 0,5°/, ein
Speeifisches Gewicht von 1019 erreicht, sonst blieb er stets um
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Gewicht. (1017) beobachtet. Daß bei einer Urinmenge m ‚6,5 1
1011 be-
einem‘ Konzenträtionsversuch lediglich unter Einschränkung der -
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136 |
die Diagnose der funktionellen Neurose nicht abgelehnt werden
kann. Überdies handelt es sich um einen ziemlich schwächlichen
Mann, dessen Nerven durch das Kriegserlebnis zweifellos ge-
schädigt waren. Daß aber die Polyurie zurzeit eine sehr häufige
Erscheinung ist, steht fest. Keineswegs kann sie allein oder vor-
nehmlich als Folge der veränderten Ernährung oder überhaupt
.als Nährschaden angesehen werden. Sie hat zweifellos in erster
Linie nervöse Ursachen wie die Polyurie bei funktionellen und
besonders bei traumatischen Neurosen. Die Frage ist nun, unter
welchen Bedingungen wir solche Polyurien, ganz gleich welcher
Ätiologie, unter die Rubrik des Diabetes insipidus rechnen können.
Nach den Arbeiten von Erich Meyer ist, wie schon erwähnt,
der echte Diabetes insipidus eine primäre Polyurie, welche durch
die Unfähigkeit der Niere, einen Harn von normaler Konzentration
zu liefern, bedingt ist. Der Kranke braucht infolge dieser Störung
zur Entfernung der harnfähigen Stoffwechselprodukte größere
Wassermengen als der Normale, also ähnlich der Zwangspolyurie
bei den Nierenkrankheiten, welche zum Verlust des Konzen-
trationsvermögens geführt haben. |
Alle anderen Polyurien sind sekundärer Art, hier ist das
Primäre eine Polydipsie. Entscheidend ist also ledig-
lich das Verhalten der Nieren. Diese Formulierung
des Begriffes Diabetes insipidus wird trotz mancher Anfechtungen
von den meisten Klinikern heute vertreten. Faßt man aber den
Begriff des Diabetes insipidus so, dann gibt es überhaupt keinen
einzigen Fall in der Literatur der uns hier beschäftigenden Frage,
bei dem mit Sicherheit die Diagnose des Diabetes insipidus zu-
trifft. In manchen Fällen ist die Diagnose auch im Sinne der
alten Auffassung des Begriffes der Krankheit sehr zweifelhaft. Vor
allem gilt das für den behaupteten Übergang des Diabetes mel-
litus in Diabetes insipidus. : Es ist bekannt, daß mit dem Auf-
hören der Zuckerausscheidung nach entsprechender Diät der
Diabetiker sehr häufig noch größere Harnmengen ausscheidet. Es
bleibt lange Zeit eine Polyurie bestehen, die aber nicht als
Diabetes insipidus bezeichnet werden darf. Sehen wir nun z. B.
die beiden Fälle von Senator daraufhin an, so erscheint es
wahrscheinlich, daß sie unter diese Rubrik gerechnet werden
müssen, also zur Polyurie nach Glykosurie. So finden. auch die
Fälle von Hadra und Mileczky, wenn sie überhaupt existieren,
und alle anderen ähnlichen Beobachtungen eine einfache Deutung.
Bei manchen in der Literatur beschriebenen Fällen sind auch noch
andere Erklärungen möglich. So bei den Fällen von Senator,
wo erst Glykosurie, dann Albuminurie, zuletzt aber nur noch Poly-
urie ohne Eiweiß und Zucker beobachtet wurden. Es ist doch
sehr fraglich, ob es sich nicht z. B. im ersten der beiden Fälle
Senators um eine Polyurie nach Nephritis handelt, um jenes
Stadium der Glomerulo-Nephritis, wo das mangelnde Konzen-
trationsvermögen der Nieren durch kompensatorische Polyurie aus-
geglichen wird, In diesem Stadium kann bekanntlich oft Eiweiß
im Urin gänzlich fehlen, ohne daß die Funktion der Nieren wieder
vollkommen hergestellt ist, 1
Ich möchte also alle Fälle von angeblichem Übergang des
Diabetes mellitus in Diabetes insipidus als wenig gesichert an-
sehen und insbesondere betonen, daß überbaupt in keinem ein-
zigen der beschriebenen Fälle die Diagnose Diabetes insipidus
feststeht.
Das gilt auch für das sehr viel seltener behauptete un-
gekehrte Verhalten, den Übergang des Diabetes insipidus- in
Diabetes mellitus. In dem Falle von Heiberg ist die Diagnose
Diabetes insipidus an sich sehr wenig begründet. Er gibt nur
an, der Kranke habe seit früher Jugend viel an Durst gelitten
und reichliche Urinmengen ausgeschieden. Solange aber nicht
erwiesen ist, daß ein echter idiopathischer Diabetes insipidus vor-
liegt, möchte ich selbst für einen anscheinend so eindeutigen Fall,
wie den ersten meiner Beobachtung, keine andere Erklärung geben,
als daß eine anfangs nicht diabetische Polyurie schließlich zu
einer Polyurie mit Glykosurie und dann zu einem echten Diabetes
mellitus geworden ist. Daß Glykosurie als direkte Folge einer
einfachen Polyurie entstehen kann (Durchspülungsglykosurie =
Diureseglykosurie), ‘ist im Tierexperiment zwar vielfach nach-
gewiesen worden, wird aber von Naunyn für den Menschen
abgelehnt. Vollends kann’ sie als Ursache eines echten Diabetes
mellitus wohl kaum in Frage kommen. Daß von Polyurie und
Glykosurie Übergänge vorkommen, ist bisher nur bei organischen
Gehirnkrankheiten, bei Kopftrauma, bei traumatischen und funk-
tionellen Neurosen bewiesen worden. Hier haben wir auch das
Verhalten, welches im zweiten Falle meiner Beobachtung zu ver-
\
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
9. Februar.
zeichnen ist,. das abwechselnde Auftreten der einfachen nicht-
diabetischen Polyurie und der diabetischen Glykosurie. Wie diese
Zusammenhänge zustande kommen, ist trotz der vielfachen dieser
Frage gewidmeten experimentellen Arbeiten noch immer unklar.
Polyurie wie Glykosurie können durch die mannigfaltigsten Ein-
griffe in das Nervensystem künstlich hervorgerufen werden. Am
Boden des vierten Ventrikels findet sich z. B. eine Stelle, deren
Verletzung Glykosurie und Polyurie oder nur das eine oder das
andere bewirkt.
nn nard. Es ist sonach möglich, daß Einwirkungen mannigfachster
rt,
durch Übergreifen auf andere Stellen des centralen Nervensystems
zu Zuckerausscheidung Veranlassung geben und daß je nach Dauer
der Symptome ein echter Diabetes mellitus aus der vorhergegan-
genen Polyurie sich entwickelt, daß beide Erscheinungen abwechseln
oder die umgekehrte Entwickelung sich vollzieht.
Es ist die Stelle des Zuckerstichs von Claude-
welche zu einer nichtdiabetischen Polyurie führen, bald
Es ist also in der Literatur nicht ein einziger Fall bekannt,
welcher den Übergang eines echten Diabetes mellitus in einen
Diabetes insipidus beweist, selbst
Diabetes insipidus in dem alten Sinne fassen, der jede Polyurie
ohne Glykosurie dazu rechnet.
Diabetes insipidus so, wie ihn heute die meisten Kliniker auf
Grund der Arbeiten von Erich Meyer formulieren, also als eine
primäre Polyurie mit Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit
der Nieren, dann gibt es auch keine einzige Beobachtung, die als
Übergang eines echten idiopathischen Diabetes insipidus in einen
echten Diabetes mellitus gedeutet werden darf.
wenn wir den Begriff des
Fassen wir aber den Begriff des
Solange aber solche Beobachtungen fehlen, ist der Beweis
für einen inneren Zusammenhang beider Erkrankungen nicht er-
bracht. Der zweite Fall meiner Beobachtung, der ohne Prüfung
der Konzentrationsfähigkeit der Nieren gewiß auch als Diahetes
insipidus hätte gedeutet werden können, ist ein Beweis dafür, WIC
wenig im Grunde das Symptom der Polyurie und Polydipsie die
Diagnose Diabetes insipidus in allen den Fällen der literatur
sichert, die als Beweis für den Zusammenhang beider Erkrankungen
angeführt zu werden pflegen. |
Benutzte Literatur: D. Gerhardt, Diabetes insipidus in.
Nothnagels Handbuch Bd. 7,1 und Deutsche Klinik Bd. 3, — Naunylh
Der Diabetes mellitus. — Umber, Diabetes insipidus in Kraus - Brugsch,
Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 1. A
Mohr, in v. Noorden, Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels, Bd. 2.
on und Groß. Die Polyurien.
G., 0), Ic A
mew T =
Ergebnisse der inneren Medizin,
Über Diagnose, Verbreitung und Behandlung der
Bartilechte').
Von
Dr. A. Pöhlmann, zurzeit Stabsarzt an einem Kriegslazarett.
M. H.! Ich habe den Auftrag, Ihnen in einem kurzen Vor-
trag über die Diagnose, Verbreitung und Bekämpfung der „Bart-
flechte“ zu referieren. Wenn auch hierbei für mich in erster
Linie nur rein praktische Gesichtspunkte maßgebend sein dürfen,
so halte ich es doch für nicht zu umgehen, dem eigentlichen
Thema einen kurzen Überblick über die allgemeine Pathologie
der Dermatomykosen vorauszuschicken. |
Unter Pilzen im allgemeinen verstehen wir alle chloro-
phyllosen pflanzlichen Lebewesen. Sie sind nicht imstande, Kohlen-
säure zu assimilieren, und daher auf ein saprophytisches oder
parasitierendes Dasein angewiesen. Unter Pilzen im engeren Sinne
verstehen wir diejenigen chlorophyllosen Gewächse, die als vese-
tatives Organ ein Mycel bilden (Plaut). Ein solches Mycel
präsentiert sich unter dem Mikroskop als ein dichtes Gewir innig
miteinander verflochtener Fäden (Hyphen), die durch quergestellte
Scheidewände geteilt sein können (septiertes Mycel), Währena
das Mycel den vegetativen, nur der lirnährung dienenden Teil des
Pilzkörpers darstellt, produziert es andererseits resistente Dauert-
formen, die Sporen (= Konidien von xoviæ Staub), welche 2.
bei den Trichophytonpilzen einfach durch Zerfall der Hyphen ent-
stehen können, während sich bei anderen Arten die Fortpflanzung
komplizierter gestaltet. Unter diesen, zu den Schimmelpilzen 89°
hörenden Fadenpilzen (Hyphomyceten) finden sich nun ver-
schiedene, die für die Haut des- Menschen und der Tiere pë-
thogen sind.
1) Vortrag, gehalten vor Ärzten einer Armeeabteilung.
=
4 ER,
Hyphomyceten in der Haut verdanken, bezeichnen wir als Der-
matomykosen, und trennen mit Unna zweckmäßig zwischen
Saprophytien der Oberhaut und echten parasitären: Erkrankungen
der- Haut. Die Affektionen .der ersten Gruppe (Pityriasis versi-
color, Erythrasma, 'Trichomykosis) haben, wenn unkompliziert, kein
militärisches Interesse, da sie die Dienstfähigkeit nicht beeinträch-
were 3 7 „ en ar > y DGA R Br i ER En m A C
sea e a ; A R a ZA o S BEE: MEN 4 ‚| i |
ER e L ee S ie me ` AS i Ze x je ER A At BERN 7 Ei a £
Krankheiten, welche ihr -Enstehen der Ansiedlung von | . Im Frieden‘ kamen an .den ‚Kliniken Pilzerkraukungen der _ 3 JER SP
Haut nur in. geringer Zahl zur Beobachtung und waren ganz über- m e
wiegend auf. die ländliche Bevölkerung und Berufe, die.mit Tieren. HN Ep o,
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zu tun hatten, beschränkt.. So: wurden z. B.. in der Breslauer
Hautklinik unter 18241 Kranken nur 1123 .= 0,6% Trichophytie-
kranke behandelt (Galewsk'y).: Dieses Verhältnis hat sich im’
Kriege vollständig geändert. .Meirowsky. entnehme ich die
Angabe, daß auf ‘der militärischen: Hautstation in Köln 1916 nur
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tigen.. Die Pilze der zweiten. Gruppe (Favus, Mikrosporie, Tricho- | | |
_ phytie) sind miteinander . nahe verwandt und durch Übergangs- | 311‘ Trichophytiekranke behandelt wurden gegen: 1429 im: Jahre r
formen verbunden. Die. Mikrösporie ist eine Erkrankung der noch 1917, also innerhalb eines Jahres eine Zunahme um beinahe das v4 ATS
nicht geschlechtsreifen Kinder; der Favus kommt an der West- | Fünffachel . , -.. ee N: ar Pe
front — von ganz vereinzelten, aus dem.Osten eingeschleppten Die Trichophytie des Bartes ist neuerdings aus dem Westen, -< i i ao RA
. Fällen abgesehen — nicht zur. Beobachtung, Dagegen haben die | aus Frankreich, zu uns. gekommen, wo ja.schon im Frieden die ` G CEE A
Trichophytieerkrankungen durch ihre rasche Verbreitung in der | Pilzkrankheiten sehr viel häufiger waren als bei uns. Dement- Be ER al Te
Armee und die durch sie bedingte Dienstunfähigkeit zahlreicher | sprechend wurde das erste gehäufte. Auftreten von Bartflechte aus ` ER i PARER f
‚den Städten am Rhein, weiter aus Frankfurt a. M. und. dann erst f {i es
weiter östlich gelegenen Orten gemeldet. Nach. bisher vorliegenden
Mannschaften schon seit: längerem, die Aufmerksamkeit auch der
a le. E
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mae am a :
Be
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Nach diesen Überlegungen wird uns das verschiedene kli-
Ko ur
'. ‚militärischen Behörden auf sich ‚gelenkt. . T | |
k Die grundlegenden Arbeiten- von. Sabouraud, Bloch | Untersuchungen scheint, wie erwähnt, das Trichophyton. gypseum |
‘und Anderen haben die Pluralität der Triehophytonpilze bewiesen, | hierbei eine besondere Rolle zu spielen. Letzteres, ein Ektothrix- o
‘und zwar findet man die verschiedenen Arten in den verschiedenen | pilz, ist ein- Parasit des Pferdes und.wird von diesem auf den IE |
‚Ländern in verschiedener Häufigkeit. In manchen Gegenden be- | Menschen übertragen. Der erkrankte Mensch überträgt dann ‚seine a ee
kommt man bei aller Häufigkeit der Trichophytie und trotz der | Triebophytie entweder unmittelbar auf andere Personen oder mittel- OR
groben Verschiedenheit der Krankheitsbilder sozusagen doch immer | bar'durch leblose Gegenstände, mit denen er in Berührung kam. ` Bi,
‚ nur den einen gleichen Pilz zu .sehen (Jesionek), so'z. B. an | Die‘rasche Verbreitung der Trichophytie unter den Soldaten wird Bea
der Westfront-besonders das T richophyton gypseum. ` 2 ‚leicht, verständlich, wenn wir uns nur ‘einiger Momente erinnern, Eh
= Auf Grund ihrer- Lagerung im menschlichen .Haar teilt man | wie des engen Zusammenwohnens in Unterständen und Quartieren, es
nach Sabouraumd die Trichophytonpilze in Endothrix- und in | des gegenseitigen Aushelfens mit eigenen Sachen, wie Waschzeug, il ur
< Ektothrixarten ein. Erstere sind menschlichen, ‘letztere tierischen | Handtuch, Wäsche, Kamm, Bürste, Rasierzeug, Halsbinde, Gas- In
Ursprungs. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal bildet je- | maske, Mütze, Wachmantel usw. An allen. diesen Gegenständen ah
doch das Verhalten der Pilze in Reinkultur auf dem künstlichen .| haften die Triehophytiepilze sehr leicht und werden mit ihnen er
Nährboden Sabourauds (Demonstration). u . | übertragen. Von der Front heimgekehrt, infiziert der Urlauber 2
- Die Triehophytie tritt in sehr verschiedenen klinischen | Seine Familie, und der Friseur sorgt für die Weiterverbreitung in Bi: oone
Formen auf. Aus praktischen Gesichtspunkten heraus unfer- | der Heimat. SE BE FRE en
scheiden wir zwischen Trichophytien der behaarten Haut und des | :. .. Und endlich. haben wir im Kriege noch eme Quelle für die A
übrigen Körpers.. Dabei hängt die Entwicklung des Krankheits- | Verbreitung der Trichophytie ‚kennen gelernt, mit der wir alle poo
. bildes, die therapeutische Beeinflußbarkeit und die Ausbildung | tagtäglich in Berührung kommen, nämlich das Papiergeld. Unter- a en
immunisatorischer Vorgänge in erster Linie davon ab, ob. der je- | suchungen von Kister und Delbanco?) ergaben, daß am a al
weilige Pilz nur in den obersten Hautschichten vegetiert, oder ob | Papiergeld Trichophytonpilze_ haften und von dort reingezüchtet IB: ch
‚‚er-tiefer in den Haarfollikel, die Haarwurzelscheiden, und endlich: | werden können. Überimpfüngen von diesen Kulturen auf den g. £
îm das perifollikuläre Bindegewebe eingewandert ist. . Die Haut ‚Menschen verliefen positiv. Das gelinde Grauen vorverschmutzten 3
reagiert den eingedrungenen Schädlingen gegenüber‘ mit ` einer .Geldscheinen entbehrt demnach nicht der Berechtigung, und sollten Are |
defensiven Entzündung, welche sich je nach dem oberflächlichen | dieselben aus dem Verkehr gezogen werden. | u 3
oder tiefen Sitz der Pilze verschieden intensiv gestaltet. Dem- | Zur allgemeinen Prophylaxe der Bartflechtenepidemie in der an
entsprechend schen wir die infizierte Haut bald nur mit Hyper- | Armee wären verschiedene Vorschläge zu machen). Gelegentlich a
amie, Desquamation und höchstens noch mit Exsudation antworten, | der Gesundheitsvisitationen könnte auch auf das Vorkommen von A
oder andererseits mit lebhafter Proliferation bis zur Bildung | Bartflechte geachtet werden. Während es einerseits den Soldaten en
richtiger Granulationsgesehwälste reagieren. Dazu kommt, daß | zu verbieten wäre, sich bei Zivilfriseuren rasieren zu lassen, müßte ae
| die. Trichophytonpilze selbst zu den Eitererregern gehören. andererseits das Selbstrasieren empfohlen und die Anschaffung FR
von Rasierapparaten, z. B. aus Kantinenmitteln, . gefördert werden. er
In in den Kasernen einzurichtenden. Rasierstuben dürfte zum ee
> E i
Ta
nisch
(
‚ Tote, schuppende Flecke auftreten, aus welchen. weiterhin durch
Follikel) mit ent
filtrate (Einbruch der Pilze in das kollagene Gewebe), sowie er-
welche durch ihre
Patienten),
Einschäumen kein Pinsel, sondern nur die Hand oder Watte ver-
wendet werden, Kämme und Rasiermesser müßten mit desinfi-
zierenden Flüssigkeiten. (Kreosotinkresol) gereinigt werden. Haar-
schneidemaschinen können kurz durch eine Spiritusflamme ge-
sche Bild der Trichophytien ohne weiteres. verständlich.
~ Wir sehen, bei der oberflächlichen Triehophytie der Haut
r. superficialis) scharf umschriebene, akut entzündliche,
x Eja g
a ERA N
a N
E . i á
wann A Ananahi,
erscheinende Umgebung gründlich eingepinselt worden, so -wartet
` man den spontanen Abfall der Jodtinkturkruste ab oder beschleu-
mnigt. ibre -Ablösung durch Applikation einer schwachprozentigen
Salicylvaseline. Unter einer 3%igen Resoreinziokpaste, die noch
“schwach antiparasitär wirkt und gleichzeitig die noch bestehende
geringe Dermatitis günstig beeinflußt, kehrt die Haut bald zur
Norm zurück, Eine ‚Wiederholung dieser Kur wird selten not-
wendig sein. Bei oberflächlicher Trichophytie des Bartes kann:
sprechenden Veränderungen an den Haaren, die
Entstehung entzündlicher Knoten oder mehr flächenhafter In-
Involution des Centrums zierliche Ringformen entstehen. Durch 5 |
stärkere Exsudation kann. diese maculosquamöse ‚Form in die | zogen werden. Tücher wären durch Papier zu ersetzen.
'vesiculöse ‚übergehen. . Diese letztere Form : der oberflächlichen | Was nun die Behandlung der Trichophytie betrifft, so sind p ;
_Trichophytie kam im Frieden vor allem bei .der ländlichen Be- | die oberflächlichen Formen leicht heilbar, ‘da die Pilze ja nur in -` cj}
vlkerung zur Beobachtung und war in manchen Gegenden | den oberflächlichsten Hautschichten vegetieren und durch ein- Sa
endomibah, | ee a . | fache schälende Prozeduren leicht mit diesen abgestoßen werden De,
_ . Beider Trichophitia profunda kommtes dagegen zu | können. Als einfach und zuverlässig empfehlen sich für die Tri- a i
ausgedehnten lebhaften Entzündungserscheinungen im Bereiche | chophytia superficialis Pinselungėn mit Jodtinktur, welch letztere PR.
des gesamten bindegewebigen Anteils der Haut. Wir beobachten | bei ihrer Kriegszusammensetzung. nicht mehr verdünnt zu werden ee
die Bildung eitriger Follikulitiden (Eindringen der Pilze in die | braucht. Ist so an vier bis fünf aufeinanderfolgenden Tagen der Se !
erkrankte Bezirk und seine nächste, makroskopisch noch gesund ERS f
weichter Abscesse und tumorartiger Granulationswucherungen,
P scharfe Begrenzung und ihre. durch follikuläre
usteln und Knötchen höckerige ‚Oberfläche treffend mit. einer
one verglichen wurden. Sofern sie nicht als Mischinfektion .|
n Trichophytie auftritt, ist die kokkogene Sy-
neben der tiefe
Cosisnontricho phytica (fälschlich „non parasitaria“ be-
zeichnet) durch ihre mehr diffuse und streng auf das behaarte | ruhig. rasiert werden, es scheint hierdurch"sogar die Komplikation
usbreitung, ihre symmetrische Anordnung, '| mit Sycosis non trichophytica vermieden werden zu können . j
Gebiet beschränkte A
ze und den ungleich chronischeren Verlauf von
ytie leicht zu unterscheiden (Demonstration von
-
das Fehlen der Pil
der tiefen Triehoph 3) D.m. W. 1918, Nr. 25. 2
. (M. m. W, 1918, Wr. 19.)
2) Vgl. Meirowsky, Merkblätter,
RE Sr a r a
RE EN yoe M u =
| 4
9. Februar.
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———-- —_——. —
a u, © nn = 2
138 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
(Plaut). Dagegen soll man oberflächliche Trichophytieherde
nicht röntgen, da nach zahlreichen Beobachtungen (Fischer,
Galewsky und Andere) eine Verbreitung und Vertiefung des
Prozesses die unerwünschte Folge sein kann.
Eine wesentlich intensivere Behandlung erfordert die tiefe
Trichophytie. Hier empfiehlt es sich, zunächst eine gründliche
Epilation des ganzen erkrankten Bezirks vorzunehmen. Dann wird
mit wäßriger Sublimatlösung (1:3000 bis 1:1000) verbunden und
über den öfter zu wechselnden feuchten Verband werden zweimal
täglich je eine Stunde und länger möglichst heiße Leinsamenkata-
plasmen appliziert. Erweichte Infiltrate sind durch Stichineisionen
zu eröffnen, rasiert darf wegen der Gefahr der Pilzverschleppung
nicht werden. Nach meinen Erfahrungen glaube ich behaupten
zu dürfen, daß diese alte, bewährte, wenn auch umständliche Be-
handlungsart der tiefen Trichophytie bei konsequenter Durch-
führung ganz Ausgezeichnetes leistet, und, wenigstens was den
Zeitpunkt der definitiven Heilung betrifft, hinter keiner anderen
Methode zurücksteht. Bei der eleganten, schmerzlosen und oft
rur eine einzige Bestrahlung erfordernden Röntgenbehandlung ist
zwar die anfängliche Besserung eklatant, aber das restlose Ver-
schwinden aller Infiltrate läßt oft sehr lange auf sich warten, so-
daß man nachträglich genötigt ist, andere Methoden beizuziehen.
Worauf die günstige Beeinflussung der tiefen Trichophytie durch
die Röntgenstrahlen beruht, ist noch keinesfalls vollständig’ auf-
geklärt. Antiparasitär wirken die Röntgenstrahlen nicht; auch
auf der epilierenden Wirkung allein kann der günstige Effekt der
Bestrahlung nicht beruhen, denn mit der mechanischen Epilation
wird nicht das gleiche erreicht. Wir müssen vielmehr daran
denken, daß durch die Röntgenstrahlung eine wesentliche Ver-
änderung des Chemismus der Haut zustande kommt. (Daß die
Röntgenstrahlen in der Tat imstande sind, Änderungen im Stoff-
wechsel zu bewirken, ist wenigstens für die Leukämie bewiesen.)
Zu diesen alten bewährten Methoden sind nun im Kriege
noch einige neuere hinzugekommen und wenigstens von ihren Ur-
hebern warm empfohlen worden. Das überreiche Material der
hiesigen großen Hautstation bot Gelegenheit zu ausgedehnten
Nachprüfungen. Über die mit diesen neueren Methoden gemachten
Erfahrungen kann ich Ihnen selbstverständlich hier nur kurz zu-
sammenfassend berichten.
Silberstein!) empfiehlt, „bei Bartflechte und ähnlichen
Pilzerkrankungen der Haut“ die erkrankten Stellen mit angefeuch-
tetem Höllensteinstift ausgiebig zu bestreichen. 20 Minuten später,
wenn die geätzten Stellen trocken und schwarz aussehen, wird
jizierte ich 0,5, 1,0 und 1,5 cem intraglutäal nach den Regeln
der unlöslichen Hg-Injektionen. Unter zehn an tiefer Trichophytie
und kokkogener Sycosis leidenden Patienten erzielte ich in drei
Fällen nach drei bis fünf Injektionen völlige Heilung, in zwei
Fällen nach vier Injektionen fast völlige Heilung, in vier Fällen
nach drei bis fünf Injektionen erhebliche Besserung und nur in
einem Fall nach drei Injektionen so gut wie keine Beeinflussung.
Über die angegebene Zahl von Injektionen kam ich nicht hinaus,
da sie zu schlecht vertragen beziehungsweise von den Patienten
verweigert wurden. An den Injektionsstellen bildeten sich stets
sehr druckempfindliche Infiltrate aus, die Gehen und nicht selten
auch Liegen unmöglich machten. Sie kamen jedoch nie zur Ab-
scedierung, sondern wurden restlos resorbiert. Alle Kranken
klagten über Unwohlgefühl, Mattigkeit und Kopfschmerzen. Die
Körpertemperatur stieg häufig bis zu 38° und wenig höher, um
am Tag nach der Injektion zur Norm abzufallen oder nur wenig
intermittierend auf dieser Höhe mehrere Tage stehenzubleiben.
Länger währendes Fieber und gleichzeitige Appetitlosigkeit brachte
die Kranken schwer herunter. Die Atemluft roch noch Tage nach
der Injektion nach Terpentin, im Urin waren vereinzelt Spuren
von Eiweiß nachweisbar. Injizierte ich direkt auf die Becken-
schaufel, wie Klingmüller empfiehlt, so war die lokale
Reaktion eher noch schmerzhafter; auch dadurch, daß ich, einem
neuerlichen Vorschlage Klingmüllers folgend, die Einzel-
dosis auf !/ı ccm herabsetzte und ferner noch Anästhesin
zusetzte (in 50 cem Öl lösen sich freilich nur 0,6 g Anästhesin
auf!), gelang es mir nicht, die unerträglichen lokalen und
allgemeinen Reaktionen zu vermeiden. Auf welche Weise
die Terpentininjektionen wirksam werden, ist nicht bekannt.
(Das Blutbild fand ich normal.) Es ist bedauerlich, daß diese
zweifellos sehr wirksame Methode, wenigstens in ihrer jetzigen Ge-
stalt, zur Behandlung der Bartflechte nicht empfohlen werden kann.
Nur des theoretischen Interesses halber darf ich endlich
noch erwähnen, daß man wie bei der Aktinomykose und Sporo-
trichose so auch bei der tiefen Trichophytie mit Salvarsan und
Jod ganz erhebliche Besserungen (wenn auch nicht wie bei den
ersteren Erkrankungen Heilung) erzielen kann.
M. H.! Menschen, die einmal an tiefer Trichophytie er-
krankt waren, sind in der Regel gegen neue Infektionen geschützt.
Es ist selbstverständlich, daß nur bei der tiefen Trichophytie sich
Schutzstoffe bilden und Immunität eintreten kann. Denn nur die
tiefe Trichophytie, bei welcher voll vegetierende Zellen mit den
-Toxinen der Pilze in Wechselbeziehung treten, kann als Allgemein-
> PO Dane een ET A -
mit Schwefelpaste verbunden. Die Angabe Silbersteins,
daß mit einer einmaligen gründlichen Anätzung der erkrankten
Stellen der Krankheitsprozeß als erloschen angesehen werden
könne und die Heilung in durchschnittlich 10 bis 14 Tagen er-
folge, kann ich, wenigstens was die tiefe Trichophytie und die
Folliculitis barbae betrifft, nicht bestätigen. Ich benötigte bis zur
restlosen Heilung leichter Fälle von tiefer Trichopbytie bis zu acht
Ätzungen in bis 53 Tagen, andere Fälle waren noch nach fünf
Ätzungen so gut wie nicht beeinflußt worden.
Dieser Methode weit überlegen, bedeutet die Behandlung
der Trichophytia profunda und der Sycosis non trichophytica mit
Carbolsäureätzungen nach Arning?) einen großen Fortschritt.
Mit watteumwickelten und in Acid. carbolic. pur. liquef. getauchten
Holzstäbchen werden alle Knoten und Infiltrate ohne Druck
oberflächlich überstrichen. Die Haut ist nun absolut trocken zu
halten (nicht waschen, nicht rasieren) und wird zur weiteren Aus-
trocknung dreimal täglich mit 2%igem Salicylspiritus betupft.
Die spontane Lösung der Krusten erfolgt nach längstens zwölf
Tagen und muß abgewartet werden. Wenn nötig, wird nur die
Ätzung wiederholt. Ich habe von dieser Methode bisher in rund
100 Fällen Gebrauch gemacht und kann dieselbe als reinlich,
billig, bequem und rasch wirksam wärmstens empfehlen.
Die im Anschluß an die Ätzung sich einstellenden oft er-
heblichen Schmerzen gehen meist in wenigen Stunden vorüber.
Auch ausgebreitete schwere Fälle trichophytischer und kokkogener
Sycosis wurden durch zwei bis drei, selten mehr Ätzungen in
durehschnittlich vier bis fünf Wochen restlos geheilt.
Auch über Versuche nach Klingmüller?°) die Bart-
flechten mit Terpentinöl zu behandeln, möchte ich kurz berichten..
Von einer 20%igen Lösung von Ol. Terebinthin. in Ol. Olivar. in-
~ i D. militärärztl. Zschr. 47, Jahrg., H. 7/8.
2) D. m. W. 1918, Nr. 25. =
») D. m. W. 1917, Nr. 41.
erkrankung den ganzen Körperhaushalt in Mitleidenschaft ziehen,
nicht aber die oberflächliche Trichophytie, bei der die nur in den
verhornten und obersten Epidermisschichten angesiedelten Pilze
dem Saftstrom der Haut entrückt sind. Diese Trichophytle-
immunität ist specifisch, aber nicht nur für den Betreffenden,
sondern für alle 'Trichophytonstämme. Bloch verdanken Wir
nun den Nachweis, daß die Pilzimmunität histogener Natur an
die Zellen und nicht an das Serum gebunden ist. Es gelang ihm
nämlich durch Transplantation von Hautstückchen Trichophytle-
kranker auf Gesunde die Trichophytieimmunität damit auf letztere
zu übertragen.
, Zum Nachweis der bei tiefer Trichophytie eingetretenen
veränderten Reaktionsfähigkeit (Allergie) der Haut bedient man
sich seit längerem (Neißer und Plato) des sogenannten
Trichophytins. Dieses, ein Filtrat verschiedener Trichophyton-
kulturen, wird zum Nachweis der speeifischen Überempfindlichkeit
in dem Tuberkulin analogerweise angewendet. Überhaupt haben
durch weitgehende Analogien die Tuberkuloseforschungen dureh
die Studien der Pilzimmunität eine hervorragende Stütze erfahren.
Dabei ist die Pilzimmunität außerordentlich übersichtlich und Vie
leichter zu überblicken als die Tuberkuloseimmunität (Much).
Es war naheliegend, daß man bald versuchte, wie beim
Tuberkulin so auch beim Trichophytin die allergische Entzündung
nicht nur zur Diagnose, sondern auch zur specifischen Therapie
zu benutzen. In neuester Zeit wurden zwei polyvalente Mise =
trichophytine in den Handel gebracht: das Trichon von Bruck f
und das Trichophytin von Scholz®). Ich behandelte pa
meiner Station bisher 20 Patienten mit tiefer Trichophytie 3e
Bartes genau nach der beigegebenen Anweisung mit dem letzter®
Präparat. Dabei bevorzugte ich die intradermale Anwendung,
sie stärkere Allgemeinreaktionen vermeiden (Bruck yn
1 M. m. W. 1918, Nr. 18.
2) M. m. W. 1918, Nr. 19.
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9. Februar. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — r..6:. EEE er G: Ci z
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Kusunoki) und trotzdem nach’ bisherigen ‘Beobachtungen die | _ Uns lag nun besonders daran, die beiden-Methoden bei Fällen ie p |
a Rt j. besten Resultate geben soll., Die. günstige therapeutische Beein- | zu vergleichen, bei denen die luetische Infektion länger zurück- eh
an flussung der Trichophytie war in jedem Falle zweifellos. Restlose | liegt: und. bei denen erfahrungsgemäß häufiger mit sogenannten Ku Dre
ind n Heilung trat jedoch nur in fünf Fällen nach 8 bis 14 Injektionen | „Übergangswerten“ ‚zu. rechnen ist.: | Wir "wählten deshalb das ee
nm} ein, bei den anderen Patienten machte die rasche anfängliche | Material (Blut und Liquor) von Dementia progressiva paralytica Er
r Fi Besserung nach zirka sieben Injektionen halt. Die noch restierenden | und in einigen Fällen das von Lues: cerebri. Im ganzen unter- er a
ud} Infiltrate und Knoten reagierten in diesen Fällen auf weitere In- | suchten wir 42 Untersuchungsproben von Paralyse (85 Blutproben PIO
Jossu d jektionen nicht mehr und mußte mit. anderen Methoden fort- | und 7 Liquorproben) und 2 Blutproben. von Lues cerebri. Das Pa
biy |, gefahren werden. Schädliche Nebenwirkungen. -oder stärkere All- | Material wurde \uns von der Psyehiatrischen Klinik und. der Heil- gi
am} . gemeinreaktionen habe ich nicht beobachtet. Wenn so auch die | und Pflegeanstalt Erlangen in dankenswerter Weise zur Verfügung iu
| p neuen Präparate von Fehlern, welche die .Trichophytietherapie | gestellt‘). Bei Einsendung des Materials wurde uns die klinische a
an bisher in Mißkredit brachten, frei zu sein scheinen, so glaube ich.) Diagnose nicht mitgeteilt. Wir erfuhren sie erst, nachdem beide re
mh | doch, daß man die specifische Behandlung der tiefen Trichophytie | Reaktionen. angestellt waren. . Jeder Sendung von Material war is
anka mit Mykinen wegen ihrer zurzeit noch beschränkten Wirksamkeit | Untersuchungsmaterial eines nichtluetischen Falles beigefügt. na :
A nur als Hilfstherapie beiziehen wird. ` >> > ` | -© Folgende Tabelle 1 gibt die Gesamtübersicht über die er- ` KETNER
o} =.. M.H.! Ich bin am Ende meiner Ausführungen. Wir haben ge- | zielten Resultate. In Tabelle2 haben wir eine prozentuale kri- E, B
m. ‚sehen, daß uns zur Heilung der Trichophytie eine ganze Reihe wert- | tische Zusammenstellung über die Bedeutung der Resultate angefügt. era
ia voller Methoden zur Verfügung, stebt, © Wir kommen unter allen Se a a Tabelle i | ei E RA
at t- Umständen zum Ziel, wenn wir uùs nicht auf eine einzige Methode LE: = | STAREN
i , FA A R u Ah
MN festlegen, sondern zweckmäßig. kombinieren. Besteht ja bei der Be- \ | Angabe | | EN | 7 pE
m| m handlung gerade der Hautkrankheiten der große Vorteil darin, daß | -| 4 Quelle,| Name Are d aiet em u R | ak E
ie | man das pathologische Geschehen jederzeit von der erkrankten Haut | de! d Unter-| _ des des, | mannsche | ata | Diareo. Ai.
ii direkt ablesen und sein therapeutisches Handeln dementsprechend | N" suchungs-| Patienten | Materials | Reaktion | "*®on Sk
i modifizieren kann! 0 i = stammt | | = N u nn ‚
Ai f. u a ann ; | Se Blut + a D
ni Aus der Bakteriologischen Untersuchungsanstalt Erlangen. FA cMquor en » 1 Re) r
ER S \ PA : 5 ~ n no ROEK = ior
N Über die Serodiagnostik der Syphilis mittels | 2 | Ma | ur | $t (EIE
a a) i > wa ar d Rar Le. Blut + n TEFA is
Ausflockung durch cholesterinierte Extrakte. 28 | Le Liquor + : Eie
E i o Ri. Blut +++ i; E Tier
| von ` Sy ; , ES Ri. Liquor +++ 3 ff EBEN
u eng Wai | ER) Bi. "our a NE.. MEE
} | | ‚Prof. Dr. Woligang Weichardt | 3 Ra. ale n Borchert BE
| Er ubd Se E | E |o | u BA:
; `- Dr. Erich Schrader, Kreisassistenzarzt, Bialla (Ostpreußen), | Gri. $ n ist:
X früherem Assistenten der Anstalt. , ` 2 Ri | r $ BE:
:., Die Versuche, den Luesnachweis zu vereinfachen, haben wir | La. = +++ of u í T 2
‘schon seit längerem mit Interesse verfolgt. - In Nr. 33 dieser | j9 Sohni 4 E TOE | Epilepsie % ae
i Wochenschrift berichten Sachs, und Georgi über die von ihnen | 2 e | g a PTE + |` Paralyse nA
zurzeit geübte Methode der Seròdiagnostik der Syphilis. mittels | 33 Ber Ar 0: 2 RR. ie
| Ausflockung durch cholesterinierte Extrakte. z a o ; Pe wer _ Paralyse f Br
| .. Wenn der Nachweis luetischer Infektion durch. die reine | +2- Be o 7 CE E N: i j o
Fällungsreaktion dem durch Komplementbindung gleichwertig oder.| 238 = Ei E DER P Demonte, pradgx voll RER
auch nur ähnlich gestaltet werden kann, so ist das ein nicht zu 8 FÈ Schle. ý nE Po n FUELS] o
unterschätzender Vorteil.. Gerade in der letzten Zeit war die Be- = 3 m Er Bw. N 2.
‚Schaffung des Hammelbluts und des Meerschweinchenkomple- | 31 a8: REPE 8, Ä — > | Tmbečillität roh o n POO
mentes an vielen Stellen mit recht erheblichen Schwierigkeiten | 2 |\55 | Ha | = Paralyse Be. 1] AMER
verknüpft. Eine Ausschaltung dieser schon wegen ihrer geringen al SH olg. k $ E SS DS T i PER
Haltbarkeit labilen. Reagentien ist besonders erwünscht. Außer- | || > o » a u re it
dem wäre die durch die Vereinfachung bedingte Verbilligung des | #7 || $ Ma. $ +++ + s Be N
‚Luesnachweises besonders auch im epidemiologischen ‚Interesse | S m ae Ei He eG ` i A ae
gelegen, wenn derselbe, um die Seuche sachgemäß zu bekämpfen, | 4 Schme z Oo. FE 2 RE...
möglichst häufig durchgeführt werden soll. | en 2 Be k des " BI N. ~;
cm. Pie reinen Fällungsreaktionen können sogleich nach Ein- 48 He. n F+ Et | 5 PEAN TRR
' „treffen des Materials: vorgenommen werden, sodaß die Diagnosen |. $4 u Pre ee asan Br
gleich schnell wie die übrigen des Untersuchungslaboratoriums.er- | 4 Rei. M +++ | +++ | 003. Paj MA -BRE
ledigt werden. Das aus Sparsamkeitsgründen bedingte Sammeln | 2 | SE a ia =. Z |p serebri EN: =
deg`Materials bis zu einem gewissen Tage, an welchem alle Re- |). -| Liquor +++ = z Paralyse i ù haisi A f T eS
Aktionen gemeinsam ausgeführt werden, fällt weg. ` - a n A | ren | 2 Kg on
~: Auf Grund theoretischer Forschungen über das Zustande- — l | HERR! Eo
kómmen der Wassermannschen Reaktion (H. Sachs, P. Schmidt, Bee _ Beide Reakt. positiv, | Die Wasser- Die’ Fällungs- f . I MEE
U. Friedemann, Hirschfeld-Klinger, L. Michaelis und Andere) | Belde | aber die ]' aber die ‚maunsche Re: reaktion ver- | Beide ie 2 o =
lagen bereits zahlreiche an sich theoretisch wohlbegründeteVersuche, “| Mate- |Reaktionen We Fallungs vollkommen, | koramen Ale Reak- ` o DB o.
diè Reaktion selbst zu vereinfachen, vor. Für das praktisch dia- | rial ha ergab ein | ergab ein die Fällungs- | Wasser- tionen nl o;
gnostische Laboratorium schienen uns’ die bisherigen Methoden =... | siohereres | sichereres | "nich ehe [negativ I
‚Noch. keinen ausreichenden Ersatz für die Wassermannsche Re- — —— —— — Ž Ba EDT
aktion zu bieten, obgleich der in letzter Zeit von Meinicke | gut | 1=3%, ESZA oo | 2459, en. Bas an a
. eingeschlagene Weg bereits einen wesentlichen Fortschritt, bedeutet. | Liquor|_3= 7% oh LAERRE REED 2=4,5% 0 ` DEUENIS T AEE
> Durch die Liebenswürdigkeit von Prof. Sachs gelangten | | 32°%. | 0% | 0. | 45% IM. |45% = BERN
Ze; > AF RPE TAS a
Wie aus diesen Tabellen hervorgeht, war es in 95,50), der
Fälle. möglich, mit beiden Untersuchungsmethoden ein positives
Resultat zu stellen, in 82°/, stimmten beide Methoden überein,
wir- in den Besitz eines ausgezeichneten Extraktes (XIla). Unsere
Vorversuche erstreckten sich auf Material von Lues II, das uns-
von dermatologischer- Seite zur Verfügung gestellt wurde. Bei
diesen: Untersuchungen ergab. sich in allen Fällen eine Überein-
süimmung zwischen der Wassermannschen Reaktion und der
'„ungsreaktion, und zwar auch insofern, -als bei beiden Reaktionen
m positiven Fällen das Resultat- gleich: deutlich ausfiel.
© 2) Die Präparatorin der Anstalt, Frl. Luise Böh me, führte
in der Folgezeit die Reaktionen in vollkommen gleichmäßiger Weise aus,
Dar a ® .m F: = Ss. er $
pe ` 2 2 a ng" 2 = EVAR sa = j . - .
a 2 5 g> u - . . à : PER og:
7 ; sE = se g a g & i a N FE —. es ee De ~}
PE E AEE E EAEE A AAE E T EE DEE re = Ei = Dr z see a2 i En
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a Te a a
140
Allerdings war hier nur in 32°/,* die Übereinstimmung eine voll-
kommene, insofern als beide Reaktionen als gleich stark be-
zeichnet werden konnten. In’ 50°/, der Fälle war der Ausfall
der Wassermannschen Reaktion‘ bei unserem, wie wir nochmals
betonen , wollen, fast durchweg metaluetischen Material bei der
Wassermannschen Reaktion deutlicher, obgleich auch die Fällungs-
reaktion die Diagnose ohne Schwierigkeiten ermöglichte‘), In
4,5°/, der Fälle versagte die Wassermannsche Reaktion, die
Fällungsreaktion ergab noch ein deutlich positives Resultat. In
9°/, versagte die Fällungsreaktion, während die Wassermannsche
Reaktion die Diagnose ermöglichte. In 4,5°/, der klinisch posi-
tiven Fälle waren beide Reaktionen negativ.
Wir ziehen aus diesen Resultaten folgende Schlüsse: 1.. Die
Fällungsreaktion kann in der von Sachs und Georgi aus-
gearbeiteten Form zur Syphilisdiagnose in praktisch-diagnostischen
Laboratorien herangezogen werden. In den Fällen, in denen sie
nicht deutlich stark positiv.’ ausfällt, ist bis auf weiteres die
Wassermannsche Reaktion noch heranzuziehen,
2. Bei diesem Vorgehen kann unter den derzeitigen schwie-
rigen Verhältnissen in mindestens 32°,, der Fälle die Wasser-
mannsche. Untersuchung erspart werden.
8. Wird hierbei in 4,5°/, der Fälle noch ein positives Re-
sultat erreicht, welches verlorengeht, :wenn die Wassermannsche
Reaktion allein ausgeführt wird.
4. Wünschenswert wäre die Verwendung eines einheitlich
an centraler Stelle geprüften_cholesterinierten Extrakts.
— [Lo e———
Aus der Auguste-Viktoria-Knappschafts-Heilstätte Beringhausen
| bei Meschede.
Kurzer Bericht über 23 im Jahre 1913
mit dem Friedmannschen Mittel behandelte
Lungentuberkulöse.
Von
Chefarzt Dr. Windrath.
Die in letzter Zeit sich mehrenden Mitteilungen über zum
Teil erfolgreiche Behandlungen mit dem Friedmann schen
Tuberkulosemittel geben mir Veranlassung, die von mir im Jahre
1913 mit diesem Mittel geimpften Fälle einer Nachprüfung zu
unterziehen, die kurz mitgeteilt sein mögen °).
Geimpft wurden seinerzeit im Januar 1914 23 Patienten. Von
diesen starb einer unter stürmischen,Fiebererscheinungen, an welche
sich eine Hämoptoe anschloß, 14#Tage nach der Impfung; er befand
sich im zweiten Stadium nach Turban-Gerhardt. Von den
übrigen 22 konnten 4 wegen Abkehr von den einzelnen Zechen
nieht ermittelt werden, 3 leben noch und 15 sind inzwischen ge-
storben. Von den letzteren gehörten 3 dem ersten, 8 dem zweiten
und 4 dem dritten Stadium nach Turban-Gerhardt an.
Die drei Patienten des ersten Stadiums starben 12, 13 und 30
Monate, die acht Patienten des zweiten Stadiums 13, 9, 8, 31, 5,
13, 27 und 3 Monate, die vier Patienten des dritten Stadiums 5,
20, 1 und 24 Monate nach der Impfung mit dem Friedmann-
schen Mittel. Mit einer Ausnahme starben also alle diese Patienten
vor Ausbruch des Krieges und kommt daher der Mangel an
Nahrungsmitteln als ein den Krankheitsprozeß förderndes Moment
nicht in Betracht.
| Die Krankengeschichten\.der ; ‚drei,noch Lebenden teile ich
kurz mit: |
1. Kohlenhauer W. Bei Entlassung aus der Heil-
stättenbehandlung im Februar 1914. 82 Jahre. Erbliche
Belastung wird verneint, Früher nie krank. Zwei Jahre gedient. All-
gemeines Befinden leidlich. Ernährungszustand ziemlich gut. Größe
166 cm, Nacktgewicht 60 kg. Rechts vorn bis zweite Rippe und rechts
hinten bis Spina verkürzt, links hinten unten gedämpft, ebenso linke
Axilla. Atemgeräusch rechts vorn bis zweite Rippe vesiculärbronchia);
ebenso rechts binten bis Mitte, rechts vorn zweite Rippe abwärts bis
fünfte Rippe verschärft vesiculär. Links vorn supra und links hinten bis
Spina rauh mit Knacken, links hinten Spina abwärts bis Mitte verschärft
1) Bemerkt sei noch, daß die Wassermannsche Reaktion nach
der Originalvorschrift mit besonders sorgfältig vorher ausgewerteten
Antigenen und stets frischem Hammelblut ausgeführt wurde, sodaß
„zweifelhafte Werte“ vollkommen in Wegfall kamen.
2) Cf. Aufsatz über Kaltblütertuberkulose usw. in Nr. 22 des
Jahrgangs 10 dieser Wochenschrift,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
9. Februar.
— mn nn
vesiculär, links hinten unten abgeschwächt. Röntgenbild: Beiderseits
bis etwa zweite und dritte Rippe zahlreiche zum Teil dichtstehende
Herdschatten mit verstärktem Hilus. Linke Spitze zeigt Aufhellung
nach Hustenstoß. Links unten Schatten (Schwarte), Auswurf spärlich.
Tuberkelbaeillen + (G. 1).. Wird zur leichten Arbeit über Tage
entlassen. |
Nachuntersuchung im Dezember 1918. Reduzierter
Ernährungszustand. Schlechtes Allgemeinbefinden. Patient hat die
Jahre nur mit Intervallen gearbeitet. — Rechts vorn über der ganzen
Seite und hinten bis Mitte verkürzt bis gedämpft, besonders Spitze,
links supra und infra und hinten bis Spina sowie links hinten unten
ebenfalls. Vorn bis zweite Rippe und hinten bis Mitte Atemgeräusch
vesiculärbronchial; im übrigen über der ganzen rechten Lunge raub,
rechts vorn auch verschärft. Über der rechten Spitze vorn bis Clavicula
und hinten bis Mitte klein- und mittelblasiges zum Teil crepitierendes
Rasseln, letzteres auch über der linken Spitze vorn wie hinten (Röntgen-
befund konnte nicht erhoben werden, weil im Nachuntersuchungstermin
kein Apparat zur Verfügung stand). Reichlicher, zäher Auswurf. —
Befund zeigt also wesentliche Verschlimmerung. In beiden Ober-
lappen besteht Katarrh, der rechts bereits auf den Unterlappen über-
gegriffen hat.
2. Maschinist Ch. Bei Entlassung aus der Heil-
stättenbehandlung im Februar 1914. 32 Jahre alt. Mutter
an Lungentuberkulose gestorben. Früher angeblich nie krank. Drei
Jahre gedient. 1910 Heilverfahren in Lippspringe, 1911 Heilverfahren
in Beringhausen. — Gutes Allgemeinbefinden. Guter Ernährungs-
zustand. Körpergröße 1,75 cm; Nacktgewicht 75,5 kg. — Rechts vora
bis zweite Rippe und rechts hinten bis Spina Schallverkürzung, daselbst
verlängertes Exspirium mit Knacken, ebenso über der linken Spitze ver-
einzeltes Knacken. Im übrigen Lungenbefund normal. — Im Röntgen-
bild zeigt die rechte Spitze bis zur zweiten Rippe -hinab kleine Herd-
schatten, die durch deutliche Stränge mit dem Hilus in Verbindung
stehen. Auch in der linken Spitze vereinzelte Herde. Auswurf spär-
lich, enthält Tuberkelbacillen (G. 1). Entlassen zur leichten .\rbeit über
Tage im Februar 1914.
Nachuntersuchung im Dezember 1918.
Ernährungszustand. Allgemeinbefinden schlecht. Hat viel gefeiert.
Über beiden Spitzen verkürzter Schall, rechts bis dritte Rippe. Über
beiden Spitzen vorn bis Clavicula, hinten bis Spina ist das Atemgeräusch
vesiculärbronchial, verschärft von klein- bis mittelblasigen Rassel-
geräuschen begleitet. Auswurf reichlich.
3. Expedient K. Entlassungsbefund im Februar 19i4.
45 Jahre alt. Vater an Lungentuberkulose gestorben. Früher angeb-
lich nie krank. Hat nicht gedient, warum unbekannt, 1909 und 1911
Kur in Beringhausen. — Gutes Allgemeinbefinden.. Guter Ernährungs:
zustand. Körpergröße 169 cm, Nacktgewicht 68,7 kg. — Beiderseits
vorn bis Clavicula Schallverkürzung, ebendaselbst sowie hinten bis Spina
vesiculärbronchiale Atmung, rechts auch infra bis zur zweiten Rippe,
aber nirgends Nebengeräusche. — Im Röntgenbild erscheinen einzelne
Herde in der rechten Spitze, nicht tiefer als bis zur zweiten Rippe. —
Auswurf spärlich, ohne Tuberkelbacillen. Entlassen zu seiner früheren
Arbeit als Expedient.
= Nachuntersuchung im Dezember 1918. Guter
Ernährungszustand. Gutes Allgemeinbefinden. Über beiden Spitzen
bis, zur Clavicula Schallverkürzung, rechts besonders deutlich. ‚\tmungS‘
geräusche über beiden Spitzen, rechts bis zur dritten Rippe vesiculär-
bronchial, verschärft. Keine Nebengeräusche. Auswurf nicht vorhanden.
Hat durchweg gearbeitet.
Die prognostisch günstig liegenden Fälle haben sich dem-
nach wenig geändert; dies gilt besonders von Fall 3. Solche
Beobachtungen machen wir aber täglich auch ohne specifische
Therapie. Ein abschließendes Urteil über die Dauererfolge der
in den Jahren 1913/14 mit dem Friedman n schen Mittel be-
handelten Lungentuberkulösen muß natürlich einer Sammlung der
Veröffentlichung weiterer Fälle vorbehalten bleiben.
m eee e o o M a
Zur Symptomatologie und Pathogenese der
Granatcommotionsneurose.
Von A.
Priv.-Doz. Dr. med. et phil. Erwin Nießl v. Mayendorf, Leipzig.
(Schluß aus NT. 6)
Fragt man nun, ob diesen bunten Wechsel der Krankheits-
zustände nicht in allen Fällen wiederkehrende Veränderungen
einunddesselben Organsystems begleiten, so fallen, bei nur
einigermaßen aufmerksamer Betrachtung, die abnormen R eaf-
tionen der Vasomotoren, welche in den Untersuchungs-
protokollen nur anhangsweise kurz vermerkt und in ihrer Bo-
deutung nicht weiter gewürdigt zu werden pflegon, sebr deutlic
ins Auge.
Das bei den vorgeführten 13 Beobachtungen konstant anzu-
Mittlerer
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welches eine Differenzierung der krankhaft geänderten Leistungen
nicht zuläßt, offenbart sich in folgenden Formen: EN
Ä Auffallende Intensität und Dauer der durch Streichen her-
vorgerufenen Rötung einzelner Hautpartien (Dermatographie) fand
sich in verschieden starker Ausbildung in den Beobachtungen 1,
2, 6, 10, 12, 13. Bei einem.höheren Grade dieser Erscheinung ist
~ — der gerötete Strich erhaben, es entsteht eine Quaddel (Beobach-
: ~ tung 5 und,11). Im Falle 10 sah man neben einer ausgesprochenen
` -
i größernden Hof erscheinen. War der Abstand, in welchem die
- erzeugten Rötungen und Schwellungen stellen sich, ohne Da-
== _ „wischenkunft psychischer Erregungen, als- einfache ıeflektorische
"Vorgänge dar. Man hat daher in ihnen eine pathologische Ab-
‚weichung der Gefäßreflexe zu erblicken. |
ir Abnorm starke Schwankungen der 'Gefäßweite gehen un-
. "bedeu
verhältnismäßig starke psychische Reaktionsweise verraten, par-
alle]. Wir gewahren an dem Patienten des Beispiels 8 während
der Exploration bei der Untersuchung, wie sich die rechte Gesichts-
hälfte intensiv rötet und bald wieder blaß wird. Der Kranke des‘
| Erscheinung. Als er sich nach wenig: erfolgreichen und für ihn
} = Scheinbar sehr anstrengenden -Gehversuchen zu Bette begibt, er-
t ~ scheint ein rotes, mit der Basis nach oben gerich-
- betes Dreieck auf derHautüberdem Manubrium
sterni. Bei dem Patienten der-Beobachtung 8 sah man ein
durch geringfügige Erregung hefvorgerufenes urticäriaähnliches
l
| - Exanthem an der rechten. Halsseite, rechten Brustwand sowie am
a rechten Oberarm. Die Fettarmut dieser unmittelbar über dem
Knochen gespannten Hautpartie dürfte das Hervortreten der ab-
| norm dilatierten Gefäßnetzchen begründen. =. ne
I... Mit der Erweiterung der Gefäßrohre geht eine Vermehrung
Sr der Schweißabsonderung einher. (Beobachtung 3, 5, 8.). |
u i Die Gefäßwände werden nicht nur in ihrer Funktion, sondern
Auch in ihrer Struktur krankhaft verändert vorgefunden. (Beob-
0 achtung 3.) | u | 3 |
= Eine andauerùde Beschleunigung der Schlagfolge des Her-
zens, auch in der Ruhelage, allerdings meist nur bis zu einer Zahl
von 120 Pulsen in der Minute, weist sehr häufig auf eine krankhaft
gesteigerte Tätigkeit der Centralstelle des .Vasomotorensystems
hin. (Beobachtung 1, 3, 7, 8, 12, 13.) In keinem einzigen
alle, seiersymptomatologisch wieimmer ge-
stältet. gewesen, fehlten somit Abnormitäten
der Vasomotoren. Sie sind neben dem ätiologischen
Faktor das Gemeinsame dieser Neurosen. eo
Es ist weiterhin durchaus nicht zu hypothetisch, auch eine
funktionelle Gestörtheit an den bewegenden ‘Organen jener Ge-
fäßzweige vorauszusetzen, welche der.unmittelbaren Anschauung
entrückt sind, ja vielleicht den gesamten Symptomen-
komplex aus dieser zu erklären. |
- - Ich muß hierzu auf eine ältere Arbeit verweisen, deren,
grundlegende Bedeutung für die Erkenntnis der traumatischen
. „Purose auch noch heute anerkannt’ zu werden verdient‘). Die
` heute zwischen Op penheim und seinen Gegnerü viel um-
strittene Frage, ob die traumatische Neurose eine Krankheit sui `
Pe, oder mit der gleichfalls meist durch ein Trauma ausge-
Östen Hysterie identisch sei, verliert. jedes entscheidende: Inter-
586, sobald dieselben Hirnvorgänge beiden Krankheitsgruppen
zusrunde gelegt werden können. Es steht dann ganz in dem
| elieben des jeweiligen Betrachters, dasselbe Krankheitsbild ein-
mal als Hysterie, das andere. Mal als traumatische Neurose zu be-
zeichnen, und zwar dies um so mehr, als das unterscheidende
p orema] für die traumatische Neurose, auf welches Oppen-
K ım besonderes Gewicht legt, die angeborene Disposition, nur
"einem Bruchteil der Fälle wahrscheinlich gemacht werden kann.
i A Es ist eine alltägliche Erfahrung, daß ein psychischer Shock
ur ügenblicke seiner Einwirkung und in dem unmittelbar darauf-
| E Zeitabschnitt arterielle Contractionen zur- Folge hat.
I
~
3eitrag zum Verständnis der traumatischen Neu-
) Meynert,
Nr. 24, 25, 26.) l
„rose: (W. Kl. W. 1889,
aa
:
er: u. AINR — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 6.
treffende, vom Gesunden abweichende Verhalten der Blutgefäße,
der Arterien von denjenigen der Venen wegen der unmittelbaren
Abhängigkeit der blutzu- und -abführenden Rohre. voneinander
Dermatographie um jeden Nadelstich, welcher zu einem erhabenen
Stippchen anschwoll, einen dunkelroten, sich allmählich ver- `
Stiche erfolgten, nur ein geringer, so confluierten diese Höfchen
zu größeren Flecken. Diese, durch Druck oder Reibung der Haut.
tender psychischen Anspannuüngen, welche auch eine un-
. Falles 3 bietet eine bei Granatverschütteten häufig anzutreffende
: gründen.
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‚Ebenso empirisch feststehend ist die Tatsache, daß plötzliche
Lähmungserscheinungen oder Anästhesien, welche mit dem plötz-
lichen Arterienkrampf auftraten, mehr minder gebessert stehen-
bleiben können. Wir, dürfen -daher mit logischem Zwang auf
‚ein Fortbestehen des arteriellen Spasmus folgern., _ =
Meyņert hat nun darauf aufmerksam gemacht, daß. die
aus die Wand des Unterhorns der Hirnkammer und: das Ammons-
horn mit Blut speist, wegen „ihrer absoluten Enge und wegen des
Mangels kollateralen' Zuflusses durch Anastomosen innerhalb des
Circulus Willisii“ bei einer allgemeinen Contraction des letzteren
infolge spastischer .Gefäßstörung durch ungenügende Ernährung
der erwähnten Hirngebiete charakteristische Ausfallssymptome zur
Folge haben wird. Dieselben sind mit den oft plötzlich. auftreten-
den. Halbseitenerscheinungen der. Hysterie identisch: Lähmungen
mit Freibleiben der Antlitz- und Zungenmuskulatur, Unempfind-
lichkeit der Schleimhäute und der allgemeinen Hautdecken der
kontralateralen Körperhälfte, Taubheit und Blindheit oder. starke \
Einschränkung des Gesichtsfeldes auf dem gleichseitigen Auge,
Anosmie und Ageusie auf derselben Seite. Eine Blutsperre für das
Ernährungsgebiet des hinteren Abschnittes der inneren Kapsel er-
kläre leicht die Bewegungs- und Empfinduugsstörung des ge-
kreuzten Extremitätenpaares, während die Lage der centralen
Fortsetzung der motorischen Zungen- und Gesichtsnerven im Knie
der inneren Kapsel, welche nicht mehr von der Arteria. chorioidea
versorgt wird, das Verschontbleiben der ‚Gesichts- und Zungen-
muskulatur rechtfertigen. würde. "ope u =
= o überzeugend, ja blendend diese von Meynert vorge-
'tragene Theorie von.dem kleinsten Hirnäderchen, dessen Lumen
wohl gänzlich zum Verschwinden gebracht würden, wenn selbst
größere Arterien bis zur Durchgängigkeit für nur eine Blutkörper-
zeile verengt werden könnten (Riegel), auch wirken mag, sie
läßt sich im. einzelnen nur in einer beschränkten Anzahl von
_ Fällen durchführen. Einerseits bietet die oben dem Material wahl-
los entnommene. Beobachtungsreihe nur ein einziges Mal den
hemiplegischen Typus mit vorübergehender Erblindung (Bei-
spiel 5) auf dem gleichseitigen Auge — monoplegische Formen aù
den oberen Extremitäten, .‚Paraplegien der Beine kommen: weit
_ häufiger vor —, andererseits ist auch der-homolaterale Verlust des
Gehörs und des Geruchs mit dem gegenwärtigen Standpunkte
unserer Kenntnis. von den centralen Leitungen dieser Sinnes-
nerven schwer vereinbar. Interessanterweise herrscht auch nicht -
die Bewegungsunfähigkeit sämtlicher Extremitätenmuskeln an den
befallenen Gliedmaßen, die Paresefoder Paralyse, sondern. die Ein-
buße koordinierender Mechanismen, des Tonus. antagonistischer
Muskelgruppen vor, welche wie im Fall 5 durch '‘ticartige ‘Zuckun-
sen oder in anderen als Schütteltremor und Contracturen sehr
häufig hervortritt. Wie ich bei der Schilderung der zur Kriegs-
zeit sichtbar’ gewordenen Zitterneurose. gezeigt habe, läßt’sich
aber auch für den funktionellen Tremor an- eine Leitungsunter-
brechung im Cerebrum denken, und zwar känn es sich nur um jene
Bahn handeln, welche vom roten Kerne der Haube zu: den Central-.
windungen, wahrscheinlich in die hintere emporsteigt?). Diese:
Bahn verläuft, wie ein. pathologisch-anatomischer Fund Bris-
sands älteren Datums, bei einem kleinen Herdehen im hinteren
Schenkel (der inneren ‚Kapsel‘ mit kontralateralen choreaartigen
Zuckungen, und die anatomische - Verfolgung derselben deutlich
zeigt, durch das Ernährungsgebiet der Chorioidealarterie. Da auch,
bei organischen Läsionen wegen nur pärtieller Gewebszertrümme-..
rung und vikariirenden funktionellen Eintretens intakter Mechanis.-
men ein Parallelismus zwischen zerstörter Leitung und intra vitam
nachweisbaren Ausfallssymptomen fast immer nur teilweise durch-
führbar ist, so vermag die spastische Gefäßenge nur einzelner
Ästchen der in Rede stehenden Arterie die partielle Funktions-
einstellung ihres Ernährungsgebiets sehr einleuchtend zu‘ bė- '
Während Meynert die nahe Verwandtschaft hysterischer
und hypnotischer Zustände anerkennt, zieht er im. Gegensatz zu.
Charcot eine scharfe Grenze zwischen dem durch Trauma
und dem durch Suggestion hervorge |
ptomenkomplex. Die Erfahrungen im gegenwärtigen Kriege
haben jedoch diese Grenze verwischt. Die, mit einem-unbedeuten-
den Streifschuß plötzlich und gleichzeitig auftretenden schweren,
——
1) Nießl y.Mayendorf, Über pathologische Tremorformei
zur Kriegszeit. (Mschr. f. Psych. Bd. 39, H. 4.) a j rformen
141:
| aus der Cärotis interna ‘entspringende Arteria chorioidea, welche
‚den Tractus opticus, die innere, Kapsel, vom Plexus chorioideus -
rufenen neurotischen Sym- |
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142 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
oft von dauernden Contracturent) gefolgten Extremitätenlähmungen
ohne jede sonstige traumatische Einwirkung lassen kaum eine
andere Erklärung als die der Selbsteinredung zu. Wenn Mey-
n.ert den durchgreifenden Unterschied zwischen suggerierter und
traumatischer Lähmung darin erblickt, daß bei ersterer ein Er-
wartungsaffekt eine Art Vorbereitung darstellt, welche bei letz-
terer, da sie unvermutet hereinbricht, fehle, so bietet doch die
seelische Verfassung des Kriegers im Felde gerade einen psychischen
Spannungs- und Ausnahmezustand mit vollständiger Konzentra-
tion auf jedes Ereignis, das seine leibliche Existenz gefährdet. Er
‚befindet sich demnach in einer dem Erwartungsaffekt des zu Hyp-
notisierenden analogen Erregtheit. Die äußeren Umstände der
Schlacht setzen eine Disposition, welche bei hypnotisch Veranlag-
ten, vielleicht aber auch bei solchen, die es nicht sind, ausreicht,
um den Effekt einer Übersetzung der eben im Bewußtsein schwe-
benden Befürchtung in die Realität einer somatischen Ausfalls-
erscheinung zu bewirken. Auf dem Boden solcher Beobachtungen
entwickelte sich die Lehre von der psychogenen Entstehung der
Kriegsneurosen. |
Mit dieser psychologischen Deutung ist jedoch kein Schlüssel
für das Verständnis jener zweifellos abnormen Hirnvorgänge ge-
geben, die der Phase der geschilderten Wachsuggestion zugrunde
liegen müssen. Wir haben in dieser eine Einengung
wußtseins ebensowohl anzunehmen als im hypnotischen Schlafe.
Wegen der Plötzlichkeit des Eintritts der suggerierten Erschei-
nung, welche in Beziehung auf eigene Körperteile an eben ge-
machte Wahrnehmungen anknüpft, kann nur ein vasomo-
torischer Vorgang im Großhirn in Frage kommen.
Ohne den Versuch einer engeren Lokalisation derselben zu wagen,
sei auf die sehr häufig anzutreffende, für den corticalen Sitz cha-
rakteristische monoplegische motorische und sensible Lähmungs-
form, den subjektiven Verlust bestimmter Innervationskombina-
tionen, wie die des Stehens und Gehens, die psychische Labilität
und ‚die Veränderung des Charakters (Beispiel 13) bis zu ausge-
sprochener, wenn auch nur transitorischer Geistesstörung (Bei-
spiel 11) hingewiesen. Daß ferner sowohl durch den materiellen
als durch den psychischen Shock die Langerschen Gefäßnetze
der Großhirnrinde bei ihrer für lokalisierte Angiospasmen anato-
mischen Prädisposition nicht minder in Mitleidenschaft gezogen
werden als die Arteria chorioidea, ist angesichts der oben kasui-
stisch reich belegten, so prägnanten Störungen der Hautgefäße
einerseits, sowie der bereits physiologischen arteriellen Blutarmut
des Gehirns ?) andererseits wohl ohne weiteres zuzugeben.
Bieten somit allgemeine und umschriebene Angiospasmen
des Großhirns für die bei der Granatcommotionsneurose vor-
kommenden Symptome eine genügende Grundlage, welche als
Shockwirkung elementar sich geltend macht, so wird jener Ent-
stehungsmodus um so weniger verständlich, welcher aus unter-
bewüßt genährten komplizierten Gedankengängen ein Krankheits-
bild hervorgehen läßt, das doch dem unbefangenen Beobachter mit
einem Schlag entgegentritt. Oppenheim hat, wie ich glaube,
den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn er in einer seiner Repliken
sagt: „Der Hauptfehler, der gemacht wurde und noch gemacht
wird, auch von einer Anzahl unserer hervorragenden Fach-
vertreter ist der; daß das, was die Folge der psychischen Er-
schütterung des Affektshocks ist, als das Produkt der Vorstellung,
als ideogen angesehen wird ®).“ Ob man bei allen Kriegsneuro-
tikern die Anlage zu pathologischer Autosuggestibilität für eine
notwendige Voraussetzung hält oder nicht, so viel ist sicher, daß
der Shock, sei er materieller oder psychischer Art, die
palpable, erwiesene Ursache der Erkrankung ist. Durch
diese wird die Neurose manifest. Es ist nun ein fun-
damentaler Unterschied, ob man eine Vorstellung als
die Ursache einer Erkrankung oder als
die Folge derselben auffaßt Und dann ist es ja
nieht der Inhalt der Vorstellung, sondern die pathologische
autosuggestive Macht, welche symptomerzeu-
gend wird. Diese aber ist wieder. ein Sympton eines durch
das Trauma ausgelösten psychopathologischen Zustandes, welcher
sich doch in den seltensten Fällen schon vor dem Kriege durch
1) Die Mitteilung zweier einschlägiger Fälle habe ich der D. Zschr.
f. Nervhlk. zuräMitteilung übergeben.
2 Kronecker schätzt den arteriellen Blutgehalt des Gehirns auf
ungefähr 1 ccm. Siehe Nothnagels Handbuch: Kocher, Hirner-
schütterung, Hirndruck. Wien 1901, S. 59.
» Oppenheim, Die Neurosen nach Kriegsverletzungen.
(Neurol. Zbl. 1915, S. 810 bis 813.)
des Be-
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ähnliche Erscheinungen an den Kriegsverletzten bemerkbar ge-
macht hat.
Wenn die durch Gehirnerschütterung oder den Affektshock
— eine dieser beiden Momente läßt die Anamnese wohl nie ver-
missen -— hervorgerufenen vasomotorischen Anomalien den Boden
abgeben. auf welchem eine bis zur Produktion von Lähmungs-
erscheinungen und Anästhesien gesteigerte Suggestibilität hervor-
tritt, wäre es geboten, zur Aufklärung des pathologischen Zu-
sammenhangs den irreführenden Ausdruck „psychogen“ durch
den mit unmittelbarer Wahrnehmung faßbaren „vasogen“ zu er-
setzen. ‚Dieser Terminus würde die krankhafte Änderung jener
Organbestandteile aussprechen, welche einen psychogenen Ur-
sprung erst begründen. Die Definition der Granatcommotions-
neurose würde dieselbe als eine „vasogene Shockneu-
rose“ im weitesten Sinne zu charakterisieren haben, wobei der
psychische Stoß nicht nur immer durch die plötzliche Wucht eines
einzigen Ereignisses, sondern auch durch sich immer wieder-
holende, das Nervensystem belästigende und peinigende Einflüsse
gegeben sein kann.
nn nn nn
Ischias und Simulation ?).
Von
W. Alexander, Berlin.
Die Übertreibung subjektiver Beschwerden ist so weit ver-
breitet, daß mit ihr fast stets zu rechnen ist, außer bei tatsächlich
sehr schmerzhaften Affektionen, wie Gesichtsneuralgie, Koliken und
anderen, deren Schmerz einer Übertreibung kaum Raum gewährt.
Die psychologische Begründung dieser Erscheinung liegt in der
Privatpraxis darin, daß der Kranke unbewußt beim Arzt
erhöhtes Interesse für sein Leiden erwecken will, ein Bestreben,
das in den grotesken Manifestationen der Hysterie seinen Höhe-
punkt erreicht. Neben dieser mehr oder weniger unbewußten
Übertreibung kommt in der Unfall- und Versicherungs-
praxis dazu die bewußte Übertreibung, die die Erlangung
materieller Vorteile zum Ziele hat. Ähnlich liegt es in der
Kriegspraxis; und so kommt es, daß die Übertreibung die
ärztliche Tätigkeit in immer steigendem Maß erschwert, verant-
wortungsvoller und — unerfreulicher macht. Sie erschwert die
quantitativ richtige Auswertung des erhobenen Befundes, weil ein
und derselbe Befund verschieden starke Beschwerden machen
kann; sie erhöht die Verantwortlichkeit des Untersuchers, weil er
im Kriege ganz besonders unparteiisch die Interessen des Kranken
wie die des Staats vertreten muß. Die so gesteigerte Verant-
wortlichkeit verpflichtet uns um so eindringlicher zur erschöpfen-
den Anwendung aller Untersuchungsmethoden, weil auch das un-
scheinbarste objektive Symptom geklagte Beschwerden ver-
fizieren kann. Wenn wir auch wissen, daß wohl einmal auch ohne
objektiven Befund erhebliche Beschwerden bestehen können, 50
muß doch der objektive Befund das Ent-
scheidende bleiben, |
Eine der häufigsten krankhaften Erscheinungen, der
Schmerz, bietet an sich nun keinen objektiven Befund. Und
die Krankheit, deren einziges oder Hauptsymptom der Schmelz
ist, die Neuralgie, soll ja nur da diagnostiziert werden, WO
Zeichen einer organischen Erkrankung nicht bestehen. Wir waren
demnach überhaupt nicht in der Lage, eine Neuralgie zu objekti-
vieren, wenn nicht erfahrungsgemäß bestimmte Neuralgien oft mit
ganz bestimmten Begleiterscheinungen einhergingen, wie z. I
Trigeminusneuralgie mit dem Tic douloureux, die Ischias mit be-
stimmten Haltungsanomalien usw. Auch erzeugt ein starker
Schmerz gewisse Gemeinschaftssymptome, die unab-
hängig von seiner Lokalisation sind, z. B. Tränen, Stöhnen, Rötung
des Gesichts, veränderte Atmung, Pupillenerweiterung, Pus-
beschleunigung, Blutdrucksteigerung, Schweißausbruch, Kollaps
usw., doch sind diese Merkmale teils inkonstant und können bel
einem mäßigen, länger dauernden Schmerze versagen, teils ist ihre
Feststellung von Fehlerquellen bedroht, die nur der ganz Erfahrene
wird ausschalten können?). Wir sind also, wenn wir Klagen über
Schmerzen auf ihre Wahrhaftigkeit hin prüfen wollen, bel ger
!) Nach einem Vortrag vor Militärärzten., á n“
3) Das „psychogalvanische Retlexpbänom
(Veraguth: Die klinische Untersuchung Nervenkranker. l pA
baden 19i1. J. F. Bergmann) gestattet, einen ausgelösten ama
sicher zu objectivieren, kommt aber leider für den täglichen praktische
Gebrauch nicht in Betracht f |
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1919 — MEDIZ
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Symptomenarmut der Neuraigie auf eine um so exaktere Unter:
suchungstechnik angewiesen,. je mehr die Nebensymptome. einzeln
oder-in ihrer Gesamtheit an Wertigkeit gewinnen und überhaupt
erst-das Vorhandensein von Schmerz wahrscheinlich machen. Das.
verlangt aber nicht nur eine genaue Kenntnis und Bereithaltung
aller differentialdiagnostischen Möglichkeiten, um zur richtigen
Diagnose zu kommen, sondern auch nach richtiger Erkennung der-
vorliegenden Erkrankung noch die Entscheidung, ob eines
oder mehrere der gefundenen Symptome Simu-
liertoderaggraviert sind, wozu wieder Erfahrung dar-
über gehört, wieweit jedes dieser Symptome simu-
tteln die Simulation |
_ der Ischias. zu
lierbar und mit welchen Mi
nachweisbar ist. _ | 5 x a;
Meine Erfahrungen als Truppenarzt, im Feldlazarett,. als
Facharzt einer Korps-Untersuchungskommission und endlich .auf
der Nervenstation eines Kriegslazaretts haben gezeigt, daß beson-
ders oft die Ischias zur ‚Übertreibung Anlaß bietet, der von
Voruntersuchern nicht immer mit der nötigen Sicherheit enfgegen-
f getreten werden konnte, während anderseits gelegentlich Aggra-
vation angenommen worden war, wo kleine und kleinste, leicht
übersehbare Nebensymptome das tatsächliche Bestehen von
Schmerzen wahrscheinlich machten. oo |
ei der Betrachtung
Für den vorliegenden Zweck wollen wir b
der Simulierbarkeit der Ischias die Neuralgie und die Neuritis zu-
nung möglich, ist, und wollen auch, unter Außerachtlassung der
‚verschiedenen. Formen der Ischiadicusneuralgie, unter Ischias
alle Schmerzzustände im Gebiete des Ischi-
adicus verstehen. Unter Demonstration der Untersuchungs-
technik soll jedes 'einzelne Symptom auf seinen differentialdiagno- .
stischen Wert und seine Simulierbarkeit geprüft und en
die Methodik der Entlarvung "gezeigt werden. Wenn dabei auch
7
suchung mit der
- Ischias
‚letzung im Gebiete der
.des Beins,
hur Bekanntes geboten werden kann, so dürfte doch eine syste-
- matische Zusammenstellung unter den genannten Gesichtspunkten
in diesem Kreis um so mehr Interesse finden, als die Lehrbücher
‚in dieser Richtung naturgemäß
“auf diesem Gebiet äußerst spärlich gesät sind}.
emäß. versagen, und auch Spezialarbeiten
Eine gute Anamnese, die sich besonders auf die Art
der Schmerzen erstrecken muß, die Temperatürmessun
und Urinuntersuchung vorausgesetzt, beginnt die Unter-
Inspektion. De a
Diese zeigt zunächst im Liegen etwaige Zeichen einer Ver-
unterer Wirbelsäule, des Beckens oder.
Das Vorhandensein größerer :Hautabschürfungen oder
Suggillationen (die aber erst nach einigen Tagen hervorzutreten
brauchen!) macht das: Bestehen von Schmerzen wahrscheinlich.
Das Fehlen solcher 'Symptome spricht nicht gegen Schmerzen, da-
‚auch ein leicht
- Muskelzerreißu
eres Trauma ohne äußere Zeichen schon erhebliche
ngen und Blutungen in die Nervenscheide machen
Sind stärkere Varicen vorhanden, die später bei der
Untersuchung im Stehen noch deutlicher sichtbar werden, so sind
etwaige Beschwerden auf diese zu beziehen, besonders wenn sie im
Liegen, speziell bei Hochlagerung, verschwinden. Daß „innere.
Varieen“ auch echt ischiadische Erscheinungen machen können,
kann.
bezweifle ich entgegen anderseitiger Behauptung (A. Reinhardt,
Quénu), da ich niemals beim Ischiadiker die Schmerzen durch
Hochlagerung mildern konnte. Die Beschwerden können der
ähnlich sein, sind aber stets von ihr zu unterscheiden und
werden nach Edinger?)treffend als „phlebogeneSchmer-
zen“
‚Sradiger Varicen nicht das Vo
none der Simulation nervöser. Symptome. Urban & Schwarzen-
‚ebenda S. 146,
beweist das Bestehen selbst hoch-
rhandensein ‘von Beschwerden, wo-
be ich mich gerade bei Infanteristen und Armierern oft über-
Sugen konnte. Herpes zoster in einem Teil des Ischiadicus-
hste und beste Bearbeitung gibt S. Erben:
bezeichnet. / Übrigens
nn aaa i
m a EEE
`- D) Wohl die ausführlie
1912. — Wertvolle Winke finden sich auch bei G. Lieber-
C Macho Über die Behandlung. von. Kriegsneurosen. Halle 1917,
in Fr old. — K. Singer: Die Objektivierung nervöser Beschwerden
den iege. Würzburger Abhandlungen XVI. 1. — G. Voß: Zur Frage
Über ron bei Soldaten. D. m. W. 1916, Nr. 48. — Henneberg:
u. Ne sgravation und Simulation. 9. Juli 1917. Berl. Ges. f. Psych.
Nr oa eakrkh, Ref. N. C, 1917, Nr.-18; S. 765.: Disk. B. kl: W. 1917;
1.0: s P1048, — Nonne: Neurósen nach Kriegsverletzungen. Verhdig.
« Deutsch. Nervenärzte, 8, Jahresyersammlung, S. 81. — Gaupp:
Meister:
3Y B. kl, W. 1918, Nr. il.
~r ,
‚bestehen, — Sitzt der Patient im-Bette, so beugt er das kranke
r
heblich beweglicher als. bei derselben. ‘Der Simulant, aber auch
’ D ‘ -
t` Ek ji
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gebiets macht gewisse Schmerzen wahrscheinlich, kann sogar mit
schwerster Neurälgie: einhergehen, die den Zoster erheblich über-
‘dauert. — Muskelatrophie, .die in leichteren Fällen mit
| dem Bandmaße festzustellen ist, kann im Gefolg einer Ischias als
-Inaktivitätsatrophie und nach..Neuritis ischiadica als nn. Tone
aß noch
a
neurose . auftreten, beweist: aber nicht, )
Schmerzen bestehen, doch. spricht sie je nach ihrem
Grade für eine leichtere oder schwerere Ermüdbarkeit. Auch ist
an ganz andere Ursachen derselben zu denken (Reste einer Kinder-
»lähmung, Atrophie nach Gelenkerkrankungen, Gipsverbänden usw.).
‘== Etwaige Schwellungen am Knie oder Fußgelenk fallen ohne
weiteres- auf. — Nicht selten findet man am. Kreuz oder Gesäß
Reste alter Schröpf£narben, die'bei der bekannten Neigung
Rückfällen in positivem Sinne verwertet werden
‚können. . | | | | Pr |
-Die Haltung des Kranken im Bett ist typisch und beach-
tenswert. Der Ischiadiker liegt meistens auf der gesunden Seite, das
Bein in Hüfte und Knie gebeugt, den Fuß plantar flektiert. Die Muskeln
sind sämtlich angespännt, um jede Bewegung zu vermeiden. Der
ängstliche Ischiadiker klagt. schon, wenn man Miene macht, sein
. Bein anzufassen. Der Simulant paßt genau den Moment ab, wenn
man das Bein passiv bewegt oder drückt.. Liegt der Ischiadiker
‘auf dem Rücken, so beugt er gern Hüfte und Knie und setzt den
_Füß auf. Besonders schwer wird dem Ischiadiker das Herumdrehen
und -das Aufsitzen im Bett; auch das Liegen auf dem Bauch ist
sammenwerfen, zwischen denen ja überhaupt keine scharfe Tren- | ı il |
ihm unangenehm. Vor Untersuchung des Beins lasse man den
Patienten sich im Bett aufsetzen, anscheinend, um die
Lungen am Rücken zu. auscultieren, lasse ihn zu diesem Zwecke
sich besonders stark vornüberneigen und vergleiche unauffällig sein
Verhalten mit seinem späteren Benehmen bei der Prüfung auf
Rückensteifigkeit. Eine solche wird bei dem Ischiadiker in beiden
Fällen sich gleich stark zeigen, beim Aggravator im letzteren Falle
stärker. Man lasse ihn bei der Lungenuntersuchung auch husten,
beobachte sein Gesicht’ dabei auf schmerzhafte Verziehung, weil
bei verschiedenen Formen von Ischias, Neuritis ischiadica und be-
sonders Wurzelischias durch die Erhöhung des Liquordrucks beim
Husten Schmerzen entstehen. Ein kräftiger, unvermuteter Stoß an
die Bettstelle macht auch dem abgelenkten Ischiadiker Schmerzen,
der abgelenkte Simulant beachtet ihn nicht. Zittern im erkrankten
Beine spricht ‚gegen Ischias, weil der Ischiadiker sein Bein steif
hält, und für Neurose, echte fibrilläre Zuckungen und Muskelwogen
für Neuritis ischiadica, ohne aber zu beweisen, daß noch Schmerzen
Man versuche, unbemerkt, durch Druck auf das Knie das
Bein.
Bein zu strecken; etwa indem man mit der anderen Hand die.
Leistendrüsen. abtastet; beim Strecken müssen die Schmerzen zu-
nehmen. a G En ER
Beim Aufstehen aus dem Bette tritt die Steifigkeit
der Wirbelsäule deutlich in Erscheinung, ist aber für den
ersten Blick :durchaus’ simulierbar. Der Ischiadiker wird sie in
allen Stellungen und zu jeder Zeit zeigen, während der Aggrava-
tor sie gelegentlich vergißt, besonders wenn man ihn durch andere
Aufträge (Strümpfe anziehen, Uringlas zeigen) beschäftigt, oder
seine Aufmerksamkeit durch Fragen ihn -bèsonders treffenden‘ In-
halts (Alkoholismus, Lues) ablenkt. Unbemerkte Beobachtung beim
Anziehen nach der Untersuchung zeigt den-Übertreiber oft er-
(der neurasthenisch oder hysterisch Übertreibende pflegt die Aufsteh-
bewegungen durch allerhand überflüssige Arm: und Kopfbewegungen
theatralisch zu gestalten. Der Ischiadiker kann. bei einiger Energie
auch trotz großer Schmerzen.auf dem kranken Bein allein stehen,
und hebt. das. gesunde auf Aufforderung; der. Aggravator hebt das
gesunde Bein auch auf energischste Aufforderung nicht aktiv; wird- `
es passiv erhoben, so knickt er gewöhnlich auch bei’ kräftiger
Unterstützung gänzlich zusammen, läßt sich aber nur langsam fallen.
Im Stehen kann der Ischiadiker das Bein. nicht dureh-
drücken und den Absatz nicht aufsetzen, eine Haltung, die meist
gut simuliert und auch bei Ablenkung gewöhnlich nicht aufgegeben
wird. Die durch ‚diese Haltung erforderlich werdende Verlegung
des Schwerpunkts über das gesunde Bein läßt auch beim Aggra-
vator die bekannte, gewöhnlich nach der kranken Seite konvexe
Skoliose der Lendenwirbelsäule nicht vermissen. Auch die
dazugehörige vermehrte Spannung derlangen Rücken-
muskeln ist vorhanden. Entscheidend ist hier ein Symptom,
welches .bei einigermaßen erheblicher Ischias stets vorhanden ist:
„Die Sperrung der Lendenwirbelsäule“ Macht
der Gesunde eing tjefe Vorbeugung, so gleicht sich die physio-
.
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144
logische Lordose der Lendenwirbelsäule nicht |
nur aus, sondern geht in Kyphose über, die, sich der Kyphose
der Rücken- und Halswirbelsäule anfügend, nunmehr die ganze
Wirbelsäule bis zum letzten Lendenwirbel herab harmonisch ge-
krümmt erscheinen läßt. Beim Ischiadiker krümmt sich die
Wirbelsäule nur im Hals- und Rückenteil; der Lendenteil
bleibt entweder steif in seiner Lordose oder bringt allen-
falls diese zum Verschwinden, sodaß er gerade gestreckt ist. Dann
ist die obere Wirbelsäule gegen diesen Teil gewissermaßen ab-
geknickt. Dieses Symptom, welches am besten im Profil zu
beobachten ist, ist nieht simulierbar. Der Aggravator
versucht überhaupt sich im ganzen nur wenig zu bücken oder nur
die Halswirbelsäule; bekommt man ihn aber schließlich zu einer
ordentlichen Verbeugung, so kann er seinen Lendenteil nicht isoliert
steif halten, wovon sich jeder bei sich selbst leicht überzeugen
kann. — Eine diesbezügliche Entscheidung gelingt oft durch eine
Überrumpelung: man läßt bei der Untersuchung plötzlich
einen Gegenstand fallen; der Untersuchte wird sich meist schnell
danach bücken und so unter Ablenkung die wahre Beweglichkeit
seiner Wirbelsäule zeigen. Die Skoliose kann übrigens das
schmerzhafte Stadium einer Ischias lange überdauern, ohne selbst
Beschwerden zu machen; ihr Vorhandensein beweist
jedenfalls nicht, daß Ischias noch besteht. — Die
hysterische Skoliose, die nicht so selten ist, wie vielfach an-
genommen wird, wird sich durch die allgemeinen Merkmale der
Hysterie gewöhnlich leicht als solche erweisen ?).
Die Untersuchung im Stehen Jäßt gleichzeitig außer
Varicen auch den Plattfuß erkennen, besonders beim
breitbeinigen Stehen. Nasse Füße geben einen guten Abdruck
des Fußgewölbes auf dem Fußboden. Plattfüße können, ohne
selbst zu schmerzen, starke muskuläre Schmerzen bis zum Becken
hinauf machen, die oft für Ischias gehalten werden; eine echte
Ischias können sie nicht machen. Aber auch starke
Plattfüße brauchen selbst bei stärkster Belastung keine Beschwerden
zu machen. |
Beim Sitzen benutzt der Ischiadiker gewöhnlich nur die
gesunde Gesäßhälfte, die kranke schwebt neben dem Sitze frei in
der Luft, das Bein wird gewöhnlich nach vorn ausgestreckt. Der
Aggravator ahmt diese Haltung nur selten gut nach.
Beim Aufstehen von der Erde bedient sich der
Ischiadiker nach Minor?) häufig einer ganz bestimmten Tecknik,
um Schmerzen zu vermeiden: Mit nach hinten aufgestützten
Händen zieht er beide Füße unter das Gesäß, sodaß er wie ein
Affe sitzt. Dann erhebt er langsam seinen Oberkörper, stützt sich
dabei auf eine (meist die gesundseitige) Hand und balanziert
während des weiteren Aufrichtens mit der anderen Hand in der
Luft. Bei allen diesen Manövern bleibt das kranke Bein gebeugt.
— Der Aggravator kann diesen Typus, auch wenn er ihn schon
gesehen haben sollte, nicht charakteristisch nachahmen, sondern
klettert gewöhnlich aus dem Knien mit den Händen an sich
hoch, wie wir es von der progressiven Muskelatrophie her kennen.
Der Gang ist auch bei schwerer Ischias nur mäßig hinkend?).
Unverhältnismäßig schweres Hinken sowie auffallende Dicke des
Spazierstocks sprechen für Hysterie oder Aggravation®).
Der Inspektion folgt die
f Palpation.
Sie fahndet nach tastbaren Veränderungen am
Becken, an der Lendenwirbelsäule, an den Knochen des Beins
(Sarkom, Osteomyelitis, Periostitis); nach Schwellung der Leisten-
drüsen, Hernien (Leisten-, Schenkelhernien und Hernia obturatoria),
Thromben. Sie beurteilt die Konsistenz der Muskulatur,
1) Auf die schwierige Frage: Hysterie oder Simulation kann ich im
Rahmen dieses Vortrags nicht eingehen. Siehe dazu den Vortrag
von Henneberg: Über Aggravation und Simulation, sowie die Dis-
kussion: B kl. W. 1917, Nr. 52; ferner Forster: Hysterische Reak-
tion und Simulation. Mschr. f. Psych. Bd. 42, Heft 5 und 6 sowie den
Vortrag von Bumke: Suggestibilität, psychogene Reaktion und
hysterischer Charakter (B. kl. W. 1918, Nr. 50) und die Diskussion
dazu (B. kl! W. 1918, Nr. 44, S. 1060). Auch gibt es eine bysterische
Fixierung ursprünglich rein simulierter Symptome (Kaufmann).
2) D. m. W. 1898, Nr. 23. Über eine Bewegungsprobe und Be-
wegunesstörung bei Lumbalschmerz und bei Ischias.
3) Siehe auch Hedinger und Hübner: Über Haltungs-
und Gehstörungen bei Ischias. N.C. 1918, Nr. 15, S. 528.
‘) v, Exner (M. m, W, 1918 Nr. 26) hat Simulation von Ver-
kürzung eines Beins bei 21 aus einer Ortschaft stammenden Leuten
beobachtet.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
ey.
9. Februar.
die im Sinne der Atrophie vermindert oder im Sinne der
Contractur vermehrt sein kann, wobei
Lagerung beider Extremitäten zu achten ist.
die Palpation der Beinmuskeln, besonders auch der Glutäen, vor-
zunehmen.
barkeit des beiderseitigen Femoralpulses und
des Pulses der Arteria dorsalis pedis und tibialis
postica, weil das Fehlen der beiden letztgenannten oder eines
von ihnen, besonders einseitig, ein unsimulierbares, ob-
jektivesSymptomfürdasintermittierendeHinken
ist, welches der Ischias ähnliche subjektive Beschwerden machen
kann und oft mit ihr verwechselt wird. Denkt man überhaupt an
diese Erkrankung, so ist sie allerdings nach Anamnese und Befund
von der Ischias leicht zu unterscheiden!). Gleichzeitig unterrichtet
uns die Palpation darüber, daß der krankseitige Fuß sich ge-
wöhnlich kälter anfühlt als der gesunde, was übrigens auch
bei Ischias bäufig vorkommt.
die Haut des Knies der kranken Seite durch
Kühle gegenüber der gesunden auszeichnen (Erben). —
Die Palpation zeigt uns weiter
Achillessehne am kranken Fuße, die man am besten fest-
stellt, indem man an dem auf dem Bauch ausgestreckt liegenden
Kranken die, Sehne zwischen Daumen und Zeigefinger quer zur
Beinachse zu verschieben sucht.
simulierbar ist, findet sich meist nur bei Muskelatrophie und
fehlendem Achillesreflex.
auf gleichmäßige
Auch im Stehen ist
Endlich überzeugt man sich von der guten Fühl-
Oft soll sich gerade bei Ischias
eine Schlaffheit der
Diese Schlaffheit, die nicht
Endlich untersuchen wir mittels Palpation auf Druck-
punkte, von denen die üblichen im Verlaufe des Ischiadicus-
stammes und seiner Äste zu suchenden bekannt sind. Weniger
bekannt ist, daß diese auch in schwersten Fällenvon
Ischias (Neuritis, Wurzelischias, Meningitis spinalis usw.) voll-
kommen fehlen können.
über Schmerzen nicht verdächtig.
gewissem Sinne für das Bestehen subjektiver Schmerzen, voraus-
gesetzt, daß richtig untersucht und nicht simuliert wird.
Ihr Fehlen macht also Klagen
Ihr Vorhandensein spricht m
Bei der Untersuchung auf Druckpunkte muß man
stets mit Punkten anfangen, an denen erfahrungsgemäß Schmerzen
nicht zu erwarten sind, z. B. auf der Spina iliaca ant. sup. oder auf
dem Trochanter, um sich zunächst von der Aufmerksamkeit des Kran-
ken und Zuverlässigkeit der erfolgenden Angaben zu überzeugen.
Dabei ist zu beachten, daß der Kranke nicht sagt, wie es oft ge-
schieht: „Hier tut es mir weh“, sondern er hat die Frage, ob der
Fingerdruck schmerzhaftodernicht, jedesmal nur mit
ja oder nein zu beantworten. Erst dann weiß man, daß richtig ver-
standen wor
den ist, worauf es ankommt: nämlich daß der Druck
als solcher Schmerz auslöst.. Der Ischiadiker antwortet prompt.
der Übertreiber besinnt sich gelegentlich, was er sagen soll. Bei rich-
tigen Druckpunkten pflegt der Kranke auch zusammenzuzucken, was
natürlich häufig simuliert wird. Dabei ist zu beachten, daß bei wirk-
lichem Schmerz die Abwehrbewegung der Schmerzäußerung voran-
geht; umgekehrte Reihenfolge erweckt Verdacht. Ebenso Schreien
ohne Flucht- oder Abwehrbewegung. s
Sind die Angaben bei den ersten Versuchen zuverlässig, das heißt
negativ, so geht man allmählich an die zu erwartenden rich-
tigen Punkte heran; sind die Angaben bei wiederholter Probe und
womöglich auch bei Ablenkung konstant, so kann ein Druckpunkt an- .
genommen werden. Selten wird der ganze Ischiadicusstamm als
druckempfindlich bezeichnet. Bei sehr empfinälichen Druckpunkten
gelangen auch die oben beschriebenen „Gemeinschaftssymptome für
Schmerz“ zur Beobachtung.
Findet man nun außerhalb der „typischen“ Druckpunkte
andere Stellen druckempfindlich, so ist zunächst wieder die Zu-
verlässigkeit der Angaben zu prüfen. Es empfiehlt sich, gelegent-
lich einen ganz schwachen Druck zwischen starken einzufügen, 50
schwach, daß er unmöglich schmerzen kann; wird dann auch mit
„ja“ geantwortet, so ist der Kranke unaufmerksam oder er täuscht.
Ganz falsch wäre es, aus dem Vorhandensein VOD
Druckpunkten außerhalb der typischen Al
Simulation zu schließen. Jedes Gewebe kann gelegent-
lich druckempfindlich sein, woraus sich unter anderem die große
Zahl der Corneliusschen „Nervenpunkte“ erklärt. Aber
auch organische Veränderungen in der Nähe können
echte Druckpunkte vortäuschen. Abgesehen davon, daß 2. B. P
einer Hüftgelenkserkrankung Druck auf das Gelenk schmerzha
sein kann, daß eine hyperalgetische Hautzone, ein tiefliegender
Schleimbeutel, eine Periostitis einen Druckpunkt vortäuschen kann,
—— o ame.
1) Doch sei auf die Befunde H. Curschmanns
der Fußpulse bei Neuritis hingewiesen.
(M. m..
W. 1910, Nr. 8i und Zbl. f. inn. M. 1918, Nr. 19) vom Verschwinden
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hiás“ gewisse Formen | Erst die weitere Prüfung- entscheidet: beugt
| man bei erhobenem Beine, wie oben, passiv den Unterschen-
kel im Kniegelenk, so hört. der Schmerz sofort
auf, um erst bei erneuter -Streekung wiederzukehren. Verstärkt
kann er noch werden, indem man am gestreckten Beine den Fuß
: passiv stark dorsal flektiert.. Also die zweite Hälfte ist
der wichtigste Teil des Lasögueschen Symptoms.
An ihm scheitert anch der. Simulant, der nicht weiß, daß der
Ischiadieus bei Beugung im Knie entspannt wird, daß der Schmerz
gibt es auch bei zutreffender Diagnose „Isc
dieser Krankheit, bei denen sich die spontanen und die Druck-
schmerzen im wesentlichen in der Muskulatur
finden, eine Myalgie geht neben der Neuralgie einher oder
täuscht sie nur vor. Solche Myalgien, die sich also durch Druck-
schmerzhaftigkeit des Muskelbauches zu erkennen geben, finden
sich besonders in den Glutäen, den .unteren Partien.
des Erector trunci (Lumbago!), aber auch in den großen
damit aufhören muß. Der Ischiadiker verhindert instinktiv die
| entpuppen sich zu spät als Mastdarmkrebs.
und Gehversuchen ersehen. Hierbei wären schon etwaige richtige
- legentlich Schwierigkeiten machen kann
-Gesamtbefundes doch meist gelingen wird.
ändert
Hi erschlafften Muskeln
Adductions- und Rotationsbewegungen macht. Von den letzteren
pflegt gewöh
angeblich schmerzba
Später, je nach der Erhebun
Beugemuskeln, Adductoren, aach im Psoas, der sich auf Druck in
die. Tiefe des Beckens dureh die Bauchdecken als schmerzhaft er- `
weist. Auch der Dornfortsatz des 5. Lendenwirbels
soll bei Ischias häufig druckempfindlich sein. An der Außen-
seite des Oberschenkels, besonders ein dicht unter der
Spina iliaca ant. sup. sich findender, Druckpunkt läßt an eine
Neuralgie desNervws cutan. fenm. ext., die sogenannte‘
Meralgia paraesthetica denken. Selbst Druckpunkte an
der Vorderseite des Oberschenkels, also im Gebiete des:
Nervus cruralis, dürfen an sich nicht Verdacht.
erwecken, da nicht selten eine Ischias. mit Erkrankung auch
dieses Nerven kombiniert ist als Ausdruck einer Plexusaffektion.
Weiteres hierüber weiter unten bei den Reflexen. . >
Den Schluß der- Palpation bildet die Betastung der
Leistendrüsen, deren Schwellung auf entzündliche Vorgänge
oder Neubildungen im Bereiche des Beckens, der: Genitalien oder
des Beins hinweist; und endlich die nie zu unterlassende Unter-
suchung per rectum; manche ischiasähnliche Beschwerden
sein Fehlen. spricht nicht gegen geklagte
laufen können. Diese wird man aber in der ‚Regel an
anderen Symptomen erkennen können. Zu Irrtümern gibt häufiz
der Befund Anlaß, daß bei Gesunden und noch mehr bei empfind-
lichen Neurasthenikern starke Kniestreckung bei ge-
beugtem Hüftgelenk schmerzhaft empfunden
wird. Diese Schmerzen sitzen aber stets inden Sehnemdeı
Beugemusk.eln (Biceps, Semimembranosus usw.) und stammen
daher, daß die Muskeln für die geschilderte Beinhaltung eine
relative Längeninsuffizienz aufweisen, über-
mäßig gedehnt ‚und dabei schmerzhaft werden. Dies Verhalten
kann um so leichter mit dem Las&gueschen Zeichen verwečhselt
N werden, als der Schmerz auch hier bei Kniebeugung sofort ver-
Lähmungen, wie ‘sie die Neuritis ischiadica, spinale Prozesse | schwindet. Vor Verwechslungen schützt nur die Tatsache, daß der
oder dergleichen hervorbringen, aufgefallen. Die Lähmung | Häuptschmerz beim Lasögue oben:an der Austritts-.
kann natürlich simuliert werden. Doch ist zu be- stelle: des Isehiadicus sitzt), beim falschen
achten, daß jede länger bestehende Lähmung mit Muskelschwund, | Lasegue in den Beugeseihnen. Man muß also beim
‚häufig mit Reflexverlust (Achillesreflex!), Sensibilitätsstörungen, | Anstellen des Versuchs den Kranken nicht fragen, o b es weh tut,
elektrischen Veränderüngen ‚und trophischen Hautstörungen einher-
geht. Fehlt das alles, so handelt es 'sich um. hysterische
Lähmung oder — Simulation, deren Unterscheidung ge-
1), aber im Rahmen des
’
Nach der Inspektion und Palpation wäre die
aktive und passive Beweglichkeit |
zu prüfen. Die aktive konnten wir schon aus den Aufsitz-, Steh-
die Angaben bei mehrfacher Prüfung konstant, so ist. der po si-
tive Lasegue ein wertvolles Ischiassymptom.
Beim Bücken mit durchgedrückten Knien
Abstand. der Mittelfingerspitze vom Fußboden
bei möglichst tiefer Verbeugung, so hat man nach Roemheld'))
ein objektives Maß für den Lasegue; ein auffallendes Schwanken
der wiedergemessenen Entfernung vom Fußboden im Sinne der
Verschlechterung spricht für Aggravation. o =
.Es folgt eine Prüfung der Reflexe, von denen. der
Achillesreflex für die Ischiasdiagnose insofern von besonderer
Die passive Beweglichkeit kann durch Gelenkver-
mgen, Contracturen und durch aktive Muskelspannung (zur
Schmerzverhütung oder zur Simulation) gestört sein. Sie wird ge-
prüft, indem man bei gebeugtem Unterschenkel und
im ‚Hüftgelenk.Beuge-, Streck-, Abductions-,
nlich die Außenrotation schon in frühen Stadien des
senile schmerzhaft und behindert zu sein, | Dedeu: i
seitige, das Vorhandensein. oder Vorhanden-
alum coxae
durch welchen Befund die häufige Verwechslung dieser Krankheit 14 rn. | BR:
schias leicht vermieden werden kann. Beilschiassind | gewesensein einer.sc hweren Ischias höchst wahr-
Er ist beim Gesunden fast konstant vorhanden,
scheinlich macht. !
fehlt er einmal, so fehlt er meist doppelseitig. Sein häufiges
Fehlen bei Tabes kann um so mehr irre führen, als die lancinierenden
Schmerzen des Tabikers mit ischiadischen Schmerzen eine, wenn
auch nur oberflächliche Ähnlichkeit haben können. Das ein-
seitige Fehlen des Achillesreflexes ist aber
bedeutungsvoll, wenn es, technisch richtig, einwandfrei .
festgestellt ist. ea |
Das geht in der Seitenlage ganz gut, auch in der Bauchlage. bei
senkrecht stehendem Unterschenkel; einwandfrei ist aber. allein die
Untersuchung am knienden Patienten, bei der auch der nie zu
unterlassende Vergleich mit der. anderen Seite zu sinnfälligen Resul-
taten führt. Da aa Tr | |
‘ Allerdings beweist das Fehlen. des JAchilles-
'reflexes nicht, daß zurzeitnoch'Schmerzen’be-
stehen,. da dieser Reflex auch nach Abheilung aller anderen
Symptome dauernd fehlen kann; ich habe mehrfach äuf sein
Fehlen hin aus Kranken eine 10 Jahre zurückliegende Ischias
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nieder, so hört der Zerrungsschmerz sofort auf, es bleibt allen- | Fehl: | = a a N
| heraüusfragen können, die sie längst vergessen batten. Anderer-
falls
. qer vopher geklagte Dauerschmerz bestehen. | :
leser Schmerz kann in genau derselben | seits spricht das Erhaltensein des Reflexes nicht
gegen Schmerzen, da nur in einer Minderzahl aller Ischias-.
mit I
iy passiven Bewegungen im Hüftgelenk sohmerz-
05, vorausgesetzt, daß das Knie gebeugt ist.
Be Simulan t klagt selten nur bei einer ganz bestimmten
das at des Beines wie der Gelenkkranke, vergißt auch
: agen, wenn mn während der Ausfühung der
and ; ften Bewegung zur Ablenkung
ere Teile, z. B. dieFußsohle,eingehend besichtigt.
vii a By wichtig für die Erkennung der Ischias, aber noch wert-
N ür Ihre Simulationsentlarvung ist das Laseguesche
ymptom. ! wenn |
aaa Ant mian am liegenden Kranken den Fuß und erhebt an ibm
und erweist ge ; treckte Bein, so wird def Ischiadieus angespannt
chmerzen we er ı bei vielen Ischiaskranken als schmerzhalt. Die
Beekes en am stärksten obon am Austritt aus dem
‚an der Hinterfläche des Oberschenkels, auch noch au
2 ;
em Kniegelenk empfunden. Der Schmerz tritt bald früher,
g von der Unterlage, ein. Legt man den
———
Po TR
oo bei jedem Hüftgelenksleiden ausgelöst l
fälle, denen offenbar eine schwere Neuritis zugrunde liegt, der
W : Sof |
Srog; ist also allein nicht als- Ischiassymptom zu verwerten. | i
Ze Pre Reflex verschwindet. Simulierbar ist das Fehlen des
° sagt Bumke (L ce): „Deshalb ist die Abgrenzung Reflexes nicht: etwaige absichtliche Muskelspannung zu
3
der 5
Psychogenen Reaktion von der .Simulation in manchen Fällen | ————-— a NE
| 1) Ther. d. Gegenw. 1918, Nr. 6.
nt u,
schlechterdings unmöglich.“
: weitere passive Erhebung des Beins durch Muskelcontractiönez,
‚deren Widerstand unüberwindlich ist; der. Aggravator jammert,
‚aber leistet keinen erheblichen Muskelwiderstand, häufig macht er
alberne: Fluchtbewegungen,. indem er sich auf die Seite dreht
oder mit dem ganzen Becken ausweicht, was der Ischiadiker nicht tut.
> Das Vorhandensein des richtig ‘festgestellten Lasegueschen
Symptoms spricht: für das Bestehen ischiadischer Schmerzen,
Schmerzen, daauch schwerste Fällewon Neuri-
tis und spinalen Prozessen ohne Lasègue ver-
über- .
sondern ihn mit dem Finger zeigen lassen, wo es weh tut. Sind
entsteht gleichfalls eine Zerruüg des Ischiadieus. _Mißt man den
Bedeutung ist, als sein Fehlen, besonders das.ein-
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` bei Neuritis ischiadica fehlen; ist dies einseitig der Fall, so spricht
das wohl kaum simulierbare Symptom für eine
146 eui 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
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seiner Unterdrückung fällt dem aufmerksamen Untersucher auf; im
Knien mit Jendrassikschem Handgriff ist der Achillesreflex,
wenn er vorhanden ist, sicher auslösbar.
Der Patellarreflex und der Cremasterretflex
kommen für die Ischiasdiagnose nur insoweit in Betracht, als ihr
Fehlen, besonders das einseitige, bei Beteiligung be-
nachbarter Wurzeln nicht ganz selten vorkommt und jeden-
falls einen objektiven Befund bildet, der eine
Simulation der ischiadischen Beschwerden unwahrschein-
lich macht.
Der Sohlenreflex kann infolge Anästhesie der Fußsohle
vorhandene oder vorhanden gewesene Nerven-
en#zündung, wenn sein Ausfall nicht anderweitig nachweis-
bare Gründe hat. — Das Fehlen beider Cornealreflexe und
des Würgreflexes würde die Hysterie als Grundlage der
Beinbeschwerden nahelegen. Der Ausfall des Analreflexes
wiese darauf hin, daß dieselbe Affektion die Bahnen dieses Re-
flexes und gleichzeitig Fasern des Ischiadicus schädigt: also auf
Tumor oder Meningitis im Bereiche des untersten Rückenmarks-
abschnitts und der Cauda equina. In diesem Falle wären auch
Störungen des Schmerzgefühls am Damme zu er-
warten. Sonst finden sich bei Ischias gewöhnlich keine
Sensibilitätsstörungen, hur die echte Neuritis kann
wieder mit sclehen einhergehen, die sich dann nicht selten
streifenförmig, an der Hinterfläche des Ober-
schenkels, an der Wade und am äußeren Fuß-
rande finden. Ihre bei mehrfacher Untersuchung stets annähernd
gleichmäßige Feststellung schützt vor Täuschung. Eine streifen-
förmige Hypalgesie an der Außenseite des Ober-
schenkels spricht für die schon erwähnte Neuritis des
Nervus cutaneus femoris ext, Analgesie an der
Norderfläche des Oberschenkels fiele dem Nervus
femoralis zur Last, der nicht selten gleichzeitig erkrankt ist;
diese Gefühlsstörung hat zwar mit dem Ischiadicusgebiete nichts
zu tun, spricht aber, wie eben erörtert, nicht für Simu-
lation. Totale Analgesie des ganzen Beins, besonders
wenn sie manschettenförmig oder mit einem Gelenk abschneidet,
ließe. an Hysterie denken. Bei schwerer Sensibilitätsstörung
muß auch immer auf Tabes gefahndet werden. — Auch das
Fehlen des Schmerzgefühls beweist nicht, daß
noch Besehwerden bestehen; es kann der letzte Rest
einer längst abgelaufenen Neuritis sein.
Die elektrische Untersuchung ist insofern von
besonderer Wichtigkeit, als komplette oder partielle Ent-
artungsreaktionein schweres, objektives, nicht
simulierbares Symptom darstellt; aber auch sie be-
weist allein nieht, daß noch Beschwerden be-
stehen. Klagen über Schwäche und Ermüdbarkeit sind ohne
weiteres glaubhaft, um so mehr, da sich bei Entartungsreaktion
in der Regel auch Muskelatrophie und Reflexstörungen finden
werden. — Normale elektrische Erregbarkeit, wie
sie sich in der Mehrzahl der Ischiasfälle findet, spricht nicht
gegen das Bestehen von Beschwerden,
Die Röntgenuntersuchung kann Tumoren und
andere Veränderungen der Wirbelsäule (man denke stets an die
gar nicht so seltene Spondylitis deformans und ihre Abarten), des
Beckens, der Ober- und Unterschenkelknochen aufdecken, ebenso
Gelenkerkrankungen, Verkalkungen von Schleimbeuteln usw.
Schwerere Arteriosklerose der Beingefäße, die das Röntgenbild sehr
gut wiedergibt, lassen nach intermittierendem Hinken
fahnden. (Siehe auch oben.) |
In zweifelhaften Fällen ist schließlich nach allen entfern-
teren Symptomen zu suchen, von denen besonders Pu-
pillenstörungen (Tabes, Lues spinalis), Druckschmerz-
haftigkeit oder Entartung anderer Nerven (Polyneuritis)
usw. in Betracht kommen. Auch die Wassermannsche
Reaktion ist in geeigneten Fällen heranzuziehen.
Hat man den Kranken nach den geschilderten Richtlinien
durchuntersucht, so hat man entweder einige der objektiven
Symptome gefunden oder — Verdacht geschöpft. Wird der Ver-
dacht durch nachweisbar wahrheitswidrige Angaben verstärkt, so
lasse ich sofort eine recht deutliche Verwarnung folgen, die ge-
wöhnlich schon bei der nächsten Untersuchung die künstliche Er-
zeugung von Symptomen ausschaltet, wenn auch natürlich noch
erheblich geklagt wird. Werden nicht direkt Symptome vorge-
Simulation ex juvantibus unterstützen.
Ischiadiker gehört zunächst ins Bett. Er bleibt gern darin, bis
die Beschwerden erheblich gebessert sind. Der Übertreiber drängt
zum Aufstehen, ohne nennenswerte Besserung zuzugeben. — Die
bald einsetzende faradische Behandlung mit mittel-
starkem Strome wird von dem Ischiadiker, der wirklich starke
Schmerzen hat, gern ertragen.
nehm und er sucht sich ihr durch alle möglichen Ausreden zu
entziehen.
daß auch die Langesche Injektion,
Ausführung etwas schmerzhaft ist, in derselben Richtung verwert-
bar ist. „Die psychische Reaktion des Patienten ist auch hier ein
guter Gradmesser für die Beschwerden und für den Wunsch nach
Gesundheit.“
Form der Ischias wenigstens vorübergehend; beim _Aggravalor
helfen sie nicht, machen aber Magenbeschwerden und Herzklopfen.
Eine überraschende Urinuntersuchung (Salieylreaktion usw.) WI
oft zeigen, daß der Simulant das Medikament nicht genommen hat.
Pe
9. Fehruar.
täuscht, sondern wird nur im Verhältnis zu dem negativen Befund
unverhältnismäßig geklagt, so enthält man sich zunächst jeder
verdächtigen Äußerung.
tung des Kranken beim Gehen, Anziehen, im Schlafe, sein Aus-
sehen, seine Stimmung usw. werden bald Klarheit schaffen.
Die weitere unbemerkte Beobach-
Bei der Mitteilung der Heilungsaussichten
an den Kranken wird der erfahrene Arzt psychologische Einblicke
erhalten, die er diagnostisch verwerten kann. Der wirklich Kranke
ist in Blick und Worten dankbar, wenn sein Fall als leicht und
prognostisch günstig beurteilt wird; der Übertreiber ist enttäuscht,
wenn seine pathetischen Klagen gewissermaßen verpufit sind; er -
erwartet eine schwere Prognose und ist über die allzu günstige
direkt beleidigt.
Auch die Therapie kann die Diagnostik a
Jeder
Dem Übertreiber ist sie unange-
Liebermeister!) weist mit Recht darauf hin,
die ja bei guter
Antineuraleische Medikamente nützen bei jeder
Die letztgenannten Methoden werden besonders in solchen
Fällen zur Klärung beitragen, bei denen Zweifel bestehen, ob nach
Ablauf der gröbsten Erscheinungen die Beschwerden noch m 586
klagter Stärke bestehen.
am häufigsten geforderte Entscheidung große
machen kann. Die Berücksichtigung aller der erwähnten Symptome,
deren Rückgang oder Bestehenbleiben durch immer wiederholte
Untersuchung festzustellen ist, sowie die psychologische Vertiefung
in die Persönlichkeit des Kranken werden fast ausnahmslos eine
Entscheidung ermöglichen, die dem Interesse des Kranken WI®
dem des Staates in gleicher Weise gerecht wird.
Es ist zuzugeben, daß diese von UBS
Schwierigkeiten
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Nasenblutungen bei der Influenza.
Zu dem Vorschlag von Kantorowicez (Hannover).
Von
Dr. Alfred Döblin, Berlin.
Die Ansicht Kantorowicz’, daß Fälle von Gripp® mit
Nasenbluten einen leichteren Verlauf als die ohne Nasenbluten nehmen,
läßt sich aus größerem Material nicht bestätigen. Bei rund 110 klinischen
Grippefällen mit 35% Mortalität fand sich in etwa der Hälfte aller
Fälle Nasenbluten, meist initial, bisweilen aber auch den ganzen Krank-
heitsverlauf bis zum Tod verfolgbar, auf die üblichen internen Styptiea
einschließlich Gelatineinjektionen nicht reagierend; es ist richtig, 4
nur etwa der vierte Teil der Todesfälle Nasenbluten hatte, jedoch läßt
sich daraus natürlich kein Schluß ziehen. Damit wird der therapeutische
Vorschlag des prophylaktischen Aderlasses hinfällig, insbesondere auch
aus einer Erwägung, die sich aus den Sektionen ergibt: die Naser-
blutung ist nur ein einzelnes Symptom einer sehr allgemeinen Neigung
zu Hämorrhagien; sie finden sich bekanntlich in den Bronchien, Bron-
chiolen, im Lungengewebe; ich fand zweimal flächenhafte Blutungen
unter der Dura mater; hier ist ein Aderlaß begreiflicherweise sowenig
versprechend wie bei den sebr ähnlichen leukämischen und septischen
Blutungen. Ich habe zahllose Male bei der grippalen Pneumonl®
Aderlässe gemacht, mit Hinblick auf die bekannte analogielose Cyanos®;
der Erfolg war gleich Null. Wie ja überhaupt diese Pneumonie
klinisch absolut sui generis ist und nur eine stark auffallende Er-
scheinung des elementaren infektiösen Allgemeinzustandes; be! un
„echten“ croupösen Pneumonie steht im Centrum das Herz beziehung$*
weise der Vasomotorenapparat, hier die Toxieität des Prozesses; Kauf
einer der Kranken stirbt unter den Erscheinungen des Herztodes, 010 t
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und da Fälle darunter „heilen“, so ist zu bedenken, daß bei schwerem | ob man bei dieser „Grippe“ nur
_ lignen Neubildungen des Uterus, Hier fehlt die frühzeitige fer-
Totalexstirpationen: Gestorbenen kein einziges Mal eine Metastase.
‚auf 73,7°/,, 79,5°/, und 59,5°/, an, während sie beim Magenkrebs
_ klinischen Beob
' Franz 27,97 %, Stöcke130 %, Seitz 43°/, Bumm 48,27%,
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.9. Februar. = > ` ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6...
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pneumonischen Symptome hat (die Lunge und der Luftröhrenapparat
einmal der von Diphtherie und Typhùs bekannten isolierten. toxischen
Herzlähmung, sondern er stirbt „septisch“, und ich habe den Eindruck
der schweren centralen, cerebralen Schädigung, die mit maßgebend ist
für den Ausgang. — Skepsis ist im übrigen auch angebracht gegen-,
über den anderen in derselben Nummer unter „Therapeutische Notizen“
gemachten Vorschlägen. 1. Adrenalin: ein Remedium dubium; zwei
meiner Fälle starben mir innerhalb fünf Minuten nach der Injektion ;
von 0,5 cem Adrenalin intravenös; subeutan. empfiehlt es sich sympto-
matisch neben Coffein.. 2. Pyramidon und Antipyrin zeigen sich in
Kontrollreihen als einflußlos sowohl auf die Kurve ‚wie den Gesamt-
verlauf, 8. Digitalis bei der grippalen Pneumonie belanglos; wenn hier
speeifischen Grippeinfekt), und daß doch nur zwischen 20 und 40%
letal verlaufen. — Übrigens ist auch Rekonvaleszentenserum wirkungslos.
| Leidlich ‘guten Eindruck hatte ich von Methylenblausilber-
'injektionen (Argochrom Merck), frühzeitig täglich intravenös gegeben;
‘auch in schweren Fällen bessert sich hier und da darauf das Allgemein-
-befirden. Urethanchinin intramuskulär ist leicht zu geben. Was man
auch anwendet — ich’hatte von Methylenblausilber den relativ besten
Eindruck, es ist ja auch bei Streptokokkeninfektion ein vorzügliches
inneres Antisepticum —, man wende es momentan an;.es scheint, als
verhindern, ‘nicht aber bereits Ein-
Krankenmaterial kaum einer nicht die charakteristischen broncho- | getretenes heilen kann, ' |
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. Reieratntell. 00:00
Redigiert von Oberarzt. Dr. Walter Wolff, Berlin u. E Ee |
i © Döderlein- hät hier in 20 % mit
fünf Jahre beobachtet hat.
der Bestrahlung. einen Heilerfolg erzielt, also dasselbe erreicht,
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Sammelreferate. a i
i nn i [was die chirurgische Behandlung leistet. Das bedeutet praktisch
‘Strahlentherapie. genommen eine Enttäuschung. Jedoch wird: dieselbe gemindert,
wenn man sich überlegt, daß "sich diese’ Angabe auf
die Gesamtzahl der Collumcarcinome und nicht wie die chirur-
j gische Betrachtung nur auf die _operabel liegenden Fälle bezieht.
Döderlein versichert ferner, daß die Rectum- und Mamma-
carcinome ein mindestens ebenso, wenn: nicht günstigeres Bild
geben, wie das Collumcarcinom, ebenso daß die Vulva-, Scheiden-
und Korpuskrebse ein ermutigendes Resultat bei Bestrahlung” auf-
weisen, Unerfreülich ist hingegen das Ergebnis beim Ovarial-
carcinom. Döderlein bleibt ein energischer Operationsgegner.
Von Stabsarzt, Dr. Strauß, Berlin. pa T
i ; (Fortsetzudg, vgl. Nr. 2)
| Wesentlich günstiger als beim Careinom der Verdauungs-
-organe liegen die Aussichten für eine Krebsheilung bei den ma-
‚mentative Abartung mit ihren Fölgezuständen in der Leber, die
Diagnose wird meist auch früher gestellt und schließlich neigt
‚diese Carcinomart auch weniger zur Metastase, So sagt Runge (1):
„Wir wissen aus vielen Beobachtungen, daß das Uteruscareinom
-lange eine örtliche‘ Erkrankung bleibt und die Metastasen bei ihm
‚erst relativ spät auftreten. So fand Winker bei seinen Carcinom-
kranken nur in 2,5°/, metastatische Rezidive ‘und bei. 44 nach
ich, daß auch bei den nach Totalexstirpation des Uterus auftreten-
den. die Operation von entscheidendem Einfluß auf die Ausbreitung
des Rezidivs ist, und: ich kann mich. des Eindrucks nicht erwehren,
daß hier vielleicht eine Aussaat von: Krebszellen. in der Wunde
das Rezidiv veranlaßt oder die mit der Wundheilung einhergehen-
den Narbenbildungen eine besondere Propagation der zurückgeblie-
benen Carcinomreste bewirken.“ —, Über sehr günstige, Bestrah-
lungsergebnisse berichte Bumm und.Schäfer (5), Unter 155
bestrahlten Kranken haben sie 83 Heilungen = 53,54% beobach-
tet. Bumm und Schäfer haben radioaktive Substanzen ver-
wendet. Einen Unterschied in der Wirkung zwischen Radium und
Mesothorium haben sie nicht wahrgenommen. . Die geübte Technik
war eine sehr einfache. 100 Milligramm, radioaktiver Substanz
wurden auf 24 Stunden eingelegt = 2400 Milligrammstunden.
Nach 14 Tagen bis 3 Wochen Pause wurden abermals 2400 Mili-
grammstunden verabreicht und dann, wenn erforderlich, dieselbe
oder etwas kleinere Dosis ein drittes Mal. Dies bedeutet ins-'
Es ist danach die Häufigkeit der | gesamt rund 7000 Milligrammstunden, eine Dosis, die aus-
| nahmsweise, wenn Infiltrationen in. der Umgebung den Ver-
dacht auf Rezidive erregten, nach - zwei: bis .drei Monaten
nochmals (oder in etwas verringerter Weise) gegeben wurde. .
Bei dieser Dosis sah man im allgemeinen keinen Schaden.
Blutbeschaffenheit und Allgemeinbefinden ‘bleiben gut, quälende .
- Darmerscheinungen traten nicht auf, das Cireinom verschwand.
Gefiltert -wurde mit 0,2 mm dickem Goldfilter, ‘das dem Platin-
röhrehen, in welchem. die radioaktiven Körper geliefert sind, über-
gestülpt wird. Zum Schutze gegen die Sekundärstrahlen würden
Mullstreifen mit Gummifinger ‚angewendet. _Bei der ganzen Be-
strahlung ist darauf. zu achten, daß- je mehr Bestrahlungen vor-
genommen werden, desto empfindlicher die Gewebe werden. Dosen -
‘von 10 000 Milligrammstunden können schon Nekrosen und Darm-
strikturen wahrscheinlich machen,: bei 15000 treten Fisteln fast:
schon regelmäßig auf. Allerdings haben gelegentlich Patientinnen
auch Dosen über 20000 (bis zu 24800) ohne ausgebreitete Ne-
'krosen ertragen. Der Zeitraum zwischen Bestrahlung und: Auf-
treten der Schädigung kann lange dauern (zwei bis fünf Monate
und noch länger). Die Schädigungen nach Anwendung radioaktiver
Substanzen sind schlimmer ' als Röntgenschädigungen. : Nach ~
Bumm und Schäfer haben sich am besten die radioaktiven.
Substanzen in Mengen von 80 bis 100 Milligramm bewährt. Bei
der Verwendung von größeren Mengen (300 Milligramm) konnte
man örtliche und allgemeine Erscheinungen beobachten. ` Es kam
zu diffusen Schmerzen im Leib und ‘Kreuz, zu quälenden Darm-
tenesmen mit ‚blutig-schleimigen Entleerungen, Fieber, Schwäche,
‚Auch Krönigund Döderlein berichten über nach dieser Rich-
‚tung sehr günstige Befunde, So konnten sie bei 255 Sektionen von
‚au Üteruscareinom gestorbenen Frauen nur 24 mal = 8,8°/, Meta-
stasen in der Leber, 1Smal=7°/, solche in den Lungen, 9'mal
=8,5°/, in der Niere, -je 4'mal in Magen und Darm, 5 mal in der
‚Glandula thyreoidea und dann noch vereinzelte an Gehirn, Neben-
- meren, Muskeln, Knochen, Gallenblase, Haut, Herz und Mamma
konstatieren.“ Das ist ja alles zweifellos für eine Strahlentherapie
des Genitalecareinoms günstig, indessen zeigen andere statistische.
Angaben doch nicht“ ein so günstiges Ergebnis wie: das soeben
angeführte. So geben. die 'drei ‘Statistiken von Bejach, Redlich
und Feilchenfeld die Metastasenbildung ‚beim Uteruscarcinom |
91,4, 84 und 85,8 °/, betragen.
Metastase beim Magenkrebs eine unendlich viel größere als beim
Genitalcareinom, indessen ist sie bei letzterem. noch hoch genug.
Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, daß die Ergebnisse der
achtungen mit den lediglich auf Grund des Autopsie-
befundes aufgebauten Statistiken öfter nicht übereinstimmen,
ohne daß man daraus den Schluß einer geringeren Zuverlässigkeit
der klinischen Mitteilungen zu ziehen berechtigt wäre. In einer
Pathologisch-anatomischen Statistik erscheinen eben auch” diese
„Fälle, die der Kliniker aus ganz besonderen Gründen für die Be-
trachtung ausscheidet. Daß nun das Uteruscareinom eine unend-
‚lich bessere Prognose bildet als der Magenkrebs, ist ja unbestreit-
bar.“ Die statistischen Angaben: über chirurgisch erzielte Dauer-
erfolge schwanken zwar auch innerhalb sehr weiter Grenzen
öderlein 20%, Schauta 21,9%,“ Zweifel 23,4%,
T ertheim 50 %), indessen ist der Erfolg der operativen Be-
Nandlung des weiblichen Genitaleareinoms:doch ein ausgesprochener.
sus leistet diesem Ergebnis gegenüber nun die Strahlentherapie?
Ind wir heute schon berechtigt, die chirurgische Behandlung des
Operablen weiblichen Genitalkrebses durch die Strahlentherapie zu
ersetzen ? Es sei der Einheitlichkeit der Betrachtung halber zu-
Ba nur von dem prognostisch ungünstig liegenden Collum-
earcinom die Rede, das rund ?/,, der Gebärmutterkrebse aus-
h acht [Küstner (2), Fehling(8) und Franz (8)]. Für die Be-
uadlung des Collumearcinoms mit strahlender Energie tritt mit-
Dsohiedenheit auch neuerdings wieder Döderlein (4) ein. en |
Öderlein verfügt über ein Material von 860 Collumcareinomen | schlechtem Aussehen, Anämie und Appetitlosigkeit. Ebenso haben
sich Unterdosierungen nicht .bewährt. Bei wochenlanger Anwen-
And nimmt für die Betrachtung nur die Fälle heraus, die.er schon
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147
übrigens auch der.Rachen sind eben loci minoris resistentiae für der
„Wie bei Rezidiven nach Mammäcareinomoperationen, so glaube
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9. Februar.
dung kleiner Dosen (30, 50 oder 100 Miligramm zwei bis sechs
Stunden lang angewandt) hat man noch nach 4000 Milligramm-
stunden lebensfrisches Carcinom gesehen. Bei Rezidiven ließen sich
oftmals zu geringe Dosen (2000 bis 4000 Milligrammstunden) als Ur-
sache feststellen.
Sehr bemerkenswert sind die Angaben von Bumm und
Schäfer über die Reichweite der radioaktiven Substanzen. Die-
selbe wird im allgemeinen auf fünf bis sechs Zentimeter geschätzt,
indessen hat man schon in einer Entfernung von viereinbalb bis
fünfeinhalb Zentimeter noch lebensfrische Careinomzellen gefunden,
sodaß man auf sichere Zerstörung nur bis zu einer Tiefe von drei
bis dreieinhalb Zentimeter rechnen kann, wobei ja allerdings zu
berücksichtigen ist, daß man einer Carcinomzelle nicht immer an-
sehen kann, ob sie strahlengeschädigt ist oder nicht. — Radium-
feste Carcinome haben Bumm und Schäfer nicht gesehen.
(Dies stimmt nun ‚nicht mit den von anderer Seite gemachten Er-
fahrungen überein. So betont Bayet (6) das strahlenrefraktäre
Verhalten mancher Schleimhautcareinome, vor allem das der Zunge.)
Indessen haben auch Bumm und Schäfer. unterschiedliches
Verhalten der einzelnen Carcinomarten beobachten können. So
erwiesen sich die weichen, sogenannten medullären Careinome mit
wenig bindegewebiger Zwischensubstanz, die klinisch als beson-
ders bösartig gelten, als leichter und besser beeinflußbar als die
harten Tumoren, wie z. B. das maligne Fibroadenom. [Ähn-
liche Beobachtungen machte auch Landau (7).] Mit großer
lintschiedenheit für die Therapie mit radioaktiven Substanzen tritt
Eckelt (8) ein, der sich auf die Erfahrungen der Frankfurter
Universitäts -Frauenklinik stützt. Ecekelt berichtet über sehr
schlechte Dauerergebnisse der chirurgischen Behandlung und hat
nur getrennt durch ein schmales Septum, in unmittelbarer Nähe
des vaginal deponierten Radiumpräparats verläuft. Um hier nun
Ulcus- und Strikturbildung zu vermeiden, kann man ja — besonders
bei mageren Individuen — die sakrale Eintrittspforte für Röntgen-
strahlen unbenutzt lassen oder nur kürzer bestrahlen.
Die Kombination von Röntgen- und Radiunistrahlen ist heute
eine ziemlich allgemein geübte. Auch Opitz(l0), Amann(ll)
und Forsell (12) treten dafür ein, ebenso Klein (13), der auber-
dem dazu noch Radium-Barium-Selenat intravenös appliziert.
Unbedingte Anhänger der Bestrahlungstherapie auch der
operablen Carcinome sind Seitz(i14) und Wintz (14). Sie haben
damit in 46°/, Heilung erzielt, so ziemlich das günstigste Resultat,
das uns bekannt ist. Der alleinigen Therapie mit radioaktiven
Körpern reden Seitz und Wintz das Wort nicht. Sie haben
davon zwar sehr günstige Anfangserfolge gesehen, indessen wären
die Dauererfolge nicht befriedigend. Sie erblicken in der geringen
Reichweite des Radiums beziehungsweise Mesothoriums die Ursache
dieser ungenügenden Wirkung und wenden daher das mit Röntgen-
strahlen kombinierte Verfahren an. Seitz und Wintz sind.
ganz abgekommen von der Verwendung vieler kleiner Einfalls-
pforten für die Röntgenstrablen. Sie verwenden statt dessen fünf
bis sechs mittelgroße Einfallsfelder von sechs bis acht Zentimeter Größe
und Breite (drei abdominale und zwei bis drei dorsale). Diese
großen Bestrahlungsfelder werden so gewählt, daß sich die Strahlen-
kegel überkreuzen und das Careinom im Schnittpunkte der Strahlen
liegt. Dies läßt sich bei den großen Bestrahlungsfeldern leichter
erreichen als bei den kleinen, bei welchen es vorkommen kann, daB
die Neubildung außerhalb des Strahlenkegels gelegen ist. Der
Gedankengang von Seitz und Wintz ist bei dieser Anord-
damit nur 1,7 °/, Erfolg beobachtet. (Soweit ich bis jetzt die sta-
tistischen Angaben zu verfolgen in der Lage war, ist diese Mit-
teilung über Dauerheilung nach operativer Behandlung die un-
günstigste, die ich kenne, wobei allerdings zu berücksichtigen ist,
daß ähnlich tiefliegende, aber die Eckeltsche Mitteilung doch
nieht erreichende Ziffern auch schon anderweitig mitgeteilt sind.)
Man ging dann angesichts dieser schlechten Operationsresultate zur
Bestrahlung über und hat bei allerdings nur zweijähriger Beob-
achtung einen Heilerfolg von 50 % aufzuweisen. Einer Kombination
der Radiumtherapie mit Röntgenstrahlen wird stark widerraten.
Dazu im Gegensatz empfiehlt W ar nekros {9) eine aus Röntgen-
und Radiumstrahlen kombinierte Behandlung überall da, wo sich
das Radium gewissermaßen central .applizieren läßt, so z. B. beim
Collumeareinom. Er betont mit Recht, daß die vaginale Röntgen-
bestrablung vom Patienten unangenehm empfunden und außerdem
die Strahlenquelle exzentrisch vom Krankheitsherd angebracht
wird. Aber das Radium allein genügt nicht, denn die in den
Parametrien und regionär sitzenden Krebsnester liegen stets in
einer für radioaktive Stoffe unerreichbaren Entfernung. Der Gedanken-
gang von Warnekros ist nun folgender: entweder man wendet
Röntgenstrahlen von außen her an, dann hat man an der Ober-
fläche gute Wirkung, aber in der Tiefe bleiben die Gewebsteile
effektlos bestrahlt, oder man verwendet Radium, das im Körper-
innern appliziert wird. Man hat dann gute Tiefenwirkung, aber nach
der Oberfläche zu wird die Wirkung ungenügend, ja es besteht sogar
die Gefahr, daß durch” unzulängliche Bestrahlung in der Ferne
die Reizdosis appliziert wird und so das Careinom in der Nähe
der Strahlenquelle zwar vernichtet, in der Ferne aber zu üppigerem
Wachstum angeregt wird. Dieser Gefahr kann man nur dadurch
begegnen, daß die Gewebe gleichzeitig von zwei räumlich getrenn-
ten Strahlenquellen, deren Energiewellen sich in der Peripherie
übertrugen, durchstrahlt werden. Die aus Röntgen- und Radium-
strahlen gemischte Therapie ist ja nichts Neues. Das Neue an
den Warnekrosschen Vorschlägen ist ihre zeitliche Zusammen-
fassung. Während die radioaktiven Präparate in das Collum uteri
eingelagert sind, werden die Röntgenstrahlen angewandt. Man hat
auf diese Weise die Möglichkeit, die Strahlenquellen zu über-
kreuzen. Die Technik ist eine sehr einfache. Das Radiumpräparat
wird in die Cervix eingelagert und durch Tamponade fixiert. Die
Patientin wird dann am ersten Behandlungstage sechs bis sieben
Stunden der Röntgenwirkung ausgesetzt. Nach acht bis zehn
Tagen wird die zweite und nach ebenso langer Pause die dritte
Röntgen-Radiumbestrahlung angeschlossen. Für die Röntgenstrahlen
wendet Warnekros vier Einfallspforten an: die abdominale
die sakrale und die beiden lateralen. Eine gewisse Gefahr hat
indessen diese Methode, indem manche Gewebsteile eine zu große
Strahlendosis erhalten können. Gefährdet ist bei dünnen Frauen
das Rectum in Höhe des Scheidengewölbes, da hier der Darm
?
nung folgender: Das Carcinom selbst soll eine sogenannte CareinoM-
dosis erhalten.
noch näher eingegangen.) Es gelingt bei der Tiefe, in welcher
das Careinom sitzt, nur etwa 20 bis 25°/, der Obertlächendosis an
das Careinom selbst heranzubringen.
bis sechs Volldosen so, daß sich in der Tiefe die Strahlenkegel In
einem Punkte schneiden, so werden an diesen Schnittpunkt jeweils 20
‚bis 25°/, der Oberflächendosis herangebracht, sodaß bei fünf bis sechs
ern damit an dieser Stelle auch eine Volldosis zustande
ommt.
menge, die nötig ist, um ein Careinom für den Gesichts- und Tast-
sinn zum Verschwinden zu bringen.
Einheitsform zu finden, gingen Seitz und Wintz von
Erythemdosis aus. Als Erythemdosis ist die Strahlenmenge anzusehen,
die bei größter Strahlenhärte und Filterung auf die Haut appliziert In
8 bis 14 Tagen eine Rötung bewirkt, der nach vier Wochen eine
leichte Bräunung folgt. Diese Dosis wurde mit dem Iontoquantimeter
gemessen und als Hauteinheitsdosis = 100% gesetzt.
wurden nun die übrigen Dosen bestimmt.
fanden, daß die das Careinom vernichtende Dosis
(Auf den Begriff der Carecinomdosis sei weiter unten
Verabreieht man nun fünf
Unter einer Carcinomdosis versteht man die Strahlen-
diese Dosis eine
der:
Um für
Danach
Seitz und Wintz
bei 100 bis
110% liegt, also ungefähr der Hauteinheitsdosis gleichkommt.
Die den Darm schädigende Strablenmenge — die Darmdosis —
liegt bei 135%, die Muskeldosis bei 180%, während andererseits
die Kastrationsdosis wesentlich tiefer liegt und nur 34% beträgt.
(Die ausgezeichneten und höchst lesenswerten Ausführungen VOA
Seitz und Wintz decken sich nicht ganz mit den gleichfalls
an Händen des Iontoquantimeters gewonnenen Untersuchungs-
ergebnissen von Krönig und Friedrich, bei denen die
Carcinomdosis tiefer liegt als die Hautdosis. Diese Differenz
| klärt sich indessen dadurch auf, daß der Erythembegriff von
diesen Autoren etwas anders gefaßt war, sodaß tatsächlich em
wirklicher Unterschied zwischen den S e i t z schen und W i n t z schen
Ergebnissen und den Krönigschen und Friedrich schen
Untersuchungen für mein Empfinden nicht besteht.)
Grundsatz von Seitz und Wintz ist es, daß jede Stelle,
an welcher Carcinomzellen sitzen, auch eine volle Carcinomdosis
erhält. Sie betonen die Gefahr der verzettelten Dosen Wn:
fordern möglichst die Applikation der Carcinomdosis in einel
Sitzung. Die Bestrablung wird in sechswöchigen Abständen drel-
mal hintereinander wiederholt. Man schaltet dann eine Pause von
acht bis zwölf Wochen ein und betrachtet erst dann die Patienten
als nicht mehr behandlungsbedürftig, wenn mindestens ein Jahr
vergangen ist. Seitz und Wintz vertreten die Ansicht, daß
zwischen den einzelnen Carcinomformen kein allzu großer Unter-
schied hinsichtlich der Strahlenempfindlichkeit vorhanden ist. Die
Radiosensibilität der seirrhösen und medullären Carcinome ist nach
ihrer Ansicht nicht sehr verschieden, und die Bösartigkeit gewisse!
Krebse liegt weniger in den Zellen selbst begründet als in anderen
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© Collumcarcinome zu bestrahlen, operable Corpuscarcinome zu ope-
carcinom die Radiumbestrahlung.
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zeichnet, die scheinbare Verkürzung wurde beseitigt, der Gang sehr
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‚Volumenzunahme
- "Arm- und Beinstümpfe.
' eines Beugemuskels
- Jastung der Wunde ist durch: ein Fenster im Gipsverband zu erreichen. -
‚up fung. Die Heilwirkung hängt von der ungestörten Aufnahme und
p erarbeitung des Impistoffes ab. Die Aussichten sind am günstigsten
‚negative Kurven. Die Gefäßcentrumswirkung spielt eine wesentliche
"anorganischen Stofiwechsels. ‚Sammelreferat,
; Š ‚den ‚besprochenen Fällen handelt es sich um Drainage der offenen
‚nuchhöhle. Verfasser bespricht die Technik und betont, daß die
‚beim gesunden Menschen. Mitteilung von Durchschnittswerten für den
nen dabei mitberücksichtigt werden: Sie steigen, wie die Herz-
grobe, ziemlich gleichsinnig m
| ische Faktoren beeinflussen.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
und Schäfer, Arch. f£, Gyn. 1917, Bd. 106, H. 1. — 6. Bayet, Strahlenther., H. 2,
7. Landau, B. kl. W. 1918, Nr. 28. — 3. Eckelt, Frankfurt a, M., Arztl. Ver.,
. Sitzung 8. 12, 17. — 9. Warnekros, Zbl. f. Gyn. 1918, Nr. 36. — 10. Opitz,
ebenda, 1918, Nr, 45. — 11. Amano, M; m. W. 1917, Nr. 5. — 12. Forsell,
Fortschr. Röntgenstr. 1917, Bd: 25, H. 2. — 13. Klein, M. m. W. 1915, Nr. 15. —
14, Seitz und Wintz, M..ın. W. 1918, Nr. 4. — 15. Hirsch, D. m. W. 1917,
Nr. 17. — 16. Heymann - Stockholm, Arch. f. Gyn.:1918, Bd. 108, — 17. Kehrer,
© (Fortsetzung folgt.) _
— nn
Umständen (rasche Ausbreitungsmöglichkeit, günstig: gelegenes
Lymphgefäßsystem, verminderte: Widerstandsfähigkeit des Körpers
und der Schutzkräfte des Organismus); Seitz und Wintz
wenden sich dann noch gegen die Verfechter einer einseitigen
örtlichen Krebsbekämpfung, indem sie ‚betonen, daß ein fundamen-
taler Unterschied besteht zwischen der einfachen Vernichtung der
Krebszelle und der Heilung des Körpers vom Krebse. „Die Ver-
treibung des Krebses aus. dem Körper ist‘ praktisch ein ganz
anderes Problem als die Abtötung einzelner Carcinomzellen. : Die
Verkennung dieses wichtigen Unterschieds führte und führt auch
jetzt noch in der Bekämpfung des Krebses zu vielen Irrungen
und Enttäuschungen.“ | : ER su
Hirsch (15) verlangt, daß die Strahledtherapie des Careinoms ,.
dann einsetzt,“wenn der Körper noch so gut zum Kampfe gegen
die Neubildung’ gerüstet ist,. daß er die verabreichten Strahlen-
‚mengen auch biologisch verwerten kann. Dies ist beim beginnen-
den Careinom der Fall, solange? der: Organismus noch über die‘
entsprechenden immunisatorischen und resorptiven Fähigkeiten
Heymann-Stockholm (16) tritt dafür ein, operable -
ebenda. l a
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i
- dem Druck übergeben, als noch zwei Veröffentlichungen erfolgten, die
der Erwähnung bedürfen. So tritt Menge (Zbl, f. Gyn. 1918, Nr. 49)
für die Strahlentherapie des Uteruscarcinoms -ein und hat seit fünf
Jahren keinen Fall mehr operativ behandelt, während Bu mm in einer
Abhandlung „Sechs Jahre Radium“ (Zbl. ft. Gyn. 1919, Nr. 1) eigentlich
manches vorstehend Ausgeführte wieder. einschränkt‘ -Bumm tritt
darin nicht für eine unbedingte Careinombestrahlung ein. Die Ergeb-
nisse der Bestrahlungstberapie sind bei fünfjähriger Beobachtungszeit
‚liegen die Bestrahlungsresultate nach dreijähriger-Beobachtung, von da
ab werden. sie im Vergleich zu den chirurgischen Ergebnissen nach der
erinnern. etwas an die Angaben Baischs (Zbl. f. Gyn. 1918, Nr. 17),
der im ersten Jahre nach der Bestrahlung 93% Heilungen, im zweiten
| 37,5%, im dritten 15,6% und im vierten 16,6% beobachtete, also
| gleichfalls ausgezeichnete, fast blendende Anfangserfolge, denen aber
verfügt.
perablen Corpus-
rieren. Kehrer (17) befürwortet auch beim o
| -
Literatur: 1. Runge, Arch. f. Gyn. 1918, Bd. 109, H. 1 u. 2. — 2. Küstner,
. Lehrb. d. Gyn. Jena 1917. — 8. Fehling und Franz, Lehrb. d. Frauenkrkh., Stutt- | ©) C
gart 1913. — 4. Döderlein,- Arch. f. Gyn. 1918, Bd. 109, H. 3. — 5. Bumm | der chirurgischen Behandlung einen Fortschritt nicht bedeuten.
. Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 5
Ridder (Berlin): Sympathicusbeschädigung bei‘ Hals- und Brust-
schüssen. Mitteilung zweier Fälle von’ Sympathieusbeschädigung durch
Schußverletzungen. Ob es sich um Fernwirkungen oder um wirkliche
Verletzungen des Sympathicus gehandelt hat, ist unentschieden. Bei
langer Dauer und Konstanz der nervösen Erscheinungen ist das letztere
wahrscheinlich. - 000, u | ooN
Hubotter (Berlin): Fall von Hydrocele quadrilocularis intra-
abdominalis. Kasuistische Mitteilung. Verfasser exstirpierte die drei
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 2 u.:3.
< Nr 2. 0.Hildebrand (Berlin): Intratrochantere Keilosteotomie
bei Hüftgelenkankylose. Im beschriebenen Fall war der Erfolg ausge-
er, á
gebessert, der Knochen gefestigt. Bezüglich der Technik muß auf das
Original verwiesen werden.
er Körting (Berlin): Ersatzglieder. Mitteilung von Erfahrungen
‚und kritische Bemerkungen, welche sich auf das Kunstbein, den Ersatz- | 9°“ > Man a |
art; die Sahert \ | ti peripheren Cysten, den abdominalen Teil entleerte er und unterband
benako i epot und Kr V e E SONE operadou gesetzte Öffnung nach Art eines Bruchsacks mit anschließender
koterii E : T handi | peration nach Bassini. S " u ?
erg (Eppendorf): Neues Hilfsmittel zur Behandlung Dünner und Pupke (Berlin): Influenzanephritis und Kriegs-
nephritis; Nephritiden, die unter dem Bilde der Kriegsnephritis ` ver-
laufen, können durch Influenzabacillen. bedingt sein. Nicht alle Kriegs-
nephritiden, die früher beobachtet wurden, sind aber etwa nur als
Influenzanephritiden aufzufassen. ET. =
Simon: Agglutination von Paratyphus B bei Bacillenruhr. ` Reis-
artiger Paratyphus war serologisch bei 145 Fällen klinischer Ruhr nur
einmal festzustellen. Bei 25% Baeillenruhr ist Mitagglutination von
Paratyphus-B-Bacillen beobachtet. Sie hat mehr anamnestische wie
klinische Bedeutung. _ ee Fe re ee
Schmidt (Berlin): Neuere Behandlungsmethoden der Bartilechie.
In erster Linie sind die Röntgenstrablen zu empfehlen. Bei ober-
flächlichen Formen (Scheiben- oder Ringform) erübrigt sich fast immer
die Epilation. Hier kommt man mit Jod- oder Carbolsäurepinselungen
zum Ziel. 2 Bu Zu > i
. Christen und Beeren, (Berlin): ‘Diathermieelektroden. -Es
werden Platten ‚aus biegsamem, ungiftigem Material empfohlen, : unter
Zwischenlage einiger Blätter mit 20%iger Kochsalzlösung getränkten
Filtrierpapiers. Die feuchte Zwischenlage muß so dünn als mög-
lich sein. Be | ; > '
In dem Referat der Arbeit von Miller'in Nr, 49 dieser Wochen- `
schrift ist irrtümlich ein Zitat aus einer fremden Arbeit angeführt: der-
‚erste Satz ist zu, streichen. F . = Recekzeh.
von Amputationsstümpfen. Verfasser benutzt nicht die. Zugkraft des
Muskelstumpfes, sondern die bei der Muskelcontraetur eintretende
als Kraftquelle durch Umlegen einer federnden Stange
Die Ausdehnung wird durch einen ein-
g umgesetzt. Der Apparat eignet sich für
.
um die Stumpfmuskulatur.
fachen Apparat in Längszu
on: Myotomie am Vorderarm bei Fingercontractur. Der
zeigt den günstigen Erfolg der Durchschneidung
am -Vorderärm bei Fingercontracturen. Die Ent-
Salom
beschriebene Fall
Thoenes (Speier): Erfolge der Friedmannschen Tuberkulose-
x
bei frischen Prozessen, verringern sich mit dem Alter und der Aus-
dehnung der Herde. Bei gynäkologischen Tuberkulosen: ist eine Er-
weiterung der konservativen Behandlung. zu erhoffen. Auszuschließen
siad Kranke, deren Kräfte eine aktive Immunisierung.. nicht mehr.
leisten können. Ba | au 5 | i
D ht Dünner (Berlin): Plethysmographische Untersuchungen. Bei
ie therie ist das Gefäßcentrum in seiner Funktion gestört. . Außer
ei Diphtherie finden sich namentlich bei Typhus umgekehrte und
"Rolle bei der Frage der Kreislaufstörungen durch Diphtherie. |
-Grumme (Föhrde): Zusammenhänge des organischen und Re . | ae A
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 3,
Otto und Rothaäcker: Zur Fleckfieberschutzimpfung. Der
a Nr.3. Na gel (Berlin): Drainage der Bauchhöhle bei Laparotomie,
der Krankheit, teils bald nach der Entfieberung entnommen war. Da-
und die moderne |
| 'weisbarer Schutz ‚gegenüber der Infektion ließ sich aber nicht fest-
“stellen. Dagegen war bei den Geimpften die Sterblichkeit der
Erkrankten erbeblich geringer alsbei den nichtgeimpften Kameraden.
Martin Mayer (Hamburg): Ergebnisse und Probleme der
Malariaforschung im Kriege. Die Kriegsmalaria hat in vielen Dingen
unser Wissen über die Malaria vertieft und erweitert. In zusammen-
fassender Weise wird darüber berichtet. -
Ber der freien Bauchhöble unmöglich ist,
age auch nur beabsichtigt, lokal zu wirken. Ä
Franz Groedel (Nauheim): Durchschnittswert des Blutdrucks
Iutdruck verschiedener Altersklassen. © Körperlänge und -gewicht
it dem Blutdruck, den ja viele physiolo-
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‚mit wurde eine Anzahl Personen -ohne Schädigung geimpft. Fin nach- .
Anmerkung bei. der Korrektur: Diese Arbeit war
‘ein Drittel ungünstiger als bei der operativen Behandlung. Am günstigsten
Bummschen Erfahrung ungünstiger. Die Bum m schen Mitteilungen |
doch ein: richtiger Dauererfolg nicht beschieden ist und die gegenüber
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Impfstoff bestand aus dem. Blut von Kranken, das teils auf der Höhe _
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150
Harry Scholz (Königsbergi.Pr.): Die differentialdiagnostische
Bedeutung des Urobilinogens für Magenkrebs und Anämien. Das Er-
scheinen von Urobilin und Urobilinogen im Urin gilt als ein sehr
feines Reagens auf Störungen der Leber. Der Urobilinogenbe-
stimmung im Stuhl kommt aber nur ein sehr bedingter differential-
diagnostischer Wert zu. Die Verfolgung der Umwandlungen des Blut-
farbstoffes bis zum Urobilin hat die Aussicht eröffnet, für den Blut-
zerfall ein Maß zu gewinnen, Die Stärke der Urobilinogenreaktion
läßt sich daher dazu verwerten, bei perniziöser Anämie die
Größe der Hämolyse zu messen und daraus die praktische Ent-
scheidung zu treffen, ob sich der Fall zu einer operativen Behandlung
(Milzexstirpation) eignet oder nicht. Da zu einer Vermehrung
des Harnurobilinogens eine Leberschädigung gehört, und da
diejenige Art der Leberalteration, die man beim Magendarmkrebs
vor allem erwartet, die metastatische Geschwulstentwicklung ist, kleine,
versteckt liegende Krebsherde aber dem Auge des Beschauers. ent-
gehen können, so lag es nahe, daran zu denken, solche nicht sichtbaren
Metastasen durch den Nachweis der Vermehrung des Urobilinogens dia-
gnöstizieren zu können. Nach den Untersuchungen des Verfassers ist es
aber nicht möglich, aus der Urobilinogenreaktion Schlüsse auf eine Me-
tastasenbildung in der Leber zu ziehen. Erst wenn es zur allge-
meinen Schädigung des Parenchyms kommt, wie bei Leberecir-
rhose, wird sich die Störung einer normalen Tätigkeit durch Uro-
bilinogenurie anzeigen. Fürisolierten Untergang von Leberbezirken
— ohne gleichzeitige Fernschädigung des Organrestes — gibt uns
aber die Prüfung der Urobilinogenurie keinen Anhaltspunkt.
Theodor Büdingen (Konstanz-Seehausen): Grundzüge der
Ernährungsstörungen des Herzmuskels (Kardiodystrophien) und ihre Be-
handlung mit Traubenzuckerinfusionen. Der Traubenzucker des Blutes,
der „Blutzucker“, ist der Hauptbetriebs- und -nährstoff des arbeitenden
Herzens. Infolge subnormalen Blutzuckergehalts, das heißt infolge
einer absoluten Hypoglykämie kommt es zur bypoglykämischen Kardio-
dystrophie, zur Herzunterernährung. Das Krankheitsbild wird
genauer beschrieben. Die Traubenzuckerinfusion sollte weder ambulant,
noch in der Privatpraxis vorgenommen werden. Psychogene Herz-
störungen sind von dieser Behandlung auszuschließen. Das Befinden
von Neurasthenikern, besonders von Herzneurotikern, wird durch solche
Infusionen vorübergehend sogar verschlimmert. Das hängt einmal mit
deren mächtiger und den Nervösen angreifender Stoffwechselwirkung,
sodann aber mit dem vasoconstrietorischen Einflusse der Zucker-
anreicherung des Blutes zusammen. So kann eine Angina pectoris
vasomotoria durch Infusion hervorgerufen werden. Ein weiterer
Nachteil dieser Behandlung besteht in der Belastung des Blutkreislaufs
durch die eingeführte Wassermenge und bei allgemeiner Stauung in
dem Einströmen von Gewebswasser in die Blutbahn infolge Erhöhung
der Blutzuckerkonzentration. Abgesehen davon aber hat sich das Ver-
fahren sehr bewährt auch in Fällen von Coronarsklerose. (Diese Kranken
gehen meist an funktionellen Einflüssen zugrunde. Hier kann man
aber auf den gestörten inneren Betrieb des Herzens therapeutisch ein-
wirken. Denn es handelt sich um einen krankhaften Zustand des
Zuckerstoffwechsels im Herzmuskel oder in denjenigen Organen, von
denen die Blutzuckerbereitung abhängt) Der Verfasser verwendet
zu seiner Therapie die Merckschen Traubenzuckertabletten zu je 5
und 2,5 g.
G. Hoppe-Seyler (Kiel): Zum Krankheitsbild und zur Be-
handlung der Grippe. Nach einem in’ der Sitzung vom 14. November 1918
in der Medizinischen Gesellschaft in Kiel gehaltenen Vortrage.
K. Henius (Berlin): Neue Methodik beim Anlegen des künst-
lichen Pneumothorax und neuer einfacher Apparat. Mittels des be-
schriebenen, durch eine Abbildung veranschaulichten Apparats wird
gewöhnliche Luft eingefüllt, die kaum schneller resorbiert wird
als Stickstoff. E
R. Wittmaack (Jena): Über eine neue biologische Behand-
lungsmethode der Ozaena. Der V erfasser bekämpft die hervorstechendsten
Symptome der Ozaena, nämlich die Borkenbildung und den Fötor dadurch,
daß er die ihres regulären Selbstreinigungsmechanismus beraubte Schleim-
haut der Nase unter dieselben biologischen Reinigungsbedingungen setzt,
wie sie für die Schleimhaut der Mundhöhle vorliegen. Dies ist tech-
nisch dadurch zu erreichen, daß man den Ausführungsgang
der Parotis in die Kieferhöhle ableitet, sodaß sich nun-
mehr das Parotisdrüsensekret durch die Kieferhöhle in die Nase ent-
leeren muß. Der Verfasser hat bisher fünf Fälle mit zehn Kiefer-
höhlen dieser Bebandlung unterzogen. Der Erfolg war in sämtlichen
Fällen ein vollkommener. Die Methode hat jedoch auch ihre Schatten-
seite, die darin besteht, daß nach der Operation beim Kauakt die
Sekretion zuweilen derartig intensiv angeregt wird, daß der
Speichel zum Naseneingang heraustropft. Man sollte daher
{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6
merkungen zur Lehre von der latenten Infektion.
tenten Infektion darf man nicht bloß vom einseitig chirurgischen Stand-
punkte aus erfassen. Man muß auch die Biologie der Gewebe und der
latenten Bakterien berücksichtigen, wenn man dieses Gebiet ganz r-
schließen will.
Tr Tor an
4, Februar.
die Patienten von vornherein auf diese Belästigung hinweisen und
ihnen die Entscheidung darüber selbst überlassen, ob sie
trotzdem die Methode angewandt haben wollen oder nicht. Aus diesem
Grunde empfiehlt es sich auch, das Verfahren auf die schwersten
Fälle von Ozaena zu beschränken.
der Mund- und Wangenschleimhaut die Submaxillar- und Sublingual-
drüse ausreichen.
speichelung des Bissens wie beim Verdauungsakt kommt aber auch so
noch annähernd zur Geltung, da er sich durch die Nase ebenfalls in
den Rachen hinein entleeren muß.
Es dürfte übrigens zur Versorgung
Die Mitwirkung des Parotisspeichels bei der Ein-
Alfred Loeser (Rostock): Bakteriologisch - serologische Be-
Das Gebiet der la
H.Bergmann (Stettin): Zur Tuberkulindiagnostik. Zur Fest-
stellung der Tuberkulose ist die Einspritzung von Tuberkulin über-
flüssig, es sei denn, daß man eine Herdreaktion hervorrufen wolle.
Sonst kommt man aber mit der
Will man aber bei sicher bestehender Tuberkulose, die nötigenfalls
durch die Hautreaktion bestätigt werden müßte, die Prognose fest-
stellen, so muß man dies bei aktiven Formen vom klinischen
Gesichtspunkte aus tun; bei ruhenden wird sich die Neigung zum
Fortschreiten an dem Verhalten einer Tuberkulineinspritzung feststellen
lassen. Zwei Beispiele mögen dies erläutern: Ein Manu hat bei un-
deutlichem Lungenbefund geringes Fieber. Ist die Hautreaktion positiv,
muß das Weitere die klinische Beobachtung leisten. N
Hautproben negativ, so kann die Krankheit keine Tuberkulose sein.
Hautreaktion geradesoweit.
Ist die Reihe der
Ferner: Ein Mann mit mäßigen oder kaum nachweisbaren (verstärkte
Hiluszeichnung!) Lungenerscheinungen hat kein Zeichen von Fort-
schreiten der Krankheit.
nun auf eine bestimmte Menge unter die Haut gespritzten Tuberku-
Die Hautproben sind positiv. Reagiert er
lins, so ist er für das Militär nur bedingt oder gar nicht verwendungs-
fähig, beziehungsweise einer Heilstättenkur bedürftig; reagiert er nicht,
so ist er unbeschränkt verwendungsfähig.
Michael Folman (Berlin): Zur Ätiologie der sogenannten
Iritis rheumatica. In ungefähr der Hälfte der Fälle von Iritis rheums-
tica ergab die Anamnese eine frühere gonorrhoische Infektion.
Golliner (Burgdorf i. Hannover): Nirvanolvergiftung. Sie trat
auf nach einer einmaligen Gabe von 5 bis 6 g (10 bis 12 Tabletten zu
0,5 g). Die Patientin kam aber mit dem Leben davon, anscheinend
ohne dauernde Schädigung. F. Bruck.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 3.
B. Fischer (Frankfurt a. M.): Über die Pathogenese der Arterio-
sklerose. Nach einem Vortrag im Ärztlichen Verein zu Frankfurt a. N.
A. Mayer (Tübingen): Über Vortäuschung von Uterusmyomen
durch abnorme Contractionszustände. Durch abnorme partielle Con-
traction der Uteruswand können „Pseudomyome“ entstehen. An diese
muß man zunächst denken, wenn ein Myom in der Schwangerschaft
verschwindet. |
F. Klose: Über die Beziehungen in der Ätiologie der mensch-
lichen Gasödemerkrankung und des tierischen Rauschbrandes. Die Er-
reger beider Krankheiten dürften identisch sein. Dementsprechend
könnte das bisher mit Erfolg zur Bekämpfung der Gasödemerkrankungen
der Verwundeten benutzte Gasödemserum zur Behandlung der Rausch-
branderkrankung der ‚Rinder zweckmäßig Verwendung finden.
Th. Fürst: Über die Agglutination von Intluenzabacillen durch
Krankenserum zur Differentialdiagnose. Es können Stämme von Pfeißer-
baeillen zu Agglutinationszwecken mit Krankenserum für die Diagnos®
herangezogen werden. Aber nicht alle Pfeifferbacillenstämme verhalten
sich in dieser Hinsicht gleich, Es ist anzunehmen, daß bei dieser Ver-
schiedenheit,in der Agglutinabilität von Influenzabacillen durch Kranken-
serum ein ähnliches Verhältnis vorliegt, wie bei der Agglutinabilität
bestimmter Proteusstämme durch Fleckfieberserum.
Kurt Scheer: Zur Serodiagnostik der Grippe. Bei der Gripp®
treten speeilische Antikörper im Blutserum auf, die mit specifische
Antigen eine Reaktion im Sinne der Komplementbindung“ geben. or
Auslall der Reaktion ist voraussichtlich verwendbar zur Diagnose der
Grippe.
= E F. Schmid (Stuttgart): Über Wunddlphtherie. ES gibt
diphtherische Infektionen von Wunden, die im allgemeinen ein weniger
stürmisches Krankheitsbild verursachen, als die akute Rachendiphtherld,
die jedoch in ihrem Einfluß auf den Allgemeinzustand und in ihrer
Folge auf das Herz ebenso gefahrdrohend sind. Der Erfolg der Theft
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-das antagonistische Violett áusgeschaltet werden_soll, muß diese Be-
= daon den so gewonnenen Keil in den von außen eröffneten Sinus |
‚ daß das Fußgewölbe wiederhergestellt und der Calcaneus dauernd in.
' ‚zur Feststellung des Sitzes der Verletzung der Harnwege eine dia-
fiziert werden kann. ‚Es wurde dadurch erreicht, daß.die Keime in der
‚ Slirahöhlenverletzung. Diese Gehirnschüsse geben, wenn sie nicht mit
Yerursacht. Der Stumpf bleivt vielmehr auf dem Gestell fixiert.
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$ Februar. 0. 1919-— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 62 >» o
N
dernde-, positive Rassenhygiene) oder aber die Ausmerzung
‚und ‘im allgemeinen die -Zurückdrängung. der 'minderwertigen
Bevölkerungsteile (ausmerzende, negative Rassenhygiene). . Die
fördernde Rassenhygiene ist unvergleichlich wichtiger als die aus-
‚merzende. Von dieser letzten kommt heutzutage hauptsächlich nur die
pie (Injektionen von Diphtherieserum 1500 bis 2000 Immunitätseinheiten
intramuskulär und lokale Behandlung der Wunden mit diesem Mittel).
beweist, daß es sich nicht um zufällige Diphtherieschmarotzer handelte,
sondern daß es. tatsächlich ‚eine Diphtherieinfektion der Wunde war,
und daß das Allgemeinbefinden durch. die. Toxine des Diphtherie-
bacillus wesentlich beeinträchtigt wurde. Wunden, die keine. Neigung
zur Heilung zeigen und zunächst. : eine .besondere Ursache
dieses Heilungswiderstandes nicht erkennen: lassen, soll man bakteriolo-.
gisch auf Diphtheriebacillen untersuchen lassen. .. |
Carl Mietens: Über die Beziehungen der Malaria t ei l | ee u
Malaria terliana. Fast bei allen Erkrankungen, bei denen .im Vor- Wiener klinische Wochenschrift 1918,-Nr. 51 u. 52,
jahre lediglich T r o pica mikroskopisch nachgewiesen werden konnte, | . or EEE A
wurden in diesem Jahre bei Rückfällen Tertianaplasmodien . Nr. 5i. Eugling: Über die Chininfestigkeit der Malariaparasiten.
im Präparat festgestellt. Dem entsprach dann auch immer der'klinische | Die, in Albanien während zweier Malariasaisonen beobachtete fortwäh-
Befund. | | ni | an -
Thedering. (Oldenburg): Über Rotlichttherapie.e Versuch
einertheoretischen Begründung. Die beiden Farben Rot
und Violett, die Endpunkte des Spektrums verhalten sich antagonistisch:
warm und kalt; chemisch und biologisch inaktiv, chemisch und biologisch
aktiv; seelisch erregend und beruhigend. Den entzündungs-
erregenden blauen dürften -die roten Strahlen als entzündungs-
hemmend gegenüberstehen. ‘Daraus ergibt sich eine Rotlichttherapie,
und zwar bei Ultraviolett(Quarzlicht)entzündung, bei Sonnenbrand,
ferner zur Austrocknung akuter nässender Ekzeme {hier täglich
ein bis drei Stunden angewandt, von ausgezeichneter Wirkung), bei
pustulösen Ausschlägen, bei allen Arten trockener akuter Ekzeme, bei
Pigmentanomalien der Haut (Vitiligo, Sommersprossen, Hautbräunung
nach Sonnenbrand), bei. schmerzhaft "entzündeten Gelenken, wie Gicht
(hier ist die lindernde Wirkung wohl eine Folge der Hyperämisierung).
Zur Behandlung genügt. im ‚Notfall ein rot verbangenes Fenster, eine
mit rotem Papier oder Stoff umhüllte elektrische Birne. Recht brauch-
bar ist eine Heusnersche Solluxlampe, die mit einer 600 kerzigen
Birne aus rotem Naturglas versehen ist, Da bei der Rotlichttherapie
diese vornehmlich nur zu’ dem Zwecke, «damit geschlechtskranke Per-
l sonen nicht frühzeitig eine Ehe eingehen. F. Bruck.
ropica zur
völligen Wirkungslosigkeit- der größten Chinindosen in vielen. Fällen
"ist nicht auf eine Verschlechterung des Chinins, nicbt auf eine Viru-
lenzsteigerung ‚der Parasiten, nicht auf eine Chiningewöhnung des Or-
‚ganismus, sondern. auf eine Chiningewöhnung der Parasiten zurück-
zuführen. Durch die kontinuierliche Prophylaxe mit den täglichen
kleinen Dosen kommt. eine Chiningewöhnung der .Malariaparasiten: zu-
stande, die sich in geringer Steigerung der ‘wirksamen Dosis äußert,
und schließlich sogar eine absolute Chininfestigkeit, bei der die Chinin-
theräpie vollkommen versagt. - Chininfestigkeit ist dann anzunehmen,
wenn die.mehrmals verabreichte Tagesdosis von 2,0 -2,5g keine Wirkung
ausübt; eine Steigerung über 2,5 g ist: .zwecklos. Durch die tägliche
Halbgrammprophylaxe werden insbesondere die Tropicaparasiten nicht
abgetötet, sondern es wird nur ihre Entwicklung behindert, sodaß lange
Chiningewöhnung der nicht abgetöteten Parasiten auch noch Gameten-
bildung auf, sodaß später schon beim ersten Anfall Gameten im Blute
gefunden werden können. Da nach Aussetzen des Chinins die Chinin-
festigkeit verhältnismäßig schnell wieder verloreugeht, muß an Stelle
der komtinuierlichen Prophylaxe die intermittierende treten; am ge-
eignetsten scheint eine Wochendosis von 2,5 g, davon z. B.’äm Mitt-
woch 1 g, am Sonnabend isg, und am Sonntag 0,5 g. Ebenfalls muß
die Therapie eine intermittierende sein. Die experimentellen Unter-
suchungen über. die Chiningewöhnung hat Verfasser an einer Proto-
zoenart (Kolpidien). angestellt. u e
handlung im Dunkelzimmer vorgenommen werden.
v. Baeyer: Zur operativen Behandlung. des Plattkuickfußes.
In mehreren Fällen ging der Verfasser in der Weise vor, daß er erst
eine Teilresektion des inneren Fußrandes nach Ogston ausführte und
tarsi implantierte und vernähte. Man erreicht- durch diese Operation,
achtet, die durch eine ganz auffallende .Hartnäckigkeit der Anfälle
und durch ein refraktäres Verhalten gegenüber der Chinindarreichung
per os selbst in größten Dosen- gekennzeichnet waren. Dagegen war
die Wirkung der zweimaligen intravenösen Injektion von 0,8.-1,0° g.
Chinin.. bisulf. stets eine sichere. Die Fälle zeigten sämtlich starke
Entkräftung und Unterernährung .sowie Anämie; aulfällend war die ge-
ringe Beteiligung der Leber und Milz. In einzelnen Fällen war der
‚Status Iymphaticus deutlich ausgesprochen. Im 'Blutpräparat fiel vor
allem die geringe. Entwicklung der Schizonten und. Gameten auf; die
Veränderung der befallenen Blutkörperchen war auffallend gering. Ver-
fasser schreibt die Veränderung der Parasiten der in allen Fällen durch-
geführten Chininprophylaxe zu. u i | I
v. Müllern: Kurze Bemerkungen zu vorstehenden Ausführungen
Dr. M atkos. : Eine Bestätigung und Ergänzung, der .Matkoschen Mit-
Supinationsstellung gehalten wird, sodaß ibn die durch die
Tibia gehende Belastung nicht mehr exzentrisch trifft. Außerdem entfernt
Man auf diese Weise den Calcaneus vom äußeren. Malleolus und be-
seitigt hiermit eine der Ursachen der"Plattfußbeschwerden.
| Hellendall: Über retrograde Spülung bei Schußverletzungen
der Harnorgane, insbesondere zur Bekämpfung der’ Urininfiltration. In
einem Fall wurde nach Spaltung der Urinphlegmone am Oberschenkel ı
‚ gnostische Spülung der Harnblase mittels Einlegung eines Verweil-
- katheters nach Nelaton vorgenommen. Es spritzte dann die Spül-
flüssigkeit aus der Operationswunde heraus. Somit war festgestellt,
daß die Harnblase extraperitoneal ‚verletzt sein mußte. Darauf wurde
ittierende Dauerberieselung des schwer infizierten Gebietes
eine interm
vorgenommen und damit erzielt, daß die Urinphlegmone in rascher |
Weise zum Stillstand kam. Diese „retrograde“ Dauerberieselung durch | teilung. | ms S \ u.a
Schilder: Studien über den Gleichgewichtsapparat. Verfasser teilt
seine Studien mit über: 1. den Zeigeversuch in der Hypnose; 2. die
' Beeinflussung optischer Vorstellungen vom Vestibularapparat aus; 8. la-
byrinthär-cerebellar fundierte Halluzinationen, BE ER
.: , Ladeck (Heilstätte Hörgas bei Graz): Lungenkrauke und Spanische
Grippe. Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß Lungenkranke in’ der
Mehrzahl der Fälle durch das Hinzutreten der Grippe nicht mehr ge-
fährdet werden als Lungengesunde; in einer wesentlichen Anzahl von
Fällen jedoch fläckern Prozesse, die. bereits zum Stillstand gekommen
waren, wiederum auf und geben dann. zum Teil keine günstige Pro-
gnose. > p AE
l Falta: Zur Reform des medizinischen Unterrichts. Verfasser schlägt
vor,. zwischen die bisherigen vorklinischen und ‚klinischen Semester
einen propädeutischen Studienabschnitt einzufügen, der zur praktischen
Ausbildung der Studierenden an den verschiedenen Krankenhäusern
verwendet werden soll. u | BE S
Nr. b2. Benedek: Über die Auslösung von epileptischen Anfällen
mit Nebennierenextrakt. Nach Injektion von Tonogen trat bei‘ sieben
die Blase hindurch hat den Vorzug, daß das gesamte, mit zersetztem
Urin infizierte Gebiet, also auch das der Blase auf diese Weise des-
Blase in zentrif ugaler Richtung hinausbefördert werden.
Becker: Ein Beitrag zur Behandlung der Gehirnschüsse mit
ausgiebiger Entfernung der vorderen Wand der Stirnhöhle
und breiter Freilegung der hinteren Wand operiert werden, eine.
Schlechte Prognose, weil gewöhnlich von den Nischen der Stirnhöhle
her eine Infektion eintritt, wenn . die Abflußverbältnisse an der .Ge-
hirnwunde nicht gute Bedingungen erhalten. u er
. . KarlOberling: Ein Gestell aus Cramer-Aluminiumschieuen
Zur Extensionsbehandlung bei Amputationsstümpfen. . Der Verband-
wechsel vollzieht sich dabei schnell und schonend für den- Verwun-
deten, Es kommt nicht vor, daß eine ungeschiekte-Hand durch falsches
Zufassen beim Halten des Stumpfes dem Kranken unnötig. Schmerzen
ygienische Maßnahmen. Flugblatt der Ungarischen Ge-
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sellschaft für R i spolitik, Die. Maßnahmen | ; ; Sa :
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Förderung der tüch tigen Bevölkerungsteile bezwecken (för- | 1/2 bis 1'/. Stunden später. DE
‚gesetzlich.nicht vorgeschriebene, also aus eigenem Antrieb angestrebte
ärztliche Untersuchung vor. der Eheschließung in Betracht, und auch.
rende Steigerung ‘der therapeutisch wirksamen Chinindosen bis zur
‚Zeit der erste Anfall nicht zustande kommt. Dabei. tritt neben der-
Matko (Wien): Zur Kenntnis der Chininwirkung bei Malaria
tertiana. Verfasser hat 85 Fälle von Malaria tertiana aus Albanien beob- .
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“zuckeragar. Verfasser haben in den letzten Monaten an der Südwest-
_ hierauf beruht wahrscheinlich die bessere Agglutinabilität. G. 2.
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Elias und Singer (Wien): Kriegskost "und Diabetes. Eine thera-
peutische Studie. (Schluß: Anfang in Nr. 47, S. 1247.) Die ausgedehnten
Versuche haben zu folgenden Ergebnis geführt: Die rationierte Kriegs-
kost hat sowohl die Diabetiker mit leichter wie auch die mit mittel-
schwerer und schwerer Glykosurie günstig beeinflußt. Viele von diesen
Diabetikern wurden zuckerfrei und zeigten eine relativ ‚hohe Kohle-
hydrattoleranz. Ihre Blutzuckerwerte wurden niedrig, ja zum Teil
normal. Dieser günstige Einfluß ist vor allem auf die Eiweißarmut der
Kriegskost zurückzufübren. Es handelt sich also gewissermaßen um
ein Massenexperiment mit gemischter Kohlebydratkost, die obne die
schädliche Calorieneinschränkung bereits früher in die Therapie über-
nommen worden war.
Frey: Studien zur Epidemiologie der Influenza 1918. Verfasser
hatte Gelegenheit, als Distriktsarzt in einem Teil des besetzten Gebietes
Italiens die Epidemiologie der Influenza zu studieren. Im Juni trat die
Krankheit in ausgesprochen leichter Form auf, ohne Komplikationen
und Todesfälle, und befiel merkwürdigerweise trotz enger Berührung
der Besatzungstruppen mit der Bevölkerung nur die ersteren. Die
zweite Epidemie wurde im Oktober durch zwei Frauen eingeschleppt
und zeigte einen durchaus schweren Verlauf. Die schwersten tödlich
verlaufenden Fälle traten sämtlich ia. wenigen Häusern gehäuft auf,
sodaß man direkt von Sterbenestern sprechen konnte. Einen enormen
Umfang nahm zu dieser Zeit die Spitalssterblichkeit an. Sobald die
ersten malignen Fälle eingeliefert waren, breitete sich im Spital die
septische Form schnell aus, sodaß es zu einer Mortalität von über 60 %
der Grippefälle kam. Unkomplizierte leichte Fälle verschlimmerten
sich bald nach der Spitalsaufnahme tödlich. Aus allen Beobachtungen
geht hervor, daß die Konzentration von Kranken unbedingt zu ver-
meiden ist, da jeder schwer Erkrankte den leicht Erkrankten aufs
äußerste gefährdet. Wenn möglich, sollte überall die strengste lsolie-
rung’ der schweren Fälle durchgeführt werden. Bei der unkomplizierten
Form erscheinen prophylaktische Maßnahmen weniger erforderlich;
Überstehen derselben schien auck gegen die schwere Form zu immuni-
sieren, sodaß späterhin das Pflegepersonal aus solchen Leuten gewählt
wurde, die die leichte Form bereits überstanden hatten. Verfasser
läßt die Frage offen, ob das Auftreten der schweren Form an einen
speeifischen Teilerreger gebunden ist.
Weltmann und Seufferheld: Über Erhöhung der Empfindlich-
keit der Weil-Felixschen Reaktion durch Züchtung des X19 auf Trauben-
$
front die Erfabrung. gemacht, daß die Präzision der Reaktion ganz
wesentlich abgenommen hatte. Die Reaktion war träge und ab-
geschwächt, trat spät auf und zeigte geringe Titerhöhe und langsame
Ausflockung. Noch stärker als bei X19 war der Rückgang der Agglu-
tinabilität bei den ursprünglichen X-Stämmen (X1 und X2). Durch die
einfache Modifikation der Züchtung auf Traubenzuckeragar gelang es,
der Reaktion wieder annähernd die alte Schärfe zu verleihen. Es wird
eine Umstimmung des X19 hervorgerufen, die sich kulturell durch Aus-
bildung der nicht schwärmenden Form, chemisch-physikalisch durch
eine Herabsetzung der Ausflockbarkeit durch H-Ionen äußert. Bei dem
auf Traubenzucker gewachsenen X 19 überwiegt die sogenannte O-Form;
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 3.
= Borchers: Dauerheilung einer lebenbedrohenden postoperativen
Tetanie durch homoioplastische Epithelkörper-Transplantation. Bei einer
30 jährigen Bauersfrau war im Anschluß an eine von anderer Seite
vorgenommene Strumaoperation Tetanie aufgetreten: Steifheit und Ver-
krümmung der Extremitäten, schmerzhafte Krämpfe in der Muskulatur
und höchste Atemnot. Die innerliche Behandlung mit Nebenschilddrüsen-
präparaten besserte nicht. Nach fünfmonatigem Bestehen der Tetanie
wurde bei der Frau ein Epithelkörperchen eingepflanzt, das
gewonnen war durch linksseitige Strumektomie bei einem 40 jährigen
gesunden Manne. Das Epithelkörperchen hatte zwei Stunden lang in
körperwarmer Kochsalzlösung zugebracht und wurde dann oberhalb des
linken Leistenbandes nach Durchtrennung der Haut und der Aponeurose
des Obliquus externus in die Muskulatur des Obliquus internus einge-
pflanzt. Vom zweiten Tage nach der Einpflanzung des Epithelkörper-
chens an sind (bis jetzt 5 Monate) nicht die geringsten krampfartigen
Erscheinungen mehr aufgetreten. Auch dem Spender hat die Exstirpation
des Epithelkörperchens nichts geschadet. Es. scheint nach dieser Er-
fahrung, daß die besten Aussichten solche Epithelkörperchen geben,
welche frisch dem lebenden Menschen entnommen sind. Es genügt ein
einziges transplantiertes Epithelkörperchen, um das Gleichgewicht im
Organismus wieder herzustellen. Die Einpflanzung in die Muskulatur
B3 | E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
9. Februar.
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der linken Bauchhaut wurde gewählt mit Rücksicht auf eine mögliche
Beschädigung der Pflanzung durch spätere Blinddarmoperationen.
Wolff: Kritische Betrachtungen zur Frage der primären Ver-
sorgung der Kriegswunden. Es ist falsch, jede Kriegswunde radikal
auszuschneiden und damit“, Gefäß- und Nervenäste zułopfern und
Lymphbahnen zu eröffnen. Selbstverständlich ist die Reinigung von
grobem Schmutz und die Entfernung der nekrotischen Teile, sowie
Sorgen für Abfluß der zu erwartenden Wundabsonderungen. Übrigens
soll man sich darauf beschränken, in die Wunde Perubalsam oder Jod-
tinktur gründlich einzudrücken und in geeigneten Fällen primär mit
Jodoformgaze zu tamponieren.
Kroh: Die Eröffnung beziehungsweise Drainage der hinteren Knie-
gelenkkapseltaschen vom inneren und äußeren Seitenschnitte aus. Als
geeignete Operation zur Eröffnung der hinteren Kniegelenkkapseltaschen
empfiehlt sich die Eröffnung”der beiden hinteren Kapseltaschen vom
inneren und äußeren Seitenschnitt aus. Bei dem auf dem Rücken
liegenden Patienten wird in dem im Winkel von 45° gebeugten Knie-
gelenk zwischen der Sehne des Santorius und der Sehne des Adductors
etwas unterhalb des hinteren äußeren Randes des Femurkondyls die
Haut durchtrennt. Hinter dem lockeren Fettpolster stößt das Messer
auf die derbe Gewebsplatte, nach deren Schlitzung die Kapseltasche
eröffnet ist. $In gleicher Weise wird die hintere äußere Kapseltasche
eröffnet dureh Einschnitt zwischen dem Außenrande des (Juadriceps und
des Biceps. Das Verfahren gibt einen guten Einblick in das ganze
Kapselinnere, der Sekretausfluß ist unbehindert, ebenso die Einführung
und das Auswechseln von Gummi- oder Glasröhren.
Kelling: Murphyknopf, der 15'/: Jahre im salzsäurehaltigen
Mageninhalt gelegen hat. ‚15 Jahre nach einer Gastroenterostomie wegen
Pylorrusstenose wurde von neuem erbrochen und eine starke Über-
säuerung des überfüllten Mageninhaltes nachgewiesen. Die Röntgen
untersuchung ergab Reste eines Murpliıyknopfes im Magen. Bei der
Operation zeigte sich, daß der Knopf deswegen nicht abgegangen war,
weil eine Spornbildung an dem abführenden Schenkel entstanden war,
sodaß der Knopf immer wieder in den Magen zurückgeschoben wurde.
Der Knopf war von der Salzsäure stark angegriffen und zeigte mehrfach
spitze Teile. Trotzdem ist nicht anzunehmen, daß er in dem Magen
Verletzungen gesetzt bat und etwa an dem neuen Geschwür, das sich
an der kleinen Kurvatur gebildet hatte, schuld war. K. Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 3.
Solms: Die plastische Verwertung der Gebärmutterbänder. An
Stelle der Verkürzung und Vernähung der runden Mutterbän der
wird vorgeschlagen, die beiden Bänder gegenseitig zu vereinigen. Die
Bandteile werden aneinandergelegt, sodaß nach Vereinigung, beider
Bänder ein einziges Band besteht. Für die Operation eignet sich der
Tubereulumschnitt Liepmanns. Wenn man mit den bisher üblichen
beiden Leistenschnitten vorgeht, so werden die Bänder dadurch ver-
einigt, daß sie mittels einer Kornzange stumpf durch die Fettscbicht
der Haut hindurchgeführt werden. Wie die Ligamenta rotunda ober-
halb der Bauchdecken vereinigt werden, so können auch die von der .
Scheide aus erfaßten Bänder durch die Scheide hindurchgezogen und
zu einem Ring geschlossen werden. Ebenso wie bei den runden
Mutterbändern läßt sich auch das Operationsverlahren anwenden bei
den saerouterinen Bändern. Die Aufhängung der Cervix an
dem Bänderring gibt ein empfehlenswertes Verfahren zur Beseitigung
des Uterusprolapses. Mit Hilfe von Manipulationen am Ligamentum
rotundum läßt sich mit Erfolg die Incontinentia urinae behandeln. Im
Anschluß an die Alexander-Adamssche Operation werden die
vorgezogenen Bänder mit Catgut durchflochten und retrosympbysär
. um die Harnröhre im Bereich des Sphincters herumgeleitet, sodaß die
Urethra, symphysenwärts verzogen, mit einem neuen Sphincter um
geben wird. | K. Bg-
Die Therapie der Gegenwart, November und Dezember 1918.
November. H. Strauß (Berlin): Über Menthol-Eucalyptol-
Injektionen bei Lungengangrän und chronisch-pneumonischen Prozessen
Die Ergebnisse der Menthol-Eucalyptolbebandlung der Lungengangrat
erscheinen nicht nur bemerkenswert, sondern auch als ausreichend, UM
das zurzeit nur von einem begrenzten Kreise der Ärzte geübte =
fahren zu einer umfangreicheren Anwendung zu empfehlen. Weniger
durchsichtig, aber immerhin gleichfalls einer Beachtung wert waren die
Ergebnisse bei Behandlung von Pneumonien mit verzögerter Resolution.
Rudolf Heinrich (München): Der Schlaf und die Behandlung
der nervösen Schlaflosigkeit. Der Schlaf ist als eine der zweck-
mäßigsten Reflezleistungen des centralen Nervensystems aufzufassen.
Die am häufigsten vorkommende Schlaflosigkeit ist die funktionelle,
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ote 9; Februar- ~ 00 > ` 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK — N.6. 0 o 188° el
auf nervöser Basis ruhende Form. "Die unschädlichste, aber durchaus | _ .Solarson im, Frühstadium ‘der Lungentuberkulose empfiehlt Ra d = iM
nicht unwirksamste Behandlung der Schlaflosigkeit ist die Anwendung | wansky (Neu-Ulm): Die Kranken werden in acht bis zehn Wochen A
hydrotherapeutischer Methoden.. Als sehr zweckmäßig erwiesen sich | einer dreimaligen Kur von je zwölf Injektionen von 1,2 Solarson unter- vi EN
Phosphorpillen (Phosphobion). ` S a SE a zogen. Das’ Mittel- verdient auch in allen Fällen, die.den Verdacht auf I “|
2 ` Hölzl (Bad Polzin): Vaccineurin, ein wertvolles Heilmittel für | Tuberkulose erwecken, angewandt zu werden, wenn nicht Darmkatarrhe, jA p E
~ Neuralgien und Nervenentzündangen. Kranke mit‘ Neuralgien in den | Gehirnerscheinungen oder Schwangerschaft eine Kontraindikation-bilden. sA a
verschiedensten Nervengebieten werden durch die‘ Vaceineurinbe- ‘| (D. m. W. 1919, Nr. 8.) Bo PIE SFR: ei R
handlung schmerzfrei. Meist brachten schon die ersten Spritzen Lin- . ‘ Zur Ischiasbehändlung empfiehlt: A. Sasse. (Kottbus). eine Wärme- f: OR
derung, nach weiteren Injektionen trat Heilung ein. Versager finden | schiene, die die Ruhigstellung des Beines mit der Wärme- 7 a
sich nur bei Neurasthenie und. bei Hysterie. Auch Neuritiden in den | applikation vereint. Es handelt sich um eine Hohlschiene, in die durch Cin EEE
' verschiedensten Nervengebieten, Entzündungen der motorischen, .sen- | eine Öffnung heißes Wasser hineingegossen wird. Nach. Abkühlung 1 i- i
. siblen und gemischten Nerven kommen zur Ausheilung, Man beginne | des Wassers’ wird dieses durch Ausheberun g. entfernt, sodaß das a Ran en
in der Regel jede Vaccineurinbehandlung- mit einer Einspritzung von | Bein nicht aus seiner Ruhelage gebracht zu werden. braucht. . Be- A ee:
. entweder !/;, ccm intramuskulär oder !/.;o, intravenös. Wird. diese | quemer wäre es natürlich, wenn das. Wasser nicht außerhalb; ‚sondern RR Da z
- Anfangsdosis auffallend schlecht vertragen, lasse man eine Injektion | in. der Schiene selbst. gewärmt, wird, und zwar :durch elektrische Hei- EE t: i,
von Tiwo cem intramuskulär oder 1/0 intravenös folgen. Man steigere | zung. (D: m. W. 1919; Nr.8). 000000. TE O IRE Eor
„zunächst die Dosis, sobald die vorangehende Einspritzung keine wesent- | > - Die Phlegmonebehandlung mit. Jodtinkturtamponade empfiehlt a R
- diche Störung des Allgemeinbefindens und 'keine Temperätursteigerung | W. Feilchenfeld (Berlin-Charlottenburg). . Die Phlegmone. wird | o EARTE a
-von 0,5° C und darüber brachte. Positive und negative Herdreaktionen | mit. möglichst kleinem Schnitt. incidiert, der Eiter entleert und die Ab- ze TF Aa Zus
“werden bis '/,, cem nicht. berücksichtigt. Die Heildosis (1/19 ccm) | sceßhöhle mit einem Gazestreifen, der in reiner Jodtinktur getränkt war, u tk EI Ta,
‚ausgefüllt. Die Absonderung vòn Eiter hört sehr bald auf, und selbst u » a
Be.
er! je
spritze man mindestens sechsmal ein, jedenfalls so oft, bis keinerlei | 3
| große Wunden schließen sich erstaunlich, schnell. (D. m. W. 1919,
00 F\Bruek.
i Reaktion mehr durch die Zuführung ausgelöst wird. In jedem Falle
sr spritze man zum Schluß noch drei Dosen von !/, cem ein. Nur wenn | Nr. 8.) - ne ed Ä f |
it > diese eine Reaktion auswirken, soll die Zahl 3 überschritten werden. Zur Behandlung der.Syphilis mit Salvarsan äußert sich: Buschke. Ban
wi _ in gewissen Ausnahmefällen kann man die Kur-sofort mit der Heil- | Er empfiehlt,‘ wo es nötig ist, eine symptomatische Anwendung und im ı
a, > dosis !/., intramuskulär oder !/;o, intravenös beginnen. © ~ ` seronegativen Stadium ebenfalls -eine intensive kombinierte Behandlung. Bo
© G. A Waetzoldt (Berlin): Über die diesjährige Influenza- | Vor der zu schwachen. Traktierung ist zu, warnen. (Ther. d. Geg., ME: 4 J
P: ` - epidemie. Zusammenfassende Übersicht. [| Januar 1919.) | bes eaaa '„ Beokzeh, E
j Sr Sa lz mann.(Bad Kissingen): Die Verwendung des Hormonals | Ä | BERGER u E Wri |
et eim eingeklemmten Bruch. Es kann empfohlen werden, bei jedem ein- . ‚Büche Dr | Br‘
y | geklemmten Bruch vor der Operation dea Versuch zu nahen. durch |. Be BUSDeIDE DIS UNEn. ee I Ä
r! ‚eine intravenöse Hormonalinjektion den Bruch reponibel zu gestalten. | E. G. Dresel, Soziale Fürsorge, Eine Übersicht für Studierende ih i o
l i. | MATEN Sußmann (Berlin)::Solarsoninjektionen in der Re- und sozial Tätige. Berlin 1918, ` S. Karger. 225 Seiten. M 11,—. BEE
pt konvaleszenz nach Influenza, Die. Injektionen wurden ausnahmslos gut ‚Ein bemerkenswertes, inhaltreiches Buch, in dem der Verfasser > BEE
| ` vertragen und schienen von ausgezeichneter Wirkung zu sein. versucht, die medizinisch-biologischen Tatsachen herauszuarbeiten, die- i Ep: by } i
| Dezember. F. Lust (Heidelberg): Zur Dosierung von Arznei- | volkswirtschaftlichen Zusammenhänge aufzuweisen und die ethische E i ES: oe
Verankerung der einzelnen Fürsorgeprobleme darzustellen. . RN. 200 a
Die- soziale ‚Fürsorge, als Teil der sozialen Hygiene, hat” als Bene, Be Zi
| GE
| ‚ mitteln im Kindesalter. Das Besondere der Iteaktionsweise des kind-
gewissen Drogen läßt sich nicht in ein | . - ZB. |
en = Objekt das ganze Volk; Vorbedingung: ist, daß die Begriffe der Ge-
sundheitspflege und die Wertschätzung der Gesundheit Allgemeingut
aller Staatsbürger werden. Geboten ist ein maßvolles Vorgehen und
langsames Anpassen der Forderungen an die bestehenden Verbältnisse.
Sie umfaßt .das Arbeitsgebiet. des Staates, der Ärzte und der karitativen
Vereine. Die Ärzte sollen nicht nur kranke Personen behandeln, : sie
müssen auch ganze Gruppen von Menschen ‘auf ihren Gesundheits-
‚zustand hin untersuchen und beraten und den Menschen überhaupt
körperliches und seelisches Wohlbefinden schaffen; notwendigerweise
‚müssen die Ärzte mit allen Fragen der öffentlichen Gesundheitspflege
vertraut sein, innerhalb des Ärztestandes muß eine neue -Arbeitsteilung .
eintreten. Die Familie ist zersetzt durch die Umwandlung des Agrar-
staats zum Industriestaat,. ihr drobt Zerrüttung durch die Wobnnot;
dieser Zersetzung, als wesentlichem Grundübel für die Zunahme der
| lichen Organismus gegenüber |
einheitliches Schema zwängen.
=. Georg Riebold (Dresden): Ein Erklärungsversuch des
periodischen Auftretens der Malariarückfälle. Fieberanfälle erfolgen mit
| der verkürzten Wochenperiode von 6,5 Tagen in zweiwöchigem Rhythmus,
-< daS heißt alle 18 Tage. . Im Auftreten der Malariarückfälle tritt sehr
. ‚off auch beim Manne eine -auffallende-Periodizität in Erscheinung, der-
art, daß die Fieberanfälle -am häufigsten in. regelmäßigen Zwischen-
raumen von zwei, drei oder vier Wochen erfolgen. Diese Periodizität,
die denselben Gesetzen folgt wie die Menstruation beim Weibe, kann
‚In den Malariaplasmodien oder im männlichen Organismus selbst nicht
“begründet sein, sondern wird wahrscheinlich durch äußere kosmische
Einflüsse bedingt. |
u pt (Buch-Berlin): Über eine neue Behandlung von
FW Ha
härtnäckigen Wundee ji í | j
geschwüren verschiedenen Ursprungs. Bei zweck- j A | j
g stellt die Peptonpaste ein sehr wirksames, äußerst. drei großen Volkskrankheiten, muß entgegengearbeitet werden. Bei
| ‚Erörterung der. Mutterschaft wird eine Hebung und‘ Besserung des
Hebammenstandes gefordert. Erschreckend ist der Geburtenrückgang.
mäßiger Verwendun
Ausgiebiges und somit preiswertes Material dar. en
Pr M. Berg (Berlin): Krankenbeschäftigung. Die vielgestaltigen
' für Kranke in Betracht kommenden’ Beschäftigungsmöglichkeiten werden
| bier ‚angedeutet, es | FE Reckzeh.
Mittel zur Empfängnisverhütung werden durch eine skrupellose In
dustrie “angekündigt, durch ‚Hausierer angepriesen, durch Reisende
anempfohlen und selbst 'bei der Frau vaginal , eingelegt; die‘ Frucht- `
abtreibung nimmt bedrohlich zu. Die Maßnahmen hiergegen werden
besprochen. ‘Überall, bei der Bekämpfung. der Säuglingssterblichkeit,
beim Schutz des Kleinkindes, das bisher. in bedauerlicher Weise ge-
sundheitlich karg bedacht worden sei, zur Vermeidung von Schädi- '
gungen im;,schulpflichtigen Alter, der , Jugendlichen usw. fallen dem
hygienisch geschulten Arzte wichtige Aufgaben zu. Besonders ein-
gehend werden die drei großen Volkskrankheiten (Tuberkulose, Alkohol-
mißbrauch, Geschlechtskrankheiten), die Prostitution und die Forderung
von .Gesundheitszeugnissen vor der Eheschließung und. von rasse-
hygienischen Eheverboten, sowie die WVohnungsnot auf Grund sore-
fältigster Literaturkenntnis und mit sachlicher Kritik abgehandelt. Bei
seinen’ eigenen Untersuchungen an 151 ‚in Trinkerfürsorge : stehenden _
Trinkern fanden sich nur ein Drittel geistig Gesunde; zwei Drittel -
waren geistig abnorme Menschen. Ein zusammenfassender Überblick
über den’ künftigen Aufbau unserer ganzen Fürsorgebestrebungen, auf
deren durchgreifende Besserung unsere gesundheitlich- und wirtschaft-
lich notleidenden, ir ihrer Selbsthilfe beschränkten. Volksgenossen An-
spruch baben, eine Literaturzusammenstellung und ein Inhaltsverzeichnis
‚beschließen diese. Monographie. ' E. Rost (Berlin).
Therapeutische Notizen.
PE : Das Diphthericheilserum empfiehlt Vau bel (Darmstadt) bei In-
"uenza, besonders bei schweren Fällen von Bronchopneumonien
und Bronchitiden sowie von Halsentzündungen. Es wurde nur 1 ccm
l Serum injiziert. Vielleicht ist die Wirkung dem artfremden Bi-
~ Weiß zuzuschreiben. (Auch mit Tuberkulin behandelte Personen sollen
nicht oder nur in geringem Maße an Influenza erkranken.) Lobäre
"Beumonien wurden von Diphtherieserum in keiner Weise beeinflußt.
(M. m. W. 1919, Nr. 3.) '
ii Zur Behandlung der Grippe empfiehlt Carl Kirchner das
nach eptokokkenserum „Höchst“. Man soll das Präparat aber sofort
a Eintreten der ersten allgemeinen Erscheinungen, besonders
fasse em ersten Auftreten von. hohem Fieber anwenden. Der Ver-
do gibt es per os, und zwar dürfte mieist die sogenannte 'Schutz-
Man son 10 ccm genügen; bei Fieber sind 25 (bis 50) ccm angebracht.
Tas reiche das,Serum_eine halbe Stunde nach einer Mahlzeit in einer
ase, Milch, Pee oder Kaffee, (M. m; W. 1919, Nr: 8)
154
Vereins- und Auswärtige Berichte.
Frankfurt a. M.
‚Ärztlicher Verein. Sitzung vom 6. Januar 1919.
v. Dühring (Steinmühle): Beurteilung jugendlicher Psychopathen.
Die sozialhygienische Tätigkeit des Arztes, die seit einigen Jahr-
zehnten einen immer wachsenden Umfang angenommen hat, ist gleich-
zeitig eine eminent sozialpolitische. Mehr noch als bisher wird
sie an Bedeutung und Umfang gewinnen nach dem furchtbaren Un-
glück dieses Krieges: nicht nur die Zahl der Bevölkerung ist wichtig,
sondern eine möglichst weitgehende Ausbildung zu sozial brauc h-
baren Menschen. Der Schularzt hat in dieser Richtung schon große
Aufgaben in Angriff genommen. Ein Stiefkind ist aber noch die Be-
urteilung der Jugendlichen, die ich als „Sorgenkinder“ bezeichnen
möchte. Die Fürsorge im weitesten Sinne — vom Säugling bis zum
mündig werdenden Jüngling I— beschäftigt sich in Deutschland mit
mehr als zwei Millionen Jugendlichen. Die eigentlichen Sorgenkinder —
die von 12 bis 18 Jahren Erziehungsschwierigkeiten Bietenden, von Ver-
"wahrlosung Bedrohten, gerichtlich Verurteilten sind eine gewaltige Zahl:
allein gerichtliche Verurteilungen Jugendlicher wurden in den Jahren
vor dem Kriege jährlich 50000 gezählt! In den Fürsorgeerziehungs-
anstalten, in die sich diese Ströme der Sorgenkinder ergießen, befinden
sich nun: — ärztlich festgestellt -—- über 70% Jugendlicher, die als
anormal, als Psychopathen zu bezeichnen sind. Unter den rückfälligen
Verbrechern in unseren Gefängnissen sind 80% ungefähr geisteskrank
oder ausgesprochene -Psychopatben; diese rekrutieren sich wesent-
lich aus den schon in der Jugend „schwierigen“, vielfach in die Für-
sorgeerziehung überwiesenen Elementen. —
. Viel mehr ‘als es bisher geschehen ist, müssen sich die praktischen
Ärzte für diese Frage interessieren: wenigstens in dem Sinne, daß sie,
auch in der Privatpraxis, bei Kindern, die in irgendeiner Hinsicht
Schwierigkeiten machen, Sorgenkinder sind, an die Möglichkeit krank-
hafter Ursachen für diese Schwererziehbarkeit denken. Der Kampf der
Psychiater, einiger Juristen und der wirklich sachverständigen Päda-
gogen findet noch zu wenig Unterstützung und wird vielfach selbst
von Ärzten, besonders aber von Richtern, Pädagogen und Laien als
„Gefühlsduselei“ gewertet. Aus einer Reihe von Beobachtungen, die
Vortragender mitteilt, geht schlagend hervor, daß ausgesprochen
Schwachsinnige, ja geisteskranke Jugendliche als „schlecht“, als .„Ver-
brecher“ mit Gefängnis bestraft sind. Das schlimmste ist, daß nur der
Intellekt bei der Beurteilung der Vergehen berücksichtigt wird — nicht
` die Entwicklung der für unser Handeln viel bedeutsameren Gefühls-
qualitäten und des Willens: fast nie berücksichtigt wird das Milieu
und ebensowenig die Tatsache, daß die jugendlichen Gesetzesübertreter
in der Pubertät stehen. die an und für sich psychopathische Zustände
bedingt. Abgesehen vom $ 81 kommt vor Gericht der $ 56 in Betracht
— ob der jugendliche Täter die zur Erkenntnis der Strafbarkeit seiner
Handlung erforderliche Einsicht besessen babe. Die Literatur zu
- diesem Paragraphen und die außerordentlich abweichenden Auslegungen
machen klar, daß der Paragraph nicht klar ist! Die Anwendung
vor Gericht entspricht keineswegs — im allgemeinen — der Auslegung
des Reichsgerichtes: daß der Täter die Fähigkeit haben soll, einzusehen
bei Begehung der Tat, daß diese bestimmte konkrete Tat im Straf-
gesetz verboten und mit Strafe belegt ist. Die Anwendung vor Gericht
beschränkt sich meist auf die Frage: Wüßtest du, daß das verboten
ist — und wenn nicht ganz besondere Zweifel durch Aussehen, Ent-
wieklungsart/und Gebaren des Angeklagten geweckt werden, wird
aus der Antwort „ja“ auf die „zur Erkenntnis der Strafbarkeit er-
forderliche Einsicht“ geschlossen. Daß das vollkommen unberechtigt
ist, beweisen dem Leiter von Beobachtungsanstalten fast täglich seine
Erfahrungen. Nichts ist sehwerer, als die Beurteilung der tatsäch-
lichen Gesundheit solcher Jugendlicher. Was ist normal? Kein
ethischer, sondern lediglich ein sozialer Begriff: wer sich in
die Gesellschaft und ihre Normen einfügen kann; ist normal! — Wie
sich so vor Gericht oft ein Gegensatz zwischen Arzt und Richter ergibt,
so vielfach auch noch zwischen Arzt und Pädagogen. Es kommt alles
auf die Persönlichkeit an — aber unbedingt ist der Arzt un-
entbehrlich. Die ohen mitgeteilten Zahlen beweisen. daß die Mehrzab!l
der '„Sorgenkinder“ nicht normal sind, daß sie also ärztlich beobachtet
werden müssen und ihre Erziehung unter ärztlicher Leitung zu ge-
schehen hat. Es geht nicht an. hier mit „Sünde“, „Buße“ usw. zu
arbeiten und, wie es noch massenhaft der Fall ist, den Stock und die
Stränge als therapeutische Mittel anzuwenden und die Erziehungs-
anstalten, in_denen_ viele Psychopathen zu sozial brauchbaren Menschen
zu machen sind, zu Strafa nstalten zu machen. Diese Tatsache
bedingt vielfach das Mißtrauen der Ärzte und der Angehörigen gegen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
|
‘ Veränderungen haben ihre Analogie in der Sklerosierun
9. Februar.
-Ő
4
die sonst so unentbehrliche und segensreiche Einwirkung der Fürsorge-
erziehung.
Die Mitarbeit der Ärzte auf diesem sozialpolitischen Gebiet ist
unerläßlich, Der Praktiker soll möglichst bald in den besseren Ständen
Sorgenkinder aus der Familie entfernen. Denn — für den Durch-
sehnittsmenschen ist das Milieu im Hinblick auf soziale Brauch-
barkeit wichtiger als die Anlage. Das wird leider auch von Gerichten
fast gar nicht beachtet. Daß Kinder von notorischen Verbrechern, von
Dirnen, Dieben, Trinkern nicht ebenso beurteilt werden dürfen, wie
die Kinder aus gesundem Milieu, obwohl sie 14 Jahre, geistig gesund
und zurechnungsfähig sind, ist doch eigentlich selbstverständlich. —
Die Ärzte müssen helfen, daß die Jugendlichen nicht mehr vor
Gericht, sondern dahin kommen, wohin 90% dieser Gesetzesübertreter
gehören: in die psychiatrische Klinik, in Anstalten zur Erziehung
Schwachsinniger, in Epileptiker- und in Erziehungsanstalten. Eine be-
sondere Behörde hat zunächst zu entscheiden, ob diese J ugendlichen
vor Gericht gestellt werden sollen, und in dieser Behörde haben neben
dem Richter der Arzt und der Pädagoge zu sitzen. Dann gibt es nicht
mehr die ganz zwecklosen „Verweise“, kurze Freiheitsstrafen mit Straf-
aufschub — für die meisten Übeltäter Prämien zu neuen Verfehlungen,
sondern Behandlung für die Kranken, Erziehung für die Erziehbarep,
und vor allem fällt das verhängnisvolle „Vorbestraft“, das Tausenden
die Zukunft ruiniert. Die Durchbrechung des Legalitätsprinzips des
Staatsanwaltes wird viele, viele Menschen sozial wertvoll machen, die
heute durch die Strafe zugrunde gehen! (Selbstreferat.)
Wien.
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 10. Januar 1919.
0. Mayer: Das anatomische Substrat der Altersschwerhörigkeit
(Presbyakusis). Es ist seit langem bekannt, daß bei jedem Menschen
im höheren Alter eine Abnahme der Hörstärke eintritt. Charakteristisch
ist das schlechte Hören der hohen Töne und die Herabsetzung der
oberen Hörgrenze der Galtonpfeife. Aus diesen Hörprüfungsergebnissen
war der Schluß zu ziehen, daß die Ursache der Schwerhörigkeit nicht
im schalleitenden, sondern im percipierenden Hörapparat liegt. Bisher
war keine anatomische Grundlage hierfür bekannt. Wenn wir eine
anatomische Grundlage der Presbyakusis annehmen sollen, muß sie sich
bei allen Individuen im höheren Alter vorfinden. \ortragender hat
eine solche Veränderung gefunden; sie besteht in einer pathologischen
Veränderung der Membrana basilaris, besonders an der Basis
des Ductus cochlearis, wo die ganze Membran verkalkt ist; weiter oben
ist die Kalkeinlagerung geringer, am geringsten an der Spitze der
Schnecke. Immer läßt sich die Veränderung der Membrana basilaris
auf mehr oder weniger weite Strecken verfolgen. ls ist wahrschein-
lich, daß sie sich bis zur Spitze der Schnecke in abklingendem G |
fortsetzt. Diese Veränderung hat Vortragender bei allen Hörorganen
von Leuten über 60 Jahre gefunden. In 26 von 28 Fällen fand er Sie
neben verschiedenen Veränderungen im inneren Gehörgang, in zweien
ohne solche. Über die funktionelle Bedeutung dieser Veränderungen
kann kein Zweifel sein, denn die Herabsetzung der Schwingungsfäblg-
keit muß die Änderung der Hörfähigkeit hervorrufen. Da an der Spitze
die niederen, an der Basis die hohen Töne pereipiert werden, 5° stimmt
der anatomische Befund mit dem klinischen vorzüglich. Die Frage,
warum an der Basis die Veränderung am stärksten ist, läßt sich beant-
worten, daß an der Basis infolge der höheren Schwingungszehl der
höheren Töne die Membran mehr in Anspruch genommen wird. Diese
g der Linse
des Auges und der Presbyopie und der Trübung der Linse. die bel
Leuten über 60 in der Peripherie der Linse zu finden ist. ER:
A. Politzer hat die Präparate, angesehen und bestätigt die
Veränderung der Membrana basilaris. Die Abnahme des Gehörs IM
höheren Alter ist aber doch nicht einzig und allein auf diese Ver-
änderung zurückzuführen; es sind immer auch Veränderungen aa
Cortischen Organ vorhanden. Man unterscheidet zwei Arten VOR
Schwerhörigkeit, eine, die er bei Otosklerose beschrieben hat und di
durch die Ankylose des Steigbügels bedingt ist, die andere, die nervös®,
infolge Veränderungen des Cortischen Organs, die Manasse j
schrieben hat. Bei der Abnahme des Gehörs im Alter, wie er S° —
sich selbst beobachtet hat, findet man nicht wie bei SchalleitungS
hindernissen, daß man eine Stimmgabel von 500 Schwingung“ p i
Nähe des Ohres fast gar nicht mehr hört. Er hört noch Kom.”
rechts sogar noch eine Stimmgabel von 16 Schwingungen, obwohl ®
“gekehrt und habe in vier Jahren das östliche Kriegsgebiet kennen-
13 Monate in K., einer größeren Stadt Litauens dicht an der ost-
Töne schlecht hört. Mayer hat erwähnt, daß er nur bei 2 von
98 Fällen die beschriebenen Veränderungen allein gefunden hat.. Die
anderen Veränderungen sind aber Folge. anderer Prozesse, Athero-,
ir
bis
Die vom Osten: drohende Fleckfiebergefahr.
„Von ©: :; u
Dr. Schelenz, Sommerfeld (Osthavelland).
Neben den unserem ‘Vaterlande vom inneren Feinde drohenden
großen Gefahren und dem.schon begonnenen Eindringen unserer öst-
lichen Nachbarn in urdeutsches Gebiet steht ein Feind an unserer Ost;
grenze, der mit seiner furchtbaren Wirkung und seinem. unheimlich
raschen. Vordringen nicht ernst genug. genommen werden kann. Ich
meine das Fleckfieber. das durch die uns drohende Hungersnot leicht
seinen alten Namen „Hungertyphus“ wieder zu Recht. tragen’ könnte.
Ich bin in den‘ ersten Tagen des Januar aus dem Felde zurück-
gelernt. Die letzten zwei Jahre war ich Kreisarzt, davon die letzten
preußischen Grenze, und .dem dazugehörenden. Landkreis. Ich habe
Dank tat-
\
Rundschau. i
- .| .Fleckfiebers auf 'dem Lande als. sicher- anzunehmen. `
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op 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK’ — Nr. 6. 155
matose;, Marasmus, degenerative- Veränderungen des Corti schen
rechts Flüstersprache kaum ` noch jn der Nähe des Ohres und hohe | / ng
' Organs usw.; das hat-aber mit der Presbyakusis nichts zu ‘tun. Die
zu Taubheit,
Presbyakusis erreicht nie höhere Grade und führt nie
wie die Presbyopie nie zu Blindheit führt,
‚vorjährigen Erfahrungen: ist ein starkes Auftreten und Anwac
. So oder so stand. der dortige: Bezirk‘ sicher am.Beginn einer
Fleckfieberepidemie. es ee ee
So: lagen die ‘Verhältnisse bei der Geschäftsübergabe in den
ich- dauernd auf die der Stadt drohende Gefahr hin:. Aber mit der
dem Slawen eigentümlichen :Indolenz ließen sie alles an. sich heran-
kommen. -Dazu kam, daß -ihnen die Neueinrichtung ihres: politischen
Lebens viel mehr am Herzen lag als ‘alles andere. Außerdem: fehlte
es an Geld, einem nötigen Bestandteil der Seuchenbekämpfung, und -àn
-ausführenden- Organen. Den Mangel an Erfahrung im planmäßigen
Kampf gegen die Seuchen will ich’gar nicht erst erwähnen. '
~ Unsere Maßnahmen wurden wohl -als wertvoll anerkannt, aller-
-dings wurde über die Entlausung viel ;gespöttelt. Mir sagte ein Kollege
(jedoch mit Bezug auf etwas anderes): „Die Maßnahmen der deutschen
Verwaltung sind ja alle recht, schön ünd gut, aber für uns doch nicht
recht geeignet. In wenigen Monaten ‘wird, alles wieder sein wie-es-
hsen des.‘
letzten: Dezembertagen. Meinen Nachfolger und die: Ärzteschaft wies
‘ dauernd mit der Fleckfieberbekämpfung zu tun gehabt.
kräftigen Durchgreifens’mit militärischem Rückhalt waren die -Erfolge
durchweg gut. Erst in den letzten. Monaten änderte sich das Bild.
‘--krankungsfälle verschont.
- krankenhause.
lichen hygienischen Landesinstitut unter- deutscher Leitung wurde von
. ear kein Gebrauch gemacht. Wie viele Kranke schließlich bei dem. all-
Ohne Behandlun
Noch im Frübjahr vorigen Jahres gelang es, mit dem bewährten Mittel
‚der Zwangsentlausung und Zwangsabsonderung eine Fleckfieberepidemie
. auf dem Lande, die sich mit ‘Geschwindschritt ausbreitete, mit durch-
greifendem Arbeiten zum‘ Stillstand zu zwingen. Die naheliegende
Stadt, die in ständigem Verkehr mit dem Lande war, in deren Kranken-
haus die Kranken untergebracht wurden, blieb bis auf wenige Er-
\
Anders in den letzten Monaten!
‚kunftsmöglichkeit sehr beengt, die Nahrungsmittelyersorgung natur-
-gemäß knapp und teuer. Viele Rückwanderer kamen unter Umgehung
= -der Rückwandererlager. Aber selbst bei peinlichster Innehaltung der
‚ Quarantänevorschriften wäre ein Auftreten des Fleckfiebers bei der
. langen Inkubationszeit-kaum zu vermeiden gewesen. Jedenfalls machte
‘ sich in den letzten W
| ochen eine ganz erhebliche Zunahme der Er-
krankungszahlen bemerkbar. | | Zu Te
Der Umsturz der Dinge machte ein gedeihliches‘ Fortarbeiten
‚In der Seuchenbekämpfung unmöglich. Schon unter geregelten Ver-
hältnissen war die Durchführung der Zwangsentlausung und die Be-
-Schaffung der zu ihr nötigen Holzmenge (täglich etwa 4 bis 5 rm) bei
dem Mangel an Arbeitskräften und Gespannen kaum möglich. ‚Jetzt
setzte eine Versöbnungspolitik den Litauern gegenüber ein, die alle
Zwangsmaßregeln verbot. Dazu kam die durch die Demobilisierung
bedingte Verringerung der militärischen Polizeiorgane. Das Fleckfieber
. Dabm ‚bis zum Schlusse des ‚Jahres und meiner Tätigkeit täglich. zu.
Auch in den besseren Schichten waren bereits: Krankheitsfälle zu ver-
Familienweise fanden die Kranken Aufnahme -im- Stadt-
Während die Zahl der "Fleckfieberkranken im ersten
Halbjahr 1918 179 betragen hatte; konnte ich im Dezember bereits
-Fälle gleichzeitig im Krankenhause behandelt. Dazu muß ich be-
merken, daß es sich hierbei nur um ' die gemeldeten Fälle handelte.
ve viele Fälle ungemeldst blieben, ist. gar nicht zu übersehen. Die
eldschere, die dort ein sehr reiches Feld der Tätigkeit haben, unter-
so ilugen sehr viele Meldungen, teils aus. Unkenntnis, — viele Fleck-
eberkranke segelten unter der Diagnose Grippe —, teils wohl auch,
3 den Leuten die Unannehmlichkeit der Desinfektion: zu ersparen.
ne, Ärzten gingen sehr viele Meldungen als Typhus ein, der
ucht der Krankenhausaufnahme unterlag. Von dem am Ort befind-
zeichnen.
den einheimischen Ärzten trotz der Unentgeltlichkeit leider so gut wie
Semeinen leichten Verlauf des Fleckfiebers bei den Einheimischen ganz
! g blieben, dadurch nicht ‚gemeldet wurden und so zur
&ilerverbreitung der Seuche beitrugen, läßt sich gar: nicht angeben.
RR: Erkrankungen im Landkreise fehlen mir genaue Unterlagen, |
Sich e Amtsvorsteher und Gendarmen mit Beginn der neuen Zeit. aus
"erheitsgründen eingezogen werden mußten. Aber auf Grund meiner
E Die Stadt, die bis zum Brester
- Frieden nur etwa ein Viertel. der Friedensbewohner gehabt hatte, nahm
. von Tag zu Tag an Einwohnern zu. Durch starke militärische Be-
legung und infolge Zerstörung sehr vieler Gebäude war die Unter- -
liegenden Orte.
früher war.“ Dieser Ausspruch ist bezeichnend für die dortige Auf-
fassung. Unsere Organisation "und: Arbeit werden wohl : gewertet,
aber der alte Schlendrian, der -:der Bevölkerung ' ein bequemes Leben
gestattete, war erheblich angenehmer! BE
Von allem anderen abgese
litätenstreit. ein gedeihliches Zusammenarbeiten. E
. Als Kuriosum will. ich erwähnen, daß in: der
Stadtverwaltung das Referat für Gesundheitswesen. einem Cand. jur.
übertragen wurde. Der Jurist kann eben in allen Ländern.alles. In
diesem Falle spielte allerdings die litauische Nationalität eine Rolle.
während meiner Tätigkeit: dort, Sie hat auch zweifelsohne das Be- `
streben, in gleichem Sinne. weiterzuarbeiten. . Die Teilnahme- an den.
Sitzungen des Ärztevereins, der neu zur Wahrung der wirtschäftlichen
und Standesinteressen gegründet war, hat mich davon überzeugt. Die
äußeren Verhältnisse.-werden aber. stärker sein als Arbeit, ‘die nur all-
sgebaut werden kann. Schnelle und zielbewußte Arbeit aber
mählich au
Darum: Videant consules! |
‚= Zur Führung von Doppelnamen durch Ärzte,
una si, ` e l o F
an . Geheimrat Dr. Th. v. Olshausen, Berlin. °
. ©.
x + F
< 1. Ärzte in Großstädten pflegen nicht. selten ihrem Namen żwecks `
Unterscheidung von gleichnamigen Berufsgenossen ein Beiwort, z. B.
:den Namen des Geburtsortes, hinzuzusetzen. Ein ‚solches Verfahren ist
‚aber, wie entgegen bisweilen vertretener anderer ‘Auffassung bemerkt
‚sei, nur unter besonderen Voraussetzungen zulässig. Wie nämlich ein
:jeder ein nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch geschütztes Recht auf.
den Gebrauch des ihm zustehenden Familiennamens hat, sọ bedürfen
andererseits Änderungen des Familiennamens behördlicher Genehmigung..
Ein jeder Zusatz zu dem Familiennamen, sei es auch der- Name des
Geburtsorts, stellt sich aber als eine solche Änderung des Namens dar.
In ‘Preußen sind nach einer Kabinettsorder ‚vom 15. April 1822 Namens- .
änderungen nur mit Genehmigung des: Regierungspräsidente
| n zulässig.
Wer hiergegen verstößt, macht sich strafbar. i |
Einem praktischen Arzt, der seinem Familiennamen den Namen.
seines Geburtsorts hinzugefügt hatte. und der auch am. Eingange zu
seiner Wohnung ein Schild mit entsprechender Aufschrift angebracht
hatte, hatte deshalb der -Amtsvorsteher aufgegeben, jeden. weiteren
Gebrauch dieses Doppelnamens -zu unterlassen. Da der Arzt dieser
"Aufforderung nicht entsprach, wurde er in Strafe genommen. Nachdem
die vorgesetzten Behörden die Beschwerden ‚zurückgewiesen hatten
erhob der Arzt vor dem Oberverwaltungsgericht Klage. Der Kläger
machte insbesondere geltend, daß er sich des Doppelnamens nur in der
Ausübung seiner Praxis bediene. Er habe das Schild auch nur an
seiner Wöhnungstür, mithin an einem dem öffentlichen Verkehr nicht
zugänglichen und‘ sonach dem Einschreiten der Polizei nicht unter-
| 'sehen,'.erschwert der leidige Nationa- `
neugegründeten. .
Anerkennen muß ich, die Mithilfe der einheimischen: Ärzteschaft -
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Die Klage wurde jedoch von dem obersten Verwaltungsgerichtshof
abgewiesen.
Das Gericht führte aus. es bestehe in Preußen keine Bestimmung.
die es einem Gewerbetreibenden oder einem praktizierenden Ärzte er-
laube, bei Ausübung seines Gewerbes oder seines Berufs seinen Namen
behufs I nterscheidung einen Zusatz hinzuzufügen. Der Kläger habe
deshalb den Doppelnamen ohne Berechtigung geführt, was einen Verstoß
gegen die Öffentliche Ordnung darstelle und die Polizei zum Einschreiten
_ ermächtige. Wenn das Namensschild sich auch nur an der Eingangstür
zur Wohnung befinde, so sei es der polizeilichen Einwirkung doch nicht
entzogen, denn das Treppenhaus eines Miethauses sei dem Publikum
ohne weiteres zugänglich und insoweit öffentlich. Daher werde das
Namensschild des Klägers in und vor der Öffentlichkeit benutzt und
von der Befugnis der Polizeibehörde, die öffentliche Ordnung. zu
schützen, ergriffen. Der Kläger gebe ja selbst an. daß er den Doppel-
namen führe, um Verwechslungen seiner Person innerhalb des Publikums
vorzubeugen. Er bediene sich des unzulässigen Namens mithin in der
Öffentlichkeit. Es könne auch nieht von einer nur gelegentlichen oder
vorübergehenden Benutzung die Rede sein, denn das Namensschild
bekunde deutlich die Absicht, den unzulässigen Namen dauernd zu
führen.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Warnung vor Zahnpasten in Bleituben. In letzter
Zeit werden im Handel vielfach Zahnpasten in Bleituben angetroffen.
Wenn in solchen Tuben das Blei ungeschützt der Einwirkung der
Paste ausgesetzt ist, kann diese — wie durch Versuche festgestellt
ist — merkliche Mengen von Bleiverbindungen aufnehmen, die dann
bei der Benutzung der Zahnpaste in den Mund gelangen und in den
Körper übergehen können. Bleiverbindungen sind aber auch dann
giftig, wenn sie selbst in kleinen Mengen regelmäßig dem Körper zu-
geführt werden, damit ist bei dem täglichen Gebrauch solcher Zahn-
pasten zu rechnen. Es muß daher vor der Benutzung solcher Pasten
gewarnt werden. Die Käufer von Zahnpasten in Tuben sollten sich
vom Verkäufer gewährleisten lassen, daß die Tuben nicht aus Blei oder blei-
reichen Legierungen bestehen und daß sie auf der Innenseite mit einem
hinreichend starken Überzug aus Zinn versehen sind.
Nach der Entscheidung des Reichsgerichts bleibt Sekt ein
Lebensmittel im Sinne der Verordnung, auch wenn man ihn als
Gegenstand des täglichen Bedarfs nicht anspricht. Die Verordnung
vom 24. Juni 1916 will, ihrer kriegswirtschaftlichen Bedeutung ent-
sprechend, die Lebensmittel im weitesten Umfange gegen unlautere
Preistreibereien schützen. Ob das Lebensmittel von einem größeren
oder kleineren Verbrauchskreis verwandt wird, ist dabei unerheblich.
Daß auch Kognak ein Lebensmittel im Sinne der Bekanntmachung
ist, hat das Kammergericht kürzlich entschieden. Unter den Lebens-
mitteln sind nicht etwa nur zum Lebensunterhalt notwendige Nahrungs-
mittel zu verstehen, sondern auch Genußmittel, insbesondere solche,
die dem menschlichen Körper zur Stärkung und zur Aufrechterhaltung
der Kräfte zugeführt werden. Es entspricht dem Zweck, die Volks-
ernährung während des Krieges vor Ausbeutung sicherzustellen, den
Begriff des Lebensmittels weit zu fassen.
Verordnung des badischen Ministeriums über
die Bekämpfung der Tollwut. Alle von Heeresangehörigen
oder sonstigen Personen seit 15. November 1918 aus den besetzt ge-
wesenen feindlichen Gebieten nach der Heimat mitgebrachten, im
Privatbesitz befindlichen Hunde sind am Bestimmungsort der Orts-
polizeibehörde anzumelden. Die eingeführten Hunde unterliegen für
die Dauer von drei Monaten von der Einbringung an der polizeilichen
Beobachtung und sind während dieser Zeit festzulegen (anzuketten
oder einzusperren). Der Festlegung ist das Führen der mit einem
sicheren Maulkorb versehenen Hunde an der Leine gleichzuerachten.
Die Statistik der Heilanstalten ergibt, daß in den Jahren 1914
bis 1916 die Zahl der wegen Alkoholismus aufgenommenen Kranken
bedeutend zurückgegangen ist. Die Abnahme ist so stark, daß die
Verringerung der männlichen Bevölkerung allein zur Erklärung nicht
genügt. Es ist vielmehr anzunehmen, daß es sich tatsächlich um einen
Rückgang handelt und daß hierin zum Ausdruck kommt die Folge der
Verteuerung und der Einschränkung des Verbrauchs von alkoholischen
Getränken. Dafür spricht, daß sich auch die Zahl der weiblichen
Alkoholisten in den ersten drei Kriegsjahren in fortschreitendem Maße
verringert hat. Die Statistik der Heilanstalt ergibt ferner, daß bis
zum Jahre 1016 in dem Bestande der Krankheiten in den übrigen
Pormen der Geisteskrankheiten keine wesentlichen Änderungen ein-
getreten sind. Dieses trifft sogar auf die Neurasthenie zu, bei welcher
Krankheit man vielfach eine starke Zunahme während der Kriegszeit
vermutete. Allerdings ist nicht zu vergessen, daß die Heilanstalts-
statistik keinen Aufschluß über die Häufigkeit von bestimmten Er-
krankungen innerhalb der Gesamtbevölkerung mit Sicherheit geben kann.
Die vom Centralkomitee für das ärztliche Fortbildungswesen in
Preußen mit Unterstützung der Landesversicherungsanstalten ver-
anstalteten unentgeltlichen kurzfristigen Kurse in der Früh-
diagnose und Frühbehandlung der übertragbaren
Gedruckt bei Julfus Sittenfeld, Berlin W 8J 4609 DY Se SI
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6.
Geschlechtskrankheiten finden am 9., 16. und 23. Februar
von 10 bis 1 Uhr in Berlin statt. Auswärtigen Kursteilnehmern
wird eine Reiseentschädigung gewährt. Dozenten sind die Herren
Geheimrat Blaschko, Proff. Buschke und Pinkus und Priv.-Doz.
Blumenthal. Bei großer Beteiligung sollen noch weitere Kurse
eingerichtet werden. Teilnehmerkarten im Kaiserin - Friedrich - Haus,
Berlin, NW 6, Luisenplatz 2 4.
Wien. In den letzten Wochen ist die Zahl der Fleck-
typhusfälle im Steigen begriffen. Die Zunahme der Erkrankungen
ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß in letzter Zeit zalılreiche
Heimkehrer. namentlich solche aus Rußland. Polen. der Ukraine und
Rumänien, in verlaustem Zustande in Wien angekommen sind. Die
Gesundheitsbehörden haben infolgedessen angeordnet. daß Heimkehrer
noch vor ihrem Eintreffen in Wien einer Entlausung unterzogen
werden müssen.
Aufrufan die Assistenzärzte! Am 21. Dezember 1918
haben sich die Assistenten und Assistentinnen der staatlichen, städti-
schen und privaten medizinischen Anstalten Münchens zu dem „Ärzt-
lichen Assistenten-Verein. München” zusammenge-
schlossen. Die Organisation, welche die Vertretung der ideellen und
materiellen Standesinteressen in allen die Assistentenschaft berührenden
Fragen bezweckt und sich eng an den „Leipziger Verband”
anlehnt (Zugehörigkeit zum L. V. ist Eintrittsbedingung). ruft zum Zu-
sammenschluß der Kollegen und Kolleginnen auch in den übrigen
Städten Bayerns und des ganzen Deutschen Reiches auf.
Denn die Assistentenschaft kann auf Erfolg ihrer Tätigkeit nur dann
rechnen, wenn sie eine Organisation auf breitester Basis schaft.
die die Gesamtheit aller Assistenzärzte Deutschlands hinter sich hat. —
Wir bitten, sich mit uns zwecks gemeinsamer Besprechung in Verbindung
setzen zu wollen und einschlägige Vorschläge dem Arbeitsausschuß zu
unterbreiten. Der „Ärztliche Assistenten-Verein” ist
natürlich völlig unpolitisch. Die Vereinsadresse ist: Ärztlicher Assi-
stenten-Verein, München. Pettenkoferstr. 8/0.
Frankfurta. M. Die Assistenten der medizinischen Insti-
tute haben sich zu einer Vereinigung zur Wahrung ihrer gemeinsamen
Interessen in wirtschaftlichen und Standesangelegenheiten zusammen-
geschlossen. Eines der zunächst zu erstrebenden Ziele besteht in der
Neubeschaffung von bezahlten Assistentenstellen. um dem derzeit be-
stehenden Mangel an freien Stellen zu begegnen. Geplant ist der An-
schluß an gleichartige Vereinigungen in anderen (auch Nicht-Univer-
sitäts-) Städten zur Gründung einer Vereinigung sämtlicher Assistenten
Deutschlands. Zu diesem Zwecke bittet die Vereinigung gleichge-
sinnte Verbände. mit ihr in Fühlung zu treten und Mitteilungen an den
Vorsitzenden der Vereinigung der Assistenten der medizinischen Insti-
tute zu Frankfurt a. M., Herrn Priv.-Doz. Dr. Hahn, Psychiatrische
Universitätsklinik, gelangen zu lassen.
In einem Aufsatz der Kölner Zeitung wird geklagt, dab infolge
der Absperrung des besetzten linksrkeinischen Gebiets auch der Mangel
an solchen Gegenständen, die der Gesundheitspflege dienen, z. B. Drogen,
Arzneimittel, chirurgische Instrumente, Bandagen. orthopädisch-chir-
urgische Waren, Verbandmittel, Gegenstände zur Kranken- und Säug-
lingspflege, medizinische Gläser und dergleichen, immer größer. wird.
Zur Bekämpfung der Ungezieferplage ist neuerdings
das Blausäureverfahren in Aufnahme gekommen. Das Ver
fahren ist anderen Verfahren, wie dem Salforkose-Schwefligsaur@
verfahren, überlegen. Es ist aber. wie einige Unglücksfälle geze
haben, nicht ungefährlich und nur in der Hand damit durchaus ver
trauter Desinfektoren und unter peinlicher Beachtung bestimmter Vor-
sichtsmaßnahmen anwendbar.
Da zurzeit noch nicht genügend mit dem Blausäureverfahren
vertraute Desinfektoren zur Verfügung stehen, muß einstweilen vor
seiner Anwendung gewarnt werden.
‚Berlin. Dr. Fehr, leitender Arzt der Augenkrankenstation
des Virchow-Krankenhauses, Augenarzt Dr. Pollack, Oberstabsarzt
Dr. E. Kuhn, Chirurg Dr. Soerensen der Professortitel verliehen.
‚ Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Walterhöfel,
Assistent am Poliklinischen Institut, für innere Medizin habilitiert. —
Breslau: Dr. Kohrer, Assistent der Nervenklinik, für Psychiatrie
habilitiett. — Jena: Professor Engelhorn (Erlangen), bisher
stellvertretender Direktor der Universitäts-Frauenklinik, zum & ©
Professor ernannt. — Kiel: Den Privatdozenten Dr. Konjetzn)
(Chirurgie) und Dr. Brandes (Chirurgie) ist der Professortitel ver-
liehen. — Leipzig: Dr. Sulze, bisher Privatdozent in Gießen,
für Physiologie habilitiert. — Marburg: Als Nachfolger von Geh.-Rat
Tuczek ist Geh.-Rat Wollenber g (Straßburg) zum Direktor del
Psychiatrischen Klinik‘berufen worden. — München: a. 0. Professo!
v. Pfaundler ist zum Ordinarius für Kinderheilkunde ernann
worden. Den Privatdozenten Dr. Kielleuthner (Urologie) UN
Dr. Böhm (Innere Medizin) ist der Professortitel verliehen.
Rostock: Geh.-Rat Barfurth, Direktor des Anatomischen
Instituts, beging den 70. Geburtstag, — Tübingen: Zum Beolessy
der Kinderheilkunde und Direktor der neugegründeten Universitat,
Kinderklinik wurde Prof. Birk, Oberarzt an der Kinderklinik 10
Kiel, berufen. — Budapest: Zum Nachfolger von Prof. Tau Ker
ist Prof. Toth als Ordinarius für Gynäkologie berufen worden.
Aürich: Direktor des Anatomischen Instituts, Prof. Dr. Ruge,
im Alter von 67 Jahren gestorben n aS
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. Werden, und daß zunächst ein einzelnes Organ im Vorder-
" Pilerose, Bei diesen 211 Fällen war 117 mal’ die Aortenerkran-
ung die Todesursache. ` | g |
‚niums unter dem Einfluß der Entdeckung Schaudinns, der
`“ varsans in ein neues Stadium getreten.- Es herrscht nun. aber
‚die Frage, wie behandelt werden soll, namentlich was die Spät-
T cs möchte ich zunächst- über 'die: Behandlung dieser Form der
gr ilis reden. Ich darf Ihnen aber zuvor in kurzen Worten das
nische Bild dieser Erkrankung schildern, obwohl Deneke +4).
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Pug: Heft 1: Die Klinik - der syphilitischen Aortenerkrankung. |
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Br. Wi | 741 | Tr: ge - 16. Februar 1919 | es | ° | t:
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Wochenschrift für praktische Ärzte —— `
= Verlag von
;...„. redigiert von s |
Professor Dr. Kurt Brandenburg | Urban & Schwarzenberg
: Belin o TE | Pe © © Berlin
Inhalt: Originalarbeiten: Schottmülle r, Zur Behandlung der Spätlues, insbesondere der Aortitis luica. (Mit 7 Abbildungen). C. Krei bic h,
Über Silbersalvarsannatrium. Arneth, Über Grippebeobachtungen im. Felde. W. Wolff und H. Meyer, Über Urobilinogenurie bei.Infektions-
W. Carl, Über die Verwendungsmöglichkeit von Blektrokollargollösung (Heyden) ohne
Zusatz von Kochsalzlösung. .(Mit-1 Abbildung). H“ Harttung, Über Gefäßverschluß durch indirekte Verletzung. — Referatenteil: Aus den
rechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Breslau. Gießen. Greifswald.
krankheiten und ihre Beziehung zum Schüttelfrost.
Therapeutische Notizen: — Bücherbesp |
Hamburg. — Tagesgeschichtliche Notizen. - as a. |
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in diesw Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origtnalbeiträge vor.
neuesten Zeitschriften.
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Aus dem Eppendorfer Krankenhaus Hamburg. |
Zur Behandlung der Spätlues,
neten Vortrag gehalten hat. |
-Von | f
Prof. Dr. Schottmüller.
Die Behandlung der Lues ist im Laufe des letzten Dezen-
sehr ausgedehnter sein.
-Wassermannschen Reaktion und vor allem des Sal-
‚trotz einer fast unübersehbaren Literatur keineswegs Einigkeit über
lues anlangt. Hier ist Abhilfe dringend zu schaffen.
~- Die von uns im Laufe von Jahren gesammelten Erfahrungen
sollen dazu beitragen und daher mitgeteilt werden. =
-~ Fragen wir zunächst, welche Organe bei der.-Spätsyphilis
erkranken, so wissen wir, daß es kaum einen Teil des mensch-
lichen Körpers gibt, der nicht gelegentlich .Sitz der Erkrankung
sein kann. Ein besonders charakteristisches Merkmal der Spät- | nung gemeint ist. .Ich unterscheide: 1. Aortitis su pra-
Syphilis ist es, "daß hauptsächlich die inneren Organe ergriffen | coronaria, 2. Aortitis coronaria, 3. Aortitis val-
vularis, 4. Aortitis aneurysmatica. =. |
grunde des Krankheitsbildes steht. - Zu diesen Namen sind nur einige erklärende Worte hinzuzufügen.
| Mit besonderer Vorliebe lokalisiert sich die Spätsyphilis in der | . Die Aortitis supracoronaria entspricht dem Ihnen
Pracap und im Centraluervensystem, Ja Eugen | demonzinerten, Wide, Coronargefäße und Klappen sind unberührt,
'raenkel?) be j Jahr 9 ier di $ „Pie | Di l > Falle, bei denen die
Sache, daß ji: el. Re m ma e Tra PAET der Coronargefäße. von dem syphilitischen Prozeß mit-
w kein inneres Organ auch nur: mit annähernd so großer- Die Aortitis valvularis entspri cht den Fällen von’
“auugkeit — in 50% der Fälle — durch das syphilitische Virus | Aorteninsuffizienz. i \ DEL
geschädigt wird und durch die Erkrankung den Tod der betreffen- | Die Aortitis aneurysmatica . stelt, ‚streng ‚genommen,
den Individuen in verhältnismäßig jungen Jahren im Gefolge hat, | nur eine Komplikation von 1 bis dar... un
wie. die Aorta. Auch Simmonds hat die gleiche Beobachtung |, _.Kombinationen kommen vielfach zwischen allen.
Man Stadler®) fand am Leipziger Pathologischen In- Typenvor. Sean | a
‚ut unter 211 Fällen von konstitutioneller Syphilis bei der Sek-
on sogar in 82%, die typische schwielige (luetische). Aorten-
gegenüber. Ich. halte diese Nomenklatur nicht für glücklich und
schlage daher vor, dem klinischen Bedürfnis dureh folgende Ein-
teilung gerecht zu werden. Sie läßt durch Bezugnahme. auf die
zu sagen: Dieser Krankbeitszustand entwickelt -sich .schleichend.
und kann jahrelang. bestehen, ohne zu ernsteren ‘oder überhaupt,
merklichen Krankheitserscheinungen zu führen: In diesem Sta-.
dium kann. lediglich cine- Röntgenuntersuchung zuweilen die: :
Krankheit aufdecken. Die Erweiterung der Aorta aS -i
cendens läßt an diese Diagnose`dđďenken. Wir
haben häufig, ich möchte sagen zufällig diesen Befund: .er-:
hoben, wenn wir nicht eben wüßten, .däß die Röntgenuntersuchung:
oft’ allein eine auf Lues verdächtige Veränderung am Gefäßsystem:
‘erkennen läßt und dieses wichtige diagnostische Hilfsmittel ‚nicht.
häufig genug herangezogen werden kann. - et HN
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' Entsprechend der Häufigkeit und Bedeutung der Gefäß-
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) Nach einem anm 11. Juni 1918 im Ärztlichen Verein 'zu Ham-
„Mm. W. 1912) S. 896. >N ae
)E. Stadler. Arbeiten ‘aus der Medizinischen‘ Klinik : zu BORN |
. Fischer, Jena: | ý | u 1) D. m. W. 1918, S. 484. er re oana
D. m. W. 1913, NE 40° Fa u S 9) W. kl. W.1916,; 8, 1432, Syphilitische Aortenerkrankugen: `
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| vor etwa sechs Jahren hier über dieses Thema einen ausgezeich-
$ l ©. Die Syphilis befällt vorzugsweise im zweiten und dritten
insbesondere der Aortitis luica 1), | ‚Dezennium nach der ‘Infektion die Aorta. Der von Heller-
i | | Doehle erstmalig beschriebene Krankheitsprozeß spielt sich in
| der Adventitia und Media ab. Er kanu ein beschränkter oder ein
Solange die Aortitis die Aortenklappen selbst und die Gegend
der Austrittsstellen der Kranzarterien freiläßt, ist das Krankheits-
bild ein relativ gutartiges und vor allem, wenn eine energische
Behandlung. erfolgt, die Prognose des Falles eine günstige. Aus
diesem Grunde habe ich schon im. Jahre 1913?) eine scharfe
Trennung dieser verschiedenen Typen der Aortitis für nötig er-
achtet. Soweit ich sehe, hat nur L: v. Kosezynski?) einige
Jahre später denselben Standpunkt eingenommen. Dieser Autor
stellt die Mesaortitis luetica' simplex der Mesaortitis'luetica gravis.
anatomischen Verhältnisse sofort erkennen, . was mit der Bezeich- .
.1. Über die Aortitis suprac oronaria ist ‚folgendes i
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‚Ich gebe- in folgendem kurz besonders charakteristische
Krankengeschichten wieder, aus. welchen sich wie aus einzelnen
Bausteinen das Krankheitsbild der Aortenlues. zusammensetzt.
Um Wiederholungen zu vermeiden, ‚muß. ich aber auf. eine. Zu-
sammenfassung.des klinischen Bildes verzichten. Die kasuistischen
i Beiträge bieten also die Symptomat ologie der Aorten-
-> syphilis: und.stellen einen wesentlichen Be-
standteil des Vortrages dar. l TEETE
S Falli. Bei einer Untersuchung eines Offiziers im 48. Lebens-
-jahre auf Felddienstfähigkeit fanden wir eine Erweiterung der Aorta,
ein vergrößertes Herz neben hebendem Spitzenstoß und verstärktem -
zweiten Aortenton. Der Blutdruck betrug 154. Es bestehen
keinerleisubjektive Erscheinungen von seiten des
' Herzens. Die Aortitis luica wurde als Nebenbefund entdeckt. Die
Wassermannsche Reaktion war negativ. Auch sonst keine: Erschei-
nungen von- Lues. Nur in früheren Jahren war die Serumreaktion
positiv gewesen. ‚Die Diagnose war im vorliegenden Falle noch da-
durch erschwert, daß die Herzhypertrophie zum Teil durch eine be-
‚ginnende Schrumpfniere bedingt war. Nach einer. sehr intensiven ge-
mischten. Behandlung verkleinerte sich das Herz um 1% cm, die Aorta
wurde um 1cm schmäler. | |
Man kann aus einer Abweichung des Aortenschattens im
Röntgenbilde aber nur. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf
Aortitis schließen. Namentlich ist die Abgrenzung gegen Sklerose
schwierig, und das um so mehr, weil beide Krankheitszustände
oft nebeneinander vorkommen, ‚wie Sie an späteren Röntgenbildern
Fr von Thoraxaufnahmen und an dieser Photographie eines weiteren
‚anatomischen Präparates erkennen können.
Fall 2. Sie können auch auf diesem Bilde noch sehen, daß in
die allgemein schwielige und runzlig verdickte Aorta Kalkplatten von
Fingernagelgröße eingebettet sind, die buckelartig sich vorwölben.
| Gerade darum ‘möchte ich aber auch davor warnen, nach
dem Röntgenbilde zu einseitig und ausschließlich die Diagnose
nur auf Arteriosklerose zu stellen, selbst wenn man: die bekannte
Cooperscherenform der Aorta oder in der Wand der Aorta
Kalkplatten erkennen kann. Man verfällt sonst in den verhängnis-
vollen Irrtum, auf die antiluetische Kurjzu verzichten, die- auch
hier noch helfen könnte, wenn eben die Sklerose mit Lues der
Aorta kombiniert ist. DE Ea
~ `, Ganz besonders wertvoll und notwendig ist die Untersuchung
beiKriegsteilmehmern. . Es ist kein Zufall, daß ich eine
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daten schon arteriosklerotische Veränderungen in der Aorta als
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Besen: | annehmen dürfen, daß. die Strapazen im Felde bei Männern im
NER mittleren Alter, die- früher luetisch infiziert waren, zur Entwick-
lung ‘einer Aortitis ganz besonders Veranlassung geben. Ich zweifle
‘nicht, daß, wenn heute alle hier in Betracht kommenden Fälle klinisch,
röntgenologisch und serologisch untersucht werden würden, viel-
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a FAME fach eine Aortenlues erkannt und, wie ich öfter gesehen habe, er-
Be | ‚tolgreich behandelt werden könnte, ehe es zu ernsteren Störungen
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k i oiy. | “Fall 3; So zeige ich Ihnen die’ Silhouette des Herzens und der
HRE Gefäße eines. 41 jährigen Landsturmmannes, der zwecks Stellung einer
Diagnose dem Lazarett über-
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ON - e ` - 3 r , N - za 5 es, I - F Ai r . 2:8 re BE SR : O. [ ’».. f7 Te ur ğ
— mag prae e- f PAA Som a a =à a l $ A z Kun £ oo. a } „u: hei. 3
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auf ein hypoplastisches Herz
zurückzuführen sind. Im
vorliegenden Falle ergab
die klinische Untersuchung
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Abb. 1.- (Fall 3.)
keinerlei Anhaltspunkte für eine organische Erkrankung, sodaß wir
zunächst geneigt waren, eine nervöse Herzstörung anzunehmen, ob-
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1) Kohlhaas, M. m. W. 1917, Nr. 87, S. 1214 u. 1215. |
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ganze Zahl von Fällen der in Rede stehenden Art bei Soldaten
Kriegsfolgeerscheinung: beobachtet”). - Mit Recht wird man daher
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Be. | Maßnahme, von der, soweit
Be ich urteilen kann, nur allzu-
BR NNI selten Gebrauch gemacht
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RR | geschlossen, daß eine so
ar Be N | schwierige Diagnose vom
erri Hl | Truppenarzt gestellt werden :
Bun | kann. Die Beschwerden des
o yi Mannes bestanden nun in
N |} Atemnot und Brustschmer-
vi 7 io zen bei Anstrengung,
Bu gewiß Erscheinungen, wie
l y yo sie nur allzuoft geklagt
- N Ki werden und zweifellos. in
Fo. Mea der Mehrzahl der Fälle auf
Ba ni eiù Cor nervosum, seltener
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wohl, worauf ich noch besonders hinweisen möchte, -der be-
treffende Patient im Jahre 1915 auch einen” Gelenkrheumatismus
durchgemacht hatte. .Eine syphilitische Infektion wurde negiert. Im
Röntgenbilde sehen Sie nun aber die Aorta verbreitert und eine-
Vergrößerung des Herzens nach links. Eine Nierenstörung, die ge- -
legentlich einer früheren Begutachtung im Jahre 1915 mit Rücksicht
auf.die Vergrößerung des-Herzens und leicht erhöhten Blutdruck von
anderer Seite angenommen worden war, bestand ausweislich einer
Nierenuntersuchung nicht, vielmehr nahmen wir eine Lues der Aorta
an, eine Diagnose, die in der positiven Wassermannschen Reaktion eine
weitere Stütze fand. Im Februar und März 1917 wurde die übliche
‚antiluetische Kur eingeleitet, und jetzt hören wir, daß der Patient
dauernd freigeblieben ist von seinen früheren Beschwerden, auc h bei
Anstrengungen. Die Therapie bestätigte also die Diagnose.
Hat sich die Aortitis dann bis zu einem gewissen Grade ent-
wickelt, dann stellen sich Symptome ein; zunächst wenig charak-
teristisch und meist nur. subjektiver Art. Herzklopfen bei Er-
regungen oder Anstrengungen, leichte Grade von Kurzluftigkeit
oder Atemnot, Beklemmungs- und Angstgefühl. Später auch
Schmerzen in der Herzgegend, die in die Schulter und in die
Arme ausstrahlen können. Dieser Symptomenkomplex erinnert
dann schon an die Erscheinungen der Angina pectoris. Nicht
selten aber eröffnet überhaupt ein schwerer stenokardischer
Anfall die Szene, sei es, daß er den Patienten jäh nachts aus
dem Schlafe weckt, sei es, daß er durch eine Kraftanstrengung
oder psychischen Insult hervorgerufen wird.
Fall 4. So gingen im folgenden Falle (K.) nur ganz gering-
fügige, unbeachtet gebliebene Sensationen in der Herzgegend und Herz-
klopfen während einer Woche einem schweren nächtlichen Anfalle vor
Angina pectoris voraus. Der Patient hatte im Jahre 1893/94 vier Kuren
wegen einer syphilitischen Infektion durchgemacht und war danach
von Engel-Reimers mit den beruhigenden Worten entlassen worden,
daß er nun dauernd gesund sei. Ein Standpunkt, den dieser erfahrene
Arzt und Syphilidologe damals wirklich vertreten hat!). Im Jahre 1909
war gelegentlich einer körperlichen Untersuchung von mir mit Rück-
sicht auf die frühere syphilitische Infektion die Wassermannsche Re-
aktion geprüft und positiv befunden worden. Trotz chronisch-hämor-
rhagischer Nephritis wurde eine Hg-Kur eingeleitet. Danach war die
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Serumreaktion negativ und blieb es bei jährlichen Prüfungen dauernd.
Auch im Jahre 1915 unmittelbar nach dem geschilderten Anfall war
‚die Serumreaktion negativ. Die Untersuehung ergab eine leichte Ver-
breiterung des Herzens, die schon im Jahre 1909 bestanden hatte un
sehr wohl durch eine früher überstandene Herzbeutelentzündung gelegent-
lich eines Gelenkrheumatismus oder durch Hypertrophie des linken Ven-
trikels infolge der chronischen Nephritis erklärt werden konnte. Auch das
Röntgenbild ergab keinerlei Anhaltspunkt für das Bestehen einer lueti-
schen Aortenerkrankung, wenn auch das Aortenband deutlich markiert
nahm ich zunächst von einer energischen antisyphilitischen Kur Ab-
stand und verabreichte nur Hg. bijodatum und Jodkali, eine
Therapie, die zwar allgemein üblich, aber jetzt von mir als falsch
zeichen leichter Angina pectoris häufiger und häufiger auf. Sie
werden besonders oft und regelmäßig nach einer größeren Mahlzeit
und beim Gehen, besonders bei stürmischem Wetter, empfunden, sodaß
der Patient stehenbleiben muß,
. Kompliziert wird das Krankheitsbild noch durch krankhafte Er-
scheinungen von seiten des Reizleitungssystems. Schon Sel
Jahren traten regelmäßig etwa zwei- bis dreiwöchent-
lich Anfälle von paroxysmaler Tachykardie und Irreg®
‚Störungen mehrere Stunden bis zwei Tage an. Als nach Ablauf eines
Jahres die Beschwerden sich nicht geändert hatten und das Allgemelf
wurden im Oktober 1916 25 Neosalvarsan gegeben. Da-
nachnurgeringe, wennauch offensichtliche Besse-
rùng. Januar und Februar 1917 wiederum 6,6 g Ne”
salvarsan. Jetzt erst verschwinden die Anfälle von
Tachykardie und von Angina pectoris. Erstere kehrer
nur im August 1917 noch einmal wieder. Eine erneute Kur im Januar
1918 von 6 g Neosalvarsan beseitigt die letzten Beschwerden. Patient
fühlt sich seitdem ausgezeichnet wahl und ist sehr leistungsfähig. Wenor
sind bis Dezember 1918 Anfälle von Angina pectoris noch von paroxys-
maler- Tachykardie wieder aufgetreten. Quecksilber wurde im VOI
liegenden Falle wegen der hämorrhagischen Nephritis nicht gegeD°"-
Oft aber wird nicht über Schmerzen in der Herzgegend, sondern
über Druckgefühl im Epigastrium geklagt, wodurch s%
häufig bei den Patienten und vielfach auch beim Arzt die Annahme
einer Magenerkrankung hervorgerufen wird. Wichtig 18
hier differentialdiagnostisch, daß auch diese Beschwe' den
‚beim Gehen entstehen oder sich.vers chlimmerk
1) Vgl. Schöttmüller;, Wann müssen. wir Syphilitiker þe-
handeln? (Ther. d. Geg. 1918, $. 887.)
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und etwas verbreitert erscheint, wie’ Sie sich überzeugen können. So
larität der Herzaktion auf. In der Regel dauerten diese
befinden des Ratienten entschieden- ein schlechteres geworden Wär
bezeichnet werden muß. In den folgenden Monaten treten die An- `
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 00000001
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Besondere Schwierigkeiten“ erwachsen ` für die: Diagnose,
wenn Patienten an einem sicheren Magenmulcus leiden oder.
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negativ ausfiel Wohl aus diesem: Grunde. waren die
Patienten von anderer Seite nicht specifisch, behandelt worden,
' obwohl auch das Röntgenbild Verdacht auf Lues erwecken mußte.
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heunatine gelitten haben. Eine genaue. Analysierung der Beschwerden wird |
a ji auch in solchen Fällen‘ an eine. Aortitis denken lassen. | | Entschließt man sich aber trotz negativer Wasser- i
gr Fall 5. So litt din Patient (S.) seit 1903 an Magenschmerzen. | mannscher Reaktion und trotz negativem Rönt-
tRiiig |- | Die Schmerzen ziehen vom Epigastrium in die Brust und in den | genbefund zu antisyphilitischer Behandlung, so ‚bestätigt oft. i,
tika E Rücken. Es besteht Druck in der Magengegend und saures Auf- | das Schwinden der Beschwerden die Richtigkeit der Diagnose. . a
sih t stoßen, ein Symptom, -welches übrigens auch bei Aortenlues häufig Wenn ich in der eben. gegebenen: Schilderung des Krank- oa
Be inehliehe A Aias bestätigt. 1912 erfolgt ventriculi durch eine | heitsbildes der Aortitis supracoronaria auch (den: aus- RUN
aktion ee } | el k s k | DW i is. hinei BL
die üble |: Blutung. Zu den genannten - Beschwerden in der Magengegend ge- Sep rochenen ‚Anfall. pou DEI pungu hineinbezogen habe, so on
or Pater sellen sich seit 1914 auch in Anfällen auftretende Schmerzen in der ‚weiche ich. damit von der üblichen Auffassung ab. Ich muß aber he
ach F =~ Gegend des unteren Sternums' und -eine gewisse Kurzluftigkeit beim | Annehmen, daß auch eine Erkrankung oberhalb der Coro- Re
ar . Gehen. Auch das Druckgefühl in der Magengegend nimmt beim Gehen | Dargefäße, wobei letztere also frei sind, den- Symptomen- in
walat} zu. Lues wird geleugnet. Die Wassermannsche Reaktion ist.negativ. | komplex der „Coronärsklerose“ bedingen kann, weil ich ‘nach einer : Bj,
i a | Di ka kre läßt irgendwelche charakteristische Veränderungen | geeigneten Therapie die genannten Anfälle d au ernd habe ver- eT
a . nicht erkennen. — , i ne a . | schwinden sehen. Das wäre kaum denkbar, wenn wirklich schon die - je
„ad | Während einer Liege- und Uleuskur im März 1915 lassen die | Coronargefäße erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden wären. Rn
Jafigi y Beschwerden nach, kehren aber wieder. Darauf erhält der Patient, Sektionsbefunde steh : h. nicht ER; m a
er wj weil ich trotz des negativen Befundes an eine luetische Infektion der en Sr oo es io An ii Kohl FR Gebote. Zu erk lären | ve
j ini y Aorta dachte, 1,2 Hg. bijodatum und 60 g Kalijodat, aber ohne nach- PATS HI NIEREN Fa on Mr pectoris dadurch, daß die syphi- ie
uns| haltigen Einfluß. Im’ Jahre 1916 Zustand unverändert. Seit November | tisch veränderte Wand ihre Elastizität und Widerstandskraft ver- EN
u 1917 bis zum Februar 1918 sind ‘die Schmerzanfälle im. Epigastrium | 16ren hat, sie gibt dem Blutdruck wie ein weicher Schlauch nach, TE
sm und in der Gegend des Sternums derart heftig, daß der Patient kaum | die Aorta erscheint dadurch auch im Röntgenbild erweitert. Nach Mal
m i noch kleine Strecken. gehen kann und die Anfälle des keineswegs | geeigneter Theräpie objektiv und subjektiv Verschwinden der Er- BRATEN
= i empfindlichen Patienten nur mit Morphium zu bekämpfen sind. Patient | scheinungen (Röntgenbild! siehe oben). =at OR i EEY ai
= erhält daher im Januar und Februar 1918 5 g Salvarsan. Der Patient Differentialdiagnostisch kommen bei der Aortitis supra- DR
i mar a ren, lospritzung nee leistungsfähig. und | coronaria vor allen Dingen nervöse Störun gen und E p
a onnte unbeschränkt gehen. Eine Suggestivwirkung, an die man bei ee oe an BAR
A: diesem verblüßfenden-Erfolg nach. rn Leiden denken: könnte, | Ar ter ioskleros em Betracht, Erstere dürfen nur nach Er- S
pw | ist ausgeschlossen. Eine weitere Serie von, Salvarsaninjektionen folgen ‚schöpfung aller diagnostischen Hilfsmittel, falls sie keinen Anhalts- 2er
Tm | im Juni -Juli 1918, ohne daß bis dahin Beschwerden aufgetreten | Punkt für Lues aortica ergeben haben, angenommen werden. Sie en
ys t en En Anpi na Alıcheinungen von aea nander Ed Roae A on on ae: 5 Han kommt, sehr selten, o
gi t nloige Ulcusrezidivs- (positiver Röntgenbefund), die durch Ulcuskur | Die Arteriosklerose beschränkt sich in der Regel auf das höhere a
e- Tacan uilans Dann Mitte. Oktober beim Gehen wieder Anfälle von | Alter, in dem aber auch sehr wohl luetische Veränderungen der ne
ER ee Aber ‚bis Ne in der Woche. Erneute Salvarsan- | Aorta vorkommen können. Man sieht die luetische Aortitis noch.. B
li andiung mit günsligem Erfolge. - a u über das 70. Jahr hinaus. Sicherlich ist dureh Arterio- ng
ee a" aN 0. rane nyi Patientin wird im ovennor 1917 wegen | sklerose bedingte Angina pectoris längst nicht si
f Magenleidens dem Krankenhause überwiesen. . Sie klagt” über häufig | so häufig. wie die dureh Lu ETARE . o
1: ! eintretende druckartige Schmerzen im Epigastrium, im Unterleib und gerin sten JAN: muß man in Wanctreche ee Pen AR
a Kopfschmerzen. Erst- auf Befragen nach etwaigen Herzbeschwerden G ri Ze h . = sicher ek der eh
aj- erklärt sie, daß Anfälle .von Kurzluftigkeit nur bei starker Anstrehgung |. elabiues — ja nach meinen neuesten Erfahrungen meine ich, Air:
| 3 Be cn Aalen tr ia Megerkrnkeng. Be Deka | Aa ads oder dem „Serien Ba aa Keen {
e Farametritis retrahens, außerdem aber ist die Wassermannsche | | DE tterloskterotiker m
3 en positiv. Das Röntgenbild läßt eine leichte Verbreiterung der oe kann aber ungemein viel- nutzen, wie der folgende Fall TES
_äorta erkennen und eine geringe Vergrößerung des linken Ventrikels. eweisen mag, 7.0. i i
3 Auf kombinierte B | i í i | | nk Me ES KERN |
jl bis jetzt nicht en Drecwinden die Beschwerden und sind ~ Fall8. Ein 64jähriger-Patient (N.), ein früh gealterter Mann,
j Wie sebr a ls EIERN ild di heini erkrankt im März 1918 an sehr heftigen Anfällen von Atemnot mit
im allgemeinen Krankheitsbild die Erscheinungen intensivem Angst- und Beklemmungsgefühl. - Die Anfälle_dauern zwei
T von seiten der Aorta hinter anderen zurücktreten können, lehrt. | drei Minuten, oft ®/, Stunden, . :-, UN ARETE RT
x auch folgender charakteristische Fall: _ p | | ‚und a T |
f 2 F ER FE? EN ie, täglich bis zu elfmal. Eigent-
(s } all 7. Bei einer Frau L. von 57 Jahren. bildete sich vor | ņ Qahman | ;
? E 25 Jahren eine Sattelnase aus. Seit dem Jahre 1916 ' erkrankte sie an P A ES
„ Sogenanntem „Rheumatismus“. Sie schildert die Schmerzen als ziehend Nach dem Anfall Schweiß-
- und reißend im ganzen Körper, namentlich in den Beinen. Sie kommt | gusbruch. die Extremitäten
, Ins Krankenhaus, weil ‘seit vier Wochen heftige Kopfschmerzen und: sind kühl Objektiv reduzier-
ein stark schwankender Gang sie zur Arbeit unfähig macht. Erst auf ter Ernährungszustand "Blut-
Befragen erklärt sie, bei Anstrengung seit einem Jahre kurzluftig zu | druck 135, Perinhere Arterien
"sein und ziehende Schmerzen vom Sternum nach der linken Schulter eschlängelt. Harz überlagert,
-- hin zu haben. Hypotonie, starke Ataxie, torkelnder, nur mit fe nn Se
3 a à ; öne regelmäßig. Puls im
oR knlerstützung möglicher Gang, Achillessehnenreflexe | Anfall 40 bis 70. Der linke
"> aen, Pupillen reagieren reflektorisch träge. Herzbefund normal. Ventrikel: ist im Röntgenbild
| vergrößert. Der Aortenbogen
à ur im Röntgenbiid leichte Verbreiterung der Aorta und Hypertrophie
’ Qes linken Ventrikels. Wassermannsche Reaktion im Blut und Liquor
negativ. Lumbaldruck 120. Phase I schwach positiv. 18 Drittel Zellen.
Nach kombinierter Hg-Salvarsankur ist die Ataxie fast ganz zurück-
gegangen, der Gang ist normal. Vor allen Diùgen aber. treten
| dk bei stärkerer Anstrengung die Sternalschmerzen.
nn „utzluftigkeit nicht mehr auf. Sie wollen, meine Herren, auch
n Klückgang der nervösen Erscheinungen "beachten. | | |
TF Der physikalische Befund ist also häufig negativ, nur zuweilen
a er zweite Aortenton klingend, wohl zu unterscheiden von.
2 = einfachen Verstärkung des Tones. Die Verbreiterung der
Br: im Frühstadium : perkutorisch nur sehr selten nach-
= Die Diagnose auf Aortitis kann also klinisch oft nur
Yermutungsweise gestellt werden. u a ak
Auch die Wassermannsche R eaktion ‘und vor
g l. Röntgembild können im Stich lassen, wie
„Ple gehört haben. | l
springt stark und intensiv vor..
Die absteigende Aorta ist im .
ganzen Verlauf sichtbar. Die._
Aorta - zeigt- die vorher er-
wähnte für- Arteriosklerose
charakteristische Cooper- .
scherenform. Infektion soll. `
nie bestanden haben. Wasser-
mannreaktion negativ. |
M, H.! Sie werden. es ‚begreifen, daß ich angesichtg dieser
‚Symptome -zunächst nicht an der Diagnose einer reinen Arterio-
sklerose zweifelte. Als sich aber,” wie Sie aüs- folgender: Kurve
ersehen können, durch keinerlei der üblichen: Mittel. eine Besserune in
dem Zustand einstellte, die-Anfälle sich täglich in verstärktem Maße
wiederholten und daher die Prognose absolut schlecht gestellt werden
mußte, entschloß ich mich doch zu einer-Salvarsankur. Und der Erfolg?
nr erkennen u Er a onon nach der zweiten und dritten
Baus | | EEE ROTER inspritzung werden ‘die: Anfälle seltener, verschwinden dann: gan
daß Ich muß „noch einmal nachdrücklich betonen, | und a obwohl der bis dahin ans Bett gefesselte Patient sich ider
“> &erade beivielen meiner Fälle von Aortitis | frei bewegen und, was längst nicht mehr möglich war, die Treppen
| ohne Beschwerden steigen kann. Gewiß ’ist hier Skepsis am Platze
Ss a > > A 1
"Pracoronaria die Serumreaktion dauernd
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Abb. 2. (Fall 8.)
| âllen Dingen das
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. j . b ji E , P4
ya ne N Ri I SP
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Taa A EDANA A ET nn
aama o ne. namen O a E
. Falles kann nur der Erfolg der specifischen Behandlung ergeben.
Spaziergang und namentlich nach dem Essen An-
‘tion negativ ausgefallen war. Im Januar und Februar 1918 energische
‚kombinierte Kur, während welcher zunächst die Beschwerden fast völlig
.der dritten Kur die Beschwerden ganz verlor.)
. meiner Beobachtung, bei der die Beschwerden nicht verschwanden.
kungen genügen:
suffizienz :der Klappen herbeigeführt wird, die in der Regel
zu spät erkannt wird, um in ihrer ersten Entwicklung noch auf-
. gehalten werden zu können. Auf das klinische Bild dieser Er-
-daß der so charakteristische Symptomenkomplex, insbesondere das
‚systolisches nachweisbar. Nie wird man aber eine Hypertrophie
- des Herzens vermissen, deren charakteristische Form wieder das
‚insuffizienz an Größe zurück [Grau!)]. Die ersten subjektiven
. Symptome entsprechen dem geschilderten Bild der Aortitis, später
“wird es von den Erscheinungen des kardialen Asthmas und
.„daß bei unkomplizierter syphilitischer Aortenerkrankung obne Be-
'teiligung der Aortenwurzel niemals eine nennenswerte Herzhyper-
'trophie als Zeichen gesteigerter Herzarbeit auftritt“. Daher spricht
‘Vergrößerung des linken ‘Herzens, wenn keine andere Erklärung
:(Nephritis) näher liegt, für das Ergriffensein der Aortenklappen,
‚in-zwei Jahren zum Tode führte, Die Fälle sind folgende:
-und wird der weitere Verlauf abzuwarten sein. Indessen sind jetzt
schon neun Monate ohne Anfall verstrichen. So glaubte ich Ihnen
auch diesen ans Wunderbare grenzenden Einfluß der Salvarsanbehandlung
mitteilen zu sollen.
Weiter beweist dieser Fall aueh, daß wir mit
dem Salvarsan selbst bei schwerer Sklerose nicht
schaden.
Von der (2) Aortitis coronaria nur folgendes:
Hat der luische Prozeß die Austrittsstellen der Coronar-
arterien ergriffen, so ist zwar das Krankheitsbild im ganzen dem
eben geschilderten ähnlich, gestaltet sich aber in der Folge viel
ernster. Jeder stenokardische Anfall kann den Tod herbeiführen.
Die Therapie kann wohl die Beschwerden mildern, aber nicht völlig
beseitigen, wenn die Coronarostien, namentlich die linke, verengert
sind. Die Entscheidung, ob im vorliegenden Falle eine Aortitis
im oberen Teil oder schon eine irreparable Veränderung an den
Coronarostien besteht, und also auch die Prognose des einzelnen
< Fall9. So zeige ich Ihnen hier das Röntgenbild eines offen-
bar hierhergehörigen 56jährigen Herrn, der 1917 in meine Behandlung
trat, nachdem er zuerst zwei Jahre vorher an schwerem stenorkardischen
‘Anfall plötzlich erkrankt war. In der Folge traten fast bei jedem
fälle von Angina pectoris mit Sternalschmerz auf,
die nur durch Stehenbleiben überwunden werden konnten. Schon da-
mals wurde eine leichte Erweiterung der Aorta festgestellt. Es wurde
zwar Jod verabreickt, aber sonst eine specifische Behandlung, die von
autoritativer Seite geleitet wurde, nicht vorgenommen. obwohl vor
90 Jahren eine Infektion erfolgt war, vermutlich, weil die Serumreak-
zurückgingen. Noch vor Beendigung der Kur, namentlich aber in den
ihr folgenden Wochen traten die Beschwerden wieder in stärkerer Form
auf. Hier wird man annehmen müssen, daß die Gegend der Coronarostien
von dem luischen Prozeß ergriffen war. (Gleichwohl wird man doch
den Versuch machen müssen, durch eine weitere Behandlung auf die
erkrankte Aorta einzuwirken. Ich erinnere daran, daß der
erste von mir mitgeteilte Fall auch erst während
Übrigens ist dies bisher der einzigste Fall von Aortitis 1 und 2
Zur (3) Aortitis valvularis mögen folgende Bemer-
Verhängnisvoll war es bisher, wenn die Aortenklappen von
dem syphilitischen Prozeß erfaßt wurden, weil dadurch eine In-
krankung möchte ich hier.nicht eingehen, nur darauf hinweisen,
eigenartige diastolische Geräusch, keineswegs immer vorhanden
ist. ‘Oft genug fehlt jedes Geräusch, oder es ist nur ein
Röntgenbild deutlich erkennen läßt. Sie steht nach unserer Er-
fahrüng nicht hinter der Hypertrophie der rheumatischen Aorten-
endlich von denen der-Herzschwäche beherrscht.
Nach Stadler?) ergibt die Durchsicht der Sektionsberichte,
auch wenn der physikalische Befund sonst negativ ist. -
Wir verfügen über En Fälle dieser Art, die nach gründ-
licher Behandlung beschwerdefrei und auch objektiv gebessert
waren, die Herzhypertrophie war zurückgegangen. So die Erfolge
bei einer Krankheit, die bei der: bisherigen Behandlung längstens
Fall 10. Gelegentlich einer militärischen Nachmusterung stellte
‘ich im Jahre 1915 bei einem 45jährigen Patienten (H.) fest, daß er seit
‘einem Jahre an sehr heftigen, bei Anstrengungen oft auch nachts auf-
tretenden stenokardischen Anfällen gelitten hatte, die nach Aussage des
Arztes einen sehr bedrohlichen Charakter hatten. Objektiv war nur
ein klingender zweiter Aortenton nachweisbar, der Spitzenstoß inner-
1) Zsehr..t. klin. M., Bd. 72. 3) L e.
‚nervöses bezeichnet worden.
rakteristische. Blutdruck 170, Wassermann-Reaktion -H | +.
160 | | {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. 16. Februar.
-—
halb der Mamillarlinie. Ich riet zu einer Behandlung im Kranken-
haus. Das Röntgenbild ergab, wie Sie sehen, eine Verbreiterung der
Aorta und ein bypertrophisches Herz. Auf die kombinierte Behandlung
hin verschwanden die Anfälle vollkommen und sind bis jetzt — es sind
drei Jahre verflossen — nicht wiedergekehrt. Die Kur ist einmal in jedem
Jahre trotzdem wiederholt worden. Dagegen ist der Patient vor einigen
Monaten an Magenbeschwerden erkrankt. Die genaue Beobachtung und
Untersuchung ergab, daß es sich diesmal nicht um Erscheinungen von
seiten der Aorta handelte, sondern, daß nunmehr ein blutendes Ulcus
pylori bestand. Bei der Operation als Careinom erkannt und mit Erfolg
durch Resektion entfernt. Sie erkennen hiefaus wieder die vorhin
schon erwähnten differentialdiagnostischen Schwierigkeiten.
Fall 11. Ein 44jäbriger Hauptmann läßt sich im ‚Juli 1917 von
mir untersuchen, weil er sich, von Beginn des Krieges an in erster
Linie im Felde stehend, seit einigen Wochen nicht mehr so frisch
fühlt und bei starken Anstrengungen ein leichtes Gefühl der Beklem-
‘nung empfindet, das er früher nicht gekannt hatte. Der Patient hatte
früher eine schwere Lues mit Nephrose durchgemacht, deren Erschei- -
nungen aber verschwunden waren. Auch jetzt bestanden keine mani-
feste Zeichen von Syphilis. Erst im Röntgenbilde findet man eine
leichte Verbreiterung der Aorta und des Herzens. Die \Vassermannsche
Reaktion ist positiv. Nach einer kombinierten mehrmonatigen Kur
verschwinden die Beschwerden vollkommen. Im Röntgenbilde erkennt
man eine Rückbildung des Herzens um 1 cm, der Aorta um !/2 cm.
Seit Anfang dieses Jahres ist Patient wieder in der Front und selbst
den schwersten Anforderungen während der großen Schlacht in Frank-
reich gewachsen gewesen.
Gewiß sind sehr erhebliche Zweifel berechtigt, ob in der-
artigen Fällen die .Felddienstfähigkeit wieder erklärt werden soll.
Einerseits glaubte ich allerdings, nachdem alle Beschwerden ver-
schwunden waren, mich in diesem Sinne entscheiden zu dürfen,
andererseits zog es den echten Soldaten unwiderstehlich hinaus.
Leider sind aber im Laufe des anstrengenden Dienstes wieder
Beschwerden von seiten der Aorta aufgetreten. Allerdings hatte
der Patient auch nicht den dringenden Rat befolgt, sich bel
erneutem Einsetzen von Schmerzen unbedingt aber nach längstens
einem halben Jahre zur Wiederholung der Kur zu melden. Jetzt
nach Ablauf eines Jahres ist Wassermannreaktion wieder positiv.
Das Röntgenbild zeigt keinen Unterschied gegen früher.
Eine Salvarsan-Hg-Kur hat diesmal die Beschwerden nicht
völlig beseitigt. Ein Beweis, wie wichtigesist, auch
bei günstiger Kur die Behandlung kontinuier-
lich fortzusetzen.
M. H.! Beobachtungen wie die beiden letzten, bei welchen
ich ohne Geräusch und Pulsus celer lediglich auf Grund
einer mäßigen Herzhypertrophie eine luetische
Aorteninsuffizienz angenommen habe, sind bisher
nicht gemacht oder wenigstens nicht so aufgefaßt worden '). Jeden-
falls berechtigen sie zu der Annahme, daß 'eine luetische Aorten-
insuffizienz im Anfangsstadium, wo nur Hypertrophie auf die Aorten-
erkrankung hindeutet, im klinischen Sinne heilbar ist.
Im Gegensatz zu dieser leichten Form der Aorteninsuffizienz
stehen Fälle, bei denen die subjektiven und objektiven Beschwer-
den erheblich stärker sind.
Fall 12. So zeigt die Patientin, von der dieses Bild stammt, eim
erheblich vergrößertes typisches Aortenherz. Der, II. Aortenton war
verstärkt, zuweilen geräuschartig. Seit dem Jahre 1913 leidet die
Patientin an Atemnot, Schmerzen beim Gehen, die ständig ZU
genommen haben, in letzter Zeit derart, daß sie sich iiberhaupt nur
noch langsam fortbewegen kann und trotzdem meist wegen starker
Sternalschmerzen stehenbleiben muß. Die Patientin ha
viele Ärzte befragt, ihr Leiden war meist als
. Fine antisyphilitische Be-
handlung hat bisher nicht stattgefunden, obwohl sie angab, voT
15 Jahren infiziert worden zu sein. Unter einer kombinierten Be-
handlung verschwinden allmählich die Schmerzen, nur nach starker
Anstrengung treten sie trotz des schweren Herzfehlers in ganz leichter
Form auf. Die Wassermannsche Reaktion ist aber nach Beendigung
der Kur noch positiv. Eine Fortsetzung der Kur ist vorgesehen.
Fall 18. Ein ähnlicher, aber noch schwererer Fall ist der fol-
ende. Ein Patient (0t.) von 34 Jahren. Seit drei(!) Jahren zuweilen
ehmerzen im linken Arm und Druck ia der Herzgegend. außerden
heftige stenokardische Anfälle von saurem Aufstoßen und Erbrechen
begleitet. Der physikalische Befund ist der für Aorteninsuffizienz E15
m
genbild ein Cor bovinum und Verbreiterung der Aorta. Gelegentlich
vieler militärischer Untersuchungen ist zwar ein Herzfehler festgestellt
worden, offenbar aber nicht die luetische Natur des Leidens erkannt.
Denn eine Behandlung ist nie angeraten worden. Auch in diesem
) CR Romber Leh r M des Herzens,
Stuttgart 1906, S. 179, g, Lehrbuch der Krankheiten
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Falle sind nach kombinierter. Behandlung im Anfang dieses. Jahres “die ‘werden kann, ist: ineine feste Überzeugung, die-sich gründet auf
‘Beobachtung einer Anzahl erfolgreich behandelter Fälle, von denen
in Kale
preiterung de i Beschwerden geringer geworden, sodaß der Patient ‘sich “jetzt von
be Bebai £. selbst zur Wiederholung der Kur gemeldet hat. Freilich mit Herstellung | ich Ihnen einige hier_vortragen.möchte. RE
ut. eines erträglichen Dauerzustandes ist in diesem Fall kaum zu rechnen. | : Pall 15. Ein Pakot von:öß Jahrensen ee Herh
nalila E Wegen der diagnostischen Schwierigkeiten ‘und des: thera- lA von Ancina EO ie augen a
Evoreiim T.< . 4 =. on as £ i \nfällen- von. Angina pectoris. Die assermann: Reaktion‘ ++ | En
adie nf peutischen Erfolges möchte ich auch den folgenden Fall erwähnen, Aorta ascendens .und descendens. sehen Sie erheblich verbreitert, - sie o
nungen mm | 5 Fall 14. Ein Patient (H.)-yon 45 Jahren litt 1913 an G elenk- | enthält Kalkplatten, außerdem springt deutlich eine buckelförmige, Aus- N
ends ls È- rheumatismus. (!) Ist sich einer syphilitischen Infektion nicht be- | buchtung nach hinten‘vor, die den Ösophagus bis :zu einem ‚gewissen ; E
d mit Eik ' 7 wußt. Seit Herbst 1917 Erscheinungen von Atem- Ä | a ‘Grade verengert und das Schlucken- er- A Ai
diemii ~ not, Herzklopfen, Druckgefühl in der Magengegend: heblich erschwert, ‘derart, daß. differential- a oe
t Einmal Anfall von Ohnmacht. Im Röntgenbild Cor -` diagnostisch zuerst an Ösophaguscareinom Ei ah
j m r bovinum von Aortenform. Die Wassermannsche.Re- z gedacht wurde. Energische, kombinierte -MN i 3
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de | 3 Abb, 4. : (Fall 15.) = IE Br B il 2
jË : Abb.3. (Fall‘14.) ‚NB.im ersten schrägen Durchmesser gesehen. ' Abb. 5. (Fall 16.) Er Ba i we ;
| i l ; a, E dung Ba a; Hl a
aktion +++. Auch im Bett Dyspnöe. Während im Januar | Behandlung erzielt- dauernde Besserung. Die ‚Anfälle sind. seit s l aa ~
a ıRuhekur und Digitalis ohne Einfluß blieben, sind.| sechs Jahren nie wieder aufgetreten, Allmäblich- im ` Laufe von | PER
i , jetzt nach einer kombinierten. antiluetischen Kur | Monaten verschwanden die Schluckbeschwerden vollkommen. Bel a
i die Atembeschwerden schon verschwunden. Stau- | einer erneuten Röntgenaufnahme hatte sich ‘der Buckel ein wenig. ab- a
Mt - ungsleber ist zurückgegangen. Der weitere Verlauf ist besonders lehr- | geflacht. Dagegen traten im Jahre 1915 ‘Erscheinungen von cerebraler
ptl F reich. Da sich der Patient, der schon schwere Stauungserscheinungen | Lues auf. ' Dabei stelltsich eine so stärke Gewichtsabnahme und schwer E
er t gehabt hatte, völlig wohl ‘fühlte und Märsche von ein bis eineinhalb zu hebende Magerkeit ein, daß eine Hypophysenerkrankung angenommen 2
' Stunden machen konnte, unterbricht er die angeratene Fortsetzung der- | werden konnte. Auch hier nach kombinierter Kur nach drei.Monaten
ee Kur. Darauf traten wieder. Erscheinungen von Herzinsuffizienz auf, die | Heilung. Seitdem. geht es dem Patienten sehr gut.. Die Behandlung
f ! wieder durch Neosalvarsanbehandlung — keine Bettruhe, kein ist jährlich wiederholt .worden. Mi Du a a
an k a is — verschwanden. ‚Patient erhält dauernd, alle zwei bis | ! Pa1116. Ein Patient von 58 Jahren Hatte vor 80 Jahren Schanker. E
| : e Wochen, eine Injektion Neosalvarssan. `. e o n ; :1918 wegen Aortenaneurysma kombinierte Kur. Das Aneurysma hatte g
A . Derartige Fälle lehren also, daß auch bei ausgesprochener | zur Kompression der Trachea und infolgedessen zu erheblichen Atem- “
| Aor teninsuffizienz noch Besserung möglich ist, Natürlich muß man | beschwerden geführt. 1914 Sehmierkur. Besserung. 1915 wiederum Kom- L
Zu in diesen Fällen die Behandlung lange fortsetzen. Ungünstig. |; pressionserscheinungen. der Trachea, kombinierte Behandlung. Im Laufe ' a
~ N allen Umständen ist aus begreiflichen Gründen die- Prognose. er en pne es raeh a T Bis Fee: I ondas ; :
| der Fälle - Aana JE: . A ‚en ‚| Befinden leidlich. Seitdem wieder Brustschmerzen, -Atemnot, Erschei- ,
n | 2 vr abe nr pna -bil we San Ers cheinungen nungen von .Trachealstenose. ‘Deshalb Anfang 1917. sehr energische |
i | Über di a SEE T AUN PATOK O PUR a um wenige | Kombinierte Kur. Seit dieser Zeit bis jetzt ist der Patient unausgesetzt AL
; Worte: SR A ortitis ane a a benta tica Nur WEEE „áls Heizer tätig und fast beschwerdefrei. - Sie erkennen däs Aneurysma PAE :
| Wo n i a er ; ~ „ | an der erheblich verbreiterten Aorta). PE E S
‘S Ist eine Form der Aortenveränderung, die sich aus: der - Diesen beiden Fällen reihtsichaäls besonders
‚wichtig folgender an: ©- .“, PER 8
= Fall 17. Ein Artilleriebauptmann, konsultiert mich:1918. wegen
einer „hartnäckigen Erkältung“,.also Husten. Bei dem überaus kräftigen,
. großen Manne läßt sich, außer einer geringen Bronchitis und mäßigem
Emphysem, nichts Krankhaftes nachweisen. .Gewisse, hierdurch
nicht genügend erklärte. Atembeschwerden, erwecken den Verdacht auf
. Juetische Aortenerkrankung..So veranlaßte ich, da die Wassermannsche Re-.
‚aktion positiv ausgefallen war,auch eine Röntgenuntersuchung desHerzens,
. wobei ein Aneurysma, welches ‘sonst keinerlei physikalische Erschei-
nungen (Emphysem) machte,- von recht erheblicher Größe, wie: Sie hier
sehen können, gefunden .wurde.. Die ganze Aorta ascendens und des-
cendens ist um mehr als das-Doppelte verbreitert. "Es wurde eine inter-
mittierende, energische kombinierte Kur eingeleitet, die jährlich mehr-
mals wiederholt wurde und den Erfolg hatte, daß der Patient, der- sich
| einfachen Aortitis entwickelt. Die Krankheitserscheinungen: brauche
~ eh hier nicht näher zu erörtern. Das Röntgenbild ist bei dieser |
0» Krankheitsform unentbehrlich, deckt oft genug allein das Leiden auf.
| => „Nach bisheriger Erfahrung führte. ebenso wie eine Aorten-
Insuffizienz luischen Ursprungs .auch . das Aortenaneurysma, . das
man so gut wie immer’ auf Lues zurückführen kann, fast regel-
mäßig in längstens zwei Jahren zum Tode. . So berichtete
Deneke:), daß nach zwei. bis. drei Jahren schon zwei Drittel
seiner „Aortiker“ gestorben waren. ‘Fr. Kraus?) erklärte 1914”
noch, „das eigentliche Aneurysma unterliegt‘ in relativ. kurzer Zeit.
„er Berstung“. Die Ursache dieses ungünstigen Verlaufs. ist
Arber Meinung nach darin zu suchen, daß die Patienten entweder
a ae N. oder zu spät antisyphilitisch oder Page |
C £ , $ ] l í Zu: < E 3 Saas ; Hg Dy
eine unbed x = ee, q Ta n i ppor a1 i a: < ) Anmerkung bei der Korrektur: Bei einer vor wenigen
für die sie hebennurdas Salvarsan eignet, ge- Tagen.erfolgten Nachuntersuchung-konnte’folgender ebenso bedauerliche
nommen werd a ar 1g , wie. interessante Befund bei dem Patienten, der sich seit dem Jahre 1917
u Wenn Ne; eN, A F . ? eit ‚einer weiteren, Behandlung leider en tzogen’hatte,
unter der Q eiBer nicht zweifelt, daß °/ıo aller Kuren. weit | erhoben werden. Das Aneurysma hatte sich nicht vergrößert und. auch
"hälta; renze des Notwendigen bleiben, so liegen diese Ver- | keinerlei. Beschwerden mehr. verursacht, sodaß- der Patient immer noch
nisse bei tertiärer und Meta-Lues noch ungünstiger. arbeitsfähig war. Dagegen fand sich im Gegensatz zur letzten, Unter-
Daß aber durch eine frühzeitig und zielbewußt einsetzende
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suchung der Spitzenstoß außerhalb der ‚Mamillarlinie ‚und‘, über‘ der
Aorta ist ein klingender ‘zweiter Ton zu.hören,. Während also ein
` Behandlun . /
auch be i een En, RR E 10. a
i eA eim Aortenaneurysma hier ‚Wandel gesehanen |. Fortschritt; des Prozesses im Bereich des Aneurysmas. nicht zu bemerken
| A l. c, | | u Bi ne ‚ist, hatte sich an den Aortenklappen die Lues- weiterentwickelt. und -.
A ); Demi-W, 1914, Nr. 12 : 5 En zur Insuffizienz. geführt... 0.0.1: Sul BEER
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aufs. heftigste gesträubt hatte, seine ihm angeratene Dienstentlassung
einzureichen, seit dem iJahre’1914 die Feldzüge
‚ vereinbar. . Ein .Röntgenbild ergab nun, wie Sie hier sehen, eine
Nach kombinierter: Behandlung verschwanden im Laufe.von' einigen
': Monaten die Beschwerden vollkommen und die trotzdem im Februar 1918
‚eingeleitete zweite Kur unterbrach der. Patient mit -der brieflichen Mit-
Auch dieser Offizier hat-die Strapazen glänzend bestanden. Natürlich
zu einer erheblichen Destruktion der Wandschichten der Aorta
geführt. | | | ae
kennbar. Folgende Fälle mögen dies beweisen:“
die Diagnose auf Aneurysma gestellt und
a
in Rußland, die ja
besonders strapaziös
waren, und in Frank-
reich mitgemacht hat
‚undsich dabei dauernd
gesund gefühlt hat.
x Fall'18. Ein
anderer Offizier von
. 58 Jahren stellte sich .
mir im.Juli 1917 vor,
weil. er seit einigen.
Monaten sehr heftige :
Schmerzen im Rücken
unter‘ dem linken
Rippenbögen bis zum,
Magen hin empfunden
‚hätte. Bisher hatte die-
Ursache der Schmer-
zen nicht festgestellt
werden können. Auch
hier ‚wiederum. mußte
an Ulcus ventriculi
gedacht werden. Die
Art der Schmerzen,
Fu: N RR, Er: ' namentlich nach der
linken Seite: hin, waren aber mit dieser Diagnose nicht recht
"Abb. 6. (Fall 17.)
ganz erhebliche. Ausbüchtung der. 'Bauchaorta nach ‚links und
Sklerosierung der ' Wand. Die Wassermannsche Reaktion war
negativ; vor 80- Jahren aber hatte eine‘ Infektion stattgefunden.
teilung, daß er ünter allen Umständen wieder ins Feld gehen würde.
ist ihm dringend angeraten, die Kur fortzusetzen.
# x
. Diese ‚vier Fälle von Aneurysma zeichnen sich aus durch
eine ‚verhältnismäßig sehr günstige Beeinflussung durch die The-
rapie, die zweifellos. einen Stillstand in der Krankheit bewirkt hat.
Offenbar : hatte der luetische Krankheitsprozeß noch. nicht
‘Aber. auch selbst, wenn das Aneurysma
schon beträchtliche Größe angenommen und
weitgehende Veränderungen der Wand hervor-
gerufen hat, ist gleichwohl. der Einfluß einer
energischen Antisyphilitischen Kur unver-
| T
Fal119. Wieder ein-Soldat von 41 Jahren, der seit November 1914
im Felde stand, sich einer syphilitischen Infektion nicht bewußt war,
erlitt im Januar 1916 infolge Anstrengung einen Ohnmachtsanfall. Im
Februar .des Jahres erkrankte er in Galizien angeblich an Pleuritis und
wurde dann in einem Nürnberger Lazarett, sechs Wochen lang
i 2 REN behandelt. Obwohl noch
| n mma Brustschmerzen bestanden,
wurde er wieder ins Feld’
geschickt, mußte sich je-
doch . sehr bald‘ wieder
"krank melden. Er kam in
.ein Lazarett in West-
falen und: wurde .später
zur Kurnach Salzuflen
geschickt! Inzwischen neh-
men die Atembeschwerden
zu. Endlich gelangt er
in ein Berliner Laza-
Tett. Hier zuerst wird
eine Röntgenaufnahme ge-
“macht, ein Tumor im
Mediastinum festgestellt,
aus dem bei einer Punktion
Blut entleert wurde, Auf
| seinen Wunsch wurde der
E Patient dann dem Heimat-
'lazarett Hambur g über-
wiesen. Hier erst wurde
eine -specifische Behand-
lung eingeleitet. Wie Sie sehen, besteht ein robes en
Die Aorta ist im ganzen 'dilatiert, nach rechts hin wälht. sich
ein überfaustgroßer Tumor vor. Der Zustand des Patienten ~
im Laufe der Monate ein so schwerer geworden, daß er trotz wochen-
langer Schonung und Bettruhe nicht stehen, und das Bett nicht mehr
verlassen konnte. Die kombinierte Behandlung wurde: monatelang
\
Abb. 7. (Fall 19.)
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. ?.
. Fall 20.
`
‘dauerten -eine halbe bis eine Stunde.
' ziehen?
. - . ee Eh ei
Í $ - r = . ETOL a
+
ilill
16. Februar.
fortgesetzt, und erreichte jedenfalls so viel, daß die heftigen Schmerzen,
unter denen .der Patient zu leiden hatte, völlig verschwunden sind, daß
er nicht nur sich außer Bett böwegen kann, sondern sogar wieder eine
geschäftliche Tätigkeit ausüben und \Vege von dreiviertel Stunden Dauer
nicht wundern, empfindet der Patient beim Gehen eine gewisse Kurz-
luftigkeit und ist zu stärkeren Anstrengungen nicht imstande. Auch
hier wird weiter intermittierend behandelt. Wieweit es dabei gelingen
wird, den Krankheitsprozeß aufzuhalten und wie lange der Patient
arbeitsfähig sein wird, muß die Zukunft lehren’).
In der Minute wurden 200 bis 220 Pulsschläge gezählt. Die Anfälle
Allmählich. traten die Anfälle
häufiger auf. Sie werden durch Exzesse ausgelöst. Bis zum Jahre 1918
wird ein Aneurysma festgestellt. Patient erhält Jod. 1914 werden die
Anfälle seltener, dagegen tritt Schmerzgefühl in der rechten Brustseite
auf. Nach vorübergehender Besserung nehmen die Brustschmerzen und
. die Anfälle wieder zu. Endlich im Jahre 1915 sind die Brustschmerzen
von außerordentlicher Stärke und machen den Patienten arbeitsunfähig.
Die Schmerzen ziehen won der Brust bis zum Nacken hinauf. Im
Januar 1915 sah ich den Patienten zuerst und fand rechts neben dem
` Sternum einehandgroße Dämpfung. DieBrustwand warvörgebucht et
‚und pulsierte. Der erste Mitralton war unrein, der zweite Aorten-
ton klingend. Die Wassermannsche Reaktion +++. Nach einer kom-
binierten Kur sind bis zum September 1915 die Beschwerden völlig u
verschwunden. Die Pulsation ist zurückgegangen, die Dämpfung natür-
lich geblieben. Von Januar bis August 1916 erhält Patient weiter -Hg
und ‚Jodkali per os... Die Anfälle von Tachykardie treten nur ganz
“leicht auf. August und September 1916 zweite kombinierte Kur. Die
Wassermannsche Reaktion negativ. Im November 1917 haben sich bei
Anstrengung und Husten wieder Schmerzen in der rechten Brustseite
bemerkbar gemacht. Daraufhin erneute Kur im Dezember und
Januar 1918. Wieder sind die Schmerzen verschwunden, sodaß Patient
bis zum April 1918 sich völlig wohl fühlt. J
mals über ziehende Schmerzen in der Schulter und im Nacken, die
jetzt wiederum durch Salvarsan-Hg-Behandlung beseitigt sind. Auch
in diesem Falle ‘sehen Sie dem Herzen ein sehr breites Aneurysm& .
‚unternehmen kann. Freilich auch. jetzt, und darüber darf man sich
Eine besondere Bedeutung möchte ich auch der
‚folgenden Krankengeschichte beilegen: Ein Patient, 50 Jahre alt, er-
krankt vor 18 Jahren an einem Anfall von paroxysmaler Tachykardie.
. nimmt die Dauer der Anfälle noch zu. ‘Durch eine Röntgenaufnahme
‘
i
aufgesetzt, welches offenbar die Wand der Aorta schon in weiter Aus-
dehnung durchbrochen hat.
specifischen Kur ein unverkennbar günstiger.
sehr heftige und häufig wiederkehrende Anfälle von paroXyS-
maler Tachykardie das Krankheitsbild beherrschen. In
beiden Fällen verschwanden die Anfälle ganz oder nahezu, sobald
die antisyphilitische Kur wirkte. Es mag fraglich bleiben, ob m '’
diesen Fällen das. Reizleitungssystem direkt an einer Stelle ‚ge _
schädigt war, was ich annehmen möchte, oder ob die Aortitis als
solche die Störung hervorgebracht hat. - |
Ich habe von den verschiedenen Arten
einige : Typen vorgeführt,
mehren,
der Aortitis nur
Welche Schlüsse dürfen wir nun aus
Zunächst: Die Erfolge bei der Therapie der Aortitis werden
um so besser sein, je früher — wie ich schon andeutete — die
fügigen Erscheinungen von seiten des Herzens, bei leichten Sem
beschwerden eine syphilitische Erkrankung differentialdiagnostise
in Erwägung zieht. Auch ist bei jedem Anfall von Angina pectoris -
zunächst an Aortitis luica zu denken. on
‚Alle Hilfsmittel müssen zur Diagnose herangezogen werden,
allerdings können uns auch das Röntgenbild und die Serumreaktion
im Stich lassen. ` nn i
| Mein Standpunkt bezüglich der Wassermannschel
Reaktion sei im folgenden kurz skizziert. . E . slic}
Die Auffassung, daß die Wassermannsche Reaktion lediglich
D Anmerkung beim Druck: Jetzt sind seit Beginn der
Behandlung 16 Monate vergangen. Im Laufe dieser Zeit sind 17 (sieb-
'zehn) Gramm Neosalvarsan Dabei
Patient erhält jetzt noch alle zwei bis drei Wochen Neosalvarsan 0,6. Da s
fühlt sich der Patient ziemlich: beschwerdefrei, kann ohne Atemnot
gehen. Patient gibt bestimmt an, daß sich regelmäßig, etwa 14 Tag?
nach der letzten Salvarsaneinspritzung, die Beschwerden wieder 2
mehren, und'fordert daher selbst zur Weiterbehandlung auf. Auch
diesem Falle von ‘Aort
achtung, daß der specifische Prozeß eine gewisse Zeit nach def Be-
handlung wieder aufflammt. Denn. a so sind die nach
gewisser Zeit immer wieder
einsetzenden
schwerden zu e
rklären. Daher Dauerbehandlung : notwendig.
>
enaneurysma wiederholt’ sich also die Beob-
Trotzdem ist auch hier der Einfluß der
Ich könnte die Beispiele leicht ver-
-dem Gesagten k
gegeben und sehr gut vertragen worden.
+
Dann klagt Patient aber-. -
Diese Fälle von Aortitis sind sehr interessant, bei. denen /
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Diagnose auf Aortitis gestellt wird. Das wird möglich \
sein, ‚falls man früher als bisher und besonders äuch bei gerins“
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Februar. `- re 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7 163
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eine frühere Infektion andeutet, aber nicht beweist, ‚daß zurzeit | vorliegen und also auch die Wassermannsche Reaktion negativ ausfällt.
noch Spirochäten im Körper vorhanden sind, ist sicherlich irrig. | Die. Antwort ist noch nicht spruchreif. Maßgebend wird hier der
Wunsch und der Wille des Patienten sein, solange wir nicht
wissen, ‚ob ‚wir mit dieser ` Prophylaxe dem” Patienten ‚wirklich.
‚nutzen‘), Manche Autoren.bestreiten das.‘ Ich ‚persönlich bin: gè-
Ohne Zweifel besagt der positive Ausfall der Probe, daß irgendwo
neigt, in prophylaktischen Kuren im zweiten und dritten'Dezennium
im Körper noch Spirochäten vorhanden sind. Somit hat man,
um: das gleich hier vorwegzunehmen, in therapeutischer Be-
ziehung daraus die Konsequenzen zu ziehen und muß, unter
Berücksichtigung. selbstverständlicher Cau-
telen (wiederholter Anstellung der Probe, wenn Zweifel an der.
Richtigkeit bestehen — selbst Bruck gibt. die Möglichkeit von
Fehldiagnosen trotz einwandfreier Technik zu —) auch dann
behandeln, wenn Sich weder in. der Anamnese, oal
noch bei der körperlichen Untersuchung irgend- Einige Worte über das Salvarsan, dem wir,
ein Anhaltspunkt für das Bestehen einer flo- | wie wir wiederholt betont haben. bei i and er |
riden Syphilis ergibt. Wir Haben die positive | eine so große‘ Bedeutung Beimessen. .
Wassermannsche Reaktion im Serum) sowohl wie im | ` Die Wirkungsweise des ae
Liquor also schlechthin als ein Symptom der Lues | 7%, pesteht einmal folgende Möglichkeit: . Die’ Spirochäten werden.
aufzufassen und müssen allein aus diesem | | g
Grunde eine antiluetische Kur einleiten, wenn
die Serumreaktion nicht etwa auf irgendwelche andere Erkrankung.
zurückzuführen ist, as | Ea
Nun gibt es nicht wenige Fälle von Lues, bei denen trotz
energischer Behandlung .die positive Serumreaktion gar nicht
oder nur vorübergehend zu beseitigen ist. Wie soll man sich hier
therapeutisch verhalten? . Diese Patienten sind, wenn sonst eine
andere Indikation nicht gegeben ist, in gewissen Abständen
dauernd mit antiluetischer Kur zu behandeln.
Insofern messe ich -also der Reaktion auch bezüglich der
Iherapie eine sehr große Bedeutung bei, im Gegensatz zu manchen
Autoren, unter anderen De lbanco!?) BE nps
Besonders im zweiten und dritten Dezennium
nach der Infektion ist eine positive Serumreaktion ein sehr wich-
tiges Kriterium und muß immer den Verdacht erregen, daß bei durchgeführt. werden,. und zw
sonst negativem Organbefund eine Aortenlues besteht, weil | eine Injektion gemacht werden (siehe unten). ` ie, |
diese Affektion so ‚häufig vorkommt und in ihren klinischen An- | ‘ Eine andere Wirkungsweise des Salvarsans und’ ähnlich des
fängen symptomlos verläuft., Wie wichtig es aber ist, gerade | Quecksilbers könnte folgende sein: Diese Mittel töten. die Spirochäten.
dieses Stadium zu: behandeln, habe ich schon vorher gezeigt,
: Nun ist in der Literatur oft genug darauf hingewiesen, daß
der ‚negative Ausfall der 'Serumreaktiin in keiner
Weise das Bestehen einer lwetischen Erkran-
kung ausschließt. Ich möchte’aber doch hier nachdrück-
lichst noch einmal auf diese Tatsache besonders hinweisen, um
davor zu warnen, sich bei negativem Ausfall der Reaktion. in
‚Sicherheit zu wiegen. Zweifellos läßt man sich in der Praxis doch
nicht selten dazu verleiten, eine Krankheit entweder. gar nicht t
Eo Ai mit halben Maßregeln antisyphilitisch zu behandeln, rE onenden Dosierung z
an die syphilitische Natur der vorliegenden Krankheitszeichen N. en i sig DEREN ER
a er dazu die Siue on negativ ausgefallen ist. ; Die eben berührte Immunitätsfrage der Syphilis ist
© welter läßt man sich bei solchen, die nachweislich eine | yon Gennerich, Jendrassik, Weyga Jacob be- -
syphilitische Infektion ‘oder eine syphilitische ‚Erkrankung durch- | arbeitet worden.. ` = Zu ae nr LAD De
gemacht haben, dann -leicht bestimmen, von einer weiteren Be- | ‚Ich meine, eine ab so
handlung abzusehen, ‘wenn die positive Reaktion in eine negative
h_stand selbst früher auf dem Standpunkt, | Organe, die auch in den einzelnen S )
r | ist. Sie dauert nur so lange an, als Virus_im Körper sich lebensfähig `
nergegangen ist. Ic
an brauche im Spätstadium der Lues nur regelmäßig im Jahre l , D, als m ` e
em- oder zweimal zu prüfen, ob. die Serumreaktion wieder positiv Fe nz "Zustand ac Br anunın ‚entspricht also einem.
ei, um erst dann die Behandlung von neuem aufzunehmen?). | POperen oder geringeren Grad von Disposition, zur Erkrankung. -Hier--
In der Tat wär De i ajn | mit steht im Zusammenhang .die wechselnde ` Reaktionsfähigkeit: ‘des ’
r lat wäre, wenn bei diesem Verhalten den Patienten ein : ; DE Sag a
Nachteil ni a To S F i ee Gewebes in anatomischer und biologischer Beziehung während- ‚der
X nicht erwüchse, - die. Frage, ‘wann wir Spätsyphilitiker zu | einzelnen Phasen der Erkrankung auf das syp&ilitische Virus: Die-
handeln haben, außerordentlich erleichtert, - Leider können wir | Disposition zur Erkrankung einzelner Körperteile kann geschaffen oder ’
| abei aber nicht verhindern daß sich inzwischen ernste Kompli- var dasselbe sagt, den Spirochäten kan der Boden zur Enlwich
kationen entwickeln, die nunmehr dúrch eine Therapie nicht mehr | lung bereitet werden auch durch äußere- Umstände, z. .B.. durch-
Zu beseitigen sind. Sicherlich hat Gennerich recht, wenn er | Traumen. Vielleicht ist auch die Virulenz oder Widerstandsfähigkeit, -
bei einem Syphilitiker die Behandlung so gehalten. wissen will, | der Spirochäten ‘bei. der Lues der Aorta -und dès Nervensystems von..
daß es überha N . . ur besonderer Art. Jedenfalls spielt im’ Einzelfall das '.Virulenz:
u’ aupt nicht hlag der negativen |' re a U yY IruUlen z-
hase In eine kr Den 3 Pa g. zwischen Krankheitserreger -
An a Erklärung für den negativen Ausfall der Wassermann-
Tah ‚aktion bei vorhandener Lües zu geben, ist schwer.
Atscheinlich ist die ‘Menge der Reagine in solchen Fällen zu
Ver Lues latens ‘im "anatomischen Sinne gelangen
Mr ‚überhaupt keine Abbauprodukte in 'den Blutstrom.
Man könnte nun die Frage .aufwerfen, ob. man nicht.in An-
großen Zahl von Späterkrankungen regelmäßig. im
nd dritten Dezennium einige vorbeugende
rlei Anzeichen für ein Rezidiv
Gennerichs provokatorische Salvarsaninjektion ausschlaggebend
sein, wenn sich -diese Methode bewähren sollte. -Nur hälte: ich 'es
‚für. kaum durchführbar, einem Patienten zwei Wochen lang täglich
zur Wassermannschen Reaktion Blut zu’entnehmen: ° o ov
tötet, sodaß zwar da,,wo die Parasiten verschwunden sind, das pätholo-
gische Substrat zur Ausheilung kommen kann: -Aber. nicht überallhin
In diesem günstigen Nährboden ‚bleiben Reste von Parasiten: zurück,
die immer wieder zu Rezidiven Veranlassung geben. a
So z, B. bei der sypbilitischen: Aortenerkrankung, die in. dieser
Beziehung ein Analogon zur Tabes und Paralyse darstellt. Nament-
lich Fälle von großem Aortenaneurysma oder auch von vorgeschrittener
Aorteninsuffizienz erweisen sich selbst intensivster' Behandlung gegen-
über zuweilen als hartnäckig, auch dadurch gekennzeichnet, daß bei
ihnen die Wassermannsche Reaktion nicht zum Schwinden zu bringen
ist oder nach kurzem negativen Intervall wieder positiv ‘wird. Ent-'
sprechend verschlechtert sich der Krankheitszustand oft. wieder früher
oder später nach Aussetzen der Therapie. Darum muß in diesen Fällen,
wie schon oft gesagt wurde, eine Dauerbehandlung mit Salvarsan
ar muß etwa alle drei bis vier Wochen
4
| fähigkeit. Nunmehr aber gelingt es . den Körperkräften oder besser
` gesagt den Abwehrkräften der Zellen und des Plasmas, die Spirochäten
'Abzutöten. Doch nicht in allen Organen sind die Immunkörper gleich
wirksam, namentlich nicht in schwer erkranktem Gewebe. So erklärt '
sich die Resistenz bei Fällen von vorgeschrittenem Aortenaneurysma
und Tabes. Die Meinung, daß das Salvarsan nicht direkt abtötend in.
der dem Körper zugeführten Konzentration wirken kann, gründet sich
‚unter anderem auf die experimentell festgestellte Tatsache, daß das-
Salvarsan, einer Spirochätenkultur in der der Therapie beim Menschen '
ugesetzt, die Entwicklung der Pallida nicht
lute Imm uni tät des.Organismùs gegen
einerseits und Immunkräften des ei
genannt habe, eine große Rolle. Werra N:
Auch in der Sekundärperiode der Syphilis finden wir ja Krankheits:
fälle, bei denen die Therapie nur äußerst langsam vorwärts. kommt oder
zunächst überhaupt die Krankheitserscheinungen nicht zu ‚beseitigen =
vermag, die wir deshalb als maligne zu. bezeichnen pflegen. Da es.
sich hierbei aber meist nicht um so lebenswichtige.Örgane handelt,
wie bei der Syphilis des Gehirns und der Aorta, so ist das Leiden in
ersteren Fällen nicht so lebensbedrohend wie-bei diesen, => -.
= Die Methode unserer Behandlung ist nun
kurz folgende: Zunächst fünf bis`acht Wochen lang inten-
sive gemischte Hg-Salvarsanbehandlung, ‚dann 'alle drei bis vier :
keiten u
ten ausführen s
N sführen soll, auch wenn keine
- !
nn
i
R D. m. W, 1918, 546. 00000...
deln? TI chottmüller: Wann. müssen wir S
er. d, Gegenw. 1913 S, 887, -
yphilitiker behan- EN, |
2 | 1) Schottmüller, Le.l, |
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einen erheblichen Sicherheitsfaktor zu erblicken.. Vielleicht ‘könnte
en, bei‘der Behandlung der Spätlues -
t ` R Š a * i ’ ge \ A
kann eine verschiedenë séin.
durch das ‚in den Körper eingeführte Sälvarsan nur zum Teil abge-
Teicht die Wirkung des Salvarsans, vielleicht bedingt dúrch:die ana-
tomischen oder pathologisch-anatomischen Verhältnisse -des Gewebes. $
überhaupt nicht ab, sie schädigen die Parasiten nur in ihrer Lebens-
außerordentlich schwierig und erst in den: letzten Jahren unter anderem `
Syphilis gibt es.überhaupt- nicht, wohl aber eine relative einzelner -
en Stadien der Lues eine verschiedene.
verhältnis“, wie ich die Beziehung:
ızelmen Menschen andererseits: l
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164:
Wochen Neosalvarsan 0,45 oder 0,6, bis nach Maßgabe der klini-
schen Symptome und dem Ausfall der Wassermannschen Reaktion
der aktive syphilitische Krankheitsprozeß zum Stillstand gekommen
ist. Unter Umständen füge ich im Laufe der Salvarsanbehandlung,
für einige Wochen dieser wieder Hg hinzu.
Zusammenfassend ist über die Erfolge der von uns
geübten Therapie zu sagen, daß sie gute sind bei der Aortitis
supracoronaria, selbst wenn die Erscheinungen schon sehr schwere
waren und lange bestanden haben. Eine Besserung ist auch noch
bei Aortitis coronaria möglich. Bei der Aortitis valvularis oder
der Aorteninsuffizienz haben wir zu unterscheiden zwischen den
Fällen im Anfangsstadium und denen im ausgebildeten Stadium.
Wie ich zeigen konnte, geben die ersteren günstige Heilungs-
resültate,'im Gegensatz zu den Erfahrungen bei der bisher üblichen
Therapie. Bezüglich der letzteren glaube ich sagen zu können,
daß auch bei ihnen die Prognose gegen früher eine viel bessere
ist, wenn die specifische Behandlung als Dauerbehandlung
auf Jahre hinaus fortgesetzt wird.
Wenn die Rückschau auf den Verlauf unserer seit Jahren
behandelten Fälle von Aorteninsuffizienz
aber nicht bei allen ein günstiges Bild ergibt, so liegt das zweifellos
daran, daß ein Teil der Fälle im letzten Stadium zur Behandlung
kamen oder daß es nicht gelungen ist, die Patienten zur \Viederholung
der Behandlung in die Hand zu bekommen. Das ist notwendig und
in der Privatpraxis eher möglich. Aber auch den fluktuierenden
Kranken eines Hospitals müßte der Segen einer kontinuierlichen
Behandlung zuteil werden. Hier kann die in Organisation be-
griffene Einrichtung der Landesversicherungen wirksam sein.
Auch bei dem Aneurysma sind zwei Gruppen zu unter-
scheiden. Fälle im Anfangsstadium können nach unseren Beispielen
im klinischen Sinne ausheilen. Auch die großen Formen,
bei denen die Wand geschädigt ist, sind noch besserungsfähig.
Denn die Erfahrung hat uns gelehrt, daß sogar heftige Druck-
schmerzen und andere objektive Erscheinungen, die durch Druck
auf Nachbarorgane bedingt sind, bei specifischen Kuren immer
wieder zurückgehen, wenn nur in jenen Fällen mit Hg und Salvarsan
dauernd oder so oft Schmerzen oder Druckerscheinungen auftreten,
von neuem behandelt wird. Übrigens wird hierdurch mehr, als es
durch die anatomische Untersuchung des Aneurysmasackes mög-
lich ist, der- specifische Charakter der Wandveränderung des
wachsenden: Aneurysmas erwiesen.
Aneurysma mit Wandzerstörung von einer bedingten Heilung, be-
ziehungsweise Besserung sprechen.
Die Patienten müssen von vornherein auf die lange Dauer
und die Wiederholung der Kuren aufmerksam gemacht werden.
Ich weiß sehr wohl, daß auch früher gelegentlich bei einem
Aneurysma der Prozeß zum Stillstand gekommen ist und die
Kranken scheinbar gesund geblieben sind. Unter allen Umständen
ist aber die Zahl der von uns beobachteten Heilungen bei der
kombinierten systematischen Dauerbehandlung eine viel größere
und ist nicht wie bisher dem Zufall überlassen geblieben. Die
Heilung ist hier natürlich nur eine relative: Arbeitsfäbigkeit und
Rückgang der subjektiven und objektiven Krankheitserscheinungen.
Nach -wieviel Zeit der specifisch luetische Prozeß bei Aortenlues
definitiv zum Stillstand kommt, ist schwer zu sagen. Auch bei
Dauerbehandlung ist wohl erst nach Jahren damit zu
rechnen. Doch sind zur Beurteilung dieser Frage noch weitere
Beobachtungen erforderlich.
Die Behandlung der Spätlues anderer Organe dürfte sich im
Prinzip nicht vom der der Aortenlues unterscheiden. So’ sahen wir
z. B. gute Erfolge der Salvarsanbehandlung bei der Keratitis
parenchymatosa.
Aber wesentlich vorsichtiger, wie alle Autoren anführen, die
sich mit dieser Frage beschäftigt haben, muß die Behandlung
bei der Tabes durchgeführt werden.
` Den Arbeiten von Leredde, Gennerich und Drey-
fus vor allen Dingen ist es zu danken, daß diese Form der Sy-
philis in den letzten Jahren mit erneutem Eifer einer gemischten
Quecksilber-Salvarsanbehandlung unterworfen worden ist, während
einige Forscher den Nutzen einer solchen Behandlung in Abrede
stellen (Wulf-Mulzer). Nur zögernd folgten andere Autoren
mißtrauisch gemacht durch die Tatsache, daß bei dieser: luischen
Erkrankungsform das Quecksilber völlig im Stich gelassen hat. Es
ist aber nicht zu verkennen — und auch ich verfüge über ‘eine
Anzahl erfreulicher Heilerfolge —, daß die Tabes einer
Beeinflussung durch Quecksilber-Salyarsan zugänglich un
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7.
und Aortenaneurysma'
So kann man auch beim |
16. Februar.
Ich möchte kurz als ein Beispiel von_ vielen über_folgenden
| Fall berichten:
Fall 21. Ein jetzt 58jähriger Patient hat sich 1889 infiziert und
acht Schmierkuren durchgemacht. Status im Jahre 1912: Ein Jahr lang
bestehen Larynxkrisen, Gürtelgefühl und laneinierende Schmerzen in
den Armen. Ich finde Hitzigsche Zone, Myosis, reflektorische Pupillen-
starre, der rechte Achillessehnenreflex fehlt, Liquoruntersuchung negativ,
die Wassermannsche Reaktion im Blut +++. Vor einigen
Wochen zwaimalAnfälle von Bewußtlosigkeit ohne
Krämpfe von vier Stunden Dauer.
lm August 1912 kombinierte Neosalvarsan-Hg-Behandlung. Dar-
auf verschwinden die Larynxkrisen, das Allgemeinbefin-
den bessert sich. 1913 ist die \Wassermannsche Reaktion negativ. 1915
im März ebenso. Im Oktober 1915 für einige Minuten l.äh-
mung des rechten Armes (paralytischer Anfall?) und \asser-
mannsche Reaktion ---ı---, deshalb 6,6 Neosalvarsan und Hg. Auch
die lancinierenden Schmerzen und das Giürtelgefühl waren im Laufe
des Jahres wiedergekehrt und verschwinden nach der Kur. l.ähmun-
gen sind nie wieder aufgetreten. Im Mai 1917 Wassermannsche Re-
aktion -++-- bei sonst unverändertem Status 4,2 Neosalvarsan. 1918
Serumreaktion negativ, keine Schmerzen, Achillessehnenreflex negativ,
Myosis unverändert. Hitzigsche Zone nur angedeutet. Allgemein-
befinden gut. Trotzdem Neosalvarsan 6,0 g. Der Verlauf spricht für
sich selbst.
Selbstverständlich wird man, ebenso wie bei der Gefäßlues,
nicht erwarten können, daß ausgefallenes Gewebe wieder ersetzt
wird. Je früher man bei allen diesen Erkran-
kungsformen die Behandlung einleitet, desto
eher wird man hoffen können, die Krankheit
zum Stillstand zu bringen und mit desto weni-
ger Defekten wird man später zu rechnen haben.
Aber auch hier, wie bei der Gefäßlues, darf man sich nicht auf
wenige Kuren beschränken. Man muß sich immer bewußt sein,
daß auch durch die kombinierte Form der Behandlung die Spiro-
chäten, wenn überhaupt, nur sehr schwer ganz zu beseitigen
sind. Und solange noch lebensfähige Krankheitserreger vorhanden
sind, ist mit einer \Veiterentwicklung oder einem Wiederaufleben
des Leidens zu rechnen, muß also weiterbehandelt werden, auch
wenn nur die Wassermannsche Reaktion positiv ist.
Man löscht auch einen Brand bis der letzte glimmende
Funke unter der Asche erstickt ist.
Nun ist namentlich auch von Nonne Einspruch gegen eine
energische Dauerbehandlung erhoben worden mit der Begründung,
daß die Tabes ja eine Erkrankung sei, die von selbst auch ohne
Therapie lange Zeit stationär und imperfekt bleibe. Zweifellos ist
dem so. Da ich aber nicht wissen kann, wer von meinen Pa-
tienten zu den stationären Fällen gehört und welcher zu den pro-
gressiven — ferner bekannt ist, daß ein sehr großer Prozentsatz,
ja fast alle Fälle von Tabes der so gefährlichen Aorten-
erkrankung verfällt [Deneke!), Stadler?, Dreyfus’)
und Andere] —, und da wir andererseits, wie ich überzeugt
bin, gerade bei der Tabes eine Form der Behandlung finden
können (siehe unten), die jedenfalls nicht mit einer Verschlimme-
rung des Leidens verbunden ist, so glaube ich, sind wir geradezu
verpflichtet, nicht nur bis dahin unbehandelte Tabiker dem
antisyphilitischen Regime zu unterwerfen, sondern, solange das
Leiden in aktiver Form auftritt, es in einer Dauerbehandlung ZU
behalten, besonders solange die Serumreaktion
positiv ausfällt. Aber auch wenn die Auffassung zu Opti-
mistisch ist, daß es gelingen wird, mit den heutigen Behandlungs-
methoden nachhaltige Erfolge zu erzielen, so wird man das Er-
reichte doch schon begrüßen müssen und andererseits nicht dem
Pessimismus der früheren Jahrzehnte folgen dürfen und sich einer
kräftigen Behandlung der Tabiker enthalten. Diesen Standpunkt
halte ich jedenfalls für nachteiliger, als einen „furor therapeuticus
(Nonne, Syphilis und Nervensystem, S. 811).
.. Die Salvarsanbehandlung bei der Tabes hat gerade mit
Rücksicht auf die dabei gelegentlich bei hoher Dosierung auf-
tretenden — theoretisch übrigens sehr interessanten — Sehmeiz-
krisen eine wesentlich vorsichtigere, individualisierende zu sel,
als wir sie eben für die Aorten- und andere tertiäre Erkrankungen
geschildert haben. Mit Recht wird empfohlen, mit Dosen von 0,2
bis 0,3 zu beginnen und nur vorsichtig steigernd allwöchentlich
die Einspr
£ itzung ‚zu wiederholen. Eine milde Quecksilberkur wir
zweckmäßigerweise hinzugefügt.
\
1) D. Zschr. f. Nervhik. 345.
2) Die Klinik der syphil. Aortenerkrankung,
S. 28.
3) M. m. W. 1914, Nr. 10.
Beine ei BE u Fe Ne a © de ee RE Be Ve ee ie A en 2 nt = 3 , sa A RI
l6. Pene E: 7. -16.-Februar. . ©- -° 0 >- 1919, — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7. ° >) 165: wie Er Ega
== þf = J > — z l RE
r igala Auf die Erfolge und-den Wert der endolumbalen“Salvarsan--| müssen ‚wir eine. fortlaufende Salvarsan-Hg-Jod-Behandlung durch- Ao
^ behandlung kann ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. führen. Wir müssen es, wenn wir. logisch ' und. konsequent: sein aA Ta
A, Ich möchte also über die Behandlung der Spätlues noch ein- | wollen. Behandeln .wir in..der. angegebenen Weise, so tun wir ar el
nie f 5 mal sagen: Sobald die Diagnose. auf eine spätluetische Erkrankung | nichts anderes, als. was Fournier und Finger. für. ‚das Se-. ET
ae f 5 gestellt ist, wird eine kombinierte Behandlung mit Salvarsan und | kundärstadium der Syphilis verlangt haben, für ein Stadium. der. ee
he Pople $- Quecksilber eingeleitet. Man verabfolgt zunächst 0,45, bei Frauen | Syphilis, welches. nicht. entfernt so gefährlich ist wie das, von dem. Be
ung ug, | - 0,3 Neosalvarsan, nach acht bis. zehn Tagen gibt man 0,6 Neo- | wir heute sprechen, und zu einer Zeit, in der man auch nicht . ah
einign ¥ - salvarsan und so fort in Pausen von etwa, sieben Tagen bis zur | annähernd die eminente Gefahr, die durch ‘die Syphilis: dem spä- RN
eito | Dosis von 5 g, auch 5 g wurden vertragen, ja noch viel größere | teren Lebensalter droht, kannte. 3 Da | te
' — Gesamtdosen, wenn die einzelnen Injektionen nicht zu schnell auf- ae Gn g | a
einander folgen. (Vergleiche Fall 19.) In der Zwischenzeit werden | ee en ee BES
wöchentlich einmal oder zweimal Quecksilbereinspritzungen ‘von Aus der deutschen. dermatologischen Klinik in Prag, _. ae
Kalomel oder Hg. salieylicum-bis zur ertragbaren Pinzeldosis, das og at Ken E TN A | i 2
heißt 0,05 bis 0,1 gegeben, wenn man nicht eine Schmierkur von 2 Über Silbersalvarsannatrium. a i i
vier bis sechs Wochen vorzieht. Häufig verordne ich auch Ä 0.0. Von re u DORTHE
während dieser Zeit Jod, in manchen Fällen erst nach Abschluß | Prof. Dr. C. Kreibich. x Po
der Injektionskur für zwei bis'drei Monate. In der.Regel namentlich, | u et SR: 2; Te: a
wenn die Wassermannsche Reaktion’ positiv geblieben ist oder die | - . Vor sechs. Monaten wurde uns von. Geheimrat K o.11e -Silber- Eee
=. Symptome von seiten, der Aorta fortbestehen, so setze ich | 'salvarsannatrium mit dem Ersuchen übergeben, klinisch zu prüfen, ud
die Salvarsankur in der Weise fort, daß der | welche Wirkung die einmalige Dosis von 0,2 oder 0,3 auf die ee
Patient alle drei bis vier Wochen eine Injek- | menschliche Syphilis ausübt. Im Sinne einer wünschenswerten ER,
tion Neosalvarsan 0,45 oder 0,6 erhält, . -= | Arbeitsteilung und gebotenen Vorsicht -sollte offenbar hierdurch -< |
Ein Wort über die Gefahren der Salvarsanbe- | die untere. Wirkungsgrenze des Mittels festgestellt werden, Danach an
handlung möge hier noch Platz finden. 0.00... | behandelten wir 40 Fälle mit 0,2, 30 Fälle mit 0,3.und--30 Fälle a, |
Trotz Verabreichung mehrerer. tausend Injektionen von Sal- | mit zweimal 0,2-Silbersalvarsannatrium; ‘seither sind wir: zu-Dosen - Aa re
varsan im Krankenhaus — ich. verwende wegen der bequemeren | von. viermal’.0,3 übergegangen. Es war nach den Erfahrungen - u.
Methodik nur noch Neosalvarsan gelöst in 1 bis 2 cem Aqua | mit. früheren Salvarsanpräparaten.zu erwarten, daß erst.die letzteren wi):
destillata sterilisata (Rekordspritze) — habe ich keine ernste- | Dosen für die Beurteilung der Dauerheilung in Betracht kommen; a
ren Störungen gesehen, wobei allerdings zu berücksichtigen | so sollten die obenerwähnten 100 Fälle. nur dazu dienen, Auf-- De
ist, daß von Lues. secundaria nur ganz vereinzelte Fälle zur Be- |-schluß zu geben. über die momentäne Wirkung des Mittels -auf EEG
handlung kamen: a | T die Syphilide, über seine klinische Verwendbarkeit 'ùnd seine- lie
. Wir beobachteten einmal ein Neurorezidiv, zweimal leichte | Giftigkeit. = > u FE U re
‚periphere Neuritis nach Verabreichung von 10 g Neosalvarsan- in Diesen letzten: wichtigen Punkt vorweggenommen . konnten : a
wöchentlichen Pausen. Zur Vermeidung dieser Komplikation muß | wir uns an etwa 400 Injektionen von der Unschädlichkeit des- - a
man also die Intervalle zwischen den einzelnen Injektionen ver- | Mittels überzeugen. In keinem der behandelten Fälle kamen: dem - ee
längern auf etwa zwei bis drei Wochen, wenn man Veranlassung | in die Blutbahn gelangten Mittel Wirkungen - zu, welche dessen ` I
hat, wegen Fortdauer der Symptome (z. B. positive Wassermannsche |' klinische Verwendung einschränken würden, und es mag hierfür los,
Reaktion!) die Gesamtdosis über 5 g Neosalvarsan zu steigern. | angeführt werden, daß wir einem schwächlichen achtjährigen-Kinde. ne m
4 Ein dritter. allerdings schwerer Fall von Polyneuritis ereig-:| innerhalb zehn Tagen zweimal 0,2 in .die-Halsvene injizierten. “Bei - re
`, nete sich nach nur 3,1 Neosalvarsan bei einem Fall von sekun- | vielen verläuft die Injektion überhaupt spurlos, ein nicht geringer | Be
därer (!) Syphilis. | / Teil zeigt Fieber, manchmal bis 39° und. 40°, Da diese: Tem- ` REAT. i.
- ikterus, Fieber, Encephalitis haemorrhagica haben wir nie ge- | peratursteigerungen mit keinerlei sonstiġeńù schweren Symptomen ij SHE
sehen, sehr selten, etwa zwei- bis dreimal, Überempfindlichkeit | kombiniert ‚waren, hielten uns dieselben. später auch nicht von‘, T AN
m Form von Kopfschmerzen und. Fieber und Hautausschlag. Unsere | der ambulatorischen Verwendung des Mittels ab. Um. üns ein - D EROE
--Erfabrungen beweisen also auch, daß Herzfehler und Arterioskle- |.Urteil über die Möglichkeit von Neurorezidiven zu verschaffen; - I MEURERA
-Tose keine Kontraindikation gegen Salvarsan darstellen. Subeutane-| unterließen wir hier die Quecksilberinjektionen, die wir: bei Lues Il: GRIAN. | 3,
Infiltrate an der Injektionsstelle können vermieden werden. dem Altsalvarsan vorausschicken. E a Te e BN UECI ORBENE
Durchweg ziehen die Patienten die Neosalvarsan-Einspritzun- | - Wir lösten jede Dosis in 10 cem: H,O, und injizierten:-mit Ana 5;
‚gen der Hg-Behandlusg vor, weil sie von ersterer fast gar nicht | der Rekordspritze in der Art, daß wir zuerst die Nadel :allein -in-:- a.
belästigt werden. `. are u ep ` | die Cubitalvene einführten, bis deutlich Blut- aus der Vene 'foß.: ARRE F..
Die Vorzüge der Salvarsanbehandlung liegen auf der Hand. |. Die Injektion muß absolut sicher in die Vene erfolgen; dann`sièebht =- iaiT RASNE
Vor allen Dingen geht aus unseren Ausführungen hervor, |- man keinerlei Thrombosen. oder lokale Reaktion. Ins Gewebe: ge#.:: PETE, o ;
faß die Dauerbehandlun g, wie sie bei. der Aortenlues und | langt veranlaßt Silbersalvarsannatrium schmerzhaft entzündliche: REES -n
. Tabes unbedingt erforderlich ist, wenn man nachhaltige Erfolge | Schwellungen. Unmittelbar nach der Injektion- sahen wir- keine A Ri
erzielen will, nur mit Sal varsan möglich ist. In dieser | Erscheinungen, die auf.das injizierte Mittel zu beziehen. wären;‘ -- MEERE i; -
eststellung scheint mir das wichtigste Ergebnis unserer Beobach- | die nach Stunden auftretenden Temperatursteigerungen-- wurden:-:- rt RE
tungen zu liegen, ° D | Fer bereits erwähnt. Symptome. seitens des Magens und Darmes MR i: i
‚ Mit voller Bestimmtheit muß den Patienten von vornherein | fehlen. Medikamentöse Reaktion (Jarisch-Herxheimer) tritt hier und 10 CLN SNE
die Notwendigkeit einer Wiederholung der Kur nach wenigen Mo- | da auf, seltener. als nach 'Hg,. manchmal erst: nach drei’ bis vier Ba 1: =:
naten und je zwei bis drei. Kuren in den folgenden Jahren‘oder | Tagen. oo. ns | A ARGI g a
einer Dauerbehandlung dargelegt werden. Wirkliche Erfolge bei |. Die Wirkung auf die Symptöme von ‚Lues. I und II ist eine wi orici IE
i der Behandlung der Gefäß- und Nervenlues werden 'uns nur. be- | intensive und rasche. Da -wir seit Jahren an: der Klinik vor- He Eoi SMA
schieden Sein, wenn wir den Patienten dauernd unter Beobachtung | wiegend 0,4 Altsalvarsan. verwenden; ‚so besitzen -wir eine aus- Wut Bi; r
alten und ihn zur Behandlung zwingen, auch wenn er selbst sich | reichende Erfahrung. über die Wirkung gerade. dieser- Dosis; ver... NET Sg
gung fühlt und die Kontrolle des Arztes als lästig und über- | glichen hiermit geht die Wirkung von 0,3 Silbersalvärsannatrium, ” SERTA yia P.
D empfindet, Ferner werden die Erfolge um so sichere und | fast an. die von 0,4 Altsalvarsan heran. _Bei Lues II der, Schleim- .. Et. ; ;-
essere sein, je früher wir den Patienten in Behandlung bekommen. |.haut ist die’Wirkung, ‚gemessen .an der-abnehmenden Heiserkeit: ` Mer i. MARRS
er M. H.!- Sicherlich wird man aber gerade bei einer so-lang- | und. Veränderung der Plaques, eine-gleich schnelle; dazu kommt, : ~ J oo
een Behandlung sich nicht auf einen doktrinären Standpunkt daß infolge ‚des 30%/,igen Silbergehaltes die in 0,3 Silbersalvarsan-. :: ee
ellen dürfen. Man wird individualisieren, auch Konzessionen | natrium enthaltene. Arsenmenge nicht mit der in 0,4 Altsalvarsan, ~. a
m müssen, Unumgänglich notwendig ist es aber ferner und sondern in einer geringeren Dosis enthaltenen verglichen werden ..: a,
E Alicherweise möglich, die Patienten 'ambulatorisch zu behan- | muß. Trotzdem bessern sich nach 0,3 Silbersalvarsahnatrium- imi ~ EEE
°n. Sonst würde man schon aus sozialen Gründen. so häufige | Verlaufe von 30 Stunden bei, breiten Kondylomen die Epithel-.. Were
uren gar nicht durchführen können. IR verhältnisse derart, daß oft Benzinreizung schön nach 30 Stunden no
Die Behandlung der S pätsyphilis kann auch kurz auf folgende | kein Reizserum. mehr provoziert. Damit. parallel geht in. gewissem es
Sinne die Abnahme der:Infektiosität, und: konnten. wir- zur: Zeit w
F ormie]
wegen großen Bettenmangels manche Patienten schen nach wenigen, :
gebracht werden: In allen Fällen, in denen wir bisher
Spätsyphilis oder Syphilisverdachts Jod gegeben haben,
wir...
ar ‘ A
rt.
um.
u EN,
166. . B
Tagen entlassen. Ein Versagen auch bei schweren Formen von
Lues II haben wir nicht gesehen. |
Bei Lues III der Haut, der Knochen und Schleimhaut wirkt
0,2 und 0,3 Silbersalvarsannatrium etwas langsamer als 0,4 Alt-
salvarsan. Wir geben diesen Eindruck wieder, wie er sich eben
bietet, ohne die Schnelligkeit der Wirkung in bezug auf die
Dauerleistung zu überschätzen,
Ebenso rasch und intensiv ist die Wirkung auf die Spiro-
chäten. In dieser Richtung haben wir systematisch untersucht.
Vier bis sechs Stunden nach 0,3 Silbersalvarsannatrium ist eine
gewisse Abnahme zu konstatieren, aber es finden sich neben toten
noch lebende Exemplare; nach 24 Stunden sind die Spirochäten
in der Regel verschwunden. Altsalvarsan in der Dosis 0,4 wirkt
offenbar seinem höheren Arsengehalt entsprechend insofern inten-
siver, als ab und zu schon nach sechs Stunden keine Spirochäten
vorhanden sind, oder in anderen Fällen die Abnahme eine stärkere
ist, wobei sich aber ebenfalls noch bewegliche Exemplare finden;
nach 24 Stunden fanden wir keine Spirochäten mehr. Reduziert
man Altsalvarsan auf die Dosis 0,2, welche etwa dem Arsengehalt
von 0,3 Silbersalvarsannatrium entspricht, so findet sich nach vier
Stunden fast keine Abnahme, es finden sich Spirochäten auch
noch nach 24 Stunden, um erst nach 30 bis 36 Stunden plötzlich
zu verschwinden. Danach wäre bei gleichem Arsengehalt Silber-
salvarsannatrium dem Altsalvarsan überlegen. Diese Überlegen-
heit wäre auf -die Silberkomponente zu beziehen. Darauf führten
wir auch die, Wirkung in einem Fall von Erythema nodosum
zurück, das sich durch fünf Monate teils persistierend, teils rezi-
divierend erhielt, und ‚nach 0,2 Silbersalvarsannatrium in drei
Tagen in Heilung überging. |
Für die Beurteilung der Dauerheilung sind die kleinen
Dosen, die wir in den ersten 100 Fällen anwandten, nicht geeignet.
Sowenig wie 0,4 Altsalvarsan eine Dauerheilung bewirkt, sowenig
bringen 0,2 oder 0,3 Silbersalvarsannatrium den Wassermann zum
Schwinden und können eine Dauerheilung bewirken. Wir sahen
von den 100 Fällen bisher drei Fälle klinisch rezidivieren, und
zwar waren es naturgemäß bisher die zuerst behandelten Fälle.
Ein Rezidiv trat auf 0,2 nach vier, ein zweites auf 0,2 nach fünf,
das dritte auf 0,3 nach sechs Monaten auf. Kein Neurorezidiv.
Wassermann schwindet auf 0,2 oder 0,3 in der Regel nicht, und
war in wiederholten Kontrollen noch nach vier und fünf Monaten
vorhanden. Die Wirkung auf die Wassermannsche Reaktion steigert
sich aber sofort bei Erhöhung der Dosis. So sahen wir sie bei
einem. besonders schweren Fall von Lues II nach fünf Wochen
auf + sinken nach 0,2 + 0,3; desgleichen bei abortiv behandelten
Sklerosen von WR +++ auf WR + absinken nach dreimal 0,3
im Verlauf von vier Wochen und negativ werden nach viermal 0,3
im Verlauf von sieben Wochen. |
Mit Rücksicht auf dieses serologische Resultat ist viermal
0,3 die Dosis, mit der wir fortan Lues I und II behandeln. Wir
geben die ersten drei Dosen innerhalb von zehn Tagen, die vierte
Injektion nach vier Wochen. Die Behandlung kann auch am-
bulatorisch erfolgen, nur hat man auf die Möglichkeit von Fieber
nach der ersten Injektion aufmerksam zu machen.
Wir halten danach Silbersalvarsannatrium, auf den gleichen
Arsengehalt dosiert, für dem Altsalvarsan überlegen, wobei aber
die geringere Giftigkeit eine höhere Dosierung gestattet.
Über Grippebeobachtungen im Felde.
Von
Prof. Dr. Arneth, Münster (Westf.).
Auf der Höhe der Grippeepidemie bei ihrem zweiten Massen-
auftreten im Oktober-November 1918 wurden vom Verfasser in
Flandern?) in kürzester Zeit einmal 246 meist schwere Grippefälle
im Feldlazarett behandelt mit nicht weniger als 96 Lungen a
entzündungen als Komplikation. In 24 dieser Lungenent-
zündungen trat der Tod ein, also in 25°/,, was einen beträcht-
lichen Prozentsatz darstellt?2), bei den damaligen Verhältnissen und
im Vergleich mit anderweitig gemachten Erfahrungen vielleicht aber
immer noch ein günstiges Resultat bedeutet.
Bei den zum Tode führenden Pneumonien bestand die Er-
krankung durchweg bereits einige Zeit. Es handelte sich also
1) Bei Gent.
2) Vgl. hierzu M. m. W.
1906, Nr. i i
ae | ‚ Nr. 17 und Zschr, f, klin. M, Bd, 82,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7.
16. Februar.-
fast immer um keine frischen Erkrankungen mehr. Die
Erscheinungen der Lungenentzündung zeigten sich bei der Auf-
nahme auch fast immer schon deutlich entwickelt und trat
der Tod bei fast allen diesen Fällen bereits in den ersten drei
Tagen nach Aufnahme ein. |
Von den ganz frisch zur Einlieferung gekommenen Erkran-
kungen sind dagegen nur sehr wenige Fälle verstorben.
Es scheint daher für den Ausgang äußerst wichtig, dab die
Kranken möglichst unmittelbar nach der Erkrankung
das Bett aufsuchen, da nach den gemachten Erfahrungen als-
dann viel seltener gefährliche Pneumoniekomplikationen zustande
kommen.
Von den an Pneumonie Erkrankten wurde besonders schlecht
jeglicher Transport vertragen!), wie er aber bei dem Rück-
zuge mehrfach nicht zu umgehen war. Es war die Zeit der Groß-
kämpfe in Flandern gelegentlich der großen Rückzugsbewegungen.
Schon als die Kämpfe an der Ypernfront vorher (Mitte September
1918) begonnen hatten, kamen die ersten Fälle mit schwerer, teil-
weise ebenfalls tödlicher Pneumonie zur Einlieferung, die sich
dann mit dem Übergang des Stellungs- in den Bewegungskrieg
rasch vermehrten). l
Die Erkrankungen stammten von allen möglichen Truppen-
teilen, zum guten Teil wurden sie von aufgelösten anderen Feld-
lazaretten, aus Sanitätskompanien und Ortskrankenstuben über-
wiesen. |
Das herbstliche neblige und feuchte Flandernwetter mit der
beständigen Neigung zu Niederschlägen und den kälteren Nächten
war offenbar — zusammen mit den Überanstrengungen des Be-
wegungskrieges — bei der ständigen Gelegenheit zu Erkältungen
und Durchnässungen ein sehr günstiger Faktor für die Grippe-
infektion und speziell der Entwicklung von Pneumonien. l
Die gehäuften Pneumonieerkrankungen, die Verfasser Im
Winter 1914/15 an der Grenze in Polen (Mlawa) beobachtete und
ebenfalls als Influenzapneumonien auffaßte®), verliefen gegenüber
den nunmehr beobachteten viel günstiger, wenn auch physikalisch
eine gewisse Ähnlichkeit bestand, besonders mit Bezug auf die oft
| vorhandene Mehrlappigkeit und den vielfach schlaffen
Charakter der Entzündung.
Die Infiltrationen selbst waren damals klinisch im
ganzen wesentlich intensiver und meist Iobär, schon von Anfang
an. Jetzt konnte man dagegen oft genug neben einer mäßigen
Schallabkürzung nur allein ausgebreitetes Knisterrasseln —
auch im ganzen Verlaufe anhaltend — konstatieren. Nur in einer
geringeren Zahl bildeten sich von Anfang an regelrechte kom-
plette Infiltrationen ganzer Lappen (meist Unterlappen) aus, durch
Confluenz lobulär-bronchopneumonischer Herde oder auch primar
nach Art der echten croupösen Pneumonie.
Ganz gewöhnlich handelte es sich um teilweises Befallen-
sein einzelner Lappen, etwa, wie am häufigsten, der unteren
Hälfte der Unterlappen. Dreimal wurde isolierte Oberlappen-
pneumonie festgestellt, zweimal halbseitige totale Lungeninfiltra-
tionen, es handelte sich dann immer um primär lobäre Herde mit
typisch eroupös-pneumonischem Verhalten. Die starken Infiltrationen
zeichneten sich oft durch verzögerte Resorption aus.
Starkes Bronchialatmen war nur bei den sehr starken
Infiltrationen zu hören, sonst meist nur schwaches oder sehr oO
gar keines, augenscheinlich entsprechend dem schlafteren An-
schoppungszustand, dagegen größtenteils und das war mit das
eigenartige dieser Pneumonien, ein um so ausgebreiteteres, feines,
zahlreiches, dem Ohr naheliegendes Knisterrasseln. Crepitatio
indux und redux gingen so unmittelbar ineinander über, dab
deren Auftreten prognostisch nicht zu verwerten war.
Alle Abstufungen der pneumonischen Veränderungen, von
den typischen massigen Infiltrationen mit allen physikalischen Kar-
dinalsympiomen bis zum allein wahrnehmbaren Knistern ohne be-
sondere oder nur mit leichter Schallabkürzung, mit mehr oder
weniger tympanitischem Perkussionsschall, kamen zur Beob-
achtung.
Durchaus nicht immer ging dem die Schwere des Ver-
laufes parallel, indem auch bei klinisch nachweisbar gerin-
gerer Ausbreitung der pneumonischen Herde ein schweres Krank-
1) Eine bekanntlich bereits in den ersten Kriegsmonaten besonders
bei Pneumonie, Typhus gemachte Erfahrung.
‚. 9) Im Juni-Juli 1918 befanden sich unter den massenhaften
yhb lien viel weniger Pneumonien und mit meist günstigereM -
erlaufe, |
°) Zschr. f, klin. M. Bd. 82, H. 1 und 2.
16. Februsr.
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~ bei tuberkulösen Kavernen und Bronchiektasien zu beobachten sind,
` Abmagerung verblieb den Kranken
anderen Lokalisationen im Respirationstraktus für sich
'_ gastrointestinaler T
der Augenbindehaut ‚war, besonders bei schweren Fällen,
der Station war nur
‘lärkerer Weise auf, sodaß öfter sämtliche Hausbewohner danieder-
‚ Wstematischer
zlehungsweige Prießnitzen
send, A
ob schlecht bek oi |
wegen dann ommt, weil zu stark anstrengend. Es wurden des-
reichlie
use Koch
2 hr am Platze und wurden auch gerne genommen.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 7.
pe
' Der Zustand des: Herzens ist; bei der Pneumoņie be-
kanntlich für den Ausgang von der größten Bedeutung: Es
wurde. daher das größte Gewicht auf die frühzeitige Bekämpfung
beziehungsweise Verhütung der Herzschwäche, die meist die un-
mittelbare Todesursache abgibt, durch Verabreichung von
heitsbild vorliegen Konnte und umgekehrt. In den Fällen mit
starken Infiltrationen dauerte es, wie erwähnt, öfter länger bis.
zur Aufhellung (auch nach Fieberabfall). - In sehr schweren
Fällen mit typischen lobären Infiltrationen erfolgte öfter typischer
kritischer Temperaturabfall, nicht zu’selten kam es dann bei
fortdauernder Infiltration noch bis zu mehreren kürzeren Fieber-
anstiegen. Viel häufiger war die lytische Entfieberung beson- |
ders bei den mehr bronchopneumonischen und schlafferen Ent-
zündungen. Besonders ungünstig verliefen die Pneumonien,
die nach Abfall der Temperatur von neuem einsetzten und auch
einen migrierenden Charakter trugen. ` `. N
Der Auswurf, der auch bei einfachen Broüchitiden sehr
rasch eitrig wurde (schon -nach ein bis zwei Tagen) und oft un-
gewöhnlich reichlich war, zeigte bei den lobären, stark ausge-
sprochenen Pneumonien meist typisch rostbraune Farbe, bei den
schlaffen Entzündungen vielfach nicht, Öfter war bei den ersteren
auch ein rein blutiges Aussehen’ vorherrschend.
Durch den sehr. starken Hustenreiz (ganz zu Anfang
vielfach starke, trockene, bronchitische Geräusche) kam es öfter zu
Hämoptoen und Nasenbluten (Zerreißen kleiner Gefäße), zum Teil
auch infolge echt hämorrhagischen Charakters der schweren
katarrhalischen Erscheinungen. | |
Besonders auffallend waren die großen. Eitermengenu
(zum Teil echt geballt), die manche Pneumoniker im Anschluß
an die Lösuug für-einige Zeit auswarfen, Mengen, wie sie sonst
Pulver), so zwar, daß der Höhepunkt der Wirkung rechtzeitig
erreicht wurde. Wenn aber einmal das Herz anfing, richtig in-
suffizient zu werden, dann half auch Campher, Digipurat,
Strophanthin inträvenös und auch der Aderlaß nichts mehr.
Mittel (heißer Tee mit Mixt.-solv.-Tabletten) und. dann Expektoran-
tien gegeben (Ipecacuanhainfus mit Lig. ammon. anis.) gegeben.
. Kreosot, Guajacol, Thiokoll, Sirolin, Kreosotal und ähnliche Prä-
parate, deren Verabreichung, ‚besonders zu Beginn in größeren
Dosen — zum ‚Teil auch in prophylaktischer Absicht — an sich
zweckmäßig erscheint, standen damals im Feldlazarett nicht zur
Verfügung... Wir ‚haben von ihnen späterhin nicht viel gesehen
und wenden jetzt lieber Pyrenol!) an, das auch. die zu .hohen
Fiebertemperaturen wirksam bekämpft. nn
——
' Aus der Inneren Abteilung des Königin-Elisabeth-Hospitals .zu
© <} > Berlin-Oberschöneweide. | E
. Über’ Urobilinogenurie bei Infektionskrankheiten
und ihre Beziehung zum Schüttelfrost.
Walter Wolff und Hans. Meyer.
Während inan zunächst nach ihrer. Entdeckung die Ehr-
lichsche Aldehydreaktion in ihrer Bedeutung verkannt
hat, kann jetzt als bewiesen gelten, daß der positive Ausfall der
Probe durch die Anwesenheit von Urobilinogen hervor-
gerufen wird. | RE |
Urobilinogen kommt normalerweise im Harn in geringen Spuren
vor. ‚Als abnorm ist nur eine: vermehrte Urobilinogenurie anzusehen.
ein Beweis für die schweren und tiefgehenden pyogenen Infektions-
prozesse in Lungen und Bronchien. . |
Außerordentliche Hinfälligkeit und Schwäche bei starker
, auch wenn sie alles glücklich |
S
überstanden hatten. | |
Außer den pneumonischen Prozessen kamen auch alle
und in Kombination zur Beobachtung: verbreitete Bronchiolitis,
von der ja nur, ein Schritt zur Pneumonie ist, Bronchitis der-
kleineren und größeren Bronchien, Laryngotracheitis (bis "völlige
sonst auch ‘durch die Hustenparoxysmen allein be-
Aphonie,
dingt) und auch ei initi inzige Erscheinung. Ein
gt) ı einfache en Durohfal e. Erbrechen a Be- | Das Urobilinogen entsteht im Darme, vermutlich besonders im Dick- |
YP 1 | darme durch Reduktionsprozesse des mit der Galle in den Darm gé-
langten Bilirubins. (Urobilinogen ist daher ein konstanter normaler
Bestandteil im Stuhle. Bei komplettem oder nahezu vollständigem
Gallengangsverschlusse fehlt es im Stuhle.) Ein Teil des im Darme ge- -
bildeten Urobilinogens gelangt durch Resorption in die Pfortader,
von da aus wieder in die Leber, wo es erneut zu Gallenfarbstoff um-
"gebildet wird. Wenn aber durch irgendwelche Gründe, wie Schleim-
hautschwellung der Gallengänge, Diekflüssigkeit der Galle oder der-
ginn) wurde nicht'.beobachtet, die bei den schweren septischen
Fneumonien sich ganz gewöhnlich einstellenden Diarrhöen wurden
als septische betrachtet, wie sie ja bei solchen Pneumonien häufig
genug vorkommen. ` pr , A
Pleuritis-sahen wir nur viermal, ohne daß es in der
z Peobachtungszeit zu: eitriger Umwandlung gekommen wäre,
(terus zweimal,- subikterische Hautfärbung öfter. — Die 5 z aa Es
Mil 2 een “nit worden — Rötung | gleichen, eine Behinderung des Gallenabflussesinder
ae onnte nur in wenigen Fällen gefühlt werden. — Rötung Leber besteht, so` kann ein Teil des Urobilinogens an den Leber-
zellen vorbeipassieren, in das Blut der Vena hepatica gelangen und
so auf dem Kreislauf in die Nieren, wo es in-den Harn ausgeschieden -
wird. Ä _
. „Auf die Wichtigkeit des Nachweises von vermehrtem Uro-
bilinogen im Harn bei Erkrankungen der Leber oder bei Beteili- <
gung der Leber an malignen Erkrankungen anderer Organe des
Bauches hat besonders R. Schmidt hingewiesen. Urobilinogen-
urie bei fieberhaften Erkrankungen hat man zunächst weniger. be-
achtet; erst in den letzten Jahren sind einige Arbeiten erschienen,
die insbesondere das, Verhalten des Urobilinogens bei Scharlach,
‚Malaria und Typhus betreffen. Wir haben im Laufe .von dreiviertel
Jahren an 8325 Kranken den Ausfall der Benzaldeh yd-
reaktion bei den verschiedensten Infektions-
krankheiten systematisch untersucht. | >
In der Technik, die wit angewandt haben, folgten wir
der die ursprüngliche Ehrlichsche Probe ein
ten. eine 2%.ige Lösung von Di-
AU Beginn häufiger zu sehen, — Nur einige Male trat ein Herpes
auf. — Eine Nephritrs als Komplikation (in Form der Kriegs-
vephritis) kam nicht vor. a
Unter dem Ärzte- und Pflegepersonal (27 Personen im ganzen)
zeich P ein einziger Ansteckungs fall zu ver-
vanen, während unter dem übrigen Lazarettpersonal zur gleichen
eit sechs Infektionen auftraten. Es bestand also ein merkwürdiges
Segensätzliches Verhalten, vielleicht nur durch Zufall bedingt. Die
Pidemie trat zu gleicher Zeit auch unter der Zivilbevölkerung: in
/
Es kamen ziemlich viele Todesfälle vor.
In frischen Fällen wurden zufriedenstellende Erfolge mit
und ausgiebigster Bekämpfung des Fiebers
der schweren Lungenerscheinungen mit Stammwickeln be-
(nach _Fieberhöhe verschieden lang
lagen,
und
R. Schmidt,
wenig veränderte. Wir ste
liegenbleibe ! anal de
„DV nd und entsprechend oft) erzielt. Aber auch die
älteren F l a oe ar í i ierter aan .
dadurch neunkungen wurden in jeder Hinsicht sichtbar günstig | Reresns wird dem Hame tropfenmeise gn da mut her. Von diesem ,
müubt (Sensorium, Ruhe, Schlaf, Husten mildernd, nannten die Probe positiv, wenn hierbei, das heißt beim ‘tropfenweisen
Da etwas -
Zusetzen in der Kälte eine deutliche Rotfärbung eintrat.
Urobilinogen in jedem Haım enthalten sein kann, ist die Begrenzung
des Normalen und Pathologischen stets etwas willkürlich und der
Ausfall der Benzaldehydprobe wird recht verschieden bewertet. So
bezeichnen Umber und sein Assistent Schelenz die Reaktion
als + + +, wenn:sie schon in der Kälte schön rot ausfällt, als + +.
wenn die Rotfärbung beim Erwärmen, und als +, wenn sie beim
Kochen auftritt. Wir halten das praktisch nicht für zweckmäßig, da l
en. Sie werden direkt als wohltuend empfunden.
in Ei die schwerstkranken Pneumoniker nur soviel als
send nötig untersuchen, da schon däs Aufrichten ihnen
rustseite de öfter auch entsprechende Auflagen auf die vordere
n Apr ? . :
vor allem a en Umschlägen vorgezogen. Gute Pflege
Kräftigende und stimulierende Mittel standen uns ziemlich
nd der En Verfügung, vor allem stärkerer Wein (Portwein
ing „ Sleichen), Rum, Kognak, Sekt, starker Kaffee und Tee
‘ _%) Bekanntlich ein Produkt aus. Benzöesäure - Thymol- Salicyl.
Rp. Pyrenol 8,0, Aq. destill. 180,0, Liqu. Ammon. anis. 5,0, Succ.
Liquirit. 10,0, 3- bis 6 mal tägl. 1 Eßlöffel, Kinder die Hälfte.
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kumulierenden. Digitalispräparaten ' gelegt (nur als Infus oder
Von Medikamenten wurden zu. Anfang lösende
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168 FE SE
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die Rotfärbung beim Erwärmen auch bei Gesunden sehr häufig. beim
Kochen aber in der größten Mehrzahl aller Harne überhaupt ge-
funden wird. Hesse fordert intensive Rotfärbung in der Kälte als
Zeichen verimehrter Urobilinogenausscheidung und nennt die Probe
schwach positiv,\wenn in der Kälte eine leichte Verfärbung. beim
Erwärmen eine intensive Rötung auftritt. Etwas zu weit scheint uns
R. Sehmidts Forderung zu gehen, der die Reaktion nur dann für
voll diagnostisch verwertbar erklärt, wenn intensive Rotfärbung in der
Kälte und sofort (nicht erst nach 1 bis 2 Minuten) eintritt. Man
hat auch versucht, die Reaktion quantitativ zu gestalten, indem man
die auftretende Rotfärbung mit bestimmten Lösungen colorimetrisch
verglich. So empfahlen Brugsch und Retzlaff den Vergleich
mit einer Bordeauxlösung im Pleschschen Colorimeter; Flatow
und Brünell vergleichen den mit Benzaldehyd rot gefärbten ätheri-
schen Harnextrakt mit einer Phenolphthaleinlösung im Autenried-
schen Apparat. Beide Proben haben sich nicht einzubürgern vermocht.
Der Wert einer genauen quantitativen Bestimmung ist auch ziemlich
illusorisch, da ja hierbei die wechselnde Harnkonzentration nicht be-
rücksichtigt werden kann. Ein Sammeln aber der 24 stündigen Harn-
menge, wie etwa bei quantitativen Zuckeruntersuchungen ist hier
schon deshalb nicht möglich, weil bei längerem Stehen des Harnes
ein Teil des Urobilinogens in Urobilin übergeführt werden kann, das
die Reaktion nicht gibt. Aus diesem Grunde verlangen viele Autoren,
daß die Reaktion nur mit ganz frisch gelassenem Harn angestellt
werden sollte. i
Wir haben darüber, insbesondere auch, um den etwaigen
Einfluß des Lichtes auf das Verschwinden der Reaktion zu stu-
dieren, folgende Versuche angestellt:
Von einer Anzahl deutlich positiv reagierender Haime wurde
gleichzeitig je eine Menge unter Lichtabschluß und bei
diffusem Tageslicht aufbewahrt; durch fortlaufende Kontrollunter-
suchungen wurde dann das Verhalten der Urobilinogenreaktion
unter dieser verschiedenen Versuchsanordnung verfolgt. Hierbei
ergab: i ,
Versuch 1%bis 6 (Pat. Israel): Die Reaktion blieb bis 24 Stun-
den nach der Entleerung bei heller und bei duikler Aufbewahrung
gleicherinaben positiv.
Versuch 7 bis 10 (Pat. Neumann):
52. Stunden- nach der Entleerung.
Versuch il (Pat. Orning): Dasselbe Ergebnis bis
nach der Entleerung. |
Versuch 12 (Pat. Birkholz): Dasselbe Krgebnis bis 23 Stunden
nach der Entleerung.
Versuch 13 (Pat. Orlik): Die Reaktion war 18 Stunden nach
der Entleerung bei heller und dunkler Aufbewahrung positiv. 23 Stun-
den nach der Entleerung bei dem im Hellen aufbewahrten Harn posi-
tiv, bei dem im Dunkeln aufbewahrten Harn negativ. |
Versuch 14 (Pat. Gorski): Die Reaktion war 18 Stunden nach
der Entleerung bei heller und bei dunkler Aufbewahrung gleicher-
maben negativ. _
Versuch 15 (Pat. Feuerstein): Die Reaktion war bei dem im
Hellen aufbewahrten Harn 23 Stunden nach der Entleerung noch posi-
tiv, 36 Stunden nach der Entleerung dagegen negativ, während sie
bei dem im Dunklen aufbewahrten Harn bis 36 Stunden nach der Ent-
leerung unverändert positiv blieb. |
Versuch 16 bis 17 (Pat. Kurth): Die Reaktion war 24 Stunden
nach der Entleerung bei dem im Hellen aufbewahrten Harn negativ,
während sie bei dem im Dunklen aufbewahrten Harn noch positiv
war, um bier nach 36 Stunden auch negativ zu werden.
Versuch 18 bis 22 (Pat. Kurth) wurden an nur eben schwach
positiv negierenden Harmen angestellt und ergaben Negativwerden
dieser Reaktion schon nach 1-, 3- bzw. 6 stündiger Aufbewahrung bei
Dasselbe Ergebnis bis
36 Stunden
. diffusem Tageslicht.
Die für unser Gesamtmaterial allein in Betracht zu ziebenden
Versuche 1—17 haben also gezeigt: Eine Beeinflussung des Aus-
falls der Urobilinogenprobe durch das längere Stehenlassen des
Harnes findet sicherlich statt, doch verhalten sich die einzelnen
Harne nach dieser Richtung ganz verschieden; bei vielen (mit
starkem Urobilinogengehalt) bedarf es offenbar erst tagelangen
Stehens, ehe die Benzaldehydreaktion wirklich negativ wird, bei
andern wieder genügen schon etwa 18—24 Stunden hierzu.
Bei diesem Verschwinden des Urobilinogens aus dem Harne
scheint tatsächlich die Belichtung, welcher er nach seiner Ent-
leerung ausgesetzt ist, eine gewisse Rolle zu spielen; konnte
die Reaktion doch bei Aufbewahrung des Harns im Dunkeln meist
noch längere Zeit erhalten werden als bei dauernder Belichtung.
Versuch 13, der ein dieser Erfahrung gerade entgegengesetztes
Resultat hatte, stellt für sich ein völliges Unikum dar.
Als wesentlichstex Ergebnis der Versuche ist jedenfalls zu
betrachten, daß die mehr minder lange Stundenfrist, die im ge-
wöhnlichen Laboratoriumsbetriebe zwischen der Harnentleerune
und Harnuntersuchung zu verstreichen pflegt, noch nicht. imstande
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7.
Infektionskranken
die, daß es sich hier wohl regelmäßig um hochgestellte. kon-
„entrierte Harne handelt, die ohne weiteres das Urohilinogen eben
konzentrierter enthielten. als der Harn Gesunder.
Sinne ist diese Einwendung richtig.
vergleichenden
Kranke gehandelt hat und hierbei mitunter auch positive Re-
sultate bei relativ niedrigen, negative bei sehr hohen Tempera-
turen beobachtet wurden. so dürfte dieser Einwand praktisch
hinfällig sein.
TR y
16. Februar.
— nn o
en
ist, den Ausfall und damit «die Wertung der Benzaldehvilreaktion
zu verfälschen.
die Untersuchungen anzustellen, konnte somit als unbegründet
unberücksichtigt bleiben.
Die Forderung, nur am frisch gelassenen Harne
Eine Einwendung, die gegen den Wert der bei fiebernden
erhaltenen Resultate zu machen wäre. ist
In gewissem
Da es sieh aber bei unseren
Untersuchungen ausschließlich um fiebernde
Von versehiedenen Seiten (Steensma, Schelenz,
'mber) ist betont worden, daß die Benzaldehyelprobe negativ
ausfiele, wenn — nach Darreichung von Urotropin
im Harn enthalten war.
unter machen können.
sultaten spielt diese Tatsache keine Rolle, weil keiner von den
Formaldehyd
Auch wir haben diese Beobachtung mit-
In unseren weiter unten mitgeteilten Re-
Kranken Urotropin bekommen hat. Übrigens läßt sieh Form-
aldehyd nach Urotropineinnahme nur etwa in der Hälfte der Fälle
im Harn nachweisen (L'Espérance).
Das Verschwinden der Reaktion nach Lrotropinmedikation
kann auch einer gewissen Heilwirkunge zu verdanken sein, Wir
haben eine große Anzahl von Fällen entzündlicher Gallenblasen- und
Gallengangserkrankungen. besonders auf der Grundlage von Steinen.
mit Saliformin, einem Urotfopinderivat, behandelt. Das Ver-
schwinden der Benzaldehydreaktion im Harn unter dieser Behandlung
stand so oft in zeitlichem Zusammenhang mit der klinischen -Besse-
rung der Kranken, ‘daß uns auch ein ursächlicher Zusammenhang
gegeben zu sein schien. a
Wir haben oben erwähnt. daß wir die Probe als positiv
bezeichnen, wenn beim Zusatz in der Kälte eine deutliche Rot-
färbung auftritt. Vermehrte Urobilinogenurie ist von uns ith-
eenommen worden, wenn die Probe ein oder mehrere Male deut-
lieh positiv geworden war. Fast jeder der Fälle ist mehrmals.
viele täglich, bei einer ganzen Reihe sind tagelang sämtliche em-
zelnen Urinportionen untersucht worden. Diese vielfach ange-
stellten Kettenuntersuchungen, die tagelang den gesamten Harn
auf Urobilinogen kontrollierten, hatten zunächst cin ziemlich über-
raschendes Ergebnis: Selbst bei Krankheitszuständen, die an sich
mit starker konstanter Urobilinogenurie einhergingen, zeigte sich
nämlich, daß hier und da einzelne Urinportionen völlig negative
Benzaldehydrcaktion darboten, derart, daß z. B. bei drei innerhalb
etwa sechs bis sieben Stunden entleerten Einzelportionen die mitt-
lere negativ, die andern stark positiv ausfallen konnten. Dies bei
cinem ziemlich kontinuierlichen Fieberverlauf und klinisch wi-
geändertem Krankheitsbilde! Angesichts dieser Tatsache ist mal
also gezwungen, sich bei Fällen, in denen die Reaktion dia-
gnostisch schwerwiegend verwertet werden soll, nicht mit eine M
negativen Ausfall zu begnügen. Bei einem Krankheitsverlauf mit
stärkeren Temperaturtagesschwankungen ist diese Forderung über-
haupt ganz unerläßlich, angesichts des in solehen Fällen oft be-
sonders starken Schwankens der Urobilinogenausscheidungskufv®-
Fehlen von Urobilinogenurie in den jetzt mitzuteilenden Resul-
taten bedeutet also, daß die Probe nicht ein einziges Mal posttiV
ausgefallen ist.
Unsere Resultate bei den einzelnen Infektionskrank-
heiten waren:
Croupöse Lungenentzündung: 21mal Urobillnn
gen plus, 2mal Urobilinogen minus, wobei zu bemerken ist, rn
bei einem von diesen negativen Fällen die Krise am dritten Krank-
heitstag eintrat, sodaß es sich also um eine rudimentäre Erkran
kung gehandelt hat. Ä |
Bronehopneumonie: Iimal Urobilinogen minus, T mal
Urobilinogen plus. | |
‚Grippepneumonie: 64 mal Urobilinogen minus, 21 en
Urobilmogen plus. Unter den positiv reagierenden Fällen 2 1
drei mit Schüttelfrost erkrankt, während dies Symptom M un
negatıv reagierenden Fällen gefehlt hat. N.
K Einfache Grippe (ohne pieumonische Erscheinungen):
öt mal Urobilinogen minus, 1 mal Urobilinogen plus. er
| Bronchitis (auf Grundlage chemischer Reizung: Gas-
ätzung der oberen Luftwege durch bei der Herstellung von
munition eingeatmetes Lost-Gas): 1 mal Urobilinogen minus,
Urobilinogen plus.
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„februar. © WEE E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. Fe ~. T69,
: | Diphtherie und unkompliziertem Typhus, während bei anderi Er-
krankungen die`Befunde mehr wechselten. Diese Resultate stm-
Diphtherie: 21 mal Urobilinogen minus. en,
'obilino-
31 mal Urobilinogen minus, 3 mal Ur ; |
| men gut zu denen von Antic und Neumann, die das Sym-
Scharlach:
sen plus. a er SON a | das Syn
Nach den Mitteilungen. von Umber. und seiner Schule, so- | ptom der Urobilinogenurie als dilferentialdiagnostisch. wichtig für
wie Hesse, pflegt die Probe bei frischem Scharlach meist positiv. |. Malaria gegenüber Typhus ansehen.: "Auch Pick fand bei un-
zu sein. Unsere Kranken waren meist nicht ganz frisch erkrankt; | kompliziertem Typhus:keine Urobilinogenurie, sah aber eine solche
am ersten Tage konnte nur ein Fall untersucht werden, die Re- | auftreten, wenn eine Neigung zu,lokalen septischen Prozessen bo-
aktion fiel negativ aus, am zweiten Tage 1 mal Urobilinogen plus, | stand. . Untersuchungen von H.esse ergaben, daß die Reaktion
5mal Urobilinogen minus, am: dritten Tage, 7 mal. Urobilinögen | bei „einigen, Pneumonieformen“, Polyarthritis und Searlatina posi-
minus, an späteren Tagen während des fieberhaften Stadiums. 2 mal | tiv zu sein pflegt, währeud bei Morbilli, Rubeolae, Typhus und
Urobilinogen plus (beide Male am sechsten Tage), 9 mal. Urobilino- | Tuberkulose durchweg nur Spuren zu. finden seien. `- In- Über-
gen minus, im fieberfreien Stadium .9 mal Urobilinogen minus. | einstimmung mit unseren Erfahrungen -bei der Tuberkulose, wo
Unter diesen. Scharlachfällen sind fünf, die zunächst Diphtherie
gehabt hatten und nach einer Serumeinspritzung später an Schar:
lach erkrankten. Umber meint, daß der positive Ausfall der
Benzaldehydreaktion in solchen Fällen geradezu differential-
diagnostisch für Scharlach und gegen Serumexanthem spricht,
wenn sonst alle Unterscheidungsmerkmale im Stiche ließen, da ja
Fieber, Halserscheinungen, selbst: Schuppung auch das Serum-,
exanthem begleiten oder ihm folgen können. Umber. hat sich
auch in der Frage der Isolierung nach diesen Prinzipien gerichtet.
In unserem Material ist allerdings nur bei zwei von den Fällen,
die vorher Diphtherie gehabt hatten, früh (anr ersten bzw. zweiten
Tage des Exanthems) auf Urobilinogen untersucht worden. Beide
Proben fielen negativ aus, ebenso, wie ‘die beiden anderen, die in
späteren Fieberstadien .und..die des fünften Falles, der im fieber-
[reien Stadium untersucht wurde. Trotzdem alle fünf Kranken
mit Scharlachkranken zusainmengebracht wurden, ist nicht ein
einziger von ihnen neu an Scharlach erkrankt,. sodaß man doch
annehmen muß, daß‘es sich hier um Scharlach, nicht um Serum-
Es handelte sich.
r
deutung hat, stehen die Beobachtungen von Peiser "bei ver-
schiedenen Erkrankungen'des Säuglingsalters, wonach die positive
‚Reaktion im Sinne einer Verschlechterung der Prognose zu: yer-
werten ist. l A g | | I ne Ä
x «Die Differenz unserer Ergebnisse beim .Scharläch gegenüber-
denen von Umber und seiner
dafür sind obeu erwähnt. | Ben S |
"Ein genaues Bild der Dauer der Urobilinogenurie
zu gewinnen, wurde bei der croupösen Pneumonie und bei Malaria
‚tertiana versucht.. Beide Krankheiten. gehen mit starker Urobili-
nogenurie einher, stellen jedoch, was den Fiebertypus anlangt,
reaktion meist gleich bei der ersten Untersuchung‘ positiv aus; sie
pflegt dann entweder mit dem Tage der endgültigen Krise (falls
‚eine solche’ erfolgt) ziemlich scharf abzuschneiden, um negativ zu
werden, oder die Krise: nur um ganz wenige Tage zu überdauern.
' Bei Malaria tertiana pflegt die Reaktion entsprechend dem
wechselvollen Verlaufe der Anfälle nicht zu allen Stunden gleich
konstant zu sein. Man kann zwar nicht in allen Fällen etwa die
Urobilinogenausscheidungskurve, in eine schöne ‘Parallele zur
Temperaturkurve bringen, vieie Fälle scheiden auch hier dauernd
Urobilinogen aus. Eine recht erhebliche Zahl von Malariafällen
gelangte jedoch zur Beobachtung, die tatsächlich in den Stünden
des Temperaturabfalls und den Intervalltagen keine Urobilinogen-
uric hatten; diese trat erst wieder nach dem Beginn eines neuen
Anfalls ein. Auch mit ihrem endgültigen Verschwinden beim Be-
ginn der Chinintherapie,.die meist die Anfälle rach kupierte,' war
>s ungleich bestellt: sofortiges Negativwerden der Benzaldehyd-
reaktion und Fortbestehen noch etwa zwei.bis drei Tage nach dem
letzten Fieberanfalle wechselten. u g |
:: Vermehrte Urobilinogenurie weist stets auf eine erhöhte
Inanspruchnahme der Leber.hin, wobei. die Frage un-
erörtert bleiben kann, ob das Primäre gesteigerter Blutzerfall und
dadurch vermehrte Gallenausscheidung in den Darm oder Schädi-
gung des Lebergewebes durch das Infektionsgift und. hieraus fol-
gende intrahepatale Gallenstauung ist. . nn en eg
| Es war uns aufgefallen, daß die Krankheiten, bei denen die
Probe stets positiv ausfiel, Malaria und croupöse Pneumonie,
durch ein gemeinsames Symptom ausgezeichnet sind, nämlich den
Beginn mit einem Schüttelfrost. "Wir achteten deshalb
systematisch darauf, ob solche Beziehungen zwischen Schüttel-
frost und Urobilinogenurie regelmäßig nachzuweisen wären, und
wir fanden in der Tat, daß nach jedem Schüttelfrost — auch bei
chirurgischen Erkrankungen — eine, meist sehr stark positive
Benzaldehydreaktion auftritt. Man darf sich allerdings nicht mit
.einer einmaligen Untersuchung begnügen. Prüften wir aber alle
im Laufe der ersten 24 Stunden nach dem Schüttelfroste gelasse-
nen einzelnen Harnportionen, so erhielten wir mit einer oder
einigen von ihnen immer ein positives Resultat. (Es bedarf keiner
Erwähnung, daß sehr :oft Urobilinogenurie oline Schüttelfrost vor-
kommt.) : Unser Material an Schüttelfrösten — abgesehen von
Pneumonie und Malaria — war ziemlich klein. Wenn aber, wie
.exanthem gehandelt hat. |
Angina: .6mal Urobilinogen minus.
dabei einmal um -einen Mandelabsceß, einmal um eine Plaut-
= Vincentsche Angina. Eine schwere septische Erkrankung war
"nicht dabei. = a | ME:
Typhus: 7mal Urobilinogen minus, 1mal Urobilinogen
positiven Reaktion zeigte bei sonst glattem
‚Verlauf am folgenden Tage eine Parotisschwellung, einer von den
negativ reagierenden Fällen war serologisch Paratyphus B. l
Lungentuberkulose: 12mal Urobilinogen minus,
10mal Urobilinogen plus. Von den negativ reagierenden Fällen
‚ Sind zehn gebessert, zwei gestorben, von den positiv reagierenden
acht gestorben, zwei gebessert bzw.. noch in Behandlung. Soweit
Man aus dem geringen-Material: schließen kann, scheint also das
| Auftreten von Urobilinogenurie von prognostisch ungünstiger Be-
deutung (Mischinfektion?) zu sein. DE e
Darm- und Mesenterialtuberkulose: 1mal
. Urobilinogen minus. |
- Miliartuberkulose: 2mal Urobilinogen minus.
Malaria: 10mal Urobilinogen. plus. |
> Gelenkrheumatismus: 8mal Urobilinogen minus,
10 mal Urobilinogen plus. Die Fälle mit negativen Reaktionen
waren durchweg klinisch leicht, hatten meist (allerdings zum Teil
unter Aspirinbehandlung) niedrige Temperaturen. :
Endokarditis: 2mal Urobilinogen minus, 4 mal Uro-
Da es sich hier um schwere Fälle mit erheblichen
‚Herzinsuffizienzen handelte, so ist daran zu denken, daß die ver-
Mehrte Urobilinogenurie nicht nur von der Schädigung der Leber
durch die Infektion, sondern auch von venöser Stauung hervor-
gerufen sein kann. Bei nicht fiebernden Herzkranken ist das Auf-
„treten von Urobilinogenurie nicht selten das erste Zeichen be-
einnender Dekompensation. = o
AN P] euritis exsudativa: 7 màl Urobilinogen minus,
at Urobilinogen plus. Von den positiv Reagierenden gaben
Br mit Frost erkrankt zu sein, sodaß. nieht auszuschließen:
‚daß eine kurze Pneumonie der pleuritischen Erkrankung vor-
ausgegangen war, |
Tysipel: Je 1 mal ‚Urobilinogen plus und Urobilinogen.
tung ergeben sollten, so muß nach der Ursache des Phänomens
: gesucht werden: poe | 2
ANg Nehmen wir vermehrte Urobilinogenurie als: gleichbedeutend :
Tetanus: 1mal Urobilinogen minus. & mit Leberschädigung (in ganz allgemeinem Sinne), 30 ist von vorn-
. Ruhr: Rubr wurde in der Zeit dieser Untersuchungen auf | herein nicht daran zu denken, daß etwa der Schüttelfrost die Leber
der Abteilung nicht behandelt. Während einer Epidemie im Vor-
ist positiv, doch können wir genaue
.
mit Vorliebe Schüttelfröste verursachen (Abscesse, eitrige Chol-
angitis), daß sogar die. Beteiligung der Leber an einer eitrigen
Cholecystitis besonders aus Schüttelfrösten diagnostiziert wird.
jahre war die Reaktion m:
. zahlen darüber nicht mehr angeben. — E |
- Zusammenfassend können wir sagen, daß wir in der £ Xahs >
aller Fälle oder überhaupt regelmäßig Für die Entstehung des Schüttelfrostes gibt es bisher keine
| rocht befriedigende Erklärung. Die Plötzlichkeit des Fieberanstiegs
vorwiegenden Mehrzahl
in »enzaldehydreaktion positiv fanden: bei eroupöser Pneumonie
wara, stets oder fast stets negativ bei einfacher: Grippe,
1
genügt dafür- nicht, denn wir kennen genug fieberhafte .Affektio- .
das Auftreten der Reaktion eine ungünstige prognostische Be-
Schule ünd die möglichen Gründe
scharfe Gegensätze dar. : Bei Pneumohie. fällt die Benzaldehyd- .
wir erwarten, Nachprüfungen:die Gesetzmäßigkeit dieser Beobach--
beeinrächtigen könne. Bekannt ist. dagegen, daß Leberaffektionen
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nen mit »plötzliehem Beginn, die doch nie oder fast nie einen
Schüttelfrost machen. Man hat daher angenommen, daß bei
manchen Krankheiten durch specifischen Reiz auf die Vaso-
motoren der Haut Gefäßkrämpfe eintreten, durch die so bedingte
verminderte Wärmeabgabe steigt die Eigenwärme des Organismus
schnell und stark. Durch das Frostgefühl werden die Muskel-
zuckungen hervorgerufen, die als Regulationsmittel dienen
(Kreh. | |
Nun wissen wir aber, daß für einen Anstieg der Körper-
temperatur vermehrte Wärmeproduktion mindestens so wichtig
ist, wie verminderte Wärmeabgabe, und daß die vermehrte Wärme-
produktion vorwiegend durch Zerfall stickstofffreien Materials er-
folgt. Es ist auch festgestellt, daß bei experimenteller Hyper-
thermie (Wärmestich) am höchsten die Temperatur der Leber ist.
Wir glauben daher, daß für die Entstehung des
Schüttelfrostes statt eines angenommenen specifischen
Reizes auf die Gefäßnerven der Haut mit größerer Wahrschein-
lichkeit an die Leber als Ursache zu denken ist: Speci-
fische Krankheitskeime oder -gifte treffen, teils schon vor Be-
ginn der ersten Krankheitszeichen, teils im Verlaufe der Erkran-
kung, die Leber, oder sie reizen dies Organ durch Zufuhr zer-
fallenen Blutmaterials. Die Reaktion besteht in starker Hyper-
thermie, die natürlich mit. entsprechender Hyperämie verbunden
ist. Ischämie der äußeren Bedeckungen mit subjektivem Frost-
gefühl ist die erste, Muskelcontractionen zur Regulierung sind die
zweite Folge.
Erweisen sich unsere Beobachtungen und die aus ihnen ge-
zogene, nur hypothetische Folgerung als richtig, so wäre es natür-
lich auch von diagnostischer Bedeutung, wenn das Auftreten
eines Schüttelfrostes in jedem Falle auf eine
irgendwie geartete Mitafifektion der Leber be-
zogen werden könnte.
Literatur: 1. Antic und Neumann, Urobilinogenurie bei Ma-
laria. (Der Militärarzt 1917, Nr. 6; Ref. M. Kl. 1917, Nr.20) — 2. Die-
selben, M. Kl. 1917, Nr.34. — 3. Hymans van den Bergh und
Snapper, AÄnhepatische rent (Nederl. Tijdschr. v. Ge-
neesk. 1915, Bd. 1 und 2; Ref. Zschr. f. inn. M. 1915 bis 1916, B. kl. W. 1915,
Nr. 42.) — 4. Dieselben, Der Gallenfarbstoff im Blut. (Leiden 1918.) —
5. Brugsch und Retzlaff, Zschr. f. exper. Path. u. Ther. Bd. 11, S. 912,
zitiert bei . — 6. Charnas, Biochem. Zschr. Bd. 20, zitiert bei 7. —
T. ’Espe&erance, Boston med. and surg. Journal 1912, 24. Oktober. —
$. Flatow und Brünell, M, m. W. 1918, Nr.5. — 9. Halbey,M. Ki.
1915, Nr. 30. — 10. Hesse, Ehrlichs Amidobenzaldehydreaktion im Harn bei
Scharlach und scharlachähnlichen Exanthemen. (Ebenda 1913, Nr. 8.) —
11. de Jager, Prüfung des Harns auf die Anwesenheit des Gallenfarb-
stolis. (Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1916, Bd.2; Ref. Zbl. f. inn. M. 1917.) —
12. Kirch, W. kl. W. 1916, Nr.39. — 13. Krehl, Pathologische Physio-
logie, 8. Aufl., Leipzig 1914. — 14. Peiser, Über die klinische Wertung
der Urobilinogenurie im Säuglingsalter. (Mschr. f. Kindhlk. 1913, Nr. 9.) —
15. Pick, Über den Nachweis, das Vorkommen und die klinische Wertung
von Urobilinogen und Diazo im Harn Typhuskranker. (M. Kl. 1915, Nr. 47.) —
16. R. Sehmidt, Interne Klinik der bösartigen Neubildungen der Bauch-
organe, Berlin und Wien 1911. — 17. Schelenz, Weitere Beobachtungen
über die Urobilinogenreaktion im Harn Scharlachkranker. (Ebenda 1913,
Nr. 16.) — 18 Steensma, Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1914, Bd. i,
S. 467/70; Ref. Zbl, f. inn. M. 1915.) — 19. Umber, M. KI 1912, Nr. 8.
Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Königsberg i. Pr.
(Direktor: Prof. Dr. Kirschner).
= Über die Verwendungsmöglichkeit
von Elektrokollargollösung (Heyden) ohne Zusatz
von Kochsalzlösung.
Von
Dr. Walter Carl, Assistenten der Klinik.
Das Elektrokollargol (Heyden) wird in Ampullen in den
Handel gebracht, die eine 0,06°/,ige Suspension von kolloi-
dalem Silber in sterilem destillierten Wasser enthalten, mit einem
10°/,igen Zusatz von Schutzkolloid, einem indifferenten Eiweiß-
körper. Gleichzeitig befinden sich in der Originalpackung kleine
Ampullen mit physiologischer Kochsalzlösung, deren. Inhalt un-
mittelbar vor jeder Injektion dem Inhalt. einer Elektrokollargol-
isotonische Flüssigkeit zu erhalten. Die Vorschrift, die NaCl-
Lösung erst kurz vor dem Gebrauche der kolloidalen Silber-
suspension zuzusetzen, findet darin ihre Begründung, daß durch
längeres Verweilen von Eiweißsuspension in Salzlösungen das
Ziweiß ausfällt. Durch die Ausfällung des Eiweißes würde das
Metallkolloid seine Schutzkraft verlieren und die feine Verteilung
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7.
ampulle zugesetzt werden soll, um so eine der Gewebsflüssigkeit
m =- — no. nn m | |.
ent
16. Februar.
des Metallkolloids würde unter Bildung größerer corpusculärer
Elemente und unter Sedimentierung verlorengehen. Es fragt
sich nun, ob der Zusatz von NaCl-Lösung zur Kollargolsuspension
überhaupt notwendig ist, oder ob man die Elemente des Bluts
durch Einspritzen reiner Kollargolsuspension ohne Zusatz von
NaCl-Lösung in die Blutbahn schädigt. Zur Entscheidung dieser
Frage wurde folgende Versuchsanordnung angestellt: Gelegentlich
von Varicenoperationen wurde das zu exstirpierende etwa 10 cm
lange Stück der Vena saphena nach doppelter Unterbindung
central- und peripherwärts nochmals durch eine Zuschnürung
des Gefäßrohrs in der Mitte geteilt (siehe beistehende Figur).
Gleichgroße Stücke der Vena saphena magna.
WI X I x%
I mit Kollargol. II ohne Kollargoi.
In die Gefäßabteilung I wurde Elektrokollargollösung aus einer
Ampulle ohne Zusatz von NaCl-Lösung eingespritzt. Das ganze
durch Unterbindung isolierte Venenstück wurde bis gegen Schlub
der Operation in situ gelassen, dann aus dem Körper entfernt
und in unverändertem Zustande bis zu zwölf Stunden aufbewahrt.
In verschiedenen Zeitabständen wurden beiden Abteilungen mit
einer Pravaszspritze je ein Tröpfehen Blut entnommen und Blut-
ausstrichpräparate gemacht und gefärbt. Vergleichende Unter-
suchungen der Präparate beider Abteilungen von mit Kollargol
bebandeltem und von dem aus Gefäßabteilung II als Kontrolle
unter den gleichen äußeren Bedingungen aufbewahrtem Blute
ergaben nun keinerlei Unterschiede der Form und der Färbung
der roten Blutkörperchen. Diese Versuche wurden mehrfach wieder-
holt, stets mit dem gleichen Ergebnis. Das Mengenverhältnis von
Kollargol zu Blut betrug in den Versuchen 1:8 bis 1:5.
Für die praktische Verwertung ist aus diesen Versuchen
der Schluß zu ziehen, daß man ohne Gefahr der Hämolyse die
für die therapeutisch in Betracht kommenden Mengen von Kollar-
golsuspension auch ohne Zusatz von NaCl-Lösung in die Blut-
bahn einführen kann. Meist sind es Flüssigkeitsmengen von 10
und 20 ccm, in seltenen Fällen 50 ccm, die in einer Sitzung M
die Blutbahn eingeführt werden. Das entspricht einem Verhältnis,
wenn ich 4000 ccm Blut beim Menschen als Durchschnitt an-
nehme, von 1:200 oder im ungünstigsten Falle von 1:80, also
eine relativ viel größere Verdünnung, als ich sie in meinen Ver-
suchen hergestellt habe. Niemals bleibt dieses Verhältnis wie In
meinen Versuchen viele Stunden unverändert, sondern verteilt sich
in wenigen Augenblicken zugunsten des Bluts. Besonders wenn
man darauf achtet, daß die großen Mengen von 50 cem dem
fließenden Blute langsam zugesetzt werden, ist durch das Fort-
lassen der NaCl-Lösung kein Nachteil zu befürchten.
Über Gefäßverschluß durch indirekte Verletzung.
Von
Stabsarzt der Reserve Dr. H. Harttung,
leitenden Arzt des Knappschaftskrankenhauses Emanuelssegen.
Es ist hinreichend bekannt und diskutiert, daß ein Nerven-
stamm oder ein Plexus durch Fernwirkung eines Geschosses der-
artig geschädigt werden kann, daß eine Lähmung in dem ver-
sorgten Gebiete resultiert (Commotio oder Überdehnung des Nerven).
Es gehört dagegen sicherlich zur Ausnahme, wenn durch indirekte
Geschoßwirkung ein kompletter Gefäßverschluß hervorgerufen wird,
ohne daß hierbei etwa Zeichen eines Aneurysmas oder Pseudo-
aneurysmas zur Beobachtung kommen. Neuerdings berichtet
Jehn *) über zwei interessante Fälle von Verschluß der Femoral-
gefäße; in beiden waren Nebenäste der Femoralis, einmal wahr-
scheinlich die Profunda, verletzt, hatten zu einem mächtigen Hä-
matom geführt und letzteres übte eine derartige Kompression &
die Hauptgefäße aus, daß die Circulation vollkommen aufgehoben
war. Sofortige Ausräumung des Hämatoms mit Unterbindung der
verletzten Äste stellte wieder normale Circulation her. Diese Mit-
teilung Jeh ns, die ja praktisch von großer Bedeutung ist, bringt
vielleicht einige Klarheit in den folgenden Fall, der bisher weder
1) M. m. W. 1918, Nr. 35, S. 962 u. 963.
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' der Subelavia-unter dem Schlüsselbein herrscht
dicht unter dem Schlüsselbein am Gefäßnervensträng gehandelt,
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Kohn (Berlin).
| z be Hygiene bis zur Novemberumwälzung. Überblick über die
Preußen ung der Medizinalverwaltung und der sozialen Hygiene in
Tätigkeit Fe Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der -
Forthilgun Nreisärzte, praktischen Ärzte, Zahnärzte, Hebammen, des
„a Ungswesens, der neueren F
_1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7.
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deren Fachkollegen ‚zur Zufriedenheit ge-
von uns noch von an
deutet werden konnte,
Kanonier Pf., aufgenommen am. 7. Juni 1918, Abtransport. mit
Lazarettzug am 9. Juli. | : | TONT ZUR
Am Morgen durch Granatsplitter' verwundet, -Einlieferung abends.
Befund: Der Rock in der rechten Seite stark durchblutet, ‚sonst
ohne Besonderheiten. Scehwerster Allgemeinzustand des Patienten,
sehr starke Anämie, oberflächliche Atmung, Radialispuls rechts und
links nicht-zu fühlen.. Etwa ein‘ Querfinger unter der Mitte der linken
Klavikel erbsengroßer Einschuß, Ausschuß am lateralen Scapularrande.
Keine Blutung am Ein- und Ausschuß, keine Hautemphysem. Haut in
der Umgebung des Einschusses bläulich verfärbt, nicht vorgewölbt,
sonst kein Hämatom festzustellen. Keine Gefäßgeräusche zu
fühlen oder zu hören. Puls in der oberen Schlüsselbeingrube
ganz schwach fühlbar, unterhalb des Schlüsselbeins und peripherwärts
nicht mehr zu fühlen. Vollkommene Plexuslähmung. _ Von seiten der
Lunge kein besonderer Befund. 3 |
Weiterhin markstückgfoßer ° Einschuß im sechsten rechten
Intereostalraum in der vorderen &Xİllarlinie, - Ausschuß in der rechten
Lumbalgegend. Abdomen: Lebergegend sehr schmerzhaft; Urin spontan,
aber fast rein blutig. Fe > ; ee
Diagnose: Plexusverletzung, Rechte - Lungen - Verletzung, -
Subelaviaverletzung? 'Nierendurchschuß.
Mit Rücksicht auf den ungemein schweren Zustand muß von
jedem Eingriff zunächst: abgesehen werden. Patient wird geheizt, '
erhält Excitantien, 21⁄2 ] NaCl -# Adrenalin intravenös, O-Atmung unter
Überdruck, Gelatine, Tröpfeheneinlauf. m, In
8. Juli. Allgemein gut erholt; Puls an der Radialis_ rechts
schwach fühlbar, links nicht. Keine Blutung aus der Verletzung unter-
dem Schlüsselbein; Puls in der oberen Schlüsselbeingrube gut zu fühlen,
peripherwärts nicht mehr.. Urin weiter rein blutig. Bi 5
Operation-in Lokal- und Intervertebralanästhesie, (Dr. Harttung).
Mit schrägem Lumbalschnitt Exstirpation der stark zertrümmerten, fast
bis ins Becken halbierten Niere, Ä ; a
Verlauf: Die andere Niere funktionierte von Anfang an gut,
die Operationswunde nahm normalen Heilungsverlauf. Der Einschuß
unter dem linken Schlüsselbein war nach acht Tagen verheilt. Die
Lähmung des Plexus brachialis blieb ohne Veränderung bestehen. Von
seiten der Lunge keine Komplikation. |
Der Subelaviapuls über dem 'Schlüsselbein
urde deutlich fühlbar und mittelkräftig, über
N
Verhältnisse an der Subelavia von Wichtigkeit ist.
die dann-zu einer Thrombose den Anlaß gegeben haben.
beobachtet, da
besitzt. oo Si |
‘Wenn wir uns den Einschuß mit den anatomischen Verbält-
. Verletzung des Plexus eine solche der Vene in Frage. Der Blut-
druck war ja durch die mächtige Nierenblutung stark herabgesetzt,
die Blutung aus der verletzten Vene konnte nicht sehr bedeutend
werden. Ziehen wir Jehns. Beobachtung zu Hilfe, dann’ liegt
‚auch hier die Möglichkeit vor, daß durch das Hämatom in der
. Vene. eine Kompression der Subelavia.stattgefunden hat, die zum
völligen Verschluß der. letzteren führte. `- |
= Weiterhin kann eine Verletzung der Arteria thoracoacronialis
vorgelegen haben, die dann ebenfalls zu einem Hämatom und Kom-
pression der Subelavia führte, in der ja auch der Blutdruck stark
gesunken sein mußte... _ Pr |
| . Daß späterhin keine Zeichen eines Aneurysmas, sei es im
Stadium des pulsierenden Hämatoms, sei es des fertigen Sackes,
zur. Beobachtung kamen, erklärt: sich in der: letzten „Annahme
dadurch, daß die’Arteria thoracoacromialis nicht mehr gespeist wurde,
` Merkwürdig ist in..dem. besprochenen Falle die Tatsache, daß
äußerlich fast gar nichts von einer Blutung festzustellen war. Aber
einmal hat sich durch den Einschuß, der ja zur Körperoberfläche
in schräger Richtung verlief, das Hämatom nicht entleeren können,
zum anderen aber steht ja die ganze Gegend hier durch” die
Fascie und. die Muskulatur in ziemlich starker Spannung. `..
Wir möchten zu der Annahme kommen, daß in. der Tat eine
Verletzung der Vene oder Arteria thoracoacromialis vorgelegen hat,
die dann den kompletten Verschluß der Subelavia aus den ge-
nannten Gründen zur Folge batte. , © a
a Im. Vordergrund der Verletzung stand die schwere Nieren-
blutung. Sie erforderte ‚den ersten operativen Eingriff, die .Ne-
. phrektomie, die Freilegung des Gefäßnervenstammes müßte für
spätere Zeiten vorbehalten werden. Sie konnte aus äußeren
Gründen von uns selbst nicht. mehr vorgenommen werden. Bei
alleiniger Verletzung des Gefäßnervenstranges hätten wir mit dem
Eingriff nicht gewartet; ‚denn zweifellos ist, daß auch durch
längere Kompression eine Schädigung des Gefäßrohres " herbei-
geführt wird. |
Grabesstille; Puls auch peripherwärts an der
Radialis nicht zu fühlen. Arm gut ernährt, ohne
Stauung. _ v az en p
Röntgenbild:. Klavikel . intakt, Fraktur des Collum scapulae.
9. Juli. Patient. wird heute mit Lazarettzug in sebr`gutem
Allgemeinzustand ‚abtransportiert. .— Plexuslähmung ohne besondere
Veränderung. An der Subelavia keine Veränderun g im
Befunde festzustellen. nt, ni
Im vorliegenden Falle hat es sich also um eine Verletzung
die den kompletten Verschluß der Arteria subclavia zur Folge hatte.
Es fehlten die Zeichen einer stärkeren Blutung, jedenfalls nach
außen, und außerdem fehlten.von Anfang an in einer Beobachtungs-
ochen “alle Zeichen eines Aneurysmas. Der'Arm war
ateralkreis- der Arteria transversa scapülae gut er-
DAT = Referatenteil.
©. Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolit, Berlin. Ei, | |
A. v. Wassermann. (Berlin): ` Medizinische -Forschung und
Volk. Verfasser nimmt die „fruchtdarste Heroenepoche der Medizin
aller Zeiten“ wirksam in Schutz gegen die Vorwürfe der kapitalistischen
` Weltanschauung. `° .._ | | u
Hamel (Berlin): Gestaltende Kraft des sozialen Gedankens in
der deutschen Arbeiterversicherung. Besprechung der umfangreichen _
'heilenden, vorbeugenden, fürsorgenden, wissenschaftlichen und unfall-
verhütenden Tätigkeit der Träger der Kranken-, Unfall- und Invaliden-
$
durch den Koll
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) BR |
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 4 u. 5.
und das Volk. Eingeleitet von Hans
Nr. 4. Der Staat, die Ärzte
å Kirchner (Berlin): -Ziele und Leistungen der öffentlichen `
esundheifspflege und der Medizinalverwaltung. Verfasser schildert die
augen Fortschritte auf allen Gebieten der Seuchenbekämpfung
ud allgemeinen Hygiene, welche beweisen, daß die Heilkutde in den
letzten 40 Jahren die größten. Fortschritte gemacht hat, und daß die
chen Fortschritte stets zur Pflege
Geschlechtskranke, Alkoholisten, Krüppel und der Wohnungsfürsorge,
Finkelstein (Berlin): Säuglingsfürsorge. Verfasser schildert die
Bestrebungen zum Ausbau des Wissens über Physiologie und Pathologie
des Säuglings, die Tätigkeit der Säuglingsfürsorge, Stillpropaganda
der einalverwaltung die wissenschaftli
Olksgesundheit verwertet hat. ~
i und diè besondere Fürsorge für die mehrgefährdeten Gruppen.
E A (Berlin): Mutterschutz. Schilderung der Bé-
strebungen für die offene. und geschlossene Mutterfürsorge, besonders
des gesetzlichen Wochenschutzes, des Schwangerenschutzes,' der Mutter- -~
schaftsversicherung, der Wöchnerinnenfürsorge. u nn
ürsorgebestrebungen (Säuglinge, | : Borchafdt (Berlin): Fürsorge für die chirurgisch Schwerst-
Be | | verletzten während des Krieges. Mitteilung über die Fürsorge- für die
\inder, Schüler, Kranke USW.), Ä
Dietrich (Berlin): Entwicklung ‘der Medizinalverwaltung und.
versicherung, namentlich der Fürsorgebestrebungen für Tuberkulöse,
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_ nährt, durch die direkte Plexusverletzung, die wohl sicher, nach dem
Verlauf des Schüßkanals zu. urteilen, vorgelegen ` hat, gelähmt.
- Der Fall ist durch die gleichzeitige Nierenzerreißung, die zu starker
Anämie geführt hatte, kompliziert.” Aber durch diese Verletzung war
der Blutdruck stark. herabgesetzt, was für die" Beurteilung der
‚Eine direkte Verletzung der Arteria subelavia wurde zunächst
nicht angenommen; die Möglichkeit muß. zugegeben werden, daß
das Gefäß durch den Granatsplitter getroffen war, es aber sehr
schnell zur Thrombose gekommen ist. Weiterhin kann eine Fern-
' wirkung im Sinne einer ‚Erschütterung mit Zerreißung der Intima
und Blutung in die Gefäßwände stattgefunden haben, MER Ä
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dings werden die Fernwirkungen der Nerven wie auch in den
'selteneren Fällen der Gefäße meist bei dem Infanteriegeschoß `
s ja eine viel größere Rasanz wie der Granatsplitter
“nissen vergegenwärtigen, so kommt natürlich außer einer direkten -
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172 i | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7..
schwer Kriegsbeschädigten, über die Prüfstelle für Ersatzglieder, die
„Anlernwerkstatt“, die Vermittlungsstelle für Schwerstbeschädigte und
die Arbeitserfolge bei den Schwerstverletzten.
Bonhoeffer (Berlin): Fürsorge für Himverletzte und Kriegs-
neurotiker. Verfasser schildert die Hirnverletztenfürsorge, ihre prak-
tischen Erfolge, sowie den schematischen Ausbau geeigneter Behand-
lungsmethoden für Kriegsneurotiker. Der Kranke soll Vertrauen zu
seiner Leistungsfähigkeit gewinnen, das Siechenhaus soll möglichst
vielen erspart werden. | |
Posner (Berlin): Medizinalministerien. Verfasser vertritt die
Notwendigkeit der Schaffung selbständiger Medizinalbehörden unter
ärztlicher Leitung als Bedürfnis der Allgemeinheit — unabhängig von
jeder politischen Färbung.
Nr.5. Schultze (Göttingen): Ungewöhnliche gewerbliche Kohlen-
oxydvergiftung. Das mitgeteilte Krankheitsbild erinnert sebr an den Kor-
sakowschen Symptomenkomplex. Durch Zeugenaussagen war festge-
stellt, daß die Schutzgasleitung in dem Unfallraum undicht war. Es
ist nicht mit Sicherheit erwiesen, daß das Schutzgas an dem fraglichen
Tage Kohlenoxyd enthielt. Wenn man aber erwägt, daß das so eigen-
artige Zustandsbild gerade nach CO-Vergiftung sich häufig findet, eine
` andere greifbare Ursache für dessen Zustandekommen nicht nachweis-
bar ist und die Möglichkeit einer CO-Vergiftung durch das technische
Gutachten nahegerückt ist, wäre es gezwungen, auch bei dem l’eblen
des eben erwähnten Nachweises durch die Blutuntersuchung eine
Kohlenoxydgasvergiftung in-Abrede oder auch nur in Frage zu stellen.
Mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nimmt Verfasser an, daß die
Störungen zum mindesten in ihrer Mehrzahl organischer Natur sind,
wenn auch psychogene Beimischungen nicht. zu verkennen sein mögen.
Brun (Stockholm): Vergleichende Untersuchungen über den Ge-
halt des Biutserums und der Cerebrospinalilüssigkeit an Reststickstoif
bei Nierenkranken. An Gesunden, das heißt an mit einer den Rest-
stickstoff nicht beeinflussenden Krankheit Behafteten, meist Neurotikern
und anderen Nervenkranken, hat Verfasser den Gesamtreststickstoff-
gehalt des Blutserums zwischen 24 und 35 mg in 100 ccm wechselnd
gefunden. In der Cerebrospinalflüssigkeit schwankten die Werte zwischen
10 und 17 mg in 100 cem und waren im Durchschnitt 16 mg tiefer
als die der entsprechenden Blutsera. Sobald sich aber der Reststick-
stoffgehalt infolge von Niereninsuffizienz erhebt, vergrößert sich der
Abstand zwischen Blutserum- und Cerebrospinalflüssigkeit- Reststick-
stoff, und die Differenz schwankt zwischen 17,9 und 32,2 mg in 100 cem.
Die Größe der Differenz ist von der absoluten Reststickstoffmenge nicht
abbängig, sondern die höheren Werte derselben beobachtet man ebenso-
wohl bei geringfügigen Stickstoffretentionen als wenn der Reststick-
stoffgehalt des Blutes zwischen 200 und 300 mg in 100 ccm liegt. Das
Vorkommen solcher Differenzen, wie die hier mitgeteilten, läßt sich
wohl am einfachsten dadurch erklären, daß eine oder einige Fraktionen
des Reststickstoffs im Blute erheblich ansteigen können, während sie
in die Cerebrospinalflüssigkeit nicht oder nur in beschränktem Maße
übergehen. | |
Schaeffer (Frankfurt a. M.): Ein Hilfsmittel zur bakterio-
logischen Untersuchung proteushaltigen Materials (Leichenorgane, Eiter,
Stuhl). Auf einem Agar oder Endoagar, dem auf 100 ccm 2 ccm einer
5 % igen Carbolsäurelösung zugesetzt sind, wachsen die meisten Proteus-
stämme in isolierten Kolonien und schwärmen. nicht. Man kann sich
dieser Nährböden zur Reinzüchtung mancher pathogener Mikroorga- '
nismen aus proteushaltigem Material bedienen. Es gelang auf diese
Weise, Typhus-, Paratyphus-B-, Staphylokokken, Streptokokken, Milz-
brandbaeillen reinzuzüchten. Diese Nährböden bilden daher für bak-
teriologische Untersuchungen von Leichenmaterialien, proteushaltigen
Stüblen und Eiterproben ein geeignetes Hilfsmittel.
, Cohn (Berlin): Künstliches Bein mit aktiver Streckung des Knie-
gelenks. Verfasser spricht die Überzeugung aus, daß dieses Kunst-
bein in besserer Weise wie bisher die Frage der aktiven Streckung
des Kniegelenks löst, da es dem Träger, ohne besondere Aufmerksam-
keit seinerseits zu erheischen, das Gefühl über seinen Unterschenkel
verschafft, und da es infolge der geschmeidigen und doch durchaus
testen Verbindung mit dem Körper dem Amputierten größtmögliche
Körperfreiheit gewährleistet.
Wintz (Erlangen): Ergebnisse der Untersuchungen über Röntgen-
tiefentherapie aus der Universitäts-Frauenklinik Erlangen, unter spezieller
Berücksichtigung der Dosierung beim Carcinom, Vortrag, gehalten am
4. Oktober 1918 in der Sitzung der medizinischen Sektion der Schlesi-
schen vaterländischen Gesellschaft zu Breslau.
Zeißler (Altona): Der Rauschbrand und verwandte Erkran-
kungen der Tiere. Nach einem im Ärztlichen Verein zu Hamburg gc-
haltenen Vortrage. | Recekzeh.
16. Februar.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 4.
Eugen Fraenkel (Hamburg-Eppendorf): Über Erkrankungen
der Nasennebenhöhlen bei Influenza. Von 60 an Grippe verstorbenen
Personen wurden die Nebenhöhlen der Nase untersucht. Dabei wurden
in 44 Fällen diese erkrankt gefunden. und zwar am häufigsten die
Keilbeinhöhle, dann die Kieferhöhle und nur einmal isoliert die
Stirnhöble. Die Nasennebenhöblen werden schon in den allerersten
Tagen der Grippe schwer in Mitleidenschaft gezogen. können aber trofz
längerer Dauer des Grundleidens, auch wenn dieses zum Tode führt, _
intakt bleiben. Unter den bei uns heimischen akuten Infektions-
krankheiten gibt es keine einzige. die auch nur mit annähernd gleicher
Häufigkeit wie die Grippe zu einer Erkrankung der Nasennebenhöhlen
Anlaß gibt.
A. Hoffmann und E. Keuper (Düsseldorf): Zur Iniluenza-
epidemie. Die diesjährige Influenzaepidemie hat gegenüber der letzten
1889/90 erheblich mehr zu bösartigen Komplikationen geneigt. Be-
sonders auffällig war der hämorrhagische Charakter der Komplikationen,
ferner die Neigung zu Relapsen ußd Rezidiven. Eine Immunität wird
durch Überstehen der Erkrankung anscheinend in der Mehrzahl der
Fälle hervorgerufen. Der Influenzabacillus wird nur in einem geringen
Prozentsatz gefunden. In manchen Fällen von schwerer Pneumonie
wirken Salvarsan und polyvalentes Strepto Pneumokokkenserun günstig
Giemsa (Hamburg): Zur Chemotherapie- einiger Arsenobenzole,
insbesondere der Arsalyte. Den schon früher vom Verfasser empfohlenen
Arsenverbindungen dürften recht beachtenswerte Eigenschaften zuzu-
sprechen sein. Die Lösungen — in Ampullen unter indifferenten Gasen
eingeschlossen — sind viele Jahre lang haltbar und jetzt so weit ver-
vollkommnet, daß sie auch bei Berührung mit Luft, das heilt wenn
sie den Ampullen entnommen sind, noch längere Zeit unverändert
bleiben und daß so die sonst bestehende Gefahr der Bildung giftiger
Arsenoxyde beseitigt wird. Der Verfasser rät daher zu Versuchen mit
Arsalyten bei der menschlichen Syphilis.
A.H. Hübner (Bonn): Weitere Versuche und Beobachtungen
zur Simulationsfrage. Der Verfasser hat einer Versuchsperson, einer
teichten Hysterika, geeignete Patienten mit psychischen Leiden (Me-
lancholie, Manie, Katatonie, Paralyse) gezeigt. um zu erproben, ob ihr
die Nachahmung dieser Krankheitszustände gelingt. Die dazu
nötigen Vorbereitungen werden geschildert. Unter anderem wurde
der Versuchsperson ein psychiatrisches Lehrbuch gegeben, um das
Kapitel „Melancholie“ einige Male durchzulesen. Auch studierte der
Verfasser mit ihr sechs Paralytiker je eine halbe Stunde lang. Die
Nachahmung geschah schließlich in so vollendeter Weise, daß sich
Z. B. bei der Melancholie ein erfahrener Psychiater nach mehr als
halbstündiger Exploration derart täuschen ließ, daß er die „Patientin“
sofort einer Anstalt überwies.
Anmerkung des Referenten: Gegen derartige äußerst
gefährliche Versuche kann nicht scharf genug Einspruch erhoben
werden. Sie sind auch vom wissenschaftlichen Standpunkte AUS
ganz überflüssig. Denn daß sich psychische Symptome nachahmen
lassen, weiß man von der Bühne her schon längst. Auch daß die er-
wähnte Versuchsperson dazu besonders befähigt war, nimmt nn
` ihre
wunder, wenn man aus einer Bemerkung des Verfassers VOR
Neigung, zum Theater zu gehen, erfährt.
Conrad Pochhammer (Potsdam): Die Notwendigkeit der
Vermeidung der Reamputation und ihr Ersatz durch die „Steigbügel
methode“. Durch die ausführlich geschilderte Methode gelingt es,
da,.wo prominierende Knochenstümpfe nach Amputationen zurück-
geblieben sind, die Reamputation mit Sicherheit zu vermeiden und
En Amputierten seine Stumpflänge in unverkürztem Maße zu Er
1alten.
Heinrich Davidsohn (Berlin-Schöneberg): Über die akute
eiweißfreie Nephritis. Es gibt Fälle von akuter Nephritis, WO sich nur
der Sedimentbefund als beständiger und wichtiger Faktor er
weist. Diese Fälle gehen in der Regel mit geringer bis mäßig starker
Oligurie einher. Wahrscheinlich handelt es sich pathologisch-anatomisch
um eine -herdförmige Glomerulonephritis. Also auch die wiederholte
mikroskopische Untersuchung des Harnes bei allen auf Nieren-
entzündung verdächtigen Erkrankungen ist erforderlich.
Heinrich Egyedi: Über die Untersuchung des Harnsediment$
im plastischen Bilde. Sie ist die beste der in Betracht kommenden
Untersuchungsmethoden. Plastisch erscheint uns nämlich ein dur
sichtiger Gegenstand, wenn wir dafür sorgen, daß er schiel beleuchte i
sein Hintergrund aber dunkel sei (die Beleuchtung soll hauptsächll i
durch indirekte Strahlen bewirkt werden). In welcher Weise diese
; i ; Ter-
beiden Bedingungen beim Mikroskop entsprochen wird, gibt der Ver
fasser genauer an.
: BET E er Peg en Var : $ = } Be Fa 2 LAA
pununa o anai Ea ware | en PE GR A CES a men n a i ea i o SAER
Kr. 16. Febrian . 7. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 7. EE,
ar À - ee ž : 3 à = : > eu —— x r + A S |
Mi G. Bruckner: 1. Malariaschnellfärbung. 2. Behelfsbrutschrank: | schwankungen an die Seite zu stellen, Übergangszustände führen von h : 04 r 2 Ä
BZ Die Färbung hat sich vorzüglich bewährt und ist an Hunderten von | den ‚pathologischen zu den physiologischen Entwicklungsbildern. : Bei | f o N
f Erkrankupe È Präparaten erprobt worden. Der Brutschrank zeigte stets zuverlässig |. den ‚endogenen :Geistesstöruugen handelt es sich um Erscheinungen, A a.
je verstorlen ©. konstante Temperatur, rußte nicht und verbrauchte in 24 Stunden | die.als Abnutzungserkrankungen aufzufassen sind und ein frühzeitiges | ee
Dabei mma È- nur ein viertel Liter Petroleum. - - ee 7, um: Versagen, beziehungsweise vorzeitige Alterserscheinungen ` darstellen, O AS niig
häufistn È $- Friedrich Bonhoff (Hamburg): Sondenbehandlung bei | wahrscheinlich im kausalen Zusammenhange mit einem vorzeitigen Ver- il, ih,
isoliert & $ frischen Speiseröhrenverätzungen. ~ Mitgeteilt wird ein Fall'von frischer | sagen körperlicher Organe. > ea | H ee
‚Schleimhautverätzung der Speiseröhre \durch Salmiakgeist, und zwar |. © Förster: .Anatomischer Befund bei Syringobulbie. Verfasser a Kal
beträchtlicher Art (mit jauchiger Absonderung). Das Kind überstand | beschreibt einen typischen Fall- mit lateraler Spaltbildung. Der Fall wurde i oa En
die Vergiftung, verfiel jedoch durch Hunger rapide. Eine am sechsten | zehn Jahre lang beobachtet, setzte mit bulbären Krankheitserscheinungen | ws a
Tage eingeleitete Dauersondeneinführung mit reichlicher Sonden- | ein, die auch im weiteren. Verlauf das. Krankheitsbild beherrschten. NAN IRRE
ernährung brachte es rasch wieder in die Höhe. Acht Wochen nach | ~ Kafka: Bemerkungen zu der Arbeit von Hau piim ann: : Zur | MERER
der Verätzung war der Schluckakt frei und die Speiseröhre für die | Frage der Nervenlues, speziell über den Einfluß exogener Momente bei (T ER -
Sonde völlig passierbar. Dr E F. Bruck. f`der Paralyse. Der Einfluß exogener Momente ist für den Ausbruch I. An Ra j
5 E ; 2 -> | der. Nervenlues nicht gleichgültig, er ist bei Fällen 'ausgesprochener if BEIGE,
Die Therapie der Gegenwart, Januar -1919. > _ Paralyse geringer, aber doch nachweisbar. Hinsichtlich -der Frage der s N ve
Ad. 0 - (Berlin): Die Wärmest in der Pathologie des Dienstbeschädigung bedarf jeder einzelne Fall der eingehenden Prü- te
À RA REMI A erlin) S E l! ATMOSAUUNG 1 MEERA 8 ktion fung. Nicht immer ist bei frühzeilig ausbrechender und rasch 'verlau- B i T
nee FRE tasso! piot lehrreiche. Betrachtungen un die Res nor fender- Paralyse Dienstbeschädigung. anzunehmen. Be MERA: pi
(or Kinder RUE Aie Wärmestauung, BESOnLEIS der Säuglinge; eo A Steiner: Die psychologische Berufseignungsforschung in ihrer a AI,
rg en ee a a er Bedeutung für die ‚Psychiatrie. Die Arbeit befaßt sich in erster Linie 1 a:
der ee een ER Mitteilung der Hauteinheitsdosis, in ‚der i Berufseignungsp rüfung ur den ‚militäriso u Dienst, ‚Be De il i ; 4 fi
der Kastrations-, Sarkom-, Careinom-, Reiz-, prozentualen Tiefendosis. oren und elchäinbacillen. ist die PAENSIShigEeik An erster DIDIOSE Eh dB; BE
Klemper er (Berlin): Die Behandlung der Herzkrankheiten. a E chomotorischen Vornanen abhängig. Verfasser gibt A egungen, 1 REAIS REA
Übersicht über Verhütung und allgemeine Behandlungsgrundsätze, sowie | 1e diese za prüfen ist. Psychomotorische Leistungsfähigkeit und In- en)
| ; | Ze telligenz stehen’ nicht in Abhängigkeit, es besteht..kein Parallelismus gA
> pI . porno” ; Ta k
zwischen beiden. A i
-~ Knapp: Epilepsie und Korsakowscher Symptomenkomplex. Ver- |
fasser veröffentlicht zwei Fälle von Korsakowscher Psychose bei Epi-
lepsie. Von den polyneuritischen und ‘presbyophrenen Fällen unter-
scheiden sich . die beschriebenen epileptischen Fälle-durch das Fehlen
der Suggestibilität, der Konfabulationen (Fall 1) und durch das Zurück-
treten des Merkfähigkeitsdefektes hinter der Erschwerung der Auffassung.’
=~. Walter: Zur Symptomatologie und Anatomie der diffusen Hirn-
sklerose. Der 40jährige Patient zeigte eine ziemlich schnell fortschrei-
ein kurzer Abriß über die Behandlung der nervösen Herzstörungen,
von akut einsetzenden Herzkrankheiten, gut kompensierten Herzkrank-
heiten, der Kompensationsstörung, des Fettherzens, der Klappenfehler,
der Perikarditis und der arteriosklerotischen. Herzkrankheiten. ..
Fürbringer (Berlin): Zur Kenntnis der Nebenwirkungen des
- Adalins. Die Klagen über Benommenbeit, Müdigkeit, Kopfschmerz,
Schwindel, Mattigkeit“sind nicht verstummt. Reckzeh.
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Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 4. | | |
Hacker: Nagelimitation bei der Daamen- beziehungsweise tende, an Päralyse erinnernde Verblödung. “Die ‘Sektion ergab eine ae
Fingerplastik. In einem Fall von Abschuß des linken Daumens bei | diffuse Sklerosierung des ganzen Hirdes. Es fand sich weitgehender JE.
‚Erhaltung_des Metacarpus wurde am Rücken des Daumenendes ein | Schwund der Markscheiden, Wucherung der Glia, zahlreiche Körnchen- le,
- U-förmiger Einschnitt der Haut ausgeführt und vertieft, sodaß die | zellen. Die Annahme, daß ein gliomatöser Prozeß vorliegt, wird':zu-
Ränder auseinandergingen. - Der äußere Hautrand wurde nach innen rückgewiesen. Es besteht eine Verwandtschaft mit der multiplen. Skle- l An
= emgestülpt und in diese Furche ein Jodoformgazestreifchen ein- rose.. Hinsichtlich der Ätiologie ist an ein chronisch wirkendes Endo- . FENE atn
gedrückt. Dadurch entstand eine narbige Turche, welehe eine Art | toxin zu denken, wenn auch die Untersuchung aller Drüsen. mit innerer . («> EB RR
yi | . Nagel vortäuschte. A; A | APA Sekretion nichts von Belang.ergab. ` Br SE N se
ar, ' Reich: Vorbereitung des Empfangsbodens bei freier Trans- Raecke: ‚Nochmals die Bedeutung -der Spirochätenbefunde im Ka a
i Plantation. Bei einem Epileptiker mit einem handtellergroßen Stirn- | Gehirn von Paralytikern. Raäecke wendet sich gegen Angriffe Spiel- Be; o
‚defekt nach Schuß und ausgedehnter Hirnzertrümmerung wurde die | meyers. Spielm eyer.nimmt an, daß. bei der Paralyse neben ent- b Dan en
P | 2 Encephalolyse vorgenommen, nachdem die Wunde drei Jahre vernarbt | zündlichen Vorgängen Degeneration eine selbständige Rolle spiele. Nach | Pada |; | Ss R
we! ‚war. Als Füllmaterial stand körpereigenes Fett nicht zur Verfügung. , Raecke stellt der . paralytische Prözeß lediglich -Folgezustände dar, Kt Bi e
fi Die ganze Höhle wurde zunächst mit steriler Gaze tamponiert. und | die durch die Ausbreitung der Spirochäten im Gewebe bedingt werden. nl x a
„darüber die Kopfschwarte lückenlos geschlossen. Am dritten Tage wurde | Sowohl die entzündlichen wie die degenerativen Veränderungen sind BR: .. 2:
at ~ y ner eroinet und dabei eine Blutansammlung entfernt und festgestellt, daß Folgen der Spirochätenlokalisation. Die Dementia paralytica ist Hirn- DaB FE
Ji ie N unde steril geblieben. Nunmehr wurde ein frisch. entnommener rindenspirochätose. a en Me een | Kniet D
y Nomoloplastischer. Fettlappen. eingepflanzt, welcher gut einheilte. W. Mayer: Zur Frage des Einflusses exogener Momente auf wald ne
| | | = rc RK Be metaluische - Prozesse. Verfasser untersuchte 81 Soldaten, die sich 1 ji a n 5e
bÌ Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr.4. | zwischen‘ 1906 und 1914 Lues zugezogen hatten, auf syphilitische Er- ei: ARERR
f Werner: Zur Behandi der Insuffizienz des BlasenschliiB- krankung des. Nervensystemes. Is ‚ergab sich kein’ positiver Befund. Dh Kit i
g! muskels mit Fetti E kti CA rg Pr Di Umsnrit der Harn- Kriegsschädlichkeiten spielen bei der Entwicklung metaluischer Pro- EU | ..
3 röhre mi a Die Umsprlszung der He zesse keine Rolle. ‘Die Lehre von der „Kriegsparalyse“ und „Kriegs- a à?
# ge ‚mit Menschenfett hat in einem Fall von Harnträufeln infolge tabes“ ist nicht begründet. a T De, T | ER i
f ; 7 en ae a nicht an on A Ewald: Zur Frage der klinischen Zusammengehörigkeit der ua o
` håñdelten nach den Fettcinspitzngen Fieber, Hnsten, Brustschmerzen | ympfomatischen Psychosen. Die Psychosen echt toxischer Ätiologie C Sn
i; und blutiger Auswurf 1 PENTA A Man die Er heinunken des FEintritts eu a, Paktarientoxini uw) oiden a geschlossene Gruppe. Ihnen 4 Eiabı® i
©. Yon Fett in die Lunge es el: a DER ‚| gegenüber stehen die Psychosen, deren Ursache in ‚innersekretorischen EAN SE
$ Perk = gencapillaren, TR. KEN bee» Ser : Schädigungen zu erblieken ist. ‚Allen -echt -toxischen Psychosen ist PEES HR -
i 07%: Leistenbruch mit eingeklemmter Nebentube. Bei | „omeinsam frühzeitiges Auftreten von Bewußtseinstrübung. . Vorauf-geht - ER:
lweistenbruch wurde im Bruchsack die wurst- ‚häufig ein manisch ‘oder depressiv gefärbtes, Zustandsbild. . Welche PRAE
unden, die, im Leistenkanal längere Zeit ein- | Prädilectionstypen in Erscheinung treten, ist abhängig von: .Veranla-
n Verwachsung Anlaß ‚gegeben und die Be- | „ung, Art des: Giftes- oder Toxins, Intensität der Wirkung. Die echt
leminten Bruches hervorgerufen baite. K. Bg. 'manischen und melancholischen. Zustände beruhen. auf endokriner Ver-
| | giftung, Treten sie .im Anschluß.an echt toxische Schädigungen auf,
‚so handelt es sich. lediglich um Auslösung.‘ Die Differentialdiagnose
gegenüber eier manischen beziehungsweise depressiven Phase .bei echt
toxischer. Schädigung kann zu Schwierigkeiten führen. EG:
Löwy: Bemerkungen. zur Lehre.von der Hypnose ‚und. zur Puls-
beeinflussung. in derselben. Verfasser berichtet über zwei“ Fälle, in
a Einem eingeklemmten
förmige Nebentube gef
seklemmt, zur geringe
schwerden eines eingek
Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie Bd. 44; H. I bis 6.
Krueger: Psychisches Werden und Vergehen.. Verfasser setzt
die yserh: YE l :
. He psychischen Störungen in Beziehung zu den psychischen Isntwick-
Die Störungen bei Dementia praecox, Paranoia, Demen-
p osstadien.
ta senilis, Manie und Melancholie ergeben sich aus dem psychischen . eina 1
ndividuums -zur Zeit des Beginnes der Er- | denen ia der Hypnose spontan eine Änderung der Pulsfrequenz auf-
tritt. Der Puls wird langsamer, in einem Falle nach vorübergehender
m nieklungszustande des | el
rankung, ihnen sind ähnliche physiologische. Denkvorgänge und Affekt- |
\. S
nn ge I o a
- GE ae Si
- u Use
Aue Oy nn em O a er a an ein no ae :
_ eine intracorticale, die taktile Gnosis eine intercorticale.
| .Kriegsneurose.
174
Beschleunigung. Verfasser erörtert die Frage, wie weit die Beeinfluß-
barkeit in der Hypnose reicht. Der Hypnotisierte ist kein willenloses
\Verkzeug des Hypnotiseurs. Seine Suggestibilität ist „Experimentier-
fähigkeit“, sie hört auf, sobald der Boden des Experimentes und Spieles
verlassen wird. In der Hypnose besteht eine Veränderung der Be-
wußtseinslage mit Einengung des Rewußtseins und Herabsetzung des
kritischen Selbstbewußtseins.
Bickel: Über die Kriegsneurosen, ihre Entstehung und die Er-
folge ihrer Behandlung. Verfasser unterscheidet folgende Krankheits-
bilder: Nervöse Erschöpfung, nervöse Erschöpfung hysterischen Gepräges
beziehungsweise mit hysteriformen Erscheinungen, Neurasthenie,
Hysterie. Die Hysterie ist eine Affektneurose, in der gesteigerten
Affektbetonung und Affekterregbarkeit des gesamten Denkens, die an-
geboren und erworben sein kann, ist die Ursache für die Häufigkeit
der Kriegshysterie zu -erblicken. Die Behandlung hat anzustreben:
Herabsetzung der gesteigerten nervösen Erregbarkeit, Bekämpfung oder
Unschädlichmachung der etwa vorhandenen krankmachenden gefübls-
betonten Vorstellungen. Die Heilerfolge des Verfassers waren 28%
Dauerheilung, 37% dauernde Besserung, 35% Rezidive.
Schroeder: Ungewöhnliche periodische Psychosen. Ein Teil
der selteneren, früher als selbständige Erkrankungen beschriebenen
periodischen Psychosen, namentlich die sogenannte periodische Paranoia
und Amentia, läßt sich an bekannte große Krankheitsgruppen (manisch-
depressiwes Irresein, Dementia praecox, Epilepsie) angliedern und stellt
in seinen Verlaufsabschnitten nur symptomatisch ungewöhnliche Spiel-
arten dieser Krankheiten dar. Gewisse katatonisch aussehende akute
Krankheitsfälle von periodischem Verlauf haben anscheinend besondere
Bedeutung und gehören nicht zur Dementia praecox. Andere un-
gewöhnliche Fälle von sich wiederholenden Geistesstörungen gehören
zum degenerativen Irresein, noch andere zeigen organische Züge und
beruhen: anscheinend auf hydrocephalischen Schwankungen und Hirn-
schwellung. |
Nießlv. Mayendorf: Klinische Beobachtungen nach Kriegs-
verletzungen der Scheitelgegend. Verfasser teilt neun Fälle von Schuß-
verletzung der Scheitelgegend mit und bespricht eingehend die Sympto-
matologie. Für die Lähmung ist charakteristisch, daß sie sich auf die
distalen Gliedabschnitte beziehungsweise auf Teile derselben bezieht.
Contracturen bilden sich am Schultergelenk, weniger am Ellbogen-
gelenk aus, das Handgelenk bleibt. frei. In zwei Dritteln der Fälle
fehlt das Babinskische Zeichen, einseitiges Schwinden des Bauch-
reflexes ist nicht regelmäßig zu konstatieren. Die Berührungsempfindung
ist niemals völlig aufgehoben, bei erhaltener Berührungsempfindung kann
das Lokalisationsvermögen stark geschädigt sein. Die Lagegefühlstörung
kann in den distalen Gelenken stärker sein als in den proximalen.
Häufig ist Tastblindheit, diese ist nicht Folge der Störung der Lage-,
“ Lökalisations- oder Bewegungsempfindung. Das gleichzeitige Vor-
handensein- einer Lokalisations- und Bewegungsempfindungsstörung
kann Tastblindheit zur Folge haben.
f Gerstmann;: Reine taktile Agnosie. Verfasser beschreibt einen
Fall von reiner Tastläihmung der linken Hand nach Schußverletzung
der rechten Scheitelbeingegend. Es ergibt sich, daß Stereognose und
taktile Gnosis zwei verschiedene Verrichtungen sind. Taktile Gnosis
und Stereognosis sind rein assoziative Funktionen, die Stereognosis
Die taktile
Gnosis vermittelt das begriffliche Erkennen, das heißt das Erkennen in
bezug auf Herkunft, Zweck, Bestimmung, Bezeichnung usw.
Kutzinski: Klinisches und Theoretisches zur sogenannten
' Verfasser unterscheidet zwei Reaktionstypen: den
affektiven und den Willenstyp. Häufige affektive Reaktionsformen
sind: Schreck-, Erwartungs-, Zwangserinnerungs- und Irradiations-
neurose. Als Form des Willenstypus findet man aus dem Wider-
. streben der Überwertigkeit und der Imitation sich ergebende Reaktions-
weisen. Beide Reaktionsweisen sind der Ausdruck einer abnorm ge-
“ arteten Persönlichkeit. Diese pflegt Störungen in der Einheitsbildung
zu erzeugen. So kommt es zu Bewußtseinsveränderungen, wenn auch
meist leichten Grades.
Riese: Ein Beitrag zur Kenntnis der psychischen Störungen
nach Gasvergiitung. Nach Gasvergiftung in dem Unterstand durch
Granateinschlag bestand vollständige örtliche und zeitliche Desorientiert-
heit, schwere Beeinträchtigung der Merkfähigkeit, Amnesie, depressive
Aftektlage. Es handelt sich um eine echte selbständige psychische
Störung, einen amnestischen Symptomenkomplex, der sich als inter-
valäre Form (Sibelius) als Ausdruck einer schweren Gasintoxikation
entwickelt hatte. Henneberg.
ET o a
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. 16
“r
. Februar.
Therapeutische Notizen.
Die Behandlung der Lungentuberkulose mit Kieselsäure empfiehlt
A. Kühn (Rostock). Kieselsäure bewirkt bei experimenteller Tuber-
kulose eine abnorme Bildung von jungem Bindegewebe im Sinne einer
Abkapselung mit darauffolgender Vernarbung des tuberkulösen Gewebes.
Der Verfasser verordnet: Herb. equiseti min. 75,0, Herb. polygoni 150,0,
Herb. Galeopsidis 50,0. M. f. spec. D. S. dreimal täglich 1'/, EBlöffel
auf zwei Tassen Wasser, einkochen auf eine Tasse. Dieser Tee muß
konsequent jahrelang getrunken werden. Dann kann es zu einer
fibrös ausheilenden Form der Lungentuberkulose kommen. Pro-
phylaktisch konsequent gereicht könnte er das, Lungengewebe
festigen sowie bei Erkrankung die genügende Neubildung des die
eirrhotische Vernarbung erstrebenden Granulationsgewebes anregen und
unterstützen. (M. m. W. 1918, Nr. 52.)
Auf Grund der Angabe von 100 mit subcutanen Ameisensäure-
injektionen wegen verschiedener Leiden behandelten Patienten, sie
seien nicht an Grippe erkrankt gewesen, empfiehlt Reuter (Greiz)
diese Injektionen als Prophylakticam gegen Grippe. Er verwendet sub-
cutane Injektionen von 0,2 bis 0,5 ccm einer Lösung Ac. form. 1:100000
Aq. dest., die er meist alle vier Wochen wiederholt. Da bei vielen
Krankheiten (z. B. Gicht) eine Reaktion des kranken Organismus auf
diese Injektionen frühestens in zehn Tagen eintritt, müßte
man wohl auch diesen Zeitraum bei der Beurteilung der Wirksam-
keit des Mittels als Prophylakticum gegen Grippe mit in Rechnung
stellen. (M. m. W.1918, Nr. 52.)
Die roh genossene Zwiebel empfiehlt Eberhard Wilbrand
angelegentlichst bei Durchfällen. Man gibt ein mit rohen Zwiebel-
scheiben belegtes Butterbrot. Ein weiteres Medikament ist überflüssig.
Bei Ruhrkranken gebe man nach dem Aufhören der blutigen Stühle
feingehackte Zwiebeln unter Kartoffelbrei gemischt. (M. m. W. 1918,
Nr. 52.) F. Bruck.
Angeregt durch die Beobachtung von Fällen von Triehloräthylen-
vergiftung mit Sensibilitätslähmung des Trigeminus behandelte Pleßner
eine größere Reihe von Fällen von Trigeminusnenralgie mit Trichler-
äthylen. Er ließ 30 bis 60 Tropfen einatmen. Der Heilerfolg war in
den meisten Fällen ein recht guter. Als Nebenwirkung kamen nur
Schwindelanfälle zur Beobachtung. (Mschr. f. Psych. Bd. 44.)
Henneberg.
Über die Wirkung der Strahlenbehandlung bei Epilepsie berichtet
Otto Strauß (Berlin). Es handelte sich um eine 22jährige Patientin,
die seit dem dritten Lebensjahre an schweren epileptischen Zuständen
litt. Zuletzt traten noch täglich Anfälle auf. Der I\ranken wurden
vier Erythemdosen harter gefilterter Röntgenstrahlen in vier Sitzungen
mit je vier Wochen Zwischenpause verabreicht. Bestrahlt wurde die
linke Centralfurche, zum Schutze des Kopfhaares wurde der nicht in
Betracht kommende Teil des Schädels stark abgedeckt. Der Erfolg
war außerordentlich.” Die schweren Anfälle mit Bewußtseinsverlust
schwanden, es blieben nur noch ab und zu auftretende, leichte klo-
nische Zuckungen übrig, die aber auch nur selten waren. Luminal und
die großen Dosen von Bromkalium, die bisher gegeben wurden, konnten
ausgesetzt werden. Das Mädchen blühte sichtlich auf. Die Röntgen-
strahlen setzen bekanntlich die Reflexe herab. Auch ist die Herab-
setzung der Reflexerregbarkeit durch Bestrahlung des Großhirns im Tier-
experiment nachgewiesen, In dem mitgeteilten Falle war im elften Lebens-
jahre das Krampfcentrum für den rechten Arm excidiert
worden. Die Operation hatte zwar einigen Erfolg, aber ihre Wirkung
war doch nur unvollkommen. Der Verfasser glaubt, ‚daß an den
schließlichen großen Erfolg die frühere Operation wesentlieh mit
beteiligt gewesen sei, daß aber die Bestrahlung das Resultat kom-
plettiert habe. (D. m. W. 1919, Nr. 4.) F. Bruck.
Eine neue Schiene zur Oberschenkelirakturbehandlung empfiehlt
Orth: Ein gabelförmiges Gerüst ist in der Kniemitte mit un
Sektorenscharnier versehen. Oberhalb der Bodenplatte ist eine Hasp®
angebracht. Oberhalb des Kniegelenks wird ein Steinmä n n seher
Nagel durch den Knochen geführt, das Bein in das gabelförmige Ge-
rüst gebracht und die Schiene mit dem Beckengipsverband fixiert.
Um den Nagel werden zwei starke Drähte geschlungen und mit =
Haspel angezogen, so lange, bis die Bruchenden sich in richtige
‚ Stellung befinden. Mit Hilfe dieser Schiene wird eine kräftig?
Extension ausgeführt, ohne ‘daß der Kranke zu liegen braucht. Di
Schiene wird hergestellt bei Rohmann, Instrumentenfabrik, Saarbrücken.
(Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 4) |
Als Ersatz der Gummibinden bewährt sich nach der Mittellne
von Dr. Renner die von Henle angegebene Drahtiederbind®- o
ursprüngliche H en le sche Bindenform ist für den Ersatz von Gummi
~
s3 ad ala ı s ee, N Ran? | |, AORA EU EEE
mo DE | | a, - Ton E E
en pi ea S x | i p Í AE Mi : y
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr.7. | | Pe . "178 .. ee de
— = — = = = ; Zu 2 I) ee
binden und Gummischlauch‘ durchaus geeignet. Mißerfolge sind auf | Adolf. Strümpell, Lehrbuch der speziellen Pathologie H RE Er
TA Veränderungen des Baues zurückzuführen. Eine von Här tel (Berlin) un d Therapie d er inn eren Krankhei ten. Mit 160 Ab- A au i
selsänre enpi f - angefertigte neue verkürzte Form mit Schraubenvorrichtung zum Zu- | bildungen im Text und 6 ‚Tafeln. Zwanzigste, vielfach ‚verbesserte |! De
imenteller Wie F. sammenziehen scheint sich zu bewähren. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 3.) | und vermehrte Auflage. Zweiter Band. Leipzig- 1918, Verlag T E
3e im Simei f Sohlenstreckverband bei Frakturen. Einen Sohlenstreckverband | F, C. W. Vogel. E a a . T A ADE
kulösen Gerda } / für Frakturen der unteren Extremitäten empfiehlt-Remmets in |, Mit dem Erscheinen des zweiten Bandes ist- die, 20. Auflage E
b, poyoni E folgender Weise auszuführen: Ein Brett von der Größe des normalen | des Strüm.pellschen Lehrbuches abgeschlossen. Dieser. zweite Teil. j pariy
ich 1, BÈ $ Fußes wird in einen Streifen Leinewand oder Heftpflaster gelegt. In | umfaßt die Nierenkrankheiten, Krankheiten der Bewegungsorgane, des H ee
Dieser Te 5 diesem Heftpflasterstreifen hängt ein Ring zur Extension der Extremität. | Blutes und der Drüsen mit innerer Sekretion. Den Hauptanteil ‚des | | = i i
m e ag Das Brett selbst wird mit einer festen Binde oder 'Heftpflàåster unter der | Buches nehmen die ausgezeichneten Beschreibungen -der Krankheiten 1 A
kommen. Pub. Fußsohle befestigt. Für diesen Sohlenzugverband genügt es, bei. | des Nervensystems ein. Den Schluß machen die Krankheiten der |! TER
uga - Oberschenkelbrüchen ein Gewicht von zwei bis drei Pfund an dem in | Gehirnsubstanz und die Neurosen ohne bekannte anatomische Grund- O A
idag SiE - der Schwebe gehaltenen Bein- anzubringen. Der Sohlenstreckverband | lage mit trefflichen Darstellungen der Hysterie und Neurasthenie. I: Kg
bes ange läßt sich auch dazu verwenden, bei Unterschenkelbrüchen die Ver- | Als wertvoller Anhang findet sich ein Verzeichnis der 'Rezeptformeln MEN il
© schiebung der Knochen mit Hilfe eines langsamen aber starken Zuges |"und ein sehr ausführliches, sorgfältig geführtes, den Wert des Buches N, RS RN
Amen. auszugleichen ünd einen Gipsverband anzulegen. (Zbl.f. Chir. 1919, Nr.4.) | wesentlich erhöhendes Sachregister. Bewunderung verdient die Energie, il SE Aaf
Patienten 8. | | ’ K. Bg. mit der Strümpell in seinem bekannten großen Werke die viel- E r
euler, - Schlesinger (Stettin) berichtet über die Stickstoffbehandlung | fältigen, ` oft sich widersprechenden Einzelforschungen zur Ordnung . !ı oai.
remui! - _ - der Peritonitis tuberculosa exsudativa. Der klinische Erfolg geht mit | gezwungen hat, der weite Blick, mit dem er unsere Wissenschaft in a a
form, Lt, der wirklichen Heilung offenbar Hand in Hand, jedoch nur bei den | eine vielgliederige Systematik aufgeteilt‘ hat, und endlich die Un- “| iir o
Da i exsudativen Formen. (Ther. d. Geg., Januar 1919.) T e., |, abhängigkeit, die er sich in-seinem Urteil bewahrt hat. Das mit zabl- ul u
| Die Behandlung der Enuresis nocturna besprieht Scholz. Er | reichen Abbildungen - geschmückte Buch erfüllt seine Aufgabe, ein. - i FR
int, se. hat sechs Fälle mit Atropininjektionen erfolgreich. behandelt und gab | Lehrbuch für Studierende und Ärzte zu sein, in vollstem Maße. | $ it e
der Wide | alle zwei bis drei Tage 1 mg, im ganzen sechs bis acht Spritzen. a N =- K. Bg. > f a a:
in Rebe! (Ther. d. Geg., Januar 1919.) - a | Reckzeh. Osk. Beyer (Ing. Chem. in Zürich, Über die Kontrolle und f i: RESISTI
u. Über seine Erfahrungen mit Terpentineinspritzungen nach Kling- | Herstellung von. Saccharin. Praktischer Wegweiser für l: i.
wilm müller bei Gonorrhöe berichtet Pürckhauer (Dresden). ' Dieser Chemiker, Zollaborätorien, Apotheker, Drogisten, Physiologen, Ärzte, BIER:
m Behandlungsmethode kann bestenfalls eine unterstützende Wirkung zu- Kaufleute usw. Mit 12 Abbildungen. Zürich 1918, Rascher & Cie. |. ii ;
ith gesprochen werden, jedoch auch nur‘ in einem Teil der Fälle. Ein 141 Seiten. 2 | g NSE: Hi
jim $ - < Nachteil dieser Einspritzungen ist aber die Gefabr der Komplikation „Der Europäische Krieg 1914—1919“ ‚bat nicht nur in Deutsch- A pii ie
nik _ des Trippers, die größer ist als bei Anwendung der bisherigen Heil- | land, sondern auch in neutralen Staaten infolge Zuckermangels den i or }.
künstlichen Süßstoffen eine ungeahnte Verwendung gebracht, ij I
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‘put | ‘verfahren. Bei äußerst hartnäckigen Gonorrhöen ist der Versuch
. mit diesen Injektionen zu machen, da gelegentlich darunter Heilung
eintritt. Die große Mehrzahl dieser Fälle bleibt aber auch unbeein-
Insbesondere hat das aus Toluol hergestellte Saecharin (o-Benzoe-
NH(Na) = 0,8, ' CO SO, ' NH: Glusid des
FERN =
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ssäuresulfimid CO—
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| m Fa: Pathologie werden, indem der Sektionskurs: eingeschränkt wird,
Bin in der Anatomie, indem die Präparierübungen verkürzt werden,
2 Pur ügt müßte in den Unterrichtsplan werden: eine Vorlesung über
Zu a über die Probleme der Weltpolitik und Weltwirtschaft.
Q u . , a. i .
besprochen werden die großen : Mängel „des PraBuschen Jahres |
Bed Gegen eine Verkürzung der Universitätsferien hat der Verfasser
senken, die aber wenig begründet’ sind. |
Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch!
O0. Nordmann (Berlin-Schöneberg).
besonders aus dem Gebiete der Unterkünfte, der Beseitigung der Fä-
kalien und Abfallstoffe, der Spitalshygiene, ist allerdings nur für Kriegs-
verhältnisse geschrieben. Der Abschnitt „Spezielle Epidemiologie und
Bekämpfung der Infektionskrankbeiten“ dagegen berücksichtigt wohl
die wesentlichen Fortschritte auch der neuesten Forschungen. Zweifels-
‘ohne hätte das Buch im Kriege selbst noch viel Segensreiches stiften
können; für den Medizinstudierenden und für jüngere Ärzte wird seine
Lektüre aber auch für die Folgezeit von Nutzen sein. |
` 3 W. Hoffmann (Berlin), `
| U RER nd
A z ir Die Terpentinbehandlung bedeutet daher im allgemeinen keinen | | _ | Ei p
dg) ep arite an ilens Gono höstkerspie. (D. m. W. 1919, n FR ck englischen. Arzneibuchs) Millionen von Menschen neben wenig Zucker s Moie ji
Mld Jan ne l zum Süßen von Speisen und Getränken gedient: es hat bei diesem PB > A
) ee ar B ~ Versuch im größten Maßstab am Menschen seine Unschädlichkeit von RR ar
a | . Bücherbesprechungen. . neuem erwiesen. Die Saccharintabletten enthalten Natriumbiearbonat, EEREN a
La nei ; 'aus dem beim Lösen Saccharin die Kohlensäure austreibt; Krystall- j JEE A
Be ` | Schwalbe, Zur Neuordnung des medizinischen Studiums. | Saccharin ist Saceharinnatrium ohne Zusätze. Lösungen, die längere 1 = $:
pi Leipzig 1918, Georg Thieme. 106 Seiten. M Bsa h Zeit aufgehoben werden . sollen, dürfen nicht mit kalkhaltigem Wasser pi E
In . In einer Zeit, in der viele alte Institutionen zusammenstürzen, | Pergestellt werden. Bei längerem Kochen oder beim Kochen mit o PORSE
00 erscheint das obengenannte Buch von Schwalbe,, welches in | Sauren Flüssigkeiten entstehen durch Verseifung bitter. schmeckende BORN:
A mustergültiger Weise die Reformbedürftigkeit des medizinischen Studiums | UmWendlungsprodukte. Auch das Dulcin (P araphenetolcarbamid . a
i m alt und neue Wege. weist, Jeder, der sich schon in früheren | C,H, ‘0 "NH°CO ‘NH, = C,H, 0;H,0 ' NH CO 'NH;; Süß- RURE i
j ren mit pr . .. i | : _ = a 5 Dr | i ) li MEN . Er
| ‚ Schwalb Rn en N ee nn. = S 2 n a. bereits hingewiesen wurde (1917, S. 1258) Eu N on
Wi jetzt nach den jün ten Ereignissen als Grundlage der Neuordnun des A re 5 PEE ER REE! at en
se! medizinischen Studiums Mk Freanatves Arbeiten und größter Fleiß ~ 7 Wenn auf die Physiologie. der künstlichen Süßstoffe die An- a: 2:
w, müssen auf den Universitäten herrschen, wenn die Existenz des ein- wendung des Saccharins (vergleiche 19117, 5. 57) usw. besprochen ETT ERER
a ‚ zelnen in den schweren wirtschaftlichen Kämpfen die uns bevorstehen, | ” ee area Juri ich, fii Chemiker und Indu- u SOR
} gesichert sein und dem Allgemeinwohl des .Volkes gedient werden soll. se gese TIBOEN (Rerstelungsyve ann 2 alpn Einzelheiten, Patente, u. SRR
P Schwalbe Zeht seiner Darstellung von den Mängeln aus, | Ausbeute, Rentabilitätsberechnung, Plan einer Saccharinfabrik), da es T FR
Kt ‚die sich im Krisse i dar Ausbildung der ne eoit h e an d hauptsächlich die ‚Kontrolle der Reinheit auch durch den Nichtfach- MEA x T9
w; ihre Ursache in einer zu- großen ialisierung sabireichar Ärzte und | Tann 9 Be. N oringt die erste Monographie, dieser Art I Ri Be
f einer zu theoretischen Ausbildung derselben hatten. Die früheren ver- Auch. UT. DEN. ran Anees ee SVETU: | E. Rost (Berlin). A De
p . geblichen Versuche, diese schon längst erkannten Mißstände: zu be- | Dionys Fuchs, Praktische Hygi ene und Bekämpfung der Me
o seitigen, werden besprochen. Eine Besserung erwartet Schwalbe | I! nfektionskrankheiten im Felde. Mit 29 Skizzen und EEEE
| m erster Linie von der Vervollkommnung der diagnostischen und | Abbildungen. Wien und Leipzig 1918, Wilh. Braumüller. 228 Seiten. ne in ne.
5 = vn „peutischen Technik des Praktikers, Verkürzung und insbesondere M8—.. l i = = Be:
f i nn Aeng, stellenweise freilich auch Erweiterung des wissenschaft- | „Unsere reichhaltigen Erfahrungen über die Durchführung der M 1H: nA
f nn en Lehrstoffs, namentlich aber Verstärkung der praktischen Schu- praktischen Hygiene und die Bekämpfung der Infektionskrankheiten 1
y Er Durch Konzentrierung des Unterrichts in ‘den Hauptfächern | im Felde. werden vielfach auch für die kommenden Friedensjahre maß- E
“Könnte Zeit für die sogenannten Nebenfächer gewonnen werden, be- | gebend sein. ` Obiges Werkchen läßt erkennen, daß der Verfasser es Bu <
rs für die soziale Medizin. Neugestaltet müßte der Unterricht-| verstanden hat, in klarer Darstellung das Wichtigste aus diesem: ge- i AM ETAG e
| waltigen Gebiet der Gesamtheit unserer Ärzte vorzuführen. _ Vieles, FE he 2
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o. W919 =- MEDÐIZINISCHE KLINIK — Nr.7.
16. Februar.
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Vereins- und Auswärtige Berichte.
i Berlin.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 29. Januar 1919.
Vor der Tagesordnung. Axhausen: Fälle zur totalen Öso-
phagoplastik. Vor etwa drei Jahren hatte A. einen Kranken vorge-
stellt, bei dem er wegen hochgradiger Verengung der Speiseröhre eine
der Hirnrinde, da keine Bewußtseinsstörungen da sind und die Sprach-
störung nicht aphasisch ist, wohl Störung der Bahn. Nitroglycerin
scheint Besserung zu bewirken.
2. Wilsonsche Krankheit (Dystrophia lenticularis progressiva).
en Te -7
totale Ösophagoplastik vorgenommen hatte, zu der er sich folgenden
Verfahrens bediente. Fs wurde eine D)ünndarnschlinge aus dem Zu-
sammenhang ausgeschaltet. an dem einen Ende mit dem Magen ver-
einigt. Das andere Ende wurde durch einen Spalt in der Linea alba
an die Körperoberfläche geleitet. Mit diesem Ende wurde eine aus
der äußeren Brusthaut gebildete Hautröhre vereinigt, deren oberes Ende
mit dem Halsteil des Ösophagus zusammengebracht wurde. Die so zu-
stande gekommene Speiseröhre funktionierte wie eine an richtiger
Stelle befindliche. Diesen Kranken zeigte A. erneut. A. hatte dann
bei einem Kinde aus demselben Grunde diese Operation mit gutem Er-
folg ausgeführt. Bei ihm war aber der Schlitz in der Linea alba etwas
zu klein. sodaß die Ernährung etwas langsamer als bei einer gesunden
Speiseröhre erfolsen konnte. .\. wollte den an sich unbedeutenden
Mangel durch eine Erweiterung des Spalts beseitigen. Der Knabe
starb- aber nach der Chloroformnarkose.. Die pathologisch -anato-
mischen Präparate dieses Kindes werden gezeigt. Schließlich berich-
tete X, über einen dritten so operierten Kranken. der sich das Leben
nahnı, weil durch die Einberufung \.s zum Militär bei dem Manne
Bedenken entstanden, ob die Operation. die nahezu abgeschlossen war,
zur endgültigen Durchführung kommen werde Hirschmann be-
richtete über zwei mit derselben Methode erfolgreich ausgeführte Ope-
rationen, von denen die eine noch nicht abgeschlossen ist.
Tagesordnung. J. Joseph: Zur Gesichtsplastik mit besonderer
Berücksichtigung der Nasenplastik. .\n einer großen Fülle von Licht-
bildern und an Kranken werden die Ergebnisse plastischer Gesichts-
operationen gezeigt, zu deren Ausführung .J. sich bekannter, zum großen
Teil aber auch eigener Methoden bedient. Fritz Fleischer.
e-
l Breslau.
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.)
Sitzung vom 29. November 1918.
Jadassohn: Krankenvorstellungen. 1. Fall von Kerion
Celsi mit disseminiertenpapulösen KEfflorescenzen,
Licehentrichophytieus, der als Symptom einer allergischen
Re ıktion gegen Trichophytonpilze und :ihre Prodakte aufzufassen ist,
9, Sklerod.ermie (en plaques) mit Pigmentierungen, daneben l’orm
‚ der Kartenblattsklerodermie im Anschluß von Striae, 3. Kriegs-
melanose. die in der hiesigen Klinik häufig beobachtet wird (ein-
- mal nur Schleimbautpigmentierungen), 4 Lupusepitheliom,
>. Fall. mit farblosen \Melanomen, ©. Moulage eines Epi-
thelioms in der Leistenbeuge mit Ulcus-rodens-artigen
Basalzellenepitheliomen in der Umgebung.
Minkowski: Krankheitsfälle: 1. Uhylurie aus Harn-
röhre. offenbar auf I,ymphangiektasien in ihr beruhend, bei gleich-
zeitigem Bestehen von l,ymphangiektasien an den unteren Extremitäten,
9 ` Bericht über Besserung einer hartnäckigen Pleuritis sicca durch künst-
lichen Pneumothorax.
E. Frank: Folgen einer Granatsplitterverwundung vom 8. August
waren atropbische Lähmung der Cuceullaris. Heiserkeit, ltecurrens-
lähmung und Hemiatropbie der Zunge. Der Granatsplitter muß dort
liegen, wo Accessorius und Hypoglossus nahe beieinanderliegen. Die
Lähmung der Schlundmuskulatur kommt in einer bisher noch nicht
beschriebenen Weise sehr schön im Röntgenbilde zur Darstellung da-
durch, daß der Sinus piriformis eine Zeitlang gefüllt bleibt. |
Gerson: Hypertrichosis nach Schußverletzung. Sie tritt inımer
in einem Gebiet ein, wo Tiefensensibilität erhalten und Oberflächen-
sensibilität etwas herabgesetzt ist. Das Besondere ist hier, daß das
lanugoartige Haarwachstum am ganzen Körper eingetreten ist.
Sitzung vom 13. Dezember 1918.
| Dreyer: Methode bei schlecht granulierenden torpiden Wunden.
Es wird die Wunde mit Jodtinktur bestrichen, darüber Gaze mit H202
getränkt, darüber undurchlässiger Stoff, Salbenlappen, täglicher Ver-
bandwechsel.
© Stertz: i. Periodisches Schwanken cerebraler Funktionen. In
Gestalt von Störung der Sprache und des Ganges treten bei dem vor-
gestellten Patienten alle 2!’ bis 4 Minuten Schwankungen der Hirn-
funktion auf. Die Lokalisation ist nicht ganz sicher, bestimmt nicht in
Tremor, Demenz, Muskelspasmen in Gesicht, Extremitäten und im
ganzen Körper, Erschwerung der Sprache und des Schluckens. bis zum
Unvermögen sich steigernd, sind für diese einige Monate bis Jahre
sich hinziehende Krankheit, die öfter familiär auftritt, charakteristisch.
Die Obduktion ergibt immer eine symmetrische bilaterale Degeneration
im Linsenkern, auch eine eigenartige Cirrhose der Leber, die im Leben
keine Erscheinungen macht. Mit Lues besteht keine Verbindung. In
vorgestellten Fall ist allerdings der Wassermann positiv, daher Schmier-
kur eingeleitet. Emil Neißer.
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Gießen.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 8. Januar 1919.
Vossius: Demonstration eines operierten Falles von Orbital-
schußverletzung. Es handelte sich um eine Splitterverletzung bei einer
Sprengung. Bei dem Patienten war das Auge stark vorgetrieben und
völlig bewegungslos. Vortragender machte die osteoplastische Resektion
der äußeren Orbitalwand. dann wurde der magnetische Fremdkörper
mittels des Klektromagneten entfernt. Nach der Operation ging die Vor-
treibung des Bulbus rasch zurück. Im Anschluß an die Demonstration
macht Vortragender allgemeine Bemerkungen über Fremdkörper in der _
Orbita. Sobald stärkere Reizerscheinungen auftreten, ist die Entfernung
des Fremdkörpers anzuraten.
Sommer: Die Mechanik der Hirntumoren. \ortragender geht
aus von der alten Erfahrung. daß bei Hirntumoren häufig trotz gut
gelungener Operation der Exitus auftritt. Eine Antwort auf die Frage
nach der Ursache solcher Todesfälle gibt die Betrachtung von Schnitten
durch die Gehirne solcher Fälle. Es ist ganz erstaunlich, wie boch-
gradig die \'erdrängungserscheinungen sind, die von einem Tumor aus-
gehen. Die gesunde Seite ist häufig ganz auf die Seite gedrückt.
Wenn nun ein großer Tumor entfernt wird, entstehen selbstverständ-
lich starke Circulationsstörungen. Sie sind der Anlaß für den unglück-
lichen Ausgang an sich günstig gelagerter, gut operierter Fälle.
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Sitzung vom 23. Januar 1919.
Gotschlich: Hygienische Betrachtungen über Volksernährung
im Kriege. Vortragender geht zunächst auf die jüngst in Berlin im
Langenbeck-Virchow-Hause veranstaltete Ärzterersammlung ein, die
sich mit der lebensmittelnot in Deutschland befaßte. Es ist kein
Zweifel, daß viele Hunderttausende der Zivilbevölkerung an Entkräftung
infolge von Unterernährung zugrunde gingen. Ein sehr gutes Bild
von den tatsächlichen Verhältnissen gibt das Verfolgen der Dual b-
lichkeitskurve. Diese zeigte 1915 ein Ansteigen um 10%, 1916
von 14%, 1017 von 18%, 1918 von 38%. Es werden dann eingehend
die hierbei unterlaufenden Fehler besprochen, insbesondere der Ein-
fluß der Grippe auf die Zahlen von 1918. Man darf wohl annehmen,
daß über 700 000 Menschen (der Zivilbevölkerung) der: schlechten Er-
nährung zum Opfer gefallen sind. Die Sterblichkeit stieg besonders
an bei alten Leuten. dann bei Tuberkulösen. Bei den über 60 Jahre
alten Leuten z. B. war 1917 die Sterblichkeit um 37% höher als nn
Vortragender beleuchtet diese Verhältnisse noch im einzelnen, eh
die Unterschiede in Stadt und Land und geht dann nach kurzen w
weisen auf den Nahrungs- und speziell den Eiweißbedarf auf die Er
während des Krieges verfügbar gewesenen Nahrungsmittel ein. =
| kein Zweifel, daß überall Unterernährung eintreten mußte. \ ab
trotzdem die Mehrzahl der Menschen voll arbeitsfähig blieb, so mM z
man daraus eine staunenswerte \npassungsfähigkeit des Kan >
die veränderten Ernährungsverhältnisse entnehmen. | °
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Greifswald.
Medizinischer Verein. Sitzung vom 10. Januar 1919.
Aussprache zum Vortrag Schöne:
| Morawitz berichtet über seine Erfahrungen |!
indirekten-Transfusion bei schweren Anämiel zu
molytische Anfälle treten öfter auf und entsprechen im Bilde en
einem Anfall von paroxysmaler Hämoglobinurie. Die Wirkung 4
Transfusion bei schwerer Anämie muß als eine indirekte er
auf’ Knochenmarkreizung zurückgeführt werden. Was die Erha htigt
der transfundierten roten Blutkörperchen anlangt, so muß berücksit
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und die Sprach-
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der Citronensäure ist in: heißem Wasser. unlöslich, auch bei alkalischer
keine Schlüsse ziehen auf das Verhalten der Säure im lebenden Blut.
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16 Februar. f. C 16. Februar. I Er 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK: -Nr. 7. $ 4 | =
= werden, daß es sich jà nicht um lebende-Zellen im strengen ‚Sinne des | fische Behandlung. Verschiebung der Diphtheriediagnose zugunsten
| .| der leiehten Fälle, durch die bakteriologische Untersuchung.
_ Gleichwohl ergab Nachprüfung der Bingelschen' Versuche
‚beim Tier die bekannte glänzende Wirkung des antitoxischen
Serums, ein völliges Versagen des normalen. Pferdeserums. Die Ver-
suche wurden nicht mit Toxin, dessen. Identität mit ‘dem bei der
‚menschlichen Diphtherie die Krankheit, auslösenden Agens keineswegs
feststeht, angestellt, sondern mit Reinkulturen.. Gleichwohl sind
E | | er die Versuche :nicht geeignet, die Ergebnisse Bingels zu widerlegen.
© ` Sehbulz: Von einer besonderen Giftwirkung der Citroniensäure | Die ja bekannte, in-Tausenden von Versuchen seit Jahren erprobte Wir-
-oder ihres Natriumsalzes als solches’ ist mir nichts bekannt. Im Über- | Kung des antitoxischen Serums in Meerschweinchenversuch
- maß eingeführt wird sie natürlich sich ebenso‘ in ihrer Wirkung äußern | beweist bei der vollkommenen’ Verschiedenheit der Verhältnisse nur
müssen :wie jede andere Säure auch. Aus eigenen Versüchen weiß ich, | wenig für die menschliche Pathologie. Hier ist allein der klinische
. daß die reine Citronensäure in 10 %iger und stärkerer Lösung ganz gut
-fäulniswidrig wirkt, wie sie denn auch in den achtziger Jahren klinisch
zu äußeren antiseptischen Zwecken benutzt worden ist. Das Kalksalz
“ Wortes handelt; ‚sondern daß die roten Blutkörperchen ‘auch schon
: " normalerweise sich im Zustande einer langsamen Nekrobiose befinden.
‚Jedenfalls ist so viel sicher, daß die transfundierten- roten Blutkörper-
chen ziemlich Jange Zeit der Funktion des Sauerstoffaustausches dienen,
können. Die:Infusion großer Mengen von citronensaurem Natron, in
die Venen ist vielleicht als bedenklich zu bezeichnen, da das citronen-
saure Natron kalkbindend wirkt und kalkbindende Salze eine Giftwir-
x
-kung entfalten...
lichst vielen Stellen in der gleichen mustergültigen Anordnung zu
wiederholen. > ua ae i :
Hannemann:
`
über
anderer Seite veröffentlichten decken, Besonders hervorgehoben zu
werden verdienten ein Fall von disseminierten Nierenabscessen und drei
- Fälle_ von Grippediphtherie. . Bei diesen sind die Prädilectionsstellen
der epidemischen Rachendiphtherie frei und nur die Schleimhäute der
großen Luftwege die Ansiedlungsstellen der .Diphtheriebacillen. Wie
bei vielen ‘anderen Infektionsstellen, Scharlach, Masern, schwarzen
'Pocken, so tritt auch bei der Grippe im Anfang ein Katarrh der
großen Luftwege, auf, von deren Schleimhäuten nun bei der Grippe
die, mannigfachsten Bakterien gezüchtet. worden sind, Da alle diese
verschiedenen Erreger nicht für die gleiche Erkrankung in Betracht
kommen können, glaubt H. schließen zu müssen, daß sie alle nur
sekundäre Ansiedler seien. Der Erreger der Grippe ist uns nach wie
‚vor völlig unbekannt. H. weist auf die Überschätzung hin, die den
Bakterien bei der Epidemiologie heute zuteil wird, und glaubt, ‘daß
‚Reaktion. der Lösung, beim Erkalten des. Wassers geht der Nieder-
: schlag wieder. in Lösung. Allerdings lassen sich daraus unmittelbar
' Da aber die Citronensäure im Organismus verhältnismäßig rasch und
... „leicht verbrannt wird, im Gegensatz zur Oxalsäure, so läßt sich wohl
-- daran denken, daß die_Citronensäure oder besser ihr Natriumsalz nicht
obne. Vorteil zu dem vom Vortragenden erwähnten Zweck sich wird
. verwenden lassen... 0. 2 u e
._ Friedberger: Im Anschluß an die Ausführungen des Herrn
Morawitz über Isolysine wird auf die Bedeutung, die besonders die
Isoagglutinine für .die Störungen bei Isobluttransfusionen haben, hiù-
gewiesen: : Im Anschluß daran wird die Verschiedenheit der Iso- und
‚Heteroagglutinine des menschlichen Serums bei den einzelnen Individuen
‚besprochen, sie sind anscheinend .bei jedem Menschen anders (Ver-
erbung nach dem Mendelschen Gesetz). Nur.bei eineiigen Zwillingen
~ Sind nach. früheren Untersuchungen von Schiff unter Leitung von
.Friedberger die Agglutinine identisch. í s
~ Georg Schöne: Schlußwort. -Die Frage, wie lange das trans-
_ fundierte _körperfremde- menschliche Blut überlebt, ist mit äußerster
‚Vorsicht zu beantworten, Es ist denkbar, daß ein Gewebe, wie das
Blut, dessen Stoffwechsel-und Zellvermehrungsfähigkeit nach den Aus-
. führungen des Herrn Morawitz sehr stark eingeschränkt sind, sich
‚relativ länge hält. Andererseits unterliegen die roten Blutkörperchen
, zweifellos äuch im strömenden Blut einer etwaigen Einwirkung von
`" Agglutininen, Lysinen usw. Wie kompliziert die Dinge bei der homöo-,
- plastischen Transplantation ‚liegen, zeigt die Erfahrung, daß im Tier-
-experiment der Hautaustausch' zwischen Eltern und Jungen. bisher in
zahlreichen Versuchen, wenn überhaupt zu einer Anbeilung,’ dann nur
Zu emer einseitigen ‘geführt hat. Doppelseitige Anheilungen sind nur,
nach dem Hautaustäusch zwischen Geschwistern aus. einem Wurf, und
. 2War. nur ausnahmsweise beobachtet worden. Daß homöoplastische
Haut: definitiv -anheilt, kommt nach meinen experimentellen Erfahrungen
nur im Falle von naher Blutsverwandtschaft zwischen Spender und
mpfänger‘ vor. Das Mißlingen des Gewebsaustausches zwischen Bluts--
‚ verwandten ist aber auch im Tierversuch die Regel. Für den Arzt ist
es wertvoll zu wissen, daß nach den übereinstimmenden Ergebnissen
von Theorie-und Praxis die Erhaltung eines großen Teiles des trans-
‚ Blutes in- funktionsfähigem Zustande. über mehrere Tage
der Erkenntnis der Epidemien näher briogen können, daß aber niemals
eine Disziplin allein diese Fragen wird lösen können. m |
Aussprache zu dem Vortrag Hannemann. Friedberger:
Konitz er nie Influenzabacillen, nur Diplostreptokokken- gefunden
worden sind. Aber in dem letzten Stadium der Epidemie hat sich das
Bild völlig verschoben. Zurücktreten der Diplostreptokokken und reich- `
früher, von Sobernheim in Bern sowie Fränkel in Heidelberg
beobachtet worden. Wir hätten hier eine bis dahin unbekannte Vegetations-:
folge zweier Bakterien bei ein und derselben Krankheit. , ->
—
(l v
a: Rd | Hamburg. | n
Bu Ärztlicher Verein. , Sitzung vom 26. November 1918. `
-Oehlecker berichtet über eine neue Uterusfixationsmethode,
die Promontoriifixur. Er hat sie bei Totalprolapsen des Uterus und
besonders bei den Fällen angewandt, bei denen ‚die Interpositions-
methode von Schauta- Wertheim keinen Erfolg. mehr versprach.
Das Verfahren besteht darin, daß das Collum uteri-an der Knorpel-
scheibe zwischen fünftem Lenden- und erstem Kreuzbeinwirbel.mit zwei
starken querliegenden Seidennähten fixiert wird. Es hat den ventri:
fixierenden Methoden gegenüber eine Reihe Vorteile. ‘Die Operation
fundierte
angenommen: werden darf. Damit kann aber viel geholfen sein. en genül | |
.Friedberger: Vergleichende ‘Versuche über die Wirkung nor- | wurde bis jetzt 25 mal ausgeführt. In keinem Falle wurde eine Schä-
digung oder eine Beeinträchtigung der Darmtätigkeit beobachtet.. Die
ae
malen Pferdeserums auf die. künstliche Infektion des Meerschweinchens
mit Diphiheriebacilien. Vortragender 'bespricht zunächst die Einwen- `
dungen von. Czerny sowie Bonhoff gegenüber den Befunden
Bingels einer. gleichwertigen Wirkung normalen und antitoxischen
p ferdeserums 'auf -die Diphtherieinfektion des Menschen. Diese Ein-
wendüngen erscheinen ihm nicht stichhaltig. Die angeblichen stati-
`> Stischen Beweise-für die Bedeutung des Diphtherieserums ‘werden
zurückgewiesen. Die Abnahme der Diphtherie init der Einführung des
„Beilserums ist nicht überall hervorgetreten; an anderen Orten ist sie
Jetzt der Einführung des Serums wesentlich vorangegangen, an anderen
wieder ist der Diplitherieverlauf.durch: das Serum überhaupt nicht be-
‚Patientin, einer Frau von 76 Jahren,. wurde neben der Promontorio- :
fixatio gleichzeitig eine faustgroße Leistenhernie von innen her' operiert,
Vortrag Rumpel: Über Influenza (klinischer Teil). Die Bak-
teriologie hätte sicher feststellen können, ob.die jetzige Influenza die-
selbe ist wie die von 1889/90. Sie hat jedoch versagt. Der Pfeiffersche
Influenzabacillus konnte im Barmbecker Krankenhause nicht als Er- -
reger der Epidemie nachgewiesen werden. Auch anderswo ist die
Frage strittig. ‚Wir sind daher rein auf klinische und epidemiologische
: Beobachtungen angewiesen. Es muß mit einem einstweilen noch un-
-
hat mit den akuten Exänthemen vieles gemeinsam (Flüchtigkeit des
einflußt. Es handelt sich bei dem scheinbaren Zusammenhäng um einen
Ausschnitt aus der ganz .gesetzmäßig verlaufenden allgemeinen Di- - B |
‚phtheriekurve. Trotz immer intensiverer Serumbehandlung ist ein An- | Erregers, Art der ‘Ausbreitung, wechselnde Schwere der einzelnen Epi-
RE i ji demien, verschiedene Häufigkeit der einzelnen Komplikationen). Sie
Äbnlich den Masern besteht
steht zwischen Masern und Scharläch.
Neigung zu katarrhalischen Erkrankungen der oberen Luftwege. mit
anschließender Lungenentzündung, ähnlich deni Scharlach ‘die Neigung-
zu den gleich nach Ausbruch der- Krankheit einsetzenden Strepto-
stieg der Diphtherie an vielen Stellen von neuem hervorgetreten. Gegen
‚die Bedeutung des Serums spricht auch. die Tatsache, daß eine Ab-
nahme der Sterblichkeit trotz der allgemeinen Serumbehandlung nur
Dei Kindern, kaum aber bei'ErWachsenen zu finden ist., Der Scharlach
hat relativ in gleicher Weise wie Diphtherie abgenommen, ohne speci-
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‚Erfolg entscheidend. Die Versuche Bingels sind deshalb'an mög-
| Anatomischer Befund bei Grippe. H. berichtet
seine Befunde bei.Grippe, die sich im allgemeinen mit den von.
nur die vereinten Anstrengungen aller medizinischen Disziplinen uns
Es wird darauf hingewiesen, daß in den früheren Grippefällen mit
liches Auftreten von Influenzabaeillen. Ähnliches ist, wenn auch zeitlich
Frauen waren meist gegen 50 Jahre alt und älter. Bei der ältesten .
bekannten Kontagium der Influenza gerechnet werden. Die Influenza
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- kokken-Allgemeininfektionen.
Das Gefährliche bei den Exanthemen ist
die Mischinfektion. Das ist etwa das, was man den Genius epidemicus
nennt. Wenn Jahre vergehen und die Bevölkerung nicht durchseucht
ist, so treten erst leichte Fälle auf. Später steigert sich die Schwere der
Erkrankungen, Die jetzige Epidemie zeigt weitgehende Übereinstim-
mung mit früheren Epidemien. Fast alle Influenzakranken klagen über
Schmerzen längs der Trachea. Das beruht auf nekrotischen Herden
in der Trachea. Auffällig in dieser Epidemie war die Schlaffähigkeit
der Kranken. Anginen wurden selten beobachtet, Nasenbluten häufig.
Einzelne Fälle verliefen foudroyant binnen 24 Stunden. Die Sektion
ergab pneumonische Veränderungen und schwere nekrotisierende Tra-
cheitis und Bronchitis. Manche Fälle erinnerten an Lungenpest, ohne
daß sie es waren. In der Bevölkerung hatte sich das Gerücht davon
verbreitet. Bei der Influenzapneumonie traten verhältnismäßig häufig
Hämoptysen auf. Es kamen akute Abscedierungen und Bronchiektasen-
bildungen vor mit auffallend geringem putriden Sputum. Die Lungen-
entzündungen gingen rasch auf die Pleura über. Es entwickelten sich
Empyeme mit sehr schlechter Prognose. Vor frühzeitiger Rippen-
resektion ist zu warnen. Man warte, bis die entzündlichen Erschei-
nungen zurückgegangen sind. Auffallend war, daß einzelne Exsudate
nach Punktionen wieder serös, ja sogar aufgesaugt wurden. Protra-
hierter Verlauf der Influenzapneumonie ergibt unter Umständen ein
durchaus tuberkuloseähnliches Krankheitsbild. Einen kritischen Abfall
sah R. nicht. Im Gegensatz zu 1889/90 waren echte Herzkomplika-
tionen relativ selten. Gastroenteritische Erscheinungen zeigten sich
besonders bei Kindern sehr häufig. Vereinzelt wurden auch rein ente-
ritischeVerlaufsformen beobachtet. Die Leukocytenwerte waren bei unkom-
plizierterInfluenzameistnormal. häufig auch etwas herabgesetzt. Auffallend
war die Leukopenie. Mit Leukopenie komplizierte Lungenentzündungen
haben eine schlechte Prognose. Ziemlich häufig* wurden Komplika-
tionen der Grippe mit echter Diphtherie beobachtet. Über die Therapie
ist wenig zu sagen. Die verschiedenen Sera (Streptokokken-, Rekon-
valeszenten- und ein neues Grippeserum) waren ohne Erfolg. Ebenso
Kollargol und das Milcheiweißpräparat Aolan. Man kehrt am besten
reumütig zu den alten Mitteln Lindenblütentee und Antipyrin zurück.
Reißie.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Die obligatorische Familienversicherung. In
einer von Vertretern der Groß-Berliner Gemeinden, der Berliner Ärzte-
schaft und der Krankenkassen zahlreich beschickten Versammlung ist
unter dem Vorsitz des Herrn Oberbürgermeisters von Berlin, Exzellenz
Wermuth, am 10. Februar ein Beschluß gefaßt worden, der über
die Grenzen von Groß-Berlin hinaus bekannt zu werden verdient, weil
er die die gesamte deutsche Ärzteschaft ebenso wie die Krankenkassen
< außerordentlich stark interessierende Frage der Einbeziehung der Frauen
und Kinder der Kassenmitglieder in die Krankenversicherung in Fluß
zu bringen geeignet ist. |
Der Beschluß geht dahin, an den Staatssekretär des Reichs-
arbeitsamts das dringende Ersuchen zu richten, „mit möglichster Be-
schleunigung durch geeignete Maßnahmen, bei denen die berechtigten
Interessen aller Beteiligten (Gemeinden, Krankenkassen, Verbände der
deutschen Ärzteschaft) die gebührende Berücksichtigung finden, even-
tuell durch Notverordnung, die Einführung der lamilienversicherung
bei den Krankenkassen herbeizuführen“.
Den äußeren Anlaß zu diesem Beschluß gab der Umstand, daß
die bisherige unentgeltliche ärztliche Versorgung zahlreicher Familien
von Kriegsteilnehmern, die die Kommunalverwaltungen eingerichtet
hatten, nach der Demobilmachung mehr und mehr im Abbau begriffen
ist. Dadurch entsteht die große Gefahr, daß diese Familien in Zukunft
aus Mangel an pekuniären Mitteln nicht in der Lage sein werden, sich
rechtzeitig und in ausreichendem Maße ärztliche Hilfe in Krankheits-
fällen zu verschaffen. Nach den mit der unentgeltlichen ärztlichen
Versorgung dieser Familien während der Kriegsdauer ‚gemachten guten
Erfahrungen erscheint es notwendig, hierin keine Lücke eintreten zu
lassen, sondern dafür Vorsorge zu treffen, daß diesen Familien auch in
Als der einzige Weg zu diesem Ziele erscheint der der zwangsweisen
!inführung der Familienversicherung durch die Krankenkassen, da der
größte Teil derjenigen Familien, die bisher durch die Kriegsfürsorge
unentgeltlich ärztlich versorgt waren, weil ihre Häupter Kassenmitglieder
sind. in Zukunft durch die Krankenkassen ärztlich versorgt würde.
' Auch auf ärztlicher Seite hat man sich nicht der Einsicht ver-
schließen können, daß Maßnahmen notwendig sind, um den der Volks-
gesundheit aus ungenügender ärztlicher Versorgung drohenden Ge-
fahren vorzubeugen; man hatte nur erhebliche Bedenken, diese für alle
daran beteiligten Faktoren eminent wichtige Frage durch eine Not-
verordnung zu regeln. Man wünschte ärztlicherseits in erster Reihe
eine Regelung der ganzen Frage durch gesetzliche Maßnahmen, ob-
wohl man nicht verkannte, daß bis dahin unter den obwaltenden Ver-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7.
. Mohnkapseln davon nur noch Spuren.
Zukunft ärztliche Bebandlung in auskömmlichem Maße zuteil werde,
» Deo <
. F ECPTUAL,
er:
—_—.
hältnissen noch sehr lange und kostbare Zeit hingehen könne. Man
stellte diese Bedenken aber zurück angesichts der durch eine zu lange
Verzögerung der Volksgesundheit drohenden Gefahren und nachdem
durch eine ärztlicherseits angeregte und von der Versammlung gut-
geheißene Abänderung eines ursprünglich vorliegenden Antrages Sicher-
heit geschaffen war, daß die Vertretungen der Ärzteschaft vor den zu
erlassenden Maßnahmen gehört werden. St.
Als Tabaksersatzstoffe sind die Blätter, die Stengel
und die reifen Kapseln des im Inland angebauten Mohnes empfohlen
worden. Das Gesundheitsamt weist darauf hin, daß eine Verwendung
dieser Pflanzenteile als Rauchkraut die Gesundheit gefährdet. Auch
der in Deutschland angebaute Mohn enthält Opiumalkaloide. Das Opium
verdankt seine Wirksamkeit einer großen Zahl von Alkaloiden. und zwar
ist der Milchsaft der unreifen Kapseln daran am reichsten. Unter ihnen
befindet sich das Morphin. Während der weiteren Entwicklung der
Pflanze werden die Alkaloide wieder verbraucht. daher enthalten reife
Aber auch in den Kapseln
des reifen Mohnes sind nennenswerte Mengen von Morphin gefunden
worden, also ist auch die Verwendung der reifen Kapseln bedenk-
lich. ganz abgesehen davon. daß der Zustand der Reife der Kapseln
nicht immer erkannt wird und unreife und halbreife Kapseln leicht
mit verarbeitet werden. Es ist ferner damit zu rechnen, daß un-
zersetztes Morphin in den Rauch beim Opiumrauchen übergeht. Auch
bei der Verwendung der Mohnpflanzen als Rauchkraut ist damit zu
rechnen. daß kleine Morphinmengen in den Rauch übergehen. Es ist
übrigens von der Mohnpflanze anzunehmen. daß nicht nur die Kapseln,
sondern auch die übrigen Teile. wenn auch in geringerer Menge, Alka-
loide der Morphingruppe enthalten. Also nicht nur die Kapseln, sondern
auch die Blätter und die Stengel des Schlafmohnes sind als Tabak-
'ersatzstoffe zu vermeiden.
Außer den unentgeltlichen Fortbildungskursen veranstaltet das
Centralkomitee für das ärztliche Fortbildungswesen im Monat April
unter Mitwirkung des Seminars für soziale Medizin Vorträge aus
dem Gebiete der sozialen Medizin im Kaiserin-Friedrich-
Haus, Berlin NW 6, Luisenplatz 2-4. \on dort sind Teilnehmerkarten
zu erhalten und werden auf Wunsch Programme zugesandt.
Berlin. Das Auftreten von Pocken in der Familie eines’ zu-
gewanderten polnischen Arbeiters hat den Anlaß gegeben zu emer
olücklicherweise nur in milder Form aufgetretenen Pockenerkrankung
des behandelnden Arztes.
Frankfurt a. M. Außer der Kuranstalt Hohe Mark hat
die Stadt jetzt auch die aus landschaftlich schön gelegenen Land-
häusern bestehende und unter eigener ärztlicher Leitung stehende
Köpperner Anstalt zur Behandlung aller Nervenkrankheiten mit Aus-
nahme erregter Geisteskranker eingerichtet. Mit der Heilstätte ist
eine Zweiganstalt in Friedrichsdorf verbunden, in der vor
wiegend nervenkranke und unterernährte Kinder Aufnahme finden sollen.
Die Assistenten der Berliner Krankenhäuser, Irrenanstalten und
sonstigen medizinischen Institute und solche Ärzte, die mit einem em-
zelnen Arzte in einem Vertragsverhältnis stehen, haben sich am
20. Dezember zu einem Verband angestellter Ärzte Groß-
Berlins zusammengeschlossen. Dieser Verband tritt als selbständige
Abteilung in den Leipziger Verband und hat das Recht. Delegierte
zur Ortsgruppe Berlin des L. V. zu senden. Meldungen bei Dr. Schön-
feld, Äuguste-Viktoria- Krankenhaus, Schöneberg, Canovastraße.
Berlin. Der Magistrat stellt vom 1. April ab 20 Schul-
schwestern und je einen Facharzt für Augen-, Ohren- und Nervenleiden
gegen Privatdienstvertrag an mit der besonderen Aufgabe, die schul-
ärztliche Fürsorge an den Gemeindeschulen zu übernehmen.
Berlin. Der ehemalige Professor der Chirurgie in Breslau
Geheimrat Fischer, SSjährig, gestorben.
Breslau. Dr. Simon, Assistent der chirurgischen Abe nn
des Allerheiligenhospitals, zum Chefarzt des Augustahospitals gewal”-
Erfurt. Geh. San.-Rat Dr. Zschieche, Direktor der Pro-
vinzialhebammenanstalt und bekannter Altertumsforscher, 70 jähnig,
gestorben, RR
Der englische Arzt, Dr. Tanner, der vor 40 Jahren durch ein
vierzigtägiges Öffentliches Fasten in London Aufsehen erregte, im Alter
von 91 Jahren gestorben.
Hochschulnachrichten. Berlin: Der ehemalige I,
fessor der Botanik Schwendener, der als Lehrer der Botanik
große Reihe von Medizinern unterrichtet und geprüft hat, yole ;
das 90. Lebensjahr. — Prof. Kopsch zum 2. Prosektor am Ana A
mischen Institut ernannt. — Bonn. Prof. Sobotta (Königsharg.
als Direktor des Anatomischen Instituts berufen. — Freiburg i lo
Prof. Dr. Oehler, I. Assistent der Chirurgischen Klinik, zum Dire 2
der chirurgischen Abteilung des Henrietten-Krankenhauses in HannoY
gewählt. — Tübingen: Dr. Vogt zum Oberarzt der Frauenklinik
ernannt.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld. Berlin W 8.
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16. Febr, T vr thi a e en a
Kim f Np, 8:(742): XV. Jahrgang. . . TR
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p, und gwit Ee i p p aT T | | l DO A
Unter bue ve redigiert von. | u | | ` Verlag von o
icklung dtt rofessor Dr. Kurt Brandenbur u, “m z -i DRASS aa Be
halten ik | Berlin : f „ Urban & Behwnrzenberg an
= ; . Berlin = ae
Inhalt: Originalarbeiten: F. Pinküs, Der Haarausfall nach Gri | das Die an: BE SEE a Bez CRAEN,
i 5 : e, .V 1 17 s ` H i > P 2
en aa anf AEA OT AAN r Old u
| und ihre Hämatologie. W. Kotzenberg, Eine neue Prothese mit direktem Muskel j erative ä ' . ST.
- I Kae | anschluß y des E
ne ee, Mysofibrom am Oberschenkel mit ungewöhnlich hellem Wachstum. (Mit 1 Abbildung) iiron, A
en rigeminusneuralgien. — Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens: ee ER Lern.
Geschwulst nd Trauma + a Ref ER ch! tem Gebiet Versicherungswesens: G. Hoppe-Seyler, Zu „Wilde: zti
Notizen. — Bücherbesprechun ae: % Rege D, Die Wundinfektion. im Kriege. — Aus den neuesten Zeitschriften, — Therapeutische Hl
besprechungen. Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Frankfurt a. M. Jena. Königsberg i. Pr. Wien Rundschau : KEDE
i Strauß, Zum hundertjährigen Bestehen des Stethoskops. — Tagesgeschichtliche Notizen. an en schau ý a
erlag behält sich das hl: ’ BER ee a u i . F
c ausschließliche Recht der Vervielfältigung und- Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortgtnalbetträge BR : | í ;
' ' ° ER a ae aa, a X ` ET S EIE 7 w d
Der Haarausfall nach Grippe. von 14 Jahren an und: bei jungen Frauen bis 30 Jahre höchstens ei i a
tippe. vi | nd: bei jungen Frauen bis 30 Jahre höchstens ein iif Aust.
a Ri: PP | Hs ar en šich im Kolbenhaarstadium, ` Uns heißt tot, be- ji: Er
: . ze $ 3: - aurer allmählich entstehende Neubildung ganz ver- ai a
Prof. Dr. Felix Pinkus einzelt ausgestoßen zu. werden, sind’jetzt bei weitem 5 MUREA: Gi;
| Pl, S a “lich zum Wachstumsstillstand Ge amen "85 berann ap ra D FE
wet ©. heiten eor wird nach vielen akuten fieberhaften Krank- | 2ember ein furchtbarer Haarausfall bei den erkrankt gewesäuen 1)
u; Rufe für d achtet. Namentlich stehen zwei in besonders schlechtem | Frauen. Je nach der Schnelligkeit des ‘Haarnachwuchses wurd U
a | die ur den Haarverlust, Scharlach. und Typhus. Während aber. .|' der Ausfall schon um Weihnachten sehr stark und steigerte. si h | 1 SRE
| ki gewöhnlichen infektiösen Erkrankungen nur hier und da einen | Ya Woche zú Woche, Größe Ballen ausgekämmten een i E
TRE efallen, :oder, falls sie epidemisch auftreten, Kinder, | {glich voller Trauer gefunden, das Bett liegt voller langer H a 1 TE
id BE Kriegsseuchen Männer befallen und bei beiden Ratego. | le Teppiche sind damit bedeckt, jeder Strich des Kaaa a. S = i
zi i hinte y bei starkem Haarausfall keinen besonderen Eindruck der. Bürste löst ‚Tränenströme aus,- mit. denen dem Verl et Fr aii SE
f #° ` fiebe ata ist es mit der Grippe anders. Der Haarausfall nach schönsten Frauenschmucks nachgeweint wird. Die Spre htm le 13) E
= bedeutet er Krankheit ist’eine Mauserung. Für Kinder und Männer des Arztes betreten Frauen mit. Schals um ‘den Kopf i d P ; [1 i
de genü et er nur für kurze Zeit eine’ Entstellung; der Nachwuch hüllen kurzes dünnes Kopfhaar, das.lange Haar ist Be 1.1 Me
genügt nach wenigen M Ä eh, S | liche Reste resi Sopihaar, das.lange Haar ist bis auf spär- Me En;
Br ` fälli i gen Monaten schon, um diese nicht-mebr auf- | > este geschwunden. Soweit ist der Haarausfall nach Gri a. ©;
I, | | der erscheinen” zu lassen. Ganz anders verhält: es sich, wenn | völlig demjenigen gleich, den wir auch von anderen akute TE |:
Le ein el Frauen betrifft. Eine Frau mit kurzem Haar ist | haften Krankheiten kannten, wenn auch die Zahl der zu zl i E | Ba.
Te ee ückliches Wesen, Nur Kunst kann ihr für lange Zeit die | Zeit beöbachteten Fälle nie so groß war. Dazü kommt a i RE 1
ie lO licher E Haartracht wiederschaffen, mit der sie sich in mensch- weiteres Symptom, welches die Sprechstunde des Nerv re i RERO
ot; ersetzt ar sehen lassen kann, ‘denn das ausgefallene Haar ebenso füllt wie die des Dermatologen. Die Kopfhaut ist Pe u) >ii
ra Kopfha IC langsam. Beim durchschnittlichen Wachstum des | ordentlich berührungsempfindlich, das durch die Haarverdünnu z T O E ERPRALIS
| naaa von 0,3 bis 0,4 in 24 Stunden ergibt ein’ halbes Jabr | 300r egoi nerte Frisieren wird durch die Schmerzen zur Qual, 7
| meer De als 6 cm Nachwuchs, und damit ‘ist nichts anzu- die nervöse Depression erhöht sich, um so mehr, wenn die Rek i ih Bo
|, Die Wiederherstellung eines frisierbaren Haares erfordert valeszenz nach der schweren Krankheit verzögert ist, dauernde in;
4 a wei e und länger. er | | Kopfschmerzen bestehen. Nur mit einer Form a = Í SE ee
oe un hat die letzt ; Jami ~ -| ausfäll ist diese Mischung von Haut- und Nervensymptomen ver- HAREE E
E 1918 besonders junge Se P p D ye ee . gleichbar, mit’ dem Haarausfall þei. E e pesa ha j 1) Te
den at der Krankheit erlegen, und die äbericbenden leiden e An re ungepeichm alıtsubnden sind, deren keines il.
ieh olgen der schweren Erkrankung, trotzdem der Körper ch eim Grippehaarausfall auftritt (dauernde, nächtlich exacerbierende Kal BR
Gen. Vollkommen erholt hat, in.Gestalt einer Kopfenthaaru Kopfschmerzen, areoläre. Form der Enthaarung; Leukoderma colli iT Ei Ve
E erade diese ] tidone Dar Ni s p arung. | fleckweiser Ausfall der‘ Augenbraue ERS a ee Gool- i E
to großen Tei etzte Epidemie hat vielfach ein Absterben eines | an den Oberlidern ü genbrauen und namentlich .der -Cilien . Ki Re
0 > eils der Kopfhaare erzeugt, | er, nun) ee o A aiin charakteristischer spindeliger. Ver- Bun ne:
it dem hohen Fieber starben die Haare ab, ihr Wachs- | der Syphilis absehen, ie Reankhame Plane a P ET Bi Ei i
- | fee Sr S- Papeln). ` x: at 2
tragisch nun das bisher geschilderte Krankheitsbild Eh ont. i ps i A
wickelt hat, so glückverheißend ist der weitere Verlauf... Di
sache des mehr oder weniger starken Haartodes Tat er are
nichts ändern.. Von diesen Haaren läßt: keines sich wieder zum
| Leben. erwecken. Aber der Follikel. lebt und funktioniert weiter
sein altes Haar ist tot, aber sein neues lebt und .sprießt schon
hervor, wenn das. alte ausgeht. Haar für Haar ersetzt sich, keins
weniger, aber auch keins mehr, der Haarbestand bleibt vollkommen
unangetastet. Nur statt der schönen langen Behaarung entsteht
zunächst ein kurzes dichtes Fell, wie. ein Mäusefell, bis. nach
> t PR
E ee Eur Senn Schlage unterbrochen, sie lösten sich von
Wie bei alle apille und gingen in das Kolbenhaarstadium über.
-stock des = anderen fieberhaften Krankheiten starb aber der Grund-
an die Ha aares, die Matrix, nicht ab, sondern machte sich sofort
mei bis d E LdEnE, Diese Neubildung erreichte nach etwa
u ee fonaten das Stadium, in welchem das junge Haar
und in es bestehenden alten Haarfollikel' durcbwachsen hat
Nun’ bevi en Verschluß löste, der das alte tote Haar festhielt.
&lnnt der Ausfall der nur noch lose haftenden alten Haare,
4
.—.
Te o reem -o
|
@ 1 i
E ER Salch des Kammes gehen, hunderte aus, und nur die
kuapper Not aare, die dem Tode am Tage des hoben Fiebers mit | einigen Monaten, also schon im Frühjahr. 1919,. die Härchen :so
| lingsten 7 E gangen waren, bleiben. Aber gerade die schönsten, | lang sein werden, daß sie anfangen sich umzulegen, Bis: aber die |
| abnahme und alle tot. Sie waren bereits im Stadium der Dicke- | ausreichende Länge für eine ordentliche Frisur erreicht ist; wird.
„stand leisten. konnten einem so heftigen Ansturin nicht Wider- |. manche Dame sich mit ‘der ‘Hilfe des Haarkünstlers behelfen
“3 eisten, Während in gesunden Tagen bei jungen Mädchen | müssen. une a mann ee
l 2 oo premene TOn
BT ORF NEE
EIER Rn Vet . TER
nn
180
noch nicht alle in ausreichender Weise beantwortet werden können.
_ Temperatur 40,7°. 17. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 86 mm,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 23, Februar.
Was ich bisher geschildert habe, ist der grobklinische Vor-
gang. Viele Fragen tauchen aber auf, von denen bei weitem
Diese Beobachtungsreihe könnte ich um ein Vielfaches ver-
größern nach den Fällen, welche ich bisher gesehen habe.- So
leicht auch die Untersuchung des Haares selbst ist, so besteht
doch noch ein zweites, noch leichter auffindbares Symptom, das
die stark hautschädigende Wirkung des Grippegiftes zeitlich an-
zeigt. Wie bei anderen schweren Krankheiten zeigen die Nägel
eine quere Furche, die nach etwa 100 Tagen sich in der Mitte
des Nagelblatts findet. Ein Blick auf die Hand der Kranken läßt
diese Querfurche, die als Beausche Linie bekannt ist, erkennen.
Oft ist sie deutlich an allen zehn Fingernägeln, oft kaum sichtbar
oder nur an den Daumen, oder noch am Zeigefingernagel, namentlich
rechts, zu sehen. Diese Linie entspricht genau der Marklosigkeit
des Haares, es ist derselbe Vorgang, Wachstumsbeschränkung der
Hautanhangsgebilde, hier am Nagel, der das ganze Leben lang
ohne Pause vorwärts geht, nicht wie das Haar von Zeit zu Zeit
wechselt, ausfällt und durch Nachwuchs eines neuen ersetzt wird.
rigens geht die Stärke der Beauschen Linien der Stärke des
Haarausfalls nicht etwa parallel. Völlige Enthaarung kann von
geringer Nagelerkrankung begleitet sein. |
Der hier geschilderte morphologische Vorgang ist das, ein-
fachste der Probleme, welches der Grippehaarausfall uns zu lösen
gibt. Auch daß der Haarersatz nach der Krankheit so schnell
und überall einsetzt, läßt sich noch leicht begreifen. Der Grund
kann nur in der plötzlich unterbrochenen, aber nicht langsam er-
loschenen Wachstumstendenz der Haarmatrix liegen, wie wir sie
für den gewöhnlichen Haarwechsel annehmen müssen, bei dem
vor dem Haarausfall eine monate-, vielleicht sogar jahrelang Z0-
nehmende allmähliche Erschöpfung der Matrix vorausgesetzt
werden muß, die zu einem langen Schlummer der Matrix führt, ehe
sie zur Haarneubildung sich erholt.
Viel schwerer zu verstehen ist es, weshalb gerade diese
Oktoberepidemie zum Haarausfall, und noch dazu zu einem s50
furchtbaren Grade des Ausfalls führt, während früher der Ausfall
nach Influenza seltener war, trotz hohen Fiebers und trotz regel-
mäßiger Ausbildung der-Beauschen Linien am Nagel. Schwer
zu verstehen ist es auch, weshalb die geschilderten nervösen Be-
gleiterscheinungen jetzt gerade so stark sind, während die übrigen
Nervenerkrankungen, z. B. die Hirnnervenlähmungen, nicht häufiger
auftraten als in früheren Grippeepidemien. Das sind Punkte, auf
die von berufener Seite wird eingegangen werden müssen.
So schlimm die geschilderte Erkrankung ist, so tröstlich wirkt
ihre anatomische Klarlegung, denn sie gibt uns die Sicherheit
einer absolut guten Prognose. Die Haare wachsen wieder, denn
der Ausfall ist ja bereits das erste Anzeichen mächtigen Nach-
wuchses. Je rapider die Enthaarung einsetzt, desto plötzlicher
und ausgedehnter folgt der Ersatz. Therapie ist eigentlich unnötig,
die Natur hilft sich selbst. Ein kräftigendes Haarwasser (Menthol 0,5,
Chloralhydrat 2,0, Spiritus ad 100,0), Tinctura Strychni, Arsen, viel-
leicht ein Brompräparat innerlich, Elektrisieren des Kopfes oder
die so beliebte Behandlung mit starkem Licht werden ebenso wie
jede andere Haarkur das Wachstum unterstützen können. Meine!
Ansicht nach ist kein noch so energisches Mittel imstande, e% ZU
beschleunigen oder aufzuhalten.
Die’ allererste und zugleich die am leichtesten zu beantwortende
ist die nach den Beweisgründen aller hier aufgestellten Be-
hauptungen. |
Der Beweis für die von mir vorgetragene Anschauung liegt
in früheren Beobachtungen, deren erste von J. Pohl stammt.
Er hat vor Jahrzehnten bereits diese Art des Haarausfalls nach
Infektionskrankheiten erschöpfend beschrieben und gedeutet. Nie-
mals sterben alle Haare ab, ja, vielfach kaum die Hälfte oder nur
ein Drittel. Es kommen auch -viele Grippeerkrankungen vor, die
überhaupt zu keinem Haarausfall führen, bei denen aber doch in
den Haaren sichere Zeichen der überstandenen Haarschädigung
unter dem Mikroskop zu finden sind. Die Kranken haben wider-
standsfähigere Haarwurzeln gehabt, das Haar hat am Tage des
Fiebers zwar einen tüchtigen Schlag erlitten, ist aber nicht durch
ihn gefallen, sondern ist weitergewachsen. Untersucht man den
Kopf einer Kranken mit starkem Haarausfall, die angibt, eine
hochfieberhafte Grippe Anfang Oktober durchgemacht zu haben,
so findet man stets Haare, die eine feuchte, dunkle Wurzel haben,
Papillenhaare. Diese wachsen noch, und wenn sie am 1. Februar
auch nur 5 bis 10 cm lang sind, können sie zur mikroskopischen
Untersuchung dienen. Am besten ist es, an Schläfen oder Hinter-
kopf ein Büschel von 10 bis 15 Haaren fest zwischen die Finger
zu nehmen und zusammen auszureißen, was zwar etwas schmerz-
haft ist, aber doch immer zugelassen wird. Darunter finden sich
stets einige Haare der geschilderten lebenden Art, oft leicht er-
kennbar durch die mitausgezogene dicke, lange, feuchte, glasige
Wurzelscheide. Das Haar, welches untersucht werden soll, wird
in Cedernöl (auch Wasser genügt) auf einen Objektträger gelegt,
mit einem zweiten Objektträger (oder einem Deckgläschen) bedeckt
und bei schwacher Vergrößerung von der Wurzel an der Länge
nach untersucht. Am besten sind Haare mit gutem, lufthaltigem
Markstrang, aber die Erkrankung ist so schwer, daß meistens
auch in nichtmarkhaltigen Haaren die Verdünnung und Auf-
hellung der kranken Stelle ohne Schwierigkeit erkennbar ist. Nun
findet sich an der Stelle, welche nach unserer Kenntnis vom
Haarwachstum der Zeit des hohen Fiebers entspricht, eine Unter-
brechung des Markstranges, eine Aufhellung und Verdünnung des
Haarschaftes,. Das ist die Stelle, welche der Wurzel der ab-
gestorbenen Haare entspricht. Alles nachher Gewachsene ist nach
dem Grippefieber entstanden. Diese Haare sind einheitlich, ein
Haar mit Krankheitsmarke, die anderen sind in zwei Teile ge-
spalten, das alte, tote, das verlorengeht, und das neue, welches
an seine Stelle tritt. Ich füge hier einige Beobachtungen dieser
Art an, deren Daten besonders genau sind.
1. Grippe Anfang Oktober 1918. Höchste Temperatur 41°, lang-
same Rekonvaleszenz. 14. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei
42 mm, Wiederbeginn bei 386 mm.
2. Grippe Anfang Oktober 1918. Höchste Temperatur 40°, nach-
her Nephritis. 15. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 39 mm,
Wiederbeginn bei 35 mm. |
8. Grippe mit Lungenentzündung 18. Oktober bis 30. November
1918. Höchste Temperatur 41°. Ausfall der Haare seit 1. Januar 1919.
15. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 388 mm, Wiederbeginn
bei 84 mm, i
4. Grippe 6. Oktober bis 15. November 1918. Höchste Tempe-
ratur 40,2°. Ausfall der Haare seit 15. Dezember 1918. 15. Januar 1919:
Ende des Markstrangs bei 25 mm, Wiederbeginn bei 18 mm.
6. Grippe Anfang Oktober bis Anfang November 1918. Höchste
Temperatur 39.5 2 18. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 38 mm,
Wiederbeginn bei 29 mm.
6. Grippe mit Lungenentzündung 5. Oktober 1918. Höchste
Die angeborene Hüftverrenkung.
Von
Prof. Dr. Vulpius, Heidelberg.
Als ich junger Assistent der Czernyschen Klinik wäh
stellte mein Lehrer ein Kind mit doppelseitiger Hüftluxation vor
und bezeichnete das Leiden als selten und als jeder Therapi?
unzugänglich. Damals erwachte in mir der Wunsch, mich den
Spezialfach der Orthopädie zuzuwenden. Welche Wandlung ha
sich seitdem auf diesem Gebiete gerade vollzogen! Manche ons
päden verfügen heute über Luxationsstatistiken, die nach VIE
Hunderten zählen, und über große Reihen zum mindesten be
friedigender oder selbst idealer Erfolge. der
„ Unnötig erscheint darum jetzt die Fragestellung, ob Kin
mit angeborener Hüftverrenkung unter allen Umständen einer
handlung unterworfen werden sollen. Nur grobe Unkenntnis UN
unbegreifliche Verblendung können von der Kur abraten und =
halten. Nicht ganz überflüssig ist. dagegen auch heute Denn $
meiner Erfahrung die Erörterung der Frage, wann die Behan
beginnen soll. Nach meinem Dafürhalten muß der Zeitpu su
Diagnostizierung mit dem Beginn der Therapie zusammenfauet.
iederbeginn bei 29 mm.
y T. “Grippe Anfang Oktober 1918. Höchste Temperatur 88,9 °,
91. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 39 mm, Wiederbeginn
i 86 mm. |
er 8. Grippe 12. Oktober 1918. Höchste Temperatur 40°,. Haar-
ausfall seit 6. Dezember 1918. 27. Januar 1919: sehr starker Haar-
verlust, Patientin ist fast kahl. Ende des Markstrangs bei 36 mm,
Wiederbeginn bei 28 mm. Es waren kaum ein paar lebende Haare bei
längerem Suchen aufzufinden!
9. Grippe 20. Oktober 1918. Höchste Temperatur 40°, 23. Ja-
nuar 1919: Ende des Markstrangs bei 40 mm, Wiederbeginn bei 35 mm.
10. Grippe 18. Oktober bis 8. November 1918. Höchste Tem-
peratur 89,9%. 29. Januar 19019: Ende des Markstrangs bei 88 mm,
Wiederbeginn bei 85 mm.
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Im ersten Lebensjahre kann die Behandlung freilich zumeist nur | findig gemacht. So weit zu kommen gelingt innerhalb der.rich- I
eine prophylaktische sein hinsichtlich der Zunahme der Ver- | tigen Altersgrenze fast immer, wenn zu Kraft und Ausdauer sich pid
schiebung. Häufig ist ja nicht die- komplette Luxation angeboren, | éin durch Erfahrung geübtes Fühlen der Vorgänge in der Tiefe RET
sondern nur die Disposition. zu einer solchen, bestehend in un- | und eine über einige Kunstgriffe verfügende geschickte Manipu- = A
genügender Pfannenbildung, mangelnder Kongruenz zwischen Kopf ‘| lation gesellen. Mißlingt trotzdem die Reposition, so lege ich für -o
und Pfanne, pathologischer Konfiguration des. Schenkelhalses, | wei bis drei Wochen. einen Extensionsverband in Abduction an Ds bi
Schlaffheit des Gelenkapparates. Diese Anfangsstadien der Luxation | oder ich fixiere die zunächst erzwungene Abductionsstellung im z es
‘können wir durch monatelange Fixation des abduzierten Hüft- | Gipsverband. Nicht selten führt der zweite oder der dritte und
gelenks in flächenhaft fassender Aluminiumschiene- völlig .und | letzte Ansturm noch zum Jrfolg. ° Pr a a En
dauernd heilen. | | Se er: Entscheidend für das Endergebnis ist die Gestaltung der on
| Sobald das Luxationskind‘ zu stehen und zu gehen beginnt, | Retentionsperiode. Das Ziel derselben, die Feststellung ‘des repo- a
‘=. vollzieht sich die weitergehende Verrenkung. Bekommen wir das | nierten Kopfes, ist oft schwieriger zu erreichen als die Repo- Er
Kind zu diesem Zeitpunkt, also etwa im 15. bis 18. Monat unter | sition, = De o i, e a aA TP
die Hände, so gilt es, alsbald diesen verschlimmernden Einfluß zu | ~= Die Annahme, daß wir durch den Gipsverband eine Bildung wo
beseitigen, das heißt die Reposition anzustreben. Lange hat- man | beziehungsweise Vertiefung der Pfanne herbeiführen könnten, hat y
die letztere durch Zug und Druck orthopädischer Apparate zu er- | sich als irrig herausgestellt, dieser langsam eintretende Prozeß-er- n l
zielen versucht. Allein auch der technisch vollkommenste Schienen- | fordert längere Zeit, als uns während der Fixationsperiode zur Ver- moid
hülsenapparat hat nie und kann nie und nimmer vollen und end- | fügung steht. Vielmehr. ist es die Schrumpfung der Weichteile, ei} i
gültigen- Erfolg bringen. Diese Wahrheit, selbstverständlich ‚für | vor allem der .gefalteten Hinterkapsel, welche unter dem festen KORB,
jeden Kenner der pathologischen Anatomie, muß mit aller Deut- | Verbande zustande kommt und auch nach dessen Abnahme zu- A iek
lichkeit und Schroffheit den. irreführenden gegenteiligen Behaup- | nächst die Retention sichert. | = | = a fi g
= ,. tungen und Anpreisungen kurpfuschender Bandagisten entgegen- |- Um diese Kapselschrumpfung an. richtiger Stelle hervor- ; 2 l:
1... gehalten werden. | zurufen und solide zu machen, muß das Bein in zweckentspre- a,
Die Mittel der. mechanischen Orthopädie | chender Stellung und mit vorzüglicher Technik eingegipst werden. a
haben also völlig und ein für allemal versagt, | In der Erfüllung dieser Forderungen liegt das Geheimnis des Er- u
R Wie steht es nun mit der Bewertung der'blutigen Ein- | folges. —— `> 000 | en REN
| renkung, welche jahrelang die Therapie beherrschte? Nach meiner Ich wähle als Primärstellung im allgemeinen eine etwa ee
air ft © Überzeugung hat die Ära der blutigen Operation das Gute ge- | rechtwinklige Abduction in der Frontalebene, mittlere Rotation, Fe
-> bracht, daß sie und nur sie den Weg zu etwas Besserem zeigen | Streckstellung des Unterschenkels. Der gut anmodellierte, insbe- a
konnte. Die Freudigkeit, ja Begeisterung, mit welcher dieses | sondere dem Trochanter sich halbkreisförmig anschmiegende Gips-
Bessere, die unblutige Reposition, begrüßt und dieses Verfahren | verband faßt auch bei einseitiger Luxation das andere Bein mit. 23
Dadurch wird allerdings die Einwirkung funktioneller Belastung a
unmöglich, ich tausche gegen diese lieber die exakte Fixation ein. ie
entwickelt wurde, beweist an sich schon, daß der blutigen Methode,
bedenkliche Nachteile anhafteten. Diese Nachteile sind hinsicht-
dei)? > "lich ihrer Schwere wie ihrer Häufigkeit erst mit der Zeit zu-
| treffend erkannt und eingeschätzt worden. Dahin gehört die
Lebensgefährlichkeit des Eingriffes, die auch in der Hand des
Auch wird :hierdurch der Transport unbedenklich und, was sehr
wichtig ist, der kleine Patient kann nun in Rücken- und Bauch-
lage dauernd eine Bettschüssel unter sich haben, ohne Druck zu
verspüren. Bei guter Verbandtechnik kann so jede Verunreinigung
ne eye
2 Ei
ri | . Geübten keineswegs zu‘ einer bedeutungslosen Größe schrumpft; | |
je ` die beachtenswerte Möglichkeit der Ankylose, die auch bei glatter | vermieden werden, bis nach durchschnittlich zwei Monaten der i.
pii Wundheilung nicht mit Sicherheit zu vermeiden ist; die Ent- Verband behufs Stellungsänderung gewechselt werden muß. Diese Ppd
h” „‚stehung.- von Contracturen, von arthritischen Erscheinungen; die Änderung bei der zweiten Etappe bringt etwas verminderte Ab- a
"i mangelnde Sicherung gegen die Reluxatiin. Wenn wir eine | duction, eine geringe. Flexion und vor allem möglichste Einwärts- . a
IT orthopädische Operation vornehmen, so muß verlangt werden, daß | drehung. Letztere sichern wir- entweder ‚durch Eingipsen der nn
o T p ebpnpgeabt bedingt — on hi entspricht e e durch une nn ee) welcher De
w Bi lutige Reposition nicht. Es muß ferner Voraussetzung sein, | gleichzeitig einen elastischen Druck in der Längsrichtung des ee
N daß Im Fall des Mißlingens keine Verschlimmerung des Zustandes | Beines gegen das Becken und damit einen formativen Reiz auf en
N | eintritt, Auch dieser Forderung vermag die blutige Operation | die Pfannengegend ausübt. Nach weiteren vier bis sechs Wochen ee
P nicht gerecht zu werden. Wer könnte einem Patienten, der eine | erfolgt ein zweiter und fast stets. letzter Verbandwechsel, mehr ae
ah u le, ak den Glauben De nn jetziges an ann sen en en a
ı © Meles Gelenk bedeute für ihn einen Vorteil, weil das Luxations- | die Fixationsperiode zumeist vier bis fü onate, sehr selten ein digaret
wil e linken verschwunden sei?. Eine einseitige Hüftversteifung ist und | halbes Jahr, kaum je darüber. > ——— PER i : 1 =
y oe i ein Unglück, die doppelseitige Ankylose Bean nn f Nee a on on nk u
y : ung. Groß ist -also das Risiko, unsicher der Gewinn. s | von unbestreitbarem Vorteil ist, beginnt die Nachbehandlung, ARRE: : 95“.
KL M Kunstfehler ist es heute nach meinem Dafürhalten anzusehen, | die auf Mobilisierung des Hüftgelenks und auf Kräftigung ener j IS REMEE
wenn die Behandlung einer Hüftluxation mit dem blutigen Ein- | lich der Abductionsmuskulatur bedacht ist und Vorsicht erfordert. iinit a
S guf begonnen wird- Wie aber, wenn die. unblutige Reposition | Vorsicht- einmal, um überschnelle Dehnung der verkürzten Weich- Ne;
t nulingt? Nun, mit Geduld und Geschick gelingt dem wieder- | teile zu vermeiden, welche wir als Hüter des reponierten Gelenk-
DE es Anlauf oft noch, was unblutig zunächst unerreichbar schien; | kopfes kennengelernt haben, Vorsicht aber auch, weil die Mög- di
i Mi sollte ein seltener Ausnahmefall innerhalb der in Betracht | lichkeit einer Infraktion des atrophischen Femur anfänglich vor- ni
, enden Altersgrenzen aller Kunst und Mühe trotzen, so ziehe | liegt. Die exakte Durchführung der ärztlich geleiteten Nach- `. ii
| ‚meine eigene Niederlage derjenigen des Patienten vor und | behandlung halte ich für wünschenswert, ohne zu bestreiten, daß HE
nE ' kr auf die vollständige, ideale Reposition, damit aber noch | gelegentlich ‚auch ohne solche ein günstiges. Endresultat sich ein- Hr
y Nicht auf jeden Erfolg. Denn eine konsequente Abductions- | stellt. Auf ihre Einzelheiten einzugehen, würde zu weit führen, eo)
a Symnastik kann immerhin beachtenswerte Funktionsbesserung er- | nur der Facharzt kann sie: beherrschen. | A | hie
N $ =. Ich bekenne mich also als unbedingten Anhänger der j _ Die Behandlung der Hüftluxation ist also, wie die vor- oh
i ga lutigen Reposition, zu deren Durchführung in meiner | stehende flüchtige Skizzierung ihrer von mir geübten Handhabung al
A | einige Ausführungen gestattet seien. “ erkennen läßt, eine keineswegs einfache Sache, sie erfordert Hin- ER] SIR
f Geb Von der präparatorischen Extension mache ich nur selten | gabe und Geduld ‘aller Beteiligten; Und dabei ;wurde nur der BR
ni n rauch, ebenso von der forcierten Extension mit der Schraube | denkbar glatteste. Ablauf des Heilverfahrens angenommen. Man- Bit
I Wa arkose, E | cherlei Störungen können eintreten und die Durchführung der
[ Ich beginne mit einer starken Abwärtsdrängung des extrem |- Aufgabe gleich zu Beginn oder zu einem späteren Zeitpunkt hemmen.
Schon. die Einrenkungsmanöver können schwer fallen und so er- Foo O U SE
die Gefahr einer Fraktur ORR B
heblichen. Kraftaufwand erfordern, daß
\ gebeugten Öberschenkels, es folgt Abduction unter Dehnung der
naherückt.
i 1 aote; dann. Längszug in dieser Lage und hebelnder Druck
“den Trochanter unter Kreisbewegungen des Femur, bis der a = R er
Der Geübte weiß sie zu vermeiden, indem er die Manipu-
Se ne den unteren hinteren Pfannenrand mehr oder. weniger , eüb zu \
ansel voll nach vorn springt oder gleitet. Nun wird die Vorder- | lationen modifiziert oder aber, die Grenzen des Erlaubten. kennend,
Bestrecht (18 edehnt, das Kniegelenk, wenn angängig, langsam | die Einrenkung auf zwei Sitzungen verteilt. Eine. gelegentliche _ (U BU RE I"
. At und schließlich die sicherste Position für das Bein aus- | Quetschung oder Zerquetschung des Kopfes kann“ sich trotzdem T o S
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unbemerkt einstellen und unter Umständen den Erfolg beeinträch-
unteren Femurende anläßlich der Stellungsänderung beim Verband-
im Gebiet des Ischiadicus und Cruralis bisweilen entstehen. Doch
' Verband noch zu Beginn der Nachbehandlung völlig gesichert. Die
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr.8.
23. Februar.
Den Patienten und seine Angehörigen interessiert natürlich
in erster Linie und mit Recht das funktionelle Ergebnis. Und
diesem Interesse mit Zahlen begegnen zu können, die zur Behand-
lung nicht nur ermutigen, sondern geradezu verpflichten müssen,
das ist der gewiß erfreuliche Gewinn, welchen die moderne Ortho-
pädie nach Jahren mühe- und sorgenvoller Arbeit auf dem neuen
Gebiet der Luxationstherapie als ihr wohlerworbenes Eigentum in
Anspruch nehmen darf.
tigen. Noch leichter ereignet sich die Fraktur am oberen oder
wechsel, sie kann manchmal das anatomische Endergebnis günstig
beeinflussen, ist also nicht tragisch zu nehmen, falls sie gleich
erkannt wird.
Unangenehm sind die Lähmu n gen, die nach der Reposition
sind sie prognostisch günstig zu beurteilen. Während der Ver-
bandperiode kann der anfänglich tadellos eingestellte Kopf seinen
Platz heimlich verlassen. Eine Reluxation nach hinten ist bei Skorbuterkrankungen
guter Verbandtechnik allerdings höchst selten. Gegen die Luxation unter unseren Kriegsgefangenen in Rußland.
‚nach vorn, welcher allmählich die Verschiebung nach oben in
die subspinöse Transpositionsstellung folgt, sind wir weder im Von
Regimentsarzt Dr. Rudolf Klein, Prag.
Es standen mir in Rußland immer nur die unumgänglich
notwendigen Untersuchungsmittel zur Verfügung, sodaß eine Be-
arbeitung des reichen Materials im wissenschaftlichen Sinne nieht
möglich war. Immerhin habe ich sowohl in Barnaul (im Gou-
vernement Tomsk) als auch in dem gut eingerichteten Kriegs-
gefangenenspital Nr. 34 in Kaluga (im gleichnamigen Gouvernement,
europäisches Rußland) ein reiches Skorbutmaterial beobachten und
die Beobachtungen am Krankenbett oft auch durch Sektions-
befunde ergänzen können, |
Die ersten Anzeichen von Skorbut traten in dem Barnauler
Lager unter der internierten Mannschaft, damals zirka 2000 Mann,
etwa im März 1916 auf. In unserer Weltabgeschiedenheit wußten
wir nicht, daß an anderen Orten unter den Kriegsgefangenen
schon viel Skorbut ausgebrochen war. Der kriegsgefangenen Mann-
schaft ist schon im vorangegangenen Herbst 1915 eine erhebliche
Kosteinschränkung mit gleichzeitiger Verschlechterung unter dem
Vorwande einer Vergeltungsmaßnahme auferlegt worden. Die
Verpflegung war bis dahin gerade in Barnaul recht erträglich
gewesen.
Zuerst meldeten sich bei den Krankenvisiten immer mehr
Leute mit Hemeralopie. Regimentsarzt Dr. Toczyski,
ein Lemberger Ophthalmologe, sprach schon damals die Ansicht
aus, daß es sich mit Rücksicht auf das geradezu epidemische
Auftreten — es fand sich nur eine hochgradige Anämie der
Retina — und mit Rücksicht auf die Unterernährung der Leute
um eine Ernährungsstörung der Netzhaut handeln dürfte. Die
Mannschaften führten ständig Klagen über Qualität und Quantität
der Verpflegung. Dann konnte ich auf meiner Abteilung in dem
bezeichneten Frühjahr sehr viele besonders hartnäoklg®
Conjunetivitiden und auffallend jeder Behandlung
trotzende Bronchitiden beobachten, von denen viele bel
mäßigem Husten Blutungen in die Conjunctivä®
bulbi zeigten. Bald darauf kamen schon viele Ging!“
vitiden zur Beobachtung, die nach kurzer Zeit SchwellungeB,
Blutungen und die verschiedenartigsten hämorrhagis Sr
Infiltrate meist der unteren Extremitäten a%
wiesen. Ein kurz darauf aus einem Lager nahe der chinesischen
Grenze angekommener Kriegsgefangenenarbeitstransport zeigte
diese Veränderungen in solchem Grade und solcher Zabl,
unsere Diagnose „Skorbut“ volle Bestätigung erfuhr. ad
Die österreichische Schwester Gräfin Revertera, die uns b
darauf besuchte, teilte uns übrigens mit, daß der Skorbut In ©-
schreckender Weise in den Lagern um sich greife. In z
— wie schon erwähnt — gut eingerichteten Spital m Kalugi
hatte ich im Herbst 1916 und Frühjahr 1917 wieder Gelegenhel a
einen großen Teil — zirka 500 Mann — der Skorbutfälle z
sehen, die unter den bei dem Bau der berüchtigten Murma ten
in nördlichsten Gegenden des europäischen Rußlands beschäftigt?
Kriegsgefangenen aufgetreten waren. ;
Um auf das klinische Bild der skorbutischen e
kung zu kommen, will ich zuerst über das bekannteste Symp a
des Skorbuts — die Gingivitis — gleich im vornhinell is
Worte vorwegnehmen. Es ist richtig, daß in der überwiegen =
Mehrzahl der Fälle eine Affektion der Gingiva beider Kief
beobachtet wird, die oft in Form von hämorrhagischer Schwellu =
und Auflockerung so kolossal war, daß das ganze Gesicht En
Kranken ein pastöses Aussehen bekam, hervorgerufen dure Be
kollaterales Ödem der entsprechenden Partien der Gesichts me
Selbstverständlich sah man oft umfangreiche Blutung
aus der Gingiva, Lockerung und Ausfall der Zähne, be hen |
Periostitis der Kiefer, Ulcera, Foetor ex ore sowie alle die übll®
Reluxation nach hinten erheischt natürlich alsbald erneute Reposition.
Gegen die Ausbildung der subspinösen Einstellung schützt eine
sorgfältige Überwachung und rechtzeitige Fixation in leichter
Flexion und Innenrotation, und auch diese nicht immer. Manch-
mal muß man sich schließlich mit dieser funktionell immer noch
günstig auszunutzenden Umstellung des Kopfes zufrieden geben.
Eine Komplikation kann uns schließlich noch nach wohl-
gelungener Reposition und Retention um 'den schönen Erfolg betrü-
gen, nämlich die Versteifung des Hüftgelenks, Die angestrebte
Schrumpfung der Weichteile bedingt ja regelmäßig eine Rigidität,
welche wir während der Nachbehandlung gern nur langsam ver-
schwinden sehen. Bisweilen verzögert sich die Mobilisierung in-
dessen in beängstigendem Grade. Zumeist sieht man solche fatale
Versteifungen spontan im Laufe von Monaten und Jahren voll-
kommen zurückgehen, aber ganz vereinzelt wird freilich auch
diese Hoffnung enttäuscht. Die Gefahr der Ankylose wird um so
dringlicher, je mehr der Patient hinsichtlich des Lebensalters als
„Grenzfall“ einzuschätzen ist. An früherer Stelle wurde schon
die untere Grenze der Repositionsfähigkeit erörtert, die obere
Grenzlinie bleibt noch zu ziehen übrig. Wir müssen sie wegen
des verschiedenen Grades anatomischer Verbildung, wegen der
Repositionsschwierigkeiten und Gefahren verschieden abstecken,
je nachdem es sich um ein- oder doppelseitige Luxation handelt.
Während bei Luxatio unilateralis noch bei zehnjährigen Patienten
gelegentlich mit sehr gutem Erfolge behandelt werden kann, sind
die Aussichten für die Luxatio duplex nach dem sechsten Lebens-
jahre schon recht trübe.
Nochmals sei darum ausdrücklich auf die Verpflichtung hin-
gewiesen, die Kinder in den allerersten Lebens-
jahren, so früh wie irgend möglich der Be-
handlung zuzuführen. |
Nachdem wir so den Kurs und die Klippen der therapeutischen
Fahrt kennengelernt haben und den Kompaß, der die letzteren zu
umsteuern ermöglicht, erhebt sich die letzte und wichtigste Frage,
welches Ziel der Reise uns winkt: Welcher Art sind die de-
finitiven Resultate der Luxationsbehandlung? Die Antwort
ist nur nach vorausgeschickter Erläuterung zu erteilen. Ideal darf die
Heilung der angeborenen Hüftluxation bei strenger Kritik nur dann
genannt werden, wenn einmal der Kopf tadellos in der Pfanne steht
und wenn ferner die aktive Beweglichkeit des Gelenks allen An-
forderungen genügt, wenn also anatomische und funktionelle Wieder-
herstellung geglückt ist. Die funktionelle Heilung ist aber mit
der anatomischen nicht unlöslich verknüpft. Die vorzügliche cen-
trale Einstellung des Kopfes kann für den Patienten geradezu ein
schweres Übel bedeuten dann, wenn das reponierte Gelenk steif
bleibt. Und andererseits genügt oft die solide subspinöse Trans-
position, um dem Patienten ein. gut funktionierendes Bein zu ver-
schaffen. Eine solche funktionelle Heilung oder weitgehende Besse-
rung läßt sich in der sehr großen Mehrzahl der Fälle herbeiführen,
ich erachte sie nach meiner persönlichen Erfahrung mit 90°, eher
als zu niedrig denn als zu hoch geschätzt. Die 10°/, Mißerfolge
sind meist durch Mißachtung der oberen Altersgrenze oder durch
mangelnde Unterstützung des Arztes durch die Angehörigen ver-
schuldet. |
Weniger günstig lauten’ allerdings die Zahlen der idealen
Heilungen im vorhin definierten Sinne. Wenn ein französischer
Orthopäde 100°/, idealer Heilung fordert und erzielen zu können
ernstlich glaubt, so kann man sich nur über solchen Optimismus
wundern. Bei einseitiger Luxation 70°/,, bei doppelseitiger 50°/,
ideale Heilungen — dies ist etwa der Erfolg, den mir ein Rück-
blick auf meine eigene Tätigkeit festzustellen gestattet,
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93, Februar.
=- Oft sieht man periartikuläre Blu |
filtrate mit Einschräukung der Beweglichkeit der betreffenden Ge-
lenke; Solche Bewegungseinschränküungen meist in der Form der
behinderten Streckung treten. auch dann auf, wenn sich die In-
filtrate an den Beugeflächen der Gelenke organisieren und’ so zu
hartnäckigen Contracturen führen. 2000 |
~ Inm mehreren Fällen konnte ich außer anderen charakteri-
stischen skorbutischen Erscheinungen (Gingivitis, sonstige Hämor-
rhagien usw.) isoliertes Befallensein eines Gelen-
tungen und In-
~ s
Erscheinungen der begleitenden: Stomatitis.- Ich
habe einige Fälle in Erinnerung, wo. sogar eine tumorartige
Auflockerung und Wucherung der Schleimhaut ‚des gesamten
harten Gaumens vorkam. -Doch habe ich andererseits: die Beob-
achtung gemacht, daß gerade oft in den schwersten,- der Diagnose `
oft große Schwierigkeiten bereitenden Fällen keine Spur einer
Gingivitis — wenigstens makroskopisch — -zu bemerken war. Das
Zahnfleisch war von einer auffallenden Blässe. Dies war nament-
lich der Fall bei den meist letal endigenden Fällen von schwerstem, | | |
intestinalem Skorbut oder in Fällen von großen: hämorrhagischen | kés, so z.B. eines Kniegelenkes mit’ dem bekannten Symptomen-
komplex. eines Gelenkergusses (Ballotement der Patella, Konfigu-
‚rationsverwischung, beschränkte Beweglichkeit, Schmerz bei pas-
siven Bewegungsversuchen) konstatieren, ohne daß an der Haut
in der Umgebung des: betreffenden Gelenkes eine Spur einer Blu-
tung zu sehen war. un en nz e
~ ` Auch ein kombiniertes Befallensein eines-Kniegelenkes und
Ellbogengelenks in Form intraartikulärer Ergüsse sah ich zweimal,
Dabei ist die Schmerzhaftigkeit der befallenen Gelenke verhältnis-
geringe (zum Unterschied von polyarthritischen Schwel-
ora re
Ergüssen in die Körperhöhlen. Zu den ersten. Erscheinungen einer
beginnenden skorbutischen Erkrankung muß man auch die häufigen
spontanen oder aus geringfügigen Ursachen :erfolgenden Nasen-
blutungen (Schleimhautblutungen) rechnen, die dann auch
während der voll ausgebildeten Erkrankung sich oft zu wieder-
holen pflegen. Im Gebiete des Sehorgans ist die eingangs er-,
wähnte, wie epidemisch auftretende Hem.eralopie als Initial-
symptom des Skorbuts aufzufassen. und scheint, wie schon erwähnt,
mangels aller objektiven Befunde — es fand sich nur hochgradige
Anämie der Netzhaut — . auf einer. Ernährungsstörung der Retina
zu beruhen. Ferner scheinen die -auch oft im vollausgebildeten
= Stadium des Skorbuts wiederholt rezidivierenden und durch die
‚üblichen Mittel (Arg. nitr., Zine. sulf., Ung. Hydrargyri oxyd. flav.,
Protargol usw.) schwer 'beeinflußbaren Bindehauterkran-
. . . kungen Vorläufer des Skorbuts zu sein. Blutungen in die:
- . ' Conjunctiven des Bulbus und Suffusionen sieht man häufig.
Ganz charakteristisch sind die Krankheitserscheinungen, die
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| Weiter weiß ich -mich an. drei analoge Fälle zu erinnern, die .
zirka fünfkronengröße, sehr harte Infiltrate am rechten Handrücken
aufwiesen, die sich sehr langsam resorbierten und wahrscheinlich vor-
wiegend durch Infiltration der Sehnenscheiden und des
Gewebes bis auf das Periost bedingt waren. Die Bewegung war be-
hindert, .Crepitation der Sehnen aber nicht nachweisbar. In einem an-/.
deren Falle sah ich an der rechten Fibula, dem Köpfchen unbeweg-
lich aufsitzend, eine walnußgroße, knochenharte Schwellung. DieAn- `
schwellung ist nach bestimmt abgegebenen Aussagen des Patienten im
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shi _ mitäten nehmen die Hämorrhagien mit Vorliebe mäculöse, folli- | MON O |
] Hi | kulär - petechiale Formen an oder solche, welche mehr papulösen ` Vonden hartnäckigen Bronchialkatarrhen habe
oo sharakter tragen und zeigen so das Bild des Morbus maculosus | ich schon gesprochen. Diese, sind mit den anderen .exsudativen Pro-
"i ' Werlhofii in mehr oder minder ausgesprochener Form. Die letzt- |; zessen, wie den Bindehautkatarrhen, den katarrhalischen. Affektionen Ei
| genannten Blutungsformen haben immer einen lividen Farbenton, der Rachenorgane, die auch oft vorkommen, auf eine Stufe zu stellen. rt nn
l ebenso alle zufälligen, chronischen Ekzeme (Scabies), Furunkel, | Doch darauf will ich später zurückkommen. — IR a
vr Acnepusteln usw. í n Te 2 Yr hiar au von Nr ‚Bronchitiden und Bronchiolitiden Da =
J’) „ Es ist ganz selbstverständli , | ‚schwerster Form sprechen, die ich im Verlaufe des Skorbuts’ öfter lie ar
j eine auffallende Blässe der Hank aa ne gesehen habe, bei.denen man, ohne eine Dämpfung zu finden, bei, ih: ns
A sekundären Anä mie zu setzen ist nd bisweilen einen. aus- der Auscultation in der Tat kein Fleckchen konstätiert, das nicht i er
f nehmend hohen Grad erreichen und entsprechend erhebliche Be- | gToßblasige, feuchte, selbst plätschernde Atmungsgeräusche neben A a
s Behwerden verursachen kann. Oft bemerkt man ein subikterischeg | feinem, trockenem Knisterrasseln hören ließe, dabei Febris con- f e
a Kolorit der Haut ‚Ikterus in mehr oder minder ausgesprochener tinua oder remittens oft zwischen 38 bis 39°. Große Dyspnöe | ns
| ‚om, und in einem sehr interessanten Falle von intestinalem | V24 Cyanose. Auswurf sehr reichlich, blutig-schleimig. ` Diese | In
| ‘Skorbut, der übrigens -letal ‘ausging, sah ich einen Icterus Fälle von: ausgebreiteter Bronchitis haben immer trotz massigen | Bei: :'
. Eravis, der zum größten Teil als polycholischer ‚(hämatogener Auswurfs einen letalen Ausgang genommen, teils durch Lungen- | 1S
. Ikterus) zu deuten war, - Ich habe bisher nur von superficiellen | ödem, teils durch Versagen. der Herzarbeit. Solche Fälle. waren d
>a Nautblutungen gesprochen. doch breiten‘ sich die Bluter güsse ‚meist mit petechialen Blutungsformen an den Unterschenkeln ver- er a
l Auch auf das Unterhautz ellgewebe,Muskelgewebe, a re eich N E A = 1.017 Saale
a lc - Bei der Autopsie fand man dann alle Durchschnitte der’ i jiy E
amuskulären Räume aus, und daraus resul- und die Trachea nit blutig-schaumigen Exsudatmassen a i S
erte Streifen, die Bi
an
u
Schweren, intestinalen Formen an |
perikardialen Extravasaten an der entsprechenden
man in der überwiegenden Zahl der Fälle an der Haut und den
Gewöhn-
siehtbaren Schleimhäuten beobachten kann.
‘ lich sieht man- cutane und subcutane Blutungen
‚jeglicher Größe und je nach der -Dauer beziehungsweise Alter
dieser Ergüsse in -dem bekannten Farbenspiel, das man bei in
“ Resorption befindlichen Hautblutungen jederzeit sehen kann. Zau-
_ letzt bleibt oft noch lange nach der Reso
esorption eine dunkelbraune
Pigmentation der betreffenden Hautpartie zurück. |
Solche Blutungen finden sich am häufigsten an deu Beuge- |
seiten der. unteren Extremitäten. ‚Bevorzugt sind die abhängigen
Partien wie Malleolargegend,' Wa |
Ähnliche . Blutextravasate sieht man auch, doch
Oberschenkel. |
weniger bäufig, an den Streckseiten der Extremitäten, so der | funde :
Unterschenkel und Vorderarme, bei bettlägerigen Fällen der. | mark denken, da diese Patienten ohne sicht- und fühlbare
der Bauchhaut, bei Pleura- | Blutungen in den Weichteilen dieser Stellen sich ganz und gar
nicht auf die Füße stellen können. Cutane, subcutane Muskel- j ;,
ergüssen und
‚ Hautgegend.
‚. Die Größe der Blutaustritte schwankt von miliaren Petechien
bis zu mehrere H
‚ . Buffusionen,
Auf der Bauchhaut sieht man meist Blutungen von ausge-
i die intr
die Happ ceret Folge starre, ausgedehnte Infiltrate. ‚ Während
‚Senden Fr lungen nicht schmerzhaft sind, zeigen die tiefer grei-
2 rgusse ganz erheblichen Druckschmerz. Da
starre ge merkwürdig erschien mir ein Kranker, welcher so
` seits dela ao naio Infiltrate der Bauchdeckenmuskulátur beider-
attie der Mu a er wie mit einem Panzer. gegürtet erschien. Die
Natürlich war ul recti abdominis war frei und. weich eindrückbar.
| war in diesem Falle die abdominal& Atmung sehr behindert.
de, aber auch Kniekehle und:
andflächen großen, flächenhaft ausgedehnten
en netzartiger Zeichnung. An den Streckseiten der Extre-
Verlaufe des Skorbuts aufgetreten. Doch, ist es sehr leicht möglich,
daß es sich um eine angeborene Exostose handelt, die infolge der
Abmagerung und Atrophie der Extremität während der Krankheit dem
Kranken erst aufgefallen ist. Man könnte auch an eine Blutung zwischen
Knochen und Periost denken. Leider konnte ich den Verlauf nicht
verfolgen, weil der 'Kranke in ein anderes Spital gebracht wurde.
Sehr interessant war der Befund von Blutungen in die
| Oft wiederum gaben die Kranken unerträglich ziehende und
bohrende, spontan auftretende Schmerzen’ in den Unterschenkeln
an, lokalisierten dieselben in die Knochen, und man muß da
mangels jeglicher Tastbefunde an Blutungen ins Knochen-
blutungen an den unteren Extremitäten ergeben zusammen oft
beträchtliche Schwellungen und Umfanßsdifferenzen. : Das Gehen
ist im Stadium. der akuten Hämorrhagien meist ganz unmöglich,
und erst wenn starre Infiltrate sich bilden, können sich die
Kranken mit Hilfe der Krücken mühsam fortbewegen, E
= Die Lungen sind sehr häufig in eigentümlicher Form in
Mitleidenschaft gezogen. T
I
Verdichtungen der Gewebe, dagegen oft blutig-suffundi
peribronchial angeordnet schienen und der Lungenschni
ähnliche Zeichnung gaben, wie sie die Stauungsleber aufweist.
ttfläche eine
| Bei. der Sektion eines in diese Kategorie gehörenden Falles.
fanden sich in beiden Lungen, besonders in den Oberl “dissemi.
appen, dissemi“
nierte Infiltrationsherde auf den Schnittflächen vor.
utlich begrenzt,
Diese herdförmigen Infiltrationsherde waren de
Farbe und von °
aber ganz unregelmäßig figuriert, von. blauschwarzer
'Rippenknorpel mit Nekrose und sekundären Rippenknorpel- .
frakturen, die bei der Sektion. zweier Skorbutfälle konstatiert wurden.
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bett als auch, bei der Autopsie Blutergüsse in den Herzbeutel
herz“, das deutliche Reste einer chronischen Perikarditis aufwies und
‚hier fand sich ein hämorrhagischer Erguß in den Herzbeutel. Übrigens
184 | nn 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
verschiedener . Größe (erbsen- bis walnußgroß). Probeexeisionen der
infiltrierten Teile erhielten sich bei der angestellten Schwimmprobe auf
der Oberfläche des Wassers oder sanken nur wenig unter. Es scheint
sich in ‚diesen Fällen um Blutaustritte in das Zwischengewebe ge-
handelt zu haben. Lobäre oder lobuläre Pneumonien sah man nicht.
In den Pleuraräumen fanden sich häufig Blutextravasate
in beträchtlichen Mengen (Probepunktion, Autopsien). |
Auffallend häufig sah ich auch alte, chronische, tuber-
kulöse Prozesse im Verlaufe des Skorbuts wieder
aufflammen und in mehreren Fällen konnte ich am Kranken-
bett, sowie dann bei der Autopsie eine tuberkulöse Meningitis im
Endstadium diagnostizieren (Tuberkelbaecillen in der Lumbal-
flüssigkeit), die sich als Teilerscheinung einer akuten Miliar-
tuberkulose erwies. Lymphdrüsenschwellung am
Halse, vergesellschaftet mit Conjunctivitis und Ble-
pharitis ekzematosa zeigten, daß der Skorbut den ge-
eigneten Boden für das Auftreten des sogenannten skrofulösen
Symptomenkomplexes bildet. In vielen Fällen war die Skro-
fulose das Primäre, der Skorbut sekundär.
Die häufigen katarrhalischen, aber sehr hartnäckigen Binde-
hautkatarrhe, Bronchial- und Rachenkatarrhe, Anginen, welche oft
Vorläufer des Skorbuts sind, möchte ich als Teilerscheinungen
einer „exsudativen Diathese“ ansprechen, welche die
„hämorrhagische Diathese“ begleitet oder die letztere
einleitet. In den meisten Fällen jedenfalls konnte man ein solches
katarrhalisches Anfangsstadium im Verlaufe des Skorbuts fest-
stellen. Daß diese Anschauung von der Zusammengehörigkeit
oder Verwandtschaft dieser Zustände sehr bestechend ist, ist nur
zu leicht begreiflich, wenn man einerseits das wiederholte auf-
fallende Zusammentreffen beziehungsweise die Aufeinanderfolge
ins Auge faßt, andererseits erwägt, daß die schlechten
Lebensbedingungen, die leider in der Natur des Krieges
und der Kriegsgefangenschaft begründet sind, die Entstehung
dieser beiden sonst so verschiedenen Krankheitszustände be-
günstigen. Die erwähnte ätiologische Komponente scheint jeden-
falls eine gemeinsame zu sein.
Von Befunden am Herzen konnte ich sowohl am Kranken-
konstatieren. |
In einem Falle sah ich bei der Sektion ein richtiges „Zotten-
mit hämorrhagisch gefärbten, mit reichlichem Fibrin bedeckten, fest
anhaftenden Belägen des visceralen Perikardblattes besetzt war. Auch
ließ sich in dem erwähnten Falle anamnestisch eine schon einmal
durchgemachte Herzbeutefentzündung feststellen. Sehr interessant war
eine im Verlaufe eines Skorbuts plötzlich aufgetretene, sehr bedroh-
liche Arbythmie der Herzaktion und Extrasystolie bei einem etwas ver-
größerten Herzen mit ganz reinen, begrenzten Tönen. Die subjektiven
Erscheinungen, wie Herzbeklemmungen, Atemnot, waren sehr quälend.
Einen Erguß in den Herzbeutel konnte ich nicht nachweisen. Die
Herzarhythmie verschwand langsam nach wiederholten, kleinen Digi-
talisdosen. Die subjektiven Symptome hielten, wenn auch in geringerem
Grade, noch an, als der Puls schon ganz regelmäßig war. Der Patient
genas vollständig und war später vollkommen arbeitsfähig. Man
könnte hier an eine Blutung ins Myokard denken, die restlos wieder
zur Resorption kam.
Eine bedeutungsvolle Rolle in der Reihe der skorbutischen
Symptome spielt däs Befallensein des Digest ionsappa-
rates.
| Da konnte man bei den Autopsien superficielle Serosablutungen
des Magens; hämorrhagische Infiltration der- gesamten Magenschleim-
haut sehen, welche bisweilen nur in begrenzter Form auftrat. Es zeigten
sich in solchen Fälle schöne, blauschwarze Zeichnungen auf der ent-
falteten Schleimhaut. |
Solche Fälle, die meist auch eine ausgedehnte Erkrankung
des Darmtraktus zeigten, wiesen als hervorstechendstes Symptom
im Krankheitsverlauf einen Magendarmkatarrh der akutesten Form
auf. Von seiten des Magens beunruhigten vor allem die abso-
lute Appetitlosigkeit und ein durch nichts beeinflußbares Er-
brechen. |
= Hämorrhagische Ergüsse in die freie Bauchhöhle waren kein
seltener Befund und in einem mir erinnerlichen Falle sah ich einen
solchen, rein bämorrbagischen Erguß auf der Basis einer chronischen
T'uberculosis peritonei mit verhältnismäßig geringfügiger Spitzenaffek-
tion beiderseits. Der Skorbut trat erst später dazu, das Exsudat färbte
sich hämorrhagisch und bei einer späteren abdominellen Punktion bot
es den Anblick reinen Blutes.
Was den Darmtraktus anbelangt, so sah man bei der Be-
sichtigung auf dem Seziertisch in den schweren Fällen ein ganz
eigenaltiges Bild.
abschnitte — ein Bild, das auf den ersten Blick an ausgedehnte
Darmgangrän erinnert. Prädileetionsstellen: Dickdarm, Flexura
sigmoidea und Rectum.
23. Februar.
Tief blauschwarze Verfärbung ganzer Darm-
Da konnte man Extravasate in Infiltrationen jeglicher Größe und
Form sehen, von leicht rosaroten Verfärbungen bis zu tief blau-
schwarzen Farben.
Aber auch Duodenum, Jejunum und Ileum waren häufig genug
in ähnlicher Weise erkrankt.
In einem Falle, der diese Veränderungen in besonders reicher
Form bot, fanden sich die Mesenterialdrüsen in großen Paketen ge-
schwellt und ganz hämorrhagisch infiltriert vor, Fibrinbelege der Serosa,
falsche, leicht abhebbare Membranen, Verwachsungen zwischen den
Darmschlingen, begrenzte Blutungen ins Mesenterium und ins parietale
Peritoneum waren keine Seltenheit.
Auffallend häufig waren im Gebiete der Flexura sigmoidea und
des Rectums Geschwüre von unregelmäßiger Gestalt mit unterminierten
Rändern auf sonst kolossal hypertrophischer, hämor-
rhagisch infiltrierter Schleimhaut zu sehen, die in wechselnder Größe
(Stecknadelkopf- bis Hellergröße) oft Geschwür an Geschwür lagen.
Manche zeigten Vernarbung und wiesen so auf einen schon abgelaufenen
Prozeß hin. Dieser Befund ließ auf die Entwicklung einer skorbutischen
Erkrankung auf der Basis eines dysenterischen, älteren Prozesses
schließen. |
Die großen, mehr verstreuten, flachen Geschwüre auf atro-
phischer Schleimhaut, die sich übrigens auch in anderen Darm-
abschnitten fanden, glaube ich auf Darmschleimhautnekrosen infolge
der Blutinfiltration zurückführen zu können. Übrigens konnte man in
den meisten Fällen durchgemachte Darmerkrankungen, wie sie im
Kriege ja so häufig waren, anamnestisch am Krankenbette in Er-
fahrung bringen (Locus minoris resistentiae).
Es war mir leider nicht möglich, die vorstehenden Annahmen
durch bakteriologische Untersuchungen am Kranken und nach der
Autopsie zu stützen.
Solche flache Geschwüre auf gänzlich atrophischer Schleimhaut
fanden sich bei der Sektion im nachstehend ausführlich angeführten
Falle, der auch sonst einen recht interessanten Verlauf zeigte. f
Der Kranke, D. St., 45 Jahre alt, bot das Bild eines Icterus gravis
mit der charakteristischen gelbgrünen Hautfarbe. Skleren ebenfalls
stark ikterisch verfärbt.
Anamnestisch: Seit vier Wochen bestehender, bretiger Durch-
fall, öfter Abgang von reinem Blut, mäßiger Tenesmus. aa
Die Untersuchung ergab außer dem Ikterus: keine Gingivitis,
dagegen Pigmentationen von der Größe einer Handfläche nach håmor-
rhagischen Infiltrationen an den Unterschenkeln. i
In den Lungen mäßiger Bronchialkatarrh, das Herz bot nichts
Pathologisches. Die Leber perkutorisch vergrößert, tastbar, druck-
schmerzhaft, Meteorismus anfallsweise. z
Als hervorstechendstes Symptom Durchfälle, zwei- bis dreimal
täglich, von meistens breiigen, gelbgrün gefärbten Stühlen unter mäßigem
Tenesmus. Von Zeit zu Zeit rein blutige Entleerungen, dann wieder
Stühle, welche mit blutigem Schleim vermischt waren. g
Am häufigsten waren aber die gutgefärbten, breiigen Stühle obne
Blut- und Schleimbeimengungen. Im Harn viel Gallenfarbstoff, kein
Blut, kein Eiweiß.
‚ Anfangs mäßiges abendliches Fieber, später von ausgesprochen
septischem Typus bis zu Temperaturen von 40°, keine Schüttelfröst®,
dabei rapider Kräfteverfall innerhalb weniger Wochen, zuletzt Ascites,
Ödeme und superficielle Hämorrhagien in die Bauchhaut in Flächen-
form. Exitus letalis.
Ich habe diesen Fall gemeinsam mit dem Dozenten Dr. Po
Rubritius aus Prag und einigen russischen Kollegen untersu®
und wir dachten zuerst an Leberabsceß, Gallengangabsceß, CarelnoN
dieser, Organe, akute gelbe Leberatrophie (später fand sich die Leber
bei der Perkussion verkleinert vor) mit einer begleitenden Dysenterle.
‚. „ Erstdie zuletzt aufgetretenen Bauchdeckenhämorrhagien Ps
mit den erwähnten alten Pigmentationen. auf den Unterschenkeln Ben
mich an ähnliche, früher beobachtete Fälle von intestinalem Skor
denken, die nicht so maskiert waren. Den Ikterus erklärte ich mir VO
allem als polycholischen Ikterus (im alten Sinne hämatogenen Ikterus)
teils auch auf septischer Grundlage, die wieder zum Blutzerfall ihrer-
seits führte, das Fieber, als Resorptionserscheinung von toxisch WIT
kenden Zerfallsprodukten auf Grund des massenhaften Blutzerfalles nn
ma ekundsnufekiönen vom Darm aus. ` Diagnose: Intestind 6
orbut.
Die Sektion ergab tatsächlich den vorstehend beschriebenen 2
fund eines allgemeinen intestinalen Skorbuts, doch mit vorwiegen@?.
Befallensein der Flexura sigmoidea und des Reetums, wo sich auf 17
hier, ebenso in der Gallenblase und Leber keine Spur eines re
cinomes oder Abscesses vor. Es war mir leider nicht möglich, Unte:
suchungen auf Dysenteriebaeillen anzustellen. Doch fanden SS. or-
Substanzverluste nur in der Flexur und im Rectum vor, die hamo
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rhagische Infiltration fast im ganzen Darmtraktus\vor, im Mesenterium. fühften Typus sieht man schon häufiger. Die.Mehrzahl der Fälle ji! a en
und;im Peritoneum. Die Milz "war: sehr groß und zerfließlich (Tumor | sind’ Mischformen, wenn sich auch jedesmal ein deutliches’ Über- | BERTE D
septicus). Die fallweisen Blutungen aus dem Rectum erklären sich aus. | -wiegen einer der angeführten Verlaufsformen geltend macht und Í Porre tki
der Abstoßung des nekrotischen Gewebes aus den. Geschwüren. Sa heitsbild beherrscht. Zu Zr | | N
t boten die Patient it intestinalem Skorbut .das ganze Krankheitsbild beherrscht. | | Be
‚ 7 Am Krankenbet ts = Hi der Fall Er Bl re Bun, Warum in einem Falle der eine Typus, in einem zweiten Br Me
in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle das . emes Immer | ein. anderer überwiegt, scheint seinen Grund darin zu haben, daß Male
der Skorbut mit: Vorliebe da auftritt, wo. ein Locus minoris Bi |
ickdarmkatarrhs, der jeder Behandlung
| E | g [resistentiae besteht, wo alsó in einer Organgruppe durch
eine vorausgegangene Affektion ein geeigneter Boden vorbereitet Ip 2 A
‚wurd. Daß im Verlauf eines so langen Krieges reichliche '
akuter werdenden D
Trotz bot. ZUR: a
Die Stühle, oft sechs- bis achtmal täglich, waren anfangs breig,
später erbsensuppenartig, enthielten eine Unmenge von Gasblasen obne
Me an, PN Sn spater rel en a a in FA Gelegenheit zu verschiedenartigsten Erkrankungen, besonders aber Aa
ut reich A - | | | | ERS ai
wähnten Entleerungen fast reinen Blutes, wahrscheinlich aus den-Ge- | der Haut, des Bewegungsapparats, des Digestionstraktus, geboten ee T
schwüren. In einigen Fällen -konnte man in den letzten Tagen vor | Ist, ist [ohne weiteres verständlich, und es kann also nicht über- u
dem Exitus auch eine Incontinentia alvi konstatieren. raschen, wenn wir :gerade diese Organgruppen im: skorbutischen ee
Anamnestisch ließ sich- oft eine früher durchgemachte Darm- |- Krankheitsbilde so ‚häufig betroffen sehen. D | PEA
erkrankung erfragen (Typhus, Darmkatarrb, Ruhr)... he, Auf Verlangen der russischen Kollegen, welche den Skorbut id Fe
Ich will erwähnen, daß solche Fälle ausnahmslos auch andere, y für infektiös hielten, haben wir ‚anfangs isoliert. Nach. meinen Er- u gl |
unfrügliche Zeichen von Skorbut. aufwiesen und. daß. das Hervor- | fahrungen muß ich sagen, daß nie jemand erkrankt ist, der nicht unter er
| treten der Darmerscheinungen erst im weiteren Verlaufe der Krank- | denselben oder ähnlichen Bedingungen ‚gelebt hat, wie die Erkrankten ee
u. heit kenntlich wurde. Das, häufige Befallensein des Digestions- |, Selbst (z. B. vom Wärterpersonal, Ärzte, Schwestern usw), © — SEE
sur ‚ traktus kann man sich erklären, wenn: man — wie schon- er- ' Was die Ätiologie anbetrifft, sõ scheint es mir nicht Bi!
mm. ähnt — be denkt, wie häufig im Kriege Darmerkrankungen | recht wahrscheinlich, daß ein specifischer bakterieller Erreger in - eg
iih jeglicher Art vorkommen und dadurch einen Locus minoris | Frage kommt. 3 I EINE Ne ir:
mie . Tesistentiae”schaffen. ARERR T | ‚ .. Teb konnte freilich dahinzielende bakteriologische oder serolo-. ei
sk wE. Oberflächliche Blutungen im Leberparenchy.m, meist en ee ee: pen n m an akut enteündioh y o
woo ; VEET ioh | Symptomen vorhanden ist — das Fieber, die verschiedenen. Entzün- se
ut saif: = ne a betreffend und randständig, fanden Er dangen der. Schleimhäute —, kann man -sich durch begleitende, sekun-, ih
a: : öiter als Nebenbefunde bei Autopsien. Die Milz war bei den | däre Infektion erklären. Dazu kommt noch die Komponente der Re- Oo a
ette D schweren, letalen Skorbutformen, bei denen auch septischer Fieber- sorption und die Reaktion: auf die massenhaften, wahrscheinlich toxi- a
ja typus vorherrscht, meist sebr vergrößert und zerfließlich. ‚|. schen Zerfallsprodukte, die aber chemisch-toxischer Natur sein dürften. A
er RE Was die Nieren anbetrifft, so konnte ich wiederholt eine lang- | > ` Es scheint sich um eine Stoffwechselstörung und daraus AU,
or menge, richtige Nephritis mit allen dazugehörigen Symptomen | resultierende Ernährungsstörung. des ‚Gefäßsystems. zu handeln. ak
EP (Schwellung des Gesichts, ‘der Augenlider, Ödeme, Pulsspannung, Herz- Neben der nicht ausreichenden Quantität der Nahrung ist der en
vr .. .. bypertrophie, viel Eiweiß und Blut im Harn, Bluteylinder) konstatieren, _ M J Kartoffeln. frischem Gemüse, Obst S Mann LAT
t In einem Falle reines Blut, ohne Formelemente wie Cylinder im on ATONE D, ANSOeIN MENUR; DSL VON unserer Mann aE
A. | Sediment, wahrscheinlich Nierenblutung ohne begleitende Nephritis. schaft besonders hart empfunden worden, während die tägliche a,
ige o ia Zeitweise war der Harn frei. von Blut. Diese Kranken zeigten „Kascha - (Buchweizengrütze) die von Casimir Funk ver- ip
| ‘in mehr oder minder ausgesprochener Form auch andere Symptome | pönte einförmige vitaminarme Ernährung vorstellt. .. ei a
et einer bestehenden skorbutischen. Erkrankung. Im Pankreas sah man |- © Daß als disponierendes Moment das ganze Elend des Krieges
lter eine hämorrhagisch tingierte Netzzeichnung. bei der Autopsie. | und insbesondere der Kriegsgefangenschaft — wie Massenquartiere, Er.
ee Über Blutungen im Oentralnervensystem ‚auf skorbutischer Grund-.| russischer Winter, unzweckmäßige Bekleidung unserer Mannschaft Rn
BE a aaraa Aaa a eratio der Hacker | fir das nordische> Klima, dumpte, feuchte, luft und lchtarme 1
r ‚der Extremitäten verbunden mit deutlicher Hypästhesie und Herab- ` Unterkünfte, Schmutz usw., vielleich t auch die CGL VOSE Erschöpfung futs i
W ‚setzung der Sehnenreflexe zu sehen war, an Blutungen in die Nerven- | Und gemütliche Depression — eine große ‚Rolle gespielt hat, wird -E “a
| į». < Scheiden denken. Diese Patienten konnten lange Zeit hindurch “trotz | jedermann einsehen. Auch habe ich von den Kranken in Erfahrung. Hi G
wi - Selingfügiger superficieller Blutungen nicht gehen und erholten sich ‚gebracht, daß sie vorwiegend in Sumpfgegenden gearbeitet haben Marl
jsi erst nach Monaten.““ Doch gebe ich zu, daß man diese Gehstörungen | und zeitweise bis an die Knie bei der Arbeit im Wasser standen. giaa a
i ‚auch auf die Rechnung der allgemeimen“fAbmagerung und Körper- | Unter den vielen Skorbutfällen befand sich kein einziger Offizier, EHRT Ri
|. ‘shwäche setzen kann. / Ä = | tiotzdem mir die Erkrankten mitteilten, daß sich an den Orten ih se
Te In der Mehrzahl der Fälle sind frische Blutungen und | nahe der chinesischen Grenze, wo sie sich die Erkrankung zu- Bl ae
‚B Nachschübe von leichten Tem peraturerhöhungen be- | gezogen hatten, auch Offizierslager befanden, a El en
şi . gleitet, die zwischen Frühtemperaturen von 37° bis 88° abends | Auch von anderen Kollegen habe ich erfahren, daß sie keine Hin) BR
Ad schwanken. Im subakuten Stadium der Hämorrhagien ist die | Offizierserkrankungen an Skorbut gesehen hätten. Dieser Umstand AEA a
ie ‚Temperatur normal, bis wieder bei einsetzender ‚Resorption leichte | erklärt sich aus der besseren materiellen Lage der kriegsgefangenen . af o
az abendliche Erhöhungen sich ‘zeigen. 'InX'Fällen von vorwiegend | Offiziere. Abgesehen von den letzten Monaten vor dem Brester Ai e
| intestinaler Form ist — besonders in späteren Stadien — die | Frieden und der Zeit nachher war, im allgemeinen gesprochen, a
jif Temperatur oft ‚ausgesprochen septisch, bei pulmonalen "Formen | auch die Offiziersverköstigung und -unterkunft eine weitaus bessere ERE
$ ` . wurde Continua über 380 beobachtet. P SE ' |} als die der Mannschaft. Dann entfiel auch bei den Offizieren das WA
er - 05, Wenn man das reichhaltige Krankheitsbild,. das uns der. | Moment der schweren körperlichen Arbeit... a S us alt: |
j Skorbut bietet, überblickt, so erscheint es uns auf den ersten An dieser Stelle will ich nochmals darauf zurückkommen, ls k
j! Blick verworren. Doch glaube ich, daß sich einiges in ein ge- | daß man sehr häufig beobachtet hat,. daß der. Skorbut von Sym- fa a
f misses System bringen läßt, Vor allem kann man‘ von. einem | ptomen der „exsudativen Diathese“ ‚begleitet war oder daß diese A N
1 Initialstadium sprechen. Als die hervorstechendsten | ihm vorausgingen. Wenn man die exsudativen Erscheinungen, Rh co
ER yMptome erscheinen mir in diesem Stadium die geradezu | wie sie im Inivialstadium des Skorbuts auftreten. —. die einfachen a >
epidemisch auftretende Hemeralopie im Verein mit den schwer | Bindehautkatarrhe, Ekzeme, Rachenkatarrhe, Anginen,. Drüsen- PER a
‚ beeinflußbaren katarrhalischen: Erscheinungen. (wie Conjunctivitis, | schwellungen, Lungenkatarrhe —, als auf ähnlicher Basis ent- ia ’
haryngitis, Tonsillitis, Bronchitis usw.), in anderen Fällen Nasen- | standene Prozesse zusammenfaßt, so könnte man sich vorstellen, T a
Dlutungen und Blutungen in die, Conjunctiva bulbi. Eine große | daß die „exsudative Diathese“, die vorwiegend ein Befallensein Rear} Er
| Abgeschlagenheit, leichte Ermüdbarkeit bei geringen Anstrengungen | des Lymphapparats vorstellt, und die „hämorrhagische Diathese“, H. o
gehören auch zu den initialen Symptomen, u | wie man auch ‚den Skorbut und ähnliche Erkrankungen - be- Al; u
„ Die voll ausgebildete Erkrankung kann man,’ ohne viel zu.| zeichnet, nur graduell verschiedene Formen einer: ner “
künsteln, nach den das Bild‘ beherrschenden Symptomengruppen | und derselben Krankheit sind, da man annehmen kann, daß die RE 5
Mm fünf Verlaufs typen unterscheiden: 1. vorwiegendes | Blutgefäße viel resistenter sind als die Lymphgefäße, also auch ath
Befallensein der Haut und des Bewegungsapparats überhaupt | später befallen werden. Die nervöse Komponente ist schon her- A oi
Muskeln, Sehnen, Knochen, Gelenke); 2. ‘der pulmonale Typus; | vorgehoben worden. - | ER Be WET a
- der kardiale Typus; 4. der gastrointestinale Typus; 5. der ` Die Hauptaufgabe der Therapie ist die, die Erkrankten : BR:
tenajle Typus, | u o g so bald als möglich unter günstigere Lebensbedingungen zu bringen. I:
alt, häufigsten sah ich den ersten-und vierten Typus, am | Trotzdem die Kostaufbesserung iù Hinsicht auf Qualität und Quan- Eu 1
seltensten den dritten. Ausgesprochene Fälle des zweiten und | tität in den Spitälern noch viel zu wünschen übrigließ — dievn ` ` m i
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186
ln — — — — — — „ —„ ,—{—|—{|—|—Z—Z.—\?|?3JZJZom——— IT Tea] 71777 =
Funk als besonders „vitaminreich“ bezeichneten Nahrungsmittel,
wie Kartoffeln, frisches grünes Gemüse (Salate, Kohl, Zwiebeln),
rohe Milch, Früchte waren in ausreichender Menge so gut wie
gar nicht erhältlich —, so konnte ich doch bloß von der Bettruhe,
dem geregelten Leben und der Pflege in gutgeleiteten Spitälern
mit großen, licht- und luftreichen Krankensälen, wie es das Kriegs-
spital in Kaluga war, eine verhältnismäßig rasche Erholung und
Heilung beobachten.
Hier hat sicherlich das Gefühl des Geborgenseins,
die Nervenruhe, eine bedeutsame Rolle als Heilfaktor
gespielt. In medikamentöser Beziehung scheint die Ver-
abreichung von Solutionen der Pflanzensäuren (Acid. citr., Acid.
tartar. 1°/,ig) sowie von Pflanzensäften (besonders Sumpfbeeren-
extrakt) von Vorteil zu sein. In den russischen Spitälern wird
solehen Kranken außer dem beliebten -Sumpfbeerenextrakt auch
ein saurer Salat (Vinaigrette) verabreieht. In der Behandlung der
skorbutischen, akuten Blutextravasate machten wir ausgiebigen Ge-
brauch von 3°/,igen Lösungen von Plumb. acetic. in Form von
Umschlägen. Bei den frischen Blutungen sind diese Umschläge von .
hervorragender Wirkung. Im Stadium der Induration, Organisierung
der Blutaustritte, wie sie nicht gar so selten vorkommen und in der
Gegend der Gelenke zu Contracturen führen, sind Salbenverbände
mit 5%iger Jodkalisalbe oder 10 %iger Ichthyolsalbe, später
Bäder, Massage, gymnastische Übungen, Extension angezeigt. Als.
allgemeine Roborantien gaben wir Decoet. Chinae, Arsen, Alkohol.
Die Gingivitis wurde mit den üblichen Spülungen und Pinselungen
behandelt, besserte sich übrigens mit dem Allgemeinzustand.
Blutextravasate in die . Körperhöhlen wurden anfangs punktiert,
doch sah ich nie Erfolg davon, weil durch die Druckentlastung
neue Blutungen auftraten. Später punktierte ich nur zu dia-
gnostischen Zwecken und als Indicatio vitalis.
Ganz aussichtslos in therapeutischer und prognostischer Be-
ziehung sind die Fälle mit ausgedehnter Bronchitis und
Bronchiolitis. Ein Lungenödem oder eine Herzinsuffizienz bereitet
der Qual ein Ende. Allgemeinregime und symptomatische Be-
handlung erzielen vorübergehende Besserung. Fast ebenso aus-
siehtslos sind die schweren intestinalen Formen. Oft gelingt
es hier, durch tägliche subcutane Kocehsalzinfusionen in Mengen
von ein bis zwei Litern, dann durch Opiumgaben, Tanninklysmen,
Thermophore, Umschläge, die Zahl der Stuhlentleerungen ein-
zuschränken und damit den Allgemeinzustand zu heben, doch
schließlich gehen die Kranken fast immer ein.
Das Plumb. acetic. hat sich mir in der Therapie des Skorbuts
ausgezeichnet bewährt und hat mir auch in manchen Fällen mit
intestinalen Symptomen bei innerlicher Verabreichung (Plumb.
acet. 0,03 mit Tannin 0,8 mehrmals täglich) gute Dienste geleistet.
Aus der I. deutschen medizinischen Klinik in Prag
(Vorsteher: Prof. R. Schmidt).
Die Prager Pneumonieepidemie im Oktober 1918
und ihre Hämatologie.
Von ;
Edmund Adler und Paul Kaznelson.
Die pandemische Erkrankung von 1918, unter deren Bann
wir alle noch stehen, ist zweifellos identisch mit jenen pandemi-
schen Erkrankungen, die Europa schon seit Jahrhunderten immer
wieder verseuchen und im 18. J ahrhundert, ganz unabhängig von-
einander, die Namen Influenza und Grippe erhalten haben. Kli-
nische, pathologisch-anatomische und bakterielle Untersuchungen
zeigen diese Identität in gleicher Weise. Diese allerorts sich -so
unheimlich schnell verbreitende Erkrankung wird zur richtigen
‚Seuche aber erst durch die Pneumonien, die in erschreckender
Zahl während ihres Grassierens sich einstellen und eine ganz ün-
gewöhnliche Malignität aufweisen. Ob nun diese Pneumonien eine
Sekundärerkrankung oder eine besondere Lokalisation der Grippe
darstellen, ist ganz irrelevant. Maligne Pneumonien hat es aber
nicht nur zu Iniluenzazeiten gegeben, sondern auch in Zwischen-
zeiten traten ab und zu ‚kleine „Haus-, Familien, Gefängnis-
epidemien“ auf, die als typische croupöse Pneumonien imponierten
und nur dureh ihre Malignität sich auszeichneten. Leichten-
stern nannte sie „asthenische Pneumonien“. Sonst führten sie
len Namen der „atypischen, malignen, kontagiösen, infektiösen,
typhösen Pneumonie“. Sie sollten durch Hinzutreten von Eiter-
kekken zu den gewöhnlichen Pneumokokken entstehen. Und Į
{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
93. Februar.
£
ebenso soll nun auch die besondere Malignität der Grippepneu-
monien durch diese sekundären Bakterien bedingt sein.
Erklärung wäre plausibel:
fluenza werden nicht beobachtet und die Eitererreger doch in den
weitaus meisten Fällen gefunden, wobei nur äußerst selten In-
fluenzabacillen prävalieren, ja sogar häufig fehlen; sie könnten
wohl überwuchert sein. Bei unseren Fällen wurden am Seziertisch
(Institut Prof. G h o n) 14 mal Influenzabaeillen gefunden, doch nie
für sich allein. Es sei in dieser rein klinischen Arbeit nur nebenbei
erwähnt, daß auch nach den bis jetzt vorliegenden Mitteilungen in
dieser Epidemie die Bakterienbefunde zum Teil widersprechend
sind, daß es aber doch den Anschein hat, als ob die Influenza-
bacillen eine führende Rolle spielen würden; damit soll nieht
gesagt sein, daß der Grippeerreger nicht doch noch ein
bekanntes, mit unseren heutigen Methoden nicht darstelbares Virus
sein könnte.
Diese
Todesfälle von unkomplizierter In-
ganz Wn-
Die Grippeepidemie in Prag führte unserer Klinik im Monat
Oktober allein 115 Pneumoniefälle zu (darunter ein Typhus, eine
Anaemia pernicicsa). Es ist selbstverständlich, daß die Epidemie
an und für sich nicht von einer Klinik aus betrachtet werden kann,
da eine solche meist nur die schweren, komplizierten Fälle zu-
gewiesen bekommt. Andererseits jedoch läßt sich gerade das
schwere Material von da aus sehr gut betrachten und «daher sollen
auch im folgenden unsere Beobachtungen nur übır Pneumonien
mitgeteilt werden.
Die nachfolgende Tabelle bringt das Alter unserer Patienten '):
EEE nn ne
Dezennium . II | meN l VI zusammen
| |
gesundet 131361, F | Í u‘ 58
gestorben 14 30 | 4 | 4 | 2 | od
27 | 6 | 4 |. 5| 8|
unbekannten Alters 83
115
Hieraus ergibt sich eine Mortalität von 49,5 %.
= Die schon erwähnte Eigentümlichkeit des klinischen Mate-
rials läßt uns nicht feststellen, wieviel Prozent die Pneumonien
unter den Influenzaerkrankungen überhaupt ausmachen.‘ Bei der
Pandemie von 1889/90 ergab die deutsche Sammelforschung eme
Pneumoniesterblichkeit von durchschnittlich 17%, eine wahr-
scheinlich nicht richtige Zahl. Denn gute Krankenhausstatistiken
von damals zeigen erheblich größere Zahlen, die sich der unseren
sehr nähern: so das Kölner Bürgerhospital eine Mortalität von
30%, eine Rigaer Statistik eine von 43,9% und eine Bostoner eme
solche bis 45% |Leichtenstern?)]. Aus der jetzigen Pan-
demie gibt Brasch?) eine Pneumoniemortalität von 31,1%
Deussing von 25,7% an, Koeppchen hat bei acht Pleur®“
pneumonien vier Todesfälle. Sonst findet man merkwürdigerweist
über diesen wichtigen Punkt keine Angaben. i
Was den Beginn unserer Pneumonien betrifft, so markierte
er sich in nur 6 Fällen durch einen initialen Schüttelfrost nach
einem Grippevorstadium; 21 begannen mit Schüttelfrost; in den
übrigen Fällen entwickelten sich die Pneumonien unbemerkt aus
dem Vorstadium. Nach R. Deussing‘) stellt sich die pneu-
monie nach bereits durchgemachter Grippe nach mehreren ge
sunden Tagen, ja bis nach zwei Wochen ein. Auch wir beobach-
teten einen solchen Fall.
„ . Üngemein mannigfaltig ist der physikalische Befund: von den
Zeichen eines einfachen umschriebenen oder diffussen „feuchten
Katarrhs“ bis zu denen der ausgebildeten lobären Eneumonit
findet man alle Zwischenstufen. Wichtige Aufklärung kann da div
Röntgendurchleuchtung bringen, die pneumonische, klinisch’ nicht
also solche imponierende Verdichtungen als „wolkige Trübungen
deutlich erkennen läßt, andererseits anscheinend lobäre Formen,
wie die Autopsie, deutlich als confluierende Lobulärpneumoniel
aufdeckt; selten zeigt sie Bilder wie bei Tuberkulos$, wobe
a Im) Verdichtungen nicht so intensiv schattengebend sind
. Helm).
Bei 40 von unseren Fällen war die Pneumonie vorwiegend
im linken Unterlappen, bei 32 im rechten Unterlappen, bei 23 mM
beiden Unterlappen lokalisiert, bei 13 Fällen konnte sie als
„diffuse Bronchopneumonie“ diagnostiziert werden. Die Vorliebe
, *) Eine Folge der Kriegsverhältnisse ist es wohl, daß unsel®
Patienten zumeist Frauen waren. | |
i Handbuch von Nothnagel, XXIV.
M. m. W. 1918, Nr. 30.
a) M. Kl. 1918, Nr. 39.
‚> ==98; Februar, o ` 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.7.0000 nn BT o; Ei
der-Pneumonie für die Unterlapen wird .von allen Autoren, die | heutigen Pandemie gegen ‘die früheren wohl überhaupt. zurück. a
über ihre Lokalisation berichten, hervorgehoben. | So klagten auch nur vier unserer Pneumoniekranken über gastro- pe
Das Fieber ist meist kontinuierlich, in manchen Fällen auch | intestinale Beschwerden, die nie heftig waren. Ein sehr starker ehe $
- intermittierend. 16 unserer Fälle zeigten kritischen Abfall, | Ikterus (allerdings bei Mitralstenose) kam zur Ausheilung, mehrere ar
häufiger ist eine Lyse, Nachfieber tritt häufig auf. Die Dauer der, | Fälle .von geringerem Ikterus endeten tödlich. _ | et
Erkrankung schwankt zwischen einer und drei, ja sogar vier |- ‘- ‘Auch die Begleitsymptome von -seiten des Nervensystems RE
Wochen, wobei wir gewöhnlich den Beginn der Pneumonie nicht | waren eigentlich recht spärlich. ‚Wohl kamen einige Fieberdelirien | FRE
genau feststellen konnten. Exitus kommt meist in den ersten zwei | vor, aber von, schwereren Symptomen sahen wir nur zweimal Me- ENT
Wochen vor, doch haben wir auch eine längere Dauer bis zum | ningismus. Der eine Fall, der klinisch einer Meningoencephalitis u
schließlichen Tode beobachten können. >. a entsprach, hätte im Liquor keine Eiweißvermehrung, dagegen Pleo- a
Nur wenige Pneumonien hatten echtes rubiginöses Sputum;. | cytose (23, vorwiegend Eiterzellen). Der zweite Fall zeigte bei l A
die meisten ein schleimig-eitriges; selten war es:bämoptoisch. An | hochgradiger Bronchopneumonie ausgesprochenen Meningismus ` I P ak,
dieser Stelle können auch unsere Florabefunde im Spulum er- | und bis zwei Tage ante exitum auffallende, an Tetanus erinnernde ea
wähnt werden: Wir fanden bakteriöskopisch 20 mal Influenza- | Muskelstarre der Extremitäten und Bauchmuskulatur. Der Liquor ne
bacillen, 27 mal Diplokokken, in einigen Fällen beide; seltener | entleerte sich unter sehr hohem Druck, hatte keine Pleocytose, war DL Be
auch Micrococcus catarrhalis; Viele andere Sputa zeigten ge- | bakterioskopisch ‚und kulturell negativ; auch Weil-Kafka- ee
wischte Flora, meist Eiterkokken, ohne Vorwiegen einer be- | Reaktion war negativ. Die Autopsie ergab intermeningeale Blu- HTE
stimmten Gattung. | Ä | | a | tungen. . Neunmal konnten wir keinen Patellarsehnenreflex aus- ln
. Im klinischen Bilde. nicht besonders hervortretende kleinere | lösen, sowohl in letalen als auch nicht letalen Fällen +). Ein Fall Ss HH
seröse und eitrige Ergüsse fanden sich oft im Verlaufe der Pneu- | zeigte Babinski mit Fußklonus ante exitum (Liquorbefund ne- . Pih
monien. Große metapneumonische Empyeme hatten wir im ganzen gativ)). o ka nen Ä ri PE
nur drei, die sämtlich noch in klinischer Behandlung stehen. |. Als Hauterscheinungen finden wir 16 mal:Schweiße verzeich- ag
Trockene Pleuritiden bei Pneumonien bedürfen kaum einer bc-.| net. ‚Die Krise verläuft oft ohne Schweißausbruch. Nur fünfmal >
sonderen Erwähnung. Mehrere reichsdeutsche Autoren | beobachteten wir Herpes labialis, wie bei echter genuiner Pneu- BE
[Lämpet!), Deussing und Andere] berichten über viel reich- | monie. Exantheme' und sonstige Hauterscheinungen kamen bei IR
licheres Auftreten von Empyemen. Zu. ee j} uns nicht zur Beobachtung. FR: ae ee fes
Am Cireulationsapparat war am hervorstechendsten eine rela- | Eine durchaus ungünstige Prognose gibt die Grippepneumo- Hate]
tive, manchmal auch. absolute. Bradykardie. Bei-55 Patienten | nie bei bestehender Kyphoskoliose. In unserem Material befanden eh
fanden wir relative Bradykardie, ein Symptom, das vielen Be- | sich sechs, die alle starben °). u E | EURE. Va
— obachtern auffiel Leichtenstern, Brasch und vielen An- Der: Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß wir zweimal a
ua, deren). Dagegen beobachtete Jürgens?) meist abnorme 'Tachy- Schwerhörigkeit, viermal Otitis media, einmal Iritis.als Kompli- m. BR
kardie, nur selten Bradykardie, die jedoch nie so intensiv wie bei | kätionen im Verlaufe der Pneumonie beobachteten. 2 C: TOETER
7 Typhus war. H. Kahler?) sah die Bradykardie bei hinzutreten- Gelegenheitsursachen scheinen gar keine Rolle bei der Ent- Be]
AE 3 der Pneumonie in Tachykardie umschlagen. Nur selten konnten | stehung der Erkrankung zu spielen. Von unseren Patienten gaben AEREE
j} Wir eine Bradykardie in .der Rekonvaleszenz verfolgen. Unter | nur sieben Erkältung, drei Durchnässung als vermeintliche Ur- RE
— +, ` unseren Pneumonien waren zwei Vitien, die ad exitum kamen; | sache an. Nur ‘drei Patienten litten früher an häufigeren Ka- Ta
i |. „eines, das gesundete. Die Entstehung einer Endokarditis beobachteten | tarrhen. Man könnte geneigt sein, der Unterernährung in der AT E RA
pos a wir nie; sie und auch die Perikarditis soll sich: häufiger als die jetzigen Kriegszeit eine gewichtige Rölle zuzuschreiben. Nur vier Ba: De n
seht AE „Endocarditis pneumonica“ bei der die Grippe komplizierenden | unserer Patienten waren wirklich unterernährt. Alle änderen o e. DAR Pe
it. “. „Dynovitis grippalis“ einstellen‘). E. Flusserö) beobachtete | waren Menschen, die in der. Vollkraft ihres Lebens von der Seuche iei E F
2 a! . Unter vielen Influenzafällen zweimal Endocarditis verrucosa. Zwei- |- hinweggerafft wurden. > `- ee Ba. Ba.
ei ` mal im Verlaufe von Pneumonien entstand bei uns eine Thrombo- ‚ Sehr interessante Ergebnisse hatte die morphologische Unter- a et.
ri phlebitis der Vena cruralis. Beide Fälle befinden sich in. Rekon- | suchung des Blutes bei unseren Fällen. ae R m Kin EB :
j o E ke s Se: z id U je | Unsere Befunde sind in folgender Tabelle zusammengestellt: TRA Dun ke, Be
U Begleiterscheinungen von seiten des a Gestorbene (34 Fälle): — — ` | ol 1, a
we a] parats betrifft, so möge zunächst hervorgehoben werden, dab ‘ Leukopenie (geringste Zahl 1100) ° | Be. ©...
K m nur zehn Fällen im Harne sich kein Eiweiß nachweisen lieb. mit a) Neutrophilie über 0%. > 2 . oo g CONE. PARE EN
u i Albuminurie und Cylindrurie scheint also zur Regel zu gehören. | | x normalen Relationen - . .... 020278 1) 2 E
ie Eine echte Nephritis dagegen sahen wir nur zweimal (hämor- oo c) relativer Lymphoeytose . . 2.2.2... 04 Bu: 3
4 a thagisch, die eine mit Blutdruckerhöhung und Ödemen). Die | Ä nn ee . Neutrophile, größte Zahl 82.000): 6 OUER : .
a Seltenheit dieser Komplikation wird auch von Leichten- u a Aber en pil | | | Be ©
io -Etern in seiner Sammelarbeit hervorgehoben. Als besonders be- `| x unter 80% Neut as a te a aoB a: -i
i > Merkenswert notieren wir acht- positive Diazobefunde im Harne. | `. r òU% Neutrophlien . . . . 2... d ir ee
RT Sieben d „acht p a | = ‚Absolute Monopenie . 20 v0 „ 83 He Le
‚a. „en davon kamen ad exitum. Der eine überlebende Fall, der in - Monocytose (nur absolut) . . 2. vu... dl u E
A en Tagen neben seiner Diazoreaktion und einer exzessiven | ~ Absolute Monopenie trotz Leukoceytose . . 2... $ j EN.: c1:
Bil un topenie von 1800 Weißen, mit relativer Lymphocytose, keinen | : Fehlen der Bosinophilen ... .. 2.2.2 ..2..288 Be ee a
nf" x „en positiven Befund hatte, machte anfangs — es war zu | Geheilte (42 Fälle): Bu - Ein -i OERS
Mr | ginn der Epidemie — differentialdiagnostische Schwierigkeiten | Leukopenie (geringste Zahl 1600) _ l p POS e
AER Typhus. Später allerdings sicherte eine ausgebreitete, herd- mit. z Neutrophilie (81%) . . » > 22 2 2223: 1 TE A EAE nil Ba
T m 86, besonders auch röntgenologisch typische Influenzapneu- b ne ind Era TE. Kan moi HE
i ponip die Diagnose. Diazo wurde nach einigen Tagen negativ. Een c) a N a ea. 10 Rz: ©,
an abi häufig fanden wir die Ehrlich sche Aldehydreaktion posi- | ee ; ah] Gutar d 0000) E ne ee ar AO I BERE >-
WEO Aus der zeitgenössischen Literatur seien nur. die. unseren Be- a mit a) über 80% Neutronhilen - a: ;.
„N nden zuwiderlaufenden her ehoben. So erwähnt Hesse mit. a). üben Re ee ee le Ba
P. ~ daß Eiweiß s i RE S A a Ser ro | d | . b) unter 80% Neutrophilen . . . 2 2 2 222.7 ie Be
run selten, Diazo niemals positiv sei, R. Lämpe und |: > Absolute Monopenie . |... TI III DII 88 PAE T
f icii G e ; finden nur ausnahmsweise Eiweiß, nie ‚Diazo. on | Nur absolute Monoeytose . . » e. sco I Dllo PORRES 2. ©:
Fe zu ein nn en Pneumonien verloren wir fünf. Zweimal an | Absolute und relative.Monocytose . <... 2.2... 5o le
E veiti m Abortus. Siebenmal-kam es bei unseren Fällen zu früh- (davon 3:nach der Entfieberung, 1 während der Lyse) ; EIG
Sod gen Menses. An dieser Stelle sei auch die bekannte Tatsache Absolute Monopenie trotz Leukocytose =. . ..... 7 Omii: AEROS
8 Nasenblutens bei Grippe erwähnt; 19 unserer Pneumoniefälle Monopenie nach Eintfieberung oder während Lyse. . . 12 | in -1i
st- agten diese Erscheinung. | | | Ye ee enhilen (alle seh eoon e o Bu pen i,
il ER Die gastrointestinalen Formen der Influenza treten bei der i oder während: ee) m en Pakieberung n 1 ko
0. a M KI. 1918, Nr. 35. | I EI ZZ Ze Ri
5 k raus-Brup Ä see IR | | Bi Kom
Eoo ee W. 10188 ae er | ME IVER Re ama ty e BUR, Ne. n i er:
C athrij? A P. d. Korr.: Später sahen wir mehrere Fälle von Poly- 9 Anm. b. d. Korr.: a einer unserer Kranken trat einige - Rd a
18 gruppalis, einmal mit Endo- und Perikarditis, .| Wochen nach überstandener Pneumonie eine Myelitis transversa auf. Be} !
)W.k.W. 1918, Nr. 42, Er : 3) Später gesundete ein Falltrotz Kyphoskoliose und positivem Diazo, i KATEN
' l l A í \ Bil: PH N Ns
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ET EPET TSE ä wi
ee E E 7 ge
188 o | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
23. Februar.
Die Gesamtleukocytenzahl schwankt in sehr weiten Grenzen.
Leukopenie, normale Leukocytenzahlen und Hyperleukocytose
kommen vor, und zwar in etwa gleicher Verteilung (das heißt
Vorwiegen der Leukopenie) bei den letalen wie bei den pro-
enotisch günstigen Fällen. Das ist ein sehr auffallendes Ergebnis.
Es steht in großem Gegensatz zu dem Verhalten des Blutbildes bei
der echten croupösen Pneumonie, bei der wir in der überwiegen-
den Zahl der Fälle Leukocytose finden. Es ist zwar bekannt, dal
auch bei der Diplokokkenpneumonie Leukopenie vorkommt. Ihre
Bedeutung hat sich seit dem ersten Hinweise von v. Jaksch')
dahin geklärt, daß sie in der Regel als prognostisch ungünstiges
Zeichen aufzufassen ist, besonders wenn sie an Stelle einer zu-
nächst vorhandenen Leukocytose tritt [v. Wy8?)]. In unseren
Fällen von epidemischer Pneumonie lassen sich aber aus der Ge-
samtzahl der Leukocyten keine prognostischen Schlüsse ziehen;
es bestand sowohl bei den Gestorbenen, wie bei den geheilten
Fällen in einer großen Zahl Leukopenie. Und doch sind Unter-
schiede im Blutbilde zwischen infausten und günstig verlaufenen
Fällen zu finden. Betrachten wir nämlich die Art der Leukopenie,
das heißt die relative Zusammensetzung der einzelnen Zellarten,
so sehen wir, daß bei den gestorbenen Fällen eine weit größere
Zahl der Fälle mit Leukopenie und normaler Leukocytenzahl eine
relative Neutrophilie (über 80%) hatte, während bei den Geheilten
häufiger eine relative Lymphocytose bestand. Bei der epidemi-
schen Pneumonie verschlechtert also erst der Befund einer
starken relativen Neutrophilie beiallgemeiner
Leukopenie (ein Befund, wie er für schwere Sepsisfälle cha-
rakteristisch ist) die Prognose. .
Wie können wir uns das Entstehen der Leukopenie erklären?
Wahrscheinlich ist es nicht einheitlich. In einigen Fällen mag es
zur Leukopenie durch Erschöpfung des Knochenmarks gekommen
sein, in den meisten Fällen kann es sich höchstens um eine
funktionelle Hemmung der Zellbildung handeln — nur anatomische
Knochenmarksuntersuchungen können diesen Punkt entscheiden
— eine Hemmung, die sehr leicht zu durchbrechen war: denn in
einigen Fällen konnten wir die im Verlaufe der Krankheit er-
folgende Umwandlung der Leukopenie in sehr hochgradige Leuko-
eytose (bis über 20000) beobachten — sowohl bei letalen als
benienen Fällen. Bei den günstig verlaufenden, die wir daraufhin
untersuchten, erfolgte diese Umwandlung erst nach der Entfiebe-
rung, vielleicht weil der Reiz des noch längere Zeit weiterbestehen-
den anatomischen Lungenprozesses erst jetzt — nach Wegfall des
hypothetischen hemmenden Agens — zur Geltung kommen konnte.
In unserem großen Material war also weder eine Verminde-
rung noch eine Vermehrung der Leukocyten für die Pneumonie
charakteristisch. Und das erklärt auch die widersprechenden Be-
funde, die von verschiedenen Autoren publiziert wurden: Schon
bei der nur mit Fieber und Allgemeinerscheinungen ohne jeden
Lokalbefund verlaufenden Influenza lauten die diesjährigen Be-
richte über das Verhalten des Blutes verschieden: Rosenow‘°)
findet häufig normale oder leicht erhöhte Zahlen, ebenso Läm pe,
Marcovici®); dagegen fanden Hesse°), Koeppchen?),
Citron’), Levy®) und Andere in allen unkomplizierten Fällen’
Leukopenie. Tritt im Verlaufe der Influenza eine Pneumonie ein,
so gilt fast allen Autoren, die über die Epidemie von 1918
berichten, das Auftreten einer Leukocytose als Regel, ihr Aus-
bleiben als signum mali ominis, ganz wie bei der croupösen Pneu-
monie. In dieser Form ist das, wie wir zeigten, nicht richtig, und
darin stimmen unsere Befunde mit den Ergebnissen von Rie-
der®)undMaragliano!®) bei der Epidemie 1889—1892 über-
ein. Auch Rieder fand bei Auftreten von Lobulärpneumonie
keineswegs regelmäßig eine Leukocytose — ihm fiel bereits der
Unterschied zwischen dem Jahr 1891 und dem Influenzajabr 1892
auf — und Maraglianos Kampf gegen die prognostisch un-
günstige Bedeutung der Leukopenie bei Pneumonie erklärt sich
dadurch, daß sein Material wahrscheinlich zum großen Teil aus
Fällen epidemischer Pneumonie bestand, ‚die mit der echten
Fränkelschen Diplokokkenpneumonie nicht verglichen wer-
den darf.
Besonders interessante und charakteristische Ergebnisse lie-
fert die Betrachtung der einzelnen Zellarten bei der epidemischen
Pneumonjie. Wenn man schon von einem charakteristischen Be-
fund im Blute bei ihr sprechen will, so ist es nicht die Zahl der
Neutrophilen oder Lymphocyten, die diesen darstellen kann, son-
dern das Verhalten der Monocyten. In einem gam
überwiegenden Teile der Fälle (wir betonen, daß es aber auch
Ausnahmen gibt), besteht im Gegensatz zur croupösen Pneumonie
(Naegeli) und zu vielen Fällen unkomplizierter Influenza
[Alexander und Kirschbaum), Levy] eine Vermin-
derung der Monocyten, eine Monopenie. Wir fanden
diese bei 33 von 34 gestorbenen und bei 37 von 43 geheilten
Fällen. Die Monopenie kann sehr hohe Grade erreichen, gar nicbt
selten finden wir nur Zehntel von Prozenten, das heißt 20 und
weniger statt der normalen 500 Monocyten im Kubikmillimeter.
In 12 Fällen bestand die Monopenie trotz oft hochgradiger Neutro-
philie (z. B. 290 [1%] Monocyten bei zirka 28 000 Neutrophilen).
In der bisherigen Literatur über die Influenzapneumonie wird
diesem von uns so häufig festgestellten auffallenden Verhalten
der Monocyten gar keine Erwähnung und Beachtung geschenkt.
Und doch ergeben sich Anhaltspunkte dafür, daß die Befunde
mancher Autoren genau dieselben sind wie unsere: so finden wir
in der Arbeit Rosenows über die Hämatologie der Königs-
berger Epidemie dieses Sonımers in allen fünf mitgeteilten Fällen
von Pneumonie ganz hochgradige Monopenie. Ebenso in den zwei
Fällen Edelmanns?), bei denen die Blutbefunde mitgeteilt
sind (und zwar bei beiden Autoren trotz bestehender absoluter
Neutrophilie). Wir glauben also annehmen zu dürfen, daß die 50
häufige Monopenie nicht nur in der Prager Epidemie zu kon-
statieren war, sondern eine allgemeine Bedeutung in dem Wesen
der epidemischen Pneumonie besitzt. Welcher Art diese Bedeu-
tung ist, wird sich wohl solange nicht sagen lassen, als die Stel-
lung der Monocyten im System der Blutzellen nicht geklärt ist.
Betreffs der noch nicht besprochenen Zellformen können wir
uns kurz fassen: die Eosinophilen fehlen in der überwiegenden Zahl
der Fälle auf der Höhe des Fiebers. Die Ausnahme, daß selbst
bei letal verlaufenden Fällen spärlich Egsinophile zu finden sind,
ist sehr selten (nur in einem unserer Fälle); Mastzellen sind öfter
auch auf der Höhe des Krankheitsprozesses vorhanden. In emer
sehr großen Zahl von Fällen lassen sich auch Türksche Rel-
zungsformen auffinden, manchmal sogar bis zu mehreren Pro-
zenten (absolut bis 200 und mehr). In einigen Fällen fanden WI
auch, ohne besonders zu suchen, typische Endothelzellen in Ver-
bänden ?). Von Knochenmarkselementen fanden sich in mehreren
Fällen Myelocyten, seltener auch Normoblasten.
Die Rekonvaleszenz nach der Grippepneumonie ist ent-
schieden langwieriger als die nach gewöhnlicher croupöser. ‚Die
Patienten sind noch lange sehr debil und auch die objektiven
physikalischen Lungenbefunde behaupten sich noch lange recht
hartnäckig °).
Nur noch einige Worte über unsere absolute Ohnmacht jeder
wirklich durchschlagenden therapeutischen Beeinflussung. Vom
altep Aderlaß bis zur modernen unspecifischen Proteinkörper-
therapie sahen wir keine wirklichen Erfolge. Der einzig möglichen
symptomatischen Therapie erschien uns am ehesten Campher-
Coffein zu entsprechen.
Aus dem Chirurgischen Ambulatorium des Eppendorfer Kranken-
hauses (Leitender Arzt: Dr. Kotzenberg).
Eine neue Prothese mit direktem Muskelanschlub
ohne operative Veränderung des Stumpies.
Von
W. Kotzenberg.
Die Muskulatur des Amputationsstumpfes als Kraftquelle
nutzbar zu machen für die Betätigung einer beweglichen Prothese
ist von außerordentlicher Wichtigkeit. - Einmal ähnelt ein &
t) Naegeli, Blutkrankheiten 1912.
”) W. kl. W. 1914, Nr. 383,
®) D. m. W. 1918, Nr. 45.
‚*) Vergleiche Netoußek (Fol. haem. 1913 und 1914) und ein?
Arbeit des einen von uns, die im Deutschen Archiv für klin. Medizin,
Bd. 128, erscheint. i
5) Über einen besonders interessanten Fall von chronischer
Influenzapneumonie mit Ausgang in subcutanes Emphysem un
Pneumothorax nach Durchbruch von Bronchiektasien berichtete der
eine von uns in der Sitzung des Prager Ärzt einer vame; Januar
1919. (Anm. b. d. Korr.) Vgl. M. KL 1919, nn
1) Zbl. f. inn. M. 1892, Nr. 5. — 2) Zschr. f. klin. M., Nr.70, 1910.
— 3) M. Kl. 1918, Nr. 30. — a, W. kl. W. 1918, Nr. 36. — 5) M. m. W.
1918. Nr. 30. — ') D. m. W. 1918, 5. 34. — 7) B. kl. W. 1918, Nr. 33
und 34. — $ D. m. W. 1918, Nr. 35. — °) M. m. W. 1892, Nr. 29. —
10) Kongr. f. inn. Med. 1892,
ikmillimele f
iger Nenit p- |
N
E n n”
2:2 28. Februar.”
‚hängen und sich ohne solchen Schmuck behelfen. Ganz anders
liche Prothesen zu betätigen, sind bekanntlich alt, wurden aber
‘Contraction einer Muskelgruppe diese sich verkürzt und ein durch |
` diese dure
vom Gelingen der Lappenplastik abhängig ist und häufig eine
. men. Einmal komm
"große Strecke zurücklegt.
fehlender Hubhöhe auf mech
i notwendig.,
aenkrecht zur Längsachse der Zugrichtung der betreffenden
lie 114. q
qo verheilten Stumpfes entschließen können.
Mus
iskelanschluß des Am putationsstumpfes ohne operative
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ee > -1949 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.:
. Goal,
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diesem Wege bewerkstelligter Faustschluß vielmehr dem natür- | einige gelungene Fälle gesehen haben, lasse ich nicht voll gelten.
lichen, wie wenn er durch Zug.von der anderen Schulter oder ähn- |, Denn, was bedeuten die paar hundert bis jetzt nach S.a uer-
lich bewirkt wird. Ebensowenig dürften diejenigen Prothesen, | bruch operierten Fälle im Verhältnis zu den Zehntausen-
welche auf einem zwangläufigen Faustschluß etwa durch Beugung, | den von. Armamputierten, die der Krieg uns beschert hat.
des Ellbogens aufgebaut sind, auf die Dauer Verwendung. finden, Die Physiologie lehrt uns, daß ein Muskel, der in Aktion
da die Greifbewegung bei ihnen .eben von einer ganz bestimmten |} tritt, nicht nur eine Lageverän derung, sondern auch eine
Armlage abhängt, während bei den Prothesen mit direktem | Formveränderu ng eingeht. Er verkürzt sich und übt einen
Muskelanschluß die Greifbewegung in jeder Haltung des Armes | Zug auf ‘die Sehnen aus und er schwillt an, wird also
ausgeführt werden kann. BE T 0.0 dicker. AufdererstgenänntenLageveränderung
Ein weiteres Moment, welches für direkten..Muskelanschluß | beruht das Sauerbruchsche Verfahren, auf der Formver-
spricht, ist der Umstand, der schon in: Friederiszeiten die damals | änderung beruht die im folgenden beschriebene
wenig zahlreichen Armverlustträger meist veranlaßte, auf das | kinetische Prothese. SAUER |
Tragen einer Prothese zu verzichten, nämlich das Gewicht des | ` Legt man um die Mitte des Biceps ein Band und -spannt
Armes. Die Muskulatur des Stumpfes atrophiert durch den Nicht- |.dann die Beugemuskulatur stark an, so tritt bekanntlich "eine
gebrauch mächtig, und da ist es ohne weiteres klar, daß selbst | starke Verdickung des Biceps ein, sodaß die Enden des Bandes
der leichteste Kunstarm als schwere Last empfunden wird. Kommt | auseinanderweichen, . Welche ungewöhnliche Kraft bei geeigneter
nun dazu, daß der Kunstarm lediglich Dekorationsgegenstand ist, | Übung dabei entfaltet werden kann, geht aus den bekannten Vor-
so wird der Amputierte sehr bald. seinen Arm in den Schrank | führungen hervor, bei denen Athleten durch plötzliches Anspannen
der Bicepsmuskulatur starke, um den Oberarm. gelegte Ketten
‚sprengen können, ee ae Er
2 Was für den Oberarm gilt, findet sinngemäß auch auf den
` Unterarm (Ober-Unterschenkel).seine Anwendung. Auch am Unter-
arme. lassen sich bei genauem Abtästen der Muskulatur Punkte
‚ finden, bei denen eine wesentliche Umfangvergrößerung der
aber, wenn bei direktem Muskelanschlusse häufig aus-
geführte Greifbewegungen die atrophierte Muskulatur wieder er -
starkenlassen. -Der Amputierte erkennt, daß er seinen Arm
gebrauchen kann, und die erstarkte Muskulatur des Stumpfes läßt
das Gefühl der Schwere des Kunstarms nicht. aufkommen.
Die Bestrebungen, durch direkten. Muskelanschluß beweg- |
den Amputierten auf, sich intensiv vorzustellen, daß er die ver-
erst in diesem Kriege durch die Veröffentlichungen Sauer- | lorene Hand noch besitze und sie zur Faust ballen wolle, so findet
bruchs und Spitzys in den Vordergrund des Interesses ge- | man leicht. eine Stelle, etwa drei bis vier Querfinger unter der Ell-
rückt. Die Sauerbruchsche Methode beruht darauf, daß bei |-beuge, an der eine deutlich sichtbare Umfangvergrößerung. ein-
tritt. Am besten tritt das zutage, wenn der Anmhputierte die ge-
sunde Hand, gewissermaßen zur Aufmünterung, zur Faust ballt.
_ Die Umfangvergrößerung wird noch stärker, wenn nicht nur die
Faust geballt, sondern zugleich das’ Handgelenk intensiv gestreckt
wird. Es werden also für die Umfangvergrößerung nicht nur
die Fingerbeuger, sondern besonders auch der Extensor
carpi radialis longus et brevis ‚und Extensor
| earpi ulnaris ausgenutzt. Schon nach wenigen Tagen Übung
wird die Umfangvergrößerung meßbar stärker und erreicht nach
kurzer Zeit 10 bis 15 mm, eventuell’ auch mehr. en
i Zu Übungszwecken -habe ich (M. KI. 1917, Nr. 14)
einen einfachen Apparat empfohlen, der nach Modifizierung jetzt
wie folgt aussieht. Er besteht. aus einem federnden Stahlband,
welches nicht: vollständig den Unterarmstumpf an der. genannten
Stelle umschließt. An einem Ende befindet sich ein Pflock, an
welchem eine Schnur befestigt ist, das andere Ende trägt eine
Rolle, über welche die Schnur geleitet wir `- |
Das untere Ende der Schnur trägt ein Gewicht. Wird nun.
in der oben beschriebenen Weise der Muskelstumpf angespannt,
so hebt sich das Gewicht um so viel, als die. Umfangvergrößerung
des Stumpfes beträgt. Bei gut entwickelter Muskulatur erreicht
man nach einiger Zeit der Übung eine Hubhöhe von 10 bis 15 mm
und eine Kraftentwicklung: von 5 bis 6 kg. Beim Oberarm ist
‘entsprechend der größeren Dicke und Kraft des Biceps Kraft und-
' Hubhöhe erheblich größer. Ich habe damals darauf hingewiesen,
daß man auf diese Weise eine Kunsthand betätigen könne und `
daß wir mit der Konstruktion eines solchen Kunstarmes be.
schäftigt seien. . u DE
. Nach zahlreichen Versuchen ist es uns gelungen, eine Pro-
these für .dem Unter- und Oberarmstumpf zu konstruieren
welche die Muskelkraft des Amputations.
sie hindurchgeführter Elfenbeinstift dadurch eine Strecke weit an-
gezogen wird. Wird nun an. diesem Stift eine Zugvorrichtung be-
festigt, so kann eine an diese angeschlossene Kunsthand zur
Faust geballt werden.: Die Methode beruht also auf einer ope-
Tatıven Veränderung des Muskelstumpfes, die das Ziel hat, eine
bestimmte Muskelgruppe des _ Amputationsstumpfes (Beuger,
Strecker usw.) zu isolieren, beweglich im Sinne der Retractions-
fähigkeit zu machen und sie mit einem durch ‚äußere Haut aus-
gekleideten Kanal auszustatten, der.zur Aufnahme des erwähnten.
Elfenbeinstifts dient. ‘Die Spitzysche Methode unterscheidet
sich von der Sauerbruchschen lediglich durch die operative
Technik. Auf Einzelheiten näher einzugehen erübrigt. sich, da
h die zahlreichen: Veröffentlichungen Sauerbruchs
und Spitzys zur Genüge bekannt sind. . l
Abgesehen davon, daß- die Sauerbruchsche Methode
größere Anzahl von Operationen erforderlich macht, sind es haupt-
Sächlich zwei Momente; welche das funktionelle Resultat bestim-
t es darauf an, die Muskelgruppe sobeweg-
daß der Stift beim Anziehen eine möglichst
Denn von der Länge dieser
Strecke, der Hubhöhe, ist die Ausdehnung und Kraft des: Faust-
schlusses respektive Griffes abhängig. Denn das, was man an
anischem Wege durch Hebelverkür-
mE 2. B. ersetzen muß, geht an Kraft verloren. Eine bestimmte
ubhöhe ist aber zur Betätigung jeder Hand, auch der einfachsten,
Ich zu machen,
Zweitens muß die Seelenachse des Muskelkanals g enau
Nuskelgruppe stehen, denn'nur dann werden beide Enden des durch te :
en Kanal gesteckten Stiftes gleichmäßi gnachobenge- | Stumpfes in dieser Weise voll ausnutzt. Zur Anbringung. der
| Prothese ist keinerlei operative Veränd erung des
erforderlich. Sie kann.
Amputationsstumpfes
daher von jedem Amputierten mit gewissen noch zu besprechen-
den Einschränkungen ohne weiteres getragen werden.
'Die Unterarmprothese *) besteht aus zwei seitlichen Stahl-
schienen, welche vorn ein Ring vereinigt, auf dem die Hand dreh- `
bar aufsitzt. Ungefähr in der Mitte des Unterarmes sind die Schie-
ven ebenfalls durch einen Stahlring vereinigt, der in der Weite.
und auf den Schienen verstellbar ist. Dieser Ring dient zur Be-
T E n der Stift schräg, so wird das eine Ende angezogen,
oa das andere seinen Platz nicht verändert, wodurch die
en kung unvollkommen bleibt. À |
in Bi; schon erwähnt, ist also die Operation in der Regel nicht
Oper Sr Tagen vollendet, sondern bedarf öfterer Nach-
die Mehr En en. Es kann daher nicht wundernehmen, wenn
PR a u Amputierten, nachdem sie monatelang in den
sich ir Sciegen haben und unterschiedliche Operationen über
As n ergehen lassen, sich nur schwer oder gar nicht zu einer
» Wochenlang dauernden operativen Behandlung ihres end-
8 wohl jeder o Diese Erfahrung,
nach ei ‚jeder gemacht hat, 'veranlaßte mich vor zwei Jahren,
ner Methode zu suchen, die es ermöglicht, den direkten
. festigung einer dem Stumpfende genau aufgewalken Lederkanne.
welche außerdem noch an jeder Seitenschiene durch einen Niet |
©) Der Unterarm nebst Hand wird”in seinen St - und:H a
BR nn = 7 Er y 0 n pl oy 'in München, Tao raie an
eränder hg <q.. | mäßig hergestellt. Lederarbeiten, Ellbogengele 1 Oberarmt, ü
Anton "ng zu bewerkstelligen. Den Einwand, daß die | sind vom Bandagisten herzustellen, der einsam m grarmbandage,
= A Sich leicht zur Operation entschließen, wenn sie erst | Arm zu verpassen hat, ~ | Ä m Arzt. den
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'‚ faßten. Gegenstand ausüben wollen.
ballens ‚aufweist.
ermöglicht es, die Hebel von erforderlicher und in bezug auf die
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ni; 8. .
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23. Feb
. fixiert wird. Über die-.Stelle der: Stumpfmuskulatur, welche: die
beste Ausdehnungsfähigkeit besitzt, wird ein in zwei Scharnieren
bewegliches. Stahlband gelegt. Diescs ist einmal mit der Innen-.
schiene und dann mit dem erwähnten Stahlringe fest verbunden,
kann aber in der Höhe verstellt, werden. -Die beiden Enden dieses
Stahlbandes sind durch eine’ regulierbare Kupplung miteinander
verbunden. Das feststehende Ende trägt einen als Scheibe aus-
__. gebildeten Winkelhebel. Von diesem geht: eine in der Länge
-verstellbare Zugstange nach: dem Handgelenk und ist bier an
einem auf einer Querachse befindlichen Hebelarme befestigt. Der
Hebelarm wird durch. ein Federhaus in regulierbarer Spannung
gehalten. Ein zweiter Hebeların überträgt den Zug zur Handmitte.
Die Hand ist aus Hòlz. Die Finger und der Daumen in den
i Grundgelenken beweglich. Der zweite bis dritte Finger a
steht
auf einer Achse zusammengekuppelt, der Daumen
dem zweiten und dritten Finger in . Oppositionsstellung
gegenüber.. An der Achse -der Finger einerseits und der
Achse des Daumens andererseits ist je ein Hebel be-
festigt. Die freien Enden dieser beiden Hebel tragen an Schar-
nieren kurze Stahlstangen, welche mit einem Scharnier wiederum
miteinander. verbunden sind. An diesem Scharnier setzt die Zug-
stange an, welche vom. Arm herabkommt. I
Innern der Hand durch ein Kugelgelenk unterbrochen, wodurch die
Rotation der Hand um 360 Grad ermöglicht wird. Um möglichst
“wenig Kraftverlust zu haben, war es erforderlich, daß die Länge
‘der Finger zu der Länge der sie bewegenden Hebel in ein be-
stimmtes Verhältnis gebracht wurde. -Der Finger und der ihn
bewegende Hebel stellt gewissermaßen einen zweiarmigen Hebel
dar, der sich um die Achse des Grundgelenks dreht. Dabei ist der
Weg, den das bewegende Hebelende zurücklegt, bis der Schluß
der Fingerspitzen erreicht ist, eine gegebene Größe. Diese muß
etwas’ -kleiner sein als die Hubhöhe, welche die Muskelkraft her-
gibt, weil wir nicht nur eben die Fingerspitzen beim’ Griff schließen
wollen, sondern mit den Fingerspitzen einen Druck auf den ge-
Wir bedürfen also eines
Hubhöhen(Kraft-Jüberschusses,
Zugkraft gleich der an der Fingerspitze geäußerten Kraft sein.
Die-Länge der Finger muß infolgedessen soweit verkürzt werden,
‘als das Schönheitsgefühl es.eben zuläßt. Gelänge es, den Ampu-
tierten zu bewegen, sich eine ‘Hand gefallen zu lassen, die mit
stark ' verkürzten, ‘gewissermaßen verkrüppelten Fingern aus.
“gestattet ist, so könnte man bei gleicher Hubhöhe infolge der
Verkürzung des arbeitenden Hebelarms im Verhältnis zum Zug-
hebel eine, Kraftvermehrung erzielen. Leider ‘aber sind alle meine
bisherigen: Versuche, ' die Amputierten von der Zweckmäßigkeit
einer solchen Krüppelhand zu überzeugen, an ihrem Schönheits-
gefühl gescheitert. Wir haben deshalb eine Handform gewählt,
die sehr gedrungene Finger bei starker Entwicklung des Daumen-
Diese starke Entwicklung des Daumenballens
zur, Verfügung stehende Hubhöhe von 15 bis 18 mm eben zulässige
Länge im Innern der Hand unterzubringen. . |
Zum Schluß möchte ich noch kurz auf. die Anwendungsmög-
‚lichkeiten meines Kunstarms eingehen.. Der Arm kann nur dann
angewandt werden, wo die Möglichkeit besteht, das Stumpf-
ende durch eine Lederkappe zu fassen und an den Schienen zu
fixieren. Es ist also eine Stumpflänge von mindestens 10 cm er-
forderlich. - Ob es gelingt, auch kürzere Stümpfe zu verwenden, ist
eine Frage der Bandagentechnik. Uns ist es bisher nicht ge-
lungen. Am besten eignen sich. die mittellangen Ober- und
Unterarmstünpfe. Exartikulierte scheiden naturgemäß vollkom-
men aus. Für die langen Stümpfe (Absetzung im Handgelenke)
läßt sich der Arm in etwas veränderter Form ebenfalls anwenden,
doch ist das betreffende Modell zurzeit noch nicht fertig.
Wenn ich aiso auch behaupten zu können glaube, daß meine
Methode an Leistung der Sauerbruchschen gleichwertig ist
und daß sie vor dieser den Vorzug hat, sofort ohne operative
Veränderung des Stumpfes angewendet werden zu können, so hat
die Sauerbruchsche den Vorzug, mehrere Krafiquellen ,
schaffen zu können und auch bei Exartikulationen in der Schulter
anwendbar zu sein.
Diese Stange- ist im
-Drittel eine etwa mannskopfgroße Geschwulst,
Sind die bewegen- .
den Hebel in ihrer Länge gleich der Länge der Finger, so wird,
abgesehen von geringem Reibungsverlust, die am Hebel wirkende
überhaupt keine, durch den Troikart nur
ar,
„Aus dem Ortslazarett einer Sanitätskompanie im Osten. -
Myxofibrom am Oberschenkel mit ungewöhnlich.
s schnellem Wachstum. s
| . Von E
Oberarzt d. L. II. Dr. A. Beniey, Berlin,
=o and:
| Dr. A. Terpugofi, Mohilew. |
Am 8. Juli 1918 wurde ein 89jähriger Mann auf die Station .äuf-
genommen, der angab, 12 Tage vorher durch Ausgleiten auf das -ge-
beugte rechte Knie gefallen zu sein. Er’ konnte danach ohne -Be-
schwerden gehen, erst nach zwei Tagen verspürte cr Schmerzen unter-
halb der rechten Kniescheibe, eine Schwellung des Kniegelenks ist
nicht aufgetreten. Drei Tage nach dem Sturz machte sich eine Schwel-
‘lung an der Oberfläche des rechten Oberschenkels im oberen Drittel
bemerkbar, die gänzlich schmerzlos war, aber täglich deutlich an Um-
fang zunahm. Irgendwelche Behinderung im Gebrauch des rechten
Beins ist nie eingetreten. Auch hat der Patient früher nie das ge-
tingste Zeichen einer krankbaften Veränderung am Oberschenkel be-
merkt. Er steht seit Kriegsbeginn als Infanterist in vorderster Linie.
Die Untersuchung des kräftigen Patienten ergab bei normalen’
inneren Organen folgenden Befund: Das rechte Kniegelenk ist normal
konfiguriert, frei beweglich und völlig schmerz-
los. Der rechte Oberschenkel zeigt im oberen
die .der Vorderfläche des Schenkels aufsitzt
und sich nach unten zu verjüngt. Das untere
Drittel des rechten Oberschenkels ist völlig
normal. Die Geschwulst ist über dem Knochen
gut verschieblich, von derbelastischer Kon-
sistenz, nicht druckempfindlich, Die be-
deckende Haut ist normal. Es besteht deut-
liche Undulation und Durchscheinen des auf-
fallenden Lichtes. Der Klopfschall ist völlig
gedämpft. Stauchungsschmerz des rechten
Beines besteht nicht.
: Die Feststellung der Undulation und
des Lichtdurchscheinens ermöglichte die
Diagnose einer cystischen Geschwulst, die
Punktion ergab, daß es sich um eine‘
Schleimeyste handeln mußte, denn sie
förderte durch die Probepunktionskanüle
nach Druck auf den Tumor geringe Mengen
einer zähschleimigen gelblichen Flüssigkeit
zutage.
‚Operation in Chloroformnarkose: Längs-
schnitt 4 cm unterhalb der Spina anterior
superior beginnend bis 4 cm oberhalb- des
Oberen Kniescheibenrandes. . Nach Durch- esse 3
schneidung der Fascia lata und des Mus- 7
culus sartorius liegt die kindskopfgroße derbelastische Geschwulst
vor, die von einer derben Bindegewebskapsel umschlossen ist, und nac
oben und unten stielförmig in den Musculus rectus femoris hineinragt.
Die Muskulatur ist von’ der Geschwulst seitlich auseinandergedrängt,
doch läßt sich die Geschwulst teils mit der Schere, teils mit dem
Finger aus dem umgebenden Muskelgewebe ausschälen. Nur an beiden
Enden der Geschwulst ist die Verwachsung mit der Muskulatur inniger,
deshalb: wird hier ein Teil der gesunden Muskulatur mit entfernt. Die
beim. Herausschälen der Geschwulst zerstörte -Muskulatur wird zum
Teil exeidiert, zum Teil miteinander vernäht. Einführung eines Tampons
in die Geschwulsthöhle, Fascien- und Hautnabt. . are.
~. Die makroskopische Betrachtung der Geschwulst zeigte, daß es
sich um einen gelappten, aus Schleim- und Bindegeweben zusammen-
gesetzten Tumor handelte. Die mikroskopische Untersuchung zahlreicher
Stückchen aus den verschiedensten Stellen des Tumors ergab laut Mit _
‚teilung des Armeepathologen überall etwa das gleiche Bild. Haupt-
sächlich Schleimgewebe, daneben ein meist ziemlich zellarmes Binde-
gewebe, stellenweise Nekrosen und Blutungen. Nirgends war der 4è-
reichtum so groß, daß man daraus die Diagnose auf Myxosarkom hätt
stellen können. eh
Schon die makroskopische Betrachtung der Geschwulst zeigte,
daß nur zwei Dinge in Frage kamen: Myxosarkom oder MyxofibroM." .
Die histologische Untersuchung spricht für die gutartige F orm,
doch darf man sich hierbei nicht völlig beruhigen. Pe. o
‚ „Eine scharfe Grenze gibt. es“, wie Quervain in it
Chirurgischen Diagnostik sagt, „zwischen Fibrom und Sarkom se95*
histologisch nicht, und demnach auch klinisch keine sichere Diagnose. .
„Wächst eine derbe Geschwulst, beweglich bleibend, jahrelang heran
ohne anderswie als durch ihr Volumen zu stören, so ist sie ein FibroM.
Je rascher das Gebilde zunimmt, je früher es mit der Umgebung
LINIE — Nr. È.
“ 1919 — MEDIZINISCHE K
| Die Prognose -unseres Falles ist günstig, da der Tumor glatt
| aus (dem umgebenden Muskelgewebe herausgeschält werden konnte,
. und da an den beiden inniger verwachsenen Enden die Muskulatur
im Gesunden exeidiert ist. Die Kraft, und Beweglichkeit des Beines
‚entspricht heute, drei: Wochen nach der Operation, völlig der der
gesunden Seite. Daß man nicht mit absoluter Sicherheit die Mög-
lichkeit einer Metastase oder eines Rezidivs ausschließen kann, er-
gibt sich aus dem oben Gesagten.
verwächst, je mehr subjektive Beschwerden es- veranlaßt, um so
kernreicher ist. es, um so mehr nähert es sich also dem Typus des
Sarkoms.“ el
Und Lexer schreibt in seiner Allgemeinen Chirurgie: „Es gehört
zu der Eigenart des Myxomes, daß der Tumor, sich nur selten voll-
ständig aus Schleimgewebe aufbaut, In der Regel ist'neben diesem
noch Bindegewebe mit höherer oder mit vollkommen unreifer Ent-
wicklung vorhanden, sodaß einzelne Abschnitte des Tumors Fibrom-, die
anderen Sarkomgewebe meist mit allmählichen Übergängen enthalten
oder die eine Geschwulst’ sich mehr im Sinne eines |
Fibromes, die andere mehr in dèr Richtung eines Sarkomes- aus- -
bildet, je nachdem unter Zurücktreten der schleimigen Zwischensubstänz
dichtes, fibrilläres Gewebe oder Anhäufungen von Spindelzellen oder
großen Rundzellen vorherrschen.“ DaB; | ME SE
Auch in der Art des Wachstums verhalten sich‘ die beiden
Formen verschieden. Während die gutartigen Fibrome mehr expansiv,
infiltrieren die zellreichen
> die Umgebung verdrängend wachsen,
WE. .* sarkomatösen Wucherungen nach Durchbrechen der. Kapsel das
umgebende. Gewebe. ‚ |
Auf unseren Tumor angewandt, würden die differentialdiagnosti-
schen Erwägungen ihn der gutartigen Form des Myxofibroms zu-
weisen. Der histologische Befund spricht dafür,, das völlige Fehlen
subjektiver Beschwerden, das expansive, nur das: umgebende
. Muskelgewebe verdrängende, nicht aber infiltrierende Wachstum.
"Einzig an beiden Enden der Geschwulst war eine innigere Ver-
wachsung mit der Muskulatur vorhanden, doch könnte auch hier
histologisch kein besonderer Zellreichtum nachgewiesen werden.
. Immerhin wurde hier durch Excision eines Teiles der gesunden
t<- Muskulatur auch der Möglichkeit eines bösartigen Wachstums
„therapeutisch Genüge getan. |
E Das außerordentlich schnelle Wachstum de
Tumors, das unseren Fall-besonders bemerkenswert macht und.uns
zu seiner Veröffentlichung bewog,- darf nicht für seine Malignität
in Anspruch genommen werden. Denn die Tendenz zum schnellen
“Wachsen wohnte nicht dem Tumor an sich inne, sondern muß als
`, Folge“des stattgehabten Traumas gedeutet werden., Drei Tage .
nach einem Sturz auf. das gebeugte Knie bemerkte der Patient
eine Schwellung am rechten Oberschenkel, die nun rapide zunahm.
= In wenig mehr als einer Woche wuchs die Ge-
- Schwulst von unbemerkbarer Kleinheit zu
Kindskopfgröße heran. (Die diesbezüglichen Angaben
des Patienten sind durchaus“glaubwürdig, schon weil jeder Grund,
eine etwa vorher schon bemerkte Schwellung zu leugnen, fehlt,
und weil bei den häufigen Gesundheitsbesichtigungen eine solche
dem Truppenarzt nicht entgangen wäre.) Daß etwa das Trauma
schuld ist an der Entstehung des Tumors, ist von vornherein
‚abzulehnen. Einmal führt man (zitiert nachLexer) die Entstehung
-det Myxome überhaupt auf eine Störung der Entwicklung im em-
bryonalen Leben zurück, wofür das mehrfach beobachtete con-
genitale Vorkommen deutlich :spricht. Die versprengten Keime
embryonalen Schleimgewebes bringen aber nicht immer nur
Zur Behandlung der Trigeminusneuralgien.
a aa agoi e
- Dr. G. Hirsch, Augenarzt in Halberstadt.
| ‚Zu den schmerzhaftesten Affektionen gehören 'nach Angabe der
ken die Neuralgien im Gebiet des Trigeminus, und es ist deshalb
Mitteilung zu machen, die noch dazu vor den üblichen „Nervina“ den
Vorzug hat, weder auf das Herz, noch auf das Oentralnervensystem zu
wirken: es .ist die von der Chemischen Fabrik von Heyden hergestellte
„Injektion Dr. Hirsch“ (1%/ige Lösung von Hydrargyrum oxy-
cyanatum, in.welcher durch besonderes Verfahren 0,4%%ige Akoin löslich‘
gemacht ist. Der zuweilen sich bildende Niederschlag wird vermieden-
werden können, falls die Fabrik das Präparat in kleinen Ampullen
abzugeben sich entschließt). N ne Fo:
Augenarztes gelaugenden Fälle von
Die in die Behandlung des I
Erkrankung des I. Astes — nach Bernhardt?) zwei Drittel aller
Fälle — kann man in folgende drei Gruppen einteilen: I. Neuralgien
im Verlauf von Augenkrankheiten, wie Iritis, Glaukom; II. Neuralgien.
nach Operationen und anderen Verletzungen; III. Neuralgien bei und
' nach Infektionskrankheiten (Lues, Influenza, Malaria), sowie ohne be-
kaunte Ursache, u
I. Gruppe. .In zahlreichen Fällen heftiger Iritis, teilweise
‘
einige Einspritzungen rasche Besserung und Heilung erzielt. Bei Rück-
fällen war ein Vergleich mit den sonst üblichen Behandluugsmethoden
möglich; die Kranken gaben dann gewöhnlich. an, daß früher — ohne
die Injektionen — die Behandlungsdauer eine viel längere gewesen
war, Bei luetischer Iritis wurden größere Dosen längere Zeit verab-
‚folgt, etwa 1ömal 1,5—2,0 cem. Manche Fälle von, Iritis bleiben unbe-
einflußt — hier liegt wohl oft Tuberkulose vor. Ebensowenig sind die
Schmerzen bei Glaukom durch die Injektion zu: bessern.
II. Gruppe. Als geradezu. speeifisches Heilmittel erweisen
sich die Injektionen beischmerzhaften Erkrankungen der
Uvea nach Staroperationen und perforierenden Ver-
letzungen des Auges. Sobald sich die ersten Zeichen der Uveitis-
durch Schmerzen im.Gebiet des N. frontalis zeigen, mache man eine
Injektion, mit etwa 0,7 ccm beginnend. Da-in manchen Fällen einige
Stunden nach der Einspritzung Leibschmerz und Durchfall auftreten,
so macht man die Injektion möglichst in den Morgenstunden, um die
Nachtruhe nicht zu stören. Die zweite Einspritzung kann gewöhnlich
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a Schleimgewebe, sondern auch Fibrom- und Sarkomgewebe hervor.
s i ann aber gelten einmalige Traumen bis. jetzt als einwandfreie s S |
A| x Ursache eines Tumors nur für die Epitheleysten der Hohlhand. In | am folgenden Tag, die dritte am vierten Tag vorgenommen werden.
Ai allen anderen Fällen ist ein sicherer Beweis für die trau- Selbst bei- den schwersten perforierenden Verletzungen konnte
d -- matische Entstehung nicht zu erbringen, cda der Tumor | bei rechtzeitiger Anwendung des Mittels der Augapfel, ohne Schmerzen
4 Sch on vor der Gewalteinwirkun g, ohne Er- erhalten bleiben, teilweise mit mäßigem Sehvermögen. War ein Fremd-
E Scheinungen zu machen , vorhanden gewesen | körper im Augapfel verblieben, so mußte natürlich die Enucleation vor-
ı Sein kann. Dagegen darf als sicher angesehen werden, daß | genommen werden, | RR PRE = |
| . Beispieli. Der 73jährige emeritierte Prediger Karl H.; dessen
linkes Auge früher durch Netzhautablösung erblindet; war im Juli 1917
Nach der
ebenso wie es chronische Entzündungen tun, in-
der & usgelösten regenerativen Tätigkeit
-Wa an eınenbedeutenden Einfluß auf das
mestum vorhandener Geschwülste ausüben.
» = auma als Gelegenheitsursache). - |
da FE bei unserem Patienten der Fall auf das Knie mit‘ der
Contract; edingten Stauchung des Oberschenkels und reflektorischen
rative G jaos Bee Streckmuskeln wohl imstande war, eine regene-
Tumor ES stätigkeit bei dem latent in der Muskulatur ruhenden
getroffen en, obwohl das Trauma den Tumor nicht direkt
‚einen Pati at, ist durchaus verständlich. ‘Wir haben gerade jetzt
ZU einem N auf der Station, bei dem ein Fall auf die Hand
Blutereuß ae Arm bis zur Schulter unförmig verdickenden `
Spricht ee ührt hat. Auch die Lokalisation am Oberschenkel
anden ae daß der Tumor schon vor dem Trauma vor-
Körperg auftret enn die Myxome, die ja fast an allen Teilen des
-Wo Sie yon aa a können, sitzen mit Vorliebe am Oberschenkel,
ewebe aut und Unterhaut, vom Zwischenmuskel-
‚ von den Fascien und Schleimbeuteln am Knie ausgehen.
anderwärts am rechten Auge am Star operiert worden.
Operation heftige langdauernde Neuralgie des rechten Stirn-
nervs. — Kommt am 17. August 1917 mit fistelnder Operatiönsnarbe.
‚in welche. die. Iris eingeheilt ist, dichtem Nachstar , und: centraler
Hornhautnarbe in Behandlung. Es ist nur Lichtschein vorhanden
nasenwärts unsicher. — a
. Am. 2. April 1918 entschließt ‘sich Patient zu einer Nach-
operation. Bei dieser kann der sehr feste Nachstar- nicht ohne.
mehrfache Zerrungen durchschnitten werden.‘”* Auch diesmal
zwei Tage nach Operation heftige Stirnneuralgie, genau wie
' nach der ersten Operation. Injektion Dr. Hirsch 1,0 am Unterleib
subeutan. Schmerzen sofort beseitigt, ruhige Nacht, Einspritzung wird
noch zweimal wiederholt, ! Patient am 8. April nach‘Hause entlassen.
am'5. Mai Sehschärfe !/,,„ mit stenopäischem Spalt Zeitung gelesen. —
‚ Patient berichtet, die Neuralgie habe ihm nach der ersten Operation
trotz aller angewandten Mittel viele Nächte die Ruhe
geraubt, die „Injektion“ ist freilich nicht versucht worden.
~ _ 3 Zitiert nach Michel, Krankheiten der Lider, Handbuch y
Graefe-Sämisch, 2. Aufl., Bd. 5, 2. Abt. NL NON
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angebracht, von einer in. vielen Fällen wirksamen Behandlungsmethode .
auf rheumatischer Grundlage, oft unbekannter Ursache, wurde durch
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192 | | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
Beispiel 2. 8&0jähriger pensionierter
August M., im Mai und Juni 1918, anderwärts an Star und Nachstar
des rechten Auges operiert. Seitdem fast dauernd heftige Neuralgie
der rechten Gesichtshälfte mit Blendung, Tränen, Rötung des Auges.
Cocain, Eserin, Dionin erfolglos. Kommt am 24. Oktober 1918, nachdem
er am Abend vorher drei Aspirintabletten genommen, um nur einige
Stunden schlafen zu können; trotzdem seit heute frük Schmerzen, die
„schlimmer als Zahnschmerzen“. Befund: Rötung des rechten Auges
in der Lidspalte, sehr empfindlicher Druckpunkt am Foramen frontale.
Neuralgie des Frontalis. Behandiung: Injektion Dr. Hirsch, 1 ccm
subceutan an der Brust; Schmerz sofort beseitigt. — 26. Oktober be-
richtet Patient außerordentlich dankbar, er habe beide Nächte
gut geschlafen. Auge offengehalten, kein Tränen, noch
Lichtscheu. Einspritzung zur Sicherheit wiederholt. Nachfrage Ende
November ergibt Fortdauer der Heilung. Sehschärfe mit + 9,0 == 1h.
HL. Gruppe. Hier gelangten zumeist Frontalneuralgien
unbekannten oder unsicheren Ursprungs in Behandlung. In den
meisten Fällen ließen die Schmerzen einige Minuten nach der Ein-
spritzung nach, mußten aber oft am folgenden Vormittag wiederholt
werden. In manchen Fällen blieben die Injektionen wirkungslos.
Lokomotivführer |
U de un ee a a r
23. Februar.
Wie ist die schmerz- und entzündungswidrige Wirkung des
Mittels zu erklären? Neuralgien, welche im Anschluß an Infektiong-
krankheiten auftreten, sind wahrscheinlich als Wirkung von Bakterien-
toxinen im Perineurium aufzufassen, ebenso die Neuralgien nach
Augenoperationen und Verletzungen. Es liegt nicht fern, eine ähnliche
Ursache auch für viele „spontane“ Neuralgien zu supponieren. Nun
sind die beiden Komponenten der „Injektion Dr. Hirsch“ starke
Antiseptica, und da sie ganz verschiedenartigen chemischen
Aufbaus sind, entfalten sie vereint — nach Bürgi!) — eine
„potenzierte“ Wirksamkeit. Das Akoin ist gleichzeitig ein Anaestheticum,
das nach meinen Beobachtungen auf dem Wege des Blutkreislaufs
eine besonders starke und nachhaltige Wirkung entfaltet und eine
große Affinität zu entzündeten peripheren Nerven hat. Auch bei
Gallensteinkolik konnte ich deshalb in zwei oder drei Fällen durch
tiefe Injektion in die Gallenblasengegend eine günstige Wirkung
beobachten. Das Mittel ist übrigens nicht erst auf Grund von
Bürgis Theorien, sondern bereits 1905 von mir nach anderen
| Überlegungen angegeben worden.
Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens (Staatliche und Privat-Versicherung).
Redigiert von Dr. Hermann Engel, Berlin W 30.
Zu „Wilde: Geschwulst und Trauma“).
Von
G. Hoppe-Seyler, Kiel.
In dem Artikel von Dr. A. Wilde: Geschwulst und Trauma in
Nr. 51 des Jahrgangs 1918 dieser Wochenschrift ist das von mir er-
stattete Gutachten, das er in dem Absatz Il bespricht, in den wesent-
lichsten Punkten unvollständig wiedergegeben und unrichtig dargestellt
worden. Zunächst fehlt in der Wiedergabe meines Gutachtens eine
vollständige Schilderung des Befundes. Dann ist von dem Abschluß
des Gutachtens, welcher den Zusammenhang zwischen Unfall und dem
zum Tode führenden Leiden bespricht, ein besonders wichtiger Teil
weggelassen. Dieser Abschnitt beginnt folgendermaßen:
„Aus dem oben Angeführten ist also ersichtlich, daß K. durch
das Abgleiten der Bohrmaschine einen plötzlichen Schmerz im Rücken
verspürte, der ihn jedoch bei der Weiterarbeit nicht derart hinderte,
daß er die Arbeit aussetzen mußte. Durch diesen plötzlichen Ruck ist
sicherlich eine Zusammendrängung oder Verschiebung in dem bereits
erkrankt gewesenen Wirbel erfolgt. Nach unserem Beobachtungsbefunde
zu urteilen, sehen wir den erkrankten Wirbel allmählich weiter zer-
fallen und infolgedessen die Abknickung der Wirbelsäule mit ihren
Folgeerscheinungen (Beinlähmung, Blasen- und Mastdarmstörung) lang-
sam zunehmen.“ Es wird also auf den Ruck durch das Abgleiten der
Bohrmaschine der erste Anstoß zum Zusammenbruch des erkrankten
Wirbels zurückgeführt. Ferner habe ich die Annahme, es könnte erst
infolge der Läsion des Wirbels dort zur Ansiedlung der Tochter-
geschwulst, wie dies nach anderen Fällen (vgl. Lubarsch, diese
Wochenschrift 1912, S. 1254) nach Knochenbrüchen usw. beobachtet
wurde, gekommen sein, besprochen und dies abgelehnt, da der Verlauf
und die Größe des Tumors bei der Sektion für ein Bestehen schon vor
dem Trauma sprachen. Dagegen steht an keiner Stelle in meinem
Gutachten etwas darüber, daß ich eine Begünstigung des Wachstums
der Geschwulst im Wirbel durch das Trauma annehme. Das Ober-
versicherungsamt fragte dann noch an, ob K. ohne den Unfall länger
gelebt haben würde, sein Tod durch diesen beschleunigt worden sei.
Darauf erwiderte ich:
„Das zum Tode führende Leiden, die Geschwulstbildung, ist mit
dem Unfall in keinen ursächlichen Zusammenhang in bezug auf seine
Entstehung zu bringen. Durch den Unfall ist in dem Leiden des K.
aber wohl eine plötzliche Verschlimmerung eingetreten. Der bisher
voll erwerbsfähig gewesene Mann wurde durch den fraglichen Unfall
früher bettlägerig und infolgedessen erwerbsunfähig. Infolge der Un-
beweglichkeit und dauernden Bettruhe entwickelten sich als Folge
mangelhafter Lungendurchlüftung Herde von Lungönentzündung, die
den tödlichen Ausgang beschleunigten. Es besteht demnach wohl die
Möglichkeit, daß K. ohne den erlittenen Unfall länger gelebt haben
würde, sein Tod wohl dadurch beschleunigt’ worden ist; jedenfalls ist
er dadurch früher bettlägerig und erwerbsunfähig geworden.“
1) Jahrgang 1918, S. 1260 dieser Wochenschrift.
Auf eine nochmalige Anfrage antwortete ich:
„Unserer gutachtlichen Äußerung vom 29. Februar 1918 fügen
wir hinzu, daß K. ohne den erlittenen Unfall mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit länger gelebt haben würde.“
Ich mußte annehmen, daß es auch einem gebildeten Laien aus
der im Gutachten enthaltenen Beurteilung des Falles klar sein würde,
daß ich die den Tod beschleunigende Wirkung des Unfalls so auffaßte,
daß durch den Ruck beim Abgleiten der Bohrmaschine der Zusammen-
bruch des Wirbels eingeleitet, und daß dadurch die Kompression des
Rückenmarks mit ihren Folgen: mangelhafte Bewegungsfähigkeit,
zuletzt bypostatische Pneumonie hervorgerufen wurde, wie ich dies
deutlich ausgesprochen habe. Ich habe daher es unterlassen, dies bei
der Beantwortung der weiteren Anfragen ausführlich zu begründen,
muß aber jetzt einsehen, daß ich mich insofern getäuscht habe, daß
ich dadurch Herrn Dr. Wilde unbeabsichtigt Anlaß zu einer
Publikation gab. Daß eine Metastase eines Grawitztumors der Niere —
denn um einen solchen, nicht um ein Sarkom, wie Wilde auch auf
eigene Faust annimmt, handelte es sich — durch ein einmaliges Trauma
zur Wucherung gelangen könnte, auf diesen Gedanken bin ich auf
Grund langjähriger klinischer Erfahrungen und der Kenntnis der
einschlägigen wissenschaftlichen Forschung natürlich überhaupt nicht
gekommen. Bei Mangel daran kommt es eben zur einseitigen Beurtel-
lung und zur Beschränkung des Gedankengangs auf eine bestimmte
Richtung, wie sich dies auch ‘durch alleinige Hervorhebung des
Urteils einer einzigen Autorität kundgibt. Eine genaue Lektüre des
Artikels von Lubarsch im Jahrgang 1912 dieser Wochenschrift
ergibt übrigens, daß die Frage der Beeinflussung einer Geschwulst-
entwicklung durch ein Trauma noch nicht vollkommen geklärt ee
wie dies auch z. B. aus den Arbeiten von Orth2) und Verse‘)
hervorgeht. Die experimentellen Arbeiten Lubarschs über die
traumatische Beeinflussung der Geschwülste haben ja sicher großen
Wert, erschöpfen aber doch nicht ganz diese Frage, wie er selbst dies
auch sagt. Bei Beantwortung der für die Unfallgesetzgebung und
ihre Anwendung in der Praxis gestellten Fragen, wie hier in bezug
auf die mögliche Beschleunigung des Todes, müssen diese rein sachlich
erörtert werden und es ist doch klar, daß der Zusammenbruch des
Wirbels durch den Insult, der im Beruf stattfand, befördert und
dadurch die Kompression des Rückenmarks, die später zum Tode
führte, beschleunigt sein konnte,
Es handelte sich hierbei also nicht „um eine durchaus unbe-
stimmte, - durch nichts zu beweisende oder bewiesene Annahme ,
sondern um eine unrichtige Auffassung Wildes infolge mangelhaften
Verständnisses des Falles und der in Betracht kommenden Verhältnisse.
1) Bürgi bei Rabow, Arzneiverordnungen, 47. Aufl, S. 131
und D. m. W. Januar 1910.
°) Präcarcinomatöse Krankheiten und künstliche Krebse. , (Zscbr.
f. Krebsf. Bd. 11, S. 42.)
| 3) Das Problem der Geschwulstmalignität. (Jena 1914, S. 24 $Ë)
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| = Wederhake (4) hat zahlreiche bakteriologische Unter-
dies bei den Staphylokokken. Letztere fanden sich besonders bei
ist, sondern stets Keime aller Art, auch pathogene, in großer.
Wederhake (4) der 1%/, „ige Jodtetrachlorkohlenstoff (Abreiben.
` billig im Gebrauch, sparsam und sicher in seinen Erfolgen und
. Überzieht, Mit der Jodtetrachlorkohlenstoff-Dermagummit-Hände-
og, da der Überzug zu schwach. und brüchig war. Jetzt be-
er Aluminiumalbertol.. Das Mittel trocknet schnell und läßt
° -1949 — MEDIZINISCHE KLINIKE — Nr-& 0.
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98% Februar io"
- - Referatentei, .;.
“ Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolßt, Bein `, a TR
a ‚eine feine metallisch-glänzende, etwas elastische Schicht auf der:
Haut zurück. Nach der üblichen ‚Reinigung wird die. Haut trocken
| rasiert und mit Alkohol nachgerieben. Anstrich des ganzen Ope-
| rationsfeldes mit Jodtinktur oder der von Wederhake (4) an-
gegebenen Tanninalkoholmethylenblaulösung, die völlig reizlos ist
und auch an keimtötender Kraft der Jodtinktur überlegen sein
soll. Nach Verdunstung Auftragung des Aluminiumalbertols. . _
Nunmehr kommen wir zu unserem eigentlichen Thema: der .
‚Besprechung der Wundinfektion. Bei den Verwunduüngen kommt .
zunächst besonders deutlich amfFettgewebefeine charakteristische
traumatische Schädigung zum Ausdruck, und zwar in Form einer
„parenchymatösen Trübung des Fettgewebes“. Die Qüetschung
spielt sicher- hierbei die Hauptrolle: das Gewebe ist in unregel-
mäßigster Form zerfetzt und in breiter Zone um die Wunde herum
hämorrhagisch 'infiltriert und zertrümmert. Oft erweist sich auch
die F@cie als .getrübt und' grau verfärbt. Der Muskel hingegen
bewahrt im allgemeinen sein frisches Aussehen, wie auch der
zerschmetterte Knochen oft kaum Veränderungen zeigt. Schon
| wenige Minuten. nach der Verletzung verändert sich das Bild .der
Wunde durch die Serumausscheidung [Schöne (1). |
=. Gelegentlich werden schon 1 bis;1t/2 Stunden nach der Ver-
"wundung Entzündungsvorgänge makroskopisch nachweisbar. Man
könnte in solchen Fällen vornehmlich. an chemische Reizungen
denken; doch mehren sich von der zweiten Stunde an die Be-
funde, die entschieden für eine Beteiligung der Bakterien sprechen.
Nach längerer Zeit ist es außerordentlich schwer zu entscheiden,
ob die infektiösen Vorgänge soeben erst begonnen haben, oder ob
sie schon- längere Zeit bestehen, sich aber langsam entwickelt.
haben, Daß bei stark Anämischen große Wunden und Zertrüm-
merungsherde noch am zweiten Tage aussehen können, als seien
sie erst wenige Stunden alt, ist allbekannt. Das Bild verändert
sich nur unmerklich, weil dem Körper die Kraft zur. Reaktion und
Reparation, fehlt. Häufig. verdecken auch grobe, Verschmutzungen
jede feinere Einzelheit. In dem ganzen Bilde, überwiegt meist das
Bild der Nekroöse oder allgemein.. der bakteriellen Schädigung
[Schöne (1). | E | Be
| Die große Mehrzahl der primären Infektion tritt innerhalb
des ersten und zweiten Tages ein, „wenn auch das klinische Ur-
teil oft nachschleppt“. Nach vier bis sechs Stunden ist schon
recht häufig Eiter vorhanden. Bei den anaeroben Infektionen
‚zwar tritt die Eiterbildung gegenüber dem infektiösen Ödem zurück _
oder fehlt vollständig; und auch gerade bei den schwersten Phleg-
monen. kommt es oft überhaupt nicht oder erst spät zur Produk-
tion von Eiter. Die putride Zersetzung ist schon nach acht bis
zwölf Stunden beobachtet; am zweiten Tage ist die Zahl der ver-
jauchten Wunden eine wesentlich größere. In den Fällen von -
frühzeitiger putrider Zersetzung handelt es sich meist um Wunden
mit starker traumatischer Nekrose. : Dicht abschließende Verbände
können die anaerobe Jauchung befördern. Die putride Infektion
bleibt trotz größter Intensität oft lokal, führt also keineswegs stets
zur Phlegmone. Die Resorption. aus solchen Jaucheherden kann
zum Tode führen [Schöne (1). | P a
‘ -~ Im Falle von Phlegmonen. muß zwischen den Prozessen mit
. und ohne Gasbildung unterschieden werden. Erhebliche infek-
tiöse Gasbildung ist bereits sehr früh nachzuweisen. Wieting ’
hat die Gasphlegmone einmal schon drei Stunden nach der Ver-
letzung' beobachtet. Bier betont, daß. die Inkubationszeit des:
Gasbrandes bis zu zwölf Tagen betragen könne, sodaß während
dieser Zeit an den verletzten Extremitäten ausgeführte Eingriffe
ein plötzliches Auftreten. der Infektion hervorrufen können
[Chiari (8). Melchior sah noch drei und sogar fünf Mo-
nate nach der Verwundung. das Auftreten einer ‚anaeroben In-
fektin. u: B en e
‚Sicher; steht -fest, daß ein wahrscheinlich beträchtlicher Teil
der schweren Fälle von anaerober Infektion’ durch E. Fraenkels.
Bacillus phlegmon. emphys. erzeugt wird. Wenig geklärt scheint
Chiari (8) auch noch die Bakteriologie der Gasphlegmone mit
‚leichtem Verlauf zu sein. Offenbar handelt es sich bei diesen
Fällen stets um Mischinfektionen mit Eitererregern und anaeroben
Bakterien.“ Freund hat in zehn Fällen von epifascialen Gas-
phlegmonen niemals den Fraenkelschen Bacillus gefunden. Dag
sich speziell bei Artillerie- und Minenverletzungen häufig patho-
gene anaerobe.Keime finden, haben auch die bakteriologischen
Untersuchungen von Marwedel und Anderen festgestellt, Auch
Sammelreierat.
Die Wundinfektion im Kriege.
Von Dr. Werner Regen, Berlin.
Bevor ich zu meinem eigentlichen Thema komme, lohnt es
sich vielleicht, vorher noch einige Worte über die Desinfek-
tion der Hände und des Operationsfeldes zu
sagen. Die Frage der Desinfektion ist gerade jetzt im Kriege -
durch das Fehlen oder den Mangel verschiedener Stoffe wieder.
sehr aktuell geworden. Es ist für uns von höchstem Werte, durch
unsere eventuell mit pathogenen Keimen infizierte Hand Wunden
nicht zu infizieren. u | De. ee} r as |
Das Problem der. Händedesinfektion schien durch die Voll-
kommenheit der Gummihandschuhe gelöst zu. sein; sie- gewährten
großen Schutz, da wir nicht gezwungen waren, mit Eiter in Be-
rührung zu kommen. In dem Kriege wurde diesem fast idealen
Zustand durch den großen Mangel an Gummihandschuhen eine
große Schranke gesetzt. - Auch der Mangel an Seife verlangt, sich
der verschiedensten Desinfektionsmethoden zu erinnern..
Wollen wir das bakteriologische Ideal erreichen, so müssen
wir besonders solche Mittel anwenden, die befähigt sind, die gram-
negativen Keime zu vernichten oder von den Händen zu entfernen.
Wederhake (4) empfiehlt die trockenen Methoden: der Hände-
desinfektion und als Mittel’ hierzu den Jodtetrachlorkohlenstoff.
Die trockenen Methoden, die ohne Seife und Wasser arbeiten, sind
den nassen Methoden, die wenigstens wäßrige Lösungen benötigen,
überlegen. Auch die Seifenspiritusdesinfektiin von Mikulicz
zeigt das Prinzip der trockenen Desinfektion, . ebenfalls die Des-
infektion mittels Aceton-Alkohols (v. Herff) und mittels Aceton-
Bolus (Bürk)). | | u
suchungen über Desinfektionsmethoden angestellt. Danach ist
jede der angewandten Methoden imstande, die Hände frei von
Streptokokken und Colibacillen zu machen, vorausgesetzt, daß die
Noninfektion genau durchgeführt wird. Nicht so sicher gelingt
_ der Methode mit Seife, Wasser, Sublimat und Alkohol. Auch das
Paraffin verbesserte ‘die Methode nicht, da es an sich nicht steril
Menge enthält. Die Entfernung aller pathogenen Keime gelingt
mit den nassen Methoden-nur in einem großen Teil der Fälle, in
einem kleinen Teil bleiben Staphylokokken zurück. Diese beiden
Methoden (Seife, Wasser, Sublimat, Alkohol und 2. ebenso plus
Paraffin) dürfen daher nur in Notfällen, wenn nichts. anderes zu
haben ist, als Händedesinfektionsmethoden gebraucht werden.
Die trockenen Methoden sind viel leistungsfähiger, indem sie das
chirurgische Ideal der Entfernung aller Eitererreger sicher und
In kurzer Zeit erreichen lassen. ° Sie verzichten aber auf die Be-
freiung der Hände von: den indifferenten Keimen., Zum Glück sind
diese Keime in der Hauptsache Hautschmarotzer, die unsere.
Wunden nicht gefährden (grampositive Stäbchen und gramnega-
five Kokken), Die wenigen Stäbchen, ‚welche auch grampositive
sein können, leben auf unserer Haut nur sehr selten und können
Re lange auf ihr gedeihen; dasselbe gilt von den gramnegativen
en; i : so
Das sicherste Händedesinfektionsmittel ist demnach nach
der Hände eine Minute); .er ist einfach in seiner Anwendung,
Wird von jeder Hand gut vertragen. Zu 1 1 Tetrachlorkohlenstoff
Werden 10 g der offizinellen (10°/,) Jodtinktur gefügt. Eine wesent-
che Verbesserung ist es, wenn man die Haut mit Dermagummit
(esinfektionsmethode wird das chirurgische Ideal der Händeent-
mung erreicht: Freisein (Sterilität) der Hände von sämtlichen
pathogenen und pathogenverdächtigen. Bakterien und Kokken.
a Das Operationsfeld ist bisher stets mit Jodtinktur bestrichen;
„p CUZ sicheren Schutz bietet sie auch nicht. Unserem asep-
= en Empfinden entspricht am meisten ein metallischer Über-
2 unter dem alles Lebendige begraben ist. Linnartz,($)
in diesem Sinne Versuche mit Blattgold gemacht, doch ohne
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194 = © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 23. Februar.
scheinbar harmlose Wunden können Veranlassung zum Ausbruch | nirgends sonst im Körper so gute Möglichkeiten wie gerade in
der Gasphlegmone geben. Die Kombination von Gasbrand und | der Bauchhöhle.
Verletzung des betreffenden arteriellen Hauptgefäßes scheint nicht Die auffallend kurze Inkubationsfrist vieler Peritonitiden
selten zu sein; durch die schlechtere Blutversorgung wird das | nach Magendarmverletzungen wird sehr wesentlich durch Eigen-
Auftreten der Infektion begünstigt. Gewiß ist in einer Anzahl von | schaften des infizierenden Materials bedingt. Das bestätigt sich
Gasbrandfällen die Gangrän des Gliedes, besonders wo sie sehr | auch bei den gefürchteten Infektionen des retroperitonealen Binde-
frühzeitig ‚auftritt, eine Folge der Gefäßschädigung [Chiari (8)]. | gewebes, das auch sehr wohl imstande ist, sich zu wehren.
Der Gasbrand ist eine akut verlaufende Toxhämie, doch sind | Schöne (1) hat aber nicht gefunden, daß im retroperitonealen
auch anaerobe Bacilien im Blut gefunden; so werden übrigens die | Zellgewebe — trotz seiner mechanischen Eigenschaften für rasch
metastatischen Gaserkrankungen erklärlich. fortschreitende Phlegmonen — die Infektion auffallend früh aus-
Die meisten der sehr früh einsetzenden schweren Phleg- | gebrochen wäre, falls nicht die bakterienhaltigen Organe verletzt
monen, sei es nun mit Gasbildung kompliziert oder nicht, schließen | waren. Ganz anders liegen die Dinge, wenn es bei einer frischen
sich an Verletzungen mit schwerer traumatischer Schädigung der | Verletzung von vornherein zur intensiven Kotinfektion des retro-
Gewebe an. | peritonealen Bindegewebes kommt. Eine deutliche Sprache reden
Jedenfalls kann die Infektion von der dritten Stunde ab | die Kolonschüsse. So mancher Dickdarmschuß erliegt weniger der
so weit manifest sein, daß unzweifelhafte Anzeichen der Entzündung | Peritonitis als der retroperitonealen Phlegmone. „Die Tatsache der
in die Erscheinung treten. Andererseits können die Infektionen | Anbrütung und Anzüchtung der Bakterien im Körper selbst ist
nach Schußverletzungen sehr oft auch erst viel später eintreten, | mit von ausschlaggebender Bedeutung.“
um dann doch noch bedenkliche Dimensionen anzunehmen. Die Der Puls ist sehr häufig, aber keineswegs immer charakteri-
Länge der Inkubationszeit hängt einmal von der Qualität | stischer als die Temperatur. Er läßt an Zuverlässigkeit viel zu
und Quantität der Bakterien ab, ferner von der Beschaffenheit | wünschen übrig. Auch der Einfluß der Psyche tritt bei der Puls-
der Wunde und vom Allgemeinzustand des Verwundeten und | beschleunigung namentlich Anämischer oft auffallend stark in die
endlich, ob der Wunde Ruhe gegönnt wird oder nicht. Daß die | Erscheinung. In den ersten Stunden nach der Verletzung ist
Infektion in einer Wunde, der keine Ruhe gelassen wird, be- | wenig Verlaß auf Temperatur und. Puls; jedenfalls ist die lokale
sonders leicht und schnell aufkommt, ist eine bekannte Tatsache. | Veränderung der Wunde stets der Allgemeinreaktion weit voraus.
Was die Bedeutung des Allgemeinzustandes betrifft, so Bei einer ganzen Anzahl schwerer Infektionen fehlt das
kommt besonders der Anämie ein ungünstiger Einfluß zu. Thera- |; Fieber oder bleibt zu gering, um klinisch verwertet zu werden.
peutisch sieht man hier übrigens gelegentlich sehr Gutes von | Erst muß die Infektion eine gewisse Höhe erreichen, dann erst
einer Bluttransfusion. Auch die chronische Erschöpfung, wie wir | Kann der Organismus mit Erhöhung der Temperatur antworten.
sie im Kriege oft sehen, spielt eine wichtige Rolle. Im allgemeinen braucht es einige Zeit, bis es zu charakteristischem,
.. Eine Schußwunde mit schwerer traumatischer Schädigung | hohem Fieber kommt. Die Temperatursteigerung tritt aber Im
des umgebenden Gewebes fällt häufiger und schneller der Infektion | klinischen Bilde vieler anaerober Infektionen ganz in den Hinter-
‚anheim als ein glatter Durchschuß. Die Herabsetzung der Lebens- | grund, wie es auch Bier betont hat. Man hüte sich also, aus
fähigkeit des Wundgewebes gestattet von vornherein die Ent- | dem Fehlen des Fiebers günstige Rückschlüsse zu ziehen. Besteht
wicklung auch spärlicher oder schwach virulenter Keime [Schöne (1)]. | Fieber, denke man an die Möglichkeit einer inneren Komplikation;
Dazu kommt die Gefahr der toten Räume, die Ansammlung von | doch kann auch eine Wundkomplikation schwererer Art gleich-
leicht zersetzbarem Blut oder sonstiger Gewebsflüssigkeit, die zum | zeitig vorliegen. Nicht immer stellen sich nun Temperatursteige-
Teil als guter Nährboden dienen und durch die mit dem Ein- | rungen gerade in den Abendstunden ein, sie können auch nachts
setzen der Transsudation und Exsudation schnell zunehmende | oder des Mittags einsetzen und entgehen dann der zweimaligen
Drucksteigerung die Ausbreitung der Infektion entschieden be- | Messung. Aufregende Ereignisse vermögen nur mäßige Zacken IN
günstigen. die sonst klare Kurve zu setzen; jedenfalls gewinnen sie keinen
i Die Quantität der Bakterien beschleunigt im allgemeinen | nachhaltigen Einfluß. Kotverhaltungen über die Norm hinaus
das Auftreten der klinischen Entzündungssymptome. Bei geringer | können die Temperaturen staffelförmig steigern. Ferner wirken
Bakterienzahl kommt es darauf an, ob sie günstige Wachstums- | fiebersteigernd als auslösende Reize: Transport, Verbandwechsel usw.
bedingungen vorfinden oder nicht. Die Qualität der. Bakterien, | Wenn auch psychische Einflüsse mitsprechen können, so spielen
ihre Art sowie Virulenz ist natürlich ebenfalls entscheidend. Für | doch die Wundverhältnisse die Hauptrolle.
Fälle, in denen die Infektion auffallend früh ausbricht, spielen Ganz eigenartig und in ihrem Wesen weniger gut bekannt
vielleicht „angebrütete“ Bakterien eine Rolle. | sind die Temperatursteigerungen, die nach der Beseitigung des |
Die Inkubationszeit nach Verletzung bak- | infektiösen Herdes und trotz seiner Beseitigung fortbestehen, 2. B.
terienhaltiger Organe, nach Perforation des Magen- | nach Amputation des Oberschenkels im Gesunden. Die Erklärung |
und Darmkanals, pflegt eine weit kürzere zu sein. Hier handelt | dafür ist wohl zu suchen in der noch nicht beendeten Resorption |
es sich in der Hauptsache um eine Infektion mit im Körper selbst | jener Stoffwechselprodukte der Körperzellen wie der Bakterien, die
angezüchteten Bakterien, während bei der großen Masse der | sich noch in den Lymphbahnen, dem Blut oder den großen paren-
übrigen Schußverletzungen das Infektionsmaterial im wesentlichen | chymatösen Organen finden. Auch können thrombophlebitische
aus der Außenwelt stammt. Die Resistenz des Bauchfells gegen- | Prozesse, infektiöse Infarkte der Temperaturerhöhung zugrun de
über manchen Infektionen ist der Widerstandskraft der übrigen | liegen. Nach Wieting (9) vollzieht sich vielmehr ein langsamer
Weichteile, noch entschiedener der Knochen und Gelenke, über- | und hartnäckiger Kampf des Organismus mit toxischen Stoff-
legen. Charakteristisch ist ja auch, daß nach solchen Bauch- | wechselprodukten beziehungsweise Bakteriotoxinen. Neben diesen |
operationen nicht selten zwar das Peritoneum mit der Infektion | toxischen Fiebersteigerungen gibt es auch solche, die eine anato-
fertig wird, die Bauchwandwunde aber vereitert. Nur der Aus- | mische, aber unseren Sinnen nicht erkennbare Grundlage haben;
breitung der einmal ausgebrochenen Infektion bieten sich fast | das ist namentlich bei der Trombophlebitis der Fall. Igt.)
(Fortsetzung folgt.
Aus den neuesten Zeitschriften,
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner _klinische Wochenschrift 1919, Nr. 6. den Harn ausgeschiedenen Chinins. Chiningewöhnüng ist auf ar
Tillmanns (Leipzig): Heilerfolge mit dem Friedmannschen La igkeit der Plasmodien zurückzuführen, nicht auf gesteiger
Tuberkulosemittel. Verfasser wandte das Mittel bei 53 Fällen chir- | Cbininabbau. Yorfasser
urgischer kindlicher Tuberkulose mit sehr gutem Erfolge an. Am besten Dührssen (Berlin): Geburtshililiche Ambulatorien. _ \ °? den
wirkt es bei frischer chirurgischer Tuberkulose, besonders wenn der | empfiehlt die Errichtung von Anstalten, in welche alle Kreißet di-
Impfstoff an der Injektionsstelle ohne entzündliche Einschmelzung zur | zu Beginn der Geburt aufgenommen und einige Stunden nach ich
Wirkung gelangt. Die strenge Befolgung der Triedmannschen | gung der Geburt wieder nach Hause gefahren werden. Er bespt
Leitlinien ist unbedingt notwendig. | im Anhang die gegenwärtige Stellung des vaginalen Kaiserschnitts Un
Küster und Wolff (Köln): Chininausscheidung. Chininge- | des Metreurynterschnitts. ich
wöbnte scheiden das Chinin ebenso aus wie Nichtgewöhnte. Die Ka- Wolf (Stettin): Nierenveränderungen bei Ruhr. Es fand SIC
liumquecksilberjodidreaktion ist kein Maßstab für die Menge des durch | bei den drei beschriebenen Fällen: frische, diffusg Schädigung der Glo
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Rußland: über Polen. Deshalb, müssen die bisher erprobten Maßnahmen
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meruli, zum Teil mit Erweiterung und Wandschädigung der Vasa affe-
rentia oder der Arteriolen, starke Degenerationserscheinungen an den | auch weiterhin durchgeführt werden können: © . |
daeh Be F- Harnkanälchen. - Klinische Erscheinungen fehlten. — ;-~. --. |... Alfred Hauser (Mannheim): Viscerale Analgesie der Tabi-
bestit sb £- - Bach (Bonn): Ernährung im Kriege.: Der Eiweißumsatz in der | schen. Es hatte ‚sich bei einem. Tabischen Perforation eines runden
mealea Bid f Kriegszeit ist nach den mitgeteilten Untersuchungen. recht. niedrig, | Dünndarmgeschwürs mit anschließender diffuser eitriger Peritonitis ent-
zu wel P. ähnlich wie bei den Versuchen mit dem Zweck, mit geringen Eiweiß- | wickelt, unter freiem Austritt von Kot und :Darmgasen in, den freien `
moperida E mengen auszukommen. Lin zwingender Grund, die Eiweißzufuhr des | Bauchraum, ohne daß im entferntesten außer Übelkeit: irgendein sub-
ten für nal | Menschen möglichst niedrig zu gestalten,- liegt nicht vor; die sozial- | jektives oder objektives Symptom diese Möglichkeit nahegelegt hätte:
and früh st bygienischen Forderungen sollen daher wegen dieser Untersuchungen | kein Erbrechen, keine Spur von Schmerzen, keine Darmblähung, keine
‚Darmlähmung! Beim Tabiker und vielleicht auch bei anderen Rücken-
aus der Kriegszeit nicht heruntergeschraubt werden. . Reckzeh, | Ä
| | 0... „| märks- oder Nervenkranken können: also alle. feinsten diagnostischen
gane vol R,
iner ta G T ne en a, Be |
on des min È Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 5. Schlüsse versagen. Um. so mehr weist dieser Fall auf den Wert der
padhe ri nae a Frnährungsstäringen bei tetireicher non Alt, die eben allein dem Arst besonders bei einemi seliiipan
eak F. F Ich. Bei ý ] AE eraa AHNBSSIOTUNGEN -T - Brust Krankheitsbild das Recht zu beweiskräftiger Epikrise gibt. , A
Tatsache é f- kanennilieh. Dor alen” chronischen Mageńdarmstörungen von Brust- Levy-Suwhl (Berlin-Wilmersdorf): Über die dreifache psychische
er selbst hf enaar miie mutanen Atiologie prüfe man die F rauenmilch auf taren | Wurzel der hysterischen Krankheitserscheinungen. Die Gesamtheit der
E Fettgehalt. Denn der ‚hohe Tettgehalt -der, Frauenmilch kanı allein |. seelischen Erlebnisse läßt sich bekanntlich einordnen in das Gebiet: ..
r chasii $ = 2 Be hrungsstörungen der Kinder führen. Dabei .. 1..der Denkvorgänge (richtige oder falsche Erkenntnisse), 2. der
yet adag uhl meist homogen, salbenförmig, anfangs geruchlos, später typisch | Gefühle: (Lust, Unlust) oder- der Affekte, 8. der Begehrungs-
de Tanzig riechend, hell oder eingedickt. ‘Häufig besteht eine hartnäckige | und Willensvorgänge. Daraus ergibt sich 1. die noogene
voa S Obstipation. ) | | al (voðç = Vorstellung) öder ideagene oder ‚Vorstellungstheorie.
I. Boyksen (Rostock): Zur Mechanik ‚und chirurgischen Behand- | Danach sind hysterisch alle die krankhaften Veränderungen des Körpers,
de lung des akuten Pylorusverschlusses.. Nach, einem Vortrage in der Me- | die durch Vorstellungen verursacht sind, Daher besteht. die Therapie
eh. dizinischen Gesellschaft in Rostock. nn 5, | Ja konsequenter ‘Belehrung und Aufklärung der unilogischen Schluß-
fent 6 [= ‚ E. König (Harburg E.): Zur Frage der galligen Peritonitis ‚bei | folgerungen. 2. Die thymogene (Affekt-) Theorie, die die Grund-
mh: scheinbarer Unversehrtheit des Gallensystems. . Der Verfasser schließt | Jage der Hysterie im gesteigerten Einfluß der Gemütsbewegungen oder
imat sich der.Meinung derjenigen Autoren an, die das Zustandekommen | im abnormen Verhalten der Affekte sieht. 8. Die epithymogene
mt. einer Ansammlung von Galle im Bauche auf dem Wege einer Art von | (Begehrungs-) Theorie, wonach bei der Hysterie. ein bewußtes Nicht-
sia | - Piapedesis für möglich halten. č gesundsein wollen das Seelenleben beherrscht.. Als Beispiele werden
ie Vojin Lazarević: Förtgeleitete diffuse Peritonitis als Kom- |. angeführt: Die Vorstellung, durch Einwirkung. einer Detonation infolge
plikation einer solitären Narbenstriktur des Jejunums.. Operative Heilung. | von Schreck Gehör, Sprache verloren zu haben, infolge Verschüttung
eine Lähmung der Beine, infolge eines anatomisch bedeutungslosen
Handschusses einen unbeweglichen Arm bekommen zu haben, führt
die Verwirklichung der vorgestellten Zustände herbei, besonders leicht
n Bis . u i Py . 2 . i
a Es handelte sich um eine seit Tängerer Zeit mit den Erscheinungen
| ' eines chronischen, unvollständigen Darmverschlusses ‚einhergehende
i ; ` schwielige Narbenverengerung -des Jejunums (ohne tuberkulöse Ver- g
gt... änderung an der umgebenden Darmserosa und den Mesenterialdrüsen), | dann, wenn unvorsichtige Äußerungen der Ärzte suggestiv in diesem
nei ~< die infolge beträchtlicher Zunahme der lokalen Passage- und Circu- | Sinne wirkten, Eine gewünschte „eingebildete“ Schwangerschaft führt
I lationsstörungen im Stadium einer allgemeinen Peritonitis zur Laparo- | zu typischen Veränderungen der Organe. Aber die Theorie vom bloß
ne}... tomie kam. Hierbei war eine ziemlich .ausgedehnte Resektion der | mangelnden Willen ist unzulänglich. Weder Fürchten, Hoffen, noch
a] ; „Schwer veränderten zuführenden Schlinge: erforderlich. Die komplizie: | Wollen vermag an sich ‘etwa Erbrechen, eine Blasenstörung, Aphonie,
ki | ` > Tende Peritonitis war -vorwiegend fibrinös und frisch, der zurückge- | eine schlaffe Lähmung zu erzeugen. Vielmehr gehören hierzü durch-
js. . bliebene Dünndarm in gutem Zustande. ` Be | aus noch bestimmte Vorbedingungen im ‚Organismus, psychophysische
ij. Max Jacobsohn (Berlin): Wunddiphtherie. Während es sich | Bereitschaften -oder Anlagen. Bei ihrer Erforschung. und der Unter-
it) ` _ ` beider Wunddiphtherie. meist um eine sekundäre:Infektion von | suchung ihres Zusaämmenspiels mit den symptomweckenden ‘Faktoren
je Z : bereits bestehender diphtherischer Rachenerkrankung aus handelt, lag | beginnen erst die tieferen. Probleme dessen, was wir Hysterie nennen.
| In dem vom Verfasser mitgeteilten Falle eine primäre Wund- | . Bonne: Über Suggestion und Hypnose in der Praxis. Das
(gl | 2 diphtherie vor, die erst sekundär zur Rachendiphtherie führte. | wichtigste Mittel, Narkotica zu s'pa r en, ist: Hypnose und Suggestions-
pt ‘Während aber dann die Diphtheriebacillen bereits nach einem Tage | therapie. Dadurch wird das Exeitationsstadium bei der Narkose ver-
n aus dem Rachenabstrich verschwanden, konnten sie im Wundsekret | mieden. Eine Ausnahme machen, ebenso wie die Geisteskranken, die-
| | í | jenigen Säufer, die so weit dement sind, daß sie auf Suggestion über-
noch nach 17 Tagen nachgewiesen werden. fa
| DEE Siegfried (Potsdam): Ausbruch bisher latenter Malaria nach. | haupt nicht mehr reagieren. Vor der Narkose muß alles ausgeschaltet
l
werden, was den Kranken irgendwie erregen könnte (z. B. Klirren der
Instrumente, Gespräche oder gar Lachen des Personals). : Die Reiz-
erscheinungen zu Anfang der Narkose sind reflektörische Reaktionen
durch die erhöhte Suggestibilität, hervorgerufen durch die Lähmung
der Hemmungscentren infolge der beginnenden ‚Darreichung- des Nar-
koticums. Der Arzt muß dem Kranken vor der Operation jede Angst
und Furcht davor nehmen. Beim Auflegen der Maske erfolgt fortgesetzt
der Suggestionsbefehl, ruhig und tief zu atmen ‚und ein-
zuschlafen. Kommt es doch zum Exeitationsstadium, so findet man,
von wenigen Tällen abgesehen, fast stets einen Fehler: entweder ist die
Schlafsuggestion nicht sorgfältig genug vorbereitet, oder es ist-gleich im
Anfang zu viel Äther auf die Maske geschüttet und dadurch ein Angst-
zustand hervorgerufen, oder der Patient ist zu hart ängefaßt, oder-auch mit
der Operation ist zu früh begonnen worden. Von höchster Bedeutung
ist die Suggestionstätigkeit zur Beseitigung der Schlaflosigkeit.
In welcher Weise hierbei der Verfasser vorgeht, wird genauer geschildert.
: Ernst Duschak (Wieselberg a. E. [Österreich]): Behelfs-
mäßige orthopädische Versorgung. Als Beinprothese bietet die
gewöhnliche Gipsverbandprothese, wenn sie nur sorgfältig und genau
‚ ausgeführt war, einen ‚tadellosen Ersatz der Lederimmediatprothese
nach Spitzy. Wenn die Gipshülse nicht zu’ schwer, die (normali-
sierten) -Eisenteile von: guter Qualität und‘ die, Innenfütterung wider-
standsfähig und nicht zu hygroskopisch war, hatten die Amputierten
gar keine weitergehenden Wünsche hinsichtlich der Gebrauchsfähigkeit,
und auch die Lebensdauer dieser billigen Verbandprothese erwies sich
als zufriedenstellend.. Schienenhülsenapparate ließen sich
sehr gut und dauerhaft in-Gips improvisieren. - "FR, Bruck
Entfernung eines Steckgeschosses. Aus dem Geschoß war Blei. ins
A E Blut gelangt und konnte hier nachgewiesen werden. Es liegt nahe .
J E ' anzunehmen, daß das Bleigeschoß eine Art Schwermetalldepot im Körper
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gewesen sei, von dem aus dem Kreislauf wie von einem Salvarsan-
depot aus andauernd Schwermetall zugeführt wurde. Solange das Blei
Im Körper war, war die Malaria latent. Erst nach Entfernung des
Steckgeschosses erkrankte ‘der ‘Patient an Malaria und ging daran zu-
. gtunde. Zum Schluß betont. der Verfasser die von anderer Seite er-
: „` hobene Forderung: bei allen Verwundeten, die plötzlich ‘oder nach der
. Operation unter heftigen Schüttelfrösten erkranken, das Blut auf Ma-
S lariaparasiten zu untersuchen. ' | : l
o H. Flebbe: Über die Malaria im Taurus (Kleinasien). Bei der
| ‚ Malaria tropica versagt die Chininprophylaxe; sie. ist daher. zwecklos,
En vielleicht sogar nachteilig (Gefahr der Chiningewöhnung und dadurch
R Abschwächung der therapeutischen Wirkung des'Chinins). Die Behand-
lung der Malaria besteht in: 1,5 bis 2,0 Chinin per os in geteilten
Mengen oder besser 0,5 bis 1,0 Chinin intravenös auf der Höhe des F'iebers.
ach Aufhören der Fieberanfälle kein Chinin mehr, da auch nach wochen-
anger Chininbehandlung nur selten Heilung eintritt. Nach Rückfällen
Sofortiges Eingreifen mit den angegebenen Dosen. Arsen zur Nachkur.
ii Erich Martini (Berlin-Wilmersdorf): Choleraaussichten und-
u lungsmaßregeln. In Petersburg herrscht seit Jahren Sommer und
| Le; die Cholera. Von dort erhielten wir mit größter Wahrschein- -
5 ichkeit im Herbst 1918 auf dem Schiffahrtswege über den einen oder `
a unserer Ostseehäfen die Cholera nach Berlin eingeschleppt.
-~a Jetzt die sanitätspolizeilichen Grenzüberwachungsstellen aufgehoben
nd, droht uns die Cholera aus’ dem durch Seuchen heimgesuchten
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Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 4.
Walther Straub (Freiburg i. Br.): Toxikologische Unter-
suchung des M.&Fickerschen Gasödemtoxins und Antitoxins. Das unter-
suchte Toxin hat eine digitalisartige Wirkung. Es ist anzunehmen,
daß vom lokalen Herd der Infektion aus ein Strom von Toxin in den
Organismus auf dem Wege der Lymphbahnen in die Venen fließt. Das
Antitoxin hat den größten Erfolg als Schutzmittel. Da die
Diagnose „Gasödem“ aus lokalen Erscheinungen gestellt wird, lange
bevor eine Wirkung des tödlichen Toxins eintritt, wird die Zeitspanne
der nützlichen Anwendbarkeit des Antitoxins eine vergleichsweise sehr
große sein. Eine wahllose Antitoxinbehandlung aller Verletzungen wie
gegen Tetanus ist unnötig.
Ake Akerlund (Stockholm): Spastische Phänomene und eine
typische Bulbusdeformität bei Duodenalgeschwüren. Zu unterscheiden
ist: 1. Der Bulbusspasmus („Lokalspasmus“), durch den eine Bulbus-
deformität oder ein Bulbusdefekt hervorgerufen wird. 2. Die spasti-
sche Einziehung am Magenkorpus („Fernspasmus“). Diese hat große
diagnostische Bedeutung: durch Palpation des Duodenalgeschwürs
kann nämlich eine spastische Einziehung an der Curvatura major in Fällen
hervorgerufen werden, wo zuvor keine Andeutung eines solchen Spas-
mus vorhanden gewesen ist. l
B o y ksen (Rostock): Biochemische Reaktionen bei Carcinom. Der
Verfasser hat in vier Fällen von inoperablem Rectumcarcinom Ver-
suche mit dem Abderhalderschen Krebsheilserum angestellt
_ (Pferdeserum, * gewonnen durch Injektion von Lebermetastasen eines
Mastdarmearcinoms vom Menschen). Die Wirkung des injizierten Serums
auf diese Kranken war außerordentlich heftig.
Paul Mende (Riga): Künstlich erzeugte Erkrankungen während
des Krieges. Beobachtungen an russischen Soldaten. Der Verfasser hat
in einem Hospital in Dorpat im Laufe von 13 Monaten etwa 800 Fälle
von Selbstverstümmlung oder Selbstvergiftung beobachtet und ferner
in weiteren 14 Monaten in einem anderen Hospital, auch in Dorpat,
noch gegen 400. Er berichtet ausführlich darüber.
A. Stühmer: Die Hirnschwellung nach Salvarsan. Wege zu
ihrer Vermeidung und therapeutischen Beeinflussung. Es handelt sich
um ein hochgradiges Ödem der Hirnsubstanz. Dieses führt zur Kom-
pression und Anämie und damit zur Lähmung, wenn nicht vor Eintritt
der Katastrophe die Grundursache aufhört, oder durch breite Trepa-
nation Druckentlastung geschaffen wird. Auch diese Reaktion ist völlig
analog der Serumkrankheit, sie tritt meist fünf bis zehn Tage nach
der ersten Injektion auf. Gerade bei der tödlich verlaufenden Hirn-
schwellung findet man rècht oft den Modus: erste Injektion — fünf bis sechs
Tage Zwischenraum — zweite Injektion — Hirnschwellung. Ausschlag-
gebend ist — wie bei der Serumkrankheit — der Abstand von der
ersten Injektion. Das anaphylaktische Intervall führt erst zur Bildung
der schädlichen Stoffe. Man muß daher dem Körper in jedem Falle
Zeit lassen, auf die erste Injektion zu reagieren. Nimmt man also die
Anfangsdosis -niedrig und hält nach der ersten Injektion ein Prob e-
intervall von mindestens zehn Tagen ein, so wird man
darauf rechnen können, daß sich eine etwa vorhandene Überempfind-
lichkeit inzwischen gezeigt hat. Injiziert man zum zweitenmal bereits
am sechsten Tage, so läuft man Gefahr, daß eine in der Entwicklung
begriffene Überempfindlichkeitsreaktion durch die zweite Injektion un-
heilvoll verstärkt wird. Der Verfasser hält jede Behandlungsart, die das
Probeintervall nicht berücksichtigt, für bedenklich. Therapeutisch steht
die breite Trepanation obenan. Sie ist das einzige Mittel, das
bei Hirnödem lebensrettend wirken kann. Die Lumbalpunktion allein
reicht zur Druckentlastung nicht aus. Der Verfasser macht dann noch
einen therapeutischen Vorschlag. Da alsbald nach der Injektion Oxy-
dationsprodukte des Salvarsans im Blutserum auftreten, die von Serum-
bestandteilen synthetisch gekuppelt und dadurch chemisch und bio-
logisch unwirksam gemacht werden, und da es vielleicht Menschen
gibt, die gegenüber diesem synthetischen Produkt überempfindlich sind,
oder bei denen das in ihm enthaltene Oxyd irgendwie zu schädlicher
Wirkung frei wird, so hält der Verfasser den Versuch für aussichts-
voll, in Fällen von drohender Hirnschwellung das schädliche Oxyd
durch reichliche intravenöse und intralumbale Normalseruminjektion
erneut zu binden.
Weinberg (Dortmund): Zu den Nebenwirkungen des Neo-
salvarsans. In zwei Fällen trat wenige Stunden nach einer Salvarsan-
injektion eine Gebärmutterblutung auf, die sich in dem einen
Falle nur durch Ausschabung des Uterus beseitigen ließ. Ferner wird
darauf hingewiesen, daß bei starken Trinkern nach Salvarsaninjek-
tionen Erbrechen und Ohnmachtsanfälle auftreten können. Bei derartigen
Patienten beginne man daher mit ganz kleiner Anfangsdosis. Diese
schweren Erscheinungen bei Säufern dürften darauf zurückzuführen
= 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
| Heilverfahren mit bestem Erfolge einschlägt, von dem er weiß, d
23. Februar.
rn —
sein, daß es durch das Salvarsan zu einer akuten Hyperämie des Ge-
hirns kommt, die begleitet wird von einer Diapedese der Blutkörperchen
durch die vom Alkohol geschädigten Gefäße des Gehirns.
Karl Cs&pai: Fleckfieberdiagnosticum oder frische Suspeasion.
Das vom Verfasser hergestellte dauerhafte Fleckfieberdiagnosticum ist
nicht nur gleichwertig mit der frischen, nativen Suspension, sondern
übertrifft sie sowohl an Einfachheit der Methode, wie an Empfindlich-
keit. und Zuverlässsigkeit.
i F. Hamburger (Graz): Die Oberlegenheit oder Stichreaktion
über die Cutanreaktion. Die Cutan reaktion ist eine sehr gute, be-
helfsmäßige Methode, die aber — wenn negativ — immer ihre Er-
gänzung durch die Stich reaktion unbedingt braucht. Andernfalls
kann sie irreführen. Die Stichreaktion sagt zwar nichts über Aktivität
aus, aber sie ist restlos genau. Die Intracutanreaktion ist nicht
genauer als die Stichreaktion, dafür aber schwieriger anzustellen und
schmerzhafter.
M. Penkert (Stendal): Durch Genuß von Mohn bedingte schwere
und tödliche Blinddarmerkrankungen. Der überreichliche Genuß von Mohn
(„Mobnsuppe“, roher Mohn) hat in einem Falle ein schweres Krank-
heitsbild hervorgerufen, in einem anderen sogar zum Tode geführt. Der
reife Mohnsamen wird bekanntlich lediglich zur Gewinnung von öl
verwandt und das Öl enthält im allgemeinen nicht die Opiate (das
Opium wird vielmehr durch Anritzen der grünen Mohnkapsel und Auf-
fangen des aus dieser herausfließenden Saftes gewonnen). Immerhin
wäre es denkbar, daß der unreife Mohn doch Opiate enthält. (Es
tritt ja auch bei Kindern nach Genuß von Mohn und \lohnspeisen
Schläfrigkeit ein.) Aber trotzdem dürften in den mitgeteilten Fällen
andere Momente in Betracht kommen, nämlich eine vollkommene Aus-
stopfung des Dickdarmlumens durch die große Masse der im Magen-
darmkanal nicht verdauten und nicht aufgelösten Mohnkörner. Durch
den Druck dieser Mohnmasse wird die Darmwand geschädigt und für
die Darmbakterien durchlässig (die gesunde Darmwand dagegen läßt
diese nicht hindurch). Auch kann es zur Drucknekrose, Ulceration und .
zum Durchbruch der ganzen Darmwand kommen (Perforationsperi-
tonitis). Die Therapie besteht bei leichteren Fällen in reichlichen
Gaben von Abführmitteln und Darmeinläufen, in schweren Fällen muß
der Versuch gemacht werden, durch Cöcostomie und Spülung von bier
aus den angestauten Inhalt des Colon ascendens zu entleeren.
Alfred Bruner: Erfahrungen über Intensivbehandlung der
Malaria im Hinterlande. Die Methode wird ausführlich mitgeteilt. Eine
Schädigung des Organismus, besonders der Sinnesapparate, ist bei den
vielen Tausenden von Bebandelten nie vorgekommen, hier und da traten
Ohrensausen und Kongestionen oder leichtere Krämpfe auf, die sehr
bald schwanden, dagegen hat die Intensivkur eine bedeutende Ver-
minderung der durchschnittlichen Behandlungsdauer und eine besonders
rasche Wiederherstellung der Kranken zur Folge gehabt.
Becher: Osophagus-Kehlkopf-Pharynxschüsse. Die Durehschüsse
des Ösophagus am Halsteil verlangen eine sofortige chirurgische Be-
handlung wegen der so gut wie immer eintretenden jauchigen Pbleg-
monen, die zumeist mit der Phlegmone des Mediastinums dem Leben
ein Ende machen. Ist gleichzeitig, wie häufig, die Luftröhre oder der
Kehlkopf verletzt, so muß tracheotomiert werden, aber möglichst tief.
Geigel (Würzburg): Die Statistik nach dem Kriege. Statistik
ist nicht zahlenmäßige Niederlegung und Gruppierung von Einzelbeob-
| acbtungen. Das ist nur die Vorbereitung zur eigentlichen wissen
schaftlichen Aufgabe. Auf die Beobachtung muß die Statistik folgen.
Statistik in wissenschaftlichem Sinne ist nichts anderes, als: Die A0-
wendung der Wahrscheinlichkeitsreehnung auf zahlen-
mäßig ausgedrückte Erfahrungstatsachen, um daraus Schlüsse 8U
irgendeinen ursächlichen Zusammenhang ziehen zu können, Wahrschein-
lichkeitsbestimmung a posteriori. Viele Ärzte lehnen die statistische
Bearbeitung namentlich klinischer Fragen ab und vertrauen mehr als den
Zahlenreihen der eigenen „persönlichen Erfahrung“. So kann =
kommen, daß der erfahrene Arzt, der einen an Pneumonie Erkrankten
untersucht, ganz unbekümmert um die Statistik der Sterblichkeit bei
der Pneumonie im allgemeinen, gleich die richtige Prognos® Sig 7
in der Statistik nicht die allerbesten Resultate aufzuweisen hat. Er
hat aber bemerkt, daß sich der vorliegende Einzelfall nicht mit dem
Durchschnittsbilde deckt. Die Statistik gibt den Durchschnitt, der =
fahrene Arzt behandelt den Einzelfall, er individualisiert. Desweg®
jede Statistik ablehnen, heißt aber sich nur um das kümmern, was an
selbst erlebt hat, und nicht auch die Erfahrungen anderer zur as
ständigung seines Wissens benutzen, heißt, den ganzen Begriff vr
Wissenschaft, soweit sie Erfahrungswissenschaft ist, ablehnen. ee
Unsumme von Einzelerfahrungen, die der Krieg gebracht hat, 8 ec
lich nutzbringender Weise zu verwerten, muß man die Statistik 10
. Diagnose gestellt werden. ‘Um den Eingang der Speiseröhre dem Auge .,
' zugänglich zu machen, wird der ganze Kehlkopf mit. einer besonders
konstruierten Sonde unter} Leitung” des Kehlkopfspiegels nach vorn
‚ gezogen. Vor Ansetzen des „Kehlkopfhebels“ muß der Kehlkopf mit
10- bis 20°/iger Cocainlösung bepinselt werden. . |
| Kisch (Prag): Ein objektives Symptom nach Schädelverletzungen.
| Bringt man einem Menschen mit normalem Gehörorgan und Nerven-
system einige Tropfen -einer etwa 16° kalten Flüssigkeit io‘ den äußeren
: Gehörgang, so erfolgt: reflektorisch ein sanfter Lidschluß von ‚höchstens
„ drei bis vier Sekunden Dauer. Dieser Ohrlidschlagreflex,, der bei
„normalen Menschen stetsauszulösen ist, fehlt bei einem großen Teil
„aller Schädelverletzten. oder ist im Sinne einer verlängerten Dauer —
bis 19 Sekunden in einem Falle — verändert. Besonders häufig fehlt
1:98 Februar "9 0.001919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr.8. 0 00..200000....497 BR
derer Weise betreiben, als wie es. bisher geschehen ist. Entweder die | Teil des. ‚Respirationstraktus 'hängenbleiben, sondern erst .in einem. \ ni
Ärzte, die die Kriegserfahrung®n statistisch bearbeiten wollen, ‚müssen | feinen Bronchus: aufgefangen werden.. ` n , ER“ o A
sich des Rats eines Mathematikers ‚bedienen, oder sie müssen selber | : Lieben,(Radom): Beiträge zur Klinik der Infektionskrankheiten. En
lernen, wissenschaftliche Statistik zu treiben, sie müssen: Wahrschein- | Verfasser teilt einige Einzelbeobachtungen mit, die das klinische Bild ER aap
lichkeitsrechnung lernen. me: ee der Infektionskrankheiten ergänzen sollen; sie betreffen: den’ klinischen A ig
Dietlen (Straßburg): Zur Frage des Hochschulunterrichts in.| Verlauf der Hirnblutungen bei. Fleckfieber; die Oberfläche der Milz 28
Röntgenologie. Röntgenspezialisten. oder ` Spezialröntgenologen? Die.| bei Rückfallfieber; das epidemische Auftreten einer, Zahnfleischent- AE
Röntgenologie ist kein klinisches Spezialfach, wie etwa die Urologie, | zündung; das Entstehen einer Endokarditis bei Scarlatina. ©
und erst recht nicht eine scharf abgezweigte Forschungsdisziplin, wie | , Heidler (Wien): Über Kriegsverletzungen des- Gefäßsystems.
etwa_die Bakteriologie. Eine Methode, sei sie auch noch so wichtig, | Die Gesamtzahl der beobachteten Gefäßverletzungen betrug 163; davon i
ist deswegen noch keine besondere Wissenschaft. Aber es ist not- |. betrafen 87 die. obere Extremität, 99 die-untere Extremität, 27 Kopf, En
wendig, für die Röntgenologie selbständige, eigene Forschungs- und | Hals und Rumpf. Die Gruppierung nach den verschiedenen Folgen Ta
Lehrgelegenheiten an den Hochschulen zu gründen. .Zu einer gleich- | der Gefäßläsionen ergibt die Einteilung in Blutung,. Gangrän und Aneu- N } 5
wertigen Handhabung der Indikation und Beurteilung der Erfolge ge- | rysma. Der ‚Blutung kommt eine überaus ernste Bedeutung in der r
hört die Schaffung von Centralstellen; Diesem- Ziele widerstrebt aber. | Kriegschirurgie zu; von 57 Fällen starben in unmittelbarer oder. mittel- ; Bar
die gegenwärtig herrschende Richtung der Decentralisation (dabei wird | barer Folge ‘der Blutung 23. Therapeutisch kommt -in Frage Ligatur Ba
das Mediastinalsarkom. in- der inneren, das Hautsarkom in der Haut- |. des Gefäßes am Orte der Blutung, am Orte der Wahl, Gefäßnaht und ind m
und das abdominale Sarkom in der chirurgischen oder Frauenklinik | primäre Amputation. ‘Die erste Methode wird in der Mehrzahl der ee
bestrahlt). S 0. F Bruck. | Fälle die richtigste sein. Zu bedenken ist, daß eine Gefäßligatur im- ff
| TE o l stande ist, eine rubende Gasbrandinfektion zu entflammen. In 12 Fällen. a ;
; enho he? kam es nach wegen ‚Blutung vorgenommener Gefäßligatur zur Gangrän un
adiada LESENE Wochenschrift 1213; AT: A | des betreffenden Gliedes, viermal.schloß sich an eine Ligatur eine n
Bl Eeim \ Zur Anwendung ‚der „Hypopharyngoskopie. In Gangrän. mit aufsteigender Gasbrandinfektion an. Die Gangrän als DR
einem Fall von Carcinom des oberen Teils der Speiseröhre, bei dem | Folge der Gefäßverletzung kam 56 mal zur Beobachtung; unter den on”
die Ösophagoskopie nicht zum Ziele führte, konnte mittels des von | Verletzungen überwogen die Schußfrakturen. Neben der Nekrose trat 4 7
v. Eicken angegebenen Verfahrens der Hypopharyngoskopie die | 95 mal Gasbrand auf. Therapeutisch kommt bei Gangrän nur die dit
Amputation in Frage. Aneurysma kam 40 mal zur Beobachtung; davon
wurden 18 Fälle operiert; zumeist wurde die Ligatur vorgenommen.
Die Erfahrungen mit der. Gefäßnaht reichen für ein abschließendes
| | G.2.
Urteil nicht aus. -
| ` Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr.5. ``
Witzel: Die anatomisch -chirurgische Orientierung für die Ge-
hirnoberfläche und‘ die Gehirnkammern (Ventrikel). Mit Hilfe eines
Liniensystems, welches auf dem rasierten Schädel durch Einritzen mit
‘der Messerspitze genau- wiedergegeben werden kann, läßt sich eine
. gute Orientierung über die Gehirnoberfläche und über die Lage der
, Seitenkammern gewinnen. Wird. die sagittale Verbindungslinie zwischen
Glabella und Inion halbiert, so liegt daumenbreit vor der Quermarke
das obere Ende der Centralfurche, deren unteres Ende ‘gegeben ist
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| der Reflex bei Schädelknochenbrüchen speziell in der; Parietal- und
- “Oceipitalgegend. | T ops 5 o 3 urche, e |
N Prida v BERR IR. Zr Hämatologie der Grippe. Bei un- durch einen Punkt, daumenbreit hinter dem Jochbeinwinkel. In.den. |
u ' komplizierter Grippe besteht ‘zumeist Leukopenie mit geringgradiger oberen drei Fünfteln der linken Seite. liegen die wichtigen motorischen ; nor. p
TLA - Kernverschiebung nach: links mit erhaltenen Eosinophilen. oder An- Centren. In ähnlicher Weise läßt sich mit Hilfe: der Schädellinien,, die Be 2.
ai Br. . ` sinophilie und geringer Verminderung der Lymphocytenwerte. Bei | Lage der Ventrikel bestimmen. Gipsabgüsse eines der Bearbeitung . i Ren
m Lobulärpneumonie {fand sich””9@ mal Leukopenie, 7 mal Leukocytose. | zugrunde liegenden Präparates sind bei der Firma Dr. F. Krantz in ne
: Die Fälle mit Leukopenie kamen bis ‘auf einen zur Ausheilung, die | Bonn erhältlich. v es ; Fee | o Be
g Fälle mit Leukocytose bis auf einen zum Exitus. Bei eroupöser Pneu- | Böhler: Zur Behandlung von großen Wadenverletzungen und 11.2: Bek
monie fand sich in der Mehrzahl der FällefLeukocytose, ingden letal en Um u Er men. N a MER.
eddigenden Fäl 4 ie Bei e | hüten, wird das Bein in halber Beugung. auf ein Braunsches Geste) ToC EE
-p Senden Fällen hochgradige Leukopenie Bei komplizieren Ir gelagert und am Vorderfuß ein Mastisolzug angebracht, dèr. die Zehen BREN -ii
freiläßt und mit i kg belastet- wird.. Die Wundbehandlung ist offen, MEMBRI: i
EHE E F ; u den r;
-Pleuritis fand sich zumeist Leukocytose.
Nr. 2 Mucha und Orzechowski: Ein Fall von tuber-
tomyositis (Typus Boeck). Ein ausführlicher kasuistischer.
eine Kombination einer eigenartigen Polymyositis und
r 30 jährigen Frau. Die Hauterkrankung. wird
us des Boeckschen Sarkoids: angesprochen;
die Muskelveränderung zeigte weitgehende histologische Übereinstimmung
mit- der Hautveränderung, sodaß beide ätiologisch einheitlich aufgefaßt
werden. Die tuberkulöse Natur dieser Dermatomyositis ist wahrschein-
lich, aber in diesem speziellen Falle mangels Tierversuche nicht erwiesen.
u lamburger und Mülle ger (Graz): Beobachtungen über die
Tuberkuloseinfektion. Verfasser haben in der Universitätskinderklinik
durch regelmäßige Prüfung mit Tuberkulin verschiedentlich in der
Anstalt stattgefundene Tuberkuloseinfektion feststellen und die näheren |
dingungen, welche zu einer erfolgreichen Infektion gegeben sein
‚nissen, aufdecken können. Es ergab’sich, daß es zu einer Tuberkulose-
Infektion wohl in den allermeisten Fällen nur dann kommt, wenn eine
Aunäherung zwischen zwei Individuen auf 1 bis 11% m, etwa in der Weise
„Stattfindet, wie sie bei einer Unterhaltung zwischen zwei Menschen ge-
i ist.. Kommt es zu dieser Annäherung, so kann selbst nach
. Xurzdauerndem Zusammensein mit einem Bacillenhuster eine wirkungs-
volle Infektion stattfinden, während das dauernde Zusammensein mit
einem Bacillenhuster im selben Raume nicht zur Ansteckung. führt,
Annäherung auf weniger als 2 m vermieden wird. Die
.Kulöser Derma
| Beitrag über
Häuterkrankung bei eine
als ein großknotiger Typ
wenn eine
ne &esche Anschauung wird bestätigt, daß die Infektion ‘durch
„opfeheninhalation zustande kommt in der Art, daß nur diejenigen
‚töpfehen gefährlich werden, welche bei der Einatmung nicht im oberen
`
die große Zehe wird durch einen Bindenzügel dorsal. gebeugt.
Küttner: Bemerkung zu der Arbeit: „Über Umschneidung von
| Nerven mit frei transplantierten Hautcylindern“. Das Verfahren ist be-
ur Entstehung einer. Epitheleyste
`
kannt und hat bereits vor Jahren z
und Atheromfistel geführt. . `
Oehler: Bemerkung zum Aufsatz von Prof, Dr, H.
„Ein einfacher und brauchbarer Streckverband für den. Oberarm“ in
Nr.35 dieser Zeitschrift (1918).. Um die Dislokation des oberen Frag-
ments ad. peripheriam zu- verhüten, wird der. Vorderarm nicht hori-
zontal gelagert, sondern mit'der an ihm befestigten Holzschiene vertikal
gestellt. K. Bg: l
Grisson:.
r 5
Nachruf auf den verstorbene
klinik in Kiel, Prof. Werth. | Ve:
Hofbauer: Soll die ventrale Antefixafion symmetrisch aus-
geführt werden? Um auf die Vorzüge der absoluten Antefixation durch ’
Verankerung des runden Bandes. nicht zu verzichten und andererseits
die möglichen Gefahren des Ileus infolge Verklebungen mit der vor-
deren Bauchwand zu umgehen, wird auf.der einen Seite, zumeist rechts,
die Ligamentfaltung und das Aufnähen der Schlinge -auf die Vorder-
fläche des Uterus ausgeführt. Hierauf wird die Suspension .oder das
Durchziehen einer Ligamentschlinge auf der linken Seite angeschlossen.
Nach diesem kombinierten. Vorgehen pflegt der Uterus eine dauernd
gute Lage. zu bewahren. K. Bg.
` Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 5. o
n ehemaligen Direktor der Frauen-
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Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 1.
U. Friedemann (Berlin): Die in der Heimat durch die De-
mobilisierung drohenden Infektionskrankheiten, unter besonderer Berück-
sichtigung der Diagnose. In gedrängter Darstellung wird der charakte-
ristische initiale Symptomenkomplex von Cholera, Fleckfieber, Rück-
fallfieber, Malaria und Pocken mitgeteilt. Unter Verzicht auf klinische
Einzelheiten finden alle zur Diagnose hinzutretenden Momente vor-
wiegend Berücksichtigung. _
J. Plesch (Berlin): Uber die pandemische Grippe. Das nur zu
bekannt gewordene wechselvolle Bild der Grippe wird noch einmal
fest umrissen. Bei der medikamentösen Therapie der Lungenkompli-
kationen bevorzugt Plesch das Jodkali, dem er außer der expekto-
rierenden auch weitere günstige Wirkung zuschreibt. Vielseitigen Er-
fahrungen folgend, rät auch Plesch zu tunlichst konservativer Be-
handlung der Pleuraergüsse, vornehmlich durch Punktionen.
Adolf Bacmeister (St. Blasien): Die häusliche Behandlung
der beginnenden Lungentuberkulose. Die Erfahrung, daß Rücksicht auf
äußere und Berufsverhältnisse noch immer zahlreiche Tuberkulöse an
der für jeden Fall. zu erstrebenden Heilstättenbehandlung hindert, gibt
Bacmeister Veranlassung, die Durchführung entsprechender Maß-
nahmen in- der häuslichen Pflege, auch unter beschränkten Verhält-
nissen, anzuregen. Sein alle hygienischen und anderen Mittel um-
fassender Heilplan setzt sich nicht nur ein ermüdendes Hinziehen des
Leidens, vielmehr aktive Besserung als Ziel durch tunlichste Über-
führung progredienter in latente Tuberkuloseformen. Im einzelnen sucht
Bacmeister eben alle bekannten und erprobten Heilfaktoren den
häuslichen Möglichkeiten anzupassen.
Dippe (Leipzig): Säuglings- und Kleinkinderschutz; Arzt und
Fürsorgerin. Als den Mittelpunkt der erstrebenswerten Säuglings- und
Kleinkinderfürsorge sieht Dippe die Mutterberatungsstelle an; sie
darf jedoch nicht in die Krankenbehandlung eingreifen, um Vertrauen
und Mitarbeit der anderen Ärzte nicht zu verlieren. Eine große Zahl
von staatlich auszubildenden Fürsorgerinnen soll gewissermaßen den
Hauptteil der Einzel- und Kleinarbeit übernehmen und die Tätigkeit
der Hebammen nach vieler Hinsicht ergänzen, weiterführen und aus-
bauen. Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide).
Therapeutische Notizen.
Die Grippe behandelt F. Köhler (Köln) erfolgreich mit heißen
Vollbädern. Er setzt jeden Grippekranken sogleich beim ersten Auf-
treten der bekannten Erscheinungen (Kopfschmerz, Schnupfen, Rachen-
kratzen, Husten, Abgeschlagenheit) in ein heißes Vollbad von 40 bis
43° und von fünf bis sieben Minuten Dauer. Man gebe das heiße
Vollbad ohne Bedenken auch. am zweiten und am dritten Tage, Der
Verfasser hat den Eindruck gewonnen, daß es in zahlreichen Fällen“
echter Grippe möglich sei, das Auftreten der Bronchopneumonie zu
verhüten. Aber auch da, wo diese ausgesprochen ist, erweist sich
die durch das heiße Vollbad herbeigeführte Ableitung der Blutüber-
füllung im Lungenkreislauf auf die Haut als äußerst günstig und führt
eine Entlastung der Herzarbeit und einen Rückgang der katarrhalischen
"Erscheinungen herbei. Die auf reflektorischem Wege gewaltig ge-
steigerte Expektoration infolge der konsequenten Heißbad-
behandlung entfernt unzweifelhaft Erreger und Toxine im wesentlichen
Maße und beseitigt den Katarrh. Man dehne das heiße Bad nicht
über sieben Minuten aus. Die Anwendung kalter Güsse
nach dem heißen Bade ist zu vermeiden, da sie den Ablauf der
Diaphorese stören, die sich vielfach über eine Stunde wohltätig hin-
zieben kann. Nach dem heißen Bade befinden sich die Hautgefäße
im Zustande der Lähmung, sodaß sie sich selbst auf starken Kälte-
reiz nicht kontrahieren. Daher tritt keine Erkältung ein, weil eben das
Blut nicht von der Oberfläche an einen Locus minoris resistentiae ge-
trieben wird. Der Reflex von den sensiblen und Temperaturnerven
aufs Herz bleibt erhalten, denn übergießt man den Körper nach dem
heißen Bade kalt, so verlangsamt sich der vorher noch beschleunigte
Puls sehr schnell und der einzelne Herzstoß wird kräftiger, ohne daß die
Hautröte verschwindet. Fälle von Myokarditis, Fettherz, Arteriosklerose
sind von der Heißbadtherapie auszuschließen, ferner auch orga-
nische Nervenkrankheiten, sowie Hysterie und Neurasthenie, Da sich
Arterien und Herz der veränderten Hämostatik anpassen müssen, so
kommt es, falls sie durch Erkrankung dazu nicht mehr imstande
sind, zu üblen Zufällen. Für den Gesunden ist ein heißes Bad, nament-
lich nach körperlichen Anstrengungen, aber auch nach geistiger Arbeit,
ein Labsal, da das Blut vom Gehirn abgeleitet und die Circulation aufs
zweckmäßigste angeregt wird. Auch ist es äußerst wirksam bei
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
Bronchopneumonien, bei denen die Bronchien bis in feinere Äste hinein
mit Sekret angefüllt sind. Durch die Blutüberfüllung der periphe-
rischen Gebiete wird offenbar eine wesentliche Entlastung der ent-
zündeten inneren Organe herbeigeführt. (M. m. W. 1919, Nr. 5.)
Die Behandlung der Grippe mit Diphtherieserum empfiehlt Hans
Bettinger. Es werden die mit Lungenentzündung kom-
plizierten Grippefälle einer Behandlung mit diesem Serum unterworfen
(zwei- bis dreimalige intramuskuläre oder intravenöse Injektionen von
2—8000 Immunitätseinheiten.. Das Mittel dürfte nicht nur auf den
Allgemeinzustand (Toxikämie), sondern auch auf die l.ungenkomplikation
günstig wirken. Das Wesentliche dabei scheint die parenterale Eiweiß-
zufuhr zu sein, ähnlich vielleicht wie bei den Milchinjektionen. (Auch
die mit Tuberkulin behandelten Patienten sollen, wie behauptet wird,
nicht oder nur leicht an Grippe erkranken.) (M. m. W. 1919, Nr. 5.)
F. Bruck.
Die Behandlung der Grippe im Säuglingsalter ist eine sympto-
matische. Im Beginn der Erkrankung empfiehlt Hunaeus, ein warmes
Bad zu geben oder eine feuchte Einpackung des ganzen Körpers mit
warmem Wasser (87° C) zu machen; ferner fleißiges. alle drei Stunden
zu wiederholendes Abfrottieren mit Spiritus oder warmer essigsaurer
Tonerdelösung, regelmäßigen Lagewechsel (Bauch- und Seitenlage) und
fleißiges Herumtragen in Bauchlage. Zur Abkürzung des ganzen Krank-
heitsverlaufes Darreichung von Chininpräparaten in Form von Euchinin
und Aristochin. Gegen dje Verstopfung der Nasenhöhlen empfiehlt
Verfasser, zweimal am Tage eine Messerspitze „Sozojodol“-Natrium_ in
feinst verteilter Pulverform einzustäuben oder dreimal täglich vier bis
fünf Tropfen folgender Mischung einzuträufeln: Rp. Zinc. sozojodolie.
0,05, Novocain 0,1, Sol. Suprarenin. (1:3000) 8,0, Aq. dest. 10,0. D.S.
Nasentropfen mit Pipette. Bei hinzutretender capillärer Bronchitis sind
Bäder (85° C) mit kühler Übergießung, Senfwickel oder Senfbäder an-
zuwenden, wobei nach Verfasser die sogenannten „Üzetbäder“ beson-
ders empfehlenswert sind. Prophylaktisch ist für die Fernhaltung der
erkrankten oder erkälteten Angehörigen von dem Säuglinge Sorge zU
tragen. Händewaschen vor dem Anfassen des Säuglings, Vermeidung
des Gebrauchs desselben Taschentuchs! Läßt sich die Versorgung durch
die erkältete Mutter nicht umgehen, so veranlasse man sie, beim Zu-
rechtmachen und Stillen des Kindes ein Tuch vor Mund und Nase a
binden. Außerdem verwendet Verfasser seit Jahren die „Sozojodol i
Präparate, namentlich als Einstäubung des Natronsalzes, propbylaktisch
bei allen Kindern, die durch einen Mitpatienten oder eine Filegerin
schnupfenbedroht sind. (Der Kinderarzt 1918, Nr. 11.) W.
Das Rekonvaleszentenserum in der Grippetherapie empfehlen
Rob. Pfeiffer (Wien) und H. Prausnitz (Graz). Denn die
gerade bei der Grippepneumonie so auffallend stärker geger
über anderen Pneumonien in den Vordergrund tretenden, on
unerträglich großen Schmerzen, also die subjektiven
Beschwerden, sind oft nach einer einmaligen Seruminjektion wie ver
schwunden. (M. m. W. 1919, Nr 5.) F. Bruck
Über Erodium cicutarium, das verschiedentlich als Hydrastis-
ersatz in Vorschlag gebracht ist, hat Wasicky Untersuchungen an-
gestellt. Es erwies sich frei von organischen auf den Uterus im Sinne
der Hydrastis wirksamen Substanzen. Dagegen sind reichlich Kalium-
salze vorhanden, die sich als ein stark erregendes, peripher wirkendes
Mittel für den Uterus herausstelten. Erodium ist wegen der raschen
Resorption und Ausscheidung des Kaliums und wegen der Giftigkot
größerer Dosen als wertlos zu bezeichnen. (W. kl. W. 1919, NT A
Bücherbesprechung.
W. Cimbal, Taschenbuch zur Untersuchung von ne.
verletzungen, Nerven- und Geisteskrankheif®®
Mit 15 Textbildern. 8. Auflage. 255 Seiten. Berlin 1918, Verlag y
Julius Springer. M 7,60. |
d“
Das handliche Büchlein liegt bereits in dritter Auflage vor UM
hat durch Ergänzungen, die besonders kriegsneurologische-rlahrung i
betreffen, sowohl an Umfang wie an Inhaltsfülle gewonnen. ah ig
nunmehr nicht bloß das Wichtigste, sondern so ziemlich alles n .
was der Gutachter wissen oder beobachten muß. Die Darstellung 4 so
geschickt der Gefahr aus dem Wege, die in einer Komprimierung
reichen Materials liegt. Vielleicht könnte manches gar 7 Reflex
Symptom ganz fortfallen. Sonst dürfte auch der Infraspinatus-, v (an
sowie der Brissaudsche, der Piotrowskische und der DE 9 ao
der Hand!) nicht fehlen. Auf Seite 163 könnte der Drehveist®. ngs- |
Wanner bezeichnet sein. Im Register muß es unter ReflexpfÜ ne
methode heißen: S. 180 statt S. 170, BErBSaDE"”
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Berlin. ,
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 5. Februar 1919..
Vor der Tagesordnung. ` Paul Hirsch: Fall von Ösophagus-
dilatation. Eine Frau von 27 Jahren leidet seit ihrer Jugend an Husten-
anfällen bei und nach dem Essen. Dabei hat sie Se
Nimmt sie feste Speisen zu sich, so muß sie nach einigen Bissen größere
Mengen Wasser nachtrinken, dann kann sie weiteressen, sonst aber
bekommt sie Erbrechen. In den letzten Jahren. kam zu ihren Be-
schwerden ein. Druckgefühl in der rechten. Brustseite. Sie ist eine
kleine, unterernährte Frau mit kleiner Struma. Beim Husten wird sie
blaurot im Gesicht. Über der rechten Brustseite hat sie eine aus-
gedehnte Schallverkürzung, die über dem rechten Oberlappen zu voll-
kommener Dämpfung wird. Im Röntgenbilde zeigt sie einen ungewöhn-
lich breiten Schatten in der rechten Brusthälfte, der nach Spülung der
‚Speiseröhre verschwindet. Es handelt sich um eine Dilatation der
Speiseröhre von 2 bis 81 Fassungsvermögen. Ätiologisch ist: sie als
pathischer Grundlage in früher Jugend entstanden
zu deuten. i | nr a
Aussprache. Kraus erblickt das Interessante des Krankheits-
falles in der großen Ausdehnung des oberen Teiles der Speiseröhre, da
in der Regel der untere Teil betroffen wird. g
Rautenberg: Neues zur Röntgenologie der Nieren. Die von
ihm angegebene Methode der Röntgenuntersuchung der Bauchorgane
nach Lufteinblasung in die Bauchhöhle ist von ihm sehr vereinfacht
‚ worden und sehr leicht ausführbar. Als‘ Instrumentarium verwendet
er eine dünne Kanüle und ein Doppelgebläse. Die Nieren werden am
besten in Seitenlage des Kranken nach Herstellung des Pneumo-
peritoneums besichtigt. Die Konvexität ist öfter rechts von der Leber,
links von der Milz bedeckt, aber man kann die Umrisse doch erkennen.
Es ist derselbe Abstand der Röntgenröhre einzuhalten — 60 cm. Die
Vergrößerung beträgt dann etwa’ !/ı. Die normale Niere ist 11 bis
. 12 cm lang, 5 bis 6 cm breit.
Formveränderungen, Tumoren, all
‚als solche kaum erk
bildern.
- alten Methoden ist
- b.
F erhoben.
~ Diagnostik dar.
nahmen der Dar
‚suchung gut abgeführt ‚haben.
` gezogen unter Druck ein
die hintere Rectusscheid
Flüssigkeit der Spritze,
auch bei Anlegen eines Pneumothorax beobachtet ist.
‚kennen, Nierensteine wurden mit dem alten. Verfahren in ausreichender
In vielen, hundert Fällen hat er nur in 4°/o. aller
Zu beachten sind im Röntgenbilde
gemeine Schwellungen und Schrump-
fangen. Die Schrumpfung ist oft ‘so beträchtlich, daß man die Niere
ennt. Demonstration von entsprechenden Röntgen-
Aussprache. Lev y-Dorn: Die Methode hat manches für
“sich, aber man hat mit den früheren Verfahren bei der Röntgenologie
er Nieren ebenfalls gute Ergebnisse erzielt. Zur Ergänzung dieser
sie gut zu verwenden. Gegen die Einblasung_von
Luft in den Bauchraum werden von den Ärzten gewisse Bedenken
Aufklärung über die Gefahren der Methodik-sind erwünscht.
Leschke: Die Methodik stellt eine ‘große Bereicherung der
Die einfache Aufblähung mit Gebläse erscheint nicht
unbedenklich. Kennt einen Krankheitsfall, bei dem wegen carcinomatöser
Verwachsungen durch das Einstechen der Nadel ohne Vorsichtsmaß-
m angestochen wurde... Zu empfehlen ist die Pneumo-
thoraxnadel, die in den linken Rectus abdominis etwas unterhalb des
Nabels einzustechen ist, Der Kranke muß den Tag vor der Unter-
Die nach Cocainanästhesierung ein-
dringende Nadel ist an einer 20-cm-Spritze befestigt, Sie wird auf-
gestochen, wobei sie zwei Widerstände über-
windet, einen beim Einstich in die vordere und einen beim Einstich in |
e. Hat die Nadel die letztere durchdrungen,
so dringt sie in die freie Bauchhöhle, dabei entleert sich plötzlich die
die den etwa vorliegenden Darm zurückdrängt.
an die Möglichkeit der Verletzung des Darmes.
dosiert er mit der Heniusschen Flasche. Die.
1. etsuchungen sollen nicht nur im Liegen, sondern auch im Stehen
vi Kranken gemacht werden. Ganz kleine Nierensteine sieht man am
| esten nach Aufblasen des Nierenbeckens mit Sauerstoff.
Hans Kohn ‚fragt nach der Gefahr einer Luftembo
adurch vermindert m
Die einzublasende Luft
lie, die.
J.Israel: Die Leistung der alten Methodik wird von Rauten-
berg unterschätzt, Konturen der Nieren sind mit ihr gut zu er-
Güte festgestellt,
vallo. Versager gehabt. Für diese "Zwecke brauchte 'man das Ver-
Persisfierender
forderlich,
ahren nicht
Rautenberg: Schlußwort. 2
agesordnung. Immelmann: Kaskadenmagen und
sind die v Duodenalfleck. Zum Verständnis des Kaskadenmagens
| eränderungen am Röntgenbilde des Magens beim Uleus er-
Das in der Schleimhaut der kleinen Kurvatur sitzende
ner. 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 8.
hluckbeschwerden. '
_ Resektion. Die Umwandlung des eallösen Ulcus in das C
"Naturwissenschaftl.-medizin. Gesellschaft.
- Vereins- und Auswärtige Berichte.
‚ Magengesehwür bedingt eine Einziehung der großen Kurvatur, Bei
weiterem Eindringen des-Geschwürs, des Ulcus callosum, sieht- man
‚kleinere Ausbuchtungen an den Konturen des Magens. -Wird das
Peritoneum durchsetzt, so. kommt . es zum Ulcus penetrans und man
sieht den Nischenmagen mit der charakteristischen. Luftblase, Zwischen
anatomisch bedingten Sanduhrmagen und spastischen‘. Sanduhrmagen
ist eine sichere Unterscheidung möglich. Bei Spasmen füllt sich
nämlich erst der untere Teil, dann der obere, während es ‚bei. anatomisch
bedingten Sanduhrformen umgekehrt ‘der Fall ist. Beim ‚Kaskadenmagen
hun handelt es sich um eine Abart des Sanduhrmagens.. Es füllt sich
zuerst der obere Teil des Magens, dann ein tie
schoben ist. Er findet sich nur bei Ulcus ventriculi. |
| Das. Duodenum kann bisweilen durch die Kontrastnahrung: zur
Anschauung gebracht werden. Häufiger sieht man die vorübergehende
Füllung der Ampulle des Duodenums. . Mitunter bleibt diese bestehen:
Dauerbulbus. Eine diagnostische Bedeutung kommt diesem ‚Befunde
nicht zu. Nur wenn es sich neben dem Dauerbulbus um gleichzeitige
Superacidität handelt, spricht das für Ulcus duodeni. Schattenflecke
im Anfangsteil des Duodenums, die stundenlang nach}Entleerung - des
. Magens stehenbleiben, haben pathognomonische Bedeutung für -Uleus
duodeni., Finden sich zwei Flecke, so sind zwei Ulcera vorhanden.
Eine Täuschung kann entstehen durch Verwachsungen, bei denen es
zu scheinbaren Duodenalflecken persistierenden Charakters kommen kann.
Aussprache Schütze: Kaskadenmagen ist kein so seltener
Befund, wie man allgemein annimmt. Die Kranken müssen nur hierfür
in der frontalen Richtung. durchleuchtet werden. Das Duodenum kann .
in 99°/, der Fälle dargestellt werden. Es ist wichtig, es zu beobachten.
Die Duodenalflecke sind ohne Studium der Funktionen des Duodenums
nicht zu. hoch zu bewerten. Beim Kaskadenmagen spielen spastische
Dinge eine Rolle. En Fritz Fleischer.
M.
a; Frankiurt a.
Ärztlicher. Verein: Sitzung vom’20. Januar 1919. `
Juracz (Eigenbericht): Über die chirurgische Behändlung der
Magen- und Zwölitingerdarmgeschwüre, auf Grund eines eigenen Materials
von 66 Magenresektionen und 82 Gastroenterostomien wegen Ulcus, 4
Magenresektionen und 9 Gastroenterostomien wegen Carcinoms, insgesamt
87 Resektionsfälle und 41 Gastroenterostomien. Die
chirurgische Therapie hat "durch die Vervollkommnung der Diagnose
in ‚bezug auf Ort und Art des Geschwürs, mittels des ‚Röntgenver-
fahrens einen großen Aufschwung genommen. Der Hauptwert wird
‚dabei der Durchleuchtun g beigemessen und dabei wieder neben
den bekannten objektiven Zeichen die- Bedeutung‘ des circum-
scripten, Druckschmerzes für die Erkennung des Ulcus am
Pylorus, an dem Magenkörper und am Duodenum hervorgehoben. Den
anderen klinischen Zeichen, vor allem auch den okkulten Blutungen
wird ein ausschlaggebender diagnostischer Wert “abgesprochen. In
15 Fällen war ein negativer Blutbefund bei bestehendem. Uleus vor-
handen; in anderen Fällen mit positivem Blutbefund handelte es sich
um Kolitis, Darmtuberkulose oder ändere Erkrankungen bei fehlender
Erkrankung des Magens oder Duodenums. Von den üblichen Ope-
rationsmethoden wird in erster Linie die Resektion des Geschwürs
bevorzugt. Die Gastroenterostomie als Methode der Wahl kommt nur
bei der . gutartigen Pylorusstenose in Betracht. Für das Ulcus der
kleinen Kurvatur oder des übrigen Magenkörpers ist die Querresektion
oder die Resektion nach Billroth II die Methode der Wahl. Das nicht
stenosierende Ulcus des Pylorus ist. nach Möglichkeit auch zu re-
sezieren. Die Nachteile der Gastroenterostomie werden näher erörtert,
die Dauerresultate der Gastroenterostomie sind ungünstiger wie.die der `
areinom spricht
ebenfalls gewichtig für die Resektion. Für die Behandlung des Ulcus
duodeni wird die. Gastroenterostomie + der ‚Pylorusausschaltung nach
vw. Eiselsb erg gefordert. Alle anderen Pylorusausschaltungen sind `
im Erfolg unsicher oder führen teilweise zu Beschwerden, Für die
Querresektion. beträgt unter den jetzigen ungünstigen Kriegsverhält-
nissen die Mortalität 10%, der Fernerfolg bis zu drei Jahren mit
völliger Beschwerdefreiheit 80 %, die Mortalität für Billroth II ist
etwas höher. (unter 18 drei Todesfälle), der Fernerfolg 83 %. 777m
. Jena. | NE i
| Sitzung vom 80, Januar 1919,
Lexer: Vorstellung eines 20 bis 15 cm großen Röntgenulcus
am Rücken eines Soldaten, entstanden nach mehrfacher Durchleuch-
tung wegen Krampfartiger Magenschmerzen. Die Durchleuchtung wurde
ferer,. der seitlich ver-
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200 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
im Röntgenschirm innerhalb zehn Stunden zehnmal vorgenommen! Das
Uleus mußte wegen der großen Schmerzhaftigkeit und, nachdem alle
bisherigen Behandlungsarten in den Lazaretten versagt hatten, weit in
der Umgebung und in der Tiefe ausgeschnitten werden. Darauf gelang
es, die Heilung durch Epidermistransplantation zu erzielen,
Berger berichtet über die Befunde am Gehirn. bei frischen
Gehirnverletzungen an der Hand seiner im Felde gesammelten Er-
fahrungen unter Vorzeigen von Präparaten und zahlreichen Zeichnungen.
Er erwähnt, daß er bei schweren Schädeltraumen verhältnismäßig oft
Veränderungen an den Nervenzellen des Ganglion Gasseri nachweisen
konnte. In zwei Fällen, in denen schwere Granaten in nächster Nähe
der wenige Tage später Verstorbenen einschlugen, fanden sich zahl-
reiche capillare Blutungen in der Rinde des Großhirns, von denen der
Vortragende annahm, daß sie durch die gewaltige Drucksteigerung
bedingt seien; in einem dritten Falle, von dem ebenfalls Gehirnschnitte
vorgelegt wurden, war es nach Mineneinschlag zu einer schweren
Kohlenoxydvergiftung mit ausgedehnten subcorticalen Erweichungen
gekommen.
Wien.
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 17. Januar 1919.
E. Denk: Zur chirurgischen Therapie des Ulcus ventriculi. Be-
züglich der Operationsmetbode bei Ulcus ventriculi und duodeni stehen
zwei Parteien einander gegenüber, die eine, welche die Gastroentero-
stomie vorzieht, die andere, welche die Resektion empfiehlt. Die
Anhänger der Gastroenterostomie treten deshalb für sie ein, weil sie
weniger gefährlich ist als die Resektion und dieselben Resultate gibt,
während die Anhänger der Resektion anführen, daß das Ulcus ent-
fernt ist und die Rezidivgefahr wesentlich verringert wird, daß die
Gefahr des Carcinoms und die Gefahr des Ulcus pepticum wegfällt.
Er demonstriert nun mehrere Patienten und die bei der Operation ge-
die Radikaloperation doch gemacht werden mußte. Es zeigte sich in
allen diesen Fällen, daß entweder das Ulcus selbst nach mehreren
Jahren nicht geheilt war oder ein Ulcus pepticum sich gebildet hatte.
In der Literatur sind derartige Vorkommnisse häufig berichtet. Hau-
dek hat unter 66 Fällen nach Gastroenterostomie 26 mal die alten
Uleusnischen oder neue Nischen gefunden. Es sind noch zwei Ge-
fahren bei der Gastroenterostomie vorhanden: Blutung und Ulcus pep-
ticum. Die Gefahr der Blutung scheint nicht groß zu sein; es sind
nur wenige Fälle von tödlicher Blutung bekannt geworden. Er hat
vor drei Wochen einen Tag nach der Pylorusausschaltung bel nicht
radikal operablem Ulcus eine lebensbedrohende Blutung gesehen. Größer
ist die Gefahr des Ulcus pepticum. Eine Reihe von Klinikern, welche
anfänglich das Vorkommen des Ulcus pepticum geleugnet haben, haben
es später gesehen; offenbar braucht es längere Zeit, bis es sich ent-
wickelt. Den Prozentsatz nimmt man mit 2 bis 5% an, er ist aber
offenbar größer. Eine weitere Gefahr nach Gastroenterostomie ist o
Carcinom. Dies ist allgemein bekannt. Über die Häufigkeit des Vor-
kommens des Carcinoms bei Ulcus gehen die Angaben weit ausei-
ander, die einen geben 26 bis 60% an, andere nur 2 bis 4°. Man ist
so weit gegangen, beim Auftreten von Careinom nach der Operation
zu sagen, daß es sich schon damals nicht um Ulcus, sondern um Car-
cinom gehandelt habe. Er zeigt Präparate, wo man neben bestehenden
Geschwüren Careinom sieht. Diese Fälle beweisen aber nicht, daß das
Careinom sich aus dem Ulcus entwickelt hat. Folgende Fälle sind a
beweisend: Bei einem Patienten wurde die Diagnose auf peñetniero
des Ulcus gestellt. Bei der Operation fand man ein großes paromo
rendes Ulcus. Erst die histologische Untersuchung ergab ein ang
nendes Carcinom von tubulärem Bau. Ein Patient, bei dem 1914
stenosierendem Ulcus ad pylorum Gastroenterostomie gemacht wur
bekam nach vier Jahren wieder Beschwerden. Die Röntgenunien
suchung erweckt den Verdacht auf Neoplasma. Bei der Operation a i
man ein Carcinom am Pylorus, offenbar aus dem Ulcus entstan =
Ein Patient, der 1912 wegen narbiger Pylorusstriktur nach Ulcus T
riert wurde, mußte April 1918 wegen Neoplasmas neuerlich oper h
werden, also Careinom in der Uleusnarbe. Auch für diese Gruppe Y°?
Fällen finden sich in der Literatur zahlreiche Analogien. Der PE
der höheren Mortalität bei der Resektion ist nicht stichhaltig. Die p i
schreitende Übung und Technik wird die Gefahr von 10% bei i
Resektion gegenüber von 2 bis 4% bei der Gastroenterostomie a
drücken.’ In den letzten zwei Jahren -wurden 78 Resektionen weg?
= Königsberg i. Pr.
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 2. Dezember 1918.
Die im Hörsaale der Medizinischen Klinik stattfindende Sitzung
wird eingeleitet durch verschiedene Demonstrationen aus dem klinischen
Material. Besonders interessant ist die Vorstellung eines syphilitisch-
kranken Patienten mit einem bedeutenden Aneurysma der Bauchaorta.
Klewitz: Über das postmortale Elektrokardiogramm und das
Elektrokardiogramm Sterbender. Von einer Patientin, die ganz plötzlich
starb, wurden Potentialschwankungen bis zu 85 Minuten nach Fest-
stellung des klinischen Todes registriert. Die Saitenausschläge zeigten
Ähnlichkeit mit denen, wie man sie gelegentlich des „Kammerflimmerns“
im Tierversuche erhält. Außerdem führt der Vortragende Elektro-
kardiogramme vor, die von Patienten kurz vor dem Tode aufgenommen
wurden. Durch Vagusdruck wurden starke Effekte erzielt, und zwar
chronotrope, dromotrope und inotrope (?).
Matthes: Über die Diagnose der Milztumoren. Vortragender
erörtert eingehend die Differentialdiagnose der verschiedenen Er-
krankungen mit Milztumor. Sch.
Sitzung vom 16. Dezember 1918.
Gerber: Ein Prühsymptom bei Erkrankungen der Aorta und
des Herzens. Dabei berichtet er über Parästhesien des Halses, die er
in einer Reihe von Fällen als ein Frühsymptom bei Erkrankungen der
Aorta, sehr viel seltener bei Mitralinsuffizienz glaubt ansprechen zu
können. Es handelte sich meist um Männer im vierten bis fünften
Lebensjabrzehnt, bei denen sich früher oder später eine Recurrens-
parese herausbildete. Diese Parästhesien betrachtet der Vortragende
als Reizerscheinungen der sensiblen Fasern des Recurrens, dessen ge-
mischter Charakter jetzt wohl nicht mehr bezweifelt wird. Die Par-
ästhesien gehen oft der Lähmung voraus und gestatten deshalb bis-
weilen eine schon frühzeitige Wahrscheinlichkeitsdiagnose.,
Birch-Hirschfeld: Die Entstehung und Behandlung der
Netzhautabhebung auf Grund eigener Erfahrungen und experimenteller
Untersuchungen. Durch anatomische Feststellungen gelangte er zu
einer Bestätigung der von Leber und Anderen vertretenen Anschauung
nach der präretinale Strangbildungen für das Entstehen, melir noch für
das weitere Verhalten der abgelösten Netzhaut von Bedeutung sind.
Der Vortragende geht sodann auf die Bildung des Netzhautrisses ein,
aus dessen Form ein Rückschluß möglich sei auf die Elastizitätsver-
hältnisse in der Netzhaut; er schildert das Verhalten der feineren
Netzhautstruktur, besonders der Faltenverklebung und Flächenver-
kürzung, und die Einwirkungen, die sich auf diese Vorgänge durch
therapeutische Eingriffe erzielen lassen. Endlich äußert sich der Vor-
tragende über die von ihm geübten Bebandlungsarten (Aspiration des
subretinalen Fluidums, Injektion in den Glaskörper — Trepanation der
Sklera, Aspiration, Druckverband) und ihre Indikationsstellung. Wenn
seine Erfolge — an einem keineswegs günstigen Material erzielt —
auch nicht als glänzende bezeichnet werden können (zirka 30% wesent-
liche Besserung beziehungsweise Heilung), so ermutigen sie doch an-
gesichts eines Leidens, das so geringe Aussichten auf Heilung bietet,
zu weiteren Versuchen. Sch.
nach Krönlein-Mikuliez operiert mit zwei Todesfällen, rn
deren mit Querresektion ohne Todesfall. Bei einem Fall, See A
wurde ein zwischen Magen und Niere liegender Absceß eröffnet,
zweiten Falle wurde der verwachsene Choledochus verletzt. SR
J. Heyrowsky zeigt an Röntgenpausen von penetriereD =
Uleus, wie dasselbe nach Gastroenterostomie sich ständig Re
bis die Nische nach drei Jahren vollständig verschwunden ist. AN =
Klinik wurden unter 53 Operationen wegen Ulcus zwölf Resektionen $i
macht bei Fällen, von denen man annehmen konnte, daß sie E ilt
griff überstehen können. Nach Gastroenterostomie sind 65,5% 8° vn
nach Resektion 58,8%. Duo-
M. Haudek: Die Geschwüre des Magenkörpers und des das
denums sind viel häufiger als die des Pylorus, während man früher
des Magenkörpers berichtet. Unter 66 Fällen von Gastroenteroston r
fand er 26, welche die Nischen unverändert zeigten. Fälle, welc a
sechs Jahren operiert worden waren, zeigten fast durchweg Rezi Zu-
Das Verschwinden der Nische beweist nicht die Heilung. Zum =r
standekommen der Nische gehört der Spasmus der Muskulatur in 2
Umgebung. Wenn durch die Therapie der Spasmus schwindet, iS
Nische nicht zu sehen. Für die Operation ist die Lokalisation pn
Geschwürs von Bedeutung. Bei der Konfiguration des Magens
28. Februar.
wonnenen Präparate, wo nach Gastroenterostomie früher oder später
Ulcus gemacht mit zwei Todesfällen, also 2,7% Mortalität, 39 Fälle
Er S.
Gegenteil geglaubt hat. Schon 1914 hat er über 250 Fälle von Ulet
+- 28; Februar. `
id duodeni s f:
}
i
_ .» Scharf beobachtenden jungen Mann, der schon in seiner Doktordisser-
` Ausspruch: „Ars medica tota. in observationibus“ ‘als Devise für sein
. Qufzbringend verwerten zu können.
fiel ihm die akustische Erscheinung ein, daß man beim Anlegen des
nicht auf das Ulcus einwirkt. Die -Entwicklung des Carcinoms hat er
in 5% beobachtet, wahrscheinlich ist sie aber häufiger. am
K. Foramitti hat einen Fall nach: Gastroenterostomie wegen
Blutungen relaparotomiert und alle. Seidenfäden noch im Magenge-
funden. Er hatspäter bei Verstorbenen daraufhin untersucht und eben-
falls häufig noch die Fäden gefunden. und um sie herum Zeichen chro-
nischer Entzündung, die Umgebung 'callös,. starr. Deshalb macht er
jetzt die Schleimhautnaht mit Catgut und ist damit zufrieden. Er wun-
dert sich, daß bisher nicht die unilaterale Ausschaltung'nach v. Eisels-
berg erwähnt wurde, die gute Resultate ergibt. =.. =
J. Schnitzler hat schon im Jahre 1906 die Radikaloperation
empfohlen und auf die Häufigkeit des Ulcus pepticum hingewiesen.
Er glaubt nicht mit Haudek, daß durch die Gastroenterostomie ‘das
Uleus ad pylorum geheilt wird, es werden nur die Beschwerden der
Kranken zum Schwinden gebracht. Was Heyrowsky vorgebracht
hat, beweist nichts; die Nischen schwinden oft nach interner Therapie,
das kann nicht als Erfolg nach Operation, angeführt werden. Alte Zu-
sammenstellungen beweisen, .daß nach Gastroenterostomien das Ulcus
oft perforiert. Brenner hat bei dieser Operation oft ausgezeichnete
Erfolge bei callösen Geschwüren gehabt. Auf das Geschwür selbst hat
die Operation keinen Einfluß gehabt, aber auf die Entzündung in der. |
Umgebung, wie auch Finsterer gezeigt hat, daß durch Gastro-
enterostomie bei Carcinom die Entzündung schwindet und früher nicht
operabel gewesene Careinome’operabel werden. Schon vor Jahren ist
. & für die Radikaloperation eingetreten; auch die Ausschaltung ist nicht |
von Nutzen, da das Geschwür, wenn es auch nicht von der Nahrung |
belästigt wird, weitergreift. Man muß das Ulcus entfernen und so viel
Magen, als nur möglich, ~
` - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 8.
die Gastroenterostomie nur bei-Pylorusuleus nützen. Die Operation
soll eine Dauerdrainage des Magens herbeiführen, damit das Sekret |
|. zwei ‘Patienten mit Ulcus pepticum gesehen hat und die fürchterlichen.
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K.y.Eis elsberg: Die Gastroenterostomie und Pylorusaus-
tung sind deshalb.um den Kredit. gekommen, weil, wer ein oder
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| Leiden derselben, sich nicht: mehr zu dieser Operätion entschließt.
Die Operation ist so. zu gestalten, daß kein Reizzustand bleibt, und es
ist sehr zweckmäßig, wenn man mit Catgut näht. Der zweite Grund,
warum man die Gastroenterostomie verlassen ‘hat, ist das Carcinom.
Die Differentialdiagnose zwischen Uleus und Careinom ist selbst bei
offenem Magen schwer. Sicher ist die Resektion berechtigt, wo sie
durchführbar ist. SE u ne neh
= Ho Finsterer hat mit Catgut genäht und in drei Fällen nach
drei bis vier Tagen schwere Nachblutungen gesehen, ein Fall ist-ge-
storben. -Es ist wünschenswert, daß keine Seidenfäden im Magen
bleiben, da sie zu Ulcus peptieum Veranlassung geben können. Die
Gefahr der Blutung schätzt er hoch ein. Das Ulcus pepticum ist ge-
wiß häufig nach Gastroenterostomie; er hat sechs Fälle gesehen: Er
glaubt, däß die Entfernung eines großen-Teils des Magens die Hyper-
sekretion vermindert. Sn E |
W. Falta bat einen Mann mit starker Hypersekretion und
Hyperacidität behandelt, bei dem Gastroenterostomie gemacht wurde.
Man fand einen erweiterten Magen und ein callöses Geschwür am Py-
lorus. Der Mann ist seit acht Jahren geheilt. Die Gastroenterostomie
kann also doch unter Umständen recht guten Erfolg haben.
= E. Denk: Wenn Heyrowsky gezeigt, daß ein Ulcus nach
drei Jahren nach Gastroenterostomie geschwunden ist, so beweist-dieser
Fall gar nichts. Er hat bei zwei Fällef nach Gastroenterostomie- zwei
Monate nach der Operation die Nischen geschwunden gefunden. Nie-
mand wird behaupten, daß die Geschwüre so rasch geheilt sind. Ex-
perimentell ist nachgewiesen, daß die Resektion eines Teils des Magens
die Hypersekretion zum Schwinden bringt. o, E.
Rundschau.
Zum hundertjährigen Bestehen des Stethoskops.
. Eine Erinnerung an René Théophile Hyacinthe Laënnec.
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Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin.
Im Jahre 1819 erschien das grundlegende Werk Laönneces
.„De l'auscultation mödiale ou Traité du diagnostice des maladies des .
poumons et du cœur, fondé principalement sur ce nouveau moyen
© @’exploration“, das die Welt bekannt machte mit der Erfindung des
Hörrohrs und mit der Kunst der Auscultation. Wie alle große Neu-
heiten, so entstand auch Laönnecs geniale Entdeckung nicht ganz .
‚aus. dem leeren Raum heraus. Schon war 1761 Auenbruggers
„Schrift über die Ergebnisse der Perkussion erschienen, sie war indessen
Öffentlich nicht gewürdigt, ja sogar verspottet worden. -Erst der
‚Lehrer Laönnees, -Corvisart, griff die vergessene Lehre
‚Auenbrug gers wieder auf und übersetzte sie 1808 ins Französische.
Jetzt wurde sie Allgemeingut der Ärztewelt und es blieb Corvisart
und seinen Schülern vorbehalten, den Beginn- eines neuen Abschnittes
"in der Geschichte der Medizin zu bilden. Corvisarts Vorbild
blieb bestimmend und entscheidend für Laënnec. Es war dem
tation: hippokratische Ideen verfocht und der sich den B aco schen
Wirken gewählt hatte, nicht entgangen, daß Corvisart bei Herz-
untersuchungen die Herzschläge in unmittelbarer Nähe der Brust
abhorchte — ein Verfahren, das schon Hippokrates bekannt war.‘
Corvisarts Assistent Bayle, der spätere Schöpfer des Begriffs
der Anschoppung bei der Pneumonie, legte dann das Ohr bei Herz-.
fehlern auf die Präkordialgegend,. ohne jedoch dadurch in die Lage
versetzt zu werden, das Gehörte richtig deuten und für die Diagnostik
Dan © Dies gelang erst Laënnec.
Jen. äußeren Anlaß dazu gab folgender. Vorfall: 1816 wurde er zu
einer jungen herzleidenden Person gerufen, bei der sich mit den bisher
—
e
Ohr a
„Herztöne weit reiner und deutlicher, als er sie jemals beim unmittel-
baren Auflegen des Ohres vernommen hatte“.: Dieser zusammengerollte
Papierbogen stellt den ersten Versuch einer Hörrohrkonstruktion dar.
Später verwandte Laënnec dazu stark gepreßtes Papier, ging aber
schließlich dazu über, einen hölzernen Cylinder von einem Fuß Länge
und 16 Linien im Durchmesser zu verwenden, der von einem Kanal
durchzogen war und: am Fußende einen Obturator trug. Der Kanal
entstand dabei ganz zufällig, indem Laënnec die Beobachtung
machte, daß sich ein Hohleylinder besonders gut zur Erkennung von
' Rasselgeräuschen vereigenschaftete.
nicht für nötig, einem so einfachen Instrument — wie er es nennt —
einen Namen beizulegen. Da dieses Hörrohr von 'anderer Seite als
| Sonometer,
bezeichnet wurde, so nannte es Laënnec Stethoskop (Brustforscher),
da ihm „diese Bezeichnung s
drücken scheint“.
uf das andere Ende. Er hörte nun zu seinem Erstaunen die
Anfangs hielt es, Laënnec
Pectoriloque, Thoraciloque, cornet médicale. usw.
einen Hauptnutzen am besten auszu-
‘
Was die Laönnecsche Entdeckung und die darauf sich
gründende „mittelbare Auscultätionsmethode“ für die damalige Zeit.
bedeutete, läßt sich-am besten aus. dem Stand der Diagnostik vor
100 Jahren erkennen, für welche z. B. bei Brüstkränkheiten Husten,
Dyspnöe und Auswurf die einzigen Erkennungszeichen gebildet haben.
Wie richtig aber Laënnec schon seine Entdeckung bewertete,
beweist, die Entschiedenheit, mit welcher er immer betont, daß seine
Auscultationsmethode nicht etwa Auenbruggers Perkussionslehre
überflüssig macht. Vielmehr tritt er für eine feste Vereinigung beider
Untersuchungsmethoden ein, „um die Diagnostik zum höchsten Grade
von Gewißheit und ‚Evidenz zu bringen, den man in einer physischen
Wissenschaft‘ erhalten kann“. Zur Nachkontrolle' dient die Leichen-
'öffnung und man kann daher auch nur in Spitälern eine sichere
und vollständige Fertigkeit in diesen Untersuchungsmethoden-- nach
Laënnecs Ansicht erlangen.
Die Grenzen der physikalischen Diagnostik steckt Laön n ec
nun schon sehr weit, Er will durch Ausculation Leberabscesse fest-
20
stellen, auch durch Aufsetzen des Stethoskops auf ‚den. Processus
mastoideus Obliterationen in der Tuba Eustachii erkennen. Überhaupt
beschäftigen ihn Gehörprobleme dauernd. Auch will er im Wege: der
direkten Schallübertragung mit Zuhilfenahme des Stethoskops. auf das
Hörvermögen der Taubstummen einwirken. 2 Sy
Es ist begreiflich, daß, Laënnec bei der Neuheit seiner Ideen
und der Fülle großer Probleme nicht ohne gehässige Angriffe geblieben
ist, Zunächst bestritt man. ihm: überhaupt das Recht, sich als den
‚geübten Untersuchungsmitteln (Perkussion, Handauflegen) eine Diagnose
| =ar stellen ließ. Das Ohr direkt auf die Brust zu legen verbot —
le Laënnec selbst sagt — Alter und Geschlecht der Kranken, Da
Ohrs an das eine Ende eines Balkens sehr deutlich hören kann, wenn
am anderen Ende ein Nagelschlag geschieht, Um nun diese physi-
be Re Eigenschaft der Körper zu -diagnostischen Zwecken zu
3 nizen, nahm Laënnec einen Bogen Papier, rollte ihn fest zu-
men, setzte das eine Ende auf die Präkordialgegend und legte sein.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.
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Erfinder des Stethoskops zu bezeichnen. Es erschien in Paris 1820
eine Schrift von John Cross, aus dem Englischen übersetzt von
Elie Revel, in der es über das Stethoskop heißt: „Dieses Instrument
ist in England allgemein bekannt und wir wissen recht gut, daß, wenn
man es mit dem Namen seines Erfinders bezeichnen sollte, es nicht
den eines französischen Arztes führen würde.“ Die Schrift war gefälscht,
John Cross hatte sie nicht geschrieben und Elie Revel war
ein Pseudonym, hinter dem sich ein böswilliger, neidgeschwollener
Kollege verbarg. Tatsächlich war La&nnecs Entdeckung für Eng-
land etwas Überraschendes, jedoch auch in seiner Bedeutung völlig
Gewürdigtes. Sir James Mac-Gregor, Oberarzt der Armeen
und Generaldirektor der englischen Militärspitäler, befahl sofort allen
englischen Militärärzten, das Stethoskop zu verwenden und ihre Beob-
achtungen ihm in Berichtform vorzulegen. In großer Anzahl wanderten
englische Ärzte nach Paris, um dort die physikalische Diagnostik unter
Laönneces Leitung zu studieren. So mancher von diesen englischen
Ärzten gelangte später selbst zu allgemeiner Anerkennung, es seien
nur die Namen Hodgkin, Williams und Scott genannt,
In Paris selbst erwuchs Laënnec in Broussais, dem Ver-
treter der Irritationslehre, ein entschiedener Widersacher. Broussais
greift die Forderung Laënne cs, die physikalischen Untersuchungs-
ergebnisse durch autoptische Nachprüfung zu kontrollieren, mit großer
Verständnislosigkeit an. Er sagt: „die an und für sich selbst be-
trachteten pathologischen Veränderungen sind Gegenstände der bloßen
Neugierde und haben für den, der sie studiert, keinen Nutzen“ (ich
führe diesen Satz deshalb an, weil über Broussais in historischen
Schriften sich Angaben finden, die ich nicht als zutreffend bezeichnen
kann). Auch die wirkliche Überlegenheit der La&ännecschen Unter-
suchungsmethode will Broussais nicht anerkennen. Er findet es
charlatanhaft, daß Laënnec aus so kleinen und offenbar für ihn
(Broussais) ganz belangloseın Anzeichen Diagnosen aufbaut und
sie mit „staunenswerter Unverzagtheit“ vertritt. „Es scheint, als ob
er (Laënnec) in dem Augenblick, wo diese Materie zuerst in rohem
Zustand erschienen ist, im Innern des Körpers seiner Kranken ge-
wesen sei, daß er sie hat wachsen, die Gewebe einnehmen sehen.“
Wenn man diese hämischen, vom Geiste abderitistischen Herostraten-
tums getragenen Ausführungen Broussais’ liest, so sei darauf ver-
wiesen, daß dieser medizinische Thersites sich in erster Linie in Paris
dadurch auszeichnete, daß innerhalb seines Wirkungsbereichs (Militair-
hospital Val de Grace) die höchsten Mortalitätsziffern herrschten, obwohl
er doch eigentlich nur junge Männer im kräftigsten Lebensalter be-
handelte. Broussais’ engherziger Unverstand ist ein würdiges
Seitenstück zu den deutschen Angriffen, mit denen man einige Jahr-
zehnte vorher Auenbrugger tot gemacht hat. Laënnec blieb
das Schicksal Auenbruggers erspart. Zu stark hatte schon
Corvisart jene Zeit beeinflußt und die Wege geebnet, die dann für
Auenbruggers und Laënnecs Lehren gangbar wurde,
Laënnec machte auch sofort Schule und als Piorry zum Stethoskop
das Plessimeter erfand, da waren die Fundamente geschaffen, auf
welche dann später der stolze Bau der modernen Diagnostik gestellt
werden konnte.
Die Zeit ist sonst im allgemeinen für naturwissenschaftlich-
medizinische Bücher sehr abträglich., Liest man heute La&nnecs
Schriften — bekanntlich die Lieblingslektüre von Traube —, so
kann man ehrlicherweise nicht in Abrede stellen, daß auch sie in
manchem das Schicksal aller alten Bücher teilen. Indessen veraltet
berühren sie nicht, der hohe majestätische Geist, der aus ihnen spricht,
verleiht diesen Büchern, die bestimmend für die ganze klinische Ter-
minologie gewesen sind, einen unendlichen Reiz und gestaltet ihre
Lektüre genußreich.
So gewaltig und bahnbrechend das Wirken La&nnecs ge-
_ wesen ist, so einfach ist sein Lebenslauf. Am 17. Februar 1781 in dem
bretagnischen Städtehen Quimper geboren, war er zunächst Militärarzt,
kam 1816 als Arzt an das Hospital Necker in Paris, wurde 1823 Pro-
fessor und starb am 18. August 1826 an Lungentuberkulose, dem
Leiden, der er so besondere Betrachtung gewidmet hat. Auch auf
dem Krankenlager hat den großen Meister seine scharfe Beobachtungs-
gabe nicht verlassen. Als man ihm den letzten Bogen seines Werkes
brachte, warf ihn sein Leiden auf das Krankenbett. Laënnec hat
die damals an sich selbst gemachten Beobachtungen in einem post
scriptum in seinem Werke niedergelegt und wir sehen daraus, daß
der gastro -kardiale Symptomenkomplex, wie er neuerdings durch
Rieder, Hermann Strauß und Roemheld beschrieben
wurde, schon dem großen Forscher durch Selbstbeobachtung bekannt
gewesen ist.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Pockenfälle sind bisher zwar nur vereinzelt und in Groß-Berlin
im ganzen etwa 20 an der Zahl aufgetreten, aber es ist bezeichnend
daß an verschiedenen Stellen immer wieder Neuerkrankungen gemeldet:
werden. Die dadurch gegebene Möglichkeit zur Weiterverbreitung der
Seuche haben einen neuen Ministerialerlaß gezeitigt: „Die Erkran-
kungen an Pockeu haben in Preußen neuerdings wieder merklich zu-
genommen. Es ist daher zur Vermeidung ihrer Weiterverbreitung
dringend notwendig, daß die Bezirks- und Kreismedizinalbeamten, So-
wie die zuständigen Gesundheitsbehörden den Pocken erhöhte Auf-
merksamkeit zuwenden. Von besonderer Wichtigkeit ist die recht-
zeitige Erkennung der ersten Fälle, damit die zur Bekämpfung der
Pocken vorgesehenen Maßregeln gegen die Weiterverbreitung der
Pocken alsbald durchgeführt werden können. Insbesondere ist, soweit
es nicht schon geschehen, durch öffentliche Bekanntmachung die ge-
setzliche Anzeigepflicht in Erinnerung zu bringen und die Bevölkerung
auch darüber zu belehren, daß zu Zeiten gehäuften Auftretens der
Pocken auch Windpocken als pockenverdächtige Erkrankung gelten.
Bei drohender Pockengefahr sind die öffentlichen Impfungen schleunigst
in Angriff zu nehmen und durchzuführen. Auch ist, soweit notwendig,
der Bevölkerung in Öffentlichen Impfterminen die Möglichkeit zu geben,
sich der dringend anzuratenden Pockenschutzimpfung freiwillig und _
kostenlos zu unterziehen. Den in Krankenhäusern tätigen Ärzten und
Pflegepersonen ist die Wiederholung der Impfung dringend anzuraten.
Berlin. Das Reichsamt des Innern hat infolge einer Anregung
des Betriebskrankenkassenverbandes die Bundesregierungen ersucht,
durch Vermittlung der ärztlichen Standesvertretungen auf die Ärzte
einzuwirken, sich in der Verordnung von absolutem Alkohol,
Spiritus und spiritushaltigen Arzneimitteln, insbe-
sondere für Krankenkassenmitglieder tunlichst zu beschränken. Nur
in besonderen Ausnahmefällen dürfen auf einer Anweisung größere
Mengen als 200 & verordnet werden. Über die Anregung, Zur
Verbilligung der spiritushaltigen Arzneimittel den Alkoholgehalt der
Tinkturen herabzusetzen, kann noch nichts Näheres bekanntgegeben
werden, da die Versuche noch nicht abgeschlossen sind.
Die Dr. Edelsche Heilanstalt für Gemüts- und
Nervenkranke zu Charlottenburg konnte am 24. Februar 1919 auf
ihr 50 jähriges Bestehen zurückblicken. Begründet von San.-Rat Dr.
Karl Edel, steht sie jetzt unter der Leitung von San. -Rat Dr.
Max Edel und Dr. Gustav Emanuel,
Der Preis aus der Martin Brunnerschen Stiftung für Erforschung
und Bekämpfung der Krebskrankheit für das Jahr 1915, im Betrage von
1600 M., ist Prof. Ferd. Blumenthal (Berlin) zuerkannt worden.
Hamburg. Der wissenschaftliche Assistent am Hygienischen
Institut, Dr. Gaethgens, wurde zum Professor, der Assistenzarzt am
Allgemeinen Krankenhause Barmbeck, J. Neumann, zum Sekundär-
arzt ernannt. EN
Frankfurt a. M. Prof. Dr. Levy, ehemals Vertreter der
sozialen Hygiene an der früheren deutschen Universität in Straßburg,
55 Jahre alt gestorben.
Berlin. Zum Direktor der chirurgischen Abteilung des Kranken-
hauses Moabit wurde Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Borchardt, dingle
render Arzt am Virchow-Krankenhaus, gewählt.
Prof. Dr. Ulrich Friedmann ist zum dirigierenden Arzt
der Infektionsabteilung am Rudolf-Virchow-Krankenhause gewählt.
Die Medizinische Fakultät in Montpellier hat ein Legat in Kun
von etwa 1 Million Franken erhalten mit der Bestimmung, daß dara
alljährlich ein Preis für die beste Abhandlung über die Heilung der
Krebskrankheiten verliehen werde.
Unter dem Titel „Varicen — Ulcus cruris — guu
Behandlung“ von San.-Rat Dr. F. E. Clasen (Hamburg) wird in hrift
im Verlag von Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien, eine St die
über dieses schwere und doch so leicht heilbare Leiden erscheinen) 7,
höchste Beachtung verdient. Das vom Verfasser seit Jahren mit STUFT.
Erfolge erprobte Heilverfahren ist ganz dazu angetan, das Interesse :
praktischen Arztes für diesen wenig beachteten Zweig der Ben
der bisher dem Kurpfuscher reiche Ernte brachte, zu wecken un
; ; Te. in N : zu
zu einer Erweiterung seiner Tätigkeit und damit seiner Einnahmen
veranlassen.
Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Martin, Assl
stent an der Chirurgischen Universitätsklinik, für Chirurgie fedizi-
tiert. — Breslau: Priv.-Doz. Dr. Frank, Assistent der Me nr:
nischen Klinik, der Professortitel verliehen. — Düsse nn nde
Dr. Aschenheim, Oberarzt der Kinderklinik, für Kinderhel n nA
an der Akademie habilitiert. — Halle a. S.: Prof. Wintera A:
Privatdozent für Innere Medizin und Hydrotherapie, zum o. Hon
professor ernannt. im
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
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‚Erwähnung gefunden, aber mit ihrer Deutung hat man sich wenig -
„beschäftigt.
Teils der
häufigen Parästhesien ‚und die seltenen objektiven Sensibilitäts-
‚überhaupt, durch sie zu erklären versucht. Daß diese Verände-
Tungen bei
„dabei übersehen.
‚Nerven hingewiesen, obwohl er mehr ein der Neuritis ver-
Handbüchern
und Höpfner :
funde vorliegen, behaupten sogar, „daß das Nervensystem (aus-
genommen die Nervenendapparate, die nicht untersucht‘ wurden)
mit der Veränderung der |
Erregbarkeit bei Trichinose
untersuchten Nervenapparat. l
ee eigener Angabe der Autoren nur der eine klinisch genau
„rarstieht worden, und gerade von dem Kranken, der die schwer-
sten elektrischen
Der nur quantitativen Charakter, namentlich Herabsetzung der
„negbarkeif, aber nie der indirekten galvanischen. Die Zuckung
Ba ausgeprägter Ea.-R.“, doch erinnerte sie „auf den ersten
sehr an typisch galvanische Ea.-R. des: Muskels“. ' Auch
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Wochenschrift für praktische Ärzte -
= K u | Urban a are
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redigiert von |
Professor Dr. Kurt Brandenburg
Berlin
Inhalt: Originalarbeiten: S. Scho en born, Ungewöhnliche Neuritiden. F. Klewitz, Zur Klinik der infektiösen Grippe. F. Fischl,
Beitrag zum Kapitel „Künstlich erzeugte Entzündungen und Geschwüre der Haut“ (mit 1 Abbildung): H. Engels, Zur Ösophagusatonie
(mit 3 Abbildungen). . G. Eisner, Über die Pulsverlangsamung bei. Influenza. Differentialdiagnostische Schwierigkeiten zwischen Influenza
und typhösen Erkrankungen (mit 2 Kurven). — Aus der Praxis für die Praxis: v. Cube, Über unsere Erfahrungen, mit Ristin bei Krätze —
Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft: A. Sokolowsky, Die nördlichsten Rindviehzüchter. — Ärztliche Gutachten aus dem
Gebiete des Versicherungswesens: ,J. R. Rossbach, Frühsenile Demenz als Unfallfolge. — Referatenteil: W, Regen, Die Wundinfektion im
Kriege. (Fortsetzung.) —— Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte:
Berlin. Breslau. /Frankfurt a. M. Freiburg i. Br. Greifswald. Hamburg. — Rundschau: Wiener Bericht. — Tagesgeschichtliche Notizen.
> Der Verlag behält sich das. ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum. Erscheinen gelangenden Originalbeitrdge vor.
Nm
-
Aus der inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Posen.
Ungewöhnliche Neuritiden.
. Von |
Prof. Dr. S. Schoenborn.
des Muskels, einer veränderten Erregbarkeit seiner contractilen
Substanz“ zu sehen. Nun ist ja längst bekannt, daß Myositiden
quantitative Herabsetzung der Erregbarkeit zeigen können. Einzel-
fälle von sicherer Ea.-R,. bei zweifellosen Läsionen nurim centralen
| Neuron (Eisenlohr), bei sicherer Dystrophie (Erb, Schultze
und Andere), vor allem aber die schöne Arbeit von Grund über
Abkühlungsreaktion zeigen, daß sogar eine typische partielle Ea.-R.
durch reine Muskelschädigung vorübergehend zustande kommen
‚kann!), Da liegt es freilich auch für den neueren Beobachter
nahe, die elektrischen Veränderungen bei der Trichinose nur auf
‚die bestehende Muskelzerstörung zu beziehen, die ja so auffallend
‚im Symptomenbild ist, daß Kratz die „Muskellähmigkeit“ in die
erste Reihe der Symptome rückt. Die übrigen Symptome des
Nerv-Muskelapparats sind ‘teilweise ebenfalls als myogene deut-
bar. Insbesondere trifft dies zu von dem Fehlen der Sehnen-
reflexe. Ich möchte aber doch hervorheben, daß ich mehrfach
starke Herabietzung und Fehlen der Sehnenreflexe sah-in Gebie-
ten, deren Muskeln, im Gegensatz zu anderen Muskelpartien, -wo
Schmerz, Schwellung, teigiges Gefühl usw. feststellbar war,
keineswegs besonders schwer erkrankt waren, wie ja die von
mir beobachtete Epidemie überhaupt eine leichte war und trotz-
dem grobe Sehnenreflexveränderungen -aufwies. Die Hautreflexe
fand auch ich ..wie andere Beobachter „nicht wesentlich alteriert“
(Stäubli). Parästhesien sind häufig und meines Erachtens nur
schwer mit einfachen myositischen Veränderungen in Einklang zu
‚bringen, zumal wenn sie mit so großer Konstanz auftreten, wie
neben anderen Autoren auch ich sie beobachtet habe. Objektive
I. Triechinellenneuritis. u i
Die eigentümlichen Erscheinungen. im Nerv-Muskelapparat,
welche die Trichinose in schweren Fällen fast immer, in leichten
wenigstens andeutungsweise begleiten, haben schon eine häufige
Die Mehrzahl der Autoren spricht sich überhaupt
"nicht genau aus; selbst in der guten S tä ublischen Monographie
Ist eine Definition der Ursache der Veränderungen im Nerv-
Muskelapparat nicht gegeben. Die Tatsache der Zerstörung eines .
Muskelsubstanz scheint den meisten zur Annahme einer
Polymyositis zu genügen. Der Verlust der Sehnenreflexe, die
(von den meisten unbeachteten) elektrischen Veränderungen, die
Störungen werden lose mit dieser Polymyositis verknüpft und, wenn
echter Polymyositis keineswegs die Regel sind, wird
‚u Soviel ich weiß, hat nur Eisenlohr 1887
mit einiger Bestimmtheit auf eine Beteiligung der peripheren
wandtes Symptomenbild anzuerkennen geneigt war als eine echte - n anderer sie bi
Polyneuritis.. Sein Standpunkt wird wenigstens in den größeren | Sensibilitätsstörungen sah ich freilich nicht. Immerhin beobachtete
| Kratz einmal vollkommene Hautanästhesie für alle Qualitäten,
(Oppenheim und Andere) erwähnt. Nonne
die einzigen, von welchen elektrische Be- |" wenn er auch wie Stäubli objektive. Störungen als selten be-
zeichnet. In Stäublis Monographie werden übrigens auch Er-
höhung des Liquordrucks und das Symptom eines Meningismus
Sehnenphänomene und der elektrischen | und anfallsweises Taumeln bei Augenschluß als Folge eines toxi-
nichts zu tun hat“, und stützen ihre | schen Reizes erwähnt; auch das häufige Kernigsche Phänomen
g auf den in drei Fällen negativen Befund im anatomisch. braucht keineswegs als Folge der Überspannung erkrankter Mus-
Allerdings ist unter diesen Fällen -| keln gedeutet zu werden. l |
y Liegen somit allerlei’ auf Beteiligung des Nervensystems bei
Trichinose deutende Beobachtungen schon von- anderer Seite vor,,
so glaube ich durch einige Beobachtungen die Wahrscheinlichkeit
des Vorkommens echter toxischer Neuritis bei Triehinose erhöhen
zu können. Bei der Epidemie, die ich 1917 hier beobachtete und
deren vollkommenes Symptomenbild ich an anderer Stelle 2) be-
‚schrieb, möchte ich folgende Befunde hervorheben, (Ich beschränke
mich auf die Hauptpunkte,) i
aschauun
Veränderungen .darbot, liegt kein anatomischer
efund vor, Die Veränderungen zeigten bei Nonne und Höpf-.
'ekten und indirekten faradischen sowie der direkten galvanischen
isweilen „auffallend langsam, aber nirgends so typisch träge -
3) Freilich scheint mir bei Grund nicht zwingend dargetan; daß
a wenigstens in einem Fall die An.-S. die K.-S, überwogen bei der Abkühlung der Muskeln Cireulationsstörungen und Abkühlung
er en. Nonne und Höpfner schließen aber‘ hieraus nur, | des Nerven höchstens „eine ganz untergeordnete Rolle spielen“.
n „den Ausdruck eines eigentümlichen irritativen Zustandes 2) D.. m. W. 1918. | | o,
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204°
I. Severina S., beobachtet vom 29. Mai bis 17. September. Schwerer
Fall. 15 bis 31% Eosinophilie. Anfangs ödemfrei, später Ödeme nur an
den Beinen. Muskulatur nicht geschwollen, spontane Schmerzen häufig
ohne Druckschmerz, Albuminurie. Wochenlanges irreguläres, anfangs
hohes Fieber. Diazoreaktion negativ. Anämie. Nervenstatus: Starke
Parästhesien in scharf umschriebenen Gebieten. Medianus- und Ulnaris-
links, Peroneusgebiet beiderseits. Keine sicheren objektiven Verände-
rungen der Hautempfindung. Grobe Kraft in allen Nervengebieten
herabgesetzt, Motilität erhalten. Deutliche Atropbie entwickelt sich be-
sonders im rechten Medianus- und Ulnarisgebiete, Supinator, Interossei,
Peronei. Beine weniger beteiligt. Hautreflexe rechts gleich links normal.
Sehnenreflexe an den ersten Tagen schwach auslösbar; vom 6. Juni ab
verschwinden beide Patellar-, Achilles- und Tricepsreflexe völlig; am
28. Juni sind die Patellarreflexe wieder angedeutet, der linke Achilles-
sehnenreflex zweifelhaft, der rechte deutlicher, Ende Juli alle Reflexe.
wieder vorhanden trotz noch bestehender Gehunfähigkeit. Hirnnerven
frei. (Heiserkeit zweifelhafter Ursache) Lumbalpunktion ergibt
kaum gesteigerten Druck, Pandy und Nonne negativ, Liquor steril. keine
Eosinophilie (nur ganz spärliche Zellen). |
Elektrischer Untersuchungsbefund vom 21. Junit): Normale fara-
dische und galvanische Erregbarkeit des N. ulnaris und medianus r., herab-
gesetzt (besonders faradisch bis Ill, 10) des N. peroneus und tibialis 1.,
weniger herabgesetzt die vier Nerven an den gegenüberliegenden Extreni-
täten, Direkte faradische und galvanische Erregbarkeit der Hand- und
Vorderarmmuskeln r. gut, l. schlechter mit deutlichem Überwiegen der
Anode, aber ohne träge Zuckung ; Quadriceps, Peroneusgebiet und Wade
sind direkt faradisch (bei erhaltener motorischer Kraft) unerregbar, direkt
galvanisch stark herabgesetzt erregbar (erst bei 13 bis 16 M.-A.) mit Über-
wiegen der Anode, fraglicher träger Zuckung.
Elektrischer Befund vom 28. Juli wenig verändert, nur faradisch
etwas gebessert. Ich gebe die Ziffern für faradische Reizung wieder:
N. medianus r. II, 3, 1. H, 2, N. ulnaris r. IHI, 6, 1. 111,6, N. peroneus
r. III, 9, 1.111, 12, N. obturatorius r. = I. HI, 11, Thenar u. Hypothenar
r. III, 4, 1. I, 8, M. supinator longus r. =.1. 11,8, M. quadriceps r. IV,
l. III, 12, M. tibialis ant. r. III, 12, 1. H, 10, Wade r. HI, 11, 1. 111, 12.
Elektrischer Befund vom 17. September (Entlassung): Arme: Normal,
nur durchweg r. etwas besser erregbar als }. Beine: Faradisch indirekt.
N. cruralis r. II, 10, 1. III, 10, N. peroneus r. II, 12, 1. II, 11 N. tibialis
r. 111,8, 1. I, 7. Faradisch direkt: Quadriceps r. = 1. 111.9, Peroneus-
gruppe r. 111,7, 1.111, 4, Gastroenemiusr. IH, 6, 1.111, 5. Galvanisch direkt
und indirekt stark herabgesetzt; Nerven durchschnittlich bei 7 M.-A.,
Muskeln durchschnittlich bei 12 bis 15 M.-A., mit Überwiegen der Anode,
aber ohne träge Zuckung.
Ein Versuch mit Abkühlungsreaktion, zurzeit der Höhe der elek-
trischen Veränderungen (21. Juni), ergab keine wesentliehe Veränderung
der Zuckungsform. Die Zuckung wurde vielleicht noch etwas träger,
behielt aber im wesentlichen den alten Charakter. Bei einer Sprech-
stundenuntersuchung am 30. November bestanden noch geringe Ödeme
und leichte Albuminurie, aber, keine elektrischen Veränderungen und
keine Sehnenreflexstörungen mehr. Ä
II. Meta P., beobachtet vom 6. bis 30. Juni. Leichter Fall. Ödeme.
Eosinophilie 11%. Gliederschmerzen. Keine Muskelschwellungen. Mäßiges
Fieber. Diazoreaktion negativ. Nervenbefund: Von den Sehnenreflexen
sind die Patellarreflexe stark herabgesetzt, nur mit Jendrassik auslös-
bar, Achillessehnenreflexe waren anfangs normal, wurden allmählich
schwächer, verschwanden aber nie völlig. Keine Sensibilitätsstörungen.
Elektrischer Untersuchungsbefund (27. Juni): Faradisch direkte
Reizung: Wenig herabgesetzt (durchschnittlich II, 3 bis Il, 10, Gastro-
enemius Ill; 6 und III, 7), indirekt stärker herabgesetzt: Peroneus II, 1
und III, 2, N. tibialis III, 4 und III, 8, galvanisch stark herabgesetzt;
Minimalzuckung: -N. peroneus 8 und 10 M.-A., N. ulnaris und N. medianus
5 M.-A., Peroneusgruppe direkt 8 bis 10 M.-A., Quadriceps r. 12, 1.5 M.-A.
mit Überwiegen der Anode.
III. Apollonia St., beobachtet vom 5. Juni bis 5. Juli. Leichter
Fall. Ödeme zweifelhaft. Eosinophilie 15 bis 28%. Muskeln druck-
empfindlich, aber nicht geschwollen. Diazoreaktion negativ. Hautreflexe
und Sensibilität ohne Besonderheiten. Trieepsreflexe gut, Patellar- und
Achillessehnenreflexe sehr schwach, nur mit Jendrassik auslösbar. (Bei
der Entlassung sämtliche Sehnenreflexe normal.) i l
Elektrische Untersuchung: Faradisch starke Herabsetzung, indirekt
und direkt (bis N. peronei 1. 111,7, M. peroneus r. IH, 10, 1. III, 8. Gal-
vanisch ebenfalls die direkte Reizung stark herabgesetzt, bis P’eroneus-
‚gruppe 10 und 11 M.-A., Quadriceps 12 und 14 M.-A., durchweg mit Über-
wiegen der Kathode. |
IV. Alfred J., beobachtet vom 1. bis 30. Juni. Starke Ödeme.
Muskeln bei Bewegung sehr schmerzhaft, auffallenderweise nirgends
Druckscehmerz. losinophilie 7 bis 43%. Sehnenreflexe bei der Auf-
1) Ich bemerke, daß ich einen seit Jahren erprobten Multostaten der
Firma Sanitas benutzte und daß bei der faradischen Prüfung sich die
römischen Zahlen auf die (steigende) Einschaltung des Stroms auf
numerierten Kontakten, die arabischen auf das Herausziehen des mit
Skala 1 bis 12 versehenen metallenen Dämpfers beziehen. (Normale
direkte Erregbarkeit etwa bei II, 1 bis II, 8, indirekte bei I, 10 bis II, 6.)
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
2, März.
= _ nn
nahme erhalten, 16. Juni sämtlich
Hautreflexe ohne Besonderheiten.
Blektrische Veränderungen: Faradisch direkt und indirekt mäßig
herabgesetzt, N. peroneus r. III, 4, }. 111,6, Mm. peronei r. I, 4. 1. 111,7.
Galvanische lirregbarkeit weniger herabgesetzt, nur l’eroneusgruppe
direkt r. = l. 8 bis 9 M.-A. Minimalzuckung.
kaum auslösbar. Sensibilität und
V. Martin St., beobachtet vom 2. bis 28. Juni. \littelschwerer
Fall. Starke Muskelschmerzen mit erheblicher Druckempfindlichkeit.
Starke Ödeme. Eosinophilie 13 bis 27%. Patellar- und Achillessehnen-
reflexe anfangs mittelstark, später schwächer, doch nie verschwindend.
Hautreflexe und Sensibilität ohne Besonderheiten.
Elektrische Untersuchung: Faradisch direkt III, 12, indirekt LHI, 7.
Galvanisch direkt 15 M.-A., indirekt An.-S. bei 5, K.-S. bei 15 \.-.\. Also
für beide Arten starke Herabsetzung.
VI. Kasimir Br., beobachtet vom 2. bis 30. Juni. Starke Ödeme.
Muskulatur teilweise auf Druck und Bewegungen schmerzhaft. Eosino-
philie 27 bis 37%. Sensibilität und Hautreflexe ohne Besonderheiten.
Sehnenreflexe etwas schwächer als normal, aber erhalten. werden mit
der Heilung ausgesprochen lebhaft. |
Elektrische Untersuchung: Faradisch indirekt N. medianus r. III, 1,
1. 11,6. direkt M. peroneus Ill, 6 bis 111, 12. galvanisch direkt Yuadriceps
r, 10 bis 12 M.-A., 1.8 M-A. Minimalzuckung. Peroneusgruppe r. = 1. H
M.-A., indirekt N. peroneus r. 5 M.-A., 1.10 M.-A. N. tibialis r. = 1. 11
bis 12 M.-A. Also gleichfalls deutliche Herabsetzung.
Bei allen oben erwähnten, genau beobachteten Fällen ließen
sich also die vorstehend skizzierten elektrischen Veränderungen
nachweisen. Sie betrafen ja überwiegend quantitative Herab-
setzung, aber nicht nur der faradischen und der direkten galva-
nischen, sondern auch der indirekten galvanischen Erregbarkeit.
Außerdem war mehrfach ein Überwiegen der Anode und auch
träge Zuckung nachweisbar, also durchaus das Bild der partiellen
Ea.-R. Nun ist ja die träge Zuckung in ihren verschiedenen Ab-
stufungen, namentlich auch in der Form der My.-R., nicht mehr
als Kennzeichen der Erkrankungen des peripheren Neurons allein
verwertbar; erwähnte doch jüngst noch Mendel, daß cerebrale
Paresen und Atrophien nicht selten mit My.-R. einhergehen. Pilz
behauptet sogar, daß ausgesprochen träge Zuckung bei Geistes-
kranken normalerweise häufig vorkomme, wobei er sich freilich
wesentlich auf Untersuchungen an den stets zweifelhaft kontra-
hierenden Mm. Peronaei stützt, und auch das Überwiegen der
Anode kommt z. B. bei der Abkühlungsreaktion vor. Aber das
sind doch seltene Ereignisse gegenüber der partiellen Ea.-R. der
Neuritis, und wenn wir unser Krankheitsbild zusammenfassen, WIe
es meine Fälle zeigen: Parästhesien in oft‘ abgegrenzten Haut-
nervenbezirken, Sehnenreflexstörung, die gelegentlich bei der Hei-
lung in Steigerung umschlägt, elektrische Veränderungen von em-
facher quantitativer Herabsetzung bis zu echter partieller Ea.-R,,
— in einem Falle auch Atrophie —, so ist jede andere Erklärung
gezwungen gegenüber der einer toxischen Neuritis. Daß eme
solche auch theoretisch wohl bestehen kann, beweisen die Unter-
suchungen von Flury. Die „Capillargifte“, die nach ihm auch
die Ödeme verursachen, konnte er aus trichinösem Muskel dar-
stellen, und fand, daß sie zu Darmblutungen, Lungenblähung und
Lungenödem führen können und mindestens das Frühödem, die
Ekehymosen usw. bedingen.
Diese Neuritis reiht sich an zahlreiche andere toxische und
infektiöse Neuritiden, wie wir sie nach bakteriellen, rheumatischen
und traumatischen Schädigungen des Nervensystems sehen, UB-
gezwungen an. Die wenigen negativen anatomischen Befunde IM
Nervensystem scheinen mir demgegenüber nicht allzu schwer zu
wiegen. Ich glaube, wir haben das Recht, von einer echten
„Lrichinellenneuritis“ zu sprechen, welche sicher nur selten
schwere Formen annimmt, aber rudimentär bei den meisten l ällen
intensiver Infektion vorkommen dürfte.
nn
II. Multiple Wurzelneuritis als Ausgang eine!
tuberkulösen Meningitis. l
Ich wurde am 6. Januar 1918 konsultativ zugezogen zu einem
Kranken, der folgendes Symptomenbild darbot: \nxitis
; H. v. B, 11 Jahre, meist gesund bis auf eine subakute D o
links vor einem Jahre, die ausgeheilt sein soll. In der Familie mehrer”
Fälle von Lungen- und Knochentuberkulose. Hat in den Weihnach :
ferien noch gejagt, sich vielleicht erkältet; seit vorgestern Nacke
schmerzen, Übelkeit mit Brechreiz, etwas Kopfweh. fin
3. Januar 1918 Befund: Leidlich kräftiger Junge, liegt stel ejt
gerader Haltung im Bette, Bewußtsein frei. Innere Organe SOY
untersuchbar ohne Besonderheiten. Urin kein Eiweiß,
Puls 84, Temperatur 888. Kein Milztumor. lLungenspitzen etwas
suspekt. Ausgesprochene Nackenstarre, Dernographie, Uperorrag
barkeit und Druckempfindlichkeit der Muskeln. Kerig ®
kein Zucker. .
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U ku:
Haut- und Sehnenreflexe rechts gleich links positiv. Ekzemrest (Herpes?)
am Kinne, Ohrenbefund normal. Nirgends Paresen. Lumbalpunktion:
Druck kaum erhöht, Liquor fast klar, Nonne positiv, Pandy positiv.
Zellbefund: Mittelstarke Pleocytose (Fuchs-Rosenthalsche Zähl-
kammer 20 Zellen) mit 54% Lymphocyten und 46% vielkernigen.. -Im
Ausstriche zunächst keine pathogenen Keime, im Faden einige sichere,
färberisch einwandfreie Tuberkelbacillen. Zum Tierexperiment waren
leider keine Tiere verfügbar.- | |
Diagnose: Meningitis tuberculosa.
Tuberkulintherapie nach Ponndorf; : f
12. Januar 1918. Keine Verschlechterung, nur mehrfach Erbrechen
und viel Schmerzen in Hüfte und Schultern. Befund: Temperatur um
Therapie: Punktionen usw.
37 axillar, Puls 72 etwas gespannt, die Nackenstarre besteht noch, Hirn-
nerven ohne Besonderheiten. Bewegungsfähigkeit der Extremitäten un-
Keine Sensibilitätsstörung, kein Babinski. Die Sehnenreflexe scheinen zu
fehlen mit Ausnabme des rechten Achillessehnenreflexes; Bauchreflexe
schwach. Lumbalpunktion: Liquor klar,. Zellvermehrung etwa wie am
8. Januar, überwiegend Lymphocytose, keine Tuberkelbacillen mehr.
20. Januar 1918. Befinden besser, kaum Kopfweh, dagegen mehr-
fach Erbrechen, starke Schmerzen in Armen und Beinen. Befund: Fieber-
frei; Kopf fast frei beweglich, nur Hebung noch schmerzhaft. Arme und
Beine sehr empfindlich gegen Streckung. Nervenverlauf überall druck-
schmerzhaft; auch die Muskulatur druckempfindlich, doch weniger. aus-
gesprochen als die großen Nervenstämme Nirgends sichere
Paresen. Beide Achillessehnen- und der linke Patellarreflex fehlen,
iquor -
rechter Patellarreflex- schwach auslösbar. Lumbalpunktion:
klar, nur noch vereinzelte. Lymphocyten, auffallend starker Fibringehalt,
Spontangerinnung des ganzen Röhrcheninbalts.
28. Januar 1918.- Mehrfach Erbrechen und Hinterkopfschmerzen. _
Temperatur bis 87,5 axillar, sonst subjektiv befriedigend. Befund: Recht
munter, Hirnnerven frei, Augenhintergrund keine Stauung (Papillen
eher etwas hell), lebhafte Schmerzen ` bei allen passiven Bewegungen,
vor allem Streckung der Arme und Beine, deutliche Paresen an Rumpf
. - und Extremitäten. Beteiligt daran sind an der oberen Extremität die
ganze Bicepsgruppe, Deltoideus, Trieepsgruppe und Fingerstrecker, an-
scheinend auch Serratus anticus und Pectoralis; an den Beinen die vom
Cruralis versorgten Muskeln am Oberschenkel und die Wadenmuskulatur.
Peroneusgruppe und Flexoren am Oberschenkel erscheinen besser (Unter-
suchung durch die lebhaften Schmerzen erschwert). Paresen am Arme
rechts, an den Beinen vielleicht links stärker. Von den Sehnenreflexen
fehlen die Achillesreflexe und der linke Patellarreflex; 'Patellarreflex
rechts deutlich. Hautreflexe und Sensibilität ohne Besonderheiten.
Der weitere Verlauf war nun der folgende: Das Allgemeinbefinden
och gestört. Der Kranke hatte viel Erbrechen, Hinter-
. blieb zunächst n
erzen in allen Gliedern längs der Nervenstämme.
‚kopfschmerzen, Schm
onders nach vorn, bleiben lange empfindlich, a
ie
Kopfbewegungen, bes
ötreckung der Extremitäten und Druck auf die Nervenstämme.
Hirnnerven zeigen niemals sichere Veränderungen. Von den übrigen
gebieten bildeten sich hochgradige Paresen aus beiderseits in
.. Nerven
Triceps, Deltoideus. Bicepsgruppe, Supinator. An den Beinen waren.
eroneusgruppe und Wade ‘beiderseits geschwächt, aber
Quadriceps, P
chr als rechts, Mitte Februar zeigten sich die ersten
stets links m
‚ Atrophien am Thenar und den Vorderarmmuskeln rechts. Bauch- und
BERNER lexe waren normal, Patellarreflexe rechts erhalten, links fehlend.
eide Achillessehnenreflexe fehlen, das Sensibilitätsbild stets intakt.:
elektrischen Untersuchungen hebe ich diejenige vom 4. Februar
Von den
Bicepsgruppe, Triceps, Quadriceps und linke Peroneusgruppe
hervor:
unerregbar, Radialisgebiet rechts gleichfalls unerregbar, rechte Peroneus-
gruppe nur vom Nerven aus erregbar. Ende Februar ähnliches Bild,
Adductoren am Oberschenkel besonders links unerregbar, bis-
auch die
Erbrechen auf, Kopfschmerzen
her aber nirgends träge: Zuckung.
RN Anfangs März trat wieder heftiges :
‚Und Anorexie. Der linke Arm besserte sich schon erheblich, am rechten
war die Oberarmn
ofderarme deutliche Atrophie. Däs rechte- Bein war gut bis auf ge-
während am: linken Beine‘ die ®berschenkel-
schwächte Adduetion,
ganz, am Unterschenkel namentlich die Wade unerreg- .
Muskulatur fast
bar blieb. Rine Lumbalpunktion am 9. März ergab wasserklaren Liquor
unter normalem Drucke, keine Zellvermehrung, mikroskopisch keine
pathogenen Keine, Nonne- und Pandysche Reaktion schwach -positiv,
eine Fibrinvermehrung. u ur
Weiterhin treten. während die centralen Erscheinungen zurück-
eicht erhöhten Temperaturen (bis Anfang April
gehen, bei immer noch |
Doch gelegentlich 380 rectal), und nur noch etwa älle acht Tage bis
hinein Erbrechen erfolgt; die Paresen und Atrophien
In. den Sommer
ae Vordergrund. Während in einzelnen Nerv-Muskelgebieten sich
= 5 ‚neufliche Besserung zeigt, bleiben andere stark geschwächt und
Ext ild wird dem einer abgelaufenen Kinderlähmung ähnlich. Die
wurde 1 tenschmerzen treten nur noch bei Streckung auf. Ende Juni
strech olgender Befund erhoben: Kopf- und Hirnnerven frei, Gelenk-
empf a besonders in der linken Schulter und im linken Knie noch
Er h n lich, Tricepsreflex fehlt rechts, ist links schwach, Patellarreflex
Von Pir ist rechts deutlich, Achillessehnenreflex fehlt beiderseits.
- den Muskeln ist der Deltoideus beiderseits unerregbar, atrophisch,
’ +
; -
© -1919:— MEDIZINISCHE KLIN
positiv, ebenso Streckungsschmerz an den Armen, -Spinalirritation.
Pupillen rechts gleich links normal reagierend. Hirnnerven frei. Alle
ıuskulatur ziemlich komplett gelähmt, am Thenar und
)
` 1908, Nr”13. — Die Lumbalpunktion usw. Volkmanns kl
` 1905, Nr. 884. — Lumba
f 20.
P N e
IK — Nr, 9.
y
Muskelgruppen ziemlich gut. Der Supinator ist beiderseits atrophisch,
-aber trotzdem leidlich erregbar. Die Beuger und Strecker am Vorder-
arme sind beiderseits fast normal, obwohl etwas atrophisch, ‘Thenar und
Hypothenar rechts fast unerregbar, atrophisch, links leidlich erregbar.
Bauchmuskeln und Glutaei sind beiderseits leidlich. Der Quadriceps ist
. rechts schwach, nur eben erregbar, links gelähmt und unerregbar. Die
Beugergruppe am’ Oberschenkel ist- rechts ‚leidlich, links fast unerreg-
‘bar, die Peroneusgruppe rechts ziemlich normal, links faradisch eben
erregbar, aber stark geschwächt. Die Wade ist rechts faradisch. und
galvanisch fast normal erregbar, während sich links komplette Ea.-R. zeigt.
Im rechten Bicepsgebiet, im Thenar und Hypothenar, in der linken
Wade zeigt sich jetzt deutlich galvanisch träge Zuckung, ohne daß
aber die’ Anode charakteristisch überwiegt. on
| "Der Knabe machte dann neben der üblichen elektrischen und
mechanotherapeutischen Beeinflussung-eine Kur in Bad. Landeck. durch.
Der Zustand besserte sich andauernd langsam weiter., Gegenwärtig,
verändert, nur heftige Schmerzen bei aktiver und passiver Streckung. (
.| Ende, November, ist folgender Befund zu erheben:
Das Allgemeinbefinden ist ungestört; bei zufälligen Erkrankungen
überwiegt stets, auffallend erheblicher Hinterkopfschmerz und Brech-
neigung. Die Lähmungszustände bieten jetzt- folgendes Bild:. Rechter
Oberarm, Schulter, Hand sowie linker Oberschenkel sind ‘deutlich atro-
phisch. Deltoideus ist rechts gelähmt, links innervierbar, aber schwach.
‚In der. Bicepsgruppe besteht links leidlich gute, rechts erst wieder be-
ginnende aktive Innervation. ‘Der Supinator ist links gelähmt, rechts
schwach. Beuger und Strecker am Vorderarme sind beiderseits fast
normal, ebenso ‚Thenar und Hypothenar. Die Bauchmuskeln und Glutaei
sind kräftig, die. Rückenstrecker leidlich erhalten. -Der Serratus anticus
und die hinteren -Schultermuskeln sind rechts gelähmt, links schwach.
_ Der Ileopsoas ist rechts gut, links sehr geschwächt, ebenso die Quadriceps-
gruppe und die Beuger am Oberschenkel. Die Peroneusgruppe ist beider-
‚seits gut, die Wade links noch sehr schwach. Die Pectoralis ist rechts
geschwächt, links gut. Von den Sehnenreflexen ist der Patellarreflex
rechts ständig, links zeitweise auslösbar, während die Achillessehnen-
reflexe nur bisweilen eben ausgelöst werden können: Der T'ricepsreflex
fehlt rechts sfändig, ist links erhalten. Die Sphincetermuüskulatur ist-
intakt. Der Kranke wird weiter mit Galvanisation, Massage, Übungen
und medikomechanisch behandelt.: ` i i
Zusammenfassung: Ein elfjähriger Junge, erblich
tuberkulös belastet, erkrankt aus vollem Wohlsein plötzlich nach
Erkältung unter dem Bild einer Meningitis. Die Lumbalpunktion
ergibt charakteristischen Liquorbefund und Tuberkelbacil-
len,.zunächst aber noch keinerlei Lähmungen.. Während die
centralen Erscheinungen sich besserten, traten nach etwa 14
Tagen Schmerzen in den Gliedern ein, die sich namentlich in `
hoher Empfindlichkeit‘ der Nervenstämme gegen Druck und Deh-
nungen äußern, drei Wochen nach Beginn der Erkrankung sind
noch keine Paresen. nachweisbar, dagegen fehlen jetzt mehrere
Sehnenreflexe. Der Liquor erweist: sich auffallend fibrinreich. Ba-
cillen sind nicht mehr nachweisbar. Vier Wochen nach Beginn
zeigen sich die ersten. Schwächezustände-an Rumpf und Extremi-
täten. Sie folgen im allgemeinen radikulärem
Typus, der besonders an den Armen gut nachweisbar ‘ist, , da-
bei bestehen noch längere Zeit hindurch Erbrechen und Hinterkopf-
schmerzen fast anfallsweise in allmählich zunehmenden Abständen
weiter. Diese cerebralen Erscheinungen entsprechen durchaus dem
Erst etwa sechs Monate
Bild eines sekundären Hydrocephalus.
nach Beginn der Erkrankung verschwinden sie langsam, während
in den Lähmungszuständen sich nun allmählich unregelmäßige
Besserungen einstellen, die nach etwa acht Monaten das äußere
Bild dem der Heine-M edin schen Krankheit ähnlich erscheinen
lassen, doch bleibt noch immer in den hauptsächlich betroffenen
Gebieten der radikuläre Typus der Lähmung vorherrschend:
Wie ist das Krankheitsbild nun zu deuten?
s'
durchaus der einer tuberkulösen Meningitis. Auf die Einzelheiten
des klinischen Befundes, in welchem nur die schwere. Benommen- |
heit und die Hirnnervenstörungen fehlten, will ich nicht nochmals _
Der Liquorbefund war die ersten Male durchaus cha-
hinweisen.
Positive Eiweißproben (Nonne, Pandy USW.),
rakteristisch:
erhebliche Zellvermehrung mit Überwiegen der Iymphocytären .
Elemente, ‚endlich :der Befund der Tuberkelbacillen. Wenn auch
wie bemerkt, wegen des Mangels an Versuchstieren ein Tier-
versuch nicht durchführbar war, so ist doch der mikroskopische
Bacillennachweis einwandfrei. Wie ich schon verschiedentlich be-
tont habe?), gelingt es bei tuberkulöser Meningitis gewöhnlich nicht _
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Neurol. Zbl.
1) Die Cytodiagnose des Liquor cerebrospinalis.
in. Vorträge
Ipunktionen an 280 Nervenkranken. M. KI. 19
Nr, 28/24, $ | | rn
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der Biceps rechts eben erregbar, -Triceps uneiregbar. Links sind beide
=` Die Deutung des Verlaufs bietet zweifellos Schwierigkeiten.
Der Beginn der Erkrankung war bei .dem (belasteten!) Kinde
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206 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.9.
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nur im Zentriftugensediment, sondern vor allem im „Faden“, in
mehr als 75 °/, den Kochschen Bacillus nachzuweisen. Bei den
Fällen meiner Abteilung in den letzten zweieinhalb Jahren — ich
hatte hier in Posen zeitweise ein sehr reiches Material an tuber-
kulöser Meningitis — ist mir der Nachweis in 100°/, gelungen;
nach meiner Überzeugung wird hei hinreichend genauem und ge-
duldigem Suchen diese Zahl immer zu erreichen sein und die
Kultur selten notwendig werden. Auch das Auftreten der Bacillen
nur im ersten Sediment ist keine große Seltenheit, wie denn über-
haupt in allen geheilten Fällen der Literatur die Bacillen nach
einigen Punktionen aus dem Sediment verschwinden. Die Frage
der Heilung der tuberkulösen Meningitis ist ja noch immer
recht umstritten. Den ablehnenden Stimmen (besonders von päd-
iatrischer Seite) stehen eine Reihe von Beobachtungen guter
Untersucher gegenüber, die nach erfolgtem Bacillennachweise noch
eine Heilung eintreten sehen.
Ich erwähne die Fälle Barth, Starck, Henkel. Frey-
han. Bemerkenswert ist dabei, daß bei den meisten dieser Fälle auch
. nur der mikroskopische Nachweis der Bacillen vorlag und daß manche
von ihnen auch sonst klinische Rigentümlichkeiten hatten. So ähnelt
der Fall von Barth. z. B. hinsichtlich des lang dauernden Zu-
rückbleibens schwerer cerebraler Störungen (Aphasie, Astasie usw.)
fast mehr einer epidemischen Genickstarre mit den Folgen ihres in der
Regel stark plastischen Exsudats.
Ungewöhnlich ist bei meinem Falle ferner für eine tuberkulöse
Meningitis die Art der peripheren Lähmungen und besonders ihr
Zurückbleiben nach Ablauf der akuten Prozesse. Beides ist am
besten verständlich, wenn man ein außerordentlich stark plastisches
Exsudat annimmt, welches direkt komprimierend auf größere Reihen
von Nervenwurzeln einwirken könnte. Auch hier möchte ich hin-
weisen auf das häufigere Zurückbleiben dieser Lähmungen bei
epidemischer Genickstarre. Daß ein so plastisches Exsudat hier
vorlag, dafür ist der ganz ungewöhnliche Fibrinreichtum gut ver-
wertbar, der besonders bei der dritten Punktion in einer Stärke
hervortrat, wie ich sie in meinem reichen Punktionsmaterial noch
nicht beobachtet habe. Daß ein solches Exsudat Kompressions-
lähmungen machen kann, ist ohne weiteres verständlich und pa-
thologisch-anatomisch geläufig. Auch meine Lokalisation der Läh-
mungen ist dann keine gezwungene, wenn man die außerordent-
liche Ähnlichkeit betrachtet, die zwischen den namentlich von
Grenet besprochenen radikulären Lähmungen und unserem
Falle besteht; im Sinne Grenets würde es sich wohl bei der
_Armlähmung um eine intravertebrale obere Wurzellähmung han-
deln, die ja auch pathologisch-anatomisch am besten zu erklären
wäre. Wenn auch Oppenheims Einwände gegen die Ansich-
ten Grenets berechtigt sind, so gibt es doch zweifellos Fälle
wie den meinigen, auf welche seine Theorien zutreffen.
Es ist klar, daß die Differentialdiagnose im vorliegenden
Fall einer großen Schwierigkeit begegnet. Konnte es sich nicht
einfach um eine atypische Poliomyelitis handeln? Der jetzt nach
Ablauf der Erkrankung zurückgebliebene Lähmungstypus hat Ähn-
lichkeit mit demjenigen einer abgelaufenen Heine-Medinschen
Krankheit. Dagegen widerspricht ihr durchaus der Verlauf des
Falles. Wenn ich auch davon absehe, daß die initiale Meningitis
eine tuberkulöse war, einwandfrei vorgelegen hat jedenfalls eine
echte Meningitis. Der reichliche Zellbefund kommt in dieser Weise
bei Poliomyelitis nicht vor (Eduard Müller, Wickman
und Andere). Das geringe Fieber, der durchaus fehlende stür-
mische Beginn, das völlige Fehlen anderer Fälle in der näheren
oder weiteren Umgebung des Kranken sprechen dagegen. Ganz
besonders spricht aber gegen eine Kinderlähmung die lange Dauer
zwischen der ersten Erkrankung und dem Auftreten der Läh-
mungserscheinungen. Wenn auch von Eduard Müller als
große Seltenheit das Auftreten von Lähmungen erst acht oder
vierzehn Tage nach Beginn erwähnt wird, so wäre doch eine
Zwischenzeit von über vier Wochen völlig unerhört. Es
paßt dagegen gut, wenn man annimmt, daß das allmählich pla-
stischer werdende Exsudat zu einer langsamen Kompressionsläh-
mung der Wurzeln geführt hat. Auch das lange Zurückbleiben
cerebraler Erscheinungen, des anfallsweisen Kopfschmerzes und
des Erbrechens, das sich wohl nur durch einen sekundären Hy-
drocephalus erklären läßt, paßt kaum zu einer Poliomyelitis, recht
gut dagegen zu abgelaufener Meningitis. Demgegenüber scheint
mir die starke Beteiligung einzelner von der Poliomyelitis bevor-
zugter Muskeln bei der Lähmung (Deltoideus, Bicepsgruppe) nicht
allzu schwer zu wiegen.
Aus der Medizinischen Klinik Königsberg.
Zur Klinik der infektiösen Grippe.
Von
Priv.-Doz. Dr. Felix Klewitz, Oberarzt der Klinik.
Unsere Erfahrungen erstrecken sich auf etwa 50 Fälle, die
sämtlich der letzten Epidemie angehören, die hier seit dem Juli
herrscht, im Oktober ihren Höhepunkt erreichte und erst jetzt im
Abklingen ist!. Um nicht bekannte Tatsachen zu wiederholen,
beschränken wir uns darauf, über einige seltenere von uns beob-
achtete Komplikationen zu berichten, sowie auf einige klinische
Beobachtungen hinzuweisen, die uns einer größeren Beachtung
wert erscheinen, als sie sie bisher gefunden haben.
Beherrscht wurde das Krankheitsbild bei den meisten Fällen
der letzten Epidemie durch die starke Beteiligung der Respi-
rationsorgane, und zwar kam es bei allen schwerer verlaufenden
Fällen zu Pneumonien, die nach ihrer Ausdehnung durchaus den
Eindruck lobärer Entzündungen machten, pathologisch-anatomisch
sich aber als konfluierende Bronchopneumonien erwiesen.
Klinisch und in ihrem Verlauf boten diese Pneumonien
manches Besondere. Zunächst fiel meist die außerordentlich
massive Dämpfung und das aufgehobene Atemgeräusch über den
erkrankten Partien auf, sodaß eine Exsudatbildung erst durch mehr-
malige Probepunktionen beziehungsweise durch die Autopsie aus-
geschlossen werden konnte. Bei diesen Fällen blieb die Herz-
tätigkeit oft bis zum Ende leidlich gut und der Tod erfolgte bei
hochgradiger Cyanose unter dem Bilde der Erstiekung: in einer
Reihe von Fällen aber trat der Tod durch zunehmende Kreislauf-
schwäche ein, die übrigens medikamentös nur sehr schwer ZU
beeinflussen war. Das Sputum war in einzelnen Fällen so aus-
gesprochen sanguinolent, daß man immer wieder an eine Infarkt-
bildung denken mußte. Die häufigste Folgekrankheit der Pneu-
monien bildeten oft schon frühzeitig auftretende Pleuraergüsse von
reinserösem bis dickeitrigem Charakter in allen Abstufungen.
Frühzeitige Rippenresektion in diesen Fällen gab meist eine
schlechte Prognose: eine Anzahl der Kranken ging im Anschluß
an die Operation an Kreislaufschwäche zugrunde; die Prognose
war günstiger in den Fällen, bei denen mit dem operativen Ein-
griff gewartet wurde, bis alle pneumonischen Erscheinungen sicher
abgeklungen waren. Von der Bülauschen Heberdrainage sahen
wir in einigen Fällen gute Erfolge.
| Die Heilungsaussichten der Empyeme wurden noch dadurch
getrübt, daß abgekapselte Empyeme vorkommen, die durch Rippen-
resektion naturgemäß nur unvollkommenen Abschluß erhalten.
‚ Bei einem am 15. Oktober mit Empyem nach Grippepneumoßle
eingelieferten Patienten ergab die Probepunktion dickflüssigen Eiter.
Eine spätere Probepunktion fiel negativ aus, sodaß von der Ausführung
der geplanten Bülauschen Heberdrainage Abstand genommen wurde.
Eine spätere Probepunktion ergab wieder Eiter. Bei der am 292, Ok-
tober in der Chirurgischen Klinik vorgenommenen Rippenresektion
stieß man auf Eiter. Am Abend Exitus. Bei der Autopsie fanden sich
starke Pleuraverwachsungen mit mehreren abgesackten Eiterherden;
durch die Resektion war nur eine dieser abgekapselien literansammM-
lungen eröffnet worden.
‚Bemerkenswert ist ferner die Neigung mancher limpyeme,
auf die Weichteile der 'IT'horaxwandung überzugreifen; SO stellte
sich bei dem eben erwähnten Fall innerhalb der nächsten 24 Stunden
nach der Punktion in der Umgebung der Einstichstelle eine phleg-
monöse Infiltration ein.
Eine weit seltenere hierhergehörige Komplikation sahen Wir bei
einem 38jährigen Patienten, der am 23. Oktober mit einem [ixsudab
nach Grippe in der linken Brusthöhle eingeliefert wurde.. -
Die Probepunktion ergab ein trüb-seröses Exsudat; am 29. Ok-
tober „wurden 250 ccm abgelassen, worauf Entfieberung eintrat. Am
übernächsten Tage klagte Patient über mäßige Schmerzen in der linken
Seite und gab an, den linken Arm nicht heben zu können. Objektiv
fand sich linkerseits ausgesprochene Scapula alata, der linke ATM
konnte bis zur Horizontalen, nicht aber darüber hinaus gehoben wel Eon
Außerlich an den Weichteilen bis auf geringe Druckempfindlichkeit 10
der seitlichen Thoraxpartie kein krankhafter Befund. lieber bestan
nicht. Eine Verletzung des N. thorac. long., etwa durch die Punktion,
war ausgeschlossen. Bereits am nächsten Tage konnte Patient i
Arm wieder bis zur Senkrechten heben, das flügelförmige Abste m
des Schulterblattes war noch deutlich. Die Lähmung bildete sich I
den nächsten Tagen vollständig zurück.
= 2) Unsere fälle entstammen sämtlich den Monaten September
ı und Oktober, |
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Poo März 2.0 0. _. l 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nn9* ER a
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Wir glauben nicht, daß’es ‘sich in diesem Fall um eine‘j:bacillen . sehr ähnliche: Stäbchen "und, Kokken, die. vom Hygienischen
periphere Nervenlähmung'!) gehandelt hat,: sondern sehen den | Institut als ‚Pneumokokken beziehungsweise Pseudodiphtheriebaeillen
Í identifiziert wurden; Influenzabacillen wurden nicht gefunden.
- Grund der Lähmung in einem .Übergreifen: der ‚Entzündung von a ‚uraen;- inüuenzavacı e ;
pe. der Pleura aus auf die umgebenden Weichteile, in diesem Falle| -. Auf einige. klinische Befunde, die: uns bemerkenswert er-
Er also speziell auf den Musculus serratus, etwa in der Art einer- scheinen, sei-noch in Kürze hingewiesen. ‚Was zunächst das Blut-
Klinik fee entzündlichen Infiltration. Das schnelle Vorübergehen der Läh- | bild anbelangt, so fanden. wir auch’ weiterhin‘ meist in Überein-
Mae mung sowie die Schmerzempfindung in: der Gegend des Muskels ‚stimmung mit dem von Rose now?) an unserer Klinik gemachten
50 sprechen für die Richtigkeit dieser Auffassung. — . `` 4- Feststellungen auf der. Höhe der‘ Erkrankung die Gesamtzahl der
on Von sonstigen die Respirationsorgane betreffenden Kom- | Leúkocyten an. der oberen Grenze des Nörmalen oder leicht er--
, plikationen sind erwähnenswert ein Fall von-Spontanpneumothorax | Röht, ausnahmsweise auch erniedrigt. ‘Im Ausstrich. sind die'poly-
-- und ein Lungenabsceß: So © [„aueleären neutrophilen Leukocyten, prozentual. vermehrt, die
n Im ersten Fall handelte es sich um eine „Patientin, die am | YPhocyten vermindert, . die Eosinophilen fehlen oder sind ver-
14. Oktober mit Grippepneumonie und trüb-serösem Exsudat links oin- | Mindert. Abweichende Feststellungen . anderer. Autoren erklären
f... geliefert wurde. Am 27. Oktober wurde ein Seropneumothorax fest- | Sich vielleicht daraus, daß das Blut erst in einem späteren Sta-
nn gestellt?). Die nähere Ursache desselben war nicht eruierbar.; |. dium.der Erkrankung untersucht wurde. Belbstverständlich können -
D Im zweiten Falle handelte ‘es sich um eine 85 Jahre alte Patientin, | Komplikationen, z. B. Empyeme, das anfängliche Blutbild ganz
l die am 19. Oktober mit Grippepneumonie des ‘rechten Unterlappens | wesentlich beeinflussen; erhebliche Leukocytosen in solchen Fällen
pr eingeliefert wurde. Die 'pneumonischen Erscheinungen gingen ‚unter | sind dann auch. ein häufiger Befund. .: . 00.
“ Entfieberung zurück. .Am 28. Oktober fiel der -massenhafte, - drei- ‚ Die. Zahl‘ der roten Blutkörperchen fanden - wir bei einigen
er schichtige, im übrigen nicht stinkende. Auswurf auf (bis 300 ccm), in _Fällen_vermehrt. den ' Hämoglóbingehalt in entsprechender Weise.
dem elastische Fasern festgestellt wurden. Am folgenden Tage fand | Als höchste Zahl. wurden -in einem-Falle bei einem 34 jährigen
sich rechts hinten unten. großbläsiges, zum Teil klingendes Rasseln, Patienten 7220 000 Erythrocyten. gezählt, der Hämoglobingehalt
5 das Exspirium war leicht amphorisch, der :Perkussionsschall leicht: | + en A ER rege
i tympanitisch. : Die Röntgenplatte zeigte: einen . zirka markstückgroßen, (Sahli) ‚betrug, 104°/,2). Der Umstand, daß: dies6-Vermehr ung. der
4 r roten" Blutkörperchen und des -Hämoglobingehalts. sich nur bei
In einem solchen Falle, bei einer 40jährigen Patientin, bestand : r. ce | | rech
unter andauerndem, unregelmäßigem Fieber und zuletzt ‘hochgradiger | suchungen des Serums’ nicht ‚vorgenommen.- wurden. Das Aus-
Atemnot und Cyanose die Infiltration des rechten ‘Unterlappens‘ über | sehen dieser Kranken ist überaus charakteristisch; die Cyanose
mehrere Wochen hindurch, bis schließlich der Exitus eintrat. ` Klinisch führte zu einer diffusen Bläue, sodaß: die Kranken das Bild von
war an Bronchiolitis- obliterans®) vorübergehend auch an Tuberkulose 'Polyeythämikern boten. "= Re nA TE
gelacht worden, erst- die Obduktion gab a ne en Auch Anämien von chlorotischem Typus sahen wir nicht
er Unterlappen war carnificiert,: Tuberkulose un ronchiolitis ob- EEE VRR VORN SCHE ka RIES: AS ch en.
literans ware auszuschließen. Daneben bestand übrigens bei dieser | 8907 selten, besonders bei F u ohne daß ML aber einen Zu-
Patientin ein seröses Exsudat in ganz oberflächlicher Schicht, wie sich | Sammenhang dieser Anämien mit ‘der Grippe. konstruieren wollen.
durch die Probepunktion feststellen ließ; diese dünnschichtige Exsudat- | Im Urin fanden wir ‚etwa in der Hälfte der Fälle die Uro-
bildung, sowohl bei serösen wie. bei eitrigen Ergüssen, haben wir | bilinogenreaktion positiv; das gilt in erster Linie von den schwe-.
übrigens auch sonst wiederholt gefunden. `>- -f rereb Fällen; gelegentlich fiel auch bei den leichteren Fällen die
Komplikationen von seiten des Nervensystems sahen. wir bei | Reaktion positiv aus. Andererseits lassen’ äuch schwere, tödlich
~ drei Fällen, und zwar eine binnen wenigen Tagen sich zurück- | endende Fälle die Aldehydreaktion "bisweilen vermissen, sodaß
..- bildende centrale Facialislähmung bei einem jungen Menschen +), | eine. ausschlaggebende, prognostische Bedeutung der Reaktion.
-~ ferner eine Meningitis und eine Hemiplegie®).. Die beiden letzt- | nicht beizumessen ‚ist. . Man könnte daran denken, die starke
-~ genannten Fälle bieten einige Besonderheiten... . = ['Aldehydreaktion mit einem vermehrten Zerfall ‘der roten: Blut-
, „Im ersten Falle handelte es sich um- eine 88 Jahre alte Patientin, er d D | | zu
bei der im Verlauf der: Grippe‘ sich typische meningeale Symptome | Erfahrung bei schweren Fällen nicht ganz selten zu. sein scheint; :
(Nackenstarre, Hyperästhesie, Benommenbheit) einstellten. Die Lumbal- | gegen -diese, Auffassung spricht freilich die Tatsache, daß gerade
.. Punktion ergab einen leicht-getrübten Liquor mit 18, Zellen im Kubik- | in den Fällen mit deutlicher Verminderung der Erythrocyten und
‚ Millimeter; bakteriologisch wurden in demselben Pneumokokken nach- | des Hämoglobins (z. B.:Zabl der Erythrocyten 3000000, Hämo-
1 sen (Hygienisches Institut). Bei der Autopsie wurde außer einer globin ‚59°/,) die Aldehydreaktion negativ: ausfiel. ' Nur: bei dem
ae Van Meng aeaa De Ba rn makroskopis | Obenerwähnfen besonders schweren Fall mit dem peyapthämischen.
die Fr. Schultze als Meningitis sine mepingitide beschrieben hat, | Blutbilde sahen wir innerhalb von zehn Tagen die Zahl der roten
men einfachen Meningismus muß man jedenfalls auf Grund des Be- | Blutkörperchen von über 7000C00 auf: 4,9 Millionen und ‘den
| Ä “0... | Hämoglobingehalt von über 100 °/, auf 69°/, ‚sinken bei dauernd
ehydreaktioi, sodaß hier vielleicht ein Zusammenhang‘
fundes im Spinalpunktat ausschließen. | 23 ' Bamog!i
` {m zweiten Falle stellte sich bei einem “28 jährigen Patienten | Starker Ald
en; „e tippepneumonie ‚am fünften Tage nach der Einlieferung eine | besteht. > > U HE RE Er BR:
De 2 T sseitige Hemiplegie ein. Drei Tage später trat der Exitus ein. _ Die bakteriologische Frage soll hier nur kurz berührt werden; .
I Ro] a opsie ergab einen: gut ‚hühnereigroßen Abeeß, vorn Sulcus - wir selbst haben Influenzabacillen nie gefunden, weder im Sputum
ER -oland in der rechten Hemisphäre, der anscheinend ziemlich breit in | noch im Eiter bei Komplikationen; wir wollen aber nicht ver-
schweigen, daß die Untersuchungen -nicht regelmäßig an ‚ganz
pE , vanae finga, Außerdem fand sich im linken Oceipitallappen ein
| ‚Patienten kons rn ae Foi er bei dem stark benommenen | feischem "Material vorgenommen werden konnten und auch im
i- l Im steril punktlerten Eiter fanden “sich feine, den Influenza- | rg Ai B ne a der en nn i ee
= RER, BT, u ~- — | mäßige Untersuchung des Sputums. nicht. möglic war; auf bak-
Er ) Eine elektrische Prüfung ist unterblieben: -bei der sich. so | terielle Befunde bei einigen Komplikationen: ist -bereits hinge-
x asch zurückbildenden Läh rate "ci h kaum et wiesen ‚worden;, in den Empyemen fanden sich Diplo-Strepto-
esentliches erret ahmung. hätte 'sie wohl auch kaum etwas kokken. Ph kokken: oder Staphylokokken. st di Rt
E es ergeben. F a a .kokken, Pneumo ‘oder »taphylokokken, meis e 'erst- \
| = dern ni 2 a Di Srippe ist von- Gruber und Schädel | genannten. Be ' PN a a ae
| | a A, ‚ NT. 86). . o ar BEER “Die Mortalität der in der Klinik beobachteten Fälle war recht
| 3) D ; has: ‚| ... Die Mortalität der in der eobachteten Fälle war rec
1.0.0 lan. Na ler der a Sk ken Bankeens | Sei; sio betrug etwa 25%, aber naturgemäß wurden In di
j an' Ze l f U L u i e v = K j .. i 2 ° YF- e e : a 9
hi | nelarburger Klinik unter Prof. Matthes entspricht das Röntgen- nn. ae en in rn se = aaay ar egal
Ei DD ronchiolitis obliterans durchaus dem der Miliartuberkulose. se a der. gesamten: Epldemie, würde also.
- Mattke aa Fall entstammt der Konsultativpraxis von Herrn Geheimrat | diese. Berechnung kein richtiges Bild. geben. Er
Or aae eitrige Meningitis und Encephalitis bei Grippe ist von - 9 M. Kl. 1918, Nr. 80: A ater ee RR, 5 |
r.33 un de und G. Bernhardt beschrieben (B. kl: W. 1918, | . 2) Über Vermehrung der Erythrocyten berichtet auch A. Alex-
| 6) Das Z . e P ; ~- f ander (M. Kl. 1918, Nr. 42), doch war in diesen Fällen der. Hämo-
© Nauerer U ehirn wurde in toto in Formalin zwecks späterer ge- 'globingehalt herabgesetzt, der Färbeindex also’ kleiner als 1; Alexander
= ntersuchung eingelegt. ae: mt u denkt an eine toxische Hämoglobinschädigung; siebe auch später.-
ie o D
ENG ER N
ziemlich glattwandigen Hohlraum im rechten Unterlappen. Unter Hoch- | MWEN DIULKOrpeEr ‚aamog enalts. Sl
Fällen fand, bei denen ausgedehnte Pneumonien bestanden, macht R
lagerung, Myrthol. und Flüssigkeitsbeschränkung ist der Fall in Heilung | el d, bei | |
en übergegangen. L as y | 2.0 f es-wabrscheinlich, daß es sich um Stauungspolyeythämien handelt;
=. Vereinzelt sahen wir die Pneumonie nicht in. Lösung über- .| inwieweit eine Eindickung des Blutes eine Rolle spielt, an die man
| gehen. Er ar 4 -f bei der Neigung der : Kranken zu starken Schweißen denken
könnte, können wir. nicht entscheiden, da entsprechende Unter- ..
körperchen in. Beziehung zu bringen, zumal Ikterus nach unserer _
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. Immerhin ist die Zahl. der an Grippe: in der Stadt Gestor-
benen auch. 'sonst:. nicht unerheblich; .so sind ‚in der Zeit vom
1. bis 31. Oktober 324: Personen, in Königsberg gestorben, bei
denen als Grundkrankheit Grippe angegeben ist; von diesen 324 Per-
` sonen sind 67 an Grippe'ohne Komplikationen und 257 an Grippe
mit Komplikationen, darunter 231 mit Lungenentzündung ..ge-.
storben. Außerdem: starben in der gleichen Zeit. in Königsberg
114 Personen an Lungenentzündung und 40 an Lungentuberku-
lose; bei einem Teil dieser Fälle‘ war. möglicherweise Grippe. die
Grundkrankheit?). . Von den 324 an Grippe Verstorbenen. standen
71 in einem Alter. von 0 bis 20 Jahren, 162: in einem Alter von
über 20 bis 40 Jahren, der Rest von 9i. verteilt. sich’ auf die.
höheren Lebensjahre; es. zeigt sich also auch hier, wie auch
anderwärts, ein elektives Befallensein des dritten und vierten
Dezenniums. -Die Zahl der Erkrankungen. ist nicht bekannt. In
~- der. letzten Woche des Oktober und noch deutlicher im -November
ist ein deutliches Absinken der Todesfälle zu konstatieren.
„Beitrag zum Kapitel... © >
„Künstlich erzeugte ‚Entzündungen und 'Geschwüre
us der Haut, 0000.
RAE a (> te Tooc
~ Oberarzt`i. d. R. Dr. Friedrich Fischl, Wien, T
derzeit Chefarzt der. dermatol. Abteilung des Festungsspitals Nr. i in Pola.
Mit 1 Abbildung.) Ä
„Über die Mittel, die teils der Volksmedizin entnommen, als
Heilmittel gelten, oder seltener. aus Aberglauben als Talisman ge-
braucht werden, teils-aber auch — wie die Mannschaft vielfach
weiß — durch Hervorrufen von Entzündungen und Geschwüren
der Haut kürzere oder längere Entziehungen vom Militärdienst
ermöglichen, sind wir: im allgemeinen gut orientiert. Gerade in
der letzten Zeit sind ja „dermatolögische Erfahrungen“ aus dem
- Wiener Pharmakologisch-pharmakognostischen Institut erschienen
‘und vom: Kriegsministerium offiziell an die Ärzte ausgegeben
“worden, und hat Rauch und Andere jüngst in der „Medizinischen
Klinik“ neue Beobachtungen über diesen Gegenstand seinen früheren
hinzugefügt. Im Laufe des Krieges als Truppenarzt und als Chef-
- arzt dermatologischer ‘Abteilungen im Felde ‘konnte auch ich der-
artige Praktiken wiederholt konstatieren, "unter anderen solche mit
Mitteln aus dem Mineral-, Pflanzen- ünd Tierreiche, die in den
mir zur Verfügung stehenden. Aufzeichnungen der Autoren nicht
vorkommen. :Da es für den Militärarzt wichtig ist, möglichst viele
(3
dieser Mittel, die zu Selbstbeschädigungen verwendet werden, zu
.. kennen — fragt doch der Militärrichter stets, mit welchen Mitteln
„gearbeitet“ wurde —, gestatte ich mir. kurz einige meiner Beob-
‚achtungen anzuführen. een Ea
Daß Kalium biċhromatum, ebenso wie Koloquinten,
Aloe, Safran usw.. zwecks Erzeugung blutiger Diarrhöen die Cho--|
lera ‘oder Dysenterie vortäuschen sollen, gelegentlich per os ge-
nommen wird, wissen wir; hingegen scheint es ein Novum zu
sein, daß es auch äußerlich angewendet wird. Ein Mann meines
Krankenstandes: fiel mir nun dadurch auf, daß er einige heller-
bis. zwanzighellerstückgroße sehr scharf konturierte, mit tief
orangerot gefärbten Schorfen bedeckte Geschwüre am rechten
Unterschenkel hatte. Die Einseitigkeit dieser Affektion, die unge-
wöhnliche Farbe, die scharfen, sogleich an Verätzungen erinnern-
den Ränder sprachen für eine arteficielle Entstehung. Eine ge-
naue Visitierung seiner Habseligkeiten ließ auch das. schädigende
Agens in Form von krystallinischeın Kaliumbichromat, wie es in
der Photographie, zur Füllung galvanischer ‘Batterien, in der Fär-
berei usw. verwendet wird, entdecken. Der Mann beteuerte. seine
Unschuld. Ein leichtes Abschaben der Epidermis am anderen
Unterschenkel und Einreiben mit. dem gefundenen Krystall an der
so erhaltenen eircumseripten Partie genügte, um bereits am nächsten.
Tage den gleichen. orangefarbenen Schorf, eine periphere, flach-
blasige, weißliche Hautabhebung und spätere scharf konturierte.
Geschwüre, die nach Loslösung des Schorfes restierten, hervorzu-
rufen. Unter der Wucht dieser Beweise gestand der Mann. Die
1) Die Angaben sind dem Bericht des Statistischen Amtes der
Stadt Königsberg (Dr. Ergang) entnommen. — Im Juli starben an
Grippe 27, im August 6, im September 57: Personen; an Lungenent-
zündung, deren Grundursache zum Teil möglicherweise Grippe war
in den drei Monaten 118. Personen. : | ee 3
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i 21918 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8 3. Mi
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Sa Ne E a š zo & i 4 b Kae r. ži . d. arz
/ A aS 8 .. š p a iS, i er i fa F
durch Eiweißkoagulation hervorgerufene Ätzwirkung scheint sehr
stark zu sein, denn es dauerte sechs Wochen, ehe die fünf mäßig
großen Ulcera unter Wasserstoffsuperoxyd und 2%igen Resorein-
'umschlägen sich reinigten, dann unter Bor- und Ratanhiasalben-
applikation narbig ausheilten. Eine Reizwirkung auf die Nieren
trat offenbar infolge der zu kleinen Resorptionsfläche nicht auf.
Die, empfindlichste Harnprobe auf Eiweiß mit Sulfosalicylsäure war
negativ. Eine ähnliche heftige Reizwirkung auf Wunden ruft be-
kanntlich der von der Iridiacee „Crocus sativus“ * stammende
Safran —. es sind dessen Blütennarben — hervor. Jedoch kenn-
zeichnen sich diese Geschwüre durch ihre intensive Gelbfärbung.
Nirgends fand ich die Carbolsäure unter den genannten zur ~-
Hervorrufung von Hautreizung und Blasenbildung beliebten, als *-
Acidum carbolicum liquefactum auch tiefe Geschwüre erzeugenden
Mitteln erwähnt. Und doch wird sie, wenigstens hierzulande,
recht häufig verwendet. Zu erkennen ist die erwähnte Hautschädi- .
. gung an dem äußerst charakteristischen Geruch, der auch dann
auftritt, wenn das Mittel in ganz geringer Menge angewendet
“wurde, und an der eigenartig weißlichen Verfärbung der verätzten -
Partien. Daß das Mittel so gern gebraucht wird, mag einerseits
daran liegen, daß es — allerdings in ganz schwacher Konzen-
tration — früher vielfach als Desinfiziens ` verwendet wurde und
als solches wohlbekannt und leicht zu beschaffen. ist, andererseits
dürfte dessen auch in hoher Konzentration nur ganz kurze Zeit
schmerzhaft. empfundene Applikation — es gehört zu den, An-
aesthetieis dolorosis — es für die gewünschten. Zwecke geeignet
erscheinen lassen. | EM
Nunmehr will ich -einiger Pflanzen und. Pflanzenteile (Wur-
zeln, Blätter usw.) Erwähnung tun, die gern zu Selbstbeschädi-
gungen’ verwendet werden: Ä
Oft sah ich Fälle mit walnuß- bis haselnußgroßen, meist an
den Unterschenkeln und Füßen lokalisierten wasserklaren Blasen
(siehe Bild), deren Ränder einen -zirka 3 mm breiten akut ent-
-zündlichen scharfen Saum zeig-
ten, der Abheilung zuwachsen.
In den vielkammerigen Blasen
fand ich stets nur steriles
Serum, teils in flüssigem, teils
in geronnenem Zustand... Das
Bild entsprach ganz dem einer
Verbrühung. Nach. Abtragung
der Blasendecken und Bor-
salbenverband heilte die Affek-
tion binnen acht bis zwölf Ta-
gen mit geringer Pigmentierung
ohne Narbenbildung aus. Die
Leute rufen, wie ich in Er-
' fahrung brachte, diese heftige
Blasenbildung: durch Einreiben .
der Haut mit der Wurzel der
roten Zaunrübe, Bryonia
dioica Jacq, die im Volks-
mund „erba di diavolo“, Teu-
felskraut, heißt, hervor. Diese-
Pflanze‘ gehört zur Familie l ;
. der Cúcurbitaceae, hat fünfeckige oder lappige Blätter, kleme
gelbliche Blüten in Trauben- oder Büschelform und rote Beeren.. -
Die sehr, große, fleischige. Wurzel ruft auf der Haut ee
hervor. Ihr Geschmack ist scharf bitter, sie riecht nach frisch.
gebackenem Brot. Innerlich genommen. wirkt sie stark ab-
‚führend, brechenerregend, und in großen Mengen sogar tödlich.
Früher wurde die. Wurzel auch arzneilich ‚verwendet. Sie eao
ein sehr bitter. schmeckendes Glykosid, das Bryonin, und das star
‚reizende. Bryonidin; auch. die Beeren sind giftig. Die Piante ..
findet sich namentlich in Istrien häufig und dient zur Bekleidung
von Wänden und zur Bildung von Lauben.
= "Sehnell auftretende Blasenbildung auf Eichel und Vorhaut _
und stark speckig erscheinende, gelbliche, flache Geschwüre, deren
Belag. leicht zu entfernen ist, rufen: die Blätter von Plantago
lanceolata bereits in. geringen Mengen hervor, wenn sie m np
'geschnittenem Zustand in den mit Wasser benetzten Vorhautsa0
gebracht werden; Plantago lanceolata istder gewöhnliche, -
über ganz Europa verbreitete Wegerich, der als Futterkrau®
in Betracht kommt. Der Mann, bei dem ich: dessen Anwendung
sah, hatte die -Blätter auf, Rat eines Kameraden in den Vorhaut-
sack gebracht, um eine, wie er fürchtete, im Entstehen begriffen®
Gonorrhöe „abzuleiten“. Auch diese im übrigen harmlose Affektion
N | |
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` ergab folgendes:
> Wochen benötigt
bei anderen torpiden Geschwüren vorzügliche Dienste,
‘erhoben werden
mit langen Büscheln weißer Haare. Letztere sind mit Widerhaken:
= > J619.— Meprzintsche. KEİNIR — Nr.8:
und Pferden können, wie ick selbst `zu, beobachten Gelegenheit
hatte, lebhafte‘ Entzündungserscheinungen durch l die Prozessions-
‘raupe hervorgerufen. werden. Die. dortige, Bevölkerung schützt
' sich dagegen durch vor Mund und: Nase. gehaltene Tücher sowie
heilte unter Wasserstofisuperoxydeinlagen und Dermatolvaselin in
zirka 14 Tagen, hinterließ jedoch wegen .des, wenn auch nicht sehr
tiefen Eindringens in die or Boe i ER Er he
us eigener Beobachtung möchte ich noch, ohne Anführung A N: | a
der ne bekannten, Da 'einigen. Pflanzen berichten, von | durch. Einreiben mit einem beliebigen Fett, Schutzmittel, -die sich
deren Entzündungen der Haut hervorrufenden Wirkung ich mich | E T
im Laufe des Krieges überzeugen konnte: den Hopfen, die Sonnen- |. ` - Auch aus verschiedenen Seetieren 18 ne
blume und das Tomatenkraut. Beim Hopfen wird dem Blüten- | plioren usw.) und ihren Reizstoffe - enthaltenden Teilen: sollen die
staub. die reizende Wirkung zugeschrieben; bei der Sonnenblume | Leute Extrakte. bereiten, die. den früher beschriebenen ähnliche
scheinen es die Splitter der inneren Schale. der Früchte, zu sein, | urticarielle und büllöse Erscheinungen hervorrufen. Da ich nähere
welche den Reiz vermitteln. "Das toxische Prinzip: beim. To-: Angaben über sie nicht machen kann, erwähne ich ‚sie nur: Hin-
matenkraut scheint im Saft der Pflanzenteile, in der milchigen | gegen ‚konnte -ich mich. selbst überzeugen, daß die Einführung
Flüssigkeit der Härchen, die auf Milchkanälen sitzen, ‘enthalten | eines Fingers, der eine Qualle berührt hat, für einen Augenblick
zu sein. Bei einem Manne, der sich zum Zwecke: der Selbst- | in den Bindehautsack genügt, um eine heftige Conjunctivitis her-
behandlung eines Furunkels die Blätter -der letztgenannten Pflanze | vorzurufen, was übrigens auch mit. denr, nach Berührung. eines
' Frosches am Finger haftenden Sekret möglich ist;
aufgelegt hatte, konnte ich knapp danach ein kleinfleckiges
Erythem und reichliche Quaddelbildung konstatieren. Allen den genannten Hautmanifestationen ist der Umstand
Daß verschiedene medikamentöse Haartinkturen und Pomaden | gemeinsam, daß sie häufig schon auf den-ersten Blick,. nament-
sowie Haarwässer (z. B. „Javol“) infolge ‘ihres Gehaltes an äthe- | lich, wenn man schon mehrfach derartige künstlich. gesetzte Ver-
rischen Ölen entzündungserregend wirken können, sah ich wieder- änderungen gesehen hat, durch Farbe, Form und Lokalisation den
holt. Daß dies auch beim Kaptol der Fall sein kann, beobachtete | Verdacht.nahelegen, daß eine künstlich zugefügte Alteration vor--
ich in zwei Fällen, wo nach Gebrauch, eines die genannte Sub- | liegt,’ ‚Alle, selbst die bullösen und ulcerösen Erscheinungen heilen:
stanz in geringer‘ Konzentration (2%). enthaltenden Haar- | unverhältnismäßig Schnell unter indifferenter, reizloser Medikation
wassers — es war. sonst nur Salicylsäure und Resorein in | bei Ausschluß neuer Schädigungen. Die Ermittlung neuer -bisher
dieser Flüssigkeit enthalten -— ein sehr starkes Erythem der | unbekannter, Hautentzündungen. und Geschwüre hervorrufender
Kopfhaut und heftiger Juckreiz auftrat. WR Mittel ist für den Zivilarzt interessant, für den Militärarzt aber
Wie verschiedenartige Mittel zu Selbstbeschädigungszwecken besonders wichtig zum Kampfe.gegen eine
verwendet werden, zeigte‘ mir das ‚Auffinden eines mit- einer | _ die Selbstbeschädigr. =;
dunkelgrünen, höchst widerlich riechenden Flüssigkeit gefüllten ee | a
Flächschens und eines mit dieser intensiv dunkelgrün gefärbten: . E E p
öligen Flüssigkeit getränkten Lappens in den Habseligkeiten eines
mir als Selbstbeschädiger verdächtigen Mannes. Zwecks genauer
Untersuchung wurde die Flüssigkeit an das Wiener. Pharmako-
logische Institut geschiekt. : Die daselbst vorgenommene Analyse
Verreibung von verschiedenen Blattarten in
| ologische Bestandteile konnten nicht
Zur Ösophagusatonie.
ER 7. Von ' ER
„ Dr. Hermann Engels, Berlin, zurzeit im Felde.
Wasser; chemische oder toxik a a AO e e e a O
. Eine, — wie ich meine — sehr charakteristische Beobachtung
. zeigte mir so recht, wie. schwierig oft das Bild der gleichmäßigen
aufgefunden werden. > ` | ar
Von dieser scheinbar doch ganz harmlosen Aufschwemmung
genügte — wie mir ein Versuch bewies — die einstündige Appli- .
kation eines in diese getauchten Lappens: auf. die intakte Haut,
um bald darauf intensive Rötung, am nächsten Tage die.Bildung
%
der bisweilen recht scharfen Aussprache über Atonie. und Spasmus
lebhaft in Erinnerung. . Über den Spasmus ist man sich schon.
einiger, .die Hypokinesen sind umstrittener geblieben. In einer der ,
‚letzten größeren zusammenfassenden Arbeiten [Eisenstein(1)]
Alien aber tiefreichender,- später konfluierender, sich scharf gegen
~ Ue gerötete Umgebung abgrenzender Geschwüre. heryorzurufen. = s . i 7, Re
‚Diese waren mit flachen Ekrofinchen Schorfen bedeckt, die drei’) kommt. das Wort „Atonie“ gar nicht vor. Die Frage ist derartig:
) Ä ‘interessant, wegen -des häufig oder meist falsch ausgelegten Bildes
für die -Klinik auch sehr wichtig, daß ich 'mit meiner einfachen
en, um sich unter Wasserstoffsuperoxydverband.
Betrachtung nicht zurückhalten möchte. Ich .urteile vom Röntgen-
| loszulösen, Auch epithelisierten. die gereinigten Ulcera erst dann
schnell, als wir die jüngst von Oppenheim empfohlene | B un;
.l0%ige Ratanhiavaseline anwandten. Sie leistete auch hier wie | zimmer 'aus und komme damit sogleich in Gefahr, angegriffen zu
| werden, wie es sich ja auch Holzknecht in ironisierender
Was bei
erreibung das schädigende Agens ist, konnte, nicht
, fiel doch die Analyse vollkommen negativ aus.
Immerhin glaube ich gerade diesen Fall deswegen. erwähnen zu
sollen, da wir nach Art .eines Experimentes die. genannten Er-
Scheinungen hervorrufen konnten. Es kann,also auch die Ver-
Telbung an sich völlig unschädlicher. keine chemischen !'
fe enthaltender Blätter in, Wasser
Form -voa Rosenheim (2) gefallen lassen mußte. — und dennoch
“ behaupte ich auch heute noch, daß. das Bild der Atonie, also.eines
Zustandes, der eng. verknüpft ist. mit einem Vorgang,
nur durch die Röntgeninspektion erfaßt werden kann. Wie meine
Fallbeschreibung zeigt, habe ich auch die anderen Untersuchungs-
‚methöden nicht vernachlässigt. en Š
An den Anfang will ich die Krankengeschichte,' soweit sie inter-
um im Zusammenhang auf die Atoniefrage eingehen zu
dieser Pflanzenv
’ essiert, setzen,
ätzenden Stof
er durch Einwirkung der Zersetzungsprodukte ‚eine schnell
; re 7 ve F .. 2 s ; l . i e E E r -> AON
ende Entzündu g und Geschwürsbildung auf ‚der Haut Kahonier A. Z, Buchhalter, geboren 1890, ledig, keinerlei Be-
Alkohol mäßig, Nicotin
lastung. 1911 Gonorrhöe, August 1918 Lues.
garetten._ 28. Februar 1918 Krank-
- drei bis vier Zigarren, ebensoviel Zi |
. meldung wegen Beschwerden beim Essen,. die Juni 1917 leicht begonnen
haben. Beim Genuß fester Speisen Schmerzen in Speiseröhre. Kein
Erbrechen. Manchmal eine halbe Stunde nach dem Essen krampfartiges
Weh in der vorderen Brustgegend bis zum Magen herunter. Selbst
beim Speichelschlucken zeitweilig Angstgefühl und Schmerz — also
auch bei scheinbar leerer Speiseröhre. Die Speise gehe bis zum Magen,
„dann zurück, erst allmählich weiter, sacke sich“, Manchmal noch nach
Stunden Zurückkommen, Aufstoßen, Ausspeien von Resten. Z. kann
vom oberen Teil stets etwas herauswürgen, noch eine Stunde nach
dem Essen. Flüssigkeiten- machen weniger Beschwerden oder keine.
Verschlechterung in letzter Zeit. Z. kann jetzt im. Sitzen nicht essen,
ehen am besten herunter. -Ißt
hervorrüfen. = S
Einer allerdings unfreiwillig hervorgerufenen Hautschädigung
m die Raupe des-Eichenprozessionspinners (One-
pocampa processionea) will ich noch Erwähnung tun. Diese
aupen kommen von Mai bis Juli vor und besitzen rotbraune Warzen
versehen und stehen mit Giftdrüsen in Verbindung, aus denen sich
ii Haare bei der Berührung mit einer ätzenden Flüssigkeit füllen,
le sich beim Abbrechen der Haare entleert; -Ganze Wälder sind
von der Frozessionsraupe befallen. So’ kamen einst in Galizien |
vele Leute, die als Holzarbeiter in einem. solchen Walde beschäf-.
gt waren, zur ärztlichen Visite, da ihre unbedeekten Hautpartien | nt in le ;
akut entzündlich gerötet, geschwollen und mit zahlreichen kleinen | muß dabei stehen; Die ersten Bissen g )
a i Z. eine Stunde vor Schlafengeben, so nachts Hustenreiz. Appetit gut.
Kriebelgefühl in Händen und Vorderarmen, Angstgefühl in den Schläfen
chmal davon wach werdend.
Quäddeln und Pustelchen bedeckt waren. Meist konnte ich auch
; Sei dort zwei Jahre.
sin Abgebrochenen Haarspitzen extrahieren, : worauf der Juckreiz
de allmählich besserte. Immerhin dauerte es drei bis vier Tage,
re; Umschlägen dieses, heftige Jucken schwand. Die Ur-
Ra © fanden die Leute bald’ selbst in Gestalt der‘ genannten
upe, Auch auf Nasen- und Mundschleimhaut von . Menschen
und auf der Brust, auch im Schlaf, man
Schreckhaft. Beider Truppe „habe es ihm gefallen“
~) Die Veröffentlichung dieser bereits im Juli 1918 druckreifen
Publikation konnte. aus äußeren Gründen erst jetzt erfolgen. - .
%
+ auch. bei unseren Soldaten bewährten. . Pe
(Quallen, Siphono-
n unserer inneren Feinde..
Speiseröhrenerweiterung zu deuten ist, und brachte mir die Zeit .
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210
‚lassen. Die Mahlzeit sammelt sich am unteren Ende der Speiseröhre
` Lage, hakenförmig, nirgends fixiert, gut tonisch, mit energischer Peri-
‚staltik. Pylorus ohne Besonderheiten.
‚20 Minuten bis auf bohnengroßen Rest ausgestoßen zu sein.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
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u Gar ee. >
2. März.
` Mittelgroß, kräftig, gut genährt, gesund aussehend, geringer Haar-
wuchs am Schädel, Nasenwurzel behaart. Pupillen sehr weit, ohne
Besonderheiten. Harter Gaumen etwas hoch, weicher frei. Zunge
zittert nicht, ist hinten belegt. Kein Lidflattern. Ausreichendes Ge-
biß, Überbiß des Unterkiefers. Brust- und Bauchorgane frei. Darm-
und Blasentätigkeit nicht gestört. Laryngoskopisch ohne Befund.
Pulszahl stets hoch, um 84, Kein Romberg, Reflexe ohne Störung,
Rachen etwas unempfindlich. Keine Stigmata. Leichtes Händezittern,
Dermographie angedeutet. Schilddrüsengegend ohne Besonderheiten.
Psychisch nichts Bemerkenswertes. Urin frei. Blutzählung: 63 %
Neutroph., 14 Lymphoe., 1 Eosinoph., 1 Monocyt., 11 Übergangsformen.
Wassermann sehr stark. Gewicht: vor dem Krieg 150 Pfund, jetzt
139 (in. letzter Zeit nicht, mehr abgenommen),
` 8. März 1918 Voruntersuchung: Mediastinum frei. Wis-
mut-(Bi-)bissen gehen schlank bis zum Zwerchfell, ebenso Aufschwem-
mung und Brei, nirgends Ausstülpungen, die auf Divertikel schließen
an, diese erweitert, wurstförmig, sich allmählich bis zum Halsteil auf-
füllend. Magenschluß als helle Zone, durch welche ab und zu eine
schmale Kontrastmittelstraße fließt. Sehr langsam Magenfüllung, jedoch
immerhin in zehn Minuten etwas Inhalt zu sehen. Magen in normaler
Nach 20 Minuten Speiseröhre
zur Hälfte gefüllt, nach 30 wieder weniger, nach 40 ist der Schatten
schmäler, nach 50 ist Ösophagus leer. Nach 8!/2 Stunden kinderhand-
großer Rest im Magen, nach sechs Stunden Magen leer (400 g). Die
weite, schlaffe, bewegungslose Speiseröhre machte aufmerksam. Eine
zweite Voruntersuchung am 18. April ergab: Ösophagus
füllt sich hochgradig, wurstförmig, dabei etwas geschlängelt, dennoch
gleichmäßig vom Zwerchfell bis zum Halsteil auf. Bei flüssiger Kon-
trastfüllung kann man an der Oberfläche deutlich Wellenbewe-
gungen durch Erschütterung erzeugen. Am Zwerchfell geht ein
ganz schmaler zipfelförmiger Fortsatz des Mittels in den Magen — in
diesem erscheint nur langsam und wenig Füllung. Nach sechs Minuten
kaum Veränderung. Allmählich sinkt das Niveau, um nach ungefähr
Dieser,
unregelmäßig geformt, bleibt viele Minuten dicht am Zwerchfell stehen.
Würgbewegungen sind nicht beobachtet, kein Brechreiz, keine Peri-
staltik oder Antiperistaltik. 0,001 Atropin verzögert den Ausstoßungs-
vorgang noch erheblich (siehe 11. Juni).
Dritte Untersuchung 8. Juni 1918: Z. ißt eine Schnitte mit Bi-
Marmelade 822. Gefühl der Füllung bis obenhin. Die Speiseröhre er-
scheint spindelförmig aufgefüllt. Nach Genuß einer halben Schnitte
glaubt Z., nicht weiteressen zu können. Ein Schluck Kaffee befördert
den ganzen Inhalt in den Magen. Während der Auffüllung keine
krampfartigen Empfindurgen. Eine zweite Schnitte 8%, dann noch
eine halbe. Nur kleine Mengen im Magen zu sehen. Dann wird 10 %iger
Bi-Kaffee getrunken, welcher den Inhalt des vollen Ösophagus sofort
in den Magen befördert. Wiederholt ein wenig Bi-Brot gegessen, läßt
den unteren Teil der Speiseröhre gefüllt sehen mit einem schmalen,
wurstzipfelähnlichen Speisezapfen- in den Magen hinein. Ein Schluck
Kaffee spült stets alles hinunter, was Z. selbst merkt. Man sieht
geradezu, wie die Flüssigkeit den Inhalt in den Magen drückt.
Atropinversuch ii. Juni. Flüssigkeit von 15 Bi 100 Kaffee
stürzt ohne Aufenthalt in den Magen. Von einem Spasmus keine An-
deutung. Zähe Paste aus Bi, Wasser und Milchzucker bleibt in der
Speiseröhre liegen, diese schlaff ausbauchend. Der Magenmund ist ge-
‘schlossen. Unteres Röhrenende dick, etwas konisch. Ab und zu ein
` feiner Pastenfaden auftauchend. Kaffee fördert einen großen Teil
sofort hindurch, mit drei Schluck ist die Paste fast völlig bis auf
einen kleinen an der Wand zurückbleibenden Rest
hindurcbgetreten. Sechs Minuten Dauer. In den Valleculis keine Reste.
Ein Bi-Grießbrei (Riedermablzeit) sinkt ganz langsam herunter, ein
Bissen türmt sich auf den andern bis zu völliger Auffüllung. Bauchige
Form. Keine Peristaliik. Am Magenmund bröckelt andauernd etwas
in den Magen hinein, besonders bei jeder Schluckbewegung. Drücken
auf die rechte Halsseite ergibt einen ununter-
brochenen Strahl durch den Magenmund. Nach elf
Minuten noch bauchige Füllung in Daumenlänge, es besteht aber kein
Spasmus, man sieht fast immer eine Straße in den Magen hinein. Auch
zum Schluß des Vorganges keine Peristaltik, nur fortgeleitete Pulsation
von der Aorta. Die Konfiguration des Breisaumes bleibt unverändert.
Nach 19 Minuten ist ein Drittel des Inhalts in den Magen gewandert,
nach 26 Minuten die Hälfte. Bei 80 Minuten 0,001 Atropin subeutan.
Nach 51 Minuten ist trötzdem noch ein kleinfingergliedgroßer Rest vor-
handen. Nun neue Füllung. mit dünnem Grießbrei. Nach 10 Minuten
Speiseröhre fast voll, von besonders schlaffem Aussehen, fast zwei
Daumen dick breit, nach 16 Minuten noch eineinhalb Daumen lang. Ab-
brechen des Versuchs. .
Pilocarpinversuch 14. Juni. Bi-Semmelbissen gleitet
langsam, wie der Schwere folgend, nach unten und bleibt vor dem
Magenmund liegen. Kaffee spült ihn sofort hindurch. Ein neuer Ver-
such mit Bi-Kaffee beweist, daß dieser sogleich in den Magen fließt;
die Wellenbewegung durch Schütteln zu sehen, gelingt bei Auffüllung
des unteren Teils mit festem Brei, darüber Bi-Kaffee. Bi-Marmelade
gleitet schnell herunter, bleibt am Eingang liegen, ist durch Kaffee
hindurchzuspülen.
Eine Auffüllung mit dünnem Brei zeigt deutlich Peristaltik, nach fünf
Minuten leer!
Hälfte gibt wieder starke Peristaltik. Würggefühl.
zusammengezogen. Die Peristaltik verstärkt sich immer mehr, man sieht
den Brei oft breiter und kürzer, oft länger und dünner werden — der
Magenmund bleibt geschlossen.
kaum. Daß die Contraction des Magenmundes schuld ist, beweist ein
Versuch mit Kaffee, welcher jetzt auch nicht imstande ist, den Pilo-
carpinverschluß zu sprengen.
Hals befördert den Inhalt nicht weiter — zwei Versuche, die sonst nie
versagten. Allmählich wird der Inhalt geringer, als er nur noch halb-
daumengliedlang ist, spülen große Mengen von — stets lauwarmem —
Kaffee nach 31% Minuten den Rest in den Magen.
nachweisbar. Im Ö
glatt hindurch (Dr. Brunk).
Wir haben hier eine Speiseröhre vor uns, die Divertikel
oder einfache spindelförmige Ektasie ganz ausschließen, ferner bei
der gleichmäßigen, nirgends ausgesparten Auffüllung an das Vor-
handensein von etwas Malignem nicht denken läßt, auch spricht
die Klinik dagegen.
erscheinungen auf das Gesamtbefinden. Kompression ist bei Form
und Ausdehnung der Ansammlung und dem Fehlen von Ver-
lagerung nicht anzunehmen, auch kein positiver Befund dafür zu
erheben. Auf richtige Striktur weist nichts hin, man würde
stärkere Auffüllung dicht oberhalb einer solchen erwarten, wenn-
schon bei sekundär schlaffer Muskulatur peristaltische Bewegungen
ausbleiben könnten.
(Wiederholungen!) Pilocarpinspritze 0,0125.
Starker Schweiß. Auffüllung mit Bi-Marmelade bis zur
Magenmund fest
In 24 Minuten ändert sich das Bild
Auch manuelles Drücken gegen den
Klinische Ergänzung: 17. Juni Magenschlauch geht gut
hinunter. An Kardia Widerstand, Umrollung, ungewollt kcmmt Schlauch
hoch, neue Einführung in den Magen gelingt glatt — man spürt großen
Spielraum für den Schlauch.
20. Juni. Magenschlauch findet einen sich sofort lösenden Wider-
stand am Magenmund. Beim Schlucken von Kaffee ist neben dem
Schwertfortsatz das Durchspritzgeräusch sofort nach dem Schluckakt
gut hörbar. Das zweite (Durchpreß-)Geräusch tritt nicht auf, auch
nicht verspätet.
spritzgeräusch, kein zweites, auch nach längerer Zeit nicht.
Auch bei dünnem Brei haben wir nur ein Durch-
Mageninhalt: freie HCI —, G. A. 8, Milchsäure +, mäßig
Stärke, sehr vereinzelt Hefe.
Stuhl: Benzidinprobe —.
Im herausgewürgten, nicht veränderten Inhalt ist HCl nicht
sophagoskop nichts Besonderes, das Rohr geht
Zum Bösartigen fehlen schwere Folge-
Es dreht sich um eine Erweiterung, bisher ohne eigentliche
Aussackung, wie sie meist leichter, doch auch so hochgradig bel
Spasmus der Kardia, manchmal oben über das Herz beiderseits
hinausragend, vorkommt.
Brechreiz, Wechsel der Erscheinungen — anfallsweises und plötz-
liches Auftreten von Störungen. Der Druck im Thorax beweist
dafür nichts. Die Magensonde wird nicht umgriffen. Man vermißt
die sonst wohl stets zu findende ausgeprägte Schlängelung. Gegen
Spasmus ist weiterhin der Versuch mit Atropin anzuführen,
welches die Austreibung verzögert. ;
hinweisen, daß erhöhte Vagusreizung meist mit Eosinophilie g8-
paart ist, die bei uns fehlt. Sonstige Symptome der Vagotoni®
fehlen, wie Hyperacidität mit Obstipation, feuchte,
und Füße, langsamer Puls, Pollakisurie usw. Man
auffällig lange Austreibungszeit!
Für diesen fehlen Würgbewegungen,
Vielleicht darf man dara
kalte Hände
beachte die
Die Breite des Bildes beträgt vor dem Schirm (bei der ver-
größernden Durchleuchtung) bis 5 em (gegen die normale Weite
7 bis 30 mm). Es entspricht das Befunden, wie sie bei jeder Art
Erweiterung vorkommen können. Das festgestellte Fassungs-
vermögen für große Brot- und Breimengen ist nichts Besonderes,
hat man doch Kapazitäten bis 500 g, ja zu 21 gemessen. Gerade
das lange Verweilen eines großen Inhalts läßt auch den Husten-
reiz nachts beim Essen kurz vor Schlafengehen verstehen.
‚., Der erste vom Willen abhängige Teil des Schluckaktes ist
nicht gestört, der spätere unwillkürliche, die Peristaltik, versagt.
| Die Schluckgeräusche haben ja nur begrenzte Bedeutung, sie
tragen aber vielleicht doch schon etwas zur Klärung bei:
erste — Durchspritz- — Geräusch würde bei Insuffizienz der
Kardia fehlen. Daß diese fest schließt, zeigt. auch der SchirM.
Das zweite — Durchpreß- — Geräusch tritt in unserem Fall me
auf, auch nicht verspätet — es dürfte bei (wie stets innegehalten!)
leerem Magen nicht fehlen. So sind wir schon auf das Versagen
der Ösophagusmuskulatur hingewiesen.
Diese ist nicht imstande, die physiologische Enge und den
Kardiaverschluß zu überwinden, obwohl keine große Kraft dazu
gehört, wie der Druck auf die rechte Halsseite mit Entleerung
beweist (was auch Dietlen beobachtet hat). Man sieht keine
Peristaltik, wie meist, der Ösophagus ist schlaff und tot. Er ist
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aufgepumpt, aber immerhin eine geschlossene Säule — ohne die
umschließende Kraft nicht imstande, den Inhalt auszustoßen. ‚Die
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sind außerordentlich verlängert. gegen die Norm
tik, tii F.
nelade bis ur
semmi ii >. Zeiten si orde , verlangert. g
ehr, madl f. -> Flüssigkeiten 0,8 bis 1,5, bei Breien 4 -bis 10 Sekunden). Zur
erda -W f Erweiterung kommt also als Hauptmoment. die Erschlaffung oder
sich das Bl f Schlaffheit. Der Inhalt fällt hinunter, es kann nicht beobachtet.
Demi pe werden, daß die ersten Bissen über. die Wand hingestrichen, dann
s da FÜ weiter nach unten geschoben werden, weil eben Innendruck fehlt. :
pa -.. ° Störe ich den Kardiaverschluß durch’ das das: autonome System
= u Se lähmende Atropin, so beeinträchtige ich gleichzeitig auch die
a- E- ~ Kraft der an und für sich nicht tätigen. Speiseröhrenmuskulatur —
de besteht also wirklich ein (vielleicht sekundärer) .Spasmus,. wofür
if: auch der zipfelförmige Fortsatz spricht,. so kann ‘ich das mit dem `
misda F ~.~ Atropinversuch schlecht beweisen, aber-auch nicht ausschließen.
piima t. - Stark kann er nicht sein. — schwerlich also’ Ursache der. Er-
[*.. weiterung —, wie sein Überwinden durch Flüssigkeit. und Druck.
dea Me Fo zeigt. Ich meine, zum Verstehen eines Spasmus sind. entzündliche,
ja a die Schleimhäute alterierende, einen Reizzustand unterhaltende
a Vorgänge (Rosenheim) gar nicht nötig: :- Man: - bedenke das
dt, Spiel anderer Schließmuskeln! Näher kommt wohl Eisenstein:
j die Ösophagusperistaltik ist zur Funktion des: Kardiareflexes. nötig,
ist der Reflex gestört, so kommt .es. durch‘. Nichtlösung zum
klinischen Symptom des Kardiaspasmus. -Anders ‚klärt das. den
Vagotonus steigernde, zur‘ Muskaringruppe. gehörige Pilocarpin:
Lähmungen sind nicht. vorhanden, man sieht Bewegung -im Öso--
phagus auftreten, er arbeitet zuerst mit Erfolg, -schafft seinen Inhalt
E53
2E
wordenen Verschluß des Magenmundes zu’ sprengen vermag.
Auch Flüssigkeit und manuelle Nachhilfe ‚können dies dann
.- nicbt mehr. Na ee en
.... deh verlange nicht Reste von Brei in den Valleculis und
| Sin. piriformes, wie Holzknec.ht (6) und Ridder (4), indem
der intakte bucco-pharyngeale Teil des Schluckaktes genügen
mag, ein solches Zurückbleiben unmöglich zu machen, - „5
Alles in allem:, Das Sinnfällige ist das Versagen der Mus-
kulatur, die Dehnung ist sekundär... Ich glaube so, hier einen
remen Fall von schon erheblicher Atonie. der Speiseröhre vor mir
zu haben mit dem Symptom oder. der. Folge: Erweiterung
noch im Beginn, der Reiz des sich immer und. immer wieder an-
sammelnden Inhalts mag einen gewissen Spasmus am Magenmund
erzeugen, was ja auch beobachtet und, besonders von. Rosen-
heim, behauptet ist. Letzterer [nach Kraus (3)] hat mit Recht
betont, daß Hemmungen an irgendeiner Stelle des Ösophagus bei.
gut erhaltener Muskelkraft des Organs Regurgitation, .
. keine Ektasie erzeugen. Die Muskulatur würde dann bei — wie
hier — nicht allzu großem Hindernis eher. hypertrophisch, beim
‚ Nichtgenügen erst schlaff, gedehnt werden. Es fehlt bei Atonie
`- die Spritzkraft nach oben und unten. Atonie ist der engere,
motorische Insuffizienz der weitere Begriff, sie sind nicht identisch,
der Tonus ist geschwächt, die Peristaltik- geht aber anzuregen —
. jedoch ist sie sehr labil. Die verschiedenartige Bewegung der
Ingesten je nach Kon- < N oS
<. Sistenz belegt meine
Auffassung. Auch das
t ` nachweisbare Zurück-
| bleiben von Partikeln
! an der Wand, das nor-
, . Malerweise weder bei
| flüssigen noch brei-
Igen Speisen vorkommt,
! stützt mich. Ebenso
| das sofortige Herunter-
eS=S
Ns
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„Fr An ns Fa a ze
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woema -or
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drücken durch Flüssigkeit und Hindurchstürzen derselben, wenn
man Sie ohne Festes gibt — mechanisch durch die Schwere, die
Ferner fällt besonders der Wechsel in der
' . Adhäsion fehlt
Form der Silhouette ins Gewicht, die sich bei verschiedenen
| Konsistenzen verschieden darstellt, bei .gerade vorhandenem
*ylorusschluß unten dick, meist konisch endet. ‚(Siehe Text--
abbildungen)) | De a
air Die Vorgeschichte spricht gegen Auffassung als eigentliche
nopathische Erweiterung, soweit man sie von Atonie trennen mag. |
Ð Atonie oder Atrophie — wie mag man da entscheiden? Muskel-
snränderungen? Weshalb gerade nur im Ösophagus? Es genügt
y en zur Klärung Mangel an Contractionskraft wie bei Atonie. —
| 8usatrophie? Man könnte daran denken. : Es fehlt aber jeder
hältspunkt, Den positiven Wassermann können wir außer acht
ssen, da die Erscheinungen schon 'vor der Infektion bestanden
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1510 — MEDIZINISCH
weiter, bis er erlahmt, nicht mehr. den nun auch stärker ge-
‚auch Magenstörungen hat Patient nie
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E KLINIK, Nr. Je a Pa RS R u
. er = a n p -1 non t - - 2 %
haben. Einfache Vagusstörüngen? Sicher aber nicht im Sinn einer
Reizung wie bei Kardiospasmus. — Und.die sensiblen Nerven an-
zuschuldigen, ist etwas: gewaltsam, zumal sich Z. beim Sondieren
benimmt wie jeder andere. —' Auch die’ Peristaltik, das Produkt
| aus Arbeit. des Centrums und der .nervösen Organe in der Wand,
läßt sich glatt"erzeugen. ‚Irgendein Schluß auf centrale Erkran-
kung: ist also sehr gewagt. ‘Aber der Vermittler, der Vagus, ist
"nicht .imstande, in der gebotenen Muskulatur den richtigen, Tonus.
zu erzeugen, es muß: irgendeine . Schädigung des komplizierten
nervösen Meehanismus: vorliegen,, dèr,- neben der „peristolischen
'|-Funktion“ die. vermehrte Hemmung an der, in:Ruhe ja stets ver-
schlossenen, Kardia.: hervorruft, eine. Anomalie- im Innervations-
ablauf an Kardia und im -Ösophagus.. ‚Unterstützend kommt dann
das vielleicht nicht einwandfreie Muskelmaterial hinzu: — Wieweit
| der, Sympathieus heranzuziehen ist,. kann man nicht: beurteilen.
: Der Ösophagus beansprucht Interesse nur, soweit. die Muskulatur in
Frage kommt — wir müssen 'uns mit: unseren Versuchen an. den
Vagus wenden; die autonome-Förderung und Hemmung prüfen.
|. Yon. dem. Adrenalin mit seiner Sonderstellung und elektiven Wir-
‚| Kung. auf die sympathische Faser, die Endigungen in. der Gefäß-
muskulatur, war eine Klärung -nicht zu erwarten. .Am’Herzen
. muß. man ja sogar. erst, um Adrenalin zu studieren, den Vagus
durch Atropin: ausschälten. ‘Für 'den tieferen Verdauungskanal
wäre Adrenalin mit seiner Splanuchnicuswirkung eher zu gebrauchen,
auch kennt man seine Augen-, Drüsen- und Stoffwechselwirkung
schon ‘besser. . Wir mußten uns eben an die Mittel halten, die
Bewegungsänderungen erkennen lassen, und an die Stelle,
- wo solche; möglich sind. . Und .der Vagus ist der Bewegungsnerv.
| Papaverin. stand -nicht zur Verfügung, auch. besteht über die
Brauchbarkeit noch nicht genügende Erfahrung. Der Vagus. bot
sich gut zum Experiment, er. fällt nicht aus, -das beweist der
'Kardiaschluß, Ösophagus und Kardia sind funktionell untrennbar,
wie Ridder (4).richtig.hervorhebt, wenn schon zu beachten ist,
daß der Tonus auch von den im Ösophagus liegenden Centren
reguliert werden kann, daß auch lokale Reflexe das Kardiaspiel
‚beherrschen. All das ist belanglos: es ist und bleibt eine Atonie, `
die Summation der. Reize .in den Speiseansammlungen genügt
‚nicht, diesen Ösophagüs zum Sprengen. dieser Kardia, zu -
befähigen. ° ` : on De, a. E
Ich komme auf den Anfang meiner Bemerkungen zurück:
Rosenheim war wohl der- erste,
Atonie wider Spasmus.
welcher neben dem Spasmus auf Wändatonie als primäres Moment
mit nachträglicher Dehnung und sekundärem Kardiakrampf für.
‚Genese der Erweiterungen , hinwies (5), -Holzknecht ‘und .
Olbert betonen, daß man sie häufiger findet, je mehr man die .
unvollständigen Formen erkennen gelernt hat (6). Von „enormer
Häufigkeit“ zu reden, ist reichlich weit gegangen (7), Ridder
und Rosenheim sind auch anderer Ansicht. .Kraus ünd
Ridder nehmen zuerst den Spasmus an und dann Parese der
Ösophaguswand und entzündliche Prozesse mit. ihren Folgen. Mein `
Fall mit ausgeprägter Atonie, mäßiger Erweiterung und kaum-an- '
gedeutetem Spasmus spricht für Rosenheim, gegen Ridder,
Letzterer sagt: hochgradiger Spasmus ohne Erweiterung ist selten
—.nun ja: bier schon reichliche Erweiterung ‘bei geringem Spas-
mus, also ist der‘umgekehrte Weg anzunehmen. . 0O20)
. Wie-meist ist bei uns der Anlaß ganz unklar. Von einem
Trauma, auch psychischem, ist nichts ‘bekannt. Am’ ehesten ist
wohl eine funktionelle Störung ‚anzunehmen — wenügleich bei
unserem Patienten wenig für einen Neuropathen 'oder asthenische
Konstitution vorhanden ist- Ein Weg über eine katarrhalische -
Entzündung des Ösophagus ist nicht zu finden.‘ Tabak und Al-.
kobolabusus- fehlen. Üble Eßangewohnheiten sind nicht bewußt,
‚gehabt, die -rückwirkend
anzurechnen wären. . u er. u
Ich: nannte meinen Fall — und bringe ihn deswegen —
wohl mit Recht einen typischen, wie er so selten als isolierte
Organveränderung zü- finden ist.. a wenn
Mit dem Erfolg‘ der Therapie sieht es schlecht aus, ' Kann
man kausal nicht heran oder reflektorisch wirkende Ursachen nicht
ausschalten, durch Allgemeinbehandlung -etwaige nervöse Konsti-
tution nicht beseitigen — so bleibt nur symptomatische Behand-
lung übrig. Die Sonde -kann nichts leisten, wie -bei Spasmen. `
Spülungen können nur verschlechtern. . Auch in meinem Falle -
versagten Allgemeinbehandlung, ebensoWismut, Valeriana, Stryehnin.
In die Augen springend; waren: .besondere Klagen zu einer Zeit
mit “Atropinbehandlung ‚(vor genauem Erkennen ‚durch die ein-
gehenden Untersuchungen), wie ja zu erwarten war. Jodbehand-
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212
‚Jung versprach nichts, eine enetgische Salvarsanquecksilberbehand-
lung war ohne jeden Einfluß.
- auch in der Regel’ eine Leukopenie.
Literatur: 1. Eisenstein, Beiträge zur Radiologie der Speise-
röhre. (Fortschr. d. Röntgenstr. 1914, Bd. 21, H. 4) — 2. Rosenheim,
Zschr. f. klin. M. 1910, H.6. — 3. Kraus, Die Erkrankungen der Speise-
röbre. (Nothnagels spez. Path. u. Ther.) — 4.-0. Ridder, Die Erkrankungen
der Speiseröhre. (Spez. Path. u: Ther. inn. Krankh. von F. Kraus und
- Th. Brugsch 1914, Bd.5.) — 5. Nach Eulenburgs Real-Encyelopädie.
— 6, G. Holzknecht und D. Olbert, Die Atonie der Speiseröhre.
(Zschr. f. klin. M. 1910, Bd.71.) — 7. Dieselben, ebenda 191i, Bd. 72,
H. 3 und 4.
| Über die Pulsverlangsamung bei Influenza.
Diiferentialdiagnostische Schwierigkeiten zwischen
Influenza und typhösen Erkrankungen').
i Von
Dr. Georg Eisner, Berlin.
Ich möchte mit wenigen Worten auf eine Erscheinung auf-
merksam machen, ‚die mir bei der jetzigen Influenzaepidemie be-
t
sonders auffiel und die mir bei der Differentialdiagnostik nicht
“unwesentlich zu sein scheint, nämlich auf die relative Pulsverlang-
samuüng, wie sie bei den meisten der von mir beobachteten Fälle
vorhanden war. In einigen Fällen verlief die Erkrankung zwar
auch mit Pulserhöhung, in der Mehrzahl der Fälle war jedoch bei
einer Temperatur von 39 bis 40° die Pulszahl nicht über 80 bis
90 pro Minute, häufig noch geringer. l
“ Daß eine Verlangsamung des Pulses in der Nachfieberperiode
der Influenza vorkommt, ist eine schon früher nicht selten beobachtete
Erscheinung. Aber auch während des
Fiebers ist sie bereits bei Jochmann?
als häufig erwähnt.
schreibt, daß die Bradykardie im febrilen
Stadium vorkommt. Einige der Autoren,
die über die jetzige Epidemie bereits
berichtet haben) [Fleischmann?),
Brasch®), Hesse?)], heben ebenfalls
den auffallend langsamen Puls hervor.
Dieses Symptom der relativen
| Pulsverlangsamung nun ist von großer
Bedeutung bei der Differentialdiagnose gegenüber den typhösen
Erkrankungen (Typhus, Paratyphus A und B) und besonders
in Gegenden, wie z. B. auf dem Balkan, wo gleichzeitig zahl-
reiche typhöse Erkrankungen vorgekommen sind. Die klinischen
Erscheinungen bei der Influenza stimmen mit denen des Typhus
und Paratyphus oft in wesentlichen Punkten überein, und speziell,
wo wir jetzt so häufig abortive Formen der typhösen Erkrankungen
beobachten, die in ihrem Verlauf dem der Influenza außerordentlich
ähnlich sind. |
Auch Hesse?°) hebt diese Schwierigkeit in der Differential-
diagnose hervor: Fieberverlauf, Kopfschmerzen, Benommenheit, Brady-
kardie, Milzschwellung, Leukopenie, ferner Darmerscheinungen, Durch-
fall sowohl wie auch Verstopfungen finden sich in gleicher Weise bei
beiden Erkrankungen. Klinisch ist in solchen Fällen eine Differential-
-diagnose kaum möglich. i l
Die Leukocytenzahl ist, wie ich mehrfach festgestellt habe
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alk ias. «ie
m Daai » bal
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und wie es auch andere Beobachter gefunden haben, relativ ver-
mindert, |
Ich fand Werte von 8000 bis 10000 bei einer Temperatur von
41° vor. Fleischmann?) Citron!®Y) und Hesse!!) fanden
E Bergmann!?) hebt ebenfalls
die Ähnlichkeit der typhoiden Influenza mit echtem Abdominalis her-
vor. Koepken') sah oft Bradykardie mit stärkerer Blutdruck-
39 bis
1) Die folgenden Zeilen sind im August 1918 in einem größeren
Lazarett auf dem Balkan fertiggestellt worden, konnten AOs Außen
a nn . jetzt ne an übergeben werden.
ochmann, Lehrbuch der Infektionskrankheit
3) Krause, Handbuch der ae
inneren Medizin E
Staehelin, I. Bd. Infektionskrankheiten 1911, S. 228, Pens
8 Die eig ist de rs August 1918 berücksichtigt
‘leilschmann, riegsärztl. Abei í Mia
(M. m. W. 1918, Nr. 81, S. 859). & ende, Berlin, 23. Juli 1918
$ Brasch, M. m. W. 1918, Nr. 30.
a ne S56, M. m. W. 1918, Nr. 30.
. c.
3) 1l. c.
R ron: M. m. W. 1918, Nr. 31, S. 880.
12) Bergmann, D. m. W. i918. N
9) Koepken, D. m. W. 1918, Nee
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
— —W*$heERR$B-R-R-R BR hmnmmhRI[manmnmRaRZRZaZa ZZ — — — — — — — — — — — —————————
Auch Krause’
2. März.
—_
senkung bei Influenza, dabei in der Hälfte der Fälle ausgesprochene
Leukopenie (3000 bis 4000) im Blut bei 39 bis 40 ° Temperatur. Nur
bei komplizierten Fällen war stärkere Leukocytose.
Man sieht aus diesem Hinweis, wie schwierig oft die Dia-
gnosestellung sein kann. Gewöhnlich wird zwar der Verlauf der
Erkrankung entscheiden, ob man es mit einer typhösen Erkrankung
oder mit einer Influenza zu tun hat, da bei der Influenza eine
längere kontinuierliche Fieberperiode meist nicht vorkommt. Auch
werden die serologischen und bakteriologischen Untersuchungen
die Diagnose einer typhösen Erkrankung bald klären. Die Diazo-
reaktion ist bei Influenza negativ, bei Typhus positiv. In den
ersten Tagen jedoch ist in der Mehrzahl der Fälle die Differential-
diagnose kaum möglich.
Hier könnte nun eine charakteristische Veränderung des Blut-
bildes, wie es Rosenow!) vor kurzem bei der jetzigen Influenza-
epidemie festgestellt hat, zur Entscheidung beitragen. Er fand nämlich
eine neutrophile Leukocytose und Lymphocytopenie bei nicht oder nur
wenig erhöhter Gesamtleukocytenzahl. Die eosinophilen Zellen sind
reduziert oder fehlen ganz. Rosenow hat diesen Befund speziell
als differentialdiagnostisches Merkmal gegen typhöse Erkrankungen auf-
gestellt, bei denen gerade umgekehrtes Verhalten vorhanden ist, nam-
lich relative Vermehrung der Lymphocyten, Verminderung der poly-
nucleären Zellen. Dieses Verhalten des Blutbildes als differential-
diagnostisches Merkmal wäre sehr wertvoll, wenn es konstant wäre.
Nach Mitteilungen anderer Autoren ist dies aber nicht der Fall.
Fleischmann?) spricht von Mononucleose, Citron?) fand einen
Rückgang der polynucleären Zellen. M. Levy) stellte fest, daß
anfangs die Leukocyten auf ‚der Höhe des Fiebers vermindert seien
und daß sie nur bei Komplikationen erhöht wären, daß dabei die poly-
morphkernigen Elemente zugunsten der Lymphocyten zurücktreten. Es
handle sich um eine Schädigung der Leukopoese ähnlich wie beim
Typhus. Hesse endlich fand neben einer Verminderung der eosino-
philen und basophilen Zellen eine Verschiebung der neutrophilen nach
links im Arnethschen Sinne. Man sieht, die Feststellungen der
verschiedenen Autoren gehen sehr auseinander und widersprechen sich
sogar zum Teil. Solange die Frage der Veränderung des Blutbildes
Bicht eindeutig geklärt ist, können wir sie jedenfalls zur Differential-
diagnose nicht heranziehen. | i
Neben den Fällen von lnfluenza mit kurz anhaltendem Fieber
gibt es auch Fälle, bei denen die Differentialdiagnose auch weiter-
hin schwierig bleibt. Es sind das meist die länger fiebernden
Influenzaerkrankungen mit schwereren Lungenkomplikationen oder
schwerer Allgemeininfektion. Einen Fall dieser Art möchte ich
hier als Beispiel besonders hervorheben, wo aus dem
Krankheitsverlauf die Diagnose nicht zu sichern -war und erst
die wiederholten negativen bakteriologischen und serologischen
Befunde eine typhöse Erkrankung ausschlossen.
Es handelte sich neben schweren Allgemeinerscheinungen, Kopf-
schmerzen, Benommenheit, hohem und kontinuierlichem Fieber un
deutlicher Pulsverlangsamung (siehe Kurve 2), um schwere.Lungenver”
änderungen. Es waren zunächst bronchopneumonische Herde über
dem linken Unterlappen, später auch über dem rechten Unterlappen
und rechten Oberlappen. Die Milz war vergrößert, die Leukocyten-
zahl schwankte zwischen 8000 bis 10000, war also bei Berücksichtigung
der hohen Temperatur relativ niedrig. Pneumonische und bronche-
pneumonische Herde können auch bei Typhus vorkommen. Alle an
deren Symptome sprachen ebenfalls für eine typhöse Erkrankung. Die
Leukocytenzahlen, an sich für Typhus etwas hoch, würden durch die
Komplikation der Lungenerkrankung erklärt werden können.
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Es ist aus dieser kur
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cillen gefund pi Sun je Typhus- (respektive Paratyphus-) Ba-
al en e wurden, der Widal negativ war und auch im Ver-
kritischst j rankung negativ blieb, so wurde schließlich nac
EL T er Abwägung aller Symptome die Diagnose der typhosen
re fallengelassen und die auf Influenzapneumonie 86
3 ARRBOY, M. Kl. 1918, Nr. 30.
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)M. Levy, D. m. W. 1918, Nr. 85.
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der W echselbeziehungen zwischen Mensch und Erde eine ihrer
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‚ Seiner heimatlichen Umge
ee ae MEDIZINISCHE KLINIK — N. 9. LET Au
Mitteilung, während des s Rückmarsches dureh Serbien und Ungarn,
noch zahlreiche derartig schwere — typhöse — Influenzafälle ge-
‚sehen habe. Hierbei zeigte sich praktisch immer wieder, welche
- Sch wierigkeiten die Differentialdiagnose bereitet, besonders wenn
stellt. Auffallend war, ra ich ‚nochmals Hinweisen möchte,
daß auch trotz der langen Fieberperiode und. der bronchopneu-
monischen Komplikationen. die ‚Pulsverlangsamung. während der $
ganzen Erkrankungszeit. A Re ner,
en ee , bakteriólogische, “serologische und Blutuntersuchungen nicht ange-
stellt werden können. . Biswellon:. ‚war ‚die o Voterneharding über-
Es sei bemerkt, daß ich ` eine. ganze Reihe ähnlicher Fälle
beobachtet habe und daß en auch. ae nach Abschluß dieser Paupt unmöglich.. Bo Be en |
5 2 2 a Aus der Praxis fü für die Praxis. Br we
"Wir verwenden . Ta eine: Zinkirockenpinselung folgender Zu-
Aus dem Resorvolatareit IL, "Weingarten = ab a
Ser sämmenpesuhg (Kriegsrezept):
(Chefarzt: Oberstabsarzt Prof. ‚Dr. Linser). a
x “ Acid: borie. ulver. rR . 80,0
Über unsere ‚Erfahrungen mit. Ristin bei Krätze. | Zinc. oxyd. i zo AEN : 10,0 l
E l `` Tale. E ORE
Dis | Perka-Glyeerin. RE i < 600,0 P
Dr. v « Cube, ordin. Arit.. Ba e a
In den Jahren. 1915- bis 1918 wurden: in unserem acc
insgesamt rund 550 Patienten -an Krätze behandelt. Die.Krätzekur
wurde durchweg ausschließlich mit Ristin durchgeführt,: sodaß wir
über dieses Präparat in. genügendem Maße Erfahrungen sammeln
konnten. Es hat sich durchweg: sehr gut bewährt. i u
| Noch vor kurzem würde das Ristin, vielleicht seines etwas
hohen Preises wegen, fast ausschließlich in/ der Privatpraxis: ver-.
wendet, Die Erfolge, die mit ihm erzielt wurden, vor: allem auch.
seine großen Vorzüge in. der Anwendung, haben ihm aber wäh-
rend des Krieges rasch Eingang in die größeren Fachlazareite -
verschafft. Es sei- übrigens hier gleich erwähnt, daß es im Preis
nicht höher zu stehen kommt ‘als: Perubalsam. oder Styrax,. wenn
es von den Lazaretten in Substanz: bezogen und in- den Militär-
apotheken selbst-hergestellt. wird.
In der ersten Zeit des Krieges ` verwendeteù wir. zur Kur folgen- |
Liq. alum. acet. : ... 0... 800,0 ` ...
E - Spirit. dil. (80 %) . ve. 760, 0 er
Mit dieser- "Masse ` ‘wird ‘der. Patient” ‚gleichfalls . dreimal- innerhalb
. 24 Stunden eingepinselt. -Die.Zinktrockenpinselung :trocknet; sehr. rasch,
umgibt die Haut mit einem feinen, gut haftenden Überzug: und ist reiz-
los. Die so durchgeführte Kur dauert demnach rund zweimal 24 Stunden.
Nach. Ablauf dieser Zeit wird der Kranke als- ‚geheilt entlassen, .
. Die Wirkung ist-eine durchaus‘. prompte. Wir konnten-
unter‘ den. 550 -Fällen keine ‚Revidive beobachten... Der Juckreiz
.13ßt schon nach der ersten: Einpinselung rasch nach, ein Zeichen
‚für :die gute Wirkung des Mittels. auf die lebenden Milben,
der: dritten, Einpinselung ist ‘der en fast stets völlig. ver-
‚sehwunden. — .
<- » Wir haben in zirka 250 Fällen Gelegenheit gehabt, ‚die
"Dauerwirkung der Kur’ auf das sicherste nachzuprüfen, und.
, zwar an Krätzekranken, die zugleich. wegen Syphilis bei ‚uns
eingewiesen waren und "die-nach beendeter. Krätzekur noch vier
bis sechs Wochen lang eine .antiluetische Kur durchmachten: In:
keinem dieser Fälle konnten ‚Krätzerückfälle . ‚beobachtet. werden,
des Rezept: - .
REUMA ea a a en 250,0 i
‚Glycerin innen ne» 125, 0 ' gewiß ein günstiger Erfolg. - Selbst in’ ganz 'schweren Fällen ge-
Spirit, vini o.. s el. e "625,0 ' nügte eine einmalige Kur. So wurde uns im Läufe des Sommers.
ein Patient vou Felde. eingeliefert, der bereits längere Zeit wegen
Später, als das' Glycerin schwer : zu. beschaffen Wan: ersetzten wir
es durch Perka-Glycerin in: folgender Formel: l l ES . Pyodermie . und Phlegmone ohne erkannte Ursache in Revier-
Ristin.... © ET are, 250,0 | | -| behandlung stand. Er kam in einem durchaus üblen Zustand zu
Perka- Glycerin. 2800 ~: | uns. Seine Hände waren unförmig geschwollen, in’ den Zwischen-.
Spirit. vini ee Di ie 5.000, O fingerfalten hatten sich tiefe Ulcerationen gebildet, die. stark rah-
migen Eiter absonderten, ebenso -waren die Axillardrüsen .zum Teil
Als ein gut bewährtes, ähnlich zusammengesetztes Kriegsrezept vereitert und der ganze Körper mit ausgedehnten. Geschwüren
hat sich folgende von den Herstellern des . Rising SDBPE Een? Zusam- und Kratzeffekten bedeckt. Der Mann war kaum transportfähig,
| jede Bewegung verursachte ihm große Schmerzen. Wir erkannten .
menstellung bewährt:
sofort, daß Scabies vorliege und die gleich vorgenommene Ristin-
Ristin. ooa s 0» 2. 250,0. :
Lanepsöl~s . » 2.2... 175,0 Eu kur, die ohne Rücksicht auf die bestehenden Geschwüre und ent-
Alkohol 625, 0 'zündeten: Stellen durchgeführt wurde, hatte vollen Erfolg. Die
Beschwerden ließen sofort ‚nach, die sekundäre Pyodermie heilte
in der. kürzesten Zeit ab. Irgendwelche Reizerscheinungen oder
sonstige unerwünschte Nebenwirkungen kamen auch in. diesem
‚Falle nicht: zur Beobachtung. Wenn irgend Reizung der Haut
und Allgemeinerkrankung durch. das Ristin sich bemerkbar machen
konnten, dann mußte dies hier eintreten. Das Allgemeinbefinden `
besserte sich aber von Tag zu Tag ud. die Haut heilte rasch ab.
Zusammenfassend kann auf Grund unserer Erfahrungen, an
großem Material folgendes gesagt -werden:-Das Ristin ist ein prompt
wirkendes, reiz- und geruchloses Krätzemittel, das sich überall zur
Durchführung energischer Krätzekuren für Lazarette und Kranken-
häuser wie privat gut eignet. Es stellt einen durchaus vollwertigen
Ersatz für die ausländischen Präparate Perubalsam und Styrax dar,
der Kranken die Kur auch in den allgemeinen Krankenzimmern | von denen wir uns möglichst frei machen wollen, um so mehr als-
durchgeführt. Nach Ablauf dieser dreimaligen Einpinselung, also ‚ihnen in der Anwendungsweise viele Nachteile anhaften. und der
Dach etwa 24 Stunden, wird wieder ein Bad. yerabfolgt und so- | Preis eher höher ist als bei Ristin, Besonders auch für die Wäsche
-Bleich die Nachbehandlung des FrBlzeekzemp: begonnen. ` | gibt. es kein un Krätzemittel als Ristin. a; |
Forschungsergebnisse aus Medizin ui Naturwissenschaft.
deutlichsten zutage. Aber auch bei dem Kuktarmanschen Täst
Die nördlichsten Rindviehzüchter $ sich der Zusammenhang mit der natürlichen. Beschaffenheit seiner
Von ` = | ur: | Heimat nachweisen. re er sind jene Völker,
An ar ns | die auf ein schweres Ringen mit der Natur eingestellt sind, da
Dr. Alexander Sokolowsky, Hamburg. |-von diesen die gewaltigsten Anstrengungen verlangt werden, .um -
Die Anthro pogeographie sieht in der Erforschung den. widrigen Einflüssen der Umwelt, zu begegnen. Als solche
sind in erster Linie die Bewohner der Sand- und: #iswüsten zu
Die Durchführung der Kur aiir, bei uns folgender-
maßen: Der Krätzekranke erhält zunächst ein Reinigungsbad, am
besten natürlich. ein. Schmierseifenbad, wie es noch in den ersten
Kriegsjahren durchgeführt werden konnte. Dann wird er: dreimal
innerhalb 24 Stunden ausgiebig mit der Ristinlösung eingepinselt.
: Wir verwenden dazu einen gewöhnlichen größeren Malerpinsel,
~ mittels dessen der Patient mit der Ristinlösung zunächst: ange-
Strichen wird, An den‘ hauptsächlichsten Erkrankungsstellen wird
die Lösung noch: eigens. kräftig in die Haut eingerieben. In der
‚Zeit zwischen den E Einpinselungen bleibt der Kranke in einer Decke
eingehüllt im Bett liegen. Früher benutzten wir eigene Krätze-
beiten in eigenem Raum, doch haben wir in der letzten Zeit ohne-
jeden Schaden für die Betten, ihre Wäsche. und die Umgebung.
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vornehmsten Aufgabe Die Abhängigkeit des Menschen von 3:
Sen: e gig „ar Enpirikoa der Natar auf den Menschen sind ver-
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. Gebirge verursachen Völker- und Kulturgrenzen und weitaus-
214 | © 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
2. März.
schiedener Art. Vor allem ist es das Klima, das unmittelbar auf
ihn einwirkt, welcher Einfluß sich auf Kulturbesitz und geistige
Eigenart geltend macht.
Eine klare Charakteristik der klimatischen Einflüsse gibt
E. v. Seydlitz. Nach ihm erschöpft sich das Leben der hoch-
nordischen Völker im Kampf ums Dasein. Kümmerlich sind die
Gaben, die ihnen die rauhe Natur zu bieten vermag. Daher trägt
die Arbeit der Polarvölker den Charakter der Einförmigkeit und
Armut; ein reges geistiges und gesellschaftliches Leben ist un-
möglich. Das heißfeuchte Klima der Tropen gibt den Menschen .
die einfachsten Bedürfnisse des Daseins ohne ihr Zutun und ent-
wöhnt sie dadurch von der Arbeit. Daher rühren seine er-
schlaffende Wirkung auf den Menschen und die niedere Kultur-
stufe der Eingeborenen. Am günstigsten wirkt die gemäßigte Zone
auf die Entwicklung des Menschen ein. Mit ihrem die menschliche
Lebenskraft anregenden Wechsel der klimatischen Erscheinungen
wie ihrer maßvollen Freigebigkeit erzieht sie ihn zu körperlich
und geistig. stählender Arbeit und bietet’ auch die Möglichkeit
größerer Volksverdichtung.
Mittelbar kommt nach dem gleichen Autor der Einfluß des
Klimas auf die Entwicklung des Menschen durch die Pflanzen-
und Tierwelt zur Geltung, die beide wiederum von den klima-
tischen Verhältnissen abhängig sind. Auch der Bodenwert, der
durch den Reichtum an Bodenschätzen und durch die Fruchtbar-
keit bedingt wird, übt großen Einfluß auf das Leben und die.
-Kulturentwicklung der Menschen aus. Nicht minder werden die-
selben von der Oberflächengestalt seines Wohnortes beeinflußt.
langt der hohe Norden. Das ungastliche Klima, das die Vege-
tation beschränkt, stellt an die Anpassungsfähigkeit des Menschen
besondere Forderungen. Der aus den klimatisch günstigeren süd-
lichen Landstrichen stammende Eimwanderer muß den aus seiner
ursprünglichen Heimat mitgebrachten Kulturbesitz umwerten, wenn
muß sich demnach den neuen erwanderten Existenzverhältnissen
anpassen. Das bedeutet in mancher Hinsicht eine Aufgabe von
kulturellen Errungenschaften oder eine Modifikation derselben für
die neuen Lebensaufgaben. Ein ausgezeichnetes Studienobjekt
bieten in dieser Beziehung die treibenden Polarnomaden Asiens,
Sie gehören in ihren Wohnsitzen jenem Gebiete Asiens an,
das von den nach Norden abfließenden Gewässern berieselt wird.
Unter den Völkern, die diese Gebiete bewohnen, lassen sich ältere
und jüngere unterscheiden. In früheren Zeiten wurden von den
südlich wohnenden Völkern Stämme auf Stämme in jene nordi-
schen Gebiete flußabwärts geschoben. Zersprengte Trümmer
älterer primitiver Stämme wohnen daher nach Leo Frobenius
zwischen den seit jüngerer Zeit Eingebürgerten. Die sämtlichen
Völker dieses nördlichen Abflußgebietes sind entweder Jäger oder
dem genannten Autor weniger gewichtig in die Wagschale der
Volksexistenz als das Wild der Flüsse: die Fische: Die sämt-
lichen älteren Völker unter den treibenden Polarnomaden Asiens
sind Ichthyophagen, Fischesser. Alle diese Stämme sind durch die
Natur dieser Länder gezwungen, ihre Existenzform von dem Leben
und Treiben der Tierwelt abhängig zu machen. Obwohl sie be-
stimmte Früchte und andere vegetabilische Gebilde nicht ver-
schmähen, kennen sie dennoch keinen Anbau irgendeiner Pflanze.
Sie sind durch ihre Abhängigkeit von der Tierwelt zum Nomaden-
leben gezwungen. Von hohem ethnographischen Interesse ist es
nun, daß alle diese Völker zur Fortbewegung in diesen nomadischen
Einöden sich des Schlittens bedienen, der von Haustieren gezogen
wird. Als älteste Völker in diesen Wohnsitzen, als Palae-
asiaten, bezeichnet Frobenius die im Nordosten ansässigen
Stämme, die den Hund als Zugtier benutzen. Ihnen schließen
sich dem Alter nach die Renntiernomaden an, die dem-
nach die zweite Völkerschicht des asiatischen Nordens bilden.
Diese haben, wie die Lappen, von den in südlichen Wohn-
sitzen lebenden Rinderzüchtern die Tierzucht gelernt und diese
auf die Zähmung und Züchtung des in jenen- Gebieten wild
lebenden Renntiers übertragen. Es ist nun von höchstem ethno-
logisch-geographischen Interesse, daß in jenen Einöden ein Volk
existiert, das sich aus seinen südlichen Wohnsitzen bei der Ab-
schiebung und Verdrängung nach Norden das Rind mitbrachte
und sich dieses unter den schwierigen Existenzbedingungen des
Nordens als Haus- und Nutztier erhielt. Es sind die Jakuten.
Ihre Wohnsitze erstrecken sich heute vom 90. bis zum 160. Grad
gedehnte, fruchtbare Ebenen weisen in Kulturbesitz, Leben und
Sprache ihrer Bewohner nur geringe Verschiedenheiten auf. Öde
Ebenen der Steppen und Wüsten mit ihrer ärmlichen natürlichen
Ausstattung begünstigten das Nomadenleben der Völker. Schließ-
lich spielt auch das Wasser eine große Rolle im Leben der Völker.
Namentlich ist es das Meer, in nicht geringem Maße sind es aber
auch die Flüsse, die als Kulturtrenner respektive Kulturförderer
in Frage kommen. Ä
Obwohl diese Einflüsse auf die Entwicklung des Menschen
unleugbar von großer Wichtigkeit sind, wäre es dennoch, wie
Georg Schmidt sagt: „ein ‚pseudogeographischer Fanatismus‘,
wenn man im Leben und Treiben eines Volkes lediglich die
Herrschaft der physischen Verhältnisse suchen wollte. Denn der
Mensch ist der Natur gegenüber nicht ein willenloser Automat;
sondern der Mensch ist der Natur gegenüber ein selbständiges
Wesen mit völliger Bewegungsfreiheit: ihm kann die Natur wohl
‚Möglichkeiten bieten, aber sie kann keinen zwingenden Einfluß
auf ihn üben.“
Die geographische Bedingtheit des menschlichen Daseins
tritt deutlich in der Art und Weise unserer Ernährung hervor
er in den Gefilden des Nordens seine Existenz finden will. Er
. Viehzüchter. Oft und vielfach fällt allerdings das Jagdwild nach
' aufspeichern, da sie diesen nicht mit auf die Wanderung nehmen
und richtet sich die Auswahl der Kost in hohem Grade nach dem
Klima des Wohnorts. Völker, die in Ödgebieten, wie in Steppen
und Sand- und Eiswüsten wohnen, sind gezwungen, sich die
spärlich verteilten Existenzmittel zu erwandern, daraus folgt, daß
sie bei ihrem rastlosen Nomadenleben keinen großen Kulturbesitz
können. In den Trockenräumen bilden die Herden das einzige
wertvolle Besitztum. Einen Teil ihrer Herden haben sich die
Nomaden als Last- und. Reittiere gezähmt, um bei den Wande-
rungen den spärlichen Kulturbesitz mitzuschleppen und auf dem
Rücken ihrer zahmen Haustiere selbst auf der Reise gefördert zu
werden. Zu dem Zwecke hat sich der Naturmensch nicht nur
Kamel, Rind und Pferd gezähmt, sondern im hohen Norden sich
das Renntier untertan gemacht; wo aber auch dieses versagt, hat
er als Ersatz den Hund sich als Zugtier erworben, durch dessen
Hilfe er seine Lasten auf der Wanderung fördern kann. Körper-
liche Ausdauer und Rüstigkeit sind diesen Nomaden nach
A. Kirchhoff in jahrtausendlangem Daseinskampf anerzogen
worden. Der Kalmücke vermag auf Karawanenreisen wenigstens
drei Tage lang zu hungern und zu dursten; findet er dann noch
kein Trinkwasser, so rupft er die Haare aus der Mähne des
Pferdes und kaut daran. Langes Fastenkönnen und erstaunliche
Gefräßigkeit entspricht vollkommen dem auf Mangel an Speise oft
folgenden Überfluß des Jägers, der entbehrungsvollen Wanderung
und späten Abendzeit des Hirtennomaden,
= Kirchhoff nennt es „tellurische Auslese“, daß die Landes-
natur eine förmliche Musterung unter den Einzüglern hält, um
nur den für sie Geeigneten das Bürgerrecht zu erteilen.
‚Eine besonders strenge Auslese unter seinen Bewohnern ver-
östlich von Greenwich und vom 60. Grad nördlicher Breite bis an
das Eismeer. Die Jakuten sind nach Frobenius erst, als die
große Mongolenbewegung im 13. Jahrhundert Asien durchbebte,
in diese nordischen Gegenden gedrängt worden. Sie sind dem-
nach vielleicht die jüngsten von allen diesen Völkern der Ab-
schiebung nach Norden. Sie treiben noch heute Rindviehzucht,
obliegen aber auch der Jagd und dem Fischfang und haben sich
auch das Renntier als Zugtier nutzbar gemacht. Als weniger be-
deutenden Erwerbszweig betreiben sie auch das Aufsuchen von
fossilem Elfenbein (Stoßzähne des Mammuts). Die JakuteD;
deren Wohnsitze nördlich von denen der Tungusen in den
Flußgebieten der Chatanga, Lena und um die Oberläufe der
Jana, Indigirka und Kolyma liegen, werden von Ger-
lach zu den Turktatarenstämmen gerechnet, also
mit den Kirgisen, Kasaken und Usbeken auf eine Lime
gestellt, von Müller den halbkultivierten Stämmen angegliedert
und in derselben Kategorie mit den Mongolen, TibetanerN
und Turktataren geführt, Wilhelm Sievers betrachtet
sie als echte Naturvölker ohne Halbkultur. Sie sind nach
diesem Gelehrten mit 211 000 Seelen bei weitem der zahlreichste
Stamm unter allen nordasiatischen mongolischen
Naturvölkern. Als Jäger lieferten sie den größten Teil der
Zobel- und Hermelinfelle, die früher auf den großen Pelzmark
von Jakutsk gebracht wurden. Ihre früheren Wolınsitze Jagen
in Centralasien., Aus diesen wurden sie,von den Mon-
golen und Buräten verdrängt und nach- Norden getrieben
und dadurch von der Hauptmasse der turktatarisch® i
Stämme abgelöst. Außer Rinderzucht treiben sie auch not
heutigestags Pferdezucht. Ihre Pferde suchen ihr Futter unter
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oMi f 9; März. © ©. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nre 9. - 215 a
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hier erzählt: wurde, sollen Kühe — von. Pferden gar nicht JÅ E
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dem Schnee hervor, verbleiben- fast beständig unter freiem Himmel. |’ wie uns |
und müssen ebensowohl wie -das Rindvieh Fleisch und Milch | zu sprechen — selbst noch in Ustj-Jansk, also unter beinahe
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liefern. Neben Pferdefleisch wird besonders. Kuhmilch, Fett und | 71° nördlicher Breite und am Gestade des Eismeeres,. von dem
Kaufmann Ssännikow mit bedeütendem Erfolge gezüchtet wer- A in u
des Menschen F.
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len ans acht E Rindfleisch genossen, sowie auch Fische und aus Kuhmilch- ge- Bäl oy b nder folge
werten, m E- wonnener Käse. Nach A. Byhan bewahren ‚sie noch die Er- | den, wozu die gute dortige Weide. das meiste beitragen soll. Nach Ha 1
Ha; innerung an ihre Urheimat in. der Gegend.von Krasnojarsk | Ansicht unseres ‚Wirtes würde die Viehzucht selbst an der Lena- un ale,
hält E . am oberen Jenissej, von-wo- überhaupt alle Türkvölker:| mündung eine lohnende sein, da auch .dort treffliches Futter ji GADE
Aue if ausgegangen BEIN dürirém; >... 0: ee we nt za finden ist.» >,’ in: ae a . PE
derselbe ir $- - Von hohem landwirtschaftlichen Interesse-ist die Viehhaltung | ., Es. geht ‘aus diesen Angaben ‘hervor, -welche' erstaunliche ` ~ PRI
Studienobjekt 3 und Zucht in diesen hohen Breiten. In Ost sibiri en, Wo ‚an |. Anpassungsfähigkeit das Rind’ hat. Auf der anderen Seite’ lehren | 112 ee
den dsm £ manchen Orten das Thermometer- auf 16 bis,17° C unter Null | uns aber auch die Erfolge mit der Rindyieh- und Pferdezucht in 1 BE
siensa E> sinkt, bewobnt das Rind die, kältesten ‘Gegenden der Erde.. Seine diesen hohen Breiten, welche Lebensenergie dieses Volk haben PRE edy p
ei | _ Nahrung ist hier vielfach eine außerordentlich karge. Die Jaküten | muß, das, aus südlichen Wolnsitzen nach Norden gedrängt, es |
hin |, füttern ihre Rinder unter dem :62. Grad. nördlicher Breite nach | verstanden hat, seinen: Haustierschatz mit in die neuen Heim- PAMP! i;
en von da ni - K arl 5a kow sky von ‚März bis. Mai. nur mit Birken- und gebiete "zu „nehmen. und dort zu erhalten, unbekümmert um die : BE Der H
o m |= Weidenreisern, während die Rinder .an der Küste mit gedörrten | Einflüsse des nordischen Klimas, Den Jakuten rühmt Mid- las
| Fischen vorliebnehmen müssen, Bei den umherwandernden Völker- | d en dort Gefügigkeit und: Anpassungsfähigkeit an alle Lagen HE
schaften des östlichen Sibiriens spielt das Rind eine Haupt- | nach. . Ihre Lebensenergie geht: auch daraüs’ hervor, däß sie sich Kun.
rolle, seine Haltung leidet indes sehr durch die Unlust der Leute, -noch heutigestags 'nicht vermindern, ‚sondern sich als kraftvolles ERBE
genügende Heuvorräte -für den Winter zu sammeln, doch sind |. Volk erweisen, das den Einflüssen der 'an sie .herantretenden ver- de
überall vorzügliche Heuschläge- vorhanden, © 00.0, 1 weichlichenden Kultur widerstand. Von ihren früheren Lebens- ph
Über die Pferde- und Rindviehzucht der Jakuten, entwirft | gewohnheiten ‘haben sie vieles ‘aufgeben und abändern müssen. ` ee
‘Die ‘abschleifende und gleichformende Kraft. der geographischen { N L -
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| Sch! € Lagerung zwingt denin diešen:Gebieten lebenden Völkern, welcher
des: „Wir. erfahren von’ unserem gesprächigen Wirte verschiedene | Herkunft sie ‘auch sind, nach Frobenius den Charakter der
Details über seinen Viehstand. Derselbe besteht aus etwa 20 Pfer- | Gjeichförmigkeit und der Einförmigkeit auf. Das bezieht -sich
den und zirka 10 Stück Rindvieh: Erstere sind -bereits von seinem ! nicht. nur auf den Kulturbesitz, sondern auch auf die Nahrung,
Großvater hierher gebracht und die gegenwärtigen Individuen schon | Lebensgöwohnheiten und das Seelenleben- dieser Völker. Dem > '
hier geboren und aufgewachsen. Sie gehören einer zwar kleinen, | Forscher erwachsen dadurch -nicht selten ‚Schwierigkeiten, unter
der durch die Anpassung bedingten gleichförmigen Hülle -die auf
we aber stämmigen Rasse an, haben .ein dichtes Fell und ertragen
die furchtbare Kälte ausgezeichnet. Tag. und Nacht, Gommer und | Herkunft‘ und Abstammung beruhenden ‘Merkmale: bei diesen
Winter bleiben sie.im Freien und nur die Füllen werden etwas | Völkern zu erkennen und’ nachzuweisen. Die Jakuten können
. zarter behandelt. Viel größere Mühe erfordert dagegen die Rind- | nach den vorstehenden Schilderungen den Anspruch’ erheben, die `
` viehzucht. Der Stall stößt unmittelbar an die Jurte und empfängt nördlichsten Viehzüchter der Erde zu sein. - .° =" pae
y ® . 7e e l 3 s ® l > 3 , E f i i , ER j
on ihr seine Wärme, hat auch, um: der Kälte keinen. Einlaß zu Kiteratur: i Georg Buschan Miku
und Westasien von Dr. A. Byhan. Stuttgart 1909. — 2. Leo Frobe-
Ferdinand Müller, Mitglied der Olenek-Expedition,
ein anschauliches Bild... Seiner ‚Schilderung entnehme ich folgen-
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te Völkerkunde. Nord-, | Fil I a
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© gewähren, nur eine Tür nach der Jurte: zu, was in der Tat in | Mittel-
„dieser eine dem Europäer. nicht gerade sehr zusagende Atmosphäre | nius, ‚Geographische Kulturkunde. IV. Teil: Asien. Leipzig 1904. — 3. A. 5
hervorbringt, namentlich wenn, noch einige Lieblingstiere dem De at und As er Dep DE erlin 1914.-— en
. wärmenden Ofen und also auch dem erstaunten Reisenden näher | 4 Ferdinand Müller, Allgemeine Ethnographie. Wien 1879. — 5. D er -. in
b R x N RT selbe, Unter Tungusen und Jakuten. Leipzig 1882. — 6. Robert Müller, ee,
‚gebracht werden. Die aufgewandte Mühe wird übrigens reichlich | Die geographische Verbreitung der Wirtschaftstiere. Leipzig 1998. — 7. Fried- `, TUCE i: AOM
| belohnt und die hiesigen Kühe werden als‘sehr milchreich gelobt. | rich Ratzel, Die Erde und das Leben. Ba: I.. Leipzig und Wien 1902, =- NEN e se
Sie sind von Martin Borogön erst seit acht Jahren akklimati- | — 8: Karr Sakowsky, Die Rindviehzücht Rußlands am Ausgange des `- Be:
siert, bild b : RB rasunohmen‘ ar XX. Jahrhunderts. Dorpat 1904. — 9. M. G. Schmidt, Natur und Mensch. iT PAEAN
dea en aber keineswegs, wie wir anzunehmen geneigt waren, | Leipzig 1914. — 10. Wilhelm Sievers, Asien. Eine allgemeine Landes- | N; Bu
ie äußersten Vorposten ihrer Rasse nach Norden‘ zu, sondern, | kunde. Leipzig und Wien 1893. z > a, AR HT
| | % Re EAN BER si y 72% T
Ärztliche Gutachten: aus dem Gebiete des Versicherungswesens (Staatliche und ‚Privat-Versicherung), ie
ne © > Rediglert von Dr. Hermann Engel, Berlin W30. = . PN N E T Ei e
a“ Aui der Il. medizinischen :Klinik und aus dem Medizinisch-klinischen | beobachtet. Wenn man S. sich selbst überläßt, sitzt- sie und schaut eu
nstitut der Universität München’ (Geh. Rat Prof. Friedr.v.Müller). | in den Tag hinein, oder sie fängt an zu putzen oder irgendeine - a
ee ER, en a F ‚| andere Arbeit zu beginnen, ohne lange dabei’ zu bleiben, | I
Frühsenile Demenz als Unfalliolge. ig „Hunger und Durst äußert Patientin nie.: Wenn man ihr - | ~
Vono ©! ©- | nichts zu essen gibt, so verlangt sie auch. nichts. a en p! ne
| A N © a Personen ihrer Umgebung erkennt sie und verwechselt sie 4 ar
früherem ee ie en 3 2a a liiimechen nicht.. Über Zeit ist sie nicht orientiert, auch nicht über den Ort.. | ei
me Re Sr een. 28 kann. sich nicht mehr allein anziehen und waschen und ist ;
S RSMAS. 0 a sehr unmanierlich. ‚Am 6. April bekam S. einen Anfall. Nach =
Frau M. S., 60 Jahre- alt, soll sebr gesund gewesen sein, Erzählungen fiel Patientin vormittags um 12 Uhr plötzlich bewußt- - Ba
Potus: wenig. | los zu Boden, verdrehte die Augen und schlug mit den Armen um - - | ni
dicht nervös, nicht leicht erregt oder ärgerlich. | o!
| sich. Sie soll Schaum. vor dem Munde- gehabt haben und sich
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.. Jetzige Erkrankung: i i | ientin. die-
y m ap vage Erkrankung: Vor zirka vier Jahren fiel der Patientin, die 5 | EEE N
‚ m einer Fabrik in L, arbeitete, eine eiserne Platte auf den Kopf, rg an an, a Sie ee a | :
keine ‘Verletzung am Kopf, klagte über Schwindel, lokalisiert den. - i à ?
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En NG eine Drehscheibe. ‘Patientin. war .nicht bewußtlos,
sondern konnte aufstehen, und weil es Feierabendzeit war, wollte
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pE > „nach Hause, konnte aber den Ausgang nicht finden. . Ob S. | Kopfschmerz nicht, Es trat inzwischen keine klare Zeit ein. . Lesen en
j i: nächsten Tagen weiterarbeitete, ist nicht zu erfahren. Sie |. unmöglich. Sehen gut. Xitzt nachts im Bett und redet. í PETEAR ae
nimi, immer über Kopfschmerzen und äußerte einmal: „Ich bin: Status: ’Keine sichtbare Narbe, keine Perkussions- und Druck- BR ae
u is mer im Kopf zurecht.“ Beim Bettmachen verwechselte sie die | @Wwpfindlichkeit. Motilität frei.. Keine .gröbere Sensibilitätsstörung. Wit De,
i ‚sen und Decken. S, hörte dann auf mit der Arbeit, weil sie | Aigen: Pupillen gleich, mittelweit, reagieren. ziemlich prompt auf - EAHA Eee
~ ` Aieht mehr nach Hause f d Beim Es e Licht, gut auf Konvergenz. Sehkraft nicht wesentlich reduziert.. Finger- Heika SEA
Schüsse] zum Nehmen hi Auen; SSL ei man. IDT EINE | zählen auf etwa vier Meter. Hintergrund obne Besonderheiten. Gehör: ` ann: Sa
Sich zu nehme men hinstellte, hat sie auf. die Aufforderung hin, | nicht wesentlich reduziert. Zunge gerade vorgestreckt, ‚Sprache, Schlucken PRH ii: Bria TT
und nach o n, auf dem ganzen Tisch nach der Schüssel gesucht | ohne Besonderheiten, Facialis gleichmäßig innerviert. Lungen ohne TEG ee
' Zum Wass aa Löffel, obgleich alles .neben. ihrem ‘Teller stand. | pathologische Besonderheiten. Herz nach. rechts und. links etwas ver ii Aea nee
i sich gehen o assen meldet 5, sich,. läßt auch nachts. nicht unter | breitert. Spitzenstoß: nicht hebend.: Riva-Rocci 180—75. "Töne laut, . Mais. Fo Be
geführt weny, ut findet sie nicht zum Abort und, muß stets hin-’| rein. Aktion: ruhig, regelmäßig. Puls gut gefüllt‘ und gespannt, Ar- a et
i 3 N ne ee un. a: re en ohne Besonderheiten. Ex- iE KT Ben
| X. freut si : A e a ee . | tremitäten obne Besonderheiten. . Reflexe. lebhaft.. : Kei 2 y REIMEN: a
' den, ee An nichts mehr und ist recht tiefsinnig gewor- | empfindlichkeit der. Nervenstämme oder :der Muskulatur. Gang re Ne MIETIT, ee
oa rüche von. Lachen oder Weinen. wurden nicht | etwas schwerfällig, aber nicht unsicher. “Keine Ataxie, Patientin läßt EE a
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216
‚ damit?... Weiß nicht — Ist es nicht Blech? — schön ist es.
ihre Glieder lange Zeit unaufgefordert in der Stellung, die man ihnen
gibt, frägt erst nach einiger Zeit. ob sie das so machen muß. Zum
Anziehen des Hemdes braucht sie lange Zeit, findet erst nach langem
Suchen und Probieren die Ärmel. Dann gelingt es ihr aber, in völlig
normaler Weise die Schleife des Bandes Zu knüpfen. Als sie gleich
darauf die Jacke anziehen soll, versucht sie, das Hemd, das sie schon
an hat, sich wieder auszuziehen. Beim Fingerzählen zur Sebprüfung
fängt sie an, die Finger ihrer Hand in ganz konfuser Weise, stets die
gleichen wieder vornehmend, abzuzählen, zuerst der einen, dann der
anderen Hand und gelangt dabei, unabhängig von den vorgezeigten
Fingern, jedesmal zur Zahl 5. Eine Orange erkennt sie auf etwa fünf
Meter, eine Citrone hält sie für- einen Apfel.
. Psyehisches Verhalten: Erregt, jammert immerfort: sie sei
nichts mehr. Sie müsse in die Donau. Dann sei sie aufgelöst, wieder-
holt das immerfort, macht dazu ziemlich gezwungene übertriebene Gesten.
Weint dann, und wiederholt immer: sie sei keine Schwindlerin, sie
wolle aufgelöst sein, das sei das beste. Erkennt ihre Umgebung nur
manchmal. Wenn man ihr sagt, sie solle sich auf den Stuhl setzen,
behauptet sie, nicht zu wissen, wo ein Stuhl sei, obwohl vier solche
neben ihr stehen. Einen Lehnstuhl findet sie nicht heraus. Einen
solchen neben einen anderen Stuhl vor sie hingestellt und aufgefordert,
sich auf den „Lehnstuhl“ zu setzen, setzt sie sich auf den anderen,
Wodurch sich der Lehnstuhl vom anderen unterscheide? .. . Es sind
Löcher drin. (Strohgeflecht.) Eine große Leiter erkennt sie nicht...
Weiß nicht, was. das ist. Ein Schaff Wasser... Das ist Wasser.
Wozu?... Weiß nicht. Flasche... Glas. Das Fenster sieht so aus.
Metallener Leuchter: Eine Schüssel — es glitzert. Was u man
ünd-
holzschachtel .. . Weiß nicht, (tastend) ein Schachterl. (Kann es nicht
aufmachen.) Man öffnet es, auf die roten Köpfe hingewiesen: Das sind
Perlen. Traut sich nicht anzuzünden. Versucht erst mit der verkehrten
Seite der Zündhölzer, dann an der falschen Seite der Schachtel. Redet
nur vor sich hin, als spräche sie mit jemand und „sag mir’s doch, was
das ist —- Walburg, sag’s doch, daß ich’s dem Herrn Doktor sagen
kann“ ... Angst, das Haus — „ihr Haus“ anzuzünden. Kann nicht
die Kerze anzünden, traut sich dann nicht, dieselbe auszublasen, sonst
gibt es kein Feuer mehr. Messer: ... eine Gabel. Löffel: ... das
ist wohl ein Löffel. Mit wem sie rede? ... Mit mir... mit Ihnen.
Örtlich stets desorientiert.
Bei der Visite: Patientin weiß nicht, seit wann sie im Kranken- .
hause ist. Bei der Aufforderung zum Schreiben wird sie sehr erregt.
Sie könne nicht schreiben, sie sei keine Schwindlerin, das könne der
Kurator K. bestätigen. Sie. habe einen Unfall gehabt vor langer Zeit,
seitdem habe sie kein Gedächtnis mehr.
Auf die Frage: Wer ihr gesagt hätte, daß sie eine Schwindlerin
sei, antwortet sie: „Das kommt so heraus!“ Sie erklärt, daß sie gar
nicht gesund werden will, sondern sich lieber in die Donau stürzen
will, die in der Nähe sei.
Auf die Aufforderung hin, Kreuze zu machen, macht Patientin
kunterbunt einige Striche auf die Tafel. — Sie kennt den Arzt.
Ob Patientin nach Hause will? ..... Will warten, bis sie heim
darf, bis sie hinaus darf. Sie ist in L., dann wieder gibt sie zu, daß
sie in München im Krankenhaus bei den Schwestern ist.
Patientin wird hypnotisiert, es gelingt ziemlich leicht, es wird
der Patientin suggeriert, danach lesen zu können. Nach dem Erwachen
wird ibr folgendes vorgeschrieben: Maria S. — +, prompt; München — +;
Lauingen — +; Walburga — +; Xaver — 0; Tisch — +; Bleistift — 0.
Andere, weniger geläufige Worte’ kann sie nicht lesen. |
Es werden ihr nun nacheinander alle Buchstaben aus diesem
Wort vorgeschrieben, sie liest alle falsch, „e“ als „m“, „i“ als „l“; dann
wird ihr. das Wort Tisch gezeigt, welches sie richtig liest. Das „i“ in
dem Wort kann sie nicht lesen. Während. der Bemühungen, dies zu
tun, fährt ihr auf einmal wie unwillkürlich das Wort Bleistift heraus,
obwohl dasselbe nicht mehr in ihrem Gesichtskreis ist. Sie ist einen
Moment selbst erstaunt, sieht sich um und weist dann auf den Bleistift
in der Hand des Untersucherg und dann sagt sie: „Da ist ein Bleistift.“
Gleich darauf kann sie das Wort nicht sofort lesen, wie sie es dann
erkennt, sagt sie erstaunt: „Da steht ja Bleistift.“ Postbote — +;
Briefmarke — -+; Franz — +. Das Wort Maria wird am Schluß mit
„u“ geschrieben; sie liest es als Maria und erkennt, darauf aufmerksam
. gemacht, den Fehler nicht.
Bei Schreibübungen entwickelt sie einen außerordentlichen Eifer,
freut sich sehr, wenn sie etwas recht gemacht hat. „Jetzt sei der
heilige Geist doch gekommen“, und fragt dann ‚ängstlich, es werde
doch wirklich besser ‘werden. Dann erzählt sie mit großem Affekt von
ihrer Jugend, wie ihr Vater immer betrunken war und sie mißhandelt habe.
Man zeigt ihr die Umrißzeichnung eines Kopfes im Profil. Auf
die Frage, was fehlt an dem Kopf, sagt sie: „Der Kopf, der ist schon
recht, aber ich mein’, es fehlt noch etwas!“ Nachdem ihr die leere
Augen- und Ohrengegend gezeigt wird, sagt sie: „Ja, wenn ich’s wüßt’,
tät’ ich’s Ihnen schon sagen.“ Dann werden die Augen eingezeichnet.
Stimmt es jetzt?* — „Ja, jetzt ist es besser.“ Dann äußert sie, „es
sollte aber herumgedreht werden, ich bring’ es aber nicht herum“.
Als ihr ein Bild mit einem Pferd gezeigt wird und einem Füllen,
erkennt sie nur das Pferd, einen Bauern, einen Bua, einen Hund, aber
das Füllen nicht. Sie dreht dann das Bild um und sucht auf der Rück-
seite die Beine des Tieres. Einen Gartenzaun sieht sie für ein Haus
1819 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
. sondern sie hält es dafür.
an, eine Rehkitz für eine Kuh; immer beim Ansehen von Bildern ist
die Reaktion sehr verlangsamt.
kennt höchstens die groben Umrisse der einfachsten Bilder: Pferd,
Katze, Hund, Kinder.
Angaben wirklich wahr wären oder ob man sie anlügt, wenn man ihr
sagt, daß etwas richtig gewesen sei. Zählen (Reihen) geht prompt und
fließend. Rückwärts zählen nur mit häufiger Nachhilfe, Kopfrechnen
nur das Allereinfachste.
sie den zweiten Teil. Beschreibung von Gegenständen gelingt in pri-
mitiver Weise: Lokomotive hat so ein D
für den Dampf.
wieder völliges Versagen.
Farben erkennt sie prompt. Sie er-
Dabei ist sie immer unsicher und fragt, ob ihre
Schon bei zweigliedrigen Aufgaben vergißt
ing, was in die Höhe geht
Lesen einfacher Worte auffallend rasch, bei anderen
Patientin soll eine gerade Linie halbieren, bringt es, trotz großer
Anstrengung, nicht fertig und zieht immer einen Strich, der das linke
Drittel abgrenzt, kann aber immer angeben, welches das größere Stück
ist. Wird ihr unbemerkt das Papier entzogen, zeichnet sie ruhig auf
dem Bettuch weiter, bemerkt dann, daß das Papier fehlt, sucht das-
selbe, ohne zu bemerken, daß das Papier in ihrem äußeren Gesichts-
feld erreichbar gehalten wird.
Völlige Desorientierung in der Zeit, über das Jahr, Jahreszeit usw.
Sie läßt sich bei der Morgenvisite einreden, daß es Abend ist, und. daß
sie am Morgen Ausgang gehabt hätte und mit ihrem Sohn in der Stadt
spazieren gegangen sei.
2x8=6 etwas langsam, 6x 3—=18 prompt, 9x 3=54. 9x3=18
(Perseveration), 21 —5 = Subtrahieren geht überhaupt nicht.
` Unterschied zwischen Pferd und Esel? „Der Esel ist kleiner, der
Gaul ist größer und kann besser springen. Der Esel hat längere Ohren.“
Unterschied von Kuh und Pferd? „Kuh hat Klauen. Pferd hat
Hufe. Kuh hat Hörner.“
Eine Zündholzschachtel wird prompt erkannt (optisch).
Sie soll ein Licht anzünden, soll dann das Licht auf den Tisch
hinstellen, der am Fenster steht und dann das Licht ausblasen. Sie
wird ganz verwirrt, trägt die Kerze im Zimmer herum und stellt sie
schließlich auf den Liegestuhl hin. Sie sieht den Tisch nicht, obgleich
sie direkt daneben steht.
Sie soll das Licht zurückbringen, da schickt sie sich an, eime
Tasse, die am Fenster steht, zu nehmen. Während der ganzen Aktion
fragt sie unausgesetzt: Was sie zu tun hätte und ob es recht ware,
was sie tue.
Schaf wird prompt erkannt. Das gleiche Bild sofort in Farben
gezeigt, Kann sie sich nicht mehr erinnern, es überhaupt schon gesehen
zu haben. Schwein hält sie für eine Kuh. Sofort darauf befragt, WO
das betreffende Bild sei, findet sie es nicht mehr. Dann hält sie das-
selbe Schwein für einen Elefanten. Patientin muß immer wieder auf die
spezielle Aufgabe fixiert werden, weil sie sonst davon abgleitet. Pa-
tientin wird durch solche Prüfungen außerordentlich verwirrt. Es ge-
lingt ihr nicht, ein verkehrt herumgehaltenes Bilderbuch richtig ZU
drehen. — Unterschied zwischen Lehnstuhl und Stubl? „Der Lehn-
stuhl ist gebogen und der gewöhnliche Stuhl ist gerade.“ e
Sie hält immer das Krankenhaus für ihr Haus und den Saal für
ihr Zimmer, findet nie ihr Bett. Die Patientin sprieht viel für sich
hin, und zwar dreht es sich immer um ihre Hausgenossen. Das Klosett
findet sie auch nachts.
Die Patientin soll Finger abzählen an der Hand des Unter-
suchers, sie zählt richtig drei Finger an der Reihe ab, zählt dann weiter,
indem sie am Ärmel und dann an den Rockknöpfen weiterzählt bis zu
fünf. Wenn sie bei der Prüfung versagt, gerät sie in eine ärgerliehe
Stimmung oder fängt zu beten an. N
Von früheren Gedächtnisinhalten hat Patientin noch ziemlich
viel präsent. Sagt Gebete auf, singt kleine Lieder, weiß ihre Familien:
verhältnisse. Im ganzen auch hier ein starker Ausfall. Patientin sitzt
meist völlig stumpf und ohne Initiative da und starrt vor sich hin. a
wenn sie einige Zeit beansprucht wird, wird sie etwas erregt, Sprie
dann viel, immer in einige stereotype Reden verfallend. Zuweilen
spricht sie auch halblaut vor sich hin, meist dreht- es sich um ry
Verwandten, um die kleinen Verhältnisse ihres früheren Alltages, 2- ai
„Ist der Xaver schon da? .. Weißt Du, ob der Xaver schon da ist
usw. Auch wenn sie bei einer Aufgabe versagt, wird sie erregt UN
spricht dann vor sich hin: „Sag mir doch, was das ist, sag MITS Sep!
daß ich’s dem Doktor sagen kann.“ Dann ruft sie den heiligen nn
an usw. Gelingt ihr etwas, kann sie höchst heiter und ausgelassen)
werden, klatscht in die Hände, lacht, klopft dem Arzt auf die Schulter”
„Sehen Sie, daß es geht, ich bin keine Schwindlerin.“ Die Leistung‘,
sind sehr ungleich von Stunde zu Stunde. Starke Ermüdbarkelt.
Deutliche Perseveration. Patientin ist reinlich, läßt nie unter >
Ißt ordentlich. Auch schwierigen Aufgaben zeigt 'sie sich oft gewachsen
so kann sie, nachdem man ihr zwei volle Teller in die Hände ge8®
hat, ganz gut, ohne zu verschütten, die Tür allein öffnen und in tin
Zimmer gehen. Ihre Verwandten und das Personal erkennt die I ee
sofort. Störungen der Sprache bestehen nicht. Von ‘Blumen erkeüN.
sie Rosen und Gänseblümchen, alles andere nennt sie losen. eällt
hat man nicht den Eindruck, daß ihr das. rechte Wort nicht 2 onen
Unterscheidung von zwei verschie ver-
Figuren gelingt nicht. Bleibt immer an einem Detail hängen an len
gißt die Aufgabe, trotz beständigen Vorsagens. Vierstellige =#
e 5 he
werden schon beim Nachsprechen zum Teil vergessen. Wassermandst
Reaktion negativ.
9, März.
|
sich alsbald die organische Grundlage -des"Prozesses.. Es war
keine Möglichkeit irgendeiner Suggestiv- ‘oder Hypnosetherapie
vorhanden. Es handelt sich demnach, bei der Patientin um eine
korsakoffoide Form der Gehirnarteriosklerose, bei. der man aus.
der Vorgeschichte unbedingt annehmen muß, .daß das Trauma,
R 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.9. .: 0 u 217 if a
von Bilimi f- Gutachten. Das eingehende Studium der Frau S. in der | welches: den. Kopf betroffen hatte, die Krankheit sofort zur. Auf- a
pranpt wef Klinik hat ergeben, daß sie zurzeit an:.einer der Korsakoff- | lösung brachte und:gleich zu seiner jetzt noch bestehenden vollen Den
m Bilder: et K schen ‚Psychose ähnlichen Erkrankung leidet. : ;.'. ." 4, Höhe führte. Ohne das Trauma wäre die Arteriosklerose höchst- Ne
ud ae e Am auffälligsten ist die ganz enorme Merkfähigkeitsstörung, | wahrscheinlich erst um viele Jahre später” eingetreten und wäre X EEG
tm‘ . ihre fast völlige Desorientiertheit in ‘bezug auf ‚Ort und Zeit. | nur langsam förtgeschritten.- Auf den arteriosklerotischen Teil der ME FRE
; Mi iu a Ferner ist hervorzuheben eine gewaltige Einengung des gan- | Krankheit‘ weisen auch. die epileptoiden Anfälle hin. Es ist schon, PEERI
aaben vo F- zen psychischen Gesichtsfeldes, eine: hochgradige Schwäche .der | wie oben angedeutet, hochgradiger Schwachsinn eingetreten, nament- ds
glipt Aufnahmefähigkeit. Es besteht eine fast totale-Unmöglichkeit der | lich mit völligem Verlust der Fähigkeit, neues psychisches Ma- a
die Höhe p £- Aufnahme von ganz geringfügig ‚komplizierten Zusammenhängen. | terial zu assimilieren oder psychische Dinge n eu zu reproduzieren. Be
h Wiat -° Ferner ist sie sehr stark ermüdbar:. Es ‚besteht ein Verlust der | Der alte geistige Besitzstand ist verhältnismäßig leidlich gut erhalten. ide.
| Fähigkeit zum Schreiben und. zum ‚Lesen (Agraphie und’ Alexie)..‘| Die ganze Psyche ist gleichsam festgeheftet und fixiert auf das: i RRR ERETGE
simpel» Um das- Bild der Korsakoffschen. Psychose.. vollkommen zu |-'Geschehnis des Traumas.. rn | 1 Wr
Selen ...... machen, ist die Tendenz zur Konfabulation zu’ erwähnen. Diese [~ Von einer. bewußten oder unbewußten Aggravation,.von einem | A N
5 mis ..._ Tendenz ist jedoch eingeschränkt durch die große Armut und | Übertreiben , nach irgendeiner: Richtung ist keine. Rede. „Die Dia- / il FEE
M tët: Dürftigkeit ihres geistigen Besitzstandes. Diese Gedankenarmut | gnose lautet also: {rühsenile Demenz (Schwachsinn), der a Wa
eren Ge}: -- sei noch- ganz besonders hervorgehoben, denn tatsächlich produ- | symptomatolögisch als, Korsakoffsche Krankheit: der unproduktiven 1 13%.
~ ,— ziert sie eigentlich nur drei-oder vier Gedanken und stimmt das. | Form imponiert. >... st 0 nd) 1 m
animi. gleiche Lied immer wieder von vom ar. © o =| Eine Besserung nach irgendeiner Richtung ist ausgeschlossen. ai Fa
ist, ul | Bu Zunächst hatten wir den. leichten Eindruck, es könne sich | Dem Trauma ist, wie schon besprochen, ein verschlimmernder ri a
in de wohl um eine eigenartige Form -der Hysterie handeln. Von dem | Einfluß zuzusprechen, da, wie- aus’ Blatt. 5 der Akten. hervorgeht, Al re
Gedanken mußten wir aber.sehr bald abgehen, denn es enthüllte | Frau. S. vor ‘dem Unfall vollständig erwerbsfähig war. ee Kult i
! Eine Rentenänderung kann nach .dem vorher Erörterten nicht . i To a
. ! ae : i = HRGS a,
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eintreten. 000000 TE ee,
| Die Beobachtung. erfolgte auf der Abteilung des” so: früh
- verstorbenen Dr. v. Stauffenberg,. dem ich leider. für seine
verständnisvolle Unterstützung nicht mehr. danken kann, . `
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N e iii 0. Referatentei 00000.
Ie b Í | Redigjerb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. — A | T A ` er:
~ Gerade die Granatwunden sind stets infiziert, und bei ihnen
Sammelreierat. `, e
i | RR a - entwickeln. sich besonders, häufig Infektionen. Wie. ist das -aber
Die Wundinfektion im Kriege., ...,) möglich, wenn der Granatsplitter so heiß: ist, daß er nach Sauer- `
f A '| bruch Verbrennungen II. und III. Grades hérvorrufen'kann? Wenn
Von`Dr. Werner Regen, Berlin. | | > e | ‚auIV
| Yon Dr ler Regen, (Fortsetzung aus Nr.8) | €r lebendes Gewebe abtötet, muß er steril'sein. Die Verbrennung
Ein weiteres wichtiges Symptom für die Beurteilung des | Wird nie so ausgedehnt sein wie beim Steckschuß, der lange Zeit -
| t | bis zu seiner Abkühlung in innigster Berührung mit dem Gewebe
= | =
Dr - ° , Wundverlaufs ist der Schmerz. Die Schmerzen: werden meist ; a ge | de gi
ja . — sichere Ruhigstellung der Wunden vorausgesetzt — durch eine | verbleibt, während die Splitter- sonst nur ‚Bruchteile von. Sekunden `
gdi > Progredienz der Infektion bedingt. Ausnahmen bilden Nerven- | auf das Gewebe einwirken können. Darin scheint aber ein Wider-
u" schüsse. Während des ersten Tages, besonders kurz nach dem | Spruch zu liegen, daß der Granatsplitter ‘einmal -so heiß ist, daß
an ~ „Transport, überwiegt ‘noch der frische Wundschmerz. Doch können | er das getroffene Gewebe durch Verbrennung schwer schädigt,
„æl <- die Schmerzen auch bei vorgeschrittener, schwerer Infektion fehlen | dann, aber nicht steril sein soll. . Demnach nimmt Jehn (6) an,.
| -oder relativ gering sein; der Schmerz versagt besonders bei den daß der Granatsplitter selbst frei von Keimen ist, das heißt daß
Wi — Thlegmonen mit geringer Exsudatbildung, bei denen die entzünd- | Alle Keime, die an ihm hafteten, durch die Hitze abgetötet wurden, .
më.. che Spannung nicht-ausreicht, um den Schmerz auszulösen.” | und daß die Infektion der Wunde einmal primär durch mitgerissene `
ps- In vielen Fällen kann die lokale Erhöhung der Hauttempe- ‚bakterienhaltige Fremdkörper, ein. anderes Mal sekundär von außen
| | i erfolgt (Fall des Verwundeten, Transport zur Verbandstelle, längere ,
PE ratur Über infektionsverdächtigen Gebieten wertvolle diagnostische
5 Tr 5 Zeit unverbunden), Wieting (9) stellt sich in Gegensatz zu
Wt © Dienste leisten. Sogar die Betrachtung der Wunde selbst läßt .
ir ‚uns oft im Stich, iR eine bereits” entwickelte Infektion zu er- | Jehn und behauptet, daß die Geschosse nicht so hohe Hitzegrade
Bo kennen. Die entzündliche Schwellung tritt äußerlich häufig lange | erreichen, daß sie die Gewebe verbrennen können. Da der Schmelz-
| l . Zeit kaum zutage, und auch die Hyperämie fehlt oft. ‘Es ist oft "punkt. des 'Bleies „bei: etwa 330° liegt, darf als feststehend gelten, |
i Unmöglich, aus dem Befund an der äußeren Wunde auf den Zu- | daß die Geschosse diese Temperatur ‚nicht erreichen. Tote Ziele `
pl Stand in der Tiefe eines Schußkanals zu schließen. Noch am | (Baumstümpfe, Papier-, Kleiderfeizen.usw.) zeigen. keinerlei Brand-
ei - „meisten unterstützen” in der Diagnose Qualität und Quantität des | Spuren. Das Geschoß infiziert sich auf. dem Wege zum Ziel, und
r a der Wunde abfließenden Exsudats. Natürlich kann auch eine | °S genügt die ihm erteilte Temperatur auf keinen Fall, die mit-
yi 2 Wunde in der Tiefe schwer infiziert sein. Sehr. ver- ‚getragenen Bakterien abzutöten. Die Infektion | geschieht primär,
Tr achtig ist das Ablaufen trüben, lackfarbenen Blutes (hämo- | Während‘ die sekundäre Infektion in dieser ersten Zeit wenigstens
p zucche Infektionen, Gasbaeillen!), oft verdünnt bis . zum Typus |, eine verhältnismäßig. untergeordnete Rolle spielt. Selbst: beim-, -
4 des Fleischwassers, Bei beginnenden Infektionen . kann auch ‘der | Steckschuß genügt die lange Berührung zwischen erhitztem Granat-
la "ndgeruch sehr früh von Wert sein. Die ersten Anfänge der splitter und beispielsweise ihm eng aufsitzenden Kleiderfetzen
a odiniektion können also durch klinische Untersuchungen häufig | nicht, die. darin enthaltenen Keime abzutöten; im Gegenteil, gerade -
| Qicht mit Sicherheit festgestellt werden.. Zee die Steckschüsse zeigen bezüglich der Infektion die ungünstigste
Go Prognose. . Sogar weder bei Durchschüssen noch bei: Steckschüssen
i „pedenfalls ist so gut wie jede Kriegswunde als infiziert zu
tolok a Es überwiegen die Streptokokkeninfektionen ' über
vor. Be Staphylokokken, und relativ häufig kommen Anaerobier
Gren A diesen Wundinfektionen werden im allgemeinen die
nicht üp es durch den Schuß unmittelbar geschädigten Gewebes
q alten ; im Gegensatz hierzu stehen die Formen der
in "yon Kr T bei denen sofort eine Ausbreitung des Prozesses
stattfindet r pe ang selbst nicht direkt geschädigtem Gewebe
äuft, ie le Gründe, warum die-Infektion so verschieden ` ver-
| Art, Mero — wie schon einmal gesagt — nur zum Teil in.
eschaffenn ‚und Virulenz der Bakterien, sondern auch an der
wohnte Le = und Lokalisation der Wunde, Auch das unge-
gemachten En des Soldaten im Kriege, die Wirkung. der mit-
spielen n behrungen, die Verschmutzung der Haut mit Erde
Ko nach Chiari (5) eine große Rolle. | |
in den durchsichtigen Medien des Augapfels werden Eiweißkoagu-
‚lationen um den Fremdkörper beobachtet, die man doch bei einer
'„Verkochung“ erwarten sollte. Aus dem Fehlen jeglicher Verbren-
‚nungs- beziehungsweise Verkochungserscheinungen am Gewebe
und an den mitgerissenen, leicht brennbaren Fremdkörpern sowie -
aus dem Vorhandensein der zweifellos primären Infektion fast :.
jeden Granatsplittersteckschusses glaubt Wie ting (9) schließen zu
dürfen, daß die Splitter trotz aller theoretischen Berechnung in:
` Wirklichkeit nicht so heiß sind, daß .sie die Gewebe verkochen
können, auf jeden Fall aber vermögen sie die mitgerissenen Keime .
nicht abzutöten. . ee 2.2 Be
In einem. sehr bedeutenden Prozentsatz der Fälle ist es
nicht die Verwundung .an sich, sondern erst die Infektion, welche
| zum -Verhängnis des Patienten wird. Es ist daher eine der wich-
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218 |
tigsten Aufgaben der Kriegschirurgie, den Ausbruch der Wund-
infektion durch rechtzeitige, energische Maßnahmen zu bekämpfen
und zu- verhüten. Von der streng konservativen aseptischen Be-
handlung, zú der man bei Beginn des Krieges neigte, ist man
längst abgekommen. Heute herrscht die vorbeugende ope-
rative Wundbehandlung. Je früher diese einsetzt, desto
günstiger ist der Erfolg. Jede Stunde ist kostbar! Doch ist mit
den ersten sechs bis acht Stunden die Zeit für eine prophylak-
tische Operation in keinem Falle verstrichen. Selbst am ersten
und zweiten Tage nach der Verwundung kann man noch manch-
mal von einer vorbeugenden Operation sprechen, und es empfiehlt
sich, aüch zu so später Zeit ausgiebigen Gebrauch von ihr zu
machen. Die Behandlung besteht in prophylaktischer radikaler
Exeision der Wunden und des geschädigten Gewebes, wie sie
schon Friedrich Ende der 90er Jahre empfahl. Und bald
nach Beginn des Krieges trat Sauerbruch energisch für die
primäre Ausschneidung der Granatwunden ein. Die vorbeugende
Operation, rechtzeitig vorgenommen, leistet Ausgezeichnetes, und zwar
gerade bei der Hauptmasse der Verwundungen, den Verletzungen
der Weichteille und Knochen. Es handelt sich dabei um die
gründliche Säuberung der Wunde von makroskopisch geschädigtem
oder zerfetztem Gewebe, um dann gut durchblutetem Gewebe den
Kampf mit.den zurückgelassenen Keimen zu überlassen.
“ Um die Übersicht zu erleichtern, wird künstliche Blutleere
empfohlen. Alte und frische Koagula sind zu entfernen. „Die
Fremdkörper, das zermalmte Gewebe, die Zone der direkten trau-
matischen Nekrose, der beste Nährboden und die Keimstätte der
Infektion, fallen fort“ [Klapp (2). Doch zuweilen bedeutet die
radikale Exstirpation einen sehr großen Eingriff; trotz aller Vor-
sicht verliert der Verwundete öfter mehr oder weniger Blut. Also
die aktive Therapie hat auch ihre Nachteile und ist daher nicht
wahllos, sondern auf bestimmte Indikationen hin anzuwenden.
Schöne (1) kommt sehr oft allein mit Spaltung und Drainage
aus, wobei er zweckmäßig meist auch in beschränktem Umfange
die Wunden exceidiert,
- „Immerhin sind die nach der Excision zurückbleibenden
Gewebe nicht intakt, sondern in ihrer Vitalität mehr oder weniger
geschädigt. Nur das Gros der Infektion ist mit dem biologisch
.minderwertigen Gewebe entfernt. Was an Keimen zurückge-
blieben ist, bedroht den weiteren Wundverlauf noch genug, zumal
wir es nicht mit reinen übersichtlichen Wunden zu tun haben“
[Klapp (2). Viele Wunden lassen sich außerdem nicht völlig
exstirpieren, z. B. die langen Schußkanäle, weiterhin auch die
Fälle, in denen wichtige Sehnen, Gefäße und Nerven zu schonen
sind. Um auch diese Gefahren aus dem weiteren Wundverlauf
auszuschalten und berabzumindern, fügt K la p p (2) der primären
Ausschneidung der Wunden als zweiten Teil der verstärkten Pro-
phylaxe die Tiefeninfiltration mit Morgenroth-
schen Chininderivaten hinzu. Er benutzt Isoktylhydro-
cuprein —Vuein, das für Strepto- und Staphylokokken wirksamste
Desinfektionsmittel unter den Chininderivaten (Morgenroth).
Die Besonderheiten dieser neuen Desinfektionsmittel liegt darin,
daß sie auch in Eiweißlösungen wirksam sind. Die Vueinlösung
spült von innen nach außen gleich einem umgekehrten Lymph-
strome die Gewebe aus, sie desinfiziert oder hemmt wenigstens
das Wachstum der Keime und schwächt ihre Virulenz. Außer-
dem übt das Vuein eine hemmende Wirkung auf die Leukocytose
“aus. Eine trotzdem einsetzende Eiterung beruht darauf, „daß wir
auch nach der Ausschneidung häufig noch biologisch minder-
wertige Gewebe zurücklassen, die zu biologischen Nekrosen und
damit notwendig zur Eiterung führen, wie auch Fremdkörper.
Diese führen trotz der Hemmung der Leukocyten zur Eiterung,
zumal die in der Wunde auch nach der Ausschneidung befind-
lichen Keime nur in ihrer. Entwicklung gehemmt werden“
[Klapp @)l. ran Br
Die Granulationsbildung geht bei der Vucininfiltration
langsamer vonstatten, auch ist die erste Verklebung nicht so fest
wie bei der Prima intentio. In geeigneten Fällen kann die Naht
erfolgen. Auch die Sekundärnaht empfiehlt Klapp (2) driägend
bei gutem Wundverlauf, Werner näht ebenfalls, wenn auch
ein gewisses Wagnis dabei ist, „da noch zurückgebliebene Keime
eingeschlossen seien und mit den natürlichen Abwehrvorrichtungen
des Körpers gerechnet werden müsse“. Hufschmid und
Eekard wenden sogar noch die Naht an, wenn auch die Ver-
wundung bereits über 24 Stunden zurückliegt. Die geschlossene
Weichteilwunde wird mit überraschend vielen Bakterien fertig.
Schöne (1) rät im allgemeinen von der primären Naht ab. In
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
septisch zu wirken.
IE INEO PRI EO
N
9. März.
so früher Zeit können verhängnisvolle Irrtümer in der: Beur-
teilung der Infektionsgefahr leicht unterlaufen, zumal wenn der
Operateur den Fall nicht selbst in der Hand behalten kann oder
ea Transporte usw. baldige ärztliche Kontrolle unmöglich
machen,
beste anaerobe Bedingungen.
Ferner setzt die Naht besonders die Anaerobier unter
Im weiteren Wundverlauf sind Antisepica angebracht.
Wahlloses Auspinseln der Wunden mit Jodtinktur ist nicht gleich-
gültig. Auch wahlloses Spülen frischer Wunden kann gefährlich
werden; die Spülung trägt eventuell die Infektion in die Tiefe,
die sich vorher vielleicht nur auf die oberflächlichen Schichten
beschränkt hatte. Bei gleichmäßig infizierten Wunden ist sie sehr
gut, um die Reinigung zu vervollständigen und gelegentlich anti-
Schöne (1) spült frische Frakturen nicht; ..
sie müßten denn durch und durch verunreinigt und schwer ver-
eitert sein.
nicht gelingt durch Antiseptieis, so ist doch schon ihre relative
Schädigung wertvoll; ferner kann auch die Nebenwirkung einer
Reizung der menschlichen Gewebe insofern ihr Gutes haben, als.
sie die Reaktion steigert.“
allermeisten Fällen gar nicht die Keime abtöten, sondern nur ihnen
„den Nährboden weniger schmackhaft machen oder Sekundärinfek-
tionen verhindern beziehungsweise mildern oder die Verschleppung
der Keime von einer auf die andere Wunde verhindern.
nun die Kunst, die Reizwirkung der Antiseptica, die jeder Schä-
digung oder Lähmung vorausgeht, nicht zu überschreiten. Das
Einbringen stärkerer Antiseptica, z. B. reine Carbolsäure und Jod-
tinktur, wirkt in anderer Weise, „indem sie den Schußkanal in
seinen ersten Zellagen rasch verschorft durch Eiweißgerinnung im
lebenden Zellprotoplasma, wodurch sie selbst gleichzeitig neutra-
lisiert werden; die so entstandene Zone bildet dann für kurze Zeit
einen für die Keime wenig schmackhaften Nährboden, während
die nicht durch Tiefenwirkung geschädigten Zellen gereizt zu leb-
hafter Reaktion einsetzte“.
„Wenn auch die absolute Abtötung der Bakterien
Wir wollen mit den Antisepticis in den
Es ist
Ein guter Verband ist nicht hoch genug zu bewerten. Ruhe,
gute Schienung, Vermeidung jeder Schnürung und jeden Druckes
tun schon alleim Wunder. x
Schienenverbänden eine Stellung auswählen, welche sich auch für
die spätere Funktion der Extremitäten bewährt, falls es zu Ver-
steiftungen kommen sollte. Strenge Indikation, nicht nur für das
Anlegen der Schiene, sondern ebenso wichtig ist ihre rechtzeitige
Entfernung, um Gefahr und Eintritt unnötiger Versteifungen ZU
vermeiden. Dies alles gilt in verstärktem Maße für Schußfrakturen
und Gelenkverletzungen. Bei allen Verbänden ist eine gute Über-
sicht erforderlich, um nicht progrediente Infektionen zu verpassen.
Daher zuerst keinen Gipsverband mit kleinem Fenster! Keine un-
nötige Bewegung! Am empfindlichsten gegen das Rühren beim
Verbandwechsel ist das Kniegelenk. Wenn irgend angängig ist
Von vornherein muß man bei den
das Bein bei dem ersten Verbandwechsel nicht herauszuheben.
Ein ausgiebiger Verbandwechsel bedeutet stets einen Eingriff, auf
welchen der Verwundete oft mit einer Temperatursteigerung ant-
wortet. Am besten ist es also, man verbindet so, daß man mit
Lösung einiger weniger Bindentouren Klarheit gewinnt. Im übrigen
ist es sehr wichtig, die Gaze nicht zu früh zu wechseln; man S0
im allgemeinen warten, bis die Wunde ausgranuliert ist (fünf bis
acht Tage).
Wir kommen nunmehr zur Besprechung der verschiedenen
Schußverletzungen. Vielleicht lassen sich noch vorher einige
Worte über die Behandlung zweier spezieller Wundinfektionen 610-
schieben : des Gasbrandes und des Tetanus. Für viele Fälle des
Gasbrandes genügen breite Incisionen, andernfalls ist die Am-
putation erforderlich. Bier und Thieß haben die Stauung
empfohlen, und Wilms ist für Dauerstauung nach Sehrt. wie
für alle Wundinfektionen gilt auch für den Gasbrand die früh-
zeitige Freilegung und Eröffnung des Wundkanals als bestes Vor-
beugungsmittel für die Infektion [Chiari (8). Die Chlorbehand-
lung hat hier nichts Besonderes geleistet; auch sprechen Beob-
achtungen gegen eine nur geringe Tiefenwirkung. Gewarnt sel
vor Sauerstoffeinblasüngen. Zuweilen tritt nach Incisionen emè
rapide, unaufhaltsame Verschlechterung des Zustandes ein. Ban
cher Fall, der durch sofort ausgeführte Amputation hätte gerette
werden können, geht verloren, wenn man sich zunächst mit In-
cisionen begnügt. Bei foudroyanten Fällen hilft auch die Am-
putation meist nicht mehr.
Der Tetanus ist dank der allgemein durchgeführten pry
phylaktischen Serumbehandlung immer mehr verschwunden. Ta
im Krieg ist ganz so wie im Frieden auffallend, wie schwer
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daß auch bei Tetanus latente Infektionen nach Monaten, ja sogar
nach Jahren, wieder aufflackern können‘[Chiari.($)]. ‚Besondere
praktische Bedeutung kommt dem Auftreten yon lokalem Tetanus
zu, der vielleicht gerade infolge nicht ganz, hinreichender Pro-
phylaxe zustande kommt. Die wenig :befriedigenden therapeuti-
schen Erfahrungen bei ausge
auch im Kriege bestätigt... -. SE |
\ Kurze Schußkanäle bei Durchschüssen verfallen,
wenn überhaupt, dann auch in ganzer Ausdehnung der Infektion...
Man wird also entweder die. ganze. Strecke drainieren : oder‘ den
ganzen S@hußkanal durchspalten.. Für viele kurze: öberflächliche
Gewehr- wie Schrapnellschußkanäle empfiehlt S ch ön e (1), auch
wenn sie scheinbar „glatt“ aussehen, im Zweifelsfalle die Durch-
spaltung, natürlich nur dann, wenn dadurch keine‘ wesentlichen -
Nebenverletzungen gesetzt werden. Im allgemeinen ‚genügt jedoch
konservative Behandlung. u Pre
Bei Gewehr- und Schrapnellschüssen . mit: größeren Wunden:
ist die vorbeugende, aktive Wüundversorgung am ‘Platze. Bei
langen Gewehr- und Schrapnelldurchschüssen genügt es oft, Ein-
und Ausschuß nach Ausschneidung bis in. die als infiziert. er-
kannte Tiefe zu spalten- und .zu drainieren. So gelingt es oft, die
Infektion in der Tiefe zu vermeiden. Die Schrapnellschüsse be-
dingen eine wesentlich -stärkere traumatische Schädigung der Ge-
webe, verschmutzen auch die Wunde oft erheblich mehr. “Auch
zerplatzen die Schrapnellkugeln häufiger als Gewehrgeschosse beim '
Anstoßen an Knochen.: und können dadurch ausgedehnte innere
Zerreißungen verursachen,. die stark.‘ zur ` Infektion ‘neigen.
‚den Schußkanal so weit zu spalten und zu
drainieren, bis er offenbar sauber und die traumatische Schädi-.
Durch einen solchen am Ein- und Ausschuß:
.. gung geringer wird. d Auss
u a e Eingriff kann die Infektion in der Tiefe verhindert -
ach gründlicher Spaltung der Haut ‚und querer Ein- ee i
et e sche a E E i e Gedacht sel
r Thrombophlebitis, -Sie verläuft meist
werden,
der Fascie ist- es freilich dabei sehr oft notwendig, bis
- kerbung
e Muskulatur vorzudringen. Natürlich kann‘ gelegentlich-
tief in di
der Hauptherd: der I
Was die primäre Infektion anbetrifft, so. ist : die. Infektiohs-
T jeden Stecksehusses immerhin hoch genug ein-
zuschätzen, um sicher- zu lokalisierende und leicht zu, erreichende
Geschosse, besonders Splitter, zu entfernen; es müßte-denn sein,
Ist der Sitz des Ge-
daß bestimmte Gegenindikationen bestehen. | des
ganze Schußkanal verfolgt und dann |
‚Schosses unbekannt, wird der, |
‚das Geschoß entfernt..-Wenn auch natürlich das ganze freigelegte
drainiert werden muß, so lohnt es sich. doch durch die
Gebiet
Vermeidung einer späteren Eiterung, aus der Tiefe. „Aber auch
das Austasten mit dem Finger in den Weichteilen ist‘ |.
egs gänzlich zu verwerfen. ‘Der Finger fühlt vieles, was.
» keinesw
~, „das Auge nicht sieht“ [Schöne (1). Wird ‚das Geschoß nicht.
. gefunden, so genügt e
muteten Geschoßlagers zu gelangen und der Gesamtwunde die-
S.im allgemeinen, in 'die Nähe des ver-
Form eines breiten Trichters zu geben, um so einer von dem zu-
fückgebliebenen Geschoß ausgehenden Infektion sofort Herr zu
werden. Die geringsten Sorgen macht das Infanteriegeschoß.
Beim Granatsplittersteckschuß ist die Tendenz
tion, den ganzen Schußkanal zu. ergreifen, wesentlich
Der Vorteil, der in der Entfernung eines
'
na ausgeprägt. ` |
` anatsplitters liegt, ist bedeutend. Wird er nicht gefunden, so
sehr ausgiebig freizulegen und zu drainieren |
endig. Ein Röntgenapparat
ISt: stets sehr erwünscht! | ; |
Bei zahllosen winzigen Splitterwunden ist es praktisch das’
ist. der Schüßkanal
- Beste, die gefährlichen, besonders die tiefer gehenden Wunden an-
‚ greifen,
ma Im übrigen muß der Grundsatz aufgestellt werden,
„Cab die Granatwunden én Hauptobjekt der vorbeugenden, ope- |
; denn für sie vor allem gilt die |
ze rativen Wundbehandlung sind
Diagnose: drohende Infektion!“ [Schöne-(l)]. Sn
' Womit drainiert man nun am besten? Das Glasrohr
hat gegenüber dem Gummirohr . den ‘Nachteil, daß seine Länge
Kreck ruck auf Gefäße, Nerven usw. ausübt. Nach
Ga e (7) ist zur Sekretableitung' das „Zigarettendrain“ oder
Wund sehr gut. Der wasserdichte Stoff schützt die
fließen, vor Austrocknung, aus der Tiefe” kann das Sekret ab-
liebe » Und jeder schädliche Druck wird vermieden. Man 'sorge
= # einmal zu viel als zu wenig für Sekretableitung. Auch hier
9 — MEDIZINISCHE: KLINIK. — Nr.
sprochenem Tetanus haben sich leider
nfektion auch gerade in der Mitte des, Schuß-
a : a De EURE IE
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. sei nochmals vor der Tamponade gewarnt, die'zur Ableitung dienen
"einzelnen Falle die Prognose zu stellen ist.- Interessant ist. es 1 ge uns]. hainbet
EIIBZE 1. soll, aber gerade das Gegenteil bewirkt. `-
Die. Tamponade ist.: nur: bei. starker parenchymatöser und
_riellen Blutung “ist die Unterbindung die :Regel, und vor allem
dann, wenn sie .die Erhaltung des Gliedes nicht gefährdet. Die
Gefäßnaht wird da: angewandt, wo. die Extremität‘ gefährdet er-
scheint. Schöne (1) empfiehlt nicht, .darin allzu weit: zu gehen;
‘vor. Ausbruch der. Infektion kann. man es öfter wagen. Die über-
-wiegende Mehrzahl. der Nachblutungen bezieht Schlöß-
mann auf primäre .Gefäßverletzung; er ist der Ansicht, daß Blu-
tungen ‘infolge von eitriger Gefäßarrosion vorwiegend venösen Ur- |
spruńgs sind. - Die ‚Entscheidung, ob ‘primäre oder ‘sekundäre
_ Gefäßverletzung vorliegt,.ist nicht immer ganz leicht. Öfter steht
die ‚Arrosion, des 'Gefäßes' in einem deutlichen Zusammenhang mit
‚äußeren Ursachen: Druck- durch ein. Drain. Die‘ Nachblutungen
| infolge Gefäßschußyerletzung treten meist schon in.den ersten :
į Wochen ' auf und künden sich häufig. schon durch mehrfache -
leichte Blutungen an. Die ‚Arrosionen der Gefäßwand führen ja
‚naturgemäß zuerst zu einem ‘Aneurysma verum; während‘ der
.Gefäßschuß fast immer ein Aneurysma spurium erzeugt [C hiari (8)].
Jede Nachblutung. ist eine - große Gefahr- für. den Verwundeten,
besonders für den septisch Kranken. ` Oft gehen die Verwundeten
daran zugrunde; es-ist, „als ob das durch langwierige Eiterung
'geschädigte Herz gegenüber einem geringen Sauerstoffdefizit völlig
versagte“.. Fast immer treten nach Nachblutungen bedeutende
.Temperatursteigerungen auf, Die Bekämpfung bestehe in -Unter-
bindung oberhalb und unterhalb’ des perforierten Gefäßes. in ge-
: sunder ‚Umgebung, wenn: auch ` nicht .verhehlt werden darf, -daß
‚ das Auffinden ‚des Gefäßes in dem schwieligen, sulzigen Ge-
webe. häufig recht schwierig ist: Unbedingt ist einer- weite-
ren. Nachblutun |
‚rechüigt: sein. 0.000.000 er
o Gedai an. dieser Stelle einer häufig beobachteten Ge-
fäßerkrankung,. de |
unter unregelmäßigem, inter- oder remittierendem Fieber; die
"Wunde selbst kann dabei. ganz gut aussehen, und der lokale Be-
fund kann ‚völlig negativ sein.‘ Die Vena femoralis z, B. kann SE
vollständig thrombosiert sein, ohne daß: eine Spur von Ödem am
Ober- oder Unterschenkel vorhanden zu sein’ braucht, selbst dann
nicht, wenn die Thrombose in kurzer Zeit entstand, Auch der
‚palpatorische Befund an der Schenkelvene unter dem Leistenband
ist nach Wieting (9) durchaus nicht immer eindeutig; Schüttel-
{röste ‚fehlen. recht häufig. Die Diagnose ist oft.nur durch den
Verlauf und. das Aussehen des Kranken zu’ stellen. ‘Die thrombo-
phlebitischen Kranken erholen sich nicht, sondern verfallen lang-
sam unter. zunehmender Anämie, die nicht selten- einen Stich ins
Graue hät; zuweilen kommt es in der Wunde zu kleinen Blu-
tungen durch Zerfall kleinster Gefäßthromben; größere. arterielle
Blutungen schließen sich nicht selten an. Lungeninfarkte mit
blutigem Sputum, oft ohne subjektive Beschwerden, unterbrechen
den schleichenden Verlauf; anderweitige Metastasen sichern . die
Vermutung. Hohe Continua ist prognostisch ungünstig. Besteht-
der dringende Verdacht auf Venenthrombose, dann ist die Frei--
legung der Vena femoralis geboten und bei Bestätigung der Dia-
gnose die Abbindung erforderlich. Bei sehr hoch reichender
Thrombose’ begnügt sich Wieting (9) damit, die infizierte Vene
in der Inguinalgegend soweit als möglich längs zu 'schlitzen und
wie einen langen Absceß zu behandeln; andernfalls muß man die
Vene transperitoneal unterbinden: Eine Spontanheilung. dürfte in ,
solchen Fällen kaum zu erwarten sein. Die also Infizierten gehen,
oft nach ‚vielwöchigem Krankenlager, doch 'schließlich alle septisch
zugrunde, wenn man nicht eingreift. Auch'die Vena poplitea ist
ein Lieblingsausgangspunkt infizierter Thrombophlebitis sowohl
nach Amputationen wie nach Resektionen; sie beginnt nicht immer
im Hauptstamm, sondern oft von den kleinen Venen.der Wade
oder. der Kniekehle aus. Sehr gefährdet sind die Kleinbecken-
venen bei. dortigen. Verletzungen und die .Glutäalmuskelvenen
mit der Neigung zum. Decubitis. Es ist ja eigentlich zu ver-
wundern, daß die infektiöse Phlebitis, die diesen Thrombosen zu-
grunde liegt, nicht viel ‚häufiger vorkommt, als es der Fall ist,
wo doch die: Venenlumina, unterbunden oder nicht unterbunden,
frei in der infizierten Wunde liegen. „Das. Venenendothel bildet
da sicher einen mächtigen Schutz, nachdem die Muscularis der
Venen sich wie bei. den Arterien zurückzog zu rasch schützendem
: Verschluß.“ Von diesen Thrombophlebitiden, besonders im Glutäal-
und Beckengebiet, sieht man` recht ‚häufig und frühzeitig die
| unter Umständen. bei- venöser Blutung am: Platz. Bei jeder arte-
é vorzubeugen; selbst die Amputation kann be-
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
ô. März.
embolischen Lungeninfarkte ausgehen, die sich oft ohne schwerere
Erscheinungen unter. blutigem Auswurf kenntlich machen.
Für die Behandlung der Schußfrakturen haben die-
(selben Regeln, wie sie für die Weichteilverletzungen angegeben
sind, erhöhte Geltung. Man vermeide es, durch irgendwelche
Manipulationen die Infektion in die Tiefe zu tragen, denn oft ist
die Frakturstelle noch nicht infiziert, wo die. Weichteilinfektion
schon weit vorgeschritten ist. Die Drainage ist nicht zwischen die
Fragmente zu legen. Vollkommene Fixation und alsbaldige Ex-
tension gehören mit zu den besonders infektionswidrigen Maß-
nahmen. In vielen Fällen muß man mit einer partiellen Se-
questrierung der Bruchenden rechnen, Wenn irgend möglich, sind
in unmittelbarer Nähe der Bruchstelle befindliche grobe Geschoß-
teile sofort zu entfernen. Man hüte sich, etwa jede beliebige
Fraktur nach ganz glattem Gewehrdurchschuß primär zu operieren.
In der Minderheit der Fälle sind es nicht Inf&ktionsherde
des Knochens, sondern Fremdkörper (Geschoßsplitter, Tuchfetzen),
die zu progredienter, schwer zu beherrschender Eiterung führen
[Chiari (8). Dabei kommen die fortkriechenden, röhrenförmigen
Abscesse zustande, die unter hohen Fiebererscheinungen zu der
echten Pyämie führen. Manchmal kommt es dabei zur Bildung .
metastatischer Abscesse (Kreuzbein-, Schultergegend, seitliche
Partien des Oberschenkels), Sie treten unter ganz geringen
Schmerzen auf, und das Allgemeinbefinden ist oft lange Zeit, von
hohem Fieber abgesehen, kaum gestört; es fehlen die hauptsäch-
lichen Stigmata einer septischen Intoxikation.
Auch „die unter wenig stürmischen Erscheinungen ver-
laufenden, langsam dem Ende zuführenden chronischen infektiösen
Prozesse entstehen fast immer auf dem Boden einer langwierigen
Knocheneiterung, die dem Lokalbefund noch. oft relativ harmlos
erscheint“, Daß die Infektion sich durch monatelange Fistel-
bildung abschwächt, ist nicht immer der Fall; noch Jahr und Tag
nach der Verletzung kann sie, durch irgendwelche Momente be-
günstigt, in ihrer alten Schwere neu aufleben. Nach Chiari (9)
spielen bei den chronischen Knocheneiterungen neben der fort-
dauernden Intoxikation des Organismus mit den Gift- und Zerfall-
stoffen der Bakterien auch der Säfteverlust, die Schädigung der
blutbildenden Organe usw. eine bedeutende Rolle. Bei Obduktionen
findet man selten Amyloidose, fast stets parenchymatöse. und
fettige Degenerationen der inneren Organe. (Schluß folgt.)
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Stehe auch Therapeutische Notizen,)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 7.
Selter (Königsberg): Verbreitung und Ursachen der Rachitis.
Verfasser stellt drei Grade der Rachitis auf. Etwa die Hälfte aller
Kinder ist rachitisch. Die Ätiologie ist noch immer dunkel. Die größte
Verbreitung finden wir zwar bei den nicht gestillten Kindern, aber
auch bei den gestillten ist die Rachitis sehr erheblich vertreten, nur
-die bis neun Monate gestillten Kinder zeigen deutlich günstigere Zahlen.
Bei niedrigen Kinderzahlen ist die Rachitisverbreitung eine geringere,
bei höheren eine größere. Je größer die Keimzahl der Luft der Wohn- *
räume ist, um so schneller wird die Rachitis ausgebildet.
Frey (Kiel): Behandlung ‘der Grippe und ihrer Komplikationen.
Zur Bekämpfung der Vasomotorenschwäche bei schwerer Grippe kann
Strychnin. nitrie. als centrales Reizmittel in Dosen von 3 bis 6 mg
täglich empfohlen werden. Bei parapneumonischer eitriger oder sero-
fibrinöser Pleuritis soll man erst nach nochmaliger Punktion, wenn das
Exsudat dicker geworden ist, resezieren. Die Gravidität schwächt die
Widerstandskraft gegen die Infektion, sodaß der künstliche Abort zu
erwägen ist.
König (Bonn): Eine auffällige Beobachtung bei der Grippe-
epidemie. Die Nervösen oder psychisch Kranken erschienen bei gleicher
Infektionsmöglichkeit weniger zu der Infektion disponiert als die.nervös
und geistig Vollwertigen. Vielleicht erkranken aber auch die scheinbar
gesund Gebliebenen, und die Mischinfektion verläuft nur leichter.
y. Zeißl (Wien): Gibt es Salvarsanschädigung der Hör- und Seh-
nerven oder nicht? Verfasser beantwortet die Frage mit einem ent-
schiedenen Nein und teilt fünf instruktive Fälle von Ohrsyphilis mit.
Bei 4000 Injektionsfällen sah er nie eine Nervenschädigung durch
Salvarsan. Nur muß man genau aseptisch vorgehen und zur Lösung
des Mittels Aq. dest. sterilis. nehmen.
Friedberger (Greifswald): Hat das normale Pferdeserum
einen Einfluß auf die experimentelle Infektion des Meerschweinchens mit
Diphtheriebacillen?
Verein. Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 6 und 7.
Nr. 6. Feßler (München): Behandlung der Lymphangitis und
Lymphadenitis mit septischer Allgemeininfektion. (Schluß.) Ausführlicher
Fortbildungsvortrag. Hervorgehoben sei daraus unter anderem: Zur
Behandlung des Erysipels empfehlen sich feuchtwarme ausgedehnte
Packungen mit Ichthyolammonium-Salicylwasser, die
gut mit Öltuch eingedeckt und täglich zweimal erneuert werden
müssen. Gut wirkt auch einmalige rasche Einpinselung von kon-
zentrierter alkoholischer CGarbolsäurelösung, doch
muß man die eingepinselten Hautflächen sofort mit einem Spiritus-
wattebausch wieder abreiben. Es folgen dann Umschläge mit
Bleiwasser. Zudem empfiehlt es sich, weit oberhalb der Erysipelgrenze
eine Stauungsbinde anzulegen.
Bireh-Hirschfeld (Königsberg): Zur Entstehung und Be-
handlung der Netzhautabhebung. Vortrag, gehalten in der Gesellschaft
für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg am 16. Dezember 1918,
Ernst Delbanco (Hamburg): Zum Silbersalvarsan und zur
Biologie der Menschen- und Kaninchensyphilis. Das Blut von Syphi-
Siehe Vereinsbericht, Greifswalder Medizinischer |
litikern der primären Krankheitsperiode kann infektiös sein, selbst
zu einer Zeit, wo noch keine deutliche lokale Lymphdrüsenschwellung
und keine positive Wassermannsche Reaktion vorhanden ist. Die Sy-
philis ist eben von vornherein eine klinische Septikämie (Bakteri-
ämie oder Spirochätämie), es handelt sich dabei um eine frühzeitige
Generalisierung des Giftes. Bei dem diagnostizierten Primäraffekt mit
negativer Reaktion soll nun eine Behandlung genügen, die aber
nach Ansicht des Verfassers die Patienten in große und unüberseh-
bare Gefahren bring. Wassermann macht nämlich den Eintritt
der positiven Reaktion abhängig von dem Eindringen der Spirochäten
aus der Blutbahn in die Gewebe. Bei den großen therapeu-
tischen Konsequenzen, die Wassermann zieht, je nachdem im
Primärstadium die Reaktion positiv oder negativ ist, muß bedacht
werden: der Ausfall der Probe ist noch zu sehr in die Hand des einzelnen
Beobachters gelegt. Die Übergänge von negativ zu positiv sind noch
zu sehr fließende, die Grenzen zwischen positiv und negativ sind keine .
haarscharfen. Die Annahme, daß die Grenze von positiv und negativ
im Primärstadium bei dem Zeitpunkt liegt, wo es zu einer reaktiven
Tätigkeit der Körpergewebe auf die eingedrungenen Spirochäten kommt,
nachdem diese auf dem Wege der Blut- und Lymphbahn in die Ge
webe verschleppt sind, ist nur eine Hypothese. Die Aus“
bildung des Primäraffekts und des anatomischen Bubos stellt diesen
Gewebskampf schon in gewaltigen Formen dar (in dieser
Periode zeigt das Blut auch bei der negativen Reaktion schon
positive Impfergebnisse). Wenn die Roseole in ihren Anfängen auf
der Haut sichtbar wird, wenn die nächtlichen Kopfschmerzen herauf-
ziehen (Roseola der Meningen!), so bedeutet das schon b eträcht-
liche entzündliche Vorgänge an Haut und Meningen, deren
Beginn schon zurückreichen kann in die Zeit des negativen Aus-
falls. Sieht man doch oft im späten Primärstadium bei noch negativer
Reaktion, ohne daß ein Exanthem sichtbar ist, nach der ersten Hg-
oder Salvarsaninjektion ein ausgedehntes maculöses Exanthem auftreten
(Provokation, Herxheimersche Reaktion von schon ins Gewebe
metastasierten Spirochätendepots). Über die meningitischen Vorgäng®
hat uns die Lumbalpunktion eine wertvolle Aufklärung gegeben. Die
Wassermännschen therapeutischen Konsequenzen dürfen nur ge
zogen werden, wenn gleichzeitig das Ergebnis der ‘Lumbalpunktat-
prüfung vorliegt, und auch dann nur sehr bedingt. Sonst besteht ein
große Gefahr für die Syphilitiker. (Die Gefahren einer ungenügend"
Salvarsanbehandlung nach der Seite eines Heraufbeschwörens VOR
Monorezidiven, Neurorezidiven, Frühterkarismus, einer Herz- W
Aortenlues und der metasyphilitischen Erkrankungen.) Erst ©
Menschenalter kann die Brauchbarkeit des Wassermann schen
Schemas erweisen.
Hans Koeppe (Gießen): Über die Perkussion des Schädels bei
Kindern und ihre diagnostische Verwertung. "Vortrag, gehalten IN der
Medizinischen Gesellschaft in Gießen am 20. November 1918.
M. Zondek (Berlin): Nephrektomie und Behandlung der of
krankten anderen Niere. Die Exstirpation einer Niere kann auch vol
genommen werden, wenn die andere erkrankt ist. Nur muß dere?
funktionelle Leistungsfähigkeit einegenügendesein (durch Ureteren-
katheterismus und funktionelle Prüfung festzustellen). Der Verlass
berichtet über drei Fälle, bei denen nicht nur die eine Niere exstirpier
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/ phtherieverdächtig. So, oft der Verfasser aber auch hier auf Diphtherie-
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- beziehungen zwisch
` akuten Angina
: ‘sind prophylaktische Maßregeln:
‚Taple bei den Komplikationen der
‚ Schwinden dadurch meist prompt.
- „Chronische Lungenerkrankungen bei: Kindern infolge Influenza; Gestützt
pinaran und auf Grund. richti
„den wir bei den. chronischen Lungenerkrankungen der Kinder in-
` ne von Influenza auf den richtigen Weg geleitet und können da-
‚ch viele Kinder von dem Verdacht auf Tuberkulose befreien. Die
f l ee Rasselgeräusche, die an solche erinnern, die untstehen,. wenn
oc, ber einen Rolladen mit einem Stock fährt, oder die dem Ma-
Sächlich in den mittleren Bronchien abspielt. Doch könnten‘ durch die
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szuschalten versuchen. Jede einzelne hat ihre be
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llt in der V ereinfachung der Wassermannschen Reaktiod den größten
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Malaria den
p -ariaätiologie, Dje im Frühjahr (März bis Juni) auftretenden Er-
- 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.9
wurde, sondern auch die andere erkrankte, aber gut funktionierende | Tropicaparasiten ist. nicht anzunehmen, es handelt sich vielmehr hier-
ung mit Ureterkatheter. in Angriff ge- | bei um eine sekundäre Infektion („Superinfektion“). =- =`
o a ur >] .2,R Korbsch: Über.Skorbut im Felde. Mitteilung über eine
. Skorbutepidemie, auf deren Ätiologie besonders eingegangen wird.
©- `s Delorme (Halle a. S.): Schrapnellkugelsteckschuß -im Atlas.
‚Operative Entfernung und Heilung. Merkwürdig .war bei dem tiefen
Eindringen des Geschosses die geringe. Wirkung. auf das Rückenmark,
operativ oder durch Behandl
nommen werden mußte. en STE BER |
Hans Köhler: Zur. Frage. der. Oberschenkelfrakturschiene. Es
kommt nicht darauf an, wie steil der’ Oberschenkel durch die Schiene.
gelegt wird, sondern darauf, daß er in. entsprechendem Extensions-
s.
zug und dadurch herbeigeführter richtiger Längsrichtungslagerung | ! | inge. V
es kam nur zu einer Commotio spinalis.: BEWERTE Ben
robestimmung des Blutzuckers.
'. A. Kowarsky (Berlin); Zur Mikrobestin
glicht eine genaue (bis
keine Abweichung seiner Frakturstücke in’ seitlicher Richtung er-
Die angegebene Methode ermö
fahre, namentlich nicht dureh. Verbiegung nach 'hinten. Erforderlich
ist also neben entsprechend geregelter Extension: Sicherung der Lage- |
rung auf dem schräg ansteigenden Oberschenkelteil der Schiene. Diese |. bestimmung mit 0,85 cem- Blut. - u
ansteigende Ebene muß zum: Körper des Verletzten festgestellt] u ale nn
werden. Damit ist jede Seitenverschiebung unmöglich, der Verband |
muß liegenbleiben, wie er: gelegt wurde. _ Die Schiene als Ganzes
darf also nicht rollen. Die nach diesen Gesichtspunkten vom Verfasser | ` Mar | | |
konstruierte Schiene wird genauer beschrieben, © | Befunde. bei der diesjährigen Influenzaepidemie. (Nach Beobachtungen
P. Sick (Leipzig): Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit in | Mit Dr. Georg Herzog.) Der bei weitem größere Teil der Fälle
Deutsch-Ostafrika. Es gelang, die enorm hohe Mortalität ganz be- | betraf jugendliche, besonders weibliche Personen. Der‘ Verfasser hat
trächtlich herabzusetzen, ein selbst für unsere europäischen Ver- | POCh nie so viel Leichen. blühender, meist wohlgenährter weiblicher
hältnisse beneidenswerter Erfolg, der nur durch persönliche Hilfe- | Personen gesehen wie auf der Höhe dieser Epidemie. Sehr gefährdet
leistung und Belehrung der größtenteils noch nicht einmal zum Christen- | Waren die Schwangeren und die Wöchnerinnen. Es folgt eine
tum übergetretenen. Familien erreicht wurde, und zwar durch den | Schilderung der Sektionsbefunde an den einzelnen Organen, in erster,
Missionar Jakob Dannholz und seine Frau. a Linie an denen des Respirationstraktus: > -© Sa |
Nr. 7. Gustav Killian‘(Berlin): Über Angina und Folgezustände. -
tärkerer Angina Jacunaris: haften die kleinen
häutchen). fester. Diese Fälle gelten als di-
0,01%). Zucker-
i Münchener medizinische. Wochenschrift 1 919, Nr. 5;
Die jetzige Epidemie ist mit, der. früheren Influenza identisch. : Fast
gänzlich fehlt aber die intestinale: und cerebrale Form. Ferner zeigen
Sich jetzt ungemein schwere Erkrankungen der. Lungen mit der Tendenz
bacillen hat untersuchen! lassen,- so oft fiel das Resultat negativ aus. u; S EA U ana | FIIR
Die akute lacunäre Angina. ist’ eine Infektionskrankheit, ‘deren Erreger -| . „ G 2 org Herzog: eur Bakteriologie der Influenza. Nach einem
meist Streptokokken sind. Die Häufigkeit der akuten Anginen nach | der Medizinischen Gesellschaft Leipzig gehaltenen Vortrage: ` >
Nasenoperationen bildet eine wahre Crux der rhinologischen Kliniken. > H. Hohlweg (Duisburg): Zur Pa |
Sie treten meist nicht unmittelbar nach der Nasenoperation auf, sondern: Grippe. - D eo e Sterblichkeit ‚gerade der kräftigsten Individuen an
erst nach einigen Tagen, ohne daß der Patient das Bett verlassen hat, se en fluenza erklärt sich nach dem Verfasser daraus, daß ‚bei diesen
oder am ersten Tage des Aufstehens oder Ausgehens. Die Lymphgefäß- dig Abwehrkräfte gegenüber den Mikroorganismen am besten entwickelt
en Nasenschleimhaut und Tonsillen sind.sehr innige, sind und daß daher bei ihnen eine'überstürzte Bakteriolyse der Kokken,
E ar e Jedi die reichlich ‚Endotoxine enthalten, stattfindet. Bei. weniger kräftigen
| dureh: wiederhöltes Ausdrücken den Lacuneninhalt zu Individuen und älteren Leuten, aber auch bei Kindern ist der Verlauf
‚beseitigen und eventuell Mandelschlitzungen zu Hilfe zu nehmen. Das | Mist‘ weniger stürmisch. ` Infolge der geringeren Abwehrfähigkeit des
Sie bilden auch die wirksamste The- | Körpers, bleibt hier die Bakteriolyse und damit die Endotoxinbildung
- akuten Angina ‚selbst. Solche ver- | !nmer nur in mäßigen’ Grenzen. Sind die bakteriolytischen Stoffe auf-
| i | gebraucht, so kann.trotz der Anwesenheit’ von Bakterien im Blut keine
| Endotoxinbildung stattfinden. Therapeutisch empfiehlt der Verfasser,
schweren Grippekranken das. Serum ‘von Gripperekonvaleszenten,- dém
mit großer Wahrscheinliehbkeit ein hoher Antitoxingehalt zukommt, zu
injizieren, ihnen also zu einer Zeit, wo sie selbst noch nicht die ge-
nügende Fähigkeit erlangt haben, die gebildeten Endotoxine abzubauen .
oder unschädlich zu machen, mit dem Serum die nötigen Stoffe dazu °
künstlich zuzuführen. TRE ;
E. Seifert (Würzburg): Zur Bewertung der Äthertherapie bei
‚Peritonitis. Auf. Grund von Tierversuchen. kommt der Verfasser zu der
Ansicht, daß der Äther auf die Peritonitis als örtliche Erkrankung nicht
Nach dem Vorg
Otto Bossert und Bruno Leicbtentritt (Breslau):
auf die bakteriologischen Untersuchungen und die Auscultations-
ger Bewertung der Leukocytenzahl
Auscultation ergibt: eigentümliche, mittelblasige, dem Ohre nahe-
Schwarten verhütend. Dagegen kann der Reiz der schroffen- Abkühlung
einen kurzdauernden erregenden Einfluß auf den schlaffen Darm‘ und
seine Gefäße ausüben. ‚Ferner kommt es zur Resorptionswirkung: Er-
weiterung der Hautgefäße, besonders des Gesichts und damit auch der
Hirngefäße und dadurch -zur besseren Blutverteilung ‘im Organismus
mit ihrer wohltätigen Folge auf den Allgemeinzustand.. Diese resorptive
annengowehrgeknaiter ähnlich‘ sind. Manchmal hört man über um-
a aen Stellen ein fauchendes, dem bronchialen genähertes Atem-
“Tausch. Es ist anzunehmen, daß sich der pathologische Prozeß. haupt-
Fa mittelblasigen Geräusche die in den kleinsten Verzweigungen
= Pronchien entstehenden ver deckt werden. | Bau
un % y einicke (Ambrock i. W.): Zur Theorie und Methodik der
Me ien Luesdiagnostik, Die drei neuen Methoden, die genauer be-
schrie werden, stellen in mehrfacher Beziehung einen erheblichen Fort-
reaktionen pa eT allen älteren, mit Globulinflotkung arbeitenden Lues-
chemiz se ar, namentlich, weil, sie die Fehlerquelle der verschiedenen
chen Fällbarkeit der Serumglobuline bewußt einzuschränken oder
‚besonderen Vorzüge
-$
dauern. Die Resultate am: Menschen waren denn auch: nicht anders
als wie bei der bisher gewohnten Therapie (hier unter anderem wirksam
als ‚tonisches Mittel für das: Gefäßsyst
aber nicht subeutan)). EE N DR
Paul Zander (Halle): Die Extension. als Hilfsmittel beim An-
legen von Gipsverbänden. Das Prinzip ist, daß man an dem Glied
nach dem Steinmann schen Verfahren eine Extension anbringt und
diese nach Erbärten des Gipsverbandes entfernt. Das Verfahren wird
genau beschrieben. Es empfiehlt: sich besonders: bei- der operativen
Behandlung der Schußbrüche und Pseudarthrosen. Es spart Personal,
Kraft und Zeit, macht.unabhängig von Hilfskräften und erspart -dem
Patienten die Qual -und dem Arzt den Ärger eines schlechtsitzenden
Gipsverbandes. | Pen ar SER
"Johann Saphier (Wien): Ein Fall von Salvarsanallergie.
Eine Patientin erhielt 0,45 g Neosalvarsan in die Hautvene an der
‚Dorsalseite des linken Handgelenks eingespritzt. Infolge einer Be-
wegung der Kranken entstand hier ein kleines, schmerzhaftes Infiltrat,
das in drei Tagen zurückging. ‘14 Tage nach, dieser ‚Injektion wurden
und ihre besonderen Mängel. |
Melk Reich: Die Fällungsreaktionen zur Syphilisdiagnose nach
“Ke und nach Sachs und Georgi. Die Sachs-Georgische Reaktion
Mit einem gut er- .
benbürtig zu sein,
obol ;
a sie In der Handhabung unvergleichlich einfacher ist.
ans Wörner (Frankfurt a..M.): Dualismus oder Unität in der
0 .
c Ortschritt dar, der bisher erreicht worden ist.
en an Malaria tertiana sind Rezidive der im Sommer oder
"F.Bruck..
F. Marchand (Leipzig): Über die pathologisch-anatomischen
'OttoBusse (Zürich): Zur pathologischen Anatomie der Grippe: . `
Zur Pathologie. und. Therapie der £
einwirken. kann, weder antiseptisch, noch Abscesse oder- sekundäre |
Wirkung kann — wie die lokále abkühlende — ‘aber nur kurze Zeit. .-
em das ungefährliche Adrenalin, - _
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222 E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.9.
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weiter 0,60 g Neosalvarsan intravenös verabfolgt, und zwar an der
Volarseite des rechten Handgelenks. Am Abend trat nun an der
Stelle. des vor zwei Wochen erzeugten und längst vollständig zurück-
gegangenen Infiltrats am linken Handgelenk eine Schwellung, Rötung |
und Schmerzhaftigkeit auf, Erscheinungen, die unter Burowumschlägen
in 24 Stunden sämtlich zurückgingen. Ä
Leo v. Zumbusch: Neue gesetzgeberische Maßnahmen gegen
die Geschlechtskrankheiten. Die letzten Wochen hatten eine sprunghafte,
seuchenartige Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten bewirkt. Alle
Verbreitung der Geschlechtskrankheiten im Heere, in der Etappe, im
Hinterlande während des ‚Krieges war nichts gegen das, was sich
jetzt abspielt. Die aus diesen Gründen erlassenen Verordnungen im
Reich, in Preußen und in Deutschösterreich werden ausführlich be-
sprochen. |
Theodor vonder Pfordten (München): Die Belehrungs-
‚pflicht des Arztes nach $ 4 der Verordnung vom 11. Dezember 1918. Sie
besteht geschlechtskranken Personen gegenüber, die ärztlich untersucht
oder behandelt werden. Versäumt der Arzt diese Belehrung schuld-
haft (das heißt vorsätzlich oder fahrlässig), SO kann er für den Schaden
haftbar gemacht werden. F. Bruck. .
Wiener _ klinische Wochenschrift 1919, Nr. 3 u. 4.
Nr. 3. Moll (Wien): Zúr Pflege und Ernährung frühgeborener
Kinder. An Stelle der Couveusen, die sich im Anstaltsbetrieb nicht be- |
währt haben, empfiehlt: Verfasser. die Warmhaltung der Kinder mittels
einer einfachen mit einem Leintuch bedeckten Reifenbahre, in der als
. Heizkörper ein bis zwei Kohlenfaderglühlampen angebracht sind. Bei
der Ernährung der Frühgeborenen gibt er zur Anreicherung mit Salzen
und Eiweiß als Beinahrung zur Frauenmilch eine alkalisierte Joghurt-
molke und eine alkalisierte Joghurtmilch, erstere besonders in den
ersten Lebenstagen, wo nur eine geringe Nahrungszufuhr möglich ist
und die relative Karenz leicht zu Wasserverlusten und Acidose führt.
Es ist bei dieser Art der Ernährung niemals zu Ödemen oder alimentärem
Fieber gekommen. Ä p
Heidler, Gandusio und Philipowicz: Uber die ge-
schlossene Behandlung der Schädelschüsse. a
Sparmaan und Amrei ch: Zur Frage der primären Excision
und Naht bei frischen Gehirnschußverletzungen, besonders mit primärer
Eröffnung eines Seitenventrikels.
vy. Eiselsberg: Zur Versorgung der frischen Schädelschuß-
wunde durch die primäre Nabt., Bemerkungen zu den beiden vor-
stehenden Arbeiten über das gleiche Thema. Eis elsberg steht auf
dem Standpunkt, daß bei Versorgung der schweren Schädelschüsse
durch frühzeitiges Debridement mit Wegschneiden der Haut ein kleines
Streifehen in die im übrigen exakt vernähte Wunde einzulegen ist.
Die Veröffentlichungen der Chirurgengruppen seiner Klinik haben diese
Methode mit bestem Erfolg angewandt; bei gleichzeitiger Eröffnung des
Seitenventrikels wurde eine Verpflanzung von Fascie mit vollkommener
Naht erfolgreich ausgeführt.
Groß: Über periodische Schlafzustände bei einem Gehirntumor-
kranken. Es handelte; sich um zahlreiche relativ rasch aufeinander
folgende, meist kurzdauernde schlafartige Anfälle bei einem Bijährigen
an Schläfenlappengliom leidenden Manne.
Novak und Toman: Über Untersuchungen des Magensaites
bei Malariakranken. Die Gesamtzahl der Fälle mit Achylie betrug
39%. Von 91 kachektischen Patienten zeigten 41 = 45 % einen voll-
ständigen Salzsäuremangel, von 15 schwer kachektischen 9 = 60 %.
Verfasser führen die Achylie nicht auf die Chininmedikation zurück,
sondern fassen die -Magenatropbie, die in vielen Fällen mit einer
Atrophie der Darmschleimhaut vergesellschaftet zu sein scheint, als
eine Folge der Malaria selbst auf.
O Nr.4. Meixner: Anatomische Erfahrungen aus dem Felde.
Verfasser hat unmittelbar hinter der Tiroler Front über 200 Sektionen
vorgenommen und genaue Untersuchungen über Verletzungen durch
Kriegswaffen unter Bedachtnahme auf alle jene Einzelheiten, auf welche
der gerichtliche Mediziner sein Augenmerk richtet, sowie über die
Leichenerscheinungen, Eintritt der Totenstarre und der Blutgerinnung
angestellt. Einzelheiten müssen im Original nachgelesen werden.
Edelmann: Über gehäuites Auftreten von Osteomalacie und
eines osteomalacieähnlichen Symptomenkomplexes. "Während die Osteo-
malacie früher zu den seltenen Erkrankungen gehörte, kamen in den
letzten acht Monaten 19 Fälle zur Aufnahme, hauptsächlich Frauen,
besonders zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr. Außer den typischen
Fällen kamen häufig Fälle zur Beobachtung, wo der Symptomenkomplex
nur angedeutet war: Schmerzen im Bereich der Rippen, die sich weicher
anfühlen, in den Oberschenkeln oder im Kreuz. Die Patientinnen gaben
ist besonders auf Herz und Circulation zu achten; Coffei
' verringert wird. Daher wird der Vorschlag gemacht,
9. März.
C
dazu häufig an, daß in kurzer Zeit Krümmungen der Wirbelsäule ent-
standen seien. Der Habitus ist der eines Senium praecox. Thera-
peutisch hat sich Adrenalin in kleinen Dosen bewährt.
Mager: Über Grippe. Der toxische Charakter der Grippe wird
besonders hervorgehoben. Verfasser kommt zur Einteilung in erstens
die rein toxische, zweitens die toxisch-katarrhalische und drittens die
toxisch-pneumonische Form. Die Pneumonie ist nicht als eine Kom-
plikation, sondern als ein primäres Krankheitssymptom, die Organ-
lokalisation des Erregers aufzufassen.
Influenzabacillus intra vitam nachgewiesen werden, ferner häufig der
pneumokokkenähnliche Diplostreptokokkus und Streptokokken. Thera-
peutisch hat sich das Optochin sehr. bewährt.
In 30,1 °o der Fälle konnte der
Imhofer (Prag): Ein Fall von Osteoperiostitis nach Grippe.
Kasuistischer Beitrag. Die Osteoperiostitis mit Absceßbildung an der
Stirn oberhalb der rechten Augenbraue trat wenige Tage nach der
Grippe auf und mußte chirurgisch behandelt werden.
Raffelt: Über Aderlaß bei Influenzapneumonie. Bei der In-
fluenza, besonders bei Jugendlichen und Vollblütigen, befinden sich die
Lungen ih einem Zustand der hyperämischen Stauung mit capillären
Schädigungen, welcher für eine Sekundärinfektion durch fast alle Ent-
zündungserreger einen sehr günstigen Nährboden schafft; bei erfolgter
Infektion ermöglicht dieser Zustand, und zwar besonders der Blut-
austritt, die rasche Vereiterung und septische Entwicklung. Als wieh-
tigste therapeutische Maßnahme muß daher die Blutentziehung gelten.
Als kleinere zu entnehmende Durchschnittsmenge wird 250 ccm an-
gegeben, die auch ruhig wiederholt werden kann.
Hofbauer (Wien): Zur Pathogenese der bedrohlichen Br-
scheinungen bei der Grippe. Die Erklärung der Dyspnöe als Folge der
Erschwerung der äußeren Atmung besteht nicht für alle Fälle zu Recht.
Es fanden sich Veränderungen des Atemtypus, die mit einer mecha-
nischen Behinderung nichts zu tun hatten und als Folge einer inneren
Erstickung anzusehen waren. Es scheint sich um eine toxische Wir-
kung im Sinne einer Vasomotorenläbmung zu handeln, die zu einer
mangelhaften Leistung von seiten der die innere Atmung beberr-
schenden Blutversorgung und -erneuerung und SO zur Insuffizienz der
inneren Atmung führt. Klinisch ist die Störung erkennbar an den
Zeichen aktiver Exstirpation, dem „Flankenatmen” (exspiratorische
Baucheinziehung) und der hörbaren stöhnenden Ausatmung. G.
Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1918, Nr. 52,
Wanner (Lausanne): Die Grippe im Isolierspital in Vevey
vom Juli bis August 1918. Zur Beobachtung kamen 314 Fälle von
' Grippe, davon waren 202 einfache Grippefälle mit Bronchitis, von
denen einer zum Exitus kam, 108 Fälle mit Bronchipneumonie (davon
27 Exitus), zwei Fälle von Lungeninfarkt, eine cerebrale Form, ein Pyo-
pneumothorax nach Pneumonie, die sämtlich starben. Therapeutisch
n und Strychnin
haben sich nicht bewährt. Adrenalin 0,001 mehrmals täglich subeutan
oder intravenös konnte vorübergehend den Kreislauf bessern, hatte
aber keinen Einfluß auf den Lungenprozeß. Verfasser sah oft gu'®
Erfolge von intravenösen Elektrargolinjektionen (10 ccm, eventuell an
mehreren Tagen hintereinander) besonders bei sich lange hinziehenden
Fällen mit schlechtem Allgemeinzustand und ausgedehnten Lungen-
herden. Zur Anwendung kam ferner die besonders in Frankreich g®-
übte Methode der Absceßbildung. durch Terpentininjektion, deren Wir-
kung auf Vermehrung der Leukocyten beruhen soll. Betont wird noch
die Bedeutung der Trennung aller leichten Fälle von den schweren
wegen der großen Gefährdung der ersteren. ;
Zangger (Zürich): Zur Hydrotherapie der Mala
riker wurden hydrotherapeutisch mit Halbbädern von 28° C fünf Mi-
nuten mit Friktionen, dreimal wöchentlich, behandelt. N
war die Malaria sozusagen erloschen, schwere Anfälle kame
vor, nur ein abortiver Anfall innerhalb eines Jahres.
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 6.
Reich: Beitrag zur Fußgelenkplastik. Die Beweglichkeit 7
Fußgelenk ist abhängig von der Hervorwölbung der Sprungbeinfo >
über den Fußabschnitt. Es ist ein Nachteil der Operationen, daß 0e-
Höhe der Erhebung verlorengeht und damit die Exkursion erheblich
die natürlichen
Gelenkkörperformen im Fußgelenk umzukehren und das Schienbeinend®
mit einer konvexen, das Sprungbein mit eier ausgehöhlten Gele.
fläche zu versehen, Zwischen diesen künstlichen Gelenkenden 7
ein Fettlappen befestigt. Durch die Vertiefung der querei Sprung-
beinrinne wird eine Dosierung der Gelenkbewegungen und eine 4e-
lenksicherheit erreicht.
re Ña aiae sn
ria, 18 Mala >
= 2. März. . -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9: N 223 To
Widia Ë EEE RER ee Be ee e a
Porzelt: Zur Frage der Behandlung der Hydrocele. Es wird Neumann (Baden-Baden): Zur Entstehung der Wanderniere. ige!
"Mitteilung eines Falles, in welchem neben der Abmagerung als ätio- un TATAEE
logische Momente die starke Schrumpfung der erkrankten Lunge und o R.
empfohlen, dem Radikalverfahren die Entleerung eines Teiles
Nach der
der Hydrocelenflüssigkeit vorauszuschicken.
die häufigen Hustenstöße des Kranken in Betracht kommen.
Marcuse (Berlin): Über die Behandlung des Asthma ‚bronchiale ..
`. Punktion füllen sich die Scrotalgefäße stärker infolge der. Verminderung
der Wandspannung und des Flüssigkeitsdrucks. . Allerdings ist die Ab- E
lösung der Hüllen von der eigentlichen Scheidenhaut nach der Punktion | durch Inhalationen von Glycirenan mit dem transportablen. Spießchen | EI SEP ne
ad weniger leicht, jedoch. bleibt infolge der Entleerung der | Vernebler. Das Glycirenan wird mit Sauerstoff zusammen in die Luft- a ug Mil
nachträgliche Bluterguß aus. Bei Hydrocelen mit chronisch | röhre geleitet. Die Erfolge sind ausgezeichnet. . .Reckzeh. 5i n u
verdickter Scheidenhaut tritt. infolge der Wandstarre durch die Vor- | ` Ey wer ae ae ee a TI A
behandlung keine Gefäßentspannung ein. p. A] p" ö en BE wu eo PPN
Kroh: Die Mobilisierung -der Kniegelenkkapseltaschen — eine | Therapeutische Notizen. Sch $ n T
ausgezeichnete Methode der ‚Kapselplastik bei größeren Kapseldefektem..] | |. u e ee nr = BER TR
Ein guter Kapselverschluß. bei größeren Kapseldefekten wird erreicht = A. Böhme (Bochum) glaubt, daß die Grippepneumonien bei re `
durch Hinunterziehung des Synovialisblattes. Der obere Recessus | frühzeitiger Anwendung der Bukupius (täglich fünfmal 0,5 Eucu- re
wird vom Knochen freipräpariert und kann weit hinuntergezogen und | pinum basitum in Oblaten, vier bis acht Tage lang) einen günstigeren Hii DRAEN
mit den Resten der vorderen .Kapselwand vereinigt werden, ohne in |. Verlauf nähmen als sonst. (M. m. W. 1919; Nr. 6.) E Be RE
seiner Ernährung gefährdet zu sein. An den Käpselverschluß wird Zur Behandlung der Grippepneumonie empfieblt F.Meyer I
die Wiederherstellung des Kniestreckapparats nicht unmittelbar an-‘| (Berlin), die parenterale Verabfolgung; des Höchster Streptokokken- Bat Io TR
geschlossen, sondern erst nach Abheilung der Kapselwunde. In.der | serums mit der oralen Darreichung des Eucupinum basicum zu ver- Er SARIRA
gleichen Weise lassen .sich traumatische Verluste der inneren und | binden. Mit dieser Kombination konnte er einen Heilerfolg an zehn Kin) H TEEI n
äußeren Kapselwand mit Hilfe der inneren und äußeren Kapseltasche | schweren septischen Kranken erzielen, die Streptokokkenempyeme und Be: En >
ausgleichen. , E l l i; K. Bg. Gelenkaffektionen hatten. (D. m. W. 1919, Nr. 7.) ` i l : Poci aeg KA
| -o a | 7 ‚ı Beim Asthma. bronchiale empfiehlt Grumme (Föhrde) an- 1 ee |
a su N | gelegentlichst Jod. Während .des Anfalls. ist das Lumen der feinsten Mi BARE
_ Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 6:_ , ._ ` | Bronchien verengt infolge von Krampf der Bronchialmuskeln, -Blut- | :
Heynemann: Zur 'Strahlenbehandlung gynäkologischer Er- | überfüllung der Capillaren` (Schwellung der Schleimhaut) und An- I Zoe
krankungen. Die Zusammenstellung der Dauerergebnisse der Radium- |, sammlung von Sekret. Dabei handelt es sich um Vaguser- f laei p T i
bestrablungen bei Cervixcarcinomen aus den Jahren 1913 und 19i4 hat | regun g infolge von Sympathicuserschlaffung (hervor- I Jap JERAI
nicht einen einzigen geheilten Fall. ergeben. Es scheint daher un: | gerufen durch Adrenalinmangel bei Hypoplasie der . I GE
möglich, allein mit Radium in der üblichen Menge von 100 bis 200 mg | Nebennieren). Atropin, das den Vagustonus herabsetzt, mildert ne iie.
inoperable Cervixeareinome zu heilen. Besonders bemerkenswert ist den. Anfall, Adrenalin: aber kupiert ihn. vollkommen, weil es die der f j Jen Wr
die außerordentliche. Empfindlichkeit des Mastdarmes gegen die Be- | Vaguserregung,, zugrunde- liegende Sympathicuserschlaffung Ed Fin Ki: um
strahlung. Es muß daher kombiniert bestrahlt werden; Radium von | beseitigt. Pituitrin wirkt in gleichem Sinne, insofern es die - Pi ua ih
- der Scheide, Röntgenstrahlen von außen. Infolge der Vervollkommnung | Nebennieren zu vermehrter Sekretion anregt (Asthmolysin = A:dre- KA: Me en,
< der Röntgenapparate ist bei gutartigen gynäkologischen Erkrankungen | nalin + Pituitrin). Die Hypoplasie der -Nebennieren läßt sich ale). Ve
‚ In der Regel die Radiumbehandlung ausreichend, so bei ovariellen | nun ausgleichen durch die vicariierend einsetzende Tätigkeit der | ln! ZEE
Blutungen und auch meistens bei Myomen. Bei der Bestrahlung von | Schilddrüse. Erhöhte Tätigkeit der Schilddrüse aktiviert Hz...) WE
kleinen Blutungen und Myomen genügt im allgemeinen die mit Alu- | die Nebenniere. Die Schilddrüse wird aber durch Jod zu'ver- KL Et, KE Re
~.. K. Bg. . | mehrter Sekretion angeregt (vergleiche Jodbasedow; erfolgreiche Jod- | HAR
seit. Jahren regelmäßig an Re
Ban,
-
|- behandlung des Gebirgskropfes). Ein
.nahm im Laufe eines ‚Jahres
Asthmaanfällen‘ leidender : Patient
miniumfilter gegebene Strahlenmenge.
660 Tabletten Jodtropon (zu 0,08 Jod) und blieb vom Beginn der Kur
IT. E - y
A R E ji
LT T aean Veta O a
* a- 5 Js
ei
Die Therapie der Gegenwart, Februar 1919.
SOUEEN (Berlin): Die Therapie der lacunären Gaumenmandel- bis zu deren Ende ‘und dann noch volle drei Jahre von seinen i
enizündungen und ihre ‚Folgezustände. Besonders ‚wegen der Be- | Anfällen verschont, da der Sympathicus während dieser Zeit wieder : 2
‚chungen zwischen Nieren- und Gelenkerkrankungen und Affektionen einen normalen Tonus erhalten hatte. (D. m. W. 1919, Nr. 7) .. en
| der Mandeln sind die Ausführungen des Verfassers von großer Wichtig- | > Beim Fleckfieber empfiehlt F. Meyer (Berlin) einen Versuch. Toa
ne us schildern ‚genau die Tonsillektomie und ihre Nachbehandlung, | „+ Optochincampher (0,3 bis 0,5 täglich subcutan` unter den bekannten ` oT
| ee ee wir einen dauernden Quell kontinuierlicher Vergiftungen Cautelen). (D. m. W: 1919, Nr. 6.) "EBruck SHREE
0 ‚orpers beseitigen können. | | u Einen Beckenkühler als neues Hilfsmittel: zur. äntiphlogistischen EEE
Tu PI Suggenheimer (Berlin): Entstehung und Beurteilung der | Therapie akuter; entzündlicher, fieberhafter Ge- Po
a ale bei der Pneumothoraxbehandlung der Lungentuberkulose. nitalerkrankungen der Frau empfiehlt Linnert nach den Ile
j - Mi kommt zu dem Schluß, daß wir im Auftreten eines pleuri- | Erfahrungen der.Frauenklinik in Halle. . Eisdurchmischtes- Wasser fließt pi $
wi fäh po “xsudats bei künstlichem.Pneumothorax nicht generell eine Ge- | zus einer hochgestellten, mehrere Liter fassenden Irrigatorflasche zu ae
fi "cung des Heilerfolges.erblicken dürfen. Bei einer bestimmten, näher | dem Kühlapparat, der in die Scheide eingeführt wird. Er besteht aus
fi geschilderten Reaktionsfähigkeit des Organismus können auch dann | einem Glasrohr, dessen Zu-. und Abfluß auf derselben Seite liegt.. Das oa
a ER günstige Resultate erzielt werden: | | Rohr‘ wird, mit einem Trikotschlauch überzogen, eingeführt. Der PF
f A arneth (Münster): Beobachtungen im Feldlazarett bei 100 Trikotschlauch ist über einem Gummirohr, das als Abfluß dient, ab- a.
i schen Brustlungenschüssen. Verfasser teilt seine. auch für die Pro- | gebunden. Der Abfluß ist verstellbar (Firma Schoeps, Fabrik- wissen- an
2 „gnose und ‚ Therapie wichtigen Beobachtungen mit bei Brustwand- | schaftlicher Apparate, Halle a.$.). Neben der Kältewirkung von innen nel o
s, | A einseitigen und doppelseitigen Brustlungenschüssen, solchen | wird auch von den.Bauchdecken aus gekühlt, und zwar‘ mit Hilfe der ._ H DIOT |
| T Res 1 folgender Pleuritis und Empyem, sowie bei Todesfällen. Die |, \Vinternitzschen Eiswickel. (Zbl. f. Gyn. 1919, Nr. 6.) K. Bg. T E a er
\ en n der mehr konservativ-exspektativen Behandlung waren gaoz | Die aktive Immunisierung‘ mittels subcutaner Injektion | ~
| . „edenstellend, u steigender. Pollentoxinmengen ist die bei weitem erfolgreichste f E
me rd mann ( Berlin): Die Behandlung der dur: ch Schußwunden Therapie des Heufiebers. Die Behandlung ist mehrere Jahre fortzusetzen. i 7
dureh S n Fisteln. Aus dieser Schilderung der praktisch wichtigsten, | Zur Unterstützung dieser Therapie kann mit Erfolg die konsequent I ah,
dag ne, ußwunden ‚bervorgerufenen Fisteln ergibt sich die Tatsache, | durchgeführte Chlorcalcium behandlung herangezogen. werden. ir
Pachak größere Kingriffe zu ihrer Heilüng nötig sind, welche dem (D. m. W. 1919, Nr. 7.) I, en WERE TEEN em
“ururgen überlassen werden müssen. | | Zur Therapie. der - genuinen Ozaena empfiehlt Franz Bruck ARE
RN, mperer und Dünner (Berlin): Behandlung der Nieren- | (Berlin-Schöneberg) die von ihm angegebene permanente Mullstreifen- F we
Ba en. Die Verfasser besprechen die üblichen Grundsätze der | tamponade der Nase. Diese Methode beraht auf einer kontinuierlichen pii ae
runde der Albuminurie ‚und Urämie, die allgemeinen Behandlungs- | Reiz- und Drainagewirkung, hervorgerufen durch die fortdauernde | ir
zündun. e, die Behandlung der akuten und chronischen Nierenent- | Anwesenheit eines reizausübenden (sekretionsanregenden) und' sekret- Eo
mgen und der Nephrosen. | aufsaugenden Mullstreifens im Naseninnern, der nach Bedarf regelmäßig px ae
a el Ix Klemperer (Berlin): Über ‚specifische Tuberkulose- erneuert wird. Dadurch gelingt es, die Eintro ck nun g.des abnorm F - i i
behandi, „@usammenfassende Übersicht. Referiert . die Tuberkulin- zähen; wasserarmen Ozaenaeiters zu Borken, und damit. den charakte- pd Ki He ti 5
nach D ng mit den K ochschen Präparaten und die Partigentherapie ristischen, fürchterlichen Fötor dauernd zu verhüten. Die Methode u Hi pn: an
eycke-\uch. | ermöglicht eben-eine Tag und Nacht ohne Unterbrechung ` Ba a e Bi!
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stattfindende Einwirkung auf die atrophische Schleimhaut, und zwar
beider Nasenhälften zu gleicher Zeit. Sie muß daher vom
Patienten selbst ausgeführt werden können, was nach genauester Unter-
weisung durch den Arzt leicht möglich ist. Bei ununter brochener
und richtiger Ausführung dieses Verfahrens kann es also so gut wie
niemals, auch nicht vorübergehend, zur Krustenbildung und damit zum
Auftreten des Fötors kommen. Dies wird erreicht, ohne daß jemals
die Nase ausgespült zu werden braucht. Die permanente Mullstreifen-
tamponade ist unter allen bisherigen Behandlungsarten der Ozaena die
einzige, die eine wirklich ununterbro chene Anwendung zuläßt
und damit eine während dieser Zeit andauernde Wirksamkeit ent-
faltet. (Die Absonderung des in hohem Grade zur Eintroeknung
neigenden Ozaenaeiters wird jedoch durch dieses Verfabren nicht ver-
hütet, Auch ist eine Heilung der genuinen Ozaena in dem Sinne, daß
diese Absonderung auf nicht zu kurze Zeit und in einer nicht zu kleinen
Zahl von Fällen überhaupt aufhört, der Therapie bis jetzt wenigstens
noch nicht gelungen. (D. m. W. 1919, Nr. 7.) |
Seine Erfahrungen mit Radiumbehandlung teilt J o hannFabry
(Dortmund) mit. Danach empfieblt sich diese Therapie bei Haut-
carcinom, Lupus, Naevus flammeus, Naevus papilloso - pigmentoso-
trichosus, spontanem Keloid, Dupuytrenscher Fingercontractur und
Induratio penis plastica. (M. m. W. 1919, Nr. 5.)
Als bestes, sicherstes und wegen seines sparsamen Verbrauchs
auch billigstes Mittel gegen Schweißiuß empfiehlt Többen (Peine)
nach Saalfeld die 2% Formaldehyd enthaltende Salben-
komposition Vestosol. Die Salbe wird am besten morgens dünn in die
Sohlenfläche des Fußes und zwischen die Zehen eingerieben, und zwar
in den ersten acht Tagen der Behandlung täglich, später alle zwei bis
drei Tage. Das Baden der Füße muß möglichst eingeschränkt werden
(es genügt jede Woche ein Reinigungsbad). Die Fußbekleidung wird
durch die Salbe nicht wesentlich beschmutzt. Das Vestosol vermag
zwar die Hyperhidrosis nicht zu heilen, wohl aber die Schweißsekretion
wesentlich zu beschränken und namentlich den höchst fatalen Geruch
vollständig zu beseitigen. Die angenehm riechende Salbe kann auch
bei Hyperhidrosis axillaris, mammae und bei Intertrigo mit gleich
gutem Erfolge angewandt werden. (D. m. W. 1919, Nr. 6.)
Die üblichen Ärzte- und Operationsmäntel aus, Leinen bieten,
wie W. Camerer ausfübrt, keinen Schutz gegen Verlausung.
Als läusesichere Schutzkleidung erscheint am geeignetsten ein Mantel
aus glattem Gummistoff (oder wasserdichtem Stoff), möglichst
glatt gearbeitet, an den Handgelenken und am Halse gut anliegend.
Als Fußbekleidung sind glatte, weit nach oben reichende Itohrstiefel
zweckmäßig. Anstatt der Mantelform könnte vielleicht noch besser
eine glattsitzende und gutschließende Hemdhose aus demselben
Stoff benutzt werden, deren Beinteile in der Art von Stiefelhosen ge-
fertigt und in die Rohrstiefel eingesteckt werden. (M. m. W. 1919,
Nr. 6.) F. Bruck.
Bücherbesprechungen.
F. Volhard, Die doppelseitigen hämatogenen Nieren-
erkrankungen (Brightsche Krankheit). Mit 24 zum größten Teil
farbigen Textabbildungen und 8 lithographischen Tafeln.
Berlin 1918, Julius Springer.
Das Handbuch ist zu einem Teil hervorgegangen aus dem früheren
Werk des Verfassers, dem „Atlas der Brightschen Nierenkrankheiten“.
Neu hinzugekommen ist ein umfangreicher allgemeiner Teil über Phy-
siologie und Pathologie der Nierenfunktionen, über Wassersucht, über
die Veränderungen im Herz- und Gefäßapparat und über Urämie. Dabei
werden yewisse Fragestellungen und Gegenüberstellungen ausführlicher
behandelt: Bei den Folgeerscheinungen der Nierenerkrankungen, so
besonders bei der Wassersucht, bemüht sich der Verfasser, zur Klar-
heit darüber zu kommen, ob die Störungen die Folge einer Funktions-
störung der Niere sind oder die Folge einer Funktionsstörung des Gefäß-
apparates außerhalb der Niere. Bei der Einteilung der Nierenerkrankungen
und bei der Deutung und Ausarbeitung der Krankheitsbilder ist Wert
gelegt auf die Verbindung zwischen den vom Kliniker festgestellten
rankheitszeichen und dem Sektionsbefund des pathologischen Anatomen.
Dabei hat Volhard offenbar eine gewisse l’reude daran, sich in den
Aufbau der klinischen Systematik der Nierenkrankheiten zu vertiefen und
die Fülle der Erscheinungen in getrennte Krankheitstypen umzuprägen.
Mit vieler Sorgfalt und Scharfsinn werden die Erscheinungen gruppiert
und die Aufstellung der Krankheitsbilder begründet: auf der einen
Seite die primären Schädigungen des Gefäßapparates der Niere und
als Folge der gestörten Blutversorgung degenerative Veränderungen
an den Epithelien der Harnkanälchen. Die Ausgänge der akuten
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
m — — — e ID
576 Seiten.
——-
9, März.
a a a ESERSE
ne
Glomerulonephritis mit nephrotischem Einschlag, nach dem Austritt
aus dem heilbaren Frühstadium der akuten Ischämie. sind die große
weiße Niere und die sekundäre Schrumpfniere. Von dieser diffusen
Nephritis werden abgetrennt die reinen Nephrosen, bezeichnet dureh
die Entartungsvorgänge an den Hauptstücken der Rindenkanälchen.
Eine dritte Gruppe sind die herdförmigen Nephritiden, die durch den
Blutgehalt des Harns als Glomeruloerkrankungen sich anzeigen, aber
die Blutdrucksteigerung der diffusen Nephritis vermissen lassen. Ihr
Typus ist die embolische Herdnephritis.
i Die vierte große Gruppe der Nierenerkrankungen sind die Skle-
rosen. Sie lassen nicht seiten klinisch ein früheres Stadium der Hoch-
druckspannung ohne Eiweißausscheidung erkennen. Sie sind anatomisch
begründet in sklerotischen Veränderungen des Gefäßapparates der Niere.
Der Nutzen einer sorgfältigen klinischen Prüfung der Fälle, die
Wichtigkeit der Messung des Blutdrucks, der Berücksichtigung des-Blut-
gehalts des Harns, die Bestimmung der Konzentrationsfähigkeit der Niere
für die Auffassung des Krankheitsbildes und für die Behandlung des Falles
werden von dem Verfasser überzeugend und mit Wärme dargetan.
Die anregenden und lehrreichen Ausführungen werden von jedem Arzte,
der sich für die wissenschaftliche Förderung dieses wichtigen Kapitels
der inneren Medizin interessiert, mit Vorteil gelesen werden, zumal die
treffliche didaktische Darstellung und das Bestreben, abgerundete
“ Krankheitsbilder aufzustellen, das Lesen des Buches ebenso nützlich
wie angenehm macht. Vorzügliche bunte Tafeln und ausgezeichnete
scharfe Textabbildungen erhöhen den belehrenden Wert des Buches.
N. Bg.
J. Schwalbe, Über das medizinische Frauenstudium in
Deutschland. Leipzig 1918, Georg Thieme. 63 Seiten. \ 2,75.
Auch mit dem obengenannten Buche tritt Schw albe zuf
richtigen Zeit an die Öffentlichkeit. Man könnte der Ansicht sein, daB
es durch die politischen Umwälzungen der letzten Wochen, die den
Frauen mit einem Schlage die volle Gleichberechtigung mit dem Manne
gebracht hat, gegenstandslos geworden ist. Ganz mit Unrecht! So-
wohl für die Eltern, wie für die jungen Mädchen, die die Schule ver-
lassen und einen Lebensberuf wählen wollen, aber auch für jeden. der
Interesse für die Probleme der Neuzeit hat, wird das Buch sehr will-
kommen sein, weil es in gründlicher und sachlicher Weise die Sehatten-
und die Lichtseiten des medizinischen l’rauenstudiums bespricht. Den
Anlaß zu seinen Ausführungen fand Schwalbe in der bekannten
Rede Bumms. Die Entwicklung des medizinischen Frauenstudiums
wird statistisch dargestellt. Nach den Äußerungen namhafter Pädagogen
hat die Frau den Gymnasialunterricht ohne jede Störung der Gesund-
heit überstanden. Durch Rückfrage bei Medizinern konnte kein ein-
heitliches Urteil gewonnen werden. Im allgemeinen wurde den Stu-
dentinnen großer Fleiß, Pflichttreue. rasches Aufnahmevermögen und
Hilfsbereitschaft nachgerühmt. Die Prüfungen haben sie wie die
Studenten, je nach ihrer Veranlagung, gut oder weniger gut bestanden,
aber selbst bei guten Kenntnissen leichter die Fassung und die Ruhe
verloren als die Männer. Hinsichtlich der Frage des gemeinsamer
Unterrichts von Studenten und Studentinnen werden nicht nur keine
Bedenken geäußert, sondern auch mehrfach angegeben, dab der Ton
der Studenten durch die Anwesenheit der Studentinnen günstig be-
einflußt ist. Grundlegende Bedenken bestehen gegen das medizinische
Frauenstudium nicht. Ihre geistige und körperliche Befähigung ist
erwiesen. Die Tatsache, daß eine große Anzahl von Ärztinnen später
eine Ehe eingeht, und dann unter Umständen die medizinischen Kennt-
nisse nicht verwerten kann, erachtet Schwalbe mit Recht nicht als
sinnlose Vergeudung von Arbeit, sondern als Glück für die Familie
Schwalbe will keinen Anreiz zum Medizinstudium der Frau geben
aber für diejenigen Frauen, welche das Gymnasium und die Abschluß-
prüfung mit hinreichender körperlicher und geistiger Befähigurg unter
strenger Auswahl erledigen, hält er das medizinische Studium für
durchaus berechtigt. Es ist nach seiner Meinung ein nicht mehr aus-
zuschaltender Teil der Frauenbewegung.
O. Nordmann
C. Kraemer, Das Tuberkulin in der militärischen Be
gutachtung und Behandlung der Tuberkulos®.
Nebst kurzer Technik. Stuttgart, Verlag von Ferdinand Enke. 1917
‚Die Schrift Kraemers verfolgt den Zweck, vom Gesichtspunkte
der militärischen Dienstfähigkeit und der Eirwerbsfähigkeit aus über die
diagnostische und therapeutische Methodik der Lungentuberkulose zu
unterrichten; dabei wird die Tuberkulintechnik in den Vordergrund
geschoben. Die Mitteilungen des sehr erfahrenen Verfassers, insbeson-
dere die genauen Angaben über die Methodik der 'Tuberkulinanwen-
dung behalten auch für die Friedenszeit ihren vollen Wert.
Gerhartbz
(Berlin-Schöneberg)-
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Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom .12. Februar 1919. -
Tagesordnung. Otto Scehlesinger: Physiologische: Unter-
suchungen bei Kriegsamenorrhöe (Blutdruck, Blutzucker uud.Hämoglobin-
gehalt). Amenorrhöen aphysiologischer Natur, wie man. sie bei Er-
krankungen, z. B. beim Diabetes, bei Phthise und Basedow gelegentlich
beobachtet, sind im Kriege häufiger geworden. Aber sie treten auch
ohne Zusammenhang mit derartigen Krankheiten während des Krieges
in Erscheinung. Man hat sie mit dem Namen Kriegsamenorrhöe .be-
legt. Ihre Entstehungsursache ist nicht genügend geklärt. Drei..
Momente werden für ihre Entstehung angeschuldigt.. 1. Ernährungs-'
schädigungen, körperliche Entkräftung und Ausübung sogenannter
Männerarbeit. Unterernährung, für welche Gleichförmigkeit der Nahrung
mit in Betracht kommt. Es wird auch auf eine Art Ergotismus hin-
gewiesen, der sein Zustandekommen der starken Ausmahlung des
Er soll auch eine Atrophie der Gebärmutter be-
8. Psychische Alterationen, die als
Mehles verdankt.
Die sexuelle
wirken. 2. Sexuelle Abstinenz.
das wesentlichste Moment anzusprechen sein dürften.
Abstinenz ist als ätiologischer Faktor schwer zu beweisen. Die Therà-
pie der Kriegsamenorrhöen läßt vielfach im Stich. Von anatomischen
Untersuchungen ist hierfür kaum: ein wesentlicher Fortschritt zu er-
warten. Soweit Befunde bei Laparotomien und anderen Gelegenheiten
erhoben sind, haben sie an den Eierstöcken wie an der Gebärmutter.
nichts Einheitliches gezeigt. Sch. hat eigene Untersuchungen über den
Kohlehydratstoffwechsel; den- Blutdruck und die Hämoglobinwerte bei
Frauen mit Kriegsamenorrhöe angestellt. Er berichtet über das Er-
gebnis der an 21 Frauen erhobenen Befunde. Die Blutzuckerwerte
bestimmte er nach Bertrand, wobei er nach Rona und Michaelis
enteiweißte. Die so erhaltenen Werte entsprachen sämtlich den Normal-
werten. Der nach Riva-Rocci bestimmte Blutdruck war nicht er-
_ höht. Der Hämoglobingehalt, nach Gowers-Sahli bestimmt, ent-
sprach durchaus dem der Frauen gleicher sozialer Lagen. Die beobach-
teten Blutdruckschwankungen waren größer beim Vorhandensein
subjektiver Beschwerden der Frauen, .bei sexueller Abstinenz, bei
Atrophien der. Gebärmutter bei. Nulliparen und bei Frauen, die auch
früher -schon Unregelmäßigkeiten der Ovarienfunktionen erkennen
ließen. Sch. ist der Ansicht, daß die Kriegsamenorrhöen ovarieller
‚Natur sind. |
Aussprache, Franz. Müller weist darauf hin, daß die Ameri-
kaner Methoden angegeben haben, die es gestatten, mit 5 bis 10 ccm
Blut exakte Blutzuekerbestimmungen zu machen. Dadurch sei die Möglich-
keit zu Reihenuntersuchungen gegeben. Die Entnahme so geringer
Mengen Blutes sei.eine Reihe von Tagen ohne Schädigung der Kranken
| Fritz Fleischer.
—
möglich.
| Breslau. A
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.)
2 Sitzung vom 10. Januar 1919. =
Rosenfeld: Kriegskost und Gesundheit, Bericht für 1918. Die.
Sterblichkeit der Frauen ist, soweit das Material für 1918 vorliegt,
‚ Wieder gestiegen, ebenso wie 1917 gegen 1916. Im einzelnen ist trotz
der magen- und darmreizenden Kost, die vermehrtes Auftreten von
Hänorrhoidalbeschwerden, Einklemmung von Brüchen durch Schwinden
des Fettpolsters usw. mit sich bringt, die Sterblichkeit an Magen- und
Darmkrankheiten zurückgegangen. Die bisher beobachtete Senkung an
Todesfällen an Nephritis ist fortgeschritten, war von vornherein auch,
‚da die Kost sehr geeignet ist, zu erwarten. Die beim Diabetes er-
wartete Verschlechterung der Lage ist wunderbarerweise nicht eingetreten
(1911: 111 Todesfälle, 1918: 40 Todesfälle, das bestätigt den alten Satz,
die Diabetiker so knapp wie möglich halten). Für den kleinen Abfall
ker Sterblichkeit bei Krebskranken ist vielleicht das Ausscheiden vieler
vn aahlgen durch das vermehrte Absterben alter Leute eine Er-
Br: Die Todesfälle an Alkoholismus sind auf 0 zurückgegangen,
die A m nach der Zahl der Aufnahmen der hiesigen Anstalten
Bei de der Nerven- und Geisteskrankheiten sehr vermindert erscheint.
raa ‚fektionskrankheiten findet sich auch überall eine Senkung.
an 12 a abgesehen von einer leichten Diphtherieepidemie 1915/16
versch 5 ae der etwa 1200 Fälle zum Opfer fielen, von Seuchen
aut Puerperalfieber ist nicht häufiger aufgetreten,
adnan e eiten sind nicht tödlicher als sonst, sodaß man nicht von
der Todes Einfluß der Salbenverhältnisse reden kann. Die Zahl
angesti alle an Erkrankungen der Atmungsorgane ist ungeheuerlich
"sen (von 240 in Friedenszeiten bis 340 im letzten Jahre ohne
1919 — MEDIZINISCHE RLINIK— I. 000
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und Auswärtige Berichte.
‘im Mediastinum lokalisiert ‘bleibt.
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Influenza), die an Altersschwäche zeigt fortlaufenden Anstieg bis zur
Verdoppelung, offenbar eine Folge des Mangels an Reserven, aber auch
im Zusammenhang mit der.Kohlenknappheit, (winterliche Höhe). Die
alten Leute sterben auch manchmal an Bronchitis und: Pneunionien.
Es scheint sich. die Widerstandsfähigkeit der Atmungsorgane verringert
zu haben,‘ was vielleicht auch bei dem Verlauf der Influenza mitspielte,
In.
| die anscheinend eine größere Sterblichkeit als 1890 aufwies.
schwerster Weise wird durch die Kostknappheit die ‚Lungentuberkulose
beeinflußt. In München ist der Anstieg der- Todesfälle geringer als in.
Breslau, in Berlin viel größer als hier. Das entspricht der Lebens-
mittelversorgung (München zirka 1750 Calorien, Breslau 1850, Berlin
etwa -ebensoviel, aber daselbst weniger regelmäßige . Zufuhr und'
weniger Kaufgelegenheit als in Breslau). Es Sind in Breslau im Kriege
-1000 Personen mehr an Tuberkulose, 966 im Senium, 426 durch
“ Atmungskrankheiten verstorben, jeder zweihundertste Breslauer ist der
_ Hungerblockade zum Opfer gefallen. -Das würden für das Reich
: 850 000 Menschen sein: (nach anderer Ansicht sind es 760000). Die
Kriegskost muß bei der. ersten Möglichkeit einer normalen Vollkost
mit 500 g Brot und 80 g Fett pro Tag weichen.
Diskussion. Asch erhebt gegen das Rosenfeldsche
Material den Einwand, daß es sich um eine Mortalitäts-, nicht. eine
Morbilitätsstatistik handelt.- Vielleicht sind weniger Appendicitisfälle
gestorben, weil mehr operiert worden sind. Zieht man den kolossalen
Geburtenrückgang in Betracht, so muß das Gleichbleiben der Puerperal-
fieberfälle als großer Anstieg gedeutet werden. Anscheinend hat auch
das. Mammacareinom in letzter Zeit sehr zugenommen. |
' Bumke: Das Delirium tremens»hät:sich sehr verringert, damit
natürlich auch die Zahl der Todesfälle;;;. Die geringere Zahl der Auf-
nahmen in Irrenanstalten ‚bat: noch andere Gründe als das Abnehmen
der Krankheiten überhaupt: Sperrung“ der Anstalten; Geldmangel,
Verkehrsschwierigkeiten. - C wenn à ii
‘© Küttner mahnt zur größten Vorsicht ‘in der Beurteilung der
Blinddarmentzündung; es ist zu beachten, daß zehn Millionen Menschen im
: Felde waren. Die chirurgische Tuberkulose ist sehr in die Höhe geschnellt,
die Kranken starben aber erst nach Jahren. -Die Wundinfektions-
krankheiten sind sehr in die Höhe gegangen, woran der Mängel an
Seife schuld ist. Sehr vorsichtig muß man bezüglich des Careinoms
sein. ‚Sehr viele Leute, die gar nicht untersucht waren, wurden als
altersschwach bezeichnet.
Henke. betont die
pathologischen. Anatomen. ER
Jacob: Heilung der Malaria ohne Chinin. Es:ist dem Redner
früher gelungen, durch CO2-Bäder (bis zweimal. täglich eine halbe
Stunde) Malariafälle für die Dauer, auch bei erneuten Aufenthalten in
Malariagegenden zum Verschwinden zu bringen und ferner- durch
Märsche auf sie einen abklingenden Einfluß auszuüben. _ |
| De Emil Neißer.
Schwierigkeiten. ‘vom Standpunkt des
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= Frankfurt a. M. =.,
“Ärztlicher Verein. Sitzung vom 8. Februar 1919.
Isaac: Zur Klinik des Lymphogranuloms. Vortragender be-
‚spricht nach einem’Überblick über die verschiedenen Formen der aleuk-
ämischen Drüsenschwellungen die Pathogenese und Symptomatologie
Neben den relativ leicht zu erkennenden
des Lympbogranuloms. N
Fällen, in denen eine mehr oder weniger allgemeine Beteiligung- der
peripheren Drüsen vorliegt, sind klinisch zunächst als besondere Typen
jene Formen des Lymphogranuloms hervorzuheben, bei denen sich der
` Prozeß vorwiegend in den Lymphdrüsen des Mediastinums abspielt. `
Vortragender demonstriert das Röntgenbild eines mediastinalen Lympho-
granuloms; die Diagnose konnte durch Probeexeision aus den ver-
größerten Halslymphdrüsen sichergestellt werden. An Hand einer Reihe
anderer Fälle von Tumorbildung im Mediastinum wird die Schwierig-
keit, der Differentialdiagnose zwischen Lymphosarkom und Lympho-
granulom besprochen, die besonders groß ist, solange die Erkrankung
Der Blutbefund bietet in beiden
Fällen oft: wenig Charakteristisches. In einem Falle röntgenologisch
festgestellter lokaler Tumorbildung im hinteren Mediastinum, die
Stauungserscheinungen in den öberen Teilen des Thorax hervorgerufen
hatte, ergab die Sektion das Vorhandensein -einer walnußgroßen Drüse
an der bezeichneten Stelle. Diese’ erwies sich als tertiär-syphilitisch.
Es handelte sich also um die seltene Form des sogenannten luetischen
Lymphogranulonis. Große diagnostische Schwierigkeiten bereiten ferner
jene Fälle, in denen die granulomatösen Wucherungen auf die abdomi-
nalen Drüsen und die Milz beschränkt bleiben. Vortragender berichtet |
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226 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
über die Krankengeschichte eines solchen Falles von „larvierter Gra-
nulomatose“, in dem acht Monate hindurch reeurrierendes Fieber be-
stand, positive Diazoreaktion und Leukopenie sowie häufige Durch-
fälle vorhanden waren. Der Mechanismus des Zustandekommens der
Leukopenie in solchen Fällen sowie die Bedeutung der Durchfälle im
'Symptomenbilde werden noch ausführlich besprochen.
Schlußwort. Die Ätiologie des Lympbogranuloms, beson-
ders die Rolle, welche die Tuberkulose dabei spielt, ist noch nicht ge-
klärt. Eine Zunahme der Häufigkeit in den letzten Jahren hat Vor-
tragender nicht bemerkt.
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Freiburg i. Br.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 11. Februar 1919.
Besprechung zum Vortrag von Gauß vom 17. Dezember 1918:
Erfahrungen aus dem Felde über die Diagnose der chronischen Gonorrhöe
des Weibes. i
Rost: Rei ausreichender Provokation und genügend langer
Beobachtung können oft noch Gonokokken in Fällen gefunden werden,
die klinisch ganz unverdächtig sind.
Lindig: Temperatursteigerungen bei Neugeborenen im Lichte
serologischer Forschung. Das bei Neugeborenen in den ersten Lebens-
tagen auftretende transitorische Fieber hängt mit einem Mangel an
Colostrum in der Nahrung zusammen. Das Colostrum hat einen großen
Fermentreichtum. Beim Fehlen dieser Fermente tritt eine mangelhafte
Verarbeitung des mit der Nahrung aufgenommenen Caseins ein, das
Casein tritt durch den Darm, gelangt in den Kreislauf und wird hier
durch die im Blut nachweislich vorhandenen Caseasen abgebaut. So
kommt es zum Fieber. Durch die beim Abbau entstehenden Spalt-
produkte wird ein weiterer Abbau des Caseins gehemmt und die
Temperatur wird wieder normal. Das ist aber nur bei Ernährung mit
Ammenmilch der Fall. ‚Wird das Kind mit Kuhmilch ernährt, so kommt
es nicht zu einer Hemmung des weiteren Abbaues der vom Darm aus
aufgenommenen körperfremden Eiweißstoffe, und das Fieber. geht so
lange weiter, bis Ammenmilch gereicht wird.
Besprechung. Noeggerath: Warum entsteht durch das
Zusammentreffen von Eiweiß und Caseasen im Blut Fieber?
Lindig: Das klinisch zu beobachtende Zusammentreffen von
mangelhaften Colostrum in der Nahrung und transitorischem Fieber
läßt einen Zusammenhang ‚zwischen beiden naheliegend erscheinen.
Hauptmann: Über die Spirochätenbeiunde bei multipler
Sklerose. Im klinischen Verlauf der multiplen Sklerose spricht vieles
für eine exogene Ursache. Das Ausfallen der Markscheiden bei pro-
gressiver Paralyse, das durch Spirochäten hervorgerufen wird und das
in gleicher Weise bei der multiplen Sklerose festzustellen ist, läßt es
möglich erscheinen, daß auch bei letzterer Erkrankung Spirochäten
ätiologisch eine Rolle spielen. Eine Nachprüfung der Angaben von
Steiner und Kuhn, die in fünf Fällen von multipler Sklerose
Spirochäten nachwiesen und diese durch Blut und Liquor cerebro-
spinalis auf Versuchstiere übertragen konnten, ergab in sechs Fällen
des Vortragenden ein negatives Resultat. Vielleicht hängt das damit
zusammen, daß Steiner und Kuhn ganz frische Fälle respektive
Erkrankungen unmittelbar nach einer akuten Exacerbation untersuchen
konnten, während H. nur über ältere Fälle verfügte.
‚Verschiedene Einwände, die von manchen Seiten gegen die Be-
funde von Steiner und Kuhn erhoben wurden, sind nicht stich-
haltig. Gewichtiger ist, daß die Spirochäten bisher nur im Central-
nervensystem gefunden wurden und daß ein epidemisches und ende-
misches Auftreten der multiplen Sklerose nicht vorkommt. Allerdings
kennt man noch nicht den Infektionsmodus. Jedenfalls ist die Frage
nach der Ätiologie noch nieht völlig geklärt. H. Koenigsfeld.
Greifswald.
Medizinischer Verein. Sitzung vom 24. Januar 1919.
Begrüßungssitzung für die aus dem Felde zurückgekehrten Ärzte und
Medizinstudierenden.
Römer: Mehr konditionales Denken in der Medizin. Das un-
geheure Geschehen dieses Weltkrieges darf nicht nur äußerlich in
einer Kriegsliteratur in der medizinischen Wissenschaft zum Ausdruck
kommen, soll vielmehr auch innerlich an dem Wesen der Forschung
nicht spurlos vorübergehen. Bisher herrschte auch in der medizinischen
Wissenschaft noch immer die kausale Naturbetrachtung. Vortragender
zeigt in Erweiterung seiner Rektoratsrede über den Sehakt des Menschen
in seinen Beziehungen zu den Grenzen der Naturerkenntnis, daß auch
in der medizinischen Wissenschaft die kausale Naturbetrachtung endlich
überwunden werden muß. Es gibt auch für die Medizin keinen e nzigen
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9, März,
Zustand oder Vorgang, der nur von einem einzigen Faktor oder einer
einzigen Ursache abhängig wäre. Die wahre Erkenntnis besteht in Er-
mittlung sämtlicher Bedingungen für alles Sein und Geschehen. An
der Hand der Leitsätze des erkenntnis-theoretischen Konditionismus,
wie er durch Verworn vertreten ist, wird dargetan, daß wahre
l’ortschritta in der Medizin nur an der Hand des konditionalen Denkens
möglich sind. Die konditionale Naturbetrachtung ist außerdem der
sicherste Damm gegen die Einseitigkeit des Spezialistentums und er-
weitert den therapeutischen Horizont des Arztes.
Löhlein: Das letzte Semester der deutschen Universität Dorpat.
L., der während des abgelaufenen Wintersemesters 191S das Fach der
Augenheilkunde an der von den deutschen Behörden wieder errichteten
Universität Dorpat vertrat, schildert die Erlebnisse dieses Semesters,
erzählt von dem wertvollen deutschen Menschenschlag, der in baltischen
Landen durch Jahrhunderte zähe und treu sich behauptet hat, von
dem regen geistigen Leben der alten deutschen Universitätsstadt und
ihrem raschen, nun so grausam beendeten Wiederaufblühen im ver-
gangenen Jahr.
So kurz diese Blüte war, sie wird nicht umsonst gewesen sein,
denn alle, die sie erlebten, werden überallhin im Reiche die Kunde
tragen von dem allzuoft vergessenen Bruderstamm der deutschen
Balten, der Treue verdient, weil er Treue hielt. v. Tappeiner.
Hamburg.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 10. Dezember 1918.
Vorträge über Influenza.
Fahr: Pathologisch-anatomischer Teil. Nach
den auf Grund von 246 Sektionen gewonnenen Erfahrungen F.s handelt
es sich bei der diesmaligen Epidemie in erster Linie um eine Erkrankung
der Atmungsorgane (Influenzapneumonie). Sie ist charakterisiert durch
eine besondere Neigung zu Hämorrhagien und eine auffällige, sehr
rasch in Erscheinung tretende schwerste Entzündung der Luftwege,
die vielfach zu nekrotisierenden Schleimhautprozessen führt. Fast
immer ist die Lungenentzündung doppelseitig, nur 383 mal unter den
246 Fällen war sie einseitig. Weiterhin ist die Influenzapneumonle
durch eine ganz auffällige Neigung zu Mischinfektionen ausgezeichnet,
die besonders häufig (117 mal) zu Empyem oder eitriger Einschmelzung
des Lungengewebes, gelegentlich zu mykotischer Arteriitis führten. Diese
Mischinfektionen mit verschiedenen Kokkenarten beherrschen durchaus
den weiteren Verlauf der Erkrankung und sind hauptsächlich für das
Auftreten zahlreicher Organkomplikationen entscheidend (Endo- und
Perikarditis, Encephalitis, Nephritis usw.). 2
Graetz: Bakteriologisch-serologischer Teil
Über den Pfeifferschen Influenzabacillus als Erreger der Influenza
sind die Meinungen geteilt. Eine Anzahl namhafter Forscher fand ihn
in einem mehr oder weniger hohen Prozentsatz der Fälle, eine nicht
minder große Anzahl ebenso bewährter Untersucher konnte ihn über-
haupt nicht oder doch nur vereinzelt nachweisen. Vortragender schließt
sich auf Grund seines verhältnismäßig großen Materials (Untersuchung.
von 1222 Proben) der letztgenannten Gruppe an. Trotz der äußerst
sorgfältig gemachten Untersuchungen konnte der Pfeiffer sche
Bacillus nur viermal gefunden werden. Dagegen wurden häufig hämo-
Iytische Streptokokken, Pneumokokken und vereinzelt Staphylokokken
nachgewiesen. G. muß daher gestehen, daß dem Influenzabacillus e1N®
ätiologische Bedeutung nicht zuzukommen scheint. Er betrachtet ihn
als einen sekundären Erreger, für den der primäre Erreger den Boden
bereitet. Als Primärerreger der pandemisch auftretenden Influenza
von 1918 kommt entschieden ein filtrierbares Virus in Frage, über
dessen Eigenschaften zurzeit allerdings nur Vermutungen be
V ortragender läßt es dahingestellt, inwieweit die Bedeutung aes
Pfeifferschen Influenzabacillus als ätiologischer Faktor für =
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Epidemie von 1889/92 durch die Forschungsergebnisse von 191
rührt wird.
Aussprache. Deneke: Ein Hauptunterschied zwischen
der Epidemie von 1889 und der jetzigen besteht darin, daß damals
mehr ältere Leute und Schwache befallen wurden. Man müßte höchstens
für jetzt eine damals erworbene Immunität annehmen. Das würde I
ein filtrierbares Virus sprechen. Gerade bei diesen Infektionen besteht
eine lange Immunität. Besonders häufig ist jetzt die Sterblichkeit dure
Lungenkomplikationen. Im Krankenhaus St. Georg betrug die Ster?
licħkeit 18% mit Überwiegen der weiblichen Patienten. Der Verlauf
war sehr schnell. Manche Kranke erlagen schon am zweiten Tag. Die
Hälfte der Todesfälle erfolgte am ersten oder zweiten Tag nach der
Krankenhausaufnahme. Sehr erhebliche Opfer forderte die Epidemie
unter dem Krankenhauspersonal. Es erkrankten auch die jüngeren
stehen. _
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9, März.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
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Venia legendi an der Wiener medizinischen Fakultät: erlangen —, hat
man, um die Zahl der wirklichen Extraordinarii nicht zu vermehren,
die Unterklasse der „mit: dem Titel eines a.o., Universitätsprofessors `
'bekleideten Privatdozenten“ geschaffen, die Maschen des Fakultätssiebes
aber eingeengt, indem für die Titelverleihung Zweidrittelmajorität der
anwesenden Kollegiumsmitglieder gefordert und damit eine Art ‚Lotterie
geschaffen wurde, in welcher so mancher. warm Vorgeschlagene eine
Zufallsniete gezogen hat. Auch die „Trostbeförderung“ wurde vor.
Jahresfrist vom Kollegium bis auf. weiteres sistier. — Die Privat-
dozenten, die. sich zu einer nach Fakultäten gegliederten Standeskörper-
schaft vereinigt haben, verlangen eine gesetzliche Neuregelung ihrer
Stellung, ihrer ‚Pflichten und Rechte; sie fordern Vertretung bei den
Vorarbeiten zu diesem Gesetze, Vertretung im. akademischen Senat
und das Recht, eine Anzahl von stimmberechtigten Delegierten in das
_Professorenkollegium zu entsenden, die der Hälfte der diesem Kollegium
angehörenden Extraordinarii, also einem Viertteil: der .Ordinarii, ent- F
‘spricht. Den Kommissionen für die Habilitierung von Privatdozenten, ni MENS,
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o | Ärzte und Ärztinnen. Ein Mittel, das den Grippeprozeß offensichtlich | nicht in Ordnung ist. Hierhergehören auch die freilich in Hamburg
aktor oder ei | beeinflußt, gibt es nicht. Man kann nur ‘lindern. Ebensowenig be- | seltener beobachteten Exantheme. Wie in der Haut, so’ liegt auch in
iS besteht in Fr sitzen wir ein Mittel, um die Lungenkomplikationen erfolgreich zu be- | der Lunge bei der Influenza eine Affektion der kleinsten Gefäße und
Geschehen A handeln. Besser ist es bei den Pleuraerkrankungen, bestellt. Für sie | Capillaren vor. Das päthogenetische Fundament der Lungenprozesse
Konditionen. | ist die Bülausche Drainage sehr zu empfehlen, namentlich dann, | ist eine Capillarvergiftung. ‘Die Pleuraergüsse sind am tiefsten Punkte
an, dab na wenn eine Rippenresektion eine‘ zu große „Shockwirkung auslösen | zu punktieren, Da die Empyeme sehr schnell sedimentieren, findet man
onalen Dales ' würde. | DR | Ze. | dann oft Eiter, während sonst nur seröses oder lehmfarbiges Exsudat
außerden dr ı = Liehtwitz: Vor 30. Jahren gab es eine, Unzahl von leichten | zutage gefördert wird. a a DEE
ntums und € Fällen, die man scherzhaft nahm. Diesmal stehen die. schweren Fälle ` Kümmell: hat 75 Empyemfälle operiert. Nach seinen Er-
im Vordergrund, so schwere, daß sie sogar Lungenpest genannt wurden. | fahrungen verlangen die. Streptokokkenempyeme eine möglichst früh-
versità hpl 7 Auch vor 30 Jahren wurden ‚viele Junge befallen. Vielleicht wurden | zeitige und breite Eröffnung der Pleurahöhle durch Rippenresektion.
das Fach de | diesmal weniger alte Leute ergriffen, weil sie schon- in den letzten | Dadurch erreicht man die baldige Entfieberung des Patienten, Wieder-
der errichte .zwei Jahren weggestorben sind. . Jedenfalls erkrankten jetzt nicht | ausdehnung der Lungen und Verhütung. von Empyemfisteln mit später
ges Semesks allein die Kräftigsten. Die Krankheitserscheinungen lassen sich gliedern | notwendig werdenden plastischen Deckungen. Ist der pneumonische
rin balie f ° in toxische (cerebrale, spinale, kardiovasculäre), in entzündlich-katar- | Prozeß noch nicht abgelaufen oder handelt es sich um elende Patienten
geh a rhalische, von dem eigentlichen Erreger bedingte und in sekundär-.| ode? solche mit hochgradiger durch das Exsudat ‚bedingter Atemnot,
fätsstadt w infektiöse. Das Punctum saliens ist die große. Schädigung des Kreis- | so kann man zunächst eine Entlastungspunktion machen.‘ Wichtig für
hen se laufs, die Lähmung des capillaren beziehungsweise präcapillaren Gebietes. | die Heilung ist die ausgiebige Entleerung des Exsudats durch einen
| Nirgends findet man eine so charakteristische Färbung des Gesichts | entsprechenden Saugapparat. Die Bülausche Drainage kann K. nicht
eraan si l - (Cyanose). Auch die außerordentliche Neigung zu Blutungen (Nasen- | empfehlen. Eine gründliche Eiterentleerung. wird durch sie. nicht er-
> die Kuk bluten, starke Menses, Aborte) zeigt an, daß an den Gefäßen etwas | reicht. Spätere Rippenresektionen sind oft noch erforderlich. :
y dee | | 2 en ur i Reißig.
einen | ne
f | 2 Rundschau.
Wiener Bericht. | u, Unser Kammergesetz ist ein. überaus lückenhaftes ‚Gebilde; durch seine
| 15. Februar 1919. - | Klaffenden Löcher schlüpfen- sie mühelos, die Ärzte, die, in Angst zu
, | Die Schwierigkeit des Daseinskampfes der Angehörigen der | ertrinken, nach dem Strohhalm greifen, den ihnen die Pauschalkassen
„freien Berufe“ scheint für die Ärzte Deutsch-Österreichs besondere | entgegenhalten. Es ist hohe Zeit, daß man diese Unerfahrenen, Un-
J M Verschärfungen erfabren zu sollen. Wien ist im Begriff, eine kleine besonnenen, die ihren Stand um' ein Linsengericht verraten, davor
s bii | Stadt zu werden. Waren der Ärzte hier schon vor dem Weltkriege’zu | Schützt, verratene Verräter zu werden, denn sie schädigen die All-
Ara | viele, jetzt nach dem Kriege wird -der Überfluß an Ärzten auf etwa | gemeinheit, vor allem aber sich selbst. Es ist hohe Zeit; die Lücken
ati tausend geschätzt, Was soll aus ihnen, was aus uns allen werden?. | eines Gesetzes zu verstopfen,. das wankende Gebäude zu stützen und
in Und schon drängen andere- Tausende nach, überfluten die Hörsäle, | energisch dafür Sorge zu tragen, daß ein neues Gesetz den Ärzte-
vo füllen die Spitäler, drängen sich zur Inskription, zu den Prüfungen. | Kammern die Möglichkeit‘ biete, der Fahnenflucht einzelner, vieler er-
Bl Diesem Ansturm steht die völlige Aussichtslosigkeit des Berufs gegen- | folgreich -zu steuern. Die zukünftige Regierung der deutsch-öster-
us über, die Verarmung des Mittelstandes, von. welchem die Ärzte bisher | Teiebischen Republik muß vor die Aufgabe gestellt werden, in dem-
IR zumeist gelebt, die geographische ‚Verkleinerung des Reiches, und da- selben Augenblick, wo sie ‚die wirtschaftliche Versicherung gegen
jj mit die Einengung der Betätigungsmöglichkeit auf dem flachen Lande. | Krankheit jedermann, obne Rücksicht auf Einkommen, gestattet, jenen
it Aber auch im einstigen Großwien und den wenigen Mittelstädten wird | die Möglichkeit zu geben, sich vor Verelendung zu schützen, die durch
| den Ärzten der wirtschaftliche Boden immer mehr abgebaut. Schon | diese Entschließung am härtesten getroffen werden, den Ärzten. Und
ss i liegt der in diesen Tagen, zu wählenden Nationalversammlung der | dieser Schutz heißt Ausbau.des Kammergesetzes >
u Republik der Antrag vor, die Krankenversicherung der Arbeiter auf | In jüngster Zeit hat eine lebhafte Bewegung unter. den Privat-
Bd die Gesamtbevölkerung dadurch auszudehnen, daß die Einkommens- | dozenten der drei weltlichen Fakultäten der Wiener Universität
| grenze — zuletzt 4800 K — aufgehoben werde und somit jedermann, | eingesetzt, eine Bewegung, welcher sich die Dozenten der anderen
geil! ' arm und reich, Millionär, Bankdirektor, Großkaufmann, Rentner, hoch- | deutsch-österreichischen Hochschulen anzuschließen im Begriffe sind.
"E . bezahlter Beamter, erfolgreicher. Künstler usw. sich ‚gegen Krankheit | Die Privatdozenten, deren überwiegende Mehrzahl der. medizinischen
ib versichern und sich Krankengeld, freie Medikamente und — Arzt | Fakultät angehört, haben sich organisiert und dem:akademischen’ Senat
| ‚ Sichern könne, Damit wäre die freie. Praxis so: gut wie aufgehoben | wie 'den-einzelnen Professorenkollegien eine befristete Denkschrift über-
je ! und der erste bedeutungsvolle Schritt zur Verstaatlichung des ärzt- | reicht, deren wichtigste Punkte hier in tunlichster Kürze wiedergegeben
a! ‚lichen Berufes geschehen. Und doch ließe sich dieser vernichtende | seien. Das Mißverhältnis zwischen der Zahl der Dozenten und jener
d ‚Schlag abwenden, wenn die Ärzte sich einmütig zu seiner Abwehr ; der Professoren — die ‘„offizielle“ Wiener medizinische Fakultät, das’
Kl. ’Tüsteten. Möge sich auch die Plutokratie zusammentun, den wirt- | „Kollegium“, besteht derzeit aus 20 Ordinarien, neben ‚welchen aus der
f . „Sehaftlichen Schaden der Erkrankung wirtschaftlich — durch Ver- | Zahl der Extraordinarii die zehn rangältesten mit beratender und be- °
j Sicherung eines noch so hohen „Krankengeldes” — zu bekämpfen, | schließender Stimme und zwei Dozentenvertreter ‘ohne Beschlußrecht
TE muß ihr auch der Arzt, und zwar ein bestimmter Vertragsarzt zur | sitzen — hat zur‘ Folge, daß die Dozentur für viele Privatdozenten aus
j Verfügung gestellt werden? poa einem Durchgangsstadium eine bleibende, sehr untergeordnete Stellung
u s Der Kampf der Ärzteschaft gegen die Proletarisierung durch die | geworden ist. Nachdem .die Zulassung. zur Venia docendi eine Er-
j Arbeiterkrankenkassen war stets lediglich gegen das Prinzip des | schwerung nicht mehr verträgt — ein trauriges Witzwort meinte, man
könne in Österreich viel leiebter Ministerpräsident werden, als die
|
| Ä ‚Pauschalarztes gerichtet. ‚Dieser Kampf war für die Ärzte aussichtslos,
weil ihre Phalanx damals — vor 30 Jahren — weder stark noch ge-
l ‘schlossen genug‘ war. Seither ist er den inzwischen aufgetauchten
- Bilfskassen des Mittelstandes gegenüber in dem angedeuteten Sinne
-fast ausnahmslos erfolgreich gewesen. Die Phalanx hat zumeist stand-
‚gehalten. Wird sie auch jetzt die Kraftprobe bestehen, jetzt, wo zahl-
reiche ärztliche Existenzen nach Brot schreien, ihren Hunger stillen
wollen und die Gefahr besteht, daß sie dieses so natürliche Verlangen
ohne Rücksicht auf die Gesamtheit des Standes durchsetzen werden?
‘Schon häufen sich angesichts der bevorstehenden Einbeziehung der
Angehörigen der Mitglieder der Arbeiterkrankenkassen in die Kranken-
versicherung die Gesuche um ärztliche Stellen, und zwar um Pauschal-
stellen in den Kanzleien der-Kassenleitungen, ja es wird beharrlich
behauptet, daß einzelne Kompetenten ihre ärztlichen .Dienste gratis
anbieten in der Hoffnung, mit der Kassenstelle Privatpraxis zu er-
Eattern. Wohin steuern wir? Die Phalanx wankt'und nur die Auto-
tät der Führer könnte den Schwankenden, den Überläufern Halt ge-
bieten. Besitzen die Führer, besitzen die Ärztekammern diese Autorität?
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228
für die Erstattung von Besetzungsvorschlägen und für die Verleihung
und Errichtung: außerordentlicher Professuren sind Privatdozenten der
gleichen und verwandter Fächer mit beratender und beschließender
Stimme zuzuziehen. Habilitationsgesuche sind binnen Jahresfrist, Ge-
suche um Verleihung einer a.o. Professur binnen sechs Monaten zu er-
ledigen. Im Falle der Ablehnung sind die Gründe dem Bewerber
schriftlich bekannt zu geben. Jeder Privatdozent hat das Recht, nach
einem Zeitraum von zehn Semestern lehramtlicher und wissenschaft-
licher Tätigkeit an der Universität bei seiner Fakultät um die Ver-
leihung einer a.o. Professur einzuschreiten. Kann er aus budgetären
Gründen eine solche augenblicklich nicht erlangen, so ist ihm die
Stellung oder auf Wunsch der Titel eines Extraordinarius zu verleihen.
Die Privatdozenten sind berechtigt, sich um erledigte Lehrstellen ihres
Faches zu bewerben. Mißbräuche bei der Besetzung von Lehrkanzeln
sind abzustellen. Nichthabilitierte sind, wenn habilitierte Lehrkräfte
des zur Besetzung kommenden Faches vorhanden sind, grundsätzlich
nicht zu berufen. ‚Lehrkanzeln sollen nur auf Grund von motivierten
Vorschlägen (in der Regel Tourvorschlägen) der zuständigen Fakultäten
besetzt werden; Zurückweisungen des Vorschlages seitens der Unter-
richtsverwaltung sind zu begründen; beharrt die Fakultät auf ihrem
Vorschlag, so ist die Unterrichtsverwaltung an diesen gebunden. Nicht
der Billigste, sondern der Tüchtigste ist zu ernennen. In wirtschaft-
licher Beziehung verlangen die Privatdozenten vom Staate entsprechende
Besoldung oder — falls eine solche aus budgetären Gründen derzeit
unmöglich — anderweitige Vorsorge. Die Privatdozenten sind grund-
sätzlich für die Unentgeltlichkeit des öffentlichen Unterrichts; insolange
aber Kollegiengeld eingehoben wird, fordern sie dessen Fixierung ent-
sprechend dem gegenwärtigen Geldwert. Privatdozenten, die sich im
akademischen Lehramt erprobt haben, sind auf ihr Einschreiten Lehr-
aufträge zu erteilen, und ist die wöchentliche Lehrstunde mit nicht
weniger als 600 Kr. pro Semester zu remunerieren. Behufs Reform
des medizinischen Unterrichts ist an jeder Fakultät eine
ständige Kommission einzusetzen, deren Mitglieder in gleicher Zahl
dem Kollegium und der Dozentenschaft zu entnehmen sind. Im Inter-
esse der Individualisierung und Vertiefung des akademischen Lehr-
betriebs halten die Privatdozenten die Vermehrung von Lehraufträgen
und die Errichtung von Professuren für wichtige Spezialfächer für un-
bedingt notwendig. Insbesondere sind für stark besuchte Pflichtkollegien,
Praktica und Seminarien besoldete a.o. Professuren zur Abhaltung von
Parallelvorlesungen und Übungen zu schaffen. Diese Forderungen be-
deuten den Grundstein für die Schaffung einer Hochschul-
autonomie, die einer freien Republik einzig würdig ist. AS
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Eine Verfügung des Ministers für Landwirtschaft führt aus: „ln
neuerer Zeit sind mehrfach Massenerkrankungen unter der
Zivilbevölkerung vorgekommen, die nach den angestellten Unter-
suchungen auf den Genuß gesundheitsschädlichen Fleisches von Pferden
zurückzuführen waren. In den bier zur Kenntnis gekommenen Fällen
handelt es sich um Fleisch notgeschlachteter Pferde,
die nicht sofort nach dem Abstechen ausgeschlachtet, sondern unaus-
geweidet nach dem nächsten Schlachthofe gebracht und erst dort
ausgeschlachtet waren. Erfordert die Beurteilung des Fleisches notge-
schlachteter Tiere schon allgemein größte V orsieht und Gewissenhaftig-
keit des Fleischbeschauers, so ist dies noch in höherem Maße in Fällen
der vorbezeichneten Art, sowie überhaupt dann geboten, wenn die
Schlachtung unter Verhältnissen erfolgt ist, die die ordnungsmäßige
Ausschlachtung, namentlich die Verhütung von Beschmutzungen des
Fleisches durch Darminhalt usw., erschweren. Es ist bekannt, daß
Tiere während ihres Lebens ohne Schädigung im Darm Paratyphus-
bacillen und andere Bakterien beherbergen können, die sich sofort
nach dem Tode stark vermehren und alle Teile des Tierkörpers,
insbesondere auch das Fleisch, durchdringen, wenn die Eingeweide der
Tiere nicht unmittelbar nach der Tötung aus der Körperhöhle heraus-
genommen werden.“
Die Prüfung der Versorgungsansprüche bereits ent-
lassener Heeresangehör iger, zur Dienstentlassung kommender
Lazarettkranker und vom Trruppenteil zu entlassender Mannschaften
wird in den kommenden Monaten und Jahren eine sehr große
Rolle spielen. Um die hierfür nötigen ärztlichen Unter-
suchungen möglichst einheitlich zu gestalten und durch
eründlichste ärztlich - wissenschaftliche Aufklärung dem Untersuchten
das Vertrauen zur gerechten Prüfung seiner Versorgungsangelegenheit
sind vom Sanitätsdepartement des Kriegsministeriums
ausgegeben worden. Die Gründlichkeit der Unter-
as oberste Gesetz, ihr muß sogar nötigenfalls die
Beschleunigung untergeordnet werden. Wenn dadurch Verzögerungen
unvermeidlich werden, so dürfen am wenigsten die gesundheitlich
schwer geschädigten und daber auf die schnelle Erledigung ihrer
Versorgungsansprüche am meisten angewiesenen Personen leiden. Den
Bezirkskommandos soll eine ausreichende Zahl von Ärzten zugeteilt
werden, die mit der militärärztlichen Gutachtertätigkeit vertraut und zur
Ausführung der ihnen obliegenden Untersuchungen nach ihrem ärztlichen
ĖS
zu schaffen,
Richtlinien
suchungen ist d
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
2. März.
m —
Wissen und Können befähigt sind. Soweit der Bedarf durch aktive
Militärärzte nicht gedeckt werden kann, sind auch solche des Be-
_urlaubtenstandes oder vertraglich zu verpflichtende Zivilärzte heran-
zuziehen. Für Untersuchungen und Begutachtungen, die besondere
Kenntnisse und Erfahrungen erfordern, werden den Bezirkskommandos
geeignete Fachärzte in ausreichender Zahl zur Verfügung ge-
stellt. Um deren Arbeitskraft am besten auszunutzen, sollen die für
eine fachärztliche Untersuchung in Betracht kommenden Beschädigten
zu bestimmten Tagen in die Orte des Bezirkskommandos oder sonstige
geeignete Orte des Korpsbereichs, zu Gruppen zusammengefaßt, be-
stellt werden. Sind Lazarettbeobachtungen nicht zu um-
gehen, für die Einverständnis des Untersuchten notwendig ist, SO
sind sie nach Möglichkeit abzukürzen und in den im Korpsbereich
vorhandenen Beobachtungsabteilungen vorzunehmen. Die Aufnahme
in eine solche wird zwischen der die Aufnahme wünschenden
Dienststelle und dem betreffenden Chefarzt direkt vereinbart. Kom-
missarische oder kommissarisch-fachärztliche Untersuchungen sollen
ganz besonders ausgeführt werden bei unklaren und vieldeutigen Be-
schwerden. Hier muß alles aufgeboten werden, um das Vertrauen der
Antragsteller zu dem Ergebnis der Untersuchungen und Begutachtungen
zu gewinnen. Geeignete Berufssachverständige sind in allen Fällen
anzuhören, bei denen die Beurteilung der Erwerbsfähigkeit zweifelhaft
sein kann oder in denen der Beschädigte es wünscht. Ebenso ist
dem etwaigen Wunsch des zu Untersuchenden uach Zuziehung
seines behandelnden Arztes nach Möglichkeit stattzugeben,
die Kosten hierfür hat der Untersuchte zu tragen. Soweit aber der
untersuchende Militärarzt oder die untersuchenden Kommissionen einen
ausführlichen Krankheitsbericht von dem behandelnden Arzte zur
Klärung der Sachlage für notwendig halten, können sie ihn auf
Kosten des Pensionsfonds anfordern.
In einem Vortrag in der „Deutschen Pharmazeutischen Gesell-
schaft“ führte Dr. Herzog aus, daß die große Not, wie sie bei den
Lebensmitteln besteht, bei den Arzneimitteln zwar erspart ge-
blieben ist, daß sich aber eine Anzahl kleinerer Sc hwierigkeiten
zu erheblichen Mißständen gesteigert hat. Besonders hat das abge-
laufene Jahr eine immer drückendere Lage gebracht, sodaß die Liste
der Mittel, die überhaupt nicht mehr zu beschaffen sind, bereits recht
umfangreich geworden ist: Chromsäure, Bittermandelwasser, die Balsame,
das Bismut und seine Präparate, das Cacaoöl, das Paraffinum liquidum,
das Vaselin für Augensalben, Ipecacuanhae- und Senegawurzel. Außerst
schwer ist die Beschaffung von Fluidextrakten und Tinkturen, bei denen
die Knappheit und der hohe Preis des Spiritus hemmend wirken,
ferner Äther und fette Öle. Infolge der Knappheit ist die amtliche Be-
wirtschaftung notwendig geworden bei Cocain, Chinin, den Jodprapa-
raten, dem Opium und seinen Erzeugnissen. Dazu kommt die Knapp:
heit in den Hilfsmitteln zur Krankenpflege, so die Nährpräparate, Eis-
beutel, Spritzen, Guttaperchapapier. Die synthetische Chemie hat ver-
sucht, die Lücken auszufüllen und die Kriegswuchergesetzgebung hat
regelnd durch Bestimmungen gegen Preistreibereien gewirkt. Störend
werden besonders die Qualitätsverschlechterungen empfunden, die in
letzter Zeit besonders bei Glycerin und Lebertran festgestellt worden
sind. In der Aussprache wies Morgenroth auf den großen Mangel
an Lebertran hin, der besonders die Kinderfürsorge und die Tuber-
kulosebehandlung beeinträchtigten. Man sollte alles tun, um eine ver-
mehrte Einfuhr an Lebertran zu ermöglichen. Rost bemerkt dazu, daß
der Kriegsausschuß für Fette und Öle andauernd in dieser Richtung
wirke, er wies ferner auf die schweren Vergiftungen hin, die in manchen
Fällen bei intraglutäaler Einspritzung eines nicht vorschriftsmäßigen
Paraffinum liquidum herbeigeführt worden sind und ersuchte Maßnahmen
zur Verhütung zu treffen. Die Apotheker sollten. falls für solche Zwecke
kein einwandfreies Präparat zur Verfügung steht, die Herstellung solcher
Injektionen ablehnen. Es scheint, daß das sogenannte weiße Vaselinol,
was den Apothekern zu Salbenzwecken geliefert wird, fälschlicherwelse
zur Herstellung von Injektionen benutzt worden ist, für die es gänzlie
ungeeignet ist. í
Der Leipziger Verband hat einen Aufruf an diejenigen Hoch-
schullehrer erlassen, die für die Medizinstudierenden vor dem Physikum
in Betracht kommen. Es wird darin die Bitte ausgesprochen, die
jungen Semester über die Aussichten im ärztlichen Berufe aufzuklären
und sie zur Ergreifung eines anderen Berufes, z. B. der Zahnheilkunde
zu beeinflussen. DE |
Berlin. Der bekannte Laryngologe, Geh.-Rat Prof. Dr. Paul
Heymann feiert am 7. März seinen 70. Geburtstag.
. ‚Berlin. Dr. Eisenlohr zum Abteilungsvorsteher am Stä
Medizinalamt gewählt. Su
2 H am b urg. Der Senat hat zu Professoren ernannt die Ober-
ärzte DDr. Trepel (Leiter des Instituts für Geburtshilfe), Hä nıscH,
Luce, Matthaei, Rüder und die Physiei Versmann (Leiter
der Krankenkostabteilung des Medizinalkollegiums) und Sann ema nn.
Berlin: Geh. Med.-Rat Prof.
Universitäts- Poliklinik, zul
Dr. Hans Kleinscehml
Breslau: Dr
dtischen
Hochschulnachrichten.
Dr. Goldscheider, Direktor der
0. Professor ernannt. — Priv.-Doz.
(Kinderheilkunde) der Professorentitel verliehen. —
Walter Klestadt für Ohren-, Nasen- und Kehlkopfheilkunde
habilitiert. — Priv.-Doz. Dr. Erich Frank, Assistenzarzt der Medi-
zinischen Klinik, der Professorentitel verliehen. — Halle: Prof. Dr.
H. Winternitz (innere Medizin) zum o. Honorarprofessor ernannt.
— Heidelberg: Dr. Alfred Wetzel für Psychiatrie habilitiert
— Leipzig: Dr. Walther S x Prag ‘in Physiologie
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Wi Wochenschrift für praktische Ärzte i
iinn | -` Wochenschrift für praktische Arzte — ai
ern 5 redigiert von. | aM. a © > Verlag von ea, Br
Be Km f Professor Dr. Kurt Brandenburg: . "Urban & Schwarzenberg og
ngen ` | | Berlin Ze | ‚Berlin | ne
usani | | | I
tranen da J me " > fi h A
paji | Inhalt: Originalarbeiten: P. Schröder, Epilepsie im Kriege. M. Porges und W. Preminger, Über Mineraltberapie bei Nephritis. PEI i i
weite H. Oloff, Beiträge -zur Prüfung angeborener Farbensinnstörungen. R. Deußing, Influenza bei Diphtherie und Scharlach. H. Ziegner, Hi; in
Ebenso 8 Beiträge zur Lumbalanästhesie. F. Groed el, Röntgenbehandlung bei 'kardialen Schmerzen. — Referatenteil: W. Regen, Die Wundinfektion i ; =
Ho im Kriege. (Schluß.) Strauß, Strahlentherapie. (Fortsetzung.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — ‚Therapeutische Notizen. — Bücher- ta EE A
zen | besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Breslau. Greifswald. Königsberg i. Pr. — Rundschau: E. Wolff, Wer haftet dem ade 5
onen 6 ~- 7 Arzt für sein Honörar bei der Behandlung von Familienmitgliedern ? — Tagesgeschichtliche Notizen. kož ja esi PIE
nu Der Verlay behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortginalbeiträge vor. Rue S ü
- - , 8 Yon : . ; an pi pii N. fi
| eh.
N. ‚ ; R ; l ae t ;
Zu ' En: l en ; ' a = AR Rn F:
ah | Aus ‘der Psychiatrischen Klinik zu Greifswald. sie vom Arzt gesehen werden, nicht entscheidend sind, und viel UR Pi ar. A
gut | Epilepsie im f Kriege on ganz andere Momente, wie die Entwicklung des Leidens, die I er
keit | | . tellungnahme der Erkrankten zu ihren Anfällen, vor allem aber IE al A
Ta | der psychische Gesamthabitus und die sonstigen 'epileptischen PEA MR R E
pi | 5 Von a s s ; z Do .. - ; pt EI BEA NEINA E
ie mi: Prof. Dr. P. Schröd Krankheitszeichen, auch dann, wenn während der Beobachtungs- AR:
i , rot- Dr. Fe Schröder. | | zeit große Anfälle nicht auftreten,. die sichere Entscheidung er- Hp ikr Ti DERE
gi | Bei 97 im Laufe des Krieges im hiesigen Reservelazarett | möglichen. a N se IHR Ai I
il | beobachteten und behandelten Epileptikern ließ. sich feststellen: 2. In 25 Fällen, die gleichfalls lange. vorher Epileptiker. DRS Heer
ist}. 1. Bei mehr als der Hälfte (55) ist während des Kriegsdienstes | Waren, Ist während des Kriegsdienstes eine Verschlimmerung a...
gi k eine Verschlimmerung der bereits vorhandenen epilep-' | 74 verzeichnen ‚gewesen ; dabei ist als Verschlimmerung in erster jr $ a
m tischen ¥Krankbeitserscheinungen eingetreten. Alle hatten schon an angesehen worden eine Vermehrung beziehungsweise Häufung | En I
y í lange vorher-an großen Krampfanfällen und an sonstigen Er- | der großen Krampfanfälle. tn BR er G
rS scheinungen der- Epilepsie- gelitten, meist von Jugend auf. Fälle Bei einem 27jährigen Epileptiker, der seit seinem 21. Jahr DAS i
je mit besonderen, schweren ` Schädigungen während des Dienstes \ ‚an ' schweren Anfällen, zuletzt nur selten ditt, traten. während ` des Ka a BR
Ti (namentlich Kopfverletzungen, Verschüttungen usw.) sind nicht | &Chtmonatigen Garnisondienstes drei Anfälle auf;‘ im Felde erlitt Be...
ie ‚darunter. Ein kleinerer Teil (16) von diesen 55 hatte keinen oder | er nach 14: Tagen eine .Verschüttung mit nachfolgender Bewußt- RE =:
A so gut wie keinen Dienst getan, kam unmittelbar vom Bezirks- | losigkeit von etwa 15 Minuten; zeitlich unmittelbar schloß sich SEST ARRIBEN
A kommando behufs Feststellung der Dienstfähigkeit, beziehungs- daran Vermehrung der ‚Krampfanfälle (alle vier bis fünf Tage SE 1 RI
w! ese war in den ersten Tagen wegen aufgetretener Krampfànfälle einer) und dann allmählich wieder Seltenerwerden.' Bi a a Gi
si | Pr Lazarett gekommen. Einige hatten vor Auftreten des ersten | _ Bei neun Epileptikern hatte nach ihren Angaben. beziehungs- BER t
"E -Anfalles im Dienst eine mehrmonatige Ausbildungszeit oder auch ! weise nach den Erhebungen vor der Einberufung zum Kriegs: BE...
wi N kurze Zeit im Felde durchgemacht. Die überwiegende Mehr- | dienst eine längere Pause im Auftreten der. großen Anfälle be- ` Da =:
W | H war monate- und jahrelang (bis zu 3!/, Jahren) im Felde | standen; alle hatten außer an Krämpfen auch an Schwindel- 1 i A
4 Sewesen, Einzelne waren bereits zu Beginn des Krieges ein- | anfällen gelitten, die Mehrzahl ‚dazu an- Reizbarkeit, ‘Verstim- u T ARE
p | Csen gewesen, wegen Epilepsie wieder entlassen, dann aber | mungen, . Bettnässen; bei vier wird erbliche Belastung mit la): SERA
e Bu er von neuem eingezogen worden; das hatte sich in einigen | Epilepsie erwähnt; als Soldat gedient hatte vorher nurs einer. I ER :
j | che zwei- und dreimal wiederholt. Naturgemäß handelte es | Sechs ‚waren beim Wiederauftreten der Anfälle im Dienst 20 bis NEE =.
| "ganz vorwiegend um Epileptiker mit nicht sehr häufigen An- | 26 Jahre alt, drei 39 bis 43 Jahre. Die anfallsfreie Pause hatte ii A Es
z Zi be Bei einem, der in seinem Wesen die typisch-epileptischen | 6 bis 14 Jahre betragen, nur einmal zwei Jahre.. Voraufgegangen: ii EZ | Br
i = &e erkennen ließ und selber ein epileptisches Kind besaß, | waren dem Wiedererscheinen der Krampfanfälle fünf Tage Garnison- I IE
; „ten überhaupt nur zweimal im Leben große.Krampfanfälle auf- | dienst (einmal), zwei bis ‚zwölf.Monate Garnisondienst beziehungs- I Pe
weise einige Wochen Kriegsdienst im Felde. Besondere Schädi- pa Mech iR
i H einmal mit 16 Jahren' und das zweitemal als Soldat
' im Fel Jahren, Nachdem er ein Jahr in der Etappe und ein Jahr
| Ko k A Dienst getan hatte; sonst litt er nur an periodischen
Sen: p 2 merzen und gelegentlichen nächtlichen Unruhezuständen,
"denen er nachher nichts wußte, -~ u
Tai Fea der Krieg lehrt bei diesen Kranken,. daß die Wesens-
prung der Epileptiker in mäßiger Ausbildung (ihre stille
eit Pe ihre Bereitwilligkeit zur Unterordnung, ihre Höflich-
zu beso : escheidenheit) sie an geeigneter Stelle vielfach gerade
lichkeit nders brauchbaren Personen ‚macht, solange ihre Umständ-
häufen ar Schwerfälligkeit nicht zu groß ist und solange nicht
= i erstimmungen und Reizbarkeit Konflikte im Gefolge haben.
"Zeit mt vielen Fällen sind die Erkrankten ungewöhnlich lange
Ai azaretten behalten worden, namentlich wenn die Anfälle
„p, œ auftraten; es geschah das anscheinend meist in der
a, einen Anfall ärztlich zu beobachten und in ‘der Annahme,
“ die Art dieses Anfalles die Diagnose sichern könne,
wä er
hrend tatsächlich häufig genug vereinzelte. Anfälle, selbst wenn
Krampfanfälle nie gehabt, nur, Schwindelanfälle,
- periodische Kopfschmerzen und Verstimmungen, Bettnässen, Zungen-
bisse, Nachtwandeln oder Suicidversuche.
21 bis 27 Jahre alt, die anderen vier 30 bis 41-Jahre. Bei ihnen
gungen, wie Verschüttungen, Kopfverletzungen, Sturz oder der-
gleichen, werden von keinem- erwähnt, 0.00
| Sieben hatten vorher, und zwar von früh auf, an peri-
odischen Kopfschmerzen, Verstimmungen, epileptischer Reizbarkeit.
Bettnässen gelitten, hatten aber angeblich erst einmal in ihrem
Leben einen Krampfanfall gehabt; bei zweien traten alsdann- nach
l4tägiger Ausbildung in der Garnison, bei den fünf anderen nach
‘mehrmonatigem Garnisondienst beziehungsweise . mehrwöchigem
.oder mehrmonatigem Felddienst ohne
‚schüttungen usw. epileptische Anfälle in
Zahl auf. Ihr Alter betrug zwischen 19 und 37 Jahren. Der
eine voraufgegangene Anfall war in das 2, bis 32, Jahr- gefallen.
Kopfverletzungen, : Ver-
größerer oder geringerer
Acht schließlich hatten ihres Wissens früher überhaupt große
Reizbarkeit,
Vier von ihnen waren
x
280 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10.
9. März.
e nen e aaa a ee re a en u a a one ee a
stellten sich große Anfälle angeblich zum ersten Male während
des Kriegsdienstes ein, bei zweien nach nur wenigen Wochen
Garnison- oder Felddienst, bei den meisten nach drei- bis acht-
monatiger Tätigkeit im Felde; einer war drei Jahre in russischer Ge-
fangenschaft gewesen und bekam dann ein halbes Jahr später Krämpfe
in einem deutschen Lazarett. Bei dem letzten (21 Jahre alt, mit
13 Jahren schweres Kopftrauma, seitdem Schwindelanfälle, Ver-
stimmungen, Gereiztheit) verschlimmerten sich zunächst im Felde
während acht Monaten nur seine bisherigen Erscheinungen, und
erst nach einer Verschüttung mit angeblich langer Bewußtlosig-
keit traten während eines einjährigen Lazarettaufenthaltes ver-
einzelt große Krampfanfälle auf.
3, Erstmalig im Kriegsdienst aufgetreten ist an-
geblich die Epilepsie bei 17.
Die Hauptgruppe von diesen umfaßt acht Soldaten; sieben
von ihnen standen im Alter von 21 bis 32 Jahren; ihre Epilepsie
entwickelte sich allmählich nach einhalb- bis dreijährigem Dienst
teils nur in der Garnison, teils in Garnison und Feld, ohne
daß sie besonders schwere Schädigungen (Sturz, Verschüttung) er-
litten hatten. Von früheren epileptischen Erscheinungen war bei
ihnen nichts in Erfahrung zu bringen, nur daß einer bis zum
sechsten Jahre an Bettnässen gelitten, einer einmal eine Ohnmacht
gehabt hatte, und daß von einem dritten ein Kind an Bettnässen,
eines an Abscenzen litt; diese drei fielen auch selber auf durch
ihr für Epileptiker charakteristisches Wesen. Ihnen schließt sich
als achter an ein 17jähriger, bei dem die erste „Ohnmacht“ mit
Zungenbiß und Amnesie 14 Tage nach Einberufung in der Gar-
nison beobachtet wurde und der dann wochenlang alle paar Tage
einen epileptischen Krampfanfall bekam. nu
Von zwei weiteren, die zum erstenmal im Felde nach kurzem
Dienst schwere epileptische Erscheinungen bekamen, hatte der
eine mit sechs Jahren eine schwere Kopfverletzung erlitten, der
andere erst einige Monate zuvor bei der Arbeit als Schlosser ein
schweres Kopftrauma mit Zerschmetterung des Oberkiefers davon-
getragen; bei beiden trugen die Anfälle nicht den Charakter der
Jacksonschen.
Bei dreien wurde eine im Felde erlittene Hirnerschütterung
"als Ursache füf die erstmalig im Dienst aufgetretene Epilepsie
angegeben. Der eine (19jährig) hatte elf Monate Garnison- und
Felddienst getan, hatte dann nach einer Verschüttung mit angeb-
lich fünfstündiger Bewußtlosigkeit Erbrechen und Kopfschmerzen
bekommen und erkrankte vier Monate später auf Heimatsurlaub
an epileptischen' Anfällen, bald danach auch. an Petit mal, Ver-
stimmungen und Bettnässen. Die beiden anderen (20 jährig) hatten
jeder nach 12 beziehungsweise 15 Monaten Dienst nur ein ganz
leichtes Trauma ohne Bewußtlosigkeit erlitten, das sie nicht an
der sofortigen Fortsetzung des Dienstes behinderte: bereits am
zweiten beziehungsweise dritten Tage danach trat der erste An-
fall auf und in Abständen weitere. Der Vater des einen hatte
früher an Krämpfen gelitten.
Schließlich handelte es sich viermal um Spätepilepsien im
Felde bei Männern von 38 bis 48 Jahren, die früher nichts Epi-
Jeptisches dargeboten hatten und dann im Felde Krampfanfälle
erlitten. Bei zweien von ihnen ergab die Untersuchung von Blut
beziehungsweise Blut und Liquor positive Wassermannsche Re-
aktion. Bei einem dritten waren Anhaltspunkte für eine sympto-
matische Natur des Leidens nicht festzustellen. Der letzte war
während der zwei Jahre seines Kriegsdienstes sehr viel in Laza-
retten gewesen wegen Rheumatismus; er bot viele schwere byste-
rische Symptome und litt dazu an häufigen Anfällen, die weit mehr
epileptischen als hysterischen Gepräges waren. —
Es ist also bei ‘denjenigen 80 von insgesamt 97 beob-
achteten Heeresangehörigen, welche bereits vor der Einberufung
zum Kriegsdienst epileptisch waren, 55 mal eine Verschlimmerung
des Leidens nicht eingetreten, dagegen bei 25 eine Verschlech-
terung (namentlich Zunahme der Zahl der großen Anfälle) zu ver-
zeichnen gewesen. Zieht man in beiden Gruppen diejenigen ab,
die gar keinen oder nur ganz kurzen und leichten Dienst getan
hatten, so ergibt sich annähernd das gleiche Zahlenverhältnis,
nämlich 39:20; das heißt, bei zwei Dritteln der Epileptiker sind
die Erscheinungen des Leidens. nicht gröber geworden, trotz teil-
weise recht langen Kriegsdienstes.
Yon denen (25) mit nachgewiesener Zunahme der Anfälle
hatte ein Drittel vor Einberufung längere Jahre angeblich keine
großen Anfälle mehr gehabt, zwei Drittel hatten bis dahin nur
die sonstigen Erscheinungen der Epilepsie, aber überhaupt noch
keinen oder nur einen voll ausgebildeten epileptischen Anfall im
Leben gehabt, und erst im Felde beziehungsweise während des
Kriegsdienstes waren Krampfanfälle aufgetreten. Fünf davon
kommen insofern kaum in Betracht, als sie nur ganz kurze Zeit
in der Garnison ausgebildet worden waren und keine besonderen
Schädigungen erlitten hatten, die als verschlimmernd für die Epi-
lepsie angesprochen werden könnten. Aber auch bei den übrigen
darf nicht ohne weiteres der Kriegsdienst an sich als das die Ver-
schlimmerung verursachende Moment angesehen werden. Schwan-
kungen in der Häufigkeit der Krampfanfälle sind bei Epileptikern
etwas sehr Häufiges; auf Zeitabschnitte mit vielen Anfällen folgen
oft solehe mit sehr wenigen oder gar keinen, und dann kommen
wieder, ohne jede bekannte äußere Veranlassung, Zeiten mit dicht
gedrängten Krämpfen. Besonders oft sieht man bei Epilepsien
mit Beginn in der Kindheit ein Zessieren der Anfälle in der zweiten,
Hälfte des zweiten Lebensjahrzehntes und Wiederauftreten vor
oder nach dem zwanzigsten Jahre. Daß ist ein Moment, das auch
für die Beurteilung des Neuauftretens von Krampfanfällen bei
Kriegsteilnehmern in Rechnung zu ziehen ist. Ernstlicher in Be-
tracht kommen für die Wiederauslösung durch die allgemeinen
Schädigungen des Dienstes die drei Fälle in dem vorgerückten
Alter von 39 bis 43 Jahren. Daß schwere Verschüttungen (zwei
Fälle) geeignet sind, die epileptischen Erscheinungen vorüber-
gehend oder auch dauernd zu verschlimmern, ist bekannt.
Den S0 bereits vorher Epileptischen stehen 17 gegenüber,
bei denen erstmalig während des Kriegsdienstes epileptische Er-
scheinungen und insbesondere Krampfanfälle aufgetreten sind;
auch drei von ihnen sind wenigstens verdächtig auf eine epl-
leptoide Veranlagung. Ein weiterer hatte nur 14 Tage Garnison-
dienst getan. Zwei hatten schwere Schädelverletzungen vorher
im Zivil, einer eine grobe Hirnerschütterung im Kriege erlitten,
kommen deshalb als traumatische Epilepsien in Betracht, nieht
als Epilepsien durch die Allgemeinschädigungen des Kriegsdienstes.
Bei zwei anderen mit nur ganz leichter Kopfverletzung ist die
traumatische Entstehung fraglich, weil die ersten Anfälle bereits
zwei beziehungsweise drei Tage darauf sich einstellten; beide
standen im Alter von 20 Jahren, das heißt in dem Alter, m
welchem auch ohne besondere Schädigung sich besonders häufig
Epilepsie zum ersten Male bemerkbar macht; einer von ihnen war
obenein erblich belastet mit Epilepsie. Von den vier Fällen von
Spätepilepsie waren zwei durch Lues zu erklären, einer war Über-
haupt nicht ganz sicher Epileptiker, sondern möglicherweise Hy-
steriker. |
Die Zusammenstellung zeigt also, daß durch den Kriegs-
dienst an sich die Mehrzahl der Epilepsien nicht verschlimmert
wird. Vorübergehende Vermehrung der Anfälle muß nicht ohne
weiteres Folge des Kriegsdienstes sein. Daß der Kriegsdienst obne ~
besondere Schädigungen, wie namentlich grobe KopfverletzungeR,
Epilepsie erzeugt, kann nicht angenommen werden.
Aus der Nieren- und Herzheilstätte in Marienbad
(Reservespital Nr. 2, Eger).
Über Mineraltherapie bei Nephritis.
Von
Dr. M. Porges und Dr. W. Preminger.
l Die Diskussion über die Kriegsnephritis, die eine Zeitlang
im Vordergrunde des allgemeinen Interesses stand, scheint nun-
mehr abgeschlossen; als Resultat derselben kann wohl die Ansich
als allgemein gültig angenommen werden, daß die Kriegsnephritis
keine Krankheit sui generis ist, sondern als eine Häufung vo
akuten Glomerulo- und Herdnephritiden, beziehungsweise akuten -
Nachschüben schon bestehender Nephritiden angesehen werden
kann, die einer Summierung ungünstiger äußerer Faktoren ihre
Entstehung verdankt. ”
Die Tendenz, die eine Zeitlang durch die bekannten For-
sehungsergebnisse von Vidal, Schlayer und Anderen aus-
gelöst wurde, in der sekretorischen Funktion das richtigste Kriterium
für die Beurteilung einer Nierenerkrankung oder einer therapeutischen
Maßnahme zu erblicken, muß heute als überwunden betrachte
werden. Allmählich mehren sich die Stimmen, die neben der
Funktion auch den übrigen Symptomen, insbesondere der AUS-
scheidung pathologischer Elemente im Harn und den Veränderunge2
am Circulationsapparat ihre lang anerkannte Wertigkeit wieder
zuerkennen wollen.
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_ -1919 — MEDIZINISCHE KEINIK — Nr. 10. 7 >. N a
(Wasserversuch, Reststickstoff und Kochsalzbestimmung im Blute 2 MEET
nach der Ba.ngschen Methode) und genauer Harnanalyse ab-
geschlossen; Urin- und. Blutuntersuchungen wurden stets zu
Dadurch ist auch der therapeutischen Forschung eine breitere
ise während da £-
| Basis geschaffen und ein Anreiz gegeben, Medikamente, die sich
ru. =-
= ` = eye
en N
= Rn taa _- - ER 3 x
: a W
a a;
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~ ER . -
p Fünf dam;
ganz km li. in früheren Zeiten eines gewissen. Ansehens in der Therapie der
keine besondem I; ` Nierenkrankheiten erfreuten, für die neuen Untersuchungsmethoden | gleicher Zeit, während eines Tages durchgeführt, tags vorher mußte
pi t = hervorzubolen und ihre Wirkungsweise unter dem Gesichtswinkel. | der Patient im Bette bleiben und bekam eine konstante Kost, und 3
der jüngsten Forschungsergebnisse zu studieren.. . , ‚| zwar 98g Eiweiß, 650.g_Kohlehydrate, 66 g Fett. . Es wurden T ME:
. Eines dieser Mittel, das schon oft ..bei' der Behandlung von | 83 Kranke’ mit Calcium lacticum behandelt, das -Resultat war 1 U Ba
Nierenkranken als wirksames Therapeuticum empfohlen wurde, ist | folgendes: Ze ee ee a x I
das Calcium, und die Tatsache, daß gerade bei den im Felde er- | 1i. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ER:
worbenen Nephritiden das hämorshagische Moment allenthalben | fiel die Untersuehung nach der Kalkperiode Ds
- stark im Vordergrund stand, schien zu einem’ therapeutischen | bedeutend günstiger aus, als nach der Kalk- in
Versuch in dieser Richtung aufzufordem. ^ — `? pause; diese Besserung bezog sich hauptsäch- ln
Ende der 60er Jahre hatte eine Reihe von Autoren durch Tier- | lich'auf die pathologischen!Ausscheidungenim a
versuche und am Krankenbette die Wirkung der Kalksalze zu erforschen | Harn (Eiweiß, Blutkörperchen, . `> 2 Hupe.
Be 2, Statistische Zusammenstellungen er- | i
gaben,. daß das Optimum der Besserung mit TE: De
Pa
sich bestrebt (Dusart, Blache, Pautier und Andere).
k oa Ae a ; A a an E n. en cn), daß Kalklacto-
| :E _ phosphat die Zellbildung anrege und den allgemeinen Ernährungszustand ine osi a : er-
pianale Ef l hebe; Caspari fand, daß -` phosphorsaurėr Kalk bei Nieren- und ee POE OSADELE VON ungefähr. 6 g zu er a
stlieher in E } . Blasenblutungen mit gutem Erfolg angewendet werden konnte, und | - 2 er Da SER ne pis E E h Ei
je allgemein Ringer stellte ebenfalls-am Tierversuch fest, daß Kalksalze die Herz- Er 3. D n F unk b10 n ben falls Bess o PUNE p LHE |
void) => tätigkeit zu beeinflussen imstande seien, und zwar in.dem Sinne, daß auf. In einigen Fällen blieb sie konstant, eine Bir Da
tungen m} ° ° schon kleine Gaben die Contractionen des Herzens breiter und länger Ver schlechterung, ‚wie sie Eismer und: Jacoby Bl. a:
en vo} gestalteten. In neuerer Zeit findet O. Loevy, daß die Wirkung der | beider Kalktherapie auftreten sahen, konnten HU o
d ia Digitalis in letzter Linie eigentlich eine Calciumwirkung sei. Die | wir nicht beobachten. 3 TE i
kanat -` Digitalis mache das Herz für das Calcium der Gewebssäfte besonders ER er I, 5 US. EEUN
7 gegen ~ > empfänglich und bei Gegenwart von Digitalis wirkten geringe Calcium- 2 Calcium, OL: ZAARA
ipie t oOo N sn, m. es nel on nett A übernormale Dosen tun., Ka Anna ee | Ery | NN Se i
treten 3 | ac ans Hors eyer wirken Kalksalze transsudations- | : y. BEN ll | Oy- nE Malen in | u: o:
er eeg E und exsudationshemmend, und zwar wird die Permeabilität der Gefäße Me: ap a linder. | re RD TOMOE y | | | iaeia p f
ve Cani | Sue in Net Auch > hae 5 und A an m E e en mm T | i el | | | in in Et |
J f am lierversuche vom exsudationshemmenden Einflusse der Kalk- ı | Vor Behandlung | I oo f. scheid.: 750 “Variah.:* 10901 IN 2 RER
es ‚ Salze überzeugen; nach. van den Velden wird durch ‚Kalksalze . ee i S i | = a Konen So, i lau Kin
i4 mi - eine Abdichtung der Gefäßwandung erzielt. In: "E ' Calcium 4 g O1 Ausscheid.: 1500, Variab. :31020—5 I a: i
achk 0 | Wright findet, daß der Kalk einen Einfluß auf die Koagulation | „| vor Behandlune | 8 Konzentration: 1080 aiik) I Be
egdi ; des Blutes ausübe und Voorhoeve behauptet, daß große Gaben den | ” | Calelumd E 15 Ausscheid.: 500, Värlab.: 10137 BAER .. 2:
Ira Da Kalkgehalt des Blutes erhöhen, findet aber keine Erklärung dafür, auf Pause > jẹ Ausscheid.: 1250, Variab.: 1015—4 Ka:
A welche Weise die erhöhte. Blutgerinnbarkeit zustande komme. _ K2 Calcium 6 g 3o | Konzentration: 1027 4 eE T o
jen: W i p Nach Kayser rufen Pituitrin-Injektionen bei. Tieren spastisch 3 | Vor Behandlung | 0,3 NSS Nein. 10, Farlab.: 1012225 NE >. i.,
wa ‚ vontractionen des Zwerchfells hervor, die jedoch viel seltener auftreten Calcium 2 g 0,18 Ash ae ii a.
ys Di oder auch ganz ausbleiben, wenn das Versuchstier mit Kalksalzen vor- . | _ Calcium 4, 0,08 Konzentration: 108 ~ Re
ae behandelt wurde, woraus Kayser den Schluß zieht, daß. der Kalk | 4 | Vor Behandlung | 0,2 Ausschejd.: 1700, Variab.: 1012--6 -
if; ‚die Nervenerregbarkeit herabsetze. SE | IT ARE Konzentration: 1032 Se
pilo ™ | Nach Loew ist die Verwertung von ‚Fett, Eiweiß und Kohle- “2a | are 190 taria 1009—3 S
mut} hydraten ohne die Anwesenheit von mineralischen Nährsalzen unmöglich: er Ber Ka ae en un nn. Er
PLA die normale Funktion der Zelle ist an die Anwesenheit von Kalk im | „„ , Fine zweite Untersuchungsreihe}\bezog sich. auf weitere ..
ı „@ellkerne gebunden (Antitoxinbereitung, Eiweißkörperbildung). Bei kalk- - ‚97 Kranke, bei welchen die Caleium-lactieum-Behandlung mit S
a! ana Nahrung muß das Blutserum, das unter normalen Verhältnissen | der kalkhaltigen Marienbader Rudolfsquelle kombiniert wurde.
io | un soviel Kalk als Magnesia enthält, den Kalkbedarf des Organismus | Das obenerwähnte Optimum von 6g pro Dosis wurde meistenteils o
uB on ; dieser Kalkverlust kann aber die Disposition zu verschiedenen | beibehalten und der \Patient erhielt außerdem ein Quantum 700 g Der
ar 7 ıncueiten herbeiführen. Zur Hebung der Organfunktion und. der | Rudolfsquelle in Einzeldosen von zirka 150 g über den Tag verteilt. ` e
gS alkretention im Körper empfiehlt L o ew das Calcium lacticum;. dieses in di l oi ABY P
gogh ç Salz setzt sich im Darm mit dem phosphorsauren. und kohlensauren = warae aes in dieser Versuchsreihe der 14 tägige Turnus, gefolgt 2
| atrium des Pankreassaftes zu feinverteiltem phosphorsauren und kohlen- | VOP eier gleich langen ‚Pause, beobachtet und drei- bis sechsmal -
f sauren Kalk und milchsaurem Natrium um; durch Oxydation entsteht aus wiederholt; desgleichen wurden allgemeine Untersuchungen, `
‚dem milchsauren Natrium das Natriumcarbonat, das die Alkalescenz | Funktionsprüfung und. Harnanalyse genau durchgeführt, ~- Ai
| - des Blutes erhält und zur Kalkretention im Organismus beiträgt. | b, Rudolfs qu èll e: Te aa a
akii Eine ganze teihe von Autoren haben Kalksalze bei den ver- Tee WERESSSSGDEEESEEEEE e
Ha L phen Affektionen mit gutem Erfolg angewendet; Bethmann l alant Al- | o Ery- ur | EE
‚dei autkrankheiten, Curschmann und Kayser bei Asthma, | Nr; ‚Therapie bum. thro- | > Funktionsprüfung 4
u S mpert bei Nephritis, Emmerich und Berthold bei Arterio- | "/m . [ten a 2 | =
: Sklerose, Leo und Schilling bei Dyspepsien. _ | N BE a ea
i . 5 f a r han 9 , z9. : p Š 2
* E ‚diesen und anderen Erfahrungen aus: der älteren und i Rudolfsquelle 450 gl Ru 500 | 2000 E dan ee
er: n Literatur fußend und insbesondere auf Grund der oben N use ’ 2,5 100 | 5000 | Ausscheid.:-1080, Variab.: 1020-8 i
a. erten Luew schen Anschauung, entschlossen wir uns zu einer | „| vr a ee a o
w: ph EN utischen Versuchsreihe mit Caleium Jacticum, da die Rudolfsquelle 450g] 05 | 500. | 500 | Konsentridon 00 > a
J- vyslo ogische Wirkungsweise dieses Salzes die beste Gewähr für Tause | 0,1 800. | 8000 = E TTN
A Seine Unschädlichk Sit zi Viet hi oe l Rudolfsquelle 450 g| 04 300—400 1—200 | Ausscheid.; 1500,XVariab.: 1014-6 =
' a : a leten sceNlen. . Bu ‚Pause 0,45 50 2—300 Konzentration: 1026 A
o chal Die Medikation gestaltete sich folgendermaßen: bei mög- |- „ [Pudolfsquelle 40g] 0,03 | wenige | wenige |- er : :
Pl kamen Binhaltung gleichbleibender äußerer Bedingungen (Kost, | ° [ugoikoueie iSe] 0 | 1900 ]0gmipe] Aussehgl; 1980, Varian 10175. i
p i se, der p t wegung, Ausschaltung jeder anderen- Therapie) bekam R a en 4 12,0 3—400 1—200 Ausscheid.: 1500, Variab.; 1015—7
f | Iactieum lent in den ersten zwei Wochen täglich "3 g Calcium SER squelle 50 g ae Wenige wenige Konzentration: 1028
, Pause ein oh. Beendigung dieses Turnus trat eine 14 tägige. | = > Rudolfsquelle und Calcium. |
f’ Schloß. Dieser I BI abermals eine 14 tägige Kalkperiode an- 4 | Vor Behandlung | 4 50—60 |3—3000 | Ausscheid.: 1380, Varlab.: 1018-5 :
T mal wi F eser ľurnus wurde bei jedem Kranken vier- bis sechs- A N; en 2g a ern 2—4000 = ` Konzentration 1023 —
| einigen a; wobei die Tagesdosis sukzessiv bis auf 9g, in | ` a a a e a
ie 2 Taler 4 sogar bis auf 12 g gesteigert wurde; auch durch | 5 | Vor Behandlung | 18 |‘4-200 | 5000 .| Ausscheid.: 1150, Variab.: 1019-5
TE Befind osen wurden in keinem Falle irgendwelche Störungen - f Rua. ar 18 cl oa 2 Konzentration: 107° ` :
- ; abreichendo. K en hervorgerufen. ‚Die jeweilig. zu _ Ver- Rud. u. Calc. 6 g | 0,8 .| 30—40 |1—2000 OSSE ept
i vier gleiche D gesdosis wurde in wäßriger Lösung, auf drei bis Rud. u Cale. 8 2 03 T: P Ausscheid:? 1800, Variab,: 1018—5 _ Ä
| Koh osen verteilt, tagsüber eingenommen iv i 5 | y n |
Die Kalkner; , i nen; l > | Vor Behandlung 0,0 | 100 10 000 | Ausscheid.: 1100, Variab.: 1015-5
‚“isperiode, ebenso wie das kalkfreie Intervall- wurden | Rud. u: Calc. 2g | 1,08 | 50 | 1800 . Konzentration: 1025
| Pause’ >` | 0,08 60 | 8000 | Ausscheid.: 1000, Varlab.: 1013-8
; Rud. u. Cale. ig |Spuren; 40 1—200 Konzentration: iu23 P
Immer Q x å - s
mit einer allgemeinen Untersuchung, Funktionsprüfung,
!
`
—.
Die Ergebnisse dieser zweiten Versuchsreihe zeigten, daß mit
der kombinierten Methode (Calcium lacticum und Rudolisquelle)
bessere Resultate erzielt wurden als mit der bloßen Calcium-
behandlung. Während in der ersten Gruppe 51,8°/, der. Kranken
Albumenrückgang zeigten, erhöht sich dieses Verhältnis bei der
‚zweiten Gruppe auf 66,7%. Die Besserung in bezug auf die roten
Blutkörperchen und Cylinder spricht in erhöhtem Maße zugunsten
der kombinierten Methode. Die Verhältniszahlen sind hier 26,3 %/o,
gegen 14,5°/,. Auch hier ging mit der Verminderung der patho-
logischen Ausscheidungen im Urin meist eine Besserung der Funk-
tion einher.
Die auffallende Überlegenheit dieser kombinierten Methode
gegenüber der einfachen Kalktherapie ließ es erwünscht erscheinen,
die Ursache dieser erhöhten Wirksamkeit zu erforschen. Da die
Rudolfsquelle neben dem Calcium das Magnesium seiner Menge
nach als zweitgrößten Faktor enthält, so war es naheliegend, dieses
Element als das wirksame Prinzip anzusprechen. Versuche, die
mit der Verabreichung von Magnesium allein gemacht wurden,
ergaben jedoch, daß schon bei Verabreichung relativ kleiner Gaben
(2 g per Dosis in Form von Magnesiumoxyd) eine deutliche Ve r-
schlechterung eintrat, die sich insbesondere in einer Ver-
mehrung der roten Blutkörperchen und der Cylinder im Harn do-
kumentierte.
Magnesia.
p
| Al- Cy- | Ery- | ee g
Nr. Therapie | hum. | under | thro- . Funktionsprüfung
| | 0/00 eyten
ae, ss O O
14 | Vor Behandlung 0,5 90 | 40—50 | Ausscheid.: 1550, Variab.: 1025—2
| | | Konzentration: 1030
Magnesia 2 g 15 i 40 | 2—8000 | Ausscheid.: 1500, Variab.: 1010 3
| | 4 Konzentration: 1034
0,5 | 3-400 | 50—60 | Ausscheid.: 1550. Variab.: 1018—3
Konzentration: 1020
i Ausscheid.: 1230, Variab.: 1008—5
| Konzentration: 1025
|
2
«Vor Behandlung
Magnesia 2g | 05 30 ! 200
3 : Vor Behandlung 10.8 . 500 !} Ausscheid.: 1180, Variab.: 1012—6
| ' Konzentration: 1031
Ausscheid.: 1680, Variab.: 1014—4
Magnesia 2 95° 40. 2000
j i | ua Konzentration: 1030
Wurde jedoch Magnesium und Calcium kombiniert, so trat
nicht nur keine Verschlimmerung, sondern eine Besserung ein,
die derjenigen der reinen Calciumbehandlung überlegen war.
Magnesia und Calcium.
pirana eae e e a a ena a nn UI DL nn nn
H D
nn nn nn am
Nr. ; Therapie ' bum. | nor ro- | ĉunktionsprüfung
| ap afo | linder | eyten |
| 2030 | 1—20D | Ausscheid.: 1550, Variab.: 1025—2
Konzentration: 1028
Ausscheid.: 1500, Variab.: 1010—3
| | Konzentration: 1030
02 10 Í 1000 | Ausscheid.: 1500, Variab.: 1016—2
| Konzentration: 1019
Magnesia 0,5 g wenige
: Calcium 2 g
Vor Behandling
0,09 | 10
|
a
|
|
1 | Vor Behandlung | 0,2
|
|
' Magnesia 0,5 g 0,15 | wenige 1200 | Ausscheid.: 1550, Varlab,: 1009—3
| Calcium 2g ; ! | Konzentration: 1026
3 | Vor Behandlung ‘geringe, 10 1—20 | Ausscheid.: 890, Variab.: 1015—4
ern | Spuren ; Konzentration: 1032
| Magnesia? g geringe! 30-40 | 200 =
Magnesia 2 g Spuren:
ı Calcium 2g ; sehr : 10 1—200 | ==
: iger. Sp.! |
| Magnesia 2 g ; ? i einige © 0 ;: Ausscheid.: 1350; Varlab.: 1022--4
ı Calbium4g | | | i Konzentration: 1027
-4 : Vor Behandlung 025 f 30 i 1000 | Ausscheid.: 700, Variab.: 1020—10
i | Konzentration: 1026
ı Mognesia2g ı 02 30 10000 : —-
Magnesia 2 g i Ol 20--80 | 1000 : —
Calcium 2 g : a
, Magnesia 2 £ Spuren 10 40—50 | Ausscheid.: 2150, Vhriab.: 1012—5
| Calcium 4 g Konzentration: 10:30
Es scheint sich hier also um’ eine Kombinationswirkung,
wie sie in neuerer Zeit bei vielen Arzneigruppen festgestellt wurde,
zu handeln.
Von den verschiedenen Formen der Nierenaffektionen scheint
die subakute Glomerulonephritis am besten auf die Kalkbehand-
lung zu reagieren.
Zur Erklärung dieser zweifellos bestehenden günstigen Kalk-
wirkung bei gewissen Formen von Nephritis können die von
anderer Seite gemachten Beobachtungen und Erfahrungen gut
herangezogen werden; nach Voorhoeve wird durch die interne
Kalkverabreichung der Kalkgehalt des Blutes stark erhöht; da
nun die Schädigung bei der Glumerulonephritis‘ besonders den
Gefäßapparat trifft, so ist es gut denkbar, daß durch diese Kalk-
282 ©, 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10.
nn a
Te
9. März.
anreicherung capillaritische Prozesse, sowie Undichtigkeiten der
Gefäße in günstigem Sinne beeinflußt werden (H. H. Meyer,
Januschke, Chiari, van den Velden und Andere).
Durch direkte Berührung und Bespülung des affizierten Ge-
webes mit dem Medikament wird dessen Gefüge gefestigt und die
Durchlässigkeit für Albumen und Erythrocyten gemindert; mög-
licherweise kommt dabei auch dem Einfluß des Kalkes auf die
Koagulation des Blutes eine Bedeutung zu (Starkenstein).
Erwähnt sei noch, daß bei körperlich herabgekommenen Pa-
tienten Gewichtszunahme (bei Ausschluß von Ödemen) und besseres
Aussehen nach der Kalkperiode konstatiert werden konnte. Diese
Beobachtung deckt sich mit dem Resultat der Arbeiten aus dem
Deutschen Pharmakologischen Institut zu Prag (Wiechowski,
Starkenstein, Sgalitzer), die im Tierexperiment den
Nachweis erbrachten, daß durch Trinkkuren der Mineralstoff-
wechsel geändert und damit ein erheblicher Einfluß auf den
ganzen Organismus ausgeübt werden könne.
Ödematiker und Patienten mit starker Niereninsuffizienz
(hoher Reststickstoffgehalt) wurden unserer Behandlungsmethode
nicht unterzogen; nur in zwei Fällen von Ödembereitschaft
wurde Calcium lacticum versucht, ohne daß sich eine Beem-
fiussung im Sinne einer Ausschwemmung gezeigt hätte. Das
Chlörnatrium, welches bei Ödemen um die Gefäße abgelagert wird
(Schlayer), besitzt eine mächtige Affinität zu Wasser und die
gefäßabdichtende Wirkung des Kalkes genügt vielleicht nicht, um
die Anziehungskraft zwischen Wasser und Salz zu paralysieren;
möglicherweise ist auch die Durchlässigkeit der Gefäße für Wasser
allein eine größere als für Albumen und Blut, wodurch vielleicht
das Versagen der Kalkwirkung beim Ödem erklärt werden könnte.
Der Ausschluß schwerer Niereninsuffizienzen aus unseren Ver-
suchen erklärt es wohl auch, daß wir die von Eisner und
Jacoby bei der Kalktherapie beobachtete Verschlechterung der
Funktion nicht eintreten sahen. i
Analog den Versuchen mit Calcium lacticum bestrebten wir uns
auch, die Wirkung kalkarmer und kalkreicher Kost bei Nierenkranken
zu studieren; diese Versuche waren- aber infolge des sich öfter em-
stellenden Mangels an entsprechenden Nahrungsmitteln (Käse, Milch,
Eigelb, Blatt- und Wurzelgemüse) nicht gut durchführbar und mußten -
deshalb vorläufig abgebrochen werden. :
| Eine ausführliche Besprechung und nähere Erörterung der Wir-
kungsweise von Trinkkuren auf die Krankheiten der Niere soll in að
derem Zusammenhange gebracht werden; hier sei nur erwähnt, daß
gerade in neuerer Zeit eine Reihe von Autoren für diese Art der Be-
handlung eintritt (Kakowski, Umber. Arneth, Adolf,
Lenne). |
Schon im Jahre 1868 hat Porges sen. in einer UM-
fassenden Arbeit auf die günstige Wirkung der alkalisch-erdigen
Marienbader Rudolfsquelle bei Erkrankungen der Niere und des
uropoetischen Systems hingewiesen. Kalkhaltige Quellen bei Nieren-
affektionen empfehlen weiter: Roese (Riedbornquelle), Michaelis
(Wildungen), Schütz (Wolfsklaue).
Nach den Beobachtungen von Pflanz, Zoert ken-
dörfer, Porges, Schütz haben auch die alkalisch-
muriatischen Wässer einen günstigen Einfluß auf gewisse Nieren-
erkrankungen, und zwar hauptsächlich auf aie 'sklerosierenden
Formen derselben. Diese Wirkung muß aber mehr als eine in-
direkte angesehen werden, indem vom Darme aus dure
Deplethorisierung eine Entlastung und insbesondere eine Herab-
setzung des Blutdruckes herbeigeführt wird. lm Gegensatz hierzu
scheinen die alkalisch-erdigen Wässer direkt auf die Niere zu
wirken, und zwar so, daß die zugeführten mineralischen Elemente,
insbesondere der Kalk die Gewebsresistenz erhöhen und die
Permeabilität der Gefäße vermindern.
Selbstverständlich dürfen Trinkkuren bei Nierenkranken se
in solchem Ausmaße gestattet werden, daß durch die Quantità
der Flüssigkeit keinerlei Schädigung des Herzens erfolge; geringe
Flüssigkeitsmengen periodenweise verabreicht bringen dem Herzen
keinen Nachteil und erleichtern der Niere sicherlich ihre Arbeit.
Wir glauben durch diese kurze Übersicht den Beweis eF
bracht zu haben, daß die Mineraltherapie für eine Gruppe OT
Nierenerkrankungen (und zwar die subakuten und chronischen
Glumeronephritiden, insolange sie nicht zu schwerer Nieren-
insuffizienz geführt haben) ganz aussichtsreich erscheint und
weitere Beobachtungen und Versuche in dieser Richtung durchali“
zu wünschen wären. Je größer die Anzahl der therapeußs®
wirksamen Mittel bei einer so vielgestaltigen und zumeist N
dauernden Krankheit, wie es die Nephritis ist, desto intensive
-E am e aas Pr A oe G rro o
SEM nn. 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. ib. ;
een een TE | =>
In der‘ deutschen Kriegsmarine waren noch bis in den Beginn
‚dieses ‚Jahrhunderts, hinein die Holm green schen -Wollproben als
einzige obligatorische Prüfungsmethode etatsmäßig. In gleicher Weise
wurde auch in.der Hanudelsmarine, bei der Eisenbahn, bei den Eisen-
und wo sonst eine amtliche Farbensinn-
bahntruppen der Armee | |
kam, verfahren. Hier und: da gelangten auch
werden wir individualisieren und.uns den verschiedenen Stadien `
der Krankheit in unserer Behandlung anpassen können. ; ~
Literatur: Dusart et R. Blache (Paris), Recherches sur
l'assimilation du Phosphate de chaux et son emploi therapeutique, (Bull.
P Über die Resorption der
gen. de Therap. 1867, 20. Juli, S. 67) — L. Perl,
Kalksalze. (Virch. Arch. 1877, Bä. 74.) —.C. Casp ari, Zur therapeutischen | untersuchung in Frage. Bi
Verwertung des phosphorsauren Kalkes. (W. m. W. 1879, 7,8. 76.) — Ringer, |. die damaligen ersten Auflagen der Stillingschen Tafeln. zur An- Hr Po
Concerning the action of small quantities of calcium and sodium `and po- ‚wendung. Amtlich vorgeschrieben war aber nur die Prüfung nach. il
um sats upon the vitality and function of contractile tissue and the‘ | Ho]mereen. ‘Sie befriedigte jedoch nicht, weil sich. ihre Unzuläng- BE Er
eutieular cells of fishes. (Brit. med. and surg. Journ., April 1884) —Ho ppe- keit ` z d h = jet - Beiläufiv bemerkt: sei. bei dieser Bi,
a Seyler, Über die Ausscheidung der Kalksalze im Urin mit besonderer | 01 mehr und mehr herauss ellte. Beiläufig bemerkt Bene el d i ia ENE
Berücksichtigung ihrer Beziehungen zur Ruhe ‘und Bewegung. (Zschr. £ | Gelegenheit,. daß die Holmgreenschen Wollproben in der ‚Han I ARARA
Physiol. Chem. 1890, 15, S. 161.) — Van den Velden, Zur Pharmako- | des Augenarztes, der sich eingehender mit der Theorie und Praxis der il Ge
therapie mit anorganischen Kalksalzen. (Ther. Mh., Oktober 1912.) — H. H: Farbenwahrnehmung beschäftigt hat, immerhin ein recht brauchbares - =...
Meyer, Über die Wirkung des Kalkes. (M. m. W. 1909, Nr. 44, S. 2277.) — Prüfungsmittel darstellen, insbesondere da, wo es sich um den Nachweis PRIE. i ee
-‚ Chiari und Januschke, Heilung von Transsudat- und Exsudatbildung | der eigentlichen Farbenblindheit handelt. Für die allgemeine ärztliche Bi.
durch Caleiumsalze. (Arch. f. exper. Path. u. Pharm. Bd.1, XV, S.120.)—L. Gley, Tätigkeit und von: diesem Gesichtspunkte aus soll auch die weitere AE E
La teneur en calcium du musele cardiaque. Recherches faites sur le coeur B echa fo] s je nicht. namentlich wenn man sich í Pah eh Toe
du lapin et sur celui du chien. (Journ. d. Phys. et de Pat. général 1909.) — | esprechung er ogen, ‚genugen XE a ledislich rei hanisch ` AA Er ;
C. Kayser, Die Behandlung des Asthma bronchiale und verwandter Zu- | bei der Prüfung ohne besondere Vorkenntnisse lediglich rèin mechanise E: a
stände mit Caleiunisalzen. (Ther. Mh., März 1911.) — Voorhoeve, Die | an die: amtlich vorgeschriebene Fragestellung hält. | Eo HHN
theoretischen Grundlagen ' der Kalktherapie bei Blutungen. (B. kl. W. 1911, Den ersten Anstoß für die Unzulänglichkeit der H o 1m gr e-e n- E Bi
Nr. 36.) — C. Kayser, Kinische und experimentelle Studien zur. Kalk-. | schen Proben gaben die bekannten- Untersuchungen. von Nagel und i A ae a
therapie bei Asthma bronchiale. (Zsehr, f. exper. Path, u. Ther. 1913, XVI —. | Collin. Die letzteren stellten bei einer größeren Anzahl von Mann- EP Es a
aee S wy E e Ts En e R ae) „_ |.schaften der Eisenbähnbrigade und Eisenbahnbeamten, die beim Eintritt A n
heiten. (B.-kl. W. 1912, Nr. 49) — E. Gumpert Klinische Erfahrungen | "? ihren Dienst die vorgeschriebene Drüfung nach H ol Net glatt LOL. Se ne
mit Kalzan. (Ärztl. Rdsch, 1916, Nr. 9.) — B. Leo, Über die entzündungs- | bestanden hatten, ausgesprochene Farbenuntüchtigkeit fest. In der i ERAR: en i
widrige Wirkung löslicher neutraler Kalksalze. (D. m. W. 1910.) — Jacoby Marine vorgenommene Nachprüfungen führten zu ähnlichen Er gebnissen. il ir ERE
-und Eisner, Über die Einwirkung von Kalksalzen auf die Niere. (B.kl..W. | Zu diesen Untersuchungen wurden von Nagel und Collin teils die BERRE: Sa
1912, Nr, 29.) — Roese, M. m, W. 1917; Nr. 10. — W. Wiechowski, | von ersterem eben gerade herausgegebenen N a g elschen Farbentafeln, l A EEDE; BERART
Frag. m. Wschr. 1914, Nr. 24. — E. Starkenstein, Arch. f. exper. Path. | teils der Spektralapparat benutzt. .. Holmgreenversager fanden sich il TREE
- u. Pharm. Bd. 77. — O0. Sgalitzer, Zschr. f. Baln. 1914/15, 7. Jahrg. | | auffallend häufig insbesondere da, wo Farbensinnschwäche, die so- Kan Ag:
- i , | genannte anomale Trichromasie, vorhanden war. ; ER N A EAE
TEN l >. Die moderne ‘Wissenschaft teilt die angeborenen -Farbensinn- x e 2. E
` å Beiträge | ee „Störungen bekanntlich in zwei verschiedene Formen ein, Farbenblind- Be N:
“ | | è m | heit und Farbensinnschwäche. Die Färbensinnschwäche wurde zuerst PER EEE NRA
zur Pr üfung angebor ener F arbensinnstör ungen. von dem englischen Physiker Lord Rayleigh im Jahre 1881 ge- une) EEE
i hr "E | nauer studiert. In späterer Zeit‘ erwarben sich König und Nagel la) Wo
an | an: ‚besondere Verdienste um die nähere wissenschaftliche Erforschung BI ET: = e
u Prof. Dr. Hans Oloff, Kiel, dieses Leidens. Sie wiesen nach, daß die Farbensinnschwäche ent- | | 2 -Ai
es Marine-Generaloberarzt. schieden häufiger als die eigentliche u mn (etwa I.
Be. eh | | 1 45 bis 5% unter der männlichen Bevölkerung, während der Gesamt- RE = 7:3:
alier? | Vor der Fülle von Kriegserkrankungen und -verletzungen prozentsatz 8% beträgt), an sehr charakteristischen Symptomen zu er- iu. g, E
iF des Sehorgans ist in diesem Weltkriege ein Sondergebiet der | kennen ist, und daß die damit behafteten Leute sich ‚ebensowenig ‚wie | EBEN {Į a
i: Ophthalmologie, die Prüfung angeborener Farbensinustörungen, | die Farbenblinden für bestimmte Berufe (Eisenbakn-, Marinedienst usw.) ie Mi,
u en ne gerade In den ersten | it dem Ergebnis seiner Kontrolluntersuchungen bezüglich der f o
„y. Jahren 'iegsbegi atten in - : rt
jr‘ “der a nd sehr ea ori die | Holmgreenschen Proben. wandte sich Nagel im Jahre 1905 an Is
wE O a vur War. Den Kernpun Be an aJa | die Öffentlichkeit. Unter anderem empfahl er' der obersten Marine- al.
nk Frage: Sind die Nag elschen Tafeln tatsächlich noch weiter als behörde in einem längeren Bericht den Ersatz dieser Proben durch en -
yut} zuverlässige I rüfungsmethode für die allgemeine Praxis und für | seine eigenen Tafeln. Er sagte darüber wörtlich: „Es erscheint mir Be}...
| | den Frontbedarf in der Armee und Marine zu betrachten oder | als ein besonderer Vorzug meiner Tafeln,. daß sie die Stellung einer ME i
gë bedürfen sie des Ersatzes beziehungsweise der Ergänzung durch | sicheren Diagnose in sehr kurzer Zeit, durchschnittlich in einer Minute, ai T
f je! ‚ andere einfache, ohne besondere spezialistische Erfahrung anwend- | gestatten, und daß man damit dieselbe Diagnose und Differentialdiagnose a: ©:
wei P Farbensinnproben? ‚Eine definitive, erschöpfende Antwort | wie Ps ‚dem PEETA nen Tale en Born u DEE i i EA
vg `- hiérauf i \ un ; | : wurden von Íl e ot ; iner vernichtenden
Ka ‚kommt m5 Runner dureh Hen SE u nuenen. a Kritik unterzogen; er bezeichnete sie als „unvollkommenen Notbehelf,
pi > ains der Farbensinnprüfung R Kriege WEEER der Mehr \ | vergleichbar einem ‚Geheimmittel, das wohl günstige Wirkungen haben PR S R
| stellungen für die verschiedenen\Spezialtruppen entschieden emè | Kann, die wir aber nicht durchschauen :und' eben deshalb auch nieht Du ERBE RA
? i
peti erhöhte Bedeutung zu. Bei der Armee brauchten im Frieden | beherrschen können“, Das Stillingsche Verfahren, sagte er dann Ir ia KERE
m. wsprünglich nur die Eisenbahntruppen normales Farbenunter- | weiter, „ist ja allerdin s einfacher, aber auch das Resultat entsprechend a BR TER He
al 1 pp . 9 d . 83 , e.> . " p i d Ink F,
yi! . Scheidungsvermögen zu besitzen. Inzwischen sind neue, außer- | unklar oder direkt falsch, die so bestehende Einfachheit ist also ein Hi, W
na ordentlich wichtige Sonderdienstzweige, wie z. B. der Luftfahrdienst, :| zweifelhafter Vorteil“. A ie ee A EA
øt - die Artilleriebeobachter, Leuchtkugelposten und das sonstige Signal- 7 Auf diesen Bericht Nagel s wurden in der deutschen Kriegs- i, ER
r personal, dazugekommen, die ebenfalls Farben- richtig erkennen | marine die Holmgreenschen Wöllproben durch die Nagelschen MA i.
A ‘ müssen. In der Marine bedi 1 di valtive Ent- | Tafeln ersetzt. Die. hier und da benutzten Stillingschen Tafeln ° 1 EB:
" wieklun: d er Marine bedingt es vor allem die SEWA us b gerieten durch die Kritik Nagels vollkommen in Mißkredit. - Seitdem, Er Eor E LERE
E ietie ©. Unterseebootswaffe, daß hierfür erheblich mehr farben- | Siso seit dem Jahre 1905, haben die Nagelschen Tafeln jahrelang VI AER:
O an Pe Personal gebraucht wird, und unter den Anforderungen | als einzige obligatorische Prüfungsmethode das Feld behauptet. Die - lu 1 R:
E D die Geeignetheit spielt die Farbentüchtigkeit mit die Hauptrolle. | Erwartungen, die man hiernach mit Recht in bezug auf ihre Zuverlässig- INSEL: mela
keit hegen durfte, sind jedoch nur teilweise in Erfüllung gegangen. BE
Es stellte sich mehr und mebr heraus, daß die Nagelschen Tafeln
in einer großen Anzahl von Fällen, auffallend häufig besonders da, wo ERS)
eine Farbensinnschwäche für Grün (grünanomale Trichromasie) vorlag, ` 1E REREN o. o,
ffehbar' auch bald selbst eingesehen . NR. ©.
glatt versägten. Nagel scheint o
zu haben, daß seine Tafeln als alleinige Prüfungsmethode doch nicht
‚immer ganz zuverlässig Sind, und er empfahl jetzt für Zweifelsfälle
eine :vorsichtige Kontrolle mit den vorher so scharf verurteilten
Stillingschea Tafeln. Außerdem konstruierte er, gewissermaßen | A Di:
als oberste Instanz, seinen kleinen Spektralapparat, das Anomaloskop. . TEDS STIE Tt Pre
Aber wenn man die Arbeiten Nagels aus der ‚damaligen Zeit liest, POPS = PRE
so gewinnt man unwillkürlich daraus den Eindruck, als ob solche ORTEN =-
Zweifelsfälle nur außerordentlich selten vorkommen, und die N agel- De:
schen Tafeln für gewöhnlich und für den Frontbedarf in der Hand I RR TAERE
des praktischen Arztes als alleinige Prüfungsmethode vollkommen ge- |
E
nügen. In Wirklichkeit ist das durchaus nicht der Fall.
Prof. Stargardt und ich untersuchten jahrelang teils ge-
reichlich einlaufende Material der
É lich ‚Im übrigen wurde in der- deutschen Kriegsmarine bekannt-
bean jeher — schon lange bevor Unterseeboote existierten =
j. tat Wert auf das Farbenunterscheidungsvermögen des ein-
- geleg enden Seekadetten, Matrosen, Schiffsjungen oder Signalgasten
er gi Der Beruf des Marinearztes bringt es daher -mit sich,
N geboten“ überaus reichlich Gelegenheit zu Farbensinnuntersuchungen
= ~ Tenfend ist; sie bilden einen integrierenden Bestandteil seiner
etwa en dienstlichen Tätigkeit. Auf dieser Grundlage sind vor
neue zwet Jahren von ‚dem Marine-Generaloberarzt Dr, Podesta
ao, aus “nem von ihm erdachten sehr sinnreichen Prinzip be-
zunehm, arbentafeln herausgegeben, die, um das gleich vorweg-
Prüfun en, eine recht wertvolle Verbesserung unserer bisherigen.
Meine ssmethoden bedeuten. Es dürfte daher von Interesse sein,
genen Erfahrungen, die ich hiermit und mit anderen
- tropen. ı : ; i J
nutzten, N »esondere auch den jahrelang in der Marine allein be-
berguta u schen Tafeln, an Bord und an Land und als meinsam, teils getrennt‘ das überaus
‚sächter gesammelt habe, an dieser Stelle kurz zu besprechen. | Kriegsmarine daraufhin. Wir sind beide zu der. Überzeugung gelangt, PEI co o aE :
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234
daß die Nagelschen Tafeln keineswegs das gehalten haben, was man
von ihnen auf Grund der Empfehlungen Nagels mit Recht erwarten
durfte. Unser Ergebnis war jedenfalls derartig, daß für den Bereich
der deutschen Kriegsmarine im Jahre 1912 das Anomaloskop und sehr
bald auch die neueren Auflagen der Stillingschen Proben etatsmäßig
eingeführt wurden.
In der Marine und ebenso naturgemäß auch im Eisenbahn-
betriebe verlangt in erster Linie die Notwendigkeit, Unglücksfälle zu
verhüten, die durch falsches oder nicht rechtzeitiges Erkennen von
farbigen Signalen entstehen können, gebieterisch absolute Farben-
tüchtigkeit an den zuständigen verantwortlichen Stellen. Daß hier
durch Farbenuntüchtigkeit Unglücksfälle, zum Teil schwerster Art, ent-
stehen können, dafür liefert die Geschichte zahlreiche Beispiele. Be-
sonders eingehend hat sich in neuerer Zeit Nettleship mit dieser
Frage beschäftigt. Er bespricht in einer ausführlichen Publikation eine
größere Anzahl solcher Unglücksfälle, die uns so recht praktisch be-
weisen, wie viele Zusammenstöße und wie hohe Verluste an Menschen-
leben durch die Farbenuntüchtigkeit des verantwortlichen Führers ent-
stehen können. Nettleship betont mit Recht, daß der Bedeutung
dieser Tatsache amtlicherseits oft noch viel zu wenig Rechnung ge-
tragen wird. Wenn ein Unglücksfall passiert, wird meist an jede
andere Möglichkeit als Ursache gedacht, und man unterläßt es fast
stets, durch eine nachträgliche Untersuchung darüber Gewißheit zu
erlangen, ob denn der verantwortliche Schiffs- beziehungsweise Loko-
motivführer auch wirklich farbentüchtig gewesen ist. Allerdings wird
eine solehe Nachforschung da unmöglich, wo der Führer bei dem Zu-
sammenstoß selbst sein Leben eingebüßt hat.
Außerdem gibt es, worauf Nagel und Nettleship be-
sonders aufmerksam machen, eine Reihe von sicher verbürgten Fällen,
die in Ähnlicher Weise mit einem Zusammenstoß geendet haben würden,
wenn nicht im letzten Augenblick noch farbentüchtige Personen aus
der Umgebung des Farbenuntüchtigen eingegriffen hätten.
In Deutschland ist aus neuerer Zeit der bekannteste Unglücks-
fall der Zusammenstoß der Dampfer „Primes“ und „Hansa“ auf der
Unterelbe, wobei 107 Personen ertranken. Der verantwortliche Schiffs-
führer soll hier nach den Feststellungen Nagels nur farbenschwach
(anomaler Trichromat), also relativ leicht farbenuntüchtig gewesen sein,
das heißt er besaß eine Form der Farbensinnstörung, die bei der
Prüfung auf Geeignetheit für den Eisenbahn- beziehungsweise see-
männischen Beruf sehr oft übersehen wird, wenn man sich nur auf das
Ergebnis der Holmgreenschen Wollproben oder der Nagelschen
Farbentafeln verläßt.
Ebenso wichtig ist für rein militärische Zwecke — und den Be-
weis hierfür- lieferte der Weltkrieg — im Gefecht an Land und,
an Bord das richtige und schnelle Erkennen von farbigen Signalen.
Ein gefahrloses, sachgemäßes Manövrieren unserer kleinen und größten
Schlachtschiffe sowie der Torpedoboote und Unterseeboote wäre sonst
undenkbar.
Ein dritter, ebenso wichtiger Grund ist die Rücksicht auf das
weitere Fortkommen des Prüflings selbst. Nehmen wir z. B. an, er
ist, weil er die Nagelschen Tafeln bei der Einstellungsuntersuchung
glatt bestanden hat, als brauchbar für den Marinedienst befunden
worden. Nach jahrelanger Ausbildung hat er es zum Unteroffizier
oder Deckoffizier gebracht, inzwischen geheiratet, eine Familie ge-
gründet und für sich und seine Familie eine sichere Lebensstellung
erreicht. Plötzlich stellt sich gelegentlich einer Nachprüfung, die im
Interesse der Sicherheit des Betriebes wiederholt vorgeschrieben ist,
und wobei neuerdings auch mit anderen Prüfungsmethoden untersucht
werden muß, seine Farbenuntüchtigkeit heraus. Hier und da, und das
’° habe ich namentlich bei den Offizieren und Deckoffizieren von Tor-
pedobooten öfter erlebt, ist der Betreffende selbst so ehrlich, aus sich
heraus ohne höheren Befehl eine Nachuntersuchung des Farbensinns
zu verlangen, weil er sich beim Manövrieren der Boote, die ja meistens
gemeinschaftlich und sehr nahe beieinander fahren, zu unsicher fühlt,
um die Verantwortung über die vielen ihm anvertrauten Menschenleben
zu übernehmen. Mit der nachträglichen Erkenntnis ihrer Farben-
untüchtigkeit sind solche Leute sehr übel daran. In ihrem alten Beruf
können sie nicht mehr verbleiben; sie müssen sich nach einer anderen
Tätigkeit umsehen, und bei den Schwierigkeiten des heutigen Erwerbs-
lebens ist das meist mit einer erheblichen materiellen Schädigung ver-
knüpft. Über ähnliche Erfahrungen aus dem Bereiche der Staats-
eisenbahn wurde früher öfter berichtet. Schuld ist überall lediglich
die Tatsache, daß der Prüfling seinerzeit beim Eintritt in den Beruf
lediglich mit Holmgreenschen oder Nagel schen Proben unter-
sucht und daraufhin für geeignet erklärt Ávorden ist. Auch hier hat
man inzwischen die Aufnahmebedingungen an der Hand der neuesten
wissenschaftlichen Erfahrungen erheblich verschärft.
In der Handelsmarine ist merkwürdigerweise heutigestags noch
der Glaube an die Unfehlbarkeit der Nagelschen Tafeln weit ver-
breitet. Die jungen Offiziersanwärter werden meist hiermit allein unter-
sucht, oder es sind gar nur die Holmgreenschen Wollproben be-
nutzt worden. Kommen dann die jungen Leute mehrere Jahre später
— nach Abschluß ihrer Ausbildung und Absolvierung des Steuermanns-
examens — zur Kriegsmarine, um der vorgeschriebenen Dienstpflicht
zu genügen, so stellt sich hier erst nachträglich ihre Farbenuntüchtig-
keit heraus, Damit ist denn auch ihre weitere Laufbahn in der Handels-
marine besiegelt. Tausende von Mark waren vorher vergeblich für die
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10.
. des Anomaloskops erfordert besondere Erfahrung
9. März.
Ausbildung geopfert worden. ich habe da oft recht tragische Szenen
erlebt: der Betreffende berief sich fränenden Auges mir gegenüber
immer wieder darauf, daß er doch die Eintrittsuntersuchung mit den
„farbigen Ringen“ (das heißt den Nagelschen Tafeln) richtig be-
standen habe und daraufhin vom Arzt für farbentüchtig erklärt worden
sei. — Kurz, die jahrelange Monopolstellung der Nagelschen Tafeln
hat eine Menge von Existenzen in ihrem Fortkommen auf das schwerste
geschädigt.
Wie oben angedeutet, wogte der Streit der Meinungen über
den Wert der Nagelschen Tafeln gerade in den letzten Jahren
vor dem Kriege hin und her. Gegenüber den zahlreichen An-
hängern Nagels wurden frühzeitig von anderer Seite, ins-
besondere auch von Eisenbahnaugenärzten (Seydel, Aug-
stein und Anderen) Urteile laut, die in bezug auf die Bewertung
der Nagelschen Tafeln durchaus mit den Untersuchungsergeb-
nissen von Stargardt und mir übereinstimmten. Unsere An-
sicht wurde aus den Erfahrungen anderer Marinen, der öster-
reichischen von Hornicker, der schwedischen von Boström,
vollauf bestätigt. Inzwischen haben sich die Anschauungen so weit
geklärt, daß die Monopolstellung der Nagelschen Tafeln nun-
mehr von der überwiegenden Mehrzahl der Augenärzte aufgegeben
worden ist. Als Forderung an eine einwandfreie und zuverlässige
Prüfung des Farbensinnes gilt heutzutage der Grundsatz, daß man
möglichst mit mehreren Proben, zum mindesten Nagel und
Stilling untersucht und überall da, wo trotzdem noch Zweifel
über die Farbentüchtigkeit des Prüflings bestehen, den Nagel-
schen Spektralapparat, das Anomaloskop, zur Kontrolle mit heran-
zieht. Steht nur eine einzige Probe zur Verfügung oder muß die
Prüfung des einzelnen Prüflings, z. B. bei Massenuntersuchungen
(Rekruteneinstellungen usw.), beschleunigt werden, so haben sieh
die Stilling schen Tafeln als zuverlässiger als diejenigen von
Nagel erwiesen.
Über das Anomaloskop nur so viel, daß es seinen Ruf als oberste
Instanz in allen zweifelhaften Fällen mit Recht verdient. Nur dar
man sich bei seiner Benutzung nicht auf die beiden Haupteinstellungen
zum Nachweis der Rot-Grünblindheit und auf die Rayleigh - Gleichung
für die Untersuchung auf Fiarbensinnschwäche beschränken, sondern
man muß weiter untersuchen, so wie es in den Gebrauchsanweisungen
von Koellner für die Eisenbahnverwaltung beziehungsweise VOR
Stargardt und mir für die Marine angegeben ist. Außerdem darf
man nie vergessen, daß eine Untersuchung mit dem Anomaloskop allein
nicht genügt; sie muß stets durch die gleichzeitige Prüfung mit min-
destens zwei gewöhnlichen Proben, den sogenannten Pigmentproben
(Stilling, Nagel), ergänzt werden. Die sachgemäße Benutzung
und spezialistische
Vorkenntnisse. Es erübrigt sich infolgedessen, an dieser Stelle näher
darauf einzugehen, ebenso auf die Frage der von Koellner am
Anomaloskop festgestellten „Grenzfälle“, die auch nur spezialistisches
Interesse haben und von Franke (Hamburg) kürzlich im Archiv für
Augenheilkunde ausführlicher besprochen sind.
Als dritte Pigmentprobe wurde von Augstein und Napp
im Jahre 1912 die alte, fast vergessene Florkontrastprobe von Cohn
wieder zu Ehren gebracht. Sie verdient das entschieden mit Recht,
schon wegen der großen Einfachheit ihrer Handhabung gerade für den
Nichtspezialisten. Was Sicherheit des Untersuchungsergebnisses anbe-
trifft, rangiert die Cohnsche Probe erst an dritter Stelle, also hinter
den Stillingschen und Nagelschen Tafeln, und darin stimme let
mit den Erfahrungen von Franke durchaus überein.
Auch die Armee hält jetzt nicht mehr an der Monopolstellung
der Nagelschen Tafeln fest. Das Kriegsministerium hat durch Ver-
fügung vom November 1917 angeordnet, daß außerdem die Stilling-
schen Tafeln und für jede Korps-Augenstation ein Anomaloskop etats-
mäßig eingeführt werden.
~ Durch die Liebenswürdigkeit des Geheimrat v. Heß hatto
ich in der Münchener Universitäts-Augenklinik Gelegenheit, den
Heringschen Apparat zur Untersuchung auf Farbensinn kenne.
zu lernen. Ich benutze ihn seitdem regelmäßig und bin damit
zufrieden, namentlich da, wo es sich um die Feststellung der
eigentlichen Farbenblindheit im Sinne der Heringschen Ton
und um erworbene Farbensinnstörungen handelt. Der Apparâ
von Hering hat ebenso wie das Anomaloskop, die Stilling-
schen, Cohnschen und die gleich noch zu besprechenden
Podestaschen Tafeln den großen Vorteil, daß er auf eos
Farbenbenennung verzichtet, eine Hauptforderung, die V. Kri <
an die Güte einer Farbensinnprüfungsmethode stellt. Trotzdem 1S
letzterer noch immer ein großer Anhänger der Nage ] schen
Tafeln, obgleich hier zur gegenseitigen Verständigung zwischen
Arzt und Prüfling die einzelnen Farben benannt werden müssen.
Jeder, der sich eingehender mit Farbensinnuntersuchungen =
schäftigt hat, weiß, wie leicht solche falschen Benennungen aue
bei völlig intaktem Farbensinn vorkommen können, insbeson“
/
lere .
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9Min ->>> | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK
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bei so fein differenzierten Farben, wie den von Nagel für seine überzeugen konnte, ganz erheblich an. Zuverlässigkeit und’ Sicher-
Tafeln gewählten. Außerdem spielt da- die Intelligenz des Prüf- |. heit gewonnen. Selbstverständlich haben die Stilling schen
lings eine sehr große Rolle. Unser Mannschaftsmaterial in der |. Proben wie alle Pigmentproben natürlich- auch ihre Fehler. Es
Armee und Marine z. B. neigt erfahrungsgemäß sehr dazu, Farben- | kommen auch glatte Stillingversager' vor, aber nach meinen
benennungen normalerweise zu verwechseln. | Erfahrungen sehr viel seltener wie bei. den Nagelschen und
Der einzige Vorteil, den die Nagelschen Tafeln vor jeder | Cohn sehen Proben: Der Schwerpunkt der ganzen Untersuchungs-
anderen Pigmentprobe voraus haben, besteht darin, daß sie da, | frage liegt, -wie der fachmännische Ausdruck lautet, in der „Viel-
wo sie überhaupt eine bestehende Farbenuntüchtigkeit erkennen | heit der Proben“, das heißt, daß man nach. Möglichkeit mehrere
lassen und wo es sich um einigermaßen intelligente Prüflinge | Figmentproben ‚anwendet, jedenfalls nicht die N a5 el schen Tafeln
handelt, dem erfahrenen Untersucher meist ein ziemlich sicheres | allein. Von dieser Erwägung aus hat Podesta seine Farben-
Urteil gestatten, ob es sich um Farbenblindheit oder Farben- sinntafeln herausgegeben, die gewissermaßen eine Kombination
schwäche handelt. Dieses Urteil ist aber nur ganz allgemeiner | der bis dahin am meisten benutzten Farbensinnproben. von Stil-
Natur. Eine genaue Differenzierung, wie sie N agel in bezug auf ‚ling, Nagel und Cohn darstellen.. Die P odestaschen
die nähere Art der Farbenstörung (Rot oder Grün) noch in seiner | Tafeln sind ebenfalls nach dem pseudo-isochromatischen P ee
ersten Auflage als möglich bezeichnet hat, ist in den späteren ee E 2 1 T ra nn en ne i ask Fe:
Ausgaben von ihm aufgegeben worden. | l a Se 3 Don aN
Je brigon, Fpmenrsben AAt, won. ah jodo | Verena m ran, ala Wandstein, paben u slo
Unterscheidungsmöglichkeit fort; das Prüfungsergebnis liefert hier roße Mannigfaltiekeit in nn re ass llungen en
lediglich ein Urteil, ob der untersuchte Mann regelrechtes Farben- a 3 als Pitan, szeichen statt der Kreise (Nagel) oder Zahlen
a mans nrermögen: besitzt oder nicht. Das genügt aber auch, | ($4]1ing‘) Iateinische Buchstaben Danatzen ae de aer Zahlen
enn man berücksichtigt, daß. für den Eisenbahndienst und für | },7piger Tüpfel jedesmal zu zwei. oder mehreren Worten zusammen-
die Spezialdienstzweige in ‘der Armee und Marine jeder farben- setzen Das ene Wort erscheint in den: Verwechslungsfarben des
mtüchtige Prüfling, gleichgültig, welcher näheren Art, ungeeignet "Farbenuntüchtigen, wird also von diesem nicht erkannt. Dasan-
nd trotzdem Wert auf eine genauere Differentialdiagnose | dere Wort ist mehr in dunklerer Tönung in der Farbe des Unter-
gelegt, so ist ebenso wie für alle zweifelhaften F alle das Ano- | orundes gewählt; es tritt für.den Normalen gegenüber dem erst-
erwähnten farbigen Wort als unwesentlich zurück, drängt sich
' maloskop heranzuziehen. no Ai
Für Massenuntersuchungen, wie sie in der Armee und vor dagegen unwillkürlich dem Farbenuntüchtigen auf, der von Jugend
allem in der Kriegsmarine sehr häufig vorgenommen ‚werden | auf ganz besonders empfindlich für Helligkeitsunterschiede' ist und
müssen, . eignen sich meiner Ansicht nach in erster Linie die | gie für seine Diagnose verwendet. Zugute kommt ihm dabei, daß
Stillingschen Tafeln. Aber man darf: bei ihrer Benutzung viele: Farben im gewöhnlichen Leben, namentlich Rot 'und. Grün,
bestimmte Regeln nicht außer acht, lassen; man muß z.B. immer | sehr häufig ungleiche Helligkeit besitzen. Die Tatsache, daß jemand
‘ berücksichtigen, daß hier von den Prüfungszeichen, die ja nur aus | an` alltäglichen Dingen diese beiden Farben richtig. zu unter-.
Ahlen bestehen, einzelne, wie 3 und S, 5 und-6, 7 und 1, oft | scheiden vermag — ein übrigens in Laienkreisen sehr beliebter
physiologischerweise miteinander verwechselt werden. Aus solchen | Einwand, sobald ärztlicherseits Farbenuntüchtigkeit festgestellt
Verwechslungen darf noch nicht auf Farbenuntüchtigkeit ge- | ist —, liefert also in Wirklichkeit keinen vollgültigen Beweis für -
das Vorhandensein normalen. Farbenunterscheidungsvermögens.
schlossen werden. Weitere Vorteile der S tillingschen Tafeln
Der Mann kann eben lediglich an der Hand von Helligkeitsunter-
segenüber den Nagelschen Tafeln bestehen darin, daß sie in
“ Sehr einfacher Weise die Möglichkeit bieten, Simulationsversuche | schieden richtig erkannt haben, |
zu entlarven, daß sie besondere Tafeln für die Diagnose der Blau- Diese neuartige Zusammen- und Gegenüberstellung von
- Gelbblindheit besitzen und daß sie vom untersuchenden Arzt keine | Farben- und Helligkeitsgleichungen in ein und demselben Wort-
besonderen Vorkenntnisse in der Theorie der Farbensinnstörungen bilde ist entschieden eine sehr glückliche Idee von Podesta. .
Verlangen. Denn nicht jeder Arzt hat vorher Zeit, sich zu orien- | Außerdem 'steht der Farbenuntüchtige solchen Prüfungszeichen
tieren, wie das z. B) beim Gebrauch der N agelschen Tafeln | nicht so hilflos gegenüber wie z. B. den Stillingschen Tafeln.
notwendig ist, .® i | -| Er ist immerhin imstande, ein Wort zu lesen, wenn auch ein
i In einigen älteren Auflagen der Stilling schen‘ Proben sind anderes als der Normale; er wird gewissermaßen auf den Leim .
` < auf mehreren Tafeln die Prüfungszahlen etwas zu stark gelackt und gelockt. Dem Untersucher. selbst bietet sich die gerade bei Unter-
et auch ar en DUDEN, besonders pea er schräg e suchungen auf Farbentüchtigkeit besonders erwünschte, aber bis-
pierit ooy Pieser Fehler ist in den neueren Auflagen vermieden; | Per yermißte Möglichkeit, eine Art Gegenkontrolle auszuüben und
A en 2 Por sur Lese i a dadurch eine größere Sicherheit u „der Buralun. un
a E 7 | š ergebnisses zu gewinnen. Das ist, kurz gesagt, das Prinzip der
Unter Berücksichtigung der“ vorstehenden Gesichtspunkte Po destaschen Tafeln. Die Verwendung von Bochkichen sa |
n bedeutet meiner Ansicht nach ent-
angewandt sind die Stillingschen Tafeln entschieden brauch- | -
barer EET , cope - | Zahlen als Prüfungszeiche
a ae erlässiger als die Nägelschen Tafeln, ein Urteil, schieden einen Fortschritt gegenüber den S tilling schen Tafeln, _
weil Buchstaben im allgemeinen leichter und sicherer erkannt
Kt ach von kompetenter Seite bestätigt worden ist. Die
„user der Nagelschen Tafeln behaupten oft, die Versager i i : | 5
mit dies x e rg > upt- | werden als Zahlen eije Erfahrung die man z. B. auch an der
sache en Früfungsm en ne Sch Dr gewöhnlichen Sehpröbentafel bei der Prüfung des centralen Sehver-
SN TS aen mögens machen kann. À
me . l . . $ Aag ' i
ie „durch hineinkonstruiert, daß er sich nicht streng genug . Die Kombination von Buchstaben zu ganzen Worten kann nach
n leicht verwirrend auf den weniger intelli-
A.die von Nacela bene Gebrauch eisung halte. Nun
die F; i 5. ngegebene: \rebrauc SARWAR TE r „< | meinen Wahrnehmunge |
be ; ‚'bensinnpı üfung mit Pigmentproben gehört, wie oben bereits genten Prüfling wirken. Es empfiehlt sich daher, bei den Podesta-
auch d sewissermaßen zum täglichen Brot jedes Marinearztes, | schen Tafeln nicht das ganze Wort auf einmal, sondern jeden Buch-
ns es augenärztlich nicht besonders vorgebildeten. Die Dienst- | staben für sich einzeln lesen zu lassen. Ich selbst benutze die Po-
ae für die Marine schreibt außerdem ausdrücklich vor, | d estaschen Tafeln seit über zwei Jahren als Kontrollprobe. Sie
bel den Nagelschen Tafeln streng nach seiner (Gebraüchs- | haben mir bei den vielen Nagelversagern stets, bei den sehr seltenen
Anweisung zu untersuchen ist. In meinen Fortbildungskursen in | Stillingversagern fast immer deutliche Zeichen von Farbentüchtigkeit
der Ophthalmologie die ich seit Jahren für die Sanitätsoffiziere | ergeben, können daher, soweit sich bis jetzt urteilen läßt, als eine sehr
. der Marine dienstlich beuhel “ieh stets besonderen | wesentliche Bereicherung unserer Pigmentproben bezeichnet werden.-
Wert gerade auf di abzuhalten habe, lege ich stets beso Gelegentlich einer Besprechung auf dem letzten Ophthalmologenkongreß
Persönlich ben diese Besprechung und ich habe mich oft genug | in Heidelberg (August 1918) äußerte sich K oellner ebenfalls sehr
‚zeugen können, daß praktisch genau im Sinne der günstig über den Wert der Podestaschen Tafeln. .Zum Gebrauch
or i » ® ®» e , 8 a
schrift N agels untersucht wird. Trotzdem sind mir gerade | für den nicht spezialistisch vorgebildeten Arzt’ eignen sie sich außer-
dem auch wegen ihrer verhältnismäßig geringen Anschaffungskosten
Ze Kon lneärztlicher Seite immer wieder Zweifel über die | ‚Ih ‚ geringen
hält al Eeit der Nagelschen Tafeln geäußert worden; man | und deswegen, weil ‘ihre Anwendungsweise eine sehr einfache ist.
In nein die Stillingschen Tafeln für überlegen. Seit- . Jch bin damit am Ende meiner Ausführungen. Es lag nicht
Stil iea deutschen Kriegsmarine bestimmungsgemäß nach-dem | in meiner Absicht, die Verdienste Nagels zu schmälern. Im
stchun „8 schen Verfahren untersucht wird, ‚haben die ‘Unter- | übrigen hat er sich in seinem Anomaloskop ein ‚dauerndes Denk-
Sönlich® ‚gebnisse aus der Front, wie ich mich oft genug per- | mal gesetzt. Andererseits verlangen es die von mir ausführlich
êl den mir zur Oberbegutachtung zugewiesenen Fällen | erörterten Gründe, neben rein militärischen Interessen ‚und, neben
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der Notwendigkeit, Unglücksfälle zu verhüten, vor allem die Rück-
sicht auf die sozialen Verhältnisse des Prüflings, um hier nicht
‘immer wieder schwere Enttäuschungen hervorzurufen, gebieterisch,
daß die unter den praktischen Ärzten noch vielfach irrtümlich
verbreiteten Ansichten über den besonderen Wert der Nagel-
schen Tafeln einer endgültigen Revision unterzogen werden.
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Aus der Infektionsabteilung des Allgemeinen Krankenhauses Barmbeck
(Direktor: Prof, Dr. Rumpel).
Influenza bei Diphtherie und Scharlach.
Von
Dr. R. Deußing.
Während des Höhepunktes der Verbreitung der Influenza-
epidemie in der Zivilbevökerung im September bis November 1918
blieben auch die Krankenhausabteilungen von der Influenza nicht
verschont, die an sich mit der Pflege von Influenzakranken nichts
zu tun hatten. Es bot sich dabei Gelegenheit, das Verhalten der
Influenza da, wo sie mit Diphtherie und Scharlach zusammentraf,
zu beobachten und mancherlei Eigentümlichkeiten des Verlaufs bei
der Kombination dieser Infektionen festzustellen.
Wenn zunächst die Fälle berücksichtigt werden, in denen
eine Influenza sekundär auf dem Boden einer abklingenden oder
'abgelaufenen Diphtherie auftrat, ergab sich folgendes Verhalten.
Bei etwa 60 Hausinfektionen mit Influenza auf der Diphtherie-
abteilung fanden sich fast ausschließlich unkomplizierte Verlaufs-
formen, insofern, als weder von seiten der Influenza schwere Kom-
plikationen entstanden, nöch die abklingende oder abgelaufene
Diphtherie ungünstig beeinflußt wurde. Bei dem im allgemeinen
gutartigen Charakter der gerade herrschenden Diphtherieepidemie
dürfte diesem Umstand eine erhebliche Bedeutung für den relativ
wenig ungünstigen Einfluß der aufgepfropften Influenza zuzu-
“schreiben sein, doch spielen vielleicht noch andere Momente dabei
eine Rolle. Von Wichtigkeit ist jedenfalls, daß die überwiegende
Mehrzahl der Kranken bei völliger Bettruhe im Rekonvaleszenz-
stadium von der Influenza betroffen wurde, sodaß von vornherein
schädigende Momente in Wegfall gerieten, die bei Kranken, die
ihrer Beschäftigung nachgehen und nicht rechtzeitig Bettruhe auf-
suchen, wirksam zu sein pflegen für die Entwicklung von Kom-
plikationen. Dazu kommt ferner, daß es sich bei der Mehrzahl
unserer Patienten um Kinder handelte, bei denen an sich die In-
fluenza leichter zu verlaufen pflegt als bei Erwachsenen. Nur in
etwa 10°/, der Fälle kam es zur Entwicklung einer klinisch nach-
weisbaren Bronchitis, die nur in einem Falle von höherem pro-
trahierten Fieber begleitet war. Eine Erwachsene "erkrankte an
schwerer Bronchopneumonie mit Streptokokkenempyem, das nach
wiederholter Punktionsbehandlung und zuletzt durch Thorakotomie
zur Heilung kam. Im Gegensatz zu diesem günstigen Verlauf bei
den Kranken traten bei zwei von neun Pflegerinnen der Abteilung
Bronchopneumonien mittlerer Schwere auf.
Bei gleichzeitiger Kombination von Influenza und
Diphtherie wurden mehrfach schwere Störungen beobachtet, deren
Umfang in hohem -Grade von der Lokalisation der Diphtherie ab-
hängig war. Dasselbe galt für die Erkrankung an Diphtherie in
direktem Anschluß an eine Influenza.
Folgende Kombinationen kamen wiederholt auf der Diphtherie-
abteilung zur Beobachtung: 1. Nasendiphtherie auf dem Boden
einer abgelaufenen oder frischen Influenza, Verstopfung der Nase,
Nasenblutungen, blutig-eitrige Sekretion während oder nach Ablauf
der Grippe, Befund von starker katarrhalischer Entzündung (dann
wohl öfter: nur Diphtheriebaeillenträgertum) und von Pseudo-
membranen in den vorderen und hinteren Nasenabschnitten.
9, Rachendiphtherie mittlerer Schwere, öfter kombiniert mit Nasen-
und Kehlkopfdiphtherie. 3. Kehlkopf- und Trachealdiphtherie, die
die schwersten Komplikationen der Grippe von seiten der Diphtherie
in unserem Material bildeten.
Wiederholt erwies sich eine als Laryngitis bei Grippe angesehene
hartnäckige Laryngitis als diphtherischen Ursprungs, sowohl in früheren
als in 'späteren Zeitpunkten der Influenza, also sowohl primäre Misch-
infektion als sekundäre Ansiedlung von Diphtheriebaeillen. Besonders
übersichtlich lag der Fall bei einer 42jährigen, wegen Lues und
Gravidität im siebenten Monat auf der dermatologischen Abteilung be-
handelten und mit Influenza und Bronchopneumonie dort infizierten
Frau, bei der am achten Krankheitstage Heiserkeit, Stridor, Croup-
husten und starke Stenosenerscheinungen auftraten, mit "pseudo-
membranösen Belägen in der Regio subglottica. Rasche Zunahme der
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10.
| 9. März.
PES = = -
Stenosierung durch Ausbreitung der Tracheal- und I\ehlkopfdiphtherie,
Tracheotomie, nach 6 Stunden gebessert, nach 24 Stunden Exitus
letalis unter septischen Erscheinungen. Sektionsbefund: Influenza-
bronchopneumonie, Kehlkopf- und Luftröhrendiphtherie, Sepsis.
Ähnliche Fälle kamen öfter zur Aufnahme aus der Zivil-
bevölkerung, und jedesmal erwies sich die Diphtherie der Luftröhre
und des Kehlkopfs als eine schwere Komplikation der Grippe. Den
begleitenden oder später hinzutretenden Bronehopneumonien ist
ein großer Prozentsatz der Kranken erlegen. Aber auch ohne
diese Komplikation erwies sich die Infektion (Grippekranker mit
Larynx- und Trachealdiphtherie als ein ernstes Ereignis. In mehres
ren Fällen fiel eine starke Herabsetzung der \Viderstandsfähigkeit
des Organismus, besonders des Herzens, gegenüber der Diphtherie
auf, wenn eine Influenza vorangegangen war oder noch bestand. Auf
die Zahl der Erkrankungen an Kehlkopf- und Trachealdiphtherie
hat anscheinend die Influenza überhaupt wesentlich eingewirkt.
Während in den letzten Sommermonaten die Zahl schwerer Er-
krankungen dieser Art im Krankenhause spärlich gewesen war,
brachte die Influenzazeit eine ungewöhnliche Häufung dieser
Diphtherieformen. Dabei häuften sich besonders die Fälle, bei
denen die Annahme einer primären Erkrankung des Kehlkopfs
oder der Trachea an Diphtherie nicht abzuweisen war, bei denen
weder gleichzeitige Lokalisationen in der Nase und im Rachen fest-
zustellen noch nachweisbar vorausgegangen waren.
Von mehreren solcher Fälle, bei denen sich weder im Rachen
noch in der Nase diphtherische Prozesse nachweisen ließen, bel
denen auch wiederholte Abstriche vom Rachen nie Diphtherle-
bacillen ergaben, mußten wir annehmen, daß das klinische Krank-
heitsbild des primären Croups auf reine Influenzaaffektionen der
Schleimhäute zurückzuführen war. Man kann sich vorstellen, daß
die bei schweren Formen der Influenza an der Leiche beob-
achteten Veränderungen der Schleimhäute, die während der
jetzigen Epidemie zu häufigen Befunden geworden sind, imstande
sind, bei kleineren Kindern Erscheinungen hervorzurufen, die
völlig denen des diphtherischen Croups gleichen. Während beim
Erwachsenen der schmerzhafte, klangarme, heisere Husten und die
spontanen Schmerzen im Bereiche der Luftröhre auf diese Er-
krankung hinweisen, können bei Kindern starke SchwellungS-
zustände der Schleimhäute mit Verschorfung des Epithels und
Nekrosenbildung Stenosenerscheinungen verursachen, die eventuell
zur Tracheotomie Veranlassung geben können (wie es auch bei
der Masernlaryngitis und -tracheitis vorkommen kann).
Folgender Fall muß unseres Erachtens als reine Influenza-
laryngotracheitis mit starken Stenoseerscheinungen angesehen werden.
'P. H., 1'/2 Jahre, am Tage der Aufnahme erkrankt mit hohem
Fieber, Kopfschmerzen, Atemnot, heiserem Husten.
Befund. 1. Krankheitstag: Etwas fettes Kind. Kein Exanthem,
diffuse Rötung des Rachens, besonders des weichen Gaumens. , ‚eicht
vergrößerte Halsdrüsen. Heiserkeit, Crouphusten, Stridor. inspira-
torische Einziehungen des Jugulums, Epigastriums und der Intercostal-
räume. Geringe Bronchitis, erregte Herzaktion. Puls 120. Im übrigen:
Organe ohne Besonderheiten. Temperatur 89,2%. 4000 A.-E. Diphtherle-
serum.
‚3. Krankheitstag: Temperatur bis 40,0 °. Stenoseerscheinunge
unverändert. Rechts hinten unten etwas mehr Bronchitis. Leuk"
cyten 5200.
5. Krankheitstagg: Temperatur bis 39,0% Noch Crouphustei
Stridor, Einriehungen Puls am 140. Geringe Bronchitis. Dauer
Leukopenie (5600). |
7. Krankheitstag: Noch Temperatur bis 89,2 °. Croupsymptom®
unverändert. Nochmals Serum 3000 A.-E. f
11. Krankheitstag: Temperatur abgefallen. Urticarielles Serum-
exanthem. Heiserer Husten. Bei Erregung Stridor. Bronchitis noe
gering vorhanden.
18. Krankheitstag: Geheilt entlassen. j
Die Berechtigung, diesen Fall als reine Influenzalaryngotracheitis
anzusehen, leiten wir her aus dem dauernden Fehlen der Diphthen”
bacillen in Nase und Rachen, der Unwirksamkeit des Diphtheriean?’
toxins, ‘der Leukopenie, der Anamnese (plötzlicher Beginn ACT’ t
krankung, Influenzafälle in der Familie). Der protrahierte Verlau
spricht ebenfalls gegen Diphtherie, bei der sich eine W endung ZUM
Besseren meistens in kürzerer Zeit einstellt, er spricht auch gegen
einen gewöhnlichen Pseudocroup, bei dem nächtliche Fxacerbationen
und stärkere katarrhalische Erscheinungen zu erwarten wären.
Neben diesen die Erscheinungen einer diphtherischen Er-
krankung vortäuschenden Lokalisationen der Influenza spielen
differentialdiagnostischer Beziehung gelegentlich eine Rolle die =
den Rachenorganen, besonders am weichen Gaumen auftreten ie
nekrotisierenden Schleimhautprozesse, die durch ihre weißlic
Farbe den Eindruck diphtherischer Pseudomembranen erwecken
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inie E~ können und bisweilen an Scharlachnekrosen lebhaft erinnerten. | erreger besonders empfänglich (macht Schon .die ganze Atmo- Er i
- Wiederholt ließen sich bei schweren Influenzapneumönien derartige | sphäre eines Scharlachhauses scheint für ‘die Entwicklung sekun- Fa: :
E ee a a e a oele es sich um sekun-‚| därer. Streptokokkeninfektiönen . die günstigsten: Vorbedingungen S R
D e Ber Di th ieabt il Ionen. [zu enthalten, sodaß die schweren Folgen der Hausinfektionen in en
Jıphtherleabteilung die Komplikationen | unserem kleinen Material in der Natur. der Scharlacherkrankung BE a
mit Influenza besonders für .die Erkrankungen des Larynx und | begründet sind, Glücklicherweise ist die Empfänglichkeit der a
der Trachea bedeutsam wurden, zeigten sich auf der Scharlach- | Scharlachkranken und Rekonvaleszenten für andere Infektions- a
abteilung weit schwerwiegendere Folgen der Kombination mit | krankheiten wenig ausgeprägt. A ! dar
Influenza. Auch hier hatte die Scharlachepidemie einen günstigen - Auf der Masernabteilung sahen wir keine zweifellos auf sekun- _ BB;
Charakter innerhalb des letzten Jahres, sodaß Todesfälle, und | däre Influenzainfektion zu beziehenden Komplikationen, da ‘die Dia- > RAEE
schwere Komplikationen zu .den -größten Seltenheiten gehörten. | gnose einer gleichzeitigen Influenza bei Masern in frischen Stadien 1r, Aa
Während der Zeit der Mischinfektionen mit Influenza änderte sich | Kaum mit Sicherheit möglich ist. . - re ET TER
dieses Verhältnis. B “> e ‘Ein Fall von Bronchopneumonie und Streptokokkenempyem in E i
Bei den Patienten der Abteilung wurde unter sieben: Fällen von | een ee ee | TE i
Hausinfektionen eine schwere Lungenentzündung. mit Empyem. und ` erlauf (mit Leukopenie) und dem pathologisch-anatomischen -Befund - RSA See
edhen. A nran beohanbtör Bach ‚als Influenzapneumonie aufgefaßt werden. u - | i PT
gang i a : 5 s ; ln) ZM
A. K., 18 Jahre, leichter Scharlach, bisher ohne Komplikationen. | Der Vergleich ‚der auf „der, Diphtherie- und Scharlachabtei- I, Bi
31. Krankheitstag: Influenza. . Temperatur bis 40,2 °. lung aufgetretenen Influenzafälle ergibt, ‚dab die Kombination des ie |; o
34. Krankheitstag: Bronchitis links hinten unten. Temperatur 41°, |, Seharlachs mit Influenza, besonders im frischen Stadium des Schar- > pS; I
38. Krankheitstag: Bronchopneumonie links hinten unten. lachs, eine sehr viel ernstere Bedeutung hat als die mit Diphtherie. u ce
40. Krankheitstag: Exsudat von Weineremefarbe. Schwerer | Die Ursachen für die Gefahren, die aus dem Krankheitsbilde des PAn Paha
a BI EIE N ar EEE, 'Scharlachs beim Hinzutreten einer Influenza, und umgekehrt, er- ; ii; ie :
Teek ran Lei an Tonkin Ta eitrigen xsudat. ~ | wachsen, sind darin .zu sehen, daß der Scharlach an sich durch MRE © f7:
FA E S nen © Bar BR Exsvdat klein . Mischinfektion mit septischen Krankheitserregern, besonders Strepto- EE i BE EA
51. te Distenn re ; kokken, weniger Pneumokokken und Staphylokokken, häufig kom- ' HERR BR
| öl. Krankheitstag: Plötzliche Herzschwäche. Exitus. letalis. liziert ist. Diese Tatsache eilt nicht “für die akuten Saden MORRER i eir.
| Drei weitere Fälle wurden in frischeren Scharlachstadien mit | Ser Krankheit. sondern auch für die aanze Zeit der Rekonralen ` u T
: Influenza infiziert: Ein fünfjähriges Kind kam von einer: anderen | D Kei ial a a ı | IT E |
© Krankenhausabteilung mit Influenza, zu der am’4. Krankheitstage Schar- | ZeNz. Das Keimmaterial. für sekundäre Infektionen beherbergt der IN.) A ge
© ` lach hinzugetreten war. Exitus am elften Influenzatage an Broncho- | Peharlachkranke von. vornherein und auf. einer Scharlachabteilung. BUBEN 4. ©
!. _ _ pneumonie und Empyem. Ein dreijähriger Junge hatte zu Hause | muß man mit einer besonders ausgedehnten Verbreitung: und Be- . IN iE
Scharlach gehabt und erkrankte am 11. Krankheitstage mit.Influenza. | reitschaft des erforderlichen Keimmaterials rechnen. Der Unter- Kl Rn
Aufnahme am 14. Krankheitstage, mit Bronchopneumonie, Exitus am | schied ‚gegenüber der Diphtherie und Influenza: könnte deshalb ERE rii.
19. Krankbeitstage an Influenzapneumonie und Empyem. Ein 18jähriges auffallen, weil auch bei der Diphtherie Mischinfektionen mit sep- _- Ki A BE
N mit en eben, en a er tischen ’Krankheitserregern eine Rolle spielen. Solange sich diese KIA Ei
| rum cem intravenös £ Auf- nhtnfaoltiar A: : RER: RI Le) Mr
mil ` nahme. Am 8. Krankheitstage In tsngapnennonie, sm 10. Krankheit. nn Er auf Er on en kommt E T SE
¿} . fage Exitus letalis an Pneumonie und Empyem. a lre Bedeutung nich wesentlich. in Betracht. Bei den Lokalisa- Ihe =:
o ai Bei allen Fällen bestätigte der Sektionsbefund die Annahme, daß tionen der Diphtherie auf den tieferen Luftwegen, Kehlkopf, Trachea RE
ie die Komplikation mit Pneumonie und Streptokokkenempyem das Er- | ünd Bronchien fehlten aber tatsächlich die gefährlichen Kompli- a.
we | gebnis einer sekundären Infektion mit Influenza war, insofern, als die | kationen bei gleichzeitiger Influenza nicht, In der Tatsache, daß JiR EERE A
he: - Beschaffenheit der Bronchopneumonie die größte Übereinstimmung mit | -es beim Scharlach gerade die schwersten Streptokökkeninfektionen i il;
goii un Infuenzapneumonien zeigte. Auch die rapide Entwicklung der | der Lunge und Pleura sind, die die Gefährlichkeit der gleichzei- | Rn
at; Komplikation war für Influenza charakterisiert). tigen Influenza bedingen, liegt ein Hinweis auf die Bedeutung des Fr kn E
t © Wir sahen also bei zehn Influenzafällen. auf der Scharlach- | jeweiligen Keimangebotes für die Entstehung der sekundären In- ’ nee;
pi abteilung viermal die schwersten Komplikationen mit. Broncho- | fektionen. Wie wir auf Grund unserer bisherigen und vielfältiger RK ap. ir BR
me pneumonie und Empyem entstehen, wovon zwei Fälle frische | an anderen Orten erhobener Befunde annehmen müssen, ist dem ie
j Scharlacherkrankungen betrafen, zwei Fälle erst an späteren Krank- | Pfeifferschen Influenzabacillus wahrscheinlich nur die Rolle eines o
|- heitstagen durch Influenza kompliziert wurden. Es liegt die An- | sekundären Erregers, der mit anderen sekundären Keimen, Strepto- Bi.‘
we nahme nahe, daß hier kein zufälliges Zusammentreffen der schweren: | kokken Pneumokokken Staphylokokken usw. auf einer Stufe ehe Ä I SEN T De
A | omplikationen mit dem Scharlach vorliegt, sondern daß die | bei der diesjährigen Influenza zuzuerkennen [Deußin D], Wenn hei. Penn
se atur der Scharlacherkrankung die Voraussetzung bildet für die man an anderen Stellen den 'Influenzabacillus häufiger gefunden | E AR: SP z
A | pagang zum komplizierten Verlauf der gleichzeitigen Influenza. | hat, so könnten diese Befunde damit zusammenhängen, daß das IN:
p? bei isposition für das Auftreten der schweren Sekundärinfektionen | Krankenmaterial aus einer anderen Quelle mit anderen Mischinfek- Hal, Si
t el gleichzeitiger Influenza mit Streptokokken bei Scharlach be- | tionskeimen infiziert worden ist, Die Möglichkeit gruppenweiser PRUTI E HARAR
Ti ie darauf, daß der Scharlach an sich in größerem Maße von | Infektionen aus einer bestimmten Quelle mit ein und demseihen ci) ee
bi | St undären Infektionen mit Streptokokken begleitet wird, daß die und dann überwiegenden Keimmaterial wird durch - die Erfah- IRIE ' n
f reptokokken fast als regelmäßige Begleitbakterien beim Scharlach | rungen auf der Scharlachabteilung, wo es sich in allen vier-töd- E
ei. angetroffen werden. Wird die Schwere einer Scharlachepidemie | lichen Fällen um gleichsinnige Infektionen handelt, und zwar in- MET GER
2 = u on durch den Einfluß der Mischinfektion mit Strepto- folge gleichartigen Keimangebotes, verständlich. R | Di Wit Bi n7
P die She zu einem gewissen Grade bestimmt, ebenso wie „auch l Für den günstigen Verlauf der auf. der Diphtherieabteilung . u ER $ g: s
| ? ere der Influenza und: der Umfang der Komplikationen entstandenen Hausinfektionen könnt kein M ; BES D
von der Rolle der Misch: i " um! | en | Ha 0 Onnte noch ein Moment in Betracht nla D o
si só ist ‚der Misehinfektionskeime in hohem Maße abhängt, | kommen, das kurz erwähnt werden soll. Von Benjamin und iv BIER] FE
N ‚0 Ist es begreiflich, daß die Kombination dieser beiden Infektionen | wit neo ist f ‚ächenda Rindi I | Iran. 11 A
; MM Organismus für den bedenklichen Einfluß der Mischinfekti itzinger?) ist auf abschwächende Einflüsse einer voraus- i T
i =, SURSENEN END er MISCMnIeKUonS- | gegangenen Infektion 'artfremden Serums auf einen. darauf folgen- | (Mr; wet
E Sehara ch Abschluß der Arbeit wurden zwei weitere Fälle von a on. en. o das Krankheitsbild ‚der . „Scarla- j Be:
> Verhältnis 1 Influenza auf der Scharlachabteilung behandelt, die das | ma Miugala aul der Grundlage dieser prophylaktischen Serum- Il MEERE: >,
gun er Influenza zu Diphtherie und Scharlach noch mehr zu- behandlung aufgestellt worden, Der -Gedanke liegt nahe, daß bei MEES A Ve
>. Quelle Ay verschieben. Beide Fälle stammten aus gleicher ra e E een erworbenen Influenzafällen eine ar Nr a
nd, w a ädchen aus einer Hamburger Anstalt). ‚abschwächende‘ Wirkung der vorausgegangenen Serumbehandlung I:
: Bronchitis ne dauer, 3 i een an a a Coe Una Mi in Betracht kommen könnte RENAE IA ppr
‚9. r . - ; : l - atsächlich war | i Í PPAP AIET i R
| ronchon St: Continua zwischen 89 und 40°. 10, Krankheitstag: | auf der Abteilung -infiziert nit nn a IE EEE 1:
- Nnks-hinten ma links ‚hinten unten.‘ 11. Krankheitstag: 'Empyen Empyem erkrankte, eine 18jährige Patientin. di ne un rien 17 E
2 SWR n. 18. Krankheitstag: Exitus letalis. ; beh delt d 2 Ohr Er l ? 10 DIG mit Serum. é} NAET RER o,
Scharlach und 1 „21 Jahre. 5. Krankheitstag: Mit mittelschwerem ANGO. WOrden: War. ne diesem wohl zufälligen Zusammen- SEP 2 a MG
ontinna zwisci eichter Bronchitis ‘aufgenommen. 8.- Krankheitstag: treffen größere Bedeutung . beizumessen, könnte man doch der ERE .;.
10. Krankhei Pr 39 und 40°, Rechts hinten unten Pleuritis sieca. | Frage der prophylaktischeri Beeinflussung der Influenza mit Injek- UN o.
Exitus letalis Be \echts hinten unten Empyem. 11:, Krankheitstag: Ä | en | | en. RGE E IN e =
‚Eimpyem. I der Sektion fanden sich typische Influenzapneumonien 1) Deußing, M. Kl. 1918, Nr. 89.. 000, t Bi Br E
? Benjamin und Witzinger, Zschr. f, Kindhlk. 1911. Apei S
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288 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10.
9. März.
tionen artfremden Serums einmal nähertreten. Uns scheinen die
Gesichtspunkte, die wir eingangs zur Begründung des günstigen
Verlaufs. der Influenza bei Hausinfektionen auf der Diphtheriabtei-
lung angeführt haben, maßgebend zu sein, sie entsprechen auch
den Erfahrungen auf anderen Krankenhausabteilungen und den
in der Literatur zum Ausdrucke gebrachten Beobachtungem
Zusammenfassung: 1. Auf der Diphtherieabteilung
verlief unter 60 Hausinfektionen mit Influenza nur ein Fall mit
schweren Komplikationen (Bronchopneumonien und Empyen).
2. Bei gleichzeitiger Kombination von Influenza und Di-
phtherie kamen besonders bei den Kehlkopf- und Luftröhren-
diphtherien schwere Komplikationen häufig zustande.
3. Auch reine Larynx- und Trachealaffektionen der Influenza
können bei Kindern diphtherieähnliche Krankheitsbilder mit aus-
gesprochenen Crouperscheinungen verursachen.
4. Auf der Scharlachabteilung verliefen unter zehn Fällen
mit Influenza vier Fälle tödlich durch Komplikationen infolge von
Bronehopneumonie und Empyem. Die Häufigkeit der schweren
‘ Komplikationen bei Scharlach beruht auf der an sich großen Nei-
gung des Scharlachs zu Sekundärinfektionen mit Streptokokken.
Beiträge zur Lumbalanästhesie.
Von
San.-Rat Dr. Hermann Ziegner,
leitendem Arzt des Städtischen Krankenhauses Küstrin.
Viele Chirurgen, welche unter dem Eindruck der von
König und Hohmeijer 1909 auf dem Chirurgenkongreß vor-
' getragenen Sammelforschung über Lumbalanästhesie standen,
haben sich nur zögernd entschlossen, die Lumbalanästhesie bei
Heeresangehörigen im Kriege in Anwendung zu bringen. Die
Zahl der in dieser Statistik angegebenen Todesfälle von 1: 200,
die schweren vorübergehenden und bleibenden Schädigungen
mußten abschreckend wirken. Freilich wurde schon damals durch
Müller, Strauß, Dönitz und Andere mit Nachdruck auf
die Schwächen und Fehlerquellen dieser Statistik hingewiesen.
Es konnten große Serien ohne jede ernstere Schädigung gegen die
obige Sammelstatistik geltend gemacht. werden. Auch mir blieben
unter 408 Lumbalanästhesien, welche, ich in dem Kriegslazarett
zu Sedan in der Zeit vom 1. Januar bis 18. Oktober 1918 aus-
führte, unglückliche Ausgänge vollkommen erspart.
Damit will ich durchaus nicht die Anschauung vertreten, daß
die Lumbalanästhesie völlig gefahrlos ist. Es ist selbständlich nicht
gleichgültig, einem von Natur aus so außerordentlich geschützten Or-
gane, wie es das Rückenmark ist, ein Anaestheticum einzuverleiben.
Wissen wir doch, um kurz zwei Beispiele anzuführen, daß selbst Jod
in großen Dosen innerlich gegeben, nur unter pathologischen Verhält-
nissen in kleinen Mengen in den Liquor übergeht, daß ferner die inner-
liche Anwendung sehr großer Methylenblaudosen bei geschwächten und
erschöpften Septikern nicht imstande ist, die Farbe des Liquors zu
ändern. Auch haben gerade die Kriegsverletzungen uns immer wieder
in gehäulter Form gezeigt, daß die geringste Beimengung von Blut
oder zertrümmerten Hirn- oder Rückenmarkspartikelchen einen mäch-
tigen biologischen Reizfaktor darstellt, welcher unter anderem meist
zur vermehrten Liquorproduktion, zunächst wohl als Abwehrreaktion,
führt. Dasselbe ist von der Kälte usw. bekannt. Alle diese Schädi-
gungen müssen natürlich bei der Anwendung der Lumbalanästhesie
strengstens vermieden werden. Desgleichen ist die Infektionsgefahr erhöht.
Alle diese Gefahren lassen sich, wie auch meine Statistik lehrt,
auf ein Mindestmaß herabdrücken und umgehen. Diese biologische
Gefahrengruppe, wenn ich sie so nennen darf, ist .binreichend be-
kannt, aber mit einer anderen Gruppe, welche mit der physio-
logischen Wirkung der Lumbalanästhesie im Zusammenhang steht,
' haben sich meines Wissens bisher die Autoren wenig oder gar
nicht beschäftigt. Auf diesen Punkt, die Lähmung der Vaso-
motorencentren und ihre Einwirkung auf den Gesamtorganismus,
will ich daher am Schlusse des näheren eingehen.
Zunächst zur Statistik selbst. Unter meiner Beobachtungsreihe
herrschte das 20. bis 30. Lebensjahr vor. Der älteste Patient war 46,
der jüngste 18 Jahre. Auch ich hatte in den ersten drei Kriegsjahren
aus den oben angegebenen Gründen nur selten von der Rückenmarks-
anästhesie bei Heeresangehörigen Gebrauch gemacht. Die äußeren Ver-
hältnisse des Jahres 1918 brachten einen Umschwung. Wir standen
bald im Zeichen des Großkrampfes, bald unter dem Andrange eines
großen friedenschirurgischen Materials. Die Anforderungen an das
Personal wurden dadurch ruckweise erheblich gesteigert und das ver-
anlaßte mich, bei dem großen Unterextremitätenmaterial reichlicher von
der Lumbalanästhesie Gebrauch zu machen. Im ganzen hatte ich in
diesen 9 Monaten 4882 Durchgänge.
Bei dieser ungeheuren aufreibenden Tätigkeit hat uns die
Lumbalanästhesie mit ihrer prompten Wirkung und bequemen
Handhabung gute Dienste geleistet. Die Versorgung der Schuß-
brüche, der Amputationen und der Resektionen war naturgemäß
die Domäne ihrer Anwendung. Die Anlegung der Brückengips-
verbände und der Streckverbände wurde durch die Lumbal-
anästhesie wesentlich erleichtert. Konnte doch der Patient unsere
Tätigkeit teilweise unterstützen, indem er bei der Lagerung mit
den Armen selbst etwas nachzuhelfen vermochte. Unsere Pa-
tienten, welche entweder direkt aus dem Schützengraben kamen
oder andererseits bereits ein längeres Krankenlager im Feldlazarett
hinter sich hatten, waren zu 90°/, mit Bronchitis behaftet. Wir
waren schon deshalb froh, wenn wir die Narkose vermeiden
konnten. Ferner fiel das nach der Narkose in den dicht belegten
Sälen für den Patienten und die Nachbarschaft gleich unange-
nehme Erbrechen weg, und die richtige Lagerung des Ober-
schenkelschußbruches konnte im Schwebestreckverband unter der
schmerzstillenden Wirkung der Lumbalanästhesie ruhig und sach-
lich durchgeführt werden.
Die Lumbalanästhesie kam im einzelnen zur Anwendung: bei
Wundrevisionen, Splitterentfernungen und Vueinierung 74 mal, Ampu-
tationen des Oberschenkels und Unterschenkels 20 mal, Exartikulation
im Kniegelenk 12 mal, bei Drainagen, Aufklappung und Resektion des
Kniegelenks 22 mal, bei Sprunggelenkresektionen 8 mal. bei Absetzung
des Fußes nach Chopart und Lißfrank 8 mal. Operationen nach Piro-
goff 4 mal, Operationen nach Wladimiroff-Mikulicz 3 mal, Versorgung
von Oberschenkelschußbrüchen, Sequestrotomien, Anlegung von Brücken-
Gips- und Streckverbänden 36mal, Hüftgelenkdrainagen und Resek-
tionen 7 mal, Aneurysmaoperationen und Gefäßversorgungen 16 mal,
Nervenrevisionen 6 mal, Operationen bei Mastdarmverletzungen, Mast-
darmfisteln und Prolapsen 12 mal, Bruchoperationen 159 mal, Kastra-
tionen 9mal, Varicen 7mal, Gelenkmäusen 3 mal, Harnröhrenfistel
1 mal, blutiger Stellung einer Sprunggelenkluxation 1 mal.
Benutzt wurde stets Tropacocain mit etwas Adrenalinzusatz
in den von der Heeresverwaltung gelieferten Phiolen. Die Prä-
parate stammten von verschiedenen Armeekorps:. Sie waren ID
ihrer Wirkung durchaus gleichmäßig und zuverlässig. Anfangs
‚hielt ich an der von Dönitz empfohlenen Einzeldosis von 0,05
fest. Bald erhöhte ich infolge ungenügender Dauer der Wirkung
dieselbe auf das Doppelte, ging aber dann wieder auf 0,075 zU-
rück, welche ich dann weiterhin dauernd benutzte. Mit dieser
Dosis habe .ich über 350 Anästhesien ausgeführt. Wir erzielten
damit in jeder Beziehung befriedigende vollkommene Lähmungen
an den jeweils erwünschten Segmenten. Ich habe stets vor dem
Gebrauch das im Reagenzglase gelöste Präparat im Instrumenten-
kocher aufkochen lassen und dann auf ungefähre Körpertempe-
ratur erwärmt verabfolgt. In der Regel wurde zwischen drittem
und viertem, mitunter auch zwischen zweitem und drittem Dor-
fortsatz der Lendenwirbelsäule eingestochen. Die Verteilung des
Anaestheticums habe ich peinlich nach den Vorschriften von Bier!
und Dönitz vorgenommen. Bei Operationen am Damm wurden
nicht mehr als 2 cem, am Bein nicht mehr als 6 und an der
Hüfte nicht mehr als 8 cem Liquor angesaugt. Bei Operationen
am Bein wurde sofort nach der Injektion das Becken etwas, bel
Operationen an der Hüfte dagegen stark hoch gelagert, so lange,
bis die nach zwei bis drei Minuten erlöschenden Hautreflexe UNS
die Orientierung über die Ausdehnung des Anaestheticums ermöß-
lichten. Dann wurde wieder horizontal gelagert. Die motorisoh®
Lähmung pflegte regelmäßig nach weiteren drei bis vier Minuten,
mitunter auch etwas langsamer bis zur völligen Lähmung der be-
troffenen Segmentabschnitte einzutreten. Höher als bis zur Leisten-
gegend bin ich mit der Anästhesierung absichtlich nicht gegangen.
Ich habe die Armreflexe wiederholt nach der Lumbalanästhesie
prüfen lassen. Niemals konnte eine Störung oder Beeinflussung
nachgewiesen werden. Die Wirkung des Anaestheticums blieb völlig
auf die gewünschten Segmentabschnitte beschränkt. Erbrechen
und Kollapszustände habe ich fünfmal beobachtet. Es fiel mir
auf, daß diese schweren Zufälle nur bei sehr blutarmen Patienten
mit Oberschenkelschußbrüchen eintraten. Die Darreichung vo
Kognak und Tieflagerung des Kopfes halfen uns über die anfangs
recht bedrohlichen Erscheinungen glatt hinweg.
Unwillkürlichen Abgang von Stuhl babe ich dreimal auf ge
Operationstische beobachtet, jedoch nur bei septischen Patienten, We en
bereits an Durchfällen litten. Kopfschmerzen am ersten Tage WUP ar
zehnmal geklagt, Kopfschmerzen von längerer Dauer dreimal. are j
befand sich ein Patient mit ausgesprochenem Meningismus. Es besten
zwölf Tage lang starker Kopfschmerz, Brechneigung, Nackenstery
Somnolenz, Druckpuls und Taumeln bei geschlossenen Augen. den
kann mir diese Symptome, welche später restlos wieder vorschwäl? _
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-© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10; '
stehung dieser Schmerzen wohl nur als viscerosensiblen Reflex
erklären. — Wenn nämlich ein inneres Organ erkrankt ist, werden
die normalerweise in den centripetalen Nerven ablaufenden Er-
nur durch eine Meningitis serosa erklären, die sich auf die Ventrikel
ausgedehnt hatte. Zu einer Abducensparese führte dieser akute.Hydro-
sitat, werden doch durch Herz- und Gefäßerkrankungen ;sehr
4 November 1918.
cephalus nicht, obwohl gerade nicht selten dieses Symptom bei Hydro- .
cephalen, meist ohne weitere Bedeutung, vorkommt.
Versager hatte ich, obwohl die Einverleibung des Anaestheti-
glatt stattgefunden: hatte, im ganzen
cums in den Liquorraum
achtmal.
werden. In einem Falle willigte .der Patient in die
an Oberschenkelschußbrüchen ` litten,
'
phium oder andere -Betäubungsmittel benötigt,
Wie schon oben angedeutet, beobachteten wir regelmäßig
eine ausgesprochene Blässe des Gesichts, sobald die anästhesie-
Wir legten uns die Frage vor: Kommt
diese ganz auffallende Anämie des Gesichts lediglich von der Ein-
'Präparates oder hat sie. vielleicht andere
ja im allgemeinen akute Blässe des Ge-
Novoeaindosen nur selten, niemals jedoch
wie sie die Rückenmarksanästhesie benötigt. .
Ich glaube daher, diese Blässe in einen ursächlichen Zusammen-
hang mit der Vasomotorenlähmung der anästhesierten Rücken-
Es trat nämlich bei. den
Männern lückenlos Priapismus auf in gleicher Weise, wie wir es
Diese priapische
‚Schwellung‘. war für jede vollkommene Rückenmarksanästhesie, wie
rende Wirkung einsetzte,
verleibung des toxischen
Ursachen? Wir sehen
` sichts selbst bei großen
bei so kleinen Mengen,
marksabschnitte bringen zu_ müssen.
bei der Querläsion des Rückenmarks sehen.
wir sie haben- wollen und haben müssen, ungemein charakteristisch
In gleicher Weise erweiterten sich auch die Gefäße an den Unter-
an den sichtbaren Venen festgestellt wer-
Prüfungen mit Hautthermometern und ‚anderweitige
"Umfangsmessungen konnten wir aus äußeren Gründen leider nicht
> gesetzte Vorgang dung
-` erscheint mir beachtenswert, da dadurch größere Mengen Blutes in
. das Becken und
- extremitäten, wie dies
` den konnte,
vornehmen. Dieser von der Lumbalanästhesie
die Unterextremitäten . absorbiert werden können.
Aus meinen Versuchen über die Narkose bei künstlich verkleinertem
Kreislauf weiß ich, daß auf diese Weise dem allgemeinen 'Kreis-
lauf nicht unbeträchtliche Blutmengen entzogen werden können,
‚sodaß die Anämie der oberen Körperhälfte sehr wohl die Folge
dieser Vasomotorenlähmung sein kann. Daß die Blässe des Ge-.
siehts nicht durch die Einverleibung des Cocainpräparats allein
erklärt werden kann, beweist ferner das Fehlen jeder weiteren
Cocainvergiftungssymptome, Der regelmäßig im Anfang kontrol-
lierte Puls ließ niemals eine Beschleunigung erkennen. Von den
für Cocainvergiftungen charakteristischen Halluzinationen war nun
vollends niemals die Rede. Bei unseren Soldaten mit ihrem adap-
tionsfähig en Gefäßsystem erwuchs aus dieser Vasomotorenläh-
mang im allgemeinen keine Gefahr, wohl: aber bei den fünf stark
ausgebluteten Patienten, Hier kam es, wie schon erwähnt, zu be-
drohlichen Kollapszuständen. Ich kann nicht umhin, dieselben in
einen ursächlichen Zusammenhang mit der. Vasomotorenlähmung
zu bringen. Ob der Zufall dabei eine Rolle gespielt hat, will ich
Mit Sicherheit nicht: entscheiden und offenlassen, aber. immerhin
alte ich mich verpflichtet, die Aufmerksamkeit. auf obige Beob-
achtungen zu lenken. Es gilt, die Lumbalanästhesie, welche uns
ürch ihre souveräne und prompte Wirkung viele Vorteile bietet,
Weiterhin zu durchforschen und auszubauen, | u
1
Aus der Röntgenabteilung des Hospitals zum Heiligen Geist in
Frankfurt a. M. (Vorstand: Dr. Franz Groede)),
Röntgenbehandlung bei kardialen Schmerzen').
f Von | l
. Dr. Franz Groedel, Frankfurt a. M.-Bad Nauheim.
Obschon das Herz keine eigentliche Schmerzempfindung be-
4
eflige Brust Wir können uns die Ent-
aa Schmerzen verursacht. ir können uns die En
a EEE : > i
) Vortrag, gehalten im Ärztlichen Verein in Frankfurt a. M.
Es mußte infolgedessen siebenmal noch zur Narkose gegriffen
Verschiebung der
Operation, und drei Tage später gelang die Anästhesierung ganz prompt.
Unvollkommene Anästhesien hatten -wir in sechs Fällen, bei
denen es nicht gelang, die gewünschte Menge von Liquor anzusaugen. .
Erwähnen will ich noch, daß wir bei fünf Patienten, welche
im ‚Laufe der Behandlung
die Lumbalanästhesie dreimal und bei anderen Patienten zweimal
in mehrwöchigen Zwischenräumen immer wieder mit gleichem Er-
folge und ohne jede Störung ausgeführt haben. Da wir es mit |.! | . Wanna!
aufgeregten Kranken nicht = tun Hatten, haben wir niemals Mor- in verschiedenen Körperregionen auf, besonders
maßen falsch lokalisiert.
beziehungsweise vasomotoria‘ bekannten Schmerzen -zu nennen,
unter denen besonders in den letzten Jahren viele Menschen. zu
leiden haben. Diese funktionelle Angina, vielfach auch Pseudo-
angina genannt, entsteht unserer derzeitigen Auffassung nach
durch spastische Zustände der Coronargefäße — auslösende Mo-
mente dürften besonders Ermüdungstoxine, Nicotin, Ernährungs-
‚störungen (Kardiodystrophien), ‚spastische Magendarmzustände usw.
sein — und ist von der organischen Angina pectoris (auch vera
genannt) oft nur schwer: zu unterscheiden. Im. einzelnen Falle ist
die Lokalisation der Schmerzen, ihre Ausbreitung und Ausstrahlung,
` | Ihre Auslösung und ihre Begleiterscheinuugen (z. B. Hyperästhesien)
so verschiedenartig und wechselreich, daß der stenokardische
Schmerz als solcher für die Diagnosestellung nur 'mit Vorsicht zu
verwerten ist. _ N, rn a
Ganz besonders schwierig wird aber meist die sichere Entschei-
über Diagnose, Prognose und Therapie, weil offenbar viele
Fälle eine Kombination von Angina pectoris vera und vasomotoria
darstellen. ‘Die verschiedenartigsten Mittel können infolgedessen
auch für kürzere oder längere Zeit günstig wirken. Weiterhin
wird die Zahl der unter Umständen wirksamen Mittel vergrößert
durch die Vielseitigkeit der die ‚Schmerzen indirekt auslösenden
Momente. Und wenn auch nicht selten ex juvantibus die :Diffe-
'rentialdiagnose ermöglicht wird, so ist doch andererseits aus den
aufgeführten Gründen auch in dieser Beziehung große Reserve
notwendig. SE | |
Aus dem Gesagten ergibt sich ohne weiteres die Schwierig-
keit, die Wirksamkeit eines neuen Mittels auf den- anginösen
Schmerz oder gar. auf den diesen auslösenden Krankheitsprozeß
zu beurteilen. Das neueste — soweit ich sehe noch nicht nach--
geprüfte — Mittel ist die Röntgenbehandlung bei-Angina, pectoris,
Ludwig Adolf Beeck und Rahel Hirsch?) haben ~-
„Über Röntgentiefenstrahlentherapie in "der Behandlung von Herz-
und: Gefäßkrankheiten“ berichtet. Sie haben Patienten, die an
Angina pectoris litten, mit Röntgenstrahlen behandelt, aber „aus-
schließlich nur solche mit organisch objektiv nachweisbarer Ge-
.fäß- beziehungsweise Herzmuskelerkrankung“, | |
Die Schilderung der zehn behandelten Fälle läßt leider exakte
klinische Daten über den Befund vor und nach der: Behandlung ver-
rkennen, sind, hat es
missen. Soweit die Diagnosen überhaupt zu e
sich gehandelt: einmal um eine Aorteninsuffizienz mit Aortenerweiterung,
dreimal um Aortenerweiterung und alte Lues, einmal um 'Aorten-
aneurysma und alte Lues, viermal um Aortensklerose und Aorten-
erweiterung, einmal um Myokarditis und Aortenerweiterung: Zwei-
"mal wurde gleichzeitig mit der Röntgenbehandlung eine antisyphi-
litische Kur durchgeführt. Die Wirkung von Nitroglycerin, -Theobromin-
präparaten. usw. bei den behandelten Fällen scheint, nicht geprüft-
worden zu sein. Dagegen ist in einem Falle erwähnt, daß Digitalis-
präparate, Jodkali und Nauheim, in einem anderen ‘Falle, daß die be-
| kannten „Herzbäder“. keine Besserung brachten. In drei. Fällen trat
die Heilung schon nach drei Bestrahlungen ein, in den übrigen im
Verlaufe oder am Ende der Bestrahlungskur. - In der Mehrzahl der
Fälle soll der Aortenschatten schmäler geworden sen. >
' . Über die Behandlungsmethodik wird nur folgendes gesagt: „Die
Röhrenhärte betrug 26 mm (cm?) parallele Funkenstärke (Funken-
s
1) M. Kl. 1915, Nr. 88.
regungen) derart verstärkt, daß die entsprechende Partie des
Centralnervensystems in einen ‘Zustand .erhöhter Erregbarkeit ver-'
setzt wird. Diese erhöhte Erregbarkeit überträgt sich auf benach-
barte Centren, auf die Endigungen sensibler, von der Körper-
oberfläche kommender Nerven, Infolgedessen: tritt ein Schmerz
.an der Stelle der Haut auf, deren sensible Fasern an der gleichen
Stelle des Centralnervensystems endigen, wie_ die centripetalen
Nerven des erkrankten Organs. Der Schmerz wird also gewisser-
Bekannt sind die Schmerzen hinter dem Sternum bei Peri-
karditis und die Schmerzen bei Myokarderkrankungen, die meist
‚In die Gegend der Herzspitze projiziert werden. Bei Angina pec-.
toris; als Folge von Coronarsklerose,. treten gleichzeitig Schmerzen
im linken Arm,
im Unterkiefer usw.- Bei Aortenerkrankungen klagen die Patienten
ebenfalls über allgemeine anginapectorisartige Schmerzen, die oft
durch Veränderungen an der Ursprungsstelle der Coronargefäße
verursacht sein können. Häufig werden auch in sehr typischer
Weise die Schmerzen zwischen den Schulterblättern empfunden.
Endlich: sind noch die unter dem Namen Angina pectoris nervosa
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240 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10.
9, März.
länge?), die Belastung war 11/2 mm (MA.?), Fokushautdistanz 22 mm (cm?),
Filterung mit 8 mm Aluminium.
Behandlungsweise: Zwölf Sitzungen. Nach jeder Sitzung eine
achttägige Pause, nur zwischen der sechsten und siebenten Sitzung
eine Pause von i4 Tagen. Bei jeder Sitzung wurden 5 X pro Feld
- verabreicht (Angabe, ob dies Tiefendosis ist, fehlt), und zwar wurde
pro Sitzung nur ein Feld — entweder von der Brust oder vom Rücken
aus — bestrahlt. -
-~ Weder die klinische Schilderung, noch die von Beeck
und Hirsch gewählte technische Anordnung der Strahlen-
behandlung konnte mir eine Nachprüfung erfolgversprechend er-
scheinen lassen, um so weniger, als eine Erklärung der Strahlen-
wirkung bei Angina pectoris von den beiden Autoren weder ge-
geben, noch zu geben versucht wird. Wenn ich die Methode seit
nunmehr drei Jahren doch in Anwendung brachte, so geschah es
auf Wunsch einzelner Ärzte, die mir Patienten zur Röntgen-
behandlung überwiesen, oder auf Wunsch einzelner Patienten, die
von dem neuen Verfahren gehört hatten.
Um technisch einwandfreie Vorbedingungen für die Erzielung
eines therapeutischen Effektes zu schaffen, änderte ich die Methodik
folgendermaßen. Entweder: Apex — Tiefentherapie — Instrumentarium,
‚Duraröhre mit Erdung oder Siederöhre, 2'/2 bis 3 Milliampere, 9 bis 10
Bauer, 8 mm Aluminiumfiter, 22 cm Fokushautdistanz, breiter Tubus,
Einfeldbestrahlung, Centrierung auf obere Hälfte des Sternums,
Sitzung zehn Minuten lang, Resultat 50 bis 100 X unter 10 mm Alu-
minium, acht Sitzungen, möglichst an aufeinanderfolgenden Tagen.
Oder: Symmetrieapparat, selbsthärtende Siederöhre, 0,5 mm Zink-
filter, Einfeldbestrahlung wie oben, eine Sitzung von 35 Minuten, even-
tuell Wiederholung nach drei Wochen.
Ich habe bisher 20 Fälle in ‚der geschilderten Weise behandelt.
Zunächst ist über fünf Luetiker zu berichten, 'die teils nur subjektive,
teils auch objektive Symptome von Aortitis luetica aufwiesen, dreimal
mit deutlicher Aortenverbreiterung. Zweimal wurde eine geringe
Besserung angegeben, dreimal blieb der Zustand ganz unbeeinflußt.
Ich bringe nur ein Beispiel aus dieser Gruppe: L., 42 Jahre
alt. Schon seit drei Jahren in meiner Behandlung wegen Angstgefühls,
schmerzhaften Drucks auf der Brust, tauben Gefühls im linken Arm,
ohnmachtsartiger Zustände und Schwindel. Mit 80 Jahren hat er
Lues gehabt, viele Kuren durchgemacht, zuletzt auch Salvarsankur,
obgleich die Wassermannreaktion negativ ausgefallen war.
` Die Basistöne sind leise, der erste Aortenton ist unrein, der
zweite akzentuiert und klingend; der systolische Blutdruck beträgt
120 mm Hg, der Herztransversaldurchmesser 18 cm bei 25 cm basaler
Lungenbreite. Die Herzgröße ist also etwas übernormal. Die Aorten-
breite mißt 6 cm bei 7,5 cm Ascendenzhöhe. Diuretin, sonstige Theo-
brominpräparate mit Chinin, Jod, Arsen, Höhensonnenbehandlung und
vieles andere bewirkten keine dauernde Besserung.
Acht Röntgenbestrahlungen, nach der oben beschriebenen Methodik
ausgeführt, brachten eine geringe subjektive Besserung. Der objektive
Befund blieb durchaus unverändert. Drei Monate später kam Patient '
wieder mit den gleichen Klagen wie früher zu mir.
Bestrablungsserie war erfolglos.
‚Weitere fünf Fälle, bei denen Lues mit größter Wahrscheinlich-
keit auszuschließen war, litten an ausgesprochener Angina pectoris.
Drei von ihnen zeigten die Symptome hochgradiger Sklerose, zwei
solche chronischer Myokarditis mit Sklerose. Sie fühlten keine Besse-
rung nach der Röntgenbehandlung.
Ich will einen dieser Fälle kurz schildern:
Frau M., 65 Jahre alt, leidet.seit 15 Jahren dauernd an Angina
pectoris, seit zehn Jahren außerdem an zeitweise auftretenden schweren
Anfällen. Bei solchen hilft nur Morphium. In der anfallsfreien Zeit
bat Patientin nur selten Medikamente verordnet bekommen. Die Herz-
töne sind sehr leise, der zweite Aortenton ist etwas akzentuiert. Die
transversale Herzgröße beträgt 13,7 cm bei 24 cm basaler Lungenbreite,
ist also leicht übernormal. Die Herzform ist liegend. Auch die Aorta
ist leicht verbreitert, sie mißt 6,2 cm in der Breite bei 7,5 cm
Ascendenzhöhe. : Der Blutdruck beträgt systolisch 200, diastolisch
100 mm Hg. Nach der ersten Bestrahlung hatte Patientin eine gute
Nacht wie schon lange nicht mehr. Am darauffolgenden Tage war
der Zustand jedoch wieder gleich Schlecht wie früher. Nach der
vierten Bestrablung angeblich Verschlechterung. `
Die restlichen zehn Fälle zeigten keine objektiv nachweisbare
organische Veränderungen. Sie litten an Angina pectoris vasomotoria.
Fünf Fälle blieben unbeeinflußt, vier Fälle wurden gebessert, nur
einer geheilt. l
Bei letzterem handelte es sich um eine 63 jährige Frau A., die
nie schwerer krank gewesen war. Klimakterium vor zehn Jabren ohne
Beschwerden überstanden. Etwa seit dieser Zeit Schmerzen auf der
Brust, die hauptsächlich beim Gehen, besonders nach dem Essen und
bei kalter Luft, aber auch noch stärker anfallweise auftreten. Eines
chronischen Bronchialkatarrhs wegen hat sie lange Zeit Jod genommen.
Die Herztöne sind etwas leise, der zweite Herzton ist mäßig akzentuiert.
Die Herzgröße beträgt 11,7 cm bei 22 cm basaler Lungenbreite. Die
Aortenmaße sind 5,1 : 6,6 cm, der Blutdruck schwankt svstoli
zwischen 115 und 120 mm Hg. ' ystolisch
Eine zweite
Die ersten zwei Bestrahlungen hatten keinen Einfluß auf die
Beschwerden, nach der dritten trat Besserung ein, nach der letzten,
achten, vollkommene Beseitigung der anginösen Schmerzen. Die Brust-
schmerzen sind bis heute — zwei Jahre nach Beendigung der Be-
handlung — nicht wieder aufgetreten, dagegen haben sich jetzt Bein-
krämpfe nach Art des intermittierenden Hinkens eingestellt.
Besserung brachte die Behandlung besonders einem 54 jährigen
Patienten, der seit etwa zehn Jahren wegen schwerer Neurasthenie in.
meiner Behandlung steht. Im Vordergrund seiner Klagen stehen
typische vasomotorische Beschwerden, besonders anginöse Schmerzen.
Der objektive Befund ist stets negativ. Im dritten und vierten linken
Intercostalraum, nahe dem Sternum, besteht hochgradige Druck-
empfindlichkeit. Hier wird auch der anginöse Schmerz am lebhaftesten .
empfunden. Diuretin mit Chinin bringen neben suggestiver Behand-
lung von Zeit zu Zeit Linderung der quälenden Beschwerden.
Die Röntgenbehandlung wirkt auffallend günstig auf den Inter-
costalschmerz, der für einige Monate sistiert, dann aber wieder auftritt
und den Patienten stets wieder zur Röntgenbehandlung führt. Der
dumpfe, leise Herzschmerz bleibt dagegen dauernd unvermindert
bestehen. |
Bevor man die Röntgentherapie zur Behandlung irgendeines’
Leidens in Anwendung bring, muß man sich klarzumachen
suchen, ob oder wie die Strahlen auf die. Krankheitsursache ein-
wirken können. Denn wenn auch jede Zelle des menschlichen
Körpers durch Röntgenstrahlen beeinflußbar ist, so ist doch die
specifische Röntgenstrahlenempfindlichkeit der Gewebe eine sehr
verschiedene. |
Die Gefäßintima besitzt zwar im normalen Zustande noch nabezu
die gleiche Empfindlichkeit wie die Haut. Das sklerosierte Gefäß dürfte
dagegen kaum stärker beeinflußbar sein wie Bindegewebe, das nächst
Knochen, Knorpel und Muskel bekanntlich sehr wenig reaktionsfähig
ist. Aber nur, wenn es möglich wäre, den atheromatösen Prozeß der
Gefäßwand zurückzubilden, wäre eine Heilung der auf Sklerose be-
ruhenden Angina pectoris durch Röntgenstrahlen denkbar — was sich
am Verschwinden der Verstärkung oder des klingenden Charakters des
zweiten Aortentons zu erkennen geben müßte oder, wenn gleichzeitig
eine arteriosklerotische Aortenstenose besteht, am Verschwinden des
systolischen Geräusches. Auch der normale Muskel besitzt nur sehr
geringe Röntgensensibilität, und es liegt kein Grund vor, anzunehmen,
daß der degenerierte und der schwielige, zellärmere Herzmuskel röntgen-
empfindlicher wäre; im Gegenteil. Also auch der auf Herzmuskel-
erkrankung beruhende stenokardische Schmerz kann — wie die theo-
retische Überlegung ohne weiteres zeigt — durch Röntgenbestrahlung
nicht leicht. beseitigt werden, und es ist nicht wahrscheinlich, daß wir
bei der Autopsie bestrahlter Myokarditiden nachweisen können,
rückbildende Vorgänge stattgefunden haben.
Wenn aber auch die beiden wichtigsten ursächlichen Momente
der Angina pectoris — die Gefäß- und die Myokardveränderung —
durch die Röntgenstrahlen nicht direkt beseitigt werden können, SO
wäre doch denkbar, daß durch die Bestrablung toxisch wirkende Zer-
fallsprodukte_ in den Blutstrom gelangen und in irgendeiner Form
günstig auf die erkrankten Circulationsorgane oder den gestörten Blut-
kreislauf, besonders im Coronarsystem wirken, vielleicht durch Vaso-
dilatation analog den Theobromin- und Salpeterpräparaten oder durch
Bindung anderer, vasoconstrietorisch tätiger Stoffwechselprodukte oder
toxischer Substanzen. Oder — wenn wir die Angina pectoris als Er-
nährungsstörung (Kardiodystrophie), als Ausdruck des „Traubenzucker-
| hungers“ (Büdingen) betrachten — ließe sich daran denken, daß die
Röntgenbestrahlung die Glykogenbildung respektive die Blutzucker-
zufuhr zum Herzen steigert. In beiden Fällen wäre dann allerdings
eine Vielfelderbestrahlung des Körpers noch wirksamer wie die Aorten-
bestrahlung — und diesem Gedanken könnte man einmal nähertreteN.
Und endlich könnte man daran denken, daß die Röntgenstrahlen auf
das Nervengewebe abstumpfend einwirken und. so die eingangs 8*
schilderte Funktion des viscerosensiblen Reflexes dämpfen. ‚Dann
‚wäre wenigstens eine subjektive Besserung der Angina pectoris er-
klärlich.
‚ Jedenfalls ist, wie wir sahen, theoretisch die Beeinflußbar-
keit der Grundlage einer Angina pectoris vera durch Röntgen-
bestrahlung wenig wahrscheinlich. Und ebensowenig sprechen
meine exakt durchgeführten praktischen Versuche dafür. Da-
gegen ist bei Angina pectoris vasomotoria eine günstige W nn
leicht verständlich, denn hier kann jedes suggestiv wirkende Mitte
Erfolg ‚bringen. Als solches aber wären die Röntgenstrahlen zu
wenig indifferent und im allgemeinen zu kostspielig.
Andererseits ist aber die Möglichkeit einer indirekten Beem-
flußbarkeit der Angina pectoris durch die Röntgenbestrahlung DI?
ohne weiteres abzulehnen, wie ja auch einige der von Mit be-
handelten Fälle zeigen. Zunächst ist es sehr wohl denkbar, T
die komplizierenden neuralgischen Schmerzen unter der Wirkung
der Röntgenstrahlen verschwinden, wofür wir ja einen Beweis C
bracht haben. Jedem Praktiker fällt die Tatsache auf, wie P
ausgesprochene Intercostalneuralgien (seltener Schulter-, Ar
`
im Nerv, die Veranlassung zu Neuralgien, so käme ‘'—“Zenau wie bei
-` Körpers in Betracht, wodurch die schädlichen Subs
Röntgenstrahlen die Intercostalnerven zu beeinflussen vermögen,
"Tektion, und zwar nimmt Sch
gelegentlich bewußt dann in Kauf, wenn er hofft, durch konser- mit absoluter Sicherheit,
vatives Verfahren eine bessere Funktion. der Hand zu erreichen.
Auch ist er im allgemeinen dafür, einen doch unbrauchbaren
Finger zu opfern,
Hand zu bekommen. S ch
.
behandlung gebrochener Finger.
` detzungen bilden
| beugende Operation.
hierfür sehr geeignet.
‚ausgiebig und schonend zugleich freigelegt werden, ‚daß man’
Segen schwere Infektionen weitgehend gesichert ist. : Selbstver-
Sündlich gibt es auch
| de Vermeidung von Senkungen ist es, den Oberarm horizontal zu
B el kann man den gelähmten Nervus radialis frei-
Enderle
` Nerven, wenn er bei einer Revision der Wunde zu Gesicht kommt,
Zu
gerung keine Gewähr
der, Funktion
i elni 3 . n 5 .. 3e
: p ung die Nervenenden wieder zusammengelagert und günstigere
dingungen für
ings‘ ist es . :
was ja a p notwendig, mit den Splittern gründlichst. aufzuräumen,
-44 auch für die Funktion ohne nachteilige Folgen bleibt.
lich :
Aaron ah ob die Hautdeckung der Metatarsusköpfchen ge-
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. ©1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 10. _
u en -
À : A . es . f
"70. März `
Den
neuralgien und andere) ein Symptomenbild überlagern, das wir bald
als Angina pectoris vera, bald als vasomotoria deuten müssen,
Interessant ist die Erklärung dieser Neuralgien!) als Reflex- oder
Schutzphänomene, die auf dem für die Entstehung des viscero-
sensiblen Reflexes geschilderten - Wege‘ ausgelöst werden. Und.
praktisch wichtig ist die Erkenntnis dieser Kombination für die
Therapie; denn nur beide Komponenten berücksichtigende Verord-
nungen sind. erfolgversprechend, | |
Daß nun die Röntgenstrahlen bei neuralgischen Schmerzen
oft günstige Wirkung ausüben, ist uns schon seit: längerer Zeit
bekannt. Und wenn auch die Erfolge auf diesem Gebiete recht
wechselnde sind, so sind sie- heute doch nichtmehr 'abzustreiten,
Wilms hat auch erst kürzlich wieder „Über Heilung der Tri-
geminusneuralgie durch Röntgenbestrahlung“?) berichtet, =
Die günstige Wirkung der Röntgentherapie in solchen Fällen
erklärt Wilms etwa folgendermaßen: Entsteht die Trigeminusneuralgie
im Anschluß ‚an Entzündungen, ist sie also durch Toxine oder Sioff-
wechselstörungen entzündlicher Art bedingt, so werden die Röntgen-
strahlen im Nerv oder auch im Ganglion „eine Auflösung der Schäd-
lichkeiten“ bedingen. „Vielleicht ist es eine Art tryptischer Vorgang,
der die Toxinreste oder. sonstigen Derivate beseitigt.“ Handelt es sich
aber, wie beim Rheumatiker. oder Diabetiker, um Stoffwechselschäden
endogener Natur, sind also Ablagerungen von. Stoffwechselprodukten
im oder am Nerv oder Gerinnungsvorgänge oder Stauungserscheinungen -
auf die Angina pectoris nicht von der Hand zu weisen. , -
Die Erfahrung ‘hat uns nämlich schon lange gelehrt, daß
man durch verschiedenartige Einwirkungen auf die peripheren
sensitiven Zonen bei den verschiedenen Arten von Angina pec-
toris schmerzlindernd wirken kann, zum Teil.durch Beeinflussung
der sensitiven Nerven der betreffenden Region, zum Teil aber auch
selbst. - Von derartigen Mitteln sind am bekanntesten die thermi-
schen- (warme und kalte Umschläge), Vibration, Massage, haut-
reizende Mittel usw. Sie. bewähren sich immer wieder, .
Nicht viel anders’ ist auch die Wirkung der Diathermie. Man
hat zwar große Hoffnungen auf sie. gesetzt und angenommen,
‚mittels der'erwiesenermaßen durch das Diathermieverfahren in der
Tiefe erzeugten Wärme direkt auf das Herz einwirken zu können.
Unsere Erfahrung spricht nicht dafür. Auch die Diathermie
tisch wirkenden Anginamitteln ‘zu gehören.. Und in vieler Bezie-
hung scheint mir die Röntgentherapie in ihrer Wirkung .auf die
Angina pectoris der Diathermie vergleichbar zu sein — ob ihr
und den sonstigen peripher angreifenden Mitteln überlegerf oder,
was ich vermute, nachstehend, ist auf Grund. der geringen seit-
herigen Erfahrungen noch nicht zu entscheiden, u
‚Es wird wohl auch die Röntgenbehandlung der Angina pec-
toris — wie schon so manche ‘mit großem Enthusiasmus emp-
fohlene Röntgeniherapie — bald wieder in Vergessenheit geraten.
Zuvor wäre jedoch eine umfangreichere Nachprüfung’ wünschens-
wert, einerseits, um sich nicht leichtfertig eines vielleicht doch
wertvollen Heilmittels zu begeben, andererseits, um ein für alle-
mal eine mißbräuchliche Be- und Ausnutzung der Röntgentherapie
zu verhindern. : i te oa a
der Heilung des Rheumatikers durch Radium und Radiumemanation —
als Hauptursache des günstigen Bestrahlungseffektes „die Anregung
des Stoffwechsels durch: Erhöhung der fermentativen Leistung des:
tanzen gelöst und
\ A
ausgeschieden werden“.
Wenn aber, wie theoretisch und praktisch erwiesen ist, die
Per Reieratentell.. | er
. Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolfi, Berlin. x l |
Zu - | sichert. ist. Nur mit der Exartieulation der ‚großen Zehe ist
[| Schöne (1) zurückhaltend; vor allem aber sucht er das Köpfchen
:des\ersten Metatarsus zu erhalten, Wenn die Haut nicht reicht,
kann man später plastisch decken. Wenn irgend .‚angängig, ist
die Basis der Metatarsi zu, schonen, um die eventuell schwer-
wiegenden Folgen einer Eröffnung der in Verbindung mit der Fuß-
wurzel stehenden Gelenke zu vermeiden. Die Hauptaufgabe der...
Vermeidung der Infektion gelingt im Bereiche des Mittelfußes fast
‚um so größere Schwierigkeiten machen `
die Verletzungen der Fußwurzel. : ee,
Die Schußbrüche des Unterschenkels sind einer bedeutenden
Infektionsgefahr ausgesetzt. Die Wadenphlegmonen sind mit Recht
berüchtigt und gefürchtet. Ist die Fibula allein gebrochen, liegt
der Fall weit günstiger. Ich selbst habe bei den Schußbrüchen .
des Unterschenkels mit der vorbeugenden, aktiven Wundversorgung,
Lagerung: auf. Braunscher Schiene und Extension mittels Rehscher
Klammer die besten Erfahrungen gemacht. , - Ha
~ Bei den Oberschenkelschüssen, die ziemlich häufig recht
schwer infiziert sind, ist es „der ungeheure "Weichteilmantel, sind `
es die großen Dimensionen der Weichteil- und Knochenwunden
welche die vollständige Beherrschung der Wundverhältnisse sehr
erschweren*. . so d i pag a
Ein ganz ähnliches Bild wie die infizierten Knochenschüsse
der unteren Extremität bieten: die des knöchernen Beckens. Recht-
zeitiges, weitgehllendes chirurgisches Eingreifen kann diesen bösen
Verwundungen (septische Ostitis der Spongiosa) die Gefahr . für
das Leben imit,einem Schlage nehmen. Es kommt darauf an
einen Granatsplitter aus dem Knochen zu entfernen oder auch
den Knochen gründlich auszumeißeln, eventuell mit Carbol oder
' Ehenoleampher zu behandeln sowie natürlich für die Absaugung
des Wundsekrets zu sorgen. Bei manchen Verletzungen des knö-
chernen Beckens trägt die Hauptschuld an der Schwere.der In-
fektion die Nachbarschaft des Darmes,
$ Sammelreferate.
Die Wundinfektion- im: Kriege.
Von Dr. Werner. Regen, Berlin.
l (Schltß aus Nr. 9,)
ganz selten zu. einer ernsten In-
Handschüsse führen nur
öne (1) das Risiko der Infektion
um dafür schnell eine sonst funktionstüchtige
öne (1) empfiehlt sehr die Extensions-
Die Schußbrüche der Vorderarmknochen ohne. Gelenkver-
eines der dankbarsten Objekte für die vor-
Auch die Schußbrüche des Oberarms sind .
Der Humerus kann von allen Seiten so
hier zuweilen Mißerfolge. Wesentlich für
aus einer Einklemmung befreien beziehungsweise nähen.
n hat den Vorschlag gemacht, den frisch durchtrennten
Wenn auch in diesen Fällen wegen der zu erwartenden
‚geboten ist, daß eine Wiederherstellung
eintritt, so werden doch durch die ‚frische Ver-
nähen,
! eine spätere Operation geboten [Redwitz {(b)].
ei den Verletzungen der Clavicula besteht die Gefahr in
Gerade hier am Eingang zum Mediastinum
Zeigt. sich was der frühe Eingriff i i
n a ingriff in der Verhinderung der In- Br 2 nen, 2
Sektion leistet, Ebenso verhält es sich mit der Scapula. Aller- | Zu den gefürchtetsten Folgezuständen nach Schußverletzungen
| muß auch die Osteomyelitis der Wirbelkörper gezählt werden, die
bei intakter Dura zur tödlichen Meningitis führen kan chir-
urgischem Eingreifen .nicht zugänglich ist. is m
Schon lange bestehende Knochenhöhlen, wie sie nach 3
verletzungen vorkommen, behandelt Bier nicht mit Drainase 2
Tamponade, sondern er verschließt: die Wunde mit wasserdichtem
Stoff und läßt den Eiter als einen guten Nährboden in der Wunde
Bei den Fußschüssen hängt der funktionelle Erfolg wesent-
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) Pulley, New York med.
m. W. 1918, Nr, 1,
j, 8. November 1913.
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-so ist — wenigstens theoretisch — auch eine indirekte Wirkung
|. durch reflektorische Einwirkung auf den Ort der Schmerzentstehung :
scheint zu den peripher angreifenden, in ‘erster Linie symptoma- '
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zurück. Bier sucht dabei die subcutane. Regeneration möglichst
nachzuahmen, besonders auch die Luft, die als Fremdkörper auf
die Wunde wirkt, abzuhalten. Zu jeder Regeneration gehört die
unbedingte Ruhe. Damit hat Bier die besten Erfolge erzielt
[Krecke (7).
Auf Gelenkschüsse näher einzugehen, kann ich mir
sparen, da ich sie erst kürzlich eingehender besprochen habe
(M. Kl. 28. Juli 1918; Sammelreferat). Nur einige Einzelheiten
möchte ich an dieser Stelle hinzufügen. Auch Wieting (9) ist
für primäre Naht bei Gelenkschüssen, sofern sie frühzeitig
(bis 48 Stunden) in Behandlung kommen und die Kriegslage es
gestattet (kein Abtransport usw.). Die Ergebnisse mit diesem
aktiven Verfahren selbst bei umfangreicheren Knochenzertrümme-
rungen, bei denen eine primäre Resektion oder Amputation noch
nicht angezeigt erscheint, sind gegenüber den früher auch von
Wieting (9) beobachteten mehr konservativen oder im wesent-
lichen nur symptomatisch aktiven Vorgehen ganz erheblich besser
geworden. Wieting (9) stellt die grundsätzliche prophylak-
tische Frühversorgung der Gelenkverletzungen mit nachfolgender
Naht in den Vordergrund.
e Bei erheblichen Zerschmetterungen des Handgelenks bewährt
sich die Resektion ausgezeichnet und verhindert die Infektion fast
mit Sicherheit. Unbedingt notwendig ist der Verband in Dorsal-
flexion und frühzeitige Bemühung um die Wiederherstellung der
Fingerbewegungen.
Auch die funktionellen Resultate nach Ellbogengelenk-
resektion versprechen bei zweckmäßiger Nachbehandlung Gutes.
Bei der Zertrümmerung des Humeruskopfes hat sich die Resektion
ebenfalls sehr bewährt, ebenso auch bei weiter Aufreiĝung und
schwerer Verschmutzung des Gelenks.
Wenn die Infektion des Sprunggelenks fast sicher ist, scheue
man sich nicht, den schwerverletzten Talus wegzunehmen. Die
Fußgelenkresektion, zumal die Talusexstirpation erlauben eine
erfreuliche funktionelle Prognose. Die Behandlung des Hüftgelenk-
schusses ist eine der schwersten Aufgaben. Das Schicksal des
infizierten Hüftgelenks ist sehr traurig. Am besten hilft die recht-
zeitige Resektion.
Bei den Kriegsverletzungen des Schädels und Gehirns
ist die Gefahr eine besonders große, weil die Hirnsubstanz sehr
langsam reagiert und dadurch jede Demarkierung des erkrankten
vom gesunden Gewebe fast unmöglich gemacht wird. Wenn man
daher nicht möglichst früh operiert, ist der Hirnbrei schon infi-
ziert, ist die Infektion, die Encephalitis bereits im Gange. Die
Encephalitis „stellt die der Gehirnsubstanz eigene Erscheinungs-
form eines progredienten, entzündlichen Prozesses mit Neigung zu
starker Ödembildung und zu nekrotischem Zerfall dar, bildet das
Analogon der Phlegmone zu anderen Geweben“. Die Symptome
der Entzündung treten zwar gegenüber den Zeichen des degene-
rativen Verfalles mehr zurück, was wohl hauptsächlich an der
Eigenart der Gehirnsubstanz als Gewebe liegt. Daß es sich nicht nur
um degengrative Vorgänge handelt, beweist schon die hohe Tem-
peratur, die hier fast nie fehlt. Auch dadurch steht sie in
scharfem Gegensatz zum umschriebenen Hirnabsceß, der bekannt-
lich lange Zeit afebril oder unter subfebrilen Temperaturen ver-
laufen kann. Die Encephalitis schreitet in den meisten Fällen un-
aufhaltsam vorwärts, frißt sich förmlich bis zum Ventrikel durch,
erweicht und durchbricht seine Wandung und führt so zur termi-
nalen Meningitis [Chiari (8). Die Therapie ist der Encepha-
litis gegenüber machtlos.
Günstiger liegen die Bedingungen für die geläß- und binde-
gewebsreiche Pia mater, welche schnell auf die Reize des Trau-
mas und der Infektion antwortet [Schöne (1)]. So erklätt es
sich zum Teil, daß die Gefahr der Meningitis weit geringer als
die der Encephalitis ist. Öfter treten meningitische Symptome
ohne klassische Meningitis und andererseits diese ohne charak-
teristische Symptome auf. So hat Schöne (1) in einigen Fällen
eine ganz unerwartete Heilung erlebt, wo er nach dem schweren
Symptomenkomplex unbedingt den letalen Ausgang erwarten zu
müssen glaubte.
Die Bildung von Hirnabscessen erfolgt wohl fast immer um
in das Gehirn eingedrungene Fremdkörper. Daher ist unbedingt
die frühzeitige Entfernung des Geschosses, falls sie nicht, wie
leider sehr häufig, zu verletzend sein würde, zu fordern. Daß
Fremdkörper im Gehirn dauernd aseptisch einheilen, erscheint
immer mehr fraglich. Auf eigentümliche periodische Fieber-
schwankungen bei Hirnsteckschüssen sei hier hingewiesen.
Die Drainage der Gehirnwunden hat im allgemeinen große
Nachteile. Durch den Druck der Gaze oder des Drains auf die
Hirnsubstanz entsteht eine starke Quellung, die weiterhin oft zu
einem sehr bedeutenden Hirnprolaps führen kann, an dem es
leicht zu einer Infektion kommt.
nicht ohne Drainage aus,
tampon ist nach Krecke (7) die Quellung und Neigung zum
Prolaps viel größer als bei Anwendung eines Gummirohrs; ferner
werden bei der Entfernung der Gaze Teile des Gehirns mitge-
rissen.
Naht beziehungsweise die Fascienplastik innerhalb der ersten
Stunden nach der Verletzung empfohlen.
nisse, die die chirurgische Behandlung der Gehirnverletzungen
letzten Endes zeitigt, beruhen zum großen Teil eben auf dem
Versagen des Gehirns in der Abwehr der sekundären Infektion
können wir aber durch die primäre Naht ausschalten, wie sie
Bárány zuerst empfohlen hat.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. | 9. März
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Bei Hirnabscessen kommt man
Bei der Anwendung von einem Gaze-
Daraufhin ist von Bárány und Anderen die primäre
Die traurigen Ergeb-
und in dem Versagen unserer Therapie. Die sekundäre Infektion
Die Bedenken, über einer nicht
sicher sterilen Tiefe die Haut zu schließen nnd die Infektions-
keime einzuschließen, bleiben bestehen, müssen aber zurücktreten
hinter die Furcht vor Gefahren der sekundären Infektion.
Wieting (9) ist jedoch nur für primäre Naht, wenn die Ver-
sorgung auf das gründlichste erfolgen kann und möglichst früh-
zeitig erfolgt; in jedem anderen Fall ist er nur für Reinigung
und Offenlassen der Gehirnwunden. Wenn also auch einerseits
Zurückhaltung und Vorsicht am Platz ist, so ist es doch anderer-
seits ein großer Fortschritt, weil der primäre Wundverschluß den
besten Schutz vor dem Auftreten eines Prolapses und der drohen-
den sekundären Infektion und Erweichung gewähren kann.
Bei den äußeren Wunden der Brustschüsse wird man
meistens vorbeugend operativ vorgehen müssen; doch hüte man
sich, einen geschlossenen Pneumothorax in einen offenen zu ver-
wandeln. Beim offenen Pneumothorax werden die Weichteile an-
gefrischt, die Rippensplitter entfernt und die Naht ausgeführt.
Falls diese nicht zureicht, sind plastische Verschlüsse angezeigt.
Diese Verwandlung des offenen Pneumothorax in einen ge-
schlossenen beseitigt nicht nur die Gefahren des akuten Pneumo-
thorax, sondern stellt auch das wesentliche Mittel dar, um der
Gefahr der verhängnisvollen Sekundärinfektion der Pleurahöhle zu
begegnen. Bei größeren Defekten wird die Lunge ringsherum In
die Wunde eingenäht, um die Verdrängung des Mediastinums nach
der gesunden Seite aufzuheben, und so die drohenden Folgen des
offenen Pneumothorax bekämpft. Auch die Naht der verletzten
Lunge wurde mit Erfolg angewandt. Mit Hilfe von Überdruck-
apparaten, die auch Schöne (1) sehr empfiehlt, kann man die
Lungenverletzungen noch exakter behandeln. Auf diese Weise 8%
lingt es auch, transdiaphragmale Verletzungen durchzubringen,
welche sonst eine absolut schlechte Prognose gaben. — Bei Pleura-
empyemen nehme man nicht zu lange Drains, da sie die Entfal-
tung der Lunge und die Verkleinerung der Höhle verhindern wut
den. Die traumatischen Empyeme sind weit bösartiger als die
postpneumonischen, zumal wenn sie von Streptokokken hervorse
rufen werden ; sie neigen sehr viel mehr zur Ausbreitung und re-
sorbieren sich weit schlechter, schon weil meistens die zerfallen-
den Blutkoagula als fetzige Bestandteile lange Zeit bis zu ibr s
Aufsaugung bedürfen. Dann lautet auch ihre Prognose meistens
erheblich ungünstiger, zumal auch späterhin bei der Aushellung
die Schwartenbildung früher und stärker sich einstellt, sodab
innere Verwachsungen, Verzerrungen und Lungenbeengungen a
erhebliche Rolle spielen.
Die Verletzungen der bakterienhaltigen Organe bedürfen ent-
sprechend der Kürze ihrer Inkubationszeiten der allerfrühesten
Versorgung. Daher gilt auch für die Bauchschüsse die alte
Regel, sobald wie möglich zu laparotomieren, wenn die Verletzung
eines Hohlorgans oder eine stärkere Blutung angenommen Sur
Bei erheblicher Verschmutzung der Bauchhöhle rät auch Schöne (t)
zu ausgiebiger Spülung mit physiologischer Kochsalzlösung: o
Bauchoperationen weiß man, daß das Peritoneum mit einer ge-
wissen Zahl von infektiösen Keimen fertig wird und daß die SR
fahr einer Peritonitis viel weniger zu fürchten ist, als die eines
subeutanen Abscesses. Bei der umschriebenen und allgeme”
Peritonitis betont die weitaus überwiegende Mehrzahl der AG
urgen die Notwendigkeit einer Drainage der Bauchhöhle. K recke u
würde es auch für keinen Fehler halten, bei allgemeiner, Ab,
sprochener Peritonitis die Bauchhöhle völlig zu schließen, abg
sehen von einem Drain im Unterhautzellgewebe.
darauf hingewiesen, daß eine völlige Trockenlegung der
höhle in solchen Fällen ganz unmöglich ist. Im Gegenteil
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samtergebnis als ein trostloses’ bezeichnen muß, wobei. allerdings
zu bemerken ist, daß von vornherein bei dem zur :Behandlung
kommenden Krankenmaterial keine. Hoffnung auf Heilung be-
sich um das Drain herum alsbald Adhäsionen, die die Bauchhöhle.
Wahrscheinlich werden diese
; Drains für
nee! völlig gegen das Drain abschließen. orden die |
| Verklebungen nach sechs bis zwölf Stunden schon so vollständige 0 ni
| stand.-. Aber es hieße den Tatsachen Gewalt antun, wollte man ii
verkennen, daß hier die Strahlentherapie wenig mehr als palliative u
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D A sein, daß aus der freien Bauchhöhle nichts mehr abläuft. T
Die Behandlung der Verletzungen der Urogenital-
organe ist eine der wenigen, welche im Krieg im allgemeinen
konservativ geblieben ist. Für Nierenverletzungen ist nur dann
die Indikation zum Eingriffe gegeben, wenn die Zeichen fort-
schreitender Anämie, der Urininfiltration oder der -allzu starken
Verdrängung der intraperitoneal gelegenen Organe durch den peri-
renalen Bluterguß vorliegen, oder starke Blutung und Abfließen
von Urin nach außen von vornherein zum Eingriffe zwingt [Red-
witz (ö). Nach Küttner läßt sich in solchen Fällen eventuell
die Nephrektomie durch. Umschnürung des verletzten Pols der
Niere mit einem vorsichtig angezogenen Seidenfaden umgehen.
Dadurch kann die Blutung zum Stehen kommen und die Niere
wenigstens teilweise erhalten bleiben; ja sogar der abgeschnürte .
Pol ist nicht unbedingt verloren. Intraperitoneale Blasenver-
letzungen bieten nur durch chirurgische Eingriffe einige Aussicht
auf guten Erfolg; bei den extraperitonealen gelten rein konserva-
tive Grundsätze ; die wichtigste Maßnahme bleibt die einwandfreie
Ableitung des Urins; der Verweilkatheter tritt hier in seine Rechte.
Die Frage extra- oder intraperitonealer Blasenverletzung ist nicht
immer mit Sicherheit zu beantworten, sodaß bei manchen Ver-
letzungen eine Probeeröffnung der Blase nötig wird. Für die Ver-'
letzungen der Harnröhre gelten die Indikationen des Friedens. Bei
Urininfiltration Ineision, Katheterismus der Blase, eventuell Ver-
weilkatheter, Boutonniere oder Punktion der Base, —— ` >
Literatur: 1. Schöne. (D. Zschr. f. Chir. Januar 1918, Bd, 143, H. 1—2.)
— 2. Klapp. (M. m. W. Mai 1918, Nr. 19.) — 3, Linnartz. (D. Zschr. f. Chir.
Nov. 1917, Bd. 142, H. 8—4.) — 4. Wederhake. (Ebenda Febr. 1918, Bd. 143,
: H.3—6.) — 5. v. Redwitz. (Zschr. f. ärztl. Fortbild: März 1918, Nr. 6.) —
6. Jehn. (D. Zschr. f. Chir. Sept. 1917, Bd. 141, H. 8—4.) — 7. Krecke: (M. m. W.
pt. 1917, Bd, 141, H, 8—4.)
Erfolge zu verzeichnen hat.
.Behauta (4) hat 235 Fälle von Gebärmutterkrebs mit Ra-
dium behandelt. Von diesen waren 206 inoperabel, 9 Fälle konnten
als Grenzfälle bezeichnet werden, ‘20. waren, sicher ` operabel,
. konnten aber teils wegen Weigerung der Patienten, teils aus äuße-
ren Gründen (Kontraindikationen von seiten des Herzens und der
Lunge) nicht operiert werden. ‚Von: der Gesamtzahl: dieser Fälle
sind 55 aus der bereits begonnenen Behandlung ausgeblieben, bei
45 wurde die Behandlung abgebrochen, da sie von den Kranken
Schlecht vertragen wurde, 64 starben noch vor Abschluß der. Be-
handlung, 23 Fälle sind noch nicht abgeschlossen und bei 45 kann
man von primärer Heilung sprechen, insofern, als sie in 6 Fällen drei
Jahre nach Abschluß ‚der Behandlung, in 11 Fällen zwei Jahre
nach der Behandlung und beim Rest ein Jahr nach der Behandlung
gesund erschienen. Besonders wichtig erschienen nun Schautu
die Schicksale der operablen 20 Fälle, die mit Radium behandelt
| wurden. 5 von ihnen blieben weg, eine Patientin vertrug die Be-
handlung nicht (Metastasen), 5 sind als gesund anzusehen, und
zwar 4 ein Jahr, einer drei Jahre nach abgeschlossener Behand-
lung. 7 starben infolge von Peritonitis, Sepsis, Kachexie, Pneumo-
nie und Blutung. Schauta nennt dies ein wahrhaft kümmer-
liches Resultat und bemängelt in erster Linie die verhältnismäßig
große Zahl von Toten. Er zieht hieraus den Schluß, daß auch
bei der Radiumbehandlung operabler Fälle Todesfälle vorkommen.
. Hier. ist ihm beizustimmen, denn die vielfach: geübte phrasenhalte
Rechnung von 0% Mortalität bei Strahleibehandlung ist eine un-
begründete. Indessen darf Schauta diese. hohe. Mortalität
nicht mit der 'von ihm sonst beobachteten Operationsmortalität
von-4,1% vergleichen. Es handelt sich bei den bestrahlten-Fällen
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Mai 1918, Nr. 10.) — 8. Chiari. (D. Zschr. f, Chir, Se
— 9. Wieting. (Ebenda Sept. 1918, Bd. 146, H. 5—6.)
mP TE s: | um Menschen, deren Allgemeinzustand so schlecht war, daß man \
Pe Strahlentherapie. | sie schon nicht mehr der Operation auszusetzen wagte und die Be
Bi Von Sibani Dr. Sean. Berlin. möglicherweise auch ohne- jeden Eingriff und ohne ‚jede Behand- en
Te a Br ee lung gestorben wären, wie es doch beim Oareinom immer wieder E
i o R | | (Fortsetzung, vgl. Nr. 2 und 6. einmal vorkommt, daß der Patient am Vorabend der Operation. Ar
me Ä III. Zu © ` f verstirbt. Also hieraus allein Schlüsse zu ziehen und. am Ende ir
ji! 0. jeh habe in der letzten Nummer den Standpunkt der prinzi- | gar zu folgern, daß die Bestrahlung gefahrbringender sei als die, ne
de = pielen Anhänger der Strahlentherapie des Genitalcarcinoms näher '| Operation, wäre zu weitgehend. Aber}auch, was das Bestrah- a
ausgeführt. Ich möchte heute auf die entgegengesetzte Aul- ‚Jungsresultat selbst betrifft, so ist Schautas herbe Kritik nicht Tan
ri fassung eingchen. -Franz (1) hält es für ausgeschlossen, daß | gerechtfertigt. Schauta hat mit der Operation 21% Erfolge, Ben
ms ‚bei operablen Fällen die Radiumbehandlung je die Operation er- | bei den von ihm. vorgetragenen Zahlen sehen wir bei den be- Ä Ei,
is Teicht, da die Dauerresultate, wie sie die chirurgische Behand- strahlten Fällem 25% gesund Gewordene, also ein Ergebnis, das ne
m lung erzielt, durch Bestrahlung‘nicht gewährleistet werden können. | sich durchaus mit dem chirurgischen Resultat messen kann, wen a
pj `ranz hat 45 operable, 33 inoperable und 24 Rezidivfälle be- | man überhaupt, gestützt auf ein so kleines Zahlenmaterial, Be- i
ái -= Sirablt. Von den 45 bestrahlten operablen Carcinomen waren 30 | trachtungen aufstellen will. Überhaupt finde ich das ‚Gesamt. :
pil - gut operabel, 15 lagen an der Grenze der Operabilität. Von diesen ergebnis der von Sch auta bestrahlten Fälle gar nicht so un-
æ 5 Fällen konnte bei 14 eine gute Strahlenwirkung beobachtet: | günstig. Er hat bei 45 Fällen Heilung erzielt. Ziehen wir davon =
jt} = werden; in 23 ist das Careinom während der Behandlung oder | die 5 Fälle ab, in denen das Carcinom. noch operabal war, so sind - a
gi kurz dahinter weiter gegangen. Besonders beobachtete Franz | von 215 Carcinomen, von denen 206 ınoperabel und 9 Grenzfälle. . ER
Mi merkwürdige Fälle der Metastasierung. Von den 33 inoperablen | waren, 40 geheilt. Ich möchte dieses Ergebnis als ein durchaus a
joo Fällen sind 21 nicht günstig beeinflußt worden. Franz ist ein | für die Strahlentherapie günstiges bezeichnen und mir ‚gegenüber ae
goo- Anhänger der kombinierten Radium- und Röntgenbehandlung. | Schautas ablehnendem Urteil nur die eine -bescheidene An- =.
9 „Für unbedingt chirurgische ‚Behandlung der operablen Fälle | frage erlauben: was wäre denn aus diesen 40 geheilten Krebs- Se
5: titt Küstner (2) ein. Er beruft sich zur Stütze seines Stand- | kranken geworden ohne Anwendung der Strahlentherapie? on
| Punktes auf die absolute Unzuverlässigkeit der klinischen Unter- „Werner (5) hebt die gute palliative Wirkung der Strahlen ee
nr suchung, indem viele Krebsfälle zunächst als kleine careinomatöse | beim Carcinom hervor und lobt den günstigen Einfluß auf Blu- 2
Ulcera Imponieren, sich aber tatsächlich doch schon als in. die | tung und Ausfluß, desgleichen die- durch Bestrahlung veranlaßte 2i
Hefo reichend erweisen. Wie-weit eben ein Carcinom reicht, ist | Schmerzverminderung und die Hebung des Allgemeinbefindens. Bu
2 erst bei der Operation feststellbar, alle klinischen Untersuchungs- | Hingegen betont er, daß die Wirkung des Radiums nur eine auf A
mittel versagen hier. | u . ` ` | die Oberfläche gerichtete sei und daß sie in. der Tiefe un- a
: Heimann (3) vertritt gleichfalls den Standpunkt, operable | zuverlässig ist. Die erzielten Heilungen sind keine dauernden.
| Krebse zu operieren, inoperable zu bestrahlen. Er berichtet. über | Daher sind die operablen Carcinome nach-Werne.r zu operieren,
803 bestrahlte Tälle, und zwar waren es 279 Cervixcarcinome | der Strahlentherapie "bleiben die inoperablen Fälle vorbehalten. 2
arunter zwei an sich noch operable, die aber wegen hohen Alters | Ich lasse es dahingestellt, ob die Ausführungen Wern ers in n
, bzw. Diabetes nicht operiert werden konnten), 17 inoperable Re- | dieser Form beweiskräftig sind. Sein Beobachtungsmaterial be- De
zidive nach Totalexstirpation und: 7 inoperable Vulvakrebse. Der | steht in 7 operablen und 66 inoperablen Krebsen des Collum und. .
Erfolg dieser Behandlung ist ein sehr bescheidener. 7 Fällv | der Vagina, 51 Rezidiven, 4 Oorpuscareinomen und 7 Vulva- a
weisen augenblicklich cin Careinom nicht mehr auf, 12 sind | tumoren. Um aber das letzte Wort darüber zu sprechen, um die wen
gebessert, das heißt von ihren quälenden Symptomen, Blutungen | Frage zu entscheiden, ob man den operablen Fall bestrahlen ‚oder i
und Ausfluß, befreit, 4 sind nicht gebessert und 6 Kranke. be- | operieren soll, dazu ist das, von Wer ner beobachtete Material
finden sich in schlechter Verfassung. 146 sind tot, 104 ver- | zu einseitig. Es fehlen, um wirkliche Vergleiche zu ziehen, die voi
größeren, Serien operabler Carcinomfälle, die bestrahlt wurden ae
Schollen (erfahrunossemäß si : schollenen W
$ ahrungsgemäß sind die sogenannten vers6nolen | = RN = ‚ne ` Ä f
‚Alle immer schlecht verlaufene), sodaß man eigentlich das Ge- | und gegenüber den operierien Fällen ungünstig verliefen. Wer-
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"wiegenden Frage herangegangen. Die absoluten Bestrahlungs-
- fehlen. Eine Rezidivfreibeit, die durch zehnjährige Beobachtung
ners Ausführungen enthalten zweifellos sehr viel Richtiges, doch
ist für die gezogene Schlußfolgerung ein Beobachtungsmaterial
von 7 operablen Careinomen nicht ausreichend.
Wie man aus diesen Gegenüberstellungen der Ausführungen
der Anhänger und Gegner der Bestrahlung des operablen Carci-
noms ersehen kann, liegen auf beiden Seiten Fehler. Die Ope-
rationsanhänger haben ihre Erfahrungen oft nur an Hand eines
sehr kleinen und einseitigen Bestrahlungsmaterials gesammelt und
sind — und das gilt ganz besonders von den Wiener Gynäkologen
— mit viel zu wenig Objektivität an die Prüfung dieser schwer-
anhänger sind nun ihrerseits wieder in ihrer Beweisführung da-
durch im Nachteil, daß ihnen die langen Beobachtungszeiten
festgestellt ist und die sich auf 87,5% der beobachteten Fälle
orstreckt, wie sie Thaler (6) beim chirurgisch behandelten
Collumeareinom statistisch nachzuweisen imstande war, kann die
Strahlentherapie zurzeit nicht anführen. Auf ihr lastet Immer
noch das Odium des Scheinerfolges, des frühzeitigen Rezidivs.
Auch ist es gar nieht in Abrede zu stellen, daß die Heilerfolge der
Strahlentherapie ziffernmäßig denen der chirurgischen Therapie
nicht überlegen sind. Beide Behandlungsformen halten sich zur-
zeit die Wage. Es ist begreiflich, daß viele Gynäkologen von
ihrem bewährten Heilplan so lange nicht abweichen, bis sie nicht
durch entsprechende Statistiken eines Besseren belehrt werden.
Andererseits — und dies ist geradezu die Gefahr bei der ganzen
Erörterung der Krebstherapie ist es zu verstehen, daß sich in
Laienkreisen immer mehr der Wunsch nach einem operationslosen
Heilverfahren ausbildet, da die doch nicht zu leugnende hohe
Mortalität bei den Krebsoperationen begreiflicherweise gefürchtet
und ferner in geradezu gewissenloser Weise im Publikum die An-
sieht gezüchtet wird, daß die Strahlentherapie ein völlig gefahr-
loses Verfahren darstelle. Daß dem nicht so ist, braucht nicht
besonders betont zu werden, wenn es auch ganz überflüssig er-
scheint, daß man einzelne Vorkommnisse hier einseitig aufbauscht
und unnütz öffentlich erörtert. Indessen ist und bleibt die prin-
zipielle Aufgabe der chirurgischen Therapie des beginnenden Car-
einoms ein schwerer Entschluß für den Arzt, und ich persönlich
leugne nicht, daß ich mich zu diesem Entschluß noch nicht durch-
zuringen vermochte. Aber aus demselben. Grunde spreche ich den
Gegnern der Strahlentherapie beim‘ beginnenden Krebsfalle so lange
jedes Recht ab, in dieser Frage entscheidend mitzureden, solange
sie es verabsäumen, selbst erst eine große Anzahl operabler
Krebse zu bestrahlen. Wer dies nicht mit seinem Gewissen ver-
einen kann — ich selbst zähle zu diesen -—, der soll sich in
dieser Frage auch nicht äußern. Wer nur bei tuberkulösen, herz-
kranken oder diabetischen Careinompatienten, deren Schicksal
sowieso schon bestimmt ist, sporadische Erfahrungen sammelt,
kann diese nicht in Parallele setzen zu den Ausführungen. von
Bumm, Döderlein, Menge, Opitz, Seitz, sowie dem
verstorbenen Krönig, und Anderen, die das eben noch dia-
enostizierbare Carcinom der Strahlentherapie unterziehen. Das
letzte Wort über die Zweckmäßigkeit dieses Heilplans kann daher
auch nicht von den Gegnern, sondern nur von den Anhängern
selbst gesprochen werden. Man wird in abschbarer Zeit es ja aus
ihren Mitteilungen entnehmen ‚können, ob ihre Heilresultate denen
der Operationsanhänger ziffernmäßig überlegen sind. Daß dies
bis jetzt noch nicht der Fall ist, berechtigt zwar zur Skepsis, nicht.
aber zu einem ablehnenden Urteil.
Über den Wert der Strahlentherapie beim inoperablen Car-
9. März,
cinom besteht heute eine Meinungsverschiedenheit nicht mehr.
Sie bildet ganz besonders beim weiblichen Genitalkrebs eigentlich
die einzig mögliche Behandlungsform. Daß es immer und immer
wieder gelingt, einen absolut verlorenen Fall dem Schicksal zu
entreißen, ist ja an sich erfreulich, steht jedoch gar nicht im Ver- -
hältnis zu unendlich vielem Guten, was auch 1m hoffnungslosen
und nicht mehr zu rettenden Falle mit der Strahlentherapie erreicht
wird. Daß es dabei zur Notwendigkeit wird, ganz insbesondere
der Kachexie entgegenzutreten, vor allem auch der durch Bestrah-
lung geförderten Resorptionskachexie, und daß uns chemothera-
peutische Mittel in dieser Hinsicht wesentlich zu unterstützen Ver
mögen, wurde bereits betont. Nicht bewährt haben sich die intra-
venösen Injektionen von Thorium X [Falta (7)]. Neben dem
Careinom der Genitalorgane hat sich die Strahlentherapie beson-
ders auch beim Brustdrüsenkrebs eine besondere Stellung er-
= worben. Es war schon in früheren Jahren C hristophMüller
[Immenstadt] (8), der schon 1911 und 1912 operationslählge
Mammacareinome einer aus Röntgenbestrahlung und Diathermie
kombinierten Behandlung unterwarf und sehr gute Ergebnisse mit
dieser Therapie erzielte. Es war begreiflich, daß man sich später
immer mehr der Strahlenbehandlung dieser Careinomform ZU
wandte. Die Bestrahlung des Mammacareinoms hatte in den
Händen einzelner solchen Erfolg, daß Loose geradezu von einem
Siege der Röntgenstrahlen über das Careinom sprach. Auch.
Sielmann (9\ glaubte die prinzipielle Bestrahlung des Mamma-
carcinoms befürworten zu können. Friedrich (10) und Krö-
nig (10) bevorzugen grundsätzlich die Behandlung mit strahlen-
der Energie gegenüber der chirurgischen. Über eine größere An-
zahl bestrahlter Mammacareinome berichtet Tugendreich (11).
Er hat 98 Fälle behandelt. (70 postoperative Rezidive und Meta-
stasen, 19 inoperable und 9 noch operable Carcinome). von
diesen hatte er entschiedene Besserung bei 14 postoperativen Re-
| zidiven und Metastasen, bei 3 inoperablen und bei 2 operablen
Careinomen. 30 dieser Mammacareinome wurden nicht gentger
bestrahlt, 49 (also 50 %) nicht gebessert. Unleugbar ist das kein
sehr ermutigendes Ergebnis. Man sehe zunächst ganz ab von den
postoperativen Rezidiven, von denen wenigstens noch em Į nt
günstig beeinflußt wurde, man lasse ebenso die inoperableu Fälle
‚außer Betracht und verweile lediglich bei den noch operablen
Careinomen. Unleugbar ist hier das Bestrahlungsergebnis en
ausgesprochen schlechtes. Während wir bei der chirurgischen
Therapie noch mit einem Dauerresultat von 25% [Linde Fe
berg (12)] bis 40% [Steinthal (13)] rechnen, liegt hier der
mit der Strahlentherapie erzielte Erfolg unter dieser Ziffer. Den
Tugendreichschen Mitteilungen ist in dieser Beziehung Cmm
besonderer Wert deshalb zuzusprechen, weil sie aus dem Berne
Universitätsinstitut für Krebsforsehung stammen. Auf Grun
| dieser Erfahrungen möchte ich im operablen Falle von Mamma-
carcinom die Strahlentherapie nicht in Vorschlag bringen uno =
finde mich hier in Übereinstimmung mit Hänis ch jHam
burg] (14) und Paul Krause [Berlin] (15).
Literatur: 1. Franz, Arch. f. Gynäk. 1918, Bd. 109, H. 1, Ai.
2. Küstner, Med. Sekt. d. Schles. Ges. f. vaterl. Kult. zu Breslau. 18. Jan, 5
— 3. Heimann (Breslau), ebenda. — 4. Schauta, Zbl. f. Gyn. 1917, Nr. > A
5. Werner, Arch. f. Gynäk. 1917, H.1. — 6. Thaler, Zbl. f. Gyn. 1917, NT. $
— 7. Falta, Die Behandlung innerer Krankheiten mit radioaktiven Substanz”
Berlin 1918. — 8. Müller, Strahlenther. 1913, Bd. 2, H. 1. — 9. Sielmann,
Ärztl. Verein München, 21. Juni 1916. — 10. Friedrich und Krönig, M. H u
1916, Nr. 41. — 11. Tugendreich, Zschr. f. Krebsforsch. 1917, Bd. 16, RE
12. Lindenberg, D. Zschr. f. Chir., Bd. 78. — 13. Steinthal, Bruns Bel si i
klin. Chir. 1912, Bd. 78. — 14. Hänisch, Verh. d. D. Röntgenges. 1%
10. Kongreß. — 15. Paul Krause, ebenda. (Schluß folgt.)
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siche auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 8.
Blühdorn (Göttingen): Über alimentäre Anämie im Säuglings-
und frühen Kindesalter. Siehe Vereinsbericht Medizinische Gesellschaft
in Göttingen vom 12. Dezember 1918. |
Kohn (Berlin): Bemerkungen zur Behandlung der Influenza-
pneumonie. Verfasser widerspricht auf Grund eigener Erfahrungen
der v. Freyschen Ansicht (B. kl. W. Nr. 7), daß sich bei Grippe
niemals Veränderungen am Herzen fanden, daß es sich vielmehr um
vasomotorische Störungen handle und nicht Herz-, sondern Vasomotoren-
Ba USE en ‘r wandte Chinin subeutan mit gutem Erfolge an
ezüglich der Schwangerschaftsunt i u ea
haltung angezeigt. ä erbrechung ist allergrößte Zurück-
t
Moog (Frankfurt a. M.): Über Trichocephalus dispar bei Kriegs-
teilnehmern. Trichocephalus dispar findet sich etwa bei der Hälfte
aller Kriegsteilnehmer und wird im Felde erworben. Er ruft mannig-
fache Störungen an den Verdauungsorganen hervor, vor allem ernstlich®
Darmblutungen. Okkulte Blutungen fanden sich nur in 1,8 o% der Fälle.
Die Therapie ist machtlos. i
S
Ridder (Berlin): Znr Kasuistik der Fremdkörper der Jat
beziehungsweise des Ductus Stenonianus. Mitteilung eines Falles, i
welchem ein Granatsplitter durch die Mundhöhle in die linke Paro >
beziehungsweise deren Ausführungsgang gelangte und zur zeitweise
Behinderung des Speichelabflusses führte. Als Behandlung kommt ?
die baldige Entfernung in Betracht.
Margulies (Dalldorf): Sinnlose Wortassoziationen eines ae
gesunden. Die Genese der sinnlosen Reaktionen wird zu erklären
NE 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 10. 000.00 248.
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= sucht. Sie sind als sprachmotorische Reaktionen ausgelöst durch den | von Oylindern, weißen und selten auch roten, Blutkörperchen anzeigen,
akustischen Reiz des Reizwortes. Eindeutigkeit der Determination und | sah der Verfasser ziemlich häufig im Verlauf einer Quecksilber-
Salvarsankur auftreten.-. Dann muß natürlich die Behandlung A
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„immer und ms F Reichtum an Assoziationen sind auch. in der großen Stetigkeit der
tlem Schiks f . Reaktionszeiten zum Ausdruck gekommen. | l unterbrochen werden. (Um eine Nepbritis sypbilitica handelt RRN
| Sternberg (Wien): Ein Endotheliom der Dura über einer | es sich dabei nicht, da hier Albumen reichlich im Harn vorhanden |
im hoffnua y . inneren Exostose des Schädeldachs. Der mitgeteilte Fall ist ein Beweis, | ist) Deshalb muß der Urin jedes Syphilitikers im Beginn der I E i
entherape und. - daß chronische lteizzustände auch als auslösende Momente für die Ent- | Behandlung. und während dieser — wöchentlich ein- bis zweimal — Han | 2 i o
ganz inba stebung vonłžEndotheliomen in Betracht kommen. Die Operation ist | auch mikroskopisch untersucht‘ werden. ` u i is S T
Jer durch Bas oft leicht. Der Kranke war hier 19 Jahre ik 0 5 P. Hesse (Berlin): Die Anzeige der offenen Lungentuberkulose. T AE
Beckers (München): Klinische Beobachtungen über die Ursache | Um auf dem Formular für Sonderbewilligung von Nahrungsmitteln die >) ne
der Kurzsichtigkeit. In jedem Falle von Myopie fand sieh ein (meist | Diagnose „offene Lungentuberkulose“ unzweideutig klar Hd FH
yen sich di it geringer) Grad von dioptrischem "Astigmatismus. In seiner genauen | herauszuholen, schlägt der Verfasser vor, der Rubrik : „spezielle Dia- 1 E
T). jehe Korrektur haben wir ein Mittel, die Zunahme der Myopie aufzuhalten. gnose“ beizufügen: „Falls Lungenkrankheit: a) Ist Auswurf vorhanden? 1 F AH =
| Selef FAA 0.0... Reekzeh. f b) Falls-ja, sind in ihm Tuberkelbacillen nachgewiesen? ce) Falls nach- ` Ka pE
ore DR TET ER RE Pe .| gewiesen, von welcher 'Seite (Institut)?“ Man hat dadurch die be- i DRETS
stopki T SR meari sehe Mornese EIER nen `| queme- Möglichkeit, ‘die Offen-Lungentuberkulösen nach Namen, Woh- MERE: $ iE.
i > Adolf Schmidt (Bonn): Ein neues Verfahren zur Röntgen- | nung, Alter und Beruf mit Sicherheit festzustellen, und so. die Schluß- DE A
untersuchung der Bauchorgane. Es handelt sich um die Goetzsche | desinfektion beim Verzuge jedes Offen-Tuberkulösen aus séiner Wohnung ing:
o Erge . röntgenographische Methode, die Verfasser etwas abgeändert hat. Sie | herbeizuführen und damit. weitere Ansteckungen zu verhüten. Es I. = G
man ih gi - wird angelegentlichst empfohlen. ` Schließt man an dieses Verfahren | dürften natürlich nur ‘solche Atteste berücksichtigt werden, GE 3
reinen *f | direkt die Jako bäussche Laparoskopie an, so läßt sich die spezielle | die obige Zusatzfragen einwandfrei beantworten. Denn au ~ 11 0 i..
s hatte nt; “ Diagnose noch weiter klären. | cz or andere Weise läßt‘ sich. eine Anzeigepflicht nicht einführen, da die De E
dezu vn} =~ E Rautenberg (Berlin-Lichterfelde): _Pneumoperitoncale | Ärzte nicht verpflichtet sind, den Auswurf ihrer Kranken bakterio- 1.2) BR
sprac, Röntgendiagnostik. Berichtet wird über fünfjährige Eıfahrungen' mit | logisch untersuchen zu lassen. Auch haben die Kranken oft ein ARE:
ng des ist dem zur Röntgendiagnostik der Bauchhöhlenerkrankungen angewandten | Interesse, den ansteckenden Charakter ihres Leidens zu verheimlichen, ara
Ali, = künstlichen Pneumoperitoneum. Dieses vom Verfasser eingeführte Ver- | was sie nicht‘ tun würden, wenn ihnen durch seine Aufdeckung die BR
g = ~ Re EAT EN und ne rs ee on Sonderbewilligung eines Nahrungsmittels winkte. F. Bruck. ati
pe gronn» entarium — auszuführen. Es bereichert bei richtiger Auswa er u | i 5 E id 3
dreich Fälle die klinische Diagnostik in überraschender Weise,. aber nur in der RT Mi | eur 2 z DUB E: 7;
jve und Hand eines ae Klinikers. Das übliche „Röntgenlaboratorium“ Münchener medizinische. Wochenschr ijt 1 91 9, Nr 607. (iM ee Y '
none) | wird sich an diese Untersuchungen kaum heranwagen können. Am | _, Nr.6. D. Gerhardt (Würzburg): Über Ausgangsweisen der MERI i y
penti y besten ist es, wenn in diesen Fällen der Kliniker sein eigener Rönt- | Kriegsnephritis. Beim Austritt aus der Lazarettbehandlung geben ziemlich dashi EDE E
j 20i genologe ist. | | Se viele Patienten noch leichtere subjektive Beschwerden an, auffallend AE iT
ht C. Oehme (Göttingen): 'Familiäre akromegalieähnliche Erkran- | häufig Schmerzen in ‘der Nierengegend. Von 100 Fällen sicherer ae n t-
r iti] kung, besonders des Skeletts. Bei vier Geschwistern trat in der | Kriegsnephritis war bei 58 objektiv kein krankhafter Befund nachzu- N IRRE. 1
zab w Pubertät ein übermäßiges Dickenwachstum ‘der Extremitätenknochen, weisen; bei 42 bestanden noch irgendwelche Reste der Krankheit, teils Be u,
hf} am stärksten der Unterarme und Unterschenkel auf. Auch das Vo- | am Harn, teils in. der Funktion der Nieren, teils an den Kreislauf- a
erable f ` lumen der Weichteile war vermehrt, wenn auch viel weniger. Organen, doch konnten sie als g. v. H. oder a. v, H. entlassen werden. ER
ch We. i Béla v. Mezö (Budapest): Ersatz der unteren Hälfte des Ureters | 28 hatten beim Austritt als einzige Störung eine Restalbuminurie. Mit Lin
ee y durch Blasenmobilisation und Blasenplastik. Die ausführlich beschrie- | den Symptomen von chronischer Nephritis wurden zehn Fälle ent- Br
a .. bene Operation wurde bei. einer Ureterstriktur vorgenommen, die nach | lassen. Bei einer weiteren Gruppe von sieben Fällen dagegen hatte sich | a
pint totaler Uterusexstirpation entstanden war. — ` ~ j zu einer Zeit, wo die wesentlichen akuten. Symptome der Nephritis REAN:
ggl hë De H. Schall (Königsfeld im Bad. Schwarzwald): Die quantitative bereits abgeklungen waren und auch die Nierenfunktion .wieder ganz I
ale) Bestimmung der Acidose. Sie kann mit den einfachsten Hilfsmitteln in | in Ordnung war, also im Rekonvaleszenzstadium, nach-
a kürzester Zeit ausgeführt werden, ist aber prinzipiell nicht neu, sondern | trägli ch .— auf dem Boden der akuten Kriegsnephritis — eine
r i fi . geht auf Veröffentlichungen anderer Autoren zurück. Das Verfahren | echt nephritische Störung ‚neu ausge bild et. ‚Bemerkenswert ist VAL FIRE IR,
a m i wichtig für die Prognose und diätetische Therapie des Diabetes — | der Gegensatz zwischen ‚diesen Fällen und jenen, die den Übergang in IRRE
N Mo tat sich aber bis jetzt nicht in der Praxis eingebürgert und hat auch | Chronische Nephritis zeigen. Dort meist frühzeitige Einbuße des Kon- M Ao TEA
el "i ` M den gebräuchlichen Lehrbüchern keinen Eingang gefunden. zentrationsvermögens, Verdünnung anfangs noch leidlich, später ge- | i iiri AENA
Ed i Bakof en (Berlin): Kriegserscheinungen in Gynäkologie und wöhnlich Fixierung des specifischen Gewichts bei 1010 bis 1012, deut- A I I
a al Hingewiesen wird zunächst auf die Kriegsamenorrhöe. liche ‚Blutdrucksteigerung, oft Ödem oder wenigstens Gedunsensein des. Be
hg! Ea H der Ansicht Fischers zugestimmt, der das Vorhandensein von Gesichts; hier gut erhaltene Konzentration, aber starke Beeinträch- Ma
17 Ä ner korn im Mehl dafür verantwortlich macht. Besonders das | tigung der Verdünnung, keine Einwirkung auf Herz und Arterien, keine Bi
TAAS ge jetzt zu stark ausgenutzt, enthält sicherlich mehr Mutterkorn | Neigung zu specifisch nephritischem Ödem. z Bu
Al | Dar g Der Verfasser glaubt aber nicht, daß durch diese chronische ~ Felix Boenheim (Rostock): Zur Kenntnis seltenerer Formen o dR AREN: ©,
yali ur eichung allmählich eine Atrophie des Uterus entstünde, sondern | ‘der Dystrophia musculorum progressiva. Mitteilung zweier Fälle. W. R
in j mehr, daß eine dauernde Contraction der Uterusgefäße, und ~ F. Schiff: Zur Agglutinabilität. des Weil-Felixschen Bacillus. 1 | EEAS
s = ene Behinderung des Blutaustritts zustande komme. Fehlende oder schlechte Agglutinabilität des Bacillus X19 kann auf zu I: -
Bi. ne Art der Amenorrhöe ist nicht rein ovarieller Natur, da sie keine | geringem Gehalt des Nährbodens an Zucker beruhen. Mit steigendem MEA a
W eschwerden macht, während bei ovarieller Amenorrböe doch in vielen | Zuckergehalt nehmen die Geschwindigkeit der Reaktion, die Stärke der TARIA nr
Fällen Molimina auftreten. Natürlich kann durch Gewöhnung an das | Ausflockung und die Titerhöhe zu. | ne | I kt
2 „tterkorn die Wirkung verschwinden und die Contraction der Gefäße | Sonntag (Leipzig): Über. genuine diffuse Phlebektasie am HE
Po. der a Auch könnte es sogar schließlich zu einer Erschlaff ung | Bein. An den Extremitäten kommen neben traumatischen (das | Laer al:
øl i ee a dingen und damit zur Menorrhagie kommen. Die | heißt . Aneurysmen) bisweilen genuine ; Gefäßerweiterungen von TE BRIAN Le
fi Pe etzter Zeit beobachtete Abnahme .der Amenorrhöen könnte Geschwulstform von Von der letzten ‚Gruppe wird ein Fall von |
ji aai a sanitare sein, daß diese Kriegserscheinung dem Publikum | venöser Gefäßerweiterung ausführlich mitgeteilt. - = A ; ig BE
A i > an geworden ist, und die Patientinnen deshalb nicht mehr Georg Herzog (Leipzig): Ein neuer Fall von Malleus acutus. EBD c
: KB kommen. Hingewiesen wird weiter auf den Genital- | Demonstration in der Leipziger Medizinischen Gesellschaft. MRE F
pi Prun ps (fast nur große Prolapse wurden beobachtet) und auf den L. Hermanns (München): Auftreten von heterosexualen Merk- E A E A
! liss us vulvae (fast ausschließlich infolge: von dünn- | malen bei einem 38 jährigen Manne. l Die erworbene Umbildung ein- AE GGI A i TRE
il ' enian z em Fluor, und daher’auch meist-bei älteren Frauen, die an | zelner sekundärer Sexuszeichen. betrifft hauptsächlich die Brust- ABS AER |
y] nieht ea Be leiden, der immer dünnflüssig ist; dünnflüssigen Fluor drüsen, die beiderseits drüsenreich und ausgesprochen weiblich SH
a! geřade du Pai bei Chlorotischen viel mehr als zähflüssigen, und entwickelt sind und kugelige Form haben, und ist offenbar ausgelöst E
| dep Chin rc die jetzigen Ernährungsverhältnisse wird die Entstehung | durch eine Atrophie des Hodens, deren Ursache dunkel bleibt. ‚Man ER:
as rose begünstigt oder eine solche verschlimmert). könnte annehmen, daß in der geschlechtlich differenzierten Keimdrüse ` P A
Kiweiß anns Tröscher (Lörrach in Baden): Nierenschädigung ohne .| bereits normaliter Reste heterosexueller innersekretorischer Gewebs- 1A R | |
N ‚Web, Leichte Nierenschädigungen, die sich nur durch Ausscheidung | elemente vorhanden seien, die unter gewissen "Bedingungen das Über- iR A Be.
| | ERER E
an ‚ale:
KANN’, Ze
ET NETTE!
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En DE N 22 Far BE Eu AA 2
war mem SE 20 on naar mem —meimakrer Bert, Te:
246 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. ,
9, März.
gewicht erlangen können. In dem mitgeteilten Falle ist aber der Ver-
fasser eher geneigt, für die heterosexuelle Umbildung das Fortfallen
einer auf die „interstitielle Drüse“ wirkenden Hemmung verantwortlich
zu machen. |
Siegfried Romich: Contracturprothese. Mit der beschrie-
benen Prothese gelingt es, erstens ganz kurze Unterschenkelstümpfe, die
in stärkster Contracturstellung nur einen ganz geringen Bewegungs-
umfang aufwiesen, sofort zur Bewegung der Prothese zu verwenden und
zweitens in ganz kurzer Zeit die Contractur zu beheben.
0. Hagen: Ein Beitrag zur latenten Malaria. Nach scheinbar
ausgeheilter Malaria halten sich im Organismus doch noch Plasmodien
auf, die nach körperlicher Anstrengung, nach Krankheiten wieder ins
Blut gelangen und Rückfälle erzeugen. Auch eine Tetanusinjektion
kann so eine Malaria auslösen.
Maurice Favarger (München): Ein modifizierter Murphy-
knopf. Der Verfasser hat auf beiden Knopfhälften durch Klemmringe
eine Verschlußmembran angebracht. Dadurch wird der Darminhalt am
Herausfließen gehindert.
Blencke: Die Wahl des Orts der Amputation unter Berücksich-
tigung des späteren Gliedersatzes. Der Verfasser warnt davor, die
kurzen, gut beweglichen Unterarmstummel durch eine Reamputation
oberhalb der Oberarmknorren zu entfernen. Er verweist dann auf
einen in den Singener Werkstätten konstruierten Apparat, der nichts zu
wünschen übrigläßt und selbst bei kürzesten Unterarmstummeln brauch-
bar ist, ohne daß er etwa noch eine operative Kanalbildung oder sonst
eine Vorbereitung des Stumpfes erfordert. Eine gut angepaßte Leder-
kapsel faßt den Stummel, der nun gebeugt einen festen laustschluß
der künstlichen Hand bewirkt, während die Beugung des Unterarm-
teils der Prothese durch einen Schulterzug ausgelöst wird.
Nr.7. O. Bruns (Göttingen): Über das Verhalten der Kreislauf-
organe im Zustand körperlicher Erschöpfung. Der Zustand der Erschöpfung
wird eingeleitet durch spontane Schwankungen des Herzmuskel-
tonus, also Schwankungen in der Weite der Herzhöbhle bei
völligem Gleichbleiben der Schlagzahl und der Druck-
werte, unter denen, beziehungsweise gegen die das Herz arbeitet.
Diese Tonusschwankungen gehen einher mit einer Abnahme
der Contractionsenergie, die sich durch den Rückgang in der Größe
der einzelnen Schlagvolumina dokumentiert. Gleichzeitig kommt es
auch häufig zu einer Ungleichmäßigkeit der einzelnen Contractionen
und zu Unregelmäßigkeit der Schlagfolge. Mit fortschreitender Er-
schöpfung tritt dann die Erschlaffung der Herzwände mehr
und mehr zutage. ,
O. Wuth (Berlin-Dahlem): Die Konstitution des Ödemiysins.
Eine gewisse Ähnlichkeit der Konstitution des Ödemiysins mit der des
Staphylolysins ist anscheinend nicht von der Hand zu weisen.
R. Abl (Wien): Über die Anwendung des Adrenalins bei Ma-
laria. Der Verfasser empfiehlt nach dem Vorgange verschiedener
Autoren die provokatorische Adrenalininjektion bei
latenter Malaria zu diagnostischen Zwecken. Er schlägt
daher nach Abschluß jeder Malariakur die nochmalige Blutuntersuchung
nach Adrenalininjektion vor. Zur Nachkur wird die Adrenalin-
chinin kombination empfohlen.
C. Steinthal (Stuttgart): Der Verlauf von Bauchverletzungen
in den Feldlazaretien. In seltenen Fällen kann auch bei Darmver-
letzungen die konservative Behandlung mit Erfolg durchgeführt werden,
sie ist aber unsicher. Die Therapie der Wahl ist die operative Be-
handlung der Bauchschüsse.
Balkhausen: Einiges über Conturschüsse. Berichtet wird
iiber einen Fall von Bauchcontur- oder Bauchdeckenringelschuß. Hier-
hei fällt die Ablenkung durch den Knochen ganz fort. Vielmehr sind
es nurMuskelplatten, die das Projektil ablenken müssen. Genau
wie bei jedem entzündlichen Prozeß in der Bauchhöhle die Ab-
wehrspannung auftritt, kann das matte Geschoß die Bauchwand-
muskulatur sich reflektorisch spannen lassen, womit die Möglichkeit
einer Ablenkung begünstigt wird.
J. F. S. Esser: Eine Sehnenplastik unter sehr unsauberen Ver-
hältnissen. Sie wurde zebn Tage nach der Handverletzung vorge-
nommen und führte zu einem sehr befriedigenden Resultat. Auf diese
Weise kann man in vielen Fällen eine Hand retten, die, wenn man
erst wie üblich die Verheilung abwartet, fast sicher, wenn
nicht ganz, doch größtenteils durch .die eintretende Vernarbung
und Sehrumpfung der Kapsel an der Ausübung des früheren
Berufes verhindert wird, um so mehr, als die kleinen Handmuskeln
stark leiden. Ä N |
S.Rosenbaum (Breslau): Über die Infektiosität der Grippe-
pneumonien. Der Verfasser konnte bei genauer Beobachtung seiner
Lazarettkranken feststellen, daß sich in einzelnen Zimmern die Pneu-
monien und Todesfälle durch Pneumonien häuften. An der er-
höhten Infektionsempfindlichkeit Grippekranker gegenüber
Pneumonierregern und an einer häufigen Lazarett- und Haus-
infektion dieser Art ist nicht zu zweifeln.
A.Plehn: Zur Parasitologie, Klinik und Therapie der Malariar.
(Schluß.) Berichtet wird über die Beobachtungen hauptsächlich an
Mannschaften, die sich ihre Infektion im Hochsommer 1917 in Maze-
donien zugezogen hatten. Ihre Malaria verhielt sich aber anders als
die der bisher vom Verfasser untersuchten und behandelten Kranken.
Vielleicht war die Vorbehandlung, nämlich das fast kontinuier-
liche Nehmen größerer Chininmengen, die Hauptursache davon, inso-
fern es zu einer Gewöhnung des Parasiten, wie des Menschen ge-
führt haben könnte, Therapeutisch empfiehlt sich die Kombination
von Chinin und Salvarsan, und zwar gibt man am besten beides gleich-
zeitig vor oder im Fieberanstieg oder auf der Fieberhöhe. Der Kranke
erhält 0,6 Neosalvarsan intravenös und 1,2 Chinin. bimuriat. intra-
muskulär. Die letzte Gabe wiederholt man an den folgenden beiden
Tagen und richtet die sich daran anschließende Chininrezidivprophy-
laxe so ein, daß die beiden in etwa zehntägigen Zwischenräumen nach
folgenden Salvarsangaben mit dem Chinin zusammenfallen. |
Fritz Lenz: P. W. Siegels Urlaubskiader und die Lösung des
Geschlechtsproblems. Die Angabe Siegels, daß aus Zeugungen in
den ersten neun Tagen nach Beginn der Menstruation etwa 90%
Knaben hervorgingen und daß ferner aus Zeugungen in den Tagen
unmittelbar vor der Menstruation, wo also die Empfängnishäufigkeit
am geringsten ist, fast ausschließlich Knaben geboren würden, dürfte
nach Ansicht des Verfassers nicht richtig sein. F. Bruck.
Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr, 3 bis 5.
Nr.3. Karplus: Organische, nichttraumatische Nervenkrank-
heiten bei Kriegsteilnehmern. Es werden die einzelnen Krankheiten
besonders mit Bezug auf den Zusammenhang mit dem Kriegsdienst
besprochen. Bezüglich der Polyneuritis wird eine Erschöpfungspoly-
neuritis und damit eine Kriegspolyneuritis abgelehnt. Bei der mul-
tiplen Sklerose läßt sich bei Entstehung oder Verschlechterung ein
Zusammenhang mit den Schädlichkeiten des Krieges nicht in Abrede
stellen. Sie scheint bei den erschöpften Kriegsteilnehmern wesentlich
maligner zu verlaufen. Bei der Tabes ist eine Verkürzung des Inter-
valls zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit bei den Front-
dienenden nicht eingetreten; der Krieg scheint auch nicht dazu geführt
zu haben, daß ein wesentlich größerer Teil der Luetischen Tabes be-
kommen hat.
Nr.4. Doerr: Die Bekämpfung der Malaria. Es wird der
große Wert der streng durchgeführten Chininprophylaxe hervorgehoben
unter Berücksichtigung der Eigenart der verschiedenen üblichen Me-
thoden. Noch nicht zur Befriedigung gelöst ist die Frage des mecha-
nischen Schutzes gegen die Mückenstiche sowie die der Assanierung.
Auf die Gefahr, die durch die chronischen Malariker den Gesunden
droht, wird besonders hingewiesen. |
> Nrö. Schüller. Über nervöse und psychische Störungen im
Kindesalter. Nach Besprechung der hauptsächlich im schulpflichtigen Alter
auftretenden psychischen und nervösen Erkrankungen (motorische Läb-
mungen, motorische Rteizerscheinungen, Chorea, Spasmophilie, Tetanie,
Epilepsie, Schwachsinn, Neurasthenie, Hysterie, Tieneurosen) kommt
Verfasser zu der Forderung der Einrichtung besonderer Schulen für
nervöse Kinder, etwa in Form von Landerziehungsheimen. Eine Cen-
tralstelle für die spitalsmäßige Beobachtung und Behandlung nerven-
kranker Kinder ist zu errichten, ebenfalls eine Auskunitsstelle für die
Überweisung der kranken Kinder in Privatpflege, Ferienkolonien be-
ziehungsweise Spezialanstalten. i G. Z.
Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 1 und 2.
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Nr.i. Sahli (Bern): Über die Influenza. Wesen und Ätiologie.
Begriif ‚des komplexen Virus. Verfasser versucht die widersprechenden
Ergebnisse der zahlreichen zur Erklärung der Ätiologie der Influenza
angestellten Untersuchungen auf bakteriologischem Gebiet in einen
logischen und biologischen Zusammenhang zu bringen und glaubt
mittels der Theorie vom komplexen Virus die Frage zu lösen. Dieser
neue Begriff wird neben den bisher gebräuchlichen der Sekundär- und
der Mischinfektion eingeführt, das Krankheitsgift ist ein zusammen-
gesetztes; bei der Infektion ist eine Reihe von Bakterien beteiligt,
die obligat zusammengehören und gemeinsam infizieren und gewisser-
maßen eine Symbiose, eine höhere Einheit bilden. Es können sich dann
je nach den Mengen und Virulenzverhältnissen und nach den specifi-
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schen Empfänglichkeiten der Individuen bald mehr die einen, bald mehr
die anderen Species entwickeln. Durch eine quantitativ verschiedene
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nker ggnie © Zusammensetzung der obligaten Bakterienkombination lassen sich zwang- |
ett- und He los die Verschiedenheiten in den bakteriologischen und klinischen Be- |
i funden erklären. Der Influenzabacillus ist im komplexen Virus als
Primus inter pares aufzufassen, das heißt der Haupterreger der Krank-
heit in dem Sinne, daß durch seine Mitwirkung bei der Züchtung des
komplexen Virus die anderen Bakterien ihre für die Pandemie charak-
-_ teristische speeifische Virulenz und ihren kontagiösen Charakter erhalten
haben. Auch wenn der Influenzabacillus ‚gelegentlich fehlt, so hat er
bei der Infektion doch gewissermaßen potentiell mitgewirkt, indem durch
ihn in den früheren Bakteriengenerationen bei. den Individuen, von
denen die Epidemie ausging, z. B. die Pneumokokken und Strepto-
kokken zu specifisch virulenten hochkontagiösen Formen : verändert
sind. Das Vorkommen von „komplexen“ Krankheitsgiften ‚ist schon
lange vom Tetanusbacillus bekannt. Damit ein Tier durch eine Te-
„į . tanusreinkultur nicht bloß vergiftet, sondern auch infiziert wird, ist es
uf: nötig, entweder gewisse chemische Substanzen auf die Infektionsstelle
einwirken zu lassen oder -zugleich mit den Tetanusbacillen eitererre-
der Mai f
uptsächlih }.
917 in Mae p-
gende Bakterien in die Wunde
fektion entsteht. pi ; |
Nr. 2. Siegrist (Aarau): Ein Beitrag zur Kasuistik der Duo-
denaldivertikel. Zur Stellung der schwierigen Diagnose eines Duodenal-
‘divertikels sollen folgende röntgenologische Symptome als Anhaltspunkte.
dienen: Ein fleckenförmiger Schatten mit ganz oder teilweise abgerun-
deter Contur in der Nähe oder im Gebiet des Duodenums, der nach
` „der Passage der Röntgenmahlzeit durch den übrigen Dünndarm stehen-
‚bleibt. An der Stelle des Schattens besteht keine Druckempfindlich-
keit; die Passage des Duodenalinhaltes geschieht ohne Anzeichen für
- eine Striktur. O 2 2
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 7.
Krob: Der einfachste. Weg zur übersichtlichen Einstellung des
„ schußverletzten Ellbogen- und Fußgelenks. Die Gelenkkapsel, wird mit
dem mit ihr verbundenen Periost abgelöst und hochgeklappt, dadurch
ist das Gelenk freigelegt. Am Ende wird der Kapsel-Periostlappen
wieder umgeklappt, und: an den Knochen angenäht. Der wiederher-
gestellte Kapselsack verträgt kräftige Belastung. Am Ellbogengelenk
-Jäßt sich die vordere Kapseltasche vom lateralen und vom medialen
Schnitt aus eröffnen und die hintere Kapseltasche von einem Schnitt,
der über das Oleeranon hinwegläuft. Am Fußgelenk kann die vordere
und die hintere Kapseltasche ‘von je. einem lateralen und medialen
Schnitt eröffnet werden. l |
'., Sievers: Vorschläge zur Ligatur großer Arterien. Zur Ver-
hütung schwerer Nachblutungen werden Vorschläge für die Unter-
bindung der großen ‚Arterien-gemacht: 1. wird die zweite Ligatur,
die oberhalb der Endligatur angelegt wird, in Form einer elastischen
Sehnürung angelegt. 2. wird vorgeschlagen, die Ligatur von innen
zu polstern mit Hilfe eines in das Lumen der Arterie geschobenen
Muskelstückes, über das die Ligatur lose angezogen wird. 3. wird
nervenstammes das Arterienrohr wenig hervor-
nach Resektion des Begleit
sezogen und abgebunden, dann wird aufwärts die Gefäßscheide eröffnet
und etwa 3 cm oberhalb mit einer Umgehungsnadel ein Cafgutfaden
um das Gefäßbündel herumgeführt. Nach Bestreichung der Gefäß-
Scheide mit Jodtinktur wird der Gefäßspalt vernäht. Dieses dritte
Verfahren wird als typisches Unterbindungsverfahren großer Arterien,
Vor allem bei Amputationen, empfohlen. .
5 Nosk Szu binski und Schmidt: Zur Mitteilung von Hercher und,
j i über Lage- und Tiefenbestimmung von Fremdkörpern. (Nr. 32
n . 1918.) Es wird zur Projektion. auf die Haut und zur Auf-
a peicherung der projizierten Punkte ein Zeicheninstrument empfohlen:
\ Fi mit Handgriff versehene ‚Vorblende trägt hinten einen kleinen.
„uehtschirm, vorn ein vorgebautes Fadenkreuz mit Ring, im Innern eine
chtung, die durch. Druck centräl vorgeschleudert werden
\
Chfeibyorri
= Vor der Röhre befindet sich ein Fadenkreuz, beide sind centra]
gestellt. Der Zeichenappärat wird bei Max, Kohl (Chemnitz) her- |
| Ä K. Bg.
gestellt,
~-
. _Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 7.
-koloo Halb an: Nachruf auf: den am 10. Januar verstorbenen Gynä-
sen Friedrich Schauta, | u
ER au: Über Strahlenbehandlung des Gebärmutterkrebses. Die
die Ceryi SIS wird in einem Goldfilter von 1 mm Dicke unmittelbar in
des rin et Auf eine eingreifende chirurgische Vorbereitung
liegen zcarcinoms (wird verzichtet, Das Radium bleibt 48 Stunden
ach Beendigung dieses ersten Teiles werden an zwei aufein-
© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 10.
zu bringen, sodaß. eine „komplexe“ In- |
| binnen zwölf Stunden etwa gegeben, pro Minute 50 bis 200 Tropfen.
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0. ZÖIBER-ZIEXENHIS.
ROTTERDAM. — a47
anderfolgenden Tagen mittels zinkgefilterter Röntgenstrahlung drei
bis vier Felder abgelegt. Die vereinigte Anwendung von Radium und
‚Röntgenstrahlung wird dreimal wiederholt in Abschnitten von drei bis
vier Wochen. -Die seit, etwa einem Jahr durchgeführte Behandlung .
hat bisher günstige Heilerfolge gehabt. Das Hauptfeld für die Strahlen-
behandlung des Gebärmutterkrebses soll nicht der inoperable Fall sein,
sondern der gut operable Krebs. . u RK. Bg
~- Zeitschrift für ärztliche Fortbildung‘ 1919, Nr. 2.
~ Eduard Melchior (Breslau): Wann soll der erste Verband-
wechsel nach der Incision von Phlegmonen erfolgen? Zur Vermeidung
der Störung der natürlichen Heilungsvorgänge empfiehlt Melchior
auf das wärmste, den ersten Verband länger als gemeinhin üblich, bis _
zu etwa sechs Tagen liegenzulassen. „Entfieberung unter dem. ersten
Verband“ ist sein Ziel, das er bei geeigneter Auswahl der Fälle auch
meist in zufriedenstellender Weise zu erreichen vermochte. l
~. — M. Friedemann (Langendreer): Über intravenöse Dauertropi-
infusionen bei erschöpfenden Dürchfällen. Erneute Befürwortung der im
Februar 1913 vom Verfasser mitgeteilten Methode. Mit bekannter In-
fusionstechnik wurden in den angeführten Fällen oft bis zu 5I physio-
logischer Na0l-Lösung beziehungsweise 4% % ige Traubenzuckerlösung
Gute Erfolge auch bei recht schweren Kollapsen. Gegenüber der ge-
'wöhnlichen intravenösen Infusion besteht der Vorteil langdauernder
Wirkung und besonders Vermeidung von Überdosierung der einverleibten -
hland. In
Flüssigkeitsmenge. |
L. Aschoff: Der medizinische Unterricht in Deutsc
seinem im September 1918 auf der Waffenbrüderlichen Vereinigung in
Budapest gehaltenen Vortrag gibt Aschoff kritische Vorschläge: zur
Verbesserung unseres medizinischen Studiums. Neben einer in der
Hauptsache der Schule zu überlassenden Ergänzung der naturwissen-
| schaftlichen Ausbildung wünscht er als Wichtigstes systematisches
zwangsweises Famulieren unter Zuhilfenahme der akademischen, Ferien.
Neue Prüfungsbestimmungen sollen für rechtzeitige Ausmerzüung der.
für die Medizin gänzlich unbrauchbaren Elemente sorgen. ,
| ‚Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide).
Therapeutische Notizen.
`
Zur Technik der intralumbalen Therapie empfiehlt Heine |
(Berlin-Wilmersdorf),, um das Medikament möglichst langsam
-in den Duralsack einzuführen, es durch Heberwirkung einfließen
zu lassen. Er benutzt dazu das Quinckesche Instrumentarium. (D.
m. W. 1919, Nr. 8.) Bu
Zur Behandlung. der Typhusbacillenträger empfiehlt J, Dubs .
(Winterthur) angelegentlichst die Cholecystektomie, das heißt die chir-
urgische Beseitigung des Hauptherdes der Dauerausscheidung von
(M.m. W. 1919, Nr. 7.) | el
Typhusbacillen. | |
Fleckfieber behandelt Georg Hahn (Berlin) mit Pyramidon
(fünfmal täglich eine Tablette zu 0,2). Er hat den Eindruck, daß diese
Medikation in ganz auffallender Weise den Krankheitsverlauf günstig
beeinflusse. Einige der mit Pyramidon behandelten Fälle, die in Ge-
nesung übergingen, waren außerordentlich schwer. Die heftigen Fieber-
erscheinungen (Benommenheit, Halluzinationen usw.) scheinen stark.
as Mittel
herabgesetzt ‚zu werden, ohne daß der Kreislauf durch d
irgendwie beeinflußt wird. (M. m. W. 1919, Nr. 7.)
In der Beurteilung eines bestimmten therapeutischen Erfolges
beim Erysipel sollte man reoht. vorsichtig. sein. Das Weiterwandern des
Erysipels ist durch kein bisher bekanntes Mittel zu verhüten. Es
schien Wilhelm’ Nonnenbruch (Würzburg) nicht, daß die ein-
fache Behandlung mit Überschlägen von essigsaurer Tonerde hier den
anderen Behandlungsmethoden nachstehe. (M. m. W. 1919, Nr. 7.)
Die Behandlung infizierter Flächenwunden durch uns peci-
fische lmmunisierung empfehlen Eduard Zalewski und
Ernst Friedrich Müller. -Sie bedienen sich dazu des Aolanis, .
eines aus Vollmilch gewonnenen Präparats, dessen Wirkungsweise
etwa folgendermaßen aufzufassen ist: Es wirkt, wie andere parenteral
einverleibte Eiweißkörper, knochenmarksanregend, vermeidet:
aber durch seine Goxinfreie Herstellung jede Nebenerscheinung,
wie Temperaturerhöhung, Kopfschmerzen, . allgemeines Krankheitsgefühl.
Die Intensität. der Erhöhung der Knochenmarksfunktion wird -an der
Vermehrung der weißen Blutzellen bemerkbar, ihre im-
munisierende Wirkung kommt überall da zum Ausdruck, wo körper-
fremde Substanzen im Organismus vorhanden sind. Die. Abwehr-
wirkung kann. also gleichsam willkürlich der Wundinfektion ‚zugeführt
werden. Aber auch ‚an, anderen Stellen im Organismus vorhandene
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Bakterien können” durch diese Abwehrreaktion angegriffen werden.
Nach Ausübung”des”Knochenmarksreizes wird das Aolan so rasch aus-
geschieden, "daß; die neugebildeten Abwehrstoffe fast ohne jede Ver-
minderung frei im Organismus erhalten bleiben und zur Entgiftung und
Neutralisierung der im Körper vorhandenen Infektionsstoffe therapeutisch
ausgenutzt werden können. (M. m. W. 1919, Nr. 7.)
Zur Heilung” des angeborenen Kfumpfußes gehört nach Oscar
Vulpius (Heidelberg) in erster Linie das kunstgerechte Modellieren
des Fußes. Erst wenn alle Möglichkeiten’ dieses Vorgehens ausge-
‚ schöpft sind, darf eine Operation, wie sie der Verfasser beschreibt, den
Dann aber ist der
„unlöslichen Rückstand“ der Deformität beseitigen.
F. Bruck,
Erfolg vollkommen. (D. m. W. 1919, Nr. 8.)
Bücherbesprechungen.
Fritz Munk, Pathologie und Klinik der Nephrosen, Ne-
phritiden und Schrumpfnieren. Einführung in die mo-
derne - klinische Nierenpathiologie. Berlin und Wien 1918, Urban &
Schwarzenberg. Mit 27 Textfiguren und 4 farbigen Tafeln. M 18,.—.
Munk, ein Schüler von Fr. Kraus, schrieb dies Buch getreu
dem Geiste der Krausschen Klinik. Kritische Sichtung der Erfah-
rungen am Krankenbett unter gewissenhaiter Berücksichtigung der
Ergebnisse der pathologischen Physiologie zeichnet die Darstellung aus.
Klarheit der Einteilung wetteifert mit Klarheit des Stils. Die Kapitel
‚über Therapie sind vortrefflich. Das Buch hält -nicht nur, was der
Titel verspricht, es übertrifft unsere Erwartungen. |
Es kann als'ein zuverlässiger Führer auf dem Gebiete der Nieren-
krankheiten angelegentlichst empfohlen werden.
Die Ausstattung ist eine vorzügliche; der Verlagshandlung ge-
bührt dafür besondere Anerkennung in dieser auch für den Buchdruck
so schwierigen Zeit. C. Hirsch (Göttingen).
F. Lust, Diagnostik und Therapie der Kinderkrank-
heiten. Berlio-Wien 1918, Urban & Schwarzenberg. 487 Seiten.
M 14,50.
Das Besondere an dem Buch von Lust ist sein Versuch, für
die einzelnen Altersstufen des Kindes eine AÄrzneiverordnungs-
lehre zu schaffen. Allerdings ist dieser Versuch nicht der erste,
aber vielleicht der am exaktesten durchgeführte. Man wird nicht in
bezug auf jeden Punkt mit Lust übereinstimmen müssen, um trotzdem
sagen zu können, daß hier ein für den Praktiker brauchbarer Fort-
schritt vorliegt. Im übrigen hat Lust im allgemeinen Teil fast nur
therapeutische Methoden aufgenommen, die als bewährte gelten können,
oder solche, die sich ihm selbst auf Grund an der Heidelberger Klinik
` gewonnener Erfahrungen bewährt haben. Ob es ein glücklicher Ge-
danke gewesen ist, mit diesen therapeutischen Ausführungen die dia-
gnostischen zu verquicken, lasse ich dahingestellt. Wer nicht Kinder-
krankheiten kennt und diagnostizieren kann, wird im allgemeinen aus
den Aufzeichnungen des Buches für die Diagnose nicht sonderlich viel
gewinnen. Wer diagnostizieren kann, benötigt diese Aufzeichnungen
nicht. Das soll kein Vorwurf für den Inhalt des Buches sein, es soll
nur dem Gesichtspunkt Ausdruck geben, den ich bezüglich der Ab-
fassung solcher kompendienartigen Bücher einnehme. Ich pflege ein
Buch der Therapie im Kindesalter danach zu beurteilen, ob der Prak-
tiker die Ernährungsstörungen des künstlich ernährten Säuglings nach
sicheren Richtlinien behandeln lernt. In dieser Beziehung hat mich
das Buch enttäuscht. Trotz einiger guter Ansätze die vorhanden sind,
wirkt störend, daß wiederum ätiologische und klinische Gesichtspunkte
bei der Einteilung durcheinander geworfen sind. Aus dem vielen,
was über Ernährungsstörungen bisher geschrieben wurde, das heraus-
zuschälen, was dem Praktiker die Materie verständlich macht und ihm
klare Richtlinien für sein Handeln gibt, bleibt nach wie vor der Zukunft
vorbehalten. Langstein.
Hugo Bach, Anleitung und Indikationen für Bestrah-
lungen mit der Quarziampe „Künstliche Höhen-
sonne“. Mit 18 Abbildungen im Text. Würzburg und Leipzig
1918, Curt Kabitzsch.“ i28 Seiten. Geb. M 8,50.
Auf dieses ausgezeichnete Buch habe ich bereits an dieser Stelle
1918 (Nr. 34) anläßlich eines Übersichtsreferats hingewiesen und viele
Einzelheiten konstruktiver und physikalischer Art schon ebendaselbst
erwähnt.
| früher erwähnt.
Das Buch ist nun in der vierten Auflage erschienen (die
erste wurde im August 1915 der Öffentlichkeit übergeben) und hat,
. 9, März,
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—: B — nn on _———_-—-
wie die rasche Aufeinanderfolge der Auflagen allein schon beweist,
einem starken Bedürfnis abgeholfen. Im Gegensatz zu Wagners
- 1917 erschienener „Künstlicher Höllensonne“ zeichnet es sich durch Kürze
und Vermeidung von Übertreibungen aus. Daß die Bezeichnung .
„Künstliche Höhensonne“ eine sehr anfechtbare ist, habe ich schon
indessen ist nun einmal die Quecksilberquarzlampen-
therapie unter diesem Ausdruck zu einer solchen Bedeutung gelangt, daß
es heute zwecklos ist, eine der Allgemeinheit so geläufig gewordene Be-
zeichnung noch ändern zu wollen. Um diese ganze Behandlungsart
hat sich Bach ein bleibendes Verdienst erworben.
Otto Strauß (Berlin).
Jeß, Augenärztliche Kriegserfahrungen. Sammlung
zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Augenheilkunde.
Herausgegeben von Vossius (Gießen). Halle 1918, Verlag von
Marhold.
Der Verfasser schildert zunächst die augenärztliche Tätigkeit im Feld-
lazarett, wobei er besonders auf die Wichtigkeit der stereoskopischen Rönt-
genaufnahme für die Splitterdiagnose hinweist. Er sieht die Aufgabe der
vorderen augenärztlichen Station darin, alles, was irgendwie Aussicht
auf Rettung von Sehvermögen bietet, zu erhalten und nicht wahllos
wegen Besorgnis vor drohender sympathischer Ophthalmie zu enu-
cleieren. Er bespricht dann eingehend die sogenannten Bleispritzerver-
letzungen, die Splitterverletzungen, die Kontusionen, die Veränderungen
des Augeninnern bei Schädelverletzungen und der durch Kampfgase
hervorgerufenen Augenveränderungen. Zum Schluß geht er auf die
Korrektion von Refraktionsfehlern und auf die sogenannte Nachtblind-
heit ein. Adam (Berlio).
Berliner Gesellschaft für Rassenhygiene, Über den gesetzlichen
Austausch von Gesundheitszeugnissen vor der
Eheschließung und rassenhygienische Ehever-
bote. München 1917, J. F. Lehmann. 87 Seiten. M 2.—.
Unsere bevölkerungspolitischen Maßnahmen wollen fast alle
darauf hinaus, die Anzahl der Geburten zu heben; darüber wird über-
sehen oder mindestens vernachlässigt, sagt die Berliner Gesellschaft
für Rassenhygiene (Geschäftsstelle: Berlin -Schlachtensee, Albrecht-
straße 19 — 25), „die notwendige qualitative Ertüchtigung unseres Volks-
körpers“. Keine Bevorzugung der Quantität auf Kosten der Qualität
der Nachkommenschaft! das heißt Behinderung oder gar Ver-
hinderung der Fortpflanzung Minderwertiger. Das sei zu verwirklichen
durch ein Eheverbot für Minderwertige. Eine solche Ehe verbietet
der Staat auf Grund ärztlichen (etwa besonders dafür geeigneten und
geprüften Arztes) Zeugnisses. Die Vorschläge für ein solches Gesetz
betreffend lihekonsens und Eheverbot enthalten verschiedene Krank-
heitsgruppen, welche die Ehefähigkeit verneinen würden. Alle ent-
halten natürlich die Gruppe: ansteckende Geschlechtskrankheiten. Aber
jeder Arzt weiß, daß dle Feststellung, ob z. B. ein Mann oeschlechts-
krank ist oder nicht, eine sehr schwierige Aufgabe ist. Auf keinen
Fall ist sie zu lösen nach einer einmaligen Untersuchung. „Der
Wassermann“ ist heute negativ, aber in 14 Tagen ist er positiv; l8
selbst ein dauernd negativer Wassermann ist keine Gewähr für Ge-
sundheit. Und Mädchen? Soll jede Braut geschlechtlich untersucht
werden? Undurchführbar! Natürlich ist der Gedanke (körperlich und
geistig gesundheitlich) Minderwertige von der ehelichen Fortpflanzung
auszuschließen, ein guter; aber der vorgeschlagene Weg ist ungangba;
einfach, weil er einen derartigen Eingriff in die persönliche Freiheit
darstellt, dag er schon um dessentwillen ohne weiteres abzulehnen ist
Auch andere Gründe sprechen gegen eine solche Lösung des Qualitäts-
problems der Bevölkerungspolitik. Andererseits ist, wie gesagt, der
Gedanke des Ausleseprinzips für den Menschen Zu edel,
als daß man ihn einfach beiseiteschiebt. Gesetzliche Eheverbote auf
Grund rassehygienischer!) Erwägungen bestehen übrigens in den Ver-
einigten S’aaten, in Schweden ?) und (etwas Ähnliches) in Dänemark.
Das Ergebnis dieser Gesetze, den Stand der ganzen Frage, die Lite-
ratur) in dem Büchlein nachzulesen, ist interessant, orientierend und
belehrend. w Fuhrmann.
1) In zwölf Staaten der Vereinigten Staaten besteht sogar gr
setzliich Unfruchtbarmachung minderwertiger Männer und Frauen.
Siehe dagegen unseren Entwurf gegen Unfruchtbarmachung. Ols
hausen, M. Kl. 1918, H. 82 und 84.
2?) Siehe Olshausen, M. Kl. 1918, H. 48. y. 3
3) Siehe auch das Sammelreferat von Liebe, M. KI 1919, B. 2
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- werden in Mikrophotogrammen demonstriert: weiche ‚Prominenzen in-
. .frümmerfelder),
| Schädigung des Gelenkes abgeben, wird durch die Erfolge der operativen
‚Noch bevor
~ volle Gewalt umschriebene Bezirke der ha
„nach der Fossa intercondyloidea oder der Patellarbinterfläche — oder
‚Gelenkbezirke besprochen: die
‘ ‚Hyperämie und Zottenbildung der Synovialis, consecutive Arthritis
_ Es wird betont, daß in der Entstehung der freien Gelenkkörper. eine
zweckmäßige E
beseitigt mit einem Schlage die oft jahrelang bestehenden Erscheinungen, ;
Pie an charakteristischen Fällen gezeigt wird. Die Entfernung freier
Eemacht durch eine
“1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N 10.0. 0
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Vereins- und Auswärtige Berichte. sap a
o es | | es sich um ein frisch
| Erkrankung.
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- Berlin. 2 Si.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 19. Februar 1919.
Vor der Tagesordnung berichtete Schütze über einen Fall
von Steckschuß im Herzen. Es handelte sich um“einen Landsturmmann
von 45 Jahren, der am 8. Januar 1919-von einer Kugel getroffen
wurde, die durch das Fenster eindrang, ohne daß man erkennen konnte, ,
woher das Geschoß kam. Der Mann brach zusammen, hatte, kalten
Schweiß. Er wurde pulslos ins Krankenhaus eingeliefert. Nach zwei |
bis drei Tagen besserte er sich und. er ständ nach 15 Tagen auf. Er
warf Blut nicht aus, hatte aber: blüthaltigen Harn. für einige Tage,
Jetzt ist der Harn frei von: Eiweiß. und ‚Zucker. Der 'Einschuß sitzt
rechts in Höhe der neunten Rippe. Das Röntgenbild zeigt ein Geschoß
in der Wand der rechten Herzkammer in seinem "mittleren Teil. |
Tagesordnung. Axhausen: Die umschriebenen -Knorpelläsionen
des Kniegelenks. Der posttraumatische Reizzustand des Kniegelenks, der
sich besonders in rezidivierenden.Ergüssen äußert, der zu Schlottrigkeit
des Knies führt und schließlich in der Arthritis deformans endigt, ist
in vielen Fällen durch umschriebene Knorpel-Knochenläsionen bedingt.
Das Zustandekommen der Läsionen wird eingehend besprochen. Die
Mechanik ist das Zusammenprallen der Patella mit den Femurcondylen
bei Gewaltwirkungen, die das Knie, besonders in Beugestellung, von
vorn treffen. Bei fehlender. Kongruenz der Knochenflächen trifft die
rt und ungeschützt aneinander- _
liegenden Knorpelplatten.- Daher können Trennungen des Knorpels
von der Unterlage, Knorpelfissuren, Knorpeleinbrüche und schließlich
Fissuren und impressionsartige Knocheneinbrüche entstehen. , Sie
müssen sich auf begrenzte Bezirke der überknorpelten Femurconäylen .
.
extrakt und Kochsalzlösung). | /
W.-R., M.-R. und S.-G.-R. unterworfen .wurden, reagierten '1144 Fälle
‚Fleckfieber und anderen fieberhaften Erkrankungen. 157 Sera waren.
gemeinsam positiv, different 199. Bei der S,-G.-R. konnte eine Un-
specificität beim Uleus molle nachgewiesen werden. Von 42 Fällen
mit Ulcera mollia reagierten zehn nach S.-G. positiv, mit dem. Ab-
heilen der Erkrankung von selbst negativ. Die M.-R. ist zwar durch. die
Zweizeitigkeit der Methodik etwas komplizierter als die. S.-G.-R. In
der Zweizeitigkeit sieht aber der Vortragende eine wichtige Kontrolle.
' Es werden dadurch die Sera ausgeschieden, die an sich nicht flocken
und daher der M.-R. nicht unterworfen werden können. Solche Sera
imponieren bei der S.-G.-R. wahrscheinlich als negativ. So reagierten
drei Fälle mit Roseola nach W.-R. und M.-R. positiv, nach S.-G.-R.
negativ. Nachteile der M.-R. bestehen darin, daß 2% aller Sera, be-
sonders ikterische und hämolytische, und ferner Spinalflüssigkeiten
nicht locken. nl |
| Die W.-R, M.-R. und- S.-G.-R. werden sich in vielen, klinisch
fraglichen Fällen und bei zweifelhaftem Ausfall der ‚einen : Reaktion
gegenseitig stützen und ergänzen. ` Gebrauchsfertige Extrakte liefert
die Firma E. Leitz, Berlin. : (Selbstberich) ——— i Ee
` _ Aussprache. L. Michaelis: Das Bestreben, die Komplement-
bindung durch eine Fällungsreaktion zu ersetzen, ist alt. Er selbst
'hat vor etwa zehn Jahren sich in diesem Sinne bemüht. Jetzt hat er
die M.-R.. nachgeprüft, ist aber nicht.recht damit zustande gekommen.
Die. Nachprüfung der Reaktion von S.-G. brachte ihm folgende. Er-
gebnisse. Von 54 Fällen, bei denen Wassermann stark positiv war,
waren nach S.-G. 49 stark positiv, 5 schwach positiv. : .Von 16
näch W. schwach positiven waren 7 schwach positiv, 9 negativ. Von.
137 nach W. negativen waren nach: 8.-G. 126 negativ, 3 schwach posi-
tiv. Zwei Fälle von Ulcus molle waren stark positiv nach S:-G. Auch `
‚sonst ist bei Ulcus molle S.-G. oft stark_positiv. ‚Das hierbei ‚verwen-
dete Extrakt war aber nicht ganz specifisch., Zusammenfassend glaubt
er sich dahin aussprechen zu können, daß die Reaktion von S.-G. ein.
wesentlicher Fortschritt ist, daß aber die Art des Extraktes erst er-
forscht. werden muß.‘ en a
i Guggenheimer hat bei inneren Erkrankungen den Ausfall
von W. und S.-G. verglichen. Beiden untersuchten 200-Fällen wurde
in 88,8% Übereinstimmung festgestellt. 21 Sera differierten. Die Re-
aktion S.-G. ist als Kontrolle gut zu gebrauchen. n
Blumenthal: Es kommt auf den Extrakt an. Von zwei ihm
von Sachs zur Verfügung gestellten Extrakten war der eine gut,
der andere ‚reagierte völlig unspecifisch. Ein. von B. selbst herge-
stellter Extrakt gibt Resultate, die mit W. übereinstimmen. Die Re-
aktion von S.-G. ist zur Kontrolle brauchbar.
v. Wassermann: Das Bestreben der Vereinfachung der Kom:
plementbindung ist begreiflich. : Die dahin gehenden Bemühungen sind
nicht neu. - Neu ist die Untersuchung mit Agglutinoskop in Dunkel- `
feldbeleuchtung.. Ein Fortschritt ist darin nicht zu erblicken. ' Man =
muß in der Beurteilung mit dem Instrument vorsichtig. sein. Jede
_Präcipitation hängt mit den Dispersionsfähigkeiten ‘der Eiweißkörper
zusammen, sodaß der Eiweißßgehalt der Sera einen großen Anteil nimmt,
Die Ausfällbarkeit des Serumeiweißes ist ungemein labil. Man muß
schon mit der Entnahme des Serums sehr vorsichtig sein. Bei be-
stimmten Cautelen, wie sie im Krankenhaus möglich sind, wird man
sehr gute Resultate erzielen können, aber in. der allgemeinen Praxis
fehlen- diese Sicherheiten. Meinicke empfiehlt daher schon die -
Verwendung ganz frischer Sera, die frei von jedem Eiweiß anderer
Art sein müssen. Nun ‘sind. in der Lumbalflüssigkeit die fraglichen _
Substanzen viel reiner vorhanden als im Blutserum. Eine Methode,
die also besser sein soll als die Wassermannsche Reaktion, muß in der
Lumbalflüssigkeit bessere Ergebnisse zeitigen, als diese. Im Blutserum
beweist sie nichts. Meinicke geht aber im „Lumbalpunktat über-
haupt nicht. Die Reaktion kann also nichts- Specifisches leisten. Die
Präeipitationsmethode kann im Blut eventuell höhere Zahlen geben-
als im Lumbalpunktat; sie ist nicht als unbedingt richtig anzuerkennen.
beiden Teilen zugleich — lokalisieren. Solche Befunde sind bei frischen.
Verletzungen erhoben worden. Die Frage, ob solche Knorpel-Knochen-
schädigungen allein die Ursache jener schweren Gelenkzustände abgeben
können, ist unbedingt zu bejahen. Das Maßgebende ist die Nekrotisierung
des geschädigten Gelenkbezirks. An’ zahlreichen Mikrophotogrammen
‚werden die Umwandlungen im Bereich experimentell geschädigter
Substitutions- und Dissectionsprozesse,
. der Auffaserungsvorgang. Den örtlichen Erscheinungen gehen Allgemein-
(erscheinungen parallel, die den Befunden am Menschen entsprechen
‘Das Zustandekommen dieser Allgemeinerscheinungen wird
erörtert; sie finden ihre Erklärung in den gesteigerten Lebensvorgängen
-Im „Knorpelbildungscentrum“, dem Knorpelknochengrenzbezirk, die
auf das kollaterale System ausstrahlen. Genau die gleichen örtlichen
efunde aus menschlichem . Operationsmaterial traumatischer Gonitis.
deformans).
i
folge Faserknorpelbildung, umschriebene Auffaserungen mit und ohne
‚alte Knorpelrisse, alte Impressionen, grobe Veränderungen mit Höckern,
halb gelockerten Knorpelteilen und granulierenden Dellen (alte Knorpel-
zapfenartige, Knochen einschließende Auswüchse,
schließlich die noch am Ort haftenden. dissecierten „Vorstadien“ der.
freien Solitärkörper. Alle diese Bilder bis zu. den freien Solitärkörpern
mit narbiger Delle am Ursprungsort bilden eine kontinuierliche Reihe.
inrichtung, ein Heilungsvorgang zu erblicken ist, der
das Gelenk von dem geschädigten und Schaden wirkenden Bezirk
befreit, Der letzte Beweis, das die umschriebenen Knorpel-Knochen-
läsionen die alleinige Ursache jener sich steigernden\ Allgemein-
ehandlung erbracht. Die Entfernung des geschädigten Gelenkbezirks
telenkkörper ist keine ideale Therapie; diese besteht vielmehr in der
Perativen Beseitigung der umschriebenen Knorpel-Knochenläsionen,
miat Dissection und Lösung vor sich gegangen ist; sie hat auch
„ Fälle anzugreifen, in denen die örtlichen Vorgänge milderen
Charakter haben und nicht zur Bildung freier Körper führen. Die
Diagnostik des Krankheitsbildes wird an der Hand von Röntgenbildern
Ace und die Röntgenbefunde gegen ähnliche bei der genuinen
rthritis deformans abgegrenzt. (Selbstbericht.) P
n ‚Aussprache. Benda hat bei einem jugendlichen Kranken, der
t irgendeiner intercurrenten Krankheit gestorben war, aufmerksam
Bemerkung auf dem Sektionszettel, daß eine frische
rletzung des Kniegelenks vorliege dieses eröffnet und dabei einen
schen wäßrigen Erguß gefunden. In der Fossa intracondyloidea war.
in fan No Ser
ein. feiner Spalt im Knorpel ohne Dislokation. Wahrscheinlich handelte
949°
es Stadium der. von Axhaus'en beschriebenen
| Fritz Lesser: Fortschritte in der Serodiagnostik der Syphilis.
Die beiden neuen Ausflockungsreaktionen von Meinicke und
‚Bächs-Georgi stellen eine wesentliche "Bereicherung . der Sero-
diagnostik dar. Die. Vorteile gegenüber der W.-R. liegen in der: be-
deutend vereinfachten Technik (Fortfall aller Versuchstiere) und in der
„Konstanz der beiden zur- Anwendung kommenden Ingredientien (Organ-
Von 1500 Seren, die. gleichzeitig der
gemeinsam negativ. Darunter waren zahlreiche Fälle von Tuberkulose, `
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250 k = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10.
Zen on.
Folglich ist man auf die Komplementbindungsmethoden angewiesen.
In Berlin ist diese Methode heut schwer lege artis auszuführen. Das
liegt an den Meerschweinchen und den Hammelblutkörperchen. Da sie
aber, wie englische Erhebungen bewiesen haben, unbedingt zuverlässig
ist, so müssen diese Übelstände im Interesse der Volksgesundheit be-
seitigt werden. Fritz Fleischer.
eae Breslau.
Schtesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion )
Sitzung vom 24, Januar 1919.
= Dreyer: Krankendemonstration „Seltene Knieversteifung“. Als
Grund konnte erst durch Operation ein Angiom des Vastus
' lateralis, ein recht seltener, besonders im jugendlichen Alter vor-
kommender Tumor aufgedeckt werden.
Doflein (Professor der Zoologie): Die Malaria in Mazedonien
und ihr Zusammenhang mit den Stechmückenarten des Landes. In
Mazedonien kommt Anopheles bifurcatus, die sich auch bei uns findet,
so gut wie gar nicht vor, hier und da an der bulgarischen Grenze;
Anopheles pseudopietus ist zwar in Rumänien sehr häufig, fehlt aber
auf dem südlichen Balkan; am wichtigsten sind in Mazedonien die Ano-
phelesart mit den fünf Flecken auf den Flügeln und eine zweite viel
weniger große mit vier schwarzen Flecken auf dem äußeren Rand der
Flügel. Die kleinen Anophelesarten machen einen ganz anderen Ent-
wicklungsgang durch, finden sich nicht bloß in Tümpeln, sondern be-
sonders massenhaft in den mazedonischen Schluchtbächen. Während
Anopheles bifurcatus in Larvenform überwintern kann, kann man aus
den geschlossenen Räumen der Häuser massenhaft Weibchen der an-
deren Arten herausholen, die im Frühjahr sofort anfangen zu stechen.
Es ergab sich, daß je mehr Menschen an einem Orte zusammengedrängt
sind, die Möglichkeit der Übertragung auch vermehrt ist. Wir müssen
in Deutschland, wo die Malariamücke weit verbreitet ist, wo es früher
aber infolge Fehlens infizierter Menschen keine Malaria gab, auf ein
Anwachsen der Malaria gefaßt sein, da Leute nach Hause gekommen
sind und aus der Gefangenschaft noch kommen werden, bei denen es
nicht gelungen ist, die Malariaparäsiten aus dem Körper zu vertreiben.
Vorstöße hat ja im Kriege auch die tropische Malaria durch die Teil-
. nahme von Menschen auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen ge-
macht, so ist sie z. B. in Rumänien, wo sie früher sehr selten war, jetzt
durch Einschleppung von osmanischen Kriegern endemisch geworden.
Bessau: Bakteriologische Befunde bei Fleckfieber (mit Demon-
strationen).. Bei der Pneumonie der Fleckfieberkranken fand sich in
elf Obduktionsfällen — negativ waren nur drei komplizierte Fälle —
regelmäßig ein winziges, gramnegatives, unbewegliches Stäbchen, das
an den Influenzabacillus sehr erinnert, auch in der Kultur obligat
hämophil ist. Diese Fleckfieberpneumoniebacillen wurden
auch im Sputum und dreimal in der Milz der Fleckfieberkranken
gefunden. Bei den Pneumonieherden fehlt Bronchitis und Peribron-
chitis, es scheinen bei der Entstehung Gefäßprozesse eine Rolle zu
spielen. Die Bacillen, gegen deren Identität mit den Influenzabacillen
alles spricht und die wohl mit den 1915 von Petruschky im Ge-
fangenenlager Tuchel gefundenen (allerdings nicht obligat hämophilen)
‚identisch sind, sind nicht die Erreger des Fleckfiebers, das lediglich durch
die Kleiderlaus übertragen wird. Wären sie die Erreger, dann müßte die
Tröpfcheninfektion eine Rolle spielen. Für die Ätiologie des Fleckfiebers
bedeutsamer sind die Befunde, die im Blute der Fleck-
fieberkranken gemacht wurden. Es wird durch Natriumcitrat
ungerinnbar gemacht, die Blutkörperchen werden zum Absetzen ge-
bracht, das durch Blutkörperchen getrübte Plasma, das sich darüber
bildet, wird gesondert zentrifugiert, der Bodensatz ausgestrichen.
Nach langer Färbung finden sich in einem Teil der Fälle (nach dem
Gedächtnis in zirka 15% auffallend zahlreich, in 20 bis 30% zahlreich —
die genauen Protokolle sind bei dem Rückzuge verlorengegangen)
Gebilde, die mitunter die Form von Diplokokken, mitunter von win-
zigen Stäbchen mit bipolarer Färbung haben; im hängenden Tropfen
sind sie stets unbeweglich. Ein Zusammenhang mit dem Tage und
der Schwere der Erkrankung war nicht zu konstatieren, in der zweiten
Hälfte des Verlaufs ein etwas häufigeres Auftreten, ein auffallend
starkes kurz vor oder nach dem Tode. Bei zunächst ergebnislosen
Kulturversuchen, bei denen übrigens der Bacillus Proteus nie gefunden
wurde, wurde endlich auf inaktiviertem Menschenserum, dem Koch-
salz-, Traubenzuckerlösung und Glycerin zugesetzt sind, ein sehr dürf-
tiges Wachstum erzielt. Eine Identität der bipolaren Stäbchen mit den
Befunden in der Laus, den Rickettsien, ist möglich, es bestehen jedoch
infolge von Größen- und Färbungsunterschieden große Bedenken. Die
Stäbehen werden nicht bei der Laus und die Rickettsien nicht bein
Menschen gefunden. PETE EE Emil Neißer.
m a e.
Greifswald.
Medizinischer Verein. Sitzung vom 7. Februar 1919.
Frank demonstriert einen Patienten, bei dem seit etwa zwei
Jahren verschiedene infiltrative Entzündungsherde der behaarten Kopf-
haut aufgetreten sind. Die mikroskopische Untersuchung des aus
diesen Herden stammenden Sekrets ergab, daß es sich um eine In-
fektion mit Sproßpilzen handelt. Er bespricht im Anschluß an den
Fall die Symptomatologie und Prognose der Blastomycosis.
Er stellt ferner einen Soldaten vor, der an Malaria tropica leidet
und im Laufe der Erkrankung das Bild einer schweren, ruhrähnlichen
Darmaffektion bot. Die mit Provokationsmethoden kombinierte par-
enterale Chininneosalvarsantherapie wurde mit gutem Erfolge bei ihm
angewendet. |
Peter: Die drei Befrachtungsweisen der Embryologie. Es
wurden nacheinander die phylogenetische, kausale und finale Betrach-
tungsweise der Embryologie besprochen und an Beispielen klarge-
macht. Besonders hervorgehoben wurde das gegenseitige Verhältnis
dieser Anschauungen. on
Groß: Über Ochronose. Im Anschluß an frühere Untersuchungen
und Beobachtungen berichtet Vortragender über Versuche, Üchronose
dadurch künstlich hervorzurufen, daß er Hunden jahrelang täglich
Carbolsäure injiziert. Auch ein Kalb wurde auf ähnliche Weise
längere Zeit behandelt. In keinem Falle gelang es, auf diese Weise
Ochronose oder ochronoseähnliche Veränderungen an den Knorpeln
hervorzurufen. Während es Allard und Vortragendem gelungen
war, künstliche Ochronose zu erzeugen, indem sie Knorpelstücke in
Homogentisinsäure legten, und so den Zusammenhang zwischen
Ochronose und Alkaptonurie zu beweisen, gelingt es nicht, durch Ein-
legen von Knorpel in Carbolsäurelösungen "eine Schwarzfärbung der
Knorpel zu erzielen. Wenn auch nach den neueren Veröffentlichungen
nicht geleugnet werden kann, daß auch durch chronische Carbol-
intoxikationen ein ochronoseähnliches Bild zustande kommen kann, SO
dürfte es. sich hierbei wohl kaum um echte Ochronose handeln. Die/ »
schweren Gelenkveränderungen, die bei der echten Üchronose fast
regelmäßig vorkommen, die von Allard und dem Vortragenden zu-
erst beschrieben und mit dem Namen Arthritis alkaptonurica belegt
wurden, fehlen bei der exogenen, durch Carbolsäure bewirkten OchropoS®.
Der von anderen Autoren gewählte Name Arthritis ochronotica ist
daher irreführend, der von Allard und Groß gewählte Name bei-
zubehalten. Daß die Gelenkveränderungen nur bei der echten, endo-
genen Ochronose vorkommen, ist nach Ansicht des Vortragenden viel-
leicht darauf zurückzuführen, daß die Gewebe des Alkaptonurikers eine
abnorm geringe Widerstandsfähigkeit haben. _
v. Möllendorf: Funktionelle Entwicklung der Urniere vol
Rana fusca. Die Bedeutung embryonaler Organe bei Säugetieren UN
beim Menschen ist besonders aus dem Grunde oft unklar, weil diese
Organe einer direkten funktionellen Prüfung nicht zugänglich sind.
Versuche an frei lebenden Larven können als Ersatz dienen, went
gleichzeitig die Zellstruktur vergleichsweise herangezogen wird. Zur
funktionellen Prüfung der Nierenorgane von Froschlarven kann die
„vitale Färbung“ auf sauren Farbstoffen dienen, deren Ergebnisse an
den Nieren erwachsener Frösche und Säugetiere erläutert wird. Kaul-
quappen, die in Lösungen saurer Farbstoffe leben, verarbeiten den
durch den Darm aufgenommenen Farbstoff (z. B. Trypanblau, Neuvital-
rot) in ihren Harnorganen in einer Weise, die den Nieren erwachsener
Formen vollständig entspricht. Auch hier sind die entstehenden
Granulafärbungen das Ergebnis einer Speicherung der F arbstoffe. Die
plastische Rekonstruktion einer Vorniere läßt erkennen, daß der Farb-
stoff in den „səkretorischen“ Abschnitten der drei Kanälcben und iM
dem „sekretorischen“ Abschnitt des Ausführungsganges ebenso kon-
tinuierlich in allen aneinandergrenzenden Zellen gespeichert wird, wie
das der Vortragende seinerzeit für die Nierenkanälchen der Maus
zeigen konnte. Die Vorniere ist über lange Zeit das einzige funktio-
nierende Harnorgan der Kaulquappe; doch beteiligt sich an der Farb-
stoffverarbeitung sehr früh jedes entstehende Urnierenkanälchen. Die
graphierte Rekonstruktion mehrerer Urnierenkanälchen läßt erkennen,
daß hier die Farbstoffspeicherung sofort einsetzt, sobald nur einige
wenige funktionsfähige Zellen im „sekretoren“ (2.) Abschnitt aus-
gebildet sind. Sehr deutlich läßt sich der Funktionsbeginn auch AD
Präparaten erkennen, in denen die Plastosomen gefärbt sind. U
wichtigste Ergebnis der Versuche ist darin zu sehen, daß die Ka
nälchen schon zu einer Zeit in Funktion treten, wo ihr Wachstum
noch längst nicht abgeschlossen ist. Weitere vergleichende Versuche
haben zu erweisen, ob aus diesen Tatsachen Rückschlüsse auf die
Funktion der Säugetierurnieren zu ziehen sind. Zum Schluß wird die
angewandte Methodik für experimentell - toxikologische Versuche
empfohlen. = v. Tappeiner
Februar 1919. Königsberg i. Pr.
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le der behaarlulif: Verein für wissenschaftliche Heilkunde, Sitzung vom 13. Januar 1919.
Intersuchung is 5% Stenger: Die endonasale Behandlung von Augenerkrankungen.
B es sich wmit- Eine große Zahl von Fällen von Neuritis retrobulbaris. ist auf eine Er-
im Anschlf abf krankung der Nasennebenhöhlen zurückzuführen. ..Der.Vortragende hält
stomyeosis, f die bisherige allgemeine Anschauung für irrig, nach der ein Zusammen-
“Malaria topak.. hang zwischen beiden Krankheitserscheinungen abgelehnt wurde, wenn
weren, rabrällte? keine Anzeichen einer bestehenden Erkrankung in der. Nase vorlagen.
, Als eigentliche Ursache für den Einfluß einer Nasenerkrankung auf
den Nervus opticus kommt nach St. die gestörte Funktion, „die
mangelnde Ventilation der Nase“, in Betracht. Sie kann bedingt sein.
durch den anatomischen Aufbau .beziehungsweise Veränderungen im
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1919 —:MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.10. 0.000. BB
| In acht Fällen war. die Erkrankung eine beiderseitige. — Nach 'einer
zwei- bis dreimonatig bestehenden Augenerkrankung ist' eine endonasale
Behandlung aussichtslos. re. ar en
| . Selter: Verbreitung und Ursachen der Rachitis. In -Leipzig
und Königsberg sind im’ Sommer 1914 und 1918 Erhebungen angestellt
zu erlangen. In Leipzig . waren von 468 Impfkindern : der Stadt
281 = 49,8-% rachitisch, von 53 auf. dem Lande 18 = 33,9 %; in
Königsberg waren von 1877 Impfkindern 723 = 52,5 % rachitisch.
Die Art der Ernährung scheint keine. große Rolle zu spielen. Die bis
neun Monate gestillten Kinder weisen die günstigsten Zahlen auf (46 %).
während diese bei den bis zwölf und über zwölf Monate gestillten Kindern
wieder ungünstiger ‘werden. Größeren Einfluß ‘scheint die Geburten-
nummer zu haben: von den einzigen Kindern waren 33,8 % rachitisch, vom
_ worden, um , Aufschluß über Verbreitung und Ursachen. der Rachitis >
> und finale Bett Bereiche des mittleren Nasenganges: durch 1. Verlegung des mittleren | fünften Kind aufwärts über 55%, beim zehnten Kind und mehr.sogar 88,8%.
a Beispielen Nasenganges durch Septumdeviation bei‘ zurückverlagerter mittlerer | Ein Einfluß. der Wohnung war nicht zu erkennen, wird aber doch be-
venseitigt Valiz Muschel, 2. eine große, blasige mittlere Muschel, die den mittleren | stehen.‘ Verantwortlich werden dabei Bakterien aller möglichen Art
= Nasengang völlig verlegt, 3. stark ausgebildete Bulla ethmoidalis mit | gemacht werden müssen, die mit der Atemluft in die Lungen, von hier in
here Unters Anlagerung an die mittlere Muschel. — Der Vortragende hat im ganzen -| den Kreislauf gelangen und im Epiphysenmark abgelagert werden. F ür
'ersoche, (dr 18 Fälle mit Erfolg operiert, sodaß in ‚18 Fällen die stark herabgesetzte ‚diese Theorie müssen allerdings noch -die experimentellen Grundlagen
a jahre ži Sehfähigkeit völlig wiedererlangt beziehungsweise sehr gebessert wurde. | geschaffen werden. | Pa Sch
uf äh E As = i Fer S | E
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an den 2 | =
agenden ©} | . Rundschau.
> Koop | E oa z | | |
Mh Wer haftet dem Arzt für sein Honorar bei der Behandlung ae H a A m nn EEN ee
& een, ` ich der Mann verpflichtet wird. Die Hinzuziehung eines Arztes bei
er en Familienmitgliedern? .| eigener oder der Haushaltsmitglieder Erkrankung falit nach -einer zwar
Veröfes E 5 Von ` $ ‚nicht unbestrittenen, aber von der Mehrzahl der juristischen Schrift-
hr Rechtsanwalt Dr. Ernst Wolif, Berlin. steller vertretenen Auffassung in die Grenzen des häuslichen Wirkungs-
kommt te ie , : ° areas ne. | Kreises der Frau, verpflichtet also den Mann. Dies gilt für die eigene
1058 pib | Wenn ein Arzt zur Behandlung von Familienmitgliedern hinzu- | mrkrankung wie für die Erkrankung der Kinder und des Dienstperso-
j Od, gezogen wird, so wird in den seltensten Fällen die Frage, wer als | „als. Denn die Sorge für das körperliche Wohlbefinden der Familien-
Yoragsl@, Gegenkontrahent des Arztes anzusehen ist, wer ihm also für sein mitglieder gehört zur Domäne der Frau. Auch bei Erkrankung des
‚fon Be Honorar haftet, ausdrücklich geregelt. Dagegen entstehen nachträglich | Mannes selbst wird man dies annehmen müssen, zumal ja der Mann
ikea" oft Schwierigkeiten; besonders erhebt sich häufig. Streit darüber, ob gerade infolge seiner Erkrankung häufig verhindert sein wird, selbst
oi > bei einem Ehepaar der Mann oder die Frau die Liquidation zu bezahlen | Gen Arzt herbeizurufen. Natürlich kommt es dabei auf Lage des
ie N Fi 0 rechtliche Beurteilung dieser F rage ist je nach der Lage | Finzelfalls an: Eine- Arbeiterfrau, die eine chirurgische Autorität in
ap ecble i es Einzelfalls. verschieden. - | , l der Privatsprechstunde aufsucht, statt in die Poliklinik zu gehen,
iagh i i 1i. Der Haushaltungsvorstand, also der Mann, hat den Arzt als | handelt dabei nicht mehr in den Grenzen der-Schlüsselgewalt. Not-
piano Er Hausarzt unter V ereinbarung eines Pauschalhonorars angenommen. | wendig ist ferner, daß die Ehegatten in häuslicher Gemeinschaft leben.
7 N . Es entspricht der Verkehrsauffassung, -daß unter dieses Pauschal- | Nicht nur die Scheidung, die selbstverständlich jede Verpflichtung des
af Um ; i honorar nicht nur die Behandlung des Mannes selbst,. sondern auch | Mannes ausschließt, sondern schon das rein tatsächliche Getrenntleben
auge. die seiner Haushaltsmitglieder, also der Frau, der Kinder, wohl auch | ‚hat zur Folge, daß ein häuslicher Wirkungskreis; innerhalb dessen die `
m ha der Dienstboten fällt, selbst wenn. dies- nicht besonders vereinbart ist. | Frau den Mann vertreten könnte, nicht 'mehr besteht. Zu beachten
gig a In diesem Falle kann also die in der Überschrift aufgeworfene Frage | bleibt ferner, daß die Schlüsselgewalt der Frau für die Hinzuziehung
dien®: y ‚nicht entstehen, weil die ärztlichen Dienstleistungen gegenüber den | des Arztes nur unter dem Gesichtspunkt besteht, daß eine bereits ein-
a einzelnen Familienmitgliedern nicht besonders honoriert, sondern durch | getretene Erkrankung eines Mitglieds der Haushaltung die Zuziehung
ren W (l das zweifellos von dem Haushaltungsvorstand .als dem Auftraggeber | des Arztes erfordert: Dagegen würde der Abschluß eines Hausarzt-
ppi © m zahlende Pauschalhonorar mit abgegolten. werden. sollen. | vertrages im Regelfalle nicht zur Zuständigkeit der Frau gehören; die
jr X. 2% Der Haushaltungsvorstand bespricht mit dem Arzt, daß er ärztliche Versorgung der Familie über den Einzelfall hinaus zu sichern
nig” u in Krankheitsfällen seiner Familie hinzuziehen will, wobei für die ‘| bleibt dem Manne vorbehalten. | Bu
ht, a Hi ärztliche Dienstleistung nach den bestehenden Vorschriften 4. Die vorstehenden Grundsätze gelten nicht für die Inanspruch-
ur Fiss werden soll. Die Frau erbittet den Besuch des Arztes zu | nahme ärztlichen Rates durch- andere Familiehmitglieder oder durch
u rer eigenen oder ihrer Kinder Behandlung. Das Dienstmädchen die Dienstboten. Es gibt keine Bestimmung, wonach Kinder oder Dienst-
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iy kommt in die Sprechstunde. des Arztes, um seinen Rat zu erbitten. | boten das Recht hätten, in Vertretung des Haushaltungsvorstandes
je gi Der Arzt kann sich wegen des ihm hierfür zustehenden Hono- Verpflichtungen einzugehen, soweit nicht etwa: seine Einwilligung vor-
ed p . >. zweifellos an den Haushaltungsvorstand‘ halten. Der Vertrag | Jiegt. Diese Einwilligung kann auch formlos erklärt werden. Sie liegt
vi -pechen Arzt und Haushaltungsvorstand verpflichtet den letzteren zur beispielsweise darin, daß der Haushaltungsvorstand die Besuche des
| 4 y: a oneri aller Dienstleistungen, die der Arzt im Rahmen des Ver- | Arztes in der Wohnung erfährt und keinen Widerspruch erhebt. Wenn
B. Famil vorgenommen hat. Wenn der Arzt ein einzelnes erkranktes | dagegen eines der Kinder oder ein Dienstbote: zu dem Arzt in die
A; er d enmitglied behandelt, ` so. erfüllt er damit die Verpflichtung, die | Sprechstunde kommt, so wird er gut tun, sich. — etwa telephonisch —
A Bo; Ei Haushaltungsvorstand. gegenüber ‚eingegangen ist und für die der Zustimmung des Haushaltsvorstandes zu versichern, da ihm dieser
u a honorieren hat. Die einzelnen Familienmitglieder (die | sonst nicht haftet. Anders liegt es nur, wenn der Kranke dringend
se rates 1 Inder, der Dienstbote) stellen nicht den Auftraggeber des | ärztlichen Beistand braucht, der ohne Gefahr nicht aufgeschoben werden -
AU üben = sondern nur das Objekt, an dem er seine ärztliche Kunst rani nren ee u an ar nicht zu versagen,
oo | gebietet dem Arzte schon die Standespflicht. In der Erfüllung dieser
i y i E Eine verheiratete Frau. zieht- ohne daß vorher ihr Mann mit | Standespflicht erfüllt der Arzt gleichzeitig eine Rechtspflicht desjenigen,
ph Haush a gesprochen hätte, den Arzt zu ihrer oder eines erkrankten | der nach den Vorschriften des Bürgerlichen Rechts dem . Kranken für
Mann: tsmitglieds Behandlung heran. Haftet die Frau oder haftet der | seinen ‚Unterhalt aufzukommen hat. Dies ‚ist bei Dienstboten und bei
Pi. die Meh Die Frage ist in der juristischen Literatur nicht unbestritten, minderjährigen Kindern, immer, bei volljährigen Kindern ‘unter be-:
JË R p. tzahl der Schriftsteller nimmt das Folgende an: Nach $ 1357. stimmten, hier im einzelnen nicht zu verfolgenden Voraussetzungen,
ne. sieh, steht der Frau die sogenannte Schlüsselgewalt zu, kraft deren | der. Haushaltungsvorstand; gegen ibn als den sogenannten Geschäfts-
-a fechtigt ist, innerhalb ihres häuslichen Wirkungskreises die Ge- | herra erwirbt deshalb der Arzt nach. $ 683 BGB. den Anspruch auf
Schäfte .
àlte des Mannes für ihn zu besorgen, also in seinem Namen zu | Bezahlung seines. Honorars.
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5. Nach dem oben zu 3 Ausgeführten hat ein Arzt, der von der
Frau hinzugezogen wird, in der Regel einen Anspruch gegen den Mann,
und zwar nur gegen den Mann. Es kommt häufig vor, besonders in
Großstädten, daß der Versuch der Beitreibung des Honorars gegen den
Mann erfolglos bleibt. Es stellt sich heraus, daß der Mann bereits den
Offenbarungseid geleistet hat, obwohl das Ehepaar auf großem Fuße
lebt, eine elegante Wohnung inne hat und so fort. Die Mittel zur
Bestreitung des ehelichen Hausstandes kommen von der Frau, die sich
aber nicht veranlaßt sieht, die Gläubiger des Mannes zu befriedigen.
Es fragt sich, ob in solchem Falle der Arzt gegen die Frau vorgehen
kann. Der Billiekeit würde dies zweifellos entsprechen, denn nach den
ärztlichen Standesanschauungen ist es nicht zulässig, daß der Arzt vor
Beginn seiner Behandlung einen Kostenvorschuß fordert, was beispiels-
weise der Rechtsanwalt nach gesetzlicher Vorschrift tun darf und in
zahlreichen Fällen tut. Der Arzt konnte auch gar keinen Anlaß zum
Mißtrauen haben, da der elegante Lebenszuschnitt den Gedanken
nicht aufkommen ließ, der Mann könnte vermögenslos sein. Das
Bedürfnis, den Arzt zu schützen, liegt in gleicher Weise vor,
wenn der Mann selbst den Arzt gerufen hat. um seine Frau, die
der allein vermögende Teil ist, zu behandeln. Auch hier hat der
Arzt zunächst nur einen Anspruch gegen den Mann als seinen
Auftraggeber. -
Die Entscheidung ist verschieden, je nachdem die Frau die
Vermögenslosigkeit ihres Mannes kennt oder nicht.
a) Kennt die Frau die Vermögenslosigkeit ihres Mannes, und
geht gleichwohl kraft der sogenannten Schlüsselgewalt als Vertreterin
ihres Mannes Verpflichtungen ein, oder läßt sie sich auch nur, ohne
bei der Hinzuziehung des Arztes mitzuwirken, seine Behandlung gefallen,
so fügt sie dadurch dem Arzt in einer gegen die guten Sitten ver-
stoßenden Weise vorsätzlich Schaden zu, denn sie weiß, daß der Arzt
infolge Vermögenslosigkeit des Mannes um sein Honorar kommt und
es läge in ihrer Macht, dies zu verhindern, da der Arzt, recht-
zeitig in Kenntnis gesetzt, die Übernahme der Behandlung davon
abhängig machen würde, daß die Prau ihm für das Honorar
haftet. Darin liegt eine unerlaubte Handlung im Sinne des § 826
BGB., die.den Täter — hier die Frau — dem Beschädigten — hier
dem Arzt — gegenüber schadenersatzpflichtig macht. Der Arzt kann
in solchem Falle die Frau mit Erfolg auf Zahlung seiner Gebühren
verklagen.
b) Kennt die Frau, was praktisch selten vorkommen dürfte, die
Vermögenslosigkeit des Mannes nicht, so kann von einer unerlaubten
Handlung nicht die Rede sein, wohl aber kann der Arzt auf folgende
Weise seine Gebühren beitreiben. Der vermögenslose Mann hat gegen
die Frau nach $ 1360 Abs. 2 BGB. einen Anspruch auf Unterhalt. Dazu
gehört auch der Anspruch auf ärztliche Behandlung im Krankheitsfalle.
Sache der Frau wäre es deshalb, bei Erkrankungen des Mannes auf
eigene Kosten einen Arzt hinzuzuziehen. Eine kostenlose Behandlung
des Mannes würde die Frau bereichern. insofern sie die Gebühren des
nách dem Gesetz auf ihre Kosten hinzuzuziehenden Arztes sparen
würde. Ungerechtfertigte Bereicherung beseitigt das Gesetz, indem es
den Bereicherten verpflichtet, dem Geschädigten die Bereicherung heraus-
zugeben ($ 812 BGB.). Die Frau muß also die ärztlichen Gebühren
dem Arzte bezahlen.
Beide Fälle, der zu a und der zu b, setzen voraus, daß der
Mann bereits im Augenblick der Inanspruchnahme des Arztes ver-
mögenslos war. Tritt seine Vermögenslosigkeit erst später ein, SO hat
der Arzt keinen Anspruch gegen die Frau, wie ja auch im allgemeinen
ein Gläubiger nicht davor geschützt ist, daß sein Schuldner nach Be-
gründung der Schuld sein Vermögen verliert und dadurch unfähig wird,
die Schuld zu bezahlen.
6. Soweit nach den vorstehenden Ausführungen der Arzt wegen
Behandlung von Familienmiteliedern einen Anspruch gegen den Haus-
haltungsvorstand hat. besteht gegenüber dem Zahlungspflichtigen eine
Auskunftspflicht für den Arzt und insoweit eine Befreiung von dem
ärztlichen Berufsgeheimnis. Wer verpflichtet ist, eine ärztliche Liquidation
zu bezahlen, ist berechtigt, eine Begründung der Rechnung zu ver-
langen, das heißt also das notwendige tatsächliche Material zu erfahren.
Natürlich hätten die Familienmitglieder, die der Arzt behandelt hat.
dem Arzt vor Beginn der Behandlung verbieten können, das Berufs-
eeheimnis ‚dem zahlungspflichtigen Haushaltungsvorstand zu offen-
baren. Dann aber konnten sie dem Arzte unmöglich zumuten, sich
wegen seiner Liquidation an den Haushaltungsvorstand zu halten, da
die Aufstellung einer Liquidation ohne Specification der Dienstleistungen
im einzelnen nicht möglich ist. In einer solchen Handlungsweise des
Patienten läge im Rechtssinne die Erklärung, daß er dem Arzt für die
Gebühren selbst haften will. Der Arzt dürfte dann zwar dem Haus-
haltungsvorstand keine Angaben über die Behandlung des Haushalts-
mitglieds geben, wäre aber andererseits berechtigt, sich an den Patienten
selbst wegen seiner Gebühren zu halten.
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Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8,
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Tagesgeschichtliche Notizen.
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(Nachdruck der redaktionell rezeiäbneken Mitteilungen nur ăě
mit genauer Quellenangabe gestattet.) Ù :
Frankfurt a. M. Der Ärzteverband .für freie Arztwahl hat
beschlossen, allen seinen Mitgliedern, die dem Verband schon vor dem
Kriege angehörten und, mindestens zwei Jahre lang ununterbrochen
durch Heeresdienst in der Ausübung ihrer kassenärztlichen Tätigkeit
verhindert, erst im Laufe des Jahres 1918 oder später ihre Kassenpraxis
wieder aufgenommen haben, in der Wiedererlangung ihres Einkommens
aus kassenärztlicher Tätigkeit in der Weise zu unterstützen, daß ihnen
für das Jahr 1919 unter gewissen Bedingungen ibr Durchschnitts-
einkommen vom ersten Halbjahr 1914 garantiert wird, und zwar den
Verheirateten voll, den Ledigen zu drei Vierteln. Zur Kostendeckung
werden die Mehreinnahmen derjenigen Kollegen herangezogen, die
während des ganzen Krieges oder wenigstens seit dem 1. Januar 1917
ununterbrochen ihre Kassenpraxis ausüben konnten.
Eine Verordnung über Sonntagsruhe in den Apotheken,
welche am 1. April 1919 in Kraft tritt, bestimmt folgendes: „Die
höhere Verwaltungsbehörde ist befugt, für eine (Gemeinde oder für
benachbarte Gemeinden mit mehreren Apotheken an Sonn- und Fest-
tagen oder während bestimmter Stunden dieser Tage abwechselnd.
einen Teil der Apotheken zu schließen. Die Schließung kann bis acht
Uhr morgens des nächsten Tages ausgedehnt werden. An den ge
schlossenen Apotheken ist an sichtbarer Stelle ein Aushang anzubringen.
welcher die zurzeit offenen Apotheken bekanntgibt. Wird von dem
Rechte der Schließung kein Gebrauch gemacht, oder bleibt die Apotheke
an Sonn- und Festtagen länger als sechs Stunden geöffnet, so müssen
den pharmazeutischen Dienstangestellten für jeden Sonn- und Festtag,
an dem sie beschäftigt werden, ein Wochentag oder zwei Nachmittage
freigegeben werden.“
4
Der für die Kriegszeit ergangene Erlaß über die längere Ver-
tretung der Apothekenvorstände durch nichtapprobierte Gehilfen ist
aufgehoben worden. we
Der Ausbau des Fürsorgestellennetzes in den Provinzen und
Bundesstaaten erfordert an vielen Stellen, zumal für die ländlichen
Bezirke, Ärzte, die in sozialer Tätigkeit erfahrer sind und sich der
Fürsorge für Lungenkranke besonders annehmen. Zur Vermittlung
geeigneter Stellen und geeigneter Ärzte steht die
jeschäftsstelle des Deutschen Centralkomitees zur Bekämpfung der
Tuberkulose, Berlin W 9, Linkstraße 29, zur Verfügung.
Breslau. Durch eine verhängnisvolle Verwechslung in einer
Apotheke (nicht der Hospitalapotheke), die sonst eine bei Krätze
bewährte Schwefelsalbe prompt geliefert hatte, sind bei den Patienten
der Krätzepoliklinik des Allerheiligenhospitals eine größere Anzahl
Chromatvergiftungen entstanden, von denen zwölf tödlich
verliefen. Es hat sich wahrscheinlich um monochromsaul®®
Kalium gehandelt. Alsbaldige Schließung der Poliklinik und syste-
Kurse für notapprobierte Ärzte. Die am 1. Februar
begonnenen dreimonatigen Kurse sind im ganzen von nur etwa
250 Herren belegt worden. Um festzustellen, ob ein Bedürfnis dafür
vorliegt, diese Kurse zu einer anderen Zeit zu wiederholen, bittet das
Centralkomitee (Anschrift: Berlin NW 6, Luisenplatz 2—4) die währen
des Krieges approbierten Ärzte, die sich für diese Kurse interessieren,
folgende Fragen zu beantworten: 1. Welcher Zeitpunkt scheint für UF
neuen Kurse geeignet? 2. Wieviel Zeit glauben Sie auf diese Kurse
verwenden zu können? 3. Welche Disziplinen wünschen Sie in erstel
Linie berücksichtigt? 4. Würden Sie bereit sein, ein, wenn aut
geringes Honorar dafür zu zahlen, oder halten Sie die Unentgeltlichkeit
etwa in Verbindung mit Vergünstigungen hinsichtlich Verpflegung UN
Wohnung für ein unbedingtes Erfordernis? 5. Welche Orte würden
Sie vorschlagen ? Be Bere |
BD: eib urg i. Br. Eine Versammlung der Assistenten der Uni-
versitätsinstitute beschloß einstimmig die Gründung eines Freiburger
akademischen Assistentenbundes, der sich dem Deutschen Akademischen
Assistentenbund als Ortsgruppe anschließen soll.
i Berlin. Prof. Dr. Mühsam, bisher dirigierender Arzt des
Krankenhauses Moabit, zum dirigierenden Arzt der äußeren Abteilung
des Rudolf-Virchow-Krankenhauses gewählt. — Prof. De Ruyten
dirigierender Arzt des Krankenhauses „Paul-Gerhardt-Stift‘, gestorber.
— Zum Nachfolger des verstorbenen Geheimrat Ewald ist rof. des
C. Schlayer (München) zum Direktor der inneren Abteilung
Augusta-Hospitals gewählt. -An a h
_ Der Psychiater Geheimrat Erlenmayer begeht in Bendorf a. Ri-
den 70. Geburtstag. TH
chirur-
= Hochschulnachrichten. Bonn: Assistent der E
gischen Klinik Dr. Nußbaum für Chirurgie habilitiert. — RE
burg i. Br.: Die badische vorläufige Volksregierung hat dem e
ordentlichen Professor Geh. Hofrat Dr. Max Scho ttelius für
Titel eines Geheimen Rats II. Klasse und dem Privatdozenten i
Chirurgie Dr. Hosemann den Titel eines außerordentlichen
fessors verliehen. Í | =
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Infolge des Generalstreiks erscheint diese Numme späte
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-hervorgehoben wurde, und zwar namentlich von der Oxyuriasis,
- licht, sich mit der Abtreibung der im Kindesalter hauptsächlich
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| Verhaltun eingegangen werden soll, mögen ‚einige allgemeinere,
inti, SsMaßregeln vorausgeschickt werden. Als solche ver-
Werden à | /
| darf, bevor nicht einwandfrei das Vorhandensein von:
-` kränkheiten und Krieg“ auf der außerordentlichen Versammlung
im „schmarotzer hierbei berücksichtigt werden, und zwar dürften-
‚ wesentlichen drei Arten in Betracht kommen: ar
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Bi ` "tische Erfahrungen gründet, hat während des Krieges die Häufig-
Den Rednern die Ansicht des Vortragenden bestätigt, während.
"Man über die Ursache des gehäuften Auftretens der: Würmer im
/ Während | daß durch diese Maßregel ein besonderer Einfluß auf den Band-
‚mem reichen Material von -Kindern aller ‘Altersstufen bewährt
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| Wochenschrift für praktische Ärzte -=
| SCH i a T | nn u K aT ai g Eg TE E y en i u i = E - ee: ee i Pr
w redigiert- von: es | poetare T tiit Verlag’ von» oe:
Professor Dr. Kurt Brandenburg.. = MN... Urban & Schwarzenberg . '
‚Berlin en e zz a Berlin . a S A
Inhalt: Originalarbeiten: H. Brüning, Über ‚Wurmkuren: bei Kindern, zugleich ein weiterer Beitrag zur Frage der Verwendung des
. amerikanischen Wurmsamenöles (Ol. Chenopodii anthelminth.).. O. Vulpius, Knochen- und Gelenktuberkulosen. E. Fröschels, Beeinflussung
der Neurose durch die Seele.des Kranken. A. Rodella, Ist der alte Begriff der „Crusta phlogistiea“ für die klinische Pathologie ganz ohne
Bedeutung geworden? K. Meyer, Zur Serodisgnostik der Syphilis mittels der 'Sachs-Georgischen :Flockungsmethode. J. J. Stutzin, Zur
Behandlung akuter Darmlähmungen. : G. Neugebauer, Spastische Obstipation und Volvulus. — Referatenteil: Reckz.eh., Über einige
wichtigere versicherungsmedizinische Arbeiten des Jahres 1917. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bü
| besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Kiel: ‚München. Wien. — Tagesgeschichtliche Notizen. = `.
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung. der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortgtnalbetträge vor. »
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Aus. der Universitäts-Kinderklinik zu Rostock: =
Über Wurmkuren bei Kindern, |
- zugleich ein weiterer Beitrag zur Frage der Verwendung des
amerikanischen Wurmsamenöles (Ol. Chenopodii anthelminth.).
. reicht, lediglich, weil sie über Beschwerden klagen (Leibschmerzen,
schlechtes Aussehen und dergleichen), die bei dem: Mangel .ob-.
.jektiven Befundes vielleicht auf die Anwesenheit, von Eingeweide-
'würmern zu beziehen sind. Erst vor kurzem erschien‘ in meiner
Privatsprechstunde ein blasser, .achtjähriger Junge, bei welchem
‘vom Hausarzt auf Grund der eben angedeuteten Symptome nicht
‚weniger als ‘dreimal eine Wurmkur.mit- einem nicht näher fest-
zustellenden Wurmmittel durchgeführt worden war, ohne. daß
Würmer .abgetrieben wurden und vor allem, ohne daß: das- Be-..
finden des Knaben sich auch nur im geringsten gebessert hätte..
„Ferner sei für die Behandlung wurmkranker Kinder. noch
folgendes hervorgehoben. ae ee Be
.... Zur ‚Durchführung jeder Bandwurmkur ist es zweckmäßig,
schon am Tage vorher ein leichtes ‘Abführmittel (Brustpulver,
Kinderpulver;, Calitig‘ oder ähnliches) den Kindern zu geben, um.
eine stärkere Ansammlung von Darminhalt zu vermeiden. ‘Auch.
pflegen wir aus demselben Grunde schon an -diesem Tage. den
Kindern weniger Nahrung und älteren Pätienten am Abend. vor
‘der Kur den vielfach empfohlenen Heringssalat oder marinierten
Hering zu verabreichen, ohne jedoch der Überzeugung zu sein,
Prof. Dr; Hermann Brünlig, Direkton <
Nach allgemeiner Ansicht, die sich auf umfangreiche prak-,
-keit des Vorkommens von ' Darmparasiten in ungewöhnlichem
Anderen von Sch] oßmann in seinem Vortrage über „Kinder-
der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Leipzig im September 1917.
von der Schloßmann erklärte, „sie habe sich unheimlich ġe-
ehrt“, In der anschließenden ‘Diskussion wurde von verschiede-
Kindesalter nicht ganz einheitlicher Meinung. war. rend j. í i
; chloßm ann und Rietschel geneigt waren, der Kriegs- | wurm. ausgeübt wird. ul a
ernährung im Verein mit der Verminderung der Sauberkeit die . Für die Kuren zur Abtreibung von Bandwürmern' und Asca-
Mehrung der Wurmkrankheiten zuzuschreiben, wollte Peiper | riden lassen. wir. die Kinder. grundsätzlich zu Bett liegen, um so
2 ediglich auf den Seifenmangel und das hierdurch bedingte Fehlen | auf alle Fälle deu Verlauf besser verfolgen zu können. .- Dies ist
Hr Reinlichkeitsmaßnahmen die Häufigkeit der. Oxyuren zurück-. | von Wichtigkeit, damit nicht bei empfindlichen Patienten nach
nen. Jedenfalls ergibt sich aber für den praktischen Arzt die |. Einnehmen der durchweg schlechtschmeckenden Wurmmittel Übel-
‚keit und Erbrechen auftritt und der Erfolg der Wurmkur' illu-
'sorisch gemacht wird; auch ist es auf diese Weise leichter mög-
‚lich, etwaige sonstige Krankheitssymptome zu beürteilen, die viel- -
F leicht mit der Kur in ursächlichen Zusammenhang gebracht wer-
den müssen, wie 'z. B. Leibschmerzen und 'anderes.. Bei der Ab-
treibung von Oxyuren halten wir Bettruhe nicht unbedingt für
geboten, obwohl auch mit diesen Parasiten behaftete. Kinder zur -
` besseren Verhütung der immer wieder 'zu fürchtenden Reinfektion ’
Sn Kratzen und Unsauberkeit zweckmäßig: im Bett behalten `
werden. | Rn E SE VBOrR, |
„Während der Kur geben wir den Kindern nur kleinere Men-
‚gen leicht verdaulicher Nahrung in flüssiger und breiiger Form
und richten jede Kur derart ein, daß sie am Vormittage nach . :
einem kleinen Frühstück, bestehend aus einer Tasse .Milch:und
‘einer Semmel, begonnen und, wenn: eben möglich, bis zum Spät-
‘nachmittage zu Ende geführt wird. Free 5 A
„Es empfiehlt sich dringend, die einzelnen Zeitpunkte ‚genau
“anzugeben, damit man jeden Augenblick weiß, in 'welchem: Sta-
dium der Kur sich die Kinder befinden. So reichen wir das.sbön .:
erwähnte Frühstück stets um 7.Uhr früh ‘und beginnen mit’der.
`~
diesem armparasiten genau bekannt zu machen, und aus
done p rande bin ich gern der Aufforderung der Redaktion
der B eitschrift nachgekommen, im folgenden. die Grundzüge
r Behandlung von wurmkranken Kindern, wie sie sich mir an
at, niederzuschreiben. Es sollen jedoch nur die wichtigsten
1. die Bandwürmer. (Taenien),
2. die Springwürmer (Oxyuren), ‘ >
3. die Spulwürmer (Ascaridn, ° : -.
evor auf die Durchführung der Wurmkuren bei Kindern im.
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„erster Linie Beherzigung, daß keine Wurmkur gemacht‘,
arms | i icht
Aschmarotzern festgestellt worden ist. Nach dieser Richtung-
hin
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nach meinen Erfahrungen immer noch recht häufig ge- | eigentlichen Wurmkur um 8 Uhr. Die Verabreichung des:Wurm- -
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I fehlt, indem man den. Kindern Santonin und dergleichen verab-..
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‘also mit halb- bis einstündiger Pause, und zwei Stunden nach
“ dient immer noch das frische Extractum Filieis maris aeth. in erster
warmer Milch oder Milchkaffee hinterhertrinken. In den meisten
Fällen wird das Farnkrautextrakt in dieser Form, wenn auch mit
“selten treten aber bald nachher Übelkeit, Aufstoßen und Er-
neben einem kleinen Abendbrot fünf gelbe Kapseln mit Ol. Ricini
. zur Säuberung des Darmes geschluckt werden, denen am nächsten
. Morgen die acht schwarzen Kapseln bald hintereinander folgen.
Milch oder dergleichen nachgetrunken wird. Darauf folgen dann
. Kapseln gelegentlich auf unüberwindlichen Widerstand. Wenn dies
der Fall ist, gibt man das Farnkrautextrakt in Form des Tritols,
i. Sachs., in den Handel gebrachten Bandwurmmittels, welches eine
: geben werden muß. Eine`solche Beobachtung betrifft den nach-
. Helfenberger Bandwurmmittel. in Kapseln prompte Abtrei-
- wurm, von welchem Stücke abgehen; keine subjektiven Beschwerden.
N | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nri tt 16. März.
Farnkrauts gewonnene Filmaron der Firma C. F. Böhringer,
Mannheim-Waldhof. Wir verabreichten dieses Präparat, welches
aus braunen Krystallen besteht, bei einer Anzahl von bandwurm-
kranken Kindern, und zwar in Form des Filmaronöls, einer Lösung
von Filmaron in Ol. Rieini im Verhältnis von 1 :9. Das Mittel,
dessen Geruch und Geschmack weniger unangenehm ist, als der-
jenige des Extract. Filic. maris, wurde anstandslos genommen und
unangenehme Nebenwirkungen bei gutem Erfolge nicht beob- .
achtet, eine Tatsache, die unter Anderen von Mendelsohn
bestätigt werden konnte. .
Von den sonst gebräuchlichen Bandwurmmitteln, wie Ka-
mala, Flor. Kosso, Cortex Granati und anderen haben wir schon
seit längerer Zeit keinen Gebrauch mehr gemacht, dagegen hat sich
uns in einer ganzen Reihe von Fällen noch das Cucumarin der
Firma H. A. Jungelausen in Hamburg bewährt, ein Medikament,
welches den eingedickten Saft von 300 g Kürbiskernen darstellt,
fleischsaftartig schmeckt und in Suppe, Milch oder Kakao aui-
gelöst werden kann, und darum im Gegensatz zu den bisher
erwähnten Bandwurmmitteln meist anstandslos genommen und gut
vertragen wird, sodaß es ganz besonders auch für jüngere Kinder
empfohlen zu werden verdient. Seine Darreichung erfolgt wie
diejenige des Tritols, wie oben erwähnt, in zwei bis drei Portionen,
wobei, je nach dem Alter der Kinder, die Hälfte oder der ganze
Inhalt des Originalfläschehens gegeben werden muß.
| Ist schon die Abtreibung eines Bandwurms bei Kindern eine
unsichere Sache, so gilt dies in weit höherem Maße von der
Behandlung der so außerordentlich häufig gewordenen und meist
sehr quälenden Oxyuriasis. Diegegen diese Darmschmarotzer
anzuwendenden Kuren sind gleich unangenehm für die kleinen
Patienten wie für diejenigen, die sie durchführen müssen. Da die
Springwürmer im oberen Teile des Dickdařms, im Coecum, leben
und nur zeitweise die Weibchen zur Eiablage in die untersten
Partien des Mastdarms und aus diesem heraus nach außen
kriechen, so muß jede Oxyurenkur von diesem Gesichtspunkt aus
in die Wege geleitet werden. Es handelt sich einerseits darum,
die in den ‚oberen Dickdarmabschnitten vegetierenden Würmer
einzuschläfern oder abzutöten und sie dann abzutreiben und ander-
seits die in der Nähe des Afters befindlichen Exemplare dure
geeignete Maßnahmen hinauszubefördern; es muß also die orate
Therapie durch die anale ergänzt werden. Außerdem ist es, UM
die durch Kratzen in der Nähe des Afters unvermeidliche Schmier-
und Reinfektion zu vermeiden, unbedingt erforderlich, die Kinder
peinlichst sauber zu halten, einer Forderung, welcher man durch
Tragen einer Hemdhose oder Badehose, namentlich während der
Nacht, durch regelmäßige Waschungen der Genital-Aftergegen
und des Gesäßes nach jeder Stuhlentleerung, durch Kurz-
Sauberhalten der Fingernägel und striktes Verbot, an Finger
und Nägeln zu kauen, sowie endlich durch häufigen Wechsel der
Leib- und Bettwäsche zu genügen vermag. Außerdem muß im
Auge behalten werden, daß Oxyurenfälle innerhalb der Häuslich-
keit selten isoliert bleiben, sondern daß so gut wie ausnahmsioS,
wenn ein Kind wegen Springwürmer zum Arzt gebracht WII"
sämtliche Geschwister und auch die Eltern an demselben Leiden
laborieren, ja, daß sogar bereits damit zu rechnen ist, dab au
das Dienstpersonal (Kinderfräulein, Köchin usw.) ebenfalls 0xy-
uren beherbergt. Wir haben uns, obwohl die Eltern vjolat
keinerlei Beschwerden äußerten und auf Befragen das Vorhanden-
sein von Oxyuren mit Bestimmtheit in Abrede stellten, durch m!
Sprer ende Untersuchung, über welche in der Dissertation mel
Sch ers Th. Schmidt Genaueres nachgelesen werden mög®,
in vielen ‘Fällen doch davon überzeugt, daß außer den Kindern
auch Eltern und sonstige Hausgenossen an Oxyuriasis litten. n
gerade während der Kriegszeit ist. mir auch in der besseren UN
besten Privatpraxis nicht selten, wenn ich der Mutter des 5 ndes
die Schwierigkeit und Unsicherheit der Oxyuriasisbehandlung el
lückenhafter Therapie klarzumachen versuchte, zugestanden
worden, daß die Geschwister des Kindes und sie selbst VOR F ,
selben Leiden ergriffen seien. Dazu kommt noch eins. B® Mäc-
chen finden sich vielfach die Springwürmer auch in der Scheide,
rufen dort durch den von ihnen "verursachten Juckreiz Eotzin.
dungserscheinungen hervor und bieten so wiederum reichlie
"Gelegenheit bei ungenügender Sauberkeit und dem unverme}
lichen Kratzen der Kinder, daß Eier an die Finger und IN.
Wäsche und so in den Mund gelangen, auch wenn die Abtreibung
der Darmschmarotzer aus dem Intestinaltraktus erfolgreich pw
geführt werden sollte. Die hier etwas ausführlicher dargelegt%
Verhältnisse lassen es begreiflich erscheinen, daß die je
schon an und für sich eine häufige Erkrankung des Kindesalte j
mittels, von welchem zwei bis drei Dosen gegeben zu werden
pflegen, erfolgt dann regelmäßig um 8, 81%, und 9 Uhr, das heißt
Einnehmen der letzten Dosis folgt dann das übliche Abführmittel,
auf dessen Darreichung nur verzichtet werden sollte, wenn bis
dahin bereits genügende Stuhlentleerung erfolgt ist. Bei zögernder
Defäkation muß das Abführmittel nach Bedarf wiederholt werden.
Für die Abtreibung der Taenien — fast stets handelt es
sich um Taenia saginata und nur selten um Taenia solium — ver-
Linie angewandt zu werden. Wir verordneten dieses Mittel an
unserer Klinik zusammen mit Pulp. Tamarindor. oder Mel depurat.,
und zwar je nach dem Alter und der Konstitution des Kindes
etwa 3—5 g auf 25—30 g von einem der zuletzt genannten Sub-
stanzen und lassen diese diekliche Masse morgens innerhalb einer.
halben Stunde in zwei Portionen einnehmen und einige Schluck
einigem Widerwillen, von den Kindern genommen. Nicht so ganz
brechen ein, sodaß ein Teil oder auch das ganze Mittel wieder aus-
gestoßen wird und die Kur erneuert werden muß, eine Maßnahme,
die sich meist erst nach einigen Wochen wieder durchführen läßt,
Um den unangenehmen Geschmack: der eben erwähnten Medi-
kation zu vermeiden, gibt man älteren Kindern deshalb das Ex-
tract. Filieis zweckmäßiger in Form von 15 Kapseln, und zwar in.
Form des Helfenberger‘ Bandwurmmittels, welches in Schach-
teln in den Handel kommt, in welchen acht schwarze Kap-
seln mit insgesamt 2,65 g Extract. Filieis +-5,3 g Ricinusöl und
7 gelbe Kapseln mit je 1,8 g Ol. Rieini enthalten sind, deren
Einnehmen derart zu erfolgen hat, daß am Abend vor der. Kur
Das Einnehmen derselben geschieht, indem etwas Zuckerwasser,
noch die beiden übriggebliebenen gelben Kapseln. Erfahrungs-
gemäß stößt aber auch bei älteren Kindern das Schlucken der
eines ebenfalls von der Chemischen Fabrik E. Dietrich, Helfenberg
‚diekliche, bräunliche, sirupartige Masse darstellt und für Kinder
in der schwächeren Dosierung als Tritol Nr. II, enthaltend 4 g
Extr. Filic. mar., 8 g Ol. Rieini und 6 g Malzeztrakt zur Ver-
wendung kommt, während das für Erwachsene bestimmte Mittel,
wie aus der folgenden ‚kurzen Krankengeschichte zu entnehmen
-ist, ‚die doppelte Menge der Ingredienzen enthält. Das Helfen-
berger Bandwurmmittel hat uns in einer ganzen Reihe von
Fällen in Form der Kapseln gute Dienste getan. Gelegentlich
macht man jedoch bei allzu vorsichtiger Dosierung bei älteren
Kindern die Erfahrung, daß die 2,65 g Extr. Filicis nicht hin-
reichen zur Abtreibung der Taenie, und daß eine höhere Dosis ge-
stehenden Fall, in welchem nach Erfolglosigkeit der ersten Band-
wurmkur durch das für acht- bis zwöltjährige Kinder bestimmte
bung der Taenia saginata erfolgt, als dem 13 jährigen Kinde die
für Erwachsene bestimmte Menge Tritol verabreicht wurde.
Nachdem im Stühle Glieder von Taenia saginata festgestellt, wurde
-am 13. und 14. August 1918 die Bandwurmkur mit dem für Kinder
berg, welches aus 8 g Extract. Fili
“Malti besteht. Auch diese Dosis wurde anstandslos genommen und
etwas warmer Kaffee hinterhergetrunken. Zwei Stunden nach. Be-
endigung der Kur erfolgte eine Entleerung, in welcher der Kopf ge-
funden wurde; es handelte sich um Taenia saginata.
| Ein anderes Taenienmittel, welches sich in der Praxis be-
währt hat, ist das ebenfalls aus den wirksamen Beständteilen des
jra et
der de Er"
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Fidanë,
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So i6: März:
“— wurde, hierbei nur eine untergeordnete Rolle nm u
„Naphthalin bei einer großen Reihe von Kindern mit Oxyuriasis
. gegeben und sind zu der Überzeugung: gelangt, daß mit diesem |: mäßig nach dieser Prozedur die Aftergegend mit-einer Salbe ein-
. Mittel bei Befolgung der oben angegebenen allgemeinen : Vor- i
-schriften Erfolge erzielt werden können. Wir verabreichten das
mit :nachfolgendem Laxans.
.. ohne Schwierigkeit von den Kindern genommen; in einigen Fällen
: beobachteten wir ‘allerdings auch, daß, nachdem einige Dosen ge-
-< Schluckt worden waren, das Einnehmen der weiteren verweigert
. wurde, sodaß die Kur mit einem anderen Mittel zu. Ende geführt
~.. Werden mußte.
hartnäckigen Fällen von Oxyuriasis die für die Abtreibung von
Taenien gebräuchlichen Medikamente zu benutzen, haben wir bis-
‚. her keine systematischen Versuche angestellt, dagegen konnten wir
wiederholt konstatieren, daß bei bandwurmkranken Kindern durch
| Verabreichung von Extr. Filicis groß& Mengen Oxyuren mit heraus-
befördert wurden, sodaß es sich wohl empfehlen dürfte, von
aer Art der ‚Therapie der Oxyuriasis häufiger Gebrauch zu.
achen. | En
„Sich erwiesen die von der Firma 'Goedicke & Co., Leipzig, in den -
` Handel gebrachten Gelonida Aluminii subacetici comp. c. Alum. .
'‚ sulf. Nr. I à 05, T
‚Schächtelehen in den Apotheken zu haben sind. Wir haben die
3 Oxyurenkur mit diesem Mittel stets folgendermaßen durchgeführt.
: E bei gewissenhafter Innehaltung der erteilten Verordnung alle
‘Sache, mit dem Präparat zufrieden zu sein, eine Erfahrüng, die
‚“ Water Anderen auch von:Jödicke und Schmidt. trotz etwas,
.. anderer Art der Anwendung auf Grund ihrer Beobachtungen be-.
wird, REOR a oF
R Tabletten des Mittels täglich 8 bis 14 Tage lang hinterein-
aap a ZU verabreichen, haben wir durchweg die Kur im drei Ab-
„»SChnitten zu
” ar An den drei Kurtagen erhielten die Kinder von 8—9 Uhr.
Te ags drei Tabletten, die entweder von älteren Kindern ganz:| dann i ‚der Ta
ge rührt xt oder pulverisiert und in Kartoffelbrei oder Apfelmus. | mal einen: bis zwei Tage lang, wie oben ausgeführt worden ist,
Zr Bacher oder ‘auch bei jüngeren Patienten ‘aufgelöst in- etwas.
-Stund unwasser oder Himbeersaft verabreicht wurden. Das zwei
„ n Später zu gebende Abführmittel — in der: Regel Brust-
Kahn sinderpulver, in selteneren Fällen auch. Oalifig, Laxan- h ; |
An und ähnliches —_wurde so bemessen, daß spätestens am..|:noch in-Benommenheit, Erblindung, Krämpfen’und Kollapszustän-
E BER T OAN E Se i
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22. 4949 — MEDIZINISOHE: KLINIK; — Nr dt.
gerade während der Kriegszeit zu -einer direkten Volksplage ge-
worden ist und werden mußte. Bei dem eügen Zusammenwohnen
infolge des Mangels an Feuerungsmaterial; bei der vollständigen
Stockung von Neubauten und der Überfüllung der vorhandenen
Räume, bei der mangelhaften Versorgung der Bevölkerung mit |
Seife und der aufs allernotwendigste zu: beschränkenden Verwen-
dung von Warmwasser und Bädern und. nicht zuletzt bei dem
außerordentlichen knappen Vorrat an Leib-.und Bettwäsche für
weite Kreise der Bevölkerung ist es kein Wunder, wenn jetzt kaum
Spätnachmittage -ein oder mehrere breiige Stühle erfolgen mußten.
Dies. geschah; um nicht die. nunmehr- erforderliche Darmspülung
In die Nachtzeit fallen zu lassen. Ohne gleichzeitige Verabreichung
von Darmeinläufen bleibt nämlich die Oxyurenkur unvollständig,
- und 'es’gelingt nicht, die in den unteren Darmabschnitten-lebenden
Oxyuren mit herauszubefördern. Als, Spülflüssigkeit benutzen wir
entweder kaltes: Wasser, in welchem. die. Springwürmer. bald: ér-
starren, oder lauwarmes. Wasser mit Zusatz. von einer (Tablette).Ge-
al Jonida Aluminii -subacetici, wie sie für die orale Therapie yer-
ein Kind in ärztliche Behandlung kommt, bei welchem nicht bei ge- | .abreicht wird. Auch haben wir-von Essig (einen bis drei.Eßlöffel)
nauer Nachforschung. das Vorhandensein von Oxyuren festgestellt | und essigsaurer. Tonerde (einen Eßlöffel) als: Zusatz. zur Spül-
werden kann. Ich für meine Person bin jedenfalls. geneigt, den hier | flüssigkeit vielfach Gebrauch gemacht und endlich in zahlreichen
Fällen. Abkochungen von Knoblauchzwiebeln benutzt. ` Letzteres
angedeuteten Momenten‘ die. Hauptursache "für die heute unver- N )
kennbare weiteste Verbreitung der Oxyuriasis zuzuschreiben und | Mittel wird in zweckmäßiger Aufmachung. in den Handel gebracht
stehe auf dem Standpunkte,.daß die. Verschlechterung und Ein- | als Garlicoll-(Extr. fluid: Ophioscorod. comp.), und zwar vón dem
tönigkeit der Ernährung, ‚die von anderen als auslösender Faktor | Chemisch-pharmazeutischen Laboratorium F. ‚Christians, Güstrow
in den Vordergrund geschoben wird, wie bereits eingangs betont | i. M., Markt 24, stellt eine braune, nach Knoblauch riechende
en Flüssigkeit:dar und soll nach ‘der beigefügten Gebrauchsanweisung
tee- bis eßlöffelweise auf 11 Spülflüssigkeit zugesetzt werden. Seit
-wir das Wurmsamenöl, auf welches. weiter unten. bei. der. Be-
‚sprechung der Spulwurmkrankheit noch zurückzukommen sein
‚wird, kennen, haben wir auch dieses Mittel häufig zu‘ Darm-
‚spülungen beiOxyuriasis verwandt, einVerfahren, welches unter An-
‚deren von Stursberg empfohlen worden ist. Wir setzten dann
von der.von der Adler-Apotheke in Hilden in den Handel ge-
‚brachten Wurmsamenölemulsion ,Wermolin“ einen Kinderlöffel
-auf 11 Wasser zu, ließen gut verrühren und diese Flüssigkeit, wie
guch die schon erwähnten, mit Hilfe eines mit Darmrohr armierten
Irrigators in Rückenlage des Kindes. in den Darm einfließen, wo-
Welche Mittel stehen uns-nun zur Abtreibüng der lästigen
Öxyuren zur Verfügung und von welchen ist ein \Erfolg‘der-Kur.
zu erwarten? DE a N
Auch hier soll das Santonin nicht unerwähnt bleibeü, welches
in. Tablettenform, wie ‚später. bei der Ascaridiasistherapie. noch
‚zu erwähnen sein wird, allein. oder"auch als Pulver mit Kalomel
zugleich angewandt werden kann. Die für ein sechs- bis acht-
jähriges Kind geeignete Verordnungsweise würde etwa die fol-
gende sein: | cr A Fa er
Rp. Santonini. ; l , | o3
alomel aa 0,02—0,08, | E ` On -AO ala s a
Sach. lict. 0,5. | | | 3 bei wir ferner darauf bedacht waren, daß. dieser Einlauf vom
A = ` | Kinde- einige Zeit zurückbehalten wurde, um die Oxyuren mit
f. p. D. tal. Dos. Nr. IV. u uo
S. Zwei Tage lang vormittags um 8 und 9 Uhr je ein.
"Pulver z.. g. und zwei Stunden später ein Abfuhr-
mittel. | bo a o ; e
In ähnlicher Weise haben wir das von. Ungar empfohlene
Sicherheit zu entfernen. . Die ‚hier geschilderten Irrigationen wur-
. den an den jeweiligen drei Kurtagen regelmäßig einmal ausgeführt
und hinterher, sowie nach jeder Stuhlentleerung, für sorgfältigste
.Säuberung durch Waschung . mit Seifenwasser, essigsaurer Ton-
‚erde oder dergleichen Sorge getragen. Endlich wurde noch regel-
geschmiert, um etwa herauskriechende Würmer — dieselben ge-
| : langen sonst ‚nicht‘ selten bis in die Kreuzbeingegend - und. die
Naphthalin zu 0,1—0,3 als Pulver dreimal täglich drei Tage lang | Schenkelbeugen- — abzufangen und abzutöten. -Als Salben zu
Im -allgemeinen wurde das Mittel | "diesem Zwecke ‘benutzten wir: weniger das gelegentlich reizende
Ungt. einer. als Ungt. hydrarg. praec. alb., 2—5 %ig, ferner auch
eine Ol. Chenopodii anthelminth. enthaltende Salbe. „Wermolin-
. salbe“, sowie einfache Ungt. acid. -boric. oder Ungt. acid. salieyl.
Bei peinlichster Befolgung aller hier angedeuteten Vorschriften
und exaktester Sauberhaltung, über welche schon weiter oben das
- Erforderliche gesagt worden ist, gelingt es dann, die Oxyurenkur
erfolgreich durchzuführen und die kleinen Patienten von einem
Leiden zu befreien, welches nicht. so ganz selten ernste Gesund-
heitsstörungen im Gefolge hat. 007
Ungleich einfacher als Bandwurm- -und. Oxyurenkuren sind
Kuren gegen Spulwürmer erfolgreich durchzuführen, ja, wir
Über die von verschiedenen Autoren gerühmte Methode, in
eigneten Mittel kaum eine Ascaridiasis der ‘Behandlung irgend-
‚welche Schwierigkeiten bereite. Von Medikamenten, welche
‚gegen Spulwürmer.empfohlen werden, seien hier nur zwei genannt.
und ausführlicher berücksichtigt. Es handelt sich um den längst
bekannten und als wirksam erkannten Zittwersamen (Flo-
abletten,. welche zu je 20 Stück in- Original- | res Cinae) beziehungsweise das aus. ihm gewonnene Santo-
nin und um das erst seit Anfang dieses Jahrhunderts nach ` Emp-
fehlungen von mir. in Deutschland in Aufnahme gekommene
amerikanische Wurmsamenöl (Oleum Cheno-
podilänthelminthiciel), ein ätherisches Öl’von gelblicher .
Farbe und eigenartigem, strengem Gerüch und Geschmack; wel-
ches, in Amerika :offizinell; von der Chemischen Fabrik Schimmel
& Co. in ‚Miltitz b. Leipzig hergestellt und in den Handel ge:
bracht wird. >` ER m a
_. Seit: wir auf Grund ausgedehnter pharmakologischėr: und
j 2 ‚klinischer Versuche das amerikanische Wurmsamenöl als Anti-
je drei Tagen durchgeführt mit 10—14 tägigen Inter- |- ascaridiacum kennen und schätzen gelernt haben,. benutzen wir
das ‚Santonin .nur noch in seltenen Fällen und verabreichen es
dann in der üblichen Form der Tabletten’zu 0,025 zwei“ bis drei-
Ebenfalls als brauchbares ‚Mittel gegen Madenwürmer. haben
Während die beiden zuletzt genannten Autoren vorschlagen, ;
und. zwär nicht.ohne zwei Stunden nachher ein Abführmittel in
wirksamer Dosierung hinterherzugeben, um die eventuelle Gift-
wirkung des Mittels, die sich in leichten Fällen in Gelbsehen,:Gelb-
harnen und Abgeschlagenheit, in schweren -Fällen dagegen auch
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” Wurmsamenöl und hinterher 1 Kinderlöffel Brustpulver.
den äußert, zu verhindern. Gerade die Tatsache, ‚daß die Ver-
abreichung ‘von Santonin nicht immer ungefährlich ist, veranlabto
mich während der ersten Jahre meiner hiesigen klinischen Tätig-
keit, der Verwendung des Wurmsamenöls näherzutreten, zumal
in der Literatur von unangenehmen Nebenwirkungen dieses Prä-
parats kaum irgend etwas zu finden war. Über mit dem Ol. Che-
nopodii gesammelte günstige Erfahrungen wurde dann außer von
mir von meinen Schülern ThelenundLechler berichtet, denen
sich andere Autoren, unter denen hier nur Ruland, Schmitz,
Gockel, Stursberg, Schüffner ‚und Vervoort ge
nannt werden mögen, anschlossen. Alle die hier genannten For-
scher bestätigen die prompte Wirksamkeit des amerikanischen
Wurmsamenöls als Antiascaridiacum, und einige wollen es auch
mit Erfolg zur Abtreibung der Springwürmer verwandt haben. Es
kann natürlich im Rahmen der vorliegenden Auseinandersetzungen
nicht auf die von den Autoren gemachten Erfahrungen im einzel-
nen eingegangen werden, sondern es muß genügen, darauf hin-
zuweisen, daß von keinem derselben über irgendwelche ernsteren
Störungen berichtet wird, welche dem Wurmsamenöl zur Last ge-
legt werden könnten. Auch wir vermögen trotz ausgedehnter
Verordnung: des Mittels, dessen prompte Wirkung nur ein einziger
kurzer Krankengeschichtenauszug erläutern soll, nichts Ungün-
stiges über das in Rede stehende Präparat auszusagen. Abge-
sehen von vorübergehender Übelkeit, gelegentlichem. Erbrechen
und Leibschmerzen im Verlaufe der Kur, Beschwerden, die sehr
wohl auch dem hinterher zu verabreichenden Laxans zugeschrie-
ben werden können, haben wir keinerlei Unannehmlichkeiten: bei
der Darreichung des Ol. Chenopodi beobachtet und jedenfalls nie-
mals Veranlassung gehabt, die Kur zu unterbrechen oder gar von
der Benutzung des Mittels abzusehen. |
Fr. S., 8 Jahre alt, wird am 31. August 1918 in die Kinderklinik
aufgenommen, weil er Spulwürmer haben soll, von denen er vor
kurzem drei Stück erbrach. Im geformten Stuble fanden sich ver-
einzelte diekschalige Ascarideneier. Der Knabe erhielt 2x 8 Tropfen
Darauf er-
folgten drei Entleerungen ohne Würmer und am nächsten Morgen ein
breiiger Stubl, in welchem drei Spulwürmer, ein großes Weibchen und
zwei kleinere Männchen, nachgewiesen werden konnten. Während
der Kur keinerlei subjektive Beschwerden. Am Tage nachher keine
Spulwurmeier mehr im Stuhle vorhanden.
Wir verabreichten das Wurmsamenöl schon seit langer Zeit
in Tropfenform, und zwar so viele Tropfen, als das Kind Jahre
zählt, und gaben es, wie oben betont, stets am Vormittag und
~ hinterher ein Laxans, in dem Bestreben, wenn eben möglich, die
Kur am selben Tage zu beendigen. Die Verabreichung eines
tüchtig wirkenden Abführmittels ist bei der Benutzung des Wurm-
samenöls zur Vermeidung von unangenehmen Nebenwirkungen
unbedingt erforderlich und von mir persönlich immer wieder be-
tont worden. Im Bedarfsfalle muß das Laxans wiederholt ge-
geben werden. Die Kinder nahmen das kratzig schmeckende Öl,
durchgeschüttelt in einem Schluck warmer Milch und tranken
noch etwas Milch hinterher. Bei dieser Darreichungsform haben
wir kaum in einem einzigen Falle ernstere Schwierigkeiten erlebt.
Neben der Verwendung des Originalwurmsamenöls in Tropfen-
form hat sich uns in zahlreichen Fällen seine Darreichung als
Emulsion (1,5 % mit Ol. Rieini, Geschmackscorrigentien und
Saccharin), wie sie als das bereits erwähnte „W ermolin“ in den
Handel kommt, durchaus bewährt. Dieses Präparat der Adler-
Apotheke in Hilden hat neuerdings einen Konkurrenten bekom-
men in Form der „Wurmsamenemulsion“ der Firma Kaufels und
Apotheker Andernach in Düsseldorf-Grafenberg (Emuls. Ol; Cheno-
podii et Ol. Tanaceti aa 0,75°/,), welches kinderlöffelweise mit
nachfolgendem Abführmittel gegeben werden soll und als ein
„rasch und sicher wirkendes, harmloses Mittel“ empfohlen wird.
Über dieses Präparat fehlen mir eigene. Erfahrungen. Dagegen
haben wir in letzter Zeit eine andere Wurmemulsion des Apotheker
H. Herrmannschen Chemisch-pharmazeutischen Laboratoriums in
Wittenburg bei einigen spulwurmkranken Kindern angewandt, deren
Zusammensetzung eine ähnliche ist, als die vorhin erwähnte, wäh-
rend ihr Gehalt an Ol. Chenopodii 3% beträgt, und das Mittel
darum nur teelöffelweise an Kinder verabreicht werden darf. End-
lich verdient noch angeführt zu werden, daß das Ol. Chenopodii
anthelm. auch in Kapseln erhältlich ist, von denen die Gelodurat-
kapseln der Firma Pohl in Schönbaum-Danzig empfohlen werden
können, welche je sechs Tropfen Wurmsamenöl und Menthol ent-
halten und von älteren Kindern,’ da sie nur klein sin j
standslos geschluckt werden. | De d, TORAN:
Wie schon hervorgehob
i919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.
' Schmerzen in den Waden.
on: wurde; haben wir trotz- zahl-:
reicher mit OL Chenopodii und aus diesem ätherischen Öle her-
gestellter Präparate niemals unangenehme
ernsterer Art beobachtet. à i
Um so auffälliger muß es uns demnach erscheinen, daß von
verschiedenen Ärzten bei der Verwendung des Wurmsamenöls
über schwere Störungen berichtet worden Ist. Br
achtungen, welche durch Vermittlung des verstorbenen hiesigen
Pharmakologen Kobert zu meiner Kenntnis gelangt sind, mögen
im folgenden mitgeteilt werden, und zwar namentlich deshalb,
weil zufällig während der Abfassung dieses Aufsatzes wiederum
ein auswärtiger Kollege an mich schrieb, nachdem er bei zwei
Nebenwirkungen
Vier dieser Beob-
Kindern mit dem in Rede stehenden Präparat so ernste Ver-
giftungserscheinungen sah, daß eins der Kinder daran zugrunde
gegangen zu sein scheint.
Schon am Schluß meiner ersten ausführlichen Publikation
über das Ol. Chenopodii änthelminthiei erwähnte ich einen eim-
zigen, von Millspauh in der amerikanischen Literatur mit
geteilten Fall von tödlicher Vergiftung, der sich folgendermaßen
abspielte: |
Fall 1: Ein 30 jähriger Mann hatte 30 Tropfen Terpentin und
1% Unze Wurmsamenöl getrunken. Er bekam darauf Unwohlsein,
Schwindelgefühl und Unvermögen, geordnete Bewegungen Auszu-
führen, sodaß der Patient den Eindruck eines Betrunkenen machte.
Dann folgten Konvulsionen, und. rechtsseitige Lähmungen, unwillkür-
‘licher Urinabgang, Gelbsucht und am fünften Tage exitus letalis im
|
Zustande völligen Komas.
Fall2: Ferner ist mir von einem Fall ohne Einzelheiten berichtet
worden, in welchem eine Dame nach Verabreichung von 2—3 mal
10 Tropfen Wurmsamenöl „sehr schwer erkrankte“, und über zwei
weitere Fälle, von denen der eine ein vierjähriges Kind, der andere
einen Kollegen betraf, ist mir folgendes bekannt geworden:
Fall 3: Einem 4 jährigen, sonst kräftigen Kinde wurde vom u
gegen Ascariden Wurmsamenöl verordnet, und zwar sechs Glenn :
kapseln der Firma G. Pohl, Schönbaum-Danzig, mit Je acht Trop i
Ol. Chenopodii. Irrtümlicherweise wurden vom Apotheker Kapse
mit 16 Tropfen verabreicht. Gleich nach dem Einnehmen der an
Kapsel erbrach das Kind, klagte über Kopfschmerzen und ziehen
Trotz dieser Erscheinungen erhielt das
Kind noch eine zweite Kapsel, da angenommen wurde, daß die 8
schilderten Symptome nicht bedenklich seien. Kurze Zelt er |
war das Kind benommen und erbrach das als Laxans en
gegebene Rieinusöl. Keine Diarrhöen, Pupillen intakt. Am näch 2
Tage hatte sich unter tetanischen Zuckungen halbseitige Parese Fr i
ebildet, die auch die Gesichtsmuskulatur betraf. Dabei s ir
trabismus, Puls 120—150, mittelkräftig. Lumbalpunktion: eT ge
Druck, im Punktat vereinzelte Lymphocyten. Die vom Hausarz go
stellte Diagnose cerebrale Kinderlähmung wurde von einem
siliarius bestätigt. Nach zwei Tagen Exitus. Keine Obduktion.
F a114: Ein Arzt, dem das Wurmsamenöl unbekannt war, Rn er
Geloduratkapgel mit Ol. Chenopodii gtt. 16 c. Menthol. Er sc y A
dann selbst folgendes: „Danach wurde mir hundselend. Kolossale a
nommenheit wechselte mit Schüttelfrost derartig, daß ich hätte :
den heißen Ofen kriechen mögen. Am zweiten Tage war mir WO s
bis abends, als ich einige Glas Bier trank. Bei Tisch packte er >
ein Schüttelfrost, daß ich gleich nach Hause gehen mußte. Noch a =
dachte ich immer noch nicht an das Ol. Chenopodii. Am nächs E
Tage sollte mich das Tierexperiment belehren. Ich gab eme Kaps
meinem kerngesunden, kräftigen, wurmfreien Terrier. Derselbe X
brach nach 35 Minuten. Dieses Erbrechen wiederholte sich ee
oft, daß sich das Tier in Schmerzen wand. Dazu beobachtete 1
eine leichte Lähmung der Hinterhand. Sein mittägliches Futter 7 a
er nur auf Zureden, um es nach fünf Minuten zu erbrechen. P
muß er rasende Kopfschmerzen gehabt haben, denn der Hund DO hie
sich mit dem Schädel direkt in die Erde. Neben großer er
herrschte große Unruhe vor, ähnlich wie es mir ergangen waT. Lei $
hört das Tier nichts mehr und auch sein Geruchsinn ist stark Dre
gesetzt, Ich selbst habe auch Ohrenschmerzen verspürt und fibi
Zuekungen im Gebiete des rechten Facialisastes gehabt.“
Die Ursachen dieser Vergiftungsfälle werden wir kaum Sa
nauer feststellen können. Auffällig erscheint, daß es sich o n-
beschriebenen Symptomen um schwere Reizungszustände des Pon
tralnervensystems gehandelt hat, die bei dem 30 jährigen i
und bei dem: vierjährigen Kinde zu einer unter dem Bilde der PO
encephalitis verlaufenden halbseitigen Lähmung geführt haben UT
tödlich endeten, während bei dem anderen Erwachsenen die en
toxikation, ebenfalls nach paretischen Erscheinungen im rech
Nervus facialis, sich zurückbildete. Leider ist in beiden t
| verlaufenen Fällen die Obduktion nicht gemacht worden, den
gerade hierdurch wäre wohl: die Möglichkeit gegeben gewesen),
| die Todesursache mit Sicherheit zu ergründen und festzustellen, 2
= reichung des Medikaments in kürzeren Pausen und in entsprechen-.
aran ngo
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~ _ tensionsverband wurde als ungenügendes Mittel der Fixation er-
die Entlastung des Gelenks gewährleistet. Dadurch wurde die
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“u: vr.
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-~ Hüftgelenks wies eine erschreckend: hohe Mortalität auf sowohl in
- Sollte verhütet werden, selbst die der Verbandanlegung vorauszu- `
‚daß die Gelenktuberkulose zumeist nur den örtlichen: Ausdruck
Jà unvermeidlich ist, sollte meines Erachtens wegfallen.
Mea und in Nr, 8 der Wochenschrift. po : l |
. »
x -
D
v
und welcher Anteil dem Ol.
den muß. = | ee
Ohne deshalb näher auf die 'mitgeteilten schweren Intoxi-:
kationserscheinungen einzugehen, “sei hier nur die. Gelegenheit
benutzt, um zu vorsichtiger Anwendung dieses sonst so vorzüg-
lichen Wurmmittels zu ermahnen. Durchführung der Kur mög-
Jiehst an einem Tage unter nur zwei- (bis drei-) mäliger ‚Dar-
Chenopodii ‚dabei zugeschrieben wer-
braucht, die Ruhigstellung des‘ Gelenks gestört wird, .
der Dosis, rechtzeitige ein- bis 'mehrmalige, jedenfalls. wirksame
Zugabe eines Abführmittels dürften genügen, um .die geschilderten
unliebsamen Vorkommnisse unmöglich zu machen. .Sollte ‘dies
wider Erwarten nicht gelingen, so kann nur noch an ‘eine Idio--
synkrasie gegenüber dem in Rede stehenden Mittel gedacht wer-
den, gegen welche wir dann, ziemlich machtlos‘ sind, wenn es
‚nicht gelingt, durch- geeignete Maßnahmen (Magendarmspülung,
Exeitantien, Kochsalzinfusion: und ähnliches) die Gefahr. zu be-
seitigen. Ä en | TE, Ze.
Knochen- und Gelenktuberkulosen. : bemittelter Volksschichten zu begrüßen ist.
Von : z = / í g
Prof. Dr. Oscar Vulpius, Heidelberg. .
Die Therapie der Gelenk- und Knochentuberkulose hat ähn-
liche heftige Schwankungen durchgemacht, wie ich sie in früheren
Kapiteln?) zu schildern Veranlassung hatte. Auf eine Zeit, die
durch äußerst aktive Resektionschirurgie gekennzeichnet war, folgte
die unausbleibliche Reaktion - der streng konservativen Behänd-
lung. Und dadurch. fiel die Tuberkulose der Gelenke beziehungs-
weise der sie bildenden Epiphysen in 'das Gebiet der Orthopädie,
oder, richtiger gesagt, sie wurde ein Grenzgebiet, das eine scharf
| höhen, 'so.bietet sich uns eine Kompensation in der Möglichkeit,
Bogenlicht mit seinem sohnennahen Reichtum an Ultraviolett ver-
einigt mit Wärmestrahlen, durch das chemisch ungeheuer. inten-
sive. Licht der Quarzlampe, der künstlichen Höhensonne, sind wir
‚nieht nur von Witterungseinflüssen einigermaßen unabhängig. ge-
worden, sondern wir vermögen auch ‚die zugeführten Strahlen-
mengen zu dosieren. Noch sind wir nicht in die letzten Geheim-
nisse der physiologischen Lichtwirkungen eingedrungen, aber die
Empirie ist der wissenschaftlichen Ergründung sieghaft voraus-
geeilt: Wir wissen sicher, daß die örtlichen wie die allgemeinen
Wirkungen des Lichts die Heilung der Knochen-Gelenktuberku-
lose überraschend regelmäßig und günstig beeinflussen.
Auch die Röntgenstrahlen haben sich als örtlich: wirksam
erwiesen, ihrer ausgedehnten Verwendung stehen noch Schwierig-
keiten und Gefährdung besonders bei benötigter Tiefenbestrahlung
im Wege, sie sind keineswegs unüberwindlich. Ein: endgültiges
Urteil über ihre Leistungsfähigkeit wie über ihre Indikations-
‚grenzen ist heute noch nicht zu fällen... Das gleiche gilt wohl
‚für die specifische Therapie, die in verschiedenen Formen : und
. mit sehr wechselndem Schicksal erprobt, worden ist, aa
Das Hetol, von Landerer einst begeistert émpfohlen,. hat
mir in wiederholten Versuchsserien keine deutlichen Erfolge ge-
getrennte Arbeitsteilung nicht zuließ. - | Ä 0
a Das Aufgeben rein chirurgisch-operativer Behandlung voll-
zog sich natürlich da am leichtesten und. schnellsten, wo die Re-
Sultate so unerfreulich ausfielen wie am Hüftgelenk, das ich als
- Beispiel in den Vordergrund rücken möchte, Die Resektion des
unmittelbarem Anschluß aŭ die Operation wie im -weiteren Ver-
lauf, und das funktionelle ‚Endergebnis war bei geheilten. Fällen
. durchaus unbefriedigend. ER ar
. ‚Die extrem konservative Behandlung lehnte jeden operativen
‚Eingriff ab, sie erblickte zunächst ihre wichtigste Aufgabe in der
exakten Fixation und Entlastung des kranken Gelenks. Der Ex-
` Kannt und durch -den Gipsverband ersetzt. Jegliche Bewegung
schiekende Stellungskorrektur, welche die entzündliche Contractur | zeitigt. - I at
‚beseitigen und eine für die spätere Funktion vorteilhafte Stellung |
- herbeiführen sollte, wurde verworfen. . ` |
- < Man wollte die Ausheilung des Prozesses in pathologischer
Stellung eintreten lassen und letztere nachträglich durch opera-
tive Inangriffnahme der inzwischen entstandenen Ankylose.. auf-
heben, ein Verfahren, dem: ich nicht zustimmen konnte. Nach,
einem vorsichtigen Redressement in Narkose: habe ich, falls keine.
` Fistel vorhanden war, keine der gefürchteten örtlichen oder all-
gemeinen Folgen je eintreten sehen. Durch eine Fensterung des
‚Gipsverbandes wurde dauernde Überwachung des Gelenks, lokale
Behandlung, wie Fistelversorgung, Punktion von Abscessen,. In-:
Be hu Jodoform, Calotscher Flüssigkeit oder dergleichen, er-
Noglicht, | | Sr |
Revolutionär beinahe wirkte es, als man die Auffassung,
manches Unheil verschuldete, ist neuerdings in verschiedenen
Arten wieder zu Ehren gekommen. ~ Das Friedmann sche
Heilmittel, dessen erste Einführung infolge unkontrollierter Aus-
gabe unter ebenso heftigem wie berechtigtem Protest mißlang,
scheint jetzt in reinerer Form einen zweiten, hoffentlich ungefähr-
'licheren ‚und erfolgreicheren Einzug zu beginnen... ` |
Meine Versuche mit v. Linden schen Kupferpräparaten
sind. durch den Krieg jäh unterbrochen worden, nachdem sie be-
reits Gutes ‘versprochen hatten. Hier wird meine Friedensarbeit
alsbald wieder einsetzen. DE |
~>, Viele Wege führen nach Rom, es' wäre verfehlt, nur einen.
zu betreten. Die einseitige Überschätzung der Heliotherapie_hat
mancherorts: zu einer Gleichgültigkeit gegenüber orthopädischer
| wie chirurgischer Behandlung Veranlassung gegeben, welche für
‘einer Allgemeinerkrankung darstelle, in die. therapeutische Tat den Patienten die Aussicht auf eine sichere und zugleich auf eine
ınseizte. Allgemeinbehandlung wurde die Losung im solchem | möglichst schnelle Heilung beeinträchtigte. ‚Ich erblicke auch auf
aß und mit solchem Enthusiasmus, daß manche die örtliche Be- | diesem ‚Gebiet ‚der Therapie das Optimum ‚in einer durch ruhige
handlung geradezu ver nachlässigten. Dem Hauptziel, der Kräftigung | Sachlichkeit und praktische Erfahrung geleiteten Kombination der
des Organismus, mußte die Anwendungsart von Heilmitteln am | verschiedenen Methoden. Insbesöndere bin ich weit entfernt,
Krankheitsherd angepaßt werden. Der Gipsverband durfte den | operative Eingriffe prinzipiell zu verwerfen, vorausgesetzt, daß die
atienten nicht an Bett und Krankenzimmer fesseln, er wurde | Indikation richtig erkannt ist. Nur. einige Beispiele: Enthüllt das
zum Gehverband umgestaltet, welcher neben der Fixation auch Röntgenbild einen extraartikulären Knochenherd, der, wachsend
| und zerstörend das benachbarte Gelenk ja schwer bedroht, so
ambulante Behandlung in jedem Sinne möglich. Von ihr bin:ich | wäre es meines. Erachtens ein Unrecht; wenn man nicht recht-
längst wieder abgekommen jede Erschütterung, die beim Gehen | zeitig mit dem Herd die Gefahr der örtlichen und vielleicht-auch _
| der allgemeinen Infektion beseitigte. Oder wenn starke Eiterung,
Auch bin ich dem Beispiel derer nicht gefolgt, welche-den | anhaltendes Fieber an den Kräften zehrt, weshalb -dann nicht die
festen Verband überhaupt verwerfen und von vornherein durch | Möglichkeit einer Resektion benutzen, um rasch einen Umschwung
des Zustandes ‚herbeizuführen?‘ Mit welcher Begründung der Sonne
Ä eines Sequesters nach Monaten ‘über-
am der Schriftleitung: Nr langsame Ausstoßung _
; einen abnehmbaren Verband oder Hülsenapparat ersetzen. wollen,
| damit physikalische Heilmethoden sofort durchgeführt werden
‚können. Die Gefahr liegt zu nahe, :daß die Abnehmbarkeit miß-
‚Unter. den physikalischen Heilverfahren hat besonders die
Lichttherapie. der chirurgischen Tuberkulose in jüngster Zeit Auf-
sehen erregt. Schon vor 25 Jahren hatte .P o ncet. die Sonnen-
kur mit ‚Erfolg versucht, aber erst Bernhard im Engadin und
Rollier im Wallis ist es gelungen, das Interesse weiter Kreise
auf die Heilkraft der ‘Sonne 'bei speeifischen Knochengelenkleiden
zu lenken. Schien zunächst nür die Höhensonne, nur das Höhen-
klima. heilsamen Einfluß auszuüben, so stellte sich. mit der Zeit
'glücklicherweise/heraus, daß auch an der See, im Mittelgebirge,
ja überall sich solche Kuren erfolgreich machen lassen, wo reich-
liche Besonnung in reiner, staub- und nebelfreier Luft möglich
ist.. Eigene. Beobachtungen in dem von mir ins Leben gerufenen
Sanatorium für chirurgische Tuberkulose im Solbad Rappenau
haben diese Erfahrung bestätigt, die namentlich im Interesse un-
~ ` Ist die Anzahl der Sonnentäge und -stunden im’ Tiefland
zugestandenermaßen namentlich im Winter geringer als auf Berges-
künstliche Lichtquellen heranzuziehen. Durch das elektrische
- Das Tuberkulin, dessen unrichtige Anwendung seinerzeit pa
16. März, -e o e o 1919. —MEDIZINISCHB KLINIK — Neil D0 o |
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258 | el 5 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.
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lassen, wenn wir in ebensoviel Minuten operativ das gleiche ge-
fahrlos erreichen können! In diesen Fällen wie In vielen anderen
ist nach der Operation und durch sie der Weg, der zur örtlichen
wie allgemeinen Heilung führt, verkürzt und gesichert.
. Am überzeugendsten zeigt vielleicht die Entwicklung der
Therapie der tuberkulösen Spon dylitis, welche Bedeutung
der Mitverwendung chirurgischer Eingriffe zukommt.
Zur Fixation der Wirbelsäule, zur Entlastung der kranken
Wirbel hat die Orthopädie das Gipsbett in die Therapie em-
geführt, welches, den Körperformen genau angepaßt, die Vorzüge
des Modellapparates besitzt, ohne die Hautpflege zu verhindern,
welches den Patienten transportfähig und damit der Freiluft-
Sonnenkur zugänglich macht. Letztere wichtige Vorteile entgehen
uns mindestens teilweise, wenn wir, auf exakte Fixation noch
größeres Gewicht legend, den Rumpf — und bei hohem oder
tiefem Sitz der Entzündung auch noch die angrenzenden Körper-
abschnitte — in einen circulären Korsettverband einschließen.
Andererseits hat man nach Calots Vorgang versucht, diesen
großen Gipsverband für die Korrektur der Deformität, des Gibbus,
auszunutzen. Man wagte zunächst die gewaltsame Streckung der
Wirbelsäule, begnügte sich später, vorsichtiger geworden, mit lang-
sam gesteigertem Druck auf die Kyphose, welche in einem Verband-
fenster freigelegt wurde. Übrigens erlaubt auch zweckmäßige
Lagerung im Gipsbett eine gewisse Beeinflussung der Gibbus-
bildung oder wenigstens seine Verdeckung durch kompensatorische
Verkrümmung benachbarter Abschnitte der Wirbelsäule — para-
gibbäre Korrektur.
Der Erfüllung aller an die Spondylitistherapie zu stellenden
Forderungen entspricht am promptesten entschieden eine Operation,
die ich von Albee übernommen und seitdem bei der großen
Mehrzahl meiner Kranken in allen Lebensaltern ausgeführt habe.
Statt der Ruhigstellung durch äußere Mittel eine innere Fixation,
eine Art umschriebener Arthrodese, welche die erkrankten Wirbel
untereinander und mit einigen gesunden Nachbarwirbeln zu einem
einheitlichen starren Gebilde verschmilzt — das war schon vorher
der Zweck verschiedener operativer Versuche gewesen. Ihnen
überlegen erweist sich die Einpflanzung eines starken Tibiaspans
in die längs gespaltene Dornfortsatzreihe.
Der Erfolg‘ zeigt sich selir schnell. und zunächst subjektiv
durch die schmerzstillende Wirkung. Aber weiterhin bieibt auch
die objektive Besserung nicht aus, die nach meiner bald ein-
hundert Operationen umfassenden Statistik die Prognose des
schweren Leidens recht erfreulich zu gestalten vermag. Selbst
Abscesse habe ich im Anschluß an die Operation gelegentlich
sich zurückbilden sehen. In den meisten Fällen empfiehlt es sich
indessen meines Erachtens nicht, auf deren Spontanheilung zu
warten, ich halte es nicht für rätlich, eine größere Eiteransammlung
sich selbst und der Resorption zu überlassen, wenn sie dem
chirurgischen Eingriffe leicht zugänglich ist. Sehr oft genügt ja
die wiederholte Punktion und Injektion. Ist der Inhalt des Abscesses
sehr dick, flockig, mit Knochengrieß vermengt, so kann er nur
durch Einschnitt entleert werden. Man hat eine solche Spaltung
gescheut und widerraten wegen der Gefahr der Fistelbildung,
welch letztere in der Tat eine bedenkliche Verschlechterung der
Prognose bedeutet.. Dank sorgfältiger Ausführung der kleinen
Operation, dank exakten Etagennahtverschlusses läßt sie sich ebenso
sicher vermeiden wie bei einer wiederholten Punktion, wenn diese
nur mit besonders dicker Nadel gelingt.
Auch die zweite gefürchtete Komplikation der Spondylitis,
die Lähmung, die früher wesentlich mit den mechanischen Mitteln
der Fixation und Extension behandelt wurde, hat sich in ge-
steigertem Maß als chirurgischer Therapie. zugänglich erwiesen.
Die druckentlastend wirkende Laminektomie kann heute nicht mehr
als so gefährliche Operation bezeichnet werden, daß sie nur in
hofinungslosen Fällen erlaubt wäre. Dem Vorwurf, daß sie die
Stabilität der Wirbelsäule schädigt, bin ich mit Erfolg dadurch
begegnet, daß ich die in die Bogenreihe geschlagene Bresche
sofort mit einem der Tibia entnommenen Span verschloß, der
seine periostbekleidete Fläche dem Wirbelkanal zuwendet Eine
solche Plastik kann allerdings nur dann in Frage kommen. wenn
der tuberkulöse Herd nicht eröffnet wird. Von einer direkten In
angrifinahme des letzteren habe ich nicht viel Gutes gesehen l
_ So hat sich die Einfügung chirurgischer Therapie in den
nn pon 3 een E wesentlicher Faktor erwiesen, auf den
ich nicht mehr verzichten mö j
Kur, die ich für die ee aa a de
w, £ berkulose im
skizziert habe, drängt dazu, der Durchführung besonders mr
16. März.
a
Zwecke eingerichtete Heilanstalten dienstbar zu m achen. Wie
Gutes hier zu erreichen ist, hat mir die erfreuliche Tätigkeit In
meinem Sanatorium bewiesen. Und erst recht nach dem Krieg
wird der durch ihn aus verschiedenen Ursachen vermehrten Zahl
soleher Kranker auf diese Weise Hilfe und Heilung zu bringen
möglich sein.
Zn oo [——_——
Beeinflussung der Neurose durch die Seele
des Kranken.
Von
Priv.-Doz. Dr. Emil Fröschels, Wien.
Wenn man ein Krankheitsbild psychogen. nennt, 50 meint
man damit allgemein, daß entweder der Wunsch, krank zu sem,
oder die Vorstellung, daß man infolge eines Traumas oder anderer
schädlicher Einflüsse nicht gesund sein könne, die Krankbeits-
erscheinungen verursache.
welcher |
psychogenen Entstehungsart der Kriegsneurosen energisch vertrat,
wobei er sich insbesondere gegen Oppenheim, den Hauptver-
fechter der mechanischen und Sensugenese, wandte. Eine Gruppe
von Forschern nimmt einen vermittelnden Standpunkt ein und
gibt die Möglichkeit zu, daß eine Neurose durch diese, eine andere
durch jene Ursache bedingt sein könne, so V. Wagner-Jaureße
Im Anschluß an einen von ihm gehaltenen Vortra 1) h
einen Gedanken ausgeführt, welcher mich schon seit langer Zeit
bei meinen Beobachtungen an Stotterern leitete und den ich bier
wiedergeben will.
ist Nonne derjenige,
von. der
Bekanntlich
in zahlreichen Abhandlungen die Ansicht
habe ich
Eine wichtige Stütze für die Psychogenität” hat die Heil-
wirkung von Behandlungsarten abgegeben, welche rein psychisch
zu wirken scheinen, wie Hypnose und Elektrizität.
Erfolgen, welche auf solchen Wegen erzielt worden sind, obne
weiteres geschlossen werde, z
Heilung bedeuten, davor habe ich in einer Abhandlung über
traumatische Sprachstörungen ?) gewarnt: „Ich gebe zu bedenken,
daß es sehr wohl möglich ist, daß ein erhöhter Willensimpuls
im organisch geschädigten Bezirke des Centralnervensystems em
funktionell gutes Resultat ergebe und daß die Suggestionstherapl®
zu einem solchen stärkeren Impuls führen könne.”
denken dürfen nicht von der Hand gewiesen werden, wenn man
Daß aber aus
daß diese Erfolge eine wirkliche
Derartige Be-
nicht Gefahr laufen will, den Tatsachen Gewalt anzutun. Un
‚gerade in der Neurosenfrage ist größte Vorsicht angezeigt, da
uns hier die Kontrolle, welche wir in der Medizin sonst vielfach
besitzen, die pathologische Anatomie, ganz im Stiche läßt.
Meine heutige Abhandlung ist ebenfalls geeignet, vor einem
Schluß von der Wirkung einer Suggestivbehandlung auf die Be-
dingtheit der Neurose zu warnen, sie dürfte aber vielleicht auch,
indem sie neues Beobachtungsmaterial liefert, die Neurosenfrage®
überhaupt fördern. . |
Zahlreiche traumatische Stotterer, welche ich im Krieg sah, i
kamen bald ins Hinterland und boten dann annähernd das B í
der Sprachstörung, welches nach den Notizen in den \ ormerk-
blättern der Frontspitäler unmittelbar nach dem Trauma auftrat.
Dieses Bild besteht, wie ich in einer Abhandlung „Zur Klinik des
Stotterns“ 3) ausführte, aus drei Hauptteilen: den Laut- und Silben-
wiederholungen, dem Pressen in den Sprachwerkzeugen und Mit-
bewegungen im Gesicht und anderen Körpermuskeln, insbesondere
den Atemmuskeln, der Muskeln des Halses, der Arme und der Beine.
Die Symptome sind meist von großer Heftigkeit. Läßt man derartige
Fälle zum Zwecke der Beobachtung eine Zeitlang unbehandelt, 50
macht sich eine immer weiter fortschreitende Differenzierung, ıD
den Symptomen der einzelnen bemerkbar. Während der eimi
lange die gleiche Heftigkeit der Krankheitserscheinungen erkennen
läßt, wobei diese selbst immer die gleichen bleiben, es SC! denn,
daß einmal die Mitbewegungen z. B. in der Hand, ein anderm
im Beine mehr zum Vorschein kommen, treten bei einem anderen
andere Symptome auf und die Heftigkeit der initialen nimmt sicht-
lich ab, ohne daß jedoch dieSprachhemmung S®
nicht fließender reden, er braucht noch genau solange, UM Er
— ll
+) Gesellschaft für innere Medizi ‘ derheilkunde in Wien
am 14. Oktober 1918. r edizin und Kinderhel
2) W. m. W. 1916, Nr. 17.
3 M. m. W. 1916, Nr. 12.
geringer werden würde. Das heißt, er kann noch immer
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Kl} 16.März. ~ F ~. ~ “1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. EZ 259 k oo
mache, T Satz hervorzubringen, es ist also nicht eine Besserung des Übels, | erwidern, daß ein Abnehmen der Schüttelbewegung in diesem | Fin
ye Tätiekat i dessen Kern ja eine Erschwerung des 'Sprechens ist, die Ursache ] Sinne zu deuten wäre, doch muß das nicht zutreffen, denn hier GRES
ch dem it! . . der veränderten Symptome. ‚Was das neue Krankheitsbild vor | kann eine wirkliche Besserung. vorliegen. Wenn aber 'ein Stotterer ee
mehren | dem älteren auszeichnet, ist die geringere Auffälligkeit. Besonders’ | ‚eine _ Mitbewegung ‚aufgibt, um, eine zweite, weniger auffällige p s as
g m bia ein Symptom findet man hier immer wieder und-das sind die so- | anzunehmen, ‚so liegen die Verhältnisse klarer. Ob also eine auf na Mid.
| T genannten Embolophrasien, die Laute und Worte, welche gebraucht | den Amalgamierungsprózeß gerichtete Beobachtung - auch an ji o
| | werden, ohne dem Sinn der Rede zu entsprechen, die also.deut- | anderen Neurosen einwandfreie Feststellungen ergeben: könne — und Ei: En
"lich in das Gebiet der Mitbewegungen gehören, deren Zweck eine | es muß’ sich: ja nicht gerade um ein ‚Kaschieren „ handeln, ' es | H KHS .
see E..: autosuggestive Erleichterung im Sprechen zu sein scheint). Ein | könnte ja ‚manch andere Veränderung zur Schau treten, welche _ "We
u Beispiel dafür ist der Infanterist W. G., welcher sagt: „Und' ï ja | sich als..charakterologisch begründet erweisen würde —, kann erst : in
am und 28. und August.“ ER .|.die Zukunft lehren. Immerhin ‚dürfte es sich: der Mühe verlohnen, im no
p Die gleichen symptomatologischen Unterschiede fand ich | in diesem Sinne zu. forschen, da ‚die Ergebnisse an Stotterern t a
| < zwischen Soldaten, welche längere Zeit nach dem Trauma zur | nicht bedeutungslos sind. Schon jetzt glaube ich, ihren. Wert jfi po
2 ” Untersuchung kamen. Auch hier zeigte ein Teil die initialen | nach verschiedenen Richtungen erweisen zu können. Wenn immer AMEE i
t oaf “Erscheinungen rein und in unvermindeter Stärke, ein anderer das, mehr Symptome, welche dem Anfangsbilde nicht entsprechen, ‚' ee
akmaf | ich möchte sagen, abgeschliffenere Bild. Lernt man die Persön-, | wohl aber dessen Symptome verdrängt und vor allem ersetzt _ TE
geuk: - lichkeiten genauer kennen, so scheint die erste Gruppe unin- | haben, einwandfrei psychogen entstanden sind, wie anders als AE g i:
Kati __ telligentere und hemmungslosere, die zweite intelligentere und durch psychische Mittel ‚könnte der Weg zum ursprünglichen HE i i,
da. gesittetere beziehungsweise bescheidenere zu umfassen. So ist neurotischen Kern noch. möglich sein? Und hat man so eme iTi. AE
t vo i| -^ mir z B. niemals ein. Offizier untergekommen, welcher einige | weitgehende Besserung erzielt, so darf man daraus allein auf die UBER Kl
sch ei. Monate nach dem Trauma noch das ganze wilde Anfangsstadium | Bedingtheit der Neurose nicht schließen, denn’ es ist sehr wohl To RERNE
Hu’ © gezeigt hätte. eh ee a | -~ | möglich, daß man nur den sekundär entstandenen psychogenem I SALE
wigi Ich sagte schon, daß die frischen Symptome durch andere | Mantel zerstört- hat, was wie eine Besserung der Neurose aus- MRE: E
tst ersetzt werden können, welche weniger auffallend sind. Und | Sehen kann. Es ist auch weiter. möglich, daß in dem Durch- u. REAR
na| darauf scheint es anzukommen. Der traumatische Stotterer, der | dringungsprozeß der Kern schließlich aufgesaugt wurde und I. BETE Ma
Jan © anfangs ganz von dem erschütternden Ereignis, auf welches seine | uur mehr die sekundären Erscheinungen, die „charakterologischen Ei: I
ben Sprachstörung folgte, und von ihr selbst erfüllt ist, beginnt, wenn | vorhanden sind, weil’sie, .sei es durch Gewohnheit, sei es durch I Be
1 sein Wesen der Auffälligkeit, besonders der Auffälligkeit durch | Audere' Ursachen, verankert wurden. Man sieht, wie derartige N. BENEA
nitk; , einen Defekt abhold ist, die Störung zu kaschieren. „Erwägungen, welche sich auf der Auffindung der sekundären Sym- Re: 35
i Ganz Gleichartiges zeigen nun auch viele sogenannte Ent- | POme gründen, zur größten Vorsicht in der ätiologischen Wertung I, ME
de Bi wicklungsstotterer, das sind solche, bei denen das Übel aus der | YO? Beh ne zn a | B a
is frühen Kindheit stammt.’ Ich habe drei Hauptstadien festgestellt 2). | _. Ein weiterer Gesichtspunkt, der' das Forschen nach solchen ol Ge
iws) -Das erste ist die reine Wiederholung von Lauten oder Silben | Erscheinungen empfiehlt, ist die Feststellung von Simu- - N o
d E, und betrifft Kinder von vier bis sieben Jahren. Das zweite zeichnet | lation. Paßt das ganze Gebabew des Neurotikers nicht zu N $.,
al. sich durch alle möglichen übertriebenen Bewegungen im Sprech- | Seinen anderen Charakter- und Intelligenzmerkmalen, so kann ol SREE
y| -apparat aus und fällt in das sechste bis zehnte Lebensjahr. Im dritten | Simulation vermutet werden. In der Tat habe ich auf‘ diese Ir >
d8; endlich, welches jenseits dieser Altersgrenze auftritt, sind diese | Weise Stotterer entlarvt. i Bien KIEL Te
sie | i ru im a nBen, ohne r en 2 a Ze a era | f a
6; . Memmung abgenommen hätte. Patienten von zwölf Jahren un A a as an le Ge Syke | P AR
ni ; darüber, welche noch sehr auffallende Mitbewegungen und wilde Aus ee re 2 as Basel 1.0... =.,
ek: Mundbewegungen zeigen, sind selten‘ und sind, soweit meine |- = Nous ran in) IE I or
ei en en, meist Bauernkinder oder unintelligente und | Ist- der alte Begriff der „Crusta phlogistica“ für IR: =:
#% „Aus all dem scheint zu folgen, daß die Seele des Kranken | die klinische Pathologie ganz. ohne Bedeutung VAE:
ph | „der Neurose nicht untätig gegenübersteht. Wie die Neurose das | | geworden? e p5 Ia, LDE i BROER
-Übrige Seelische Gehaben- beeinflußt, wurde oft gewürdigt, wie | Be a IE he Dr
jë. aber die Seele auf die Neurose wirkt, wurde eigentlich nur | an -Von | (oi E
$i erläutert, wenn mar im Falle gròßer Hartnäckigkeit der Symptome E ‘ "Dr. A. Rodella. E
g! Vermufete oder nachweisen ‚konnte, daß der Patient aus diesen | un PER i
pt] oder jenen Gründen nicht gesund werden wollte. Aus den ange- | ... , Bis vor zirka vier bis fünf Dezennien widmeten die Lehr- x
L führten Beobachtungen an Stotterern ersehen wir aber nun, daß | bücher der allgemeinen Pathologie und der klinischen Unter- _ ?
J! SS zu einem wechselseitigen Durchdringen‘, | Suchungsmethoden dem Kapitel über die Speckhaut des Blutes - |
j Zu einer Amalgamierung zwischen. der er- | (Crusta pleuritica sive phlogistica) besondere ‚Aufmerksamkeit. Auf
rg krankten Prak on mad: Teilen der- übrigen einmal hörte man nichts mehr davon, und wie mit einem Schlage
Psyöhischen Persönlichkeit kommt. Diese Amal-. verschwand aus der medizinischen Literatur jede. Erwähnung dieses -
p. Samierung bedingt einerseits das veränderte Gehaben der neu- | früher so interessanten und wichtigen Gebietes. | u 7
4, Mtisch Erkrankten, andererseits eine Veränderung der neurotischen i a brauche a die eu a enpächer =
i | . | er allgemeinen und speziellen Pathologie anzuführen, wie A s cho Kar
ab von. einer Besserung der Neurose gesprochen Kautmanı, Ziegler und Ande. Selbst wenn wir Werke kon- u
sultieren, welche sich speziell nur mit Hämatologie befassen, wie z. B.
die von Grawitz, Naegeli und Anderen, finden wir entweder gar
nachdrücklichst Wert legen.
keine Angaben oder nur kurze und abschätzende Bemerkungen über
eine Erfahrung, welche für mehr als ein Jahrhundert Gemeingut aller
Ich bin mir wohl bewußt, daß gerade das Stottern im Ver-
Ärzte gewesen war. So liest man z. B. im Grawitz nur soviel:
gleich mit anderen Neurosen Beobachtungen, wie die hier vorge-.
„Sonstige bei der makroskopischen Verfolgung der Gerinnung sichtbare
die Abscheidung
»ymptome, ohne d
j
;
p _ Werden könnte. Gerade auf diese letzte Feststellung möchte ich
| J
Ä
|
En
brachten, leichter ermöglicht, weil schon die Grundfunktion, die
Erscheinungen, auf welche man früher Wert legte,
| Ka r feindifferenzierten, voneinander getrennten ` Be-
> “een besteht, während etwa der Gang eines Menschen eine Bee Arber ne
um a; ; N SS } | von Serum, Bildung einer ‚Crusta phlogistica‘ aus Fibrin und weißen s~
heit er: „inzelbewegungen zu einer nur schwer analysierbaren Blutkörperchen und anderes sind nicht von klinischer Bedeutung ge-
ee i verschmolzen darbietet. Deshalb ist es. ja schon nor- | worden.“ | Be | en Ee
5 Fl en leichter, einen Menschen im Telephon an seiner Sprache || . Dieser Umschlag in der Schätzung eines früher so wichtigen. En
nur die a “ange zú erkennen, „wenn etwa in einem 3 een klinischen Phänomens und sein allmähliches vollständigesInvergessen- 14 MER ch
sich nun die 8 enden Beine sichtbar wären. Daraus En heitgeraten braucht einen nicht zu wundern, wenn man daran denkt, IE A
einer Schüttein. Ee OV es überhaupt gelingen könnte, z. B. an | daß der so viele Jahrhunderte hindurch als Hauptmittel der ärzt- In .
ergeben din telneurose Veränderungen ‚festzustellen, welehe klar | nen Kunst geltende Aderlaß auf einmal als unnütze oder -ge- f
u ein Bestreben zum Kaschieren vorliegt. Man könnte fährliche Prozedur von den meisten Ärzten aus der Therapie ver. | F
G ; a MR i ; ; sL. .. ir w h; l t,
tamasa E TBS ele s Zur Ditorentisldiaghose zwischen frischem | pann warae, sami feg antin ioh mugh das Boobachtungstmatorial | |
. veraltet 3 ` i boe ) . 4: x e pa ee Ai
= °) Lehrbuch der Snrachhellkunde. Wien und Leipzig 1913. | Blutentnahme zu therapeutischem Zwecke fehlte auch jeder Anlaß, N:
E ; i | i
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. urn: ar irn VE Treue ut ec mern ne N Eu. ale ara Me RE ER ae
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den Patienten einer für gefährlich gehaltenen Prozedur zu unter-
ziehen, nur um sich ein diagnostisches Hilfsmittel zu verschaffen.
Und das um so mehr, weil die mikroskopische Technik der Blutunter-
suchung bald so viele wichtige Befunde in kurzer Zeit zutage förderte,
daß die größten Erwartungen und Hoffnungen berechtigt und die
makroskopische Blutuntersuchung überflüssig erscheinen mußte.
Zum Teil decken sich die makroskopischen und mikroskopischen
Rlutuntersuchungen gegenseitig, und die Befunde können sich er-
gänzen, ohne jedoch sich ersetzen zu können. Und zwar sagt
uns die makroskopische Blutuntersuchung etwas mehr, als von
einigen Autoren in der letzten Zeit angenommen wurde und im-
plicite aus den Lehrbüchern der allgemeinen Pathologie zu ent-
nehmen ist. Denn makroskopische Blutreaktion und Fibrinogen-
respektive Fibringehalt des Blutes werden manchmal zusammen-
geworfen: mehr glaubt man von der Betrachtung des Blutgerinnsels
nicht wahrnehmen zu können, obwohl sicher ist, dab ‚dieselbe
auch über Leukoeytenzahl und Erytrocytenverhältnisse uns orien-
tieren kann.
So erwähnen die modernen Lehrbücher der allgemeinen Pathologie
Hyperinose beziehungsweise Hypinose und geben an, daß die Hyperinose
oder Fibrinvermehrung im Plasma manche Erkrankungen mit fibrinöser
Exsudation, ganz besonders die croupöse Pneumonie und akute Eiterungs-
prozesse, charakterisiert. Es wird ferner angegeben, daß Blutgerinnsel,
die sich außerhalb des Körpers bilden, dunkelrot, von glatter Ober-
fläche, elastisch glänzend sind. Mikroskopisch bestehen sie ‚aus allen
Bestandteilen des Blutes, in arnahernd gleichmäßiger Verteilung durch
ein Fibrinnetz zusammengehalten. Man sollte also annehmen — da
keine weitere Erklärung gegeben wird —, daß in den obenerwähnten
pathologischen Fällen, wo eine Hyperinose auftritt, dieselbe durch gleich-
mäßige Verteilung der vermehrten Fibrinmasse erfolgt. Ä
A. Schmidt wies darauf hin, daß gewisse Blutarten, nament-
lich langsam gerinnende anomale Gerinnselbildung, Brüchigkeit und
schlechte Retraction mit fehlender ‘Serumbildung zeigen.
Aber bereits Hewson, vor zirka iYa Jahrhundert, hatte die
Blutgerinnung in vitro studiert und die Ansicht vertreten, daß jedes
Blut, welches eine Kruste zeigt, langsamer gerinne. Er trat somit der
zu seiner Zeit herrschenden Meinung, daß die Neigung des Blutes, zu
gerinnen, in Entzündungen vermehrt werde, entgegen.
Es folgten dann die Arbeiten Andrals, allein und mit seinem
Mitarbeiter Gavarret, welche unter anderem zu der bekannten Ein-
teilung der fieberhaften Prozesse in Pyrexien und Phlegmasien führten.
Andral, gestützt auf eine Erfahrung. von ungefähr 100 Aderlässen
fand außerdem eine Speckhaut auch auf dem Blute der Urämischen
sich bilden. Die von diesem Autor und Gavarret unternommene
große Zahl von Wägungen des geschlagenen und gewaschenen Faser-
stoffs wurde später von Pfeiffer mit modernen Methoden, und
zwar hauptsächlich mit der Bestimmung des Stickstoffes wiederholt. Über-
einstimmend wurde eine deutliche Zunahme des Fibrinstickstoffes bei
solchen Kranken gefunden, für welche eine Hyperinose nachgewiesen
wurde, wie z. B. bei der Pneumonie und dem akuten multiartikulären
Rheumatismus, dem Erysipel und parallelen Affektionen.
Andererseits ist festgestellt worden, daß diese Krankheiten mit
ibio — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.
sind, daß es also Sepsisfälle gibt,
Ausdruck kommt und andere, die von einer Hypinose gekenn-
zeichnet sind; die ersten dürften die Fälle leichterer Natur sein,
die anderen die schweren und von ausgesprochenem
Charakter. Dieses Verhalten entspricht vollkommen
mikroskopischen Befunde, welcher zeigt, daß die schwersten Sepsis-
fälle mit Leukopenie, die leichten mit Leukocytose einhergehen.
Es ist in der Tat bereits von den früheren Autoren und besonders
von Pfeiffer auf den konstanten Parallelismus zwischen Leuko-
cytose und Hyperinose
Grad der Bakteriämie keine Schlüsse auf die Schwere der Krank-
heit zu ziehen, da es bekanntlich sowohl schwere als leichte Fälle
mit wenigen Bakterien im Blute gibt, sodaß eher anzunehmen ist,
daß die Bakterienwirkung auf die Beschaffenheit des Blutes nun
eine indirekte und nicht eine direkte, oder besser gesagt,“ eine:
katalytische sei.
OES SETAE |
Eigenschaften beziehen, welche bei der Gelatine gegenüber Erythrocyten
extravasculär nachweisbar ist. i
Daß bei den Krankheiten, bei denen das Blut eine Speckhaut
zeigt, ähnliche Vorgänge wie nach Gelatineinjektionen sich abspielen
könnten, daß es sich also auch hier um eine \ermehrung der aggluti-
nierenden Eigenschaften der roten Blutkörperchen handeln dürfte,
welche dann rascher zu Boden sinken,
manche Krankheiten sogar als nachgewiesen zu betrachten.
ist nicht unwahrscheinlich, für
Da bei der Bildung der Speckhaut zwei Hauptursachen zu-
sammenwirken — die raschere Senkung der Erythrocyten und die
Vermehrung des Fibringehaltes — und neben diesen noch andere
Nebenursachen eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen, so kann
man nicht verlangen, daß die Bedeutung dieses Phänomens eine
ganz eindeutige sei.
der Blutzellen und der Gewebszellen sollen verschieden sein.
Wenn alle zur Thrombinbildung nötigen Körper
handen sind, so bildet sich nach Bordet und Gengou Thrombin,
doch erst in größeren Mengen bei Anwesenheit benetzbarer Fremd-
körper. Das zuerst gebildete Fibrinferment soll
Autokatalysators die Bildung neuer Fermentmengen auslösen.
Inwiefern die im Blutkreislauf kreisenden Bakterien eine solche
Rolle von Fremdkörpern übernehmen, und wieweit dieselben auf
diese Weise die Gerinnselbildung in vitro nachträglich beein-
flussen können, ist nicht sicher zu sagen.
Die gerinnungsbeschleunigenden Substanzen .
im Plasma vor-
nach Art eines
Ebensogut wie in manchen Lehrbüchern die Sepsis unter
den mit Hyperinose einhergehenden Krankheiten eingereiht wurde,
in anderen dagegen unter denen mit Hypinose,
bezug auf die Bildung der Crusta phlogistica, des Koagulums, der
Zusammensetzung der verschiedenen Blutbestandteile usw.
Schwankungen und Verschiedenheiten beobachtet worden.
so sind auch in
große
Man kann wohl annehmen, daß beide Einteilungen richtig
in denen eine Hyperinose zum
toxischen
auch dem
ingewiesen worden. Dagegen erlaubt der
Was die Crusta phlogistica betrifft, so bildet sie sich nur in
denjenigen Fällen von Sepsis, die mit einer Leukocytose einher-
einer Vermehrung der Leukocyten einher ehen. Die V hr int überhaupt
He gehen. Es kam also zu dem g! . ermehrung der Leukocytenzahl scheint überhaup
a Aus ein weiteres Charakteristieum hinzu. | eine der Hauptbedingungen für das Zustanekommen der Speck-
er bereits Simon, welcher in die medizinische Terminologie | baut zu.
die Bezeichnungen Hyperinose und Hypinose einführt in sei
vortrefflichen Werke weitere Merkmale fest. Simon er als Ben
schen Charakter eines hyperinotischen Blutes folgendes an: „Das Blut
enthält mehr Fibrin als im gesunden Zustande; in demselben Verhältnis
vo sa Fibringehalt steigt, fällt sein Gehalt an Blutkörperchen. Das
F 3 es Blutes ist vermehrt.“ Als physikalischen Charakter eines
solchen Blutes finden wir angegeben: „Das Blut gerinnt langsamer als
2 normalem Zustande. Der Blutkuchen ist gewöhnlich nicht klein
a T sehr fest, leistet ansehnlichen Widerstand und zerfließt selbst
Be ee Zeit nicht, ist fast immer mit einer sogenannten echten
poc aut bedeckt, die durch ein vor der eingetretenen Koagulation
z olgtes Sinken der roten Blutkörperchen entsteht, indem das Fibrin
p a ong Aas auch in Aa shie ag um gerinnt; diese Speckhaut
p zi nd innig mit dem Blutkuchen i i
‘oft ee m Oberfläche uneben.“ ua
ie man sieht, besteht ein ziemlich großer Unterschi i
dieser Art der Blutgerinnung, welche dio ro e Pe
charakterisieren soll, und der obenerwähnten Gerinnselbildun ach
A. Schmidt, obwohl beide Gerinnungsarten sich durch eine Kru t i
bildung auszeichnen. H ayem fand die von A.Schmidt beschri bene
Blutanomalie bei Anämie, Purpura, sekundären Anämien, ab hanoi
Run bei Anämie mit Kachexie. BAR UDE
n allen Fällen, wo sich eine Speckl i i
langsamung der Gerinnselbildung und ee er Fe nn
n
Blutkörperchen stattfinden. Man hat ] j i i
diese beiden Momente zustande konnen diskutiert, wie und warum
Interessant sind die Versuche v
. . . on
welche nach Gelatineinjektionen beim Mensah,
Senkung der roten Blutkörperchen sehen,
t und von Sackur,
F en eine abnorm rasche
ie sie auf agglutinierende
Bereits Hewson trat der Behauptung entgegen, nach welcher
jede Krankheit, bei der die Kruste auf dem Blutkuchen sich zeigt, ZU
den entzündlichen zu rechnen sei, und wies unter anderem auf gas
Vorkommen dieser Erscheinung selbst unter physiologischen verhält-
nissen, wie z. B. auf dem Blute schwangerer Weiber hin. Einige Zeit
später fand Andral eine Speckhaut auch auf dem Blute der Ur-
ämischen sich bilden. Obwohl man schon vor mehr als einem Jabr-
hundert wußte, daß die Bezeichnung „phlogistica“ nicht vollkommed
berechtigt war, so wurde dieselbe jedoch beibehalten in Anbetracht der
' Tatsache, daß es sich doch in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle
um entzündliche Prozesse handelt.
‚Die Häufigkeit, mit der ich, dank der Wassermannschen
Reaktion und der Blutentnahme zur Herstellung der Agglutination,
in die Lage kam, größere Blutquantitäten makroskopisch beobachten
zu können, veranlaßte mich, die`Frage der Bildung einer uS
phlogistica zu verfolgen. Die neulich erschienene Mitteilung von
Levy!) über die Farbenveränderung, welche die Bouillonblut-
kulturen von septikämischen Patienten nach kurzem Verweilen
im Brutschrank erkennen lassen, veranlaßten mich, diesen kurzen
Bericht als Ergänzung zu der von Levy: genannten „ makro-
an Blutreaktion“ zu schreiben. ah
s Ist aber vor allem klar, daß ebensowenig, wie die V
Levy beschriebene Reaktion eine genaue und vollständige bak-
teriologische Untersuchung ersetzen kann, die histologische Unter-
suchung der Blutelemente und ihre Zählung unter dem Mikroskop
‘) Bull. de la Soc. med. des Hôpitaux, 16. November 1917, Nr. 81.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 11.
ber Ertiga ~ weggelassen werden darf. Sowohl die Probe von Levy wie die | gerichtet wurden, klärte sich. das Krankheitsbild des Patienten auf. Es
ie Sy f <. makroskopische Betrachtung des Blutgerinnsels dürfen -nur. als | händelte sich. in der Tat um eine ‚chronische Nephritis, welche dann
sich abge. schnell orientierende Proben aufgefaßt- werden. Sie ‘sollen ‘uns | zur Urämie führte. > 00 05 l
mgd mehr als Kontrolle dienen. Fällt z. B: die Probe von Levy | -y ee a des: F nn war beim Patienten in einer Strepto-
| positiv, die Dakterilogische Untersuchung dagegen negativ | Kokkeninlektin, in einer Art Sepsis lenta. zu suchen, wie ich bereit
nel, > aus, so wird man versuchen, ob nicht mit. geeigneterer ‚Technik | Untersuchungen 'diagnostiziert hatte. und wie nächträglich durch den
ie, `> sich aus dem Blute Mikroorganismen züchten lassen. x Obduktionsbefund bestätigt- wurde. Die obenerwähnten makroskopi-
ptürsacht |" Zeigt sich z. B. dicht unter der Crusta phlogistica eine un- | schen, Gerinnselveränderungen ließen 'sich also nicht 'nur‘ durch die
sten und ebene Schicht, welche von Häufchen von weißen Blutkörperchen | Urämie, welche schwer für sich allein zu einer Speckhaut hätte führen
m noch ala gebildet wird — eine Erscheinung, die von.Piorry als Crusta | Sollen, sondern auch durch die. Sepsis erklären. -> © - |
pielen oie F ~ granulosa bezeichnet wurde —, so müssen wir erwarten, daß die |- Diese beiden ätiologischen Momente hatten Blutveränderungen
ümit: ` mikroskopische Blutuntersuchung das Vorhandensein einer Leuko- | Yerursacht, die in folgendem Blutstatus ger eunzelchnet Sind: .> Mean
i ae en enter ei doch erüßer nnd zahle Kai le ETE AA 18.000. " Zahl’ der roten Blutkörperchen 2500 000.
chieda 21 skopischen Blutuntersuchung noch größer und zahlreicher als bei Unter den lan Blutkörperchen befanden sieh 700% Polynucleäre,
) Pam, der mikroskopischen. ee . ee -7,5 Lymphocyten, 6,5 Mononucleäre, 6,5 Übergf. Eosinophile keine, Mast-.
on Thai Schließlich ist das Gefäß, in welchem das Blut aufgefangen | zellen keine. en ý Be
baret Fr wird, von Einfluß auf die Senkung der Blutkörperchen. In einem | Der Patient starb im urämischen Koma, und die klinische Dià-
ich, Aa. hohen, schmalen Gefäß senken sich die Blutkörperchen früher als | gnose wurde von der Autopsie bestätigt. Die pathologisch-anatomische
a A `. „in einem flachen, und häufig zeigt das Blut in einem solchen Ge- .| Diagnose lautete in der Tat sowohl auf eine'chronische Nephritis als
dwf =. fäß eine Speckhaut, die sich in einem anderen Gefäß nicht zeigen | auch auf das Vorhandensein einer Sepsis mit Streptokokkenherden auf
jisa k} würde. Sehr schöne und dicke Speckhäute sah ich hauptsächlich De | er Die Ze ae a on un E HORUMELER
gih Ei » auf Blut, welches in konischen Gefäßen aufgefangen wurde, wie | " „svoltbestimmungen des D’utes ergaben sehr hohe Werte.
| ‚z. B. in Erlenmeyerschen Kolben,. ‘welche fast vollständig mit | . ` „Pas eigenartige, agarähnliche Aussehen des Blutgerinnsels
ss ‘ dem Blut ausgefüllt sind. 24 . | war hier also hauptsächlich der Anämie zuzuschreiben, welche
zeit | Es ist aber nicht meine Absicht, Näheres über Aussehen, Bildungs- einerseits ee der chronischen Nep hritis, andererseits von der Sepsis
ind mist £ weise, Zusammensetzung usw. der Crusta phlogistica zu ‚berichten. lenta. bedingt War Es fehlten -aber dem Koagulum die Charak-
N Die jüngeren Kollegen, die über diese Frage nicht orientiert | teristica -der Crusta phlogistica vera; überhaupt das ganze Blut-
sm, m sind, können im Lehrbuch von Hartmann oder in demjenigen des ‚gerinnsel sah So aus, wie eine blasse Speckhaut, die nur auf
= 7 unlängst verstorbenen Zürcher Pathologen ‘Prof. Frey usw. usw. | kleinen Trümmern eines rotbräunlichen Koagulums saß. Die Ur-
mn `> usführliches darüber erfahren. . en Ä sache dieser eigentümlichen Erscheinung glauben wir ferner auch
ns Ich möchte hier mir nur. erlauben darauf aufmerksam zu | in dem bei unserem Patienten etwas: zu niedrigen Fieber. suchen `
gel machen, daß die Speckhaut auf dem Biute von Urämischen und zu müssen, da erfahrungsgemäß die Crusta pblogistica am deut-
nee! , „yon Schwangeren .anders aussieht als diejenige, die bei. akuten | lichsten bei sehr hohen Temperaturen zutage tritt. . Man muß also
me: _ -fieberhaften Prozessen auftritt. Sie ist nicht so. gelb und glänzend, | annehmen, daß die von der lange Zeit ‚vorhandenen Nephritis im
ad El. sie hat mehr ein weißlich-gelbliches, mattes Aussehen, man möchte | Blute hervorgerufenen Veränderungen. einerseits ‘und die niedrige
ni ‚ fast sagen, wie das von gesottenem Bindegewebe. Die echte | Temperaturkurve "andererseits das Auftreten einer echten Speck-
joe Crusta phlogistica bei Infektionskrankheiten mit hohem Fieber, haut verhindert haben. -Daß ‚diese ‚schon bei einfachen Urämien
Mi wie z, B. bei Pneumonien usw., könnte ihrem Aussehen nach .mit | und in der Schwangerschaft regelmäßig auftritt, ist schon behauptet
lei dem. subeutanen Fettgewebe, die Speckhaut‘ ‘bei Urämischen, | worden. Me | "TOO Ar
a - Anämischen usw, dagegen. mit geräuchertem oder gesalzenem ~ Teh fand, daß zwischen der Crusta phlogistica einer schweren
r” EE Speck verglichen werden. Wenn aber bei diesen letzteren Krank- | Pneumonie und derjenigen, die bei nicht fieberhaften Prozessen
heiten ein akuter fieberhafter Infektionsprozeß sich entwickelt, so | sich bildet, immer deutliche makroskopische Unterschiede (Farbe,
- ändert sich das Aussehen der Crusta phlogistica und nimmt‘ Merk- | Glanz, Konsistenz usw.) vorhanden sind. Zwischen den fieber-
` male an, die aus der Summe der zwei obengenannten resultieren.
haften Prozessen, die mit einer Leukocytose, und solchen, die mit
BP; ` ° . . e ® a . '
gie Ich möchte nur ein paar Beispiele anführen, welche zeigen, | einer Leukopenie einhergehen, wie z. B. zwischen einer Strepto-
es daß auch ohne Hilfe des:Mikroskops sehr brauchbare diagnostische 'kokkensepsis und einem Typhus, | zwischen einer Pneumonie und
wi, Kriterien gewonnen und Irrtümer berichtigt werden können, die | einer Anaerobensepsis, - sind ebenfalls deutliche Unterschiede vor-
ii ee unvorsichtigen bakteriologischen Untersuchung ent- | handen, nn in bezug auf die Dicke und Glätte der’ ge- '
io. Slanden sein könnten. . | ne ~ | nannten. Crusta. fe en
#i Ich bekam -unlängst eine Blutprobe zur Herstellung der Die oben beschriebene Erscheinung, die ich zwar. nicht
I ‚Agglutinationsreaktion, welche genau so aussah wie. ein trübes | der echten Crusta phlogistica zuteilen möchte, ist\ziemlich ‚selten.
ji | Agarröhrchen in hoher Schicht, „' 0° n Ich habe sie nur bei mit Bakteriämien verbundenen Urämien, und
A E Die ganze Säule des Inhaltes ‘hatte eben das Aussehen wie von zwar Im ganzen ın drei Fällen, gefunden. Es ist also nicht zu-
H: gar, welcher nicht klarifiziert wurde; nur am Boden des Reagenz- | lässig, aus einer so. kleinen Zahl Schlüsse zu ‚ziehen: da alle die
Ai plases sah man einen dunklen rötlichen Bodensatz. Ich glaubte zuerst | drei Fälle ad exitum gekommen sind, so könnte man höchstens
fi K, aor Tat, es handle sich um eine Agarblutkultur. und fragte, den | von. einer gewissen prognostischen Bedeutung dieses Phänomens
p seine Vo mir die Probe zur Verfügung gestellt hatte, ob nicht | sprechen. Eine ähnliche Gerinnselbildung beobachtet man auch
s. chen nicht „ung vorliege. Der Kollege antwortete, daß das Röhr- | Yei schweren Anämien und bei anderen Blutkrankheiten: hier ist
K . nichts anderes als frisch aus der Cubitalvene entnommenes Blut die” Konsist I. man! a
A „enthielt, daß es sich bei seinem Patienten sehr wahrscheinlich um einen aber die. Konsistenz des Koagulums viel Sellnger, geringer SOBar
P, Typhus handle und daß er glaube, er hätte bei demselben einen zu der y E Fällen, während sie bei den genannten Urämien `
er :
yphusgruppe gehör
åtte aek pp A gehörende
geschickt, N
chen ansah, hat
war aber fast j
| „selben lag e
utkörperchen gebildet war. Von einer Crusta phlogistica vera war
also hier nicht die Rede,
ine dünne .schmutzig-rötliche Schicht, die von roten
wohl aber von einem durch einen ähnlichen
n Mikroorganismus züchten können. : Deshalb
eines Blut zur Herstellung der Agglutinationsreaktion
ach zirka 14 bis 16 Stunden, als ich nochmals das Röhr-
te sich ziemlich viel Serum ausgeschieden. Das Koagulum
n toto von etwas aschengrauer Farbe, und nur am Boden
Der Zweck vorliegender. Mitteilung: ist nicht “allein, ` als
Laudator temporis acti, ein gutes, in Vergessenheit geratenes Merk-
. mal der klinischen Untersuchung wieder ins Leben zu rufen, sondern
vielmehr dasselbe mit anderen modernen Untersuchungsmethoden
zusammen einzureihen, zum Fortschritt der hämatologischen
Technik. Um schneller zum Ziel zu kommen — (longum iter per:
praeceptal) —, will ich mich einiger Beispiele bedienen. Es ist
Ma bedingten und gleichaussehenden Koagulum, welches nicht i | ä |
von dera er rascheren Senkung der roten Blutkörperchen; sondern auch | z. B. jedermann bekannt, daß in manchen Fällen von Sepsis die
"nicht nur erst spärlichen Zahl derselben, ferner von einer Vermehrung | Gruber-Widalsche Reaktion für Typhus, Paratyphus A und B po-
Wie: aus P es Taserstoffes, sondern auch der weißen Blutkörperchen | sitiv ausfällt, Es genüge hier nur an die bekannten Fälle von.
ursacht w RANZ eigentümlichen Farbe leicht zu ersehen war, ver- | Stäubli, Türk, eigene: usw. aufmerksam zu machen. Manch
ionen p on dieser Umstand und die vollständig negative | Autoren haben angenommen, daß es sich. in solchen Fällen. um
= Sgluinationsreaktion sowohl auf Typhus als auf Paratyphus machten
einen‘ vor Jahren latent verlaufenen Typhus handeln. dürfte; mit
âs Vorhandensein oi R | er
3 einer typhösen Erkrankung, sehr unwahrscheinlich. | x € er phus h '
Welche ni bald darauf, dank der ` Vervollständigung der Anamnese, | Recht oder nicht, bleibe dahingestellt. Es ist aber klar, daß der-
daß die An ptores Nierenleiden\bei dem Patienten bekannt machte, so- | Jenige, welcher seine klinische Diagnose nur auf den Ausfall der
0, ulmerksamkeit und die Untersuchungen mehr auf diese Organe | Agglutinationsreaktion baut, sehr unangenehme Überraschungen
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262
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erfahren muß. Wer aber seine Diagnosenstellung nur als eine
Synthese und Kritik von verschiedenen Symptomen und Analysen
auffaßt, dem werden viel leichter solche Irrtümer erspart, da er
von anderen Merkmalen auf den richtigen Weg geführt wird
(z. B. Hyperleukoeytose im Fall Stäubli usw). Wenn die
L,aboratoriumsuntersuchungen nieht von demjenigen durch-
oeführt werden, der den Fall auch klinisch verfolgt, so wird von
ihm die Relativität unserer Kenntnisse und unserer Technik noch
unangenehmer empfunden, und alle Kontrolluntersuchungen, die
seinen Bericht und seine Diagnose stützen können, müssen ihm
sehr vorteilhaft erscheinen. Die ihm zugeschickte, steril ent-
tommene Blutprobe ermöglicht ihm außer der Anstellung der
Agglutinationsreaktion auch die makroskopische Betrachtung des
Koagulums und nachher die Anlegung von Kulturen auf Typhus-
bacillen. Für diesen letzteren Zweck eignet sich, sehr gut die von
Tribon deau!) empfohlene Methode, welche übrigens — mutatis `
mutandis — mir bei der Isolierung anderer Keime bei Bakteri-
ämien auch sehr gute Dienste geleistet hat.
Tribondeau läßt das Blutgerinnsel zwei Stunden lang im
Brutschrank, dann entnimmt er das Serum zur Herstellung der Agglu-
tination, und mittels eines unten kolbenförmig ausgebreiteten, sterilen
Glasstabes zerreibt er das Gerinnsel, welches nachher in ein den Milch-
zucker-Pepton-Galle-Nährboden enthaltendes Gefäß hineingegossen wird.
Dieser Nährboden besteht aus bis zum Sieden erwärmter Ochsengalle,
_ die durch Chardinsches Papier warm filtriert und mit je 1 auf 100
Pepton und Lactose vermischt wird. Der mit dem Blutgerinnsel ge-
impfte Nährboden bleibt dann 24 bis 48 Stunden im Brutschrank und
nachher werden mit demselben die bekannten zur Typhusdiagnose ge-
eigneten Nährböden ausgesät.
Ohne auf die Vorteile dieser Züchtungsmethode hier ein-
gehen zu wollen — was nicht zu unserem Thema gehören würde —,
möchte, ich nur darauf aufmerksam machen, daß auf diese
Weise durch eine einmalige Blutentnahme mehrere diagnostische
Kriterien gewonnen werden, die sonst nur durch getrennte Unter-
suchungen erreicht würden, was eine Vereinfachung der Technik
und Zeitersparnis sowohl für den Kliniker als für den Bakterio-
logen bedeutet. |
Das Bedenken, daß die früher bei den bakteriologischen
Untersuchungen mancherorts so gefürchtete bactericide Wirkung
des Blutes bei der Tribondeauschen Methode in Frage
kommen könnte, ist gar nicht berechtigt — wie ich mich wieder-
holt überzeugen konnte — und ist übrigens in unserem Falle
auch theoretisch gar nicht begründet.
Bei anderen Infektionskrankheiten leistet die makroskopische
Betrachtung des Blutgerinnsels ebenfalls sehr brauchbare Dienste.
Im allgemeinen deckt sich das Auftreten einer dicken Crusta
phlogistica mit dem Vorhandensein einer phlogistischen Leuko-
eytose.
= Die Influenza wird unter diejenigen Krankheiten eingereiht,
welche mit einer normalen Leukocytenzahl oder sonst mit einer
Leukopenie einhergehen. Die jetzige Influenzaepidemie hat dieses
Merkmal gezeigt — wie unter anderem auch aus dem Bericht
von Prof. Staehelin hervorgeht —, währenddem die Epidemie
von 1898, nach Angabe der Literatur, hohe Leukocytenwerte ge-
zeigt hat.
Unter den allerersten schweren Fällen der jetzigen Grippe in
Basel kam einer vor, der in kurzer Zeit unter dem Bilde einer sehr
schweren Pneumonie tödlich endete. Es handelte sich um ein junges,
kräftiges Mädchen (Sopbie Sch.), bei der zirka sieben Stunden vor dem
Exitus eine Venaeseetio gemacht wurde. Man stellte mir dann das in
zwei Erlenmeyerkolben steril aufgefangene zirka 400 ccm messende
Blut gütigst zur Verfügung. Es bildete sich in den Kolben eine dicke,
typische Crusta phlogistica, wie sie bei der Pneumonia crouposa und
noch mehr bei Pleuritis fibrinosa vorzukommen pflegt. Aus dem Blute
konnte ich leicht Pneumokokken und Staphylokokken züchten, ‚es gelang
mir aber weder mikroskopisch noch kulturell Influenzabacillen oder
überhaupt andere Stäbchen nachzuweisen.
Die pathologisch-anatomische Diagnose der am gleichen Tage
des Eintrittes in der Medizinischen Klinik verstorbenen Patientin
lautete: Multiple, septische Lungeninfarkte mit septischer lobulärer
Pneumonie und Lungenödem. Pleuritis serofbrinosa links. Akuter
Milztumor geringen Grades. Verfettung der Leber. Influenza.
Die Crusta phlogistica verdiente also in diesem Falle die
Bezeichnung von „pleuritica®, und dieses Symptom hätte gute
Dienste bei der Erörterung und Stellung der klinischen Diagnose
leisten können, falls die Patientin nicht so rasch gestorben wäre,
sodaß bei einer etwas raschen Untersuchung die Diagnose lobäre
Pneumonie gestellt wurde.
5) Comp. z. de la Soc. de Ridlogie 1917, Nr. 16.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. .
—_— — — — ——„ „ —,— — — ———-{Z—{Z————— Z— mm >>», JR »—_<+,R
Aber.daß es sich hier nicht um eine -
16. März.
einfache Influenza handelte, durfte man bereits aus der Crusta
pleuritica und aus der Leukocytose annehmen, weil die Influenza
nicht zu diesen Erscheinungen bei der jetzigen Epidemie führte.
Bei den unkomplizierten Influenzafällen war sogar die Gerinnungs--
fähigkeit des Blutes eher geringer als vergrößert, und nur in
Fällen, wo eine deutliche Pleuritis exsudativa (im obigen Falle
waren zirka 300 ccm in der linken Pleura enthalten) oder ein aus-
gedehnter pneumonischer Herd vorhanden war, konnte man eine
so ausgesprochene Crusta pleuritica seu phlogistica wahrnehmen.
Dieselbe deutete also immer auf Komplikationen, welche zum Teil
im engen Zusammenhange mit dem gewöhnlichen Verlaufe der
Krankheit standen, zum Teil aber auch ganz unabhängig von der-
selben sein konnten. u
Es wäre interessant, hauptsächlich in den Influenzafällen,
die mit hohem Fieber und mit schweren Erscheinungen verlaufen,
zu erfahren, wie das Fibrinogen des Blutes auch an anderen
Orten als hier in Basel sich verhält. Aber hauptsächlich möchte
ich darauf hinweisen, daß eine einzige Blutentnahme in einem
sterilen Gefäße sämtliche Untersuchungen gestattet, und zwar die
makroskopische, die bakteriologische, die Agglutinationsreaktion, ~
die Wassermannsche Reaktion, sodaß der praktische Arzt keine
weitere Mühe braucht, als das Blut steril zu entnehmen und in
einem sterilen gut zugeschmolzenen Gefäße an ein Laboratorium -
zu senden, nachdem er selber von dem Aussehen des Blut- *
koagulums genau Kenntnis. genommen hat. Eine, Bestimmung
der Gerinnungsfähigkeit des Blutes mit der Hohlperlencapillar-
methode nach Werner Schultz scheint mir überflüssig.
Literatur: Andral, zitiert nach Pfeiffer. — Blum, Neuere
Arbeiten über Blutgerinnung. (Zbl. f. Path, 1904, Bd. 15, Ref.) — Brat,
Über die Einwirkung von Eiweißkörpern auf die Blutgerinnung. (B. kl. W.
1902, Nr. 49.) — Frey, Handbuch der Histologie und Histochemie_ des
Menschen. (Leipzig 1874, W. Engelmann, 4: Aufl.) — Gavarret, zitiert
nach Pfeiffer. — Grawitz, Klinische Pathologie des Blutes. (Leipzig
1911, G. Thieme, 4. Aufl) — F. Hartmann, Handbuch der allgemeinen
Pathologie. (Erlangen 1864, F. Enke) — Morawitz und Noll. zitiert
nach Blum. — Pfeiffer, Zschr. f. klin. M. 1905. — Sahli, Uber das
Wesen der Hämophilie. (Zschr. f. klin. M., Bd. 57.) — S ackur, Mitt. Grenz-
geb. 1901, Bd.8.— Schittenhe lm und Lutter, Untersuchungen über das
menschliche Fibrinferment. (Zschr. f. exper. Path. u. Ther. 1905 und 1906,
Rd. 2) — Alex. Schmidt, zitiert nach Blum.
Nachtrag. Während der Drucklegung dieser Mitteilung
ist folgender interessante Fall vorgekommen : -
O. S..aus Lausen (Baselland) wurde vor einigen Monaten
von Augenspezialist wegen Neuritis optica als luesverdächtig an-
gesehen. Wassermannreaktion negativ. Das Blut sah aber s0
aus wie bei dem ersten von mir in dieser Mitteilung erwähnten
Falle. Die mikroskopische Blutuntersuchung ergab nur das
Vorhandensein einer leichten Anämie. Die wiederholte Urinunter-
suchung hatte kein Eiweiß nachgewiesen. Vor kurzer Zeit mußte
jedoch Patient wegen schwerer Nierenkrankheit, in ein Basler
Sanatorium aufgenommen werden. .
Aus der Bakteriologischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Kranken-
hauses in Berlin. l
Zur Serodiagnostik der Syphilis mittels der
Sachs-Georgischen Flockungsmethode.
Von
Dr. Kurt Meyer.
Obgleich seit dem Erscheinen der Arbeit von SaC hs und
Georgi?) bereits geraume Zeit verstrichen ist, sind Erfahrungen
anderer Autoren über die darin mitgeteilte Reaktion nur IN “
hältnismäßig geringer Zahl veröffentlicht worden. Dies ver =
mich, die Ergebnisse meiner Versuche, die schon vor längere! el
abgeschlossen wurden, deren Publikation aber aus äußeren Gründen
unterblieb, kurz mitzuteilen. N
Für mich lag die Nachprüfung der Sachs-QGeor g i schen
Methode um so näher, alsich mich schon vor einer Reihe von Jahre
mit der speeifischen Lipoidpräcipitation beschäftigt habe?) I
dabei zu Ergebnissen gelangt bin, die sich vielleicht auch für 7
weitere Ausgestaltung der Methode von Sachs und Georg
verwerten zu lassen. | P
Die hier mitzuteilenden Zahlen betreffen Untersuchung®
3) H. Sachs und W. Georgi, M. Kl. 1918, Nr. 33. $. os
2) Kurt Meyer, Zschr. f. Immun. Forsch. 1915, Bd. 19, 5.
en NT P : he ER
nr: een A el ; E i L nf Aa si 3 S 2 er aN \ , Be uf En Re Re .. I
Jeaan ; o. a = E a. . : 5 = t : > f ps TE - A ee . y # , , a a ' ` 2 AR $ a A E e >i Ş = . Sex F ;
IA p>. Du a 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.) 263
beschleunigung durch Zentrifugieren, die ‘Gemische nach
tinations nische n
drei- bis vierstündigem Aufenthalt im Brutschrank zentrifugiert.
aus dem September und‘ Oktober vorigen Jahres. ‘Es handelt- sich
z i Dart
de | De Mr
jl die Infuem {> um 600 Fälle, wie sie die tägliche Untersuchungspraxis brachte, | | Se
idenie fitt | die gleichzeitig nach Wassermann und nach Sachs-Georgi | Man erhält: dann sehr häufig, auch wenn zuvor eine Flockung e
lie Gert + untersucht wurden, he ee E z noch nicht zu erkennen ist, ein charakteristisches Sediment, wie BEER
miwit -~ Bezüglich der Versuchsanordnung hielt ich mich ganz an | es von Gaehbtgens für die Agglutination beschrieben worden ist. pHa N.
obigen RÈ t ` die Angaben von Sachs und Georgi. m... n der | `. Ze Se 20 Ware = Bi:
oder ein at Ablesung des Ergebnisses von der Anwendung. des Agglutino- | BEER zaie A ai ES EERE
nte ma d skops Abstand nachdem ich mich überzeugt hatte, daß diese nicht | Aus der chirurgischen und. urologisch-chirurgischen Abteilung des ei Yih
wahmena mehr positive Resultate lieferte als die einfachere Lupen- | Reservelazaretts III, Darmstadt (leitender. Chirurg: D. Stutzin).- u
Iche mat _ betrachtung. | a a A Tau ae Be aE PEN Ai RD
Verla de E = Nach. einigen Vorversuchen kam durchweg ein alkoholischer Zur Behandlung akuter Darmlähmungen. O: ;:
gig von de Rinderherzextrakt, dem 1°/,, Cholesterin. zugesetzt war, zur Ver- | es Wap a | a pipa
- | wendung, Er wurde mit Kochsalzlösung. auf das Fünffache ver- ‘J. J. Stutzin. | Ki Mar
fonala f - dünnt. Um die Reaktion genügend empfindlich zu gestalten, er- u au i | VRE Re
a vella į ar wies es sich als notwendig, die Kochsalzlösung. dem Extrakt sehr | Akute Darmlähmungen entstehen entweder sekundär als I u Mr
‘a atat . . fraktioniert zuzusetzen. Ed | N a : Folge mechanischer beziehungsweise entzündlicher Veränderungen I N BR
hlich mit Von den 600 Seren ‘reagierten nach Wassermann. und.| innerhalb der Bauchhöhle oder spontan als primäre Erscheinung. a o,o
e i ie Sachs-Georgi übereinstimmend positiv 148, übereinstimmend ne- | Die erste Gruppe bilden einerseits alle Faktoren, welche‘ eine AOT TERENS
nd makt ZN 5 d e E a Ge zweitelhatt a e i war das Er- | Verlegung des-Darmlumens hervorzurufen imstande. sind — innere P or
oli o E EE a eE O Soron, und zwar reagierten: ___ |. und, äußere’ .Hernien, . Adhäsionen, abnorme ` Gefäßbildungen, REET =; T
Art I! . Nach Wassermann positiv | positiv | negativ | negativ |zweifeihat | Tumoren, Fremdkörper —-, andererseits: entzündliche Vorgänge, IN: TE E
en mil Nach Sachs-Georgi- | negativ |zweifelhaft| positiv. | zweifelhaft] negativ die durch Ä Fortleitung der Entzündungserscheinungen auf den . ku: l An
aber >” | | ER : Darm, insbesondere durch stärkere Ödematisierung der. Darm- 2) A
ish | vo | o f TE | u wand, die peristaltische ‚Welle aufheben. Ist es aber einmal zu Hi l REONE
Jestin; j Im ganzen. kann: man aus den Zahlen eine etwas geringere | einer Unterbrechung der Peristaltik gekommen, so sorgt die An- j N E ETES
Empfindlichkeit der Sachs-Georgischen im Vergleich zur | sammlung flüssiger, fester und lufthaltiger Massen für die Auf- -` Hin, TR) re
: Wassermannschen Reaktion ableiten. Nur in einem Falle | treibung und Spannung der Darmwand, damit aber — durch ITC our PE REREN
. war die Flockungsréaktion bei negativer Komplementbindung positiv. | ungleichmäßige Ausdehnung verschiedener Darmabschnitte — ist ETEA. pi ee
. “Anhaltspunkte für Lues lagen in diesem Falle nicht vor, doch | die Möglichkeit zu Abknickungen und Verlagerungen, -also Io T AE
konnte sie auch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.. . | zu .consecutiven mechanischen Hindernissen, ' gegeben. Die (6 a a: me
K Zu den Fällen, wo trotz: positiver Wassermann scher | stagnierende Fäkalmasse wirkt aber weiterhin nicht nur ent- Ink IUE. 4 be
Reaktion die Sachs-Georgische Reaktion negativ ausfiel, ist | zündungserregend auf die Darmwand, sondern ruft bald durch . HB... o
‚zu bemerken, daß: bis auf ein Serum auch die Komplementbindung | Abspaltung giftiger Gase Intoxikationserscheinungen hervor, -die A REE =
nur eine 1+-Reaktion ergab. o wiederum, auch durch Ausschaltung des-Willensakteg, peristaltik- KEET n ' Mn
Lo: | Ferner ist hervorzuheben, daß die meisten differenten Er- | hemmend wirken müssen. Ausschlaggebend wird 'zum ‚Schluß er | Gr
Mo gebnisse im Beginn der Untersuchungsreibe zur Beobachtung kamen | die Lähmung der peristaltischen Centren. So greifen mechanische _ IE PE Wet DEA i
er und sich hier wieder an bestimmten Versuchstagen häuften. Als | und entzündliche Ursachen. ineinander in dem Sinne, daß bald MR...
I im Laufe der Versuche die Empfindlichkeit der Extrakte gesteigert | das eine zur Ursache des anderen wird und umgekehrt: ein I... EEN
Bi! | wurde, nahm auch die Zahl der differenten Resultate ab. Circulus vitiosus. RR: ee : Ks e AA
P Pe Das Ergebnis ‚unserer Versuche muß im Hinblick auf’die | _ Die häufigsten entzündlichen Ursachen der akuten Darm- ' A EE
jo praktische Verwertung der Sachs-Georgischen Reaktion. als | lähmungen sind perforierte Abscesse innerhalb der Bauchorgane, E o
Wë, -~ ~ sehr befriedigend bezeichnet werden. Hat die Extraktverdünnung | berrührend von Appendix, Gallenblase, Leber, von geschwürigen 11 OFER
H die optimale Beschaffenheit, so dürfte die Specifität der | Prozessen der Darmwand (Tuberkulose, Typhus), Niere, Ureteren,
i Reaktion für Lues der der Wassermannschen | Harnblase, Prostata, außerdem selbstvèrständlich von jedem in
Empfindlichkeit | der, Bauchböhle oder in deren Nachbarschaft liegenden Organ
l oder Gewebskomplex, wenn er eitrig in die Peritonealhöhle durch-
rf , Reaktion gleichkommen, ihre
Daß auch die — zumal geschädigte — Darmwand selbst
A nur unwesentlich zurückstehen. | Ä
P i Allerdings besteht noch die Schwierigkeit, daß die optimale | bricht. | |
je | | Beschaffenheit der Extraktverdünnung nicht ganz leicht. getroffen | Keime pathogener Art durchlassen- kann, um so eine sogenannte
~ wird, da sie von der Art der Verdünnung, die nieht mit Sicherheit | „Dürchwanderungsperitonitis‘* und sekundär Darmlähmung zu
~ Stets gleichgestaltet werden kann, abhängig ist.‘ Es wäre wünschens- | verursachen, sei nebenher erwähnt. s BR);
| wert, für ihreEmpfindlichkeit einen zuverlässigen Anhaltspunkt | _ ' In einer demnächst in der Deutschen Zeitschrift für
#, Z% gewinnen. Vielleicht läßt sich die Ausflockbarkeit der Ver- | klinische - Chirurgie erscheinenden Arbeit, betitelt „Experi-
dünnung durch bestimmte Salzkonzentrationen in diesem Sinne | mentelle und klinische Beiträge zur. Spül- und Drainagebe-
- verwerten. i ae Be . |. handlung entzündlicher Erkrankungen ‘der Bauchhöhle“, habe
ich die Richtlinien angegeben, die sich mir- auf Grund zahlreicher
und klinischer Erfahrungen als -nützlich erwiesen
Inwieweit sich ‘die Empfindlichkeit der Reaktion ohne Ein-
|
; < bule ihrer Speeifitäf steigern läßt, bedarf weiterer Untersuchung. | Versuche und kli A h
| haben; sie können ungefähr wie folgt zusammengefaßt werden:
| Ä | |
'1. Bei allen eitrigen Peritonitiden wird die veranlassende Ur-
sache (die perforierte Appendix, die Gallenblase usw.) möglichst
gründlich entfernt, soweit dies möglich ist, ohne Zerreißung STÖ-
Berer Adhäsionsmassen und damit Entperitonisierung und sekun-
däre Infizierung breiterer Flächen des Darmäußeren. Daran schließt
sich eine ausgedehnte Spülung mit 45gradiger NaCs-Lösung, bis
die Flüssigkeit klar abläuft, Das kleine Becken wird so gespült,
daß ‚ein gebogenes Glasrohr über das Promontorium
hinunter bis auf den. Grund geführt und. so
mittels kleiner Hin- und Herbewegungen gespült wird, und zwar
unter einem Druck von’etwa 1'/, m Höhe. Bei diffusen Bauchfell-
vereiterungen wird durch entsprechende Gegenineision auch auf .
der anderen Seite in ähnlicher Weise ein Glasrohr eingeführt und
so gegengespült. . - | 2 Se
| 2. Die Drainage in loco,und des kleinen Beckens erfolgt
durch lange Gummischläuche. Der Schlauch‘ wird eben-
: Segnen, daß man, entsprechend der Gaehtgensschen?) Agglu- | falls über das Promontorium der Excavatio pelvis entlang bis auf
; a: > | den Grund des kleinen Beckens geführt, Der Schlau ch
muß etwa 50cm über den Wundrand hinaus-
1} a :
3) wèadelbaum; M. m. W. 1918, Nr. 43, S. 1180. a 2 i zu
raehtgenms, Arb. Kais. Ges. A. 1907, Bd. 25, 8.218. hängen, um eine Heberdräinage zu ermöglichen. Bei. der
. - -o 5 : i ARo S i f
E Inaktivierung der Sera in verdünntem Zustande, wie sie
A delbaum 1) empfohlen hat, bewirkt nach meinen Erfab-
j ne nur gelegentlich: einen stärkeren Ausfall der Reaktion. .
T zent: ung des Cholesterinzusatzes und Variation der Extraktkon-
(a Diration führte nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Dagegen
| | P: Erhöhung ‚ des Kochsalzgehalts von Vorteil zu sein. Viel-
at bewährt sich auch der Ersatz des Kochsalzes durch Salze
ZWel- oder dreiwertiger Kationen. |
= ae Abstufung der. Serummenge läßt sich die Reaktion
E at ativ ausgestalten. Im allgemeinen geht auch hierbei das
. „sebnis dem der Wassermann schen Reaktion parallel. Stark
Positive Sera können noch in einer Menge von 0,005 bis 0,01 cem
k Sue hervorrufen,
bingy = Nachteil der Flockungs- gegenüber der Komplement-
\ bindin ntel der Flockungs- gegenüber der Komplement
ge nNgsreaktion liegt vielleicht noch darin, daß- das Ergebnis im
lit Ra erst am nächsten Tage abgelesen werden kann. Ihm.
©”, wenigstens in der Mehrzahl der Fälle, dadurch be-
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284 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.
Drainage des subhepatischen Raumes ist es zweckmäßig, das Robr
durch eine entsprechende kleine Gegenincision Jumbalwärts
durchzuführen. Eine Drainierung des kleinen Beckens trans- oder
pararectal, also nach unten und abwärts, wie ihn insbesondere
Wilms empfiehlt, erscheint trotz des Einleuchtenden, das es auf
den ersten Blick hat, nicht vorteilhaft, ‘weil auf diese Weise bei
der Krümmung des Beckens der tiefste Punkt desselben unter-
halb des Schlauches zu liegen kommt. Ä Ä
3. Treten innerhalb 24 Stunden keine Anzeichen einer be-
_ ginnenden Peristaltik ein, so wird bald enterostomiert. Bei der
Anlegung der möglichst tiefliegenden Dünndarmfistel muß darauf
geachtet werden, daß einerseits die Stomie groß genug ist, um
nicht zu schnell zu verkleben, andererseits nicht so beschaffen
ist, daß sie dauernd offen bleibt. Das erreicht man in der Regel
dadurch, daß man bei der Umsäumung der Darmserosa diese aus-
sebreitet anlegt, ohne das Darmlumen zu verengern, und ferner,
indem man die zu umsäumende Serosafläche in ein entsprechendes
Verhältnis zur Circumferenz des Darmes bringt, sodaß eine Strik-
turierung des Lumens vermieden wird. Tritt in weiteren 24 bis
36 Stunden keine Entlastung ein — was in der Regel geschieht,
wenn die Fistel im vornherein wenig ableitet oder bald versagt —,
dann wird eine zweite Öffnung bald hinzugefügt. Mehrfache
Punktion des Darmes kann intra operationem bei zutage liegender
Serosa wohl angebracht sein, zumal wenn der stark geblähte, vor-
fallende Darm die Absuchung desselben fast unmöglich macht;
sie wird schräg zur Darmwand mit. feiner Kanüle vorgenommen.
Trifft man dabei ein größeres Gefäß oder entleert sich durch die
Stichöffnung flüssiger Darminhalt, dann wird die kleine Öffnung
durch ein bis zwei Lembertnähte schnell geschlossen. Eine Punk-
tion durch die Bauchdecken würde ich unter allen Umständen zu
vermeiden suchen. Für die Punktion größerer flüssiger Massen
wird eventuell ein entsprechender Apparat benutzt.
Das sind im groben die Hauptrichtlinien. Die sonst üb-
lichen Maßnahmen, insbesondere die Zufuhr von Wärme durch
die Bauchdecken, werden nicht unterlassen.
Anders geartet sind die Verhältnisse bei akuten Darm-
lähmungen ohne mechanische oder entzündliche Ursache, bei dem
paralytischen Ileus sui generis. Schon diagnostisch begegnet man
erheblichen Schwierigkeiten. Denn im vornherein das Vorliegen .
einer angreifbaren Ursache auszuschließen, wird in den meisten
Fällen aus dem klinischen Bilde nicht möglich sein.
Das Bild des „essentiellen“ Deus, wenn man ihn so be-
zeichnen will, ist ein außerordentlich wechselvolles. Zuweilen tritt
es mit großer Schwere auf, „foudroyant“: Windverhaltung, stark
gespannte, sehr druckempfindliche Bauchdecken, heftiges bis
galliges Erbrechen, ängstlicher, „eingezogener“ Gesichtsausdruck
(der Facies hippokratica täuschend ähnlich). In anderen Fällen
sind: die Erscheinungen leichterer Art: Mittelgradiger Meteorismus,
keine Druckempfindlichkeit, kein Erbrechen, nur etwas Aufstoßen,
Beide Arten bieten an sich keine sicheren Unterscheidungsmerk-
male gegenüber wirklichen Peritonealerkrankungen, Insbesondere
muß man sich hüten, aus der leichteren Form ohne weiteres auf
die Abwesenheit anatomischer: Ursachen zu schließen. Echte,
schwere Peritonitiden können genau so auftreten, und gerade im
vorgeschrittenen Stadium mangelt ‚es nicht selten an schweren
Symptomen. Peritonitiskranke sterben häufig in aller Euphorie,
sie sterben nahezu mitten im Sprechen. Anderer-
seits können scheinbar geringe Ursachen, eine katarrhalische
Appendicitis z. B., die lebhaftesten Erscheinungen auslösen. Der
Peritonealreflex steht eben nicht selten im umgekehrten Verhältnis
zur auslösenden Ursache.
Einen Fingerzeig gibt oft das Verhalten des Pulses, der beim
essentiellen Ileus häufig wenig verändert ist. Ebenso wichtig ist
das Vorhandensein neuropathischer Anzeichen. Es handelt sich
ja vielfach um nervös belastete Individuen. Auch hier darf die
Prüfung nervöser Symptome nicht unterlassen werden. Indes
selbst positive nervöse Befunde können nur mit größter Vorsicht
verwandt werden. Sie schließen ja an sich eine peritoneale Er-
krankung nicht aus. RE nr
So wird einerseits die Differentialdiagnose zwischen echtem
und essentiellem Ileus recht oft bin- und herschwanken, anderer-
seits kann ein längeres. Bestehen des letzteren ebenfalls zu
großen Gefahren führen. Ist aber die Diagnose unsicher, so wird
man in dubio den sicheren Weg der Operation wählen. Über-
wiegt aber der Eindruck, daß es sich um neuro- beziehungsweise
psychogene Verhältnisse handelt — und hier wie überall steht
vielfach das klinische Gefühl über der mechanischen
Summe der objektiven Einzelzeichen —, darf man wohl den
Versuch einer symptomatischen Therapie machen.
kommen zunächst hohe Einläufe,
psychische Beeinflussung in Betracht.
Morphin und Atropin rate ich ab; ihre peristaltikhkemmende
Wirkung kann nicht nur das Bild verschleiern — insbesondere
durch gleichzeitige Ausschaltung des Schmerzgefühls —, sondern
auch den Erfolg der später als notwendig sich herausstellenden
Operation in Frage stellen. Die Darmtätigkeit kommt dann auch
nach Beseitigung’ des Hindernisses beziehungsweise der entzünd-
lichen Ursachen nicht mehr in Gang, und der Kranke geht an
fortschreitender Intoxikation zugrunde,
immer bei Ileusverdächtigen Atropin- und Morphininjektionen gar
nicht selten ausgeführt.
Als solche
Zufuhr von Wärme und
Von der Anwendung von
Trotzdem werden noch
Sieht man nach Einleiten der symptomatischen Maßnahmen
innerhalb zwölf Stunden etwa keinen Erfolg, zeigen sich bis zu
diesem Zeitpunkt keine Anzeichen einer wiederkehrenden Peristaltik,
dann muß eingegriffen werden.
Nach Eröffnung der Bauchhöhle, die, wenn keine andere In-
dikation vorliegt, supraumbilikal ausgeführt wird, quellen zunächst
zahlreiche geblähte Dünndarmschlingen vor; sie sind häufig stärker
injiziert als gewöhnlich; ebenso fällt oft eine stärkere Vermehrung
der dem Aussehen nach entzündlich nicht veränderten Bauch-
höhlenflüssigkeit auf. Beim Absuchen des Darmtraktus macht
man häufig die Beobachtung, daß der Meteorismus kein allgemeiner
ist, daß er vielmehr abschnittsweise auftritt. Unmittelbar als Fort-
setzung eines stark geblähten Darmstückes sieht man häufig em
auffallend kollabiertes, ohne daß an Stelle des unmittelbaren Über-
ganges irgendein Hindernis nachzuweisen ist, eine Erscheinung,
die sich oft im Verlaufe des Darmtraktus mehrmals wiederholt.
Streicht man sanft ein aufgetriebenes Darmstück in ein kontrahiertes
aus, dann gerät vielfach auch das erstere in Bewegung. Dieser
Zustand ist ein wichtiger Fingerzeig, daß es sich wahrscheinlich
um eine essentielle Darmlähmung handelt. Selbstverständlich muß
-trotzdem systematisch nach einer organischen Ursache gesucht
werden. Besonders muß die Gegend des Wurmfortsatzes, der
Gallenblase, des Pylorus und Duodenums (mesenterialer Duodenal-
verschluß!) genau inspiziert beziehungsweise palpiert werden,
ebenso die einzelnen Taschen und Darmübergänge, dann die 1:
Nieren und Ureteren. Der starke Meteorismus hindert oft em &
gründliches Absuchen. (Das Vorwälzen und Liegenlassen größerer
Darmabschnitte auf einmal ist möglichst zu vermeiden.) In solchen
Fällen ist die multiple Punktion mit einer feinen Kanüle — N
möglichst bei jeder Punktion eine andere — durchaus anzuraten. i
Auffallend ist ferner in den Fällen akuter Darmlähmung obne
sichtbare Ursache die oft an einzelnen Partien vorhandene sehr
lebhafte Peristaltik. Das obenerwähnte milde Ausstreichen der
Darmschlingen ist durchaus anzuraten. Es scheint als ein :
direkter Massage peristaltikerregend zu wirken. Zu gleichem
Zweck ist, auch wenn das Resultat des Absuchens ein negatives |
ist, eine intensive Abspülung der Darmserosa mit heißer
(45 gradiger) NaCl-Lösung anzuschließen. Auch die Zurücklassung
eines größeren Quantums dieser Flüssigkeit (bis 500 cem etwa)
scheint von Nutzen zu sein. Die Bauchhöhle wird völlig geschlossen.
' Treten innerhalb 24 Stunden nach der Operation keine An-
zeichen des Wiederauflebens der Peristaltik ein, dann muß auch
hier so verfahren werden wie bei einem „echten“ Ileus (siehe oben
sub 3). Alle die internen Peristaltica können, wenn kein Er-
brechen besteht, versucht werden, ihre Wirkung aber ist in diesem
Zeitpunkte sehr zweifelhaft, Ich habe von Physostigmin UN
Hermonal keine Resultate gesehen.
Ich möchte hier zwei Krankengeschichten auszugsweise anfügen,
weil sie die geschilderten Verhältnisse in gewissem Sinne illustrieren.
1. Camille L., 27 Jahre, aufgenommen am 10. November 1918,
erkrankte vor drei Tagen an heftigen Abdominalschmerzen. "= Bla‘
keine Flatus, häufiges Aufstoßen, Abdomen meteoristisch leicht druck“
empfindlich. Puls und Temperatur normal. Keire auffallenden nervösen
Erscheinungen.
Operation am gleichen Tage in Chloroformäthernarkose; pare
rectalschnitt rechts, Appendix leicht adhärend an die Bauchwanl.
Appendix exstirpiert, zeigt keine Spuren einer akuten Entzündung,
Absuchung des überall spiegelnden Darmes ergibt kein Hindernis noc
sonst eine ursächliche Erklärung für die lleuserscheinungen. konde
hier Meteorismus nur abschnittsweise. — Spülung, Schluß der Nun
in drei Schichten. Keine
\6
12. November. Abdomen weich, aber leicht meteoristisch.
Flatus, Puls normal. Wärme, Physostigmin. \shrechen
13. November. Abdomen stärker aufgetrieben, galliges prhrechet,
\
Ber
ee
ya nn
16. März
-,
’ _
lie E:
a wil h keine Flatus. — Anlegung einer Dünndarmfistel.
en, Als: sol '
nm Wärme m 14. November. Fistel verklebt, |
Anwendung m £
jstaltikhennat | Erbrechen. Erneute Enterostomie. - i | er
— insbes Von jetzt ab ist der Verlauf stetig in melius vergens. Stuhlgang
ibls —, sain $- tritt spontan auf. Am 26. November setzt eine. heftige Grippe mit
herausstellude $- Bronchitis ein, die gut überstanden wird. Beide ‚Fisteln schließen sich
mmt dann sd $- von selbst. T ee nn
se der enin $ Nachtrag: Es handelte sich hier um eing essentielle Darmlähmung.
anke ota E (Die alten appendikalen Verwachsungen erklären bei unveränderter
ranke gt Appendix die akuten lleuserscheinungen nicht.) Erst nach der zweiten.
y werden mi Enterostomie hörte die Darmlähmung auf. Der abschnittsweise lokalisierte
dagegen keine Anhaltspunkte für eine bestehe
nicht im späteren Verhalten des Patienten. ‘
"und heftigen Schmerzen im Leib.
`
weise aufgetrieben (wird milde ausgestrichen),
Auffallendes.
Spülun
lähmung gehen rasch zurück. Es tritt.n
‚ vesicae auf, der durch starre Kathete
ne
primam. — Im weiteren V
~- genommen werden,
Die Morphinverabreic
Maximaldose,
. eine Vorsichtsmaßre
kleiner Eingriff ist,
É Abteilung ein
- - Frieden.
P ‘
- verminderter Widerstand
bwehrreaktior
. Folgerungen daran knüpfen. . 7
Aus dem Kreiskrankenhaus zu Striegau'in Schlesien
(leitender Arzt: Dr. Gustav Neugebauer).
Spastische Obstipation und Volvulus.
ei Von |
Dr. Gustav Neugebauer.
Folgender Fall erscheint mir der Besprechung wert:
hat, Fr
| tellentzündung“
mehrere
yii mittel h
Č H ~ aeri | ; nich
A | gan können. Klagen über krampfartige Schmerzen in beiden Beinen
ul zwei Ta
mal uncharakteristisc
"A pil: rakteristisches Erbrechen. i
l p Die Kranke wies folgenden Befund auf: Blasse, elend en
r au. Kein Fieber, Zunge etwas trocken ‘und belegt. Lungen regel-
2 1% Herz nicht verbreitert, Töne leise, nicht ganz En nn
j| Melmäßig. Puls klein und beschleunigt. Der Leib .war hochgra Pd
pi Worgewölbt, schon leise Berührungen desselben waren sehr ee
N wurde zunächst, daß der Pagus der Blase etwas oberha
\aDe f di füllte
S stand und Druck auf die ge Eu. ausstahlten‘
Mvorrief, die h À i B
a uo esonders nach dem kleinen Decken
e linke Unterbauchgegend bis zur Flexura lienalis hinauf war eben
D
'
~
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, il.
Es entleeren sich
| ter
Meteorismus. Stumpfe Wiedereröffnung der Fistel, secerniert wieder.
15. November. Fistel funktioniert wieder nicht. Aufstoßen- und
ößere Mengen dünnflüssigen Kotes. — .: 0. ei
d z | . funktioniert nicht mehr. Erneu
Meteorismus und der fast stets normale Puls waren aucb hier vorhanden,,
nde 'Neuropathie, auch
2. Friedrich W., 31 Jahre, aufgenommen den 18. November 1918,
erkrankte vor zwei Tagen mit Aufstoßen, Erbrechen, Windverhaltung
Nach Angabe des einliefernden
Truppenarztes besteht dieser bedrohliche Zustand ‘schon den dritten
Tag unverändert fort. Heute wurde ihm 0,03 Morphin injiziert (D). `
Befund: Patient: stark benommen (offenbar Morphinwirkung'!),
Abdomen nicht druckempfindlich; leicht aufgetrieben, Erbrechen. Tem-
peratur und Puls normäl. Operation in Chloroformäthernarkose: Mediane
Laparotomie zwischen Schwertfortsatz und Nabel. Dünndarm abschnitts-
sonst nirgends etwas
Schnitt um 2-bis 8 em nach unten rechts verlängert,
Appendix sicht- und fühlbar nicht verändert, wird entfernt. Heiße.
g, Schluß der Wunde. — Verlauf: Erscheinungen der Darm-
och ein Spasmus des Sphincter
r. behoben wird. — Heilung per
erlauf stellen sich häufige Klagen verschiedener |
Art ein, wie bei Individuen von neurasthenisch-hypochondrischem Typus.
Nachtrag: Auch hier’muß eine essentielle Darmlähmung an-
Nervöse Symptome waren deutlich ausgeprägt. —
hung vor der Operation, und zwar in Form der
ist nicht zu billigen. — Die’ Appendektomie war nur
gel, die bei der einmal gemachten Laparotomie ein
Als beratender: Chirurg im Felde und .später auf der mir
unterstellten größeren chirurgischen und chirurgisch-urologischen
| es Reservelazaretts sowie in fachärztlicher Beratung
an anderen Stellen habe ich den Eindruck gewonnen, daß die
Fälle essentieller Darmlähmung im Kriege häufiger waren als im
Das ließe sich unschwer ‚erklären aus der großen Be-
` &nflußbarkeit neuro-labiler Individuen durch die Gefahren und
Schädigungen des Krieges, wie ja überhaupt Neuropathen mit
sfähigkeit in bewußter oder unbewußter
ı die mannigfaltigsten Krankheitserscheiningen zei-
tigen. Indes will ich die Richtigkeit- dieser Beobachtung einst-
; „Wellen dahingestellt sein lassen und keine weiteren Schluß-
‘fund bei der Operation erg
t
| au X. wurde am 15. Dezember 1918 mit der Diagnose „Bauch-
lich. ins Krankenhaus eingeliefert. Die Befragung der ziem-
f# j deh schwachen Kranken und ihrer Angehörigen ergab, daß sie schon
Ba Wochen bettlägerig sei, starke Leibschmerzen habe, und schon:
' age Zeit nur sehr schwer und selten Stuhlgang zu erreichen sei. Abführ-
| ätten meist keinen Erfolg. Die-Kranke’sei in den letzten Wochen
Sr heruntergekommen und habe schließlich das Bett nicht mehr ver-
gen seien Stuhlgang und Winde nicht mehr abgegangen.
Harnblase Schmerzen -
-falls ‘empfindlich. Nach ‘Entleerung von etwa 21 “klaren: Harns
. durch den Katheter: war der Leib. normal, die Schmerzhaftigkeit in der '
Mitte war geschwunden, die in der linken Leibseite blieb. Die Spannung
der Bauchdecken hätte erheblich. nachgelassen, und in der linken Leib-
seite waren mehrere: harte, knollenförmige Resistenzen zu fühlen. . Bei.
der . Untersuchung überhaupt, besonders. bei der Untersuchung per-
vaginam, die keine weiteren Aufklärungen und regelrechten Genital-
befund ergab, traten starke krämpfartige Schmerzen in beiden Waden
und in der Oberschenkelmuskulatur auf, . welche die Untersuchung er-
'schwerten. Rectal war der Sphincter. ziemlich schwer zu überwinden,
die Schleimhaut war. überall glatt und gut verschieblich. . Mit. dem
.| Finger konnten zwei kastaniengroße hellgelbe harte rundliche, isoliert
.[ voneinander liegende Kotknollen heruntergeholt werden. Ein Einlauf
ih Knieellbogenlage, die wegen der Muskelspasmen’ in den Beinen
.| nur schwer eingenommen werden konnte, ‘wurde gar nicht aufgenommen
und floß aus der Ampulle ungefärbt sofort wieder ab. >` -`
‚Die Sehnenreflexe waren deutlich gesteigert, die Pupillen sprachen
an. Am Kreuz lag eine reichlich handtellergroße, schmutzig verfärbte
tiefe Decubitusstelle. | gi ea en
Mit Rücksicht auf die krampfhaften Zustände in der Waden- und
Oberschenkelmuskulatur beider Gliedmaßen und die Hypertonie des
Sphincter recti — die Urinverhältung wurde ebenfalls als durch einen
: Krampf des Sphincter vesicae bedingt gedeutet — wurde der Befund am
Abdomen als auf einer spastischen Obstipation beruhend angenommen und
bei geringer Opiumgabe und Wärmeanwendung zunächst zwölf-Stunden
abgewartet. Als daraufhin immer noch kein Stuhl und Abgang von
‘Winden erfolgte, mußte. an eine Abklemmung des Därmes, die in die
Gegend der Flexura sigmoidea verlegt wurde, gedacht werden, und es
‘wurde sofort; zur Operation geschritten, die mit Rücksicht auf den stark
geschwächten Zustand der Kranken möglichst kurzdauernd sein: sollte. :
Durch einen rechtsseitigen, ‘parallel zum 'Poupartschen Bande
gelegten Schrägschnitt wurde in Äthernarkose die Bauchhöhle eröffnet.
Man faßte sofort das Colon descendens. Dieses. und der angrenzende
Teil des Querkolons, das nicht tiefer als normal herunterhing, war mit
20 harten rundlichen Kotballen gefüllt, und zwar von Nuß- bis Klein-
'apfelgröße. Die einzelnen Kotballen, von denen die größeren ziemlich
schwer: waren, lagen isoliert und waren von der Darmwand. fest um-
klammert. Die zwischen den Kotballen liegenden Abschnitte des Colon
descendens waren aufs äußerste kontrahiert"und gaben dem Ganzen
‚ eine perlschnurartige.Form. . Nach dem kleinen Becken zu wurde der
Abstand zwischen den einzelnen Kotballen größer. Es ergab sich also .
der gleiche Befund, wie ihn Groedel bereits röntgenologisch erhoben
und geschildert hat (1). m: \ en |
| Beim Verfolgen des Colon descendens nach dem kleinen Becken
zu fand sich dann ein Volvulus der Flexura sigmoidea im Sinne des.
Uhrzeigers um etwa 800°. .Im Schlingenende der Flexur saß ein
mittelgroßer, ziemlich schwerer, runder. harter : Kotstein. Die Flexur
selbst mit ihrem Mesenterium war nicht länger als normal. Entzünd-
liche Erscheinungen konnten makroskopisch am Darm nicht festgestellt
werden (2. _ a, a: WE
= Der Volvulus wurde aufgedreht, eine nennenswerte Schädigung
des Darmes war nicht eingetreten. Über dem größten Kotballen des
Colon descendens wurde der Darm eröffnet, und aus dieser Öffnung
des vorgelagerten Darmteils konnten langsam und etwas mühsam die
übrigen Kotsteine entfernt werden.‘ Darmnaht quer und Naht der
Bauchdecken in Etagen. Von einer Resektion oder einer Fixation der
Flexur wurde Abstand genommen. Das Zustandekommen des Volvulus
wurde auf den 'schweren, herabziehenden Kotstein zurückgeführt, und
mit der Ursache hoffte man. auch die Wirkung beseitigt zu haben. Die-
Länge der Flexur überschritt nicht die Regel; und dann wollte man
der schwachen Patientin eine längere Narkose nicht zumuten. `
. Um die Spasmen des Darmes und. zu gleicher Zeit .auch.den
postoperativen \Wundschmerz und den Hustenreiz etwas zu mildern, -
wurde Opium gegeben, immer mit dem ‚Erfolge, daß sofort Stuhlgaug
erzielt wurde, der allerdings immer 'nöch eine kugelige Form hatte,
wenn auch seine Konsistenz nicht mehr so hart war, wie es der Be-
ab. ' Vor der Operation subeutan verab-
folgtes Atropin hatte einen merkbaren Irfolg nicht gezeitigt. - >
- Eine Bauchdeckeneiterung verlief fieberlos. Am siebenten Tage
erlag die Kranke unter plötzlichem Fieberanstieg einer Grippepneumonie,
nachdem sie sich vorher bereits leidlich gut erholt hatte. a |
Aus dem ganzen Verlauf der Erkrankung und dem Ope-
rationsbefunde dürfte zunächst eindeutig hervorgehen, daß das
Primäre — im Rahmen der übrigen nervösen Erscheinungen:
Wadenkrämpfe, Sphincterenspasmen usw. — die spastische Obsti-
pation war. Dafür sprechen ohne weiteres die schon ' lange
dauernden Stuhlbeschwerden und die Leibschmerzen an typischen
Stellen, welche die Kranke stark herunterkommen ließen und bett- .
lägerig machten (3, 4,`5) — sogar Auftreten von Decubitus —,
aber schließlich doch zuweilen auftretender Stuhlgang, über dessen
Form die Kranke leider keine Auskunft geben konnte. Wahr-
scheinlich. ist er ebenfalls knollenförmig und rundlich gewesen, :
so wie es der Operationsbefünd ergab. Ich selbst habe bei den
von mir beobachteten Fällen von spastischer Obstipation immer
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266 -
nur diese Stuhlform beobachtet und halte nur diese für die
. spastische Obstipation für typisch. Der von einer Anzahl Autoren
geschilderte bandförmige oder Bleistiftstuhl ist meines Erachtens
nicht charakteristisch. Der harte, knollige Stuhl bei spastischer
Obstipation ist selbst durch den Sphincter nicht ohne weiteres
band- oder bleistiftartig formbar. Beim Nachlassen der Spasmen
wird er gewöhnlich mit der vom spastischen Darm — wie oben
geschildert — hervorgerufenen Form gut und fast unverändert durch
den erschlafften Sphincter entleert (6), Dagegen habe ich die
bleistiftartige Stuhlform des öfteren bei Affektionen des Sphincters
selbst oder seiner. nächsten Umgebung beobachtet, wenn durch
Andrängen des Stuhles gegen und durch den Sphincter ein Krampf
des letzteren eintritt, z. B\ bei Analfissuren, Mastdarmfisteln,
Hämorrhoiden usw. Der Stuhl ist in diesen Fällen auch meistens
weicher und besser formbar, wie der harte ausgetrocknete Kot der
spastisch Obstipierten, und wird nur aus Furcht vor dem am oder
in der Nähe des Sphincters beim Defäkationsakt auftretenden
meist sehr lebhaften Schmerz absichtlich zurückgehalten.
Die Obstipation im allgemeinen ist schon mehrfach in
der Literatur als Ursache von Volvulus erwähnt (7, 8), Jedoch er-
scheint mir in keinem in der mir zur Verfügung stehenden
Literatur veröffentlichen Falle das Bild so einwandfrei, wie hier
bei diesem Falle von spastischer Obstipation. Die Flexur war von
. normaler Länge und Beweglichkeit. Jedoch der relativ schwere
rundliche Kotstein in der Mitte der Schlinge, der dieselbe nach
dem kleinen Becken zu zog, war der gegebene Ausgangspunkt
und die Ursache der Drehung, die dadurch noch erleichtert wurde,
daß infolge der Darmspasmen der zu- und abführende Schenkel
dünn fast wie ein kleiner Finger waren. Daß der Volvulus erst
von kurzer Dauer war, geht daraus heyvor, daß eine Schädigung
des Darmes noch nicht eingetreten war.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.
16. März. |
Russische Ärzte haben schon des öfteren beobachtet und
berichtet, daß das Vorkommen des Volvulus in Rußland häufiger
sei als in Deutschland, und führen das in der Mehrzahl darauf
zurück, daß die dortige Bevölkerung eine mehr vegetarische, aber
dafür volumengrößere Nahrung zu sich nimmt. Spasoku=
kozky (9) kommt auf Grund seiner Beobachtungen zu dem
Schlusse, daß langdauernde Hungerperioden, wie sie unter den
sozialen Verhältnissen Rußlands häufiger vorkommen, in Verbin-
dung mit der voluminösen vegetarischen Kost das Zustandekommen
des Volvulus besonders begünstigen. Die Leere einzelner Darm-
schlingen und stärkere Füllung und Ausdehnung der anderen
scheint die Drehung herbeizuführen. Solche Verhältnisse sind
ohne weiteres bei der spastischen Obstipation ebenfalls gegeben.
Im übrigen hat Deutschland doch wohl auch jetzt eine ganz
erhebliche Hungerperiode . dürchzumachen gehabt und lebt noch
mitten darin. Es wäre nicht uninteressant zu erfahren, ob in
Deutschland während des jetzigen Krieges, wo dje Ernährungs-
verhältnisse zum großen Teile mit den von Spasokukozky
geschilderten russischen vergleichbar sind, eine Zunahme von
Volvulusfällen stattgefunden hat. Ebenso wäre es nicht unlohnend
festzustellen, ob durch den Krieg, der doch das Nervensystem
größerer Massen stark alteriert hat, ein gehäufteres Auftreten von
spastischer Obstipation eingetreten ist.
Literatur: 1. Groedel, Die Klassifizierung der funktionellen
chronischen Obstipation vom röntgenologischen und therapeutischen Stand-
punkt aus. (Hier auch weitere Literaturangaben.) M. Ki. 1914. 1009. —
2. Strauß, D. m. W., 39. Jahrg. (82). — 3. Westfalen, Arch. f. Ver-
dauungskr. Bd. 7. — 4. Kisch, 28. Versammlung der Balneologischen Ge-
sellschaft 1908. — 5. Singer, Die spastische Obstipation. (W. kl. W. 1903.
14.) — 6. Pflanz, Prag. m. W. — 7. Waterhuse, Bericht der D. m. W.
1909, 1076. — 8. Lampe, Nordostdeutsche Ges. f. Gyn. 23. Januar 1999.
— 9. Spasokukozky, Volvulus intestinorum als Krankheit der hungern-
den Menschen. (Arch. f. klin. Chir., Bd. 91.) |
Referatenteil.
Redigierb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. i
Sammelreierat.
Über einige wichtigere versicherungsmedizinische Arbeiten
des Jahres 1917.
Von Dr. Reckzeh, Charlottenburg.
Mit Beendigung des großen Krieges treten eine Reihe ver-
sicherungsmedizinischer Fragen wieder mehr in den Vordergrund
des Interesses, da infolge der Heimkehr zahlloser Arbeiter und
Angestellter die ärztliche Tätigkeit in der Kranken-, Unfail-, In-
validen- und Angestelltenversicherung eine erhebliche Zunahme
erfährt. Im folgenden möge daher eine Reihe von Arbeiten Be-
sprechung finden, welche uns zwar größtenteils Kriegserfahrungen
mitteilen, welche aber geeignet sind, auch die Versicherungs-
medizin zu fördern. Naturgemäß handelt es sich — wie bei den
meisten Veröffentlichungen der letzten vier Jahre — meist um
das Gebiet der Unfallversicherungsmedizin, da ja selbstverständ-
lich unsere 'erste ‚Sorge den zahlreichen Kriegsverletzten zu
gelten hat. Ä
Über die Grenzen des Erreichbaren im ärztlichen Teile der
Invalidenfürsorge äußert sich Spitzy. Es wird zweifellos nie-
mals gelingen, Menschen nach Verlust einer oberen Gliedmaße, sei
es, daß sie diese durch Amputation oder ihre Gebrauchsfähigkeit
durch eine Lähmung verloren haben, für viele Berufe wieder voll-
wertig zu machen, weder ohne, noch mit Prothese, auch wenn
diese noch vollkommener ist als die jetzigen. Es wäre unrecht,
Invalide mit größerem Ausfall in Berufe hineinzuschieben, in
welchen sie nur teilweise erwerbsfähig werden und niemals damit
ihren Lebensunterhalt erwerben können, und sie damit der An-
lernung in einem anderen Berufe zu entziehen, in wolchem sie viel-
leicht vollkommen erwerbsfähig werden können; ebenso falsch
wäre es auch, die Ausbildung der noch vorhandenen Arbeitskraft,
die in dem richtigen Zusammenwirken der Stumpfmuskulatur und
Prothese noch erreicht werden kann, brachliegen zu lassen, denn
auch die nur teilweise Ausübung bestimmter Berufe spart doch
an jenen Arbeitskräften, die bei Fehlen dieser Teilkräfte heran-
gezogen werden müßten. |
Fürth bespricht Starkstromunfälle im Felde. Im Kriege
kommen Unfälle durch Starkstrom in der Armee häufiger vor als
im Frieden. Einige hier beobachtete Fälle werden mitgeteilt und
auf die sich dabei ergebenden wichtigeren Punkte hingewiesen.
Es wird dargelegt, daß durch genaue Beobachtung und Unter-
—————
$
suchung bei elektrischen Unfällen im Felde manche der noch
strittigen Fragen geklärt werden können, und wie sich auf Grund
der bisherigen Erfahrungen bei Unfällen und Tierversuchen die
erste Hilfeleistung und Behandlung zweckdienlicher gestalten läßt.
Specht beschreibt einen Fall von Granatsplitter im linken
Ventrikel nach Verletzung der Vena femoralis. Der Granatsplitter
im linken Ventrikel konnte nach Art der Verletzungen nur aus der
tiefen Weichteilwunde am Oberschenkel stammen, zumal bier eine
große Vene quer durchschlagen war. Es mußte also neben dem
Durehschuß noch ein Steckschuß vorgelegen haben. Der Splitter
ist demnach von der Vena femoralis, wahrscheinlich bei oder un-
mittelbar nach der Verletzung angesaugt worden, durch die Vena
cava inferior in den rechten Vorhof, von dort durch das offene
Foramen ovale in den linken Vorhof und schließlich in die linke
Kammer gekommen. |
Weber bringt Beobachtungen am traumatischen Anen-
rysma arteriovenosum. Es zeigt. sich, daß während der Kom-
pression des Aneurysmas der Medianabstand des Herzens nach
rechts um 1 cm kleiner wurde. Der linke Herzrand blieb unvet-
ändert. Wegen der direkten Verbindung eines größeren Arterien-
astes mit einer großen Vene kann der mittlere Blutdruck nur -
durch eine erhebliche Mehrarbeit auf angemessener Höhe gehalten
werden und, da die breite Verbindung von Arterie und Vene ©
dauernder Zustand ist, muß es zur Hypertrophie der die Kom-
pensation besorgenden Muskelelemente kommen. Wird nun das
Aneurysma komprimiert, so hört der Druckverlust plötzlich auf
und es muß zu einer Drucksteigerung kommen, weil die kompen-
sierende Tätigkeit der hypertrophischen Muskulatur vom Herz
gefäßsystem weitergeht. Diese Blutdrucksteigerung ruft durch
Reizung des Nervus depressor Pulsverlangsamung hervor.
Hedinger äußert sich über die Bedeutung des indirekten
Traumas für die Entstehung der Aneurysmen der basalen Hirn-
arterien. Die mitgeteilten Beobachtungen beweisen, dab unter
gewisson Bedingungen, auch wenn kein direktes, lokal auf y
veränderte Gefäß wirkendes Gewicht vorliegt, eine völlig normale
Hirnarterie infolge mechanischer Einflüsse rupturieren und gokul
där aneurysmatisch umgewandelt werden kann. Ob man dam |
im einzelnen Falle geradezu von einer traumatischen Prien
im Sinne eines Unfalls sprechen kann, muß jeweils, die pene
sichtigung des gcsamten klinischen und pathologisch-anaton
schen Bildes ergeben.
Rochs liefert einen Beitrag zur Kenntnis der
tischen Zwerechfellhernien nach Gewehrschußverletzungen.
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Anschluß an eine linksseitige Zwerchfell
später in der großen Mehrzahl der Fälle zu‘ einem Eingeweide-
prolaps in die. Brusthöhle, wobei das Netz fast regelmäßig zuerst
vorfällt, ein „Leitband‘“ für die angehefteten Organe ist. Auch
wenn im frischen Zustande der Prolaps ausbleibt, schließt sich
die Zwerchfellwundöffnung in der Regel nicht. Die Einklemmung:
der prolabierten Teile erfolgt erst nach Monaten und Jahren, wahr-
scheinlich weil anfangs der Zwerchfellwundrand noch nachgiebig,
in späterer Zeit aber ein derbes, narbig .schrumpfendes Gebilde
ist, das als Schnürring wirkt. . Als besonders, gefährlich sind hin-
‚sichtlich ihrer Größe die mittelgroßen Defekte (Orth) anzusehen.
- Die Prädispositionsstelle für Zwerchfellhernien ist die linke
Zwerchfellkuppe, besonders die Grenzen von sehnigem und mus-
kulösem Teil. | K l TE |
aandelt die Unfall- und Militärneurosen. Die
F Strasser beh | |
im Krieg, im Militärdienste vorgekommenen Neurosenformen (aus-
‚geschlossen diejenigen, bei denen nachweisbare körperliche, vor-
nehmlich Gehirmtraumen als bleibende Gründursache vorliegen)
sind nur insofern als Folgen des Krieges und.der Militärpflicht
zu betrachten, als die Umweltsverhältnisse der Imaginationstätig-
keit den formierenden Stoff für die Symptome bieten. Abgesehen,
davon aber. ist jeder Fall. individuell konstelliert und nur von
‚ser Auffassung aus verfolgt und durchdacht verständlich. Die
therapeutische Schwierigkeit liegt in den erschwerten Lebens-
bedingungen und den sich widerstreitenden Fiktionen altruisti-
scher und egoistischer Tendenzen, in den Konflikten, die zwischen
Staatspflicht und Individualität erwachsen. Der Arzt muß allen
diesen Erwägungen Rechnung tragen und befähigt sein, Kompro-
mis3e. praktischer Geltung zwischen den außergewöhnlich hohen
und von den Staatsgewalten getragenen Ansprüchen an die Persön-
‚lichkeit und den Bedürfnissen des nicht anpassungsfähigen Einzel-
nen zu handhaben. ., > .
Röper äußert sich zur Frognose der Hirnschüsse. 50%
der- Hirnschüsse sterben in den Feldlazaretten, von denen, die in
‚die Heimatlazarette kommen, sterben 20%; von den Überlebenden
Sind drei Siebentel „Hirnkrüppel“, drei Siebentel behalten ‘dauernd `
Folgen, sind, aber |
5 bleibt frei von nachweisbaren Folgeerscheinungen.
. Nauwarck liefert einen Beitrag zur Kenntnis
nischen traumatischen Hirnabscesses. Zwischen dem Trauma und
dem Tode liegt ein Zeitraum von 38 Jahren. Praktisch zeigt sich,
daß der Träger eines Himabscesses von dieser Seite her seines
‚Lebens nie sicher ist, daß andererseits der chronische Hirnabsceß
nicht notwendig ‘der Übel schlimmstes zu sein braucht, vielmehr
angen beschwerdefreien Leben vertragen kann. Der
des chro-,
sich mit einem |
akt tritt plötzlich ein. -Pneumokokken infizierten
tödliche Schluß
ege auch den wohl an sich besonders disponierten -
auf dem Blutw
Hirnabsceß und regten gewissermaßen symbiotisch die vorhande-
nen Staphylokokken zu mächtiger Vermehrung, den Hirnabsceß
Gamit zu seinem-akut tödlichen. Wachstum an. . Der Absceßbalg
pflegt ım ausgebildeten Zustand aus Bindegewebe zu bestehen.
Heidenhain bespricht Kopfverletzungen durch stumpfe
Gewalteinwirkung. _ Bei einer stärkeren Gewalteinwirkung auf.
pË ist eine mehr oder weniger hochgradige Quetschung des
‚ der Pia. und'Dura mater mit oder ohne Splitterung der
ehirns
Tabula vitrea nicht selten; ‚eine Verletzung der .Weichteile des.
„opfes ist oft mit aller Sicherheit festgestellt; trotzdem treten in
en Geweben innerhalb der Schädeldecke oft Entzündungen
(Pachymenineitis, Meningitig-serosa. usw.) ein (coup' oder contre-
; De pebthal teilt Erfahrungen über Kopfschußverletzte
“us einer Beratungsstelle. für Kriegsbeschädigte mit. Jeder Kopf-
verletzte bedarf nach der. Entlassung einer längeren Kontrolle
«Wch eine Fürsorgestelle. Epileptiker und schwere Hysteriker
wegen ihrer Unbrauchbarkeit im Berufsleben. vorerst mög-
east in besonderen, noch’ zu 'errichtenden Abteilungen unterzu-.
a Die Prognose betreffend Arbeitsfähigkeit ist bei Kopf-
r ‚Onetzten eine ziemlich schlechte, 37% mußten ihren Beruf auf-
geben, der größere Teil wurde zwar im alten Berufe wieder unter-
Eehtacht, war jedoch in ‘der Erwerbsfähigkeit mehr oder weniger
X 5 beeinträchtigt. Jeder Arbeitgeber ist bei Einstellung eines
| En verletzten von dessen Schädigung zu unterrichten, eine ge-
wendig, ksichtnahme ist insbesondere bei Kopfverletzten. not-
En Voß bringt- nervenärztliche Erfahrungen an 100
ad elverletzten. Bei den geringen Erfolgen der arzneilichen
nd physikalischen Behandlurfg der Störungen nach Schädelver- -
schußverletzung kommt-
es, wenn Lage und Größe der Wunde dies gestatten, sofort oder
- Ausfälle der Sensibilität m
nicht sozial verloren, und nur ein Siebentel
Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist,
ee
16. Mäi- ©- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N.il.. 0° 55
| letzungen sind wir zu aktiyem-chirurgischen Vorgehen berechtigt.
‚Nicht nur ausgesprochene traumatische Epilepsie sollte den chir-
urgischen Eingriff nahelegen. Bestehen bei einem Schädelver-
letzten heftige subjektive Störungen oder lassen sich Zeichen einer
heginnenden ‚Epilepsie nachweisen, so ist der Eingriff geboten.
Sind auch die Aussichten der Heilung einer traumatischen Epi-
lepsie gering, so lassen sich ‘doch die Anfälle in einer gewissen
und die subjektiven Störungen in einer großen Zahl von- Fällen
' sehr günstig beeinflussen. SE EN ARTEN
Hahn besprieht die Frage der Dienstbeschädigung bei Para-
lyse. Die Kriegserfahrung spricht gegen die Annahme von Dienst-
-beschädigung: bei Paralyse, sie hat aber auch allgemeinere Be-
deutung: Warum nur ein kleiner Prozentsatz der Lues. zu: Para-
lyse führt, wird man nach dem Kriege so wenig wissen wie vor-
her, man wird weiterhin an Lues nervosa oder an Rassenschädi-
gung durch. Kultureinflüsse und dergleichen denken dürfen, aber
man wird endlich aufhören müssen, körperlichen und geistigen
Anstrengungen und Schädigungen, welche den Kranken selber
getroffen haben, eine Bedeutung zuzumessen. ' |
967
Wetzell liefert einen Beitrag zur Brown-Séquard-
schen Lähmung des Halsmarkes infolge von Artillerieverletzungen.
Beschreibung eines. sicheren Falles von Brown-Séquard-
‘scher Lähmung des oberen Halsmarkes. Die Halbseitenläsion
wird angezeigt durch die gleichzeitige Hemiplegie, durch die auf
der Ausschaltung des linken Sympathicus beruhende Verenge-
rung der linken Pupille ynd Lidspalte und durch die gekreuzten
it gleichzeitiger - Hyperalgesie und
_ Thermohyperästhesie. a u
Beitzke bespricht Rückenmarkserschütterung durch
Schußverletzung. Bericht über einen‘ anatomisch untersuchten
einschlägigen Fall.. Es fand sich Verdichtung und Pigmentierung
des epiduralen Gewebes und eine\erhebliche ‚Schädigung der Mark-
substanz an der Stelle der Gewalteinwirkung. ° =
v. Hansemann berichtet über eitrige Meningitis nach
Kopfverletzungen. Diejenigen Stellen, deren Ruptur zu einer Ver-
bindung des Schädelinnern mit der Außenwelt führen. kann, sind
zunächst eine. Stelle-an der Innenfläche des Stirnbeins, die die
Rückwand der Stirnhöhle bildet oder wenigstens einen Teil. der-
finden sich auf den Orbitadächern.. Eine dritte Stelle findet sich
an der Decke der Keilbeinhöble. Diese ist in ihrer Ausdehnung
ebenfalls außerordentlich variabel. Eine vierte Stelle ist am Os -
petrosum über dem Labyrinth. Die Entstehung. eitriger Menin-
gitis nach Schädelschüssen kann auf folgende Umstände zurück-
geführt werden: 1. durch Eröffnung eines Ventrikels, 2. direkt
von der Wunde aus, 3. durch fortgeleiteten Sprung auf die Basis
‚mit ‚Eröffnung der Lamina cribrosa, 4. durch Eindrücken der
Lamina cribrosa infolge der Sprengwirküng, 5. durch Eindrücken
der hinteren Wand der Stirnhöhle durch Sprengwirkung. -
Oppenheim gibt eine interessante Übersicht über den.
Stand der Lehre von den Kriegs- und Unfallneurosen. Mit der
Aufstellung und Abgrenzung der „traumatischen Hysterie“: ist
nicht alles erfaßt, was als funktionelle Neryenkrankheit : durch
Erschütterungen des Nervensystems hervorgerufen werden kann.
Die durch den Schreck erzeugten funktionellen Nervenstörungen
sind meist flüchtiger Natur, sie können durch Wünsche, Begehrun-
gen und durch Auflehnung gegen die Heilung. standfest gemacht,
werden, aber ihre Beständigkeit gibt umgekehrt nicht das Recht,
'sie auf eine derartige Grundlage zurückzuführen. . Ein Fortschritt
ist der Nachweis, daß die offenkundigen Symptome der trauma-
tischen: Neurosen in der Regel durch Suggestion und Zwangs-
behandlung in kürzester Zeit zum Schwinden gebracht werden:
können. Wenn dieser Erfolg auch'nur in der Minderzahl der Fälle
einer Heilung gleichkommt, ist er doch erstrebenswert, da er die
Grundbedingung für die Arbeitsfähigkeit schafft.” Ein weiterer
Fortschritt beruht in der Feststellung, daß die Arbeits- und Er-
werbsfähigkeit der an traumatischen Neurosen leidenden Personen
nicht in dem Maße herabgesetzt ist, wie früher angenommen. Un-
fallrente und Kriegsdienstbeschädigung ist deshalb nicht zu be-
willigen: a) bei leichter Unfallneurose, b) bei reiner Rentenkampf-
neurose, c) in den Fällen, in denen mit an Sicherheit grenzender
daß unter dem Zwange der
Arbeit. Heilung erfolgen wird.
` Schepelmann behandelt die Frage des „Trauma und
chronische Infektionskrankheiten“. Sieht man schon wenige Tage
nach dem Trauma, etwa vier bis fünf Tage, eine Lokaltuberkulbse .
auftreten, so kann es sich selbstverständlich nur um die Ver-
schlimmerung . einer -bereits floriden Tuberkulose handeln -
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selben. Eine zweite solche dünne Stelle, oder vielmehr mehrere,
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268 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.
(Thiem); denn die Entwicklung des Tuberkels beginnt erst drei
bis vier Tage nach der Infektion, und befindet sich nicht vor dem
12. bis 14. Tage auf der Höhe der Entwicklung. ‘Bei Wirbel-
. verletzungen werden sogar Monate bis Jahre vergehen,. che es
zur Ausbildung des Buckels oder der Senkungsabscesse kommt.
Es werden auch bei langem Intervall stets gewisse Brücken-
symptome bestehen, die eine im wesentlichen fortlaufende Sym-
ptomenkette zwischen Trauma und späterem Leiden bilden, wie
Schmerzen, Wirbelsäulenversteifung, Abmagerung, Fieber usw.
Das Intervall zwischen Trauma und Sichtbarwerden des Gummas
ist verhältnismäßig kurz, im höchsten Falle vier bis sechs Wochen.
l In der Unfallversicherungsmedizin spielt die Frage zuweilen
eine Rolle, ob ein plötzlicher Todesfall Folge eines Betriebsunfalls
ist oder innere Ursachen hat.
l Steiger behandelt „plötzliche Todesfälle (sogenannter
Minutenherztod) bei Insuffizienz des Adrenalsystems“, speziell bei
Nehennierenerkrankungen (Morbus Addisonii). Bei anatomisch
nachweisbaren Veränderungen des gesamten chromaffinen
Systems, speziell der Nebennieren, kommen plötzliche und unerwar-
tete Todesfälle vor. Das beweisen die vier Beobachtungen. Das
Adrenalsystem kann dabei allein oder. in Kombination mit den
übrigen endokrinen Drüsen erkrankt sein. Klinisch können die
Symptome der Nebennierenaffektionen in Form des Morbus Addi-
sonii vollständig ‚oder teilweise vorhanden sein. Der plötzliche
Tod tritt bei diesen Affektionen namentlich nach körperlichen An-
strengungen aus scheinbarem Wohlbeffnden heraus ein. Die
Adrenalinverarmung wird so groß, daß durch plötzlichen Blut-
Arueksturz im Herzgefäßsystem der Kollaps eintritt. Diese plötz-
lichen und unerwarteten Todesfälle bei Insuffizienz des chrom-
affinen Gewebes, speziell bei Verkäsung in den Fällen von kli-
nisch reinen oder okkulten Addisonerkrankungen sind nicht allzu
selten.
. ' Zum Schluß seien noch zwei interessante eerichtlich-medizi-
nische Arbeiten erwähnt.
Straßmann bespricht die Frage der Kohlenoxydver-
- giftung und Verbrechen. Die Kohlenoxydvergiftung tritt meist
durch einen unglücklichen Zufall ein, daneben wird sie auch
Aus den neuesten Zeitschriften.
16. März.
immer häufiger zu Selbstmorden benutzt, sodaß man bei un-
sicherem Sektionsbefund immer an diese Todesursache denken
muß. Die Hauptfrage beim erweiterten Selbstmord ist die nach
der Zurechnungsfähigkeit des Täters. In Frage kommen vorüber-
gehende melancholische Depressionen auf der Grundlage einer
psychopathischen oder degenerativen Beschaffenheit, die Ab-
grenzung gegenüber reiner Verzweiflung ist manchmal nicht
| leicht.
Endlich berichtet Spinner über das Vorwiegen der
Frauen beim Giftselbstmorde. Das Gesamttotal aller Giftselbst-
morde aus der Schweiz in zehn Jahren betrug 474 Fälle, wovon
266 — 56,1% — auf die Männer und 208 — 43.9% — auf
die Frauen entfallen. Der zeitweise noch auftretende Frauenübher-
schuß bleibt auf das Endresultat ohne Einfluß.
Literatur: Spitzy (Wien). Über die Grenzen des Erreichbaren im ärzt-
lichen Teil der Invalidenfürsorge. (M. m. W. Nr. 15.) — Fürth, Starkstrom-.
unfälle im Felde. (Ebenda Nr. 28.) — Specht, Granatsplitter im linken Ven-
trikel nach Verletzung der Vena femoralis. (Ebenda Nr 27.) — Weber (Bad
Nauheim), Beobachtungen am traumatischen Aneurysma arteriovenosum.
(Ebenda 1917, Nr.13.) — Hedinger (Basel), Die Bedeutung des indirekten
Traumas für die Entstehung der Aneurysmen der basalen Hirnarterien.
(Schw. Korr. Bl. Nr. 42.) — Rochs, Zur Kenntnis der traumatischen Zwereh-
fellhernien nach Gewehrschußverletzungen. (B. kl. W. Nr. 4.) — Strasser
(Zürich), Über Unfall- und Militärneurosen. (Schw. Korr. Bl. Nr. 9.) — Röper
(Hamburg), Zur Prognose der Hirnschüsse. (M. m. W. Nr. 4) — Nauwarck
(Chemnitz), Zur Kenntnis des chronischen. traumatischen Hirnabscesses.
(Ebenda Nr. 4.) — Heidenhain, Über Kopfverletzungen durch stumpfe Gewalt-
einwirkung. (Ebenda Nr. 18.) — Depebthal (Köln). Erfahrungen über Kopf-
schußverletzte aus einer Beratungsstelle für Kriegsbeschädigte. (Ebenda
Nr. 19.) — Voß (Krefeld), Nervenärztliche Erfahrungen an 100 Schädelver-
letzten. (Ebenda Nr.27.) — Hahn (Frankfurt a. M.). Dienstbeschädigung bel
Paralyse. (Ebenda Nr. 35.) -- Wetzell, Brown-Söquardsche Lähmung des
Halsmarkes infolge von Artillerieverletzungen. (Ebenda Nr. 22.) — Beitzke
(Düsseldorf), Rückenmarkserschütterung durch Schußverletzung. (B. kl. W.
1917. Nr. 3.) — v. Hansemann (Berlin), Eitrige Meningitis nach Kopfver-
letzungen. (Ebenda 1917, Nr. 31.) — Oppenheim, Stand der Lehre von den
Kriegs- und Unfallneurosen. (Ebenda 1917, Nr. 49.) — Schepelmann (Bochum),
Trauma und chronische Infektionskrankheiten. (M. Kl. 1917, NT. 18.) —
Steiger (Zürich). Plötzliche Todesfälle (sogenannter Minutenherztod) bei In-
suffizienz des Adrenalsystems. speziell bei Nebennierenerkrankungen Mor-
bus Addisonii). (Schw. Korr. Bl. 1917, Nr. 14.) — Strabmann (Berlin), Kohlen-
oxydvergiftung und Verbrechen. (B. kl. W. Nr. 1.) — Spinner (Zürich). Uber
N ne der Frauen beim Giftselbstmorde. (Schw. Korr. Bl. 191,
r. 27.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 9.
_Dertiner KLOGE IIND 9055 0 FT
Hirschfeld (Berlin): Regulation der Biutzusammensetzung.
Ein reflektorischer, im Atmungscentrum der Medulla oblongata sich |
abspielender Vorgang reguliert den Gasgehalt des Blutes. Sinkt der
Wassergehalt, welcher nur geringe Schwankungen aufweist, so wird
aus den Geweben Wasser angezogen. Die Wasserausscheidung hängt
von der Höhe des Blutdruckes ab. Für das Mengenverhältnis der
Salze spielt die Niere die wesentlichste Rolle, ebenso für die Zucker-
ausscheidung. Die Zahl der Erythrocyten hängt vom Partialdruck des
Sauerstoffes in der Atmosphäre, Blutverlusten, innersekretorischen
Vorgängen, der Milz, der Nahrung ünd anderem ab. Ernährung und
Muskeltätigkeit beeinflussen auch die Verhältnisse der weißen Zellen.
Hirschberg (Berlin): Krankenernährung in Berlin. Die Zu-
teilung von Krankenkostmitteln muß auch von persönlichen Informationen
abhängig gemacht werden. Den Fürsorgestellen sind die zur unmittel-
baren Verteilung geeigneten Kost- und Nahrungsmittel am besten in
präparierter Form für die bedürftige Klientel zu liefern. Bei Erleichterung
der Nahrungsmittelversorgung ist auf die Kranken besonders Bedacht
zu nehmen.
' Rautenberg (Lichterfelde); Pneumoperitoneale Röntgen-
diagnostik der Nieren. Siehe Vereinsbericht Berliner Medizinische
Gesellschaft vom 5. Februar 1919. i
E Havlicek (Prag): Beginnendes Aneurysma arteriovenosum
zwischen Bifurkation der Arteria carotis dextra und Vena facialis
commuris. Im beschriebenen Fall handelte es sich um eine Schuß-
verletzung mit bemerkenswertėm Verlauf des Schußkanals. Es empfiehlt
sich, in solchen ‚Fällen einen Muskellappen in den Aneurysmasack zu
schlagen und dort durch Naht und Ligatur zu befestigen.
Reckzenh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 9.
Max Berliner (Berlin): Über Tuberkuloseimmunitätsreaktionen
bei Grippe. Während gewöhnlich bereits fünfjährige Kinder als Zeichen
der tuberkulösen Infektion zu 80% und die Erwachsenen zu 85% eine
positive Pirquetsche Reaktion haben, reagieren die erwachsenen
Grippekranken nur zu 19%» positiv. Bekanntlich bedarf der
Organismus bei der Pirquetschen Reaktion einer besonderen Reaktions-
fähigkeit, die im Augenblick der Einverleibung des Tuberkulins M
der Haut provoziert wird. Diese Reaktionsfähigkeit gegen Tuberkulose
pflegt jedem Organismus innezuwohnen, der einmal eine tuberkulöse
Infektion durchgemacht hat; sie pflegt ihm aber mitun ter ver-
loren zugehen (in der Schwangerschaft, ıbei Masern, \iliartuberkulose,
bei Kachexie). Auch während der Grippe dürfte sie h er a bgeset zt
sein. Wo sie aber in dieser Zeit nicht vorhanden wat, wurde si?
später wiedererlangt.
Ernst Hannemann (Greifswald): Anatomische Befunde bei
Grippe. Vortrag, gehalten im Greifswalder Medizinischen Verein am
10. Januar 1919. :
L. Borchardt (Königsberg): Entstehung und Verhütung der
Rückfälle bei Malaria tertiana. Erforderlich sind genügend große Tages
dosen (über 11/2 g), dabei Dauer nicht unter acht Wochen, nieht i
lange Pausen. Am Ende jeder Malariakur: genaue klinische und 2
untersuchung auf Zeichen latenter Malaria. Eventuell ist dure
Provokation s verfahren festzustellen, ob die Malaria ausgeheilt ist.
Otto Kestner (Hamburg - Eppendorf): Die Unterernāhrung
unserer Großstadtbevölkerung. Sie zeigt sich, und zwar in hochgradig
Weise, darin, daß bei den in Frage kommenden Patienten durehsehnl l
lich ein so starker Eiweißhunger vorhanden ist, daß der Körpe
bei einer an Eiweiß und Nährwert gleich unzureichenden Naben
trotzdem noch Stickstoff ansetzt. ‘Das kommt sonst nur p
Rekonvaleszenten und nach langdauerndem Hungern FOL. Be
wird dabei, daß der Körper ohne weiteres imstande sei, Kiwel
großen Mengen anzusetzen, wenn es ihm nur geboten wird. dass
Ernst Wodak (Prag): Zur Frage der auro-pulpebralen Re age
Es handelt sich um einen Lidschlagreflex, der durch Manipulationen
äußeren Gehörgang oder Trommelfell ausgelöst wird. ach
F. Hamburger (Graz): Zur Tuberkulindiagnostik. Auch er j
Ausheilung der Tuberkulose bleibt die Tuberkulinempfindlichkeis 7 i
lebens bestehen. (Bei Tuberkulinmassenuntersuchungen fand Sie eine
tuberkuloseunverdächtigen Mannschaften in 98% der! alle
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asursache derta ii B j esultate als. die Lutanprobe. Be ` — j ergänzt und ersetzt werden.n eu ae 1 E T
ans Kronbergi vos): ä i 2 2 > Fe a ee N A a f IEE.
| o rger (Davos): Zur Hämatologie und Bak . 0. Olsen (Hamburg): Zur Bakteriologie der Influenza. Der Ver- y l ge
fasser hält den Pfeiffer schen Bacillus für den Influenzaerreger. N en
1 a
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- =.. 2
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teriologie der Grippe. Der Verfasser schließt sich der Auffassung derer
an, die ein filtrierbares Virus 'granulärer Art für die Ätiologie der A Grabeh (Kiel): Zur Frage, w eaan der Grippeinfektion
"gerade, die kräftigsten Individuen sterben. Die gesunden, kräftigen In-, BR tr:
A
Grundlage ef tı Ti
fenheit, die E ERE as y : a grand An A g | |
manchmal 1} ernik (Wilmersdorf): Neue Arzneimittel, Spezialitäten und |. è. ur . = nr
- > Geheimmittel. Erwähnung dreier Geheimmittel. Der Verfasser Kommt dividuen sterben nicht infolge der Güte und Stärke ihrer Ab- BI.
Vorwienu Ef angesichts der Finanznöte des Reiches auf einen von verschiedenen ee kräfte (dadurch soll Auflösung der Bakterien und Freiwerden | SS
ih Seiten schon gemachten Vorsghlag zurück, nämlich alle pharmazeutischen | -7 ee auf einmal, plötzlich erfolgen), ‘sondern weil sie T. E
4 File, wk = Spezialitäten einer Besteuerung zu unterwerfen, wie z. B. in Eng- m on. deren zu wenig haben. ‚Wegen des M ang els an Ä pi o E
4299-27 land. Wenn auch davon eine nennenswerte Verringerung der Produktion F Cun a offen ist es daher den feindlichen Bakterien möglich, T RARA
nde Faunikh - anfechtbarer Präparate nicht zu.erwarten ist, dürfte doch der finanzielle ne schlecht verteidigten Organismus zu überwältigen und mit ihren I ioi
2 Ertrag daraus nicht zu unterschätzen sein. © E Bruck. E 2u, vergiften. Specifische Abwehrkräfte- bilden sich nämlich [17 OR
a E Ser a Be in größerer Menge im Körper nur, ' wenn Bakterien in ihn hinein- if TEE i
eichbaren I i x on ; = T RD K E. N gelangen, nicht aber, wenn sie; wie beim gesunden Menschen, N sE 5 1 n
IURERENDE MEARAR ische Wochenschrift 1919,'Nr, 8 u.9. ausschließlich auf Haut und Schleimhaut vorübergehend sch ma- Kae: Kr:
Nr.8. Albrecht Bethe und F. Franke (Frankfurt a. M.): | Fotzen, um dann infolge des schlechten Nährbodens und des tadel- ne poui
Beiträge zum Problem der willkürlich beweglichen Armprothesen. IV. Die | losen Funktionierens der natürlichen Schutzkräfte, wie Flimmerepithel, in: i l $
Kraftkurven der indirekten natürlichen Energiequellen. Da man bei der | Leukocytose, abzusterben. Bei geschwächten Individuen ` F au EN. =
l indirekten Muskelausnutzung sparsam verfahren muß, ist es dagegen dringen die Krankheitserreger ständig in größerer Zahl E ii. i
PA für jeden Konstrukteur willkürlich beweglicher Prothesen’ no twendig, | in den Körper .ein und veranlassen ihn darum dauernd zur-Bildung ine NEE :
ehem. ie Größe der Kraft auf dem ganzen, ausnutzbaren Wege zu keinen, | von Sehutzstoffenm : NEE 3 | Mi BZR
n Hines? > Nur dann kann er erfolgreich seine Prothese aufbauen. -R Paulus (Erlangen): Erfahrungen über die operative Behand- IGHI: 217: a
stmgkiat. E. Starkenstein (Prag): Proteinkörpertherapie und Entzün- | lung der Ruhr durch Appendikostomie beziehungsweise Cöcostomie. Bei N 7; .
n i A o dungshemmung. (Experimentelle -und. klinische Untersuchungen.) "Die | akuten Fällen mittelschweren. und schweren Charakters, die in den i R h
r Seet oe Unspecifität der Proteinkörpertherapie gilt im gleichen Sinne ersten Tagen durch Darmspülungen und sonstige medikamentöse Be- ~ E SRA N u
ee - für eine Reihe chemisch definierter Stoffe, denen unberechtigter- | handlung nicht gebessert werden, ist ohne Zögern die Appendikostomie ` N i Piah An
| -= weise chemotherapeutische Wirkungen im Sinne einer Therapia steri- vorzunehmen. Bei chronischen Fällen, die in schlechtem Zustande in ik HI! ae EES
1, Bi -> lisans zugeschrieben wurden, Die Wirkung der Proteinkörper und der- die Bebandlung kommen, sollte mit der: Appendikostomie nicht ge- ih a: T
ma Wi > ‚ähnlich wirkenden Stoffe. erstreckt sich nicht auf bestimmte Organe, | Wartet werden. Die Frage, ob Appendikostomie oder Cöcostomie, HGU LARREAN
Le; ~ Sondern führt durch eine omnicellulär.e Wirkung, durch èine Wir- | hängt von dem Zustande oder dem Vorhandensein der Appendix ab. - Ho Er :
a : : kung auf das Protoplasma aller Zellen, zu einer Umstimmung des Fehlt diese oder ist sie verengt, verödet oder schwer verändert, sodaß To a
u. = gesamten Organismus. ; | [| eine‘ Probespülung nicht gelingt, so ist die Cöcostomie zu machen. | 0 4.
Krüger (Weimar): Die Methoden des operativen Gelenkver- | Die Appendikostomie ist der leichtere und schnellere Eingriff, wobei a
el ‚ Schlusses bei penetrierenden Verletzungen. Mit sofortigem vollständigen | auch das Herausfließen des Kotes. aus der Fistel vermieden wird. - LET EHE a $
a! : en einer verletzten, noch nicht infizierten Gelenkhöhle werden | Andererseits kann man mit der Cöcostomie, wenn man sie als Anus HN al n B,
S i weitaus besten Heilerfolge erzielt. Bei 50 Verschlußoperationen praeternaturalis benutzt, zugleich eine: Rubhigstellung oder totale’ Aus- et ih: as
a hatte der Verfasser nur fünf Mißerfolge zu verzeichnen. schaltung des Dickdarms erzielen.. Sie ist. daher *das letzte Hilfsmittel BER gt T ar
0. Löwy (Wien): Über Monocytenvermehrung bei Malaria. Die | a schwereren Fällen, wo die Appendikostomie nicht zum Ziele führt. ..
I. Vermehrung der Monoeyten bei Malaria ist ziemlich konstant und daher | ` A. Weinert (Magdeburg):. Wund- und Narbendiphtherie. Die, a
| ‚geeignet, den Verdacht auf Malaria zu bekräftigen. | l Wunddiphtherie ist zurzeit “eine ernste Infektion nicht REREN
wi 0... Spieß (Würzburg): Raumbezeichnung von Röntgenaufnahmen. | tellef, sondern auch von Operatiònswunden, die unter Anwendung aller
eiw; Auf jeder Platte werden in der einen, kopfwärts: gelegenen Ecke | .aseptischen -Cautelen gesetzt worden waren. Als Überträger kommt
| ‚| unter anderem das Bad in Betracht (auch die gonorrhoische Vulvo-
vaginitis der kleinen Mädchen kann durch Bäder -übertragen werden).
e (rechts, links) sowie die der Platte auf-
Auch Narben können von Diphtherie befallen werden,. da sie äußerst
pi’. die Körperseit
pe
COAN l legende Körpe rgegend (vorn, hinten, innen `außen) bezeichnet,
piet ‘© Außerdem nennt ein in der Mitte der einen Plattenlängsseite ange-
kr j ~ brachter Buchstabe die-daselbst befindliche G e gend (innen, außen, | empfindlich - gegen Diphtheriebacillen sind. Therapeutisch kommt in
ji vorn, hinten). u | schweren Fällen Diphtherieserum in Betracht. Aber vom Standpunkte
gest Ries: Drei Fälle extragenitaler Iuetischer Infektion beim Heere. | der Anaphy laxie aus soll Tan nicht bei einer wenig ausgebreiteten
durch Kuß an der Lippe infiziert, ein dritter am ` Wunddiphtherie oder gar bei einem klinisch nicht sicheren „Wund-
| a po | bacillenträger“ sofort injizieren, da man vor die Aufgabe gestellt werden .
nie" © Zwei Fälle wurden
‚After, wahrscheinlich auf homosexuellem Wege, sn |
my u Brüning: Ein Fall von Darmverschluß nach Ruhr. Das Darın-
T lumen war verschlossen durch eine Schleimhautwucherung.
l Schirmer (Bad Salzschlirf): .Über Geruchsstörungen nach Ka-
Der Verfasser hatte vor vielen Jahren den
könnte, in vier Wochen oder früher oder später. eine schwere Rachen-
diphtherie bei demselben Manne. behandeln zu müssen, und das Rinder- ©
serum nicht immer zur ‚Verfügung steht. ` CR TE
Ad. Nieter: Zur Wanddiphtherie in Magdeburg. Bakterio-
logische Untersuchungen. . In den Wundausstrichen waren .echte Di-
+
ee
TIA 7 farrhen der Nasenhöhle.
Vie Geruch vollständig verloren. Nach 12 bis 15 Monaten fing er an, un- ` ISO
ji : @genehme Sachen richtig zu riechen, aber erst allmählich, im Laufe : phtheriebacilien vorhanden, | u, „Si
JE. von Jahren, stellte sich der -Geruch wieder allgemein ein, und zwar | Otto-Mayer und Maximilian Knorr: Ein Differential:
6 Zunächst oft so, daß „verkehrt“ gerochen wurde.‘ Auch roch der Ver- nährboden sowohl für die Typhus-Coli- wie auch für die Dysenterie-
a > fesser mit der linken Nasenhälfte"ganz anders als mit der rechten. Seit | Pacillengruppe.. Der angegebene ‘Nährboden ist Lackmusmolke über-
m längerer Zeit ist der Geruch aber wieder scharf und richtig. ‚legen und macht die Differentialdiagnose von der. Molke und der Nu-
ie i Schall (Königsfeld): Zur Bichungsirage der Hämoglobinometer. trose unabhängig. en | viele, DR
ge Anstatt dem Autenriethschen Hämoglobinometer eine feststehende ' Daniel Schuster (Worms): Exartikulation im -Carpometa-
4 Zahlentabelle beizugeben, ist es richtiger, wenn jeder Arzt sein In- - carpalgelenk und Ersatz der Hand durch eine neue Prothese. Die be-
ø Strument selbst eicht. Denn man findet- in verschiedenen Gegenden schriebene Kunsthand kann infolge der einfachen Konstruktion. und
#¥ `- Verschiedene Durehschnittswerte, da der Hämoglobinwert in erster | der guten Gebrauchsfähigkeit des Handstumpfes die Funktionen der `
s ‚ Linie von der Höh enlage äbhängig ist. (er ist im Gebirge höher | exartikulierten Hand in weitgehendem Maße ersetzen. F, Bruck. <
5, T der Ebene), Auch andere Gründe sprechen für eine solche el Zr a | Gr ne Ta
icaung, | T oy o 2: Neurologisches Zentralblatt 1919, Heft 1 bis 3, S- g
TR Nr.9. Schmieden (Hallè a. S.): Über.die chirurgischen Erschei- | Nonne: Isolierte reflektorische Pupillenstarre bei einem ge-
| ngsformen der Grippe. Die Krankheit tritt uns in ihren chirurgi- | sunden Erwachsenen als Ausdruck einer Lues congenita. 24 jähriger
Leutnant, Vater an Paralyse gestorben, selbst stets gesund, abgesehen
von einem leichten Erschöpfungszutand nach vierjährigem Aufenthalt
im Felde, weist als einziges somatisches Symptom reflektorische Pupillen-
starre auf. Die Wassermannsche Reaktion war negativ.
i nn Komplikationen im wesentlichen als eine Grippepyämie ent-
‚sen. Alle Übergänge hierzu, sowie auch das vollendete schwere Bild
Be a; yämie konnte der Verfasser in-zahlreichen, nicht selten töd-
endenden Fällen finden und nicht selten. mußte die interne The-
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der Diagnose und der Ausschluß solcher Fälle, in denen schwer-
‚Kribbeln und Zucken, der galvanische Strom bei Verstärkung Hitze-
= Nachlassen des Hitzegefühls; galvanischer und faradischer Strom gleich-
- das Schaffen infolge der wie Peitschenschläge wirkenden zeitweilig ein-
an.
270 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.11. 16. März.
S
i Rohardt: Ein Fall von motorischer Amusie. Nach einem
Kopfschuß rechts im Bereich des Stirn- und Scheitelbeines trat bei
einem musikalisch gut begabten rechtshändigen Manne bei gutem Musik-
verständnis Unfähigkeit auf, richtig 2u singen und richtig zu pfeifen.
In der ersten Zeit der Verletzung bestand außer dem Stottern (welches
in der Jugend vorhanden war) nur Apraxie der Mundbewegungen.
Als sich nach zirka 12 Jahr die Amusie besserte, ließ sie sich durch
Vereisung der Narbenfläche am Kopfe vorübergehend verstärken. Der
Fall bestätigt die Annahme, daß das motorische Musikcentrum im Fuß
der rechten zweiten Frontalwindung liegt.
van Sehelven: Transversale Rückenmarksläsion. Durch
Schußverletzung der Wirbelsäule in Höhe des zehnten Brustwirbels
entstand neben schnell schwindender Incontinenz von Stuhl und
Urin, in Höhe des ersten Lumbalsegments linksseitige Anästhesie,
von L, abwärts mit Störung der Tiefensensibilität (Lage und Vibration),
ferner Ataxie, spastische Parese und pathologische Reflexe an den
unteren Extremitäten. Das Syndrom Päraparese mit Aufhebung der
'Tiefensensibilität ist typisch für die transversale hintere Läsion des
Rückenmarkes (Hinterstränge, hintere Teile der Seitenstränge). '
Bychowski: Über eine künstliche Umschaltung des Babinski-
schen Zehenphänomens. Bei zirka einem Drittel der Fälle mit positivem
Babinski verschwindet dieses Phänomen oder wird negativ, wenn man
die Prüfung in Bauchlage am im Knie rechtwinklig gebeugten Bein
vornimmt. Eine befriedigende Erklärung dieser Erscheinung kann
Bychowski vorläufig nicht geben.
Mendel: Kriegsbeobachtungen. a) Mitteilung eines Falles von
Homosexualität und Transvestitismus mit starken psychopathischen
Störungen. Aus letzterem Grunde ist der Mann militäruntauglich ;
ferner ‘Mitteilung zweier ähnlicher Fälle. b) Mitteilung eines Falles,
bei dem im Alkoholrausch homosexuelle Neigungen auftraten.
Kleist: Psychische und nervöse Störungen bei Influenza. Im
Verlaufe der zweiten Influenzaepidemie wurden zwei Neuritiden (Facialis
und Medianus) und elf Psychosen (Dämmerzustände, Delirien, erregte
Verwirrtheit, psychomotorischer Erregungszustand, Stupor, Angstneurose,
Depression mit Zwangsvorstellungen) beobachtet. Die Psychosen be-
trafen ausschließlich Frauen, überwiegend im vierten Lebensjahrzehnt,
nur in vier Fällen lag erbliche Belastung vor.
Horn: Weitere Ergebnisse zur Abfindung von Uniallneurosen. |
Unfallneurosen geben im Falle der Abfindung im allgemeinen eine
durchaus günstige Prognose. Wichtig ist vor allem die Klarstellung
Therapeutische Monatshefte 1918, Heft 9 bis 12.
Fühner: Opium, Pantopon, Laudanon-Narkophin. Der Wider-
streit der Meinungen über die unterschiedliche Wirkung von Morphium
und Opium beziehungsweise dem aus jetzterem hergestellten Pantopon
ist jetzt im wesentlichen dahin entschieden, daß Pantopon weniger
lähmend auf das Atemcentrum wirkt als die entsprechende Menge
Morphium. Pantopon ist ebenso wie seine deutschen Konkurrenz-
fabrikate Laudopan, Glykopon, Nealpon, Totopon, Holopon, Domopon
gut brauchbar, leidet aber an der wechselnden Zusammensetzung des
Ausgangsmaterials Opium, dessen Gehalt an den einzelnen Alkaloiden
beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, so beim Morphin zwischen
3 und 23%, beim Narkotin zwischen 1 und 15°/» beim Papaverin
zwischen 0,5 und 1%, beim Kodein zwischen 0,2 und 0,8°/o, beim.
Thebain zwischen 0,1 und 0,5°/,, beim Narcein zwischen 0,1 und 0,2%
Eine künstliche Mischung dieser sechs hauptsächlichen Opiumalkaloide,
das von Faust hergestellte Laudanon ist bei klinischer Prüfung dem
Pantopon ebenbürtig, durch seine konstante Zusammensetzung ihm in
der Praxis überlegen. Noch praktischer ist die Mischung von nur zwei
Opiumalkaloiden, nämlich von Morphium und Narkotin zu gleichen
Teilen. In diesem, Narkophin genannten Präparat erklärt der Narkotin-
zusatz die narkotische und centralanalgetische Morphiumwirkung (ob-
wohl Narkotin allein selbst in Dosen von 10 bis 20 mg die Sensibilität
nicht herabsetzt, sondern steigert); dagegen wirkt Narkotin antago-
nistisch erregend auf das Atemcentrum. Die Tatsache, daß die Alkaloide .
im Narkophin nicht als Chlorhydrate, sondern als Mekonate enthalten
sind, bedingt eine langsamere Resorption, das heißt eine langsamer
eintretende und länger vorhaltende Wirkung. Der genierende Opium-
effekt auf die Magendarmperistaltik ist beim Narkophin außerordent-
lich gering.
Rothschild: Die Beurteilung der Arbeits- und Erwerbsiähig-
keit Tuberkulöser. Alte abgekapselte tuberkulöse Herde der Lunge
beschränken weder die Arbeitsfähigkeit noch die Erwerbsfähigkeit.
Alle akuten Formen der Tuberkulose schließen die Arbeitsfähigkeit
völlig aus. Bei chronischen Tuberkulösen richtet sich der Grad der
Arbeitsfähigkeit nach der Intensität der aktiven Erscheinungen. Bei
Komplikationen (Emphysem, Bronchitis, Thoraxstarre) richtet sich der
Grad der Arbeitsfähigkeit mehr nach diesen als nach der Tuberkulose.
Bei inaktiv gewordenen größeren Lungenprozessen ist die Beschränkung
der Atmungsfläche, die Schädigung des Kreislaufs und die Beein-
trächtigung des Nervensystems in Rechnung zu setzen. Auch der
psychische Faktor ist nicht unwesentlich.
Honigmann: Psychisches und Psychotherapie bei organischen
Erkrankungen. Alle therapeutischen Maßnahmen sind unter dem Ye-
sichtspunkte ihrer Beziehung zur Psyche zu beurteilen, und zwäf S0-
wohl die direkte psychische Beeinflussung durch adäquate Reize, &5
auch die mittelbare suggestive durch Vorstellungen. Der Verfasser 0
hebt daher die Forderungen eines systematischen klinischen Unterrichts
in der medizinischen Psychologie, Pathopsychologie und Payo
therapie, sowie die Angliederung einer psychotherapeutischen Poliklinik.
Voigt: Vorläufige Mitteilungen über Versuche, die Desinfektions-
wirkung des kolloidalen Silbers und seine Eignung zur T yphusbehandlung
betreffend. Kolloidales Jodsilber wird nach intravenöser Injektion
größtenteils in Milz und Knochenmark abgelagert. In 62°/, trat ein
ausgesprochene Leukocytose ein um 30 bis 174 J, des Anfangswertes
welche innerhalb von 24 Stunden wieder verschwand.
Löwe: Die pharmakologische Seite des Ernährun
Zum Referat nicht geeignet.
Loewi: Zur Frage der Verwertbarkeit der Glucose bei paee
Bei einem geringen — zwischen 0,2 und 0,3°/, betragenden ~ P
hydratgehalt des Muskels wird dieser bei Tätigkeit auch bel norm
Fröschen nicht oder nur unwesentlich angegriffen. Die Ve
hemmung am Adrenalintier ist also nicht als eine specifisch-dia i
Störung aufzufassen, sondern durch einen zufälligen Kohlehydra
-bestand erklärt.
Salomon: v. Noorden an der Arbeit. nd
Embden: Über den chemischen Kreislauf der Kohlehydrate pa
seine krankhaften Störungen. Nicht jedes in den Stoffwechsel :
bezogene Nahrungsmittel wird sofort bis zum Ende abgebaut ie
Muskeltätigkeit kommt nicht durch völlige Verbrennung Vo? ne
wiegende Komplikationen bestehen (am Nervensystem oder an den
unteren. Organen), ferner die möglichst frühzeitige Vornahme der Ab-
findung, damit sich die psychogenen Störungen nicht durch den Ent-
schädigungskampf verankern können.
Unger: Elektrische Reizungen am freigelegten menschlichen
Nerven. Am freigelegten Nerven erzeugt der faradische Strom ein
gefühl, bei Abschwächung Kältegefühl, letzteres nur mittelbar durch
zeitig angewandt erzeugen Druckgefübl. — Injektionen von Flüssig-
keiten (Kochsalz oder Novocain) in den freigelegten Nerven erzeugen
am Medianus, Peroneus, Ulnaris und Tibialis Hitzegefühl. Die Injektion
von 1 cem 1% iger Novocainlösung in den freigelegten Facialis be-
wirkt totale, fast eine Stunde anhaltende Lähmung ohne irgendwelche
sensiblen Erscheinungen.
- Morgenthaler: Gibt es eine psychopathische Höherwertigkeit?
Es gibt zweifellos Fälle von Höherwertigkeit bei Psychopathen, ins-
besondere solche mit Minderwertigkeitsgefühl, weil dasselbe ebenso wie
körperliche Defekte die Tendenz zur Kompensation und Überkompen-
sation hervorruft. Die pathologische Überwertigkeit unterscheidet sich
von der primären Höherwertigkeit übernormaler Gesunder dadurch, daß
gsproblems.
setzenden starken Lust- oder Unlustgefühle ungleichmäßig ist.
2
| Weichbrodt und Gebb: Die Börielsche Hirnpunktion. Die
B&rielsche Hirnpunktion wird von den Verfassern in der Weise aus-
geführt, daß der Troikar im Hyoseinschlaf bogenförmig unter dem
oberen Orbitalrand in die Tiefe bis zur Fissura supraorbitalis und dann
schläfenwärts in das Stirn- respektive Schläfenhirn eingestoßen wird,
Leichte Blutungen in die Augenbindehaut und in das obere Augenlid | hydraten zustande, sondern durch eine mit Einergiebildung a
sind häufig. Von 30 Fällen wurde achtmal die Punktion wegen starker | gehende Spaltung, als deren Endprodukt Milchsäure anzusehen he
Blutung aus dem Sinus cavernosus abgebrochen, zwölfmal konnte nur | Die hierdurch gebildete Energiemenge reicht für die mechani
Liquor und keine Hirnsubstanz erhalten werden. Trotz ihrer Einfachheit | Leistung des Muskels aus. Die Milchsäure wird zum N pidi-
re
wieder in der Leber in Zucker zurückverwandelt. Nur schwe
ist die B&rielsche Methode der alten Neißer-Pollackschen
gungen der Leber (z. B. Phosphorvergiftung) berauben diese d
Hirnpunktion unterlegen. Pringsheim (Breslau). or Fäbig
‚ „Spezialistischer Maßnahmen bestimmen.
TE Ne
. 1919 MEDIZINISCHE KLINIK — Nri |
i Therapeutische Notizen.
271.
a a l
keit Zucker zu bilden, weshalb in solchen Fällen ein abnorm hoher
Gehalt des Blutes an Milehsäure und ein Absinken des Blutzucker-
spiegels eintritt. d i Pringsheim. (Breslau). .
|
= Kaufmann (Jena) berichtet über neue, therapeutisch wichtige
A | | l ~- | Aluminiumverbindungen. Das Neotannyl hat sich als unschädliches
ER RUNDEN ARE BE M E | Mittel ‚bei. zahlreichen akuten Durchfällen und. chronischen Darm-
Zeitschrift für ärztliche Fortbildung: 1919; Nr. 3 u. 4. ` erkrankungen bewährt und kann auch bei infektiösen: Darmaffektionen.
Nr.3, Hans Hirschfeld (Berlin): Methodik und Wert der | E\"sÜg wirken. (B. kl: W. 1919, Nr. 9) > > Reckzeh.
systematischen Leukocytenuntersuchung. Nach kurzer Darstellung der Zur Behandlung, des Hallux valgus- empfiehlt. H. v. Salis:eine
Blutentnabme- und zählmethoden sowie des normalen weißen Blutbildes
führt Hirschfeld die diagnostisch bedeutsamsten Abweichungen bei
den einzelnen Infektions- und--anderen allgemeinen Krankheiten mit
Ausnahme der eigentlichen Blutkrankheiten auf. ` Zu
Kirchner (Berlin): Ärztliche-Aufgaben während und nach der
Demobilmachung. Der am 17. Dezember 1918 auf dem letzten Kriegs-
‚ärztlichen Abend zu Berlin gehaltene Vortrag’gibt einen Überblick über
- die im Kriege eingetretene, auf die.Hungerblockade zurückzuführende |
„2> Allgemeine Schädigung der Volksgesundheit (in Preußen starben unter
t- ‚anderem 1917 an Tuberkulose über 86 000 gegen 56 000 im Jahre 1913);
' die wichtigste Rolle der Ärzte zur Bekämpfung von jetzt der Allgemein-
heit drohenden Kriegsseuchen und namentlich von Geschlechtskrank-
- heiten wird erörtert, i
K. Bornstein (Berlin-Schöneberg):: Der Arzt als aktiver
‘Politiker der Volkswohliahrt.=Mit beredten Worten ruft Bornstein
zur sozialen Betätigung der Ärzte auf im Sinne einer Aufklärung über
die der Volksernährung jetzt drohenden Gefahren und die mittelbaren
wie unmittelbaren Schädlichkeiten des Alkohols: Gleich vielen anderen
kommt er zu dem Schluß: Nur ein mit starker Initiative. ausgestattetes,
"mit reichen Mittel versehenes, von einem weitblickenden, selbständigen
‘and kenntnisreichen Mann geleitetes Ministerium kann den kranken -
= | Kaufmann weist für die Praxis der Magenkrankheiten auf die
Volkskörper zur Gesundung bringen. | |
Nr.4. Hans Oloff (Kieh: Das Auge bei syphilogenen (Gehirn- | Schwierigkeit der Ulcusdiagnose, die Bedeutung der okkulten Blutungen,
. erkrankungen und bei der multiplen Sklerose. Die ausführliche Arbeit | die Kriegsmodifikation der Ulcusdiät hin, ferner auf die Wichtigkeit :
vereinigt die ganze Fülle der hier auftretenden pathologischen Symptome ‚der, Rectoskopie bei Darmblutungen. (Ther. Mh. 1918, H. 9.) a
.. Am äußeren und inneren Auge, deren Kenntuis für den Internisten wie ` Lampe hat-die bei strengen Diabetesdi ätkure n üblichen
; > den Neurologen gleichermaßen unentbehrlich ist. | Kohlehydrateinschiebtage in letzter Zeit vielfach mit Erfolg durch
Früchtetage ersetzt. Die Früchte schmecken den Diabetikern’ vorzüg-
lich und wirken infolge ihrer Eiweißarmut stark entlastend. Am besten.
Willy Hofmann. (Berlin): Die Behandlung und die Differen-
Haldiagnose der H halt . Als souveränes Mittel wird für den 2 weil
k ee Kati eignen sich Bananen, 'aber auch Erdbeeren, Pfirsiche und ‚Aprikosen
‘sind brauchbar, wenn sie auch nicht dasselbe Sättigungsgefühl wie
‘Praktiker bei Schwierigkeit des Katheterismus die capilläre Blasen-
-Bananen erzeugen. (Ther. Mh. 1918, Nr. 9.)
punktion zur vorübergehenden Behebung qualvoller Harnverhaltung
empfohlen. Stets läßt sich so die erforderliche Zeit bis zum Einsetzen - i ! _
| ` Verschiedene natürliche Vorgänge, wie körperliche Anstrengungen,
abnorm heiße Temperatur, sowie nach diesen nachgebildete, künstliche
Methoden: warme Milzumschläge, wechselwarme Unterleibsduschen, _
ultraviolette Bestrahlungen, Injektionen von Tuberkulin, Typhusvaceine .
Se kleinsten Chinindosen können bei latenter Malaria Anfall hervor-
rufen. Derselbe besteht entweder in einem abortiven Anfall mit ge-
ringem Fieber, fehlendem Schüttelfrost ‘und fehlender Parasitämie,
eventuell in Parasitämie obne irgendwelche klinische Erscheinungen.
'In diesen Fällen muß angenommen werden, daß der Organismus über
hinreichende Abwehrkräfte verfügt; eine Behandlung ist daher nicht er-
forderlich. In anderen Fällen ruft der provokatorische Eingriff. einen
typischen sich eventuell wiederholenden Malariaanfall hervor. . In-
solchen Fällen muß angenommen werden, daß eine Rezidivbereitschaft
des Organismus bestand. Es ist daher, wie Sax el ausführt, energische
Behandlung erforderlich. (Ther. Mh. 1918, H. 9.) we
Salomon hat bei einigen schweren Fällen von .‚Zuckerkrank-
heit die Leber therapeutisch mit Röntgenstrahlen bestrahlt,
- Die. Erfolge waren überwiegend schlecht, nur in einigen Fällen trat
vorübergehende, zum Teil auffallende Besserung ein. (Ther, Mh, 1918,
H. 9.) i p |
| Müller-Deham hat bei einem Typhuskranken: die inter-
essante Beobachtung gemacht, daß durch das intereurrente Auftreten
einer epidemischen Meningitis beide Erkrankungen schnell und kritisch _
abheilten. Er faßt den Vorgang als eine spontane. gegenseitige hefero-
vateine Therapie auf. (Ther. Mh. 1918, H.9) ee E
Dappersaalfeld berichtet über seine 25jährige Sanatoriunis-
erfahrung über Durstkuren. Der Kreis. der von ihm auf diese Weise
erfolgreich behandelten Fälle umfaßt vor allem: Fettleibigkeit, Kreis-
laufstörungen, Schrumpfniere, akute Nierenentzündung und Bleichsucht.
-(Ther. Mh. 1918, H. 9.) | | x
' Elias hat bei schwerem Cholerakbma' mit gutem Erfolge die
von Czerny undKeller für Säuglingsernährungsstörungen praktisch
erprobte Sodatherapie angewandt. Es wurden °/ 1 4%iger Sodalösung
intravenös infundiert, eventuell nach 24 Stunden nochmals, In 25% der
Fälle wirkte die Behandlung lebensrettend. (Ther. Mh, 1918, H, 9)
T ~ i
„Ballensohle“ zur Korrektur der Stellung der Großzehe: Wichtig
ist ferner vor allem gutes/ Schuhwerk. -Es soll. die Sohle so geschnitten
werden, daß die Großzehe normal in der ‚Verlängerung des. inneren
| Fußrandes liegt, in einer Linie, die von der Mitte der Ferse durch die
Mitte des ersten 'Metatarsusköpfehens ‘gezogen wird. Hohe Absätze
lassen den Fuß im Schuh nach voro gleiten. Daher ein breiter, nur -
3 cm hoher Absatz! (M. m. W. 1919, Nr. 8) A 1
| . Zur Behandlung der spitzen Kondylome empfiehlt Friedrich
Winter (München) die Röntgenstrahlen. In einem Falle bestanden
große Konglomerattumoren. des äußeren Genitale (die Patientin konnte
weder gehen noch stehen), die während der Schwangerschaft über Faust-
größe gewachsen waren und sich im Gegensatz zur Regel im Wochen-
bett nicht zurückgebildet hatten. Da sie von der. ganzen Oberfläche
der großen und kleinen Labien, von der Gegend der-Klitoris und' den
beiden Inguinalfalten ihren Ausgang genommen hatten,. wäre ihre .Ent-
fernung nur mit vollständiger Abtragung der Vulva und nicht einmal
dann in radikaler Weise möglich‘ gewesen. Der Erfolg der Strahlen-
behandlung war eklatant: Zwei bis drei Monate nach beginnender -Be-
handlung war das Genitale vollkommen frei von spitzen Kondylomen.
Aüch einige Monate später ergab die Untersuchung dasselbe Resultat.
Bei geeigneter Einstellung der Röntgenröhre wird das Ovariuni nicht
in Mitleidenschaft ‘gezogen. (M. m. W, 1919, Nr.8) PF. Bruck.
<; W. Münch (Frankfurt a. M.): Über prophylaktische Wundver-
‚sorgung mittels chlorhaltigen Antisepticis unter besonderer Berücksichti-
güng des Gasbrandes. : Im Gegensatz zur Dakinschen Lösung, die .
infolge der vorgenommenen N eutralisierung des freien Alkalis- und
Chlors eines erheblichen Teiles ihrer antiseptischen Wirkung beraubt
sei, empfiehlt Münch die Anwendung nicht neutralisierten Chlorkalks
in Form eines Wundpulvers „Vulnussan“.. Es enthält neben Chlorkalk `
noch Bolus alba, Tierkohle und Magnesiumsulfat und soll dadurch eine
hohe adsorptive Wirkung entfalten, ' Gerade’ die ‚letztere wird als
Pen für die Unterdrückung der gasbranderregenden Keime an-
. gesehen, 3 |
> „Zuntz (Berlin): Die Ernährungsverhältnisse Deutschlands nach
‚dem Kriege. An einer übersichtlichen Skala, die von Schoenicke n
herrührt, werden die riesengroßen Verluste an Nahrungsmitteln bei
der Veredelung des Bodenertrages durch den-Tierkörper zum Zwecke
der menschlichen Ernährung demonstriert. Bei einer entsprechenden
insehränkung der früheren Fleischproduktion sei. es möglich, auf die
` bisherige Finfuhr von ausländischen Nahrungsmitteln (8,6 ‘Billionen
Calorien) zu verzichten. .` a Bu |
~. „Abel (Jena): Aufgaben und Wege der gesundheitlichen Fürsorge
für die Jugend. Nach 1913 waren an der Mortalität in Preußen die
tersklassen- { bis 20, Jahre (also ohne. die Säuglinge!) mit
24% beteiligt. Hier weitere Besserung 'anzubahnen gibt Abel be-
achtenswerte Vorschläge, die in ihrer Gesamtheit eine - systematische
utliche Überwachung der Gefährdeten herbeiführen sollen. ‚Geregelte
Rleinkinderfürsorge, Schularzteinrichtung für alle Schulen und Fort-
bildungsschulen sollen in ihrer segensreichen Wirkung durch Krankheits-:
„sicherung für die Familien verstärkt werden. Für konsequente
Durchführung dieser und anderer Maßnahmen haben Kreis- oder Stadt-
Üürsorgeämter zu sorgen und ein Zusammenwirken aller Mittel und
räfte zu gewährleisten. Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide).
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' Nährmittel sowie mit frischen und konservierten Gemüsen, eingekochten
973
Eppinger und Kloß berichten über die Behandlung der
Polycythämie mit Phenylhydrazin. Es wurden wiederholte Injektionen
von 5 bis 10 cem 1%iger Lösung intramuskulär verabfolgt, welche
neben einer Verminderung der Erythrocytenzahl und des Hämoglobin-
gehalts eine Besserung des Allgemeinbefindens bewirkten. — Dauererfolge
darf man sich von dieser symptomatischen Therapie nicht versprechen.
Über die Wirkung von innerlich verabfolgtem Phenylhydrazin liegen
noch keine Erfahrungen vor. (Ther. Mh. 1918, Nr. 9.) sa
Auch in.der Kriegszeit konnte Heinsheimer ìm Wald-
parksanatorium in Baden-Baden Diätkuren durchführen. Bei Entfettungs-
kuren verordnet er möglichst viel Gemüse, Salat und Früchte. Mast-
kuren führt er nur bei wirklichen Erkrankungen in Kombination mit
Ruhekuren durch. Magendarmschonungskuren sind bei Ausschaltung
des Kriegsbrotes mit geringen Mengen Vollmilch und mehlhaltiger
Früchten, Honig usw. gut durchzuführen. Viele nervöse Dyspeptiker
sind gerade durch den Wegfall der Schonungsdiät gesund geworden.
Diätkuren für Nierenkranke, Hypertoniker, Gichtiker und Obstipierte
erübrigen sich,da die Mehrschäden der üppigen Friedenskost wegfallen. Aus
demselben Grunde werden auch viele leichte Diabetiker im Kriege zucker-
frei. In den übrigen Fällen ist eine Diätbehandlung im Sanatorium
besonders angezeigt, da die schweren Diabetiker unter der Ungunst
der Kriegskost trotz der vom Kriegsernährungsanıt zugelassenen Zu-
lagen besonders leiden. (Ther. Mh. 1918, Nr. 9.)
Langstein hat von der diätefischen Behandlung der Ekzeme
und Strophulus sowohl bei Säuglingen wie bei älteren Kindern keinen ein
deutigen Erfolg gesehen, jedenfalls bessern sich nur bei stark überernährten
Säuglingen nässende Ekzeme, wenn sie nach der Czernyschen Vor-
schrift (Vermeidung jeder Nässung mit Fetten und Kohlehydraten,
möglichste Einschränkung der Milch, Vermeidung der Eier, Bevor-
zugung der Vegetabilien) behandelt werden. (Ther. Mh. 1918, Nr. 9.)
Schwarz hat bei einer Patientin sechs Wochen nach einer
Füllung des Magendarmtraktus mit Kontrastbrei, röntgenologisch im
Coecum einen Bariumsulfatstein nachgewiesen, der sich klinisch als ein
glatter beweglicher Teocöcaltumor darbot. Solche Fälle sind nach
Schlesinger als isolierte divertikuläre Coecumstase aufzufassen.
(Ther. Mh. 1918, Nr. 9.) |
Angeregt durch verschiedene kasuistische Mitteilungen, in denen
bei septischen` Erkrankungen durch Injektionen von aspecifischen Impf-
stoffen Heilerfolge erzielt wurden, injizierte K alberlah in einem
desolaten Falle von Streptokokkensepsis 75 Millionen Typhuskeime
intravenös. Zunächst starker Schüttelfrost, aber kein Kollaps, da der
_ Patient reichlich Campher und Coffein erhalten hatte. Am nächsten
Tage Temperaturabfall und Übergang in dauernde Heilung. Auch die
. Behandlung von anderen Infektionskrankheiten aus Bakterienimpistofien
hatte Erfolg. (Ther. Mh. 1918, H. 9.)
In den beiden Fällen von perniziöser Anämie, bei denen
Siegel im Israelitischen Krankenhaus in Frankfurt a.M. die Milz-
exstirpation ausführen ließ, trat zwar kein voller Erfolg ein, aber eine
so wesentliche Besserung — der eine Kranke wurde sogar kriegsver-
wendungsfähig —, daß der Eingriff äls berechtigt angesehen werden
muß. Die medikamentöse Therapie hatte in beiden Fällen nur vor-
übergehende Besserung gebracht. (Ther. Mh. 1918, H. 10.)
Die im Beginn des Krieges herrschende Ansicht, daß bei Augen-
verletzungen im Felde nur die Enucleation des Bulbus in Betracht
kommt, ist nach den Erfahrungen von Emanuel konservati-
veren Anschauungen gewichen. Die Tatsache, daß sympathische
Ophthalmie frühestens 14 Tage nach der Verletzung auftritt, macht es
möglich, sämtliche Augenverletzungen ins Kriegslazarett zur Operation
zu überführen. Verletzungen der Lider usw. heilen bei primärer Naht,
weil die Infektionsgefabr bei Gesichtswunden, insbesondere die Gas-
phlegmone sehr selten ist, aus diesem Grunde ist die Exeision des
Schußkanals überflüssig. Durchschüsse der Orbita werden streng kon-
servativ behandelt, Steckschüsse werden nach Röntgenlokalisation ent-
fernt, eventuell nach temporärer Resektion der äußeren Orbitalwand.
Bei schweren perforierenden Bulbusverletzungen geht die Sehkraft
meist verloren, man wird versuchen, das erblindete Auge zu erhalten
oder, wenn dies nicht angängig ist, durch die Exenteration oder Her-
stellung eines guten Conjunctivalsackes einen guten Sitz des Kunst.
auges zu ermöglichen. Bei leichteren Verletzungen wird die Bulbus-
wunde genäht, eventuell nach vorheriger Entfernung von Fremd-
körpern und zur Verminderung der Infektionsgefahr mit der Conjunc-
tivalschleimhaut gedeckt. Nach vollendeter Heilung zieht sich dieselbe
von der Hornhaut zurück oder- läßt sich leicht ablösen. Zur Vermin-
derung der Gefahr einer sympathischen Ophthalmie wird bei jeder per-
forierenden Bulbusverletzung eine Quecksilberschmierkur eingeleitet.
(Ther. Mh. 1918, H. 10.)
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.
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schen Trommelfellruptur führt bei geringen Defekten (Ohrfeigenruptur)
zu guten Heilungen. Dies gilt nicht von größeren Rupturen (Explo-
sionsrupturen), bei denen ein gewisser Reizzustand im Mittelohr und
am Trommelfell die Proliferation des Trommelfellepithels beschleunigt.
So erreichten Lehmann und Vulpius gute Resultate durch An-
frischen der Rupturränder, durch Tamponade mit steriler Gaze oder
solcher, die mit Kochsalzlösung oder 5%igem Protargol getränkt war.
Imho-fer verwendet ebenfalls mit gutem Erfolge Scharlachrotgalbe
und außerdem Injektionen von Pilocarpin (jeden dritten bis vierten
Tag 0,006 g), welches durch Anregung der Drüsensekretion und Blat-
affiuktion zum Kopfe einen geringen Reizzustand im Ohr erzeugt. (Ther.
Mh. 1918, H. 11.)
Bettruhe und nüchterner Magen (mehrere Stunden vor und
nach der Salvarsaninjektion) sind die zweckmäßigste Vorbereitung.
Dabei hält die Salvarsanausscheidung auch länger an (späte
Salvarsanreaktion im Urin). Je länger das Salvarsan aber im Körper
verweilt, um so wirksamer ist es.
varsannatrium,
kuren, oft mit Kalomel.
Vene verfehlt und, ohne daß dies bemerkt wird,
spritzt, wodurch es zur Quaddelbildung kommt,
man sofort die Einspritzung, lasse aber-die Nadel an der Injek-
tionsstelle und nehme einige kräftige Aspirationen mit der
Spritze in der Nähe der Quaddel vor.
ganze kleine Salvarsanmenge hierdurch wieder zu erreichen,
doch dadurch eine vermehrte Durchtränkung der beschädigten Haut-
partien und größere Verdünnung des eingedrungenen Stoffes und da
mit verringerte Infiltratbildung bewirkt.
Nr. 9.)
empfiehlt Ernst Pachner (Alland, N.-Ö.) von neuem.
ermöglicht eine direkte Belichtung des erkrankten Kehlkopfs. Der
Kranke sitzt mit dem Rücken gegen die Sonne vor einem auf einen
hölzernen Stativ verstellbar angebrachten Planspiegel,
Sonnenstrahlen auffängt.
vollkommen belichtet ist, so legt er au diese den
spiegel so, daß er im Planspiegel das Bild seines LarynxinnerM a
blickt. Um das Beschlagen des Kehlkopfspiegels zu verhüten, benutz
man einen Lasinstift.
möglichst wenig Aufwand von
durchführen,
Hierbei muß sich aber der Kranke so legen, daß er et
sich hat und daß die Sonnenstrahlen bei geöffnetem Mund dir®
auf die Rachenwand fallen.
anderen Hand vorgehaltenen Taschenspiegel von Zeit zu
tige Einstellung des Kehlkopfspiegels und die ric
(M. m. W. 1919, Nr. 9.)
Verbandbehandlung bei
däre Verkürzung hin, die hauptsächlich zurück
Nachgiebigkeit der Bruchstelle bei der Bel
16. März.
Die früher übliche, absolut exspektative Therapie der traumali-
Pringsheim (Breslau).
Über Salvarsantherapie berichten En gwer und Josephsohn.
Ausschließlich benutzt wurde Sal-
und zwar stets kombiniert mit Hg-Voll-
Wird bei der- Salvarsaninjektion die
unter die Haut ge
so unterbreche
Gelingt es auch nicht, die
so wird
AL m. W. 1919,
Die Sonnenlichtbehandlung bei Kehlkopftuberkulose nach 50rg0
Die Methode
der die
Sieht er im Planspiegel, daß seine Uvula
Kehlkopf-
Man kann auch in liegender Stellung und mit
Muskelkraft die Sonnenbehandlung
Kehlkopfspiegel allein.
die Sonne YOT
und zwar mit dem
an einem MI ‚ger
Zeit die rieb
htige Belichtung.
Dabei kontrolliert er
r
Ferd. Bähr (Hannover) weist auf die nach Abschluß de
Oberschenkelbrüchen auftretende tik
geführt ist AU
„stung und al
kere Biegungs”
aher Oberschenkel-
der sekundäre
len V erletzten
die im Sinne einer Verkrümmung wirkende stär
beanspruchung des Oberschenkels. Man soll d
brüche nicht allzufrüh durch Belastung der Gefahr
Verkürzung aussetzen. Ein Mittel dagegen dürfte sein, (
noch einige Zeit nach dem engeren Heilverfahren mit chtung
schen Schiene oder mit irgendeiner ähnlichen Extensionsvorfl
gehen zu lassen. (D. m. W. 1919, Nr 9.)
| Die Behandlung chirurgischer Infektionen mit autogener der den
empfieilt Canon. Man stelle in jedem einschlägigen Falle, =
Eindruck macht, daß er schwer verlaufen wird, sofort bei r i
Behandlung Reinkulturen des Erregers aus einem lokalen He
(eventuell aus dem Blute). (D. m. W. 1919, Nr. 9.) l
Bei akuter diffuser Glomerulonephritis steht das Bil n tzeitige
laufschwäche nicht selten im Vordergrund und erfordert hin intra
Herzbehandlung (ausgiebiger Aderlaß, Digitalis oder Strophant Zeichen
venös, Stimulantien subeutan). Schon bei den gerine SE ch stelle
von Kreisilaufschwäche verordne man =”
d einer Kreis-
Digitalis.
man durch eine Regelung der Flüssigkeitszufuhr
forderungen an den Kreislauf (häufig sind gerade hr zu einer
stark ödematösen Patienten, bei denen es deswegen maS pih gefähr-
intramuskulären Wasserretention kommen kann, HP Sigg n-
detsten). Daneben kann man bisweilen auch Inach H ans“ :
heimer (Berlin]] von der diuretischen De jative Herz
Digitalisdosen erfolgreich Gebrauch machen, went eine relian?)
PEN NL a We ai we Ba SP EN u E - k na a ! z
Ma 46, März 00.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. .
an e = insuffizienz vorliegt, wobei 'das geschwächte Herz. die ‘zur. Entleerung: |: wiederzugeben, im persönliehen und ‚sozialen Interesse. Darum ist
: In ern | BAR. raa notwendige Mehrleistung nicht aufbringt. E E Wissen und EA dire Pa ae zu eai
ith aE (D. m. W. 1919, Nr. 9.) . a ae er ee :| behren neben ärztlicher Tätigkeit allein; wissenschaftliches und soziales
ee Jede Torticollis spastica: ist nach Hans Debrunner (Berlin) | Können müssen miteinander Hand in Hand gehen: `
er per a zuerst konservativ zu behandeln (Redressionen, Massage, psy- Es ist kein. Lehrbuch 'im eigentlichen Sinne der physischen Be-
: wi Aal chische Beeinflussung, Feststellung des Kopfes dureh Stützen). Wo | handlung des Beschädigten, aber ein Lehrbuch ‚der ‚psychischen Be-
3 : Kr der Erfolg ausbleibt, tritt “das operative Verfahren in seine. Rechte. | handlung; die chirurgische Orthopädie verlangt neben sich eine Orthopädie
targo per , Der eigentliche Accessoriuskrampf, wo nur Kopfnicker und | des Willens zum Erfolg. Das Buch ist. lesenswert für ältere Ärzte, aber
ge Schar al eventuell Trapezius in Mitleidenschaft gezogen sind, wird durch Re- | besonders beherzigenswert. ist sein Inhalt, für die jüngeren Ärzte,. für
dritten DS ik sektion des Nerven behändelt. Führt diese nicht zum Ziel,. oder | Studierende, für Schwestern und alles: Pflegepersonal, denen vor allem `
sekretion U handelt es sich um Späsmen in. weiteren Muskelpartien, vor allem im | das Kapitel „Mitleid und. Verwöhnung“ nicht genug zur Lektüre an-
Ohr ereng Nacken, so kommt die Myotomie in Betracht. Mit der Nach-’| geraten werden kann. ©. ` 'A. Dreist (Hannover)...
hein (esf behandlung steht oder fällt das Verfahren. (D..m. W. 1919, Nr. 9) |... re EFt
un | a, E | - F.Bruck. M. nn und A. Kowarsky, Praktikum der klinischen,
ii re De ER chemischen, mikroskopischen. und bakteriolo-
igste Vorem Bücherb , 000000001 gischen Un tersüWchungsmethoden. Fünfte umgearbeitete
ine aT cner bespr echungen: eu ~|- und vermehrte: Auflage. Mit. 86 Textabbildungen und 24 farbigen
su] > Mkr Lehrbuch der Püyenfateie. Bean, Vene |: Te, Bea en an a Bu
4 Hell J. Springer. | i = | | =; | a m re no;
a A Bei der Wahl eines psychiatrischen Lehrbuchs sind Studierende ae tet non WIR Or i nouer Anlage een ooi
riet Und Ärzte oft in Verlegenheit. Eš-gibt gute Kompendien und es gibt | ppo? daß es sich in den Kreisen der Interessenten einer starken
2 i gk. © (da Aschaffenburgs , Handbuch ‘den wenigsten zugänglich: ist) den ne n E vorliegònde Auflage ist, um den neu. T
H jer hi einzigen Kräpelin. Dazwischen’ war die Suche nach einem erschöpfenden, |. eigen see ee Rechnung zu tragen; durchge aroe LER
ra Pr lesbaren und anregenden Lehrbuch nicht sehr erfolgversprechend. Fre en worden, insbesonider : das Kap itel UbER Malaria uhd über
in h iii Bleuler füllt diese Lücke aus, und er füllt sie so hervorragend aus, | ie Diagnose des, Fleckfiebers. Die Textabbildungen wirken sehr gut,
i m „ai daß es eine ehrliche Freude ist, dieses musterhafte Dokument psychiatri- die Tafeln sind ausgezeichnet. „Referentin ist der Ansicht, daß es sich
aiit scher, psychologischer und menschlicher. Betrachtungsweise erneut an- ` sInpıoalen wurde, oon Abschnitt, in dem die allgemeinen bakteriologischen
a yi- ` zuzeigen. Ein Buch, das gerade der Fachmann mit Nutzen lesen wird, ‚Methoden behandelt werden, nicht am Ende, sondern am Anfang ‘des
7 ș : Weil es durch seine hervorragende Stilisierung den wissenschaftlichen ‚Buches zu bringen, ‚um damit eine. Einleitung zu. den speziellen bak- '
Mar; Wert beträchtlich erhöht. Auch dem. praktischen Arzt bleibt-es keine | "ologischen Untersuchungsmethoden zu geben. ie Na
Bam: Antwort schuldig und weiß ihn Schritt für Schritt, ohne-den Schein | - ° > 00 St Lichtenstein (Berlin),
"pW der Übergelehrsamkeit, zu interessieren: Der allgemeine Teil (etwa |: M. zur Verth, Rettungsgeräte auf See unter besonderer
rabt t 160 Seiten) ist bei aller didaktischen Präzision eine so gründliche und B eru cksi ch tigung -des Seekriegs. Berlin 1917, ‚Richard
er pai Einführung, daß er:dem Arzt und Studenten isoliert dargeboten Schötz. 95 Seiten. a Zr S | 7
i Mi | Ji en sollte. Gegenüber der ersten Auflage ist die zweite um zwei zur Verth s Schrift ist entstanden aus der, Fragestellung :
N gl - _ Bogen vergrößert; die Ergänzungen betreffen die Kapitel über Pseudo- | „Wessen bedürfen wir ‚zur Rettung vom Tode. im: Wasser und welche
ent l neurasthenie, Homosexualität und Bedeutung der Psychosen bei Fragen Forderungen muß der Erbauer yon Rettungsgeräten erfüllen?“ -Sie
pT; der Dienstbeschädigung. Charakteristischerweise brauchte Bleuler | gibt eine gute Übersicht und Zusammenf assung der
En Bi: Kapitel der traumatischen Neurosen nichts zu ändern. Erwähnt | wichtigsten See-Rettungsgeräte und behandelt die jetzt ar
A gh - sel zum Schluß, daß die Ausstattung des Buches und sein Papier dies- | im Kriege besonders zeitgemäße Frage :der Rettung vom Tode: im -
er y l mal wieder einheitlich gut sind. Kurt Singer. | Wasser mit der ganzen kritischen Erfahrung, die dem auf dem Gebiete
gel l ; Bernhard Nocht und Martin Mayer, Die Malaria. Mit 25 Textab- des Marinesanitätswegens seit Jahren: bekannten Verfasser zur Ver- `
je So" bildungen und 3 lithographierten Tafeln. Berlin 1918, Jul. Springer, fügung steht, In acht Abschnitten 'bespricht zur-Verth die`Be-.
ii, 124 Seiten. MiL—. = $ 2 ; griffsbestimmung aller zur Rettung auf See be-
imt Pi Aus ihrer reichen, schòn lange vor dem Krieg gesammelten Er- |. en eren Vorrichtungen, a Verlus te durch Tod im
me. fahrung geben die Verfasser neben einer vorbildlich kurzgefaßten und Wasser in derKaiserlichenMarine, den Todim Wasser
e . gleich erschöpfenden Darstellung der Klinik und modernen Therapie - (Shock, Ertrinken, Erstarren, Verhungern), Schwimmstoffe,-
i „auch eine erwünschte Orientierung über alle parasitologischen Fragen i 1m2 ei Ss Massenrettungsgeräte, Behelfsschwimm-
yd f . der Malaria. — Eine ganze Reihe recht wertvoller Monographien ist | k0Tper, Nachtrettungsgeräte, Rettungsboote, Ret-
f Wi in der letzten Zeit, angeregt durch die Bedeutung der Malaria im ung a e ud derglei chen. D nn Schluß bildet neben
ti | Kriege, entstanden. Im allgemeinen geht das Gesamturteil dahin, daß einer Übersicht des benutzten Schrifttums und einem Inhältsverzeichnis
ir 4 . mit einer Entwicklung‘ größerer endemischer Herde im deutschen | sehr zweckmäßiges allgemeines Merkblatt-für das Ver-
u ‚ Heimatgebiet bei leidlich ausreichender Vorsorge erfreulicherweise | Halten und das Benutzen von Rettungsgeräten bei‘
je nicht zu rechnen ist, Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide) Ertrinkungsgefahr. 29 Abbildungen veranschaulichen die be- /.
Øo; B. Blind, G NA 42 ER ns ~., | Sprochenen Vorrichtungen und ihre ‘Verwendung. — Das kleine Buch
ne kürso rundzüge der ärztlichen Kriegsbeschädigten- | geht nicht nur den Marinesanitätsoffizier und den schiffs- und hafen- ;
w Benno k ge. Mit 20 Abbildungen auf 10 Tafpln. 77 Seiten. Leipzig 1916, | ärztlich tätigen Mediziner an, sondern ist auch für Schiffahrtsgesell-
oi” Was ES Verlag. 5 he | schaften und See-, ;Hafen-, Strom-, Bade- usw.. Polizeibehörden von .
, ~ verleihe „Wohl in jetziger Zeit dem Buche einen besonderen Wert | Wert. * ” v 7, Kritzler (zurzeit Sewastopol):
"i anf di n dürfte, ist der sich durch alle Abschnitte ziehende Hinweis | ` ~ Zr |
| Hl hie soziale Tätigkeit des Arztes in der Fürsorge für den Be- |.Rhese, Die Kriegsverletzungen und Kriegserkran-
gs" -liese i die neben der besonderen. Behandlung . beim Eintritt in kungen vonOhr, Nase und Hals. Mit 94 Abbildungen. im
p! as ne muß. So, wie für die Behandlung der Satz gilt „der Text. Wiesbaden 1918, J.. F. Bergmann. 285 Seiten. M 18,—.
IR; gelten RE d entscheidet das Schicksal .des Beschädigten“, so ' Das Buch ‚wendet sich an jeden Arzt, der sich mit den Kriegs-
Mo che 7 e Im sozialen Interesse die Worte „der erste Arzt ent- | verletzungen des Ohres vertraut machen will. Die Mitbearbeitung der
f erwöh as Schicksal des Beschädigten“.: Kein falsches Mitleid, keine -. Kriegsverletzungen und. Erkrankungen von Hals und Nase -ergab sich
he "ung; nur zielbewußtes Streben nach der. Wiederherstellung | aus den Beziehungen, die zwischen den ‚Organen bestehen... Auf
EA -fähj ee größtmöglichsten Hebung der Arbeits- und Erwerbs- | Kasuistik ist möglichst im Interesse . knapper Darstellung verzichtet,
Te S e Seren frühzeitiges Wecken der Willenskraft. | . j Die durch Kopftraumen bedingten Schädigungen des Ohres, die, Folge-
po. sorge, Er er mehreren lehrreichen Ausführungen über ärztliche Für- .| zustände der Kopfverletzungen, Beziehungen. des inneren .Ohres zur
fo. Besch a glieder, ihre behelfsmäßige Herstellung, und. Beschäftigung |: traumatischen Neurose werden eingehend dargestellt. Das Werk. bietet
” im:Vorg 8 en finden wir immer wieder das soziale Wirken. des Arztes | eine Zusammenfassung alles dessen, was der Krieg. bezüglich Ohr, Nase,
un er Ungleich höher als Geldentschädigung, die oft genug | Hals mit sich brachte. Abschließende Urteile über manche: im Kriege
l | echt und -neurasthenie im Gefolge hat, ist das Bestreben | hervorgetretene Ergebnisse werden sich erst nach Sichtung des ganzen
i Ma zen, den Beschädigten möglichst seinem früheren Berufe | im Kriege beobachteten Materials geben lassen.. Haenlein.
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große Erleichterung gebracht. Für eine Reihe von Fällen ist die ein-
274
Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 24. Februar 1919.
-: ; Kraus: Fall von partiellem Herzblock. Ein 43jähriger Gärtner,
der Alkohol und: Nicotin nur in mäßigen Mengen zu sich nahm und
keine (eschlechtskrankheit gehabt hat, bei dem auch Wassermann
negativ ist, wurde im Jahre 1915 als Pionier eingezogen. Er machte
zwei schwerere Infektionskrankheiten durch, rezidivierende Ruhr und
Malaria. Beim sechsten Malariaanfall am 25. Juli 1918 hat er zum
erstenmal Herzbeschwerden: Schwäche, Angstgefühl und Stiche in der
Herzgegend. Zwei Tage später merkte er selbst, daß er nur 80 bis
82 Pulsschläge in der Minute hatte. Wegen des Herzleidens war er
vielfach in Behandlung und wurde dienstunfähig vom Militär entlassen.
Seit dem 5. Dezember 1918 steht der Kranke in der Beobachtung von
Kraus. Das Krankheitsbild hat sich wenig geändert. Er hat eine
Pulsverlangsamung von 32 bis 40 Pulsen, dabei kann Gruppenbildung
sich im Radialpuls zeigen, zu anderen Zeiten ist die Schlagfolge regel-
mäßig. Ursprünglich bestand bei ihm ein kleines Herz, das jetzt dila-
tiert ist. Die Herztöne sind.rein, der Blutdruck beträgt maximal 110,
minimal 50 mm Hg. Urin und Blut sind ohne Besonderheiten, der
Kranke ist etwas anämisch. Man sieht an ihm einen monokroten
‘Venenpuls, der mit dem Arterienpuls alterniert. Von Medikamenten
‘hat er in der Klinik nur Baldrianpräparate bekommen. Das Pulsbild
:und das Elektrokardiogramm zeigen einen wechselnden Befund. Nach
- den Kurven handelt es sich um einen partiellen Herzblock, der regres-
‘siv ist. Die Pulsverlangsamung erklärt sich aus dem partiellen Vor-
“hofsblock. und der Leitungshemmung zwischen Vorhof und Kammer.
-Die Erkrankung hat einen verhältnismäßig gutartigen Charakter. Ur-
sächlich kommt die Malaria in Frage, vielleicht auch die Ruhr. Ein
Malariaherz ist so gut wie unbekannt. Wesentlich an dem Fall ist,
daß solche partielle Blockierung nicht immer etwas Böses zu sein braucht.
| Joseph: Neueres zur Röntgendiagnose der Nierensteine. Die
Nierensteindiagnose ist häufig nicht an klinischen Symptomen za
‚stellen. Der Schmerz und seine Ausstrahlung in die Leisten- und
. Genitalgegend ist nicht beweisend. Auch die okkulten Blutungen und
die Hämaturie beweisen nichts. Daher hat die Röntgendiagnose eine’
fache Röntgenaufnahme aber nieht ausreichend. Es gibt Steine, die
“durchlässig für Röntgenstrahlen sind. Die von Joseph angewendete
Kollargolfüllung des Nierenbeckens macht solche Steine sichtbar. An
einer Reihe von Bildern’ werden die mit diesem Verfahren zu erzielen-
den Ergebnisse gezeigt. Man kann auf die angegebene Weise den Sitz
des Steines erkennen und. auch die Operationsmethoden im voraus
ungefähr bestimmen, sodaß man auch das Risiko vorher angeben kann.
. Verwechslung mit Steinen in anderen Organen können ausgeschaltet
werden, weil die Lage des Steines zum Nierenbecken zu bestimmen ist.
. Aussprache. Zondek: Schon vor der Operation muß man
erkennen, ob Nephrotomie oder Pyelotomie vorzunehmen ist. Dazu ist
es erforderlich, den Sitz. des Steines festzustellen. Das Nierenbecken
liegt etwas unterhalb der Mitte der Längsachse der Niere. Das Ver-
hältnis ist 4:5. Auch kleine Steine können eventuell infolge
- anatomischer Verhältnisse Nephrotomie erforderlich machen. Aber
= ebenso kann aus denselben Gründen ein großer Stein durch Pyelo-
tomie entfernbar sein. Fortsätze an Steinen deuten auf das Nieren-
= becken. Saterstoffeinblasungen ins Nierenbecken zur Sicherung der
Diagnose sind für die Röntgenaufnahmen zu empfehlen. Liegt ein
Stein neben der Wirbelsäule, so kann man auf eine Hufeisenniere
schließen. Das muß aber nieht immer zutreffen.
| Freudenberg: Bei bakterienfreiem Harn kommen kohlen-
_ saure Kalksteine nicht vor. Bei der Phosphaturie gibt es, wenn keine
Bakterien zugegen sind, keine derartigen’ Steine.
Bucki: Ebenso wie Geschosse, so kann man auch Steine
- vor dem Schirm am besten lokalisieren, ohne daß man komplizierende
. Methoden anwendet. Die von ihm angegebene Blende im Verein mit
einem gleichfalls von ihm angegebenen doppelseitigen Verstärkungs-
. gchirm gibt bei einer Expositionszeit, die weniger als die Hälfte der :
. ‚bisherigen beträgt, ausgezeichnete Ergebnisse.
| Rothschild: Auch mit Kollargol kann man Aussparungen
“kriegen. Unfälle mit Kollargol sind ihm nicht begegnet. Für die-
Lokalisierung braucht man nicht immer Kollargolfüllungen. Man
. kommt meist mit einem imprägnierten Ureterkatheter aus.
Immelmann fragt, ob ein von Joseph gezeigter Bild-
befund, auf dem ein ringförmiger Stein zu sehen war, durch Operation
‚bestätigt wurde (Joseph: ja). Die Steine sind selten. Sie bestehen .
aus einem Kern von Harnsäure und einem Kalkmantel.
| Fritz Fleischer.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.
Vereins- und Auswärtige Berichte.
aufnahmen und solchen seines gefallenen Oberarztes Meyer-Betz
über die Röntgendiagnostik der Bauchorgane durch Gasfüllung des
Bauches. Während die Masse der Darmschlingen gewöhnlich keine
klare Differenzierung der Abdominalorgane gestattet, findet man ge-
legentlich bei teilweiser Gasfüllung des Darmrohres auf der Röntgen-
platte Teile des Leberrandes, die Zwerchfellkuppen, die Milz usw. gut
differenziert. Auf Grund dieser Beobachtung wurde eine künst-
liche Aufblähung des Darmrohres mittels eines Gebläses
vom Rectum aus — oft unterstützt durch Aufblähung des Magens oder
Eingabe einer Kontrastmahlzeit — vorgenommen, um SO die Röntgen-
diagnostik der Bauchorgane zu ermöglichen. Nach dieser Methode
aufgenommene Röntgenplatten verschiedener Patienten werden projiziert,
Sie zeigten Zwerchfellstand, Leberrand, Milz, subphrenischen AbsceB
‘usw. mit überraschender Deutlichkeit. |
schiedenen Körperstellungen und verschieden starker Luftfüllung - des
Darmrohres gelingt es bisweilen auch den unteren Rand der Gallen-
blase sichtbar zu machen. Von etwa vorhandenen Gallensteinen, bei
deren Aufnahme weiche Röhren und enge Blenden zu benutzen sind,
geben Cholestearinsteine nur überaus schwache Bilder, während Steine,
die Calcium enthalten, deutlich mit der charakteristischen Schichtung
auf.der Platte erkennbar sind. Eine zweite Methode, durch Gas-
füllung des Adomens die Organe bei der Röntgenaufnahme zu diffe-
renzieren, besteht darin, daß man mittels einer vorn abgeschrägten
Hohlnadel in die Bauchdecken einsticht und ungefähr 2 l Sauer-
stoff. in die Peritonealhöhle einläßt. Ea
letzung der Darmteile, die nur bei vorhandenem Ascites ziemlich
sicher zu vermeiden ist, in allen Fällen zu verhindern, hat Götze®
(Halle) eine Nadel vorgeschlagen, aus der gleich nach Durchsteebung
der Bauchdecken und des Peritoneums ein stumpf endendes Rohr mit
glattem Rand vorschnellt. Röntgenaufnahmen, die nach dieser zweiten
Methode ausgeführt waren, zeigen die besonderen Vorzüge dieser Methode,
die besser als bei Darmaufbläbung Verwachsungen, Nierenstein® und
Nierentumoren sichtbar macht. In der Aussprache weist ADS chütz
auf die Gefahren hin, die das Einstechen der Nadel in die Bauchböble
trotz aller Vorsichtsmaßregeln haben kann, und schlägt deshalb vol,
die nötige Öffnung durch einen kleinen Einschnitt herzustellen. Def
sehr erwünschten Gallensteindiagnose steht Ans chütz ‚auch n
dieser Mitteilung skeptisch gegenüber. Zoeppritz berichtet ue
sehr gute Aufnahmen von Rautenberg (Berlin), die nach Darm
aufblähung sichere Diagnosen
Tumoren der Bauchhöhle und ähnliches ermöglichten. ki
Seyler warnt vor zu starker Aufblähung der Därme und = i
berichtet über die bei einer Abdominalaufnahme ohne künst m
Darmaufblähung deutlich gelungene Abbildung eines Solitärsteines
der Gallenblase, der sich bei späterer Untersuchung durch Scha
(Kiel) als reiner Cholestearinstein erwies.
atrophischer Myotonie.
Störungen verschiedener Art, mit Haarausfall, 2 herie
Schilddrüsenschrumpfung, vasomotorischen Störungen in der ne
Muskelschwund und Katarakt. Besonders die Beschwerden der le
Erscheinung bestimmen den Kranken, den Arzt aufzusuchen. S dieser
auch diese drei Kranken aus der Augenklinik. Die Seltenhel
Krankheit ergibt sich daraus, daß nur diese drei Fälle innerh
| eine melancholische, indolente Allgemeinstimmung bemerkbäf-
16. März.
Kiel.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. Februar 1919.
Schittenhelm berichtet an der Hand von eigenen Röntgen-
Durch die Aufnahme in ver
Um eine Ver-
Nierentumofel,
7 Lebercirrhose
von 5 Hoppe
[7] D
Schlecht zeigt drei hier selten ‚zu. beobachtende Fälle vo
Die Erkrankung
von
Die schleichend
tonie
verlaufende Krankheit zeitigt nach Jahren eine ausgesprochene Myo
der gesamten quergestreiften Muskulatur, die im Gegensatz 2
u der: 6
kannteren Thomsenschen Krankheit, der Myotonia congenita, mi
fallendem Muskelschwund verbunden ist, der sich zuerst A nacht.
durch das Schlaffwerden der Züge als Maskengesicht bemerkbar
Sowohl die aktive wie die mechanische „myotonische Reaktion
ist nachweisbar. Die Muskeln zeigen eine „Intensionsrigl afb elt,
heißt, es entsteht auf willkürliche Impulse eine schmerzios®, iten Be
die erst nach längerer Intension, beziehungsweise nach wiedersọ ki
wegungen aufgehoben wird. Die mechanische myotonischn BR
zeigt sich bei dieser Krankheit besonders deutlich an der ung ei
bei leichtem Schlag mit dem Perkussionshammer sekunden
tiefe Delle stehenbleibt. Die für die Thomsensche Kran a
teristische elektrische myotonische Reaktion ist nur teilweise $ en
Ebenso zeigen sich im Gegensatz zu dieser Krankheit Sn. acht sich
Patellar-, Achillessehnen- und Facialisreflexes. Psychisch ™
ee. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr it.
der dortigen Gegend häufiger auftretenden atrophischen Myotonien .nach-
weisen konnte, daß es sich-um eine in eigenartiger Weise vererbbare
Er -konnte Stammbäume "derartiger Kranken bis
Erkrankung handelt.
in die sechste Generation verfolgen und’ fand hierbei,
‘dann zeigten jüngere. Glieder- präsenile, . weitere : Glieder juvenile
Katarakte, bis sich bei den Endgliedern der Reihe zu. frühen Katarakten
die schweren muskulären Störungen. hinzugesellten.
diese Katarakte als tetanische beschrieben, weil’ sich bei den Kranken
das Chvosteksche Zeichen nachweisen läßt. Ditferentialdiagnostisch
ist wichtig, daß die optischen Leitungsbahnen an der ‚Atrophie . nicht
beteiligt sind und auch sonstige! Tabessymptome sicher fehlen. Die
Ätiologie der Krankheit ist nicht geklärt. . Hö b er schlägt zur weiteren
ischen,
= E. Erforschung die Aufnahme der Aktionsströme VOT. |
i - . Bürger stellt einen 80 jährigen Diabetiker mit auffallender |:
and. det A Gelbfärbung der Nasolabialfalte, der Stirn: und der Handflächen (Xanthosis
Jensi E diabetica) vor. Auch die übrige Haut zeigt, wenn auch weniger intensiv,
bente 5 eine gelbliche Verfärbung. Die Skleren sind vollkommen weiß. Der-
vimi artige Hautfärbungen sind 1904 zuerst von v. Noorden beschrieben.
jen SE. ~ `B. hat in den letzten Kriegsjahren bei 80° Diabetikern 15 mal diese
jai ` Gelbfärbung feststellen können und nimmt als Ursache die Aufnahme
dm n von Xanthophyll aus der reichlichen. Gemüsenahrung (Grünkohl, Spinat
ua “und andere grüne Gemüse) in das Blut an. In Ätherauszügen aus dem
Hy Blutserum derartiger Diabetiker ließ sich ‘eine lebhafte Gelbfärbung |-
mil: -~ nachweisen, die auf diesen Farbstoff hinweist. Die im Diabetikerserum
mI "vermehrten Lipoide sind für die Löslichkeit derartiger Farbstoffe überaus
pitit - — günstig. Es scheint sich hier um einen ähnlichen Vorgang zu handeln, wie
je: „Wir ihn bei den Kühen beobachteten,. wenn sie nach'dem ersten Weide-
ds W .gang im Frühjahr ;gelbgrünlich -gefärbtes Milchfett (Grasbutter) liefern. |
jant: Die von Umber angenommene prognostische Bedeutung dieser Gelb-
u '‚färbung, die auf eine Verschlimimerung der Erkrankung hinweisen:
In. ‚sollte, dürfte nach. dieser Erklärung nicht zu Recht bestehen. Eine
ayt -- Behandlung dieses Symptoms durch Wechsel des grünen mit farblosem
pŠ. emüse ist nur dann erwünscht, wenn der Patient durch die Gelb-
je et . färbung beunruhigt wird. | `g cha ckwi tz.
ny - Ben, ©
r n
Ar ß - 0 München..
wi. ie Arztlicher Verein., Sitzung vom 12. Februar 1919.
o; ` "“Zumbusch: Über 'Beratungsstellen für Geschlechtskranke.
pk Die von allen Seiten anerkannte R E Geschlechtskrankheiten
di “während des Krieges beschränkte sich anfangs mehr auf die Etappe
y, ` Wmd die Heimat, von Sommer 1917 aber ergriff die Zunahme stetig,
we: Regelmäßig und unaufhaltsam das Feldheer. All das war aber nur ein
sell ~ Vörspiel gegen die Zustände, die die Revolution und die überstürzte
? Demobilmachung brachten. Man kann direkt von: einer Geschlechts-
Hi Rrankheitenepidemie sprechen. Die Frequenz der Poliklinik, die früher
e fünf bis sechs Tage eine frische’ Gonorrhöe sah, stieg auf fünf bis
g. all
P
f e x zehn frische Fälle täglich, ebenso die Lues. "Das gleiche berichten die `
. Spezial- und praktischen Ärzte. Wenn diese Zustände fortdauern, ist
-die rumänische Durehseuchung ein Kinderspiel zu der uns drohenden.
‚Endlich merkten dies auch die Behörden und taten schön’ Schritte da-
‚gegen mit Verordnungen, deren Inhalt meist nicht: durchführbar -ist.
‚80-erschien z. B. acht Wochen, nachdem die Leute aus dem Heere ein-
. fach weggelaufen waren, eine Verördnung, daß alle Leute, die sich selbst
, entlassen hätten, wieder einzufangen_und auf Geschlechtskrankheiten zu.
| . niörsuchen sind. Jetzt besteht eine Reichsverfügung, daß diese Krank-
i. we den Beratungsstellen zu melden sind. Vernünftigerweise, hat
ii: bayerische Regierung diese undurchführbare Verordnung nicht.
‚ ‚Nbernommen. Besser als diese behördlichen Maßnahmen sind die Pla-
fe, die die G.B.G. hat drucken lassen und die in allen Aborten auf-
-gehängt werden sollen; auch der Vortragende bat ein Plakat drucken
E das von allen bayerischen Ministern unterschrieben an alle
Er säulen geklebt wird. Außerdem werden mit staatlicher Unter- .
ung. Kurse der Geschlechtskrankheiten für Ärzte in München und
etwa 80 anderen bayerischen Städten gehalten,. die hauptsächlich der
| sihdiagnose der Lues dienen. Ein vielversprechender Punkt in der
5 deren atung der Geschlechtskrankheiten sind die Beratungsstellen,
g "tatin rganisation der Vortragende näher erklärte. Sie werden der Be-
"zei gsstelle gemeldet, immer wieder eventuell unter Mithilfe der Po-
i aufgefordert und dem Arzte zugeführt,. bis ihre Ausheilung. ge-
rährleistet ist,
logisch-anatomisch läßt sich in den Muskeln Kernvermehrung und |
'Kernverlagerung nach der Mitte mit -Säulenbildung, verwaschene.
Zeichnung der Querstreifung, also das bei allen Muskelatrophien auf-
tretende Bild, nachweisen. In der Au ssprach e weist Heine auf
die Feststellungen von Fleischer (Tübingen) hin, der an den’ in’ |.
daß das älteste
Glied der Reihe einen senilen Katarakt ohne weitere Störungen zeigte,
Früher waren,
` täten muß eine reichliche Anfrischung bis weit ins gesunde Gewebe
‘nach Entfernung der Deckel vorgenommen werden; es muß eine -þlu-
kürzung um mehrere Zentimeter ein. Da die Ossifikation großenteils
wie von einem Mantel umgeben, eingelagert werden müssen, Restlose
Bei der einknochigen Extremität hat man mit der Knochennaht stets
und Mark enthalten und muß in ein Lager eingelassen werden, das
mit Periost verbunden werden.
Reihe seiner wirklich großartigen Operationserfolge auf diesem Gebiete.
Die Raupe relehprangsanstalten haben ` die ‚Kosten E
Behan:
Kar Versicherten für Buknniörsichunigen: usw. ihemommen.
delt aber werden die Kranken auf dèn Beratungsstellen nicht.
‚. Rosenberger: Geschlechtskrankheiten: und Tanzverbot. Vor-
tragender weist auf. die gegenwärtige Tanzwut in Deutschland. hin.
‚Näch ‚seinen Zeitungsbeobachtungen waren z. B. hier in München am
21. Januar 28 Tanzunterhaltungen angekündigt, davon 24 am gleichen - f
-Tage, 8 trugen die’ ‚Bezeichnung. „decent“. Eine Zeitung konnte hier A
die 2000. Tanzunterhaltung in ‘diesem Jahre ankündigen. ‘Natürlich NEN
‚kommen zu den annoncierten nöch die verschiedenen ‘Familienabende,
Musikuffterhältungen, 'Privatkränzchen usw. dazu. Die engste \Ver-
einigung so-'vieler Menschen in meist’ unhygienischen Lokalen leistet .
‘der Verbreitung der parasitären Erkrankungen Vorschub. Dazu kommt
‘der Mangel’an Desinfizientien und'Seife; die’ -Maskenverleißgeschäfte P SSES
‚können ihre- Kleider weder reinigen noch entlausen: Scabies,’ Tricho-
phytie‘ usw. werden. so verbreitet. Zur Terpsychore gehört auch’ die
Venus und so. nehmen auch die Geschlechtskrankheiten "zu. "Selbst
"Flecktyphus und ‚Recurrens droht so nach Ansicht des. 'Vortragenden A
unserem Vaterlande, da ‘unsere Soldaten ‘an den verschiedensten Me
‚Fronten mit solchen Krankheiten in, Berührung ' gekommen ` sind. Es A
-wird auch an -die Auslanddeutschen- erinnert, die manche’ ferne, Er- | RI
'krankung einschleppen konnten, wie ein vier Jahre lang nicht erkannter FREE,
Fall- von Lepra, aus Brasilien 'eingeschleppt, - beweist. . Zusammen- ES ee
fassend meint der Vortragende, daß gegenwärtig in Dentschländ‘ eine ei:
gesundheitliche Unsicherheit herrschte, wie seit 100 Jahren nicht mehr. ER ROH
Dies veranlaßt ihn, einen Antrag einzubringen, den der Ärztliche Ver- BIr Se
ein an die Regierung. leiten soll, nach welchem mit Rücksicht auf obige PAEAS
Ausführungen ` Massenansammlungen, in erster Linie die Tanzereien s AE f
(und die Demonstrationen? D. Ref.) zu verbieten sind. .
Hohmann: Pseudarthrosen und durch Knochendefekte’ bedingte Ä FARINE Y
| Schlottergelenke mit Demonstrationen. ; ; Vortragender hat in zwei Jahren Re
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‘weit über 100 Pseudarthrosen eingerichtet, das heißt operiert. Nach Re y
seineh Erfahrungen führten’ in erster Linie diejenigen Verletzungen zù EIER RER MR
'Pseudarthrosen, die in den ersten Tagen weitgehendst entsplittert SE aa
worden sind‘ denn damit: wurden wichtige Bausteine für die spätere
. Knochenbildung, ‘Periost, entfernt.
Nachbehandki stellt‘ der öftere Verbandwechsel und die dadurch a A
RN:
De FR $
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bedingte 'mangelhafte Fixierung dar, wobei das so. wichtige Prinzip IE ne
. der Entspannung meist. nicht genügend beachtet wird. Man unter-
‚scheidet die echten Pseudarthrosen. ohne Knochendefekte und- solche
mit großen Defekten und weiterhin Pseudarthrosen ‘der einknochigen
und doppelknochigen Extremitäten. _Bei einem Teil, derselben . zeigen . |
‘die Kuochenenden eine eigentümliche Verdickung, eine Sklerosierung ee
des. Knochengewebes, . die wie ein, fester Deckel die Markenden der À |
Knochen abschließt, bei‘einem anderen Teil fehlt dieser Deckel, es ist -
eine große Erweichung der Knochenenden vorhanden; die letzteren DEIAN n
i MENRE. N
sind für die Heilung die günstigeren. Die Therapie für alle’ Pseud-
arthrosen muß eine operative sein. ` Bei den einknochigen Extremi- le,
tende Markhöhle geschaffen werden, Freilich tritt dabei oft eine Ver- |
vom Periost ausgeht, ist die Schonung desselben von großer Wichtig-
keit. Bildung eines Periostschlauches, in den spätér die Knochenenden,
Entfernung aller Narben. Die Gestaltung ‘der Knoehennaht kann quer,
‚schräg, ‚treppenförmig sein, jeder Fall muß : darin. besonders beurteilt
werden; die Verbindung der Knochen wird durch Silberdrähte. herge- .
stellt, wobei es darauf ankommt, sie weit von den. Bruchenden ent-
fernt durchzuführen. Bei der einfachen Knochennaht soll ‚einzeitig
bei größeren Eiterherden Zweizeitig operiert ‚werden: Die Nachbe-
"handlung. erfordert vor ällem exakteste Fixation der Knochennaht unter F
Einschluß der. benachbarten Gelenke; Heildauer vier bis sechs Wochen. `
Erfolg, während bei der doppelknochigen die Knochennaht infolge des
gesunden Knochens oft schwierig ist; in diesen Fällen ‚Einpflanzung''
eines Knochenspans in den Defekt, -wenn auch die ‚ Transplantation.
nicht so sicher. ist. Der zu verpflanzende Knochenteil muß Periost
bis ins Mark hinein angefrischt ist; es muß. Mark mit Mark, -Periost
Vortragender bespricht noch kurz‘ die
operative Behandlung . der Schlottergelenke mittels Pseudarthrosen-
schaffung und demonstriert hierauf in Bild und in vivo eine große
l).
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.
. . Wien.
Gesellschaft der Arzte. Sitzung vom %4. Januar 1919.
Wilhelm Falta bespricht einen Fall von Sepsis bei einem
Patienten, bei dem der Ausgang der Sepsis unklar war. Als einzige
Quelle kann nur die Alveolarpyorrhöe angenommen werden, da nach
‚Entfernung der erkrankten Wurzeln das Fieber, welches jeder Therapie
.trotzte, nach viermonatiger Dauer aufhörte. Patient erholte sich rasch.
Ein derartiger Fall ist bisher nicht bekannt. Wie schwer die Quelle
einer Sepsis oft zu erkennen ist, illustriert der Fall einer Kranken-
‚schwester, die unter hohem Fieber mit morgendlichen Remissionen
unter Kollaps zur Beobachtung kam. Nur an einem Tage hatte sie
rostbraunes Sputum. Der Lungenbefund war auch röntgenologisch
‚vollkommen negativ. Das septische Fieber hielt an, wiederholte Pleura-
punktion ergab nur einmal wenig seröses getrübtes Exsudat. Wiederholte
Punktionen auf subphrenischen Absceß waren ergebnislos. Endlich fand
man den subphrenischen Absceß, der entleert wurde. Offenbar war
eine centrale Pneumonie in der Nähe der Pleurakuppe abgelaufen, von
‚wo die Infektion ausging, die erst spät zu einem nachweisbaren Ab-
sceß sich entwickelte.
| Derselbe stellt einen Fall von Basedow vor, dessen Verlauf
nichts Auffallendes bietet, bis auf ein Symptom. Die Frau erwachte
einmal nachts und bemerkte Doppeltsehen. Am nächsten Morgen be-
stand einseitiger Exophthalmus und Lidödem. Der Exophthalmus ist
noch jetzt vorhanden. Die Erklärungsversuche für den einseitigen
"Exophthalmus, der nicht gar so selten ist, sind nicht stichhaltig. — Er
zeigt ferner ein zehnjähriges Mädghen mit Thyreoaplasie. Gleich nach
der Geburt bemerkten die Eltern, ‘aß das Kind sich nicht rasch ent-
wickelte. Es trat hochgradige Obstipation auf, es entwickelte sich ein
Nabelbruch, der Mund war immer offen, die Haare wuchsen nicht, der
Körper war mit Lanugo bedeckt, nach einem Jahr konnte das Kind
noch nicht sitzen. Mit zwei Jahren wurde die richtige Diagnose ge-
stellt und unter Thyreoidinbehandlung entwickelte sich das Kind ziem-
lich gut. Vor einem Jahr konnten die Eltern das Thyreoidin nicht
mehr beschaffen, seither beträchtliche Verschlechterung. Das Kind
war Ende des neunten Lebensjahres 110 cm lang, seither wuchs es
nicht mehr, es entwickelte sich hochgradige Obstipation, es trat eine
geistige Rückentwicklung ein, das Kind war, als es in das Spital kam,
'stumpfsinnig, stieß nur unartikulierte Laute aus. Am Körper deut-
‚liche Lanugo, die Haut trocken, myxödematöse Schwellungen im Ge-
sicht, die Körperhaare trocken, die Stirn niedrig, die Nasenwurzel ein-
gesunken, die Lippen wulstig, die Zähne schlecht entwickelt. Die Ge-
samtlänge betrug 114 cm, davon entfielen auf den Unterkörper 58 cm.
Implantation von Basedow -Schilddrüse in die Tibia hatte keinen
Erfolg. Thyreoidinbehandlung brachte wesentliche Besserung, das Kind
ist in zwei Monaten um 3 cm gewachsen, die Lanugohaare sind ge-
schwunden, die Haut ist feucht, die Obstipation besteht nicht mehr,
auch geistig hat sich das Kind entwickelt.
Derselbe stellt ferner einen Mann mit Erythrämie vor. 1911
erkrankte Patient an Diarrhöen mit heftigen Schmerzen. Man fand da-
mals 10 Millionen rote Blutkörperchen. und Milzvergrößerung. Später
wurde Patient mit Aderlässen und Röntgenbestrahlung behandelt, die
Milz wurde kleiner, 6 Millionen Erythrocyten. Mai 1915 große Schmerzen
in der Milzgegend, die Milz reichte bis zum Nabel. Er wurde mit
-Toluidin behandelt, die roten Blutkörperchen gingen von 8 auf
5 Millionen zurück. Nach einigen Monaten neuerlich Schmerzen. Auf
Benzolbehandlung reduzierten sich die Erythrocyten von 8,3 auf 5,5
Millionen. Anfang 1918 wieder Diarrhöen, die Benzolbehandlung
konnte wegen Albuminurie nicht fortgesetzt werden. Mai 1918 Be-
handlung mit Phenylhydrazin. Die Erythrocyten gingen von 10 auf
5 Millionen zurück, es trat Ikterus auf.
enormes Wachstum der Milz, die bis zur Symphyse reichte. Bei der
Aufnahme auf die Abteilung des Redners ragte die Milz als ein großer
Tumor zirka 10 cm über das Niveau des übrigen Abdomens hervor
und reichte bis zur Symphyse. Auch die Leber war vergrößert. Pa-
tient wurde mit Radium bestrahlt. Milz, Leber und Rippen wurden
in Felder eingeteilt und jedes Feld sechs bis zehn Stunden mit 30 mg
Radium bestrahlt. Die Milz ging zurück, der untere Pol der Milz steht
jetzt in Nabelhöhle, ebenso wurde die Leber kleiner, der Umfang des
Abdomens wurde um 7 cm kleiner. Die Zahl der roten Blutkörperchen
ging von 7,5 auf 4 Millionen zurück. Das Ällgemeinbefinden des Pa-
tienten ist dabei nicht gestört.
Anschließend demonstriert F. drei Fälle von Gelenkaffektionen,
zwei rheumatische und eine gonorrhoische Arthritis, die nach energi-
‘scher Radiumtrinkkur mit Radium bestrahlt wurden. Nach wenigen
Bestrahlungen schwanden die Schmerzen und die früher immobilisierten
Gelenke wurden beweglich.
A,v. Eiselsberg stellt einen Mann vor, den er vor 29 Jahren
in der Gesellschaft der Ärzte demonstriert hat. Der Mann lag mit
einem großen, harten Infiltrat der linken Bauchgegend auf der Klinik
Nothnagel und wurde, als das Infiltrat an einer Stelle erweichte,
auf die Klinik Billroth transferiert. Bei Eröffnen des Abscesses
fand man Aktinomykose. Auf Billroths Veranlassung versuchte
`
—— -Å l
Später wieder Durchfälle und
Gedruckt bei J ulfus Sittenfeld, Berlin Ws. 2 P
man die Behandlung mit K o ch schem Tuberkulin. Anfangs reagierte
Patient mit hohem Fieber, später hatte er keine Reaktion. Nach 15 In-
jektionen war das Infiltrat vollkommen geschwunden, es entwickelte
sich sogar eine Bauchhernie. Später wurde Tuberkulin nicht mehr
versucht, man hat im Jodkali ein sicher wirkendes Mittel gefunden.
Am 24. Dezember 1918 kam der Mann mit einer incarcerierten Hernie
auf die Klinik. Bei der Operation fand man im Netz Knötchen und
einen kleinen Absceß. Die Untersuchung. ergab nur Bacterium coli.
Die Aktinomykose ist also tatsächlich geheilt.
R. Maresch demonstriert im Anschluß an die Diskussion in
der vorigen Sitzung über die chirurgische Therapie des Ulcus ventri-
culi zwei Präparate von Frauen, die mit der Diagnose blutendes Magen-
geschwür aufgenommen wurden und unter zunehmender Anämie an
unstillbarer Blutung starben. Die Sektion ergab in beiden Fällen ein
Konvulut von ausgedehnten Venen der Magenwand mit Perforation
eines Varix in die Magenhöhle. Die Konvolute standen mit der Vena
lienalis, eines auch mit der Nebennierenvene in Kommunikation. Hin-
dernisse in der Pfortader oder Erkrankungen der Leber, welche diese
Ektasien erklären könnten, bestanden nicht. Es muß daher eine kon-
stitutionelle Disposition zu dieser Varixbildung angenommen werden, wie
ja auch nicht alle Kellner und Wäscherinnen Varices bekommen. Die
Venen sind sehr dünnwandig und rissen bei der Präparation leicht
ein. Es ist möglich, daß auch die Chirurgen gelegentlich solche Fälle
operativ angehen werden; eine Exstirpation ist unmöglich, die Blut-
stillung bei den dünnen, zerreißlichen Venenwänden sehr arpo
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Bei der Auflösung der Sanitätsdepots und Lazarette der Heeres-
verwaltung wird ein erheblicher Teil von Sanitätseinrich-
tungen und Sanitätsmaterial frei werden, der zweckmäßig
unmittelbar in den Besitz von Behörden oder Wohlfahrtsorganisationen
übergehen könnte, um damit Krankenhäuser, Heimstätten, Arbeiter-
wohnungen usw. auszustatten. Das Reichs-Verwertunssamt würde
es sehr begrüßen, wenn das Ministerium bereit wäre, bei der Über-
führung dieser Güter mitzuwirken dadurch, daß von den dem Ministerium
unterstellten Organen Vorschläge für zweckmäßige Verwertung in diesem
Sinne direkt an das Reichs-Verwertungsamt erfolgen. Das Reichs-
Verwertungsamt ist bereit, den von dort bevollmächtigten Vertretern
die Besichtigung der Depots und Läger von Sanitätsmaterial zu 8%
statten zwecks Feststellung, was von dem Material zur Übergabe durch
die betreffende -Behörde geeignet ist.
Nach einer Mitteilung der „Pharmazeutischen Zeitung“ bringt gie
Zeitung „Nazione“ in Florenz eine Gegenüberstellung von Arzneimitte
im Jahre 1914 und 1918. Es kostete demnach im Jahre
1914 1918
Aspirin . 8,00 Lire 75,00 Lire
Borsäure 090s 4,00 „
Salieylsäure 4,50 40,00 „
Benzonaphthol a o 250,00 „
Chininsulfat 54,00 „ 1000,00 „
Mwea ee G, 21,00 »
Die deutsche Regierung hat die feindlichen Mächte in einer Noro,
rasche Verschiffung nach Deutschland zu ermöglichen.
Frankfurt a. M. Der Tiedemannpreis für Di
siologie, der von der Senckenbergischen Gesellschaft al än
Jahre verteilt wird, wurde dem aus Straßburg vertriebenen Physiotog®
Prof. Dr. Rich. Ewald für seine neue Hörtheorie verliehen.
Lund. Der bekannte Professor der physiologischen Chemie
Ivar Chr. Bang ist, 49 Jahre alt, gestorben.
Bonn. Der Anatom Prof. Dr. Schiefferdecker; Leiter
des Anthropologischen Instituts, feierte den 70. Geburtstag. i
Der Chefarzt der inneren Abteilung des Stadtkrankenhau"®° ne
Posen, Dr. Siegfried Schönborn, zum leitenden AN Ri
inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses in Remscheid ge
| ee . r
Berlin. Ministerialdirektor Prof. Dr. Martin Kire hne
ar itt von
von der Medizinalabteilune des Ministeriums des Innern tritt Y
seinem Amte zurück.
zi ihen
Diejenigen Herren Kollegen, die auf den Besitz lückenloser Be.
der Wochenschrift „Medizinische Klinik“ Wert legen, seien ne Jahr-
merksam gemacht, daß der Verlag eine Anzahl Exemplare G )
gänge 1914 bis 1918 zum Nachbezug aufgehoben hat.
i r.
Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz N
Thorner (Augenheilkunde) hat den Professortitel erhalten.
Bracht, Assistenzarzt der Frauenklinik der Charite, für G TB);
habilitiert. — Breslau: Priv.-Doz. Dr. Kehrer (Erein 1° piatti-
unter Verleihung des Titels „Professor“, zum Oberarzt der a ald:
schen und Nervenklinik der Universität ernannt. — GT eD pels-
Zum Rektor der Universität ist Geh. Med.- Rat Prof. orden: =
Leusden, Direktor der Chirurgischen Klinik, „gewählt urtshilfe,
Hamburg: Dem leitenden Oberarzt/des Instituts so Ge
Dr Emil H J. Fres pidavat A OOR
ersucht, die Zufuhr von 20 Tonnen Lebertran zu gestatten und ibre
EDEN
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K 5 y > R ie x . v * ARE .- FR: š E i =
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Tedigiert von _ T a S ta h u Ä |
i Professor Dr. Kurt Brandenburg | a Urban. & Schwarzenberg
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Inhalt: Originalarbeiten: O. Groß, Zur Entstehung. des Magengeschwürs. Umfrage über Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nerven- IT Pia
Mi krankheiten bei Kriegsteilnehmern. Antworten von: A. Hoche, H. Oppenheim, Gaupp, P. Schröder, R. Henneberg. — EU HR
an werde i W. Weiland, Über einige Fragen, der Malariabehandlung. (Mit 1 Kurve), E..Saalfeld, Aus der Syphilispraxis.. A. Glingar, Gonorrhoea Band
as N F urethrae haemorrhagica. Steiger, Eiweißmenge und -quotient im Ascites. H: Finsterer, Der Wert der Lokalanästhesie bei den großen Erle]
5 ak | Bauchoperationen. H. Bell, Der Kacepe-Balsam, ein gutes Einreibemittel gegen: rheumatische Schmerzen. — Referatenteil: S. Peltesohn, ie
Han l Bericht über einige chirurgisch-orthopädische Arbeiten, die, Behandlung von Nervenverletzungen betreffend. — Aus den neuesten Zeitschriften. — =
2 ik Therapeutische Notfzen. — Bücherbesprechungen.‘ — mn. ee rer Berlin. Breslau. Frankfurt a. M. "Königsberg i. Pr. Prag. — E
al | = SE agesgesc chtliche Notizen. . i iR z | 72 Be 2
. [E Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervieifältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origtnalbsiträge vor, S N H
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we Aus der Medizinischen Klinik der Universität Greifswald. So- ist es auch mit den anderen Schädigungen, die ein ER ie
due | ee = i Magengeschwür. hervorrufen sollen. Prüft man die Angaben näher SEE I
sein Zur Entstehung des Magengeschwürs. ` nach, so ist es in vielen Fällen zweifelhaft, daß das Trauma wirk- phot o
mi vn > o od lich als Ursache in Betracht kommt, oder daß es sich überhaupt En
are Prof. Dr. Osi Groß. Ober de: Klinil um ein echtes Geschwür handelt. eu ge
id TOi E URAT KON, Üborarzt ger BANIK = Es lag nahe, die menschlichen. Verhältnisse im Tierexperi- a
ei: Die Anschauung, daß auf Grund einer Verletzung ein | ment zu prüfen. : ne, a on Atem
Wm. - Magengeschwür entstehen kann, ist weit. verbreitet, und man be- Derartige Versuche sind meines Wissens zuerst von Ritter (1) Da
gb -> kommt von Uleuskranken häufig zu hören, daß sich ihr Leiden a, nn we in re en Hammer- ne
B- a oder weniger gefüllten: Mag 3 ee
N te an ein Trauma oder an eine „körperliche Überanstrengung ange- setzt, wodurch onen anera Verla Gen harroisen, Fl "5;
H chlossen habe, Aber für gewöhnlich halten diese Angaben einer | Dabei kam es auch zu Hämorrhasien in di 2. ee
f i F s | Re | re ed rhagien in die .Magenschleimhaut, aber en,
Hë. genauen Nachprüfung nicht stand. Wie bei anderen Krankheiten | niemals zu einem Magengeschwür. Auch Vanni (2) bekam bei Ka- a
! hat auch hier die Unfallgesetzgebung ‚eine Ätiologie ‚geschaffen. ninchen durch Gewalteinwirkung auf die Magengegend Verletzungen ee
Ps Es kommt das menschliche Bestreben hinzu, das. wir ja ‚bei allen und Blutungen der Schleimhaut; auch soll es dabei zu Geschwürs- MERDA =:
a | ‚Krankheiten feststellen können, für das jeweilige Leiden eine in bildung gekommen sein. Im Gegensatz dazu hat A. Groß (8) „trotz jun ARE 2 A:
Z": ‚die Augen springende Ursache zu finden, sei es „Erkältung“, sei | zahlreicher Versuchsvariationen niemals Geschwüre durch stumpfe auf > Ve
es Unfall. In fast allen Fällen von sogenanntem traumatischen Ulcus | Ñe Magengegend applizierte Gewalten herzustellen vermocht“. RD d we
! ventriculi handelt. es sich um Menschen, die entweder überhaupt | 7 Aber alle diese Versuche beweisen meines Erachtens gar Une i A
‚Keinen Unfall im gesetzlichen Sinne erlitten haben, oder aber um | nichts, weder für, noch gegen die Entstehung des Magen- EIER i.
f solche, bei denen man aus. anamnestischen Angaben oder anderen | geschwürs auf traumatischer Grundlage, denn das echte Ulcus | =;
} Gründen mit Sicherheit annehmen kann, daß das Leiden schon vor- | ventriculi chronicum s. pepticum — denn nur dieses kann uns ET E
| er bestanden hat. ‚Solange wir aber über die Ätiologie des echten | hier interessieren — ist eine nur beim Menschen vorkommende ar ne
+ Magengeschwürs so wenig Sicheres wissen, können wir es nicht | Erkrankung untl. eine Hämorrhagie in der Magenschleimhaut oder | ECI E U
# Yon der Hand weisen, daß auch ein Unfall unter Umständen zu | eine Verletzung derselben wird auch beim Menschen nur in den a
Feiner Geschwürsbildung im Magen Veranlassung geben kann. Und | seltensten Fällen zu :Magengeschwüren führen. Wie oft wird bei a:
m der Tat ist in der medizinischen Literatur eine nicht uner- | jedem Menschen durch Knochenstückchen usw. die Magenschleim- 1:
haut lädiert werden; eine Beobachtung, daß auf Grund einer der- f
pi.. hebliche Menge von Beobachtungen von „traumatischen Magen- i werde ine Beoba |
! | geschwüren “ niedergelegt. Es ist zweifellos, daß eine von außen ! artigen Schädigung, die‘ natürlich stets auch mit einer kleinen -
Y, Fr die Magengegend einwirkende stumpfe Gewalt eine Verletzung | Blutung verbunden ist, ein chronisches Geschwür geworden ist,
Ä en Magens ‚und.seiner verschiedenen Wandschichten hervorrufen | liegt in, der ganzen medizinischen Literatur nicht vor. Dazu
j na So sind eine-ganze Reihe von Fällen bekannt geworden, | kommt, daß Hund und Kaninchen, überhaupt Tiere, zu derartigen
en, nach Gewalteinwirkung- auf die Magengegend Bluter- Versuchen ungeeignet sind, denn das echte Magengeschwür ist
-E caen eingetreten ist, Aber nur.in den wenigsten Fällen dürfte | eine für den Menschen specifische Erkrankung. Zwar sieht man
i è sich dabei um ein echtes „Ulcus corrosivum“ gehandelt haben. | gerade beim Kaninchen, ohne daß cine besondere Veranlassung
= re Verletzungen der Magenschleimhaut sind möglich: 1. durch | erkennbar ist, ziemlich oft Veränderungen der Schleimhaut, die
f. Aber O, 2. durch chemische, 3, durch thermische Insulte. | eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit dem Ulcus rotundum haben.
o Mer er Insult allein genügt noch nicht, um ein Ulcus pepticum | Aber nur diese oberflächliche Ähnlichkeit ist ‚gemeinsam, sonst
u Biel Wie oft wird jeder Magen derartigen Schädigungen haben beide Veränderungen nichts miteinander zu tun, weder im
basko k ohne daß der Betreffende ein chronisches Geschwür | mikroskopischen Aufbau, da beim Kaninchen immer nur die
$ VE Š . Ich erinnere nur ‘an die leicht eintretenden: Schleim- Schleimhaut betroffen ist, noch im Verlauf und den Fölgezuständen.
<e erletzungen bei der 'Magenausheberung. Wie oft wirken | Beim Kaninchen führt die, Geschwürsbildung“ niemals zur Blutung
oder narbigen Veränderung ‘und stets ist nur die Oberfläche der
von | .
Fee Traumen auf die Magengegend ein und wie selten narbi
, t man danach Geschwüre, Thermischen Schädigungen | Schleimhaut betroffen. RR u |
Den schon genannten Versuchsresultaten entsprechen auch
‚Ist :
verbreid Magen ausgesetzt. Und die in Lehrbüchern weit- D i
agengeschu n abe, daß gerade Köchinnen besonders oft an | die Versuche Quinckes.(4), Sie wurden am Magenfistelhund
Neißer Speise uren leiden, da sie die Magenschleimbaut beim Kosten | ausgeführt, sodaß die Wirkung der angewandten Schädigungen
n der ae Schädigten, ist vielleicht eine der Irrlehren, wie sie | durch die Fistel direkt beobachtet werden konnte, :Die* vorge-
Ste Sich von Le oft vorkommen, Einmal ausgesprochen, pflanzen | nommenen Verletzungen waren ‚dabei recht erheblicher Natur.
hrbuch zu Lehrbuch fort, | Die Magenschleimhaut wurde mit’ Pinzetten gekniffen; Umschnü-
on8
mr 0 —-
rungen, Exeisionen, Hitze- und chemische Einwirkungen verur-
sächten wohl Substanzverluste, die aber schon nach kurzer Zeit
zur Ausheilung kamen und natürlich kein Ulcus rotundum dar-
stellten. Wichtig ist vielleicht die dabei von Quincke gemachte
Beobachtung, daß die Heilung ganz wesentlich verzögert wurde,
wenn er das Tier vorher durch größere Blutentziehung anämisierte.
Es können also durch alle möglichen Insulte Schleimbaut-
veränderungen hervorgerufen werden, die zur Bildung von „Ge-
schwüren“ Veranlassung geben, aber niemals kommt es im Tier-
versuch zu einem echten chronischen Magengeschwür, wie es für
den Menschen typisch ist. Daß auf experimentellem Wege die
aufgeworfenen Fragen nicht oder nur schwer zu beantworten sind,
liegt nach Groß zum Teil hauptsächlich in der großen Schwierig-
keit einer richtigen Gewaltabmessung; die Hauptschwierigkeit liegt
aber, wie ich schon ausgeführt habe, daran, daß wir keine ge-
eigneten Versuchstiere kennen. Ferner kann, wie wir weiter unten
sehen werden, ein Trauma nur die Vorbedingung für die Ent-
stehung eines Geschwüres bilden. Es müssen noch andere
Momente hinzukommen, wenn ein echtes Magengeschwür ent-
stehen soll.
Nun liegt in der Literatur eine größere Reihe von Beob-
achtungen vor, in denen sich beim Menschen an eine auf die
Magengegend einwirkende stumpfe Gewalt ein Magengeschwür
angeschlossen hat. Nach Stern (5) müssen wir hier unter-
scheiden zwischen „rasch zur Heilung kommenden“ und „chronisch
verlaufenden Fällen“. Denn wie die Betrachtungen der kasuistischen
Mitteilungen ersterer Art zeigen, handelt es sich in der Mehrzahl
der Fälle um „Magenverletzungen, die allerdings klinisch zu-
` nächst als Magengeschwüre imponieren, dann aber rasch heilen“
(A. Groß); also wie im Tierversuch nicht um echte Magen-
geschwüre. Beiden meisten dieser Beobachtungen trat die Blutung
unmittelbar an das Trauma auf [Derouet (6), zwei Fälle,
Duplay (7), oder aber die Blutung fehlte vollkommen, wie in
den Leubeschen Fällen (8); nur die, subjektiven Beschwerden
sprachen für Ulcus. Die Untersuchung auf okkulte Blutungen
oder mit Röntgenstrahlen, die die Diagnose sichergestellt hätten,
gab es damals (1886) noch nicht. Eine ausführliche Zusammenstellung
der Literatur über diese Fälle findet sich bei Stern. Wir dürfen
nicht vergessen, daß ein Magengeschwür einige Zeit, mindestens
doch mehrere Tage zu seiner Ausbildung gebraucht. In Vannis
Fall trat die Blutung 20 Tage nach dem Unfall auf. Kommt es
sofort nach der Einwirkung des Traumas zu einer Blutung, so
handelt es sich um eine Magenverletzung, aber nicht um ein
Geschwür. Dafür spricht auch die zweifellos erhebliche Heilungs-
tendenz dieser Art von Veränderungen. Soweit ich aus der
. Literatur -ersehen kann, sind die meisten Patienten nach relativ
kurzer Zeit geheilt aus der Behandlung entlassen worden, eine
Neigung zu Rezidiven, wie sie gerade für das echte Magen-
geschwür charakteristisch ist, ist nicht zurückgeblieben. Mitunter
scheint durch das Trauma ein latentes Geschwür zur Blutung
gekommen zu sein. Stern hält diese Annahme z.B. für einen
der von Duplay veröffentlichten Fälle für nicht unwahr-
‚scheinlich, | | |
Von größerem Interesse für uns sind die Fälle von trauma-
tischem Magengeschwür mit chronischem Verlauf. Auch
hierüber liegen in der Literatur mehrere Beobachtungen vor, doch
scheinen diese echten Magengeschwüre nach Trauma zu den
größten Seltenheiten zu gehören. Gerade bei den älteren Be-
obachtungen ist es nicht immer auszuschließen, daß ein latentes
Geschwür durch das Trauma exacerbiert ist, doch fehlt bei
anderen jeder Anhaltspunkt hierfür. Charakteristisch für diese
Fälle ist die lang dauernde Schmerzhaftigkeit, die schlechte Heilungs-
tendenz, die Neigung zu Blutungen. Hierher gehören die Beob-
achtungen von Thiem (9), Groß, Stern, Krönlein (10),
während es bei denen Ebsteins (11) nicht ausgeschlossen ist,
daß latente Ulcera vorgelegen haben. Daß es sich bei diesen
Beobachtungen um echte Magengeschwüre gehandelt hat, darf
"wohl kaum "bezweifelt werden; aber auch bei diesen Fällen stehen
wir nach Sterns Ansicht „vor der schwer zu entscheidenden
Frage, ob es sich um sekundäre Ulcerationen (nach intramuskulärer
Blutung, ` beziehungsweise Nekrotisierung der Ränder einer zer-
fetzten Schleimhaut) oder Ulcus rotundum handelt“, Dahingegen
glaube ich, daß, wenn wir das typische klinische Krankheitsbild -
eines Magengeschwürs vor uns haben, das bei einem vorher völlig
Gesunden im Anschluß an ein Trauma aufgetreten ist, sich auch
die Existenz eines echten traumatischen Ulcus rotundum nicht in
Abrade stellen läßt. Immerhin gehören solche Fälle zu den aller-
1816 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
33. März.
. größten Seltenheiten, und so scheint es gerechtfertigt, auf die
Krankengeschichte eines Falles näher einzugehen, bei dem die
traumatische Ätiologie außer Frage steht und aktenmäßig fest-
gelegt ist, bei dem ferner durch den Röntgenbefund das typische
Bild eines chronischen Magengeschwürs sichergestellt ist.
A. R., 47 Jahre, Oberschweizer, Vater war Alkoholiker, an un-
bekannter Todesursache gestorben. Mutter an Wassersucht gestorben.
Patient ist früher stets gesund gewesen. Seine letzte Stellung hatte
er seit dem Jahre 1895 bis Anfang dieses Jahres (1918), also 23 Jahre
inne, ohne daß er während dieser Zeit bis zu seinem Unfall nach-
weislich einmal krank gewesen wäre. Vor allem hatte er niemals
Magenbeschwerden gehabt. Er war stets vollkommen arbeitsfähig.
Am 16. März 1917 erlitt er einen Unfall, indem er beim Ausdüngen des
Stalles von einem Gehilfen mit dem Schieberstiel einen Stoß in die
Magengegend erhielt. Zunächst hatte er dem Unfall keine Bedeutung
beigelegt, obwohl seit dem Unfall Schmerzen in der Magengegend be-
standen, die dann Ende März heftiger wurden und besonders nach dem '
Essen auftraten. Hauptsächlich traten die Schmerzen nach dem Genuß
von Brot und Kartoffeln auf. Zeitweise hat er erbrochen, doch war
kein Blut im Erbrochenen. Bei einer Magenausheberung am 2. Juni 1917
bei einem Spezialisten in Berlin trat eine erhebliche \lagenblutung auf,
wie in einer bei den Akten befindlichen Mitteilung des Arztes be--
stätigt wird. Die Beschwerden wurden stärker, sodaß er sich am
11, Juni 1918 zum erstenmal in die Klinik aufnehmen ließ, die er aber
am 19. Juni schon wieder verließ. Die Untersuchung des Magens ergab
damals folgenden Befund: Im nüchternen Magen zirka 50 ccm stark
salzsauren Inhalts, keine Speisereste. Nach Probefrühstück freie HCI 28,
Gesamtacidität 68. Benzidinprobe im Stuhl nach fleischfreier Kost
negativ. Röntgenbild: vermehrte Peristaltik des Magens, ausge-
sprochenes Nischensymptom an der kleinen Kurvatur. Patient wurde .
dann, gebessert, auf eigenen \Vunsch entlassen. Die Beschwerden
stellten sich jedoch bald wieder ein, sodaß er, da die Schmerzen bei
der Arbeit stärker wurden, seinen Beruf aufgeben mußte. In letzter
Zeit sind sie stärker geworden. Er klagt über saures Aufstoßen, mit-
unter Erbrechen. Die Beschwerden sind nach dem Essen und bel
der Arbeit heftiger. Am 8. Oktober 1918 trat Bluterbrechen auf, das
sich am folgenden Tage wiederholte. Auch der Stuhl sah nachher
tiefschwarz aus. Jetzt wird er zur Begutachtung von der Berufs-
genossenschaft der Klinik überwiesen, ‚
Befund: Mittelgroßer Mann in schlechtem Ernährungszustand mit
Zeichen der Abmagerung. Die Untersuchung des Nervensystems und
der Brustorgane ergibt normalen Befund. NE
Das Äbdomen ist nicht aufgetrieben, in ihm ist freie Flüssigkeit
nicht nachweisbar. Unterhalb des Schwertfortsatzes, etwas links Von
der Mittellinie, befindet sich eine umschriebene Druckschmerzhaftigkeit,
im übrigen ist die Magengegend diffus druckschmerzhaft.
Der Magen enthält im nüchternen Zustande keine Speisereste,
sondern nur einige Kubikzentimeter einer gelblichen, schleimigen
Flüssigkeit, die keine freie HCl enthält. Die mikroskopische Unter-
suchung dieser Flüssigkeit ergibt das Fehlen abnormer Bestandteile.
Nach Probefrühstück enthält der Mageninhalt freie HCl 27,
Gesamtacidität 50.
Gute Amylorrhexis,
probe im Stuhl negativ.
Röntgenuntersuchung: An derselben Stelle wie im Juni 1918
sehr deutlicher Nischenschatten auf allen Aufnahmen. Der Schatten
liegt an derselben Stelle, wie der durch einen kleinen Bleiring mar“
kierte Druckpunkt.
‘lm weiteren Verlauf der klinischen Beobachtung gingen die
Beschwerden etwas zurück, verschwanden jedoch nicht vollständig. Ent-
lassung am 20. Dezember in gebessertem Zustande. f
Wir haben es also hier mit einem Falle zu tun, in dem em
vorher nachweislich vollkommen gesunder Mensch einen Stoß mit
einem Stiel in die Magengegend erhielt. Zunächst keine wesent-
liche Beschwerden, aber allmählich bildeten sich die Symptome
eines Magengeschwürs heraus, das ihn zwang, seinen Beruf auf-
zugeben. Daß es sich tatsächlich um ein Magengeschwuür han-
delte, geht aus dem typischen Röntgenbefund und der Blutung
hervor. Es ist zweifelsfrei festgelegt, daß Patient früher keinerlei
Erscheinungen von seiten seines Magens hatte und es ist MI
Sicherheit anzunehmen, daß hier ein Fall von echtem Ulcus ven-
trieuli traumaticum vorliegt. i
Steht es aber auch außer Zweifel, daß durch ein Trauma,
wenn auch sicherlich weit seltener, als dies meistens angenommen
wird, ein echtes Magengeschwür hervorgerufen werden kann, a
interessiert uns die Frage besonders, welche Zustände überhaup
zum Zustandekommen eines Ulcus ventriculi erforderlich a
Zweifellos sind dazu mehrere Faktoren notwendig, die sich p
binieren müssen, nämlich eine verminderte Widerstandskraft CT
Schleimhaut, für die man, wie wir sehen werden, verschieden
Ursachen beschuldigt hat, dazu die specifischen Eigensch 20
des Magensaftes. Wie gesagt, ist eine Verletzung der ler.
schleimhaut noch kein Geschwür. Aber die Verletzung setzt
keine abnorme Bestandteile. Benzidin-
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Blei 28. März. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 12. > eier
„iagh: Änderungen in der Ernährung, auf Grund deren sich dann die | globingehalt des Blutes normal geworden ist, während chronische An- Fr
ig ern Weiterentwicklung zum Geschwür vollziehen kann. So hat man: | ämien nieht zu Magengeschwüren disponieren. ER gi
bei den è ia wohl mit Recht schon frühzeitig Ernährungs- und Circulations- . „ Zu alledem kommen dann die specifischen Eigenschaften des Magen- gt
mal Be}... störungen verantwortlich gemacht, `- . nn... | saftes, der eben nicht imstande ist, gesund ernährte Schleimbaut anzu- bi
das It F. ee DAR SE EN AS. `- | greifen. Hat diese aber. durch eine der genannten Ursachen ihre “
Bee ‚Rokitansky (12) war wohl der erste, der die Aufmerksamkeit | Widerstandskraft verloren, dann ‚fehlt "der Selbstschutz und es bildet j.
"apaa B auf Hämorrhagien lenkte, auf Grund deren dann Erosionen, und da- | sich das Ulcus peptieum.' Daß es sich dabei um ein. „Ulcus trypticum“
len durch die Grundlage für Magengeschwüre, der Schleimhaut, entstehen | handelt, das heißt, daß das Geschwür. durch die Einwirkung zurück-
rn m können. Tropbische Störungen durch Veränderungen. der Gefäßwände geflossenen Pankreassaftes erzeugt wird, wie Stuber (18) angenommen |
n Kirn ; kommen nach Virchows (18) Ansicht ätiologisch in Betracht, und | hat, ist sehr, unwahrscheinlich. Daß Hyperaeidität‘ die Bildung eines
also we zwar können die Gefäßveränderungen verschiedener Natur sein, sie | Magengeschwürs begünstigt, ist wobl sicher,.aber sie ist zum Zustande- ` |
been cn er nn At a an ae 2 Den (Embolien, abe) kommen nicht unbedingt erforderlich. ` 7 = Aa F
€ f = oder es handelt sich um Pfortaderstauung. Damit stimmen. die Beob- Ich kann hier auf die vorliegende ungeheure Literatur i ARE
arbeit, ; N | oe | 5 , : . deb- kann hier auf die vorliegende ungeheure Literatur im i
A achtungen v. Eiselsbergs (14) überein, der nach Operationen im. einzelnen nicht eingehen und habe sie nur insoweit erwähnt, als p
Bauch siebenmal erhebliche .Magendarmblutungen und Hämatemesis.
Siate - beobachtet hat. Als Ursache wurden Erosionen gefunden, zweimal | dies für das Verständnis der ‘uns interessierenden Fragen not-
wendig ist. So verschieden die Ansichten über’ die Ursachen des
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ER EBERFERE: r
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se en Duodenalulcera, die für unsere. Betrachtung dieselbe Bedeutung wie en a RIOHE I,
nt Magengeschwüre haben. Und zwar nimmt v. Eiselsberg an, daß | Magengeschwürs auch sind, darüber sind sich fast alle: Autoren’
Aert - Netzabbindungen und Quetschungen die :Ursache ‚sind. Durch rück- | einig, daß eine Ernährungsstörung der Schleimhaut Vorbedingung En
aan läufige Embolien in Verbindung mit bakterieller Einwirkung soll es zu | für .die Entstehung des Magengeschwürs ist;; und es kann wohl TER
ik N ‚genannten en nagen nn I die Infektion | kaum geleugnet werden, daß auch eine von. außen auf den Magen: ip
2, 30 dabei eine so wichtige Rolle spielt,. ist nach anderen Untersuchungen |*'aimwir n Gawai aina dari i pe MET TMmäh.: DERN
ii ; zweifelhaft, aber die Annahme' einer ' Infektion bei Entstehung des en Be en za = en LEER
Atak} .. 7 thronischen Magengeschwürs ist weit verbreitet (Rößle [15]. So | 8. div daß das ' e RE x Ş SC BICI emna nd,
Si | a die P pindina in der Ätiologie des Magengeschwürs eine- be- er . Se an a EE P ‚ne 2
uet. deutende Rolle spielen. | po f ` ` | MHE obengenannten rungen und Experimente iehren, kann =
a Fu .„ Klebs (16) dachte. weniger an organische als an funktionelle en en on a, Pauchorgane (Netz) Versndennn ii
il. ~ Veränderungen der Gefäße als Ursache der supponierten Circulations- | Setzen, die weiterhin zur Bildung eines Magengeschwürs führen 2
oi [8 . störung. Er nahm an, daß es infolge spastischer Contraction der | Können. ` EEE Be A a, S e W
A Magenarterien, also auf Grund vasomotorischer Störungen zu einer An- | . _ Literatur: 1. Ritter, Über den Einfluß von Traumen: auf die- A
Ye . ämisierung der Magenschleimhaut komme. Auch hier hat die experi- | Entstehung des Magengeschwürs. (Zsehr. f.: klin. M. Bd. 12, S, 592.) — Bi
gms). montelle Forschung, eingesetzt und durch künstliche Läsionen an ver: | 2 Vanni Sal 'ulcera -dello Stomaco d'origin traumatico. (io Sperimentale, ay
A| E ag D, iocenen teien des Nervensystems Veränderungen am Magen und Grenzgeb. Bd. 10. S. 718.) —4. Quincke, Über .die Entstehung des Magen- a
e denum hervorgerufen, die ‘gewisse Ähnlichkeiten mit dem Magen- nm k Skera Ji Se Ka:
In iR } BOCEDI E ER € i : use 8 geschwürs. (D.m. W. 1882, S. 79.) — 5. Stern, Über die traumatische Ent- - Ar
w8, . geschwür des. Menschen. hatten. In neuerer Zeit hat sich Berg- | stehung innerer Krankheiten. AR, 2, Aufl., S..259.) — 6. Derouet, Etudes hA:
BT mann (17) für die spasmogene Entstehung des Magengeschwürs elin- | sur l’uleere simple de l’estomac de causes traumatices, (Thèse de Paris 1879.) H
MN . gesetzt, ss l | wen | e an p eT A nu RA: ay A 8. on be, Te ven- r
Biy © p ; O on SER ER riculi traumaticum. „ £ klin? M. 1886, S. 256.) — 9. Thiem, Ein durch rs
ni a Q Daß Blutver änderungen für die Entstehung des Ulcus ventriculi Unfall herbeigeführtes Magengeschwür. (Mschr. f. Unfallhik 1899, Nr. 5.) — $ u
jé EEG eine wichtige Rolle spielen, ist bekannt; kommen doch gerade bei | 10. Krönlein, Traumatische Magengeschwüre. (Zbl: f. d. Grenzgeb. 1899, - Mt;
ig Chlorotischen Magengeschwüre besonders häufig vor. ‘Ob aber die |, S, 508.) — 11. Ebstein, Trauma und Magenerkrankungen.. (D. Arch. f- SE
iib! a ‚Chlorose dabei dieselbe Rolle spielt wie Circulationsstörungen, das | klin. M. Bd. 54). — 12. Rokitansky, zit. nach Quincke a. a. O. — oo
si . heißt ob es infolge des verminderten Hämoglobingebaltes des Blutes | 18. Virchow, zit, nach Quincke a:a. 0. — 14. Ei selsberg (Zbl. f. d _ e
a zu einer Unterernährung der Magenschleimhaut “kommt, oder ob die. |. Gfeuzgeb. 1899, S. 508 und D. m. W. 1899, Vereinsber. S. 108.) — 15. Rö Ble, o
s) --. Disposition zu Magengeschwür und Bleichsucht nur die Folge einer | a | u a. KEN on a nwet Me
De und derselben Erkrankung sind, mag dahingestellt sein. Jedenfalls a a TE S T R N EEE E E, aat
id haben die Magengesöhwüre Chlorotischer auch dann -keine große Ten u A Wa) 18 a om a lcis. nos Pa
pe | i X -8 - | pepticum. (M. m. W. ) — 18. Stuber, Experimentelles Ulcus ventri- nr
| . „denz zur Heilung,- wenn die Chlorose zurückgegangen. und der Hämo- | cuü. (Zschr. f. exper. Path. u. Ther., Bd. 16.) . a  A
"u Be ee |
Bi aut” ne 2% irage
s we. Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern.
po i 22: Einführung: Es ist naheliegend und verständlich, daß | sich auf Grund der gesammelten Erfahrungen an den einzelnen .
gl ryen Kranker, der mit den Einwirkungen des Krieges ‚in irgend- | Kranken bereits ein allgemeinerer Zusammenhang und ein all- .
f einer Weise in Berührung gekommen ist und unter ihnen gelitten | gemeingültiges Gesetz. ableiten lassen. Für die Aufstellung
| einer aus. der Erfahrung abgeleiteten allgemeingültigen wissen-
| i hat, im allgemeinen dazu- neigt, die Entstehung oder die Ver-
j ' ‚Schlimmerung seines Leidens mit diesen Einwirkungen des Krieges `
f. < Wrsächlich in Beziehungen zu setzen. Unter den chronisch ver-
| laufenden Krankheiten ist es kein Gebiet, auf dem der Arzt so
A -häufig den Angaben über derartige Schädigungen begegnet, wie
< ` „auf dem Gebiete der organischen Nervenkrankheiten. Es liegt das
| ‚au dem über lange Zeitfristen sich erstreekenden Verlauf dieser .
' Arankheitsformen und. an der wechselnden Art und Stärke der
| Krankheitszeichen, wodurch Arzt und Patient verführt werden,
2 Veränderungen und Verschlimmerungen mit Ereignissen, die zeit-
rs lich zufällig zusammenfallen, in einem ursächlichen Zusammenhang
schaftlichen Aussage ist naturgemäß ein großer. Erfabrungsschatz
die unumgängliche Voraussetzung. Die Erfahrung. des 'einzelnen
gilt immer nur unter dem Vorbehalt, daß das Abgeleitete nur den:
Wert von subjektiven Eindrücken hat und durch den Beobachter.
| und das Beobachtungsmaterial. möglicherweise einseitig bestimmt
wird. Es lieferte die Beobachtung des einzelnen während der.
, Kriegszeit daher wohl in der Mehrzahl noch nichts, was als zablen-
. mäßig und tatsächlich faßbares Gesetz aufgestellt werden darf..
| Unter diesen Umständen erscheint es zweckmäßig, durch -
eine Umfrage- eine. größere Zahl von Erfahrungen 'zusammenzu-
stellen, die von. einzelnen Beobachtern an ihrem Krankenmaterial
Zu.bringen, En | | Ä
Jou ver Zusammenhang zwischen dem Verlauf organischer | über den Einfluß der Einwirkungen des Krieges auf.den Verlauf
‚Nervenkrankheiten und den schädlichen Einwirkungen-des Krieges | organischer Nervenkrankheiten gemacht worden sind. E
Hierbei steht zunächst die Frage zur Beantwortung, ob über-
haupt Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nervenkránkheiten
bei Kriegsteilnehmern vorkommen. Danach wäre im einzelnen zu-
fragen nach den Verschlimmerungen in dem Krankheitsverlauf der
häufigsten organischen Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern.
Bei dieser Umfrage ist nicht gedacht worden an die Folgen von
Verwundungen und Verletzungen, sondern nur.an die Nerven-
krankheiten, die aus -Friedenszeiten für die Altersklasse, die hier
in- Frage kommt, geläufig sind. — Als solche häufigeren Erkran-
kungen sind die multiple Sklerose, des weiteren die pro-
gressive Muskelatrophie und verschiedene Formen von
Ist von großer praktischer. Bedeutung dadurch, daß er sich eng.
‚berührt mit der Beurteilung von Dienstbeschädigungsansprüchen.
ra Seiten des Kriegsministeriums sind bereits mehrfach Merk- .
Fe und Anweisungen herausgegeben worden, welche Hinweise
a Begutachtung der Dienstbeschädigungen bei organisch
"elvenkranken an die Hand geben sollen. Für die Entscheidung
auf Dienstbeschädigung muß natürlich immer die genaue Beob-
sehlung des einzelnen Falles und die eingehende Untersuchung
EN „Wer die Folgen der Kriegsschädlichkeit auf die geklagten Be-
Sehwerden und Krankheitszeichen die Entscheidung liefern. Aber.
„oer dieser Entscheidung des einzelnen Falles steht die Frage, ob
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280.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
eo-
Neuritis etwa zu bezeichnen. Danach ist an die große Gruppe
der organischen Nervenkrankheiten zu denken, welche im Gefolge
von syphilitischen Infektionen auftreten, und es entsteht die Frage,
ob Verlaufseigentümlichkeiten, die nur auf die Wirkungen des
Krieges zu beziehen sind, bei Tabes, bei cerebrospinaler
Lues und Paralyse vorkommen.
Es ist bei der Aussprache über diesen Gegenstand die Frage
nicht zu umgehen, ob wohl die Erfahrungen des Krieges eine Be-
stätigung erbracht haben für die Edingersche Aufbrauchstheorie
und für die Auffassung von dem Anteil einer übermäßigen funk-
tionellen Belastung an der Entstehung von Krankheiten. und an
der Formung ihrer Ausdrucksbilder.
Innerhalb des Rahmens einer Umfrage ist es ausgeschlossen,
eine erschöpfende Behandlung dieser Frage zu bringen. Die Bitte
der Schriftleitung ging deshalb nur dahin, einige klinische Anmer-
kungen und eine kurze Wiedergabe der Erfahrungen und Ein-
drücke zu geben. Es ist durch das Entgegenkommen der Be-
fragten gelungen, eine größere Anzahl wertvoller Eindrucksbilder
und Äußerungen zusammenzustellen. Diese Aussagen sprechen
durch sich selbst und werden dem Leser ein anschauliches Bild
x%
Prof. Dr. A. Hoche,
Direktor der Psychiatrischen Klinik, Freiburg i. B.:
Ich beantworte gern Ihre Umfrage, wenngleich ich nicht
mehr zu bieten habe, als subjektive Eindrücke.
Es liegt in der Natur der Frage, daß niemand wohl
mehr geben kann. |
Namentlich ein Umstand ist es, der die Verwertung dieser
Kriegsbeobachtungen so schwierig macht, daß die vielfachen
militärärztlichen Untersuchungen und die reiche Ausstattung der
Untersuchungsstationen mit Spezialärzten ein im Vergleich- zum
Frieden sehr viel engeres Filter bedeutet haben.
Wenn wir z. B. während des Krieges mehr Fälle von be-
ginnender Muskeldystrophie gesehen haben als früher, so sehe
ich die Ursache hiervon hauptsächlich in der frühzeitigen
Erfassung durch dieses engere Filter.
Was die einzelnen organischen cerebrospinalen Erkrankungen
- anbetrifft, so habe ich für die progressive Paralyse nicht
den Eindruck, daß die kriegerischen Erlebnisse beschleunigend
auf den ‚Verlauf gewirkt haben. Für Tabes wird man die
Möglichkeit einer Verschlimmerung der motorischen Symptome
von seiten der Beine zugeben müssen.
Am auffallendsten ist mir — und zwar in einem Maße,
das einen groben Irrtum jedenfalls ausschließt — ein sehr übler
Einfluß der Kriegsstrapazen auf beginnende multiple
Sklerose gewesen, eine Beobachtung, die ich übrigens schon
im Frieden in solchen Fällen gemacht habe, die im Beginn der
Krankheit ihre militärische Dienstzeit zu erledigen hatten.
Alles in allem wird man sagen müssen, daß der Einfluß
kriegerischer Einwirkungen auf den einzelnen in bezug auf Er-
zeugung und Beschleunigung von Krankheiten des centralen
Nervensystems sehr viel geringer ist, als die Laienmeinung
und auch ärztliche Vorstellungen zu fordern schienen.
Das Schicksalsmäßige in Entwicklung und Verlauf
organischer Nervenkrankheiten ist mir besonders deutlich zum
Bewußtsein gekommen.
Prof. Dr. H. Oppenheim, Berlin:
Die Erfahrungen, die ich in dieser Hinsicht gesammelt habe,
sind nicht umfassend genug, ich will aber gern das wenige Ihnen
zur Verwertung überlassen. , Br
. Bei Tabes war das Verhalten kein gleichmäßiges, mehr-
fach blieb das Leiden trotz der Einwirkungen von Kriegsschäd-
lichkeiten subjektiv und objektiv unbeeinflußt. In einem kleineren
Teile‘ erfuhr die Ataxie eine erhebliche Steigerung oder kam
überhaupt erst zur Entwicklung. Ich verfüge über einige Fälle,
in denen die progressive Paralyse überhaupt erst im Krieg und
im Gefolge von Überanstrengung, Verschüttung usw. manifest
wurde, über einige andere, in denen das vorher nur körperlich,
z. B. durch Pupillenstarre angedeutete Leiden unter den genannten
Verhältnissen zur vollen Entwicklung kam mit den Zeichen des
seelischen Verfalls. |
Für die mutiple Sklerose kann ich es als Regel
hinstellen, daß sie im Krieg und durch diesen sehr ungünstig
beeinflußt wurde, besonders in der Weise, daß die Remission, in
welcher sich das Leiden befand, eine jähe Unterbrechung erfuhr,
*
|
geben über die Anschauung maßgebender Beobachter in der Frage
der Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nervenkrankheiten bei
Kriegsteilnehmern.
Die Zusammenstellung versetzt den Arzt in die Möglichkeit,
seine eigenen Erfahrungen an dem Maßstab dieser Äußerungen zu
messen. Sie wird ihn in die Lage versetzen, aus den Eindrücken,
die er selbst aus seinem Beobachtungskreise gewonnen hat, all-
gemeiner gültige Schlußfolgerungen abzuleiten. Nach den im be-
schränkteren Kreise gewonnenen Eindrücken hat es vielfach den An-
schein, als ob nicht nur von seiten der Kranken, sondern auch von
seiten mancher Ärzte die Einwirkungen des Krieges auf die Erregung
und die Formung der Krankheitsbilder bei organisch Nervenkranken
höher bewertet werden, als es in dieser Umfrage zum Ausdruck
kommt.
Denn als der allgemeine Eindruck dieser Umfrage dürfte sich
die Mahnung ergeben, in der Einschätzung des Einflusses der
Kriegsschädigungen auf den Ausbruch einer organischen Nerven-
krankheit und auf den Verlauf und die Formung des Krankheits-
bildes einen zurückhaltenden und vorsichtig abwägenden Stand-
punkt einzunehmen. Kurt Brandenburg.
k
durch den Eintritt von spastischer Paraparese oder Opticus-
erkrankung oder dergleichen. — Ich habe auch eine nicht so kleine
Zahl von Fällen kennen gelernt, in denen es den Anschein hatte,
als ob die Krankheit erst durch den Krieg hervorgerufen worden
sei. Ich habe nur einen Kranken mit Sklerose kennen gelernt,
einen höheren Offizier, bei dem die Sklerose trotz Krieg auf
ihrem erträglichen Stand blieb.
e
Prof. Dr. Gaupp, l
Vorstand der Klinik für Gemüts- und Nervenkranke, Tübingen:
1. Die Frage, ob bei Kriegsteilnehmern Verlaufseigentümlich-
keiten organischer Nervenerkrankungen vorkommen, ist schwer
ganz bestimmt zu beantworten. Am ehesten ist sie für Neuritiden
zu bejahen. Über progressive Muskelatrophie habe
ich keine Erfahrungen zu sammeln vermocht. Die multi ple
Sklerose ist häufig im Felde zuerst deutlich geworden, auch
habe ich den Eindruck gewonnen, daß bei ihr namentlich die
spastische Paraplegie der Beine bei Feldzugsteilnehmern rascher
einen höheren Grad erreichte als zu Friedenszeiten.
2, Bezüglich der Tabes sind meine Erfahrungen negativ.
Die Fälle sahen aus wie sonst, akute Ataxie sah ich sehr selten.
Auch die Paralyse scheint mir nichts Besonderes zu bieten.
Die einfach demente Form überwog. Besonders rascher yər- -
lauf war nicht festzustellen. Die Gesamtzahlen sind überhaupt
nicht groß, obwohl durch die Klinik viele Tausende von Nerven-
und Geisteskranken gingen. ; l
DieEdingerschen Anschauungen fanden keine
Stütze durch meine Kriegserfahrungen. Eine Ausnahme machen
vielleicht die verschiedenen Formen der Neuritis. Akute Neuritiden,
zum Teil sehr schwerer Art, sahen wir viel häufiger als in Friedens-
zeiten, aber nicht in der Kombination mit Neurastbenie (Mann,
Nonne), sondern offenbar als Infektionskrankheiten unbekannter
Genese. Die Prognose war gut, die Heilungsdauer erstreckte sieh aber
über viele Monate. Das häufige Auftreten der Neuritils an den
Beinen (bis zur völligen Lähmung) ohne alkoholische Grundlage
könnte an das Mitwirken großer Strapazen (Märsche usw.) bei g
Lokalisation der Störung denken lassen. Doch sind die Befunde
ae eindeutig. Zahlenmäßige Belege kann ich heute noch nicht
geben.
Prof. Dr. P. Schröder, ;
Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik, Greifswald:
Ihre Rundfrage kann ich ganz kurz nach meinen persön-
lichen Erfahrungen und Eindrücken beantworten. Ich habe Ver
laufseigentümlichkeiten der Nerven- und Geisteskrankheiten ker
Kriegsteilnehmern nicht beobachtet, Verschlimmerungen be
multipler Sklerose, propressiver Muskelatro-
phie usw. allein durch die allgemeinen Kriegsschädigung®
sind mir nicht zu Gesicht gekommen; ebensowenig habe je
irgendwelche Verlaufseigentümlichkeiten bei Tabes und Para
lyse gesehen. | R
Für die Edingersche Aufbrauchstheorl® i
Erklärung für die Lokalisation von Krankheitsprozessen N a
stimmten Nervengebieten habe ich nie viel übriggehabt; die Baoa i
erfahrungen haben mich darin nicht anderer Meinung gemat»
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28. März.
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Baf 28. März. © | -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19... EN
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1 nügende Prophylaxe durchgeführt ‚worden. Für die ärztliche
in dehg (` Prof. Dr. R. Henneberg, Berlin: Ba | |
nkheiten I Auf Grund eines großen Beobachtungsmateriales, das mir |. Tätigkeit in bezug auf die Verhinderung der Weiterverbreitung i
u: als Fachbeirat und als Arzt eines großen Nervenlazarettes zur | der Malaria und die Behandlung von Kranken mit Malariainfek- F
Mägit ) Verfügung stand, komme ich zu folgenden Ergebnissen. } fion stehen drei Hauptfragen zur Diskussion: | PR,
berg |: Die Kriegsstrapazen als solche (körperliche Überanstrengung | ` 1, Besteht eine Gefahr. der größeren Ausdehnung der Fi!
Eindride, F = und. Affektstrapazen) bedingen keine organischen Erkrankungen | Malaria in Deutschland? ' Diese' Frage ist, durchaus 'zu be- NE
en hat dd F des Nervensystems. ed 0.20. [ jahen; denn die "für die Übertragung der ‚Seuche einzig í
daine po Beobachtungen, die dafür sprechen, daß im Sinne der | in Betracht kommende Anophelesmücke scheint im. Lande
dad}. Edingerschen Aufbraüchstheorie durch übermäßige funktionelle | viel häufiger und an mehr. Orten verbreitet zu sein, als
nad] > ° Belastung organische Nervenkrankheiten verursacht werden, habe | man bisher annahmt, . Die nach - Deutschland. zurückee-
je Emm E ich nicht gemacht. : Se un _ kehrten Malariakranken sind sehr ‚zahlreich hinzu kom-
venah $ Die Deutung, die Nonne den von ibm als „Polyneuritis | men Plasmodienträger und latent Malariakranke, die in ihrer Ge-
y Aut } © neurasthenica* bezeichneten Fällen gegeben hat,- kann ich nicht | Samtheit eine sehr ausgiebige Quelle von Neuinfektionen unter
= als richtig anerkennen. en N | Vermittlung der Mücke, in wenigen Fällen vielleicht auch durch
dürte si | Vorher wenig beachtete beziehungsweise latente Erschei- | direkte Übertragung von Mensch zu Mensch sein können. Daher
hse de | nungen eines organischen Neryenleidens traten bei der militärischen | ist eine 'gründlichste Bekämpfung: der Mücken von, allergrößter
alas), - Inanspruchnahme oft in Erscheinung. Nach meinen Beobachtungen | Bedeutung; eine bis ins einzelne gehende Organisation, durch die
(rankit F- kam dies besonders vor bei Heredodegenerationen, verschiedenen | Nicht nur die „verdächtigen Gegenden erfaßt und abgesucht
en Su Formen der progressiven Muskelatrophie, Thomsenscher‘ Krank- | werden, sondern die sich auf alle Gebiete des Landes erstreckt, -
burg p” heit usw. Zweifelsfreie, wesentliche und dauernde Verschlimme- | ist dringend vonnöten. Es war im Bereiche des VD. Armeekorps a
= rungen dieser Zustände habe ich nicht beobachtet, im’ Wesen des | Yon seiten des Sanitätsamts eine systematische „Absuchung“ der :
„FF Leidens beruhende, oder scheinbare und episodäre Verschlechte- | ganzen Provinz eingerichtet; ihre Resultate sind durch die Zeit- Tu
otep rungen lagen oft vor : a verhältnisse nicht groß gewesen. Aber es scheint mir notwendig,- E
olis = Häufig waren die aut Infektion und Intoxikation. (einschließ- die Maßregeln zür Mückenvernichtung” nicht zu vergessen, wenn h
mrt lich Erkältung und Durchnässung) beruhenden ‚organischen Erkran- | die „Malariamonate“ kommen, und beim Versagen der ‚sentralen - i
y von . kungen des Nervensystems, insbesondere die Polyneuritis und Verwaltungsbehörden örtlich oder in kleineren Bezirken den a
at Poliomyelitis (auch. Kombinationen beider Prozesse), Genuine | Kampf gegen die Mücken aufzunehmen. Es überschreitet den En
m Myositis sah ich nur zweimal, einmal nach, Wundeiterung. un a Be über : an P > Rn u
r ; : : N Ä i schläge in. dieser Hinsicht zu reden; nur sei nochmals hervor- J
Die Sclerosis multiplex ist meines Erachtens eine durch gehoben: Ohne Anopheles gibt es keine Malariaverbreitung, daher 5
muß die Mückengefahr in erster Linie bekämpft werden.
| 2. Welche.Behandlung ist für die -malariakranken: Soldaten
jetzt noch erforderlich? Eingangs sagte ich, daß die Soldaten in
‚malariaverseuchten Gegend ausreichende ‘Prophylaxe und im Er-
einen Mikroorganismus bedingte disseminierte Encephalomyelitis,
= > . _ die bei besonders disponierten Persönlichkeiten auftritt (polyskle-
ug | _ Totischer Habitus!). Ich sah Selerosis multiplex nach verschiedenen
an | Infektionskrankheiten (Ruhr, Diphtherie). . Andere Fälle waren’
fi . zweifellos schon als krank eingestellt, Verschlechterungen, die in T y axe ,
i auffällieer Weise über das ausgehen wasan ach sonst bei | Krankungsfalle genügende Behandlung gehabt hätten; aber die
W; © dem Leiden sieht, habe ich nicht ‚beobachtet, Zweifellos kann | Malariakranken sind damit nicht geheilt, und die Prophylaxe
til; - Überanstrengung eine 'episodäre Verschlimmerung zur Folge haben. | hindert era daß in sehr. vielen Fällen nach der Rückkehr in die
a: Die Frage der syphilogenen Erkrankungen (Tabes, Paralyse, Heimat Halariaanfälle auftreten als Ausdruck einer Infektion, deren
YE Lues cerebrospinalis) wird wahrscheinlich auf Grund der Statistik | Anfallweises Auftreten in der Malariagegend durch die prophylak- -
si! dabin beantwortet werden, daß Kriegsschädlichkeiten ziemlich | tischen Chiningaben hingehalten wurde. Hinzu kommt, daß man
| Delanglos in ätiologischer Beziehung sind. Wenn ein paralytischer | damit wird rechnen müssen, daß neue. Epidemien auftreten, WEM
ril ‚Defekt unter militärisehen Verhältnissen sich stärker geltend macht | Plasmodienträger, Malariakranke mit Anfällen oder latenter- In- .
| . als vorher im Zivilleben, so kann dies nicht als Auslösung oder | fektion. in mückenverseuchten Gegenden sich aufhalten. Wie
| ‚Verschlimmerung bezeichnet‘ werden. Akute Verschlimmerungen | Sehr ünd wie rasch diese: eventuellen Massenerkrankungen sich
si, In Form von Erregungszuständen kamen nicht selten vor, Es ist | Ausbreiten können, ist noch gar nicht abzusehen. Hier ist Mücken-
al Zuzugeben, daß solche durch die militärischen Situationen ausge- | Pekämpfung besonders wichtig; dann die Prophylaxe ‚bei unserer -
4 löst wurden. Für den Gesamtverlauf sind sie nur von episodärer | Bevölkerung durchzuführen, wenn man die ‚Schwierigkeiten der-
Bedeutung. | | u: Zu en a ETE een ee me = nr
= Daß Überanatsar r a inungen einer | &elnde Disziplin der Massen andererseits bedenkt.- Wie sehr aber
| "Ten Ta A aoha) ie Krueinungen, oler | Ende ropyne si acer hat MI en an
sî” Schlimmern können, ist zweifellos, Andererseits sah ich initiale | ?eigt, wo anfänglich in ganz kurzer Zeit ganze Verbände vorüber-
] Tabiker, die die Kriegsstrapazen sehr gut vertragen haben. | gehend durch die Malaria kampfunfähig wurden und der Prozent-
verfehlt Kriegstabes und, Kriegsparalyse zü reden halte ich für | Sat der Kranken in Beziehung auf die Gesamtzahl recht hoch
1 ‚‚ertehlt “und irreführend. Daß das- Leiden in vielen Fällen | "ar (1607). RE a
‘währ os ; re | ‘Wie diese einzelnen Komponenten an Kranken und even-
| io. des Feldzuges begann, ist bei der langen Dauer des tuellen Malariaüberträgern sich verhalten, ergibt sich aus meinem
Beobachtungsmaterial von mehreren hundert Fällen in einer Ma-
der Häufigkeit der in Rede stehenden Erkrankungen |
'lariastation in der Heimat folgendermaßen:
1. 45 % der Kranken waren in Mazedonien erkrankt,
2. 13,1% waren -im Westen erkrankt, nachdem sie ver-
| schieden lange im Osten in malariaverseuchten `
F Gegenden Dienst getan hatten; zum Teil waren sie
schon monatelang im Westen, ehe .die ersten An-
fälle auftraten, © a.
3. 6,7% .waren nie im Osten gewesen; sie erkrankten — alle
im Jahre 1918 — an den verschiedensten Stellen
der Westfront, |
4. 63,4% waren schon ein: bis .drei Jahre krank und inter-
r mittierend bebandelt. | 0O $
Wenn diese Zahlen auch nur bedingten Wert haben wegen
. der relativen Geringfügigkeit der Gesamtziffern, so geht doch aus
ihnen hervor, daß die Summe: der Nachbehandlungsbedürftigen
recht groß sein wird und andererseits zeigen ‚sie die. deutlich in
die Erscheinung tretende Zahl von Infektionen in sicher nicht
‘malariaverseuchten Gegenden. K E ee
`` Man wird nicht ‚fehlgehen, wenn. man die unter .2. ange-
führten Kranken als Plasmodienträger anspricht, bei denen die
Krieges und
„ur naturgemäß. Die Verhältnisse liegen hier wie.bei den Geistes-
Krankheiten im engeren Sinne, z. B. bei der Dementia praecox.
m Pil Polyneuritis nach Kriegsalkoholismus sah ich nur in einzelnen
“allen. Das gleiche gilt yon Apoplexien bei Arteriosklerotikern. |.
Ä m A a (Fortsetzung folgt)
n Über einige Fragen der Malariabehandlung N,
| von
| Priv.-Doz. Dr. W. Weiland, |
fachärztlichem Beirat für innere Krankheiten im Bereiche _
z des VII. Armeekorps. _
Mala Der ‚Krieg und mit ihm die Gefahr der Masseninfektion mit
vor ın malariaverseuchten, anophelesreichen Gegenden ist
wenn er; die erkrankten Soldaten sind ausreichend ‚behandelt,
:ordn en es selbst .nicht dadurch verhinderten, daß sie die ver-
u wi „nininmengen nicht‘ einnahmen. Soweit es unter: den
sen Verhältnissen des Krieges möglich war, ist eine ge-
) Nach einem Vortrag.
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389
Verhältnisse so liegen, wie Schittenhelm und Schlecht)
angeben: die Leute haben im Osten oder Südosten in malaria-
durchseuchter Gegend gelebt und standen unter Chininschutz;
dieser reichte zwar aus, sie vor dem Ausbruch einer typischen
Malaria zu behüten, verhinderte aber nicht, daß die Leute Plas-
modienträger wurden.
Unter den Kranken unter 4. sind eine ganze Anzahl, die
eine latente Malaria hatten; sie waren im Osten erkrankt,
specifisch behandelt, anfällfrei geworden,‘ auch die Blutunter-
suchungen wurden negativ und die Kranken kamen wieder ins
Feld, dieses Mal nach dem Westen. Bier traten dann bei be-
sonderen Gelegenheiten, bei Kampfhandlungen oder in der Stel-
lung erneute Rückfälle auf, Im Winter in der Garnison waren
sie anfallfrei, im Frühjahr bekamen sie ihre Rezidive, im Lazarett
waren oft wieder lange anfall- und plasmodienfreie Zeiten, sodaß
Provokationen (siehe unten) nötig wurden.
Vielfach waren aber die Zwischenräume zwischen Perioden
gehäufter Anfälle viel kürzer, vor allem wenn die Leute nach der
Entlassung aus den Lazaretten zu schnell wieder zu schwerem
Dienst herangezogen wurden, in Hitze oder Regen längere
Märsche mit Gepäck machen mußten oder längere Eisenbahn-
transporte überstanden. Alle diese Belastungen wirkten, wenn
sie zu früh dem erkrankt Gewesenen zugemutet wurden, prompt
als Provokationen neuer Anfälle. |
Doch kann man nicht behaupten, daß bei diesen Erkrankten
die klinischen Erscheinungen schwerer, die Anfälle häufiger
und schwieriger zu bekämpfen gewesen wären oder gefahr-
‚drohende Komplikationen aufgewiesen hätten. Überhaupt war
das Symptomenbild aller Malariakranken, die ich sah, nicht
schwer; die Kranken hatten ihre Blutveränderungen — Plasmo-
dien, erkrankte Erythrocyten, herabgesetzten Hämoglobingehalt,
Veränderungen der Leukoeytenformel —, aber im übrigen waren
‚sie organisch gesund und innerhalb der Grenzen, die dureh die
bei größerer Anstrengung auftretenden neuen Anfälle gezogen
waren, leistungsfähig. Komplikationen sah ich nie, Neuralgien
nur zweimal und ebenso oft Chininnebenwirkungen, trotzdem die
einzelnen Chinin in erheblichen Mengen und lange bekamen und
auch nahmen, wie ich durch genaue Kontrolle und Urinunter-
suchungen stets überwachte. Die Ruhr und der Paratyphus, die
häufig bei den Erstlingsfiebern das Bild verwischen, waren selten
vorhanden — je ein Fall — und nur noch in ihren Folgeerschei-
nungen: die Leute waren Bacillenausscheider geworden.
Ebenso verschwindend wenig sah. ich größere oder chro-
nische Milztumoren; bei häufigen Anfällen trat die weiche, eben
palpable Infektionsmilz auf, verschwand aber bald wieder., Sehr
oft klagten die Kranken über Schmerzen und Stechen in ddr Milz-
. gegend, besonders nach Anstrengungen; ich machte die Beobach-
tung, daß es ein fast ebenso konstantes Symptom war, wie die
‚subjektiven Rückenschmerzen der Nierenkranken aus dem Felde.
Wenn man auch hier wie dort eine Kapselspannung durch das
leicht intumeseierte Organ als Grund der subjektiven Störungen
annehmen kann, so kann ich den Verdacht nicht ganz unter-
drücken, daß eine gewisse Voreingenommenheit der Leute sie die
Schmerzen derart überwerten ließ, oder jedenfalls, daß ein Be-
streben vorhanden war, den ihnen bekannt gewordenen Ort, wo
das erkrankte oder symptomatisch affizierte Organ seinen Sitz im
Körper hatte, als schmerzhaft zu bezeichnen, um die noch be-
stehende Erkrankung zu erweisen. l
| Trötz der anscheinend leichten Verlaufsform und dem äußer-
lich typischen Bilde der Malaria, die meist im Tertianatyphus ver-
läuft — nur 4,2 % meiner Fälle waren Tropica, die häufig auch
noch Tertianaparasiten gleichzeitig aufwiesen —, halte ich, in Be-
antwortung der Frage zu Beginn dieses Abschnitts, es für er-
forderlich, daß zur Behandlung der Seuche nur geschulte
Ärzte an Sammelorten auch im Lande selbst tätig sind. Für
die Berechtigung dieser Anschauung sprechen. die guten Erfah-
rungen, die mit den Erfolgen an Malariastationen auch im In-
lande während der Kriegszeit gemacht wurden, andererseits die
Schwierigkeiten der Diagnose für den praktisch tätigen Arzt und
die bestehende Unkenntnis über die rationelle Therapie. Nur zu
‚leicht führt intermittierendes Fieber mit Frost zu der Diagnose
Malaria, wie die folgenden Fälle zeigen: |
L Eine Studentin, verheiratet, 7. Schwangerschaftsmonat, er-
krankte mit ‘wiederholten Schüttelfrösten und Fieber; war nie in Ma-
lariagegenden, nie mit infektiösem Material in Berührung gekommen;
Organbefund negativ; es wird Malaria diagnosticiert, sofort unregel-
a) M. med. Woch. 1918.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
23. März,
nn nn,
mäßige Chininbehandlung. Als die Fröste nicht aufhörten, Konsul-
tation eines zweiten Arztes; Urinuntersuchung: Colipyelitis.
II. 48 jähriger Kaufmann, früher nie krank, ziemlicher Potator,
erkrankt plötzlich mit Schüttelfrost und mehrstündigem Fieber in
mehrtägigen intervallen. Der Hausarzt stellt eine Leberaffektion
fest; behcudelt mit warmen Umschlägen. Die Fröste verschwinden
nicht; ein kinzugezogenor zweiter Arzt diagnostiziert aus dem Fieber-
verlauf ohne Blutuntersuchung eine Malaria. Es beginnt eine
Chininbehandlung; die Fieherattacken verschwinden: der Kranke wird
auf Reisen geschickt zur Erholung. In den ersten Reisetagen er-
neute Schüttelfröste; Rückkehr nach Hause; erneute Chininbehand-
lung. Jetzt Auftreten von Urinbeschwerden (der Kranke litt an
einer Phimose). Starke Schmerzen im Unterleib. Schließlich kann
er nicht mehr Urin lassen. Vergeblicher Katheterismus; Blut aus der
Harnröhre. Warme Umschläge auf den Leib, Morphium. Zwei Tage
kein Urin, nu: tröpfelnd, starke Schmerzen, Leib gespannt, Haut wird
am Unterbauch und den Schenkeln rot, gespannt, Scrotum ebenfalls.
Jetzt Konsultation eines dritten Arztes: Ausgesprochene Urininfil-
tration bei Prostataabsceß. Incision des Abscesses: Entleerung
enormer Nengen Eiter und Urin. Exitus!
Zugegeben, daß diese beiden Fälle Ausnahmen sind, so er-
hellt aus ihnen um so mehr die Notwendigkeit der Einrichtung
von Stellen zur Überwachung der Malaria, als sie in einer großen
Stadt und bei Ärzten vorgekommen sind, die zwar vielbeschäftigt
waren, aber die Einrichtung bakteriologischer Untersuchungs-
stelen an der Hand hatten und bewährte ältere Herren
waren, die ihre „Privatpraxis“ gut versorgten. Wenn erst die
Fürsorgestellen für Malariakranke bekannt werden, so werden
sie ebenso nutzbringend sein wie diejenigen für Lungenkranke
oder die Beratungsstellen für Geschlechtskranke; daß sie aueh
von den Kranken aufgesucht werden, dafür bürgt der Umstand,
daß die jetzt in Deutschland befindlichen Malariakranken dureh
die Bank Kriegsbeschädigte sind und sicher bei jedem Anfalle
sich an die Stellen wenden werden, wo sie Behandlung bekom-
men können. Von welcher Behörde aus allerdings diese Organi-
sation geschaffen werden soll, ist eine Frage, die man zurzeit
noch offen lassen muß.
l Die Erstlingsfieber im Felde gehörten selbst verständlich
ins Lazarett zur Stellung der Diagnose und zur Durchführung
der ersten systematischen Chininbehandlung; wie oft in Deutsch-
land auch jetzt noch Neuinfektionen auftreten werden, entzieht
sich vorläufig noch unserer Kenntnis; treten sie auf, so gehören
auch sie in stationäre Behandlung. Sekundäre, schwere Anämie,
komplizierende Erkrankungen mit Beeinträchtigung des Allge-
meinzustandes, vollends das Schwarzwasserfieber, gehören eben-
falls zur stationären Therapie. Alle anderen Kranken können
durch ambulatorische Überwachung der Blutveränderungen und
dementsprechende Chininverordnung, die zweckmäßig in der
Form eines „Chininkalenders“ dem Kranken in die Hand gegeben
wird, genügend vor Verschlimmerung geschützt, und wenn sie
vernünftig sind und die Chinindosen einnehmen, auch der Heilung
zugeführt werden. Die letztere Gewißheit, daß die Kranken das
Chinin wirklich nehmen, sowie die, daß das Chinin nicht dureh
verschlechterte Resorptionsbedingungen (Durchfälle, unlösliche ü
Tabletten) unausgenützt den Darmkanal verläßt, müssen unter
allen Umständen vorhanden sein; die Sorge, daß Chininneben-
erscheinungen auftreten, braucht nur gering zu sein. ?
Über die Wirksamkeit der verschiedenen „Chinincuren
und der neuerdings in Aufnahme gekommenen -Salvarsanbehand“
lung sind die Ansichten noch recht schwankend; wenn auch die
Gefahren der Chininschädigung durch intermittierende Behand-
lung sozusagen verschwunden sind, so ist die stets beobachtete
Tatsache, daß trotz der besten Chininbehandlung immer wieder
Anfälle auftreten, Veranlassung gewesen, sowohl nach der Ur-
sache dieser Erscheinung zu suchen — hier tritt die Chininfesti-
gung der Plasmodien in ihr. Recht —, als auch durch Modifika-
tionen der ursprünglichen Methoden und durch Einführung neuer
Mittel die Wirksamkeit der Therapio zu steigern. i
Unter Einhaltung der Vorsichtsmaßregeln, die als allgemein
gültig, immer wieder als Grundbedingung für die Chininwirksaf
keit angeschen werden (siehe oben), bin ich in 65,6 % | Den
Fälle mit der von Nocht ursprünglich angegebenen Schein?
tisierung derChinandarreichung zunächst ausgekommen, allerdind”
mit der Einschränkung, daß ich in einer Anzahl Erkrankunn
‘die Kur nach dem achtwöchigen Schema wiederholen pu eD
in einer weiteren die Dosen erhöhen mußte und in einer UF hr-
Reihe schließlich zu einem Schema greifen mußte, das nach Sen
wöchiger Chininpause eine zweimal achttägige Chininverordnung
nach untenstehendem Schema angiht. l
link: 23. März. ee ehe, : 1919: — MEDIZINISCHE KLINIK = Nr. i2. ` a 333 =
hörten, Kask 7 Ä Es ergibt sich also nach der Häufigkeit der ‘Anwendung je: | hervorgeht, auch bei meinem Krankenmaterial nur zeitweise und
olipyelitte T nach eh Aa E I RS . vorübergehend. anfallfreie Perioden eintraten, .von Heilung möchte EN
iain f pach 14 Tagen Ohininpauses o o? a eimo aweke Xur- ich in keinem’ Falle sprechen, so Elaube ich: doch, die Resultate,
gem Fidei y> I. Sechs Tage fünfmal 0,3; drei Tage Pause; sechs "Tage fünfmal m die D auer der Symptomlosigkeit, das heißt der fehlenden .
Tabea f- 0,8, drei Tage Pause, dann sechs-Wochen: vier Tage viermal 0,3, drei Anfälle, anbetrifft, dadurch in etwas gebessert zu haben, daß ich Mn
3 verschrülh Tage Pause. Kr 97T die Leute nach Abschluß der Kur. noch längere Zeit beobachtete. i A
us den Bin | II. Längere Pausen. nach längerem, erfolglosem ` Chinin- | - Diese Beobachtung erstreckte sich stets noch auf wenig- ERRA
beginn 0 gebrauche, dann drei Tage viermal 0,3, drei Tage fünfmal 0,3, drei |-stens vier Wochen, während welcher Zeit die Leute die Arbeit e,
r Krale sil | Tage sechsmal 0,3, sieben ‚Tage Pause; darauf. Wiederholung der. | aufnahmen ‘und regelmäßig ärztlich kontrolliert wurden. Ich SEM
ka Ohinindarreichung in, der gleichen Weise . wie vor der Pause, © -| halte diese Kontrolle und. Gewöhnung an Be
vanke ita Ich will dabei hervorheben, daß ich mich nicht in allen | Körperanstrengung für ein durchaus not- Pa:
hließlich kam |" Fällen strengstens an ‚diese starren Vorschriften gehalten habe, wendiges Postulat, bevor man die Leute DE
Bitaud I. sondern die Chinindosen in einzelnen Fällen. etwas ‚erhöht, nie | zum ‚Dienst oder. jetzt zur Arbeit entläßt.. Bei allen ne,
p Im it jedoch über 1,8 g herausgegangen bin, bei verstärkten Chihinkuren | Malariafällen . mit noch: so gründlicher. Behandlung‘: wird Hi
nt, Haut vi aber nie über drei Tage Pause eingeschaltet habe. In einer klei--| man mit wiederkehrenden Fieberattacken rechnen müssen; es .ist Ein.
tum ebenik neren Anzahl von Fällen war es nötig, wegen der in den chinin- | bekannt, daß Anstrengung, Märsche, besonders Eisenbahnfahrten, ` or
ene Urini freien Perioden zwischen zwei „Chininschemata“ andere thera- | sehr leicht, zu erneuten Anfällen führen und nicht zu selten - er- Hi
s; Entlang I. peutische Maßnahmen einzuschalten, weil mehrere Anfälle infolge | lebte man es, daß als dienstfähig aus dem Lazarett, entlassene
| zufällig auslösender (provozierender) Ursachen hintereinander ein- | Kranke auf der Reise zum Truppeniteil oder in. Heimatsurlaub
sind, 9 setzten und den Zustand des Kranken so ungünstig machten, da- | erneute. Anfälle bekamen und. einer erneuten Behandlung: zuge-
Eine) etwas getan werden mußte. Sehr gute Resultate habe ich dabei | führt.werden mußten. Oder der erste Arbeitsversuch führte prompt =
einer gil | von intramuskulärer, oder noch prompter von einmaligen intra- zu einem Fiebėranfalle. Diesem unangenehmen und unzweck- '
jbesehäl © venösen Urethanchinininjektiönen gesehen; im allgemeinen wird | mäßigen Vorkommnis entgeht man mit größerer Sicherheit, wenn eda
ersuchun } man ja diese Applikationsart den schwersten, eventuell komatösen |. man nach Abschluß einer typischen Chininkur die Leute noch ‘ ai :
go Hmp Formen vorbehalten, doch halte ich den Arzt für berechtigt, sie in | längere Wochen unter Gewöhnung an körperliche Arbeit und EN
mare! . der oben angegebenen Weise anzuwenden, zumal ich Schaden ^ Anstrengungen unter ärztlicher Aufsicht behält. ` En a
om und Nebenwirkungen nie sali, wohl dagegen prompte entfiebernde |. : 8. Als letzten Bunkt meiner heutigen Ausführungen möchte ich a,
jgenkat \ Wirkung. | = 2 E mit einigen Worten auf. die. Diagnose, besonders. der latenten Ma- Birgot y
EEJ ` Ganz ohne Wirkung zeigte sich mir das Methylenblau; ich | 'laria, zu sprechen kommen.. . Wie schon während des Krieges unter paar
, Und | habe es in Fällen gebraucht, die nach schematischer Chinin- | dem Krankenmaterial eines jeden Malarialazaretts eine größere. EIT
ken i } darreichung mit erneuten Anfällen erkrankten, um über die Zeit, | Anzahl von Leuten war, die behaupteten, im -Dienst Anfälle ge- Bin!
p A 5 in der Chininpausen erforderlich waren, hinwegzukommen, aber | habt zu haben, oder solcher, die nach eben überstandener Chinin- Br;
g DB : nie einen auch nur entfiebernden Erfolg gesehen; in den zwei | kur. über erneute ‚Attacken klagten, ohne daß -primär die Unter- a
se O | Fällen von Trigeminusneuralgie, die ich zur Behandlung hatte, | suchung Anhaltspunkte für eine Malaria ergab, so werden nach- 1
p DIA} erwies es sich ebenfalls als unwirksam. 2 7 ‚| träglieh eine Reihe. von. Leuten ‘auftauchén, die, um Renten- RRi
D E Veranlaßt durch eine Mitteilung ven Coglievinat) | ansprüche stellen zu können, behaupten, eine Malaria akquiriert B
sie: machte ich bei wällen, die-in Chininbehandlung' oder nach abge- | zu haben, und ferner wird es unter den`früher an Malaria erkrankt B
pif schlossenen schematischen Chininkuren rezidivierten, Gebrauch | gewesenen -eine Reihe geben, die die zuständigen ärztlichen N.
pð; © von Neohexal in 4 % iger ‚wäßriger Lösung intravenös in | Stellen aufsuchen mit Angaben über erneute oder gehäufte An- nih EAM Hi a:
gt Mengen. von 10,0 cem, wobei ich mich bezüglich der Dosierung | fälle, die dasselbe negative > Untersuchungsresultat aufweisen de ee
gait » - | ee an die von | wie an en nn Die Een und Aneprich 4 il a;
a . 3 ’ Soglievinage- | dieser Leute als berechtigt anzuerkennen, wird man erst aù | see
hr | A ARTISTIT] gebenen Vorschrif- Grund des Ausfalls der Blutuntersuchungs- und Provokations- Heulen aaa 2 S
Y E „Me SINSılll II i ten hielt; die Jah- | methoden imstande sein; andererseits aber sind diese Methoden ge- ERINE: j
y | = Ts AETH | | reszeit der Anwen- | eignet, negative, eindeutige Resultate zu liefern. | | |
AR 34 MAK 3 q ij dung waren die | Auf Grund meiner Tätigkeit als Gutachter über die Fragen,
MR 5; ALH] INT is ag EE -~ Monate September | wie sie im vorigen Abschnitt aufgeworfen sind, komme ich zu
J 4 AN | N 7 Y ATANA RANON A] bis November. In | dem Schlusse, däß die Blutuntersuchung vielfäch allein die Dia- >
H] Kl M] Å NI | MMM M etwa 40 Injektionen | gnose wahrscheinlich machen Kann. Selbst weni wenig zahl-
(let | Br ER fand ich es durch- | reiche Parasiten dem suchenden — vielleicht nicht absolut 'sorg-
yö! aus wirkungslos, während die nach Beendigung der Neohexaldar- | fältiẸẹ 'suchenden — Auge entgehen, so ist Hämoglobinbestim-
in reichung einsetzende Chininbehandlung prompt entfieberte, wie die | mung, Feststellung pathologisch veränderter Erythrocyten und
JW; ‚vorstehende Kurve zeigt. | Auszählung der Leukocytenformel leicht und fast obne Fehler-
Di — . Ganz wesentlich besser waren die Erfolge mit Neosalvarsan, | quellen. Von allen diesen lege ich auf die letztere den größten
Be das ebenfalls intravenös je viermal in Abständen von acht Tagen | Wert: eine auffällige Mononucleose hat mir in 31 Beobach-
| und Mengen von 0,45 g injiziert wurde; diese Mengen waren | tungs- und Gutachtenfällen stets durch weitere klinische Behand-
Tue Mir durchaus ausreichend, nachdem ich anfänglich viermal 0,6 œ | dung gesicherte Diagnosen der Tertianaform ermöglicht; die Tro-
g: gebraucht hatte; größere Dosen — wie es z. B. empfohlen würde, | pica ist so Selten, daß sie kaum ins Gewicht fällt; ist sie vor-
b einmal 0,9 — habe ich nie angewandt. Ausgewählt zu. dieser | handen, so ist sie oft mit Tertiana gleichzeitig anwesend oder
j Behandlung habe ich solche Fälle, die aus anderen Lazaretten | man erkennt sie mit Hilfe der Provokationsmethoden. Eine ganze
w wt Chinin vorbehandelt zu mir kamen und häufige Anfälle hatten, | Reihe von diesen sind angegeben worden. (Bekannt ist, daß
T oder solche, die trotz beaufsichtigter Chininmedikation häufiger re- Eisenbahnfahrten bei Malariakranken, die während der Behand- `.
2 aldivierten. Von 45 Fällen dieser Art bekamen sechs bald nach Ab- | lung in ‚Urlaub fuhren, fast stets, besonders in den zu Anfällen
j schluß der Neosalvarsanbehandlung wieder erneute Anfälle; diese | ‘prädisponierten Jahreszeiten, zu Anfällen führten.). Von- den
Fi würden darauf meist der unter II. angegebenen Chininbehand- | sonstigen Methoden habe ich Höhensonnebestrahlung: und Adre-
F wg unterzogen und blieben dann frei; die übrigen 39 blieben, | nalininjektion!) als praktisch und in. den Resultaten zuverlässig
| Solange sie in Beobachtung waren, ohne Anfälle; sie wurden ent- | gefunden. Wir haben die Milz der Höhensonnebestrahlung in -der
üblichen Art in steigenden "Zeiten ausgesetzt, in anderen Fällen `
Adrenalin 1,0 der käuflichen. Lösung ein oder mehrere Male
m H obne daß Plasmodien wieder auftraten.. Hier möchte ich-
SchlieBend bemerken, daß ich nach den ersten Beobachtungen,
E
A fliche
1 & welchen auch nach Neosalvarsan rasch neue Anfälle ein- | subeutan injiziert Während bei den Höhensonnefällen bei zu-
}
nehmender Intensität und Dauer der Bestrahlung immer ein An- '
fall auftrat, wenn überhaupt Malaria vorhanden. war, habe ich in
| zwei Fällen gesehen, daß nach mehrmaligen Adrenalininjektionen
kein Anfall auftrat, auch keine Parasiten im Blute, während die
nach sechs Tagen später vorgenommene erste Höhensonnebestrah- `
lung einen. sofortigen Anfall bewirkte, Ist demnach das Adrenalin-
Ba Fai jede N eosalvarsanbehandlung mit gleichzeitiger inter-
oh er Chininkur kombiniert habe. $ Fermer muß. hervor-
A Kerle den, daß unter den nur mit Chinin behandelten Kran-
die in ge waren — die Zahl kann ich nicht mehr feststellen —,
anderen Lazaretten schon. mit Neosalvarsan behandelt waren.
Wenn also, wie auch aus den oben angeführten Tatsachen
Ba En Y Sehittenhelm und Schlecht (l. e).
3) Ther. d. Gegenw. 1918, °° |
2
. N
284
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
23. März.
verfahren auch nicht absolut eindeutig in seinen Resultaten, so '
ist es doch so bequem anzuwenden und in der überwiegenden
Mehrzahl der Fälle so gut zum Ziele führend, daß ich es zurzeit
als die Methode der Wahl bezeichnen möchte; ist man bei nega-
tivem Ausfalle der Adrenalinprobe auch durch die Blutunter-
suchung nicht seiner Sache sicher, so muß man eine Höhensonne-
bestrahlung anschließen, die dann sicheren Aufschluß geben wird.
Zusammenfassung:
1. Zur erfolgreichen Malariabekämpfung ist in Deutsch-
land Mückenvernichtung notwendig. |
2. Durch Parasitenträger und Kranke mit latenter Malaria
ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, daß in den nächsten Jahren
in Deutschland noch zahlreiche Neuerkrankungen an Malaria
auftreten werden.
. 3. Die erste Chininkur, sowie Behandlung komplizierender
Erkrankungen muß stationär erfolgen; nach der Entlassung
müssen die Kranken überwacht und mit nicht zu schwerer Arbeit
beschäftigt werden.
4. In der Mehrzahl der Fälle genügt zur Behandlung der
Rezidive eine Nochtsche Kur; führt sie nicht zum Ziele, sollen
verstärkte intermittierende Kuren versucht werden. Bei besonde-
ren, schwer zu beeinflussenden Erkrankungen mit häufigen An-
fällen trotz überwachter Chinindarreichung ist Neosalvarsan wir-
kungsvoll. Methylenblau und Neohexal sind wirkungslos.
5. Malariastationen oder -ambulatorien sind zur Diagnose
und Therapie weiterhin dringend erforderlich.
6. Als Provokationsmethoden sind besonders Adrenalin-
injektionen und Höhensonnebestrahlung zweckmäßig.
sequenzen so überaus schädlichen Ansicht kann nicht eindringlich
und oft genug Front gemacht werden. (Über die Gründe einer
negativen Wassermannschen Reaktion bei deutlich bestehender
Syphilis siehe unten) Beim Primäraffekt ist der klinische Be-
fund — und ist dieser nicht absolut deutlich ausgeprägt — der
ven maßgebender Seite erhobene Spirochätenbefund ausschlag-
gebend. Von diesem Standpunkt aus ist die Berechtigung von
Beratungsstellen für Geschlechtskranke von seiten der Landesver-
sicherungsanstalten durchaus im zustimmenden Sinne zu begrüßen.
Noch segensreicher wäre ihr Wirkungskreis, wenn sich der dia-
gnostischen auch die therapeutische Tätigkeit anschlösse. Denn so
einfach wie in früheren Jahren ist jetzt die Luesbehandlung
nicht mehr. Früher war für diese ein gewisses Schema ge-
geben — entweder chronisch intermittierende Behandlung nach
Fournier-Neißer oder symptomatische Behandlung. Zwischen
diesen beiden Methoden konnte der Arzt je nach seiner wissen-
schaftlichen Überzeugung wählen. Heute, wo der Spirochäten-
befund und die Wassermannreaktion eine so bedeutende Rolle
spielen, ist die Syphilisbehandlung durchaus nicht mehr so ein-
fach und bedarf, wenn einem Kranken wirklich geholfen werden
soll, einer reichen Erfahrung, nicht nur auf diesem Behandlungs-
gebiet, sondern auch — es klingt fast banal es zu sagen — einer
Beherrschung aller Sondergebiete der Medizin, da es kaum ein
Organ gibt, das von der Lues verschont bleibt. Da aber die Be-
herrschung aller Sondergebiete eine Utopie ist, so scheut der ge-
wissenhafte Syphilidologe nicht, im gegebenen Falle einen Patienten
von einem, beziehungsweise mehreren Ärzten verschiedener Fächer
untersuchen zu lassen. Wenn der Arzt, die Grenze seines
Könnens sich vor Augen haltend, nach diesem Grundsatz ver-
fährt, so wird das Bestreben, möglichst viel Syphiliskranke der
Heilung entgegenzuführen und außerdem soziale ‘Schäden zu ver-
hüten, besser erreicht, als wenn diese Sorgfalt außer acht ge-
lassen wird. Diese Mahnung, sich der Grenzen seines Könnens
bewußt zu sein, entspringt nicht theoretischen Grübeleien. Sie ist
Aus der Syphilispraxis.
Von
San.-Rat Dr. Edmund?Saalfeld, Berlin.
Die großen Fortschritte, welche die Syphilislehre in den
letzten Jahren zu verzeichnen hat, sind nicht in dem Maße Al-
gemeingut der Ärzte geworden, wie es im Interesse der Kranken
wünschenswert wäre. Bei Konsultationen und Besprechungen mit
Kollegen stößt der Dermatologe häufig noch auf Anschauungen,
‘die mit den gegenwärtig von der modernen Wissenschaft ange-
nommenen in Widerspruch stehen, deren Befolgung die Kranken
zu schädigen imstande ist. Im folgenden sollen einige Erfahrungen,
die ich in dieser Hinsicht machen konnte, mitgeteilt werden.
Es würde mancher Schaden verhütet, mancher Fall von
Syphilis einer schnellen und tatsächlichen Heilung zugeführt
werden, wenn jeder Arzt es sich zum Grundsatz machte, jede
scheinbar noch so unbedeutende Veränderung am Genitale, jede
kleinste. Erosion oder Geschwürsbildung als suspekt auf einen
Primäraffekt anzusehen. Bei einer jeden derartigen Veränderung
soll — wenn es sich nicht deutlich um eine andersartige Erkran-
kung handelt — mit der Möglichkeit eines Primäraffekts geredhnet‘
werden. Ergibt die Untersuchung nach Giemsa oder Burri
auch ein negatives Resultat, so muß die Untersuchung im Dunkel-
feld herangezogen werden, da hierbei nicht selten noch ein posi-
tiver Spirochätenbefund erzielt wird. Ist aber die Spirochäten-
untersuchung mit Schwierigkeiten verknüpft — z. B. weil das
Geschwür bereits antiseptisch behandelt war — oder aber wegen
geschlossener Sklerose oder unter lokaler Behandlung verheilten
Geschwürs unmöglich, so empfiehlt sich, wenn die Lokalität es
nur einigermaßen gestattet, die Excision des vermuteten Primär-
affekts. Am schnellsten, und ohne Assistenz zu benötigen, ge-
schieht dies — auch wieder, wenn die Stelle geeignet ist —
durch die galvanokaustische Schlinge unter Lokalanästhesie. Das
exeidierte Stück wird dann mikroskopisch untersucht. ` Ist der
Primäraffekt schon längere Zeit lokal behandelt, so kann seine
typische Struktur schon so verändert sein, daß man zu einem
sicheren Urteil nicht gelangt. Hier empfiehlt sich die Schnitt-
färbung auf Spirochäten vorzunehmen, wobei bis weilen noch
auf einen positiven Befund zu rechnen ist. Wie wichtig der
letztere ist, erhellt aus der Tatsache, daß bei einer im ersten An-
fang des Primäraftekts eingeleiteten Allgemeinbehandlung — bei
noch negativer Wassermannscher Reaktion — die Möglichkeit
einer Abortivheilung der Lues besteht. Und hier bat der Der-
matologe nicht selten dem praktischen Arzt gegenüber Schwierig-
keiten. Noch immer wird von manchen Ärzten angenommen, daß
eine negative Wassermannsche Reaktion das Nichtbestehen einer
Lues bedeutet. Gegen diese durchaus falsche, wegen ihrer Kon-
. eine Salvarsanbehandlung überflüssig sei.
vielmehr — es muß leider gesagt werden — in Erfahrungen der
Praxis begründet. £
Durchführung der Behandlung ausschließlich bis zum Schwinden
der Symptome, wird jetzt nur noch von sehr wenigen Dermato-
logen befürwortet.
Eine rein symptomatische Therapie, das heißt
Diese Art der Behandlung steht, von be-
stimmten Ausnahmen abgesehen, mit dem gegenwärtigen Stande
der Wissenschaft in direktem Widerspruch. Und doch begegnen
wir einer schlecht oder unvollständig durchgeführten Syphilis-
behandlung bedauerlicherweise trotz aller Fortbildungsvorträge
noch häufig genug. In dieser Beziehung habe ich die schlechtesten
Erfahrungen nicht bei den praktischen Ärzten, sondern bei Spezial-
ärzten der verschiedensten Fächer gemacht. Ist das erkrankte
Organ von den sichtbaren Erscheinungen der Lues befreit, 5°
wird nicht selten der Irrtum begangen, anzunehmen, jetzt Se
eine weitere Behandlung überflüssig. Daß Syphilissymptome fast
Stets unter einer Hg-Kur zurückgehen, ist ja eine allgemem be-
kannte Tatsache, sie gestattet doch aber nicht den Schluß, daß
Nach den Erfahrungen,
die wir im Laufe von neun Jahren gesammelt haben, muß un.
Standpunkt eingenommen und festgehalten werden, daß in jedem
Syphilisfalle, wenn nicht besondere Gegenanzeichen vorliegen,
eine kombinierte Quecksilber-Salvarsankur durchgeführt werden
muß. So selbstverständlich diese Forderung erscheint und tat-
sächlich ist, so zeigen doch die Erfahrungen aus der Praxis, da
danach leider nicht immer gehandelt wird. Und daran ist DI
allein die Indolenz der Patienten schuld. Die Technik der Salvar-
saninjektionen ist durchaus nicht einfach, wie bisweilen- ange-
nommen wird. Fast ausschließlich stehen die maßgebenden
Dermatologen auf dem Standpunkte der intravenösen Salvarsan-
injektionen und wiederum die meisten wenden wegen der Ban:
fachheit der Applikation Neosalvarsan (eventuell auch Salvarsan
natrium) an. Wer viel derartige Injektionen ausgeführt, weiß, der
sich manchmal hierbei Schwierigkeiten einstellen, daß hun in
Kleinigkeiten zu berücksichtigen sind. Wer täglich solche A
jektionen zu machen hat, benutzt jetzt wohl ausschließlich a
Lösung des Mittels kleine Mengen Wassers, die er mit un
Rekordspritze injiziert. In jedem Falle muß mit einer kleinen Dosis
begonnen werden, um die Toleranz des Patienten dem Mittel gege
über zu erproben. Wird es gut vertragen, so kann gestioen
werden, bis der Patient eine genügend große Menge ‚len a
erhalten hat. Aber — wie ich es gesehen habe — einem Patien 7
alle vier Wochen 0,15 oder 0,3 Neosalvarsan in 200 cem gelöst, ht
ganzen drei- bis viermal intravenös zu infundieren, entspr?
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
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durchaus nicht dem gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft, | eitrigen Sekret Blut beigemengt ist; -es ist der Ausdruck hyperakuter
ganz abgesehen davon, daß-das Verfahren umständlich ist und | Entzündung der Harnröhrenschleimhaut im vorderen Anteile.
=- — Doch Kann sich auch eine aus der vorderen Harnröhre
stammende Blutung in Form 'einer terminalen Hämaturie äußern,
die sonst als Zeichen einer Blutung der hinteren Harnröhre an-
die Möglichkeit und bei nicht sehr großer Übung die Wahrscheinlich-
gesehen wird. Das sieht man am besten bei: leicht blutenden
keit von Infiltraten gegeben ist, deren Schmerzhaftigkeit bekannt ist.
Wurde mit allem Nachdruck die Ausführung der Spirochäten-
vet UP.
en >. untersuchung in jedem in Frage kommenden. Falle als notwendige |
rechta uf . - Forderung aufgestellt, so ist eine solche dringende Aufforderung | Papillomen der vorderen Harnröhre, wo manchmal am .Schlusse
der Lands £- zur Gonokokkenuntersuchung nicht nötig, da sich dieselbe in | der Miction einige Tropfen Blut. aus der Harnröhrenöffnung aus-
ernkemie - weitesten Ärztekreisen bereits eingebürgert hat. Aber auch die | treten, Dies. erklärt sich auf folgende Weise: Im Ruhezustand
iwtk Gonokokkenuntersuchung. darf im Falle von Sekretion der Harn- | blutet das Papillom gar nicbt oder so wenig, daß das Blut nicht
oso, Dans röhre nicht vernachlässigt werden, da ‚durch die Untersuchung | am Orifieium zutage tritt, bei der Miction jedoch. wird. die Blutung -
esbehandie E nicht nur die Diagnose Gonorrhöe gesichert wird, es sich vielmehr | verstärkt und das Blut beim Zusammenlegen der Schleimhaut am
Scham eh bisweilen im gegebenen Fall nicht um eine Gonorrhöe, sondern Schlusse der Miction 'nach vorn geschoben. Ähnliches kann ‚auch
and w y um andere Affektionen, in erster Reihe um einen Primäraffekt der |; bei der Urethritis peracuta anterior vorkommen. . |
ung, mE Urethra handeln kann. Be In der Regel jedoch stammt das Blut in der letzten Urin-
sine Hat die Spirochätenentdeckung eine völlige Umänderung der portion bei der Gonorrhöe aus der hinteren Harnröhre und gehört
Giel Syphilistherapie bewirkt, so hat die zweite bedeutende Entdeckung | zum Symptomenkomplex der Urethritis, acuta posterior. Die Er-
tende BE auf diesem Gebiete, die. Wassermannreaktion, nicht minder an- | klärung für ihre Entstehung gibt Finger in folgender Weise:
pel 9È regend und reformatorisch auf die Syphilislehre eingewirkt. Die | „Durch die tonische Contraction der Muskulatur der Pars posterior
olfen ve Wassermannreaktion kann aber nur dann Nutzen stiften, wenn sie | befindet sich die Schleimhaut derselben in relativ: anämischen Zu-
Behand in jedem einzelnen Falle vom-Arzt richtig bewertet wird. ‘Und: | stande. Läßt.nun bei der Harnentleerung diese Contraction nach,
j- in dieser Hinsicht -begegnet man noch häufig genug irrigen An- | so wird das Blut in die entzündete Schleimhaut in erhöhtem Maße
s ymi schauungen. Es kann nicht oft genug betont werden, daß bei | einströmen und durch den Druck. der am Schlusse der Miction
herdet . einem frischen Primäraffekt die Wassermannreaktion negativ ist | folgenden krampfhaften Contraction der Sphincteren wird die ge-
Wine i und negativ sein muß. Ein positiver Ausfall der Wassermann- | schwellte, stark hyperämische Schleimhaut natürlich leicht zur
RN’ reaktion ist erst dann zu erwarten, wenn eine genügende Anzahl | Blutung gebracht werden.“ BEN ua
aai © von Spirochäten in den Organismus eingedrungen sind, wozu ein Ich habe nun während: des Krieges, besonders während des
ug). Zeitraum von ungefähr sechs Wochen nach. der Infektion erforder- | letzten Jahres, Hämaturien bei Gonorrhöe beobachtet, welche von
ah? ; lieh ist, Solange dies nicht der Fall ist, haben sich noch nicht | diesem Typus abweichen. Ohne hämorrhagischen Ausfluß, also-
naeh genügend Reagine gebildet, um die Reaktion positiv ausfallen | ohne daß eine auffallende Blutung der vorderen Harnröhre. besteht,
a, u lassen. Für das Einsetzen der Behandlung beim Primäraffekt | sind beide Urinportionen, bei der Dreigläserprobe alle drei Portionen
eT ist also nicht der positive serologische, sondern der Spirochäten- | trüb blutig, wobei die letzte Urinportion den stärksten Blutgehalt
spl „befund maßgebend. Ähnlich wie beim Primäraffekt liegen die | haben kann; es ist also nicht bloß, der Harn, welcher mit.den
a Verhältnisse bei Fällen von alter Syphilis. Wir finden bei viele | letzten Contractionen ausgepreßt wird, blutig, sondern der Blasen-
m Jahre nach der ‚Infektion aufgetretenen tertiären Erscheinungen | harn selbst ist bluthaltig, es blutet somit auch.in den Intervallen
Pe der Haut, wie z. B. gummöser Syphilis oder bei Ulcera cruris eine | zwischen den Mictionen. In einer Reihe von Fällen war die
re negative Wassermannreaktion, trotzdem das klinische Aussehen | Blutung so abundant, wie sie bei stark blutenden Tumoren der
To dem Geübten die Diagnose Syphilis unzweifelhaft erscheinen. läßt. Blase, bei. blutender Prostatahypertrophie vorkommt — es tritt der
Mf) Die Erklärung für den negativen Ausfall der Wassermannreaktion | Eiter hinter dem Blute zurück und wird von demselben verdeckt.
A entspricht der beim Primäraffekt, In gummösen Hauterkrankungen Dabei wird das Blut bei längerem Verweilen in der Blase. dunkel,
Ne befinden sich tatsächlich nur sehr spärliche-Spirochäten. Dem- | der Urin sieht daher manchmal so aus, wie man ihn in früheren
sn entsprechend sind auch — diese Hypothese hat am meistens für | Zeiten als charakteristisch für Nierenblutungen angesehen hat,
u, sich — bei diesen alten Fällen in. den übrigen Körpergeweben. zu Die subjektiven Beschwerden sind die einer hochgradigen
„ge! wenig Spirochäten vorhanden, als daß deren Endotoxine imstande | Urethritis posterior und Cystitis. Die Cystoskopie ergab, daß die
wo waren, die Wassermannreaktion positiv gestalten zu können. ` Um | Blutung nicht aus der Blase und nicht aus den Nieren stammt,
I bei Erkrankungen ‘mit negativer Wassermannreaktion, in denen | sondern aus der hinteren Harnröhre und vom Sphincterrand, der
N! aber der Verdacht einer Lues besteht, allen Anforderungen zu | stark Ödematös, oft, mit bullösem Charakter; sonst ist die Blase
a m echen, machen wir gegebenenfalls eine provokatorische | diffus akut. entzündet, aber nicht hämorrhagisch. _Die Urethroscopia .
bt pavarsaninjektion und. erzielen nicht selten bei einer zweiten | posterior, mit Erfolg nur unter Irrigation ausführbar, ergab in zwei
a ntersuchung ein positives Resultat. Man kann sich diesen Vor- | Fällen, in denen sie vorgenommen wurde, .die Erscheinungen hyper-
U T Je ungezwungen so erklären, daß durch die Salvarsaninjektion | akuter Entzündung mit Hämorrhagien, Ödem- des Sphincter- .
ge waige irgendwo verankerte Spirochäten mobilisiert werden und | randes,; kein Papillom, keinen Polypen, Die Prostata ist in den
(T Be ihr em Freiwerden ein positives Resultat der Wassermann- | Fällen palpatorisch nicht auffallend affiziert. Hiermit scheint das_.
Bw. a tion bedingen. Es-muß also immer wieder darauf hingewiesen | klinische Bild dieser Urethritis gonorrhoea hae-
f erden, daß der negative Ausfall der Wassermannreaktion keines- | morrhagica nicht vollständig. Die Steigerung der Erschei-
in wegs eine Syphilis ausschließt. _ | h ar ' nungen gegenüber der terminalen Hämaturie betrifft nämlich nicht
b eveni Soll aber das Resultat der Wassermannreaktion wirklich zu- | bloß die Intensität der Blutung, sondern auch ibre Dauer.
2 i ana sein, so muß. sie von einem zuverlässigen Untersucher - Während wir sehen,. daß die terminale Hämaturie gewöhn-
j Stelle ührt werden. Des weiteren ‘möchte ich ‘aber auch an dieser | Jich nur einige Tage oder etwas länger als eine Woche, dauert,
e Ford schon mehrfach früher, immer wieder von neuem die | beobachten wir, daß bei der Urethritis posterior haemorrhagica
reaktion © uistellen, daB, um die Sicherheit der Wassermann- | eine mehrwöchige Dauer, auch bis zu zwei Monaten und dar-
j P a damit ihren Wert auf-eine möglichst hohe. Stufe zu | über, nicht so selten ist, wenn konservativ vorgegangen wurde,
» e zur Ausführung der Wassermannreaktior notwendigen | sodaß immer und immer wieder der Gedanke auftauchte, es be-
stehe neben der Gonorrhöe, die selbstverständlich bakteriologisch `
agentien, soweit es praktisch möglich. ist, einer staatlichen
Kontrolle unterstellt werden, A e PE
Aus dem Reservespital Nr. 2 in Wien,
(Kommandant: Oberstabsarzt Dr. Weiß berg).
Gonorrhoea urethrae haemorrhagica.
festgestellt wurde, noch ein anderer Prozeß, ‚sei es Tuberkulose,
sei es Stein oder Tumor. Wir bekamen auch manchmal die Fälle
mit diesem Verdacht auf die Abteilung. Es wurde übrigens auch.
daraufhin untersucht und in.keinem der Fälle etwas anderes als
Gonorrhöe festgestellt. Außerdem sahen: wir ja häufig das Krank-
heitsbild unter unseren. Augen sich ausbilden und wieder voll-
ständig ausheilen. - | |
ich auf die Differentialdiagnose zu sprechen.
Von $
Bo Damit komme i
Dr. A. Glingar , Regimentsarzt d. Res, | Das Krankheitsbild ist ohne. weiteres klar, wenn es\sich während
| Abteilungschefarzt. er | der Gonorrhöe unter eigenen Augen entwickelt. Gewöhnlich be-
dnichts | ginnen die Erscheinungen mit einer terminalen Hämaturie und
eltener treten
s0 se ingen bei der männlichen Harnröhrengonorrhöe sin |
das ist nn Esch bekanntesten ist der sogenannte russische Tripper,
orm, bei welcher dem mit der Harnröhre austretenden
bilden sich rasch zu oben. geschilderter Stärke. aus, s
sie gleich -plötzlich in voller Intensität auf, |
-
Din a er nr er en Deu ur
nd nenne 2 ste en ren
.- >o -r ame
286
Schwieriger ist die Entscheidung dann, wenn der Fall im
Höhestadium zur Beobachtung kommt. Es handelt sich dann nicht.
bloß darum, die Gonorrhöe nachzuweisen, was aus dem Ausfluß
oder dem Sediment leicht ist, sondern auch die anderen Möglich-
keiten, die ich oben erwähnte, auszuschließen; die Anamnese läßt
vielfach im Stich, Von Bedeutung ist das Fehlen von Tuberkel-
‚bacillen im Harnsediment bei reichlich positivem Gonokokkenbefund.
Die Cystoskopie gibt dann weiteren Aufschluß, schließlich erweist
der Erfolg der später angegebenen Therapie ziemlich bald die
relative Harmlosigkeit der Blutung. Um weitere Zweifel auszu-
schließen, wurde in fast allen Fällen auch die Röntgenuntersuchung
vorgenommen und nie ein kalkdichtes Konkrement nachgewiesen.
Mikroskopische und chemische Harnuntersuchung ließ Nephritis
ausschließen.
Der Verlauf gestaltet sich, wenn man konservativ vor-
geht, in der Regel so, daß die Blutungen unter styptischen Mitteln
þei Bettruhe sich etwas bessern, dann ohne besonderen Anlaß
wieder stärker auftreten. Mit wechselnder Stärke kann der Zustand,
wie schon erwähnt, bis zu zwei Monaten und darüber fortbestehen.
= Die bei terminaler Hämaturie so wirksame Behandlung mit
Tropfeninstillationen von !/«—1°/,igen Lapislösungen in die hin-
tere Harnröhre hatten gar keinen oder nur vorübergehenden Erfolg.
Ich ging nun zur Anwendung des Verweilkatheters über, der, ein
bis drei Tage liegengelassen, die Blutung zum Stehen bringt oder
auf ein sehr geringes Maß herabdrückt. Die bestehende Urethritis
auch mit starker Sekretion bildet kein Hindernis für den Verweil-
katheter, er wird, wenn über. die ersten Stunden mit Morphin
hinübergeholfen wird, gut vertragen und manchmal angenehm
empfunden, da der quälende Harnzwang wegfällt. Ist die Blutung
auf diese Weise gestillt oder herabgesetzt, dann erweisen sich die
Lapiseinspritzungen äußerst wirksam. Es werden 2—5 ccm einer
!u—120/,igen Lösung jeden oder jeden zweiten Tag in die leere
Blase und hintere Harnröhre eingespritzt. Es klärt sich der Urin
rasch, und der weitere Verlauf ist gewöhnlich ein günstiger, soweit
es sich um Blase und hintere Harnröhre handelt. Manchmal
kommt es vor, daß auch die sonstige Gonorrhöe rasch vollständig
erlischt. Im anderen Falle wird nach Ablauf der stürmischen Er-
scheinungen die Gonorrhöe nach den üblichen Methoden weiter-
behandelt. Komplikationen wie Epididymitis oder Prostatitis sah
ich durch den Verweilkatheter nicht auftreten —- in einzelnen Fällen
war es nötig, zwei Katheterperioden mit einem katheterfreien Inter-
vall anzuwenden. | |
= Ich möchte noch erwähnen, daß Milch-, NaCl- und Vaccine-
injektionen in keinem Falle einen Erfolg hatten. In einem Falle
trat nach mehrwöchigem Bestande der hämorrhagischen Ure-
thritis — den Verweilkatheter verwendete ich damals noch nicht
— auf intravenöse Injektior von Neosalvarsan Dosis I sofortiger
Umschlag der Erscheinungen und Heilung binnen 14 Tagen ein,
sodaß gleich andere Patienten mit denselben Erscheinungen eben-
falls um Neosalvarsan baten; leider blieb der Erfolg nur auf den
einen Fall beschränkt. Eine Erklärung kann ich nicht geben.
Lues lag weder klinisch noch serologisch in den Fällen vor. Die.
Methode der Wahl ist Verweilkatheter mit nachfolgenden Lapis-
einspritzungen. |
| Was schließlich die Ätiologie anlangt, so wurden alle in Be-
tracht kommenden Faktoren ins Auge gefaßt. Essentielle Hämo-
philie lag in keinem der Fälle vor. Arteficielle Manipulationen
durch innere oder äußere Mittel waren ausgeschaltet. Auffallend
ist, daß solche Fälle meines Wissens im Frieden nie beobachtet
wurden, Es bleibt eigentlich nur die sich immer häufiger als
Agens verschiedener Erscheinungen entpuppende Änderung der
Ernährung beziehungsweise Unterernährung übrig, die zu einer
stärkeren Permeabilität oder Fragilität der Gefäße führt. Vielleicht
ist ein Analogon in der hämorrhagischen Form der Grippe zu
finden, die ja so oft mit heftigem Nasenbluten und hämorrhagischer
Pneumonie einhergeht. _
nn nn nn
Aus der Chirurgischen Abteilung des Elisabeth-Krankenhauses Essen
B | (Chefarzt: Dr. Croce).
Eiweißmenge und -quotient im Ascites.
| Von |
Dr. Steiger, Sekundärarzt.
In seiner Ausführung über den Eiweißgehalt des Bauch-
wassers hat Hoffmann in Dorpat die Frage aufgeworfen, wie-
weit man aus der Probepunktion Feststellungen auf Diagnose und
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
Soldat
23. März.
m—— mn a
Prognose einer Krankheit machen könne. Die Antwort war für
beide fast negativ: die gleichen Zahlen und ihre selben Schwan-
kungen wiederholten sich bei Wassersucht auf der verschiedensten
Grundlage!). Biologisch viel interessanter ist ein anderer Weg:
statt der Gesamtmenge bestimmt man nur die beiden Eiweiß-
hauptbestandteile. So findet man ein Überwiegen des Albumins
über das Globulin und umgekehrt. Jetzt lautet die Frage nicht
mehr, wie groß ist die Menge des Gesamteiweißes, sondern wie
viele Teile Globulin kommen auf ein Albumin; wie groß ist der
Eiweißquotient: das Verhältnis vom Serumalbumin zum Globulin,
und weiter: darf die gefundene Zahl bei der Beurteilung des
Krankheitszustandes in Rechnung gesetzt werden, und dies mit
oder ohne klinisches Krankheitsbild?
Für den Harn haben frühere Forscher weitgehende Unter-
suchungen angestellt und die Resultate in Leitsätzen zusammengefaßt.
die für jeden Nierenkranken und dessen Geschick gelten sollen. Da-
nach ändert sich der Eiweißquotient in den verschiedenen Stufen
der Nierenentzündung: in der Besserung soll er an-, bei Ver
schlechterung dagegen absteigen. Sinkt er unter 1, so wird die Heil-
aussicht eine schlechte, während sein Wachsen als gutes Zeichen an-
gesehen wird. Dabei ist das Verhalten des Quotienten dem „Esbach
gegenüber vielfach ganz entgegengesetzt.
Für die Untersuchung des krankhaften Bauchwassers haben
wir uns des farbentechnischen Verfahrens von Autenrieth
bedient ?). Dessen Prinzip besteht in der Scheidung von. Globulin
und Albumin durch Ausfällen von ersterem mit gesättigter Am-
moniumsulfatlösung und in der Berechnung der colorimetrischen
Einzelwerte mit Hilfe der Biuretprobe. |
Wegen des reichlichen Eiweißgehaltes verdünnt man die Bauch-
flüssigkeit auf die zehofache Menge i %iger NaCl-Lösung, mischt
gründlich mit Ammoniumsulfat und läßt einen Tag stehen. (1,5 Ase.
= 15 Lösungen + 15 Ammoniumsulfat.)
Serumalbumin: Die überstehende Flüssigkeit wird durch ein
doppeltes Filter gegossen, eine abgemessene Menge (20 = 1 Ast)
mit wenigen Körnchen Ammoniumsulfat versetzt und lange im Wasser-
bade gekocht. 80 Tropfen. 25%iger Essigsäure bringen dann das
Albumin zur flockigen Ausscheidung. Filtrieren bis zur völligen Klar-
heit. Biuretprobe.
Globulin: Nachschütten des gesamten Restes durch das Doppel-
filter bis zur wasserhellen Klärung. Entfernung des im Filter auf-
gesaugten Albumins durch vielfaches Nachgießen von halbgesättigter
Ammoniumsulfatlösung bis zur negativen Eiweißprobe des Filtrats.
Auflösen des Globulinniederschlags mit 6 % iger NaCl-Lösung: am besten
so, daß 10 ccm öfter durch- und dann immer wieder 5 ccm nach-
gegossen werden bis zur Gesamtmenge von 40 ccm. Kochen IM
Wasserbade und fünf Tropfen 8% iger Essigsäure fällen das Globulin I
großen Flocken aus. Filtrieren, Waschen mit kochendem Wasser,
Biuretprobe. i
Während sich Albumin in 3%iger NaOH leicht löst, bildet
Globulin eine äußerst zähe, glasige, gallertige Masse. Man schütte
immer wieder die ersten 10 cem NaOH durch, bis von der Masse fast
nichts mehr zu sehen ist und beschleunige die Lösung durch Umrühren
mit dem Glasstab. Dann erst gieße man jeweils 5 ccm Lauge nach
bis zur Gesamtmenge von 40 bis 80 ccm. Auf je 10 cem Eiweiß:
laugenlösung kommen jetzt vier Tropfen 20 % iger Kupfersulfatlösung.
Mischen, stehenlassen, Ablesen der Skala. Für das Albumin genügt
meist Auflösung in 10 bis 20 ccm NaOH.
‚ Läßt man die Frage nach der Zuverlässigkeit des Eiweib-
quotienten für die Prognose der Nierenkranken auch vorläufig
offen, so ist doch physiologisch die Tatsache recht auffallend, d
sich im Harn das einemal 10, 20, ja 30 Teile Globulin auf nur
einen Albuminteil finden, während im anderen Albumin un
Globulin sich das Gleichgewicht halten, oder letzteres 508a". ar
das Vielfache überwiegt. Den Spielraum im Aseites zeigen
folgende Fälle:
—
. BEN: Glo- | Gesamt- | ont Ausgang f
Name |Atter Krankheit | bumin bulin | eiweig | Quotient e
i n i | : R 1
1. Schmidt | 54 | Perlt. Ca. 16,4 | 20,8 | 37,2 om |t n. 6 WON
2. Brink. 46 | Genit. Ca. ` 1f | 14 28 1 sawa Tg.
3. Müller Tbk. Polyseros. 10 | 10 2 Lo 15 Woch.
4. Grebe 2 |Porit. Tuberkul. 84 | 21 p 394 0,80 T n 4 Woch.
ö. Vorh | 2| „ 3 16 215 875 0,14, T 7 Mon.
6. Misch. ° 8 | ? i 1 | 22 43 0,9 N Nesserb
T Melden; | 2 x a 4 | 151.89 Lo NY ‘Schule
. Vigano 3 i ig 36 sn ojtsfähl
0. Höling | 16 | 7 a oona] N citstählk
z gar n i RR s ‚gestellt.
Sämtliche Fälle sind durch Operationen oder Sektionen sieherge:
Fälle von Autenrieth:
: Chron. Nier. ! 135 | 10,8 24,8 |
i
Soldat j |
| | Lebereirthose | 547! 132° 9,49
1,86. |]
1.31 j
1) Arch. f. Anat. u. Phys. und Arch. f. klin. M. 1879, 5.
2) Autenrieth, Über colorimetrische Bestimmungs™
M. m. W., 1917,.Nr. 8.
78.
thoden.
=> °. 01919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12..
| werden soll, sọ müssen wir vor allem die Frage über die
Die Zusammenstellung der Eiweißmengen ergibt. für chir- .
urgische Fälle durchschnittlich einen weit höheren Eiweißgehalt | Schädlichkeiten der Allgemeinnarkose kurz
Im übrigen steigen die Zahlen auf und ab und.| streifen. . _ u u RT a + |
J Da sowohl. Chi oroform als auch Äther große An-
forderungen an-den Organismus, besonders an Herz und Lunge
"stellen, so wurden zur Vermeidung. von Todesfällen während der
‚Operätiion Kontraindikationen gegen die. Allgemein-
narkose und damit aucli gegen die Operation aufgestellt, deren
Einhaltung auch heute 'noch:von den Anhängern der. Allgemein-
narkose ‚verlangt wird. Aber auch bei normalem Herz- und
als für innere.
sind ohne Zusammenhang mit dem’ Ausgang. - Selbst bei Tuber-
kulose, also innerhalb derselben Krankheitsform,. ist der Unter- -
schied zu gering, um eine Gesetzmäßigkeit. formen zu können.
Die Tatsache allein, daß eine Bauchflüssigkeit. einen bestimmten
r
Eiweißgehalt hat, sagt demnach weiter gar nichts. Ä
Wie verhält sich hingegen der Eiweißquotient? Zunächst
geht er dem Eiweißgehalt keineswegs parallel, sondern. in der |
Größe vielfach entgegengesetzt. So große Schwankungen wie im | Lungenbefund .erwachsen bei einer großen Bäuchoperation dem
‚Patienten aus der Allgemeinnarkose unzweifelhafte Schäden, die
sein 'Leben. unmittelbar nach der Operation bedrohen können, die
bisher unter dem Ausdruck Operationsshock zusammen-
gefaßt. wurden, -die aber, wie .ich auf Grund meiner Erfahrungen
wiederholt ausführen konnte, nichts anderes darstellen als eine
.protrahierte Narkosewirkung, welcher Auffassung
auch Hackenbruch und Reinhard unbedingt beistimmen.
Harn, zwischen 33 und 40, kommen. nicht vor. Die Breite beträgt
bis jetzt nur 1,7, ist also gegenüber dem Urin auffallend klein.
Die Kranken mit dem Eiweißquotienten unter 1,6 sind bis-
her mehr oder weniger rasch gestorben, die mit dem Quotienten
darüber leben noch und gelten “als klinisch geheilt. Höfing mit
der Höchstzahl ist arbeitsfähig, : Vigano besucht die Schule. Bei
beiden ist fast ein Jahr seit der Untersuchung verflossen. Am
besten charakterisiert den Unterschied zwischen Quotienten und | Diese schädigende. Komponente kommt ganz besonders in jenen
Menge der Vergleich zweier Fälle: Höfing und Schmidt haben | Fällen zur Geltung, wo bereits eine Darmlähmung und Peritonitis
annähernd den gleichen Gesamtgehalt, der Eiweißquotient zählt | besteht, in welchen Fällen der Ausgang 'zum großen Teil von der
dagegen in einem Falle 2,4, im anderen nur 0,79. Letzterer ist | Menge des Narkoticums, das heißt d&s Chloroforms abhängig ist.
nach sechs Wochen gestorben, der erste ist arbeitsfähig. Recht |. Da das Chloroform’ den Blutdruck ganz besonders
interessant waren die Fälle Misch. und Grebe: infolge der be- | herabsetzt, so ist die Verwendung desselben bei allen Fällen
sonders günstigen sozialen Umstände ging es Misch. während vier | von Peritonitis und Darmverschluß wegen der.
Monate nach der Operation recht gut. Vollständige Genesung | bereits bestehenden Blutdrucksenkung unbedingt zu vermeiden,
schien sicher zu. erwarten, nur der auffallend niedrige Eiweiß- |' da sonst im Augenblick der Eventration nach dem Aufhören des
quotient war der einzige warnende Fingerzeig. Der Heilfortschritt. | intraabdominalen.Druckes eine lebensgefährliche Blutdrucksenkung
machte denn auch plötzlich halt, nach sieben Monafen erfolgte | als gemeinsamer Effekt. resultiert. Auf Grund meiner Erfahrungen
der Tod. Ähnlich bei Grebe, dessen Bauchfelltuberkulose bei der | kann ich meine feste Überzeugung dahin aussprechen, daß die
Operation relativ 'gutartig aussah. Schon nach wenigen Wochen | bisher..in vielen Fällen so schlechte Prognose der Ope-
trat aber rasch fortschreitende Verschlechterung ein, die ebenfalls | ration wegen. akuten Darmverschlusses.und Peritonitis wesentlich
| -| besser werden könnte, wenn die Allgemeinnarkose mit Bil-
zum Tode führte, ` | | | R
Der Eiweißquotient ist also in jedem Falle verschieden. Es | rothmischung zum sogenannten „Annarkotisieren“ ganz ver-
~ bedeutet aber gewiß mehr als Zufall, daß im kranken Bauchwasser | mieden, aber auch die tiefe Äthernarkose ebenfalls wegen der
das einemal zwei und drei Teile Globulin auf.ein Teil Albumin | Blutdrucksenkung ausgeschaltet und -durch die Lokalanästhesie
~ kommen, während sich anderwärts beide Eiweißarten gleich zu | mit Unterstützung eines ganz oberflächlichen Ätherraüsches, der
gleich stellen, oder das Albumin gar negativ wird. Man darf in | direkt excidierend wirkt, ersetzt würde. Es ist sicher kein Zu-
diesem Verhalten wohl die Folge einer tiefgreifenden Veränderung | fall, daß ich seit. drei Jahren im Garnisonspital
Nr. 2 keinen einzigen Fall von Darmverschluß
und diffuser Peritonitis.nach Appendixperfo-
ration trotz langer Dauer zwischen Perforation
und Operation trotz schlechtem Allgemein-
befinden verloren. habe. | | |
© Dem Chloroform kommt -weiter eine ganz besondere
Bedeutung für das Entstehen von schweren. postopera-
FÜ 4 ni | i tiven Herz-, Nieren- und vor allem anderen. Leberschä-
Aus dem Garnisonspital Nr. 2 in Wien gungen zu, die auch. bei. sonst glattem Verlauf schließlich zum |
(Kommandant: Ob.-St.-A. Dr. Scheid D). j| Tode führen können. Ich stimme in dieser Hinsicht vollständig
| | :| den’ Ansichten von Stierlin und Sprengel bei, welche auf
n | Grund eigener schlechter Erfahrungen auf diese Nachteile des
Der Wert der Lokalanästhesie bei den großen | T Sehl Ih |
B h ti Chloroforms hingewiesen und die Verwendung von Chloroform be-
aucnoperatonen. Zu: sonders, bei akuten ‘Erkrankungen des Bauches als Kunstfehler
i bezeichnet haben. SON a Br
Die tiefe Äthernarkose hat als Hauptnachteil die
schwere Reizung der Lunge, durch welche es auch bei
vorher ganz normalen Lungen zur Pneumonie kommen kann,
deren Verlauf durch gleichzeitige Schädigung . der Herzkraft un-
günstig beeinflußt werden kann. Aus diesem Grunde ist es eigent-
lich ganz logisch, daß die Gefahr einer Narkose mit Billroth-
mischung, bei welcher sich die Schädlichkeiten des Chloroforms
auf das Herz und des Äthers auf die Lunge summieren, noch viel
größer sein muß. Zur Erreichung einer wirklich tiefen. Narkose
braucht man. sehr große Mengen von Äther; mit der
Menge und dem.Konzentrationsgrad aber wächst auch die Schäd-.
lichkeit desselben. Es ist‘ daher "fast selbstverständlich, diese
Äthermengen nach Möglichkeit herabzusetzen bis zur vollkommenen
‚Unschädlichkeit derselben, was wir durch die Verwendung- der
Lokalanästhesie erreichen können: = | E
die Lokalanästhesie
des Eiweißmischungsverhältnisses im Blute sehen. Ist der Eiweiß-
quotient niedrig,_ so kann man von vornherein sagen, daß der
Betreffende schwer krank ist und braucht das klinische Krank-
heitsbild gar nicht zu kennen. Die Größe “des Eiweißquotienten
ist für den Heilverlauf von Bedeutung, derart, daß eine Wechsel-
er zwischen Eiweißquotienten und Schwere der Erkrankung
‚ besteht, | | T
/
« Von
St.-A. Dozent Dr. Hans Finsterer,
Chefarzt der Chirurgischen Abteilung.
In den letzten Jahren. hat sich. die Erkenntnis der Bedeutung
der Lokalanästhesie langsam durchgerungen. Für kleinere Ope-
rationen hat sich die Lokalanästhesie bereits vollkommene An-
erschafit, bei den großen Operationen, bei welchen
uch die "Technik. der Lokalanästhesie größere An-
forderungen stellt, hat sie noch immer nicht jene Beachtung ge-
funden, die sie eigentlich verdient, Das gilt ganz besonders für
Ben, lang dauefnden Bauchoperationen, bei denen gerade der
die gro
Verlauf von der Art der Anästhesie, ob Allgemeinnarkose (speziell
Chloroform) oder nicht, abhängig ist. Ich habe diese. Ansicht be-
vor fünf Jahren in meiner Probevorlesung zum Ausdruck
erkennung v
allerdings a
reits
„ gebracht und kann sie heute auf Grund meiner bisherigen, Er-
i ahrungen vollkommen aufrechterhalten. Bee Bei den Bauchoperationen hat
Bis in die neueste Zeit wurde die Lokalanästhesie bei den | hinsichtlich ihrer Technik. eine allmähliche Verbesserung erfahren.
| Das. ursprüngliche Verfahren der Schleichschen Infiltra-
tionsanästhesie an der Schnittstelle, das z.B. Bakes an-
„ron nur wenige Autoren (Bakes, wendete, habe ich wegen seiner Nachteile (kurze Wirkungsdauer,-
8 h inhard) für dieselbe eintreten. Wenn wir die Frage ent- | keine Wirkung in der Umgebung) vollständig verlassen und ‘durch
c eiden Sollen, warum die für den Operateur so bequeme All- | die Leitungsanästhesie der Bauchdecken ‚. durch:
gemeinnarkose durch die weniger bequeme Lokalanästhesie ersetzt fächerförmige Infiltration einer. halbprozentigen Novocainlösung am
stoßen Bauchoperationen auch von Braun, dem Begründer der
Modernen Lokalanästhesie, von Härtel und Anderen abgelehnt,
Hackenbruch,
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‚ohne Spannung machen.
- anästhesie und der hohen Sakralanästhesie, die besonders von den
288
E
1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
28. März.
lateralen Rectusrande ersetzt, wodurch auch das Perito-
neum lateral von der Schnittfläche unempfindlich wird.
Durch genaue Beobachtung am Menschen hat sich gezeigt,
daß das Peritoneum der vorderen Bauchwand am
empfindlichsten ist, das Peritoneum der hinteren Bauch-
wand und auch das Mesenterium weniger empfindlich ist, daß die
Manipulationen am Magendarm, selbst wenn kein Zug ausgeübt
wird, vollkommen schmerzlos sind. Wir brauchen also bei einer
Laparotomie für die Eröffnung desPeritoneums
und für dieBauchnaht die tiefste Narkose, wäh-
rend bei der Operation am Magen und Darm die Narkose voll-
ständig aussetzen kann, eine Tatsache, die ja längst bekannt ist.
Durch eine richtige Leitungsanästhesie am lateralen
Rectusrande können wir sowohl den Bauch schmerzlos
eröffnenalsauchdieBauchnahtschmerzlosund
Wir ersparen also selbst
dann, wenn wir für die Orientierung im Bauche etwas Äther ver-
wenden, das meiste an Narkotieum. Es ist ganz selbst-
verständlich, daß wir auch die zu dem betreffenden Organe
führenden Nerven durch Injektion von Novocain an
die Wurzel des Mesenteriums, also beim Magen in
das kleine Netz, beim Darm in das Mesenterium selbst,
zu unterbrechen haben. Auf diese Weise gelingt es, die meisten
Operationen schmerzloes auch ohne Allgemeinnarkose durch-
zuführen, vorausgesetzt eine genaue Einhaltung der Regeln der
Lokalanästhesie,
Das Peritoneum der hinteren Bauchwand kann man dadurch
unempfindlich machen, daß man durch Injektion von Novocain in
die Nähe der Spinalganglien die zum Splanchinus führenden Ner-.
ven unterbricht. Da diese Methode der paravertebralen
Leitungsanästhesie komplizierter ist, daher leichter Ver-
sager gibt, die dabei verwendete Novocainmenge größer ist, SO
wende ich sie in der Regel nur dann an, wenn Äther auch in
geringster Menge wegen schwerster Bronchitis kontra-
indiziert ist. Auf die Leitungsanästhesie in Form der Lumbal-
Gynäkologen bevorzugt werden, soll hier nicht näher eingegangen
werden.
Auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen bin ich in meiner
schon früher ausgesprochenen Ansicht bestärkt worden, daß wir
durch die Lokalanästhesie.nicht bloß imstande sind, anch sonst
verlorene Fälle, bei welchen die Allgemeinnarkose kon-
traindiziert ist, noch zu retten, sondern daß wir
auch unsere Resultate in den übrigen Fällen durch die Lokal-
anästhesie bedeutend verbessern können. Von dieser Über-
zeugung, der übrigens auch Adam, Hackenbruch, Rein-
hard mehr weniger beipflichten, kann mich auch der Umstand
nicht abbringen, daß Pfanner an dem Material der Klinik von
Haberer neuerdings den Nachweis zu erbringen sucht, daß die
Lokalanästhesie durchaus nicht jene Bedeutung für den Verlauf
der Laparotomie habe, welchen ich ihr auf Grund meiner Erfah-
rungen beimesse +). |
Der postoperative Verlauf ist nach der Lokal-
anästhesie auch bei den großen und noch so lange dauernden
Operationen ein auffallend guter, der sogenannte Opera-
tionsshock fehlt fast vollständig. Pfanner führt nun als Gegen-
beweis die Tatsache an, daß manche Patienten am Abend nach
einer einfachen Appendektomie in Lokalanästhesie erbrechen
und sehr übel aussehen. Dabei wird allerdings nicht gesagt, ob
die Leute vor der Operation oder eventuell auch später Morphin
subeutan erhielten, auf welches allein bekanntlich viele Leute auch
ohne Operation mit großer Üblichkeit und Erbrechen reagieren.
Wenn diese Üblichkeiten vergangen sind, so sehen diese Patienten
am nächsten Morgen auch nach den größten Operationen oft so
frisch auf, als ob sie überhaupt nicht operiert worden wären. Wer
viel solche Fälle gesehen hat und zum Vergleich die Erfahrungen
aus den früheren Zeiten der tiefen Billrothnarkose heranzieht,
der wird mir ohne weiteres diesen Satz bestätigen können.
Das Auftreten von Magendarmatonien mit ihren
Folgezuständen, dem Erbrechen, ‚der Peritonitis wird
durch die Ausschaltung des Chloroforms und der
tiefen Äthernarkose fast ganz verhindert, vorausgesetzt,
daß nicht in einem kalten Saal operiert wird. Ich kann daher
1) Die Redaktion der W. kl. W. hat meine sachlichen Erwiderungen
` auf die Augriffe Pfanners zur Veröffentlichung nicht angenommen,
sodaß ich nicht in der Lage bin, die genaue Widerlegung der einzelnen
Punkte dem gleichen Leserkreis zu bringen. = l
auf Grund meiner Erfahrungen der Ansicht Pfanners nicht
beistimmen, daß die Dauer der Operation maßgebend
sei für das Auftreten der Atonie. Von jenen gefährlichen
Atonien, die trotz aller Therapie schließlich ad exitum geführt
haben, sind jene vorübergehenden Verhaltungen von Stuhl und
Winden zu trennen, die in erster Linie durch einen Sphincter-
krampf bedingt sind, die durch das einfache Einführen eines
Darmrohrs behoben werden können. Wenn eine Frau, die seit
Jahren an Obstipation. leidet, deswegen immer Abführmittel
nimmt, nach der Operation durch zwei bis drei Tage eine ge-
wisse Darmträgheit zeigt, so wird man sich darüber nicht wun-
dern und auch über das Schicksal nicht im geringsten aufzuregen
brauchen.
Die von mir vor fünf Jahren aufgestellte Behauptung, daß
durch die Ausschaltung der Allgemeinnarkose
auch die tödliche Peritonitis vermieden werden
kann, da für das Entstehen derselben die geringen Infektionen
durch Eröffnen des Magens und Darms nicht genügen, wenn
man nicht die natürlichen Schutzkräfte des
Peritoneums durch die Vergiftung der Allge-
meinnarkose vorübergehend vernichtet, kann
ich auch heute noch auf Grund meiner Erfahrungen im Garnison-
spital Nr. 2 vollständig aufrechterhalten. Trotz äußerst un-
günstiger Verhältnisse, trotzdem in der letzten Zeit
Zz. B. die meisten Hernien eiterten und auch bei den großen Lapa-
rotomien Bauchdeckenabscesse nicht so selten waren,
habe ich doch in den letzten drei Jahren unter
70 Magenresektionen wegen Carcinoms bezie-
hungsweise Ulcus und unter 25 Diekdarmresek-
tionen keinen einzigen Todesfall an Perito-
nitiserlebt.
Es ist übrigens ganz auffallend, daß v. Haberer be
74 Magenresektionen wegen Ulcus in Lokal-
anästhesie keinen Todesfall an Peritonitis
hatte, obwohl da gerade schwächliche Leute darunter waren, wäh-
rend bei den 72 Resektionen in Narkose fünf töd-
liche Peritonitiden beobachtet wurden. Es wäre inter-
essant zu erfahren, ob diese Fälle wirklich in reiner Äther-
narkose operiert wurden oder ob nicht auch hier zum „AR-
narkotisieren“ und zum Schließen der Bauchhöhle vorüber-
gehend Mischungsnarkose (Chloroform) verwendet wurde. Ni cht
die Schnelligkeit der Operation entscheidet
das Schicksal, sondern die Exaktheit derselben,
vorausgesetzt, daß man die Widerstandskraft
des Organismus nicht durch die Allgemein:
‘narkose schädigt. Von diesem Erfahrungssatze ausgehend,
habe ich auch stets bei allen meinen Magenoperationen nur die
drei- bis vierschichtige Naht mit Knopfnähten angewendet mit
sehr enger Distanz von 3 bis 4 mm und nur die Schleimhautnaht
wegen der Blutstillung fortlaufend gemacht. Es ist selbstver-
ständlich, daß diese sehr genaue Naht viel mehr Zeit erfordert,
als wenn man fortlaufend und nur in zwei Reihen näht, aber
diese Naht muß unter allen Umständen halten,
eine Nahtinsuffizienz ist unmöglich.
Die postoperativen Lungenkomplikationen
können zwar auch nach der Lokalanästhesie vorkommen, weil
bereits vor der Operation eine chronische Bronchitis
bestanden hat oder wenn infolge äußerer Verhältnisse der Patient
nach der Operation über lange kalte Gänge gebracht werden oder
direkt in einem kalten Operationssaal operiert werden muß, WO j
sich wie jeder andere Mensch einer akuten Erkältung aus-
setzt. Es ist aber ganz selbstverständlich, daß der Ver lau
dieser Lungenkomplikationen nach Lokalan-
ästhesieoperationen viel günstiger ist als nac
der Narkose und tödliche Pneumonien bei Lokalanästhesie
fast nie zur Beobachtung kommen. Am schönsten hat das
Reinhard durch die Gegenüberstellung von je 150 Fällen mit
gleichem Leiden, gleicher Operation, die einerseits in Lokal-
anästhesie, andererseits in Narkose operiert wurden, bewiesen.
Während von den 150 narkotisierten Fällen 19 an
Pneumonie starben, im ganzen 12,6°/, M ortalitäb,
war bei der Lokalanästhesie die Mortalität
Pfanner ist nun anderer Ansicht. Nach ihm ist die
Lokalanästhesie ganz machtlos gegenüber den post-
operativen Retentionspneumonien. Das ist natürlich absolut nica’
einzusehen, Gewiß ist bei bestehender chronischer Bronchitis 488
Aushusten nach der Operation absolut notwendig ZUT-
DE re ET Ar FE
ne er Re er, ne
\ ‘ ee 4 ta
ee en ET A N = EM ee > a. . E 5 ;
Bl © 28. März bu Tia 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. U 289° En o
‚nners nel Verhütung der Pneumonie, es hängt also von der sorgfältigen | Daß bei den Resektionen in Lokaälanästhesie Todes- N
maßgebend E- Nachbehandlung alles ab. Es ist aber wirklich nicht einzusehen, | fälle an Herzschwäche überhaupt fehlen, während bei Be
n gelährlihe F warum es ganz gleichgültig sein sollte, ob man die chronisch | den in Narkose Operierten drei Todes fälle an Herz- Ba; 8!
viton gef È entzündete Bronchialschleimhaut durch eine länger| schwäche zu verzeichnen sind, ist um so.mehr, zu betonen, 7 VORREI
von Stuhl ud F dauernde und tiefe Äthernarkose reizt ‘oder ob: inan in |,als doch bei diesen drei Fällen die Herztätigkeit vor der 11 E A
Sphincter $- Lokalanästhesie operiert und dabei eventuell für Augenblicke: | Operation eine ganz gute gewesen sein muß, da die Fälle 1 DR
nführen es E ganz oberflächliche Äthernarkose verwendet. Ist es doch | sonst wegen der bestehenden Kontraindikation. gegen. die. Al- i l ARE
Yau, de E ein allgemein anerkannter Grundsatz, daß die Schädlich- | gemeindarkose abgelehnt worden. wären. Ich habe die ‚persönliche 1 AAR
- Abführmitd E keiten des Narkoticums mit der Menge, mit dem | Ansicht, daß. diese drei Todesfälle. sich hätten l De
age eie œ f.. Konzentrationsgrad, zunehmen.‘ Wenn Pfanner verm ei den lassen, wenn man sie nic h't nàr ko tiş iert, BRE are
ridt f- ` wieder den ganz falschen Lehrsatz von Gottstein | hätte. Ob in diesen drei Fällen zur Narkose Äther allein oder N:
p aea È und Henle, daß durch die Lokalanästhesie die Lungenkompli- | auch Billrothmischung verwendet wurde, darüber gibt Pfanner ! en
| .- kationen nicht vermieden werden können, wie ein Dogma zitiert, | leider keinen Aufschluß, > ae E E a R | Ei
aptur, gi obwohl ich auf die Unrichtigkeit dieses ‚Satzes wiederholt hinge- Meine eigenen Erfahrungen haben mich immer mehr von der pan Pea
pnarkoe f_ _ Wiesen habe, und wenn Pf anner es ‚nicht der Mühe wert findet, kolos sal en L eist ungsfähigkeit der , Lok ala n- Ban: Bl.
ai yerda $- :- wenigstens zu prüfen, ob meine Behauptung auch wirklich richtig | ästhesie bei den großen Bauchoperationen über- PiE ar
ist, so ist das nur ‘damit zu erklären, daß dieser Satz, obwohl | zeugt. Ich verfüge unter meinem ‚Material über mehrere ‚Fälle, i BARRENA
unrichtig, eine Stütze für die Behauptung der Unschädlichkeit der | wo bei alten ganz herabgekommenen Leuten ausgedehnte Magen- BR: 2,
Allgemeinnarkose abgeben soll, . > a | resektionen in Lokalanästhesie mit bestem Erfolg gemacht werden i MERTREE
Der Wert der Lokalanästhesie äußert sich vor allem in den * konnten, Fälle, die von namhaften Professoren der Chirurgie den | FRA E RTE
besseren Erfolgen bei den großen Laparo- | Angehörigen gegenüber als vollkommen inoperabel be- I Rn
tomien. Diese meine Überzeugung findet eine Bestätigung in | zeichnet worden waren, bei welchen jegliche Operation für einen PO BEM
den Mitteilungen Reinhards, der über je 150 Fälle berichtet, | Wahnsinn erklärt wurde. Wenn'man den vollkommen glatten ET RRA
die zum Vergleich bei vollständig gleichen Leiden, gleicher Ope- | Verlauf in solchen wirklich verzweifelten Ei RERS
ration und gleichem Allgemeinbefinden in Narkose und Lokal- | Fällen mit offenen Augen sieht, dann muß man ein über- - EE 3:
> anästhesie operiert wurden. Während die Gesamtmortalität | zeugter Anhänger. der Lokalanästhesie sein und bleiben, IE
bei den 150 in Narkose Operierten 24,2°/, beträgt, war | und muß auch das Bestreben haben, für die Verbreitung ` I -4
sie bei den 150 in Lokalanästhesie Operierten nur 6,7°/ | diesersegensreichen Errungenschaft der neuesten OBEN Fk kif
Ganz besonders auffallend ist der Unterschied bei den Operationen | Zeit zu sorgen.. > 00000 | E pea u -A ER
wegen Cholelithiasis. Hier kommen auf 39 Gallensteinope- | Pfanner hat nach meiner Ansicht ganz grundlos die Be- fii ER
< rationen in Narkose zwölf Todesfälle, während bei 40 Operationen |. hauptung ausgesprochen, meine prinzipielle Verwendung `` (e et.
in Lokalanästhesie nur zwei Todesfälle sich ereigneten. Pfanner | der Lokalanästhesie beruhe. auf einem „von Modereklame etwas | if it g
ist allerdings auch hier anderer Ansicht, indem er auf Grund des. |: angekränkeltem Enthusiasmus“. Wenn man von dem Wert. RAN -4i
Materials v. Haberers zu dem Schlusse kommt, daß kein | einer Sache überzeugt ist, danach handelt BE er
wesentlicher Unterschied zwischen der All- | und in wissenschaftlichen Gesellschaften und MR $: c-
gemeinnarkose und der Lokalanästhesie be- | wissenschaftlichen Blättern seineAnsicht ver- , BEI
tritt, bis. sie anerkannt wird, so ist da doch no
von einer Modereklame nicht zu sprechen. Sicher Eu
stehe, da die Mortalität nur 0,9%, geringer sei. Tatsächlich
inAllgemeinnarkose 11°, während sie bei der Lokal- | wäre es im Interesse der guten Sache, wenn auch in den Tages-
anästhesie- unter 89 Operationen nur 3,4°,, ausmacht. Da- | blättern der Wert der Methode allgemein bekannt würde, da-
mit Pfanner gleiche Resultate erhält, bringt er bei der Narkose | mit die ganz unbegründete Furcht vor den Gefahren der Operation
| endlich verringert werde. Es wäre sicher Aufgabe von volks-
tümlichen Vorträgen und populären .Artikeln in der Pech
-| Tagespresse, die bisher noch immer viel verbreitete Ansicht, zu , Ka
bekämpfen, daß man alte Leute nicht mehr operieren könne, da ua:
‘dieselben eine Narkose nicht aushalten,. eine Operation ohne’ Nar- ji B
. kose aber unmöglich sei.‘ | a g 7 u
ren der Allgemeinnarkose überzeugt ‘ist,
7 . Wer von den Gefah |
hat auch das Recht, jederzeit -dem Patienten gegenüber auf- P
dau
edeutung der Narkose. und Lokalanästhesie für den Verlauf der 1 | |
klärend zu wirken, ihn zu unterrichten, daß eben wegen der Nach-
‚teile die Operation in Allgemeinnarkose zu gefährlich sei. ` Bei er
meinen .Spitalspatienten habe ich bisher eigentlich nie einen ernst- . F
j den,
M
oo Tatsache, daß ei |
en beiden Tabellen einander gegenüberge-
Appendektomie vorkommen), daß die Lokalanästhesie zur |
!
di Stellt wird,
|
athesie die we
I seki Trotzdem sind die Resultate bei den Re-
an “als. et In Lokalanästhesie dreimal besser l ; | | |
A Operateurs abhängig sein mag), dann ist es wohl selbstverständ- |
N Tode a jo lich, daß der Patient von Anfang an die Narkose verlangen wird. N;
ii, während bei den 72 in Allgemeinnarkose. ausgeführten | Ich habe bisher dem Patienten aus voller Überzeugung erklärt, |
| le lonen neun Todesfälle “sich ereigneten, obwohl gerade diese | daß ich selbst mich nie’ anders operieren lassen würde als in
| viel günstiger gelegen” sein mußten. Pfanner erwähnt | Lokalanästhesie, daß ich auch bei den nächsten. Verwandten: nie-
mals eine lange dauernde tiefe Allgemeinnarkose gestatten. würde.
Ich sehe absolut nicht ein, warum.es einen
| nur, daß die
n In-reiner Lok
i l andelte, bei
Boah kun > eine Al
an q où darüber gibt Pfanner keinen Aufschluß, obwohl | ken in seinem Interesse die größte Gefahr
einer Operation abzuwenden bestrebt bin und
Paati
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[4
Buwi mu no nu 2a wor
$ n . Fe A = -.. - Rx =
net re a a aa a a a a a EE ren eh Br Br ` - =
Ei
PRENER
290 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 28. März.
kann, die Operation ablehne, wobei es ihm ja freisteht, zu einem
Chirurgen zu gehen, der über die Gefahren der Narkose anders
denkt. Bei den Spitalspatienten würde ich in solchen Fällen in
einer ganz oberflächlichen Äthernarkose,:in der man
niemals einen Bauch eröffnen kann, die Lokalanästhesie ausführen,
da man bei diesem Vorgehen ganz bedeutend an Narkoticum er-
sparen kann. Bisher war ich allerdings nie gezwungen, von diesem
Vorgang ‚Gebrauch zu machen.
In jenen Fällen, wo die 'Allgemeinnarkose wegen
schwerer Herz- und Lungenerkrankungen usw. kontraindiziert
ist, wäre der Operateur nach Verweigerung der Operation in Lokal-
anästhesie gezwungen, den Patienten unoperiert zugrunde
gehen zu lassen. Gewiß kann man dem Chirurgen keinen Vor-
wurf machen, wenn er die Operation unter diesen Umständen ab-
lehnt. Es erhebt sich aber in allen diesen Fällen die Frage, ob
wirklich der Kranke sich bewußt war, daß mit der Verweige-
rung der Lokalanästhesie auch die einzige Rettungsmöglichkeit,
die Operation, nicht mehr in Frage kommen kann. Ich selbst habe
unter den vielen Patienten, bei denen die Allgemeinnarkose
absolut kontraindiziert war, bei welchen von anderer
Seite auch bereits die Operation abgelehnt worden
war, nicht ein einziges Mal erlebt, daß die Ope-
ration in Lokalanästhesie verweigert wurde.
Freilich muß der Patient wissen, daß einzig und allein
durch die Operation eine Rettung zu erhoffen ist.
Wenn man den Patienten in dem Glauben läßt, daß nach Ab-
lehnung der Lokalanästhesie durch den Patienten und damit der
Operation durch den Chirurgen das Leiden auch durch interne
Maßnahmen geheilt werden könne, so ist es ja ganz selbstver-
ständlich, daß man dann keine Einwilligung bekommen wird. Wird
aber der Patient voll und ganz über den Ernst der Situation auf-
geklärt, so halte ich es fast für ausgeschlossen,
daß ein Patient rein aus Furcht vor der Lokal-
anästhesie die Einwilligung zu derselben und
damit zur Operation verweigert, wenn erweiß,
daß die Operation in Lokalanästhesie möglich ist, daß er ohne
Operation absolut verloren ist. Es wäre sicher
inhuman, den Kranken über den Ernst der Lage vollständig
aufzuklären, wenn keine Rettung mehr möglich wäre. Man
ist aber ebensowenig berechtigt, .bei noch
möglicher Rettung den Patienten durch die
Täuschung über seinen Zustand dem Tode zu
überantworten. Ich verfüge über zahlreiche Fälle, wo die
Einwilligung zur Operation erst nach genauer Aufklärung zu er-
halten war, der Patient sowohl wie die Umgebung mir dafür dankbar
waren, daß ich im richtigen Augenblicke mit der ganzen Energie
die Operationseinwilligung in Lokalanästhesie durchgesetzt habe.
Von den meisten Ärzten wird die Ansicht vertreten, daß
bei Kindern die Lokalanästhesie überhaupt un-
möglich sei, eine Ansicht, die durchaus nicht richtig ist.
Sicher eignen sich nicht alle Kinder für die Lokalanästhesie. Aber
jene Kinder, die ohne Furcht in den Operationssaal gebracht
werden können, deren Aufmerksamkeit leicht abzulenken ist,
können ohne weiteres in Lokalanästhesie operiert werden, wobei
natürlich geringere Mengen von Novocain und dieses nur in
1/4%/oiger Lösung zu verwenden ist. Ich habe unter meinen zahl-
reichen Fällen von derartigen Lokalanästhesien Kinder von 4 bis
14 Jahren, bei denen z. B. eine Umbilikalhernie bei einem vier-
jährigen Mädchen, eine Coecumresektion wegen Cöcalfistel bei
einem neunjährigen Knaben, zahlreiche Appendektomien voll-
kommen schmerzlos und rubig ausgeführt werden konnten, wenn
auch bei der Injektion bei den ersten Nadelstichen etwas Schmerzen
geäußert wurden. | |
Mein Standpunkt der prinzipiellen Ver-
wendung der Lokalanästhesie ist die Folge
eines einfachen logischen Denkens und baut sich
auf folgenden allgemein gültigen Tatsachen auf:
1. Die Sehädlichkeit der Allgemeinnarkose
steigt mit der Menge des Narkoticums und mit
dem Konzentrationsgrad seiner Dämpfe.
2, Bei jeder Bauchoperation ist der schmerz-
hafteste Akt das Eröffnen des Peritoneums der
vorderen Bauchwand sowie die Naht desselben, während
die Operation am Magendarm selbst nicht schmerzhaft ist. Daher
braucht man die tiefste Narkose für die Eröffnun
des Bauches und die Bauchnaht, eine Tatsache, die längst
bekannt ist. |
3. Durch eine richtige Leitungsanästhesie am
lateralen Rande des M. rectus (aber nicht durch die Infiltration
in der Schnittfläche allein) können wir in jedem Fall
den Bauch vollkommen schmerzlos eröffnen,
Bauchspateln schmerzlos einsetzen und selbst
nach zwei bis drei Stunden schmerzlos und ohne
Spannung die Bauchnaht wieder ausführen.
Wir können also durch die Lokalanästhesie selbst dann,
wenn wir für die Orientierung im Bauche vorübergehend Äther
brauchen, an Menge des Narkoticums und vor allem
an der Konzentration desselben das meiste er-
sparen. Da Menge und Konzentrationsgrad die Schädlichkeit
der Allgemeinnarkose bestimmen, so können wir damit un-
bedingt die Gefahren der Allgemeinnarkose
ganz bedeutend verringern beziehungsweise ganz
ausschalten.
Da ich also auf eine so einfache Weise den
größten Teil der Gefahr einer Operation aus-
schalten kann, so halte ich mich auch für verpflichtet,
das in jedem Falle durchzuführen, das heißt jede Laparoto-
mie in Lokalanästhesie auszuführen und wenn
nötig, erst für die weitere Operation vorübergehend ganz wenig
Ather zu verwenden.
Nicht von Modereklame angekränkelter
Enthusiasmus, wie Pfanner behaupte, sondern
eine auf logisches Denken aufgebaute Schluß-
ftolgerung war bisher für mich bestimmend
und wird es auch weiterhin sein, die Lokal-
anästhesie bei jeder Laparotomie zur AN-
wendung zu bringen. Es ist meine feste Überzeugung,
daß man nach zehn Jahren überhaupt nur in Lokalanästhesie
beziehungsweise Leitungsanästhesie, mit eventuell etwas Äther
unterstützt, operieren wird (falls nicht eine neuere noch bessere
Methode gefunden wird) und daß auch Pfanner, wenn er
über eigene Erfahrungen verfügen wird, meinen heutigen Stand-
punkt teilen wird.
Literatur: 1. Adam, D. Zschr. f. Chir. 1915, Bd. 133, S. 1. —
2. Bakes, Arch. f. klin. Chir. 1904, Bd. 74, S. 907 und 1906, Bd. 80, S. 99. —
3. Finsterer, Beitr. z. klin. Chir, 1912, Bd. 81; W. kL W. 1913. Nr. 39
und 1918, Nr. 31: M. Kl. 1917, Nr. 6 — 4. Hackenbruch. Zschr. i
ürztl. Fortbild. 1912, Nr. 20, 21. — 5. Haertel, Neue D. Chirurgie 24,
Stuttgart 1916. — 6 Pfanner, W. kl. W. 1918, Nr. 3 und 31. —
1, einhard P: Zschr. f. Chir. 1917, Ba. 139, S. 110. — 8. Spren i
erh. D. Ges. f. ir. 1913. — 9. Stierlin. Gre i d. Med. u. CMT.
1911. Bd. 28. S. 408. ierlin. Grenzgebiete d. ù |
een
Der Kacepe-Balsam,
ein gutes Einreibemittel gegen rheumatische Schmerzen.
Von
Dr. H. Bell, Berlin.
Die percutane Änwendungsweise erscheint bei rheumatischen
Leiden besonders naheliegend, da sie es ermöglicht, die schmerzende
Stelle unter gleichzeitiger Anwendung einer Massage unmittelbar ZU
beeinflussen. |
An ein solches Einreibemittel müssen drei Grundforderungen 8°
stellt werden: 1. Vermeidung von unangenehmem Geruch. 2. Reizlosig-
keit. 3. Gute Resorption.
An der Beseitigung der Schwierigkeiten, welchen die Erfüllung
dieser drei Eigenschaften begegnete, hat die chemische Industrie in
den letzten Jahren mit Erfolg gearbeitet. Dies ist in den jetzigen Zeit-
läuften mit besonderer Freude zu begrüßen, da unser Arzneimittelschatz
bei dem fast völligen Fehlen von Spiritus und Ölen an den antirheumà-
tischen Einreibemitteln, die sonst gang und gäbe waren, verarmt ist.
. Unter dem Einfluß dieses Mangels habe ich in dem letzten Jahre
in weitgehendem Maße von einem neueren antirheumatischen Einreibe-
mittel Gebrauch gemacht, dem Kacepe-Balsam der Firma Kontor
chemischer Präparate Ernst Alexander. Auf Grund vielseitiger und a
gedehnter Anwendungen bin ich zu dem Urteil gekommen, daß es sie
bei diesem Präparat in handlicher Tubenform um eine beachtenswer®
Bereicherung unseres Arzneischatzes mit einem Salieylliniment hinde
Der Kacepe-Balsam enthält als wirksames Prinzip den Ro
salicylsäurementholester in Verbindung mit Acetsalieyläthylester in de
Salbengrundlage des Lanolins, bietet also den wirksamen Heilstoff in
einer guten Vereinigung mit dem kühlenden Menthol.
\
mn FETT \ w ad = = a `N BE
a orrn ena A Dee ne Ee Ra ua A a a S a E a un = E y $i
23. März. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. `> u 291 u.
thesen |. Der hellgelbe Balsam ist fast völlig geruchlos, verreibt sich leicht | epidemie zurückbleibenden. hartnäckigen . Schmerzen in der Rücken- } BER
ie mitia f ° in die Haut reizt diese — auch bei längerer Anwendung — in keiner | beziehungsweise Lendengegend. - TREE I l a.
dem alt Weise — und erfüllt die Grundforderungen, welche an ein gutes Ein- In günstiger Weise äußerte sich die Wirkung des Mittels bei ei SER Du i;
eröffnen, f reibemittel gestellt werden müssen. Neben diesen ‚Eigenschaften be- | Anwendung in Fällen von Muskelrheumatismen, besonders bei Lum- Eh ESEU
wi Wf ©; sitzt der Kacepe-Balsam ` vermöge seines Mentholgehalts die weitere, | bago. Bei einer schmerzbaften und hartnäckigen Erkrankung an solchem Ha | AR S
und oh daß er auf die Haut eine kühlende und lindernde Wirkung ausübt. | im vergangenen Jabre in Verbindung. mit rechtsseitigen ischiatischen Kr |
el Diese mit dem Auftreten des Mittels unmittelbar eintretende kühlende, | Schmerzen habe ich am eigenen Leibe bei Einreibung mit Kacepe- E o
anästhesierende Wirkung verleiht ihm mit Recht die Bezeichnung Bal- Balsam wesentliche Milderung der Schmerzattacken _erfahren, . was ich- | I ue bi
sam. Von allen Patienten wurde mir diese angenehm empfundene küb- | hier dankbar feststelle. ©- 0 20 ER, Elf di.
lende, schmerzlindernde Wirkung lobend hervorgehoben, die ich’ auch - Bei den lokalen Behandlungsmaßnahmen von rheumatischen Ge- MERE: -i
bei wiederholter Anwendung. bei mir selbst feststellen- konnte. ~ | lenkerkrankungen mit. leichten Massagen und Watteeinpackungen ist R E g
Diese Eigenschaft, welche bei einem Liniment gewiß hoch ein- | ebenfalls. der Kacepe-Balsam ein wertvolles Einreibemittel. ` Dies gilt E: FIG
geschätzt werden muß, mag. auch — um mit einer bestimmten Gruppe, | sowohl für Fälle von akutem' Gelenkrheumatismus, älteren chronischen ` it Ä
von zum Teil leichteren, beschränkteren Fällen, wo der Kacepe-Balsam. | Erkraukungsformen desselben sowie auch für gichtische Affektionen. Ka ni
vor allem auch als Palliativum ängezeigt ist, zu beginnen — seine er- | Bei all diesen Krankheitsbildern wird man neben der Wärme, in welcher : E] ee
folgreiche Anwendung sichern bei Migräne-, Nerven- und Muskel- |. Weise man diese nun auch. anwenden mag, ein anlirheumatisches Ein- ABAE DOTENA
| schmerzen der verschiedensten Art, .bei Schmerzen nach Knochen- | reibungsmittel nicht entraten können. Ein: solches wird hier stets dann E ae
7 brüchen, Verstauchungen, bei Fußerkrankungen entzündlicher Art be- | am besten den zu stellenden Anforderungen gerecht werden, wenn es j Ba UN RNE
~ ziehungsweise auch nach Überanstrengungen. Ich habe in einer gauzen | neben der in den ‚genannten Krankheitsfällen nicht hoch genug. einzu- | N p
Reihe von Krankheits- beziehungsweise'Entzündungserscheinungen dieser | schätzenden Schmerzlinderung die Gewähr einer guten percutanen Auf- . | Bann:
Art von dem Mittel recht gute Wirkungen gesehen. ~ <. | nahme des specifisch wirkenden Salicyls bietet. In beiderlei. Hinsicht Ka Ei:
In ausgezeichneter Weise bewährte sich der Balsam insbesondere | habe ich auch 'bei solchen Krankheitsformen unter Anwendung des IRRE; F
auch in dem genannten Sinne bei den im Gefolge der letzten Grippe- | Kacepe-Balsams Gutes gesehen. De Ad: RAR:
= 2 . ee ; | . | IRB f
ea N - Reieratenteil. = A Zu f N: DEI L
ae Sry A E ‚ Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin Te go À pet u, Hk an
Sammelreiferate. 2... j der sogenannten inneren Varicen aus dem Nerven heraus, wobei i Pal
| | MW ee FE RE: | also dieser zunächst aufgebündelt werden müßte, bedürfte natür- Kae: y
Bericht über -einige chirurgisch-orthopädische Arbeiten, lich. zunächst sehr exakter Diagnosenstellung: : ` | i. DAA
die Behandlung von Nervenverletzungen betreffend. Auf dem Gebiete der Behandlung der Neuralgien, insbe- Is B
Me a en sondere .der durch Schußverletzung bedingten, sind in letzter. BER e BREA
= Von Dr. Siegfried Peltesohn, Berlin. . | Zeit neue interessante Versuche gemacht worden. Sie gehen aus ans a
Bereits in den letzten Jahren vor. dem Kriege wurden An- | Von _Trendelen burg (2), welcher bereits früher eine vor- ` bl An EEE
sätze gemacht, der Chirurgie der Nervenlähmungen dadurch eine | übergehende, aber die sichere Gewähr für. vollständige Regene- a"
‚ festere Basis zu.geben, daß man sie auf gesichertere anatomische | !ation bietende Nervenausschaltung zu erzeugen sich zur Auf- iz. TARTERA
~, Grundlagen zu stellen suchte. Es sei in dieser Hinsicht nur an | gabe gemacht hatte.- Hierzu bediente er sich ‘der örtlich be- 1 u 1 E
. die gründlichen Untersuchungen -Stoffels erinnert, welcher die | grenzten Gefrierung des N erven. Hatte er ursprünglich nur am RT: e
` Anatomie des Nervenquerschnitts einem genauen Studium unter- Nervus phrenicus experimentiert, so’ machte er, nachdem die Mög- IEIS i TA
. 70g.. Stoffel ging bekanntlich so weit, daß er bei Verpflan- | lichkeit der Bekämpfung von, Schmerzzuständen usw. des mensch-. an. Tee
‚zungen von einem Nerven auf den. anderen bestimmte minder- | lichen peripherischen Nervensystems nähergerückt war, später ETRO:
-Wichtige motorische Stränge eines gesunden Nerven herauspräpa- | Versuche am Nervus ischiadicus des Kaninchens und Hundes.. POGI o Aea
‚ Nerte und zur Neurotisation eines gelähmten benutzte. Von dem Es ergab sich hierbei unter anderem, daß -der -Nerv nach der PA PASE iA
gleichen Gedanken -ausgehend erklärte er auch, daß er eine | @efrierung weder unmittelbar noch später gröbere Veränderungen ae a
»lsehias“ nicht kenne, sondern lediglich Neuralgien eines oder. meh- | kennen ließ, höchstens eine geringe „Bindegewebsauflagerung DER
terer sensibler Stränge des Nervus ischiadicus, deren Durehschnei- |, Auf dem Nerven. In allen Fällen war ‚Sensibilitätsaufhebung‘ nen:
. ‚dung er denn auch folgerichtig: vorschlug und, wie er berichtete, | festzustellen. ‚Auch bei sehr starker Gefrierung, wie sie für den . iz Busen
. „Mt gutem Erfolge vornahm. Daß anatomische. Untersuchungen Menschen nicht in Frage kommt, fiel nach vier bis sechs Monaten Ba ing an
in das noch recht dunkle Gebiet.der Neuralgien weiteres Licht | der Kneifversuch wieder positiv aus. Der Eingriff selbst war I:
tragen können und werden, ergibt sich: von neuem aus einer Mit- anscheinend schmerzlos. Beim Tiere traten gelegentlich trophische Kara TA
teilung Reinh-ardts (1),.die sich mit den Beziehungen zwischen, | Störungen auf; solche dürften beim Menschen auf jeden Fall zu, kan)
\schiadischen Schmerzen und varicösen Gefäßdegenerationen am | vermeiden sein. Daß Anwendung von 96 %igem Alkohol einen ER
Ischiadieus befaßt... -Exakte .. anatomische Untersuchungen | gleichen Effekt haben könne wie die Gefrierung, wird mehr bei- E
| zeigten dem Verfasser, daß Varieen am.Ischiadieus vorkommen, | läufig erwähnt. DE un | iR u 1,08
` , md zwar in folgenden Formen: I. Phlebektasien und Varicn | Diese Tierversuche häben Perthes (3) veranlaßt, die oft- Fi KEN
` lm Innern des Nerven. IL. Äußere, das heißt an der Oberfläche | so quälenden Neuritiden nach. Schußverletzungen, welche 'mit- Kari
r des Nerven gelegene Varicen. Hier wieder gibt es solche im | unter nach Durchschneidung des neuralgischen Nerven trotz allen (DE El
Verlaufe des ganzen Nerven, ferner große schlauch- und sack- | ihren schlimmen. Folgen (auch motorische Lähmung!) als dem AE RER
förmige Varicen am oberen Abschnitte des Nerven, endlich solche | ultimum refugium schreien, mit Gefrierung des ‚Nerven zu be-, EEATT H ARR
‚am unteren Ende des Nerven und anıdem Nervus tibialis und | handeln. Perthes bediente sich dazu des von Trendelen-. I EEE e
peroneus in der Kniekehle. IIL. Gibt es Kombination innerer und | burg angegebenen ` doppelläufigen Vereisungsröhrchens. mit IR ©; =;
ußerer Varicen. Reinhardt hat die Ischiadieusvaricen häufiger | hakenförmiger Biegung, in welche der zu .vereisende ‘Nerv EEE
bei Frauen’als bei Männern gefunden, eine Tatsache, die zu dem | nach seiner Freipräparierung ‘zu liegen kommt. Durch das: KEINER SER Di REES
dufigeren Vorkommen von Ischias bei Männern in Widerspruch | Röhrchen‘ werden Chloräthyldämpfe hindurchgeschickt, wäh- le id T: VE
steht. Die klinischen Erscheinungen, die solche Varicen her- | rend die Wundumgebung durch Kompressen geschützt wird.’ EAE = '
vorrufen können, sind besonders das Gefühl der. Schwere, Taub- ; Ein Nerv ‘wie der Medianus muß mindestens -zwei Minuten. as 220 i ARSAN
‚heit, dumpfe Schmerzen in der Tiefe, manchmal starke Zunahme | durchgefroren erhalten und’ diese Vereisung zweimal wiederholt’ paaa EAA
derselben nach langem ‘Stehen, vermehrte Sensibilität im Verlaufe |; werden. Distal von der Vereisungsstelle trat keine Reaktion Erg.
es Nerven. Sie sind vornehmlich durch eine Kompression der | auf den faradischen Strom mehr. auf. ‚In fünf von den ‚acht so. a an
die. | an | behandelten Neuritiden wurde der Schmerz durch diese Operation’ ER
ervenbündel durch die innerhalb der Nervenscheide "gelegenen
prall; gefüllten Venen und ‚die einengende Wirkung des” sklero-
mr INterfaseiculären' Gewebes bedingt. Praktisch ergibt sich
züglich der Therapie, daß.die Exstirpation der äußerlich den
„ven komprimierenden Varicen ‘wohl in. Frage‘ kommen
aùn; am leichtesten wird sie in der Kniekehle und am distalen
völlig (einmal nahezu völlig) und für die Dauer beseitigt, und.
zwar vom Moment des Aufwachens aus der Narkose. : Die schwer:
kranken ‘Leute blüten. förmlich auf und wurden wieder zu Men-"
schen. . Was die Regeneration des vereisten Nerven (betrifft, so.
| 'sei hier nur erwähnt, daß die motorische Regeneration nach etwa.
a sechs Monaten. wiederzukehren beginnt und. daß trotz Rückkehr
prschenkelende durchzuführen” sein. Die operative Entfernung
\
`
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ulm ee aar Se re a nn u a en en ae
er Ta a arts <a vu
i
292 | ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
der Sensibilität die Schmerzen fortbleiben. Was die wenigen .
Mißerfolge betrifft, so beruhen sie darauf, daß die Unterbrechung
nicht hoch genug erfolgt war, beziehungsweise auf einer unge-
nügenden, nicht bis zum Kerne des Nerven reichenden Vereisung.
Diese Tatsache erhellte aus den später resezierten Neuromen
durch deren mikroskopische Untersuchung. Diese Fehler kann
nur die Erfahrung zu vermeiden lehren. Perthes hat die Ver-
eisung nur bei schweren Schmerzzuständen, welche die Dienst-
und Arbeitsfähigkeit der Verletzten aufhob, angewendet. Die
Methode kommt in erster Linie in Betracht, wo die Neurolyse er-
folglos geblieben ist. Primär würde sie dann berechtigt sein,
‚wenn bei der Freilegung der schmerzbefallene Nerv und seine
Umgebung makroskopisch nur sehr geringe Veränderungen zeigt,
die von vornherein die Gefrierungsmethode als aussichtsreich er-
scheinen lassen.
Zusammenhänge von Neuralgien und Veränderungen der
dem Nerven benachbarten und ihn begleitenden Gefäße sind bei
Operationen nach Nervenschußverletzungen bereits mehrfach fest-
gestellt worden. ‚So erwähnte Wollenberg (4) in einem
jüngst gehaltenen Vortrag über grob-anatomische Befunde bei
Nervenoperationen, daß er Neuralgien heftigster Art in Fällen
gesehen hat, wo die Autopsia in vivo Verwachsung des lädierten
Nerven mit begleitenden Gefäßen aufdeckte. Daß durch ein Ge-
fäßaneurysma ein Nerv bis zur vollständigen Lähmung kompri-
miert werden kann, wurde ebenfalls betont. Wollenberg
fand übrigens bei seinen Operationen immer wieder gewisse
Typen der Nervenschußläsionen und er unterscheidet solche, bei
denen die Kontinuität des Nerven erhalten ist, von solchen, bei
denen der Nerv sei es partiell, sei es total durchtrennt ist. Als
Beispiele von Lähmungen der ersten Kategorie führt er die Fälle
sogenannter Fernlähmung, dann die perineuralen Verwachsungen,
Knochenbildungen in der Nervenscheide und die perineuralen
Verdickungen an, die spindelförmige Auftreibung des Nerven
bedingen. Letztere einfach durch Resektion mit folgender Naht
zu exstirpieren, hält er für verkehrt, da sich an der Stelle der
Nervennaht doch wieder die Nervenspindel bildet. Bei den par-
tiellen Kontinuitätstrennungen ist die noch stehengebliebene
Nervenbrücke unbedingt zu erhalten, selbst wenn diese sich bei
der Naht der durchtrennten Teile in Schlingenform legt. Bei
totaler Durchreißung stellt man oft die große Affinität des Nerven
mit dem Muskelgewebe fest, sieht sogar gelegentlich, daß der
centrale Nervenstumpf sich End zu End mit einer ebenfalls durch-
schossenen Sehne verbindet.
Ist nach notwendigen größeren Resektionen narbig
degenerierter Nerven wie so oft eine beträchtliche Diastase der
Nervenstümpfe entstanden, so entsteht die Frage, wie diese an-
einanderzubringen sind, eine Frage, die, wie man sich erinnert,
bereits zu zahlreichen Vorschlägen geführt hat. Wohl einer der
ersten diesbezüglichen Vorschläge war die von Edinger emp-
foblene Einschaltung von mit Agar gefüllten Kalbsarterien, durch
welche das proximale Nervenende in distaler Richtung zum ent-
fernten Stumpf auswachsen sollte, ein Verfahren, das nach an-
fänglich begeisterter Aufnahme ein völliges Fiasko erlebt hat und
in zahlreichen Arbeiten, die sich auf Untersuchung der wieder
herausoperierten Schaltstücke stützten, verurteilt worden ist.
Wieweit die Zwischenschaltung von Nervenstücken Erfolge hat,
steht noch nicht fest. Daß sich aber einige Autoren von diesem
Verfahren viel versprechen, geht daraus hervor, daß Auerbach
(5) im Ärzteverein in Frankfurt a. M. zur Sammlung von periphe-
rischen Nerven zwecks Überbrückung von Nervendiastasen nach
Schußverletzungen aufgefordert hat. Er wünscht, daß die Nerven
aus amputierten Gliedern sonst gesunder Patienten frisch heraus-
präpariert und in dreiprozentiger Borsäurelösung aufgehoben wer-.
den. Die Notwendigkeit derartiger Zwischenschaltungen er-
kennen wiederum andere Autoren absolut nicht an, indem sie
darauf hinweisen, daß in kaum einem Falle die direkte Naht nicht
möglich ist. Dieser Meinung sind zum Beispiel Bäron und
Scheiber (6). Die direkte Naht ist aber nur möglich, wenn
die Nerven gedehnt werden. Bärons Verfahren ist nun etwa
folgendes: In einer ersten Operation werden die nicht ange-
frischten, möglichst einander genäherten Nervenenden bei
extremer Annäherungsstellung der überbrückten Gelenke durch
mehrere starke Seidenfäden starr verkoppelt, diese. Operations-
stelle wird mit steriler Vaseline bestrichen und dann die Wunde
geschlossen. Nach drei Wochen werden die Gelenke freigegeben,
nach weiteren drei Wochen wird begonnen, die etwa entstandene
Contractur medikomechanisch zu behandeln. Ist die Contractur
23. März.
der Gelenke beseitigt, dann wird in einer zweiten Operations-
sitzung die Anfrischung und Naht des Nerven vorgenommen.
Es soll bei diesem Vorgehen nicht einfach eine elastische Deh-
nung des Nerven zustande kommen, sondern eine substantielle
Verlängerung. Um die Dehnungsmöglichkeit der peripherischen
Nerven festzustellen, haben die Verfasser in mehreren Fällen
feinste Silberplättchen an die Nervenenden angenäht und mit-
versenkt. Eine Röntgenaufnahme zeigte die Lage der Plättchen
an. Bei der späteren Mobilisierung der contracten Gelenke er-
gaben Kontrollaufnahmen, daß die Silberplättchen ihre ursprüng-
liche Entfernung voneinander nicht geändert hatten, die Naht also
völlig gehalten hatte. Die Dehnung des Nerven war also nicht im
Bereiche der Naht erfolgt, sondern durch „substantielle Verlänge-
rung“ des Nerven selbst geschehen.
Derartige Untersuchungen lassen die Nervennaht ohne Ein-
schaltung von Zwischenstücken als durchaus gerechtfertigt er-
scheinen, und man darf auf die Regeneration hoffen, sodaß die
Vornahme zweiter Operationen sich erübrigt, bevor nicht durch
jahrelanges Abwarten der Mißerfolg der Nervenoperation erwiesen
ist. Daß in dieser Hinsicht gesündigt worden ist, geht unter ande-
rem aus einer kurzen Mitteilung Wohlwills (7) hervor, der die
Nervennahtstelle cines vor dreiviertel Jahren genähten
Nervus ulnaris mikroskopisch untersucht hat. Zeigte die Stelle
auch reichlich interpoliertes neues Narbengewebe, so enthielten
dennoch die Bündel des distalen Abschnitts bereits nicht ganz
spärliche, sogar markhaltige Nervenfasern; an einer Stelle war
Überwuchern neugebildeter Nervenfasern vom centralen zum
peripherischen Stumpfe nachweisbar. Wohlwill meint. daher,
daß in diesem Falle bei Zuwarten auch ohne eine neuerliche Ope-
ration ein gutes Resultat erzielt worden wäre und daß man im
allgemeinen mit Sekundäroperationen sehr zurückhaltend
sein solle.
Zu der völlig gleichen Anschauung gelangt auch Spiel-
meyer (8), der sich auf ein großes Material stützt. Er sagt,
daß man innerhalb der ersten drei Jahre nicht zu einer Nach-
operation schreiten soll, außer dort, wo aus chirurgischen Gründen
(höchstwahrscheinliche Dehiscenz der Nahtstelle oder Bildung
von Callusmassen) der Eingriff berechtigt erscheint. Aber auch
bezüglich der primären Nervennaht steht Spielmeyer auf
: einem mehr konservativen Standpunkt, indem er auf Grund von
100 vor mindestens einem halben Jahr operierten Fällen reiner
Nervennaht fordert, daß man keine Nervennaht, noch weniger
aber eine Resektion des makroskopisch seiner Kontinuität nicht
beraubten Nerven unnütz macht, wie es vorgekommen ist. Vor
‚derartigen Eingriffen brauchte man nicht so angelegentlich zu
warnen, wenn die Nervennaht eine wirklich aussichtsreiche Ope-
ration wäre. Das ist sie aber nicht. Denn bei seinen 100 Nerven-
nähten hatten nur 23% vollen Erfolg, 36% Besserung und 41%
stellten Mißerfolge dar. Was den Zeitpunkt der Nervennaht be-
trifft, so soll man nicht vor vier Monaten, aber auch nicht später
als nach sechs Monaten zur Nervennaht schreiten; im übrigen
geben die in den ersten Wochen gemachten Nähte keine besseren
Resultate als die im zweiten Vierteljahre gemachten. Richtig ist
aber, daß sich die Chancen mit allzulangem Zuwarten verschlech-
tern. Nachdem Spielmeyer dann noch kurz zu der Frage
Stellung genommen hat, welche Momente die erfolgreiche Regen
ration verhindern können, spricht er- sich bezüglich der Über-
brückung großer Nervendefekte - für die Interpolierung VO?
Leichennerven nach Bethe und Bielschowski aus.
Ob kleinere Statistiken und Vorführung von Einzelfällen
denselben Wert haben, wie so ausgedehnte Statistiken wie die
eben erwähnte, lasse ich dahingestellt. Auch so objektive Unter-
sucher wie Seyberth (9) sehen vielleicht doch durch emè
etwas schönfärberische Brille, wenn sie sagen, daß die Nerven
lösung und Nervennaht eine in den weitaus meisten Fällen erfolg-
versprechende Therapie darstellt. Von den Nervenanastomos® r:
bildungen hat Seyberth nicht viel Gutes gesehen, gu
sogar, daß er den Leuten durch diese Operation hier und da mehr
geschadet als genützt hat; er rät daher von dieser Operations-
methode ab. Der Erfolg der Nervenoperationen hängt nae
Spielmeyer im wesentlichen von der sorgfältigen Techn
und der richtigen Verwertun
der im Einzelfalle vorliegenden
topographisch-anatomischen Verhältnisse ab, worin man
Verfasser unbedingt recht geben muß. Naht
Da es als feststehend angesehen werden kann, daß die an 5
des Nervus radialis die besten Resultate von allen Nervonnähet
gibt, so sind die günstigen Ergebnisse, die Spitzy (10)
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Nerven kann Schmerzempfindung. im distalen Teil ausgelöst
` ~fasern besser zu erkennen.
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© 00O O L 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
28. März. BE,
ersteren erzielt hat, natürlich nicht zu verallgemeinern. Immer-
hin ist es bemerkenswert, daß von 129 durch ihn operierten
Radialislähmungen nach ‚Ausscheiden . von 42 Fällen, deren
Schicksal unbekannt geblieben ist, nur bei 30 keine Besserung.
eintrat, dagegen Heilung beziehungsweise deren Einleitung bei den
übrigen, und zwar — und: das ist bezüglich der Frage des Zeit-
punkts einer nochmaligen Operation wichtig — neunmal innerhalb
drei, sechszehnmal innerhalb ‚sechs, fünfzehnmal innerhalb neun,
siebenmal innerhalb zwölf Monaten und zehnmal erst nach zwölf
Monaten. Spitzy gelangt daher unter anderem zu folgenden.
Schlüssen: 1. Bei Schädigungen des Nervus radialis mit noch vor-
handener sensibler und motorischer Reizleitung ist zuzuwarten und
sorgfältige faradische Behandlung mit Einzelreizung einzuleiten.
2. Die krankhafte Stellung der Hand ist durch entsprechende
Apparate sofort zu beseitigen. 3. Bei vollständiger Unter-
brechung ist die an sich gefahrlose Probefreilegung vorzunehmen.
4. Zeigt sich hierbei keine vollständige Unterbrechung, günstige
Lage der Nervenenden, Verbindung derselben durch ein weiches
Neurom, so ist nach Entfernüng der etwa drückenden Gewebs-
massen oder Umscheidung der Verletzungsstelle die Spontan-
regeneration abzuwarten. |
im einzelnen gestaltet, darauf sei heute nicht eingegangen. Hat
‚die Nervenoperation endgültig versagt, so tritt die -Sehnenver-
pfllanzung in ihre R
sollen. =
Auf diesem Standpunkte steht auch Hohmann (11),
der die Indikation zur ‚Sehnenverpflanzung bei Schußlähmung.
peripberischer Nerven allgemein erst dann erblickt, wenn zwei
Jahre nach erfolgter glatt geheilter Nervennaht noch keine
Funktion eingetreten ist, wenn nach der Nervennaht erhebliche
Eiterung auftrat, sodaß mit der Lösung der Nähte und dem
Wiederauseinanderweichen der Nervenenden zu rechnen ist und
nach Jahr und Tag keine Funktion auftrat, sodaß die Nerven- |
naht als mißglückt zu betrachten ist, ferner, wenn die direkte
. Nervennaht unmöglich war wegen zu großen Defekts oder wenn
- sie von vornherein wegen zu großer Gewebsstörung aussichtslos
erschien, dann wenn nach längerer Eiterung und Sequesterbildung
am Knochen mehr als anderthalb Jahre seit der Verwundung zu-
rückliegt, sodaß der Zeitpunkt für eine Nervennaht als zu spät
erscheint, endlich wenn die Nervenverletzung nicht im. Nerven-
stamme, sondern an einer Stelle des Nerven liegt, wo der Nery sich
bereits in scine Äste- auflöst, wie beim Femoralis unterhalb des
Poupartschen Bandes, besonders wenn feine Äste des Nerven zer-
stört sind, die nicht genäht werden können, wie auch am Ramüs
profundus des Nervus radialis.
Die durch die Freilegung bei Nervenoperationen sich bietende
Gelegenheit benutzte Unger (12) mehrfach. zur direkten elek-
trischen Untersuchung der Nerven. Er war deshalb dazu im-
stande, weil er den größten Teil dieser Operationen,
‚auch manche Plexusoperationen in Lokalanästhesie vornimmt
und den freigelegten Nerven erst dann anästhesiert, vn |
ist. :
die elektrische Untersuchung, , vorgenommen worden
und bipolaren
So prüfte Unger. die Wirkung des wni-
faradischen und galvanischen Stroms. Es ergab sich, daß .
erstere Stromart Kribbeln und Picken, galvanischer Strom
Wärmegefühl in den peripherischen Teilen erzeugt, das sich bei
Steigerung des Stroms bis zum Gefühl brennender Hitze erhöht,
während die danach einsetzende Abschwächung des Stroms
Kältegefühl bewirkt. Galvanischer und faradischer Strom gleich-
etig angewandt, ruft Druckgefühl hervor und setzt den Gelenk-
sinn in Tätigkeit. , Auch nach totaler Durchtrennung eines
werden. Mit dieser direkten Untersuchung ist man bei etwaiger
“xStirpation von .Neuromen in der Lage, deren Grenze, be-
ziehungsweise die .Reizleitungsfähigkeit der vorhandenen Nerven-
Interessant ist auch, daß in einem
Falle bei Reizung eines gelähmten Peroneus durch stark faradi-
schen Strom galvanisch profuse Schweißabsonderung auf dem
Fußrücken erzeugt werden konnte. E FR
~ Eine andere Art der Prüfung der Leitungsfähigkeit eines
narbig veränderten ‚Nervenstücks sei hier noch kurz erwähnt.
` arme nn,
Wie sich bei Spitzy die Therapie |
echte, wenn nicht Apparate getragen werden
Moszkowitz (13) stellte bei Nervenoperationen fest, daß es
gelingt, von dem angefrischten -centralen Stumpf eines durch-
‚‚schossenen Nerven aus eine sekundäre Zuckung eines mit ihm
‘ vernähten ‚normalen Muskels auszulösen. Den Muskel als eine
Art: Meßinstrument für die Leitfähigkeit des Nerven benuützend,
‚rät Moszkowitz daber, stets zuerst. den narbigen Teil des
Nerven mit einem benachbarten Muskel zu vernähen, nun den Er-
folg dieses Nervmuskelpräparats zu. prüfen und .bei negativem
‚Ausfalle des Versuchs allmählich Stücke des Nerven zu
.resezieren, bis eine gut leitungsfähige Partie erreicht. ist. Hier-
‘durch wird verhindert, daß unnötig viel Nervengewebe ge-
‚ opfert wird. 5 BZ | |
~ ‘In. das Gebiet der- 'Folgezustände von Nervenschußver-
letzungen führt uns auch eine Mitteilung von Coenen (14), die
hier noch kurz referiert sei. Coenen'will mit seinen Zeilen die
. Aufmerksamkeit und Kritik auf das Vorkommen der Fäseciitis
palmaris -und der Dupuytrenschen Contractur bei Ulnaris-
verletzungen richten: und 'zu einer Sammelforschung an-
regen, die sich in größeren Lazaretten und Genesungs-
kompanien voraussichtlich gut durchführen ließe; denn. cs
wäre bedauerlich, wenn dieses Kriegsmaterial unbenutzt bliebe.
Auf der Suche nach der Ursache der klinisch scharf gezeichneten
. Dupuytrenschen Contractur, die bei reich und arm, bei jung
und alt gefunden wird, gibt es kaum noch ein: ätiologisches Mo-
ment, das nicht angeschuldigt worden ‚wäre; das’ Register lautet:
Trauma, Alter, konstitionelle Ursachen, als Gicht, Rheumatismus,
Diabetes, Diabetes insipidus und Saturnismus, ferner Heredität,
Tuberkulose, Wundinfektion, Arteriosklerose,’ Lues, Alköhol. In
neuerer Zeit ist die Ätiologie mehr und mehr auf das neurologische
Gebiet. hinübergerückt und hier: hat Reichel bei zwei vorher
gesunden Kriegsverwundeten nach Schußverletzungen des Ell-
nerven die Dupuytrensche Contractur sich entwickeln sehen mit
knotenförmigen Verdickungen der Palmarfascie, Einziehung der
Haut und typischer Fingerverkrümmung. In diese Kategorie ge-
hört folgende. Beobachtung Coenens: Bei einem im Jahre 1914
‚am rechten Unterarme durch Infanteriegeschoß verwundeten
Leutnant war es zu einer teilweisen Durchschießung des Nervus .:
ulnaris gekommen. Die Lähmung war nach Nervennaht mit Ein-
scheidung der Nahtstelle in ein. Hautvenenstück nur wenig zu-
rückgegangen. Allmählich hatte sich eine strangartige Verhärtung
in der Hohlhand gebildet. Bei der Untersuchung fand sich diese
Verhärtung der Palmarfascie.im Verlaufe des vierten und fünften
Fingers; doch war es noch nicht zu einer Contracturstellung ge-
kommen mangels Schrumpfung der an der Grundphalanx' inserie-
renden Fascienzipfel. Ob der Prozeß auf sie fortschreiten -und
‚damit die Einkrallung' der Finger herbeigeführt werden wird, ist
natürlich nicht zu.sagen. Auch darüber, ob der Nervus ulnaris mit
der Fasciitis palmaris etwas zu tun hat, können Einzelfälle, wie
der vorliegende, keine Entscheidung bringen, so interessant. sie
auch sind; das könnte eben nur‘die Sammelforschung, die sich
auf alle Verletzungen der Armnerven zu erstrecken hätte.
- Literatur: 1. Reinhardt; Über Varicen des. Nervus ischiadicus und
ihre Beziehungen zu Ischias und phlebogenen: Schmerzen. (M. m. W..1918,
Nr. 26, S. 699.) — 2, Wilhelm Trendelenburg, Die Methode der vorübergehenden
(Ebenda Nr. 49,
Nervenausschaltung \durch Gefrieren für chirurgische Zwecke,
S. 1867.) — 3. Perthes, Über die Behandlung der Schmerzzustände bei Schuß-
neuritis mittels der Vereisungsmethode von. W. Trendelenburg. (Ebenda.)
— 4. Wollenberg, Grobanatomische Befunde bei Nervenoperationen. (Berl.
Orth. Ges. 20. Jan. 1919, B. kl. W. 1919) — 5. Auerbach, Kürze. Mit-
teilung über Sammlung, von peripheren Nerven zur Überbrückung von
Nervendefekten nach Schußverletzungen. (Ärztl. Ver. Frankf. a. M., M. m. W.
1918, Nr. 3, S. 84.) — 6: Bäron und Schreiber, Über die direkte Nerven-
vereinigung bei großen Nervendefekten. (Ebenda Nr. 17, S. en — 7. Wohlwill,
Nervennaht. (Arztl. Ver. Hamburg, D. m. W. 1918, Nr. 80, S. 889.) —. 8..Spiel-
(M. m. W. 1918, Nr. 88, S. 1039) —
meyer, Erfolge der Nervennaht.
9, Seyberth, Über Nervenoperationen und ihre Enderfolge (B. kl. W: 1918,
Nr. 42, S. 996.) — 10. Spitzy, Behandlung der trotz Nervennaht verbliebenen
Radialislähmungen. Ergebnisse der Operationen. (Hauptvers. d. Prütfst. f.
künstl. Glieder .Berlin, Arch. f. Orthop. XVI, 2. H., S. 320.) — 11. Hohmann,
Die Indikation zur Sehnenverpflanzung und ibre Anwendung bei Schuß-
lähmung peripherer Nerven. (M. m. W: 1918, Nr.48, S. 1349.) — 12. Unger,
Beobachtungen am freigelegten peripheren Nerven während der Operation.
(Berl. Ges. f. Psych., B. kl. W, 1918, Nr. 47, S. 1134.) — 18. Moszkowitz, Funktions-
prüfung der Nervenstümpfe. (M. m. W. 1918, Nr. 43, S. 1178.) — 14. Coenen,
Zur.Frage der Dupuytrenschen POE reor ITAR nach Verletzung des Ell- -
nerven. (B. kl. W. 1918, Nr, 18, S. 419.) l 2 |
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294
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Stehe auch Therapeutische Notfzen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 10.
Kümmell (Hamburg): Erfolgreiche rechtsseitige Nephrektomie
bei insuffizienter linker Niere. Bei einer Kranken mit schwerer rechts-
seitiger Nierentuberkulose und linksseitiger schwerer, mit Coliinfektion
verbundener Nephritis gelang es, die Niereninsuffizienz durch Dekapsula-
tion zu'beseitigen und nach Wiederherstellung normaler Arbeitsleistung
der linken Niere die rechte, tuberkulös zerstörte Niere durch Heraus-
nahme unschädlich zu machen.
Korack (Hamburg): Pathologie der Influenza’ 1918/19 im Ver-
gleich mit der Epidemie 1889/90. Während in der Pandemie 1889/90
die rein toxische Form das Krankheitsbild beherrschte mit einer
großen Morbidität und einer relativ kleinen Mortalität, überwog 1918/19
der toxisch-entzündliche Typ mit großer Morbidität und relativ und
absolut großer Mortalität. Ein weiterer Unterschied besteht in der
‚vielleicht durch bakterielle Gefäßschädigung bedingten Neigung zu Blu-
Die Prognose der Influenzapneumonien wird häufig durch
entzündliche Prozesse der Pleura verschlechtert.
Walterhöfer (Berlin): Akute infektiöse Meningitis. Verfasser
bespricht die differentialdiagnostischen Untersuchungsmethoden der
Cerebrospinalflüssigkeit in der akuten infektiösen Meningitis. Die Cyto-
-diagnostik, Bakteriologie und Gesamteiweißbestimmung genügen für
Diagnose, Prognose und Therapie. Die neuen Liquorreaktionen he-
dürfen’ noch der Nachprüfung.
Lesser (Berlin): Serodiagnostik der Syphilis (Meinickes und
Sachs-Georgis Ausilockungsreaktionen). Siehe Vereinsbericht der Ber-
liner Medizinischen Gesellschaft vom 19. Februar 1919. Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 10.
- August Bier (Berlin): Beobachtungen über Regeneration beim
‚Menschen. Regeneration der Gelenke. (Schluß.) Der Verfasser berichtet
über das Wesentlichste, was über die Regeneration der Gelenke be-
kannt ist, und fügt zu den alten Beobachtungen einige neue. Er weist
bei dieser Gelegenheit darauf hin, wie schlecht die Stauungshyper-
ämie auch von namhaften Ärzten gehandhabt wird, namentlich an
gonorrhoischen Gelenken. Dieses Mittel beseitigt in der
übergroßen Mehrzahl der Fälle in weniger als einer Stunde die Schmerz-
haftigkeit und stellt die Beweglichkeit wieder her. (Das vorher
so schmerzhafte Gelenk, das man nicht anrühren durfte und das voll-
kommen unbeweglich war, wurde dadurch schmerzlos und ließ sich in
‚mäßigen Grenzen ohne Schmerzen bewegen.) Das Gelenk
heilt“dann in der Folgezeit mit geringen Ausnahmen mit guter Beweg-
lichkeit aus, auch dann, wenn es schon erheblich versteift war.
Unter dem Einfluß .der Stauungshyperämie dürften weitgehende Re-
generationen der schon teilweise zerstörten gonorrhoischen
Gelenke eintreten. Die schmerzstillende Wirkung der Stauungshyper-
ämie ermöglicht also die Bewegungen, verhütet und beseitigt dadurch
die Versteifung und verhindert weitere Zerstörungen. Denn die vom
Knorpel entblößten, entzündlich erweichten „Knochenenden werden
durch die aus der Schmerzhaftigkeit entstehenden Muskelkrämpfe
noch mehr zerstört („Druckatrophie* der Knochen). Auch vollkommene
Regenerationen bei tuberkulösen Gelenken, selbst wenn
diese aufs gröbste zerstört, schon lange erkrankt waren und durch
Fisteln mit derj Außenwelt in Verbindung standen, lassen sich schon
durch Stauungshyperämie allein erreichen. Auch die günstige
Wirkung der Sonnenbestrahlung der tuberkulösen Ge-
lenke beruht zum großen Teil auf Hyperämie. Die hiernach
eintretende Schmerzstillung erlaubt gleichfalls eine frühzeitige passive
und aktive Bewegung der Gelenke. Die hervorragend schmerz-
stilende Wirkung des Streekverbandes besteht nicht nur
in der mechanischen Druckentlastung, sondern auch in der Hyper,
ämisierung. (Der Streckverband wirkt auf das Gelenk wie der
Schröpfkopf auf die äußeren Bedeckungen.) Rontraindiziert bei tuber-
kulösen Gelenken ist der Gipsverband. Blutergüsse in die Ge-
lenke stellen geradezu ein Gift für diese dar. Der Verfasser kennt für
den reinen Bluterguß ins Kniegele nk nur eine einzige Behandlung-
die möglichst frühzeitige Pu nktion, die das giftige Blut ent-
fernt. Der Kranke muß die ersten Tage nach der Punktion Bettruhe
beobachten. aber das punktierte Gelenk wird nicht ruhiggestellt, sondern
vorsichtig bewegt. Außerdem wird das Gelenk mit aktiver
Hyperämie durch heiße Luft und allenfalls mit ganz leichter
Massage behandelt.
Ad. Czerny (Berlin): Die Ernährungsiherapie der Osteopsathy-
rosis. Vortrag, gehalten in der Sitzung des Vereins für Tonere Medizin
und Kinderheilkunde am 10. Kebruar 1919.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
stoff für den Organismus.
Eiweißzerfalls nach vollkommener Entfernung beider Nieren durch Be-
stimmung des abiureten Stickstoffes im Blut und in den Geweben fest-
zustellen, und dabei einen vermehrten Eiweißzerfall nach-
weisen können, Die Retention führt also zu einem vermehrten
Eiweißzerfall;
stoffanhäufungen im Körper nach Nephrektomie.
stoffhaltigen Schlackenprodukten des
diuretische Wirkung zu. Die Anhäufung von abiuretem Stickstoff
im Organismus bewirkt einen dauernden Wasserstrom aus den Geweben
ins Blut und schafft damit eine \Vorbedingung zur Diurese.
diuretische Wirkung haben die stickstoffhaltigen Retentions-
produkte bei Niereninsuffizienz gemeinsam mit dem Harnstoff,
der aus diesem Grunde bei Nephrosen und Glomerulonephritiden mit
nephrotischem Einschlag und hartnäckigen Ödemen therapeutisch ge-
geben wird.
Eiweißzerfall wie die Retentionsprodukte nach der Nephrektomie. Die
Kombination der den Eiweißzerfall steigernden und der diuretischen
Wirkung kommt drittens noch den Schilddrüsenpräparaten
zu, die bei nephrotischen Ödemen ein wertvolles Mittel zu deren Be- E
seitigung darstellen. |
E. Becher (Gießen): Folgen der Retention von abiuretem Stick-
Der Verfasser hat versucht, die Höhe des
beides sind die Ursachen der starken Iteststick-
Den stick-
Eiweißes kommt nun eine
Diese
Auch steigert der Harnstoff in ähnlicher Weise den
Dem. Giorgacopulo (Bonn): Seltene Formen schwerster
Halsentzündung mit tödlichem Ausgang. Beschrieben wird ein primäres |
Erysipel des Larynx, eine Angina gangraenosa und eine foudroyante
Dipbtherie, die bis in die kleinsten Bronchien zu verfolgen war. l |
A. Dührßen (Berlino): Zur Salvarsanfrage. Da nach Lewin
die Maximaldosis des Salvarsans nur 0,03 betragen darf, gewöhnlich
aber eine 15 mal so große Dosis (0,45) injiziert wird, so besteht für
den Arzt in foro eine Gefahr, falls das Salvarsan zum Tode und zu
Ertaubungen und Lähmungen führt.
Maximaldosis festgesetzt werden.
gegen v. Wassermann, der zwar mit Bestimmtheit versprochen
hat, daß eine Frühbehandlung mit Salvarsan --
treten des Primäraffekts — die Syphilis in ungefähr allen Fällen |
dauernd heile, später aber erklärte, daß wir kein Mittel be- Ä
säßen, festzustellen, ob ein Fall von Syphilis wirklich ge-
heilt sei, und der ferner behauptet hat. „ein mit einem Primäraffekt
behafteter Patient sei noch nicht syphilitisch krank“.
des Verfassers haben die Ärzte, die Salvarsan anwenden wollen. die
Pflicht, jeden Patienten vor der Behandlung mit der Möglichkeit übler
Zufälle nach der Salvarsaneinspritzung bekannt zu machen.
|
ë . \
Es muß also schleunigst eine \
Der Verfasser wendet sich |
|
|
kurz nach Auf-
Nach Ansicht |
| - F. Bruck.
Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 6 bis 9.
Nr.6. Salzmann (Graz): Die Lochbildung im gelben Fleck
der Netzhaut als Kriegsverletzung. Der früher äußerst seltene ophthal-
moskopische Befund konnte in acht Fällen von Schußverletzungen der
Augenhöhle oder ihrer näheren Umgebung erhoben werden. Das Loch
in der Macula entsteht nicht durch eine primäre Zerreißung der Netz-
haut, sondern entwickelt sich allmählich aus einer anfänglich nicht cha-
rakteristischen Schädigung der Netzhaut. Die Schädigung ist keiner
Behandlung zugängig und keiner Heilung fähig.
Nr.8. Glas: Über. Kehlkopferkrankung bei Influenza. Neben
verschiedenen Formen von Kehlkopferkrankungen während der Grippe
epidemie, die in mehr minder starken Katarrhen mit oder ohne Nekrosè
der Epitbelien, in subglottischen Schwellungen, in diphtheroiden Be-
legen und symmetrisch gelegenen plaquesähnlichen Aüflagerungen auf
den Stimmbändern bestanden, kamen in fünf Fällen Perichondritiden
der Kehlkopfknorpel zur Beobachtung, viermal war der Gießbecken- Ä
knorpel beteiligt, einmal der Ringknorpel allein, einmal der Schild-
knorpel.
Franz (Wien): Über den Einfluß der Grippe auf die weiblichen
Geschlechtsorgane. Von 123 an Grippe erkrankten Frauen war bel 4
ein Einfluß auf die Geschlechtsorgane nachweisbar. Derselbe äußerte
sich bei 30 Frauen in verstärkten Genitalblutungen, die unter gen
Bilde der Menorrhagien verliefen. Frauen, die viele Monate Ente
rhoisch waren, bekamen während der Grippe häufig Blutungen) x
meist stärker als die früheren Menstruationen waren. Bei einigen
nigen trat infolge der Erkrankung die Menstruation um einig® ag
verfrüht oder verspätet ein oder. blieb ganz aus.
—__ v MM Un nn nn e
Neben
Nobl: Zur Kenntnis solarer Lichtschädigungen der Haut. ot
dem gewöhnlichen solaren Erythem und dem in seiner ehteresse
nicht richtig erkannten Ekzema solare sind von besonderem
abiurelen Shit
die Höhe is F weizen- und Kleekrankheit Beispiele dar. .Bei der von Riehl bë-
eren durch de f schriebenen Melanose scheinen äußere Einflüsse für die gesteigerte
Gewebe Ist $- .Liehtempfindlichkeit der Haut in Frage zu kommen. Die Hydroa esti-
erfall mt p- vale seu vacciniforme ist ein Beispiel für eine pathologisch’ erhöhte
ermebrta E- Affinität der Haut gegenüber den, chemischen Strahlen des Sonnen-
Reststiel spektrums, die in endogenen ätiologischen Momenten ihre Voraussetzung
x Da hat. Als Zeichen der endogenen Störung wird die Porphynurie. ange-
tom Rh. sprochen. Bei einer familiär auftretenden Hydroaerkrankung wurde
tem Siiil f- ein anderer reduzierender Körper im Urio dargestellt, dem die ge-
den Gerta steigerte Lichtempfindlichkeit zugeschrieben wird.. ` a
unse. D f. Nr.9. Eckl: Über einzelne seltene klinische Fälle atrioventri-
“kulärer Automatie und experimentelle Erzeugung derselben. beim Menschen
‚tentios f `
a . durch subcutane Atropininjektionen. Klinisch lassen sich die Fälle von. j
a ..> atrioventrikulären Contractionen in zwei Gruppen einteilen, 1. die-| Klara Kohn: Untersuchungen über di
pent r ag jenigen, bei denen- infolge hochgradig herabgesetzter Sinusfrequenz ‘die |. bei chronischer Unterernährung auf Grund von Beobachtungen über die
Ag Automatie des Tawaraknotens. über . die ‘des Sinusknotens überwiegt | Brnährungsverhältnisse in Wien während des letzten Kriegsiahres. Die
I und 2. solche, in denen aus irgendeinem Grunde die 'Erregbarkeit des | Ernährung in Wien stellt zurzeit ein klassisches Beispiel für chronische
are Tawaraknotens beträchtlich erhöht ist, ‚sodaß sie der Sinusfrequenz | und.eiweißarme Unternährung dar. Mit allen Mitteln muß eine Besse-
ic A gleichkommt oder sie übertrifft. Der atrioventriküläre Rhythmus ließ | rung nicht nur der Calorien-, sondern auch der Eiweißzufuhr angestrebt
u der sich bei 22 von 60 gesunden Leuten durch subcutane Injektion von | werden. Diejenigen haben unrecht, die meinen, daß „es auf das biß- -
| 0,75 mg Atropin für die Dauer von zwei bis zehn Minuten auslösen; | chen Fleisch mehr oder weniger nicht mehr ankomme“, wenn man
n ; er trat fünf bis dreißig Minuten nach der Injektion auf, | ohnedies. auf keinen Fall gegenwärtig für eine ausreichende Ernährung
in pi | Nocht: Über.die Therapie der Malaria. Die Chinintherapie hat | der breiten Volksmasse sorgen könne Ä
oudn | mit folgenden Tatsachen zu rechnen: Es gelingt fast nie, eine Malaria- | . Bondi und Volk: Über Vereinfachung der Lipa sebestinmung
mil. „| Infektion durch eine einmalige Chininkur-so zu beeinflussen, daß keine.| im Duodenalinhalt. Von dem mit der Duodenalsonde gewonnenen
eh lm (> Rückfälle mehr: auftreten, auch nicht mit den größten Dosen. Am | Duodenalinhalt wird 1 ccm mit 1 ecm Olivenöl .in einem Erlenmeyer-
somo i i empfindlichsten sind die jüngsten ungeschlechtlichen Parasitenfọrmen, | Kolben von 150 bis 200 cem zirka eine Minute lang geschüttelt und
st | am widerstandsfähigsten die Gameten, die durch Chinin kaum beein- | dann im Thermostaten oder bei Zimmertemperatur ein'bis:seċhs Stunden
le wit, fußt werden. Bei längerem ununterbrochenen Chiningebrauch zeigt digeriert. Nach Abschluß der Digestion werden 6 cem Alkohol und
/ sich eine Abstumpfung der Malariawirkung des Chinins. Um dies zu einige Tropfen Phenolphthaleinlösung zugesetzt; dann wird mit 1/, Lauge ~
. titriert. NER we. .. R |
Kritik der Salvarsantodesfälle. Ein Teil der: `
vermeiden, muß die Nachbehandlung in Pausen durchgeführt werden,
und zwar im ganzen nicht länger als sechs bis acht Wochen, denn
Rezidive bleiben auch dann nicht aus, sind aber leichter bei den
Kranken zu beeinflussen, bei denen sie in der chininfreien Zeit aus-
‚brechen. Salvarsan kann versucht werden; in frischen Fällen empfiehlt
'sich Kombination. mit Chinin. Von Provokationskuren möchte Ver-
‚fasser abraten, da es zweifelhaft ist, ob man auf diese Weise die Rück-
l 2.
‚‚fallsperiode abkürzen kann.
Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 5 bis 8.
Nr.5 Meller: Über sympathische Ophthalmie. Die eigentliche
„Krankheitsursache, die zu den pathologisch-anatomischea Veränderungen
bei Sympathischer Ophthalmie in beiden Augen führt, ist eine endo-
gene; bei den gewöhnlichen Fällen von Verletzungen bereiten diese '
‚Dur den Boden vor und rufen eine solche. Umstimmung der Uvea her-
var, daß die Krankheitsursache, die vielleicht schon lange vorhanden `
„war, oder erst nach Jahren. auf anderem Wege in den Körper gelangt,
Pen Gelegenheit findet, die typischen Veränderungen hervorzubringen.
Welcher Art die endogene Noxe ist, läßt sich noch nicht mit Sicher-
heit sagen; ein Zusammenhang mit Tuberkulose ist möglich. _
i Mayer: Zur Behandlung der eitrigen Perichondritis der Kehl-
ae Knorpel. Es geht nicht an, für alle Fälle von eitriger Perichon-
Iris die Laryngofissur nach ‚vorgeschickter Tracheotomie als Uni-
mpfehlen; ein Teil der Fälle heilt auf konserva-
verfahren zu e
tiv š =
on Behandlung, ein anderer kann durch Incision von außen ohne
ung des Larynx behandelt‘ werden, bei anderen Fällen ist die
a a und nur bei einem kleinen Teil die Thyreotomie indi-
kale Y agegen ist bei Kombination mit Larynxphlegmone das radi-
en Ea e angezeigt, da es weniger gefährlich ist, als wenn man
SPnservativ verfährt, |
| RER: Olzknecht: Das Überschen von Röntgenbefunden des Öso-
fahren und seine Vermeidung. Nach spezieller Schilderung eines Ver-
Ä I Erhebung von Befünden vom Ösophagus am Röntgensebirm
volsin, asser die Forderung auf, in jedem internistischen Fall einen
führlich gen Tontgenologischen Status zu erheben und gibt ein. aus-
etes Schema für Aufzeichnung des internen Röntgenbefundes an.
Interstoisser: Beitrag zur Kasuistik der Harnröhrensteine.
der divertikulösen Ausstülpung der Pars pendula der Urethra
phosphorsaurem Kalk
Aus
wur 2
na Operativ nacheinander vier Steine von
le i Das Gewicht des größten betrug 27 g.
Bacillus jan Zum Gebrauche. des Alkohol-Fleckfieber-Diagnosticums mit
yp% exanthematici- Weil-Felix und zur Erklärung der Reaktion.
\
sind. Für die exogen bedingte Neigung zu photodynamischen Er-
krankungen bieten die Pellagra und in der Tierpathologie die Buch-
i
295
aai l ` ` . . a i PE n a i a ee a . 2 5 F
28. März. 1919 —"MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
u. BE A u E as sop | z5 ME
die Lichtschädigungen, die auf eine bestehende Sensibilisierung des | Das im ‘Serotherapeutischen Institut in Wien hergestellte Diagnosticum
Organismus, sei es exogener oder endogener.Natur, zurückzuführen.| ist für Normalagglutination. 1:25 bis 1:50 weniger empfivdlich als der
| lebende Stamm, dagegen erhöht der Alkohol die Empfindlichkeit für
die Stämme speecifisch agglutinierende Fleckfieberagglutinine. ` Ver-
t fasser halter es. für erwiesen, daß die X-Stämme die Erreger des Fleck-
‚fiebers sind. Es ist keine Tatsache bekannt, ‚die im Widerspruch zu
dieser. Annahme stehen würde, | |
`
In der systematisch durchgeführten konzentrierten ‘Ernährung bei Kin-
dern besitzen wir in vielen Fällen einen therapeutischen. Faktor, der
.| geeignet erscheint, nebst vielen anderen Erkrankungen, z.:B. Pleuritis,
flussen. Die Durchführung einer derartigen Kur muß durchaus syste-
matisch sein und insbesondere auch auf den Wassergehalt der festen
Nahrungsmittel, unter genauer Beachtung 'des durch Oxydation ent-
stehenden Wassers, Rücksicht nehmen. | Aai
e Stickstoffausscheidung
Skutezky: Zur
'Salvarsanintoxikationen hängt möglicherweise mit der Injektion des
-oxydierten Präparats zusammen. ' Die Oxydation entsteht durch `Luft-
zutritt und kennzeichnet sich durch einen Stich der Färbe ins Rötliche.
Es sollte vor jeder Injektion aufs genaueste die Farbe betrachtet
werden und geprüft ‘werden, ob die Phiole auch, nur den kleinsten
Sprung aufweist. Ä j
= Guth: Beobachtung ‘bei 1300 Fällen epidemischer Grippe.. Ein
Einfluß der Ernährungsverhältnisse auf die Ausbreitung der Epidemie
zeigte sich im allgemeinen nicht. Therapeutisch hat sich hervorragend
das von Schütze und Franke empfohlene Digitalis-Salicyl-Anti-
pyringemenge bewährt.
Nr. 7. Jonas (Wien): Über die Druckpunkte des Ulcus ventri-
culi und duodeni und ihre Objektivierung ‚durch die erhöhte Contractilität
.der Muskulafur; Latenz und Akuität des Geschwürs. Die Druckpunkte
des Ulcus ventrieuli und duodeni entstammen einer Perigastritis, be-
ziehungsweise Periduodenitis leichtesten Grades; den. höheren Graden
peritonealer Reizung entspricht eine erhöhte Contractilität der Muskeln,
die sich .in der auf Stoß erfolgenden Contraction des Rectus (Stoß-
reaktion) und in der vermehrten Rectusspannung kundgibt. Diese kann
‘als Objektivierung einer druckschmerzhaften .Zone im Sinne eines -da-
selbst in der Tiefe ablaufenden peritonealen Reizungsprozesses gelten.
‘Die Stoßreaktion ist nur dann im Sinne einer Objektivierung des
Druckpunktes zu verwerten, wenn 'sie hier am deutlichsten ist und
auf der Gegenseite völlkommen oder fast. vollkommen fehlt. Die sub-
jektive und objektive Druckempfindlichkeit einer Stelle des radiologischen
Magenfüllungsbildes stellt ein schwerwiegendes Verdachtsmoment für
ein daselbst sitzendes Ulcus dar. Die vermehrte Rectusspannung und
die Stoßreaktion sprechen als Zeichen akuter Perigastritis für die Akuität
des zugrunde liegenden Ulcus. nz
Glaeßner: Über Ergofismus nach Genuß 'von secalehaltigenr
Mehl. Nach Secalevergiftung traten in einem Falle ‚charakteristische
Symptome der Tetanie auf, typische Krämpfe, Trousseauscher
Phänomenkomplex, während das Chvosteksche Phänomen fehlte.
Die Erscheinungen lassen sich als durch Secale hervorgerufene funk-
tionelle Störung der Epithelkörperchen auffassen. _
Peller: Offizielle Abortusstatistik und klinische Kontrollergebnisse.
In Wien endeten’in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts rund 17%,
in den letzten Friedensjahren rund 23% aller Schwangerschaften mit
Abortus. In den Jahresberichten der Stadt Wien ist nur zirka ein Viertel
aller Aborte ausgewiesen. Die Zahl der in den öffentlichen Spitälern be-
.
Nr.6. ‚Nobel: Über den "Wasserstoffwechsel im Kindesalter.
.I.;Über rationelle Anwendung. der konzentrierten Nahrung bei Kindern. ı
auch Krankheitszustände wie. Enuresis nocturna günstig zu beein-
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12%.
93. März.
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handelten Fehlgeburten ist ‚größer als die Gesamtsumme der in den
Stadtberichten enthaltenen Aborte.
Franz (Wien): Zur operativen Behandlung der Harninconfinenz
beim Weibe. Bericht über zwei Fälle, bei denen die Harnincontinenz,
die auf einer anatomischen Läsion des Blasenschließmuskels berubte,
durch eine Muskelplastik aus dem Levator ani geheilt wurde. Die
Wirksamkeit der Plastik besteht darin, daß die hinter den Blasenhals
genähten Levatorbündel denselben heben und zu einem queren Spalt
verengern. Die Plastik vermag eine neuerliche Überdebnung oder
Zerreißung der Sphincterfaser zu verhüten und durch die Zwischen-
schaltung von Muskelgewebe eine abermalige Zugwirkung neugebildeter
Narben zu verbindern.
Havlicek (Prag): Vorläufige Mitteilung über eine einfache Vor-
_ richtung zur Vereinigung von Blutgefäßen, Harnleitern usw. Verfasser
‚hät Gefäßmuffen aus Magnesium konstruiert, die eine schnelle und zu-
verlässige Vereinigung der Gefäßenden gestatten. Die Anlegung ist
einfach, die sich berührenden Innenseiten der Gefäße sind hinreichend
groß; es kommt zu keiner Verengerung der Kommunikationsstelle.
Nr.8. F. Hamburger: Die praktische Bedeutung der negativen
Tuberkulinreaktion. Die größte praktische Bedeutung der Tuberkulin-
reaktion liegt in ihrem negativen Ausfall. Die positive Reaktion be-
weist nur, daß das betreffende Individuum tuberkulös infiziert ist, läßt
aber keine Schlüsse auf die tuberkulöse Natur irgendeiner vorliegenden
Krankheit zu. Der negative Ausfall hingegen läßt die Tuberkulose-
diagnose ausschließen, unter der Voraussetzung, daß man die Tuberkulin-
untersuchung völlig durchführt. Die Cutanreaktion ist eine sehr un-
empfindliche und läßt keine sicheren Schlüsse zu. Sie muß ergänzt
werden ‚durch die einfache subcutane Reaktion. Fällt diese Reaktion,
die auch Stichreaktion genannt wird, negativ aus, so ist mit absoluter
Sicherheit eine Tuberkulose auszuschließen. Man macht zuerst die
Cutanreaktion; bei negativem Ausfall wird !/ıoo mg Tuberkulin sub-
cutan injiziert; tritt nach 48 Stunden keine Reaktion ein, dann injiziert
man i mg Tuberkulin; bleibt der Ausfall negativ, dann liegt keine
Tuberkulose vor. , ;
Kollert (Wien): Uber die Entstehungsbedingungen der Feld-
nephritis, Die eigenartigen Symptome, die die Feldnephritis von den
anderen Glomerulonephritiden abheben, sind durch extrarenale Momente
bedingt, die mit der im Krieg veränderten Lebensweise zusammen-
hängen. Im Frieden erkrankte der Nephritiker meist im Anschluß an
einen schweren Infekt, im Kriege infolge wiederholter leichter Schädi-
gungen, wobei die für die Entwicklung des Leidens so wichtigen ersten
Tage meist unter ungünstigen äußeren Bedingungen verbracht wurden.
Diese Auffassung wird den Tatsachen gerecht, daß mit der längeren
Dauer des Krieges die Zahl der Kriegsnephritiden relativ immer mehr
zunahm, daß der Prozentsatz der Erkrankungen im Frontbereich be-
deutend höher war als in der Etappe, daß die Infanterieregimenter
ganz besonders betroffen waren.
v. Hayek: Studie zur Influenzaepidemie und ihrer Beziehung
zum Verlauf der Tuberkulose. Das Verbältnie der Influenza zur Lungen-
tuberkulose läßt sich etwa folgendermaßen charakterisieren: Leichtere
eirrhotische Lungenprozesse pflegen sich durch eine Influenzaerkrankung,
die ohne allzu schwere pulmonale Komplikation abläuft, nicht zu ver-
schlechtern. Proliferierende tuberkulöse Prozesse in der Lunge und
Fälle vorgeschrittener stationärer Lungentuberkulose werden durch eine
Influenzamischinfektion um so schwerer gefährdet, je schwerer die pul-
monalen Komplikationen in Erscheinung treten. Dies wird durch die
immunbiologischen Erwägungen verständlich gemacht, daß chronisch
indurierende Prozesse ein Gewebe mit hoher Durchseuchungsresistenz
nicht nur gegen Tuberkulose, sondern wahrscheinlich auch gegen andere
Krankheitserreger darstellen, während bei proliferierenden Prozessen
die Abwehrfunktionen von der Tuberkulose überwunden sind.
Glaeßner: Beobachtungen bei der Grippepneumonie. Bei 500
Grippefällen wurden 120 Pneumonien beobachtet, die in zwei Formen,
. als foudroyante hämorrhagische Bronchopneumonie und als mitigiertere
Form, auftraten. Der Verlauf war bei Malarikern und Ruhrkranken be-
sonders schwer. Auffallend war die Immunität der Typhuskranken und
‘.rekonvaleszenten gegen die Grippe. Therapeutisch haben sich bei
schwersten Pneumonien Senfbäder und Packungen bewährt,
Hainiß: Über .scharlachartige Exantheme bei Grippe und über
Grippecroup. Die Unterscheidung von Scharlach- und Grippeexanthem
bedarf häufig der Zuhilfenahme der Blutdruckbestimmung und der
Schultz-Charltonschen Scharlachserumreaktion. In der ersten Zeit der
Grippe ist der Blutdruck bei Kindern bedeutend erhöht, was bei Schar-
lach nicht der Fall ist. Sechs Fälle lehrten, daß es einen Grippecroup
gibt, der zur Verwechslung mit Diphtheriecroup Veranlassung geben
kann. G Z
Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 3 bis 6.
Nr. 3. Wegelin (Bern): Pathologisch-anatomische Erfahrungen
bei der Grippeepidemie von 1918. Abgesehen von den Lungenverände-
rungen ergibt sich für viele Fälle das Bild einer schweren Sepsis.
Gelegentlich scheint die Intoxikation für den schlimmen Ausgang allein
verantwortlich zu sein, denn der Lungenbefund ist unter Umständen s0
gering, daß er als Todesursache durchaus nicht genügt. Bei der massen-
haften Ansiedlung der Kokken muß man nicht nur an ihre Giftwirkung
denken, sondern es ist auch möglich, daß sie auf Blut und Gewebe
durch Sauerstoffentziebung schädigend wirken. Die Frage der Disposition
als mitbestimmender Faktor für den Verlauf der Grippe ist noch nicht
hinreichend geklärt. Unterernährung scheint keine Rolle zu spielen.
Auch den Status thymolymphaticus macht Verfasser nach seinen Br-
fahrungen für den tödlichen Verlauf nicht verantwortlich, ebensowenig
die Tuberkulose. Eine größere Rolle scheinen Affektionen der Herz-
klappen zu spielen. Es scheint, daß die durch chronische Klappen-
veränderungen hervorgerufenen Circulationsstörungen verhängnisvoll
wirken. Am wichtigsten erscheint die bei Massenerkrankungen rasch
eintretende Steigerung der Virulenz der sekundären Infektionserreger,
| vor allem der Streptokokken.
Askanazy und Nakata: Die Stadien der Sublimatniere beim
Menschen. Das erste wird als rotes Initialstadium bezeichnet und er-
streckt sich auf die ersten 24 Stunden nach Einverleibung des Giftes;
es folgt das Stadium der grauweißen Sublimatniere. das gewöhnlich
angetroffen wird, wenn der Selbstmörder stirbt. Bei Überlebenden setzt
etwa nach einer Woche das Stadium der roten Sublimatniere im engeren
Sinne ein, das durch Regeneration und Verkalkung charakterisiert ist.
Nr. 4. Iselin (Basel): Tuberkulöse Brustwandabscesse und Fisteln.
177 Fälle von tuberkulösen Brustwandabscessen, von denen 85 bestrahlt
wurden, lehrten, daß diese Abscesse an der Brustwand zumeist eine
Folge der Resorption von pleuritischen Exsudaten oder einer Senkung
einer käsig-eitrigen umschriebenen Pleuritis oder Perikarditis oder einer
Senkung von eingeschmolzenen tuberkulösen Drüsen sind, und nicht,
wie früher fast immer angenommen wurde, die Folge einer primären
Rippentuberkulose. Letztere Diagnose ist nur zu stellen, wenn ein
ausgesprochener primärer Rippenherd nachgewiesen ist, der sich im
Röntgenbild kundgibt als Spina ventosa der Rippe, als Höhle mit
Sequester oder als ausgedehnte infiltrierende Tuberkulose. In den
anderen Fällen ist die Rippentuberkulose fast immer sekundär. Thera-
peutisch ergibt sich, daß hier an Stelle der operativen Therapie, der
Rippenresektion, sehr häufig die konservative Behandlung treten kaon.
Sie besteht in aseptischer Punktion und Entleerung, Einspritzung VOR
Jodoform, eventuell Campherphenol, Röntgenbestrahlung verbunden mit
allgemeiner Besonnung, in Arsen- oder Jodverabreichung, eventuell
auch Schmierseifenkur.
Nr. 5. Merian (Zürich): Haar- und Nagelveränderungen nach
Grippe. Die Nagelveränderungen äußerten sich in einer Querfurchen-
bildung, die zumeist an allen Fingernägeln, bisweilen nur an beiden
Daumennägeln auftrat. Der Haarverlust pflegt ganz plötzlich 80
bis 100 Tage nach der Grippe einzusetzen und große Ausdehnung ad-
zunehmen, AÄußerlich wird die Einreibung empfohlen mit folgender
Salbe: Sulf. praeeip. 2,0, Vanilin 0,01, Acid. boric. 0,1, Gelatina Haus-
mann 20,0 zweimal wöchentlich. An zwei anderen Tagen zerstäubt
man mittels eines Gebläses: Spiritus vini ab 100,0, Resorcin 1,0, Ol.
Rizini 10,0.
Nr. 6.
Gehörorgan. Chenopodiumöl wirkt bei unvorsichtigem Gebrauch toxisch.
Bei der Intoxikation ist der Hörnerv gefährdet, während die übrigen
Hirnnerven, speziell der Sebnerv, verschont bleiben. Die Hörstöfußß
ist auf beiden Seiten ungefähr gleichen Grades und ist als eine Er-
krankung des inneren Ohrs charakterisiert. In schweren Fällen bleibt
auch nach anfänglicher geringer Besserung das Gehör für immer hoch-
gradig vermindert. Es sollte nicht mehr als die für eine Wurmkur
erforderliche Menge, nämlich 6,0 œ für den Erwachsenen und 8,0 8
für das Kind; verschrieben und verhütet werden, daß die ganze Meng?
auf einmal genommen wird.
Dubs: Über Appendicitis acuta im höheren Lebensalter. Das
Material umfaßt 25 Fälle. Es sind zwei klinische lrscheinungsformel
zu unterscheiden: die diffuse, nach unbestimmten Prodromen sich oo
schnell entwickelnde Perforationsperitonitis mit schlechtem en
und die viel häufigere abgesackte, pseudo - neoplastische lokai. X
schränkt bleibende Form. Der Lokalbefund ist zumeist charakteristiS. >
die allgemeinen Symptome treten auffällig zurück; in zirka 60 % der
Fälle bestehen so gut wie vollständig normale Puls- und T emperatur
verhältnisse; das Befinden ist wenig gestört; Erbrechen besteht selen:
Die Therapie ist eine operative, G. 2.
Oppikofer (Basel): Chenopodiumölvergiftung und
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.. Es hat die Eigenschaft, eite
T
- neurasthenischer A
Mh. 1918, H. 12.)
"zu reinigen und die neue Granulati
‘sich bildenden Fleischwärzchen ‚seh
‚ leicht erfolgen kann. -Die durch Try}
bezeichnet werden.
‘ Kenntnis der Dosis
| (#-Inidazolyläthylamin
` "Vterus wird die H
Die Dosis betrug 1 ccm intramuskulär. (W. kl. W. 1919, Nr. 5.) `
‚ind Strahlungska
N einer großen Zahl von Fällen die Schmerzen prompt nach. Als
5 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
Therapeutische Notizen. =. nn | da verordnet, wo man die Menolysinwirkung verstärken. will. (D. m.
Se ir NE es W, 1919,.Nr.10) 0.000 E
Über die Behandlung von Blut- und Infektionskrankheiten mit = E Eucupin-Terpentininjektionen empfiehlt Wil helm K aro (Berlin)
Proteinkörpern berichtet Döllken (Leipzig). Er erzielte ‚stets eine ı bei urologischen Krankheiten. Der Verlauf der Go nor rhöe wird
sehr prompte und zuverlässige styptische Wirkung von der intramus- | dadurch wesentlich abgekürzt, das Auftreten von. Komplika-
kulären Milchinjektion. Der Erfolg -war ausgezeichnet‘ bei Purpura,
rasch bei Weilscher Krankheit,. deutlich und sicher in frischen Fällen
‘von Dysenterie. Ebenso wichtig als- die styptische Wirkung ist der
Einfluß der Proteinkörper auf bestimmte, von der Infektionskrankheit
befallene Organe. (B. kl. W. 1919, Nr.10) nn ee
der Behandlung schwerer
Hosenberg (Aidenbach) versuchte bei
Grippefälle mit gutem Erfolg Streptokokkenserum (Merck und Höchst)
subeutan und intravenös. - Die Behandlung soll‘ möglichst zeitig be-
gonnen werden. (B. kl. W. 1919, Nr. 10.) - -© Reckzeh.
plikationen (Epididymitis, Cowperitis usw.) kommt es-in kürzester Zeit
Harnwege, wie hochgradiger Cystitis der Prostatiker (inoperable Fälle
Cystitis) sowie auch bei Enuresis nocturna älterer Kinder (Knaben von
.12 bis 16 Jahren) empfiehlt sich diese Behandlung. (D. m. W. 1919,
Nr. 10.) re De POA =- F. Bruck.
Ka: zoom . a. mrg In o paro Ea i A A E
oleu ner hat mit gutem Erfolge bei spanischer Grippe Thio- | g. 995, yeohle Spalte, Zeile 7 von unten. „auro-palpebralen Refere“
ne i ne an 1018: i ) DIE La NE ang) Ver- | Zeile 32 von unten „die“ Haut; S: 272, rechte Spalte, Zeile 4 von
In einem Falle von Dysenterie führte, wie Zlocisti aus dem | ten „intravaskulären“, „Zeile 26 von unten „zurückzuführen“, Zeile 30
Roten-Kreuz-Lazarett Konstantinopel berichtet, eine sich in den üb- von unten „Kehlkopfbildes”. | |
lichen Grenzen haltende. Bolustherapie (an vier 'aufeinanderfolgenden | 2 N en
Tagen je 200 g) zu einer lange anhaltenden, äußerst schmerzhaften | | .. Bücherbesprechungen. -
Obstipation, die erst nach ‚17 Tagen sich durch die rectale Entleerung |- Be ER | SUR IHRER ERS
eines 600 g schweren cylindrischen 6 cm -dicken Bolussteines hob, | Karl Eskuchen, Die Lumbalpunktion. Mit 21 Abbildungen und
(Ther. Mh. 1918, H. 12.) > Pringsheim (Breslau). | 2 farbigen Tafeln. Berlin - Wien 1919, Urban & Schwarzenberg.
Arnoldi (Berlin) berichtet über die therapeutische Verwendung | 188 Seiten: Brosch. M 8,—, geb. M 10,—. BE.
von Atropin. Er wandte das Mittel mit Erfolg bei Lungenkrankheiten | . Wenn etwas dazu beitragen kann,. daß die Lumbalpunktion mit
an mit spastischen Erscheinungen an ‘der Bronchialmuskulatur, bei | Iıren großen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zum
Nierenaffektionen (spastische Zustände in den’ Glomerulis), Magen-, | Femeingut der Ärzte wird, so ist es ein Werk wie das vorliegende. —
Darm- und Gallenblasenerkrankungen. (B. kl. W. 1919, Nr- 10.) | Nach einer. ausführlichen Besprechung aller technischen: Einzelheiten
| > Reckzeh.
(
recht respektable Menge dessen zusammen, was zahllose, `bisher an
vielen Stellen der Literatur verstreut niedergelegte Untersuchungen und
Hinsichtlich seiner hypnotischen Wirkung steht, wie Tiling
Beobachtungen über Zusammensetzung und Reaktionen des Liquors ge-
an dem großen Material der Psychiatrischen Universitätsklinik Jena
nachweist, Nirvano! etwa zwischen Veronal und Medinal; bei leichter
grypnie genügen 0,25 bis 0,3 g, bei Psychosen 0,5
bis 1,0 g; bei schweren Erregungszuständen kann bis zweimal täglich
1,0 g gegeben ‘werden, allerdings tritt bei Dosen über 1,5 g ein koma-
‚töser Zustand ein. Unangenehme Nebenwirkungen sind selten. (Ther.
Ä ' Pringsheim (Breslau).
Trypaflavin gebraucht M ü n z e 1 (Fechenheim) in der chirurgischen
Praxis. Hier kann es jedes bisher gebräuchliche Antisepticum ersetzen..
rnde, mit schmierigen nekrotischen Gewebs-
n; Höhlen und Fisteln schnell und sicher
onsbildung stark anzuregen. Die
en sehr frisch aus und sind von
fester Beschaffenheit, sodaß die Überhäutung von den Wüundrändern
yaflavinlösung oder durch den gold-
gelben Eiter entstandenen gelben Wäscheflecken verlieren sich erst
nach mehrmaligem "Waschen. (D. m. W, 1919, Nr. 10) F. Bruck. `
Mit Tenosin hat Hohenbichler in der Geburtshilfe. gute
gen gemacht.- Es kann als ein vollwertiger Ersatz des Secale
Ein Vorteil des Präparats liegt in der genauen
und der Wirkungsweise seiner Komponenten
und p-Oxyphenyläthylamin). Beim schwangeren
äufigkeit und Stärke der Wehen im positiven ‚Sinne
Die dritte Geburtsperiode scheint sich unter der Wirkung .
s rascher und mit geringerem Blutverlust abzuwickeln.
Lumbalpunktion sind gesonderte Kapitel gewidmet. Eigene langjährige
Erfahrungen wurden hier vom Verfasser - zugrunde gelegt und haben
zu einer wirklich kritischen Würdigung aller vorhandenen,. zum
Teil noch umstrittenen’ Fragen ‘geführt. So spiegelt das Werk den
heutigen Stand der Lehre von der Lumbal l |
klar und getreu wider. Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide).
Max Berg, Allgemeine Grundlagen der Krankenpflege.
Berlin 1918, Aug. Hirschwald. 248 Seiten. M 9,60. :
Es ist ein gutes Buch, das hier weiteren Kreisen übergeben wird ;
1
-fetzen bedeckte Wundfläche
haben. Er wendet: sich nicht nur an Berufs- und Laienpfleger und
-pflegerinnen, sondern auch an Ärzte und Studierende. Ich: möchte das
| Buch den Verwaltungsbehörden der Krankenhäuser gleichfalls ans Herz
legen; denn es enthält einen Abschnitt (IX), der sich mit der beruf-
Srfahrun lichen und sozialen Entwicklung der‘ weiblichen ‚Krankenpflege be-
schäftigt. Berg hat über diese Themata mehrfach gearbeitet, Die
erleuchtet hell die ungemein wichtigen Fragen in ihrer großen Be-
deutung und wird zweifellos lebhaftestem Interesse begegnen müssen.
Das Buch ist mit viel Liebe und Sorgfalt verfaßt, seine Ausdrucksweise
ist anregend, die Sprache flüssig. Es atmet den Geist, der in den
letzten Textworten ausgesprochen wird: wer anderen hilft, verhilft sich
beeinflußt.
Fritz Fleis cher.
des Tenosin
‚selbst zum Glück.. - 7
Kaufmann, Krieg, Geschlechtskrankheiten und Arbeiter-
ber ein neues Eierstockpräparat, Eisen - Ovoglandol, berichtet
versicherung.. 62 Seiten. Berlin 1916, Franz Vahlen. M 2,—.
L abhardt. Die Tabletten zu 0,5 g enthalten an Ovarialsubstanz so
viel, als 1 g der frischen Drüse entspricht. Der Gehalt an Eisen
beträgt 4 mg; es ist darin als ein Eisensalz eines Acidalbumins ent-
halten. Die Anwendung ist oral, subcutan ‘und intravenös, letzteres
“u wirksamsten. Die. Indikation zur therapeutischen: Verwendung ist
namentlich unter zwei Umständen- gegeben, beim sicheren Ausfall der
Ovarialfunktion, wie er sich im Klimakterium und bei der Operations-
stration präsentiert und bei der Amenorrhöe, falls sie
Hypofunktion der Ovarien einhergeht. Das Präparat gab in
besser wie vieles andere, was heute gesprochen und geschrieben wird,
dazu berufen ist, veraltete, falsche Anschauungen zu vernichten. Jeder,
' dem heute die Wohlfahrt unseres Volkes am Herzen liegt, kann seinen
Inhalt nur begrüßen, und wird das, was er daraus lernt, verwerten
können. Das schamhafte Augenschließen vor dem notwendigen Kampfe
gegen die Geschlechtskrankheiten muß endlich einmal aufhören und
besonders in der jetzigen Zeit, wo es darauf ankommt, einen kräftigen
mit einer
ns Fällen gute Erfolge; die Medikation ist naturgemäß eine lang-
‚„auernde. (Schweiz. Korr.. Bl. 1919, Nr. 7.) G. Z. und gesunden Nachwuchs heranzuziehen. - |
'Allen, welchen Standes und Geschlechtes sie sind, müßte dieses
Buch zugänglich gemacht werden, denn es bedeutet einen wertvollen
Beitrag zur Erziehung des Menschen, der die Welt so sehen soll, wie sie ist.
| Manchem wird beim Lesen wohl auch eine andere Ansicht über
“den so geschmähten Militarismus aufdämmern, ‘wenn er sieht, wie
gerade durch die Leistungen der Militärsanitätsbehörde die ersten Er-
folge erzielt sind im Kampfe gegen die Geschlechtskrankheiten, die `
zusammen mit Tuberkulose und Alkoholismus die drei schwersten Seuchen
die am Marke des Volkes zebren. A. Dreist (Hannover).
Pas Yohimbin (Spiegel); für gynäkologische Verordnung als
„Menolysin® in den Handel gebracht, empfiehlt E. Gleinert
(Ratibor) zur Behandlung der dysmenorrhoischen Beschwerden. Es ist
aber Dicht specifisch für bestimmte Formen der Dysmenorrhöe. Gibt
wan beim Eintritt der Menstruation oder der Beschwerden und wäh-
rend der Dauer dieser täglich zwei- bis dreimal eine Tablette, so lassen
Henoly Sin. composit. kommt eine Kombination mit 0,08 Co-
ĉluum phosphor, in Tablettenform in den Handel. Sie wird | darstellen,
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tionen scheint verhütet zu werden: Bei-bestehenden Kom-
zur Rückbildung. Auch bei niiehtgonorrhoischen Erkrankungen der
von 'Prostatahypertrophie mit chronischer inkompletter Retention und
für die Punktion selbst stellt-Eskuchen kritisch 'die ‚schon jetzt
lehrt haben. Der specifischen Diagnostik bei sämtlichen in Betracht '
kommenden Krankheiten und der therapeutischen Verwendung der‘ ,
punktion und der Liquorforschung \
sein Inhalt‘ bietet ‚Lehrstoff für alle, die mit Krankenpflege zu tun
hier erfolgte Zusammenfassung und Erweiterung seiner Ausführungen
Viele Worte würden den Wert dieses Buches hexabsetzen, das
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298 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
’Kausch hat mit der von ihm angewendeten Fadenmethode einen
- Vereins- und Auswärtige Berichte.
F Sitzung vom 7. Februar 1919.
Berlin. Colden: Krankenvorstellung: Keratitis neuroparalytica, her-
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 26. Februar 1919. . vorgerufen durch direkte Verletzung des ersten Trigeminusastes, wobei die
Vor der Tagesordnung. Kausch stellte eine Kranke mit Tränensekretion ungestört erhalten ist.
Speicheldrüsenfistel vor. Es handelte sich um eine 29 jährige Dame, Über Chromatvergiftung.
die mit vier Jahren auf die linke Gesichtshälfte gefallen war. Danach Urban: „Hautveränderungen“. Nachdem sich seit Jahren im
war diese Gesichtshälfte im Wachstum zurückgeblieben. ‚Im Jahre 1917 hiesigen Allerheiligenhospital die Krätzebehandlung mit Schwefelsalbe
wurden zum Ausgleich der Gesichtsdifferenz Paraffininjektionen gemacht. | „hne Nebenwirkun gen vollzogen hatte, traten nach Anwendung einer
Das Paraffin eiterte heraus, es bildeten sich vier Speicheldrüsenfisteln. | am 9. Januar aus einer hiesigen Apotheke bezogenen Salbe Krank-
heitserscheinungen auf, die eine Vergiftung annehmen lassen mußten.
Die Untersuchung ergab, daß die Salbe ‘durch eine verbängnisvolle
Verwechslung eine große Menge monochromsaures Kali enthielt. Die
Hauterscheinungen bestanden in pockenähnlichen Efflorescenzen und
wesentlichen Erfolg erzielt, der zur völligen Heilung der Kranken
führen dürfte. l
Heimann stellt einen Kranken vor, der nach Granatsplitter-
verletzung eine Speicheldrüsenfistel davongetragen hatte. Auch er
‘wendet die Fadenmethode an.
Tagesordnung. Fortsetzung der Aussprache über den
Vortrag Lessers: Fortschritte in der Serodiagnostik der Syphilis.
Piorkowski: Durch dieKomplementablenkungsmethode werden,
wie man jetzt weiß, nicht die Antikörper nachgewiesen, sondern es.
handelt sich um Globulinveränderungen. Auch der physikalische Zustand
des Serums ist in Betracht zu ziehen, namentlich ist die Alkalescenz
von Bedeutung. Bei der Ausführung der Wassermannschen
Reaktion müssen alle Vorsichtsmaßregeln beobachtet werden. -Die
Kriegsverhältnisse machen bei Ausführung dieser Reaktion Schwierig-
keiten. Hierzu ist auch das Festhalten der Temperatur im Thermostaten
zu rechnen. Eine ganz kleine Spiritusflamme ermöglicht eine gleich-
mäßige Wärme. Meinickes und Sachs-Georgis Reaktionen
sind geeignet, die Wassermannsche Reaktion zu ergänzen.
Schütz: Die Rotzkrankheit der Pferde wird ebenfalls mit
serologischen Methoden nachgewiesen. Mit Koch zusammen hat er
1901 zunächst an Agglutinationsmethoden gearbeitet. Diese haben aber
versagt. Später hat er im eigenen Institut die Komplementablenkung
versucht. Das Verfahren bedarf gegenüber der bei der Syphilis an-
gewendeten Methode einer besonderen Änderung. Es gibt eine ganze
Reihe von Pferden, die auch normal die Komplementablenkung zeigen.
Besonders das Serum von Esein und Maultieren zeigt das. Bei diesen
Spielarten ist daher der Nachweis von Rotz sehr schwierig. Bei Pferden
gelingt es, mit genügender Sicherheit Rotz nachzuweisen. In Berlin,
Bromberg und Münster sind hierfür besondere Stellen eingerichtet
worden, an welche alle Tierärzte das Blutserum hinschicken mußten
Die dort wirkenden Kräfte sind erprobt. Es wird mit ausgezeichneten
Mitteln gearbeitet. Die Zahl der Fehlergebnisse beträgt nur 0,6 %.
Demzufolge war, als der Krieg begann, unter unseren Pferden und
besonders unter den Armeepferden kein Rotz vorhanden. Kaum war
das Heer in Rußland, Belgien und Frankreich, so trat Rotz in er-
schreckender Weise auf. Man darf behaupten, daß, wenn man die
Methode zur Tilgung der Rotzkrankheit nicht gekannt ‚hätte, die Erfolge
unserer Heere kaum möglich gewesen wären, Es ist uns gelungen, die
Rotzkrankheit in Belgien, Polen und in den besetzten Teilen Frankreichs
auszutilgen.
Saalfeld begrüßt das Versprechen v. Wassermanns,
gute Reagentien zu beschaffen. Er empfiehlt, eine Centralstelle für die
Ausführung der Wassermannschen Reaktion zu schaffen, wovon er
eine Besserung der Ergebnisse erhofft,
Kurt Maier hat in der bakteriologischen Abteilung des
Virchow-Krankenhauses die Methode von Sachs-Georgi unter-
sucht. Sie ist etwas weniger empfindlich, als die Komplementablenkung.
Für die Praxis hält er sie für recht brauchbar. Ihre Nachteile sieht
er einmal darin, daß das Ergebnis erst nach 24 Stunden zu erhalten
ist, sodann in der großen Abhängigkeit von der Art der Verdünnung
der Extrakte. Keinesfalls ist Sachs- Georgi imstande, die Wasser- `
mannsche Reaktion zu ersetzen.
Lesser: Schlußwort. Fritz Fleischer.
nm.
Eiweiß und Fieber konstatiert werden.
Forschbach: „Klinisches“. Eine ganze Anzahl der Fälle
ist nur leicht oder gar nicht erkrankt, andere sind nach schwerer
Erkrankung wieder genesen. Im Vordergrund der letzteren steht die
Harnvergiftung, ausgeprägt durch Harnstauung mit wenig Eiweiß und
geringfügigem mikroskopischen Befund. Die Atmung ist tief, der Puls
schlecht, der Blutdruck meist normal, die Milz vielfach geschwollen,
es kommt zu fibrillären Zuckungen. Ein Teil der Kranken ist während
der Oligurie gestorben, bei einem anderen ging diese allmählich in
große Mengen über, aber auch da kamen Patienten noch zu Tode. Es
ergaben sich dann immer noch hohe Reststickstoffzahlen, die Niere
scheidet Wasser nicht schnell aus, und es besteht ungenügende Kon-
zentrationsfähigkeit (wohl durch Betroffensein der Tubuliepithelien)-
Urobilinurie und Glykosurie fanden sich nie, Durchfälle am Beginn,
zweimal Bluterbrechen, einmal traten vasomotorische Störungen im
Gesicht auf. Das Blutbild zeigte eine Vermehrung der Leukocyten
(polymorphkernige, neutrophile), Jugendformen, alle Vorstufen der
Leukocyten, ein kernhaltiges rotes Blutkörperchen auf 150 Leukocyten
— offenbar Reizung des Knochenmarks.
Colden: „Augenbefunde“. Unter 8i augenärztlich untersuchten
Patienten waren 283 leichte, 8 schwere Fälle mit 20 beziehungsweise
4 normalen Befunden. Die Augenbefunde waren nicht sehr ausgeprägt
und sehr flüchtig, abgesehen von einmaliger Netzhautblutung sah man
einmal Gefäßverengerungen der Netzhaut, zweimal Blässe der Papillen.
Hanser: „Pathologisch-anatomische Befunde“. Die variola-
artigen Hautveränderungen, bei denen die subepitheliale Exsudation be-
merkenswert ist, sind nicht die Todesursache. Pathologisch-anatomisch
ist auch eine hochgradige entzündliche Affektion des Darmes bemerkens-
wert, aber in erster Linie der Befund der Niere, deren Kapsel mit der
Oberfläche fest verklebt ist und die schon makroskopisch Hämorrhagien
zəigt. Die Oligurie ist bedingt durch mechanischen Verschluß der
Harnkanälchen, die Polyurie ist ein Versuch ihn zu überwinden. Es
tritt eine Regeneration der Epithelien wohl ein, die Funktionstüchtig-
keit bezüglich der Konzentration liegt aber lange danieder.
Diskussion. Pohl: Tierversuche ergaben, daß nach zwei bis
drei Wochen eine Regeneration möglich ist. Therapeutisch kommt wie
bei Kantharidinvergiftung eine Überschüttung mit kohlensaurem Natron
k Frankfurt a. M.
Arztlicher Verein; Sitzung vom 17. Februar 1919.
Hanauer: Die ärztlich-hygienische Ausgestaltung des Frankfurter
Wohlfahrtsamtes. Wie anderswo, so beruhte auch in Frankfurt bis zum
Erlaß des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz die Armenpfleg®
rein auf privater und kirchlicher Wohltätigkeit "und auf Stiftungen, dI®
auch heute noch zur Ergänzung der öffentlichen Armenpflege ein inte-
grierendes Glied sind. Seit 1870 gehört auch die Krankenfürsorge ZU
den Aufgaben der Stadt, doch wurde den Armen schon im Mittelalter
ärztliche Behandlung und Arzneien und Verpflegung im Armenhaus g&
währt. Seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts sorgte daS
Heiliggeisthospital für die ärztliche Behandlung der Armen, bis Im
Jahre 1880 Armenärzte als städtische Beamte angestellt wurden. Die
Armenarztstellen beim Heiliggeisthospital waren als Einführung in die
Praxis sehr gesucht, trotzdem sie nicht bezahlt wurden. Da sie è T
nur für die Behandlung von Frankfurtern bestimmt waren, SO mußte
schon vor 1880 die Stadt bei ihrem andauernden Wachstum für die
Breslau.
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.
Sitzung vom 81. Januar 1919.
Thomalla: Wissenschaftliche Kinematographie. An der Hand
von Demonstrationen aus den verschiedenen Gebieten wird der hohe
Wert für Unterrichtszwecke und weite Verbreitung von Kenntnissen
auseinandergesetzt und ein großzügiges Programm (Erfassung des
Materials durch Arehivgründung) entwickelt. i
Polizeisektion geschah. Das Armenamt wurde 1883 errichtet und be
aufgaben in das Wohlfahrtsamt umgewandelt wurde. Hieran an
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in Nekrosen, bereits nach 24 Stunden konnten auf der Hautabteilung
Behandlung der übrigen Armen sorgen, was durch eine besondere
stand bis zum vorigen Jahre, wo es zur Übernahme weiterer Fürsorge
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1
schließend gibt H. eine Übersicht über die Aufgaben und die Einrichtung | Geschlechtsbestimmung schon’ mit der Befruchtung vollzogen zu sein
das Wohlfahrtsamtes (siehe Nr..22 des Jahrgangs 1918 dieser. Wochen- |. scheint, lassen die frühesten Entwicklungsstädien derzeit noch- keine
schrift, Aufsatz von Dr. Hainebach). H. teilt zugleich mit, ‘daß ‘| Geschlechtsverschiedenheit erkennen. Das gilt insbesondere für das
die Einführung der freien Arztwahl auch für die Armen vom Magistrat | erste Stadium, die flächenhafte Keimdrüse.(Keimplatte), die aus
bereits beschlossen sei. | 5 Hainebach,' | einem indifferenten' Epithel mit eingelagerten, sicherlich- sehon deter-
| '| minierten Geschlechtszellen aufgebaut wird. Aber auch noch im fol-
genden Stadium (der Sexualstränge), in welchem durch das
Auftreten tiefer mit: der Keimplätte zusammenhängender Epithelstränge,
‚die gleichfälls Geschlechtszellen enthalten, eine gewisse Zweiteilung. in
- Rinden-:und Markzone angebahnt wird, zeigen männliche ‚und weibliche
Keimdrüse einen übereinstimmenden, wenn auch schön unterscheidbaren
Organbau: Keim-(Rinden-)platte, Sexual-(Mark-)stränge, Rete und Uro-
genitalverbindung.. Dann trennen sich die weiteren Wege (Stadium der
Disparität). In der männlichen Keimdrüse_ wird die Rindenplatte
-zu einem unscheinbaren Endothelbelag rückgebildet und alle wesent-
lichen ‘Anteile (Samenkanälchen) gehen aus der Marksubstanz, hervor.
In der weiblichen Keimdrüse ist es umgekehrt gerade die Rinden-
substanz, welche. die hochwichtigen Follikelbildungen erzeugt, während
‚die Marksubstanz bis auf bedeutungslose Reste schwindet. Die männliche
Gonade ist distalwärts orientiert, die weibliche zur Oberfläche. ` Die-
wesentlichen Bildungen beider Keimdrüsen sind streng genommen nicht .
-ganz homolog; der: Follikelschicht des Ovars entspricht das Hoden-
endothel, den Samenkanälehen die mehr minder rückgebildeten Mark-
stränge des Ovars.'' Dieser umständliche Entwicklungsgang ist offenbar
‘dadurch veranlaßt, daß die Keimdrüsen, besonders deutlich die ‚weib-
‚liche, in bisexueller Form angelegt werden und erst allmählich
. durch einseitige Förderung der dem Geschlechtsvorzeichen entsprechen-
‘den Organkomponente und Hemmung der gegensätzlichen ihre end-
gültige Ausgestaltung erfähren. Da die individuelle Ontogenese vom
Anbeginn geschlechtsbestimmt und eindeutig ist, kann der regelmäßige
bisexuelle Bauplan nur auf hermaphroditische Vergangenheit, auf phy-.
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Königsberg i. Pr. \ p5 3
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 27. Januar 1919.
Kastan: Das Krankheitsbild der Pseudosklerose. Es handelt
sich um eine familiäre Nervenerkrankung, die mit Hyperplasie der Milz,
Gewebsumbau der Leber, Hyperämie der Nieren, Hautblutungen, Verfärbung
der Conjunctiven, Pigmentierung. der Descemetschen Membran und Ver-
änderungen im Corpus striatum, Thal. opt., Linsenkern und Nucl. dentat.
einhergeht. Es tritt dabei Lävulos-, Galaktos-, Urobilin- und Bilirubin-
urie auf. Im Blut ist bisweilen positiv W.-R., im Liquor cerebrospinalis
positiv Nonne beobachtet ‚worden. Sensibilitätsstörungen sind zufällig
_ und unwesentlich. ‘Motilitätsstörungen treten dagegen sowohl in der
Ruhe, als auch bei passiven und aktiven Bewegungen auf. In der
Ruhe besteht mimische Starre, Speichelfluß, oft starke Contractur
‘In den Kniegelenken; bei passiven Bewegungen . beobachtet .man
Westphals Phänomen, bei. aktiven Bewegungen Ataxie, . Schütteln
Tremor, Dysarthrie,. Dysphagie, Dysphasie. Bei Jängerer Dauer der
Krankheit kommt es zu Intelligenzdefekt, Nahrungsverweigerung, Kräfte-
= verfall, Schädigung des ‚Knochenmarks. Als primäre Ursache der Krank-
heit wird von einigen Autoren eine Lebererkrankung, von anderen eine
. Gehirnerkrankung, von noch anderen eine embryonale, hereditäre Er-
krankung angenommen, le BL ef
ar Kirschner: Uber Herzschüsse und herznahe Schüsse. Bei den
Herzschüssen hat man zu unterscheiden zwischen die Herzwand pene-
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oiei ‚trierenden und nichtpenetrierenden. Erstere sind im Ventrikel häufiger
oot, we als im Vorhof. Die Gefahren der Herzschüsse bestehen in Verblutung, siologische Ahnenz wittrigkeit zurückgeführt: werden. Aber nur
E .reflektorischem Herzstillstand, Eiterung und, in lebenslänglichen, be- | die bisexuelle Organ form wird vererbt, während die Geschlechtszellen
A ; _ „stimmten Beschwerden (Herzklopfen, Stiche, Asthma cardial.),. sowie | von allem ‘Anfang an geschlechtsbestimmt und eindeutig sind,
a! . plötzlichem Exitus. Bei der Heilung der Herzmuskelperforationswunden | männlich oder .weiblich, gleichgültig, ob sie in Rinde oder Mark seß-
„© „.kommtes zu Myodegeneratio, perikarditischen Verwachsungen, Abscessen, | haft werden. Wenn auch die Markstränge des embryonalen Ovars den
we, © bindegewebig-schwartiger Heilung ohne genügende Haltbarkeit. Die | Hodenkanälchen homolog sind, die in ihnen angesiedelten Geschlechts-
ee © Gefahren werden noch vergrößert durch Steckgeschosse im Herzmuskel, | zellen sind immer nur Eizellen und veranlassen die Entstehung der
ui ~ da durch diese eine dauernde Schädigung bei den Bewegungen des | sonderbaren transitorischen Markfollike. Es handelt sich demnach
J -Herzmuskels erfolgt: Daher ist in (diesen Fällen eine Entfernung des | nicht um eine funktionelle, sondern nur um formale, gestaltende,
7 = Geschosses notwendig. Der Vortragende hat in vier Fällen einen der- | organoide Bisexualität, die unter dem Einfluß der ontogenetischen
A artigen Eingriff mit bestem Erfolge. ausgeführt (Demonstration von | Unisexualität bald dem eindeutigen Geschlechtstypus. weicht. ‘Sehr
a . Röntgenbildern). In einem fünften Falle saß das Geschoß dicht unter | deutlich bleibt aber regelmäßig die zwittrige Ahnenform im Ovar des
~ der Pleura in nächster Nähe der großen Herzgefäße. In diesem Falle | Maulwurfs erhalten, welches neben einer corticalen Follikelschicht eine
ai - mußte von einer Entfernung des Geschosses Abstand genommen werden. | ausgedehnte, hodenähnliche Markschicht — ein Testoid — mit
W- >.< Benthin: Herzkrankheiten und Schwangerschaft. Bei einer | Marksträngen, Zwischenzellen und Rete dauernd bewahrt. Ein im
"i > Herzfehlerfrequenz von 1 bis 2% beträgt die Mortalität in der Schwanger- | wesentlichen gleichartiges Bild zeigen die pathologischen Zwitterdrüsen
id schaft 2 bis 4%. Als Ursachen für- das Zustandekommen dekompen- | — Ovotestes—, die man gelegentlich bei Mensch und Säugetieren |
iF satorischer Erscheinungen kommen in Frage Klappenfehler (Mitralfehler, | findet. Demzufolge sind auch diese, in Übereinstimmung mit den .Tat-
B. besonders Mitralstenosen), akute und chronisch entzündliche. Prozesse | sachen der Entwicklungsgeschichte und vergleichenden Histologie,
aie im Herzmuskel, schnelle Folge von Geburten, frische und rezidivierende | wahrscheinlich als eindeutige, in der Regel weibliche; aber' minder-
i Endokarditis, Störungen. im Reizleitungssystem. Die hierdurch be- | wertige Keimdrüsen: aufzufasşen, in- denen es infolge abnormer-
a dingten Gefahren werden noch bedeutend gesteigert durch Kombination | Insuffizienz der ontogenetischen unisexuellen Ge-
} . mitextrakardialen Erkrankungen (Gefäßhypoplasie, Fettleibigkeit, Kypbo- | staltungskraft zur Persistenz und Fortbildung der heterosexuellen
< 8koliöse, Lungen- und Nierenerkrankungen). Hinsichtlich der Therapie | atavistischen Bildungen gekommen ist. Auch in diesen Fällen handelt `
| ergibt sich, daß beim Fehlen einer komplizierenden Erkrankung bei | es sich. um Zwitterform, nicht um Zwitterfunktion, da die
heterosexuelle Komponente: äls rein atavistisches Organrudiment das
ontogenetische Geschlechtsvorzeichen weder abzuändern noch selb-
ständig eigene, ihrer Bauart entsprechende Geschlechtszellen. hervor-
zubringen vermag. Damit fällt der grundsätzliche Unterschied zwischen
‘'Hermaphroditismus verus und spurius. — Die Ursache der hermaphro-
ditischen Mißbildungen kennen wir nicht. Offenbar ist die sonst scharf.
betonte ontogenetische Unisexualität in diesen Fällen — aus unbekannten
konstitutionellen oder konditionellen Ursachen- — unzureichend und
unfähig, die -autosexuellen Eigenschaften -zur vollen Entfaltung zu
bringen. und die heterosexuellen Anlagen genügend niederzuhalten. —
Vorhandensein extrakardial' gelegener chronischer Leiden, große Fertilität | Steinach führt -den Hermaphroditismus auf eine. Mischung ge-.
besteht oder bereits früher durch das Leiden bedingte Lebensgefahr | schlechtsverschiedener Zwischenzellen zurück und .auch andere
aufgetreten ist, Nur in ‚dekompensierten, schwersten Fällen und bei | Autoren sprechen bereits von einem Hermaphroditismus interstitialis.
‚Vorhandensein anderer komplizierender chronischer Erkrankungen muß -|. Diese Annahme entbehrt der zureichenden Begründung; wie die ver-
‚von einer Heirat abgeraten werden. | ‚Sch. Ri breitete Lehre von der Glandula interstitialis (Pubertätsdrüse) im all-
| X . _ | gemeinen. Es ist unbewiesen, daß der Geschlechtscharakter ausschließ-
lich von den Zwischenzellen bestimmt werde, und wahrscheinlicher,
‚| daß diese in ihrer Gesamtheit ein.specifisches, trophisches -Hilfsorgan
| für die Keimdrüsen und die arterhaltenden Organe überhaupt darstellen.
Herzklappenfehlern eine abwartende Haltung. beziehungsweise ein Ver-
‘such mit innerlichen Medikamenten anzuraten ist. Aktives Vorgehen.
‚Ist notwendig und berechtigt bei--Dekompensation mit momentaner
‚Lebensgefahr, bei frischen Klappenerkrankungen, bei rezidivierender
‚Endokarditis, bei Komplikation von Herzfehlern mit chronischer Nephritis
, nd Lungentuberkulose (nach den hierfür maßgebenden Richtlinien). —
Eine prophylaktische Unterbrechung ist nur dann erlaubt, wenn eine
dauernde Beobachtung-und notwendige Schonung aus äußeren Gründen
Wmmöglich ist. Die Frage der Sterilisation ist nur dann zu bejahen,
wenn die Erkrankung trotz aller Therapie sich nicht bessert oder das
un
Prag 0.0
BEN: - Sitzung vom 25. Oktober 1918. |
ik A. Kohn: Bauplan der- Keimdrüsen: Der Bauplan der Keim-
sen ist nur aus ihrer Entwicklung zü verstehen. Wiewohl die | | |
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— (1.
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300 E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten -Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Im. Interesse. des für die ordnungsmäßige und erfolgreich
Seucheńbekämpfung durchaus notwendigen Zusammenarbeitens zwischen
militärischen und Zivilmedizinalbehörden weist das Sanitätsdepartement
des Kriegsministeriums in einem Erlaß darauf hin, daß nach dem
Reichsgesetz, betreffend die Bekämpfung der gemeingefähr-
lichen Krankheiten, die Militär- und Marinebehörden im Heere
nur für die Ausführung der Schutzmaßregeln zuständig sind, während
zur Ermittlung der Krankheiten auch die Kreismedizinalbeamten hin-
zuzuziehen sind. Zur Ermittlung gemeingefährlicher Krankheiten muß
daher den Kreisärzten das: Betreten der Militärdienstgebäude gestattet
werden. Bei übertragbaren Krankheiten im Heere liegt
dagegen nach dem entsprechenden preußischen Gesetz sowohl die Er-
mittlung wie die Ausführung der Schutzmaßregeln lediglich in der
Hand der Militär- und Marinebehörden.
Leipzig. Am 12. Februar ist eine Vereinigung der
hiesigen Assistenzärzte gegründet worden. Einstimmig
wurde der Anschluß dieser Vereinigung an den Leipziger Verband
beschlossen und der Beitritt aller Mitglieder zu diesem empfohlen.
Schließlich wurden folgende Mindestforderungen aufgestellt:
1. Anfangsgehalt von mindestens M 1800 bei völlig freier Station
I. Klasse einschließlich Getränke. Bei Wegfall der freien Station be-
ziehungsweise Verpflegung beziehungsweise Wohnung Barvergütung
en mindestens M 1800 beziehungsweise M 1200 beziehungsweise
0. |
Für die Zeit der Teuerung Zulage in angemessener Höhe.
Steigerung des Bargehalts alle zwei Jabre um mindestens M 600
bis zur fünfmaligen Steigerung als Höchstgrenze. |
Die an anderen Krankenhäusern und Instituten verbrachte Dienst-
zeit einschließlich Kriegszeit soll angerechnet werden.
2. Urlaub von mindestens vier Wochen im Jahr.
8. Ausreichende Unfall- und Haftpflichtversicherung durch die
anstellende Behörde. |
4. Auf die Verheiratung älterer Assistenzärzte soll Bedacht ge-
nommen werden. Verheiratung darf keinesfalls Hindernis für die An-
steHung sein. In geeigneten Anstalten sind Dauerstellen für Verheiratete
vorzusehen. Verheiratete haben Anspruch auf besondere Zulagen.
ö. Nichtdeutsche sind von Assistenzarztstellen auszuschließen, es
i Pi auf Ausschreiben der Stellen sich keine deutschen Bewerber
6. Nichtapprobierte Mediziner sind in Assistenzarztstellen nicht
zu verwenden. |
7. In der Übergangszeit sind Kriegsteilnehmer, besonders Kriegs-
‚beschädigte bei Besetzung der Assistenzarztstellen nach Möglichkeit zu
berücksichtigen, die Hälfte der Assistenzarztstellen in, der Regel durch
Kriegsteilnehmer zu besetzen und hinreichend bezahlte Stellen zur
Fortbildung von Kriegsteilnehmern zu schaffen.
8. Eine standeswürdige Rechtsstellung der Assistenzärzte, und
zwar nach gleichmäßigen Grundsätzen, ist zu erstreben.
An der Hand dieser Mindestforderungen sollen die einzelnen
Sondergruppen (städtische und Universitätsassistenten) mit entsprechen-
den Gesuchen an ihre vorgesetzte Behörde herantreten, die Universitäts-
assistenten — unbeschadet ihrer Zugehörigkeit zur Assistenzarzt-
‚vereinigung — im Verband aller Universitäts assistenten.
Vom Vorstand wurde) ergänzend die Teuerungszulage auf zur-
zeit mindestens M 900 und die Mehrbezahlung an Krankenhäusern,
welche nicht zugleich Universitätskliniken sind, auf mindestens M 300
berechnet.
Mögen die Assistenzärzte in allen deutschen Städten sich zu
ähnlichen Vereinigungen mit Anschluß an den Leipziger Verband ver-
einigen, wie solches z. B. in Berlin, München, Frankfurt bereits ge-
‚schehen ist. Ein allgemeiner Assistenzarztverband im Anschluß
an den Leipziger Verband ist geplant.
Der diesjährige Balneologen-Kongreß fällt der Verkehrs-
schwierigkeiten wegen aus. Die Deutsche Balneologische Gesellschaft
hofft aber, in gewohnter Weise im nächsten Jahre ihre Tagung in
Berlin wieder stattfinden lassen zu können.
Die Preisaufgabe der Dr.-Heinrich-Brock-Stiftung der
Balneologischen Gesellschaft in Berlin lautet: „Aus-
waschung des Organismus durch Mineralwasserkuren“. Der Preis be-
trägt 800 Mark. Die Arbeiten sind bis zum 81. Dezember 1919 an
Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. Brieger, Berlin N 24, Ziegelstraße 18/19,
einzusenden,. _ >
Zur Bekämpfung der durch das plötzliche Kriegsende und die
überstürzt erfolgte Demobilmachung. bei den Kriegskranken-
pflegerinnen eingetretenen Not hat das „Deutsch-öster-
reichische Staatsamt für Volksgesundheit“ besondere
Vorkehrungen getroffen. Die berufsmäßigen Krankenpflegerinnen und
solehe Hilfskrankenpflegerinnen, die gewillt und geeignet sind, sich
dem Krankenpflegeberuf dauernd zu widmen, sollen in diesem weiter-
verwendet und hierfür entweder Zivilkrankenanstalten oder Militär-
sanitätsanstalten zugewiesen werden. Für geeignete Hilfskranken-
pflegerinnen werden unentgeltliche neunmonatige Ausbildungskurse
eingerichtet, wobei die Teilnehmerinnen auch freie Station und nötigen-
en — -
28. März.
falls ein Taschengeld erhalten. Unter gleich günstigen Bedingungen
können die Pflegerinnen auch in einem einjährigen Lehrgang zu Für-
sorgeschwestern herangebildet werden. Solche Krankenpflegerinnen,
die für den Beruf nicht in jeder Hinsicht geeignet sind, sind durch
Berufsberatung und Stellenvermittlung anderen Berufen zuzuführen.
Die Wiederherstellung von durch den Kriegsdienst krank und berufs-
unfähig gewordenen Pflegerinnen geschieht auf Staatskosten. Zur
Sicherung der wirtschaftlichen Existenz in der Übergangszeit erhalten
die im Militärdienst tätig gewesenen Krankenpflegerinnen eine Ent-
schädigung im Betrage der einmonatigen oder zweimonatigen Bezüge.
Auch bei der Rückkehr aus der Armee im Felde verlorengegangene
Habe wird bis zum Höchstausmaße von 1 Paar Schuhen, 1 Kostüm,
i Dienstkleid, 2 Garnituren Leibwäsche, 3 Paar Strümpfem und
2 Schürzen ersetzt.
Hamburg. Die Befürworter der Gründung einer Universität
hatten anfangs einen Erfolg zu verzeichnen. Der Hochschulausschuß hatte
beschlossen, der Bürgerschaft die Annahme des Antrages Dr. Mittel-
stein, betreffend sofortige Gründung einer Universität. zu empfehlen.
Man wollte möglichst noch in der bald abtretenden Bürgerschaft die
Gründung durchsetzen. Aber in der entscheidenden Abstimmung wurde
die Übernahme des Notgesetzes und somit das ganze Universitätsgesetz
mit Stimmengleichheit abgelehnt. Hauptgrund für die Gegner des
Universitätsgedankens ist die Besorgnis, daß Hamburg durch einen
Universitätsbetrieb in seiner ureigenen Aufgabe kaufmännischer Be-
tätigung beeinträchtigt werden könnte. Doch ist zu hoffen, das die
Hamburger Universität kommen wird, weil in der neu gewählten ver-
fassungsgebenden Versammlung eine Mehrheit dafür vorhanden ist.
Berlin. Einrichtung einer Gesundheitskom-
mission. Die Deputation für das städtische Gesundheitswesen ist
nach Aufhebung der bisherigen Sanitätskommission zugleich die Ge-
sundheitskommission für Berlin im Sinne des Gesetzes vom 16. Sep-
tember 1899. Sie wird um ein Magistratsmitglied und zwei Stadt-
verordnete vermehrt. Ein von der zuständigen Staatsbehörde bestellter
Vertreter der Kreisärzte des Stadtbezirks Berlin nimmt an den Ver-
handlungen der Deputation über alle zu den Aufgaben der Gesund-
heitskommission gehörenden Angelegenheiten teil. Er kann jederzeit
die Zusammenberufung der Deputation behufs Beratung solcher An-
gelegenheiten verlangen. Außerdem ist zu den Verhandlungen der
vorbezeichneten Angelegenheiten ein von dem Garnisonkommando ab-
zuordnender Militärarzt mit beratender Stimme zuzuziehen. Hinsicht-
lich der Zuziehung sonstiger Sachverständiger bleibt es bei der Be-
stimmung der Geschäftsanweisung für die Gesundheitskommission vom
13. März 1901. Die Gesundheitskommission tritt am 1. April 1919 m
Tätigkeit. Sen
Berlin. Infolge der Unruhen und. dadurch bedingten Ab-
sperrungen ist auch die Krankenernährung auf das empfindlichste g9-
stört worden. Die Unregelmäßigkeit in der Postzustellung verbinderte
in zahlreichen Fällen, daß die Anträge auf Zuweisungen von Kranken-
nahrungsmitteln rechtzeitig in der Centralstelle für Krankenernährung
_ eingingen. Die Arbeiten des ärztlichen und Bureaupersonals sind teil-
weise unmöglich ‚gemacht worden. Soweit es möglich war, ist der
Betrieb der Centralstelle für Krankenernährung aufrechterhalten worden,
damit wenigstens die dringendsten Anträge erledigt werden.
Berlin. Der Bakteriologe Prof. Hans Aronson ist ge
storben. Außer durch seine wertvollen theoretischen Arbeiten und im
besonderen durch seine Studien zur Färbetechnik hat er sich verdient
gemacht durch seine Bestrebungen, ein hochwertiges Streptokokkenserun
darzustellen. Seine Bemühungen um die Schaffung der theoretischen
und praktischen Grundlagen für die Gewinnung eines Streptokokken-
serums haben den leider zu früh verschiedenen originellen Forscher
auch weiteren Kreisen der Praktiker bekannt gemacht. 3
Berlin. Geh.-Rat Prof. Zuntz, der Leiter des Physiologisehen
Instituts der Landwirtschaftlichen Hochschule, legt am 1. April sei
Amt nieder.
Berlin. Zum Nachfol aber on seinem Amt zurücktretenden
Ministerialdirektor Prof. Dr. Kir chner ist der Charlottenburgel
Stadtrat und Leiter des Städtischen Gesundheitswesens, Geh. San.
Prof. Dr. Ad. Gottstein, ernannt worden.
Bonn. Prof. Kocks (Geburtshilfe), 72 Jahre alt, gestorben.
München. Prof. Weber, Oberarzt an der Universitäts-
Frauenklinik, wurde als Nachfolger von Prof. Stumpf zum Direktor er
Hebammenschule ernannt. Pon
Von dem längere Zeit vergriffen gewesenen bekannten e L
mannschen Lehrbuch der gerichtlichen Medizin, Teie
ständig umgearbeitet von Prof. A. Haberda (Wien), ist soeben
zehnte Auflage, Teil], mit 127 Abbildungen, bei Urban & Schwar-
zenberg, Berlin-Wien, erschienen.
Hochschulnachrichten, Greifswald: Prof. Hans
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Meyer (Kiel) ist als Direktor der Dermatologischen Klinik berufen
worden. Ä
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Berichtigung. Hamburg. Der in Nr. 9, S. 228, dB
genannte Leiter des Instituts für Geburtshilfe heißt nicht Dr. TT ° PN
sondern Dr. Fressel. _———
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
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a +» „iaBalt: Originalarbeiten : W. Keppler und Fr. Erkes, Diagnostische Irrfümer bei Mesenterialdrüsentuberkulose unter besonderer
mité © “Berücksichtigung der Appendicitis. W. Stepp; .Über einige seltene Befunde bei Diabetes mellitus... E: Feiler, Zahnärztliche Prophylaxe.
wf A. Hartwich, Das 'Stulpfturnen der Armamputierten mit besonderer Berücksichtigung der Rahmenübungen bei muskelplastischen Operationen.
sh 0 W. Karo, Diagnose und ‘Therapie der Gonorrhöe. — Referatenfeil:_ W. Regen, Allgemeines und Spezielles aus dem Gebiete der chirurgischen -
"al Tuberkulosen. — Aus den neuesten Zeitschriften. —. Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen.. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin.
ice Hf - Braunschweig. Hamburg. Leipzig. Rostock. — Rundschau: Die indische Rund- oder Rangoonbohne. Sitzung der Ärztekammer für die Provinz
g 8 ne | 5 Brandenburg"und den Stadtkreis Berlin. — Tagesgeschichtliche, ‚Notizen. = ee e e
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der: Eur dieser: Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 3
‚ verfahren gefordert. In der Diskussion ‚wurde ‘auch von Bier,
Körten, Küttner, d.e-Quervain 'und Anderen auf die Ver-
| wechslungsmöglichkeit jener Drüsenformen mit der Appendieitis.hin-
‘gewiesen. In’ jüngster Zeit endlich hat Iselin über acht Fälle von
Mesenterialdrüsentuberkulöse berichtet, von denen sechs .als Appen-
zi Aus der Chirurgischen Universitätsklinik in Berlin
p AR (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Bier). .
pa! > Diagnostische Irrtümer bei Mesenterialdrüsentuber-
de it . ` l ; Ta e e o , © sje ; ‚ N ;
wi kulose unter besonderer Berücksichtigung der | dicitis zur Operation kamen. ` are | en
- A 5 e | App en di citis. De e | ‚Unsere eigenen Beobachtungen sind toigonde:: | u. $
aa | ne \ D Fall 1. A. G., Stabsarzt, früher angeblich‘. steis gesund, ef-
PE ' -Von | krankte Patient, in der Nacht vom 22, März 1916 plötzlich mit Er-
' brechen und Schmerzen in der lleocöcalgegend. Die Schmerzen werden
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1 eo Dr Wilhelm Kep p ler und Dr. Fritz Erkes * als besonders heftig geschildert, auch soll Schüttelfrost aufgetreten
nöt -` Daß unter dem Symptomenbild-der Appendicitis. sich alle | Sen. Befund: Kräftig gebauter, in den Bauchdecken ziemlich fett-
| möglichen anderen Enenkunren verbergen Können, ist eine be-. en an en en Eur nicht. auf-
' - kamte Tatsache. Wir verweisen in dieser Beziehung auf die ver- | oei nd no: roöhene Drucken ÄncHenkae m nur ein der
‚4. sehiedener Erkrankungen der weiblichen Genitalorgane, die extra- uns. Tomas een en) OPRIRE
Pa Sn en 8 e gane, ( | Muskelspannung.. Temperatur 38,7, Puls 110.. BER
Tia Uterine Gravidität, die Perforation von Magen- und Darmgeschwüren, | In Äthernarkose Eröffnung des rechten Unterbauches mit Wechssl-
j | den Typhus abdominalis, die Nierensteinkolik und die croupöse | schnitt (Stabsarzt K eppler). Der Schnitt führt direkt auf das mit einem
Ai Pneumonie. Angesichts der. praktischen Bedeutung dieser Frage | aüßerordentlich kurzen Mesenterium versehene Coecum; sehr "dickes,
VE sind denn auch die einzelnen Beobachter mit ihren Erfahrungen | fettreiches Netz sowie auch sonstige außergewöhnlich starke: intra-
H we hervorgetreten und haben den Versuch gemacht, durch epikritische | Peritoneale Fettansammlungen. Im Mesenterium: des untersten lleums
a|- Alpe ihrer Flle Unterscheidungsmerkmale für die Diferential. | Inc eioh, in, etwa, bofteigröß, stalnharte, verkalkte Drie, di
S. a enose zu gewinnen (de Quervain, Harzbecker und | stark verändert angenommene Appendix wird trotz sachgemäßen Ab-
suchens zunächst nicht gefunden. Erst nach Erweiterung des Schnittes :
und weiterem Vorziehen des Coecums fällt der Blick plötzlich auf einen .
nicht mehr als stricknadeldicken Strang, der sich -bei genäuer Betrach-
‘tung als Appendix, herausstellt. Derselbe war wegen seiner Einbettung‘
in ein außergewöhnlich fetthaltiges Mesenteriolum- zunächst- übersehen
beziehungsweise als Fettanhang: gedeutet worden. Die im) übrigen
‚völlig gesunde Appendix wird in gewohnter Weise abgetragen und `
übernäht. Etagennaht der Bauchdecken. 11. April ohne Beschwerden ~
entlassen. ee De ea Be
.. Fall2.. G, B., Soldat einer Arbeiterkompanie, 16. August 1917. .
Vor zwölf Stunden plötzlich mit Erbrechen und Boch b
erkrankt. Die Schmerzen werden in der Nabelgegend lokalisiert. : Seit.
zwei Tagen Verstopfung. Angeblich. hat Patient‘ schon früher einige-
mal ähnliche „Bauchkrämpfe“: durchgemacht, ‚die aber weniger: heftig `
gewesen sind. Befund: Mittelgroßer, magerer Mann; Temperatur 38,9, `
Puls 120. Das rechte Bein wird im Hüftgelenk leicht gebeugt gehalten, |
In der Ileocöcalgegend in etwa handtellergroßer‘ Ausdehnung um
den Mce.-Burneyschen Punkt herum ausgesprochener Drucksehmerz und
Muskelspannung. Auch die Nabelgegend ist druckempfindlich, doch ist: :
der’ Leib hier wie sonst überall eindrückbar. In der Annahme einer `
akuten Appendicitis sofortige Operation .(Reg.-Arzt Dr. Erkes).. In
Äthernarkose Wechselschnitt und‘ Eröffnung des Peritoneums. Die-
. Appendix präsentiert sich sofort; sie liegt dem Coecum lateral an, durch .
alte Adhäsionen mit ihr verbunden. Zeichen einer frischen Entzün-
“dung sind -aber nicht erkennbar; Appendektomie. Da der Operations-
befund nicht befriedigt, wurden zwecks weiterer Untersuchung der
Bauchhöhle, speziell des Douglas, die Dünndärmemedialwärts abge-
‚drängt. Dabei sieht man neben der Arteria ileocolica eine ‚nicht ganz -
walnußgroße Mesenterialdrüse. Diese fühlt sich im großen, und ganzen
hart an; nur an einer Stelle hat man den Eindruck der Erweichung,
En Andere, Mit den soeben angeführten Krankheiten wird jeder
He Braktische Chirurg bei "Feststellung einer Appendicitis rechnen;
g. ` Qab aber auch jene Form von Tuberkulose der Mesenterialdrüsen, .
n v Im Bereiche der Arteria ileocolica gelegen, frühzeitig zur.
y| Verkäsung und Verkalkung neigt, gar-nicht so selten das Sym-
po. . Pfomenbild der Appendicitis. vortäuschen kann, . scheint weniger
Jun Hi zu sein. In den gelesensten ‘'Lehrbüchern ist nichts
o darüber zu finden, und selbst das großangelegte, die Appendiceitis
: =: &schöpfend behandelnde Werk von Sprengel läßt jeden Hin-
' `> Weis darauf vermissen. - -. . u a |
O Ma Die Ausbeute aus der Literatur ist nicht sebr reichlich, Gérard
u arehant hat zwei Fälle mitgeteilt; -beidemal waren mehrere
Ä Eunpendieitische“ Anfälle vorangegangen. Die Operation ergab tuber-
Auslört Mesenterialdrüsen, nach deren “Ausschälung . beziehungsweise
Ber elung Heilung erfolgte. Bei einer. Kranken von Demoulin-
; E ai waren dreimal ‚heftige Schmerzanfälle in der rechten
Druck Naca mit Obstipation voraufgegangen. Das Abdomen zeigte
Nach empändlichkeit in. der Gegend des Mec.- Burneyschen Punktes.
Heilu ntfernung eines Drüsenpaketes im ileocöcalen Winkel erfolgte
wohl S, Auf Grund ihrer Beobachtungen haben die genannten Autoren
leocö Sat darauf hingewiesen, daß tuberkulöse Symptome in der
ar calgegend klinisch das Bild der Appendicitis hervorrufen können.
“eine Di hat in der Vereinigung nordwestdeutscher Chirurgen
rich rin en über diese Frage angeregt und über zwei Fälle be-
beiden- f le unter der Diagnose „Append.eitis“ operiert wurden. Bei
ton reß anden sich verkäste Mesenterialdrüsen. Auf dem Chirurgen-
ne hat dann Franke. das Thema der Mesenterialdrüsen
ahror itten und auf Grund seiner an t6 Fällen gewonnenen Er-
‚gen die „Totalexstirpation“ der erkrankten Drüsen .als Ideal-
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Der zugehörige Mesenterialanteil zeigt lebhafte Gefäßinjektion. Die
Drüse wird teils stumpf, teils scharf entfernt und der Defekt im Mesen-
terium durch Naht verschlossen. Peritonealnaht. Schichtweise Naht
der Bauchdeeken. 29 September 1917. Beschwerdefrei. Abschub ins
Hinterland. An der aufgeschnittenen Drüse eine etwa die Hälfte ein-
nehmende Verkalkung. Dicht unter der Oberfläche mehrere erbsengroße
käsige Herde.
Im dritten Fall handelte es sich um ein haselnußgroßes, histologisch
sichergestelltes Dermoid, das gleichfalls im ileocöcalen Winkel seinen
Sitz hatte. Dieser Fall gehört somit zwar streng genommen nicht
hierher; da er aber gleichfalls unter der Diagnose Appendicitis zur
Operation kam, sei er kurz wiedergegeben.
Fall 3. v. D., 386 Jahre alt; 20. Februar 1917. Vor zehn Jahren
traten zum erstenmal starke stechende Schmerzen in der rechten
Unterbauchgegend auf, die nach zwei bis drei Tagen unter Diät und
Umschlägen wieder zurückgingen. Seither haben sich diese schmerz-
haften Anfälle wiederholt und sind in letzter Zeit besonders häufig
geworden. Ab und zu sind auch Verdauungsstörungen mit kolikartigen
Schmerzen in die Ersebeinung getreten. Der Stuhlgang ist unregel-
mäßig, zumeist angehalten, in letzter Zeit oft diarrhoisch. Die
Schmerzen werden beiderseits unterhalb des Nabels lokalisiert. Befund:
Der Bauch in der Blinddarmgegend druckempfindlich, sonst überall
weich und eindrückbar. In der lleocöcalgerend deutliches Gurren.
Röntgenuntersuchung: ohne Besonderheiten. Temperatur 37.4, Puls 90.
In der Annahme einer chronisch exacerbierenden Appendicitis:
94. Februar 1917 Operation (Geh.-Rat Bier) in Äthernarkose.
Wechselschnitt. Der Wurmfortsatz liegt vor, an demselben ist nichts
Krankhaftes zu erkennen. Es wird nunmehr Blinddarm und benach-
barter Dünndarm vorgezogen. Im Mesenterium des untersten Dünndarms
findet sich eine über haselnußgroße Geschwulst. die sich hart anfühlt.
Die Geschwulst ist sehr stark verwachsen und läßt sich nur unter
starker Blutung herausschneiden. Die Blutung wird teils durch Unter-
bindung, teils durch Naht gestill. Da der zu dem verletzten Mesen-
terialabschnitt gehörige Darm seine natürliche Farbe behält, ist seine
Resektion nicht nötig. Etagennaht der Bauchdecken. Glatte Heilung.
7. März 1917: Entlassen ohne Beschwerden.
Dermoid.
Von den folgenden drei Fällen wurde auf Grund des kli-
Histologischer Befund:
nischen und des Röntgenbefundes bei zweien ein Uleus duodeni,
bei einem eine Pylorusstenose angenommen; die Operation ergab
bei allen drei Fällen Mesenterialdrüsentuberkulose.
Fall4. A. P., Arzt. Seit fünf Jahren Magenbeschwerden. Hunger-
schmerz, regelmäßig zwei Stunden nach dem Essen, bei längerer Karenz
sehr heftig. Saures Aufstoßen, Sodbrennen. Nach den Mahlzeiten
Völle- und Druckgefühl in der Magengegend. Neurasthenische Be-
schwerden: Ständige Müdigkeit, besonders am Morgen, Kopfdruck, Pho-
bien — Lebensunlust. Der Kranke sfellte selbst die Diagnose: Ulcus
duodeni.
Befund 9. März 1914: Druckempfindlichkeit am Processus xiphoi-
deus. Hochgradige Hyperacidität.
Röntgenuntersuchung: Verstärkte Peristaltik.
nach vier Stunden.
Operation 14. März 1914 (Geh. Rat Bier): Laparotomie. Die
Besichtigung des Magens von außen und innen (Gastrotomie) ergibt
kein Ulcus. Vorziehen der Appendix; dieselbe läßt keine krankhaften
Veränderungen erkennen. Appendektomie. Im Mesenterium des unteren
Ileums zwei walnußgroße verkalkte Drüsen, die herausgeschält werden.
4, April: Entlassung ohne Beschwerden.
Paradoxer Rest
Fall 5. G. E., 49jähriger Landwirt. 17. Januar 1919. Angeb-
lich früber stets gesund. Seit August 1918 bestehen Magenbeschwer-
den; Schmerzen um den Nabel herum, sowohl spontan als nach dem
Essen; Appetitlosigkeit, ab und zu Aufstoßen und Speichelfluß. Stuhl-
gang oft dünnflüssig.
| Befund: Magerer Mann; um den Nabel herum Druckempfindlich-
keit, sonst am Abdomen nichts Pathologisches. Untersuchung der Aus-
heberung nach Probefrühstück: Reaktion alkalisch, freie HCl: 0, Milch-
säure: 0, Gesamtaeidität: 5. Im Stuhl Blut nachweisbar.
Röntgenuntersuchung'): Hypertonischer und hyperperistaltischer
Masen. Bulbus dauernd gefüllt, Dauerschatten im absteigenden Duo-
denum.
Paradoxer Rest nach vier Stunden.
In der Annahme eines Ulcus duodeni (oder pylori) Operation
94. Januar 1919 (Geh. Rat Bier): Laparotomie. Am Duodenum ver-
einzelte Verwachsungen, doch läßt sich auch bei genauester Unter-
suchung kein Ulcus auffinden. Beim Vorzieben der Appendix, die sich
übrigens normal erweist, stößt man im Mesenterium im Unterbauch
auf zahlreiche Ketten von geschwollenen Lymphdrüsen in allen Größen
im Stadium der Erweichung. Etagennaht der Bauchdecken. Nach
Heilung der Wunden per prımam zur Sonnenbehandlung entlassen.
Fall 6. L., 38jährige Frau. 6. Februar 1918. Früher angeblich
gewesen. Seit zitka einem Jahr Magenbeschwerden. Druck- und Völle-
gefühl nach dem Essen; zeitweise Aufstoßen und Erbrechen; in der
—, m
1) Nach der von Chaoul beschriebenen Methode ausgeführt.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
letzten Zeit Zunahme der Beschwerden. Schmerzen in der Nabelgegend.
Starke Abmaßerung.
Befund: In der Nabelgegend tastet man einen zirka faustgroßen,
sehr beweglichen Tumor.
Röntgenuntersuchung: Mangelhafte Pylorusfunktion, großwellige
Peristaltik. Rest nach vier Stunden. Röntgenbild zeigt in der Pylorus-
gegend eine Aussparung, die als Pylorustumor gedeutet wurde. Inder
Annahme einer Pylorusstenose, hervorgerufen durch eine Geschwulst
des Pylorus, Operation (Prof. Keppler) 11. Februar 1918. Laparoto-
mie in der Mittellinie. Der Pylorus selbst ist frei. Zwischen den beiden
Blättern des Mesocolons eine zirka faustgroße Geschwulst, die mit dem
Netz verwachsen ist. Nach Spaltung des Netzes und des Mesocolon-
blattes wird der Tumor incidiert; es entleeren sich käsige Massen.
Dieselben werden mit dem scharfen Löffel excochleiert; hierauf wird
das gespaltene Mesocolonblatt und Netz wieder vernäht.
Nach ungestörtem Wundverlauf geheilt entlassen.
Wie es in den besprochenen Fällen zur Tuberkulose der
Mesenterialdrüsen gekommen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit
entscheiden. Bei der Mehrzahl der Fälle waren weder Erschei-
nungen einer. tuberkulösen Darmerkrankung noch sonstige auf
eine tuberkulöse Erkrarkung im Körper hinweisende Symptome
voraufgegangen. Damit liegt die Vermutung nahe, daß es sich
hier um eine primäre Mesenterialdrüsentuberkulose gehandelt hat.
Wir wissen ja durch Sektionsbefunde und experimentelle Unter-
suchungen (Dobroklonsky, Sidney und Andere), daß die
Tuberkelbacillen auch eine gesunde Darmschleimhaut durchwandern
können. Auf dem Lymphweg dringen sie in die regionären Lymph-
drüsen ein, wo sie haftenbleiben und zur Entwicklung einer
Drüsentuberkulose führen. Freilich ist der Einwand nicht von
der Hand zu weisen, daß unbedeutende, klinisch nicht in Er-
scheinung tretende Läsionen der Darmschleimhaut ausgeheilt und
nicht mehr nachweisbar sein können. Auch muß die Möglichkeit
einer hämatogenen Entstehung von irgendeinem tuberkulösen
Herd im Körper aus zugegeben werden; wenn auch bei keinem
unserer Fälle klinische Erscheinungen auf einen solchen hindeuteten,
Bei den als Appendieitis imponierenden Fällen ist das
Symptomenbild: der plötzliche Beginn mit Erbrechen und Fieber,
die heftigen Schmerzen mit Muskelspannung im rechten Unter-
bauch sowie die Verstopfung für die Appendicitis, so ungemein
bezeichnend, daß an dieser Diagnose ante operationem kein
Zweifel aufkommen kann. Daraus erklärt es sich auch, daß eines
unserer leistungsfähigsten diagnostischen Hilfsmittel, das Röntgen-
bild, nur in einem der Fälle (Fall Corner) in Anwendung 8%
bracht wurde. Während nun bei der Appendieitis der ursächliche
Zusammenhang zwischen den krankhaften Veränderungen im Wurm
und den klinischen Erscheinungen derselben geklärt ist, liegen die
Verhältnisse bei der Tuberkulose der Mesenterialdrüsen wesentlich
komplizierter. Bei denjenigen Fällen, bei denen dicht unter dem
Peritoneum gelegene oder gar schon perforierte verkäste Herde
vorliegen, werden wir nicht fehlgehen, das geschilderte Symptomen:
bild durch eine peritoneale Reizung zu erklären, die ja auch 1m
Einzelfall durch Exsudat und lebhafte Gefäßinjektion bei der
Operation sich deutlich zeigte. Bei den Fällen mit Verkalkung
oder auch bei denen mit vereinzelten käsigen Herden im Innern
der Drüse spielen vielleicht entzündliche Schübe eine Rolle; dab
eine Mischinfektion vom Darm aus mit im Spiel ist, wäre möglich,
erwiesen ist es nicht. Thiemann konnte bei sorgfältiger Unter
suchung des bei der Operation gewonnenen Eiters außer Tuberkel-
bacillen keinerlei Bakterien nachweisen.
= Auch bei der Deutung der ein Ulcus duodeni vortäuschenden
Fälle bewegen wir uns auf dem schwankenden Boden der, Hypo
these, Unseres Erachtens bleibt hier nichts anderes übrig, AS
anzunehmen, daß von den tuberkulösen Mesenterialdrüsen em
noch unbekannter Reflex ausgeht, der als auslösende Ursache für
die krankhafte Funktion des Magens anzusehen ist. Dagegen Jäßt
sich der als Pylorusstenose diagnostizierte Fall von Mesenterial-
drüsentuberkulose wohl ohne weiteres durch Druck des in unmittel-
barer Nachbarschaft des Pylorus gelegenen Drüsentumors erklären
In den besprochenen Fällen gelangten folgende Eingriffe zur
Ausführung: 1. Exstirpation oder Ausschälung der Drüsen allein
oder in Verbindung mit Entfernung der Appendix, 2. Excochleation
der Drüsen mit Naht, 3. Übernähen der perforierten DIUSS)
4, Excision des drüsenhaltigen Mesenteriums und Resektion des
zugehörigen Darmteils.
Die Exstirpation oder Ausschälung eignet sich am besten
für die harten oder verkalkten Drüsen. Ihre Kombination En
Appendektomie hat weiter keine Bedeutung. Letztere WU
eigentlich nur als prophylaktische Operation vorgenommen 1m he
begreiflichen Annahme, der Wurmtortsatz könne doch die Ursa?
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Sundheit, i
- _ Schlußsätze:
drüsen können die verschiedenartigstenintra-
abdominellen Erkrankungen vortäuschen; so
ımponieren die im Ileocöcalwinkel gelegenen
1. Tuberkulöse Mesenterial-
Verkästen und verkalkten Drüsen gar nicht so
selten als Appendicitis, die im Mesenterium
‘des Dünndarms und im Mesocolon transversum
rankungen des
gelegenen gelegentlich als Erk
Magens oder:Duodenums BE,
t Operationsbefund hat
2. Bei negativem
her auf-tuberkulöse Drüsen im Mesen-
man da
Das Idealverfahren ist die
terium zu achten.
Exstirpation der Drüsen ohne Darmschädigung
und ohne Darmresektion. - BE
3.. Die therapeutische Röntgenbestrahlung
erscheint wegen der Gefahr der Einschmelzung
und Perforation nicht angezeigt. a
~ „4 Die Dauerresultate sind nach den bis-
herigen Erfahrungen günstig. Ä u
Aus der Medizinischen Universitätsklinik zu Gießen (Prof. Voit).
er Über einige seltene Befunde bei Diabetes mellitus.
Von A
Prof. Dr. Wilhelm Stepp, Oberarzt der Klinik.
s, Blutzucker und Glykosurie bei Diabetes
mit Se hrumpfniere. Wenn zu einem bestehenden Diabetes
| a Sich eine Nephritis gesellt, pflegt in der Regel der Harn-
en: abzusinken bei gleichzeitigem Ansteigen .des Zuckerspiegels
= ut. Man hat früher derartige Vorkommnisse als seltene Be-
Bier sen betrachtet, später fanden Liefmann und Stern
6 er v. Noordenschen Klinik, daß hier anscheinend eine
= esetzmäßigkeit vorliegt. Je schwerer die Nierenerkrankung ist,
an 80 dichter wird das Nierenfilter für Zucker und um so höher
Mer Blutzuckerspiegel 4, | |
a i l
- °) Bezüglich der Literatur sei auf das v. Noorden sche Werk:
Die Zuckerkrankheit (Berlin, Hirschwald) verwiesen.
-gekehrt beeinflussen.
'}\ 180 cem.
nach Fällung mit Phosphor-Wolframsäure) ergibt den außergewöhnlich:
hohen Wert von 0,947 %. Bei der Bestimmung des sogenannten Gesamt- .
acetons nach'Schmitz-Embden findet sich ein Wert von 0.015 %.
In Harn ist der Gehalt an Gesamtaceton wesentlich geringer,
er betrug am Tage vorher nur 0,005801) Im Blutserum wurde
gleichzeitig der Rest-N nach Fällung mit Uranyläcetat festgestellt,
er ist stark gesteigert: 115 mg in 100 Blut. Die qualitative In-
dicanprobe nach Haas fällt deutlich positiv aus. A =
o Die Blutuntersuchung zeigt uns alsò, daß nicht
nur: der Reststicktoff,; sondern auch Zucker
und die Acetonkörper in beträchtlichem Maße
zurückgehalten werden. Die alleinige quantitative
Untersuchung des .Urins auf Acetonkörper hätte uns hier über
die bestehende. beträchtliche Acidosis keinen Aufschluß geben
können, wenn man nicht: durch den starken Acetongeruch der
Ausatmungsluft aufmerksam geworden wäre. Das Koma, in dem
der Patient schließlich zugrunde ging, wies im. ganzen wohl .
mehr die Erscheinungen des. Coma diabeticum als die des Coma
uraemicum auf. ‚So fehlten. hier das für die Urämie. charakte-
'ristische Erbrechen, der ammoniakalische Foetor ex ore und: die
Durchfälle. Die Sektion wurde leider verweigert. E
I.. Spontanes Verschwinden schwerer dia-
betischer Acidosis und Glykosurie bei Kom-
plikation mit. Tuberkulose. Über die. Einwirkung
fieberhafter Erkrankungen: auf die diabetische -Glykosurie, worauf
man schon seit mehreren Jahren geächtet hat, lauten die Urteile
verschieden. ‚Während die einen eine Verminderung des Harn-
zuckers dabei beobachtet haben wollten, fanden .die anderen, daß
fieberhafte. Infektionen im Gegenteil die Zuckerausscheidung um-.
v. Noorden denkt bei diesen gegen-
sätzlichen Erfahrungen 'an . die Möglichkeit) . daß . verschiedene.
Infektionen -in verschiedener Weise auf die Glykosurie einwirken.
Nach Naunyn?) soll bei rasch fortschreitender. Tuberkulose,
‘besonders wenn Kachexie auftritt, die Zuckerausscheidung sich
vermindern, ja unter Umständen vollkommen aufhören. Wenig
1) Das würde bei 2000 cem Harn 0,116 g Gesamtaceton be-
deuten, das heißt einen sehr geringen Wert. . |
* B, Naunyn, Der Diabetes mellitus, (Wien 1906.) .
der Erkrankung sein. Die Exeochleation (Franke) ist indiziert | _ Ich habe kürzlich einen’ derartigen Fall gesehen, der. mir
bei. verkästen Drüsen; dagegen dürfte die bloße Übernähung der | der. Mitteilung ‘wert erscheint. . ee - Ra
perforierten Drüse, wie sie Isel 1n ın einem Falle ausführte, nur | . 54jähriger Herr, bei. dem vor sieben Jahren zufällig Zucker im Pagh,
unter ganz besonderen Verhältnissen, speziell -bei' unmittelbarer | Harn: gefunden wurde. Der -Prozentgehalt. soll zwischen 2 und 4 N
Nachbarschaft größerer Gefäße angezeigt sein. Die Resektion‘ des | bei mäßiger Einschränkung der: Kohlehydratzufuhr geschwankt, haben. E en
drüsenhaltigen Mesenteriums-und des dazugehörigen Darmabschnitts | Vierzehn Tage vor- der Aufoahme “in die Klinik zeigte sich bei dem ek a
wird naturgemäß nötig, wenn bei ungewöhnlicher. Größe : der Patienten, wie er meinte nach übermäßig starkem Laufen, an der linken nr,
Drüsenpakete oder ausgiebigen Verwachsungen mit der Entfernung großen Zehe- eine blaue Verfärbung, ‚aus der sich in wenigen Tagen - j; e
der Drüsen die Ernährung des Darmes in Frage gestellt wird. irren Ki Alle E ann ne Te en i ERE
Wir hatten zu diesem Eingriff keinen Anlaß. Unter den Fällen |-gewiesen wurde. In den letzten Tagen bestand völlige Harnverhaltung, saf dd n
Iselins wurde einmal mit Erfolg die Resektion ausgeführt. Der | sodaß der Patient: zweimal am Tage katheterisiert werden “mußte. AE RERNIRISE
Röntgenbestrahlung möchten wir nur- bedingt das Wort reden. | Die Untersuchung ergab einen blassen, leidlich gut genährten 1) BE
Sie ist unseres Erachtens. höchstens für die Fälle zu reservieren, | Patienten. Am Nervensystem, außer, lebhaften Patellarreflexen.. nichts E o
deren operative Erledigung nur durch einen Eingriff möglich ist, | Krankhaftes. Ah den Lungen kein besonderer Befund. Herz: Spitzen- RE wur en
der bei dem geschwächten Allgemeinizustand des Kranken ein | Stoß im fünften Intercostalraum hebend, ‚verstärkt. Herzdämpfung nicht IE
FE. größeres Risiko bedeuten würde. -Ein zweischneidiges Schwert a an t. Zweiter Aortenton leicht akzentuiert. Puls gespannt, Blut- EAE., oi »
wird die Bestrahlung aber stets bleiben, wissen wir doch, daß | um. nach hira-Rocei 150.mm Hg. Arterien deutlich rigide. A b- I
unter dem Einfluß der Röntgenstrahlen die Einschmelzung der | Nabel und Syr e ea nn ne a;
tuberkulösen Drüsen verstärkt und damit die Gefahr der perfo-:| Zehe ein derb infiltriertes tiefgreifendes Dieus. Rectal: Prostata a Er
rativen Peritonitis heraufbeschworen wird. Der Vorschlag Iselins, | ohne Veränderungen. . Katheterismus gelingt obne Schwierig- It
sich vor Einleitung der Röntgenbehandlung durch Probelaparotomie | keiten. Es finden sich etwa 500 bis 600 ccm in’ der Blase. ’Es besteht i 1 ERE
von dem Charakter der tuberkulösen Mesenterialdrüsen zu über- | völlige Unfäbigkeit den Harn spontan zu entleeren. Anfangs zweimal Ha ie
zeugen, die hyperplastischen Formen zu bestrahlen, die verkästen | täglich Katbeterismus; dann wird für ein bis: zwei Tage ein Dauer- BIER aeg
7. dagegen wegen der Perforationsgefahr zu entfernen, kann unseres a eingelegt. Durchschnittliche tägliche Urinmenge zwischen 2000 en,
>= Erachtens keine praktische Bedeutung -beansprüchen. Über die re t 2 ie oel en u von etwa 1,5 bis 2% (polarimetrisch). EIRE: 1-5..
_ Fernresultate ist aus der Literatur wenig zu entnehmen.: Iselin R fa a re “= ee un egay „Der [Un 3
bemerkt nur bei ei Fall, daß die Kran E sh enthält ferner reichlich Eiweiß (flockiger Ausfall), im Sediment mäßig 1: o
| 4 ei einem Fall, daß die Kranke zehn Jahre nach der | zahlreiche Leukocyten, keine Erythrocyten, keine Cylinder, Temperatur ar Ra? A
` ` Operation ganz beschwerdefrei war. In einem FallvonG.Marchant | erhöht, um 88°. Zustand in ‘den ersten Tagen unverändert. Im Urin JOTE > SERER
: “ wurde bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr gänzliche Be- | zwischen 40 und 70 g Zucker, ‘keine. .Acetessigsäure.. Das. Ulcus an. a. = e.
= Schwerdefreiheit ‚festgestellt. Vier Fälle Th iemanns waren | an der linken großen Zehe breitet sich weiter nach der Tiefe aus. A Au: nE, Ä
',- bei der Nachuntersuchung nach .13, 10, 2!/, und 1 Jahr voll- | Vom Chirurgen wird auf die nochmalige Anfrage ‚wegen eines. REN. ee
: -kommen-gesund. Von unseren. eigenen Fällen konnten wir drei. eier an ee Antwort erteilt. Nach einigen a a
nachuntersuchen beziehungsweise Frkundigungen über: den Ge- | Mena nalen eu mo ganze u. grose rehe blaurot verfärbt und o SEN
` sundheitszustand einholen. Fall 4 43, Fall 1 3 und Fall3 Aae fjae Re zehnten Tage nach der Aufnahme fällt eine 0
. Fre | DE AE AUM | gewisse Schwerbesinnlichkeit an dem Patienten auf; Er liegt meist im nn.) MPE
. Post operationem. Das Resultat ist günstig: die Kranken waren | Halbschlummer, aus: dem erweckt er geordnete Auskunft gibt. Aus- EE re
von Ihren Schmerzen dauernd befreit und erfreuten sich, abge-'| gesprochenes Sehnenhüpfen, Zucken der Muskeln, Atmung vertieft und ` Ei u nn
sehen von zeitweiser Obstipation in einem Fall, -der besten Ge- beschleunigt. Nach zwei weiteren Tagen ausgesprochene große Kuß- gi
| i | maulsche Atmung. Starker Acetongeruch aus dem Munde. Im. Harn ENEO Se
eben deutliche Acetonreaktion, Acetessigsäure negativ. Aderlaß von ee
Die Untersuchung des Blutzuckers (im. Gesamtblut De
304. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 13.
80. März.
nn nn eg‘
bekannt ist es, daß auch eine bestehende schwere Acidosis unter
dem Einfluß einer komplizierenden Lungentuberkulose ohne be-
sondere -diätetische Maßnahmen verschwinden kann. Zu diesen
Fragen liefert folgender in der Klinik kürzlich beobachteter Fall
einen wertvollen Beitrag: |
41 Jahre alter Reserveoffizier, früher stets gesund. Im Oktober
1914 wurde im Feld zum erstenmal Zucker im Urin festgestellt. Bei
strenger Diät in wenigen Tagen Zucker aus dem Harn verschwunden.
Anfangs konnte Patient diät leben, später, als er dazu keine Möglich-
keit hatte, trat wieder starke Glykosurie auf. In den Jahren 1915 und
1916 war er wiederholt in Sanatorien, machte auch eine mehrwöchige
Kur in Neuenahr durch, jedoch ohne rechten Erfolg. Entzuckerung
gelang nur mit großer Mühe, die Toleranz war im Laufe der Zeit
wesentlich schlechter geworden. Aufnahme in die Klinik Anfang
Januar 1918. In den letzten Wochen vorher heftiger Magendarm-
katarrh, seitdem sehr elend. Der Patient machte bei der Aufnahme
einen sehr entkräfteten Eindruck, es bestand beträchtliche Abmagerung.
Aussehen sehr blaß. Die tägliche Zuckerausscheidung schwankte
zwischen 200 und 300 g in etwa 51 Urin. Aceton und Acetessigsäure
deutlich positiv. Bei der quantitativen Bestimmung des Gesamt-
acetons nach Schmitz und Embden fanden sich Mengen
zwischen 7 und 9 g in 24 Stunden. Versuche mit Haferkuren hatten
kaum Erfolg. Das Gesamtaceton sank vorübergehend um einige Gramm,
um in den nächsten Tagen sehr rasch wieder die alte Höhe zu er-
Reichen. Sehr ungünstig war die Rückwirkung der Haferkur auf das
Allgemeinbefinden des Patienten. Er fühlte sich danach stets außer-
ordentlich elend und schwach, konnte den Hafer nur mit Mühe nehmen
und lehnte schließlich jede weitere Haferkur energisch ab. Auch ein
Versuch mit dem von Haas?) bei diabetischer Acidosis empfohlenen
Hexosephosphorsäureester(Candiolin Bayer“) hatte
nicht den geringsten Erfolg. Die Verwendung von Natrium bicarbonicum
stieß bei dem Patienten auf große Schwierigkeiten. Jedesmal, wenn man
versuchte, ihm größere Dosen davon beizubringen, traten bochgradige
Ödeme auf, die beim Weglassen des Salzes in 24 Stunden wieder ver-
schwunden waren. Die Odeme waren so stark, betrafen auch das Ge-
sicht (Wangen, Augenlider), daß Patient sich schließlich weigerte, die
Verordnung zu nehmen. Auf Entziehung der Kohlehydrate trat eine
so erhebliche Steigerung der Acetonkörper auf, daß man auch auf
diese Maßnahme sofort wieder verzichten mußte. Schließlich ließen
wir dem Patienten versuchsweise mehr freie Hand in der Wahl der
Kost. Dabei stellte sich zu unserer Überraschung heraus, daß der
Zuckergehalt auch nach Aufnahme größerer Kohlehydratmengen (in
Form von Brot und Kartoffeln) nicht weiter anstieg und auch die
Acidosis nicht zunahm. Das subjektive Befinden war dabei ein wesent-
lich besseres. Dieser Zustand hielt eine Reihe von Wochen an, dann
entwickelte sich eine rasch fortschreitende Tuberkulose, und unter zu-
nehmender Entkräftung trat der Tod ein.
Das Merkwürdige an diesem in seinem ganzen Verlauf
schon besonderen Falle war nun, daß mit dem Einsetzen des
Fiebers die Ausscheidung der Acetonkörper immer mehr abnahm
und daß in den letzten 14 Tagen die Acetonreaktion im Urin
negativ wurde. Die Zuckerausscheidung sank besonders in den
letzten Tagen beträchtlich ab, sodaß in den letzten zwei Tagen
vor dem Tode der Urin nur einen Nachtrommer zeigte. Eiweiß
war nur in minimalen Spuren vorhanden. Bei der Sektion fanden
' sieh in den Oberlappen beider Lungen ausgedehnte Verkäsungen,
im linken Unterlappen bestand eine ausgedehnte käsige Pneumonie.
‚In Leber, Milz und Nieren massenhaft Knötchen. Pankreas schmal,
derb, nicht von Fett durchwachsen; an den übrigen Organen
nichts Besonderes. à
Da bei dem Patienten aus besonderen Gründen in vivo das
Blut nicht untersucht werden konnte, haben wir im Leichen-
blut den Blutzucker und das Gesamtaceton bestimmt, obwohl
wir uns darüber klar waren, daß hier keine ganz einwandfreien
Ergebnisse zu erhalten sein würden. Wir wissen, daß der Zucker-
gehalt einer Blutprobe bei längerem Stehen sich allmählich ver-
mindert. ‘Andererseits haben die Untersuchungen einer Reihe von
Leichenblutproben ?) ergeben, daß man selbst 60 Stunden nach
dem Tode in dem bei der Sektion gewonnenen Herzblut noch durch-
aus normale, eventuell auch erhöhte Blutzuckerwerte finden kann.
A Stunden nach dem
Diagnose
Blutzuckergehalt in
KO
ode
a p A SEES
Influenzapneumonie . . . à | 69 0,099
Beiderseits Pleuraempyem, l
Bronchopneumonie bowo 2i 0,108
Bronchopneumonie | 62 0,108
Bronchopneumonie 56 0,295
1) Arch. f. klin. M. 1917, Bd. 80, S. 808.
2) Noch nicht veröffentlichte Untersuchungen.
/
Es scheint also, daß die im Leichenblut gefundenen Werte
zum mindesten: eine gewisse Orientierung gestatten. Bei unserem
Patienten fand sich nun ein Blutzuckergehalt (Gesamtblut
nach Phosphor-Wolframsäurefällung) von 0,116 %. Das Blut wurde
15 Stunden nach dem Tode aus dem Herzen der Leiche ent-
nommen und sofort verarbeitet. Wenn man nun auch annehmen
mag, daß ein Teil des in vivo vorhandenen Blutzuckers post mortem
zerstört worden ist, so kann dies nach unseren Erfahrungen am
Leichenblut keinesfalls sehr viel sein und wir dürfen mit Sicher-
heit annehmen, daß in den letzten Lebenstagen bei unserem
Patienten keine wesentliche Hyperglykämie mehr stattgefunden
hatte. Weiter sprach zugunsten dieser Annahme die Tatsache,
daß in den letzten Tagen vor dem Tode die Glykosurie fast voll-
kommen verschwunden war, wobei noch zu betonen wäre, daß
diese Erscheinung nicht etwa auf ein Versagen der Niere zurück-
zuführen war; denn im Urin wurde nur eine hauchartige Eiweiß-
trübung festgestellt.
Wir haben also bei diesem Fall die höchst merkwürdige
Erscheinung zu verzeichnen, daß bei einem schweren, durch die
Therapie anscheinend vollkommen unbeeinflußbaren Diabetesfalle
mit ausgesprochener Acidosis im zeitlichen Zusammengehen mit
einer rasch fortschreitenden Lungentuberkulose die diabetische
Störung — Hypergiykämie, Glykosurie und
Acidosis — fast vollkommen verschwindet. |
If. Xanthosis diabetica ohne Hypercho-
lesterinämie. Im Jahre 1904 berichtete v. Noorden auf
dem Internationalen Dermatologen-Kongreß über einen merkwür-
digen Befund bei jugendlichen Diabetikern: eine eigenartige Gelb-
färbung gewisser Partien der Epidermis, insbesondere der Naso-
labialfalten, der Palma manus und der Planta pedis. Er bezeichnete
diese Veränderung als Xanthosis diabetica. Eigentüm-
licherweise war diese offenbar gar nicht so seltene Störung den
Klinikern bisher nie aufgefallen, denn sie findet sich in keinem
einzigen der bekannten älteren Werke über Diabetes verzeichnet.
Inzwischen wurden auch von anderer Seite hierüber Mitteilungen
gemacht.
. Vor zwei Jahren berichtete Umber?) über seine in den
letzten Jahren in dieser Frage gesammelten Erfahrungen. Unter
41 schweren Diabetikern, die in den letzten drei Jahren auf seiner -
Abteilung behandelt wurden, fanden sich nicht weniger als 15 mit
Xanthosis. Überall da, wo das Blut näher untersucht wurde,
ergab sich eine Lipoidämie, insbesondere war das Cholesterin
deutlich vermehrt. Umber ist der Meinung, daß in jedem Fall
von Xanthosis auch Lipämie vorliege.
Vor kurzem hat dann Minkowski in einer Sitzung der
Medizinischen Sektion der Vaterländischen Gesellschaft für schle-
sische Kultur in Breslau einen jugendlichen Diabetiker mit einem
Blutzucker von anfangs 0,35, später 0,205% vorgestellt, bei dem
sich ganz plötzlich eine ausgesprochene Gelbfärbung des ganzen
Körpers, am deutlichsten des Gesichts und der Hände entwickelt
hatte. Das Serum enthielt etwas über 1% Ätherextrakt, eme
eigentliche Lipoidämie bestand jedoch nicht. Minkowski
sprach sich daher bezüglich des Zusammenhangs zwischen Xan-
thosis und Lipoidvermehrung des Blutes recht zurückhaltend aus.
Wir haben zurzeit zwei Diabetiker mit ausgesprochener Xat-
thosis in der Klinik, bei denen die Gelbfärbung absolut charak-
teristisch ist und die Blutuntersuchung einen vollkommen nor-
malen Cholesterinwert ergeben hat.
1. 34jähriger Soldat. Im August 1918 wurde im Feld Diabetes
festgestellt. Im Oktober Aufnahme in die Klinik. Damals noch er
Veränderungen an der Haut. Im Urin 6,5% Saech., Aceton und Ace
essigsäure stark positiv. Da der Zustand des Patienten nicht unbe-
denklich erschien, wurde sofort eine Haferkur verordnet. Die Acidosis
läßt hierauf rasch nach, verschwindet jedoch nicht ganz. Der Patient er
hält in der Folge reichlich Gemüsetage, dazwischen wird von Zeit zu 48°
eine Haferkur eingeschaltet. Von Mitte November ab ist Acotessib”
säure und Aceton aus dem Harn vollkommen verschwunden. Bel ne
100 g Brot und 100 g Kartoffeln werden zwischen 10 und 208 Ale ch
ausgeschieden (in etwa 8000 cem Harn). Da entwickelt sich plötzlich
im Verlaufe weniger Tage eine intensive Gelbfärbung der Handte
und Fußsohlen. Die übrige Haut zeigt vielleicht eine leichte Echt
Tönung, von einer ausgesprochenen Verfärbung ist jedoch hier vr
die Rede. Die Skleren und die Schleimhäute des Rachens sind gi! on
falls an der Verfärbung nicht beteiligt, der Urin ist hell und fret =
Gallenfarbstoff (auch die höchst scharfe Reaktion nach Hammers h
ergibt ein negatives Resultat). Die Gelbfärbung der Hand Wa: sen
charakteristischen Färbung, wie wir sie während des Krieges bel
1) B. kl. W. 1917, Nr. 22, S. 54i.
t E POTERS. ER~ wina. à
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ac Bee Kr PER: ei aTa aye% Ba re
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kommen klar und zeigt die von Um ber beschriebene merkwürdige
Orangefärbung. l pa
Das Cholesterin, nach Funk und Autenrieth
bestimmt, ergibt einen 'Wert von 0,127% (Serum). Dieser an der
unteren Grenze der Norm liegende Wert (normal -zwischen 0,18
und zwischen 0,17%) stellt an sich einen ungewöhnlichen Befund
dar. Ich hatte früher ‘bei einer Reihe von Diabetikern nebenein-
ander den Blutzucker und das Cholesterin untersucht!) und dabei
gefunden, daß in fast allen Fällen. mit beträchtlicher Hyperglyk-
ämie auch das Cholesterin deutlich vermehrt war. Bei den Fällen, :
wo der Blutzucker über 0,3% lag, war die Hypercholesterinämie
fast durchweg eine bedeutende. Übrigens ergab eine drei Wochen
nach der ersten Untersuchung neusvorgenommene. Analyse des
Blutes fast genau den. gleichen Cholesterinwert, näm-
lich 0,122% (Serum
0,205% (Gesamtblut).
2. 18jähriger junger. Mensch. Im August 19
plötzlich Polydipsie, Polyurie, Polyphagie ein. Der Arz
im Harn und überweist den Patienten der Klinik. |
Befund: Stark abgemagerter junger Mensch. Haut sehr trocken,
ohne Verfärbung. Bei gemischter Diät Ausscheidung von 850 bis 400 g
t findet‘ Zucker
Zucker in 5 bis 7 1 Harn. -Aceton schwach positiv, Acetessigsäure
negativ. Blutzucker 0,428% (Gesamtblut nach Bertrand).
Cholesterin 0,12%2% im Serum (nach Funk und Autenrieth).
Mit der Einschränkung der Kohlehydrate sinkt die tägliche Harnzucker-
menge rasch ab auf etwa 30 g, Hand in Hand damit geht das Auf-
treten von Acetessigsäure im Harn. Die Bestimmung der Gesamt-
acetonkörper nach Schmitz-Em-bden ergibt Mengen zwischen 0,6
und 0,8 g in 24 Stunden. Bei einer zweiten Untersuchung des Blutes
— sieben Tage nach der Aufnahme‘— findet sich ein Blutzucker
von 0,295 % (Gesamtblut) und ein Cholesterinwert von 0,148 %
(Serum). In diesen Tagen fällt plötzlich bei dem Patienten G elb-
werden der Innenfläche der Hände und der Fuß-
Sohlen auf. Die Xanthosis entwickelte sich hier ebenso wie bei
‚ "Cholesterinestern. An
hier nicht so stark ->
‘.kennbar. Sie war streng beschränkt auf Handflächen und Fußsoblen.; |
‚ungeheuren Wert von 154 m
dem anderen Patienten unter unseren Augen. Die Gelbfärbung war
ausgesprochen ‚wie dort, aber immerhin unver-
Skleren keine ' Spur Gelbfärbung. Urin. ausgesprochen hell,
An den
Es wurde dann nach dem Auftreten der
-= -Stubl normal gefärbt.
ut wiederum untersucht. Auch diesmal lag das .
'Xanthosis das- B]
-Cholesterin im Serum in der Nähe des unteren . Grenzwertes; es
fand sich 0,122% (Serum), während der Blutzu cker wieder in
ie Höhe gegangen war auf 0,422 % [Gesamtblut2)]. Die Bestimmung
“des Gesamtacetons nach
g in 100 Blut. _ S
| Wir sehen hier bei: zwei an der Grenze von mittelschwer
‚Zu schwer stehenden Diabetesfällen ohne ‘eine erkennbare Ver-,
‚anlassung die von v. Noorden zuerst beschriebene Störung.
auftreten. Im Gegensatz zu den. Erfahrungen von
Umber fehlt hier die Hypercholesterinämie,
was, wie oben bereits betont wurde, bei den im Blut
‚meiner Patienten festgestellten, recht bedeu-
tend erhöhten Zuekerwerten ansich auffallend
Ist. Ganz besonders gilt das für den zweiten Fall mit den
:ganz ungewöhnlich großen Aceton- und Acetessigsäuremengen im
Blut. Aber auch im Hinblick auf die Genese der multiplen
Xanthome oder Xanthelasmen — wie sie auch genannt
‚werden — ist dieser Befund höchst merkwürdig. Wir wissen, daß
‚die als Xanthome bezeichneten Infiltrate der Haut außer beim
„Diabetes am häufigsten sich bei anderen Zuständen finden, die
mit Erhöhung des Cholesteringehalts im Blut einherzugehen pflegen,
bei Lebererkranku
dm der Schwangerschaft 3. Wie Pinkus und Pick zeigten, be-
‘stehen die gelb gefärbten Infiltrate beziehungsweise Tumoren aus |
de ‚ An einen genetischen Zusammenhang zwischen
An Auftreten dieser Veränderung und dem Bestehen der Cho-
n spe ermehrung im Blute möchte man hierbei eigentlich nicht
i eieln. Auf der anderen Seite muß man der Tatsache Rech-
01.8 tragen, daß es Fälle von Xanthoma tuberosum ohne Hyper-
Cholesterinämie gibt. | |
Es ist wohl kein Zweifel, daß die Xanthosis diabetica viel
) Stepp, M. m. W; 1917, Nr.29, 8.781 bis 785. en
TE. 2 Nach Abschluß der Arbeit (Januar 1919) ging die Xanthosis
i x zurück, und zwar bei beiden Patienten. u Rz
1911 Bi el. die umfassende Arbeit von. Chvostek, Zschr. f, klin. M.
u BA, 73, S. 479,
z
`~
1. so Mim O o > O O 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK —
in den Munitionsfabriken mit Pikrinsäure arbeitenden Personen so häufig
zu sehen bekamen, zum Verwechseln ähnlich. Die Faeces sind normal
gefärbt. Die Untersuchung. des Blutes‘ in diesen Tagen ergibt einen.
Blutzucker von 0,864% (nach Bertrand). Das Serum ist voll-
) bei etwas niedrigerem Blutzucker von
18 stellte sich ganz -
Schmitz-Embden ergab den
ngen, bei manchen Nierenkrankheiten, ferner |
Und. auch die allgemein anerkannte Vornahme der Extraktion aller
ri ee TUR, RER Ks er
v a A . Na en X %
Nr. 18.
man bisher annahm. Die leichten Grade
häufiger vorkommt, - als
der Störung wurden, sicher. einfach übersehen. Es wäre wohl
wünschenswert, ihrem Vorkommen in ‚Zukunft eine größere Be-
achtung zu schenken. und ihr Verhältnis zur Lipoidämie ein-
' gehender zu studieren.
Aus der Konservierenden Abteilung des Zahnärztlichen Universitäts-
Instituts Frankfurt a. M. (Leiter: Prof. Dr. Feilen. ~
-~ Zahnärztliche Prophylaxe.
ee ee Voo ® > =
0.7000 Prof. Dr. Erich Feiler.. |
` Die Prophylaxe gilt von ‘jeher als der‘ vornehmste und
wichtigste Teil der ärztlichen Tätigkeit. Ihr haben wir z. B. die
außerordentlichen Erfolge bei der Bekämpfung - der "Tuberkulose
‚und aller anderen Infektionskrankheiten, und ebenso die glänzenden
Erfolge.der aseptischen Operationstechnik zu danken, deren offen-
barstes Zeichen sich neuerdings in den Heilungen unserer Kriegs-
.verwundeten darbietet. | 2 ee DE
f Auch auf zahnärztlichem Gebiete ‘hat die Prophylaxe gute
Leistungen aufzuweisen; jedoch läßt sich nicht leugnen, daß sie
hier noch nicht so-allgemeine Geltung hat und so ‚allgemeine An-
wendung findet wie auf den übrigen Gebieten der Medizin. Der. -
Grund hierfür scheint mir einerseits in der Unsicherheit zu liegen,
die die. Krankheitsbilder der Zähne in ihrer allgemeinen Beur-
‚teilung noch darbieten, andererseits in der’ großen Spezialisierung
.der zahnärztlichen Wissenschaft und Tätigkeit, die häufig den
wesentlichsten Nutzen findet und ihr Hauptaugenmerk richtet auf
technische Systeme und die Technik ‘der Operation, und dabei
zeitweise die Betrachtung 'des Gebisses als. Ganzes und als Teil
des Gesamtorganismus aus den Augen verliert. Und auch hier
gab wieder der Krieg Richtlinien; er weist: auf den Wert des
Gebisses für den 'Gesamtorganismus besonders eindringlich hin und
die Tätigkeit an Feldzahnstationen und ‘solchen der Heimat hat
wichtige Einblicke‘ geschaffen. Besonders: tritt dies zutage: bei
.der Wiederherstellung der wegen Mangels an Zähnen nicht vor-
handenen oder verlorengegangenen Felddienstfähigkeit, bei Stö- -
rungen des Allgemeinbefindens, die durch Zahnschmerzen hervor-
gerufen werden und bei der- Heilung von 'Kieferschußbrüchen, die
beim Vorhandensein von Zähnen zur Schienung wesentlich schneller
gelingt als ohne diese. Neue Richtlinien ließen sich hierbei‘ auf-
stellen, z. B. die, daß das. Vorhandensein von drei. bis vier Kau-
paaren für die Zerkleinerung der Nahrung gerade noch ausreicht,
daß dagegen eine weitere Verminderung durch Einsetzen von
Ersatzzähnen behoben, werden muß.’ Andererseits wissen wir seit
langem, daß der Verlust einzelner Zähne notwendigerweise durch
Verschiebung im Gebißsystem den Verlust neuer nach sich zieht,
und daß er langsam zum Verlust ganzer 7Zahnreihen führt.
"Warnekros hat gezeigt, welche tiefgreifende Veränderungen
der Verlust ‘einzelner Zähne im ganzen Zahnsystem hervorruft,
und es besteht schon länge die Forderung, daß man jeden ein-
zelnen Zahn, der verlorengeh
Schäden zu vermeiden. |
Der Verlust der Zähne erfolgt, abgesehen von. den. seltenen
Fällen, die durch Trauma hervorgerufen sind, durch die Caries
einerseits, andererseits durch die Alveolarpyorrhöe. Die Caries ent-
steht erstens zweifellos infolge Cariesdisposition, zweitens infolge .
'Fortleitung von einer cariösen Höhle aus auf die Naehbarhöhle, `
Die wichtigste Prophylaxe besteht daher in der Entfernung : aller
cariösen Herde und der Herstellung normaler, gesunder 'Kau-
flächen. Insofern kann man die gesamte konservierende Tätigkeit
auch als eine prophylaktische-auffassen, besonders wenn siè nach
den Vorschriften Blacks in .einer ausgiebigen Entfernung der
von den Caries bevorzugten Stellen der Fissuren und Approximal-
flächen Vorkehrung trifft gegen das Auftreten neuer sogenannter
"sekundärer Caries, Für dieses Verfahren hat sich in Deutschland
besonders Wilhelm Sachs energisch eingesetzt und seit dem
Erscheinen der deutschen: Übersetzung des Bla c'k:schen. Lehr-
buches kann man die Forderung der sogenannten „Extension for
prevention“ als allgemein anerkannt betrachten. Ebenso gilt -es
als feststehend, daß jede cariöse Höhle sofort bei ihrem Auftreten
"gefüllt werden soll, um einerseits eine Sicherheit der Erhaltung .
des Zahnes zu gewährleisten, andererseits prophylaktisch gegen -
die Entstehung ‚neuer Caries an den Nachbarzähnen zu wirken,
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t, sofort ersetzen soll, um weitere
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806 Es | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
nicht mehr erhaltungsfähigen Wurzeln ist als wichtiges Prophy-
lakticum in der Bekämpfung der Zahncaries anzusehen. Aber
alle konservierenden Maßnahmen bedingen einen ungeheuren Auf-
wand an Zeit, Mühe und Arbeitskraft, für den die vorhandenen
zahnärztlichen Kräfte auch nicht im entferntesten genügen. Großen
Nutzen bieten hier die schulzahnärztlichen Bestrebungen, die in
Deutschland auf den weiten Blick und die Tatkraft Jessens
zurückzuführen sind und zweifellos einen außerordentlich segens-
reichen Einfluß auf die allgemeine Gesundheit ausüben. Leider
ist esimmer noch nicht möglich, derart konservierend vorzugehen,
wie es allgemein als notwendig anerkannt wird; so berechnet
Kantorowiez, daß in den meisten Schulzahnkliniken das
Verhältnis der Extraktionen zu den Füllungen, der sogenannte
Extraktionsindex, größer ist als 1, das heißt, es kommt auf jede
Füllung mehr als eine Zahnextraktion. Hier weiter intensiv und
extensiv zu wirken ist eine prophylaktische Aufgabe, der sich die
besten zahnärztlichen Kräfte in immer weiterem Maße zuwenden.
Aber, wie gesagt, für die konservierende Behandlung aller
cariösen Höhlen reichen die vorhandenen zahnärztlichen Kräfte
bei weitem nicht aus und andererseits stellt die konservierende
Behandlung ungeheure Anforderungen an die Zeit der zu Be-
handelnden, Anforderungen, die häufig dazu zwingen, aus „sozialer
Indikation“ auf die Behandlung zu verzichten und statt der Er-
haltung die Extraktion vorzunehmen.
Wichtiger erscheinen daher vom prophylaktischen Stand-
punkt Maßnahmen, die geeignet sind, die Cariesfrequenz im ganzen
herabzusetzen. ;
Im Vordergrund der hierfür in Betracht kommenden Me-
thoden steht zweifellos, sowohl in bezug auf ihre praktischen Er-
folge als in ‚bezug auf ihre wissenschaftliche Erforschung und Klä-
rung die sogenannte systematische Extraktion der ersten bleiben-
den Mahlzähne, deren Bedeutung und Wert, wie mir scheint, viel-
fach unterschätzt wird, deren Ausführung allzuhäufig zum Schaden
des Patienten unterbleibt.
Wer Gelegenheit hatte, die diesbezügliche Sammlung Partschs
zu sehen, wer die aus seinem Institut hervorgegangenen Arbeiten
Kunerts und Riesenfelds ohne Voreingenommenheit durch-
gearbeitet hat oder wer in jahrelanger poliklinischer und privater
Tätigkeit die glänzenden Stützen dieser Methode in bezug auf die
Herabsetzung der Cariesfregquenz dauernd von neuem auf sich
wirken sah, der muß sich unbedingt Kunert anschließen, der
„die Extraktion des ersten Molaren als die souveränste prophy-
laktische Maßnahme im Kampf gegen die Caries bezeichnet, über
die wir heute (19031!) verfügen“.
Der Streit über die Berechtigung dieser Maßnahme ist bei-
nahe so alt wie die moderne wissenschaftliche Zahnheilkunde über-
haupt. Schon im Jahre 1855 hat Maclean (zitiert nach Riesen-
feld) den Nutzen der Extraktion der permanenten ersten Molaren
folgendermaßen beschrieben:
1. Vorbeugung und Verbesserung der einfachen Formen von
Unregelmäßigkeiten.
2. Erzielung eines gesunden Zustandes in den übrigen Zähnen,
wahrscheinlich Vorbeugung der Caries.
| 3. Vorbeugung der peinlichen Symptome, die häufig den
Durehbruch der Weisheitszähne begleiten. |
Von dieser Arbeit bis zur Monographie Sternfelds (1899),
die wohl als erste in Deutschland einen zusammenfassenden Über-
blick über die ganze Frage bietet, und von dort bis in die neueste
Zeit geht der Streit der Meinungen hin und her. Den begeisterten
Anhängern der. Methode haben sich ebenso eingefleischte Feinde
entgegengestellt, die schärfsten Worte sind auf beiden Seiten ge-
fallen, die ausgedehntesten Statistiken über die Cariesirequenz
sind angefertigt und, als Eideshelfer herangezogen worden und
neuerdings haben sich besonders auch die Orthodontisten ausführ-
lich in den Streit gemischt,
Die Methode selbst aber ist bestehen geblieben und hat ihre
segensreiche Wirkung als wichtigstes und stärkstes Prophylakti-
cum gegen die Zahncaries in weitem Maße ausgeübt. Freilich
ihre Indikationen sind, hauptsächlich durch das Verdienst der oben
angeführten Arbeiten aus der Partschschen Schule, erheblich
sicherer und feststehender als zu Mac] eans Zeiten. Es wird
heutzutage nicht mehr wahl- und ziellos drauflos extrahiert, es
wird von niemandem mehr verlangt, daB jeder Sechsjahrmolar
extrahiert werden muß ohne Rücksicht auf seine Beschaffenheit,
ohne Rücksicht auf die Beziehung zu seinem Antagonisten und
zum gesamten Zahnsystem,
30. März.
Wohl aber bestebt der Satz zu Recht, daß die systematische
gleichzeitige Extraktion der Sechsjahrmolaren einer oder beider
Seiten indiziert ist bei Cariesdisposition und Engstand des gesamten
Zahnsystems, besonders wenn diese Zähne selbst schon dureh
Caries angegriffen sind. Hierbei ist besonderer Wert auf die Vor-
nahme der Extraktion im geeigneten Zeitpunkt zu legen; sie hat
zu erfolgen, wenn die zweiten Molaren eben durchgebrochen sind
und in ihrer gegenseitigen Artikulation einen festen Stützpunkt
im: Kiefer gefunden haben. Man darf sich und seine Patienten
die Mühe nicht verdrießen lassen, die der Zange verfallenen Zähne
bis zu dieser Zeit durch konservierende Maßnahmen zu erhalten,
wenn man sich nicht um die besten Früchte der Methode bringen
will. Denn eine vorzeitige oder vereinzelte Extraktion bedingt
ein Einrücken des zweiten Mahlzahns vor seinem Durchbruchsort
und in falscher Artikulation und hierdurch kommt das ganze
System, das auf Ausnutzung der normalen Artikulation beruht,
ins Wanken, der Raum, der für die Ausdehnung der gesamten
Zahnreihe zur Verfügung gestellt werden soll, geht zum großen
Teil verloren und diese Ausdehnung selbst wird durch die Schwierig-
keiten, die sich einer neuen guten Artikulationseinstellung in den
Weg stellen, gestört oder häufig völlig verhindert.
Hält man sich aber an die durch Erfahrung und Erfolg fest-
gelegte Indikation: Extraktion beider ersten Mahlzähne beider oder
auch nur einer Seite bei Engstand und Neigung zu Approximal-
caries bald nach Durchbruch der zweiten, so wird man stets den
guten Erfolg sehen. Er besteht in Entlastung des gesamten Ge-
bisses, guter Artikulation, Abnahme der Cariesneigung, und Er-
leichterung des Durchbruchs der Weisheitszähne, wozu häufig noch
der rechtzeitige Ausgleich drohender Stellungsanomalien kommt,
Neue Vorschriften im "Sinne der Cariesprophylaxe gibt
Kantorowiez durch Verallgemeinerung des alten Satzes:
„Jede cariöse Höhle ist zu entfernen“ besonders für die Zeit des
Zahndurcehbruchs. Seine These lautet: „Jede cariöse Milchzahn-
approximalhöhle ist unschädlich zu machen, sobald ein benach-
barter bleibender Zahn in ihr Niveau tritt.“ Unter Unschädlioh-
machen versteht er Behandeln durch Füllen, Abschleifen oder
Extraktion. Für die Füllung wird häufig die vorhandene Arbeits-
kraft nicht ausreichen.
Die Forderung des Abs@hleifens ist eine Wiederaufnahme
des alten Arthurschen Verfahrens, durch Abschleifen der
Approximalflächen einen Reinigungszwischenraum zwischen den
einzelnen Zähnen zu schaffen. Dieses hat sich für die bleibenden
Zähne nicht bewährt, da die Schädigung durch Schwächung der
Schmelzbekleidung der Zähne durch den Verlust des Kontakt-
punktes und der Artikulation, abgesehen von den häufig auf-
tretenden Schmerzen, sich als größer erwiesen hat, als der Nutzen
der ermöglichten Reinigung. Für die Milchzähne in der Zeit des
Zahnwechsels fallen diese Einwände fort, da sie sowieso aus-
einanderrücken, sodaß mir hierfür der Vorschlag Kantorowit2
brauchbar zu sein scheint, |
Dagegen scheint mir der Weg, durch vorzeitige Milchzahn-
extraktion Cariesprophylaxe für das Dauergebiß der bleibenden
Zähne treiben zu sollen, nicht gangbar. Die Hauptaufgabe der
Milchzähne in der Zeit des Zahnwechsels besteht darin, als Platzhalter
für die bleibenden Zähne zu dienen. Durch ihre vorzeitige Extraktion —
und es handelte sich um beträchtliche Zeiten, da der erste von
mit sechs Jahren durchbricht, während die Prämolaren doch ers
mit neun Jahren wechseln — würde diese wichtige Aufgabe
unerfüllt bleiben und dadurch häufig ein erheblicher Engstand,
der gerade durch die Maßnahme vermieden werden soll, penahanan
werden. Abgesehen davon, daß die nach der Extraktion :
stehende Knochennarbe, wie Partsch gezeigt hat, vielfach en
Durchbruch des Ersatzzahnes an seiner normalen Stelle innerh
des Zahnbogens erschwert. ht
Dies sind die für die Prophylaxe der Zahncaries in Ba ne
kommenden Maßnahmen an den Zähnen selbst, Eine ebenso nr
Rolle spielt die Beobachtung und Hygiene der die ZARE. r =
en Körperteile, der Mundhöhle und insbesondere des #4
eisches. x
= _ Bei gesundem Zahnfleisch wird die mechanische Reinigung,
die der Kulturmensch täglich mehrmals mit Bürste und TE ia
einem indifferenten Mundwasser oder sonstigen Mundpflegem! Sa
vorzunehmen pflegt, genügen, sodaß die Hauptaufgabe A iir
suchen wäre, für die Verbreitung dieser Tätigkeit des licher
menschen in möglichst breiten Schichten zu sorgen. Wesen! Dos-
Nutzen einer Desinfektion der Mundhöhle ist von den Zur nden
infektion zur Verfügung stehenden Mitteln, wie die übereinstimm6
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Untersuchungen lehren, nicht zu erzielen. Sobald |
ärztlicher Seite sind berei
a oder bl £ 2 fleisch sich verändert, sobald -es 'seine Straffheit und natürliche |:
t des gawa | hellrote Farbe verliert, ist eine vermehrte Pflege notwendig und | worden. =. a en ee
sehn dmi | hier hat die zahnärztliche. Prophylaxe einzusetzen, Denn wir | ° Kleinsorgens.empäehlt, durch. Zuführung von Knochen-
jt aut dee wissen, daß sich unter einem veränderten Zahnfleisch Beläge | mehlpräparaten, die sich bei der Tierzucht gut bewährt haben,
legen; seli bilden, die für das gehäufte Auftreten von Caries als Ursache an- | Störungen des .Kalksalzstoffwechsels, insonderheit Rachitis, medi-
gebrochen dl zuschuldigen sind. Und überdies ist diese Veränderung des Zahn- | kamentös zu behandeln. Ein Einfluß auf die Rachitis. erscheint
en Silben | fleisches ein Zeichen für den Beginn der Disposition für Alveolar- .mir besonders wertvoll, da mit dieser Krankheit eine besondere
eine Pal | pyorrhöe. | nn. 7 [Art der Milchzahncaries, die sogenannte eireuläre Caries in Ver-
alenen A f Unter Alveolarpyorrhöe verstehen wir einen Symptomen- | bindung gebracht wird. ; ` 0 %00 07 ne
m eb komplex, der in seinem Beginn gekennzeichnet ist durch die Um- | . Röse kommt an der Hand ausgedehntester Untersuchungen
hode bi E. wandlung des normalerweise. blaßroten, fest an dem Zalinhals | von Musterungspflichtigen zu der Überzeugung, 'daß die Benutzung
ction ki | anliegenden Zahnfleischrandes in ein leicht abgehobenes, dunkel- | wenig kalkreichen Wassers, wie es die städtischen Wasserleitungen
uretbrut S rotblau verfärbtes, schwammiges, bei der geringsten Berührung | zur Verhinderung von Kesselstein: in den Dampfmaschinen durch-
| das gut > . leicht blutendes Gewebe, das auf Druck ein Tröpfchen gelben | gängig führen, an der zunehmenden Cariesdisposition' schuld
ai br Eiters entleert und der in seinem Verlauf zu einer Lockerung und | sei und fordert die Benutzung kalkreichen Wassers für den mensch-
Ir gu = * zum Verlust einzelner Zähne oder der gesamten Zahnreihe führt. | lichen Gebrauch zum Essen und Kochen. gr
zun pi BE Bei der ungeheuren Verbreitung. dieser Erkrankung, und dem | Und am weitgehendsten sind die Vorschläge Kun erts.
psige Schaden, der durch sie angerichtet wird, erscheint auch bei ibr | Er sieht den Grund für die zunehmende Zahncaries in der Ver-
log ne die Vornahme prophylaktischer Maßnahmen besonders notwendig | feinerung unserer Nahrungsmittel, .wobei er sich im wesentlichen
| e: und wertvoll. — Ba A . j] auf die v. Bungeschen Untersuchungen für die Säuglingsernäh-
Biok g- Als. Erreger wird jetzt nach den zahlreich vorliegenden | rung stützt, und in der Vernichtung der in den natürlichen Nab-
been j Untersuchungen (Blessing, Zilz, Kolle und Andere) all- | rungsmitteln, insonderheit dem Brotgetreide befindlichen Nähr-
App f gemein eine Spirochätenart ‚angenommen, prädisponierend wirkt | salze durch Ausscheidung der Kleie, in ‚der der größte Teil der
n seh} ~ das Vorhandensein von auch nur geringen Mengen besonders der. | Nährsalze sich befindet. ‘Hierzu kommt der Nachweis besonderer,
sank .. unter dem Zahnfleischrande liegenden Zahnsteinablagerungen. lebenswichtiger Substanzen, der sogenannten Vitamine durch
Au Da ein Einfluß auf die Erreger durch desinfizierende Maß- | Funk und Andere, deren Fehlen schwere Krankheiten hervor-
nahmen, wie wir schon oben gesehen haben, nicht zu erzielen ist, |. ruft, besonders in den harten Umbhüllungen der Getreidekörner.
- "| Er fordert eine bessere Ausnntzung der natürlichen Mineralsalze
des Getreidekorns durch Verbacken eines guten Vollkornbrötes,
groben Grieß, grobe Graupen, Vollreis, wenig‘ Zucker.
= ist ein um so größerer Wert auf die Bekämpfung der prädisponie- `
Der Krieg und die durch. ihn beschränkte Nahrungsmittel-
renden Ursachen zu legen. . Und hierbei haben wir, wie die Er-
fabrung lehrt, vollen Erfolg. Sie besteht in der restlosen Ent-
fernung jeder Spur: von Zahnstein, besonders des. unter dem
+- - . ‚Zahnfleischrande. liegenden, und in der Herstellung :hygienischer | zufuhr der Mittelmächte ermöglicht. es, die Probe auf die Ku-
A Verhältnisse in der Mundhöhle. wi.‘ Su ‚nertschen Forderungen zu machen. “Unsere jetzige Kost‘ ent-
a Der Satz, daß die Entfernung des Zahnsteins | spricht besonders in der Zusammensetzung- des Brotes 'völlig den
| in einem Munde mehr. wert. ist als das. Legen | Kunertschen Grundsätzen. Auch nach dem Kriege werden wir
noch lange Zeit an die Ernährungsvorschriften gebunden sein. Wir
wollen hoffen, daß die Bestätigung der Kunertschen Ansicht
einen recht bemerkenswerten Nutzen des Krieges darstellt. `
mehrerer Füllungen, muß ebenso Allgemeingut aller Zahn-
Allerdings 'kommt bei Kunert die biologische Auffassung
ärzte werden, wie es notwendig ist, immer weiteren Kreisen die
. . . Erkenntnis klarzumachen: Blutendes Zahnfleisch ist krank und
‚ muß behandelt werden. i | ur u
Allen diesen prophylaktischen Maßnahmen ist gemeinsam | nicht uneingeschränkt zur Geltung; er verquickt. sie mit der me-
das Bestreben, die Cáries lokal .zu bekämpfen, ‘sie innerhalb der | ehanischen, daß durch die. härtere Nahrung auch .eine bessere —
Zahnreihe zu verhüten und zu vermindern und dadurch einen nutz- ae — mechanische Selbstreinigung des Gebisses
stattfinde
bringenden Einfluß auf das Zahnsystem und den Gesamtorganismus nde ‚er
auszuüben. Sie entstammen demselben Gedankenkreis, der ‚sich | der Kiefer (das heißt D
für die Ätiologie der Zahncaries auf die lange Zeit allein herr- | sprechen läßt. | | D E ES N
Schende „materialistische“ Theorie Millers beschränkte, ~ Er beruft sich hierbei auf die interessanten Mitteilungen
= _,_ _ Die lassen ebenso wie. die chemisch-parasitäre . Theorie | Blunschlis. Dieser fand bei Affen in der Gefangenschaft und.
= Millers die Frage nach der Cariesdisposition völlig außer acht und’ | bei halbzivilisierten Indianerstämmen stark ausgebreitete Caries
_ Solange diese noch nicht genügend geklärt ist, werden wir uns | Er erklärt dies, beeinflußt durch Walkhoffs Erdsalzarbeit, durch
-mt den vorhandenen prophylaktischen Maßnahmen begnügen | die Änderung der Lebensweise, das heißt den Übergang zu ge-
Müssen und bestrebt sein, uns ihre segensreichen Erfolge in mög- | kochter Kost, die eine geringe Inanspruchnabme des Gebisses in
lichst großem Umfange zunutze zu machen. 7 mechanischer Hinsicht bedingte. — Auch diese Mitteilungen aber
` Eine wirkliche zahnärztliche Prophylaxe, aber wird erst ein- | können meiner Meinung nach genau so zwanglos, besonders im
können, wenn durch weitere experimentelle Erforschung. | Hinblick auf die Kunertsche Brottheorie, auf biologische Weise
Setzen
des Kalksalzstoffwechsels des Körpers auch. unsere Erkenntnis | erklärt ` werden. Auch hier kann die verminderte Zufuhr von
. von der Cariesdisposition bereichert und geklärt wird, wenn uns | Kalksalzen beziehungsweise die Zufuhr nieht anbaufähiger Kalk-
; mit einer Beeinflussung des Kalksalzstoffwechsels des Körpers | salze bei Annahme eines allgemeinen Stöffwechsels der Zähne als
durch medikamentöse oder wenigstens - bewußte Zuführung‘ von | Cäriesursache betrachtet werden. PER TEN Sen
aufnahmefähigen Kalksalzen auch ein Einfluß auf die Zusammen- Untersuchungen über die Frage der Vermehrung oder Ver-
setzung. der Zahnsubstanzen ermöglicht wird. Und hierin, in der | minderung der Cariesfrequenz durch unsere Kriegsernährung
Inschränkung der Cariesdisposition, in einer Vorbeugung und | liegen meines Wissens bisher nicht vor; nur einzelne ganz kleine
Statistiken sprechen bisher für eine minimale Verringerung.
In der letzten Zeit scheint es mir, als ob sich in einzelnen
Fällen eine außerordentlich vermehrte und intensivere Caries-
| | | frequenz zeige, und zwar vergesellschaftet mit einem Weichwerden
L Wenn wir die markantesten herausgreifen wollen, so fanden | des früher vn end oian Toresas
oew und Emmerich durch Zufuhr von Chlorcalcium bei | Es würde sich um denselben Prozeß handeln, wie.er von Wi e B mer
C cen eine Zunahme des Fortpflanzungsvermögens, bei Kühen | im Anschluß an allgemeine Unterernährung und die mit ihr ver-
sie l Vermehrung der Milchproduktion. Beim Menschen, fanden gesellschaftete Schädigung des Allgemeinbefindens beobachtet worden
zun h | stärkerer Kalkzufuhr bereits im ersten Monat eine Gewichts- | ist. Aber selbst wenn sich diese Beobachtungen sicherstellen und
a nahme von Í bis-3 kg und eine Erhöhung der allgemeinen | vermehren lassen, so wäre damit kein sicherer Beweis gegen
eistungsfähigkeit, Sie empfehlen daher die Einführung eines | die Kunertsche Brottheorie erbracht, denn man kann sagen:
' trotz der Ausnutzung der. Kalksalze und Vitamine aus dem —
Besprechung der den Verlust der Zähne herbeiführenden Ursachen
Scheint mir die wahre „Zukunft der Zahnheilkunde“, von der wir jetzt
‚ In Fachzeitschriften übergenug hören, zu‘liegen. Ansätze dazu
sind reichlich vorhanden.. -
- Brotes mit künstlichem Kalkzusatz, . - | Ä |
Gravidität. durch Spülen |.wenigen zur Verfügung stehenden —. Brotgetreide kommt es bei
dispo-
der allgemeinen Unterernährung zu ‘einer. vermehrten Caries
sition. Dagegen würde es unseren Einwand gegen die Theorie
„„okannt sind die Versuche, in der
IInkenlassen von Kalkwasser dem ‚mütterlichen Organismus
Kalksalze zuzuführen und hierdurch der während dieser Zeit ver-
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mehrten ‚Cariesdisposition entgegenzuwirken. “Und auch ‚von zahn-
ts wesentliche Vorschläge gemacht
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, wobei er jedoch auch die mechanische Beschäftigung
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308 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 13.
30. März.
Blumschlis stützen, denn die Härte des Kriegsbrots erfordert
trotz des vielen Gemüses eine erheblich stärkere Kaufunktion als
die Vorkriegsnahrung. | |
Wir sehen, hier ist noch alles im Fluß; wie bei der Frage
des Mineralsalzstoffwechsels überhaupt stehen sich Theorien ohne
sichere Beweise gegenüber und es ist leider noch nicht angängig,
sichere Vorschriften für eine praktische Ausübung zahnärztlicher
allgemeiner Prophylaxe aufzustellen.
Aus dem Orthopädischen Spital in Wien
(Prof. Dr. Hans Spitzy).
Das Stumpfturnen der Armamputierten
mit besonderer Berücksichtigung der Rahmenübungen
bei muskelplastischen Operationen.
Von
Dr. Alexander Hartwich, Assistenten.
Schon bei der Versorgung unserer ersten Armamputierten,
also Anfang 1915, erkannten wir die Notwendigkeit, die Gelenke
des Armstumpfes ausgiebig zu bewegen und die sie beherrschen-
den Muskeln zu schulen. Dies wurde sowohl bei Vorderarm- wie
bei Oberarmamputierten durchgeführt; denn daß es für jene Fa-
tienten, die Arbeitsarme irgendeines Systems erhalten, von wesent-
lichster Bedeutung ist, ihre Prothesen kräftig zu beherrschen, liegt
auf der Hand, aber auch kosmetische Prothesen können nur dann
voll verwertet werden, wenn der tragende Stumpf entsprechend
beweglich ist. Schon damals waren wir genötigt, über das ein-
tache Stumpfturnen: hinauszugehen und eine Contraeturbehand-
Jung anzuschließen, besonders hei Oberarmstümpfen, wo die
muskelmechanisch ungünstigen. Verhältnisse des Deltoideus ge-
radezu eine Contracturdisposition schaffen. Darüber wurde be-
reits damals berichtet (Spitzy-Hartwich, Orthopädische Be-
handlung Kriegsverwundeter, 1915, Hartwich, M. Kl. 1916).
Von besonderer Wichtigkeit wurden diese Stumpfübungen, als wir
daran gingen, die Unterarmamputierten mit einem Dreharme zu
beteilen, also mit einer Prothese, die die gewöhnlich stark ge-
schädigte Rotation des Unterarmstumpfs in Faustschluß und Öff-
nung der Prothesenhand umsetzt. |
Als nun in unserem Spital mit den, muskelplastischen Ope-
rationen bei Armamputierten begonnen Wurde, standen wir vor
einer neuen Aufgabe, nämlich der, die Muskeln des Stumpfes
selbst entsprechend zu kräftigen. Der Weg war uns hier gegeben,
und zwar durch die bei uns sehr gebräuchliche Anwendung der
Intentionsübungen nach Spitzy. Diese waren uns vielfach, be-
sonders bei lang liegenden Gipsverbänden, ein ausgezeichnetes
Mittel, Atrophien entgegenzuwirken. Im wesentlichen bestehen
sie darin, daß der Patient angewiesen wird, sehr häufig (bis zu
20 mal im Tage) die betreffenden Muskelgruppen, z. B. bei Gips-
hosen den Quadriceps, zu kontrahieren und sich durch Auge und
Hand von der Contraction zu überzeugen.
Die Vorbereitung zu den muskelplastischen Operationen
fordert ungleich mehr Arbeit, Mühe und Zeit, als die Nachbehand-
lung; leicht verständlich, wenn man bedenkt, daß wir nach der
Operation nicht nur Ansatzmöglichkeiten besitzen, um einen ma-
nuellen oder maschinellen Gegenzug wirken zu lassen, sondern uns
nunmehr auch exakt von der Leistungsfähigkeit der Muskeln über-
zeugen können. In Sauerbruchs Buch: „Die willkürlich be-
wegbare künstliche Hand“ wird zwar auch auf die Notwendigkeit
der Vorübungen hingewiesen, ohne daß aber exakte Anleitungen
für dieselben gegeben werden. Die Nachbehandlung und die Kon-
trolle der erzielten Leistungen ist dort eingehend geschildert.
Seit mehr als anderthalb Jahren führen wir die mediko-
mechanische und turnerische Behandlung unserer Armamputierten
schematisch durch; unser großes Material und die auf diese
Weise erzielten Resultate berechtigen zu einer Darstellung der
verwendeten Methode.
Wir können zwei große Behandlungsgruppen aufstellen, und
zwar die Behandlung der Gelenke des Stumpfes und der sie be-
herrschenden Muskeln und die Behandlung und Schulung der für
die muskelplastische Operation in Betracht kommenden Muskeln
selbst. Der Gelenksbehandlung' wird jeder Armamputierte unter-
zogen, gleichgültig, ob er muskelplastisch operiert wird oder nicht,
ob er Arbeitsarm oder nur kosmetische Prothese erhält. Die uns
hier zu Gebote stehenden Methoden kommen in sinngemäßer Ab-
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änderung natürlich auch bei Stumpfcontracturen zur Verwendung.
Es sind dies Massage, Pendelübungen, Turnen (Freiübungen) und
Turnen mit angeklebtem Gewicht. Die Massage besteht aus Kräfti-
gungsmassage der die Gelenke beherrschenden Muskeln (Streichen
und Kneten), sowie aus Gelenksmassage: sie unterscheidet sich m
nichts von der bei Schulter: oder Ellbogencontracturen angewen-
deten Massage. Als Richtschnur für die Behandlung der Stumpf-
gelenke dient uns die Feststellung des Funktionsausfalls, wobei
es sich, von verschwindenden Ausnahmen abgesehen, um Ein-
bußen der Rotation des Unterarms oder der Elevation des Ober-
arms handelt. Die Beuge- und Streckfähigkeit im Ellbhogengelenk
ist fast immer erhalten und höchstens dort beeinträchtigt, wo
7. B. starre ÖOperationsnarben diesen Teil des Stumpfes ge-
schädigt haben. Für die Pendelübungen benutzen wir typische
Zanderapparate, nur mit dem Unterschiede, daß wir cigene An-
sätze konstruiert haben, um die Stümpfe besser zu fassen. Manch-
mal ist dies, besonders bei kurzen Oberarmstümpfen. nicht leicht,
doch läßt sich eine genügende Bewegungsmöglichkeit erzielen.
wenn man nur sorgfältig darauf achtet, daß die Schulter hei den
Bewegungen tadellos fixiert ist, sodaß die Bewerungen nicht im-
Brust-Schulter-, sondern im Schulter-Oberarmgelenk stattlinden
müssen. Bei dem Unterarme brauchen wir einen Ansatz, um den
Stumpf für die Drehbewegungen fassen zu können. Er entspricht
genau dem, der bei unserem Dreharme verwendet wird. Es wird
also am Pendelapparat für Rotationsübungen des Unterarms der
Handgriff durch ein Ansatzstück ersetzt, das aus zwei Weich-
cisenspangen besteht, die an ihren, dem Apparat abgewendeten
Enden zwei quergestellte, schwach gebogene, mäßig wepolsterte
Blechplättchen tragen. An einem derselben ist ein iinopf, am
anderen ein Riemen befestigt. Die Eisenstreifen werden nun auf-
gebogen, der Stumpf zwischen die Plättehen geschoben, dam
werden diese mühelos dem Stumpf angepaßt. Der Riemen wird
herumgeschlungen und am Knopf befestigt. Auf diese Weise It
eine innige Verbindung zwischen Apparat und Stumpf hergestellt,
was bei dem relativ geringen Bewegungsausmaß, das hier in Be-
tracht kommt, von wesentlicher Bedeutung ist. Die Fixation gè-
schieht in der Weise, daß der im Elibogengelenk rechtwinklig
abgebogene Arm mittels Riemens auf einer rechtwinkligen, ge-
wölbten Blechschiene festgehalten wird. IE
Der wichtigste Teil der ganzen Behandlungsgruppen ist un-
bedingt das Turnen. Leider steht dem großen Vorteil — Billigkeit
und Einfachheit dieser Methode — der Nachteil gegenüber, dafi
wir bier am meisten auf die Mitarbeit der Patienten angewirsen
sind, woran es in der Regel bedauerlich mangelt. Jedoch hat
hier der Turnlehrer hervorragend Gelegenheit, durch energischt
Aneiferung und sorgfältige Beaufsichtigung der Übenden sem
Fähigkeiten zu erweisen. n
In Anbetracht unseres großen Patientenmaterials sind W"
genötigt, die Leute riegenweise turnen zu lassen. Daß bessere Re-
sultate sich erzielen ließen, wenn man die Patienten einzeln Vol
nehmen und bei den Übungen strenger individualisieren wur
ist wohl möglich. Beim Turnen kommt es nun nicht nur darau
an, die Funktion selbst zu bessern, sondern auch durch Gelenk-
turnen, im weitesten Sinne des Wortes, ausgiebige Geler:ks-
bewegungen überhaupt herbeizuführen. Natürlich ist dabe! I
darauf zu achten, nicht in das andere Extrem zu verfallen W
z. B. an Stelle der geschwächten Muskeln die Antagonı® a
zu kräftigen.
Als letzte Gruppe haben wir das Turnen mit angeklebten
Gewicht angeführt. Es ist dies ein einfacher Kunstgriff, der Si g
uns schon seit vier Jahren bewährt und der darin besteht, das
man mit Mastisol ein Stück Trikotschlauch um den Stumpf <i
und an dessen freies Ende möglichst hart am Stumpf ein GEW,
knotet. Damit machen die Patienten dieselben Übungen Wie Rn.
gewöhnlichen Turnen, und wenn man z. B. mit A kg En.
ginnt und das Gewicht allmählich steigert, kann man hie
weitgehende Kräftigung des Stumpfes erreichen und auf zıeM
hohe Gewichte (3—4 kg) kommen. | sebon
Unsere Patienten werden nun täglich dieser kombin l
Behandlung unterzogen, werden mindestens einmal mas a
müssen 10—15 Minuten pendeln und eine halbe Stunde Go
Die Dauer der Behandlung schwankt. Dort, wo es sich ne
geprägte Contraeturen handelt, braucht man viel G adak; en.
und Zeit, um zu einem entsprechenden Resultat zu BT ni
manchmal bis zu mehreren Monaten. In diesen Fällen WI"
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öfters auch genötigt sein, zu einer Dauerbehandluns, ec „der
einem sinngemäß abgeänderten Schedeapparat, zu gre“ \t nut
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den Stumpf in überkorrigierier Stellung einzugipsen (kom!
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in Betracht).
Stumpf im Hemd- bzw. Rockärmel tragen, also. nicht an der:
Thorax angelegt, unter der- Kleidung,‘ da diese Haltung” die so
ren angene $. .
y der Sui unangenehme Adductionscontractur ġeradezu züchtet. Hier wäre
osfalh, nl auch auf den sehr beachterswerten Vorschlag Bauers?) hir
en, ui È zuweisen, der die Oberarmstümpfe gleich nach der Absetzung der
ondeleh -— Extremität mittels eines Trianigelverbandes, in Abductions- und
horn h. ı Elevationsstellung fixiert, was sich ja jederzeit ohne Mühe und
richten Kosten durchführen läßt und sicher berufen erscheint, unange-
tus ~ nehme Spätfolgen zu, verhüten. rn a
wir ke - Bevor wir uns nun zur Besprechung der Vorbehandlung für
datë _ . die muskelplastische Operation wenden, möchten wir kurz die Go-
sendet sichtspunkte erwähnen, nach denen wir uns bei der Auswahl. der.
Fälle für diese Operation richten. Von der genauen Einteilung
nieht ki: -" >
ait eri Sauerbruchs nach Kraftzonen, entsprechend den erhalten-
gebliebenen Muskelansätzen, machen wir keinen Gebrauch. ` Wir
rue:
u ec. . ziehen in Betracht: das Alter des Patienten und seine soziale
Nr Stellung (Beruf), und zwar in der Meinung, daß z. B. bei.alten
t wii ie Leuten, die einerseits keine besondere körperliche Arbeit leisten
nl müssen und können, “andererseits aus sozialen Gründen. nicht
kmh darauf angewiesen sind, den Defekt besonders zu verdecken, keii
ath zwingender Grund vorliegt, sie der immerhin mühevollen und
a Mef langwierigen Stumpfbehandlung und der ziemlich unangenehmen
ee | Operation (Wanderplastik) zu unterziehen. Im Zusammenhange‘
epit damit berücksichtigen wir auch .den: Allgemeinzustand des Patien-
le} ten. Von Wichtigkeit ist ferner die Zeit, die zwischen der Am-
‚mer = * putation und dem Beginne der jetzigen : Operationsvorb.reiturg
oT o liegt, sowie der damit zusammenhängende ‚Grad der Stumpf-
me muskelatrophie. Schon Sauerbruch hat darauf hingewiesen,
Mi daß in Fällen, die erst lange Zeit nach der Absetzung der Extre-
TE mität der plastischen Operation unterzogen wurden, der Erfolg
guk" - ` deshalb nur schwer erreichbar war. oder sogar ausblieb, weil
ae \ bei dıvsen Leuten das Muskelgefühl inzwischen gänzlich ver-
mi .. lorengegangen.war und sich auch nicht durch Unterweisung. und
oo ' Übung wiedererlangen ließ. Ein weiteres wichtiges Moment ist die
Beseunffenheit des Stumpfes. Es ist hierbei weniger von Belang,
ob die Amputationsnarbe mit dem Knochen verlötet ist und ob in
diese Narbenmasse auch die Muskelenden mehr oder minder weii-
geliend einbezegen ‚sind. Wesentlicher ist es, ob der Stumpı
selbst, wie dies häufig vorkommt, multiple Ineisionsnarben auf-
| / ‘deren ‚Bereich die Muskeln nicht nur mit Haut und
“ Knochen verwachsen, sondern meist auch hochgradig zerstört
‚sind in diesen Fällen wird sich auch durch vorhergehende
Plastische Operation (Hautdeckung, Loslösung der verwachsenen.
Muskeln usw.) kaum eine entsprechende Vorbedingung schaffen
lassen, ım die eigentliche kinematop’astische Operätion ‚mit Aus-
sicht auf Erfolg ausführen zu können. Schließlich kann. durch
fernerliegende Narben im Bereiche des Thorax die Verschieblich-
heit der Haut stark geschädigt sein, sodaß wir von der Bildung
mcs Wanderlappens abzusehen gezwungen sind. Endlich Können
-bei kurzen Oberarmstümpfen so schwere Adductionscontraeturen
im Schultergelenke vorliegen, daß eine entsprechende Ausnutzung
des sogar mit Erfolg plastisch operierten Stumpfes fraglich er-
scheint. À 7
< Die Vorbereitung für die muskelplastische Operation besteht
nun in folgendem: Erstens in der Behandlung der Gelenke des
Stumpfes. Diese wurde schon besprochen. ` Zweitens: Behandlung
‚der Haut des Stumpfes. In vielen Fällen, hauptsächlich auf Grund
! der nach der Operation entständenen Narbenverhältnisse, ist näm-
i lich die Haut des Stumpfes auf der Unterlage wenig verschieblich,
und da ist es schr vorteilhaft, um später bei der Bildung des
Hautschlauches nicht auf Schwierigkeiten zu stoßen, die Haut vor-
zubereiten. Dies geschieht ganz einfach durch Massage, die gleich-
‚ag den Vorteil hat, daß die so behandelte Haut gut ernährt
` und durehblutet ist und die Gefahr der Lappengangrän verringert
Wird. Drittens: In Kräftigung und Schulung der für die Operation
In Betracht kommenden Muskeln. Bei Unterarmstümpfen sind
dies die Gruppe der Unterarmbeuger und Supinatoren. Am Ober-
ceps und Triceps, am Thorax Pectoralis major, Latissimus -
= "weist, in
4
-arme B
dorsi. Der Deltoideus hat dabei eine Sonderstellung. Er muß
Immer auch gekräftigt werden. Die eigentliche Schulung, auf die
"ir später zu sprechen kommen, erscheint bier überflüssig, da er
Wenigstens derzeit — für die muskelplastische Operation nicht
Tr 3 ? 2
SW kl. W. 1917.
“11919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 18.
n bei vereinzelten Adductionscontraċturen von Oberarmstümpfen
J Im allgemeinen genügen .drei bis vier Wochen, um
2 den Patienten prothesenrei! zu machen. Wesentlich ist, es, di -
Leute mit. Oberarmstümpfen. streng dazu- anzuhalten, daß sie, den
`
=
in. Betracht kommt, wohl aber von ‚größter Bedeutung für das
` Dirigieren der Prothese ist. Bei manchen Stümpfen ist es ferner
sehr wichtig, den Brachialis zu kräftigen und zu schulen. Es sind
‘das jene, wo ein ganz kurzer: Unterarmstumpf erhalten ist, denn
in diesen Fällen wird man den Biceps und Triceps als Kraftquellen
benutzen, gleichzeitig aber kann der Patient die Prothese, die
dann natürlich den Unterarmstumpf besonders fest umklammern
muß, mit dem Brachialis im Ellbogengelenk abbiegen, sodaß sich
die Wirkung der beiden Kraftquellen nur auf Faustschluß und
Faustöffnung zu beziehen braucht. : a ea TS
. Wir haben schon: vorhin gesagt, daß die Behandlung der Mus-
keln in Kräftigung und Schulung zerfällt. Bei.letzterer Gruppe
kommt nur aktives, bei ersterer aktives und passives Vorgehen
in Betracht. ‚Das aktive Vorgehen besteht im Ausführenlassen
von Intentionsübungen. Man ist hierbei gänzlich auf den guten
Willen und: die Intelligenz dés Patienten angewiesen. Es ist not
wendig; dies hervorzuheben und daran schon bei der Auswahl der
Am schwierigsten ist der Beginn der Übungen. Wenn die Pa-
tienten erst einmal das Muskelgefühl wiedererlangt haben, geht
die Sache schon viel rascher von statten. Am einfachsten ist`es,
die Patienten die Übungen beidseitig ausführen zu lassen. _Will
man z. B. ‘die 'Beuger des Unterarmstumpfes schulen, sò
befiehlt man dem Patienten, beide Hände langsam und kräftig zur
Faust zu ballen. Es empfiehlt sich, die Leute die erhaltengeblie-
wegungsassoziation ausbleiben kann, wenn .der Patient durch das
‚Hinsehauen auf den Stumpf einen Defekt des Körperteils dort
sieht, wo er sonst den Erfolg der intendierten Bewegung wahr-
zunehmen gewohnt war. Später kann man dann vorteilhaft die
Leute den Erfolg des Willensaktes, also die Muskelcontraction, am
Stumpf mittels ihrer eigenen aufgelegten : Hand selbst kontrol-
lieren lassen. In gleicher Weise überzeugt sich der Lehrer von
Zeit zu Zeit von den Fortschritten der Muskelkraft. Hierzu be-
darf es ziemlicher Übung. Der Meßapparat, den Kotzenberg!)
Willensimpuls muß eine Muskelcontraction ent-
sprechen — die Intentionsübungen auszuführen vermag, muß er
es auch lernen, die Muskeln frakuioniert zu krontrabieren, das
heißt er muß versuchen, die Muskeln halb und dann ganz anzu-
spannen, sie halb und dann ganz erschlaffen zu‘lassen. Dadurch
‚wird das Muskelgefühl wesentlich erhöht und ‘eine wichtige Vor-
bedingung für die spätere volle Ausnutzung der Prothese geschaffen.
Passiv, also ohne eigenes Zutun des Patienten, wird die Kräftigung.
der Muskulatur durch Knetmassage und Faradisieren erreicht.
Doch sind zweifellos diese Methoden den aktiven Übungen weit
‚unterlegen. | |
| Manchmal kommt man nun mit dieser Behandlung nicht
recht weiter, und zwar in jenen Fällen, wo der Muskel so weit
mit der Amputationsnarbe verlötet ist, daß diese Hemmung das
Zustandekommen von Contractionen ‚verhindert. Ferner dort, wo
schmerzhafte Neurome vorliegen und der Patient durch die
Schmerzen vom energischen Kontrahieren abgehalten wird.
Schließlich kommt es auch vor, daß zarte Narben im Verlauf der
Übungen wieder aufbrechen, oder daß infolge der Bewegung
kleinere, im ‘Stumpf noch befindliche Fremdkörper, Metall- und
Knochensplitter, Ligaturen usw. lokale Entzündungen und Fistel-
bildungen verursachen. Dann muß in diese vorbereitende Be-
handlung die kleine jeweils in Betracht kommende Operation ein-
geschaltet und.sofort nach Wundheilung die Behandlung fort-
gesetzt werden. Wir halten dies für besser, als die andere, schein- `
bar naheliegende Möglichkeit, .auf Grund dieser Vorkommnisse
die Behandlung ganz einzustellen und den Grund. des Stumpf-
schadens in einem Akte mit der muskelplastischen: Operation zu
beseitigen. Denn die Plastik vorzunehmen, bevor der Patient sein
Muskelgefühl wiedererlangt hat, und bevor er imstande ist, sicher
zu intendieren, also jedem‘ Willensimpuls eine Contraction ent-
sprechen zu lassen, erachten wir für verfehlt, nicht nur weil die
Schwierigkeiten für den Operateur sich steigern, wenn er nicht
einen entsprechend ausgebildeten Muskelbauch vorfindet, sondern
auch, weil wir in diesen Fällen kaum erwarten dürfen, daß das
Muskelgefühl, das der Patient. vor der Operation nicht wieder er-
langen konnte, sich nach dem Eingriff einstellen werde, wo sich
D M. m: W. 1917. .
`
für die muskelplastische Operation in Betracht kommenden Fälle
zu denken, da sonst Zeit und Mühe des öfteren vergeudet werden. `
bene Hand anschauen zu lassen, da das Zustandekommen der Be-
‚angibt, ist bei uns nicht im Gebrauch, dürfte aber, bei genauer .
‚Anlegung gut verwendbar sein. Damit ist aber noch nicht alles
getan. Sobald der Patient genügend kräftig und sicher — jedem .
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310 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
1
doch die muskelmechanischen Verhältnisse neuerdings von der
Norm entfernt haben. P
| Diese ganze Vorbehandlung dauert zirka vier bis fünf
Wochen. Ist innerhalb dieser Zeit kein merkbarer Erfolg erzielt
worden, so ist es besser, von dem ganzen Verfahren abzusehen und
sich mit der Verabreichung einer einfachen Prothese zu begnügen,
denn erfahrungsgemäß halten die Energie und das Interesse des
Patienten, auf die wir ja, wie schon betont, ganz besonders an-
gewiesen sind, nicht allzulange an und die nach dieser Zeit regel-
mäßig einsetzende Ungeduld der Leute wirkt keineswegs fördernd
auf, den Gang der Behandlung.
Die Nachbehandlung, also die Vorbereitung für das Tragen
der Prothese, bietet unstreitig geringere Schwierigkeiten. Wir
haben ja hier den früher so unangenehm vermißten Ansatzpunkt
durch die Kunst des Operateurs erhalten und sind imstande, noch
energischer auf den Muskel einzuwirken als früher und uns exakt.
von den Fortschritten des Patienten zu überzeugen.
Wir machen hier von den verschiedenen medikomechani-
schen Methoden, z. B. Massage, Faradisation, gar keinen Gebrauch
mehr, sondern beschränken uns einzig darauf, durch aktive Übun.
gen die Kräftigung und Schulung der Muskeln zu fördern. Bisher
mußten wir uns mit einfachen Intentions- und Innervationsübun-
gen begnügen. Nunmehr vermögen wir diese Übungen gegen
einen manuellen oder maschinellen Widerstand ausführen zu
lassen, was einen ganz wesentlichen Fortschritt bedeutet. Es gc-
schieht dies in der Weise, daß durch den Kraftkanal, den der Ope-
rateur möglichst breit anzulegen bestrebt war, ein’ dicker Elfen-
bein- oder Galalithstift geführt wird, von dessen Ende Schnüre
ausgehen. Wenn wir nun diese Schnüre mit einem Apparat oder
mit der Hand des Arztes oder Turnlehrers in Verbindung bringen,
so können wir den Muskel gegen objektiv oder subjektiv dosier-
bare Widerstände arbeiten lassen. , Die Dicke des Stiftes ist vor
allem deshalb von Bedeutung, weil nur sie es uns erlaubt, den
Übungen größere Kraft entgegenzusetzen oder diese mit größeren
Gewichten ausführen zu lassen. Ein dünner Stift würde in solchen
Fällen einschneiden und nicht nur den Patienten infolge des
Schmerzes von den Übungen abhalten, sondern auch die Wand des
Kanals schädigen.
In jenem Teil der medikomechanischen Benandlung, der
zwischen Operation und Tragen der Prothese liegt, haben wir zwei
Ziele: Erstens wollen wir eine schnell und richtig gehende Inner-
vation erreichen, das heißt, es muß jedem Willensimpuls eino
gleichwertige Muskelaktion entsprechen; es darf also keine
Muskelcontraetion ausbleiben und es muß eine der anderen
gleichen. Zweitens streben wir die möglichste Kräftigung des ope-
rierten Muskels an.
Wir möchten nun darauf hinweisen, daß es uns eigentlich
weniger darauf ankommt, besonders kräftige, als sichere und
schnelle Muskelaktionen zu erreichen. Die Hauptsache ist, daß der
Patient seine Prothese richtig ausnutzt. Dann kommt es bei der
ständigen Übung unbedingt in jedem Fall auch zu genügender
Kräftigung der bewegenden Muskeln. Deshalb haben wir auch
bisher davon abgesehen, unsere Patienten mit großen Gewichten
arbeiten zu lassen, wie dies z. B. Sauerbruch tut.
Jene Widerstandsübungen, bei denen der Gegenhalt manuell
erfolgt, können entweder so durchgeführt werden, daß der Pa-
tient selbst oder der Lehrer den Gegenzug besorgt. Für die
erstere Methode eignen sich natürlich nur intelligente und willens-
kräftige Patienten, die auch schon einigermaßen geübt sind. Sie
kommt daher hauptsächlich für den Schluß der Behandlung in
Betracht, ist aber dann als Unterstützung der beaufsichtigten
Turnübungen sehr wertvoll. Von größerer Bedeutung ist es un-
streitig, wenn der Lehrer selbst mit dem Patienten diese Übungen
vornimmt. Wichtig ist es, zur Vermeidung von Täuschungen, das
nächst höhere Gelenk, also bei Unterarmstümpfen das Ellbogen-
gelenk, bei Oberarmstümpfen das Schultergelenk, einwandfrei zu
fixieren. Die Feststellung der Schulter läßt sich am elegantesten
in der Weise erreichen, daß man einen Bindenzug von der Schulter
des Armstumpfs unter der Leistenbeuge der Gegenseite durch
und wieder zur Schulter zurück laufen läßt und einen zweiten
Zug knapp unter beiden Achselhöhlen um den Thorax führt. Bei
größerem Patientenmaterial erreicht man dasselbe Ziel dadurch,
daß man den Patienten sitzend üben läßt und an den Sessel an
einem verstellbaren Eisenstab eine die Schulter übergreifende
Eisenpelotte mit Filzpolsterung befestigt. Am Ellbogengelenk
ist die Feststellung sehr einfach. Man fordert den Patienten auf,
den rechtwinklig gebeugten Arm an den Thorax anzulegen und
<-
30. März.
läßt ihn in dieser Stellung die Muskeln kontrahieren. Allerdings
ist es nicht leicht, in dieser Haltung die Unterarmstrecker anzu-
spannen. Man wird da manchmal genötigt sein, den Oberarm ma-
nuell zu fixieren. Besonders wichtig sind diese Fixationsmaß-
nahmen dann, wenn man Übungen mit maschinellem Widerstande
vornehmen läßt. Hier kommen in Betracht Pendelapparate, wo-
bei sorgfältig darauf zu achten ist, daß das Pendel wirklich für
aktive Übung eingestellt ist, und einfache Rollenzüge. Jedoch
möchten wir betonen, daß für die Erzielung von gleichmäßigen
und sicheren Muskelcontractionen die Übungen mit manuellen
Widerständen von ungleich größerem Werte sind. Das Arbeiten
mit den Rollenzügen usw. ist seinerseits wieder von Bedeutung
für die Kräftigung der operierten Muskeln.
In Kürze möchten wir noch auf die bei uns übliche Messungs-
methode eingehen. Die Kontrolluntersuchungen sind sehr einfach
und exakt, soweit es sich darum handelt, Kraft oder Hubhöhe
festzustellen. Um letztere zu messen, genügt es, nach sorgfältiger
Fixierung des proximalen Gelenks mittels Übertragung durch eine
Rolle ein Gewicht längs einer Skala in die Höhe ziehen zu lassen.
Zur Prüfung der Kraft des Muskels verwendet man einen an-
steigenden Gewichtssatz. Um das Zunehmen der Sicherheit und
Gleichmäßigkeit der Muskelcontractionen zu prüfen, bedienen wir
uns einer Methode, um deren Ausarbeitung sich der bei uns tätige
Gymnasialturniehrer Weber sehr verdient gemacht hat. Sie
ist zwar sehr einfach, ist jedoch vorderhand für objektiv ein-
wandfreie Messungen noch nicht zu verwenden, dürfte aber in
nächster Zeit entsprechend ausgestaltet werden. Sie besteht darin,
daß man nach exakter Fixierung des proximalen Gelenks unter.
und parallel mit dem Stumpf ein Papier anordnet. Die vom
Übungsstift ausgehenden Schnüre werden zu einer Schlinge ge- `
knotet und durch diese ein Bleistift gesteckt, der nun vertikal
zum Papier steht. Der Untersucher ergreift nun diesen Stift und
verschiebt ihn langsam unter gleichmäßigem Zuge seitlich, wäh-
rend der Patient taktmäßig kontrahiert. Es ergeben sich dann
Kurven, die besonders zu Vergleichszwecken sich uns ungemein
bewährt haben. Man sieht auf denselben, wie die gleichmäßige
Exaktheit der einzelnen Contractionen, ebenso wie die Hubhöhe
ständig zunehmen.
Die einfachen Übungsgruppen, die im vorstehenden be-
sprochen wurden, lassen sich in jedem, noch so einfach eingerich-
teten medikomechanischen Ambulatorium ausführen. Sie fordern
zwar vom Arzt und Lehrer ein ziemliches Maß von Energie und
Geduld, doch lohnen die erzielten Resultate reichlich die darauf
verwendete Arbeit. Es wird in dieser Weise die Möglichkeit ge-
boten, dem Operateur für den plastischen Eingriff wichtige Finger-
zeige geben zu können und die Zeit zwischen Wundheilung und
Erhalt der Prothese sinnvoll auszunutzen. So gesellt sich denn
‚der medikomechanisch tätige Arzt und sein treuer Helfer, der
Turnlehrer, zum Operateur und Ingenieur, zur Erreichung des für
unsere Armamputierten so segensreichen Ziels, der willkürlich
beweglichen Hand.
Diagnose und Therapie der Gonorrhöe.
(Ein Fortbildungsvortrag.)
Von e
Dr. Wilhelm Karo, Berlin.
M. H.! Das durch den Krieg bedingte unheimliche AD-
wachsen der Geschlechtskrankheiten hat das Interesse an der er-
folgreichen Bekämpfung derselben in weitesten Kreisen, nicht nur
der Ärzteschaft erweckt. Im Vergleich zur Lues, deren überaus
ernste Bedeutung überall anerkannt wird, gilt die Gonorrhöe aue
heute noch selbst manchen Ärzten als eine harmlose Erkrankung.
Sehr zu Unrecht. Einmal kann. selbst eine scheinbar leicht ver-
laufende Gonorrhöe zu tödlichen Metastasen (Endokarditis) führen,
dann aber erinnere ich an die oft schweren Folgezustände A
Strikturen, sowie namentlich an die in sozialer Hinsicht sO Ben
Azospermie respektive Nekrospermie als Folgen von Epididymi
‚respektive Prostatitis. Jeder an Gonorrhöe erkrankte Patient mu
also von Anfang an über den Ernst seiner Krankheit aufgeklär
und darüber belehrt werden, daß er sich nur durch- a
Befolgung aller ärztlichen Anordnungen von den verderblich 5
Folgen seines Leidens für seine spätere Gesundheit und Leben
freudigkeit bewahren kann. :htige
Um mich auf das für Sie als allgemeine Praktiker Wie rn
zu beschränken, will ich über die Verbreitung der Gonorrhöe, Y
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2. Aliy die pathologische Anatomie der -gonorrhoischen Urethritis, über | zündlicher Phimose, daß Urethrorrhagien èx libidine, Prostatorrhöe | UNE
Strecker u die klinischen Symptome und dew Verlauf nicht sprechen; hin- |‘ und Spermatorrhöe ‚schon von gedankenlosen Ärzten als Gonorrhöe | EA
Oberam f gegen muß ich etwas ausführlicher: über. die Diagnose mich aus- |: angesprochen und-zum Schaden des Kranken als solche behandelt Pory
Firatonm | lassen, denn erfahrungsgemäß werden hier noch: viele Fehler be-.| wurden: — Mit Nachdruck müssen wir also auf Grund dieser Aus- 1 GEN
, Widest | gangen. Zur Diagnose der Gonorrhöe muß unbedingt der Nach- | führungen fordern, daß die Diagnose Gonorrhöe durch: mikroskopi-
apparate m 6: weis des Gonokokkus erbracht werden. Diese Forderung ist so | sche Untersuchung sichergestellt wird. ee E By > À o
| wirkid i p- leicht zu erfüllen, daß sie selbst von dem beschäftigtesten Praktiker | Haben wir also die Gonorrhöe als eine specifische Infektions- WE Si i
i verlangt werden mub. > ME Se DEE, krankheit kennengelernt, ‚deren Erreger uns in- seiner Biologie ei TEER
Techn E. - Entnimmt man mittels ausgeglühter- Platinöse ein. wenig |. und Virulenz bekannt ist, .so wäre es naheliegend, eine’ specifische N i
kmh - Sekret, streicht es dünn, .auf einen Objektträger aus, zieht vor--| Therapie zu erstreben, ähnlich wie wir sie bei der.Lues in’ der 17 E
Das Alta 6. sichtig einige Male zum Trocknen und Fixieren durch eine Flamme | Therapia sterilisans magna im Sinne:Ehrlichs so erfolgreich mit ARE
Doud B und färbt ‘etwa eine halbe Minute mit konzentriertem wäßrigen | Salvarsan und Quecksilber durchzuführen in der Lage sind. IR s Mara N s f
S = Methylenblau, so ist unser Präparat schon fertig. Man spült nun |, Leider sind die diesbezüglichen Versuche bei der Gonorrhöe a e = u
1 Mu A noch mit Wasser ab, trocknet mit Fließpapier, zieht nochmals durch | 'bisher negativ ausgefallen. Wohl sind specifische Vaccinen wie ne :
sebr ahi E die Flamme und untersucht ‘ohne Deckglas mit Ölimmersion. In |'Arthigon, Gönargin oder wie die polyvalente Gonokokkenvaccine 1212: A i,
er Hiii : solchem Präparat ist-das Protoplasma der Zellen hellblau gefärbt, | oder auch Autovaceine wiederholt versucht worden, doch. alle diese lý EA
af ._ die Gonokokken tiefblau, sie sind durch ihre chärakteristische | Mittel versagen ‚bei der. unkomplizierten Urethralgonorrhöe des nat: un
dvds. Lagerung und Gestalt auch für den ‘weniger Geübten. nicht. zu. Mannes; ebensöwenig vermag die intravenöse Kollargolinjektion,. R,
abk- > -O verkennen. Besonders wichtig für die Diagnose der frischen | die von. gynäkologischer Seite neuerdings ‚empfohlen wurde, die ih, "Ba I.
(m — Gonorrhöe ist die intracelluläre Lagerung; im späteren Stadium | Gonorrhöe. des Mannes wesentlich zu beeinflussen oder gar zu: : a is i:
hehe ~ der Gonorrhöe liegen die Gonokokken meist extracellulär, das | heilen. > ` | | ee a a Hal Ip AE
danne Sekret enthält dann, im Gegensatz- zur frischen Gonorrhöe, mehr . Unser Postulat, durch ein. Specificum aut intravenösem oder 11 EN
wit- Epithelzellen und weniger Leukocyten. na | | intramuskulärem Wege die im. Körper: angesiedelten Gonokokken. | r I
hl $ en Nachdrücklichst muß hervorgehoben werden, daß weder das | zu. töten und somit die Gonorrhöe radikal zu ‘heilen, ist daher EA EEA PEN i
jekir & Aussehen des Harnröhreneiters : noch die Angaben des Kranken, | vorläufig noch. unerfüllbar, Ebensowenig vermögen wir durch ' MEE: oi, |
ELUN noch die- Beschaffenheit des Harns üns über die Specifität des | interne Verabfolgung von Mitteln aus der Gruppe der Balsamica, he a pofo 3
thit : Harnröhrenkatarrhs Gewißheit geben. Es gibt nämlich außer der | Diuretica oder der sogenannten inneren Antisepfica ‚eine Heilung je T A 1: Be
ID}. Gonorrhöe zahlreiche andere Ursachen für entzündliche Er- | der Gonorrhöe zu erzielen. ` . Mann Er "1, ER
Dem. krankungen der Harnwege. Mechanische, chemische und bakterielle | _. Bekanntlich hat man von .alters her einen derartigen Weg U AS ANETE
RR. Reize der verschiedensten Art können eine Gonorrhöe vortäuschen. | empfohlen und eine stattliche Anzahl von Mitteln aus diesen drei ran A REME ?
ve! t Was zunächst die: mechanischen Reize. betrifft, so kann die | Gruppen wie Oleum Santali, Kopaivabalsam, Urotröpin, Campher- l i ERR
gie Einführung von Bougies und Kathetern zu eitriger Urethritis führen, | säure, Salicylpräparate usw. angewandt. Zweifelsohne: läßt sich N 3. FR
h% . :die auf den ersten Blick eine Gonorrhöe vortäuscht; ebenso kann | durch Darreichung derartiger Mittel per os eine gewisse Sterili- N REAME
ne] ‘durch den Abgang von Harngrieß oder kleinen scharfen Konkre- | sierung der Harnwege und eine 'Reizmilderung erreichen. Die nz :.
a ‚.menten, selbst durch -Phosphaturie ein analoges Krankheitsbild | interne Therapie ist daher ‘ein wichtiges, bei. Eintritt gewisser al T
wp ‚hervorgerufen werden. `> eh nr ns Komplikationen sogar unentbehrliches Adjuvans: : :-> ET 1. oe
w Zu Von chemischen Reizen der Urethralschleimhaut kommen -Ich babe Ihnen, meine Herren, bereits die drei Gruppen von a ae; et
= praktisch vor allem prophylaktische Einträufelungen oder Injek- | Medikamenten, die uns hier zu Gebote stehen, genannt. Es sind ae aY DIES
ja } „tionen starker Silbersalzlösungen in Betracht.. Besonders nach | die. Balsamica, die inneren ‚Autfseptica und. die Diuretica. Jede a
- „Protargolinstillationen zu Verhütung der Infektion wird nicht selten | dieser drei Gruppen hat ganz bestimmte Eigenschaften, die: den a Eu
LA . eitriger Ausfluß beobachtet, der. den Kranken in Schrecken jagt | anderen beiden Gruppen fehlen. Die specifischen Eigenschaften Fe
JA .- und doch nichts "anderes bedeutet als eine durch Korrosion der | eines Balsamicums würden wir also bei Ordination des Diureticums HAEE
iu -Schleimhaut bewirkte Reizung, deren Beseitigung mitunter recht | oder Antisepticums entbehren müssen und umgekehrt. . -
Schwierig ist, Ä s | Ä Ä ; E ‘Man hat nun, um diese Lücke zu schließen, seit einigen Jahren
“| “Unter den bakteriellen nichtgonorrhoischen Entzündungen | auf Grund der Versuche von Ehrlich und Bürgi über Kom-
srp . der Harnröhre ist bei weitem am häufigsten die durch Bacterium | bination von Arzneimitteln ein Kombinationspräparat geschaffen,
W > coli bedingte. _Das Bacterium coli ist wie der Gonokokkus durch | in dem die Wirkungen von Balsamicum, Diureticum und Antisepticum
ë ~o Methylenblau leicht darzustellen; es `sind charakteristische Stäb- | potenziert zur Geltung kommen, die Buccosperinkapseln. Das Mittel
fr ‚chen, die oft intracellulär gelagert sind. Finden Sie derartige | enthält als Grundlage edelsten, reinsten Kopaivabalsam, in dem nach
al | Stäbchen im ` Urethralsekret, ist der Harn in beiden Portionen | einem besonderen Verfahren die wirksamen Stoffe der Folia bucco
| longa, eines hervorragenden Diureticums, gelöst sind; die somit
erreichte Kombination von Balsamicum und Diureticum wird dann
Stark eitrig, dann muß der Fall unbedingt spezialistisch . unter-
aus der Gruppe der Antisepticis mit Hexamethylentetramin, Sali-
"sucht werden, denn derartige Fälle sind fast stets renalen Ursprungs.
Die Urethritis ist lediglich eine Ausscheidungsurethritis. So
Operierte ich vor drei Jahren einen 41 jährigen Herrn, der wegen
eines angeblichen Trippers bereits seit sechs Monaten von. den
~ „verschiedensten Ärzten. erfolglos behandelt worden war. Es be-
stand eitrige Urethritis, im Eiter massenhaft Colibaecillen,. Harn in
. beiden Portionen eitrig, ‘stark getrübt; die Chromocystoskopie
- ergab als Quelle der Eiterung die linke Niere. Bei der ‚Operation
eylaten, Benzoe- und Camphersäure gesättigt. Re
Ich. habe dieses Mittel in jahrelanger Praxis als sebr- wert-
volles inneres Adjuvans der lokalen Therapie schätzen gelernt und
möchte es in der Gonorrhöetherapie um’so weniger missen, als es
die wertvolle Nebenwirkung besitzt, daß es, ohne außerordentlich
abführend. zu wirken, einen stuhlregulierenden Einfluß zeigt und
selbst von den empfindlichsten Patienten vortrefflich vertragen
| fand ich eine Pyonephrose, in ‘der Reinkulturen von Bacterium | |
li nachweisbar waren. Bereits wenige Tage nach der Operation | wird.: Freilich ist auch. dieses Mittel kein Specificum gegen
j Werschwand ohne jede lokale Behandlung die Urethritis, die über | Gonorrhöe. Wir werden es.stets nur als Unterstützung "unserer
2 ein halbes Jahr lang vergeblich als Gonorrhöe behandelt wor- | anderen therapeutischen Maßnahmen anwenden. 5
| | nz 2. Seit kurzem bietet sich uns nun noch eine dritte Möglichkeit,
auf indirektem Wege die erkrankte Urethralschleimhaut (Gönorrhöe)
therapeutisch zu beeinflussen. . Es ist das Verdienst Kling-:
müllers, darauf hingewiesen zu haben, daß man durch intra-
glutäale Injektionen von Terpentin bei’ der Gonorrhöe den eitrigen
Ausfluß aus der Harnröhre auf ein Minimum reduzieren, in einigen
Fällen ihn sogar vollkommen unterdrücken kann. Das Terpentin
wirkt nicht unmittelbar auf die Gonokokken, doch wird deren
.Einfluß auf die Urethralschleimhaut unwirksam. Bei der Nach-
prüfung der Klingmüllerschen Methode konnte’ich im. all-
gemeinen Klingmüllers Angaben bestätigen, dòch gelang ‘es
mir in keinem einzigen Falle, durch Terpentin dieGonorrhöe zu heilen.
Wesentlich aussichtsreicher erscheint es mir nach eigenen Ver-
suchen, ‘durch Kombination “von Chininpräparaten mit Terpentin,
en war. ne
2 ‚Sie ersehen also aus diesem Fall, dem ich'äbnliche anreihen
könnte, wie absolut notwendig eine exakte bakteriologische Diagnose
‚des Urethralsekrets ist. ~ EB ie: ER
en als Erreger der Urethritis
a ` Außer -Bacterium &oli komm |
noch - Iplokokken, Pneumokokken, Influenza- und Typhusbacillen
2 tage. , Zweifelsohne spielt auch die Spirochaete pallida bei
er Urethritis eine Rolle. Ich habe in den letzten Jahren mehrere
"ıWandfreie Fälle von syphilitischer Urethritis gesehen, in. denen
b Nachweis der Spirochäten durch die Giemsafärbung
Dis, Hiermit ist aber die Reihe von Ausflüssen, die zur falschen
“agnose Gonorrhöe führen können, noch nicht erschöpft. _
Ich erinnere daran, daß selbst harmlose Balanitiden bei ent-
~
312 `
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 13.
30. März.
ng nern nn nr rer r HT
speziell mit Eueupin, die Gonorrhöe zu beeinflussen. Ich habe
mit derartigen Terpentin-Eucupineinspritzungen ganz auffallend
rasche Resultate insofern erzielt, als der eitrige Ausfluß sehr bald
nachließ, ebenso die Beschwerden des Kranken bei der Miection.
Durch ausgedehnte Kontrollversuche konnte ich feststellen, daß
die kombinierten Terpentin-Eucupineinspritzungen, namentlich in
Verbindung mit interner Verabfolgung von Buccosperin, den Ver-
‚lauf der Gonorrhöe wesentlich abkürzen und das Auftreten von
Komplikationen verhüten. — Immerhin gelingt es auch auf diese
Weise nicht, die Gonorrhöe radikal zu heilen.
Führen also die bisher skizzierten Wege nicht zu einer
Heilung der Gonorrhöe, so bleibt uns als letzte Möglichkeit die
lokale Behandlung der Harnröhre übrig.
Ganz allgemein müssen wir von der lökalen Therapie ver-
langen, daß sie kausal und symptomatisch wirke, daß sie also die
Gonokokken töte und die Entzündung der Schleimhaut bekämpfe.
Vergegenwärtigen wir uns den anatomischen Bau der Harnröhren-
schleimhaut, so werden wir die Schwierigkeit der Aufgabe er-
messen, denn die Gonokokken bleiben ja nicht an der Oberfläche,
sondern wandern sehr schnell in die Tiefe, wo sie sich der Ein-
wirkuug der in die Harnröhre eingespritzten Medikamente ent-
ziehen. Denn wenn auch nicht bestritten werden kann, daß die
modernen Silbersalze eine gewisse Tiefenwirkung haben, so können
wir doch unmöglich erwarten, daß bei der kurzen Einwirkung, die
das Medikament bei der allgemein gebräuchlichen Methode wäß-
riger Lösung mittels der Tripperspritze bis in die tiefsten Krypten
und Lacunen dringt, in denen bekanntlich die Gonokokken ihre
Brutstätten haben. Man hat daher versucht, die Spritzenbehand-
lung durch Urethralstäbchen oder durch schleimige Vehikel zu
ersetzen, um\dadurch möglichst dauernd auf die erkrankte Schleim-
haut einwirken zu können. Indessen haben sich auch diese Ver-
suche, wenn sie auch im einzelnen nicht erfolglos waren, nicht
einbürgern können. Hierzu gehört auch das von *mir angegebene
Tubogonalverfahren, mit dem ich eine Zeitlang ganz vorzügliche
Resultate erzielte. Leider scheiterte diese Methode an der Mangel-
haftigkeit der Tuben, deren Wand durch den Inhalt angefressen
wurde. — Ob es mir gelingen wird, das Verfahren durch Ver-
besserung der Tuben praktisch verwertbar zu machen, bleibt ab-
zuwarten, Zurzeit ist jedenfalls fhfolge des Krieges und der da-
mit verbundenen Schwierigkeit der Rohstoffbeschaffung an eine
Wiederaufnahme meiner Versuche nicht zu denken. Wir müssen
uns also vorläufig mit der Tripperspritze begnügen. Die Form
der Spritze ist von prinzipieller Wichtigkeit. Sie soll einen koni-
schen Hartgummiansatz haben, etwa 10 ccm fassen und einen
leicht beweglichen, gut schließenden Stempel besitzen.
Die Wahl und Konzentration der für die Injektion in Be-
tracht kommenden Medikamente richtet sich nach dem Stadium
der Krankheit. Kommt der Patient mit einer ganz frischen In-
fektion, so werden wir durch eine Abortivkur eine Kopierung der
Krankheit versuchen dürfen. Hierzu sind die verschiedensten
Methoden empfohlen worden. Ich persönlich verwende neuerdings
fast ausschließlich 3°/,iges Albargin, und zwar nach folgender
Methode. Nachdem der Kranke durch Miction die Harnröhre ge-
reinigt und die Glans penis gründlich mit Sublimat abgewaschen
ist, anästhesiere ich durch langsame Injektion einer 2°/,igen
Novocainlösung die Harnröhre, dann spüle ich mittels der Janet-
schen Blasenspritze, auf die ein konischer Ansatz gesetzt wird,
vorsichtig die Fossa navicularis aus, um noch etwa haftende Eiter-
partikelchen zu entfernen, und injiziere nun, unter langsamem
Druck, den Inhalt der 125 cem fassenden Spritze durch die Harn-
röhre in die Blase. Durch die vorherige Anästhesierung wird der
Widerstand des Sphincters fast stets ausgeschaltet; jede Gewalt
muß bei der Injektion vermieden werden; bei vorsichtiger In-
jektion ist das Spiel des Sphineters genau zu kontrollieren; kon-
trahiert er sich, so wird die Injektion unterbrochen und der
Kranke aufgefordert, zu urinieren. Auf diese Weise öffnet sich
meist der Sphincter wieder und die Injektion kann fortgesetzt
nee oder aus anderen Gründen auf Schwierigkeiten, so ist es
besser, sie abzubrechen, als durch Anwendung von Gewalt Schädi-
gungen, wie Einrisse der Urethralschleimhaut, zu setzen, denn
jede derartige Verletzung kann zu sehr unerwünschten Kompli-
kationen, wie periurethralen Abszessen, Epididymitis usw., führen.
Bei sehr empfindlichen Kranken empfiehlt es sich, zunächst immer
nur wenige Kubikcentimeter der Flüssigkeit zu injizieren und
durch Freilassen des Orificiums wieder abfließen zu lassen, bis
man dann durch eine größere Injektionsmenge den Sphincter
Stößt die Behandlung durch Überempfindlichkeit des
überwindet; gelingt dies am ersten Behandlungstage nicht, kann
man vielleicht am folgenden die Prozedur mit besserem Erfolge
fortführen. Auf keinen Fall darf, wie bereits ausgeführt, Gewalt
angewendet werden. Geht man in dieser vorsichtigen Weise zu
Werke, dann darf die Abortivkur als ungefährlich gelten. Seitdem
ich in dieser behutsamen Weise vorgehe, habe ich nie irgend-
welche Nachteile für den Kranken entstehen sehen.
Unter täglicher mikroskopischer Kontrolle setze ich diese
Behandlung sechs Tage täglich einmal fort. Der Kranke nimmt
innerlich Buccosperin, bekommt jeden dritten Tag intraglutäal
Eucupin-Terpentin und macht selbst Einspritzungen mit 1 °/,igem
Thallin sulfuricum dreimal täglich.
Gelingt die Abortivkur, so verschwinden die Gonokokken
bereits am vierten Tage, gleichzeitig wird das Harnröhrensekret
von Tag zu Tag dünner. Am siebenten Tage wird jegliche Be-
handlung ausgesetzt, Ist die Gonorrhöe kopiert, so bleibt das
Urethralsekret wäßrig, es enthält nur wenig Leukocyten, keine
Mikroorganismen, der Harn wird klar. Durch tägliche mikro-
skopische Kontrolle wird nun festgestellt, ob die Gonorrhöe end-
gültig geheilt ist. In dieser Weise habe ich in den letzten Jahren
eine stattliche Reihe von Heilungen innerhalb einer Woche er-
zielt. Namentlich seit Einführung der Eucupin-Terpentininjektionen
ist die Zahl der positiven Erfolge gestiegen. Eine genaue Statistik
zu geben bin ich nicht in der Lage.
Gelingt die Abortivkur innerhalb einer Woche nicht, dann
müssen wir zu einer vorsichtigen antiseptischen Behandlung mit
schwachen Lösungen übergehen, denn man kann unmöglich längere
Zeit hindurch die Urethralschleimhaut mit konzentrierten Silber-
salzlösungen behandeln.
Sie alle wissen, daß im Laufe der letzten Jahre eine Un-
menge organischer Silberpräparate zur Behandlung von Gonorrhoe
empfohlen worden sind. Die Tatsache, daß immer wieder neue
Mittel auf den Markt kommen, ist der beste Beweis dafür, daß
keines‘ der bisher bekannten Präparate sich als ein für alle Fälle
wirksames Allheilmittel bewährt hat. Im Laufe der Jahre habe
ich mich mit fortschreitender Erfahrung immer mehr davon über- .
zeugt, daß es bei der Behandlung der Gonorrhöe nicht nur auf
das Medikament, vielmehr auf die Art der Anwendung und
Konzentrierung ankommt. Gerade in der wechselnden Konzentrle-
rung, die sich ganz nach dem individuellen Fall zu richten hat,
zeigt sich die Kunst des erfahrenen Praktikers, Im allgemeinen
bin ich zu möglichst schwachen Lösungen übergegangen, da ich
mit ihnen bei geeigneter Technik weit bessere Resultate erzielt
habe als mit gemeiniglich empfohlenen konzentrierteren Lösungen.
Von den modernen Silbersalzen beschränke ich mich 1M
allgemeinen af die Anwendung von Albargin und Choleval dn
etwa 1/,- bis 1/,°/,iger Lösung; daneben benutze ich hauptsächlich
das seit altersher bekannte Argentum nitricum in ganz schwacher
Lösung (1:6000). Ich wende es in der Regel umschiehtig mit
Kalium permanganicum (1:4000) an. Gerade die Abwechslung
von Argentum nitricum und Kalium permanganicum, für die auch
Casper eintritt, bewährt sich ganz ausgezeichnet. Bel an
stark eitriger Sekretion verwende ich sehr gern das Thallinum sul .
(1 bis 1,5°/,). Fast stets gelingt es, mit diesem Mittel in wenigen
Tagen die eitrige Sekretion zu verdünnen und auf ein Minimum
zu reduzieren. Bei der Ordination dieses Mittels ist daran ZU
denken, daß die Lösungen stets frisch sein müssen, daher varaio
ich nie mehr als 100 g. Mit dieser Lösung lasse ich $
Kranken, besonders wenn sie am Tage durch ihren Beruf an de
Ausführung der Einspritzungen gehindert sind, sogenannte pro
gierte Einspritzungen machen, das heißt der Kranke macht nn
früh und abends je drei Injektionen à drei Minuten hintereinan pn
auf diese Weise erreichen wir eine recht intensive und 40C
schonende Behandlung der Harnröhre. ` hat
Wirkt das Thallin nicht innerhalb weniger Tage, dan? Sh
eine weitere Anwendung desselben keinen Zweck, vielmehr MT 1,
wir, falls noch Gonokokken vorhanden, wiederum ein a eise
oder im späteren Stadium, falls die Gonokokken bereits Fr am
entschwunden sind, Resorein (1/,°/,) oder Adstringentien (AN
sulfuricum usw.) anwenden. x norrhö®
Die lokale Behandlung der unkomplizierten frischen Gon Eile
kann man einem vernünftigen Patienten unter ärztlicher Bonn
überlassen. Es genügt, den Kranken wöchentlich e:n- bis ZW
: . 1, nakopischeß
.zu kontrollieren und je nach dem Ergebnis der mikroskopiSe
3 2 2 Aace 2zoll-
Untersuchung mit dem Medikament respektive mit ae, A in-
tration zu wechseln. Gleichzeitig empfehle ich Eucupin- N iitreten
injektionen, durch die meiner Überzeugung nach das;
i$
© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr.18.
T
von Komplikationen verhütet werden. kann.: Ich warne'Sie vor
der von manchen Ärzten beliebten Polypragmasie. .: Ich halte es
für nicht nur überflüssig, sondern für direkt schädlich, wenn man
Kranke, wie das leider häufig .-geschieht, bei unkomplizierter
frischer Gonorrhöe täglich mit Janetschen Spülungen oder ähnlichen
Manipulationen behandelt, denn durch derartige Maßnahmen werden
Komplikationen geradezu gezüchtet. Überdieg machen wir bei
längerer Fortsetzung einer- derartigen Behandlung den Kranken
zum Hypochonder und sexualen Neurastheniker. Im Laufe der
Jahre habe ich für diese- Behauptung zahllose, zum Teil recht
traurige Beweise gesehen. Eine tägliche Behandlung des Kranken
bei unkomplizierter frischer oder subakuter unkomplizierter Gonor-
rhöe ist nur ganz ausnahmsweise berechtigt.. Das Taktgefühl und
die Ethik des Arztes sprechen hier eine mindestens so große Rolle
r gilt:das Wort: „in der Beschränkung | Harnröhrenstriktur
| | | "ist sehr leicht. Man fühlt deutlich. die Unebenheiten, . auch.
als sein positives Wissen; hie
zeigt sich der Meister“. _ Re S
Sie erlassen mir eine Aufzählung aller für die Gonorrhöe-
behandlung empfohlenen Mittel. Jeder von Ihnen hat zweifellos
1
x
durch: Massage exprimiert.-— Bei den meisten Kranken erscheint
:das,Sekret am Meatus, bei einzelnen fließt es in die Blase und
‘es wird dann bei der Miction. milchig trüber Harn entleert. Bei
Erkrankung der Prostata respektive Samenblase finden wir im
Sekret zahlreiche Leukocyten, oft auch: Gonokokken, doch ist das
„Fehlen der Gonokokken Nicht‘ .beweisend, weil sie erfahrungs-
gemäß besonders in subakuten Fällen nur schwer nachweisbar
sind. — In solchen Fällen müssen wir das Kulturverfahren. zur
Diagnose heranziehen. - ar,
-Die Untersuchung des Kranken erstreckt sich nun auf das
Innere der Harnröhre, .die mit der .Knopfsonde ‚abgetastet wird.
Wir fahnden nach sogenannten Infiltraten. Derartige Infiltrate sind
ein Ausdruck dafür, daß der Krankheitsprozeß sich in die Tiefe
der Mucosa , bereits erstreckt; hierdurch wird die' Bildung, von
en ‚vorbereitet. Die Diagnose derartiger Infiltrate
A
empfindet der Kranke bei der Berührung der erkrankten Stellen
mit der Knopfsonde ein deutliches Stechen. Eu
: Wenn wir in dieser Weise systematisch untersuchen, werden
sein Lieblingsmedikament, überdies kommt es ja, wie bereits aus-
geführt, weniger auf das Mittel als auf dessen richtige Anwendung | wir stets wohl die Ursache’ für das Weiterbestehen der Gonorrhöe
Wir werden also nun nicht von chronischer Gonorrhöe-
an. Verläuft die Gonorrhöe ohne Komplikationen — und das
können wir bei vorsichtiger Technik bei gewissenhaften Patienten
fast stets erreichen —, so werden die Gonokokken auch nach Aus-
setzen der Behandlung und nach Provokation, über die noch später
geredet werden soll, nach etwa fünf bis sechs Wochen endgültig | liegenden Komplikation,
b Ganz. besondere di
verschwinden und die Gonorrhöe darf als geheilt gelten. l
Bleiben die Gonokokken, dennoch im Urethralsekret, bleibt
der Harn eitrig, lassen die Beschwerden des Kranken nicht nach,
so spricht man nach der landläufigen Schablone von einer chro-
nischen Gonorrhöe. — Gegen diesen. Ausdruck ‘möchte ich mit
aller Schärfe Protest einlegen, denn er verleitet den Praktiker oft
zu ganz falschen Schlüssen und ist schuld daran,. daß so viele
Ärzte die Gonorrhöe gedankenlos weiterbehandeln. Statt von
+ ehronischer Gonorrhöe zu sprechen, müssen wir vielmehr bei der-
arüigen Kranken
durch eine 'gehaue - Untersuchung feststellen,
| finden.
sprechen, sondern von 'Prostatitis, Gonorrhöe der paraurethralen
‘Gänge, Cowperitis usw., je nach dem Ausfall der Untersuchung.
Die weitere Behandlung. des Kranken richtet sich nach der vor-
| agnostische Aufmerksamkeit erfordern die-
jenigen Fälle, bei denen trotz geeigneter urethraler Behandlung
dauernd, beide Harnportionen diffus getrübt und eitrig bleiben,
Solche Fälle werden gewöhnlich als chronische gonorrhoische
Cystitis kritiklos Monate und Monate mit Blasenspülungen be-
handelt. Auf Grund mieiner Erfahrungen muß ich ganz energisch
betonen, daß es eine primäre chronische Cystitis . überhaupt
nicht gibt. | ur i | |
-Wenn Sie also in derartigen Fällen von chronischer Pyurie
durch sachgemäße Untersuchungen resp. Behandlung von ‘Prostata
und Pars posterior eine Urethritis posterior resp. Prostatitis ausschließen
Massage und Didaysche. Spülungen mit Argentum nitricum be-
- warum die Gonokokken bisher nicht endgültig verschwunden sind;
bei systematischer, sorgfältiger Untersuchung werden wir dann,| können resp. diese etwa vorhanden gewesene Komplikation durch
Größe. Eine derar
fast stets die Wurzel des Leidens finden. Der Gang einer zweck-
mäßigen Untersuchung ist etwa folgender: Nach der bakterio-
logischen Sekretuntersuchung wird. der Harn des Kranken in zwei
oder drei verschiedenen Portionen aufgefangen; ist auch die letzte
Portion trübe oder enthält sie zahlreiche Fäden, so wissen wir,
daß auch die Pars posterior gonorrhoisch erkrankt ist; die Ure-
i thritis posterior kann sich im Verlaufe der Gonorrhöe sehleichend
entwickeln. Es gibt nämlich eine ġanze Anzahl von Kranken,
bei denen infolge mangelhafter Sphinctercontraetion die in die
Anterior eingespritzte Flüssigkeit auch: in die Pars posterior dringt,
selbst wenn nur wenige Kubikzentimeter unter schwachem Druck
eingespritzt werden. Es ist klar, daß hier auch leicht eine Keim-
verschleppung. in- die hintere Harnröhre stattfinden kann. — Die
Untersuchung des Kranken erstreckt sich nun auf die Labien der
Harnröhre, die nach paraurethralen Gängen abgesucht werden.
.
seitigt haben und dennoch eine Besserung der Pyurie:nicht ein-
tritt, dann muß der Fall unbedingt durch einen ‚Spezialisten chro-
mocystoskopisch untersucht werden. Fast stets wird man in der-
artigen Fällen. eine Nierentuberkulose finden, die vor der Gonorrhöe
bereits latent bestanden hatte. — Auf die Diagnose der Nieren-
tuberkülose komme- ich ja in einem der nächsten Vorträge aus-
führlich zurück. Heute genüge die Feststellung, daß ich im Laufe
der Jahre eine ganze ‚Reihe derartiger Fälle von latenter Nieren-"
| tuberkulose bei Gonorrhoikern gefunden habe und darum -lege
ich besonderen Nachdruck auf die These, daß es keine primäre
chronische Cystitis gibt. Auch der Diagnose gonorrhöische Pyelitis
stehe ich skeptisch gegenüber. -Wenn auch von einwandfreier
Seite das Vorkommen einer solchen bestätigt worden ist, möchte
‚ich auf Grund meiner Erfahrungen zur größten Reserve mahnen;
wohl zweifle ich nicht an das Vorkommen von Gonokokken im
Derartige blindsackartige Einstülpungen sind sehr häufig Brut- as \
slätten der Gonokokken; sie sind sehr leicht auffindbar. Durch | Nierenbecken, doch fragt es sich, ob.in solchem Falle nicht eine
Druck entleert sich aus ihnen ein Sekrettropfen, in dem Gono-
kokken nachzuweisen ‘sind. Am besten werden derartige Gänge
durch Elektrolyse zerstört. = u
‚ Weiter wird nun die Harnröhre. nach Follikeln abgetastet.
Bei einer Entzündung derselben (Follieulitis) fühlt man an der
unteren Wand der Harnröhre harte Knötchen von wechselnder
tige Follieulitis kann ohne subjektive Symptome
Kommt. es. durch Verstopfung der Ausführungsgänge
zur Sekretstauung, so.bilden sich Abscesse oder Cysten, die mit-
unter zu ernsten Komplikationen führen können. Ihre Behandlung
Ist chirurgisch, Weiter tasten wir die Cowperschen Drüsen
(Glandulae bulbo urethrales) ab. Die Cowperitis ist keine allzu
seltene Komplikation; sie verursacht oft nur ganz geringe Sym-
. Ptome (Schmerzen bei der Miction, Unbehagen in der Dammgegend).
nn der Palpation fühlt man in der Nähe der Medianlinie des
‚meums Knoten von 'Erbsen- bis Bohnengröße; auch hier kann
‚@& zur Absceßbildung kommen, döch meist tritt bei geeigneter
SyMptomatischer Behandlung Resorption ein. Ganz ausgezeichnet
ton sich hier die. Eueupin - Terpentineinspritzungen, unter
ren Einfluß es niemals zur Äbsceßbildung kommt. _ D
i ge Untersuchung des Kranken erstreckt sich nun weiter
a ‚'rostata und Samenblasen. -Beide werden. durch Palpation
om Rectum aus abeetastet‘ und zur Feststellung der Diagnose
verlaufen.
Sekundärinfektion auf dem Boden einer bereits bestehenden Nieren-
-tuberkulose vorliegt, wie man ja auch bei
‘eine sekundäre Colibacillose findet.
Jedenfalls würde ich zu Nierenbeckenspülungen, die man -
bei gonorrhoischer Pyelitis empfohlen hat, erst dann. die Ein-
willigung geben, wenn vorher: durch das Tierexperiment und die
Tuberkulindiagnostik Tuberkulose mit Sicherheit auszuschließen ist.
- Bevor ich nun die Frage, wann eine-Gonorrhöe geheilt ist, be-
antworte, lassen. Sie mich noch ‚kurz wenigstens einige für die
Praxis wichtige Komplikationen der Gonorrhöe streifen. -
Zunächst .einige Worte über die Urethritis posterior! Setzt
‚dieselbe stürmisch mit Fieber, imperiösem Harnzwang, terminaler
' Hämaturie ein, dann muß jegliche lokale Therapie zunächst unter-
bleiben. Der Kranke bekommt ein Narkoticum, am besten Heroin
mit Pyramidon in Form von Suppositorien, reichlich Tee, wie Folia |
‚Betulae oder Folia Bucco, ferner Buccosperinkapseln und warme
Sitzbäder. — Ist der Kranke nicht zu sehr in seinem Allgemein-
befinden beeinträchtigt, so beginne ich sofort mit intraglutäalen
Eucupin-Terpentininjektionen, unter .deren Einfluß das akute
Stadium rasch: vorübergeht. Die lokale Behandlung der. Urethritis
posterior, die ja fast stets mit einer Prostatitis einhergeht, ge-
schieht am besten ‚mittels Didayscher Spülungen mit Argentum
nitricum 1—2 000; Man führt einen geknöpften Katheter in die
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314
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
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30. März.
Pars prostatica ein und injiziert langsam mittels der Blasenspritze
die Spülflüssigkeit. - Auf diese Weise wird die ganze Pars posterior
und der Blasenhals mit dem Medikament berieselt. Die Spülungen
werden wöchentlich zwei- bis dreimal vorgenommen. Vorher wird
die Prostata sachgemäß massiert. In genau derselben Weise wird
auch die Cystitis colli behandelt, deren Symptombild dem der
Urethritis posterior entspricht. Die Prostatitis ist, wie bereits
ausgeführt, eine überaus häufige Komplikation der Gonorrhöe. In
ihren leichtesten Graden verläuft sie symptomlos und wird daher
leicht übersehen. Man unterscheidet eine akute und chronische
Prostatitis, bei der akuten wiederum eine folliculäre, deren Sym-
ptombild ganz dem der Urethritis posterior ähneln kann, und eine
parenchymatöse, die meist eine sehr schwere Komplikation mit
stärkster Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens darstellt. Aus
ihr entwickelt sich gelegentlich ein Prostataabsceß, der wiederum
zu schweren Komplikationen, wie periprostatischer Phlegmone und
allgemeiner Pyämie, führen kann. Bei akuter Schwellung der
Prostata verbietet sich natürlich die mechanische Behandlung
durch Massage; hier kommen. neben der allgemeinen Medikation
von lokalen Mitteln lediglich Applikation von Kälte, etwa in Form
der Arzbergerschen Birne, ferner Ichthyolsuppositorien eventuell
in Verbindung mit Narkotieis in Frage.
Ich will auf all diese Dinge nicht näher eingehen, vielmehr
begnüge ich mich mit einem kurzen Hinweis, denn bei der Schwere
der hier in Frage kommenden Krankheitserscheinungen, nament-
lich bei der Entscheidung, ob ein Prostataabsceß vorliegt, ob, wann
und wie operiert werden soll, werden: Sie unbedingt den Rat eines
erfahrenen Spezialisten einholen müssen.
Ist die Prostatitis subakut, dann werden Sie durch sach-
gemäße Massage in Verbindung mit Didayschen Spülungen die
Krankheit zu beeinflussen versuchen. Die Prostatamassage ist
zwar leicht ausführbar, dennoch erfordert sie Übung. Unter allen
Umständen muß sie mit dem Finger ausgeführt werden, denn
dessen Tastgefühl kann durch kein Instrument, deren ja eine
ganze Menge angegeben sind, ersetzt werden. Die Massage darf
höchstens dreimal wöchentlich ausgeführt werden. Größte Vorsicht
ist. namentlich beim Beginn derselben geboten, da zweifellos,
namentlich wenn noch Gonokokken in der Prostata wuchern, eine
Verschleppung der Keime mit consecufiver Epididymitis vor-
kommen kann. — Auch die Frage, wie lange man mit der mechani-
schen Behandlung fortfahren soll, ist nicht leicht zu beantworten,
Setzt man die Behandlung nach Erlöschen der Infektiosität
des Prozesses zu lange fort, so besteht die große Gefahr der Züch-
tung von sexualen Neurasthenikern.
Als verhängnisvolle Folge der Prostatitis bleibt oft Nekro-
spermie zurück. Ebenso verhängnisvoll können die Folgen sein,
die eine Epididymitis, eine der häufigsten Komplikationen der
Gonorrhöe, ‚hinterläßt. — Ihre Diagnose ist im akuten Stadium
nicht zu verkennen. Kommt der Kranke hingegen im chronischen
Stadium zur Behandlung, so ist oft die Differentialdiagnose zwischen
gonorrhöischer und tuberkulöser Epididymitis nicht leicht. —
Auf die Schilderung des klinischen Verlaufes und die Sympto-
matologie derEpididymitis, die oft mit hochgradigster Schwellung des
ganzen Samenstranges einhergeht, gehe ich nicht ein. Ich beschränke
mich- vielmehr auf ganz kurze therapeutische Winke. Im akuten
Stadium ist selbstverständlich strengste Bettruhe mit Hochlagerung
des Hodens und feuchten Kompressen notwendig. Innerlich be-
kommt der Kranke Salicylpräparate. Bei hochgradiger Spannung
ist mitunter eine Punktion nicht zu umgehen. Besteht kein Fieber,
so ist sofort mit den Eucupin-Terpentininjektionen zu beginnen,
unter deren Einfluß die Schwellung rasch zurückgeht. — Im sub-
akuten Stadium ist ein gutsitzendes Suspensorium das erste Er-
fordernis. Zur Rückbildung der Schwellung empfehle ich Wärme-
applikation in irgendeiner Form eventuell in Verbindung mit
Camphersalbe oder Jodvasogen. Zur schnelleren Resorption ist
mitunter der innere Gebrauch von Jodpräparaten sehr emp-
fehlenswert.
‚Die letzten Reste der Epididymitis sind oft schwer zu be-
geitigen, mitunter bleiben dauernd Knoten zurück, die bei .doppel-
geitiger Epididymitis fast stets zu Azoospermie führen, Leider be-
sitzen wir kein Mittel, dieselbe zu beseitigen.
Nur wenige Worte noch über die Behandlung der Harn-
röhreninfiltrate. Hier bewähren sich Instillationen von 2 bis5°/,igemRe-
sorein mittels der Guyonschen Spritze. Derartige Resoreinein-
träufelungen respektive Spülungen sind auch ein hervorragendes
Mittel, bereits ausgebildete Harnröhrenstrikturen günstig zu beein-
flussen. Im übrigen ist die Strikturbehandlung rein mechanisch,
in schwierigen Fällen wird die interne Urethrotomie nicht zu um-
gehen sein. Die äußere Urethrotomie habe ich in keinem einzigen
Falle angewandt, da ich stets mit der internen Urethrotomie, die,
einen absolut harmlosen Eingriff darstellt, ausgekommen bin.
Die übrigen Komplikationen der Gonorrhöe sowie die mannig-
fachen Metastasen will ich außer acht lassen. Ich wende mich
vielmehr zu der für Sie als Praktiker wichtigen Frage, wie lange
muß die Gonorrhöe behandelt werden? — Nun, die Antwort lautet
einfach, so lange als Gonokokken noch nachweisbar sind. Wenn
die Gonokokken trotz Aussetzens der Behandlung und Provokation,
von der gleich die Rede sein wird, verschwunden bleiben und die
Urethralsekretion nur noch schleimigen Charakter zeigt, ist eine
weitere Behandlung überflüssig.
Als Provokationsmethoden zur Feststellung der Heilung der
Gonorrhöe wenden wir eine Reihe mechanischer und chemischer
Reize an. Zunächst den Alkohol, den der Kranke während seiner
Krankheit unbedingt vermeiden mußte, Dann aber reizen wir die
Harnröhrenschleimhaut durch Einführung von Metallsonde und
vor allen Dingen durch Einspritzung einer 5°/,igen Lösung von
Wasserstofisuperoxyd.. Durch Wasserstoffsuperoxyd werden die
Ausführungsgänge der Littröschen Drüsen freigemacht und die
etwa in der Tiefe schlummernden Gonokokken herausgeschwemmit.
Mit dieser Methode gelingt es in ganz hervorragender Weise auch
tiefsitzende Gonokokkennester festzustellen und erfolgreich zu be-
kämpfen, denn eine derartige Lösung von Wasserstoffsuperoxyd
ist ein ausgezeichnetes Antisepticum.
Weiterhin provozieren wir durch gründliche Massage von
Prostata und Samenblase. Enthält deren Sekret noch Gonokokken,
dann tritt unverweigerlich eine Reinfektion der Harnröhre wieder
auf. Auch die intravenöse Einspritzung von Arthigon wird von
vielen Seiten als Provokationsmethode empfohlen. Handelt es sich
um den Ehekonsens, so ist das Urethral- und Prostatasekret durch
das Kulturverfahren auf Keimfreiheit zu untersuchen.
Wenn wir also in dieser Weise den Nachweis erbracht haben,
daß der Kranke nicht mehr infektiös ist, so werden wir uns seinen
etwa noch vorhandenen Beschwerden und Krankheitserscheinungen
gegenüber (Fäden im Harn, schleimiger Ausfluß am Morgen) möglichst
abwartend und konservativ verhalten. Jede Polypragmasie ist
strengstens zu vermeiden, denn durch ein Übermaß von lokalen
Eingriffen bessern wir die nicht mehr infektiöse Urethritis nicht,
viel eher verschlimmern wir dadurch das Allgemeinbefinden des
Kranken. Sind doch eine der bedauerlichsten Folgeerscheinungen-
überstandener Gonorrhöen die zutage tretenden Symptome auf
nervösem Gebiete, die in den neurasthenischen Zuständen vol
verschiedener Intensität hervortreten und den Kranken spe-
ziell auf sexuellem Gebiet stark beeinflussen. Nicht selten
tritt nach langdauernden Gonorrhöen eine. psychische Impotenz
auf; glücklicherweise können wir in den meisten Fällen eine
günstige Prognose stellen, indem mit dem Fortfall gewisser
Hemmungserscheinungen und der Aufbesserung des Allgemein
befindens auch eine Wiederkehr der Potenz zu erreichen sein wird.
Die Persönlichkeit des Arztes spielt hierbei eine ausschlaggebende
Rolle. Liebevolles Eingehen auf die Klagen des Kranken, Ver-
ständnis für psychische Stimmungen und Gemütsbewegungen
werden hier den rechten Weg finden, um mittels einer Suggestion
im weitesten Sinne des Wortes in Verbindung mit specifischer
Therapie Hilfe zu bringen. Kein Nihilismus, aber auch keine
Polypragmasie, sondern bestimmte Verordnungen eines Stoft-
wechsels und Nerventonicums, wie wir es z. B. in der Organ-
therapie zur Verfügung haben, erscheint in derartigen Fällen rat-
sam. Die Organtherapie hat sich mir in allen diesen Fällen gan?
ausgezeichnet bewährt. Ich möchte daher nicht versäumen, ‚Ihre
Aufmerksamkeit auf diese uralte, leider viel zu wenig geschätzte
Methode zu lenken. nle
Als ganz hervorragendes derartiges Organpräparat empiet®
ich Ihnen das Testikulin, das in Form von intraglutären £in-
spritzungen einen specifischen tonisierenden Einfluß auf die >
genitalorgane ausübt und das Allgemeinbefinden der Kranke
ausgezeichnet beeinflußt. ]
Zum Schluß möchte ich zusammenfassend Sie darauf =
weisen, daß der gewissenhafte Arzt bei der Behandlung ar
Gonorrhöe ein überaus dankbares Feld seiner Wirkungsmöglieh i "i
findet, nur muß er es verstehen, zwischen der Scylla der eh
pragmasie und der Charybdis des Nihilismus den richtigen tik =
einzuschlagen. Gediegenes Wissen und Takt werden dem Praktik
der beste Führer sein.
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< Referatentell. -
. Bedigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. yi Ds TEE SEE
kulösen Kindern, Überhaupt bei Kindern: mit lymphatischer Kon-
‚stitution außerordentlich ‘häufig auftritt, dem skrofulösen Ekzem,
‚dessen schnelle Heilung durch: die ultravioletten Strahlen oft ganz
erstaunlich ist. Selbstverständlich aber. dürfen alle für notwendig
erkannten chirurgischen Eingriffe durch die Bestrahlungsbehand-
lung nicht verdrängt werden. . a ee |
| Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Quarzlampe auch aus-
gedehnte Fälle von Lupus vulgaris bei genügend langer Behand- :
lung und. bei. großer Geduld zur Heilung bringt. Beim . Lupus: '
‚ hypertrophieus . hingegen, wo größere Tiefenwirkung erforderlich
ist, ist daher die Röntgenbestrahlung. am Platz; ‚erst‘ wenn da-
durch eine’ Abflachung der Knochen herbeigeführt ist, ‘erst dann .
kommt die Quarzbehandlung zu ihrem Recht, ` ee =";
. Alle Behandlungsmaßnahmen der Tuberkulose, welcher Art
sie auch sein mögen, haben nur das eine Endziel, die Immunität
zu verbessern und dadurch die tuberkulöse Erkrankung zur Heilung
zu bringen. „Jede Tuberkulose kann nur mit den: Immunkräften
geheilt werden,, oder anders ausgedrückt: alle Heilbestrebungen
der Tuberkulose zielen — bewußt oder unbewußt — : auf eine
Verbesserung -der Immunkräfte.“ Tiefer in das Wesen: der Immu-
nität einzudringen, war jedoch erst möglich, nachdem es Much.
. Sammelreferat.
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Allgemeines und Spezielles g BE
aus dem Gebiete der chirurgischen Tuberkulosen.
Von Dr. Werner Regen, Berlin. `: =
Die Erfolge, die wir auf. dem Gebiete der chirurgischen
Tuberkulosen dem Messer ‚des Chirurgen verdanken, sind nicht
ermutigend. Es ist daher voll und ganz berechtigt, daß man be-
strebt ist, wo es irgend möglich ist, konservative Methoden anzü-
wenden. Die Heliotherapie, wie sie besonders Bern-
hard und Rollier in die Therapie eingeführt haben, ist schon
lange zu einem bedeutenden Faktor der konservativen Chirurgie
geworden. Ja, die Anfänge der: Sonnenbehandlung reichen sogar |
bis ins graue Altertum zurück. Bernhard (5) ist nunmehr
übrigens auch zur allgemeinen. Besonnung übergegangen, wobei
er allerdings mit der isolierten Bestrahlung des Krankheitsherdes
beginnt, um dann allmählich und schrittweise den ganzen Körper
zu bestrahlen. Es ist bekannt, daß die Sonnenlichtbehandlung
namentlich bei der Tuberkulose sehr günstige, ja oft „verblüffende*
Erfolge aufzuweisen .hat. Neuerdings werden dieselben Ziele wie | :
im Hochgebirge auch in der Tiefebene verfolgt, jedoch mit weit | Wd Deycke gelungen war, den Kochschen Bacillus in seine
geringerem Erfolge, schon weil hier weit weniger Sonnentage sind | Partialantigene zu zerlegen. ee
und die ultravioletten Strahlen von dem Dunstkreis der Erde ab- Durch abgestufte Intracutanimpfungen mit den Deycke-
sorbiert werden. Man behilft sich an den Tagen, wo die Sonne | Muchschen P artialantigenen des Tuberkelbacillus ergibt ‚sich
ihre heilbringenden. Strahlen nicht spendet, mit der künstlichen | nach Menne. (6) der jeweilige, Immunitätszustand. Man sieht,
Hökensonne. ° g va welcher der drei Partialantikörper | = 'Tuberkelbaeillen Eiweiß-
Si Die lokale Wirkung der künstlichen Höhensonne | gemisch, Taberkelbacillen-Fettsäuregemisch, Tuberkelbacillen-Neu-
ist so verschiedenartig und in zahlreichen Fällen so minimal, daß tralfeitgemisch == überhaupt fehlt, welcher mangelhaft. ist USW,
Budde (2) diese Seite der Bestrahlungstherapie nicht so hoch |., Die Behandlung beginnt mit einer gesonderten Einverleibung
- einschätzt, wie dies von anderer Seite geschieht. Ihre Wirksam- | der drei Partialantigene; mit der Mischung aller drei Partialantı-
, keit unterliegt so starken individuellen Schwankungen, daß die | gene zu behandeln, ist erst dann indiziert, wenn „eine gleich- .
“ „Frognose. in jedem Falle eine. vollkommen ungewisse ist. Sich | mäßige Durchschnittsreaktivität auf sämtliche drei Partialantigene
» vollkommen refraktär verhaltenden Fällen stehen andere gegen- | geschaffen worden ist“. Im allgemeinen fehlen bei der, chirurgi-
über, die schnell- und auffallend günstig reagieren. Gerade bei | schen Tuberkulose gerade die Eiweißantikörper, sodaß in erster
' der chirurgischen < Tuberkulose ist die lokale Einwirkung .der | Linie therapeutisch auf eine Vermehrung der letzteren. Bedacht
... Quarzlampe vielfach nur eine sehr geringe; nur bei ganz ober- | zu nehmen ist. Die Antikörper muß der Körper selbst bilden;
flächlich sitzenden Erkrankungen hat Budde (2) einen Erfolg | nur wenn der kranke Organismus das zu - leisten vermag, 'nur
gesehen. Auf Grund eingehender Beobachtungen ‚ging er dann | dann bedeuten die Deycke-Muchschen Pärtialantigene 'einen aus-
mehr und mehr dazu über, die rein lokalen Bestrahlungen nur | schlaggebenden Faktor in der specifischen Behandlung der chir-
auf letztere Fälle. zu beschränken, also’ Krankheitsprozesse, die urgischen Tuberkulosen [Menne'($). ` en a ne
keinen erheblicheren Einfluß auf den Gesamtorganismus ausübten; ‚ _ Die qualitative und quantitative Immunitätsanalyse und ihre
alle übrigen Patienten hingegen unterzieht Budde @) einer | Wiederholungen in bestimmten Zeitabschnitten ergeben einen Maß-
Allgemeinbestrahlung des gesamten Körpers. Und hier muß man | stab, a ne aA end nn en |
| ge > Ri ER -s insti einer Erhöhung | | ? i CHG
en DR Ai nasivhe Höhensonne imstande ist, günstige Mittel in gleicher Dosis weitergegeben, verstärkt oder abgeschwächt
‘ Wirkungen auf die gesamte Körperkonstitution auszuüben. Der | : ee ae
‚Appetit und Schlaf Dessert sich, der Stoffwechsel wird angeregt. | werden soll oder gar als unbrauchbar sich erweist,
Diese Erfahrung kommt unserem Bestreben, nicht nur den en- | Menne (6) berichtet. von Müllers Erfahrungen, nach
zelnen Krankheitsherd, sondern den gesamten Organismus: zu be- denen dieser bei. der Behandlung mit natürlichen Sonnenlicht
handeln, entgegen. Erst wenn die Gesamtkonstitution sich bessert, durchweg eine stetige Zunahme ‚sämtlicher‘ Partialantikörper fand
treten lokale Heilungserscheinungen auf, sodaß nach Budde (2) | und. es damit Hand in.Hand gehend zu einer klinischen Besse-
. bei der überwiegenden Mehrzahl der-Fälle der schwereren chir- | rung beziehungsweise Heilung kam. Müller schließt daraus,
‚ gischen Tuberkulosen ‘nur von einer mittelbaren Wirkung der | daß die Strahlen nicht als solche wirken, sondern durch Hebung
‚künstlichen Höhensonne gesprochen werden kann. Dies bestätigte | der Immunität „auf dem Wege des Umsatzes der Strahlenenergie
‚sich auch bei allen .tieferliegenden Krankheitsherden der Knochen- | in Immunitätsenergie“, / > . ER
und Gelenktuberkulose, in den bei der- rein lokalen Anwendungs- | - Dieselbe Wirkung betrachtete Müller auch ‘bei der An-
form keine oder nur geringe Einwirkung zu verzeichnen war, | wendung der Röntgenstrahlen. und der Quarzlampe. Auch allge-
während die allgemeine konstitutionelle Wirkung der Quarzlampe | mein hygienisch-diätetische Kuren können in vielen Tuberkulose-
- Vielfach eine recht günstige war. Eine Anzahl von Patienten von |: fällen erhöhte Reaktivität ‘ergeben und die Empfindlichkeit auf
Buddes (2) Fällen verhielt sich völlig refraktär, das heißt, so- Partialantigene steigern; sogar schon bei einer gewöhnlichen Ruhe-
wohl lokale wie allgemeine Wirkungen der ultravioletten Strahlen |. kur ist, die Immunkörperbildung immunitätsanalytisch durch’ Par-
blieben aus. Für das Ausbleiben jedweder Wirkung spricht schon , |
das Fehlen jeder Pigmentbildung, worauf schon Rollier hinge-
tialantigene nachgewiesen. -
wiesen hat, der schnelles Auftreten der Pigmentierung als pro-
. Es ist daher möglich, das bestwirkende therapeutische Mittel
zu finden, „die Wirksamkeit dieses Mittels in. Zahlenwerten zu
gnostisch günstiges Zeichen ansieht, während ihr' Ausbleiben keine -
gute Vorbedeutung hat. | | |
messen und dauernd in jedem Stadium der Erkrankung zu. kon-.
. trollieren. ‘Durch wiederholte ee) 2 Immunkräfte aüf dem
| Bei den Drü krs hat Budde (2) die meisten | Wege der Intracutanreaktion auf artialantigene erhalten wir da- .
‘und unmittelbarsten günstiges Pinwi kungen fe: künstlichen | her einen Maßstab für die therapeutische Ausbeutungsfähigkeit
Höhensonne gesehen; doch gibt es auch hier Fälle, die sich völlig | des Körpers, .z. B. Lichtenergie in Immunitätsenergie umzusetzen“.
refraktär verhalten, und sonderbarerweise gerade die wenig viru-
guten, sehr chronisch verlaufenden Fälle. Doch auch in diesen.
a
Wir sind auch nach Menn e' (6) in der Lage, mit Partial-
ällen stellt er di i ls wesentlichen Faktor
r die Allgemeinbehandlung. als wir mit Partialantigenen den Einfluß. dieser letzteren Mittel auf
antigenen Therapie zu treiben, entweder rein specifische oder zur .
eh Unterstützung der sonstigen üblichen Heilmittel. Ferner vermögen
pn den lokalen Eingriff. Die besten: Erfolge jedoch sieht man £
| bei, einer ganz oberflächlich liegenden Feirankang, die bei tuber- | den Immunitätszustand zu prüfen. | | |
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316 - © 4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 18.
Voraussetzung für das Zustandekommen einer Intracutan-
reaktion durch Partialantigene ist natürlich das Vorhandensein
von tuberkulösem \irus im Körper; denn nur dadurch kommt es
zur Produktion von Immunkörpern. Der positive Ausfall der Intra-
cutanreaktion beweist durch das Vorhandensein von Immunkörpern
das Vorhandensein von tuberkulösem Gift in dem betreffenden
Körper. Bei Kachektischen bleibt eventuell der Ausfall negativ,
da diese oft nicht mehr mit Immunkörperbildung zu reagieren
imstande sind.
Die Antikörper können zu- oder abnehmen; je nachdem
spricht man von positiver und negativer dynamischer Immunität.
„Ist positive dynamische Immunität gegen alle Partialantigene
vorhanden, so ist die Prognose gut und Aussicht auf Ausheilung
des tuberkulösen Prozesses vorhanden. Wir haben also in den
Deycke-Muchschen Partialäntigenen auch ein immunbiologi-
sches Prognosticum.“
Die Reaktion der Intracutaninjektion ist am vierten bis
siebenten Tage ablesbar. Die therapeutischen Injektionen werden
intramuskulär gemacht und bei Beobachtung etwaiger lokaler
Reaktionen an den Einstichstellen, von Allgemeinbefinden und
Temperatur allmählich steigernd so lange fortgesetzt, bis die optimale
Dosis, die Grenzdosis, erreicht ist. Menne (6) sieht als Zeichen
dafür langsamen Anstieg der Temperatur, leichte Herderscheinungen,
Hautreaktionen wie Quaddel- und Infiltratbildungen an der
Injektionsstele an. Nach Ablauf der üblichen vierwöchigen
Pause wird auf Grund einer erneut angestellten Intracutanreaktion
die Injektionskur wieder aufgenommen. Gegen Ende. der ersten
oder im Verlauf der folgenden Injektionsperiode wird oft in den
mit Exsudat einhergehenden Fällen eine vermehrfe Schwellung
und dementsprechend gesteigerte Schmerzhaftigkeit beobachtet;
es ist zu empfehlen, das eitrige Exsudat irgendwie zu entleeren.
Wenn die Partialantigenkur wirkt, kommt es zu einer auf-
fallenden Besserung der gesamten Erkrankung. Vergleiche der
alle vier Wochen angestellten Immunitätsanalysen ergeben all-
mähliche Steigerung- der Immunkörperbildung. Tuberkulöse, die
an und für sich schon schwach reagieren, müssen nach Menne (6)
ganz besonders specifisch energisch behandelt werden. Neben der
Partialantigenkur hat sofort die Strahlentherapie Platz zu greifen,
um so durch die Kombination der specifischen Partialantigenkur
mit der Strahlentherapie „eine maximale therapeutische Ausbeute*
zu erreichen. Gleichzeitig soll man auch alle anderen Maßnahmen
nach Möglichkeit in Kraft treten lassen; denn für jede aktive
Immunisierungsmethode ist und bleibt es die Hauptsache, daß
der Körper in der Lage ist, Immunkörper zu bilden und ihre
Bildung zu steigern. Wird trotzdem innerhalb weniger Monate
eine gewisse Besserung des Immunitätsbildes und des klinischen
Befundes nicht erzielt, operiert Menne (6) so radikal wie mög-
lich und nimmt nach dem operativen Eingriff baldigst „jegliche
auf Immunitätsverbesserung hinzielende Therapie“ wieder auf.
Zeigt die Immunitätsanalyse das Fehlen der Partialantikörper
dann darf keine specifische Therapie mit -Partialantigenen ein-
geleitet werden, da sonst die negative dynamische Immunität in
verhängnisvoller Weise gefördert wird. — Von radikalen operativen
Maßnahmen macht M e n n e (6) Gebrauch, um den wenig reaktions-
an ae Beseitigung des tuberkulösen Herdes und
ischiniektion, zum i
Taberkulosen handelt ; al es sich wohl durchweg um offene
erleichtern und zum Schutz gegen neue Infektionen. F
operiert er (6), wenn es sich um stark sklerosierte Drüsen er
sichtlich isolierte Knochenherde handelt, da\dadurch dem Körper
der Kampf gegen die tuberkulöse Infektion oder eventuell Re-
on erleichtert und die konservative Behandlungsdauer ab-
En m ohne daß dauernde Nachteile wie Verstümmelungen
| „Auf die Albuminkörperbildung scheint Sonnenlich
gut einzuwirken, wodurch Fenlestens zum Teil die a
folge der Heliotherapie ‚gerade bei chirurgischer Tuberkulose sich
erklären dürften, bei der die Eiweißkörper besonders häufig fehlen
oder wenigstens fast immer nur sehr schwach vorhanden sind.“
Kann die Antikörperbildung dauernd vermehrt und erhöht
und damit positive dynamische Immunität erzeugt werden, so ist
die Ausheilung des tuberkulösen Prozesses gewährleistet. Ver-
sagt bei Anwendung aller antituberkulösen therapeutischen Maß
nahmen das specifische Heilverfahren, so bleibt für diesen elü k-
licherweise nicht hohen Prozentsatz der Fälle chirurgischer Tüber-
kulosen als letzte Therapie nur der meist verstümmelnde operative
Eingriff, da es jetzt zunächst nur gilt, das Leben zu retten.“ —
stoff gegen Tuberkulose nicht mehr verlangen,
schützende Kraft bei noch tuberkelbacillenfreien, |
Individuen besitzt, um dieselben vor einer virulenten Infektion zu
bewahren, und daß er bei frischen Fällen tuberkulöser Erkrankung
eine wirksame Heilkraft entfaltet“.
imstande, nach Einbringung eines Antigens Immunkörper zu bilden;
ja es besteht sogar die Möglichkeit, daß die geringe Abwehrkraft,
die dieselben der natürlichen Infektion noch aufbringen, durch
die Ablenkung auf das künstliche Antigen eine Schwächung er-
fährt. Andererseits ist es nicht angebracht, ein künstliches Antigen
einzuführen, solange der natürliche Schutzmechanismus ausreicht,
da sonst die Gefahr der Anaphylaxie besteht. ,
Organismus zum erstenmal im Kampf gegen den Tuberkelbacillus
versagt“, wenn sich ein tuberkulöser Herd in irgendeinem Organ
manifestiert, erst dann ist nach Goepel (4) der Zeitpunkt für
das Friedmann sche Antigen gekommen, dann aber auch SO
bald wie möglich. Und es zeigt sich alsbald eine bedeutende
Steigerung der Immunkräfte.
wirklich frischen Krankheitsfällen beweist, daß die avirulenten un
atoxischen Friedmannschen Bacillen Antikörper hervorrufen,
welche den durch den menschlichen Tuberkelbaeillus hervor-
gerufenen natürlichen Schutzkörpern nahe verwandt sind und ID
gleichem Sinne wirken. Auszuschließen von der Behandlung sind
kachektische, vorgeschrittene Tuberkulöse und solche mit all-
gemeiner Tuberkulose (Meningitis) oder multiplen schweren tuber-
kulösen Herden.
die Bildung von Immunkörpern zu.
30. März.
Ein anderes Mittel zur aktiven Immunisierung ist uns in
dem Friedmannschen Tuberkulosemittel in die Hand gegeben,
über das sich zwar in der Literatur die verschiedensten Urteile
finden. Nach Vogel (8) ist das Friedmann sche Mittel „eine
wirksame Waffe gegen die Tuberkulose und verdient unter allen
Umständen ernstere weitere Prüfung“.
es für ein streng specifisches Heilmittel für die Tuberkulose des
Menschen, das bei richtiger Anwendung unschädlich ist.
falls hat das Friedmannsche Prinzip, „die Verwendung emer
lebenden, i
wachsenden, dem menschlichen Tuberkelbacillus äußerlich sehr
ähnlichen und doch für Mensch und Warmblüter unschädlichen
Kultur“, von vornherein etwas sehr Besteckendes.
Auch Goepel (4) hält
Jeden-
dem Kaltblüter entstammenden und doch bei 37°
Nach Goepel (4) kann man von eirem speeifischen Impf-
„als daß er eine
ganz jungen
Sehwertuberkulöse sind nicht
„Erst wenn der
Dieser Einfluß der Impfung ID
„Durch die Einverleibung einer Emulsion der Friedmaüun-
schen 1906 gefundenen Schildkrötentuberkelbaeillen in lebendem
Zustand in den erkrankten menschlichen Organismus wird in der
Regel eine lokale Affektion erzeugt, welche eine Tendenz zur
fortschreitenden Rückbildung besitzt
Pockenpustel der Blatternimpfung vergleichbar ist.“
und gewissermaßen der
subeutanen Injektion tritt regelmäßig ein erbsen- bis walnußgroßes
Infiltrat auf, das in den folgenden Wochen und Monaten allmählich
unter Verkleinerung des Infiltrats zur völligen Resorption gelangt.
Bei diesem Verlauf sind die günstigsten Bedingungen für eine
heilende Beeinflussung der tuberkulösen Erkrankung gegeben.
Neigt das Infiltrat, wie es in einer größeren Zahl von Fällen vor-
kommt, zur eitrigen Einschmelzung und droht folglich ein Durch-
bruch des Abscesses, so bahnt sich damit eine Eliminierung des
Impfherdes an. Dadurch verschlechtert sich das Allgemeinbefinden,
ja sogar bis dahin latente neue Herde können in Erscheinung
treten. Jedoch kann diese Gefahr verhütet oder wenigstens ab-
geschwächt werden, wenn bei beginnender Entzündung des Infiltrats
„eine geringfügige intravenöse Injektion der gleichen Bacillen. 10
schwächerer Emulsion stattfindet“. Die Entzündung schwindet,
und der Heilungsprozeß nimmt wieder einen, wenn auch be-
schränkten Fortgang. Sobald das Infiltrat, besonders nach vor-
heriger Rückbildung, wieder anzuschwellen beginnt, nur als Zeichen,
daß die Resorption „aus dem künstlich gesetzten Depot“ vermindert
ist, gehen die Heilvorgänge wieder zurück. Setzt die Resorption
wieder ein und tritt das Infiltrat zurück, so bessern sich aue
wieder die Krankheitserscheinungen. So kann der Zustand, WI®
Goepel (4) sagt, oft wochen-, ja monatelang hin- und her-
schwanken. „Immer ist eine Koinzidenz des Verhaltens des Impf-
infiltrats mit dem Zustand des Patienten nachweisbar.”
„Die Infiltrationen führen ferner nie zu einer Erkrankung
der zugehörigen Lymphdrüsengruppen, außer einer gelegentlichen,
vorübergehenden Anschwellung derselben. Hieraus wie aus ger
last regelmäßigen Rückbildung der Infiltrate nach der intravenösel
Injektion der gleichen Bacillen geht mit Sicherheit hervor,
es sich bei den beschriebenen Bildungen nicht um echte tuber-
kulöse Herde handeln kann.“
Bei der rein -
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> mn a 3-55
-= mann empfiehlt die Simultaninjektion auf Grund der Empirie
flussen
“nach vielen Monaten, ja selbst nach Jahren möglich., Derselben
. veröffentlicht hat, um den großen Vorteil der Nachprüfung zu ge-
s `
Zum Teil wieder gutgemacht werden.“
‚nach vielen Monaten-lebend nachweisbar, können also ständig zur
Ja selbst gelegentliche Verschlimmerungen trotz der Impfung
‚Impfung mit kleinen subeutanen Dosen in Frage.
wendigkeit, sich gegen zwei Infektionen gleichzeitig zu wehren,
=> > — 1949 — "MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 18.
Wahrscheinlich steht ‚das Auftreten .der anaphylaktischen
Überempfindlichkeit mit der Produktion von Antikörpern in enger
Beziehung. Eine Infiltratbildung‘ an der Impfstelle ist deshalb an
sich zu begrüßen als ein Ausdruck für die noch’ vorhandenen Ab-
wehrkräfte des Individuums. „Je mehr Antikörper im Organismus
produziert werden, um so. größer seine Neigung ' zur eifrigen
Eliminierung des Impfdepots.“ © Die Einschmelzung ist nach.
Goepel (4) als eine durch. die Überempfindlichkeit verursachte
ungünstige Komplikation anzusehen. |
Die von Friedmann. gegen diese Komplikation ein-
geführte schwache intravenöse ‚Nachinjektion beseitigt in der Tat
den anaphylaktischen Zustand, und zwar dadurch, daß die vorüber-
gehende Überschwemmung des Blutes mit den virulenten Bacillen
vorübergehend die Schutzkörperbildung aufhebt.
| Die intravenöse Injektion darf nur'auf strenge Indikation
hin vorgenommen werden; denn sie: hebt die Heilwirkung des -
subcutanen Impfherdes auf und kann den Organismus bei Aus-
führung unter ungenügender Indikation: für sehr lange, Zeit in einen
‚Zustand verminderter Widerstandsfähigkeit setzen. Aus dem
gleichen Grunde soll die intravenöse Nachinjektion möglichst
niedrig dosiert werden, ‚Eine zweite intravenöse Injektion darf
auf keinen Fall vorgenommen werden. Wegen der. Gefahr der
Eliminierung des Impfherdes ist die intravenöse Einspritzung
möglichst einzuschränken; denp:‘sie vermindert nur, aber beseitigt‘
nicht die Gefahr. Sie ist besonders erforderlich bei frischen
Fällen und kräftigen jungen Individuen, bei denen die Schutz-
körperbildung beziehungsweise die Neigung zur Anaphylaxie in
der Regel sehr lebhaft ist. | | i
Nach Friedmann wird durch die Simultaninjektion die
Häufigkeit der Absceßbildung in: der Tat wesentlich vermindert,
wenn auch die subcutane Anwendung die souveräne ist. „Fried-
besonders für ganz frische, geschlossene, nicht abscedierende Ge-
lenktuberkulose, für geschlossene Spondylitis, für jedwede Form der
männlichen Genitaltuberkulose mit und ohne Fistelbildung, für
offene und geschlossene Brustdrüsentuberkulose und für den
Foncetschen tuberkulösen Gelenkrheumatismus.“ `-
Die Impfdosis muß dem Kräftezustand des Patienten an-
'.. gepaßt werden, weil durch die Impfung die Kräfte des einzelnen
sehr angespannt werden. Goepel (4) gibt einzelüe Dosen an
und erwähnt technische Einzelheiten und Feinheiten bei der Aus-
führung der Injektion. Man muß ‘unbedingt in der Vene sein, |
s weil sonst an der Stelle ein zweites anaphylaktisches Infiltrat mit
- Neigung zum Durchbruch sich. einstellt,
„In letzterem Fall kann
durch eine sofortige nachträgliche Injektion einiger Tropfen der
ganz Schwachen Emulsion in die Blutbahn der Fehler bisweilen
Die eingespritzten Baeillen sind am Ort der Injektion noch
Antikörperbildung anregen. Selbst Jahre nach der Impfung kann.
nach Goepel (4) gelegentlich eines Wiederaufflackerns des tuber-
kulösen Krankheitsherdes die Impfstelle, die längst erloschen
schien, wieder schmerzhaft werden. |
Schwankungen im Heilvorgang, vorübergehender Stillstand,
brauchen nicht das Endresultat entscheidend ungünstig zu beein-
ussen, da der Heilungsprozeß jederzeit wieder einsetzen kann.
Ein abschließendes Urteil über die Wirkung der Impfung ist erst
Ansicht ist auch Vo gel (8), der seine Arbeit erst nach vier Jahren
meßen, Seine Erfolge sind von dauerndem Bestand. Die Be-
bandlung hat in keinem Fall geschadet; die ‚Reaktion ist aller-
dings teilweise recht erheblich gewesen. In einem -seiner Fälle
hat die Nachuntersuchung die vollkommene Heilung der Tuber-
kulose ergeben und die Relaparotomie sogar .den anatomischen
Beweis dafür erbracht. = | |
~ Erst wenn nach Monaten oder Jahren sich zeigt, daß keine
weitere Bildung von Immunkörpern stattfindet, auch die Injektions-
Stelle keinerlei Reaktion zeigt, kommt. eine Wiederholung der
| Intereurrente Krankheiten schädigen die Wirkung der
Mpfung. Die Abwehrkräfte des Körpers werden durch die Not-
geschwächt. Aus dem gleichen Grunde dürfen die nach Fr ied -
mann behandelten Patienten weder einer anderen Impfbehand-
Mastdarmfisteln sind
estens ein Jahr nach der
`
lung‘ noch einer 'Tuberkulinkur mind
Impfüng unterzogen werden. Bann 0
| Auch soll. jeder operative Eingriff am Erkrankungsherd,
‚selbst eine einfache Absceßspaltung oder Ausschabung: vermieden
werden. „Vielmehr. sind die Abscesse dem spontanen Durch-
bruch zu überlassen; handelt es sich doch hierbei um Eliminie-
rungsvorgänge, die der. Heilung durchaus förderlich sein können.“
| Die Impfung wirkt. nicht nur durch Beseitigung der toxi-
: schen Begleiterscheinungen der Erkrankung, ‘sondern auch durch
Heilvorgänge an dem tuberkulösen Krankheitsherd selbst. Bei
wirklich frischen tuberkulösen Erkrankungen; . besonders der_Ge-
lenke, ist: die Wirkung der Impfung oft eine eklatante., ‘Gerade
die fast regelmäßige ünd schnelle Beeinflussung dieser Affektionen,
ehe es zu weitgehender Zerstörung gekommen,- ist ein deutlicher
‚Beweis für die specifische: Wirkung der Friedmann schen
Impfung. Langsamer und unvollkommener sind die Resultate bei
fortgeschrittenen, veralteten und besonders narbig-torpiden Krank-
‚heitsformen. Ein_großes Hindernis für die Heilung besteht hierbei
darin, daß „die Tuberkulose bekanntlich ausgedehnte Nekrosen
setzt, welche nicht. vascularisiert und damit der Einwirkung des:
als Häuptträger der Immunkräfte dienenden Blutes entzogen sind“.
‚Daher empfiehlt .Goepel (4), vor der Impfung möglichst viel der
tuberkulösen. Gewebsnekrosen operativ zu entfernen. Die sodann
entstehenden beziehungsweise zurückbleibenden’tuberkulösen Fisteln
und Ulcerationen gelangen -- immer vorausgesetzt, daß eine: rest-
lose Aufnahme des Impfdepots ohne entzündliche Einschmelzung
am. Impfherd stattfindet — durch die Impfung in der Regel zur
Ausheilung. Die Impfung folgt der Operation am besten in vier
‚bis sechs Wochen. Doch hat Goepelľ (4) auch eine Reihe
'älterer Fälle durch die Impfung allein zur Heilung oder zu wesent- -
licher Besserung gelangen seben. In sehr schweren Fällen von
Tuberkulose wie überhaupt bei allen kachektischen Zuständen ver-
mag der Organismus keine Schützkörper mehr zu bilden. Es er-.
weist sich daher die Impfung als wirkungslos, was Friedmann
schon 1912 hervorgehoben hat. z a» =
Noch vollkommener als die Drüsentuberkulose werden die
tuberkulösen Nebenhoden- und Hodenerkrankungen beeinflußt. Die
günstige Wirkung der Impfung gerade auf diese Organe dürfte
auf die günstige Blutversorgung dieser Organe zurückzuführen
sein, da im Gegensatz hierzu schlecht vascularisierte Erkraukungs-
herde, wie z. B. Sehnenscheidentuberkulose,. die. trockene ‚Form :
des Lupus, sich der Impfung gegenüber relativ "refraktär, ver-
halten. Nach der Operation zurückbleibende Nierenfisteln -sowie
die restierende Blasentuberkulose werden durch das Friedmann:
sche Mittel ebenso unverkennbar günstig beeinflußt‘ wie did Tuber-
kulose: der Brustdrüse und des Peritoneums.
Ganz frische Knochen- und Gelenktuberkulosen. heilen aus,
Er in älteren ‚Fällen kommt es zu weitgehender Besserung., Auch
hier ist der Erfolg vollkommen, wenn der Impfung operative Ein-
griffe vorangehen. „Doch ist an Gelenken. bekanntlich - äußerste
Vorsicht bei partiellen operativen Eingriffen geboten, damit: nicht.
durch die Operation eine Infektion des Gelenkes stattfindet oder
sich an die Ausschabung von bestehenden Fisteln infolge der vor-.
| handenen Mischinfektion phlegmonöse Prozesse anschließen.“ Da
die Impfung zu. einer eitrigen Einschmelzung der tuberkulösen
Herde anregen kann, erscheint Goepel (4) das Verfahren vor-
läufig bei geschlossenen Gelenktuberkulosen, außer in ganz frischen
Fällen, nicht. angezeigt, |
offener, fistelierender -Knochen- und Gelenktuberkulose gut be-
währt.
Impfung zu Recht. Gelenke sind nicht durch Gips zu fixieren,
sondern. schonenden Bewegungsübungen zu unterwerfen. £
Im Gegensatz hierzu..hat es sich ı bei
Orthopädische Maßnahmen bestehen. auch nach der
Auch Haut- und Weichteiltuberkulosen und. tuberkulöse
durch das Fri edmannsche Mittel günstig
beeinflußt.
. Einen anderen Weg der Behandlung der chirurgischen
Tuberkulosen zeigt uns Wederhake (3). Nach ibm -muß die
` erste Aufgabe sein, die Mischinfektion zu bekämpfen; denn gerade
die Sekundärinfektion ist es, die der Verbreitung des Tuberkel-
bacillus immer wieder die Wege ebnet. Die üblichen antisep-
tischen Mittel versagen hierbei vollständig, sogar das Jodoform,
das so günstig auf das tuberkulöse Gewebe selbst und auf die
.Bacillen wirkt. |
Wederhake (3) stellt daraufhin folgende - Grundbedin-
gungen auf: die in den geschlossenen .tuberkulösen Abscessen
lebenden Tuberkelbacillen und .Eitererreger müssen abgetötet'
werden, und „der Verbreitung der. Eitererreger durch. Lymph-
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30. März.
18 1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — A i o o ooo
und Blutbahn muß entgegengetreten werden, damit sie sich nicht
an einer anderen Stelle festsetzen können und einen neuen Locus
minoris resistentiae für die Ansiedlung‘ der sich im Körper auf-
haltenden Tuberkelbacillen, die durch das Tuberkelbaeillen tötende
Mittel nicht erreicht werden, schaffen können“. Zu diesem Zwecke
punktiert er den Absgeß und spritzt 10%oiges J odoformglycerin
ein, das drei Tage in der Höhle bleibt. Dann wird wiederum
punktiert, etwas Jodoformglycerin injiziert und 1 bis 5 cem einer
wäßrigen Lösung von Acidum tannicum eingefüllt. Dadurch er-
starrt der größte Teil des Eiters zu einer Masse, die aus zu-
sammengeballten Eiterkörperchen, Fibrin, Bakterien und Jodoform
besteht. Zwei Stunden nach der Tannininjektion wird der Absceß
durch eine kleine Stichineision eröffnet, und die kleine Stichwunde
wird dick mit Jodoformpulver bedeckt, sodaß keine Lücke von
Jodoform frei ist. Auf das Jodoform wird ein in 5°/,iger wäß-
riger Tanninlösung getränkter, triefendnasser Mulltupfer gelegt.
So behandelt Wederhake (8) alle geschlossenen tuber-
kulösen Abscesse, einerlei ob sie ihren Ursprung in den Knochen,
Drüsen oder Weichteilen haben.
schlossenen Höhlen; das Tannin tötet sämtliche Eitererreger ab.
„Es findet also eine vollständige Sterilisation der Eiterhöhle und `
ihrer Gänge statt.“ Niemals werden auch bei Abscessen der
Knochen Sequester entfernt; kleine Sequester stoßen sich ge-
legentlich mit aus; größere heilen fast immer reaktionslos ein,
wenn nur die Sterilisation des Abscesses gelungen ist.
Das Tannin ist also kein Specificum gegen die Tuberkulose,
sondern es wirkt nur durch Sterilisation der Absceßhöhle, durch
Schaffung des Jodoformfibrinblockes, durch Schrumpfung der
schlaffen tuberkulösen Granulationen und Fernhalten der Sekun-
därinfektion; es wirkt jedoch nicht bei einer Sekundärinfektion auf
die in der Umgebung eines geschlossenen tuberkulösen Herdes
enthaltenen Eitererreger. In den Terpenen des Terpentinöles und
Camphers haben wir dagegen ein ausgezeichnetes Mittel gegen
Staphylo- und Streptokokken. Die Zahl der zu gebenden Ter-
pentineinspritzungen schwankt zwischen 5 und 70. Das Terpen-
tinöl kann nach Wederhake (3) fast als Diagnosticum ver-
wendet werden, um festzustellen, ob eine Mischinfektion vorliegt
oder nicht. Tritt keine Reizerscheinung auf — weder Fieber noch
örtliche Reaktion —, so besteht auch keine Mischinfektion.
| Ganz ähnlich behandelt auch Wederhake (3) die schon
mit Fisteln einhergehenden chirurgischen Tuberkulosen. Auch
hier spritzt er langsam und ohne Druck 5°/,ige wäßrige Tannin-
lösung in die Fisteln, streut auf ihre Öffnung dick Jodoformpulver
und legt einen „Tannintupfer* darüber. Dadurch werden die auf
der Haut der Umgebung auftretenden, durch das Jodoformpulver
mit dem Fisteleiter bedingten Ekzeme bekämpft; denn gerade
diese begünstigen die Sekundärinfektion. Die Fisteln im Anschluß
von Operationen sind besonders schwer zu bekämpfen.
‚ Eine andere Behandlungsmethode wendet Wederhake (8)
bei ganz offenen Tuberkulosen an, wie z. B. Lupus, Tuberkulose
des Stumpfes nach Amputationen: reichliche Bepinselung mit
50/,iger wäßriger Tanninlösung und dann Betupfen mit konzen-
trierter wäßriger Calium-hypermanganicum-Lösung. Dadurch bildet
sich Pyrogallol in statu nascendi, das die tuberkulösen Gewebe
zerstört. Um die ‚stark eitererregende Wirkung des entstehenden
Pyrogallos zu bekämpfen, wird ein Überschuß der Tanninlösung
aufgetragen.
Die Zimtsäure, die schon lange in Form des zimtsauren Na-
trons (Hetol Landerer) zur Behandlung der Lungentuberkulose
wie der Campher selbst gebraucht wird, ist selten allein imstande,
eine chirurgische Tuberkulose zur Heilun
liche Behandlung ist notwendig.
‚.. Bei reaktionsfähigem Körper ist die chirurgische Tuberkulose
sicher zu heilen; die rein operative Behandlung kommt dabei nur
in Frage, wenn es sich um eine Indicatio vitalis handelt. Keine
tuberkulöse Fistel, kein Knochenherd, keine Gelenktuberkulose
sollte operativ angegangen werden, solange der Körper noch reak-
tionsfähig ist.
Die tuberkulösen Drüsenerkrankungen, besonders des Halses
sind durch Röntgenbestrahlung zu heilen. Die Exstirpation ist even-
tuell ein großer Einfluß; auch bei radikalstem Vorgehen kommen
Rezidive vor, abgesehen von dem oft kosmetisch häßlichen Resultat.
Sind die Drüsen bereits vereitert, so geschieht die Behandlung
2. en nn Richtlinien; sind sie nur verkäst und ge-
l ommen sie am besten unter in ä in-
spritzung von Oleum Terebinth. zur Eom
r ) Heilung. Bei Fortfall ei
heftigeren Reaktion kann die Injektion jede Woche zweimal bis
.
91 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
Das Jodoform wirkt nur in ge-
g zu bringen, auch ört-
zur Heilung wiederholt werden. Auch die Spinae ventosae sowohl
der Hand wie des Fußes heilen, solange sie geschlossen sind, allein
unter Einspritzung von Terpentinöl. Bestehen bereits Fisteln,
kommt obige Behandlung zur Geltung. Pa
Selbstverständlich macht Weder h ake (3) gleichzeitig von
den sonstigen, üblichen Heilarten Gebrauch (Sonnen-, Lichtbehand-
lung, Mastkuren usw.). | P;
Zum Schluß möchte ich noch auf die Spondylitis tubercu-
losa und die isolierte Tuberkulose der Dura mater spinalis eim-
ehen.
ġ Die größte Zahl der Fälle der Spondylitis tuberculosa kommt
dem ersten Dezennium zu. Das Kindesalter und die Pubertät
sind für die-Entstehung der Spondylitis disponiert. Die Prädilec-
tionsstellen bildet der Übergang der Brust- in die Lendenwirbel-
säule und die Lendenwirbelsäule. Ein bestimmter Schmerzpunkt
wird meist nicht angegeben, die Druckempfindlichkeit übertrifft
weit den Bezirk eines einzelnen Wirbels. Es
Außer der Kyphose, die am häufigsten die mittlere Brust-
wirbelsäule betrifft, ist die Absceßbildung eme weitere wichtige
Komplikation der Spondylitis. ln 45°/, von Kleinmanns (1)
Fällen bestanden Abscesse, von denen die größte Zahl Psoas-
abscesse waren. i
Leider sind solche Fälle, wo die Ursache der Erkrankung
unbekannt ist, in der Mehrzahl vorhanden. Im übrigen spielt
die erbliche Belastung und die erworbene Tuberkulose eime þe-
deutende Rolle. Auch die Rachitis und Chlorose weisen eine 56
wisse Prädisposition auf. Ferner entsteht die Spondylitis tuber-
culosa oft im Anschluß an akute Infektionskrankheiten oder an
andere primäre Tuberkulose. Eine bedeutendere Rolle spielt auch
das Trauma, Volkmann wies als erster gerade auf die Be-
deutung der leichten Traumen für die Entstehung tuberkulöser
Knochenaffektionen hin. Nach Krause schaffen gerade die leich-
testen Verletzungen „vielleicht dadurch, daß kleine Blutergusse IN
das Markgewebe der Knochen oder Ausscheidungen in die Gelenk-
kapsel erfolgten, einen‘ geeigneten Boden für die Entwicklung der
Tuberkelbacillen in den durch das Trauma gleichzeitig geschwächten
Geweben“. Jedenfalls ist der Verdacht auf eine beginnende Spon-
dylitis sehr nahe, wenn der Kranke nach einem Trauma nach
Verlauf von einigen Wochen immer noch Schmerzen und Funk-
tionsstörungen hat, Kleinmann (1) führt das Trauma als Ur-
sache nur an, wenn es bedeutend gewesen ist und die Patienten
den Zusammenhang zwischen Trauma und aufgetretener Affek-
tion deutlich angeben können. Das Trauma selbst zeigt keine
Prädilectionsstelle.
Die Absceßbildung bei der Spondylitis wird nach Klein-
mann (1) in erster Linie durch die erworbene Tuberkulose be-
günstigt; die zweite Stelle nimmt das noch unbekannte ätiologische
Moment ein, und zuletzt kommt das Trauma. Die Disposition zur
Entstehung von Abscessen ist am größten im dritten, etwas 5%
ringer im zweiten Dezennium.
Als Folge der Spondylitis resultiert bei manchen Patienten
nur die schmerzlose Kyphose; in anderen Fällen hat sie sich
völlig zurückgebildet. Andere Kranke wiederum spüren zeitweise
Schmerzen in der Wirbelsäule, besonders bei Überanstrenguns,
haben Abscesse und müssen von Zeit zu Zeit ein Korsett tragen.
Die Lokalisation in der Halswirbelsäule ist prognostisch
günstiger als in irgendeinem anderen Abschnitt der Wirbelsäule.
„Die in einigen Fällen rasch, in anderen langsam heilende tuber-
kulöse Spondylitis würde auf die Lebensdauer keinen merkbaren
Einfluß haben; dagegen wird die Lebensdauer in denjenigen Fällen
eng bemessen, wo der Verlauf von Anfang an bösartig ist; solche
Patienten zeigen eine mittlere Lebensdauer von 4,3 Jahren.“
Wo die Spondylitis tuberculosa in ihrem Verlauf zur Besse-
rung neigt, brauchen Rezidive, Verschlimmerungen und tödlicher
Ausgang in der Mehrzahl der Fälle nicht befürchtet zu werden.
Zeigt sich jedoch der Verlauf von- Anfang an bösartig, So WY
das Leiden unerträglich, und die Patienten erliegen schnell der
Krankheit oder ihren Komplikationen. !
Die Prognose der Krankheit wird von der Anwesenheit der
Abscesse sehr ungünstig beeinflußt; ferner ist die Fistelbildung
eine sehr ernste Komplikation, die die Prognose absolut infaust ge
staltet und bei Kleinmanns (1) Material stets zum Tode führte.
‚ Als wichtigste Behandlungsmethoden kommen in Betracht:
1. Gipskorsett,' 2. Punktion mit Jodoformölinjektion und 3. me
sion mit der Glissonschen Schlinge. Die besten Resulta
geben 1 und 3. Wederhake (3) sah die besten Erfolge 23°
der Behandlung im Streckverband unter regelmäßiger Einspritzung
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von Terpentinöl in die Gesäßmuskulatur. .Die Ineision ist kontra-
folgen.
Diagnosen zu stellen, und betont den Wert sachgemäßer Leichenunter-
\ . Betracht, sondern auch innere Druckverhältnisse, physikalische und
` Anschauungen. Narbenkeloid entsteht durch Reize innerhalb der Wunde
‚Zellbildung als beim benignen Fibrom.
` von Gemüsen (Kartoffeln) gehoben werden. Ein genügend basischer
sich Milch
` abreicht werden.
auf den Eiweißbedarf.
‚Scheidend beeinflußt.
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Trockengemüse sind durchaus vollwertig ung auch für die Kinder-
, mährung zu verwerten,
meint, daß Goethe an Tuberkulose oder Lues gelitten haben kann,
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aan (7). Fall konnte en durch genaue Inspektion und
mikroskopische Untersuchung ein. anderer-primärer Herd ausge-
Von Baumann ‘(7) ist zuerst die primäre .oder isolierte schlossen werden, was auch die. Sektion endgültig bestätigte.
Duratuberkulose beobachtet. Die. sekundäre Tuberkulose der | ' Die Differentialdiagnose wird zwischen 'tuberkulöser Spon-
Dura mater spinalis entsteht meist .im Anschluß an eine Wirbel- | dylitis und Tumor schwanken. Bei Baumann (7) deutete die
tuberkulose und- stellt sich „als eine chronische tuberkulöse Ent- Fluktuation auf Tuberkulose hin, obwohl kurz. vorher ‘wegen der
zündung der, Duraaußenfläche“ dar. Nur selten reichen. die | in wenigen Tagen. eingetretenen "Lähmung ein maligner Tumor,
Granulationen bis auf ihre Innenseite hindurch. In einem der- | wahrscheinlich Sarkom, diagnostiziert wurde. Das Auftreten eines
artigen Fall kann sich eine sogenannte Pachymeningitis. tubereu- | Senkungsabscesses - oder das Entstehen einer Fistel sichert die
losa haemorrhagica oder. eine miliare -Tuberkulose im Durasack | Diagnose sofort. ..
entwickeln. Andererseits entsteht die sekundäre Form — doch
weit seltener — im Anschluß an eine Tuberkulose der Pia, die
ihrerseits wieder hämatogen oder öfter im Anschluß . an eine tuber- |
kulöse Meningitis cerebralis entstanden ist.
Die klinischen Symptome der primären, isolierten Danie
kulose werden erst deutlich, wenn das Rückenmark selbst oder.
die entstehenden Wurzeln in Mitleidenschaft gezogen sind. Die
Krankheit kann direkt von den Rückenmarkshäuten. auf das Mark
(Meningomyelitis) fortschreiten. „Im Gegensatz hierzu stehen die-
Störungen, die infolge Kompression des Rückenmarks. durch den
zwischen Mark und knöcherner Spange sich ausbildenden, taber- u a
kulösen „Granulationstumor“ ausgelöst werden. : 1-2). — ernhar
Zschr. £ ept. d. 146, H. 3—4.) — $
Die Diagnose der primären Tuberkulose der Dura mater’ I Nov. re er s, 25 oe un o Monno O. A
Bd. 148, H. 3—6.) — 8, Vogel. (M. m. W. 1918, Nr. 48.)-
wird vor der Operation wohl nie gestellt werden können. Auch in
Pen
indiziert, sie weist eine Mortalität von 100% ‚auf,
"hinweisenden: Rückenmarkserscheinungen Syphilis ausgeschlossen,
in Lokalanästhesie eine sofortige explorative Laminektomie not-
| wendig. Aber nur bei‘ frühzeitiger Operation ist Aussicht, auf
Erfolg respektive. Heilung, weil später sich das Rückenmark nicht
mehr erholt. „Es soll operiert werden, sobald. die topische.-Dia-
gnose eines raumbeengenden Prozesses gestellt. ist“, auch -wenn
man über die Art» des raumbeengenden Prozesses nicht sicher ist.
_ Literatur: 1. Kleinmann. (D. Zschr. f. Chir, Okt. 1917, Bd. 141,
| x 5—6.) — 2. Budde. (M. m. W. 1918, Nr. hart — 3. Wederhake. (D. Zschr.
Chir., u 1039, Bd. 143, H.. 3-6.) 4. (oepel. (Ebenda, Febr. 1918,
(Ref. Narath. N. D. Chir. 1917, Bd. 28,
+
1
Aus den neuesten Zeitschriften. >
(Siehe auch Therapeitlioke Notizen. ) | Ze
Münchener medizinische Wochenschrift 1 91 9, Nr. 10.
A: Stoffel: Über. das Anwendungsgebiet: und die Leistungs-
fähigkeit der Nervenoperationen und Sehnenüberpflanzungen -nach Kriegs-
verletzungen der Nerven. Man soll alle völligen Lähmungen, die von
selbst nicht verschwinden, grundsätzlich operieren. Der Nervennaht ~
und Neurolyse gebührt unbedingt ‘das Vorrecht vor der Sehnenüber-
Pflanzung. Die Nervenoperation greift dort an, wo der Schaden sitzt,
indem sie den leicht erreichbaren und völlig ausgeheilten. Nerven frei-
legt. Operiert man am Nerven nicht,. so kann es später sekundär
zu.schweren Contracturen kommen. Als Nachoperation einer mißlungenen .
Neurolyse kommt im allgemeinen ‘die Nervennaht in Betracht, Hat die
Nervennaht versagt, so ist häufig die Sehnenüberpflanzung am Platze.
S E. Magnus-Alsleben (Würzburg): Beiträge zur Pathologie
der akuten Nierenentzändungen. Nach einem Vortrag in der Physikalisch-
medizinischen- Gesellschaft in Würzburg am 27. Juni 1918. `
Oskar Meyer (Stettin): Zwei bemerkenswerte Sektionsbefunde
bei plötzlichen Todesfällen, zugleich ein Beitrag zur Frage des Status
-thymico-Iymphaticus. In dem einen Falle trat der plötzliche Tod
“durch Erstickung infolge von Glottisödem nach .Typhusschutzimpfung,
in dem anderen während elektrotherapeutischer Behandlung nach Kauf-
mann ein. Die Sektion ergab in beiden Fällen einen Status thymico-
lymphaticus mit echter Thymusbyperplasie (starke . Hyperplasie der
Marksubstanz) und außerdem im zweiten Falle eine Hypoplasie des
Nebennierenmarks (dieser Fall endete übrigens durch Herzinsuffienz,
was den Wert der Adrenalinproduktion des Nebennierenmarks für die
Herztätigkeit beleuchten dürfte). Klinisch bestand beide Male eine
konstitutionelle Minderwertigkeit (im ersten Fall Neigung zur Ödem-
bildung ohne besondere Ursache, im zweiten schwere Hysterie).
X
Beier klinische Wochenschrift: 1919, Nr. 11.
Orth (Berlin): Über die ursächliche Begutachtung: von Unfall-
Verfasser . warnt davor, in den. Gutachten negative ärztliche |
suchungen, wenn man ihre Resultate weder über- noch. unterschätzt.
Zeugenaussagen müssen . mit Vorsicht verwertet werden, ebenso die
Angaben über die subjektiven Beschwerden. Zu unterscheiden ist
zwischen unmittelbarem. und mittelbarem Zusammenhang von Unfall
und Krankheit. Nicht nur von außen wirkende Ursachen kommen in
` chemische Kräfte. Sehr wichtig. ist die Frage der Disposition. Unfall
und Folgeerscheinungen müssen. in ‚räumlichen und zeitlichen Be-
‚.iehungen zueinander stehen (Brückenerscheinungen).
Menes (Tübingen): Zur Genes® des Narbenkeloids mit neuen
während deren ‘Heilung, z. B. durch Bakterien oder durch äußere
Reize (am Kopf). Tuberkulose, Skrofulose und Lues. können durch
erzögerung der Wundheilung dazu die Disposition abgeben. Rezidive
- entstehen durch seine strangartigen Fortsetzungen in. das. gesunde
Nachbargewebe, durch seine Struktur, durch die anfänglich zahlreichere
; Alexander (Berlin): Varicen in der Ätiologie der Ischias. Die
klinischen Erfahrungen sprechen in allen Punkten dagegen, daß Varicen
echte Ischias machen können. Phlebogene Schmerzen (Edinger)
Sind der Ischias symptomatologisch streng gegenüberzustellen. Ver-!.
fasser tut dies in einem differentialdiagnostischen Schema. p
= Berg (Dresden): Über den Einfluß des Mineralstoffwechsels auf
den Eiweißstoffwechsel. Die menschliche Nahrung soll einen genügenden
huß von unorganischen Basen enthalten.. Das Abbrühen von
Der Basenbestand kann durch Brühwasser
Geburt bei Status thymico-lymphaticus. Sectio caesarea post mortem' mit-
lebendem Kinde. Ein akut entzündliches Larynxödem hatte bei dem vor-
handenen Status thymico-lymphaticus. genügt, den so plötzlichen Exitus
herbeizuführen., _
| Schott (Nauheim): Influenza und Herzerkrankungen. Unge-
wöhnlich viel Todesfälle werden durch Endokarditis auf der
Basis von Influenza verursacht. In einem Falle traten im An-
schluß an eine fieberhafte Influenza : stenokardische Anfälle auf mit
starker Pulsverlangsamung und Arhythmie. Im peripheren Gefäßsystem
ließen sich nirgends arteriosklerotische Prozesse nachweisen, und auch
die Nieren zeigten keinerlei Abnormitäten, sodaß eine reine Coronar-
sklerose (Angina pectoris vera) angenommen werden mußte. Die
Influenza zieht auch ganz besonders die Herznerven in Mitleidenschaft,
wodurch motorische und sensible Herzueurosen. entstehen (verhältnis-
mäßig häufig Bradykardie). Außer dem‘ Gelenkrheumatismus gibt
es keine Infektionskrankheit, die so viel Herzerkrankungen .hinterläßt
wie die Manonga: Die Influenza kann natürlich auch suerg Lungen,
Woa‘
berse
Gemüsen ist zu verwerfen.
Eo färbt Lackmuslösung kräftig blau. Bei Stoffwechselleiden ist
ochsalzhaltige Nahrung zu meiden. Für reichliche Eiweißzufuhr eignet
am besten. Bei Milchmangel soll ein Kalkpräparat ver-
Müller (Berlin): Die Bedeutung des Säuregehalts der Nahrung
Es steht noch nicht fest, ob der Unterschied
Im ..Basen- und Säurereichtum der Nahrung den Eiweißumsatz ent-
© Winckel] (München); Bedckengemise, Einwandfrei hergestellte
Schelenz (Kasse): Nochmals Goethes Krankheit. Verfasser
aber nicht gelitten zu haben braucht. E
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Jedenfalls ist- bei zheh mendan: auf Querschnittslähmung
Bruno Rhomberg (Klagenfurt): Plötzlicher Tod während der `
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Pleura, Nervenapparat usw. befallen und dann das Herz sekundär er- o
greifen. Da es kein Mittel gibt, das den Organismus vor dem Ergriffen-
werden des Herzens durch die Influenza zu schützen vermag, SO bleibt
nur übrig, daß‘ man die Ansteckungsgefahr der Influenza dadurch zu
verringern sucht, daß man größere Menschenansammlungen vermeidet
und sich nicht direkt anhusten oder anhauchen läßt. Therapeutisch
empfiehlt sich gegen die Herzmuskelschwäche: die Hitzeapplikation auf
die Herzgegend (ein- bis zweistündlich acht bis zehn’ Minuten lang;
dadurch auch öfter Besserung der Bradykardie), Ol. camphorat. forte
subeutan in ein- bis zweistündigen Pausen, mitunter auch innerlich
Coffeinum natrobenzoicum. Zur Hebung der gesunkenen Nerven-
stimmung ist der Alkohol (öfter kleine Mengen alten Sherrys) nicht zu
entbehren. Zu warnen ist vor zu frühem Aufstehen.
F. Klose: Bakteriologisch-serologische Grundlagen zur Be-
kämpfung und Behandlung der Gasödemerkrankungen mittels eines poly-
valenten”Gasödemserums. Mit diesem Serum gelingt es, nicht bloß die
Mortalität, sondern auch die Morbidität der Gasödemerkrankung herab-
zumindern. Vor allem blieben in den Amputationsstümpfen bei der
Serumbehandlung. die so sehr gefürchteten Stumpfrezidive aus. Außer-
dem konnte infolge der Serumbehandlung bei den anaerob infizierten
Wunden ohne jegliche Eiterabsonderung wieder reichlich Pus bonum
et laudabile beobachtet werden. Aber vor einem übertriebenen Opti-
-mismus muß gewarnt werden. Tachgemäße chirurgische Maßnahmen
sind ferner nicht zu entbehren.
B. Pfeiffer (Nietleben): Zur Symptomatologie der cerebralen
Störungen bei Verschluß der Arteria carotis interna. Nach einer Kran-
kenvorstellung im Verein der Ärzte zu Halle a. S.
G. Praetorius (Hannover): Zur Technik der medianen Pro-
statektomie. Die mediane Prostatektomie (die totale Ausschälung der
hypertrophischen Prostata von einer Boutonniere aus) ist der absolut
leichteste Radikaleingriff bei Prostatahypertrophie. Ihre großen Vor-
züge können nur dann voll ausgenutzt werden, wenn man sich ent-
schließt, von der Möglichkeit des zweizeitigen Operierens, respektive
von der präliminaren Dauerdrainage per urethram in viei größerem
Umfange Gebrauch zu machen als wie bisher.
Edm. Höpfner: Schnittführung zur Erzielung eines idealen
Erfolges bei Phimose. Da den Verfasser keine der üblichen Phimosen-
operationen kosmetisch befriedigte, ist er allmählich zu einer Schnitt-
führung gekommen, mit der er in zahlreichen Fällen ideale Resultate
erzielte. Die Technik des Verfahrens wird kurz beschrieben.
R. von den Velden: Die intrakardiale Injektion. Der Ver-
fasser hat dazu in den letzten Jahren nur Nebennierenpräparate oder
Strophantbin verwandt (die Injektionsmenge überstieg nie 1 ccm). In
einem knappen Drittel seiner Fälle war der Erfolg der Injektion ein
verblüffender: Der Kreislauf kam wieder in Gang. Aber er konnte
niemals über acht Stunden aufrechterhalten werden, es trat in sämt-
lichen Fällen der Tod ein. Trotzdem rät der Verfasser, diese Methode
weiter zu versuchen, und zwar bei Narkose- und Operations-
kollapsen, die er bisher noch nicht damit behandelt hat, aber nur, wenn
man auf keine andere Weise an das Herz herankommen kann, und
wenn man der Ansicht sein darf, daß dieses noch funktionstüchtig ist.
| F. Bruck.
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 9.
Ledderhose: Bildung der Daumenspitze aus einem Mittel-
fingerstumpf. Bei einem Abriß des Endgliedes des Daumens und des
End- und Mittelgliedes des Mittelfingers an der rechten Hand wurde
der Mittelingerstumpf geopfert und zur Bildung der Daumenspitze
verwendet. Es wurde am Mittelfingerstumpf die Grundphalanx aus-
gelöst und in den Weichteileylinder die Daumenspitze hineingesteckt
und vernäht. Nach drei Wochen Durchtrennung der am Daumen an-
geheilten Weichteile des Mittelfingers. Die neue Weichteilspitze ist
frei verschieblich und hat gutes Gefühl. >
Arnsperger: Zur Resektion der Papilla Vateri. Bei der Ope-
ration einer 50jährigen Frau wegen Careinoms der Gallenwege wurde
eine an der Papille sitzende haselnußgroße, stenosierende Geschwulst-
bildung dadurch zugänglich gemacht, daß die Papille mittels des Gallen-
steinlöffels herausgestülpt wurde, sodaß die Geschwulst umschnitten
und der Schnitt exakt vernäht werden konnte. Diese transcholedochale
Ausstülpungsmethode empfiehlt sich durch ihre Einfachheit. |
Rosenberger: Leberruptur, Laparotomie, Netztamponade; Hei-
lung. Bei einer starken Blutung aus einer sternförmigen Zerreißung
des rechten Leberlappens infolge Überfahrens konnte sofort Blutstillung
erreicht werden durch Einlegen des Netzzipfels in alle Teile der Leber-
wunde. Die Anwendung der Netztamponade ermöglichte rasche Be-
endigung der Operation.
K — Nr. 18. 30. März.
Hönck: Über Unterschiede des Pulses an beiden Speichenadern
bei verschiedenen operativen Eingriffen. Es ist aufgefallen, daß bei
operativen Eingriffen der Puls auf derjenigen Seite, auf der operiert
wurde, zeitweilig verschwand. Zur Erklärung der sonderbaren Er-
| scheinung des Kleinerwerdens des Pulses wird ein (Grefäßreflex ange-
nommen.
Sievers: Eine weitere Verbesserung des selbsttätigen Wund-
hakens. Die Verbesserung besteht darin, daß zwischen dem beweg-
lichen Drahtbügel, der die Gewichtsbelastung trägt, und dem Körper,
der die Zinken trägt, ein Kreissektor angebracht ist, in dessen Zahn-
reihe zwei Zähne des Bügels eingreifen, sodaß die gewünschte Stärke _
der Einkniekung zwischen Bügel und Körper leicht hergestellt werden
kann. K. Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 9.
Esch: Über den Einfluß der Influenza auf die Funktionen der
weiblichen Genitalorgane in und außerhalb der Gestationsperiode und
über Influenza beim Neugeborenen (mit Berücksichtigung des diaplacentaren
Infektionsweges). Die Influenza verändert das Eintreten der Menstrua-
tion in den Fällen, wo sie mit dem jeweiligen Ovulationstermin ZU-.
sammenfällt, wenn die Zeit von 14 bis 16 Tagen nach dem Beginn der
Menstruation als Ovulationstermin angenommen wird. Die Influenza
wirkt in diesem Falle antepnnierend. In einem Falle wurde die ante-
ponierende Menstruation ersetzt durch heftiges Nasenbluten. Schwan-
gere klagten beim ersten Temperaturanstieg über unangenehme Kinds-
bewegungen. In fast einem ‘Viertel der Fälle kam es zu einer Unter-
brechung der Schwangerschaft zu einer Zeit, in der die Lungenerschei-
nungen im Vordergrund standen. Besonders günstig für die Auslösung
von Wehen sind die Hustenstöße. Das Schicksal der Kinder, bei denen
die Schwangerschaft unterbrochen wurde, gestaltete sich ebenso un-
günstig wie das der Mütter. Als Vorteil erwies es sich, zur Erhaltung
des Kindeslebens während der Geburt die Temperatur der Mutter zu
drücken durch Verabreichung von Aspirin (0,5) mit Phenacetin (0,25)
und Codein. phosphor. (0,01).
Für die Differentialdiagnose zwischen Influenza und einer puer-
peralen Infektion war wichtig die niedere Pulsfrequenz bei Influenza.
Viele von den Kindern, deren Mütter kurz vor und nach def
Geburt an Influenza erkrankt waren, boten bezeichnende Krankheits-
erscheinungen dar: Schläfrigkeit, Gewichtsabnahme, Schnupfen, übel-
riechende Stühle, sodaß eine Influenzaübertragung auf die Neugebo-
renen angenommen wurde. Merkwürdig war die Beobachtung bei einem
acht Stunden nach der Geburt gestorbenen Kinde, bei dem eine fibri-
nöse Pleuritis und beiderseits bronchopneumonische Herde gefunden.
wurden. Es wurde angenommen, daß eine diaplacentale Infektion des
Kindes mit Influenza vorgelegen hat. Die Influenzaübertragung ist at
dem Blutwege erfolgt während des dreitägigen Kreißens der Mutter,
in deren Verlauf das Zottenepithel durchgängig geworden ist für den
Erreger der Influenza. Aus der Beobachtung wurde gefolgert, daß das
Infiuenzavirus nichtbakterieller Art ist, denn bei sicheren bakteriellen
Erkrankungen, wie bei Typhus und Paratyphus, sterben die Kinder añ
einer Typhus- beziehungsweise Paratyphussepsis, aber sie weisen keine
Organveränderungen auf, die diesen Erkrankungen im postfötalen Leben
entsprechen. K. Bg.
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie
Bd. 31, H. 3.
Gaisböck (Innsbruck): Mikuliczscher Symptomenkomplex mit
Erythema multiforme und Eosinophilie im Felddienst entstanden. Be-
schreibung eines Falles von symmetrischer, umschriebener chronischer
Geschwulstbildung im Bereiche der Speicheldrüsen. Außerdem be
standen Drüsengeschwülste am Hals und in den Ellbogenbeugen ws
mäßige Vergrößerung aller Lymphdrüsen. Dabei waren im Blute 11 bis
45% eosinophile Leukocyten zu verschiedenen Zeiten vorhanden, neben
starker sonstiger Vermehrung der Lymphocyten bei einer allgemeinen
Leukocytose von 10 bis 18000 Leukocyten. : Diese Symptome hatten
sich an eine rezidivierende Dermatitis angeschlossen. |
R. Hauser (Breslau): Gangrän eines Beines nach Trauma vor
29 Jahren. Beschreibung eines Falles, in dem vor 29 Jahren darch
Platzen eines Gewebres eine Verwundung am Oberschenkel aufgetreten
war. In der Gegend der Wunde hatte sich eine V erhärtung gebil eh,
die 27 Jahre keine Erscheinungen machte, dann aber ab und zu
Schmerzen verursachte. Zwei Jahre später traten plötzlich Zeichen
von akuter Gangrän des Beines auf, und die Amputation zeigte einen
T cm langen Eisensplitter, der in festes knochenhartes Bindegewebe
eingebacken war, dessen Spitze aber die Arteria poplitea durehbohrt®
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= noch kürzere Zeit herabsetzen können.
~ die wandständigen Leukoeyten wieder in die Blutbahn gebracht und
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duodenums kommen, doch ist. die Verengerung des Duodenums durch
90Min © © -1919 — MEDIZINISCHE
und zur obturierenden Thrombose des Gefäßes geführt hatte. Der Fall
beweist, daß Fremdkörper sich auch noch .nach. vielen Jahren ver-
schieben können, und zu schweren Schädigungen Veranlassung geben
können, was besonders’ mit Rücksicht auf die Kriegsverletzungen von
großer Wichtigkeit ist. - De e |
O. David (Halle): Röntgenologische Untersuchungen über Form
und Verhalten des Dünndarmes bei. direkter Füllung mit Kontrastmitteln,
David untersuchte das Duodeum und den Dünndarm mittels Röntgen-
strahlen, nachdem er durch die. Duodenalsonde wäßrige Wismutlösung
direkt ins Duodenum respektive den Dünndarm eingespritzt hatte, Die.
normale Form des Duodenums ist die U-Form, außerdem kommt Syphon-
form und Keulenform vor. In zwei’ bis drei Minuten entleert sich das
Duodenum. Der obere Duodenalschenkel liegt meistens in Höhe des
dritten Lendenwirbels beim’ stehenden Menschen. Die’ Peristaltik des
Duodenums hat einen charakteristischen Ablauf und es läßt sich eine
Brady- und Tachyperistaltik unterscheiden, rückläufige Peristaltik ist
häufig. Der Übergang in den Dünndarm ist kurz hinter -dem Knie
zwischen Pars descendens und inferior duodeni anzunehmen und -die
erste Jejunumschlinge liegt meist im linken Hypochöndrium. Die
anderen Schlingen ordnen ‚sich bei den einzelnen Individuen . nach
einem gewissen Typus und haben meist eine konstante Lage. Die
Motilität des Dünndarms ist unabhängig von der des Magens und läßt
sich leicht durch :Medikamente beeinflussen, die die Entleerungszeit
des Dünndarms von ‚normal. 4 bis 64, Stunden auf 45 Minuten und
E. Becher (Gießen): Untersuchungen über das Zustandekommen
' der Leukocytose nach Muskelanstrengungen. Die Leukocyten sind im
'normalen Blute nicht ganz gleichmäßig verteilt, im Capillarblut sind
sie meist zahlreicher als im Venenblut. Nach Muskelanstrengungen
konnte in der Mehrzahl der Fälle eine Leukocytenvermehrung sowohl
im Venen- wie im Capillarblut festgestellt werden, in der geringeren
Zahl der Fälle fehlte die Vermehrung oder trat sogar Verminderung
auf. Nach Abkühlung der Haut konnte eine Leukocytenvermehrung
in den Capillaren nicht gefunden werden. Die Leukocytose nach .
© Muskelanstrengungen “verschwindet schnell wieder, der. Hämoglobin-
' gehalt des Blutes ändert sich nicht. Bei der Leukocytose. sind alle
: »Leukoeytenformen . beteiligt, sie stammt deshalb wahrscheinlich aus
‚Depots, -die im’ Blute ‘innerer Organe vorhanden sind (Milz, Leber).
Durch die erhöhte Blutgeschwindigkeit bei Muskelanstrengungen werden
..Lympbocyten aus dem Lymphstrom schneller ins Blut geworfen. Der-
„ Selbe Effekt ist bei Massage der Extremitäten, tiefer Atmung und passiver
Bewegungen der Gliedmaßen zu erzielen. Milchsäure
`. sicher Leukocytose hervor.
injektion rief nicht
G. E. Konjetzny (Kiel): Die sogenannte Linitis. plastica des
Magens. Unter Linitis plastica (Brinton) versteht man eine chronisch
hypertrophische Girrhose des Magens oder den Schrumpfmagen. Der
Schrumpfungsprozeß kann den ganzen Magen oder einen Teil desselben,
meist die Pars pylorica befallen und ‚geht mit starker Wandverdiekung
‚einher, die Submucosa . ist oft um das 10- bis 20 fache verdickt. Der
Magen bekommt Feldflaschenform oder wird lederbeutelartig. In den
meisten Fällen wird das Bild durch den fibrösen Magenkrebs hervor-
gerufen, die Zellnester können aber dabei zum großen Teil zugrunde
gehen, sodaß die Heilung des Krebses eingetreten zu sein scheint: -Ein
einfach entzündlicher, - totaler Schrümpfmagen . ist. bisher nicht mit
Sicherheit bekannt, dagegen gibt es einfach entzündliche Pylorushyper-
trophien, die allerdings sehr selten sind. Als Ursache kommt chronische
Stauung in Betracht, wie bei der Zuckergußleber. |
C. Hart (Berlin-Schöneberg): Erhebungen und Betrachtungen
über das Geschwür des Zwölffingerdarms. Auf Grund eines vier-
Jährigen Sektionsmaterials des Auguste -Viktoria - Krankenhauses . in
art genau,auf Veränderungen am Duodenum
„und Magen achtete, kommt er zu dem Ergebnis, daß das. peptische
‚ Geschwür des Zwölffingerdarms ebensohäufig ist, wie das peptische
Geschwür des un |
W 4% aller Fälle. Bei Männern sind die Ulcera nicht häufiger als bei
Frauen, sie kommen in jedem Lebensalter vor, die Häufigkeit geht der
des Magengeschwürs parallel, wir treffen deshalb die meisten Duodenal-
geschwüre in höheren Lebensaltern. Die Duodenalgeschwüre neigen
Dicht zur Bildung callöser Formen wie Magenulcera, sondern die
‘Heilung unter Narbenbildung ist ‚günstig, die Prognose daher nicht
mlecitet als beim Magenulcus. Bei der Vernarbung entstehen oft
„„aschen und Nischen, ja es.kann auch zur Bildung eines Sanduhr-
Narbenbildung selten erheblich., Die überwiegende Mehrzahl der Ge-
li ke ‚sitzt an der Hinterwand, dicht hinter dem Pylorus, sie können
cht zu Blutungen führen, ‘doch-sind tödliche Blutungen nicht häufiger
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Magens, und zwar fand er Veränderungen am Duodenum
| länger besteht, gegangen werden sollte, ist es ratsam, erst durch An-
| Jegung eines Pneumothora
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KLINIK — Nr. 13. 000,0
‚als beim Magengeschwür. An der Vorderwand. sind. die Geschwüre
seltener, führen aber dann in der Mehrzahl der Fälle zu Perforation
in die Bauchhöhle.. Im ganzen ist die Prognose des Duodenalgeschwürs
nieht. schlechter als die des 'Magengeschwürs. : Beide Affektionen
| kommen, öfter zusammen vor, und nicht selten sind die Geschwüre
multipel. Entwicklung eines Careinoms auf dem Boden eines Duodenal-
‚geschwürs ist äußerst selten, dagegen führt das Duodenalgeschwür oft
~
zu Pylorospasmus. l ei SHAS a
a .C. Hart (Berlin): Betrachtungen über das Entstehen des peptischen
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürs. In 14% waren Geschwüre und
Narben im Magen und Duodenum mit Erkrankungen von Herzklappen
kombiniert, in 50% lag eine Arteriosklerose stärkeren Grades zugleich
vor, es spielen daher bei der Entstehung der Geschwüre ‚Störungen
in der Bluteirculation und Gefäßversorgung eine wichtig Rolle. Da-
gegen. stehen Lungenerkrankungen in keinerlei engen Beziehungen ‘zum
peptischen Geschwür. Erkrankungen der Gallenwege waren in 23%
mit Geschwüren oder Narbenbildung im Magen und Duodenum .ver-
gesellschäftet, ` sonstige Abdominalerkrankungen, (Appendicitis, Adnex-
| erkrankungen, 'Hernien, peritoneale Adhäsionen) fanden sich in 27%
der Fälle hauptsächlich aber erst in den ‚späteren Lebensaltern. In
17% der Fälle lag zugleich eine Gehirnerkrankung vor und es schienen
enge Beziehungen zwischen der Gehirnaffektion. und frischer Geschwürs-
bildung zu bestehen, die Anschauung über die Bedeutung reflektorischer
Nervenreize auf die Entstehung des Magen- und Duodenalgeschwürs,
wie sie vor allem von Rößle und Bergmann vertreten wird, . wird
sehr durch diese Befunde gestützt. Mán hat’ sich die. Wirkung ‘des
‘Nervensystems so vorzustellen, daß ein Spasmus der kleinen Magen-
lokaler Gefäßcontraetion kommt, es zu ischämischen Nekrosen der Schleim-
.haut, diese Nekrosen werden angedaut und so kommt es zu Erosionen
und Geschwürsbildung. Daneben spielen-noch konstitutionelle Momente
eine Rolle, besonders in der Jugend, und andere begünstigende Momente,
besonders z.B. ist; die Blutstauung schädigend, weil sie einen schnellen
Ausgleich der Blutströmung und des Blutdrucks verhindert. ° ~
ee = P = G-Dorner.
Therapeutische Notizen. & |
nden Erfolg der Strahlenbehahdiung bei
- Über einen ganz. bedeute
| einem Falle von Polycythämie berichtet G. Mönch (Tübingen). Be-
' kanntlich ist die Röntgentherapie .oft das einzige Mittel, wenn auch
nicht Heilungen, so doch bedeutende Remissionen und .Besserungen
bei der Leukämie zu erzielen. Durch die Röntgenbehandlung; bei
der meist die Milz, aber auch die Knochen (Sternum, langen Röhren-
knochen usw.) bestrahlt werden,: geht die pathologische Leuko-
cytose oft ganz enorm zurück. Die bei der Leukämie pathologisch
veränderte Milz, eine der Bildungsstätten. der weißen Blutzellen, ist
den Röntgenstrahlen gegenüber sehr viel empfindlicher als
und zwar auch die pathologisch veränderten, Blutkörperchen auf
die Röntgenstrablen. Immerhin sind die pathologischen .Be-
standteile des Bluts respektive die anormalen Bildungsstätten der
roten Blutkörperchen den Strahlen gegenüber weniger wider-
standsfähig als die normalen.‘ So gingen in dem ‘vorliegenden
Falle die pathologisch veränderten Erythrocyten durch die
Bestrahlung enorm zurück. Da die Milz für die Bildung der’ roten
Blutkörperchen wenig in Betracht kommt, wurden hauptsächlich die
langen Röhrenknochen bestrahlt.. Die Strahlenbehandlung hat
| "viel voraus vor den lästigen Aderlässen, die auf einmal den Patienten
um eine größere Menge seines Blutes berauben. (M.m. W.
1919, Nr. i0.)
F. Bruck.
-= H. Bergmann (Elberfeld) schlägt vor, den Lungenabsceß mittels
Anlegung eines Pneumothorax zur Ausheilung zu bringen.. In vier
Fällen von kleinem Lungenabsceß im Anschluß an Lungenentzündung
konnte er durch diesen einfachen Eingriff eine Heilung erzielen. Bevor
daher an die Operation eines kleineren Lungenabscesses, der schon
x die Heilung zu versuchen. (Mitt. Grenz-
geb., Bd. 81, H. 8). . 5 D G. Dorner.
i: . ` - Bücherbesprechungen, ——
Wilhelm' Schmidt, Forensisch-psychiatrische Erfahrungen |
im Kriege. Berlin 1918, Verlag.S. Kärger. Preis M 9,80.
Es ist hier der erste Versuch gemacht, ein Srößeres forensisch-
psychiatrisches Material, nach den Bedingungen des Krieges orientiert.
zu betrachten: Solche Versuche’sind nicht nur begrüßenswert, soidern
321°
und Darmgefäße auf nervösem Wege zustande kommt. Infolge längerer
‘ die normale Milz. Weniger stark als die weißen reagieren die roten, .
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822o = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
sind eine Forderung der Zeit, die zensurlos der vorangegangenen über-
legen ist. Das Psychiatrische ist ja während des Krieges in den
Hintergrund getreten gegenüber dem Neurologischen; und selbst die
„Grenzfälle* schwammen nur wie Fetttropfen auf der Wassersuppe der
Neurotiker. Das Materialistvon Schmidt gewissenhaft, gründlich und
mit scharfem kritischen Verstande verarbeitet, sodaß bei der Gleich-
mäßigkeit der klinisch-gutachtlichen Arbeit kein Kapitel besonders
hervorgehoben werden soll. Zu beanstanden ist das lückenhafte
Literaturverzeichnis, es hätte besser fehlen sollen; zu beanstanden
die etwas unverständliche Überschrift „Hysterische und hysterische
Charaktere“ (S. 96). Kurt Singer.
F. Külbs, Leitfaden der Mediziniseh-klinisehen Pro-
pädeutik. Mit 86 Textabbildungen. Berlin 1919, Jul. Springer.
161 Seiten. M5,—. |
Der vorliegende Leitfaden unterscheidet sich von den älteren,
ähnlichen Büchern dadurch, daß als Grundlage der Darstellung nicht
die anatomische Basis, sondern die Röntgenmethode gewählt ist. Die
mikroskopischen und chemischen Methoden sind etwas kürzer behandelt,
das Kapitel über Inspektion und Palpation breiter dargestellt. Das
Buch ist dureh zahlreiche überwiegend schematische Darstellungen sehr
gut für den propädeutischen Unterricht geeignet. ; `
Pringsheim (Breslau).
Wilbrand und Sänger, Die Verletzungen der Sehbahnen
des Gehirns mit besonderer.Berücksichtigung der
Kriegsverletzungen. Wiesbaden 1918, Verlag von Bergmann.
190 Seiten.
Die Ausfallserscheinungen der Funktionen des Gehirns bei Schuß-
verletzungen des Schädels beanspruchen zurzeit sowohl in praktischer
wie in theoretischer Hinsicht ein ganz besonderes Interesse. Die
Ärzte, besonders die im Militärdienst beschäftigten werden es den Ver-
fassern Dank wissen, daß sie in ihrer bekannten gründlichen und um-
fassenden Art, unter eingehendster Berücksichtigung der Literatur,
alles zusammengetragen haben, was der Krieg Neues und Wichtiges auf
diesem Gebiete gebracht hat. Besonders interessant sind die Schlüsse,
die die Autoren hinsichtlich der Lokalisation des Sehcentrums ziehen.
Adam (Berlin).
H. F. S. Esser, Die Rotation der Wange. Mit 4 Abbildungen
und 321 Abbildungen auf 25 Tafeln. Leipzig 1918, F. C. W. Vogel.
Verfasser gibt eine zusammenfassende Darstellung seiner großen
Erfahrungen in der plastischen Chirurgie. Im allgemeinen Teil werden
die Indikationen zu plastischen Operationen, die allgemeine Technik
und besonders die vom Verfasser ausgearbeitete Rotation der Wange
besprochen. Im speziellen Teil wird zunächst der Ersatz von Defekten
in einem Gesichtsteil, der Nase, der Oberlippe, der Wange, der
Unterlippe, der Augenlider und der Schläfe beschrieben. — Zum Schluß
folgt eine ausführliche Schilderung des Ersatzes komplizierter
Defekte, Operationen, die erfahrungsgemäß große Ansprüche an die
Kunst des Chirurgen und die Geduld des Kranken stellen. In einer
großen Anzahl beigegebener guter Abbildungen wird die Technik und
der operative Erfolg der Operationen erläutert. —
Im Gegensatz zu vielen kasuistischen Mitteilungen über plastische
Chirurgie verschweigt der Verfasser erfreulicherweise auch seine Miß-
erfolge nicht. O. Nordmann (Berlin - Schöneberg).
2. Armeekommando, Chirurgie im Felde. Mit 20 Abbildungen im
Text. 338 Seiten, Wien und Leipzig 1918, Wilhelm Braumüller. Kr.6,—.
Ein sehr gutes Büchlein in Taschenformat und guter Ausführung.
Es behandelt die gesamte Kriegschirurgie. Ein kleiner „Sc hmieden-
Borchard“!
Das Buch ist nicht von einem Autor geschrieben, sondern viele
Chirurgen der II. k. u. k. Armee haben auf Grund ihrer praktischen
Erfahrungen das Buch zusammengestellt. Trotzdem verliert es durch-
aus nicht an Einheitlichkeit. ;
Im allgemeinen Teil behandelt das Buch unter anderem die
Wundinfektion, die aktive operative Wundversorgung, den Tetanus
sowie die Gasbacilleninfektion; letztere sogar recht ausführlich. Die
Dakinsche Lösung, die Desinfektion mit Phenolcampber und die
Gelenkdrainage nach Payr bleiben nicht unerwähnt. Der Desinfektion
mit Morgenrothschen Chininderivaten („Vucin“) ist leider noch
nicht Erwähnung getan.
Ebenso vortrefflich ist der spezielle Teil. Jedes einzelne Kapitel
wird in klarer Weise besprochen. Die klinischen Symptome werden deut-
lich hervorgehoben und die Therapie eingehend erörtert und begründet,
Schade, daß das Büchlein erst so spät erschienen ist; sonst
hätte es sicherlich noch weit mehr Liebhaber gefunden!
Werner Regen (Berlin).
30. März.
Lehrbuch der chirurgischen Krankenpflege. Dritte Auflage. - Neubear-
beitet von Prof. Dr. P. Janssen. Mit 306 Abbildungen. Leipzig
1919, F. C. W. Vogel.
Das Buch soll keine Einführung in den Pflegerinnenberuf dat-
stellen, sondern es ist für die chirurgische Krankenschwester bestimmt,
welche sich nacb der abgelegten Staatsprüfung eine Spezialausbildung
aneignen will. Zunächst wird die Lehre von den Wunden besprochen,
ferner die Lebre von der Infektion, Desinfektion und Wundbehandlung,
dann die Aufgaben der Operationsschwester und schließlich der Dienst
der Stationssehwester. In einem kurzen Anhang sind die wichtigsten
Lehrsätze für die Gemeindeschwester und für die Privatpflegerin
zusammengefaßt. Die Darstellung ist außerordentlich klar und präzise
und baut sich auf den Grundsätzen der modernen Chirurgie auf. Die
Abbildungen sind durchweg ausgezeichnet.
Ich vermisse in dem Titel des Buches eines Hinweis darauf,
daß das Lehrbuch im wesentlichen eine Übersetzung des bekannten
holländischen Werkes von Laan ist, welches allerdings von Janssen
teilweise umgearbeitet ist. O. Nordmann (Berlin-Schöneberg).
Walther, Leitfaden zur Pflege der Wöchnerinnen und
Neugeborenen, zum Gebrauche für Wochenpflege®-
und Hebammenschülerinnen. Sechste Auflage. Wiesbaden
1918, Bergmann. 226 Seiten mit 43 Textfiguren.
Walthers vorzüglicher Leitfaden, der an fast allen größeren
Kliniken schon seit langer Zeit für den Unterricht der Wochenpflege-
schülerinnen eingeführt ist, erscheint nun schon in sechster Auflage.
Der Text hat nur ganz wenige Ergänzungen und Verbesserungen erfahren.
Sehr zu begrüßen ist die Verbesserung des illustrativen Teils dureh
die Aufnahme von einigen neuen Abbildungen. Besonders nennen
möchte ich die Abbildungen 6 und 7, welche die Lage der Beckenorgane
darstellen, ferner die neue Abbildung 27, welche die Ausbreitung in-
fektiöser Prozesse in der Brustdrüse zeigt.
Der Umfang des Buches ist im ganzen fast der gleiche geblieben
| R. Katz (Berlin).
Kißkalt, Brunnenhygiene. Mit24 Abbildungen. Leipzig, S. Hirzel.
33 Seiten. M 1,20. |
Eine durch ihre anschaulichen Abbildungen besonders aus-
gezeichnete Abhandlung, die sich wohl in erster Linie für Verwaltungs-
beamte und Laien, weniger für Ärzte, höchstens für Medizinstudierende
eignet. Die verschiedenartigen, das Brunnenwasser verunreinigenden
Zuflüsse, sei es, daß sie ober- oder unterirdisch zufließen, finden ein-
gehende Besprechung. |
Es wird nicht nur auf das Fehlerhafte in der Brunnenanlage
hingewiesen, sondern auch, wenn auch nur kurz, der zweckmäßigen
Verbesserungen gedacht. W. Hoffmann (Berlin). |
G. Schrakamp, Eine physiologische Erklärung der Ent-
zündungserscheinungen, zugleich Grundlagen
einer Physiologie des Bindegewebes. 76 Seiten.
Schönberg (Mecklenburg) 1919, Lehmann & Bernhard. M 3,50.
Bis in unsere Tage hinein haben die besten Köpfe sich um eine
Erklärung der Entzündungserscheinungen bemüht, ohne daß es ZU
völliger Übereinstimmung gekommen wäre. In der Pathologie gilt
Problem der Entzündung als eines der wichtigsten und reizvollsteß,
aber auch der schwierigsten. Schrakamp will es gelöst haben mit der
Definition, die Entzündung sei eine physiologische aktive Funktion des
Bindegewebes, die ausgelöst werde durch die Contraction der Binde-
gewebszellen. In ihrem Kern ist diese Lehre eine mechanische. aß
das Bindegewebe eine Funktion habe mit bestimmten physiologischen
Aufgaben, ist nicht zu bezweifeln, aber daß die Entzündung zu ihr
gehöre und alle unsere bisherigen Anschauungen über die Gefäß-
alteration, die Emigration, den Chemotropismus usw. falsch seien, ©
die Entzündung überhaupt nicht ins Gebiet der Pathologie gehöre,
davon wird Schrakamp kaum jemanden überzeugen, SO konsequent
er auch seinen Gedanken durchführt. C. Hart (Berlin-Schöneberg).
Rudolf Tetzner, Neurologie und Psychiatrie. Mit 4 Text-
figuren. 168 Seiten. Leipzig 1918, Verlag der Buchhandlung des
Verbandes der Ärzte Deutschlands. M 5,—. :
Eine Sammlung charakteristischer klinischer Fälle mit gut einge“
flochtenen diagnostischen Randbemerkungen. Auch die Einleitung;
eine Synopsis untersuchungstechnischer Fragen, ist praktisch und ei
prägsam für den Arzt. Leider steht in diesen 160 Seiten wieder e1-
mal alles, was es an neurologischen und psychiatrischen Erkrankunge®
gibt; die Belehrung kann aus technischen Gründen daher bei aller
Sorgfalt nur immer eine oberflächliche sein. Ich glaube nicht, daß nn
Problem des neurologischen Kompendiums auf diese Weise gelöst WII.
Ich werde versuchen, es auf andere Art zu lösen. Kurt Singe".
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Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 12. März 191.
Vor der Tagesordnung zeigte -Tittel einen Soldaten. mit einem
Aneurysma arterio-venosum der Axzillaris, das -nach einem Schuß, der
durch das rechte Schulterblatt hindurchgegahgen war, entstand. Der
Allmählich . begann eine Anschwellung .des
Wundverlauf war glatt, gann
rechten Armes, erhebliche Schwäche und Taubheitsgefühl iñ ihm. ` `
MEDIZINISCHE KLINIK -Nr 18 © ,
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| bespricht zunächst die-symptomatischen Polyglobulien und, die Theorien
‚ihres -Zustandekommens. Dann: geht er auf das Krankheitsbild der
| Polyeythaemia vera, die Vaquezsche Krankheit, ‘des näheren ein und
teilt vier eigene Beobachtungen mit.. 1. 46 jähriger. Kaufmann, Vater
' soll ‘ähnlich rote 'Gesichtsfarbe gehabt haben. "Vom 10. Lebensjahr ab
. häufig Nasenbluten, vom 20: ab oft „Milzstechen“. Bis zum 40; eifriger
'Hochtourist. Im 42. Lebensjahr fiel bei einer militärischen. Unter-
süchung. zum ersten Male eine stärkere Milzschwellung auf, trotzdem.
militärische Übung. . 1914 drei Monate als Infanteriehauptmann im
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Vörtragendem gibt es Übergänge vom lokalisierten Lymphosarkom
(z. É. des Mediastinums) über-die Lymphosarkomatosis und Aleukämie
zur Iymphoiden Leukämie. Die Lymphosarkomatosis ist eine System-.
Über Polyglobulie und Polycythämie. Vortragender
der Polycythämie.
skopisch normal.
Kempf.
Da T Tagesordnung. Kärl.Hirschmann: Die Technik des
antethorakalen Speiseröhrenersatzes. Der Entschluß zu einer totalen | Felde. Jetzt vollauf arbeitsfähig, nur gelegentlich „Milzsteghen“ bei
Ba u Ösophagoplastik muß gefaßt werden bei jenen 'hochgradigen, durch | Anstrengungen. — Tiefrotblaue Farbe des Gesichts und der .Schleim- Ei:
"TR. Verätzung entstandenen Verengerungen der’ Speiseröhre, die allen Ver- | häute... Milz sehr groß und derb. ' Blutdruck: 120. Sonst normaler ER
NPRN i suchen der Sondenbehandlung trotzen. Der Gefahr der Inanition. be- | Organbefund.. Blut: Hb 140%, -Rote:,8. Millionen, Weiße: 10000, mia
a gegnet zwar die Magenfistel; aber: Magenfistelpatienten führen, weil |. darunter 87% Neutrophile, 0,4% Normoblasten. 2. 47 jährige Landwirts- ki ns
Ei; einer Hauptquelle des Lebensgenusses . beraubt, ein höchst trauriges | frau. Mit 16 bis 18 Jahren sehr bleichsüchtig. Vier gesunde Kinder, Ban:
re Dasein. Die Schlauchbildung findet statt zwischen cerviealem Ösophagus | das letzte im Alter von 29 Jahren, von da ab Unregelmäßigkeiten in . Au] Sn
P Ko und Magen. ‘Nach der Häufigkeit der Anwendung ist heute die Methode | der Periode, die im 85. Jahre völlig ‚sistierte. Seitdem ‚viel Kopf: SRH
PATTI Sa der Wabl eine zwischen Halsösophägus und Magen angelegte Haut- |’ schmerzen, Ausfall des Kopfhaares und Auftreten von Haaren am 2 p
E schlauchbildung, wobei einer :ausgeschaltèten Dünndarmschlinge die | Körper ünd im Gesicht. Anschwellung der Schilddrüse und rotblaue pag
Mei Rolle eines Schaltstückes zwischen: Hautschlauch und Magen zufällt. | Verfärbung des Gesichts. Im 89. Lebensjahr wird Myom festgestellt. an |
= An der Hand von Zeichnungen, die während der Operation angefertigt ‘| Durchaus männlicher Habitus, starke Behaarung am Körper, Sehnurr- Fer a
mike worden sind, wird die operative Herstellung des neuen Speiseweges | und Backenbartbildung, 'rotblaue - Färbung des Gesichts,. der Schleim- FE S
iet - demonstriert. Sie beansprucht mehrere Sitzungen. Es wird die Technik | pnäute und des Augenhintergrundes. Vergrößerung der Schilddrüse. RE
wit -< > im einzelnen beschrieben. -Die Dünndarmschlinge zwischen Hautschlauch | Blutdruck : 180. , Urin: 20-g Zucker bei gewöhnlicher Kost. Milz: nicht CAS TE
‚int und Magen ist als Schaltstück. nötig, weil eine fistellose Verbindung .| vergrößert. Kindskopfgroßes Myom, hühnereigroßer Ovarialtumor. Blut: RE
ar -zwischen Hautrohr und Magen nicht sicher gelingt. Die Darmschlinge | Hb 130%, Rote 8,9 Millionen, Weiße 8500 (66% Neutrophile, 23% Lympbo- Dapo
.. =~ muĝ kurz sein. Ihre Länge wird durch die Sicherung ihrer Ernährung | cyten, 8% Eosinophile, 2% Monocyten, %% Normoblasten). Total- EM \
t-> bestimmt. Prinzipiell muß eine Magenfistel angelegt werden. Bei der | exstirpation der Beckenorgane. Blut zwei Monate nách der Operation: PERIERE
ie] -> - Bildung der cervicalen Ösophagotomie soll die Speiseröhre quer durch- |. Hb. 80%, Rote 5,5 Millionen, Weiße'7280. An dem männlichen Habitus Raig T
a trennt werden. Die totale Ösophagoplastik stellt ein fertiges systematisch hatte’sich in dieser Zeit nichts geändert. Also Polyeythämie, die nach Fa r
pii n durchgeführtes Operationsverfahren dar, dessen Gelingen bei relativer |. Exstirpation der erkrankten Genitalien sich fast zur. Norm zurüekbildete. .' OR $
Bad, . _ Gefahrlosigkeit und. bei Berücksichtigung und Beseitigung aller Kom- | 8, 87jähriger Vizefeldwebel. 1907 wegen Milzschwellung militärisch a
Bl. plikationsquellen, -auf die H. genauer eingeht, hoch zu bewerten ist. | untauglich befunden. 1915 bis 1917 als Feldwebel einer Genesenden- a;
a ae Aussprache, Axhaüsen: Die von Hirschmann a- | kompanie gutes Befinden. 1917 fiel Blaufärbung. des Gesichtes auf, s Ki ar
’ <> gewendete Technik. entspricht der.von mir schon vor drei Jahren de- |. Conjunctivitis, vorübergehende Schwellung des rechten Großzehengelenks U
= monstrierten. Als springender. Punkt ist anzusehen, daß man mit | und zweier Fingergelenke, Gicht? Urin: 1°/,, Eiweiß. Juli 1917 unter MASE p
‚wenig Darm auskommt.: Je mehr Hautschlauch, um so besser ist auch | starken ‚Schmerzen stärkere Milzanschwellung, kam ‘ins Krankenhaus no
die rasche Abfuhr der Speisen in den Magen. Die Hautstreifen zur | nach. Wiesbaden. Milz sehr groß, sehr druckempfindlich, starkes Caput : nn a
-~ Bildung des Hautschlauchs sollen nicht zu breit gewählt werden, Die | Medusae. Blut: 205% Hb, 18 Millionen Rote, 12000 Weiße, darunter je A
. quere Durchtrendung des Ösophagus ist notwendig.” . ::.. | 79% Neutrophile, keine Normoblasten, keine Malariaplasmodien. August | is a
Hirsch äußert Bedenken gegen die mit Epidermis bekleidete | 1917 blutiger Durchfall, plötzlicher heftiger Schmerz in den Beinen BR:
‚Innenfläche am Hautschlauch wegen der ständig erfolgenden Benetzung | und Lähmung derselben, Stuhl- und. Urinverbaltung. Ende August 1917 A: f a
. mit Speichel. AT DN PE a 2.000... | in Behandlung des Vortragenden. Typische rotblaue Gesichtsfarbė, E
ki J. Israel weist auf die Erfahrungen hin, die an dem Epithel |.tiefroter Augenhintergrund mit stark gefüllten Gefäßen, keine Blutungen. Biden
. der Haut gemacht ‘werden, das zur Mundhöhle bei gewissen Operationen |' Herz und Gefäße ohne Befinden. Blutdruck: 100. Keine gichtischen
‚gewendet wird." Hier bekommt die Haut völlig den Ckarakter der | Ablagerungen. Leber. nicht geschwollen, dagegen sehr große und derbe Ft:
- ‚Sehleimhaut. CE Fritz Fleischer. | Milz. Motorische und sensible Lähmung der Beine, Retentio urinae, | Ye:
k ee ST "uünwillkürlicher Abgang von blutigem Kot. Blut: 180 Hb, 9,3-Millionen BT.
CC TUE BEN T |; Rote, 84000 ‘Weiße, darunter 96%. Neutrophile, 9,7%, Normoblasten. TREDE
ER ‚ . Braunschweig. u Nach vier Tagen Exitus. . Anatomische Diagnose: Cyanose des ganzen heit;
Arztlicher Kreisverein. Sitzung vom 25. Januar 1919. ' Körpers, Milzschwellung, anämische Infarkte der Milz, Thrombose der I ee
= WH. Schultze: Demonstrationen. 1. Akute Pankreatitis und | Vena mesenterica, hämorrhagische Erweichung des Rückenmarks in ‚der Ri Y
Pankreasnekrose mit ausgedehnten Fettgewebsnekrosen von 52 jähriger. | unteren Hälfte, Dickdarmdysenterie. . Knochenmark nicht untersucht. tt
Frau mit starkem Pannieulus adiposus. Klinisch: Vor zwei Jahren | 4. 57jähriger Philologe. Großvater litt sehr an Gicht; im 41. Jahr pwa
a Gallensteinanfälle, jetzt seit acht Tagen Koliken, Fettstuhl, Glykosurie | erster Gichtanfall, der sich anfangs selten; später häufiger wiederholte. Fr
ji und Erbrechen. Vortragender weist auf die von Wilms und anderen | Seit 1912 gichtische Ablagerungen. Seit 1911 im Anschluß. an Kür e
| 3 Chir urgen betonte Abnahme der Pankreasnekrose während des Krieges | in Nauheim ziemlich schnell einsetzende Blaufärbung des Gesichts. Seit a
‚hin. Die bei Fettleibigen bestehende stärkere Disposition zur Pankreas- | Ende 1918 schmerzhafte Schwellung der Füße, Gangrän. ` Befund: Tief- E
| en RER erklärt er durch eine stärkere Sekretion der Drüse und dadurch’ | rotblaue‘ Gesichtsfarbe, Schleimhäute purpurrot, ebenso Augenhinter- BE:
| on orgerufene leichte Neigung zur Sekretverhaltung mit -ihren deletären |. grund. Herz dilatiert,. Gefäße derb, Blutdruck: 150. Tophi, urische ` | Ag
| olgen für das Organ. Auch die‘ Tierexperimente gelingen nicht im . Ablagerungen. in Gelenken und Sehnenscheiden, Gangrän mehrerer \ Ve
4 Rubezustande der Drüse. 2. Sackförmiges Aneurysma ‘des Anfangsteils | Zehen rechts, Urin 1% Eiweiß, Leukocyten, Erythrocyten, hyaline und E
| net Aorta von 42jährigem Manne mit Durchbruch in einen Ast des | granulierte Cylinder. Blut: 180% Hb, 9 Millionen ‘Rote, 12000 Weiße, a
| Fe Bronchus. Tödliche Hämoptoe im Verlauf von acht Tagen. | darunter 93°/o Neutrophil. . ` En | ee as
; „päilitische Ätiologie trotz gesunder Frau und fünf gesunden Kindern | Im Anschluß an den Vortrag. demonstriert W.H, Schul tze , `+
E Nach Befund und Anamnese sicher. 3. Allgemeine Lymphosarkomatosis | die Organe des zuletzt erwähnten Falles von Polycythaemia rubra. Dunkel-
von S9 jährigem Manne mit besonderer Beteiligung des Magendarm- | flüssiges, dickes Blut mit anscheinend verringerter Sauerstoffbindung, me
Erna Der Magen war gleichmäßig enorm vergrößert, alle Falten | ausgesprochenes rotes Knochenmark in allen, auch den langen Röhren- .
i aumendick, Gewicht 1850 g. Beteiligt waren ‘aber auch alle übrigen. | knochen, Milztumor 600 g schwer, leichte Herzhypertrophie und schwere >
yMphatischen Organe inklusive Milz (400 g) und Knochenmark. Nach | gichtische. Veränderungen. Auffallend war die enorm weite und dünn- i
] | dünnwandige Pulmonalis. Es bestand sicher. echte Plethora vera neben ch
_ Die Drüsen der inneren Sekretion waren -mäkro- P
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VE 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18, 30. März,
Hamburg. sich fast ausschließlich um hämorrhagische Zustände. In rund 50% der
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 7. Januar 1919.
Besprechung der Vorträge über Influenza.
Schaedel berichtet über die Erfahrungen, die er im Barm-
. becker Krankenhause an fast 70 Fällen von Influenzaempyem gemacht
hat. Endgültige Heilung warde nur nach breiter Eröffnung des Thorax
und Entleerung der dicken Fibrinklumpen erreicht. Die von Deneke
empfohlene Bülausche Heberdrainage führt für sich allein nicht zum
Ziele. Die offene Thorakotomie ist jedoch wegen der schweren Shock-
wirkung des Pneumothorax möglichst lange hinauszuschieben. Im
Gegensatz zu Kümmell warat Sch. vor breiter Eröffnung der Brust-
höhle vor Ablauf der vierten Woche.
Allard unterscheidet zwei Stadien: 1. das Stadium der pri-
mären Infektion, der reinen Grippe und das Stadium der sekundären
Infektion, der Komplikation. Mit dem Ablauf von Stadium I ist in
vielen Fällen die Krankheit erledigt. Andernfalls schließt sich nach
ein bis drei Tagen mit normaler oder fast normaler Temperatur die
Komplikation an. Wenn Stadium I sofort mit Bettruhe und Schwitzen
behandelt wird, so läßt sich sehr oft die Komplikation vermeiden.
Bei den Pneumonien hat er mit günstigem Erfolge Menthol-Eukalyptol
angewandt.
Simmonds machte seit Juli 330 Influenzasektionen,
davon allein im Oktober 171. Auffallend war, daß im Laufe der Epi-
demie die anatomischen Bilder manche Verschiedenheiten zeigten.
Pseudomembranöse Bronchitis, perivasculäre Eiterungen und Ikterus
waren später häufiger als im Beginn. Die anatomische Diagnose der
Influenza ist oft schwierig. Eine regelmäßig wiederkehrende typische
Influenzapneumonie gibt es nicht. Wesentlich charakteristischer ist der |
Befund an der Trachea. Eine Tracheitis fehlt in frischen Fällen niemals.
Häufig finden sich zarte Pseudomembranen und Nektosen der Mucosa.
In seltenen Fällen bestand eine schwere Gastritis. Das lleum zeichnete
sich bisweilen durch Rötung und Hämorrhagien der Mucosa einzelner
Schlingen aus. Coecum und Appendix waren stets frei. : Das ist in-
.sofern wichtig, als ein Zusammenhang zwischen Appendicitis und In-
fluenza behauptet wurde. Der Influenzabacillus wurde in 75% der
Fälle gefunden. Am leichtesten in frischen Fällen. Die jetzige Epi-
demie hat also Pfeiffers Lehre nicht erschüttert, sondern im Gegen-
teil neu gestützt. | Ä
Olsen ergänzt die bakteriologischen Ausführungen des Vor-
redners. Er fand die Influenzabacillen am besten in frischen, nicht
komplizierten Fällen, manchmal fast in Reinkultur. Sie werden leicht
von Begleitbakterien überwuchert und zeigen eine große Abhängigkeit
vom Nährboden. Manchmal wachsen die Bacillen nicht auf einem Nähr-
boden, der wahrscheinlich eine .den. Bacillen schädliche Veränderung
aufweist. Die angeblichen nicht filtrierbaren Grippeerreger wurden
von QO. nicht nur bei Grippekranken, sondern auch im Blute Gesunder
gefunden. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um Lebewesen.
Weygandt: In der Irrenanstalt Friedrichsberg wurde Mitte
Oktober eine Influenzastation zur Entlastung der Krankenhäuser ein-
gerichtet. Unter den psychisch Kranken der Anstalt spielte die In-
fluenza nur eine geringe Rolle, häufiger trat sie unter dem Pflege-
personal auf, also bei den Personen, die sich weniger schonen können.
Mehrfach zeigten sich psychische Störungen bei den geistesgesund auf-
genommenen Grippekranken, entweder toxisch-febril bedingt oder durch
die Infektion ausgelöst auf Grund einer vorhandenen Veranlagung.
Während der von 1729 bis 1737 herrschenden Influenzaepidemie sollen
in Italien und England viele psychische Störungen beobachtet worden
sein. Auch die Haustiere sollen damals ergriffen gewesen sein. Der
Hamburger Zoologe Prof. Vosseler glaubt, daß neuerdings den
Tierverlusten durch Lungenentzündung im Zoologischen Garten In-
fluenza zugrunde liege. Medizingeschichtlich spielt die Influenza eine
große Rolle. Schon für 1173 nimmt A. Hirsch eine Epidemie an.
Die Grundzüge der zahlreichen Epidemien sind immer gleich, im ein-
zelnen aber. wechselt der Charakter sehr. Während der Epidemie in
der Schweiz beobachtete W. -Influenza bei einem großen kräftigen
Mädchen auf 2500 m Höhe. Auch die Insassen des ebenso hoch ge-
legenen Säntishauses waren sämtlich erkrankt. Die Influenza kommt
also auch auf den Bergen vor, wo die Lüftung doch gut ist.
Fraenkel hat bis November 320, im Oktober allein 230 In-
fluenzasektionen ausgeführt. Die Endokarditis hat mit Grippe nichts
zu tun. Sie hat ältere Grundlagen. Fr. kann bestätigen, daß die In-
fluenzapneumonie nichts Specifisches hat. Auch die nekrotisierende
Tracheitis und Bronchitis ist nicht specifisch. Auffällig häufig wurden
Rectushämatome gefunden. Besondere Aufmerksamkeit widmete Fr.
den Nasennebenhöblen. Es wurden 60 Nebenhöhlen untersucht. Dar-
unter waren nur 16 ohne Befund, 75% also erkrankt. Es handelte
-
Fälle wurde in den Nebenhöhlen der Influenzabacillus gefunden, rein
nur in 5%. Dem Influenzabacillus kommt in der jetzigen Epidemie
eine außerordentlich große Bedeutung zu. Schottmüller: Der
Pfeiffersche Influenzabacillus wurde auch bei anderen Krankheiten,
z. B. Maseropneumonien, gefunden. Das gibt zu denken. Auch in
frischen Fällen wurde er selten gefunden. Bei rasch, in Stunden oder
zwei Tagen, tödlich verlaufenden Erkrankungen fand man im Blut keinen
Erreger, auch nicht den Pfeifferschen Bacillus. Er steht dem Pfeiffer-
schen Bacillus als Ursache der Influenza skeptisch gegenüber. Der
Stempel wird der Influenza durch die Streptokokken aufgedrückt. Das
ist auch beim Scharlach der Fall. Therapeutisch ist die Kräftigung
des Herzens, besonders durch Strophanthin, von Wichtigkeit. |
| Mahlo fand beim Leichenmaterial die Influenzabacillen, an-
fangs nur im Sekret der unteren, später auch in dem der oberen Luft-
wege mühelos. Bei der zweiten Welle (im September und Oktober)
fand man beim Lebenden in einzelnen Fällen Reinkulturen von In-
fluenzabacillen.. Beim Sektionsmaterial gelang es leicht, die Bacillen
aus allen Abschnitten der Luftwege ‘und aus dem Nasennebenhöhlen-
sekret zu isolieren. Im Felde gelang es M., in etwa 80% der unter-
suchten Leichen Influenzabacillen nachzuweisen.
Saenger: Bei der Epidemie von 1889 waren Lumbalneuralgien
und Encephalitis haemorrhagica häufig, diesmal- nicht. Die Nerven-
symptome haben sich also geändert. In der jetzigen Epidemie wurden
außerordentlich heftige Stirnkopfschmerzen beobachtet. wahrscheinlich
durch komplizierende Meningitis serosa bedingt. Reißig.
Leipzig.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 14. Januar 1919.
‚ Nießlv. Mayendorf: Das Symptom der Paraphasie und
seine anatomische Begründung. Vortrag an der Hand von Projektions-
bildern. |
Pfeifer: Demonstration der neurologischen - Untersuchungs-
methoden bei Hirnverletzten. Der Vortragende gibt einen anschaulichen
Überblick über die psychologische Seite dieser Untersuchungsmethoden,
die besonders von Poppelreuther begründet und von ihm weiter
ausgebaut ist. Demonstration der dabei in Frage kommenden Apparate.
Sitzung vom 28. Januar 1919.
Demonstrationen: 1. Kleinschmidt zeigt‘ zwei Fälle von
Ellbogenmobilisation nach Payr mit günstigem Ausgang. =
Sonntag: Anwendung der Heusnerschen Spiralfeder-
schiene zur Beinspreizung bei Adductorencontractur als Nachbehandlung
nach Tenotomie.
Hörhammer stellte .einen Fall eines resezierten Ösophagus-
carcinoms vor.
Heller: 1. Demonstration einer eigenartigen Miß-
bildung deslinken Armes. Dieser ist sehr verkürzt und ver-
jüngt. Es ist nur ein einziger Knochen vorhanden, dessen proximales
Ende ein verkleinerter Oberarmkopf bildet, während das untere Ende
der Gelenkfläche. einem Mittelhandknochen gleicht. An den Armteil
setzt sich ein dreigliedriger, gut ausgebildeter Finger.
2. Demonstration einer eigenartigen Selbstver-
stümmlung an Finger- und Zehennägeln bei einem
Jungen hysterischen Mädchen.
3. Besprechung der Wirkungsgrenzen des Riesen-
magneten bei der Extraktion von Granatsplittern aus dem Gehirn
durch Abbildungen.
Rostock. | |
Ärztlicher Demonstrationsabend. Sitzung vom 4. Januar 1919.
Walter demonstriert drei Fälle von Rückenmarkserkrankunge®:
i. Luetische Querschnittsmyelitis drei Jahre nach Infektion. Der Kranke
hatte sehr energische antiluetische Kuren durchgemacht, im ganze®
60 Kalomel- und Salvarsanspritzen. Klinischer Verlauf typisch. Ligue”
befund extreme Eiweißvermehrung (85 Str. Nißl), Phase I stark positiv,
fehlende Lymphocytose !!/s; Wassermann im Blut und Liquor bei
0,1 positiv.
2. Ein Fall von spastischer Spinalparalyse (multiple Sklerose?)-
Fehlender Nystagmus, kein Intensienstremor, Bauchdeckenreflex® vor-
handen, Sprache intakt, Augenbefund normal, ganz geringe Hy palgesie
an der linken Hand, Spasmen und Parese an beiden Beinen, e i
stärker als rechts, im linken Arm ebenfalls beginnende Schwäche.
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acht- bis neunjäbrigen Kindes. Dabei enorme Rechenleistung, Addition
er 5 SEE TER Ri en
an TA l], Wassermann im Blut und. Liquor negativ. Be- £ ee EE
hnde Al a e ad Subtraktion. in vierstelligen Zahlen, Multiplikation von zwei- und en,
el = 3. Ungewöhnlicher 'Fall.von Syringomyelie. Spasmen in den | dreistelligen Zahlen in wenigen Sekunden, Es scheint ein akustischer, Ey:
Auen | Beinen, heisere, stolpernde Sprache, häufiges Verschlucken, starke .| kein visueller Rechentyp vorzuliegen. ‚Vorzügliches Namen- us netan I EE
ren Kratka 2 Sehwäche der Gesamtmuskulatur auch a Panom ee u rn die'Genealogie ‚sämtlicher Fürstenhäuser Europas bis . R |
di i ist. Ausgesprochene Atrophie. des Trapecius und des Rhom- | ins einzelnste. - 0. NN b a nE jdoni
ee x a des Gacie modiis und der "Daumenbahnmuskulatur beider- | . 2. Ein Fall von syphilitischer Pseudoparalyse. Bei einem Rei HR
an im Blut ken seits. Dystropbische "Störungen in allen ‚vier Extremitäten, Nägeln und | rigen Mann; ‚der vor 19 Jahren einen ..apoplektischen Insult ei = e Er
at dem Pf Haut. :Herabsetzung der Schmerzempfindung am gesamten Körper. "Gegend der roten Kerne mit folgender fast totaler .Ocutomotorius ‚une BEE IR ”
gegenüber, De . Temperatur- und Berührungsempfindung nur verhältnismäßig wenig an | Abducuoslähmung, sowie Hemiathelon überstanden ‚hatte, entwickelte He
ofpedrückt Du | den Extremitäten herabgesetzt, Gelenkempfindung fast frei. Libido seit | sich sert sechs Wochen. eine schwere Psychose mit Desorientiertheit, | Fa"
die Keiti einem. Jahr sistiert. Liquorbefund normal. Die endogene Kombination | Nachdefekt, Urteilsschwäche und Euphorie, sowie leichte Größenvor- ee
gt von Syringomyelie mit Heredodegeneration wird abgelehnt. : >. stellungen. Das. verhältnismäßig- gute Erhaltensein der Persönlichkeit 1 re
nzabaeilen a | .. Ewald;1. Bin Fall von Imbecillität mit außerordentlicher Rechen- und die auffallend gute Produktivität, endlich der bei geringen Serum- ORA 3 Ware,
erobamla } ` begabung. Es handelt sich um einen 27jährigen Mann, derim Anschluß | und Liquormengen fast negative. Wassermann "sprechen gegen eine | a
. miw) | . an einen: ehcephalitischen Prozeß in frühester Jugend in der Ent- echte Paralyse. Sichere Entscheidung dürfte ein eventueller Heil- E nt,
wemi | - wicklung zurückgeblieben ist, Psychisch steht er auf. der Stufe eines | erfolg bringen. T ee Fr = NE Ei |
h die Bala po n ET ee ee PE Eee e GE
Kir DE SE a a | 0.007 Randchau > = 0°, hi Ele
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- -` Die indische Rund- oder Rangoonbohne. | | wurde auf.die auffällige Erscheinung hingewiesen, daß der von der Ber- H DEE
hass ee R Bu ns -. .. | liner Ärzteschaft gesammelte Unterstützungsfonds von fast 11/4. Million Bi a
Dee |... etungsnachrichten zufolge sollen die 50000 t Bohnen der Mark von den: kriegsgeschädigten Ärzten bis, jetzt noch verhältnismäßig P:
demo mia f > on a eenaune m Deutschland a ai „R angoon- | wenig in Anspruch genommen worden ‘sei, — Der Bericht der Vertrags- - fo! nir p. a
ai | zZ ne ee ha En le Eny Kr mit H K ae "3 k av men kommission gab Kenntnis von dem Konflikt zwischen ihr -und dem ' ji ne.
Reilig | n ir | pre nn 2 er oe u | 2 3 . Be RN = = Centralverband der Kassenäržte. „Bekanntlich war dem Centralverband A ie |
| zeichnet, Nach. E; Ro sts- Artikel Blausãure lanzen“) h ben die seitens der Kammer das Zugeständnis gemacht worden, daß.die von H a
an N P KEL s aureplli A BaleD- Q den zu ihm gehörigen Organisationen abgeschlossenen Kassenarztverträge H A z-
| Ger ondDohne, die, unserer Gartenbohne nahe verwandt, weiß, | unter gewissen Bedingungen nicht mehr der. Genehmigung, 11111. 2 Re
| | a A ae wo A BE eri arg Br . nn sondern nur noch der Begutachtung unterliegen sollten. Da: der Cen- Fi WE
m o, Versilia a en .y7%08td bereits schwere, ja akut töd © | tralverband. diese Bedingungen nicht voll erfüllt hatte, hat die Ver- RE 25
puil jo- er Sr z en a een Nach Guig- | tragskommission es abgelehnt, die:.ihr eingeschickten ‚Verträge zu be- KENE E
pti 08 %. Den niedrigeren a an an. ONH on He | on A gutachten. Die Kammer billigte das Verhalten der Vertragskommissioù, A are
/ „| bohnen auf.-Dürch’Kulturversuche kann der CNH-Gehält bis auf 0.01 % sodaß nunmehr das alte Genehmigungsrecht wiederhergestellt ist, fa S
ndo herabgesefzt werden, In solchen weißen Rangoonbohnen hat .neuer- ' Über. die Forderungen der Ärzteschaft bei Einführung der Fainilien- . ta >
gehad dings Rot hea 3) im . Maximum 0.08 o a e nach SS iesen versicherung in den Krankenkassen berichtete der Unterzeichnete.. Diese BEE Eo
u | Bedenkt man. daß 1 mo ae D IST WIESEN._ | für die Zukunft des ärztlichen Standes ungemein wichtige Frage ist ziemlich | De
r gg „edenkt man, g wasserfr. Blausäure pro kg Körpergewicht als |. lötzlich akut den durch ein \ s | ee
In; tödlich gilt, so. sind solche Bohnen-nur dann zum menschlichen Genuß | P.°*?lch akut geworden durch eine von Vertretern der Groß-Berliner Ge- U N,
Apt | zuzulassen,. wenn sie ‚sich -darch die Behandlun g in der Küche im meinden, der Ärzteschaft und.der Krankenkassen an das Reichsarbeitsamt ir.
| ,- wesentlichen .entgiften lassen. Nach Rotheas Untersuchungen ist | gerichtete Eingabe, durch beschleunigte Maßnahmen eventuell dürch eine EIKE:
K dies, durchaùs möglich, wenn: die Rangoonbohne 24 Stunden -lang mit Notverordnung die Einführung der F amilienversicherung bei den Kranken- . .
fil W viel Wasser aufgeweicht, sodann nach dem Waschen mit frischem Wasser | Fesseu herbeizuführen. Der Referent bezeichnete die Gewährung .der a
E & 2 ee ET a oe / Krankenpflege als Regelleistung an versicherungsfreie Familie: nitglieder -
b zum Kochen angesetzt, drei Stunden lang unter Ergänzung des ver- pr eE TE | an r
let . dàmpften Wassers gekocht und’ ohne das Kochwasser genossen werden. der Versicherten als en Interesse des ‚Wiederaufbaues ‚der zer-
w j7 Der Gehalt von 80 mg in 100 g Bohnen (=. Ration der Soldaten) läge | Storten Volksgesundheit erforderliche Maßnahme; er verlangte aber,
Sich so auf 8 bis 6 mg CNH heräbdrücken. Gleichwohl empfiehlt | “"gesichts des Umstandes, daß nach Einführung der Familienversicherung -
p Rothea, die-Bohnen nicht für die Ernährung ‚Kranker und Kinder in arel Viertel -der deutschen Bevölkerung dem freien ärztlichen.
. Unter zehn Jahren zu verwenden; für das Militär waren sie in Frank- weitbowerb re Werdon, E0 wohl im Interesse der Hilfe- .
yib! Teich schon bisher nicht zugelassen, ` : a Ä En e in dem der-Arzteschaft eine gesetzliche Regelung der
d| anilan am meh dio- Gesundheitshehörden wohl durch ühemische | Later den ‚rereinharten Bodingunmen die mailen dazu bereiten Ärzten
ton Jen Blausäuregehalt der Rangoonbohnen feststellen -und die | der Versicherten und deren Familien freistehen müsse. Bei dem big.
herigen Zustande, daß einzig und allein die Kassenvorstände darüber E
zu bestimmen haben, wie viele und welche Ärzte sie zur. Behandlung |
zulassen wollen, dürfe es_in Zukunft nicht ‘bleiben, wenn durch .
die Einbeziehung der: Familienangehörigen in. die Fürsorge durch
a
Bi erforderlichen Belehrungen- an die Bevölkerung herausgeben werden,
mw) 50 hat. doch der’ Arzt an erster Stelle das Recht, zu erfahren, welche
" Gefahren der Bevölkerung durch ‘Genuß -eines an sich gesundheits-
schädlichen Nahrungsmittels drohen und wie dieses praktisch entgiftet
prer wer: u : RE . p 3 CL
TOE Be „u: Haxumaldosen! für-Blausäure (im Bittermandelwasser) die Krankenkassen einé. so. ungeheure Einengung des. ärztlichen
RE EB sung dmg. ao Ea R. Arbeitsmarktes eintrete, daß sich den zur Betäticun f ihm’ nich!
he e | , sie n zur betätigung auf ihm nicht.
je mE a, ee ; = . Zugelassenen überhaupt keine Existenzmöglichkeit mehr biete. Es sei
Br ‚Sitzung der Ärztekammer für die Provinz ‚Brandenburg die Pflicht des Gesetzgebers, dafür zu sorgen, -daß entsprechend. dem
i W Te een a a Zu Wortlaut und dem Geiste des.$,1 des -Sozialisierungsgesetzes auch die
u BE ie und den Stadtkreis Berlin. | et ärztliche en Fa den Schutz des. Reiches. gestellt: werde.
` ` Am- 24. dieses. E E PE EE EN A en se und jedem Arzte die 1 öglichkeit gegeben werde, „durch eine seinen
it ahre hrs Arten aeaa aa a Mn ea manteb | Fähigkeiten enlprechönde Arbeit sl Leben zu unlrhltit Wale
Sitzung. zusammen. Mit al E e | rfüoung | bin verlangte. ‘der Referent, daß im Interesse einer: gedeihlichen Ent-
P "5 A en. Mit Rücksicht auf die Knappheit des zur Verfügung - = A 2 a a acer L EN
| ‘stehenden Raumes kann. aus der reichhaltigen Tagesordnung nur das - wicklung .der.. Famılienversicherung die bisher noch immer zu große
j Wichtigste hervor shoben werden. Im je schluß an ‘den vedruckt | Zersplitterung im Kassenwesen beseitigt und eine Zusammenlegung `
ø vorliegenden Bericht des V 2 er über seine Tätiokeit E a kleiner und leistungsunfähiger Krankenkassen zu großen 'Gebilden in x
ý H. -Peyser im Aufira | Ai T 2 S 2 krém = chädieten Ärzte | die Wege geleitet werde. Er hielt des‘ weiteren gesetzgeberische Maß- `
j Klage geführt. über die nieht. ausrelchsuden Maßnahmen die der Vor- er au ern die a r - die Möglichkeit
stand ; T y E SL eröffnet werde,. höhere Beiträge -zu erheben, als das: auf Grund: der
nd im Interesse der aus dem F elde zurückgekehrten Arzte getroffen jetzigen Bestimmungen der Reıichsversicherungsordnung der Fall
| sei und verlangte schließlich die Wiederaufhebung- der Verordnung des
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| i ‚hat, unter ‚denen ‘ein Notstand. herrsche. ` Im Verlaufe der Diskussion
EEE « A . - È \ u = B £
Rates der Volksbeauftragten, durch welche die Einkommensgrenze |
Me, p l A Be aD di ges. Melie 1009, Bo: m o 3 für den Verbleib Versicheruùgsberechtigter in den ' Krankenkassen
pa) PUtilisation des haricots de Birmanie dans l’alimentation | beseitigt worden ist. Eih-soziales Bedürfnis für diese Verordnung liege
umane, Ann. des-falsifie, 1918, -Nr. 121/122. ~ 2 ll $o A ne E e a
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326
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N Die oben genannten Forderungen sollen Geltung haben für
den Fall der gesetzlichen Regelung der Familienversicherung für das
Reich. Falls von dem Berliner Krankenkassenverband eine Einführung
der Familienversicherung auf dem Wege satzungsgemäßer Mehrleistung
beabsichtigt werden sollte, forderte der Referent 1. die Zulassung aller.
bisherigen Kassenärzte zur Bebandlusg der Familienangehörigen der
Versicherten in allen Krankenkassen, 2. die Zulassung aller übrigen
Ärzte nach Ablauf einer zwischen Ärzten und Krankenkassen zu ver-
einbarenden möglichst kurzfristig zu bemessenden Karenzzeit, 8. daß
dem ärztlichen Entgelt für die Behandlung der versicherungsfreien
Familienmitglieder deren Kopfzahl zugrunde gelegt werde.
Diesen in Form von Leitsätzen aufgestellten Forderungen schloß
sich die Kammer an. Sternberg.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Wie wir hören, ist der Rücktritt des Ministerial-
direktors Martin Kirchner von seinem Amte erfolgt infolge
des Betreibens der Salvarsangegner. Die ablehnende Haltung, welche
Kirchner gegenüber den Bemühungen der Gegner der Salvarsan-
behandlung eingenommen hat, ist die unmittelbare Veranlassung für
die jähe Beendigung der Beamtenlaufbahn und das Scheiden des hoch-
verdienten Mannes aus seiner erfolgreichen Tätigkeit geworden. Man
hat es anscheinend verstanden, den Berliner Zentralrat der Arbeiter-
und Soldatenräte in dieser Sache mobil zu machen und mit dessen
Hilfe-einen Druck auf den Minister auszuüben. Sollte diese Darstellung
zutreffen, so würde dieser „Instanzenweg“ auf die unverantwortliche
Mitarbeit fachmännisch nicht genügend oder fachmännisch einseitig
unterrichfeter Persönlichkeiten hinweisen,
Berlin. In den letzten Wochen sind Erkrankungen an
Fleekfieber in vermehrter Zahl festgestellt worden. Die Zahl der
Krankheitsfälle ist an sich nicht groß, aber gegenüber der Tatsache,
daß das Fleckfieber eine früher in Berlin unbekannte Krankheit war,
ist diese Feststellung beachtenswert und gibt zu Bedenken Anlaß. Die
Zunahme der Fleckfiebererkrankungen bedeutet zweifellos eine ernste
Gefährdung der. Bevölkerung, Die Ursache für diese bedauerliche Er-
seheinung ist nicht schwer. zu erfassen. Durch die Revolution und die
Unruhen der letzten Monate ist die öffentliche Ordnung und die ge-
sundheitspolizeilicbe Überwachung, die die Voraussetzung der Volks-
' hygiene bildet, gestört worden. Es ist bisher noch nicht gelungen,
die Störung zu beseitigen, und doch hätte gerade das ungezügelte
Zurückweichen der Truppen aus Rußland eine recht scharfe Hand-
habung des Überwachungsdienstes erfordert. An Mahnungen über die
Gefahren, die von seiten der Heimkehrer der heimischen Bevölkerung
droht, hat es nicht gefehlt. Es ist nicht zu leugnen, daß gerade in den
letzten Monaten, wahrscheinlich infolge des. wirtschaftlichen Verfalles,
den die Unruhen der letzten Monate für Berlin und andere betroffene
Städte gebracht hahen, die Verwahrlosung in der Bevölkerung zu- -
genommen hat. Es wird von verschiedenen Seiten berichtet, daß Ver-
Jausung und Verschmutzung bei. Kranken gerade in den letzten Wochen
häufiger beobachtet worden sind. Kleiderläuse, Kopfläuse, Filzläuse
mit ihren Spuren, den bekannten blauen Hautflecken, Hautekzeme und
Dermatitiden infolge von Schmutz und Ungeziefer sind bei Kindern
und Erwachsenen häufiger geworden, als wir es nicht nur in Friedens-,
sondern auch in den letzten Kriegsjahren gewöhnt gewesen waren. Da
nimmt es nicht wunder, daß die Läusekrankheit im eigentlichen Sinne,
das Fleckfieber, unter der Bevölkerung Boden gewonnen hat.
= Den Ärzten erwächst die Aufgabe, bei der Feststellung
fieberhafter Erkrankungen ohne ausgesprochene Örtliche
Organveränderungen vorsichtig und mißtrauisch in der Diagnosen-
stellung zu sein. Es ist das Gebot der Stunde für die Ärzte, in
unklaren fieberbaften Fällen mit der Möglichkeit
einer Fleckfiebererkrankung zu rechnen und die Über-
führung der verdächtigen Kranken in ein Krankenhaus nach Möglich-
keit zu erwirken, zum wenigsten aber dafür zu sorgen, daß eine
Blutprobe zur Anstellung der Weil-Felixschen Reaktion dem Unter-
suchungsamt zugestellt wird.
Die noch nicht erloschene Influenzaepidemie verleitet vielfach
den Arzt zu einer harmloseren Auffassung eines unklaren fieberhaften
Falles. Aber man vergesse nicht, daß ein verlauster Fleckfieberkranker
für seine Umgebung und nicht zum wenigsten auch für den ihn be-
handelnden Arzt eine schwere Gefahr bedeutet.
Bei den nach Deutschland zurückkehrenden Zivilgefangenen und
Rückwanderern hat es sich herausgestellt, daß die Grenzsanierungs-
anstalten versagt haben. Die Zivilgefangenen sollen daher einem
Sanierungslager bei Königsberg zugeführt werden, wo sie entlaust und
ae untersucht und der Schutzimpfung gegen Pocken unterzogen
werden. _— |
Wie das Reichsministerium des Innern mitteilt, hat der Verband
der Binnenschiffer beim Reichsgesundheitsamt darüber Klage geführt
daß die Wohnräume der auf den Binnenwasserstraßen verkehrenden
Dampfer und Kähne stark mit Ungeziefer, insbesondere
Gedruckt bei Julius Sittentehl, Berlin W8.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
‚Berlin NW6, Charite.
+. m |
30. März.
mit Wanzen und Läusen, behaftet seien, weswegen eine behördlich
Desinfektion dieser Fahrzeuge notwendig wäre.
Ergibt sich die Richtigkeit der Behauptung, So ist in Anbetracht
der gegenwärtigen Fleckfiebergefahr schleunige Abhilfe geboten. Sie
wird sich einerseits durch Belehrungen und Mahnungen, die an die
Bewohner der in Frage kommenden Räume zu richten sind, andererseits
durch behördliche Fürsorgemaßnahmen in dem Sinne erreichen lassen,
daß an den größeren Anlegeplätzen Desinfektoren sich an Bord der
Fahrzeuge begeben, Unterkunftsräume und Mannschaften besichtigen
und erforderlichenfalls mittels geeigneter Verfahren die Vertilgung der
Läuse und Wanzen vornehmen. Hierfür käme in erster Linie die
Einleitung schwefliger Säure in die zu entlausenden Räume unter Ver-
wendung von Bomben mit flüssiger schwefliger Sänre sowie das
Scheuern mit Kresolseifenlösung in Betracht, für die Entlausung von
Betten, Kleidern und Wäsche die Behandlung im Dampfdesinfektions-
apparat. Das Ausschwefeln der Räume darf nur nach Entfernung des
gesamten Personals geschehen, und dürfen die Räume nur nach voll-
kommener Lufterneuerung wieder betreten werden.
Nach gesicherten Beobachtungen nimmt die Morphinsuc ht
zu und beginnt sich der Cocainismus breitzumachen. Verschiedene
Regierungen der deutschen Freistaaten haben auf Grund eines Rund-
schreiben des Reichsministeriums des Innern die Ärzte hierauf aufmerk-
sam gemacht, darauf hingewiesen, daß die Apotheker verpflichtet sind,
auf das gewissenhafteste die Bestimmungen über die Abgabe stark
wirkender Arzneimittel einzuhalten und Morphin oder Cocain enthaltende
Zubereitungen (auch Spezialitäten wie Trivalin, Eumecon usw.)
nur auf jedesmaliges ärztliches Rezept abzugeben, und den Ärztekammer
und ärztlichen Standesvereinen nahegele,t, die Ärzte zur pflichtmäßigen
Mitarbeit zur Bekämpfung dieser Giftseuchen und zur Verhütung der
Entstehung neuer Fälle heranzuziehen (Sachsen, Württemberg, Hessen,
Mecklenburg-Schwerin).
Inv.Tappeiners Lehrbuch der Arzneimittellehre. 12. Aufl,
1918, finden sich folgende bemerkens- und beherzigenswerte Ratschläge
des Praktikers: „Die rasch eintretende Morphingewöhnung und die
Morphinsucht machen es dem Arzt zur strengen Pflicht,
Morphin nur in dringenden Fällen anzuwenden, nieht zu
lange fortzusetzen und namentlich die subeutane Appli-
kation niemals dem Kranken oder seiner Wartung
zu überlassen.“ Gerade auf die Eindämmung des Mißstandes, der
Krankenschwester oder den Angehörigen die Morpbiuspritze einzuhän-
An ia die Erlasse der Freistaxten ein besonderes Augenmerk
gerichtet. Zur non
Die von der Reichsregierung eingesetzte Sozialisierungskommission
hat einen umfangreichen Gesetzentwurf zur Kommunalisierung VOR wirt
schaftlichen Betrieben aufgestellt. Die Kommission hat für dieApotheken
nicht den Weg der Verstaatlichung, sondern den Weg der Versta dt-
lichung vorgeschlagen. Sie gibt den Gemeinden das Recht, von
dieser Kommunalisierung Gebrauch zu machen. Die verstadtlichten
Apotheken werden durch beamtete Verwalter geleitet. Der
Apothekerstand würde damit aus dem Kreise der freien selbständigen
ag ausscheiden und in der kommunalen Beamtenschaft
aufgehen. EOS
Für die Angehörigen von taubstummen, ertaubten, schwerhörigen
oder sprachgestörten Kindern im vorschulpflichtigen Alter hält mi
Genehmigung der Schuldeputation der Direktor der Taubstummenschule
und Inspizient der Berliner Schulen für Schwerhörige, Herr Schoreh,
in seinem Amtszimmer, Markusstraße 49, jeden Freitag von 11 bis 1 Uhr
eine pädagogische Sprechstunde ab. |
Die Sanitätsoffiziere Berlins und Umgebung haben den Beschluß
gefaßt, den Zusammenschluß sämtlicher Sanitäts-
offiz iere Deutschlands in einem „Bund deutscher Sanitäts-
offiziere“ (aktiver und ehemaliger aktiver) des Landheeres, der Marima
und der Schutztruppen zur Wahrung ibrer standesberuflichen UB
wirtschaftlichen Interessen herbeizuführen.
Der Bund wird den Anschluß suchen an die Verbände, deren
Standes- und berufliche Interessen denen der Sanitätsoffiziere gleich-
gerichtet sind.
Vorläufiger Geschäftsfübrer ist Stabsarzt Dr. Aum ann,
u Freiburg i. B. Zur Begründung einer Bäumle r-Jubi-
läumssti ft ung hat sich ein Assai gebildet. Es gilt die
Ehrung Christian Bäumlers, der am 13. Mai 1916 das 80. Lebens-
jahr vollendet hatte, durch eine „Bäumler-Spende“.
A Hochschulnachrichten. Berlin: Prof. Dr. Arndt,
bisher Direktor der Hautklinik an der ehemaligen Universität StraßbugB;
ist als Nachfolger des verstorbenen Geheimrats Lesser berufen worden.
— Breslau: Priv.Doz. Dr. med. Joseph Severin, zuletzt Ober
arzt der Medizinischen Universitätsklinik, ist zum Primärarzt an der
Inneren Abteilung des hiesigen St. Geo nhauses gewählt worden.
— Heidelberg: Die Privatdozenten Dr. Gruhle (Psychiatrieh
Dr. Beck (Laryngologie) und Dr. Lust (Kinderheilkunde) haben de
Professortitel erhalten.
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Wochenschrift für praktische Ärzte _
| a | T | E Vase son | I ee.
-i un. Urban & Schwarzenberg | |
redigiert von ©
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Bran
denburg |
Berlin >` ' ,
Inhalt: Originalarbeiten: O. Vulpius, Die Skoliose. E. Rie cke.. Schwere Erscheinungen nach Silbersalvarsan. in einem Falle florider
Syphilis (mit 1 Kurve). Umfrage über Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern. Antworten von W..His,
H.Curschmann, Westphal, Specht, O. Müller, E. Meyer, Sommer, P. Schuster. — E. Klauber, Der Magnet in seiner
‚Verwendung zur Erkennung und Entfernung intraokularer Eisensplitter. P. Konitzer, Die Bedeutung der Ausflockungsmethoden: nach
Meinicke -und Sachs-Georgi für -die Serodiagnostik der. Syphilis. — Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege: C. Bachem,
Sedativa. — Reieratenteil: Strauß, Strahlentherapie (Schluß). — Aus den neuesten Zeitschriften: — Therapeutische Notizen. — Bücher-
besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Frankfurt a. M. Kiel. München. — Rundschau: Lorenz, Zur Reform. des Medizin-
s nS ~. > ` studiums. Paraffinum liquidum. — Tagesgeschichtliche ‚Notizen. ES aa
Á Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortginalbeiträge vor.
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Die . olio en). : | standen gegen den Vorwurf daß sie die zunehmende Skoliosierung
: > Se ) í unserer Jugend verschulde: Umfangreiche Untersuchungen haben
Von de cn Far
Prof. Dr. Oskar Vulpius, Heidelberg.
Mehr als ein halbes Jahrhundert liegt die Zeit zurück, da
die Skoliosenbehandlung den Kern der Orthopädie, und mehr. noch
als dies, unbestritten darstellte. Dann kamen die großen Neue-
rungen auf verschiedenen Gebieten unseres Faches, welche Arbeits-
' kraft und -zeit voll in Anspruch nahmen, die Bemühungen aber
_ auch mit prompten Erfolgen 'belohnten. Vor. allem war es der
ungewohnt schnelle Verlauf der neuen orthopädischen Kuren, das
bald greif- und sichtbare Resultat, wodurch das Vertrauen zur
-modernen Orthopädie -in immer weiteren Kreisen wuchs. Und so
‚Ist es durchaus begreiflich, daß solche Gebrechen zunächst einmal
<: an Interesse einbüßten, bei denen nicht der rasche Eingriff des
‘orthopädischen Chirurgen, sondern die geduldige Ausdauer des
Orthopäden im alten Sinne den Ausschlag gibt. Speziell die
‚mitgebracht wurden, erwachsen offenbar auf der Grundlage der
‚ Rachitis. Besonders lehrreich ist in dieser Hinsicht die Mitteilung
eines Arztes in Neu-Seeland gewesen: „Schwere Rücken-
verkrümmungen sind dort ebenso unbekannt wie die - Schul-
hygiene, und’ äußerst selten ist die Rachitis.“ Í
Immerhin darf nicht übersehen, werden, daß die Sitzarbeit,
~ schädigend auf die Wirbelsäule einwirken kann. Schule wie Familie
müssen mit dieser Möglichkeit rechnen: Die Schule, indem sie-
'außer der allgemeinen Hygiene in Einrichtung und Betrieb des
Unterrichts Sonderklassen für Rückenschwache schafft, in welchen
die Gestaltung des Unterrichts durch die Rücksicht auf die körper-
liche Veranlagung ausschlaggebend beeinflußt wird —, die Familie,
indem sie über der Pflege aller möglichen Künste die Ausbildung
des schönsten Kunstwerks, . des gesunden Körpers, nicht vergißt.
| - Mit’ der Schulzeit ist die Gefahr der Skoliosierung: keineswegs
».Skoliosenbehandlung hatte darunter zu leiden, deren Mühseligkeit | vorüber. Wir sehen vielmehr gerade: jetzt erschreckend rasch sich
. man mit orthopädischer Therapie überhaupt zu identifizieren und | verschlimmernde Skoliosen. Häufiger, aber‘ durchaus nicht aus-
schließlich beim weiblichen Geschlechte, machen sich so die sehädi-
‚deren Erfolge man als so unerfreulich einzuschätzen gewohnt war, hen sich |
‚daß der Orthopädie im ganzen der. Fluch der Langweiligkeit und. | genden Einflüsse ungewohnter schwerer körperlicher Arbeit geltend,
Und wo die Ausschaltung derselben aus sozialen Gründen unmög-
lich ist, steht der Arzt.in der Tat oft verzweifelnd. einem Unglücke
gegenüber, das er erkennen, beklagen, aber nicht abwenden kann,
, Unfruchtbarkeit zugleich hemmend anhaftete.. So ‚verschwanden
Wenn Hausarzt. ung Schularzt,; von. gleichem Verständnisse beseelt,
‘ ‚Mit ihren Leitern die einst berühmten orthopädischen Anstalten,
‚welche sich in der Skoliosenbehandlung ihre wesentliche oder aus-
Schließliche Aufgabe- gesteckt hatten, eine nach der anderen, In- |
dessen, das Problem der Skoliosenheilung ist, da es. sich ja um ! ihre Pflicht tun, so haben sie zwar nicht die unerreichbare Gewiß-
‚eine Volkskrankheit handelt, so ungemein wichtig, daß es nicht | heit, alle Fährlichkeiten beseitigt zu. haben, aber’doch die innere
auf die Dauer im Hintergrunde versinken kann. An seiner Lösung | Genugtuung, auf die Erziehung eines jungen, leistungsfähigen Ge-
Sind nicht nur die ärztlichen oder gar nùr die spezialistisch-ortho- | schlechts nach Kräften segensreich Hingewirkt zu haben, eine Ver-
‚.Pädischen Kreise interessiert, sondern die Gesamtheit., So sehen | pflichtung, die in unseren Tagen geräde nicht ernst genug‘ :zu
p+ , . wir, daß im letztvergangenen Jahrzehnt namentlich neue An- = | | | |
fegungen auftauchten, welche auch die Öffentlichkeit beschäftigten |
7 und hinsichtlich der Therapie wie der Prophylaxe Förderung brachten.
í Der praktis |
zu stellen, er muß. die Ratschläge, die zu diesem Zweck in oft
_ wiederholten Darstellungen gegeben wurden, kennen und befolgen.
mit dem ebenso billigen wie bedenklichen Troste des. „Sich-
‘verwachsens“ der Spontanheilung. Selbst die Verschärfung der
prophylaktischen Maßnahmen, eine doppelt genaue Kontrolle
genügen. jetzt nichtmehr, die Therapie muß vielmehr. frühzeitig
die Prophylaxe und die Frühdiagnose. des Leidens, für
se me der Hausarzt in erster .Linie die: Verantwortung trägt.
Ä Hoppelte Vorsicht ist für ihn vom ersten Lebensjahre seines Schutz-
l p ohlenen an geboten, wenn hereditäre Belastung oder eine- Er-
| ‚ „Tankung des Kindes. vorliegt, welche Knochen ‘und Muskulatur
‚schwächt. Sie darf nicht nachlassen, sobald die Schulperiode be-
ren Es muß anerkannt werden, daß die Schule vielerorts in
etzter Zeit bestrebt war, der körperlichen Entwicklung ihrer
penge vermehrte Fürsorge zuzuwenden und sich dabei ärzt-
ders Ratens und Helfens zu. versichern. Im Schularzt ist dann
SST Schule geradezu ein sachverständiger Entlastungszeuge er-
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Hause, das letzte dem Bandagisten zu überlassen, bedeutet eben-
sowenig eine ärztliche Leistung: wie die oben angeführte Trost-
spende.. Die richtige Ausübung der nicht ganz leichten. Rücken-
massage erfordert Kenntnisse und Übung, welche selbst unsere
| | | | w jungen Ärzte sich leider nicht, durchweg aneignen. Und das
„Anm. der Schriftleitung : Siehe die Beiträge in Nr. 5, 8 und 11 | gleiche gilt für die Gymnastik. Es' kommt hinzu, daß es den
| n 3 Angehörigen oft auch an Geduld und Konsequenz, namentlich
dieser Wochenschrift,
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ergeben, daß gerade die schweren Skoliosen bereits in: die Schule
nehmen ist. `. u i
che Arzt muß imstande sein, die Frühdiagnose ’
a Nicht zu bestreiten ist die große Schwierigkeit, vorgeschrittene
sen erfolgreich zu behandeln. Um so wichtiger sind darum | Und er darf unter keinen Umständen die. beginnende
: Skoliose leicht nehmen, sich und die, Angehörigen. berubigen _
. einsetzen. „Rückenmassage, Turnübungen, Korsett“ —, diese. her-.
ebrachte Trias zu verordnen und die beiden ersten Dinge dem `
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898 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
aber an Autorität fehlt: Die etwa vorgeschriebenen Manipulationen
und Übungen werden unregelmäßig, lässig, fehlerhaft ausgeführt
und sind darum wertlos oder schädlich zu einer Zeit, die. gerade
die wichtigste ist für die gründliche Ausrottung des Übels.
Es ist also notwendig, jetzt schon dem Facharzt den Patienten
und damit die Verantwortung zu übergeben.
Man hat in jüngster Zeit sehr energisch Front gemacht gegen
Versuche, welche die-Schule unternahm, um die Skoliosen „in
eigener Regie“ zu behandeln. Der Protest ist durchaus berechtigt,
insoweit beabsichtigt war, Turnlehrer mit dieser Aufgabe zu be-
trauen, für welche sie zwar Interesse, aber keine Spezialkenntnisse
besaßen, und als ihrem Vorgesetzten, dem Schularzt die Ober-
aufsicht zu übertragen. Es ist selbstverständlich, daß hierfür nur
der Facharzt der Berufene ist. Wo aber dieser berufen wird, da
scheint mir diese Lösung der Behandlung Rückenschwacher und
initialer Skoliosen im Rahmen der Schule durchaus annehmbar
und eine begrüßenswerte Vervollständigung des Strebens nach
Sonderklassen zu sein. Nur auf diesem Wege können die Wohl-
taten frühzeitiger, energisch und lange fortgesetzter Behandlung
dem großen Kreis Unbemittelter zugänglich gemacht werden. Leiter
solcher Volksschulturnkurse ist also der Orthopäde, dem es seiner-
seits obliegt, das geeignete Hiltspersonal auszuwählen, auszubilden
und zu überwachen. Viele der männlichen wie weiblichen „wilden“
Masseure und Heilgymnasten können und wollen gewiß lieber auf
diese Weise eine ıhnen zukommende Betätigung finden, statt auf
eigene Faust und ohne Kontrolle arbeitend eine unerträgliche und
zu bekämptende Zwitterstellung zwischen Kurpfuscher und Arzt
_ einzunehmen.
Ganz anders liegt die Sache, wenn es sich um eine ernst-
liche, in Entwicklung begriffene Skoliose handelt, welche bereits eine
mehr oder weniger fixierte Deformität darstellt. Hier kann
nur die Anstaltsbehandlung einen Erfolg herbeiführen, zu dessen
Erzielung und Festhaltung die Familie ihrerseits unterstützend bei-
tragen kann und muß. Wird die Einwilligung zur Anstaltsbehand-
lung seitens des Arztes gefordert, so muß der Orthopäde zunächst
die Frage beantworten, ob in der Anstalt Erfolge erreichbar sind,
welche das in mehr als einer Hinsicht nieht unbedeutende Opfer
rechtfertigen.
Der Zweifel an der Leistungsfähigkeit der Skoliosentherapie
ist nie verstummt, er findet gelegentlich Nahrung sogar durch
Äußerungen von spezialistischer Seite. Solchem Pessimismus mit
aller Bestimmtheit entgegenzutreten ist Pflicht, wenn man wie ich
die Überzeugung in der Praxis gewonnen hat, daß entmutigende
Resultate ihrer wahren Grund in Mängeln der Behandlung haben.
Wer nur nebenbei Skoliosen behandelt, weil das nun einmal zur
Orthopädie gehört, oder wer glaubt, gleichzeitig mit den dring-
lichen Aufgaben der allgemeinen Chirurgie die Skoliosentherapie
durchführen zu können, der befindet sich in einem Irrtum, welcher
Enttäuschung auf allen Seiten nach sich ziehen muß.
Solche Enttäuschung habe auch ich erlebt, solange ich
mich im Beginn meiner orthopädischen Praxis auf anıbulante
Skoliosenbehandlung beschränken mußte. “Erfreuliche Erfolge auch
bei ernsten Fällen stellten sich erst ein, als die stationäre, in der
Klinik durchgeführte Behandlung das Einhalten eines vollkommenen
‚Kurplans gestattete, welcher den ganzen Tag, ja auch. die Nacht-
stunden umfaßt. So paradox es klingt, es hat sich immer wieder
bewahrheitet, daß die am Orte wohnenden Kinder trotz der gün-
stigen Möglichkeit länger dauernder Benutzung der orthopädischen
Anstalt geringere Aussicht auf Erfolg haben als auswärtige, die
klinische Patienten werden. Die mancherlei Abhaltungen, welche
den „Stadtkindern“ in der Familie, in der Gesellschaft entstehen,
der Schulbesuch, zu dessen Unterbrechung sich Einheimische viel
schwerer entschließen — all dies zieht Unterbrechung und Be-
einträchtigung der Kur nach sich. l
Die Aufgaben, welche der Anstaltsbehandlung
der Skoliose erwachsen, beziehen sich einmal auf die ört-
lichen Symptome der Deformität, ferner aber und nicht erst in
zweiter Linie auf die allgemeinen Ursachen, welche dem Leiden
zugrunde liegen. Eine Kräftigung des ganzen Organismus,
Hebung des Ernährungszustandes, Stärkung der Knochen und
Muskeln des Körpers werden sich örtlich bemerkbar machen, in-
dem die richtige Vereinigung dieser Momente mit Schonung und
Verhütung von Überanstrengung den skoliosierenden Prozeß zum
Stillstande bringt. |
Die Verkrümmung selber muß mittels Redressements ganz
ebenso bekämpft werden wie jede andere fixierte Deformität. Auf
die technischen Einzelheiten einer solchen Kur soll hier nicht ein-
6. April.
gegangen werden. Nur einige Methoden dieses Redressements,
welche in letzter Zeit in den Vordergrund getreten sind, verlangen
eine mehr prinzipielle als praktische Erörterung.
Ich beginne mit der Kriechtherapie, die seinerzeit von
Klapp erdacht und entwickelt, dann insbesondere von Laien auf-
gegriffen und reklamehaft ausgebeutet worden ist.
Klapp ging bekanntlich von der allerdings nicht ausnahms-
los richtigen Beobachtung aus, daß Vierfüßer von Skoliose ver-
schont bleiben. Er bezog diese Immunität auf die fortwährenden
Umkrümmungen der Wirbelsäule, welche während „der Fortbewe-
gung zustande kommen. So kam er zur prophylaktischen und
therapeutischen Verwertung des Vierfüßerganges für die kindliche
Wirbelsäule. Das anfänglich vorteilhaft einfache, weiterhin aber
durch Modifikationen komplizierte Verfahren hat alsbald eine recht
herbe Kritik von orthopädischer Seite erfahren. Mein eigenes Ur-
teil, auf mehrjähriger konsequenter Erprobung beruhend, geht da-
hin, daß diese entschieden originelle Art des Selbstredressements
zur Kräftigung des freibeweglichen Rückens gewiß beitragen
kann, daß aber seine mobilisierende Einwirkung auf fixierte Sko-
liosen zu gering ist, um andere uns geläufige Verfahren ersetzen
oder gar verdrängen zu können. Wegen der erstgenannten Wir-
kung habe ich das Kriechen regelmäßig angewendet und werde -
es beibehalten.
Eine Mobilisierung der fixierten Wirbelsäule durch aktives `
Redressement halte ich überhaupt für unmöglich, wir müssen uns
also auf die manuell oder maschinell zu entwickelnde Einwirkung
äußerer korrigierender Kräfte verlassen. f
i Alle Skoliosenapparate, welche zu diesem Zwecke konstruiert
wurden, sollen die verkrümmte Wirbelsäule mehr oder weniger
energisch geraderichten, indem sie entweder an den Fußpunkten
des Krümmungsbogens einen Zug oder auf seine Scheitelhöhe
einen Druck ausüben oder indem sie beide Momente gleichzeitig
geltend machen, wohl auch unter Hinzufügung einer detorquieren-
den Kraft,
Es lag nahe, an die Stelle dieser langsam, milde und immer
wiederholt eingesetzten Kräfte ein gewaltsames Vorgehen treten
zu lassen — die glänzenden Erfolge des foreierten beziehungs-
weise des modellierenden Redressements anderer Deformitäten for-
derten zu solchen Versuchen geradezu heraus. Hatte doch spe-
ziell Calots überkühnes Anfassen der entzündlich deformierten
Wirbelsäule die Scheu vor ihrer Brüskierung schwinden lassen.
Kein Zweifel, daß es nach geeigneter mobilisierender Vor-
behandlung gelingt, die skoliotische Wirbelsäule gewaltsam ZU
strecken und wohl auch teilweise zu detorquieren, einerlei ob WI
hierzu die vertikale Suspension oder die Horizontallagerung 1
Kyphose nach Abbott verwenden. Allein nachdem dies er-
reicht ist, stehen wir erst vor größeren Schwierigkeiten und Be-
denken. Technisch schwierig ist die Festhaltung der erzielten
Korrektur in einem Gipsverbande, der monatelang wirksam fixieren
soll, ohne Decubitus zu erzeugen. Und noch schwieriger wird die
Technik durch das Verlangen gestaltet, innerhalb des mehrfae
gefensterten Verbandes einen dauernden, langsam gesteigerten
Korrektionsdruck auf einzelne Gegenden der hinteren und vorderen
Thoraxfläche auszuüben, andere Partien vom Drucke zu entlasten
behufs freier Entfaltung. Bedenken aber entstehen, ob die unvèr
meidlich scheinende Beeinträchtigung innerer Organe währen
der langen Fixationsperiode gleichgültig hingenommen erden
darf, zumal da es sich bei den für ein gewaltsames Redressemen
in Betracht kommenden Fällen häufig um schwächliche, schlecht
genährte, wenig widerstandsfähige Patienten handelt. Eine sorg-
fältige Auswahl ist gewiß dringend geboten, und zwar nicht nur
von dem obenerwähnten Gesichtspunkt aus. Es muß vor Begian
der Kur erwogen werden, ob Zeit, guter Wille und Geld in 86°
nügenden Mengen zur Verfügung stehen, um den durchaus er-
reichbaren Augenblickserfolg in einen dauernden Besitz für den
Kranken : umzuwandeln. Nachdem der Gipsverband eine ganz
Reihe von Monaten gelegen hat, tritt an seine Stelle eine lang-
wierige und peinlich sorgfältige Nachbehandlung. Zu einer solchen
gehört eine ausgiebige Liegekur, regelmäßige Massage, eine strehe
individualisierende Gymnastik und schließlich ein besonders 65
gearbeitetes Stützkorsett. Wo die Möglichkeit einer solchen Nach-
behandlung auch nur in Frage gestellt erscheint, ist das Redresse-
ment durchaus kontraindiziert, da es allein angewendet unzw® e
haft allgemeine und örtliche Schädigung, nachträgliche V ersehlimmm i
rung der Skoliose zur Folge haben müßte. Wo aber andere puo
sichten als die auf Besserung der Verkrümmung nicht zu nehme”
sind, da erblicke ich in dem Gipsverband allerdings eine wesen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 329
A p k p
Redresenak p liche Bereicherung unserer Kampfmittel gegen schwerere Skoliosen | salvarsan außer den angioneurötischen Störungen nur zwei bis drei _
1 sind, verlange | jugendlicher, im übrigen gesunder Patienten. Ich werde nach | Ikterusfälle vorgekommen seien. Dieser Autor!) ist der Meinung,
| | daß man durch die Verwendung verhältnismäßig kleiner, aber eben
dem Kriege zu dem Verfahren. unbedingt zurückkehren. |
ausreichender Dosen‘ „sich "außerhalb der Gefahren- wie der
seinerzeit m Ich habe eben als -einen wichtigen Bestandteil der Nach-
e von Laimas | behandlung das orthopädische Stützkorsett angeführt und damit | Schädigungszone bewegt“. Man ar u, EL
die viel umstrittene Frage nach Wert und Berechtigung desselben | Über unsere Gesamterfahrungen mit Silbersalvarsan soll
nicht ansians berührt. Lange Zeit hindurch trat meiner in. wiederholten Ver- | andernorts berichtet werden; den Anlaß ‘dieser Mitteilung bildet
n Skoline ve öffentlichungen begründeten Empfehlung ein heftiger, ja leiden- | die folgende Beobachtung. E S
> fortwährenia schaftlicher Widerspruch entgegen. Er ist allmählich völlig ver- Krankengeschichte. N. N., 41 Jahre, männlich. Ana-
„der Portem F stummt: Heute verwenden wohl weitaus die meisten Orthopäden | mnese: Außer Kinderkrankheiten sind keine belangvollen Krank-
laktischen w | den Stützapparat, der für die gleichgültig wie mobilisierte skolio- | heiten bisher vorgekommen. Patient infizierte sich Mitte September;
ir die kindi tische Wirbelsäule einfach unentbehrlich ist, Die Wirksamkeit | bemerkte die ersten, Erscheinungen am Glied am 23. Oktober ; es sollen
weiterhin de $ desselben wird verbürgt, weil das bekannte Prinzio des Modelj. | Qamals keine Spirochäten gefunden sein. Unter Höllensteinätzung sei
ald eine mh ~ ; er mit besonderer Schärfe ` Geltun p bracht Wird. Heilung erfolgt. Seit 20. November entwickelte sich ein Ausschlag,
jald | ‚ apparats hier mit besonderer Schär e zur Geltung gebracht wird. Drüsenschwellung seit. Mitte Oktober. Keinerlei Behandlung daraufhin
in eigens È Daß wir hier wie bei jedem. Träger eines orthopädischen Apparats, | bis jetzt. = up u, Wa | re
hend, gléb ~- ja noch in gesteigertem - Maße“ darauf bedacht sein müssen, die | Befund am 26. November. ` Etwas blasser Mann in mäßigem
edesem? > schädlichen Nebenwirkungen des Stützkorsetts zu .paralysieren, | Ernährungszustand. An den inneren Organen, besonders seitens der
vib ar “ bedarf kaum der Erwähnung. D 3 Aa nn u Ba SE NA ur A un, i ne. |
i un ; on i | ai: im Gesicht besteht ein mäßig reichliches Exanthem. das sich zusammen-
ee ee Eo ns a nn nn... setzt aus kleinfingernagelgroßen, rundlichen, blaßroten Flecken und an
nannten DR kemas dan erg R K E ane ] d hi Zahl überwiegenden, etwa linsengroßen oder. wenig. größeren kupfer-
1 1S, dan ‚In einer orthopädischen Anstalt und hier | roten flachen Knötchen, welche teils glatt an der Orerfläche, teils leicht
$ udn nur mit erheblichem ‚Zeitaufwand erledigt werden kann. Die Stö- schuppend sind; auf Druck hinterbleibt eiu bräunlichgelbes Infiltrat:
Ä ~ rung, welche der längere Aufenthalt in einer solchen hinsichtlich | Es besteht allgemeine indolente Drüsenschwellung, namentlich stark in
Ju d? der geistigen Ausbildung mit sich bringen würde, muß ausgeglichen | den Leistenbeugen. ‚Am Genitale ist in der Bändchengegend eine
müssen 1’ werden. Während initiale Formen, wie wir gesehen haben, am | daumennagelgroße, bräunlichrote, ziemlich scharf abgesetzte, kaum noch
Li `> besten Sonderschulklassen besuchen und gleichzeitig am orthopä- nee Stelle bemerkbar. Sichtbare Schleimhäute ohne
dischen Schulturnen teilnehmen, müssen umgekehrt schwerere 27. November. Blutentnahme zu Wassermann. Resultat: +-+.
Diagnose: Syphilis florid.: Maculo-papulöses
Syphilid, Rest des Initialaffektes, Scleradenitis
multiplex. l N
smiði Fälle in einer Spezialklinik Aufnahme finden,
def; _ welche gleichzeitig die Möglichkeit geistiger
| Förderung bietet. Die orthopädische Anstalt früherer
Puppua ;- | u | . ne
sr - Zeiten muß in modernisierter Gestalt wieder auferstehen, sie , 27. November, 1 Uhr mittags: Intravenöse Injektion von 0,2 Silber-
gide. _ muß imstande sein, für skoliotische Mädchen höherer Stände | salvarsan, gelöst in 20g sterilem Aq. destill. Drei Stunden p. i.?)
og | die übliche „Pensionatszeit“ nach Möglichkeit zu ersetzen. Der lebhatter Schüttelfrost, Mattigkeit. Abends 58.5 °. Die Nacht verlief
~. p >, Ohnehin vielseitige ' Betrieb dcer- orthopädischen Heilaustalt wird ee 28. November morgens kein Fieber Di Allgemeinbefinden
wie! . durch diese Forderung, mit deren Verwirklichung ich schon vor M k D But N u ne n Kör Be ir deut-
hen #8 | dem Kriege begonnen habe und die mir weiterhin am Herzen liegen ee Flecken. a. ko a AR a M O Dre ee re
; -pikak En MENY z | l ückgebildet. 3 Uhr nachmittags: zweite intra-
gaiei wird, weiter kompliziert. Das. darf uns nicht abschrecken, auf | yenöse Injektion von 0.2 Silbersalvarsan, gelöst in 20 g. sterilem
täten E _ dem als richtig erkannten Wege weiterzuschreiten, wenn wir den | Ag. destill. Keinerlei Nebenerscheinungen p. i. 7. Dezember 2 Uhr
in! rauhen Ackerboden der Skoliosentherapie fruchtbarer machen nachmittags: dritte intravenöse. Injektion von 0,2 g Silbersalvarsan,
Ma ‚wollen. Der Erfolg wird die Mühe lohnen! . | gelöst wie bei der ersten und zweiten. | =
| ~ Leichte .Benommenheit und Kopfdruck p. i. Abends 372°.
i i 14. Dezember Exanthem meist nur noch aus bräunlichen und einigen
braunroten Flecken bestehend. : 2 Uhr nachmittags: vierte intravenöse .
Injektion von 0,2 g Silbersalvarsan, gelöst in 20 cem sterilisierten
destillierten Wassers. 20. Dezember: Nach der vierten Einspritzung
hat mehrere Tage lang Eingenommenheit des Kopfes und das Gefühl
allgemeiner Abgeschlagenheit bestanden. Kein Fieber und kein Schüttel-
frost. Exanthem völlig rückgebildet, nur noch braune Pigmentflecke.
| 2 Uhr nachmittags: fünfte intravenöse Injektion von 0,15 g Silber-
' | salvarsan, gelöst wie immer. Keinerlei Nebenerscheinungen p. i.
28. Dezember Allgemeinbefinden gut. 2 Uhr nachmittags: sechste intra-
|; venöse Injektion von 0,15 g Silbersalvarsan, gelöst wie immer. En:
7. Januar. Keine‘ Erscheinungen von Syphilis mehr. Wasser- -`
mannsche Reaktion negativ. 2 Uhr nachmittags siebente intravenöse
Injektion von 0,2 g Silbersalvarsan, gelöst wie immer. Es besteht ein
Aus der Dermatologischen Universitäts-Poliklinik in ‚Göttingen.
Schwere Erscheinungen nach Silbersalvarsan
in einem Falle florider Syphilis.
Fan, Von e
Prof. Dr. Erhard Riecke. i
l Angesichts der hoffnungsreichen und ausgedehnten Anwendung
des neuen von Kolle angegebenen Arsenobenzols, in welches ein
Sübersalz, und zwar das Silberfluorid eingeführt ist, des Silber-
EETAS
er) | | |
er Salvarsannatriums — -schlechthin als Silber salvar san be- | Jeichtes diffuses Erythem im-Gesicht seit einigen Tagen, lokalisiert an
ne , zeichnet, dürfte die nachfolgende Mitteilung einiges Interesse | Stirn, Wangen, Nase. Auf Druck verschwindet die Rötung, die Ober-
je! erwecken. Das Präparat ist nach ¿Kolle „ein durch das | fläche völlig glatt; keinerlei Infiltration oder Oberflächenexsudation vor-
m Silber, das chemisch als Katalysator des Arsenobenzolmoleküls | handen. Ben ee de ran ar he
A und biologisch als Verstärkun gsmittel der specifischen Wirkung | 16. Januar. Patient ist beitlägerig und macht einen kranken
j des Arsens auf Spirochäten aufzufassen ist vervollkommnetes. Eindruck. Er klagt jedoch: über keinerlei Beschwerden außer über
. ‚Altsalvarsan“ D en en des: Mittels besteht in relativ ge- Hautjucken und -brennen. . Sensorium vollkommen üngestört. Die
riigem Arseno en MN a 5--Silbarsalvar. Haut des Gesichtes ist diffus stark geschwollen, gerötet, stark nässend
É ; sem Arsengehalt der Dosis curativa — in 02 ersaivar- | und stellenweise mit bräunlichen Krustenmassen bedeckt, auch auf den
ø, \ „U ist der Arsengehalt nicht größer als in 0,175 Altsalvarsan —, | Hals greift der Prozeß über. Ebenso zeigen die Handrücken akut ent-
2 N einem äußerst günstigen chemotherapeutischen. Index, dem- | zündliche Rötung, Bläschenbildung und bier und da.Krustenauflagerung. .
yi entsprechend in einer stark gesteigerten. spirilloziden Wirksamkeit, | Es wird strenge Bettruhe verordnet und oft zu wechselnde Umschläge mit
J! We dem Silber mit beigemessen werden muß, in neutraler INS, an u ent on Se P
| eaktion. lei SR = r. | san) und in | .: m 23. Januar wird der Kranke in einem äußerst schweren Krank-
i mäßiger ee (gegen ren . heitszustande angetroffen. Keine psychische noch ‚Bewußiseinsstörung.
; noch immer i 5 UgKEI. W -parat anhaftet | Fieber 40°. Keinerlei Zeichen einer inneren Organstörung. ', Die Ge-
im unerwünschten Maße dem Präparat anhaftet. sichtshaut ist kaum noch ‚irgendwo sichtbar, sondern überall dick be-
| legt mit. mächtigen braunen bis schwärzlichen Krustenmassen und `
- -~w
bi Die Autoren, die über ihre Erfahrungen mit Silbersalvarsan
ner berichteten (Galewsky, Müller, Selley, Gennerich,
abry, Weichbrodt, Kreibich, Delbanco, Hahn und Andere)
m sen nur Gutes von dem Präparat zu berichten in bezug auf Wir-
o o ng und Ausbleiben von Nebenerscheinungen. Naeh Kolle sind von
| Sn mgfügig en Nebenwirkungen nur Blutandrang zum Kopf, kurze
| ee vorkommende Exantheme,: Spirochätenfieber beobachtet;
ehe < persönlichen Mitteilung von Herrn Geh.-Rat Kolle ent-
° ich, daß unter- annähernd 30000: Injektionen mit -Silber-.
N
Schüppenkrusten, dazwischen stellenweise nässende und eiterbedeckte
Stellen. Die Augen können infolge Lidödems nicht geöffget werden;
starke Conjunctivitis, eitrige Sekretion aus den Conjunctivalsäcken.
Corneae intakt. Namentlich an den Wangen, den Ohren und.in der
13) W. Kolle, Experimentelle Studien zu "Ehrlichs Salvarsan-
therapie, Spirochätenkrankheiten und über neue Salvarsanpräparate.
D. m. W. 1918, Nr.43 u. 44. (Sonderdr.)
9.p. i, = post injectionem.
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330
‚1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
6. April.
Unterkiefergegend ist eine mächtige Krustenauflagerung vorhanden,
unter der zersetztes Sekret in reichlicher Menge stagniert und einen
üblen Foetor verursacht. Die Rötung und Schwellung bat nunmehr
die gesamte Körperdecke ergriffen, sodaß keine Hautstelle vom Scheitel
bis zur Sohle normales Aussehen mehr zeigt. An den Handgelenken,
den Ellbogengelenken, den Schultergelenken, den Kniegelenken und
Fußgelenken mächtige schwärzliche vielfach verrucöse Schuppenkrusten-
und Krustenauflagerungen; die Haut reißt an diesen Stellen leicht ein
und es kommt zur Bildung schmerzhafter Rhagaden. Es wird schleu-
nigste Aufnahme in die Klinik angeordnet, 2
24. Januar. - Häufige Frostschauer, schwere Prostration. Be-
schleunigte Atmung und Herztätigkeit. Temperatur 39,5°. Hautbefund
unverändert. Therapie: Heiße Abseifungen. Verbände mit 3 %iger
Salicylsalbe. Reizlose Diät. Da der Kranke in den letzten Tagen
Flüssigkeitszufuhr auf ein Minimum beschränkt hatte, wird reichliche
Aufnahme von Tee, verdünntem Wein, Milch angeordnet.
25. Januar. Allgemeinbefinden ein wenig gebessert. Temperatur
38,1%. Urin dunkel, aber eiweiß- und zuckerfrei. Die Stimme ist stark
belegt, oft aphonisch. Die Haut universell gerötet und geschwollen,
noch reichlich mit lamellösen Schuppen bedeckt, die zu erweichen be-
ginnen; an den vorderen und hinteren Achselfalten, an den Ellbogen-
und Hand-, Knie- und Fußgelenken mächtige, vielfach papillär zer-
klüftete, schwarzbraune Auflagerungen. An manchen Stellen, z. B. am
Halse und am Genitale, näßt die Haut. Die Krustenmassen im behaarten
Teile des Gesichts, an den Ohren und am Kinn sind abends infolge
der erweichenden Salbenverbände so weit gelockert, daß sie auf heiße
Seifenwaschung größtenteils sich ablösen; infolgedessen gibt es keine
Sekretstauung und keinen Foetor daselbst mehr. Es zeigt sich abends
eine zunehmende psychische Aufgeregtheit, die sich nachts besonders
noch steigert. Scopolamininjektion ohne Erfolg.
26. Januar. Zunehmende Exaltation, gelegentlich Dislokation,
` hochgradige Polylalie. Stimme etwas kräftiger, aber noch stark belegt.
Zur psychischen gesellt sich motorische Unruhe. Der Kranke springt
aus dem Bett und will zum Fenster hinausspringen, kann nur mit Mühe
gehalten werden. Lautes, aufgeregtes ‚Wesen des sonst durchaus
bedächtigen, ruhigen Patienten. Pupillen sehr eng, reagieren auf
Lichteinfall. Temperätur steigt auf 39,5°. Puls kräftig, 90 pro Minute.
Abmagerung. Die Haut im ganzen noch immer stark gerötet und ge-
schwollen; namentlich an den Fingern stellen sich wiederholt tiefe,
schmerzhafte Rhagaden ein; sonst lösen sich in reichlichem Maße die
dunklen Krustenmassen los; im Gesicht namentlich werden die Auflage-
rungen wesentlich geringer und lockerer, keine Sekretstauung, kein Foetor
mehr. An der Haut der Wangen diffuse Rötung und Nässen. Starkes
Tränenträufeln infolge leichten Ectropiums der unteren Lider bei stark
hyperämischer chemotischer Conjunctiva; Verlust der unteren Cilien.
Noch immer stark belegte Stimme. Eine Larynxspiegelung ergibt
diffuse Rötung mäßigen Grades beider Stimmbänder. Puls kräftig,
zirka 90 pro Minute. Salbenverbände, Borwasserumschläge auf die
Augen, abends Norphium.
27. Januar. Im wesentlichen derselbe Zustand.
28. Januar. Das Allgemeinbefinden etwas
Stimme kräftiger, aber noch belegt. Noch immer aufgeregtes Wesen
und Redesucht. Die Hautschwellung ist im Gesicht und auch sonst
am Körper etwas geringer; am ganzen Körper ausgedehnte blätterteig-
artige Schuppung; nur an den Gelenksfalten, vorderen und hinteren
Achselfalten und Handgelenksbeugen namentlich, noch immer Bildung
tiefer Rhagaden und verrucc-papillomatöser bräunlicher Hornwuche-
rungen. Appetit gut, Stuhl regelmäßig. Urin bräunlich, eiweißfrei.
Seit heute Husten, es wird gelblichweißes geballtes Sputum ausgeworfen.
Herzreaktion etwas beschleunigt und Puls labil, weich. Bericht des
konsultierten Internisten (Geh.-Rat Damsch): „Beschleunigte
Atmung, Zunge stark belegt, Mundhöhle trocken. Stimme heiser, rauh.
Rachenschleimhaut stark gerötet. Schall über den Lungen überall laut,
Atemgeräusch verschärft. Über dem linken Unterlappen mittelgroß-
blasige feuchte Rasselgeräusche. — Herz nicht verbreitert, Aktion be-
schleunigt, Töne rein.“ Decoct. Carrageen. Morphin.
29. Januar. Allgemeinbefinden leidlich. Patient ist wesent-
lich ruhiger. Pupillen eng, reagieren prompt auf Lichteinfall. Patellar-
reflexe gesteigert, namentlich rechts. Sensibilität weist keine gröberen
Störungen auf. Über den unteren hinteren Lungenabschnitten leichte
Dämpfung, feuchte Rasselgeräusche. Herzaktion kräftiger. Urin eiweiß-
frei. Kehlkopfschleimhaut gerötet, zum Teil mit grauem Sekret be-
deckt. Die Stimme im ganzen kräftiger, doch wechselnd, bald mehr
oder weniger belegt. Gelegentlich deliriert der Kranke, in Anwesen-
heit des Arztes ist er stets klar. Die Gesichtshaut stark abgeschwollen,
gebessert; die
: braunrot mit noch immer bestehender Neigung zu lebhafter Schuppen-
bildung. Starker Tränenfluß, Eetropium beider unteren Augenlider,
die Cilien sind fast gänzlich verlorengegangen, die oberen restierenden
Cilien verbacken und verklebt. Starke Schwellung und Rötung der
Conjunctiven, Corneae intakt. Die Augen, die anfangs völlig ver-
schwollen waren, können jetzt spontan geöffnet werden. Am Halse
durch Epithelabstoßung nässende hochrote und schmerzempfindliche
Stellen. In den Axillae und in den Inguinalbeugen ist die Haut mace-
riert, aufgeschwollen, mit schmerartigen Massen belegt. Die Haut am
Stamm und an den Extremitäten schält sich in großen Lamellen ab, ist
noch diffus rot, aber weicher und dünner. Die Beweglichkeit in den Ge-
lenken ausgiebiger. Carrageen, Wein, Salieylsalbe 8% ig, abends Morphium.
‚lich, eiweißfrei. Herzaktion gut. Stimme wechselnd.
30. Januar. Die Nächte werden jetzt ruhig verbracht, Schlaf aus-
reichend. Patient schläft jetzt auch am Tage viel und ist gelegentlich
disloziert. In Anwesenheit des Arztes ist er über seine Lage und sein
Kranksein völlig im Bilde. Appetit gut. Etwas Durchfall. Urin bräun-
Atmung ruhiger
als sonst, Geräusche über den Lungen geringer. Haut beginnt jetzt an
den unteren Extremitäten blasser zu werden; sie schält sich am Rücken
und in den Seitenteilen des Stammes, stellenweise auch an den Extre-
mitäten in über tellergroßen Lamellen ab. Schwellung der Haut fast
ganz zurückgegangen, auch die Finger können besser bewegt werden,
die daselbst vorhandenen Rhagaden haben sich unter Salbenverbänden
geschlossen. Gesichtshaut braunrot, gering schuppend, an den Mund-
winkeln einige Risse; am Hals hat das Nässen fast ganz aufgehört.
i. Februar. Stimme wieder stark belegt, vielfach Aphonie. All-
gemeinzustand weniger gut. Zunehmende Abmagerung. Zunge trocken,
belegt; es besteht noch immer etwas Durchfall, nicht sehr ergiebig. In
der Kreuzbeingegend hat sich ein handtellergroßer flacher Decubitus
da, wo der Ring des Luftkissens an der Haut anliegt, gebildet. . Noch
immer Ectropium der unteren Augenlider mit völligem Verlust der
Cilien. Starke Rötung und Schwellung der Conjunctiven, geringere
Tränensekretion. Gesichtshaut diffus braunrot, mit mäßiger Neigung
zur Schuppenkrustenbildung. Stamm- und Extremitätenhaut weniger
stark rot, vielfach dünner, weich und geschmeidig; namentlich an Händen
und Füßen tritt der Rückgang der Hautinfiltration durch leichtere er-
giebigere Bewegungsmöglichkeit und erhöhte Fältelung deutlich zu-
tage. Am Stamm lösen sich noch immer tellergroße und größere Haut-
lamellen in großen Fetzen los.
3. Februar. An vielen Stellen ist die Haut blaß, weich und ge-
schmeidig geworden; nur im Gesicht und am behaarten Kopf, am Ge-
nitale und an den Gelenksbeugen lebhaftere Rötung und dunkelbraun-
rote Verfärbung, Schuppen- und Krustenbildung auch hier und da
Nässen. Der Decubitus in der Sakralregion in Reinigung; zwei neue
kleinere flache Decubitalgeschwüre haben sich über den Tubera ossis
ischii gebildet, ebenso ein solcher am linken Schulterblatt. — Starke
Heiserkeit. Pupillen andauernd sehr eng. Keine Bewußtseinstrübungen
mehr. Nächte ohne Morphium gut. Fußklonus und Patellarreflex etwas
gesteigert. Cremasterreflex nicht auslösbar. Durchfall besteht noch
zweimal täglich trotz Diät, Opium und Tanocol. Therapie: Salieylsalbe
3%oig. Bolus. |
4. Februar. Haut schält sich stellenweise noch in großen La-
mellen, andererseits ist sie schon blaß, weich, glatt und geschmeidig
geworden. Decubitus fast gereinigt, verkleinert, flach. Fieber, abends
40°. Stimme aphonisch. Noch immer flüssiger Stuhl zweimal täglich.
Hochgradige Abmagerung. Es besteht Euphorie. Befund des Inter-
nisten: „Nach mehreren Tagen leidlichen Befindens und. ohne Rassel-
geräusche üter den Lungen — plötzliche Temperatursteigerung,
Schmerzen in der linken Seite — Dämpfung im Bereich des unteren .
Drittels des Unterlappens beiderseits, über denselben bronchiales Atem-
geräusch; auch im rechten Unterlappen feuchte Rasselgeräusche.
Therapie: Prießnitz, Digalen, Bolus.
5. Februar. Befund des Internisten: „Dämpfungsbezirk weiter
aufwärts reichend mit bronchialem Atemgeräusch und klingenden Rassel-
geräuschen. Herztätigkeit schwankend; Puls weich.“ -
6. Februar. „Dämpfung nach der linken Seite weiter ausgedehnt
bis an die Herzgrenze heranreichend mit reichlichen klingenden Rassel-
geräuschen. Links hinten in den unteren Partien Dämpfung etwas auf-
gehellt, Atemgeräusch abgeschwächt. (Bildung eines kleinen Ergusses.)
Rechts unten hinten reichlicher Rasselgeräusche. — Starke Atemnot.
Völlige Aphonie, starke Trockenheit im Rachen. Reichlicherer AUS-
wurf leicht blutigtingierter Schleimmassen. Noch immer Durchfall,
große Schwäche. Abends Puls 120. Therapie: Digalen, Prießnitz.
7. Februar. „Lunge freier, dagegen links vorn unten sowie in
der Lingula am Herzrande reichliche klingende Rasselgeräusche UD
deutliches Reiben an der Pleura, vielleicht auch am Perikard. Digalen,
Prießnitz.“ Durchfall geringer. r
8. Februar kein Durehfall mehr. Großer Schwächezustand. Vor-
mittags klares Bewußtsein. Puls klein, irregulär. Die Haut zeigt nur
noch an vereinzelten Stellen Schuppenkrustenauflagerungen, viele Stellen
sind fast normal, an den unteren lixtremitäten schwache diffuse Rötung
mit geringer weißlicher Schuppenbildung. Gesichtshaut dunkelbraun-
rot, aber weich, nur stellenweise leicht schuppig. Atemnot. Puls rn
Befund über den Lungen unverändert, nur rechts hinten unten an
licherer Katarrh und weniger lauter Schall. Abends: Trachealrassè Ps
kleiner frequenter Puls. Gesicht mit Schweiß bedeckt. Sensorium
frei, geringer Erregungszustand. Digalen und Coffein zweistündiiei
subeutan. Gegen 12 Uhr nachts hatte sich der Puls gehoben, der
regungszustand steigerte sich; Patient verlangt nach Morphium.
- 9. Februar. 121/ Uhr nachts Exitus letalis.
Sektionsbefund a
am ii. Februar, 10 Uhr morgens, Pathologisches Institut Göttingen
(Obduzent: Herr Limper).
Klinische Diagnose: Lungenentzündung. =
: Pathologisch anatomische "Diagnose; Conf io ierte l0 2 x e
läre Pneumonie im linken Oberlappen, lauası
Pneumonie im rechten Oberlappen. Pleuritis Selm
fibrinosa dextra und sinistra, Oedemapulmonu”
L1. . Miam mns
- in
- lichen Di
‚Noch erkennbar.
|
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| :
t
F
das dunkelbläulichrote
raum
. .elne etwa einpfenn
T> e e ga
. Schleimhaut des Darmes blag.
Nephritis haemorrhagica. Varixknoten im Ösopha-
gus: Sehnenflecke auf Epikard
linken Ventrikels. Struma colloides diffusa.
Leiche eines 1,70 m großen, bochgradig abgemagerten Mannes.
Die Haut an Rumpf, Kopf und Extremitäten zeigt Rötung und schmutzig-
ge und lamellöse Schuppung, die ähnlich wie -
gelbbräunliche, borkenarti
eine Ichthyosis aussieht. = Kae: er
Brust: Zwerchfellstand: rechts‘ vierte Rippe, links vierter hin-
terer linker Rippenbogen. — Bei Eröffnung der Brusthöhle befinden
sich in der linken Pleurahöhle über 1000 cem einer trüben gelben
flockigen Flüssigkeit. Im der rechten Pleurahöhle ebensolche Flüssig-
keit, nur weniger als links..— Im Herzbeutel vermehrte. wäßrige klare
Flüssigkeit. Herz von entsprechender Größe, fühlt sich rechts schlaff,
links fest an. Epi- und Perikard spiegelnd glatt. Auf dem Epikard.
des rechten Ventrikels, auf der: Vorderseite und auf der Rückseite des.
linken Ventrikels je ein kinderhandtellergroßer grauweißlicher Sehnen-
fleck. Trieuspidalis für drei ‚Finger durchgängig, Klappengewebe zart.
Muskulatur rechts 4 mm dick, von braunroter Farbe, dicht an der Spitze
etwas von Fett durchwachsen. Pulmonalis über den Klappen 7,8 cm
weit. Mitralis für Zwei Finger durchgängig; Klappe zeigt am Schlie-
Bungsrand grauweißliche unregelmäßige Verdickung. Muskulatur links
bis 1,3 cm dick, auf Schnitt durch die Hinterwand des Ventrikels von
braunroter Farbe~ Aorta über den Klappen 6,5 cm weit, Klappen zart.
In der Intima aortae kleine graugelbliche Fleckchen in sehr geringer
Zahl. Intima auffallend zart. Foramen ovale geschlossen. Intima der
Kranzarterien durch zahlreiche graugelbliche und grauweißliche Ein-
lagerungen verdickt. ee Ay | E Se
Linke Lunge: Pleura. mit grauweißlichen abziehbaren Massen .
bedeckt. Oberlappen voluminös, fühlt sich fest an. Unterlappen klein,
zusammengedrängt. 'Oberlappen vollkommen luftleer. Schnittfläche ge-
körnt und teils von graurötlicher, teils graugelblicher Farbe. Feine
lobuläre Zeichnung ist noch erkennbar. Aus den graugelblichen Be-
zirken entleert sich auf Druck trübe gelbliche zähe Flüssigkeit. Die
graurötlichen Partien sind trocken. Unterlappen auf Schnitt grauröt-
lich, von vermindertem Luftgehalt. Rechte Lunge: Oberlappen
zeigt in geringer Ausdehnung grauweißlichen abkratzbaren Belag. Man
fühlt im Oberlappen eine kleinnußgroße resistentere Partie, die sich
auf dem Schnitt als ein ziemlich scharf gegen die Umgebung abge-
grenzter graurötlicher Herd mit körniger Schnittfläche erweist, aus dem
sich trübe, gelbliche zähe Flüssigkeit in geringer Menge ausdrücken läßt.
Die übrigen Teile der rechten -Lunge sind sehr feucht; vom Schnitt
fließt reichlich klare wäßrige schaumige Flüssigkeit. Drüsen an der
`
- Bifurkationsstelle schwarz und graurot gefärbt, desgleichen. die Bron-
chialdrüsen. — Adenoides Gewebe am Zungengrunde sehr stark
entwickelt. Tonsillen mandelgroß. Ausschnitt graurötlich, stark
geklüftet. Pharynxschleimhaut blaurötlich. Ösophagusschleim-
haut glatt, im unteren Teil derselben ein längsgestellter, klein-
erbsengroßer Värixknoten.: Schleimhaut des Kehlkopfs, der Tra-
chea und Bronchien leicht 'geröte. Brustaorta: Umfang
5,1 cm; in der Intima zahlreiche graugelbliche Fleckehen. ß
‚ Schilddrüse: Jeder Lappen gut kastaniengroß; auf Schnitt
glasig mit feinen Kolloidpfröpfen. u | : >,
Bauch: Bei Eröffnung des Abdomens liegen die blassen gelb-
inndarmschlingen vor. Serosa glatt. Im Abdomen etwa 100 ccm
larer wäßeriger Flüssigkeit. Milz etwas vergrößert, mäßig weich;
Kapsel blaurötlich. Schnitt glatt. Pulpa blaßrötlich, Zeichnung er-
kennbar, Follikel grauweißlich, desgleichen die Trabekel. Duodenum:.
Schleimhaut leicht gelblich verfärbt. Magen enthält. etwas. schleimigen, '
grauweißlichen Inbalt, Schleimhaut blaß- und glatt. Pankr cas von
, auf Schnitt Läppchenzeichnung deutlich; Farbe ‘grau-
. guter Konsistenz
er klein; Oberfläche glatt, auf Schnitt von blaßrötlich- .
rötlich. Leb
gelber Farbe; acinöse Zeichnung sehr zierlich und mäßig deutlich. In
der Gallenblase hellgelbgrünliche Galle. Schleimhaut zeigt zier-
liche Netzzeichnung. Beide Nebennieren ziemlich glatt. Rinde
auf Schnitt gelblich, Mark - blaßbräunlichrot.. Beide Nieren kapseln
Sub abziehbar, Oberflächen glatt, - graurot. f ]
; An der Oberfläche eine Anzahl rundlicher bis
eckiger kleinstecknadelkopfgroßer ‚roter Flecken. Auf Schnitt ‚sicht.
man in der graurötlichen ‚Rinde kleinstecknadelkopfgroße dunkel-
gelbliche Pünktchen. Nierenzeichnung deutlich. Rinde gut gegen
Mark abgesetzt, Nierenbecken und
eteren schleimhaut glatt und blaß. Harnblaäsenschleimhaut
anig Iniziert. Rectum: Schleimhaut grünbläulich. Prostata
„. Walnußgroß. Auf Schnitt graugelblich. Samenbläschen ehtbalten
p'asigen bräunlichen Inhalt in braunwandigen Kammern. Bauchaorta:
Olima zeigt etwa fingerbreit oberhalb des Abgangs der Nierengefäße
igstückgroße, grauweiße plaqueartige Verdiekung.
Umfang der Bauchaorta oberhalb der Nierengefäße
den etwa taubeneigroß. Auf Schnitt bräunlich-
en Leistenbeuge einige kirschkern- bis kleinkirsch-
grauweißlich mit rötlichen Flecken.
k 7 sonst zart.
N cm. Beide Ho
gelblich. In der lin]
große Lymphdrüsen, auf Schnitt
und ei: ehirn: Im Sinus longitudinalis superior etwas flüssiges Blut
stark Die Subarachnoidalräume an ‘der Hirnoberfläche. ziemlich
Was Setüllt mit wäßriger klarer Flüssigkeit.\ In den Hirnventrikeln
vermehrte wäßrige Flüssigkeit. Groß- und: Kleinhirnhemi-
Apr 0. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
. sphären. blutreich und ‘von güter Konsistenz.
tes: rechten und
Rechts 'fötale Lappung |
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Centrale Ganglien, Pons,
Medulla oblongata von guter Zeichnung. Re a %
| Gewichte:. Herz 280 g; Milz 160 g; Leber 1420 g; Neben-
-nieren je.7 g; rechte‘ Niere 135 g; linke ‘Niere 140 g; Hoden je 18 g.
Mikroskopische Untersuchung der Niere: In
Kapselräumen der Malpig.hischen Körperchen maschig-wabige
~
in den’ Tubuli ćontorti, Glomeruli: Zellen zeigen gute Kernfärbung,
Capillaren, gut gefüllt.. An den Endothelien der Bau man n schen
Kapsel keine Reizerscheinungen. Die Epithelien der gewundenen und
geraden Kanälchen in geringem Maße geschwollen, zum Teil ohne
scharfe Abgrenzung nach dem Lumen. Ihre Kerne durchweg gut er-
halten. In den Tubuli recti stellenweise reichlich rote Blutkörperchen. —
‘Die Untersuchun
negatives Resultat. - \ =
Das der Leiche entnommene Blut sowie Lumbalpunktat
hatte so starke Eigenhemmung, daß die Wassermannsche Reaktion
| damit nicht ausgeführt werden: konnte.
~ Zusammenfassung: Ein 4ijähriger Mann leidet an
einer etwa zehn Wochen alten: unbehandelten Syphilis; an floriden
Symptomen besteht ein maculo-papulöses “Exanthem, allgemeine
Drüseuschwellung, ein fast rückgebildeter Tnitialaffekt am Penis.
Wassermann: positiv. Im übrigen gesunde Organe; die bestehende
| Anämie dürfte als luetisches Symptom zu gelten haben, Es er-
folgt Behandlung ausschließlich mit Silber-
salvarsan, Die beiden ersten Infusionen, zu je 0,2 g, im
‚fünftägigen' Intervall. Alsdann in -sieben- bis zelntägigen Pausen
weitere fünf Infusionen, davon . drei zu 0,2 g, zwei zu 0,15 g
Substanz. Also im ganzen. werden innerhalb von 42 Tagen 1,3 g
Silbersalvarsan intravenös verabreicht. Es treten nach der ersten
Injektion Fieber, Schüttelfrost, Mattigkeit bis zum Abend anhaltend
ein. Nach’der dritten Injektion leichte. Benommenheit und Kopt-.
druck; dieselben Erscheinungen länger anhaltend nach der vierten
Einspritzung. In dieser Zeit sind alle manifesten luetischen: Er-
' scheinungen rückgebildet. Nach der sechsten Injektion besteht,
etwa, vier bis fünf Tage danach sich entwickelnd, ein geringfügiges
'Gesichtserythem. Nach der siebenten Injektion, welche neun Tage
nach der sechsten erfolgte, nehmen die Hauterscheinungen zu, so-
daß etwa acht Tage später der Kranke mit einer überaus intensiven
nässenden perakuten Dermatitis im Gesicht, an Hals und Händen
angetroffen wird. ‘Wiederum ‚acht Tage später, also etwa 16 Tage
nach der letzten Injektion, hat sich. der Zustand arg verschlimmert.
Fieber 40°. Im.Gesicht eine diffuse nässende, krustöse und eitrige
Dermatitis, besonders starkes Lidödem, starke Conjunctivitis.
Außer dem Gesicht ist nun aber die gesamte Körperdecke.ergriffen,
eine universelle Dermatitis ist entstanden mit
Nässen, Rhagaden und Krustenbildung: Schwere Prostration.
. Während namentlich an den Gelenken und Hautduplikaturen ebenso
wie im Gesicht die Bildung mächtiger schwarzbrauner verrueöser
Schuppen und papillärer Krustenmassen vorwaltet, am Halse und
Genitale und einigen anderen zarteren Hautstellen Rötung und
diffuses Nässen in den Vordergrund treten, ist -am übrigen Inte-
gument sehr bald eine großlamellöse blätterteigartige Abschuppung
wahrzunehmen. Zu den Hautveränderungen gesellen sich Schleim-
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hauterscheinungen, namentlich der Conjunetiven, ~ Eine Rauhig-
keit der Stimme, die sehr frühzeitig eintrat, führte alsbald zu mehr
weniger vollständiger Aphonie. Diffus geiötete Stimmbänder bilden ~
den laryngoskopischen Befund. Urin dunkel, aber eiweiß- und
zuckerfrei. Wenige Tage später tritt psychische und motorisch
Unruhe ‘ein, hochgradige Polylalie, mit gelegentlicher beinahe.
manjäkalischer Steigerung. Das Fieber unregelmäßig. Pupillen
sehr eng, reagierend auf Lichteinfall. Abmagerung. Etwa fünf
Tage nach der schweren Prostration läßt das Fieber etwas nach,
die. Stimme kräftigt sich etwas, das aufgeregte Wesen .legt sich
1) Herr Prof. Heubner (Göttingen) ließ freundlicherweise in
‚seinem Institut von Herrn Cand. med. H. H ü s g e n die Analyse ausführen,
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‚schwach mit Eosin gefärbte Massen ohne zellige. Elemente; desgleichen
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332 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
allmählich. Die Hautschwellung und Hautrötung im Gesicht sind
geringer geworden, die Krusten- und Schuppenauflagerungen
vrößtenteils entfernt. Auch sonst an der Körperhaut geringere
entzündliche Erscheinungen und beginnende Abschuppung in
oroßen Lamellen, die alsbald in übertellergroßen mächtigen Fetzen
abfallen oder leicht abgezogen werden können; nur an den Gelenk-
falten noch tiefe, leicht blutende, schmerzhafte Rhagaden und
verruco-papillomatöse Schuppen- und Krustenauflagerungen. Es
stellt sich etwas Kurzatmigkeit, Husten_und Auswurf ein; es
werden verschärftes Atmen und mittelgroßblasige feuchte Rassel-
geräusche über dem linken Unterlappen der Lunge festgestellt.
Allmählicher Fieberanstieg, rasch zunehmende Abmage-
rung.
Während der ganzen Beobachtungszeit keine Sensibilitäts-
störungen, keine Lähmungs- noch Krampferscheinungen; Patellar-
‘reflexe und Fußklonus zeitweise gesteigert; kein Cremasterreflex,
Pupillen andauernd auffallend eng. Es tritt über beiden unteren
Lungenabschnitten leichte Dämpfung auf, feuchte Rasselgeräusche
mehren sich; Herzaktion kräftig. Es besteht starker Tränenfluß
bei leichtem Eetropium der beiden unteren Augenlider, noch
immer lebhafte diffuse Rötung und Schwellung der Conjunctiven.
Die Stimme wechselnd, bald kräftiger, bald ganz aphonisch. Die
Mundhöhle ist trocken, der Rachen gerötet. Gelegentlich phan-
tasiert der Kranke, ist jedoch meistens klar und zeigt keine Exal-
tation mehr, Das Lidödem ist so weit abgeschwollen, daß die
Augen spontan geöffnet werden können. Am Halse, in den Axillar-
eruben und Genito-Cruralfalten ist die Haut diffus rot, aufge-
schwollen, maceriert und mit nußgroßen schmerartigen Massen
belegt. Die Haut am Stamm und an den Extremitäten im all-
~ gemeinen noch diffus rot, doch weich und dünn und in großen
Lamellen exfoliierend. Die Gesichtshaut braunrot, trocken, hier und
da mit papillären dunkelbraunen Schuppenkrusten bedeckt. In
den darauffolgenden’ Tagen nehmen sämtliche entzündliche Er-
scheinungen der Haut an Intensität ab, um schließlich an den
Extremitäten bis auf geringe--Rötung und Schuppung zurück-
zugehen und am Stamm einer glatten, weichen und blassen Haut-
beschaffenheit Platz zu machen. Auch die Gesichtshaut wird
‚dunkelbräunliehrot, verliert jeden Schwellungszustand, zeigt nur
hier und da noch geringfügige Schuppenkrustenbildung. Trotz
der offensichtlichen Rückbildung der Haut-
erscheinungen zunehmende Abmagerung. Decu-
bitusentwicklung. Die Lungenerscheinungen zeigen sich nach
vorübergehender Besserung wieder im Zunehmen begriffen, die
Dämpfung steigt, bronchiales Atmen und klingende Rasselgeräusche
treten auf; Puls wird weich. Zunehmende Atemnot. Auswurf
leicht blutig-tingierten Sputums. Durchfall, große Schwäche,
Aphonie. Keine Bewußtseinstrübung. Unter Zunahme der Lungen-
erscheinungen tritt der Tod ein.
Die Sektion ergibt in der linken Pleurahöhle über
1000 cem einer trüben gelben flockigen Flüssigkeit, in der rechten
Pleurahöhle wesentlich geringeres Maß derselben Flüssigkeit; die
linke Pleura ist mit fibrinösen Massen bedeckt, wesentlich geringer
die rechte Pleura — also Pleuritis serofibrinosa dextra und sinistra.
Ferner typische lobuläre pneumonische Herde in beiden Ober-
lappen. Die unteren Teile der rechten Lunge sind ödematös. Die
Coronararterien wiesen deutliche sklerotische Veränderungen auf.
Epikardiale Sehnenflecke; auch die Intima der Brustaorta zeigt
graugelbe Fleckchen eingelagert. In der Struma koloide Ent-
artung. Die Bauchorgane frei von belangvolleren Erscheinungen
bis auf die Nieren, deren verhältnismäßig geringe makroskopische
Veränderungen aber bei mikroskopischer Untersuchung die Diagnose
Nephritis haemorrhagica rechtfertigen. Freilich sind auch die histo-
logischen Befunde nicht besonders hochgradig.
Lumbalflüssigkeit und Blutserum, der Leiche entnommen, er-
gaben leider kein brauchbares Material für die Seroreaktion infolge
zu starker Eigenhemmung. Es sei hier aber daran erinnert, daß
nach der sechsten Silbersalvarsaninjektion das Blutserum nach
Wassermann negativ reagierte.
Greifbare luetische Erscheinungen wurden bei der Sektion
nicht mehr gefunden. In der Leber war kein Arsen
mehr nachweislich vorhanden.
Durch den unheilvollen Ausgang ist de Bewertung des
Heilresultats des Silbersalvarsans im vorliegenden
Falle von untergeordneter Bedeutung. Immerhin sei hervorgehoben,
daß der Beginn einer Rückbildung des Exanthems schon nach der
ersten Dosis von 0,2 des Mittels einsetzte, wenn auch ein völliger
Schwund der entzündlichen Erscheinungen der Haut erst nach der
Nebenerscheinungen.
Reihenfolge der Einspritzungen kein entsprechendes Verhalten er-
kennen.
spritzung machen sich Nebenwirkungen bemerkbar, während sie
bei der zweiten, fünften und sechsten Injektion ausbleiben. Die
beiden letzterwähnten Injektionen wurden zwar mit geringerer
Substanzmenge (0,15) ausgeführt, aber die zweite Einspritzung
verlief auch bei 0,2 g Substanzverwertung glatt.
floriden Stadium der Erkrankung nach der ersten Injektion Schüttel-
frost und Mattigkeit nebst Fieber auftraten, ist aus dem Zerfall
der abgetöteten Spirochäten und dem Freiwerden von Endotoxinen
nach herrschender Auffassung erklärlich. Warum aber nach der
dritten Infusion geringe Temperaturerhöhung und Kopfbenommenheit
eintraten, ist ebenso unersichtlich, als im erhöhten Maße die All-
gemeinerscheinungen nach der vierten Spritze nicht mehr auf
nekrobiotische Vorgänge des Virus zurückgeführt werden können.
Menschen mindestens nicht ausgeschlossen.
' wesentlichen Besserung der letzteren ohne entsprechende
-`
6. April.
vierten Einspritzung, nach im ganzen 0,5 Substanz, festzustellen
war. Nach der sechsten Infusion fiel die \Vassermannsche Sero-
reaktion negativ aus.
Wichtiger sind schon die bei den Infusionen zutage tretenden
Dieselben lassen hinsichtlich der
Nach der ersten, dritten, vierten und siebenten Ein-
Daß bei dem
Naheliegend ist der Vorwurf einer nicht e inwand-
freien Technik. Es wird stets täglich frisch (im Katzschen
Apparat selbst hergestelltes) destilliertes Wasser verwendet; pein-
lichste Asepsis der Gefäße und Instrumente ist gewährleistet. Die
Substanz wird kurz vor der Injektion jedes einzelnen Patienten
gelöst in 20 cem Wasser und nach gründlicher völliger Lösung
mit ausgekochter Glasspritze ganz langsam innerhalb zwei bis drei
Minuten in die Armvene unter allen notwendigen Cautelen in-
fundiert.
Einspritzungen zu gleicher Zeit hergestellt, niemals entstand ein
Verzug in der Verabreichung nach erfolgter Lösung. Diese letztere
wurde stets genau kontrolliert, ungelöste Partikel hätten ja auch
kaum die enge Kanüle passiert; schließlich hätten sich Störungen
durch einverleibte Substanzteile alsbald nach der Injektion geltend
machen müssen, wenn nicht überhaupt eine. sofortige Lösung solch
kleiner Partikelchen im Blute erfolgen sollte.
Fehler scheint mir daher für die Nebenwirkungen nicht recht an-
nehmbar.
bezug auf ihre Häufigkeit gewiß nicht zu überschätzenden toxl-
Niemals wurde eine Lösung für zwei oder mehrere
Ein technischer
Es scheint eben doch die Annahme einer gewissen, IN
Silbersalvarsans für den
Die Höhe der Dosis
scheint nach den Angaben der maßgebenden Forscher und nach.
der bisher vorliegenden Literatur nicht zu hoch gegriffen, zumal
schen Wirkung des
in Anbetracht der immer länger gewählten Zeitzwischenräume
zwischen den einzelnen Einspritzungen.
= Neben der. Haut zeigten auch die Schleimhäu te Be-
teiligung am Krankheitsvorgang. In erster Linie die Conjunctiven.
Diese waren chemotisch, diffus geschwollen, eine starke anfangs
eitrige, später seröse Exsudation machte sich bemerkbar; Hand M -
Hand damit ging ein Ectropium der unteren Augenlider, anfänglich
überaus starkes Ödem sämtlicher Augenlider.. Die unteren Cilien
fielen aus, die oberen wurden spärlicher und verklebten büschel-
förmig miteinander. — Die Rachenschleimhaut war gerötet, trockener
Schleim ‘und zäher Speichel lagerten vielfach in der Mundhöhle;
gelegentlich wurde über Trockenheit im Halse geklagt. — Die
Stimmbänder waren diffus rot, auch die Larynxschleimhaut. Schlieb-
lich fand sich noch bei der Sektion die „Schleimhaut des Kehl-
'kopfs, der Trachea und der Bronchien leicht gerötet, die Pharyn*-
schleimhaut blaurötlich“. |
‚ Stellen die Schleimhauterscheinungen keine besonders hoch-
gradigen pathologischen Veränderungen dar, so verlor auch das
Exanthem mit der Zeit und vielleicht unter der sorgsam durch-
geführten Salbenbehandlung seine Akuität; ja die entzündlichen
Symptome klangen so weit ab, daß weder von einer universellen
Erkrankung der Haut noch von einer nennenswerten Dermatitis
schließlich mehr die Rede sein konnte. Es verlor also das Exanthet
an sich seinen bösartigen Charakter und ging so weit zurück, d
dadurch keine Lebensgefahr mehr bedingt sein konnte. Trotzdem
aber schritten der Kräfteverfail und die Abmagerung rapide Vor-
wärts, ohne daß daran die intercurrenten Lungenerscheinungen
schuld sein konnten. Denn es kam ja zu einer vorübergehen si
flussung jener Zustände. Auch in diesem Verhältnis des S16
rückbildenden Exanthems zur zunehmenden Verschlechteruns des
Allgemeinzustandes liegt der Ausdruck der Toxizität des gesamten
Symptomenkomplexes. Ob nun dabei von der Haut her Resorption
giftiger Stoffe ins Innere erfolgte oder ob die Hautveränderungeð
= 1
a E
Semer Fälle von einem 34
Laer
‚ulagerungen, sondern insbesondere die allmählich immer deut-
liehere dunkelbraunrote Verfärbung der Gesichtshaut sind neben
den Schleimhautsymptomen Erscheinungen, wie sie bei Arsen-
Wirkung beobachtet werden.. -Auch Erfahrungen, die man bei den
bisherigen Salvarsan präparaten nach dieser. Richtung gemacht hat,
Sprechen in diesem Sinne. Brauer') z. B. berichtet unter Nr. 5
jährigen Manne, welcher nach 1,6 g
à varsan ein ursprünglich erythemato-urticarielles Exanthem be-
eini das nach wenigen Tagen zu einer mit schwerster Prostration
inergehenden universellen serofibrinösen Dermatitis sich aus-
in ER
- 1) A. Brauer, Zur Kenntnis der Salvarsandermatosen. Derm.
` „Zsehr. 1912, Bd. 19, H. 9, 8,800.
-
..
überempfindlichen Individualität im Sinne idiosynkra-
sischer Veranlagung. Daß dieselbe nicht in einem besonders aus--
gesprochenen Maße vorgelegen hat, beweist ja die teilweise völlig
symptomlos einhergehende teilweise mit. verhältnismäßig geringen
Nebenerscheinungen verbundene siebenmalige Einverleibung von
im ganzen 1,3 Substanz Silbersalvarsan. Aufspeicherung, zu
schnelle Verabreichung, starke Reaktion, syphilitisch veränderter .
lebenswichtiger Organe waren, wie wir sahen, ebenfalls unwahr-
1) H. Müller, Silbersalvarsannatrium-Behandlung der Syphilis
D. m. W. 1918, Nr. 51, S. 1415,
x g
3 5 E .
mu a a a ne ea am BETEN:
-0 gas 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. u TPAR 333: e 1A Es: Mae
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nur als toxische Quote einer allgemeinen Protoplasmaschädigung | bildete. -Unter zunehmendem Temperaturanstieg erfolgte der Exitus. | f a pn
anzusehen sind, bleibe dahingestellt. > 2 >00 | ‚Müller!) erlebte‘ übrigens nach : 0,4 Silbersalvarsan, ein scarla- 1. BEANS
Besondere Aufmerksamkeit erheischen die cerebralen | tiniförmes Exanthem mit 89° Fieber. ©. > 2 HE: E
Symptome, welche nach Entwicklung des universellen Exan- ‘Auch das’ Auftreten der -cerebralen Symptome während der MUE -
thems auftraten. Psychische und motorische Unruhe, delirante. | Dermatitis universalis legt die Annahme einer: einheitlichen Schäd- HE t a
Zustände standen im Vordergrund. Leichte Erhöhung der Reflex- | lichkeit als Ursache nahe; und daß solche Erscheinungen psychischer Bl
erıregbarkeit war stellenweise vorhanden, auffallende Pupillen- |- und: motorischer Erregungen durch Sälvarsanpräparate oft’ hervor- ih, re),
verengerung; keine Krämpfe, keine Lähmungen, keine Sensibilitäts- | gerufen werden, ist ja eine unbestreitbare-Tatsache. ` ° ` ah SRH TH
stöorungen. Der vorliegende Symptomenkomplex erinnert lebhaft | Die im Sinne der Jarisch-Herxheimerschen Re- AE e
an jene Zustände, die als Hirnschwellungssymptome vorkommen | aktion gedeuteten Hirnschwellungszustände Ri:
sollen oder als Erscheinungen leichter. akuter Encephalitis ange- | sollen durch den schnellen Zerfall der 'Spirochäten züstande ‚SET, re
sprochen werden. ser | "0000 | kommen, jedenfalls durch biologische Vorgänge derselben bedingt 1 e A L
Zur Beurteilung der geschilderten Krankheitserscheinungen | sein oder ein durch Syphilistoxin a priori ‚sensibilisiertes. Gewebe Ue AE
ist die Betrachtung der Wirkung des Medikamentes von der des, | erweist sich als salvarsanüberempfindlich (P in k u s). Andererseits Ha BETH a
organischen Leidens nicht zu trennen. > ii ~. '_ | werden einschlägige Erscheinungen - der Toxizität des Mittels zu- Lars Fels i
Neben der Bewertung des wirksamen Stoffes gebührt mithin | gerechnet oder auch auf technische Fehler zurückgeführt. — In 4 RAT Ti?
nicht mindere Beachtung der Geländebeschaffenheit, | unserem Falle traten die ersten Reizerscheinungen seitens des f re oe
Es kann heutzutage als unberechtigt erachtet werden, Salvarsan, | Centralnervensystems 18 . Tage. nach der siebenten und letzten Kin a 5
in welcher Zusammensetzung. und Form es auch sei, einem durch | Silbersalvarsaninfusion auf, zu einer Zeit, da’ die klinischen: a
anderweite Krankheiten schwer geschädigten, in seiner Widerstands- | Symptome der Syphilis längst völlig geschwunden ‚waren und auch A FE FOR
fähigkeit stark geschwächten Organismus einzuverleiben. Unser | die 'Seroreaktion bereits negativ geworden war. .Nun könnte man ROR oar
Kranker befand sieh sichtlich in guter Form. Er war ein in der | zwar einwenden, daß in der nervösen Substanz das Salvarsan H ar a
Vollkraft seiner Jahre überaus tätiger Geistesarbeiter, der Keinerlei | wesentlich erschwerte Angriffsmöglichkeit bekanntlich findet und u. Re
konsumierende-Krankheiten überstanden hatte, noch zurzeit Spuren | daß so erst eine spätere Verankerung des Medikamentes mit .der ah an e
-irgendwelcher Organstörung aufwies. Auch die Autopsie erwies | Anhäufung wirksamer Substanz zu greifbaren’ Folgen führte, das | PERMIE p e o
...ja im allgemeinen die Richtigkeit dieser Annahme, abgesehen von | heißt eine Gewebsreaktion im Gehirn herbeiführte, Nachdem aber E We
der Sklerose der Coronararterien. Es war daher von vornherein | bereits bei den ‘ersten Injektionen lebhafte Kopfschmerzen, Ein- 1121 E E
anzunehmen, daß die Verabreichung des Silbersalvarsans in er- | genommenheit des Kopfes usw. zu verzeichnen waren, liegt es Ei nn
.laubter Dosierung anstandslos vertragen würde. Die Reaktion der‘ | nahe, falls man überhaupt eine Hirnschwellung: solchen Erschei- BEN ee
. Krankheitserscheinungen auf die Heilsubstanz trat in wünschens- | nungen zugrunde legen will, sie damals anzunehmen; damit wäre a ©
. . Werter Weise und sicher zutage; von. idiosynkrasischen Symptomen | diese Auffassung für die so spät einsetzenden :cerebralen Symptome 1.
‘konnte keine Rede sein, | | . | -.. [als Hirnschwellungserscheinungen aber hinfällig. Daß eine 'aus-. I. i a o
ar Da setzt zwischen sechster. und.. siebenter Injektion ein | gesprochene ` Encephalitis haemorrhagica nicht in. Se a .
‚Erythem der Gesichtshaut ein.. Wie bekannt und auch | Betracht kommt, hat schließlich die Autopsie ergeben. Immerhin ii o -
von uns überaus häufig beobachtet ist, tritt während oder sehr | scheint es auch bezüglich der cerebralen Symptome in unserem ii ia i:
. bald auch nach langsamster Infusion von Silbersalvarsan eine | Falle naheliegend, an eine toxische Wirkung des Medikamentes zu i + Een
kongestive ziemlich lebhafte Rötung der Gesichtshaut auf, die von | denken. ee, n e A | | ARS lS iE
-vorübergehender Dauer bis zu zehn -Minuten etwa anhalten kann. Freilich steht der Annahme einer mangelhaften Ausscheidung | Hide: RAE
Diese yon Kolle schon erwähnten vasomotorischen Störungen |: und damit einer Retention größerer Silbersalvarsanmengen in den Ge- Ta! en :
- konnten auch in unserem Falle; vielleicht etwas verspätet auf- | weben einerseits der Mangel gröberer Gewebsveränderungen an den ERBEN ee u
tretend und länger dauernd, angenommen werden und konnten | Organen entgegen, nur verhältnismäßig : geringe Nierenepithel- PRATET TORDO
bei dem sonst durchaus ungestörten Allgemeinbefinden und, der | schädigung ist zu verzeichnen, welche klinisch nicht. einmal in PIRA ji !
\Geringfügigkeit der Erscheinungen keinen Gegengrund für die | einem nachweisbaren Eiweißgehalt im Urin ihren Ausdruck Land. LE SN AAR
‘ ‚Fortführung der Behandlung damals abgeben. So erfolgte die | Andererseits war in der-Leber keinerlei Spur von Arsen mehr auf- EN er
.siebente Injektion. Dieselbe machte keine nennenswerten: All- | findbar.. Es ist also eine glatte Verarbeitung und ‘Ausscheidung. ` jA Ei hi an
gemeinstörungen, doch führte sie zu einer beträchtlichen Zunahme | des einverleibten Silbersalvarsans durchaus annehmbar, womit zu- 1 I AREA
des Erythems, das sich alsbald zu einer Dermatitis acuta | gleich der Gedanke an eine Überdosierung aufgegeben werden kann. 132.
auswuchs. Neun Tage nach der. Injektion besteht eine- perakute | Es bleibt somit schließlich nichts übrig, als im vorliegenden A EREN E:
nassende Hautentzündurg im Gesicht und an den Händen, nach | Falle an eine ohne gröbere Strukturveränderungen der- Gewebe OER E <-
‚weiteren sieben Tagen’ hat sich ein schwerer Kränkheitszustand | einhergehende Parenchymschädigung durch das Silbersalvarsan zu ee Wi:
mit einer hochgradigen universellen Dermatitis ent- | denken. Dafür spricht ja auch der deletäre Ausgang, die hoèh- FEAR Bi}:
wickelt; es kommt zu dem Bilde. einer universellen -exfoli- | gradige Abmagerung trotz deutlicher Rückbildung der klinischen 2
lerenden Erythrodermie, welche dem Bazinschen und | Hautveränderungen und der cerebralen Reizsymptome. | 7 7
... 2eSnlerschen Typus der Herpetides 'exfoliatrices malignes oder | Die Annahme, -daß einer nebenherlaufenden Organ- ER =}.
g ‘_Erythrodermies exfoliantes pernicieuses wesensverwandt’ erscheint. | erkrankung eine Überempfindlichkeit gegen Silbersalvarsan in er T i RE
" Die Bejahung der Frage, ob das ganze vorliegende Krankheitsbild | unserem Fälle zużuschreiben sei, ist nach dem Sektionsbefund’ min- I
-der Haut mit der Verabreichung des Silbersalvarsans in Beziehung | destens höchst unwahrscheinlich. Auch für die Annahme eines zu- Pe = ©.
steht, geht wohl daraus klar hervor, daß nach der erneuten Injek- | fälligen Zusammentreffens einer anderen schweren toxischen oder a a u Fra
„ tion das Erythem zu der .Dermatitis sich auswuchs. Aber auch | infektiösen Noxe mit der Injektion, auf. die Herr Geh.-Rat Kolle EE e a
. die Hautveränderungen, die sich allmählich entwickelten und ver- | mich hinweist, liegt weder ein klinischer noch pathologisch- PAR Moal
änderten, ließen zwanglos an ein durch das arsenbaltige Medi- | anatomischer-Grund vor. Es verdient vielleicht hier eigens darauf - gi piee
kament verursachtes ‚Exanthem denken. Die ausgesprochene | aufmerksam gemacht zu werden, daß ‚von jeder, auch lokaler f hie,
: Neigung zur Bildung keratotischer Massen, die verruco-papilloma- | Quecksilberbehandlung abgesehen wurde, -sodaß eine Ye
Osen Schuppenkrustenbildungen, die dunkle Farbe nicht nur der | Schädigung der Gewebe durch Überlastung mit zwei Metallen u
; nicht in Frage kommt. _ on ee r t Mn
Bleibt schließlich noch die Vorstellung einer silbersalvarsan- ` L- e
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‘der persönliche Eindruck reicht, möchte ich annehmen, daß die
' denen die, Truppen ausgesetzt waren.
884
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. |
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6. April.
scheinlich. Es- wäre somit nur noch anzunehmen, daß durch die ! des Heeres spielten, ist das Material des einzelnen begreiflicher-
häufigere Finverleibung des Mittels allmählich. eine Über-
empfindlichkeit des Organismus erworben wurde, die schließlich
durch eine früher anstandslos vertragene Dosis von Silbersalvarsan
schwere Stofiwechselstörungen herbeiführte, denen der Organismus
erlag. Daß wir uns aber damit durchaus im Bereich des Hypo-
thetischen befinden, liegt klar zutage. 5
An und für sich erfolgte der tödliche Ausgang durch die
pneumonischen Lungenveränderungen, einen Symptomenkomplex,
welcher mit einer Salvarsan-Intoxikation nichts zu tun hat. Ja, man
kann weiter sagen, daß die bedrohlichen Nebenerscheinungen der
Sıalvarsantherapie: die universelle Erythrodermie und die Gehirn-
symptome im wesentlichen abgelaufen waren, als sich der Aus-
gang zum Schlimmen wendete, daß also an direkten Intoxikations-
wirkungen der Organismus nicht zugrunde ging.
Da andererseits der Patient im vollkräftigen Mannesalter
stand und keine schweren sonstigen Organstörungen vorlagen,
wäre zu erwarten gewesen, daß die von vornherein sorgsam be-
achtete Lungenaffektion intercurrent glücklich überstanden wäre,
wenn nicht eine- speeifische Schädigung die körperliche
Widerstandskraft herabgesetzt gehabt hätte. Die Syphilis
als solche ist kaum für diese Zustandsänderung in Rechnung zu stellen
mangels nennenswerter klinischer und pathologischer einschlägiger
Befunde und angesichts der sichtlichen Rückbildung der luetischen
Manifestationen auf die Behandlung hin; die auffällige Erscheinung,
daß trotz Fehlens luetischer Symptome, trotz Rückgangs der
Intoxikationsmerkmale, trotz: zeitweiliger Remission der pleuritisch-
pneumonischen Herde bei zunehmender Abmagerung ein sichtlicher
Kräfteverfall Platz griff, weist immer wieder darauf hin, daß eine
allgemeine Schädigung toxischer Natur bestand, die den
deletären Ausgang, vielleicht auch ohne die intereurrente Lungen-
erkrankung, herbeigeführt. haben würde.
Umfrage ,
über
Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nerven-
krankheiten bei Kriegsteilnehmern.
(Fortsetzung aus Nr. 12.)
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. His, Berlin,
I. medizinische Klinik der Charite:
1. Statistische Aufstellungen liegen noch nicht vor. Soweit
Verhältnisse des Krieges weder auf die Entstehung noch auf den
Verlauf organischer Nervenkrankheiten eingewirkt haben.
2. Die Häufigkeit dieser Krankheiten darf nicht nach den
Nervenstationen der Etappe oder Heimat beurteilt werden; bei den
A'ruppen und in den Durchgangsstationen, den Feld- und Kriegs-
lazaretten waren sie sehr selten und ihr Auftreten stand nicht in
Beziehung zur Größe der körperlichen oder seelischen Strapazen,
3. Der Verlauf der Nervenkrankheiten, der infektiösen Neuri-
{iden, der multiplen Sklerose und ebenso der Tabes und Paralyse
wich in keiner Weise vom Gewohnten ab.
4. Aufbrauchserscheinungen im Sinne Edingers sind
nicht hervorgetreten. Man hätte etwa bei Bleisteckschüssen der
Infanteristen Peroneuslähmungen erwarten können. Mir ist kein
Fall der Art vorgekommen. Ein Mann mit congenitalem Muskel-
defekt des Schultergürtels wurde durch Zufall entdeckt, nachdem
er zwei Jahre Infanteriedienst getan; eine Verschlimmerung war
nicht aufgetreten.
5. Sehr auffällig war, daß trotz der enormen Häufigkeit der
Verletzungen durch stumpfe Gewalt der vielbesprochene traumatische
Diabetes so völlig ausblieb; von einigen 40 Diabetikern, die ich
1916 in Neuenahr sah, konnte bei keinem der Krieg als Ursache
angenommen werden.
Prof. Dr. H. Curschmann,
Direktor der Medizinischen Universitäts-Poliklinik, Rostock:
Wenn ich mich über Verlaufseigentümlichkeiten organischer
Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern aussprechen soll, so muß
ich, wie wohl jeder Fachgenosse, zuerst betonen, daß ich nicht
mehr wie Eindrücke geben kann. Da die organischen Nerven-
krankheiten eine überraschend geringe Rolle in der Morbidität
weise zu geriog, um zu einigermaßen bindenden Schlüssen zu be-
rechtigen. Auch leidet die militärische Anamnestik in dem-
selben Maße wie die der Unfallpatienten an der Schwierigkeit,
daß der Patient im Interesse der „Dienstbeschädigung” alle dem
Kriege vorausgegangenen Symptome ableugnet und den Krank-
heitsbeginn geflissentlich auf irgendeine im Kriege erlittene Schädi-
gung zurückführt. , | f |
Bezüglich der multiplen Sklerose kann ich sagen, daß ich sie
als fachärztlicher neurologischer Beirat zahlreicher Lazarette (zuletzt
derjenigen von Schleswig und Holstein) bei Kriessteilnehmern im
ganzen nicht oft gesehen habe, jedenfalls durchaus nicht häufiger,
als einem ähnlich gearteten und großem Patientenmaterial von
friedlicher Beschäftigung entsprechen würde In einigen Fällen
äußerte sich das Leiden, insbesondere die spastische Ataxie, bereits
während der Ausbildungszeit und führte zur raschen Inaktivierung
des Patienten. Bei einigen wenigen Patienten nahm unter dem
Einfluß der Strapazen und Kälte die Gehstörung rasch zu; bei
einem 36 jährigen Landsturmmann sah ich dabei sogar einen
klassischen Intentionstremor der Beine beim Abwärtsgehen. Andere
Fälle wiederum zeigen, daß die multiple Sklerose während der
Kriegsstrapazen zwar exacerbiert, aber nach Abklineen des „Anfalls“
weiteren Kriegsdienst sogar an der Front wieder zuläßt, z. B.
vermochte ein 30 jähriger Architekt, dessen multiple Sklerose
(retrobulbäre Neuritis optica, flüchtige Hemi- und \onoparesen,
flüchtige Diplopie usw.) acht Jahre vor dem Feldzug begann. nicht.
nur die Ausbildung als Kriegsfreiwilliger, sondern auch einige
Monate Frontdienst mitzumachen; dann exacerbierte das Leiden
in Gestalt einer akuten Paraparese, die aber nach einigen Wochen
verschwand. Daraufhin tat Patient weiter Frontdienst. wurde.
Offizier und machte -— mit doppelseitigem Babinski, Farben-
skotomen, Nystagmus usw. usw.! — als Infanterist den russischen
Vormarsch und Festungssturm 1915 mit. Außer ihm habe ich
noch einen anderen jungen Offizier — allerdings bei einer Kolonne
-- gesehen, der trotz leichter, manifester. multipler Sklerose den
ganzen Feldzug durchhalten konnte.
Also braucht der „Aufbrauch” im. Edingerschen
Sinne durch den Kriegsdienst bei der multiplen Sklerose nicht be-
sonders verschlimmernd zu wirken, wie ja überhaupt exogene
Momente auf den eigensinnigen Krankheitsablauf des Leidens einen
verschwindend geringen Einfluß haben.
Ganz ähnliches gilt von der Tabes. Ich entsinne mich
nicht eines einzigen unter den ziemlich spärlichen Tabikern, die
ich im Lazarett gesehen habe, bei dem eine besonders schwere
Ataxie als Folge von Marsch- oder Kälteeinwirkungen bestanden
hätte. Es waren durchweg Leute mit mäßiger oder gar fehlender
Ataxie, Sehnenreflexverlust und den üblichen anderen Tabes-
symptomen, also durchaus „friedliche“ Bilder. Auch bei der
Tabes sah ich bisweilen auffallende Resistenz gegen Kriegs-
strapazen; z. B. konnte ein älterer Hauptmann, dessen Tabes
bereits im Jahre 1900 diagnostizierbar war und zu leichter
Ataxie geführt hatte, noch zwei bis drei Jahre den Dienst eines
Kolonnenführers im Kriege gut verrichten, ohne daß eine besondere
Progredienz des Leidens zu beobachten gewesen wäre. Bei einem
Infanteriehauptmann, der Pupillenstarre und Sehnenreflexverlust
zeigte, war es 1917 noch nicht zur Ataxie gekommen; er war
k. v. geblieben. ;
Auch die Hirnlues rezidivierte in einigen Fällen, die ich
vor dem Kriege und später während desselben sah, anscheinend
nicht infolge der Kriegsstrapazen; in einem Fall allerdings --
Armierungsarbeiter — kam es rasch nach schwerer ungewohnter
Arbeit zu einem letalen Rückfall.
Über progressive Paralyse habe ich bei der Art meines
Krankenmaterials keine Erfahrungen sammeln können.
Fälle von progressiver Muskelatrophie, Dystrophie, Syrmgo-
myelie und selteneren Spinalerkrankungen habe ich bei Heeres-
angehörigen nicht zu Gesicht bekommen. '
Im ganzen scheint mir jedenfalls die enorme funktionelle
Mehrbelastung des Nervensystems, insbesondere auch der motori-
schen Leistung, kein entsprechend gehäuftes Entstehen und keine
entsprechende Steigerung der typischen chronischen Rückenmarks-
erkrankungen herbeigeführt zu haben. Ihr Ablauf ist durch den
maximalen Aufbrauch im Kriege nur relativ wenig verändert worden.
Die scheinbare Ermüdungskrankheit xær eğoyy”, die
Myasthenia pseudoparalytica (die Erb einmal bei einem Buren-
krieger nach ungeheuren Reitstrapazen sah), ist bei Peldsoldaten
meines Wissens überhaupt nicht beobachtet worden.
u paralytica,
nee es ar an ae Y = l ; , .
Ce April O 1 MEDIZINISCHE KLINIK ` TE 2 e a agi
sonst, en für das Zutreffen der Äufbrauchstheorie
Ich hebe dabei hervor,
Ob die zweifellos. sehr häufigen ‚Neuritiden "mit dem Auf-
brauch und der Erschöpfung etwas: zu tun. haben (vgl. die Beob-
achtungen von Nonne und Mann über ‚Überanstrengungs-
neuritis der Beine bei Neurasthenikern im Felde), möchte ich
etwas bezweifeln. Die ätiologische Hauptrolle spielen ‘meines
Erachtens hier die mamni faltigen und enorm häufigen Infekte;
daß die Überanstrengung zu einer gewissen Lokalisierung des
Prozesses, vielleicht auch zum beschleunigten Manifestwerden bei-
sei natürlich nicht bestritten. a
Geh. Med. -Rat Prof.. Dr. Westphal, e
Direktor der Universitätsklinik für psychische und Nervenkrankheiten;
| Bonn a. Rb.: —- : 5
| Unser Material an- organischen N an war. infolge |
besonderer äußerer Verhältnisse. nicht-sehr groß, sodaß wir aus- -
gedehntere Erfahrungen. nicht. sammeln konnten. Immerhin können
wir eines sagen, nämlich daß sich . zugunsten der Aufbrauchs-
theorie keine neuen Tatsachen ergeben haben. `
Eine Verschlimmerung von schon bestehenden Nervenleiden,
wie’ Tabes, multipler Sklerose, haben wir einigemals angenommen.
~ Im übrigen sind . wir in ‘der An erkennung ursächlicher
` Zusammenhänge zwischen organischen: Nervenleiden ‘und Unfällen
oder Strapazen zurückhaltender geworden als früher.. Dies gilt
. namentlich bezüglich der Paralyse, bei der wir nur noch schweren,
mit sicher nachgewiesener Gehirnerschütterung einhergehenden
Kopfverletzungen eine auslösende Bedeutung beigemessen haben.
Von besonderen Verlaufseigentümlichkeiten konnten wir bei
Kriegsteilnehmern nicht sprechen.
Prof. Dr. Specht, Psychiatrische Klinik, R
ES. In meiner Lazarett: und Kliniktätigkeit-habe ich wohl zahl-
lose Psychosen und Neurosen gesehen, untersucht und begutachtet,
von organischen pa erkrankungen jedoch nur die Dementia.
Edingers haben sich nicht ergeben.
daß ich oben nicht ‘eine schnellere Auslösung - ‘der Tabes usw.
durch die Kriegsteilnahme, sondern’ nur eine Versehlimmerung der
-schon bestehenden ‚Erkrankung im Auge hätte, und daß auch diese
Annahme von Kriegsdienstbeschädigung eine vielfach mehr gefühls-
. Was die änderen organischen Nervenkrankheiten
mäßige war.
angeht, so sind mir dabei Besonderheiten nicht aufgefallen.
Bemerkenswert war die Häufigkeit von Neuritiden allgemeiner und
umgrenzter Art nach ‚Infektionskrankheiten, wobei vielleicht die
‚allgemeine . Schwäche des Organismus und ‚somit die’ Fripgs
teilnabme eine Rolle spielt.. | u ER
| | Geh. Med.-Rat Prof. Dr. RE
"Direktor der Klinik für psychische und nervöse Krankheiten, Gießen:
| Nach unseren Eindrücken ist der Verlauf progrediläf
organischer Nervenkrankheiten in manchen Fällen durch Kriegs-
strapazen beschleunigt worden. Dies gilt von der multiplen
tragen kann,
die mehrfach einen, ungewöhnlich raschen Verlauf zeigte.
weit letzterer mit den vorhergegangenen Kriegsstrapazen im Zu-
‚sammenhang stand, ist schwer zu sagen; wahrscheinlich hat auch
die Cu a der Nahrungsmittel dazu ‘beigetragen. = l
E Prof. Dr. P. Schuster, Berlin:
i _ Erhebliche Verlaufseigentümlichkeiten ‚der or-
ganischen Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern habe ich nicht
beobachtet. Der scheinbar plötzliche Beginn mancher Fälle. von
Paralyse oder auch von Tabes ist eine Erscheinung, welche man
auch im Frieden nicht gar zu selten beobachtet. In der Regel
handelt es sich hierbei nur darum, daß-dem Kranken selbst oder
seiner Umgebung das Bestehen der Krankheit plötzlich (meist in-
folge eines äußeren Ereignisses) zum Bewußtsein kommt, _
Versechlimmerungen organischer N ervenkrankheiten,
besonders der multiplen Sklerose, habe ich wiederholt gesehen.
So erinnere ich mich eines Falles von 'multipler Sklerose; welcher
nach einer Verschüttung in einem Granattrichter die ersten erheb-
lichen Symptome zeigte, eines anderen, bei welchem nach’ drei-
vierteljährigem , Felddienst als erstes Symptom eine zeitweilige
Lähmung eines Beines auftrat und eines dritten, bei welchem
nach einem großen Schreck die ersten Symptome nachgewiesen
werden konnten.
Bei der Tabes sah ich- wiederholt die ersten Symptome im
h; Bezüglich dieses Leidens habe ich den Pinäruok nicht be-.
„kommen, daß der-Krieg ihm eine besondere Verlaufseigentümlichkeit '
‚aufgeprägt habe. Es liegt ja freilich auf‘ der Hand, daß die Teil-
nahme am Feldzug für, jemanden, der ohnehin schicksalsmäßig
auf die Paralyse zusteuerte, nicht gerade als propbylaktisches
'„stahlbad“ dienen konnte und insofern mußte. man für den mani-
festen Ausbruch der Krankheit vielfach den .Kriegsstrapazen die
Rolle eines verschlimmernden.oder einen verfrühten Krankheitsbeginn
veranlassenden . Gelegenheitsmoments gutachtlich zuerteilen. Das | Anschluß an schwere Anstrengungen (monatelange Schanzarbeit,
ist aber auch alles. Mit dem besonderen Sinn der Edinger-'| mehrjähriger Dienst an der ‚Front usw.) ‚auftreten; einige Male
schen Aufbrauchstheorie hat übrigens auch eine solche Auffassung | wurde auch eine bis dahin nur geringe Ataxie nach der neH
Für die Paralyse ist diese Theorie nicht haltbar. tärischen Einziehung ‚plötzlich- stärker. .
Ähnliches wäre auch über die progressive Paralyse- zu
sagen. Hier erinnere ich mich eines Falles, bei welchem nach
einer Verschüttung . ein plötzlicher Sprachverlust und im Anschluß
daran akut die ‚geistige Störung zür Entwicklung gelangte. -
2 Abgesehen. von dem. Gesagten sind mir besondere Verlaufs-
eigentümlichkeiten, welche. etwa auf die Wirkung des Krieges zu
beziehen wären, bei keiner der in Frage. kommenden. organischen
nichts zu tun.
Prof. Dr. Otfried Müller, Direktor der Medizinischen Klinik, Tübingen:
.. Meine Erfahrungen über- die Verlaufseigentümlichkeiten orga-,
nischer Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern mochte ich folgen-
dermaßen zusammenfassen:
stets eine -
Trotzdem .wir in Württemberg gewohnt sind,
größere Anzahl von primären Strangdegenerationen und’ anderen
genuinen Nervenleiden zu sehen, hatte ich nicht den Eindruck, Nervenkrankheiten aufgefallen. Ä
| Eine Stütze für die: Edingersche” Auffassung
daß während des Krieges eine Vermehrung derselben zu beobachten T
gewesen wäre. | | von der „Bedeutung einer übermäßigen ‚funktionellen Belastung
u Dagegen ist mir aufgefallen, daß, ‚wie alle anderen späf- bilden meine Erfahrungen nicht. Im’ Gegenteil setzt& mich manche
luetischen Erkrankungen, so auch die Tabes entschieden häufiger | meiner Beobachtungen in Erstaunen, wieviel ein schon. organisch .
geworden ist und vielfach frühzeitiger und .schwerer auftritt. | erkranktes Nervensystem an Anstrengungen und . Aufregungen
Man gewinnt hier entschieden den. Eindruck, daß die Strapazen | ertragen konnte, ohne zusammenzubrechen ' oder ` nur eine wesent-
des Krieges eine Verschlimmerung bereits bestehender Zustände, | liche Verschlimmerung der: bisher vorhanden ‚gewesenen Krank-
ja möglicher weise sogar eine Auslösung tabischer Erscheinungen : beitserscheinungen zu zeigen. So beobachtete ich ausgesprochene |
bei vorher latenter Lues mit sich gebracht haben. . J| Fälle von Tabes, welche mehrere Jahre im Felde waren, dort
` Aufregungen, Anstrengungen, Unfälle (Sturz vom Pferde) erlitten,
Prot, Dr. E. Meyer, Direktor der Psychiatrischen und Ner venklinik, |. ohne nachher eine Verschlimmerung darzubieten. Ich sah einen
Königsberg: i. Pr. : schon seit mehreren Jahren an Syringomyelie leidenden Pionier,
welcher ohne wesentliche Beschwerden seit einem halben Jahr
"organischen |
. Dienst tat. Zwei Fälle von Rückenmarksgeschwulst hatten gleich-
Eigentliche Verlaufseigentümlichkeiten ‚von
Vervenerkr: ankungen bei 'Kriegsteilnehmern sind von mir trotz.
Materials nieht beobachtet worden. Andererseits hatte | falls monatelang Dienst getan, ohne daß dies anscheinend beson-
| ders ungünstig auf ihren Zustand eingewirkt hätte.
reichlichen
ich wiederholt den Eindruck, daß multiple Sklerosen,
ebenso wie Tabe s, eine Verschlimmerung durch ‘den Dienst er-
fahren hatten, ohne daß das für alle Fälle . galt.
Was die Paralyse angeht, so habe ich, wie ich auch
En in 7 eröffentlichungen hervorgehoben, mich nicht en
en, daß dieselbe b teilnehmern, soweit nicht andere | -
ne | einen recht deutlichen en zu den sämtlichen ‚funktionellen
Schädigungen, etwa Kopfverletzungen und dergleichen, hinzu-
ommen, früher auftritt paer einen schnelleren 'Verlauf nimmt als Nervenleiden. |
Wenn ich meine subjektiven ‘Eindrücke über den Einfluß
des Kriegsdienstes auf die organischen Nervenkrankheiten somit
zusammenfasse, so muß ich erklären, daß dieser Einfluß viel
weniger erheblich ist, als man & priori hätte vermuten können.
Die organischen Nervenkrankheiten setzen sich hierdurch in.
‚Sklerose und besonders von der progressiven Paralyse,
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4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
6. April.
36 > ____ 1910 — WEBIZINIBORE KUME „AR ————————
Aus der Universitäts- Augenklinik in Innsbruck
(Vorstand: Prof. Dr. J. Melle r).
Der Magnet in seiner Verwendung
zur Erkennung und Entfernung intraokularer
Eisensplitter.
Von ig
Stabsarzt Dr. Erwin Klauber, klinischem Assistenten.
Seit bald einem halben Jahrhundert (Hirschberg 1875) be-
sitzen wir im Elektromagneten ein unentbehrliches Hilfsmittel bei
der Behandlung von`Augenverletzungen, bei denen ein eiserner
Fremdkörper in das Augeninnere eingedrungen ist. Dieses Hilfs-
mittel ist um so willkommener, als gerade ein eiserner. Splitter
ein sehr gefährlicher Gast im Augapfel ist, da er meist, früher
oder später, zum Untergange des betroffenen Sehorganes führt.
Das Eisen wird in dieser Beziehung an Gefährlichkeit nur noch
vom Kupfer und seinen Legierungen übertroffen, während manche
andere Fremdkörper, wie z.B. Steinsplitter, eher ohne schädliche
Reaktion vertragen werden können. Sofern nach Eindringen eines
Eisensplitters nicht entweder unmittelbare mechanische Verletzungs-
folgen, wie starke Zerreißungen und Blutungen oder fortschreitende
Infektion, zur Erblindung und zum Verlust des Auges führen, kann
späterhin noch der eiserne Fremdkörper durch Erzeugung von
Narbensträngen mit nachfolgender Netzhautabhebung verhängnis-
voll werden. Entgeht das Auge auch dieser Gefahr, so kommt
es fast immer nach Wochen oder Monaten, seltener auch erst
nach Jahren, zu der eigentümlichen Erscheinung, die als Siderosis
oder Verrostung des Auges bezeichnet wird und die schließlich
zur Erblindung führt. Die Siderose besteht darin, daß sich die
vom Eisensplitter im Auge unter dem Einflusse der Gewebsflüssig-
keit gebildeten Eisensalze in unlöslicher Form in: verschiedenen
Geweben des Auges anreichern. Diese Verrostung wird besonders
an der Regenbogenhaut, dann auch an der Linse als gelbbraune
Verfärbung sichtbar. Im histologischen Präparat läßt. sich die
Eisenimprägnierung, die mit Ausnahme der meist freibleibenden
Aderhaut fast alle Teile des Auges befallen, sehr schön durch
die Berlinerblau-Reaktion bei Behandlung mit Ferrocyankali und
Salzsäure nachweisen. Diese Eisenimprägnierung bedeutet aber
eine Vergiftung des Auges, die durch Degenerätion der Netzhaut,
Trübung der Linse und andere Veränderungen schließlich das
Sehen vernichtet.
Aus dem Gesagten geht hervor, wie wichtig es ist, das
Vorhandensein eines Eisensplitters im Auge rechtzeitig zu er-
kennen und ihn möglichst bald zu entfernen. Die Feststellung,
daß ein Fremdkörper überhaupt in das Augeninnere eindrang, ist
in manchen Fällen nach den bekannten diagnostischen Anhalts-
punkten nicht schwer: Sichtbare Perforationsöffnung oder Narbe
nach einer solchen, Sichtbarkeit des Fremdkörpers oder eines um-
‚schriebenen Exsudat- und Granulationsherdes bei. direkter- Besich-
tigung oder im Augenspiegelbilde, Aufschlagstelle im Augenhinter-
grunde, Durchschlagsöffnung in der Regenbogenhaut, getrübter
Wundkanal in der Linse und ähnliches lassen oft die Diagnose
intraokularer Fremdkörper mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit
stellen. Aber es gibt auch einen ansehnlichen Bruchteil der Ver-
letzten, wo die genannten Symptome fehlen können und dennoch
ein Fremdkörper, fallweise auch ein eiserner Fremdkörper, im
Auge steckt.. So gibt es Verletzungen, wo die kleine Perforations-
Öffnung so schnell verklebt, daß sie auch der aufmerksamen Be-
sichtigung entgeht. Oft wird durch geschwollene Bindehaut die
Perforationsöffnung verdeckt. Ferner kann das Eindringen des
Fremdkörpers durch die hinteren, der Besichtigung nicht zugäng-
lichen Lederhautteile erfolgen. In solchen Fällen kann fälschlich
leicht die Diagnose Prellung des Auges gestellt werden oder bei
geringen Veränderungen im Augeninnern und guter Funktion gar
nur eine leichte oberflächliche Verletzung angenommen werden
obwohl ein Splitter, gegebenenfalls ein Eisensplitter, im Auge
steckt. Die Unterlassung oder Verspätung der noch zu besprechen-
den weiteren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen in-
folge Verkennens des Umstandes, daß ein Fremdkörper im Auge
es würde aber eine schwere Schädigung des Verletzten be-
euten. |
Als weitere diagnostische Hilfsmittel stehen uns zur Ver-
fügung: Die Röntgenaufnahme und speziell für eiserne Fremd-
körper das Sideroskop, das durch Ausschlag der Magnetn i
% , ; ad
Annäherung an das Auge den Eisengehalt anzeigt. Bei en l
sonst recht verläßlichen Instrument ist zu beachten, daß auch
eiserne Splitter, die in der Umgebung des Auges etwa in der
Bindehaut oder Lidhaut eingesprengt sind, ebenfalls Ausschläge
erzeugen, die zu Irrtümern führen können. Gerade bel der Häufig-
keit mehrfacher Fremdkörpereinsprengungen infolge von Kriegs-
verletzung ist diese Störung nicht zu unterschätzen. Da ist es
wichtig und willkommen, daß der Elektromagnet in Form des
Riesenmagneten nicht nur zur Entfernung des eisernen Fremd-
körpers, sondern auch zu seiner Erkennung brauchbar ist. Um
eine Schädigung des Auges durch Zerrungen und Zerreißungen
“innerer Augenhäute infolge der bedeutenden Zugwirkung des
Riesenmagneten auf den etwa vorhandenen eisernen Fremdkörper
zu vermeiden, ist, bei der diagnostischen wie auch bei der thera-
peutischen Anwendung entsprechend vorsichtiges Vorgehen nötig.
Es wird zuerst eine durch Rheostaten abgeschwächte Stromstärke
angewendet und das Auge -des Patienten durch Vorrücken des
Kopfes aus der Enfernung mehrerer Zentimeter allmählich dem
Magnetpol bis zur Berührung der cocainisierten Hornhaut ange-
nähert. Dabei wird manchmal ein Eisensplitter, der direkt oder
ophthalmoskopisch sichtbar ist, durch Veränderung seiner Lage
als solcher kenntlich. Auch das Auftreten einer umschriebenen
Vorwölbung der Iris vor dem Magneten oder eine frisch auf-
tretende Blutansammlung am Boden der Vorderkammer sind gut
verwertbare objektive Zeichen. Das Erscheinen des Splitters 1n
der Vorderkammer bei Annäherung des Auges an den Magneten
ist natürlich besonders beweisend. In der Mehrzahl der Fälle ist
aber der Splitter infolge seiner Lage oder infolge T rübung der
Medien nicht sichtbar und es bleiben auch die übrigen objektiven
Magnetsymptome anfangs aus. In solchen Fällen bildet fast immer
noch die Schmerzreaktion bei Annäherung des Auges an den
Riesenmagneten ein gut verwertbares Zeichen. Der im Augen-
innern befindliche Eisensplitter übt unter der Einwirkung des an-
genäherten Magneten einen Zug oder Druck auf die empfindlichen
inneren Augenhäute aus, der vom Patienten als plötzlich auf-
tretender Schmerz gemeldet wird. Wenn man auch bei dieser
Magnetreaktion auf die subjektiven Angaben des Patienten ange-
wiesen ist, so läßt sich durch entsprechende Belehrung, durch
Wiederholung des Versuches, fallweises Annähern auch an den
bei geöffnetem Strome unwirksamen Magneten die V erläßlichkeit
der Schmerzäußerungen prüfen und schließlich ein verwendbares
Resultat erzielen. Wir konnten an einem größeren Material von
verletzten Soldaten die Brauchbarkeit des Verfahrens erproben,
als ein der Kriegsverhältnisse wegen schwer behebbarer Defekt
des Sideroskops uns zur vorwiegenden Benutzung des Riesen-
magneten als diagnostisches Instrument führte. Auf diese Weise
konnten auch winzige Eisensplitter, die nur Bruchteile eines Milli-
gramms (0,1 mg, 0,2 mg) wogen und die nach den bisherigen Er-
fahrungen sich durch Röntgenogramm und Sideroskopie nicht
mehr sicher feststellen lassen, im Auge nachgewiesen werden.
‚Es muß allerdings zugegeben werden, daß in vereinzelten F ällen
der Magnetversuch versagen kann, wo das Sideroskop noch einen
positiven Befund aufweist. Doch kommen, wie ich später noch
erwähnen werde, diese Ausnahmefälle für unser therapeutisches
Vorgehen ohneäies praktisch wenig in Betracht.
Zur Entfernung eiserner Fremdkörper aus dem Aug® wird,
der Elektromagnet in zwei Hauptformen angewendet: einmal als
‚Riesenmagnet, dessen Bauart eine möglichst weite magnetische
Fernwirkung anstrebt, damit von außen her auch die im hintersten
Augenteile sitzenden Splitter vorgezogen werden können. Der
Riesenmagnet ist entweder auf einem Sockel angebracht, wobei
der Kopf des sitzenden Patienten angenähert wird, oder bel
neueren Konstruktionen beweglich aufgehängt, was auch ein Ope-
rieren am liegenden Patienten ermöglicht. Die zweite gebräuch-
liche Form ist der kleinere Handmagnet (Hirschberg), der
der Hand des Operateurs gehalten wird und dessen verschieden
geformte, vorher ausgekochte Polansätze man entweder durch die
ursprüngliche Verletzungswunde oder durch eine eigens angelegte
Schnittöffnung in das Augeninnere eingeführt und in möglichst
nahe Berührung. mit dem Splitter zu bringen sucht; dieser WI!
dann, am Magnetpol haftend, herausgezogen. Im allgemeinen 1
es vorteilhafter und schonender für das Auge, wenn man dure
extraokulare Anwendung des Riesenmagneten den Splitter IN die
Vorderkammer bringt, was sich bei vorsichtiger, sachgemäber
Manipulation gewöhnlich ohne störende Verletzung der Linse oder:
anderer Augenteile bewerkstelligen läßt. Aus der Vorderkammer
wird dann der Fremdkörper entweder durch die etwa vorhandene
Hornhautperforation, falls sie hierzu geeignet ist, sonst durch einen
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eigens angelegten Schnitt-am Limbus entfer né am) 3 n h dann 6 ma or CUE
nach Form, Größe, Lage und Fixation des Splitters: einer kleinen | Hornhautwundė selbst ebenfalls mit dem Riesenmagneten hervorgeleitet, %
: ; -Häk es. iellöffel im. Be- | 27 mal durch eine mit der Lanze am Limbus -angelegte Punktionsöffnung .
Pinzette, eines stumpfen-Häkchens, des. Daviellöffels oder im: Be der Lanze am Li | an»
on ien ande aus der Vorderkammer mit Haken, Löffel, Pinzette. oder Handmagneten EC SE
er darfsfalle des Handmagneten bedient, dessen Ansatz in diesem | ° arg | Se er 1. NE
er a 0 ge ne . entfernt wurde; b) durch Anlegen des Riesehmagneten an..die Skleral BR HR
ws Falle natürlich nur in ‚die Vorderkammer eingeführt wird. Ge- | nerforationswunde $mal;. c) durch Eingehen mit dem- Handmagneten N
5-7 wöhnlich gelingt es, mit dieser extraokularen oder kombinierten | in ‘die sklerale Wunde 2mal; d) vergeblich waren die Extraktions- a,
Magnetanwendung den Splitter zu entfernen, wobei allerdings in | versuche in vier Fällen, unterlassen wurde die Extraktion - bei: einem BRNO
manchen Fällen erst geduldige Wiederholungen des ‘Magnet- | moribunden Schädelverleiztien. 0.0 nen | IS TRIER
versuches zum Ziele führen, “Bei: geeigneter skleraler Perforations- | _. Die manchmal beobachtete Unmöglichkeit, einen im Auge Es |
öffnung „empfiehlt es sich manchmal, den ‚Riesenmagneten mit | nachgewiesenen Eisensplitter mit irgendeinem Mägnetverfahren a
seinem ausgekochten spitzen ‚Polansatz an oder ein wenig in die | herauszubekommen, hat ihre Ursache entweder in allzu ‘fester EBEN,
Skleralwunde zu legen, wobei bisweilen der Splitter auf dem | Einkeilung des Fremdkörpers in die Augenhäute, : häufiger aber a
~ gleichen Wege herauskommt, auf dem er’ins Auge eindrang. Als, | Jiegt die Schuld an einer festen Fixation des Splitters durch Fibrin, apeli
= eingreifender für das Auge muß das intraokulare Verfahren mittels | Exsudat, später auch .durch Bindegewebe. Die. anfänglich ge- IPEE
--- Einführens des Handmagnetenansatzes durch eine sklerale Öffnung | bildeten zarteren Verklebungen. werden durch die Zugkraft des RER
in den Glaskörperraum bezeichnet werden. Auch setzt. es eine | Magneten überwunden. Wir. konnten oft beobachten, “wie der vom un
genaue Lokalisation des. Splitters voraus. Wir wandten daher | Riesenmagneten in die Vorderkammer gezogene Eisensplitter. an- El
.. dieses Verfahren nur in jener Minderheit von Fällen an, wo die | fangs,.an: einem elastischen Fibrinfaden hängt, der ihn bei Aus- Er BEINE
extraokulare Methode mit dem Riesenmagneten nicht zum Ziele | schaltung des Magneten wieder zurückzieht und der manchmal FEA
Unmagnetische Fremdkörper ‘oder magnetische Splitter, | erst auf mehrfaches Anziehen nachgibt. Solche störenden 'Be- Be
festigungen entwickeln sich um so mehr, je älter -die. Verletzung ist, er:
| indegewebige Schwarten für .die I . =
führte.
bei denen der Magnet versagte, durch operatives Eingehen in den
Glaskörperraum mit anderen Instrumenten als dem Magneten hervor- sie können schließlich als, feste
‚ Magnetwirkung unüberwindlich werden.
~ zuholen, bedeutet für. das Auge wegen der’ später so häufig p e
<- folgenden Netzhautabhebung immer -eine schwere ci, Des- `| So beobachteten - wir . eine Verletzung mit großem Eisensplitter RR
„ > wegen sagte ich oben, daß .die wenigen Fälle von intraokularem | im Auge (Gewicht 0,15 g), die 18 Tage nach Eindringen des Fremd- ih.
>. Eisensplitter, die auf die diagnostische und zugleich therapeutische | Körpers zur Aufnahme und vor den Magneten kam; dieser konnte trotz a
Magnetanwendung nicht reagieren, praktisch weniger in Betracht | wiederholter Anwendung. der verschiedenen Methoden dèn Splitter nicht | RE
kommen. | Ä a zieh Später mußte bei fortschreitender- Verschlechterung der T o
L : ah a ; fi | unktion die Enucleation vorgenommen werden und es -zeigte sich en:i A UREA
leicht um 5 E Enen en ii Po a on Ver nach Aufschneiden des Auges, daß das im Glaskörperfaume liegende N Era es
* Sir. IEG9S AYUDO ;8CHonender, Je weniger Zeit ‚Bel Bette | Fisen an den Augenhäuten bereits durch so feste Bindegewebsstränge 2 E
. -~ Jetzung verstrichen ist. Denn der Splitter wird. in seinem. DELLE befestigt, war, daß es auch aus dem eröffneten Auge vom unmittelbar Ba BIC Er
‚bald durch Blutgerinnsel und Exsudat, später auch durch Narben- | angelegten Riesenmagneten nicht hervorgezogen werden konnte, sondern ` en
stränge fixiert, was natürlich die Entfernung mit dem Magneten, | herausgeschnitten werden mußte. A E ES pi ?
. Im Durchschnitt betrug bei unseren Fällen- der Zeitraum Ida Co
a RL $
-> aber auch nach jeder anderen Methode erschwert, fallweise gar
Auch. aus diesem Grunde muß die Magnet- zwischen Verletzung und Einlieferung in die Klinik, welcher un-
gesäumt die Magnetanwendung ‚folgte, sieben Tage. Die ‚Zahl
aE a data Taten; Nm
Á
| unmöglich macht. |
- ‚operation verletzter Augen als. dringliche Operation bezeichnet
‚ werden, zu deren möglichst, schleuniger Durchführung alle Vor- | ger Versager ist in Augenabteilungen,. die ihre Verwundeten noch‘ a.
sorgen getrolien werden sollen. u aam aa |. Später erhielten, prozentual größer.. Für ‘die möglichst baldige MBETEN ii Jii y
Im Frieden bekommt màn Augenverletżungen mit Eindringén | Durchführung der Operation: ‚spricht auch der Umstand, daß -es Il E
Fälle gibt, wo die schnelle Entfernung des Splitters auch auf den IN Men ar
oe
Verlauf einer bei der Verletzung‘ erfolgten Infektion des Augen- Bun
von Eisensplittern meist bei gewerblichen Unfällen’ der Schmiede,
innern günstig wirkt. “Wir beobachteten mehrfach, wie eine. u
ala k BEN o i
EPT APES a i
Schlosser, Steinhauer usw. zu sehen. Im Kriege ist' natürlich die
Verletzung durch verschiedene Geschoßarten vorherrschend. Inter:
essant und auch diagnostisch wichtig ist es, daß wir an unserem | deutliche durch Hypopyon, Injektion, Schmerzhaftigkeit: usw. kennt- |
„von der Südtiroler Front stammenden Material besonders häufig | liche Endophthalmitis nach der Entfernung ‘des eisernen Fremd- PR En
| ch erletzung durch Handgranatenexplosionen 'intraokulare Eisen- . körpers schnell abklang. Da a a, = Ta
m De ae N nn ee | Selbstverständlich ist es, daß:infolge Größe der mechanischen
ai £ ochgebirgsstellungskriege unter geringerer Ver Zerstö anche dardi ai E ene ns
Wendung von Handgranaten erfolgten, war bei reichlichem Zugang | 40rStOrungen und auch ‚durch virulente selbst nach Entfernung he
p`; ` Perforierender Verletzungen nur fünfmal Gelegenheit zur Magnet- | des Fremdkörpers fortschreitende Endophthalmitis auch eine An- et
' ` extrakti , EEE . . ys h] | zahl der mit Erfolg magnetoperierten Augen blind wird und bei nS
den men Gegeben. Während dieser Zeit bestand die. Mehrzahl | angelnder Aussicht auf Herstellung ‘brauchbaren Sehvermö a
der intraokularen Fremdkörper aus’Steinsplittern, die auf dem_| Mang ER = Be thische O eh al ar Ti 61 ee ie
felsigen Kampfgebiete bei jedem Geschoßaufschlage, besonders | Wegen Gefahr der sympathischen Ophthalmie schließlich enueleier a
aber bei Artilleriereschoßexnlosio Maukond Is Steinwolke | werden muß. Wir machten ja in manchen Fällen, wo schon der Di
geschoßexplosion, zu Tausenden als Steinwolke wen : a
‚ümherstoben. Diese Steinsplitter wurden, falls die Verletzung | Aufnahmebefund wenig Aussicht auf Erhaltung . des Auges bot, cs
Dicht EA | Ä A oe 1 Raltian. Iote | die Magnetextraktion deshalb, weil damit nichts geschadet, viel- u
lb zu ausgedehnt war und keine virulente Infektion erfolgte, À rn | 2 SCDadel, VIE. a
=, Teist gut vertra Ä ERBE atoa F . leicht aber doch noch genutzt 'werden konnte. Natürlich darf in nn
4 gen, sodaß gefährliche operative Extraktionen aus a | : | 3 R FR as,
. `= dem hint 3 ey | Ähn- | solchen Fällen im gegebenen Zeitpunkte nicht mit der Enyeleation ee
ger eren Augenabschnitte unterlassen werden konnten. Ähn- Seit werd as ie Ause nieht mu eelabrden | ee
_ ich waren die Verhältnisse bei uns noch. während der ersten | 8°?08erl werden, um das a a ee E T
an Vierteljahre des Jahres 1917, sodaß die Berichte der Augen- | Bei den 43 Augen, die Eisensplitter im- Innern aufwiesen, a
. Nellanstalten anderer Kampfgebiete, die in der Mehrheit ihrer | war das Endergebnis beim Abschube folgendes:, 25 mal näch durch- er
= Intraokularen Splitter, Gelegenheit. zur Magnetoperation fanden, | geführter Magnetoperation „brauchbare oder durch weitere Behand-. ne
nsari ‚Verwunderung erregten. Erst im letzten Jahresviertel, mit | lung besserungsfähige Funktion, 8 mal Erblindung, die in allen a
Fe Einsetzen größerer Nahkämpfe, die- sich teilweise schon in | Fällen schon vor der Magnetoperation bestand (darunter ein er- e OE
| eisenfreiem Gebiete abspielten, änderte sich dieses Verhältnis im | gebnisloser - Magnetextraktionsversuch), 10 erblindete Augen ee
Be eines häufigeren Vorkommens von Eisensplitterverletzungen, | mußten wegen Endophthalmitis schließlich enucleiert werden (dar- N
2 ab im Jahre 1917 die Zahl der auf den Magneten positiv | unter war 3mal. die . Magnetoperation ergebnislos geblieben). _ re
“glerenden durch Kriegsgeschosse. verletzten Augen 43 betrug.“ Wenn man auch annimmt, daß von den mit besserungsfähiger en
a Die verletzende Waffe war in der Mehrzahl dieser 43 Fälle, | Funktion (guter Lichtempfindung und Projektion) abgeschobenen - en
Be nn i bei 22 Augen, die Handgranate, bei 14 Augen ein Artillerie- | Verletzten doch noch‘ einige später das Sehvermögen oder das ip a
von M? , bei 3 Augen die Minenwerfergranate, bei 3 Augen Explosion | Auge infolge Verschlimmerung verlieren ‚mochten, so bleibt doch I
ee poi; bei 1 Auge Munitionsexplosion. j das Endergebnis, nämlich Erhaltung. funktionsfähiger Augen, in. en
RT: ie Eintrittsstelle des Eisensplitters war 13 mal die Hornhaut, etwa der Hälfte der Fälle nocht recht günstig. Denn bei den im a
z lornhaut a aa ab s 4 mal. betraf ‚die Perforation _ Kriege beobachteten perforierenden Augenverletzungen, wo eine i e i
~ gg ma Der Splitter saß 1 mal in der. Vorderkammer, 4 mal in der Linse, | Magnetoperation nicht in Betracht kommt, ist das Ergebnis nach ni
„88 wal hinter dem Irisdiaphragma Gm hinteren Augenteile. 2 l UUDELOL und ‚den Erfah TUnSeN. anderer größerer Augenstationen : : n [z
a) Vorzieh Entfernung des Splitters. erfolgte nach folgendem Verfahren: wesentlich ungünstiger, sodaß, auch statistisch der Wert .der Br
’ Aehen durch extraokulare. Anwendung des Riesenmagneten in Magnetoperation zum Ausdrucke kommt, | Se
`
x
N
338 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK -- Nr. 14. | 6. April.
Der kleinste von uns durch Magnetoperation ans dem Augen-
innern mit dem Riesenmagneten entfernte Splitter wog 0,1 mg, der
größte 81 mg. Einmal wurde aus beiden Augen eines Verletzten je
ein lisensplitter geholt (0,2 mg und 75 mg), einmal fanden sich gleich-
zeitig mehrere Eisensplitter in einem Auge. Bei einem Soldaten war
schon im Jahre 1915 nach Granatverletzung anderwärts ein Eisensplitter
aus der Linse mit Magnetoperation entfernt worden, 1917 wurde bei
uns ein wenige Tage vorher bei Handgranatenverletzung eingedrungener
Eisensplitter aus der gleichen Linse gezogen; diese hatte nur eine .
umschriebene Trübung davongetragen. Manchmal, wo die Eisen-
splitter sichtbar waren, erschienen sie infolge Lichtreflexion weiß,
wie die bei uns als Fremdkörper im Auge oft gesehenen Kalkstein-
splitter. Erst der Magnetversuch ließ die wahre Zusammensetzung er-
kennen.
Zusammenfassung: Bei den im Kriege vorkommenden Ver-
letzungen des Auges besonders bei Handgranatenverletzungen wird
oft das: Eindringen eines Eisensplitters in das Augeninnere beob-
achtet, manchmal auch in Fällen, wo die Besichtigung des Auges
eine perforierende Verletzung oder Anwesenheit eines Fremdkörpers
im Innern nicht vermuten ließe. Für die Erhaltung eines brauch-
baren Auges ist der möglichst schnelle Nachweis und die baldige
Entfernung des Eisensplitters nötig. Die Extraktion erfolgt am
besten mit Anwendung des Riesenmagneten, der sich auch für
den Nachweis der intraokularen Eisensplitter als brauchbar erwies,
òs sollen daber alle schwereren Augenverletzungen, bei denen das
Vorhandensein eines eisernen Fremdkörpers im Auge möglich. ist,
ohne Verzug in Spezialaugenspitäler gelangen, die über entsprechend
geschulte Augenärzte und über die nötigen Behelfe verfügen. Da
aber bei der Magnetoperation wohl eine Verzögerung um Tage
oder Wochen, nicht aber ein Aufschub von einigen Stunden eine
schädliche Einwirkung hat, so genügt möglichst schneller Abtrans-
port schwererer Augenverletzter in ein entsprechend ausgestattetes
Augenspital des Etappenraumes, falls nicht Feldspitäler mit voll-
wertigen Augenmagneten ‘und in deren Anwendung erfahrenen
Augenärzten zur Verfügung stehen. Größere Festungen, aus denen
unter Umständen der Abtransport Verwundeter unmöglich werden
kann, sollen auch mit Augenmagneten versehen Sein.
Aus dem Hygiene-Institut der Universität Greifswald
(Direktor: Prof. Dr. E. Friedberger).
Die Bedeutung der Ausflockungsmethoden nach
-Meinicke und Sachs-Georgi
für die Serodiagnostik der Syphilis.
| u Von |
Cand. med. P. Konitzer,
| stellvertretendem Assistenten am Institut.
Die Wassermannsche. Reaktion ist in ihrem Wesen noch
nicht geklärt. Die ursprüngliche Idee der Antigen-Antikörper-
reaktion ist aufgegeben, aber die anfangs stark und auch jetzt
noch von einzelnen Autoren bestrittene praktische Bedeutung der
Komplementbindung für die Serodiagnostik der Syphilis wird
heute wohl von der bei weitem größten Mehrzahl der Serologen
‘und Praktiker anerkannt, nachdem es im Laufe der Zeit gelungen
ist, durch zahlreiche Verfeinerungen an der ursprünglichen
Methodik die Reaktion nahezu specifisch zu gestalten, anderer-
seits innerhalb ihrer Reaktionsbreite die Reaktionsfähigkeit der
Sera möglichst zu erhöhen. |
Erinnert sei hier nur an die Verwendung von verschiedenen
Extrakten gleichzeitig, dann an die Komplementaustitrierung nach Kaup!),
die Verwendung höherer Serumdosen nach Citron®), Boas’),
Alexander®), Kromayer und Trinchese?), die Ausschaltung
der Normalamboceptoren nach Jacobäus°), Mintz?) und Anderen,
die Benutzung geringer Serummengen bei stark verdünntem Antigen
nach Ito®), Inaktivierung des Serums in Verdünnung nach Mandel-
1) Kaup, Arch. f. Hyg. 1918.
2) Citron, B. kl. W. 1908, Nr. 9, S. 469.
3) Boas, B. kl. W. 1909, Nr. 9, S. 400. Die Wassermannsche
Reaktion mit besonderer Berücksichtigung ihrer klinischen Verwert-
barkeit. Berlin 1911.
4 Alexander, M. KJ. 1912, Nr. 19, S. 788.
5) KromayerundTrinchese, M. KL 1912, Nr. 41, S. 1670.
_Jacobäus, Zschr. f. Immun. Forsch., Bd. 8, H. 4.
7), Mintz, Zschr. f. Immun. Forscb., Bd. 9, H. 1, S. 29.
8) Ito, Jap. Zeitschr. f. Dermato-Urol. 1910, S. 241.
baum!), Anwendung geringer Serummengen und stark verdünnten °
Hühnerherzextraktes als Antigen nach A oki?) usw.
Von diesen Verfeinerungen an der ursprüng-
lichen Methode sind die Modifikationen respektive Ersatz-
methoden der W.-R. zu trennen. Von ihnen hat sich in der
Praxis kaum eine halten können. Zum Teil beanspruchen die
Arbeiten der hier zu erwähnenden Autoren nur theoretisches
Interesse, zum größten Teil aber gehen sie darauf hinaus, die ja
recht umständliche W.-R. wesentlich zu vereinfachen und zu-
verlässiger zu gestalten oder gar Ersatzmethoden zu schaffen,
‚die dem Praktiker durch einfache Prozeduren die Möglichkeit
geben, die Reaktion selbst auszuführen.
Betreffs der Einteilung dieser Methoden sei auf die vorzügliche
Darstellung Sonntags („Die Wassermannsche Reaktion in ihrer
serologischen Technik und klinischen Bedeutung.“ Berlin 1917) hin-
gewiesen. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen. von denen die
eine das Prinzip der Komplementbindung beibehält, während die andere,
um sich von den Schwankungen innerhalb des hämolytischen Systems un-
abhängig zu machen, und die Technik wesentlich einfacher zu ge-
stalten, mit einem anderen Indikator arbeitet (Konglutination, Schädi-
gung des zur Blutgerinnung nötigen Vorferments durch Luesserum und
sichtbare Fällung).
Zur ersten Gruppe gehören nun vor allem die Reaktionen, in
denen irgendeine der in der Originalmethode als störend absichtlich
ausgeschalteten oder nicht berücksichtigten Komponenten des Patienten-
bluts beibehalten sind. Es sind das: Eigenamboceptor |Bauer°)],
Komplement [Stern®)], Normalamboceptoren und Komplement [Hecht?)],
Erythrocyten [Noguchi 9), Erythocyten und Komplement |Tscherno-
gubow7)], die genannten Faktoren mit gewissen chemischen Zusätzen
[Brieger und Rentz’), Manoiloff®) sowie Portmann”).
‚ferner sind hier zu erwähnen die sogenannten Mikroreaktionen
[Müller und Weidanz!), Engel), Halle und Pribram®)],
bei denen meist ohne prinzipielle Änderung der Methodik nur die
Quantitäten der einzelnen für die W.-R. nötigen Komponenten herab-
gesetzt sind. Endlich die v. Dungernsche!%) Modifikation, bei
der die verschiedenen Reagentien vorher fertig eingestellt (Komplement
wird fertig geliefert) und die Blutkörperchen aus dem zu untersuchenden
Blut genommen werden.
. Etwas wesentlich anderes nun, stellen die zur zweiten Gruppe
gehörenden Reaktionen dar, in denen ‘an Stelle der Hämolyse ein prin-
zipiell anderer Indikator tritt. Zu nennen sind hier zunächst die Ver-
suche von Jacobäus®), Streng und Karvonen®%), die Kon- `
glutination in die Serodiagnostik der Syphilis einzuführen. Sie haben
bisher zu keinen besseren Resultaten geführt. Das gilt auch von der
Methode nach Hirschfeld und Klinger!) welche die Eigen-
schaft des Luesserums, auf das zur Blutgerinnung nötige Vorferment
Zytozym (der Extrakte) schwächend zu wirken, an einem Blutgerinnungs-
system prüften. u
l In neue Bahnen wurde die Serodiagnostik der Syphilis und
die Forschung nach der Ursache der Komplementbindung bei der
W.-R. gelenkt, als es gelang, ein besonderes Verhalten der
Globuline des Luesserums im Gegensatz zu denen des Normal-
serums gegenüber gewissen Chemikalien nachzuweisen.
‚Klausner's) glaubte mit Aqua destillata, B ru ck *) mit Sal-
petersäure Luessera von normalen Seris durch Ausfällung differ&hzieren
zu können. Die Bestrebungen, auf diesem Wege für die Praxis brauchbare
Irsatzmethoden für die W.-R. zu schaffen, gingen zum Teil von der
Vorstellung aus, daß der Wassermannschen Reaktion ein zunächst un-
sichtbarer Ausflockungsvorgan at sichtbar zu
machen sei 2°). 8 gang zugrunde liegt, der
-
.) Mandelbaum, M. m. W. 1918, Nr. 48, S. 1180.
-) Aoki, Zschr. f. Immun. Forsch., Bd. 16, S. 141.
3) Bauer, B. kl. W. 1909, Nr. 14, 5. 607.
) Stern, Zschr. f. Immun. Forsch., Bd. 1, H. 8, S. 422.
) Hecht, B. kl. W. 1909, Nr. 10, S. 888. -
i Be M. 2 W. Ion, Nr. 10, S. 494. 2 A
rnogubow, B. kl. W. ‚47, 8.2100, ©
W. 1909, Nr. 15, S. 668. E
z Brieger und Rentz, D. m. W. 1910, Nr. 2, S. 78.
) Manoiloff, Zbl. f. Bakt., Bd. 57, Nr. 5, S. 468.
Portmann, B. kl. W. 1918, Nr. 4, S. 191.
) Müller und Weidanz, B. kl. W. 1908, Nr. 50, 5. 2240.
12) Engel, B. kl. W. 1910, Nr. 39.
) Halle und Pribram, W.kl.W., 1916, Nr. 32.
1) v, Dungern, M. m. W. 1910, Nr. 21, S. 1124. Aaa
15) Jacobäus, Zschr. f. Immun. Forsch., Bd. 4, Nr. 1/2, “ >
18) Streng und Karvonen, Arch. f. Derm., Bd. 108, S. 4
") Hirschfeld und Klinger, D. m. W. 1914, Nr. 32.
=, Klausner, D. m. W. 1909, S. 828.
n) Bruck, M. Kl. 1912, Nr. 82, S. 1818.
‚) Nach Bruck und Stern ist die Komplementbindung®
reaktion bei Syphilis durch zwei Komponenten bedingt, eine speeifische
nn x
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|. Indikator.
Hierfür wurden nun außer den genannten-einfachen chemischen
Fällungsmitteln vor allem die wirksamen Stoffe der Antigene der W.-R.
(Extraktlipoide), ferner chemisch reine Lipoide, oleinsaures Natron und.
Lecithin verwandt [Porges und Meierd), Müller und Land-
steiner?, Elias-Neubauer, Porges und Salomon’),
Hermann und Perutz®), Sachs und Altmann), Bruck
‚und Hidaka°), Hecht?) usw... Alle die bisher erwähnten Modi- `
fikationen und Ersatzmethoden haben aber .keinen Eingang in die
Praxis gefunden. | a: |
Das Wesen der Wassermannschen Reaktion erblicken heute
eine Reihe von Autoren auf ‚Grund experimenteller Grundlagen
und theoretischer Deutungen: darin, daß die. unter der Einwirkung
der Lues besonders stark labil gewordenen Serumglobuline sich.
mit den_Extraktlipoiden zu einem festen Komplex verbinden, an
den das Komplement gefesselt. wird. ‘Diese. theoretische Vor- .
stellung ist nun um so bedeutungsvoller, als vor etwa 11/2 Jahren-
Meinicke°), fußend auf den Versuchen Klausners, auf das
verschiedenartige Verhalten von Normalserum, Luesserum ‘sowie
Extrakt gegenüber Aqua dest. und. Kochsalzlösungen : bestimmter:
= Konzentration aufmerksam machte. . Er baute darauf in genialer -
. Weise die Methodik einer neuen Fällungsreaktion der Syphilis in
i 2
drei Modifikationen auf: ' > |
1. Zwei einzeitige Methoden: die im salzarmen Medium
N („Wassermethode“, -bei der nur ‘die ‚negativen Sera ausgeflockt
. - werden) und die im Medium mit Kochsalz - Überschuß („dritte
Modifikation“, bei der nur die positiven Sera gefällt werden). -
2. Die zweizeitige Kochsalzmethode („M.-R.*). z
Meinicke selbst empfiehlt auf Grund seiner Unter-
suchungen die letztere. Bei dieser werden mit in Aqua dest.
~ Verdünntem Luesleberextrakt alle Sera (normale und Luessera)
gleichmäßig gefällt. | em |
, je nach der Beschaffenheit des
: Kochsalzzusatz von jedesmal
` Extraktes, zu bestimmender . Konzentration löst die Flocken der
negativen Sera wieder auf, während die ‘der positiven bestehen
. bleiben respektive. noch intensiver werden. Im Prinzip liegt der
M.-R. nach der Ansicht von Meinicke. derselbe Vorgang zu-
:` grunde wie der W.-R. Nur handelt es sich um einen. anderen
| Nach den Beobachtungen Lessers°’) an über 12000 Fällen,
-den Nachprüfungen Herzfelds und Klingers), denen von
p sch !!), sowie meinen eigenen-auf Veranlassung
Vagedes und Kor
und unter Leitung von Herrn Prof. Friedb erger angestellten
‚Versuchen hat sich die Reaktion als specifisch (natürlich auch wie‘ die
WR. mit gewissen Eihschränkungen), und praktisch leicht ausführbar,
aufs glänzendste bewährt, entgegen v.. Kaufmann!2), der auch einen
‘ Zusammenhang mit der \W.-R. bestreitet. Eine „Launenhaftigkeit“
der M.-R. (v. Vagedes und Korpsch) in dem Sinne, daß an
einem Tage die Übereinstimmungen zwischen W.-R. und M:-R.
wesentlich größer sind, -als an anderen, haben wir nicht beobachtet.
Unsere Nachprüfungen erstrecken sich auf vorläufig. etwa 400 Fälle.
Meinicke arbeitete zunächst mit dem Luesleberextrakt;
er dehnte dann seine Versuche auch auf die anderen bei der.
-W-R. gebräuchlichen Extrakte aus und fand, daß auch die nor-
malen Organextrakte mit gewissen Zusätzen (z. B; Natrium glyko-
‚helicum) den Luesleberextrakten bei seiner Reaktion gleichwertig
sind. Allein von ..den cholesterinierten Rinderherzextrakten nach -
Sachs gibt er an, daß sie von vornhein nur die.Luessera aus-
fällen. Diese Eigenschaft der Sachsextrakte benutzten Sachs
uii eorgit)14) zu einer neuen Ausflockungsreaktion. Ihr Zweck
| un sinn unspecifische, auf physikalisch-chemischen Gesetzen beruhende;
- kollo; ‚nspecifische Komponente soll in einem, wenn auch unsichtbaren
| oiden Fällungsvorgang bestehen. | en
= Porges und Meier, M. m. W. 1908, Nr. 7.
S. öid ) Müller und Landsteiner, W. kl. W. 1907, Nr. 17,
1908, T E En uba uer, Po rg es und Salomon, "W.kl.W.
.) Hermann und Perutz, an Be
°) Sachs und Altmaun, B. kl. W. 1908, Nr. 10, S. 494.
g: 4, ni eR und Hidaka, Zschr. £ Immun. Hören; Bd. 8,
‚Hecht, a a O $ ' Be
sehr. / ` einicke, B. kl- W. 1917, Nr. 25; ebenda 1918
ma aiin: Forsch. 1918, Bd. 27; S. 518. i
w) peSSer, Derm. Zschr. 1918, Bd. 20, H. 3, S. 198.
erzfeld und Klinger,
Et y 1
Ä S. 1498" & Vagedes und Korpsch,
í 12 r " 2
1 u Kaufma nn, M. Kl. 1918, Nr. 83; S. 809.
Br, G„ehs und Georgi, M. Kl. 1918, Nr. 33, S. 805.
SERIEN, Zschr. f. Immun. Forsch, Bd. 27, H. 6, S. 518.
.
‚Nr. 4, 8.88; .
D. m. W. 1918, Nr. 51,
—
p
|. kohols versetzt.
verhältnisse keinen Einfluß haben, a
i ’ s
339
M.-R. auszuschalten
‘war im wesentlichen der,
und damit auch die. Methodik einfacher zu
gestalten: ae
‚.. Die Ausführung der Reaktion sei hier kurz wiedergegeben:
‚1 ccm zehüfach verdünnten Patientenserums — wie bei der W.-R. in-
aktiviert — wird. mit 0,5 cem sechsfach mit physiologischer Kochsalz-
lösung verdünnten Extrakts versetzt, und nach. zweistündigem Aufent-
halt im Brutschrank bei 37° Temperatur und zirka 18- bis 20stündigem
Stehen ‚bei Zimmertemperatur unter Vergleich mit den Serum- und
Extraktkontrollen im Agglutinoskop betrachtet. Je .nach der Stärke
‚ der Ausflockung werden die Resultate mit +++, +, -+, = und
— bezeichnet.. - WR SIE ur
l Serumkontrolle: Serum in dergleichen Menge und in.der gleichen
Verdünnung wie oben werden mit 0,5 cem sechsfach verdünnten Al-
. _ Extraktkontrolle: 1 cem physiologischer Kochsalzlösung + 0,5 cem `
der obengenannten Extraktrerdünnung.: u. m |
Besondere Beachtung verlangt die Extraktbeschaffenheit und die
Art seiner Verdünnung, wie diese ähnlich‘ übrigens auch Meinicke
für seine Reaktion. fordert und wie sie heute, wohl allgemein bei der
Wassermannschen Reaktion angewandt wird. RE
Gleichzeitig mit dem Hauptversuch werden ein. positives und ein
negatives Vergleichsserum angesetzt. ° u
5 Von Wichtigkeit für diese Reaktion ist es, daß auch Lumbal-
flüssigkeiten. nach ihr untersucht werden können, im Gegensatz
zur Meinickeschen Reaktion. Die Autoren empfehlen dabei die
0.0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — N. 0.000000
den: Nachteil: der Zweizeitigkeit, bei der
than),
Verwendung von absteigenden Mengen.
| Nachprüfungsergebnisse liegen bis jetzt; nur von Na
Nathan und Weichbrodt?) und Mandelbaum?°) vor. Zu-
sammenfassend berichten sie über diese neue Fällungsreaktion Gün-
stiges. Nathan erzielte in 93% Übereinstimmung zwischen Aus-
‚flockung und W.-R., Mandelbaum in 91% der Fälle, allerdings mit
seiner etwas modifizierten Reaktion, Nathan und Weichbrodt
bei Serumuntersuchungen in 93,57%, bei Liquoruntersuchungen in,
83,33%. Nach den letztgenannten Autoren ist, wie auch schon Sachs
und Georgi hervorgehoben haben, durch einen entsprechenden: Aus-
bau der Reaktion für die Liquoruntersuchung (Inaktivieren des Liquors,
stärkere Cholesterinierung der. Extrakte usw.) eine Verfeinerung der
Methode zu erwarten. Die Modifikation nach Mandelbaum be-
steht darin, daß er nicht das Vollserum zum Inaktivieren verwendet,
sondern das in. entsprechender Weise mit ‚physiologischer- Kochsalz-
lösung verdünnte Serum. Nach seinen Angaben ist sie der Original-
methode überlegen. E E Tr
Ich selbst habe die Sachs-Georgische Fällungs-
methode unter Leitung von Herrn Prof. Friedbergeran etwa
800 Fällen (einschließlich Lumbalflüssigkeiten) nachgeprüft, davon
718 im Vergleich mit der :W.-R., die in der folgenden Tabelle
zusammengestellt sind®). E i LOR o
Zabl der Fälle
E WER. A "Ausflockung
E W.-E. | S.-E. | 8.-K. | absolut | in °/%
ir AB ee f CA | 149. J 2 í
= == — — I 4838; ‚61,4 un
ee oder Er l 48° 25. $ überein-
Hespe KUNE A wach +). | | Be, snmendl
i | |
5 = 4 = — |. 38 18 yo
6J) O. < h E = 1 BR.) 25 | = 105%
7 er =. | + oder 0180 42 nicht
| _ schwach +f T i überein- `
8 —. — ++ — u a Hi r%
l u S En $ 18 95 stimmend.
| — qF NE e
u
10 | "Eigenhemmung
| Die ‘Untersuchungen erfolgten |
mit zwei Extrakten, dem Original-Wassermannextrakt und dem chole-
sterinierten Rinderherzextrakt nach Sachs, angestellt wurde. In der
Tabelle bedeuten W.-E. = Original-Wassermannextrakt, . S.-E. = Sachs- |
extrakt, S:-K. = Serumkontrolle.. Die Untersuchungen der Tumbal-
flüssigkeiten sind in der Tabelle mit aufgeführt, weil sie auf die Zahlen-
ußerdem an absoluter Zahl sehr
gering. sind. | | s
Wie aus der Tabelle hervorgeht, reagierten 86°/, der Fälle
übereinstimmend mit der W,-R.. Hierunter ist die Gruppe 4 mit
) Nathan, M. Kl. 1918;. Nr. 41. i
=) Nathan und Weichbrodt, M.m. W. 1
3 Mandelbaum, a. a. O. |
4) Bei der Ausführung der Versuche war mir die Laborantin.
Fräulein Spremberg .behilflich.
918, Nr. 46, S. 1980.
gleichzeitig mit ‘der W.-R., die .
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340 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
6. April.
einbegriffen, da wir bei diesen Versuchen auch die W.-R. als
positiv rechneten, wenn sie deutlich positiv auch nur mit einem
Extrakt war. Wir haben uns bei der Bezeichnung des Fällungs-
grades auf + + und + beschränkt. Aus Gruppe 5 und 6 geht her-
vor, daß 4,3°/, nach der neuen Methode negativ war bei positiver W.-R,
Hierbei, wie auch in Gruppe 7, spielt nach unseren Erfahrungen
die individuell. verschiedene, bei den einen gegen die Norm
leichtere, bei den anderen schwerere Flockbarkeit der Sera bei
gleicher Extrakteinstellung für alle eine große Rolle, wie das auch
schon Meinicke bei seinen Versuchen beobachtet hat. Denn
für die 4,2°/, schwach positiver Ausflockung bei negativer 'W.-R.
(Gruppe 7) war Lues anamnestisch unwahrscheinlich, und auch
die klinischen Symptome sprachen im wesentlichen nicht dafür.
Unter ihnen ist allerdings auch eine Anzahl, bei denen die
Ausflockung sehr schwach war und gerade noch am Rande des
Wahrnehmbaren gestanden hat, und.zum Teil sind. auch Grippe-
fälle dabei, über die weiter. unten noch berichtet wird. Eine
sichere Abgrenzung der Befunde nach der negativen Seite hin
war hier also nicht gut möglich, zumal mehrere Kontrollunter-
sucher zu verschiedenen Resultaten kamen. Zu den divergenten
Fällen muß noch erwähnt werden, daß es uns möglich war, über
jeden der Fälle von den behandelnden Ärzten nachher
genaue Auskunft zu erhalten, die dann entsprechend von uns
verwertet wurden. Stark positiv mit S.-G.-R. bei negativer W.-R,
waren 2°/,, bei drei Fällen, darunter ein Liquor von Influenza-
meningitis, lag Grippe vor, bei allen übrigen klinisch manifeste
Lues. Hier leistete also die $.-G.-R. mehr als die
W.-R. im Gegensatz zu den Fällen der Gruppe 5 und 6, wo bei
einer größeren Prozentzahl die W.-R. der S.-G.-R. überlegen
war. Die hierhergehörenden Sera stammen in der weitaus
größeren Mehrzahl von klinisch sicher Luetischen.
. Ganz besonders interessant sind zwei Fälle von sogenannter
paradoxer Reaktion, bei denen das erstemal die W.-R. negativ, die
S.-G.-R. und M.-R. aber positiv und bei nochmaliger Anstellung der
W.-R. anch diese dann positiv waren. Hierbei gab uns also die positive
Ausflockung nach Sachs und Georgi sowie nach Meinicke bei
negativer W.-R. einen Anlaß zu nochmaliger Untersuchung.
Ein Nachteil der Sachs-Georgischen Reaktion scheint
es zu sein, daß ein gewisser Prozentsatz von Seris Eigenflockung
(Floekung auch der Serumkontrolle) gibt, bei uns 2,5°/,. Ein Teil
der Sera hat längere Zeit im Eisschrank gelagert, jedoch nicht
über. 14 Tage. Sie waren nicht besonders trübe oder hämolytisch.
Ein geringer Grad von Trübung beeinflußt ja nach Sachs und
Georgi die Reaktion nicht. Vielleicht könnte hier eine äußerst
leichte Flockbarkeit der Sera zur Erklärung herangezogen werden
und käme daher als primäre Ursache in Frage.
Es war von Interesse zu untersuchen, ob und wieweit die
Resultate mit- denselben Seris, aber an verschiedenen Stellen und zu
verschiedenen Zeiten untersucht, auseinandergehen, wie das ja auch
tatsächlich bei der W.-R. beobachtet worden ist, ein Umstand, den
sich bekanntlich die Gegner der W.-R. zunutze zu machen suchten.
Zu diesem Zwecke stellte uns Herr Prof. Sachs eine Reihe der von
ihm untersuchten Sera zur Verfügung. |
Geprüft wurden sie mit den Extrakten Nr. 21 und 22a vom
Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M.
Nur ein Serum reagierte bei wiederholter Prüfung, auch bei
gleichzeitiger Verwendung mehrerer Extrakte, immer deutlich positiv,
für das uns Herr Prof. Sachs ein negatives Resultat angegeben hatte.
Auch von diesen Seris zeigte eine gewisse Zahl Eigenflockung. Aller-
dings waren diese ziemlich trübe und hatten wahrscheinlich auch länger
als 14 Tage gelagert oder, was noch möglich wäre, sie haben ‚unter
dem Transport gelitten. Nathan und Weichbrodt haben beim
Liquor, der nichtinaktiviert länger stehengeblieben war, die gleiche
Erscheinung beobachtet.
Nun zur Frage der Speeifität der Reaktion: Sachs und
Georgi nehmen für das Zustandekommen der W.-R. und ihrer
Ausflockungsreaktion eine einheitliche primäre Ursache an, auf
Grund der Übereinstimmungen und des Parellelismus bei Ver-
wendung nichtspecifischer Extrakte. Über die einzelnen wirksamen
Komponenten und ihr Zusammenwirken äußern sie vorläufig nur
Vermutungen. m:
Wir haben die Reaktion außer in ihrem Verhalten zu Lues und
den metaluetischen Erkrankungen natürlich auch bei anderen Infektions-
und sonstigen schweren Krankheiten geprüft, und zwar bei Tuber-
kulose, Fleckfieber, Typhus abdominalis, Meningitis (Liquor und Serum),
Grippe, Malaria, Carcinom, Pneumokokkenpneumonie, Ruhr, chronischer
Gonorrhöe, Poliomyelitis, Paratyphus, Lepra (ein Fall), Echinokokkus-
erkrankungen (zwei Fälle).
‚Reaktionen folgendes ergeben:
Bei Grippe haben wir, wie das auchschon von Kaufmann beider
M.-R. beobachtet worden ist, positive Resultate gehabt. In einer Anzahl
von Fällen konnte allerdings eine W.-R. nicht gleichzeitig angestellt werden.
Von 26 Grippefällen reagierten auf der Höhe der Erkrankung vier
positiv, sechs zweifelhaft oder höchstens ganz schwach positiv, 16 ne-
gativ. Soweit wir das noch nachprüfen konnten, war die Ausflockung
auch in kurzer Zeit (höchstens einige Wochen) verschwunden. Über-
haupt war sie selten so ‚stark, wie bei einem positiven Luesfall.
Man kann somit nach unseren Unter-
suchungen unter Bestätigung der Angaben
von Sachs und Georgi sagen, daß die Reaktion
für Lues charakteristisch ist.
Interessant ist nun ein Vergleich zwischen W.-R., M.-R.
und 8.-G.-R. Unsere Untersuchungen erstrecken sich hierbei auf
etwa 400 Fälle. Dabei hat sich für die Beurteilung der letztgenannten
Bei der M.-R. sind unspecifische
Flockungen nicht beobachtet worden, das heißt keine bei negativer
W.-R. und bei klinisch-anamnestisch negativem Befunde. Ein ge-
ringer Prozentsatz der Fälle dagegen ist für M.-R. nicht brauch-
bar, weil er keine Flockung gibt. Inwieweit eine Änderung der
- Konzentrationsverhältnisse oder gewisse chemische Zusätze!) hier
eine Besserung schaffen könnte, entzieht sich zunächst noch
unserer Beurteilung.. Jedenfalls dürfte die von Meinicke an-
gegebene Trübung und der Gehalt an gelöstem Blutfarbstoff nieht
die primäre Ursache für die schwere oder gar unmögliche Flock-
barkeit der Sera sein, da nach unseren Erfahrungen manche
trüben und roten Sera nicht flockten, während andere, weit trübere
Sera und solche mit weit stärkerem Hämoglobingehalt wieder sehr
gut flockten. Ein wesentlicher Mangel der M.-R. ist es, daß
Lumbalflüssigkeiten wegen ihres geringen Eiweißgehaltes nicht
untersucht werden können.
Die Zweizeitigkeit, die als Nachteil der M.-R. angeführt
wird, spielt kaum eine Rolle. Dafür fällt wieder die Serum-
kontrolle weg und die Beurteilung, die die Wiederauflösung eines
Niederschlags als Indikator nimmt, ist eine klarere. Schon an
sich bilden die negativen Sera in der Regel nach Meinicke .
gröbere Flocken als die positiven und überhaupt ist das Ver-
schwinden der groben Flocken nach Kochsalzzusatz besser
zu beurteilen als eine Ausflockung. Hauptsächlich trifft dies zu
bei den schwachpositiven und zweifelhaften Seris. Für den Prak-
tiker — und für den käme eine Ersatzmethode doch hauptsäch-
lich in Frage — ist das in gewissem Sinne ein Vorteil.
Unspeeifische Füllungen kommen bei der M.-R. nach unseren
bisherigen Erfahrungen nicht vor. '
Die Sachs-Georgische Reaktion wiederum hat den Vorteil,
daß Liquora untersucht werden können, wenn auch die Methodik
für diese noch nicht so exakt arbeitet wie für die Sera, ferner,
daß sie technisch auch insofern einfacher ist, daß nicht für jeden
Extrakt eine NäCl-Lösung eingestellt zu werden braucht.
Zusammenfassung: 1. Keine der beiden AusflockungsS-
reaktionen (M.-R., S.-G.-R.) allein kann die W.-R. ersetzen.
2. Die M.-R. und S.-G.-R. haben sich wegen ihrer leichten
Handhabung und der Zuverlässigkeit — die S.-G.-R. allerdings
mit geringen Einschränkungen — aufs beste bewährt. Es be-
stehen bei unseren Versuchen 86% Übereinstimmung zwischen
W.-R. und S.-G.-R. und etwa 88%, Übereinstimmung zwischen \ ~R.
und M.-R. |
3. Die M.-R. und $.-G.-R. sind für Lues charakteristisch
und ergänzen sich gut. Es kann deshalb eine dauernde gleich-
zeitige Verwendung der M.-R. und 8.-G.-R. neben der W.-R. nur
gewünscht werden oder ihre Anstellung wenigstens in den I ällen
gefordert werden, in denen die W.-R. zweifelhaft ist oder mit
dem klinischen Befunde nicht übereinstimmt. ;
4. Die Einfachheit der Technik bei der M.-R. und 8.-6--R.
ermöglichen auch ihre Ausführung ohne Zuziehung eines besonders
ausgestatteten serologischen Laboratoriums durch den praktischen‘
Arzt selbst. Doch ist bei Divergenz mit der klinischen Diagnose
und in Fällen, in denen die beiden Fällungsreaktionen aus tech-
nischen Gründen versagen, das Material einer Untersuchungsstelle
zur Ausführung der W.-R. einzusenden.
1) Zusatz von’ 1:500 N-Salzsäure zu den Extraktverdünnung”.
scheint nach den bisherigen Ergebnissen die schlechte Flockbar a
mancher Sera bei der M.-R. zu verstärken, und auch die Flockung b®
der 5.-G.-R. etwas zu vergröbern. |
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yeep ' . Sedativa. vente... | e _ Die von Flechsig. eingeführte Opium-Brombehandlung HA
positin, Muh FE a e Ba . „7 | der. Epilepsie, deren Wert ‚vielfach angezweifelt wurde, wird von NEE
die Aosa f. Unter den Sedativa wurden die Brom verbindungen und | Kellner auf Grund selbstbeobachteter (86) Fälle für gut be- IE
mia WF die Baldrianpräparate weiter durchforscht,. teilweise auch |-funden. Die dreimal tägliche Zufuhr großer Opiumdosen (Extractum li
bwsh $ davon neue Derivate hergestellt. Als neues pflanzliches Sedativum | Opii 0,05 bis 0,3 dreimal’ täglich) pflegt keine. bedenklichen Zu- EI u
a bei wurde Foligan eingeführt, Bee ! < | stände zu schaffen. Nach 50-tägiger Behandlung mit Opium: und iR
Angalap l . Bromide | Bädern beginne man mit der, Brombehandlung: Man’ steige von e
Reaktub >. Ent MR E GENE: A, ee . 2, | aut 7g Erlenmeyersches Gemisch pro die. Ein plötz- EEE
„Die Beziehungen zwischen Brom- und Chlorionen | j;shes Aufhören mit der Bromdarreichung, ist zu vermeiden,, da a a
WA HE. im Körper wurden von neuem verschiedentlich Gegenstand ein- | yijsdann Rückfälle unausbleiblich sind: Die Dauer der Bromdär- ee)
h bitid- goron y o T ee As en reichung. soll sich über einen möglichst langen Zeitraum erstrecken, ` EU BER
eate wären. daB Ahr Kochsalzetoffweolisel den gleichen. Ba. ee - EN
nr ak u | ne | | n Jahren ' ein analoges flüssiges Pr t, T S R
ik, ipf: + > dingungen unterstellt ist wie. beim normalen Menschen. Für den | S,sedanwürze, bewährt. Diese ist eine Aunkalbsänne "nach RO RER
iitim Epileptiker kann das Chlorion nicht allgemein als anfallauslösende | Tejschsaft riechende und schmeckende Flüssigkeit, die 20% Brom- a
dem ef. Noxe betrachtet werden, dagegen wirken brüske en salze und 10 % Kochsalz enthält; - Man gibt in Suppen oder äbn- ' EI HEN
size) | © or Salzzufuhr stark fördernd auf den Eintritt der Anfälle. Auch | Tehe Speisen I bis 2 Teelöffel ("/,.bis 1 Meßbecher)., Im Handel sind Ne.
id) _ beim Epileptiker sind die Gesetzmäßigkeiten ‚in den Wechsel- Originalfläschehen verschiedener Größe. (Temmlerwerke Detmold.) u.
nietea| . beziehungen zwischen Chlorid und Bromid (gegenseitiges Verdrängen | ~- "Die. Mitte zwischen ei Beruhirı "und Schlafmittel Ele!
is © der Ionen) die gleichen wie beim Gesunden. Bleiben Brom- und | .. _ "ie Mitte zwischen einem Beruhigungs- und Schlafmitte a
ide .. Kochsalzgaben gleich, so- vollzieht sich die ‚Speicherung ‘von | Ummteinds 0.000. TS a
„me „ „Bromid in der Weise, daß Ein- und Ausfuhr nach etwa 16 Tagen N... Galmonal. - I SERIE NE ee
attit. ` Sich fast im Gleichgewicht befinden. Das bei nur ein- oder zwei- Calmonal ist. Caleiumbromidurethan von, der Formel CaBrz. De
ieh... Maliger Darreichung zugeführte Bromsalz (Bromnatrium) wird | 4CONH20C:Hs+2H20. :Es bildet ein weißes, in: Wasser
jagd} . dagegen vom menschlichen Körper hartnäckig zurückgehalten und | und Alkohol leicht lösliches Pulver von salzigkühlendem Geschmack. gi
je), < nur langsam durch die Nieren wieder ausgeschieden, wobei aller- | ‘Der Urethangehalt beträgt 60%, der Bromgehalt 27% und: der ce
‚dings keine Gesetzmäßigkeit besteht. Insbesondere scheint: die | Caleiumgehalt etwa 7%. © 000700 AR BON: = iu
Fr: Ge erkrankte Niere ein Hindernis für die Ausscheidung zu sein: Soj Die Wirksamkeit soll auf der kombinierten gesteigerten in &
„ef ` Schieden zwei kochsalzarm ernährte Nephritiker, die je-8 g | Wirkung der drei Komponenten beruhen, äuch soll die Bindung. Be |; ; Ko
mE Bromnatrium erhielten, in zehn Tagen noch nicht die Hälfte wie.| des Broms an Calcium etwaige- Nebenwirkungen ‚unterdrücken ne ©
tf - . -ein Gesunder aus. Während, wie oben erwähnt, bei nieren- | oder abschwächen.. Das Mittel wird in leichten und mittelschweren | > TR
nie . gesunden Personen schon nach zwei Wochen ein Bromgleichgewicht | Fällen von Schlaflosigkeit gegeben, sowie bei: Depressionszu- May
se} -< hergestellt werden, kann, ist dies bei nierenkranken.noch nicht | ständen, ‚Angstneurosen eventuell an Stelle von Opium.. Bei Epi- f My A
mg nach sieben Wochen der Fal.. ` > © o = | deptikern leichteren Grades wirken nicht zu kleine Gaben auf'die ` Bl
ist . ` Pie Kochsalzwirkung auf die Bromausscheidung soll nur | Zahl der Anfälle und die psychische, Reizbarkeit günstig. ein. . S Hagel
gj eme indirekte. sein: . Kochsalz `màcht: mehr Durst, daher | Weiterhin wurde es auch bei-Enuresis nocturna versucht. = -> . EEES
g Plüssigkeitsaufnahme, infolgedessen stärkere Diurese; hiermit geht. ~ Dosierung: Als Sedativum . mehrmals täglich _ eine Ba:
„wieder verstärkte Bromausscheidung einher, während die Brom- | Tablette (= 1 g), als Schlafmittel abends . zwei Tabletten in’ nie
m :onzentration im Harn prozentualiter gleichbleibt. -Zu den (lipoid- | Wasser gelöst, bei Epilepsie können vier -bis acht Tabletten täglich E.
~ Telchen) Blutkörperchen scheinen Bromide geringe Affinität zu haben: genommen werden (auch rectal als Klysma). ° . > DEE: e
Ti wenigstens wurde im Serum eines mit Bromnatrium behandelten `. Originalröhrchen mit 20 Tabletten zulg. . < | 2 .
jr u Nephritikers reichlich Brom nachgewiesen, während die :Blut- Fabrik: Gehe & Co. A.-G., Dresden. RE T AENEAS
wo SED yen selbst bromfrei waren. ee E a Verschiedene E ae Rue
Venn man neben dem Bromnatrium äquivalente Mengen | .. . Baldrianpräparate
haben während‘ der letzten fünf Jahre Eingang in. die Therapie:
gefunden, so das Valamin, das: Nervagenin und mehrere andere. _
Valamin, Valeriansäureester. des Amylenhydrats. Eine
in Wasser unlösliche, nach- Baldrian riechende Flüssigkeit, die als
. Baldrianersatz bei. Herzneurosen, allgemeiner Neurasthenie usw.
dient: und. in Gelatinekapseln (Perlen) mehrmals täglich ein bis
‘zwei Perlen zu 0,25 gegeben wird. Als Nebenwirkung wurde
mitunter Aufstoßen beobachtet.‘ (Originalpackung mit 25 Perlen.)
Fabrikant: ‘Dr. Neumann & Co., Adlershof - Berlin. _ no
Nervagenin ist eine- Kombination von diäthylbarbitur-
saurem Natrium mit Extractum Valerianae. Eine klare, braune:
schwach sauer reagierenide Flüssigkeit von angenehmem Geschmack
Man reicht als Antispasmodieum und Sedativum mehrmals täglich _
einen Tee- bis EBlöffel. Pharmakon G. m. b. H., Frankfurt a. M.
P a. Kochsalz verabreicht ‘und so eine merkliche Chlorverdrän-
„| - gung im Körper verhütet, können die Krampfanfälle bei Epi-
Sf > leptikern vollständig unterdrückt werden; die Heilwirkung ist
demnach beim Menschen auf die Wirkung der Bromionen zų be-
y ziehen und nicht auf Chlorverdrängung. . Auch :bewährte sich,
f > analog den Tierversuchen, die gleichzeitige Verabreichung äqui-
t valenter Kochsalzmeñgen- neben dem Bromnatrium, das heißt
| | 0,5g auf 1 g Bromnatrium, um die Nervenlähmung beim Bromis-
SEO en zu verhüten. (Chronische Bromnairiümfütterung bedingt bei
, < Wren Ataxie und aufsteigende Lähmung [v.-Wyß)).: wo
=. _ Am besten scheint die Darreichung von 8 g Bromnatrium
i En Tag bei kochsalzarmer Kost; die gewünschte Heilwirkung.
“ommt alsdann, wenn überhaupt, binnen wenigen Tagen. Sollten
a i dabei Erscheinungen von Bromismug (Nervenlähmungen) ein-
i stellen, so können diese unerwünschten Erscheinungen durch Aus-
= a des Bromsalzes und durch Kochsalzzufuhr (per os, subeutan
Paz Ein als Klysma) in wenigen Tagen rückgängig gemacht werden.
= brauchbares Zeichen zur Prüfung des beginnenden Bromismus
FR die nach der Rom bergschen Methode festgestellte Ataxie.
~ ` Die genannte tägliche Dosis (8 g, viermal täglich 2 g) ist
frankreich, schlaflosen Kindern Orangenblätteraufguß als Beruhi-
| Als Foligan wird ein pflanzliches Sedativum bezeichnet, .das
“nach einem besonderen Verfahren unter Befreiung von Ballast-
en stoffen aus Orangenblättern hergestellt: wird. V eranlassung zu -
ia ` Magenschonung in 2°/,iger Lösung oder als Salzzusatz der Darstellung gab die Beobachtung, daß in Italien und Süd-
en en Speisen (Suppen) zu verordnen. Die. beliebte Kombination en Kunde
r] Bromkalium, Bromnatrium und Bromammoniüm (mach | gungsmittel eingeflößt wird. Aus den Blättern wurden einige
al Meyer) scheint sich nicht leistungsfähiger zu erweisen | wirksame‘ Stoffe (Hesperidin, Stachydrin, Cholin, Alloxüriribasen
= ’@quimolekulare Mengen Bromnatrium. Bromealeium ‚und ein ätherisches Öl) isoliert. Orangenblätter dienten bereits.
seh nach den Erfahrungen Januschkes-bei der Krampf-. | früher als Bittermittel und bildeten einen- Bestandteil der Species :
® nat das gleiche leisten wie äquimolekulare Mengen Brom- .| nervinae und anderer. Tees. i a A:
nn 2 Um bei der Brommedikation nach Möglichkeit Versager aus- Um den stark bitteren Geschmack des Extraktes zurück-
"üschließen, empfiehlt es sich, bei Wirkungslosigkeit der Bromsalze | treten zu lassen, werden den Tabletten Milchzucker und andere
€ i : ; 2 | ar . de
me Kombination mit Adalin oder Chloralhydrat vorzunehmen, | Geschmackscorrigentien. zugefügt. | Beer:
U -
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DIV EEE N
wen
STATE
RER il
Baa m. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
—————n
l Foligan scheint sich in kleinen Gaben als Sedativum, in
größeren als leichtes Schlafmittel bewährt zu haben. In Frage
‘ kommen Neurastheniker, Hysteriker, Tuberkulöse und Herzkranke.
Da das Extrakt, wie erwähnt, als Stomachicum (Bittermittel) wirkt,
wurde auch das Allgemeinbefinden gehoben, besonders der Ap-
petit gebessert. Nebenwirkungen, besonders .posthypnotische Er-
scheinungen, wurden nicht wahrgenommen, dagegen versagt das
Mittel in 5 bis 10% der Fälle, zumal bei .hochgradiger Schlaf-
N
%
6. April.
meidung der Angewöhnung oder Verminderung der Wirkung
empfiehlt es sich, einige (4 bis 5) Tage nach Gebrauch auszu-
setzen. Über Tag genommen, schläfert l’oligan nicht ein.
Dosierung: Als Sedativum mehrmals täglich eine Ta-
blette (= 0,3 wirksamer Bestandteil), als Schlafmittel abends zwei
bis drei Tabletten in heißem Zuckerwasser. Der Schlaf tritt
eine viertel bis eine halbe Stunde nach dem Gebrauch ein.
Originalpackung: Röhrchen mit 20 Tabletten.
losigkeit infolge von Dyspnöe, Arteriosklerose usw. Zur Ver- Fabrikant: Dr. G. Henning, Berlin W ò.
3 Referatenteil.
l Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin l
Sammelreferate. ` | daß die entzündlichen Erscheinungen seitens des Bindegewebes
aa , eine solche der Zelldegeneration sind, nicht aber die Degeneration
Strahlentherapie. der Carcinomzellen sekundär durch eine primäre Bindegewebs-
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. wucherung bedingt ist.“
| , Daß dem Darm eine besondere Radiosensibilität zukommt,
\ IV, (Schluß: vgl. Nr. 2,6 u. 10.)
Über die therapeutisch so ungünstig liegenden Careinome
der Nasenhöhle liegt eine Mitteilung von Hofer (1) vor. Die
Fälle wurden in erster Linie chirurgisch, sodann strahlenthera-
peutisch. behandelt. Bestrahlt wurde mit 22 bis 30 mg Radium
5- bis 7 mal 24 Stunden. Es handelt sich um 36 Carcinome, von
denen 24 Plattenepitheliome, 7 Cylinderzellenkrebse, 2 Zotten-
krebse, 1 medulläres Carecinom und 2 histologisch nicht näher be-
schrieben sind. Die Art der Tumoren soll nach Ansicht Hofers
mit Ausnahme der Zottenkrebse und Cylindrome nicht von be-
sonderem Einfluß auf den Erfolg sein. Die Hoferschen Hei-
lungsergebnisse sind, wenn man die sonst so schlechte Prognose
dieser Art von Carcinomen berücksichtigt, verhältnismäßig befrie-
digend, und es scheint, daß dieser Erfolg auf Rechnung der Dauer-
bestrahlung zu setzen .ist. Daß die harte Strahlung des Radiums
“und Mesothoriums eine elektive Wirkung auf das Careinomgewebe
ausübt, ist eine vielfach vertretene Ansicht.
Ich habe schon
mehrfach an dieser Stelle meiner dieser Auffassung entgegen-
gesetzten. Ansicht Ausdruck gegeben. Auch Bumm bestreitet
eine Strahlenwirkung, die nur die Carcinomzelle beeinflußt, das
übrige Gewebe aber unversehrt läßt. Ebenso wendet sich
Händly (2) gegen die Auffassung einer Elektivwirkung der
Strahlen. Krönig und Friedrich definieren nun den Be-
griff der Elektivität der Strahlenwirkung dahin, daß eine solche
dann anzunehmen ist, wenn bei gleicher applizierter Dosis in dem
einen Organ schon eine deutliche Funktionsveränderung hervor-
gerufen wird, während das andere Organ noch keine Abweichung
von der physiologischen Funktion zeigt. Damit treten jedoch die
‚beiden Freiburger Autoren in der Begriffisbestimmung der Elek-
tivität einen ausgesprochenen Rückzug an. Was sie hier als Elek-
tivität bezeichnen, ist weiter nichts als Radiosensibilität. Die
Kenntnis dieser Eigenschaft ist aber schon eine sehr lange vor-
handene, während die Auffassung einer Elektivwirkung auf die
Krebszelle tatsächlich zu einer grundsätzlichen Annahme wurde,
auf der sich die ganze Strahlentherapie des Carcinoms aufbaute,
einer Annahme aber, die sich nicht im Hauptpunkt als richtig
erwies. Man kann ganz unmöglich davon sprechen, daß dem Car-
cinom eine besondere Radiosensibilität zukomme. Verglichen mit
anderem pathologischen Gewebe kommt das Careinom hinsicht-
‚lich seiner Radiosensibilität erst an zwölfter Stelle, desgleichen
ist es nicht entfernt so strahlenempfindlich als eine Reihe nor-
maler Gewebe Man kann daher nur sagen, daß das Carcinom
ein höheres Maß von Strahlenempfindlichkeit besitzt und daß man
diese Eigenschaft für eine Therapie mit Vorteil zu verwenden ver-
mag. Den Begriff der Elektivität sollte man jetzt endlich fallen
lassen, denn er ist gegenstandslos und irreführend. Ebensowenig
vermag ich der neuerdings wieder vertretenen Auffassung einer
Krebsvernichtung durch Bindegewebsneubildung beizupflichten.
Diese Idee, daß durch das rasch wachsende Bindegewebe die
Krebsnester in immer kleinere Gruppen von Zellen geteilt und
zersprengt werden und schließlich dem Druckschwund verfallen,
liegt schon längere Zeit zurück und stammt von Exner (8).
Ich ersehe aus den neuesten Ausführungen von Opitz sowie
von Schlesinger (4) eine Wiederaufnahme dieser Exner-
schen Ansicht, möchte aber bier durchaus der Wettererschen (5)
Auffassung beitreten, der hierüber sagt: „Wir dürfen nicht daran
zweifeln, daß es sich bei der Röntgenwirkung auf das Carcinom |
um eine primäre Schädigung der specifischen Zellen handelt und
eintreten.
ist eine heute öfter vertretene Ansicht. Es ist ja nun etwas oft
zu Beoachtendes, daß nach Verabreichung großer Massen von
Röntgenstrahlen schwerere Darmerscheinungen (Koliken, Tenesmen)
Diese Erscheinungen sind viel und oft beschrieben
worden. Ich verweise hier auf die früher schon an dieser Stelle
erwähnten Ausführungen von Döderlein, Habs, Heimann, `
Krecke, Gebele und A. Schmidt (München) sowie auf die
Beobachtungen des Röntgenkaters, den H. E. S chm id t (6) als èine
direkte Schädigung des Magendarmtraktus bezeichnet. Allge-
meine Aufmerksamkeit jedoch erregte es, als einige Veröffent-
lichungen. erschienen, aus denen man den Schluß zog, dab der |
Darm bei Bestrahlungen ganz besonders gefährdet sei. So be-
richtete Franz (7) über einen Fall von inoperablem Collum-
carcinom, der in drei Bestrahlungszeiten 2800 \ erhielt. Die
Strahlen gelangten durch acht Einfallspforten (vier vordere und
vier hintere) in die Tiefe. Sie wurden durch Messing und Alu-
minium gefiltert.‘ Verwandt wurde die Coolidgeröhre und der
Gammaapparat der Veifawerke. Die Patientin hatte nach der
ersten Bestrahlungsserie die üblichen Allgemeinerscheinungen mit
Durchfällen, desgleichen eine leichte Hautverbrennung. Nach fünf
Wochen erhielt sie die zweite Bestrahlungsserie, die wiederum von
Durchfällen begleitet war. Diese Durchfälle waren sehr schwer
zu bekämpfen. Vier Monate nach Beginn der Behandlung waf
das Collumeareinom verschwunden, nur noch im linken Para-
metrium war eine Infiltration da. Die Patientin erhielt jetzt eine
dritte Serie von Röntgenstrahlen. Im Anschluß hieran traten gaDZ
profuse Durchfälle auf, und die Patientin ist kurze Zeit danach
gestorben. Die Sektion ergab eine schwere Enteritis, die sowohl
den Dickdarm wie den Dünndarm betraf. Die DünndarmschlingeR,
die im Bereich der Bestrahlung gelegen haben, waren besonders
stark von der schweren Veränderung betroffen. Orth (5) be
zeichnet die Erkrankung als eine pseudomembranöse, bei der, wie
das beim Darm die Regel zu sein pflegt, außer der [ixsudatigß
gerinnender Massen eine ausgedehnte Nekrotisierung der Schleim-
haut zustande gekommen war. Es konnte ein Zweifel nicht daran
bestehen, daß der Tod infolge der Bestrahlung eingetreten war.
Über eine äbnliche, gleichfalls überaus ungünstige Strahlenwirkung
auf den Darm berichtet v. Franque (9). Er verabreichte einer
Patientin, die an unregelmäßigen Blutungen litt, 520 X in viel
Monaten. Diese, Menge wurde in drei Serien appliziert, bel der
vierten Serie wurde Müllersiederohr, ‘bei der zweiten und dritten
die Coolidgeröhre verwandt. Gefiltert wurde mit 1 mm Messmg
und einer Lage Rehleder. Nach der dritten Serie trat eine schwer
Hautverbrennung auf und es kam zu qualvollen Koliken mit pro
fusen wäßrigen Diarrhöen. Über Darmnekrose im Anschluß 1
Careinombestrahlung berichtet auch Händiy. -- Zu diesen beob-
achteten Darmschädigungen nimmt nun E, Opitz (10),
nigs Nachfolger auf dem Freiburger Lehrstuhl, Stellung. 5
betont zunächst, daß ihm nicht ein einziger Fall zu Gesicht 86°
kommen ist, der ähnliche Darmschädigungen aufweist wie die 2
schriebenen, wobei er sich auf das außerordentlich große Beo t
achtungsmaterial seines’ Vorgängers beruft. Sehr stark kritislet
Opitz sodann. die Dosierung in den vorstehend beschrieben?”
Fällen. Opitz geht aus von der mittels des lontoquantime et
von Krönig und Friedrich festgelegten Erythemdosis. a
entspricht ungefähr 50 bis 60 X im Durchschnitt. Ist nn
Dosis auf eine Hautstelle appliziert worden, so vermeidet man ı .
vor einem halben Jahr die Stelle wieder zu bestrahlen. Opl
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. i4- > 0 48 in ns
3 = z = = a z k 7 o T:
bemängelt nun die Kürze der zwischen den einzelnen Bëstrahlungs-~| bis-zur äußersten wahrnehmbaren Grenze der für die Haut noch nE 1 il \
serien gelegenen Zeit bei dem Franzschen Falle und findet die | erträglichen Strahlendosis. Bekanntlich erblickt Warnecros in ige Wan
. ` verabreichte Strahlenmenge zu hoch. Franz hat — wie bereits |-dem Auftreten einer Hautrötung noch kein besonderes Unheil, und AN Ar SA
` erwähnt — 2800 X bei acht Einfallspforten. -Dies macht auf | es ist ihm in dem einen auch beizupflichten, daß es ja wenig zu ‘HME fa Sr.
die Einfallspforte 350 X, also mindestens das Fünffache der | bedeüten hat, wenn’ die Haut auch einmal eine Reaktion aufweist. MRS BEE
-obenerwähnten Hauterythemdosis von Krönig und Friedrich. .| Trotzdem aber ist es entschieden besser, wenn man die Dosierung H IE
Entschieden über das Ziel schießt indessen Opitz hinaus, wenn. | so wählt, daß jede Hautreizung vermieden wird. Bei dem Über- EN Re AE
. er sagt, daß die kritische Betrachtung des Falles Franz auch- |. kreuzen .der Strahlenkegel kommt es an den Schnittpunkten so- ul DON ass
| nicht den Schatten eines Beweises!für die Behauptung .erbracht: | wieso leicht zu unbeabsichtigten Überdosierungen. Liegen diese nun BURE a
“habe, daß der Fall der Röntgenbestrahlung „zum Opfer gefallen | gar im Hautbereich (was ja gewiß nicht vorkommen ‘soll, aber Ma ne o
. wäre. Hier vermag ich Opitz nicht zu folgen. . Wohl ist zuzu- |“ doch sich eben ereignet), dann sind schwere Verbrennungen die _ Bi; BEER
geben, daß eine Radiosensibilität des- Darmes im allgemeinen‘| Folge. Aus diesem Grunde möchte’ ich der vorsichtigen -und doch. E11 TR
. nicht besteht, ferner klingt es geradezu paradox, daß der Darm | ausreichenden Dosierung Albers-Schönbergs vor: allen ER Ha:
- - empfindlicher gegen Bestrahlung sein- sollte als. die Haut, indessen |. anderen. den Vorzug geben.. Albers-Schönberg benutzt I, Ke n
kann nach dem Sektionsergebnis ein Zweifel nicht bestehen, daß | eine Filterung > von 3 mm Aluminium, verwendet eine Rohrhärte ra: Ai a
- . der Tod infolge der Bestrahlung eingetreten ist, Der Umstand, | von 10 bis 12 We. und verabreicht etwa 65 X bei einem Fokus- Fi a: ;
' daß gerade die Darmschlingen, welche. im Bestrahlungsbereich | hautabstand von 30 cm. Diese. Dose ' liegt gerade unter der EI A R a
‘gelegen haben, von der Nekrotisierung am meisten betroffen waren, | Erythemgrenze, und es ist interessant zu sehen, daß sich die ver- a ah aK,
‚muß uns zur Annahme zwingen, daß der Tod infolge Bestrahlung |. abreichten Mengen, die Albers-Schönberg anhanden des Ba er r
== eingetreten ist. Man sollte hier offen zugeben, daß man im Falle | Fürstenau'schen Intensimeters gemessen und für die Haut er- MER. i:
Franz vor. einem bis jetzt ungeklärten Vorfalle steht. Denn | probt hat, annähernd mit den mit dem lIontoquantimeter er- dt: BSR
auch die O pitz sche Kritik der Dosierung und der zu .kurz be- | mittelten .Strahlenquantitäten decken. , Albers-Schönberg í 1 AR i
.. messenen Zeitintervalle vermag ich nicht anzuerkennen, da eine | bestrahlt im Durchschnitt zwei Jahre und, äppliziert die genannte I Ron RE i
‚ „ Hautschädigung ja gar nicht vorgelegen hat. Inwieweit bei diesen | Dosis anfänglich vierwöchig, später sechswöchig (nach einem halben S ORERE
„mf Ţ7 mitgeteilten Darmsehädigungen Stoffwechselvorgänge eine Rolle | Jahre). Blutbild und Gewicht werdeñ genau kontrolliert. ‘Beim a ji Eu |
ul spielen, sei unerörtert. Lindemann (11) bringt sie mit dem | Uterus bestrahlt Albers-Schönberg einstellig, beim Mamma- (A > ee Be
pët „Mineralstoffwechsel in Verbindung. Er macht darauf aufmerksam, | krebs erhalten die supraclavicularen und. infraclavicularen Drüsen Me an
k daß die mit der Nahrung aufgenommenen Salze des Eisens in der | sowie die Operationsnarbe je eine solche Dosis. a ld Fe mh
i). Duodenalgegend zur Aufnahme gelangen und- im Dickdarm wieder g Neben der postoperativen Bestrahlung -wäre auch noch die une are -
ma ausgeschieden werden.. Es kommt’ also im Dickdarm zu. einer | präoperative, zu erwähnen. So tritt Heymann (13) dafür ein, jah t ud ns
“i -~ Anreicherung von Métallionen und es besteht die Möglichkeit, daß | den operablen Fall vor Einleitung der chirurgischen Behandlung N. RER ER
pl © diese Metallionen zur Erzeugung von Sekundärstrahlung. die Ver- | zu bestrahlen: Es ist dabei selbstverständliche Voraussetzung, It: AEO
ji Anlassung gibt. Und diese Sekundärstrahlung kann nun ihrerseits | daß. nicht durch Vornahme der Bestrahlung‘ wertvolle Zeit ver- an Me u
g die Ursache der schweren Darmschädigungen bilden. Linde- j|. loren wird, was sich ja bei der heutigen Technik vermeiden läßt. ih. a
H manns Ausführungen sind mehr ein interessantes wissenschaft- | Ferner wäre zu erwägen, ob, nicht durch die Vornahme der Be- 2
4. - liches Raßonnement als ein exakter Nachweis. Indessen wird. | strahlung die ‘Ausführung der Operation technisch schwieriger | I ne
» . „Man ihm zustimmen, wenn er vorschlägt, ‚den Magendarmkanal | wird, was ja von, chirurgischer Seite ‘betont wird, allerdings nicht nr.
i _ _ yor großen Bestrahlungen möglichst vom Inhalt freizumachen, die | unwidersprochen blieb [Heymann (Breslan) 14), Heyman A inte
Su Bestrahlung selbst tunlichst, auf den Vormittag zu verlegen und (Stockholm) (15). Der Vorteil der präoperativen Bestrahlung läge ia: ae ar
f; nach vorangeschiektem Klysma vorzunehmen. - [| in der Vermeidung der Jauchung und Sekretion, wodurch sich die ı GE
ij „Was nun die aktuellste Frage der ganzen Strahlentherapie, ‚Operation weniger gefährlich gestaltet. Die präoperative Bestrahlung fai H
7 den“ Wert der prophylaktischen Bestrahlung nach Careinom- | scheint besonders für das Genitalcareinom in Betracht zu kommen. Es WUE jii
i `- Operationen, betrifft, so beginnt sich hier eine Übereinstimmung | Wäre ja denkbar, daß. die Streptokokken, welche die-Patientin, wie Be A
` M der Auffassung herauszubilden. Über die Notwendigkeit der | Küstner sagt, mit auf den Operationstisch bringt und die bei s ae
‚Nachbestrahlung besteht heute eigentlich ‘keine geteilte Meinung , der Operation ihre Wunden und ihr Peritoneum infizieren, durch Ka ie
| mehr, und man darf wohl sagen, daß eine Unterlassung der Nach- | die Bestrahlung vermindert: werden. Daß jedoch die Mischinfektion - ` Bi ,
| bestrahlung als Vorwurf anzusehen- ist. Das Gesamtergebnis der | auch für die Radiotherapie einen Grund des Mißerfolgs bilden D i RAES
Krebstherapie wird durch die postoperative Nachbestrahlung ganz | Kann, erwähnt Wichmann (16). ne Ba Bi i
außerordentlich günstig beeinflußt. Leider fehlt uns bis jetzt eine | _ Zusammenfassend läßt sich heute über den Stand -der MAAR: ir
übersichtliche, wirklich brauchbare Carcinomstatistik, sodaß man | Strahlentherapie des Careinoms sagen, daß entgegen den Er- t daii Er
den wirklichen Wert dieses Verfahrens noch nicht ganz einwand- | Wartungen dje Zahl ihrer Anhänger und die Befürworter einer Bi Se
frei ziffernmäßie anzugeben vermag. Man ist noch Yu.schr auf operationslosen Behandlung des Genitalcarcinoms zugenommen hat. s F MESE
einzelne Mitteilungen angewiesen, So gibt Gauß an, daß er bei Indessen dürfte der Standpunkt Albers-Schönbergs (17), "7 TEN
.. 930o. der nachbestrahlten Fällen eine Rezidivfreiheit von drei | das operable Carcinom zu ‚operieren und nachzubestrahlen, das EA UE E BAR
' Jahren beobachtet habe,. während sonst.60°/o der operierten Collum- inoperable aber der Strahlentherapie prinzipiell zuzuführen, heute I) RER
ae a ‚schön im ersten Jahre rezidivierten. Warnecros | vn > er sein.‘ 5 | en a.
„n “le Zahl der Rezidiv 2 ‚während die bestrahlten | _.,. Literatur: 1. Hofer, Arch. f. klin. Chir. 1918, Bd. 110, H. 8 und 4, T. 2, — ` SRAT TRE
ee u e. veziäivier a Hei m er fand bei nicht- 1004, Nr 7. 4, Schlesinger echt "physik "lat. Ther 1019 Ba 2 S PL ’ o
| mat Carcinomoperierten in derselben Zeit 70,9% Rezidive; . und 9. — 5, Wetterer; Handbuch d. Röntgentherapie. Leipzig 1914. — Ja: i Re |
s r von den bestrahlten Fällen nur 36,3°%/, rezidivierten | 6.'H. E..Schmidt, Fortschr d. Röntgenst. 1918, Bd. 25, H. 4. — 7. Franz, HER De
(ich rechne hierbei die verschollenen Fälle der Heiman n schen Verh. Berl. Med. Ges. 6. 6. 1917. —.8. Orth, ebenda. — 9. v.. Franqué, 'ZbL f. ETF EAN, ee
Mitteilung den recidivi are en lo also An Gyn. 1918, H. 1. — 10. Opitz, M. Kl. 1918, Nr. 38 und 39. — 11. Lindemann, ` a te Ne
gaben, daß recidivierten zu). Wir ersehen also aus diesen’ A M.’m. W- 1918, Nr. 38. — 12. Warnecros, Mschr. f. Geburtsh. 1916, H. 44: Bi: ;.3©) | Ve
Operations: A wir ım Mindestfall mit einer Verbesserung ‚des M. m. W. 1917, Nr. 27 und 28; Strahlentker. 1917, Bd. 8, H.1. — 13. Heymann, ee. ;
i NSergebnisses von etwa 80°/, zu rechnen berechtigt sind. Verh. d. Deutschen Röntgengesellschaft 10. Kongreß, 1914. —-14. Derselbe, a T RRAS
„Nicht einfach ist die Technik der prophylaktischen Nach- o Ba. n H. 2. — 15-Heyman (Stockholm), Arch. t Gynäk. UAC r DEE SAR
bestrabluno Wir wissen. dág- di R idi oftmals nicht in der T Peir u 16. ar Kr d. Deutschen Röntgengesellschatt, ST Pi
Narbe, sondern ; le. Neziaive We I en Ben N ers-Sch nber , ‚Naturhistorisch med, Verein ur... Me
barsena nn aucinien auftreten, ferner in der Nach | idane (Während des Drucks dieser Arbeit: erschienen Ale Unzer Tre PERE E o
- Stelle der iaca Teis 1ochens und e den D ES an a E Ausführungen Albers-Schönbergs in der Zschr. f: PRAI Fortbild. j! ad REN er
Strahlenwirk A mmunis. Um nun die Parametrien unter stärkste | 1919, Nr.2) - | | i a | in ;
seits die P ung zu bringen, hat z.B. Warnecros(l2) einer- | - . an | k | si
ganzen U „s rahlungsfelder so gewählt, daß sie gürtelförmig den Vorsteliende Arbeit war bereits im Druck: fertiggestellt, .als Rn
ein beson erleib der Frau umschließen, andererseits sucht er durch | noch -einige Arbeiten erschienen, auf die ich in Kürze eingehen . "3 2008
- aus Blei ers konstruiertes Vaginalspeculum, das im oberen Teil | will. Flatau (Zbl. f: Gyn. 1919, Nr. 7) tritt sehr. entschieden hi
lichen Te unteren aber aus „strahlendurchlässigem gewöhn- |. für die Bestrahlung‘ des operablen 'Careinoms ein und hat beim y A ;
gänglich. Ist, das parametrane Gewebe der Bestrahlung Zu- Collumkrebs 46% vorläufige Heilung erzielt. Er verwendet Radium- - ar a
empfohlen P Auch wird die Kombination mit Radium Bromid und Röntgenstrahlen. Heynemann (Zbl. f. Gyn. 1919, PENR A A
ee Warnecros filtert mit 0,5 mm Kupfer und geht.| Nr. 6) betont. die Unmöglichkeit, inoperable Carcinome mit der a ORE
= | | | | | | = i | i l a i TER Ar ; in en
; )
Secs. >. le ‘ ‚
344 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
gewöhnlichen. Menge von 100 bis 200 mg Radium zu heilen.
Operable Cervixkrebse und Korpuscareinom operiert Heyne-
mann und bestrahlt dann im Anschluß an die Operation..
Schäfer (Arch. f. Gynäk. 1919, Bd. 110, H. 2) veröffentlicht
eine Statistik der mit Radium bestrahlten Fälle. Er erbringt darin
die Unterlagen für die Ausführungen Bumms, auf welche ich
6. April.
| schon an dieser- Stelle (M. Kl. 1919, Nr. 6, S. 149, Anmerkung
bei der Korrektur) zu sprechen kam. Das soeben im Verlag von.
Urban & Schwarzenberg erschienene Buch Ludwig Adlers
„Die Radiumbehandlung maligner Tumoren in der Gynäkologie“
(IV. Sonderband zur „Strahlentherapie*) werde ich noch be-
sonders besprechen.
‚ Aus den neuesten Zeitschriften.
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 12.
Axhausen (Berlin): Die umschriebenen Knorpelknochenläsionen
des Kniegelenks. Siehe Vereinsbericht Berliner Medizinische Gesell-
schaft vom 19. Februar 1919.
Kausch (Schöneberg): Zur Behandlung der Parotisfistel. Siehe
Vereinsbericht Berliner Medizinische Gesellschaft vom 26. Februar 1919.
Jötten (Berlin): Vergleichende Untersuchungen über das kultu-
relle und serologische Verhalten gewöhnlicher und Pleckfieber-X-Proteus-
stämme mit besonderer Berücksichtigung ihrer Abspaltungsvarietäten.
Die morphologischen Verhältnisse dürften für die beschriebenen Unter-
schiede in der Art der Ausflockung nicht bedeutungslos sein. Die Er-
"gebnisse sind für die Beziehungen der einzelnen Stämme von Interesse
und liefern eine Erklärung des auffallenden Verhaltens der gewöhn-
lichen und der Fleckfieberproteusstämme.
Gerson (Bielefeld): Uber Lähmungen bei Diphtheriebacillen-
trägern. Die Krankheitsbilder lehnen sich denen bei akuter toxischer
Vergiftung an, die Veränderungen der elektrischen Erregbarkeit sind
die gleichen wie dort. Heilung erfolgt nach Beseitigung der Bacillen.
Alles dies spricht dafür, daß die Bacillen die Krankheitsursache sind.
Zadek (Berlin): Nil nocere! Zur Grippebehandlung. Verfasser
empfiehlt vor allem das Fortlassen der Opiumpräparate und die Durch-
führung einer aufrechtsitzenden Haltung des Kranken bis zum Ver-
lassen des Bettes. k | |
Marx (Berlin): Ärztliche Gedanken zur Revolution.
Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 11.
M. Kirchner (Berlin): Zur Salvarsanirage. Polemik gegen
Dübrßen. Der Verfasser berichtet über das Ergebnis einer Be-
ratung (im Ministerium des Innern am i. Februar d. J.), die den Heil-
wert und die Gefahren des Salvarsans zum Gegenstand hatte. Danach
kam man überein, daß das Salvarsan, zumal in den Anfangsstadien
der Syphilis, von großer Wirksamkeit wäre, daß seine nicht abzu-
leugnenden schädlichen Nebenwirkungen bei geeigneter Technik und
Indikationsstellung fast völlig vermeidbar wären und daß die Zeit zur
Festsetzung einer Maximaldosis noch nicht gekommen wäre. Die An-
sicht-Lewins, alle Nebenwirkungen des Salvarsans müßten als Arsen-
wirkung aufgefaßt werden, die zurzeit zur Verwendung kommenden
Dosen wären viel zu groß, sie dürften nicht größer sein als die des
Arsens (0,08 g), wurde von Heffter bekämpft, der ausführte, daß
durch die Bindung des Arsens im Salvarsan. die Arsenwirkung min-
destens siebenmal abgeschwächt worden wäre.
Otto Kestner (Hamburg-Eppendorf): Der Sättigungswert der
Nahrung. Es kommt nicht nur auf den Calorien- und Eiweißgehalt,
sondern auch auf den „Sättigungswert“ einer Nahrung an.
Darunter versteht der Verfasser die Zeit, in der die Nahrung die Ver-
dauungsorgane in Anspruch nimmt. Wenn diese leer sind und nicht
secernieren, entsteht das Hungergefühl. Füllung des Magens
allein gibt kein Sättigungsgefühl, es gehört dazu auch die Salzsäure-
sekretion. Von dieser ist aber die Entleerung des Magens durchaus
abhängig, je mehr Magensaft nämlich ein Nahrungsmittel fließen
läßt, desto länger bleibt es auch im Magen. Eine Nahrung, die
wegen ihrer stark safttreibenden Wirkung lange im Magen verweilt,
füllt nach ihrer Entleerung aus dem Magen auch den Dünndarm noch
lange an. Besteht doch bis zur Mitte des Dünndarms hin saure Re-
aktion infolge von Magensäure. Eine Mahlzeit aber, die den Magen
schnell durchläuft, verweilt auch nicht lange im Dünndarm. Tleisch
läßt nun mehr Magensaft strömen und muß damit länger „vorhalten“
als jede andere Nahrung, weil die Extraktivstoffe des Fleisches einen
Sekretionsreiz für den Magen darstellen. Ferner muß eine Nahrung
die aus Festem, Kaubarem besteht, länger im Magen verweilen, als
eine Flüssigkeit oder ein Brei, weil sich der -Pylorus vor festen
Brocken schließt. Der Verfasser hat im besonderen durch Tierver-
suche festgestellt: Bei Fleisch, Bouillon und Milch geht die Menge der
Sekrete proportional in die Höhe, wenn die Menge der Nahrung steigt.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Bei Brot, Kartoffeln und Butter fehlt diese Proportionalität. Ob man
von ihnen viel oder wenig ißt, das macht nur einen sehr geringen
Unterschied. Der calorische Wert des Fleisches, wenigstens des
mageren Fleisches, ist niedrig. Das Fleischeiweiß ist für den Körper
nicht wertvoller als das Eiweiß der Kartoffeln oder des Brotes. Der
‘Wert des Fleisches liegt vielmehr in seinem hohen Sättigungswerl.
Fleisch hält von allen Nahrungsmitteln am längsten vor und ermög-
licht dadurch, lange Pausen zwischen die Mahlzeiten
einzuschalten. Die Verweildauer im Magen und Darm wird außer-
ordentlich verlängert, wenn man dem Fleische Kartoffeln zufügt oder
Zucker hinterher gibt, während die Kartoffeln und besonders der
Zucker ohne Fleisch den Magen schnell passieren. Die Mahlzeit, die
am längsten „vorhält“, den höchsten Sättigungswert besitzt, wäre:
erst Bouillon, dann Fleisch mit Kartoffeln oder Brot, dann etwas
Süßes. Die stärkearmen Gemüse aber (Spinat, Kohl. Spargel, Salat)
füllen den Magen stärker und veranlassen ihn dadurch, sich schneller
zu entleeren. Je fetter die Milch ist, desto größer ist ihr Sättigungswert.
Harte Eier haben einen höheren Sättigungswert als weiche, diese wieder
einen höheren als rohe. Aal und andere fette Fische haben einen hohen
Sättigungswert, diemageren, wie Schellfisch, einen niedrigen, weil die Ex-
traktivstoffe des Säugetierfleisches fehlen (ein Fischgericht hält nicht
vor!). Der Caloriengehalt des Brotes ist 5 mal höher, der Eiweißgehalt
3Y/,mal höher als der der Kartoffel. Aber der Sättigungswert der Kar-
toffel ist größer. Der Sättigungswert des Brotes ist an sich gering
(offenbar fließt auf Brot nur Appetitsaft); durch Fettaufstrich wird
die Verweildauer im Darme sehr erheblich verlängert und damit auch
die Ausnutzung bedeutend verbessert. Rösten des Brotes vermindert
den Sättigungswert, weil sich geröstetes Brot schneller auflöst. Darauf
beruht seine „Leichtverdaulichkeit“. Der Pylorus schließt sich vor
festen Körpern, öffnet sich aber vor Flüssigkeiten und Breien. Ferner
dehnt die Flüssigkeitsmenge den Magen und beschleunigt so seine Be-
wegung. Eines der wirksamsten Mittel, mit einer gegebenen Nahrungs-
menge auszukommen, ist ihre Verteilung auf mehrere kleinere
Mahlzeiten, denn: 1. entleert sich der Magen um so schneller,
je voller er ist, 2. besteht bei der psychischen Magensaftsekretioß
keine 'Proportionalität zwischen der Menge des Genossenen und der
Menge des Magensafts. Der Sättigungswert des Brotes ist also größer,
wenn man zweimal je 50 g ißt, als 100 g auf einmal. Bei der Nahrung
ist somit der Sättigungswert ebenso genau zu bestimmen wie Eiweib-
gehalt und Verbrennungswärme.
Heinrich Citron: Über die ärztliche Versorgung nieren
kranker Soldaten auf der Nierenstation eines Reservelazaretts. In dem
ausführlichen Bericht wird unter anderem betont, daß man von d#
Milch als Panacee des Nierenkranken ziemlich zurückgekommen Se.
Jedenfalls stehen ihren Vorzügen, ihrer Kochsalzarmut und Reizlosig-
keit, starkem Wasserbelastung und ihr Stickstoffgehalt als Nachteile
gegenüber.
Wieting: Weitere Erfahrungen auf dem Gebiete der Brustver-
letzungen. Die bakteriologische Differenzierung der einzelnen Hämo-
thorazinfektionen ist für das therapeutische Handeln von großer Be-
deutung. Ausführlich besprochen wird die operative Therapie.
Bettmann (Heidelberg): "Über arteficielle Hautveränderung®9
bei Soldaten. (Schluß) Den Hautartefakten der Soldaten gegenüber
sind wir oft in der mißlichen Lage, daß wir bei genügender Aui-
merksamkeit und Erfahrung zwar zu einem begründeten Ver-
dacht oder der sicheren Überzeugung kommen können, es liege eine
Selbstbeschädigung vor, daß jedoch der einwandfreie Beweis selten
geliefert werden kann. Häufig aber haben die Selbstbeschädigungel
nur deshalb den gewünschten Erfolg, weil der behandelnde Arzt ihnen
nicht die nötige Beachtung schenkt. bei
Nagy (Innsbruck): Zur Heilwirkung der Strahlenbehandlung 9°
Epilepsie. Die Hoffnung, daß wir einem drohenden epileptischeß Ania
durch Röntgenstrahlenapplikation vorbeugen können, hält der Verfasser
vom physikalischen Standpunkt aus für begründet.
Wilhelm Schmalz (Charlottenburg): Uber die Einschleppt”g
von Geschlechtskrankheiten und Malaria durch unsere aus Rußland heim
aß Apelkr
`- talien und
Y
kehrenden Gefangenen. Wir müssen ‘damit rechnen, daß viel tausend
Fälle chronischer Gonorrhöe :und latenter Lues eingeschleppt werden.
Man muß daher dafür sorgen, daß die Gefangenen vor der. Entlassung |
einer besonders gründlichen militärärztlichen Untersuchung unterworfen
werden. Auch die Malariakeimträger Sind ausfindig zu machen, um
dann die Keime selbst abtöten zu können. .
Fischer (Heidelberg): _Verbesserter . mechanotherapenfischer
Universalapparat. Eine Abbildung dient zur Erläuterung.
Friedrich Arensmeier. (Hoym [Anhalt]): Zur Pflege Rück-
eratverletzter und Gelähmter. Der Verfasser empfiehlt eine außerhalb
des Bettes angebrachte Hängem atte, die mit einem Ausschnitt >
zur Stuhlentleerung versehen ist.’ Auch Einläufe,. können auf diese .
Weise gemacht werden, ohne daß es‘ nötig ist, den Kranken zu be-
wegen. Auf diesem Lager kann der Patient. stundenlang liegen, und
m P. Bruck. >
-
zwar immer sauber.
Münchener medizinische Wöthenschrift 191 9, Nr.11.
Gabriele Lindem a nn (Mainz):', Über - Blutüberpflanzung in
der Geburtshilfe und Gynäkologie. Die intra v en ö se Blutüberpflanzung
nach Wederhake ist geradezu lebensrettend; sie scheint ferner:
bei schweren chronischen Anämien außerordentlich gut zu wirken und
ist auch bei puerperaler Sepsis zu versuchen. Die intramuskuläre
“ Blutinjektion bekämpft beim Versagen der. intravenösen Infusion die
akute und chronische Blutarmut nach Blutverlusten.. Die rectale.
Applikation körpereignen Blutes ist bei mittelschweren Blutungen
von Wert für eine schnellere und dauernde Erholung‘ von Blutverlusten
aller Art.
H. Coenen’ (Breslau): Soll man bei Schwarzwassertieber lében-
des Blut überleiten? In dem mitgeteilten Falle machte trotz der vi-
` talen Bluttransfusion der Blutzerfall Fortschritte wegen des progredienten
- Blutzerfalls durch- das Gift des Schwarzwasserfiebers.
Herhold (Hannover): Die Bluttransfusion im Kriege.
„gefahr, sondern läßt diese Kranken auch etwa eintretende Sepsis oder
. nötigwerdende Operationen besser überstehen.
Wilhelm.Wolf (Leipzig): Zur Technik der Biuteinflößung
. (Bluttransfusion und Blutinfusion). In vier Fällen von intraabdominellen
‘ Blutungen wurden größere Mengen Blut (800 bis 500 ccm) aus der
Sechs Fälle.
= Bauchhöhle in die Ellbogenvene wiederinfu. ndiert.
wurden mit Bluttransfusion behandelt (Spender und Empfänger i
Das vom. Spender :
ausfließende Blut wird mit einer 10-cem-Rekordspritze in die Vene des
liegen auf zwei Operationstischen nebeneinander.
Empfängers eingespritzt. Um den Spender vor Krankheitsübertragung
darch den Empfänger zu schützen, hat der Verfasser die direkte
Blutübertragung durch Gefäßnaht niemals angewandt).
Wolfgang Weichardt (Erlangen) und Erich Schrader
1919.’ MEDIZINIS CHE KLINIK — Nr.
Sie be- ni
` seitigt bei schwer Ausgebluteten nicht allein die augenblickliche Lebens-
"und Unterschenkelamputation: Ihr Pinan. ist das: Einkeilen einer
Knochenplatte aus. dem. Knochenschaft quer ‘über: die ‚Schnittfläche in
seitlich gebildete Knochenleisten. .
Paul Prym (Bonn): Spätmeningitis nach Trauma, Es handelte
sich um einen Prolaps der Gehirnsubstanz mit weicher und harter
Gehirnhaut in die: Keilbeinhöhle, hinein.: Da der Patient ‘fünf
Jahre vorher einen Selbstmordversuch durch Schuß in den Mund ge-
macht‘ hatte, ‚ist‘der Sektionsbefünd so zu erklären: . Die Kugel war
| damals durch die Keilbeinhöhle in die Schädelbasis eingedrungen. Durch
das Loch im.Keilbeindach: waren Dura und Gehirnsubstänz hineingezogen
‚worden. . Wahrscheinlich ist die Infektion. (Meningitis) so. viele Jahre
‚nach dem Trauma von der Keilb.einhöhle aus erfolgt.
A. Weber (Gelsenkirchen): Ein Fall von ‚Meningitis. nach Schädel:
basisfraktur, hervorgerufen durch Streptococcus mucosus. Die Infektion
war von der Nase oder vom Rachen aus durch eine Fraktur im Siebbein |
oder Keilbein erfolgt, und zwar durch direktes Einwandern des Strepto-
coccus mucosüs aus dem Nasenrachen in die Hirnhäute. |
Vogel:
zu.0,8 g. in zweistündigem Abstand.- Zwei Stunden 'nach der zweiten
Dosis stellten sich die ersten Symptome ein und allmählich kam es zu
folgendem Krankheitsbild: Sensorium benommen, exzessive Temperatur-
steigerung, tiefe Cyanose und dunkle, brönzefarbene Pigmentierung
des ganzen Körpers, ‚allgemeine Dermatitis (Gesicht bis zur-Unkennt-
lichkeit geschwollen), starke‘ eitrige Entzündung des Präputiums und
der Schleimhaut der Eichel. Der zur-Zeit- des Anfalls fast völlig regel-
rechte Blutbefund, das Fehlen von schwarzem Urin, von Ikterus und
von Malariaparasiten zeigt, daß nicht Schwarzwaässerfieber, sondern ein
reines Chininfieber vorlag. Auch .Chininvergiftung ist äus-
zuschließen, da die hierfür charakteristischen Symptome‘ (Hautblutungen,
Seh- und Gehörstörungen) fehlten oder zu, schwach .ausgeprägt waren.
F. Bruck.
| Zeitschrift für ärztliche Fortbildung‘ 1919, Nr. 5.
‚ı Blaschko (Berlin): Kurze Anleitung ` zut Frühdiagnose und
'Frühbehandlung der Geschlechtskrankheiten. „Die Anleitung soll nicht
‚etwa ein Ersatz für einen der vom Reichsausschuß für das ärztliche
‚Fortbildungswesen eingerichtefen Kurse sein, vielmehr für den Prak-
tiker, der einen dieser Kurse besucht hat, ein. ee für
das, was er dort gesehen und geübt hat.“
Schultzen (Berlin):' Die ärztlichen Aufgaben bei der Abwen- .
dung der gesundheitlichen Gefahren der Demobilisierung. Da der für
das Sanitätswesen ausgearbeitete Demobilmachungsplan - infolge des
Kriegsverlaufes nicht hat zur Ausführung gelangen können, laufen
Kriegsteilnehmer, und Bevölkerung Gefahr, mannigfacher: gesundheit-
licher ‚Schädigungen. Tatkräftige Maßnahmen (unter anderen Riesen-
entlausungsanstalten) dämmen die Seuchengefahr bereits erheblich ein.
Der Namhaftmachung geschlechtskrank gewesener Heeresangehöriger
(Bialla in Ostpreußen): Über’ unspecifische Leistungssteigerungen (Proto-. |
plasmaaktivierung). Es kommt zu einer Steigerung der verschieden- | an die Landesversicherungsanstalten ist. im Interesse wirksamer Be-
sten Organfunktionen bei parenteraler Einverleibung von Pröteinkörper- |
Präparaten.
Ludwig NEN border
und Kindbettfeber auf Grund bakteriologischer und. hämatologischer,
Untersuchungen. Es -unterscheidet sich das Blutbild der unkom-
Plizierten Grippe sehr wesentlich von dem des Kindbettfiebers,
sodaß wir dadurch von diesem die Influenza im Wochenbett abgrenzen
Önnen. Kommt es aber zu eitriger Infektion der Atemwege und
des gesamten Körpers, also zur Grippesepsis, dann verwischt sich
das Blutbild. Dann wir
ob essich um Grippe oder Puerperalfieber handelt.
K. Bley (Bremen): Die „Spanische Krankheit“ in der Frauen-
Zwischen den Gestationsvorgängen an den weiblichen Geni-
daß der Influenzaerkrankung bestehen Zusammenhänge derart,
i Sowohl die Grippe im. Verlauf und Charakter durch den Zustand
erinneren Genitalien beeinflußt wird, als auch Schwangerschaft, Geburt
und Wochenbett durch dieGrippe in ihrem normalen Ablauf gestört werden.
A. Böttner (Königsberg): Über-die Diagnose der Aneurysmen
klinik,
der ‚Aorta abdominalis mit besonderer Berücksichtigung der direkten
önfgendiagnostik. Nach einer Demonstration im Verein für wissen-
"schaftliche Heilkunde zu Königsberg am 2. Dezember 1918.
V. Reusch (Stuttgart): Die Bedeutung der richtigen Einstellung
ee) Unterbrechers für den Tiefentherapiebetrieb. Bei der Verstellung
ebels um nur einen Teilstrich der Skala kann die Intensität der
erhaltenen Strahlung um das Vierfache schwanken, bei genau dem-
p romverbrauch um 4 Ampere,
B. Müller (Berlin): İber Knochenstampideckung bei Ober-
und Gabriels Kalliwoda |
München): Über die differentialdiagnostische Abgrenzung von. Grippe
d aber der klinische Befund entscheiden lassen, |
kämpfung seitens der Heeressanitätsbehörde zugestimmt worden; der
Schwerpunkt der Kriegsbeschädigtenfürsorge soll künftig bei den Be-
zirkskommandos liegen, die Untersuchungskommissionen und Fachärzte
in erforderlichem Umfange heranziehen sollen.
|
lung der Tuberkulose: ' Die Centraltuberkuloseanstalt. Ausreichende
Fürsorge für all der Behandlung beziehungsweise Pflege. bedürftigen
Formen und Stadien der Tuberkulose läßt sich am zweckentsprechendsten
in großen Spezialkrankenhäusern durchführen. In ihnen ist eine innere,
eine äußere, eine pathologisch-anatomische und Laboratoriumsstation
vorzusehen, die in ihren Unterabteilungen auf-alle in Betracht kommen-
den Heilverfahren eingerichtet sind. Neben wirklich großzügiger Cen-
tralisation liegt .die soziale Bedeutung -dieser Institute auch in der
Möglichkeit, alle tuberkulösen Individuen aus Familie und Verkehr zu
entfernen und geeigneter. Behandlung zuzuführen, währenu die Heil-
stätten meist doch nur auf Leichtkranke zugeschnitten sind,
Jàcobsohn: Die klinisch-diagnostische Bedeutung der haupt-
sächlichsten in der Neurologie angewandten Reflexe. Aurzgefale Sammel- ,
übersicht.
‚temberg. Durch Gesetz vom 10. Juli 1912 ist in Württemberg der
. Amtsarzt gleichzeitig. zum Schularzt bestimmt. Damit ist -jede Ge-
meinde gezwungen, ihre Kinder der Aufsicht des staatlichen Schularztes .
zu unterstellen. Seit 1917 wird außerdem vom Ministerium des Innern .
die Ausbildung von Fürsorgerinnen veranlaßt. So ist eine organisch
aufgebaute Jugendfürsorge bis zum militärpflichtigen Alter in der Ent-
wicklung; die sich im Kriege bereits voll. bewährt hat.
Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide),
Er ‚Ein Fall von Chinin-Idiosynkrasie. ` Ein Soldat bekam
zwecks Prüfung _ seiner Chinintoleranz zweimal 'zwei Tabletten Chinin
Köhler (Köln): Über die Organisation, der Kruskerhauohskant
Gastpar (Stuttgart): Schularztiragen und ihre ‚Lösung in Wärt-
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346 | “4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
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Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1918,
| | Heft 11 u. 12. |
` R. Steiner: Die Tonsillektomie und ihre Bedeutung für die
Behandlung von Allgemeinerkrankungen. Indikation zur Tonsillektomie
ist gegeben, wenn Zusammenhang zwischen chronisch - pathologischen
‘Veränderungen der Tonsillen und ernster Allgemeinerkrankung besteht
oder die Mandeln selbst im Sinne der :hronischen Tonsillitis und häufig
rezidivierenden schweren Anginen und peritonsillären, phlegmonösen
Abscessen erkrankt sind; ferner gelten die Indikationen bei Tonsilli-
tiden, wenn sich Beziehungen zu Rheumatismus, Nephritis, Adenitis
der Halsdrüsen feststellen lassen und sich andere allgemeine wie ört-
liche Maßnahmen als unwirksam erwiesen habep.
A. Onodi: Ergebnisse der Abteilung für Hör-, Sprach-, Stimm-
störungen und Tracheotomierte vom Kriegsschauplatze, mit einem rhino-
laryngologischen Anhang. Eine Kugel traf die rechte Gesichtshälfte,
ging durch die Mundhöhle, die andere Kugel drang am hinteren Ende
der Clavicula durch das Schulterblatt. Die linke Stirn, 3 cm oberhalb
des Margo supraorbitalis, traf ein Schrapnellsplitter. Folgen: einseitige
Chorioretinitis, einseitige partielle Oculomotoriusparalyse, Anästhesie
der Nasenhöhle, Anosmie, Geruchshalluzination, Ageusie, einseitige
Taubheit. — Fall von Ictus laryngis: starke Hustenanfälle, Schwindel-
gefühl, Bewußtlosigkeit, die bald verschwand. Nachweisbar waren
katarrhalische Veränderungen der oberen Luftwege. Durch Behand-
lung des Kehlkopfes Besserung. — Gesichtsschuß, machte Eiterung der
vorderen Siebbeinzellen, Mandibularbruch, peripharyngealen Absceß,
Gehirnabsceß, Meningitis. Exitus. |
K. Theimer: Meine Erfahrungen über die graphische Dar-
stellung der Schwankungen bei Gleichgewichtsstörungen in besonderer
Beziehung auf die Vestibularerkrankungen. Verfasser ‚konstruierte einen
Apparat, um die Gleichgewichtsschwankungen und die Schwankungen
bei Gleichgewichtsstörungen graphisch darzustellen, und fand, daß kein
Mensch weder mit offenen noch geschlossenen Augen beim Romberg
absolut stillsteht. Die Schwankung findet beim normalen Menschen
in einer nur von geringen Seitenschwankungen unterbrochenen sagit-
talen Richtung statt. Die Geschwindigkeit der Schwankungen ist im
Anfang eine minimale, gegen Ende der Untersuchungszeit (bis eine
Minute) etwas stärker, die durchlaufene Strecke beträgt durchschnitt-
lich maximal per Sekunde !/» em oder eine minimale Kleinigkeit dar-
über oder darunter. Bei Labyrintherkrankten fand Verfasser ganz an-
dere ‚Bilder. Die Schwankungen sind meist rein frontal oder schräg
frontal, die Bewegungen finden nicht mehr kurz, sondern in großen
Linien, die sich plötzlich wenden, statt, um mit einer jähen Bewegung
zum Fall zu führen. Ist die Labyrintherkrankung abgelaufen, die Ope-
ration ausgeheilt, so nähern sich die Verhältnisse wiederum den normalen.
G. Wotzilka: Ein Beitrag zur Klinik der congenitalen Bildungs-
anomalien des Gehörgangs. Fälle von congenitaler Mißbildung des
äußeren Ohres werden bei Taubstummen höchst selten angetroffen.
Die Ursache, daß die Fälle, wo das Innenohr an der Mißbildung des
äußeren Obres beteiligt ist, verhältnismäßig seltener sind als die, wo
die Mißbildung auf das äußere und Mittelobr beschränkt ist, liegt in
der Genese: Mechanische Entwicklungshemmungen und innere Ur-
sachen — intrauterine Entzündungen, Störungen der Vascularisation
und innersekretorischer Natur. Gleichzeitige congenitale Anomalie aller
drei Ohrsphären findet sich nicht so selten, wie man annimmt, wenn
man eben nicht nur die Fälle berücksichtigt, bei denen die Schädigung
des Innenohres zur vollen Taubheit geführt hat, sondern auch die Fälle
von mehr oder minder geringer Schädigung des Innenohres.
Be Haenlein.
Therapeutische Notizen.
- Über das Digitalispräparat Verodigen (Gitalin) berichten
W. Straub (Freiburg) und L. Kre:hl (Heidelberg). Das Mittel wird
von der Firma C. F. Böhringer & Söhne hergestellt, und zwar in Tabletten
von 0,8 und 0,4 mg. (0,8 mg dieses Verodigens sollen etwa der
Wirkungsstärke von 0,1 g eines mittelstarken Digitalispulvers ent-
sprechen) Kreh? empfiehlt das Verodigen an Stelle galenischer
Digitalispräparate (Infus, Pulver) nach fünfjährigen eingehenden Er-
fahrungen am Krankenbett. Alles, was man mit der Digitalis erreichen
kann, wird hier schnell, sicher und in angenehmer Form gewonnen.
Die Verwendung ist außerordentlich ökonomisch. Der Verdauungskanal
scheint ganz besonders wenig zu leiden. Die Resorption im Darm ist
ausgezeichnet, die innerliche und die intravenöse Darreichung werden
einander, auch nach der Schnelligkeit des Wirkungseintritts, recht
nahegebracht. Man gebe je nach der Schwere des Zustandes am ersten
Tage dreimal oder zweimal 0,8 mg, am zweiten Tage die gleiche Gabe
meist aber nur noch zweimal 0,8 mg. (D. m. W. 1919, Nr. 11.)
6. April.
Eine verbesserte Methode der Sorgoschen Behandlung der
Kehlkopituberkulose mit Sonnenlicht oder künstlichem Licht
(Quarzlampe) gibt Eduard Schulz (Kurland) an. Er setzt
den Kranken nicht mit dem Rücken, sondern mit dem Gesicht gegen
die Sonne. Dabei werden die Sonnenstrahlen nur einmal reflektiert
und wirken dadurch stärker. (D. m. W. 1919, Nr. 11.)
Zur Behandlung der genuinen Ozaena empfichlt R. Gassul (Berlin)
Eucupin, und zwar Unguentum Euceupinibihydrochloriei
compositum oder „Gasozän“. Mit einem in diese Salbe einge-
tauchten Wattetampon wird die ganze vorher borkenfrei gemachte
Nasenhöhle ausgefüllt (mittels des G o tts tein schen Stäbchens). Der
Tampon bleibt etwa 30 Minuten in jeder Nasenhälfte. 20 bis 30 Tampo-
naden reichen zur ersten Kur aus. (D. m. W. 1919, Nr. 11)
| F. Bruck,
= Hodel hat bei 102 Fällen von Grippepneumonie ('olloid-
metalle und in einigen Fällen die Methode des Fixationsabscesses
angewandt. Es wurden täglich 5ebis 10 cem des isotonisch gemachten
Elektrargols in die Cubitalvene injiziert nnd die Injektion nach Bedarf
ein- bis mehrmal an den folgenden Tagen wiederholt Unangenebme _
Zwischenfälle traten nie auf. Eine gute Wirkung wurde in 12 Fällen
beobachtet. Bei schweren Fällen, die auf Elektrargol schlecht reagierten,
wurde i bis 2 cem ozonisiertes Terpentinöl subeutan injiziert. Die
Wirkung war schwer zu beurteilen, schien aber günstig zu sein.
(Schweiz. Korr. Bl. 1919. Nr. 10.) G. Z.
Bücherbesprechungen.
Der Stand der Tuberkulosebekämpfung im Frühjahr 1918. Geschäfts-
bericht für die XXII. Generalversammlung des Centralkomitees am
15. Juni. 1918 zu Berlin von Oberstabsarzt Dr. Helm. Berlin.
Deutsches Centralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. 1918.
Der diesjährige Frühjahrsbericht des Centralkomitces bringt in
altgewohnter Gründlichkeit und Zuverlässigkeit Mitteilungen über die
Tuberkulosebekämpfung in den einzelnen Landesteilen, Abdruck aller
einschlägigen Verfügungen, Dienstanweisungen, Satzungen und Merk-
blätter. zerhartz.
Rafael Becker, Die Nervosität bei den Juden. 81 Seiten.
` Zürich 1919, Orell Füßli. M 2,—.
Die kleine Schrift briogt viel alte Statistik und wenig Neues.
Im Anschluß an Adler glaubt Becker das Gefühl der Minder-
wertigkeit für die Entstehung der Neurosen bei den Juden verant-
wortlich machen zu sollen. Auch dieser Gedanke ist nicht bis zu Fade
gedacht. Bei alledem stört die Unfertigkeit des sprachlichen Aus-
drucks, der auf Seite 20 in einem Satz mit 14 eingekapselten Neben-
sätzen sein — Optimum erreicht. | Kurt Singer’
Fritz Mann, Die Pflege der Wöchnerin und des Sãug-
r a s. Paderborn 1917, Junfermannsche Buchhandlung. 163 Seiten.
M 3,—.
l Manns Unterrichtsbuch für Wochenpflegerinnen erscheint bereits
in der dritten Auflage. Dieselbe enthält einige Änderungen, da es
galt, das inzwischen erschienene neue Hebanımenlehrbuch nnd das
Krankenpflegelehrbuch zu berücksichtigen. R. Katz (Berlin).
Rudolf Fischl, Über akuteAnginen im Kindesalter. Leipzig
1919. Repertorienverlag. 28 Seiten. M 1,45.
‚Pine von großer Erfahrung getragene, sehr gut lesbare kurze
Schrift über eine der häufigsten kindlichen Erkrankungen. Die vom
Autor gegebene Einteilung der Anginen scheint mir den bisher vor-
liegenden überlegen. Langstein.
E. Gatscher, Über die diagnostische Bedeutung der
een a und des Druckschmerze3 PA
Varzenfortsatzes. Wien und Leipzig 1917, W. Braumülier
32 Seiten. ze
Verfasser behandelt eingehender die DifferentialdiagnoSe. um
dem Praktiker Anhalt zu geben, den Druckschmerz der Warzenfortsatz-
gegend richtig zu werten, da dieser sich bei mehreren Krankheits-
bildern findet. | Haenlein.
W. Pfitzner, Situsübung&n an der Leiche. 42 Seiten. Leip-
zig und Wien, Franz Deuticke. M 1,20.
. Der kurze Leitfaden enthält für jeden Abschnitt ein Schema und
eine ausführlichere Beschreibung und ermöglicht so dem Studierenden,
sich in Stichworten nicht nur die Reihenfolge der Darstellung zu
merken, sondern auch die wesentlichen Einzelheiten aufmerksam zu
beachten. ‚ Für besondere Notizen ist das Büchlein durchschossen. &
es schon in der dritten Auflage erscheint, so hat es sich offenbar ier
auch
Repetitionen und Demonstrationen gut bewährt und sei
empfohlen, C. Hart (Berlin - Schöneberg).
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 347 DE.
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Vereins. und Auswärtige Berichte. Bin,
and) an. Ft Berlin. ` ‘steht B. dabei eine zunächst anatomisch nicht faßbare Einwirkung von Ve 3
em Gesicht gaf. Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 19. März 1919. toxisch wirkenden Substanzen bei -einer hauptsächlich durch Erkältung i PO
einmal rk Vor der Tagesordnung .demonstrierte Zondek zwei Kranke, | $®$chaffenen Disposition. B.s Erfahrungen gründen sich auf der Beob- BE
uggi yon-denen der eine im Anschluß an eine Herniotomie einen Ileus | tung zahlreicher derartiger Fälle, die er 1916 in. einem Festungs- EEE a
‚Gassılßa bekommen hatte, der durch Blinddarmeiterung bedingt war. ‘Bei dem Jazarett in Straß burg.und in letzter Zeit in der Privatpraxis in gleichem BR Me
ydr vehlerk zweiten Kranken handelte es sich um’ Nierensteine bei Hufeisenniere. ` Maße an Männern und Frauen gesehen hat. . N Br I li
ee Holländer zeigte die chirurgisch entfernte, elephantiastisch ` Er führt drei Typen der Erkrankungen an, neben. denen "noch EERE,
kenfrei gf vergrößerte Klitoris einer Kranken. u gi i Übergänge bestehen können: 1. Die Polakiurie, der gehäufte Harn- pipa
i Stäbebens I} Martin stellte einen Knaben mit.ausgedehnter Ostitis fibrosa | Qrang, ohne wesentliche Polyurie` bei klarem,. eiweißfreiem Urin. Im le
20 bis V liE. ©“ vor. Eine Blutuntersuchung des Knaben ist, wie auf eine Anfrage Sediment finden sich aber stets vereinzelte Erythrocyten, Leukocyten P,
pN E v Hansemanns angegeben wurde, nicht erfolgt. . | und außergewöhnlich viel Cylindroide. N, s ME,
P Brot f Tagesordnung. ‘Das Reizleitungssystem des Herzens. a) Ana- ` 2. Bei dem zweiten Typ treten Beschwerden von 'seiten der UNSER
mie Collüf - tomischer Teil, Berichterstatter Ceelen. Das Problem der Bedin- | Ureteren und Nieren mehr hervor, er. betrifft häufig Frauen und. Dee
alas) gungen der Herztätigkeit und des Herzrhythmus ist noch nicht geklärt. | Mädchen, die. dann über Schmerzen in einer oder beiden Nieren- han:
ihg Es wurden im wesentlichen zwei‘ Theorien aufgestellt; die myogene | gegenden oder in einer oder beiden Bauchseiten klagen. Der Harn- is: Ei
p en und die neurogene. Für die neurogene.schien zu sprechen, daß im | dtang ist vermehrt, tritt aber an Bedeutung zurück. Der Urin ist a.
| Una © Körper im allgemeinen Reizleitungen an-die Nerven gebunden. sind, | Klar, enthält aber im Sediment ebenfalls mehr oder weniger Erythro- ih, ah HO
de I i o- Es sind auch die automatischen Centren ‚in den Ganglien zu ‚berück- | @ten, Leukocyten und zahlreiche Schleimey linder. es Be e
lecht reage sichtigen. Aber das embryonale Herz pulsiert schon zu einer Zeit 3. Bei. dem dritten Typus besteht starkes Brennen beim Urin- E,
miit o yo Ganglien noch nicht nachzuweisen sind. Engelmann betonte | 39sen, etwas gehäufter Harndrang, manchmal Schmerzen in einer oder TE
sig 8%. uch, daß die Übertragung der Reize von Vorhof auf Ventrikel wegen | Peiden Nierengegenden. Urin ist trübe, ‘rötlich, enthält zahlreiche One
MẸ ihrer Langsamkeit nicht durch nervöse Reize erfolgen könne. Die- | Erythrocyten, Albumin bis über !/,, manchmal hyaline Cylinder. B. Br
myogene Theorie erfuhr eine scheinbare Stütze durch .die Entdeckung. hát Aue nel ganz Bouwer Fälle: von Ey elonephritis dieser Art ge: Weri 3
~ des Hisschen Bündels. Tawara verdanken wir sehr genaue An- | Sehen: mit qualvofisten Blasentenesmen und dickem, blutig-eitrigem BEO
(ih gaben über den Verlauf dieses Systems und die Feststellung, daß hier | Urin. Die erkrankte Niere wurde beidemal operativ freigelegt, zeigte ME ARR
fi s - œin specifisches System’ vorliegt. Es. folgte eine genaue Beschreibung | 20f ihrer Oberfläche außer- Verwachsungen mit der Umgebung keine ER
zug ‚des topographischen Verlaufs des Aschhoff- Tawaraschen | Besonderheiten, dagegen Erweiterung ‚des ‚Nierenbeckens und Ver- | EHER
im Th - ‚Knotens. Die falschen Sehnenfäden sind häufig nichts anderes als | dickung des Harnleiters ohne Erweiterung.. In allen diesen Fällen er- -
uit il. Teile des Reizleitungssystems. Anatomisch scheinbar ganz unabhängig | gaben die bakteriologischen Untersuchungen ‚negative Resultate. ` Zur ' EREET
2 ei von diesem Reizleitungssystem findet sich im Herzen eine zweite | Erklärung der Ätiologie, dieser Erkrankungen zieht B. die Polakiurie ee
a r t ` Muskelgruppe, die morphologisch und funktionell dem Tawaraschen | beran als einfachste und häufigste Form dieser ‚Erkrankungen. Er ver- AE t,
in | ‚ Knoten entspricht, der Keith-Flacksehe Knoten. Auch dessen | gleicht die Polakiurie, die bisher stets. als’ funktionelle Erkrankung E E:
. fopographische Lage wird genau beschrieben. Histologisch sind die | angesehen wurde, mit der Polakiurie bei Nierentuberkulose, die nach Fu le
- Reizleitungssysteme gut von dem Myokard zu trennen. Beide Knoten | Fatfernung des. Krankheitsherdes noch eine Zeitlang. fortzubestehen a
enthalten Glykogen, das indessen im Vorhofsknoten weniger reichlich | Pflegt, ferner mit der Polakiurie bei oder nach Typhus, Ruhr und L
ist als im Kammerknoten. Das ganze System ist als neuro - muskulär | anderen Infektionskrankheiten, wo der gehäufte Harndrang bei klarem de Bu
zu bezeichnen. Beide Knoten sind von einem auffallend großen Gefäß | Urin ohne Bakterienbefund bestehen kann, ferner mit den latenten ne)
durchzogen. Die Hauptaufgabe der Systeme besteht in der Aufrecht- | Blasenreizungen der Anilinarbeiter, ferner führt er zahlreiche endo- a
erhaltung der Koordination der Herzbewegung. Das Reizleitungssystem | Skopische Befunde an, die er am Blasenhals und in der hinteren Harn- Me
ist etwas Selbständiges. Es geht seine eigenen Wege.. Das tritt röhre festgestellt hat, und kommt zu dem. Schluß, daß es:sich bei Rene
besonders bei Veränderungen der Herzgröße hervor. An der Hyper-. | diesen Erkrankungen um eine latente Reizwirkung handelt, unter der- BEE
irophie beteiligt sich das System nicht. ` Die braune Atrophie verschont die Harnwege stehen, und die unter dem Einfluß einer Erkältung oder ws
@& nicht ganz, aber es’wird weit weniger getroffen als die Herzfasern. | einer anderen Schädlichkeit an irgendeinem oder mehreren Harnorganen Ih
Andere Erkrankungen wie gewisse subendokardiale Blutungen betreffen | manifest wird. Die Reizwirkung wird erzeugt durch im Urin’ auf-
wiederum das Leitungssystem, ohne das übrige Herz zu treffen. Andere | tretende toxisch wirkende Stoffe, die offenbar entstanden sind durch. Br
` Bikrankungen wie z. B. die bei Coronararterienveränderungen auf- | das Fehlen gewisser „akzessorischer“ Nährstoffe in der Kriegskost. - Kr,
tretenden Schwielenbildungen” bedingen gleichfalls Veränderungen an | Die Erkrankung betrifft dle Schleimhäute der Harnwege, kann aber. a
den Reizleitungssystemen! ‘Am linken Ventrikel können ausgedebnte. bereits frühzeitig, bevor noch Symptome darauf hindeuten, ‚sekundäre an
Veränderungen vorhanden sein, ohne daß das Reizleitungssystem | Interstitielle Entzündung in der. Niere hervorrufen. und in schweren Be
befallen ist, weil die Versorgung des Systems von der reehten Coronar- | Fällen von genuiner rheumatischer Pyelönephritis auch zu chronischer RE p
Arterie aus erfolgt. . Diffuse Blutun gen können mechanisch durch Zer- | Nephritis mit Funktionsstörungen führen. Die Therapie ist eine anti- Ze
reißung das Reizleitungssystem gefährden. Parenchymerkrankungen | Theumatische und, wenn sie früh genug einsetzt, eine recht dankbare. a
P können das System betreffen, aber auch differente Erkrankungen herbei- ‚Daneben ist nach Möglichkeit eine Umstimmung der Diät anzustreben. f 12 oh
führen, Beim schlaffen Herzen kann es zu Verfettungen kommen, die — Hainebach. er
ee den raschen Herztod bedingen. Bei der fettigen Degeneration | Kiel, ` | E & Bi o
68 Herzens ist oft eine isse | ftigkeit der Mitbeteiligung, na a un ca o |
des Systems zu verzeichnen. Bei der Adiposiine cordis kann das Fett zeuansche nreellsohiaf Sitzung vom 6. März 1919, | ie
| die Fasern des Systems so durchwachsen. daß die Erscheinungen des Runge berichtet an der Hand von. Krankenvorstellungen über m
m Herzblocks entstehen. Bei Diphtherieherzen ist ein fast konstanter | eine eigenartige epidemisch auftretende Krankheit des Centralnerven- a
#| _ Befund Verfettung des Systems, aber auch mehr oder weniger umfang- | Systems, die in hiesiger Gegend in letzter Zeit von verschiedener Seite u
| Teiche interstitielle .Herde. Bei Lues kann man gummöse Herde im beobachtet werden konn be. ‚In der Mehrzahl der Fälle setzte die n r
j ereich des Bündels finden. "Erkrankungen ‘des Klappenapparats stellen Krankheit schleichend mit heftigen Kopfschmerzen und ausgesprochenen. a
di ‘ame Gefahr für das System dar. Metastatische Geschwulstbildungen psychischen Störungen ein. Die Kranken konfabulieren, berichten über en
"gehören zu den Seltenheiten. ` Schließlich werden die Verhältnisse bei | lebhafte Gesichtshalluzinationen, zeigen Beschäftigungsdelirien und ver- a
o ‚ Mißbildungen und der Einfluß der Vorhofüberdehnung auf den Sihus- kennen weitgehend die Umgebung. Gleichzeitig auftretende Läh- er
Et mungen der Augenmuskeln führen zu Strabismus divergens, zu Zurück- en
| I
ee bleiben der Bulbi bei willkürlichen Augenbewegungen in den ver-
Zr schiedenen Richtungen und zu schläffer Ptosis. Die Lichtreaktion der
ä Frankfurt a. M. Pupillen ist gewöhnlich unausgiebig, die Konvergenzreaktion schlecht.
Arztlicher Verein. Sitzung vom 8. März 1919. | Teile der Gesichtsmuskulatur, des Schultergürtels und der oberen Ex-
"R A. Bloch: Rheumatische Erkrankungen der Harnorgane. Nach | tremität zeigen ebenfalls gelegentlich Lähmungserscheinungen. Zu
: gibt es rheumatische Erkrankungen der Harnorgane, die sich in | diesen Lähmungen gesellt sich in vielen Fällen als besonders charak-
verschieden starken Graden an den verschiedenen Harnorganen äußern | teristisch eine auffallende Schlafsucht, die tage- und wochenlang an-
pmen, angefangen bei dem leicht gehäuften Härndrang bis zur,| hält. Auf Anruf lassen sich die Kranken aus diesem Schlaf leicht _ IN. €
| wecken. Der Gang der Kranken ist taumelnd wie. bei Schlaftrunkenen, - MEIR = p ae
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348 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14.
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außerdem zeigen sich oft athetoseartige Verdrehungen der Unterarme
und der Hände bis zu schweren choreatischen Krämpfen. In einem
Falle, der zum Exitus kam, trat zu einem Trismus, der jede Nahrungs-
aufnahme unmöglich machte, eine vollkommene Schlucklähmung. In
einem anderen Falle wurde Harnverhaltung als Folge einer Detrusor-
läbmung beobachtet. Bei den meisten Kranken zeigte sich Fieber.
Die Reflexe ließen sich bei den vorgestellten Fällen normal auslösen,
in anderen Fällen zeigten sich aber Abweichungen vom Normalen.
Selten zeigen sich bei den Kranken alle angeführten Symptome in aus-
gebildeter Form und gleichzeitig. Durch die verschiedensten Kombi-
nationen der grädweise nach Qualität und Intensität abgestuften Sym-
ptome entstehen Krankheitsbilder von großer Mannigfaltigkeit. In
allen Fällen war der Blutbefund nach Wassermann negativ. Im Liquor
fand sich neben gelegentlicher schwacher Drucksteigerung öfter eine
ausgesprochene Lymphocytose. Eine bis zu einem halben Jahre zu-
rückliegende abgelaufene Grippeerkrankung war von 14 Fällen in
3 Fällen sicher nachzuweisen, in den anderen Fällen nicht auszu-
schließen. Die rein symptomatische Behandlung ließ die Krankheits-
erscheinungen bis auf zwei Todesfälle nach Wochen allmählich ab-
klingen. Ob es sich hier um eine eigenartige epidemisch auftretende
Infektionskrankheit mit einem unbekannten Erreger, oder um eine toxi-
sche Nachkrankheit der Grippe handelt, war bisher nicht sicher zu
entscheiden. Die Erkrankung zeigt große Ähnlichkeit mit einer 1917
von Economo (Wien) beobachteten epidemischen Krankheit einer,
1890 in Oberitalien und einer 1712 in Tübingen festgestellten Schlaf-
suchtepidemie. Auch die damaligen Erkrankungen traten in Gegenden
auf, in denen gleichzeitig beziehungsweise kurz vorher die Grippe
herrschte. Die Art der Symptome läßt auf Prozesse in der Rinde, in.
den großen Stammganglien, im Höhlengrau und in den Rückenmarks-
centren schließen.
In der Aussprache berichtet F. Stern über die vorläufigen
Befunde einer Obduktion bei dieser Krankheit. Es fanden sich im
Hirnstamm und den großen Stammganglien perivasculäre Infiltrate mit
Lymphocyten, Plasmazellen, Polyblasten und zahlreiche kleine Blu-
tungen, die auf toxische Gefäßschädigungen hinweisen. In der Groß-
hirnrinde finden sieh diese Prozesse in geringerer Ausdehnung. Die
Ganglienzellen zeigen nach modifizierter Nißlfärbung weitgehende De-
generationen, die in ihrer Stärke auffallend zu der relativ geringfügigen
entzündlichen Veränderung der Hirnrinde erscheinen. An Bakterien
ließen sich namentlich im Thalamus optiei Diplostreptokokken nach-
weisen. Die Befunde entsprechen nicht völlig den von Economo
beschriebenen, sind ibnen aber ähnlich. Siemerling weist auf die
für die Praxis wichtige Tatsache hin, daß die Diagnose dieser Krankheit
besonders deshalb große Schwierigkeit bietet, weil sie sich unter den
verschiedensten Masken verbirgt und eine progressive Paralyse, eine
Meningitis, eine Chorea auf rheumatischer Grundlage, selbst eine Hy-
sterie vortäuschen kann. Schittenhelm und Reinhart be-
richten über eine Anzahl ähnlicher Erkrankungsfälle, die in der Medi-
zinischen Klinik beobachtet wurden. Besonderes Interesse bietet ein
Fall, bei dem der Kranke plötzlich auf der Straße umgesunken war
und zunächst einen Zustand darbot, der auf Apoplexie oder Vergiftung
hindeutete. Die weitere Entwicklung schuf dann ein Krankheitsbild
mit den oben zusammengestellten Symptomen. Der Auffassung von
Economo, daß die Schlafsucht in Thalamusblutungen ihre Erklärung
finde, wird zugestimmt. Hoppe-Seyler berichtet über ähnliche
Erkrankungen, die in der Städtischen Krankenanstalt ' Behandlung
fanden. Ein Fall bot deshalb besonderes Interesse, weil es längere
Zeit schwierig war, zu entscheiden, ob bestimmte Krankheitssymptome
funktionell oder organisch bedingt seien. In der Mehrzahl der Fälle
war auch bei den dort behandelten Kranken eine mehrere Monate zurück-
liegende Grippe nachweisbar. Die Ursachen der schweren Störungen
sieht Hoppe-Seyler. in toxischen Störungen der Gefäßwand mit
Kreislaufstörungen.
Wagner berichtet an der Hand von Zeichnungen und Präpa-
raten über einige seltenere helminthologische Befunde. Bei einem
Patienten konnte die in hiesiger Gegend überaus seltene Tae-
nia solium festgestellt werden. Auffallenderweise fehlte in diesem
Falle am Kopfe der typische Hakenkranz, der vielleicht infolge
der Bandwurmkur oder durch Entwicklungshemmungen verlorenging.
Als Ursache konnte der reichliche Genuß von rohem, finnenhaltigem
Fleisch in Finnland festgestellt werden. Bei der Marine konnten in
mehreren Fällen der ebenfalls in hiesiger Gegend nur selten beob-
achtete Botriocephalus latus nachgewiesen werden. Bezeich-
nenderweise handelte es sich in allen Fällen um Angehörige der ost-
preußischen Fischereibevölkerung, bei der ein Genuß von rohem Fisch-
fleisch teils als schmackhafte Nahrung in Gestalt von Salat, teils als
Volksheilmittel gegen Magenkrankheiten sehr beliebt ist, Neuere For-
_
6, April.
schungen durch Janitzki und Rosen über den Wirtswechsel bei
diesem Schmarotzer haben ergeben, daß die mit dem Kot entleerten
Eier des Botriocephalus sich, sobald sie ins Wasser gelangen, in Onko-
spbären verwandeln, die von Cyelopsarten gefressen werden. Im Cy-
clops frißt sich die Larve durch die Magenwand und entwickelt sieh
in der Leibeshöhle zu einem sogenannten Procercoid. Die Cyelops
werden dann von Süßwasserfischen gefressen, in denen sich die Pleo-
cercoiden (Finnen) entwickeln. Nach Genuß des rohen finnenhaltigen
Fischfleisches entwickelt sich beim Menschen der Bandwurm. Es
findet also entgegen früheren Annahmen ein doppelter Wirts-
wechsel statt. Bei allen Botriocephaluskranken zeigten sich die be-
kannten schweren Anämien mit 80 bis 50% Hb und Zurückgehen
der Blutkörperchenzahl auf bis zu 1!/2 Millionen. Nach der sehr leicht
erfolgenden . Abtreibung durch Extractum Filicis in üblicher Menge
tritt eine schnelle Wiederherstellung ein. Der sehr seltene Fall von
Schistosomum japonicum, das dem bekannten Schistosomum
haematomium überaus nahesteht, kam hier bei einem aus Ostasien
zurückkehrenden Matrosen zur Beobachtung. Die Infektion war beim
Baden erfolg. Die im Wasser lebende bewimperte Larve eines
Schmarotzers ist imstande, die unversehrte Haut des Menschen zu
durchdringen und verursacht hierbei heftig juckende Exantheme. Auf
dem Blutwege gelangt dann die Larve in die Leber und in den Darm,
um sich bier zum Wurm zu entwickeln. Als Folgezustand stellen sich
chronische Diarrhöen ein oder der Lebereirrhose ähnliche Erkrankungen.
In der Aussprache berichtet Schittenhelm über zahl-
reiche Erkrankungen an Botriocephalus, die in der Königsberger Klinik
behandelt wurden. In der dortigen Gegend, besonders am Kurischen
Haff, ist das Essen von rohem Fischfleisch allgemein üblich. Auffallen-
derweise erkranken nur bestimmte Personen, andere trotz sicherer
Infektion nicht. Die bei dieser Krankheit auftretenden schweren
Anämien lassen sich künstlich bei Hunden durch Einspritzen von Coli-
bakterien in die Blutbahn erzeugen. Nach Sydenham soll eine bei
Pferden beobachtete ähnliche Anämie durch die Larve der Pferde-
fliege (Gastrophilus) verursacht werden. Stellt man aus diesen Larven
oder aus Colibakterien Extrakte her und spritzt diese in die Blutbahn ein,
so lassen sich ebenfalls typische Bilder der perniziösen Anämie erzeugen.
Auch hierbei zeigen sich Individuen, die obne Anämie reagieren. Viel-
leicht tragen diese Forschungen dazu bei, die Frage der perniziösen
Anämie zu klären. Die bisherigen Forschungen lassen vielleicht den
Schluß zu, daß es sich vornehmlich um eine individuelle Disposition
des Erythroblastensystems handelt. -
zur Verth berichtet an der Hand von zahlreichen Röntgen-
aufnahmen über Stauchungsbrüche im Seekriege an den Füßen. Dureh
Explosionen in Schiffsräumen werden die Decken mit großer Wucht
und Schnelligkeit so gehoben, daß die Füße der darüber stehenden
Menschen plötzlich von unten her mit großer Kraft komprimiert werden
und ähnliche Kompressionsbrüche bis zu völliger Zertrümmerung des
Fußgelenks zur Folge haben, wie beim Fall aus der Höhe auf die
Füße. Rißbrüche am Tuber caleanei kommen nicht vor. Es wird vor
geschlagen, die vorkommenden indirekten Brüche des Felsenbeinkörpefs
in leichte Brüche ohne Zerstörung des Fußgerüstes und in schwere
Brüche mit Zerstörung des ‚Fußgerüstes einzuteilen. In der ersten
Gruppe kann man dann mit Kaufmann und Anderen eine Unter-
teilung in Schiefbrüche, Querbrüche, Längsbrüche, Kombination des
Längs- und Querbruches und unregelmäßige Brüche vornehmen, während
man die zweite Gruppe zweckmäßig in Plantarflexionsbrüche, Dorsal-
flexionsbrüche und Verdrängungsbrüche einteilt.
Oloff berichtet nach einer allgemeinen Übersicht über Vor-
kommen und Bedeutung der Augentubeikulose als Beitrag zUF
Tuberkulose der Sehnerven über zwei Fälle von typischem
einseitigen Verschluß der Centralgefäße im Sebnervenstamm, einer
Embolie der Centralarterie und einer Thrombose der Centralven®. Es
handelte sich um zwei gesund aussehende, jugendliche Seeleute, die
plötzlich im Dienst einseitig erblindeten, ohne daß eine der bekannten
‚Ursachen festzustellen war. Monatelang aufgenommene Organbefunde,
die von intern-spezialistischer Seite wiederholt nachkontrolliert wurden,
verliefen negativ. Eine probatorische, subcutane Einspritzung von
Alttuberkulin deckte durch die positive Reaktion in beiden Fällen die
tuberkulöse Ätiologie auf. Nach der zweiten beziehungsweise nach der
dritten Einspritzung gingen außerdem die Krankheitserscheinungeh,
trotz der im allgemeinen trüben Prognose bei derartigen Erkrankung»
schnell so weit zurück, daß beide Kranke mit einer mäßigen Atroph
der Sehnervenpapille und fast regelrechtem Sehvermögen als dienst-
fähig entlassen werden konnten. Die früheren pathologisch-anatomischen |
Untersuchungsbefunde von v. Michel, Fleischer, Gilbert {a
primärer Sebnerventuberkulose haben das Vorhandensein kleiner N
Tuberkelknötehen im perivasculären Bindegewebe mit Beteiligung 4®
irtswechsel hi | `
Kot etera f
agen, in Qib $ -
tden, ohf
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nn IR ie ee F
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'geschalteten Dünndarmschlinge (Methode Balduin) erset
...:die, dem heutigen Zuge folgend,. eine Neuordnung in Vorbildung und
.“ Beruf unseres ärztlichen Standes erstreben.
‘ kurzem seine Ansichten in einer Monographie niedergelegt. "Stigler
hat sich 1918 in Nr.39* und Lenz 1919 in Nr. 6 der M. m. W. ge-
äußert, Aber auch wenn man weiter zurückgeht, findet man:eine An-
. -zahl Stimmen, die sich dahin ausgesprochen haben, daß unsere heutige.
medizinische Vorbildung als ungenügend und rückständig anzusehen ist.
Daß diese Tatsache besteht, wird, allgemein anerkannt werden müssen,
wenn man von der Forderung ausgeht, daß derjenige, dem: der Staat
die ärztliche Approbation ausstellt, in diesem Augenblicke als ein Arzt.zu
betrachten ist, der die allgemeinen Fundamente der ärztlichen Wissen-
schaft beherrscht und der befähigt ist, praktische Übungen. und Erfah-
rungen in der ärztlichen Behandlung seiner Mitmenschen ‘anzuwenden,
nomisch ist, besonders aus dem Grund, weil der zweite Fall möglich ist.
I Jahr Medizinalpraktikant, !/, Jahr. Militärdienst. Letzteren können
wir einstweilen au
‚Seitherigen Form
lieh gut, möglichst viel Zeit zur Verfügung zu haben, aber auch mit
en 5 Jahren des seitherigen Studiums kann das Ziel erreicht werden.
T e -e nn mn
ee und "/, Jahr Studium verschwindet. Statt der Semester werden .
!imester eingeführt. Daß dies gebt, ist durch die jetzigen Zwischen-
EL. erwiesen.
in ‚bis Ostern: 1. Trimester. 8 Wochen Ferien. j
SER- e Trimester. 2 Monate Ferien. 15. September bis Weih-
„u: 5. Trimester. Damit würde jedes‘ Trimester mindestens eu: | 3 Ba O E E
8 Monate betragen müssen. Störend wirkt d schen Disziplinen, 2. zur Assistenzarzttätigkeit an allen ärztlichen Anstalten,
IM, die nach Möglichkeit auszugleichen wäre. |
geschieden, Theorie wird in der Art der üblichen Vorlesungen erledigt.
‚Alle -praktischen Übungen
a “son. Papo ab a
; aniulida: und Kliniken etwa in’ der Form, wie es’ seither. unsere
er ist = en, das heißt er erscheint nicht nur zu einer Stunde, sondern
"Assisten a, den ganzen Tag dort tätig zu sein. Auf je einen
oien T dürfen nicht mehr wie zehn : Studenten zur Ausbildung
' etwas’ be si wird den Zudrang: zu, den, großen . Universitätsstätten
Die mi, tänken, der der medizinischen Ausbildung -entgegensteht.
= „‚AiBleilung eines Tages wäre: '9.bis 12 Uh
` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N 00 — — — _ W
© Hörrmann demonstriert eine Patientin, bei der er ebenfalls
durch ein Dünndarmstück einen vollkommenen Ersatz für
die fehlende Vagina geschaffen hat. a
Weber berichtet‘ über zwei, Fälle von Schwangerschaft nach
Interpositio uteri vesico - vaginalis. - Der eine Fall war ein Versager
nach doppelter- Unterbindung beider Tuben. Die Schwangerschaft
. mußte wegen heftiger Beschwerden besonders von seiten der.Blase im
dritten Monat unterbrochen werden. Im zweiten Falle war die Inter-
. position bei schon bestehender Schwangerschaft gemacht. worden.
Patientin kam erst am Ende der Schwangerschaft in die Klinik und
wurde hier mit vollem Erfolg für Mutter und Kind durch abdominellen
Be Nürnberg.er (München). -
Gefäßscheide erwiesen und können die oben’ beschriebenen Krankheits- >
symptome erklären. Es sollte deshalb in jedem Fall: von Verschluß
der Centralgefäße mit ungeklärter Ursache die Tuberkulinprobe vor- .
genommen werden, auch dann, wenn der Organbefund keinerlei Anhalts-
punkte für Tuberkulose bietet. Schackwitz.
A) ý
= Münchens, `. > |
Gynäkologische Gesellschaft. Sitzung vom 13. Februar 1919.
Liebl berichtet über zwei Fälle, in denen er mit vollkommen
befriedigendem Erfolg die fehlende Vagina durch Herabziehen einer aus- |
zt :hat. | Kaiserschnitt entbunden. =
Rundschau. ae,
und Übungen unter dem ausbildenden Assistenten. 12 bis 1 Uhr große |
Vorlesung des Institutsleiters. 1: bis 2. Uhr theoretische Vorlesung. .
(auch außerhalb der Klinik). 0 BB
Die Gesamtstudieneinteilung wird dem Studenten vom ersten
Tage ab genau vorgeschrieben. Es verschwinden aus dem Lehrplan:
Botanik, Physik und Zoologie. Diese drei müssen wir von der Schule
verlangen. Wenn dieselben dort nicht gewährleistet werden, so ist das
Schulabgangszeugnis als praktisch untäuglich für das Medizinstudium -
' zu betrachten, und die Zulassung erst durch eine Prüfung zu gestatten.
Auch in der Chemie müssen von der Schule gründliche Vorkenntnisse
verlangt werden. Die Chemie’ ist. für den Arzt aber von solcher Be-
‘ deutung, daß die Vorkenntnisse durch Studium vertieft werden müssen, .
Auf Einzelheiten will ich nicht eingehen. Die Sache ist so wichtig,
daß nur aus der Zusammenarbeit vieler und gestützt auf die kommenden
Erfahrungen ein detaillierter fester Studienplan aufgestellt werden kann.
Darum muß demselben die Möglichkeit einer jeweiligen statutarischen
Änderung vorbehalten bleiben; jedoch muß er für. alle ‚deutschen
Universitäten immer derselbe sein. >... nn
Ich denke mir die Studieneinteilung wie folgt: _
’
`
v
Zur Reform des Medizinstudiums.
j Von ai
Dr. Lorenz, Hamburg. 7 m. u
Es sind in der letzten Zeit eine-Anzahl Stimmen laut geworden,
y r
Schwalbe hat vor’
-
., _ Es ist zwecklos, den Gründen nachzugehen, warum man seither
die Erreichung dieser Forderung nicht angestrebt.hat. Hier soll nur- Eas 9 bis-1 Uhr 1 bis 2 Uhr
in knappester Form gezeigt werden, ob dies überhaupt möglich: ist. 1. Trimester: Anatomie und Histologie -Embryologie
‚Ich wage nur dann mit-einem „Ja“ darauf zu antworten, wennmitdem | 2, „" Anatomie und Histologie. Anthropologie
-seither Üblichen ganz und gar, gebrochen wird. Darum müssen meine | 3. „ Physiologie 0.0.0. Biologie — >; =
Forderungen bedeutend weiter als alle bisher geäußerten gehen. I & „ Chemie und Pharmakologie . Toxikologie `
~~ „Zwei Komponenten muß man bei dieser Frage unterscheiden: |. 5. ” Pathologie “0 ., Vererbung‘
Material und System. Im Gegensatz zu Lenz bin ich der Ansicht, | & » . ONRI E EE Protozoen und Würmer
daß das Durchschnittsmaterial unserer Medizinstudierenden ein vorzüg- | 2 a m ee Hr: a kank Soziale Hygiene.
liches ist. Ihm allein ist es zu verdanken, daß wir in Deutschland K ns oer kalos i
l jr , N ! ‚heiten und Serologie ei
Wissenschaft und Praxis hochhalten konnten. Daraus kann der Rück- | 9... S Innere Medizin 20 Krebs :
schluß gezogen werden, daß das Material meine Forderung ermöglicht. | 10. 2 Innere Medizin = ; . Balneotherapie und, .
DaS System aber so zw gestalten, daß es dies ebenfalls tut, kann nur | | IE Sr = Körperpflege.
auf- zwei Arten bewirkt werden. Entweder wird die Zeit bis zur. 11. `, Pädiatrie | '. Rassenhygiene
Approbationserteilung bedeutend verlängert, oder das Universitäts- | 12- » Psychiatrie 5 - Gerichtliche Medizin _
tudium muß grundlegende Veränderungen erfahren. Im ersten Falle | 1 »- as a E | a und Tropen-
müßte die V erlängerung so groß werden, daß der Zeitverlust unöko- 5 (drei Tage) | THA i | ankheiten 4
14. ` „` -Chirurgie o =- Röntgen
a, |
T Frauen: Tag und Nacht |
| Jeder Wissenschaftszweig wird -sofort mit einem Examen abge-
‚schlossen, das für alle Mediziner öffentlich stattfindet. Wird ein Examen
nicht bestanden, so ist das letzte Trimester zu wiederholen. Der Tag
‚von 2 Uhr ab bleibt für wissenschaftliche Arbeit und körperliche Er-
tüchtigung.. Der Doktortitel wird auf Grund von drei kleineren, selbst-
ständigen wissenschaftlichen Arbeiten, die. im Verlauf des Studiums zu
verfassen sind, verliehen. Diese Arbeiten werden gesammelt von den
Instituten, an denen sie gemacht‘ sind, herausgegeben.. Alle Doktor-
kosten fallen., Das Doktordiplom wird im Anschluß än .einen ganz
kurzen wissenschaftlichen Vortrag verliehen. Eu Zn
"Es berechtigt: 1. zur wissenschaftlichen Laufbahn in’allen medizini-
‚ Seither standen .61/ Jahre zur Verfügung: 5 Jahre Studium,
sschalteh. Auch das praktische Jahr muß in der
als total verfehlt abgelehnt werden. Es wäre natür-
Die Einteilung in Y2 Vorklinik und %, Klinik, sowie in 1/2 Jahr
Die Einteilung eines ‚Jahres ist dann: Anfang
Ostern bis:
N LE. och Approbation, das heißt die freie. und :selbständige ärztliche.
Behandlung kann auf.Antrag jederzeit erteilt werden, wenn der Betreffende
nachweisen kann: 1. für die Allgemeinpraxis eine Assistentenzeit von
1!/, Jahr Innere und !/, Jahr Frauen, 2. für die spezialistische Tätigkeit
eine Assistentenzeit von zwei bis drei Jahren. E ai
-~-n der Einteilung des Tages werden Praxis und Theorie |
und. Erfahrungen werden vom- Studenten
geübt, Darum arbeifet der Student in den
I
~: Paraffinum liquidum. `
-Die ‘in Nr.°5 dieser Wochenschrift (S. 182) besprochenen, durch |
die Rohstoffnot eingetretenen Mißstände auf. dem Gebiete der.
Versorgung der Apotheken mit Paraffinum liquidum zu In-
jektionszwecken haben dazu geführt, daß das Reichsgesundheits-
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.
amt die ihm von der Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker (Hageda)
überlassenen Proben von Paraffinum liquidum des Handels!) im Tier-
versuch geprüft hat. Auf Grund der eindeutigen Versuchsergebnisse
hat das Reichsgesundheitsamt erwirkt, daß die Mineralölversorgungs-
‚gesellschaft von jetzt ab nur streng probehaltige Ware nach dem Arznei-
buch an die Hageda zur Weiterverteilung an die Apotheker liefern
wird, die nach dem Tierversuch unbedenklich Verwendung finden darf.
Nach einer Mitteilung der pharmazeutischen Fachpresse an die Apotheker?)
ist weißes Vaselinöl so völlig verschieden vom Paraffinum liquidum,
daß es unter keinen Umständen an Stelle des letzteren abgegeben werden
darf. Etwaige in den Apotheken noch vorhandene Bestände des früher
gelieferten leicht gefärbten und den Anforderungen des Arzneibuchs
nicht völlig entsprechenden Paraffinum liquidum darf der Apotheker
nicht zu Injektionszwecken, höchstens zu innerlichen Arzneien abgeben,
sonstige, noch weniger probehaltige Präparate sind zu keinem dieser
Zwecke zu verwenden. Die einwandfreien Präparate sollen von jetzt
ab den Apotheken von der Hageda als „Paraffinum liquidum
D.A.B. V für Injektionszwecke"“ geliefert werden.
Die Ärzte im Reich werden also nach wie vor gut tun, bei der
Verordnung von aus Paraffinum liquidum bereiteten Quecksilber-
emulsionen zu Einspritzungen in die Muskulatur die Worte „D.A.B. V“
oder „officinale“ beizusetzen. R.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Wien. Anzeigepflicht bei Tuberkulose Vom
Staatsamt für Volksgesundheit wurde verordnet: Der Anzeigepflicht
unterliegt jeder Fall von Erkrankung oder Tod an ansteckender (offener)
Lungen- und Kehlkopftuberkulose: 1. in Krankenanstalten und
sonstigen Fürsorgeanstalten sowohl bei der Aufnahme als auch bei
der Entlassung des Kranken; 2. in Wohngemeinschaften, die öffent-
lichen Zwecken dienen (Asyle, Arbeitshäuser, Gefangenenhäuser, Straf-
anstalten, Kasernen und dergleichen), und solchen Wohngemeinschaften.
die ausschließlich oder vorwiegend familienfremde Personen für längere
Zeit umfassen (Internate, Konvikte, geistliche Wohngemeinschaften,
Logierhäuser, Pensionen und dergleichen); 3. bei Einzelpersonen, wenn
eine Weiterverbreitung der Krankheit zu befürchten ist. Unter an-
steckender (offener) Tuberkulose im Sinn dieser Vollzugsanweisung
"sind jene Fälle von Lungen- oder Kehlkopftuberkulose zu verstehen,
bei denen Tuberkelbacillen nachgewiesen oder die Kranken schon
durch ihre klinischen Erscheinungen (vorgeschrittenes Stadium) als
Bacillenausscheider erkennbar sind. Zur Erstattung der Anzeige sind
verpflichtet: 1. der Leiter einer Kranken- oder sonstigen Fürsorge-
anstalt beziehungsweise der durch besondere Vorschriften hierzu ver-
pflichtete Vorstand einer Abteilung dieser Anstalt; 2. der zugezogene
Arzt ebenso wie der Vorstand der öffentlichen Wohngemeinschaften.
Diese Anzeige kann von den beiden genannten Personen gemeinsam
erstattet werden; 3. der zugezogene Arzt hinsichtlich der Einzelfälle;
4. die berufsmäßige Krankenpflegeperson, die mit der Pflege von
Kranken in den öffentlichen Wohngemeinschaften betraut ist; 5. der
Totenbeschauer. Die behandelnden Ärzte beziehungsweise die zur
Anzeige verpflichteten Personen können auch nicht anzeigepflichtige
Fälle von Tuberkulose unter Angabe der empfehlenswerten Maßnahmen
zur Anzeige bringen. Besonders soll dies geschehen, wenn die
Kranken mit Kindern im Kleinkinderalter in Wohngemeinschaften leben.
Berlin. EinGroß-Berliner Verband für das Rettungs-
wesen ist gegründet worden, der Berlin und die meisten größten
Nachbargemeinden umfaßt. Sein Ziel ist, das bisher in den einzelnen
Gemeinden zersplitterte Rettungs- ans l
einheitlichen. Seine nächsten Aufgaben sind die Einrichtung, die Unter-
haltung und der Betrieb von Rettungsstellen zu dem Zwecke,
bei Unfällen und plötzlichen Erkrankungen die erste ärztliche Hilfe zu
gewähren. Bei der Einrichtung dieser Rettungsstellen werden die
Weichbildgrenzen der einzelnen Stadtgemeinden nicht berücksichtigt.
Eine weitere Aufgabe des Groß-Berliner Verbandes ist die Einführung
eines einheitlichen Krankentransportwesens für das
Verbandsgebiet. Daran schließt sich die Einrichtung und der Betrieb
einer Centralmeldestelle. Diese Centralmeldestelle hat dem
Rettungswesen zu dienen und dem Bettennachweis in den
Krankenhäusern des Verbandsgebietes sowie der Zuweisung von
Krankenwagen. Dieser Groß-Berliner Verband enthält damit auch die
Anlagen zu einer einheitlichen Ausgestaltung des Groß-Berliner Kranken-
hauswesens. Der weitere Ausbau Ist aber abhängig von der Vereinbarung
über Bestimmungen, an denen bisher von seiten der Gemeinden fest-
gehalten worden ist. In erster Reihe ist die Bestimmung zu beseitigen,
nach welcher außer in Fällen dringender Lebensgefahr in den Kranken-
häusern der einzelnen Stadtgemeinden nur Gemeindeangehörige auf-
genommen werden dürfen. Der Centralmeldestelle für den Betten-
nachweis in den Krankenhäusern des Verbandsgebietes sind ferner nicht
nur die kommunalen Anstalten, sondern auch die Privat- und Vereins-
krankenhäuser, die in dem Verbandsgebiete liegen, anzugliedern. Einer
besonders verständnisvollen Regelung bedarf eine Schwierigkeit, die
1) Apoth. Ztg. 1919, Nr. 15, S. 64.
2) Zum Beispiel Apoth. Ztg. 1919, Nr. 21, S. 92.
und Krankentransportwesen zu Ver-.
— nu
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. =
14. 6. April.
nn nn
——
=
seit Jahren in Groß-Berlin sich störend bemerkbar gemacht hat, das ist
die rasche, reibungslose und zweckmäßige Unterbringung von solchen
Kranken, sowohl einheimischen als zugereisten, die von ansteckenden
akuten Krankheiten befallen sind. Die rasche Unterbringung solcher
. Kranken mit akuten Infektionen ist eine Aufgabe, die nur dadurch zu
lösen ist, daß in vielen Teilen Berlins geeignete Unterkunftsräume
geschaffen werden. Neben anderen Rücksichten ist es auch besonders
der große Fremdenverkehr in den Gasthäusern und Pensionen Groß-
Berlins, der solche Einrichtungen als notwendig erscheinen läßt.
Berlin. Die Berliner Medizinische Gesellschaft ist
veranlaßt worden, Stellung zu nehmen zu der Achterklärung,
‚welche die PariserAkademie der Medizin über die deutschen
Ärzte verhängt hat für den Fall, daß die deutschen Ärzte nicht ihre
Mißbilligung ausdrücken würden über die von der deutschen Regie-
rung während des Krieges nach französischer Ansicht verübten und
nach französischer Auffassung ungerechtfertigten Härten gegenüber der
Bevölkerung im besetzten Gebiete. Nach längerer Aussprache wurde
die Beschlußfassung vertagt mit der Begründung, daß ein
offizieller Bericht der Pariser Akademie-Sitzung nicht vorliegt und daß
die Berliner Medizinische Gesellschaft nicht über genügend beglaubigte
Feststellungen zur Urteilsbildung verfügt. Eine Komission von
fünf Mitgliedern wurde beauftragt, die notwendigen Unterlagen
herbeizuschaffen. — Es möge in diesem Zusammenhange nicht un-
erwähnt bleiben, daß, soweit wir unterrichtet sind, bisher unter den
Ärztegesellschaften in den feindlichen Ländern noch keine Stimme sich
erhoben hat, um die feindlichen Regierungen anzuklagen wegen der
Hungerblockade mit deren schweren gesundheitlichen Schädigungen,
nicht zu gedenken der vielen nach deutschem Empfinden unnötigen
Grausamkeiten gegenüber den deutschen Zivilgefangenen im Ausland
und in den Kolonien und gegenüber den reichsdeutschen Bin-
wohnern Elsaß-Lothringens sowie wegen der Zurückhaltung der
deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich. Aber es ist bekanntlich
schwer, unter Menschen zu einer Verständigung zu gelangen, SO lange.
als die strenge sachliche Urteilsbildung gestört wird durch die Ein-
flüsse einer stark gefühlsbetonten Stimmungslage. Im allgemeinen aber
dürfen wir für den Deutschen das Vorrecht oder, wenn man will, den
Nachteil in Anspruch nehmen, daß sein ruhigeres Temperament ihn ge
neigter macht, den Stimmungen des Gegners mehr Verständnis entgegen-
zubringen, als es die leidenschaftlichere Gemütsart der Franzosen
gestattet. |
Aus allen diesen Erwägungen heraus und in dem Gefühle
unseres guten Gewissens wäre es nach unserem Erachten das emzg
richtige gewesen, wenn die Berliner Medizinische Gesell-
schaft ein Eingehen auf die französische Acht-
erklärung ganz und gar abgelehnt hätte und diese
ganze Frage besser mit Stillschweigen übergangen hätte. Denn wir
werden wohl nicht fehlgehen in der Annahme, daß auch in Frankreich
in Bälde die jetzt noch durch die Kriegserlebnisse überreizte Stimmung
einer mehr nüchternen und sachlichen Urteilsbildung Platz machen wird.
= Das Sanatorium Solbad Rappenau für Knochen-, Gelenk- und
Drüsenleiden (chirurgische Tuberkulose), das während der Kriegsjahre
als Reservelazarett diente, wird von Mitte April ab seiner früheren
Bestimmung unter ärztlicher Leitung von Prof. Dr. Vulpius,
Heidelberg, wieder zugeführt werden.
= Hamburg. Die sozialisierte neue Bürgerschaft hat das vor-
läufige Gesetz über die Gründung einer Universität angenommen.
Berlin. Der Direkior der Augenklinik der ehemaligen deutschen
Universität Straßburg, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Hertel, ist zum
o. Honorarprofessor ernannt.
>. Erlangen. Auf Verlangen der Mehrheit der Studentenschaft
ist die Universität geschlossen worden.
Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz De
Lotsch, Chirurg, hat den Professortitel erhalten. — Freiburg i. B.:
Der Direktor der Universitäts-Ohrenklinik, Prof. Dr. Em il Blot h,
tritt wegen vorgerückten Alters am 1. Mai 1919 vom Lehramt zurück.
— Die Vertretung der Ohrenheilkunde und die Direktion der Universitäts-
Ohrenklinik wurde dem Direktor der Universitäts-Hals- und Nasenklinf,
Prof. Dr. Otto Kahler, übertragen. — Zu ordentlichen Professoren
wurden ernannt die etatsmäßigen außerordentlichen Professoren:
Otto Kahler, Direktor der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik; y
Fra nz Knoop, Direktor des Physiologisch -chemischen Instituts:
Dr. Kar I Noeggerath, Direktor der Kinderklinik; Dr. Georg
Rost, Direktor der Hautklinik. — Heidelberg: Dr V- +
witz, bisher Privatdozent in Würzburg, für Chirurgie habile og
Königsberg: Zum Nachfolger des Professor Sobo
wurde der Professor der ehemaligen deutschen Universität Straßburg
Dr. Keibel, zum Direktor des Anatomischen Instituts
Leipzig: Prof. Dr. Karl Sudhoff (Geschichie der
Prof. Dr. M. Siegfried (physiologische Chemie), Prof. Dr. al
(Dermatologie), Prof. Dr. Thiemich (Kinderheilkunde) sind ZU der
Professoren ernannt. — Basel: Dr. Oppikofer, Oberarzt
Lary ngologischen Universitätsklinik, wurde zum a. 0. Professor ernannt:
= Berichtigung. In Nr. 19, Jahrgang 1918, in der Arbeit ot
Fritz Meyer über Bluttransfusion, rE Zeile 17 von oben, £
v. Re
zu Schreiben Coenen statt Koenen.
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Abb Nr.15 (709. 0. XV. Jahrgang. be al.
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a | | l a | O JAENA T EEA
; He | redigiert von | Br Verlag von `` | PARE Ern
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. Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg i | Urban & Schwarzenberg I 1351 | nid et
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Inhalt: Originalarbeiten: F. Pinkus, Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan. G. Schöne, Zur Technik und Klinik der direkten A; RE ZEE
Bluttransfusion (mit 9 Abbildungen). S. Isaac, Über larvierte Lymphogranulomatose (Typus spleno-mesaraicus) (mit 1 Kurve). L. Oester- AR
reicher, Ein Fall. von subretinalem Cysticercus. . A. Knapp, Ein Careinomnest in Frankreich. E. Pensky, Nirvanol bei Epilepsie. — Aula poni S
Referatenteil: Adam, Aus dem Gebiete der. Augenheilkunde — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücher- À T REA
besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte:- Berlin. Braunschweig. Hamburg. Kiel. — Rundschau: I. Sternberg, Berliner kassen- PE e ANB T
ärztliche Fragen. .Gefahr der Arsenvergiftung nach der Benutzùng von Fliegentellern. — Tagesgeschichtliche Notizen. Ä PA NE
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Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung. der tn dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortginalbeiträge vor, | eni ' op OES
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111.7) OR ERE
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Über die Behandlung ` der Syphilis mit Salvarsan. | erfolge hin, die von Alt, von Schreiber, von Wechsel- T) ARE E
= ' ra | - mann demonstriert worden waren, von allen Seiten gemacht. ia En
<- Von i Man sah, daß die Versprechungen. nicht übertrieben waren, daß i Bee
= Prof. Dr. Felix Pinkus. wirklich, wie versprochen wär, die syphilitischen Erscheinungen ja: Posen
MR | nach einer einzigen Einspritzung in den allermeisten Fällen ver- REMAR 31 i.
=~ 2. Einleitung.. a a į schwanden. : Nun mußte zuerst, festgestellt werden, ob auf diese Poro PRO
Das Ende des 15. Jahrhunderts hat die Syphilis in die zivi- | Heilwirkung auch mit Sicherheit gerechnet werden konnte. Nach Pi i AO
einer gewissen Zeit der Beobachtung konnte die höhere Wirkung FERAE f hin.
Man hatte also ein ea 15 Ei
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lisierten Länder Europas gebracht. Nur wenige Jahre währte es,-
— da hatten die Ärzte es gelernt, die Erscheinungen der neuen Krank- h des Salvarsans, als festgestellt gelten.
‘ heit mittels des Quecksilbers einzuschränken. Vierhundert- Jahre | neues antisyphilitisches Mittel, das Hg war nicht“ mehr das
. ‚lang war dies das einzige starkwirkende Mitte. Am Anfang | einzige, das als allgemein wirksames großes Antisyphiliticum.
l . des 20. Jahrhunderts schien es auch noch das, einzige zu sein, | angesehen werden mußte. Nun kam der strittige Punkt,
IR. welches gerade auf diese Infektionskrankheit wirkt, während es | der Vergleich in der Stärke der Wirkung, ob Salvarsan oder
keine ähnliche Krankheit, deren es eine ganze Masse gibt, heilt. | ob das-Quecksilber das stärker wirkende Mittel sei. Man hatte
| | gesehen, daß gerade in einer. Reihe von Fällen, in welchen das
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um -Man nannte es das Specifiecum gegen die Syphilis, | ;
j Ë denn es war offensichtlich, daß es mit unfehlbarer Sicherheit ge- | Quecksilber entweder mit großer Vorsicht angewandt werden mußte,
w4 - rade deren Erscheinungen zum Schwinden brachte, Ähnliche und | oder in denen es nur in den höchsten und nicht immer anwend-
a oft auch von den Erfahrensten nicht mit Sicherheit von syphi- | baren Dosen wirkte, Salvarsan ausgezeichnete Erfolge hatte. Dies
w äitischen unterscheidbare Erosionen der Tuberkulose und Lepra, | .war besonders. in ulcerösen Frühsyphilisfällen und bei schweren `
3 ! `- Ja sogar die Parallelkrankheit der Syphilis, die tropische Framboesie, | gummösen Erkrankungen der Fall. Für diese wurde das neue .
jr "blieben unbeeinflußt und ergaben die Diagnose erst ex juvantibus, | Mittel allseitig als. indiziert angenommen. Sollte man nun das
pl das heißt durch die Erfolglosigkeit ‘der bei Syphilis sicher | Salvarsan nur für diese vom Quecksilber .schwer beeinflußbaren
a ` „helfenden Therapie“. Trotz mancher wichtigen technischen Fort- | Fälle wählen, das Quecksilber aber für diejenigen Fälle beibehalten,
ih schritte war der Stand unserer Kenntnis von derSyphilispathologie und | in welchen es nach alter. Erfahrung -gute Heilwirkung bewährt
Syphilistherapie im Anfang unseres Jahrhunderts nicht viel weiter | hatte, oder auch hier das Salvarsan vorziehen? Gerade in diesen
gediehen als 400 Jahre vorher. Da stürmten neue Forschungs- | gewöhnlichen Syphilisfällen mußte die Vergleichswirkung festgestellt
| werden, was erheblich schwerer war und längerer Beobachtungs- .
ergebnisse heran und häuften sich in rascher Folge, der sichere |
zeit bedurfte. Die Kriterien waren hier Schnelligkeit der Wirkung,
| Beweis der Tierimpfungsmöglichkeit (Metschnikoff und | iter]
gi ~ Roux 1902), die Entdeckung des Syphiliserregers (Sehaudinn | rezidivfreie Zeit und Wirkung auf die Wassermannsche Reaktion.
und Hoffmann 1905 ‚ die Wassermannsche Reaktion (1907) | Wieder verging eine Zeit, für die geistig regsamen Neuerer kürzer;
7 Wd das Salvarsan (Ehrlich 1909). Klarheit zerriß die Schleier, | die alten erfahrenen und schon oft im Leben enttäuschten Prak-
; . die über den Geheimnissen der Krankheit gelegen hatten, und furcht- | tiker brauchten längere Zeit dazu; da. waren auch diese Fragen‘
barer Schrecken verbreitete sich plötzlich über ihre wohl geahnten, | entschieden; das Salvarsan war in jeder Beziehung das stärkste
i aber doch in ihrer Größe unbewiesen gewesenen Zerstörungen, deren | Mittel. Aber nun trat; schon eine Komplikation dadurch hervor,
~ > ~- AW einen geringen Teil die klinische Beobachtung und. die patho- | daß es sich gezeigt hatte, daß man: gar nicht Salvarsan hier und
logische Anatomie in " mühevoller Arbeit langsam kennen gelehrt | Hg da zu sagen brauchte, daß die beiden Mittel gar keine feind-
2 hatte, Zugleich aber tauchte‘ die Hoffnung auf erfolgreiche Be- | lichen Brüder‘ waren, sondern im Körper des Kranken sich glänzend
kämpfung auf. Die Hoffnung brachte das neue Mittel Salvarsan, | vertrugen und ohne weiteres nebeneinander angewandt werden
dessen Anwendungsform schon Vertrauen aüf seine Stärke ein- | konnten. Diese Epoche der Salvarsanbehandlung, in der wir uns
Hößte, Eine einzige Einspritzung des Mittels brachte floride Er- | auch heute noch befinden, ist für denjenigen, ‘der die geschicht-
Seheinungen zum Schwinden, ja sie schien stärker zu wirken als | liche Entwicklung des Salvarsanaufstiegs mit Aufmerksamkeit ver-
eme ganze Quecksilberkur der gewöhnlichen Art. Damit war nun’ | folgt, die allerinteressanteste. Die hohe Begeisterung der An-
„„wellellos ein plötzlicher praktischer Fortschritt geschaffen, wie man | fangszeit, als die Patienten sich weit mehr. dem neuen Mittel
in der ganzen Zeit der Kenntnis von der Syphilis ihn noch: nicht | zudrängten als die Ärzte, ist für die Beurteilung lange nicht
‚gehabt hatte. Zwar war das Hg oft angefeindet, oft durch andere | so wichtig. Dieses überschwengliche Stadium ist bei- jedem `
Su el zeitweise verdrängt worden, die aber nur für Ausnahmefälle | großen neuen Heilmittel beobachtet worden. Es mußte ihm
u a behielten (Holztränke, Guajac, Jod). In. den ganzen |'ein Stadium des Rückschlages folgen, wenn erst nicht bloß die
ir Jahren galt das Hg äls- alleiniges Specificum. Das Queck- | glänzenden Erfolge, sondern auch die Versager herauskamen. Jene
= galt so sehr als das einzig speeifisch wirksame Mittel, . daß Aneinandervorbeischiebung des Salvarsans am Hg ist die wichtigste
4 N selten der erfahrensten, von dieser Idee wie von einer Tatsache | Zeit der Salvarsanbeurteilung, Der erfahrene Therapeut hörte mit
ge Zeugten Syphilidologen dem neuen. Mittel nur vorsichtig ent-.| Beruhigung und Freude, daß er von seiner zu hoher Kunst ent- `
‚s'gengekommen wurde. Versuche wurden auf die großen Heil- | wickelten Hg-Therapie ‚nicht abzugeben brauche und. zu ihrer _
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Verstärkung das Salvarsan hinzunehmen könne. Nun ist es inter-
essant zu sehen, wie in dem Typus der Kur die anfangs starke
Hg-Behandlung mit etwas Salvarsanzugabe sich dauernd nach der
Richtung entwickelte, daß das Hg an- Stärke abnimmt, während
die angewandte. Gesamtmenge des Salvarsans wächst. Allmählich
sieht man ‚das Hg als Abschwächungsmittel der Kur benutzt
werden, ohne daß man sich völlig auf dieses Mittel allein verläßt,
und das Salvarsan als integrierenden Bestandteil in die Kur ein-
treten, bis dann einer nach dem anderen das Hg mehr aus der
Kur herausläßt. Es gibt heute, wo noch nicht zehn Jahre nach der
Einführung des Salvarsans in die Therapie vergangen sind, alle
Übergänge in der Praxis, vom reinen Mereurialisten bis zum reinen
Salvarsanfreunde. Während die ersteren abnehmen, wächst die
Zahl der letzteren. Es würden der reinen Salvarsan-Anwender
noch weit mehr sein, wenn das Salvarsan nicht einige störende,
ja sogar akut lebensgefährliche Eigenschaften besäße, die zum
Teil in ihm selbst liegen, zum Teil in äußeren Umständen. Die
störenden Eigenschaften des Salvarsans sind seine nicht ganz be-
herrschten Nebenwirkungen, die äußeren Umstände sind sein Preis,
der Preis seiner Anwendung in der Praxis, die Form seiner An-
wendung, die Technik und die Folgen ihrer mangelhaften Be-
herrschung.
Ich glaube behaupten zu dürfen, daß, falls die äußeren Um-
stände fortfielen, das Salvarsan billig, die Technik von allen Ärzten
gut beherrscht würde, oder noch besser eine nicht schmerzende
intramuskuläre Injektionsform erfunden würde, jede Syphilis mit
Salvarsan, ja fast nur mit Salvarsan behandelt werden würde.
Weshalb? |
Die Wirkung ist stärker, es wird. von den Kranken mit
wenigen Ausnahmen besser ertragen, die Anwendungsform ist
weniger belästigend und die Kranken unterziehen sich der Salvar-
sankur lieber als der Quecksilberbehandlung. Zur Quecksilber-
behandlung muß heutzutage der Arzt mit allen Tönen der Milde
und Strenge zureden; die Patienten beschweren sich über Störungen,
die früher gar nicht genannt worden waren, klagen über Schmerzen
und Depression — und loben das Salvarsan, das keine Schmerzen
hinterläßt und eine Euphorie erzeugt. Das Hg hat ja unan-
genehme Nebenwirkungen, denen der Kranke sich früher eben
unterziehen mußte, da es nichts anderes gab. Jede Anwendungs-
form des Hg wirkt störend. Seine Anwendung geschieht in
dreierlei Form. Die erste ist die Anwendung alsinner-
liche Gabe: diese ist für den Kranken die bequemste und be-
liebteste. Den Arzt befriedigt sie, mit Ausnahme der Säuglings-
syphilis, nicht, denn sie ist nicht imstande, stärkere Syphilis-
formen zum Schwinden zu bringen. Nur in den Ländern mit
veralteter Therapie ist diese Kur mit Pillen aus reinem -Queck-
silber, mit Prote- und Deuterojoduret, mit Liqueur van Swieten
und wie die Mittel früherer Jahrhunderte, die bei uns schon fast
vergessen sind, heißen, und mit den neueren mit allwöchentlichen
Annoncen angekündigten Kapseln und Tabletten der chemischen
Fabriken noch in ausgedehnterem Maße im Schwunge. Die zweite
Form ist die der äußeren Einreibung mit Quecksilber, die Inunctions-,
Einreibungs-, Schmierkur, die in Badeorten und Kranken-
häusern Gutes wirkt, nicht aber in der abgeschwächten „leichten
Kur“ der ambulanten Praxis oder gar mit den farblosen Kalomelsalben,
welche einige Fabriken vertreiben. Ordentlich durchgeführt ist sie
für den Kranken eine schwere Pein mit ihrem Schmutz, den Ge-
fahren der Enteritis und‘Stomatitis und den für ihre Wirkung notwen-
digen Freiheitsbeschränkungen und wird entweder in unbefriedigen-
der Form durchgeführt oder abgelehnt zugunsten der saubereren
dritten Form, der Einspritzungen, die in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts sie zu verdrängen begann. Die Quecksilber-
einspritzungen aber erzeugen Schmerzen, können in wirklich starker
Art nur von kräftigen Männern ertragen werden, versagen oft bei
Frauen, denen die stärkste Anwendung, graues Öl und ölige Sus-
pension ungelöster Salze, wegen der Infiltrate ‚und Schmerzen
meistens nicht zugemutet werden kann, nicht einmal in Gestalt
des sehr beliebten, aber recht unwirksamen Hg-Salicylicum. Alle
Quecksilberanwendungen sind so schwer in wirksamer Menge und
oft genug wiederholt durchzuführen, daß nur ein ganz verschwin-
dender Prozentsatz der Kranken sich ausreichend behandeln läßt,
wenn wir als ausreichende Behandlung mehrjährige Kuren, Frei-
haltung von Rückfällen und Negativhalten der Wassermannschen
Reaktion ansprechen. In den größten Statistiken ist es immer
nur ein ganz geringer Bruchteil der Kranken, der sich diesem
Zwang unterworfen hat. Schwere Mühen hat der Arzt, immer von
neuern die von ihm als notwendig erkannte Wiederholung der Kur
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
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< wäre es wieder wie zuvor.
13. April.
und ihre ausreichende Stärke im Einzelfalle durchzusetzen. Die
Patienten wollen es nicht, sie tun es nicht, wenn sie leichtsinnig
sind und in ihrem symptomfreien Zustand keinen Grund zur Wieder-
holung der Kur erkennen können. Sie unterwerfen sich zähne-
knirschend dem Zwang der schmerzhaften vierten, fünften, sechsten
Einspritzungskur, wenn ihnen ihre eigene‘ Gewissenhaftigkeit oder
wenn Rückfälle oder positive Wassermannreaktion ihnen die Not-
wendigkeit der Behandlung klar vor Augen führen. Viele tun es
auch dann nicht, vernachlässigen ihre Krankheit, ziehen sich
trauernd zurück und schleppen ihr Geheimnis herum, überzeugt,
daß ihnen nicht geholfen werden kann. Die neue Kur würde
doch nur eine zeitweise Symptomenfreiheit erzeugen, dann
Das sind die Syphilitiker, von denen
es hieß, daß sie mit der Hoffnung auf das neue Mittel „aus ihren
Löchern hervorkröchen“; um der neuen Kur sich anzuvertrauen,
Das neue Mittel, von dem sie mit einem einzigen, wenn auch sehr
schmerzhaften Eingriff ihre Herstellung erhofften. Viele von ihnen
sind in ihrer Hoffnung nicht getäuscht worden. Wie es früher
gelang, einen lange mit schwächeren Mitteln behandelten Syphili-
tischen, der jahrelang seine Munderscheinungen, seine Genital-
papeln nicht auf die Dauer loswerden konnte, durch eine zwar
schmerzhafte, aber doch endgültig wirksame graue Öl- oder Ka-
lomel- oder Hg-Thymolacetkur von seinen Ausbrüchen zu befreien,
so brachte die noch stärkere intramuskuläre Salvarsaninjektion in
vielen Fällen jahrelange Symptomlosigkeit.
Diejenigen Kranken, welche mit Quecksilber und Salvarsan
zu gleicher Zeit behandelt werden, ersehnen die Salvarsanspritze
und fürchten die Quecksilberspritze, der sie sich in jeder Weise
zu entziehen versuchen. War die Salvarsananwendung im Anfang
schmerzhaft, ja unvergleichlich schmerzhafter und von nachhal-
tigeren Beschwerden gefolgt als die stärksten Quecksilberein-
spritzungen, so hat sie diesen Nachteil ganz verloren, seit das
Mittel intravenös angewendet wird. Mit guter Technik ausgeführt,
wird die Applikation überhaupt nicht gemerkt; sie hinterläßt keine
Folgen, befreit von der lästigen Mundpflege und von einem großen
Teil der für die Hg-Kur notwendigen Diätbeschränkungen. Das
Allgemeinbefinden hebt sich in einer so starken Weise, daß eine
Krankenhausabteilung von Syphilispatienten heutzutage einen ganz
anderen Anblick gewährt als zur reinen Quecksilberzeit. Damals
blasse Gesichter, eventuell schwere Mundentzündungen, die stete
Sorge vor Durchfällen gefährlicher Art, vor Quecksilberexanthemen,
die gefährlich und lang andauernd ausfallen konnten, die Furcht
vor der Nephritis.
| Alles das ist fortgefallen, die Patienten blühen auf, die Darm-
und Nierenstörungen fehlen vollkommen, und auch die großen Ge-
fahren unvorsichtiger Salvarsanbehandlung sind immer seltener
geworden. Nur eine einzige Gefahr liegt in der Salvarsanbehand-
lung, die wir bei der Quecksilbertherapie nicht zu berücksichtigen
brauchen; diese ist aber so groß, daß, wer einmal einen solchen
Unglücksfall erlebt hat, im Zweifel war, ob das Mittel noch weiter
von ihm angewandt werden dürfe: die akute Hirnreizerscheinung,
die einer Anzahl von Kranken das Leben gekostet hat. Alle anderen
Nebenerscheinungen der Salvarsanbehandlung treten gegen diese
furchtbaren Zufälle ganz zurück. Diese schwere Komplikation, die
wir im folgenden noch ganz ausführlich besprechen müssen, 18
akut tödlich und fast unabwendbar, wenn ihre Anzeichen sich be-
merkbar zu machen beginnen. Wir werden auf sie bei der Be-
trachtung der Salvarsanschädigungen zurückkommen und dabel
sehen, daß das Quecksilber auch nicht so ganz frei von dieser
Nebenwirkung ist, wenn sie auch hierbei in einer anderen Phase
der Syphilis und seltener auftritt. Sie zwingt uns zu vorsichtigster
Individualisierung mit dem Salvarsan, und diese besteht in kleiner
Dosierung für den Anfang, langsamem Aufstieg zu höheren Dosen
im Verlauf der Behandlung. Auch ich bin der- Ansicht, daß die
Einführung einer Maximaldosis, wie sie von vielen Seiten, Ya
allem von seiten der sogenannten Salvarsangegner gefordert wird,
hier sehr nutzbringend wirken würde, und sehe keinen Grund,
bei einem so. stark wirkenden Mittel zu zögern, die Grenze des
für gewöhnlich Erlaubten festzulegen. Schon in der allerersten
Zeit der Salvarsantherapie war 0,8 (Dosierung llI) die gebräuch-
geschrieben sein, das heißt als Dosis, über die der Arzt nur nge
Lage des Falls und nach eigenem wohlüberlegten Befinden hin-
übergehen sollte. Die Maximaldosis niedriger anzunehmen, °
gar sie nach dem Arsengehalt zu berechnen, wie das Acid. arser
cosum sie enthält, liegt kein Grund vor, denn das Salvarsan, 18
weit ungiftiger als die arsenige Säure und wird außerdem nI®
lichste Grenzdosis, und diese sollte auch als M aximaldosis VO-
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. oder weniger komplizierte Hilfsapparate werden gelobt und zum
„ Erfahrung besitzt, nimmt neuerdings gern die Arteria brachialis.
technisch einfach gelten.
‘um eine Verbin
‚In einen Ast der Spendervene: eingeleiteten, je nach Belieben zu
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le Digalen, Suprarenin usw., leicht zu bewerkstelligen. ist.
werden, Der hochgeschätzte Berliner Dermatologe wird seine Er--
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‚ aach den Anzeigen der Krankheitsstufen, nach methodologischen
nosichtspunkten, nach den Erfol
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täglich, sondern mit Zwischenpausen von: zwei bis sieben Tagen | . Kurze
oder noch seltener angewandt. > Han 0. [lagen des Verfahrens. ` Er
Aus allem bisher: Gesagten ergibt sich. für meinen eigenen | Es ist wichtig, folgendes genau zu beachten: +
Standpunkt ein allmählicher; aber zu fester Überzeugung’ gewordener
Übergang von der Quecksilbertherapie zur Behandlung der Syphilis
Bei aller Dankbarkeit für die großen Erfolge,
Vena basilica, der sie ihre Hauptblutmenge zukommen läßt.. Die
. des Vorderarms in
Abb. 6). ae ns
Bei einem Spender mit solchem, den üblichen Befund dar-
stellenden Venenverlauf ist die durch die Vena mediana cubiti
und Vena basilica dargestellte Gefäßbahn als Spendervene zu
empfehlen, nicht etwa die schwächere Vena cephalica. Das Blut
pfiegt beim aktiven Pumpen aus den tiefen “Vorderarmvenen in
erheblich stärkerer Menge: in Vena mediana cubiti und Vena
basilica einzuströmen als in die dünnere, auch entsprechend ihrer
Länge und ihrem ganzen Verlaufe mehr Widerstand. bietende
Vena cephalica. E N og |
Aber die Anordnung der Venen in der Ellbeuge ist be-
kanntlich mannigfaltiger Art., Die ulnarwärts zur. Vena basilica
. verlaufende Vena mediana cubiti kanh verdoppelt sein, zu einem
dürftigen. Gefäß herabsinken oder auch ganz fehlen. -Ist sie
‘ungenügend entwickelt, so ist dafür manchmal die Vena cephalica
stärker ausgebildet. Wesentlich ist, daß in solchen .nicht seltenen
Tällen keine, oder nur eine unzureichende Verbindung der. Vena
hasilica mit der Hauptblutquelle, nämlich den tiefen Venen des
Vorderarms, besteht . (siehe Abb. 8). Die Vena basilica kann
unter diesen Umständen ein dürftiges Gefäß sein. Jedenfalls
würde das aktive Pumpen der Muskulatur das Blut nicht direkt
in die Vena basilica: hineintreiben, und damit: wäre eine der
wichtigsten Vorbedingungen für ein Gelingen der Transfusion
unter Benutzung der Vena basilica hinfällig. Bei der geschilderten
Anordnung der Venen fließt das Blut vielmehr aus den tiefen
Vorderarmvenen, zum Teil der Bahn der Arterie folgend, unter
dem Läcertus fibrosus hinweg,. direkt in. die tiefen Venae
‚hrachiales, zum Teil tritt es vermehrt in die Bahn -der Vena
cephalica über. Die Vena cephalica pflegt aber selbst in solchen
Fällen das Kaliber einer guten Vena mediana und Vena basilica
nicht zu erreichen, sie mag äußerlich noch so sehr in die Augen
failen, So fand ich bei einem Spender mit selten schön ent-
im Salvarsan einen außerordentlichen Fortschritt zu. einem stärker:
wirkenden und leichter in .ausreichender Dosis anwendbaren Mittel.
Dabei aber hege ich eine große Furcht vor den Gefahren dieses
Mittels und gehe deshalb nunmehr daran, die Salvarsanbehandlung
in der Form ausführlich zu schildern, in welcher ich sie für harm-
los ansehe. Es ist notwendig, zuerst auf diejenigen Fälle einzu-
gehen, in denen-das Salvarsan rein, ohne: Quecksilber, angewendet
werden sollte, um dann auf. die zu kommen, in welchen von.der
kombinierten Kur, Hg,und Salvarsan, vielleicht mehr zu erwarten
ist als von Salvarsan allein. Die reine Salvarsanbehandlung be-
grenzt die Syphilis vorn und hinten, sie ist notwendig im aller-
ersten Stadium der Syphilis und ist wirksamer in dem späten
Folgestadium der Krankheit, bei nervösen Späterkrankungen und
bei der Syphilis des Herzens und der Gefäße. Die sekundäre
Frühsyphilis und die ganze latente Periode nach diesen ersten
zwei bis drei Jahren unterliegen der kombinierten Behandlung.
Hier hat das Hg vermutlich Dienste zu leisten, welche das Sal-
varsan nicht leisten kann, das Salvarsan, andererseits wirkt sicher
auf Erscheinungen, die durch das Hg nicht ausreichend beeinflußt
werden. Um alle Teile des Syphilisvirus und der Reaktion des.
Körpers zu treffen, soll, wie gleich hinzugefügt werden muß,. zu
gleicher Zeit auch Jod in nicht zu kleinen Dosen (0,3 bis 30 g-
täglich) gegeben werden!).
Zur Technik und Klinik der direkten Bluttransfusion.
u 23 o ‚Von. an
Prof. Dr. Georg Schöne, Greifswald,
Stabsarzt d: R. o
(Mit 9 Abbildungen.)
‚Es wird noch hin und wieder über die technische Unzuverläs-
sigkeit der arteriovenösen Bluttransfusion geklagt. Die gewöhnlich
benutzte Arteria radialis ist ein recht kleines Gefäß. Auch ge-
schickten Operateuren begegnet das Mißgeschick, daß das Blut
nicht nach Wunsch überfließen will. Allerhand Kanülen und mehr
schnittliche Lumen der Vena basilica berechneten Transfusions-
'kanüle in die Vena cephalica erschwert. Diese Vena cephalica
Tewährte sich ‘dann doch als Blutspenderin. In einem anderen
Fall äber, in dem ich. einmal, eine Vena cephalica gewöhnlichen
. Kalibers‘ benutzte, wollte das Blut nur schwach fließen. em
‚Ich habe bisher Spender mit kräftig ausgeprägtem normalen
_Venenverlaufe (Fortsetzung einer starken Vena mediana cubiti
‚in die Vena basilica) bevorzugt. und bei ihnen die Transfusions-
kanüle in die Vena basilica eingebunden, sei. es da, v;o sie viel-
leicht eher noch den Namen einer. Vena mediana cubiti verdient,
sei es, wie meist, etwas höher am Oberarm. hinauf. Die Vena
cephalica habe ich nur äusnahmsweise genommen, wein sie auf
` Kosten der Vena basilica ganz ungewöhnlich entwickelt: war.
Trifft man auf Menschen, bei denen beide Venen, Vena basilica
und Vena cephalica, schlecht: ausgebildet sind, oder auf In-
_ dividuen mit, unklarem Venenverlaufe, so wird es praktisch. sein,
einfach eine tiefe Vena brachialis als Spendervene zu benutzen.
Ich bin in diese Lage noch nicht ‘gekommen, weil ich fast immer
mehrere Leute zur Auswahl hatte, die gern ihr Blut. hergeben.
wollten und unter denen ich stets den einen oder anderen mit
‚passenden oberflächlichen Armvenen fand. Es ist unbedingt
notwendig, die Venen’ so auszuwählen, daß man seiner ‘Sache `
absolut sicher ist; falls die oberflächlichen Venen diese Sicher-
heit nicht gewähren, rate ich,.sich lieber einmal zu viel als-ein-
mal zu wenig. an eine tiefe Vena brachialis zu halten. Sonst
wird man Enttäuschungen erleben. Wollte man` ganz auf die
etwaige Benutzung einer tiefen, Vena brachialis verzichten.: so
müßte man in einzelnen Fällen’ von der Anwendung dieser
Methode überhaupt absehen. Aber ich halte die Isolierung und
Unterbindung einer tiefen Vena brachialis für harmlos und erlaubt.
Wie einfach auch dieser Eingriff sein kann; habe ich erfahren.
als ich mehrfach eine tiefe Vena brachialis beim Empfänger be.
‚nutzte. Circulationsstörungen nach der Unterbindung sind nicht
|. zu erwarten, da die tiefen Venae brachiales wohl stets in einer
‚Mehrzahl, mindestens’ zu zweien, ausgebildet sind. n
| Wesentlich ist es, sich 'möglichst vor der Operation auch
darüber klar zu werden, welche Vene des Spenderarms sich am
Teil wieder verworfen. Hotz, der auf diesem Gebiete große
ch dazu, zumal im Felde, noch nicht habe
Ich gestehe, daß ich mi
entschließen Können. ' |
Die im folgenden beschriebene Methode der Bluttransfusion.
als recht zuverlässig, verhältnismäßig wenig verletzend und
Es handelt sich dabei im wesentlichen
dung einer Vene des gestauten Spenderarmes mit
ne des Empfängers (unter Zwischenschaltung’ einer
askanüle) und um. die Verhinderung der Gerinnung
den System, sowie eine. etwaige Beschleunigung
durch einen kurz vor der Transfusionskäanüle
kann
einer Armve
einfachen Gl
in dem überleiten
des Überfließens
öffnenden oder bis, zum leichten Tropfen einzuengenden Kochsalz-
strom (siehe Abb. 6). Stauungsdruck, aktives Pumpen des
“penders durch kräftiges Schließen und Öffnen der Faust, schließ-
lieh auch der leicht zu regulierende Kochsalzstrom. vereinigen
Sich, um das Blut hinüberzutreiben. Man kann den Verbrauch
an Kochsalzlösung stark einschränken, z. B. auf 250 und 500 ccm
während ausgiebiger Blutübertragungen. Sehr leicht aber kann
Nat aet reichlich Kochsalzlösung zugeben. Der Kochsalzlösung
iede HN zuzusetzen, hat sich; soweit es sich um das tech-
are AN einor nicht allzulänge dauernden Transfusion
Zus alis überflüssig erwiesen. Es leuchtet dabei ein, daß der
._.z von Natrium citricum oder von anderen Medikamenten,
Fo] ) Anm. der Redaktion: Dieser Aufsatz eröffnet eine’
olge von Aufsätzen, die nach und nach an dieser Stelle erscheinen
f : i |
ahrungen über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan, gegliedert
gen in der-Behandlung usw. übersicht-
genwärtigen Stand der Lehre von der
Behandlung der Syphilis darlegen,
æ
Die Vena mediana cubiti wendet sich meist ulnarwärts zur
Vena cephalica, ein zarteres Gefäß, steht gewöhnlich mit der Vena
mit Salvarsan. | '
welche das Quecksilber in früheren Jahren gebracht hat, sehe ich |. mediana cubiti an der Stelle in Verbindung, wo die tiefen Venen
die ‚Vena. mediana cubiti einmünden. (siehe
ErörterungderanatomischenGrund-
‚wickelter Vena cephalica die Einführung der auf das durch-
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354 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
| ir die Einführung der Kochsalzkanüle eignet. Allerdings
en manchmal an Plan nach Anlegung des ersten Haut-
schnittes etwas ändern müssen. Erreicht werden soll eine gründ-
liche Durchspülung der die Venen des Spenders und Empfängers
verbindenden Transfusionskanüle, zwecks Verhinderung der Ge-
rinnung. Je reiner, blutfreier die Kochsalzlösung durch die nn
fusionskanüle läuft, desto vollkommener wird sie diese Aufgabe
erfüllen. Es ist deshalb wünschenswert, die Kochsalzkanüle in
der Nähe der Transfusionskanüle in einen Seitenast der Spender-
vene einzuführen, natürlich ohne dadurch die Hauptstrombahn
des Bluts einzuengen.
Für den gewöhnlichen Fall der Benutzung der Vena
mediana cubiti-basilica als Spendervene findet sich oft ein ge-
eignetes Gefäß unter den ulnaren Wurzeln der Vena basilica
beziehungsweise noch der Vena mediana cubiti in der Gegend
des Übergangs vom Unterarm zum Oberarm (siehe Abb. 6). Es
ist Wert darauf zu legen, daß die Vene nicht zu schwach ge-
wählt wird, damit sich die ziemlich grobe Kochsalzkanüle gut
einführen läßt. Wird ein passendes Gefäß unter den der Kanüle
benachbarten Hauptwurzeln der Spendervene bei der Betrachtung
des gestauten Armes vor der Operation vermißt, so wird man
nach der Freilegung der Vena mediana cubiti-basilica noch ein-
mal genau in der Wunde Umschau halten und meist, sel es
unter ihren ulnaren, sei es unter ihren radialen Zweigen, unter
den oberflächlicheren oder tieferen Ästen die gesuchte Vene
- entdecken.
Eine Kochsalzinfusion an der bezeichneten Stelle hat den
Vorzug, daß die Kochsalzlösung die Transfusionskanüle, falls
man mit dem aktiven Pumpen und mit der passiven Stauung aus-
setzt, zeitweise ohne Blutbeimischung erreichen kann. Nur im
Notfalle rate ich, die Kochsalzkanüle etwa an der in Abb. 7
bezeichneten Stelle in eine 'Hautvene des Vorderarms, z. B.
die Vena mediana antibrachii, einzuführen. Ich habe zwar auch
auf diese Weise mehrfach sehr gute Resultate erzielt, aber es
selingt dann doch nicht immer, die Transfusionskanüle mit wasser-
heller Kochsalzlösung durchzuspülen, weil diese Kochsalzlösung
auf dem Wege zur Transfusionskanüle über die Stelle hinweg-
strömen muß, an welcher die tiefen Vorderarmvenen Blut in die
Vena mediana cubiti abgeben. - Es leuchtet ein, daß damit die
Ausspülung der Kanüle leicht einmal weniger vollkommen wird
und die Gerinnungsgefahr wachsen muß. In solchen Fällen ist
es zweckmäßig, besonders streng darauf zu achten, daß sich die
Transfusionskanüle nicht allzuweit von der Kochsalzkanüle ent-
fernt. Man wird also gut tun, möglichst schon die Vena mediana
cubiti als Spendervene zu stielen und die Transfusionskanüle, sei
es, noch in sie selbst, sei es in den Anfangsteil der Vena
basilica einzubinden. Bei solchen Vorsichtsmaßregeln kommen
die besprochenen Nachteile .dieser Anordnung weniger zur
Geltung.
‚In jedem Falle muß es bei der Transfusion aus der Vena
mediana cubiti-basilica vermieden werden, durch das Einlegen
der Kochsalzkanüle die Strombahn der Vena mediana eubiti
zwischen der Einmündungsstelle der tiefen Vorderarmvenen in
die Vena mediana cubiti und der Transfusionskanüle zu verlegen,
oder auch nur im geringsten zu behindern, denn damit würde
die Hauptblutquelle verstopft werden und die Transfusion müßte
mißlingen.
Sinngemäß findet das Gesagte seine Anwendung für den
selteneren ‚Fall, daß man eine auf Kosten der Vena basilica
ungewöhnlich stark entwickelte Vena cephalica als Spendervene
benutzt (siehe Abb. 8) oder etwa eine tiefe Vena brachialis
wählt (siehe Abb. 9).
l Beim Aussuchen der Spender, die sich mir, wie erwähnt,
im Feld unter den Kameraden der' Verwundeten meist in der
Mehrzahl anboten, habe ich mich nur auf: sehr kräftige, blut-
reiche Menschen eingelassen. Ich rate dringend, diesen Gesichts-
punkt nicht zu vernachlässigen. Wie groß die Unterschiede
zwischen den einzelnen Individuen in dieser Beziehung sind, ist
mir erst klar geworden, seit ich mich genauer mit der Blut-
transfusion beschäftige. Für unsere Methode, zumal solange wir
möglichst von einer Benutzung der tiefen Vena brachialis als
Spendervene abschen, ist es außerdem wesentlich, einen Spender
mit dicken, im Zustande leichter Stauung sich strotzend füllenden
und zweckmäßig angeordneten Armvenen auszuwählen. Aus
solchen Venen fließt das Blut tatsächlich in Strömen
Es gibt aber auch Menschen, deren oberflächliche Arm-
venen verhältnismäßig wenig hergeben. Auf andere Dinge,
13. April.
ee entell
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die ganz allgemein vor jeder Transfusion bei der Aus-
i j W Ver-
wahl eines Blutspenders mitsprechen (Blutsverw andtschaft,
hältnis der Blutarten von Spender und Empfänger, Lues usw.)
gehe ich nicht ein, weil es sich hier nur um die Technik einer
bestimmten Transfusionsmethode handelt.
Schließlich muß auch die Frage, ob der rechte oder linke
Arm des Spenders gewählt werden soll, erwogen werden. Ceteris
paribus bevorzuge ich den linken Arm, um den rechten nicht zu
behindern. Maßgebend ist aber in erster Linie die Beschaffen-
heit der Venen. Einige weitere bei der Wahl des Armes zu
berücksichtigende Gesichtspunkte sollen bei der Schilderung der
Lagerung zur Transfusion besprochen werden.
Was den Empfänger anbetrifft, so warne ich davor, in die
Vena cephalica zu transfundieren, so verlockend sie auch er-
scheinen mag. Sie ist wenig geeignet. Einmal ist sie, wie gesagt,
meist recht zart. Jedenfalls aber sind die Vorbedingungen für ein
glattes Abfließen des Blutes im Falle der Vena cephalica wesent-
lich ungünstiger als bei Benutzung einer gut auseebildeten Vena
basilica oder einer kräftigen tiefen Vena brachialis. Die lange
Vena cephalica schlingt sich im großen Bogen über Oberarm
und vordere Schultergegend, um erst im Bereiche der Mohren-
heimschen Grube in das breite Strombett der Vena subelavia
einzutauchen. Dagegen erweitert sich die über die Vena basilica
führende Blutbahn, so verschieden die Verhältnisse im einzelnen
sich gestalten, wesentlich früher, spätestens noch im Bereiche
der Achselhöhle, in sehr beträchtlichem Maße. Die von dem eim-
dringenden transfundierten Blut in der Empfängervene zu durch-
messende enge Strecke ist also verhältnismäßig kurz, wenn man
den Blutstrom in die Vena basilica oder eine tiefere, Innere
Armvene einleitet, sehr viel länger, wenn man sich auf die Vena
cephalica versteift. Dementsprechend sind die Widerstände In
der Vena cephalica größer als in der Vena basilica oder Vena
brachialis. Seit ich die Vorteile, die in einer baldigen Erwelte-
rung der empfangenden Vene zu einem breiten Strombette liegen,
praktisch erprobt habe, gehe ich bei dem Empfänger gern bis
in die mittleren und oberen Abschnitte des Oberarms hinauf und
nehme, falls etwa hier die Vena basilica bereits in die Tiefe
verschwunden oder überhaupt ungenügend entwickelt ist, ruhig
eine kräftige, tiefe Armvene. Der ein wenig eingreifendere
Operationsakt ist beim Empfänger ohne weiteres berechtigt.
Venen der unteren Gliedmaßen habe ich bisher nicht be-
nutzt. Sie kämen auf der Seite des Empfängers in Betracht, falls
sich einmal beide Arme infolge von Verletzungen als unbrauchbar
erweisen sollten. Gegebenenfalls würde ich, um unnötige Wider-
stände zu vermeiden, die Vena saphena am Oberschenkel wählen,
welche sich ja bald in die kräftige Vena femoralis ergiebt. Die
Thrombosen- und Emboliegefahr nach der Transfusion würde
' ich für diesen Fall höher einschätzen als für den der Benutzung
von Armvenen und schon deshalb nur im Notfalle vom Arm
abgehen.
Darstellung der Technik im einzelnen.
Ich schildere das Verfahren genauer für den Fall der Trans-
fusion aus der Vena mediana cubiti-basilica des Spenders in die
Vena basilica, beziehungsweise eine Vena brachialis des Emp-
fängers.
Instrumentarium. Ich habe mir reichlich Instru-
mente zurechtgelegt, und zwar am besten auf zwei kleinen
Tischen, für Spender und Empfänger getrennt. Auf jeder Seite
je ein Skalpell, zwei scharfe Haken, je eine Haken- und zwel
anatomische Pinzetten, einige Gefäßpinzetten oder Schieber zum
Fassen blutender Gefäße, eine Unterbindungsnadel (Deschamp)),
eine mit Gummischlauch geschützte Höpfner- oder zart fodernde
Darmklemme, feine Seide beziehungsweise Catgut zum Unter-
| binden, einen Nadelhalter, drei
Darmnadeln mit Darmseide zur
Armierung des Venenlumens,
Abb. 1. einen kräftigen Seidenfaden Zn
Gläserne Transfustonskanüle, Einbinden der Kanüle, eventu®
änge 4 bis 6 cm. ini und
Durchmesser des Lumens etwa 4 mm. auch emige Hautnadeln
Seide zur Hautnaht.
„Dazu kommen 1. eine Staubinde, 2. Lokalanästhesie (zwei
Kanülen), 3. die beiden Glaskanülen.
a) Die Transfusionskanüle (siehe Abb. 1): ein-
fache gerade Glaskanüle: Länge bis 6 em, Enden leicht auf-
gewulstet, um das Abgleiten der übergebundenen Vene zu vet
bindern, Lumen etwa 4 mm
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sein, es durch geschmolzenes festes Paraffin zu ersetzen, ähnlich
` Kochsalzkanüle vor der Operation eingebunden wird. /
(riehe Abb. 3 und 4).
pl O 1 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 156: 000000
Beide hier wiedergegebene Lägerungen haben sich bewährt:
= 1. Lagerung mit ungleichseitigen parallel und schräg empor-
gereckten Armen (linker Arm des Spenders, rechter Arm des,
Empfängers, siehe Abb. 3). Diese‘Lagerung hat den Vorteil, dab
-b) Die Kanüle,zur Kochsalzinfusion (siehe Ab-
bildung 2): Die zu diesem Zwecke meist gelieferten Kanülen haben
an der Spitze ein etwas enges Lumen. Bewährt hat sich mir für
die Zuführung eines starken Kochsalzstroms eine Kanüle mit einer.
Ausflußöffnung. von 1% bis 2 mm Durchmesser.. . et A
| Es ist unbedingt erforderlich, daß beide Kanülen aus: Glas
sind und daß sic keine rauhen Stellen aufweisen. Hat man eine
Lötfllamme zur Verfügung, so kann man die Kanülen auch selbst
herstellen, wie ich es getan habe 3). Mir ;
f Abb. 2.
Gläserne Kanüle zurintravenösen Kochsalzinfusion.
Durchmesser des Lumens an der Spitze etwa 1’/, bis 2 mm.
3. Etwas steriles Paraffinum liquidum in einem Schälchen.
Die Kanülen werden in Wasser ohne Zusatz gekocht, mit Alkohol‘
“und Äther durchgespült, getrocknet und in Paraffinum liquidum
Das Paraffinum ‘liquidum wird offenbar bald
vom Blutstrom hinweggespült. Möglicherweise wird es praktischer
läßt sich bei einiger Aufmerksamkeit leicht vermeiden. Eine
Tendenz zur Abknickung der Venen ist kaum vorhanden (siehe
unten). Diese Lagerung ist sehr empfehlenswert. =
© B. Lagerung mit Kreuzung der gleichseitigen : Arme: (siehe,
.| Abb. 4). Hier linker Arm des Empfängers über linkem Arme des
"Spenders (ein leichter Druck des Empfängerarms auf den Ober-
' vermehren, wird also nicht stören; umgekehrt. aber würde ein
Druck auf den Oberarm des Empfängers den Abfluß des ein-
strömenden Blutes behindern). Diese Lagerung hat den Nachteil,
Empfängervene leichter. einmal an der Fascie ab (siehe unten).
Ä Es empfiehlt sich, vor der Operation die Lagerung mit zwei
Gesunden auszuproben. ‘Man denke daran, die Arme weich zu
betten, sie vor Druck zu schützen und eine Überstreckung zu ver-
‚meiden. ` Die Arme (Hände) werden gehalten. Man sei auf der
Hut vor unvorhergesehenen ‚Bewegungen des etwa benommenen
Iimpfängers. Zu | E Zn | |
I. Akt: Freilegung der Venen. 1. Spender: Lokal-
anästhesie. Etwa 7 bis 8 ¿m langer Schnitt (siehe Abb. 5) über dem
unteren Abschnitte des Sulcus bieipitalis internus auf die.oft gut
sichtbare Vena basilica.. Im einzelnen wird die Schnittführung
verschieden zu gestalten sein. Je nach Verlauf und Beschaffenheit
“der Venen wird man die Vena mediana cubiti zum Teil mit-
freilegen oder etwas höher am Oberarm hinaufgehen. Gilt es,
den Übergang von Vena mediana cubiti in Vena basilica mit-
zuübersehen, so wird. man unter Umständen den Schnitt an seinem
distalen Ende in einem radialwärts geöffneten Bogen in die Ell-
beuge ausläufen lassen; häufig bewährt sich ein einfacher gerader
- Schnitt im unteren Bereiche des Oberarms, oder aber ein ulnar-
wärts offener Bogen am distalen ‚Schnittende legt eine für die
Kochsalzinfusion geeignete Vene frei. Im ganzen ist es. zweck-
„wie man z. B. Plasmaröhrchen paraffiniert. Ich. habe im
Velde kein festes Paraffin zur Verfügung gehabt. Vielleicht
bewährt sich auch die von amerikanischer Seita angegebene
Natriumeitratsalbe. Festes Paraffin wie Salbe. werden nur den
Nachteil.haben, daß die Durchsichtigkeit 'des Glasrohres etwas
‚leidet. Ä
4. Steriler Irrigator mit langem Gummischlauch, in den die
5. Ich stelle mir für alle Fälle drei Liter steriler physio-
logischer Kochsalzlösung zurecht.
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Abb. 4.
Lagerung mit gekreuzten gleichseitigen-Armeii.
Rechts: Spender (linker Arm). Links: Empfänger (linker Arm).
mäßig, sich beim Spender an die untere’Hälfte des’ Oberarms zu
halten, jedenfalls aber: das obere Drittel zu' vermeiden, ganz
abgesehen von den üblichen anatomischen Verhältnissen auch
deshalb, um sich nicht allzuweit von der Stelle zu entfernen, wo
die Pumpkraft der Vorderarmmuskulatur das Blut in die Vena
mediana cubiti treibt. Man sei nicht kleinlich in der Bemessung:
der Länge dieses Schnittes. | EE 5
Genaue Orientierung in der Wunde und Festlegung einer
Vene für die Kochsalzinfusion. Meist genügt zu ihrer Freilegung
der erste Schnitt. In manchen Fällen aber erfordert die Kochsalz-
infusion in die bestgreeignete Vene einen besonderen kleinen Haut- `
schnitt, den man nicht scheue! Isolierung eines etwa 5 bis 6 cm
langen Stückes der Vene. Kleinere gelegentlich vorkommende
größere ‚Seitenäste werden doppelt unterbunden und durchtrennt.
Es ist notwendig, der Vene proximal ein Stück weit unter die
4 Fascie zu folgen. Die Zweige des Nervus cutaneus antebrachii
- ulnaris, welche zum Teil der Vene anliegen, sind. leicht zu’ schonen.’
Centrale Unterbindung der Vena basilica. Ausstreichen des-Blutes `
] Abb. 3. Gr
-agerung mit schräg und parallel emporgereckten.
Links: Spender Anker Aa “er iis p Empfänger (rechter Arm).
Spende agerung und Wahl der Arme. Man kann bei
a und Empfänger gleichseitige oder ungleichseitige "Arme
wegen. ES _ Nicht selten wird einer der Arme des Empfängers-
wird einer Verletzung von vornherein ausscheiden. - Des öfteren.
ildune et Arme des Spenders mit Rücksicht auf die Aus-
ich u ] ch ‚Venen den, Vorzug verdienen. Am liebsten benutze
rechter dan Beer Arme (am besten linker Arm des Spenders,
Lagerung, Empfängers), und zwar mit Rücksicht auf die Art der
bie Lagerung erhellt. ohne weiteres aus den Abbildungen:
zu ak ia E, Leitz, Berlin, Luisenstr. -45, liefert iie kanoa
das Blut mit Gefälle überströmt. Die Gefahr der Überstreckung .
‘| arm des Spenders -kann höchstens die Stauung in diesem etwas.
daß das Blut etwas bergauf überströmen muß. Auch. knickt die |
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Ee aR Darmklemme, um die Gerinnung stagnierenden
Blutes zu vermeiden. Dann Abklemmen der Vene peripher. Durch-
schneidung central an der Ligatur mit scharfem Messer. . Auf-
ropfen von etwas P
en mit drei Seidenfäden (Darmnadeln, Darmseide). Festes
Tinbinden der in die mit Hilfe der Fäden gespreizten Vene leicht
einzuführenden Kanüle (siehe Abb. 6). Vorher wird das Paraffin
aus der Kanüle ausgeschüttelt. Bedeckung der freigelegten Venen
mit heißen Kochsalzkompressen.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 13. April.
seitliche. Einführung der Kanüle, Fixierung durch einmal ge-
ar Faden und die Hand des Assistenten. Man läßt
die Kochsalzlösung langsam einlaufen.
IT. Akt: Transfusion. Abnehmen der ‚Höpfnerschen
beziehungsweise Darmklemmen zuerst auf der Seite des Emp-
fängers, dann auf der des Spenders. Sofort fließt Kochsalzlösung
über, vielleicht auch schon etwas Blut. Es ist sorgfältig darauf
zu achten, daß die Venen sich nicht abknicken, besonders die
Empfängervene an der Stelle, wo sie unter der Fascie ver-
schwindet. Zumal bei gekreuzter Lagerung der Arme neigt sie
dazu. Es genügt dann, die Kanüle entsprechend zu verschieben
und zu stützen. Jetzt wird. die von vornherein hoch um den
Oberarm des Spenders gelegte, aber ganz lose gelasscne Staubinde
(beziehungsweise ‘Schlauch) leicht angezogen. Geschieht dies zu
mit den gummigeschützten Branchen einer Höpfner-
araffinum liquidum auf das Lumen. Armierung
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Abb. 5. Abb. 1. Abb. 8.
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- Abb, 7. Linker Arm eines Spenders. Transfusion aus der Vena baai
mit Einleitung des Kochsalzstromes in eine Vorderarmvene möglichs iti, Der auf
von der Einmündungsstelle der tiefen Venen in die Vena mediana Cube ier Vena
der Abb.6 für die Einführung der Kochsalzkanüle benutzte Seitenas de
basilica ist in diesem Falle so dürftig. daß er nicht benutzt werden kann,
Abb. 8. Linker Arm eines Spenders. Transfusion aus der V Pon ED les
Die Vena cephalica steht in breiter Verbindung mit den tiefen Venen des ‚or
und ist ungewöhnlich stark ausgebildet. Der Vena basilica fehlt diest
sie ist dürftig und ungeeignet zur Transfusion.
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Abb. 9. Linker Arm eines Spenders. Transfusion aus einer ue ve:
brachialis. Die Kanüle für die Kochsalzinfusion Hegt in einem der m
reichen Seitenäste.
Abb.5. Scehnittführung für den Fall der Transfusion von Vena
basilica zu Vena basilica. Rechts: Linker Arm des Spenders. Schnitt
zur Freilegung des Anfangsteils der Vena basilica und eines für die Einführung
der Kochsalzkanüle geeigneten Seitenastes. Links: Rechter Arm des Empfängers.
Schnitt zur Freilegung der Vena basilica. Gezeichnet mit Benutzung einer
Abbildung von Corning.
Abb.6. Schematische Een IE der Transfusion von Vena
basilicazuVenabasilicamitbegleitenderintravenöser Koch-
salzinfusion. Lagerung von Spender und Empfänger mit schräg parallel empor-
gereckten Armen. Rechts: Spender (linker Arm). Links: Empfänger (rechter Arm).
Die beiden Venac basilicae sind mobilisiert, central beziehungsweise peripher unter-
bunden und durchtrennt und unter Einschaltung einer Glaskanüle miteinander ver-
bunden. Kochsalzinfusion in einen Seitenast der Vena basilica des gestauten
Spenderarmes, möglichst in der Nähe der Kanüle. Gezeichnet mit Benutzung einer f « das
Abbildung von Corning. | ı sind, bevor “t”
früh, das heißt bevor die Klemmen abgenommei “Koci
h die Koech-
. Blut also Abfluß erhalten hat, so staut das Blut dure
2. Empfänger. Lokalanästhesi llgemei reagier :
ger. alanästhesie. Im allgemeinen reagieren | | en l £ UL N Garnnun-
F . .. . “ q è . 5 ; ]lzk S ... ei z nte es at :
aber die Empfänger wenigstens im Falle der schweren Anämie alzkanüle bis in den Irrigator zurück. Dabei kön . Bluts in
gen geben. Gelegentliches ganz leichtes Zurücktreten des DIE
die Kochsalzkanüle ist unbedenklich. Zudrücken. des Irrigator
schlauchs genügt, um die Rückstauung sofort zum Stillstande a
bringen. Ein kräftiger Kochsalzstrom, erzeugt durch HE on
Irrigators, treibt das Blut bei freier Bahn schnell zurück. >C ale
die Stauung pflegt ein lebhaftes Zuströmen von Blut zur Kanu
zu bewirken. Jetzt wirdderSpenderaufgelo peT
die Faust fortwährend mit Kraft zu shlite
undzuöffnen. Heben und Senken des Irrigators, mehr po
minder vollständiges Abklemmen des Irrigatorschlauchs mit ef
Hand regulieren den Kochsalzstrom. -
Auf diese Weise gelingt es leicht, die Mischut
und Kochsalzlösung nach Wunsch zu regeln. Entweder m
auf den Eingriff so wenig, daß die Anästhesie überflüssig ist.
Die Freilegung der Vene in nicht infiltriertem Gebiet ist be-
quemer. Derselbe Hautschnitt wie beim Spender (siehe Abb. 5).
Freilegung und Isolierung der Vena basilica genau wie das erste-
mal. Jetzt aber periphere Unterbindung und Durchschneidune.
Ausstreichen des Blutes eentralwärts und centrale Abklemmung
mit - einer Höpfnerschen beziehungsweise Darmklemme. Im
übrigen alles wie oben. Dann werden die Arme einander ge-
nähert. Die Kanüle wird zur Vertreibung der Luft durch einen
kräftigen Spitzenstoß mit physiologischer Kochsalzlösung gefüllt.
Das freie Kanülenende wird in die wieder mit drei Seidenfäden
armierte, gespreizte Einpfängervene eingebunden (siehe Abb. 6).
Notwendig ist es, die Spreizfäden der Spendervene mit denen der
jo von Blut
or man läßt
f .. à s . t ty i s e . òk . 1e
Empfängervene zu verknüpfen, um so einen zuverlässigen Wider- dauernd ziemlich reichlich Kochsalzlösung einlaufen, dam hireh
halt gegen etwaiges Herausrutschen der Kanüle aus den Venen- | Wan je nachdem heller oder dunkler gefärbte Flüssigne Koch-
enden zu schaffen. Die Klemmen bleiben einstweilen liegen. Be- die Kanüle wirbeln, oder aber man unterbricht besser den chtes
salzstrom zeitweise bis zum Tropfen und läßt fast ungomisehts
Blut durch den Druck der Stauung und aktives Pumpen hinüber:
treiben. Lange habe ich das Blut meist nicht fast ganz ungemist
fließen lassen, um Gerinnungen im Bereiche der Kanülen 20
zubeugen. Es empfichlt sich, von Zeit zu Zeit mit dem Pumper
und der Stauung aussetzen zu lassen und einen starken kurze
Stoß reiner’ Kochsalzlösung hindurchzuschicken, um reine
zu erhalten. |
deekung der freigelegten Venen mit heißen Kochsalzkompressen.
Il. Akt: Spender. Kochsalzinfusion in einen Ast der
Vena basiliea (siehe Abb. 6). Es ist, wie erwähnt, manchmal erfor-
derlich, hierfür einen besonderen Schnitt anzulegen. Im übrigen sei:
was die Wahl der Vene betrifft, noch einmal auf die anatomischen
Vorbemerkungen verwiesen. Isolierung eines kurzen Stückes
ner ausreichend kräftigen Vene. Periphere Unterbindung
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darf, wenn man seiner Asepsis sicher ist und wenn’ eine absolut
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-wenigstens 14 Tage gesichert ist. Ist der Empfänger septisch, so
Empfänger ist Wert auf einen guten Verhand zu legen.
‚ner Transfusion, bei der
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Bei guter Beleuchtung sieht man auch das ungemischte Blut.
‚Kanüle entfernt eingeleitet worden, sodaß die Durchspülung der
deutlich durch die Kanüle wirbeln. Bei mangelhaftem Licht aber
ist es nicht immer leicht, zu entscheiden, ob eine ungemischte
Blutsäule strömt; sowie man Kochsalzlösung zugibt, schwinden
alle Zweifel: man erkennt das Fließen ohne. weiteres am Farben-
wechsel vom tiefsten Rot bis zum .Hellrosa, sowie an der Wirbel- '
bildung. Übrigens fühlt. man oft das Rauschen. Der Strom auch .
des ungemischten -Blutes ist bei kräftigem Pumpen’ überraschend
stark. i
1000 cem Kochsalzlösung aus, bei einiger Übung mit immer gerin-
geren Mengen. Der Verbrauch richtet sich keineswegs nur nach
der Zeit (10 bis 380 Minuten). Abgesehen von besonderen Gegen-
empfiehlt ‘es ' sich, ruhig -etwas liberal |
Kochsalzlösung umzugehen. Der Kochsälzlösung habe ich
gelegentlich Digalen, einmal auch Adrenalin - zugesetzt.
Während der ganzen Dauer der Transfusion läßt man immer
wieder heiße Kochsalzlösung über die überleitenden Venen rieseln,
um jede Austrocknung zu vermeiden. . Vielleicht wäre es auch
anzeigen
zweckmäbig, die Venen in heiße Natrium-citricum-Kompressen .
einzuhüllen. Es wird nicht immer notwendig oder richtig sein,
so viel Blut als möglich übergehen zu lassen.
es wünschen müssen. Ein Apparat zur Messung des Blutdrucks
beim Spender stand mir nicht zur Verfügung. Länger wie
30 Minuten habe ich bisher nicht transfundiert. Entweder der
Spender wurde dann blaß, schwitzte und klagte über leichtes Un-
hebagen, oder ich hatte sonst den Eindruck, daß mehr als genug
übergefiossen war. Einmal habe ich einen Ohnmachtsanfall beim
Spender erlebt, der aber obne Schaden vorüberging. Es gilt
also, gut aufzupassen und nicht: allzu schnell zu transfundieren.
= IV. Akt: Trennung von Spender und Emp-
länger und. Wundyersorgung. Die Transfusion wird
Au der Weise abgebrochen, daß nach Lösung der Staubinde zuerst
‚ die Vena basilica des S
i penders äbgeklemmt wird, dann die des
Empfängers. Zwei Scherenschläge ‘schneiden die beiden mobili-
sierten freien. Venenenden ab. Damit sind Spender und Emp-
länger getrennt. ‘Die Kochsalzinfusion beim Spender kann man
nach etwas weitergehen lassen, falls man meint, daß ihm das
gut tun wird. Zr
Versorgung der Wunden: Spender. Unterbindung
tes peripheren Stumpfes der Vena basilica. Ich weise nachdrück-
ich darauf hin, daß die Naht der Hautwunden nur gewagt werden
uvcrlässige sachverständige Nachbehandlung des Spenders für
soll man auch beim Spender nicht nähen. Es handelt sich
Immerhin um Venenwunden.. Auch lege’ich den Arm stets’ in
eine Winkelschiene und halte den Spender die ersten Tage im
Bette. Unsere Spender erholten sich schnell.
, Empfänger. Auch hier kann man nach der Unterbindung
des centralen Stumpfes. der Vena basilica gelegentlich nähen.
Ich rate aber beim Empfänger um so mehr zur Vorsicht, weil
die längere Dauer der Heilung per secundam intentionem hier
nur selten von wesentlicher Bedeutung sein wird. Anch heim
de BEd
, * } ' g
-~ deh habe die Transfusion nach der in diesem Aufsatze ge-
childerten Methode 14 mal ausgeführt, und zwar habe ich 12 mal
die Vena hasilica, 2 mal die Vena cephalica als Spendervene be-
nutzt. Die Transfusionen aus der Vena. basilica glückten sämt- >
lich, Insofern, als es gelang, eine sehr reichliche Menge Blutes über-
Dasselbe war bei einer Transfusion aus einer
halica in eine Vena brachialis der Tall. Bei
ich versuchsweise eine Vena
cephalica gewöhnlichen zarten Kalibers. als Spendervene
wählte und sie mit einer ebenfalls schwachen - Vena
cephalica des Empfängers verband, flo das Blut von vorn-
rem nur langsam und es kam nach 10 Minuten zur.
| der Kanüle, in .die der in eine weit von der
Iransfusionskanüle entfernte. Vena mediana antibrachii ein-
geleitete Kochsalzstrom seinen -Weg nicht recht finden wollte.
Daher meine Warnung, die vorstehenden ‚Ausführungen über die
Auswahl der Venen cenau zu’ beachten!- Ich möchte die Sache
überhaupt nicht allzu glatt und einfach hinstellen. Ich war noch
ein, zweitesmal, als ich. die Transfusion, weil.sehr reichlich Blut
übergeflossen war, nach 15 Minuten abbrach, nicht sicher, ob es
ae zu Jassen.
träftieen Vena cep
Bei den meisten Transfusionen kommt man mit 250 cem bis
mit der
Oft aber wird man.
Kurze Bemerkungen zur klinischen Bew
iiber die klinische Bewertung der Transfusion hinzufügen.
'einen erklären sie- für ganz ungefährlich, die anderen schätzen: `
die Gefahr der Transfusion Körperfremden Bluts hoch ein. Über
den möglichen Nutzen einer Transfusion denken
unserer besten Chirurgen sehr kritisch.
8 April © 0 0> o 01919 — MEDIZINISCHE KLINIK —— Nr. t5. NER NE
nicht doch zu einer teilweisen Gerinnung in der Kanüle gekommen
‘war. Auch in. diesem Falle war der Kochsalzstrom, zu weit von der
Kanüle unvollkommen blieb. — Einmal, als ich eine nicht ganz
tadellose Kanüle mit einigen Unebenheiten. benutzte,. setzten sich
an diesen Stellen innerhalb einer halben Stunde ebenfalls kleine Ge-
rinnsel an. Im großen und ganzen aber verliefen die Transfusionen
sehr zur Zufriedenheit, meist war nach etwa einer Viertelstunde
‚genügend Blut übergeflossen, sodaß die Transfusion abgebrochen
- Ich habe oben scho |
vielleicht besser sein wird, das Paraffinum liquidum durch festes
Paraffin oder: durch eine Natriumeitratsalbe zu ersetzen. Man
könnte natürlich auch-der Kochsalzlösung Natrium eitricum zu-
setzen oder von Zeit zu Zeit. durch ein T-Rohr Natrium-eitrieum--
Lösung anstatt Kochsalzlösung durchlaufen lassen. Bisher habe
ich aber die Verwendung von Natrium citrieum absichtlich ver-.
mieden. . Die Methode ist: also noch zweifellos verbesserungsfähig.
nur bin ich im Felde nicht in der Lage, die entsprechenden Ver-
‚suche zu machen, und da die Transfusion in der bisherigen Form
mir gute Resultate gegeben hat, so hielt ich es an der
Zeit, eine entsprechende .Mitteilung zu machen. Sollte es doch
einmal -zur Thrombose in der Kanüle kommen, so ist ces
‚einfach, nach vorheriger Abklemmung durch zwei Scherenschläge
die Kanüle mitsamt der Einbindestellen der Empfänger- und
Spendervene herauszuschneiden und.in die mit neuen Spreizfäden
armierten Venenlumina’eine frische Kanüle einzuführen.
Nachteile ‘der Methode kann man darin erblicken, daß
sie nicht reines, sondern mit Kochsalzlösung gemischtes, nicht
arterielles, sondern venöses Blut transfundiert, daß die Menge des
überfließenden Blutes nicht genau angegeben werden kann und daß
das Instrumentarium durch zwei Glaskanülen kompliziert wird.
Die Zugabe von Kochsalzlösung wird für gewöhnlich harm-
los, gelegentlich erwünscht sein, aber doch hier und da einmal Be-
‘ denken begegnen (Lungenödem!). Venöses Blut schien mir bisher
dem arteriellen ungefähr gleichartig zu sein.. Es mag auch hier
Ausnahmen geben. Das Fehlen eines genauen Maßes bleibt be-
dauerlich.. In der Praxis bietet aber bei einiger Erfahrung die
Beobachtung der Kanülendurchströmung eine gute Unterlage für
ein abschätzendes Urteil. . N
Als einen Übelstand kann man auch den Zwang betrachten,
‚sich den Spender vor der Operation sehr genau anzusehen und
gründlich zu überlegen, welche Venen gewählt werden sollen.
Denn an der richtigen Auswahl. der Venen hängt alles. Zieht
man auch cine tiefe Vena brachialis mit in den Kreis der zur
Wahl stehenden Venen; so wird sich: voraussichtlich ein jedes
soweit es sonst kräftig genug ist, zum Spender
Individuum,
eignen. i . |
Die Hauptvorzäge der Methode sehe ich darin,
daß ein kräftiger Strom chemisch unveränderten Blutes übergeht,
daß man das Fließen des Blutes mit dem Auge gut überwachen
kann und dab hei geschickter Ausführung ein Versagen nicht zu
befürchten ist: | u ne |
Es war mir nicht möglich, die Literatur genauer zu berück-
sichtigen und festzustellen, ob ein ähnliches Verfahren bereits
beschrieben ist. - Es ist mir nachträglich nur bekannt geworden,
daß die Amerikaner Dorrance und Ginsburg sowie
‚Soresi Methoden für die Transfusion von Vene zu Vene an-
gegeben häben, die aber nicht mit einer Infusion kombiniert sein
‚sollen. Neuerdings haben F. Meyer und einige andere mit einer
mit T-Kanüle versehenen Spritze unter Beimischun
citrieum von Vene zu Vene {ransfundiert.
ge von Natrium
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52
se A i ,
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ertung.
der Transfusion.
Ich möchte den rein technischen Erörterungen wenige Worte
Die
gerade manche
Der.Ansicht von Coenen, daß die Transfusion ganz un-
ecfährlich sei, kann ich mich nicht anschließen. "Ich habe unter
7 Transfusionen ?) einmal’ beunruhigende ‘Erscheinungen gesehen.
1) Anm.: Es handelte sich bei allen diesen Transfusioñen um blut-
fremde Individuen; bintsverwandte standen mir nicht zur Verfügung.
werden konnte. J Zn E
n darauf aufmerksam gemacht, daß es
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358 u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 18. April
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ie wir zum Teil auf die körperfremden Eigenschaften des: trans-
fundierten Bluts bezogen haben. Es handelte sich um einen
Bauchschuß, der während der Transfusion verfiel und in der
folgenden Nacht starb. Allerdings war bei der Autopsie eine
vielleicht durch die Transfusion angeregte erhebliche Nachblutung
in die Bauchhöhle nicht mit Sicherheit auszuschließen. Grobe
Thrombosen fanden sich nicht. Die mikroskopische Untersuchung
der Organe mußte unterbleiben. J edenfalls sprechen die sonstigen
praktischen wie die allgemein-pathologischen und serologischen
Erfahrungen dafür, daß Schädigungen vorkommen können. Ich
rechne stets mit einer solchen Möglichkeit. Im Frieden würde
ich, wenn irgend möglich, die Einstellung der einzelnen Blutarten
von Spender und Empfänger aufeinander vor der Transfusion
untersuchen, ohne mich deshalb völlig gesichert zu fühlen. Im
Felde war dies unmöglich, und ich glaube, es wird auch oftmals
im Frieden gerade dann unmöglich bleiben, wenn eine Trans-
fusion lebensrettend wirken könnte. Denn es kommt alles darauf
an, die Anämie so kurze Zeit wie möglich bestehen zu lassen.
Ich habe den entschiedenen Eindruck, daß die Transfusion direkt
lebensrettend wirken kann, und zwar in ganz anderem Maße als
die Kochsalzinfusion, wenn sie sehr bald nach dem Ein-
treten des DBlutverlustes vorgenommen wird, daß aber
später häufig das Herz bereits so geschädigt ist, daß die
Erholung nur eine vorübergehende bleibt oder überhaupt nicht
eintritt. Die Erfolge können, wenn genügende Mengen Blutes ge-
geben werden und wenn dies alsbald geschieht, auch in scheinbar
verzweifelten Fällen überzeugende sein. Natürlich kann man nicht
verlangen, daß jeder noch so große Blutverlust durch eine Trans-
fusion wettgemacht werden müsse, schon weil die transfundier-
baren Mengen doch immerhin beschränkte sind, wenigstens so-
lange man sich an einen einzigen Blutspender hält.
Es ist oft sehr schwer oder unmöglich, sich ein Urteil darüber
zu bilden, ob ein Patient ohne Transfusion zugrunde gegangen
sein würde. Auch’der Erfahrenste erlebt in dieser Beziehung Über-
raschungen nach beiden Seiten. Wer tranfundiert hat, wird den
glücklichen Ausgang gern mit seiner Transfusion in Verbindung
hringen; aber auch die schärfste Kritik muß zugeben, daß es ge-
lingen kann, mit einer Transfusion Menschen zu retten, die sonst
verloren sind. Deshalb darf man in den entsprechenden Fällen -
das Wagnis, das in jeder Transfusion liegt, verantworten.
` Was meine persönlichen Erfahrungen anbetrifft, so habe ich.
unter 15 Transfusionen wegen schweren Blutverlustes mindestens
viermal einen befriedigenden Erfolg der Bluttransfusion vermißt.
‘In den anderen Fällen wurde der Blutverlust zunächst überwunden.
Die Indikationen waren recht strenge. Außerdem habe ich einmal
wegen chronischer Anämie (chronischer Kniegelenksepsis) trans-
fundiert; auch in diesem Falle war der Ausgang: ein guter. Weiter-
hin einmal wegen Hüftgelenksepsis; das Krankheitsbild wurde eher
nach der ungünstigen Seite hin beeinflußt. Haberland hält die
Transfusion mit für das beste Mittel gegen Sepsis. Theoretisch
kann ich mir die Wirkung als eine günstige, aber auch als eine
recht schädliche vorstellen. Definitiv gesund geworden sind, soweit
ich unterrichtet bin, von den 17 Transfundierten 10. Von den
Gestorbenen sind 3 bis 4 im wesentlichen ihrer Anämie erlegen.
Die anderen Verstorbenen sind an Infektionen zugrunde gegangen,
meist in der Behandlung von anderen Ärzten, zum Teil erst nach
Monaten. Bei einigen von diesen hat vielleicht eine Anämie noch
weiter ın verderblichem Sinne nachgewirkt.
Für den Fall des akuten Blutverlustes rate ich dringend, die
Transfusion — wenn überhaupt — dann so früh wie irgend
möglich vorzunehmen, mit der Einschränkung, daß die definitive
Wundversorgung, wenn irgend angängig, vorher zu erledigen ist.
Es ist sehr heikel, den wegen schweren Blutverlustes Trans-
fundierten alsbald zu operieren.
Daß das körperfremde Blut sich nach der Transfusion in
allen seinen Teilen ebenso verhalte wie körpereigenes, glaube ich
ebensowenig wie Coenen.’ Andere Gewebe pflegen nach einer
homöoplastischen Transplantation ihre volle Lebenskraft nur über
einige Tage zu bewahren. Bringt man z. B. einen Hautlappen
einer Maus A auf eine nicht blutsverwandte Maus B und beläßt ihn
dort, so geht er zugrunde. Transplantiert man ihn nach drei
Tagen wieder auf die Maus A, von der er stammte, zurück, so heilt
er glatt an. Läßt man ihn fünf Tage auf Tier B, so heilen nach
-e — ——.
Spender
welehe Si nn Be Peer mit dem Empfänger Se
waren. Auc 'ern- ® P
iragēn. uch Dayern- un estfalenblut haben sich übrigens gut ver-
!
der Reimplantation auf Tier A nur noch kleinere Teilstücke an.
Ausnahmen kommen nur im Falle engster Blutsverwandtschaft vor
' und auch dann sind definitive Anheilungen recht selten. Es spricht
vieles dafür, daß die Verhältnisse für die Haut des Menschen
| ähnlich liegen. Selbst wenn wir von besonderen Eigentümlich-
keiten des Blutes gegenüber anderen Geweben absehen wollten,
die nach der Ansicht von Morawitz die Möglichkeit einer
längeren Erhaltung des Blutes nahelegen (rote Blutkörperchen:
Mangel des Stoffwechsels und der Teilbarkeit; weile: Mangel der
Teilbarkeit), so dürfen wir also in Übereinstimmung mit Coenen
immerhin doch mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, daß das trans-
fundierte Blut sich, abgesehen von Einzelfällen besonderer Un-
stimmigkeiten zwischen Spender und Empfänger, über einige Tage
hält und vor allem an der Atmungsfunktion teilnimmt. Das
klinische Verhalten der Transfundierten stimmt gut mit einer
solchen Annahme. In Fällen schweren Blutverlustes pflegt es
aber zunächst darauf anzukommen, den Patienten über die ersten
Tage hinwegzubringen; allmählich macht sich dann die Regene-
ration eigenen Blutes geltend. Inwieweit die Transfusion auch
geeignet ist, die blutbildenden Organe des Empfängers anzuregen,
vermag ich vorläufig nicht zu übersehen. en:
Erwähnen möchte ich bier, daß ich eine Hämoglobinurie, wie
sie gelegentlich nach Bluttransfusionen vorkommt, bisher nicht
erlebt habe.
An der. Bluttransfusion ist also zweifellos etwas Gutes, aber
ihre Indikationen sollen ‘mit Vorsicht und kritisch gestelit werden.
Wer indikationslos darauflos transfundiert, schadet einer guten
Sache.
Den Wert der direkten Bluttransfusion gegenüber dem der
indirekten Blutübertragung (Natriumeitratblut — defibriniertes
Blut, abzuwägen, muß ich mir vorläufig versagen.
Für die Anfertigung der Zeichnungen bin ich Herm
Korpsstabsveterinär Hancke, Herrn Universitätszeichenlehrer
Häger und meiner Schwester, Fräulein Johanna Schöne;
zu Dank verpflichtet.
— 1.2. Senn
Aus der Medizinischen Universitäts-Poliklinik in Frankfurt a. M.
(Direktor: Prof. I. Strasburger).
Über larvierte Lymphogranulomatose')
(Typus spleno-mesaraicus).
Von |
Priv.-Doz. Dr. S. Isaac.
Unter den Erscheinungsformen der Lymphogranulomatose
(Hodgkinsche Krankheit) sind diejenigen Fälle von besonderem
Interesse, welche nicht mit manifesten Drüsenschwellungen ver-
laufen. Es sind dies vor allem jene Erkrankungen, welche vor-
zugsweise die retroperitonealen und mesenterialen Lymphdrüsen
betreffen, und bei denen andere Drüsengruppen ganz oder nahezu
unbeteiligt sind. Bestimmte hämoleukocytäre Syndrome (Anämie
mit Leukopenie), Fieber von meist recurrierendem Typus, emè
gewisse Kachexie, oft vorhandene Diazoreaktion sind meist die
einzigen Kennzeichen der Erkrankung. K. Ziegler (1) hat ın
seiner Monographie über die Hodgkinsche Krankheit derartige
Typen der Granulomatose als larvierte oder typhoide Formen be-
zeichnet. Außer in den erwähnten Drüsengruppen etablieren SI6
die granulomatösen Wucherungen auch in Leber und Milz, soda
letztere schon klinisch meist mäßig vergrößert ist, gelegentlic
aber auch einen derartigen Umfang erreicht, daß der Milztumor
das führende. Symptom ist und Veranlassung gegeben hat, solche
Formen als splenomegalische noch besonders hervorzuheben. Die
Vergrößerung der Milz im Verein mit den oben erwähnten an-
deren Phänomenen der Krankheit macht es begreiflich, dab sie
häufig mit anderen, ähnliche Symptomenkomplexe darbietenden
‚ Erkrankungen verwechselt wird. Am häufigsten wird sie zunächst
für Typhus gehalten, aber sie wurde auch mit Miliartuberkulos®
und chronischer Sepsis, oder bei durch Druck der Drüsen auf dle
Leberpforte.- hervorgerufenem Ikterus mit infektiöser Cholangit8,
oder schließlich bei vorderem peritonealen Erguß mit chronischer
tuberkulöser Peritonitis beziehungsweise Lebercirrhose verwechselt.
Ziegler berichtet in seinem erwähnten Buche über mehrere
eigene und die bis dahin in der Literatur beschriebenen Fälle der
1) Nach einem im Ärztlichen Verei Frankfurt am 3. Februar
1919 gehaltenen Vortrag. SARA E ET
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BL EEE TEEN DAR TIER
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| DEE: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. e E
l Fa z 3 ne ttio
Klinische Diagnose: Granulom der retroperitonealen in EIER
Here eigenartigen Erkrankung. In den letzten Jahren sind von | WE
he] Schwenkenbecher und Fischer (2), Rosenfeld (8), | und mesenterialen Lymphdrüsen.. N Jan et
ten. Esgpnik | 0. Meyer (4), Steiniger (5), Peiser (6), v. Jaksch (7), ‚.. Sektionsbefund (Priv.-Doz. Dr. Goldschmid): Malignes in- 1. | PRES
des Nesla l ` Rosenthal (8), Frank (9) und Wein berg (10) und Anderen fektiöses Gran.ulom:. Hochgradige Vergrößerung der retroperito- F et ae
mendi weitere charakteristische Beobachtungen mitgeteilt worden. pealen, portalen und epigastrischen Lymphdrüsen.: Mäßige Vergröße- RER
sehen walts f Im folgenden will ich über einen Fall berichten, der eben- | Tue ‚der linksseitigen cervicalen Lymphdrüsen. Porphyrmilz. T EE RI
lichkeit ehr n |. Leichter Grad von Granulominfiltration der Leber, besonders der peri- SREE: -47i
falls als Typ der Erkrankung gelten kann und dadurch noch be- | nheren Abschnitt Teil in F ı Knötchen. ` ee | || | ara
tk merkenswert ist, daß es möglich war, den betreffenden Patient a ee T
e Huri \ ; nöglic LT, trefi | Patienten | Subacute wenig ausgedehnte Dysenterie ‚des ‚Rectums in. Form 1 EH
Ders; von Beginn der allerersten Erscheinungen bis zu seinem Tode | flacher Ulcera im S Romanum und ziemlich gleichmäßiger Abweidung - fii apa T
TAA f ununterbrochen zu beobachten. \ ‚| der Schleimhaut; im Rectum leichter Grad von Wandverdickung. Trübe 11 A
el Es handelt sich um einen 82jährigen Soldaten, der früher nie uweL ung a et ‚Anämie. Akutes Emphysem der Lungen. Ji Be
a krank war und seit Beginn des Krieges dauernd im Felde stand, An- | Subacute eltrige Bronchitis. Vereinzelte bronchopneumonische Herd- 11 ERRE E
fangs April 1918 erkrankte er bei der Truppe mit Fieber und zahl. |; chen im Unterlappen. 0 ae E SEAN pR a
reichen schleimig-eitrigen Durchfällen. Ä | | | ‚Mikroskopisch fand sich ein typhöses Granulationsgewebe mit TO ATEN
12. April 1918. Aufnahme ins Kriegslazarett. Mittlerer 'Ernäh- | 72blreichen Riesenzellen. . Bin: Impfversuch wurde nicht gemacht. I HETER
rungszustand. Blasses Aussehen. Brustorgane: ohne Besonderheiten. In dem geschilderten Falle handelt es. sich also -um ein PIERI P
Abdomen nicht aufgetrieben, nirgends druckschmerzhaft. Milz nicht | Granulom der abdominalen Lymphdrüsen bei fast völligem, Freisein IE wa
vergrößert. Stuhl enthält -Eiter und Schleim, . | der übrigen Drüsen. Außerdem waren Milz und. Leber ‚von den eg.
Fieber in, das Bis Bade Mai anhält und im ganzen einen remikte. | Brnuomatäsen Wucherungen in mäßigem Grade betroffen, wenn 1 E N
an Oaa ; Tak: 8 AARD TOMI letzteres sich auch klinisch nicht manifestierte. .In einem änderen 13. H: i
cter zeigt (siehe Kurve). In dieser Zeit sehr häufig Falle. den ich!) frü lizierte.‘ war die Verrrößftune d I r
Beimengung von Schleim und Eiter zu den meist breiigen Faeces, | 744°, den IC ) früher kurz publizierte, war die OTBTOSSLUUB QX 1 REL
Beim Stuhlgang selbst keine Schmerzen. Stuhluntersuchungen ergeben | Milz das prominente Symptom, daneben waren äber auch; wie die FO here
stets ein negatives bakteriologisches Resultat. En Sektion ergab, die übrigen Drüsen des Bauches wesentlich mit- 1 ee
Ende Mai Verlegung in ein Heimatlazarett. beteiligt. Es handelt sich also um ein einheitliches Krankheits- EMRE I S
| Be ea bild, welches durch den.auch vn > [O EFG.
April Mal cuak 2 Juli | guet September Oktober ‚noreuber | Rosenth a l (2) gebrauchten Namen ; E SRE TA
Be LEE EE - IE Tut; _ Lymphogranulomatosis spleno-mesa- ATES,
Had a PAPA A BB BND RD O A hea Tl L AE ER, raica gut charakterisiert wird, Die AA E o ORE
3 DE en tt splenomegale Form stellt "demnach MNE S ARE
ILL TH] RUN BE HHHH nur eine besondere Verlaufsart der Pi ii R O
| T SEN "Erkrankung dar, die allerdings der 1:
‚ In den Monaten Juni. und Juli wechselten kurze fieberfreie | Diagnose weit geringere Schwierigkeiten bereitet,. als die’Fälle, in Lied LA o
Perioden mit solchen leichten Fiebers. Stuhlgang dickbreiig, enthält | denen, wie in dem unserigen, eine naghweisbare Milzvergrößerung Tel
gelegentlich etwas Blut und Schleim. ta nicht vorhanden ist. . | a p | al en =
a each Daher sa nalen a teen | TOO zeigen auch letztere. eine Reihe von Symptomen, ao
Bar und BED FAR RISAST Iche als äußerst prägnant angesehen werden müssen. =< ` `’ | BRIE E oe i
‚ zurückgeht, um kurze Zeit danach wieder zuzunehmen. wen pr 8 8 = ne Mash nl.) ee
Ä Im August zeigt das Fieber eine größere Intensität. Die Drüsen | , Zunächst das Verhalten .der Körpertemperatur. Die Krank- 1, EEE
nal . der linken Halsseite sind wieder stark geschwollen und .schmerzhaft, | heit setzte in unserem Falle akut mit Fieber ein, das zunächst Ban...
~ zeigen Ende des Monats sogar Fluktuation; sie werden laut Kranken- | ein remittierendes war, in der Folge einen leicht recurrierenden | go ee
i „geschichte für tuberkulös gehalten. Charakter zeigte und in den letzten vier. Wochen des Lebens den Ritt ee
| ER: ums September Rückgang des Fiebers (vom 1. bis 12. Sep- | voll ausgebildeten Typus der Recurrens darbot, insofern längere, e o DO
äurückgebil de fieberfrei); auch die Drüsenschwellung hat sich ganz gäuzlich fieberfreie Perioden mit solchen hohen Fiebers ab- an or
| 5 Mitte September setzt wieder eine fieberhafte Periode ein. An wechselten, ‚Gerade dieser Fiebertypus ist für ‚die vorliegende EENI i oo
beiden Halsseiten sind ganz kleine Drüsen fühlbar. Er wird in eine Form der (Granulomatose besonders charakteristisch; m kommt ae iian
Beobachtungsabteilung für Lungenkranke verlegt, von dort aber, da natürlich auch bei der generalisierten. Erkrankung vor.. Bekannt- , MAER: i ie
sich keine Anhalt e fü i . der Di lich hat Ebstein, der 1887 in Deutschland wieder die- Auf- EDTA E i ABS
m ‚eine Anbaltspunkte für Tuberkulose ergaben, unter der Diagnose aa : A E . i o | BEN A
= - fezidivierender Typhus in die Infektionsabteilung des Reservelazaretts V | merksamkeit auf derartige Fälle lenkte, diese damals in Unkennt- rin. | re
y Pr (Städtisches Krankenhaus) zu Frankfurt verlegt, FI Ä nis ihrer später erst durch Paltauf und Sternberg fixierten ni). E
1 u 5 BE baa Aufnahme am 29. September 1918. Mann in mittlerem Er- | Stellung im nosologischen System als chronisches Rückfallfieber a, y MARR
jal T Sa Haut und Schleimhäute blaß. Ganz leichte Ver- | bezeichnet, Ähnliche Fieberkurven finden sich nun allerdings AENA GES; :: 't,:
Dar a a aa aa enhen oine weent | aueh bei anderen Krankheiten, z B.. bei der Endocarditis lenta o
f liche Veränderungen Abdomen obne Besonderheiten Milz nicht ver- | pei der Carcinose der Bauchorgane; doch dürfte die Unter- u
ie größert. Das vorher hohe Fieber ist wieder im Abklinsen begriffen, | Scheidung dieser keine Schwierigkeiten machen. In ganz seltenen. 202 1 T
| Diazoreaktion sch Free g Siehe | Fällen kann ein mehrfach rezidivierender Typhus ähnliche Tem- a RE
é Tabelle schwach positiv. Pirquet negativ. Blutbefund siehe n K | | p MADONE » EIA G CARERE
ji! en a. | . | peraturbilder erzeugen. Hat: doch gerade während des Krieges EEE:
Mi. Armeen An ai Oktober fieberfrei. Am 17. Oktober unter staffel- | der Typhus, wie auch 'Krehl hervorhebt, eigenartige protrahierte PEO :
1 zuerst remitti ae Be Temperatur erneutes aussen Eon leben, Aas Verlaufsformen gezeigt. Wenn ‚daher die lavierte Granulomatose En MOSNI
j solche bis zum Poga oe ille ich in eine Continua übergeht und als | besonders in fieberhaftem Stadium häufig zunächst für Typhus EL:
g! -` 29. Oktober. Diazo ob T | : abdominalis gehalten wird, so dürfte doch gerade hier die. bak- EA: e
A ; . probe schwach positiv. j ° alt: es aa. T |
J „28. November, In den letzten Wochen zahlreiche uncharakte- | teriologische Untersuchung bald auf den richtigen. Weg führen. PARRE >, .
‚ Nistische Durchfäll Sufis mit las Hahei [fehr- | Wodurch der geschilderte eigenartige Fiebertypus hervorgerufen - SET VER
N fach Erbrechen. Le? häufig mit leichten Schleimbeimengungen. Mehr- SuSE geschl & ge r pus gerute a. MARR:
i nie e aa en, Leib etwas aufgetrieben, nirgends schmerzhaft. Milz | wird, ist noch nicht ‚bekannt, Bemerkenswert ist, daß in den. er t.
| SE De vergrößert. as i l Fällen, in welchen die sicht- und fühlbaren Lymphdrüsen be- ASN | ein
] immer frei. m 8 ae des dauernden hohen Fiebers Sensorium | teiligt sind, gleichzeitig mit dem’ Anstieg des Fiebers eine stärkere FE...
| Erbrechen, Leib auf es Tagen quälender Singultus, parole un Schwellung: derselben beobachtet wird. In der ersten Fieber- ' HPR: =
fi Supraclaviculargrube ae Sn ehr Diipa DEN. F un nn periode vergrößerten sich auch in unserem Falle die sonst nur AUT.. PARRE
' èche bakteriologische Latefenehunzen ea Alites und Be Stuhles | wenig geschwollenen : linksseitigen Supraelaviculardrüsen, ‘einmal PET T AO
: Se 5 = | so stark, daß der Eindruck der Fluktuation hervorgerufen wurde, A. oii
I. tiert ee die zu verschiedenen Zeiten erhobenen Blutbefunde orien- | Wahrscheinlich stehen, worauf schon Senator hingewiesen hat, PiE RAEI
| | abelle. Ä o die einzelnen Fieberattacken zur Entwicklung neuer Drüsenherde o ar
í | Mega > in ak | | | ne en a.
| Hb, | Erythro- | Leuko- | Polyn. |Lympho-| Mono- |Eosino-| Mast- Weiterhin ist gerade für die spleno-mesenteriale Form ein EPICTIA RERERISGS
Kiei ten | Septen. | esum | eyten | ne | zelen | bestimmter Blutbefund sehr ‚charakteristisch. Nach zahlreichen 2 7 MRPAD
9.09, | | - - | Beobachtungen gehen die generalisierten Formen -mit einer, ‘oft AEE:
E als | — | 270 Dh RN S r E — j| sehr beträchtlichen, gelegentlich mit Eosinophilie ‘verbundenen, : ORE = o
2 10: 1018 = 32 2000 Ne eg | > | -p | 5 | 2 | neutrophilen ‘Leukocytose unter Verminderung -der- Lymphocyten IRAE S Re Eu p A
OE E SE RE Ee 1) B, kl. W. 1912, Nr. 42. D ARRE
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.. so ist, soweit das Blut
‘ Fällen höchste Grade erreichen kann.
{1819 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
Letzteres ist begreiflich wegen der weitgehenden Zer-
die hohen Leukocytenwerte er-
einher.
störung Iymphatischen Gewebes;
_ klären sich leicht aus der Tatsache, daß es sich um eine ent-
zündliche Infektionskrankheit handelt, die natürlich ganz allgemein
zur Vermehrung der Leukocyten führen kann, Ganz anders ist
der Blutbefund bei der in Frage stehenden Form der Granulomatose.
In unserem Falle bestand sowohl in den letzten fieberfreien als
auch fieberhaften Perioden eine sehr deutliche Leukopenie. Eine
solche habe ich auch in dem erwähnten früheren Falle beobachtet.
Ziegler hat schon betont, dab gerade die abdominalen Formen
des Granuloms ein derartiges Verhalten der weißen Blutkörperchen
zeigen. Auch Nägeli schließt sich dieser Ansicht an. Sieht
man die in der Literatur verzeichneten Fälle daraufhin durch,
untersucht wurde, fast stets eine Ver-
minderung der Leukocyten angegeben, und in einer Reihe der in
den letzten Jahren veröffentlichten Fälle findet sich dieses Ver-
halten bestätigt. Die Leukocytenzahl erreichte oft \Verte von
900 bis 1000 pro Kubikmillimeter.
Es kann sich daher bei der Leukopenie nicht um einen
Zufallsbefund, sondern nur um ein gesetzmäßiges Verhalten handeln.
Es ist daher auch unwahrscheinlich, daß ein Erschöpfungszustand
des Knochenmarks oder der Einfluß die Leukocytenzahl herab-
setzender Mittel (Arsen) hierfür verantwortlich zu machen ist. Es
kommt vielmehr etwas anderes in Frage. Schon vor einigen
Jahren habe ich!) bei einer Besprechung einer. anderen Er-
krankung der Milz, dem Morbus Banti, darauf hingewiesen, daß
in der auch hier vorhandenen Leukopenie bestimmte pathologische
Beziehungen zwischen erkrankter Milz und Knochenmark zum
Ausdruck kämen, derart, daß von ersterer Einflüsse auf das
Knochenmark im Sinne einer Hemmung seiner Tätigkeit ausgeübt
würden, und schon damals betont, daß auch bei der abdominalen
Granulomatose etwas Ähnliches in Frage käme. Vor kurzem hat
sich E. Frank dieser Ansicht angeschlossen und in einer sehr
interessanten Studie weitere Aufklärungen gebracht. Er zeigte,
daß bei einer Reihe ganz heterogener, aber mit Leukopenie einher-
gehender Krankheitsbilder, Kala-Azar, Typhus, abdominaler Lympho-
granulomatose, Morbus Banti und anderen Splenomegalien für die
Verminderung der Leukocytenzahl im Blute eine einheitliche Ur-
sache anzunehmen sei, eben eine von der Milz ausgehende Wir-
kung aufs Knochenmark. Diese soll hervorgerufen werden durch
eine die specifischen Gewebsveränderungen begleitende Hyperplasie
der Pulpazellen der Milz. Letztere produzieren nach Frank, ab-
gesehen von ihrer phagocytotischen Tätigkeit, noch besondere
innersekretorische Stoffe (Leukosplenine), welche vor allem die
leukopoetische Tätigkeit des Marks hemmend beeinflussen be-
ziehungsweise aufs höchste schädigen können. In den meisten
Fällen äußert sich das eben in der Leukopenie, in schweren
Fällen in fast völligem Schwund der Leukocyten (Aleukia splenica).
Öfter kommt dazu noch eine hochgradige Anämie, die in einzelnen
> Dies ist —- wenigstens für
die Granulomatose — jedoch die Ausnahme. Meist ist, wie auch
in unserem Falle, die Anämie eine mäßiggradige, was durch eine
geringere Affinität der hypothetischen Splenine zum erythro-
blastischen Teile des Markes bedingt sein mag.
= Wenn nun auch in unserem und in anderen Fällen trotz
nicht sehr beträchtlicher Milzvergrößerung eine deutliche Leuko-
penie besteht, so ist dies, wie auch Frank hervorhebt, leicht da-
durch AN erklären, daß neben der Milz in den abdominalen Lymph-
drüsen noch eine große Zahl splenoider Bildungen vorhanden ist,
er natürlich den gleichen Veränderungen wie die Milz unter-
jegen.
Sind nun auch in einer Reihe von Fällen allgemeiner Gra-
nulomatose auch der peripheren Drüsen trotz weitgehender Betei-
ligung von Milz und abdominalen Lymphdrüsen sehr hohe Leuko-
cytenwerte vorhanden, so erklärt sich das wohl durch die Über-
legung, daß die von den peripheren Lymphdrüsen ausgehenden
leukotaktischen Reize stark genug sind, um die hemmenden Ein-
flüsse zu überwinden. In Fällen, wo das Knochenmark nicht nur
funktionell gehemmt, sondern schon anatomisch geschädigt ist
kommen wohl auch hier keine Leukoeytosen mehr zustande. Mögen
auch diese Darlegungen noch manches Hypothetische haben, so
darf man doch sagen, daß die Leukopenie als ein integrierender
Bestandteil des Krankheitsbildes der abdominalen Granulomatose
anzusehen ist.
Neben dem Fieber und dem Blutbefunde scheint das Ver-
<<
1) 1. c.
abdominalen Granulomatose können gelegentlich
Rolle spielen. In dem von uns geschilderten Falle erkrankte der
Patient plötzlich mit schleimig-eitrigen Durchfällen; (€
sich später hin und wieder ein und traten besonders in der letzten
Periode heftiger auf, ohne jedoch jetzt ein charakteristisches Aus-
sehen zu haben. A ;
mesenterialen Form, sondern sie kommen nach Ziegler in etwa
350/, aller Fälle von Granulomatose vor. í
diese meist im Beginn der Erkrankung auftretenden Durchfälle,
wie Ziegler meint, häufig ihre Entstehung ähnlichen exsuda-
tiven Reizzuständen verdanken, wie sie sich auf der Haut in Ge-
stalt verschiedener Exantheme abspielen. m Falle
den allerdings bei der Sektion im untersten Darmabschnitte ältere
dysenterische Prozesse mit Geschwürsbildung festgestellt, die als
Ursache sowohl der anfänglichen eitrigen Durchfälle wie auch der
später wieder aufgetretenen Darmstörungen aufgefaßt werden mussen.
Es hat sich hier wohl nieht um echte Ruhr gehandelt,
13. April.
halten der Diazoreaktion kein ganz konstantes zu sein; immerhin
ist ihr Vorhandensein von einem gewissen differentialdiagnostischen
Werte.
in dem im allgemeinen relativ symptomenarmen Verlauf der
Durchfälle eine
diese stellten
Diarrhöen finden sich nicht nur bei der spleno-
Es ist denkbar, daß
In: unserem Falle wur-
sondern
um sekundäre Veränderungen der Darmschleimhaut, wie sie ‚auch
früher z. B. von Ziegler und Schur vereinzelt beschrieben
worden sind.
im Darme als Ursache enteritischer Erscheinun
jedoch sind bisher nur
Darmes beschrieben worden [Eberstadt (11), Weinberg].
Im Gegensatz,
adenosen ist gerade für die Granulomatose charakteristisch, daß der
Waldeyersche Schlundring und die Iymphatischen Apparate des
Darmes von dieser fast nie befallen werden.
Schließlich wäre auch an granulomatöse Prozesse
gen zu denken;
ganz spärliche Fälle von Granulom des
zu den leukämischen und aleukämischen Lymph-
Möglicherweise gibt die Vereinigung von schwereren Darm-
erscheinungen mit abdominaler Granulomatose, wie sie in unsereM
Falle bestand, einen Hinweis auf
heitserregers, die hier wohl in den Darm zu verlegen 1st.
die Unterschiede im Befallensein der einzelnen l
machen es wahrscheinlich, daß die Noxe auf verschiedenen Wegen
in den Körper gelangen muß. Über die Natur der letzteren, 1NS-
besondere inwieweit die Tuberkulose bei |
Krankheit mitspielt, ist, wie auch aus den vorjährigen Referaten
von Kraus und Lubarsch hervorgeht, ein
die Eintrittspforte des Krank-
Schon
Drüsengruppel
der Entstehung der
abschließendes
Urteil noch nicht möglich.
Literatur: 1.K. Ziegler, Die Hodgkinsche Krankheit. (Jena
1911.) — 2. Schwenkenbecher und Fischer, M. m. W. 1910, S. 220. ~
3. Rosenfeld,
Bd. 8. — 5. Steiniger, Inaug.-Diss.
1918, Nr. 42. — 4T. v. a
thal, B. kl. W. 1913, Nr. 51.— 9. Frank, ibidem 1916, Nr. 21. — 10. W ein
berg, Zschr. f. klin. M. 1918. Bd. 85. — 11.Eb erstadt. Frankf. Zscht- !
B. kl. W |
— 6. Peiser, M B
(Jena 1911. riS Rosen-
Jaksch, Arch. f. klin. M.,
Path. 1914.
- -œ -
. Aus der Deutschen Universitäts-Augenklinik in Prag
(Vorstand: Prof. Dr. Anton Elschnig).
Ein Fall von subretinalem Cysticercus.
Von
Dr. Lucie Oesterreicher, Abteilungsassistentin.
l Durch die Kriegsereignisse hat die Zahl der Fälle von CJ-
sticereus des Menschen wieder bedeutend zugenommen, nachdem
derselbe im Frieden zufolge der Einrichtung der obligatorischen
Fleischbeschau in den achtziger Jahren des vorigen J ahrhunderts
und zufolge der Hygiene der Schlachthäuser in den Kulturländern
sehr selten geworden war. In den Jahrzehnten vorher kam nat
den Erfahrungen v. Graefes und Hirscehbergs etwa ST
Fall auf je 1000 Augenkranke in Berlin, während Hirseh-
berg in den Jahren 1886 bis 1889 unter 30 000 Augenkranken
nur einen einzigen Fall, in den folgenden sechs Jahren Un .
50 000 nur zwei, Sattler in Leipzig unter 90 000 Augenkranke
auch nur zwei Fälle beobachten konnte. In der Innsbrucker
Augenklinik wurde nach der Angabe v. Herr enschwand®
1916 in den letzten 16 Jahren unter einem Krankenmaterial 2
80 000 kein einziger Fall beobachte. Auch in Uh thofl
Krankenmaterial, vielen tausenden Patienten, kam seither kein
Fall von Cysticercus vor, während er vorher unter etwa 1000 Auge
kranken je einen Fall von intraocularem Cysticercus gesehen ha 4
Durch den Krieg hat sich die Statistik ganz bedeutend geändert.
.— 4. 0. Meyer, Frankf. Zschr. 1. Path. pir:
|
retinae zur Aufnahme kam. Der Extraktionsversuch gelang nicht, einige
am linken Augapfel, die in den letzten. 14 Tagen stärker gewachsen
= Tumor von 16 mm im horizontalen, 14 mm im vertikalen Durchmesser,
‚glatter Oberfläche; die Bindehaut darüber verschieblich, stellenweise
stärker vascularisiert. Es wurde die Diagnose „eystischer Tumor“ ge- -
könne, ausgesprochen, . welche durch die Untersuchung des in Lokal-
:tivale Oysticerken
all ungewöhnlich ist durch seine besondere Größe
und durch das völlige Fehlen der Entzündungserscheinungen trotz län- |
gerem Verweilen des Blasenwurms, war der zweitgenannte Fall. in
Seinem Ausse
sub
‚Subeonjunctivalen Abscessen an diese Ätiologie zu denken ist.
Lystice
im vierten V
ereits somnolentem Zustande in die Klinik eingebracht
i Ysticercusblase erwies. nr ekg
ticercus hat Prof. Elschnig nur
P ;
en J lse hnig die Wahrscheinlichkeitsdiagnose gestellt hatte,
Später r nicht operiert wurde; das Auge wurde zwei ‘Monate
Wöhrknücleiert. Die anatomische Untersuchung ergab den ge-
` Cereus in bi
1n webi
— degewebi
finnen,
1919: — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 15. 861
in-der Aderhaut, zum Teil das Bild der „sýmpathisierenden“ Ent-
egscysticerken sind
| zündung. , Alle Augen mit Oysticercus gehen bekanntlich in dieser
Die bisher veröffentlichten Fälle von Kri
folgende: |
Š Carsten (2), subretinaler Cysticercus, : April 1916 am rechten
Auge erkrankt, Entfernung der Blase aus dem mittlerweile erblindeten
Auge mit Erhaltung des Bulbus. Der Kranke hatte eine Tänie.
v. Herrenschwand (8): zwei ‚Soldaten der Universitäts-
Augenklinik Innsbruck mit subretinalem Cysticercus. In beiden Fällen
konnte der Cysticercus mit Erhaltung des Bulbus extrahiert werden,
Sehschärfe = Fingerzählen Y m, beziehungsweise exzentrisches Finger-
zählen. In beiden Fällen fanden sich Tänienglieder im Stuhle, konnte
eine Taenia saginata abgetrieben werden. 1917 beschrieb Carsten (4)
einen zweiten Fall von subretinalem Cysticercus; extrahiert, Sebschärfe
lis. Kein Bandwurm, auch keine Cysticerken in den Muskeln und
unter der Haut, welchen Befund Pichler?) öfter erheben konnte.
Schieck (5) demonstrierte 1917 in Halle a. S. Abbildungen von
drei Fällen: von intraokularem Cysticercus, in denen. die Blasen ent-
fernt wurden. oo |
Uhthoff (6) berichtet über drei Fälle von intraokularem Cy-
sticeercus. In zwei Fällen wurde der Cysticercus mit Erfolg und mit
Erhaltung des Bulbus ohne Sehvermögen extrahiert, beim dritten Falle
wurde die Operation nicht ausgeführt. Ein Bandwurm ließ sich bei
keinem der drei Patienten nachweisen. ~ | |
Stock (7) berichtet aus der Universitäts-Augenklinik in Jena
über einen Fall von Cysticercus subretinalis, der erst mit totaler Ablatio
Endlich als Krie
Fall subretinaler Lokalisa
tion, der seit 1890 an der Klinik in Prag
P. G., Kk. u. k; Oberst, 51 Jahre alt.
. der Diagnose Sarkom der Chorioidea der Klinik zugesendet. |
` Anamnese: Drei Wochen vor Spitalsaufnahme spinnwebenartige
Trübungen vor dem rechten Auge, vier bis fünf Tage vorher stärkere
Abnahme des Sehvermögens. Sehschärfe rechts 6/18, links %. _
Status praesens: Gut genährtes Individuum, somatisch sonst.nor-
mal. Angeblich selbst nie an Bandwurm ‘gelitten. Stuhluntersuchung
und interner Befund (Prof. Přibram an der Klinik v. Jaksch)
negativ. . | | | i |
' ‚Rechtes Auge: Äußerlich normal; zarte Glaskörpertrübungen.
Papille normal, aber Arterien. und Venen stark erweitert. Nach außen
oben von der Papille 21/2 PaD. von derselben entfernt, findet sich eine
bis etwa. 15 Dioptrien hohe, ziemlich streng umschriebene, blasenför-
mige, ovale Abhebung der Netzhaut, im längeren Durchmesser (in
Stellung annähernd 45° internationales Schema) etwa 4 PaD., in darauf
‚senkrechten (in der Richtung. genau 135° internationales Schema zur
Papille gelagert) etwa 8 Dioptrien. Die Ablösung ist peripherwärts’
vollkommen scharf, aber nicht. überhängend begrenzt, papillenwärts
leicht überhängend begrenzt und schließt sich in dieser Richtung un-
J]. genau nach unten eine flache Ablösung der Netzhaut an, .. welche aber
weder die Papille, noch die Foveagegend erreicht. Die Netzhaut über
der stärksten Abhebung. zeigt eine graurote Farbe mit feinen glitzern-
den Fleckchen. Die Gefäße darüber vollkommen scharf. Ungefähr in
der Mitte der Abhebung sieht man einen weiß durchschimmernden,
länglichen, annähernd in der Richtung der kleinen Achse der ellip-
tischen Abhebung gestellten Körper, der im Laufe der Beobachtungen
um sein papilläres Ende langsame Bewegungen ausführt. An der Blase
‚selbst sind in ziemlich gleichmäßigen Abständen Bewegungen sichtbar,
welche die Konfiguration der Blase ändern. Diese erinnern lebhaft an
die Veränderungen, die man bei schwimmenden Quallen beobachtet.
Knapp unter der Fovea, die stharfrandig in der graulichen Netz-
haut markiert ist, sitzen drei kleine, nierenförmige hellrote Fleckchen.
Am 11. Juli wurde der Cysticercus extrahiert (Prof. Elschnig).
- Operation: Äthernarkose und Cocain lokal. Typischer Krönlein
mit der Kreissäge, nach Emporschlagen der Tränendrüse wird der*Reetus
externus 10 mm hinter seiner Insertion provisorisch durchtrennt, durch
: die Bindehaut und die Sehne des Rectus externus eine Zügelnaht durch-
geführt, mittels der der Bulbus stark nach vorn und innen unten ge-
zogen wird. Dicht an den hinteren Anteil der freiliegenden Sehne des
Obliquus superior wird 5 mm vom Optieus entfernt in der Richtung des
äußeren schrägen Meridians (155°) die Sklera in einer Längenausdeh-
nuog von 8 mm ineidiert und sofort entleerte sich, bevor noch die
Chorioidea incidiert wurde, eine leicht fadenziehende, wasserklare Flüssig-
keit (flüssiger Glaskörper?). Die Skleralwunde wurde ‚durch‘ Häkchen
auseinandergezogen und stellte sich darin die Chorioidea bläsen-
förmig ein. | | ! N a ESA
| „Incision derselben parallel der Skleralwunde fördert. sofort den
Cysticercus heraus. Skleralwunde wird nicht genäht. Normale Ver-
sorgung des Bulbus und der Krönleinwunde.
18. Juli erster Verbandwechsel. Auge vollständig reizlos, Finger
werden gezählt. Unter ganz normalem Verlauf. bessert sich die Seh-.
schärfe wesentlich. TO
nt entlassen. Sehschärfe 8/s mit + 2 Diop-
9. August wurde Patie
Noch Gesichtsfelddefekt innen unten .bis 20° (vor der-Operation
trien.
bis 11°). Die Netzhaut liegt allenthalben an. Im Bereich des früheren
Cysticercus ein großer weißer Herd mit Streifenblutungen im unteren
Rand. Nach unten: davon in der bis zur Papille heran leicht getrübten
Netzhaut oberhalb des horizontalen Meridians eine kleine Chorioidal-
ruptur mit umgebender Blutung. Fovea in der zartgrauen Netzhaut
deutlich markiert. Am oberen Papillenrand größere streifenförmige
Blutung. Im Glaskörper flottierende Trübungen. =
Die Operation auch des weit hinten sitzenden subretinalen .
Cysticercus ist heute durch die Verbindung mit der Krönleinope-
ration außerordentlich vereinfacht und bietet dadurch auch eine
Monate später Enucleation des schrumpfenden Bulbus, in dem der Cy-
sticereus anatomisch festgestellt wurde. Ä
1918 wurde von Szymanowski (8) ein Fall von intraoku-
larem Cysticereus publiziert, der, 'nachdem er schon zu einer sekun-
dären Ablatio retinae geführt hatte, mit Erhaltung des Bulbus ex-
trabiert wurde. R |
An unserer Klinik selbst wurden in den letzten elf Jahren an
unserem großen Material. von annähernd 100000 Kranken nur zwei
Fälle von subconjunctivalem Cysticercus beobachtet und ein Fall im
vierten Ventrikel. “Einer. davon wurde von Steinhard (9) publiziert.
23jährige Patientin, seit etwa 212 Monaten eine kleine Geschwulst
war. Hat nie an Bandwurm gelitten.
Im äußeren unteren Quadranten des linken Bulbus cystischer
der das Unterlid verdrängte, von gleichmäßig derber Konsistenz und
stellt und die Vermutung, daß es sich um einen Cysticercus handeln
anästhesie exstirpierten Tumors bestätigt wurde. :
n einem zweiten an der Klinik beobachteten Falle findet sich
I
im äußeren oberen Quadranten des linken Auges ein intensiv entzünd-
licher fluktuierender Tumor, in diesem Falle mit den für subconjunc-
charakteristischen entzündlichen Erscheinungen.
Während der erste F
hen vollständig charakteristisch. Es.scheint.ja, daß der
conjunctivale COysticercus frühzeitig stärkere Entzündungserschei-
Aungen verursacht und vereitert, sodaß bei allen nichttraumatischen
In der umfangreichen Statistik Ballabans (11), die 824 Fälle
von Cysticercus umfaßt, finden. sich 55 Fälle von subeonjunctivalem
i rcus. Subchorioideal und in der Hornhaut (Appier 1858) wurde
er Cysticercus bisher nur ein einziges Mal gefunden. |
Cysticercus
Der von R. Salus (12) publizierte Fall von
entrikel betraf einen 25 jährigen Bergmann, der am
3. Juni 1908 in b
wurde. Mit Rücksicht auf die klinischen Symptome, kombinierte Augen-
Bi ellähmungen mit Retractionsbewegungen der Bulbi bei versuchten
eines o gungen, hochgradige Stauungspapille, wurde die Diagnose
2 umors in der Gegend des Aquaeductus Sylvii, vielleicht Cysti-
„us gestellt, Neun Tage nach der Einlieferung starb der Patient
epanation am Stirnbein. Der Sektionsbefund ergab eine
Dach Palliativtr
che lange, 3 mm im Durchmesser haltende, von einer zarten durch-
einenden Wand bekleidete Blase, im Aquaeductus Sylvii, die sich
01 der mikroskopischen Untersuchung (Prof. Magulies) als eine ; s HA
2 genaue Lokalisation und vollkommene Aseptik der. Operation.
Bezüglich ersterer möchte ich nur anführen, daß sowohl Gesichts-
feld als auch ophthalmoskopischer Befund in aufmerksamster
‘Weise zu beachten sind. - Die Art der Lokalisation ist am besten
aus den Ausführungen Czermäks?) ersichtlich und wurde auch
in unserem Falle die vollständig zutreffende Lokalisation nach den
dort angegebenen .Gesichtspunkten vorgenommen. ,
Literatur: 1. Marquez und Pithaluga, Sobre un eisticere
del eristalino kumano. (Arch. de Oft. bisp.-americ. 1915, S. 349.) — 2, Car -.
sten, Ein Fall von Oysticereus subretinalis. (Zschr. f. Aughlk. 1916, Bd. 86,
dei po intraokularem Cys
„c1 tälle gesehen,. einen Fall von -lebendem Cysticercus im Glas-
ben an der Klinik Fuchs in Wien, einen zweiten Fall von
einalem Cysticereus an der Klinik Schnabel, in dem
W [4
Öhnlichen Befund: totale Netzhautablösung, Einhüllung des Cysti-
ge Membranen und schwerste Iridocyclitis
l- und Haut- 1) © z ermaks Augenoperationslehre, Il, Auflage. Siehe Bd. 2.
Kig - | Herausgegeben von Elschnig. ` SEs. Dr
1 ° E <
W chler, Klinische Beobachtungen über Muske
KL W, 1911, Nr.11) .-
Weise zugrunde.. _ | =,
gsfall nachstehende Beobachtung, der. erste
beobachtet wurde. l
Wurde.von auswärts mit
wesentlich erhöhte Sicherheit. Maßgebend. ist ausschließlich die
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369 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
13. April.
S. 203.) — 8. v. Herrenschwand, Zwei Fälle von subretinalenı Cysticereus.
(W. kl. W. 1916, Nr. 42.) — 4. Carsten, Ein weiterer Fall von Cysticercus
subretinalis. (Zschr. f. Aughlk. 1917, Bd.38, S. 296.) — Schick, Cysti-
cercus intraocularis. (M. m. W. 1917, Nr. 84, S. 1113.) — 6. Uhthoft, Bei-
träge zur ap o ATSU des Ophthalmologen bei Kriegsteilnehmern. (Klin.
Mbl. f. Anp 1917, April-Juniheft). — 7. Stock, Ein Cysticereus im Glas-
körper. (Ebenda, 1918, Bd. 10, S. 791.) — 8. Szymanowski, Einwirkun
des Krieges auf die Augenerkrankungen in der Heimat. (D. m. W. 1918,
Nr. 33, S. 913.) — 9. Steinhard, Ein Fall von Cysticereus subconjunctivalis.
: (M. Kl. 1909, Nr. 4) — 10. Talko, Oysticereus des Auges in Polen. (Postemp
okulisryezny 1910, Nr. 3, 4, 5.) — 11. Ballaban, Beitrag zur Kenntnis der
Erkrankungen des Glaskörpers. (D. m. W. 1900, Nr.43, S. 2018 und Nr. 44,
S. 21708) — 12. R. Salus, Über erworbene Retractionsbewegungen des
Auges. (Arch. f. Aughlk., Bd. 68, S. 61.)
Ein Carcinomnest in Frankreich‘),
Von
Dr. Albert Knapp,
fr. Direktor und Privatdozenten.
Während meiner Tätigkeit als Kommandanturarzt in
Solesmes zwischen Le Cateau und Denain bei Valenciennes
wurden auffallend viele Gesuche um Bewilligung von Milch für
angeblich Careinomkranke von der französischen Bevölkerung an
mich - gerichtet. Da meine Kontrölluntersuchungen ı angeblicher
Diabetiker und Nephritiker ergeben hatten, daß von den in Zeug-
nissen französischer Ärzte und Apotheker als zuckerkrank be-
zeichneten Personen nicht eine einzige Zucker, von den angeblich
Nierenkranken nur die Minderzahl Eiweiß im Urin aufwies, dachte
ich zunächst an eine Mystifikation, bis mir von Dr. Bombart
in Solesmes versichert wurde, daß dort der Krebs zu den
häufigsten Krankheiten gehöre. Mit Hilfe französi-
scher Behörden, Standesämter, Ärzte und Geistlichen stellte ich
zuerst für Solesmes, dann mit Unterstützung des A.O.K.2 in
einem größeren Bezirk der 2. Armee Untersuchungen an, die
ein überraschend interessantes Ergebnis hatten. Leider sind fast
alle meine Vorarbeiten, Tabellen, Ortspläne und Akten, die ich in
‚wochenlanger mühsamer Arbeit gesammelt und mit der dankens-
werten Unterstützung der Ärzte Dr. Bombart in Solesmes, Dr.
Tison in Neuvilly, Dr. Brulant in Saulzoir und Anderer an-
gelegt hatte, auf dem Rückzug verlorengegangen. Doch kann ich
wenigstens einen Teil der interessantesten Resultate mitteilen.
Solesmes liegt an der Selle, die ungefähr von Süden nach
Norden fließt, aus dem Hügelland südlich von Le Cateau entspringt
und bei Denain sich in die Schelde ergießt. Sie bildete mit dem
sie begrenzenden Höhenzuge im Sommer 1918 die sogenannte
Hermannstellung. Von Ost und West wird die Stadt von dem
Bach Béart durchzogen. Im 18. Jahrhundert war von diesem
Wasserlauf ein Kanal abgezweigt worden, um die am Haupt-
platz gelegene Mühle des Erzbischofs von Cambrai zu treiben,
der in Solesmes seinen Sommersitz hatte und am Ende des
18. Jahrhunderts die Mühle der Familie des gegenwärtigen Be-
sitzers käuflich überließ. Während das alte Bett des Béart
in einem tiefen Einschnitt durch den nördlichen Teil der Stadt
häufig unter Straßen und Häusern fließt, hält sich dieses neue
Bett mit seinem lebhaften und reichlichen Wasserlauf südlicher
auf der Erhebung, die den alten Teil der Stadt trägt. Dort fließt
der neue Bach, gleichfalls häufig unter Ställen,
Häusern und Straßen versohwindend, über den
Platz, auf dem Kirche, Mairie, Mühle, Kommandantur und früher
der Friedhof angelegt worden waren, und eilt, nachdem er seine
Wasser auf das Mühlrad gestürzt, mit starkem Gefälle unter der
Straße, die Platz und Bahnhof verbindet, der Selle zu. 200 m
von der Mühle vereinigt sich der Kanal mit dem alten Bett des
Béart, um nach weiteren 20 bis 30 m die Selle zu erreichen.
Das alte Bett des Béart dient seit langer Zeit als Ab-
wasser. aber auch in den Kanal, der häufig durch Gärten fließt,
werden trotz fortwährender Verbote der Behörden und wiederholter
Prozesse des Mühlenbesitzers alle möglichen Abfälle geworfen.
Der von den beiden Wasserarmen umschlossene
Teil von Solesmes, der alte Kern der Stadt,
bildet eine Ellipse, der Grundwasserstrom geht
von dem höher gelegenen Kanal nach dem tiefer gelegenen alten
Bett, von Süd nach Nord.
’ In der Stadt ließen sich aus etwa mehr als zehn Jahren
91l sichere Carcinomfälle feststellen, mit vier Ausnahmen
1) Nach einem am 10, Februar im Düsseldorfer Ärzteverein ge-
haltenen Vortrag.
s
alle den wohlsituierten bürgerlichen Kreisen an-
gehörend und die im wesentlichen in den Außenquartieren unter-
gebrachte Arbeiterbevölkerung trotz ihrer ärmlichen Wohnungs-
verhältnisse fast ganz verschonend.. Von den 91 Krebs-
kranken wohnten etwa 70in dem von den beiden
Wasserläufen umrahmten elliptischen Kern der
Stadt oder an den äußeren Ufern der beiden
Beartarme oder an der Selle, sodaß am Haupt-
platz und in der Straße, die vom Hauptplatz
nach der Selle sich senkt, fast jedes Haus einen
oder mehrere Krebskranke beherbergt hatte.
- Wie der Mühlenkanal des Béart sich mehr unter der rechten
Häuserreihe hält, so sind auch auf der rechten Seite der
Straße mehr Carcinome zu finden, als auf der linken.
Wiederholt sind Mann und Frau, Vater und
Tochter, Bruder und Schwester, Tante und
Nichte, in einem Fall Mann, Frau und die nicht
auseinem Carcinomhaus stammende Schwieger-
tochter einem Krebs erlegen, öfter sind zwei Personen,
die nicht untereinander verwandt waren und
von denen die eine aus carcinomreinen Ver-
hältnissen stammte, im gleichen Haus den-
selben Krebs erlegen. |
In einem Haus ist die ganze Familie, Vater, Mutter
und zwei Töchter, der Krankheit zum Opfer gefallen, und
gerade dieses schien keine Beziehungen zu den Wasserläufen zu
haben, lag es doch acht Minuten vom Centrum der Stadt bei dem
auf der gegenüberliegenden Höhe errichteten Bahnhof jenseits der
Selle. Meine Erkundigungen ergaben aber, daß diese Krebs-
familie vor dem Kriege eine Mühle an der Selle jahrelang be-
wohnt hatte. Als ich weiter Fall für Fall nachging, stellte sich
heraus, daß, abgesehen von sechs Fällen, sämtliche
Personen, die nachträglich an Krebs starben,
vorher jahrelang in dem verhängnisvollen
Gebiet gewohnt hatten, sodaß von den 91 Fäl-
len 85 eine nachweisbare Beziehung zu den
beschriebenen Wasserläufen hatten.
Das Wasser in Solesmes galt schon lange als stark ver-
unreinigt; unmittelbar vor dem Kriegsausbruch hatte die Gemeinde
begonnen, eine Wasserleitung mit großen Kosten anzulegen. Das
Wasser der Selle, des Béart und der Stadtbrunnen enthält mit
Ausnahme von drei bis vier sehr tief gegrabenen Brunnen einen
überaus hohen Kalkgehalt und weist viel organische
Bestandteile, häufig Salpeter und salpetrige Säure und
immereinenabnorm hohen Gehalt an Chloriden
auf, auch wenn dasselbe, wie in der Mehrzahl der Brunnen, wohl-
schmeckend ist. Ich habe nirgends einen so guten Kaffee wie In
Solesmes getrunken und schreibe das der Eigenart des Wassers
zu. Bei einer Reihe von Brunnen, auf welche die Hausbesitzer
besonders stolz waren, konnte ich nachweisen, daß die in den
Kellern gelegenen Schächte unmittelbar auf oder
unter dem Niveau des B&artbettes lagen und
kaum filtriertes Wasser des Béart führten, sodaß das- Brunnen-
wasser fast genau die chemische Zusammensetzung hatte, wie das
Wasser des Böart. Derselbe ist in ein nicht sehr hohes Kreide-
lager eingebettet, unter dem eine wasserundurchlässig®
Lehmschicht ausgebreitet ist, Auf diese Weite ist die
Möglichkeit vorhanden, daß Filtrationsprodukte aus den Wasser-
läufen verhältnismäßig weit im Grundwasserstrom verschleppt
werden können, wenn die Schichten nur etwas geneigt sind.
Auffallend ist das häufige, nach den Mitteilungen des Dr.
Bombart so gut wie regelmäßige Vorkommen VOR
Ascariden auch bei der wohlsituierten Bevölkerung VON
Solesmes, und erstaunlich die Riesenzahl von Ratten
an und zwischen den Wasserläufen.,
ich meine Untersuchungen über das ganze Tal.
der Selle ausdehnte, das an beiden Seiten durch Höhenzüge
begrenzt ist und bei Briastre und Solesmes nach den scharf:
sinnigen und wohlbegründeten Forschungen von Dr. Bombar
als Schlachtfeld für den Entscheidungskampf zwischen Cäsar UN
den Nerviern, dem kriegserprobtesten Stamm der Gallier, angesehen
wird, fand ich, daß in den Quelldörfern und dem Oberlauf der Se 5
der Krebs nicht häufig angetroffen wird. Erst in Le Catea"
fängt die prozentuale Häufigkeit der Krebs
todesfälle an, weit über den Durchschnitt Z
steigen. Hier sind in den letzten 10 bis 12 Jahren 5 bis oi
in dem dicht an das Fabrikgebiet von Le Cateau anschließen o
u‘
ne ‚mehr als der s
ondeitek] - 12 Jahren, | | - ; |
s anf der ie Diese enormen Zahlen kontrastieren um so schroffer mit der | gender Arbeiterbevölkerung z. B. konnte ich nur. 1 bis 2% Krebs-
Vater mi überraschenden Langlebigkeit der Bevölkerung und | todesfälle nachweisen. Aber gerade diese wenigen Fälle sind: be-
Tante u deren sonst glänzendem Gesundheitszustand. ‘Ich habe noch nie | sonders interessant. Vier: davon ‚wohnten in dem ärmlichsten
nd die nid eine Gegend kennen gelernt, in der so viele rüstige Greise. zu | Viertel, der sogenannten Maladrerie, dem. alten Aus-
> Sohwiept treffen wären. Wiederholt haben 90 jährige weite Strecken ohne | sätzigenquartier, einer engen Gasse mit kümmerlichen Häusern.
i Persom Mühe zurückgelegt, um sich ihre Milchscheine zu holen. Auch | Alle vier.hatten Lippenkrebs; zwei Schwäger
varenu über die Lebensdauer der Bevölkerung habe ich umfangreiche | bewohnten dasselbe Haus, ein Freund der beiden be-
einen Te statistische Erhebungen angestellt, die mir verlorengegangen sind. | nutzte denselben Brunnen und häufig auch dieselbe
Haus da Es scheint, daß man in dieser Gegend entweder an Careinom | Pfeife, der viertewar der Schwiegervater des einen
stirbt, oder ein sehr hohes Alter erreicht. Nur zwei Orte | der beiden Schwäger; sein etwas tiefer gelegener Brunnen
tor, Molt machen eine Ausnahme, St. Python, der unterhalb'| wies dieselbe chemische Zusammensetzung des Wassers auf, wie
| fan 8 Solesmes an der Selle gelegene Vorort, für den ich: keine aus- | der andere, sodaß auf dieselbe Wasserader. geschlossen
ai reichenden und lückenlosen Erhebungen über das Krebsvorkommen | werden muß. Drei andere ‚Krebsfälle bewohnten Häuser, die
Si bi] erreichen konnte, und Haussy, in dem nur 8°/, Krebstodes- | früher ‚nach dem, Ortsplan an einem inzwischen ausgetrockneten
tal fälle festgestellt werden konnten im Verlauf von mehr als 16 Jahren. | oder verschütteten Teich gelegen hatten und noch jetzt einen
pr Int Beide zeichnen sich, durch eine arme Arbeiterbevölkerung aus, | hohen Grundwasserstand haben. |
hr unter der die Tuberkulose besonders viele Opfer fordert. . Während das Tal der Selle in deren Mittellauf so auffällig
} «al So erreichte -eine verhältnismäßig große in jüngeren Jahren an | von Krebs heimgesucht ist, sind die nur durch einen oder zwei
br, pilit Tuberkulose sterbende Zahl -das Carcinomalter nicht.. Während in | Höhenzüge getrennten, östlich ünd westlich gelegenen, nur 2!/, bis
7 E Solesmes der Krebs besonders unter den begüterten alten Familien | 6 km entfernten, gleichfalls der Schelde zuströmenden Parallel-
igrl ` wütet, sind in Haussy und Saulzoir die ärmsten | flüßchen nicht über den Durchschnitt von Krebsfällen besetzt.
D un Quartiere besonders stark heimgesucht. In | Von den Orten im Tal des Erelain ist schon die Rede gewesen,
eh beiden Orten finden sich Arbeitergassen mit baufälligen ärmlichen | von den Ortschaften, welche an den östlich .der Selle fließenden
4 Häusern, in denen Haus für Haus Krebsfälle aufweist. | Flüßchen les Harpies, Rive de St. Georges und Ecaillon gelegen
Fr ‚Wiederholt ließ sich nachweisen, daß die Krebskranken in benach- | sind, gilt dasselbe. Die Bevölkerung ist ebenso lang-
J an barten Häusern auf denselben Brunnen angewiesen |lebig, aber die Zahl der Krebskranken ist in
it p. Waren, mehrfach erkrankte ein aus einer carcinomfreien Gegend | all den Orten sehr gering. Zr: =
ner . und Familie stammender zugezogener Mieter an derselben Krebs- . Die Häufigkeit des -Carcinoms in einigen
z M -krankheit wie der Hausbesitzer. | l Familien und die Feststellung, daß in Solesmes gerade die
meyl = ‚ Montay, der tiefe Teil von '.Neuvilly, | alten bürgerlichen Kreise besonders betroffen sind, könnte den
El Briastre, ein Teil von Haussy, ganz Montr&court | Gedanken erwecken, daß die in einzelnen Teilen Nordfrankreichs
one undSaulzoirliegen im sumpfigen Überschwem-| und speziell auch in-Solesmes besonders häufigen Verwandten-
A ei mungsgebiet der Selle; die Häuser sind feucht, die | heiraten und die seit Jahrzehnten immer wieder zwischen
pm gil Höfe voll Pfützen, die Keller im Winter und Frühjahr voll Wasser, | einigen wenigen Familien geschlossenen ehelichen Verbindungen
W. so fast ausnahmslos in Montrécourt. Von fast allen Orten wurde | von Bedeutung ‚für die Ausbreitung. des Krebses sein. könnten.
A über die Rattenpla ge geklagt. a. Was mir in’dem besetzten Frankreich überall aufgefallen ist, das
s f ‚. In Montay auf dem besonders heimgesuchten Kirchplatz | ist der germanische Charakter‘ der Bevölkerung, der Ortschaften
alt sind in dem verhältnismäßig neuen und gutgebauten Pfarrhaus | und des Straßenbildes, die Seltenheit des Reisens und des Wan-
a g ein von auswärts z ugezogener Pfarrer wnd | derns auch in den sogenannten gebildeten Kreisen, der über-
pol ` seine Mutter und die aus einer @arcinom- | raschende und oft komische Mangel geographischer Kenntnisse
ib) el Familie -und Ortschaft stammende | nicht bloß für das Ausland, sondern auch für das eigene Vater-
| | acer des gegenwärtigen Geistlichen an | land und häufig genug selbst für die nächste Umgebung. Es: ist
Mr rebs erkrankt, T E kein Zweifel, daß die Reinheit der Rasse, aber auch die In-
m: ., Üigenartig sind die Verhältnisse in Neuvilly. Dort | zueh.t‘ dabei begünstigt wird. Eine ausschlaggebende Rolle
Ist der gutgelüftete, auf der Höhe an der Straße Le Cateau—So- | können aber gerade für die Häufigkeit des Krebses diese Momente
nicht spielen. Denn ich habe auch in anderen Teilen von Nord-
frankreich, z. B. in dem typhusverseuchten Gebiet von Avesnes-
lesmes — Valenciennes ‚gelegene Teil noch etwas häufiger von
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niebs erlegen, die Witwe des. einen der drei
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. ee,
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A
13. April.
Montay 10,2°/, in Neuvilly 18°/, in dem oberhalb Solesmes
gelegenen Briastre 21°/, in dem 4,4 km unterhalb Solesmes
sich anschließenden Haussy 8°), in Montr&court 17,1%,
in Saulzoir 11,8%, sämtlicher Todesfälle einem
Krebs zur Last zu..legen. Die unterhalb Saulzoir an
der Selle gelegenen Orte Haspres, Noyelles usw. weisen nicht mehr
Krebsfälle auf, als -den 'durchschnittlichen Verhältniszahlen ent-
spricht, Man vergegenwärtige sich, daß in dem Ort Briastre
21%, das heißt der. fünfte Teil. sämtlicher
Todesfälle. durch Carcinome bedingt ist, in
dem Dörfchen Moöntre&ecourt wenigstens etwas
echste, in einem Zeitraum von
ist, Viesly liegt auf. der Höhe, welche die Wasserscheide zwischen
der Selle und dem westlich parallel laufenden. Erelain bildet.
Leider mußte ich mich damit begnügen, mir von mehreren Ärzten
‘die Häufigkeit des Krebsvorkommens bestätigen zu lassen, ohne
daß es mir möglich gewesen wäre, eine lückenlose ‚Statistik über
die Todesfälle zu erhalten. In den gleichfalls hoch, aber jenseits
en Cauchies sind 5 bis 6% .sämtlicher Verstorbener einem
- Kilometer entfernten, im Tal des Ereclain selbst gelegenen Orte
Quievy,
weisen.
In dem 3100 Einwoh
sur-Helpe, die gleichen Wahrnehmungen; über Verwandtenheiraten
gemacht, ohne Krebsfällen zu begegnen, und in den. krebsfreien,
teilweise nur 3 bis 4 km von Solesmes entfernten Ortschaften
Vertain, Romeries, Vendegies usw. sind in den Bauernfamilien die
‚ Verwandtenheiraten nicht viel seltener als in Solesmes selbst. `
-© Die Ratteuplage in dem Krebsgebiet hat mich
zu zahlreichen Rattensektionen und: Experimenten an Ratten ver- -
anlaßt, ohne jeden Erfolg für die Lösung unserer Frage. | |
Die auffälligen lokalgeographischen Verhältnisse in Solesmes
legten die Erwägung nahe, daß Beziehungen zwischen
den Wasserläufen und dem Krebsvorkommen
beständen. Die Verunreinigung des Wassers mit "organischen
Bestandteilen, die bei vielen hundert Brunnenuntersuchungen
nachgewiesen wurde, traf zwar besonders häufig und regelmäßig
bei einzelnen Krebsquartieren und Krebshäusern zu, wurde -aber
oft: genug auch bei Brunnen und Häusern festgestellt, die nie -
Krebskranke beherbergt hatten. Und außerhalb des Gebietes der
t
cht, als das dumpfe feuchte Quartier auf dem tief-
gelegenen alten Sumpfbett der Selle. In einem kleinen
>us sind nicht weniger als drei Brüder an
ma reig gestorben, sämtlich Alkoholiker
de laurer, ein vierter Bruder hat in einan-
res Haus geheiratet und ist dort einem Magen-
Krebs heimgesu
Sohieh hat nach ihrer zweiten Heirat |
und Sal auch durch einen Magenkrebs ge-
in de A Die Brunnen auch der best eingerichteten Krebshäuser
asser ER elegenen Quartier von Neuvilly liefern verfufenes
zeichne, aS Im allgemeinen“ nur abgekocht ‘verwendet wird. Sie
ohl 0 sich durch große Tiefe aus und reichen bis. auf die
oe der Selle, = i
Me end die im Tal der Selle gelegenen Ortschaften ana-
nz ältnisse aufweisen, sind die Lagebedingungen
legen. dere bei dem. hoch über Briastre ġe-
en Viesly, das seit langer Zeit als Krebsnest verschrien.
des Erelain gelegenen Ortschaften St. Hilaire und Villers
Krebs erlegen. Das ist um so auffallender, als.die nur ‚wenige
St. Vaast, St. Aubert nur wenige Krebstodesfälle auf-
ner zählenden Quievy mit vorwie-
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364 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
Selle traf ich gleichfalls Ortschaften mit miserablen Wasserver-
hältnissen, in denen der Krebs eine seltene Krankheit war.
Die starke Beimengung von Chloriden in
vielen Brunnen der Krebshäuser und Krebsquartiere war
‘zwar teilweise auf Verunreinigung mit organischen Bestandteilen _
zurückzuführen, mußte aber andererseits durch die geologischen
Verhältnisse begründet sein. Ich fand in Häusern an dem steilen
Abhang der Valeneienner Straße mit tadellos angelegten Brunnen,
bei denen eine Verunreinigung des Wassers von außen sicher
auszuschließen war, auch einen auffallenden Zusatz von Chloriden
und dasselbe konnte ich in der ganzen Gegend bis in eine Ent-
feınung von 30 km in krebsreinen Orten feststellen auch bei ein-
wandfreien Brunnen. Ich kam (daher auf den Gedanken, daß
die Chloride wenigstens teilweise anorgani-
schen Ursprungs seien und von Beimengungen von Koch-
salz und anderen chlorsauren Salzen zu der Kreide herrühren
könnten, Diese Vermutung ist mir von Armeegeologen bestätigt
und durch die Feststellung eines früheren Kochsalzlagers in
erößerer Entfernung begründet worden. Die Kochsalzbei-
mengung als solche kann sowenig wiederüber-
eroße Kalkgehalt des Wassers auf die Krebs-
entwicklung von Einfluß sein, schon deshalb wicht,
weil die Arbeiter in Salzbergwerken durchaus nicht häufiger als
andere an Careinom erkranken.
Die Beobachtungen aus dem Pfarrhaus in: Montay und eine
Reihe anderer ähnlicher Fälle, in denen ein in ein Krebshaus
„ugezogener, aus krebsreiner Gegend und Familie stammender
Fremder gleichfalls an Krebs erkrankte, lassen die Annahme
äußerer Einflüsse auf die Entstehung des Krebses nicht von der
Hand weisen. Die in Gemeinschaft mit einem Fachgeologen be-
sonnenen systematischen Untersuchungen der Bodenverhältnisse
und geologischen Schichtung mußten mit dem Fortschritt der
Frübjahrsoffensive abgebrochen und konnten nicht wieder aufge-
nommen werden. Ich hatte besonders die Frage aufgeworfen, ob
reologisehe Gemeinsamkeiten zwischen den im Tal
der Selle gelegenen und den unter ganz anderen Verhältnissen
auf der Höhe erbauten Krebsorten beständen, die auffallenderweise
den in den benachbarten Paralleltälern und anderer . auf den
Höhen gelegenen Nachbarorten abgingen. Ich bin überzeugt, daß
eine Klärung der Wasser- und Bodenfrage uns
der Lösung des Rätsels nähergebracht hätte,
warum in einer sonst so überaus gesunden
Gegend und. einer solanglebigen Bevölkerung,
in der trotz des notorisch verunreinigten
Wassers Typhus und andere Darminfektionen
seit vielen Jahren so gut wie vollständig
fehlten, das Carcinom eine so erschreckende
Verbreitung gefunden hat.
Auf die Aufstellung von Hypothesen verzichte ich; in dem
großen Werk von Wolff über ‘die Krebskrankheit wird man
alles finden, was aus Literatur und Statistik Analoges beigebracht
werden kann. Selbstverständlich denke ich nicht daran, daß die
Boden- und Wasserverhältnisse die Erkrankung an Krebs ver-
ursachen, ich balte es aber für wahrscheinlich, daß sie die
Entstehung des Careinons begünstigen.
Aus den Kückenmühler Anstalten in Stettin
(Chefarzt: Dr. Schnitzer).
Nirvanol bei Epilepsie.
Von
Oberarzt Dr. E. Pensky.
“Die Zahl der im Kampfe gegen die Epilepsie empfohlenen
Arzneimittel ist seit Jahren in stetem Wachstum begriffen, aber
nur wenige Mittel waren berufen, sich erfolgreich zu behaupten.
Ich will mich damit begnügen, an dieser Stelle auf die zahl-
reichen, in den letzten Jahren erschienenen Arbeiten über die
moderne Behandlung der Epilepsie hinzuweisen. Tatsache ist, daß
bisher das Brom und seine zahlreichen Derivate, und seit den
Versuchen Hauptmanns (1912, Kinos und Geymayers
auch das Luminal alle anderen gegen die Epilepsie auf den Markt
gebrachten Arzneimittel bedeutungslos gemacht haben. Wenn
auch diese Behandliungsmethode sich größtenteils nur auf die
Unterdrückung der am meisten in die Augen fallenden Krank-
heitssymptome, der epileptischen Paroxysmen erstreckt und somit
neun Epileptiker auf diese Weise behandelt. i
mußte wegen großen subjektiven Unbehagens, Klagen über Müdig-
13. April.
nur als eine symptomatische angesehen werden kann, so muß
doch bei dem gegenwärtigen Stande der Epilepsiebehandlung jedes
Mittel, das die Krankheitserscheinungen ohne sonstigen Schaden
für den Kranken zu mildern imstande ist, mit Freuden begrüßt
werden, zumal in der Literatur eine Anzahl völliger Heilungen der .
Epilepsie nach vorausgegangener symptomatischer Behandlung be-
kannt ist,
Nun hatte ich bei Versuchen mit dem seit einiger Zeit in
den Handel gebrachten Nirvanol — ebenso wie andere Autoren —
die Erfahrung gemacht, daß dieses Hypnoticum nicht nur eine
außerordentlich sedative Wirkung ausübt, sondern auch in großen
Dosen und längere Zeit verabreicht, keine schädlichen Wirkungen
im Gefolge aufwies.
des Nirvanols (Phenyläthyl-Hydantoin) mit dem Luminal(Phenyläthyl-
Barbitursäure) ließen mir den Versuch gerechtfertigt erscheinen,
das Mittel auch bei der genuinen Epilepsie in solchen Fällen an-
zuwenden, wo die Bromtherapie nicht den erwünschten Erfolg
Dieser Umstand sowie die Verwandtschaft
zeigen konnte, oder wo infolge von Bromintoxikation ein \Vechsel
der medikamentösen Behandlung erwünscht war.
Ausgewählt für die Nirvanolbehandlung wurden vorwiegend
solche Fälle, bei denen trotz langer Bromtherapie zahlreiche An-
fälle in Erscheinung traten; verabreicht wurde das Nirvanol in
Dosen von zwei- bis dreimal täglich 0,15 g. Es wurden im ganzen
In einem Falle
keit und Schwindelgefühl, die Therapie nach einigen Tagen aus-
gesetzt werden, die übrigen Fälle erhielten meist seit dem 1. Sep-
tember 1918 das Nirvanol verabreicht und stehen jetzt größten-
teils fünf Monate in Behandlung. Ein kurzer Auszug aus den
Krankenblättern erhellt am besten die Wirkung des Mittels. Gleich-
zeitig habe ich zur besseren Übersicht eine tabellarische Dar-
stellung von sieben der behandelten Fälle beigefügt. Zum Ver-
gleich der Nirvanolwirkung mit der Bromwirkung sind auch An-
fälle und Ordinationen für die der Nirvanolbehandlung vorher-
gehende entsprechend lange Zeitspanne in die Tabelle aufge-
nommen, es standen aber sämtliche Fälle schon viel länger unter
Brombehandlung.
Bei Fall í handelt es sich um eine weibliche Kranke., Anna F.,
geboren am 9. Oktober 1876, keine. erbliche Belastung nachweisbar. °
Die ersten Krämpfe traten bei ihr in früher Kindheit auf, in Anstalts-
behandlung befand sie sich seit dem 5. Juni 1894. Sie ist eine un"
friedene, reizbare, hypochondrische Persönlichkeit mit häufigen Anfällen.
Bei Brombehandiung (dreimal täglich 1 g) hatte sie in fünf
Monaten 57 epileptische Anfälle, bei Nirvanolverabreichung in gleich-
falls fünf Monaten nur vier Anfälle. x
Sie hat das Nirvanol, das in Dosen von dreimal täglich 0,19 £
verabreicht wurde, ganz ohne Beschwerden vertragen. Das psychische
Bild hat sich nicht verändert.
Der zweite Fall betraf gleichfalls eine weibliche Kranke, Anna B.,
geboren am 3. März 1884. Sie ist unehelich geboren, erbliche Belastung
ist nicht nachweisbar, die ersten Krämpfe bekam sie im Alter von
drei Jahren. o,
Sie trägt ein ruhiges, freundliches, aber etwas schwachsinnige
Wesen zur Schau, befindet sich seit 1905 in Anstaltsbehandlung UN
steht seitdem unter Brom- und Luminalbehandlung (täglich 2 g Brom,
1 g Luminal). Die Kranke hat stets zahlreiche Anfälle, die mitunter
gehäuft auftreten. Bei Brombehandlung hatte sie in fünf Monaten
80 Anfälle, bei Behandlung mit Nirvano] in derselben Zeitspanne
10 Anfälle. Sie erhielt. zunächst kurze Zeit zweimal täglich er
und i g Brom, dann dreimal täglich 0,15 g Nirvanol. Im Beginn In,
Behandlung hatte sie einen achttägigen Stuporzustand, den sie g!a
überwand. Seitdem war sie stets gleichmäßig.
‚ Fall 3. Anna K., geboren am 8. Oktober 1886, uneheliches Kind,
keine nachweisbare erbliche Belastung, erkrankte mit 16 Jahren &
Epilepsie. Sie kam am 8. Februar 1912 in Anstaltsbebandlung UN
erbielt Brom. Sie war stets reizbar, explosiv, laut und unrubig i
hochgradiger Erregtheit. In vier Monaten hatte sie bei Brombehandlung
23, bei Nirvanolbehandlung fünf epileptische Anfälle.
In psychischer Hinsicht war sie bedeutend ruhiger. is
Fall 4. Helene F., geboren am 14. Januar 1894, keine NT
Belastung, erste Krämpfe mit 16 Jahren, war eine sehr reizbarst en.
plosive, laute und unruhige Kranke mit zahlreichen, schweren Ania Be-
In vier Monaten hatte sie bei Bromverabreichung 23 Anfälle, bel den
handlung mit Nirvanol (dreimal täglich 0,15 g) fünf Anfälle. Außer =
wirkte das Nirvanol bei ihr beruhigend, ohne Somnolenz ZU erzeug! Hi
Patientin erlag am 5. November 1918 einer schweren Influenzapneun to-
Die Obduktion ergab außer der Pneumonie eine chronische sicht
meningitis, irgendwelche Veränderungen an den Organen waren
nachweisbar:
Marta B.,
Der fünfte Fall betraf gleichfalls eine weibliche Kranke, kranken
geboren am 20. März 1889. Sie stammt von einer geistes
—— te. zum an
wur:
i!
AR
Zaa
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Bezeichnung | Far | raus | raz | raa | ras | Fata | ru:
zii Oar e ega go AAW l ara. E ara Axy .. astei ar | ERW.:
Ordination 1 : aN | 015 g |Brom+ig| 0,15 g 1 o ‚18 ji N 01g h ei „10 1 Y Brom 315 8 Ji g Brom 0.15 &
. S a Nirvanol | Luminal | Nirvanol | 2 5 Nirvanol f" ® | Nirvanolf ® Nirvanolf > | Nirvanol] > Nirvanol
vn - [LAS a sj At a a aa D e aa e a e pade a a6 8018 f. 018 | 10.18
Zeitangabe > ; “> FE EFT TER ET SDEFTE a a aa FE ERSTE TREE RR RETTET a aS aa
Dr bis |31. 8. 18 | 31. 1. 19 | 31. 8. 18 | 31. 1. 19 | 31. 8. 18 |81. 12. 18| 31. 8. 18 | 5. 11. 38 | 31. 8. 18 | 31. 1. 19 | 31. 8. 18 | 31. 1. 19 ft Wochen/+ Wochen
| | | | s l
; | | ; x 52 r x
Zahl der Anfälle 57 4 30 10 at D 10 | 3 27 | 10 davon 15 12 12 0
ns | Ä | im Status
unzu- un- schwach- | 8 Tage | reizbar, ruhiger | dauernd | ruhiger. | stumpf stumpf | heftige | leichte nichts — wegen
frieden, |verändert|_sinnig | stuporös | explosiv, | _ erregt ı' f 5. ii - | Anfälle | Anfälle Be- Be-
hypo- laut, ' ' an In- ohne ; mit |sonderes /nommen-
cbon- unruhig | | Tluenza- | Aura | Aura nn
drisch ' pneu- f ' und Er-
Psychisches Verhalten | monie EEP i i | regtheit
i | | i : ' J mußte.
- piin | 5: | Nirvanol
| | aus-
| ' -gesetzt
i
- Mutter, zwei Geschwister sind schwachsinnig. Die ersten Krämpfe
traten mit 21/2 Jahren auf. Am 28. Januar 1900 kam sie in Anstalts-
Sie hatte stets
zahlreiche, gelegentlich gehäufte Anfälle. Nach 14tägiger Verabreichung .
von zweimal 0,15 g Nirvanol bekam. sie einen Status epilepticus, bei
-. dem im ganzen zehn Anfälle auftraten. Sonst wurde das Nirvanol gut
vertragen. In fünf Monaten Brombehandlung hatte sie 27 Anfälle, in
der gleichen Zeitspanne mit Nirvanol behandelt hatte sie 32 Anfälle.
Hier ist scheinbar ein‘ Erfolg gegenüber dem Brom nicht zu ver-
‚zeichnen, berücksichtigt man aber, daß zehn Anfälle davon an einem
' Tage im Status aufgetreten sind, so verschiebt sich auch hier das Bild
nicht zuungunsten des Nirvanols., Das psychische Befinden war stets
- behandlung und wurde seitdem mit Brom behandelt.
das gleiche.
Bei Fall 6 handelt es sich um einen männlichen Kranken,
Johannes B., geboren am 22. März 1898. Sein Vater war Trinker, die
Krämpfe hat er seit frühester Kindheit. In. Anstaltsbehandlung kam
und erhielt seitdem Brom. In vier Monaten Brom-
behandlung hatte er. 15 Anfälle, in vier Monaten Nirvanolbehandlung
2 Anfälle. Ein bemerkenswerter Unterschied war während der Nirvanol- `
behandlung insofern eingetreten, als Patient vorher heftige Anfälle ohne
jede Aura hatte und plötzlich zu Boden schlug, während er seit der
Verabreichung von Nirvanol den Anfall: herannahen fühlte und sich | Dos
setzen konnte, auch traten seit der Nirvanolbehandlung die Anfälle
er am 3. Oktober
“|
viel leichter, oft nur als Schwindel auf.
„Fall 7. Paul P., geboren am 24. August 1904. Großmutter soll
an Krämpfen gelitten haben, litt seit frühester Kindheit an Krämpfen.
r kam am 2). November 1915 in Anstaltsbehandlung und wurde seit-
dem mit ‚Brom behandelt. Seit dem 1. Oktober 1918 bekam er täglich
he Später dreimal täglich 0,15g Nirvanol. In vier Wochen Nirvanol-
„ehandlung hatte er keinen . Anfall, wahrend er bei Bromverabreichung
urchschnittlich im Monat zwölf Anfälle hatte. Dennoch mußte im
digen Falle die Behandlung mit Nirvanol abgebrochen werden, weil
4S:psychische Bild sich nachteilig veränderte. Patient wurde unruhig,
Re alles auf, zerriß die Wäsche, aß Papier und Lumpen und was
En erreichen konnte, und lachte unmotiviert. Später wurde er be-
' yaunen und machte den Eindruck, als ob er ständig mit Anfällen
änpite, die nicht zum Ausbruch kamen, |
al 8 endlich, Reinhold B., geboren am 27. November 1883, wies
„ „Ivanolbehandlung keine Veränderungen gegenüber der Therapie
mit Brom auf. Er ist auf der Tabelle nicht besonders aufgeführt. 1918, Nr. 38.)
Referatenteil.
i Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif, Berlin.
Sammelreiterat.
Aus dem Gebiete der Augenheilkunde.
f (Neueste Literatur.)
Von Prof, Dr. Adam, Berlin. -
und Ri: t (1) betont den prinzipiellen Gegensatz zwischen Senium
Ihnlic Moder Krankheit, denn die Erfahrung zeigt, daß die äußere
alle et seniler und exogener Veränderungen oft dazu verleitet,
solch E usätzliche Verschiedenheit zu übersehen. Vor einer
Bent erwechslung sollte auch schon die Tatsache schützen,
e Veränderungen vererbbar sind. Es wird eine wichtige
Auto;
| Ir abe speziell der Biologie sein, auf experimentellem Wege der
der senilen Erscheinungen näherzutreten und ihre
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In erster Linie werden
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genaue St er Vererbbarkeit zu prüfen. \ $
© ~ Nammbäume, die von. verschiedenen Beobachtern` durch | das frühere Ergrauen der Haare beobachtet wird, so tritt: in
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Ein Blick auf die oben angeführten Fälle (vergleiche die
Tabelle) lehrt, daß fast überall gegenüber dem Brom ein deut-
licher Erfolg zu verzeichnen ist. Von einer schädigenden Wirkung
des Mittels kann nicht gesprochen werden, selbst wenn es in zwei
Fällen nicht gut vertragen ‚wurde, von einer kumulierenden Wir-
kung war nichts zu merken. Die Wirkung des Nirvanols bei
Epilepsie kommt somit im wesentlichen der des Luminals gleich,
es setzt die Zahl der Anfälle herab, vermindert dieselben, und
wirkt psychisch in einer Anzahl der Fälle beruhigend. Erschei-
nungen (wie bei Fall 7), wo infolge Unterdrückung der epilep-
tischen Paroxysmen Äquivalente in Form von. psychischen Stö-
rungen auftraten, werden auch bei der Therapie mit Brom und
Luminal beobachtet, ebenso treten gelegentlich auch bei der Brom- -
behandlung gehäufte Anfälle und Stupor auf. Das Nirvanol wird
—. wie auch. andere Medikamente — nicht von allen Kranken
gleich gut vertragen, eine individualisierende Behandlung ist da-
her durchaus geboten. Ebensowenig eignet sich das Nirvanol zu-
nächst für die Epilepsiebehandlung in der ärztlichen Praxis, doch
kann es hier bei erregten Epileptikern als’ Hypnoticum in größeren
en (0,3 bis 0,5) empfohlen werden. ne
Mit den bisher angestellten Versuchen sind die Beob-
achtungen über das Nirvanol bei Epilepsie natürlich noch nicht
abgeschlossen, die Zeitspanne von fünf Monaten ist dafür noch zu
kurz und die Zahl der Fälle zu gering. Erfolge sind zweifellos
vorhanden, auch wenn sie, wie überhaupt die Arzneimittel gegen
die Epilepsie, nur symptomatischer Art sein können, solange der
Schleier, der diese Krankheit umhüllt, noch nicht gelichtet ist.
Ä Vielleicht ist die neuerdings wieder erwachende Erforschung
der Konstitutionen imstande, mehr Licht in dieses Dunkel zu
bringen und das Übel bei der Wurzel zu fassen. |
Literatur: Hauptmann, Luminal bei Epilepsie. (M. m. W.
1912, Nr. 85.) — Frankenhauser, Über die Wirkung des Luminals auf
epileptische Anfälle. - (Zschr. f. d, ges. Neurol, 1909.) — Kino, Th. d. Geg.
1912, H. 9. — Geymayer, Klin.ther. Wschr. 1912, Nr.51. — Jädike,
Über moderne Behandlung der genuinen Epilepsie. (Zschr. f. d.’ges. Neurol.
Bd. 18, H.122) — Pensky, Ein Fall von Nirvanolvergiftung. (M. Kl,
verschiedene Generationen methodisch festgestellt werden, beim
Menschen die Vererbungsgesetze seniler Erscheinungen im gc-
wissen Grade aufklären können. . Auch die Linse bietet eine ge-
wisse Mannigfaltigkeit der senilen Veränderungen, indem bald
mehr die Veränderungen des Kernes, bald die der Rinde oder des
Epithels hervortreten. Gerade der Altersstar ist vielleicht. eine
Veränderung, die durch angestellte statistische Untersuchungen
besonders leicht geklärt werden kann, da fast alle älteren Personen
von ihr befallen werden. Bei 400 Personen oberhalb des 60. Le-
bensjahres fand Vogt in über 90% mehr oder weniger starke
Linsentrübungen. Es ist daher verwunderlich, daß man sich trotz
des zweifellosen Einflusses des Seniums bemüht hat, zum Teil
sehr komplizierte Hypothesen über die Entstehung des Altersstars
aufzustellen. Vogt wendet sich dabei besonders gegen Heß
der in einer Reihe von Arbeiten den Altersstar als die Folge ge-
wisser, im Körper entstehender Gifte auffaßt. Wie. in. einer Familie
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erwähnen:
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366 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
manchen Familien auch der Altersstar frühzeitiger auf. Ana-
mnestische Angaben in dieser Hinsicht haben nur relativ geringen
Wert, zuverlässigere Anhaltspunkte hat dagegen das Studium
präseniler Formen des Altersstars geliefert. Bei 600 jugendlichen
Erwachsenen normaler Sehschärfe fand Vogt in 20% eine
kranzförmig angeordnete Rindenstarform, die bei 800 Kinderaugen
nicht gefunden wurde. Weitere Untersuchungen zeigten, daß diese
Katarakt im hohen Grade vererbbar. ist; wo sie bei einem der
Eltern sich findet, kann sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch
bei den Kindern erwartet werden. Ebenso findet man sie bei
Geschwistern regelmäßig. Ein von Vogt aufgestellter- Stamm-
baum beweist ebenfalls die außerordentliche Vererbbarkeit eines
Coronarkatarakts.. Auch für andere Formen der Linsentrübung
hat Vogt ähnliche Beobachtungen gemacht und hält es für
wahrscheinlich, daß auch die spät auftretenden senilen Formen in
ähnlicher Weise Folgen der Vererbung sind.
Bei vier Fällen von Fleckfieber (2) beobachtete Zlocisti
das Auftreten von vorübergehendem Exophthalmos, nur ein Fall
fiel in die Fieberzeit, nämlich auf- den siebenten Tag, in den
drei übrigen Fällen trat er sehr viel später auf, in die Zeit der
Entfieberung. Alle Fälle waren ohne Dan der Lider und der
Bindehaut, und ohne Beeinflussung der Sehschärfe mit normalem
Augenhintergrund und normalem Gesichtsfeld. Gleichzeitig mit
dem Auftreten des Exophthalmog und des Rezidivs traten Ver-
änderungen in der Temperatur auf, doch ließ sich kein Bild
über die Beziehung zwischen Temperatur und Exophthalmos
gewinnen. Zlocisti nimmt ein flüchtig auftretendes Ödem als
‚ Ursache an, um so mehr, als einer der Krankheitsfälle ohne
irgend entzündliche Prozesse eine Schwellung des linken Unter-
schenkels aufwies.
In einem wegen Netzhautablösung enucleierten Auge fand
Stock (3) eine merkwürdige Geschwulst, die sich als Myelom,
das heißt Wucherung des normalen Knochenmarks, anatomisch
charakterisieren ließ. An der dem Tumor benachbarten Stelle der
Aderhaut lag unter der Lamina vitrea eine Knochenschale, in der |
Markräume nicht vorhanden waren. Nach Analogie mit ähnlichen,
zwar nicht am Auge beobachteten Fällen muß man wohl an-
nehmen, ‚daß in dem degenerierten Auge eine Knochenplatte mit
Markhöhle und Knochenmark entstanden war und dieses Knochen-
mark durch Wucherung zur Entstehung der Geschwulst geführt
hatte. Sonstige Geschwülste wurden bei dem Patienten nicht
beobachtet, |
Ganz (4) gibt eine Zusammenstellung von Augen-
erkrankungen, die auf chronisch septische Zustände der Mundhöhle
zurückgeführt werden und berichtet im Anschluß daran über zwei
Fälle von metastatischen Uveal- und Netzhauterkrankungen, die
auf eitrige Tonsillenentzündung zurückgeführt werden mußten.
In dem einen Fall bestand eine schwere Retinitis, die schon
ı/, Jahr lang mit Kochsalzinfusionen, Schwitz- und Queck-
silberkuren ergebnislos behandelt wurde. Ob allgemeine Ur-
sachen vorlagen, ließ sich trotz eingehender Untersuchung nicht
feststellen, dagegen fiel es auf, daß die Tonsillen starke und
reichliche Eiterpfropfen aufwiesen. Drei Wochen nach Entfernung
der Tonsillen. trat eine sehr erhebliche Besserung der Sehschärfe
ein. Rezidive wurden nicht beobachtet. In einem zweiten Falle
handelte es sich um eine schwere lridocyclitis, ebenfalls ohne
allgemeine Ursachen, auch hier trat nach Entfernung der Tonsillen
ohne jede örtliche Therapie eine prompte Heilung ein.
Leukämische Tumoren in der Orbita und an den Lidern
sind wiederholt beschrieben worden, dagegen ist das Auftreten
derartiger Geschwülste am Augapfel selbst eine große Seltenheit.
Löwenstein (5) beschreibt zwei derartige Fälle, wo an beiden :
Augen symmetrische, sulzige, flache, der Sklera unverschieblich
aufsitzende Geschwülste von blaß fleischroter Farbe etwas mehr
als ein Viertel des an die Hornhaut anschließenden Bezirkes außenoben
einnehmend beobachtet wurden. Ein Jahr nach der Entfernung
zeigte sich ein deutliches Rezidiv. Die Gesamtzahl der weißen
Blutkörperchen war normal, dagegen die Zahl der Lymphocyten
relativ stark vermehrt. Fünf Jahre nach der ersten. Beobachtung
machte sich eine sehr starke Milzvergrößerung bemerkbar und
nunmehr auch eine absolute Vermehrung der weißen Blut-
körperchen und weitere relative Vermehrung der Lymphocyten.
Röntgenbestrahlung änderte wenig. — In dem zweiten Fall war
die Geschwulst lediglich auf die Sklera eines Auges beschränkt,
die Zahl der weißen Blutkörperchen war normal, die Lympho-
cyten eber vermindert als vermehrt. Auf Röntgenbestrahlung
ging die Geschwulst gut zurück; doch ist der Fall noch nicht
13. April.
genügend lange beobachtet, um über den weiteren Verlauf etwas
zu sagen.
Bei vier Kindern, die sämtlich an lIritis, wahrscheinlich
syphilitischen Ursprungs litten, beobachtete Fuchs (6) das Auf-
treten von gürtelförmigen Trübungen der Hornhaut, in drei Fällen
davon doppelseitig, und zwar handelte es sich bis auf einen Fall
um sehfähige Augen, |
Fuchs (7) hat die Stärke des Sphincter pupillae mit der
Pupillengröße verglichen und dabei im allgemeinen festgestellt, .
daß die Augen mit enger Pupille einen stärkeren Sphineter be-
sitzen als die mit weiter. Die Fälle mit Pupillenweite über 4 mm
haben im Durchschnitt einen Sphineterquerschnitt von 0,024 qmm,
die Fälle mit einer Pupillenweite unter 4 mm einen Querschnitt
von 0,0363 qmm, also um die Hälfte mehr. Diese Regel hat
aber auch seine Ausnahmen. So beobachtete Fuchs zwei Prä-
parate, welche beide dieselbe Pupillenweite von 3,4 besaßen und
von welchen das eine einen Sphincterquerschnitt von 0,024, das
andere einen Querschnitt von 0,0432 qmm, also fast doppelt so
groß, aufwies. Die Stärke des Sphineters äußerte sich nicht bloß
durch die Größe seines Querschnittes, sondern auch durch die
Dichtigkeit der Anordnung der Muskelfasern innerhalb diöses
Querschnittes, Je schwächer der Sphincter, desto kleiner und
weiter auseinanderliegend sind die einzelnen, ihn zusammen-
setzenden Muskelbündel. — Besonders stark fand Fuchs den
Sphincter bei Hydrophthalmus, und zwar in acht Fällen. Während
die Vergrößerung der äußeren Augenhäute bei dieser Erkrankung
durch Dehnung geschieht, auch die Iris breiter wird, so wird die
Pupille doch nicht weiter. Der Sphincter muß also der Ver-
größerung der Pupille entgegenarbeiten und wird durch diese
Arbeitshypertrophie wohl stärker. Eine Inaktivitätsatrophie scheint
nicht vorzukommen, wenigstens hatte eine Frau, die 25 Jahre
lang wegen Schichtstar ihre Pupillen ständig durch Atropin weit
gehalten hatte, nach Aussetzen dieses Mittels eine Pupille von
mittlerer Weite bei lebhafter Reaktion.
Wie bekannt, hatten schon mehrere Forscher Gelegenheit, bei der
anatomischen Untersuchung glaukomatöser Augen (8) Pigment-
veränderungen festzustellen. So fand Lewinsohn das Pigment-
epithel am hinteren Iriswinkel in der Nähe der Ciliarfortsätze zum
Teil abgehoben, zum Teil verdoppelt. Es fanden sich eystenartige
Räume, zwischen denen zahlreiche gewucherte und frei gewordene
Pigmentepithelzellen gelagert waren; ferner fanden sich in der
Gegend des Kammerwinkels in den Fontana schen Räumen, IM
Schlemmschen Kanal teilweise deren Volumen vollkommen
ausfüllend derartige Pigmentzellen. Mittels der Gullstrand-
schen Nernstspaltlampe, die eine 86- beziehungsweise 108 fache
lineare Vergrößerung gestattet, fand Köppen diese anatomisch
erhobenen Befunde am lebenden Auge wieder, und zwar zum
Teil an Augen, die objektiv wie subjektiv völlig gesund waret,
die aber mit Rücksicht auf die obigen Erfahrungen als Präglaukome
bezeichnet werden mußten. Es gelang Köppen, in acht Fällen
den Übergang eines solchen Präglaukoms in ein auch klinisch
nachweisbares Glaukom zu beobachten und damit den Beweis zU
erbringen, daß die beobachteten Pigmentveränderungen für den
primären grünen Star charakteristisch und nicht sekundärer Natur
sind, eine Entdeckung von großer Tragweite für die weitere Auf-
fassung der Lehre vom primären Glaukom.
Da der Schlemmsche Kanal einer der Abilußwege des
Stoffwechsels des Auges ist, so vermag die Vorderkammer be
auftretenden Druckschwankungen im Auge diese Differenz norm 1
weise auszugleichen, während sie bei Verstopfung des Kanals mi
Pigmentzellen diese Aufgabe nicht mehr zu erfüllen vermag.
Figentlich müßte man annehmen, daß die Vorderkammer dure
eine derartige Störung vertieft. werden müßte. Das ist aber beim
Glaukom nicht der Fall, sondern im Gegenteil, die Vorderkammel
wird flacher als normal. Die größere Raumbeanspruchung VOR
seiten des hinteren Bulbusabschnittes läßt sich wohl darauf rn
rückführen, daß im hinteren Bulbusabschnitt der große GERT
reichtum von dominierender Bedeutung ist. Setzt hier eine Hypa
ämie ein, so muß es zu einer Druckerhöhung kommen, die & $
nicht mehr ausgeglichen werden kann, wenn die Vorderkamm
als druckausgleichendes Mittel nicht mehr in Betracht ot
Die Frage, woher der Zerfall des Pigmentepithels stammt, te
Köp pen offen, denkt aber an eine sympathische tropbis si
Störung, um so mehr, als man bei Läsion und Alteration des SY
pathicus Depigmentierung der Iris beobachtet hat. f on
Um den Fliegerbeobachtern das Aufsuchen von Flugzeug
am Himmel zu. erleichtern, empfiehlt Löwenstein (
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__ ©1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.16. — > COO 00000000 0 0 80T o t
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f= 18. April. >
Betrachten des Himmels sich einstellt, fällt beim Gebrauch. der
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niaaa aN
sonders konstruierte Brillen. . Das Flugzeug ist leicht zu sehen, | | Er
wenn es als Hintergrund. hochstehende weiße Wolken hat, dichte | beschriebenen Brille fast vollständig fort. - | | | EA
dunkle Wolken stehen tief und verhüllen das Flugzeug vollständig. Literatur : 1. Vogt, Der Altersstar, seine Heredität und seine Stellung a
Wiehtig ief, os aber, Pingzongo bel blauem Himmel kennttioh aa | aeg), sap make u Sum ac, Kiel Bd, dt D)o N:
machen. Um nun den Helligkeitsunterschied zwischen Flugzeug | Mpi f Aughlk., Juli 1918.) — 3. Stock, Ein Myelom im Augeninnern, (Ebenda, Bi RETEN
und Hintergrund zu vergrößern, sucht Löwenstein durch | Juli 1918.) — 4. Anna Ganz, 'Tonsilläre Infektionen als ätiologischer Faktor i M e er
einen. Lichtfilter von der Komplementärfarbe des Himmelsäthers | metastatischer Augenentzündungen. (Ebenda; Juli 1918) — 5. Löwenstein, _ 1 Sn £
l | ö mphome.. (Ebenda, Novem- f i PEIRE k
1); ARE EE
To hi 5
Leukämische und aleukämische epibulbäre L 4
: Hornhauttrübungen.. (Ebenda, Fi
diesen möglichst auszulöschen. Die Firma Zeiß hat entsprechende | ber 1918.) — 6. Fuchs, Uber gürtèlförmige
| Über die Stärke des Sphincter pupillae, (Ebenda,
Gläser konstruiert, die als Vorsteckgläser für alle Arten von Fern- | Juli 1918.) — 7. Fuchs,
| n, Über den derzeitigen Stand der Glaukomforschung
robren verwendet werden können. -Neben der ausgesprochenen | Jali 1918.) — 8. Köppe i
? | an der Gullstrandschen Nernstspätlampe, sowie den weiteren Ausbau der Glau- I. Maga
komfrühdiagnose vermittels dieser Untersuchungsmethode. (Zschr. f. Aughlk., 1,
ber Fliegerbrillen. (Klin. ‘Mbl, f. Aughik, Ir SR a
Steigerung der Sichtbarkeit von Flugzeugen. wird noch eine er-
staunliche Vermehrung des Tiefeneffekts erzielt; auch das Flimmern,
5 l i Bd. 40, H. 3.) — 9. Löwenstein, Ü
das bei unbewaffnetem Auge innerhalb ganz -kurzer Zeit beim FE As |
‚ November 1918.)
Posen und für die drei nördlichsten Kreise Schleswigs.
somit für den deutschen Rumpf 61,4 Millionen Einwohner. Durch den
Anschluß ‘von Deutsch-Österreich kämen im günstigsten Falle etwa-
9 Millionen Einwohner hinzu. Wenn aber Böhmen, die drei Bezirke von’
rein pneumonischen Formen von Grippe. Bei der Mehrzahl der Fälle Österreichisch-Schlesien und die deutschen Tiroler Bezirke südlich des
fehlen venöse Stauung und sichere Veränderungen am Herzen. Die | Brenners nicht dazugeschlagen werden, dann wäre die Einwohnerzahl >
Cireulationsschwäche kann also nicht die Folge primärer Herzinsuffizienz Deutsch Seberreiähs nur u 6,6 Millionen. Demnach hätte dann Neu- |
sein, es wird sich vorwiegend um Gefäßlähmung handeln. u ouscaland, u onen | LU ner er |
Seiffert (Berlin): Über zwei Fremdkörper in der Speiseröhre G eorg Güth (Berlin): Neuordnung der Sittenpolizei. Die beiden
| neuzeitlichen Wesenszwecke der Sittenpolizei : sind: Gesundheitliche
ei Wohndichte spielt für die Ausbreitung der Diphtherie in den Familien
nicht die entscheidende Rolle. Die Sterblichkeit der ohne Serum
en- ist über fünfmal so hoch als die der mit Serum
Aus den neuesten: Zeitschriften. I. CHEN
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) = | | i ae 4 i
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 13. | > K Eskuchen (München-Schwabing): Die aktive Immunisierung | Eos Et,
Bessau (Breslau): Bakteriologische Befunde bei Fleckfieber. | 8°gen Heufieber. Die vom Verfasser hergestellte Pollenvaceine wird I:
Siehe Vereinsbericht, Medizinische Sektion der Schlesischen Gesell- | YO? der Firma Wilh. Nätterer (München) abgegeben. > N...
schaft für vaterländische Kultur vom 24. Januar 1919. | : o E Meinicke (Ambrock bei Hagen i. W.): Die Fällungsreaktionen 1 AR
Klose: Der Rauschbrand und verwandte Erkrankungen der zur Syphilisdiagnose nach Meinicke und nach Sachs. und Georgi. ' Po- ; Here: Sa >
Tiere. Des Verfassers und Anderer Beobachtungen, daß unter den lemik gegen. Reich. az ie | ZN en en, IF, DIR nea
Erregern des Gasödems ein dem Ghon-Sachsschen Bacillus iden- | . Koslowsk y (Berlin-Lichtenberg): Die Ursache der ‚ Kriegs- MS EEE
tischer und damit dem sogenannten Rauschbrandbacillus sehr nahe- amenorrböe. Der Verfasser ist gl eichfalls der Ansicht, „daß an Teil Fu DEE E
stehender Mikroorganismus, der beim Rind typische Rauschbrandsym- der Kriegsamenorrhöe auf chroni sche : Mutterkornvergiftung zurück- 9 IR ae.
ptome auslöst und durch tierisches Rauschbrandserum beeinflußt wird, zuführen Ss ‚denn > ‚bestehen gleichzeitig Sy mprome hagr Schwindel- 10 7 ae
eine Rolle spielt, finden durch die Arbeiten von Fraenkel und. gefühl, ‚Mattigkeit, Kribbeln und Zusammenziehungen in den Fingern. aa he =
Zeißler eine Bestätigung. | = Das Sistieren: der Menses kann aber auch andere Ursachen haben, wo- un) 088 ji en
König (Münster i. W.): Über die Verdaulichkeit unserer Nah- für der Umstan d spricht, ‚daß manche Frauen jedesmal nach Anwesen- f; 3
Tungsmittel. Solange keine sichereren Grundlagen für die Beurteilung | Pet ihrer Männer (oder während der Anwesenheit dieser) menstruierten. A. en
des Nährwerts der einzelnen Nahrungsmittel vorliegen als jetzt, ist = Frinzing (Ulm): Wie groß wird die Binwohnerzahl von Neu- Ki i :
man berechtigt, die alte, einfache Berechnungsweise der Ausnutzungs- | Deutschland sein? Die Einwohnerzahl Deutschlands war bei Kriegs- I eg
werte beizubehalten; sie liefert allerdings nur Annäherungs-, Wahr- | beginn 68 Millionen. Bis'1. Januar 1919 schätzt der Verfasser die Zahl n
scheinlichkeitswerte. - , j der Geborenen auf 4,8 Millionen. ' Gefallen sind 1,8, in der Heimat aeg.
~ Seligmann (Berlin): Bericht über die Tätigkeit der Fürsorge- | gestorben 5,5 Millionen.‘ Von Ausländern ist während des Krieges RE.
schwestern des Medizinalamts der Stadt Berlin im Jahre 1918. Die | @bgewandert Y Million. Ferner. sind wahrscheinlich in Abzug zu De
bringen 3,6 Millionen, und zwar für Elsaß-Lothringen, für die Provinz ee
_ Es verbleiben Toa
behandelten Krank
behandelten. u
Frey (Kiel): Über die Ursachen der. Circilationsschwäche bei
Er spontaner Perforation der Trachea und Aorta. In den beiden mit- ra nd: Ssinie: Rotana der Prostiiniert td
- ‚gelellten Fällen entstand eine durch Fremdkörper hervorgerufene, | Überwachung und soz E E Oem.gemeld-
ae CUTE per : schaftlichen Erfolge der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Die
ebestimmungen
zuchtpolizeilichen Druckmaßnahmen mit ihren Ausnahm
r langsam fortschreitende, nekrotisierende Entzündung.
gegenüber den Prostituierten sollten beseitigt werden. F. Bruck.
welche im ersten Falle zur Perforation der Trachea,
ung wäre in
i lokalisierte, nu
Im Mediastinum,
Im zweiten der Aorta führte. Durch sachgemäße Entfern
beiden Fällen das Leben zu erhalten gewesen. | |
Liepmann (Berlin): Zur Indikationsstellung für die manuelle
Placentarlösung bei Placenta praevia. Ohne: Blutung ist keine Placenta
manuell zu entfernen, da man nie wissen kann, ob es sich'um eine
Itene Placenta
Placenta adhaesiva mit guter Prognose oder um die se Ä
‚stereta handelt, er > Reekzeh.
E Riecke (Göttingen): Kriegsdermatologie. Nach einem Vor-
trage in der Medizinischen Gesellschaft zu Göttingen am 15. Januar 1919.
on. Eugen Fraenkel (Hamburg-Eppendorf): Die blutschädigende
Wirkung des Fraenkelschen Gasbacillus. Sie zeigt sich in einer ikte-
Tischen oder mißfarben braun-cyanotischen. Färbung der
aut, begleitet von der Ausscheidung eines roten, braunroten oder
sehokoladenbraunen Urins. |
. Citron (Berlin-Daklem): Über den Nachweis von Tuberkel-
j bacillen im Urin, Das vom Verfasser angegebene Verfahren besteht
ri der Harn nach vorheriger Erwärmung auf 40° auf ein
semondfilter gegossen und bis auf wenige Kubikzentimeter abgesaugt
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 12.
- — W. Spielmeyer (München): Eine Kfleinhirnveränderung bei
Typhus abdominalis. In fünf Fällen von Typhus abdominalis konnte.
im: Kleinhirn immer der gleiche Befund erhoben werden, nämlich ein
„gliöses Strauchwerk“ in der Molekularzone' des- Kleinhirns. |
u 0. B. Meyer (Würzburg): Über die Wirkungen von Frauen- und <
Kuhmilch auf glatte Muskulatur. Nach einem in der Physikalisch-
medizinischen Gesellschaft in Würzburg am 81. Oktober 1918 gehaltenen
Vortrage. x : eg ER Br
Franz M. Groedel (Frankfurt a. M.-Bad Nauheim): Kardiale
Stauung oder Lungensyphilis? Ein Beitrag zur Röntgendiagnostik der
Lungensyphilis. Vorgetragen. in der Sitzung des Ärztlichen Vereins
. Frankfurt a.M. am 7. Oktober 1918. Ä Ä
Clemens Hörhammer (Leipzig): Zur ‚Ascaridenerkrankung
der Galleuwege. Nach einem Vortrage in der Leipziger Medizinischen
Gesellschaft. am 14. Mai 1918. |
u Selberg:- Zur Ätiologie der Appendicitis. Die im Kriege |
veränderte Kost. löst ee ln Anfall aus.
wird, Der Ri i spur latinspatel vom Filter zu- | Denn die vermehrte vegetabilische Nahrung macht verstärkte Peristaltik
Ae nk SR R vom Ffir K0 | Dann a E ac vB,
..LCreiseh er (Rosbach. a. d. Sieg): Grippe und Lungentuber- zustände im Darm. ‚Ferner matok A zurzalk era sualtat dos
kulose, Bei Tuberkulösen verläuft die’ Grippe im allgemeinen günstig. | Fleisches und die Häufigkeit des verdorbenen Fleisches ‚und der Wurm-
Zu ne
TE PN Et
een ae eg
z.ent,
368 | 1919 _ MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
infektion Entzündungsprozesse durch chronische Reizung der
Darmschleimhaut. So war fast bei allen schweren Appendieitis-
anfällen ein diarrhöischer Zustand vorhergegangen.
| Bachauer (Augsburg): Über Diphtheriebekämpfung in den
Volksschulen Augsburgs. Hingewiesen wird ausführlich auf die hohe
Bedeutung der bakteriologischen Diphtberiebekämpfungsmaß-
nahmen. Namentlich auf die Bacillenträger muß gefahndet werden.
Erst durch den Ausschluß dieser aus der Schule hörten die Epidemien
sofort auf. Zu fordern sind ferner: ausgedehnte Anwendung der Serum-
schutzimpfung in der Umgebung des Erkrankten und die möglichste
Verbreitung der Serumfrühbehandlung.
Bochalli: Grippe und Tuberkulose. Von den Tuberkulösen
erkrankte eine verhältnismäßig geringe Zahl an Grippe. Meist wurde
die Tuberkulose durch die Grippe in keiner Weise beeinflußt. Auch
der Verlauf der Grippe war ein verhältnismäßig günstiger. Die Be-
hauptung, daß Lungenkranke durch Grippe besonders gefährdet seien,
trifft nach den Beobachtungen des Verfassers nicht zu.
Walther Kaupe (Bonn): Hautverfärbungen bei Säuglingen
und Kleinkindern infolge der Nahrung. Bei einer Reihe der Kinder trat
nach dem Genuß von Mohrr üben (Karotten, Möhrchen) eine Gelb-
tärbung der Gesichtsbaut (Wange, Nasenflügel, Stirn) auf durch den
den Mohrrüben eigenen Farbstoff. Die Conjunctiva blieb immer frei.
Auch war im Urin nichts Besonderes festzustellen. F. Bruck.
Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 9 bis 11.
Nr. 9. Marburg: Einige Probleme der Epileptikerfürsorge.
Begründung der Notwendigkeit der Einrichtung von besonderen
Epileptikeranstalten etwa nach deutschem Vorbilde. Zur Verhütung
der Epilepsie wird der Kampf gegen den Alkohol empfohlen und das
strenge Verbot der.Ehe in allen Fällen von konstitutionell bedingter
epileptischer „R eaktionsfähigkeit“ ; bei konditionell bedingten Epileptikern
muß von Fall zu Fall die Frage der Eheschließung beurteilt werden.
Joannovies: Zur Behandlung der Diphtherie mit gewöhn-
lichem Pferdeserum. Verfasser stellt sich in schroffen Gegensatz zu
den Bingelschen Untersuchungsergebnissen und wünscht dringend,
daß nach wie vor an der antitoxischen Serumtherapie festgehalten
wird. Er meint, daß Bingels Untersuchungen über die Behandlung
der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferdeserum zu verwerfen sind, weil
sie den Kranken eine Heilmethode entziehen, welche durch Jahrzehnte
. sich bewährt hat, ohne dafür eine bessere zu setzen. Die Trage-
stellung ist keiner rein klinischen Beantwortung zugänglich, sondern
erheischt auch eine tierexperimentelle Beantwortung, die bereits seit
langem gegeben ist. Das Resultat Binge ls aus der relativ geringen
Zahl von Untersuchungen ohne Sichtung von verschiedenen Gesichts-
punkten aus wird als vollkommen wertlos bezeichnet.
Eisenberg: Über Säureagglutination von Bakterien und über
chemische Agglutination im allgemeinen. Die praktische Verwendbar-
keit der Säureagglutination wurde an 584 verschiedenen Stämmen ge-
prüft. Es ergab sich, daß die Variabilität der Säureflockbarkeit eine
zu große ist, als daß man dies Merkmal als Artmerkmal, diese Methode
als zuverlässiges Differentialdiagnosticum anzuerkennen berechtigt wäre.
= Versuche über die sogenannte chemische Agglutination mit Uranyl-
acetat, Chromalaun, Sublimat, Formalin ergaben, daß bei diesen
Flockungsmitteln die Bakterienarten der Typhus-Coli-Ruhrgruppe un-
gefähr dieselbe Anordnung ihrer Flockbarkeit wie bei der Säure-
agglutination aufwiesen, doch muß ebenso wie dort mit Rücksicht auf
die Variabilität dieser Reaktionen die differentialdiagnostische Ver-
‚wertbarkeit abgelebnt werden.
Reach: Zwei Fälle von Vergiftung mit einem Sprengstoff (Cheddit).
Der Genuß des irrtümlich mit Maismehl verwechselten Pulvers, das
zwei Methämoglobinbildner als Komponenten enthält, führte nach drei
Tagen zum Tode. n |
Deszimirovics: Über einen interessanten Fall von Nicotin-
vergiitung. Zwecks Selbstbeschädigung gegessener Zigarettentabak —
mindestens 25 g — bewirkte eine etwa innerhalb 20 Stunden zum
Tode führende Vergiftung.
Nr. 10. Schlesinger (Wien): Zur Kenntnis der gehäuiten
osteomalacieähnlichen Zustände in Wien. Die Stellung der endemisch
auftretenden Affektion unter den Krankheiten läßt sich noch nicht
sicher festlegen; es scheint sich um eine neue Krankheit- oder um einen
neuen Typus der Osteomalacie -zu handeln. Als. Ursache ist die
chronische Unterernährung mit nachfolgender Schädigung des endo-
krinen Systems und langdauerndes, unzureichendes Kalk-Phosphor-
angebot mit der Nahrung anzusprechen. Fast ausschließlich werden
von der „Hungermalacie der Knochen“ ältere Menschen betroffen, bei
denen schon physiologisch eine ständige Bereitschaft zur Kalkberaubung
18. April.
des Skeletts vorliegt. Die Therapie besteht in möglichst ausgiebiger
Ernährung und Verabfolgung von Phosphor, Adrenalin und Kalk.
Ranzi (Wien): Über die totale Ösophagoplastik. In vier Fällen
wurde die antetborakale Ösophagoplastik unternommen. Sie konnte
einmal völlig zu Ende geführt werden. Zur Anwendung kam die
Wullsteinsche Methode der Ösophagusbildung aus dem Jejunum.
da die Rouxsche Methode der Dünndarmmagenplastik, die als Normal-
methode anzusehen ist, wegen Pylorusstenose und \erwachsungen des
ganzen Magens nicht ausgeführt werden konnte. Der Hautschlauch
wurde nach dem v. Hackerschen Prinzip gebildet. Ein anderer Fall
wurde fast zu Ende geführt; beim Austritt aus der Klinik bestand noch
eine Fistel, durch welche beim Trinken etwas Flüssigkeit herausfloß,
v.ährend feste Speisen den neuen Ösophagus passierten.
Müller (Wien): Erfolgreiche Hornhautplastik bei adhärentem
Hornhautfeukoma. Es gelang in einem Fall von totalem Leukoma
adhaerens, eine Hornhautplastik aus dem anderen erblindeten Auge durch-
zuführen und mit guter Funktion zur Einheilung zu bringen.
Deus: Beitrag zur Operation des Ganglion Gasseri. In fünf
Fällen von Trigeminusneuralgie wurde die Exstirpation des Ganglion
Gasseri nach der Krauseschen Methode der Haut-Periost-Knoehen-
lappenbildung vorgenommen, nachdem die peripheren Methoden versagt
hatten, beziehungweise wenn das gesamte Trigeminusgebiet befallen war.
Zweimal kam es zum Auftreten von Hornhautgeschwüren, die zum Ver-
lust des Auges führten. Vier Fälle wurden dauernd geheilt, in einem
Fall traten zwei Monate nach der Operation wieder Schmerzen auf.
Spiegel (Wien): Myelitis nach Grippe. Es handelte sich um
eine rapide ascendierende Myelitis der grauen und weißen Substanz.
bei der die Sektion über das gauze Rückenmark verstreute Herde auf
wies, teils mit vorwiegend entzündlicher Infiltration, teils mit Malacien-
Hamburger(Graz): Über die Ausscheidung artiremden Antitoxins.
Entgegnung auf eine Arbeit von Hemplund Reymann in Nr. 8.
1917 der Wochenschrift. l
Nr. 11. Bauer (Wien): Aufgaben und Methoden der Konstitutlions-
forschung. Zu den Aufgaben der Konstitutionsforschung gehört das
Aufspüren und der Nachweis der konstitutionellen Disposition zu einer
bestimmten Erkrankungsform. Ferner ist zu untersuchen, ob eine in
einzelnen Fällen sicher erwiesene, disponierende, konstitutionelle Organ-
minderwertigkeit in allen Fällen der betreffenden Erkrankungsart eine
Rolle spielt. In letzter Linie muß die Konstitutionslehre Mittel und
Wege suchen, um die Art der Organminderwertigkeit, wenn möglich
anatomisch oder funktionell näher zu determinieren und auch dort fest-
zustellen, wo sie nicht schon durch eine Erkrankung manifest iste
Kreuzfuchs: Über Spondylosdesmie, ein von der Spondylitis
deformans abzugrenzendes Krankheitsbild. Zwei Fälle von Wirbelver-
klammerung nach Trauma mit Bildung knöcherner Spangen je an einer
Seite zwischen zwei benachbarten Wirbeln.
Pollak: Zur Differentialdiagnose der infektiösen Darmbakterien
mittels des „polytropen‘“ Nährbodens „PN“ Die Benutzung des von
Lange angegebenen Nährbodens empfiehlt sich für die Differential-
diagnose der Typhus-Coli-Ruhrgruppe durch deutliche charakteristische
und rasch eintretende Reaktionen, leichte und billige Herstellungswelß®.
unmittelbare und dauernde Gebrauchsbereitschaft. einfache Anwendung‘
weise und geringen Materialverbrauch. 6.2.
Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 7 bis TE
Nr.7. Sahli (Bern): Über die Influenza I. Es wird im è
zelnen die Prophylaxe behandelt. Die medikamentöse Prophylaxe sow
die Verwendung von Grippeschutzmasken wird abgelehnt, letztere" auf
Grund experimenteller Untersuchungen an den existierenden Modellen.
Die Frage des Schutzes gegen die Erkrankung durch die Influenza
vaccination liegt noch im Versuchsstadium. Sichere positive Erfolge
liegen noch nirgends vor. Zu beachten ist, daß zu große Dosiefuo
der Vaccine provokatorisch wirken kann. |
Nr.8. Eichhorst (Zürich): Über das Iniluenzaherz. Neben
der Vasomotorenlähmung, deren Bedeutung im Verlauf der Influen22
nicht irgendwie in Zweifel gezogen werden soll. darf nicht unberück“
sichtigt bleiben, daß die Influenza auch das Herz weniger mechanist
als funktionell schädigen kann. Die Störungen sind freilich mehr UN
angenehm als lebensgefährlich. Die Veränderungen betreffen Zahl un
Rhythmus der Herzzusammenziehungen sowie die sensiblen Nerven g
Herzens. Es läßt sich unterscheiden ein tachykardisches, CN bra N
kardisches, ein extrasystolisches und ein kardioneuralgisches gpi
herz. Das bradykardische Influenzaherz kommt bei weitem an hä A
sten, das extrasystolische seltener vor; die beiden anderen gem
wurden nur je dreimal beobachtet. Die Mehrzahl der Kranken
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u den- Schußkanal für das Extrahieren der Instrumente, der andere wird
Ä ` gelenk. Es kamen sechs Fälle der sogenannten Hoffaschen Krankheit
Plieae alares und im Ligamentum mucosum gelegenen subpatellaren
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der Überpflanzung von Knochenstücken kräftige Längs- und Querschnitte
ausgeführt, wenn feste Knochen von der oberen Tibiametaphyse ent-
sterbenden Knochens. rechtzeitig durch neugebildetes Knochengewebe
Infziertem Gebiet zu schaffen.
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Bu 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK: _ Ni 369
Influenzaherzen waren Männer; vielleicht spielen Alkohol und Tabak - Zentralblatt für ynäkolo; ie 1919, Nr. 10 u. 11.
eine begünstigende Rolle. Der Behandlung leistet das Influenzaherz oft -Nr. 10 Winter: Die. psychogene ’ Ätiologie der Hyperemesis
großen Widerstand; sie ist die auch sonst bei funktionellen Herzerkran- gravidarum. Das Erbrechen der Schwangeren wird aufgefaßt bald als
kungen übliche.
Nr.9. Frey-Bolly (Aarau): Beitrag zur Kenntnis der Abder-- druck für eine nervöse Affektion. In diesen Fällen ist wieder zu unter-
haldenschen proteolytischen Fermente im Blutserum. . Klinisch- experi- ‚scheiden zwischen einer vom Uterus. ausgehenden Reflexneurose, har
mentelle Untersuchungen mit dem Mikrokjeldahl nach Abderhalden und | zwischen dem Erbrechen als hysterischem Symptom. Winter ver Bes
der Kottmannschen Reaktion. Die Untersuchungen mit der Mikrostick- | die Ansicht, daß auch bei sonst ganz gesunden Frauen die Hyper-
stoffbestimmung zeigten, daß das wirksame Ferment im ' Blutserum emesis psych ogenen Urspru nges sein kann und walır-
schwangerer Frauen thermostabil ist. Die Methode kann als sero- | Scheinlich auch häufig ist. In solchen Fällen entsteht sie unter dem
logische Untersuchungsmethode für oder gegen Schwangerschaft auch seelischen Druck einer, unerwünschten Schwangerschaft. Es werden
heute noch nicht empfohlen werden, weil die Erscheinung der Ab- | verschiedene Fälle mitgeteilt, die zeigen, daß die Hyperemesis ihren
_ Ursprung in der Depression über die Schwangerschaft hat. Daraus er-
sorption nicht umgangen werden kann. Die Resultate der Kottmann- | Ursprung ir N ‚aa |
schen Reaktion mit dem Eisenplacentar-Soreym, einer Metallverbindung | gibt sich. die Regel, in solchen Fällen durch eingehende Unterhaltung
mit Organeiweiß, bei der das durch fermentativen Abbau freigewordene | einen Anhalt dafür zu gewinnen, ob ein psychogenes Moment vorliegt
Metall nachgewiesen 'wird, konnten. bestätigt werden, doch muß die | Die erfolgreichste Behandlung ist die Transferierung der
praktische Verwendbarkeit der Reaktion abgelehnt werden, da sie | Kranken aus ihrem Haus in die Klinik, dadurch allein wurde in 80%
gerade bei den in Frage kommenden Fällen von Schwangerschaft inner- | der Fälle Heilung erzielt. Durch vertrauliche Aussprache ist das
halb der ersten drei Monate fast ausschließlich zu Fehlresultaten führte. | psychogene Moment‘ herauszufinden und auszuschalten. Der Absicht
Ä | f | der Frauen, sich wegen einer Hyperemesis von ihrer Schwangerschaft -
Nr.10. Frey-Bolly: Weitere Untersuchungen mit der Kott- i
f| befreien zu lassen, ist entgegenzutreten, wobei es notwendig ist, daß
mannschen Schwangerschaftsreaktion. Die Resultate waren bessere àls
one ie G ee i der eine Frauenarzt nicht ausführt, was der andere ablehnt.
jich ee NUMSRUNE, m SDIUIDN een Nr. 11. Graefe: Über Prolapsgefühl ohne Prolaps als Kriegs-
TER P: | s erscheinuhg. Während der letzten Jahre. wurden bei älteren Frauen
Dubs: Über die traumatische Fetigewebswucherung im Knie- jenseits der Menopause Vorfallbeschwerden geklagt, obne daß ein Vor-
fall nachzuweisen war. Außerdem wurde geklagt über lästige Empfin-
_ dungen an den Genitalien. In’ allen Fällen handelte es sich um Frauen,
bei denen in den letzten Jahren ein sehr erheblicher Fettschwund ein-
getreten war und die Labien welk und schlaff waren. Gegen diese
Neurose und die gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber den unan-
genehmen Empfindungen sind. Scheidenspülungen mit ‚verschiedenen
Mitteln erfolglos. Linderung ‚brachte eine Cocain- oder. Anästhesin-
salbe. Notwendig ist Besserung der Ernährung und Beseitigung der
‚psychischen: Iosulte. = = |
Graebke: Foudroyant verlaufende .Carcinomimplantationen nach
Exstirpation eines bei der Operation geplatzten cystischen Ovarialtumors.
Bericht über eine allgemeine Careinose des Bauchfelles und Metastasen-
bildung in entfernteren Organen im Anschluß an die Exstirpation eines
bei der Entwicklung geplatzten eystischen Ovarialtumors. Die. Frau
erlag innerhalb von zwei Monaten der Carcinose. Es ergibt sich aus der
Beobachtung, daß jeder Ovarientumor histologisch genau untersucht
werden muß, weil auch anscheinend gutartige Tumoren sich als bösartig
erweisen können, ferner ist es geboten, die intraabdominale Punktion
zur Beobachtung. Es besteht eine entzündliche Hyperplasie des in den
bettkörpers unter Durchwachsung desselben und teilweiser Substitution
durch derbes Bindegewebe. Die Ätiologie ist immer ein Trauma. Ob-
jektive Symptome sind’ eine wechselnd stark ausgebildete Quadriceps-
alrophie, eine pseudofluktuierende Schwellung unterhalb und zu beiden
Seiten der Patella, :Druckempfindlichkeit, feines Knirschen bei Auflegen
der Hand; subjektiv treten Einklemmungserscheinungen auf. Thera-
‚peufisch genügt zumeist eine konservative Behandlung, doch kommt
als erfolgssicher nur die Exstirpation der gewucherten Zotten in Frage:
G. Z.
Zentralblatt für Chirurgie: 1919, Nr. 10 u. 11.
Nr.10. Axhausen (Berlin): Die Periosteinschnitte bei der freien
Knochentransplantation. Die Periostwucherungsvorgänge nach der Über-
. Pflanzung spielen sich in erster Linie an den freien Schnitträndern des
. Periostes ab. Nur von der tiefsten Periostschicht hängt die knochen:
bildende Fähigkeit ab. Im übrigen Bereich des Knochenstückes wird
diese Zellschicht durch die derbe Außenschicht von dem Mutterboden
getrennt; nur an den Schnitträndern treten die Zellen der tiefen Schicht
a unmittelbare Berührung mit dem Mutterboden. Es ist daher not-
wendig, zahlreiche Schnittränder zu schaffen und deswegen müssen bei
durch einen genügend großen Bauchschnitt zu exstirpieren.. K. Be.
`- Therapeutische Notizen.
Über diätetische und medikamentöse Behandlung
kardialer Hydropsien mit besonderer Berücksichtigung der Karellkur
und ihrer Modifikationen berichtet H. Salomon (Koblenz-
Wien). Er empfiehlt statt viermal je 200 cem Milch fünfmal 200 Kar-
toffeln (ohne Salzzusatz bereitet) oder fünfmal 200 g Banane, in
der Absicht, auch das in der 800 g Milch enthaltene Kochsalz zu er-
sparen und vielleicht auch durch den hohen Kalisalzgehalt beider Nab-
rungsmittel die Ausfuhr der Chloride zu fördern.. Dazu wird 11 Flüssig-
keit (Wasser oder Fruchtsaft) gereicht. Diese Kur kombiniert man
erfolgreich mit Digitalis. (D. m. W. 1919, Nr. 12.) 2
Zur Behandlung sekundärer Anämien empfiehlt Ernst Fried-
rich Müller (Hamburg), die Knochenmarkstätigkeit durch
parenteral einverleibte Eiweißkörper zu ..erhöhen. ` Er benutzt dazü
„Aolan“, eine keim- und toxinfreie Milcheiweißlösung (in. Ampullen zu
10 ccm von P. Beiersdorf & Co. in den Handel gebracht). Es werden
davon 10.cem intraglutäal injiziert. Es handelt sich dabei nicht wie beim
Eisen um eine Zuführung von Rohstoffen zur Neubildung der Erythro- .
cyten, sondern um eine Reizung des blutbildenden Organs zu yer-
mehrter Tätigkeit (Steigerung der Zahl der roten Blutkörperchen und _
Erhöhung des Hämoglobiüs). Diese Vermehrung der Blutneubildung
bedarf in erhöhtem Maße der Zufuhr der dazu notwendigen Stoffe, die
durch die Nahrung hinreichend einverleibt werden. (D. m. W. 1919,
Nr. 12.) A ME - F. Bruck.
= Über die Saccharosebehandlung der Lungentuberkulose nach Lo
Monaco berichtet Bodmer Montana.. Es zeigte sich keine
typische oder regelmäßige Wirkung auf die fieberhafte Temperatur,
ebenso kein deutlicher Einfluß auf das Allgemeinbefinden. Die Saccharose
kann kein Tuberkuloseheilmittel sein, hat aber eine recht schätzbare
‘In das Periost geführt werden. Diese Periostschnitte werden jedesmal
sommen werden. Dadurch wird erreicht, daß der Abbau des ab-
ersetzt wird.
Eduard M elehior: Zur Technik des Verschlusses eines
Anus praeternaturalis. Es wird vorgezogen, nach Kirchmayrs Auf-
frischung den Darm zu nähen, danach die Bauchwand weitgehendst
anzulrischen bis überall normales Gewebe vorliegt, Deckung der Darm-
naht durch Übernähung- mit gesundem Gewebe. Saar
- Neil, Pelix Danziger (Berlin): Brwiderung zu den Be-
Merkungen des Herrn W. Kausch über meinen Vorschlag zur Plombierung
von Schädeldefekten. Es wird behauptet, daß das Knochengewebe und
das Zahnbeingewebe histologisch als ähnlich aufzufassen sind, sodaß
e Vorgeschlagene Plombierung auch auf den Knochen übertragen
werden könnte | Be | |
Ben: H. v, Haberer: Antwort auf den Originalartikel Finsterers
Unna 2 des Zentralblattes für Chirurgie 1918. Finsterer hat zu
‚recht behauptet, daß der von Haberer mitentfernte'Magenteil
arein ganz schmaler Streifen ist: ir
on Nußbaum (Bonn): Zur Technik der Entfernung von Steck-
nn noRsei Bei Steckgeschossen mit langem, offenem Wundkanal, der
schräg in die Tiefe läuft, werden zwei Wege benutzt, der eine durch
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für: den Finger gebahnt, der die Zange zum Fremdkörper hinweist.
Dadurch wird es- vermieden, einen weiteren Dporatonstigui i in
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der Ausdruck einer Schwangerschaftstoxikose und bald als der Aus- ,
von Ovarialeystomen zu unterlassen und die Tumoren unverkleinert —
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. Vogeler. DerCatgutfaden wird auf eine Spule aufgewickelt, die aus zwei
370 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
13. April.
symptomatische Wirkung, nämlich eine exsudations- und entzündungs-
hemmende. Intramuskuläre Rohrzuckerinjektionen von hohen Dosen
und stark hypertonischer Lösung konnten nicht selten bei offener
Lungentuberkulose eine starke Sputumverminderung und damit Husten-
linderung bewirken, und zwar. oft in einem Maße, wie kein anderes
Mittel, Schweiz. Korr. Bl. 1919, Nr. 8.) G. Z.
- Einen neuen Fingerstreck-, Beuge- und Pendelapparat empfiehlt
Salis in Base. Der Apparat wird von Niedermoser in
Schaffhausen geliefert. Er besteht aus einer gepolsterten Hand-
rückenplatte, welche fest an der Hand angeschnallt werden kann.
Auf dieser Platte ist ein Ausleger angebracht, der nach oben in
einen Haken ausläuft, nach unten in eine Finger-Glied-
sehiene. Dadurch wird es ermöglicht, daß sämtliche Finger, auch
der Daumen, mit Streckung, mit Beugung und mit Pendelung behandelt
werden können. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 10.)
Eine Catgutkapsel als neuen Apparat zur Catgutersparung empfiehlt
ineinander verschiebbaren Stücken.besteht. Die Spule wird auf eine Kapsel
aufgeschoben, die einen Gewindestab enthält und an deren Boden sich
ein Schleifhindernis. befindet, das gegen die Spule drückt. Eine Gefäß-
unterbindung mittels dieser Kapsel wird in’ der Weise durchgeführt,
daß die rechte Hand die Kapsel hält und die linke den
Faden um den P6an herumführt. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 11) Bg.
Die Anwendung von Brom, speziell von Sedobrol,
empfiehlt Koechlin zur Bekämpfung der Depressionszustände bei
der Behandlung des chronischen Alkoholismus. Das Sedobrol ermög-
licht es dem praktischen Arzt, einsichtige Dipsomane ambulant einer
langdauernden Bromkur zu unterwerfen. Man beginnt mit kleinen
Dosen von 1 bis 2 Tabletten, um beim Eintritt..der Verstimmungen
bis 4 bis 6 Tabletten täglich zu geben. Die Chlordarreichung soll
dabei möglichst eingeschränkt werden. Auch zur Bekämpfung der
Abstinenzerscheinungen bei Morphinismus können Brompräparate mit
Erfolg verwendet werden. (Schweiz. Korr. Bl. 1919, Nr. 9.) G. Z.
Pürckhauer (Dresden) behandelt geschwürige Prozesse
der Haut mit Kohlensäurewundpulver (aus Natrium bicarbonicum,
Weinsäure und Zucker bestehend). Dieses auf Wunden gebracht (deren
Umgebung wird vorher mit Zinkpaste abgedeckt) entwickelt Kohlen-
säure in statu nascendi. Die aufschäumende Kohlensäure
reinigt mechanisch das Geschwür und wirkt stark antiseptisch und
antiphlogistisch. Durch den Zucker wird zugleich die Granulations-
bildung angeregt. Zur Furunkelbehandlung empfiehlt der
Verfasser Ichthyol. Man bringt mittels eines Holzstäbchens ein
wenig reines Ichthyol (am besten durch längeres Abstehen etwas ein-
gedickt) auf den Furunkel und die nächste Umgebung und legt eine
ganz dünne Watteschicht darüber. Diese klebt fest auf der Haut an.
Wird die Watte nach 24 Stunden mit einem kurzen Ruck abgezogen,
so wird dabei mitunter schon der‘nekrotische Pfropf mit herausgehoben.
Nur bei großen Furunkeln mit Tiefeninfiltration wird über die Ichthyol-
. watte ein feuchter Verband gelegt. Um eine Weiterverbreitung der
Furunkel zu verhindern, wird die Haut außerdem mit einer 20°/vigen
Formalinlösung eingepinselt, der 5°%/o Glycerin zugesetzt werden, um
so ein besseres Haften der gerbenden Flüssigkeit auf.der Haut zu er-
zielen. (M. m. W. 1919, Nr. 12.)
Zur Behandlung der Pilzilechten der Haut empfiehlt Kurt Kall
(Nürnberg) die beiden specifisch wirkenden Vaceine Trichophytin und
Trichon, und zwar bei tiefer Trichophytie. Hier bewährt sich ferner
ganz besonders eine Kombination der Vaceinebehandlung mit der
Röntgenepilierung. Auch bei ausgebreiteten, rezidivierenden,
oberflächlichen Trichophytien (fast ausschließlich in der Bart-
gegend, selten am behaarten Kopf — Schläfegegend —) ist die Epilation
mittels Röntgenstrahlen das wirksamste Mittel. (M. m. W. 1919,
Nr. 12.) | F. Bruck.
der Abhandlung „Über neue therapeutisch wertvolle Aluminiumverbin-
dungen“ (B. kl. W. Nr. 9) mit," daß der Name „Neotannyl* um-
gewandelt wurde in die geschützte Bezeichnung „Altannol“. Das Prä-
parat steht in keinerlei Beziehung zu dem von der Firma Gehe & Co.
hergestellten Darmadstringens „Tannyl“.
Blicherbesprechungen.
H. v. Tappeiner, Lehrbuch der Arzneimittellehre und
Arzneiverordnungslehre. Zwölite Auflage. Leipzig 1918,
F, C. W. Vogel. 489 Seiten. M 16,—.
Das in Ärztekreisen wohlbekannte Lehrbuch ist in
seiner 9. Auflage hier (1912, S. 1004) zuletzt besprochen worden. Auch
in der erweiterten und verbesserten Gestalt ist es geblieben, was es
—
In Ergänzung unseres Referates in Nr. 11 teilt uns der Verfasser
sein will, eine praktische, auf wissenschaftliche Unter-
suchungen gestützteArzneimittellehre, der Zusammen-
stellungen über die wichtigsten neueren Arzneimittel mit Anwendungs-
gebiet und kritischer Bewertung, ein therapeutisches Register und eine
Übersicht über die wichtigeren Vergiftungen beigegeben sind; auch die
Beschreibung der Arzneiverordnungen und die beigefügten Rezepte
haben sich bewährt. Überall trifft der Leser auf willkommene Schilde-
rungen von Vergiftungsmöglichkeiten, z.B. Amblyopien und
Amaurose nach Atoxyl, Farnextrakt, Methylalkohol und Optochin; ferner
Thyrojodin; Terpentinöl; #-Naphthol; Wismutsubnitrat als Kontrastmittel
bei Röntgendurchleuchtung; die nicht abgebrühte oder nicht getrocknete
Lorchel (Helvella esculenta); den gefährlichsten aller Giftpilze, den
Knolienblätterschwamm (Amanita phalloides); das Salvarsan (0,2 bis
0,3 bis 0,5 g) Auch zu den Fragen der Lebensmittelkonservierung
mit chemischen Stoffen, die gleichzeitig Heilzwecken dienen, ist Stellung
genommen.
Der in die Lehrbücher von Meyer-Gottlieb und Landois-
Rosemann übernommenen Nomenklatur des vegetativen
Nervensystems (Langley) hat sich Verfasser angeschlossen:
Das sympathische System versorgt die Drüsen und glatt-
muskeligen Organe; seine Endigungen werden durch Adrenalin
erregt. Auch pharmakologisch scharf davon getrennt ist das para-
sympathische (autonome) System (teils aus dem Mittelhirn
und Bulbus entspringend: Oculomotorius, Chorda und Vagus, teils
aus dem Sakralmark kommend: N. pelvicus), dessen Endigungen durch die
Alkaloide der Pilocarpin-Physostigmingruppe erregt
und durch die der Atropingruppe physiologisch-antago-
nistisch beeinflußt werden.
System, das durch eingeschaltete Nervenganglien gekennzeichnet ist,
und von dem die meisten Organe, Herz, Darm, Bronchialsystem, Fasern
beider Gattungen beziehen, also doppelt innerviert ‚werden (Gleich-
gewicht durch Peitsche und Zügel), wirkt lähmend Nicotin —
Auch in dieser Auflage hat sich Tap peiners Buch neben den
Auf das ganze vegetative
Werken von Schmiedeberg, Meyer-Gottlieb und Poulsson
ein eigenartiges Gepräge bewahrt. E. Rost (Berlin).
D. Kulenkampff, Kurzes Repetitorium der Chirurgie.
I. Teil: Allgemeine Chirurgie. Mit9 Abbildungen im Text. 181 Seiten.
M4—. II. Teil: Operationslehre. Mit 16 Abbildungen im Text.
195 Seiten. Leipzig 1918, J. A. Barth. M 5,—.
Zum viertenmal ist das Büchlein erschienen. Wenn auch seine
äußere Form unverändert blieb, so hat es doch inhaltlich mancherlei
Zusätze und Änderungen erfahren. In kurzer, präziser Form gibt Ver-
fasser ein klares Bild über die gesamte allgemeine Chirurgie. Jedes
einzelne Kapitel ist — trotz seiner äußeren Kürze — sehr inhaltreieh
und übersichtlich. Die Darstellung folgt, wie Kulenkampff sagt,
im allgemeinen dem Lehrbuch der Chirurgie von Lexer. i
Es behandelt alle „Gebiete, mit denen der praktische Arzt têg-
lich in Berührung kommt und die der Studierende gründlich be-
herrschen muß“. | Ä
| Auch der zweite Teil liegt in dritter, völlig neu bearbeiteter
Auflage vor. Er umfaßt die allgemeine und spezielle Operationslehre
Die Darstellung folgt den Angaben der Operationslehren von Bier-
Braun - Kümmel, Kocher, Bergmann -Rochs und
Sehmieden. Mehrere kleine schematische Zeichnungen erläutern
den Text.
‚Sämtliche Operationen, nieht nur die typischen, sind in aller
Kürze exakt beschrieben. Verfasser ist bestrebt, das Prinzip einer
Operation verständlich zu machen, auf alle Feinheiten, besonders der
großen Chirurgie, kann er nicht eingehen. Es ist ein gutes Nach-
schlagewerk, aus dem man sich schnell den Gang einer Operation
vergegenwärtigen kann. Werner Regen (Berlin).
J. Jörger, Psychiatrische Familiengeschichten. 116 Seiten.
Berlin 1919, Jul. Springer. M 6,40. T
Die Geschichte der Familien Zero und Markus werden hier mit
tabellarischer Gewissenhaftigkeit und fast romanhafter Kurzweil, inter-
essiert und launig wiedergegeben. Da sich in diesen degenerierten
Edelhäusern Trunksucht, Vagabundieren, Verbrecher- und u
streichertum, Schwachsinn und moralische Verkommenheit auf Schrit
und Tritt nachweisen lassen, so sind diese Familien? und Erbliehkeits-
belege für den Psychiater von besonderem Reiz. Von der einen Familie
sind 147, von der anderen Sippe 286 Mitglieder in ihren Schicksale‘,
Neigungen und Trieben beleuchtet. Eine prachtvolle F orscherarbeil
die den Verfasser 80 Jahre hindurch beschäftigt hat. Wer für pos
probleme und Erblichkeitsstatistik Sinn hat, der beschäftige sich m
dieser Studie, die zugleich ein gründliches Archiv von Dégénérós UN
eine lebendige, anregende, fast zu bequeme Lektüre ist. Singe"
`
| Sprachstörungen. Die Krankheitserscheinungen gingen vorüber. Wegen
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Elch ie Vereins- und Auswärtige. Berichte. °. . a
Eyes, Bein 00.00. | ‚Die gelbe Leberatrophie sieht im lebenden Körper anders aus
Register and i Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 24. März 1919. J .als in der Leiche. Das Wesen’ der akuten gelben Leberatrophie ist
= Sa tn: Tagara Brar | eine wilde Autòlyse und so ist das, was man in der Leiche sieht, ein
aeeai Rö Bres a ó E ” a. en i 5 | autolytischer Verdauungsprozeß, der mit dem Prozeß in vivo nichts
dee Sa nos HITS. Die Be i Knochensyphilis tritt in | mehr gemein hat. Die Regenerationsprozesse erheben sich tumorartig
Anthus - en y P LUIE ra ilitiea. 'Makro- | Über die Leberoberfläche. Die Vitalität dieser.-regeherativen ‚Prozesse
‚Andypad, © Erscheinung als Osteochondritis und als Periostitis syphilitica. ` Makro- bestimmt Prognose und. Verlauf der Erkrankung. Hier isť die Heilun
ic]. skopisch sind die Veränderungen nicht zu sehen, während das Röntgen- möglich a: weil die Reg aora a die Leber wieder
er i "e a a an der Orbita (Lebermetastase). Bei funktionstüchtig gemacht haben. Die Mehrzahl der in. der. Literatur
ji m einem Mann von 34 Jahren, war vor sieben Jahren wegen en Be k De EA
avaa WIF "der Aderhaut ein Auge herausgenommen worden. Dem Manne war | o or En a ne SE
abe] os der Zwischenzeit gut gegangen, er war auch Soldat, September | Ser Yorker vergrößerten Leber, Misehwellng, Leucin und Thyrosin
nen, ii. 1918 bekam er Schmerzen im Leib und Druckgefühl namentlich nach legende. bel denen Leuein. und Tieren fehlen. Die Heilun “ist bei
-j dem Essen. OR tober fand sich eine Geschwulst in semem zb, dle der an sich seltenen Krankheit umerhin selten Die Ursache des `
and band "als Wandernier 9 angesprochen n urde. Später n abm se L eibumfang Leberzerfalls ist die Steigerung der autolytischen Fermedtwirkung Zu
regenti m, dabei MAL Ar remain Schwäche auf, und: vor nen Tagen starb . dieser kommt es primär durch infektiöse oder toxische Erkrankung der‘
Be) ‚et. Im Leib fand sich api ihm eine der Leber angehörende : ehr große Gallenwege. Hierauf ist bisher wenig geachtet worden; In den bei
sa MP] Geschwulst. Das Gewicht der Lebor b Su 7a, lung a. anderen. der Laparotomie der Kranken ‘gewonnenen Probestückehen fand sich
y Adreng,- Organe ki makroskopisch fast frei bis auf die u en Lymph- in einem Schnitt ein Gallengang, an dessen Basis sich ausges rochene
itish drüsen. Bemerkenswert ist, daß ‚die Mutter des Kranken ebenfalls an Zeichen der Entzündung fan doa Für die ursprünglich S langitische"
den DB} - Melanosarkom der Aderhaut operiert wurde und neun Jahre all Natur der Erkrankung spricht auch der Beginn, der dem des katarrha-
d f a a MATRA > er, gestorben ne Pe a lischen Ikterus entspricht. Die eigentümlichen Koliken die hier be-
', GaS varkom vom Auge in die. Leber genommen at, ist nic dar. ar 3 l a ae ER TEIIET EEE
m ; E AE i 5 it | standen, waren ebenfalls auf die Cholangitis zurückzuführen. Bei einer
p? a $ * R Zei sich eine ganze Reihe der gg Organe m zu ‚gleicher Zeit behandelten Kranken, die unter dem Bilde der Cholan- `
hanif | Po in Pankreas, ‚Lunge und Herz sieht man ne Caplllaren gitis erkrankt war und die zugrunde -ging fand sich eine akute gelbe
m angesuilt pit Re uschen Zellen, In der Lunge fand I priom ein Leberatrophie und ein Cholesterinstein. Hier war also die Atrophie
a | Be a ee war nicht vorhanden, ebenso keine Stauung unmittelbar im Anschluß an eine Cholangitis calculosa entstanden |
ln aa BI: 200 RR. Be Unter den Ursachen spielt die Lues eine bedeutende R Ile. E
Ai ei Fritz M unk: ‚Heberdensche Knoten. Bei a Schneider müssen aber regionäre Einflüsse hierbei alten weil U in Him.
ieot) von 60 Jahren, der mibg miki mma nicht raucht, erfolgte mit 41 Jahren burg unter vier Kranken dreimal, hier in Berlin "unter fünf Leber-
puai, eln Schlaganfall, bei dem die rechte Seite gelähmt wurde. Es bestanden atrophien nur einmal Syphilis feststellen konnte. Der Ikterus war hier .
das initiale Symptom. > Auch das spricht für toxische Prozesse in den
dp; D
s} eines Magendarmlei j | i i i ER i |
NEN Ami dr Haken Hand oteo Aalan Ob ar anni | Galenwogen. Die Annahme, daß bol rien Galengängen der Inc
him?) der rechten Hand eine Bedeutung für das Auftreten der Knoten an | A@durch zustande kommt, daß die Leberzellen in der falschen Richtung
ASI der linken Hand en a muß dahingestellt bleiben. Das | secernieren, ist nicht recht verständlich. Es. läßt. sich feststellen, daß in
zii | Röntgenbild der Handkaschön bei dieser Veränderung zeigt Befun de allen Fällen von Ikterus sich zierliche, feine Thromben in den Gallen-
` |. diẹ von denen bei der Gicht abweichen. aa ’ | capillaren finden. Daher kommt es zum Verschluß, zur Stauung und
dÉ Parssor dünner Umber: ' Zur Klinik der. akuten gelben | Zum Reißen ‘der Capillaren, wodurch die Galle in Blut und Lymphe
A Leberatrophie. Am 7. Dezember 1918 wurde in das Krankenhaus out ve Deruni 3120. Jode Form, yon Iktorus au Com Verschluh der
Tun Westend ein Mädchen -von 18 Jahren eingelicfert das sieben Tage Kemneren Gallencapillaren, Auch auf rein mechanischem Wege kann
fe Pi "vorher morgens beim Erwachen einen sehr intensiven Ikterus gezeigt. Ikterus durch yorup argon onge Spasmen ea hon: Icterus a omongne.
W, hatte. Dieser hatte inzwischen noch zugenommen. Vom zweiten Tage G n a oinen Lal 80 len, wobei a „Sohlen, unmittelbar Bee
pll% der Erkrankung an bestanden leichte Schmerzen, die von der Leber | “nem heftigen Schreck. ei a hochgradigen Irterus bekam, si a
ji Aus ausstrahlten, aber niemals anfallsweisen Charakter hatten. Drei ee ke near A ka ia 1s0eine ‚dureh den Spasmus bedingte
Ai: bis yi ; z | ahratıo | Ibrombenbildung anzunehmen. | AA i
2 baunin, Fieber bestand ae, Die Leber sand era I Nahe |, Eae Therapie Del der aeutissime verlaufenden Form gibt es
-| Die Milz war eben fühlbar Der Beib war weich and nicht druck- | Dicht. Bei den subakuten Formen sind Durchspülungen, Beschränkung Í
ji empfindlich. Pulszahl 60 An Urn die hei Ikterus bekannten Bestand. | Y?r Eiweiß und Fett bei reichlich Kohlehydraten angezeigt. Bei'Lues
er! feile, der Stuhl nicht acholisch. Vom elften Krankheitstage an Melas- | 15 Salvarsan anzuwenden. ` ` a DEF
I ikterus, : Erbrechen, das allmäblich unstillbar wurde. Im Erbrochenen Aussprache. Westenhöffer: Das, was Umber in we
sf war Blut. Das Blut selbst war eingedickt, es bestand . Polyglobulie gesehen ` hat, ‘war nicht- die akute gelbe Leberatrophie, sondern die
Š, hoher Hämoglobi Be : über | heilende Krankheit, die auch die Konsistenzvermehrung bedingt. Ätio-
l ean a E obinwert, Vermehrung der festen Bestandteile gegenüber Te er x l a
! „em Serum. -Wassermann negativ. Vom 21. Tage an wurde die | logisch‘ spielt die Lues keine seltene Rolle. Der Ausdruck Angio-
L Leber- rasch kleiner zuneh = “ Anathie Be menheit. Desorien- | Cholose ist nicht ganz unbedenklich. Hier kann man unter ihm eine
Ý; tiertheit, , Temperatur wa Kr = A Kane 39 Leucin und | Erkrankung der feineren intracellulären Gallengänge verstehen, also
a, Thyrosin worauf jed rn Wine See festzu- | den Ausdruck billigen. Zu | |
W, stellen, - no ontersucht: wurde, war nie featzu- | Magnus-Levy: Wenn man in der Ikterusfrage' eine Ver-
Ø, Verhalt, die Aminosäuren zeigten ein durchaus regelrechte | ö Magnus-Levy: IT ee
nalen. Plötzlich wendete sich der Zustand wieder zum Besseren. einheitlichung vornimmt, so bleibt zu erörtern, ob die akute gelbe
t „ 34 Tage konnte die Kranke wieder aufstehen. Sechs Tage | Leberatrophie nur eine Steigerung der katarrhalischen Formen dar-
z! Später traten außerordentlich heftire Anfälle vom l Charakter der | stellt und was dazu führt, daß diese Erkrankungsform entsteht. |
Cholelithiagis auf, die sich airian der Ikterus nahm zu. Leber: - Plehn: Wie ist das Zustandekommen der acholischen Stühle in
f; Ra Z wurden größer, es mußte ein ' Konkrement im Choledochus dem Krankheitsfalle ‚Umbers zu erklären? Vor Salvarsan ist in
fi ei momen werden, Die Laparotomie ergab, daß die Gallenwege | solchen Fällen ‘zu WArneN: | an Er a
Sa en, de Gallenblase war leicht injiziert. Der rechte Leberlappen . Zeller: Eine junge, gesunde Frau, die mehrere Anfälle von
= linke Lager Tot als es der Regel entspricht, ähnlich verhielt sich der, | Gelbsucht gehabt hatte, erkrankte von neuem neun Wochen vor. Ein-
A verin, DPen. Im ganzen war die Leber verkleinert, auf ihrer Kon- | tritt in seine Behandlung. Es bestand Meteorismus, Ascites, Acholie.
| Es wurden entzündliche Prozesse im: Bereiche des Choledochus aŭ-
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“er Literatur nicht zu finden
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maren aarden sich große, blaurote Geschwülste.” Auch an der Pforte
gnose testel große rote entzündliche Knoten. Es wurde die Dia-,
Regressior j t: Akute gelbe Leberatrophie im Stadium der enormen
l po Die histologische Untersuchung. herausgenommener Knoten-
die Diagnose. Ein Analogon dieses Befundes ist in
gewesen. Die Kranke ist inzwischen
liet fast en. Ihre Stoffwechselverhältnisse sind normal, Sie ássimi-
8 restlos 100 g Lävulose, | Te u
ke
genommen. Nach Punktion des Ascites zunächst Erholung, dann
rascher Verfall. Auf Drängen der Angehörigen Laparotomie. Außer- ;- .
ordentlich starke Verwachsungen .des Darmes und Netzes im Bereiche
des Duodenums, Choledochus und unterer Leberfläche. Die Leber zeigte
tiefe Furchen zwischen tumorartigen Bildungen von ceystischem Cha-
“rakter. Pankreas. sehr hart. Die Kranke starb, Obduktionsergebnis: `.
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Akute gelbe Leberatrophie. Entzündliche Erscheinungen im Pankreas.
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18. April. ~ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. > OOo g1
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372 © > 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr. 18. 18. Apri. |
Die früheren Anfälle von Ikterus dürften von entzündlichen Prozessen
in den Gallenwegen herrühren, |
| Huber: Ob hier wirklich restlose Heilung vorliegt, ist fraglich.
In einem Falle seiner Beobachtung erfolgte der Exitus nach dem-
zweiten akuten Anfall. In’einem zweiten Falle entstand das Bild der
Lebereirrhose nach dem akuten Anfall.
'Alkan beobachtete eine Kranke mit sehr großem Ascites,
Ödem bis zu den Schultern. Dauer drei Monate. Als die cerebralen
Symptome auf der Höhe waren, Lumbalpunktion ohne Ergebnis. Plötz-
‘ liche Remission, die nicht vorhielt. Rückfall, Exitus. Bei der Ob-
duktion regressive, tumorartige Prozesse, l
| Citron: Salvarsan ruft keine gelbe Leberatrophie hervor!
In sieben eigenen Fällen war Lues die Ätiologie, nicht das Salvarsan.
Kuttner: In Berlin spielt die Lues dieselbe ätiologische Rolle
wie in Hamburg. Bei Funktionsstörungen der Leber ist vor Salvarsan-
* anwendung zu warnen, E |
| Ceelen: Zwischen der akuten und, subakuten gelben Leber- .
atrophie muß unterschieden werden. Bei der akuten beginnt _ der
Prozeß im Centrum der Leberzellen. Die Veränderungen an den
eigentlichen Gallengängen stellen sich erst später ein. Die Nekrose der
Leberzellen ist das Primäre. Die Lues ist ätiologisch an erste Stelle
zu setzen. - Während der. Kriegszeit hat er eine größere Reihe von
Fällen aus den Munitionswerkstätten in Brandenburg gesehen, die
innerhalb weniger Tage zugrunde gingen. Hier muß es sich um In-
toxikationen handeln.
Franz Müller: Di- und Trinitrotoluol rufen die akute gelbe
Leberatrophie hervor. Hat während des Krieges eine Reihe von Fällen
gesehen, von denen sechs gesundeten. Bei einem kam es zu drei
' Rezidiven. Nachher genas. er. Unter sämtlichen mit Salvarsan be-
handelten Syphilitikern gibt es höchstens vier Fälle, von denen man
eine Schädigung durch das Salvarsan annehmen kann, Die von ihm
beobachteten Kranken mit akuter Leberatrophie waren Syphilitiker.
Fritz Fleischer.
fernung verhinderte. Kleinere Tumoren saßen im unteren Dorsalmark, | 1
am Lendenmark und an beiden Trigemini an der Hirnbasis, überall
extramedullär. Histologisch handelt es sich um Endotheliome. Erste
klinische Symptome, Schmerzen im linken Arm, ein Jahr vor dem $
Tode, später völlige Armlähmung. . : we
8. Loewenthal: Die Späffolgen und die Nachbehandlung bei
Schädelschüssen. Die subjektiven Beschwerden der Kopfverletzten sind
überraschend einförmig. Ein Teil gehört zu dem „vasomotorischen
Symptomenkomplex* (Friedmann), ein anderer umfaßt die seeli-
schen Störungen, die man als „traumatische Hirnschwäche” zusammen-
faßt. Die vasomotorischen Störungen sind auch objektiv festzustellen
und für die Rentenfestsetzung besonders wichtig. Vor allem sind. sie
experimentell hervorzurufen, insbesondere durch den Bückversuch und
die Alkoholprobe. Durch Ergotin wird die vasomotorische Erregbar- by
keit herabgesetzt. Vortragender empfiehlt daher intermittierende Ergo- In,
tindarreichung, wodurch in einem Drittel der Fälle deutliche Besserung
erzielt wird. Sie streben auch spontan der Heilung zu, ebenso wie die
„traumatische Hirnschwäche“. Freilich dauert die Heilung ein bis vier - |
Jahre. Sie kann durch Fernhaltung von Schädigungen, besonders vor-
zeitigen Anstrengungen, sowie durch längere Strychninbehandlung
unterstützt werden. Auf die Hirnnarbe sind, wenn auch nicht immer,
die Kopfschmerzen und die epileptischen Anfälle zurückzuführen.
Erstere sind zuweilen so quälend, daß die Ablösung der Narbe dureh
Encephalolyse notwendig ist. In vielen- Fällen genügt aber zur Ere.
weichung der Narbe die Röntgenbestrahlung. Die Spätepilepsie nach
Hirnverletzungen ist wohl meist auf Verwachsung mit der Narbe m
beziehen, daher durch Brom wenig beeinflußbar; darum ist hier die
Operation angezeigt, falls die Röntgenbestrahlung versagt. Allerdings
hören die Anfälle häufig auch spontan nach einiger Zeit auf. Die
nachfolgende Knochenplastik ist fast stets überflüssig und setzt neue
Gefahren. Die schlimmste Spätfolge stellt der Hirnabsceß dar. Der
chirurgische Pessimismus, der ihn als unabwendbare Gefahr betrachtet,
ist vielleicht doch nicht berechtigt, wenn es gelingt, die Bedingungen
des Zustandekommens näher zu erforschen. Vortragender sehuldigt
Braunschweig.
a i n r CEP A]
1 pf- H A a : | er FE h aa A al m E a: ke. W- A
vor allem die zu frühe Verklebung der äußeren Fisteln an und ar
_ f ° . n , a . re g | \ í à
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom 8. Februar 1919., aut Urne allen Mitteln entgngenzuwirken. En
F, Franke: Demonstrationen: 1. Fremdkörper in der Lunge
(Bronchien): zwei Knochenstücke, ein inkrustierter, in zwei Teile zer- Hamburg.
fallener Gegenstand (Knochen?), ein Backenzahn, sämtlich nach längerem
Verweilen in der Lunge (bis zu sechs Jahren) ausgehustet, haben im
_ wesentlichen: nur leichte Erscheinungen (außer in, einem Falle: schwere
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 21. Januar 1919.
Besprechung der Vorträge über Influenza.
Zeißler erlaubt sich kein Urteil darüber, ob der Influenza .
bacillus als Erreger anzusehen ist oder nicht. Jedenfalls handelt es
sich um keinen harmlosen Saprophyten. |
Appel lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Nachkrankheit: den
Haarausfall. Dieser hat etwas Charakterisches, nämlich die Massen-
haftigkeit. Dagegen muß natürlich etwas geschehen. Der Haaraus-
fall steht im Verhältnis zur Höhe des Fiebers. Je höher das Fiebti
war, desto stärker ist der Haarausfall und um so früher tritt er ON
Die Heilungsaussichten sind nicht schlecht, wenn man den Patienten
klarmacht, daß es Zeit erfordert. Man verordne Medikamente, die eine
stärkere Durchblutung der Kopfhaut veranlassen: hautreizende Mittel, |
Massage, Bestrahlungen, auch innere Arzneien (Arsenik, Füttern:
mit Leimsubstanz). E
Lorey: Alte Leute waren. gegen die Influenza nicht gefeit, a
krahkten im Gegenteil auch schwer. Bei der Influenzaempyemdiagn? i
sind die klassischen Zeichen nicht sehr ausgeprägt. Man hört Rasse
neben Bronchialatmen. Die Empyeme können abgesackt sem. n
schwersten sind die lobär abgesackten zu diagnostizieren. In ese
Fällen leistet das Röntgenverfahren wertvolle Dienste. ETA
Paschen berichtet über die Erkrankungen im Heiligen-Ge®
‚Spital. Es beherbergt über 200 Insassen im Alter von 70 bis 90 Jahre
Die Leute wohnen zusammengedrängt und haben einen gemeinsal
EB- und Beschäftigungssaal. Trotzdem kamen nur drei Erkrankung.
mit einem Todesfall vor. Es ist also dort keine große InfektioS!
vorhanden gewesen. ci
Römer: Es hat uns alles im Stiche gelassen, WAS als r
fisch gepriesen warde. Ein nihilistischer Standpunkt ist aber ar
angebracht. Wenn ein Patient bald stirbt, so stirbt er am B a
Gefäßkollaps. R. warnt vor dem Schwitzen, namentlich bei ln i
und Herzschwachen, besonders bei den an Tachykardien Leiden a
Prießnitzumschläge sind theoretisch auch nicht richtig. Man gebe he a
Umschläge. Sie wirken tonisierend, exeitierend und unterdrücken her
Hustenreiz. Richtig ist das Teetrinken. Es handelt sich dabei sit
. N. a
um eine Durchspülung. R. empfiehlt von Arzneien Antipyri und =
midon mit Kodein.
entzündung an Fremdkörper denken! Röntgenuntersuchung! 2. Vier
Fremdkörper (zwei Gebisse, eine Nähmaschinenspule, ein Geldstück)
durch Ausmelken nach Trachelotomia lateralis. (seitlichem Halsschnitt)
aus der Speiseröhre entfernt. Empfehlung dieses vom Vortragenden
schon früher!) veröffentlichten Verfahrens gegenüber;der gefährlicheren -
ösophagoskopischen Entfernung oder der Ösophagotomie. 8. 13 cm
langes Stück eines Seidenkatheters, zur Hälfte in der Blase geblieben, .
durch Ausmelken vom Damm her entfernt. 4. Operativ durch Ektomie
entfernter Gallenstein von bisher unbekannter Größe (12:7,5 em, Quer-
umfang 22,5 cm, Gewicht 280 g). Nach längerem Liegen Gewicht nur:
noch 67 g. Der Stein erweist sich nach Durchsägung als leeres Ei mit
dicker Schale. Kurze Besprechung der Entstehung der Gallensteine.
5. Röntgenogramm eines allmählich ohne allzu große Beschwerden ent-
standenen perikarditischen Exsudats von bisher unbekannter Größe.
Heilung durch zweimalige Punktion von 5 ] und 3 I. 6. Durch Ope-
ration am 18. Januar 1916 gewonnene, intradurale, aber extramedulläre,
bei ihrer Größe von 18 cm Länge, 4 cm Breite größte bisher erfolg-
reich entfernte Rückenmarksgeschwulst, ein plexiformes Endotheliom,
Rezidiv einer gleichen, vier Monate vorher entfernten kleineren Ge-
schwulst. Zweites Rezidiv Mai 1916 durch Röntgenbestrahlung ent-
fernt. Tod 10. Januar 1917 durch Hirntumor. Empfehlung der Röntgen-
behandlung der Geschwülste des Rückenmarks, da dies gegen Röntgen-
strahlen wenig empfindlich ist. ; l
W. H. Schultze kann den „größten operierten. Gallenstein“
nicht als solchen ansehen; es handelt sich um die ganze Gallenblase
‚mit stark verkalkter und inkrustierter Wand, das demonstrierte Lumen `
ist die Lichtung der Gallenblase. l
W. H. Schultze demonstriert ferner das Rückenmark eines
18jährigen Mädchens mite multiplen Tumoren der Rückenmarkshäute,
von denen der größte seinen Sitz im unteren Halsmark hat und auf
die Rückenmarkssubstanz übergegrifien hat, was bei der nach genauer
topischer Diagnose vorgenommenen operativen F'reilegung seine Ent-
a ne eg N Ir - BE
1) Zbl. f. Chir.-1906 und 1913.
ME 18&Apeil. 200201919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.15.
en im unteren Dan Embden weist 1. auf das-frübe Auftreten im Felde und 2. das | im Unterhautzellgewebe als zarte Marmorierung‘ durehschimmern lassen
an der Hin il _ Fehlen jeglicher Komplikation im Beginn der Epidemie hin. Nur | (Murchinsonsche Flecken). Außerdem. sieht man in bunter Verteilung
ı um Entolie $ zweimal sah er Schwellungen am Oberschenkel (in der Muskulatur). | zahlreiche Roseolen, die zum Teil wegdrückbar sind, zum Teil umgeben
Am, dieng Später kam eine große Sterblichkeit. Æ. beobachtete “einen Wechsel | von blaßblauen Höfen und nicht mehr wegdrückbar eine petechiale Um-
Zu im Bilde der Influenza. Innerhalb der gleichen Kameradschäften ver- | wändlung durchgemacht baben. Die Zunge der Kranken ist wie bei
nd die Nahhh? lief die Grippe gleichartig = Kameradschaftsgrippe. ‚Ausgeprägt war | Typpus abdominalis belegt, mit freien Rändern und Spitze. Die Milz ist
n der Kopras die Leukopenie. Daß die -Grippe aus dem Westen kam, ist sicher. Es | palpabel und stark vergrößert. Die Leukocyten zeigen ‚hier wie in. der. u
m dem wię. ist offenbar, daß der Streptokokkus etwas ist, was hinzukommt.- Im | überwiegenden Mehrzahl der Fälle eine Vermehrung, während der ver-
nderer umbi & Anfang gab es — wie schon. erwähnt — nur reine, unkomplizierte | storbene Vater eine. Leukopenie wie beim’ Unterleibstyphus aufwies.
firnschwäc et" Fälle. E. glaubt, daß die Influenza mit ein Grund für das Unglück | Der Blutdruck -zeigt die für Fleckfieber besonders : charakteristische
mch objektiv kis- im Westen war. / u Sr : -| Senkung, die Patientin hat einen Blutdruck von 85- mm Hg. Der Puls
htig. Vor alas. ` Böttiger sah nichts Schlechtes vom Nirvanol. Man darf stär- | der Patientin war im Anfang der Erkrankung bei einer Temperatur von -
ch-den Bidwi ' kere Schlafmittel nur nicht an zwei Abenden hintereinander geben. Man | 40° 100, gleichzeitig bestanden heftige Kopfschmerzen. Sonst zeigte .
Eine Influenzapolyneuritis ist oft nicht von einer | die Patientin keine Besonderheiten. Die sonst häufige Benommenheit .
| ‚verschiedenen Grades, Apathie und Delirien fehlen hier völlig. Für die
vasomotoriehe Ing
er intermiti $,
Fälle deutliches -
ilung zu, dene»
die Heilung alf <
re omyl Ver .
wenn auch nö 3
Anfälle ano
#) Ketzer ist,
"Jahre später.
` (z. B. bei Keuchhusten).
; In höchstens 50 % der Fälle.
Dicht. Er zeigt sich jedenfalls immer, wenn man ihn sucht. Suchet, .
so werdet ihr finden!-Der Keim ist immer da. „Wie ist aber die Ver-
3$ „breitung zu erklären? Die Influenza geht immer längs des großen Ver-
Sp kehrs. Erst später geht sie auf die Dörfer. Sie steht‘ zwischen Masern
38} - und Scharlach. Es muß sich um einen Erreger von einer Flüchtigkeit
A. handeln, wie wir sie bei den jetzigen Erregern nicht kennen.
_ Influenzepneumonie.
-w tro
‘ acht eine specifische Gefäßerkrankung, die sich vornehmlich in den
es
-wa
PAR Tr. O
rt ARE, re arg re | >
zn æ: EES Mar a Be
1 7, Far ak a * ’
ir “S A j i
—y
wechsle vielmehr.
Poliomyelitis anterior zu unterscheiden.
Schlußwort. Rumpel: Der Hauptstreitpunkt betrifft den
Influenzabaeillus. Dazu ist folgendes zu bemerken: 1. Bei der ersten
Epidemie (1889/90) ist ‘er nicht gefunden worden, sondern erst drei
2. Nach Bekanntwerden wurde er von den verschieden-
sten Stellen gefunden in Fällen,.in denen keine Influenza in Frage kam
8. Bei. der jetzigen Epidemie fand man ihn
Hervorragende Forscher fanden ihn gar
Fahr besprieht noch einmal die charakteristischen Zeichen der
Graetz: Im Laufe der Diskussion erwies es sich, daß er ein.
Er will aber aus epidemiologischen Gründen ein Ketzer
bleiben. Gerade im Anfang, bei den reinen Fällen, fand sich kein 'In-
A- fluenzabacillus. Keinesfalls genügt das häufige Vorkommen des Ba-
g! ; -eillus, um ihn als Erreger anzuerkennen.
Reißig.
[4
~a
Kiel. |
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. März 1919.
Schittenhelm .spricht mit Vorstellung einer Kranken und
und Demonstration zahlreicher mikroskopischer Präparate über Fleck-
ieber. Die Diagnose dieser gefährlichen Infektionskrankheit gewinnt
jetzt für jeden Arzt deshalb: besonderes praktisches ‘Interesse, weil
durch die eingetretene Disziplinlosigkeit in unseren Truppen immer
wieder infizierte beziehungsweise verlauste Soldaten von der Ostfront,
tz aller Vorschriften “und Entlausungsanstalten, in ihrer Heimat als
Infektionsquelle eintreffen. Hier müßte dann wenigstens jeder Krank-
heifsfall sofort erkannt werden und durch sofortige tadellose Entlau-
‚ng und Überführung auf die Isolierstation eines Krankenhauses, sorg-
Riligste Desinfektion der Wohnräume, Entlausung’und Quarantäne der An-
gehörigen eine Weiterverbreitung der Krankheit verhindert werden. Bei
dem vorgestellten Fall handelt es sich um ein 18 jähriges Mädchen am sie-
benten Krankeitstage, das durch ihren aus Rußland heimgekehrten Bruder
gleichzeitig mit dem inzwischen schon verstorbenen Vater infiziert wurde.
Da. das Fleckfieber ausschließlich durch Läuse verbreitet werden kann,
ist die Vorstellung eines sicher entlausten Kranken auch auf der Krank-
heitshöhe vollkommen ungefährlich. Über die Art des Erregers und
den. Übertragungsakt ist man besonders durch die Untersuchungen von.
Nocha-Lima so weit unterrichtet, daß als Erreger ein kokkenähn-
'iches Körperchen, Rickettsia-Prowazeki nach den Entdeckern genannt,
m Blute des Kranken während des Exanthems kreisend, gilt, das mit
= Blute beim Saugakt der stechenden Laus in deren Magendarm-
al gelangt und dort nach Weiterentwieklung und Vermehfung nach
Ul-Tagen infektiös beim Stich für Gesunde wird. Dieser Erreger ver-
Roseolen und besonders zahlreich im Gehirn in. mikroskopsich kleinen
Herden findet. Die Gefäßwände der. kleinsten Arterienverzweigungen
gen sektorenartige Nekrosen und wandständige Thromben. Außer-
dem finden. sich perivasculäre Infiltrate, die den Gefäßen abschnitts-
weise gleichsam aufsitzen, ohne sie ganz zu umgeben. Nach einer zirka
Mfägigen Inkubationszeit tritt nach raschem Fieberanstieg, verbunden
mit heftigen Kopfschmerzen, in drei bis fünf Tagen .ein in einem Zuge
entstehendes Exanthem auf, das sich bei der vorgestellten Kranken in
überaus typischer Form über den ‚ganzen Körper einschließlich der
Handteller und der Fußsohlen ausgebreitet hat. Überall finden sich
erößere confluierende, bläulich schimmernde Flecken, die Gefäßherde
Differentialdiagnose gegen Unterleibstyphus sind Verhalten von: Puls
und Temperatur nicht zu. verwerten, wenn auch eine relative. Pulsver-
langsamung bei Fleckfieber überaus selten zu sein scheint. Entschei-.
dend ist vor allen Dingen das: Exanthem nach Art, Lokalisation und
Zeit des Auftretens,, weiter die Blutdrucksenkung und die Weil-Felixsche
Reaktion bei einem Titer von 1:200. Fleckfieberkranke und -genesende
agglutinieren den dieser Reaktion zugrunde liegenden Proteusstamm X 19,
der aus Blut und Urin fiebernder Fleckfieberkranker gezüchtet wurde,
in Verdünnungen von 1:200 bis 1:3000. Typhuskranke geben nega-
tive Reaktion. Die beschriebene Gefäßerkrankung läßt sich als weiteres.
‚typisches Diagnosticum durch die histologische Untersuchung der Ro-_
seolen verwerten. Eine specifische Therapie des Fleckfiebers gibt es
leider nicht. Rekonvaleszentenserum, Salvarsan, Optochinin haben sich
nicht bewährt. Auch das’ in letzter Zeit bevorzugte kolloidale Silber.
hatte keine sicheren Erfolge. ‚Es bleibt also nur eine rein symptoma-
tische Behandlung besonders der schweren cerebralen Erscheinungen
durch geeignete Bäder und eine Unterstützung der Herzkraft durch
Digitalis und Campher. Eine Bekämpfung der das Leben gefährdenden
Blutdrucksenkung durch Adrenalin und Strychnin hat keinen Erfolg
und läßt sich bei der Eigenart. der Gefäßschädigungen auch nicht er-
warten. Das Hauptaugenmerk bei dieser Krankheit ist deshalb auf die-
schnelle Diagnose und eine unbedingt zuverlässige Entlausung des zu
isolierenden Kranken und des Pflegepersonals zu richten. Die .Pro-.
| gnose ist für unsere Bevölkerung überaus ungünstig. Während idie-
polnischen Juden, bei denen die Krankheit endemisch ist, eine Sterb-
lichkeit von nur 1°/ aufweisen und das Fleckfieber ohne schwere Er-
scheinungen, gelegentlich auch ohne Exanthem, ohne Störungen. des
'Kreislaufes und des Nervensystems durchmachen,: wurden bei unseren
Soldaten bis zu 40°/, Mortalität beobachtet. Die auffallenden Unter-
schiede in der Zahl der Erkrankungen im Sommer und im Winter
lassen sich aus der Lebensweise: der russisch-polnischen’ Bevölkerung
erklären, die im Winter in ungelüfteten Räumen zusammengepfarcht
und dick eingekleidet ohne Rleiderwechsel, eine Brutstätte für Läuse -
und die günstigste Infektionsmöglichkeit bietet, während sich im Sommer
das ganze Leben im Freien
gefahr gering ist.
Weiland berichtet. die Ergebnisse seiner Forschungen über °
‚Diabetes bei chirurgischen Erkrankungen. Das für Ärzte bei der Be-
gutachtung von Rentenansprüchen besonders in der Jetztzeit überaus
wichtige Gebiet zerfällt in zwei Kapitel, die sich von der Entdeckung
des Zuckerstichs durch Claude Bernard und der Arbeit über
septische Entzündungen und gangränöse Zerstörungen bei: Diabetes .
von Maréchal de Calyi 'aus den fünfziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts ableiten. Denn einmal handelt.es sich darum, ob ein
Diabetes durch ein Trauma auslösbar ist und: zweitens um die prak-
tisch wichtige Frage, welche Maßoahmen wir bei einem Diabetes zu
treffen. haben, der durch chirurgische Erkrankungen kompliziert ist,
Wenn man den Diabetes als eine Zuckerregulationsstörung bei über-
empfindlichem chromaffinen System mit lokaler Pankreaserkrankung
ansieht, so müßte man für. einen traumatischen Diabetes verlangen,
‚daß ein Nachweis erbracht wird für eine direkte oder indirekte Ver-
letzung des Pankreas beziehungsweise eines anderen diabetogenen Organs,
oder der Nachweis intensiver summierter Reize auf ein minderwertiges
Pankreas, in ‚dem gleichsam ein latenter Diabetes auf das auslösende
Moment wartet. In beiden Fällen müßte außerdem festgestellt sein,
daß tor dem Trauma . sicher kein Diabetes bestanden hat und daß
zwischen dem Trauma und dem Ausbruch des Diabetes ein genügender
zeitlicher Zusammenhang besteht. Bisher dürfte kein Diabetes nach
einem Trauma beobachtet worden sein, der den aufgeführten Bedin- .
gungen entsprochen hätte, und von der Mehrzahl der Forscher wird
deshalb ein traumatisch entstandener Diabetes auch grundsätzlich: ab-
gelehnt. Bei der praktischen Beurteilung wird man aber gezwungen
abspielt und deshalb auch die Infektions- _
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374 o © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.
sein, die Grenzen für Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit eines nach
Trauma entstandenen Diabetes weiterzustecken, besonders wird man
sich wohl in allen Fällen mit dem Nachweis zufrieden geben müssen,
daß vor dem Trauma keine Symptome eines Diabetes beobachtet worden
sind. Bei den zahlreich beobachteten Kriegsdiabetikern waren vorher-
gehende Verletzungen irgendwelcher Art nicht von maßgebendem Ein-
fluß, dagegen wirkten die allgemeinen Kriegsstrapazen, die besonderen
Ernährungsverhältnisse und namentlich wiederholte psychische Traumen
nicht nur auslösend auf verkappte Zukunftsdiabetiker, sondern auch
sicher verschlimmernd auf leichte Formen des Diabetes. Ist nach diesen
Ausführungen ein traumatischer Diabetes prinzipiell abzulehnen, so ist
eine vorübergehende Glykosurie, die aber niemals in einen echten Dia-
.betes übergeht, wenn nicht schon eine Anlage für diese Erkrankung
vorhanden ist, nach Traumen in vielen Fällen sicher erwiesen. Genaue
Untersuehungen an 83 Fällen verschiedenster Traumen, die dem sehr
großen Material der chirurgischen Klinik in mehreren Jahren als Stich-
proben entnommen wurden, zeigten in 40 Fällen aller Altersklassen und
verschiedenster Traumen jeder Intensität normalen Urin und normale
Zückertoleranzgrenze, in 3 Fällen ließ sich ein Diabetes nachweisen,
der schon vor dem Trauma bestanden hatte, ohne daß dies den Kranken
bewußt war, in 5 Fällen ließ sich bei verhältnismäßig leichten Ver-
letzungen ohne Commotio cerebri eine alimentäre Glykosurie erzeugen
und in 85 Fällen von vorwiegend Commotionstraumen zeigte sich eine
spontane Glykosurie mit Hyperglykämie ohne diabetische Symptome,
‚ohne Polydypsie oder Polyurie. Diese Glykosurie trat sofort oder nach
einigen Tagen auf und dauerte bis höchstens zehn Tage. Der Urin
zeigte durchschnittlich 0,1 bis 0,5% Zucker (ausnahmsweise in einem
Falle 2,6%), bei einer Tagesmenge von 8,0 bis 50,0 g. Aceton konnte
in keinem Falle nachgewiesen werden. Die Schwere des Traumas geht
mit der Glykosurie nicht parallel, ebenso zeigt sich keine Parallelität
zwischen der Menge des Blutzuckers, der in diesen Fällen durchschnitt-
lich 0,875 %, betrug und der Menge des Harnzuckers. Als Ursache des
Auftretens von Zucker in allen diesen Fällen dürfte eine cerebrale ner-
vöse Reizung der Zuckerstichgegend durch traumatische Fettembolien
oder eine Leitungsstörung nervöser Bahnen durch Erschütterung an-
zunehmen sein. Praktisch wichtig ist es zu wissen, daß es sich stets
um eine transitorische, nicht entschädigungsberechtigte Störung han-
delt, die keinen Anlaß bietet, einen später auftretenden Diabetes auf,
ein Trauma zurückzuführen. Es dürfte sich bei Traumen empfehlen
in jedem Falle die einfach auszuführenden Proben auf spontane und
alimentäre Glykosurie auszuführen. — Die von 48000 Zugängen fest-
gestellten 828 Diabetiker mit komplizierenden chirurgischen Erkran-
kungen, mögen sie nun zufällige sein wie Cholelithiasis, Appendicitis
oder infektiöse wie Erysipel, Abscesse, Phlegmonen, Furunkel, Katarakt
Otitis media und vor allem Gangrän, wiesen die auffallend hohe Sterb-
lichkeit von 46% auf, gegenüber einer Sterblichkeit von 24% bei intern
behandelten Diabetikern ohne chirurgische Erkrankungen. Es handelte
sich aber nun bei diesen 328 Fällen fast durchweg um nicht beziehungs-
weise ganz unzureichend behandelte Fälle. Bei behandelten Diabetikern
tritt keine erhebliche Steigerung der Mortalität durch notwendige chir-
urgische Bebandlung ein, weshalb eine rationelle Behandlung des Dia-
betes den besten Schutz gegen Komplikationen bietet. Eine besondere
Erwähnung verdienen vier Fälle, die, unter Verkennung des vorhan-
/
/
Berliner kassenärztliche Fragen.
| Von
San.-Rat Dr. Ignatz Sternberg.
Das wenig befriedigende Ergebnis der während fast des ganzen
vorigen Jahres gepflogenen Verhandlungen über den Abschluß neuer
Grundsätze für kassenärztliche Verträge hat in der Berliner Ärzte-
schaft, wie das nicht anders zu erwarten war, lebhafte Mißstimmung
hervorgerufen, die sich nicht so sehr gegen die unzulänglichen
Honorare, wie gegen die mit dem Inkrafttreten der neuen Ab-
machungen bemerkbar gewordene Schwächung derärztlichen
Organisation richtet. Wie ich schon seinerzeit berichtet habe,
ist es den Kassen gelungen, die bisher durch die Vertragskommission
der Ärztekammer hergestellten festen Beziehungen zwischen der gesetz-
lichen Standesvertretung und den wirtschaftlichen Verbänden der
Kassenärzte dadurch zu lockern, daß sie die bisherige Genehmi-
gung der kassenärztlichen Verträge durch die Vertragskommission
nieht mehr anerkennen wollten, sondern nur noch eine Begut-
achtung zuließen.
Die Ärztekammer hatte seinerzeit, um den in der Organisation
Rundschau. |
18. April
denen diabetischen Komas, als abdominelles Koma, Ileus, Peritonitis
zur sofortigen Operation eingeliefert wurden, die in derartigen Fällen
wohl stets tödlich verläuft. Auf Grund aller Feststellungen ist zu fordern,
daß nur lebensrettende Operationen nach strenger Indikationsstellung
sofort ausgeführt werden dürfen. Alle anderen unabwendbaren Opera-
tionen sollten erst nach einer vollkommenen Entzuckerung des Patienten
vorgenommen werden. Alle Gefälligkeitsoperationen sind unbedingt
abzulehnen. Carcinome sollten bei Diabetikern stets mit Radium- oder ı
Röntgenstrahlen behandelt werden. Bei der Narkose ist Chloroform
zu vermeiden. In allen Fällen handelt es sich also nicht um besondere
diabetisch-chirurgische Erkrankungen, sondern um Krankheitszustände,
deren Schwere bedingt ist entweder durch die allgemeine Schwäche
und mangelhafte Widerstandsfähigkeit aller Organe bei Diabetikern oder
durch häufig gleichzeitig vorhandene Erkrankungen, unter denen nament-
lich die Arteriosklerose mit weitgehenden Schädigungen des kardio-
vasculären Apparates eine Hauptrolle spielt. Eine Gesetzmäßigkeit |
zwischen der Schwere der Erkrankung und der Höhe des Blutzucker
gehalts ist nicht vorhanden. Die Behandlung des Diabetes hat durch
eine geeignete Diät zu erfolgen und ist vor einer Operation im ge-
gebenen Fall in brüsker Form bis zur Entzuckerung durchzuführen.
Neben Nahrungsbeschränkung kommen in bekannter Weise Gemüsetag®
und Haferperioden in Frage, die bei auftretender Acidose durch Hinzu- |
gabe großer Alkalidosen zu unterstützen sind. Im Koma sind Alkohol
und Kohlehydrate zu geben. Die Gefahren bei chirurgischen Eingriffen
sind, abgesehen von den nicht erkannten unbehandelten Fällen, einer-
seits auf gleichzeitig vorhandene Krankheiten, besonders Arteriosklerose
und Kreislaufschwäche zurückzuführen, andererseits auf die Komabereit-
schaft des Diabetikers, die bei der Narkose gefährlich werden kann.
Haut- und Wundinfektionen sind bei rationeller aseptischer Behand-
lung vermeidbar. Entgegen früheren Annahmen bietet die Hyper-
glykämie für chirurgische Eingriffe an und für sich keine besonderen
Gefahren. Zusammenfassend gilt das Wort Frerichs: „Der Dia-
betiker gleicht dem müden Wanderer, welcher im dichten Nebel auf
schmalem Pfad neben einem reißenden Strom einherschreitet, in steter
Gefahr hinabzustürzen, wenn er ängstlich seine Schritte beschleunigt
oder ein geringer Unfall, ein Stein des Anstoßes ihm in den Weg
tritt.“ Deshalb bleibt es unsere wichtigste Aufgabe, den Diabetes recht-
zeitig zu erkennen, rechtzeitig und ausgiebig zu behandeln und dauernd
sorgfältig zu beaufsichtigen. r
In der Aussprache weist Anschütz auf die überaus hohe
Mortalität von 60% bei operiertem diabetischen Gangrän hin und
glaubt, daß hierbei die Schädigung des kardiovasculären Systems dureh
vom Gangrän resorbierte Toxine die Hauptrolle spielt. Hopp®’
Seyler weist auf das zu beobachtende gute Befinden der Diabetiker
bei unserer Kriegskost. bin, das uns dazu bestimmen sollte, mit den
sonst üblichen hohen Eiweiß- und Fettgaben zurückhaltender zu seim
und außerdem stets für eine rege Darmtätigkeit zu sorgen. Scehitten-
helm berichtet über erfolgreiche Entzuckerungskuren mit anderen
Kohlehydraten und Getreidearten als Hafer, ist aber der Ansicht, daß
die gelegentlich empfohlene Kartoffelkur nur zu Scheinerfolgen, UN
auch dies nur in sehr leichten Fällen, führt. Schade weist auf das
sehr auffallende und noch nicht geklärte Fehlen jeder Schmerzempfl-
dung in der Nähe des Gangräns hin. Schackwitz
drohenden Bruch zu vermeiden, unter gewissen Bedingungen ihre Zu-
stimmung zu dieser Minderung des Einflusses der V ertragskommissio}
gegeben; zu diesen Bedingungen gehörte auch die, daß der a
verband drei seiner Mitglieder in die Vertragskommission pasen
Man versprach sich aus der Mitarbeit dieser Herren einen Ausgleic
der nun einmal weniger aus sachlichen, als aus persönlichen aruni
zwischen beiden Instanzen bestehenden Unstimmigkeiten. Leider ha
sich der Ausschuß des Centralverbandes . hierzu nicht entschließen
können, sodaß die Vertragskommission. ihrerseits, entsprechend Ep
Beschluß der Ärztekammer, gezwungen war, die Begutacktung der I ;
seitens des Centralverbandes zugegangenen kassenärztlichen nn
abzulehnen. In ihrer letzten Sitzung hat die Ärztekammer dieses le
gehen der Vertragskommission gutgeheißen, sodaß also in Zukunft ei
kassenärztlichen Verträge wieder der Genehmigung durch die er
kommission unterliegen. Auf die Dauer wird dieser Zustand des Kamp :
zwischen Centralverband und Ärztekammer nicht bestehen web
können, es wird unter allen Umständen zu einem Ausgleich konm
müssen, denn jetzt weniger wie je kann es sich die Berliner : =
schaft leisten, ihre Organisation durch innere Zwistigkeiten zu schwät gr
Zu welchen betrübenden Erscheinungen diese schon jetzt geführt ha
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beweisen die Vorkommnisse in Wilmersdorf, wo €
sich nicht gescheut haben, mit der- dortigen 'Landkrankenkasse,. die:
bisher freie Arztwahl hatte, einen nur für sie gültigen Vertrag abzu-
schließen und der Vertragskommission zur „Kenntnisnahme“ zuzu-
‚schicken. a ln aan
Es ‚sind Anzeichen dafür vorhanden, daß,. nachdem sich, der
Centralverband eine andere Verfassung. gegeben ‚hat; durch die der
Einfluß der Delegiertenversammlung gegen früher gestiegen ist und.
besonders, nachdem ‘in der Leitung ejn Wechsel eingetreten ist, es |
gelingen wird, die bestehenden Gegensätze zwischen ihm und der
Ärztekammer auszugleichen und der Vertragskommission wieder zu
‘ dem Einflusse zu -verhelfen, den sie im Interesse der Ärzteschaft un-
N”
bedingt braucht und. den ihr. eine .lediglich .begutachtende Tätigkeit
nicht verschaffen kann. Alle in Betracht kommenden Faktoren: sollten
sich doch darüber klar sein, daß die Groß - Berliner ärztliche Organi- |
sation den Belastungsproben, denen sie in der nächsten Zeit ausgesetzt
sein wird, nur bei völliger Einigkeit gewachsen sein wird. Deshalb-
sind alle Bestrebungen -freudig zu begrüßen, die dieser Einigkeit Vor-’
schub zu leisten geeignet sind. Als solche ‚sind anzusehen die Ver-
sicherung der Kassenärzte
bundes. er | L
Die Versicherung der Kassenärzte hat, seitdem ich
zuerst hier über ibre Ziele berichtete, einen großen Schritt vorwärts
gemacht. In den. neuen Grundsätzen, die einen integrierenden Bestand-
teil der kassenärztlichen Einzelverträge bilden, ist mit. Zustimmung: |
der Kassen eine Bestimmung enthalten, wonach jeder - Kassenarzt
verpflichtet ist, während der Dauer des Vertrages Mitglied des
Vereins für die Versicherung der Kassenärzte Groß - Berlins zu sein.
Ferner ist jeder Kassenarzt vertraglich verpflichtet, sich ‚für Ver-
sicherungszwecke einen noch zu bestimmenden Teil seines kassenärzt-
lichen Einkommens: abziehen zu lassen. Dadurch ist die Möglichkeit
einer Kollektivversicherung aller Kassenärzte geschaffen, mit allen Vor-
teilen einer solchen. — billige Prämien, Wegfall oder Milderung der
ärztlichen Aufnahmeuntersuchungen und ähnliches. Der Versicherungs-
träger ist die Versicherungskasse für die Ärzte Deutschlands, mit der
augenblicklich noch Verhandlungen über- die Art der Versicherungen, ,
die Höhe der Prämien, ‘deren Verwendung. gepflogen werden. Das
Bindeglied zwischen dem einzelnen Versicherten und der Versicherüngs-
kasse ist der neugegründete Verein zur Förderung der Versicherung
Groß-Berliner Ärzte, dem alle Versicherten angehören und der -die Auf-
gabe hat, die Interessen der Versicherten der Versicherungskasse gegen-
über‘ zu vertreten.
Außer den Kassenärzten. können andere ärztliche
Interessengemeinschaften, wie Schulärzte. Armen-, Rettungsärzte, aber
2i auch ärztliche Einzelindividuen unter den gleichen Bedingungen Ver-
‚Sicherungen abschließen. Mau kann sich nur schwer eine. Vorstellung
„davon machen, welche ungewöhnlichen Schwierigkeiten zu überwinden
‚Waren, um das bisher vorbildlose Unternehmen zustande zu bringen,
‚ mit dessen Vollendung sein Schöpfer, Geh. San.-Rat Dr. S. Alexander,
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.. Schaft erworben, ein neues hinzugefügt hat.
die. Groß-Berliner Ärzte-
den vielen Verdiensten,’ die er sich schon um
‘Noch nicht ganz so weit: wie die Versicherung‘ der Kassenärzte
‚Ist die Gründung desÄrztebundes von Groß-Berlin gediehen.
Einer der wesentlichsten Gründe für das etwas langsame Tempo in
‚Seiner Entwicklung -ist die durch ‘die politischen Unruhen hervor-
gerufene- Störung. der Verkehrsverhältnisse gewesen und *es ist be-
‚gründete Hoffnung. vorhanden, daß dieses Tempo nunmehr etwas be-
‚Schleunigt werden wird. Verschwiegen darf allerdings nicht werden,
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ı Ist, daß es gelingen wird, dem Einhieitsgedänken zum Siege über den
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Schaft begonnen werden.
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azuführen, erkennen lassen, sodaß begründete Hoffnung. vorhanden
daß trotz der auf allen Seiten vorhandenen Geneigtheit, an die Stelle
der bisherigen durch den Ärzteausschuß von Groß-Berlin dargestellten
Repräsentation der Groß-Berliner Ärzteschaft etwas Neues zu setzen,
noch keine völlige Einmütigkeit über die Form dieser neuen Reprä-
Es sind da -noch. gewisse partikularistische
sentation vorhanden ist.
en, die dem .Grundgedanken des Ganzen,
Bestrebungen zu überwind
‚eine Vertretung der Groß-Berliner Ärzteschaft auf breitester demo-
kratischer Grundlage zu schaffen, noch unsympathisch gegenüberstehen
und es lieber sehen würden, wenn ‘den bestehenden standesärztlichen
in dem neuen ‚Bunde gewisse Vorrechte eingeräumt
Organisationen
Würden. Andererseits liegen bereits zahlreiche Erklärungen solcher
Vereine vor, die ihre Bereitwilligkeit, ihre Mitglieder dem neuen Bunde
,
sartikularismus zu verhelfen. Demnächst soll der fertiggestellte
Satzungsentwurf veröffentlicht und mif der Werbung für die Mitglied-.
d Der. Aufbau des Bundes ist folgendermaßen
a das Fundament sollen örtliche Untergruppen — nach Post-
1 ‚Olizeibezirken abgegrenzt — bilden, deren Mitgliederzahl zwischen
Ä „bis 300 betragen soll und denen die innerhalb der Grenzen der
und die Gründung des Groß-Berliner Ärzte-. -f
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7 18, Spril. Soan. 4 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.. EEE 375
eine Handvoll Kollegen | Gruppen. wohnenden Mitglieder angehören. müssen.- Dieser Unter-
gruppen dürfte. es ungefähr 20 über Groß-Berlin verteilt geben. Sie
erhalten alle gleichmäßige Satzungen und Geschäftsordnungen, wählen
sich ihre Leitung und außerdem je einen. Vertreter. in den Ausschuß.
‘Dieser setzt sich außer den Vertretern der Untergruppen noch aus
einer ebenso großen Anzahl . von. Vertretern zusammen, die aus allge-
meinen. Wahlen aller Vereinsmitglieder hervorgehen. Aus der Wahl
-der Ausschußmitglieder geht dann die oberste Spitze des Bundes, der
neungliedrige, geschäftsführende ‘Vorstand ..bervor, der in ‚Gemeinschaft
mit dem Ausschuß alle Angelegenheiten der Berliner Ärzteschaft von
allgemeinem Interesse berät und beschließt. Zu den Aufgaben des
"Bundes sollen satzungsgemäß gehören: 1..die Wahrnehmung der ärztlichen
Standesinteressen in wirtschaftlicher, sozialer und ethischer Beziehung,
2. eine gerechte Beteiligung aller Ärzte an der ärztlichen Versorgung
.der Bevölkerung, 8. die Förderung ‘der Anteilnahme’ und ‚Mitwirkung
der Ärzte an allen Fragen der Volksgesundheit, 4. die Pflege der
Kollegialität. “ | en a,
‘Des neuen Bundes harren große Aufgaben: die politische Um-
wälzung mit ihren Auswirkungen. auf die kommunalen Verhältnisse
wird sich gerade. in Groß-Berlin auch für die. Ärzteschaft sehr stark
‘bemerkbar machen. Die mit. der Eingemeindung der Vororte im
< Zusammenhang stehende Vereinheitlichung der kommunalärztlichen Ein-
richtungen — Schulärzte, Armenärzte, Öffentliches Rettungswesen —
wird nur dann nicht über die Köpfe der Ärzteschaft hinweg vor-
genommen werden können, wenn diese ihren auf die Neugestaltung
dieser Dinge. bezüglicheun Wünschen den genügenden Nachdruck zu
geben imstande sein wird; das wird sie aber nur dann können, wenn
sie der"Öffentlichkeit gegenüber ebenso geschlossen auftritt, wie ent-
‚schlossen, -alle zulässigen. Mittel. anzuwenden, um. zu verhindern, daß
man in Gesetzgebung und Verwaltung über sie als nichtbeachtlichen
Faktor hinweggeht. Voraussichtlich wird sich schon in der allernächsten
Zeit zeigen, ob die Groß-Berliner Ärzteschaft imstande ist, sich. die
ihren Wünschen und Forderungen nötige Beachtung zu verschaffen:
bekanntlich steht die- Einführung der Familienversicherung bei den
Krankenkassen vor der Tür; Ärztekammer, Centralverband der Kassen-
‚ärzte, Vertragskommission haben dazu Stellung genommen und eine
. Anzahl von Forderungen formuliert; Vertreter der genannten Körper-
schaften werden demnächst im Rathaus unter dem Vorsitz des Herrn
Oberbürgermeisters von Berlin in Gemeinschaft mit ‘Vertretern der
- Groß-Berliner Gemeinden und solcher der Krankenkassen in Ver-
handlungen über die Bedingungen eintreten, unter denen die Familien-
versicherung‘ ,bei den Groß-Berliner Krankenkassen eingeführt werden
soll. Der Hauptdifferenzpunkt zwischen Ärzten und Kassen dürfte
‚wohl die Frage der Art der kassenärztlichen Versorgung der Familien-
angehörigen sein — zeigen sich.die Kassen der von der Ärzteschaft
aufgestellten Forderung’ nach Zulassung sämtlicher zur Behandlung:
bereiten Ärzte — mit gewissen Einschränkungen — ebenso: abgeneigt,
wie bisher, dano, das kann man wohl heute schon mit ziemlicher
Sicherheit voraussagen, werden sie die für die Familienversicherung
nötige Anzahl von Ärzten in Groß-Berlin nicht finden. Mit der Ein-
=
führung der obligatorischen Krankenhilfe für Familienangehörige wächst
‚sich die bisherige Arbeiterversicherung zur Volksversicherung aus, da-
mit hört aber auch die Frage der ärztlichen Versorgung dieser Massen
‚auf, eine Frage der Kassenärzte zu sein, sie wird zur Schicksalsfrage
der deutschen Ärzteschaft. — pi ann
Es- ist erfreulich, festzustellen, daß auch in der Groß-Berliner
Ärzteschaft, der man früher häufig‘ nieht mit Unrecht den Vorwurf
einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber Standesfragen allgemeiner
und örtlicher Art machen mußte, ein.lebhafteres Interesse für diese
sich bemerkbar zu machen beginnt. Man nimmt nicht mehr alles so
stillschweigend hin, was irgendwo oben beschlossen worden ist, man
kritisiert, man opponiert ‘und: versucht, der eigenen Meinung zum Siege
zu verhelfen» Besonders starker Opposition begegnet der Versuch des
-Herrn Kollegen Gustav Ritter, dem „Kassenlöwentum“ durch eine
Staffelung der Honorare Abbruch zu tun. Ritter schlägt
vor, die ersten.300 Monatsgutscheine voll, die folgenden 200 zur Hälfte .
und die darüber hinaus eingereichten nur mit einem Viertel des Wertes
zu bezahlen. Ein dahingehender Antrag .ist in -der größten kassen-
ärztlichen Vereinigung Groß-Berlins bereits angenommen. worden, soll
jedoch einer erneuten Durchberatung unterworfen werden, da 100 Mit-
glieder des Vereins, die mit dieser Regelung nicht einverstanden sind,
einen dahingehenden Antrag gestellt haben. Ritter errechnet aus
der gestaffelten Bezahlung, die übrigens außerhalb Berlins bereits seit
langer Zeit. gebräuchlich ist, eine Wertsteigerung des Gutscheins um.
‚22,7%/,, eine immmerhin beachtenswerte Höhe. Ob es auf diesem. Wege
gelingen wird, das „Kassenlöwentum“ zu beseitigen, will:mir zweifel-
haft erscheinen, da dieser Begriff in Groß-Berlin kein einheitlicher ist.
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‘Man kann ein Kassenlöwe sein, indem man innerhalb einer kassen-
ärztlichen Gruppe die größten Einnahmen hat, man kann es aber auch
sein, indem man in 10 bis 20 kassenärztlichen Gruppen Mitglied ist
— und solche Fälle gibt es nicht wenige in Groß-Berlin —, in jeder
unterhalb der Grenze bleibt, jenseits der das Kassenlöwentum beginnt,
und doch zusammen aus allen Gruppen bedeutend mehr Einnahmen
hat, wie andere aus einer Gruppe. Diese zweite Kategorie von Kassen-
löwen wird von der Ritterschen Staffelung aber nicht erfaßt und
darin scheint mir eine Schwäche seines Reformvorschlages zu liegen.
Er schlägt aber noch eine weitere Reform der Honorierung
vor: danach sollen die Gutscheine nur zum Entgelt der gewöhnlichen
Leistungen in der Sprechstunde dienen; die Besuche und alle größeren
Sonderleistungen will er aus einem von dem Gesamthonorar abgetrennten
Betrage honorieren. Dieser Betrag soll — das Gesamthonorar pro Kopf
des Versicherten beträgt jetzt 8 M — 1 M hoch sein, wovon 60 Pf.
für gewisse fachärztliche Leistungen, die in der Gebührenordnung
mit dem Mindestsatze von 5 M und darüber bewertet werden,
Verwendung finden sollen, während von den restlichen 40 Pf.
Tagesbesuche, Nachtbesuche, Nachtberatungen, Aborte und geburts-
hilfliche Leistungen entgolten werden sollen. Auch wer, wie ich, grund-
sätzlich auf dem Standpunkt steht, daß gewisse fachärztliche Leistungen
mit einem Monatsgutschein ganz ungenügend entgolten sind, wird eine
Reihe von Bedenken gegen den von Ritter vorgeschlagenen Weg
zur Abstellung dieses Übelstandes nicht unterdrücken können. Da
' kein Mensch weiß, wie hoch die Zahl der zu entgeltenden fachärztlichen
Leistungen, noch viel weniger, wie groß die Zahl der Besuche sein
wird, erscheint der dafür in Aussicht genommene Betrag von 60 Pf.
bezüglich 40 .Pf. ziemlich willkürlich gewählt worden zu sein.
Ritter selbst schätzt den Entgelt für einen Tagbesuch sehr vor-
sichtig auf 1M; auch das will mir noch reichlich hoch erscheinen,
ich fürchte, der Besuch wird erheblich geringer entlohnt werden. Ob
für den Arzt, der für einen Krankenbesuch mit Hin- und Rückweg
manchmal eine halbe Stunde Zeit gebraucht hat, das Bewußtsein, sein
Einkommen dadurch um 75 bis 80 Pf. vermehrt zu ‚haben, sehr
= erbebend sein wird? Hinzukommt, daß auch auf seiten der Fachärzte
nur ein geringer Bruchteil von der neuen Einrichtung Vorteil haben
wird: wohl ausschließlich die Chirurgen, Frauen-, Hals-, Nasen-, Ohren-
ärzte. Den Nervenärzten stellt Ritter für ihre zeitraubende Mühe-
waltung bei Untersuchung und Behandlung die Bezahlung dureb einen
doppelten Gutschein in Aussicht, schon melden auch die Uro- und
Dermatologen ihre Ansprüche an, kurzum — man wird gut tun, bevor
man den Ritterschen Vorschlägen für die Gesamtheit der kassen-
ärztlichen Vereinigungen Geltung. verschafft, erst einmal abzuwarten,
welche ‘Ergebnisse der mit ihnen zunächst für das Jahr 1919 beim
Verein Berliner Kassenärzte angestellte Versuch zeitigen wird.
Wie man sieht, ist die Berliner Ärzteschaft augenblicklich mit
einer Reihe von Problemen beschäftigt, deren Lösung von ausschlag-
gebendem Einfluß auf die zukünftige Entwicklung der ärztlichen Ver-
hältnisse in Groß-Berlin sein wird. Mag auch bier und da über Einzel-
heiten noch keine völlige Übereinstimmung erzielt sein, so unterliegt
es doch keinem Zweifel, daß bei allen in Betracht kommenden Faktoren
der entschiedene Wille vorhanden ist, aus der ganzen Bewegung etwas
für die Gesamtheit Ersprießliches hervorgehen zu lassen.
Gefahr der Arsenvergiftung nach der Benutzung von
Fliegentellern.
Durch die Giftvorschriften ist in Deutschland als Fliegenvertil-
gungsmittel das durch seinen Arsengehalt wirkende Fliegenpap ier
in viereckigen, mit Quassia getränkten Blättern bestimmter Größe mit
vorgeschriebenem Arsengehalt (10 mg arsenige Säure), festgelegtem
Aufdruck usw. zugelassen. Unverantwortlicherweise haben Fabrikanten
Fliegenteller ‚von der Form und Beschaffenheit des Bierunter-
satzes ohne jeden Hinweis auf den Arsengehalt und ohne jede Sicher-
heitsmaßnahme in den Handel gebracht. i
Nach Untersuchungen des Reichsges undheitsamtes
sind die Fliegenteller „Mucki“, „Lo cki“, „Nimrod“ stark
arsenhaltig (90 mg arsenige Säure); durch Verwendung dieser
leicht abstäubenden Teller als Spielzeug können sie gesun dheits-
ä ich werden.
Br u Bekanntmachungen in Preußen (26. März 1919) und in
sind diese Fliegenteller überflüssig. Der Handel
mit ihnen wird zwar nicbt verboten; diese arsenhaltigen Fliegenteller
dürfen aber nur unter Einhaltung solcher einschränkenden Bedingungen
abgegeben werden, daß sie im legalen Handel verschwinden müssen;
insonderheit dürfen
zeilichen Erlaubnisse
anderen Freistaaten
sie nur in Geschäften mit Giftkonzession auf poli-
hein hin abgegeben werden; sonst macht sich der
18. April. |
Vom ärztlichen Standpunkt kann der Ausschluß eines durch-
aus unnötigen, überdies stark arsenhaltigen und leicht
zu Spielzwecken verwendbaren Fliegenvertilgungsmittels,
das in bewohnten Zimmern, Küchen usw. Anwendung finden solle,
nur gebilligt werden. Wer arsenhaltige Fliegenvertilgungsmittel an-
wenden will, ist auf den Bezug des behördlich zugelassenen arsen-
.haltigen Fliegenpapiers zu verweisen. R.
Tagesgeschichtliche Notizen. -
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung
des Kurpfuschertums versendet eine Erklärung, in der er
gegen einen Beschluß des Geschäftsausschusses des Ärztevereinsbundes
vom 16. Februar dieses Jahres protestiert. Der erwähnte Beschluß
geht dahin, den vom Münchener Ärztetag 1914 zur Bekämpfung der
Kurpfuscherei ausgeworfenen Beitrag von i M pro Mitglied so zu
verwenden, daß von dem Grundstock von 100 000 M 20000 M
abgozweigt und zur Fortbildung junger Ärzte bestimmt, von dem Rest-
g
pfuscherei verteilt werden. Diesen Vereinigungen wird die Verpflichtung
auferlegt, ihren Jahresbericht an den Geschäftsausschuß zu senden
und nichts zu unternehmen, was nach Ansicht des Geschäftsausschusses
gegen die Interessen der deutschen Ärzteschaft verstößt.
nur die Zinsen an Vereinigungen zur Bekämpfung der Kur-
Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums
hält im Gegensatz zu diesem Beschluß gerade die sofortige Bereit-
stellung bedeutender Mittel für allein erfolgversprechend und betont
die Notwendigkeit, ‚unabhängig vom Geschäftsausschuß ihre gemein-
nützige Wirksamkeit auszuüben, die niemals in irgendeiner Weise
gegen die Ärzte gerichtet sein könne. Aus diesem Grunde lehnt die
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums es über-
haupt ab, Gelder vom Ärztevereinsbund anzunehmen. 5
Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der
Geschlechtskrankheiten beabsichtigt im Verein mit den
Landesversicherungsanstalten und den Krankenkassen eine zweckdien-
liche Aufklärung der Bevölkerung über Gefahren und Verhütung der
Geschlechtskrankheiten durchzuführen ; dazu sollen vor allem allgemein-
verständliche Vorträge dienen, dìe nach Möglichkeit von ortsansässigen
Ärzten gehalten werden. Alle Kollegen und Kolleginnen, die an dieser _
Aufgabe mitarbeiten wollen, werden gebeten, umgehend ihre Adresse
an die unterzeichnete Geschäftsstelle einzusenden. Mustervorträge,
Lichtbilderreihen und sonstiges Anschauungsmaterlal wird zur Verf
gung gestellt; außer der Erstattung der Auslagen kann eine ange-
ne gütung gewährt worden Die Geschäftsstelle der Deut
Susena zur ekämpfun htskrankheiten,
Berlin W 66, Wilhelmstraße 45. pfung der Geschlechts
Die beiden großen Ärzteorganisationen „Leipziger Verband“
und „Ärztevereinsbund“ haben gegen die Verordnungen des Rates der
Volksbeauftragten vom 22. November 1918 über die Ausdehnung
der Versicherungspflicht und Versicherungsberechtigung in der
Krankenversicherung, sowie vom 23. Dezember 1918 über die Sicherung
der ärztlichen Versorgung bei den Krankenkassen bei der Nationalvef-
sammlung Widerspruch erhoben und um Außerkraftsetzung gebeten. .
Berlin. Eine Centralstelle für medizinische Kine-
matographie ist im Kaiserin- Friedrich -Hause für das ärztliche
Fortbildungswesen gegründet worden. Der Zweck ist die Herstellung
und der Vertrieb medizinischer Filme für den ärztlichen Unterricht
und für die wissenschaftliche Forschung.
Hamburg. Der Oberarzt an der Staatskrankenanstalt Friedrichs-
berg, Dr. Hasche-Klünder, wurde zum Physikus und zum
Prosektor des Hafenkrankenhauses, Dr. Bohne zum Amtsphysikus
für die Landherrenschaft Bergedorf ernannt. Dr. Lorey wurde
Oberarzt für das Röntgenfach am Allgemeinen Krankenhause Eppendorf.
‚. „Königsberg i. Pr. Die Assistenten der Kliniken und medi-
zinischen Institute an der Universität haben sich zwecks Wahrung ihrer
Interessen zu einer Vereinigung zusammengeschlossen. Vorsitzender is
Priv.-Doz. Dr. Klewitz, Medizinische Klinik.
‚, Breslau, Priv.-Doz. Dr. Severin, Oberarzt der Medi-
zinischen Klinik, zum Primararzt der inneren Abteilung am St.-Georgs-
Krankenhaus gewählt. TEAN
._ Frankfurta. M. San.-Rat Dr. Arnold Eiermann, Mit-
glied der Ärztekammer und langjähriger Vorsitzender des Ärzteverbandes
für freie Arztwahl, ist im Alter von 51 Jahren gestorben. Sein, -j
a che en Verlust für die Frankfurter Ärzte und Tr
eutsche Arzteschaft. — Der Leit hologischen KUN,
Prof. Sioli, tritt in Ruhestand. ANETTE,
| Hochschulnachrichten. Gießen: Prof. Dr. med. et phil.
H. Griesbach, bisher in Basel, und Prof. Dr. W. Schürmann,
biber in Halle, haben die Venia legendi für das Fach der Hygien®
n.
Gedruckt bel Julius Sittenfeld, Berlin W8,
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| ; redigiert yon. = == t. <o 2> L -Verlag von.
ng Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg TEE Urban & Schwarzenberg .
Kiel i ur Berlin — ; DES De ee Be |
inde a = = ' = = — - =
er : Inhalt: Originalarbeiten: Pels-Leusden, Über Irrtümer bei der Diagnose und Behandlung der Appendicitis. E.W eiser, Über paradoxe
hote Besdi . Digitaliswirkung. _L. Sch. wartz,. Die Verwendbarkeit der dermographischen Untersuchungsmethode für pharmakologische` Zwecke an Hand
käme}. von Coffeinuntersuchungen (mit 2 Abbildungen und. 1 Kurve), W. Pfanner, .Erwiderung und ‚Schlußwort zu dem Artikel Finsterers. in
itgled on. __.Nr.12. A. Fischer, Über die Einflüsse des Kalkpräparates „Kalzan“ auf die histologischen Gewebs- und Blutveränderungen. Klotz, Zum
N al Aufsatz von Brüning: Über Wurmkuren bei Kindern, in Nr. 11 dieser Wochenschrift. — Aus der Praxis für -die Praxis: Teuscher, Hand- Fr
ron den Bet liche Eiweißproben fürs Feld und für :die Sprechstunde. — Referatenteil: F. Bruck,, Neuere klinische und. experimentelle Arbeiten aus dem
mg dief Gebiete der ‘inneren Medizin. — Aus den. neuesten ‚Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen, — Vereins-. und Auswärtige
Verpfiehtu . Berichte: Berlin. Jena. Prag. Wien. — Rundschau: W. Hellpach, Die Neugestaltung, des medizinischen Unterrichts. Angeblicher Arznei-
ga | r ih Gr E nAn pa ei - -mittelmangel. Dr. H. E. Schmidt f. — Tagesgeschichtliche Notizen. eai i A |
tsaussehus® . Der. Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelängenden Originalbeiträge vor.
ige Bet | Aus der Chirurgischen Universitätsklinik- und Poliklinik zu ist, :vorfinden, kann diesen leicht entfernen, die Bauchhöhle sorg-
mi Di Er à ` Greifswald. 0.0... T fältig schließen und der Kranke ist in wenigen Tagen genesen.
in Th er ar BER N Aa a a a ng Zeigt sich aber bei.der Untersuchung eine .umsSchriebene gedämpfte
mal. Über Irrtümer bei der Diagnose und. Behandlung sa an ee T $ E dèut-
i ? Be T E T et iche Resistenz in der Tiefe neben stärkerer. Muskelspannung, ist
Hr ader . Appendicitis. | aber- der übrige. Bauch frei, so schließen wir Ren chen
ee 0 a a umschriebenen, aber über: die Grenzen der Wurmserosa hinaus-
ut Klinisceher Vortrag gehenden Prozeß, eine umschriebene Bauchfellentzündung, welche
nt on a bevon = en» ‚| eitiiges Exsudat: abgekapselt enthalten kann, aber noch nicht
ag Geh. Med.-Rat: Prof; Dr. Pels-Leusden.. ne a rene een an a an bis
"IE RES eh SE RE er ünf Tagen zurück, so ist wahrscheinlich kein Eiter da, bleibt,
jet | . Erkrankt ein meist jugendliches Individuum mit. mehr oder | er bestehen oder vergrößert er sich, so enoda ron wir auf
Üs „weniger. heftigen-Schmerzen zunächst in der. Nabelgegend, welche | Bildung eines Abscesses, welcher je nach dem Befunde (1. In-
g AdS sich dann.auf die rechte :Unterbauchseite konzentrieren, kommt | filtrat oberhalb der Mitte des Leistenbandes mit starker Bauch-
mn + Übelkeit, ‚vielleicht ‘auch. Erbrechen. hinzu, findet sich ein ört- | deckenspannung, 2. Infiltrat auf der Darmbeinschaufel mit Schmer-
a - - ‚dieher.-Druckschmerz.. an..der.. Außenseite des ‚rechten Musculus | zen-im Bein,.3. Infiltrat mehr nach der Mitte zu. mit örtlicher
e i .. Zeetus..abdominis in der Spina-Nabellinie (Me Burney) oder | Muskelspannung darüber, aber freier Bauchhöhle nach der ganzen
Wh Spind-Spinalinie (Sonn enb urg), eine Hyperästhesie einer hier |. Peripherie, 4. Infiltrat im kleinen Becken mit Schmerzhaftigkeit
H angehobenen Hautfalte, eine. leichte Muskelspannung oberhalb des | und Vorwölbung vom Rectum aus und vielleicht schon schlei-.
i -` Beistenbandes und: Fieber (Temperatursteigerung in Achselhöhle | migen Abgängen, 5. Infiltrat mehr nach der Lendengegend hin,
If ‚und Mastdarm -gemessen und. entsprechende Pulsfrequenz), so sind | und endlich 6. unter dem Rippenbogen in der Gegend der Gallen-
"i WIE. gewöhnt, eine Appendicitis festzustellen. : Bekommt man.den | blase) 1. nach der Bauchwand vorn anliegend, 2. auf der Fascia
H g! ‚Kranken früh zu Gesicht, in -den . ersten Stunden nach Beginn | iliaca nach ‚außen unten, 3. in der Bauchhöhle zwischen Darm-
m | „des: Anfalls,. so: sind-.wir, geneigt, von. einem Frühstadium zu | schlingen, 4..im kleinen Becken, besonders im Douglasschen Raum,
gt! ` "Sprechen,.vielleicht wird. auch auf. Rechnung. des -nicht ganz voll- | 5. nach hinten außen oben in der Nierengegend bei nach hinten
j.t . Ständigen Symptomenkomplexes der — es sei schon hier. gesagt — | und oben geschlagenem Wurm und endlich 6. unter der Leber
z wglückliche . Ausdruck- „Blinddarmreizung“ gebraucht, oder bei | bei.sehr langem, nach vorn oben geschlagenem Wurm oder Coe-
ier} heftigen, schon mit schweren: Allgemeinersċheinungen verknüpften | cum mobile: seinen Sitz hat. ‚Bei dem :Coecum mobile kann dann
TA | „Anfällen — Schüttelfrost- usw. — eine Blinddarmentzündung fest- | auch der Absceß an den verschiedensten Stellen des Bauches, also:
i ‚gestellt, letzteres, um den Kranken und seine Umgebung gleich | auch nach links, sich lokalisieren. Je nach dem Befunde muß
| me „auf die Schwere des vorliegenden Falles und die Notwendigkeit | dann der Absceß in Angriff genommen werden, und es'wird der
~ „Mes operativen Eingriffs vorzubereiten. Im allgemeinen hat der | Wurm, wenn er gut zugänglich ist, zu gleicher Zeit entfernt. -
ši -Praktiker damit zunächst seiner Pflicht genügt, und es steht |. In solchen Fällen wird die sofortige. Wiederherstellung der Bauch-
ø ihm nun frei, je nachdem, welchen Standpunkt er. vertritt, den | decken, der hermetische Verschluß meist nicht möglich sein, und `
s all einstweilen konservativ ‚weiterzubehandeln, bis besondere Um- | es muß drainiert, und. im Falle eines .später.auftretenden Narben- `
"i ‚Slände zu einem operativen Eingriffe zwingen oder ihn gleich dem | bruchs eine Bruchoperation gemacht werden. Bei starker Emp-
; „s@lfurgen zur Behandlung zuzuführen, wie es von dessen Stand- | findlichkeit- des ganzen Bauches, auch bei vorsichtiger Unter-
#| . - -Bkt aus und auch nach 'seinen Erfahrungen im wohlverstande- | suchung in. der-Lendengegend und vom Rectum aus; nehmen wir
r Nen, Interesse des Kranken wünschenswert wäre. Dem Chirurgen | mit Recht eine Beteiligung des ganzen Bauchfells an. Dieses kann
j : gt dann die Entscheidung ob: Soll gleich operiert werden oder | dann mehr eine seröse Entzündung sein, was wir'aus dem sonst
den: Wurm oder seine nächste Umgebung. beschränkt: ist, ; daş
¿7R der Tiefe, so haben wir es mit’ dem sogenannten: Frühstadium
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` Wochenschrift für praktische Ärzte
guten Allgemeinbefinden (Pulsfreguenz entsprechend der Tempe-
ratursteigerung, Kongruenz zwischen Achselhöhlen- und After-
temperatur, Aufhören des Erbrechens, feuchter Zunge) schließen `
oder'um eine septisch eitrige, wobei starke Muskelspannung, Kälte
der gipfelnden Körperteile, Blässe und leichte Cyanose des’ Ge-
‚sichts, eingefallene Augen, trockene Zunge, hohe Mastdarm-, nied-
rige Achselhöhlentemperatur, stark beschleunigter Puls, allge-
meine Unruhe vorhanden sind. Im ersten Falle können. wir ab-
warten, im letzteren müssen wir uns schlüssig werden, ob der
‘Kranke überhaupt noch einen Eingriff, Eröffnung des Bauches
an verschiedenen: Stellen, zunächst rechts, dann links-:und in
‚uß man abwarten? Findet er, daß die Entzündung, noch auf
: heitt, ist się- nur bis zur Serosa. vorgedrungen, denn vorher
p eten in den allermeisten Fällen, subjektive Erscheinungen über-
up nicht auf, ist der ganze Bauch bis auf die Blinddarm-
«gegend unempfindlich, auch bei Betastung von der Lendengegend
‚Und vom Mastdärm aus, besteht Keine deutliche Resistenz (Tumor)
-m tun, es ist währscheinlich keine Perforation vorhanden. Beim
“ngriffe wird man vielleicht etwas getrübtes Exsudat in der Nähe
‚des entzündeten Wurmes, welches. nicht riecht und bakterienfrei .
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378
der Mitte, Wegnahme des Wurmes, Ausspülen der Bauchhöhle
verträgt oder ob er nicht vielleicht durch symptomatisches Ver-
fahren, Exeitantien, Kochsalzeinlauf usw. ohne den Shock des
Eingriffs über das Schlimmste hinweggebracht werden kann, was
zuweilen in solchen Fällen, selbst wenn jeder Eingriff zu gewagt
erschien, noch gelingt. Sind wir so in den meisten Fällen bei
akuter Appendicitis in der Lage, eine sichere Diagnose und In-
dikation zu stellen, so ist man, wenn man den Kranken im
Zwischenstadium nach Akklingen des Anfalls erst zu Gesicht be-
kommt, auf eine genaue Anamnese und den Arztbericht ange-
wiesen, um. etwas über die Ratsamkeit einer Operation aussagen
zu können.
Alles das klingt sehr einfach, ist es auch in den meisten
Fällen für den Erfahrenen. Es bleiben aber genug Fälle über, in
welchen man Irrtümern ausgesetzt ist, und auf einige von diesen
möchte ich Sie heute hinweisen.
Da sind zunächst diejenigen zu erwähnen, welche von dem
ünglückseligen Ausdruck „Blinddarmreizung‘“‘ herrühren. Man
kann wohl aus der Stärke der Erscheinungen und der mehr oder
weniger großen Vollzähligkeit mit einiger Wahrscheinlichkeit auf
einen leichteren oder schwereren Prozeß schließen, aber um eine
Entzündung handelt es sich dann immer, und. wie der Prozeß
sich weiter entwickeln wird, ob er rückgängig wird oder fort-
schreitet und mit welcher Schnelligkeit, das entzieht sich unserem
Urteil. Immer noch verbinden der Kranke und die Angehörigen
den Begriff Blinddarmentzündung mit dem der allgemein rettungs-
los zum Tode führenden Bauchfellentzündung. Hier ein solcher
Fall, kurz berichtet:
Erst vor wenigen Tagen kam ein Mann zu mir mit allgemeiner
Bauchfellentzündung, den man mit der Diagnose „Blinddarm-
reizung“ fünf Tage lang über die Schwere seiner Erkrankung hin-
weggetäuscht hatte und der nunmehr zugrunde gehen mußte.
Hätte der Arzt sich gleich zur Blinddarmentzündung entschlossen,
so würden die Leute nicht in Sicherheit gewiegt worden sein, der
Kranke hätte sich, wie er selbst sagt, sofort in die Klinik be-
geben. Und derartige Fälle kommen überall in großer Zahl vor.
Darunı fort mit dieser unangebrachten, verderblichen Schonung
des Gemüts von Kranken und Verwandten! Ist der Wurm ge-
reizt, so ist er auch entzündet, und wenn wir es mit einem Früh-
stadium zu tun haben, so muß er so bald wie möglich entfernt
werden. Damit kommen wir zum zweiten Irrtum!
Ä Früher wurde es so aufgefaßt und auch noch jetzt ist
man vielfach in Ärztekreisen der Ansicht, daß das Frühstadium
nach der Zeit des Beginns des Anfalls zu berechnen sei. Man
nahm und nimmt noch an, daß innerhalb der ersten 24 bis 48 Stun-
den der Prozeß noch auf den Wurm und seine allernächste Um-
gebung beschränkt, eine Perforation also nicht da sei. Das kann
zutreffen, braucht es aber nicht. Erst vor wenigen Tagen ope-
rierte ich einen kleinen fünfjährigen Jungen, welcher nachweislich
bis vormittags 11 Uhr gesund gewesen war, dann aber akut mit
allen Zeichen einer Blinddarmentzündung erkrankte und am Abend
gegen 8 Uhr als Fall leichter Blinddarmentzündung, aber zur
raschen Operation vom Arzt geschickt wurde. Uns machte der
Junge gleich einen recht schwerkranken Eindruck und es fand
sich ein schon perforierter Wurm mit jauchiger, aber umschriebe-
ner Bauchfellentzündung. Der Wurm wurde entfernt; die Bauch-
höhle konnte aber nicht ganz geschlossen werden und die Rekon-
valeszenz nahm daher längere Zeit in Anspruch. Aus der Schwere
der Anfangserscheinungen kann man also wohl einen Rückschluß
auf die Schwere des lokalen Prozesses machen, nicht aber um-
gekehrt, bei geringfügigen Anfangserscheinungen schwere Ver-
änderungen ausschließen. Ein Frühstadium ‚war in dem eben er-
wähnten Fall also schon neun Stunden nach Beginn nicht mehr
vorhanden. Zudem kann sich das Krankheitsbild fast von Minute
zu Minute verändern. Hat man daher Gelegenheit, zu einer frühen
Zeit die Diagnose zu stellen, so ist die Operation je früher, desto
mehr angezeigt, da wir nicht wissen können, was die nächste
Stunde bringen wird.
Ein weiterer — nach meiner Ansicht und der der meisten
meiner Fachgenossen — Fehler ist es, in: diesem sogenannten
Frühstadium Opium in irgendwelcher Form zu verabfolgen. Ich
will dabei nicht von den gewissenlosen Ärzten sprechen, welche
wahl- und ziellos, manchmal ohne Untersuchung, bei geklagten
Bauchschmerzen Opium verordnen. Leuten, an welchen die Ent-
wicklung der inneren Medizin und auch der Ohirurgie,so spurlos
. vorübergegangen, ist nicht zu helfen; zu bedauern sind aber die
, ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
.entzündlich gereizte Bauchfell empfänglicher für Infektion sei wie
-
_
20. April.
armen Kranken, welche sich ihnen anvertrauen. Opium mit seiner
schmerzstillenden Wirkung beruhigt die Patienten und wiegt sie
in Sicherheit. Mit seiner Wirkung auf die Darmmuskulatur aber
verschleiert es das Krankheitsbild. Man ist danach ganz außer-
stande, zu beurteilen, ob ein bestehender Meteorismus und Fehlen
von Peristaltik Ausdruck einer auf Peritonitis beruhenden Darm-
parese bzw. Paralyse oder lediglich Opiumwirkung ist. Der
Schmerz ist ein ausgezeichneter Warner, und man soll, wie
Sprengel sagt, wenn es im Hause brennt, den Strick zur
Alarmglocke nicht abschneiden. Um es gleich abzutun. Ich ge-
brauche Opium in keinem Stadium der Appendicitis, auch nicht
post operationem, wenn ich ein nach der Bauchhöhle nicht ab-
gekapseltes Exsudat gefunden habe. Es ist ein Irrtum, anzu-
nehmen, daß dieses Exsudat durch die Peristaltik in der ganzen
Bauchhöhle herumgeschmiert werde, die lokale also zu einer all-
gemeinen Peritonitis werden müsse. Eine Darmschlinge liegt nicht _
manchmal nach unten rechts, dann oben links, sie entfernt sich,
wenn sie nicht mechanisch durch Bewegung und ähnliches dazu ge-
zwungen wird, von ihrem Standorte durch Peristaltik nur wenig.
Dagegen ist die Peristaltik in jedem Stadium der Peritonitis, ob all-
gemeine oder lokale, etwas Nützliches, mit Freuden zu Begrüßen-
des! Zudem ist es auch ein Irrtum, wenn man annimmt, daß das.
das normale. Genau das Gegenteil ist nach den Untersuchungen von
Noetzelder Fall. Man erwidere nicht, daß die Peristaltik bei
drohender Perforation diese befördere, denn, wenn diese droht,
so muß man eben so rasch wie möglich operieren. Damit sorgt
inan in bester Weise dafür, daß das entzündliche, noch bakterien-
freie Exsudat wicht eitrig, bakterienhaltig wird. Meist wird übri-
gens in solchen Fällen, in welchen angeblich nach den Erscheinun-
gen die Perforation droht, diese schon erfolgt sein, und rasches
Handeln ist vielfach das einzige Mittel, um den Kranken rasch aus
der Gefahr zu bringen oder gar ihm das Leben zu retten. Hat
man operiert und den Stumpf des Wurmes versorgt, sò ist Opium
erst recht zu widerraten. Im Gegenteil suchen wir jetzt bei allen
Laparotomierten die Peristaltik in milder Weise anzuregen, am
schonendsten und für den Kranken am angenehmsten durch Heil-
lufthyperämisierung des ganzen Bauches unter sorgfältiger Beob-
achtung des Pulses. Es ist unzweifelhaft, daß das Schicksal
der Laparotomierten aus den verschiedensten Indikationen ein
sehr viel günstigeres geworden ist, seitdem die Chirurgie &
diesen Grundsatz, die Peristaltik anzuregen, zu eigen gemacht hat.
Gefährlich ist es auf der anderen Seite auch, dem Appendicitis-
kranken Abführmittel zu geben, ohne jeden Augenblick in der
Lage zu sein, die Wirkung beurteilen und im Notfall eingreifen
zu können. Für die Ambulanz. eignet sich diese Therapie M
allgemeinen ganz und gar nicht. Es mag gut gehen, es mag auch
meist gut gehen, aber in vielen Fällen schadet man dem Kranken
damit, und die Operation ist doch, wie Sie später sehen werden,
hinterher anzuraten. Überhaupt ist die Appendieitisbehandlung
mit inneren Mitteln gegenüber den chirurgischen im Nachteil.
Wenn die letztere auch nicht allen Kranken das Leben zu retten
vermag, so doch gewiß sehr viel zahlreicher denn jene.
Jugend hat keine Tugend und Alter schützt vor Torheit
nicht. Wenn auch die Appendicitis in den ersten beiden Lebens-
jahren-und weiter in den letzten Lebensjahrzehnten seltener wie
in dem zweiten bis vierten, so kommt sie doch vor und nicht
zu selten. Kinder in den ersten Jahren werden sorgsamer, Vot
krassen Diätfehlern, welche bei. der Entstehung der Appendicitis
sicher eine große Rolle spielen, behütet und Alternde haben €
gewöhnlich gelernt, sich selbst zu hüten. Aus dem Alter auf die
Unwahrscheinlichkeit des Vorhandenseins einer Appendicitis zu
schließen, ist für den Kranken ein gefährliches Unternehmen. Auc
verlasse man sich nicht darauf, daß ein glücklich überstandene
Appendicitisanfall zu einem Zugrundegehen des Wurmes 89°
habe und damit eine regelrechte Spontan heilung — davon ı
später noch zu sprechen — erreicht sei. Mir sind genug Fälle _
bekannt, in welchen Kranke mit der Angabe kamen, um er
Blinddarmentzündung könne es sich bei ihnen nicht handeln, we
sie eine sehr schwere solche vor langen Jahren — einmal la; Br
über 40 Jahre zurück — überstanden hätten und der Arzt ihnen
damals schon gesagt habe, der Wurm sei nun zugrunde gogange
In dem eben erwähnten Falle fand er sich vor der Wirbelsäu *
liegend, weit nach links verlagert und hatte durch Perforatio!
einen Jaucheabsceß zwischen den Darmschlingen mit davor BT
a freier Bauchhöhle, also an der ungünstigsten Stelle, 8t-
zeugt. | par
+
DE Bo in a ae SEE Fa Br w
PEER N ER A a E
..
w be = re
Ya $ x
Bu +
aichte vorgeschrittenen Prozessen 'mit diffuser Beteiligung des
tiber de x kann es ganz unmöglich sein, eine bestimmte Aussage
lungen . Ausgangspunkt der Erkrankung zu machen. Verwechs-
lleus. si = perforierten Magengeschwüren, Pankreasaffektionen,
Ind also sehr wohl möglich, Aber wenn sehon, Auch bei
-
fertigt nicht von der Hand zu weisen. Ä
Daß wir bei abgekapselten-Eiterherden diese eröffnen und den
kranken Wurm tunlichst gleich mitentfernen, ohne mit aller-Ge--
walt ‚danach zu suchen, daß wir bei ‘allgemeiner Peritonitis
..
; ur Zen en zn u RM z n = BR SR - . ee ae = ;
ay er 2 were’ a & Era a; = + eN reg Be ee ee
a ERTEILT a e e a a a e ‚Zul JER e JIEN Epa een
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E20 Apr - 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 0.000.879 | ea
- Opium mitat ` Im‘ allgemeinen wird-.angenommen, daß nach einer zwei -| diesen Erkrankungen ist der Eingriff notwendig. Die Unmög- |
aten und wis: Jahre langen anfallsfreien Zeit-ein Rezidiv hicht zu. erwarten sei. | lichkeit, eine sichere Ausgangsdiagnose zu stellen, ist-also prak- a
mouki - Eine bittere Enttäuschung, die schon. viele Menschenleben ge- | tisch ziemlich belanglos, und wenn, man eine Fehldiagnose auf p
nach gausak”, -kostet hat. TO a E SE E A en "| Appendicitis gestellt: hat- und: es ist eine der obigen Affektionen, i
rismus und dk: Doch kehren wir zurück zu dem Anfangsstadium der Appen-:| so schadet, man damit dem Kranken nicht. Nicht die Schönheit Ai
beruhenden Ihn dieitis und den dabei üblichen Irrtümern und Verwechslungen. der Diagnose befriedigt den Arzt am. meisten, sondern das Be- 1
kg h he, Nicht immer sind die Erscheinungen in ihrer Vollzahl vor- | wußtsein, dem Kranken helfen zu können und ihm geholfen zu . s
d man sh č . handen, und aus dem Fehlen der einen oder der anderen werden | haben. E ET i ae pa i En,
‚ den Slim. oft zu weitgehende Schlüsse gezogen. Die Temperatur wird nicht | Hüten soll man sich auch vor Verwechslungen mit kleinen | nd
abatu, My . immer gemessen, sondern. geschätzt durch. Auflegen der Hand auf | Cruralhernien, Tumoren der Ileocöcalgegend (echten und chro- Ar T PARS
licitis, mdt >. freiliegende Körperteile; vergleichende Messungen in Achselhöhle | nisch entzündlichen Tuberkuloseņ, Aktinomykóse, Netztumoren Eu Dear
chhöhle nick 3 und Mastdarm werden recht selten ausgeführt, so wichtig.sie be- | nach Operationen), auch daran denken, daß im Coecum eine :. I AAE
in Irrtum, I sonders bei schweren Fällen diagnostisch und prognostisch sind. | Krankheit lokalisiert sein kann, welche. durch Appendektomie _ u T =
kider. Durch einen guten Puls bei Männern mit sonstigen schweren | nicht beseitigt wird, die Colitis'muco-membranacea, kenntlich an Han Ko >
also nal = Krankheitserscheinungen lasse man sich nicht täuschen. Mit | anfallsweise auftretenden Schmerzen in der lleocöcalgegend, am En I a
hlinge lgi, , einem Schlage wird er schlechter und dann ist: meist nicht mehr | Colon ascendens hinaufziehend, an einer. gewissen Rigidität der u SEEN
seat; Zu helfen. Auch auf die Untersuchung per anum, so unangenehm | Darmwandung (kissenartiges -Gefühl), Druckschmerzhaftigkeit des u RE
midd. _ sie zu der Zeit der Gummihandschuhnot, besonders in der Außen- | Kolon und: Schleimabgängen. et an eier
alikımım Praxis sein mag, sollte man nie verzichten. Hat man Zeit dazu, | Daß Hysterische es in vielen Fällen fertiggebracht haben, u 11}
ritanti di so kann auch die Feststellung der Leukocytenzahl nichts schaden. dem Arzt einen Appendicitisanfall vorzutäuschen oder wegen an- PAUMS: Hii
op it Eine Hyperleukocytose läßt einen Typhus abdominalis mit einem | geblich chronischer Appendicitis ihn veranlaßten, sfe zu ope- e i RARE
nimmt Wë: groen Maße von Wahrscheinlichkeit ausschließen. Immer ist eIN® | rieren, muß auch erwähnt werden. . > | | a 1 L
ofkimdd - genaue Anamnese und eine gründliche Untersuchung des Körpers | Wäs nun die Behandlung der Appendicitis anbetrifft, so ist Sed Von
u notwendig. | ee in 0, | e8 für einen Chirurgen ja eigentlich selbstverständlich, daß er U E: E
y Perl Die meisten Irrtümer bezüglich der Diagnose entstehen durch | der operativen den Vorzug gibt, aber natürlich- nicht- nur, weil er SNESE Be
md; die verschiedene Lage des Wurmes.. In den Eingangsworten ist | einmal Operateur ist, sondern von der praktisch und wissenschaft- Eo | Ve
l pisi - bei vorgeschrittener Appendicitis mit, Abscessen darauf schon auf- | lich wohlbegründeten Überlegung ausgehend, daß die operative Ale M k et
peh Wiii merksam gemacht worden. Bei den ganz frischen, eben erst ent- | Behandlung einzig und alleiü mit Bestimmtheit eine Heilung 04. re
(it) Standenen muß man sich daran “erinnern, daß nicht allein die | bringen kann. Wenn Sprengel — einer der erfahrensten Kol- ` Kuba u Eh
mine. Länge, sondern auch die Lage des Wurmes verschieden ist. Ver- | jegen in der Appendicitistrage — noch vor 13: Jahren sagte: „Es Hin) FR
' TEA wechslungen mit Nierensteinkoliken werden im allgemeinen leicht | gibt zwei Formen der akuten Appendicitis, eine leichte, in etwa HI Ber
kandit zu vermeiden sein. Schwieriger ist es schon bei Frauen mit | 24 Stunden in jedem Symptom abklingende, und eine schwere, Be;
nta `< Enteroptose mit dem Ausschließen von Gallenblasenaffektionen, | nach dieser. Zeit fortbestehende oder gar sich verschlimmernde. el (ne
‚su besonders der akuten Choleeystitis. ‚Aber auch diese Klippe ist | Bei der ersten ist in 24 Stunden die Sache abgetan, man wird AE e :
jott EL bei genauer Anamnese und Untersuchung meist zu umschiffen. | sie demnach nicht operieren. Bei allen über 24 Stunden anhalten- En) Rn
ma‘ Am schwierigsten sind in manchen Fällen Verwechslungen mit | den oder gar sich verschlimmernden Erkrankungen soll man die tt. EESE
‚dm Adnexerkrankungen zu vermeiden.‘ An und. für sich liegen Wurm | Operation im Frühstadium mit allem Ernst und Nachdruck emp- NN oh u
alte F: und Adnexe schon sehr dicht beieinander und können durch Lage- | fehlen“, so ist dieser Standpunkt jetzt schon überholt. _Das Früh- in | Be ich
ns anomalien und Verwachsungen noch dichter zusammenkommen. | stadium, früher auf 48 Stunden, dann auf 24 Stunden nach :den i Te
pain Hier kommt es auf eine peinlich genaue Anamnese bezüglich Men- | ersten Erscheinungen begrenzt, ist häufig. schon innerhalb der 1 EEE
it struation, Geburten, Aborten, gynäkologischen Eingriffen usw. an. | ersten 24 Stunden überschritten. ‚Wir operieren sofort, nachdem pi ku: u
ray) ‚Daß Schwangerschaft eine Operation ausschließe, ist eine schwere | wir die Diagnose „Appendicitis“ überhaupt „gestellt haben. Ein oa Fi
fe Verkennung der Verhältnisse. Im Gegenteil, je früher eine mañ- | Feldhilfsarzt, welcher nachts um 3 Uhr an ‘Appendicitis er- Ei...
jai} feste Appendicitis in der Gravidität operiert wird, desto besser | krankte, war vormittags 8 Uhr seinen Wurm schon ‚los und er- Io
Ji für die Schwangere und Schwangerschaft. Eine Wurmperforation | schien am vierten Tage wieder im Operationssaal, um zu helfen. ee
pag! ‚bei Schwangerschaft ist eines der ernstesten Ereignisse: bei der | Was will gegen solche, sich zu Hunderten von Malen wiederholen- a
I Appendicitis- EEN A | = | | den Erfolge es besagen, daß man auch mit inneren: Mitteln den Bee
3 . Tritt der Wurm im Verlauf einer Entzündung in Beziehungen | Kranken über den. Anfall hinwegbringen kann? .Wenn von in- Da
a. zur Blase, so kann der verschiedene Füllungszustand dieses Or- | terner Seite gesagt wird, die Tatsache, daß von 100 intern- be- EEE
we gans Anlaß zu diagnostischen Bedenken geben. Es ist eine recht |. handelten Appendieitisfällen nur etwa 10 starben, beweise, daß ea
WW. bäufige Klage der Patienten, daß sie die Blase nicht völlig ent- | in 90% eine Operation überflüssig sei, so ist dem. entgegenzu- Kai
##, > leeren dürfen, ohne Schmerzen zu. bekommen, welche aber nicht | halten, daß man unmöglich die 10 Fälle, welche von ‘den 100 > i
` — æf den Blasenausgang, wie bei Blasenerkrankungen, sondern | starben und die'90, welche über den. Anfall hinwegkommen, von Se
1 ~ mehr nach oben rechts lokalisiert werden. Besonders bei Kin- | vornherein weiß. Dann handelt es sich oft bei solchen ‘Statistiken eh
Wo dern findet man dann. die Blase manchmal außerordentlich stark | um: Appendicitisanfälle, welche womöglich zum Teil,dieselben Pa- ERS A
gf gefüllt und die Kleinen sind nicht zu bewegen, sie spontan zu | tienten gehabt haben, und dieser eine Pätient ist unter Umständen ` ; E
J8. pakearen, weil dabei durch Herabtreten der Blase ins kleine | 10 mal von seiner Appendicitis geheilt worden. Ja, ist denn das a
af A ein Zug am Wurm bzw. der mit ihm verwachsenen Nach- | eine Heilung? Der Kranke verlangt mehr. Er will nicht immer
f arschaft ausgeübt wird und. Schmerzen entstehen. Eine solche | in Angst und Sorgen schweben vor einem’neuen Anfall, und wenn Ber $i
"E gefüllte Blase ist schon oft mit einem Absceß verwechselt worden. | es ihm richtig dargestellt wird, so wird er. sich der kleinen und un-
f 'ntersuchungen des';Urins. und Katheterismus sichert .vor der- | gefährlichen Operation im frühesten Stadium ‘und im anfallsfreien Se,
ý: artigen Irrtümern. | ea er -o Zwischenraum gern unterziehen. Die Gefahr ist dann gleich Null, Pet
# = Daß bei Influenza und Grippe die Gegend des Wurmes häufig | und das Gewissen, des Arztes braucht. durch dieses Minimum- an
5 schmerzhaft ist, läßt sich leicht daraus erklären, daß es sich ja | Gefahr nicht beschwert zu werden. Lieber sollte er sich beschwert
Te nn eine Allgemeinerkrankung mit mehr oder weniger starker Be- | fühlen von dem Bewußtsein, daß-ein Appendicitisanfall immer’einen a f
gi m pug des ganzen lymphatischen Systems handelt. Daß. der | ungünstigen Verlauf nehmen kann, daß es selten. bei einem An- o a,
P, 4 ymphatischen Knoten besonders bei jugendlichen Individuen fall bleibt. und der Kranke sich also in einer dauernden Gefahr be- AS Hi
j ale Wurm dabei auch sehr häufig beteiligt ist, kann nicht | findet. - Denkt der Arzt das richtig durch, so wird er bei akuter aa r
ar ernehmen. Verwechslungen: sind möglich und entschuld- | und chronischer Appendicitis zur Operation frühzeitig raten. ee
hi Betef Operationen am Wurm bei Influenza können wegen dessen | Andernfalls ist der vielfach, besonders von: sozialistischer Seite ee
ji rg iligung am Krankheitsprozeß nicht als absolut überflüssig be- | der Ärzteschaft gemachte Vorwurf, sie täten nicht alle: die ee
zeichnet 2 | a E en F = eS, um die DE
f, werden. Kranken von ihren Leiden wirklich zu befreien, seien vielmehr be. ee,
‚strebt, ihn in der Behandlung zu behalten, als ganz ungerecht- we
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380 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
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individuell verfahren und sorgfältig überlegen, ob der Kranke.
. überhaupt noch einen Eingriff aushalten kann, daß wir nach über-
standenem Anfall, sei es, daß er konservativ oder nur mit Absceß-
spaltung behandelt war, dringend zur Appendektömie, étwa vier
Wochen nach Verschwinden der letzten Residuen raten; ist wohl
schon angedeutet worden. N
Zum Schlusse möchte ich noch eine kurze Krankengeschichte
anschließen und daran eine Ermahnung knüpfen.
Ein junger Fähnrich wird von seinem Truppenarzt wegen
Appendicitis mit Absceß operiert. Weder der Wurm noch der
Absceß werden gefunden, aber eine außerordentlich dicke, ge-
schwulstartige Masse, welche das Coecum und Nachbarschaft in
eine derbe, mit der Beckenwandung verwachsene Geschwulst ver-
wandelt hat. Mit der Diagnose „maligner, wahrscheinlich
inoperabler Tumor“ wird der Bauch geschlossen und der Kranke
seinem Vater in die Forst zurückgeschickt mit der Bitte, den
armen Jungen durch Gewährung aller Wünsche den kleinen, auf
wenige Monate bemessenen Rest seines Lebens recht leicht zu
machen. Dies geschah. Die gute Pflege und das Waldleben hatte
eine frappante, aber unerwartete Wirkung. Der Kranke erholte
sich mächtig, und statt zu verfallen, wurde er in einigen Monaten
immer größer und stärker, fing allerdings auch bei dem guten
Leben an, etwas zu verwildern. Nun stiegen dem Vater Zweifel
in der Richtigkeit der Diagnose auf und bat mich um Hilfe. Ich
hatte es natürlich viel leichter wie der erstbehandelnde Arzt und
` konnte nunmehr aus dem fast vollkommenen Fehlen eines Tumors
und dem glänzenden Allgemeinbefinden unter Berücksichtigung
‘ der Entstehungsgeschichte der Erkrankung, welche typisch für
eine Appendicitis war, den sicheren Schluß machen, daß es sich
um einen der ja verhältnismäßig seltenen Fälle von Appendicitis je
mit Bildung dicker, derber, entzündlicher, die Organe unter-
einander verbackender Massen gehandelt haben müsse, wie sie
auch bei anderen akuten Entzündungen, so z. B. bei der Holz-
phlegmone beobachtet wird. Diese Massen wurden mehr und mehr
resorbiert, sodaß die Appendektomie sogar recht leicht war und
der Patient davon bald genas. Der Irrtum ist verzeihlich und
kommt nieht allzu selten vor. Erst in den letzten Wochen habe
ich bei einem Major genau den gleichen Hergang beobachten
können. Aber diese Fälle beweisen, daß man sich bei der Appen-
dieitis vor dem Prophezeien hüten soll. Das Prophezeien ist
immer eine mißliche Sache, und bei der Appendicitis, bei der man
nie wissen kann, was die nähere oder fernere Zukunft bringen
wird, ganz besonders mißlich. l
Aus der I. deutschen medizinischen Klinik in Prag
(Vorstand: Prof. R. Schmidt).
Über paradoxe Digitaliswirkung.
Von
Dr. Egon Weiser, Assistenten der Klinik.
Mit Recht gilt seit jeher die Pulsverlangsamung als eines
der wichtigsten Anzeichen einer erfolgreichen Digitalismedikation
in allen jenen, Fällen, in welchen eine akute oder chronische In-
suffizienz des Herzens mit einer Frequenzsteigerung einhergeht;
und da dies in der weitaus überwiegenden Mehrzahl von Herz-
störungen tatsächlich der Fall ist, so gilt die Pulsverlangsamung
geradezu als klassischer Indikator für die Wirksamkeit der Digi-
talis. Dies bezieht sich sowohl auf die Fälle mit normaler Reiz-
bildung als auch auf die große Gruppe des Vorhofflimmerns mit
Arhythmia perpetua. Ja, englische Forscher, wie Mackenz ie
und Lewis, gehen so weit, wenigstens für das Bereich klinischer
Erkenntnismöglichkeit eine Muskelwirkung der Digitalis anzu-
zweifeln und erklären geradezu die erfolgreiche Wirkung der Digi-
talis beim Vorhofflimmern durch. direkte hemmende Wirkung der
Droge auf die Überleitung im Hisschen Bündel mit ihrer conse-
cutiven Pulsverlangsamung und den besseren Erholungsbedin-
gungen für den nun langsamer schlagenden Herzmüskel, Wenn
dieser letztere Faktor vielfach als maßgebend für die Wirkung
zu bezeichnen ist, sogar umgekehrt das Ausbleiben einer Ver-
langsamung als ungünstiges Zeichen aufzufassen ist, so kann den-
noch nicht genug die Tatsache hervorgehoben werden, daß sowohl
bei vorhandener als auch fehlender Pulsbeschleunigung, sei es:
nun bei normalem Reizablauf, sei es bei Arhythmia perpetua, oft
genug die überraschendsten Erfolge einer Digitaliskur. ohne Fre-.
quenzänderung, meßbar an einer rasch erzielten und ausgiebigen
- 20; April.
Diurese sowie am Rückgange sonstiger Insuffizienzerscheinungen,
festgestellt werden können. Edens (1) befaßt sich ausführlich
in seinem Buche über die Digitalisbehandlung mit dieser Tat-
sache, erklärt diese Gruppe von Fällen für die intravenöse Form
der Digitalisdarreichung besonders geeignet und gibt zur-Erläute-
rung eine Reihe von Beispielen.
. Akut oder chronisch einsetzende Herzinsuffizienz ohne Puls-
beschleunigung, häufig sogar. mit Verlangsamung des Pulses findet
sich, abgesehen von ‘der Myokarditis, während oder nach akuten
Infektionskrankheiten, relativ am häufigsten bei arteriosklerotischen
Herzen; auch hier bringt. die Digitalis noch häufig genug aus-
reichende Hilfe, ohne daß -es zu einer wesentlichen Frequenz-
änderung käme.‘ | | |
Hingegen ist bekanntlich eine Art von Herzstörungen da-
durch ausgezeichnet, daß nicht zu selten unter Digitalis eine Puls-
beschleunigung erfolgen kann; gemeint ist die Gruppe des kom-
pletten Herzblocks mit consecutiver kammerautomatischer Brady-
systolie, deren Frequenz durch direkte fördernde Einwirkung der
Digitalis auf die reizbildenden Centren 'eine wohltätige Steigerung
erfahren känn. Ist die experimentelle Grundlage hierfür dureh
die Untersuchungen von Cushny, Tabora und besonders
Rothberger und Winterberg gegeben, so liegt anderer-
seits eine Reihe von klinischen Beobachtungen vor, welche die
Wirkung der Digitalis auf die Kammerautomatie er-
ärten. Su
Hier soll ebenfalls von einer frequenzsteigernden Wirkung
der Digitalis gesprochen werden, die sich aber nicht auf die letzt-
genannte Form der Herzstörung bezieht, sondern auf Fälle von
mehr oder weniger hochgradiger Bradykardie, bedingt durch lang-
same Reizbildung im Sinusknoten selbst, die mit ausgesprochener
Herzinsuffizienz unter Dyspnöe und Stauungserscheinungen ein:
hergehen. Unter Digitalis zeigten die mitzuteilenden Fälle in
wenigen Tagen eine ausgesprochene Pulsbeschleunigung. Wenn
auch die Bradykardie und die-Muskelschwäche als Zeichen einer
Herzinsuffizienz sowie die nachfolgende Beschleunigung ünter
Digitalis für diese Fälle eine biologische Verwandtschaft sehr wahr-
scheinlich gestalten, so findet sich dennoch der erwähnte Sym-
ptomenkomplex bei ätiologisch ganz verschiedenartig erscheinenden
Erkrankungsformen. Die folgenden Beispiele mögen dies erweisen.
1 A. R, ein 88jähriger Tagelöhner, erkrankte plötzlich am
20. Juni 1914 mit Schwellung beider Beine, die in den folgenden Tagen
noch zunahm. Außerdem bestanden nur noch ein gewisses Schwäche-
gefühl und geringe Atemnot bei stärkerer körperlicher Bewegung.
Einige Tage nach dem Auftreten der Schwellung stellten sich fast all-
nächtlich stundenlang anhaltende Anfälle von Atemnot ein, die mit
einem heftigen, unter das Brustbein verlegten Druckgefühl verbunden
waren. Der Erkrankte legte sich zu Bett, wobei die Schwellungen
zwar zum Teil zurückgingen, die nächtlichen Anfälle von Atemnot aber
kaum eine Linderung erfuhren. Infolgedessen begab er sich am 2. JU
in die Behandlung unserer Klinik.
Aus der Anamnese sei hervorgehoben, daß Patient zweimal
Lungenentzündung gehabt, im März 1914 eine Halsentzündung über
standen hat; eine äußere Ursache für die jetzige Erkrankung kann i
nicht angeben; er ist ein schwacher Biertrinker, raucht 20 bis 30 At
garetten täglich. Ä
Befund nach der Aufnahme: Kräftig gebauter, gutgenährter Mann.
Leichte Atemnot, keine Cyanose, mäßiges Ödem an den Unterschenkel”.
Der Puls ist gut gefüllt, auffallend langsam, zwischen 50 und 52 Schlägen
in der Minute, seine Spannung ist erhöht: Riva-Rocci 190 mm Hg. Die
peripheren Gefäße sind mäßig verdickt. - Die Lungenbasis ist beider-
seits leicht gedämpft, schlecht verschieblich, daselbst abgeschwächtes
Atmen; sonst leichte bronchitische Geräusche. Das Herz ist allseitig
erweitert; es überragt den rechten Sternalrand um 11/2 bis 2cm, seine
Dämpfung ist nach links oben außen um einen Querfinger vorgeschoben,
der Spitzenstoß überschreitet im fünften Intercostalraum ein wenig 2
Brustwarzenlinie, ist ziemlich undeutlich und wenig resistent. Der 2
Ton an der Spitze ist dumpf, die zweiten Töne über der Herzbasis
sind verstärkt, besonders der zweite Pulmonalton. Die Leber ist ee
Querfinger unter dem Rippenbogen deutlich zu tasten, ziemlich druc
schmerzhaft; dementsprechend ist die Ehrlichsche Aldehydreaktion I
‚ Harn positiv. Als Ausdruck einer Nierenstauung fanden sich nur aM
Tage der Aufnahme Spuren von Eiweiß im Harn; im weiteren Verlaufe
blieb der Harn stets eiweißfrei. ' j
Die elektrographische Analyse der Herztätigkeit ergab’ eme
normale, aber wesentlich verlangsamte Reizbildung im Sinusknoten,
sowie eine Verlängerung der :Überleitüngszeit auf 0,28 bis d
Sekunden, worauf gelegentlich ein Reiz nicht übergeleitet wure
und es so zu einem Kammersystòlenausfall kam. Es waren &
die Minute ungefähr sechs bis acht Pulsausfälle zu rechnen.
gewohnter Weise war hier das Bild einer verlangsamten Reizbildung
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2041919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 16.
verbunden mit verzögerter, Überleitung zu sehen. Ein Atropin- | kann höchstens auf den täglichen, Genuß von 20 bis 30 Zigaretten ji
versuch fiel nur sehr schwach positiv aus. Es handelte sich also | hingewiesen werden; es fehlen aber anamnestisch alle Angaben, EIS
hier um eine ziemlich akut einsetzende Herzinsuffizienz mit Herz- | welche auf chronischen. Nicotinismus. hindeuten würden, wie ARI
erweiterung, mäßigen Stauungserscheinungen, Pulsverlangsamung | Flimmerskotom, Takakamblyopie, Anfälle von Pulsbeschleunigung, CRA M ;
und Überleitungsstörungen. Auffallend war hier nur die Ver- | Oppressionszustände bis zu stärkeren anginösen Symptomen. Die x ai ’ a
bindung einer Herzerweiterung mit einer Pulsverlangsamung, -wie | auch, während des -Aufenthaltes auf der Klinik zur Beobachtung - Kan 9.
wir sie bei jüngeren Individuen eigentlich nur während. oder im | gelangenden nächtlichen : Anfälle erschienen als kardiale asthma- Han ER
Anschluß an akute Infektionskrankheiten sehen. | tische Zustände, sekundär auf die primäre Herzinsuffizienz auf- Hu FEAR
gepfropft. Das rasche Auftreten und.Vorübergehen der Affektion A r:
PU A hi ilan |
A E
bot auch einen wesentlichen Unterschied: gegenüber den scheinbar
ähnlichen Erkrankungsformen, wie sie’ etwa bei Coronarsklerose
vorkommen. Für letztere Störung bei unseren Kranken fehlten
jedwede sichere Anhaltspunkte. Wir dachten daher, den Fall
dennoch am ehesten als flüchtige „rheumatische* Affektion ‚ohne
Gelenkerscheinungen äuffassen zu können, wobei besonders zu
Trotz mangelnder ätiologischer Aufklärung des Falles, über
die noch zu sprechen sein wird, schienen genügend Anhaltspunkte
vorhanden, trotz Bradykardie und Überleitungsstörung an eine
reparable, durch Digitalis zu beeinflussende Herzinsuffizienz zu
denken. Dementsprechend gaben wir nach zweitägiger erfolgloser
Bettruhe dieses Mittel in der’Form des halbgrammigen Infuses
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durch fünf Tage. Der Erfolg‘ war nun überraschend genug. | | |
Die daniederliegende Diurese :ging von 250 cem am ersten. Tage | betonen ist; daß der, rasche, und einwandfreie Erfolg der Digi- ‚RE n
der Kur auf 2300 cem am zweiten Tage hinauf, betrug am dritten. taliskur jede wirkliche „degenerative Herzmuskelalteration auszu- E HRD
‚Tage 3600 cem und erreichte am vierten Tage 4450 cem. Von | schließen schien. o S o | | i 1 TARRAT
‚ da ab waren die Harnmengen normal. ‘Das am Tage der Aufnahme Es fragt sich nun, wie die Pulsbeschleunigung unter Digi- RAT: der es
In Spuren nachweisbare Eiweiß war bereits zu ‚Beginn der Kur | talis zu erklären sei. ‘Bekanntlich überwiegt — normale Reiz- a VE n a
‚ nicht mehr nachweisbar gewesen. Parallel der gesteigerten Diurese | bildung im Sinusknoten vorausgesetzt — bei dem meist tachy- u) RRO
schwanden die Stauungserscheinungen. ‘Am auffallendsten waren | kardischen insuffizienten. Herzen der hemmende -durch Digitalis i CEH P
die Veränderungen der Herzrhythmik. Der Puls betrug zu Beginn | gesteigerte Vaguseinfluß über die etwa: fördernde Wirkung dieser 1. .
der Kur 52 Schläge in der Minute und war infolge der Reiz- | Droge auf die Reizbildung selbst. Wir wissen, daß nach den OE HABER
leitungsstörung unregelmäßig; unter Digitalis trat nun eine be- Vérsuchen von Rothbe rger und Winter berg (3) bei einer ieis H en
trächtliche Pulsbeschleunigung auf. Pulsfrequenz unter gleichen | gewissen Dosierung des Strophanthins im Säugetierherzen erst dann el VE
Verhältnissen am ersten Tage 52, am zweiten Tage 54, am dritten | eine Pulsbeschleunigung zu verzeichnen ist, . wenn sowohl. infolge FE Hi e
Tage 60 Schläge in der Minute, dabei noch vereinzelter Pulsausfall. | Vagus- als auch Acceleransausschaltung die Schlagfrequenz únter |
Dagegen am vierten Tage bereits 68 und am fünften Tage 72 | das Normalmaß herabgesunken war. Es macht sich also im Tier- < Tector Ve
Schläge in der Minute; gleichzeitig war der Puls regelmäßig | versuch die fördernde Wirkung des Strophanthins erst am langsam Kein.) Ps
‚geworden. schlagenden,. dem Nerveneinfluß 'entzogenen Sinusknoten :bemerk- aeni ie 1}: a,
Die elektrographische Untersuchung ergab jetzt eine fast | bar. Sehen wir von dem kaum verwertbaren Ergebnis des nur EEn ET DEORA
normale Überleitungszeit, die auch weiterhin hestehen blieb. .| schwach: positiven Atropinversuches ab, so folgt dennoch aus: einer 5a iot: a
Außerdem hatten sich die Druckverhältnisse im großen Kreislauf | genaueren Beobachtung unseres Falles, daß eine 'hochgradige Er-
wesentlich verbessert; betrug der Blutdruck am zweiten Tag der- | schöpfung der Reizbildung im Sinusknoten bestanden haben muß.
Kur/noch 190 mm Hg nach Riva-Rocci, so sank er am vierten | [Es erscheint übrigens nicht‘ unlogisch, im Falle unserer brady-
Tage bereits auf 155 mm, betrug am Tage nach dem Aussetzen | kardischen Herzinsuffizienz an ein Fehlen einer pathologisch ge-
des Mittels nur mehr 130 bis 134 mm Hg. Hiermit war die an- | steigerten Acceleransfunktion zu denken, wenn wirGerhardts(4)
fängliche Blutdrucksteigerung als asphyktische Reizung des Vaso- |.Ausführungen über diese Frage bei der Arhythmia perpetua in
A Betracht ziehen.] Werden nun .die Ergebnisse:des vorerwähnten
Tierversuches, soweit Strophanthin im Tierversuch mit der Digitalis-
motorencentrums entlarvt. ; ir
Wenn trotz ausgesprochener Bradykardie und Hypertension
wirkung am Menschen vergleichbar ist, auf-unseren Fall angewandt,
so liegt dem nichts im Wege, die beobachtete erstaunliche Zunahme
der vorliegende Fall wegen der kardialen Stauungsform, des raschen
Rückganges der Ödeme unter Digitalis, der nur flüchtigen und i
minimalen Eiweißausscheidung, sowie wegen des ständig negativen | der Reizbildung der direkten- Einwirkung der Digitalis auf den
Sedimentbefundes keineswegs als akute Nierenentzündung auf- | erschöpften Sinusknoten zuzuschreiben: Wird überdies die direkte
gefaßt werden konnte, so mußte dennoch an eine chronische | Muskelwirkung der Digitalis in Betracht gezogen, so muß nicht
Nierenerkrankung mit sekundärer Herzinsuffizienz gedacht werden; | nur eine bessere Durchblutung des großen peripheren Kreislaufes
aber auch dagegen sprach der rasche Abfall der Hypertension bis | allein, ‚sondern‘ eine bessere Durchströmung auch des Coronar-
auf das normale Maß, der vollkommene Mangel jeder nachweisbaren | kreislaufes eingetreten sein. Bessere Ernährungsverhältnisse des
Herzhypertrophie, der normale Augenbefund, das Fehlen urämischer | Sinusknotens müssen auch seine Funktionstüchtigkeit steigern.
Symptome, wie Kopfschmerz und Erbrechen, sowie der Harnbefund | Daß tatsächlich. auch dieses zweite Moment ‚seine Rolle spielte,
selbst. Bradykardie und Überleitungsstörung mußten vielmehr als | erkennen wir durch die Besserung der Überleitungsbedingungen
ein Primärer zusammengehöriger Komplex aufgefaßt werden; die | im Hisschen Bündel, die trotz der bekannten hemmenden Wirkung
| der Digitalis auf ‘diese Funktion nur auf überwiegende bessere
Durchblutung als ausreichende Erklärung bezogen werden kann.
alutdrucksteigerung resultierte als Folge asphyktischer Reizung
es Vasomotoreneentrums nach Herzinsuffizienz, möglicherweise | Durch ic
Vielleicht wirkt auch -hier der im Atropinversuch sich nur wenig
2
A |
n ' Besieigert überdies durch die Bradykardie selbst, wie nicht selten | nn
4 . Xompletter Herzblock mitlangsamer Kammerschlagfolge eine kompen- | bemerkbar machende Vaguseinfluß mit. > P aa
iy saori reaktive - Blutdrucksteigerung nach sich zieht. Infolge . Daß tatsächlich eine günstige Digitaliswirkung vorlag, geht
#7 eg: Spzienunpon on een und a ‘aus der gesteigerten Diurese, die bereits am vierten
je! „© ..08 Konnte der nur schwach positive_Atropinversuch nic Tage zur Ödemfreiheit und Rückgang der Leberstauung führte,
ø bei Sicherheit für die Annahme verwendet: werden, daß der dem Abfallen der Hypertonie auf das ‚Normalmaß, sowie aus der
e: P keine centrale Vaguserregung infolge Hypertension zu- | Verkleinerung der Herzfigur hervor. Erwähnt sei nur noch, daß
jt runde lag. | ; T PONN jetzt, also nach Beendigung der Digitaliskur, bei normaler Puls-
1 sat Atnmenfasscnd kann gesagt Men Sn nn frequenz der Atropinvetsuch ein besseres Ergebnis hatte. : J
y e alenz Im Gegensatz zum gewohnten Bilde eine Herabsetzung or X ine 42 iährioa Frau die mit hänel |
# der. er 2. H. K., eine 42jährige Frau, die mit häuslichen Arbeiten be-
y! Der uonotropen und dromotropen F unktion vergesellschaftet war. schäftigt ist. Sie machte als junges Mädchen einen akuten Gelenk-
N Jahr all bietet gewisse Ähnlichkeiten mit den von Heß (2) IM | rheumatismus durch. Seit mehreren’ Jahren hat sie über Herz-
s- a e 1918 beschriebenen Fällen, die aber hypotonisch und ohne | beschwerden, wie rasche Ermüdbarkeit und Kurzatmigkeit, zu klagen.
j’ ie hier beschriebene Reaktion auf Digitalis verliefen. . | Nach ihrer Angabe scheint es sich jetzt um .die erste ausgesprochene
| War so die klinische Pathologie des Falles ziemlich klar, so Herzinsuffizienz .zu handeln. Es steigerten sich. nämlich in den.letzten
stellten sic] re a0 | Bahtli inder- | Wochen Atemnot und Ermüdbarkeit, die Beine begannen anzuschwell
A . ich der Auffindung ihrer Ursachen beträchtliche Hinder nn De EAT ya Ber auzuschweilen,
5 nisse-entoegen. Wie perei a] keine akute Infektions- bis sich vor wenigen Tagen ziemlich plötzlich hochgradigere Schwellungen
| Ä krankheit vorhergean Jereits en war Sn fel an eine: und. Zusammenbruch der Körperkräfte eingestellt haben sollen. `
akute Monta S Sangen, B0QAb ES VOFELS nt -Y | Befund nach der. Aufnahme in die Klinik anfangs April 1917.
j Obere Myokarditis zu denken. Ebenso waren keine besonderen _ Kräftige, gutgenährte Person. Vertiefte, wenig beschleunigte Atmung.
1 astu Srengungen vorausgegangen, die zu einer akuten Über- - ‚deutliche Cyanose der sichtbaren Schleimhäute und der Wangen. Aus-
| des pE des Herzens hätten führen können. Auch die Lebensweise | gebreitetes Ödem der Beine und der Bauchhaut, sowie der Kreuzbein-
i “68 Erkrankten selbst bot wenig: ätiologische Anhaltspunkte: Es | gegend. Die. Leber überragt den Rippenbogen, ist druckschmerzhaft,
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382
Die Lungenränder sind schwer beweglich, die Lungenbasis beiderseits
deutlich gedämpft. Daselbst das Atemgeräusch abgeschwächt. Über
den oberen Teilen der Lungen sind trockene, basal mehr feuchte Rassel-
geräusche zu hören. Das Herz ist nach ‚beiden Seiten beträchtlich er-
weitert; die Herzdämpfung überragt den rechten Sternalrand um gut
zwei Querfinger, der Spitzenstoß liegt im fünften Intercostalraum außerhalb
‘ der Medioclavieularlinie; er ist verstärkt und verbreitert. An der Spitze
ist ein systolisches, sowie ein langgezogenes diastolisches und ein kurzes
scharfes präsystolisches Geräusch zu hören. Der zweite Pulmonalton ist
verstärkt, Am Halse ist die Pulsation der Jugularvenen deutlich zu
sehen Der Puls ist regelmäßig, mäßig gefüllt, seine Frequenz liegt
ständig etwas unter 60 Schlägen in der Minute (58, 59, 60, 58 usw.).
Die Pulsspannung ist nicht erhöht. Elektrographische und phlebo-
grapbische Aufnahmen ergaben normale Verhältnisse von Reizbildung
und Reizleitung. Typischer Stauungsharn, Urobilinogen deutlich nach-
weisbar, Eiweiß in mäßiger Menge, ebenso wie die im Sediment vor-
gefundenen hyalinen Cylinder unter der Digitaliskur verschwindend.
Diagnose: Insuffizienz der Mitralklappen mit Stenosierung des linken
venösen Ostiums. Akute Herzinsuffizienz mit universellem Hydrops.
Zum Unterschiede von dem zuerst beschriebenem Falle war
hier die akute Herzmuskelschwäche nur mit einer Schwächung
leichteren Grades der Reizbildung im Sinusknoten verbunden.
Es wurde in der üblichen Weise eine Digitaliskur eingeleitet.
Erst am fünften Tage stellte sich eine deutlichere Wirkung der
Medikation ein. Betrug. die tägliche Harnmenge bis dahin nur
einige 100 cem und war der Harn selbst hochgestellt, so: hob sich
von da ab die daniederliegende Diurese beträchtlich; es wurden
täglich zwei bis drei Liter eines nun helleren Harnes ausgeschieden,
sodaß mit dem Absetzen des Mittels am zehnten Tage der Kur,
was wegen Erbrechens notwendig wurde, die Entwässerung des
Körpers ziemlich weit gediehen war. Absolute Ödemfreiheit war
erst in einer zweiten Digitaliskur zu erreichen. Betrug die Puls-
frequenz zu Beginn der Kur 58 bis 60 Schläge in der Minute, so hob
sie sich während derselben allmählich, erreichte gegen Ende der-
selben 70 Schläge in der Minute und überschritt diese Zahl um
ein wenig (72 bis 74 Schläge) nach Beendigung der Kur. Weiter-
hin blieb es bei dieser. Frequenz.
Die ausgedehnten Stauungserscheinungen mußten in diesem
Falle ausschließlich der Herzmuskelschwäche selbst zugeschrieben
werden, während die Herzrhythmik selbst an der Störung keine
Schuld tragen konnte. Die Schlagfrequenz war nur wenig unter
das Normalmaß herabgesunken; die erzielte maximale Frequenz-
steigerung betrug gerade 16 Schläge (von 58 auf 74). Wenn wir
die Ergebnisse der früher erwähnten experimentellen‘ Unter-
suchungen von Rothberger und Winterberg in Betracht
ziehen, so muß gesagt werden, daß es sich in diesem zweiten
Falle wohl weniger um eine ausgesprochene Wirkung der Digitalis
im fördernden Sinne auf die Reizbildung im Sinusknoten gehandelt
haben konnte, da die Frequenz nur wenig unter die Normalzahl
herabgesunken war, Es wird vielmehr mit der Hebung der Herz-
tätigkeit eine allgemeine Verbesserung der Bluteirculation einge-
treten sein, welche im Coronarkreislaufe auch dem specifischen
Gewebe. des Sinusknotens zugute kommen mußte, woraus eine,
wenn auch nur mäßige, so doch deutliche und einwandfreie Puls-
beschleunigung resultierte. Gerade dieser Fall erscheint uns be-
merkenswert, da wir die Verbindung Herzinsuffizienz und Brady-
kardie am wenigsten bei einer Klappenaffektion am linken venösen
Ostium‘ erwartet hätten; ist doch diese Form einer Herzstörung,
"nämlich Herzschwäche und Bradykardie, am ehesten dem arterio-
sklerotischen Herzen, der akuten Myokarditis, auch den von
Wenckehach (15) beschriebenen Fällen, überdies außer anderen
etwa noch zu nennenden Formen den von Herz (14) angegebenen
Fällen eigentümlich. — Jedenfalls ist bei normaler und verlang-
samter Reizbildung, wie aus den zwei bisher herangezogenen
Krankengeschichten und der noch mitzuteilenden dritten hervor-
geht, eine etwaige weitere Pulsverlangsamung an sich kein aus-
schließlicher Indikator für die Wirksamkeit einer ‚Digitaliskur
bei oraler Zuführung des Mittels; seben wir doch vielmehr zu-
weilen sogar Pulsbeschleunigung auftreten. Es kann daher das
Syndrom Herzinsuffizienz und Bradykardie nicht, wie es Edens
vorschlägt, als vorwiegende Indikation für eine intravenöse Therapie
angesehen werden, wenn wir unsere Fälle in Betracht ziehen.
8. Der mitzuteilende Fall erscheint deshalb in seiner Entwick-
lung besonders bemerkenswert, da hier vor der Erkrankung eine ge-
naue interne Untersuchung vorlag. M. S., ein 36jähriger Elektro-
techniker, war uns nämlich zu Ende des Jahres 1016 zur Feststellung
seiner Felddiensttauglichkeit überwiesen worden. Es war ein normaler
Herz-, Lungen- und Nierenbefund festgestellt worden. Insbesondere
verhielt sich die Pulsfrequenz durchaus normal. Auch der Blutdruck
und der Harnbefund hatte sich als normal erwiesen. Nach vollendeter
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
Konstatierung rückte Genannter wieder zu seiner Truppe ein, machte
dort die übliche Ausbildung mit, wurde uns aber bereits am 3. ‚Januar
1917 wegen plötzlich aufgetretener Schwellungen zugewiesen. _
Befund bei -der Aufnahme: Körperhaut mattweiß verfärbt, starkes
Ödem der Gesichtshaut, besonders der Lider, beträchtliche Schwellungen
an den Beinen, der Bauchhaut und in der Kreuzgegend; deutliche Ana-
sarka an Unterarmen und Handrücken. Die Schwellungen sollen plötz-
lich vor zwei Tagen nach einer Übung im Freien bei feuchter Witte-
rung aufgetreten sein. Auffallend war bierbei trotz universellen Ödems
das starke Befallensein der unteren Körperhälfte. Spärliche Harnaus-
scheidung; der Harn trüb, etwas hämorrhagisch, Urobilinogen in Spuren
vorhanden. Speeifisches Gewicht zwischen 1012 und 1015. Reichliche
Eiweißausscheidung; betrug die Eiweißmenge zu Beginn 6 bis 8 %s,
so sank sie nach der noch zu besprechenden Digitaliskur auf & bis
5°%,, nach Esbach. Im Sediment fanden sich ziemlich reichlich hya-
line, spärlicher granulierte Cylinder, sowie rote Blutkörperchen. Die
Lungenbasis war beiderseits gedämpft, schlecht verschieblich, über ihr
war Knisterrasseln neben abgeschwächtem Atemgeräusch zu hören.
Das Herz zeigte sich wenig verändert: die Dämpfungsgrenze über-
schritt nach rechts um einen Querfinger den rechten Sternalrand, der
Spitzenstoß reichte bis über die Mamillarlinie, war nicht auffallend
verändert. Zweiter Aortenton verstärkt und klingend. Der Puls ist
voll, regelmäßig, stark gespannt, auffallend langsam. Seine Frequenz
schwankt zwischen 34 und 36 Schlägen in der Minute. Beim Avf-
setzen im Bette wird der Puls etwas rascher. Der Blutdruck ist auf
180 mm Hg Riva-Rocci erhöht. Das Elektrokardiogramm zeigte wohl
verlangsamte, aber normale Reizbildung und Reizleitung. Unter Atropin
trat eine leichte Erhöhung der Frequenz auf 46 Schläge 25 Minuten
nach der Injektion ein. Klinisch wurde eine akute Glomerulonephritis,
der eine akute Herzschädigung zugesellt war, angenommen.
Infolge dieser Annahme wurde bei reizloser Trockenkost
und einer Flüssigkeitszufuhr von 1,2 1 Milch täglich zur Be-
kämpfung der koordinierten Herzschwäche, wie es z. B. Vol-
hard (5) und R. Schmidt (6) angegeben haben, Digitalis (in
Form eines halbgrammigen Infuses) gegeben. Es zeigte sich nun
ein deutlicher und rasch eintretender Erfolg. Die Harnmenge
'stieg beträchtlich an; betrug sie vorher knapp /, 1 als Tages-
ausscheidung, so erreichte sie bereits am zweiten Tage der Kur
fast 2 1, stieg am fünften Tage auf etwas über 3 1. Während-
dessen war, wie bereits erwähnt, der Eiweißgehalt gesunken, doch
schien die Blutbeimengung zum Harne kaum herabgemindert zu
sein. Die Ödeme waren stark zurückgegangen, doch blieb immer-
hin ein beträchtlicher Rest von ihnen zurück. Das hier vor allem
interessierende Moment war das Verhalten der Pulsfrequenz: aB-
fänglich 36 Schläge in der Minute betragend, erreichte sie aM
sechsten Tage der Kur 78 Schläge in der Minute in allmählicher
Steigerung von Tag zu Tag; weiterhin hielt sie sich konstant auf
dieser Höhe. Der Blutdruck betrug zu Beginn der Kur 180 mm,
sank dann von Tag zu Tag etwas herab und betrug am achteu
Tage, dem letzten Tage der Kur, noch 160 mm Hg. Erst viel
später, nach Besserung der Nierenerkrankung, sank der Blutdruck
auf 140 bis 150 mm herab. Die Digitalis war wegen starken
Brechreizes- abgesetzt worden. Weiterhin wurde, da noch ei
Rest von Ödem bestand, im Harn immer noch eine Blutbeimenguns
nachweislich war, die Diurese wieder etwas knapp geworden wai,
und außerdem ziemlich quälende Kopfschmerzen auftraten, DE
mehr reizlose Trockenkost gereicht.
Der sichere Nachweis der Ausbildung einer Herzhypertropbie
war nicht zu erbringen. Bekanntlich kann es bereits nach wenigen
Tagen einer akuten Nephritis zu beträchtlicher Drucksteigerung
kommen; diesbezüglich sei auf Riegel(7)und Fr. v. Müllert
verwiesen. Immerhin wäre eine Spannung von 150 mm, wie Sie
in unserem Falle bestand, für eine Krankheitsdauer vol zwei
Tagen auffallend hoch. Ebenso bedurfte die ‚außerordentliche
Pulsverlangsamung gleich zu Beginn der Erkrankung einer genauen
Analyse. Im Gegensatz zu Riegel hatten wir an ae
Material kaum je in der angegebenen Höhe der Hypertension el
normaler Reizbildung eine derartige exzessive Bradykardie ae
Allerdings ließ sich bei der Unsicherheit der Analyse erzielter ie
einflussungen das Ergebnis des einigemal wiederholten schwat
positiven Atropinversuches kaum in bestimmter Weise dahin deu a
daß eine via centrale Vagusreizung entstandene Bradykardie ur
Atropin wohl einer stärkeren Beschleunigung, als es hier der i a
war, hätte weichen müssen. Dennoch mußte die Bradykardie nn
Erschöpfung in der Reizbildung zugeschrieben werden. [Es sel Be-
noch nebenbei erwähnt, daß auch im Falle einer stärkeren se
schleunigung nach Atropinisierung noch nicht von einem gesteiget de
Vagustonus hätte gesprochen werden können: der an sich torp!
Dissimilationsvorgängen und somit der Reizproduktion weng 5 i
neigte Reizbildner müßte an sich leichter hemmenden Einwirkung
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hi) deutlich nachweisbare- Hypertrophie ausbildete (verbreiterter,
a- 20. April. © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. a en O EE N E Dose
Trappe ein, nah eines auch normalen Vagustonus unterliegen; vergleiche hierüber | mehr oder weniger ausgesprochene Sinusbradykardie. ` Auch hier E
bereits an £m die Ausführungen von R. Schmidt‘(9)] Da überdies während | führt Digitalis 'oft zu einer Entwässerung des Körpers, während Be,
um, 5 der Digitaliskur wohl eine Steigerung der Pulsfrequenz auf das | die Bradykardie selbst zuüzunehmen droht. Spontane Erholung K an N
veil veiii © Doppelte stattfand, hingegen der-Blutdruck nur von 180 mm auf | der. Reizbildung stellt sich. zuweilen. infolge einfacher‘ Bettruhe FIRE
htlichescnln)- 160 mm Hg herabging, so lag hierin ein weiterer Anhaltspunkt, | ein; besonders Mackenzie (12) hat sich eingehend mit der aheg
pend; jin die Pulsverlangsamung als das primäre Moment anzusehen. Die | Schilderung derartiger Zustände befaßt. Wir. selbst. sahen in TANE
hen a Höhe des Blutdruckes selbst setzte sich hiernach aus der nephri- | einem Falle von allgemeiner Arteriosklerose mit mäßiger Er- sch.
uniendo = tischen Komponente und der reaktiven asphyktischen ‘durch die | weiterung des linken Herzens, stärkeren Ödemen an den Beinen, ED
= Bradykardie selbst gesteigerten Reizung des Vasomotorencentrums | und einer starken Sinusbrädykardie, die täglich mehrmals unter Re A
zusammen, wie sie etwa bei der langsamen Kammerautomatie | weiterer Verlangsamung zu Schwindelanfällen führte, gegen Atropin IRRE
infolge Herzblockes gefunden wird. Die nach der Digitaliskur | ünd Adrenalin sich refraktär verhielt, gegen. Vagusdruck. aber sehr Bi ven
restierende Blutdrucksteigerung kann — allerdings nur mit ent- | empfindlich war, innerhalb von fünf Tagen die Pulsfrequenz spontan - lad.
flf sprechender Reserve — als die nephritische Komponente angesehen | von 45 Schlägen auf 68 Schläge hinaufgehen. In keinem der- RT
\ - werden. Neben der Schädigung. in der Reizbildung mußte auch | artigen Falle aber sahen wir eine fördernde Wirkung der Reiz- in
eine direkte Beeinträchtigung der Herzmuskelkraft bestanden haben; | bildung im Sinusknoten, eher kam es zu mitunter bedrohlichen ` A
diese Annahme wurde durch die überraschend schnell und aus- | Anfälln. > een ee SU Zn ee Bi: ir: =
... giebig sich einstellende Entwässerung des Körpers unter Digitalis Zusammenfassend -liegt das Gemeinsame der beschriebenen VER
ir bestätigt; sind doch gerade die erst kurz entstandenen nephri- | Fälle in einer akut einsetzenden Herzmuskelschwäche, die mit Se
“tischen Ödeme gegen medikamentöse Beeinflussung besonders | einer Verlangsamung der Reizbildung im Sinusknoten verbunden ER RE
. refraktär, - während kardiale Stauungen sofort in Bewegung zu | war; unter Digitalis kam es in allen drei Fällen zu einer Be- le
- setzen sind, was ja für unseren- Fall zutraf. Weiterhin sprach für | schleunigung .des Sinusrhythmus. Die Frequenzzunahme. erklärt PIPA a
. eine kardiale Beteiligung an der Ödembildung die Form der Ödeme | sich zum Teil durch -direkte Einwirkung der Digitalis auf den idee
us. selbst, die an der unteren Körperhälfte auffallend stark ausgebildet | verlangsamten ünd .torpiden Reizbildner im Sinusknoten, teils ng
$.. waren und eher unter Digitalis eine Abnahme zeigten als etwa | durch mittelbare Einwirkung auf denselben infolge besserer Durch- |
gg; das Gesichtsödem. Ferner mußte die allerdings nur mäßige Herz- | blutung des Coronargebietes.‘ Das. beschriebene Syndrom fand NE E
erweiterung nicht nur auf vermehrte diastolische Füllung infolge | sich einmal bei einer entzündlichen (rheumatischen?) Affektion Ken ja, E
-der langsamen Herztätigkeit, sondern auch auf direkte Herz- | des Herzens, einmal bei einem insuffizienten -Mitralherzen, einmal E i BE
. . erweiterung bezogen werden. Wieweit der kardiale Faktor der | bei einer-akuten Herzschädigung zu Beginn einer frischen Nephritis DB
‘.Ödembildung in einer Rückstauung im Venensystem infolge Herz- | (der Fall von Schittenhelm und Schlecht muß als Er- FE a
iE © muskelschwäche oder in einer einfachen Verlangsamung der | nährungsstörung angesehen werden). In zwei von unseren Fällen TARA f a
8 pa => Strömung infolge der Bradykardie bestand, läßt sich. natürlich | bestand Hypertension, in einem war der Blutdruck normal.. Die a. p
“i, et! nicht feststellen. Spielt aber das letztere Moment die Hauptrolle, | Hypertension erwies sich als sekundäres Moment und war keines- TARF E
a ' 80 muß die rasche und ausgiebige Frequenzzunahme unter. Digitalis | wegs die auslösende Ursache für die Pulsverlangsamung. Ta ee
y een ~ Sowie die Entwässerung des Körpers selbst mehr der direkten Ein- | Was den Zustand. des Herzmuskels selbst in unseren drei li. a =
h u wirkung der Digitalis auf den -Reizbildner als auf ihre Einwirkung | Fällen anbelangt, 'so fand sich im zweiten Falle eine ausgesprochene REAS y
w ‚auf die Herzmuskulatur bezogen werden. Die Frequenzsteigerung | Hypertrophie der Herzkammern. In unserem dritten Falle war' EIER
in von 34 Schlägen am ersten Tage der Kur: auf 74 am sechsten | erst im späteren Verlauf der Erkrankung eine Hypertrophie. nach- eva
we Tage spricht sehr für erstere Annahme. Es wäre noch nach- | weisbar; nun läßt sich frühestens erst in der zweiten Woche- ee
On . zutragen, daß sich im weiteren Verlauf, der Erkrankung: eine | einer akuten Nephritis eine Herzhypertrophie nachweisen; siehe ME i
hierüber Riegels (7) und Friedländers (13) Ausführungen. ; ji.
‚Da wir bereits in der ersten Woche Digitalis gaben, kann: hier
MT >
paei ; hebender, resistenter Spitzenstoß). = i
i Es war naheliegend, das massenhafte Auftreten der be- | die Entwicklung einer Hypertrophie der Digitalismedikation
eiw í kannten bradykardischen essentiellen Ödeme — der. Hunger- | höchstens parallel gegangen sein;’ kaum aber dürfte zu Beginn
| “ Ödeme — zu Versuchen heranzuziehen, in welchen sich auch hier | der Kur eine Muskelvolumzunahme bestanden haben: Wir sehen.
'also hier Digitalis in einem Falle wirksam, in welchem der Herz-
ii een Is | | en
usb eine ähnliche paradoxe Digitaliswirkung hätte einstellen können. rs l
muskel reaktiven Veränderungen wie Hypertrophie zugänglich
s, `
wt Aber teils waren in unseren Fällen Ödeme und Bradykardie gegen- |
si. über Digitalis refraktär, teils kam es unmittelbar nach Einnahme | war; vielleicht liegt darin ein Hinweis auf die Angriffsmöglichkeit
j nu. | der Bettruhe zu &iner ausgiebigen Entwässerung, während die | überhaupt. (Bekanntlich beschränkt Ede n's eine günstige Digitalis-
N; Bradykardie hartnäckig” bestehen blieb. Nur in wenigen Fällen | wirkung auf solche Fälle, in denen neben Insuffizienz, bereits eine
r il, kam es unter Ruhe und besseren Ernährungsverhältnissen zu einer | Hypertrophie vorhanden ist.) -In unserem ersten Falle bestand
vn ‘ Spontanen Erholung des Sinusknotens, so in einem, Falle innerhalb | zur Zeit des Spitalaufenthaltes keine klinisch nachweisbare Hyper-
RI. von fünf Tagen von 54. auf 72 Schläge. : Unsere Versuche mit | trophie. Erwies sich auch hier die Digitalis als wirksam, so
müßte man an die. vielfach geäußerte Vermutung denken, daß
na
= E Dieitalis fielen hier also vollkommen negativ aus. Auch sonst ena |
a and sich in der Literatur kein Hinweis auf eine derartige Wirkung |. gewisse Arten von Entzündungsvorgängen Herzmuskelhypertrophie
| IS auf eine einzige Angabe. Schittenhelm und Schlecht (10) | bedingen könnten; es würden dann auch hier Entwicklung einer
10 berichten nämlich in ihrer Arbeit über hypotonische Bradykardie: | Hypertrophie und Digitaliswirkung miteinander parallel gehen. |
a „oeieinem Kranken mit sehr stark ausgeprägter Bradykardie saben Die in diesen Zeilen beschriebene paradoxe Digitaliswirkung
se; Wi unter Digitalis den Puls konstant und ‚allmählich von 32 auf | ist anscheinend ein seltenes Phänomen. Jedenfalls ist es ein
P i i . ia ae = z k : ; j ° acei - Tre. è l
ih : bis 70 Schläge ansteigen. Sonst zeigte sich die Pulsfrequenz | Hinweis darauf, daß nicht in allen Fällen von bradykardischer
uf: ref, ıschiedensten Beeinflussungsversuchen gegenüber durchaus | Herzinsuffizienz eine oral durchzuführende Digitaliskur zu per-
WW DE Wir ständen also hier der vereinzelten fördernden | horreszieren ist, daß sogar vielmehr bei geeigneter Auswahl der
Es in ung der Digitalis auf ein irgendwie in seiner Ernährung ge- | Fälle sich eine günstige Einwirkung auf die Reizbildung im Sinus-
9, Nädigtes Herz gegenüber, X | knoten erwarten läßt. ‚Übrigens kann in allen derartigen Fällen
Who o Von negativen Resultaten bezüglich der- Reizbildung be- | eine mit der Digitalismedikation kombinierte Atropindarreichung
en ‚üchtet Frey (ii) in seinen Fällen von Erschöpfungszuständen | als Schutzmaßregel angewandt werden, Der dritte Fall bewies,
p, Br Herzschwäche und starker Pulsverlangsamung, daß zwar Digi--| daß derartigen Herzstörungen keine. präexistente konstitutionelle
w, eintala gut vertragen wurde, eine bessere Herztätigkeit sich: | Bradykardie zugrunde zu liegen braucht. i
W besa ©, die Ödeme zurückgingen, die Pulsverlangsamung aber Literaturangaben. i. Edens, Die Digitalisbehandlung. 1916. —
TA bestehen blieb, Auch Edens (1), der sich besonders mit der :|. 2 Heß, W. Ki. W. 1918 (Februar), — 3. Rothberger und Winterberg,
Mi han nösen Therapie bei bradykardischer Herzinsuffizienz be- E elhard' I, Mohr-Stachelins Handbuch. — 6. R. Schmidt, M. KEIT, |
nn booba a m oal nichts dem hier Beschriebenen RESSA | H. 8. z 1. Riegel, B. kl. w Tia 2. Er oe Ref, york. p. path,
dh sej v zu haben, wenigstens fehlt jeder Hinweis darauf in | Ges, IX. Tagung zu Meran 1900. — 9. R. Schmidt, Zschr. I klin. M. 1918,
em Digitalisbuche. Auch Heß (2) sah in einem seiner Fälle | Bà Bê -= 0. Sehitteghelm und Schlecht, BD Kl W. 1018, I 48. =
kray üsgesprochene Wirkung der Digitalis auf Diurese und Herz- a a 1 Fri dländer, Arch 1. Phy i I gie 1881. =
n ohne d xung der Ligita krankheiten (Anhang). — 13. Friedländer, Arch. f. Physiologie’ 1881. —
p; 2 ab es zu einer Veränderung der Frequenz gekommen 19 |
äre, All : i4. M. Herz, Herzkrankheiten. — 15, Wenckebach, M. m. W. 1916.
zeigt ae aaide Arteriosklerose unter Mitbeteiligung des Herzens | | | |
| & Im Stadium der :Dekompensation neben. Ödembildung
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700 æ für das Ereuthometer I und einem solchen von 50 und
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Die Verwendbarkeit der dermographischen Unter-
suchungsmethode für pharmakologische Zwecke
an Hand von Coffeinuntersuchungen. |
Von
Dr. L. Schwartz, Basel.
Ä Als ich zu meiner 1917 erschienenen Arbeit (1) die ver-
schiedenen auf die Hautgefäße wirkenden Faktoren mit Hilfe der
dermographischen Methode studierte, fiel mir unter anderem der
eklatante Effekt chemischer Substanzen auf, insbesondere des
Coffeins, dessen Wirkungsweise ich damals in einer Kurve dar-
zustellen versuchte. Seither habe ich nun auf der hiesigen chirur-
gischen Klinik Gelegenheit gehabt, weitere Untersuchungen an-
zustellen, welche die früheren in vollem Maße bestätigten, ferner
erlaubt haben in einige Details einzudringen, sowie zu neuen
Fragen Anstoß gegeben haben und dann hauptsächlich auch die
Technik verfeinern und durch bessere Kenntnis der Fehlerquellen
dazu führen sollten, alle möglichen Cbemikalien in ihrer Wirkung
auf die Hautgefäße von einer sicheren Basis aus zu studieren.
Leider mußte ich äußerer Umstände halber meine Versuche vor-
zeitig abbrechen, sodaß es mir nicht 'mehr möglich wurde. bis in alle
Einzelheiten der Coffeinwirkung einzudringen: ich möchte deshalb diese
Mitteilung in letzterer Beziehung als eine vorläufige aulgefaßt wissen.
während die Untersuchungstechnik mir nunmehr gehörig ausgebaut
‚erscheint.
Allgemeines zur Untersuchungstechnik.
Die von mir konstruierten, hier abgebildeten Apparate, die Ereu-
thometer, die dazu dienen sollen, bei stets gleichbleibender Reiz-
dosis einen gut sichtbaren dermographischen Strich zu erzielen,
bestehen im wesentlichen aus drei Teilen: einer Hülse, einer darin
eingeschlossenen Triebfeder, die, um das Erlakhmen zu verhindern,
besonders präpariert worden ist, und einem Stempel aus Aluminium,
an dem der ausgeführte Druck leicht abzulesen ist. |
Die Einteilung entspricht einem Druck von 100. 250, 500 und
100 œ für das Ereuthometer ll. Beim
ersteren Instrument verwende ich stets
500 beim letzteren 50 g Druck. Wichtig
ist das periphere Ende des Stempels, das
die Haufreizung hervorrufen soll. Zur
Erzielung der Dermographia peripherica
dient ein 1 cm Durchmesser haltender
horizontal gestellter Knopf, der die senk-
rechte Haltung des Instrumentes bei der
Ausführung des Reizes wesentlich cr-
leichtert. Die Dermographia dolorosa
wird durch ein spitzes Enndstück, eine
um 60° umgebogene Nadel hervorgerufen.
Das horizontale Rädchen unterhalb des
Stempelendes hat wiederum den Zweck,
durch Augenkontrolle eine korrekte ver-
tikale Haltung des Ereuthometers zu
ermöglichen !).
Die Geschwindigkeit der Strei-
chung kann mit diesen Instrumenten
nicht reguliert werden, was vielleicht
ein Nachteil ist; man kann sich jedoch
leicht daran gewöhnen, einen Strich
von 5cm Länge in 1 bis 11/2 Sekunden
zu ziehen, welche Dauer bei sorgfäl-
tiger Ausführung durchaus nötig ist.
Kleine Abweichungen von dieser Ge-
schwindigkeit sind nach meinen Unter-
suchungen nicht von Belang.
Zur Messung der Intensität der
roten Reaktionen habe ich eine kleine
Farbenskala, das Ereuthoskop, zusammengestellt. Es besteht
aus Filtrierpapierstückchen, die in verschiedenprozentigen Farb-
lösungen getränkt sind; ein mit Wachs getränktes darüber fixiertes
Filtrierpapier soll der Skala den matten Farbenton der Haut
verleihen.
Zur Herstellung der Farblösungen dienen: Eosin „bläulich“,
Grübler, vier Teile, Aurantin Grübler, ein Teil auf 100, 200, 400, 800,
1600 Teile Wasser. Zur Herstellung des Wachspapieres nimmt man
Filtrierpapier Geßler und Kreuzig Nr. 8 und taucht es in erwärmte,
mit Ocker gesättigte Cera alba. Das trockene Papier wird mit Hilfe
t
’
1
ne
pA
w
=
Frame
i
-
Hi
Er
een
Ereuthometer I
für die Dermographla peripheriea
Ereuthometer 11 |
für die Dermographia dolorosa
1) Zu haben bei Herrn G. Laubscher, Basel, Petersgraben 18.
354 on 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
20. April. |
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einer kleinen Glasplatte auf die Skala fixiert. Die Farben sind etwas
lichtempfindlich. deshalb tut man gut. einen Deckel darüber anzu-
bringen. Der erste Grad entspricht dem schwächsten. der fünfte dem
intensivsten Farbenton. Die Zeitabstände werden mit einem gewöhn-
lichen Chronographen gemessen.
Alle diese Hilfsmittel gebrauche ich nun seit mehr als zwei
Jahren fast ununterbrochen und für die verschiedenartigsten Ex-
perimente, ohne bis jetzt irgendwie Anlaß gehabt zu haben, etwas
Wesentliches daran zu ändern.
Ich gehe nun zur Besprechung der Technik der Serien-
' untersuchungen über, die sich für pharmakologische Experimente
besonders eignen und deshalb hier ausführlich behandelt seien.
Soll die Wirkung eines chemischen Stoftes, z. B. in einer
halben Stunde, und zwar alle drei Minuten festgestellt werden, so
muß ein unter denselben Verhältnissen gleich reagierendes Feld
zur Verfügung stehen, das über ein Dutzend Reizstriche bequem
aufnehmen kann. Am besten eignet sich hierzu die Brusthaut,
beiderseits des Sternums bis zu den Mamillarlinien; oben werden
diese Flächen durch die Claviculae begrenzt und unten durch die
fünfte Rippe; außerhalb dieses Gebietes besonders gegen den
Rippenbogen hin nimmt die Lebhaftigkeit der Erscheinungen ge-
wöhnlich rasch ab. Da hierin individuelle Unterschiede bestehen,
so ist es bei jeder neuen Untersuchungsperson nötig, vorerst -zu
explorieren, wie groß die demographisch gleichwertige Region ist.
Die Reizstriche werden naturgemäß horizontal, das heißt
parallel zu den Rippen gezogen, am besten über den Intercostal-
räumen; gewöhnlich haben zwischen Sternalrand und Mamillar-
linie zwei Striche Platz, sodaß bei Verwendung der obersten vier
Intercostalräume auf der rechten und linken Brustseite je acht
Reizstriche appliziert werden können. Bei Untersuchungen inner-
halb einer halben Stunde kann somit die dermographische Reaktion
in der Regel 16 mal geprüft werden; soll die Beobachtung jedoch
länger dauern, so sind die Intervalle der Reizapplizierungen ZU
verlängern, immerhin darf man nach völligem Abblassen der
Reaktionen auch auf den alten Stellen wieder reizen, die sich
relativ bald wieder wie die ungereizten verhalten. Umgekehrt
können die dermographischen Erscheinungen auch alle Minuten
hervorgerufen werden, wodurch sich die Länge der ganzen Beob-
achtungszeit natürlich wesentlich verkürzt. Noch kleinere Inter-
valle werden kaum in Betracht kommen, da die Beobachtung des
Verlaufes der Reaktionen sowie die Aufnotierung der Werte immer
hin eine gewisse Zeit beanspruchen. l
Außer der Brust mögen sich noch andere Körperregionel
für die Durchfübrung von Serienuntersuchungen eignen; ich habe
an der Innenseite des Oberschenkels eine Dermographia-dolorosa-
rubra-Serie erhalten, die aber denjenigen auf der Brust an Länge
und Deutlichkeit entschieden nachsteht. Ferner kommt für die
Dermograpbia dolorosa rubra vielleicht auch die Bauchhaut m
Betracht. Untersuchungen auf dem Rücken, der eine große Haut-
tläche -bietet und häufig fast ebenso intensive rote Reaktionen auf-
weist wie auf der Brust !), sind deswegen weniger empfehlenswert,
weil dann die etwaigen psychischen Äußerungen der Unter-
suchungsperson nicht beobachtet werden können. Ich werde
später hierauf zurückkommen. Schließlich stehen Unterschenkel
und Fußrücken zum Studium der Veränderungen der weißen Re
aktionen (Dermographia peripheriea alba und Dermographla dolo-
rosa alba) zur Verfügung, doch erlauben hier die topographischen
Verhältnisse keine längeren Serienbeobachtungen. "
Außer der Bevorzugung der Brusthaut gehören ZU den
ferneren optimalen Bedingungen, die für die Ausführung -Von
längeren Reihenuntersuchungen zu fordern sind, eine möglich
wenig pigmentierte, unbehaarte Haut, die einem mäßigen Fett-
polster aufliegt. Weibliche Individuen mit stark entwickelten
Mammae können nicht verwendet werden. Am besten eignen Sic
nach meinen neulich publizierten Untersuchungen (2) junge Männ?
zwischen 16 bis 25 Jahren, bei denen ich im Durchschnitt Jeb-
haftere und auch deutlichere Reaktionen gefunden habe als M
früheren oder späteren Lebensaltern. .
~ Im folgenden ist nun noch der Einfluß verschiedener al
wirkungen zu besprechen, denen zur Vermeidung von Feble
quellen die größte Aufmerksamkeit zu schenken ist. bez
Vor allem ist dafür zu sorgen, daß therm ische e
flüsse den Gefäßtonus während der Untersuchungszeit nicht H
verändern vermögen. Die Untersuchungsperson soll deshalb ii
der Untersuchung nicht ‘allzu außergewöhnlichen und sohro ni,
Temperaturen ausgesetzt gewesen sein (kalte Duschen,
t) Vergleiche meine schon angegebene Publikation S. 825.
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bäder usw.) Mindestens fünf Minuten lang vor der Exploration | >. '‘'Coffeinversuche, Wie schon erwähnt, stammen diese
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eckel dire muB sie sich mit weit geöffnetem oder ausgezogenem Hemd an | Untersuchungen teilweise aus dem Jahrè 1916: der größere Teil
ten, der ihg! dem Wärmegrad des Untersuchungszimmers gewöhnen, der nach | wurde allerdings in der. letzten Zeit ‚ausgeführt, wobei es mir
meiner Erfahrung durchaus nicht weniger als 20° C betragen und | hauptsächlich darauf ankam, alle die oben. angeführten Bedin-
mit einen gè! ©
' * auch nicht so hoch sein darf, daß er. unangenehm empfunden | gungen in korrekter Weise zu erfüllen.
seit mehr. wird. Selbstverständlich muß die Zimmerwärme eine konstante Um jegliche psychische Einwirkung (Schmerz, Unlust) bei
iedenartiodk $: bleiben. — | ot. | | einer subeutanen Injektion auszuschließen, wurde das Coffeino-
Weiterhin sollen alle psychischen Erregungen | Natrium benzoicum stets per os gereicht, und zwar zuletzt durch-
weg ‘in nur 25 cem Wasser von 18° C. Es sollte durch diese
JE zu haben de À
| Maßnahme eine die Coffeinwirkung störende Veränderung der
möglichst ferngehalten werden, um Unregelmäßigkeiten bei der
dnik de fir Dermographia-dolorosa-Beobachtung zu vermeiden. Die Versuchs-
ische Eai - personen, die sich bei den Vorversuchen zur. Bestimmung der | Blutverteilung im Sinne einer Hyperämie der Bauchorgane zu-
ehandetsa] Gleichwertigkeit der Reizstellen an die harmlosen Dermographia- | ungunsten der Haut’ möglichst vermieden werden!).. Tatsächlich
a, z B Dét. dolorosa-Striche sicherlich gewöhnt haben, müssen angewiesen | zeigte das Trinken eines */ del lauen Brunnenwassers in .drei
etelt wad werden, sich während der ganzen Exploration ruhig zu verhalten; | Fällen keine Wirkung auf eine alle Minuten vorgenommene
rengienlahl - in einem geräuschlosen Lokale, in dem sich sonst nur der Unter- | Dermographia-peripherica-rubra-Serie; nur bei einem vierten Fall .
eh > suchende befindet, ist dies meistens gut zu erreichen. konnte ich zwei Minuten nach .der Einnahme eine um 1”/, Se-
e Brust! -~ Schließlich ist noch zu betonen, daß vor den Untersuchungen | kunden längere Latenzzeit registrieren, worauf jedoch sofort wieder
wda jegliche namhaftere körperliche Anstrengung zu ver- | die gewöhnlichen Werte zu beobachten waren. Auch die Dermo-
uadit meiden ist und daß sich der Explorand während des Versuchs auch | graphia dolorosa rubra verändert sich bei diesen kleinen Portionen
des gm? körperlich ruhig verhält, Am besten setzt er sich in einen be- | nur.in unbedeutender Weise, bei größeren Wassermengen und bei
it quemen Stuhl oder liegt auf einem Bett; diese Körperstellungen | weniger indifferenter Temperatur ist aber ‘entschieden mit einer
| Ai sollen natürlich bis zum Ende beibehalten werden. — Um die | etwas nachhaltigeren und intensiveren Wirkung zu rechnen. —
| Zu den unvermeidbaren Zwischenfällen gehören auch etwaige
Wirkung des Einnehmens von Speisen und Getränken zu
| verhüten, mögen die Untersuchungen nicht eher als zwei Stunden
f. nach einer reichlicheren Mahlzeit vorgenommen werden.
1 Dr Die Begründung für die Aufstellung dieser Regeln ergibt
sich aus den Untersuchungsresultaten meiner beiden früheren
_ ‚dermographischen -Arbeiten +); es erübrigt sich deshalb, noch näber
`. \darauf einzugehen. Ich möchte hier nur noch kurz vom Verhalten
des Experimentators sprechen, das bei dieser Methode in
Hustenstöße; bei vier Versuchen konnte ich konstatieren, daß diese
die Dermographia-dolorosa-rubra-Latenzzeit. nur innerhalb einer
Minute um eine halbe bis eine Sekunde verkürzen können.
Der Gang der eigentlichen ‚Untersuchungen war bei den
. Serienexperimenten der folgende: waren die obenerwähnten Vor-
bedingungen erfüllt und hatte sich das zu untersuchende Indi-
viduum im 20° C warmen, gut beleuchteten Zimmer bei. weit-
geöffnetem Hemd fünf Minuten lang gleich in sitzender Position
bi “nieht unerheblichem Maße in die Wagschale fällt. ”
im -~ Es ist klar, daß ein durchaus ruhiges Untersuchungszimmer | aufgehalten, so wurden zunächst drei Kontrollstriche ausgeführt.
ie) _ SNe gespannte Aufmerksamkeit für die dermographischen Er- | Das Mittel derselben diente als Ausgangspunkt für .die wei-
il Scheinungen sehr begünstigt und daß ferner ein klarer, kritischer | teren Beobachtungen. Darauf wurde die. Coffeinlösung einge-
” FH 3 Geist vor Autosuggestionen schützt, die hier meiner Ansicht nach nommen, was stets ohne besondere psychische Bewegung ge-
i (nf. besonders zu befürchten sind. Hin und wieder. kommt man in | schah. Sofort darauf wurde wieder dermographiert und dann
ee Versuehung Werte aufzunotieren, wie man sie gerade haben | weiter alle zwei bis drei Minuten je nach der Größe des zur Ver-
zul! ero Ich glaube jedoch speziell auch für meine unten zu be- | fügung stehenden gleichwertigen - Untersuchungsfeldes. . Da die
Tier: Be enden Versuche diesem Vitium meistens entgangen zu sein, Werte nach 20 Minuten bis zu‘ einer halben Stunde den Aus-
Wr alen doch meine übereinstimmenden, teils unter verschiedenen gangspunkt wieder erreichten (was jeweilen ‚durch mehrmalige
Nu _ E e ausgeführten. Versuche auf zwei weit auseinander- | Reizstriche konstatiert wurde), so wurden die Reihen nach dieser
egonda Zeitpunkte, auf die Jahre 1916 und 1918. Ferner wiesen | Zeit abgebrochen. Es wurde hierbei stets peinlich darauf geachtet,
gë > me Versuche bei zu niedrigen Zimmertemperaturen und bei | daß sich die Untersuchungsperson in psychischer und körperlicher
i an en anormalen. Verhältnissen gleich darauf hin, daß etwas | Beziehung ruhig verhalte, was auch in der Regel bei nicht zu
id? fehl e ar dnung sei. Zur Selbstkontrolle scheint es mir sehr emp- | lebhaften Temperamenten mühelos erreicht wurde. Die erhaltenen
tab: ] sr möglichst viel Einzel- und Serienuntersuchungen an | Werte wurden graphisch in. Form einer Kurve aufgezeichnet, wie
mm Sieichwertigen Stellen und unter gleichbleibenden Verhältnissen | eine solche auf der beigegebenen Abbildung für die Latenzzeiten
3 Sr EEE
mie achtungsiehlern von einer halben DIS em e |. Die zu den Experimenten herangezogenen Individuen konnten
a Wer we I schon in meiner ersten dermographischen nn alle als gesund betrachtet werden. Es handelte sich meistens um
al“ zuneh 4 ER ch möchte jedoch hierzu betonen, daß bei mir mit | Patienten der hiesigen chirurgischen Station, die nach überstan-
14 x mender Übung Abweichungen von einer Sekunde selten | dener Operation (Hernien, kleinere Geschwülste. usw.) bereits täg-
- geworden sind, während solche von einer halben Sekunde häufig | lich aufstanden und der Entlassung nahe waren. Ausgespröchene
subjektive oder objektive nervöse Symptome konnten bei keinem
14
e , Vorkommen und entschieden nicht zu umgehen sind. — Die Fest-
festgestellt werden, auch nicht bei dem später zu- besprechenden
setzung des Intensitätsgrades ist einem bei schnell aufeinander-
pi: ; |
jë k M a zelan erau Dingen bisweilen dadurch leichter ge- | Fall Bü, | | |
ne, dab die roten Reizstriche längere Zeit ohne große Ver- | i SE E a E
| änderung persistieren. So erhält man im Laufe der Untersuchung den ig ae | N : i i
eine ganze Muste i -
| rkarte von roten Reaktionen, deren Grad auch | acht werden kann.
pi A
gí. ohne Ereuthoskop verglichen werden kann. Um sicher zu sein, pon
n mol schon abgeblaßte Reizröten zu vergleichen, habe ich jedoch .. Das Verhalten. der Dermograpbia peripherica
fi; Bir meine Farbenskala zu Hilfe genommen und die Werte nach | Dubra wurde ‚bei Einnahme von 0,5 und 1,0 g Coffeino-Natrium
j>. mer halben, nach einer Minute und auch später kontrolliert, um benzoicum in sieben Serien geprüft. Wie aus der Kurve ersicht-
en die größte Intensität nicht entgehen zu lassen, die ich bei lich ist (dicke Linie), zeigt sich nach 1,0 Coffein, eine wesentliche
if. ‚allen Versuchen ausschließlich aufzunotieren bestrebt gewesen bin: Verlängerung der Latenzzeiten, die drei Minuten nach der Ein-
U Breit zuverlässigsten gelingt ohne Zweifel die Bestimmung der | Dahme des Coffeins eintritt und elf. Minuten lang anhält. Die
m ner bei der Dermographia dolorosa rubra. Die‘ Anbringung maximale Verzögerung der Reaktion gegenüber den Werten vor
gez ‚alimetereinteilung auf dem. Deckel des Ereuthoskops er- dem Einnehmen des Coffeins und denjenigen am Schlusse des
bo 02 in zweckmäßiger. Weise das Mitführen eines besonderen | Versuchs beträgt 5,5 Sekunden. Ähnliche Kurven erhielt ich bei
Ä den sechs: anderen Fällen, wenn auch’ die Coffeinwirkung nicht
y Maßstabes. |
| Eungen po obachtung der eben beschriebenen optimalen Bedin-
N einiger UL el V ermeidung der störenden Einwirkungen und bei
Ve ung des Experimenators erweist sich die dermographische
immer so schön zutage trat. In vier Fällen zeigt sich bei
ersten Reizung nach der Einnahme des Medikamenten aa
eine Verkürzung der Latenzzeit um eine halbe bis eine Sekunde: `
' dann aber sinken die Kurven mehr- oder weniger rasch zu Werten.
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Zeth RR . mar
i mverlissia 2 ne ge Serienuntersuchungen als hinreichend die durch terhalb der Anf
; | assig, was ich im foleende a ae ie durchweg unterha er Anfangs- z1 j
versuchen int beweisen ne nan Hand von moinen: Caem | Ru, 00 i | ngs und Endzahlen liegen. Nach
1) Vergleiche die dermographischen Untersuchungen nach einer‘
> BEE ie |
| j reichlichen Mahlzeit meiner ersten Arbeit, S, 895,
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386 Saa 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
- 20. April.
kunden, fünf Minuten darauf wieder eine Verkürzung um eine
Sekunde, dann wieder eine Verlängerung um zwei Sekunden nach
22 Minuten. — Der 15jährige Bursche, von dem die abgebildete
Kurve stammt, zeigte wieder die stärksten Reaktionen. Y
Das Verhalten der Intensität der Reaktionen entsprach nun
hier viel besser den Latenzzeitbefunden; bei drei Fällen ver-
größerte sie sich in ziemlicher Übereinstimmung mit der Latenz-
zeitabnahme um 1 bis 2% und verringerte sich wieder bei deren
Verlängerung; bei einem vierten Falle jedoch zeigte sie keine
nennenswerte Veränderung. — Noch deutlicher manifestiert sich
der Parallelismus zwischen Latenzzeit und Reaktionsbreite. Stets
nimmt diese bei Verkürzung jener zu (um 1!/» bis 2 cm) und er-
scheint auch am größten, wenn die Latenzzeitkurve sich den
kleinsten Werten genähert hat. Beim Fall Bü. verringert sie sich
zur Zeit der Latenzzeitverlängerung um !/,cm gegenüber den An-
fangswerten, um nachher dann wieder über dieselben zu steigen. ,
Aus dem eben Gesagten geht somit hervor, daß sich die
Coffeinwirkung auf dem ganzen Reaktionskomplex der Dermo-
graphia dolorosa rubra erstreckt; das Medikament vermag ihn eine
Zeitlang wesentlich lebhafter zu gestalten und wenn die Intensität
sich bei einem Fall wie bei der Dermographia peripherica etwas
refraktär verhält, so mag das wohl wieder an einer mangelhaften
Beobachtung gelegen sein.
Zum Ergebnis aller Serienuntersuchungen läßt sich folgen-
des sagen: Nach Coffeino-Natrium benzoicum erfährt die Latenz-
0,5 Coffein erfolgt die Senkung der Kurven nach durchschnittlich
zwei Minuten; nach 1,0 g läßt sie zirka fünf Minuten auf sich
warten. Die Dauer der Depression erstreckt sich im Durchschnitt
bis zur 15. Minute; sie kann aber auch bis zur 20. Minute beob-
achtet worden. Besonders bemerkenswert ist, daß sie innerhalb
Taoeszet- dieser Zeit konstant
agera | anhält; auch bei
AU]. weniger intensiven
Reaktionen bleiben
die Werte stets unter-
halb der Anfang- und
Endlatenzzeit, was mir
für die Zuverlässigkeit
i
LORCA TOSK der Beobachtungen
T a a
erscheint. Im allge-
I III J/AWV II || | | meinen ist die Wir-
| | kung von einem gan-
zen Gramm Coffeino-
Natrium benzoicum
intensiverals diejenige
von 0,5 g; die Latenz-
zeitverlängerung be-
trägt während ihrer
ganzen Dauer im
=== Dermogr. peripheric. rubra.
— Dermogr. dolorosa rubra
nach 1,0 Coffeino -"Natr. benz.
Klinik befand; alle anderen Patienten hatten dagegen das acht-
weitere eventuell mit geringerem Druck ausgeführte Dermo-
ersteren Fall im Durchschnitt 1,5 Sekunden, im letzteren 0,9 Se-
kunden; bei einer Versuchsperson zeigte sich jedoch ein um-
gekehrtes Verhalten.
Wie gesagt, ist die abgebildete Kurve die eleganteste, die
ich erhalten konnte; es handelte sich hier um einen 15 jährigen
Bäckerlehrling, der wegen Plattfüßen sich auf der chirurgischen
zehnte Lebensjahr überschritten. Die am wenigsten ausgespro-
chene Latenzzeitverlängerung (nach 0,5 Coffeino-Natrium benzoi-
cum) zeigte ein 26jähriger Mann Bü. mit sehr intensiver und lang
anhaltender Dermographia peripherica rubra, deren Breite sich
vorübergehend von 1 cm bis auf 4 cm vergrößerte. Erwähnt sei
hier noch eine Versuchsreihe mit 0,3 g Coffeinum citricum, bei
der sich jedoch im Gegensatz zu den eben erwähnten Versuchen
keine so deutliche. Coffeinwirkung zeigte.
Was nun die Intensität der Dermographia peripherica rubra
betrifft, so konnte ich hier keinen Parallelismus zwischen deren
Abnahme mit der Verlängerung der Latenzzeiten konstatieren,
wie ich dies von andersartigen Beobachtungen gewöhnt bin. Bei
zwei Fällen verminderte sie sich allerdings eine kurze Zeit lang
unter der Einwirkung des Coffeins um 1°, sonst aber zeigte sie
dies Verhalten nicht; bei einem Patienten nahm sie sogar etwas
zu. An diesem Verhalten mögen teils Beobachtungsfehler schuld
sein — es wurde den Latenzzeiten stets die größere Aufmerk-
samkeit zugewandt —, teils wird hier aber eine reflektorische
Wirkung des Reizstriches in Betracht kommen. Es läßt sich
denken, daß bei dem 500-g-Druck des Ereuthometer I auch Ge-
fäßreflexe wie mit dem Dermographia-dolorosa-Iustrument zustande
kommen, das, wie wir unten sehen werden, auf die Coffeinwirkung
hin stärkere Hyperämien erzeugt, als gewöhnlich. - Diese reflek-
torische dilatierende Wirkung würde in diesem Falle die abge-
schwächte periphere Reaktion überdecken. Ich denke, daß hierin
graphia-peripheriea-Untersuchungen Klarheit verschaffen werden.
Die Dermographia-dolorosa-rubra- Kurven
zeigen im allgemeinen ein gegensätzliches Verhalten zu denjenigen
der Dermographia peripherica rubra (siehe Kurve: dünne Linie).
Auch hier habe ich in drei Fällen gut übereinstimmende Resul-
tate erhalten. Gleich nach der Einnahme des Coffeins findet sich
ebenfalls ein leichter Anstieg um eine halbe bis eine Sekunde,
doch beginnt die volle Wirkung erst nach fünf bis neun Minuten
sich geltend zu machen und dauert 8—11—12 Minuten. Wäh-
renddem beträgt die Latenzzeitverkürzung im Durchschnitt 1,1 Se-
kunde und auch bier ist sehr beachtenswert, daß sie im Durch-
schnitt elf Minuten lang ohne Unterbruch anhält. Erst am Ende
der Versuche tritt bisweilen eine leichte, kurzdauernde Verlänge-
rung derselben ein, der dann wiederum eine Verkürzung folgen
kann, Einen solchen Wechsel schon innerhalb der ersten 20 Mi-
. nuten bietet ein vierter Fall dar; es ist der schon erwähnte Pa-
tient Bü., der bereits bei den Dermographia-peripherica-Unter-
suchungen Abnormitäten aufgewiesen hatte, Bei ihm zeigte die
Latenzzeit nach zehn Minuten eine Verlängerung um drei Se-
zeit der Dermographia peripherica rubra in allen Fällen eme Ver-
längerung, diejenige der Dermographia dolorosa rubra eine Ver-
kürzung, wobei allerdings ein abnorm verlaufender Fall zu be-
zeichnen ist, der aber auch sonst vasomotorische Anomalien auf-
weist. Diese Veränderungen erstrecken sich in konstanter Weise
über eine gewisse Zeitperiode hin, die bei der Dermographia perl-
pherica.im allgemeinen etwas früher anfängt und schneller auf-
hört als bei der Dermographia dolorosa. Es machen sich hierbei
besonders in bezug auf die Dauer und Intensität der Coffein-
wirkung gewisse geringe Unterschiede geltend, die teils von der
gereichten Dosis abhängen, teils aber wohl auf individuelle Unter-
schiede in der Ansprechbarkeit der Vasomotoren zurückgeführt
werden dürften. Während die Intensitätsbeobachtungen der Der-
mographia peripherica teils vielleicht aus besonderen Gründen zum
Verhalten der Latenzzeit nicht in allen Fällen passen, und aut
bei der Dermographia dolorosa etwas besser damit übereinstimmen
dürfen, stehen die Breitewerte der Dermographia dolorosa m
deren Latenzzeit in auffallendem Parallelismus. Es S chein
mir daher, daß bei der ansehnlichen Anzah
von übereinstimmenden Tatsachen der Bewels
für die Brauchbarkeit der Methode erbrachtist.
Ein weiterer Beleg für das gegensätzliche Verhalten der
Reaktionsweise der Dermographia peripherica rubra und der Der-
mographia dolorosa rubra ergibt sich aus einem Versuche mi
0,5 Coffeino-Natrium benzoicum mit mehrfacher nur nach 26 ii
Minuten vorgenommener dermographischer Prüfung. Die Werte
betrugen: |
Vor dem Versuch.
Derimogr. per. rubr. Lz. 5 Sek. Int. IV im Durchschnitt
Dermogr. dol. rubr. „ 7 „
2 3)
Zehn Minuten nach Coffein. |
Dermogr. per. rubr. Lz. 9 Sek. Int. II im Durchschnitt
Dermogr. dol. rubr. „ 55 „ «IV » s
Ferner nahmen bei einer Dermographia-doloroso-\ ersuob®
reihe am Oberschenkel Intensität und Breite der roten Reaktion 1”
der üblichen Zeit um 1!/,° respektive !/, cm zu. Bei einer a
matischen Paraplegie der unteren Extremitäten erwies sich ent
an der Außenfläche des Oberschenkels hervorgerufen® pam
graphia dolorosa alba nach Coffeino-Natrium benzoicum als rini
geringerer Intensität und von kürzerer Dauer; sie trat auch TU
Sekunden später auf als vor der- Coffeineinnahme. n
Außer diesen Untersuchungen, die alle mit den oben it
gegebenen Resultaten übereinstimmen, sind der V oliständig t i
halber noch zwei Kurven zu erwähnen, die beide das üb a
Verhalten nicht zeigten. In beiden Fällen war die Tempera in
des Untersuchungsraumes zu niedrig (17,5 und 18° ©), sod ar:
Dermographia peripherica rubra die Anfangswerte nicht mehr © C
reichen konnte. Die Nachuntersuchung bei einem Falle bei
erbrachte sofort den Untersuchungstehler. on DSy*
Von sonstigen mehr momentanen Einwirkungen ee
chische kaum in Betracht; vor allem bestand kein Anlaß 08%",
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aking mir und auch die etwas bittere Coffeinlösung wurde der unveränderten | die Technik eine besondere Sorgfalt zu legen: Bevorzugung der GEN
wei Sekunden“ Mimik nach ohne besondere gemütliche Erregung geschluckt, Eber Brusthaut und genaue Abgrenzung des dermographisch gleich- Fl;
em die am wäre es möglich, daß eine etwas reichlichere Flüssigkeitsaufnahme | .wertigen Gebiets, ‚richtige Auswahl der Versuchspersonen, des l ee,
kfionen, . einen Einfluß auf die Kurven ausgeübt hätte. Bei dem Fall, | Untersuchungsraumes, Fernhaltung von auf die Vasomotoren IE: E 4
nen enkon $ dessen Kurve abgebildet ist, wurde das Coffein in 50 cem Wasser störend einwirkenden Einflüssen . vor ` und während der Experi- 1 sai z
drei Binet gereicht, was immerbin den steilen Abfall. der Dermographia peri- . mente.. Da bei der Methode subjektive Schätzungen eine Rolle pa! FE HNGA
gm > pherica rubra und die Verzögerung. des Anstieges der Dermo- | spielen, muß stets mit gewissen Beobachtungsfehlern gerechnet - hi PRT
” rirderiidet.. grapkia dolorosa rubra hervorrufen konnte, Ob schließlich von | werden, die jedoch bei einiger Übung sich sehr reduzieren. I TE
zeige éE : seiten des Experimentators gröbere Beobachtungsfehler begangen . Die Serienuntersuchungen nach Einnahme von -Coffeino- I PRR
-paniei ~ worden sind, mögen zukünftige Untersuchungen von anderer Seite | Natrium benzoicum ergeben. bei Gesunden innerhalb einer halben Ei RN.
ons $E- feststellen. Ich gestehe zu, daß die Zahl der untersuchten Indi- |-Stunde eine Abschwächung. der Dermographia-peripherica-rubra- I Due
” viduen zu klein ist, um: weitgehende Schlüsse aus den Kurven | Latenzzeit und lebhaftere Dermographia-dolorosa-rubra-Reaktionen, ' Mi Pii
ziehen zu können, speziell was die Details der.Coffeinwirkung be- | Abgesehen von individuellen Unterschieden und gewissen, noch MEE nE
trifft, die ja auch von Individuum zu Individuum gewissen Schwan- | weiter zu studierenden Details stimmen die einzelnen Resultate MME E, i
-: kungen unterworfen zu sein scheint. Ich glaube aber | auffallend überein, was für die Zuverlässigkeit der Methode eine a I KE a
doch behaupten zu dürfen, daß aus meinen | gute Gewähr bietet. a: | | r PA a
Untersuchungen mit Siche rheit h ervorgeht, Diese. darf wohl für alle Vasomotorenmittel ‚um so eher ; EA SS BEN |
daß die Einnahme von Coffeino-Natrium bens | empfohlen ‘werden, als andere Untersuchungsarten der mensch- ar AO ee
zoicum die Dermographia-periphericca-rubra- | lichen Hautgefäße umständlicher ‘und bis jetzt wenig. angewandt Bi aan Er
Reaktionen innerhalb einer halben Stunde ab- | worden sind. | me ee 2, ASNI
schwächt, die Dermographia dolorosa rubra|, -> Literatur: i: L. Schwartz, Dermographismus als Unter- Soll N d
dagegen lebhafter gestaltet. Br suchungsmethode. (Korr. BL f, Schweizer Arzte 1917, Bd. 47.) — 2. Derselbe, FRE Tate he
| einer Deutung dieser Erscheinungen mögen | Nerieinien (P Ba E Nahe N ER.) E E Gottlieb m
y Beim Versuche einer Deutung dieser Erscheinungen mogen in: Die experimentelle Pharmakologie, Lehrbuch von Meyer und G ots, n talk o :
l olgende Überlegungen in Betracht kommen. Bekannt ist die | lieb. (Berlin und Wien 1914, S. 261 u. 817.) — 4. O. Müller, Beiträge zur ng. u,‘
Wirkung des Coffeins auf gewisse innere Organe: vom peripheren Be in y logie des Menschen. (Sml. klin. Vortr. Neue Folge 1910, DRHE Ept IE
Angriffspunkt aus erweitert es deren Gefäße, während das Xanthin- | Nr. 19 bis ie z eo: en Pr Te Ba) dora E iai
ie vom vasomotorischen Centrum aus die ‚entgegengesetzte Beiträge zur Toxikdlogie des. Coffeins, (Inaug.-Dissert,, Bonn 1875) — Haben spa] £ "A
irkung hervorruft: die dem vasomotorischen Einfluß am stärk- | 7. Marvaud, Leblond, zit. in R. Wagner, Einfluß des Coffeins auf s, Ve
sten unterliegenden.Darmgefäße werden verengt. Letzteren gegen- | Herz und Gefäßapparat. (Inaug.-Dissert,, Berlin 1885.) Daselbst die gesamte NEE A F i : >
über werden sich die Hautgefäße in umgekehrter Weise verhalten, | tere Cofeinliteratur. | E URN i
.. wie ja jede stärkere Änderung der Blutverteilung in Gestalt eines Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Bing, bin ich für u). E u
‚ Antagonismus zwischen den äußeren und inneren Stromgebieten | Seine freundliche Unterstützung zu großem Danke verpflichtet, sowie D IT ee
Vor sich ‚geht [vergleiche z. B. Gottlieb (3) und O. Müller (4)]. |. @uch Herrn Prof. Dr. Hotz für seine Erlaubnis, an seiner Klinik MERR
EA Es li -> ; Patienten untersuchen zu dürfen. bT aag ae o
jt e, egt nun nahe zu denken, daß die Dermographia - dolorosa- es ah i n
Be eo ae eo central dilatatorischen Einfluß ‘stehen, daß i = ge ] A u a Ss
ma") also eine Tendenz zu einer: lebhafteren Dermographia dolorosa | ; EE E 4 EDPIS
mi, -~ Tubra sich zeigt, während für die Deraog a Lie periph eine on nor Chirurgischen Klinik mi Innsbruck l din A
ol le periphere Einwirkung in Betracht kommt. Hierzu. E (Vorstand: Prof, v, Haberen). ABAI pi A
puw „berechtigen die Erfahrungen über die Beeinflußbarkeit der Dermo- sda Sii è sai io FORENE:
el, Be graphien. Ich habe une anderem konstatieren können, daß Erwider ung und Schlußwor t zu dem Artikel Ei: B w
je” einerseits die sehr wahrscheinlich reflektorisch via Rückenmark Finsterers- in Nr. 12. = HERES
‚dal zustande kommende Dermographia dolorosa allein von psychischen ! Yo u 1311 =
jg seht Einwirkungen und bei Schädigungen der inneren Kapsel verändert | ` | | RE NE Kan; ;
aa, wird und daß sich andererseits nur die Dermographia peripherica Dr. W. Pfanner, Assistenten. der Klinik. a
u monalb gewisser Grenzen von äußeren Temperaturverände- Der Artikel Finsterers „Der Wert der Lokalanästhesi killen
rath" rungen modifizieren. läßt. Es lägen hier somit umgekehrte Ver- | bei den eroßen Bauchoverati a” nlaßt mi Ea RR E pera
ra: hältnisse vor, wie z. B. bei der Niere. Daß ein lebhafter Reak: | y; & en a aa ne SOWON una HB:
: ' tionsk ; . PE] | © l nE va | lich als auch durch die Art und Weise, wie sich Finsterer AVB Aue
md“ onskomplex eine Tendenz zur Dilatation kundgibt und "ein it mei Publikati n ; A : FERE A
Gf i en Reaktionskomplex diejenige zur Constrietion, scheint von wW man e a4 a a Higa
‚9% vornherein klar zu sein, D inarsäite ea ea u Ba
É = Von anderen Ver i i ren i urn | i EE URN: PA DRAE PIE EA
i ‚Beziehung stehen, seien hier noch die Körportemperafurniessungen Finsterer stellt neuerlich die Behauptung auf, daß das Huhn
| nach Coffein erwähnt. Gottlieb (L. e.) gibt an, daß dieselbe eine mehr oder PERISSI schwere Zustandsbild nach eingreifenden Ope- Ki
ai | Ea a erini erfährt; dasselbe bebaupten Binz (5) und Peretti (6) rationen, der Operationsshock, wie es Finster er mit R ein h ea A ki
F deri Ar ENESA an Hunden, während Marvaud und Leblond (7), nennt, ausschließlich nur protrahierte Narkosewirkung sei, während il
| Unki À eiten mir leider nicht zur Verfügung standen, auf Grund von der Eingriff als solcher belanglos wäre. Eine solche Auffassung PB
chungen an Menschen offenbar anderer Meinung sind. widerspricht jeglichem ‚physiologischen Denken und könnte durch AIR AN Dan
Wi |> Lite Plethy smographische Untersuchungen wurden, soviel ich aus der | hundertfältige Beispiele aus der chirurgischen Praxis widerlegt HN.
| Capillard aapna, bei Gesunden keine angestellt, dasselbe gilt für | werden. Darin,, glaube ich, ist sich die große. Mehrzahl der Zi
IP. über De ngen und Capillarbeobachtungen er . eiß nk Chirurgen einig. Tatsächlich sieht man denn auch den „Ope- Ku
an mit bis jetzi en = uschlichen Hautgefäße nach Coffein ist So- rationsshock* in mehr oder. weniger ausgesprochenem Grade durch-
W> Auch die Wirk oh d = Medikamente auf die Vasomotoren | 245 nicht so selten nach in L.A.!) ausgeführten Operationen, ins-
a. der Haut ist beim Menschen bis jetzt Boch: went studiert worden. besondere nach Laparotomien. Auch dadurch, daß Finsterer
Ich glaube deshalb 8 d hische | die diesbezüglichen objektiven Beobachtungen, . wie sie in meiner
| y - Methode Sollen = es 2, a E z een den Vor. ob ee ander an miee rer in Zweifel zieht,
zug der F; | : ) € u äßt sich daran nichts ändern. -Auch Fälle, die weder vor noch
| |. neben ee n Ne ini len a, A En a nach der Operation Mo. erhalten haben, leiden nicht so selten,
er a i en a angewan en S SE z. B. nach einfacher blander Appendektomie, einige Stunden nach
9 keit des Experiment und grobe Anspruche an H so hoffe ich. dem Eingriff an ‚heftigem Erbrechen und zeigen manchmal ein recht
perimentators stellen, so haben doch, so holte ich, | Kollabiertes Aussehen. Diese durch einwandfreie Beobachtungen
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Be Vorsichtsmaßregeln als zuverlässig betrachtet werden
‚sich
n Ausführungen gezeigt, daß sie bei Berücksichtigung
auch mit daß es sich wohl lohnen wird, weitere Untersuchungen
anznc. anderen Arzneimitteln an gesunden und kranken Menschen
Dzustellen. | MB
f Schluß sätze. Bei den für pharmakologische Zwecke
“nenden dermographischen Serienuntersuchungen ist auf
festgestellte Tatsache läßt sich trotz Finsterers gegenteiliger
Behauptungen nicht aus der Welt schaffen. Finsterer korrigiert
sich zwar etwas später selbst, indem.er sagt, daß der postoperative
Verlauf nach L.A., der sogenannte Operationsshock, fast vollständig
1) L.A. = Lokalanästhesie, gemeint ist darunter auch im folgen-
den L.A. in Form der Bauchdeckenanästhesie,
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fehle, während er eingangs des Artikels den Operationsshock aus-
schlìeßlich als protrahierte Narkosewirkung erklärt hat.
= Nach Finsterer leistet die L.A., besonders bei der Ope-
ration des lleus und der Peritonitis ganz besonders gute Dienste.
Daß die Anwendung des Chloroforms bei solchen Fällen gefährlich
ist, wird jedermann gern zugeben. Bei Anwendung des Äthers
aber werden die Gefahren ganz bedeutend herabgemindert. Wenn
sich die Allgemeinnarkose ganz vermeiden und dafür die L.A. in
Anwendung bringen läßt, kann das natürlich als großer Gewinn
bezeichnet werden. Die Vermeidung der Allgemeinnarkose ist
aber im allgemeinen beim Darmverschluß nach unseren Erfahrungen
nur dann möglich, wenn sich, wie ich auch im der genannten
Arbeit ausgeführt habe, die Art und der Sitz des Hindernisses
vor der Operation mit einiger Sicherheit feststellen und so ein
Eventrieren vermeiden läßt. Wenn dies aber nicht möglich ist,
sondern bei der Laparotomie unter Eventrierung der Darmschlingen
das Hindernis erst aufgesucht werden muß, wird der Wert der
L.A. ein sehr problematischer. Denn daß eine Eventrierung der
geblähten Därme und eine Reposition. derselben nach Behebung
des Hindernisses in L.A. oder im die L.A. unterstützenden, nur
oberflächlichen Ätherrausch ausführbar ist, den Beweis zu
erbringen, dürfte selbst Finsterer etwas schwer fallen. Dazu
ist eine gewisse Tiefe der Narkose und nicht ein oberflächlicher
‚Ätherrausch erforderlich, wenn die Operationsphasen olıne Schädi-
gung des Patienten durch operative Shockwirkung sich abspielen
sollen. Ungenügende Anästhesie wirkt bei dem an sich schon
schweren Zustand der Patienten weit schädlicher als eine
entsprechend tiefe, schonende Äthernarkose. Was die Operationen
wegen Peritonitis betrifft, ist insoweit Finsterer recht zu geben,
daß eine Allgemeinnarkose nach Tunlichkeit zu vermeiden ist.
Nur liegen auch da die Verhältnisse zumeist derart, daß man mit L.A.
allein den entsprechenden Eingriff schon wegen der erhöhten
Empfindlichkeit des Peritoneums nicht durchführen kann, sondern
vielmehr gezwungen ist, zur Unterstützung der unzureichenden
L.A. nieht nur einen oberflächlichen und kurz dauernden
Ätherrausch, sondern eine entsprechend tiefe Dauernarkose zu
unterhalten. Von Fall zu Fall kommt man gewiß auch nach
unseren Erfahrungen mit L.A. allein aus. Daß die Äthernarkose,
wie wir sie immer in Anwendung bringen, nicht jener grimme
Feind auch solcher Patienten ist, wie Finsterer dies so über-
zeugungsvoll immer darzustellen sucht, geht, um nur ein eklatantes
Beispiel aus der großen Reihe ähnlicher Erfahrungen herauszu-
greifen, schon daraus hervor, daß zwei Fälle von perforiertem Magen-
geschwür mit diffuser Peritonitis, die kürzlich von v. Haberer
in reiner Äthernarkose mit Resektion beziehungsweise mit Aus-
schaltung des Ulcus behandelt worden sind, trotz Allgemeinnarkose
und des sehr schweren Allgemeinzustandes einen ganz hervor-
ragend guten postoperativen Verlauf nahmen!). Die ausgezeichneten
Erfolge, die wir bei Peritonitis infolge perforativer Appendicitis seit
Jahren zu verzeichnen haben, sprechen ebenfalls dafür, daß die
Äthernarkose auch bei der operativen Behandlung der Peritonitis
nicht jene Schädlichkeiten zur Folge haben muß, wie dies Finsterer
zugunsten der L.A. immer wieder hervorhebt. Weiter möchte
ich doch auch anführen, daß ich während meiner dreijährigen,
ununterbrochenen Dienstleistung im Felde als Leiter einer Chirurgen-
gruppe der Klinik v. Haberer meist unter denkbar ungünstigsten
Verhältnissen eine große Zahl von Peritonitiden (z. B. nach
Bauchschuß, Appendix-, Ulcus- und Darmperforation) und Darmver-
schlüssen (äußere und innere Einklemmung, Tumoren, Volvuli) zu
operieren hatte und auch schwerste, durch Hunger, Strapazen und
lange Dauer des Leidens ganz heruntergekommene derartige Fälle
trotz Anwendung von Äthernarkose in großer Zahl, nicht so selten
ganz wider Erwarten, durchgebracht haben. Gewiß hätten wir bei
so manchem ganz trostlos erscheinenden Falle die Narkose durch
die L.A. gerne umgangen. Doch scheiterte dies daran, daß uns
von der betreffenden Armeeleitung in wenig fürsorglicher Weise
Novocaintabletten nur höchst selten zur Verfügung gestellt wurden.
Zu unserer Freude genasen aber auch nicht wenige sölcher Fälle
trotz Äthernarkose ohne irgendwelche post-
operative Komplikationen, Übrigens sei bemerkt,
daß es uns stets und überall, selbst in der elendesten russischen
Hütte gelang, die erforderliche Asepsis aufrechtzuerhalten. Um
so mehr bin ich verwundert, daß Fin ste rer das ‚gleiche trotz
Arbeitens in einem wohl eingerichteten Friedensspital in Wien
1) Warum bei diesen Fällen diese Art der Behandlung zur Aus-
führung kam, wird an anderer Stelle begründet werden.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
20. April.
nicht zu erreichen imstande ist. Wenn Vereiterungen von Hernien
und Bauchdeekenabcesse, wie Finsterer selbst konstatiert,
an der Tagesordnung sind, erschiene es wohl im Interesse der
Patienten gelegen, ein Operieren an soleh verseuchter Stätte über-
haupt aufzugeben.
Wenn Finsterer unter so fraglichen aseptischen Ver-
hältnissen bei 70 Magenresektionen bei Carcinom beziehungsweise
Uleus und unter 25 Dickdarmoperationen keinen Todesfall an
Peritonitis erlebt hat, kann ich darin nicht den Beweis erblicken,
daß die L.A. die Peritonitis verhindere, sondern bin der Ansicht,
daß dies eben nur die alte Erfahrungstatsache bestätigt, daß das
Peritoneum viel verträgt, und mit Infektionen fertig zu werden
vermag, die in anderen Geweben, besonders Fett und Fascien
Eiterungen hervorrufen.
Das Ausbleiben der Peritonitis trotz
wahrscheinlicher Infektion des Peritoneums von außen ausschließ-
lich nur auf die Anwendung der L.A. zurückführen zu wollen, ist
ein durch nichts bewiesener, rein subjektiver Standpunkt Finsterers,
den zu teilen sich wohl die allermeisten Chirurgen sträuben
werden. Ebensowenig werden die wenigsten mit Finsterer
übereinstimmen, wenn er, den Wert der L.A. auch in dieser Hin-
sicht hervorhebend, sagt, daß die tödliche Peritonitis vermieden
werden kann, „wenn man nicht die natürlichen Schutzkräfte des
Peritoneums durch die Vergiftung der Allgemeinnarkose vorüber-
gehend vernichtet“. Wäre dies wirklich richtig, wären m. E.
Peritonitiden nach in Allgemeinnarkose ausgeführten Laparotomien
mit Eröffnung des Magendarmtraktes weit häufiger, als dies tat-
sächlich der Fall ist. Außerdem sind die klinischen und experi-
mentellen Erfahrungen bezüglich der Beeinflussung der bakterien-
feindlichen Eigenschaften des Organismus durch die Allgemein-
narkose so spärlich und lückenhaft, daß Finsterer eine objektive
Beweisführung seiner Behauptung schwerlich gelingen würde,
Finsterer glaubt, den Umstand, daß v. Haberer bei
‘4 in L.A. ausgeführten Magenresektionen wegen Ulcus keinen
Fall an Peritonitis verlor, während von 72 in Äthernarkose auf
gleiche Weise Operierten fünf Fälle an Peritonitis zugrunde
gingen, seinen vorhin erwähnten Ansichten dienstbar machen ZU
können. Dazu sei bemerkt, daß die Peritonitis bei den fünf
Fällen, die, nebenbei gesagt, durchgehends in reiner Äthernarkose
operiert worden waren, durch von der Betäubungsart ganz un
gar unabhängige Komplikationen zustande kam, die unbedingt ZU
tödlicher Peritonitis führen mußten 1). So wird auch Finstere!
eine Peritonitis, die nach totaler Magenresektion infolge Dehiszenz
der Nahtverbindung zwischen Jejunum und Ösophagus entsteht,
oder eine Peritonitis, die infolge Gallenausfluß aus dem bei der Ein-
stülpungsnaht des Duodenalbürzels verletzten Choledochus zuf
Entwicklung gelangt, doch nicht auf die bei der Operation 8
wählte Betäubungsart zurückführen wollen. Bei den restlichen
drei Fällen, die ich der Kürze halber nicht weiter anführen wil,
war die Peritonitis durch ähnliche Ereignisse verschuldet und
kann deshalb nicht der Äthernarkose zur Last gelegt werden.
Es war deshalb ganz selbstverständlich, daß ich diese fünf Pert-
tonitisfälle in meiner Arbeit in der W. kl. W., die doch nur den
Zweck verfolgte, das Verhältnis der postoperativen, mit der Be-
täubungsart in ursächlichem Zusammenhang stehenden Kompli-
kationen bei in Narkose und in L.A. Laparotomierten festzustellen,
als nicht in Betracht kommend ausscheiden mußte. Die Fälle
wären ja gestorben, gleichgültig, ob sie in Narkose oder in LA.
operiert worden waren. Wenn Finsterer sagt, daß ich diese
fünf Peritonitisfälle vollständig unberechtigt in Abzug gebracht
und damit nur den Zweck hätte verfolgen wollen, für „die
L.A. und Allgemeinnarkose bezüglich der Mortalität gleiche
Resultate zu erhalten, muß ich eine derartige ganz unbegründete
Zumutung unbedingt zurückweisen. Niemand außer Fin sterer
wird beim unbefangenen Lesen meiner Arbeit einen solchen Pio-
druck empfangen. Ebenso unrichtig ist die Angabe Finste rers,
die durch nichts in meiner Arbeit gestützt wird, daß die L.A.
Statistik nur lälle umfasse, bei denen eine Allgemeinnarkos®
kontraindiziert gewesen wäre, während die kräftigen Patienten
auch weiter in Allgemeinnarkose operiert worden wären. nn
im Gegenteil führte ich in meiner Arbeit Seite S6D aus, Poig
die auf die L.A. Bezug nehmende Statistik alle seit Januar
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bis Juni 1918 in örtlicher Betäubung ausgeführten abdominele
Eingriffe einbezogen seien, und zwar mit dem ausdrücklicher e
merk, daß eine besondere Auswahl mit Ausnahme jener FAT
') Übrigens wurden von diesen Fällen nur
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v. Haberer, die übrigen drei von v. Saar operiert. Ä
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bei denen eine Allgemeinnarkose kontraindiziertt war, nicht
getroffen worden sei. Und tatsächlich umfaßt die Statistik in der
weitaus überwiegenden Mehrzahl durchaus Fälle, bei denen eine
Allgemeinnarkose keineswegs kontraindiziert gewesen wäre, während
die Zahl der mit mehr oder weniger ausgesprochener Kontraindi-
kation behafteten eine verschwindend kleine war. Weiter wider-
spricht es den Tatsachen, wenn. Finsterer behauptet, ich
hätte mitgeteilt, daß in den Jahren 1913 und 1914, auf welchen
Zeitraum sich die Narkosestatistik erstreckt, die Fälle mit bestehen-
den Kontraindikationen gegen Allgemeinnarkose nicht mehr operiert
worden seien. Mit keinem Wort geht ein derartiger Sachverhalt
aus meiner Publikation, hervor, vielmehr konstruiert ibn Finsterer,
bewußter- oder unbewußterweise irrend, und kommt auf: diese
Weise natürlich zu Schlüssen, aus denen. er die Berechtigung
schöpft, unsere Erfahrungen seinen Ansichten noch dienstbar zu
machen. Auf Grund- des unrichtig dargestellten Sachverhaltes
behauptet er nämlich, daß die Resultate bei den Magenresektionen
in L.A. dreimal bessere wären, obwohl die diesbezügliche Statistik
nur ungünstige Fälle umfasse, während die Narkosestatistik nur
Fälle enthalte, bei denen keinerlei Kontraindikationen für die
Allgemeinnarkose vorgelegen hätten, und zieht daraus den unbe-
rechtigten Schluß,- daß- ich völlig ungleiches Material verglichen
hätte. Allen diesen unrichtigen Behauptungen gegenüber, die
nur durch bagatellmäßige Behandlung der Literatur von seiten
. Finsterers erklärlich erscheinen, da meine Arbeit keinerlei
Anhaltspunkte hierfür geboten hat,. sei weiter festgestellt, dab
wohl kaum ein Chirurg oder eine chirurgische Anstalt in den
Indikationen zur Operation, wenn das Leben der Patienten in
Gefahr ist, weiter gehen kann, wie v. Haberer und seine
Klinik. Auch bevor wir ganz unabhängig von Finsterer zur
häufigeren Anwendung der L.A. in der Abdominalchirurgie über-
“ gingen, kannten wir nur eine Kontraindikation gegen ein operatives
Vorgehen, die dann gegeben war, wenn nach menschlicher Berech-
nung überhaupt keine Aussicht mehr bestand, mit der Operation
noch etwas nützen zu können. Kontraindikationen anderer Natur
konnten uns niemals .abhalten, die allein nur Erfolg versprechende
Hilfe, die Operation, zu versagen. Bei so weitgehender Indikations-
stellung ist doch .selbstverständlich, daß sich auch unter den
in der Narkosestatistik meiner Arbeit angeführten Ulcuspatienten,
die mit Magenresektion behandelt wurden, eine ganz erhebliche
Zahl von Fällen findet, bei denen Kontraindikationen gegen All-
gemeinnarkose im weiteren Sinne des Wortes (hohes Alter, hoch-
gradig reduzierter. Ernährungszustand, Herz- und Lungenkompli-
kationen, schwere Blutung) vorgelegen haben. Zudem lagen gerade
-~ bei einigen Fällen. dieser Kategorie ganz besonders schwere Ulcera.
befindet. sich also vollkommen im Irrtum,
x wenn er glaubt, daß-in Narkose nur besonders günstige, in L.A.
Finsterer
aber nur ungünstige Fälle operiert worden wären. Wenn wir in
‚der Narkosestatistik- unter 72 Resektionsfällen trotzdem nur vier
tödliche Ausgänge an Komplikationen, für deren Zustandekommen
die Betäubungsart mitangeschuldigt werden könnte, zu verzeichnen
aben, ist dies eben ein Beweis dafür, daß der Erfolg oder Mib-.
| :erfolg einer Operation bei den wenigsten Fällen einzig und allein.
nur von der Art der Schmerzstillung ‘abhängt und dies um so
weniger, wenn reine Äthernarkose zur Anwendung kommt. Die
gewiß geringe Mortalität spricht aber auch dafür, daß man mit
der Einschätzung von Kontraindikationen von seiten der Lunge und
-< des Herzens bezüglich der Gefahr der Allgemeinnarkose, wofern
eine solche in zweckdienlicher und vorsichtiger. Weise ausgeführt
wird, nicht allzu tragisch rechnen darf.” Der Begriff Kontraindi-
kation ist ein außerordentlich relativer und deren Einschätzung
ganz individuell, je nach den Erfahrungen, die der einzelne
im Laufe der Zeit sich erworben hat. Bezüglich des Erfolges
oder Mißerfolges einer Opertion spielt schnelle und geübte Technik,
mit der sich Exaktheit wohl vereinen läßt — diese macht ja den
guten Operateur aus —, sicherlich eine ganz bedeutende Rolle.
urch schnelle Ausführung einer Operation kann viel an Narkoti-
ve erspart und können die übrigen Schädlichkeiten, die -ein
anges Operieren in.der Bauchhöhle mit sich bringt, am besten
vermieden werden. |
a "in Sterer ist überzeugt, daß die drei in Äthernarkose
Net Fälle von Magenresektion wegen Uleus, die nachträglich
ge Erlahmens der Herzkraft ad‘exitum kamen, bei Ausschaltung
+ der Narkose durch die L.A. gerettet -worden wären. Die Möglich-
| gie die Vermeidung des Exitus zugegeben, möchte ich dies aber
Sahe nicht mit so absoluter Sicherheit wie Finsterer behaupten.
| n wir doch erst kürzlich eine Frau, bei der wegen eines
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<20. Aprl. œ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
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‚Pyloruscareinoms von v. Haberer eine Magenresektion, und zwar
‚in reiner L.A. vorgenommen worden war, an Herzschwäche und
sekundärer Bronchopneumönie infolge der erlahmenden Herzkraft
acht Tage nach der Operation zugrunde gehen, ohne daß die
‚Patientin vorher. einen sonderlich schlechten Eindruck gemacht
hätte. Das Operationsfeld erwies. sich bei der Obduktion in idealem
Zustand. er E K v
Sosehr wir auch den Wert und die Leistungsfähigkeit der
L.A: von Fall zu Fall einzuschätzen wissen, feit dieselbe nach
unseren Erfahrungen auch nicht gegen nachträgliches Versagen
des Herzmuskels. 3 | | on I
Im Gegensatz zu Finsterer, der behauptet, daß post-
operative Lungenkomplikationen nach L.A. nur dann zur Ent-
‘wicklung gelangen, wenn bereits vor der Operation eine chro-
nische Bronchitis bestanden habe, oder wenn die Patienten Er-
kältungen- ‚ausgesetzt werden, sowie,. daß nach L.A.. entstandene
Lungenkomplikationen viel günstiger verlaufen, sprechen unsere
Erfahrungen däfür, daß ‘auch. bei vorher vollständig gesunden
‚Lungen und Ausschaltung jeglicher Erkältungsmöglichkeit während
und nach der Operätion sogar tödliche Pneümonien im postopera-
tiven Verlaufe entstehen können, wie dies auch in meiner vor-
erwähnten Arbeit zum Ausdruck kommt.. Finsterer nimmt An-
stoß daran, daß ich in meiner Arbeit die Publikationen Gottsteins
und Henles, aus denen bekanntlich hervorgeht, daß an der
v. Mikuliezschen Klinik auch nach Anwendung von Schleich-
scher L.A, beziehungsweise L.A. in Kombination mit Ätherrausch
bei Laparotomien nachträgliche Lungenkomplikationen beobachtet
wurden, zitiert habe. Es war mir- wohlbekannt, daß hauptsächlich
‚Fälle in dieser Art von Schmerzbetäubung an genannter Klinik
operiert worden sind, die eine Allgemeinnarkose als bedenklich
erscheinen ließen. Ich verwendete deshalb die Angaben Gott-
steins.und Henles in keiner Weise zur Abschätzung des
Wertes der L.A. der Allgemeinnarkose gegenüber, sondern be-
schränkte mich lediglich darauf, die beiden Arbeiten ohne jeden
Kommentar anzuführen. Wenn nun Finsterer sagt,. daß ich
den ganz falschen Lehrsatz von Gottstein und Henle
„wie ein Dogma“ zitiert und damit den Zweck verfolgt hätte, für
die Behauptung der' Unschädlichkeit der. Allgemeinnarkose eine
Stütze zu finden, so muß ich eine derartige, wissensehaftlichem
Arbeiten zuwiderlaufende Entstellung unter Hinweis auf den wirk-
' lichen Wortlaut der betreffenden Stellen auf: das bestimmteste zu-
rückweisen. . nz | | |
- Wenn wir auch die L.A. bezüglich.. der Vermeidung post-
operativer Lungenkomplikationen voll’ zu würdigen wissen, - sind
wir doch nicht so blind, erwarten zu wollen, Lungenkomplikationen
durch dieselbe vollständig vermeiden zu können, und ich muß die
- diesbezüglichen Ausführungen in meiner Eingangs zitierten Arbeit
trotz Finsterers Einwendungen vollständig aufrechterhalten
und dies um so mehr, als uns nachträgliche Erfahrungen weitere
Bestätigungen der vertretenen Ansicht lieferten. et,
Bezüglich des Ausbleibens von Magendarmatonien höheren
Grades nach in L.A. vorgenommenen Laparotomien können wir
auch nicht den Optimismus Finsterers teilen, wenn er schreibt,
daß die Magendarmatonien durch die L.A. fast ganz verhindert:
werden, wofern nicht in ‘einem kalten Saal operiert werde. Wir
erlebten nicht so selten, wie ich in meiner Arbeit festgestellt habe,
‚schwerste Magenatonien nach L.A, obwohl in einem wohl er-
wärmten Saal operiert worden war, sodaß wir in dem Auftreten
schwerer .Magenatonien trotz Vermeidung jeglichen Narkoticuns
geradezu einen . Beweis erblicken können, daß die Theorie von
v. Herff, daß nämlich die postoperativen .Magenlähmungen. aus-
‚schließlich durch Chloroformwirkung zustande kommen, unrichtig
ist. Die Ursachen dieser Komplikationen sind zu mannigfacher
‘Natur, als daß man sie auf- eine Ursache zurückführen . könnte.
- Finsterer würde es, wie er selbst gesteht, im Interesse
der guten Sache halten, „wenn auch in den Tagesblättern der Wert
der Methode,“ nämlich der L.A., „allgemein bekannt würde, damit
die ganz unbegründete Furcht vor den Gefahren der. Operationen
endlich verringert werde“. Wenn Finsterer den Drang ver-
spürt, sogar auf solchem Wege den Wert der L.A) weiten Kreisen
zu verkünden, erbringt er meines Erachtens doch selbst den Be-
weis für einen von Modereklame etwas angekränkelten Enthusiasmus.
Auch glaube ich, daß Finsterer doch ab und zu mit seiner
Lehre, „daß die Gefahr der Operation durch Allgemeinnarkose
ganz wesentlich vergrößert werde, daß die Gefahr der Operationen
selbst dagegen verschwindend klein sei, daß durch die Verwendung
der L.A. die Narkose und damit die Gefahren vollständig ver-
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mieden werden können“), in schwerste Kollision mit seiner Klientel
und wohl auch mit seinem Gewissen geraten dürfte. Wie will
Finsterer, um nur ein Beispiel anzuführen, einen tödlichen Aus-
gang infolge Infektion oder Embolie, Ereignisse, die sich ja auch
nach L.A, einstellen können, den Angehörigen gegenüber recht-
fertigen, wenn diese vor Ausführung der Operation dahin unter-
richtet worden sind, daß bei Operationen in L.A. die Gefahren
vollständig vermieden werden können. \
Am Schlusse seines Artikels hält es Finsterer aus mir
ganz unerklärlichen Gründen für zweckmäßig, mir Mangel an
eigener Erfahrung vorzuwerfen. Auf diesen unbegründeten Vor-
wurf zu erwidern oder gar den Gegenbeweis erbringen zu wollen,
verbietet mir meine Bescheidenheit. Nach Klarstellung der Tat-
sachen betrachte ich die Diskussion: für meinen Teil als erledigt.
< e o e p a u,
Über die Einflüsse des Kalkpräparates „Kalzan“
auf die histologischen Gewebs- und
Blutveränderungen.
| Von
Dr. A. Fischer, Dresden.
~ Um den Einfluß der Kalkdarreichung auf die regenerative
Gewebswucherung, die sich bei Frakturen im Bereiche des Knochen-
systems abspielt, eingehender zu beobachten, wurden Versuche
an Meerschweinchen, bei denen eine Fraktur des vorderen Unter-
schenkels erzeugt worden war, unternommen. .Hierbei schaltete
ioh Fehlerquellen, die unter Umständen zu Trugschlüssen hätten
Anlaß geben können, dadurch aus, daß ich zu den eigentlichen
Versuchstieren Kontrolltiere setzte, die unter den gleichen äußeren
Bedingungen gehalten und ebenfalls der Untersuchung unterworfen
wurden. Als Kalkpräparat habe ich das von der Firma Johann
A. Wülfing in den Handel gebrachte Kalzan, ein Doppelsalz
von milchsaurem Kalk und milchsaurem Natron, verwendet, welches
nach neueren Untersuchungen wohl die beste und wirksamste Kalk-
verbindung darstellt. Die Versuchstiere erhielten täglich zweimal
eine Tablette pulverisiertes Kalzan in Milch aufgeschwemmt über
das Futter geschüttet, während den Konfrolltieren nur gewöhn-
liches „kalkarmes“ Futter verabreicht wurde.
Außer an den beschriebenen Versuchstieren wurden noch an
zwei weiteren Tieren Beobachtungen angestellt; diese beiden Tiere
sind- jedoch nicht beweiskräftig, weil sie bald nach Erzeugung der
Fraktur unter den Erscheinungen einer akuten Herzlähmung eingingen.
Die übrigen Tiere erkrankten nach der Fraktur für einige
Zeit, wobei die Nahrungsaufnahme erheblich herabgesetzt war, und
die Tiere mit gesträubten Haaren in den Behältern saßen, die ge-
brochenen Gliedmaßen wurden sehr geschont. Aber bereits nach
10 bis 14 Tagen trat in dem Verhalten der Tiere ein erheblicher
Unterschied ein: die mit Kalzan gefütterten Tiere verhielten sich
gegenüber der Umgebung nicht mehr so reaktionslos, die Haare
glätteten sich wieder, die Freßlust nahm zu, und das zunächst
erheblich herabgesunkene Körpergewicht stieg langsam, aber ständig
in die Höhe. Nach Verlauf von weiteren zwei bis drei Wochen
wurde die Gangart wieder annähernd normal. Nach zwölf Wochen
äußerten die Tiere bei Druck auf die Bruchstellen keine Schmerzen
mehr, eine Verschiebung der Bruchenden war nicht mehr zu er-
zielen. Bei den Kontrolltieren dagegen hatte die Fraktur die Er-
scheinung einer schweren, lange anhaltenden Erkrankung. aus-
gelöst: die Tiere verhielten sich vier bis sechs Wochen völlig
apathisch, verweigerten fast jedes Futter, wobei die Tiere äußerst
abmagerten, nach etwa sechs bis acht Wochen wurden die Glied-
maßen unter großer Schonung zum Gehen benutzt, noch nach
‚zwölf Wochen war eine Verschiebung der Bruchenden durch Druck
zu erzielen. . |
Von beiden Versuchsreihen wurde nach der ersten Woche
je ein Tier getötet und nach Fixierung in Formalin durch vor-
' sichtige Präparation die Bruchstellen freigelegt. Die makroskopische
Untersuchung ergab bei beiden Tieren denselben Befund. Als
jedoch die beiden Präparate entkalkt und geschnitten waren, zeigte
sich mikroskopisch, daß bei dem mit Kalzan gefütterten Tiere die
regenerativen Gewebswucherungen viel stärker in Erscheinung ge-
treten waren: von dem zerrissenen und abgehobehen Periost aus
hatte sich ein reichliches, üppig wucherndes Keimgewebe ent-
wickelt, man sah viel mehr osteoide und chondroide Bälkchen mit
_
1) W. kl. W. 1918, Nr. 31, S. 862.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
20. April.
dazwischen liegendem Markgewebe. In der Umgebung waren die
Gewebe hämorrhagisch infiltriert. Bei dem Kontrolltiere dagegen
hatte die Regeneration lange nicht diesen Grad erreichen können,
vor allem fiel auf, daß die Proliferation der fixen Bindegewebs-
zellen des Periostes eine viel spärlichere war.
Am Ende der dritten Woche wurde wieder je ein Tier ge-
tötet und der anatomischen Untersuchung unterworfen; der in
Entwicklung begriffene periostale Callus erstreckte sich bei dem
Tiere mit Kalzanfütterung weit über die Bruchstellen und war
viel stärker als bei dem anderen Tier, bei dem nur eine geringe
bindegewebige Vereinigung zu sehen war; bei dem Versuchstier
‚dagegen fing die Gewebswucherung bereits an zu einer starken
bindegewebigen Vereinigung der Bruchenden zu führen, man
konnte deutlich feststellen, daß die Umwandlung des Bindegewebes
-in Knochen viel weiter fortgeschritten war als bei dem Kontrolltier.
Am Ende der fünften Woche wurden wieder zwei Tiere ge-
tötet; bei dem mit Kalzan gefütterten Tiere, bei dem die Bruch-
enden durch festen Callus, der größtenteils bereits verknöchert
war, innig miteinander verbunden waren, ließen dieselben nur
noch eine ganz geringe Beweglichkeit erkennen; bei dem Kontroll-
tier dagegen war die Verknöcherung viel spärlicher, aus diesem
Grunde war es leicht möglich, die Bruchenden aneinander zu
verschieben. Da die Kalksalze nur im Knochensystem in fester
Form vorkommen und sich leicht durch die Hämatoxylinfärbung
nachweisen lassen, war es ein leichtes, den Unterschied in bezug
auf den Grad der Verkalkung bei den verschiedenen Tieren nach-
zuweisen: wie schon von vornherein anzunehmen war, ergab sich,
daß die mikroskopischen Schnitte, welche von Tieren mit Kalzan-
fütterung stammten, eine viel größere Affinität zum Hämatoxylin
aufwiesen und infolgedessen ein viel dunkleres Aussehen hatten
als die anderen, auch waren die Knochenkerne viel größer und
in reichlicherer Zahl vorhanden als bei den Kontrolitieren; wenn
man beide Schnittserien miteinander verglich, so hatte man den
Eindruck, als befinden sich sämtliche von Kontrolltieren stammende
Schnitte in einem atrophischen Zustande.
... Bei dem in der zwölften Woche getöteten Kontrolltier hatte
sich eine Pseudarthrose gebildet: beide Bruchenden waren durch
ein derbes Bindegewebe miteinander verbunden, in dem nur eine
sehr geringe Verknöcherung zu erkennen war; bei dem Versuchs-
tier dagegen bestand eine spindelförmige Auftreibung an der
Bruchstelle, beide Enden waren durch Verknöcherung fest mit-
einander vereinigt; mikroskopisch sah man fertiges Knochen-
gewebe, ein Zeichen, daß der provisorische Callus sich größten-
teils resorbiert und dem definitiven Callus den Platz geräumt hatte.
Bei der Untersuchung zweier Kontrolltiere, welche nach vier
Monaten getötet wurden, ergab sich eine knöcherne Vereinigung
der Bruchstellen, die jedoch nicht ganz so entwickelt war wie bei
dem in der zwölften Woche getöteten Versuchstier,. bei diesen
beiden Kontrolltieren war jedoch eine Schwäche des übrigen
Knochensystems unverkennbar; bei der mikroskopischen Unter-
suchung ergab sich eine Verminderung des Kalkgehalts des
ganzen Skeletts, sodaß man wohl annehmen kann, die feste Kon-
solidation der Bruchstellen sei in diesen beiden Fällen lediglich
durch eine Kalkwanderung auf Kosten des gesamten Knochen-
systems zustande gekommen.
Die Untersuchung von Organschnitten und Schnitten des
Gefäßapparats ergab, daß der zweifellos hohe Kalkgehalt der
Körperflüssigkeiten während der zwölfwöchigen Kalzanfütterung
nirgends pathologische Kalkablagerungen hervorzurufen vermochte,
die im Sinne einer künstlich erzeugten Arteriosklerose oder der-
gleichen hätten gedeutet werden können; auch sonst ließ sich
nichts nachweisen, was auf einen krankhaften Zustand hätte hin-
weisen können, im Gegenteil, die Blutzellen sowie die Zellen der
parenchymatösen Organe ließen eine gewisse Hypertrophie er-
kennen, während die Zellkerne 'succulenter aussahen als bei den
Kontrolltieren.
Durch diese Befunde ist wohl zweifellos bewiesen, daß der
menschliche und tierische Organismus einer vermehrten Kalk-
zufuhr gegenüber keine passive Stellung einnimmt, indem er den
per os gegebenen Kalk — wie es bei anderen Stoffen der Fa
ist — einfach durch die Nieren oder mit den Faeces wieder ro
scheidet, sondern es handelt sich bei der Kalkmedikation zweife-
los um eine wirkliche Resorption, welche naturgemäß um 80
stärker sein muß, je dringender der Organismus bei Krankheiten,
Knochenbrüchen oder dergleichen kalkfähiger Substanzen bedarl.
Wie nun der Organismus beispielsweise seine Fettdepots movi-
lisiert, um in Zeiten der Not den Stoffwechsel nicht ins Stocken
w,
prepa > AEE oa
gg. AN IT - en EEE
ý à . ` u u:
- derung statt, indem: der Körper zu Zeiten vermehrten Kalkbedarfs
E- einen Ausgleich zu- schaffen versucht, und zwar auf Kosten des
fa im Knochensystem enthaltenen Kalkdepots; ; nur. so lassen sich
Erklärungen geben für gewisse Erkrankungen, bei denen die
knöcherne Stützsubstanz in Mitleidenschaft gezogen wird.
Versuchstieren nach der anfänglichen Gewichtsabnahme eine deut-
liche Steigerung zu erkennen, ‘während bei den Kontrolltieren die
Gewichtstabelle.'
Lfd. | Be- |Ende der |Ende der Ende der [Ende der Ende der [Ende der | Ende der
Nr. | ginn | 1. Woche | 8. Woche |'5. Woche | 7. Woche | 9. Woche |12; Woche 4 Monate
| $
1 K.*)| 320 240 g ur
Aa Diff. 80 | . |
a`. |420 „| 310 i ; pi
| Diff. —110
3 K. | 390 „| 320 g 360 g
| Diff. — 70/Diff, — 30
41350 „]|_ 280 g 260 g | E
Diff. — 70 Diff. — 90
5 K. |430 „| 340 g og 2 g a
E | Dit E olDif, £ alpit, Pa
6,380 „| 300 g 230 g ` 0 g 290 g 08.
Dir — 80 Dit Fi DA E Dit, F Diff. — 90 Di — 70
TEK: | 390 „ 310 8 0g | 308 470g | 510g
| Diff. — 80 Dit, — 40 Din — 0 PA 2 30|Diff. + 80 Din -+120} .
8 | 610 „, 510 E 0g 0g 450 £ 470 g 0g
; | Diff. —100 Diff, —120 pitt, Pa Diff. —160 Ditt. 140 Dir. —100 Di Ea
9 140,| 390g 360 g 330 g 360 g 430 g
| Diff. — 80| Diff. 10 Diet. S20 Dit 440 Di -solpi -u0 Ditt. — =.
Tabelle des e
1K. | 90 80 |
Diff. — 10
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3K. | 8 80 85 j o.,
3 Ditt —8 Ditt. 3 5
l | .
i Diff. —9 Dur, ~u | |
D K. 9 0 | !
Dit, — 10fDitt, F Diff. — 2 ! f
6 95 81- 79 84 8& j
LA ] IDitr. — 10/Diff. — 14|Diff. — 16 Dit a Ditt. — 11 Diff — 10
We 90 82 85 89 93 100 100
} 2 Du. —8 Ditt. —5 [Ditt —1 (Diff. + 3 |DIEt, + 10/DiN. + 10
IDirs, — 18 Dit. — 21|Diff. — 21 Ditt. — 17|Diff. — 11lDiff. — 11| Diff. — 8
9 95 | 85 80 2. 85
ıDiff. — 10|Diff. — 15/Diff. — 15 Diff. — 17IDift. — 12/Diff. — 18!Diff. — 10
|
*) Die mit K. bezeichneten Nummern sind Tiere, die Kalzan bekamen.
->
Der Hämoglobingehalt des Blutes wurde insofern beeinflußt,
als zunächst bei beiden Reihen ein gleichmäßiges Sinken beob-
achtet werden konnte. Während jedoch die Versuchstiere diesen |
Hämoglobinsturz in kurzem ausgleichen und sogar weit überholen
konnten, erreichte der Hämoglobingehalt bei den Kontrolltieren in
keinem Falle seine Anfangswerte.
Auf Grund meiner Beobachtungen. und an der Hand vor-
stehender Tabellen läßt sich zusammenfassend sagen:.
l. Erhöhte Kalzandarreichungen sind selbst bei längerer
_ Dauer nicht imstande, den Organismus schädlich zu beeinflussen.
Handich Eiweißproben fürs -Feld und für die- Sprechstunde.
Von |
Dr. Teuscher,. Münster i. W.
| C l. Boedeckersche Probe: Zusatz von I Tablette 0,1
itronensäure und 1 Tablette 0,015 Ferrocyankali’ zu 1 Reagenzglas Urin.
Gute Fällungsreaktion.
Il. 20 %, ige Natriumsulfosalieylicum - Lösung tropfenweise dem
im Reagenzglas zugefügt. Sehr scharfe Fällungsreaktion.
Il. Teuschersehe Probe: Zusatz von 1 Tablette 0,4 Acid.
sulfosaliey]. zu 2 cem Urin im Reagenzglas oder tropfenweise Zufügen
| einer mit der Tablette Be etellten 20 AREN ae Sehr scharfe
ällungsreaktion.
Vorteile dieser Probe gegen Nr. I:
i. Es ist nur ein Reagens nötig.
: Die Substanz ist leicht rein zu bekommen (Firma Merck, Darmstadt).
Die ist leicht wasserlöslich. |
“irotzdem ist sie wenig hygroskopisch und hält sich m a
Schluß jahrelang.
‚ Sie ist ein sehr empfindliches Reagens,
Harn
1919 — MEDİZINISOHE KLINIK — Nr. 16. `
geraten zu lassen, ebenso findet gegebenenfalls eine Kalkwan-
. Was schließlich. das Gewicht betrifft, so war bei sämtlichen |
Anfangsgewichte in keinem Falle wieder erreicht werden konnten.
2. Der Organismus verhält sich « einer erhöhten Zufuhr von
Kalzan gegenüber nicht reaktionslos, ‚sondern speichert den Kalk
in den Körperflüssigkeiten, Organzellen und vor allem im Knochen-
system auf, um ihn in Zeiten einer: Kalkunterbilanz wieder ab-
geben zu können. Es handelt sich. demnach um eine wirkliche
Resorption und Retention.
3. Die regenerativen Gewebswucherungen, ae sich von
dem zerrissenen Periost aus entwickeln, zeigen, daß ‘die Lebens-
tätigkeit der Zellen bedeutend angeregt: wird. Daß hierbei die
‚Funktion der Zellkerne besonders in Betracht kommt, ‘dürfte”aus
dem succulenten Aussehen der Kerne der 'parenchymatösen. Organe
sowie den größeren und zahlreicheren Knochenkernen hervor-
. 4. Erhöhte Kalangabön. tragen wesentlich dazu bei, die
Heilungsvorgänge bei Kuochenbrüchen zu beschleunigen und die
Bruchenden durch reichliche Callusbildung fest miteinander zu
verbinden, "wodurch der Möglichkeit einer Pseudarthrosebildung
- beträchtlich vorgebeugt wird. Die Vorteile einer beschleunigten
Heilung liegen aber nicht nur in der Vermeidung von Ankylosen
und Atrophien der betroffenen Gelenke, Knochen und Muskeln,
sondern es werden dadurch auch Decubitusbildung und hypo-
statische Pneumonien vermieden. ~
5, ‘Der Schmerz an der Bruchstelle, meist herrührend. von
‚mangelhafter Konsolidation, _ verliert sich früher ‚bei Kalzan-
darreichung.
6. Der Hämoglobingehalt des Blutes erfährt eine beträcht-
‚gehen.
liche Steigerung bei mit Kalzan.angereicherter Nahrung.
7, Das Allgemeinbefinden wird durch Kalzan wesentlich. ge-
hoben, und Körpergewicht: nehmen zu. `
I
Zum ‚Aufsatz von Brüning: Über Würmkaren bei "Kindern
in Nr. 11 dieser Wochenschrift. Ä
- Von
Dr. Klotz, Lübeck.
- Veranlaßt durch Brünings warmes ‚Eintreten. für das. Oleum
| Chenopodi als Mittel gegen- Ascariden, habe ich dasselbe mit gutem
Erfolge mehrfach verordnet.‘ Wenn ich aber doch wieder zum alt-
bewährten Santonin zurückgekehrt bin, so sind dafür mehrere Gründe
maßgebend. 1. Santonin wird von sensiblen Kindern leichter genommen
‚und behalten als das Oleum Chenopodiü. 2. Der Erfolg ist bei beiden
Mitteln-der gleich gute. 3. Oleum Chenopodii ist teurer. 4. Vergiffungs-
erscheinungen sind bei Santonin in der bekannten Dosierung ` aus- `
zuschließen beziehungsweise minimal. Ich selbst habe beim Cheno-
podiumöl keine Vergiftungserscheinungen gesehen. Ein Kollege im
besetzten Gebiete warnte mich jedoch eindringlich vor seiner An-
wendung. Er erzählte mir, daß er in der Spitalpraxis bei einem Schul-
kind nach Gebrauch von Oleum Chenopodii eine fast völlige Ertaubung
_ erlebt habe. |
=
Be
Aus der Praxis für die Praxis.
6.. Es kann in handlicher Form als ‚abgeteilte Pulver oder Tabletten
mitgeführt werden.
Zur Herstellung der Tabletten ist kein Zusatz indifferenter Mittel
nötig, die eine Trübung hervorrufen könnten.
. Die Substanz ist in warmem wie kaltem Wasser klar löslich.‘
. Auch durch die Salze des Brunnenwassers entsteht keine Störung,
. Eine Filtration der wäßrigen Lösung ist nieht nötig.
Die Substanz kann auch im Notfalle unmittelbar dem Urin zugesetzt
“ werden,
' Durch Erwärmen des Harns nach Zusatz des Reagens ist leicht eine
Trennung der Albumosen und Albumine möglich. -
.. Täuschungen durch Arzneimittel, abgesehen z. B. von den dura die
Harzsäuren des Balsamum Copaivae verursachten, sindnicht beobachtet.
‚Der Preis ist bei Bezug im großen mäßig.
| Vorteile dieser Probe gegen Nr. Ir:
Sulfosalieylsäure ist leichter wasserlöslich, auch ohne Erhitzen, als.
ihr saures Natriumsalz.
PR
dem Salz, leicht‘in Tablettenform pressen.
8. Die Tabletten halten Sich. bei zabaclliD mehrere Jahre,
Sie läßt.sich auch ohne Zusatz von Bindemitteln, im Gegensatz zu
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392 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 20. April.
Referatenteil.
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin.
Sammelreferate. Circulationsapparat. |
Über polygraphische Herzstudien, und zwar
Neuere klinische und experimentelle Arbeiten aus dem Gebiete
der inneren Medizin.
Von F. Bruck, Berlin-Schöneberg.‘
Infektionskrankheiten. =
Untersuchungen über die Gruber-Widalsche Reak-
tion bei gesunden und kranken Typhusschutz-
geimpften haben Klemperer und Rosenthal (1) an-
gestellt. Sie fanden dabei, daß fünf bis sieben Monate nach der
Typhussehutzimpfung die Gruber-Widalsche Reaktion bei etwa
30 bis 40% aller Geimpften wieder negativ geworden sei. Auch
die positiven Reaktionen bewegten sich nach dieser Zeit inner-
halb niedriger Werte. Während in den ersten vier Monaten nach
der Schutzimpfung die Reaktion keine diagnostische Bedeutung
hat, kann schon fünf bis sieben Monate danach ein positiver Aus-
fall bei’ einer Titerstärke von über 1:400 mit überwiegender Wahr-
scheinlichkeit (90°/,) zur Diagnose Typhus verwertet werden.
Hohe Agglutinationswerte von 1:800 und darüber sind sieben
bis acht Monate nach der Impfung in der Regel beweisend für
das Vorhandensein einer typhösen Infektion. Das rasche An-
steigen der Reaktion auf Werte über das Dreifache des Ausgangs-
wertes innerhalb von drei Wochen beweist bei Fiebernden, die seit
mehr als sechs Wochen gegen Typhus nicht geimpft sind, das
Vorhandensein einer typhösen Infektion. Die Minderung des dia-
gnostischen Wertes der Reaktion bei Schutzgeimpften ist eine
voraussichtlich in wenigen Jahren vorübergehende.
Die Leukocytose in ihrer Beziehung zur Klinik des
Fleckfiebers, Fünftagefijebers, der Arthigon-
vaceinierung usw. erörtert Arnoldi (2) Eine der all-
gemeinsten Begleiterscheinungen jeder Infektionskrankheit sind
Änderungen in der Menge und Zusammensetzung der
weißen Blutzellen, die in Form von Reaktionen auf den
Reiz des Infektes ablaufen. Diese Reaktionen werden oft in weit
feinerer Weise ausgelöst als die Temperaturschwankungen.
Die Änderung der Leukocytenmenge im Blute kommt auch durch
Ausschwemmungen aus Sammelstellen beziehungsweise Aufsaugen
in bestimmte Organe zustande. Leukocytose und Temperatur-
schwankungen geben selbständige Wege. Jedoch bestehen zwischen
ihnen Beziehungen. Hohe Leukocytose mit steilem Abfall ist meist
mit niederer oder fallender Temperatur verbunden. Es ist nicht
erlaubt, bei Krankheiten mit periodischem Anfall aus dem Ausbleiben
der 'Temperatursteigerungen auf Heilung zu schließen. Der Krank-
heitsprozeß kanr unter Umständen trotzdem weiter fortbestehen.
Hohe Leukocyteuwerte geben "eine günstige Bedingung für die
Überwindung einer Infektion ab. Nur die absoluten Leukocyten-
werte bieten ein richtiges Bild dar, niemals jedoch die Prozent-
zahlen allein.
Zur Klinik der Lyssa und der Im pfly ssa äußert sich
Forschbach (8). Berichtet wird über sechs Fälle von typischer
rasender Wut sowie über atypisch verlaufende, größtenteils para-
lytische Fälle, die vor allem wegen der Frage, ob sie durch Virus
fixe der Kaninchen oder durch Straßenvirus verursacht sind, ob
also eine Impflyssa oder eine atypische Form echter Straßenvirus-
infektion vorliegt, großes Interesse bieten. Auffallend bleibt dabei,
daß die Zahl der Paralysenfälle nach der Wutschutzimpfung in
Deutschland in der Ära der Impfung mit Marken kurzfristiger
Trocknung in Zunahme begriffen ist. Auf Grund dieser Erfahrungen
glaubt der Verfasser, daß man die Schädigungen des Menschen
durch Marke kurzfristiger Trocknung als bewiesen ansehen und daß
man, ohne die segensreiche antirabische Impfung zu diskreditieren,
eine Revision der Impfbedingungen, speziell der Dosierungsirage
bei Schutzimpfung, fordern müsse.
Untersuchungen über Ruhr hat Hamburger (4) an-
gestellt. Das ausschlaggebende Moment iu der bakteriologischen
Ruhrdiagnostik ist die unmittel bare Frisch untersuchung
des Stuhls. Nur kühl bewahrte und transportierte „Kältestühle“
geben gleich gute Ergebnisse wie. diese. Ruhr wird in unseren
Breiten, von Amöbenruhr abgesehen, im wesentlichen nur von
Ruhr bakterien hervorgerufen. Ruhrähnliche oder paratyphus-
ähnliche Bakterien gehören vornehmlich der sekundären Flora
des gealterten Ruhrstubls an.
zunächst über den normalen Venenpuls,. berichtet
Schrumpf (5). Er bedient sich zur Aufnahme des Venen- und
Carotispulses eines mit dem Siemensschen Elektrokardiographen
verbundenen Spiegelsphygmographen mit Lufttransmission nach
Frankschem Prinzip. Da der Venenpuls in seinen Details, in
der Ausgiebigkeit seiner Wellen und Täler und ihrem Verhältnis
zueinander wechselt, je nach der Stelle des Halses, wo er registriert
wird, so ist die größte Vorsicht in der Verwertung seiner Form
zur Diagnose von Störungen der Herzfunktion geboten. Die am
Halse aufgenommenen Phlebogramme sind bekanntlich nicht als
Ausdruck der Änderungen des Druckes in der Vene aufzufassen,
sondern als Ausdruck von Veränderungen der Füllung der Vene.
Es ist also das Phlebogramm keine Druck kurve, sondern eine
V olu m kurve. |
Zur Radiologie des Herzens äußert sich Kien-
böck (6). Bei der Durchleuchtung des Brustkorbes erscheint das
Herz homogen, dabei sind Lage der Herzfurchen und Zu-
sammensetzung des Organs aus vier Teilen nicht direkt erkennbar;
doch ist es, wie der Verfasser angibt, auf indirektem \Vege möglich,
sich im Herzbild anatomisch weiter zu orientieren und so im
Homogenbild ein anatomisches Innenbild zu konstruieren. Be-
sprochen werden dann das normale Vorder- und das normale Hinter-
bild des Herzens und die Lokalisation von Fremdkörpern (Geschossen).
Die mit anatomischer Innenzeichnung versehenen Herzbilder sind
auch für die Lehre von den Klappenfehlern anwendbar, sie
| erleichtern das Verständnis der verschiedenen abnormen Herz-
formen, speziell mit isolierter Vergrößerung eines
Herzviertels, sei es eines Vorhofs oder eines Ventrikels.
Dabei ist bekanntlich sowohl die Dämpfungsfigur des Herzens an
der vorderen Brustwand, als auch die Größe und Form der radio-
logischen Herzfigur charakteristisch verändert. Endlich wird darauf
hingewiesen, daß der Einfluß der abnormen Drehstellungen
des Herzens auf die Dämpfungsfiguren an der vorderen,
Brustwand und auf die entsprechende radiologische Herzfigur
bei postero-anteriorer Durchleuchtung des Brustkorbes noch viel
zu wenig beachtet worden sei; daß man aber bei seiner Unkenntnis
geneigt sei, Veränderungen der Herzform und -größe anzunehmen,
wo sie in Wirklichkeit; gar nicht vorhanden sind, vielmehr nur Vor-
getäuscht werden.
Blutkrankbeiten.
Über die aleukämische Myelose berichten Diel
und Levy (7). Sie beschreiben ausführlich einen Tall, der m
idealer Weise der Schriddeschen Definition der aleukämischen
Myelose entspricht. Dabei bestand vielleicht ein kausaler Zu-
sammenhang zwischen der \Verarmung des Knochenmarks an
cellulären Elementen und dem Fehlen der Ausschwemmung grober
Mengen- weißer Blutkörperchen ins strömende Blut. Durch den
Nachweis einer 'aleukämischen Myelose wird auch ein vollkommener
Parallelismus zwischen Lymphadenose und Myelose bewiesen.
Einen Beitrag zur Frage der akuten und chronischen
hämolytischen Anämie mit Ikterus liefert Grote ©
Er teilt die Krankengeschichten zwejer Fälle mit und bespricht
dann die Krankheitserscheinungen im einzelnen. Hingewiesen Wir
auf den Mechanismus des Blutzerfalls, also auf das Zustande-
kommen des Hauptsymtoms. Der Ikterus der hämolytischen :
Anämie ist hepatogen, wenn .sich auch gröber®
Stauungszustände an der Leber funktionell und anatomisch
nicht nachweisen lassen. (Dagegen könnte es sich um Verstopfungen
der feinsten Gallencapillaren mit „Gallenthromben“ handeln, die
geeignet sind, die Wände der Capillaren zu zerreißen und Gallen-
farbstoff ins Blut direkt hinübertreten zu lassen — obne em gro
mechanisches Abflußhindernis) Auch die ausgesprochene, SIę
anfallsweise vermehrende Urobilinurie weist notwendig auf die
Beteiligung der Leber in irgendeiner Form hin. Die eigentliche
Ursache der Erkrankung ist unbekannt.
Nierenleiden.
Das Verhalten von Herz- und Gefäßsystem bei der
akuten diffusen Glomerulonepbritis bel Kriegs-
teilnebmern erörtert Guggenheimer (9). Bei der akutes
Kriegsnephritis waren nicht selten deutliche Erscheinungen YOP.
20 April.
- - Ausführlich
- höheren Grad
„` identisch mit
böhte Speichelsekretion oder auch Hyperhidrosis auslösen.
der š Vagotonie Bi
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Herzinsuffizienz vorhanden. Bei geschwächter. Herzkraft
und dem fast durchweg im:Frühstadium der akuten Glomerulo-
nephritis erhöhten Blutdruck. kann es zu Hochdruck-
stauungen kommen. Das Versagen der Herzkraft stellt die Haupt-
gefahr dar, die den Kranken im akuten Stadium seiner Nephritis
bedroht Die schon als: Frühsymptom fast regelmäßig vorhandene
Dyspnöe mag auch mit urämischen Erscheinungen zusammen-
hängen. In ihren höheren Graden (Asthma cardiale) ist sie jedoch
der Ausdruck einer akuten Herzinsuffizienz (paroxysmale Hoch-
spannungsdyspnöe),. Bei nicht ganz funktionstüchtigem Herz-
muskel wird die durch die Blutdrucksteigerung erzeugte Er-
schwerung des Kreislaufs. in erster Linie das. Auf-
Herzinsuffizienz veranlassen. Die Blutdruckerhöhung
treten von
-: war sehr oft recht beträchtlich (über 160 mm Hg).
Klinische Beobachtungen über Nierenentzündung
bei Kriegsteilnehmern .hat Schultz (10) angestellt.
Wegen des gehäuften Auftretens der Nierenentzündung im
Felde spricht der Verfasser von einer „Kriegsnierenentzündung*“.
Er hat den größten Teil seiner Fälle frisch: zur Beobachtung be-
kommen, und zwar im Feldlazarett, einige Tage nach dem
Krankheitsbeginn. Hier sah er auch jene Fälle mit schnellem
Abklingen der akuten Erscheinungen in_den( ersten Tagen der
Erkrankung, die für die Auffassung der Kriegsnephritis wichtig
sind und die den Heimatlazaretten, vielleicht sogar schon den.
Kriegslazaretten,, eben infolge ihrer raschen Besserung entgehen.
a besprochen werden die Anamnese, Ätiologie und
Klinik. DL Ä u
Über Chloridebestimmungen im Harn Nieren-
kranker nach Volhard-Arnold berichtet Alder (11),
indem er einen, Vergleich zwischen der Enteiweißungs-
und der Veraschungsmethode anstellt. Bei gewissen Formen
der Brightschen Nierenkrankheit, besonders’ bei denen, die mit
hochgradigen Ödemen einhergehen, kann eine Retention der
Chloride eintreten, während bei anderen ein annähernd nor-
males Verhalten in der Kochsalzausscheidung zu
konstatieren ist. Was nun die Methoden der Chloridebestimmung
im Harn betrifft, -so wurden - bei Nierenkranken nach dem Vol-
‚Rard-Arnoldschen Verfahren im veraschten Harn stets
höhere Kochsalzwerte gefunden als im enteiweißten, vor-
Es
ausgesetzt, daß meßbáre Eiweißmengen vorhanden waren.
empfiehlt sich daher, bei Kochsalzbestimmungen in eiweiß-
haltigen Harnen, die genau sein müssen, den Harn zu ver-
aSchen und aus der Harnasche die Chloride nach Vol-
hard-Arnold zu. bestimmen. I
Varia.
Tonusprobleme und „Vagotonie“ erörtert Schmidt(l2).
rad von Reizbarkeit braucht nicht immer mit einem
e von Tonus einherzugehen. (Auch Atonie ist nicht
geringer Reizbarkeit) Wenn Pilocarpin viel-
fach als ausschließlicher Vaguserreger hingestellt wird, so |
darf nicht übersehen werden, daß es so.gut wie nie gelingt, durch
Pilocarpininjektion von 0,01 g eine Pulsverlangsamung herbei-
zuführen, vielmehr kommt es zur Pulsbeschleunigung, während
umgekehrt das als Vaguslähmer angesehene Atropin.
gar nicht selten zunächst im Sinne einer Pulsverlangsamung wirkt.
uf der anderen Seite kann Adrenalin er ai
ine
Einspritzung von Atropin. sulf; 0,001 ist übrigens auch keines-
wegs einer Durchschneidung der Vagi gleichzusetzen. Der Ver-
tasser bekämpft Eppinger und Heß gegenüber den Begriff
da es sich dabei um keine klinische Realität
ine Bradykardie, die sich nach Atropinein-
Ein höherer (
handele.
Spritzung verringert, braucht, selbst.. wenn die Pulsfrequenz-
trächtliche ist, durchaus nicht Folge eines
zunahme eine ganz be
Abnorm hohen Vagustonus gewesen zu sein. Es ist auch denk-
er daß normal stark tonisierende Einflüsse in der Vagus-
ahn im Bereiche des Erfolgsorgans auf einen Zustand a b-
o großer Ansprechbarkeit trafen. Die Vorstellung,
as ob alles, was sich durch ‘Atropin ausschalten oder durch Pilo-
a verstärken läßt, auf erhöhtem Vagustonus beruhe, ist falsch.
an die Gleichung: Erhöhte‘ Adrenalinempfihdlichkeit = Hyper-.
b z ım, Sympathischen Abschnitt des vegetativen Nervensystems
er eht nicht zu Recht.” Die Begriffe der Vago- und Sympathiko-
die T als Krankheitsbezeichnungen sind unzweckmäßig, weil sie
Tor ‚oNusprobleme viel zu sehr einengen. Die Eigenschaft des
»0Dlsiertseins“ zeigt sich auch bei Abwesenheit‘ eines
Nervensystems und könnte auch auf extraneuralem Wege,
' so besonders durch humorale Einflüsse (Hormone! Stoffwechsel-
produkte!) zustande kommen. Auch das B inne n nervensystem der
einzelnen Organe übt ganz besonders ;tonisierende Einflüsse
- aus, (Autonomie im Sinne einer selbständigen Organverfassung.)
‘Daher bestehen meist nur in einem Organ Zustände mit er-
höhten Tonisierungsvorgängen (nur Pylorusspasmen oder nur
Sphincterkrämpfe oder nur Asthmäanfälle. Die „Vagotonie“
läßt ein gleichmäßiges, 'centralistisches Geschehen annehmen, wo
in.Wirklichkeit. weitgehendste Spezialisierungs- und De-
centralisierungstendenzen vorliegen. Für das Asthma bronchiale sieht
der Verfasser keinen zwingenden-Grund zur Annahme eineserhöhten _
Vagustonus. Die Annahme einer besonderen Eigenart der Bronchial-
muskulatur oder des bronchialen Vasomotorensystems scheint
zur Erklärung der Anfälle durchaus genügend und die prompte
Wirkung der verschiedenen Räuchermittel spricht auch sehr im Sinne
.eines mehr peripheren Organgeschehens. , Die Wirkung von
Adrenalin und Atropin könnte sehr gut auch eine direkt
organotrope sein und braucht durchaus nicht den Umweg. über
ı Tonusminderung im Vagus oder, Tonussteigerung im Sympathicus
zu machen. Die Annahme einer dauernd bestehenden Erhöhung
tonischer Impulse in der Vagusbahn würde es schwer. ver-
‚ständlich erscheinen lassen, warun -sich viele Kranke mit Asthma
bronchiale außerhalb der Anfälle so verhalten wie Normale. Hin-
gewiesen wird ferner auf die Annahme physiologischer Tonus-
schwankungen während des Schlafes (physiologische Wehen des
gebärenden Uterus, Kolikanfälle zur Nachtzeit; Nachtschweiße,
nächtliche Pollutionen, nächtliche Anfälle von Asthma und Angina
pectoris). Die Änderung der Tonisierungsverhältnisse während der
Nachtzeit dürfte wohl zurückzuführen sein auf die funktionelle
Ausschaltung jener Centren, die dem körperlichen und
geistigen Verhalten des Wachenden sein Gepräge verleihen. : Eine
wichtige Rolle im Quellgebiet tonisierender Einflüsse dürfte den
mächtigen Affekten des Hungers, des Durstes, der sexuellen Appe-
tenz und sexuellen Befriedigung zukommen, Auch allen inner-
sekretorischen Vorgängen (Menopause, männliches Klimakterium,
Menstruation) kommt im Quellgebiet tonisierender: Vorgänge eine
besondere Bedeutung zu. ' Die myotrope Übertonisierung des prä-
capillaren arteriellen Gebietes kann allein Blutdrucksteige-
rungen hervorrufen. Auch für das Zustandekommen der re-
nalen arteriellen Drucksteigerung lassen sich ab-
norme tonisierende Einflüsse, die auch direkt von der Blutbahn
aus das präcapillare System treffen könnten, zur Erklärung heran-
ziehen. Nichts wäre verfehlter, als dort, wo eine dauernde Bra-
dykardie besteht, ohne weiteres abnorm starke 'Tonisierungs-
impulse in der Vagusbahn anzunehmen. Ganz abgesehen davon,
daß auch ein zu geringer Acceleranstonus oder ein gestörtes Gleich-
gewicht zwischen parasympathischer und sympathischer Inner-
vation vorliegen kann, ist ganz besonders hier die weitgehende
Organ autonomie ins Kalkül zu stellen. Das Atropin wirkt
nicht‘ rein vagotrop, sondern findet .auch in der Herzmusku-
latur Angriffspunkte. Als wohl sicher durch erhöhte tonisierende
Impulse in der Vagusbahn hervorgerufen wird eigentlich nur die
Bradykardie bei erhöhtem intracraniellen Druck. Die Bradykardie
bei Myokarditis hat mit erhöhtem Vagustonus wohl nichts zu tun
(desgleichen die konstitutionelle Bradykardie, wie sie im neuropa-
thischen Milieu recht häufig ist, ferner die cholämische Bradykardie
und die Rekonvaleszentenbradykardie). Eine dauernde Tachy-
_pnöe,, wie sie bei hohem Vagustonus zu erwarten wäre, hat der
Io 7
Verfasser unter sehr zahlreichen Fällen von konstitutioneller Brady-
kardie nie gesehen.
| Seine gasanalytischen Untersuchungen bei künst-
lichem Pneumothorax setzt Tachau (18) fort. Er be-
spricht die Reizwirkung eines nicht körperad äquaten
Gases’ auf die Pleura.
behandlung befindlichen Fall mit einer auf leichteste Reize reagie-
renden Pleura gezeigt, daß ein Gas, das nicht schädigend ‘auf die
Körperzellen einwirkt, durch seine von der Gasspannung in dem
Gewebe abweichende. chemische Zusammensetzung bei Ein-
führung in die Pleurahöhle einen Reiz ausüben kann, der bei-An-
wendung einer entsprechend zusammengesetzten, körperadä-
quaten Gasmischung nicht eintritt. Da die Einführung von
Luft oder Stickstoff auch bei weniger- empfindlicher Pleura wahr-
scheinlich einen Reiz bedeutet, dürfte es sich empfehlen, für die
Pneumothoraxtherapie möglichst nur körperadäquate ‚Gasgeniische.
zu verwenden, vorausgesetzt, daß sich dadurch die unangenehmen
Folgeerscheinungen der Nachfüllungen vermeiden lassen.
Es hat sich an einem in Pneumothorax-
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394 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
‚ Ihre Untersuchungen zum Harnsäurestoffwechsel
beim Menschen veröffentlichen Gudzent, Maase und
Zondek (14). Die fortlaufende Bestimmung der Blutharnsäure
ist im Verein mit der fortlaufenden Bestimmung der U rin harn-
säure geeignet, in.den Ablauf des Purinstoffwechsels tieferen Ein-
blick zu gewähren. Bei Verfütterung von Nucleinsäure findet man
bei Gesunden und Leukämiekranken zwischen der Blut- und
Urinharnsäure einen weitgehenden Parallelismus. Die Blutharn-
säurewerte steigen und fallen gleichsinnig mit der Urinharnsäure.
Bei der Gicht tritt in den mitgeteilten Kurven die Störung
des Purinstoffwechsels klar zutage. Bei der Beeinflussung
des Purinstoffwechsels mit Extrakten von Drüsen und Or-
ganen kommt es zu einer erheblichen Vermehrung der
Harnsäure, die ihren Weg, wie es der Anstieg der Blut harn-
säure zeigt, über die Blutbahn nimmt. Bei dem endo-
genen Ursprung der Harnsäure bleibt die Frage offen, ob es
sich hier lediglich um eine Ausschwemmung von Purinen aus den
Organen oder um andere Ursachen handelt. In dem gleichen
Sinne wie die Drüsen- und Organextrakte wirken Colchicum,
AtophanundradioaktiveSubstanzen; Blut- und Urin-
harnsäure werden vermehrt. Während die Stopfmittel den
Purinstoffwechsel unverändert lassen, bewirken die Abführmittel
eine Blut- und Urinharnsäurevermehrung. Calcium (wahr-
| H. Zondek,
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20. April.
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scheinlich auch das Jod) drückt bei Vermehrung der U rin-
harnsäure den Blutharnsäurespiegel herab und greift offenbar an
der Niere an.
Literatur: 1. P. Klemperer und F. Rosenthal, Untersuchungen über die
Gruber-Widalsche Reaktion bei gesunden und kranken Typhusschutzgeimpften.
(Zschr. f. klin. M., Bd. 86, H. 1 u. 2.5.1.) — 2. W. Arnoldi, Die Leukocytose-
in ihrer Beziehung zur Klinik des Fleckfiebers, Fünitagefiebers, der Arthigon-
vaceinlerung usw. (Ebenda, Bd.86, H. 3 u. 4, S. 191.) — 3. J. Forschbach
Zur Klinik der Lyssa und der Impflyssa. (Ebenda. Bd. 86, H.3 u. 4, S. 149)
— 4. R. Hamburger, Untersuchungen über Ruhr. (Ebenda, Bd. 86, H. 3 u 4,
S. 202.) — 5. P. Schrumpf, Polygraphische Herzstudien. Erste Mitteilung:
Der normale Venenpuls. (Ebenda, Bd. 86, H. 3 u. 4, S. 165.) — 6. Robert
Kienböck, Zur Radiologie des Herzens. (Ebenda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 64) — l
7. Ph. Diel und M. Levy, Beitrag zum Studium der aleukämischen Myelose.
(Ebenda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 139.) — 8. L. R. Grote, Beitrag zur Frage der
akuten und chronischen hämolytischen Anämie mit Ikterus. (Ebenda, Bd, 86,
H. 3 u. 4, S. 266.) — 9. Hans Guggenheimer, Das Verhalten von Herz- und
Gefäßsystem bei der akuten diffusen Glomerulonephritis der Kriegsteilnehmer.
(Ebenda, Bd. 86, H. 3 u. 4, S. 225.) — 10. Erich Schultz, Klinische Beobaeh-
tungen über Nierenentzündung bei Kriegsteilnehmern. (Ebenda, Bd. 86, H. 1
u, 2, S. 111.) — 11. A. E. Alder, Über Chloridebestimmungen im Harn Nieren-
kranker nach Volhard-Arnold. Vergleich zwischen der Enteiweißungs-
und der Veraschungsmethode. (Ebenda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 80.) — 12. R. Schmidt,
Tonusprobleme und „Vagotonie*“. (Ebenda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 89.) —
13. Hermann Tachau, Gasanalytische Untersuchungen bei künstlichem Pneumo-
thorax. IV. Mitteilung: Reizwirkung eines nicht körperadäquaten Gases auf
die Pleura. (Ebenda, Bd. 86, H. 3 u. 4, S. 258.) — 14. F. Gudzent, C. Maase,
ntersuchungen zum Harnsäurestoffwechsel beim Menschen.
benda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 35.)
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 14.
Siemens (München): Erbliche und nichterbliche Disposition.
Das Wort Konstitution ist so vieldeutig, daß es für wissenschaftlich
biologische Diskussionen nicht gebraucht werden sollte. Man unter-
scheidet den Idiotypus, das Erbbild, vom Paratypus, dem Nebenbild.
Unter dem Idiotypus versteht man die Summe aller erblichen Anlagen,
-als paratypisch bezeichnet man alle diejenigen Merkmale am Individuum,
die nicht durch den Idiotypus, sondern durch Außenfaktoren bedingt
sind. Wir kommen so zur Unterscheidung von idiotypischer und para-
| typischer Disposition, welche streng auseinanderzuhalten sind.
Dragoewa (Berlin): Polymyositis acuta und Trichinose. Eine
eintägige, rasch verschwindende Eosinophilie darf nicht als entscheidend
gegen Polymyositis angesehen werden. Für die Diagnose Trichinose
entscheidend ist nur eine längere Zeit anhaltende Eosinophilie.
Müller und Groß (Wien): Spiricillide Wirkung von Neosal-
varsan bei Sklerosen. In der größten Mehrzahl von Sklerosen mit
schon positiver Serumreaktion sind nach einer Dosis von 0,3 Neosal-
varsan bei der Dunkelfelduntersuchung innerhalb 15 Stunden keine
Spirochäten mehr nachweisbar, während sie bei negativer Wassermann-
reaktion nach 16 bis 20 Stunden nur vermindert und lädiert sind.
Koenig (Bonn): Eukodalismus. Die mitgeteilten Fälle (Rück-
fall unmittelbar nach der Entlassung) zeigen, daß wir das Eukodal
genau so bewerten müssen wie das Morphium. Die Prognose ist bei
beiden Mitteln gleich. |
Thomalla: Wissenschaftliche Kinematographie. Siehe Vereins-
bericht, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur vom 31. Ja
nuar 1919. Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 13.
R. E.May (Hamburg): Deutschlands Einfuhrbedarf an Nahrungs-
mitteln. Die ganze Energielosigkeit und Arbeitsunlust unseres Volkes
liegt daran, daß ihm ein gutes Drittel an seiner Friedensnahrung fehlt
— allerdings gerade in den hochwertigen Nährstoffen Fett und Eiweiß.
Da aber die Gesamtvolksnahrung sehr verschieden auf Stadt und Land
verteilt ist, so ist das Verhältnis für die Städte ganz anders. Ihr Nah-
rungsumfang müßte fast verdoppelt, insbesondere müßte ihre Eiweiß-
ration verdoppelt, ihre Fettration verfünffacht werden, um den Friedens-
stand zu erreichen. |
Hermann Werner Siemens (München): Über die Be-
griffe Konstitution und Disposition. Bei der K onstitution fragt man:
was für eine? (z. B. eine schwache, eine asthenische). Sie ist ein
Syndrom (allgemeine Muskelhypotonie, Enteroptose, Neurasthenie,
Thorax paralyticus); auch die schwache Konstitution des Herzens ist
ein Symptomenkomplex (Labilität. der Herztätigkeit, Verstärkung des
Herzstoßes bei gleichzeitig niedriger Pulsspannung). Bei der Dis-
position = Krankheitsbereitschaft) fragt man nicht nach den Sym-
ptomen dieser Disposition, sondern: Disposition zu was, zu welcher
‚geschrittene Paralytiker subeutan überimpft. In beiden Fällen Ka
Krankheit? Bei ihr stellt die erhöhte Neigung zu einer ganz bestimmten
Krankheit das Wesen des Begriffes dar. Die Diathese (exsudative
Diathese, Basedow-Diathese) ist nicht gleichbedeutend mit dem Begriff
der Disposition, sondern mit dem der Konstitution. Mit der Feststel-
lung einer Diathese sagen wir nichts darüber aus, was für Nova zu èr-
warten sind, sondern wir bezeichnen damit etwas, was da ist.
W. Seeliger (München): Über das Vorkommen von Typhus-
und Paratyphusbacillen im Blute von Fünftagefieberkranken. Derartige
Fälle mit positivem Bacillenbefund müssen typhösen Infektionen gleich-
gesetzt werden und erfordern: hygienische Maßnahmen. ;
Koelseh (München): Erstrebtes und Erreichtes in der Arbeiter-
schutzgesetzgebung. Zweifellos ist schon viel geschehen, aber es be-
stehen noch zahlreiche Schädlichkeiten weiter, zu deren Bekämpfung
Vorschläge gemacht werden.
B. Möllers und Georg Wolff (Berlin): Experimentelle
Pleckfieberuntersuchungen. Der Bacillus Proteus X 19 dürfte nicht als
Erreger des Fleckfiebers anzusprechen sein. Die mit Fleckfiebervifus
infizierten Meerschweinchen geben keine positive Weil-Felix-Reaktion,
wohl aber die mit X-i9-Bacillen infizierten Tiere.
B. Möllers: Die keimfreie Aufbewahrung von Blutimpfstoffen.
Sie geschieht mit Hilfe von Formalin oder von wasserlöslichen Kom-
plexen Quecksilberverbindungen, die Eiweiß nicht fällen und Metalle
nicht amalgamieren.
Erich Hesse: Rückfallfieber in unseren Heimatlazareiien. Die
mitgeteilten Fälle waren als Fleckfiebergenesene aus der Ukraine dem
Lazarett zur Nachbehandlung überwiesen worden.
Reinhard Ohm (Berlin): Ein Fall von Mitralinsuflizienz mit
guter, im Venenpuls erkennbarer Funktion der rechten Kammer. 7%
fehlten klinisch alle Erscheinungen von Schwäche der rechten Kammer.
m P PORER wies einen auffallend tiefen diastolischen
all auf.
A. Bittorf (Breslau): Eosinophilie des Blutes bei Muskeirheu-
matismus. Sie ist der Ausdruck einer Muskel(stoffwechsel)schädiguns-
Es dürfte sich also dabei nicht um eine sensible Neuralgie, sondern UN
eine entzündlich (bakteriell-) toxische Muskelveränderung handeln.
R. Weichbrodt (Frankfurt a. M.): Weitere therapeutisch
Versuche bei Paralyse. Von einem Malariakranken wurde zwei Stun-
den nach dem Fieberanfall je 1/2 cem Blut auf zwei noch nicht Ye
nach sieben Tagen zum ersten Fieberanfall und anscheinend auch 70
. Besserung des Zustandes. Der Verfasser will seine Versuche fort-
setzen,
Beintker (Hamburg): Über Nahrungsmittelzuweisungef an
Tuberkulöse. Es ist nicht zu rechtfertigen, daß die für Tuberk öse
in Betracht kommenden Nahrungsmittel nur den bacillenbustenden
Kranken gewährt werden, nicht aber den Fällen von beginnender Tuber-
kulose, das heißt den Kranken mit den besten Heilungsaussichten-
F. Bruck.
ng detrit -
eift ofen }
. leicht transportabel sind und völlig zusammengeklappt und mit zwei
. . berg, Luisenstraße 1.
untersten Grenze der Empyemhöhle eingestochen und mit einer Saug-
Mit einer Flasche, die mit Kochsalzlösung oder Vucin (f: 5000) gefüllt
‚Die Versuche, Arzneimittel an den Herd heranzuführen, wurde aus-
‚festgestellt mit Blutabgang und Leibschmerzen. Darauf folgten fünf
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>- — 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 16; ©
. wegen heftiger Blasenschmerzen und starker eitriger Blasenentzündung
der Steinschnitt. gemacht werden, bei dem eine Anzahl mit Urinsalzen
.durchsetzter. Schädelknochen ‚entfernt wurden. Die Knochen ent-
‘Sprachen einem Foetus von drei.Monaten. PECHI -
-B Ottow: Ist das Erysipel in der [Schwangerschaft von der
Mutter auf das Kind übertragbar? Bei einem kurz.nach Überstehen
eines Erysipels der Mutter geborenen Kinde zeigte sich eine über den
ganzen Körper verbreitete Rötung der Haut und Schuppung in großen
Lamellen ohne Temperaturerhöhung. Die Auffassung, als ob hier eine
intrauterine Übertragung. des Erysipels von der Mutter auf das- Kind
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 12 u. 13.
Nr. 12. Fritz König: Über die Schnittführung bei Gallenwege-
operationen. Die seit 1910 von König geübte Schnittführung besteht
darin, daß der rechte Musculus rectus in Nabelhöhe quer durchschnitten
wird und daß in der Mittellinie ein Längsschnitt von etwa 6 cm nach
aufwärts hinzugefügt wird. Der Schnitt erlaubt die Schonung der die -
Muskel versorgenden Nerven und gestattet trotz der kleinen Aus-
dehnung den Zugang nicht nur zur Gallenblase und’ den Gallenwegen,
sondern auch zu den benachbarten Organen. = =
J. Dubs: „Circulus“ nach . hinterer .Gastroenterostomie. In
zwei Fällen wurde trotz richtig ausgeführter und gut. gelungener
hinterer Gastroenterostomie das Bild eines hochsitzenden Dünndarm- |
verschlusses beobachtet. Es stellte sich heraus, daß der abführende
Schenkel unterhalb der richtig funktionierenden. Gastroenterostomie-
Öffnung zusammengedrückt war. Auf diesem Schenkel lastete der dila-
tierte, ptotische Magensack. Die motorische Insuffizienz und die starke
. Flüssigkeitsstauung im Magen wurde zurückgeführt auf die üble Wir-
kung der Narkose. In diesen Fällen konnte, trotzdem eine Nach-
operation mit vorderer Gastroenterostomie vorgenommen wurde, der
tödliche Ausgang nicht verhindert werden. Aus der Erfahrung ergibt
sich die Lehre, bei gleichzeitigem Bestehen einer Dilatation, Ptose und
Atonie des Magens infolge von Pylorusstenose die. Anlegung einer
hinteren Gastroenterostomie zu vermeiden. k -
| Heinrich Landgraf: Ein Vorschlag zur Autotransfusion.
. Es wird vorgeschlagen, bei allen Operationen mit größerem Blutverlust.
. ein mit Natrium citr. beschicktes Gefäß bereit zu halten, in das. das mit
Tupfern aufgesaugte Blut ausgedrückt wird, um später intravenös wieder :
eingeführt zu werden. | | | |
0. Vulpius: Zusammenlegbare Lagerungsschienen für. Bein
und Arm. Für die Behandlung von Brüchen der oberen und der
unteren Extremität werden zwei Lagerungsschienen empfohlen, ‚welche
nungen herrühren von toxischen Einflüss
toxinen. ; ; E T
o Nr: 18, Max Madl ener: Über die Operation von, Schenkel- und
Leistenhernien vom Laparotomieschnitt aus.- Die Operation vom Lapa-
en, etwa von Streptokokken-
“kann hier eine anatomisch ‚klare Operation mit sicherem: Dauererfolg
ausführen. Von der Bauchdedkenwunde aus. wurde das Peritoneum
von der vorderen Bauchwand abgelöst und der Bruchsack' aus dem
Schenkelsack herausgezogen, unterbunden und entfernt. Der Schenkel-
kanal wurde durch zwei Säcke geschlossen, welche durch den oberen
Teil des Schambeines und den unteren Teil:der von der transversalis
bedeckten Bauchwand gelegt wurden. Dagegen ist es nicht möglich,
bei den Leistenbrüchen .die nötige topographische Übersicht
von der Bauchhöhle aus zu erhalten. Dem Patienten ist mehr gedient
dadurch, daß nach vollzogener Hauptoperation die Leistenhernie von
‚außen auf einem der üblichen Wege beseitigt wird. w
W. Gener: Schwangerschaftsniere und Kriegsnephritis. Bei
der Schwangerschaftsniere wird das schädigende Moment gesucht in
den stärkeren Dehnungs-, . Spannungs- und Druckverhältnissen in der
Bauchhöhle der Tettleibigen Erstgebärenden. Das Gift der Eklampsie
ist in einer fettbildenden Ernährung und einem gleichzeitigen’ Mangel
Griffen wieder auseinandergeschoben werden können. Die Schienen | 32 körperlicher Bewegung zu suchen. . K. Bg.
sind zu beziehen durch Orthopädiemechaniker Franz Bingler, Heidel- | Ze) E Se
` Zeitschrift für. ärztliche Fortbildung 1919, Nr.6. `>,
: Stintzing: Über Paratyphusinfektion. — Epidemiologie und
Klinik des Paratyphus. Die Schutzimpfung, getrennt für Para A und B,
oder gemeinsam. gegen Typhus und Paratyphus, ‚ist im französischen
' Heere” und bei, der japanischen Marine: bereits durchgeführt worden.
Authentische Nachrichten über die Erfolge liegen. vorläufig nicht vor.
Erfahrungen in Deutschland 'sind noch spärlich. . '
| Stier (Berlin): Zur Frage‘ der militärischen Rentenversorgung
der Psychopathen und Neurotiker. Seit Erzielung einer grundsätzlichen
Einigung über die funktionelle Grundlage der in.Frage kommenden
Krankheitszustände ist es gelungen, in den hierzu errichteten Nerven-
lazaretten die Fälle mit wenigen Ausnahmen symptomfrei und erwerbs-
fähig zu machen und „so ihnen zu einer Befreiung von ihren Störungen
und ihrer Rente (soweit diese ihnen schon zugesprochen war) zu ver-
helfen“. Ganz unabhängig. von. unseren Erfahrungen sind übrigens
auch die französischen Neurologen und Psychiater zu der gleichen
Auffassung und damit den gleichen "therapeutischen . Erfolgen
gekommen. Mehrere zweckentsprechende Verfügungen unserer
obersten militärischen Sanitätsbehörde haben wesentlich zur Klärung -
der Dienstbeschädigungsfrage beigetragen. „In den ganz seltenen Fällen,
in denen auch heute noch eine völlige Beseitigung der aküten neuro-
tischen Störungen nicht gelingen sollte, dürfte eine Rente von 20% das
äußerste sein, was jemals bewilligt werden dürfte“ . Im Gegensatz
hierzu ist bei den Hirnverletzten von hohen Renten und Verstümmelungs-
zulagen weitgehender Gebrauch zu machen. Für die zahlreichen, später
sich 'erhebenden Fragen ist eine Fortbildung der jetzigen Organisation
der Rentennachprüfung in Erwägung zu ziehen. Einheitlichkeit der
| "Berufungsinstanz bei den Generalkommandos durch Einsetzung. ständiger
Facharztkommissionen. ist vornehmlich anzustreben, um der sonst
zu fürchtenden unermeßlichen Zahl querulatorischer Beschwerden vor-
‚zubeugen. . | pa i E De e S
> — Joseph (Düsseldorf-Rath): Moderne Betrachtungen über den
Wert des Aderlasses. Für ektogene Vergiftungen durch Gase, für
‘Autointoxikationen (Urämie, Eklampsie), für Hitzschlag, Ertrinken,
Apoplexien, unter Umständen auch Embolien, Pneumonien wird der
Wert des Aderlasses dargetan und versucht, seine jeweilige Wirkungs-
weise theoretisch zu begründen. | a |
. „Unschuldige Herzgeräusche“. In einem -Brief an den Heraus-
geber des Lancet wendet sich Allbu'tt (Cambridge) gegen die Über-
schätzung der experimentellen Herzdiagnostik durch J. Mackenzie
zuungunsten der rein klinischen Beobachtung. Gerade in den Anfangs-
„ Friedrich Neugebauer: Zu Dr. Otto Loewes Aufsatz
„Über Umscheidung von ‘Nerven mit -freitransplantierten Hautcylindern“.
Sicherer als die Umscheidung- mit einem Hauteylinder ist die Um-
‘scheidung mit Fett. e | TR
Nr. 13. Wolfgang v. Reyher:” Saug-Spülbehandlung akuter
Pleuraempyeme ohne Rippenresektion. Ein breiter Trokart wird an der
‚Vorrichtung verbunden. Außerdem wird ein oder zwei Intercostalräume
höher eine zweite Kanüle in die Höhle eingeführt. Diese Kanüle ist
ist, verbunden. Nach zwölfstündiger, ununterbrochener Spülung wird
weiterhin alle zwei Stunden auf einige Zeit gespült. Es gelingt, akute
Pleuraempyeme in 10 bis 14 Tagen ohne Rippenresektion der Heilung
zuzuführen. à ie
. Hermann Küttner: Zur Makkasschen Operation der Blasen-
ektopie. Bei einem wenige Tage nach der Operation an’ Perforations-
peritonitis gestorbenen Kinde ergab sich als Todesursache, daß der zur
Bildung der Urethra verwendete Wurmfortsatz sich aus den Bauch-
decken in die freie Bauchhöhle zurückgezogen hatte. Man muß also
. den Wurmfortsatz sicherer befestigen. Zu diesem Zwecke empfiehlt es
sich, das Coecum rings um die Basis der Appendix herum an das
Peritoneum parietale anzunähen. | nk
~ Hans Schaedel: Über eine verbesserte Prothese bei Pirogoff-
stumpf. Empfohlen wird eine Prothese nach dem Prinzip des Stelzfußes,
die als Gelenk das v. Bae yersche Gelenk benutzt. Dieses besteht
aus einem geschmiedeten Stahlscharnier, die Enden sind aufgebogen
mu in das Holz eingelassen. (Zu beziehen durch E. Brauner,
Liegnitz, Sophienstr. 40.) | u
J. J. Stutzin: Zur Therapia sterilisans localis percapillaris.
schließlich durch intraarterielle Injektion ohne Stauung en
ttel.
K. Be.
Bisher fehlte die Hauptbedingung, nämlich das wirksame Mi
Nr. 12. F, R. Stork: Zur Kasuistik der Extrauteringravidität.
Im Jahre 1901 wurden die Erscheinungen einer. Extrauteringravidität
à chwangerschaften mit ungestörtem Verlauf. ' Erst im Jahre 1917 Blasen-
“merzen und Abgang von kleinen Knochen mit dem Urin. 1918 mußte
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vorliegt, wird abgelehnt. Es. wird. angenommen, ` daß die Hauterschei-
rotomieschnitt aus ist angezeigt bei-Schenkelbrüc hen. Man
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396 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
stadien der Herzkrankheiten versagen die sogenannten Kraftproben
diagnostisch vollkommen.
Boruttau (Berlin): Die Verstaatlichung des ärztlichen Standes
in historisch-kritischer Beleuchtung., Historische Studie über das Auf-
treten staatlich angestellter Ärzte seit ältester Zeit, noch lange vor
Hippokrates. In Nassau sind bis zur Einverleibung im Jahre 1866 die
Ärzte als vom Staate angestellte Beamte tätig gewesen. Manche jetzt
gerade von sozialistischen Ärzten gemachten Vorschläge zur idealen
Durchführung der im Erfurter Programm vorgesehenen unentgeltlichen
ärztlichen Behandlung für jeden Staatsbürger sind von vornherein schon
wegen der ungeheuren hierzu erforderlichen Geldmittel unausführbar.
. Hans Meyer (Berlin).
. Therapeutische Notizen.
Angina und Gingivitis Plaut-Vincenti behandelt Teuscher
(Münster i. W.) erfolgreich lokal mit Salvarsan (Pinselung mit dem
Rückstand einer Salvarsanlösung 0,6:300). (D. m. W. 1919, Nr. 13.)
Levinger (München) empfiehlt die von ihm angegebene und
in 80 Fällen von Peritonsillitis erprobte extrakapsuläre, radikale
Resektion des oberen Mandelpols als völlig ungefährlichen Eingriff. Sie
sichert die rascheste Heilung der akuten Peritonsillitis auch im frühesten
Stadium, selbst vor Beginn der Eiterbildung, sowie der subakuten
Peritonsillitis. Sie beseitigt ferner die Möglichkeit von Rezidiven bei
habituellem Peritonsillarabsceß. Die totale Tonsillektomie ist durch
die obere Tonsillektomie, die den gefährlichen unteren Teil der
Mandel nicht‘ berührt, zu ersetzen. Denn im oberen Drittel
der Tonsillenkapsel verlaufen nur äußerst feine Gefäße, manchmal nur
Präcapillargefäße. (M. m. W. 1919, Nr. 12.)
Die Entfernung des eingewachsenen Mayerschen Ringes gelingt
nach Emil Engel (Charlottenburg) in wenigen Minuten in der
Sprechstunde mit Hilfe einer feinen Drahtsäge, mit der der
Ring in gleichmäßigen, ununterbrochenen Zügen in schräger
Richtung durchsägt wird. Bei Unterbrechung der Sägearbeit bricht
leicht die Säge, bei gerader Richtung ist die Harnröhre gefährdet.
(D. m. W. 1919, Nr. 18.) |
Das Silbersalvarsannatrium hat, nach v. Notthafft (München).
schon mit kleineren Dosen dieselbe Wirkung wie Altsalvarsan mit
größeren. Der angioneurotische Symptomenkomplex läßt sich bei ent-
sprechender Verdünnung der Lösungen auf 50 bis 120 cem fast voll-
ständig vermeiden. Die gleichzeitige. Anwendung von Silber-
salvarsan und Quecksilber ist nicht ratsam. Die intensivere Wirkung
des Präparats ist auf den Silbergehalt zurückzuführen. Denn kolloidales
Silber bewirkt für sich allein Rückgang der Syphiliserscheinungen.
Vielleicht ist wegen des Silbergehalts auch eine längere Dauerwirkung
zu erwarten. (D. m. W. 1919, Nr. 13.)
Seine Erfahrungen mit Silbersalvarsannatrium teilt R. Lenzmann
(Duisburg) mit. Er empfiehlt es, da es gut vertragen wird und in
wirksamen Dosen eine weit geringere Toxizität besitzt als die übrigen
Salvarsanpräparate. Die Technik der Injektionen ist aber nicht so ein-
fach wie beim Neosalvarsan. (Ð. m. W. 1919, Nr. 18) F. Bruck.
Bücherbesprechungen.
Hermann Rieder und Josef Rosenthal, Dipl.-Ing. Lehrbuch der
Röntgenkunde unter Mitwirkung von Fachmännern heraus-
gegeben. 2. Band. Mit 344 Abbildungen im Text und 5 Tafeln.
Leipzig 1918, Verlag von Johann Ambrosius Barth.
Der zweite Band dieses vorzüglichen Werkes schließt sich in
bezug auf gediegenen Inhalt, Anschaulichkeit und verständliche Dar-
stellung würdig dem ersten an. Von den Bearbeitungen der einzelnen
Spezialkapitel seien besonders hervorgehoben: Die Röntgenunter-
suchung in der Rhino-Laryngologie von Prof. Dr. Hanns Neumayer,
der nicht nur die Untersuchungstechnik ausführlich schildert, sondern
auch ein vollständiges übersichtliches Bild von jenen Affektionen ent-
wirft, zu deren Erkennung die Röntgenuntersuchung vieles beiträgt.
Ferner das ausgezeichnete Kapitel Prof. Dr. A. Hasselwanders
über die Röntgenstrahlen in der Anatomie, welches vermutlich in die
Wirrnis der Röntgennomenklatur und anatomischen Deklaration Ord-
nung bringen wird. Sehr praktisch und dem Anfänger willkommen
wird auch die Röntgentechnik Rosenth als sein, in welcher der als
Techniker und Physiker in Fachkreisen sehr geschätzte Autor eine auch
dem Nichtphysiker wohl verständliche Darstellung der modernen Hoch-
spannungsapparate, Röntgenröhren (wobei die sogenannten gasfreien
schon eingehend berücksichtigt sind) und der Hilfsgeräte bietet. Im
Kapitel „Röntgenuntersuchungen des Ohres“ mißt B. Heine diesem
20. April.
Verfahren nur einen zuweilen unterstützenden Wert bei Erkran-
kungen des Processus mastoideus bei. S. Salzer bespricht im
Absatze „Die Röntgenstrahlen in der Augenheilkunde” vorwiegend
die Fremdkörperlokalisation, wobei er ein gemeinsam mit Bär er-
dachtes Verfahren mitteilt, das Referenten wegen seiner Fehler-
quellen und Ungenauigkeit nicht sehr empfehlenswert erscheint. Sehr
übersichtlich sind die Abschnitte über die Röntgenuntersuchungen in der
Neurologie und Gynäkologie von W. Fürnrohr und C. Reiffer-
scheid. Die Röntgenstrahlen in der Kinderheilkunde hat Th. Goett
bearbeitet. In diesem Absatz wäre nach Ansicht des Referenten ein
Hinweis auf die Übereinstimmung der Ergebnisse der direkten Thorax-
perkussion durch den Finger mit jenen des Rüntgenverfahrens am
Platze. Auch bezüglich der radiologischen Symptome der Knochen-
syphilis ist die Darstellung des Autors nicht ganz vollständig.
R. Grashey entwickelt in dem Aufsatze über Fremdkörperlokalisation
seine bereits von anderen Stellen her bekannten Anschauungen über
. diesen Gegenstand. Die Ausstattung des Bandes ist den Kriegsver-
ee Sn. Zr ZT TEE EREEEEEEREEEERERSEREREEBEERSEEEREEEEEEEEREEEERUBEREEEREEREEREEEEE
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hältnissen entsprechend nicht glänzend, jedoch ausreichend.
Freund.
Ludwig Adler, Die Radiumbehandlung maligner Tumoren
in der Gynäkologie. Mit 11 Textfiguren und 7 farbigen Tafelo.
258 Seiten. Berlin und Wien 1919, Urban & Schwarzenberg. M 20,—.
Dieses als vierter Sonderband der „Strahlentherapie“ erschienene
Buch enthält eine streng wissenschaftliche Darstellung der Radium-
therapie des Carcinoms. Die Veröffentlichung stützt sich auf das von
mir an dieser Stelle bereits schon früher besprochene umfangreiche
Beobachtungsmaterial der Schau ta schen Klinik, und es war bei der
bekannten Stellungnahme dieses Gynäkologen zur Strahlentherapie
vorherzusehen, daß Adler für eine oßerationslose Behandlung ope-
rabler Careinome nicht eintreten werde. Das ganze Buch ist kritisch
gehalten, es ist keine einseitige Empfehlung der Radiumtherapie und
es enthält viele Anschauungen und Auffassungen, welche neue Gesichts-
punkte in die Beurteilung der Wirkungsweise des Radiums hineintragen.
Man wird hierbei nicht in allem Adler beipflichten (auf eine nicht
zustimmende Beurteilung, welche die von Adler vertretene Auffassung
eines Zusammenhangs der Radiosensibilität des Carcinoms und seiner
histologischen Beschaffenheit gefunden hat. habe ich bereits früher
schon hingewiesen), aber auf jeden Fall ist das vorliegende Buch eine
freudig zu begrüßende, schätzenswerte literarische Erscheinung, mit
dessen Ergebnissen ich mich an dieser Stelle noch mehrfach beschäftigen
werde. Heute nötigt mich der Raummangel zur Kürze.
Otto Strauß (Berlin).
J. H. Bechhold, Handlexikon der Naturwissenschaften
und Medizin. Frankfurt a. M., H. Bechhold. 946 Seiten. M 29,20.
Der vorliegende umfangreiche Band des in zweiter Auflage er-
schienenen Handlexikons reicht bis zum-Buchstaben K. Was das voll
ständige Werk bieten wird, kann man aus der Angabe des Herausgebers
ersehen: es soll etwa 80000 Stichworte enthalten gegenüber 30 000 der
ersten Auflage! ` Etwas Derartiges konnte nur dadurch erreicht werden,
daß sich 20 Mitarbeiter um den Herausgeber scharten. So ist ein Lexikon
zustande gekommen, das die gesamte Natur- und Heilwissenschaft
umfaßt und über die in diesen Fächern vorkommenden gebräuchlichen
Ausdrücke sowohl dem gebildeten Laien als auch dem Gelehrten, auber-
halb seiner Fachwissenschaft, auf knappstem Raume Auskunft erteilt.
Einer großen Reihe von Erklärungen, namentlich aus dem Gebiete der
Botanik und Zoologie, sind kleine schematische Abbildungen — im
ganzen über 8000 — beigefügt. Die von uns vorgenommenen zahl-
reichen Stichproben haben uns von dem hohen Werte des Nachschlag®”
buches überzeugt. Möge das Erscheinen des Schlußbandes nicht lange
auf sich warten lassen ! F. Bruck.
Josei Reder, Das Fleckfieber. Leipzig und Wien 1918, Franz
Deuticke. 117 Seiten. M 8,—. T
Die kleine Studie wird vielen Ärzten gerade jetzt sebr will-
kommen sein, wo sie infolge der überstürzten Demobilmachung auc
hier in Deutschland Flecktyphus sehen und vor die nicht immer ganz
leichte Diagnose gestellt werden können. Unter ausführlicher Beru
sichtigung der Literatur schildert der Verfasser in sehr anschauliche?
Weise das Krankheitsbild an der Hand von 1180 im Flüchtlingsiager
Gmünd selbst beobachteten Fällen. Typus und Variationen der Raut-
veränderungen und des Fieberverlaufes finden eine besonders sorgfältige
Darstellung, die durch 26 beigegebene Kurven illustriert wird. Die
Bedeutung der Prowatzekschen Körperchen für die Ätiologie und der
Weil-Felixschen Reaktion für die Diagnose wird gebührend hervor
gehoben, für die persönliche Prophylaxe, wie für die Seuchenbekämpfung
werden wertvolle, durch Erfahrung bewährte Winke gegeben.
Walter Wolff:
Medizinische Gesellschaft.. Sitzung vom 26. März 1919.
Verhandlungsgegenstand:. Das Reizleifungssystem des Herzens.
| Ceelen demonstriert eine Reihe von Lichtbildern, die eine
Ergänzung seiner Ausführungen geben, welche, er: in der letzt
zu dem anatomischen Teil ‘des Themas erstattet hatte.
Kraus (Klinischer Berichterstatter): Die Praktiker stehen
ziemlich gleichgültig den Fragen. der Reizleitung,; Erregungsleitung und
Koordination des Herzens gegenüber. Am meisten Interesse. nehmen
sie noch daran: wie greifen die .Nerven in diese Verhältnisse ein,
Kein Eindruck macht, daß: eine weitgehende Selbständigkeit. besteht
und daß auf dem Gebiet der Erregungsleitung topische und funktionelle
Diagnostik möglich ist. Insbesondere Störungen der Reizerzeugung
und Erregungsleitung sind zu erkennen und eine "Beurteilung der
Contractilität und Anspruchsfähigkeit :des Herzens ist. möglich. Es
sollte wenigstens Eindruck machen, daß Störungen der Reizleitung und
Koordination für sich Herzschwäche und Tod bedingen können, daß
eine Beurteilung nicht möglich ist, wenn man auf diese Dinge nicht
_ einzugehen vermag :und daß therapeutische Maßnahmen möglich sind.
Abschreckend wirkt auf den Praktiker die uniständliche, polygraphische
Analyse. Aber man kann auch mit den einfachen,.bewährten Methoden
vieles beurteilen. Die Inspektion und Palpation des Venenpulses, die _
Auscultation des Herzens ist-ertragreich. Kraus geht dann auf die
‚Ergebnisse der physiologischen Forschung ein, die er in Form von.
Leitsätzen vorträgt. ` Die für die Praxis sich ergebenden Untersuchungs-
und Beurteilungswege werden in einem folgenden 'Vorttage dargestellt
werden. 2 Fritz Fleischer.
Ken Jena. ie eS yA
Medizinische Gesellschaft.: Sitzung. vom 19, Februar 1919.
| Grober: Zur Klinik der Lepra. G. hat während des Krieges
in verschiedenen Ländern eine ziemlich große ‘Anzahl von Leprafällen:
‘gesehen und bespricht an der Hand yon Moulagen und Zeichnungen
~- zunächst die beiden Hauptformen, Tuberosa und Anaesthetica, mit den
‘sehr. häufigen Mischfällen, ferner die Differentialdiagnöse. Aus der
` Klinik werden folgende ‘drei Gesichtspunkte hervorgehoben: Es ist ein
weit verbreiteter Irrtum, daß die Lepra eine Haut- oder Nerven-
krankheit sei. Sie ist vielmehr eine Allgemeinerkrankung.
des ganzen Körpers und fast aller Organe, wie G. näher ausführt.
Leprome und Bacillen finden sich überall im Körper. Der Bacillen-
nächweis gelingt in den Infiltrationen der Haut verhältnismäßig leicht
aus Quetschpräparaten excidierter Gewebsstücke. Die Übertragung ist
‚ur bei sehr schmutzigen Verhältnissen häufig. Verdächtig. sind die
Wanzen als Überträger (Paldr.ock). Ä Euren
G. hat dann: den klinischen Erscheinungen am Nervensystem
seine Aufmerksamkeit zugewendet und namentlich Sensibilitätsunter-
‚suchungen gemacht: dissociierte Empfindungslähmungen werden demon-
striert. Auffällig sind der Wechsel der Lähmungsgrade und das Ver-
‚sehontbleiben des: Lage-, Muskel- und Gelenkgefühls. Von den moto-
- Tischen Erscheinungen werden Interosseischwund und Klauenband in
Photographien demonstriert. Auch die Atrophien und ‚die Entartungs-
reaktion wechseln gradweise. Das Fehlen der Ataxie ist durch die
A: sehr seltene Beteiligung des Rückenmärks zu erklären.
Als Todeskrankheiten und -ursachen -kamien zur
Beobachtung: Erschöpfungszustände, Pyämie und Sepsis, Lungenerkran-
kungen mit schweren leprösen Zerstörungen der.Lungen, etwa wie bei
der Phthise, chronische, unstillbare‘ Diarrhöen (Darmleprose), endlich
Speeifische Nierenerkrankungen mit Amyloid.
iskussion: Stock berichtet von einem Fall von Lepra, :
den er zu beobachten ‘Gelegenheit gehabt hat. Die ‘Diagnose wurde
erst an-dem anatomischen Präparat des herausgenommenen Auges fest-
gestellt. Klinisch handelte es sich um eine Skleritis, anatomisch konnte
‚festgestellt werden, daß sowohl in der Sklera, als Iris und im Corpus
ciliare unendliche Massen von Leprabacillen waren. Besonders hübsch
„Sad in den Präparaten mit Bacillen vollgestopfte Phagocyten ‘zu sehen,
| u Keime in die klare Hornhaut 'hineintransportieren. — St. weist
Sarani hin, daß man in verdächtigen Fällen das Nasensekret färben
sol. Bei Lepra sind im Nasensekret immer massenhafte Bacillen zu
daß der
-= ussischen Östseeprovinzen bei der innigen Berührung mit der 'Be-
vülkerung sich mit Lepra infiziert haben mag und daß die Erscheinungen
... der. Krankheit infolge ihres äußerst chronischen Verlaufes ‚sich erst
Dach Jahren ‚bemerkbar machen ‘werden, Unsere Ärzte müssen also.
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künftig bei unbestimmten, lepraähnlichen Erkrankungssymptomen ernst-
lich an 'Lepra denken. . Die Gefahr eines: weiteren Umsichgreifens der
Lepra ist jedoch sehr gering. Wir hatten außerhalb des Leprahördes
in Ostpreußen auch sonst stets eine Reihe ‘von Leprösen im Lande ge-
habt, z. B: besonders ia Hamburg, und hier und da gelegentlich Fälle
entdeckt, die lange Zeit unbekannt. blieben: und. sich: frei bewegten;
weitere Infektionen haben. sich nie daran . angeschlossen. Auch unter
den hygienisch. so viel’ ungünstigeren Verhältnis:en des: Orients. ist
‚eine Übertragung der Krankheit über die engste Familiengemeinschaft
hinaus so selten, daß die Krankheit selbst von erfahrenen Beobachtern
bis in die letztEifJfahrzehnte viel eher als erblich, denn als übertragbar
angesehen -wurde. Außer den Absonderungen von Hautgeschwüren
‚st dem Nasenschleim als Vehikel’ der Leprabacillen Aufmerksamkeit
r
zuzuwenden. =`.,
Infektion bei Lepra’ ausschließlich von der Haut aus erfolge. Die vom
, Vortragenden geschilderte Beteiligung. innerer Organe (Lungen, Darm,
Harnapparat) an' der Erkrankung und. der häufige Befund massenhafter
Leprabäeillen im Nasenschleim dürfte doch für das gelegentliche: Be-
treten anderer Eingangspforten, insbesondere der Schleimhäute sprechen,
- Grober bemerkt in seinem, Schlußwort: -Die Gelbbraunfärbung
der Haut, die Stock-erwähnt hat, hat auch G. wiederholt Veran-
lassung zu Verwechslungen geboten (mit Vitiligo, Sklerodermie :und
Aleppobeule). Wichtig ist die Feststellung der überall sich verbreiten-
den Bacillen, namentlich im ‚Nasenschleim, wenn — wie sehr’ oft —
die Nasenschleimhaut ergriffen ist. — Bedenken wegen des Ausbrechens
einer Lepraexplosion glaubt G. mit Ab.el. unterdrücken zu können,
dagegen werden wohl ‘einzelne Fälle von den Ost- ‘und Südosttruppen
eingeschleppt werden. — Als Eingangspforte der Lepra kommt die
Haut deshalb besonders in Betracht, weil die ersten Erscheinungen
sich an den - meist unbedeckten Hautteilen finden. . 'G. ‚gibt aber
Stintzing zu, daß auch die Schleimhäute. des-Mundes und der Nase
in. Betracht kommen. , = APTO a A :
Kohler: Röntgenbestrahlung chirurgischer Krankheiten. Mit
Lichtbildern und Krankenvorführung. K: faßt die Wirkung dèr Röntgen-
strahlen auf tuberkulöse Gewebe als Reizwirkung. auf den Abwehr-
apparat des Krankheitsherdes auf. Er begründet, damit die Notwendig-
keit, bei Knochentuberkulose ‚kleinere Strahlehmeñgen .zu geben: Nach
kurzer Besprechung der Drüsentuberkulose und Vorführung einiger ge-
heilter Fälle folgt die Vorstellung einer größeren Zahl von' Gelenk-
tuberkulosen aller Formen. Der Hydrops -serosus . ist in . sämtlichen
Fällen mit guter, fast völliger Gelenkbeweglichkeit ausgeheilt. Der
Grad -der Beweglichkeit hängt oft von einer Veränderung in der
Kapsel ab, die in einzelnen Fällen narbige Schrumpfung -zu ‘erleiden
scheint. Beim -Hydrops fibrinosus können größere Fibrinmengen: die .
ganze Gelenkhöhle derart ausfüllen, daß sie ein bedeutendes Bewegungs-
hindernis darstellen. (Lichtbilder, auf denen der Kapselausguß. sehr
deutlich zu sehen ist.) |
Beim’ Fungus bemerkt man im |
daß das schwammige Gewebe schrumpft und härter wird, ein Zeichen
von Bindegewebsbildung. Bei Anwendung feststellender Verbände bei
dieser und der folgenden Erkrankungsform ist die Gefahr der binde- _
gewebigen. Versteifung sehr groß. Daher wird empfohlen, die Gelenke
zu entlasten und Verbände anzulegen, die geringe Bewegungsmöglich-
keit gestatten. Da die Organisation des Fibrins von. den einzelnen
Gelenkteilen aus fortschreitet, ist es möglich, eine Verwachsung der
Gelenkteile untereinander -zu verhüten. Bei ausgeheilten Fällen sind
die Bewegungsh
gewebige. ` Be $
Die eitriggranulierende Form, . selbst mit größeren kalten Ab-
scessen und zahlreichen Fisteln verursacht zwar eine längere Dauer der
Behandlung, hät aber auch noch gute Aussichten auf Heilung. Im
allgemeinen ist bei dieser Form die Gelenkkapsel weitgehender zer-
urch narbige Schrumpfung aus- >
stört und 'bildet in der Ausheilung d
gedehntere Bewegungshindernisse. | | ee
‚Der Knochen .verhält sich. bei der Tuberkulosebestrahlung ver:
schieden. Periostale Wucherungen, wie sie typisch.sind bei Erkrankungen .
am Ellbogen und än kleinen Röhrenknochen, bilden sich -meistens voll-
ständig zurück. Die Ausbeilung- erkrankter Knochen tritt auf dem
a: anz ebenso wie auf Tuberkelbacillen.) | Be Lo `
bel bein = t, daß es durchaus-im Bereich der Möglichkeit liegt, | Wege der Osteosklerose ein. Sequester werden oft resorbiert, weniger
eine oder der andere unserer Krieger. im Orient oder in den’) häufig ausgestoßen (Lichtbilder). Abscesse werden durch Punktion ent-
leert, an unzugänglichen Stellen tritt aber auch Resorption ihres Inhalts
niit narbiger Schrumpfung der Wandung ein, Bei der Röntgenbestrahlung
erhält man meist im Anfang der Behandlung einen Zerfall der schon
schwer erkrankten Gewebsteile. Das Weitergreifen der Erkrankung auf
Stintzing fragt, worauf. sich die Annahme stütze, daß die.
Verlauf der Behandlung: deutlich,
indernisse meistens knöcherne, weniger oft binde-
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gesundes Gewebe scheint sicher verhütet werden zu können. (Vor-
führung eines Falles von Tuberkulose der Patella mit Durchbruch ins
Kniegelenk und zahlreichen Abscessen in der Oberschenkelmuskulatur.
Ausheilung mit guter Gelenkbeweglichkeit ohne im Röntgenbild erkennbare
Schädigung des Gelenks selbst!) Epiphysen werden bei dieser Art der
Bestrahlung nicht geschädigt. Wo Wachstumsstörungen auftreten, sind
sie durch die Tuberkulose verursacht. ‘Vermehrtes Längenwachstum
solcher Knochen ist dabei häufiger zu sehen als vermindertes. Von
den bis jetzt abgeschlossenen Fällen von Gelenktuberkulosen sind 73%,
beweglich, 23°/, mit Versteifung oder starker Bewegungsbeschränkung
ausgeheilt, 8,8% konnten nicht gebessert werden oder sind gestorben.
‚Diskussion. Ibrahim beglückwünscht den Vortragenden zu
den ausgezeichneten Erfolgen. Bei dem drei Wochen alten Kind, dessen
eitrige Gonitis zur raschen Heilung kam, dürfte eine Tuberkulose nicht
vorgelegen haben. . | |
Thiemann bemerkt zu den Ausführungen des Herrn Kohler,
daß die Erfolge der Röntgenbestrahlung auch mit den jetzt noch all-
gemein üblichen kleinen Apparaten besonders bei der Behandlung der
Tuberkulose recht günstige sind. — Unter den tuberkulösen Drüsen
machen am meisten Schwierigkeiten die trockenen Verkäsungen. Th.
hat Versuche angestellt, die Verflüssigung derartiger Drüsen zwecks
Resorbierbarkeit oder Funktionsfähigkeit zu erzielen. Dies gelingt z. B:
durch Injektion von Schwermetallen (kolloidalem Gold usw., Silber,
Salvarsan oder von Jodtinktur), wobei man noch auf die entstehende
Sekundärstrahlung rechnen kann. Am schnellsten aber erfolgt die Ver-
flüssigung durch Injektion von ein und mehreren Kubikzentimetern. Phenol-
campher in die harte Drüse. — In bezug auf die Röntgenbehandlung von
tuberkulösen Gelenken ist auch er der Ansicht, daß die Erfolge sehr gute
sind, wobei Stauung, Carbol- oder Phenoleampherinjektionen die Strahlen
wirksam unterstützen. Bei solchen Gelenken, noch mehr aber bei Knochen-
tuberkulose hängt der Erfolg sehr von dem Alter der Patienten ab; die
Jugendlichen bieten viel günstigere Resultate, entsprechend der Neigung
der Tuberkulose, bei Kindern auch spontan viel leichter auszuheilen.
Kohler sagt in seinem Schlußwort zur Diskussionsbemerkung
Ibrahims, daß die Diagnose „Tuberkulose“ bei dem drei-
wöchigen Kinde sich hauptsächlich auf die Beschaffenheit des aus der
Fistel fließenden Eiters stützte. Derselbe enthielt Käsebröckel. Tuberkel-
bacillen sind darin nicht nachgewiesen worden. — Thiemann wird
erwidert, daß auch für die Tuberkulosebehandlung die neuen großen
Spezialröntgenmaschinen für Tiefentherapie (Intensivreform) einen Fort-
schritt bedeuten. Er macht sich hauptsächlich bei den großen Gelenken
bemerkbar. Die Erweichung von Tuberkeldrüsen wurde, wo dies er-
wünscht war, durch Verabreichung größerer Strahlenmengen erzielt.
Auf die Stauungsbehandlung der Gelenke wurde verzichtet, weil schon
König ihr vorwirft, daß sie ausgedehnten Knochenzerfall be-
wirken kann. | |
| Prag.
Verein deutscher Ärzte. Sitzung vom 80. Oktober 1918.
G., A. Wagner: Zur Behandlung der Grippepneumonie. in der
Prager Gebäranstalt starben von den mit Pneumonie komplizierten
Grippefällen die meisten; bei den besonders rasch verlaufenden Fällen
handelt es sich nicht um einen Tod an foudroyant verlaufender Sepsis,
sondern um einen reinen Lungentod. Die Lungen sind fast luftleer
wie bei der Hepatisation, sind aber nicht starr, sondern weich; das
vorwiegend seröse Exsudat, in dem sich meist reichlich Streptokokken
finden, füllt die Alveolen an, sodaß die Kranken schließlich ersticken
oder eigentlich richtiger ertrinken. Zur Hintanhaltung dieser allzu
reichlichen und stürmischen Ausscheidung wurde eine geradezu ver-
blüffende Wirkung erzielt durch intramuskuläre Injektion von Adrena-
lin, je i ccm in drei- bis vierstündigen Intervallen. In acht sehr
schweren Fällen, deren Prognose zum Teil schon sehr schlecht zu
stellen war, wurde eine weitere Anschoppung verhindert. In zwei
Fällen, die ad exitum gekommen sind, ist das Mittel zu spät angewendet
worden. Durch das Adrenalin wird die Durchlässigkeit der Capillar-
wände herabgesetzt; dieser Verringerung der Durchlässigkeit der Gefäß-
wände ist es zuzuschreiben, daß durch Adrenalin die allzu stürmische
Anschoppung der Lungen aufgehalten werden konnte. Gerade die
Fälle, in welchen es rein mechanisch durch Überflatung der Lungen
mit dem serösen Exsudat zum Tode kommt, können vielleicht durch
Adrenalinbehandlung gerettet werden. Selbstverständlich kommt das
Adrenalin nicht in Betracht als Heilmittel gegen die Grippe als solche,
gegen die echte Influenzapneumonie, sondern ausschließlich für jene
Fälle, in welchen durch zu rasche stürmische seröse Exsudation es
durch die Überflutung der Lungen mit Exsudat so rasch zum Tod kommt.
A. Biedl: Die therapeutische Anwendung des Adrenalins bei
akuten Infektionskrankheiten beruht auf der physiologischen, vasocon-
398 | | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
20. April.
-
strietorischen Wirkung dieser Substanz. Der tonisierende Einfluß der
Substanz auf die Muskulatur der Gefäße und des Herzens ist es, welcher
das Adrenalin nach dem Ausspruch von K ot h e zum besten Analepticum
macht. In allen jenen Fällen, wo die Herzschwäche, besonders die In-
suffizienz des linken Ventrikels, die primäre Erscheinung bildet, in
allen jenen Fällen also, welche durch ein allgemeines kardiales Lungen-
ödem gekennzeichnet sind, erscheint die Anwendung des Adrenalins
direkt kontraindiziert. Denn die Erfahrung des Experiments lehrt, daß
bei relativ schwachem Herzen das Adrenalin selbst ein akutes all-
gemeines Lungenödem erzeugt. Durch die rapide Drucksteigerung,
durch den plötzlich einzetzenden stark gesteigerten Widerstand wird
eine Überbelastung für den Herzmuskel hervorgerufen, welche auch unter
Heranziehung der gesteigerten Anfangsspannung, wie sie durch die .
vermehrte Füllung des Herzens zustande kommt, nicht überwunden
werden kann. Die drucksteigernde Wirkung des Adrenalins tritt im
Experiment nur bei der intravenösen Injektion in Erscheinung. Die
' subcutane oder intramuskuläre Applikation des Adrepalins beim Menschen
beispielsweise bei der Pneumonie hatte zur Voraussetzung, daß auch
bei dieser Anwendungsweise eine Drucksteigerung eintritt. Diese An-
nahme wurde durch einige Beobachtungen (Falta und Rudingern)
gestützt. Ich selbst kann nach eigens darauf gerichteten Untersuchungen
nur sagen, daß bei Menschen mit nicht herabgesetztem Blutdruck eine
irgendwie nennenswerte Blutdrucksteigerung nach der subcutanen
Applikation von 1 mg Adrenalin nicht nachzuweisen ist. In manchen
Fällen sieht man allerdings Drucksteigerung, aber auch andere toxische
Erscheinungen, wie Herzklopfen, allgemeines Zittern, Kopfschmerzen,
Schwindel, Brechreiz, starke Schweißsekretion usw. Nach all dem bin
ich der Meinung, daß bei der subeutanen oder intramuskulären Adrenalin-
injektion die analeptische Wirkung dieser Substanz kaum in Rechnung
zu stellen ist. Fragen wir uns nun, ob eine solche Anwendungsweise
des Adrenalins noch andere Effekte hervorrufen kann, so Könnte eine
elektive Vasoconstriction in den Lungengefäßen angenommen werden.
Nun ist aber die Wirkung des Adrenalins auf die Lungengefäße auch
experimentell nicht eindeutig bestimmt, was ja angesichts der Tatsache,
daß die vasomotorische Innervation der Lungengefäße noch strittig ist,
keineswegs wundernehmen kann. Es liegen‘ Angaben vor, daß im
Tierexperiment das Adrenalin auf die Gefäße des Lungenkreislaufes
ohne Wirkung ist, neben anderen, in welchen von einer ConstrictioD,
und wieder anderen, in welchen von einer Dilatation der Lungengefäße
berichtet wird. Im ganzen wird man sagen können, daß die vaso-
constringierende Wirkung des Adrenalins im kleinen Kreislauf zwar
prinzipiell zugegeben werden muß, daß aber namentlich bei Minimal
dosen infolge der Drucksteigerung im großen Kreislauf eine passive
Dilatation der Gefäße eintreten kann. Keineswegs kann aber at
genommen werden, daß die günstige Wirkung des Adrenalins bei Ent-
zündungsprozessen in der Lunge durch eine direkt die entzündliche
Vasodilatation bekämpfende elektive constrietorische Wirkung zustande
kommt. Wenn nun das Adrenalin entzündungswidrig wirkt, SO könnte
ein zweiter Symptomenkomplex, nämlich die entzündliche Ex-
sudation, beeinflußt werden. In dieser Richtung liegen einig®
experimentelle Angaben und praktische Erprobungen vor. Eine ex
perimentelle Begründung der exsudationshemmenden Wirkung des
Adrenalins ergibt sich aus folgenden Angaben. Gradinescu 20
zuerst, daß die Exstirpation beider Nebennieren eine vermehrte Durch-
lässigkeit der Capillaren bedingt, sodaß er nunmehr eine beträchtliche
Zunahme der Zahl der roten Blutkörperchen und eine Zunahme des
Trockenrückstandes des Blutes, eine, wenn auch geringe Zunahm® des
Wassergehaltes der Muskulatur feststellen konnte, Nach seiner Aur-
fassung ist eine der Aufgaben der Nebennieren, als Regulator des
Stoffaustausches zwischen Blut und Gewebe zu wirken in dem Sinne,
daß ihr Sekret auf die Endothelzellen der Capillaren einwirkt. Seine
Befunde wurden von Donath im Laboratorium H. H. Meyers be-
stätigt und dahin ergänzt, daß der gegensinnige Eingriff, nämlich emê
Überladung des Körpers mit Adrenalin, ‘die Blutkonzentration im WM
gekehrten Sinn verändert und eine Verdünnung des Blutes erzeugt.
Gradinescu selbst hat in Durchströmungsvetsuchen den ee
erbracht, daß bei Zusatz von Adrenalin zur Durchströmungsflüssigk®
die bei solchen Versuchen stets zu mehr oder minder hochgradign”
Ödemen führende Transsudation wesentlich eingeschränkt wird, WIR
können also schließen, daß das Sekret der Nebennieren, das Adrenalin,
bei der Erhaltung der normalen Durchlässigkeit der Gefäßendothellen
eine wichtige Rolle spielt, sodaß das Fehlen dieser Substan? E
vermehrte Durchlässigkeit und umgekehrt die Vermehrung dieser i
stanz eine Einschränkung der Durchlässigkeit der Gefäßwände zur a r
hat. Die entzündungshemmende Wirkung des Adrenalins beruht . =
nach auf der Wirkung dieser Substanz nicht auf die Gefäßmuskulaiuf
sondern auf die Gefäßendothelien. Ist diese Erkenntnis einmA
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-o 2. April. po l | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. Be i ` 899 > Be re
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gewonnen, so werden. wir zunächst zu dem-Schluß gedrängt, daß bei | bis. auf diesen Winter, wo sie in Wien gehäuft. aufzutreten - "scheint, T Be
der therapeutischen Anwendung des Adrenalins bei akuten Exsudations- ‘Der vorgeführte Patient, der dureh .den infantilen Typus auffällt, hat ji Bi Fr
prozessen, z.B. in der Lunge, nicht die vasoconstrietorische Haupt- | einige Symptome, die an Osteomälacie erinnern, wie sie jetzt so I
wirkung, sondern die Endothelzellnebenwirkung: benutzt | häufig vorkommt, Schmerzen bei Druck auf das Becken, den -watschelnden ni Ge
wird. Daraus folgt, (daß. wir das Adrenalin ‚nicht in Form von intra- | Gang, daneben aber auch Erscheinungen eines: allgemeinen Knochen- - I D
venösen Injektionen, sondern in der Form anwönden,. in welcher die | Jeidens, wie sie bei Rachitis vorkommen. - Die Knöchel sind sehr dick, Be | Ban
_ Gefäßmuskelwirkung völlig in ‘den Hintergrund tritt und die Neben- | in der Anamnese findet man,.daß.er mit sechs Jahren ‚schwere Rachitis A Be
wirkung zum Erscheinen kommen kann, :das ist die intramuskuläre | gehabt hat; im. vorigen Winter erkrankte er' mit Schmerzen im Skelett, 1. BURR
Applikation. Bei der. intramuskulären Injektion ‘werden minimale | besonders aber in den Gelenken, 1917 Schmerzen im Knie- und. Sprung- | REA
Adrenalinmengen resorbiert, sie können ihre speeifische Wirkung, ihre | gelenk, seit einigen Wochen, Schmerzen 'in den Hüftgelenken. Diese Ti A
`- Wirkung auf die Capillarendothelien allein entfalten. Man könnte, da | Gelenke sind stark. druckempfindlich, was. nicht zum.Bild der O's fe o - I peet m
die drucksteigernde Wirkung ausgeschaltet ist, intramuskulär wieder- | malacie gehört. Wir finden hier zwei Symptomenkomplexe, und die | EE ai
holt injizieren, um einen anhaltenden Effekt zu erlangen. Der wieder- | Frage'ist, ob sie nicht- doch einer Krankheit angehören. W. demonstriert p
holten Anwendung des ‘Adrenalins steht aber der Umstand entgegen, | Bilder und Röntgenogramme. von Rachitis tarda. Die Röntgen- "RE 1
daß diese Substanz in größeren Dosen giftig ist und daß sie nachträg- | aufnahmen zeigen schön die charakteristischen Veränderungen an den I
liche Schädigungen der Gefäßwände in Form der bekannten Adrenalin- Epiphysen.. Von’ Einzelsymptomen hat er bei Rachitis tarda Dit porii |
arteriosklerose erzeugt. Meines Erachtens lassen sich nun glücklicher- | folgende gefunden ; Blasenstörungen, Trommelschlägelfinger, Chloasma, nn | g
Anämie, sekundäre und primäre Muskeldystrophie, Infantilismus, aber auch iis IR H aT ii
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prämature Entwicklung, Tetanie, Albuminurie, alimentäre Glykosurie,
Phosphaturie, bisweilen Leber- und Milzschwellung. Der demonstrierte
- weise die Gefahren der: Adrenalintherapie, zunächst was die Toxicität
Infantilismus, Chloasma und Tetanie.. Man hat- eine Er-
anbelangt, vermeiden dürch die ‘Verwendung einer Substanz, welche
dieselben Wirkungen im verkleinerten Maßstab hat wie das Adrenalin,
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dabei vor allem um das Vielfache ‘weniger giftig ist, sodaß sie ohne | Fall no
Bedenken’in größstan-Dosen und: wiederholt angewendet werden kann. | krankung der endokrinen- Drüsen angenommen, damit ist aber das ld
Begünstigt wird mein Vorschlag noch dadurch, daß die hier in Betracht | Rätsel nicht gelöst, zumal bisher eine jede der endokrinen Drüsen an- g E]: i
. kommenden Wirkungen des Adrenalins, nämlich die Exsudationshemmung, | geschuldigt worden ist. Die Therapie ist wie bei der. gewöhnlichen Fl. 1A
speziell mit dieser Substanz nachgewiesen worden sind, ich meine näm- | Rachitis; handelt. es sich ja um Rachitis, die nur im späteren Alter, AVRR A fe.
lich das d-Suprarenin. Es ist das die rechtsdrebende Substanz, | mit 15 bis 16 Jahren aufgetreten ist. In diesem Alter’sind die Epiphysen i {Ei ll ai |
welche bei der Aufspaltung des synthetisch dargestellten, racemischen | sonst, schon verknöchert, hier sind sie noch nicht verknöchert. Das sa ie En
Adrenalins in seine beiden Bestandteile, das I-Suprarenin und r-Suprarenin, | beweist, daß die Erkrankung der Knochen, schon früher vorhanden war, 1 Ve
erhalten wird. Das d-Suprarenin bietet in physiologischer Wirkung in | daß es sich jetzt nur um ein Rezidiv handelt. Phosphor- -Lebertran | E EES a
_ jeder Richtung eine stark verkleinerte Kopie des linksdrehenden Supra- hat sich sehr bewährt. -Er hat aber den Eindruck, daß der therapeutische TENAN: NEAR a
renins dar, während der racemische Körper eine Mittelstellung ein- | Erfolg erst dann voll eintritt, wenn man die, Funktion der Muskulatur Hin REII
wieder herstellt. Erst wenn man die Kranken, die. nicht mehr gehen ` jij 1 n
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können, durch Redressement und Schienen gehfähig macht, “stellt sich Kan,
der Erfolg. des Phosphors ein.
Wir joanden: uns in einer‘ Phase. der
. nimmt, Es ist von Fröhlich nachgewiesen worden, daß die Ent-
zündungshemmung. bei der Senfölconjunctivitis durch .d-Suprarenin,
ebenso bewirkt wird wie durch wiederholte subeutane Injektionen von
Adrenalin. Es hat Donath gezeigt, daß eine Erhöhung des Adrenalin- K. Hochsinger:
gehalts des Blutes, welche zu einer Verdünnung des Blutes führen soll, | schwersten Rachitisfrequenz in Wien. Die Spätrachitis tritt nicht in a
höherem Alter auf; immer kann man finden, daß im ersten bis zweiten OOE e
Da die Frührachitis I 1.
' viel besser durch das wesentlich weniger giftige d-Suprarenin herbei-
' geführt werden kann -als durch das l-Adrenalin, weil es eben infolge,
der geringen Giftigkeit des d-Suprarenins möglich ist, den Organismus
mit diesen Stoffen zu :überladen. Ich möchte also vorschlagen, an
| Lebensjalir eine schwere Rachitis vorhanden war.
immer ausheilt, muß man annehmen, daß es dieselben Schädlichkeiten a
sind, welche die Früh- und Spätrachitis hervorrufen und: während der ANE NA
Stelle der intramuskulären Injektion von Adrenalin: die intramuskuläre Pubertät die Krankheit wieder aufwecken. ‘Der Phosphor | bewährt sich bei Bu
9, Injektion von größeren Dosen ‘bis 5 mg d-Suprarenin, das dann sogar | Rachitis besonders in Kombination mit Lebertran, weil der Lebertran
zwei- oder vierstündig wiederholt injiziert werden kann, in Anwendung | reich an Ölsäuren ist und im Darm daher leicht emulgiert und resorbiert
zu ziehen. — In Kürze resümierend hebe ich hervor, daß die Wirkung | wird. In Ermangelung von Lebertran verordnet er jetzt Sonnenblumen-
kernöl, welches ebenfalls. viel Ölsäuren enthält.
7. Pick hält es für möglich, daß die Rachitis tarda mit den
Osteopathien, wie wir sie jetzt. so-häufig sehen, in Beziehung steht. Er
hält die mangelhafte Kalkzufuhr in der Nahrung für ätiologisch wichtig
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j; >+ des Adrenalins bei akuten Infektionskrankheiten, speziell bei der Grippe,
p nicht auf dem tonisierenden Einfluß dieser Substanz beruht, sondern
dem exsudationshemmenden zu verdanken: ist, sodaß die
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y Anwendung sich nur auf Fälle mit entzündlicher Exsudation
b ‚und keineswegs auf Fälle mit Stauungsödem er- | und schlägt vor, da Milch und Käse, welche sonst unseren Kalkbedarf
u strecken darf; das entzündliche Ödem bietet die Indikation, das all- | größtenteils deckten, mangeln, prophylaktisch Kalk zuzuführen.. Auch
USS gemeine kardiale Ödem die Kontraindikation für die Anwendung (des er glaubt, daß eine Schädigung der, endokrinen Drüsen ‚vorliegt, da
i Adrenalins, insbesondere in Form von intravenösen Injektionen. Weiter | diese bekanntlich auf Ernährungsschädliehkeiten sehr leicht reagieren.
f ist.die specifische Wirkung besser durch intramuskuläre als durch intra- | Darauf verweist auch. das Vorkommen der Tetanie. .
di venöse Injektionen zu erreichen.. Um die Giftigkeit des Adrenalins zu W. Latzko weist darauf hin, daß in Japan, dem Land der
í | kee wäre die Anwendung des gleich wirspnden, aber ungiftigen habituellen Ernährungsschädlichkeiten, vpr 10 Jahren eine Epidemie
I Su Prarenins zu empfehlen. Ä _ | beschrieben worden ist, welche weibliche Personen vom 2. bis 70. Lebens-
f PR jahr befallen hat und dieselben "Symptome aufwies, wie die jetzt in Wien
Fa: er u Wien beobachtete Osteomalacie.: Diese. ist Folge. schwerster Nähr- .
a o : schäden, während puerperale O$tgomalacje nichts mit der Ernährung zu
( J Gesellschaft dar Ärzte. Sitzung vom 28. Peinas 1919. tun hat, sondern nur .in schlechten,..feuchten Wohnungen vorkommt.
` F. Wenckebach demonstriert einen 19 jährigen Patienten | Er hält nicht Kalkmangel, sondern Màñgel an Phosphorsäure ätiologisch
für bedeutsam. Die Beteiligung der endokrinen Drüsen erscheint- ihm-
K.
nit, Rachitis tarda. In Holland hat W, diese Krankheit sehr häufig
gesehen ; seit er von dort fort ist, hat er sie hicht mehr beobachtet | nicht zweifelhaft,
z e a a N Ge Rundschau.
| darf ich mir heute diese Bemühung sparen. Denn auch. auf dieser
"Die. Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. \
ant Linie, wie auf den meisten anderen unseres ‚öffentlichen. Lebens,
haben wir Deutschen die Stunde verpaßt, wo eine erziehungs-
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Prof. Dr. med. ot :phil. Willy : Hellpach; Karlsruhe. politische Tat aus. eigener Initiative und in großem spontanen
it. ; FE — Wurfe vollbracht werden konnte. Wir fanden nicht den Ent-
I n opr — j schluß, die völlig entgleiste „Reform“ — ein wahrer lucus a non
lucendo — von. 1901 mutig wieder umzustoßen und an -die Stelle
a Wer sich anschickt, über die Umgestaltung des medizini-
SR Unterrichts zu sprechen, von dem. möchte vielleicht er- | ihres jämmerlich verpfuschten Flickwerks eine großdurchdachte
et werden, daß er zu allererst die. Notwendigkeit einer sol- | Gestaltung zu setzen. Wir haben, unter voller Einsicht aller über-
haupt Einsichtsfähigen ir in die Unhaltbarkeit der damals zusam- :
chen Umgestaltung dartue. : Leider (so muß man schon sagen)
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400 l 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16.
mengestückelten Unterrichtsordnung, dennoch mit dieser „Ord-
nung“ weitergewurstelt — genau wie mit so vielen als unhaltbar
erkannten oder empfundenen Einrichtungen in Staat und Gesell-
schaft — bis Krieg und Revolution uns über den Hals gekommen
sind, die uns vor die unerbittliche Notwendigkeit stellen, auch
hier das Veraltete abzubauen und eine neue Zeit anzufangen. So
muß unterm Drängen der äußerlichen Zwangslage geschehen, was
ein Werk freier Einsicht und Entschlußkraft hätte sein können
und sollen.
Der Krieg hat Tausende von Ärzten geschaffen, die ihre
Erziehung zum vollwertigen Arzt erst jetzt nachholen müssen:
verspätet und überhastet nachholen müssen. Aber dieses Pro-
blem, ein standespolitisches von größter Tragweite, ist zeitlich
begrenzt, stellt einen Ausnahmezustand dar, der durch Ausnahme-
maßregeln in einigen Jahren überwunden sein wird. Nicht an
ihm soll sich die Neugestaltung des medizinischen Studiums orien-
tieren — um Gottes willen nicht! —, es wäre unverzeihlich,
wollten wir heute wieder Ordnungen schaffen, die, auf Exzeptio-
nelles zugeschnitten, bei der Wiederkehr normaler Alltags-
zustände versagen müßten. Jedoch der Krieg hat gleich in den
ersten Monaten gezeigt, daß der Mediziner, der an der Schwelle
der Approbation steht, zwar eine Fülle von Kenntnissen besitzt,
aber an einer erschreckenden Armut des Könnens leidet; daß er
primitive Elemente ärztlichen Handelns und Unterlassens
dem Krankenpflegepersonal, Schwestern, Wärtern, Sanitätsunter-
offizieren und -söldaten, Roten - Kreuz - Trägern usw. ablernen
mußte; daß er in mancher Lage, in der die Augen auf ihn ge-
richtet waren, in beschämender Hilflosigkeit dastand und auf
den Rat, das Zugreifen, die Dirigierkunst subalterner Kräfte
angewiesen war, Die Revolution sodann, indem sie Normen zer-
schlug, die wir für unverletzbar hielten, zwischen das Heute und
Gestern einen unüberbrückbaren Abgrund der Wertungen legte,
nötigt uns, alles nachzuprüfen, was sie selber — zufällig — noch
unversehrt gelassen hat. Sie richtet das Erziehungsproblem in
seiner ganzen Größe vor uns auf; von der Geistesgestaltung der
Deutschen hängt es ab, ob diesem furchtbaren nationalen Zusam-
menbruch eine neue Aufrichtung folgen kann; und die Erziehung
‚der führenden Schichten stellt in dem Knäuel der national-
pädagogischen Fragen die ernsteste und dringlichste dar. Es gibt
kein Fortwursteln mehr mit alten Gewöhnungen, und wenn auch
manches so bleiben wird, wie es war, so wird es dies doch nur
bleiben können, nachdem es durch rücksichtsloseste kritische Prü-
fung hindurchgegangen ist. Vor allem die Jugend, welche allein
die Zukunft bedeutet, wird uns diese Prüfung nicht ersparen.
Sie lebt in der Erkenntnis, daß eine neue Welt aufgebaut wer-
den muß, nicht ein schadhaft gewordenes Überkommenes not-
dürftig wieder zurechtgeflickt. Das Gedächtnis der gereiften Ge-
neration von heute wird in der Zukunft desto würdiger fortleben,
je entschlössener ihre Angehörigen sich zur Jugend schlagen, je
kräftiger sie — mit Nietzsche zu reden — stoßen helfen,
was doch fällt. Es ist das Kennzeichen wahrhaft „großer“ Zeiten
(die für die Mitlebenden nur selten „schön“ im vulgären Sinne
zu sein pflegen), daß sie alle Dinge bis auf den Grund und ganz
von vorne durchzudenken nötigen. Auch für die Wege der
Heranbildung des deutschen Arztes entbindet uns nichts von
‚dieser Arbeit. Hier soll ein Beitrag zu ihr geleistet werden.
I.
Es macht den Inhalt des Ärzteberufs aus, Krankheiten zu
heilen, mindestens eerträglicher zu gestalten. Eine Zeitlang hat es
hitzigen Streit gegeben, ob man nicht für „Krankheiten“ setzen
müsse „kranke Menschen“; die Naturheilkundigen und manche
ärztlichen Eingänger (wie ein Schweninger) legten Nach-
druck auf diese Unterscheidung ihrer Kunst, von jener der „offi-
ziellen“ Medizin. Jedoch dieser Streit geht wirklich nur um
Worte.
eines Lebewesens. Es heißt einen wichtigen Grundgedanken tot-
hetzen, wenn man darauf herumreitet, daß das biologische Den-
ken sich keine Störung in einem Organismus vorstellen könne,
die nicht im ganzen Organismus ihre Wirkungen geltend mache.
Die Biologie vermag heute durchaus keine zureichende Antwort
auf die Frage zu erteilen, ob es in den Organismen streng örtliche
Vorgänge gibt oder nicht. Praktisch gibt es welche; das heißt
solche, deren Wirkung auf entferntere Teile des Organismus so
unbedeutend ausfällt, daß sie praktisch nichts bedeutet. Auch
solche Störungsvorgänge gibt es; sie stellen die reinen Lokal-
erkrankungen dar. Freilich, die örtliche Begrenztheit: jeder Stö-
Krankheiten sind Störungszustände in den Funktionen.
20. April.
rung in einem Lebewesen ist immer im labilen Gleichgewicht,
und jeden Augenblick kann aus der lokalen eine allgemeine Stö-
rung werden, Es ist schon gut, daß der Arzt immer an den ganzen
Menschen denkt, den jede Krankheit ergreifen kann, mag sie
noch so örtlich beginnen. Aber seine Blickrichtung bleibe streng
auf die Krankheit eingestellt, die er bei aufmerksamem Verhalten
eben als örtliche oder allgemeine zu erkennen und zu behandeln
hat. Zwischen dem „kranken Menschen“ und der „Krankheit“
einen grundsätzlichen Unterschied!) konstruieren und die Heil-
kunst danach in zwei Lager, Krankenbehandler und Krankheiten-
behandler, teilen zu wollen, ist ähnliche Pseudologik, wie: die-
jenige, die aus der Haarspalterei zwischen Ursachen und Be-
dingungen neuerdings eine ganze „Weltanschauung“ des „Kon-
ditionalismus‘“ abgeleitet hat. Es offenbart sich da immer nur wie-
der die mangelhafte begriffliche Schulung des medizinischen Den-
kens, das sich, wo es sich einmal in Dialektik verstrickt, dann
gern in unbrauchbaren Begriffsüberspitzungen erschöpft. Prak-
tisch kann man genau soviel Unheil anrichten, wenn man. blof
den kranken Menschen und wenn man bloß die Krankheit
sieht. Die Chronique scandaleuse der operations- und arzneilosen
Heilweise legt nur zu reichlich Zeugnis davon ab: es kann eben
einer auch zugrunde gehen, dessen bösartige Geschwulst örtlich
entfernt werden müßte und der statt dessen gebadet, massiert,
vegetarisch genährt, in andere Luft geschickt oder gar suggeriert,
kurzum als kranker Gesamtmensch behandelt, statt von seiner
einzelnen Krankheit befreit wird. Es ist ein schlechter Arzt, der
lediglich am Furunkel herumstochert, während der Patient schon
von den Fieberfrösten der Pyämie geschüttelt wird; es ist kein
besserer, der es zur Pyämie kommen läßt, weil er nicht rechtzeitig
den furunkulösen Herd unschädlich gemacht hat.
Eine andere Einwendung, die man gegen unsere Definition
des Arztes erheben möchte, wird die „prophylaktische“ sein.. Der
Arzt solle, so hört man heute besonders gern sagen, noch mehr
Krankheiten verhüten, als welche heilen; die Heilkunde müsse
immer mehr Hygiene, Gesundheitspflege werden. Gewiß gehört
zum Arzt auch, daß er gegebenenfalls an der Verhütung "von
Krankheit mitwirke. Aber ob der Schwerpunkt des Arzttums
hierauf verlegt werden kann, erscheint uns doch fraglich. Denn
die Verhütung der Erkrankung des Einzelmenschen durch hygle-
nische Beratung wird der Arzt fast immer nur dort erfolgreich
zu betätigen Gelegenheit finden, wo er durch erfolgreiche Behand-
Jung, durch Heilen von Krankheit sich das Vertrauen dieses
Einzelmenschen (oder seiner fürsorglichen Umgebung, Z. B.. der
Eltern eines Kindes) erworben hat. Der alte Hausarzt war
in seiner Art viel mehr Hygieniker, hatte viel mehr Gelegen-
heit es zu sein, als der Arzt von heute, obwohl die Hygiene da-
mals noch recht in den Kinderschuhen steckte. Krankheitsver-
hütüng großen Stils, öffentliche Gesundheitspflege, aber kannder
Arzt nur im Bunde mit anderen öffentlichen Gewalten treiben, IM
dabei wird oft viel weniger seine Qualität als Arzt maßgeben
sein und viel mehr ein spezialistisches Wissen um hygienische
Dinge, das sich nur teilweise mit dem allgemeinen ärzt ichen
Wissen und Können deckt: ein großer Hygieniker braucht
durchaus kein vortrefflicher Arzt zu sein. Der Arzt als Krank-
heitenheiler bleibt übrigens ganz von selber im Dienste der, Hy-
giene. Die rechtzeitige Erkennung und gründliche Behandlung
| der einzelnen Erkrankung bildet einen. ganz wesentlichen Be-
standteil auch der öffentlichen Gesundheitspflege — man denke
nur an die Tuberkulose und neuestens an die Syphilis, von der
man immer deutlicher einsieht, daß ihre Ausrottung als Seueh®
am sichersten bewirkt wird durch ihre.rasche und sichere Hei-
lung im einzelnen Infektionsfalle. Wir meinen, die Mitwelt täte
sehr wohl daran, wenn sie nicht die Ärzte in lauter Sozialbyg1e
niker, vollgepfropft mit juristischem, soziologischem, national
ökonomischem, statistischem und, was weiß ich, noch für Wissen,
umzuschaffen sich übereiferte. Es möchte darüber am Ende der
eigentliche Arzt als Heilkundiger verlorengehen, und die Nach-
welt würde ihn vielleicht wiederherzustellen haben, um auch die
ganze Gesundheitspflege zu retten, die mit dem Eckpfeiler der
Krankheitsheilung steht und fällt.
Krankheiten heilen wird gern eine „Kunst“ genannt; auch
—
1) Über die Wellen, die dieser Streit um ein Mißverständnis, auch
in mein engeres Fachgebiet, die Ps logi eworfen hat, WO
es unendliche Debatten über den Unten on ei Schen Krankheiten
und krankhaften Reaktionen der seelischen Persönlichkeit gab, Ye
gleiche meine Bemerkungen in der Mschr. f. Psych. 1918, Belt -, S: 116 ff.
meiner Arbeit „Die Kategorien der seelischen Abnormisierung“. `
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' wir dürfen uns. doch! darüber nicht täuschen, daß die Heil- |
E vielleicht, denn wir wollen hier. nicht ins Wespennest des neo-
festzustellen, ohne den Kranken selber zu sehen — dieses „Sero-
„diagnostische“
kein beweisendes Wort hierüber zu verlieren. Bakteriologie und
< auch durch das
und Erwägen — heute schon eine so rein
die Pioniere auch am unermüdlichsten der vollkommenen Ratio-
‚noch ziemlich weit hinter dem Rationalismus der Diagnostik her;
Zumal dort, wo, wie im Bereich aller psy ch o pathologischen
‘ihrer vollen Berechtigung!) nichts ändert, überall der Rationalisie-
Die
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.-16.
20. April.
—
`‘. Sphären der Heilkunde. auf Kosten der künstlerischen stetig zu
erweitern. un a E E T Š
‚ Es ist notwendig, diese Entwicklung klar im Auge zu haben:
diese Fortschrittskurve der Medizin, die sich der schmurgeraden
Bahn ausschließlicher Wissenschaftlichkeit wie einer Asymptote
— aber eben doch nur wie einer Asymptote — nähert: unwider-
stehlich, ohne sie doch im Endlichen jemals. zu erreichen. Man
erkennt daran, wieviel vom ursprünglichen „Künstlertum des
Arztes geschwunden ist und noch im Schwinden begriffen bleibt
zugunsten exakten‘ Wissens und Könnens (der. „Technik“ im
eigentlichen. Sinne); aber auch, daß, noch genug den intuitiven
Gaben überlassen ist. Es kann heute leichter einer Arzt „lernen
und mit unbeirrtem: Fleiß ausgleichen, was ihm am „geborenen“
Arzt fehlt, und mit.dem bloßen „Geborensein“ zum Arzt bleibt
‚heute jeder ein Pfuscher; aber wir sind auch noch lange nicht so
ind die Schweninger und verwandte Leute im betonten
ne zur isserschaftlichen Heilkunde, die nach ihnen ein
oder ee nr p ie
Ä eritten!). Den Begriff der „Kunst“ kann man begir
a er a Jede merkt, daß es sich nicht um
eine „reine“ Kunst handelt, wie Musik und Dichtung, Bildnerei,
Malerei, Baukunst und Mimik es sind. ‘Erstens fehlt hierzu ‚der
Heilkunst das schöpferische Ziel. Nieht die Gestaltung eines
Neuen aus schaffender Phantäsie heraus, sondern die Wieder-
herstellung eines: Alten, der verlorengegangenen Gesundheit, ist
ihre Absicht. Es fehlt ihr zweitens der illusionäre Charakter
des Zieles; ihr Objekt ist so real wie allenfalls das des gewöhn-
lichen Hausbaues, den man -auch kaum noch .der Baukunst im
künstlerischen Sinne zuzählt. Endlich trennt sie von den echten
Künsten ihre Rationalität, wenigstens ihr Streben. danach. Ziel
und Mittel im künstlerischen Wirken sind irrational; die hand- | weit, daß wir die geborenen Eigenschaften ganz entbehren
werkerlichen oder technischen Elemente, in denen Rationalität | könnten, ohne sie gewißlich recht oft schmerzlich zu vermissen,
steckt, dürfen im fertigen Kunstwerk nicht mehr in Erscheinung | und mancher vielleicht entscheidende Heilerfolg wird nur mit
treten, sie dürfen aber auch im Kunstschaffen nicht vorherrschend | ihnen zu leisten bleiben. n
a a e Gem Eon (Die Kaiia | Dabel dust nie obershen’ werden, dab aii der „Aline
der technischen Rationalisierung der konstruktiven Elemente | }eit“ an sich überhaupt- noch nichts gewonnen und er iyen
dieser Kunstart.) Das Gesundmachen eines Menschen wird nun | Fehlen keineswegs alles, was sie zu bescheren pflegt, ver “ok ist.
wahrscheinlich auch niemals eine rationale Rechnung ohne irratio- Auch, g en a: H = Fr at
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nalen Rest werden; das hängt damit zusammen, daß vielleicht vom, sagen wir ruhig: größen Kurpfuscher so charakteristisch.
Auch reine Kunsttalente, ja das Genie selber, haben immer eines
gewissen Maßes von Erziehung bedurft, oder, wo sie fehlte, in
' manchmal sehr mühseliger Selbsterziehung ihrer Gottbegnadung
Ersatz ‚suchen müssen. Was fast noch wichtiger ist:. ein go
wisses Maß von „Intuition“, von „Blick“, von „Takt“, von „ärzt-
lichem Gefühl“ kann überhaupt änerzogen werden, ohne ur-
sprünglich da zu sein —, richtiger gesagt: es kann aus den all-
gemeinen intuitiven Keimen entwickelt und auf die ärztliche
Besonderheit hingeleitet werden, und solche Keime liegen in
‘jedem Menschen. Dies unterstreicht die eigentlich-erziehe-
rischen Notwendigkeiten des Medizinstudiums, Sie dürfen
nicht über lauter Unterrich t, über der unvermeidlichen Fülle
der didaktischen Leistungen vernachlässigt werden. Noch
‚ist der Arzt nicht reiner Heiltechniker, sondern. ein gut Stück.
Heilkünstler; alles angeborene Künstlertum nützt ihm zwar nichts
mehr ohne die Beherrschung der Technik, die wiederum auf der
ee Meer Prinzipien basiert, also
Serolori nii A a o alias ie | nichts ohne viel Gelerntes und Geübtes;. aber ob. angeborenes
Se er re Silken rationalen, an de | Konatirtum oder nicht ib Lernen and berichte an
man denke. an Diphtherie, Tuberkulose (deren Rationalisierung | @les getan, daneben steht ebenbürtig die Aufgabe, die ärztliche.
Röntgenverfahren mächtig gefördert worden ist), | Persönlichkeit zu erziehen. Diese Aufgabe ist irrational, wie Ihr
Syphilis. Im Syphilisbereich ist das Prachtstück dieser Leistung | Ziel, während Lernen und Üben rational sind. D arum ist sie der
die Paralysendiagnose: vor anderthalb Jahrzehnten noch ein oft | SChwierigere Teil der Vorbereitung zum Arzt, und als der schwie-
jahrelanges menschenkennerisches Tasten und Raten, Mutmaßen | gere Teil läuft sie Gefahr, von der immer umfänglicheren, -aber .
chemische“ Angelegen- pädagogisch einfacher zu bewältigenden Masse des Lern- und
heit weniger Tage, daß die Paralyse uns psychologisch fast zu | Übungsstoffs erdrückt'zu werden. _ (Fortsetzung folgt.)
interessieren aufgehört hat! Und im Syphilisbereiche streben ja | |
Geg
Schwindel
vitalistischen Streiters stechen — das Lebendige überhaupt einen
irrationalen Rest enthält. Wie dem auch sei, bei den Menschen
sorgt die starke (physische) Individualisierung dafür, daß für alle
absehbare Zeit die rationale Erforschung‘ des menschlichen Orga-
nismus nicht ohne Rest aufgehen wird. Es bleibt immer noch
eine Menge der: „Intuition“ überlassen, und die eben ist es, was -
den Arzt mit dem Künstler in seiner Leistung verbindet. Aber
kunde gewaltig vom Intuitivenn zum Rationalen. hinstrebt,
Wassermanns Ideal, das er (ich muß schon sagen: leider!
.denn die große Menge mißversteht derlei schauderhaft) sogar
einmal in der „Woche“ geistvoll erläutert hat: eine Krankheit
Ideal wird noch lange auf seine Verwirklichung,
warten dürfen; aber es ist schon richtig, daß die Bahn der Medizin
in dieser Ausrichtung verläuft. Für die Diagnostik braucht man |
Angeblicher: Arzneimittelmangel.
Zu ‚Besorgnissen wegen Fehlens wichtiger Arzneimittel, wie der
Jodalkalien, verschiedener Antipyretica (z. B. Pyramidon) und Secale, liegt
kein Anlaß vor. Nach wie vor besteht ein wirklicher Mangel nur hin-
sichtlich der Öle (Ricinusöl, Sesamöl, Lebertran), des Glycerins und
einiger ausländischer Drogen; aber auch da steht eine . Besserung
Dalisierung der therapeutischen Indikation und Methodik zu,
durch welche diese Krankheit „mathematiquement“ geheilt wer-
den soll. Sonst hinkt bekanntlich fast überall die Behandlung
die Wahl des therapeutischen Augenblicks, die. Energie des Ein-
griffs, die Entscheidung für Konservatismus oder Radikalis-
Dinge wie „Schonung“ und „Übung“, von allen Imponde-
Mus
| rabilien der, bewußten oder unbewußten Psychotherapie ganz zu | (Lebertran) bereits in Aussicht. Mit den Jodalkalien muß haushälterisch
| ı auf | umgegangen werden; sie fehlen aber nicht, es kann höchstens einmal
schweigen — diese Faktoren sind auch heute noch wesentlich auf
persönlichen „Blick“, Takt, auf Erfahrung und Gereiftheit an-
gewiesen, und ein Teil von ihnen wird es immer bleiben, weil ein
est von „Persönlichkeit“ nimmer aus dem Kranksein, vor allem
auch aus dem Bedrohtsein durchs Kranksein, auszuscheiden ist,
durch Transport- usw. Schwierigkeiten vorübergehend J odkalium usw.
nicht in Apotheken verfügbar gewesen sein. ‘Noch weniger besorgt
braucht der Arzt um Antipyretica zu. sein.- Pyramidon ist zur Genüge
vorbanden und kann in ausreichenden Mengen hergestellt werden.
Verfügt aber wirklich einmal eine Apotheke nicht über das eine oder‘
andere Antipyreticum, so hat der Arzt die Möglichkeit, ein anderes
Präparat aus dem reichen Arsenal, das die hochentwickelte deutsche
chemische‘ Großindustrie gefüllt hat, zu wählen, z. B. eines der
‚zahlreichen Pbenetidide (Lactophenin), das Antipyrin, Salipyrin, sowie
deren Ersatzpräparate unter der wissenschaftlichen Bezeichnung. Mutter-
korn- steht bis zur nächsten Ernte zur Verfügung. Gleichwohl ist es
Pflicht des Arztes, in keinem Fall das unbedingt notwendige Arznei-
mittel in größerer Menge zu verordnen, als es geboten ist. RAS
ger, Der Arzt (Bd. VII der Sammlung | .
~age, das Kranksein an den innersten Kern der Persönlichkeit,
an das pSychophysische Ich, greift. Was an der Tendenz (und
„ng, der exakten Methodik, der rein wissenschaftlich fundierten
diagnostischen und therapeutischen Technik soviel Betätigungs-
raum wie nur möglich hinzuzuerobern — die wissenschaftlichen
) So z.B. Schwenin
Gesellschaft“).
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402 _ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. - 20. April.
Dr. H. E. Schmidt t.
Am i6. März 1919 verschied unerwartet im besten Mannesalter |
H. E. Schmidt, der Verfasser des ausgezeichneten Kompendiums
der Röntgentherapie und zahlreicher Abhandlungen aus dem Gebiete
der Strahlenforschung. H. E. Sehmidt ist eigentlich nie so ganz
pach Gebühr gewürdigt worden, obwohl sich seine sämtlichen Ver-
öffentlichungen durch kritische Schärfe, absolute Zuverlässigkeit und
seltene Beobachtungsgabe auszeichnen. Sein erwähntes kleines Kom-
pendium zählt zu den besten Erscheinungen der gesamten Röntgen-
literatur. H. E. Sehmidt ist aus der Lesserschen Klinik bervor-
gegangen, er verweilte daher mit besonderer Liebe und Neigung bei
der Strahlentherapie der Hautkrankheiten. Indessen hat ihn seine um-
fassende Bildung vor Einseitjgkeit bewahrt. Mit Entschiedenheit hat
H. E. Schmidt gegen die wahllose Verwendung der Strahlentherapie
und gegen die übermäßig großen Dosen Stellung genommen. Er hat
sich in der kritischen Beurteilung der Bedeutung der Tiefentherapie
stets frei gehalten von allen Übertreibungen und ist bis an das Ende
seines Lebens immer derselbe ruhige, stille Beobachter geblieben, der
alle Fehler rechtzeitig sah und so außerordentlich viel Ersprießliches
geleistet hat. Seine Sachkenntnis und Überzeugungstreue wird ihm im
engeren Fachkreise ein ehrenvolles Andenken sichern.
Otto Strauß (Berlin).
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Die folgende Erklärung wurde von den Herren Profi:
Brandt (Christiania), Bergmark (Upsala), Johansson und
Gadelius (Stockholm), Tendeloo (Leiden) am 10. April Prof.
Abderhalden in Halle überreicht zur Weitergabe an Wilson:
Auf Bitten der medizinischen Fakultäten von Deutschland und Deutsch-
Österreich und der Oberbürgermeister der größten Städte dieser Länder
haben die medizinischen Fakultäten in Holland, Schweden und Norwegen
die unterzeichneten Professoren als ihre Repräsentanten nach Deutsch-
. land gesandt, um sich persönlich vom Ernährungszustand des deutschen
Volkes zu überzeugen. Wir erklären:
. Die Bevölkerung der Großstädte befindet sich in einem Zustand
von unzweideutiger Unterernährung und infolgedessen auch im Zustand
größter Hoffnungslosigkeit, Mißmut und Erregung. Überall findet man
Personen mit einem Gewichtsverlust von etwa 20% und überall trifft
man auf Mütter, die vergeblich die notwendigen Nahrungsmittel für
ihre Kinder aufzutreiben versuchen. Die Volksschulkinder sind in der
körperlichen Entwicklung auffallend stark zurückgeblieben. Die Markt-
hallen stehen leer, gelbe Rüben und einige zum Skelett abgemagerte
Ziegen sind alles, was sie aufzuweisen haben. Was man der ärmeren
Bevölkerung in Massenspeisungen geben kann, spottet jeder Beschreibung.
Nichts als dünne Gemüsesuppen mit Ersatzstoffen werden verabreicht.
Kein Fetttropfen schwimmt darauf! Die Szenen, die sich täglich an
diesen Stellen abspielen, lassen erkennen, daß eine Hungerrevolte in
jedem Augenblick ausbrechen kann, besonders da die Beamten, die bis
jetzt die Organisation der Ernährung durchgeführt haben, . infolge
der wachsenden Schwierigkeiten der Nahrungsbeschaffung, der zu-
nehmenden Depression und von Hunger am Zusammenbruch sind.
Das allgemeine Chaos ist dann unvermeidlich. |
Die Tuberkulose steigt namentlich auch bei Kindern in er-
schreckender Weise an. Sie hat allgemein einen bösartigen Verlauf
angenommen. Auch die Rachitis wird immer allgemeiner und viel
schwerer. Eine Bekämpfung dieser Erkrankungen ist unmöglich. Für
die Tuberkulose fehlt die Milch und für die Rachitis der Lebertran.
Der völlige Mangel an Seife bringt die Chirurgen in eine verzweifelte
Lage. Die Tätigkeit der Ärzte wird von Tag zu Tag mehr beschränkt.
Die Medizin sinkt auf einen Zustand zurück, wie er vor vielen Jahr-
zehnten war. Der Ärzte und Behörden, denen die Kranken anvertraut
sind, bemächtigt sich Verzweiflung. Die gesamte Bevölkerung wird
von Tag zu Tag erregter und die Stimmung verzweifelter, was sich in
den immer häufigeren Ausbrüchen von Unruhen zu erkennen gibt. Ein
Aushalten in dieser Lage ist ganz unmöglich. f
Die nach dem Brüsseler Abkommen bewilligten Nahrungsmittel
sind vollständig unzureichend. Sie genügen höchstens zur Aufrecht-
erhaltung des jetzigen mangelhaften Ernährungszustandes, nicht aber
zum Wiederaufbau der verlorenen Körpersubstanz. Schon im Jahre 1918
konnte man mit einem Defizit von 20 Billionen Calorien durch den
Rückgang der Landwirtschaft rechnen. Für 1919 ist ein noch größerer
Ausfall zu erwarten. Das vorhandene Defizit läßt sich nicht durch die
Einfuhr von Nahrungsmitteln ausfüllen, man muß Deutschland die Mög-
lichkeit geben, die frühere eigene Produktion von Milch und Fleisch
durch Zufuhr von Viehfutter wieder zu erlangen. Wie oben entwickelt
worden ist, ist aber rascheste Hilfe notwendig. Die bisherige Einfuhr
von Nahrungsmitteln ist eine viel zu langsame. Das einzige Mittel,
das deutsche Volk zu retten und die Ausbreitung der gefährlichen
Stimmung über ganz Europa zu verhindern, ist die sofortige ausreichende
Nahrungszufuhr. Diese rasche Hilfe ist nicht nur ein Gebot der Mensch-
lichkeit, sie liegt vielmehr im Interesse der Selbsterhaltung aller Länder
Europas. |
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin We. a
. Wien. Ein Erlaß des Staatsamtes für Volksgesundheit
führt die eingeschränkte Anzeigepflicht bei Tuber-
kulose ein. Leitend für die Fassung des Gesetzes ist die Auf-
fassung, daß die Tuberkulose nur in bestimmten Formen und nur unter
gewissen Lebens- und insbesondere Wohnverhältnissen der Erkrankten
für die Umgebung gefährdend anzusehen und deshalb anzeigepflichtig
zu machen ist. Die beschränkte Anzeigepflicht kann nur dann wirksam
werden, wenn alle Einrichtungen geschaffen sind, um die Kranken in
ihren Wohnungen zu betreuen und für ihre Absonderung und Behand-
lung zu sorgen. Dieses Ziel wird erreicht durch die Tuberkulos-für-
sorgestellen und die Einrichtung von Anstalten zur Unterbringung
heilbarer und unheilbarer tuberkulöser Erwachsener und tuberkulose-
gefährdeter Kinder. Die Anzeige von Einzelpersonen wird dem freien
Ermessen der behandelnden Ärzte anheimgestellt. Die Möglichkeit
der weiteren Verbreitung der Krankheit ist hauptsächlich auf die
Lebens- und Wohnverhältnisse des Erkrankten, sowie mit Berück-
sichtigung darauf, ob er einer Belehrung zugänglich ist, zu beurteilen.
Die Kommission für Bevölkerungspolitik in der Preußischen
Landesversammlung hat beschlossen, die Staatsregierung darauf hin-
zuweisen, daß sie die Schaffung von Professuren für Kinder-
heilkunde an sämtlichen preußischen Universitäten für eine
dringende Aufgabe erachtet.
Berlin. Die Berliner Medizinische Gesellschaft nahm nach
einem Bericht des Prof. Adam und des Kammergerichtsrats Leon-
hard die folgende Entschließung an: „Im Interesse des Wiederauf-
baues und der Erhaltung der Volkskraft erscheint eine Erweiterung
und Vereinheitlichung auf dem Gebiete der gesundheitlichen Gesetzes-
maßnahmen und der Medizinalverwaltung dringend erforderlich. Als
Mindestforderung verlangt die Medizinische Gesellschaft: 1. Die Ein-
richtung eines Gesundheitsministeriums in Preußen mit einem Arzt an
der Spitze und 2. die Einrichtung einer besonderen Medizinalabteilung
im Reichsamt des Innern, gleichfalls unter ärztlicher Leitung, und die
Einstellung von besonderen Reichsaufsichtsbeamten.“
Der Preußischen Landesversammlung ist der Haushaltsplan für
das Rechnungsjahr 1919 vorgelegt worden. Im Etat des Ministeriums
des Inneren erscheint die Schaffung von 26 neuen Stellen für voll-
besoldete Kreisärzte. Die Zahl der vollbesoldeten Kreisärzte beträgt
nunmehr 141, die der nichtvollbesoldeten 378, darunter 18 Gerichts-
ärzte. Der Haushalt des Medizinalwesens zeigt folgende einmalige und
außerordentliche Ausgaben:
Unterhaltung einer Forschungsstätte der Landesanstalt für Wasser-
hygiene in Berlin-Dahlem für die Zwecke der MainwasseruntersuchungeR
in Wiesbaden M 17000, Bekämpfung der Granulose M 1000, Bekämpfung
des Typhus im Rheinbezirk Trier M 51 000, Beihilfen zur Veranstaltung
von Forschungen über Ursache und Verbreitung der Krebskrankheit
M 10.000, Beihilfen zur Veranstaltung von hauptberuflichen Sachver-
ständigen behufs Durchführung des Weingesetzes vom 7. April 1909
M 80000, Abhaltung von Fortbildungslehrgängen für Medizinalbeamte
M 20000. — Im Haushalt des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst
und Volksbildung erscheinen als einmalige und außerordentliche Aus-
gaben für die Universitäten Berlin und Breslau für die Zwecke def
Syphilisforschung bei den Kliniken für Haut- und Geschlechtskrankheiten
ie M 5000 und dem Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M.
M 25000 zur Erforschung der Krebskrankheit auf experimentell-ther&
peutischem Wege. Po re. Bg.
, Das Sanitätsdepartement des preußischen Kriegsministeriums
gibt bekannt, daß der Verkauf von ärztlichen usw. Gê-
räten und Verbrauchsgegenständen an Ärzte, Zahn-
ärzte, Zahntechniker und Militärapotheker, Kleindrogenhandlung®n,
Apotheken, Krankenhäuser usw. unmittelbar durch die Sanitätsdienst-
stellen mit dem 30. April 1919 aufhört. Nach diesem Zeitpunkte können
nur noch Anträge von Ärzten, Zahnärzten, Zahntechnikern und Militär.
apothekern Berücksichtigung finden, die erst nach dem 1. April 1919
aus der Gefangenschaft oder aus den bisher besetzten Gebieten nach
der Heimat zurückkehren.
Berlin. Prof. Dr. Eduard Martin, Privatdozent für
Gynäkologie, zum Direktor der Provinzialhebammenlehranstalt in
Elberfeld ernannt,
b Breslau. Prof. Lenz (Augenheilkunde) vom Magistrat zum
eratenden Augenarzt der Städtischen Krankenanstalten gewählt.
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Hochschulnachrienten, krankfurta.M.: Geh. Rat
a Dr. Rehn, der Leiter der chirurgischen Klinik, feierte den
0. Geburtstag. Er gedenkt mit Schluß des Sommersemesters von
seinem Lehramt zurückzutreten. — Greifswald: Prof. Nipp®
(Erlangen) zum Direktor des gerichtlichen medizinischen Institutes
a — Hamburg: Zum Rektor der neuen Universität wurde
er Nationalökonom Prof. Dr. Rathgen, zum Dekan der medi-
en Fakultät Prof. Dr. Kümmell gewählt. — Heidelberg:
2 © „bisherigen a. o. Professoren Bettmann, Moro, Kümmell,
Otimann und Baeyer zu Ordinarien ernannt. — München:
Dr. Lenz für Hygiene, Prof : früheren
deut . .sgiene, trof. Mulzer, bisher an der irube
ee Naar Straßburg, für Dermatologie habilitiert. — Zum
sychiatrischen Klinik ist Prof. Sterz (Breslau)
ernannt worden. — Zürich: Als Nachfolger des verstorbenen Prof,
uge wurde der ord. Pr 7 ; an8-
tomischen Institutes u W. Felix zum Direktor des à
zesundheil a Ag SEa wen | ah ER i E,
an | PERE. xV Jal are Be
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und nor miy u ahr 8 ang .. ur a ka U
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ats beit Notizen. — Bü eferatenteil, W ppe als Erreger eine "rübsymptom\ der Fraue gentherapie. F, W. Ba‘ ur Nomenklatur und Einteilun 1} Ro BE
Tr ARE Seen Monte it Kur) SA Daci Upar d eek |
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Dt / schließH Ä s medizinische urt a. M. Grei s den neuesten Zei ngen mit dem S 3 A RER e
ri, d | eliche Recht der Vorvieifältigun chen Unterrichts. (F nn - Königsbörg i iia — Therap pumak I. | ar
j. Dei | gung und Verbreitung d er zung). — Tagesgeschich ər. Rostock. — R sche Me i i
m Ata Üb REN : | a er in dieser Zeitschrift zu» esgeschichtliche Notizen. undschau: Ar iy Be
po a er Syphilis mit Salvarsan. | schlechtl RT I Aee
F eS san. hl Se | 11 11 E g ir e
Von „ | sehlechtskrank | 1113. 2) EA
in) E Prof. Dr. Feli | | ~... | ein Uleus en Menschen infizi £ | | I IA ee.
T y IR. : ; - molle -ü i jert wor . PRO: | Een I Wa ae
m 2, Die Zeit; ehe die S Ne und durch re rt worden ist- Ein Mensch, det" I
il "Die De die Syphilise k wie das schon früh ‚Gewebsläsion ebenso auch syphilitisch sein: = ` I! Ve a i
Cor na syphilitische Initi rkennbar wi - | die große Mögli sichtbare Ule sogut das Syphilisvi RE. A E.
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| "geschützte Coi er Infektionsstelle ni ein, vor Ablauf dies« en pirochäten erhält; d nach drei Wochen ei us molle in seinem Me
ias -in sich I impurus biret di nichts zu sehen. J er drei | Syphilis sich einste as heißt, daß da eine Induration durch PRR: p
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u X: ochäten an der ni ein Kampf: zwisch sein, doch man | Proph H ng nicht gebilligt Se en. Andere haben r geraten, 1112, 1 De
u - ingedrungen r Infektionsstelle en: Körpersäften a ylaxe angeführt . Zwei Gründe könn n -diesen Ge- E i e:
das genen Spirochäten stattfinden ‘od ften und. die Salva ihrt werden. Der eine Gr Önnen ge | 12.1 i
a ist, sich zu teilen ihrerseits zu gewöh it brauchen, um sich i ee heitsbild verwischt = dem Ablauf der dri er, daß durch IRRE, ARa
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r ] ee ochen noch nicht ermehrt können sie si nögllich syphilitische Infektio , Tage an), wenn mai nach der Entstehu El
od t drei W cht haben. - en sie sich in d ankam. a} ektion erfol , wenn man erst wi ASTENUNE |
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tb? die vi antisyphilitisch usbruchs der Syphili ‚sein müßte heißt die websreaktion die ? . man nicht wis A ERANDA TEE
em Auftr r.schwacl ıdlung post coitum- TOPAy andlung beei uden Spirochäten, übe rande. Infekti a a 5
ig ‚gem Auftreten einer 'I ch und ku Elan .anzuwend dlung beeinflußt w rochäten, überh ktion, -das MERE
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Si ee nO. el- l Sa ar i äußeren Unter 1E Der EINEM Tea Se
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j tann, wei nkeit der ial ist das ein- äre als Ideal rerdens einer s 1 f irken, abe Be) EA
anderen Kra. well deren Infekti genannten Maßnah in- | Vorbedingun „jaeal zu. bezeichne olchen Krankhei ti r I. i B
| Ausblei (ranken ist ılektion so sicher b me erkannt | gerin g nötig: nämlich di en. Hierzu ist eine it über- Ba {a
üsbleiben der es eine Sch bevorsteht. . Bei jed ge Behandlung ch die, daß in diesen eine. wichti KRONE BR. = >: -
| wieso kei der Syphilisinfekti utzmaßregel, von der n jedem | abzutöten. Fri ng schon genügt n diesem frühen S uge URME i S
5 ie teine Infekti ektion nicht wissen jer man bei | facl . Fritz Lesse gt, um die weni a Stadium - hand ul aan
y totz Anwend on ‚erfolgt wäre sen kann, ob nicht chen ganz unverdächti r behauptet, daß i igen Spirochäte ea 2:
| Tage ung mehrerer Salvarsa Nur ein Fall ist bek so- | mit drei `intravenö ächtigen Erosionen laß in Fällen, wo in ei Hee MANARE 1.,
Varea der Primäraft alvarsandosen docl kannt, wo | Laufe arenose Noosa arani sich Spirochäter en NN e
angen na äraffekt zur Entwi ı nach den typisch von acht Ta Neosalvarsaninjektio äten fanden I TOE: OE
; ersten In] ach einem vicklung kam (Mulze hen | als zweijähri gen nie sich etwa nen von do e hl. or | E yi
. ubati j n solchen Seh t R ulzert Das |- s Janrıger Beobach AR etwas von 8 map s. IV im KU Ji 1,7 sa
| des Coj ı Grund zur vird in der Praxis oft erapie im | Spiroch ugt davon, daß vo gezeigt: habe. Ich bi mehr IH 0) 7 REE
| oitus M Ablehnung vor oft gestellt, und Spirochaete pall. gefund r dem Hervorschi ch bin nicht | JA
| at, Ehefr (Mann, der mit b g vor, falls wirklich , und es | in diesem v ‚gefunden werden kö schießen der Skl | ee Pr
| de £ Ar ekannt Tr: h nach der Art | orsklerotisch Öönne. Aber i erose EHRE
| eine solel au, die mit ihrem ei ‚syphilitischer Puella um die. Entwieklune en Stadium ber ich glaub ah,
PA pe i verkehrt : icklung der Spirochä ganz wenig glaube, daß FURL.
gefährdet 1e Infektionsmöeli syphilitischen Ehema bei so manch er Spirochät g Salvarsan’ x EPA MAR s.:
ee Ä | glichkeit b emann ZU tun hatte) | infizi ncher Fall beh e zu verhüte n genügt OORA NEE., |
werden aber muß ei esteht. Als atte) | infiziert war Fall behandelt werden, der g en. Es wird hier STERN FRE
tden, welc] ‚eine noch a ganz besonders ' , weil nicht ns en, der gar ni S wird hier- A T
1e an weichem Schanker a on angesehen | ee nn lan eigen E a :
15t, jer ist eine s r tötung d Anian 6, aß die ALEN eIn ringen IE Pin EUH BR...
| wägung der C _ der Spiroehäten genü se geringe Salvarsan- A:
u ee ee genügt, würde ich (Ba
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| en die Syphilis zu ssig zu behandeln, : b- IE a
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404
27. April.
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ihrer Vornahme raten. Ich glaube, man kann die Ansicht ver-
treten, daß in einem Falle, wo nach einem unreinen Coitus die
Furcht vor syphilitischer Infektion besteht, eine Erosion oder gar
ein weicher Schanker auftritt, zur Verhütung des Syphilisaus-
bruches eine oder mehrere Salvarsaneinspritzungen gemacht werden
‚sollten. Die Wirkung ist so stark, daß, falls Spirochäten wirklich
eingedrungen sind, ihre völlige Abtötung erfolgt, die Syphilis nicht
bloß kupiert, sondern geradezu verhütet wird.
Ich führe hier an, welche Erfahrung ich bei der Ausführung
dieser Salvarsanbehandlung vor der Syphiliserkennungsmöglichkeit
gemacht habe. In den Fällen, wo Männer angaben, mit einer
verdächtigen Person geschlechtlich verkehrt zu haben, oder wo
Ehemänner mit frischer Syphilis: (meist Sklerosen) angaben, nach
dem Bemerken ihrer Krankheit (deren Art ihnen noch unbekannt
war) noch den Coitus mit ihrer Frau ausgeübt. zu haben, habe
ich diese gesunden Leute mit tüchtigen Dosen Salvarsan (20—30
Dosierungen Neosalvarsan) behandelt. Syphilis ist in keinem Falle
aufgetreten, wohingegen in Fällen, wo ich nicht so vorgehen
konnte, mehrfach die Infektion der Gattin eintrat. Im Falle des
Ulcus molle habe ich „nicht die so ganz befriedigende sichere
Empfindung gehabt, eine volle Verhütung erzielt zu haben, wenn
auch Erscheinungen nicht aufträten und der Wassermann negativ
blieb. Jedenfalls müssen diese Fälle lange und genau klinisch
und serologisch beobachtet werden.
Zur Nomenklatur und Einteilung der Lungenphthise.
Pathologisch-anatomische und klinische Betrachtungen.
Von
Stabsarzt Dr. Kurt Nicol.
Im Laufe des Krieges ist in verschiedenen Arbeiten von
Aschoff, Ribbert, Bacmeister, A.Fränkel, Gold-
scheider, Krauß, Gerhartz und Anderen sowohl die
pathologische Anatomie, als auch die klinische Einteilung der
Lungenphthise neuerdings besprochen worden, um endlich zu dem
langersehnten Ziele einer Verständigung zwischen Pathologen und
Kliniker und einer- brauchbaren Einteilung der einzelnen Formen zu
gelangen. Ich habe bereits im Jahre 1914 in einer größeren Arbeit (1),
die auf den Ergebnissen großer Untersuchungsreihen aufbaute, ver-
sucht, die pathologische Anatomie der Lungenphthise in klarere Bahnen
zu bringen, eine für Pathologen und Kliniker gemeinsame Nomen-
klatur zu. geben und für den Kliniker brauchbare Unterlagen für seine
Beurteilung und die klinische Einteilung der Fälle zu schaffen.
Hatten sich doch sowohl bei dem Anatomen wie bei dem Kliniker
die verschiedensten Bezeichnungen der einzelnen Phthiseformen
eingebürgert, die teilweise auf nicht ganz riohtigen Vorstellungen
beruhten, durch die Vielheit der Namen für ein und dieselben
Prozesse nur Verwirrung anrichteten und so die allgemeine Ver-
ständigung erschwerten, Die Grundbedingung mußte also sein,
daß die einzelnen Begriffe eindeutig und klar gewählt wurden,
damit Kliniker und Anatom das gleiche darunter verstehen. In
der erwähnten Arbeit und bereits vorher auf der Tagung der
Lungenheilanstaltsärzte in Freiburg i. B. 1913 (2) habe ich eine
mit Aschoff gemeinsam ausgearbeitete Nomenklatur und einen
Einteilungsversuch zur Diskussion gestellt, der auf dem Fränkel-
Albrechtschen Einteilungsprinzip aufbaute und dasselbe zur
richtigeren pathologisch-anatomischen Bezeichnung der Formen
führen sollte. Inzwischen haben Kliniker wie Goldscheider (9),
‚Krauß (8), dela Camp, Bacmeister (12), Fränkel 6),
Büttner-Wobst (4), Gerhartz (6) zu der Frage im all-
gemeinen und auch zu meinen Vorschlägen Stellung genommen,
ferner hat neuerdings Ribbert (11) vom Standpunkte des Patho-
logen aus seine Ansichten über die anatomischen Prozesse aus-
gesprochen. Ich halte es daher für angezeigt, noch einmal zu-
sammenfassend die pathologisch-anatomischen Fragen zu erörtern,
und unter Verwertung der von klinischer Seite gebrachten An-
regungen unter geringer zweckentsprechender Abänderung meiner
damals niedergelegten Einteilung diese allgemein wichtige Frage
erneut zur Diskussion zu stellen.
I. Pathologisch-anatomische Betrachtungen.
Im Vordergrund meiner damaligen Untersuchungsergebnisse
die ich im Laufe der letzten Jahre immer wieder bestätigen
konnte, stand die Einführung des Begriffes der acinös-
nodösen Lungenphthise, als Bezeichnung für die chro-
nisch verlaufende in herdförmigen, knotigen Gebilden sich dar-
stellende Form (knotige Form Albrechts), die bisher mit den
mannigfaltigsten unrichtigen Ausdrücken, speziell Bronchitis und
Peribronchitis tuberculosa belegt wurde. Ich konnte nachweisen,
daß für diese Form der Lungenphthise der Lungenacinus
(Rindfleisch, Laguesse) — Acinus-Bronchiolus
respiratorius mit seinen zugehörigen Alveolar-
gängen — das ausschlaggebende Strukturelement ist und die
Einheit der ganzen Prozesse bestimmt. Die tuberkulösen Herdchen,
aus denen sich das knotige Gebilde zusammensetzt, stellen Aus-
güsse des Lungenacinus mit einem vorwiegend
proliferierenden Gewebe dar, welches sich käsig um-
wandeln kann. Die acinösen Herdcehen bilden gleichsam die
Mosaiksteine, aus denen sich das bunte Bild des acinonodösen
Herdes aufbaut. Die Knoten entstehen durch unregelmäßige
Aneinanderlagerung acinöser Herde, die nur durch die territoriale
Einheit eines Lobulus im Zusammenhang bestimmt sind.
Während Aschoff (7) neuerdings diesen Begriff der acino-
nodösen Lungenphthise als Hauptform der chronisch verlaufenden
Lungenphthise bestätigt hat und für seine Aufnahme in die Nomen-
klatur eingetreten ist, hat in allerletzter Zeit Ribbert (11) in einer
ablehnenden Form dazu Stellung genommen. „Es gibt keine acinöse
Tuberkulose“ ist seine Ansicht. Nach ihm entstehen -die Herdchen
„durch Prozesse in den Bronchioli respiratorii und in deren Umgebung
mit Einschluß der nächstangrenzenden Teile des zugehörigen acinösen
Gebiets und zugleich und hauptsächlich mit Übergreifen auf das den
Bronchiolus umgebende, aber nicht zu ihm gehörige Gewebe“. Ribbert
begründet seine Auffassung mit einer Darstellung des normalen
Lungenaeinus, die meinen Untersuchungen und besonders der Dar-
stellung und dem Modell von Laguesse stark widerspricht. Nach
Ribberts Acinusauffassung strahlen die von dem Bronchiolus
respiratorius abgehenden Alveolargänge radiär, also fächerartig aus,
liegen dichtaneinander und bilden ein geschlossenes Ganzes. Nach dem
Modell von Laguesse [siehe Abbildung meiner Arbeit (1)] und auch
nach einem mir von Prof. Keibel freundlichst zur Ansicht und zum
Studium zur Verfügung gestellten Originalmetallausguß eines Lungen“,
acinus ist diese Auffassung Ribberts falsch. Die normalen
Alveolargänge sind nicht fächerartig angeordnet,
sondern bilden unregelmäßig verlaufende, teil-
weise unregelmäßig gekrümmte Röhren, die sich
unter rechtem und spitzem Winkel teilen, wie auch
Stöhr angibt. Die Alveolargänge liegen dabei nicht dicht
aneinander, sondern sie weichen auseinander. So
entstehen genügend große Zwischenräume, in die sich, je nach der
Größe derselben, Randabschnitte von anderen Alveolargängen des-
selben oder eines anderen Acinus, ganze Alveolargänge, ja mehrere
Gänge eines Nachbaracinus einschieben können, ja müssen, um em
geschlossenes, lückenloses Gewebe zu bilden. Besonders sind zwischen
den Abgängen der Bronchioli respiratorii vom Bronchiolus grobe
Lücken, die nur so ausgefüllt werden können. Diese Auffassung wir
auch durch Ribberts Angabe nicht widerlegt, daß da, wo Lungen
gewebe an die Pleura anstößt, respektive wo Acini gegen die inter-
lobulären Septen gerichtet sind, jeder Acinus ein Ganzes bilden müßte,
weil ihm von dort keine anderen Acini entgegenkämen, deren Gänge
sich zwischen die seinigen einschieben könnten. Hier geschieht eben
die Ausfüllung der Lücken dadurch, daß sich ein Alveolargang oder
Teile eines solchen in einer dazu senkrechten oder schrägen Richtung
dazwischenschieben, was bei der erwähnten unregelmäßigen Gestaltung
TE) E m unregelmäßigen Verlauf der Alveolargänge jederzeit mog-
ich ist.
Bei dieser Auffassung der Gestaltung des Lungenacinus, wie sie
Laguesse gibt und die ich bestätigen kann, decken sich die tuber-
kulösen Herdformen vollkommen mit der Gestalt des Acinus. Die
unregelmäßig verlaufenden käsigen Züge, die wir in den histologischen
Bildern finden, sind die in der Schnittebene getroffenen Alveolargäng®
respektive Bronchioli respiratorii oder ihre Teile. Ribbert $
selbst, daß die „käsigen Züge sich rechtwinklig teilen und Seitenäste
haben“, also können sie sehr wohl Alveolargängen entsprechen, denn
diese und ihre Äste zeigen eine derartige Anordnung. Ich kann also
der Ansicht Ribberts, daß die axial verlaufenden, verkästen Züge
den Bronchioli respiratiorii beziehungsweise einem letzten Bronchus
entsprechen, nicht beitreten. Ein verkäster Bronchiolus respiratorius odef
Teile desselben können ja einmal im Schnitte liegen. Aber die Bilder
eines tuberkulösen Knotens (Tafel IVa meiner Arbeit) sind nicht im
Ribb ertschen Sinne zu deuten, dann würden in einem Gesichtsfel !
also In einem eng begrenzten Raum, viel zu zahlreiche Bronchioli
respiratorii vorhanden sein, was nach der makroskopischen Anordnung
derselben innerhalb des Lobulus nicht der Fall sein kann. Es müssen
der Anordnung nach die käsigen Partien in der Hauptmasse Ausgüsse
von Alveolargängen darstellen. Die Beziehung des tuberkulösen Herdes
lich Sama inus zeigt ja Tafel IVb meiner früheren Arbeit sehr deut:
A er Ribbert ferner das käsig ausgefüllte Lumen in pine
ie a als Durchschnitt eines Bronchiolus resp. hält, so hat er dami
‚ €S soll auch gar nicht einen Alveolargang darstellen. Die Ab-
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Prozesses habe. ich schon erwähnt, Das proliferierende Gra- | ner.
wickeln oder, gleich von vornherein ‘als cirrhotische Phthise in
ME 27:Apel. > |
den sh N bildung ist bezeichnet als „intraacinöser Prozeß“. Zum Acinus gehört | Form .die exsudative Komponente zu ‚sehr in den Vordergrund stellen. a ci hi:
isher mi da eben der Bronchiolus resp. dazu, . diese Auffassung meinerseits scheint | Nach diesen stellt die Exsudation den primären Prozeß dar, „das Ex- an,
u Ribbert übersehen zu haben. Dasselbe gilt für alle von Ribbert | sudat wird durch rasch oder langsam sich entwickelndes Granulations- EER, 2
roh} | anders gedeuteten Abbildungen. Damit ist aber nicht gesagt, daß der | gewebe verdrängt oder es bleibt bei dem Exsudat, das rasch in Ver- E
p madig | | Prozeß nun auf den Bronchiolus resp. beschränkt ist. Er schreitet viel- | käsung übergeht und um das sich herum Granulationsgewebe entwickelt“. j Yan
renaclin?- mehr, wie ich in meiner früheren Arbeit ausführlich geschildert, von | Demgegenüber muß ich nochmals betonen, daß bei der acinös-nodösen ° et.
onchiels dort aus einerseits auf die Bronchien, ‚andererseits auf die Alveolär- | produktiven Form die intracanaliculäre Entwicklung ATS ME
Alveolır f gänge fort, schließlich auch auf das den Acinus’umgebende Alveolar- | destuberkulösen GranulationsgewebesalsdasPri- PAESE
En: gewebe übergreifend. Aber den Grundstock der ganzen Herde bildet | märeim Vo rdergrund steht und erst sekundär verkäst. Eu ir
an Herita | immer wieder der Acinus, ‚dessen Form sie auch stets widerspiegeln. | Die ex su dativen Vorgänge sind ledig! ich Begleit- Alpen,
Ganz ähnliche Verhältnisse- finden sich übrigens bei den kleinsten Herd- | erscheinungen. Orth, Aschoff und Andere haben schon BERGS
stelen dur bildungen der Influenzapneumonien. Auf Grund meiner Unter- | immer größtes Gewicht darauf gelegt, daß diese.Vorgänge scharf zu TEE HEN
rwiegen suchungsbefunde muß ich also den Begriff des aci- | trennen sind von den fibrinös-exsudativen entzündlichen Prozessen, die EN!
h live nösen Herdes aufrechterhalten und ihn als den | ebenfalls sekundär verkäsen, Diese scharfe Trennung: wird auch durch a A
i Grundstein für die acinös-nodöse Lungenphthise | Übergangsbilder nicht ausgewischt. | Br BET | fe =
“< darstellen. E OEN D 0002,20... Im Zusammenhang mit dieser acinös-nodösen, , vorwiegend ai
ni Der Prozeß beginnt so gut" wie stets in dem Bronchiolus | produktiven, zur Induration neigenden Lungenphthise steht die schon at
respiratorius, umfaßt diesen und greift danh auf die dazugehörigen | immer so benannte ‘cirrhotische Phthise, über deren in
Alveolargänge über und füllt diese aus.. Damit ist der acinöse.Herd | anatomische Grundlage ebenfalls noch verschiedene. Meinungen at
fertig. Es kann der Prozeß auch gleichzeitig auf den sublobulären | herrschen. Sie wird vielfach als chronische Lymphgefäßtuberkulose, BE el ;
4 Bronchiolus übergreifen, vereinzelt auch auf diesen schneller als auf | respektive peribronchitische Tuberkulose dargestellt: Die reine N A GR
‚die Alveolargänge und so wird dieser mit in den Herd einbezogen. | Form- der Lymphgefäßtuberkulose kommt vor und Ela E; ge
xy... Hält man an dem Beginn der Prozesse im Bronchiolus respiratorius | müssen wir sie ebenfalls zu den tuberkulös-produktiven Formen iM ni
fest, der ein Teil des Acinus ist, so kann man auch für diese | rechnen, sie ist aber: sehr selten. Sie ähnelt makroskopisch. Ur i
.. Herde die Bezeichnung acinös beibehalten. Diese acinösen Herdchen | manchmal der eirrhotischen Phthise, ist häufig auch. eine Begleit- Ta
.. lagern sich unregelmäßig aneinander und bilden so jenen Knoten, | erscheinung derselben. Ihr Anteil an dem Bild der eirrhotischen ee
` der sich auf-dem Lungenschnitt makroskopisch aus unregelmäßig | Phthise ist nur: durch das Mikroskop festzustellen. [Siehe ‚meine pe.
gestalteten Knötchen, kolbigen, kleeblattartigen Gebilden zusammen- | frühere Arbeit (1)] In der Hauptsache entsteht die cir- I Beh
setzt. Die auch im histologischen Bilde so mannigfach gestalteten | „notische Phthise durch eine ausgedehnte Con- Sr
- . _ Herdehen entstehen durch die in den erkrankten unregelmäßig | fluenz und diffuse Ausbreitung der acinös- Bi
if .. gelagerten Alveolargängen‘ und ihren zugehörigen Bronchioli re- | nodösen Phthise, wobei.von vornherein die 4;
spiratorii verschieden liegende Schnittebene. | IIndurationsprozesse überwiegen. Sie verläuft sehr aa
Den vorwiegend produktiven Charakter des | langsam und geht mit ausgedehnten Schrumpfungsprozessen ein- DORI aF. ..
Siè kann sich also aus einer acinös-nodösen Phthise ent- Be! |; ee
‚ aulationsgewebe, welches den Acinus ausfüllt, kann sekundär ver- | a.
käsen, und zwar beginnt die Verkäsung im Centrum, also ent- | Erscheinung treten. Die Iymphangitischen Herdbildungen können hi ‘h e
sprechend dem axialen Gebiet des Bronchiolus respiratorius und | als Nebenprozeß sich beteiligen, diese , specifischen interstitiellen re...
der Alveolargänge. Diese Prozesse stehen im Vordergrund. Es | Prozesse treten aber zurück. Die eirrhotische Phthise ist also. at
‚bleibt nun nicht allein bei diesem intraacinös sich abspielenden nicht, wie Ribbert annimmt, eine reine interstitielle Form, ji hi
` produktiven verkäsenden Prozeß, sondern es treten entzündliche | sondern eine. ebenfalls vorwiegend intracanaliculär mit pro- jit A in er E
exsudative Vorgänge hinzu. Dieser entzündliche Prozeß spielt sich | quktiven Prozessen verlaufende Form, der die bindegewebige E on
dm Interstitium ab, greift aber. auch auf die freien intermittierten Schrumpfung ihr Gepräge gibt. Auch bei der eirrhotischen Phthise i ae
und auf die benachbarten Alveolarteile über. Es handelt sich | können Höhlenbildungen auftreten, sie entstehen einmal durch \ Re
confluierende Einschmelzungsvorgänge, können aber ‚auch infolge eR r
Hier _ EN a
. hierbei entweder um einen gewöhnlichen reaktiven Entzündungs-
.prozeß, bedingt durch die Toxinwirkung, oder auch um einen
tanscendierenden, das heißt aus dem Lumen des Acinus durch } handelt es sich meist um größere Höhlenbildungen, um Kavernen.
die Wand hindurch auf die Nachbarschaft übergreifenden speci- | Wir.sprechen hier. dann von einer chronisch-kavernösen
edlen Be Ribberts „breite un un nn Phthise, o a |
axlalen Käse“). Durch diese sekundäre Beteiligung der Nachbar- De Ya. zu, S MA BE 5
acınl wird der acinöse Grundprozeß, der das Bild von Anfang an. Phthi ei ee Se TR SONETA F
beherrscht, nicht in seiner Bedeutung herabgesetzt -und ist damit tuberkulöse re res E a ae ind i eng SITAE |
das Prinzip der acinösen Phthise, wie Ribbert meint, nicht. ee a N ve On ar „UN SE y WE MAROM BRE i
durohbtochen.. Sol da doch der Ausdruck acinös nur besagen deshalb auch als tuberkulös-produktive und wegen ihrer 1 a Ent
daß die Haunt AR., een erdächens einem Ans Indurationsneigung fibröse Formen bezeichnen können. Der Ana u A
Re eh OT COR ONS El A CINUS | Ausdruck `„tuberkulös“ muß, wie schon Aschoff immer betont
entspricht. Ich wiederhole dabei Acinus = Bronchiolus re- tomisceh für diese produktiven Prozesse. r iert bleiben
spiratorius + Alveolargänge: "Der Bronchiölus respira- | 827P: f | hl p daß die í ee ee
torius bildet seiner Lage nach die Hauptachse und ist es ausgeschlossen, dab man die jetzt zu besprechenden
des Herdehenz; | | käsig-exsudativen Formen als „tuberkulös* bezeichnet. a
Die Bedeutung der : interstitiellen Prozesse, die Bedeutung Die käsig-exsudativen Formen bilden nun die
des Kollapses der intermittierten Alveolarteile. für die Indurations- | zweite Gruppe der Phthiseformen, die wir der tuberkulös-produktiven
Vorgänge (anscheinend centrale Narbenbildung in den Knoten) | Gruppe entgegenstellen wollen. Damit: haben wir schon ein Ein-
habe ich seinerzeit ausführlich erörtert und verweise darauf. teilungsprinzip für den pathologischen Anatomen aufgestellt in
-~ Diese Indurationsvorgänge treten bei den acinös- | Gestalt von Gruppen, die sich voneinander- trennen lassen, je
Í nodösen Herdbildungen‘ schon sehr früh, ja man kann für viele | nachdem der eine oder der andere Grundprozeß in den Vorder-
\ älle sagen, von vornherein ein, sie gehören in gewissem Grade |- grund des anatomischen Bildes tritt. Orth hat schon vor langer
zu ihrem Bilde hinzu. Die käsigen Umwandlungen des intra- | Zeit sich dahin geäußert: „A potiori fit denominatio. Nach diesem.
' canaliculären tuberkulösen Granulationsgewebes führen bei dieser | Grundsatz wird man eine tuberkulöse Phthise mit Prävalenz der
Ä P hthiseform zeitweise zu Erweichungen und so können natürlich | Tuberkelneubildungen von der entzündlichen Phthise ‚mit ènt-
jederzeit Höhlenbildungen entstehen, die im allgemeinen aber keine zündlichen Veränderungen unterscheiden können,“ Dieses alte
raderen Ausdehnungen annehmen. Wir haben dann das Bild dualistische Trennungsprinzip hat nun auch Aschoff (7). wieder
chronisch ulcerösen Phthis è, die mit ihren Folge- | zum Grundstock seiner Einteilung gemacht: und es wird die
| Grundlage aller anatomischen Einteilungen bleiben müssen. Ich
@scheinungen die Prognose verschlechtert. a: | 1
vor Die acinös-nodöse -Phthise ist also eine | habe bei meinem ersten Einteilungsversüch ebenfalls auf, dieser
a wiegend produktive, meist von vornherein | Grundlage aufgebaut, allerdings erst in den Unterabteilungen. Ich
r Induration neigende (fibröse), daher mehr | glaube jetzt mit Aschoff diese Trenäungslinie für die Haupt-
) gruppen heranziehen zu müssen, zumal dadurch auch für die auf
chronisch, mehr "oder weniger langsam ver- ie
der Grundlage der anatomischen Einteilung: aufzustellende klinische
chbare Gruppen
Laufende Form der Lungenphthise. N A 2
möchte den vorwiegend produktiven Charakter dieser Form | Einteilung, wie wir später sehen werden, brau
aufgestellt werden können, Ribbert nennt diese Einteilung .
der Schrumpfungsprozesse bronchiektatischer Natúr sein.
4
b.ro
. Ich
n
Nochmals besonders betonen, weil Ribbert und Beitzke hei dieser
x
E a e a
nicht konsequent, weil die acinös-nodöse Phthise keine rein pro-
duktive Form sei, die Exsudation spiele bei ihr eine bald größere,
bald kleinere Rolle. Auch könne die cirrhotische Phthise nicht in
diese produktive Gfuppe miteingereiht und der käsig-exsudativen
Gruppe gegenübergestellt werden. Diese Ansicht Ri b b erts
wird durch die Orth- und Ascho f f sche Auffassung über die
Art der Grundprozesse, durch unser Prinzip, nach dem
vorherrschenden Prozeß den Charakter der
Form zu bestimmen, und schließlich durch die meiner-
seits erneut dargelegten Ansichten über die Pathogenese der
aeinös-nodösen und der cirrhotischen Phthise widerlegt. R 1 bber ts
Dreiteilung der Prozesse in eirrhotisch-vernarbende, ın granulierend-
exsudative und in exsudative Formen ist daher nicht ganz glücklich.
Die von uns aufgestellte zweite Hauptgruppe bilden also
die käsig-exsudativen Formen (pneumonische
Phthise), bei denen wir die lobulär-käsige (broncho-
pneumonische) und dielobär-käsige (lobär-pneu-
monische Form) unterscheiden müssen. Charakterisiert ist
diese Gruppe durch die schnelle Verkäsung des ent-
zündlichen Exsudates, wobei die Erk rankung des
Lobulus bei den bronchopneumonischen Formen als grund-
legend zu betonen ist. Was die auch hier, aber nur selten
und in geringem Grade, vorwiegend kapsulär auftretenden In-
durationsvorgänge betrifft, verweise ich auf meine früheren Aus-
führungen (1). Die käsig-bronchopneumonischen Herde stellen
auch knotige Herde dar und könnte man sie auch nodös nennen.
Aber die Knoten sind nicht so scharf abgegrenzt wie bei der
acinös-nodösen Form, und soll die Bezeichnung „nodös“ daher der
präzisen Ausdrucksweise wegen für diese reserviert sein. Bei der
lobär-käsigen Form erkrankt, wie der Name besagt, ein ganzer
Lappen oder ein großer Teil desselben auf einmal oder nahezu
auf einmal. Die lobär-käsige Phthise kann auch durch aus-
gedehnte Confluenz lobulär-käsiger Herde aus einer lobulär-käsigen .
Phthise entstehen. 3
Bei den käsig-exsudativen Formen haben wir im Gegensatz
zur vorigen Hauptgruppe eine ausgesprochene Neigung zu
ulcerativen Vorgängen, die größere Ausdehnung an-
nehmen können. Man spricht dann von derakuten ulcerösen
Phthise. In der Bezeichnung „akut“ drückt sich der Charakter
der Gruppe aus. Diese Formen verlaufen schnell,
schreiten schnell vorwärts und haben infolge-
dessen auch eine ungünstigere Prognose als die
tuberkulös-produktiven Formen, Bei den käsigen Pneumonien
kommt es mehr zur Sequestrierung als zur Ulceration, und spricht
man dann von einer akuten sequestrierenden Phthise.
Mit den beiden Bildern der „tuberkulös-produktiven
(fibrösen) Phthise“ und der „pneumonischen Phthise“
haben wir die Hauptgruppen der Lungenphthise mit ihren ent-
sprechenden Unterabteilungen (siehe Tabelle) in bezug auf die formale
Nomenklatur und Einteilung der Lungenphthise
in bezug auf
allg. Lokalisation
u Tr nn nr On
. in bezug auf
formale Pathogenese
|
|
A. Tuberkulös-produktive Phthise (produtdiv-libröse Phthise)
(vörwiegend indurierende Form mit langsamer
Progredienz) 3
[abgek.: Produktive Phthise]
1. [interstitielle Phthise]
(rein selten, klinisch ohne Bedeutung)
eirecumseript
herdförmig-
disseminiert
[eonfluierend
diffus]
herdförmig-
2, aecinös-nodöse Phthise
3. cirrhotische Phthise
B. Käsig-exsudative Phthise (pneumonische Phthise)
(vorwiegend uleerierende Form mit rascher
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Neal
N MM
Pathogenese bereits ıhı
steht nun noch die „Miliartuberkulos e“, die wir der \
ständigkeit halber in die Einteilung mitaufnehmen
Gruppe | t Yo
wiegend interstitiell verlaufende Prozeß im Vordergrund = häma-
togene Miliartuberkulose. Daneben gibt es auch miliare
käsige Pneumonien,
als miliare acinöse
rakter der „miliaren“ Herdchen
vom pathologisch-anatomischen und klinischen Standpunkt
, in bezug auf
Sekundärveränderungen
«@) ohne Kavernen
ß) mit Kavernen
ehron. uleeröse Phthise
chron. kavernöse Phthise |
e) ohne Kavernen
H mit Kavernen
m
festgelegt. Außerhalb dieses großen: h
Voll-
und als dritte
angliedern wollen, Bei ihr steht der produktive, hier vor-
die man nach A scho ffs Vorschlag richtiger
käsige Phthise (den acinösen Cha-
kann ich auf Grund meiner Unter-
suchungen bestätigen) bezeichnen sollte. Dieselben sind aber
selten, von rein anatomischem Interesse und klinisch ohne Be-
deutung. Bei der Miliartuberkulose können sich beide Prozeßarten
mischen, nur das Mikroskop kann die Anteile derselben festlegen.
Zur vollständigen Charakterisierung der Lungenprozesse ge-
hört auch ein Urteil über die allgemeine Lokalisation. |
Hier müssen wir folgende Arten unterscheiden: Einmal können
die Prozesse herdförmig eircumsceript, das heißt als
ganz umschriebene Herde (im Bild der Anfangstadien) auftreten,
dann herdförmig disseminiert, das heißt als Aussaat
von zahlreichen Herden über ein mehr oder weniger ausgedehntes
Lungengebiet. Diese beiden Lokalisationsformen müssen Wir Sowo
bei der acinös-nodösen wie auch bei der lobulär-käsıgen Phthise
unterscheiden. Die dritte Lokalisationsart ist die conf] uierend
diffuse, sie ist der cirrhotischen und lobär-käsıgen Phthise
eigen, die aus der acinös-nodösen respektive lobulär-käsigen Phthise
durch ausgedehnte Confluenz der zuerst disseminierten Herde ent-
stehen können, aber auch von vornherein in diffuser Ausbreitung
auftreten, indem ein großer Lungenabschnitt, ja ein ganzer Lappen
auf einmal oder nahezu auf einmal erkrankt. Diese Lokalisations-
arten sehen wir in der Tabelle in einem besonderen Abschnitt
den einzelnen Phthiseformen gleichgestellt. Mit der Aufstellung
der drei Abschnitte I bis II, wie es in der Tabelle geschehen,
haben wir vom anatomischen Standpunkte aus eine Nomenklatur
und Einteilung der Lungenphthise gegeben, die präzise 10 ihrer
Ausdrucksweise den Charakter der einzelnen Formen wiedergibt
und der Übersichtlichkeit nicht entbehrt. >
Eine Einreihung der bekanntlich überaus bunten Bilder der
Lungenphthise, wie sie sich dem Pathologen darbieten, wird mog-
lich sein, wenn wir uns daran halten, daß in einem be-
stimmten Lungenabsehnitt meist eine der For-
men die vorherrschende ist. Bei einer in größerer AUS-
dehnung erkrankten Lunge können natürlich beide Hauptformen
nebeneinander bestehen, erst recht bei doppelseitiger Erkrankung-
Es muß dann die Diagnose für die einzelnen Ab-
schnitte getrennt ausgesprochen werden, un
ein richtiges Gesamtbild zu geben. Dies wird immer
möglich sein. Wenn wir daran denken, daß das gesamte Dune
bild, welches der Pathologe zu sehen bekommt, das Endresulta
von zahlreichen nebeneinander und nacheinander verlaufenden
—,
in bezug auf: hnung der Pro-
in bezug auf Ausde
NA Sa Kavernenlokalisation
Au in bezug auf
Bacillenbefund | Reaktionszustand
in bezug auf |
|
| | Okkulte
Phthise
Manifeste
Phthise
a) latent
b) zur Latenz
neigend
| c) stationär
@«) geschlossen!
28) offen
I. apical
d) progredient |
1. ventral ai me dial
Progredienz) | IT. kranial A jateral
abgek.: Exsudati ise on
heraförnie [abg sudative Phthise] | o, dorsal
circumscript 1. bronchopneumonische Phthise se Phthi III. kaudal
herdförmig- (lobulär-käsige Phthise) a anue LIEBTE SSZEHENISE
disseminiert |
[confluierend 2. Jobärp SG se i |
diffus] (lobä KR ne = Sale ee thise akute sequestrierende Ph thise
; EEE EEE Ber. —
A | II III | IV ia V | VI i
x [disseminiert] | 2 C. Miliartuberkulose Te a E Aa een en NE
Ey a S a ae — = ee Br a
Digtizes oy Google
- mittag — unübersichtlich und zeitraubend: |
(Felder,
‚wie Serienzahl und Serienpause in eine an mathematische Formeln
"kurz die -, Formel“
„Tage bestrahlt bekommt: 6
. Röntgenologie,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr i7. 0 sr. O MT
kommt, bezeichnen wir in Zahlen und meinen | damit H (Holz-
mehr oder weniger ausgeprägten Ausheilungsvorgängen, so erklärt
sich das bunte Bild der. Phthisikerlunge — keine Lunge sieht der
anderen ganz gleich — und so ist es auch möglich, daß auch
innerhalb eines einzelnen kleineren Lungenabschnittes die Formen
sich einmal kombinieren können, wenn auch hier dann, wie schon
erwähnt, die eine derselben meist vorherrscht. Die in den ein-
zelnen Lungenabschnitten vorherrschende Form wird das klinische
Bild bestimmen. In seltenen Fällen wird man sonst von Kom-
binationsformen sprechen müssen. _ = i
Es erübrigt noch, kurz auf die Bedeutung der meist sekundär
entstehenden käsigen Bronchiolitis und Bronchitis
hinzuweisen. Sie bildet, ebenso wie die Kaverne, wenn der In-
halt erweicht, die Hauptaspirationsquelle für endogene. Reinfektion
— die Ausbreitung der Prozesse auf bronchialem Wege — und
stellt so das Bindeglied zwischen den beiden
Hauptformen dar, indem zu einer bisher vorwiegend mit
produktiven Prozessen verlaufenen Phthise infolge Aspiration’ er-
weichten stark virulenten Materials in andere Lungenabschnitte
dort käsig-exsudative Prozesse: sich hinzugesellen. : [Näheres hier-
über siehe frühere Arbeit (1). _ | | TE
Unter Berücksichtigung der bisher .niedergelegten Auf-
fassungen ist es ermöglicht, die in der Tabelle aufgestellte anato-
mische Nomenklatur und Einteilung: zur. Unterlage auch für eine
brauchbare klinische Einteilung zu verwerten, da, wie wir sehen
werden, bei der Aufstellung derselben von vornherein das Be-
streben geherrscht hat, zugleich auch klinische Gesichtspunkte zu.
verbinden. À
Aus dem Central-Röntgenlaboratorium des Allgemeinen Kranken-
hauses in Wien (Vorstand: Prof. G. Holzknecht). |
Organisatorisches zur Röntgentherapie.
‚ EL. BEER
Prof. Dr. G. Holzknecht und Dr. Fr. Pordes.
~ Pie ärztliche Leitung einer vielbeschäftigten therapeutischen
Röntgenstation war bisher, abgesehen etwa von den gynäko-
logischen Laboratorien, deshalb sehr schwierig und’ umständlich,
weil die äußerst verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und die
_ beständige Revision und Veränderung derselben im Laufe der Be-.
handlung ausführliche und umfangreiche Maßnahmen erforderten,
Dadurch wurde die Administration ‘bei reichem Material — wir
2. B. haben bis zu 40 und mehr Bestrahlungen an einem Vor-
In Anbetracht der im Massenbetrieb doppelt nötigen Öko-
-nomie der Kräfte legten wir uns die Frage vor, was von dem
vielen hergebrachten, individuellen ärztlichen Eingreifen nötig,
was überflüssig ist, was alles schon zu Beginn der Behandlung
festgesetzt werden kann, wenn man. soweit als- möglich voraus-
denkt, und wie das Festgesetzte,
5 © ` der Behandlungsplan!)
kurz und übersichtlich formuliert werden könnte. |
So gelangten wir dahin, die einzelnen Bestimmungselemente
Tiefenpause, Oberflächenpause, Dosis: und Filterung, so-
erinnernde kurze, mit einem Blick vom '‘Ausführenden zu über-
‚sehende, dabei erschöpfende Form zu bringen, und nennen dies.
oder den „Plan“ des Falles.
Wir bezeichnen die Felder als „große“, wenn sie nicht
ringsum mit strahlendem Material abgedeckt werden, z. B. bei
Bestrahlung eines Gliedes. von den vier Seiten her, als „kleine“,
wenn dies der Fall ist, Ausdruck in der Formel Fund f. _
.. Die zeitliche Pause zwischen der Aufeinanderfolge der
Einzelbestrahlungen der verschiedenen Felder, also die Bestim-
mung, ob die Gesamtdosis, die in den oder durch die verschie-
‚denen Eintrittspforten wirksam werden soll, auf einmal oder zeit-
lich distanziert gegeben wird, die Tiefenpause, bezeichnen wir
mit dem Buchstaben p. Wir schreiben also, wenn wir wollen, |
ringsum .abgedeckte Felder an einem
f p,. Die Dosis, die jedes Feld, be-
) I. Kapitel des Abschnittes „Therapie“, des II. Bandes der
„Eine Revision ihrer Methoden“. Herausgegeben von
o lzknecht, Urban & Schwarzenberg, Berlin, Wien; im Druck.
daß der Patient z. B. sechs
üben der Erkrankung ist, vermischt mit den mannig achen ] - 1
Schuhen a | rän. . . knecht-Einheiten), gemessen an der Sabouraud-Noiret-Tablette mit
der Holzknechtschen Skala. Die Filterung wird als Nenner
eines Bruches geschrieben, dessen Zähler die Anzahl der H ist,
und zwar schreiben wir in-den Nenner ebenfalls nur eine Zahl
und wissen, daß sie die Dicke der Aluminiumplatten in Milli-
. metern bedeutet, welche wir als Filter benutzen.. Z. B. 7 H durch
| A) nn. er:
3 mm Aluminium schreiben. wir = . Wir schreiben also, wenn |
wir wollen,.daß z. B. zwei unabgedeckte Felder an r Tage.
je7 H durch 3 mm Al-Filter bekommen sollen: 2 F po (>) Die
Dosis samt dem Filter als Bruch in der Klammer. In die Klammer
‘kommt noch die Bestimmung des Serienintervalls — die Zeit,
nach welcher jedes Feld wieder bestrahlt werden soll (Pause für
die Erholung der Haut). Wir schreiben dafür P und setzen die
Zahl der Tage als Index dazu. P,, heißt nach 14 Tagen die vor- -
geschriebene Serie wiederholen. Statt dessen in anderen Fällen.
die Wochen z.B. 3w oder 6w. Wie oft dies zu geschehen hat
— die Serienzahl —, schreiben wir rechts’ neben den Klammer-
` . - 7
ausdruck. Die als Beispiel herangezogene letzte Formel 2 F Po (>)
‚ wird also zwecks Angabe der -Serienintervalle' und der. Serienzahl
ergänzt zu: -2 F pọ (5 Pı] 3, das heißt: Zwei unabgedeckte
Felder — an einem Tage bekommen je 7 H, durch 3 mm Al ge-
filtert. Nach 14 Tagen noch einmal, nach '14 Tagen zum dritten
Male, nach weiteren 14 Tagen. (letzte Pause) kommt der Patient
automatisch zur Revision vor. dem leitenden Arzt, der das Wei-
‚tere, z. B. einen neuen Plan, beschließt. we SE
Die zu .bestrahlenden Felder werden einfach und möglichst
kurz benannt, darunter geschrieben. Die geübten typischen Ein-
stellungen ermöglichen prägnante Kürze. .- we
Wenn. wir z, B. eine: Struma parenchymatosa bei- Morbus.
Basedowii bestrahlen wollen und folgenden Plan ins Auge fassen: `
Zwei überkreuzt. zu bestrahlende Felder, jedoch. wegen etwaiger
stürmischer hyperthyreoider Allgemeinreaktion nicht an einem und
‚denselben Tag verabreicht, sondern in Wochenintervall das zweite,
bezüglich der Dosis pro Feld 6H durch 2 mm Al. gefiltert, in drei
Wochen’ die Serie noch einmal. Wenn wir ferner wünschen,
nach weiteren 14 Tagen die Patientin zwecks Beurteilung, ob die
Behandlung anspricht (Probeserie), wieder zu sehen, so schreiben. wir:
Probeplän: (Dr. N.) 2f Ps (È pa) 9-
Hals rechts vorn
Hals links vorn
(Regionen)
(Datum) |- (Dosis) | (Decursus regionis)
. Wollen wir bei akutem oder subakutem Basedow ‘oder emp- '
findlichen Dermatosen noch vorsichtiger vorgehen, so teilen wir
die Dosis, die oben z. B. das Feld in einer Sitzung bekommen °
hat, in zwei Portionen und schreiben unter Verwendung des kleinen
N mæ für das Intervall zwischen den beiden Portionen:
f2: Pe (578) Paj 2. — Daß diese Art des Planentwurfes in
unerreichter Kürze und Übersichtlichkeit viel Arbeitsersparnis er-
| möglicht, zeigt ein vergleichender Blick auf den Umfang der obigen
Formel und der vorausgeschickten „ausführlichen“ Abfassung ihres
Oder irgendeine fremde Bestrahlungsvorschrift, ver-
Inhalts,
n, jedoch in die Gestalt unserer „Formel“
glichen mit der gleiche
gebrachten. = | | we
„50 schreibt Bruegel für die Bestrahlung bei Hyperacidität
und Ulcus ventrieuli vor: Ä cc
Auf zwei Felder des Rückens und des Abdomen je 4 bis 5 H
durch 3 mm Al und 1'2 mm Härtgummi in 80 cm Focus. Hautdistanz,
zusammen -also 16 bis 20 H. Nach Ablauf von je 14 Tagen erfolgt
Wiederholung in der gleichen: pk Wir schreiben statt dessen
| 41p, (7 Pi) _ u
Oberbauch rechts
Oberbauch links Rn
Rücken unten rechts
Rücken unten links
7 .
1).Die Messung findet natürlich an | dem bereits filtrierten Lichte
statt, die Tablette kommt daher unter das Filter zu liegen. Sie liegt
bei Anwendung der neueren Skalen auf: der Haut. De
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408
und haben damit sogar mehr gesagt, denn die Angabe von Bruegel
vergißt, ob zur Vermeidung der Allgemeinreaktion, des „Röntgenkaters“,
zwischen den einzelnen Sitzungen Pausen eingeschaltet werden, oder
ob alle an einem Tag verabreicht werden, wir haben das letztere an-
gegeben und haben Übersichtlichkeit und Vollständigkeit hinzugefügt.
‚ Einige Indikationen verlangen, daß- nach einer Reihe von
Serien größere Pausen eingeschaltet werden. Man bedient
sich dafür am einfachsten des großen griechischen I wie in der
nächsten Formel. Überall, wo wenig dringliche und dabei resistente
Gewebe durch kosmetisch wichtige Hautpartien (Gesicht, Hals bei
Frauen) behandelt werden müssen, wie bei Fällen mit tuberkulösen
Lymphomen, kommt diese Modifikation des Planes in Betracht.
(L( F Pr Pa) J m8M)8
M = Monate.
Oft hat man Anlaß, die Gesamtdauer der vorgeschriebenen
Behandlung zu nennen oder ins Kalkül zu ziehen. Man berechnet
sie in der folgenden Weise, wobei man beachtet, daß z. B. drei
Serien mit Monatsintervallen nicht drei Monate, sondern nur zwei
Monate erfordern und daß die Felderzahl dabei irrelevant ist,
weil das Serienintervall nach dem Datum der Bestrahlung des
ersten Feldes gerechnet wird. Man multipliziert von rückwärts
beginnend jede Wiederholungszahl minus 1 mit jeder linksstehenden
Pausenzahl und addiert die Produkte. | '
Für die Zwecke der Massenpraxis geschaffen, hat sich die
Röntgenbehandlungsformel in jedem auch in kleineren
Betrieben bewährt, und zwar wegen ihrer Übersichtlichkeit.
Ein Blick ergibt uns und der technischen Assistenz alle Einzel-
heiten. Man mag in einem und demselben Fall die Behandlungs-
vorschrift beliebig oft gewechselt haben, die immer wieder
in das Protokoll eingefügte neue Formel erlaubt alle Phasen der
Behandlung zu überblicken.
Die Formel ist auch in der Literatur von Wert, wie
das obige Beispiel zeigt, nicht nur aus dem eben genannten
Grunde, sondern auch weil sie automatisch Vollständigkeit bewirkt. `
Wie nötig eine derartige jede Unvollständigkeit ausschließende
Formel ist, ergibt sich bei Durchsicht der gegenwärtigen Literatur.
Umfangreiche Arbeiten über neue Indikationen und bei Überprüfung
alter gemachter Erfahrungen unterrichten ganz genau über die
Erfolge, Über die Anwendungsweise ist entweder nur wenig oder
sehr viel, aber mit Auslassung des einen oder anderen Faktors be-
richtet, sodaß eine Benutzung der Erfahrungen, zu der die Arbeiten
meist direkt auffordern, unmöglich ist. Da nur selten angenommen
werden kann, daß die technischen Angaben absichtlich unvoll-
ständig sind, so bleibt nur übrig zu glauben, daß der Schreiber
das Weggelassene für selbstverständlich gehalten hat, weil er
selbst den betreffenden. Faktor immer in gleicher Weise angewendet
und in Anwendung gesehen hat. Statt vieler Beispiele begnügen
wir uns mit dem folgenden in einer sonst sorgfältigen Arbeit über
` Röntgenbehandlung der Osteomyelitis enthaltenen technischen An-
gaben:
Die Zahl der Röntgenserien schwankte zwischen 1 und 9,
die Gesamtdosis bei den einzelnen Fällen zwischen 8 und
380 H, bei einer harten Strahlung von 11 bis 12 Wehnelt unter
3 bis 4mm Aluminium, zu deren Eintrittspforte je nach der Aus-
dehnung des lokalen Prozesses mehrere Felder gewählt wurden.
Wie man sieht, ist es unmöglich, die angewandte Technik
daraus zu entnehmen und als Merkmal ergibt sich auch die Un-
möglichkeit, mit diesen Angaben unsere Formel zu füllen.
Unter den zweckwidrigen Angaben sind, abgesehen ‚ vom
Weglassen wichtiger Faktoren, auch die gemeinsame Angabe einiger
Faktoren als Summe oder als Produkt wie oben zu perhoreszieren.
In dieser Richtung ist besonders die Angabe der Gesamtlichtmenge
oder Gesamtbelichtungszeit, ermittelt aus allen Serien des Falles,
wertlos. Sie orientiert höchstens den zuweisenden Arzt über das
Gesamtmaß des eventuell nötigen Arbeitsaufwandes.
Folgende Proben von Behandlungsplänen, wie sie in unsere
Krankengeschichten eingetragen werden, mögen das Gesagte erläutern:
Lymphomata colli.
7 ;
Plan: (2F poi -y Pan) 8—5
Hals links vorn (mit Sternum). `
Hals rechts (genau).
Wage! Thoraxröntgenbefund! ,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17.
Struma basedowica
6
2F Ps (5 P,.) 2
Hals rechts vorn (mit Substernalraum).
Hals links genau.
Wage! Thoraxröntgenbefund!
Myeloische Leukämie.
Br pi (EPa) 1
Mit Blutbefund vorstellen. Milz von außen, Milz von vorn, Milz
von hinten.
Hyperhydrosis manuum, pedum, axillae.
6
xF Po— 1 (— Pew) 8
Nierentuberkulose.
8
Harnbefund P.,.
Acht Längsfelderstreifen circulär um die untere Thoraxapertur,
Foci bei den vier medialen Feldern medianexzentrisch.
Hyperaeidität, Pylorusspasmus, Ulcus ventriculi.
7
41 poi (y Pa) 4
Paramediane Vertikalstreifen:
vorn rechts,
„ links,
hinten rechts,
links.
Foci lateral exzentrisch eingestellt. Tea
Magenkonturen (Kontrastbrei) bei Durchleuchtung in Rückenlage
einzeichnen.
Wie wir gesehen haben, handhabt sich die Formel so leicht
wie ein gutes Schema, und daher verträgt sie jeden Ausbau und
jede Umgestaltung und gestattet das zarteste Individualisieren.
Diese scheinbare Kontradiktion kennzeichnet ihren Wert.
Arbeitsteilung zwischen Arzt und
Schwester.
Die Organisation des Betriebes: Die Arbeitsteilung zwischen
leitendem Arzt und gutgeschulter (!) technischer Assistenz (Schwester)
ist folgende: |
Der von der zuweisenden Krankenstation angemeldete Patient
wird für eine bestimmte Stunde bestellt, gewogen, sein Gewicht nebst
den nötigen Personalangaben — insoweit diese auf der Zuweisung UD-
vollständig waren — in den als Titelblatt seiner Krankengeschichte
dienenden Zuweisungszettel eingetragen, dieser mit einem Umschlag
versehen, auf den der Name des Patienten geschrieben wird.
Die Aufnahme — Erhebung der nötigen Anamnese und des
"Status praesens — erfolgt durch den Arzt, der nach dem Er-
gebnis seiner — niemals zu unterlassenden — genauen Nach-
untersuchung des zugewiesenen Kranken die Indikation stellt,
den Behandlungsplan entwirft und als Formel in die Kranken-
geschichte einträgt. Er bemerkt dazu, was er an sonstigen
Maßnahmen nötig findet, z. B. Harnbefund, Mediastinumdurob-
leuchtung, Gewicht Pa, Kreuzbeinaufnahmen ap und seitlich,
Blutbefund P,m usw.
Zünftigen Therapeuten wohl bekannt, muß es doch immer wieder
gesagt werden, daß der erste Blick auf die zu bestrahlende Kar
stelle der Haut des Gebietes gilt! Spuren früherer (fremder) Bestra A
lungen, Pigmentierung nach Kataplasmen, Erythema solare, Jodbepins®-
lungen oder dergleichen verdienen eingehende Beachtung und Ben
tragung ins Protokoll. Jede hautreizende Medikation (Jodpinselungen
abstellen! „Vorsensibilisierte“ Haut am liebsten gar nicht, sonst gABZ
besonders vorsichtig (höhere Filtration, kleinere Dosis) bestrahlen!
der Fall der ausführenden Assistenz überantwortet. Für die
Formel ist der Arzt verantwortlich, für die Applikation die
Schwester. Sie stellt den Kranken vor: 1.
welche unerklärliche Erscheinungen oder wenn Hautveränderungel
auftreten, 2. nach Ablauf der Formel. Sie trägt die Notizen über
benen Intervallen und ersucht die befreundeten Stationen uper
Benutzung vorgeschriebener und in ein Sammelbuch eingetragen®
Nach Entwurf des Behandlungsplanes der „Formel“ wird
wenn ihm irgend- -
die Einzelapplikation ein, wägt den Patienten in den vorgeschrle
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Beseitigung vòn Zweifeln und. zur Vermeidung des allmählichen
Verschwindens von Exaktheit und Genauigkeit sollen die Ein-
stellungen respektive ihre ausführliche und übersichtliche Be-
schreibung (Normalisierung) sich.
befinden. BEE |
Bei der durch andere Aufgaben bedingten mehrfachen
anspruchnahme der KRöntgenärzte ist es undurchführbar, jedes
einzelne Feld und jede Dosis selbst zu sehen. Die Ausführenden
sind daher so zu wählen und dahin zu unterrichten, daß sie die
Grenzen ihrer Kompetenz gewissenhaft respektieren, vor allem, |
_ Ende Dezember 1918-vorläufig. abgeschlossen,
daß sie von jedem auch nur irgendwie suspekten Zwischenereignisse
sofort dem Arzt Mitteilung machen, beziehungsweise den Patienten
vorstellen. Als solche Zwischenereignisse sind zu bezeichnen:
Jede Hautrötung „auch wenn die Patienten sie mit Sicherheit“
auf andere Ursachen zurückführen 'oder: nichts von ihr spüren.
Auftreten neuer Schmerzen oder. Beschwerden, akute Ver-
schlimmerung der alten Beschwerden. Heftige Allgemeinreaktion
(Röntgenkater). ` Endlich auch überraschende Besserungen, und
sonst jedes vorkommende, dem Ausführenden nicht vollkommen
geläufige Ereignis. | BE
Wenn nicht auf solche Art, so kommt der Patient nach Ab-
lauf der Formel, das heißt wenn seit der letzten Bestrahlung die
Zeit einer Serienpause (P) verflossen ist, neuerdings gewogen, -
wieder vor den Arzt, der das weitere beschließt. Das kann sein:
_ Fortsetzung des alten Planes durch eine Anzahl Serien oder Pause
oder Revision in zu bestimmender Zeit, geheilt entlassen oder
brieflicher Kontakt mit‘ der zuweisenden Station,. Konsilium,
Remission zwecks „Verordnung einer anderweitigen Therapie“.
Gegenstände dieser Revision sind also: Erster Blick — Haut!
Dann Gewicht! Durchlesen des letzten Status, Erheben der ob-
jektiven und subjektiven Veränderungen, Verfügungen.
Zusamm-enfassung: Die zweckmäßige Arbeitsteilung
zwischen Arzt und Laienassistenz, die Normalisierung der Laien-
‚arbeit und die vollständige und bündige Formulierung weitaus-
blickender Behandlungspläne reduziert die administrative Arbeit
> des therapeutischen Röntgenarztes weitgehend und. erübrigt ihm
‚ Zeit für die individuellen ärztlichen Aufgaben seines Faches. . .
l
Aus dem Hygienischen Institut der Universität Bonn
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof: R. O. Neumann),
Über die Lebensmittelversorgung im Kriege’).
| | Von m Er
Dr. F. W. Bach, Assistenten am Hygienische
Die Ernährung im Kriege hat bekanntlich durch die soge-
Nannte Rationierung der Lebensmittel ihr besonderes Gepräge er-
‚halten. Der freie Handel der Friedenszeit mußte, wie auf so
‚vielen anderen Gebieten, so auch auf dem des Ernährungswesens
u ein behördlich regulierten Wirtschaft weichen.
aer die gesamte Kriegsernährungswirtschaft als den ersten groß-
zügig angelegten Versuch ansehen, das Problem einer allgemeinen
| olksernährung zu lösen. Allerdings als einen Versuch mit un-
Zureichenden Mitteln. Denn jetzt, am Ende dieses Krieges, sind
r rhi E eine lange Zeit zu überblicken, und wir fangen-
erkönnen chlusse eines großen Experiments,, die-Ergebnisse au
vielen a Kriegsernährungswirtschaft, ist während des Krieges
x ngrilfen ausgesetzt gewesen. Der schlimmste Vorwurf,
m Ta ihr nicht ersparen kann, ist der, daß es. ibr nicht ge-
n ùn = ist, alle Erzeugnisse richtig zu erfassen. ‘Andererseits aber
bleibe an Sich trotz aller Schwächen jener Organisation - bewußt
„eben, daß es die Beschränkungen der Kriegszeit waren, letzten
n Institut.
- ndes die feindliche Hungerblockade, die im Laufe der Zeit zu |
i ein o - N: . EZ 5
Wenn o "zulänglichwerden der Rationen führen mußten, selbst
dem Vo Er „gemessenen Nahrungsmittelmengen in idealster Weise
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Zeit Untersuchungen. über die Rationierung in Bonn-in-der
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr.17.
Texte um die nötigen Befunde. Die Applikation, die Durchführung
der Einzelbestrahlungen besorgt die Schwester. auf Grund, des:
Unterrichts, der in der Hauptsache im Zusehen und Selbstmachen .
unter Aufsicht der früher ausgebildeten Schwestern besteht: Zur-
in den Händen der Schwestern
l zustellen.
In-
-nisse meiner
Wir können da-
.rechnungen usw. muß ich auf meine, dieser Verö
-lichen zugrunde liegende, ausführliche, durch T
Darstellungen. erläuterte Arbeit. verweisen:
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Eo oat = Are n .
. , i Mar
Be l 7
409
4 Im}
i l Die Folgen der Ernährung im Kriege; die eine erschreckende
Wirkung in der Zunahme der allgemeinen Sterblichkeit und der
Tuberkuloseerkrankungs- und -todeszahlen innerhalb der Zivil-
bevölkerung erhalten, werden uns verständlich, wenn wir wissen,
‚welchen Wert die Ernährung im Kriege besaß und wie sie sich
zur Ernährung im Frieden. verhalten hat. Da das Bild der Er-
nährung im Kriege durch die Rationierung beherrscht wurde, so
ist es daher vor allem wichtig, den Wert der Rationierung fest-
. feh habe daher, um ein. Bild von den Leistungen der Ra-
tionierung zu erhalten, die Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn
längere Zeit verfolgt und ihren Wert zu berechnen versucht. ‘Mit
diesen Untersuchungen. begann ich. am 1. Juli 1916 — zu diesem
Zeitpunkte wurde in Bonn die Lebensmittelabgabe durch das Karten-
system in vollem Umfange eingeführt — und habe sie mit dem
`. . Als Unterlagen für die Zusammenstellungen der Rationen dienten
die im General-Anzeiger für Bonn veröffentlichten .Amtlichen Nach-
.riehten des Städtischen Lebensmittelamtes und, soweit diese nicht aus-
reichten, sorgfältigste, persönliche Notizen nach Angaben sachver-
ständiger Personen. Die .verausgabten Nahrungsmittelmengen sind
wochenweise zusammengestellt: und berechnet, je 26 Wochen eines
halben Jahres habe ich der Übersichtlichkeit halber vereinigt uad bier-
für Durchschnittszahlen, berechnet. ‘Die Halbjahre sind bezeichnet als:
1. Juli : 4916 bis. 81. Dezember 1916 -
‚1. Januar 1917 „ 80. Juni. 1917
Halbjahr A vom
| B. .
29. Dezember 1917
» O 5 1.Juli 1917,
>» ` D „80. De. 1917 „ 29 Juni 198,
à » E „80 Juni 1918 „ 28. Dezember 1918
Da die Lebensmittelversorgung versċhiedene Kategorien von
Versorgungsberechtigten unterscheidet, den Einfach-Versorgten und
jene Personen, wie- Schwer-, Schwerstarbeiter usw., die Zulagen
zur Ration der Einfach-Versorgten erhalten, so habe ich, da die
| Rationen des Einfach-Versorgten. die untere feste Grenze des Ver-
teilten bilden, die Berechnungen nur für.die Käte-
gorie des Einfach-Veersorgt’en durchgeführt.. Denn die
Rationen des Einfach-Versorgten sind als Grundlage der Ernährungs-
verhältnisse im Kriege von besonderer Wichtigkeit. ——
Um den. physiologischen Wert der Rationierung festzustellen,
habe ich für sämtliche Wochen von den verausgabten Nahrungs-
mitteln Nährstoff- und Caloriengehalt berechnet. Die angegebenen
Zahlen sind Bruttowerte‘). |
' Diese statistischen Ermittlungen haben somit einen doppelten
Wert.‘ Einmal ermöglichen -sie einen Vergleich mit dem
vor dem Kriege berechneten Konsum an Nahrungs-
mitteln,. zum anderen den Vergleich mit den von. physiologisch-
hygienischer Seite gestellten Forderungen an eine zweck-
mäßige Ernährung. Auf diese Weise dürfte ein Urteil-
über die Leistungen der staatlichen Organisation. und . die physio-
logische Wertigkeit des. Gebotenen zu erhalten sein. Die Ergeb-
| Untersuchungen sollen im folgenden kurz zusammen-
gestellt sein. nn A
4. Die rationierten
nach dem Gewicht. po | ee | |
Die Rationierung lieferte in. Bonn auf Lebensmittel- und
Warenkarten folgende Mengen (g) für die einfach-versorgte Person:
Lebensmittel, berechnet
Halbjahre
A | u En D | E
on 3 Tabellel. 000000.
u g g E N |: S og
„Fleisch. ©... ..] 3388, | ss | sso |. a00 |: o2
Wurst è. aeoaea 4508. 2070 1340 720 685
Speck af 4&2 - 1400 200 100 —
Sa. d. Fleischwaren | 8271 8658 | _ 6080. 4730 . 8210
durchschn. i. d. Woche 819,06 332,97 . 231,98 181,92 ‚198,47
Fischwaren. .-......| 43% | > 186 | - I |: = 2084
Bier , . e e e e .| 1 Stück |11 Stück |: 8 Stück | 7 Stück | 8 Stück
e fe a o er
1) Wegen aller Einzelheiten der. Zusammenstellungen und Be-
ffentlichung im wesent-
abellen und graphische
Untersuchungen :über: die
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Sm a: x Ly pes 2.
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‘ Kleinkinderü in Betracht kommen.
Tabelle i. (Fortsetzurg.)
Halbjahre
A | B | c D | E
g g g g g
Butter . . 2:22... 860 630 680 7 950
Schmalz, Fett 305 30 . 150 100 80
Margarine. . . .. . 585 785 505 710 300
BEE = 105 120 70 —.
|
Sa, d. Fettwaren 1700 1500 1455 1640 1330
durehschn. i. d. Woche 65,64 57,69 65,96 63,10 51,16
Brot. .... i | 50 880 | 46 500 | 47 500 | 47 750 | 49 625
durehsehn. À. d. Woche| 1957 | 178846 | 1826,92 | 1836,54 | 1908,65
Mahlprodukte . . . | 925 | 8050 | 5500 | 6mo | 550
durchschn. i. d. Woche | 37020 | 309,0 | 211,53 | 28654 | 218,46
Reis, Sago . .... | — | 1% | 250 — | —
Leguminosen . . . | 750 | 750 | 100 | — | 350
Zucker u, Runsthonig . | 4500 4150 | 4900—7400 | 5300 | 7650
durchsehn. i. d. Woche | 173,08 | 160 |188,5—2846| 203,85 | 294,28
Marmelade .. ... | 750 | 2376 | 3500—6000 | 5875 | 2625
Kartoffeln. . . . . | 95 500 | 52 500 | 85 250 | 111500 | 98500
durchsehn. i. d. Woche |’ 3673,08 | 2019,28 | 3278,45 | 4288,46 | 3738,48
. Abgesehen zunächst von der Höhe der Belieferung, zeigt
die Versorgung in der ganzen Zeit eine gewisse Gleichmäßig-
keit nur für Brot, die ganze Gruppe Fette und Eier, steigende
unterworfen.
Die gleichbleibende Versorgung mit Brot und Fetten: ist im
Interesse der allgemeinen Ernährungsfürsorge günstig gewesen,
daß dagegen die Lieferung von Kartoffeln — nächst dem Brote
das allgemein-wichtigste Volksnahrungsmittel — schwankte, war
bekanntlich eine recht bedenkliche Erscheinung der Ernährung in
der Kriegszeit. Noch mehr erinnert aber die sinkende Fleisch-
versorgung an die Notlage. Speck ist schließlich ganz verschwunden,
die. Wurstbelieferung ist fast auf ein Siebentel, Fleisch selbst
auf die Hälfte einer früheren Periode herabgegangen. Auch die
können
sonders Fische und Fischwaren hätten das fehlende Fleisch er-
setzen können, die eigentliche Rationierung hat sie aber ganz ver-
nachlässigt, sodaß auf Karten in 114 Wochen nur 1t/, Hering und
ein Rollmops pro Person abgegeben wurden. Ebenso war die Be-
lieferung mit Käse gänzlich ungenügend. Ein sehr wichtiger
Punkt in der Versorgung des Einfach-Versorgten ist das Fehlen
der Milch. Auch Jugendliche im Alter von 7 bis 14 Jahren
waren für dieses wichtige Nahrungsmittel nur vorzugsberechtigt,
das heißt sie konnten erst nach Versorgung von Kranken, Müttern,
Da aber die Milchversorgung
mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, so war bereits
für diese Personen die Milchbelieferung gänzlich unbedeutend, für
Erwachsene daher gleich Null.
‘In dem Verschwinden der Animalien aus der Rationierung
und damit auch aus der gesamten Ernährung gibt sich eine
charakteristische Erscheinung der gesamten „Kriegsernährung“
kund, zumal auch die animalischen Fette der Menge nach recht
niedrig geliefert worden sind. "Der relative Reichtum an Vege-
tabilien hat eine völlige Umstellung der Ernährung zur Folge
gehabt. Am deutlichsten werden wir dies aus den folgenden
Zablen erkennen.
Lebensmittelrationierung im Kriege und ihre physiologisch-hygienische
Bedeutung (erschienen als Veröffentlichung des Deutschen Wirtschafts-
Museums, Verlag Georg D. W. Callwey, München). u
Die Berechnungen stützen sich zumeist auf die von J. König,
Chemie der menschlichen Nabrungs- uud Genußmittel, Bd. 2 angegebenen
Analysen. Für die Calorienbereehnung sind die R u b ner schen Fak-
toren für Eiweiß, Fett und Kohlehydrate benutzt. — Für die Nähr-
stoffberechnung sind Abzüge für Abfälle für Fleisch (20%), Kar-
toffeln (25%), Rüben (16%), Fisch (87%) berücksichtigt.
10 | - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17.
He mem — — — — — — — ——————
27. April.
2. Der Nährwert der rationderten Lebens-
mittel.
Der durchschnittliche Nährwert der Rationen in den einzelnen
Halbjahren pro Kopf und Tag war folgender:
Tabelle II.
|
Halbjahre - Maxi- | Mini-
. A | B | C | D | E | mum | mum
I |
Eiweiß 42,59 | 39,62 | 36,67 89,85 | 3441 | 4259 | 34.41
Fett .. ..| 9,2 19,44 12,85 13.06 | 1049 | 20.42 | 1049
Kohlehydrate. | 298,25 | 267,61 29025 | 326 SET 302 | AVB
Calorien. . . | 1587,43 | 1440,63 | 1460,00 | 1619812 1463.19 | 1619,81 | 1440,48
Nach diesen Zahlen sinkt die Fettkopfquote am stärksten,
sie ist im letzten Halbjahr um fast 50°/, geringer als im ersten,
die Eiweißquote hat sich um zirka 20°’, verringert, die Menge
der Kohlehydrate ist am Anfang und Ende der Untersuchungszeit
gleich hoch geblieben, sie zeigt sogar nach anfänglicher Abnahme
ein gewisses Steigen der Werte. Hierauf ist auch zurückzuführen,
daß der Caloriengehalt der rationierten Nahrung verhältnismäßig
gleichgeblieben ist. Tritt auch in diesen Zahlen der relative
Reichtum an Kohlebydraten gegenüber Eiweiß und Fett zutage,
der sich auf das Verschwinden der Animalien, der wichtigsten
natürlichen Eiweiß- und Fettträger zurückführen läßt, so wird dies
am deutlichsten in den Berechnungen des Verhältnisses von ani-
malischem zu vegetabilischem Eiweiß.
Tabelle Il.
Das Gesamteiweiß enthielt
Halbjahr animalisches vegetabilisches
Eiweiß Eiweiß
°/o Jo
A 21,1 18,9
B 192 80,8
C 14,3 85,7
D 10,9 89,1
E 10,4 89,6
Ob der hohe Gehalt an Kohlehydraten und damit an Vege-
tabilien im Interesse einer allgemeinen Volksernährung zweck-
mäßig zu nennen ist, dürfte zweifelhaft sein. Wenn auch Kohle-
hydrate das Fett in physiologischer Beziehung vertreten können,
so wird doch der hohe Gehalt an Vegetabilien auf die Ausnutzung.
derselben wie der sonst noch zugeführten Nahrungsmittel nieht
günstig wirken, besonders wenn, wie in der Kriegszeit, der Haupt-
kohlehydratträger, das Brot, einen hohen Kleiegehalt aufweist.
Die stets voluminöse vegetabilische Kost wird auch in diätetischer
Hinsicht Bedenken erwecken, zumal die Ernährungsweisen dieselben
wie im Frieden geblieben sind und Vorschläge, wie sie Zuntz’)
gemacht hat, alle drei Stunden eine Mahlzeit aufnehmen zu lassen,
um dadurch jene Übelstände zu vermeiden, am konservativen Sinn
der Bevölkerung in solchen Angelegenheiten und an der Praxis
des täglichen Lebens - scheitern werden. Die Eiweißarmut der
Nahrung gewinnt besondere Bedeutung für die Ernährung der
heranwachsenden Jugend, da das Eiweiß in der Jugendzeit einen
besonderen Zweck als Baustoffmaterial zu spielen hat. Eine n
schränkung dieser Möglichkeit muß unbedingt weittragend®
Folgen haben.
Nun bedeutet ja die Rationierung noch nicht eine fest-
stehende Ernährungsform, etwa die Kriegsernährung. Diese 30-
genannte „Kriegsernährung“ ist ein recht dehnbarer Begriff. D!e
Rationierung kann eine Kriegsernährung darstellen, diese rn
aber auch noch nicht einmal deren Werte erreichen, anderersel S
wird sie im ‘allgemeinen wohl höher zu bewerten sein, da 8u¢
der freie Handel noch Nahrungsmittel, wenn auch nur 1M0 ê-
schränktem Umfange zu erwerben erlaubte. „Dank“ dem blühenden
Schleichhandel endlich wird sich für manche Personen die „Kriegs-
ernährung“ nicht wesentlich von der des Friedens unterscheiden.
Die Höhe der tatsächlichen Ernährung wird einerseits von deM
mehr oder weniger entwickelten sozialen Sinne, andererseits von
den pekuniären Verhältnissen der betreffenden Personen abhängen.
Denn auch die wenigen, noch im Handel auf legalem Wege A
hältlichen Nahrungsmittel weisen Preise auf, die für einen große
_ Teil der Bevölkerung zu hoch sind, selbst wenn es sich um öffent-
lich bewirtschaftete Gebiete wie z. B. Fische und F ischwarel
handelt. Dasselbe gilt für die Obst- und Gemüseversorgung; yon
1) Zuntz, D. m. W. 1917, Nr. 45.
97. April. : 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. ssil
sie auch durch Höchstpreise in bestimmten Grenzen gehalten
werden sollte. Mit diesen beiden Gebieten sind die Möglich-
keiten, die rationierte Nahrung zu ergänzen, im großen und ganzen
über dem physiologisch notwendigen Maße liegt.
Zahlen: der ‚Rationierung, würden vom physiologisch-hygienischen
erschöpft, sie werden demnach nicht sehr hoch einzuschätzen sein.
Einen Anhalt für die Beurteilung gewähren die ausgedehnten Ver- |
suche R. O. Neumanns!) in Bonn, in denen die Höhe der | Standpunkte nicht schwerwiegend sein, wenn jener Gewohnheits-
| bedarf auf das physiologische Maß zurückgeführt wäre. Aber es
„Kriegsernährung“, das heißt der nur durch die dem freien Handel
entstammenden Lebensmittel ergänzten 'Rationen bestimmt worden | wird schon aus. den obigen Verhältniszahlen wahrscheinlich, daß
ist. Es handelte sich um die Zeit von November 1916 bis Mai | die Rationierung nicht. den physiologischen Bedarf decken kann.
1917. Die Ergänzung betrug im Durchschnitt des Tages nur | Bestätigt wird diese Annahme, wenn wir die aus den rationierten
5,6 g Eiweiß, 0,55 g Fett, 8,5 g Kohlehydrate = 63,5 Calorien | Nahrungsmitteln berechneten Nährstoff- und. Calorienwerte den
(brutto), sodaß sich jene „Kriegsernährung“ auf täglich 45 g Ei- | Größen. gegenüberstellen, die für eine zweckmäßige Ernährung
. weiß, 18,85 g Fett, 286,8 g Kohlehydrate = 1545 Calorien (brutto) | angegeben werden. | Ter. me Zen
_ belief. — Der Wert der durch den Schleichhandel ergänzten ratio- | > , ; | UL i
nierten Nahrung aber läßt sich gar nicht fassen. Bezeichnend ist, a vre F des . u a T a en, A. ;
=` > daß in einer Bürgerratssitzung hier in Bonn im November 1918- ui > zo] e Ar oo ad ay a Zu
erklärt wurde, daß 50°/, „der Lebensmittelversorgung durch den „DaUyE 9 08 are IE RES , u
Schleichhandel erfolge! i a : u 2 nn en nur die ie m Fee
ee ja Bu | versorgten Person betreffen, so ist es notwendig, die. Arbeits-
versch Tang, Sich aut ungesealichem Wege Lebensmittel zu | Lstungen der Personenangehörigen dieser Kategorie in “PHYS.
Rationierung berechneten Zahlen. vergleichen mit dem aus der | [@ischer Beziehung festzulegen. ` Von vornherein scheiden. alle
Friedenszeit in den. letzten Jahren, vor dem Kriege ermittelten | £ era a PEE en E wie Schwer-, Schwerst-
Konsum an Nahrungsmitteln und mit den von physiologisch- | |; % er agen erhalten. 2 ge aah somit Kinder, Jugend-
. hygienischer Seite aufgestellten Forderungen an eine zweckmäßige i fs alte Personen und von den Erwachsenen diejenigen. zum
Ernährung. E ) | | infach-Versorgten, die im ‚sozialen Sinne nicht als Arbeiter
| | | gelten. Die Arbeitsleistungen dieser Personen, die in die be-
3. Vergleich der von der Rationierung ge- kannten Rubnerschen Arbeitskategorien I und. II. gehören,
lieferten Nahrungsmittelmengen mit dem Frie- werden einem Bedarf für leichte und mittlere Arbeit. entsprechen.
‘denskonsum. 3 | | Je nach dem Körpergewicht werden die Bedarfsgrößen weiterhin
. Einem Vergleich der Rationierung mit dem Friedenskonsum | "zunehmen sein. Während nun früher ein mittleres Körper-,
‚habe ich die von Eltzbacher und Mitarbeitern) an- | 8ewicht von 70 kg für den männlichen Erwachsenen im Durch-
‚gegebenen Zahlen. für 1912/18 zugrunde gelegt. Diese habe | Schritt angenommen wurde, können wir nach den allseitigen
. ich für die folgenden Zwecke auf Tagesgrößen pro Kopf der | Erfahrúngen über Körpergewichtsabnahme in der Kriegszeit. viel-
Bevölkerung (66,8 Millionen) umgerechnet und ihnen auch Tages- | icht nur noch mit 60 kg, wahrscheinlich nur mit Gewichten
"werte der Rationierung gegenübergestellt®). Die Werte der Ratio- | Zwischen 50 und 60 kg im allgemeinen rechnen., Wenn wir
nlerung stehen zu diesen Zahlen in folgendem Verhältnis: - daher diesen Zahlen besondere Beachtung zubilligen, kommen wir
k T S Fa | Ea der Rationierung bereits wohlwollend entgegen. Bu T
a a Tabelle IV, | i a Reihe bekannter Literaturangaben (V.oit, Rubner,
2 "Lieferung der Rationierung (Jahresdurchschnitt) - r e e Anann, ege König. Gigon
Er dene» und Andere) habe ich,um vorsichtig Mittelwe | ößer
Katie l A i g Mittelwerte zu erhalten, Bedarfsgıößen
Ka era nl Bun e berechnet. Der Bedarf (brutto) würde danach zu veranschlagen sein:
logischen Sinne, in gewisser Weise können wir wohl den tat-
sächlichen Verbrauch als einen Bedarf ansehen, der allerdings
unbeschadet der Gesundheit erniedrigt ‘werden. könnte, wenn er
Die niedrigen
konsum
Se pro Tag
pro Ta Ä
| „nach =; en as | haibjäihrlicher bei leichter Arbeit
| ba Er | und B CundD Phi für eine Person von: | Se | " =
| i ww br : N e Fr 70 kg zu.97 g Eiweiß, 59 g Fett, 382 g’Kohlehydraten, 2535 Calorien
aD Bw a | 10 Z T alien Pe Er = 11,8 E» 1758 „o 86g , 6g © y 1940 ,
h Dr) u u ; = — == 4 — 4,7 ; ` i an ..
MR... 120 Stück 22Stück_ gg |15Stück_ j95 - | 8Sfück_ igg | bei mittlerer Arbeit Se
Schmalz Ä ne | kan, Z Si au a rn BA für eine Person von; -> aA SE
utter . 188 209 = 9’ 36 = 218. 522 == 281 70 kg zu 110 (118) g Eiweiß, 60 (56) g Fett, 482 (500)'g Kohleh., 3000 Calorien
Bis. | de | O= 88 | 18=148 | 60kg „104 g „ 8 g» 400 g p 27T oT
e == ; — = — z= i ; f ; z ”
Zucker achte. Hika 29 | „602 = 142 0,27 = 8 192 = 66 bükg „ 90 E » #8 „ 380 8 m. 2897 „
Karola > > nee AA 2 U 4022 m= 82 , ‚Setzen wir nun diese Bedarfszahlen in. Vergleich mit den
yranzliche Feite = 8 i- Hoba = ae: für die Rationierung berechneten Größen, so wird der Wert der
Milmprodukte es "4254 | 224". = 525 | ar = 471 | 205° — 481 rationierten Nahrung deutlicher erkennbar. Um aber die bei
T por e, — =0 — =0 dieser Methode sich ergebenden mannigfachen Berechnungen
klarer zusammenzufassen, ‚möge es erlaubt. sein; diese. Berech-
nungen nur für die nach Tabelle II angegebenen Maximal- und
Minimalzablen durchzuführen. Dadurch sind die Grenzen fest- .
gelegt, innerhalb deren sich die Versorgung bewegte. Die Ra-
Anhalt, um zu sehen, wo die Schwächen der rationierten Ver- tionierung deckte..also den täglichen Bedarf im ‚Durchschnitt. der
sorene } | I , `
im oe Wir erkennen auch hier, daß die Vegetabilien fünf Halbjahre (in Pro zent): _ | k
wenn wir a Ei den Animalien am besten abschneiden. Selbst a ———— m
ns die Konsumzahlen niedriger denken, bleiben immer | l an ~ bei mittlerer Arbeit
70 kg | 60 kg i kg | TO kg | 60 kg | 50 kg
noch ; Fe
71 große Differenzen bei einzelnen Posten zwischen tatsächlicher
den kon auch die Eltz b acher schen Zahlen wahrscheinlich
späteren rede hoch angeben, ‚was übrigens aus Eltzbachers
s0 haben. „Zstoff- und 'Calorienberechnungen herauszulesen ist,
$ en" wir doch an ‘den oben angeführten Vergleichen einen
Beliefer ¥
jeser Dita se rem Verbrauch. Die Höhe und der Umfang — mame -
Friedensk muß von. weittragender Bedeutung-sein. Der uni 1 438 bi | s pia | 87 bis r S
0 À ’ 2. Eiweiß #9 bis | 473-bis | 55 bis 36,1 :
~ onsu bedeutet nun noch nicht . Bedarf im physio- A E a aig 2 Gj a"
on: DSR- 0,-N GE a | | 1 [2 22 ra los
. U. eu . . ; ; 3 Te m
84.57, Hi P eN; Vrtlįschr. f. gericht]. M, 3. Folge, BEN, 346 bis | 486 bis | 36,7 bis vi ae E O
e B Eltzbacher und Mit ° i P : = f 17,8 -25 29: ` 175 bis ` AA 12 bis =
Mmährung und d = ‚Mitarbeiter, Die deutsche Volks-. Bau (is t. 23,8
Marc.) Siehe ae Fonde Aushungerungsplan. = | Zn er ee a BER ch
argarine ist j vorher erwähnte eingehende Veröffentlichung. — |- | 854 bis: | doo bis I-1ıRo hie. | 677 bis N ee,
im Verhältnis 1:5 auf tierische und pflanzliche Fette LIES or Br - ae aea, | ais 86,8 bis
f l Š (68 5) Aid. -W4
verrechnet 2
gezählt, In iR ans abzüglich 20 % für Wasser, dem Zucker zu-
en -für Mahlprodukte ist der wahrscheinliche Ge- _ Calorien 63,9 bis 72 bis | 8,5 bi )
p7 e -56,8 | e aa u | nn bis: | 03 bis
l i ?
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alt des Broteg an Mehl einbegriffen. _ -
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412 a 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17.
Der Calorienbedarf des Erwachsenen ist somit für
ein Körpergewicht zwischen 50 und 60 kg, wenn wir hierauf be-
sonderes Gewicht legen, ungefähr zu dreiVierteln bei leichter Arbeit,
zu ungefähr drei Fünfteln bei mittlerer Arbeit gedeckt gewesen, für
- ein Körpergewicht zwischen 60 und 70 kg bei leichter Arbeit zu
etwas mehr als drei Fünfteln, bei mittlerer Arbeit zu etwas mehr
als der Hälfte,
Unter den Nährstoffen schneiden die Kohlehydrate
am besten ab, wie nach den früheren Erörterungen zu er-
wärten ist, |
| Der Eiweißbedarf ist nur bei einem minderen Körper-
gewicht und nur bei leichter Arbeit zu ungefähr der Hälfte ge-
deckt. Wenn auch zugegeben werden muß, daß der Eiweißbedarf
unter gewissen Bedingungen niedriger angenommen werden kann
als in der Höhe der alten Voitschen Zahl, so ist doch der Fehl-
betrag sehr bedeutend. Zudem sind die angeführten Zahlen
Bruttowerte. Da nun die reichliche vegetabilische Nahrung eine
schlechte Ausnutzung aller Stoffe zur Folge haben wird, so wird
dem Körper in der rationierten Nahrung recht wenig zugeführt.
Der legitime Handel kann das Defizit nicht decken, da ihm ge-
rade die wichtigsten Eiweißträger fehlen,
Die außerordentliche Armut der rationierten Nahrung an
Fett — es erreicht nur einmal, und zwar bei geringem Körper-
gewicht (50 kg) und leichter Arbeit den Wert von etwas über
50°/, des Bedarfs — ist auch nicht außer acht zu lassen. Wenn
auch neuerdings auffällig häufig darauf hingewiesen wird, daß
Kohlehydrate Fett ersetzen können und auch zur Fettbildung ver-
wendet werden, so kann das vom rein physiologischen Standpunkt
nicht bezweifelt werden, da wir die Tatsache vom Tiere in erster
Linie kennen. In neueren Versuchen ist von R.O.Neumann')
auch für den Menschen bewiesen worden, daß er längere Zeit mit
fast fettfreier Nahrung auskommen kann. Vom hygienischen
Standpunkte, der auch die praktischen Seiten des Lebens berück-
sichtigen muß, besitzt aber das Fett hohe Bedeutung. Der frühere
Fettkonsum ist nicht bloß Luxus gewesen, wie manchem jetzt
glauben gemacht werden könnte. Er ist in der Höhe der Voit-
schen Zahl gar nicht einmal besonders groß zu nennen, Tiger-
stedt will ihn nur als untere Grenze gelten lassen. Läßt sich
auch theoretisch das Fett aus der Ernährung streichen, so ist das
Fett doch indirekt für die Ernährung von Bedeutung. Ganz ab-
gesehen davon, daß es ein sehr rationeller Nährstoff als Energie-
spender ist, so ist es oft geradezu unmöglich, ohne Fett Speisen
herzustellen, zum mindesten sind die Möglichkeiten ganz außer-
ordentlich gering. Fettlos oder fettarm zubereitete Speisen sind
außerdem von sehr geringem Geschmarkswerte und erregen da-
dureh‘ Widerwillen gegen die Nahrungsaufnahme, Momente, die
nicht obne Einfluß auf die Gesamternährung sein werden. Schließ-
lich ist doch auch der Mensch kein Schwein, ‚das, von Natur
anspruchslos, in seinem zwangsmäßigen Leben mit einem
Übermaß von Kohlehydraten gefüttert, die Fähigkeit besitzt, fett
- zu werden.
Der große Fehlbetrag, der sich zwischen. Bedarf und Ge-
botenem auftut, läßt daher den Drang, sich anderweit mit Nahrungs-
mitteln zu versehen, berechtigt erscheinen, da, wie erwähnt, der
sogenannte freie Handel einen Ausgleich nicht herbeiführen kann,
ohne daß es zu Gesundheitsstörungen kommen würde. Man wird
daher jenes Bestreben, solange es sich in angemessenen Grenzen
hält, verständlich und entschuldbar finden, zumal die Erkenntnis
ganz allgemein ist, daß die Organisation des Ernährungswesens
in der Durchführung ihrer Bestimmungen bis jetzt keine feste
Hand zeigte. Daß diese Organisation aber die Ansammlung von
Vorräten solcher Personen, denen. der Geldbeutel alles erlaubte,
und die Hinterziehungen und Unterschlagungen jener ganzen Kreise
in den Städten und vor allem auf dem Lande, die auf die Not
der Volksgenossen spekulierten, nicht zu steuern vermochte, trübt
- leider das Licht aller tatsächlichen Leistungen dieser Organisation,
Jene gewissenlosen Kreise aber mögen sich bewußt werden, daß
sie den Feind in seiner erbärmlichen Hungerblockade wirkungs-
voll unterstützt haben und daß sie ein erkleckliches mit dazu
beigetragen haben, daß die Zustände im deutschen Vaterlande so
trostlos geworden sind.
—
2) a. a. O.
ne nm
_—
27. April,
Die Amenorrhöe — ein Frühsymptom der
Frauentuberkulose.
Von
Oberarzt Dr. Schwermann, ordin. Arzt,
Reservelazarett Alpirsbach.
Unter den. vielen Symptomen, die für die früh- und recht-
zeitige Erkennung der Lungentuberkulose von Bedeutung sind,
verdient in der Symptomatologie der Frauentuberkulose ein Krank-
heitszeichen hervorgehoben zu werden, was noch immer, vor allem
bei den praktischen Ärzten, viel zu wenig oder gar nicht beachtet
wird, weil es an sich absolut nicht auf eine Erkrankung der
Respirationsorgane deutet und die Betreffenden meist veranlaßt,
einen Gynäkologen aufzusuchen, teils aus Furcht vor einem Unter-
leibsleiden, teils in der Annahme, gravid zu sein — die Amenor-
rhöe, die sich nicht nur bei fortgeschrittenen Tuberkulosefällen,
sondern gerade sehr oft bei beginnenden Prozessen findet und oft
das einzige Symptom ist, das den Erfahrenen an eine Lungen-
tuberkulose denken läßt.
Diese Fälle geben bei der gynäkologischen Untersuchung
ein völlig negatives Resultat. Beschränkt sich der betreffende Arzt
nur auf die Untersuchung der Genitalorgane, so kann durch das
therapeutische Bestreben die eigentliche Erkrankung mit Wieder-
eintreten der Menses verschlimmert werden, da damit eine Schutz-
maßnahme, die sich der Organismus im Kampfe gegen die Tuber-
kulose selbst geschaffen hat, illusorisch gemacht wird. |
Nach den gemachten Erfahrungen erblicken wir Tuberkulose-
ärzte gerade in der Amenorrhöe eine Art Selbsthilfe des Organis-
mus, indem der Körper mit Aufhören der Menses eine Funktion
ausschaltet, durch die die Abwehrmittel gegen die Krankheit regel-
mäßig periodisch immer wieder geschwächt werden. Dieses
periodisch wiederkehrende und durch die Menstruation bedingte
Sinken des phagocytären Index, wie es durch die Untersuchungen
von Morland und Urwick festgestellt wurde, bedingt aber
eine sich ständig wiederholende Neigung zur Verschlechterung der
Erkrankung. Würde also das Symptom „die Amenorrhöe bei be-
ginnender Tuberkulose“ durch irgendwelche therapeutischen Maß-
nahmen beseitigt, so würde nicht nur die bestehende Grundkrank-
heit, die Tuberkulose, durch diese „Therapie“ ungünstig beein-
flußt, sondern es würde auch der Selbstschutz des Organismus IM
Kampie gegen die Tuberkulose umgeworfen.
Diese kurzen Andeutungen über die pathologisch- physio-
logischen Verhältnisse der Menstruation in der Pathologie der
Frauentuberkulose ohne näheres Eingehen darauf, wodurch diese
Amenorrhöe zustande kommt — Lipoidämie (Lindemann) —,
zeigen uns aber umgekehrt, daß gerade das Symptom des plötz-
lichen Sistierens der Menses unsere Aufmerksamkeit nicht DU
auf die Organe lenken darf, auf die es direkt hinweist; wir müssen
daher bei Frauen, die zu uns kommen mit der Angabe, daß ihre _
Periode plötzlich nicht mehr eingetreten sei, selbstverständlich nach
genauer gynäkologischer Untersuchung auch die Respirationsorgane
genau untersuchen. Gerade der praktische Arzt, der eben au
dem Gebiete der frühzeitigen Erkennung der Lungentuberkulose
soviel leisten kann und für den diese Zeilen besonders geschrieben
sind, muß daher bei dem Symptom „Amenorrhöe“ unter Ausschaltung
anderer, ein Zessieren der Menses bedingenden Krankheiten stets
auf eine beginnende Tuberkulose fahnden,. darf sich nicht bei
fehlendem gynäkologischen Befund mit der Diagnose „Anämie oder
Chlorose“ begnügen, denn „Chlorose ist sehr oft Tuberkulose .
Natürlich wird der praktische Arzt und vor allem der Landarz
Mühe haben, seinen Kranken beizubringen, daß gerade bei ihrer
Erkrankung das Aufhören der Periode ein nicht unwesentliche8
| Moment ist, das die Heilungsaussicht unterstützt und die Erkran-
kung um eine nicht zu unterschätzende Komplikation ärmer macht.
Er darf sich nicht durch die Vorhaltungen abschrecken jasan,
daß, wenn die Periode nicht wieder eintritt, „das schlechte Blu
sich in den Körper zurückschlage“ oder „sich aufs Herz lege
Sorgfältige und eingehende Aufklärung kann auch hier wie über
in der Pathologie der Tuberkulose viel wirken und kann vor
allem auch die Patientinnen davor bewahren, sich an einen sr
pfuscher zu wenden, der dann mit heißen Scheidenspülungen, Fub-
bädern, Tee usw. die Frau von ihrem „Leiden“ befreit, um 41
eigentliche Krankheit zu verschlimmern.
‚ Bei jedem Fall von Amenorrhöe, bei dem sich ätiologisoh
keine sonstige Ursache nachweisen läßt, ist es daher unbeding
RN A Na m iR Y a
or Bene meet aA
ee re ee ern 3, Da EE E E i an 5 = Ai: 1 E
AR: ta f 7 A i 5 re e age SE m: N ; z Be en
. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. en E E EE
= = == ER TREE = = ; — = > Se an
md Pflicht, genau auf beginnende. Tuberkulose zu untersuchen, "da | 18. Oktober. Temperatur steigt:an: spinal-meningitische Symptome U
mie die Amenorrhöe bei Frauen sehr oft das einzige 'Symptom einer |- verstärkt. Kreuzschmerzen nicht mehr so heftig. Kein Kopfschmerz; el a
l bestehenden Lungenerkrankung ist. | ' | Sensorium vollkommen frei. Kein Herpes. (Verdacht auf Strepto- be- Sau.
a ziehungsweise Staphylokokkeninfektion der Meningen infolge Punktion. HATOR i
A EEE aa ti 15. Oktober.. Temperatur dauernd . zwischen 89 und -40° bei I SEE
Aus der Beobachtungsstation für innere Krankheiten im Reserve- | relativer Bradykardie. Sensorium merkwürdig. frei im ‘Verhältnis zu e
lazarett I, Stuttgart (Vorstand: Oberstabsarzt Prof. Dr. Schlayer) | den: Allgemeinerscheinungen. Nackensteife ausgeprägt. Patellar- und ahany -
und aus der bakteriologischeu Abteilung der hygienisch-chemischen | Achillesrefleze aufgehoben. Hauttiyperästhesie am Abdomen. Abends AORAR
XII. A.-K. in Stutteart (Vorstand: Stabsarzt leichter Schüttelfrost, kurzes Erbrechen, kein. Milztumor. Abends PIERRE
Untersuchungsstelle XII. A.-K. in Stuttgart (Vorstand:, ’ADSAIZO | zweite Lumbalpunktion: Liquor stark eitrig, Druck. nicht erhöht. - TERN
Dr. Binder). .. | Bakteriologisch: massenhaft gramnegative extracelluläre Diplokokken. HN
ò . | | N er . 17. Oktober. Die nach Punktion abgefallene Temperatur steigt . Bot
Über einen Diplokokkus aus der Katarrhalis-Gruppe |: wieder an. Starkes Nasenbluten, ausgesprochener Schütteltrost, petotna ea ain
i efi nO „te l | iroriti | am’ rechten OberSchenkel. .Areflexie, Anästhesie. Kein Milztumor. ee
Ä als Erreg L.Biner Sp Ing cerebralen Meningitis. Zeitweise spontaner Harnabgang. Psychisch weniger. lebhaft als sonst, akri 3
i ©- Von ` ze ~ a| gegen Abend etwas benommen. ` es, Su a i porii J
Feldhilfsarzt J. Mayer a | Í ERTS 2
| © wmd, © | z Ee A
Priv.-Doz. Dr. H. Prell, zurzeit Feldunterarzt. A ; AA E,
I. Klinischer Teil. (Von J. Mayer.) | =E PE
v. Lingelsheim hat ums Jahr 1906 eine Anzahl j ag
gramnegativer meningokokkenähnlicher Diplokokken aus der Rachen- Be: ne n> ; MELSE o
schleimhaut differenziert, die längere Zeit für harmlose Rachen- ` 18. Oktober: Sensorium stark getrübt, erhebliche motorische Un-' N I RERTEI
saprophyten galten. O ruhe. Nasenbluten hält an. Läßt Urin unter sich. | u Ga
Zum erstenmal hat dann Kämmerer 1913/14 autoptisch ‚Abends dritte Lumbalpunktion, trotz Scopolamin wegen starker ei rl ne
den Nachweis allgemeiner : Pathogenität dieser Kokkenarten er- | motorischer Unruhe au a ausführbar. Liquor weniger getrübt, 11
bracht. Von Stephan wurde kurze Zeit hernach ein Krankheits- P en T r TA Die MAE: J E:
. Samd geschildert, das unter dem Bilde RRS akuten fieberhaften kokken. Auf. Verabreichung von sechsmal 0,15 Optochinum basicum bei A me ee
Erkrankung mit ausgesprochenen meningitischen Erscheinungen Milchdiät keine Reaktion. Pa. J a an PRI n
verlief, wobei ebenfalls gramnegative Diplokokken als Krankheits- 19. Oktober. Sensorium vollständig getrübt, phäntasiert, immer fa PEY o
erreger im Liquor cerebrospinalis festgestellt wurden. Von dieser | noch sehr unruhig. Mittags leichter Schüttelfrost. Kein sicherer Milz- Bet:
Zeit ab wurde hin und wieder diese Gruppe der gramnegativen | tumor.. Auf dreimal 0,5 Urotropin keine Reaktion, trotzdem weitere Ver- A ii S
DERRIEN
Diplokokken als Erreger teils influenzaähnlicher Allgemeininfektion | abreichung. | Sn a “i
Befund wenig verändert. Weniger unruhig. Ein-
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un. Da die angestellte Wassermann-Reaktion im Blute negativ ausfiel,
wurde zur Sicherung der Diagnose die Lumbalpunktion vorgenommen.
das 11. Oktober. Lumbalpunktion ist unter Lokalanästhesie und Jod-
esinfektion der Haut ohne jede Schwierigkeit in. einer Minute beendigt.
‚Quordruck nicht erhöht, Flüssigkeit klar; es werden zirka 10 cem ab-
| ge assen. Im Liquor: Wassermann bei 0,8 +-+-F-F, bei 0,2 +, bei 0,1 +
| Yphocytose 45 nach Fuchs-Rosenthal. Nopne-Apelt: schwach +.
nr teriologisch: steril. Durch diesen serologischen und cytologischen
| Tale efund wurde demnach .die klinische Diagnose einer beginnenden
‚“abes bestätigt. Am Tage der Punktion keinerlei. Beschwerden.
hefti 12. Oktober, Morgens zwischen 2 und 4 Uhr stellen sich sehr
Teme. Rückenschmerzen ein, die entlang den Oberschenkeln ausstrahlen,
in peratur (s. Kurve) morgens leicht erhöht. Klinisch: Reflexe - wie
den. Ob Kernig +, Nackensteife kaum vorbanden. Hyperästhesie an
‚. „erschenkeln und besonders der Lendengegend. (Verdacht auf
- lokale Meningitische Reizerscheinung nach Punktion.) - . 4
des Diplococcus catarrhalis, aufgetreten nach Lumbalpunktion,
Die Meningitis zeigte in den ersten vier. bis fünf Tagen
einen ausgesprochenen spinalen Charakter, bei dem es am Tage
nach der zweiten. Punktion sein-Bewenden zu haben schien (siehe
Kurve). Am anderen Tage jedoch setzten die Krankheitserschei-
nungen mit erneuter Heftigkeit wieder ein unter ausgesprochen
cerebralen und allgemein septischen Symptomen (Schüttelfrost,
Nasenbluten, Hautblutung). Nach weiteren zehn Tagen ging der
Fall in langsam hinziehende Abheilung über, jedoch unter Hinter-
lassung sehr schwerer Nacherscheinungen, die lebhaft an die-
jenigen nach Meningokokkenmeningitis erinnern.
< Von klinischer Seite wäre noch die Frage zu erörtern, auf
welchem Wege die Diplokokken zu. den Meningen gelangten.
gefunden mit Metastasen in Meningen, Haut und Nieren, teils als 22. Oktober. I
Mischinfektion mit Meningokokken, bei epidemischer Meningitis. -| setzende Urinverhaltung. | o Fir
| Einen Beitrag zum Kapitel der Pathogenität dieser gram- „Ab 28. Oktober. Täglich sechsmal 0,5 Urotropin. REES I ER
negativen Diplokokken aus der Gruppe des Micrococcus catarrhalis 24. Oktober. Temperatur sinkt. Sensorium etwas freier. Kernig. |
dürfte folgender etwas atypische, trotzdem aber wohl nicht weniger | und Nackensteife geht wenig zurück. Urinverhaltung hält an. 3 Ar i Y
‚Interessante Fall liefern, : | u I ee Leichte Ptosis linke L ee ee ie p “
, . Oktober. Leichte Ptosis links. Leichter eitriver Ausfluß aus . SERAN ee
cp Krankengeschichte: Sergt. M., 89 J. alt, verheiratet, | ger Harnröhre. Im Eiterabstrich' keine Diplokokken nachweicbar | AUE B: o ia a
kinderlos. Aktiv gedient, o. B. Früher nie ernstlich krank. Im Feld y : ; taha . EIN Toe Wise
ud, O. ; 26. Oktober. Temperatur wieder angestiegen. Deutliche Ptosis NE.
| Mer September 1914 bis Mai 1918. Mai 1918. erkrankt an Beschwerden links mit Internusparese. Abends vierte Lumbalpunktion. Liquor klar EV br Si
gan Praci Wasserlassen, seitdem wegen cystitischer -postgonorrhoischer wenig hämorrhagisch, Druck erniedrigt. Bakteriologisch: Liquor steril. ERMA =
V Erscheinungen in Behandlung. | Agglutination mit Eigenstamm positiv | u:
Ti o Auf die Beobachtungsstation eingewiesen wegen Herzbeschwerden. A OD Leuk i ich A 1540 | > zu ai.
Bo: Nachträgliche Angabe: gleichzeitig wie er mit 20 Jahren wegen Diff > oo Pol K en W L en Oh. Thira 2.0 A >.
T ‚ Gonorrhöe von einem Kurpfuscher behandelt worden sei, habe er auch | Ieorenziers: +o ynuc eare 76 %, Lymphocyten 17%, Übergangs- ni iE o
j~ ein kleines Geschwür auf der Eichel gehabt, das er aber nicht weiter |, formen 6%, Eosinophile und Mastzellen je 1%. ` ee 1. E
j beachtet habe. en . 28. Oktober. Temperatur normal, Tachykardie anhaltend, ohne . ln. Il,
s 1908 seien verschieden weite Pupillen festgestellt worden, Seit | Kardiale Symptome (Vasomotorenwirkung). `- nA 1.1. o o
g 1914 häufiger Harn drang, kein Harnträufeln. Seit 1915 nachts etwas Agglutination des Blutes stark positiv gegen Eigenstamm. EN gerne
ji unsicher beim Gehen, deshalb einige Male krank gemeldet. Nach jeder | `, .Blutplatten am Bett angelegt, bleiben steril. Im Rachenabstrich CEA - ;
pi Typhusschutzimpfung einige Tage hohes Fieber, bis 41°. < `> | Keine gramnegativen Diplokokken. - Ä | i a | ae
y a Befund vom 8. Oktober 1918: Leichte Conjunctivitis. Innere 2. November.. Temperatur dauernd normal. Reflexe wie beim I
; Organe intakt. Reflexe: Schleimhaut-Öberflächenreflexe o. B., Patellar- | Aufnabmebefund. Sensibilität intakt. Noch leichte Ptose links ohne - le |
s reflexe lebhaft. ma | Internusparese. Psychisch: wieder normal orientiert, schläft viel, etwas 2.) E
, Rechter Achillesreflex eben auslösbar, linker.feblt, Kein Babinski, | apathisch. Immer noch Urinverhaltung mit Katheterismus. Ä a hi a
kein Oppenheim, kein Remak. Romberg negativ. Keine ataktische „nm. Anschluß daran entwickelte sich eine ziemlich. schwere u I C
| Störung. Oberflächen- und Tiefensensibilität intakt, ebenso calorische. | Pyelitis, bakteriologisch mehrfach als Colipyelitis festgestellt. Auch Aa
., Pupillen: sehr eng, gleichweit, beide etwas verzogen; auf Licht | jetzt noch, Januar 1919, besteht ‚Incontinenz für Stuhl und Urin.
keine Reaktion, auf Konvergenz gering. Augenbintergrund ohne Besonderheit, ebenso Augenmuskeln. Dagegen
Augenhintererund : normal. ' schloß sich an die Entfieberung ein noch jetzt andauernder, katatonie-
E Psychisch und intellektuell : o. B. ähnlicher Zustand an, der sich anscheinend erst in den letzten Wochen
! d Es mußte also nach vorliegendem klinischen Befund sowie nach | zu. bessern anfängt. BR | BT a u:
' _ der Anamnese eine in Entwicklung begriffene Tabes angenommen werden. Im vorliegenden Falle handelte es sich also. um eine eitrige
| Meningitis, hervorgerufen durch ein Bakterium aus der Gruppe,
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` 414 {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17.
27. April.
Es kommen zwei Möglichkeiten in Betracht: 1. Der Blut- | genauere Angaben über. die hierbei gefundenen Kokken, die nur
beziehungsweise Lymphweg. |
Man könnte annehmen, daß infolge Drucksenkung im Rücken-
markskanal eventuell ursprünglich im Nasenrachenraum wuchernde,
der bakteriologischen Untersuchung nicht zugängliche Diplokokken
(siehe auch Conjunctivitis), sei es auf dem Blutwege, sei es direkt
auf dem Lymphwege in den Liquor eingeschleppt worden wären
und hier am Locus minoris resistentiae einen geeigneten Nähr-
boden gefunden hätten.
Diese Annahme des Infektionsverlaufs ist jedoch wenig wahr-
scheinlich, weniger mit Rücksicht auf den fehlenden Bakterien-
" nachweis im Blute (letzterer fehlte auch, als ausgesprochen sep-
tische Symptome vorlagen), als vor allem mit Rucksicht auf den
eindeutigen spinalen Beginn der Meningitis. Es ist viel-
mehr mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Infektion der Spinal-
meningen bei der Lumbalpunktion anzunehmen. Auf welche
Weise dies im besonderen geschehen ist, läßt sich nachträglich
nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Die Instrumente waren in
der üblichen Weise sterilisiert, lagen allerdings bis zum Gebrauch
noch zirka eine Stunde mit feuchter steriler Kompresse bedeckt,
auf einer Glasschale neben dem Untersuchungszimmer.
Die Punktion selbst verlief unter den vorgeschriebenen
Kautelen. Während der Punktion wurde. nur das zur Hand-
reichung Erforderliche gesprochen. Weder Arzt noch Schwester
hatten katarrhalische Erscheinungen, noch ließen sich in ihrem
Rachenabstrich gramnegative Diplokokken finden. Da also ein
Verstoß bei der Sterilisation (wie auch das Fehlen einer Staphylo-
beziehungsweise Streptokokkerinfektion dartun dürfte) nicht an-
zunehmen ist, und die Punktion lege artis vorgenommen wurde,
ist eine aerogene Diplokokkeninfektion der Punktionsnadel, sei es
nach der Sterilisation, sei es während der Punktion, als wahr-
scheinlich zu bezeichnen.
Besonders bemerkenswert ist die’hohe Pathogenität dieser
Diplokokken. Die Erkrankung unterschied sich, nach dem klini-
schen Bilde bemessen, weder in ihrem Verlaufe noch in den Nach-
wirkungen von einer schweren Meningokokkenmeningitis.
Bezüglich der Therapie hat die Lumbalpunktion ent-
schieden entlastend gewirkt (siehe Kurve); Optochinum basicum blieb
ohne jede Einwirkung, Hingegen sahen wir von dem von
Stephan gegen einen Teil dieser Krankheitserreger als Speci-
ficum angegebenen Urotropin (Abspaltung von Formaldehyd und
Übergang desselben in den Liquor) einen unzweifelhaften Einfluß
auf die schwere Diplokokkenmeningitis und möchten den schließ-
lichen Ausgang des eine Zeitlang fast hoffnungslos erscheinenden
Krankheitsbildes zu einem guten Teil dieser Therapie zuschreiben.
Zusammenfassend wäre also zu sagen: Bei einem Tabiker
trat im Anschluß an eine Lumbalpunktion eine schwere eitrige
Meningitis auf, verursacht durch einen dem Mikrococcus catarrhalis
sehr nahestehenden Diplokokkus. Anfangs war der Prozeß auf die
spinalen Rückenmarkshäute lokalisiert, ging dann auf die cerebralen
über, mit gleichzeitig einsetzenden septischen Erscheinungen, ohne
daß sich der Erreger im Blute nachweisen ließ.
Als wahrscheinlicher Weg der Infektion ist die Verschlep-
pung der Kokken in den Liquor durch die Punktionsnadel anzu-
sehen, wobei die Übertragung der Keime auf die Nadel auf akro-
genem Wege anzunehmen ist. Die Virulenz dieses Diplo-
kokkus ist in unserem Falle den Meningokokken gleichzusetzen.
Therapeutisch war die tägliche Verabreichung von
sechsmal 0,5 g Urotropin von unzweifelhaftem Einfluß auf die Er-
haltung des Lebens.
* *
*
II. Bakteriologischer Teil. (Von Heinrich Prell)
Mit Rücksicht darauf, daß der vorliegende Fall von cerebro-
spinaler Meningitis insofern eine Sonderstellung einnimmt, als bei
ihm ein sonst nicht als Erreger derartiger Krankheiten bekanntes
Bakterium isoliert werden konnte, erschien eine etwas eingehendere
bakteriologische Bearbeitung wünschenswert, Erst nachträglich
fand ich bei der Durchsicht der Literatur, daß der Fall nicht, wie
es anfänglich schien, völlig isoliert dasteht, sondern daß vor ganz
kurzer Zeit bereits ein ähnliches Vorkommnis bei einem halb-
jährigen Kinde von Mayrhofer-Lateiner aus Wien mit-
seteilt worden ist. Leider fehlen in der betreffenden Arbeit!)
1) Mayrhofer-Lateiner, M, Ein Fall von Meningitis
purulenta, verursacht durch Mikrococcus catarrhalis. W. kl. W. 1918,
Jg. 81, Nr. 41, S. 1107.
kurzweg als Mikrococcus catarrhalis bezeichnet werden,
sodaß es nicht möglich ist, mit Sicherheit die Identität der Er-
reger beim Wiener und bei unserem Falle zu erkennen.
Die frischen Ausstriche von der Lumbalflüssigkeit
boten ein sehr charakteristisches mikroskopisches Bild. Bei der
ersten Lumbalpunktion nach Beginn der meningitischen Erschei-
nungen (15. Oktober), welche ein ziemlich stark getrübtes, eitriges
Punktat ergeben hatte, fanden sich reichlich gramnegative Kokken
in lockeren Gruppen von etwa 10 bis 20 Stück extracellulär und
ohne nähere Beziehungen zu den weißen Blutzellen. Die Kokken
dieser Gruppen lagen nur ausnahmsweise einzeln, meist waren sie
paarweise zu Diploformen vereinigt. Im übrigen kamen sie nicht
miteinander in Berührung. Ihr Durchmesser betrug 0,9 bis 1,1 4,
einzeln liegende Individuen waren stets kugelrund, und auch in
den Paaren zeigten sie nicht stets eine Abflachung der Individuen
gegeneinander. Äußerlich wichen sie also nicht unerheblich in
Gestalt und Lagerung vom Mikrococcusintracellularis
(meningitidis) ab, was von Anfang an auf die Besonderheit
des Falles hinwies. im zweiten Punktat (18. Oktober) war das
Bild nicht wesentlich geändert, nur hatte die Zahl der Kokken
ganz erheblich zugenommen, sodaß das Sediment im Ausstrich
massenhaft Kokkengruppen mit spärlichen Eiterzellen dazwischen
aufwies. Die einzelnen Kokken machten, obwohl sie in der Größe
von denen der ersten Probe nicht abwichen, einen degenerierten
Eindruck und ließen sich etwas schlechter färben. Bei der dritten
Punktion (26. Oktober) wurde ein klares, nur wenig blutiges
Punktat zutage gefördert, in dessen Bodensatz zunächst keinerlei
Kokken mikroskopisch festzustellen waren; erst späterhin zeigte
sich bei der Zucht, daß doch noch einige versprengte Individuen
darin enthalten waren.
Die Zucht der Kokken wurde zunächst auf Aseites-Agar
und auf gewöbnlichem Nähragar versucht; auf beiden gelang sie ohne
weiteres unmittelbar aus dem Punktat. Außerdem wuchsen die Kokken
gut in Nährbouillon und ebenfalls in der als Basis für die Barsiekow-
nährböden dienenden Nutroselösung. Das Wachstum fand nicht nur bei
37° im Brutschrank statt, sondern auch, wenn schon erheblich lang-
samer, bei Zimmertemperatur statt; bei etwa 17° waren nach ein--
tägigem Stehen mit bloßem Auge die feinen Kolonien bereits deutlich
zu erkennen. ,
Das mikroskopische Bild der gezüchteten Kokken wich
etwas ab von dem Befunde im frischen Ausstrich. In Form und Lagerung
waren Unterschiede gegenüber den im Punktat vorhandenen Kokken’
nicht zu erkennen, nur war die Zahl der einzeln liegenden Individuen
anscheinend größer. Außerdem waren die einzelnen Individuen etwas
kleiner als die im frischen Ausstriche gefundenen und hatten nur einen
Durchmesser von etwa 0,8 bis 0,9 u, ob dieser Größenunterschied auf
das Vorhandensein einer bei der langen Färbung der frischen Aus-
striche mitgefärbten Kapsel hinweist, mag dahingestellt bleiben, doch
lassen die folgenden Beobachtungen es nicht ausgeschlossen erscheinen.
Die Zeit, bis sämtliche Kokken bei der Grammethode im absoluten
Alkohol entfärbt waren, betrug eine Minute, doch waren schon nach
einer halben Minute nur noch ganz vereinzelte Individuen: zu finden,
welche den Farbstoff noch teilweise zurückgehalten hatten. Sehr be-
merkenswert war die Neigung der Kokken zur Fadenbildung. W ährend
das dritte Punktat weder im frischen Ausstriche, noch sogar IN der
Bouillonkultur das Vorhandensein von Kokken ergeben hatten, fanden
sich bei nochmaliger Untersuchung des Punktatrestes, in welchem sich
nach mehrtägiger Bebrütung ein Sediment gebildet hatte, neben gram-
negativen Kokken auch gramnegative Stäbchen und Bakterienfäden,
sowie nur bei länger währender Gegenfärbung mit verdünntem Carbol-
fuchsin sichtbar werdende feine schlauchartige Gebilde, durch welche
Kokkenstäbchen und Fadenstücke zusammengehalten wurden. Die Ver-
mutung, daß es sich hierbei um abweichende Wachstumsformen des
Mikrokokkus handle, ließ sich auf doppeltem Wege bestätigen. Zu-
nächst ergab die Weiterzucht des so mannigfach gemischt erscheinenden
Punktatsediments auf Agar eine Reinkultur von Kokken, welche vie”
fach in Diploform lagen und sich in keiner Weise von denen aus don
anderen Punktaten erzüchteten unterschieden. Sodann aber gelang ©
nicht nur bei dieser Reinkultur, sondern auch bei denen der ersten
beiden Punktate die gleiche Fadenbildung festzustellen, wenn man gen
Bodensatz aus älteren Bouillonkulturen untersuchte. In älteren Apar
kulturen fiel mir das Auftreten größerer Kokkenformen auf, wele h
wieder denen im frischen Ausstriche gefundenen entsprachen; danai
wären die kleiner erscheinenden Kulturformen vielleicht als p
andere Lebensbedingungen hervorgerufene Pleonten zu deuten. HA
wähnt sei, daß die lebenden Kokken, im hängenden Tropfen betrach
keinerlei Eigenbewegung, wohl aber naturgemäß erhebliche Molekular
bewegung aufwiesen. Ping
Das makroskopische Bild der Kokkenkulturen bot ein 6.
Besonderheiten. In der Bouillonkultur kam es, abgesehen von ©mM er
schwachen allgemeinen Trübung, schon im Laufe des ersten Tages h 5
Bildung eigenartiger flockenförmiger Anhäufungen an der Oberläch,
PaT
Er Pr
FERNE 20.7.1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 17.
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okken, dem | welche sich mit der Zeit von selbst und besonders bei Erschütterungen | Unter diesen Umständen scheint es mir nicht berechtigt,
eichnel wer, ablösten und zu Boden sanken. Der so entstehende Bodensatz gewänn | den bei, dem vorliegenden Falle von Meningitis isolierten, dem
dentität der: R- nach kurzer Zeit eine zähschleimige Konsistenz und setzte dem erneuten 1 Mikrococeus cata rrhalis außerordentlich nahestehenden
nnen | Zerschütteln Eh nen nn entgegen, a ng dieses Diplokokkus einfach mit. dem Mikrococeus catarrhalis
each j ich . n its erwähnten Veränder i Í Sr 5 nn
midi | Verbaltons ergibt sich aus don bereits erwähnten Veränderungen I | zusammenzuwerfen. Er sei won demselben daher unter der Be-
Bid, kiif © in flach scheibenförmigen, . nach 24 Stunden etwa 1 mm 'großen, | Zeichnung Mikrococcus hyalinus Pr. zunächst nur als
ischen Biss $ anfangs gleichmäßig runden, später randlich leicht gekerbten, glatten leicht unterscheidbare Rasse, abgelöst. | a
rübtes, eines } und glänzenden, saftigen, niemals schleimigen Kolonien. Im auffallenden Literatur: Silbergleit und Augerer, D. m. W.1916, Nr.1
ogative Kokta |; Lichte besaßen die Kolonien einen leicht gelblichen Schimmer, im | — P, Schmidt, ebenda 1916, Nr 5. — Hochhaus, ebenda 1915. —
| durchfallenden waren sie klar durchscheinend und leicht bräunlich | Kämmerer, M. m. W. 1914, Nr. ii. — Landmann, ebenda 1915. —
Stephan, ebenda 1916, Nr. 19. — Derselbe, nt an > =
‚ Lehrb. f. Infek-
gefärbt. Im Agarstich wiesen die Kokken ein rauh fadenförmiges
Wachstum auf. Die Gelatineplatte verflüssigten sie nicht, und wuchsen
in weißlich-trüben, zarten. Kolonien. Der Gelatinestich war faden-
förmig, später schwach gekörnt; das Wachstum erschien an der Ober-
fläche stärker zu sein als in der Tiefe. Das Wachstum auf Ascitesagar
bot keine sichtlichen Unterschiede gegenüber dem auf gewöhnlichem
. -~ Agar. Auf Löfflerschem Traubenzuckerbouillon - Rinderblutserum
wuchsen die Mikrokokken üppig in reinweißen, saftigen Kolonien,
Die Weiterzucht auf Agar gelang in beliebiger Wiederholung; die ein-
zelnen Kulturen waren, zum mindesten nach zweimonatigem Stehen
bei Zimmertemperatur, noch voll wachstumsfähig und ließen sich ohne
weiteres verimpfen. en, ai
Die physiologisch-chemischen Fähigkeiten der
Kokken gegenüber verschiedenen Zuckern wurden nur in beschränktem
Maße geprüft. Die Oberflächenkultur auf Lackmusagar ergab ausnahmslos
~ Bräunung bei Zusatz von Dextrose, Lävulose, Maltose, Saccharose,
Lactose und Mannit. Die Kultur in Barsiekow-Lösungen ergab bei
denselben Zuckern, abgesehen von einer Trübung des Substrats, keine
= Veränderung des Nährbodens. Lackmusmolke nahm einen satt korn-
.{ - blumenblauen Farbton an. Auf der frischen Blutplatte zeigten die
| Kokken normales Wachstum, der Nährboden wies selbst unter den
abgekratzten Kolonien keine Veränderung auf.
- Das Agglutinationsvermögen der Kokken wurde durch Titration
mit dem Blutserum und mit der Lumbaiflüssigkeit des Patienten, sowie
mit Meningokokkenserum und mit einem beliebigen anderen Serum
untersucht. Dabei ergaben sich die folgenden. Werte:
| 1:50 [1:1 [1:20 [1:20 [1:00 fs eoo |1: 3200 4s osoo fr: 12m: 200m
Se re a en SS ns
Bluts EEA E J: ETON A
| 8. Oktober) Frritrtr +++ Trierer ++ +
Blut 1 EEN (A adta L
(12 Novembir) HEHEHHE +++] ++ | +
. Bluts Hr. 1.23
. (L. Dezember) uiia 1% rt
E Lumbalpunktat , ++- Erf Sp
v. Lingelsheimi, ebenda 1917, Nr.18: — Jochmann
tionskr. — Fischer, Zschr. f. Immun. Forsch, 1916. .
t «
Cai
= Neue Erfahrungen mit dem Spumanverfahren.
= Von- Sa e a D e
| Dr. Lex, Hannover.
. Die typischen Eigenschaften des Spumanprozesses sind zwar
‚heute, wo das Verfahren in die Gynäkologie allgemeine Aufnahme
gefunden hat, einem "großen Teil. der Praktiker bekannt, In
kürzester Form läßt sich darüber sagen, daß der Arzt in der täg-
lichen Gynäkologie bei Anwendung des Spumanverfahrens mit
manuellen und instrumentellen Eingriffen sich auf ein Minimum
. beschränken kann. Es wird dies erreicht durch die Eigenart des
Spumanprozesses, der die wirksamen Substanzen durch den Innen-
druck von Kohlensäure gewissermaßen selbsttätig über die ganze
erkrankte Partie verbreitet, wobei auch entfernter liegende und
schwer zu: erreichende Stellen mit den Heilfaktoren in Kontakt
kommen. Wichtig erscheint mir, und darauf ist in den bisherigen
Arbeiten meines'Erachtens nicht genügend hingewiesen worden,
daß auch der Kohlensäureentwicklung beim Spumanprozeß eine
große Bedeutung zukommt.. Kohlensäure in statu nascendi wirkt,
‚sofern sie anhaltend entwickelt wird, bekanntlich dekongestionierend.
Nun ist.dem Spumanverfahren eine besonders langsame und lang-
dauernde Gasentwicklung eigentümlich,. während das grobblasige,
stürmische Aufschäumen mancher anderer Präparate doch für eine
dekongestionierende Wirkung bedeutungslos- bleiben dürfte. Auf
diese langsame, feinblasige Gasentwicklung führe ich nicht in
‚letzter Linie die guten Erfolge des Spuman zurück. ~
© Die übrigen Charakteristica des Spumanverfahrens, die
wesentliche Vereinfachung der. Therapie bei gleichzeitiger Erzielung
einwandfreier Heilresultate, wie sie schon von Birnbaum,
Trebing, Caesar, Enge und Anderen in der Literätur her-
‚ vorgehoben wurden, erschienen mir verlockend genug, um: die
Resultate der genannten Autoren an- eigenem Material durch-
‚zuprüfen, | | m |
| In rund 60 Fällen (einfache Gebärmutterkatarrhe und: Para-:
metritiden, die sämtlich vorher ohne Dauererfolg behandelt worden
waren) habe ich Spuman angewandt und dabei ausgezeichnete
Resultate gesehen. Jedenfalls habe: ich von 37 unkomplizierten
Gebärmutterkatarrhen 34 in vierzehn Tagen restlos abheilen sehen,
während die übrigen 3 sich erheblich besserten. Von .den
12 Fällen von Parametritis heilten 8 innerhalb drei. Wochen völlig
aus, 2 bedurften fünf Wochen, 2 weitere blieben refraktär. |
Ä Besonders verdient hervorgehoben zu werden, daß in beinahe
allen Fällen, in denen die Einlagen von 'seiten der Patientinnen
pünktlich vorgenommen wurden, schon in den ersten Tagen der
(26. Oktober)
Kontrollserum..| — | —_ Br
Im Körper des Patienten wurden die Kokken nur im Lumbal-
punktat nachgewiesen. Die Züchtung aus dem Blute wurde zweimal
erfolglos versucht (18. Oktober und 28. Oktober). Ebenso wurde nach
denen vergeblich im Nasenabstrich (18. Oktober), im Rachenabstrich
18. Oktober und 28. Oktober), im Urin (23. Oktober und 22. November)
und im Harnröhrenausfluß (26. Oktober) gesucht. E
bei ‚Über die Tierpathogenität wurde nur festgestellt, daß
Fb einem Kaninchen eine intraperitoneale Einverleibung von einer
se Agarkultur der Kokken in ‚„physiologischer Kochsalzlösung keinerlei
„kungen hervorbrachte. Versuche mit anderen Tieren konnten aus
äußeren Gründen ‚nicht angestellt werden. _
Das negative Verhalten gegenüber der Gramfärbung, das.
Wachstum auf Nähragar und der Mangel einer Gärfähigkeit für
Ka Senannten Zuckerarten sprach dafür, daß die vorliegende
Kokkenart dem gewöhnlichen Katarrh- Diplokokkus, Mikro-
A CCUS catarrhalis, verwandtschaftlich sehr nahe stände.
Pe diesem Grunde wurden die gleichen Untersuchungen, wie mit
s m Meningitiskokkus auch mit einem gewöhnlichen . Mikro-
Coccus Catarrhalis angestellt, welcher bei) einer Grippe-
Behandlung eine wesentliche Besserung der su
‚ jektiven Beschwerden erzielt worden war. |
Im wesentlichen bestätigen meine Ergebnisse die Resultate
ve der obenerwähnten Autoren in vollem Umfange. Auf einzelnen
Infektion (am 24. Juni 1918) nahezu in Reinkultur angetroffen | Teilgebieten, etwa bei den: leichten von mir behandelten Adnex-
und isoliert worden war.. Dabei ergaben sich einige Unterschiede | erkrankungen, dürfte sich mein Material wohl noch ein wenig
zwischen den beiden Kokkenformen. . Auf der Agarplatte wuchsen‘ | günstiger verhalten haben, wie etwa das entsprechende von
e Sputumkokken in deutlich trüberen, trockneren und festeren, | Birnbaum, Für den Praktiker bleibt zudem wesentlich der
aS größeren Kolonien. In der Bouillonkultur erzeugten sie | minimale Müheaufwand, ‚den die Erreichung dieser. erfreulichen
nur eine gleichmäßige Trübung,; ohne jemals die charakteristische | Resultate voraussetzt. Die Verdrängung zeitraubender‘ Manipula-
umenbildung aufzuweisen; dementsprechend fanden sich im | tionen (Spülungen, Tamponade usw.) durch die einfache Methode
0skopischen Bi ine Fä i der serologischen | |
j ldg amti keine Fäden. Bei de a verfahren heute als die ideale ambulante Methode in der täglichen
Austifrierung wurden sie in keiner Weise von dem Krankenserum A l €
Bt. | | | . Gynäkologie anzusprechen. |
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der Stäbeheneinlegung — das alles berechtigt wohl, das Spuman-
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416 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17.
27. April.
Referatenteil.
Redigierb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin.
Sammelreierat.
Neues aus dem Gebiete der Sozialhygiene.
Von Prof. Dr. W. Hoffmann, Oberstabsarzt, Berlin.
Es ist begreiflich, daß bei der äußeren Umgestaltung der
politischen Verhältnisse auch die Gesichtspunkte, nach denen das
. körperliche und geistige Wohl des Volkes, die Sozialhygiene, ihre
specifischen Forderungen stellt, einer Neubewertung unterworfen
werden. Von allen ernsthaften Hygienikern- kann diese Frage nur
in dem Sinne aufgefaßt werden, daß in noch erweitertem Maße und
mit noch größerem Nachdruck als bisher immer wieder alle Wünsche
und Forderungen den neuen Männern vorgetragen werden müssen,
die im allgemeinen Volksinteresse durchzusetzen an den maß-
gebenden früheren Stellen nicht immer geglückt war. Trotz allem
wird es, um weitere Erfolge zu erzielen, der gleichen, ja verstärkter
Bemühungen bedürfen. Bis jetzt hat die Neuordnung der Dinge
die wohl von der gesamten Ärzteschaft geforderte Errichtung eines
Ministeriums für Volkswohlfahrt unter Leitung eines
Arztes noch nicht gebracht. Deutschland wie Preußen sind in dieser
Beziehung noch nicht soweit wie z. B. Österreich; leider ist man
dort aber von dem ursprünglichen Plan kürzlich wieder abgegangen;
selbst die junge ukrainische Volksrepublik in Kiew hatte 1918 die
weitgehende, das Volkswohl besonders günstig beeinflussende Be-
deutung eines solchen ärztlich geleiteten Ministeriums wohl erkannt.
Immerhin kann man das neugeschaffene Ministerium für Volks-
wohlfahrt in Preußen unter Stegerwalds Leitung mit Freuden
begrüßen und man wird von ihm sicher manchen Fortschritt auf
sozialhygienischem Gebiet erwarten dürfen. Der Aufbau der Volks-
kraft verlangt emsige, wohldurchdachte Arbeit, die nur von einem
frei und ohne wesentliche Hemmungen nach außen und innen ar-
beitenden Ministerium geleistet werden kann. Von der Zusammen-
setzung dieses Amtes und seiner Arbeitsgliederung wird allerdings
viel abhängen. Erfolgreiche Arbeit wird nur dann geleistet werden
können, wenn Männer berufen werden, die auf wissenschaftlicher
Grundlage und nach reicher praktischer Erfahrung die Probleme
der Volksgesundheit erfaßt haben. Über „Die nächsten
Aufgaben der öffentlichen Gesundheitspflege“
äußert sich zunächst Abel (i). Nach einem politischen Rück-
und Ausblick, der sich in dem Sinne zusammenfassen läßt, daß
die Bestrebungen der Öffentlichen Gesundheitspflege, die sich so
wesentlich auf die Verbesserung der Gesüundheitszustände gerade
in der großen Volksmasse richten, mit der allgemeinen Absicht
der Sozialdemokratie auf Hebung der unteren Volksschichten zu-
sammentreffen, greift Abel aus den vielfältigen Aufgaben der
öffentlichen Gesundheitspflege die drei zurzeit wichtigsten heraus.
An erster Stelle steht die Bekämpfung der durch die Demobil-
machung drohenden Seuchengefahr, die Wiederherstellung einer
ausreichenden Volksernährung und die Abhilfe der Wohnungsnot.
Die drohende Gefahr einer Einschleppung von Typhus
und Ruhr durch die zurückflutenden Truppen war sicher nicht
groß. Die Zahl der Typhuserkrankungen war sowohl im Osten
und Südosten wie im Westen schon in den letzten Jahren dank
der Typhus-Schutzimpfungen und der allgemeinen Durchführung
besonderer hygienischer Forderungen so gering, daß der Typhus
als unmittelbares Bedrohnis der Volksgesundheit kaum in Betracht
gezogen zu werden braucht. Die Ruhr hat als eigentliche
Kriegsseuche eine bedeutende Rolle gespielt, aber die Kriegs-
erfahrung lehrte auch, daß sie hauptsächlich in den Sommer-
monaten unter den dann herrschenden klimatischen Einflüssen und
der einer erfolgreichen Bekämpfung kaum Aussicht bietenden
Fliegenplage manchmal in beängstigender Form auftrat, im Herbst,
Winter und Frühjahr dagegen verliert sie an Bedeutung. Soweit
die gesundheitlichen Verhältnisse in Deutschland eine Beurteilung
zurzeit zulassen, kann von einer nennenswerten allgemeinen
Ausbreitung von Typhus und Ruhr nicht die Rede sein, von
einzelnen Typhusepidemien, wie z.B. in Pforzheim, abgesehen; aber
solche gelegentliche Seuchenausbrüche kamen auch in den Vor-
kriegszeiten zur Beobachtung. Hiermit ist auch dargetan, daß die
Gefahr der Typhus- oder Ruhrbacillenträger im allgemeinen früher
doch wohl etwas überschätzt worden ist. Das gleiche ist bei der
Cholera der Fall, deren Ansteckungsgefahr nach den Er-
fahrungen des Referenten, wenigstens was die Verhältnisse in der
Ukraine anbetrifft, auch nicht so besorgniserregend aufgetreten ist,
wie man es erwarten mußte. Ob es sich, wie Abel annimmt,
mit der Malaria ebenso verhält, muß man abwarten. Neben der
Ruhr und den Geschlechtskrankheiten ist die Malaria im
Osten, Südosten des Kriegsschauplatzes und in der Türkei eine
eigentliche Kriegsseuche gewesen, die hier und da einen hohen
Prozentsatz von Erkrankungen, bis zu 90 °/, der Kopfstärke, auf-
wies. Besonders aber hat man die Tatsache feststellen können,
daß die Malaria in einem höheren Grade rezidiviert, als man
früher annehmen konnte, ferner war man auf eine nicht unbe-
trächtliche Zahl von „latenten“ Infektionen aufmerksam geworden,
die erst durch eine besondere Gelegenheitsursache zum Krank-
heitsausbruch führen. Es ist nicht anzunehmen, daß es in unserer
Heimat zu einer größeren Malariaausbreitung kommen wird; immer-
hin wird man mit Malariaerkrankungen und Neuinfektionen rechnen
müssen, da die Anophelesmücken an verschiedenen Orten Deutsch-
lands heimisch, Plasmodienträger vorhanden und auch Transporte
aus dem Osten (Rumänien, Nikolajew am Schwarzen Meer usw.)
noch zu erwarten sind. In der Arbeit „Über den Erfolg
systematisch durchgeführter Malariaprovo-
kationen“ (2), die von verschiedenen Seiten bestätigt worden
ist, hat Referent auf die Bedeutung solcher Maßregeln auch bei
der Demobilmachung hingewiesen, um die Gesundheit unseres
Volkes nicht zu gefährden.
Abel legt in seiner Abhandlung der Ausbreitungsmöglichkeit
des Fleckfiebers größere Bedeutung bei und mit Recht. In
Berlin kommen täglich Fleckfiebererkrankungen vor und noch mebr
in fast täglich zunehmender Zahl in den Städten und Dörfern an
unserer Ostgrenze. Die Gefahr besteht bei dem Verkehr mit dem
Osten weiter. Bisher ist es gelungen, durch Entlausungen, recht-
zeitige ärztliche Diagnosenstellung und Isolierung größere
Schädigungen derVolksgesundheit zu verhüten. Besonderen Erfolg
verspricht auch die Namhaftmachung solcher Ärzte, die eigene
Erfahrungen hinsichtlich Fleckfiebererkennung und -bekämpfung
besitzen. l Allerdings hat die Reinlichkeit weiterer Volksschichten
gegen früher durch Seifenmangel usw. nachgelassen, sodaß die
Gefahr einer gelegentlichen Verlausung auch in der Heimat nicht
von der Hand zu weisen ist. Die gesundheitlichen Lebens-
bedingungen unseres Volkes sind aber doch immerhin noch 9,
daß auch diese Gefahr sich bannen lassen wird. Besonderes Augen-
merk müßte man allerdings in solchen Gebäuden, wo zahlreiche
Menschen unter ungünstigen Lebensbedingungen zusammenkommen,
wie in Gefängnissen, Asylen usw., auf jede fieberhafte Erkrankung
haben, da dort Läuseübertragungen besonders leicht möglich sind.
Auch die Einquartierung von Truppen in Bürgerquartieren, Schulen
usw. ist auch in dieser Beziehung kritisch zu betrachten.
Am meisten in sozialhygienischem Interesse zu fürchten ist
eine weitere Vermehrung der Geschlechtskrankheiten.
Hierüber ist in den verschiedenen Zeitschriften und Abhandlungen
in letzter Zeit ausreichend geschrieben worden; ich kann mich kurz
fassen und nur die Hauptgesichtspunkte bei der Bekämpfung dieser
wohl am meisten gefürchteten Volksseuche hervorheben.
~ _ Die Befürchtung ist mit Recht deshalb so begründet, weil
die Geschlechtskrankheiten schon während des Krieges einen ree
hohen Zugang aufwiesen. Es wird erst später, wenn von amtlicher
Stelle ‚statistische Angaben veröffentlicht werden, möglich sem,
sich ein zutreffendes Urteil über den Anteil am Gesamtkrankeh-
zugang zu bilden, den die Geschiechtskrankheiten im Vergleich
zu anderen, besonders zu anderen ansteckenden Krankheiten gehabt
haben. Bei der bekannten Neigung der venerischen Krankheiten
zu Rückfällen wird man ohne weiteres damit zu rechnen haben,
daß in der kommenden Zeit, abgesehen von Neuerkrankungen —
sollen doch auch manche Dirnenkrankenhäuser befreit worden sein —;
auch viele Rezidive auftreten. Bei geregelter Demobilmachung
war geplant gewesen, alle im Kriege behandelten Geschlechts-
kranken einer genauen Prüfung zu unterwerfen, ob sie dauern
geheilt seien, und durch ein Merkblatt alle Heeresangehörigen AU
die Gefahren der Übertragung der Krankbeit auf die Familie UN
die damit verbundene Gefährdung der allgemeinen Volksgesundheit
hinzuweisen. Nicht gesunde Heeresangehörige sollten vor ihrer
Entlassung einer gründlichen Nachbehandlung unterworfen werden.
Neben dieser von den heimkehrenden Truppen drohenden
Gefahr ist auch nicht gering die Zahl der in der Heimat währen
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-1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr: 17. . E 0.007417 Se
des Krieges erfolgten Geschlechtskrankheiten -zu . veranschlagen. | der inneren Feind e,das heißt der die Volksgesund- Me,
Von der neuen Regierung sind Verordnungen ergangen, die geeignet | heit bedrohenden Einflüsse nicht minder wichtig | MEERES
sind, die dem Volkswohl drohende Gefahr abzuwenden. Erfreulich .| ist als die Rüstung gegen äußere Widersacher, E. ala a
ist, daß man von bisher- üblichen Auffassungen und Rücksicht- | und muß bei aller Knappheit der Mittel ganz RE
nahmen. Abstand genommen hat. É ~- -| andere Aufwendungen für diesen Zweck machen MEE
© Die wichtigsten Ziffern der Reichsverordnung vom 11. De- | als früher.“ p aso 8 De e Sp | BRER
zember 1918 sind folgende: „Personen, die geschlechtskrank sind | >- R, Pfeiffer (3),. der wohlbekannte Verwaltungsphysikus > TER
und bei denen die Gefahr besteht, daß sie ihre Krankheit weiter- | in Hamburg, bespricht in "seiner Abhandlung „Einige Ge- Kap Be
verbreiten, können zwangsweise einem Heilverfahren unter- | danken-zur Volksgesundheitspflege“ Maßnahmen, i UN BERN
worfen, insbesondere in ein Krankenhaus überführt werden, wenn | die geeignet wären, die gesundheitlichen Schädigungen- zu heben, A RS
dies zur wirksamen Verhütung der Ausbreitung der Krankheit | welche die Jahre der. rationierten Ernährungsweise 'dem deutschen et
erforderlich erscheint, ,... Die Aufbringung der entstehenden | Volke gebracht haben. So 'segensreich die Ära der Bakterio- Hu KPRI
Kosten regelt sich nach Landesrecht.“ — „Wer den Beischlaf aus- | logen und .Protozoenforscher .auch gewesen wäre, so hat nach a
übt, obwohl er weiß oder den Umständen nach annehmen muß, | Pfeiffers Ansicht der innere und äußere Zusammenhang, das un N
daß er an einer mit: Ansteckungsgefahr verbundenen Geschlechts- | gemeinsame Ineinanderarbeiten der Institute, Reichsämter, Central- u N
krankheit leidet, wird mit Gefängnis bis.zu drei Jahren bestraft, | komitees usw. im Interesse ‘der Volksgesundheitspflege doch ge- P ET
sofern nicht nach dem allgemeinen Strafgesetz eine- härtere Strafe | fehlt.. Die vergangene Zeit. wird überhaupt einer doch wohl nicht a Lee
eintritt.“ — „Wer eine Person, die an einer mit Ansteckungsgefahr | ganz begründeten Kritik unterworfen.. Von dem freien Gedanken ie ..
verbundenen Geschlechtskrankheit leidet, ärztlich untersucht oder | und Wort erhofft er viel für die Zukunft der Volksgesundheits- Baer APAE Pi
behandelt, soll sie über Art und Ansteckungsfähigkeit der Krank- | pflege. „Die Bahn ist frei für neue und gute Gedanken, die nicht en
heit sowie über Strafbarkeit der in $ 3 bezeichneten Handlung | erst eine gewisse Abstempelung oder Paßfreiheit sich verschaffen NE! a
Von größter Vielfach aber wird man ihm zustimmen müssen: „Wir h ae T
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müssen ferner dafür sorgen, daß nicht die Männer vom grünen
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il -` belehren.“ Soweit die gesetzlichen Bestimmungen. |
| praktischer und sozialhygienischer Bedeutung ist die Meldung aller
.. geschlechtskranken Heeresangehörigen an die Landesversicherungs- | Tisch, nach eingeholter Information vom Praktiker an centraler Stelle l
- anstalten (Verordnung des Demobilmachungsamtes) sowie die Er- | die Arbeitshypothesen aufstellen dürfen, sondern daß die in Er- . a :
richtung von Beratungsstellen und unentgeltlichen Behandlungs- | fahrung reif gewordenen Männer aus der Summe’ ihres Wissens sey ARA
— stellen für Geschlechtskranke. Zweifellos kann auf diesem Wege | an der richtigen Stelle mitraten und mittaten. müssen.“ Besonders 1. E oi
= viel Unheil verhütet werden; nicht erlahmen darf aber daneben | erhofft er einen baldigen Ausgleich der Spannungen zwischen 11 a
-„ die Sorgfalt, mit der man der offenen wie geheimen Prostitution | Ärzten und Krankenkassen. Die Krankenkost muß verbessert. 1) a
= begegnen muß. Auch auf diesem Gebiet wird die Neuzeit neue | werden, besonders aber müssen die. Ärzte- selbst in der Diätetik MAET.
Wege wandeln müssen, die polizeiliche Kontrolle genügt nicht, die | besser ausgebildet werden. Auch ‘die Hydrotherapie bedarf einer -' N. n
. Verhütungsmaßregeln, die. auf beiden Seiten Verständnis finden: | weiteren Einführung in den Krankenhäusern, wo: jeder einzelne PG i 5
- müssen, sind weiter auszubilden. ` | Kranke mehr individuell als bisher behandelt werden müßte. . Fun) Da r
Von mindestens ebenso großer Wichtigkeit ist der Kampf Auch GraßLl(4) fordert in seinem Aufsatz „Die neue Zeit ` I SE i
. gegen die Weiterverbreitung der Tuberkulose, Die Erfolge, | in ihrer Auswirkung auf die völkische Gesundheit“ 1
‘einen ununterbrochenen Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen, - ATEN e Me: ni
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die auf diesem Gebiet von größter sozialhygienischer Bedeutung
‘ein jahrzehntelanges Mühen gezeitigt hatte, sind in. wenigen | politischen undsittlichen Leben der Nation. Weniger Ressortpatriotis-
-~ Jahren zunichte gemacht; wir müssen von neuem anfangen. Zwar | mus der einzelnen Gesundbheitsbeamten und. mehr praktische Betäti-
ist zu hoffen, daß bei vermehrter und verbesserter Volksernährung | gung für das Volkswohl! In diesem Sinne wünscht Graßl auch die‘
‚auch die Tuberkulose-Mortalitätsziffer bald wieder sinken wird; bei | Auswahl der Personen. Allerdings werden auch die Schwierigkeiten,
_ der Morbiditätsziffer hege ich nicht die gleichen Erwartungen, da | besonders auf finanziellem Gebiete, nicht verkannt; bei dem wirt-
‘das Wohnungselend, das Zusammendrängen vieler Menschen in | schaftlichen. Niedergang wird manche hygienische Forderung ‘der.
einen, engen Wohnungen, den Kampf gegen die Weiterverbreitung alten Zeit in der neuen. unerfüllt bleiben. Die allgemeine Rein-
| lichkeit am Körper, in der Wäsche, Kleidung und Wohnung wird
er Zeuge 1 in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen, die Arbeiter für niedere
und eine sich hieran anschließende Meldepflicht, die sich aber | Arbeiten werden fehlen. Damit im Zusammenhang steht die Zu-
nicht nur auf Todesfälle, sondern auch auf dieErkrankungen an offener : nahme der Krankheiten, die allgemeine Volksarmut bedingt neben
‘ Tuberkulose erstrecken muß. Daß die öffentliche Fürsorge dieser | anderen dabei mitwirkenden Faktoren einen Rückgang in der Zahl
'Volksseuche gegenüber mit aller Macht ihre Tätigkeit entfalten | der Ehen und ein weiteres ‚Fallen der Geburtenzahl. Deshalb. ist.
eine intensive Familienpflege von seiten des Staates, auch. bei der
' Besteuerung, ein Gebot, ebenso dringend wie ein Verbot der. zu
erwartenden Auswanderung. Der Untergang der Luxusgewerbe,
eine Verkümmerung. der Kunstpflege, wird sich aus „gesundheits-
pfleglichen Gründen“ kaum umgehen lassen. Der Verfasser be-
fürchtet hiernach: auf allen Gebieten des Öffentlichen Gesundheits-
wesens einen erheblichen Rückgang. Referent ist anderer Ansicht;
wenn man die uns drohenden Gefahren kennt, müssen sich. auch
Mittel und Wege finden lassen, sie von dem Volkswohl abzu-
kl
. der Tuberkulose wesentlich erschwert. Hier wird der Kampf ein-
setzen müssen, unterstützt allerdings durch frühzeitige Diagnose
wird, kann nicht bezweifelt werden. |
‚Ausführlich behandelt Abel die Frage der Ernährung.
“Mit Recht gedenkt er der Warnungen aller derer, in erster Linie
Rubners, die schon frühzeitig während des Krieges auf die
Gefahren der stark : herabgesetzten Ernährung, auf den Mangel
an Eiweiß und Fett und die geringe Calorienzahl warnend hin-
gewiesen haben; betrug doch bei rationierter Ernährung ohne die
Möglichkeit irgendwelcher Zulagen die Calorienzahl 1200°bis 1400.
>. Rubner hat schon früher betont, daß- man zwar auch
mit geringeren täglichen Eiweißmengen, als man mit 120g als offi-
wenden. . a | er: Br
Rubner (5) zeigt uns bereits die Wege in seinem in einer
ziell angab, auskommen und den Körper im Gleichgewicht er-
halten könne, daß es aber ratsam sei, einen gewissen Eiweiß-, | Festsitzung der Akademie der Wissenschaften gehaltenen, Vortrage:
luxus zu treiben, um für unvorherzusehende Schwächungen des | „Der Aufbau der deutschen Volkskraft und die
Körpers (Erkrankungen, stärkere Anstrengungen usw.) gerüstet zu | Wissenschaften.“ Nach eingehender Schilderung der
ar Während des Krieges aber haben wir vielfach bestätigt ge- | Schäden, die dem Volkswohl besonders durch die Blockade und `
paden, daß bei dem Eiweißmininum in der Heimat, das für | den Kriegsausgang zugefügt sind, entwickelt er auf breiter Grund-
angere Zeit bei gleichzeitigem Fettmangel dem Körper zur Ver- | lage die Richtlinien, die wieder zum nationalen Aufbau des Volkes
ung stand, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit in | führen müssen. en | Bi |
T vom wie qualitativem Sinne ebenso gelitten hat wie die Auch Abel (6) widmet sich dieser Aufgabe in seiner Ab-
| ers andsfähigkeit gegen Krankheiten. | | handlung „Aufgaben und Wege der gesundheit-
ee Eine quantitative Aufbesserung der Nahrung steht zu er- | lichen Fürsorge fürdie Jugend“, in dem die sozial-
ri en, ob sie auch qualitativ den Erwartungen entspricht, steht hygienischen ‚Maßnahmen geschildert werden, die es ermöglichen,
Angen Unsere Nahrungsmitteluntersuchungsämter müssen die | durch einen gesunden Nachwuchs im qualitativen und: quantita-
zeit offen halten, um Schädigungen der Volksgesundheit recht- | tiven ‘Sinne unser Volk wieder leistungs- und arbeitsfähig zu
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So steht die soziale Hygiene zurzeit. im Vordergrund
aller Bestrebungen, die sich dem Volkswohl in 'der kommenden
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T beistimmen muß man der Forderung Abels: Der
| muß erkennen lernen, daß die Bekämpfung
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418 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 17.
Zeit zuwenden. Die anderen Gebiete der Hygiene werden diesem
hohen Ziele sich für die nächsten Jahre unterordnen müssen, zu-
mal für neue, rein wissenschaftliche Forschungen die genügenden
Mittel in dem bisherigen Umfange nicht mehr zur Verfügung
stehen werden.
Für alle, die diesem für die Zukunft bedeutungsvollen Ge-
biete sozialärztlicher Betätigung Interesse entgegenbringen, wird
das kürzlich von Gottstein und Tugendreich (7) heraus-
27. April.
gegebene, vorzügliche Werk „Sozialärztliches Praktikum“
von größtem Wert sein.
Literatur: 1. Öffentl. Gesundheitspflege mit bes. Berücksichtigung der
kommun. und sozialen Hygiene 1919, H. 1. — 2. D. m. W. 1918. — 3. Öffentl.
el a E mit bes. Berücksichtigung der kommun. und sozialen
Hygiene 1919, H. 2, — 4. Ebenda 1919, H. 3. — 5. Wissenschaftliche Fest-
rede, gehalten in der öffentlichen Sitzung der Preuß. Akademie der Wissen-
schaften am 23. Januar 1919. — 6. Öffentl. Gesundheitspflege mit bes. Be-
rücksichtigung der kommun. und sozialen Hygiene 1918, H.S. — 7. Verlag
J. Springer, 1918.
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr.-15.
Schürer (Frankfurt a. M.): Pyramidonwirkung bei fieberhaften
Infektionskrankheiten (nach Beobachtungen beim Fleckfieber). Es zeigte
sich eine von der antipyretischen Wirkung unabhängige günstige Be-
einflussung des psychischen Verhaltens. Von 25 mit Pyramidon be-
handelten Fleckfieberkranken starb nur einer, während die Mortalität
der gleichen Epidemie etwas über 20% betrug.
Wörner (Frankfurt a. M.): Besonderer Verlauf der Malaria. Das
Malariakoma, zeitig erkannt und behandelt, verläuft meist günstig. Von
Psychosen kommen Fieberdelirien und Erschöpfungspsychosen vor. In
einem Falle wurde eine Polyneuritis mit pseudotabischen Erscheinungen
und gastrischen Krisen beobachtet.
Löwy (Prag): Febris recurrens. Siehe Vereinsbericht, Verein
deutscher Ärzte in Prag vom 31. Januar 1919.
Hammerschlag: Manuelle Placentarlösung. Verwachsungen
der Placenta mit der Uteruswand sind äußerst selten. Niemand sollte
eine manuelle Placentarlösung vornehmen, ohne vorher einen Expressions-
versuch in Narkose gemacht zu haben.
Haedicke: Künstliche Atmung. Bei der künstlichen Atmung
ist die Beschleunigung der Atemzüge ihrer Vertiefung sowie eine Ver-
tiefung der Ausatmung im allgemeinen einer Vertiefung der Einatmung
vorzuziehen sowohl hinsichtlich der Lüftung des Blutes als auch bezüg-
lich des Blutkreislaufs und der Unterstützung der Herztätigkeit. Die
Howardatmung birgt einen entwicklungsfähigen Kern.
Zieler (Würzburg): Schwere Arsenmelanose und Hyperkeratose
nach Neosalvarsaneinspritzungen. Schwere Quecksilberausschläge ent-
wickeln sich .oft nach wochenlanger kombinierter Behandlung infolge
kumulativer beziehungsweise erworbener Hg Empfindlichkeit. Solche
Fälle sind dem Salvarsan zu Unrecht zur Last gelegt worden.
Brandenstein (Schöneberg): Hirschsprungsche Krankheit
unter dem Bilde des Ileus. Die Krankheit zeigte sich bei dem 39jährigen,
vorher stets gesunden Patienten im Anschluß an einen akuten Darm-
katarıh. Nach Beseitigung des Ileus durch Stuhlentleerung mittels
Darmineision ist der Kranke beschwerdefrei. Das Mesenterium commune,
die Verlötung von Colon ascendens und descendens, die fehlende Ver-
wachsung des Kolons mit der hinteren Bauchwand sprechen für con-
genitale Anlage. Ä
Ragnar Berg: Bedeutung des Säuregehalts der Nahrung für
den Eiweißbedarf, und: Trockengemüse. Erwiderungen. Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 14.
A. Loewy: Ergebnisse der Kriegserfahrungen für die Physio-
logie der Ernährung und für die Diätetik. Wenn in den ersten Kriegs-
jahren betont wurde, daß es erforderlich sei, auch auf dem Gebiete
der Ernährungslehre umzulernen, so hat es sich im Laufe der weiteren
Entwicklung gezeigt, daß dieses Urteil vorschnell gefällt und auch
durch politische Erwägungen und Rücksiechtnahmen beeinflußt worden
ist. Die Grundlagen der wissenschaftlichen Ernährungslehre sind
nicht .erschüttert, ja nicht einmal verändert worden. So sind die An-
schauungen, zu denen die Ernährungsphysiologen in Friedenszeiten,
betreffend die Menge an Brennwerten zur Bestreitung des täglichen
Umsatzes, gekommen waren, zutreffend. Nur verschiedene neuere Tat-
sachen haben wir im Kriege kennen gelernt, durch die die Ernährungs-
lehre weiter ausgebaut worden ist.
A. Bethe (Frankfurt a. M.): Die Haltbarkeit von Nervennähten
und -narben und die Spannungsverhältnisse gedehnter Nerven. Eine
Janganhaltende Verlängerung der Nerven durch Dehnung ist nur zu
erzielen, wenn die dehnende Kraft Stunden oder Tage eingewirkt hat.
G. Joachimoglu (Berlin): Zur Frage der Maximaldosen. Wenn
für das Salvarsan eine Maximaldosis festgesetzt werden sollte, so hätte
der Arzt gar keinen Vorteil davon. Er wird vielmehr die Dosis inji-
zieren, die sich nach den vorliegenden Erfahrungen als therapeutisch
wirksam erwiesen hat. Sollte nach Verabreichung der üblichen Dosis
eine Schädigung der Patienten eintreten, so wird der Arzt sein Vor-
gehen damit begründen, daß in Tausenden von Fällen diese Dosis ohne
jeden Schaden vertragen worden ist.
Walther Drügg (Köln): Unterernährung und chirurgische
Tuberkulose. Die absolute Zunahme der Erkrankungen an chirurgischer
Tuberkulose für alle Altersklassen durch die Hungerblockade hat sich
nachweisen lassen.
Arnold Galambos (Budapest): Perkussorisches Symptom
zur Differenzierung des einfachen und des mit Pneumothorax kombi-
nierten intrathorakalen Flüssigkeitsergusses.. Bei Sero- oder Pyo-
pneumothorax liegt die obere Grenze der Dämpfung in vorge-
beugter Körperhaltung bei starker Perkussion am Rücken höher
als bei leiser. Bei einfachen Flüssigkeitsergüssen (Exsudate, Hydro-
thorax) wird das Gegenteil gefunden.
Pöppelmann: Zur Ätiologie der Grippe. Der Verfasser fand
in allen gut gefärbten Präparaten die von Kronberger beschrie
benen, winzigen, granulaartigen Körperchen, meist in sehr großen Mengen.
R. Otto (Berlin): Zur Fleckfieberbehandlung. Polemik gegen
F. Meyer.
F. Meyer: Zur Fleckfleberbehandlung. Entgegnung.
F. Bruck.
Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 12 u. 13.
Nr. 12. Elias: Über paravertebrale Dämpfungen. Bin Beitrag
zur Diagnose der Aortenerweiterungen. An Kranken mit diffusen Aorten-
erweiterungen läßt sich bei sorgfältiger mittelstarker vergleichender
Finger-Fingerperkussion rechts hinten, knapp neben dem ersten bis
dritten Brustwirbel eine relative Dämpfung nachweisen. Die Ätiologie
der Aortenveränderung ist dabei weniger von Wichtigkeit, als die Vor-
wölbung der Aorta ascendens gegen die rechte Körperseite zu. Für
die Entstehung der Dämpfung ist es dann gleichgültig, ob dieses Vor-
treten der Aorta ascendens nach rechts durch Erweiterung des Aorten-
rohrs oder durch Dehnung und Querstellung der Aortenschlinge ZU
stande kommt. An der gedämpften Stelle perkutiert man nicht die
Aorta; die Dämpfung beruht auf einer relativen Luftarmut der Lunge
an der perkutierten Stelle, in dem die quergestellte Aortenschlinge
die Gebilde des Mediastinums oben rechts etwas nach rückwärts drängt _
und damit die Lungen luftärmer macht. Differentialdiagnostisch müssen
Infiltrationen der Lunge, Ergüsse der Pleura, Aortenaneurysmen, Struma
retrosternalis, Tumoren verschiedenster Herkunft und die schwielige
Mediastinitis berücksichtigt werden.
Kapelusch und Sprecher: Über kleine Herzen bei Aorten-
sklerose. Die Verfasser teilen zehn Fälle von klinisch und röntgeno-
logisch nachweisbarer Aortensklerose mit, bei denen das Herz nieht
hypertrophiert war. Die Erklärung scheint in der noch bestehenden
Suffizienz des peripheren Kreislaufapparates ‚zu liegen, bei dem m X
Hasenbroek eine pulsatorische Kraft als vorhanden angenommen wird.
Pfibram: Zur Frage der Gasbrandmetastasen. Die subcutan®
Kochsalzinfusion soll bei allen halbwegs auf Anaerobieninfektion p
dächtigen Fällen unbedingt vermieden werden, da, wie ein Fall zeigte,
sich die im Blut kreisenden Keime metastatisch in dem durch die In-
jektion geschädigten Gewebe ansiedeln können.
Detre: Über die Anwendung der Tusche in der Harnmikro-
skopie. Ein Tröpfchen des Zentrifugats des neutralisierten Harns wir
auf dem Objektträger mit einem Tröpfchen flüssiger Tusche vermengt
und nach Art der Blutausstriche ausgestrichen. Das gut gelungen®
Präparat ist dunkelbraun und kann nach Eintrocknung ohne Dock-
gläschen mikroskopiert werden. Die Mehrzahl der Cylinder finden sich
am Rande und in der Endzone des Ausstrichs,.
Blatt: Schutzfenster bei Massenbehandlung von Trachom. An-
wendung eines einfachen Fensters in einem Holzrahmen hat sich sehr
bewährt.
Fischer: Beiträge zur medizinischen Kulturgeschichte IV.
Gottfried Eisenmann. |
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-, 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.17. 00. 007419 EN 5 FAR
Nr. 18. Redlich: Was hat uns die Gehirnpathologie für die Nr. 18.. Festschrift für R. Stierlin. ` T IES e
Gehirnphysiologie gelehrt? Vortrag, gehalten in der Jahresversammlung | - Schweizer (Zürich): Über das manifeste und latente chronische ni PAROA |
der Gesellschaft der Ärzte. Zum kurzen Referat nicht geeignet. Pleuraempyem. Empyeme verschiedener Provenienz, operierte und un- RE
Schlesinger: Zur Klinik der Hungerosteomalacie und ihrer | behandelte können in ein chronisches Stadium übergehen. Vom akutest SE ms r
Beziehungen zur Tetanie. Die Untersuchung von über 80 Kranken mit | verlaufenden Empyem bis zu Jahrzehnte langer Latenz kommen alle I FAA
osteomalacieähnlichen Zuständen ‚brachte: verschiedene bisher wenig | Zwischenstufen vor. Aber auch bei den günstigsten Fällen: ist die i PETE E
‚oder gar nicht beachtete Tatsachen zutage. Während bei der gewöhn- | Katastrophe nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. : d pii P ;
lichen Osteomalacie in.der‘Regel das Schädelskelett unbeteiligt bleibt, | .Thellung: Mortalität und Resultate der Nephrektomie. Für We Mr i
fanden sich bei der Hungerosteomalacie die. Kopfknochen nicht selten | die einseitige Nierentuberkulose ist die frühzeitige Nephrektomie die - I DOCH
erkrankt. Auffallenderweise litt etwa die Hälfte der Kranken gleich- | einzige erfolgreiche Behandlung; je früher operiert wird, um so besser N re
zeitig an einer Struma. Vielleicht ist das Zusammentreffen nicht ganz | heilt die Blase aus und wird -die Erkrankung der zweiten. Niere ver- ` if AURE
zufällig, sondern weist auf' die Beziehungen zwischen Thyreoidea und | bindert. Bei Befallensein der zweiten Niere ist die Operation kontra- ER RE,
Koochensystem hin. Zweimal wurden neben der Osteomalacie eine | indiziert; sie kann nur ganz ausnahmsweise bei quälenden oder 2 ar
ausgesprochene Tetanie beobachtet; -die Untersuchung auf latente Te- | gefährlichen Symptomen als. Palliativoperation berechtigt: sein. | Ä Be
tanie ergab bei den meisten Kranken eine deutliche mechanische Über- Dubs: Beiträge zur Chirurgie der Prostata-Hypertrophie. Von Hl. ei 0
erregbarkeit einzelner oder mehrerer peripherischer Nerven. Dies |.78,mit Prostata - Hypertrophie behafteten Patienten wurde bei 55 die _ ll: bpi e
‚häufige. Symptom gibt vielleicht, einen Hinweis auf die gemeinsamen | Suprapubische transvesicale Prostatektomie vorgenommen, damit i ERPI ir ”
Beziehungen der Tetanie und Osteomalacie zu den Glandulae para- | wurden 73,3% aller zur Aufnabme gekommenen Prostatiker der Radi- 1: MS en
thyreoidea. DE | * -| Kaloperation unterzogen. Die Mortalität betrug 82,1°/,, das heißt ri Kat HER .
Denk (Wien): Zur chirurgischen Therapie des chronischen Ulcus | 18 Fälle kamen zum Exitus.’ Die Resultate waren sehr befriedigende, ad; RE ne
ventriculi und duodeni; -Bei Abwägung der Vor- und Nachteile der | Sowohl was die Funktion, als auch was die Dauer.der Heilung anlangt. EPEN
” Gastroenterostomie gegenüber der Resektion des Ulcus’ entscheidet sich | Wettstein (St, Gallen): Ileus durch Murphyknopf. Mehrere A PERSE
Verfasser zugunsten der letzteren Methode. Durch Verbesserung der | Fälle zeigten, daß das Nichtabgehen. des. Murphyknopfes nicht unter Biene: iu z
Technik gelingt es; die Mortalität dieser Operation ebenso niedrig zu allen Umständen ganz harmlos ist und eventuell zu erneutem operativen rah jip
halten, wie die der Gastroenterostomie. In deù letzten zwei Jahren | Eingriff führen kann. Die Anwendung der Methode scheint dort 2 Pr BR
‘ kamen bei 73 Ulcusresektionen nur zwei Tadesfälle vor. Vermieden | Weiterhin berechtigt, wo der Zustand des Kranken so elend ist, daß MEIE A i
werden damit die Gefahren, die die Nichtbeseitigung ‚des Ulcus. mit | Pei der Operation, jede Minute Zeitgewinn wertvoll ist. G..Z. MRE: i
sich bringt; eine Reihe.von Gastroenterostomierten zeigten in der Folge Bene ee BE: | i pda PEPES, . |
‚Bildung eines Ulcus pepticum an der Anastomose, Ausbleiben der Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 14. I 1 fj
Fe . Heilung des ursprünglichen Uleus oder carcinomatöse Degeneration H. F. Brunzel: Ein Beitrag zur spontanen „Charakteränderung‘ RER
MT desselben. j 2 | Wunden. Bericht über- einen Fall von faustgroßem Karbunkel ui:
re í EN von Wunden | e faustgroße rbunkel am 11 a ao
i Schilder: Bin neues Kleinbirnsymptom. In vier Fällen von Rücken, aus dem sich nach Spaltung mit Kreuzschnitt ein tuber- Bela Be Ber
k- = ‚eerebellarer Erkrankung beziehungsweise Schußverletzung wurde eine | kulöses Geschwür entwickelte. Gleichzeitig entwickelte sich ein Je) 1 ee
ath $ vorzeitige Bewegungsbremsung (Bradyteleokinese) beobachtet. Beim | tuberkulöser Brustfellerguß und schließlich eine Lungentuber- le F
Auftrag, mit der Hand auf die Nase zu zeigen, bleibt der Finger etwa kulose. Auch in diesem Fall ist die sekundäre tuberkulöse Infektion un N Tora
‚10 cm vor dem Ziele stehen, als ob er an eine Glaswand stieße. der Wunde nur. als das Zeichen einer allgemeinen schweren Tuber- En.
=> Rozsa: Periodisch exacerbierende Oculomotoriuslähmung. Bei | kuloseerkrankung verständlich. aae SE (l Mie oae
einem 20 jährigen -Soldaten war diese Exacerbation mit Migräneanfällen L. v. Stubenrauch: Das Auftreten milzähnlicher Tumoren ll SR en
verbunden. Die auch in der Zwischenzeit bestehende Parese nahm bei | in der Bauchhöhle des Menschen nach Splenektomie. Prof. v. S tu b en- E e rT
den Anfällen allmählich zu, bis hochgradige Ptose auftrat und das | rauch richtet an die Ärzte die Bitte, bei denjenigen Menschen, bei He 11 10 De
Die Anfälle | denen früher die Milz exstirpiert worden ist, darauf zu achten; ob im HE EE
PA fe
Auge etwas nach ‘außen und unten eingestellt blieb.
wiederholten sich während zweier Monate in einem Intervall von 8 bis
G-Z.
-14 Tagen und klangen jedesmal in 48 Stunden völlig ab.
Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 11 bis 13.
E -gekennzeichnet durch tiefes Koma, halbseitige klonische Krämpfe, halb-
seitige Facialisparese, Aufschreien, .mittelweite Pupillen mit träger
= Nr:11. Tramer (Zürich): Untersuchungen aus dem Gebiete der
Epilepsie. Epileptische Anfälle mit oder ohne ihnen zuzurechnender
‚sekundärer Demenz können sich mit jeder Art psychischen beziehungs-
weise psychopathologischen Dauerzustandes kombinieren. Klinisch
schärfer umschriebene Kombinationsformen sind epileptische Anfälle‘
Í, mit normaler psychischer Breite, 2. mit Psychopathie, 3. mit Neurose,
4. mit Psychose, insbesondere Dementia praecox, 5. mit primärem
Schwachsinn. — Auf Grund anatomischer Befunde lassen sich folgende
anatomisch und auch klinisch gut charakterisierte Epilepsieformen
_ herausheben: Spastische Epilepsie, Myoklonie-Epilepsie, Paramyoklonie-
Epilepsie. Die Prognose ist bei allen drei Formen schlecht.
Nr. 12. Nigst (Bern): Zur Entstehung von Narbenhernien nach
Appendektomien. An 117 drainierten Appendektomien, wovon 14 Her-
[men resultierten, wurden die Erfahrungen gemacht, daß man durch f | Be
Vervollkommnung der Laparotomietechnik der Disposition zur post- |' Wirkung auf die Krebsneubildung: nicht erwartet werden’ darf. un:
i | | Josef Novak: Zur Kenntnis der Gynäkomastie und zur inner- Fors
TA TTR
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operativen Hernienbildung wirksam entgegenarbeiten kann. Der zweck-
mäßigste Hautschnitt scheint der nach Mac .Bürney zu sein. Vor
dem Parallelismus der Schnitte, der notwendig ist, wenn der Schnitt
u nahe dem Ligament. Pouparti liegt, ist zu warnen. Die Bauch-
decken sollen mit resorbierbarem Nahtmaterial etagenweise bis auf das
fainrohr geschlossen werden. wi
Ryhiner (Zürich): Über Chenopodiumölvergiftung. Dieselbe ist
p aktion, horizontalem Nystagmus, endlich Erlöschen der Reflexe und
od an Atemlähmung. Die Dosierung für das Kindesalter sind zwei
Bauchfell zerstreut erbsen- bis haselnußgroße milzähnliche Tumoren im
‚Peritoneum des Darmes und des ‘Netzes zu finden sind. Es wird ge-
beten, diese Tumoren in Scheiben zerschnitten und in Formol konser-
‘viert an das Histologische Institut der Universität München, Petten-
koferstraße, einzusenden. er ns
‘Alfred Horwitz: Zun Behandlung der Kanäle nach der
Sauerbruchschen Stumpfoperation. Zur Besichtigung des Kanals in dem
Muskelwulst, der bestimmt ist, den Stift aufzunehmen, hat der Verfasser
eine ohrentrichterähnliche Hülse konstruiert und: zum Durchziehen von
Gase durch diesen Kanal eine Öhrsonde. K. Be. _
~ Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. i4.
W. Weibel: Darm- und Blasenschädigangen nach postoperativer
prophylaktischer Radiumbestrahlung. Es hat sich herausgestellt, daß
die Scheide nach der erweiterten abdominalen. Radikaloperation infolge!
von Ernährungsstörungen und Atrophie gänzlich ungeeignet ist für die
Nachbehandlung mit Radiumstrahlen. Infolge der Empfindlichkeit des.
"Gewebes muß mit so schwachen Dosen gearbeitet werden, daß eine
sekretorischen Therapie der Brustdrüse. Es werden fünf Fälle berichtet
von Vorhandensein weiblicher Brüste bei männlichen
Individuen. Nach der Geburt antwortet bei beiden Geschlechtern
die Brustdrüse in der gleichen Weise auf den Ausfall der inneren
Sekretion der Placenta mit Anschwellung und Absonderung. Beim
weiblichen Geschlecht entwickelt sich die ‚Brustdrüse unter dem Ein-
fluß der weiblichen Keimdrüse weiter. Eierstock und Placenta fördern
die Ausbildung, hemmen aber die, Sekretion der Brustdrüse. Der Aus-
fall der Placentahormons nach der Geburt löst die Milchsekretion aus,
welche durch den Reiz des Saugaktes unterhalten wird. — Die Hoden
hemmen die Entwicklung der Brustdrüse; in den Fällen, wo diese Hem-
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mung versagt, kommt es nicht immer zur Ausbildung eines Drüsen-
geweb.es, sondern manchmal bloß zu einer Vermehrung des Fett-
“Dosen von je so viel Tropfen, als das-Kind Jahre zählt, mit einer Stunde
gewebes, jedoch gehören das. Drüsengewebe und das Fettgewebe
O1 schenraum. Zwei Stunden danach eine reichliche Menge Laxans.
».Chenop. ist ein ausgezeichnetes Anthelminthicum sowohl gegen
Ascariden wie Oxyuren.
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der Brust zusammen und werden von dem gleichen Wachstumsreiz
angeregt.
l Josef Bondi: Der Einfluß des Geschlechtsverkehrs auf den
Eierstock. Es wurden bei einer Anzahl weiblicher Kaninchen die Uterus-
hörner oder die Tuben unterbunden und durchschnitten. Die eine
Hälfte der Tiere wurde mit männlichen Tieren zusammengebracht, die
andere Hälfte blieb getrennt. Nach zehn Monaten wurden die Tiere
getötet und die Geschlechtsorgane untersucht. Dabei ergab sich, daß
bei den Geschlechtstieren die Eierstöcke sehr viel länger und dicker
waren, als bei den jungfräulichen. Die Vergrößerung beruht auf der
enormen Ausbildung der drüsenartigen Zellen der sogenannten inter-
stitiellen Drüsen. Die jungfräulichen Tiere zeigen eine große Anzahl
unveränderter Primordialeier, während bei den Geschlechtstieren offen-
bar infolge des Geschlechtsverkehrs die Eier sich rascher entwickelten
und rascher zugrunde gingen. Es ist bei diesen Versuchen zu be-
denken, daß durch die Verhinderung der Schwangerschaft bei fortge-
setztem Geschlechtsverkehr bei den Tieren sich abnorme Verhältnisse
in den Eierstöcken entwickelt haben könnten. Die Versuche scheinen
darauf hinzudeuten, daß durch den Geschlechtsverkehr die
innere Absonderung der Eierstöcke angeregt wird.
Bg.
Therapeutische Notizen.
Die intraabdominale (intraperitoneale) Anwendung von Vucin bei
Bauchschüssen empfiehlt H. Prahl (Lübeck). Ist der Dickdarm ver-
letzt, so ist eine prophylaktische Einwirkung auf das infizierte Peri-
toneum angezeigt. Man mache vor Schluß der Bauchwunde eine Ein-
gießung von drei Viertellitern Vucinlösung 1,0:15000,0. (D. m. W.
1919, Nr. 14.) |
Nirvanol empfiehlt Michalke (Eberswalde) als Schlaf- und Be-
ruhigungsmittel in der Psychiatrie. Man reiche in leichten Fällen
von nervöser Agrypnie 0,8, in schweren Fällen von Erregung 0,5 bis
1,0 pro dosi, 0,6—1,0—1,5 pro die. Dabei kann man das Medikament
wegen seiner relativen Geschmacklosigkeit bei mißtrauischen oder sich
sträubenden Patienten unbemerkt in Suppe, Milch usw. verabreichen.
Gibt man das Mittel länger als sechs Tage hintereinander, so macht
sich eine stärkere Somnolenz mit taumelndem Gang und Gefühl der
Betrunkenheit bemerkbar. In seltenen Fällen tritt eine erythematöse
‚Rötung der Gesichtshaut auf. (D. m. W.1919, Nr. 14) F. Bruck.
Franz (Wien) hat die wehenerregende Wirkung der
Barium- und Kaliumsalze zu therapeutischen Zwecken in der Frauen-
heilkunde, bei Metrorrhagien, Abortus arteficialis imminens und in-
completus, Atonie und schlechter Involution angewandt. Die verab-
reichte Dosis der injizierten Bariumchloridlösung schwankte zwischen
0,02 und 0,08 g und erreichte während eines Tages die Höhe von 0,14,
während dreier Tage von 0,24 g.
Bariumchloridlösung getränkte Jodoformgazestreifen verwandt.
Erfolg war nicht immer gleichwertig. Bei der Behandlung des Abortus
besteht ein Hindernis in der kurzen Dauer der angeregten Contractionen.
Zu bemerken ist die große Schmerzhaftigkeit der durch die Therapie
. angeregten Wehen des nicht schwangeren Uterus, die durch Morphium
zu beheben sind. (W. kl. W. 1919, Nr. 11.)
Scherber (Wien) macht Mitteiling über die Anwendung des
Quecksilberpräparates Novasurol, das eine Doppelverbindung
von Oxymereuri-Chlorphenylessigsaurem Natrium mit Diäthylmalonyl-
barnstoff darstellt und einen Hg-Gehalt von 33,9% hat. Das Präparat
ist in Form einer 10 %igen Lösung in sterilen Ampullen zu je 2,2 ccm
im Handel. Mit dem Mittel lassen sich rasche Wirkungen erzielen;
namentlich ist es in der Kombination mit Salvarsan sehr gut ver-
wendbar. Es empfiehlt sich durch geringe lokale Schmerzhaftigkeit
und das seltene Auftreten unangenehmer Nebenerscheinungen von
seiten des Darms. (W. kl. W. 1919, Nr: 11.) | G. 2.
Bei Blasenschwäche und Harnträufeln empfiehlt Kirchberg
(Delmenhorst) Hexal „Riedel“. Er verordnet viermal täglich 0.5 als
Tablette und gleichzeitig warme Umschläge. Der Urindrang wird sehr
bald geringer. Ungefähr 20, darunter auch hartnäckige Fälle, wurden
geheilt. (D. m. W. 1919, Nr. 14.) F. Bruck,
Bücherbesprechungen.
Hermann Gocht, Handbuch der Röntgenlehre. Mit 320 in
den Text gedruckten Abbildungen. Fünfte, umgearbeitete und ver-
mehrte Auflage. Stuttgart 1918, Ferd. Enke.
Das Gochtsche Handbuch hat sich seit seinem Bestehen stets
viele Freunde erworben, was ja auch die rasche Aufeinanderfolge der
Seit wir uns zum letzten Male an dieser
einzelnen Auflagen beweist.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17.
zahlreiche Neuheiten erweitert worden.
Neuauflage seines Buches sämtlich erörtert und mit der seinen ganzen
In anderen Fällen wurden mit
Der ’
27. April.
Stelle mit diesem Buche beschäftigten, ist die Röntgenwissenschaft um
Diese hat Gocht in der
Stil auszeichnenden Kürze und Faßlichkeit dargestellt. So wird der
Praktiker über die aktuell gewordenen Fremdkörperlokalisation, über
die modernen Dosierungsverfahren, über die gasfreien Röhren usw.
ausgezeichnet unterrichtet, Diagnostik und Therapie kommen gleich-
mäßig zu ihrem Recht, sodaß das Buch seinen Zweck als Handbuch
vortrefflich erfüllt. Otto Strauß (Berlin).
0. Rumpel, Die Gasphlegmone und ihre Behandlung.
Mit 4 Tafeln. 98 Seiten. Leipzig 1917, J. A. Barth. M 3,—.
Verfasser gibt in seiner Monographie ein sehr klares Bild über
die anaerobe Infektion.
Nach seiner Erfahrung treten in praxi die klimatischen Ver-
hältnisse erheblich zurück gegen die Beeinflussung durch erhöhte Kampf-
tätigkeit. Ätiologisch macht er drei Gruppen von Mikroorganismen
verantwortlich : 1. Gruppe des Rauschbrandbaeillus, 2. des Fraenkel-
schen Gasbrandbaeillus, 3. des Bacillus putrificus (maligner Ödembaeillas).
Klinisch jedoch ist eine scharfe Abgrenzung undurchführbar. Das Vor-
herrschen der Granatsplittersteckschüsse ist besonders deutlich zu er-
kennen.
Als Ausgangspunkt kommt die Muskulatur in Frage. Durch die
Fäulniserscheinungen entstehen die Umsatzprodukte der Erreger, ins-
besondere das Gas, und als Reaktion der lebenden Zellen das Ödem.
Im Anschluß hieran beschreibt Verfasser den krankhaften Muskelbefund
und den typisch fauligen Geruch der Wundabsonderung. Zweifellos wirkt
die örtliche Unterbrechung der Bluteireulation begünstigend auf das
Fortschreiten der Infektion.
Der eigentliche Beginn der Gasphlegmone ist nicht an eine be-
stimmte Zeit gebunden und wegen der Plötzlichkeit des Entstebens
außerordentlich schwer festzustellen. Als kürzeste Inkubationszeit hat
Rumpel fünf bis sechs Stunden, als längste 23 Tage feststellen können,
was aber in der Schwere der Erkrankung keinen Unterschied macht.
Sehr anschaulich beschreibt er auch das klinische Bild und
kommt dadurch zu dem Schluß, daß vom praktischen Standpunkt aus
eigentlich nur eine Einteilung in schwere und leichte Fälle durch-
führbar ist.
In der Diagnose legt Verfasser meines Erachtens zu großen Wert
auf das Röntgenbild. Ist das Gas dadurch mit Sicherheit nachzuweisen,
ist es schon längst klinisch erkennbar. Besonders aufmerksam macht
er noch auf die durch das Ödem bedingte gespannte, blasse ‚Haut,
die braune Verfärbung findet man hingegen ebensohäufig bel den
eitrigen Phlegmonen und über dem Bluterguß, der sich zu zersetzen
beginnt. Noch das ständigste Erkennungszeichen der Gasphlegmon®
ist ihr specifischer Geruch. Sonderbarerweise erwähnt Verfasser nicht
die typische Gesichtsfarbe des Kranken, aus der allein man schon oft
die Diagnose auf Gasbrand stellen kann. ;
Dann folgt ein. Kapitel über die chirurgische Prophylaxe, die
wichtigste Grundlage der Bekämpfung der Gasphlegmone. Im Anschl F
hieran bespricht Rumpel eingehend die operative Therapie und T%
bei gleichzeitiger Fraktur sofort zu hoher Amputation im Gesunden. Vas
Allgemeinbefinden gibt oft für den einzuschlagenden Weg den Ausschlag.
Außer der Wichtigkeit der Nachbehandlung weist Verfasser a
auf die Vorzüge und Nachteile der rhytbmischen Stauung nach Thie
hin. Empfehlenswert sind auch ihrer günstigen, rein örtlichen Beeln-
flussung wegen heiße Kataplasmen. Doch bei vorgeschrittenen, schweren
Formen sind beide letzteren Behandlungsarten erfolglos. i
Was die Prognose betrifft, ergibt sich eine ziemlich konstante
Mortalität von 40 bis 50%, die auch bei allen angewandten Behandlungs-
methoden sich ziemlich gleich bleibt. !
Nach seinen Beobachtungen nimmt Rumpel eine Schutzwirkung
des polyvalenten Gasödemserums als erwiesen an. Doch sind wieder
holte Injektionen notwendig.
Die Metastasenbildung erwähnt Verfasser nur mit
die Differentialdiagnose leider gar nicht.
| Zum Schluß fügt er noch in Kürze 160 Krankengeschichten an.
Jedenfalls eine recht lesenswerte Abhandlung !
Werner Regen (Berlin).
N. v. Jagie, Die diagnostische Verwertung des Ganre
eytenbildes bei Infektionskrankheiten. Wien 19%
Moritz Perles. 28 Seiten. ai
Gegenüber dem Skeptizismus vieler Ärzte, daß bei regelmäßige
Heranziehung des Leukocytenbildes doch „nichts herauskomme , ve
mag Verfasser den Wert der Untersuchung für Diagnosen- UN
gnosenstellung in eingehender und übersichtlicher Weise darzutun.
Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide)
einem Wort,
Nekrosen ganzer Muskelabschnitte, auch bei Vucin 1:10000 -fehlten
die Nekrosen der Muskelfasern und Muskelbündel keineswegs. _Dazu
gesellten sich fibrinöse und hämorrhagische Exsudationen und’erheb-
liche Ödeme, sowie eine überraschend starke Rundzelleninfiltration und `
eine diffuse Bindegewebsreaktion. Das Sublimat wirkte stärker als das
Vuein, übrigens ‚auch etwas anders insofern, als der hämorrhagische
Charakter der Nekrose stärker in den Vordergrund zu treten ptlegte.
Auch beim Menschen. setzten Vucinlösungen 1:500 und 1:1000 im
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1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. SEIEN.
er Vereins- und Auswärtige Berichte, u RA
k - Frankfurt a. M ; lich nachweisbare. Vergrößerung, Ascites geringen Grades. ` Herz: poite p
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 17..März 1919. Grenzen nicht erweitert. Töne rein.. Unterhalb der linken Mamilla im H We a
au . Alwens: Zur Therapie der Grippepneumonie. Bericht über | Vierten Intereostalraum sieht man eine umschriebene, dem Herzspitzen- Mic à |
en Adi w Erfahrungen, welche bei der Behandlung von 188 ‚Grippepneumonien stoß ‚entsprechende Einziehung der Brustwand, ‘die, synchron. dem in.
komnen pi | gemacht wurden. Die Morgenrothschen Chinaalkaloide ‚Carotispuls ist. Eine Kurve der Einziehung an der Herzspitze und des Y le
ch als Hua >... Optochin und Eucupin scheinen vermöge ‚ihrer Eigenschaft, Pneumo- |. Carotispulses zeigt die systolische. Einziehung einwandfrei. Dieses RE HT
rat nd Streptokokken abzutöten oder in. ihrer Entwickl ung zu hemmen, | Symptom der systolischen Einziehung der-Herzspitze ist für Pericarditis . SERIE
Behand geeignet, mit Aussicht auf Erfolg angewendet zu werden. Es empfiehlt | @haesiva ausschlaggebend. Unveränderlichkeit. der ‚Einziehung bei En I a
Era sich die Anwendung des Optochin. bas. fünfmal 0.2.in 24 Stunden in | Stellungsänderung des Körpers ist ebenfalls vorhanden, dagegen fehlt ‚EHRT
klare Bi gleichen Abständen über Tag und Nacht verteilt, dabei ausschließliche | der Pulsus paradoxus, und der diastolische Venenkollaps, was in diesem SE A
a; Milchdiät, zirka zwei Liter pro Tag, alle zwei Stunden 150 bis 200 g, | Falle datür spricht, ‚daß es zu einer weiteren Ausbreitung der Ent- en
Yale I eventuell mit Zusatz von. etwas Kakao oder Tee. Vorbedingung für nn “Ang Mediastinum und zu Narbenbildung dort“ nicht ge- Bere
prea die Optochinverordnung sind gesunde Nieren (abgesehen von. febriler en nA i T RRE SEET RR DETE A He a
Miroi. Albuminurie) und das Fehlen von Augenstörungen. Besteht Idiosyn- | .. è mia A i ört Ei Gruppe der Poly ser ositis. . Besonders nat,
jes Frauakl krasie gegen das Mittel, so pflegt sich dieselbe sehr bald nach den ie Ha ad n als Pseudolebereirrhose bezeichnete Erkrankung ln;
üi% - ersten Dosen in Gestalt vom Ohrensausen und Augenflimmern bemerk- m fallenden Stauungserscheinuogen, Ascites, Ödemen manche Ähn-. ah a >
hba, Dill bar zu machen. Treten _ derartige Störungen auf, so ist das Mittel k p En a fisa Therapie ‚kommt: die er | Brauner i PAT
deotlid nt sofort abzusetzen. _ Unter Beachtung dieser Cautelen wurden. nie | gelührte Kardtolyse in Betracht. —— —— —— > > T | I ee
= _ Schädigungen von seiten der Augen beobachtet. Beim Ausbleiben von | _ Georg Schöne: Uber die Einwirkung einiger Antiseptica auf Pi per En
pik ; - Nebenwirkungen wird Optochin bis zur Entfieberung weitergegeben. | die Gewebe. Untersucht wurden Sublimat, Carbol, Borsäure und an- Be En:
a Stellt sie sich nach drei bis vier Tagen nicht ein, so wird das Mittel abge- | dere Mittel, vor allem das Chinin, das Hydrochinin und dessen. homo- Peng
1 wel. setzt. Ob das Eueupin. bas. in Dosen von zweimal 0,5 pro Tag besonders | loge Reihe: Athyl-Propyl, Butyl usw. bis Dodecyl-Hydrocuprein. Dar- le
ar „at beim Vorherrschen der Streptokokken dem. Optochin überlegen ist, | Unter vor. allem die drei bekannten, von Morgenroth besonders I PD
Br läßt sich auf Grund der bis jetzt behandelten Anzahl von Grippe- | empfohlenen Mittel: Optochin (Äthyl), Eueupin (Isoamyl) und Vuein Era
jy ‚ji - Pneumonien noch nicht sagen. Es wird in dieser Richtung weiterer (Isoetyl- Hydrocuprein). Von den ‚Cbininderivaten wurden. salzsaure BT gt
' . -` Untersuchungen und Beobachtungen bedürfen. ` en Salze benutzt.“ Als Lösungsmittel diente stets 0,8%ige’Kochsalzlösung, le zn
D Da Eucupin im Vergleich zu Optochin vollkommen unschädlich als Versuchstier meist das Kaninchen. | DU a = ns. on
zu sein scheint, so wird seine Anwendung sich wohl leichter allgemein ‚Die Methodik war eine vielfältige. ee EE
: ‘Eingang verschaffen. Ob die kombinierte Serum- Optochin- beziehungs- iaa nn nn mn Er a nn ae a: E
| a Eueupinbehandlung Besseres zu leisten Buanne ne Ba .1:20.000 geprüft wurde, bis zu einer Konzentration von 1:10000 sehr . AA
co De der , eh , i deutliche Gewebsveränderungen setzte. Bei den stärkeren Konzentra- . (HR
| Bei unkomplizierten Grippeerkrankungen ist. die antipyretische. | tionen (bis etwa1: 1000, gelegentlich auch bis 1 : 5000) entstanden massive A j na
y
E = |
w | -`` Wirkung des Optochins deutlicher und nachhaltiger als‘ die der anderen
pe ‚gebräuchlichen Antipyretica, vor allem des Chinins, - | !
| pos Kollargol, Serum, Neosalvarsan stehen in der Wirksamkeit hinter
l den specifisch chemotherapeutisch wirkenden Chininderivaten zurück.
we Keines der Mittel ist imstande, den pneumonischen Prozeß unmittelbar
pa zu beeinflussen oder das Auftreten neuer pneumonischer Herde und
er aa: -r nl T
= ET EN ne Br
Le ne ER
$ .. a a ar Be en
z y) . -, Pleuritischer Exsudate zu verhindern. Hainebach.
f Bt i a Dr. u Muskel- und im Fettgewebe Nekrosen -und ‚lösten eine gewaltige leukö-
PP? ee | Greifswald. cytäre Infiltration aus. Bei den Konzentrationen 1: 2500 und i :5000
si ooog e - war ‘diese Veränderung wesentlich geringer, aber deutlich. Das Kanin-
_ chengewebe, besonders der Kaninchenmuskel, sind zarter als die mensch-
lichen Gewebe, S EN
2.. Intravenöse Durchspülung hinterer Extremitäten des Kaninchens
Medizinischer Verein. Sitzung vom 7. März 1919..
Herzog: Demonstration: Fall 1. Es handelt sich um einen
8} -47jährigen Patienten, der seit Anfang 1918 eine Geschwulst-
bildung in der Lebergegend bei sich bemerkte. Bei der
nach Art der Venenanästhesie. |
jør letzigen Untersuchung findet ‚sich eine enorme Vergrößerung der Leber, . Dauer dieser Versuche bis. zur Lösung der Abschnürung eine’
j. die Lungen-Lebergrenze -befindet sich an dem fünften Intercostalraum, | halbe Stunde. 0,8% ige Kochsalzdurchspülung setzte leichtere Gewebs-
po | die untere Lebergrenze erstreckt sich. von der Spina iliaca anterior su- schädigungen im Muskel, die wohl wesentlich mechanischer Natur
je’, - -perior bis zum Ansatz der neunten Rippe am Rippenbogen links. Oberfläche | waren (Muskelzerreißung. und kleinere Blutungen). Vucin 1:10000 er-
wl- der Leber stark höckerig, die Konsistenz ist hart. Die Knoten sind | zeugte erhebliche Nekrosen und einzelne Thrombosen. Nach der Durch-
A verschiedener Größe, kleinkindskopf- bis walnußgroß. Der frisch ge- | Strömung mit Vuein 1:5000 waren die Schäden schon recht stark.
fi lassen Urin zeigt eine bäunliche Farbe, die nach Stehen in der Luft | Vuein 1:1000 setzte einmal eine Totalnekrose des ganzen Beines.. Da-
„# ineine tiefbr S In E de eine Melanurie | bei ist zu bedenken, daß die Vucinlösungen in physiologischen Koch- -
aun-schwarze Farbe umschlägt. Es wurde salzlösungen: nicbt ganz klar sind, sodaß möglicherweise. auch feinste
Embolien. mitspielen, zumal Vucin im alkalischen Medium ausfällt, — `
‚Jedenfalls mahnen diese Tierversuche zu ‚äußerster Vorsicht!
3. Um ein exaktetes Maß für die nekrotisierende Wirkung der -
dei. vermutet; in der Tat ergaben die daraufhin angesetzten Proben die
’
= Bestätigung. Charakteristisch sind zwei Proben: 1. Oxydationsprobe
A mit Bisenchlorid, 2. die von Thormälen 1887 angegebene Probe
jr mit Nitroprussidnatrium und Zusatz von Eisessig entsprechend der | Antiseptica zu gewinnen, wurden Hautläppchen vom Ohr des Kanin-
| e g.a l schen Acetonprobe, | U | chens ohne Knorpel abgelöst, über verschiedene Zeiten (z. B. 2, 6, 10
ji . a Es handelt sich also bei dem Patienten um einen Fall von Stunden) im Brutschrank in die entsprechenden antiseptischen Lösungen
‚Nelanotischer Geschwulst bildung mit Melanurie. gelegt und dann nach Abspülen mit physiologischer Kochsalzlösung
bei Brutschranktemperatur dem Tier, von dem sie stammten, wieder `
aufgeheilt. Be ni Zr...
.... . Die Kontrollen, das heißt Läppchen, welche während der gleichen - |
Zeiten ‚(2, 6, 10 Stunden) im Brutschrank in 0,8%iger Kochsalzlösung
fr 2 Ausgangspunkt dafür kommt eine Erkrankung des linken Auges in
A | etracht, die schon mehrere Jahre besteht, 1916 aber sich verschlimmerte,
und die nach Untersuchung der Augenklinik sehr verdächtig auf ein |
)
' Anfrabulbäres Neoplasma ist © — ” | T
pi Fall 2, 48 jähriger. Patient. In -der Familie kamen mehrere | gehalten wurden, heilten ausnahmslos glatt wieder ein. Diese Ver- .
j, tuberkulöse Lungenerkrankungen vor. Er selbst war immer gesund. | suche wurden in großem Maßstab ‚durchgeführt und ergaben gleich-.
N; . Seine jetzige Erkrankung begann im Herbst 1918 mit Brust- und Leib- | mäßige Resultate. Nach zweistündiger Einwirkung erwiesen sich z. B..
a! ‚Schmerz . mit | Läppchen, welche zwei'Stunden in Vucin 1:100, 1:500 und 1:1000
i „zen. Oktober 1918 erkrankte er dann auf einem Transport mit on ix es
| ‚Atemnot Ö : ME ' gelegen hatten, als vollständig zerstört. Vucin 1:5000 setzte noch
| „100, Odem der Beine, Brustschmerzen. Im Kriegslazarett trat hr achworo Kehädisunren: etwas veringer Sr a ES
# @llmählich Rück ang der Ödı in, ein in den ‘ersten Tagen be- re a en geringer waren sie bei 1:10 000,
"steh ., „gang der Ödeme ein, ein in den | stets deutlich blieb eine Läsion durch Vucin 1:20000, während”Vuein
! f Be Fieber verschwand wieder. _ _ y 1:40000 einige Male merkbare Gewebsveränderungen hervorbrachte,
a: 1 En etziger Befund: Rechts adhäsive Pleuritis mit Schwartenbildung. | andere Male nicht. Vuein 1:80000 erschien ünschädlich (mikro-
g %8, besonders vorn neben der Herzdämpfung, frische trockene Pleuritis. | skopisch wurden diese Serien nicht untersucht). Alle Tiere wurden :
wochenlang beobachtet. Es machte keinen großen Unterschied, ob die
\
Leber stark vergrößert, leicht druckempfindlich. Milz-zeigt ‚keine deut-
\
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deutlich giftiger als Vucin, doch war Sublimat 1:80000 bei zwei-
stündiger Einwirkung ebenfalls unwirksam. Sehr viel schwächer wirkten
Chinin bydrockloricum und Hydrochinin. Die genaue Untersuchung
der homologen Reihe des Hydrochinins einschließlich Optochin, Eucupin
bis zum Dodecylhydrocuprein ergab die höchste Giftwirkung beim Vucin.
Die Kurve der Gewebsgiftigkeit schien also ungefähr der von Mor-
genrotb festgestellten Kurve der Giftigkeit des Vueins für Strepto-
kokken parallel zu gehen, dagegen verlief sie vollständig anders als
die Kurve für die Wirkung dieser Substanzen auf Pneumokokken.
Festgestellt wurde ferner mit der Läppchenmethode, daß in
serumhaltigen Medien_die Gewebsgiftigkeit des Vucins wesentlich herab-
gesetzt wird.
Löhlein weist darauf hin, daß nach den Ausführungen des
Herrn Schöne das völlige Versagen des Vueins bei eitrigen Binde-
hautentzündungen ihm verständlich sei. Er hatte das Mittel bei durch
Staphylokokken, Pneumokokken und Streptokokken hervorgerufenen
Bindehautentzündungen im Felde reichlich angewandt, schließlich mit
1%iger Lösung viermal täglich den Bindehautsack durchspült und nie-
mals eine die Heilung beschleunigende Wirkung des Mittels gesehen.
Augenscheinlich kommt die bacterieide Wirkung des Vuecins in dem
eiweißreichen conjunctivitischen Sekret nicht zur Geltung.
Trotz der zellschädigenden Wirkung oder vielleicht wegen dieser
Wirkung bewährten sich die gallensauren Salze als gonokokkentötendes
Mittel. Durch die Auflösung der Leukocyten und Epithelien wurden
die in ihnen enthaltenen Gonokokken erst frei und damit der bactericiden
Wirkung ausgesetzt. Praktisch ist diese Erfahrung in dem Merckschen
Choleval verwirklicht worden, |
Pels-Leusden macht darauf aufmerksam, daß, vielleicht
durch die interessanten, neue Wege wandelnden Versuche Morgen-
roths über Tiefenantisepsis veranlaßt, eine große Verwirrung der
Geister bezüglich der Anti- und Asepsis entstanden ist. Manche, be-
sonders diejenigen, welche durch die Verhältnisse des Krieges erst zu
Chirurgen gemacht worden sind, hielten die Asepsis offenbar für gänz-
lich abgetan und fühlten sich zu einer wilden Antisepsis berechtigt
mit den verschiedensten Mitteln, von denen eine keimtötende Wirkung
erwartet wurde. Die schweren Gewebsschädigungen, die sie dabei an-
richteten, wurden einfach außer Betracht gelassen. — Auf diese wilden
Antiseptiker hat Vortragender während des Feldzuges die Aufmerksam-
keit zu lenken versucht, leider ohne erkennbaren Erfolg.
Sitzung vom 21. März 1919.
Stephan: Congenitale Nierendystopie. Der Obduktionsbefund
einer Patientin mit congenitaler Nierendystopie, die der Vortragende
vor neun Jahren klinisch zu beobachten Gelegenheit hatte, gibt ihm
Veranlassung, auf die praktische Bedeutung der Anomalie einzugehen,
die er bereits früher in einer klinisch-embryologischen Studie bearbeitet
hat (Zschr. f. gyn. Urol. 1912, Bd. 3, Nr. 6). An der Hand von Aqua-
rellen des Sektionspräparates und anderer ähnlicher Fälle gibt der Vor-
tragende einen Überblick über die Merkmale der Nierendystopie, be-
spricht die überaus wechselvollen klinischen Symptome der Mißbildung
und würdigt. im einzelnen die Möglichkeiten, die Affektion durch ver-
feinerte diagnostische Methoden intra vitam zu erkennen und einer
erfolgreichen Therapie zuzuführen. Bezüglich der Behandlung unter-
scheidet er vom Standpunkt der Gynäkologen aus diejenigen Fälle, die
' außerhalb der Gestationsperiode und während der Gravidität von
leichteren klinischen Symptomen bis zu schweren, lebensbedroblichen
Erscheinungen führen können und geführt haben, und zieht aus vier
eigenen Beobachtungsfällen und den Berichten der Literatur das Fazit,
daß bei an sich gesunden und gut funktionierenden Beckennieren re-
spektive bei lumbaler Dystopie ein konservatives Vorgehen der Nieren-
exstirpation unter allen Umständen vorzuziehen sei. Er hält es für
gegeben, eine rechtzeitige Dislokation des Beschwerden herbeiführenden
und raumbeengenden Organs per laparotomiam nach oben hin zu be-
wirken, wofern die anatomischen Verhältnisse der Gefäßversorgung
und des allerdings meist kurzen und gestreckt verlaufenden Ureters es
irgend gestatten; ferner meint er, daß selbst intra partum eine funktions-
tüchtige Beckenniere nicht durch Exstirpation entfernt werden dürfe,
wenn man durch eine beckenerweiternde Operation oder den Kaiser-
schnitt eine Nephrektomie umgehen kann. |
Endlich legt der Vortragende seine Anschauungen über die fötale
Entstehung der congenitalen Nierendystopie dar: er lehnt die früher
angenommenen Ursachen des ausbleibenden Nierencensus — mangelnde
Wachstumsenergie des primären Ureters, geringere Vitalität der Zell-
schichten des Ulrnierenganges und anderes mehr — ab und kann sich
auch auf Grund neuerer Ergebnisse der primären Blutversorgung der
Nierenanlage, die durch entsprechende bildliche Darstellung erläutert
wird, nicht der Auffassung anschließen, daß die Niere durch ihre fötalen
422 oo 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 27. April.
Läppchen gewässert wurden oder nicht. — Sublimat erwies sich als | Capillargefäße am Ort ihrer Anlage zurückgehalten werde. Eigene
klinische und anatomische Beobachtung führt den Vortragenden viel-
mehr zu dem Schluß, daß frühzeitige fötale Skoliosen durch Raum-
beengung auf einer Seite neben der Lumbosakralregion der Wirbel-
säule die Niere an ihrem normalen Ascensus verhindern. Derartige
Skoliosen, die im fötalen und postembryonalen Leben sicher beobachtet
sind, entstehen nach Ansicht des Vortragenden durch frühembryonale
Amnionenge in kraniokaudaler Richtung, wodurch seitliche Ausbiegungen
der fötalen Wirbelsäule bedingt werden.
Ehrenberg berichtet über einen Fall von essentieller Thrombo-
penie (Frank), der durch Milzexstirpation als klinisch geheilt be-
trachtet werden kann. Erscheint ausführlich in der Mschr. f. Geburtsb.
| v. Tappeiner.
Königsberg i. Pr.
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 10. Februar 1919.
Carl: Über Tetanus und seine Behandlung. Die gewöhnliche
Inkubationszeit bei Tetanus beträgt im allgemeinen 6 bis 14 Tage. Es
sind aber auch „Frühfälle“ beobachtet worden, so z. B. bei tiefen Ver-
wundungen im Kriege und bei sogenannten „Laboratoriumsfällen“*, bei
denen die Inkubationszeit verkürzt ist. Umgekehrt kann die Krankheit
auch noch an einem späteren Termin ausbrechen. Die Dauer der Inm
kubationszeit ist wichtig für die Prognosestellung, das heißt je kürzer
sie ist, desto schwerer wird’ der Krankheitsverlauf sein. Der Vor-
tragende geht dann auf das bekannte Symptomenbild des Tetanus
(lokale und allgemeine Symptome) ein. Er teilt die Krankheit nach
ihrem Verlauf in zwei Formen: eine harmlosere Form mit Heilung In
vier bis sechs Wochen oder mit einem chronischen Verlauf mit kleinen
lokalen Attacken und tonischem Contractionszustand, und zweitens
eine Form, durch die ein Exitus letalis herbeigeführt wird. Die Aus-
breitung der Krankheit ist besonders in Nordfrankreich und Flandern
sehr stark. Therapeutisch werden in Anwendung gebracht prophy-
laktische Tetanus-Antitoxininjektionen, die im Laufe mehrerer Tage
wiederholt werden; daneben ist bei der Wundversorgung auf Ent
fernung aller Gewebstrümmer zu achten. Es werden Jodtioktur, Peru-
balsam angewendet und gelegentlich Excision oder Absetzung eines
Gliedes in Erwägung zu ziehen sein. Als Gegenmittel bel ausge-
sprochenem Tetanus gelten Tetanus-Antitoxininjektionen in gesteigerter
Dosierung, die subcutan, intravenös, intraarteriell, endoneural, intra-
lumbal und intracraniell in die Ventrikel und subdural nach vorauf
gegaugener Trepanation ausgeführt werden.. Außerdem ist die Am-
wendung narkotischer Mittel erforderlich (Morphium, Luminalnatrium)-
Theodor Cohn: Zur klinischen Chirurgie der Bietgaen
mungsbildungen. C. gibt einen Bericht über vier Fälle. Es handelt
sich 1. um eine Niereneiterung des rechten oberen Nierenteils bei
Harnleiterverdoppelung. Der Fall wurde als Tripper eingeliefert. Das
Harnsediment war reichlich, hatte bräunlichbläuliche Färbung und be-
stand aus vieleckigen, platten Deckzellen. Der Harn aus dem linken
und rechten oberen Harnleiter hatte krankhaften Befund. 2, Bei dem
zweiten Falle handelte es sich um eine angeborene Tieflage der gr
tuberkulösen Niere. Durch Nephrektomie wurde Heilung erzielt. 3. Un
Fall von Tuberkulose der stark überentwickelten linken und der 4,5 er
langen rechten Zwergniere. Die Klärung der Sachlage konnte m
durch Freilegung der linken Niere und Funktionsprüfung der rec a
(durch Indigoblauprobe nach Abklemmung des linken Harnleiters) 2
langt werden. 4. Ein Fall von angeborener Hydronephrose der rec a
bei Mangel der linken Niere bei 20 cm langem Harnleiter. Der er
tragende geht sodann auf die chirurgisch wichtigen anatomischen a
hältnisse der berichteten Hemmungsbildungen ein und schildert i
Entwicklungsgang der bleibenden Niere. Demonstration emmer a
herausgenommenen Niere einer 5öjährigen Frau mit Papillen- lösen
Nierenbeckentuberkulose, sowie gefärbter Schnitte der tuberku |
Zwergniere und des Gewebes an Stelle der fehlenden Niere. Sch.
, Rostock.
Ärztlicher Demonstrationsabend. Sitzung am 19. Januar ie
Weinberg spricht über Pathogenese und T herapie der eine
krankheiten nach neueren Anschauungen. Es wird in kurzen 2" hen
Übersicht über die Nephrosen, Nephritiden und Nepbrosklerose" geg
auf Grund der neueren Untersuchungen von Volh ard und legt.
Besonderer Wert wurde auf Pathogenese, Diagnose und Therapie in:
In der Diskussion macht Curschmann auf eine weiter itong
fache Funktionsprüfung der Nieren aufmerksam: die ns Í
des Tempos und Rhythmus der Diurese auf die einfachen Tago eche
zeiten hin; nach Schlayer und Hedinger gibt es ganz typ
Sklerose der Nierenarterien seien und nicht primär „allgemein arterio-
wenn:sie nicht, wie bisweilen bei Aortitis und Aneurysmen, mit Läsionen
des Nervus depressor einhergeht (C. Hirsch); wahrscheinlich können
' -gut operablen Magencareinoms operiert. wurde.
erfreut sich guten Appetits.
. Gastroenterostomie antecolica anterior mit Anheftung. der Darmschenkel
N
hat sich ohne bekannte-Veranlassung innerhalb zweier Jahre allmählich.
“Mediastinotomia ‚posterior operiert ‚wurden: drei prävertebrale tuber-
: kulöse Abscesse, ein Kind mit akuter Osteomyelitis (Proc. spinos. trans-
‚versus und Bogen), einer nach Schußverletzung des Thorax > und ein
mit M. Basedow,
: zebn Bestrahlungen
. bis vier Monaten.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK NA
pathologische Ausscheidungskurven bei Nephritikern, die sich von- denen Pekee von Myxödeni aus Ba or beobachtet une aber die
| Raschheit des Übergangs macht doch die Röntgenbehandlung als
der Norm scharf unterscheiden.
A Die Urämie bei Scharlachnephritis als ein reines Na ol- Sekretion: Urheberin des Myxödems sehr. wahrscheinlich, wie . ‚das bereits in einigen
rockt mit entsprechender Liquordrucksteigerung aufzufassen, geht | Fällen der Literatur angenommen wurde; Darum. Vorsicht, bei dieser
nicht an. Dem widersprechen ‘die jahrzehntelang :beobachteten guten | Therapie der Strumen. und-des M. Basedow!. Bear
Erfahrungen mäßiger Aderlässe mit- holatiy erheblichen ‚Kochsalz- -
Myom. uteri), ‘bei 50 jähriger . Frau, ` vor. sechs Jahren operiert.
Typischer mittelschwerer Fall, Gewichtszunahme bis 1917 bis- auf
164 Pfund; Begünstigung des hypothyreoiden Ödens durch die Kriegs-
Früher monate-
t,
infusionen.
- > -Bezüglich der Therapie betont C. in Übereinstimmung mit,
Scehlayer und Anderen, daß die foreierten Durstkuren (F. V o1h a r d)
bei akuter diffuser Glomerulonephritis' Gefahren bergen, vor allem die | ernährung, besonders die Kartoffel-Kohlrübenmonate.
C. befürwortet ebenfalls die Kombination lange Ovaradenbehandlung ohne Wirkung auf Ödem und subjektive
der Auslösung der Urämie. -
der Karellkur mit ‘Digitalis und vorsichtigen, jeden zweiten Tag | Beschwerden.. Auf Thyreoidin sofortige. Besserung subjektiv und ob-
jektiv; Abnahme bis auf 112 Pfund! C..sieht' in diesem neuen Fall
eine. Bestätigung’ der von ihm veröffentlichten Beobachtungen über die
hemmende Wirkung der operativen (und der physiologischen) Klimas,
auf die Schilddrüsentätigkeit (Zschr.. f.: d. ges. Neurol. 1918, Bd. 41
‘H. 1/8) und in diesem klimakterischen Hypothyreoidismus: die wahr-
scheinliche Ursache des so häufigen klimakterischen ‘Ödems im Sinne
sklerotisch“ und macht darauf aufmerksam, daß diese Deutung bereits
1905 von E. Romb erg gegeben worden si; Romberg und | der Eppingerschen Untersuchungen über die Rolle der BOB atE>
“Schlayer haben bei „primären“ Hypertensionen anatomische Nieren- | für die Ausscheidung der Chloride und des Wassers. .: -~
j 8. Chronischer M. Raynaud mit Sklerodaktylie und den Zeichen
des Hypothyreoidismus: Fehlen der palpablen Schilddrüse, schmerzloser
Zahnausfall, Impotenz, Haarausfall des -Rumpfes, Anhidrosis, Kälte-
empfihdlichkeit, zunehmender Schwachsinn; außerdem Epilepsie. Auf
Thyreoidin sofort Besserung der väsomotorischen und tröphischen Ver-
änderungen der Finger, der epileptischen ‚Anfälle, der Kälteempfindlich-
' keit usw. Besprechung des symptomatischen M. Raynaud, bei dem Schild-
, drüseninsuffizienz — sehr selten übrigens — eine. gewisse Rolle spielt,
jedoch anscheinend nur bei den chronischen, mitigierten Formen, nicht
bei denen mit rascher Gangrän ünd Mutilationen. © `
: : 4. ` Erythromelalgie bei 58 jährigem Mann; nach Erkältung ent-
standen. Alle Beschwerden, Rötung, Schwellung, Schmerz ‚und. Klopfen
in beiden Unterschenkeln beim Stehen oder 'Hängenlassen der Beine,
Keine Arteriösklerose;. keine. organische Nerven-
gereichten Diuretindosen (Rombe rg, Se h la y er) bei nephritischen
Hydropsien.
Bezüglich der Frage der „primären Hypertoni. (des Blutdrucks)
teilt er den Standpunkt Volhards, daß dieselben Folgen: primärer
veränderungen nie vermißt,
Die allgemeine: Arteriosklerose - an sich führt noch nicht zu er-
heblicheren Hypertensionen (durchschnittlich nicht über 160 mm R.-R.),
‚auch hohe Grade von cerebraler Sklerose ‚Gurch centrale ung
zur Hypertension führen. _
Ferner beteiligen sich an der Aussprache d die Herren S c m röder,
‚Schulz und-Weinberg.
' Sitzung am 30. Janani 1919..
Müller spricht über Heilung nach en von Magencarcinom |
„und über Mediastinalabscesse.
stark zunehmend.
erkrankung. Symptomatische und Thyreoidintberapie ohne besonderen
1. Vorstellung eines Patienten, der im Juni 1911, also vor
Th Jahren, in der Chirurgischen Klinik wegen eines stenosierenden,
Er ist rezidivfrei und
Er war operiert nach. Billroth 11. Die
Erfolg. C. bespricht einen zweiten Fall von Erythromelalgie, bei
dem die Zeichen des Hypotbyreoidismus bestanden und: der
durch Thyreoidin geheilt wurde. Auch -bei der „symptomatischen
Erythromelalgie“ (Cassirer) hat die -Sehilddrüseninsuffizienz eine
. gewisse ätiologische Bedeutung (Lan dgraf), für die „primäre“ Form
wahrscheinlich nicht. Immerhin empfehlt C. in allen Fällen den Ver-
such der Thyreoidinbehandlung.
Diskussion: die Herren Müller, Walter, Martius und
Unger, der einen bierbergehörigen Fall’ demonstriert. '
Lehmann: Zur Pathogenese der Erkrankungen der ableitenden
Harnwege. Demonstration von nach eigenen-Pyelogrammen hergestellten
Skizzen im Anschluß an das von Voelker aufgestellte Schema der
Entstehung der Hydronephrose und Pyonephiose. Das Voelker-
sche Schema baut sich auf ein diagnostisches Verfahren “auf, das-nichts
anderes ist, als ein getreues Abbild Jeweiligen pätologisch- ana-
tomischen Zustandes.
Sitzung am 18. Februar 1919,
8! Uhr im Pathologischen Institut.
Pol: Welche: Nierenveränderungen: können wir heute sehen und
mit Erfolg zu deuten versuchen? An zahlreichen Lichtbildern. bespricht
der Vortragende an der Niere die Wirkung von 1. Gefäßveränderünger,
insbesondere Arteriosklerose, 2. Entzündungsvorgängen, 8. Entartungen.
Gerade bei den mannigfachen Verbindungsmöglichkeiten der- ver-
schiedenen Störungen neben- und nacheinander tritt der Vortragende
für die Bemühungen ein, die verschiedenen. ‚Vorgänge beziehungsweise
' Zustände klinisch und anatomisch möglichst scharf zu erfassen. `
Diskussion : die Herren 2 2 Pol, Schwalbe;
nach Kappeler funktioniert gut (R. B.).
Kurzer BEN auf er Sratistik der Magencareinomoperations-
resultate,
Derselbe Patient wird öl lonia da er ein ausgesprochenes
Beispiel ist für totale Versteifung sämtlicher Wirbelgelenke — ankylo-
sierende Wirbelgelenkentzündung, Typus Bechterew_—. . Das. Leiden
‚entwickelt. Keine Arthritis deformans, keine Spängenbildung zwischen
den Wirbeln. - Thorax ganz start, ausgesprochenes Abdöminalzwerch-
fellatmen, Fehlen von nervösen Störungen.
2. Demonstration: von Röntgenbildern und Skizzen von sechs
Patienten mit Mediastinalabscessen, von denen fünf mit Erfolg durch
periösophagealer akuter Absceß.
© Curschmann bespricht 1. den Fall.eines 30 jährigen Mädchens
der während einer Röntgentherapie (im ganzen
von durchschnittlich 100. Fürsten a u einheiten,
mm Aluminiumsilber, 20 cm Focushautabstand) in Myxödem überging.
Die Struma schwand völlig, desgleichen Exophthalmus, Tachbykardie,
Schweiße, Tumor und Übererregbarkeit. Dafür traten alle typischen
Zeichen des | Myxödems auf; Gewichtszunahme von 24 Pfund in drei
nn
Rundschau. |
| schenswert, vielleicht unerläßlich ist, wenn. einer auch nur ein
Der Kausalnexus ist nicht unbedingt sicher, da one
Die = inischen Unterri
Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. brauchbarer Durchschnittsarzt werden. will.
- Von | | ‘Auch dieser Frage sucht man heute eine ‘rationale Lösun:
l Es gibt „Berufsberatung“; eine ganze Strömung in der Psycho-
logie ist damit beschäftigt, diese Beratung auf die Unterlage
(Fortsetzung aus Nr. H,
exakter Forschungsergebnisse zu stellen. -Der Mensch wird in
hundert und mehr psychische und psychophysische Einzeleigen-
„geborenen“ Eigen- schaften zerlegt 1), und ‚womöglich. ‚experimentalpsychologisch
Prof, Dr. med. et phil, Willy Hellpach, Karlsruhe.
z - IJI.
ragen wir zuvörderst einmal nach den
Schaften des Arztes — wobei wir ja nicht den geborenen großen | ———————
-$ Siehe O. Lippmann, Psycholögische: Berufsberatung (Ziele,
Tb ins Auge fassen wollen, sondern lediglich das, was an ur-
Grundlagen und Methoden). Berlin 1917. Adamentlich S. 6:bis 11)
Sprü
Prünglichen Beschaffenheiten, ap erlanen oder seelischen, wün-
2, Myxödem nach operativer Klimax (Totalexstirpation wegen |
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a. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17.
wird ermittelt, welche und wieviel von jeder das Individuum
N. N. besitzt oder vermissen läßt; eine weitere Tafel, das Berufs-
psychogramm, läßt dann ablesen, ob N. N. die Eigenschaften
besitzt (oder vermissen läßt), die für einen bestimmten Beruf un-
erläßlich, ratsam, nützlich oder bloß schätzenswert sind (oder wie
man sonst die Abstufung vornehmen will). Wer die Eigenschaft
Nr. 11 („wenigstens die Hauptfarben zu erkennen und zu unter-
scheiden“) nicht besitzt, kann (bekanntlich schon seit Holm-
grens grundlegender Entdeckung und Folgerung) nicht Loko-
motivführer, Schiffsführer und dergleichen werden; Schwerhörig-
keit schließt den Beruf der Telephonistin aus, eine bestimmte
Schwerfälligkeit der manuellen Reaktionen auf Gehörtes wird ihn
erschweren. Es ist wahr, je einseitiger eine Berufsausübung von
einer Eigenschaft abhängt, mit der sie steht und fällt, desto
einfacher liegt die Sache. Sie liegt also einfach bei den primi-
tiveren, wesentlich an Sinnesqualitäten oder psychophysische
Elementarbeziehungen gebundenen Berufen. Sie verwickelt sich
nach „oben“ hin immer mehr; je „höher“ ein Beruf steht, desto
mannigfaltiger wird die Fülle der Anforderungen, die an ihn
herantreten, desto mehr verlegen sich die seelischen Berufsanfor-
derungen in ie Bezirke der höheren geistigen Funktionen. Deren
. exakte Durchforschung steckt noch ganz in den Kinderschuhen;
es wird mehr um sie gestritten als bisher bei ihr herausgekom-
men ist, Betrachtet man das Psychogramm, das Fräulein Ul-
rich vom Arztberuf entworfen hat 1), so muß man schon sagen:
es gründet sich ziemlich ganz auf jene alte „Menschenkenntnis“, auf
jene Vulgärpsychologie, von der die moderne Seelenforschung so
gern etwas hochmütig abzurücken liebt. Es repräsentiert diese
Menschenkenntnis nicht einmal sehr imponierend. Ich kann mir
nicht helfen, manche Partien der Materialsammlung von Fräulein
Dr. Ulrich erinnern an die schlechtesten Exemplare des ame-
rikanischen „Umfrage“-Unwesens. Wenn die Auskunft eines
Nervenarztes registriert wird, wonach als „unbedingt ausschlie-
Bend“ (!) für diesen Spezialberuf bezeichnet ist: „Neigung zu
langer Nachwirkung unangenehmer Erlebnisse“ (Erläuterung des
Antworters hierzu: Der Arzt muß imstande sein, unlustvolle Ge-
fühle rasch abzuschütteln, denn er hat so viele trübe und auf-
regende Eindrücke zu verarbeiten, daß eine lange Nachwirkung
derselben ihn. selber seelisch aufs stärkste gefährden würde);
wenn ein Hautarzt als „unbedingt erforderlich“ anführt „die
Fähigkeit, sich viel und vielerlei Verschiedenes auf einmal zu
merken, z. B. die komplizierten dermatologischen Verordnun-
gen“, und als „unbedingt ausschließend‘“ die „Neigung zu zähem
Festhalten an Anschauungen, Gewohnheiten, Neigungen — Kon-
servatismus“‘ —, so sind das nicht bloß Trivialitäten, für die
man wahrlich keine Psychogramme und überhaupt nicht die Pose
wissenschaftlicher Psychologie braucht, sondern auch noch höchst
anfechtbare Trivialitäten, deren Gegenteil (z. B. daß der Arzt
ein mitfühlsamer, tiefempfindender, teilnahmevoller Mensch sein
müsse, oder daß er eine gewisse Festigkeit gegenüber dem thera-
peutischen Modewechsel besitzen müsse) genau so gut behauptet
und einleuchtend gemacht werden kann. Wir halten es schon
für einen boshaften Witz, den sich ein Augenarzt mit der Um-
frage macht, der als „unbedingten Gegengrund“ (gegen den Be-
ruf als Augenarzt) aufführt: „leichte Erregbarkeit der Affekte —
leidenschaftliche Natur‘, und erläuternd hinzufügt: .‚in der Dunkel-
kammer schönen Patientinnen: gegenüber den Kopf nicht ver-
lieren“. Man kann sich eines gewissen Gefühls der Schaden-
freude nicht erwehren, daß die Umfrage solchen Persiflierungen
verfällt. Denn wahrlich, auf diesem Wege hat die ernsthafte
Berufsberatung gar nichts zu .erwarten als die Kompromittierung
ihrer Ziele, und es ist mit keiner wissenschaftlichen Überlieferung
vereinbar, daß solches Zeug, noch dazu im Namen der „exakten“
Wissenschaft, überhaupt veröffentlicht wird. Wesentlich wert-
voller ist, was Dr. Lipmann, unter dessen Ägide leider diese
Umfragen bearbeitet sind, selber?) an Unterscheidungen ent-
wickelt. Aber der auf Menschen, der auf Dinge gerichtete und
der rein gedankliche Typus — als Beispiele könnte man etwa der
Reihe nach Billroth, Ehrlich und Freud nennen — be-
deuten (abgesehen von ihrer häufigen praktischen Mischung)
` selber schon Spezialveranlagungen, deren Erkennung für die Ent-
1) Di hologische Analyse der höheren Berufe (nebst psycho-
MEE ec Schema für die medizinische Wissenschaft und den ärztlichen
Beruf). Zschr. f. angew. Psychol. 1918, Bd, 18, und gesondert bei
th. : i :
JA Sn einem Aufsatz der Wochenschrift „Die Naturwissenschaften“
1919, Heft 3, „Psychographie des Mediziners“.
rn 27, April.
i
scheidung der Tauglichkeit zum praktischen Durchschnittsarzt
wenig nützt. i
Sardemann fordert in seiner vom Leipziger Verband
seit Jahren weithin verbreiteten Flugschrift „Wer soll und wer
darf Arzt werden?“ als erforderliche Charaktereigenschaften „in
erster Linie große und wahre Herzensgüte“, „reinen Sinn und
Takt“, ‚viel Geduld und Selbstverleugnung, aber auch Heiterkeit
und Frohmut‘“‘, weiter Verschwiegenheit, Willenskraft, Stetigkeit,
Zielbewußtsein, und sodann: vollkommene Gesundheit des Kör-
pers, besonders auch der Nerven, scharfe Beobachtungsgabe, mit
gesunden Sinnen verbunden, vornehmlich feinem Hautsinn, gutem
Gesicht, scharfem Gehör und mindestens normalem Geruchsver-
mögen, schnelle Auffassung und praktische Verarbeitungsgabe,
rasche Entschlußfähigkeit, Kaltblütigkeit und selbst Muskelkraft
bei manueller Geschicklichkeit . . . Man schöpft Atem nach
dieser einen Seite der wohldurchdachten und in jeder Auflage
neu durchfeilten Arbeit: wahrhaftig, wer soll und darf da noch
Arzt werden?! Legten wir diesen Maßstab streng an, 80
wäre der ärztliche Beruf bald von seiner Überfüllung befreit; em
Ziel, dem ja auch die Broschüre Sardemanns zu dienen sich
vorsetzt. ` !
Es ist gewiß gut, vortrefflich, wenn einer alle diese Eigen-
schaften schon mitbringt. Er wird es dann sehr leicht haben, ein
ausgezeichneter Arzt zu werden. Jedoch, noch achtunggebieten-
der ist es, wenn jemand sich zu diesen Charakterqualitäten und
Fähigkeiten erzieht. Manche freilich müssen wenigstens im Kern
angeboren sein; aber sie lassen sich dann wesentlich vervoll-
kommnen. Und darin liegt gerade ein unermeßlicher Wert der
Berufserziehung: in der Schulung von Gaben und Charakter.
in der Abstoßung und Überwindung hinderlicher, in der Ent-
faltung und Aneignung förderlicher Qualitäten. Sehr zu Recht
‚hat man uns das Vorbild des Demosthenes gezeigt, der, mit Brust-
schwäche und Zungenfehler behaftet, durch eiserne Selbstzucht
zum größten hellenischen Redner wurde; sehr zu Recht uns
den pädagogischen Spruch der Griechen eingeprägt: ‘O un dages
dvdewnos ov naıdevereı. Darin liegt meines Erachtens der
Kardinalirrtum und die Gefahr unserer Berufsberatungsbewegung,
daß sie die Tatsache der Übungsfähigkeit, positiv und negativ, über-
sieht und damit nicht bloß intellektuellen Fehlurteilen, falschen
Berufsprognosen, sondern auch moralischer Wertezerstörung Vor-
schub leistet. Ihr würde, wären die Griechen des 4. Jahrhunderts
n. Chr. schon mit Psychogrammen beglückt worden, die Kon-
stitution des Demosthenes als „unbedingt ausschließend“ für die
rhetorische Laufbahn erschienen sein. Welch ein V erlust nicht
bloß an einem Talent, sondern ebensosehr an der Willensleistung
des alle Hemmungen der Anlage überwindenden Mannes!
Mit rund 18, spätestens 20 Jahren, oft schon mit 16 oder 17
fällt heute die Berufsentscheidung für den Anwärter studierter
Laufbahnen. Von dem, was um diese Zeit in Psyche und Psycho-
physis ist, kann noch manches spontan einschrumpfen, ebenso
vieles mag noch aufkeimen und aufblühen, was vorläufig Ver
borgen bleibt, und hunderterlei läßt sich üben, schulen, ZU yal
geahnten Graden steigern, wofern es nur in die rechten Bno
hände fällt. Man erlebt es doch, welche unerwarteten Wen un
gen noch dem 25jährigen ein bestimmter Lehrer fürs Ber
schicksal zu erteilen vermag. Es sind heute wirklich nur UF
geprägte Defekte, die einen Beruf „unbedingt ausschließen -
Alles andere ist höchstens erwünscht oder erschwerend, ee
verkümmern oder entwickelt oder überwunden werden, und nit
bloß die Ulrichschen Psychogramme, auch Sardem sun
Maßstäbe würden, streng angewandt, über die unbrauchbar®”
Mediziner hinaus so manchen vom Arztberufe fernhalten, der A
in Wahrheit zu ausgezeichneten, mindestens zu durchaus be
digenden Leistungen darin gebracht hat. En
Erwünscht oder erschwerend mag man etwa len A
nennen. Der Arzt braucht gute Sinne, zweifellos, sonst stö i
bald auf Schwierigkeiten: ein normales Vermögen, Färbungen A
unterscheiden — aber keineswegs mehr als dies —, em pons dor
Gehör, ein gutes Tastvermögen.” Das letztere, fehlt. es, Ka
Palpation, dem Touchieren und dergleichen, namentlich also =
so wichtigen Zweige der Frauenpraxis, recht hinderlich N ze 5
mir sind Studenten bekannt, dig nie sicher mit den FingersP nie
untersuchen [ernten und darum sich zu bestimmten DE lie
rungen entschließen mußten. Eine geschickte Hand ist nə i sie
im Leben immer ein Vorteil, für den Arzt. besonders, ick.
läßt sich in hohem Grade schulen; unverbesserliche en 7
lichkeit bringt viele peinliche Situationen, wird auch dem Bf
——
5 = | in Se P m pa ni IE AAR ERR ol
| 0.4919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 47. © > a o 000 Mb Be i
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rechnen leicht unbequem, schließt von allerlei Spezialberufen aus, aber | :.-- Daß Reinlichkeitssinn, Takt, angeborene Menschenkenntnis te
ed läßt sich in anderen durch andere hohe ärztliche Qualitäten. schon | und was. weiß: ich sonst noch dem Arzt seine Börufsarbeit, dem Mr
wettmachen. Unter den Psychiatern gibt es z. B. eine ganze An- | jungen Mediziner. seine Berufsvorbildung erleichtern .— wer I
zahl solcher, denen, bei hoher Entwickeltheit der seelischen Ein- | tuöchte das leugnen!. Aber auch sie sind in weitem Umfang cr- le.
fühlsamkeit, alle manuellen Tugenden versagt geblieben sind. Die | ziehbar und man kann kein Minimum festlegen, unterhalb dessen ht; N
Verschwiegenheit ist, in der Tat für den Arzt sehr wichtig -- | ihr. geringer Grad „unbedingt ausschließend“ für das Ergreifen 1 ri
Le secret médical es absolu ou il n’est.pas! sagt ein Franzose, } des Arztberufs wäre. Mit Recht schreibt Prof. Bickel in seinem th!
‘und er dürfte recht haben — aber. man kann nicht bloß trap- | kleinen Ratgeber „Wie studiert man Medizin?“ (2. Aufl. S. 15/16): T RNN
pistische Naturelle Ärzte werden lassen; diese ‚Fähigkeit muß in | „Aus denen, die sich idem medizinischen Studium zuwenden, weil et
der Hauptsache das. Ergebnis berufssittlicher Erziehung und | sie auf der. Universität studieren wollen, aber keine aus- N a
© © 8elbsterziehung sein. Die Herzensgüte kann dem Arztberufe zu- | gesprochene Neigung zu einem bestimmten Fache haben, werden 1 SAE
` gute kommen und im Wege stehen, je nachdem; es gibt recht-ge- | nicht selten gute Ärzte. ... ‚Auch setzt. der ärztliche. Beruf oft P ER
mütskühle Ärzte, die dennoch hervorragende, Heiler kranker Men- | gerade’solche Fähigkeiten voraus, die.zu offenbaren ein vornehm- RE
liches literarisches Studium, wie es auf der Schule getrieben wird, Kae HER DB
Wenn man dies alles’ bedenkt, so MEE - i
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schen sind. Die „Nervengesundheit“ ist sicher. nicht zu verachten,
keine Gelegenheit bietet. . .
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aber man weiß, daß einzelne psychopathische Züge dem Arzt die | |
Einfühlung in fremdes Leiden erleichtern und ihn dadurch für be- | meine ich, darf: es nicht wundernehmen,. daß gerade durch. das
“stimmte, namentlich seelische Krankheitszustände zum besonders | medizinische Studium manche schlumm.ermde Neigung, manch km, :
=F >> gesuchten Helfer machen können; auch hier also versagt die sche- | verborgenes Talent geweckt. wird... .“ Das ‚ Verhältnis ZT BEE
IC, matische Verallgemeinerung.. Keinesfalls darf ein Arzt „bequem“ | einer Persönlichkeit ‘zu ihrem Beruf: ist eben doch. ;‚irrational“; Be otan ,
gi. sein; er muß dem Rufe zum Kranken aus jeder Situation heraus, | Seine Irrationalität ist um so ausgeprägter, je höher Persönlich- MEE
rim" auch der behaglichsten oder abgespanntesten, folgen — tut er | keit und Berüf stehen, und sie erreicht ihre stärksten Werte dort, I)
ch © das nicht, so verletzt er einen der obersten Imperative ärztlicher | wo die Persönlichkeit noch unfertig ist, sich noch im vollen Zuge Korg RESTE i
dwip `. Ethik; jedoch auch dies läßt sich — natürlich nicht immer — er- | der Entfaltung befindet; diè individuelle Dynamik spottet jeder Ri LURTAR
inf} - ziehen, ich habe selber Mediziner gekannt, die anfangs heillose | mechanischen Auflösung, und selbst ihre Elemente bleiben un- ©.
u Kollegschwänzer waren, Langschläfer und Hedoniker, und in der | berechenbar, sofern es sich nicht um grobe Defekte sinnlicher Be- A VE OTA
aae- -klinischen Zeit diese Mängel überwanden, um. durchaus pflicht- | schaffenheit handelt. l Welche Lebenskurve der werdende Mensch u 1 en
mul! bewußte Ärzte zu werden. Aber richtig bleibt das: wer sich ein | im ganzen und im einzelnen, auch im rein. „Intellektuellen“ be- neh vie eal
jh EI. bequemes, regelmäßiges Dasein wünscht, der soll dem Arzt- | schreiben wird, das hängt — auch im Intellektuellen! — weit- ee Ze
eek. _ berufe fernbleiben; er wird ihn ewig verfluchen oder — vernach- ! gehend ab von den sittlichen Kräften, die in ihm schlummern es, |
| Oh =, - lässigen. Ebensowenig darf ein’ Arzt .„zimperlich“ im. weitesten | und in ihm geweckt oder nicht geweckt, aber auch von solchen, ey ©:
dur Sinne sein. Er muß hart sein können, denn er hat oft Schmerz | die an ihn herangebracht werden. Das schließt eine „exakte‘ | LINE ned n
roky, - . zuzufügen oder Gehorsam zu. erzwingen; trostlose Anblicke, | Berufsberatung der höheren- Berufe, eine, die: auf Laboratoriums- a:
i.. _ widerwärtige, ekelhafte, Schmutz, Unrat, Gestank (oft höllischer, | prüfungen beruht, für alle Zeit, nicht bloß für heute und morgen, Hall ee
. der an die Grenze des menschlich Ertragbaren reichen kann) darf | Aus; es macht auch die intuitive, rein. „menschliche“ ‚oder „fach- El ts
‚Ihn nicht beirren in der Pflicht, dazubleiben, zuzufassen. Wer das | Männische“ Beratung zu. einem Hasardspiel, in dem Treffer und aiT PANE
‚Dicht überwinden kann, dem wird der ärztliche Beruf eine immer- | Nieten unberechenbar . wechseln; aber 'es läßt erkennen, von GE 114 TOES
. Währende Qual sein; die ärmsten unter den Kranken wird er . welcher beruflichen Bedeutung es. ist, was für Lehrern der U iE
inter abweisendem, gereiztem, mürrischem Wesen, unter hastiger, | werdende Arzt in die Hände gerät und daß die medizinische Aus- ds
. Hüchtiger Fürsorge in Untersuchung und Behandlung leiden |, bildung nicht ‚bloß „Unterricht“, sondern wahrhaft : „Erziehung o
= lassen. ‘Diese Eigenschaft ist nicht so leicht anzueignen, wo sie | Sein muß. .Wir werden sehen, daß gerade die reine Unterrichts-
daß der Mediziner sich be en das erziehliche Ziel weitgehend mitbestimmt zu wer- Si
len hat. | on
von Haus aus fehlt; man kann es erleben, h
Ihren Besitz oder Erwerb in den anatomischen Semestern, auc
‚noch mit einer gewissen heroischen Krampf- |
. in- den klinischen
haftigkeit vortäuscht, um später, im Alltage des Berufs, doch
zu lassen. Ich erinnere mich eines jungen Berufsgefährten, der
. den Präpariersaal und die ersten Sektionen mit zusammengebisse-
‚nen Zähnen bestand, auch bei den ersten chirurgischen Erleb-
mussen — Amputation einer Gangrän, fötide Abscesse — noch
standhielt; aber die Düfte und Humoralien! der Frauenklinik gaben.
ihm den Rest. Er sah ein, daß er das schlechterdings nicht
konnte und sattelte zur theoretischen Naturwissenschaft um. Und
„dich gibt es allerdings einen niedrigen Grad von Selbstver-
tauen, Kaltblütiekeit, Entschlußkraft oder wie man es. nennen
"Will, der dem Arzt seinen Beruf schier unmöglich macht, auch
jede Spezialität erschwert oder verleidet — der dem Praktiker
vor jeder Incision, vor jeder Wendung oder Zange, selbst vor
einem differenten Rezept, dem Dermatologen vor einer Bestrah-
lung, dem Nervenarzt vor einer Hypnose, vor der Entwaffnung
“mes drohenden Tobsüchtigen unüberwindliche zaudernde Scheu
‚ @inlagt,“ von den eigentlich chirurgischen Zweigen der Heilkunde
. -Şar Nicht erst zu reden. ‘Aber auch hierüber kann, sofern solche
Veranlagung nicht :zwangsläufige Intensitäten erreicht, eine harte
„Lehre“ Herr werden; 'noch kürzlich erzählte mir ein ausgezeich-
neter Otologe, welche schweren inneren Überwindungen ihn seine
sten Höhlenpunktionen und Aufmeißelungen gekostet hätten,
un Be er manchmal fast verzweifelt habe an der Möglichkeit, diesen,
n eruf fortzusetzen und in Jahren der Schulung und Selbstzucht
|
sich dann doch vollendete Sicherheit im Entschluß anerzogen.
habe, Harte Arbeit! gewiß, aber wie besonders groß ist für sie
a moralische Lohn! Welche menschlichen, sittlichen Vor-
a unge hat ein solcher Arzt vor dem geborenen Routinier, der
alles. „spielend“ bewältigt!: Es wird nicht immer nachzuweisen
ran, aber es ist wahrscheinlich, daß solche Selbsterziehung der
amten Persönlichkeit, gerade auch der gesamten ärzt-
en Persönlichkeit zugute kommt und ihren Vollbringer auf
berdurchschnittliches Berufsniveau zu heben vermag. .
schwer unter ihrem Mangel zu leiden und die Patienten leiden.
Je umfänglicher die Stoffm
Universität die Versuchung, alle wesentliche Erziehungs-
arbeit der Schule zuzuschieben. Der hitzige Streit um die beste \
Vorbildung ‚hat eine seiner Wurzeln, in dieser Absicht. Der An-
spruch, daß die Schule einfach schon einen Teil des Wissens be-
stimmter Berufsstudien beizubringen habe, ist freilich. grundsätz-
lich nur von. den Altphilologen erhoben worden, einer im Guten
wie im Fragwürdigen eigenartigen Menschenklasse, der es durch
bestimmte, teilweise mißverstandene. geistesgeschichtliche Ent-
wicklungen erleichtert wurde, ihren Berufsinhalt mit dem. „Gei-
stigen“, ja sogar „Menschlichen“ zu verwechseln, (solche Ver-.
wechslungen fallen in die Rubrik ‘der „Humaniora“, der allzu-
menschlichen“ Dinge, nur sind die anderen nicht verpflichtet, sie
‚mitzumachen); außer von den Altphilologen auch allenfalls noch
von den Theologen, die begreiflicherweise dazu neigen, für An-
‚nahmen, die ihnen naheliegen, auch bei anderen die gläubige .
Beide for-
Unterwerfung als selbstverständlich vorauszusetzen.
dern, mit einem bestimmten (freilich reichlichen) Maß altsprach-
licher Vorkenntnisse rechnen zu dürfen, widrigenfalls eine ganz.
unmögliche Masse von Arbeit erst im Studium. selber zu tun sei
Man vergleiche damit die Bescheidenheit der Juristen und Medi-
ziner, von deren Studieninhalt der Schüler bis vor kürzem über-
haupt kein Jota erfuhr, und auch die heutigen kursorischen Be-
_ lehrungen über Bau und Verrichtungen des menschlichen Körpers
‚und über staatsbürgerliche Dinge sind ja so bescheidenen Um-
. fangs, daß sie der Universität auch nicht 'eine Viertelstunde Be-
lebrungsarbeit ersparen. Diese Fakultäten haben sich immer da-
mit begnügt, von ihren Anwärtern. nichts als die beste Schu-
lu mg. dés Geistes zu.fordern. Sie haben sich lange, wenigstens
ihre überwiegenden Mehrheiten, auf den Standpunkt gestellt, .
daß diese Schulung noch immer am zuverlässigsten in den Hän-
den des humanistischen Gymnasiums geborgen sei, und ihr Mangel
durch den Besitz größerer naturwissenschaftlicher. oder staats-
A assen geworden sind, welche ein
studierter ‚Berufsmensch „wissen“ muß, .desto näher liegt für die
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426 de i919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17.
wissenschaftlicher N "Wissensbestände nicht aufgewogen
werde, selbst wenn dieser Besitz groß genug ist, um der Universität
wirklich einige Unterrichtsarbeit zu ersparen. Ich glaube, die großen
Mehrheiten der medizinischen und juristischen Fakultäten denken
auch heute noch so. Ähnlich denkt ein Teil der Lehrer der
.. technischen Hochschulen; ein anderer Teil nähert sich — grund-
sätzlich gemeint — an diesen Anstalten allerdings dem Anspruche
der Theologen und Altphilologen, daß die Schule der Hochschule
Unterrichtspflichten abzunehmen habe, und erachtet darm die
Öberrealschule mit ihrer umfassenden mathematischen und natur-
wissenschaftlichen Durchbildung für die zweekmäßigste Vorberei-
tung: des Ingenieurs. . (Fortsetzung. folgt.)
ET BE a
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck -der redaktionel gezeichneten Mitteilungen nur
: mit genauer Quellenangabe | gestattet.)
= Wien. Das deutschösterreichische Staatsamt für Volks-
gesundheit bestimmt in einem Erlaß die Maßnahmen zur Er-
fassung und Versorgung der malariakranken Militär-
personen und Hilfskräfte, Es wird eine Centralkatasterstelle
‚eingerichtet, in der jeder einzelne Malariakranke auf einem eigenen
Katasterblatt eingetragen wird. Die Grundlage für (diese Sammlung
ist die durch die Ministerialverordnung vorgeschriebene Meldepflicht
für Malaria. ‚Außerdem’ sind die Gemeindeärzte, Malariaspitäler und
Untersuchungsstellen noch zu besonderen Meldungen verpflichtet. Alle
Personen, die während des Krieges an Malaria erkrankt waren, werden
aufgefordert, sich beim zuständigen Bezirksarzt zu melden. Weiterhin
werden Ausbildungskurse für Malariaärzte eingerichtet. Für den Fall
des Auftretens ‚neuer Malariaherde sind bei jeder Landesregierung
Malariaassanierungskolonnen bereit zu halten, in deren Personal auch
Zoologen aufzunehmen sind, welche eine Anophelenkarte anzulegen
haben. — Mit einem stärkeren Zugang von Malariakranken
wird zu Beginn der wärmeren Jahreszeit zu April und
Mai zu rechnen sein. |
m m
Wien. Laut Mitteilung des von der Gesellschaft der Ärzte
eingesetzten Seuchenausschusses ist in den letzten Wochen ein
gehäuftes: Auftreten einer eigenartigen, der Osteomalacie ähn-
lichen Knochenerkrankung zu beobachten. Ihre Symptome sind: Starke |
Schmerzen der Rippengegend mit ausgesprochener Druckempfindlich-
keit besonders der unteren Rippen, bisweilen Schmerzen im Becken,
namentlich .der Symphysengegend, Schmerzen der unteren Extremitäten,
eine eigentümlishe Gangstörung („watscheinder“ Gang), in schweren
Fällen hochgradige Einschränkung der Beweglichkeit, Knochenver-
krümmungen. — Betroffen wurden .bisher nur die stark unterernährten
‚Bevölkerungsschichten, Frauen des mittleren und höheren Lebensalters
weitaus häufiger als Männer. Sichere therapeutische Erfahrungen
stehen noch nicht zur Verfügung; ein vorsichtiger Versuch mit einer
. Phosphortherapie wäre zu empfehlen. Das Fehlen des Lebertrans muß
bei diesem Anlaß lebhaft beklagt werden.
Der Ausschuß für Bevölkerungspolitik hat folgenden Antrag
angenommen: Die verfassunggebende preußische Landesversammlung
wolle beschließen, die Staatsregierung zu ersuchen, i, an allen Uni-
versitäten und den Akademien für praktische Medizin sofort den
Unterricht in sozialer Hygiene einzurichten und so bald als
möglich besondere Lehrstühle und Lehrmöglichkeiten (Institute und
Seminare) für dieses Fach zu beschaffen; 2. für die gründliche Aus-
bildung aller künftigen beamteten Ärzte und für die Notausbildung
der jetzt bereits angestellten beamfeten Ärzte (Regierungsmedizinalräte,
Kreisärzte usw.) in sozialer Hygiene zu sorgen; 3. bei der Reichs-
regierung vorstellig zu werden, daß in der ärztlichen Prüfung der
sozialen Hygiene ein ihrer Bedeutung entsprechender Platz eingeräumt
werde und daß die Lehrer der sozialen Hygiene gemeinsam oder ab-
wechselnd mit den Lehrern des anderen Teiles der Hygiene prüfen.”
| Die deutschen - Universitätslehrer für Haut- und Geschlechts-
krankheiten legen in einer Denkschrift die Verbesserungen dar,
deren die Stellung der Dermatologie in den deut-
schen Universitäten in ihrer Bedeutung für die Volksgesund-
heit bedarf. Durch die neuerdings für das Staatsexamen eingeführte
Prüfung fn Haut- und Geschlechtskrankheiten ist die bessere Aus-
bildung der Studierenden und die Fortbildung der Ärzte in diesem
Fach noch keineswegs gesichert. Hierfür ist die Schaffung von gut
ausgestatteten Hautkliniken und Polikliniken an allen deutschen Uni-
versitäten dringend notwendig. Solche Kliniken besitzen unter zwanzig
deutschen Universitäten vorläufig nur zwölf. Auch diese entsprechen
zum Teil nicht mehr den Anforderungen unserer Zeit. Für alle deut-
schen Universitäten werden ferner Ordinariate gefordert, während bisher
nur drei planmäßige Ordinariate bestehen und an zwei anderen Uni-
versitäten der Vertreter der Dermatologie persönlich Ordinarius ist,
Die Ausbildung der Studierenden bedarf endlich statt des jetzt vor-
gesehenen einen Semesters mindestens deren zwei.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8,
eines
' ermäßigung in Restaurationen und im Theater und anderes mehr.
Abbildungen illustriert.
27. April.
Auch in diesem Jahre gelangen im ärztlichen Erholungsheim
in Marienbad „Ärzteheim“ für die Monate Mai bis September
65 Plätze — je 18 im Monat — an Ärzte der österreichisch-ungarischen
Monarchie und des Deutschen Reiches zur Vergebung; damit ist ver-
bunden: Aufoahme im Ärzteheim bis zu eincın Monat gegen Entrichtung
geringen Erhaltungsbeitrages, freie Näderbenutzung, Preis-
Bewerber (nur Ärzte) um die Plätze wollen ihre Gesuche mit
Angabe des Monates, in welchem sie den Platz benutzen wollen, an
den Vorstand richten. |
Mitglieder des Vereines (mindestens 5 Kronen Vereinsbeitrag)
haben nach § 8 der Statuten den Vorrang bei der Vergebung der Plätze.
Frauen von Ärzten finden nur in Begleitung und zur Pflege ihrer Ehe-
gatten Aufnahme. |
Insbesondere sollen jene Ärzte Berücksichtigung finden, die an
den Folgen ihrer Tätigkeit im Kriege leiden und deswegen Moorbäder
oder Kohlensäurebäder und dergleichen gebrauchen sollen.
„Klinische Beiträge zur Ohrenheilkunde“ nennt
sich die soeben im Verlage von Urban&Schwarzenberg, Berlin
‚und Wien, erschienene Festschrift für den Wiener Ohrenkliniker Prof.
‚Dr. Victor Urbantschitsch, die Kollegen, Schüler und Freunde
anläßlich seines 70. Geburtstages herausgegeben. line Radierung des
Jubilars, von Prof. Schmutzer, schmückt das Werk, das sich sowohl
an wissenschaftlickem Wert, als auch nach seinem Umfange und seiner
Ausstattung — es umfaßt 760 Seiten mit 11 Doppeltafeln und 86 teils
farbigen Figuren — merklich aus der Reihe der sonst üblichen Fest-
schriften heraushebt. Gelehrte aus Österreich-Ungarn. Deutschland,
Bulgarien, Dänemark, Schweden uad der Schweiz haben sich hier vet-
einigt, um dem verehrten Lehrer und Meister ein bleibendes Denkmal
zu setzen. In den 35 Beiträgen wird sehr ausgiebig von den Kriegs-
erfahrungen Gebrauch gemacht, direkte und indirekte Kriegsverletzungen
des Gehörorgans werden eingehend besprochen und durch zahlreiche
Düsseldorf. Die Düsseldorfer Akademie für praktische
Medizin hat die Berechtigung erhalten, klinischen Unterricht an
Studierende der Medizin nach bestandener ärztlicher Vorprüfung_ zu
erteilen. Praktikantenscheine werden ausgestellt. Die in Düsseldorf
verbrachten Semester werden auf die Studienzeit angerechnet. Der
klinische Unterricht beginnt am 7. Mai. Einschreibungen können vom
5. Mai ab unter Vorlegung der Exmatrikeln im Sekretariat der Akademie
für praktische Medizin (städtische Krankenanstalten, Moorenstr. 5) er-
folgen. Auskünfte werden von dort aus verteilt.
... Breslau. Dr. Alfred Welz, bisher Assistent an der Me-
dizinischen UIniversitätsklinik, ist zum leitenden Arzt der Inneren Ab-
teilung am Krankenhause der Barmherzigen Brüder gewählt worden. -
Hochsehulnachrichten, Berlin: Prof. Dr. Oskar
Hertwig, Direktor des anatomisch-biologischen Instituts, vollendete
das 70. Lebensjahr, — Dr. Runge zum dirigierenden Arzt am Wöch-
nerinnenheim am Urban gewählt. — Jena: Der ehemalige Direktor
der Frauenklinik, Geheimrat Prof. Bernhard Sigmund Schultz®;
ist im 93. Lebensjahr gestorben. Er war Sohn des berühmten Biologen
in Freiburg und Bruder - des bekannten Anatomen in Bonn. 1827 gè:
boren, 1856 für Frauenkrankheiten . habilitiert und im Jahre 1858 als
Nachfolger Eduard Martins Direktor der Universitäts - Frauen-
klinik. Hier hat er bis 1901 gewirkt: Allgemein bekannt ist die vOR
ihm veröffentlichte Methode der Wiederbelebung scheintotgeborener
Kinder mittels Schwingungen. Seine Hauptverdienste liegen auf dem
Gebiete der Geburtshilfe ‘und der Hebammenausbildung. Er erfreute
sich einer ganz ungewöhnlichen, geistigen Frische bis in seine letzten
Lebenstage. Zeugnis von seinem regen wissenschaftlichen Interesse
gibt eine Arbeit, die soeben in dem letzten Zbl: f. Gyn. (1919 H. 15)
erschienen ist: „Zur Kenntnis von der Einspritzung in die Vene an
Nabelschnur bei Blutung infolge “adhärenter Placenta“. Er hat sein
arbeitsfrohes Dasein bis zu einer Zahl von Lebensjahren geführt, die
in dieser geistigen Frische zu erreichen nur wenigen Sterblichen ie
gönnt ist. Mit ihm scheidet ein Stück Geschichte deutscher W Ar
schaft, die er in liebenswürdiger und ehrwürdiger Weise verkörpert ha 5
— Hamburg: Zum Mitglied des Professorenrates ist Prof. Buge”.
Fraenkel, stellvertretender Direktor des Eppendorfer Kranken
hauses, gewählt worden.
| |—
Zum Ausschneiden! .
Der Aufsatz von Stabsarzt Dr. Kurt Nicol „Zur Nom tho:
klatur und Einteilung der Lungenphthise“, y er
logisch - anatomische und klinische Betrachtungen, schließt Deen
Nummer mit einer Tabelle ab. Diese Tabelle stellt übersichtlich, See
Einteilung und Benennung der Formen und Stadien der Lungenph N.
zusammen. Vom praktisch - ärztlichen Standpunkt ist eine Verein Jar-
lichung der Bezeichnungen von großer Bedeutung. Das hier dung
gestellte Schema empfiehlt sich durch seine anatomische Be lag-
und seine Klinische Brauchbarkeit. Die Tabelle ist auf der Umse nde
seite 11 abgedruckt worden. Der Leser ist dadurch imstande
ohne den wissenschaftlichen Text zu zerstören, die Tabelle M E er-
schneiden, unì sie auf seinem Schreibtisch jederzeit zur Einsicht V€
fügbar zu halten. ——
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enutzung, t m À GE = GE Ze N u NN Te | E
| dar ak Man R | | en Se m. De yet Ten PAR u.
k > yr. I | 2 8 4e, A t DEE et eben
ns Wochenschrift für praktisch Arzte © > = g
rèdigiert voo | | > ar Verlag vn | u we | ch : y: i
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg T n" Se Urban & Schwarzenberg = l | i: j | Er
| Berlin _ Sg o n E E E E 1 E S
Inhalt: Originalarbeiten: Gerber, Influenza und Nebenhöhlen. K. Nicol, Zur Nomenklatur und Einteilung der Lungenphthise (Schluß). ih:
E.Schwarzmann, Ascendierende jejunale Intussusception nach Gastroenterostomie (mit 1 Abbildung). ‚K leinschmidt, Die Bebandlung ie
der Rubr in den städtischen Krankenanstalten in Elberfeld im Sommer 1918. A. Rodella, Bakteriologischer und hämatologischer Befund in ENEE
einem tödlichen Sepsisfalle. W. Müller- Waldeck, Zur Prophylaxe der Grippe. G.Elkeles, Über den Wert der Agglutinationsreaktionen ut
bei der Diagnosestellung der Typhus-, Paratyphus- und Fleckfiebererkrankungen. — Referatenteil: Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische _ N E E,
Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Braunschweig. Leipzig. Königsberg i. Pr. München. Prag. Wien. — Rundschau: i oT eo Pr
W. Hellpach, Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts (Fortsetzung). Methylalkoholvergiftungen. —: Tagesgeschichtliche‘ Notizen. N
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ervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor,
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vi i
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Influenza und Nebenhöhlen. und Schädelinhalts führen können — — so muß der Arzt mit DIN il
| TA ihren Symptomen vertraut sein. . P l Ni 1) Do
ki ae ° / Wie äußert sich nun eine Erkrankung der Nebenhöhlen der MIA E i
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Gerber. | a im Verlauf. einer Influenza?‘ Mit Rücksicht auf gewisse, . in | ie ke en
> Ob nun der Pfeiffersche Bacillus der- eigentliche Er- | Weten ärztlichen Kreisen noch verbreitete Anschauungen über die 3:
reger der Grippe ist oder nicht — die Eingang aplodi ihres Er- | Symptome der Nebenhöhlenentzündungen überhaupt scheint es am il: 5%
tegers bilden jedenfalls die oberen Luftwege; die Krankheit gehört | "Ur wichtig, zunächst zu betonen, worin sich diese Erkrankungen 1)
‚somit in die große Gruppe der Inhalationskrankheiten. So sind- nicht, oder doch nur verhältnismäßig selten äußern: in äußerlich. . I. Res
die oberen Luftwege denn fast immer die primär erkrankten Organe wahrnehmbaren Veränderungen der die Höhlen umschließenden pal e
und bleiben in einer großen Zahl von Fällen die einzi g er- Knochenwände und Weichteile. Sehr häufig sind mir Patienten | Fe
krankten; in der Mehrzahl zum mindesten beherrschen sie das mit Auftreibung der Oberkiefergegend oder Infiltration der Wangen- _ Hl I er
Krankheitsbild. Schnupfen mit Kopfschmerz, mit Stirnkopfschmerz weichteile und der Diagnose „Kieferhöhleneiterung“ von Kollegen Kr I A a i
- insbesondere, Gliederreißen und Fieber — damit b eginnt und be- zugeschickt worden. Meist kann man hier von vornherein sagen, ` S E IN ERE
schließt die erste Kategorie die Symptome. In der zweiten gesellt | $28, es sich nicht um Erkrankungen der. Kieferhöhle, frire 1 RE ATEB
sich bald eine Laryngo-Tracheitis- hin zu, nicht selten, besonders in sondern um solche des Oberkiefers selbst, um periostitische KENNT. e ae Dana
| den letzten Epidemien beobachtet: von besondere m, bald hämor- oder sonstige von den.Zähnen veranlaßte: Prozesse, besonders:auch AS A en
gi ‚Thägischem, bald fibrinösem, diphtheroidem Charakter. Bisweilen- 3e ‚die viel zu wenig gekannten Kiefercysten handelt, TKM I Rn
p Zn kommt es auch schon hier zu tiefer greifenden ‚Prozessen, wie Peri- reilich kommen Wandveränderungen bei Erkrankungen der Neben- EDAN [ a
"i | chondritis der Kehlkopfknorpel mit und. ohne Abscedierung.: Und höhlen, vor und markieren sich. dann. auf dem Gesichtsschädel: am (1 117 =i,
‚nl MM der dritten führt dann die Infektion, bald rasch, bald langsamer | Seltensten bei der Kieferhöhleneiterung, die, wie alle anderen Neben- o 1 | EE y:
MAE centralwärts fortschreitend, zur Erkrankung der tieferen. Luftwe ge höhleneiterungen auch, am ehesten und liebsten noch die dünnsteWand ETE LEEDI, | E ARSON
Re. wd anderer Centralorgane. Während nun aber jene erst ge- | YOTWÖlbt oder durchbricht, das ist die nasale, die sich somit auch der Dana;
S Sehilderten Primärerscheinungen in den oberen Luftwegen die | #UBeren Inspektion entzieht; häufiger schon bei denen der Sieb- I Ea
a Influenza mit vielen anderen Infektionskrankheiten teilt, kommt die | Pein- und Keilbeinhöhle, die sich dann meist durch.Verschiebungen Et:
di komplikatorische Beteiligung gewisser: Organe in solcher Häufigkeit des Orbitalinhalts dokumentieren. Weitaus, am häufigsten an der ARERR +:
t wie bei der Grippe -keiner anderen der Infektionskrankheiten zu. | Purnhöhle, deren Wandveränderungen dann auch zunächst durch | ISLA
fi nämlich der Nebe nhöhlen der Nase. Eine erhebliche, | die. dünnste untere Wand hindurch ` den Orbitalinhalt bedrängen, ua IE. CRR
siel auffallende Steigerung namentlich der Stirn- und Kieferhöhlen. | Aber auch durch Vorwölbung und Durchbruch der vorderen ATRE
- entzündu r | e A Wand bemerkbar werden können. Aber wie gesagt: diese, auch . N, ->
17 ngen und Eiterungen folgt jeder Influenzaepidemie auf | . , i E ee I FE
pe, -dem Fuße; diese Tatsache wird jeder Facharzt bestätigen, und wer dem Auge des Nichtfachmanns sich aufdrängenden V eränderungen IE 5:
f die Ätiologie der Nebenhöhlenerkrankun : 1 ee sind — im Verhältnis zu der ungeheueren Zahl der sich äußerlich Fiant HE ie!
pi! an a on ba | absolút nicht markierenden Nebenhöhlenkatarrhe und Ei 1
s zustellen sucht, wird: finden, daß die Influenza sie geradezu be- | 29500: nich marklerenden Nebenhöhlenkatarrhe und Eiterungen — . PRA NU G
4 ? äußerst gering, ähnlich wie nur ein kleiner Teil der Erkrankungen PEHE HE | pRa
Hi herrscht. Unter .210 Fällen von Stirnhöhlenentzündungen mit
t . Komplikationen (Periostitis, Caries, Dilatatio, orbitalen und cer e- des Warzenfortsatzes sich durch Schwellung der Weichteile, durch PREI
Auftreibung des Knochens kundgibt. Fallen diese für die Diagnose :
' bequemen Symptome also für das Gros der N ebenhöhlenerkrankungen
fi
g bralen Erkrankungen) fand ich als Ursache notiert):
fi ! pohnupfen een nennen. DL al fort — welche anderen bleiben dann übrig, an die sich der Prak- Ela
‚| o Aleana anair 0 E E E E EA i » tiker halten kann? Zwei Kategorien haben wir hier wie überall PETE A
| | eren Infektionskrankheiten inklusive ‚Traumen. 58 „ zu unterscheiden: 1. die Allgemeinsymptome, 9, die Lokalsymptome, IH iR
s abek io Grippe überwiegt also in der "Ätiologie, vom „Schnupfen“ Entsteht eine akute Nebenhöhlenentzündung noch auf der ea |
l s eu, mit zirka 80 % alle übrigen Erkrankungen zusammen- | Höhe einer Influenzaerkrankung, so wird es meist schwer sein, ` Dun TIARE
j, sein mmen, und der Prozentsatz wird in Wirklichkeit noch größer | auseinanderzuhalten, was von Allgemeinsymptomen auf. Rechnung _ Bl Vi
ea da gewiß der angegebene „Schnupfen“ oft ein Influenza- | der Grippe, was auf Rechnung der Nebenhöhlenentzündung zu - Ha =.
ah Schnupfen gewesen sein wird. Da nun die Nebenhöhlenentzündungen | setzen ist. Die akuten Antritiden 1) setzen. wohl meistens mit. PAUN >
1 Licht nur oft die ganze ‚Erkrankung beherrschen, sie vielmehr häufig Temperatursteigerung ein, die aber. bald vorüberzugehen pflegt; Paana HER
| sehr lange überdauern und chronisch werden können — da ihre | hohes Fieber begleiten meist nur die 'schweren foudroyanten- | RAR
N „Ceinungen nicht nur die Patienten oft sehr quälen, sondern | ————- | WR FR ERE
I A und noch lange nach der Influenza zu weiteren schweren, | = 1) Meist a Ta a u gesagt, i ren n EHRT Due
ödli akn. eT anih Orbital- i; ü aupt nicht zu halten, a uch letzteres nicht lei. ee
= lan ann likationen HING geiten: des Voren; ne ee | ae en die Bucht heißt und das Wort für die venösen Blut- F RER
leiter und andere. anatomische Begriffe vergeben ist. Die Höhle heißt
) Gerber, Die Komplikationen der Stirnhöblenentzündungen
Berlin 1909, Karger), S, 397. „Antrum“. i
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a 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
Komplikationen, die aber, wenn schleichend, auch ganz fieberlos
verlaufen können. Im allgemeinen werden wir mit einer Beein-
flussung der Fieberkurve Influenzakranker durch eine Neben-
höhlenerkrankung nicht zu rechnen haben und jedenfalls Schlüsse
aus ihr nicht ziehen können. Ä
Noch weniger Handhaben für die Diagnose bieten uns die
übrigen Allgemeinsymptome, wie sie bei Nebenhöhlenerkrankungen
beobachtet und beschrieben worden sind: Kongestionszustände
des Kopfes, erhöhte Pulsfrequenz, außergewöhnliche Irresistenz
gegen Tabak und Alkohol, Herzpalpitationen und psychische
Depressionszustände, Unlust und Unvermögen zu geistiger Tätig-
keit und ähnliches. Alle diese vagen Symptome mögen wohl bei
chronischen Eiterungen der Nebenhöhlen hier und da zu verwerten
sein. Bei einer Grippeerkrankung wollen sie nichts besagen.
Das wichtigste allgemeine Kardinalsymptom, das seinem
Charakter nach freilich zum Teil auch schon zu den Lokalsym-
ptomen gerechnet werden kann, ist der Kopfschmerz. Er
fehlt — wenigstens im Beginn der Nebenhöhlenerkrankungen
selten, begleitet oft, teils kontinuierlich, teils attackenweise den
ganzen Verlauf der Erkrankung und fehlt völlig bisweilen nur bei
chronischen Erkrankungen. Sehr verschieden ist die Art des
Kopfschmerzes. Aber auch hinsichtlich dieses wichtigen Neben-
höhlensymptoms muß zuvörderst einem weitverbreiteten Irrtum
entgegengetreten werden: Viele Kollegen glauben immer noch
nur aus einem Stirnkopfschmerz auf eine Stirnhöhlenerkrankung —
aus Schmerzen im zweiten Trigeminusgebiet auf eine Erkrankung
der Kieferhöhle, aus Hinterhauptschmerz auf eine Affektion der
hinteren Nebenhöhlen schließen zu dürfen. Das ist falsch. Bei
-allen Nebenhöhlererkrankungen kann der Kopfschmerz ein
diffuser — oder ein lokalisierter sein. Der erstere
unterscheidet sich in nichts von einem Kopfschmerz aus irgend-
einer anderen beliebigen Ursache, sei es Anämie, Nephritis,
Arteriosklerose und anderem. Der lokalisierte zeigt sich meist als
Stirnkopfschmerz, der bei allen Nebenhöhlenerkrankungen
— wie gesagt: nicht nur bei solchen der Stirnhöhlen, der
häufigste zu sein pflegt. Gerade auch bei der so häufigen Er-
krankung der Kieferhöhle ist Stirnkopfschmerz die gewöhnliche
Begleiterscheinung. Diese Tatsache ist sowohl durch Irradiation
wie durch die Anastomosen zwischen benachbarten Nerven zwang-
los zu erklären. Seltener, meist bei den Affektionen der Keil-
beinhöhle und der hinteren Siebbeinzellen ‚wird über Kopf-
schmerzen in der Gegend des Scheitels oder des Hinterhauptes
geklagt.
Diese Formen des Kopfschmerzes nun, sei es, daß sie als
„den ganzen Kopf gleichmäßig einnehmende“, oder als Stirnkopf-
schmerzen bezeichnet werden, sind durchaus inkonstant und
atypisch. Sie können tagelang gleichmäßig heftig und anhaltend
sein, um dann plötzlich oder allmählich zu verschwinden. Oder
sie treten anfallsweise und rezidivierend auf, was wahrscheinlich
in erster Reihe auf Stauung oder Abfluß des Sekrets aus den
‚affizierten Nebenhöhlen zurückzuführen ist, worauf wir später
noch eingehen müssen. |
Neben diesen diffusen Kopfschmerzen bestehen sehr häufig
neuralgische Schmerzen oder doch solche von neur-
algiformem Charakter im Gebiete besonders des ersten,
‚demnächst dem des zweiten Trigeminus und die Gefahr, diese
Äußerungen der Nebenhöhlenerkrankungen für
eigentliche Neuralgien zu halten, ist für den
nicht rhinologisch geschulten Praktiker eine
besonders große. Trigeminusneuralgien auf der Basis
einer Influenza werden gewiß vorkommen, die Erfahrung der
letzten Dezennien aber hat gelehrt, daß ‚hinter den meisten der-
selben, besonders hinter den Supraorbitalneuralgien Nebenhöhlen-
affektionen stecken, und je mehr die Erkenntnis dieser Gemeingut
der praktischen Ärzte werden wird, um so kleiner wird die Kate-
gorie der „Kopfneuralgien“ nach Influenza werden. Diese neur-
algiformen Schmerzen nun treten meist attackenweise auf, lassen
die Morgenstunden gewöhnlich frei, steigen in der Mittagszeit an,
um gegen Abend meist wieder abzuflauen. Reichliche Nahrungs-
aufnahme, der Genuß von Alkohol und Tabak, geistige und
körperliche Anstrengungen vermehren diese neuralgiformen
Schmerzen. Da diese nun nach Verabreichung der bekannten
Antipyretica, wie Aspirin, Phenacetin, Trigemin und anderer zeit-
weise sehr nachlassen oder ganz zu verschwinden pflegen, so
werden die Ärzte in der Annahme, daß es sich lediglich um
Nervenschmerzen handle, noch bestärkt und die richtige kausale.
Behandlung wird in bisweilen gefahrdrohender Weise verschleppt,
ähnlich wie das früher so häufig bei den von Eiterungen des
Mittelohrs und des Warzenfortsatzes veranlaßten Schmerzen durch
lang anhaltende Verordnung von Antipyreticis geschehen ist,
Zu diesen beiden Arten von Schmerzen gesellt sich dann
noch der eigentliche „Höhlenwandschmerz“, der
besonders bei Eiterretention sehr heftig und anhaltend sein kann.
Er ist das markanteste aller bisher genannten Symptome und
entsteht meist durch den direkten Druck des Eiters auf die
betreffende Wand. Am leichtesten erkennbar ist er bei der Stirn-
- höhleneiterung, und zwar an der unteren dünusten Höhlenwand,
die den inneren Orbitalwinkel bildet. Ein Druck auf diese Stelle,
aber auch auf die vordere Stirnhöblenwand wird oft als äußerst
schmerzhaft empfunden, zumal dann, wenn bereits eine osteo-
periostitische Reizung vorhanden ist oder sich anbahnt. Nun
befindet sich aber etwas lateral von dieser für Stirnhöhlen-
eiterungen typischen Schmerzstelle die Incisura supraorbitalis, die
wiederum bei eigentlichen Supraorbitalneuralgien äußerst druck-
empfindlich ist. Dieses auseinanderzuhalten ist meist schwer,
oft unmöglich, zumal Reizungen der Supraorbitalis bei bestehen-
den Stirnhöhlenaffektionen sehr gewöhnlich sind. Will man also
die Druckempfindlichkeit dieser Gegend prüfen, so muß man zum
mindesten den inneren Orbitalwinkel und die Stelle der Ineisur
auseinanderhalten oder den Patienten fragen, welche der beiden
Stellen bei gleichem Druck die schmerzhaftere ist. Eher ist noch
die Klopfempfindlichkeit zu verwerten. Man ersieht schon hier-
aus, daß auch das Symptom des Wanddruckschmerzes ein
trügerisches sein kann und nur mit großer Vorsicht zu ver-
werten ist.
Die für die palpatorische Prüfung allein erreichbare faciale
Wand der Kieferhöhle ist stark, steht nicht unter Eiterdruck und
ist daher sehr viel seltener schmerzhaft. Spontane dumpfe
Schmerzen sind aber auch hier nicht selten, ebenso Schmerzen
im Bereich der Prämolaren und Molaren der betreffenden Kieferhöble.
Auftreten und Verschwinden des Höhlenwandschmerzes, des
spontanen wie des durch Druck ausgelösten stehen, wie gesagt,
meist, aber nicht immer mit Stauung oder Abfluß des Eiters in
Verbindung. Wo er trotz freien Abflusses fort-
besteht, muß man immer mit der Möglichkeit
einer Komplikation rechnen. Damit kommen wir zu
den eigentlichen nasalen — zu den wichtigsten Nebenhöhlen-
symptomen, seien sie nun durch Influenza oder jede andere be-
liebige Erkrankung hervorgerufen. Die Naseneiterung Te-
spektive die Absonderung eines schleimig-eitrigen, seltener eines
rein schleimigen Sekrets ist das Kardinalsymptom der Antritiden.
Die Patienten selbst sprechen in solchen Fällen fast immer nur
von einem „Schnupfen“ — eine Bezeichnung, unter der ja über-
haupt fast alle, nicht gerade mit Schmerzen einhergehenden Er-
krankungen der Nase rubriziert zu werden pflegen. Schließlich
ist es aber allein eine solche Naseneiterung, die dem nicht rhino-
logisch geschulten Arzte die Diagnose einer Nebenhöhleneiterung
überhaupt nahebringen kann. Besonders dann, wenn sie èin-
seitig ist. Trittim Verlauf einer Influenza eine
solche einseitige Naseneiterung mit Kopf-
schmerzen derselben Seite zusammen auf, 80
kann der Arzt mit ziemlicher Sicherheit an-
nehmen, daß eine Nebenhöhle der betreffenden
Seite erkranktist. Welche der vier Nebenhöhlen, ob eme
allein, mehrere („Polyantritis“) oder alle („Panantritis“), kann RUF
weitere genaueste Untersuchung unter Zuhilfenahme aller spezial-
ärztlichen Techniken ergeben.
Qualität und Quantität des Eiters sind sehr verschieden.
Von der ersteren ist schon gesprochen. Oft ist der Verbrauch von
Taschentüchern ein enormer. Dicke, gelbe Eiterbatzen werden
ausgeschnoben, die Taschentücher sind wie „gestärkt“. In anderen
Fällen wird wenig oder gar nicht geschneuzt. Die Patienten
klagen mehr über „Verstopfung“ der Nase als über Schnupfen.
Diese Patienten muß man aber genau daraufhin examinieren, ©
sie nicht viel Eiter nach hinten in den Rachen ziehen und dur
Ausspucken und Aushusten entleeren. Gerade bei bettlägerigen |
Kranken findet das infolge der Rückenlage vielfach statt. 7
oft ist der Eiter äußerst übelriechend, ohne daß die Patienten 088
immer selbst empfinden. Prüft man das Geruchsempfin i
solcher Kranken, so zeigt sich oft, daß es überhaupt stark DEn a
gesetzt oder ganz aufgehoben ist, was sowohl durch den pi 5
geschehen kann, der die Riechspalte umspült, wie noch häufig
durch die Schwellungen der mittleren Muschel, die den Geru6 a
partikeln den Zugang zu den geruchpercipierenden Elementen vo
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Schädel liegen — : für lebenswichtigste. Organe verhängnisvoll
lezen, Somit ist auch de Anosmie mi
Nebenhöhlenaffektionen aufzuführen... u |
‘ Umgekehrt werden viele Patienten selbst am meisten durch
üblen Geruch und üblen Geschmack gestört, und diese Kakosmie
ist durch den in die Nasenhöhle abfließenden fötiden Eiter ohne
weiteres erklärt. Wir haben ‘eben schon erwähnt, daß der ‘Eiter
nicht nur und nicht immer ausgeschnoben wird, sondern vielfach
in den Nasenrachenraum, Rachen und. weiter abwärts fließt, ‚und
hierdurch entstehen danü. die so vielfach die Nebenhöhleneite-
rungen begleitenden sekundären Erkrankungen der
mittleren Luftwege: Pharyngitis, Laryngitis, Tracheitis hyper-
secretoria sowie sicca, ja Bronchitiden und asthmatische Anfälle.
Wird die Eiterquelle nicht beizeiten erkannt und abgegraben, so
werden diese Sekundärerkrankungen chronisch und mit den ver-
schiedensten symptomatischen Mitteln vergeblich behandelt. Nicht
nur als vereinzelte Ausnahmen habe ich Fälle in. Behandlung be-
kommen, die wiederholte Kuren in Ems, Salzbrunn oder Reichen-
hall durchgemacht hatten, und bei denen sich alle Erscheinungen
zwanglos auf eine schwere Influenzaantritis zurückführen ließen.
Aus dem bisher Gesagten geht klar hervor, daß alle diese
allgemeinen und lokalen äußeren Symptome mit Ausnahme der
einseitigen Naseneiterung auch nicht einmal die Wahrscheinlich-
. . keitsdiagnose einer Nebenhöhleneiterung gestatten. Diese wirklich
zu konstatieren bedarf ‘es: rhinologischer Schulung, die leider erst
eine kleine Zahl der praktischen Ärzte besitzt:
Das klassische
rhinologische Symptom einer- Antritis ist der Eiterstreifen
im mittleren Nasengang, das heißt dort, wo lateralwärts
. Nase eintritt.
'‚Biebbeinzellen erscheint der Eiter zunächst über und medial von
der mittleren Muschel.
hältnisse in praxi nicht immer so. einfach.
von der mittleren Muschel das Sekret aus den zumeist betroffenen
Höhlen: Kiefer-, Stirnhöhle und vorderen Siebbeinzellen in die
Bei Eiterungen der Keilbeinhöhle und: der hinteren
Auf die genaueren anatomischen Verhält-
nisse einzugehen, liegt hier kein Anlaß-vor. Nun liegen die Ver-
Oft ist die ganze
Nasenhöble, bisweilen sind beide Seiten von Eiter mehr oder
inder überschwemmt. Dann muß die Nase erst durch Schneuzen,
Austupfen und anderes von dem angesammelten Sekret befreit
und dann beobachtet werden, wo der Eiter erneut in die Nasen-
-< böhle eintritt.
kleine Weile mit nach der gesunden Seite und nach vorn ge-
Dazu läßt man zweckmäßig den Patienten eine
neigtem Kopfe sitzen, beziehungsweise ihn erst nach der einen,
dann nach der anderen Seite neigen. Tritt in einer von
Nase sehr bald
‚Sekret zuvor ganz gereinigten
wieder Eiter in der Gegend der Nebenhöhlen-
‘in
zutreten pflegt.
der Neben höhlen
mündungen auf, so kann man mit Bestimmtheit
-© eine Nebenhöhleneiterung annehmen. ‘Sehr häufig
trifft das geübte Auge auch auf bestimmte Veränderungen der
Schleimhaut, die durch den Reiz des Eiters hervorgerufen zu
werden pflegen: so vor allem eine Injektion, Infiltration, nicht
selten ödematöse Schwellung des vorderen Endes der mittleren
Muschel wie auch- der gegenüberliegenden Septumschleimhaut,
des die so häufig Nasenhöhleneiterungen begleitende und
verbergende Polypenbildung erst bei chronischem Verlauf ein-
Alle diese Symptome äber, inklusive des
eroberen Nasenpartie lokalisierten Eiters.
und doch kann eine Eiterung
bestehen. Wir dürfen ‚uns diese
nicht ‚etwa als immer volle, überlaufende Gefäße vorstellen. Die
Sekretion kann zeitweise sehr nachlassen oder ganz fehlen und
in d
können fehlen
' natürlich gerade auch zur Zeit der Untersuchung. Führt dabei
angedeutete Kopfneigung nicht zum Ziele, so können
des Sondermannschen Saugverfahrens bedienen,
die ` eben
nöglicht, einen ‘negativen Druck in den Nasenhöhlen zu
wro uns’
welches ery
erzeugen und so das Sekret aus den Nebenhöhlen herauszuziehen..
„ES gibt nun aber eine bestimmte Kategorie von Eiterungen
der Höhlen, bei denen auch dieses Hilfsverfahren uns nicht den
Beweis der vorliegenden Erkrankung bringen kann. Es sind dieses
ê geschlossenen E
Nennen sollte, im Gegensatz zu den offenen Blennorrhöen.
a den eigentlichen Empyemen tritt der Eiter nicht zutage,
uch nicht für den Rhinoskopiker, weil die Ostien der Ausführungs-
sange der betreffenden Höhle in irgendeiner Weise durch Ver-
klebung oder Verlegung abgeschlossen sind. Es ist- ohne weiteres
Eifer daß diese. Kategorie die gefährlichste ist, da sich hier der
wid „on natürlichen Abfluß gehindert — andere Wege suchen
N Und diese können, wie die Nebenhöhlen nun ‘einmal im
t den Symptomen der’
die bei der Kieferhöhle durch den papierdünnen Knoch
iterungen, die allein man „Empyeme“
ET WE TE a PR TT,
werden. Auf diese Weise, wenn auch nicht nur auf.diese Weise,
entstehen die schweren Komplikationen von seiten des
Auges wie des Hirns, wie sie besonders nach.der Influenza
beobachtet worden sind. Wir.kommen darauf noch kurz zurück.
- Aber auch wenn wir Eiter in der Näse konstatiert und
andere. Prozesse wie Syphilis (Sequester), Fremdkörper, Nasensteine
ausgeschlossen haben, so wissen wir immer noch nicht, welche.
Nebenhöhlen erkrankt sind; bestenfalls ob die vorderen = Eiter
im ‚mittleren Nasengang, oder die hinteren = Eiter in der Riech-
spalte. Welche diagnostischen Hilfsmittel stehen, uns jetzt noch
zur Bestimmung der einzelnen erkrankten Höhlen zu Gebote: 1. Die
eiüfache Durchleuehtung, 2. die Röntgenauf-
nahme und 8. die Probeausspülung. Die einfache
Durebleuchtung (Diaphanoskopie) hat heute für den. Rhinologen
‚sehr: an Wert verloren, ist aber’gerade für den nicht rhinologisch
.geübten Praktiker, zumal, wenn ihm kein Röntgenkabinett zur Ver-
fügung steht, immer noch von nicht zu ünterschätzender Bedeutung,
allerdings nur für die Kieferhöhle. Die Durchleuchtung wird.
im'verdunkelten Zimmer vorgenommen, indem dem Patienten ein
_ kleines Vohsensches Glühlämpehen in den Mund geschoben wird,
über dem er die Lippen fest schließt. Die Lichtstrahlen dringen
jetzt, auf ihrem Wege nach den beiden Infraorbitalrändern durch
die" Kieferhöhlen. Sind beide — annähernd gleiche Größe voraus-
gesetzt — leer, lufthaltig, so erscheinen beide Infraorbitalränder
zięmlicl gleich hell.. Eiter. oder Granulationen in einer der Höhlen
absorbieren sehr viel von der Lichtintensität und lassen den In-
fraorbitalrand der kranken Seite dunkler erscheinen.. Allein
besagt dieses: Symptom wenig; mit Eiter, Schmerzen und anderen
“Erscheinungen derselben Seite zusammen. bestärkt. es die Diagnose
ungemein. Die Durchleuchtung der Stirnhöhlen nach-
einander hat sehr geringeren Wert und selbst die gleichzeitige
‚ Durekleuchtung mit den Doppeldiaphanoskopen von Gerber
oder Brieger ist. sehr 'unzuverlässig. Für diese wie für alle
. Höhlen ist das Röntgenogramm weitaus. überlegen, wenn auch
‚keineswegs . von absoluter Gültigkeit, Die besten Dienste leistet
es bei Operationen, da es Grenzen, Septen und Recessus der Höhlen
erkennen läßt und operativen Irrtümern vorbeugt.
Das. souveräne Erkennungsmittel ist dieProbespülung,
en im
mittleren Nasengang mittels einer spitzen Kanüle meist sehr leicht
gelingt. Man nimmt zu den Spülungen zweckmäßig eine schwache
Lösung von übermangansaurem Kali, in. der sich -auch dünner
und spärlicher Eiter leicht nachweisen läßt. Die Probespülungen
der Stirnhöhle, des Sieb- und Keilbeins gelingen meist erst nach `
operativen Eingriffen an der vorgelagerten mittleren Müschel und
"können für den Praktiker füglich ganz übergangen werden. Alle
- Probespülungen mü
ssen vorsichtig‘ vorgenommen. ‚werden, da üble
Zufälle leicht eintreten können. .. wen. l
Ist nun im Verlaufe oder nach Ablauf einer Influenza die
. Erkrankung einer Nebenhöhle konstatiert worden, so muß sofort
‘eine entsprechende Therapie einsetzen. Denn was von allen
pathologischen Prozessen im .allgemeinen gilt, daß sie um so
leichter zu beseitigen sind, je eher sie in Angriff genommen
werden, das gilt: von den Eiterungen in starrwandigen Knochen-
höhlen mit ‘engen Mündungen im besonderen. Sie haben
von vornherein eine große Neigung chronisch
zu. werden. Oft sehr rasch bildet sich die normale, schleier-
haft dünne Schleimhaut zu dicker granulierender, ja völlig polypös
degenerierter Membran um, deren Zotten eine Unmenge Eiter pro-
duzieren, sodaß die etwa morgens gespülte Höhle mittags schon -
wieder mit Eiter gefüllt ist. In diesen Fällen ist eine Heilung
ohne: spezialistische Behandlung, ohne einen chirurgischen Eingriff
nicht mehr möglich. _Um so mehr ist es Sache jedes Praktikers,
‚sofort im Anfange der Erkrankung, sowie er eine Nebenhöhlen-
‚eiterung. konstatiert hat oder auch nur vermutet, einzugreifen.
_ Und er kann das um so unbedenklicher, als die zunächst in Frage
kommende konservative Behandlung für alle etwa befallenen
Höhlen die gleiche ist und auch keinen Schaden stiften wird,
wenn gar keine Antritis vorliegt, sondern nur eine einfache heftige
Rhinitis, die eine Antritis vortäuscht. Was wir in_diesem ersten
Stadium einer ‚solchen Affektion allein tun können und müssen,
ist: dem Eiter nach Möglichkeit freien Abfluß zu schaffen, eine
Retention zu verhüten, die nicht nur in erster Reihe die Be-
' sehwerden des Patienten steigert, sondern auch zumeist sowohl
die Chronizität wie die Komplikationen hervorruft, -Zu diesem
Zwecke werden. wir die Schleimhautschwellungen,
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die den Beginn der Nebenhöhleneiterungen -fast immer in ge-
ringerem oder höherem Grade — nicht selten bis zu völligem
Verschluß der betreffenden Nasenhöhle — begleiten, hintanzuhalten
suchen. Die souveränen Mittel dazu haben wir im Suprarenin,
Cocain, Novocain und Menthol. Der Arzt, der in der Nase Be-
scheid weiß, pinselt die intumeseierte Schleimhaut mittels 5- bis
20 % iger Cocain- oder Novocainlösung, der einige Tropfen einer
Suprareninstammlösung hinzugefügt sind. Hiernach läßt man den
Patienten 5- bis 10 %ige Mentholspiritusdämpfe in die Nase einziehen,
oder 5 %iges Mentholöl auf Wattetampons in die Nase einführen und
mehrmals täglich eine viertel bis eine halbe Stunde darin liegen-
lassen. Die gleichzeitige innerliche Darreichung von Antipyreticis,
wie Pyramidon, besonders auch Aspirin und anderer unterstützt
zweckmäßig die Verminderung der Schleimhautschwellung. Feuchte
Wärme in Form eines Prießnitzumschlages über die schmerzende
Stirn- und Wangenhälfte wirkt subjektiv sehr günstig. Sehr gute
Erfolge werden, oft auch noch im subakuten Stadium durch das
elektrische Kopflichtbad erzielt; auch die Höhensonne kann ver-
sucht werden. Stagniert der Eiter trotz alledem, besteht der
Höhlenwandsehmerz fort oder steigert sich gar, so wird auch mit
dem Saugverfahren nicht viel zu erreichen sein und es wird immer
rhinoskopisch festgestellt werden müssen, welche Hindernisse,
Polypen, Schleimhauthypertrophien vorliegen und zu beseitigen
sind: In solchen Fällen tritt eine Spontanheilung meist nicht
- mehr ein und es müssen nun die systematischen Aus-
spülungen der Höhlen vorgenommen werden, die um so eher
zum Ziele führen, je frischer noch die Erkrankung — je weniger
verändert die Höhlenschleimhaut ist. Auch leichte periostitische
Reizungen, wie sie besonders bei den Stirnhöhleneiterungen durch
‘Schwellung am inneren Augenwinkel, nicht selten mit sogar be-
drohlich aussehendem Ödem des oberen Lides auftreten, sieht man
bisweilen dann noch zurückgehen.
Immerhin gebieten. derartige äußere Symptome der all-
gemeinärztlichen Behändlung ein energisches Halt, denn hier
gilt von den Nebenhöhlen dasselbe wie vom Warzenfortsatz: Es
ist besser sie zehnmal zu früh als einmal zu spät zu eröfinen.
Gerade, da ich dieses schreibe, habe ich folgenden Fall erlebt:
Ein Herr mit Stirnkopfschmerz, einige Wochen nach einer Grippe;
leichte Schwellung an der Vorderwand der Stirnhöhle, in der
Riechspalte spärlicher Eiter. Entfernung eines vorgelagerten Po-
lypen; Sondierung der Höhle gelingt nicht. Zurückgehen der
Schwellung und der geringen Beschwerden unter konservativer
Behandlung Nach acht Tagen Wiederauftreten der Schwellung
bei sonst sehr gutem Allgemeinbefinden. Operation: erbsengroßes
Loch in der Vorderwand, ein ebensolches in der Hinterwand,
Dura entblößt; Caries des Siebbeins; Meningitis. Gleich schwere,
aber rätselhaftere Fälle von Nebenhöhleneiterung nach Influenza
habe ich beobachtet und beschrieben!) und ich glaube, das am
Schlusse dieser Ausführungen erwähnen zu sollen, um den in
allgemeiner Praxis stehenden Kollegen in Erinnerung zu bringen,
daß nicht nur vom Warzenfortsatz, sondern auch von den Neben-
höhlen allerschwerste Komplikationen ausgehen können und daß
wir auch gerade nach der Influenza nicht nur mit otogenen,
sondern auch mit rhinogenen Hirnabscessen und Meningitiden zu
rechnen haben, und ihnen durch rechtzeitige Diagnose und Be-
handlung vorzubeugen bemüht sein müssen.
Zur Nomenklatur und Einteilung der Lungenphthise.
Pathologisch-anatomische und klinische Betrachtungen.
Von
Stabsarzt Dr. Kurt Nicol.
(Schluß aus Nr. i7.)
U. Klinische Betrachtungen.
- Welche Anforderungen müssen an eine
brauchbare klinische Nomenklatur und Ein-
teilung der Lungenphthise gestellt werden? —
In erster Linie muß die Art der Erkrankung, also die patholo-
gisch-anatomische Grundlage in ihr, gefaßt sein, dazu
tritt die Quantität der Ausbreitung, der Reaktions-
zustand, in dem sich die Krankheit zurzeit befindet, und
unter Zusammenfassung aller dieser Begriffe muß die Nomenklatur -
und Einteilung eineprognostische Verwertung zulassen.
Die Einteilung muß den Charakter der Erkrankung, sie muß ferner
~ i Zsehr. t. Ohrhlk. 1911, Bd. 63.
therapeutische Hinweise erkennen lassen, muß die
kritische Würdigung therapeutischer Maß-
nahmen und schließlich noch eine statistische Ver-
wendung ermöglichen. Die Einteilung muß dabei möglichst
einfach, klar und übersichtlich sein, um auch dem Praktiker eine
Einregistrierung seiner Fälle zu ermöglichen. Es ist natürlich
ausgeschlossen, alle diese Momente in kurzen Bezeichnungen der
einzelnen Formen zusammenzufassen und dann zu gruppieren,
sondern die Einteilungen müssen von einzelnen
Gesichtspunkten aus getrennt unternommen
werden, jede Einteilungsgruppe muß mit klaren
Bezeichnungen so gegliedert sein, daß wir durch _
Zusammensetzung der Einzelbegriffe eine Ge-
samtbenennung des Krankheitsbildes für jeden
ne dieallen Anforderungen gerecht
wird.
Ich habe dieses Prinzip schon bei meinem früheren Ein-
teilungsversuch (1) berücksichtigt, denn nur so kommen wir dem
Ziele näher und machen uns von den Mängeln frei, die allen bis-
her gegebenen Einteilungen anhafteten. Ich habe damals diese
Mängel ausführlich erörtert und möchte hier nur betonen,
daß von allen Einteilungsversuchen nur der von Fränkel-
Albrecht (8) auf dem richtigen Wege war. Auf ihm
habe ich damals aufgebaut. Zunächst mußten allerdings die
anatomischen Grundlagen, die Fränkel aufstellte, rektifiziert
werden, und habe ich dies bereits damals getan. Büttner-
Wobst (4), der in letzter Zeit für die Fränkel-Albrecht-
‘sche Einteilung eintrat, hat die Hauptpunkte meiner damaligen
Anregungen vielleicht unbewußt in die Einteilung hineingetragen,
indem er eine Trennung der Albrechtschen knotigen Formen
in eine acinös-nodöse proliferierende und eine käsig-bronchopneu-
monische annahm, allerdings hat er die Umfassung der beiden
Formen durch den Begriff der knotigen Form bereitsin Albrechts
Darlegungen erblickt, während Albrecht gerade die käsig-
exsudativen Formen, also auch die herdförmigen käsigen Broncho-
pneumonien, scharf von der knotigen Form trennte. Albrechts
knotige Form ist lediglich unsere acinös-nodöse produktive Form.
Diesen historischen Irrtum von Büttner-Wobst hat Aschof£(?)
bereits widerlegt. Büttner-Wobst hat also die beiden Arten
der knotigen Form in meinem Sinne akzeptiert und stellt sie
zwischen die cirrhotischen und die pneumonischen Formen., Die
Einteilung baut also mit richtigen pathologisch -anatomischen
Vorstellungen auf, aber die Anordnung ist noch nicht scharf ge-
nug, auch faßt sie nicht alles in sich, was für eine vollkommene
Krankheitsbezeichnung notwendig ist. !
Neuerdings hat nun Bacmeister (12) ein Schema auf-
gestellt speziell vom Standpunkt des Klinikers aus mit besonderer
Berücksichtigung der Prognose. Er gliedert, wie ich es schon
damals vorschlug, von verschiedenen Gesichtspunkten aus und
fügt zur Krankheitsbezeichnung die einzelnen Begriffe der
Abschnittsreihen aneinander. Insofern ist in der äußeren Anlage
das Schema der Einteilung zweckmäßig. Aber die von ihm auf-
gestellten anatomischen Grundlagen sind vollkommen verfehlt,
und hierin liegt ja gerade der Schwerpunkt aller Einteilungen.
Bacmeister sagt selbst: „Nur unter Berücksichtigung der
klinischen und pathologisch - anatomischen -Grundlage können Wil
zu einer befriedigenden Gruppierung kommen.“ Bacmeister
stellt seine anatomischen Gruppen nicht vom gleichen Gesichts-
punkt auf. Art der Erkrankung und Lokalisation sind willkürlich
durcheinandergeworfen, „Disseminiert“ — „induriert“ — „pneu-
monisch“ sind doch keine anatomischen Gegensätze. Gegensätze
von disseminiert sind circumseript und diffus, von pneumoniseh
‚ist der Gegensatz produktiv. Bacmeister macht unserer
Einteilung zum Vorwurf, daß sie nur allein auf dem anatomischen
Bilde aufgebaut ist und keine klinischen Gesichtspunkte enthält.
Im Gegenteil, sie enthält gerade in der Wahl der anatomischen
Bezeichnungen zugleich auch klinische, speziell prognostisch ver-
wertbare wichtige Momente. Die anatomische Nomen.
klatur muß natürlich, um ein vollständiges Bild
der Krankheit zu geben, noch durch klinische
Termini ergänzt werden, wie ich damals schon vorschlug.
Sehen wir jetzt einmal zu, ob die von mir in der Tabelle
aufgestellte Nomenklatur und Einteilung zugleich auch für den
Kliniker verwertbar ist! — lch habe schon erwähnt, daß ‚die
anatomisch als tuberkulös-produktive Form bezeichnete Erkrankung
der Lunge sich infolge ihrer Neigung zur Induration, also klinisob,
zum Stillstand respektive zur Abheilung durch einen chronischen
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respektive subchronischen, also langsameren Verlauf auszeichnet.
Diese Hauptgruppe kann. man klinisch also als tuberkulös-
produktive Phthise respektive produktiv-fibröse
Phthise oder kurz produktive Phthise bezeichnen. Es hat
damit die gesamte Gruppe zugleich in ihrer Benennung. ein
klinisches Charakteristicum und ein prognostisches Merkmal. Sie
tritt ohne und mit Kavernen auf, was in’ der-Tabelle in
einer besonderen Bewertungsreihe (II) angesetzt ist, da das
Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Kavernen für die
Prognose maßgebend ist. Jede Kaverne verschlechtert dieselbe
wegen der dadurch ' gegebenen Aspirationsmöglichkeiten "und
endogenen Reinfektion als Ausbreitungsfaktoren. -
Welche Formen der Phthise gehören zu der tuberkulös-
produktiven Phthise?. Die chronische Lymphgefäß-
tuberkulose ist, wie bei den anatomischen Betrachtungen.
schon vermerkt, rein sehr selten und daher klinisch ohne Bedeu-
tung. Die wichtigste Form dieser Gruppe ist die acinös - nodöse
Phthise. Mit dieser Benennung -ist auch für den Kliniker eine
Bezeichnung erreicht, die ihm klar die anatomische Grundlage
und formale Genese zum. Ausdruck bringt. Die knotigen Herde
dieser Form‘ entstehen, wie schon erörtert, durch unregelmäßige
Aneinanderlagerung von acinösen Herdcehen. Der produktive:
‚Charakter ist ebenfalls in dem Namen enthalten, denn. die pro-
duktive Phthise führt so gut wie niemals zu richtigen geschlossenen
lobulären oder gar lobären Herden. Der -acinöse Mosaikstein dieser
Form ist vielleicht für die röntgenologische Diagnosenstellung von
Bedeutung und zu verwerten. Auf jeden Fall ist durch diese
Bezeichnung ein klarer Begriff gegeben und eine allgemeine Ver-
ständigung zu erzielen. Schließlich gehört ‚hierher noch die
cirrhotische Phthise, die auch klinisch so'bezeichnet werden kann,
denn, der Name charakterisiert den im Vordergrund des Bildes
stehenden mit 'Schrumpfung einhergehenden Indurationsprozeß am
‚besten. Nur muß der Kliniker dabei die richtigen anatomischen
Vorstellungen über. die formale Genese, wie wir sie im ersten
Die zweite Hauptgruppe bildete bei der anatomischen Be-
trachtung die käsig-exsudative, die pneumonische
Dieser anatomische
Grundprozeß findet sich erfahrungsgemäß bei den mehr akut, also
- mehr oder weniger schnell fortschreitenden Erkrankungsformen, er
gibt also der Gruppe infolgedessen eine ungünstigere Prognose als
diejenige, welche wir der ersten Gruppe zuerkannt haben. Diese
Formen haben eine starke Tendenz zum Zerfall, das heißt zu
'ulcerativen Prozessen, die zu Kavernen führen können. Daher ist
auch hier in der Bewertung eine Trennung der Fälle mit und
ohne Kavernen von Wichtigkeit (siehe Tabelle Reihe IMI),
weil durch das Vorhandensein von Kavernen die Prognose noch
weiter verschlechtert wird. Wir.haben also mit der Bezeichnung
dieser zweiten Hauptgruppe als exsudative Phthise respektive
e Phthise- eine ‘ebenfalls klare, die ana-
tomische Grundlage und zugleich ein prognostisches Moment
e' Benennung. Bei ihr würden wir zu unter-
Die lobulär -käsige Phthise =
Scheiden haben: —
und die lobär - käsige
broncho - pneumonische . Phthise
Phthis e = lobär - pneumonische Phthise. Jede dieser Formen
trägt also in der so gewählten klinischen Bezeichnung ihr Charak-
‚eristieum, die lobuläre Herdbildung respektive die- lobäre Aus-
breitung ist gekennzeichnet und im Ausdruck pneumonisch- liegt
der entzündlich käsig -exsudative Grundprozeß.
Was die anatomisch aufgestellten Lokalisations-
' bezeichnun gen betrifft, so können sie ohne weiteres auch '
von dem Kliniker übernommen‘ werden. Die herdförmig
‚Ifcumscripte oder herdförmig: disseminierte
werden.
nähere Lokalisationsbezeichnung fortfallen kann (Tabellenreihe D).
nöglich zunächst die beiden Hauptformen,
2,80 die produktive und die exsudative
Phthise zu trennen? Gibt es für die anato-
ar bien Grundlagen -der einzelnen Formen
ooa besonderen klinischen Symptomenkom-
4 i ? — Aus einer ‚einzigen kurzen Untersuchung wird man
noht in allen Fällen ein richtiges Gesamtbild der Erkrankung
won; Die längere Beobachtung des Kranken, der mehr oder
Mger schnelle oder langsame Verlauf der Prozesse, der sich in
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
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der, Art und Schnelligkeit des Fortschreitens zù erkennen gibt,
. die Schwere der Allgemeinsymptome, Gewichtsabnahme, Fieber-
kurve, - Puls, Art des’ Auswurfs nach Menge und Beschaffenheit,
alle diese Fragen müssen -zur Beurteilung neben den sonstigen
klinischen Untersuchungsmethoden herangezogen werden. Nicht zu-
letzt, glaube ich, wird das Röntgenverfahren berufen sein, hier eine
unentbehrliche Hilfe zu werden. Sollte es nicht möglich sein, die
grundlegende acinöse Lokalisation der acinös-nodösen Phthise von
der vorwiegend lobulären Form der bronchopneumonischen Phthise
im Röntgenbild unterscheiden zu lernen? Wäre -es nicht sogar
‚möglich, bei geeigneter Anwendung der: Strahlen womöglich auch
den Grundprozeß, ob produktiv oder pneumonisch,: zu erkennen?
Gräff und Küpferle!) haben neuerdings darüber berichtet,
daß die. Möglichkeit röntgenologischer Unterscheidung der. acinös-
‚nodösen indurierenden und der käsig-lobulären. Herdbildungen besteht.
` Die Lokalisation, ob die Erkrankung herdförmig eircumseript,’
ob herdförmig disseminiert, die diffusen Erkrankungsformen, die
‚Schrumpfungsvorgänge der eirrhotischen Phthise werden ja wohl
‘durch keine andere Methode so klar zu Gesicht treten wie im
Röntgenbild. Dasselbe gilt für, die Kavernendiagnose und ihre
Lokalisation. Versuche, die einzelnen Lungenphthiseformen nach
röntgenologischen Zeichnungen abzugrenzen, sind von verschiedenen
Seiten bereits unternommen worden. Ich verweise besonders auf
die Ausführungen von Gerhartz (6), die auf dem richtigen-
Wege zu stehen scheinen. es |
Trennung in nichtuleeröse und in ulceröse (kavernöse) Formen ist ja
nichts anderesals dieentsprechend vorgeschrittene
acinös-nodöse Phthise mit verschieden großen, |
frischen. und älteren Knoten, mit Indurationsvor
Kavernen. Die zweite Form ist die lobulär-käsige
(bronehopneumonische) Phthise, die ich ja auch als stark
zur Ulceration neigende, rasch fortschreitende Form charakterisiert
1) Freiburger Med. Gesellschaft. (M. Kl. 1918, Nr. 82)
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Gerhartzsche .
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BB 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 4. Mat.
habe. Die dritte Hauptgruppe von Gerhartz ist die „Lomogen-
herdige Tuberkulose“, sie entspricht unserer lobär-pneu-
monischen Phthise. Die „eirrbotische Phthise“, die Gerhartz
in seiner letzten Darstellung (14) in dieser Bezeichnung nicht erwähnt,
wenn er nicht die „mit strangförmigen Verschattungen einhergehende
peribronchitische Form“ darunter versteht, die er aber in seiner ersten
Darstellung (6) als vierte Gruppe gesondert anführt, deckt sich mit
unserer Darstellung. Ich glaube, daß die wertvollen Gerhartzschen
Röntgenbefunde auf diese Weise umbenannt eine allgemein verständ--
lichere und vor allem wissenschaftlichere Fassung bekommen. Warum
soll der Kliniker nicht mit seiner Namengebung
zugleich auch richtige anatomische Begriffe ver-
binden können! Eine Nomenklatur auf pathologisch-anatomischer
Grundlage ist stets die wissenschaftlichste und zugleich auch die
praktischste zum Verständnis und zur Beurteilung der Prozesse, zumal
wenn wie hier mit der Namengebung in den. anatomischen Bezeich-
nungen auch klinisch-prognostisch verwertbare Anhaltspunkte gefaßt sind.
Außer Gerhartz hat Büttner-Wobst (5) die
Röntgendiagnose für das Fränkel-Albrechtsche Schema zur Tren-
nung der Formen’ in Anwendung gebracht und hierüber Richt-
-linien festzulegen versucht. Ich glaube, daß bei weiteren Nach-
prüfungen dieser Angaben und bei weiterem Ausbau es möglich
ist, mit Hilfe des Röntgenverfahrens für die klinische Trennung
der von mir aufgestellten Formen wichtige positive Unterstützungs-
momente zu finden.
Wenn ich nochmals zusammenfasse, sind es, von der Miliar-
tuberkulose, die wir außerhalb des Rahmens stellen, abgesehen,
vier Grundtypen der Lungenphthise, die der Kli-
niker voneinander zu trennen hat. Es sind dies: 1. Die cir-
rhotische Phthise, 2. die acinös-nodöse Phthise, :
3. die bronchopneumonische oder lobulär-
käsige Phthise, 4. dielobär-pneumonische oder
lobär-käsige Phthise. In der Reihenfolge der Anführung
ist zugleich die prognostische Stellung ausgedrückt.
Wie diese vier Formen klinisch zu trennen sind, darüber
müssen noch genauere Anhaltspunkte unter Berücksichtigung der
oben angeführten Hinweise aufgestellt werden. Das Röntgen-
verfahren wird zweifellos dabei eine große. Rolle spielen, wenn
auch alle anderen Methoden und vor allem klinische Beobachtung,
genaue Anamnese dabei nicht ohne Berücksichtigung bleiben
dürfen.
Mit der auf anatomischer Grundlage gegebenen Bezeichnung
einer Krankheitsform ist aber das Krankheitsbild noch nicht er-
schöpft, es müssen noch einige Termini hinzugefügt werden. So
ist von großer Bedeutung, auch für die prognostische Bewertung
die Anführung des Reaktionszustandes, worauf
ich früher schon hingewiesen habe und was ich auch damals
schon in der Einteilung berücksichtigt habe. Bacmeister hat
jetzt wiederum auf die Bedeutung desselben hingewiesen und
denselben unter geringer Abänderung in seiner Einteilung ver-
wertet. Zur Charakteristik eines Falles darf ein Urteil nicht
fehlen, ob derselbe progredient, stationär, zur La-
tenz neigend oder latent ist. Die nähere klinische Er-
läuterung dieser Begriffe findet sich in der Bacmeisterschen
Arbeit (12), sie ist klinisch sehr prägnant. Wir finden dieselben
in unserer Tabelle in einer besonderen Bewertungsreihe (V) auf-
geführt, nur in etwas anderer Reihenfolge wie bei Bacmeister,
mehr entsprechend der Reihenfolge der anatomischen Nomen-
klatur. Die anatomischen Prozesse der ersten Gruppe bilden meist
die Grundlage der latenten, stationär und zur Latenz neigenden
Fälle. Die anatomischen Prozesse der Gruppe B haben den stark
progredienten Charakter, daher die entsprechende Gegenüber-
stellung in der Tabelle.
Den Latenzbegriff fallen zu lassen, wie neuerdings
angeregt wurde, dafür liegt auch meines Erachtens keine Ver-
anlassung vor, nur muß endlich eine einheitliche und richtige
Verwendung des Begriffes Platz greifen. Auf die falsche An-
wendung des Begriffes „latent“ im Sinne von „nicht feststellbar“
oder „symptomlos“ habe ich früher (1) schon ausführlich hin-
gewiesen und vorgeschlagen, für diese Form des Reaktions-
zustandes, die also den Gegensatz zu „manifest“ darstellt,
den Ausdruck „okkult“ zu setzen. Der Ausdruck „latent“
muß für den Reaktionszustand vom Gesichts-
punkte der Infektionsperiode aus als Gegen-
satz zu „effektiv“ reserviert bleiben. Er charakte-
risiert also einmal die Inkubationsperiode im Infektionsverlauf =
primäre Latenzperiode, um die wir auch bei der
Phthise nicht herumkommen, dann aber besonders die sekun-
däre Latenzperiode bei der abgelaufenen Infektion. Das
progrediente, stationäre, latente Stadium sind Unterabteilungen
sowohl der manifesten wie auch der okkulten Phthise. Es kann
eine manifeste Phthise latent sein, das heißt sie ist klinisch ab-
geheilt, birgt aber noch lebende Bacillen in sich, ist aber auf
Grund von klinischen Symptomen noch diagnostizierbar, also nicht
verborgen. Andererseits kann auch eine okkulte = nicht dia-
gnostizierbare Phthise latent werden, indem sie, ohne weitere
Ausbreitung erreicht und ohne Lokalsymptome geboten zu haben,
ausheilt, sie braucht aber nicht latent zu sein. Man muß
also, entgegen dem bisherigen Gebrauch, vermeiden, von
latenten Herden zu sprechen, wo man okkulte
Herde bezeichnen will,
Bei einer erschöpfenden Einteilung und einer genauen Krank-
heitsbezeichnung darf auch der Bacillenbefund nicht ohne
Berücksichtigung bleiben, denn von ihm hängt praktisch für die
Beratung des Kranken, für die therapeutischen Maßnahmen sehr
viel ab. Besonders gilt dies bei den zur Latenz neigenden Fällen.
Den Ausdruck „offen“ und „geschlossen“ kann man hierbei
‚ruhig beibehalten (Tabellenreihe IV).
Schließlich muß zu einer vollkommenen Krankheitsbezeichnung
auch noch die Angabe über die Ausdehnung der Erkrankung
in den Lungen hinzugefügt werden, da dieselbe bei der Prognose-
stellung von großer Wichtigkeit. Bisher hielt man sich hierbei:
an die Lappeneinteilung der Lunge und wurde speziell im Heil--
stätten- und Fürsorgegebiet, ferner für Statistiken die Turban-
Gerhardsche Stadieneinteilung gebraucht. Über die
Mängel derselben habe ich schon ausführlich berichtet (1) und auf
der Versammlung der Heilanstaltsärzte in Freiburg i. B. 1913 @)
wurde von vielen Seiten, besonders Brauer, Liebe, Schröder,
Wolff, zur Sprache gebracht, wie wenig diese Stadieneinteilung
befriedigt. Die Einteilung ist ursprünglich wohl für bürokratische
Bedürfnisse geschaffen worden. Sie hat aber ganz ünberechtigt
einen weitgehenden Einfluß auf die klinische und prognostische
Beurteilung der Erkrankung gefunden. Sie wurde eine Wert-
einteilung, ohne dazu in der Lage zu sell.
Hier muß also eine grundlegende Änderung
geschaffen werden. Ganz abgesehen von der Turban-
schen Trennung in „leichte* und „schwere“ Erkrankungen je nach
der Art der physikalischen Symptome, wobei viel zu viel Subjek-
tivität in die Einteilung hineingetragen wird, ist die Festlegung
der Ausdehnung der Prozesse auf Volumenteile von Lappen ZU
ungenau. Ich habe schon seinerzeit darauf hingewiesen, daß die
Lungenphthise bei ihrer Ausbreitung sich nicht an die Lappen-
begrenzung hält, sondern gesetzmäßig in Etagen von oben nach
unten fortschreitette und so die Lunge descendierend abgrast..
Welche Bedeutung hierbei die durch Tendeloo festgelegten
Gesetze über die respiratorischen Funktionsänderungen innerhalb
der einzelnen Lungenabschnitte besitzen, wie die endogene Re-
infektion auf bronchialem Wege dabei die Hauptrolle spielt, habe
ich ebenfalls dort ausführlich erörtert und verweise darauf hin (1).
Ich erinnere außerdem an die ungesetzmäßige Lage der Lungen-
lappen, an die Anlagerung der Spitzenteile des Unterlappens am
die hinteren oberen Teile des Oberlappens. (Frühe Beteiligung
des Unterlappens an den Prozessen) Bacmeister meint, da
die von mir geäußerten Bedenken betreffs der Lappenanordnung
praktisch für die klinische Einschätzung gleichgültig sel, das `
klinische Bild werde dadurch nicht beeinflußt, ob bei einer Ober-
lappeninfektion bereits der obere Teil des Unterlappens miterkrankt
sei. Er hält es für genügend zu wissen, daß die Krankheit IM
Bereich der Projektionsfläche auf dem 'Thorax nachweisbar ist,
die wir topographisch den einzelnen Lungenteilen zuzuerkennen
gewöhnt sind. Ich kann Bacmeister in dieser Hinsicht nieht
ganz beistimmen, daher ja meine Änderungsvorschläge. Klinisch
hat Bacmeister recht, aber streng anatomisch nicht und wenn
wir nun einmal dabei sind, auf anatomischer Grundlage eine Ein-
teilung aufzustellen, ist nicht einzusehen, warum wir hierbei emê:
Ausnahme machen sollen. Der Vorschlag Bacmeisters stat
der Benennung „im Oberlappen, im Unterlappen“ die Bezeichnung
im Bereich des Oberlappens usw. einzuführen, bringt uns schon
auf jeden Fall einen Schritt weiter und würde diese Angabe den
tatsächlichen Verhältnissen schon mehr entsprechen. Es ist aber
zu überlegen, ob es nicht einfacher, praktischer und vollkommel
ausreichend ist, die von Tendeloo aufgestellte Trennung
der Lunge in einen kranialen und einen
dalen Lungenabschnitt zu verwerten und vielleicht n06
einen apicalen abzusondern, zumal, wie schon erwähnt, I
Lungenphthise in kranio-kaudaler Richtung
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Infolge der oft verschiedenartig auf beide. Lungen verteilten
etagenartig descendierend ohne Rücksicht auf | |
Prozesse ist nur durch eine für die einzelnen Abschnitte getrennt
Lungengrenzen fortschreitet. Gliedern wir die Lunge,
wie Aschoff und ich es bereits vorgeschlagen haben, in einen
apicalen, kranialen und kaudalen Abschnitt
und legen die Ausdehnung der Lungenphthise auf diese Abschnitte
fest, dann können wir mit dieser. Angabe der Krankleitsbezeichnung
eine weitere prognostische Komponente hinzufügen, da die Pro-
gnose um so ungünstigerist, je weiter kaudal
die Prozesse fortgeschritten sind. Diese Ansicht
ist durch die Tendelooschen Gesetze und ihre Anwendung
auf die endogene Reinfektion gestützt. Tendeloo legt die
Grenze zwischen kfanialen und kaudalen Lungenabschnitt in die
Linie der fünften Rippe. In dieser. Ebene liegt ungefähr der Hilus
der Lungen und entspricht sie ‚ungefähr der Angriffsfläche der
Zwerchfellbewegung.. Eine solche Abgrenzung ist für den Kliniker
sowenig schwierig wie die topographische Abgrenzung der Lungen-
lappen, wenn nicht noch einfacher, da die kompliziertere Grenze
des rechten Mittellappens wegfällt. Vor allem aber ist durch die
von Bacmeister neu vorgeschlagene Bezeichnung „im Bereich
des... (statt.im.. ..) die Prognose nicht so berücksichtigt, wie
bei der von uns vorgeschlagenen Lungeneinteilung, denn es.ge-
hören Teile des. Ober- und Mittellappens zum kaudalen Abschnitt,
und Teile des Mittellappens und -Unterlappens zum kranialen Ab-
schnitt. Es würde also bei der Bacmeisterschen Bezeichnung
aufgestellt ist.
` die Prognose eines Falles bei gleicher Ausbreitungsbezeichnung |
... eine verschiedene sein können, je nachdem der erkrankte Abschnitt
zum kranialen oder kaudalen Teil der Lunge zuzurechnen ist. Es
ist eben die wichtige Tatsache der Verschlechterung der Prognöse,
je mehr kaudal die Prozesse descendiert sind, nicht verwertet.
Gerade auch für die Kavernenlokalisation ist diese
Tatsache äußerst wichtig und nicht gleichgültig, denn für’sie gilt
erst recht dasselbe Gesetz; je weiter kaudal die Kaverne sitzt, um
so ungünstiger ist ihre. Mitbestimmung an dem weiteren Verlauf
: ` -der Prozesse infolge der nach Tendeloo günstigeren Aspirations-
.. möglichkeiten. Also auch für die Kavernenlokalisation gibt unsere
‚Ausbreitungsbezeichnung ‚bessere prognostische Werte. Wenn
hiermit auch die Lungenphthise durch die Schaffung künstlicher
neuer Grenzen aus dem Rahmen der übrigen Lungenerkrankungen
$ herausgehoben werden sollte, wo wir nach Lappen zu lokalisieren
: gewohnt sind, 'so-tut dies dem Werte derselben. keinen Abbruch.
Eine Einigung der Kliniker über diese neue Grenzlinien bei der
| "Beurteilung der Ausbreitung der Lungenphthise würde sich gleich-
zeitig mit der- Einigung über die neue Nomenklatur und Einteilung
Sicher erzielen lassen. == | i
Die Einteilung der Lunge in diese neuen Abschnitte, apical,
3 kranial, kaudal, sehen wir für die Bezeichnung der Ausdehnung
der Prozesse und die Kavernenlokalisation in einer besonderen
Wertreihe (VI) eingesetzt, Zur genaueren Lokalisation von circum-
seripten Prozessen. und ‚Kavernen kann man.noch dorsale und
‚ ventrale und mediale und laterale Lungenabschnitte abgrenzen.
Unter Berücksichtigung aller dieser von uns am Anfang auf-
‚gestellten Forderungen ergibt sich auf Grund unserer Darlegungen
eine Nomenklatur und ein Einteilungssehema, wie es in der Tabelle
Nomenklatur und Einteilung sind
aufzustelleide Bezeichnung ein richtiges Gesamtbild zu geben..
‘Wir können bei der Phthise nicht mit 'einer kurzen Bezeichnung
auskommen. Es empfiehlt sich vielleicht, die Bezeichnung des
Reaktionszustandes und den Bacillenbefund als Hauptbezeichnung
an den Anfang zu setzen, weil damit der einzelne Fall sein Haupt-
charakteristicum erhält, und dann die weiteren Bezeichnungen für
die Prozeßart in den einzelnen Lungenabschnitten folgen zu lassen.
| Aus einer so ausführlich gefaßten Krank-
heitsbezeichnung ist jeder über den Krankheits-
zustand sofort vollkommen orientiert und kann
man auch späterhin eine Kritik über den Ver-
laüf. der Erkrankung, Einwirkung therapeu-
ıtischer Maßnahmen, ablegen. >
Ich glaube so dem ersehnten Ziele einer klar
en Verständigung.
: gekommen zu sein. Nun ist die.Reihe an den Kliniker, die noch
notwendigen . diagnostischen. Unterlagen mit Heranziehung - aller
‚Hilfsmittel, speziell des Röntgenverfahrens, zu schaffen. ——
~. Bacmeister wirft am Schlusse seiner Arbeit mit Recht
. die Frage auf, ob sich aus der Einteilung auch-für stati-
stische Zwecke eine kurze Bezeichnung und: einfache Grup-
pierugg ermöglichen läßt, um ein großes Material übersichtlich zu
.gruppieren. Ohne Statistiken geht es.ja nun einmal nicht, aber
jeder muß dazu beitragen, daß diese Statistiken auch ein einiger-
maßen richtiges Bild geben, einen wissenschaftlichen Wert haben
und nicht nur bureaukratischen Zwecken dienen. ‘ Die Statistik
muß ein Bild des klinischen Verlaufs auf anatomischer Grundlage
als Hauptfaktor in sich bergen. Bacmeister schlägt vor, die
klinische Reaktionsform als Grundlage zu
nehmen und in die anatomischen Unterabtei-
lungen zu gliedern. Ich halte auch diese Anordnung für
die zweckmäßigste und diese Angaben für Statistiken genügend.
Wir würden also aus den Wertreihen II und V die entsprechenden
Bezeichnungen. auszuwählen haben. Bei verschiedenartiger oder
doppelseitiger Erkrankung der Lungen wird. man stets das im
Vordergrund stehende schwerste Krankheitsbild, also’ den für die
Bewertung des Falles am wichtigsten zu beurteilenden Prozeß, zur
Unterlage nehmen, damit die Statistik zugleich auch prognostischen
Wert hat. Für die statistische Anordnung eines
Materials würde also folgendes Schema ge-
nügen: e O Pe 2
a) acinös-nodös
1. Latent
. 2. Zur Latenz neigend
b) eirrhotisch. l
6) bronchopneumonisch
.8. Stationär |
d) lobärpneumonisch
‘4. Progredient |
l : e) miliar.
W ürden nach diesen Klassen die einzelnen Fälle gruppiert,
so stände für wissenschaftliche und statistische Arbeiten ein voll-
aller wissenschaftlich und praktisch arbeitenden Kreise näher- .
` Wertreihen (I — VI).
selben dann nebeneinanderzustellen.
vom anatomischen .und klinischen Standpunkt
aus aufgestellt, sie sollen also für Pathologen
‚id Kliniker anwendbar sein, damit jederzeit
| eine klare Verständigung ermöglicht ist, Wie
| x nun die praktische Anwendung der Tabelle gedacht? — Die
abelle gliedert sich, wie wir sehen, in sechs senkrecht angeordnete
Bef e Aus jeder dieser Reihen ist auf Grund des
elundes die entsprechende Bezeichnung zu wählen und sind die-
Fall e; So erhalten wir für -jeden
Gesi ee genaues anatomisches wie klinisches, alle prognostischen
Kann Spunkte umfassendes Bild der Erkrankung. und eine
n eitsbezeichnung, auf Grund deren sich sofort eine Allgemein-
wir Rio des betreffenden Falles stellen läßt. Zugleich gewinnen
je 5 tlinien für die therapeutischen Maßnahmen. Derartige ge-
über d rankheitsbezeichnungen ermöglichen auch ein kritisches Urteil
a ir Erfolg derselben, Nehmen wir ein Beispiel! Progrediente
a Isseminierte acınös-nodöse Phthise des rechten apicalen ‚und
is Er Lungenabschnitts mit apicaler Kaverne. Disseminierte
d ir An chopneumonische Phthise im rechten und linken kau-
bschnitt. Cirrhotische Phthise im linken kranialen Abschnitt.
= RN zur Latenz neigende geschlossene cirrhotische Phthise
nodöge T anlalen Lungenabschnitt, stationäre, disseminierte ‚acinös-
| hthise im rechten apicalen Abschnitt. |
-
kommenes Material zur Verfügung, zumal wenn die einzelnen
Fälle an Centralstellen möglichst- in ihrem Verlauf graphisch-bild-
lich niedergelegt, gesammelt würden. Dann wäre es auch mög:
lich ein besseres Bild über den’ jeweiligen Stand der Tuberkulose _
‚zu gewinnen, als es die bisherigen Statistiken ergaben.
Vorbedingung für alle.diese Anregungen sind zunächst die
schon erwähnten Arbeiten des Klinikers, die Schaffung diagno-
‚ stischer Grundlagen, sodaß wir, wenn auch nicht auf Grund einer
einzigen Untersuchung; so doch in kurzer Frist einen Fall ein-
reihen können.
Dann erst dürfen wir diese ganzen Fragen, zu
deren Erledigung diese Arbeit weiter anregend beitragen soll, als
abgeschlossen betrachten, und eine allgemeine Einigung würde der
Lösung dieses, in wissenschaftlicher, praktischer und sozialer Rich-
tung so wichtigen Tuberkuloseproblems das Siegel aufdrücken,
ebenda Supplementbd. 7: —
a u Web ebenda 1916, Nr. 32.
. Röntgenstr. Bd. 24. — 6. Gerhartz, Brauers Beitr: Ba.
7. Aschoff, Zschr. f. Tbe. Bd. 27. — 8. rn
— 9. Goldscheider, ebenda 1918, Nr.4. — 10.
Nr.4. — 11. Ribbert, D. m. W. 1918, Nr. 13.
Literatur: 1. Nicol, Brauers Beitr. Tbe. Bd..30. — 2. Derse l
3: A. Fränkel, M. m. W. 1916; N a l
—:5. Dieselben, Fortschr.
H. 2. —
F. Krauß, D. m. W. 1918, Nr.4.
Orth, B: kl. W. 1918,
— 12. Bacmeister, .
~
ebenda 1918, Nr. 18. — 13. G. Gerhardt, M. m. W. 1918, Nr: 21.—'14. Ger-
hartz, D. m. W. 1918, Nr.23, S. 647..
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Kranke ist seit zehn Jahren Morphinist und Cocainist und
- bestanden.
‘ erbrieht der Kranke im Schwalle kaffeesatzartige Massen; dieses Er-
= liebkeit. Thorax gut gewölbt; Lungen und Herz normal. Da sich ‘der
“ Blutverlust ein Ende zu setzen, zur Magenresektion geschritten.
. des Duodenums bis zur Gastroenterostomie wird das Duodenum knapp
434 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
Aus der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Wieden
in Wien (Vorstand: Prof. Dr. Julius Schnitzle r).
Ascendierende jejunale Intussusception nach Gastro-
| enterostomie.
Von | :
Dr. Emil Schwarzmann, Assistenten.
'
Zu den bisher mitgeteilten mechanischen Komplikationen der
Gastroenterostomie soll im folgenden eine bis nun noch nie beob-
achtete hinzugefügt werden, die unter dem Bilde einer, fou-
droyanten Magenblutung zum Tode des Patienten geführt hat.
Krankengeschichte. 35jähriger Mann, Protokollnummer 829/1918.
Eingeliefert am 21. Oktober 1918 um !%12 Uhr nachts. Nach schrift-
licher Mitteilung des zuweisenden Arztes war Patient im Oktober 1918
wegen Ulcus ventrieuli operiert worden. Damals wurde gelegentlich
der Operation der Magen inspiziert und es wurden kleine Ulcera und
Erosionen der Schleimhaut am pylorischen Anteil des Magens gefunden.
und eine Gastroenterostomia retrocolica posterior ausgeführt. Der
injiziert sich angeblich in der letzten Zeit je 100 cem 2% iger Morphin-
und 100 cem 3%iger Cocainlösung täglich. Er wird mit der Diagnose
„Profuse. Hämatemesis infolge von Ulcus ventriculi“ ins Spital ge-
bracht. Das Blutbrechen soll seit drei Tagen bestehen, wurde aber in
den letzten 24 Stunden besonders heftig; als Ursache für seinen
Morphinismus gibt der Kranke starke Schmerzen in der Magengegend
an. Aus dem gleichen Grunde hat er oft ärztliche Hilfe in Anspruch
genommen. Blutbrechen habe weder vor der im Februar 1918 vor-
genommenen Operation noch nachher bis zu den letzten drei Tagen
Status praesens: Über mittelgroßer, . blonder, beträchtlich ab-
gemagerter Mann. Haut blaß, von unzähligen Injektionsstichen und
-narben nach Abscessen bedeckt. Conjunetiven und sichtbare Schleim-
häute blaß; zeitweise verstörter Blick, sonst klar antwortend und immer
wieder um Cocain- und Morphiuminjektionen bittend. Temperatur 36,5 °.
Puls 96. Blutstuhl. Harnbefund normal. Während der Untersuchung
brechen wiederholt sich auch nach Ausheberung in ein- bis zwei-
stündigen Intervallen. Abdomen eingezogen; vom Processus xyphoideus
bis zum Nabel eine mediane lineare Narbe nach der ersten Operation;
Öberbauch stark gespannt, in der Pylorusgegend heftige Druckempfind-
Zustand des Patienten infolge der zunehmenden Anämie zusehends
verschlimmert, wird er unter der Annahme „Blutung aus dem Magen-
ulcus“ am Morgen des 22. Oktober 1918 operiert.
Operation: Chloroformäthermischnarkose, dann Äther. Mediane
Laparotomie in der alten Narbe. Es liegt eine Gastroenterostomia
retrocolica posterior vor mit breiter, gut durchgängiger Öffnung. Im
Bereiche des Pylorus geringe perigastritische Adhäsionen. Kein Ulcus
noch Tumor tastbar. Mit Rücksicht auf die Angaben des den Patienten
zuweisenden Arztes, bei der ersten Operation seien kleine Ulcera am
Pylorus gefunden worden, und unter der Annahme, die jetzt bestehende
Blutung stamme aus diesen Geschwüren, wird, um dem bedrohlichen
Nach
doppelter Ligierung des großen und kleinen Netzes vom Anfangsteil
hinter dem Pylorus .abgeklemmt und durchtrennt. Der in drei Etagen
vernähte Duodenalstumpf wird versenkt und der Magen (pylorischer
Teil) bis zur Anastomose reseziert. Exakter Verschluß des Magen-
stumpfes. Als auffallender Befund ergibtsich im Laufe
der Operation, daß eine hohe Dünndarmschlinge
durch den Mesocolonschlitz nach hinten zieht und
dortfest fixiert ist. Mit Rücksicht auf den schweren Zustand
des Patienten und die Festigkeit der Fixation wird kein weiterer Ver-
such unternommen, diese Schlinge zu entwickeln. Verschluß der
Bauchhöble. |
= Decursus: 22. Oktober. Bei der Nachmittagsvisite erbricht der
Kranke wieder kaffeesatzartige Massen. Kochsalzinfusion. Tröpfchen-
einlauf. Injektion von 40 ecm Gelatine (Merck) intramuskulär. Tem-
peratur 86,2°. Puls 102. '
| 93. Oktober früh, Patient hat auch heute große Mengen sanguino-
lenter Flüssigkeit erbrochen; auch nach Entleerung mit dem Magen-
schlauch. Im Laufe des Tages wiederholte Injektionen von Cocain
und Morphin (je 0,03).
94. Oktober 6 Uhr früh Kollaps. Puls sehr klein und frequent.
Hände und Füße kalt. Campherinjektionen. Nach mehrmaligem blu-
tigen Erbrechen erfolgt 8 Uhr früh Exitus letalis.
Obduktionsbefund (Prosektor: Reg.-Rat Dr. Zemann): Große
männliche Leiche; Haut und sichtbare Schleimhäute blaß. Am Stamm
und-Extremitäten überall zahlreiche rote Punkte nach Morphininjektionen.
Sehr geringer Panniculus adiposus. An den Organen des Thorax kein
pathologischer Befund. 10 cm lange mediane Narbe vom Processus
xyphoideus bis zum Nabel neben einer frischen, durch Nähte zusammen-
gehaltenen Laparotomiewunde von gleicher Länge.
Zwerchfell etwas nach aufwärts geschoben.
| auf dem stark aufgeblähten Magen, welcher das ganze linke Hypo-
chondrium einnimmt. Anschließend an den unteren Leberrand und den
Magen liegt das mäßig ausgedehnte Querkolon.
schürzenförmig ausgebreitet über die ganzen Dünndärme, von denen
nur die obersten Schlingen unmittelbar am Querkolon und hinter diesem
stark ausgedehnt sind und dieses sowie das große Netz empordrängen.
im Mittel- und Unterbauchraum stark kontrahiert.
Querkolon
4. Mai.
Nach Eröffnung des Abdomens sieht man die Leber mit dem
Ihr linker Lappen liegt
Das große Netz
Nach dem Emporheben des Netzes erscheinen die Dünndarmschlingen
Unter dem
ein wenig von der Mittellinie nach
rechts wird ein dieker Dünndarmteil mit diffus
schmutzigblauroter Oberfläche sichtbar, in dessen
wulstiges Ende der folgende Teil des Dünndarms
so fest eingeschobenist, daß er selbst bei kräfti-
gem Zugohne Gefahr des Zerreißens nicht heraus-
zubringenist. Der sichtbare Teil des Dünndarms ist stark kontra-
biert und schlaff wie auch der übrige Dünndarm.
Wird nun der Querdarm nach aufwärts geschlagen. so zeigt sich,
daß der dahinterliegende ausgedehnte Dünndarm das Anfangsstück
des Jejunums ist.
Dieses ist gleich
an der Plica
duodenojejunalis
nach rechts ge-
führt, hinter dem
Colon transvel-
sum an die große
Kurvatur des
Magens heran-
gezogen und an
dieser in der
Ausdehnung von
6 bis 7 cm innig
angewachsen.
Von da steigt es
gerade nach ab-
wärts, um- sich
dann im Bogen
nach links und
etwas nach auf-
wärts zu wen-
den, sodaß es
schließlich unter-
halb des Quer-
kolons sichtbar
wird. Diese ganze
Schlinge hat eine
Der. obere Teil
ist durch Gas und Flüssigkeit ausgedehnt, während die letzten
17 em sich ziemlich kompakt anfühlen. Nach Eröffnung dieses
Darmteiles findet man ihn erfüllt von dem anschließenden Stück
des Jejunums, welches in das obere Stück in erwähnter Länge em-
gestülpt ist. Das Eingestülpte, enorm angeschwollen, schmutzigblau-
rot, in allen Schichten hämorrhagisch infiltriert, undurchgängig UN
an der Eintrittsstelle von dem aufnehmenden Darme sehr eng umia f,
erfüllt vollständig das auf 12 cm Umfang ausgedehnte Lumen des auf-
nehmenden Darmes. Der anschließende abführende, sehr enge Un
schlaffe Dünndarm enthält nur trüben, etwas blutigen Schleim.
Nach dem Abheben des linken Leberlappens erscheint der Magen
als ein ausgedehnter Sack, der einen Fundus besitzt, an dem aber def
Pylorusteil samt: dem oberen 'Querstück des Duodenums fehlt. An
deren Stelle findet sich etwas dichteres Zellgewebe, welches einen
kleinen bloßliegenden Teil des Pankreas deckt. An diesem ist def
rechte Rand des Magensackes sehr fest angewachsen. Mr
. ImMagen reichliche schleimigwäßrige, trübe, rötlichgraue Flüssig-
keit. Entsprechend der Anwachsung des rechten Randes des Mager-
sackes auf der Innenfläche eine seichte, verästigte, von feinen Schleim-
hautfältchen unregelmäßig durchquerte weißliche Narbe von etwa 2 cm
Länge und wenigen Millimetern Breite. Hier auch der pach der Re-
sektion des Pylorusteiles des Magens durch den Verschluß der Öffnung
entstandene Wulst der eingestülpten Ränder der Magenwand Vor
springend. |
Der resezierte Magenanteil ist etwa 12'/; cm lang; 10 cm vor dem
Pylorus abgesetzt; das Duodenumstück ist etwa 2'/2 em lang. Glatte,
wenig gefaltete Schleimhaut. Schmaler Pylorusring, Epithelabsehilte:
rung auf demselben. Kein Ulcus. öff
Unmittelbar daneben an der großen Kurvatür eine große in
nung (etwa 6 bis 7 cm im Durchmesser) in der Magenwand, wè che K
das an dieser Stelle angewachsene Jejunum führt. An der Übergang
stelle der Magenwand in die Darmwand kaum wahrnehmbar eit a i
feiner, fibröser, nachgiebiger Narbenring. Die Verbindung zwiseh®
Magen und Darm sehr weit. : allt
Das Duodenum vom Jejunum aus stark mit Flüssigkeit ek
und ausgedehnt. Sein oberes Querstück fehlt, das absteigende S
nach oben zu narbig geschlossen. (Siehe Abbildung.)
Länge von 37 cm und einen Umfang von 12 cm.
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Unter den Intussusceptionen sind die ascendierenden (auch | heftigen Bewegungen veranlaßt haben, die mit zur Entstehung
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ee retrograde oder regressive genannt) äußerst selten. Dam iano s?) | der Intussusception beigetragen haben können. a ER
ane linie Ai hat bis zum Jahre 1904 alle in der Literatur vorkommenden Fälle . Bekanntlich .wird das subcutan injizierte Cocain, ebenso wie
bernd! zusamengestellt. Unter diesen .19.Fällen kommt kein Fall von | das Morphin, in den Magen ausgeschieden, : Das. erstere vergiftet
Das meh" retrograder jejunaler Intussusception vor. . Auch in der Folgezeit | die sensiblen Fasern elektiv: Dixon?) zeigte, daß das Cocain E
irme, vo dej- konnte ich keinen Fall von -ascendierender Intussusception dieses | unter: den Vagusfasern die. einen auswählt und die anderen intakt ik
paea > Darmabschnittes finden. Eine descendierende Intussusception des | läßt, so z. B. werden durch das Gift die zentrifugalen herz- HA P
1 enporti: Jejunums, also die erste: beschriebene Einschiebung dieses Darm- | hemmenden Vagusfasern leitungsunfähig, während die zentripetalen - AEU
Unter)” - teils, schilderte vor kurzem Syring’). a ‚erregbar bleiben;> analoge -Verhältnisse mutatis mutandis für den Er
inte nil Bekanntlich sind Invaginationen am häufigsten bei Kindern, |-Darmvagus vorausgesetzt, würde bei dem Cocainisten ein ab- ` AAEN
nitäl © namentlich im ersten Lebensjahre (nach Leichtenstern in | normer Ablauf der. peristaltischen Bewegungen provozieit, ‚wozu - SE '
n Inden, . 70%, nach Walton in 72,4% der Fälle); sie betreffen aber | noch die krampferregenden Morphinwirkungen hinzukommen, So . HAARE
Dünaùny meistens das Ileum und Kolon, und zwar ‘sowohl die auf- als auch | ruft Morphin bekanntlich änhaltenden Magenyerschluß hervor, der - peirer
bei bily die absteigenden Intussusceptionen. Eine-aufsteigende Invagina- |' das Übertreten des Speisebreies in den Darm außerordentlich ver- Fz no
zögert und damit die natürlichen Antriebe der Peristaltik ver- a Hi
u tion des Jejunums ist, wie erwähnt, bisher noch nie beschrieben . | |
| worden. Es wäre nun von Interesse, festzustellen, ob in unserem | mindert?); wahrscheinlich wird ebenso wie der Pylorus ‚auch der
Sphincter ileocoecalis durch Morphin in tonischen Verschluß ver-
‘ Falle eine besondere Disposition für die Entstehung der Invagi- |
setzt (Meyer-Gottlieb). Ähnliche Beeinflussungen der nor-
——
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Pe DAAE aa ALS
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ih > nation vorlag. Zur Erklärung. des Auftretens von Invaginationen | |
sim, überhaupt glaubt man eine besondere allgemeine und lokale. Dis- | malen peristaltischen Darmbewegungen des. Jejunums könnten wohl Ba
isst; . position annehmen zu können, wobei noch besondere veran- unter begünstigenden mechanischen Verhältnissen eine Invagination Akt ni
y der Bo lassende Ursachen hinzukommen müssen. Als allgemein dispo- | herbeiführen. | EA De = Hipa
wia: nierend wird ein besonders schnelles Wachstum des Kolons (ins- | Weswegen gerade die Stelle des Jejunums, unweit; der Ana- | MR o
ch nit): ` ` besondere bei Kindern), weiter. ein besonders langes und fettes | stomose, respektive des Durchtritts durch den Mesocolonschlitz, hau
ie Mesenterium angenommen; Als lokale Disposition käme in Be- | eine Intussusception erfuhr, läßt sich allerdings nicht bestimmt Be. 7
I Hei tracht eine wenig schlußfähige Ileocöcalklappe und beschleunigte | sagen; sicher ist aber, daß an.dieser Stelle nur eine retrograde A
ama, - Peristaltik (Wilms). Als veranlassende Ursachen werden ` an- | Invagination möglich war, da kein Spielraum zur Entstehung einer u a
m i geführt Diarrhöen- mach Treves 8%), akute und chronische | absteigenden Intussusception zur Verfügung stand: es konnte un- a
ag. Krankheiten (15%), Traumen und Erkältung (5%). Leichten- | möglich das am Magen durch die breite Anastomose fixierte. Je- DEE
gie . stern meint, daß die Invagination veranlaßt wird durch eine | junum sich nach abwärts invaginieren; die Invagination mußte
ie) . Parese ‚eines begrenzten Darmabschnitts, indem dann eine ener- | daher zwangsweise nach aufwärts erfolgen. Diese Erscheinung Fr
siat, “ gische Peristaltik des höhergelegenen Darmes ein Stück in. den | begünstigt sehr die Vorstellung, daß. die Fixation einer Darm- ip
per | paralytischen Teil einschieben kann. Der Physiologe S. Exner | Schlinge für den Mechanismus. der Intussusception von der größten | ee
hrni „~ _ fabt die Invaginationen als Koordinationsstörung der Darmbewe- Bedeutung ist.. Daß die Intussusception in unserem Falle während, ~ 1 EREA
yai ... gung auf. Wilms zählt Invaginationen nach Operation zu den | der Operation nicht als solche erkannt wurde, erklärt sich aus’ 1 E
i je „„posttraumatischen_Invaginationen“ und erwähnt einen Fall von | dem Umstande, daß infolge der vorangegangenen Gastroentero- - na PRA
BO Seh midt, wo nach einer Pylorusresektion nach Kocher mit stomia retrocolica posterior die Klarlegung der anatomischen Ver- ' a un I
si Murphyknopf, der Teil des Colon transversum, welcher bei der | hältnisse an und für sich selir erschwert war, Konnte doch auch. Be ERUERA
snf; . Resektion von seinem Mesenterium losgelöst wurde, zur Invagi- | bei der Obduktion erst nach Herausnahme der: Baucheingeweide | de 5
as = Nation kam. Der-vorhin erwähnte Fall von Syring gehört auch | und Sektion von rückwärts her die, Sachlage vollständig geklärt DER: i 1.2
r _ zu den „posttraumatischen Invaginationen“ dieser Art, Hjer waren | werden. - Daß die wegen schwerer Blutung. bei dem hochgradig Ar
ge ~ -Dach einem Bauchschuß außer sieben Löchern im Ileum zwei | anämischen Patienten vorgenommene Operation möglichst rasch - Hl) Lee
he . Stark blutende Löcher im Jejunumanteil des Mesenteriums | zu Ende geführt werden mußte, bedärf keiner weiteren Ausführung, | Ha.
abi . mabe der Radix vorhanden; genau entsprechend der Höhe der | Es wurde intra operationem angenommen, daß die tastbare Re- IRIRA Si” u.8
AN ‚Mesenterialverletzung fand sich einige Stunden nach der Ver- | sistenz (die erst bei der Obduktion als solche erkannte Invaginations- RREME: 15, F,
F, letzung eine frische absteigende Invagination des Jejunums von ‚geschwulst) durch den Mesocolonschlitz hinaufgeschlüpften Darm- EI] re
fi 8cm Länge, die sich ohne Schwierigkeiten lösen ließ, Syring | Schlingen entsprechen dürfte. Da aber keinerlei Störungen in der _ Ku) leer
%, bezeichnet „mit ziemlicher Sicherheit“ die Mesenterialverletzung | Darmtätigkeit vorzuliegen schien — Patient’ hatte erst unmittelbar a a a
se; als Ursache der Invagination in der Weise, daß, entsprechend der | vor der Operation blutigen Stuhl gehabt —, konnte han auf eine Mala: ie;
Be . : Auffassung Leichtensterns , die Mesentetialverletzung eine | chirurgische Behandlung dieser einen Nebenbefund darstellenden 3]
5 ' arcumscripte Darmlähmung gesetzt: hat, wodurch, infolge der fort- Komplikation. anscheinend verzichten, um.so mehr, als .die strikte TRA
m laufenden Peristaltik des unmittelbar oralwärts. gelegenen Darm- | Indikation zur Beseitigung , der Blutungsquelle vorlag; die .eben-
a ‚anteils, eine Einscheidung von diesem in das gelähmte Darmstück | nach der Anamnese in einem Ulcus-pylori gesucht werden mußte.
M zustande kam. In diesen beiden genannten Fällen findet sich die | . In Hinkunft könnte an diese Komplikation einer . Gastro-
% Kontinuitätstrennung des Mesenteriums, demnach eine Innervations- | enterostomie unter Umständen gedacht: werden, Die zahlreichen
f Unterbrechung, als ätiologischer Faktor. In Analogie zu diesen | Komplikationen der Gastroenterostomie (Verengung der Öffnung, `
ei . Invaginationen steht die von Schnitzler?) beobachtete Ein- | Circulus vitiosus, Ulcus pepticum jejuni, Abkniekungen. und
n schiebung nach Hufschlag, die durch direkte Gewalteinwirkung | Strangulationen am‘ Mesocolonschlitz), die allerdings. glücklicher-
"i af die in der Radix mesenterii gelegenen nervösen Apparate | weise.nur selten-mehr zur Beobachtung kommen, erfahren durch
g (Ganglion coeliacum, Ganglion mesentericum superior und inferior) | unseren ‚Fall eine in’ ihrer Art anscheinend ganz vereinzelte Ver-
€ Zustande kam. | ge mehr Ä we
N EA dur S lokal disponierend müssen wir in unserem. Falle den | E | | 1 pe
A m aaen otonio bedingten Zustand bereien, ar | Die Behandlung der Ruhr in den städtischen
erahnen Chirurgen . technisch einwandfrei ausgeführt worden. Krankenanstalten in Elberfeld in Sommer 19183).
le Öffnung war sehr weit, die Schlinge von maximaler Kürze l Von | a, Be
und antiperistaltisch gelagert, der Mesocolonschlitz an die Ana- | u Geh-Rat Dr. -Kleinschmidt.
Von den mancherlei Seuchen, die der Krieg mit sich. ge:
bracht hat, ist unsere Stadt im allgemeinen verschont geblieben.
Bis Sommer 1918 beschränkte sich: das Vorkommen der eigent-
lichen Kriegsseuchen auf eine verhältnismäßig geringe Zahl von
Fällen von Typhus.abdominalis, Paratyphus, Fünftagefieber, Malaria,
'Weilscher Krankheit, Meningitis cerebrospinalis und Dysenterie,
‚ Stomose fixiert. Da aber noch keine aufsteigende jejunale In-
vagination beschrieben und -wohl auch: keine beobachtet wurde,
liegt die Annahme nahe, daß die Situation nach der Gastroentero-
stomie eine lokale Disposition für die Entstehung der Invagination
‚geschaffen hat. l F . À
i Andererseits war der Patient Cocainist und Morphinist,
1 von ihm täglich injizierten- Quantitäten, welche ein -Vielfaches
beträgt a Morphinisten und Cocainisten. un Menge
er E | en F d |
aueehlich Je Zmd 8 g täglich), mögen den Parm z 2) Magnus, Pflüg. Arch, Bd. 18.
s) Nach einem Vortrag im Ärzteverein Elberfeld. . , .::
` )D. Zschr, f, Chir.-Bd.87. :?) Bruns Beitr. 114/1. 3) M. K1. 1911, Nr. 11.
I}
1) Journ. of Phys. 1905, Bd. 82.
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_ sonders groß bei den Seuchen, deren Erreger durch den Darm
nur selten wie Typhus und’ Cholera durch Schutzimpfung be-
Diagnose „Ruhr“ sichern. Beiläufig gesagt, haben gerade die
_heitsbild ein recht verschiedenartiges und je näch ‘der Schwere
BB: 2.1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. - 4, Mai.
Wir danken. das wohl in erster Linie der im Felde systematisch
geübten allgemeinen und persönlichen Hygiene und den vor-
beugenden Maßnahmen, sowie dem Umstand, daß die Lehre von
der Seuchenbekämpfung schon seit Jahren von Koch und seinen
Schülern geschaffen war und bereits. ernste Proben bestanden
hatte. Die Kochsche Lehre, daß jede Infektionskrankheit ihren
bestimmten Erreger hat, der von außen in den Organismus ein-
dringt — sei es durch Berührung mit dem Träger der Krankheit
beziehungsweise seinen Ausscheidungen, oder indirekt durch Über-
tragung seitens belebter Wesen und unbelebter Gegenstände, die
durch den erkrankten Menschen infiziert sind —, diese Lehre,
meine Herren, ist jedem deutschen Arzt geläufig, und hat darum
allgemeine praktische Anwendung in den vom Kriege betroffenen
von Deutschen besetzten Gebieten finden können.
Daß die hygienischen Maßnahmen in Anbetracht des regen
Verkehrs zwischen Front und Heimat die Einschleppung der
Seuchen nicht völlig verhindern konnten, liegt auf der Hand. Es
ist in hohem Grade anerkennens- und bewundernswert, daß die
Seucheneinschleppung nicht in größerer Ausdehnung erfolgt und
daß die Heimat vor ausgebreiteten Epidemien verschont ge-
blieben ist. |
Die Schwierigkeiten, die Infektion zu verhindern, sind be-
wissen Eiweißgehalts ermangeln, hat also zu bestehen aus Tee,
Schleimsuppen aus Hafermehl, Reis, Gerste, dann Mehlmilchsuppen,
Milchkakao. Bald kann man dann übergeben zu Breien aus Reis,
Grieß, Zwieback, Gelatinemischungen, mit Ei abgerührten Schleim-
suppen, Wo es erhältlich ist, gibt man auch nicht zu spät durch-
getriebenes und gemahlenes Fleisch vom Huhn oder Kalb mit
Kartoffelbrei oder anderes.. Die Indikationen zur allmählichen
Änderung mit Diät müssen strenge von dem Zustand des Darms
und dem Allgemeinbefinden abhängig sein, von der Blutbei-
mischung des Stuhls, von den Schmerzen, den Tenesmen und von
der individuellen Bekömmlichkeit. Bei günstigem Verlauf der
örtlichen Darmerkrankung darf man nicht zu lange mit roborierenden
und anregenden Nährmitteln warten, sondern muß einen aus-
gedehnten Gebrauch von denselben machen.
Im übrigen ist besonders Wert zu legen auf Ruhe und
Wärmeanwendung. Das ist indessen leichter gesagt als getan
und stößt wegen des ständigen Stuhldranges und der häufigen
Stuhlentleerungen namentlich bei noch nicht zu schweren Kranken
auf große Schwierigkeiten. Der Leib soll mit warmen Umschlägen
oder mit dem metallenen, mit heißem Wasser gefüllten Leibwärmer
oder auch mit elektrischem Wärmer bedeckt werden; das Bett
selbst muß mit Wärmflaschen versehen sein und die Zimmer-
temperatur soll 19 bis 20° Celsius betragen. Da aber der ständige
Stuhldrang die Kranken . immer wieder dazu zwingt, die Bett-
schüssel zu nehmen oder sich auf das Zimmerklosett zu setzen,
also die Wärmeträger zu lüften oder wegzulegen, so wird die
regelmäßige Wärmeanwendung nicht selten illusorisch gemacht.
Unter diesen Umständen kommt es darauf an, das eben mögliche
zu erreichen, und vor allem der durch den beständigen Bewegungs-
drang der Kranken etwa ausgelösten Herzschwäche entgegenau-
treten. So ist es denn häufig erforderlich, auf Stechbecken und
dergleichen zu verzichten und den Stuhl in untergelegter Zell-
stoffwatte aufzufangen. Daß dabei der Anustoilette und den
Desinfektionsmaßnahmen besondere Beobachtung zuteil werden
muß, überhaupt die höchsten Anforderungen an das Pflegepersonal
sich ergeben, brauche ich nur anzudeuten. ' E
Was nun die medikamentösen Mittel anbetrifft, so haben wir
in frischen Fällen zunächst ein bis zwei EBlöffel Rieinusöl ge-
geben und wenn dieses nicht erhältlich war, Faulbaumrindentee.
Auch Karlsbader Salz ist zu empfehlen. Kalomel halte ich nicht
für angebracht, da frühere Erfahrungen mich belehrt haben, d
der Eintritt von Stomatitis niemals ausgeschlossen ist und nament-
lich bei schwächlichen Kranken nicht selten eintritt. Die früher
verbreitete Meinung, daß Kalomel eine Desinfektion des Darmes
bewirke, ist irrtümlich und wissenschaftlich widerlegt (Stern).
In früheren Jahren und in der ersten Zeit der diesjährigen Epi-
demie habe ich den Kranken regelmäßig nach der Anfangsgabe
von Rieinusöl Adsorbentien gegeben in Form von Tierkohle oder
'Tierkohlebolusmischungen. Die leichten Fälle werden dadurch
anscheinend günstig beeinflußt; in den anderen zeigt sich keine
deutliche Wirkung. Auch Klistiere mit diesen Adsorbentien sind
häufig angewandt worden und zeigten sich da, wo überhaupt Eim-
läufe möglich waren, durchaus wirksam.
Im übrigen beschränke ich bei der akuten Ruhr die Medi-
kation nur auf symptomatische Mittel, in erster Linie Narkotica,
wo der infolge der Darmspasmen und Tenesmen mit hochgradigen
Schmerzen verbundene Zustand es erfordert. Das wirksams
Mittel sind Atropininjektionen subcutan ?/, bis 1 mg, je nach Um-
ständen gemischt mit Morphium 0,01. Wenn es möglich ist, W#
nicht zu häufig vorkommt, gibt man Suppositorien von Extra6
Belladonnae 0,03 bis 0,05 und Kodein 0,05 bis 0,1 oder auch Ex-
tract Opii 0,05. Die Morphium-Atropininjektionen wirken auch bei
dem nicht selten auftretenden, hartnäckigen und quälenden 9M-
gultus und Erbrechen. Letzteres bekämpfe ich mit Erfolg dure
eine Chloroform-Bismutmischung. In protrahierten Fällen habe
ich Y/,- bis 1°/,ige Tannineinläufe machen lassen, auch Argentum
nitr. in Lösungen von 0,25 bis 0,5 %/0, ferner innerlich per 08 ie
modernen Tanninpräparate, wie Tannalbin, Tannigen USW. le
früher obligatorische Ruhrwurzel Radix Ipecacuanhae habe ich gar
nicht verwandt, auch bin ich von dem häufig empfohlenen Uzara
wieder abgekommen. Das vielfach gerühmte und als besonder
gegen die Darmspasmen als wirksam geschilderte Adrenalin m
Form von Einläufen habe ich früher ohne deutlichen Erfolg 7
geben und darum später davon abgesehen. Einen breiten Rau j
in der symptomatischen Medikation müssen die Herzmittel en
nehmen. Es ist durchaus notwendig, in den meisten Fällen Digi-
talispräparate innerlich, intramuskulär oder intravenös zu Vr
ausgeschieden werden, und zwar nicht nur durch die Notwendig-
keit peinlicher Desinfektion der Darmentleerungen, als insbesondere
durch das häufige Vorkommen der Bacillenträger. Am schwierig-
sten aber liegen die Verhältnisse bei der Ruhr, die nicht‘ oder
kämpft wurde, und bei der die bakteriologischen Stuhlunter-
suchungen häufig versagen. So waren es .bacillentragende Ur-
lauber, die bereits in den früheren Kiiegsjahren die ersten Er-
krankungen an Ruhr hier verursachten. Zu einer epidemischen
Ausbreitung der Ruhr kam es aber erst im Sommer 1918.
Man hat sich heute fast allgemein dahin geeinigt, daß die Dia-
gnose „Ruhr“ eine klinische sein muß. Wenn man trotzdem von der
bacillären Ruhr spricht im Gegensatz zur Amöbenruhbr, die hier nicht
in Betracht kommt, so wissen wir durch Kruse, daß das klinische
Bild der Ruhr hervorgerufen wird einmal durch die echten Ruhrbaeillen
(Bae. dys. Kruse-Shiga), dann aber auch durch die Pseudodysenterie-
bacillen, deren hauptsächliche Repräsentanten der Flexner-, Strong- und
Y-Bacillus sind. Mit Rücksicht -auf die Unsicherheit des kulturellen
Nachweises der Ruhrbacillen, auf die häufig vorkommende Mischinfektion
echter und Pseudobacillen sind wir vorläufig nicht nur berechtigt,
sondern verpflichtet, die klinische Diagnose Ruhr als für uns maßgebend
anzusehen sowohl bezüglich der Therapie als der gesetzlich vorge-
schriebenen Anzeigepflicht.
Ich brauche Ihnen das klinische Bild der Ruhr nicht aus-
zumalen. Es ist in den meisten Fällen eindeutig und deutlich,
wenn man die Kranken schon im Beginn zu sehen bekommt. Im
wesentlichen sind es die meist plötzlich auftretenden diarrhöischen,
dann zahlreichen, blutig-schleimigen Entleerungen, die mit krampf-
haften Leibschmerzen, quälendem Stuhldrang unter meist geringer
oder fehlender Erhöhung der Körperwärme eintreten — die unsere
spastischen Darmbewegungen der Krankheit ihren Namen gegeben,
indem nach Quincke das Wort. Ruhr nichts anderes bedeutet,
als heftige Bewegung (mittelhochdeutsch ruor = bewegen, ver-
gleiche Aufruhr), — In der Folge kann nun allerdings das Krank-
der Infektion und dem Eintritt von Komplikationen vielgestaltiges
werden. Wie jedesmal beim Auftreten von Epidemien haben wir
auch bei der Ruhr des letzten Sommers leichte Fälle gesehen,
die kaum andere Erscheinungen machten als ein einfacher
Darmkatarıh, andererseits aber auch eine große Reihe von
schweren Krankheitsbildern in allen Abstufungen, und manche.
Kranke, denen bei der Aufnahme schon der Tod im Gesicht ge-
zeichnet war. EBEN TEE
Wenn ich nun zu der im Krankenhaus geübten Behand-
lung übergebe, SO leitete uns bei derselben vor allem das Be-
streben, die Giftwirkung der Dysenteriebacillen durch ein speci-
fisches Heilverfahren wie bei manchen anderen Infektionskrankheiten
zu bekämpfen, dabei durch entsprechende Diät, Medikamente und
sonstige Maßnahmen die quälenden Erscheinungen seitens des
Darmkanals zu lindern und zuletzt, aber nicht an letzter Stelle
den geschwächten, mitunter völlig daniederliegenden und leistungs-
unfähigen Zustand des Herzens und Kreislaufs zu heben. Die Diät
darf bei frischen Fällen in den ersten Tagen nur flüssig und durch-
aus reizlos sein, bei drohendem Kräfteverfall aber nicht eines ge-
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' - / Teilnabmlosigkeit gegenüber der specifischen Behandlung ist auch
er nur sporadisch beobachtet wurde und nicht in der Form der ge-
pa - erhebliche Abkürzung des Krankheitsverlaufs (Lüdke) und drückte
‚_ - die Sterblichkeit, die vorher 22 % betrug, auf 7 % herab. Ihm folgte
Alle, wenn noch nicht das schwere Krankheitsbild der Toxinämie `
- nation der Serumbeh
_ wertung der specifischen Ruhrbehandlung Wandel geschaffen.
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reichen, ferner von Campheröl und Coffein ausgedehnten Gebrauch | gedebnter Weise anzuwenden, nachdem ich schon einzelne Fälle
zu machen und schließlich bei großem Wasserverlust, Eintrocknung. | im Jahre 1917 damit behandelt hatte. | u BR
der Haut, Verfall des Gesichts, rechtzeitig subcutane Infusionen | Da die Boehnckesche Therapie große Vorsicht und Umsicht
von physiologischer Kochsalzlösung ein- bis zweimal täglich | .erfordert und eine genaue Beobachtung der Kranken notwendig macht,
500 bis 1000 cem zu machen. ‘Regelmäßig setze ich der letzteren | um dieselben nicht der Gefahr einer Toxinüberladung auszusötzen, so
1 cem 1%,iger Suprareninlösung zu. — Ich bin fest. überzeugt, | wurde die Behandlung der. Ruhrkranken, die. in zwei Pavillons: unter-
daß die Kochsalzinfusionen dazu beigetragen haben, manchem | gebracht waren, einem Stationsarzt übertragen, der sich ausschließlich
Sahwerkrank das Leben zu retten. Auf die Behandlung der damit beschäftigte. Dieser, Herr Dr. Offrem, wird- die dabei ge-
ee a u .. f oyei wonnenen Erfahrungen iù einer ausführlichen wissenschaftlichen Arbeit
Komplikationen und Nachkrankheiten . gehe ich nicht weiter emn. | veröffentlichen. Außer einigen nach dem eigentlichen Ablauf der
Ich erwähne nur, daß die Zahl der Komplikationen verhältnis-.| Epidemie noch aufgetretenen Erkrankungen wurden im Krankenhaus
mäßig gering war und daß bei Gelenkaffektionen salieylsaures | 246 Fälle aufgenommen, die aus Mangel an Untersuchungsmaterial nur
Natron günstig wirkte. Die Anwendung der obengenannten Darm- | zum kleinen Teil bakteriologisch geprüft wurden und in diesen Fällen
mittel, Adsorbentien usw. haben. wir gänzlich entbehren können, | den Kruse-Shiga-Bacillus ergaben. Unter den 246 Fällen -waren 12
a own, In eher Weiss die Serum | Aa 2 Pille, die sterbend eingelkfers wurden, 39 Fälle oade
therapie vorzunehmen, Die SE, Ja nn = Heilstoff allein oder kombiniert mit ‘Heilserum: und Heilstoff behandelt.
Serumtherapie ‚ergibt sich AUS SEE Atio Ogle der Rul ie- 16 | Zur Beurteilung der Wirkung der Serumbehandlung müssen von diesen
bacilläre Ruhr ist wie die Diphtherie eine Toxämie. Die im Darm | 289 Fällen noch 8 abgezogen werden., Diese setzen sich zusammen
angesiedelten Dysenteriebacillen bleiben dort lokalisiert und sind | gus-5 Kranken, die moribund eingeliefert wurden und gleich am ersten
außerdem nur noch in den Mesenterialdrüsen zu finden. Das von |, Tag starben und 3 Kranken, die an anderen, gleichzeitig bestehenden
den Erregern stammende Toxin gelangt aus dem Darm‘ ins Blut Erkrankungen litten, also keine reinen Ruhrfälle darstellen. Und zwar
und dadurch in die Organe des Körpers. Die geschwürigen Darm- | waren dies 2 Fälle mit Pneumonie und 1 Fall von Uleus duodeni,
veränderungen beruhen zunächst auf reiner Toxinwirkung, zu der |
durch das eine tödliche Verblutung erfolgte. .
sich dann im Verlaufe Mischinfektionen - mit anderen- Bakterien So- bleiben denn zur Berechnung 224 specifisch‘ behandelte
(Eiter- und Fäulnisbakterien [Lüdke, Schittenhelm)) ge-
Ruhrfälle übrig. Von ‚diesen wurden 196. als geheilt ‚und 9 als
sellen. Die Analogie. mit der Diplitherie fällt sofort ins Auge. | gebessert entlassen, 19 sind :gestorben. Demnach beträgt der
Während aber die Serumbehandlung der letzteren seit langer Zeit | Prozentsatz der Todesfälle 8,48. — Während der letzten Epidemie
trotz mancher Anfeindungen Gemeingut der. Ärzte geworden ist | sind in Elberfeld insgesamt 273 Personen an Ruhr erkrankt und
und sich wirksam behauptet hat, zeigte sich für die specifische | 32 gestorben, das macht etwa 11,3°%,. Die specifisch behandelten
Therapie der Ruhr 'nur geringes Interesse, da die medikamentöse
Fälle weisen also eine etwa 3°/ niedrigere Sterblichkeitsziffer auf.
Behandlung im wesentlichen auszureichen schien. Der Grund der | Das -erscheint auf den ersten Blick nicht sehr erheblich, wenn
sicherlich die schweren Fälle darstellen, so ist das Ergebnis doch
-als ein recht bemerkenswertes und günstiges aufzufassen... `
- _ Zum Vergleich führe ich die Sterblichkeitsziffer der Ruhrepidemie
‘in Barmen 1899 bis 1901 an, und zwar der nach Kriege im städtischen `
Krankenhaus dort behandelten ‚Fälle: Danach wurden ins städtische
Krankenhaus aufgenommen 262, davon starben 43 = 16,4°/,. Die Zahl
unserer ‚Todesfälle ist wenig mehr als die Hälfte. ER Se
Kriege berechnet. in seiner -Arbeit die durchschnittliche
Gesamtdauer der Ruhrerkrankung auf 40 Tage, davon kamen
23 Tage auf die Behandlung. im Krankenhaus, in das die Auf-
nahme durchschnittlich am siebenten Krankheitstage erfolgte. Die
Hälfte der dortigen Kranken wurde auf Wunsch und gegen ärzt-
lichen Rat gebessert oder ungeheilt entlassen. Nach einer Über-
sicht von Offrem über 205 Fälle — 19 Kranke waren wegen
'Platzmangels vor der völligen Heilung in. ein Barackenlazarett
überführt worden und unterlagen nicht mehr unserer Beobach-
tung — ist die Zahl der Krankheitstäge in. den leichten Fällen
.(136) 23, in den mittelschweren (89) 40 und in den: schweren
‚und. schwersten Fällen .(30) 60 im Durchschnitt gewesen. Das
macht für alle 205 Fälle eine Duröhschnittsdauer von 31 Tagen,
also eine Herabsetzung gegenüber der Barmer Zahl um 8 Tage..
uhr-.| Was’ schließlich die Zahl der Todesfälle, geordnet ‚nach dem
serums liegt darin, daß der Erreger nicht einheitlich ist, und die Lebensalter, anbetrifft, so sind dieselben von 229 Fällen berechnet
Schwierigkeit der Serumbehandlung, daß die Sera nicht wie das | worden. Demnach starben von 52 Kranken im Alter bis zu
Diphtherieserum eine gleichmäßige Beschaffenheit und einen staatlich | 10 Jahren I1.= 21,1%, von 151 im Alter von 10 bis 50 Jahren
geprüften Titer haben. Die Behandlung ist dadurch auch eine | 8 = 5,3°/, und'von 26 im Alter von 50 bis 80 Jahren 5=19,2%,.
Jecht kostspielige, da man zur Erzielung der Wirkung -größere | Somit ist die größte Sterblichkeit im Kindesalter, dann im Alter
‚Mengen des Serums injizieren muß, als es: z. B. bei den | über 50 Jahre und die -geringste im. mittleren Lebensalter. |
geprüften und genau auf ihren Wert festgestellten Serien gegen
Diphtherie, Meningitis cerebrospinalis und Tetanus geschieht.
Unter Berücksichtigung dieser Nachteile hat Boehncke außer
eınem von ihm angegebenen bactericid antitoxischen Ruhrheilserum,
Gas also antitoxische, bactericide und bacteriotrope Eigenschaften
„besitzt, in den Jahren 1915 und 1916 auf dem östlichen Kriegs-
Schauplatz die Vaceinationstherapie der Ruhr an vielen Hunderten
von Fällen erprobt und nachdem ihre Unschädlichkeit bewiesen
war, seinen Ruhrheilstoff in: die Behandlung eingeführt. Dieser
stellt eine polyvalente Vaccine (Bacillenaufschwemmung- mit wenig
Antitoxin) dar und ist bestimmt. zur Behandlung der frischen Ruhr-
wohl darin zu suchen, daß die bacilläre Ruhr in Deutschland vor
, dem Kriege mit einzelnen Ausnahmen (unter anderem in Barmen)
fährlichen Shiga-Kruse-Ruhr. Der Krieg hat- auch in der Be-
Der erste Arzt, der systematische Serumbebandlung vornahm,
‘war Shiga im Jahre 1901. Er erzielte mit seinem bactericiden Serum.
in der Serumherstellung Kruse. Das erste antitoxische Serum stellte‘
Rosenthal dar, nachdem er die Toxinämie als Wirkung der Kruse-
Shiga-Bacillen erkannt hatte. "Seitdem sind viele Versuche im In- und
Auslande mit der Serumtherapie gemacht worden, meist mit gutem
Erfolg. In den Jahren 1904 und 1905 behandelte Lüdke 17 Kranke
der Barmer Epidemie mit Kruseschem Serum und erzielte in zwölf
Fällen günstigen Erfolg. Nach Sehittenhelm hat Lentz fest-
‚ ‚gestellt, daß nach den vorliegenden Berichten die Sterblichkeit bei
Behandlung mit Heilserum 2 bis 5 % beträgt gegenüber 10 bis 50 %
bei rein medikamentöser Behandlung. Schittenhelm selbst hat in
den Feld- und Kriegslazaretten der Armeeabteilung Woyrsch im Jahre |
1916 bei Serumbehandlung eine Abnahme der Sterblichkeit um das
Vierfache beobachtet. Beo PN Br
Die Schwierigkeit der Darstellung eines wirksamen Ruhr-
Fällen, Gelenkergüsse ebenfalls in drei Fällen (je 1,25%), allgemeine
Ödeme zweimal (0,86%), einmal -zusammen mit Lungenentzündung,
ebensooft Ödeme der Beine, Mittelohrentzündung dreimal (1,25%), ein-
mal verbunden mit Lungenentzündung, von der auch zwei Fälle allein als
Komplikationen vorkamen. Bei einem Schwerkranken trat eine Neu:
‘ritis ein mit vorübergehender Lähmung des rechten Armes und gleich-
zeitig Parotitis rechterseits mit Vereiterung. Die übelste Komplikation
.war Peritonitis, die in fünf schwersten Fällen sich an die Rubr an-
schloß und zum Tode führte, in einem Falle durch Perforation (2,1%).
Somit fanden sich nur bei 21 der Kranken Komplikationen ein. Viel-
leicht ist diese geringe Zahl auch auf das specifische Heilverfahren
zurückzuführen. ’ T S i;
besteht. In diesem letzteren Falle empfiehlt Boehncke Kombi- | ~ Unsere Technik der. speeifischen Therapie gestaltete sich "S0,
andlung, die Beine passive Immunisierung | daß die leichteren Fälle mit Ruhrheilstoff allein behandelt wurden,
"He alle anderen. aber kombiniert mit Serum und Heilstoff. Das Serum
wurde in Mengen von 20 bis 50 cem an mehreren 'aufeinander-
folgenden Tagen intramuskulär eingespritzt, der Heilstoff subeutan .
in vorsichtigen Gaben, beginnend mit 0,5 ünd täglich um 0,25
steigend bis zu der Menge von 1,5, selten 2,0 com. Irgendwelche
bedeutet, mit der aktiven Heilstofftherapie nach bestimmter Vor-
i Schrift, ‚Die Veröffentlichungen B o eh n ¢ k e s und anderer Autoren
nr die Erfolge seiner Vaccine und der kombinierten Serum-
‚Accinetherapie haben mich veranlaßt, bei der kleinen aber
schweren Epidemie des letzten Sommers diese Behandlung in aus-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18, 0. 000000020...487
man aber bedenkt, daß die ins Krankenhaus überführten Kranken <
Von Komplikationen beobachteten wir Conjunctivitis in drei _
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138 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
schädliche Folgen beziehungsweise Nebenerscheinungen wurden
nicht beobachtet. Die größte Menge, die ein Kranker an Serum
erhielt, betrug 180 cem. |
Da ein Wiederauftreten der Ruhr in epidemischer Ausbrel-
tung nicht ausgeschlossen ist, SO möchte ich mit Rücksicht auf
unsere günstigen Ergebnisse nachdrücklich die specifische Therapie
empfehlen. Möglichst frühzeitige und möglichst reichliche An-
wendung des Serums, auch in noch größeren Gaben, als oben
angegeben, und in sinngemäßer Verbindung mit der Injektion des
. Ruhrheilstoffes, wird voraussichtlich selbst in schweren Fällen die
Sterblichkeit noch herabsetzen.
Aus der Medizinischen Klinik der Universität Basel
(Direktor: Prof, Dr. R. Staehe lin).
Bakteriologischer und hämatologischer Befund in
einem tödlichen Sepsisfalle.
Von
Dr. A. Rodella.
In seiner Abhandlung in Nothnagels Spezieller Pathologie
und Therapie im Jahre 1904 zählte Lenhartz als Erreger von sep-
tischen allgemeinen Erkrankungen auf: 1. Streptococcus lon-
gus, 2. Streptococcus brevis, 8. Staphylococcus,
4. Bacterium pneumoniae Friedländer, 5. Pneumo-
coccus lanceolatus Fränkel, 6. Bacterium coli,
7.Gonococeus, 8. Diplococcus intracellularis Weich-
selbaum, 9. Bacterium typhii. Dann als seltenere Erreger:
10: Baeterium pyocyaneum, 11. Mikrococcus tetra-
genus, 12. Mitglieder der Proteu-sgruppe (die beiden letzt-
genannten wahrscheinlich nur in Verbindung mit anderen Bakterien)
und schließlich: 13. den obligaten anaeroben Gasbacillus.
Diese Bacillenliste wurde in den folgenden Jahren durch aerobe
und anaerobe Mikroorganismen wesentlich erweitert. Sie war schon
damals nicht vollständig, wie es, außer den älteren Angaben von
Frosch und Nowak und Anderen auch die im Jahre 1902 von
Nießen gemachte interessante Erfahrung bewies, dem es gelang, in
einem Falle von schwerer Scharlachdiphtherie auf dem Höhepunkte
der Allgemeinerscheinungen aus dem durch Venaesectio gewonnenen
Blute Diphtheriebacillen in Reinkultur zu züchten. Ein Jahr später
erwähnte Roosen-Runge einen ähnlichen Befund, der im An-
schluß an eine Pneumonie mit Pleuritis erhoben wurde. In diesem
Falle wurden aus dem Blut intra vitam und im Herzblut der Leiche
Bacillen mit Doppelfärbung und Säurebildung gefunden, die aber ganz
avirulent waren.
Sie ließen also ein wichtiges Merkmal ihrer Identität vermissen.
Mikroskopisch ließen sich diese Bacillen auch in den endokarditischen
Auflagerungen auf der Valvula trieuspidalis und den Aortenklappen
nachweisen. Im Falle Howards handelte es sich um einen 44 jäh-
rigen Arbeiter, der unter Schüttelfrost und Erbrechen erkrankte und
nach 24 Tagen unregelmäßigen Fiebers im Kollaps starb. Postmortal
ließen sich in ulcerösen Auflagerungen am Endokard, in der ver-
größerten Leber und Milz und in den entzündlich erkrankten Nieren
Diphtheriebaeillen nachweisen. Dieselben wurden trotz der fehlenden
Virulenz für Meerschweinchen auch von Weleh, Roux, Yersin
und Abbott für echte Diphtheriebacillen angesprochen,
Über einen interessanten Fall von Diphtheriebaeillen- und
Streptokokkensepsis hat Mahler berichtet. Die Infektion war von
einer Diphtherie des Halses ausgegangen. Die Diagnose wurde durch
bakteriologische Untersuchung des durch Punktion einer Arımvene ge-
wonnenen Blutes bestätigt. Es wurde Aronsonsches Diphtberie-
serum und Tavelsches Antistreptokokkenserum zugleich injiziert.
An diesen Stellen kam es zu Erythemen und ausgedehnter Hautgangrän.
Die Kranke wurde geheilt. zi
~ Leede fand die Diphtheriebacillen unter 18 Fällen einmal im
strömenden Blut. Neben den Diphtheriebacillen wuchsen Strepto-
kokken, die ersteren aber nur in Bouillonkultur. Im Blute der Leiche
fanden sich nur noch die Streptokokken. Über die Virulenz dieser
DiphtheriebaciNen wird leider nichts berichtet.
1912 teilte Jakobsthal mit, durch ein besonderes Verfahren
im Leichenblut fast stets, im strömenden Blut öfter die Diphtherie-
Ne, gefunden zu I, die aber virulent waren.
zine experimentelle Ergänzung finden diese Mitteilu
die Arbeit Meyers, der durch intravenöse und Derikardiale In.
jektionen eine ulceröse Endokarditis mit Diphtheriebacillensepsis er-
‚zeugen konnte. Sehr bemerkenswert ist, daß sich in allen zehn seiner
positiven Versuche die größte Zahl von Bacillen in den Nieren vor-
Did Im en an en a Meyers möchte ich noch
erwähnen, da onradi un ierast Di i i i .
zahlreicher Diphtheriekranker fanden. ann Nerlebscillen im Urin
und nur bei wenigen Fällen von schwerster Di i i
Tode führte. | Diphtherie, die zum
Koch fand sie viel seltener
4, Mai.
———
Trotz dieser Befunde fassen M. Neißer und H. A. Gins das
Auftreten von Diphtheriebacillen im strömenden Blut nicht als Aus-
druck einer Sepsis, sondern als vorübergehende Bakteriämie auf, Es
handelt sich dabei (nach diesen Autoren) nicht um Diphtheriesepsis,
die natürlich mit dem klinischen Bilde der „septischen Diphtherie*
nichts zu tun bat und der Diphtheriebacillenbefund im Leichenblut ist
als agonales oder auch postmortales Einwandern 1n die ihrer natür-
lichen Baeterieidie beraubte Blutmasse zu erklären.
Der Fall, den ich besprechen möchte, kann zur Frage der
Diphtheriesepsis einen nur bescheidenen Beitrag liefern, weil die
Sepsiserreger hier zu zahlreich waren. Das Hauptinteresse bilden
der Blutbefund, klinische Verlauf und hauptsächlich der Umstand,
daß mit der üblichen Technik des Agarplattenverfahrens auch in
diesem Falle nur die gewöhnlichsten Sepsiserreger gefunden worden
waren, während der Diphtheriebacillus unentdeckt blieb. Pro-
chaska, Fränkel, Canon, Stäubli, Mahler,
Leede und Andere mehr heben die Überlegenheit der Bouillon-
kulturen (zirka 20 cem Blut auf 500 cem Bouillon) hervor. leh
verwende statt Bouillon den Achalmeschen Nähr boden
(Würfel von gekochtem Hühnereiweiß, und zwar zirka 20 g Hühner-
eiweißB auf 200 cem Wasser), welcher eine Viertelstunde bel 120°
sterilisiert wird. Man kann noch einfacher die 20 cem Blut in
500 cem steriles Leitungswasser oder Aqua dest. sterilisata hin-
eingießen und bekommt ebenfalls ausgezeichnete Resultate. Die
Hauptsache ist, daß man diese Kulturen lange Zeit (vier bis sechs
Tage) im Brutschrank läßt und erst nachher auf die gewöhnlichen
Nährböden überimpft.
Auch Stäubli schreibt: „In unserem speziellen Falle wäre mit
dem Agarplattenverfahren wohl der Nachweis der Streptokokken, sehr
wahrscheinlich aber nicht der Nachweis der beschriebenen Stäbchen
gelungen.“ l
Leede gibt ebenfalls an, daß er in den Bouillonkulturen allein
die Diphtheriebacillen nachweisen konnte; auf den Platten wurden siè -
wahrscheinlich von den Streptokokken überwuchert. i
Die Anwendung der Bouillon und der flüssigen Nährböden ist
übrigens in manchen Laboratorien und Kliniken zur Forschung der
Sepsisfälle ganz unerläßlich. Vor kurzem hat sogar P. Levy auf
Grund seiner Erfahrungen eine makroskopische Methode zur Beurtel-
lung der Sterilität des Blutes vorgeschlagen. Dieselbe beruht eben auf
der Farbe, welche das in die Bouillon hineingegossene Blut annimmt, J®
nachdem dasselbe steril ist oder nicht. u
In der Mundhöhle sind bekanntlich ganz besondere Prädi-
lectionsstellen für das Eindringen der verschiedensten Infektions-
erreger (Diphtherie, Streptokokken usw.) die Tonsillen, was sich
durch die Eigenheiten. ihres anatomischen Baues erklären läßt.
Außer den verschiedenen interessanten Einzelheiten, welche sich
erst aus den Laboratoriumsuntersuchungen ergaben, zeigt der hier
zu beschreibende Fall, rein klinisch betrachtet, wie vorsichtig WI
mit der Prognose und Beurteilung einer Angina sein müssen,
wegen der nicht zu unterschätzenden Möglichkeit einer daraus
entstehenden allgemeinen Sepsis.
G. Heinrich, 21 Jahre alt, Militärpatient. Anamnestisch nichts YOn
Bedeutung. Anfang Februar 1918 erkrankte Patient angeblich ohne Fieber,
mit Jucken und Rötung hauptsächlich der inneren Seite von beiden
Oberschenkeln. : Der Militärarzt konstatierte das Vorhandensein eines
Ekzems der beiden Oberschenkel und eine allgemeine IchthyoSiS r
' verordnete Pasta Zinc., bemerkte jedoch, daß die Krankheit starke
Fortschritte machte. Da die Behandlung im Dienst nicht gut durch-
führbar war, um so. mehr, weil der Allgemeinzustand des Patienten
sich verschlimmerte und am 16. Februar hohes Fieber mit Schüttelfros
eintrat, schickte er den Patienten am gleichen Tage in die Medizinische
Klinik zu Basel. Patient hatte keinen Husten, keine Heiserkeit, keineB
Auswurf, nur fingen seit drei Tagen die Augen zu fließen an. < S f
den Patienten gleich nach seiner Ankunft in der Klinik sah, glaubte
ich einen Scharlachkranken im Stadium der Abschuppung vol mir ZU
haben. Es zeigte sich eine starke Abschuppung am ganzen Korn
aber hauptsächlich im Gesicht, am unteren Teile des Rumpfes, An 4
Oberarmen, Oberschenkeln und Füßen. sii
~ _ Gesicht, Vorderarme und Unterschenkel waren stark gerötet.
Die Lympkdrüsen (hauptsächlich die inguinale und Halsdrüsen) e
stark geschwollen, auf Druck schmerzhaft. An beiden (am ree =
stärker) Mundwinkeln waren tiefe Rhagaden vorhanden, welche C#
Aufmachen des Mundes fast verhinderten. Man konnte jedoch =
Vorhandensein einer leichten Angina lacunaris mit weißlich-schmutzig
Punkten konstatieren. Leichte Bronchitis. Leber ein wenig Verst) =
Milz deutlich palpabel. | ; t
‚.. Zwei Tage nach der Aufnahme des Patienten ins Spital en
sich ein leises systolisches, über allen Ostien, aber deutlicher über a
Pulmonalis und Aorta hörbares Geräusch ein, das bis zum Exitus a
Patienten immer bestehen blieb. Herzgröße normal. Urin immer | n
Eiyaiß und Zucker. Diazoreaktion immer negativ. Wassermannreaktion
negativ.
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den wordt enem remi war u n im Ver ie anfängli r wäh chmerzh Schl chen, i über dii er. bei S rhande heit und sgang "kr, SE
ge: . tti nregelmäi Verlauf änglich arend der aft h ußfol ‚ist di ie Sepsiserı Sepsis n war. Ei vora ; Ken e
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g, periodi kr leichten nzen | ährböd g. zu b . der Arbei ger gut ori erst dani syste TE SE
Mahler rende penoa Halkola Prof. harakter perioden rkrankun en bro nach 2 en mi beherziger rbeit v t orienti dann ma- petai
LUOT a r pathologi „Hedi ar. Am weise j g deutlic n- 4 Stu indestens gen, „d von Stä ntiert si erstreb Er mha
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Sepsis handelt s Sepsi pen. S ' beiderseits ige, 1 hrte eran g aller wischen nner eg r auf N selbst ng- fl Eu SERM ie
. á e . JS. h ubakut ma rseits li ? nektroti A Diff 1gezoge r Caut n. Se Pi ze e Š gegan 5 3 wen ij. i TEUNICEHES
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Unter o. Zah utunters ten: r die hi obenen b estand lokale en Zu b turen n oblastenl ; n der HAUR: IEAS a
a! Leuk den a der rot uchung (a istologisch akteriolo -> | typi In . unse k A en negativ blieb eukämie o le.
yini: l Pe a uhi en Bl en Blutkö m 19. F Zu en -Blutu 8r- ische Bil rem Fall i ion mit ist. noch en. Di li: ek
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DOES EEE BIETER SE E E E E A S E REES SE E E E EE ANTE
- 1911,.Bd. 69. — P. P. Lévy, Bulletins de la Société médicale des Hôpitaux.
40 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
'phtberiebacillus im Blute in Reinkultur zu Beginn der Erkrankung ge-
funden werden kann. i l
Es schien mir nicht ohne Interesse, auch diesen Fall von Sepsis
mit Diphtheriebacillenbefund-anzuführen, um auf die Möglichkeit
eines häufigen Vorkommens und Auffindens dieses Mikroorganısmus
im Blute, falls eine geeignete Untersuchungstechnik verwendet
wird, hinzuweisen.
Die Frage des Diphtheriebacillus als Sepsiserreger ist selbst-
verständlich von allgemeiner und grundsätzlicher Bedeutung und, |
falls sie einmal endgültig in positivem Sinne gelöst wird, müßten
manche Ansichten über Toxinwirkung und Toxinbildung modifi-
ziert werden. Noch wichtiger und mit unserem Falle ebenfalls in
engem Zusammenhange sind die in jüngster Zeit von Betten- |
court, Bunting und Yates usw. gefundenen. Beziehungen
zwischen Leukämie, Pseudoleukämie und Corynebakterium, welche
falls sie in größerem Maßstabe bestätigt werden könnten, die bak-
terielle Ätiologie dieser Blutkrankheiten außer Zweifel stellen
würden. Deshalb ist bei denselben eine bakteriologische Unter-
suchung mit geeigneter Technik absolut unerläßlich,
Literatur: H. Berlin, D. m. W. 1915, Nr. 29. — N. Betten- |
court, Coryn&bacterie isolée en culture pure dun ganglion lymphatique
dans un cas des leucémie Iymphoide. (Cpt. r. de Biol. 1915, Nr. 78.) — Bon-
hoff, Zschr. f. Hyg. 1911, Bd.69. — C. H. Bunting and J. L. Yates,
Bacteriólogical results in chronic leukaemia and in pseudoleukaemia. (John
Hosp. Bull. 1915, Bd. 26, Nr. 297.) — Conradi und Bierast, D. m. W.
1912, Nr. 384. — Frosch, zit. nach Lehmann und Neumann, Bakt.
Diagnostik. — Hirschfeld und Dünner, B. kl. W. 1918. — Housard,
zit. nach Kolle und Wassermann, Hb. d. path. Mikr. — Jakobs-
thal, Sechste Tagung d. freien Vereinig. f. Mikrobiot. — Jochmann,
Lehrb. d. Infektionskrankh. 1914. — A. A. Kanthack und J. W, W. Ste-
phens, J. f. Path. u. Bakt. 1897, Bd. 4, Nr. 45. — Leede, Zschr. f. Hyg.
Paris, 16. November 1917, Nr. 13. — Lichtenstein, M. Kl. 1916, Nr. 1. —
Mahler, B. kl. W. 1907, Nr. 47. — Meyer, Kolle und Wassermann.
— Neißer und Gins, Kolle und Wassermann. — Nowak in
Lehmann und Neumann, Bakt. Diagnostik. — Plange und
Schmitz, M. m. W. 19:5. — W. Böttger, Zbl. f. Bakt. 1918, Abt. I,
Orig.-Bd. 81, H. 3. — Stäubli, M. m W 1005.
<e
Zur Prophylaxe der Grippe.
Von
Oberstabsarzt Dr. Wilh. Müller-Waldeck, Berlin,
zurzeit Chefarzt im Reservelazarett „Nord“.
Mit einem Wiederaufflackern der Grippe muß gerechnet
werden. Ich halte es deshalb für meine Pflicht, ein einfaches
propbylaktisches Verfahren mitzuteilen, das mir in etwa 100 Fällen
besonders zur Vermeidung von Komplikationen befriedigende
Resultate gegeben hat.
Die letzte Influenzaepidemie trat in Wilhelmshaven, wo ich
als Truppenarzt beim II. E. S. B.2 tätig war, besonders tückisch
auf und zeitigte durch die bekannten Komplikationen eine hohe
Mortalität. Ich hatte trotz gleicher gesundheitlicher Bedingungen
bei meinem Truppenteil keinen Todesfall zu verzeichnen, auch
anderweitig wird mir der Erfolg meiner Methode bestätigt.
„Eine Reihe von Autoren halten die oberen Luftwege für die
“intrittspforte der schädigenden Agentien. Ich schließe mich dem
an; erblicke aber in den Gaumenmandeln und der Nasenschleim-
haut die Prädilectionsstelle der Infektion. Die Lymphgefäße der
Nasenschleimhaut und, der hinteren Rachenwand stehen, wie auch
Killian kürzlich betonte, in innigem Zusammenhang mit den
Gaumenmandeln. Seit vielen Jahren habe ich jede rechtzeitig in
Behandlung gekommene Angina durch Pinselung der Gaumen-
mandeln mit reiner Jodtinktur kupieren können. Ich habe.deshalb
bei jedem grippeverdächtigen Kranken, da die Komplikationen
durch Streptokokken (eventuell Mischinfektion) verursacht werden
die Gaumenmandeln mit reiner Jodtinktur gepinselt. Bei besonders
m Individuen kann die Jodtinktur mit reinem Glycerin
friodize r verdünnt werden. Der Erfolg war, wie berichtet, be-
NS Ein durch seine beiden Komponenten ebenfalls recht zweck-
mäßiges,
Präparat ist das Epidosin (Chem. Fabrik Güstrow). Es ist ein
acetyliertes Kondensationsprodukt aus Formalin j
mit Milchzucker in Tablettenform gebracht. und Guajacol und
desinfiziert die Gaumenmandeln, während die Guajacolakomponente
9
wie anläßlich der Grippeepidemie verschiedentlich berichtet. die
?
Lungenkomplikationen günstig beeinflußt,
prophylaktisch und therapeutisch zu verwendendes.
| h Das Formalin wi
beim langsamen Zergehenlassen der Tabletten im ae
ns ai
4. Mai.
Ich hoffe, daß die Kollegen mit dieser einfachen Prophylaxe
gute Erfolge haben mögen. Wir müssen jetzt ganz besonderen
Wert auf die Prophylaxe legen, da die zum Ausbruch gekommene
komplizierte Grippe unter unserem durch die Hungerblockade fast
zum Nullpunkt erschöpften armen, gequälten Volke noch grausamer
ihre Opfer fordern.wird als vorher. |
Über den Wert der Agglutinationsreaktionen
bei der Diagnosestellung der Typhus-, Paratyphus-
und Fleckfiebererkrankungen.
Zugleich als Entgegnung auf die gleichbetitelte
Arbeit Prof. Popoffs in der M. K 1. 1918, Nr 39)
Von
Dr. G. Eikeles,
früherem Oberarzt in einem landeshygienischen Institut beim Ostheere.
I
Die durch Popoff von. neuem aufgeworfene Frage des
Einflusses der Typhusschutzimpfung auf die klinische Brauchbar-
keit der Widalschen Reaktion hat während des Krieges eine um-
fangreiche Bearbeitung erfahren. l
Die mit den Arbeiten von Dünner?), Stursberg und
Klose’), Oettinger‘) und Anderen begonnene Diskussion wurde
von zahlreichen Autoren [Basten 5’), Cahn-Bronner®), Con-
radi”), Dyer®), Hage und Korff-Petersen‘), Herx-
heimer:!%), Hirschbruch!!), Jakob'?), Klemperer und
Rosenthal'%Y), Klose’), Löwy®), Meinicke), Müller”),
Nobel und seine Mitarbeiter 9), Reiß'%), Riebold”), Zinssen
und Kathe?) und Andere] aufgenommen und fand auch auf den
„Verhandlungen der außerordentlichen Tagung des Deutschen Kongresses
für innere Medizin in Warschau“ in der Aussprache zu dem Thema
Typhus und Fleckfieber Berücksichtigung.
Es handelt sich um die Frage,
eines von der Impfung her noch bestehenden Widal oder
einer unspecifischen Reaktivierung der Typhusagglutinine
bei nichttyphösen Infektionskrankheiten die Zuverlässigkeit
der Widalschen Reaktion beeinträchtigt. Unter den obengenannten
Autoren ist es nur eine kleine Minderheit, die der praktischen
Brauchbarkeit der Reaktion bei geimpften Erkrankten jede Be-
deutung abspricht. Die große Mehrheit erkennt den Wert der
Widalschen Reaktion nach wie vor an, wenn — je nach den
' verschiedenen Autoren — verschiedene Einschränkungen gemacht
und der Beurteilung zugrunde gelegt werden. Unter diesen Ein-
schränkungen findet sich in erster Linie: Aufstellung eines neuen
Schwellenwertes, mehrmaliges Anstellen der Reaktion ZU! Be-
urteilung des Verlaufs der Agglutinationskurve, Berücksichtigung
des letzten Impftermins.
= _ Popoffs Veröffentlichung über die Widalsche Reaktion gibt
mir Veranlassung, auch meinerseits zu digser Frage Stellung zu nehmen,
wobei sich mit Rücksicht auf das, was auf Pop offs Ausführungen
zu entgegnen ist, eine gewisse Ausführlichkeit nicht vermeiden läßt.
-Wenn unter den durch die Schutzimpfung geschaffenen
Verhältnissen die einen Untersucher mit der Reaktion nichts
zu machen wissen, ’die anderen dagegen zu befriedigenden
Ergebnissen gelangen, so darf daran erinnert werden, ©
die Widalsche Reaktion auch schon vor der Schutzimpfungsäfd
vereinzelte Bekämpfer hatte und daß überhaupt eine ! jolo-
gische Untersuchungsmethode an sich oft genug in den Händen
verschiedener Untersucher Verschiedenes leistet. Dies hängt dann
vornehmlich damit zusammen, daß die Forderung einer gleich-
mäßigen Technik, die die Grundlage für -alle Vergleichuns, vor
Falle der Agglutinationsreaktion, daß diese auch bei aller Gleich-
1) Im Felde abgeschlossen. November 1918. — °) B. kl. W. 1910,
S. 59 und 683. — ® M. m. W. 1918, S. 380. — °) Th. d. Geg. 1i
S. 161. — 5) M. KI. 1915, S. 583. — °) Ebenda 1915, h. 35. — °) Ebenda
1918. — ®) Indian Journ. of med. Res., Vol. I., 1914. — °) D. M, Ts —
S. 1829. — 1%) B. kl. W. 1916, S. 961. — ") D. m. W. 1915, S.5 ER
2 M. m. W. 1916, S.618. — %) Zschr. f. klin. M., Bd. $6, H. 1 u Y
%) Arch. f. Hyg. 1915, S. 198. — 18) W. kl. W. 1916, 8.979. — O) D mW.
Be Ss ne 7) Zechr. f. Immun. Forsch. 1917, S. = De S so =
a re . m, W. 1915, Nr. 38. — °°) Ebenda a
a) M. Kl. 1916, u W,191ö, Nr. 88 ) Ebe
inwieweit das Vorkommen l
Ergebnissen bildet, nicht erfüllt ist. Dazu kommt im speziellen
ee ee | AR
MP EMail: ooo oo o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 18, A FA -
| | a = en a | ar A EE ; En
n Prophp heit der Ausführung immer einen. unzweifelhaft: subjektiven Éin- | hoben. Es ist ja bekannt, daß bisweilen, außer beim. Typhus, bei uk Th
bein} schlag behält. Gerade die letzten Jahre: haben ‚gezeigt, daß zur | manchen anderen Infektionskrankheiten der Agglutinationstiter des fi le
glmm| - Beurteilung einer Agglutinationsreaktion. nicht nur ihr Grenzwert, Serums Typhusgeimpfter gegen Typhusbaeillen in geringem Grade ERAMO
lockade is | sondern auch ihr besonderer Charakter von großer Be- | in. offenbar unspecifischer Weise mit in die Höhe: getrieben wird lat:
hg. - deutung ist. Zu EEE Er und in typischer Kurve ansteigt. Bei den Parätyphuserkran- I a
i Erinnert sei hier nur an die von Dünner‘), Friedemann | Kungen, bei denen hochgradige Mitagglufinationen . beobachtet EEP hi
und Steinbock’), Schiemann®) und Anderen. für die Shiga- | werden, läßt sich diese Tatsache zwanglos mit der Verwandtschaft ieh RE E >
Agglutination geforderte Grobklumpigkeit der Zusammenballung, an die | der Erreger erklären und: steht in voller Übereinstimmung mit x at ree
Forderung nach Angabe der Zeit des Eintritts der ersten sichtbaren | den Beobachtungen an den Typhus- und. Paratyphusreinkulturen ld
‚ Verklumpung, an den versebiedentlich als charakteristisch beobachteten | und Immunseris. Hier sind die praktischen Folgen einer etwaigen Ihn Hu
Übergang einer grobklumpigen in-eine in der nächsten Verdünnung Irreleitung durch den Ausfall eines Widal.auch meist nicht von ie Eee
eben sichtbare oder negative Agglutination und anderes. Es macht | „, großer Bedeutung, da die durch. den Krankheitsfall notwendig Sg
sich daber heute mehr als je das Bedürfnis nach einem objektiven ER er se nen bei beiden Krönfkäiten MEE n
- Gradmesser fühlbar. Denn das Agglutinoskop und- manche andere, werdenden epidemiologischen Maßnahmen bei bei on AUTEN ME Ea N.
Hilfsapparate (wie Spiegelbetrachtung ohne Umschütteln) können nicht | annähernd dieselben sind. Ein positiver und steigender Widal ist OEE EEEE
als ausreichend angesehen werden, da ja unter anderem die Stärke‘des | aber auch bei anderen Infektionskrankheiten Schutzgeimpfter beob- "KR
Umschüttelns vor dem Ablesen mit in Betracht zu ziehen ist und | achtet worden [Conradi und Bielingt), Fleckseder?) C PR Re
da auch die Sedimentierung nicht immer mit der Häufchenbildung | und Andere] und findet sich vor allem. auch bei derjenigen Krank- i RER Ra :
Schritt hält. | een | heit, die vom Typhus oft‘ so besonders schwer zu unterscheiden REE
Bei dem Mangel’ eines: objektiven Gradmessers muß daher | ist und bei der. eine Fehldiagnose praktisch von schwerwiegenden TEE N Eu.
~ wenigstens verlangt werden, daß jeder Untersucher seine Technik Folgen sein kann: dem Fleckfieber [vergleiche auch Weil und - ke), 3
angibt — wenn man sich nicht auf eine gleichmäßige Technik | Felix®, Meinicke®), Paneth und Schwarz, Can- REN io
- einigen will —, daß die Technik stets peinlich genau und einheitlich © ik) und Andere]. Ich selbst habe diese Erscheinung bei meinen | EE A
. ist, daß die Agglutinationsreaktionen immer bis zur Erkennung | ersten Untersuchungen über die Weil-Felixsche Reaktion Ende 1916 PIER
~ „des Grenzwertes, das heißt bis zu ihrem Verschwinden angesetzt | bereits beobachtet und fand bei klinisch einwandfreien Fleck- IRANS
werden und daß der Untersucher stets seine Ergebnisse persön- | fieberfällen, bei denen weder ‚klinisch noch bakteriologisch ein 1 1 ee
$ lich abliest. Denn hierin ist er nach.dem oben Gesagten kaum | Verdacht auf Typhus bestand, -bis zu den höchsten Werten an- 1:1) s fiie. o
hid vertretbar. | steigende Widalsche Reaktionen. "0.0 1g E
a wE- Nach den von mir gemachten Erfahrungen habe ich die | Trotzdem ich von dem gelegentlichen Ansteigen des Widal- a.
iuf- >. ‚ Überzeugung gewonnen, daß. unter diesen Voraussetzungen die. | titers bei nichttyphösen ‚Infektionskrankheiten Schutzgeimpfter MAA A a
rel s| Widalsche Reaktion trotz der Schutzimpfung: ein wertvolles Mittel | wußte, waren meine damaligen Befunde mir doch neu und an- Ey...
iller" - ‚zur Typhusdiagnose ‚ist und- im Interesse der Leistungsfähigkeit | scheinend geeignet — neben manchen anderen Zweifeln —, auch il ©
et der bakteriologisch-serologischen Diagnosestellung nicht vernach- | meine bisherigen Anschauungen über -die Beurteilung der Widal- 1 ERER E
Mer ‚lässigt werden darf, Es ist kein Zweifel, daß die specifische | schen. Reaktion zu erschüttern. Denn hier schien ja der Fall |, PERAR
ei ` Wirkung der Schutzimpfung die Widalsche Reaktion nicht sicherer | gegeben, daß die Schutzimpfung: die Ursache für eine unspeci-. E e
. macht. Aber es muß versucht werden und gelingen, dieser Schwie- | fische — einer specifischen jedoch vollkommen gleichende — Ni...
el tigkeit Herr zu werden. ‘Wenn trotzdem Fälle übrigbleiben, in | Agglutination war, und schien dadurch Verwirrung in die Dia- ng;
je} .. ` denen die Reaktion versagt, so teilt sie dieses Schicksal mit vielen, | gnosestellung zu bringen. Ich sah mich daher zu einer Prüfung ©
ja} ' wenn nicht mit. allen serologischen Reaktionen. . Schaden zieht | an einem größeren Material veranlaßt. - . | Ak aan i a
i oo daraus nur der, welcher in Überschätzung des. Wertes einer bio- Die Ergebnisse legte ich in einem. der dienstlichen Monats-: MAME ;.:
BA logischen Reaktion auf sie allein seine Diagnose stellt. - berichte des Laboratoriums vor. Aus den Protokollen, die eine größere BEN a z
Pr Das Wesentliche meiner Ausführungstechnik ist kurz folgendes: |. Anzahl von Reihenuntersuchungen am selben Kranken enthalten, seien IM
ai '2- bis z8stündige Schrägkultur bei 37", schwach alkalischer Nähr- | als Beispiele einige Fälle herausgegriffen. Eine ausführlichere Mitteilung ‚ala eoo
Yi agar 3%ig, Abschwemmung mit 1!/, bis 2 cem 0,5%iger Carbol- | erscheint. bei der Bearbeitung, die die Frage inzwischen von anderer It.
Vu kochsalzlösung (je nach Kulturmenrge), davon. je ein Tropfen in | Seite (siehe oben) erfahren hat, entbehrlich. 1.)
N 1 ccm Verdünnung des Serums im Röhrchen; zunächst Verdünnungen | l l EEE: 1... U Rea
> . Von 1:50 bis 1:800, wenn bei 800 noch Agglutination, später weiter; 1. Fall 2.7). . Vor. zwei Jahren einmal dreizeitig geimpft. RE
hi- zwei Stunden Brutschrank bei 87%; entscheidende Ablesung | i Si `- Grenzwert des eT PERMIE
# ` 7 mach Stehen bei Zimmertemperatur bis nächsten Morgen; Ablesen bei .| 2 Ä De = Weil-Felix Widal 1a re
La auffallendem Tageslicht mit .Lupe, 2 12. Tag vor der Entfieberung (angeblich ka I ji at
Bl - ‚ Die Art der Beurteiluug der Ergebnisse ist dann diese: 4. Krankheitstag) . . . 2... 20: 200 H i
|= Sehwachen, mit bloßem Auge gerade sichtbaren, punktförmigen k Tag nach der Enifieberung . | a | an | i
i 1 afchenbildungen in den niederen Verdünnungen (1:50 Sn Be, Apa Be a SAA ME nu
” .. L: iS á 9) Í e i i ] e- u: soa E Bde nr ‚al ' Tree s
s deutung bei. Findet sich dagegen eine über das Ühlche Maß |, — 2 Fall K. Fleckfeber mit anschlißender Pneumonie., Letzte I,
f 0 y Wmd hier spielt subjektives Maß und Erfahrung eine große Impfung vor sieben Monaten. Im ganzen dreimal mehrzeitig geimpft. a
f a a hinausgehende körnige Zusammenballung in den niedrigen . a | weile el wie
f erdünnungen, die womöglich kräftig sedimentiert ist und noch ee ee Wida
j ‚Zu höheren Werten 1:400, 800 und mehr ansteigt, dann richtet Krankheitstag ~.. >. > 200/400 . 100/200
i sich die weitere Entscheidung nach dem letzten’ Impftermin. Liegt 19, Ei De Be 2000 <. 2000:
: dieser genügend lange zurück — etwa fünf Monate und mehr 5 c ee - Wo
l ‘zu wa fün; hr, 15. 5 en... 2000 4000
i ‚genaue Werte lassen sich schwer angeben —, dann hat der sich 2. > D 5 1000 -. t000
f Ba: für mich ergebende Typhusverdacht so regelmäßig eine 84. = a a "800 800
estätigung gefunden, daß ich bei einem solchen positiven Widal u
das Bestehen eines Abdominaltyphus für in hohem Maße wahr-
Scheinlich erachte. In zweifelhaften Fällen wird alsbald noch
einmal untersucht, wodurch Entscheidung : dann häufig noch
möglich ist, Be: Be Ä
Hier verdient jedoch eine Erscheinung ganz besondere Be-
aning, Von einer Anzahl : Autoren ist nämlich ein bei der.
'iederholung des Widal beobachteter Titeranstieg auch bei
Selmpften Kranken als ein ‘Beweis für das Bestehen eines
i patis abdominalis angesehen worden. Gegen -diese Auffassung
en schon verschiedene Untersucher warnend ihre Stimme er-
ER i ý
) B. kl. W. 1915, S; 1184,
. „2 D. m. W. 1916, S, 915,
) Zschr. f, Hyg. 1916, S. 405.
m SE un un,
G
Die Untersuchungstermine sind, wo es möglich war,
den gleichmäßigen Ablauf unkomplizierter
ähnlich “> a a. een Arbeit (Zbl. f.- Bakt.
den aus der abgeschlossenen Fieberkurve sich ergebenden Termi
Entfieberung bezogen. -Dieser nämlich läßt bon unke a
zierten Fleckfieber exakter feststellen, als der von den subjektiven
1) D, m. W. 1916, S. 1280.
2) W. kl. W: 1916, S. 641.
3 Ebenda 1916, S. 974. Sa |
4) 1. c. und Verhandl. auf d. Warsch. Kongr. 1916. `
5) Arch. f. Hyg.. 1917, S. 68. Ty
e) W. kl. W. 1916, S 1552. | |
>`. 1) Sämtliche Fälle boten klinisch das Bild einwandfreien und — mit
Ausnahme von Fall 2 — unkomplizierten Fleckfiebers, Bakteriologisch
` keinerlei Anhaltspunkte für gleichzeitig bestehende Typhusinfektion.
mit Rücksicht auf
Fleckfieberfälle —
1917, H. 5) — auf
sich beim unkompli-
r
. $
ae a E Y
Eee NNER TNEI EN E E EAE A TAE E E E :
Pa or a e a E l
148 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINI
8, Fall M. Letzte Impfung vor 6/2 Monaten. Vorher zweimal
mehrzeitig geimpft. Grenzwert des
Weil-Felix Widal
11. Tag vor der Entfieberung (angeblich
7. Krankheitstag) - . © 1000 2000
6. Tag nach der Entfieberung . 4000 1000
U... me M ; | 8000 1000
19. „ a g $ a 2000 2000
>) u a S = rn pr 800 800
28. „ a = 400 400
i0 ae > 3 400 400
= 4 Fall H. Letzte Impfung vor 14 Monaten. Vorher zweimal
mebrzeitig geimpft. Grenzwert des
| | Weil-Felix Widal
11. Tag vor der Entfieberung (angeblich
6. Krankheitstag) . - . - - nr Me |
7. Tag vor der Entfieberung 000
ag N? u) 4000 8000
8. Tag nach der = 1000 1000
3... y o» g `.. 1000 - 400
I7. y D Y e PAE MEE N 800 800
25. ai 800 800
beJ bk) „ „
5. FallB. Sicher typhusgeimpft, letzte Impfung jedoch unbekannt.
Grenzwert des
Weil-Felix Widal
.10. Tag vor der Entfieberung (angeblich
10. Krankheitstag) . . . - - 2000 200/400
6. Tag vor der Entfieberung i 1000 1000
le a a i größer als 8000 4000
8. „ nach „ 5 400 1000
13.35. p 5 200/400 1000
Thale- a g a u e 100/200 1000
21a. Ss == 5 pai St 200 400/800
6. Fall Th. Mehrfach typhusgeimpft; letzter Impftermin un-
sicher. Fieberkurve nicht in meinem Besitz. Grenzwert des
— Weil-Felix Widal
1. Krankheitstag . RE ee E 100
8. 2 u TE — 100
4. " a Er Eee -— 100/200
Dore 5 De a le sr E — 100 /200
6 i 25 grobflockig, 50 deutl., 100 i. Spur. 200
8. 5 E o e a A TA 400 800
9. á ba a A A a E 800 800/1000
12. ə E RE E 4000 4000
15. PE 4000 ` 4000
_ Auf Grund ‚dieser, in mehrfacher Hinsicht interessanten Be-
funde nahm ich in dem Bericht vor allem zu drei Fragen Stellung:
1. Findet sich außer beim Fleckfieber auch bei bakteriologisch
_ gesicherten Typhus- und Paratyphus-, bei anderen Infektions-
kranken und Gesunden ein positiver Weil-Felix? 2. Ist ein An-
steigen der Widalschen Reaktion nur bei gegen Typhus schutz-
geimpften oder auch bei ungeimpften Fleckfieberkranken zu beob-
achten ‚und tritt es bei den ersteren immer auf? Wie ist die
Abhängigkeit vom letzten Impftermin? 3. Tritt: der Widal als
positive Reaktion (im obenerwähnten Sinne) zeitlich etwa schon
vor dem Positivwerden des Weil-Felix ein, was zu der Fehl-
diagnose „Typhus“ führen könnte? |
‚, Die Ergebnisse waren, kurz zusammengefaßt, folgende:
In Übereinstimmung mit den Ergebnissen aller anderen Autoren
wurde eine so weit gehende Speeifität der Weil-Felixschen Reaktion
festgestellt, daß nur die besten unserer serologischen Reaktionen
sich mit ihr hierin messen können. Ich selbst sah die Weil-
, Felixsche Reaktion ausschließlich bei klinisch sicherem be-
stehenden oder überstandenen Fleckfieber und da immer
auftreten,
Sodann ergab sich, daß ein Ansteigen des Widaltiters über
das oben näher bezeichnete unspecifische Maß nur bei Geimpften
auftritt, bei Ungeimpften dagegen nicht. Das Abhängigkeits-
verhältnis vom letzten Impftermin ließ sich nicht sicher ermitteln:
doch waren hohe Widalsche Reaktionen beim Fleckfieber, auch
wenn die Impfung sechs bis zwölf Monate und mehr zurücklag
noch zu beobachten. Daß ein hoher Widal auch bei Geimpften
nicht immer auftritt, dafür sei nur ein Beispiel angeführt:
"Angaben des Erkrankten abhängige Termin des Krankheits b in
Dadurch, daß letzterer jedoch: gleichfalls notiert ist läst sich Sh
gewisses Bild über den Fieberablauf gewinnen. i
K — Nr. 18. 4. Mai.
Fall Sch. Letzte Impfung vor sieben Monaten. Im ganzen
siebenmal gegen Typhus geimpft. Grenzwert des
Weil-Felix Widal
; 20 100
s Krankheitstag A Be;
9. ” 200 200
18. ý 1000 200
18. , 2000 200
34 100/200 100
5 2
Fin solches Verhalten erinnert übrigens an die Erfahrung,
daß zuweilen auch Typhusfälle in ihrem ganzen Verlaufe niemals
eine Agglutination des Serums mit Typhusbacillen aufweisen
[v. Hößlin‘') und Andere]. |
l Und endlich war ausnahmslos zu beobachten, daß der Widal
erst dann positiv (stets im obigen Sinne !) wurde, wenn die Dia-
gnose „Fleckfieber*“ durch positiven Weil-Felix (über den Begrift
des positiven Weil-Felix siehe nächsten Absatz) gesichert war, dab
also, da die Specifität der Weil-Felixschen Reaktion erwiesen ist,
eine Irreleitung durch positiven Ausfall der Widal-
schen Reaktion vermieden werden kann. Seit
diesen Untersuchungen haben mir alle aus zwei weiteren Jahren
stammenden Ablesungen die hier beschriebenen Ergebnisse immer
von neuem bestätigt.
Es muß jedoch noch nachgetragen werden, daß auch an
die Beurteilung der Weil-Felixschen Reaktion gewisse technologische
Forderungen gestellt werden, deren Beachtung für das Zurecht-
bestehen aller weiteren Schlüsse Voraussetzung ist. Hier kommt
in erster Linie die zuerst von Oettinger?) ausgesprochene
Tatsache in Betracht, daß es zum Wesen einer positiven Weil-
Felixschen Reaktion gehört, daß eine oder mehrere der
niederen Verdünnungen bei klarer Flüssigkeit
charakteristisch grobklumpig (grobe Fetzen
und Brocken) agglutiniert sind und daß diese groben
Brocken sich bei leichtem Schütteln nur in geringem Grade
verteilen lassen. Überaus häufig habe ich gesehen, daß fein-
körnige Agglutinationen, die zuweilen auch bei dem vielfach
als beweisend angesehenen Titer von 1: 100 oder gar 200 noch
sichtbar waren, nicht durch: vorliegendes Fleckfieber bedingt
waren, während eine grobklumpige Agglutination bei 1:2
und 1:50 schon sehr verdächtig ist und volle Beweiskraft hat,
wenn der Endtiter 1: 100 oder 200 ist.
Zu beachten ist jedoch, daß solche Agglutimationsbilder, wI® das
letztbeschriebene, bei abklingender Reaktion nach überstandenem Fleck-
fieber sich noch längere Zeit halten können und daß sie nach den Mit-
teilungen von Arnstein?) in der Fleckfieberrekonvaleszenz auch durch
neue fieberhafte Erkrankungen (wie Grippe, Typhus) wieder auftreten
können. Sodann ist meines Erachtens unerläßlich, daß der zur Agglu-
tination benutzte Proteusstamm — wenn man nicht mit einer haltbaren
Aufschwemmung arbeitet — täglich nicht nur auf sein Verhalten 1m
Normalserum und Kochsalz, sondern auch auf seine Agglutinabilität un
seine charakteristisch grobflockige Zusammenballung in niederen Ye
dünnungen mit Fleckfieberserum geprüft wird *). Die Mühe der Kon-
- trolle ist nur gering, wenn man sich eine niedere Verdünnung etwa
1:50) eines hochwertigen Fleckfieberserums für die Kontrolle der G r09-
klumpigkeit und eine höhere (etwa 1:1000) für die Prüfung
der Agglutination bis zur Titergrenze vorrätig hält. Die Kontrolle
kann man mehrere Stunden vor Ansetzen der Agglutinationsreaktionen
prüfen, um bei ihrem Versagen die zu untersuchenden Krankensera
nicht unnötig mit der betreffenden Aufschwemmung auszutitrieren.
Die Berücksichtigung aller der Gesichtspunkte, die hier zul
diagnostischen Beurteilung einer Widal- und Weil-Felixschen fe-
aktion als maßgebend bezeichnet worden sind, hat zum, Erfolg:
daß die Weil-Felixsche Probe ein kaum je versagendes Diagnost-
cum ist, daß die Widalsche Probe trotz Schutzimpfung eIn wert
volles Hilfsmittel zur Typhusdiagnose geblieben ist und daß die
Schwierigkeit, die namentlich durch die hohe Mitagglutination der
D) D. Arch. f. klin. M., Bd. 91, H. 8/4.
2) Zbl. f. Bakt. 1918, S. 304.
39) W. kl. W. 1917, S. 409. i
: 4) Die Technik bei der Weil-Felixschen Reaktion ist dieselbe “i
beim Widal. Seitdem ich zu Agglutinationszwecken nur Kulturen, die
von isolierter o-Kolonie auf der Platte angelegt sind, benutze, habe daß
ein Versagen von Aufschwemmungen nicht wieder festgestellt, SOG
unter dieser Voraussetzung vielleicht auf die tägliche Kontrolle ae
zichtet werden kann. (Über den Begriff der o-Kolonie siehe Weil ba
Felix, W.kl. W. 1917, Nr. 48.) Zur Benutzung eines Dauerdiagnostieu
für die Weil-Felixsche Reaktion scheint mir die Zeit noch nicht ver
da die Urteile über die verschiedenen Präparate noch schwanken. (ver
gleiche Sachs, D. m. W. 1917, S. 964.)
i a
ewa o Fe x -
se Kox
4: Mai.
,
l An
-> „nation wirkliche Grob
` häufi
-tinationen die
„Schwer beweisbare — Behauptung Popoffs,
=- 80 darf doch
. (siehe obe
' -haben (siehe u
-Scheinlich,
Typhusbacillen bei geimpften - Fleckfieberkranken zu bestehen
scheint, leicht überwindbar ist. Die Unklarheiten und Zweifel an
den Agglutinationsreaktionen, denen auch ich in Ärztekreisen be-
gegnet bin, sind meines Erachtens nur darum entstanden, weil
die Beurteilung der Reaktion vielfach nicht unter Berücksichtigung
ihrer Besonderheiten erfolgt, weil sie nicht einbeitlich erfolgt und
weil es oft an einer Aufklärung von seiten des Laboratoriums
fehlt. Der Kliniker und praktizierende Arzt kann nicht in allen
Feinheiten und Streitfragen der Bakteriologie und Serologie auf
dem laufenden sein, und: es ist nicht ein Eingriff in die Rechte
des Arztes als des. eigentlich berufenen, Diagnostikers,: sondern
eine meist willkommene Hilfe, wenn. die Beantwortung der ein-
gesandten Blutprobe einen Hinweis enthält, ob der Ausfall der
Reaktion vom seroogischen Standpunkt aus auf Vorliegen
oder Nichtvorliegen von Fleckfieber oder Typhus schließen läßt.
I. |
Wie bereits ‘eingangs erwähnt wurde,
Wiedergabe meiner eigenen Anschauungen über’ die Widal- und:
Weil-Felixsche Reaktion unter dem Einfluß speziell der Bear-
beitung, die die Frage durch Popoff erfahren hat. .In der
eigentlichen Entgegnung darf ich nun kürzer sein. Toa
Popoff sucht zu zeigen, daß durch die Schutzimpfung die
Gruber-Widalsche Reaktion „ihre Gesetzmäßigkeit verloren“ habe,
daß eine Abgrenzung. des Typhus gegen den Paratyphus unmöglich
geworden sei und daß die Weil-Felixsche Reaktion jeder .Specifität für
Fleckfieber ermangle, daß. mithin „die Agglutinationsreaktionen für die
Differentialdiagnosestellung der Eberthschen, paratyphösen und der
Fleckfiebererkrankungen nicht zu verwerten sind“. Im folgenden soll
an dem Beweismaterial, das Popoff für diese Behauptungen erbringt,
im einzelnen Kritik- geübt werden.
‚Allgemein stelle ich zunächst fest, daß P o poff jede Angabe
über die von. ihm angewandte Technik vermissen läßt. Man ist da-
durch in der Beurteilung seiner Ergebnisse vielfach auf eigene
Schlüsse angewiesen. Fe Í
Wenn ich mich zuerst den-positiven X-19-Agglutinationen bei
kulturell erwiesenem Typhus und Paratyphus zuwende'), entsteht schon
ch eine große Schwierigkeit, daß die von Popoff in den
dadur
Tabellen gewählte Zeichensprache nicht obne weiteres: verständlich ist.
Bedenkt man aber, was oben über die diagnostische Beurteilung einer
Widalschen und insbesondere Weil-Felixschen Reaktion gesagt ist,. so
ergibt sich, wie unerläßlich gerade hier eine genaue Definition gewesen
ware, welchen Agglutinationseharakter die einzelnen Zeichen ver-
Sinnbildlichen. Es ist nämlich entschieden zweifelhaft, ob eine mit den
höchsten Werten, also +++ oder +++, bezeichnete X-19-Aggluti-
klumpigkeit gezeigt hat. Denn da sie nicht anders,
g als noch geringer bezeichnet ist als die stärksten Typhus- und
Paratyphusagglutinationen, da ändererseits aber hinlänglich bekannt ist,
wie ein Typhus- oder Paratyphus-Widal in den niedrigen Verdünnungen
aussieht, so muß wohl daraus geschlossen werden, daß den X-19-Agglu-
1101 Grobklumpigkeit (mit groben Fetzen und Krümeln) und
damit ihr speeifischer Charakter. vielfach gefehlt hat. In diesen Fällen
hätte also ein Verdacht auf Fleckfieber mit Rücksicht . auf das Fehlen
des specifischen Agglutinations charakters gar nicht vorgelegen.
lärung, die nicht für alle X-19-Mitagglutinationen ||.
Neben dieser Erk
sei in. zweiter Linie auf die Möglichkeit einer Misch-
genügen dürfte, :
Infektion mit Fleckfieber hingewiesen. Auch wenn man die — ansich.
daß in den Fällen
mit positiver Blutkultur „durch genaue klinische Untersuchung die
lagnose Fleckfieber auszuschließen war“, im allgemeinen glauben will,
diese Möglichkeit bei der anerkannt häufig großen
Ähnlichkeit der Krankheitsbilder nicht ganz von der Hand gewiesen
werden. Denn einmal sind solche Mischinfektionen nicht ganz selten
beobachtet worden — aueh ich selbst sah mehrere Fälle —, sodann
e Popoff im Bereiche seines Laboratoriums offenbar eine
aber hatt p
ntlich mit Fleckfieber und Paratyphus verseuchte Truppe;
‚außerorde
sonst könnte nicht mehrfach davon die Rede sein, daß er seine Bei-
Spiele positiver Hämokulturen aus einer relativ. geringen Beobachtungs-
zeit leicht „auf hunderte vermehren“ könnte. Aus demselben Grunde
muß auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß ein gewisser
fozentsatz der scheinbar unspeeifischen X-19-Agglutinationen auf solche
Kranke fällt, die Fleckfieber vor längerer oder kürzerer Zeit über-
„Standen hatten und so noch bestehende oder wieder aufflackernde
n) X-19-Agglutination zeigten. Die Fälle 1 und 2 der dritten
Tabelle, die, weil sie mehrfach austitriert sind, besondere Beweiskraft
nten), -namentlich aber der Fall 1, macht es durch den
fortlaufenden Anstieg der Proteusagglutination geradezu wahr-
daß hierfür bestehendes oder überstandenes - Fleck-
eber verantwortlich zu machen ist. |
') Ich nehme an, daß diese von Popoff nicht. auf die Typhus-
Impfung zurückgeführt werden.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18,
steht die Art der-
"zur Last gelegt.
. ~
443
-Auch ‘gegen die: bei Paratyphuskranken beobachteten. Mitaggluti-
nationen von Typhus- und Paratyphusbacillen der anderen Art!) er-
heben sich um der Schlüsse willen, die aus ihren gezogen werden,
schwere Bedenken. Popoff betont, -daßihier die Bildung von
Koagglutinatininen an sich nicht zu großen: Störungen führt, er legt
vielmehr den Hauptwert darauf, daß „vielfach die Bildung der spe-
.eifischen Agglutinine hinter der: der Koagglutinine zurückblieb“. Es
muß nun den Popoffschen Befunden entgegengehalten werden, daß
hier, obwohl es sich noch dazu um Geimpfte handelt, ‘aus Verdünnungen
entscheidende Schlüsse gezogen werden, die wohl kaum für einen
anderen Untersucher — namentlich in der Typhus-Paratyphus-Coli-
Gruppe! — eine Beweiskraft haben dürften. Unter 45 Beispielen ist
PP
42 mal der Endtiter bei 1:200, 3mal bei 1:400. erreicht 2), 50 % aller
Beispiele sind überhaupt nicht,. andere unvollkommen austitriert. Die
zweifelhaften Fälle werden nicht mehrfach ausgewertet, außer in zwei
von 45 Beispielfällen, es wurde also meist gar nicht der Versuch ge-
macht, durch stärkere, wirklich specifische Agglutinationen zu einer
‚ Entscheidung zu gelangen. - Statt dessen findet häufig eine einzige
Untersuchung in der Verdünnung 1:50 statt, wo der ganze quantitative. |
Unterschied dani ‚oft darin. besteht, daß der Agglutination. mit dem
Erreger. bei der Beurteilung nach dem Augenmaß ein oder zwei „+“
weniger vindiziert werden. Es- werden. auch Beispiele angeführt, die,
wenn überhaupt etwas, dann nur das Gegenteil dessen beweisen können,
‚was sie beweisen sollen, wie der Fall 9 der zweiten: Tabelle, die
Fälle 5 und 9 der vierten Tabelle. Die Frage nach dem letzten Impf-
termin findet überhaupt keine Berücksichtigung. Eine Angabe über
das Krankheitsstadium, in das die Untersuchung fällt, findet sich
nirgends; bei der geringen Titerhöhe der meisten Agglutinationen
könnte man sich durchaus vorstellen und muß man eigentlich an-
nehmen, daß eine specifische Beeinflussung vielfach wohl gar nicht
‚bestanden hat und daß, namentlich bei nicht zu lange zurückliegender
Impfung, der ganze Agglutinationseffekt noch auf Kosten der Impfung
zu Setzen war. Daß, auch bei mangelnder Paratyphusquote im Impf-
'stoff, eine Mitagglutination von Paratyphusbacillen in niedrigen- Serum-
verdünnungen statthat, ist ja bekannt, und dabei könnten dann von
der Impfung her und ohne Beeinflussung durch die Krankheit bald
diese, bald jene unspecifischen Receptoren in so geringem Maße prä-
valiert haben, wie dies-oft in Popoffs Beispielen der Fall ist. Es
bedarf ja doch einiger Zeit, bis genügend Receptoren im: Serum auf-
treten, und spätere Untersuchungen hätten gewiß eine ganze Anzahl
der Fälle aufgeklärt, denen Popoff „ratlos gegenüberstand“. Ohne
sorgfältiges Eingehen auf die an sich schon bestehenden, durch die
Impfung vermehrten Schwierigkeiten der Agglutinationsreaktionen kann
man nicht zu befriedigenden Ergebnissen gelangen. Dies um so weniger,
wenn man von der Reaktion mehr erwartet, als nach allem bisher
Bekannten schlechterdings . verlangt werden darf. Dieser Verdacht
kann aber aus ’Popoffs Mitteilungen entstehen, wenn er sagt:
„Aus den angeführten Beispielen geht hervor,” daß nach -den Agglu-
'tinationsreaktionen allein (! der Verfasser) die Diagnose auf Para-
typhus A, Paratyphüs B,
zu stellen. ist.“ u ia we
Gegenüber. der von Popoff beobachteten Mitagglutination
von Typhus- und Paratyphüsbacillen bei geimpften Fleckfieber-
kranken kann in erster Linie auf die entsprechenden Mitteilungen
im ersten Teil verwiesen werden. Ich glaube, oben gezeigt zu
haben, daß die Mitagglutination der Typhusbacillen bei richtiger
Beurteilung nicht zu diagnostischen Irrtümern führt, und nach
‘meiner Erfahrung gilt das ebenfalls von der Paratyphusmit-
agglutination. | | a ee A
Popoff betont insbesondere die Paratyphus-B-Mitagglutination.
Als Ursache hierfür sei wieder an die Möglichkeit einer Mischinfektion
mit Paratyphusbacillen bei Popoffs Fleckfieberkranken erinnert.
Daneben wäre aber noch eine andere Erklärüng denkbar, die freilich
zur Voraussetzung hat; daß — wie oben erwähnt wurde — unter den
Fällen von positiver Paratyphuskultur auch nicht erkannte oder nicht
zu erkennende Fleckfieberkranke waren und daß, Popoff.an Ort
und ‘Stelle gewonnene, frisch gezüchtete Paratyphuskulturen zu
Agglutinationszwecken benutzt hat. Neuere Untersuchungen nämlich,
insbesondere von Oettinger (l c.), bestätigt durch die ‘Erfahrungen
von Dienes), Kreuscher‘) und Anderen, haben. gezeigt, daß
durch das Fleckfieber das Entstehen paragglutinabler Bakterienstänme _
' im fleckfieberkranken Organismus ganz ‚allgemein begünstigt wird, daß
also mit den - Dienesschen Worten „während einer Fleckfieber-
erkrankung die Krankheit sicher nicht verursachende Keime sehr hoch
gehende Serumagglutination auszulösen vermögen“. Sollten nun unter
1) Hier wird der Typhusschutzimpfung das ganze Schuldkouto
2) Hieraus läßt sich auch ein Schluß ziehen, wie stark wohl die
mit ++ und +-++- bezeichneten Agglutinationen in der Ver-
dünnung von 1:50 und 1:100 gewesen sein mögen, wenn sie bei
1:200 im allgemeinen schon nur + oder gar — waren, sodaß meine
obigen Vermutungen wohl zu Recht bestehen. > s a
D. m. W. 1918, Nr. 17. S
4) B. kl. W. 1918, Nr. 16. Aa E EL
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den Popoffschen Hämokulturen Päratyphusstämme gewesen sein, die
aus einem Fleckfieberorganismus stammten, und sollte er diese zu
Agglutinationszwecken benutzt haben, so würde vielleicht manche
hohe Paratyphusmitagglutination dadurch als Paragglutination
und nicht so sehr durch die Schutzimpfung ihre Erklärung finden.
Es muß aus alledem gefolgert werden, daß für die behauptete
allgemeine Verwirrung, die die Schutzimpfung in sämtliche Ag-
glutinationsreaktionen bei Typhus, Paratyphus uud Fleckfieber
gebracht haben soll, stichhaltige Beweise nicht erbracht werden
und daß das von allen Autoren anerkannte Gesetz von der Specifität
der Weil-Felixschen Reaktion durch Popoffs Mitteilungen nicht
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.18.
erschüttert wird, zum mindesten solange
4. Mai.
Popoff nicht die hier
genannten, keineswegs erschöpfenden Einwände entkräftet.
Ganz allgemein darf gesagt werden, daß Popoffs Mit
teilungen keine Überzeugungskraft haben können, da, soweit sich
aus der Arbeit übersehen läßt, zahlreiche Gesichtspunkte, die für
die Beurteilung der Agglutinationsreaktionen an sich und nach
einer vorangegangenen Impfung entscheidend sind, nicht die nötige
Berücksichtigung gefunden haben.
teilung von so großer Tragweite und aus fachmännischer Feder,
wie sie von seiten Popoffs vorliegt, schien mir eine Entgegnung
nicht unterbleiben zu dürfen. ; |
Bei der Bedeutung einer Mit-
Referatenteil.
Aus den neuesten. Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 16.
Fick (Berlin): Zum 70. Geburtstag 0. Hertwigs.
, Urban, Colden, Hauser, Forschbach (Breslau):
Über Chromatvergiftungen. Siehe Vereinsbericht Schlesische Gesell-
schaft für vaterländische Kultur zu Breslau vom 7. Februar 1919.
Altstaedt (Lübeck): Dosierungsfragen in der Partigentherapie
der Tuberkulose. Verfasser beginnt therapeutisch mit einer Dosis von
1:10000 mg und geht unter gleichzeitiger Injektion von A hinauf
bis höchstens 1:100000 unter Berücksichtigung der Stichreaktions-
probe. Wird diese positiv, so wird die letzte Injektion in ihren Teilen A,
F und N gesondert eingespritzt,“ wiederholt und mit den noch nicht
positiven Partigenen so lange fortbehandelt, bis auch sie an der Stich-
stelle Infiltrat und Rötung zu zeigen beginnen. Zweckmäßig geht man
jedoch hierbei mit F und N nicht über 1: 100000 hinaus.
Reckzeh (Berlin).
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 14.
K. Wittmaack (Jena): Über einen klinisch geheilten Fall von
Ösophaguscarcinom. Dieser wurde der Radiu m bestrahlung unter-
worfen und erweckte ein Jahr nach Aussetzen dieser den Eindruck
einer klinischen Heilung. Das als Radiumträger dienende Röhrchen
sollte so lang sein, daß es das Careinom in seiner ganzen Längenaus-
dehnung bedeckt. Seine Einführung geschehe stets mit einer Fremd-
körperzange im ösophägoskopischen Rohr, und zwar im Morphium-
Scopolamin-Rausch. Frühzeitige Diagnose ist Vorbedingung. Allen
Schluckbeschwerden im Bereiche der Speiseröhre, namentlich wenn
sie im kritischen Carcinomalter auftreten, ist daher die allergrößte Beach-
tung zu schenken.
Riehard Drachter (München): Behandlung der hyper-
trophischen Pylorusstenose der Säuglinge durch Myotomie des Pylorus
(Weber-Rammstedtsche Operation). Bei dieser Pylorusmuskel-
durehsehneidung wird die Ringkontinuität des Muskels unter-
brochen, daher kann sich der von diesem Ring umfaßte Schleimhaut-
kanal erweitern, sodaß die Unwegsamkeit des Magendarmrohrs behoben
wird. Der Verfasser glaubt, daß fast alle Patienten, die wegen hyper-
trophischer Pylorusstenose heute noch sterben, durch rechtzeitige Ope-
ration hätten gerettet werden können.
l H. Hoeßly (Balgrist-Zürich): Zur Frage der Belastungsdeformi-
täten. Die sogenannten Belastungsdeformitäten (Coxa vara, gewisse Sko-
liosen, X-Bein) sind wohl immer aufeine konstitutionelle Basis
(meist Rac hitis) zurückzuführen. Das Moment der Belastung
(Eigengewicht des Körpers und Zug der Muskulatur im Bereich des
betreffenden Körperabschnitts) spielt nur eine auslösende Rolle.
Frösch (Balgrist- Zürich): Zur Pathogenese der Coxa vara.
Der Coxa vara adoles centium statica, essentialis liegt stets ein rachi-
tischer Prozeß zugrunde. Alter der Patienten und Trauma sind nur
auslösende Faktoren. _
Rud. Pürckhauer: Über tragfähige Diaphysenistümpfe. Der
Verfasser bekämpft die Ansicht Gochts, daß es tragfähige Kriegs-
diaphysenstümpfe so gut wie überhaupt nicht gebe, und daß ein Unter-
schied zwischen Friedens- und Kriegsdiaphysenstümpfen gemacht werden
müsse.
E. Galewsky (Dresden): Über Haarausfall i 9
tritt im allgemeinen fünf bis acht Wochen nach ee les En
betrifft fast ausschließlich junge Frauen und Mädchen, und in
großer Anzahl, nimmt einen rapiden Verlauf und ist anberordentiish
stark. Die Prognose ist günstig, es dauert aber sehr lange, bi
die Haare wieder wachsen. Außer der lokalen Therapie, die a
? =)
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin
angegeben wird, ist eine innere Behandlung notwendig, und zwar
Arsen.
P. F. Nigst (Bern): Foudroyanter Gasbrand bei Grippe. Nach
Injektion von Analeptica, die unter allen Cautelen der Asepsis in einen
Oberschenkel gemacht wurden, entwickelte sich daselbst bei einem Pa-.
tienten. dessen Widerstandskraft durch eine Mischinfektion von Pfeiffer-
schen Influenzabacillen und Pneumokokken schwer herabgesetzt war,
ein foudroyant verlaufender Gasbrand, wobei sich der Bacillus phleg-
mones emphysematosae nachweisen ließ. Wahrscheinlich waren nach
den Injektionen durch die Stichkanäle bei nachträglichen Verunreinigungen
dieser anaerobe Erreger eingedrungen.
R. Lämpe und E. Saupe (Dresden - Johannstadt). Das Blut-
bild beim Gesunden während des Krieges. Seine auffallendste Erschei-
nung ist die Lymphocytose. Dafür sind vor allem Nahrung und ner-
vöse Übererregbarkeit verantwortlich zu machen.
Friedrich Hammer (Stuttgart): Über Vulvitis und Vaginitis
gangraenosa mercuralis. Verfasser hat in zwei Jahren fünf Fälle von
Quecksilbervergiftung (nach Inunctionen) beobachtet. Er vermutet,
daß die von ihm geübte Trockenbehandlung der Scheide mit emer
Mischung von Talkum und Skobiost (geröstetes feingesiebtes Sägemehl)
eine begünstigende Wirkung ausgeübt habe. F. Bruck
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 15.
W. v. Gaza: Pseudoappendicitis nach infektiösen Darmerkrat-
kungen, insbesondere nach Ruhr und Paratyphus. Bericht über eime
größere Anzahl von Fällen, die als Blinddarmentzündungen wegen
kolikartiger Schmerzen in der rechten Unterbauchgegend in das Feld-
lazarett eingewiesen worden waren. Es bestand Druckempfindlichkeit
ausschließlich in der Cöcalgegend bei normaler Temperatur und
fehlender Bauchdeckenspannung. Die Krankheitsbeschwerden dauerten
lange. Es handelte sich um eine Nachkrankheit der Rubr
oder des Paratyphus. Die Fälle geben keinen Anlaß zu einem opera-
tiven Eingriff. Die chronisch-spastischen Zustände im Kolon können
zu einer Stauung des Darminhalts führen. |
Wilhelm Reinhard: Ein Fall von einem 22 cm langen ve”
schluckten Fremdkörper (Bisenstück), welcher durch Enterotomie aus
dem Ileum entfernt wurde. Bericht über einen Fall von Verschluckußg
eines Eisenstückes von 22 em Länge und dem Gewicht von 168 £
Drei Monate, nachdem das Eisenstück aus selbstmörderischer Absicht
verschluckt worden war, wurde der Kranke mit heftigen Schmerzen
im Leibe eingeliefert. Die Untersuchung ergab den Metallstab im Leibe
von der Höhe des linken Darmbeinkammes schräg nach rechts I das
Becken hinabreichend. Bei der Laparotomie wurde das Metallstück
durch eine brandige Stelle der Darmwand herausgezogen, eine zweite
brandige Stelle wurde wie die erste vernäht und der Patient genas.
Bemerkenswert ist, daß das lange Eisenstück durch den spitzwiß
ligen unteren Winkel des Zwölffingerdarms obne Schwierigkeit dure i
getreten war. Es gelang an einigen Leichen nicht, das lange Fisen-
stück durch den Zwölffingerdarm hindurchzuzwängen. 3
Friedrich Hesse: Beitrag zur Naht der Gaumenspalte. Bel
der Naht der Gaumenspalte wird empfohlen, mit dicker Kanüle oder
Rekordspritze den Stich im losgelösten Gaumenlappen vorzubohren UM
den Silberdraht durch das Loch zu führen. Von der linken Seite wir
die Kanüle, in deren Lichtung der Silberdraht gerade hineinpaßt, von
‚ der Mundseite nach der Nasenseite hindurchgestoßen und der ilber-
draht mit der Kanülenspitze aufgefangen. '
Ernst Müller: Tracheotomie vor der Uranoplastik. XO" aer
Uranoplastik wird die Tracheotomie ausgeführt, wodurch die Operation
unabhängig wird von Erbrechen und Schleimabsonderung. ;
W ilhelm Wolf: Bine Modifikation des chirurgischen Knoten.
Es wird empfohlen, den in der rechten Hand liegenden Faden nich
t
PE
nur zweimal, sondern dreimal um den in der linken liegenden herum-
zuschlingen. Dadurch` erhält der Knoten eine solche. Festigkeit, daß
er auch beim stärksten Zug nicht wieder auseinandergeht.
Carl Hirsehmann: Zu dem Aufsatz v. Hackers in Nr. i
des Zentralblattes für Chirurgie 1919: Zur antethorakalen Osophagoplastik
mittels Haut- und Darmschlauchbildung. Nach dem Vorgehen von
Hirschmann bestreitet der Hautschlauch . den größten Teil der |
subeutanen Schlauchtildung. Der Darmschlauch ist kurz und dadurch
wird die blindsackartige Ausweitung ‚an -dem Orte der Magenimplan-
tation vermieden. ` Die Operation wird in einer: Sitzung vorgenommen.
Das Emporsteigen des Magensaftes ist eine erschwerende Komplikation.
Ä | Ä o Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 15.
B. S. Schultze: Zur Kenntnis von der Einspritzung in die
Vene der Nabelschnur bei Blutung infolge adhärenter Placenta. Der
kürzlich verstorbene Altmeister der Gynäkologie stellt fest, daß die
Methode, durch Einspritzung in die Vene der Nabelschnur die fest-
haftende Nachgeburt zur Lösung zu bringen, bereits 1826 von einem
Anatomen in Genua, Professor Mojon, mitgeteilt worden ist.
Martius: Über Scheidenbildung bei angeborener Atresia vaginae.
Es wurde in einem Fall von angeborenen Fehlern der Scheide der
Mastdarm freigelegt und nach vorn gedrängt. Die Loslösung gelang
‚so weit, daß das Rectum unter Abrechnung des 10 cm langen Ead-
stückes ohne Spannung bis zum Sphincter reichte. Es wurde zwischen
zwei Darmklemmen durchschnitten und der untere Stumpf zur Scheiden-
© bildung verwertet, der Recetumstumpf in den Anus eingenäht. Die
Heilung verlief gut bis auf eine ausgedehnte Eiterung. in der Sakral-
wunde. — Die scheidenbildenden Operatioven entnehmen ihre Anzeige
In erster Linie aus psychologischen und psychiatrischen Begründungen. |
Ludwig Liebl: Bildung einer künstlichen Scheide aus Dünn-
- darm. In zwei Fällen von angeborenem Mangel der Scheide wurde
eidem augenfälli
Diphtherie zwischen 4 und 85 %; bei Meningitis nach einzelnen Schät-
‘eine künstliche Scheide gebildet aus einem 30 cm langen Stück der
untersten lleumschlinge. Diese durch. Laparotomie freigelegte Ileum-
schlinge wurde mit. Hilfe eines Fadens durch den neuen Kanal ge-
zogen, der vom Damm aus hinter der Urethralöffnung gebildet worden
‚war.. In.beiden Fällen war der Erfolg gut. . =. Bg. i
Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 15. |
Feigl: Sonderbeiträge zur Systematik des Reststickstofigebietes.
Zu kurzem Referat nicht geeignet. | i O wW
Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 7.
Gaehtgens (Hamburg): Über Krankheitsübertragung durch
Gesunde. Die Bedeutung der „Bacillenträger“ und „Dauerausscheider“
für die Epidemiologie der meisten einheimischen Infektionskrankheiten
ist entgegen vereinzelten neueren Mitteilungen, die damit nur schein-
bar im Widerspruch stehen, durch zahllose einwandfreie Beobachtungen
erwiesen. Im einzelnen sollen von Typhuskranken etwa 4 bis 5% zu
Dauerausscheidern werden, die \WVahrscheinlichkeit hierzu mit dem
steigenden Lebensalter erheblich zunehmen. Von Ruhrpatienten sollen
‚etwa 2 bis 3% eine chronische Dysenterie zurückbehalten. Bei Cho-
‚era scheinen echte Dauerausscheider nicht 'vorzukommen. Bei Di-
bhtherie und Meningitis cerebrospinalis epidemica steht die Menge der.
bei Endemien oder Epidemien ermittelten gesunden Keimträger oft in
gen Mißverhältnis zur Zahl der Erkrankungsfälle, bei
Zungen his zu 1000%1 Die Dauer des Baecillenbefundes der gesunden
Baeillenträger pllegt' meist nur kurz, drei bis vier Wochen zu sein. —
Eine gesetzliche Handhbabe, Keimträger zu isolieren, steht nur bei Cho-
lera zur Verfügung. Die therapeutischen Versuche zur Entkeimung
der” betreffenden Personen sind bei den einzelnen Krankheiten von
- sehr wechselndem Erfolg begleitet. Beim Typhus läßt sich die der
`- Dotomie usw.
‚peillenträgen bedarf noch der Nachprüfung. Angesichts dieser frag-
„sen Unsicherheit beziehungsweise Wirkungslosigkeit der Maßnahmen,
Urinausscheider in der Regel. durch innere Beliandlung mit Urotropin,
Borovertin, Helmitol, Hetralin und anderem erreichen, ‚während bei den
Paecesausscheidern weder Gallenblasenexstirpation noch Cystinqueck-
silber oder anderes mit Sicherheit zum Ziel führen. Bei Diphtherie
und Meningitis geben,. falls anderes versagt, Behandlung mit dem
Morgenrothschen Eucupin, eventuell auch operative Maßnahmen (Ade-
) ausreichende Resultate. Die Wirkung der aktiven Im-
Qunisierung mit homologem Impfstoff zwecks Entkeimung der Ruhr-
Da. zur Entkeimung führen sollen, ist zurzeit noch unbedingt das
“aupigewicht darauf zu legen, die Keimträger zu größter persönlicher
e-
` . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
sodaß. das betreffende Arbeitsgebiet. doch wobl von ein
/
` Sauberkeit zu erziehen. Dieser Notbehelf 'setzt die von ihnen 'aus-
gehende Gefahr auf ein erträgliches Minimum .herab, bis die Versuche,
‘sicher wirkende Heilmittel für die einzelnen Arten- der Bacillenaus-
scheidung aufzufinden, zum Resultat geführt haben. et ae
Bárány (Upsala): Uber Behandlung der Hirnabscesse. Über
primäre Excision und primäre Naht der Schußwunden. Darstellung
der. Technik der von Bárány inaugurierten Drainagebehandlung der
Hirnabseesse mit Guttaperchastreifen, die gute Resultate auch bei tief-
gebuchteten Abscessen gab. Die Methode der primären Excision und
Naht‘ der Hirnwunden hat-Bäräny unter sehr primitiven . Verhält-
nissen ohne Röntgenapparat ausgeführt.
Mortalität der Hirnverletzungen wird sehr durch das völlig ungleich-
mäßig. verwandte bisher in Statistiken zusammengestellte Material
‚erschwert. Bäräny schätzt die Mortalität der Infektion (ungeachtet
also die an der Schwere der Hirnverletzung gleich zugrunde .gehen-
den Fälle) auf 75%! Diesen entsetzlichen. Ziffern stehen bisher
48 Fälle von Bárány. und Anderen, meist Bierschen Assistenten
gegenüber, bei denen nach primärer Excision und Naht nicht ein
einziger Fall infiziert wurde. ‘Daneben liegt noch eine Reihe von
Veröffentlichungen vor, bei denen von Bäränys Originalmethode in
manchen Punkten abgewichen wurde. Verbesserungen der Erfolge
wurden hierdurch anscheinend nicht erzielt. — Die. Besprechung der
primären Naht bei. Verletzungen anderer Körperregionen soll in einem
weiteren Artikel folgen. an.
Weiß (Tübingen): Eine neue Methode zur Suffizienzprüfung
‚des Kreislaufs. Fußend auf dem: von Schott geführten Nachweis,
daß bei Anstrengung der Druck im venösen System beim insuffizienten
Herzen wesentlich höher steigt als beim gesunden, hat: Weiß syste-
matische Beobachtungen der Capillaren nach seiner neuen Mäthode,
deren Technik er auch hier auseinandersetzt, gemacht. ` Er fand, daß
bei normalem Kfeislauf nach Stauung mit der ~v. Reckling-
hausenschen Blutdruckmanschette die Strömung in den Capillaren
‘etwa bei 5 mm Hg unterhalb des Maximaldrucks wieder beginnt,
während sie bei einer Herzinsuffizienz erst 55 bis 65 mm Hg unterhalb
des Maximaldrucks wieder in Gang kommt.” Außerdem konnte Weiß
für die einzelüen in Betracht kommenden Gefäß- und Herzkrankheiten’
recht charakteristische Formen der arteriellen und venösen Capillar- -
schlingenschenkel und der Blutströmung feststellen. Eine ausführliche
Kasuistik von 148 .so untersuchten Fällen erscheint, alsbald in der Zeit-
schrift für experimentelle Pathologie und Therapie. |
Triepel (Berlin): Die Zuständigkeit des Reichs und der Einzel-
staaten auf dem Gebiete des Gesundheitswesens: — Historischer Über-
blick über die Entwicklung der letzten 100 Jahre. — Bei.der Frage
der jetzt zur Debatte stehenden Neugründung eines eigenen Reichs- .
ministeriums für Gesundheitspflege ist zu bedenken, daß gerade in
letzter Zeit das Reıchsamt des Innern durch Abzweigung des Reichs-
wirtschaftsamtes und des Reichsarbeitsamtes sehr entlastet worden ist,
er Abteilung
dieser größeren Centralbehörde bewältigt werden könnte.
. Brief über. den HallenserÄrztestreik. „Der Ärzte- .
streik wird nur dann Erfolg haben, wenn er rücksichtslos durchgeführt
wird, unbekümmert um die zahllosen Fälle von Tod oder lebens-
länglicher Schädigung, die er nach sich-zieht. . Da aber die Ärzte noch
ein Gewissen vor unserem Volk und Vaterland- haben, ist er eine
zwecklose Demonstration, die nur unnötige Feindseligkeit gegen den
Ärztestand schafft.“
Häberlin teilt in einem „Brief aus Zürich“ die äußerst l
befriedigenden Resultate von Fortbildungskursen mit, die unter Förderung
und Unterstützung der Unfallversicherungsanstalt stattgefunden haben.
Er hofft, daß nach Fortfall der jetzt noch bestehenden Schwierigkeiten
auch die -deutschen Ärzte sich zu diesen
' = zz Hans Meyer (Berlin).
` Zeitschrift. für Immunitätsforschung und experimentelle Therapie
| Ä Bd. 28, H. 1 u. 2. | |
. Uhlenhuth (Straßburg) und Fromme (Düsseldorf): Ex-
perimentelle Untersuchungen über den. Infektionsmodus, die Bpidemio-
logie und Serumbehandlung der Weilschen Krankheit (Icterus infectiosus).
II. Mitteilung. Mit Sicherheit sind Kontaktinfektionen von Weilscher
Krankheit bei Menschen bisher nicht beobachtet. Wie die Laboratoriums-
infektionen beweisen, ist aber Übertragung durch minimale Haut-
verletzungen, ja selbst durch die unverletzte ‚Schleimhaut und un-
verletzte ‘Haut möglich. Menschlicher Magensaft tötet die Spiro-
chäten nach. 80 'bis 50 Minuten ab, auch Galle bat abtötende:
Wirkung. Bei vier von elf mit Virus gefütterten wilden Ratten
konnte durch Verimpfung der Rattenorgane auf Meerschweinchen
Die .Gesamtbeurteilung der
Kursen einfinden werden.
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446
das Virus nachgewiesen werden. Diese vier Ratten zeigten keine
Krankheitszeichen. Bei einer wilden Schützengrabenratte wurden die
Spirochäten der Weilschen Krankheit durch Verimpfung von Nieren
auf Meerschweinchen nachgewiesen. Anscheinend spielt bei der Über-
tragung der Spirochäten von Ratte auf Mensch beziehungsweise von
Mensch auf/Ratte der Urin die Hauptrolle. Auch Hunde scheinen für
eine Infektion empfänglich zu sein. Menschen, die die Weilsche Krank-
heit überstanden haben, besitzen in ihrem Serum hochwertige Schutz-
stoffe. In einem Falle konnten diese Schutzkörper noch nach 221/2 Jahren
nachgewiesen werden. Es ist also eine nachträgliche Feststellung der
Diagnose möglich. Bei Meerschweinschen werden die Immunstoffe der
Weilschen Krankheit auf Nachkommen ersten Grades vererbt. Durch
wiederholte Einspritzungen von spirochätenhaltigem Material beziehungs-
weise <er Reinkultur lassen sich beim Hammel und Pferde Sera ge-
‘winnen, die hochvirulentes Virusblut neutralisieren und bei frühzeitiger
Anwendung in großen Dosen als geeignet zur Behandlung der Weil-
schen Krankheit zu bezeichnen sind. Noch geeigneter sind die
Kaninchen zur Serumlieferung. F.
. Aus der neuesten Skandinavischen Literatur.
Die Polyneuritis puerperalis toxica beruht nach Wahlberg auf
endogenen toxischen Prozessen und gibt immer eine günstige Prognose.
Sie tritt multipel auf mit Muskelatrophie, Herabsetzung und Aufhebung
der Reflexe. Im vorliegenden Falle kam es zu Rezidiven nach jeder
der drei Entbindungen. (Nord. Arch. f. inn. Med., Bd. 51, H. i.)
Knud Secher (Kopenhagen) teilt einen Fall von Exitus bei
einem Morbus Basedow mit, der in unmittelbarem Anschluß an die
Röntgenbebandlung des Strumas und mit dieser in kausalem Zusammen-
hange eingetreten ist. Der Fall ist nicht vereinzelt, wenn auch selten,
und beruht auf einer vorher nicht bestimmbaren Idyosynkrasie der
Strumen gegen die Röntgenstrahlen. (Ibidem.)
Jacobäus (Stockholm) war in der Lage, durch Thorakoskopie
einen subphrenischen Absceß zu diagnostizieren. Nach Entleerung des
den Absceß kombinierenden Exsudats ergab die Thorakoskopie, daß der
diaphragmatische Teil der Pleura besonders stark verändert war, was
durch den bestehenden subphrenischen Absceß, der hernach operiert
wurde, bedingt war. Ein zweiter Fall von subphrenischem Absceß
wurde derart diagnostiziert, daß das begleitende Emphysem entleert und
durch Luft ersetzt worden ist. Die Lage der Luftblase bei der fol-
genden Durchleuchtung ergab die Diagnose des subphrenischen Abscesses,
der durch Operation geheilt wurde. (Ibidem, H. 2.)
Die quantitative Bestimmung des Acetons: bei der Acidose ist
nach Salen nicht genügend, es müssen vielmehr sämtliche Aceton-
körper bestimmt werden, wozu sich die Methode von Engfeldt
am besten eignet. (Ibidem.)
Die nosocomiale Infektion der Influenza kann nach Ehrenberg
durch vollkommene Isolierung der Kranken wohl vermieden werden.
Während vom Pflegepersonal 90 % erkrankt sind, blieben die von den
Influenzapatienten abgesonderten Kranken von der Krankheit verschont.
Am ersten Tage scheint die Influenza nicht ansteckend und ihr Virus
überhaupt sehr unbeständig zu sein. (Hygea, Bd. 81, H. 6.)
Saugmann berichtet über günstige Erfahrungen der Thorako-
. plastik nach Sauerbruch bei einseitigen, auch schwereren Fällen von
Lungentuberkulose, bei denen die Pneumothoraxbehandlung als erfolg-
los sich erwiesen hat. Die Operation kann unter Lokalanästhesie in
zwei bis drei Sitzungen durchgeführt werden, die Entfernung der
obersten Rippen soll nahe am Querfortsatz der Wirbel geschehen. Be-
sonders geeignet sind sklerosierende und destruktive Prozesse im Unter-
lappen. Von 26 Fällen blieben 14 frei von Tuberkelbacillen, neun
wurden wesentlich gebessert, drei sind an ihrer Tuberkulose gestorben,
(Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 14.) Kiemperer (Karlsbad).
Therapeutische Notizen.
Petrén (Lund) behandelt leichtere und mittelschwere Fälle
von Diabetes mellitus durch allmähliche Herabsetzung der Kohlehydrate
bis zur vollständigen Entzuckerung. Diese wird wohl nach längerer
Zeit erzielt, als durch rasche Entziehung der Kohlehydrate, die Be-
handlung ist jedoch für den Kranken angenehmer, führt ebenso zum
Ziele, und durch sorgfältige Beobachtung gelingt es auch die Kohle-
hydrattoleranz wesentlich zu erhöhen. (Nord. Arch. f. inn. Med.,
Ba. 5i, H. 2.)
Lundberg (Stockholm) berichtet über die Dosierung des
Diphtherieserums bei Rachendiphtherie. In schweren Fällen sind früh-
zeitige große Dosen Serum intravenös und zugleich intramuskulär zu
verabreichen. Jüngere Kinder müssen größere Dosen erhalten als
—a ann.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
`
4 Mal
ältere und man kann bis zu 100000 I.-E. ansteigen. Leichte Fälle
benötigen kleinere Mengen, eventuell gar kein Serum. (Allm. sv.
lärt. tid. 1919, H. 14.) Klemperer (Karlsbad).
In der Erysipelbehandlung kommen nach Kreglinger die Jod-
und vor allem die Höllensteinbehandlung einem Specificum am nächsten.
Die Anwendung von polyvalentem Heilserum ist gefähr-
‚lieh und sollte im Wiederholungsfalle wegen der Gefahr der Serum-
krankheit oder des anaphylaktischen Anfalls vermieden werden. (N. m.
W. 1919, Nr. 14.)
Die Behandlung der Krampfadern, Krampiaderbrüche usw. mit
intravenösen Sublimatinjektionen (1%ige Sublimatlösung) empfiehlt
Camillo Zirn. Die Methode ist im Erfolge sicherer als alle
anderen, die operativen nicht ausgenommen, und ist ohne Nachteile.
Sie kann in der Sprechstunde oder der Wohnung des Kranken aus-
geführt werden. Der Patient kann dabei fast immer seinem Berufe
nachgehen. Das Verfahren ist aufgebaut auf der Beobachtung, daß
Krampfadern nach Venenentzündungen mit Thrombosen oft zur
Verödung und damit zur Selbstheilung kommen, und führt künstlich
eine Thrombosierung herbei. Die varicösen Gefäße werden all-
mählich in mehreren Sitzungen ausgeschaltet. Dadurch kann sich der
Blutstrom der gesunden Hautgefäße den neuen Circulationsbedingungen
besser anpassen. Es kommt somit nicht zu Circulationsstörungen
(Ödeme). (M. m. W. 1919, Nr. 14.) © F. Bruck.
Bei vollständiger Hypospadie hat Adlerstrentz die Vena
saphena magna an Stelle der fehlenden Urethra transplantiert. Der
Erfolg war nach jeder Richtung zufriedenstellend. (Nord. Arch. f.
Chirurgie, Bd. 51, H. 2 u. 3.) Klemperer (Karlsbad).
Das Ponndorfsche Verfahren der Hautimpfung mit Alttuber-
kulin zur Behandlung der Tuberkulose (Kehlkopftuberkulose, chirurgische
Tuberkulose, leichte Lungentuberkulose) empfiehlt H a s e r o d t (Gotha).
Bei der völligen Ungefährlichkeit des Verfahrens sollte derjenige, der
überhaupt Alttuberkulin zu Heilzwecken anwenden will, es in Form
der Hautimpfung tun. (M. m. W. 1919, Nr. 14.) i
Trypaflavin empfiehlt Veit als ausgezeichnetes Wundantisepticum.
Die Gelbfärbung der Wäsche, die übrigens durch mehrmaliges W aschen
beseitigt werden kann, wird durch Verwendung von Trypaflavin-
puder und Trypaflavingaze ausgeschaltet. (M. m. W. 1919,
Nr. 14.) F. Bruck.
Bücherbesprechungen.
{9} o
Ake Akerlund, Entwieklungsreihen in Röntgenbildern
von Hand, Fuß und Ellbogen im Mädchen- und
Knabenalter. Archiv und Atlas der normalen und pathologt
schen Anatomie in typischen Röntgenbildern. Hamburg 1913, Ver-
lag L. Gräfe & Sillem. 40 Seiten Text und 28 Tafeln. M 20,—.
In den letzten’ Jahren hat sich zumeist als Folge der Studien
über die innere Sekretion das Interesse für Entwieklungsstörungen des
Skeletts bedeutend gesteigert; daraus entstand das Bedürfnis nat
ausführlichen und zuverlässigen Darstellungen der normalen Entwick-
lungsverhältnisse des Skeletts. Diesem Bedürfnisse entspricht bestens
das vorliegende Werk, welches ein sorgfältig gesichtetes und zweck-
mäßig gruppiertes Material, in fortlaufender Entwicklungsreihe geordnet,
zur Anschauung bringt. Aus den Ergebnissen von an 56 Kindern vor-
genommenen Untersuchungen sei hier nur folgendes hervorgehoben
Die variierende Breite des Epipbysenknorpels gibt keinen Anhaltspunk
für die Beurteilung der Ossifikation ab, sofern -nicht der ganze Ent-
wicklungsgrad des betreffenden Skeletteils den unmittelbar bevor-
stehenden Eintritt der Synostosierung andeutet. Gute Anhaltspunkte
für die Gradation gewähren dagegen, außer dem Auftreten von Knochen-
kernen (auch in Sesambeinen) und von Synostosen, die Entwicklung
des Karpal- und Tarsalskeletts, der Metakarpal- und Metatarsalbem-
basen sowie der Epiphysen selbst, ihre Größe und Form (nicht Í "i
Epiphysenlinien). Das Auftreten neuer Knochenkerne geschieht Sur
zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Entwicklungsreihe und die En B
wicklung folgt nicht ein und derselben Ordnung. Ein regelnder Bin
fluß der Körperlänge und Körperkonstitution auf den Ossifikationsgn
konnte bei diesem Material beobachtet werden. Die Ausstattung 1
Buches ist vorzüglich. Freund.
Hans Osterwald und Ernst Tänzer, Über die Verbreitung a
Anopheles in der Umgebung von Halle a, S. 39 Selten.
‚Halle a. S., Ehrhardt Karras G. m. b. H. s yon
Überaus zahlreiche Anopheleslarvenfundorte im Umkr ae Ta
etwa 20 km um Halle lassen die Unterbringung von Malariakranken
dieser Gegend als durchaus untunlich erscheinen.
Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide)
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d
l
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= _ berangebildet und“
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 18. 47°
Braunschweig. u
Ärztlicher Kreisverein.. Sitzung vom 1. März 1919.
Verwachsungen des Hirns mit der Schädelkap
werden, und darübergelegten Celluloidplatten. Schlegel erörtert die
nach Schädelverletzungen
“erkannt werden. Bezüglich der von Bail aufgeworfenen Frage, ob
primäre oder sekundäre Freilegung und Revision der mit Hirnver-
_ letzung einhergehenden Wunde zu bevorzugen sei, verweist er auf die
glänzenden Erfolge, welche Bárány mit der möglichst -in den ersten
24 Stunden vorzunehmenden Freile
Durawunde erzielt hat. a
Schlee: 1. Demonstration eines Sauerbruchprothesenträgers (Ober-
arm links). Verrichtet volle Arbeit als . Tischlereiwerkstattleiter; für
' _ schwere Arbeit zieht er aber den Siemens-Schuckert-Arm vor.
ge in der Kriegsbeschädigtenfürsorge;
2. Bericht über neue We
nach einem Vortrage auf der WienergTagung (September 1918). Trotz
‚aller Fortschritte der ärztlichen Behandlung, Bandagenausstattung,
- Wiederertüchtigung in besonderer Werkstättenarbeit und Berufsberatung
‚sind bei den Sch w.erbeschädigten die Dauererfolge in der Unter-
“ bringung im freien Erwerbsleben im allgemeinen noch sehr unbefriedigend
gewesen. Die Hauptschuld sieht Vortragender in der fast überall noch
. äußerst mangelhaft betriebenen Schlußarbeit der ganzen Fürsorge, der
‚eigentlichen praktischen. Arbeitsver mittlung, welche doch
' gerade die Krönung der ganzen Arbeit darstellt. . Arbeitsnachweise
mit Stellenlisten, Gelegenheitsvermittlungen und dergleichen reichen
für dieses schwierige Gebiet absolut nicht aus; unerläßlich ist vielmehr
individuellste und gründlichste Persönlichkeitsarbeit in jedem Einzel-
falle. Dazu sind aber entsprechend vorgeschulte Hilfskräfte für die
D . Fürsorgeleitung erforderlich. Solche hat sich die Braunschweiger
Kriegsbeschädigtenfürsorge nach einer sorgfältig durchdachten Methode
Innerhalb von drei Jahren in größerer Zahl als sogenannte „Fürsorger“
mit immer steigendem Erfolge verwendet. Die
Tätigkeit ist kurz folgende: Der in halbjähriger praktischer Arbeit vor-
geschulte Fürsorger betreut den einzelnen ihm überwiesenen Schwer-
beschädigten vom Eintritt in die Fürsorge (Schullazarett usw.) an in
persönlichster Weise, hilft ihm bei ‚der Werkstättenarbeit, vermittelt
seine Wünsche und Beschwerden. Ist die Wiederertüchtigung genügend
erreicht, so nimmt er die Berufsberatung vor unter Zuziehung des
Sodann sucht
- Hauptberufsberaters und der Spezialsachverständigen. í
dem Arbeitver-
er selbst die Arbeitsstelle aus, verhandelt persönlich mit
geber und. bringt: seinen Schützling selbst zu diesem, veranlaßt gründ-
che Aussprache und Verständigung. Ist die Arbeitsvermittlung. zu-
stande gekommen, so kontrolliert er seine: Schützlinge dauernd weiter,
mindestens ein Jahr lang, durch Rückfragen’ oder persönlich im Heruni-
reisen in seinem Bezirk, greift ein, wenn ‚Schwierigkeiten entstehen
und nimmt schlimmstenfalls den Mann in die Fürsorge zurück.
| € | l Kempf.
Leipzig. |
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 8. April 1919.
_ Härting: Chirurgische Demonstrationen, a) 17jähriger junger.
Mensch, vor kurzem operiert wegen eines Sarkoms des Coecums und.
Colon ascendens. b) Zwei Fälle von Rectumcareinom, operiert nach.
der. Hocheneggschen Durchzieh- und der Resektionsmethode. c) Frau
‚nit Schenkelhernie, die den akut entzündeten Wurmfortsatz enthielt.
Heilung durch Operation. d) Präparate von wegen Cholecystitis und
Eholedochusstein entfernten Gallenblasen. = |
‚In der Diskussion berichtet Pay'r über. einen Fall von
schwerem Ikterus, wahrscheinlich infolge von Tumor an der Teilungs-
stelle des Ductus hepaticus, bei dem er die Cholecystotomie ausführte
Vereins- und Auswärtige Berichte.
Besprechung des Vortrages Löwenthal vom 8. Februar 1919:
Spätfolgen der Schädelverletzungen und ihre Behandlung. Bail betont,
daß die Fistelbildung nach Schädelschüssen vermieden wird. durch früh-
zeitige Operation und Primärnaht. ‘Bei bestehender Fistel ist die Tre- `
panation der abwartenden Behandlung vorzuziehen, zwecks Entfernung '
von Knochensplittern und Fremdkörpern. Die Infektionsgefahr gering,
auch wird frühzeitiges Operieren am besten das Entstehen von Hirn-
abscessen und Spätepilepsie hintanhalten. Franke bemerkt, daß als
wichtigste Spätfolge die Epilepsie ins Auge zu fassen sei, die durch
sel bedingt werde. Er
bezweifelt, daß die jetzt‘ beliebte Defektdeckung nach Encephalolyse
mit Fettgewebe uad Knochenplatten wegen Resorption dieser. Stoffe
immer dauernden Erfolg habe, und berichtet über eigene Versuche mit
Anwendung dünner Goldplatten, die zwischen Pia und Dura geschoben
gar nicht selten auftretenden nervösen, auf
Labyrintheommotion beruhenden Hörstörungen, welche oft erst spät
gung und. der primären Naht der
' zweifellos während des Krieges sehr viel häu
"vorgestellten Fall -von Kar
rung über der Kardia
| Varein für wissenschaftliche Heilkunde, Sitzung vom 24.
Röntgendiagnostik; fünfjährige Erfahrung“.
Prüfung der Gefahren von Lufteinfüllung in die Bauchhöhle im Tier-
versuche wurde die pneumoperitoneale Diagnostik auch beim Menschen '
und von der Innenfläche der Gallenblase aus mittels Paquelins ‚einen
größeren Gallengang eröffnete; sodann Gastrocholecystostomie. Nach
.
z
sechs Tagen: Verschwinden des Ikterus. >- PN l
; Payr: a) Über ein Verfahren zur Nachbehandlung von Trans-
plantationennach Thiersch. P. verwendet in ebenso einfacher wie
zweckmäßiger Weise die weiße käufliche Tafelgelatine, die zunächst
mit Löchern zum. Abfluß des Wundsekrets verseben, im Trockenschrank
‚sterilisiert und sodann vor dem Gebrauch in steriles . Wasser” von
24° R auf kurze Zeit eingetaucht wird, bis die ‚Felderung der. Tafeln
verschwindet.. Bedecken der transplantierten Hautpartien mit den nun
weich und anschmiegend gewordenen Tafeln,. die von:Verbänden völlig
frei gelassen werden. Durch die Tafeln hindurch ist: die. beginnende
Anheilung der Hautläppchen gut zu verfolgen.. ‚Eine Verschiebung der
Hautläppchen wird bei dieser Methode unmöglich gemacht, eine Wir-
kung als feuchte Kammer kommt, da das Sekret durch die Löcher ab-
fließen Kann (eventuell können, wenn nötig, mittels einer glühenden
Nadel weitere Löcher.in der Gelatinetafel angelegt werden) nicht in
Frage. Nach sieben bis acht Tagen Bad, in dem die Tafeln abweichen.
Vorstellung ‘von mit dieser Methode mit bestem Erfolge’ transplan-
' tierten Kranken, _ a E nn E
- `b) Demonstration eines vor zwei. Jahren einem Arzte bei knö-
cherner Ankylose mobilisierten Ellbogengelenks, der vor seinem durch
Grippe erfolgten Tode dasselbe-testamentarisch seinem damaligen Ope-
rateur (Payr) vermacht hat. Die Funktion war eine gute nach der
Operation geworden,” das Präparat zeigt eine gut erhaltene, völlig glätte
Gelenkfläche. N a EN Er
Ein weiterer Fall, dem am 18. Dezember v. J. wegen einer knö-
chernen Ankylose das rechte‘ Ellbogengelenk mobilisiert worden war,
zügliche (Beugung bis zu einem Winkel von 80°, fast vollständige Pro-
und Supination, nur bei der Streckung Zurückbleiben um 7°), auch die
rohe Kraft ist sehr gut: T > na
= œ) Über Mesenterialdrüsen - Tuberkulose. ` Die Erkrankung ist
figer geworden. ‘Von
Wichtigkeit für die Entstehung derselben ist der Typus bovinus. Als
Komplikationen sind zu nennen: ` `. 5 ie
2. Deus durch Verklebungen. ` | en,
2. Peritonitis infolge von Perforation (die Diagnose wird dabei
meist auf Appendicitis gestellt). ` na Ea
3. Spastische Obstipation. |
Demonstration von Röntgenplatten, auf denen die m
cöcalwinkel gelegenen Drüsenschatten gut sichtbar sind. ©
Lueken: Chirurgische Demonstrationen. a) Frau mit Ösophago-
`
eist am Ileo-
tomie wegen in der Höhe des sechsten Halswirbels sitzenden ver-
schluckten Knochenstückes. b) Mann mit perforiertem Magengeschwür,
Operation, Heilung. a ` en se
Heller: Bericht über einen vor -fünf Jahren operierten und
diospasmus, bei dem H. die extramucöse
Plastik durch beiderseitiges Durchschneiden der Ringmuskulatur auf
die Länge von 8 cm ausgeführt hatte. Der Kranke ist noch jetzt sub- .
jektiv beschwerdefrei, känn auch Fleisch gut essen, nur.alles etwas
langsamer. Die Röntgenaufnahme zeigt wieder eine leichte Einschnü-
und eine spindelförmige Erweiterung des Öso-
phagus. | | Mohr.
Königsberg i. Pr. FE
| | i Februar 1919. '
Rautenberg (Lichterfelde) als Gast über: „Pneumoperitoneale
Nach voraufgegangener
zur Lagebestimmung von Bauchhöhlenorganen in Anwendung gebracht.
Die eingeführte Luft wirkt.sowohl als Kontrastionsmittel bei der Durch-
leuchtung als auch als Auftreibungsmittel, durch das eine Erweiterung
der Bauchhöhle und damit zugleich eine Verlagerung der Organe er-
zielt wird. Eine. Entleerung. von Magen, Darmkanal. und’ Harnblase
muß dem Verfahren voraufgehen. Letzteres ermöglicht: 1. Darstellung
der Form der Organe; 2. eine Bestimmung. ihrer Konsistenz (durch
Gestaltsveränderung bei Verlagerung). Durch dieses Verfahren ist auch
die Darstellung der Gallenblase und der Nieren im Röntgenbilde zu
erzielen. — Die erforderliche Apparatur: ist äußerst einfach. und be-
schränkt sieh auf ein Doppelgummigebläse, ein Röhrchen. (4 cm lang,
1/2 em dick) und Watte-Gaze-Abschluß. -Der Eingriff hat wenig Ein-
fluß auf das Allgemeinbefinden -des Patienten. ‚Es werden. Schulter-
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wird in persona vorgestellt. Die Funktion des Gelenks ist eine vor- `
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setzung und Anwendung.
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schmerzen und Beklemmungsgefübl (durch Hochärängen des Zwerchfells)
und Zerrungsschmerz der Aufhängebänder der inneren Organe beim
Kehren des Körpers angegeben.
Ernst: Theorie der Narkose. ‘Wie das Thema besagt, spricht
der Vortragende über die verschiedenen Arten .der Narkose, die zu-
grunde liegenden Theorien, über die narkotischen Mittel, ihre Zusammen-
Sch.
München.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 26. März 1919.
cv. Notthaft: Behandlung der Syphilis mit Silber und Silber-
salvarsan. In weitausholender Darstellung ‚schildert der Vortragende
die alten Behandlungsmethoden der Lues mit Quecksilber und Jod und
weist auf deren unangenehme Nebenwirkungen, Mercurialismus und
Jodismus, hin. Dann geht er auf die neueren Methoden des Salvarsavs,
Neo- und Salvarsannatriums ein, deren bekannte Vorteile er ausführlich
schildert. Hierauf weist er auf die Vorzüge der Behandlung mit Silber-
präparaten in Verbindung mit Chinin intravenös hin, Vorzüge, die nach
und nach zu einer Verbindung der Silber- mit der Salvarsantherapie
geführt haben. Die Methode wurde noch von Ehrlich kurz vor
seinem Tode angegeben und dann von seinem Nachfolger Kolle
weiter ausgebaut, sie verbindet die Vorzüge des Salvarsans mit der
guten Wirkung des Silbers, das durch langes Liegenbleiben um die
Gefäße herum seine katalytische Wirkung lange entfaltet. Der Vör-
tragende verwendet seit einem Jahr das Silbersalvarsan und hat weit
über 800 Injektionen damit gemacht. Als besondere Vorzüge schildert
er die raschere Heilung des Primäraffektes und der Sekundärerschei-
nungen. Das Mittel wird in stark verdünnter Lösung, 0,1 bis 0,8 pro dosi,
alle zwei bis drei Tage intravenös verabreicht. Die Durchführung
einer Kur erfordert zirka 35 Tage und wird nach einer längeren Pause
wiederholt. Auch die Wassermannsche Reaktion wird nach den Er-
fahrungen des Vortragenden dabei schneller negativ. Diesen Angaben
treten in der Diskussion Heuk und Plaut entgegen. Ersterer sah
bei der Luestherapie, letzterer bei der progressiven Paralysebebandlung
von der neueren Silberpräparat-Salvarsanmethode keinerlei bessere
Erfolge gegenüber der alten einfachen Salvarsanmethode; auch wurde
nach ihren Erfahrungen die Wassermannsche Reaktion dabei durchaus
nicht früher negativ. Lißmann.
—
Prag. ~
Sitzung vom 18. Dezember 1918.
A. v. Tsehermak: Über Elektrogastrographie. Der Vor-
tragende berichtet über die Ergebnisse seiner ersten Untersuchungsreihe
über das Elektrogastrogramm (Egg) bei Spontanrhythmik des isolierten
Froschmagens. Die bei hoher Empfindlichkeit des Saitengalvanometers
verzeichneten bioelektrischen Erscheinungen tragen den Charakter von
ein- oder zweiphasigen Erregungsströmen, wobei bald die große, bald
die kleine Kurvatur die Führung haben kann. Das Egg bezeichnet ja
nur die Erregungsdifferenz der beiden abgeleiteten Stellen der Magen-
muskulatur. Der Spontänrhythmik des Froschmagens liegen im Prinzip
Einzelerregungen beziehungsweise Einzelzuckungen, nicht Erregungs-
serien beziehungsweise Tetanie zugrunde Der Erregungsstrom der
Magenmuskulatur beginnt erheblich früher als die mechanische Leistung ;
seine Gipfelhöbe steht mit der Zuckungshöhe in gewisser Beziehung.
Häufig kommen wechselnd mit Einzeleontractionen gedoppelte Contrac-
tionen (binäre Superpositionen in der Crescente) vor, eingeleitet von
zwei Erregungsströmen, die ziemlich rasch aufeinanderfolgen können, -
Während der Contraction selbst wurde öfter eine Andeutung einer
bioelektrischen „Contraetionsschwankung“ beobachtet, welche vielleicht
der T-Zacke des Elektrokardiogramms vergleichbar ist. Die Magen-
muskulatur erscheint zwar im Prinzip — bei künstlicher Reizung oder
unter pathologischen Verhältnissen — zu summiert-tetanischer Reak-
tionsweise befäbigt, wird jedoch unter pbysiologischen Verhältnissen
nur auf Einzelerregung und Einzelzuckung oder binäre Superposition
beansprucht. Dieses Verhalten ist allem Anschein analog jenem des
Lymphherzens, nicht aber des Blutherzens oder des Skelettmuskels,
Die Versuche werden fortgeführt und auf den unversehrten Magen der
Säugetiere und des Menschen ausgedehnt.
Rubritius: Zur operativen Nephritisbehandlung. R. teilt die
Krankengeschichten von drei operativ behandelten Fällen aus der Gruppe
der chronischen Nephritiden mit, welche durch Kongestivschmerzen und
Kongestivblutungen charakterisiert sind. í. Schmerzen in der linken
Niere, Nephrotomie. Histologisch herdförmige Nephritis als Folge einer
aufsteigenden Pyelonephritis durch Cystitis wahrscheinlich gonorrhoi-
scher Natur. Heilung. 2. Durch acht Tage andauernde heftige Schmerzen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
links; Operation: fibrös-sklerotische Paranephritis, Nierenparenchym
unter kolossalem Druck, zwei erbsengroße Hohlräume mit trüber Flüssig-
keit. Subakut verlaufender Eiterungsprozeß mit schwartiger Verände-
rung der Fettkapsel. Nephrotomie, Heilung. 3. Schmerzen und Blu-
tungen, anamnestisch Diphtherie, Scharlach, Gravidität, schwere Mastitis,
erst Nephrotomie, fünf Wochen später wegen starker Eiterung Nephrek-
tomie Starke Schrumpfung des exstirpierten Organs mit Atrophie
und Nekrose des Parenchyms. Histologisch: recurrescierende Glomerulo-
nephritis. Die Schrumpfung mit Parenchymverlust Folge der Nephro-
tomie. Letztere leistet Ausgezeichnetes im Dienste der operativen
Nephritisbehandlung, muß aber wegen ihrer Gefahren in den Indikationen
entsprechend eingeschränkt werden. (Die Arbeit erscheint in der Zeit-
schrift für urologische Chirurgie.)
Friedel Pick: Beieinem 48 jährigen Eisenbahner, der wegen
seit einigen Wochen bestehender Heiserkeit und Atemnot kam, fand
sich die rechte Kehlkopfhälfte normal, das linke Stimmband geschwollen
und in Medianstellung unbeweglich. Über beiden Oberlappen, besonders
rechts, Schallverkürzung und diffuses Schnurren. Autfallend war im
Anfang (vor zwei Monaten) das schwankende Verhalten der Stimmband-
lähmung;. das letztere zeigte wiederholt normale Beweglichkeit und
dann wieder völligen Stillstand in Medianstellung; jetzt ist konstant
Stillstand in leichter Abductionsstellung. Die Röntgenaufnahme
(Dr. Helm) zeigt außer grober Marmorierung beider Lungen, besonders
des rechten Oberlappens, die Trachea stark nach rechts verzogen, sodaß
die Bifurkation fast 4 cm nach rechts steht. Im Sputum äußerst reich-
liche säurefeste Stäbchen vom Typus der Tuberkelbacillen (Institut
Prof. Ghon). Es handelt sich demnach um einen jener seltenen Fälle,
wo als Ursache einer Recurrenslähmung ein tuberkulöser Lungenprozeß
anzusehen ist, der offenbar durch starke Schrumpfung zu einer hoch-
gradigen Verziehung der Trachea geführt und jetzt auch
durch Zerrung den linken Nervus laryngeus inferior geschädigt hat.
Wien.
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 21. März 1919.
Emil Redlich: Was hat uns die Gehirnpathologie für die
Gehirnphysiologie gelehrt? Die moderne Gehirnphysiologie beginnt mit
der Entdeckung von Fritsch und Hitzig, daß sich durch elektrische
Reizung bestimmter Hirnrindenpartien umschriebene Muskelzuckungen
auslösen lassen und daß nach Exstirpation dieser Stellen Bewegungs
störungen bestimmten Charakters auftreten. Es hatte schon vorher die
Gehirnpathologie in dieser Richtung eigentlich entscheidendes Material
beigebracht. Vortragender gedenkt der Leistungen eines Broca,
Jackson, Munk, Exner, Monakow und-Anderer und hebt
‚hervor, daß der Hochstand der Leistungen des menschlichen Gehirns
seinen vollen Ausdruck in seinem Bau findet. Das Gehirn zeigt in
der WVirbeltierreihe eine kontinuierliche Fortentwicklung, an deren
Spitze das menschliche Gehirn steht. Charakterisiert ist diese Ent-
wicklung durch das allmähliche Überwiegen des GroßhirnS
über die anderen Gehirnabschnitte, die philogenetisch älteren Datums
sind, weswegen sie Edinger als Paläencephalon gegenüber dem
philogenetisch jüngeren Neencephalon bezeichnet, das sich mantelardig,
daher Pallium, über das Paläencephalon legt. Das genauere histologische
Studium der Hirnrinde hat weitgehende Verschiedenheiten im Zellaufbau,
charakteristische Schichtungstypen der einzelnen Windungen gezeigt.
An die Stelle der makroskopischen Betrachtung der Rinde ist die cyto-
architektonische Einteilung derselben getreten. Es ist zweifellos, daß
die eytoarchitektonischen Verschiedenheiten der Rinde’ eine funktionelle
Verschiedenwertigkeit bedeuten; man hat darum von einer motorischen,
akustischen, optischen Rinde usw. gesprochen. Ein Vergleich einet
Rindenpartie beim Menschen mit einer solchen beim Tier ist dabor nUr
bei Gleichheit oder. weitgehender Ähnlichkeit im histologischen Bil
gestattet. Vortragender zeigt, wie viele der alten Probleme der Ge-
hirnphysiologie Probleme geblieben sind, bespricht die Ergebnisse der .
Studien der sensorischen Centren (Munk, Monakow), der WI
kürlichen Bewegungen, der sensiblen Leistungen, der Organisation der
optischen Centren und wendet sich der Erörterung der BulrenlFe
Haltung des Menschen zu. Bei den Anthropoiden vorbereitet, }S
sie beim Menschen zur ständigen Art der Statik und Lokomotion 8°
worden. Der aufrechte Gang ist einer der Faktoren gewesen, der den
Menschen allmählich die Herrschaft über die Natur gewinnen ließ. Ab-
gesehen davon, daß dadurch der Überblick über die Umgebung u:
besserer wurde, das heißt der Mensch eine größere Sicherheit in 06
Vermeidung von Gefahren und’ eine bessere Ausnutzung von günstigen
Gelegenheiten gewann, war so die Umwandlung der vorderen Ex-
tremitäten aus einem Lokomotionsorgan zum reinen Greiforgan und in
weiterer Folge zum Instrument der menschlichen Handlungen W
4. Mai.
gebildet und gelangt von da ins Blut und wird in der Leber abgefangen.
Vortragender hat durch pharmakologische Untersuchungen zu ermitteln
gesucht, ob die Bilirubinbildung eine Partialfunktion der Leberzelle sei,
die auf neurogenem Weg zu beeinflussen sei, .etwa wie die. Gallen-
‚genelisch am deutlichsten beim Menschen, zweifellos die Tendenz, ge-
‚wisse hochqualifizierte Leistungen, soweit sie nicht eine beiderseitige
Inanspruchnahme der. Erfolgsorgane beanspruchen, nicht nur in eine
Großhirnhemisphäre .zu konzentrieren, sondern der gekreuzten Hemi-
Sphäre zuzuweisen; pathologische Erfahrungen haben es dem Vor-
tragenden nahegelegt, diesen Entwicklungsgang sogar noch nicht für
en zu halten. Warum aber gekreuzt?. Zu er-
vollständig abgeschloss
wähnen ist der geistvolle Erklärungsversuch Spitzers, der philo-
genetische Momente, eine Drehung des Darmrohres mit dem distalen
Anteil des Nervensystems um die Chorda heranzog, wodurch erstere
durch Vagusreizung gefördert, durch Splanchnicusreizung gehemmt
wird, oder die Zuckerbildung, die durch Adrenalin gefördert wird.
1:178000 im Lauf ‚von 90 Minuten auf 1:275000, um nach 41/2 Stunden
wieder anzusteigen. Atropin macht eine länger anhaltende Senkung.
mit dem prächordalen Teil ‘des Nervensystems, das dem Gehirn ent- r anzuste ch
einen Platz nicht verändert hat, in gekreuzte Verbindung | des Bilirubinspiegels, ebenso Cocain. Pilocarpin und Asthmo-
| lysin machen keine bestimmte Wirkung.. Hypophysin, Glan- `
‚Spricht und s
treten müssen. — Die Erforschung der menschlichen Sprache
| ist ureigenstes Gebiet der Gehirnpathologie. Grundpfeiler der Lehre
‚ud die Brocasche motorische Aphasie, das heißt der Verlust des |
Prechvermögens nach Läsion des Fußes der dritten Stirnwindung | das Extrakt des Vorderlappens wirkt stärker als das des
- links und die Wernickesche sensorische Aphasie, deren wichtigste | Hinterlappens. Hodenextrakt wirkt stark senkend. Die Ex-
| Erscheinung die Worttaubheit ist, durch Zerstörung des hinteren An- | trakte von Ovarium, Thymus und Thyreoidea sind
| teils der ersten linken Schläfenwindung. Dazwischen liegen die ver- | unwirksam. Von den die Gallensteinsekretion beeinflussenden 'Sub-
Schiedenen Formen der Aphasie. Die Erfahrungen über Apraxie und | stanzen wirken Natrium salicylicum, Natrium benzoicum
Agnosie haben erst ein Verständnis für manche aphasischen Störungen | und Podophyllin stark erhöhend, am. stärksten das letzterwähnte‘
ermöglicht, Von Interesse sind die Aufschlüsse, die das Studium der | Präparat. Morphin und Chloral sind unwirksam, ebenso Bitter-
. aphasischen Störungen über den normalen Sprachmechanismus gestattet | wasser. Die menstruellen Schwankungen sind ohne jeden: Einfluß ‘auf
. baben. Die sensorische Aphasie hat immer auch Störungen des Sprechens | den Bilirubingehalt, wie Vortragender durch Untersuchungen mit .
E Form mehr minder schwerer Paraphasie zur Folge. Entsprechend der | V. Hieß ermittelte. Die Schwankungen des Bilirubinspiegels sind, .
e wicklung der Sprache beim Kind, -webei die Nachahmung der ge- | wie Blutkörperchenzählungen ergeben haben, nicht durch Verdünnung .
Orten Worte in erster Linie steht, erfolgt auch später das Sprechen | oder Eindickung bedingt. Ebensowenig spielt, wie Versuche mit Oxalat-
| plasma ergeben haben, eine Variation in der Gerinnungsgeschwindigkeit.
J Anklingen des sogenannten Wortklangbildes und ist gestört,
om dieses, wie bei der sensorischen Aphasie, ausgefallen ist. Die
duitrin, Infundibulase (Parke -Daviš) und das Extrakt
bildung, die nach Untersuchungen aus dem _Asherschen Institut
Adrenalin senkt den Bilirubinspiegel; er sank in einem Fall von
.des Vorderlappens der Hypophyse wirken stark senkend;
des Blutes eine Rolle, wie man vielleicht im Hinblick auf die colori- ``
tié
maro Ma ti o o - , 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.18. = I Dee 8
Fertigkeiten ermöglicht. Freilich hat der Mensch durch den aufrechten | Schriftsprache wird immer auf Basis der- Lautsprache erlernt, daher Be
Gang auch eine gewisse Einbuße in anderer Richtung erfahren. Durch -| bleibt sie auch in der Folge von. dieser abhängig und leidet Not, paer!
die Entfernung des Geruchsorgans: vom Boden, der Hauptquelle der | wenn die Lautsprache gestört ist; die sensorische Aphasie z. B. ist AA
Gerüche, hat ersteres allmählich immer mehr an Bedeutung verloren, | immer von Alexie und Agraphie begleitet. . Daß das Gehirn Sitz der Ana PAW
daher denn auch der centrale:Apparat des Geruchssinnes, vor allem | Seele ist, für diesen zuerst 550 v. Chr. von Alkmaion v. Ķroton > ee ie Li
das Ammonshorn, beim Menschen verkümmert erscheint. Der auf- | ausgesprochenen. Satz hat. uns die Gehirnpathologie reichliche Beweise ` éi SETO
rechte Gang hat natürlich auch die mechanischen Bedingungen. des | erbracht. Wir: haben durch die. neuere pathologische Histologie der Ha. ii
Stehens und der Fortbewegung vom Grund aus verändert, indem nun | Gehirnrinde gewisse, für bestimmte Psychosen charakteristische Ver- Ei id A
die unteren Extremitäten allein diese Funktion übernehmen mußten,'| änderungen kennen gelernt. So haben die Arbeiten von Nißl- i a
wodurch natürlich die Erhaltung des- Gleichgewichts wesentlich er- | Alzheimer die pathologische Histologie der progressiven. Paralyse MER >
schwert wurde. Abgesehen vom Gesichtssion, kommt bei der Erhaltung | aufgedeckt; es..gibt pathologische Strukturelemente : der Gehirnrinde, bi Br
des Gleichgewichts, wie. übereinstimmend das Tierexperiment und die | die für manche- senile' Psychosen specifisch siod.. Das könnte die ! Hai,
Krankenbeobachtung zeigen, dem Kleinhirn die Hauptrolle zu.:| Hoffnung erwecken, daß wir vielleicht auf dem -Wege der Gehirnpatho- late
Meynert auf Grund anatomischer Befunde, M u n k nach experimen- |-logie auch dem Problem der Probleme menschlicher Erkenntnis, der. 4 El neu
tellen Ergebnissen beim Affen, haben auch das Stirnhirn mit der | Erklärung der psychischen Phänomene näherrücken HITE mi
Erhaltung des Gleichgewichts in Beziehung. gebracht. Auch neuere | könnten. Haben wir doch sogar Ansätze zu einer Lokalisation psy- Do
hirnpathologische Erfahrungen beim Menschen haben einiges Material | chischer Vorgänge. Meynert hat das .Stirnhirn mit der fort- prs: a
für eine solche Auffassung beigebracht. Gemeint ist das: zuerst von | schreitenden Ausbildung der psychischen Leistungen in Beziehung Tide Eee
Bruns beobachtete Auftreten ataktischer Störungen bei Läsionen des | gebracht. Die experimentelle Physiologie hat. sich. in gleichem Sinn | EIS ER
Stirnhirns, speziell bei Tumoren desselben oder der die Stirnteile ver- | ausgesprochen. Auch die Klinik hat uns in dieser Hinsicht allerlei T pr o
knüpfenden vorderen Balkenanteile, die sogenannte frontale Ataxie, die | Material beigebrächt. Einer strengen Kritik halten diese Anschauungen Andi 33
der cerebellaren Ataxie so sehr ähneln kann, daß Fehldiagnosen mit | nicht stand. Vorläufig erscheint die- von Meynert-Wernicke f E HENA
Kleinhirnaffektionen gar nicht sehr selten sind. Freilich handelt es sich | vertretene Anschauung, wonach bei, den geistigen Leistungen der Groß- y idi
hier um Erfahrungen, deren Bedeutung noch nicht mit aller Sicherheit | teil der Rinde in Funktion tritt, noch immer. als die wahrscheinlichere. Eu
klargestellt ist, vor allem nicht nach der Richtung, ob es sich. um ein | Es heißt überhaupt in der Verwertung ‚anatomisch-physiologischer Tat- ETG. i
dem Stirnlappen. selbst zukommendes Symptom handelt oder ob nicht. | sachen in physiologischer Beziehung sehr bescheiden sein. Nicht ein- MEET
. der Ausfall der Verbindungen zwischen Stirnhirn und Kleinhirn schuld- | mal die strenge lokalisatorische Sonderung der Wahrnehmungs- und N NER =
. .tragend ist. Die Rechtshändigkeit des Menschen oder, da es |. Erinnerungsvorgänge:hat sich festhalten lassen, obwohl Ziehen schon: lit T 4
~ auch Linkshänder gibt, die größere Geschicklichkeit einer Hand wird | von Erinnerungszellen und Empfindungszellen spricht. Noch weniger lH
‘hierauf besprochen. ‘Die Rechtshändigkeit der Mehrzahl der Menschen | sind wir dem Grundproblem, dem Verständnis des Psychischen, sei es AR a De
scheint sich erst allmählich ausgebildet zu haben, denn vieles spricht | auch nur der Empfindungen. aus .den materiellen Gehirnvorgängen aaa 2 5
: dafür, daß es ursprünglich viel mehr Linkshänder gab als heute; man | irgendwie nähergekommen. Daß die Psychologie etwa Gehirn- MJER
hat sogar davon gesprochen, daß es eigentlich zwei Variationen der | physiologie wird, dazu hat es noch weite Wege. Und wenn auch NA. A
Species Homo gäbe, eine rechtshändige und eine linkshändige Varietät. | zweifellos jeder psychische Vorgang ein physiologisches Korrelat hat, 1) e
“Anders ausgedrückt, bedeutet das, daß allmählich im Verlauf der | eines das andere beeinflußt, so klafft doch zwischen Physischem und BE:
Menschheitsentwicklung bei. der Mehrzahl der Menschen die linke | Psychischem eine Kluft, über die kein- Steg führt. Und wenn wir zu- DA AAA pores
Hemisphäre ein. Übergewicht über die. rechte erlangte, zunächst in | versichtlich sein wollten, könnten wir höchstens an Stelle des bekannten: MEIN. RN j
einer größeren Geschicklichkeit der rechten Hand sich kundgebend. | Du Bois-Reymondschen Ignorabimus ein Ignoramus setzen.. 3; ”;
Vielleicht waren Gründe der Ökonomie dafür maßgebend, daß die | J. Bauer: Physiologische Bilirubinanämie. Beim Menschen und Si) aapi o
-Innervation bestimmter schwieriger, komplizierter Bewegungen be- | bei bestimmten Tierarten ` findet sich de norma Bilirubin im Blut und ` Ai a
~ $onders in einer Hemisphäre ausgebildet wurde. Die wahre Bedeutung | im Serum. Beim Menschen tritt bei einer Konzentration, die 1: 50000 t I RAE ?
der Rechtshändigkeit “respektive ` Linkshirnigkeit der Mehrzahl der | übersteigt, Ikterus ein. In bestimmten Familien findet sich eine auf- AR al ji o
- Menschen hat erst die Pathologie aufgedeckt. Sie hat uns gezeigt, fallend hohe Bilirubinkonzentration im Blut. Die individuelle Konzen-' ` 3 lai e o oo
daß der rechtshändige Menseh auch mit der linken Hemisphäre spricht, | tration ist konstant, die Variationsbreite ist ziemlich groß. Bilirubin. BEN EHNFIN [i 2 a
indem nach Läsionen. bestimmter Rindenabschnitte der linken Hemi- | kann man in den Endothelien ‚der Capillaren der Leber nachweisen. IH Ic u p iia
Sphäre die Sprache verlorengeht. — Eines der schwierigsten Probleme | Es. gibt drei Erklärungsmöglichkeiten der physiologischen Bilirubin- anal Pi ERBEN
der Gehirnphysiologie ist die Frage nach der Bedeutung der ge- | anämie: 1. Bilirubin kann von. den Leberzellen in die Blutbahn ab- tk D eo
xreuzten Hemisphäreninnervation. Es besteht, philo- | gegeben werden, 2. es gelangt durch Rückresorption aus den Gallen- ION a 7932
| l wegen oder dem Darm ins Blut, 3. es.wird im ganzen Capillarsystem an rol E
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.
‚Art Abrechnung schon mitten drinnen.
metrische Bestimmungsmethode glauben könnte. Eine genaue Dis-
kussion des ganzen einschlägigen Materials führt zum Schluß, daß eine
physiologische Paracholie anzunehmen ist, deren höhere Grade für eine
Organminderwertigkeit charakteristisch sind. In klinischer Hinsicht wird
40 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
= 4, Mai. -
mitgeteilt, daß hohe Werte von Bilirubinämie sich bei kardialer Stauung
und traumatischem Hämatothorax fanden, niedrige bei Nephritis,
Tuberkulose und anderen zur Kachexie führenden Krankheiten ge- -
funden wurden.
Rundschau.
Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts.
Von
Prof. Dr. med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe.
l OON f (Fortsetzung aus Nr. 17.)
Was rühmten die Mediziner am Gymnasium, das ihre Stu-
denten doch in voller Ahnungslosigkeit des Inhalts ihres künfti-
gen Berufs erhielt? Wir sehen von Kleinlichkeiten ab; der alte
Virchow etwa regte sich darüber auf, daß die Absolventen
des „neuen“ Gymnasiums bereits zu wenig Griechisch lernten, um
ein Wort wie „Kreosot“ noch richtig ableiten zu können. Sie
rühmten die selbständige Denkfähigkeit, die geistige Beweglich-
keit, die intellektuelle Arbeitszucht, mehr als alles dies aber noch
den „Idealismus“, den die nicht auf nützlichen "Wissenserwerb
gerichtete, inutilitare Gymnasialbildung im Gegensatz zu der utili-
taren Realschulbildung sichere!). Damit war die sachliche Aus-
einandersetzung nicht erleichtert. Denn ein Kampfruf wie
„Idealismus“ verlegt die Beweise ins Deduktive, andernfalls wird
seine Beweisführung grob persönlich; es ist gewagt, den faktischen
Realschulabsolvenien Idealismus abzusprechen, so hat man denn
darzutun, daß die Bildungsweise des Gymnasiums „naturgemäß“,
„notwendig“ der Pflege des Idealismus zugute komme. Als empi-
rische Belege wurden mit Vorliebe vergangene Tatsachen aufge-
führt: die Männer der Reichsgründung, des gewaltigen natur-
wissenschaftlich-technischen Aufschwungs seien durchweg ehe-
malige Gymnasiasten gewesen. Mit exzeptionellen Persönlich-
keiten etwas zu beweisen, ist immer mißlich; Ausnahmemenschen
spotten jeder Schule. Es ist ein rührendes Zeichen für die tief-
erzieherische Veranlagung der Deutschen, daß sie sich immer
einen Schulmeister suchen müssen, dem sie ihre Aufstiege ver-
danken: die Schlacht von Königgrätz sollte die preußische Volks-
schule geschlagen haben, das Reich wurde dem Gymnasium aufs
Habenkonto geschrieben, der Weltwirtschaftsaufschwung der neu-
wilhelminischen Zeit mußte sich als Hochschulfrucht preisen
lassen. Den Schulen ist damit nicht bloß gedient. Sie geraten
dabei in die Gefahr, auch einmal für einen Zusammenbruch ver-
antwortlich gemacht zu werden — heute stehen wir in dieser
Und das Gymnasium
wird nicht leugnen können, daß es auch noch neun Zehntel der
Generation gebildet hat, .deren materialistischer Machtrausch,
deren krasse Entgeistigung deutschen Lebens uns heute als ein
wesentliches Element der Schuld an dem nationalen Einsturz von
1918 zum Bewußtsein kommt.
Jede höchste Bildung kann nur „humanistisch“ sein, denn
auch alles Sachwissen wird Bildungselement erst durch seine Be-
ziehung auf das Problem des Menschen, das Problem von Zweck
und Sinn seines irdischen Daseins. Diese Beziehung kann zeit-
weilig sehr unmittelbar oder sehr verwickelt sein), aber irgend-
wie stellt sie immer den roten Faden in aller Bildungsmöglichkeit
dar. Jedoch, wir hier haben keine Zeit, auf die Bildungsfrage
des Mediziners abzuschweifen. Es läßt sich ruhig sagen, daß so-
viel „Bildung“, wie man sie vom Ar2t, als dem Träger eines
höheren Berufs, erwartet, jede Schulart gewährleistet, nur eben
jede in ihrer besonderen Schattierung. Richtig bleibt, daß die
sprachlich-literarisch-geschichtliche Wissenssphäre gleichsam eine
besonders nahe Verwandtschaft zu den Bildungsdingen hat und
daß die mathematisch-naturwissenschaftliche eher Gefahr läuft, ein
reines Sach- und Fachwissen zu bleiben. Warum das so ist, entzieht
sich hier der Auseinandersetzung: es ist so. Darum hat schon
1). So z.B. Hugo Dippe (der heutige Vorsitzende des
Deutschen Ärztevereinsbundes) in einer kleinen berufsberaterischen
Broschüre „Der Arzt“, die in den neunziger Jahren erschienen und
damals viel benutzt worden ist; und viele Andere ähnlich bei den
verschiedensten Kundgebungsanlässen | | |
2) Für das Problem der Technik (und ihrer Hochschule), das mit
dem Problem der Medizin selır viele Parallelen aufweist, habe ich die
Beziehung zum Bildungsproblem, und im Zusammenhang damit not-
gedrungen auch dieses selber abgehandelt in meiner ‚Untersuchung
„Technik und Bildung“, die in der (österreichischen) „Rundschau für
Technik und Wirtschaft‘ 1908, Nr. 20—24, . erschienen ist.
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Friedrich Paulsen gefordert 1), daß die Realschulen, wollen
‘sie vollwertige Bildungsstätten sein, ihren Schwerpunkt ebenfalls
nach der humanistischen Seite legen; nur eben, daß sie den Huma-
njsmus in den Schätzen der Muttersprache, überhaupt der lebenden
Sprachen und ihrer Literaturen und der modernen Geschichte
suchen, und daß sie die Kulturwerte des mathematisch-natur-
wissenschaftlichen Erkennens einleuchtender und eindrucksvoller
herausstellen, als es dem alten Gymnasium beim besten Willen
möglich ist. Daß dann die Beschäftigung mit der sprachlichen,
literarischen und geschichtlichen Antike wirklich „humanior“ sei,
ist ein Dogma, das nur geglaubt, aber nicht bewiesen werden kann
und das überdies, fürchten wir, falsch ist. |
Selbst wenn man am Begriffe der Bildung (einem, wie nicht
genug betont werden kann, überaus schillernden, schwer zu um-
schreibenden Begriff) das Ethische stärker betont als das Intellek-
tuelle, also an Charakterbildung, Herzensbildung, Gemütsbildung,
Persönlichkeitsbildung denkt, ist nicht einzusehen, wieso alles
dies aus dem Altertume mehr Nahrung saugen sollte als aus dem
Mittelalter und der Neuzeit. Der antike Mensch, richtig gesehen
— und eine auf Illusionen aufgebaute Persönlichkeitsbildung kann
kein Glück sein, da sie Gefahr läuft, mit dem Schwinden der
Illusionen selber brüchig zu werden —, steht uns in vielem Ent-
scheidenden (etwa in der Stellung zur Arbeit, zur Menschheit,
zum Göttlichen) sehr fern und kann uns darum nur noch sehr
begrenzt ein Erzieher sein. Richtige, nicht „realistische“, sondern
„humanistische“ Ausschöpfung des mittelalterlichen :) und neu-
zeitlichen Lebensstoffes vermöchte der altsprachlichen Humanistik
nach meiner Überzeugung mindestens (mindestens!) Eben-
bürtiges zu leisten, gerade für den Durchschnittsschüler, mit dem
allein gerechnet werden kann — und leistet es schon heute vieler-
orts. Letzten Endes sind das natürlich Angelegenheiten der Le-
bensanschauung des einzelnen und der in ihr ruhenden geistigen
und sittlichen Persönlichkeitsideale; aber der Dünkel, daß es
sich nur auf der einen Seite um „Ideale“ und um „Idealismus“
handle, entspricht, höflich ausgedrückt, nicht mehr recht der Zeit-
age. Er wird immerhin entschuldigt durch die Tatsache, dab
manche Realschulen das reine Nützlichkeitswissen noch immer
zu stark unterstreichen (was bei Dingen, die, wie Naturwissen-
schaft und lebende Sprachen, nun einmal praktischen Wert ha-
ben, auch schwerer zu vermeiden ist als bei Luxusartikeln, wie
griechischer Dichtung) und daß die Überlieferung diesen Anstalten
einen starken Zustrom von Schülern zuführt, die vor allem Nütz-
lichkeitswerte im Unterricht suchen, ja durch ihre materielle
Lage zu suchen genötigt sind. Das humanistische Gymnasium.
hat gut „ideal“ sein; man möchte von seinen Insassen mit
der Ironie F. A. Langes an D. F. Straußens Ethik sagen:
ihre Mittel erlauben es ihnen. |
‚ Tatsächlich wird sich danach, das ist nicht zu leugnen,
ein „geistigeres“ Plus zugunsten des Gymnasiums auch heute
noch ergeben; der Gymnasialabiturient tritt im Durchschnitt noch
immer als der „feiner Gebildete“ in die Berufsstudien ein. Man
braucht das nicht zu unterschätzen, aber die Hauptirage ist doch
die der Vorbildung. Welche Schulun g ist für den künftigen
Arzt die bessere, die gymnasiale oder die „reale“? Der Arzt (und
eben schon der Mediziner) hat es ebensosehr mit Dingen wie
mit Menschen zu tun. Er nimmt darin eine Mittelstellung l
ein zwischen dem Lehrer etwa, der es wesentlich mit Menschen,
und dem Ingenieur, der es fast ausschließlich mit Dingen zu
schaffen hat.ı Der Arzt, der gute Arzt muß eine ebenso reali-
stische wie humanistische Berufspersönlichkeit sein. Er un
Einzelheiten scharf beobachten und auffassen und verknüpfen un
folgern, aber er muß auch — gerade als „Hausarzt“, als Medicus
practicus — den Menschen als Persönlichkeit verstehen und be-
. <) Im Schlußabschnitt seiner „Geschichte des gelehrten Unter
richis“ sowie in der kleinen Streitschrift . Das Reslgymnasium und die
u Bildung“, | „ : an
ch erinnere an die Befa Tage mit dem tT
der „Gotik“. Über das Erziehungsideal der „gotischen“ Deutschen :
handelt sehr lehrreich Ernst Trölts ch in seinem Vortrag „Huma
nismus und Nationalismus“, 1915.
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raten können. Allerdings, wie eingangs schon.erörtert ‚worden
ist: die Entwicklung der Heilkunde bewegt sich in der Richtung
eines wachsenden Vorrangs des Sachlichen und eines Zurück-
tretens der persönlichen-Werte. Und darum fallen wohl heute
die Schwächen der gymnasialen Schulung manchem medizinischen
Lehrer schon mehr ins Auge.: Man ist noch immer sehr bescheiden
und legt keinen Wert darauf, daß-der stud. med..des ersten Se-
mesters schon einen Kenntuisliaufen an Biologie, Chemie usw.
mitbringe. Soviel .er benötigt, will man ihn’ selber lehren.
Aber man stutzt doch hier und da vor seinem Mangel an Beobach-
tungsvermögen, an sachlicher Beschreibungsfähigkeit, an induk-
tivem Schließenkönnen?). Es ist nicht Wissen, sondern Schu-
lung, nicht etwas Materiales, sondern etwas Formales, das ver-
mißt wird. Früher. gab man sich damit zufrieden, nahm es sogar
als einen Vorzug, daß. der Gymnasiast mit den humanistischen Not-
wendigkeiten des künftigen Arztes sich erfüllt.habe, der Student
die realistischen sich erwerbe. Heute sehen manche doch schon, daß-
die Erwerbung der realistischen (durch die formale’ Einseitig-
keit der sprachlich-literarisch-historischen Gymnasialbildung, er-
Andere bestreiten das auch jetzt noch. Es ist
schwert. wird.
Wer recht hat? Das
schwer und heikel, Stellung zu nebmen.
„Recht“ liegt wohl abseits beider Parteien. * Worauf es. ankommt,
ist überhaupt nicht der . Unterrichts s t off, ‘sondern das Unter-
richtsverfahren der: Schule. | A
‚.. Mathematik und Physik können genau so „tot“ bleiben,
wie Latein und Griechisch als Idiome- es sind. Wenn so viele Real-
absolventen ihre gymnasialen Wettbewerber im Medizinstudium
um kein Jota an intellektueller Schulung übertreffen und an
geistiger Bildung womöglich hinter ihnen zurückstehen, so liegt
das an der Art, wie sie mit den „realen“ Fächern befaßt worden
Heute, wo nicht bloß die Gleichberechtigung der drei
höheren Schularten eine Tatsache geworden ist, an der auch kein
Gymnasialpharisäer mehr rütteln kann, sondern wo wir der „Ein-
= aeitsschule“ zusteuern, das heißt der größten Erleichterung der
Übergangsmöglichkeiten von einer Schulform zur anderen, tritt
Ihr Gemeinsames gegenüber allem Trennenden pädagogisch durch-
aus in den Vordergrund. Die Medizin hat kein stichhaltig er-
~ wiesenes Interesse daran, ob einer vom Gymnasium oder Real-
gymnasium (oder Reformgtymnasium) oder von der Oberrealschule
` komme (dem letzteren das bißchen Latein für die Terminologie
© und Rezeptur beizubringen, wäre, eigentlich auch Universitäts-
. sache, da dieses reine Nutzwissen wirklich nicht der ganz anders
orientierten Schule aufgehalst werden sollte) — aber sie wird
hoffentlich ein Interesse daran nehmen; daß jeder auf jeder dieser
Schulen mit dem Ergebnisse höchster realistischer und huma-
nistischer Schulung. unterrichtet worden sei.
Zuviel verlangt? Keineswegs. Wer die Berufswege geht,
auf denen ihm vorwiegend 'der Mensch begegnet, dem. wird sach-
liche Denkschulung nichts schaden, aber in vielen einzelnen:
Angenblicken nützen können. Wer es -künftig vorzüglich mit
Dingen zu.tun hat, für den ist -der humanistische Wesenseinschlag'
geradezü unentbehrlich, wenn er. nicht im trocknen Sachkönnen
‚und damit im Unheil und Stumpfsinn spezialistischer Utilität ver-
Sumpfen soll. Der Mediziner braucht beides.. Die Schule mag
Sich nennen, wie sie wolle, sie mag unterrichten, was sie wolle:
im Wie? ihres Unterrichts gibt es für alles höhere Schulwesen
“n unbedingtes Soll. Es heißt: die lebendige Methode
— und indem wir von ihr sprechen, stehen wir schon mitten in
der Hauptforderung, die wir nicht bloß àn die. Vorschulung des
ediziners, sondern anı die medizinische Erziehung selber, ans
der Heilkunde, an die Berufsausbildung. des Arztes
stellen. Es möge ganz scharf und schroff formuliert werden: jede
Medizinische Studienreform wird: abermals Fliekwerk und Pfusch-
werk sein, die nicht den pädagogischen Leitgedanken der leben-
digen Unterrichtweise ihrem Umgestaltungswerke zugrunde legt.
une von Ärzten, die diesen Namen verdient, wird
HE nur auf diesem Grunde möglich sein. |
V.
Als die lebendige Unterrichtsmethode - die ‚ersten Breschen
Nahon" Fächer beherrscht hatte, ist ihr der Vorwurf ‘blanken
utzstrebens nicht erspart geblieben. "Was lag näher, einem
er mit seiner Quinta sofort französisch parlierte und den
Striche, Ein Pathologe vom Range Orth s hat- dies besongors unter-
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Vokabelschatz nebst der Grammatik aus den ganzen Sätzen, ja
Lesestücken herleitete, deren intuitives- Verstehen durch ding-
liche Veranschäulichung ermöglicht wärd- — was lag näher, als
' ihm unterstellen, er ziele darauf ab, möglichste Gewandtheit im
‚ fließenden. Gebrauch der banalen Alltagssprache als Schulziel auf-
zurichten? Dieses Resultat war ja vordem: aufs glücklichste ver-
mieden worden. Während das alte Gymnasium noch. seine
Schüler lateinisch reden, ja sogar „dichten“ gelehrt hatte, ver-
ließ man das neue, obne einen glatten fremdsprachlichen Satz
‚sprechen zu können. Wir haben, anfangs der neunziger Jahre, bei ,
‘einem nicht einmal schlechten Lehrer, der freilich weder Frank-,
reich noch England je: betreten, auf meinem Realgymnasium -in
acht Jahren eines ‚Unterrichts, 'der.in den. meisten Klassen fünf
Wochenstunden beanspruchte, zwar die Grammatik .und- Syntax
bis in alle Winkelchen uns angeeignet, recht Schwierige Autoren
(wie Taine mit den ‚„Origines“) gelesen, aber Aufsätze fabriziert,
. die immer übersetztes Deutsch blieben, und mündlich mit Mühe
und Not. eine Unterhaltung stammeln und „gacksen“ gelernt. . So
war es damals die Regel. Als ich die Universität bezog, merkte ich
zu meinem Troste, daß die Mehrzahl meiner gymnasialen Kommi-
litonen mich um ‘mein’ staunenerregendes französisches Wissen
und — Können beneidete. Ich habe einen neusprachlichen Lehrer, -
als die lebendige Methode aufkam, mit vernichtendem Hohn
sagen, hören: „Ein fundamentaler Gewinn! Wenn einer jetzt
| durchs Abitur fällt, 'so kann er doch wenigstens gleich in Paris
Kellner werden.“ Und vom entsprechend umgestalteten natur-
kundlichen Unterricht!) meinte ein altmodischer Direktor (ein in
‘seiner Aft sehr tüchtiger Mann): „Ganz der spielerische, unernste
Zug der Zeit! Naturbeschreibung, früher eine‘ Stunde ernster
"Arbeit der Klässe, das bedeutet nunmehr: die Jungen stehen mit
dem Lehrer tm Hofe. umher und sehen sich an, wie Käfer auf
Sträuchern herumkrabbeln.“ Allotria oder Nutzlernerei, das
waren die Vorwürfe. gegen die lebendige Methode. E
> — In Wahrheit wurde erst mit ihr der Unterricht erziehe-
risch ausgeschöpft. „Idealismus“ besteht .nicht darin, möglichst
lebensfremd und ünpraktisch zu bleiben.. Dann wäre er leichter
als er ist! Die tiefe pädagogische Einsicht der. lebendigen Me-
‚thode ist die: daß nur diese Unterrichtsweise es vermag, alle
sachliche, analytische, schließende und erklärende Intellekt-
schulung zu leisten un d dabei das lebendige Verstehen.der irratio-
nalen Zusammenhänge, den Sinn für jene Ganzen, die vor allen
Teilen sind, und -alle Teilungen überdauern, das Bewußtsein des‘
dynamischen Flusses von Werden und Vergehen zu erhalten und
zu reifen. Die Sprache: nicht. ein ‚Uhrwerk, das man. aus’ den
Achsen, Rädchen, Steinen und Federn der Vokabeln, der Dekli-
nations- und Konjugationsformen, der Ausnahmen und Unregel--
mäßigkeiten, der. regierenden Präpositionen und Konjunktionen,
der Satzstellungen und Sätzeordnungen usw. zusammenfügt, 'son-
dern eine lebendige Schöpfung, , deren Verstehen : immer ein
geheimnisvoll mitschaffender Akt unseres Unbewußten bleibt und.
deren Gesetze nicht toter Lernstoff, sondern Niederschlag der er-
kennenden Kräfte der Sprechenden selber sind, durch welche
die Beherrschung des Naturgewordenen gesichert wird. Noch.
mehr fast die Natur: nicht.ein Herbarium oder. Naturalienkabinett,
sondern ein unablässiges Leben und ‘Weben, dessen tiefe, un-
erbittliche Gesetzlichkeit desto imposanter wirkt, je unmittelbarer
sie im Belauschen der Kausalität und in ihrer experimentellen Er-
probung, nicht im Auswendiglernen ihrer Formeln, zum Bewußt-
sein gelangt. Erkennen, und Erleben, Sachlichkeit und Mensch-
lichkeit, Wissen und Wirken, oder wie man die Gegensätze: fassen
will, reichen sich nur in dieser Unterrichtsweise_zu fruchtbarer
_ Ergänzung je ihrer höchsten Steigerungen die Hände,
. Die lebendige Methode ist. nicht etwa neu; nicht etwa, was
manchen Geistern: den ärgsten Schrecken bedeutet, „modern“. Sie
ist — was hier entwicklungsgeschichtlich eben nur angedeutet
werden kann — ein: Besitz aller großen. Lehrepochen, gewesen.
Die sokratische Lehrweise ‚bedeutet nur eine Erscheinungsform
von ihr. Sie war, wie man in Friedrich Paulsens inhalts-
voller „Geschichte des gelehrten Unterrichts“ (namentlich auf
S. 293 ff.) nachlesen kann, sogar dem: Humanismus des 16. Jahr-
hunderts noch nicht ganz abhanden gekommen: der dem griechi-
schen . Alphabeta-Schützen frisch und resolut àm ersten Tage
den — Demosthenes in die Hand gab. Keiner hat sie enthusiasti-
-~ 2) Eine sehr anziehende Schilderung ‘von diesem gibt ein Pionier
der lebendigen Methode, Prof. Ludwig Stelz: von der. Liebig-
realschule in Frankfurt. a. M., in deren Festschrift 1905,.8. 81—1 09.
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452 -
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18.
4. Mai.
scher gefeiert, eindrucksvoller gefordert als der junge Herder, |
den Rousseaus Evangelium erfüllte; und erst als die „zweite Auf-
klärung“ (jene mechanisierende und zerstückelnde Zeit, die für
. Deutschland um 1830 bis 1840 einsetzt) ihrer vergaß, mußte. sie
in den achtziger Jahren von den Neuphilologen wieder entdeckt
werden. Viötors anonyme Flugschrift „Der Sprachunterricht
muß umkehren“ (1882) schlug die Bresche. Die stiefmütterlich
. behandelte Naturkunde zog rasch Nutzen aus der Bewegung; dann
strömten in ihr junges Wildwasser die stattlichen Zuflüsse der Ar-
beitsschul- und Werkunterrichtsidee!). Heute ist die Verlebendi-
gung des mathematischen Unterrichts, von Frankreich längst ver-
wirklicht, die harte Nuß der deutschen Pädagogik, über die sie zu-
nächst einmal ein vorbereitendes Werk von neun Lexikonbänden
zutage gefördert hat?). (Woraus erhellt, daß die deutsche Gründ-
lichkeit durch die lebendige Methode nicht beeinträchtigt wird.)
Alles in allem: ihre Wiedererweckung ist eine bedeutende Tat
des Realschulwesens. Die Gymnasialpädagogik des letzten Jahr-
hunderts, die ihrer Schule immer nur Konzessionen anflickte, hat
dem nichts Ebenbürtiges an die Seite zu stellen. Eine mächtige,
wahrhaft idealistische Selbstbesinnung ist damit vom Realschul-
tum ausgegangen. Das muß doch gesagt sein für alle, die den.
- deutschen Idealismus immer wieder der Humanistenschule in Erb-
pacht geben möchten. (Fortsetzung folgt.)
Methylalkoholvergiitungen.
Schon wiederholt ist seit dem durch Methylalkohol enthaltenden
Schnaps verursachten Massensterben in Berlin in der Weihnachts-
woche 19113) auf die beträchtliche undspecifische Giftigkeit
des Methylalkohols hingewiesen worden‘) und, obwohl im Gebiete
des Deutschen Reiches durch Gesetz vom 14. Juni 1912 ($$ 21 und 24)
unter Androhung schwerer Strafen verboten ist, Nahrungs- und Genuß-
mittel — insbesondere Trinkbranntwein und sonstige alkoholische Ge-
tränke — Arzneimittel, Cosmetica usw. so herzustellen, daß sie Methyl-
alkohol enthalten, oder solche Waren in den Verkehr zu bringen oder
aus dem Ausland einzuführen, sind doch auch in der letzten Zeit
wieder schwere Vergiftungen (Erblindung) durch den Genuß eines
. methylalkoholhaltigen Kognakgetränks und durch Trinken eines mit
Methylalkohol bereiteten Ameisenspiritus beobachtet worden.
= Der Arzt wird also trotz der bestehenden gesetzlichen Verbote
der Herstellung und des Verkaufs solcher Getränke damit rechnen
müssen, Vergiftungen durch Methylalkohol zu begegnen. Die Plötz-
lichkeit und Heftigkeit der Erscheinungen: außer-
ordentlich schwere Magen- (und Darm-) Schmerzen, die
sich bis zu Kolikenr, in denen der Erkrankte sich auf dem Boden
windet, steigern können, heftige Kopfschmerzen, Schwindel,
Unruhe, Sehstörungen (weite Pupillen, schließlich ‘Amblyopie,
Amaurose), keine Anzeichen des Alkoholrausches,
müssen den Verdacht auf Methylalkoholvergiftung
wecken. Unter Umständen ist zur Sicherung der Diagnose das Erbrochene
und der Harn auf Methylalkohol (H CH20H) beziehungsweise Ameisensäure
(5 °COOH) zu untersuchen’). Zur Strafverfolgung bedarf es nicht mehr
wie früher des Nachweises der Gesundheitsbeschädigung®); es genügt
zur Anzeige an die Polizeibehörde oder die Staatsanwaltschaft die Tat-
sache, daß das betreffende Getränk Methylalkohol enthält, um auf
Grund der genannten $$ 21 und 24 Bestrafung zu erwirken. R.
Tagesgeschichtliche Notizen. |
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Der Fürsorge für das körperliche und sittliche Wohl der Jugend
hatte bereits während des Krieges die Staatsregierung sich in meh-
reren Erlassen zugewendet. Diese Förderungen führten dann vor etwa
Jahresfrist zu der gesetzlichen Verordnung, welche den Städten auf-
erlegte, Jugendämter zu gründen.
1) Hierüber existiert schon eine Flut — recht ungleichwertiger —
Literatur. Eine der besten Proben davon: Kerschensteiner,
Der Begriff der Arbeitsschule (1912); viele Einzelheiten in Denzer,-
Schaffen und Lernen (1909).
+) IMUK, Veröffentlichungen der Internationalen Kommission für
die Reform des mathematischen Unterrichts. (Leipzig, Teubner.)
3) Vgl. diese Zeitschrift 1912, S. 182 und S. 592.
4) Ebenda 1917, S. 409 und 570.
5) Vgl. den Artikel „Methylaikohol“ von E. Rost in der Real-
enceyclopädie der ges. Heilkunde 1914, Bd. 15, S. 746.
6) Auch der unerklärlicherweise ausgesprochene Zweifel an der
Giftigkeit des (absolut) reinen Methylalkohols (Grumme, Methyl-
alkohol nicht giftig?, Fortschr. d. Med. 1918, S. 164) ist belanglos.
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Diesen Jugendämtern ist die
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8,
körperliche und sittliche Beaufsichtigung und Versorgung der Jugend,
und zwar nicht nur während der schulpflichtigen Jahre, sondern auch
nach der Entlassung aus der Schule anvertraut. — Gleichzeitig mit,
diesen Bestrebungen zum Wohle der Jugendlichen gingen bereits da-
mals Anregungen von verschiedenen Seiten aus nach Richtungen, die
sich in ähnlichen Babnen bewegten. In verschiedenen deutschen Groß-
städten wurde eine Neuordnung der Armenpflege vorge
nommen und zu diesem Zweck Wohlfahrtsämter gegründet. Es
ist vielleicht mit auf die Anregung der jetzt zu größerem politischen
Einfluß gelangten Frauenvereine zurückzuführen, daß eine Frage, welche
ebenfalls bereits vor Jahrzehnten viele sozialinteressierte Menschen be-
schäftigt hatte, jetzt von neuem in Fluß gebracht worden ist. So ist
der preußischen Landesversammlung von den Abgeordneten Dr. Struve
und Genossen der Antrag zugegangen: „Die Staatsregierung zu er-
suchen, schleunigst einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den die
Überwachung der Prostitution grundsätzlich umgestaltet wird. Ord-
nungs- und anstaltspolizeiliche Ausnahmebestimmungen sind zu besei-
tigen, die bisherige Sittenpolizei ist unter völliger Loslösung von der
Kriminalpolizei in ein ausschließlich gesundheitlichen und pfleglichen
Zwecken dienendes Amt umzuwandeln.“ .
Die Fürsorge für sittlich gefäbrdete Mädchen ist in verschiedene
Großstädten des westfälischen Industriegebietes, ferner in Altona von
seiten der Kommunalverwaltungen auf die neue Grundlage werktätigen
Eingreifens und schonender Fürsorge gesetzt worden. Es ist zu er-
warten, daß auch andere größere Gemeinden diesen Beispielen und
Anregungen folgen werden und durch diese Fürsorge für sittlich ge-
fährdete Mädchen eine Aufgabe übernehmen werden, deren Erfüllung
als eine Verpflichtung der Gesellschaft zu betrachten ist. — Kürzlich
hat die demokratische Fraktion der Berliner Stadtverordnetenversamm-
lung beantragt: den Magistrat zu ersuchen, die erforderlichen Schritte
zur Einrichtung eines Pflegeamts für sittlich gefährdete Mädchen zu fun.
Der Deutschösterreichische Tuberkulosetag, der am 6. April in
Wien stattfand, beschloß, durch die interalliierte LebensmittelkommissloD
der Pariser Konferenz folgende Eingabe zu übermitteln: Die auf dem
Deutschösterreichischen Tuberkulosetag versammelten Vertreter aller
an der Tuberkulosebekämpfung beteiligten Körperschaften Deutsch-
österreichs, die in der Tuberkulosebekämpfung stehenden Ärzte und Für-
sorgeschwestern, die schaudernd sehen, wie seit vielen Monaten die
infolge der Hungersnot furchtbar um sich greifende Tuberkulose In
wachsender Zahl Opfer fordert, wie diese Hungersnot Kinder und
Jugendliche schwächt, und so auf Jahrzehnte hinaus die Volksgesund-
heit schwindet, verlangen im Namen der Menschlichkeit, daß diesem
furchtbaren Hungerkriege, der gegen ein waffenloses Volk, gegen seine
Frauen und Kinder geführt wird, endlich ein Ende gemacht wird, daß
Deutschösterreich und dem übrigen Deutschland durch Aufhebung aller
Verkehrsbeschränkungen, durch Beistellung der nötigen Lebensmitte
und Transportmittel die Möglichkeit geboten wird, seine Bevölkerung
in ausreichendem Maße zu ernähren.
: Wien. Der Ausschuß der wirtschaftlichen Organisation der
Arzte hat sich als Zentralärzterat für Wien konstituiert. 91e
persönliche politische Betätigung des einzelnen Arztes wird durch den
‚Beschluß nicht berührt, der den Willen ‘der geeinigten Ärzte darüber
zum Ausdruck bringen soll, in jeder Gesellschaftsordnung das gesund-
heitliche Wohl der Bevölkerung und die damit verknüpften Interessen
des ärztlichen Standes zu schützen. Der Zentralärzterat ist allen poli-
tischen Vereinen gegenüber die einzig verhandlungs berech-
tigte Ärztevertretung.
Wien. Die wirtschaftliche Organisation des Ärztevereins el
sendet an die organisierten Ärzte Merkblätter, welche das No
wendigste über Steuersätze, Kriegssteuern und Steuerzuschläg®
enthalten. Zur Einzelinformation stehen unterrichtete Hilfskräfte z0r
Verfügung.
Wien. Dieimmer bedrohlichere Ausbreitung des Dee
typhus veranlaßte die Ukrainische Regierung, durch ihre Sei |
schaft in Wien bei der Deutschösterreichischen Regierung sanitär Ss ñ
leistung anzusprechen. ` Über Vorschlag des Deutschösterreichiseh®
Staatsamtes für soziale Verwaltung hat die Ukrainische Gesandtscha”
die Österreichische Gesellschaft vom Roten Kreuz ersucht, eine gTO =
Hilfsexpedition zur Bekämpfung des Flecktyphus in der Ukraine ppa
zurüsten.. Die Bundesleitung hat sich im Einvernehmen Be
Deutschösterreichischen Sanitätsverwaltung als Zwischenstelle zut Btem
fügung gestellt und die notwendigen Organisationsarbeiten mit gr Fat-
Nachdruck in Angriff genommen. Das Rote Kreuz bereitet zA ps-
sendung von zwei mobilen Epidemiespitälern, vier mobilen Desinfe pile
stationen, zwei bakteriologischen Feldlaboratorien und einer MO ög-
Entlausungsanlage vor. Als Expeditionsteilnehmer werden — m :
lich flecktyphusimmune — Ärzte, Desinfektoren, Pfleger und Tilegt
rinnen, die einer slawischen Sprache mächtig sind, angeworben.
Prof.
Hochschulnachrichten. Freiburg i Br ` nstitut,
Trendelenburg, erster Assistent am Pharmakologischen
‘hat einen Ruf als Ordinarius und Direktor des Pharmakologisehöl
Instituts in Rostock erhalten. — Geh. Rat Kraske, Direo jek.
Chirurgischen Klinik, tritt am 1. Oktober 1919 vom Lehramt 20 7"
U l- À a n nn = T ? = Er | 3 j Es E 7 | : Ag l Í > j a.
e] -Nr.19 (753) -05 A o a Me Mai 1919.0 o o
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Ar - Wochenschrift für praktische Ärzte_
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ieten Dr. Stem E Br ee e et | i | aa,
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alte jis k 7 Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg í Urban & Schwarzenberg
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und pigi
i artige Symptome als Röntgenwirkung bei Leukämien und als Vaccinewirkung bei Abdominaltyphen und die:Pathogenese dieser Erscheinungen.
A. Böhme, Malariabeobachtungen im Westen, R. Pophal, Ungewöhnliche Körpergewichtsschwankungen: als: Folge einer durch die Kriegskost
bedingten Polynykturie. Schwermann, Die Bedeutung der Masern und des Keuchhustens für die Pathogenese. der Kindertuberkulose.
E. Guth, Ein Beitrag zur fraglichen Infektiosität des Skorbut. — Aus der Praxis für die Praxis: E. Brodfeld, Hyperbydrosis. — Referatenteil:
H. Gerhartz, Zur Pathologie der Lungentuberkulose. — Aus. den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. —
Unterrichts (Fortsetzung). L. Michaelis, Oskar Hertwig. — Tagesgeschichtliche Notizen.
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortainalbeiträge vor,
.. Sebon vor dem Krieg war es darum klar, daß, um in einem
Lande eine Volksvermehrung zu erzielen, die Zahl der Geburten.
| erhöht oder die Zahl der Todesfälle herabgedrückt werden müsse.
‚Mitten in solche Diskussionen, die Nationalökonomen und Politiker
‚beschäftigten, kam der Krieg, der nach- beiden Richtungen hin’
Aus der I.- Universitäts-Frauenklinik in Wien. |
Über den Einfluß des Krieges auf die _
Frauenheilkunde). > .--
den Auüstalten als auch außerhalb der Gebäranstalten, in’ Wien
Wenn wir_ nach einer Unterbrechung von zwei Semestern
sowie im Flachland Niederösterreich ein Abnehmen der Geburten
‚ „un wieder den Unterricht an-unserer Klinik aufnehmen, hoffent-
lich um ibn nunmehr ohne Unterbrechung: weiterzuführen, so sehe :
‚Ich in überwältigender Mehrzahl Herren vor mir, die sechs und’
mehr Semester im. Felde gewesen ‚sind und die den Verhältnissen
‚unserer Klinik im speziellen und der Frauenheilkunde im all-
gemeinen. fremd gegenüberstehen. Und da erscheint es nicht un-
angebracht, zu untersuchen, welchen Einfluß dieser furchtbare
Krieg auf unsere Disziplin genommen hat. SEE
.' „ _ „Der männermordende Krieg und die Frauenheilkunde?! Sollte
‚der eine. wirklich die andere beeinflussen können? Die Frage mag
‚mancher von Ihnen stellen!’ Und. doch werden Sie sehen, daß
gerade unsere Disziplin durch den Krieg sehr gelitten hat — daß
sie aber auf anderer Seite durch den Krieg in: mancher Weise
- gefördert wurde, Eh | a 5% I E E
< Die nächstliegende und einschneidendste von allen Kriegs- |‘
um 80%, weiterhin sogar um 85%. u.
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0 IL L_
1114 1915 , 1916
Kurve 1..
Geburtenfrequenz
aus den drei Gebärkliniken.
: Kurve &
—— Geburtenfrequenz im Flach- .
lande’ Niederösterreichs exklusive
- Gebärkliniken u. Stadtgebiet Wien.
Wirkungen ist wohl der starke Geburtenrückgang, eine Erscheinung, |: N | > A DINEN U SLAA ige
die für alle Völker geradezu eine Zukunfts- und Existenzfrage ist. | >. en. "gebiet Sonur ontregaenz Im nn
Schon in den letzten Jahren vor dem Krieg war in allen
Kulturländern ein stetiges Sinken der Bevölkerungszunahme zu be-
merken; um die Ursache’ dieser Erscheinung zu erkennen, müssen
wir die Faktoren kennenlernen, die die Bevölkerungsbewegung '
esiimmen. Die Bevölkerungsbewegung in einem Lande hängt
ab: 1. von der Zahl der Geburten, 2. von der Zahl der Todes-
‚ fälle, 3. von der Zu- und Abwanderung. Vernachlässigen wir
© Die Erklärung liegt auf der Hand.. -Die rapide Abnahme
: der Geburtenzahl beginnt genau neun Monate nach’'der Mobilisi-
sierung, zu der Zeit also, wo der Abgang. des größten Teiles der
:zeugungsfähigen Männer sich bemerkar machen mußte, und die
Geburtenzabl sinkt im Laufe der Kriegsjahr& mit der zunehmenden
ar | Zahl der Einberufungen noch herab, um schließlich auf diesem
diesen letzten, ausschließlich nationalökonomischen Faktor, so ist | Tiefstand zu bleiben. a
Zu konstatieren, daß in ganz Europa schon seit der Jahrhundert- |; Verringert sich also auf diese Weise die.Zahl der zeugenden
‚wende eine Abnahme der Geburtsfrequenz stattfindet. Wenn trotz- | Männer, so sinkt. gleichzeitig die Zahl der Mütter dadurch, daß
‚dem die Bevölkerung in allen Kulturländern mit Ausnahme von | schon vor dem Kriege sich viele. Frauen: körperlich und geistig `
Frankreich während dieser. Zeit gewachsen ist, so ist dies damit | anstrengenden. Berufen zuwendeten, und daß’im Krieg die Anzahl
Zu erklären, daß durch die verbesserten hygienischen Einrichtungen, | der körperlich oder geistig arbeitenden Frauen begreiflicherweise
dureh die Fortschritte der. Medizin und auch durch soziale Fort- | stark gestiegen ist.‘ Man mag über das Frauenstudium denken
schritte die Sterblichkeitsziffern. stark abgenommen haben. Der | wie man will, man mag noch so überzeugter Anhänger desselben:
lckgang der Nativität (der Geburtsziffern) ist aber in den letzten | sein — und die Frauen haben. in. diesem Krieg und schon:
‚Jahren ein viel stärkerer gewesen als der Rückgang der Mortalität. | vor dem’ Krieg gezeigt, daß sie auch geistige Berufe- aus-
So betrug z. B. in Wien die Zahl i | . | zufüllen imstande ‚sind —, das eine steht fest: von den im Berufe-
i stehenden Frauen, besonders von den studierenden Frauen, geht:
b Lebendgeborenen der Todesfälle SBU ee a | CEN Eee
im Jahre 1910 der = 14.000 | 83800 ein großer Teil als Mütter verloren. Die Zunahme des Frauenstudiims:
. „1912 40.000 - 31 800 ‚aber ‚war gerade während des Krieges eine besönders starke.- © © #
also der Geburtenüberschuß 1910-noch 10 700, im Jahre 1912 aber nur j|. -Bumm berechnet, daß im Jahre 1910 an allen deutschen Hoch-
mehr 8 200, " | | schulen 1200 Frauen inskribiert waren. Im Wintersemester 1916/17
nn, | FE | 1 ; betrug die Zahl der inskribierten ordentlichen Hörerinnen‘.bereits 5730,
<. ') Eröffnungsvorlesung des Sommersemesters. 1918. . | Und, wenn auch von diesen Frauen viele das Studium aufgaben, só;
Inhalt: Originalarbeiten: L. Adler, Über den Einfluß des. Krieges auf die Frauenheilkunde (mit-2 Kurven). 5 H.Pollitzer, Über asthma-
Vereins- und Auswärtige Berichte: Braunschweig. Greifswald. Hamburg. — Rundschau: W. Hellpach, Die Neugestaltung des medizinischen
Von 2 nz gerade das Gegenteil von dem brachte, was erforderlich war. .Be-
Ludwig Adier. on -~ -| trachten wir zunächst den Einfluß des Krieges auf die Geburten- .
| | zahl an der Hand folgender Tabellen, so sehen wir, sowohl in .
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waren von allen inskribierten Frauen doch nur 82% verheiratet, das
heißt 68% gingen als Mütter verloren. |
Diese quantitative Abnahme der Reproduzierenden aber er-
folgt durchaus nicht im Sinne einer Selektion, im Gegenteil, es
fallen von den Männern die jüngsten, die mutigsten, die gesünde-
sten, mit einem Wort die tauglichsten, aus. Mit dem Fortfall der
jüngeren Männer aber in innigem Zusammenhang steht eine Er-
scheinung, auf die von verschiedenen Seiten aufmerksam gemacht
wurde: Die prozentuale Verminderung der jungen Gebärenden bis
30 Jahre, während die Zahl der älteren Gebärenden sich erhöht.
So berechnet Heil Gebärende
unter 35 Jahren über 85 Jahre
1912 .78,369/, 21,64 °/,
1916 nur mehr 72,27°/o dagegen 27,73°/o (eheliche Geburten).
Daß damit die Qualität des Nachwuchses eine schlechtere
wird, ist verständlich. Daß das Alter der Gebärenden auch auf
die Quantität der Bevölkerung nicht ohne Einfluß ist, zeigt
Jaekel, der nachweist, daß bei höherem Alter der Erzeuger sich
im allgemeinen die Zahl der Mädchen steigert, daß also in der
nächsten Generation auch aus diesem Grunde die Zahl der
_ reproduzierenden Männer eine relativ geringere sein wird.
Was den zweiten Faktor der Bevölkerungsbewegung betrifft,
die Mortalität, so ist es klar, daß zunächst die direkten Opfer des
Krieges, die vor dem Feind gefallenen und die einer Seuche er-
legenen, eine Zahl ausmachen, die heute noch gar nicht annähernd
geschätzt werden kann. Dazu kommt, als weiteres trauriges
Moment, die Erhöhung der Kinder- und Säuglingssterblichkeit.
Daß die dank der großzügigen Aktionen für Säuglinge in den
letzten Jahren ständig sinkende Kurve der Säuglingssterblichkeit
tatsächlich sofort nach dem Einsetzen des Krieges wieder zu
steigen begann, geht aus Statistiken deutscher Bundesstaaten
hervor, welche zeigen, daß bereits in der zweiten Hälfte des
Jahres 1914 die Säuglirigssterblichkeit um 1 bis 1!/,% gestiegen
war. Dieser sofort nach Kriegsausbruch einsetzende Anstieg der
Säuglingssterblichkeit zeigt, daß entgegen anderer Anschauungen,
die ich noch besprechen werde, ihr Grund nicht in einer schlechten
Entwicklung der Kinder oder in einer infolge der schlechten
Ernährung bedingten Stillunfähigkeit zu suchen ist, sondern in
sozialen Verhältnissen (mangelnde Fürsorge).
- Ein weiterer, die Bevölkerungsbewegung ungünstig beein-
flüssender Faktor ist die gewollte Kinderlosigkeit der Ehen.
Bumm berechnet, daß im Frieden auf eine jährliche Anzahl von
2.000 000 Geburten 900 000 Kinder kommen, die nicht geboren
werden, davon ungefähr 800 000 durch Anwendung anticonceptio-
- neller Mittel, 100000 durch künstliche Unterbrechung der Schwanger-
schaft. Daß dieses Verhältnis sich durch den Krieg noch ungün-
stiger gestalten wird, ist zweifellos; ganz abgesehen von der trau-
rigen sozialen Lage, ist es ja vom Standpunkt des Individuums
und der Familie nicht unbegreiflich, daß Mütter nicht gebären
wollen, wenn sie sehen, wie dieser wahnsinnige Krieg die Blüte
aller Länder zerstört hat.
Des weiteren wird die Geburtenzahl im Krieg wie im Frieden,
wenn auch in geringem Grade, ungünstig beeinflußt durch die
‚schlechte Geburtsleitung, wie sie insbesondere außerhalb der Ge-
bäranstalten stattfindet. Jährlich gehen noch immer 3 bis 4°/,
der Kinder während der Geburt zugrunde, was z. B. in Deutsch-
land 60000 bis 80000 ausmacht, eine Zahl, die bei richtiger Ge-
burtsleitung sicherlich auf die Hälfte zu reduzieren ist. In diesem
Punkte nun ist dem Geburtshelfer eine Abhilfe wohl möglich,
allein es muß festgestellt werden, daß die Zahl der durch schlechte
Geburtsleitung verlorenen Leben im Verhältnis zu dem durch
andere Momente bedingten Ausfall geringfügig ist.
Von großer Bedeutung für die verminderte Geburtenzahl ist
ferner die große Zahl der nicht bis ans Ende ausgetragenen
Schwangerschaften; da muß festgestellt werden, daß im Kriege
die Zahl der Abortus erschreckend angestiegen ist. In Deutsch-
land wurde die Abortuszahl im Frieden auf jährlich 300 000 ge-
schätzt. Im Kriege berechnet Winter 400000, Bumm 400 000
. bis 500000. Für den Frieden wird angenommen, daß von diesen
Abortus ungefähr 30°/, kriminell sind. Für den Krieg wird ein
noch viel größerer Prozentsatz krimineller Abortus angenommen;
daneben kommen ursächlich wesentlich die Geschlechts-
krankheiten in Betracht. . l
Daß nun im Kriege, und gerade infolge des Krieges die Zahl
der Geschlechtskranken außerordentlich wächst, ist eine bekannte
Tatsache. Finger berechnete 1915 bei einer Anzahl von
7000000 Mobilisierten in Österreich-Ungarn ein Minimum von
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
zur Geburt von luetischen, lebenden Früchten.
11. Mai.
800000 geschlechtskranken Soldaten. Es ist zu bedenken, daß
von diesen mindestens ein Drittel verheiratet ist, was, wie noch
ausgeführt werden soll, fast gleichbedeutend mit Sterilität dieser
Ehen ist. Dazu kommt, daß die Zahl der Geschlechtskranken
unter den Prostituierten, die im Frieden auf 1,5 bis 3,3°/, ge-
schätzt wurde, im Jahre 1915 bereits auf 31 % .gestiegen war,
wodurch natürlich die Weiterverbreitung der Infektion wesentlich
gefördert wurde. Wie ebenfalls Finger nachweist, sind es ins-
besondere ganz Jugendliche, die diesen Infektionen im Kriege zum
Opfer fallen, also solche, die für die Reproduktion ganz besonders
geeignet wären. Nun sind die Geschlechtskrankheiten bei Un-
kontrollierten noch weit mehr verbreitet als unter den kontrollierten
Prostituierten. Von 560 geschlechtskranken Weibern waren nach
Finger bloß 80 Prostituierte. Die Hauptgefahr für die An-
steckung aber bilden für die Männer nicht die Prostituierten, son-
dern die Unbeaufsichtigten, die geheime Prostitution, da durch
diese die größte Zahl der_Ansteckungen erfolgt.
Was bedeutet nun diese Verbreitung der Geschlechtskrank-
heiten für die Volksvermehrung? Wir haben hier zwischen dem
Einfluß der Lues und dem der Gonorrhöe zu unterscheiden. Die
Goenorrhöe bewirkt beim Manne Oligospermie, eventuell Azoo-
spermie, bei der Frau zuweilen absolute, häufiger die sogenannte
Einkindsterilität der Ehe. Die Infektion, die häufig schon beim
ersten Coitus erfolgt, kann sich nämlich auf Cervix, Uterus und
Tuben fortpflanzen, womit die Möglichkeit des Tubenverschlusses
und damit die absolute Sterilität gegeben ist, oder sie bleibt zu-
nächst auf die Urethra allein oder auf Urethra und Cervix lokali-
siert, und die gonorrkoisch infizierte Frau kann empfangen, Ja
auch gebären, aber im ersten Wochenbett oder nach einem
Abortus erfolgt häufig ein Ascendieren des gonorrhoischen Pro-
zesses mit Tubenverschluß, sodaß die Frau steril bleibt. Nach
den übereinstimmenden Anschauungen der meisten Untersucher
sind 70 % der sterilen Ehen infolge von Gonorrhöe des Mannes
oder der Frau steril. K =
Die Syphilis führt zum Absterben der Frucht, eventuell
Nach Finger
sind 42 % ‘aller Abortus und Frübgeburten durch Lues hervor-
gerufen. Von den macerierten Früchten sind ungefähr 80 % infolge
von Lues abgestorben. Die lebend geborenen Kinder aber kommen
entweder als kaum lebensfähige Frühgeburten oder am Schwanger-
schaftsende mit Erscheinungen von Syphilis zur Welt. Wir haben
es also hier nicht nur mit einer Verminderung, sondern auch mit
einer Qualitätsverschlechterung des Nachwuchses zu tun, der sich
allerdings bei der nächsten Generation wieder im Sinne einer quanti-
tativen Schädigung zeigen wird, da die hereditär Luetischen sicher-
lich konstitutionell minderwertig ünd infolgedessen auch nicht
voll fortpflanzungsfähig sind. DE.
Ein weiteres Moment, das die Fortpflanzungsfähigkeit beem:
trächtigt, bilden die durch verschiedene soziale, ‘psychische un
Ernährungsverhältnisse bedingten Veränderungen des weiblichen
Organismus, speziell der Genitalorgane, über welche ich später
noch sprechen werde.
Haben wir auf diese Weise kurz die wesentlichen Faktoren
gestreift, welche die Geburtenzahl verringern und infolgedessen
unsere Disziplin so ungünstig beeinflussen, so sind auf. der anderen
Seite im Krieg und gerade durch den Krieg der Geburtshilfe neue
Anregungen gegeben, gewisse Fragen wieder aufgeworfen worden
und andere Probleme neu aufgetaucht, für deren Lösung ab n
der Friedenszeit trotz vielfacher Bemühungen kein Material un
keine Gelegenheit geboten hat. Allerdings muß gesagt werden,
daß in dieser Beziehung die Angaben verschiedener Autoren mi
einer gewissen Vorsicht und Skepsis aufzunehmen sind. In unserer
rastlos dahineilenden Zeit scheint es wie im täglichen Leben 50
auch in der Wissenschaft kein ruhiges Abwarten zu geben. ‚Das.
Bestreben, zu allem Erlebten sogleich Stellung zu nehmen, ‚über
alles Gesehene sich sofort ein Urteil zu bilden, bringt es mit $109,
daß vielfach in sonst richtigen Beobachtungen die allgemeinen
Gesichtspunkte verlorengehen und daß zufällige Ergebnisse kleinerer
Beobachtungsreihen zu voreiligen Schlüssen veranlassen. Aus
Angst, es könnte ein anderer zuvorkommen, vermögen ganca
nicht zu warten, bis die Früchte ruhiger Beobachtung reifen, UP
so kam es, daß gar manches Unreife veröffentlicht wurde, hör
später bei ruhiger Überprüfung sich als unrichtig erwiesen =
Da ist zunächst die Frage der Entwicklung der Kriegs-
‚neugeborenen. Die ungünstigen Ernährungsverhältnisse im Krieg®
ließen daran denken, daß die. im Kriege geborenen Kinder unter-
ernährter Mütter schlechter entwickelt seien als die Friedens
denken, dl |
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` läßt. Diesen Äußerungen gegenüber haben Untersuchungen von Ruge,
` Tungszufuhr der Mutter d
Scheint noch ziemlich problematisch zu sein. Ruge, Warne-
eine Abnahme der Zahl‘"der Eklampsien und ein leichteres
ein IE UUSEI | no
ar nennenswerte Verringerung derEklämpsien
‚sowie des Fettes in den letzten Schwangerschaftsmonaten, ` hin-
‚angeblich seltenere Auftreten der Schwangerschaftsnephritiden
‚Schwangerschaft eine Diät vor, in der Fett und Eiweiß möglichst
die Zahl der ledigen Eklamptischen.
© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr... 0.0004
achtung über längere Zeiträume auch. sonst vorkommen. Darii
soll nicht- gesagt sein, daß die Verringerung des Eiweißes und
kinder, ‘Diesbezügliche Publikationen haben 'sich wohl als uh-
richtig erwiesen, aber Veranlassung gegeben zu untersuchen, ob
und inwiefern Nahrungseinschränkungen überhaupt die Entwick-
lung der Kinder beeinträchtigen. nl
Die Idee, daß Menge und Qualität ‘der der ‚Mutter zuge-.
führten Nahrung, beziehungsweise der Ernährungs- und Kräfte- ur |
/ ~ © Außer diesen durch die‘ Ernährungssorgen des Hinterlandes
zustand der Mutter auf die Größe ‘und. das Gewicht der Frucht | |
von dominierendem Einfluß seien, ist nicht neu, ja es basieren auf en Diskussionen hat sich infolge der Urlaube der im Felde
diesem Gedanken ‘mannigfache. Versuche, : bei Beckenverengerung | stehenden Männer Gelegenheit zur Erörterung - einiger. allgemein
künstlich die Entwicklung der ‚Früchte zu beeinflussen, um die.| geburtshilflichen Fragen ergeben. So. ermöglichte es die infolge
Geburt zu erleichtern. `` A ONE | ~ ‘| der seltenen Urlaube leichter als im Frieden mögliche Kontrolle des
eaux durch den Aderlaß, bald
Im Jahre 1792 versuchte Mont
darauf Lenhardt durch systematische Darreichung von Laxantien
die Mütter und damit die Früchte zu schwächen. Brünninghausen
versuchte 1803 als erster die durch, besondere Kost, beziehungsweise
Kostentziehung bei Schwangeren das Gewicht der Früchte herab-
zudrücken. Wissenschaftlich besser fundiert war Prochownik:s.Ge-
dankengang, der den Versuch machte, acht bis zehn Wochen.vor dem
Ende der Schwangerschaft durch . geeignete Kostauswahl (wenig Fett, | ! une en á u l
wenig Kohlehydrate, , wenig Flüssigkeit, viel Eiweiß) den Fett- | ieh auf Grund meiner an atomis chen Studien mit H itsch-
ansatz der Früchte zu. verringern, um auf diese Weise die Geburt "mann die postmenstruelle Zeit, für das Conceptionsoptimum gė-
zu erleichtern. Kettner hat nun die Behauptung aufgestellt, daß | halten, da die starke Sekretion der :prämenstruellen Schleimhaut
dem Eindringen .der Spermatozoen sicherlich abträglich ist, da-die
unmittelbar post menstruationem . wiederhergestellte Flimmerung
die Fortbewegung der Spermatozoen begünstigt. . Darum haben
wir bereits 1907 den Follikelsprung ins Postmenstruum’ oder ins
Nephrosen zur Folge haben kann, und daß wir diesbezüglich aus
den veränderten -Ernährungsverhältnissen im Kriege wirklich An-
ceptionstermin scheinbar abschließend zu lösen. Hatte man
schon vor dem Krieg die Zeit post menstruationem als besönders
günstig für die Conception betrachtet, allerdings auf Grund ziemlich
primitiver Vorstellungen, z. B. der Weite der Uterushöhle nach der
Menstruation, das Praemenstruum hingegen als besonders ungünstig
infolge der unzureichenden und unzweckmäßigen Ernährung der Schwan-
geren das Gewicht der sogenannten Kriegsneugeborenen weit unter
dem Durchschnittsgewicht sei. Auch Peller erwähnt, daß bei der.
Gesamtheit der Erstgeborenen -die Gewichtsverhältnisse ungünstiger
seien als im Frieden. Tschirch fand, daß die Kinder von Haus-.
Schwangeren schwerer sind als die der kreißend Eingebrachten, was
sich ebenfalls mit den Ernährungsverhältnissen in Zusammenhang bringen | Suchungen Schröders.am Ovarium ihre volle Bestätigung er-
fuhr, gleichzeitig eine Einengung des von uns ursprünglich größer
angenommenen Zeitraumes. Durch Verwertung von Fällen mit
. nur einmaliger Cohabitation ist nun Siegel zu dem Schluß ge-
kommen, daß die Empfängnisfähigkeit vom 6. bis 13. Tag. nach
Menstruationsbeginn auf größter Höhe steht, um dann abzunehmen
und vom 22. Tag an gleich Null zu sein. Auch Pryll fand das
Conceptionsoptimum am 8. Tage nach Beginn der Periode, von da.
an ein steiles Abfallen, sodaß wir. nunmehr nicht .nur auf Grund
theoretischer Erwägungen und anatomischer Befunde, ‚sondern auch
statistisch das Postmenstruum als die für die Conception günstigste
Zeit bezeichnen dürfen. |
Moesmer, Hamm und Anderen ergeben, daß ein Gewichts- und
Längenunterschied zuungunsten. der Kriegskinder nicht besteht. Die
Untersuchungen Richters an -unserer Klinik haben von April 1915
bis April 1917 ein Durchschnittsgewicht der Kriegsneugeborenen von
3186 g, von 1916 bis 1917 sogar von 3311 g gegen ein Friedensgewicht
von 3090 g ergeben. Es zeigt sich aus diesen. Untersuchungen die
weise Einrichtung der Natur, daß die Früchte trotz ungenügender Nah-
och gedeihen, eine Tatsache, die ja auch den
Tierzüchtern bekannt ist. | | |
.,. Die Tatsache, daß durch: die eingeschränkte Ernährung der
Kriegszeit die. Entwicklung und das Gewicht der Kinder nicht BE a HRGE,
leidet, darf aber keinesfalls etwa als Beweis für die völlige Zweck- Im Zusammenhang mit dieser Frage steht das Problem der
losigkeit der Prochownikschen Diätkur angesehen-werden. Die | Beziehung zwischen Cohabitationszeit und Kinds-
Verhältnisse liegen in beiden Fällen ganz verschieden. Während | geschlecht, und. wenn sich - diesbezüglich gesetzmäßige Be-
| anc ziehungen ergeben, die Möglichkeit, durch den Cohabitationstermin
‚allgemein ist der Glaube, daß im Krieg wie kurz näch dem Krieg
wesentlich mehr Knaben. geboren werden als Mädchen. Warum, das
blieb unbekannt, obwohl die Frage der Geschlechtsbestimmung die
Menschen seit alters her beschäftigt hatte. Hippokrates glaubte,
daß beim Stärkersein des männlichen Samens Knaben, beim Stärker- _
' sein. des weiblichen Mädchen zur Welt kämen. An einer anderen
Stelle sagt er, daß der rechte Hoden Knaben, der linke Mädchen er-
zeugte; er beschäftigte sich auch schon mit der Beziehung zwischen
Menstruationstermin und Cohabitation und glaubte, daß durch Coitus
während der Periode Mädchen, nach derselben Knaben erzeugt
würden. Er bringt auch, wie Ende des 19. Jahrhunderts Schenk,
. das Geschlecht in Zusammenhang- mit der Art der Ernährung.
Avicenna meint, daß durch die Befruchtung vom 1.. bis
8. Tag der Periode Knaben, vom 5. bis 8. Tage Mädchen, vom
8. bis 12. Tage wieder Knaben und danach Zwitter gezeugt
werden. Man ging später so weit, bestimmte Tageszeiten als þe-
sonders. günstig für die Zeugung. eines Knaben oder Mädchens
anzugeben und glaubte auch aus: dem Aussehen der Schwangeren
das Geschlecht des Kindes voraussagen zu: können.. Diesen einer
ernsten Kritik unhaltbaren Ansichten gegenüber "muß die- Lehre
von der gekreuzten-Geschlechtsvererbung als Fortschritt bezeichnet
werden: das stärkere Geschlecht bringt das andere hervor. Als
Beweis dienen Versuche der Tierzüchter. Nach Straßmann’
hat der ältere Teil der Ehe die meisten Chancen, das andere Ge-
schlecht hervorzubringen. en
Der Einfluß des Conceptionstermins auf das Kindesgeschlecht
wurde im Jahre 1886 durch Fürst bestätigt. Fürst konnte
für die ersten fünf. Tage nach der Menstruation einen bedeutenden
‚Knabenüberschuß, für die spätere Zeit einen geringen. Mädchen-
überschuß konstatieren.. Als Ursache. dieses postmenstruellen
Knabenüberschusses betrachtet er schlechte Ernährung, des be-
. fruchteten Eies infolge der in dieser Zeit bestehenden Anämie.
Von einem ganz neuen und, wie es scheint, fruchtbaren Gesichts-
punkt war schon früher Hertwig ausgegangen, der als erster
die Kriegsernährung in Deutschland und bei uns im wesentlichen | -
‚eine fettarme und. eiweißarme Nahrung ist, verlangt Prochownik | das Geschlecht des Kindes nach Wunsch zu bestimmen. Ziemlich
vor allem eine Reduktion der Kohlehydrate und der Wasserzufuhr,
gegen keine Einschränkung der Eiweißnahrung. Ä SS
Auch eine andere, vielfach mit der Kriegsnahrung, zum Teil
auch mit anderen Momenten in Zusammenhang gebrachte Erschei-
nung, die behauptete Abnahme der Eklampsie seit dem Kriege,
kros, Jaschke, Franz, Mayer und Geßner behaupten
Auftreten der Eklampsie im Kriege, Sie führen dies sowie das
auf die quantitativ und qualitativ veränderte Kriegskost zurück,
und manche schlagen demzufolge für die zweite Hälfte der
dürch Kohlehydrate zu ersetzen sind. Die Erklärung für die Ab-
nähme der Eklampsien ist nach Geßner der durch die Kriegs-
kost und die körperliche Arbeit der Schwangeren bedingte Schwund
des Nierenfettes, der eine Entlastung der Niere und infolgedessen
eine Erleichterung ihrer Tätigkeit zur Folge hat. Mayer erblickt
die Ursache des selteneren Auftretens der Eklampsien darin, daß
iolge der Einberufungen der Männer der Coitus wegfällt und
mit ihm die die Eklampsie verursachende Spermaüberladung des.
meiblichen Organismus, eine ‚Behauptung, die schon durch. die
atsache, daß ja auch Eklamptische infolge des Einrückens ihrer.
aa keinen Geschlechtsverkehr pflegen konnten, sich widerlegen
heim Außerdem ist auch im Frieden anscheinend die Zahl-der Ver-
‚taieten mit regelmäßigem: Geschlechtsverkehr nicht größer als
Li . Gegenüber diesen. Behauptungen zeigt sich aus Statistiken,
ichtenstein, Hamm sowie unserer Klinik (Richter), daß
hemrend der Kriegsjahre nicht mit Sicher-
Schr zu konstati eren ist, daß es sich vielmehr um
wankung en handelt, wie sie-bei. dèr Ausdehnung der Beob-
-
Fettgehaltes der Nahrung nicht tatsächlich eine. Abnahme der
haltspunkte für eine rationelle Schwangerenernährung gewinnen. |
Cohabitationstermins, die Frage nach dem günstigsten Con-
‘wegen ‚der - „aneinandergedrängten Schleimhautwülste“,. so hatte
Intervall verlegt, eine Ansicht, die durch die schönen Unter-
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- zustand des Eies beeinflußt und sei infolgedessen vom Kopulations-
griffen und an einem infolge der im Kriege gut kontrollierbaren
i entstehen Knaben.
` zwischen dem 15. bis 22. Tag post menstruationem Mädchen, weil
456
sein Augenmerk dem Ovulum zuwendete. Hertwig konnte
nachweisen, daß überreife Froscheier bei der Befruchtung meistens
Männchen liefern. Es werde also das Geschlecht durch den Reife-
termin abhängig. Diesen Gedanken hat Siegel wieder aufge-
Cohabitationstermine einwandfreien Material festgestellt, daß in
den ersten neun Tagen post menstruationem vorwiegend Knaben
(86%), vom 15. bis 22. Tag post menstruationem vorwiegend
Mädchen (83%) erzeugt werden, Er erklärt dies damit, daß das
Ei nicht zur Menstruationszeit abstirbt, sondern erst bei der
nächsten Ovulation. Kommt es nun im Postmenstruum zur Con-
ception, so trifft das Spermatozoon ein überreifes Ei, infolgedessen
Andererseits entstehen nach Conception
die Befruchtung unmittelbar nach der Ovulation ein junges Ovulum
trifft. Die Siegelsche Annahme hat nun, besonders wegen der
Analogie mit den Erfahrungen der Tierzüchter, allerdings etwas
Bestechendes, doch soll nicht verhehlt werden, daß sich gegen sie
manche Einwände’erheben lassen, daß vor allem zur Erklärung seiner
Theorie die bisher unbewiesene Hypothese notwendig ist, daß das
Ovulum die Menstruation überlebt. Auch wurden Siegels An-
gaben von anderen Autoren nicht bestätigt. Immerhin konnte
‘Jäger auf Grund dreier Statistiken (Siegel, Pryll, Jäger
. = 250 Fälle) 76,3%, Knabengeburten zwischen 1. bis 9. Tag post
menstruationem, 71,6 %, Mädchengeburten zwischen 15. und 22. Tag
post menstruationem berechnen.
* *
*
Fragen wir uns nun, nachdem wir die wichtigsten geburts-
‚hilflichen Fragen gestreift haben, wie es um die Beeinflussung
der Gynäkologie durch den Krieg steht, so dürfte eine der häufig-
sten Erscheinungen die auffällige Zunahme der Amenorrhöen bei
ganz gesunden Frauen sein. Diese Amenorrhöe, die zuerst von
Jaworski als Amenorrhoea ex inanitione, dann vonDietrich
als „Kriegsamenorrhöe“ beschrieben und später von einer Reihe
anderer Autoren bestätigt wurde, hatten auch wir an unserem
Material reichlich zu beobachten Gelegenheit. Die Autoren be-
schreiben eine Zunahme der Amenorrhöen von 1%, im Frieden auf
5%, im Kriege a von 1% auf 7%, (Stickel),
von 0,5°/, auf 14%), (Hilferding). Die Ursache wurde von
manchen in der schlechten Ernährung gesehen (Dietrich), von
anderen (Siegel), da die Kriegsamenorrhöe auch bei gut ge-
nährten Frauen vorkommt, in der psychischen und physischen
Überanstrengung, von anderen wieder in teils einmal wirkenden, teils
fortdauernden psychischen Traumen (Hamm). Fränkel hält
erzwungene sexuelle Abstinenz für die Ursache. Auch Hyperinvo-
lution des Uterus infolge von Secalevergiftung durch schlechtes
Kriegsbrot wurde als Ursache angeführt (Fischer). Manche
verlegen das auslegende Moment ins Ovarium, andere in den
Uterus (Pok, Fischer). Uns will es scheinen, daß die Ur-
sache ebenso wie bei der Auslösung der normalen Menstruation
und bei den meisten Amenorrhöen zur Friedenszeit im Ovarium
zu suchen sei, und zwar denken wir an Störungen trophischer
Art. Da bei der Kriegsamenorrhöe meistens Ausfallserscheinungen
fehlen, leidet offenbar gewöhnlich nicht das ganze Ovarium, sondern
hauptsächlich der Follikelapparat. Am Zustandekommen dieser funk-
tionellen Störung des Eierstockes sind wohl die genannten Momente,
Ernährung, Überanstrengung, psychische Traumen in verschiedenen
Kombinationen und in verschiedener Intensität beteiligt, wobei
auch die individuelle Disposition eine große Rolle spielt, sodaß wir
eigentlich "besser von einer funktionellen Amenorrhöe während des
Krieges als von Kriegsamenorrhöe sprechen sollten. Mit dieser
Auffassung stimmen auch die anatomischen Befunde überein. .Die
Genitalien werden entweder als vollkommen normal oder aber als
atrophisch wie bei der Lactationsatrophie geschildert. Wenn
Pok bei Curettagen eine postmenstruelle Mucosa gefunden hat,
also einen Ruhezustand der Uterusschleimhaut, so beweist das
nichts gegen einen ovariellen Ursprung, da ja die Schleimhaut-
veränderungen des Uterus von der Ovarialfunktion abhängen.
Die von F r än k el erwähnten kleincystischen Degenerationen
des Eierstockes dürften zufällige Befunde seir, die ätiologisch
kaum herangezogen werden können. Köhler findet in zwei
Fällen Ausbleiben der Follikelreifung, was mit unserer Auffassung
gut übereinstimmt,
Die Tatsache, daß in einer geringen Anzahl von Fällen
während der Amenorrhöe Gravidität eintrat, ist ebenso zu er-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
11. Mai.
| klären, wie das Eintreten von Gravidität bei sonstigen Amenorrhöen
und beweist natürlich ebenfalls nichts gegen die ovarielle Ursache,
denn die Funktion des Ovariums muß ja nicht vollkommen und
dauernd aufgehoben, sondern nur stark reduziert sein, und die
Ovulation kann in größeren Intervallen erfolgen. Ja es muß trotz
vorhandener Ovulation keine Periode eintreten, sondern die Ovula-
lation kann auch ohne Menstruation stattfinden.
Die Kriegsamenorrhöe macht nur manchmal Ausfallserschei-
nungen und es ist in der Regel nur die Furcht, gravid zu sein
oder die Angst vor ernsteren Komplikationen, die die Frauen zum
Arzt führt.
letzten Monaten mit zunehmendem Bekanntwerden ihrer Bedeu-
tungslosigkeit die Zahl der beobachteten Kriegsamenorrhöen
wesentlich gesunken ist,
Damit erklärt es sich zum Teil auch, daß in den
Wenn daher wegen des Mangels an Symptomen auch eine
spezielle Therapie in den meisten Fällen nicht notwendig erscheint,
wird man andererseits, bei bestehender Uterusatrophie, durch
bessere Ernährung, Arsenpräparate und Organotherapie die Ovarial-
funktion zu heben und damit der Atrophie zu steuern versuchen..
Trotz der Symptomlosigkeit ist aber die Kriegsamenorrhöe nicht
bedeutungslos, weil, abgesehen von der bleibenden Atrophie, be-
greiflicherweise’ bei seltener Ovulation auch selten die Gelegenheit
‚zur Schwängerung gegeben ist, ein Moment, welches gerade jetzt
besonders ins Gewicht fällt.
Eine andere Erkrankung, die im Kriege auffallend häufig ge-
worden ist, ist der Prolaps, beziehungsweise das Auftreten von
höher- oder geringergradigen Senkungen, und zwar nicht nur bei
Multiparen, sondern auch bei Frauen, die einmal oder gar nicht
geboren haben. Diese Wahrnehmung, die ich in unserem Ambu-
latorium anfangs 1917 machte, wurde von anderen Autoren
(Schiffmann, Jaworski) bestätigt. Jaworski fand 27%,
gegen 12°/, Senkungen, 11°/, gegen 6°/, Prolapse. Als Ursache
dürften zwei Faktoren in Betracht kommen: zunächst die Unter-
ernährung, ähnlich wie für die von den Chirurgen beobachtete
große Häufigkeit der Hernien, und zwar infolge der Erschlaffung des
Beckenbodens und der Ligamente. Es ist durch die Stoffwechsel-
versuche von Chassat, Voit und Senator nachgewiesen,
daß bei schlechter Ernährung zunächst das Fett und die Muskeln
schwinden. Als zweites ätiologisches Moment kommt wohl die
_ erhöhte körperliche Inanspruchnahme durch Übernahme der männ-
lichen Berufe von seiten der Frauen in Betracht. Ähnlich wie
der Prolaps dürften auch die im Kriege häufigeren Fälle von un-
willkürlichem Urinabgang beim Husten, Niesen, Gehen, ohne
stärkeren Prolaps durch Erschlaffung des Stützapparates der
Blase und der Harnröhre zu erklären sein.
Auf die schwere körperliche Arbeit ist wohl auch eine andere
Erkrankung zurückzuführen, die wir im. Kriege auffallend häufig
sahen, und die meines Wissens noch von keiner Seite erwähnt wurde,
nämlich die längerdauernden und profusen Menorrhaglel
bei normalem Genitalbefund oder bei leichten‘ AdnexveränderungeN.
Solche sahen wir bei schwer arbeitenden Frauen, besonders bei
Schaffnerinnen des Beiwagens, die einerseits viele: Erschütterungen
mitmachen, andererseits beim Kuppeln des Wagens eine besondere
Arbeitsleistung zu vollbringen haben, Die Erklärung dafür liegt
wohl in der dauernden Genitalhyperämie, die nicht nur die Blutung
selbst verstärkt und verlängert, sondern auch zu überstürzter
Follikelreifung führt.
Wenn wir zum Schluß noch die Tatsache erwähnen, dab
infolge der großen Verbreitung der Gonorrhöe sich die en tzu nd-
lichen Erkrankungen und Adnexschwellungen IN der
letzten Zeit ganz auffällig vermehrt haben, so berühren wir damit ein
Leiden, das nicht nur den Gesundheitszustand des Individuums
beeinträchtigt, sondern, wie früher auseinandergesetzt, auch die
Fortpfianzungsfähigkeit herabsetzt, und sind damit beim Ausgangs-
punkt unserer Betrachtungen angelangt. F
Für uns Ärzte ergibt sich aus all diesen Beobachtungen UN
‚Erfahrungen, abgesehen von dem reichen wissenschaftlichen Arbeits-
gebiet, vor allem die gebieterische Pflicht, den Geburtenrückgang
zu bekämpfen. — Und das ist besonders wichtig, denn wenn ago
anzunehmen ist, daß ein Teil der diesen veranlassenden Momen e
nach der Beendigung des Krieges wegfallen wird — „cessante causa
cessat effectus“ —, so muß doch andererseits berücksichtigt werden,
daß die durch den Krieg bedingten Schädigungen der Genitalorgan®
leider vielfach derartige sind, daß sie nicht nur die jetzige Generatia
minder fortpflanzungsfähig machen, sondern auch die kommen e
ungünstig beeinflussen können.
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Aus der II. medizinischen Universitätsklinik in Wien
(Vorstand: Hofrat Prof. Dr.-v. Ortner),
Über asthmaartige Symptome als Röntgenwirkung bei.
Leukämien und als Vaccinewirkung bei Abdominal-
typhen und die Pathogenese dieser Erschėéinungen !),
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Priv.-Doz. Dr. Hans Pollitzer, Assistenten der Klinik.
Im Laufe der letzten zehn Jahre ließ sich dreimal bei
Leukämien eine eigenartige, mir aus der Literatur nicht bekannte
Erscheinung nachweisen. Im Verlauf. oder im Anschluß. an eine
‚ therapeutische Röntgenbestrahlung trat unvermittelt‘ eine hoch-
gradige Bronchitis -auf. Die Bronchitis dauerte in einem der drei
Fälle bis zu zehn Tagen, in den beiden anderen Fällen aber war
sie nach fünf bis sechs Tagen wieder abgeklungen. Das Sputum,
das in zwei Fällen sehr reichlich war, ‚war nach Waschung
steril. In den beiden Fällen, wo ein wirkliches bronchiales
Sputum zu erzielen. war, zeigte es’ das Bild ‘der reinen
Eosinophilie: Es liegen dicht aneinandergedrängt ganze Klumpen
von eosinophilen Leukocyten, teils wohlerhalten, teils in eigen-
artiger ballonierender Degeneration begriffen. Der Schleim tritt
. in diesen Sputumbildern ganz zurück. Von den Leukämien waren
' zwei myeloische, bei denen. natürlich im Blüte sehr reichlich
eosinophile Zellen' waren, eine aber war eine klassische kleinzellige
Iymphatische Leukämie, bei der im Präparat weit und breit kein
eosinphiler Leukocyt zu finden war. Charcot-Leydensche
Krystalle wurden im Sputum nicht gefunden. Klinisch waren die
Lungenerscheinungen gekennzeichnet als eine. „orgelnde* halb-
trockene Bronchitis mit entsprechendem Atemgeräusch, ein Befund,
der durchaus an Asthma ‘bronchiale- erinnerte. Die Lungen gaben’
“dabei übersonoren Schall und. bei ‚sorgfältiger. Beobachtung, die
ich allerdings erst dem letzten Falle im Jahre 1919 angedeihen
ließ, da ich erst'jetzt darauf achten gelernt hatte, ließ sich eine
deutliche Tachypnöe mit leichter Cyanose der Lippen und herab-
gesetzter respiratorischer Verschieblichkeit nachweisen.
Als Deutung dieser eigenartigen Episoden konnte man zu-
nächst vielleicht an Veränderungen der Bronchialdrüsen durch die
Bestrahlung denken. Allein bei den myeloischen Leukämien spielen
ja, mit Ausnahme eines bestimmten. seltenen Typus, Bronchial-.
drüsen keine besondere Rolle. : Übrigens wäre auch ein. wirklich
ursächlicher Zusammenhang ‘zwischen Einschmelzungsvorgängen
in den Drüsen und der beschriebenen Bronchitis schwer zu er-
klären, sofern man nicht an Vagusveränderungen denken wollte.
Näher lag es — und daran. dachte ich auch bis zu dem letzt-
beobachteten Falle —, auf die bekannte Tatsache zu recurrieren,
a es durch Röntgenstrahlen gelingt, chronische Bronchitiden,
die Bronchorrhöe ‚bei Bronchiektasien, sowie Asthma bronchiale
günstig zu beeinflussen (Schilling und Andere), wobei sich
die Wirkung der Strahlen in einer Sekretionsverminderung äußert.
So konnte man denken, daß, wie so häufig in der Biologie, der
gleiche Reiz, der unter den einen Bedingungen hemmend-lähmend
wirkt, unter anderen hier fördernd-erregend gewirkt hätte. Bi
Mir scheint aber eine richtigere und auch heuristisch wert-
vollere Deutung der beschriebenen Erscheinungen auf einem ganz
anderen Gebiete zu liegen. Ich muß zum Zwecke des Verständ-
auf eine zweite Beobachtungsreihe hinweisen,
ı-schon-im Jahre 1915 im Felde gemacht habe, und für die
ich kein Analogon in der umfangreichen, während dieser Zeit im
Hinterlande entstandenen Literatur über dieses Kapitel finde.
Möglicherweise sind an der Tatsache, daß ich mit dieser Beobachtung
bisher scheinbar vereinzelt dastehe, technische noch zu besprechende
Gründe schuld. |
Zur Zeit der großen- Typhusepidemie bei den ostgalizischen
meen im Jahre-1915 gelangte von seiten der Sanitätsleitung
eine therapeutische, sensibilisierte „Besredka-Vaccine“ aus
dem Budapester Hygienischen Institut zur Verteilung. Ihre Keim-
zahl ist mir derzeit nicht mehr erinnerlich, Die Vaccine war mit
einer Gebrauchsanweisung versehen, nach der 1, 2, 3, 4 ccm
‚Subeutan verabreicht werden sollten und, sofern dann das Fieber
micht abfiele, die Dosis von 4 cem einmal oder auch mehrmals
wiederholt werden sollte (). Trotz meines Einspruches als be-
ratender Internist der Armee wurde die Vaccine allgemein aus-
Ges; A Ausführliche Mitteilung einer Demonstration in der Wiener
esellschaft für innere Medizin, Sitzung vom 20. Februar 1919.
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4
0.7. 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK :—
_Brustschmerzen, Verstopfung. ‚Status typhosus gravior.
A
gegeben, das. heißt an zum Teil sehr jugendliche oder nicht für experi-
mentelle Beobachtung geschulte Kräfte, wie sie mitunter in den
: vorgeschobenen Epidemiespitälern tätig waren. Ich ‚selbst kam
sehr bald zu der Erkenntnis, daß man mit dieser. Vaccihe erstens
nicht über 4-cem hinausgehen dürfe, die unbedingt an vier auf-
einanderfolgenden Tagen zu verabreichen seien — Grund vide
unten —, und daß sie nur in der ersten Typhushällte wirksam sei,
in der zweiten aber nicht- nur zwecklos, sondern geradezu x
gefährlich werde. Letztere Beobachtung war unterdessen,
ohne daß wir davon Kenntnis hatten, auch von Koranyi
gemacht worden, der‘ in Budapest. vermutlich 'mit der gleichen
Vaccine gearbeitet hat.. Es ist aus dem: Gesagten klar, warum man
keine Pausen zwischen den Injektionen: einschalten durfte, weil
man sonst eben in ein zu vorgerücktes Typhusstadium geriet.
Ein wie gefährliches Instrument diese Vaceine war, wenn
man sich an.diese Regeln nicht halten. wollte, mußte ich als
Konsiliararzt an Fällen anderer Kollegen beobachten, die natürlich
- kein Verschulden traf, da sie sich einfach an die Gebrauchsanweisung
hielten. ‘Bei. zu später Verabfolgung jenseits des vierzehnten
Krankheitstages, der allerdings manchmal sehr schwer festzustellen
war, traten bei einer Anzahl von Fällen die Erscheinungen schwerster
hämorrhagischer Diathese auf, mit denen sie’ ad exitum kamen.
Mir fiel nun bei diesen Fällen ein eigenartiges, an Miliartuberkulose
erinnerndes Bild auf: Hochgradige Dyspnöe bei stillstehendem
Thorax und maximale Cyanose. Schon bei dem ersten obduzierten
Falle machte mich mein engerer Kollege in der Salubritäts-
kommission, Prof. Goldzieher (Budapest), auf die hochgradige
Lungenblähung aufmerksam, die bei diesen Leichen bestand: Die
Lunge quoll geradezu aus dem: Brustkorbe heraus, ihre ‚Ränder
waren gleichsam schaumig aufgetrieben und- das Organ verhältnis-
mäßig sehr weiß. Ich teilte ihm in diesem Zusammenhange meine
„klinischen im selben Sinne gehenden Beobachtungen mit, indes er
mir anvertraute, daß ihm die gleiche Erscheinung der Lungen-
blähung schon bei Choleraobduktionen. von Patienten aufgefallen
sei, die er in den Karpathen mit Choleravaccine behandelt hatte.
Daß.derartige Beobachtungen im Hinterlande nicht gemacht wurden,
mag sowohl an der Konzentration wie an der Sensibilisierung
dieser Vaccine liegen; es dürfte dabei aber auch das Moment eine
Rolle spielen, daß wir oft unmittelbar nach dem Exitus obduzierten.
'Gestützt auf diese anatomische 'Tatsache gelang es mir in der
‚nächsten Zeit, den oben angeführten Regeln für die Anwendung
dieser Vaccine Geltung zu verschaffen, sodaß weiterhin keine
‘derartigen. Fälle mehr zur Beobachtung. gelangten, außer, wenn es
sich um die leider nicht so seltenen Rezidive bei okkultem, im
Dienste verbrachtem. Primärtyphus handelte. |
| Ich hatte aber nun gelernt, auf diese Dinge klinisch zu
achten, und da ergab sich folgendes:. Auch bei Einhaltung. der
obigen Regeln machten sich auf der Höhe der Vaceinewirkung
klinische Erscheinungen bemerkbar, die zwar. durchaus harmlos
waren, deren malignes Korrelat aber offenbar die terminale Lungen- .
'blähung war. - | |
-~ Icb führe aus den zahlreichen: Vormerkblättern, die ich aus dieser
Zeit besitze, nur zwei Beispiele an. Die Vormerkblätter sind in jener
| Knappheit gehalten, wie sie die Arbeit an“ einer Beobachtungsstation
mit einem täglichen Wechsel von 80 bis 50 neuen Infektionskranken
- erforderte.
Russischer Kriegsgefangener Milaz Alexander. 7. Dezember 1915.
- (Notiz des Aufnahmearztes:) Neun Tage krank, Brustschmerzen, Seiten-
stechen. 8. Dezember. Befund: Status’ typhosus gravior. Bronchitis
diffusa. Herz Ø, Haut Ø, Milztumor weich, .Diarrhöen. Diagnose:
Typhus abdominalis Ende der zweiten Woche. Besredka-Vaceine 1'cem
subcutan. 9. Dezember. ‘Puls 120, Respiration 42, Temperatur 40.
Vaccine 2 ccm. 10. Dezember. Puls 130, Respiration 48, Temperatur 40.
Starke Dyspnöe, der Bronchitis nicht entsprechend,
starke Cyanose. Vaccine 8 cem. 11. Dezember. Puls 140, aber
qualitativ besser als 10. Dezember. Respiration 54, hochgradige
Dyspnöe. 12. Dezember. Besser! Eitriges Sputum. Temperatur 39;
Puls 120, Respiration 82, Cyanose zurückgegangen. 18. De-
zember. Morgentemperatur afebril, abends 378. Bronchiolitis
noch im gleichen. Dyspnöe-geschwunden Im fol-
: genden Iytisches Temperaturabklingen, sodaß der Patient seit 17. De-
zember afebril ist Man sieht, wie auf der Höhe der
Vaccinewirkung eine steigende Dyspnöe, Tachypnöe
und Cyanose aufschießt und: wieder zurückgeht.
Das zweite Beispiel ist noch etwas genauer beobachtet und. zeigt
ein neues zugehöriges Phänomen. ur
Infanterist- Dworazek. 18. Oktober 1915. Fünf Tage krank (?).
Roseolen usw.
Blutkultur positiv. Vaceine "1 cem. 19. Oktober. Status idem.
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waren sehr häufig bei der Vaccinebehandlung der Abdominaltyphen
' 'blähung, des Endeffektes in letalen Fällen, daß unter der Einwirkung
‘ -typhuskranken Organismus. Ich bezeichne das Symptom als ana-
_ pathologischer Begriff ist, dessen Bedingungen unter klinischen
-ganz ausgeprägte Dyspnöe und relative Lungenstarre
Es liegt nach dem Ausgeführten nahe, diese
die Leukocytenzahl von 180000 auf 60000 im Kubikmillimeter
- Röntgenbestrahlung der Milz auftreten sehen, sie dagegen bei der
BB 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 11, Mai.
Respiration 86, Puls 132, Lungenrand rechts am unteren
Rand der fünften Rippe. Vaccine 2 ccm. 20. Oktober.
Dyspnöe! Lungenrand rechts bis zur siebenten
Rippe, auch das Herz überlagert: Blähung!. Vaccine 3 ccm.
21. Oktober. Status idem gravis. Starke Dyspnöe. Frequenz 40.
Cyanose maximal, Respiration 40, dabei ziemlich deutlich Cheyne-
Stokes-Atmen, Blähung zurückgegangen fünfte
Rippe, aber Lunge starr. Vaceine4ccm. 22. Oktober. Status
idem gravis. Eigenartige große Atmung, rein abdo-
minal, Intercostalräume eingezogen, der linke Nasenflügel wird
speziell angesogen, entsprechend dem links ganz besonders übersonorer
Schall der. Lunge. Hochgradige Cyanose: Lungenstarre ohne Blähung.
28. Oktober.. Besser! Cyanose geringer, Thorakal-
atmung zurückgekehrt. Linksseitiges Nasenflügelatmen ge-
schwunden. . Respiration 40, aber viel weniger dyspnoisch, Puls voller, 100.
Subjektiv viel wohler. Die Temperatur blieb noch bis 27. hoch, um
dann konsequent Iytisch abzusteigen.
: . Ähnliche Beobachtungen, oftmals sehr ausgesprochen, oftmals
nur angedeutet und nur für ein geschultes Auge zu erkennen,
die Wirkung artfremden Eiweißes infolge abnormer Durchlässigkeit
irgendeiner resorbierenden Membran handeln könnte.
Zusammenfassung: Man kann bei der Bestrahlung
von Leukämien manchmal eine rasch auftretende und wieder ver-
beobachten, und zwar nach Bestrahlung der Milz. Man kann weiters
behandlung von Abdominaltyphen beobachten. Beide Syndrome
scheinen durch das pathogenetische Moment der Impfung mit art-
fremdem Eiweiß verknüpft, hier der Bakterien, dort der absterbenden
Leukoeyten, und speziell das Leukämiesyndrom scheint damit eine
Brücke zum Asthma bronchiale zu schlagen.
Malariabeobachtungen im Westen.
Von
Prof. Dr. A. Böhme, Bochum.
Im Laufe des Sommers 1918 waren die sämtlichen Malaria-
kranken einer Armee in einem rückwärtigen Lazarett vereinigt
worden, um die Möglichkeit einheitlicher Beurteilung und Behänd-
lung zu verschaffen. Mit der ärztlichen Leitung dieses Lazarettes
und. der. so zahlreichen Typhoide zu machen. Je frühzeitiger der
Typhus zur Behandlung kam, desto harmloser waren die betreffenden
Erscheinungen. Dagegen waren sie unabhängig von dem Eintreten
oder. Nichteintreten einer Entfieberung durch die Vaccine. Es
zeigte sich also als klinisches Korrelat der anatomischen Lungen-
einer. Vaccine relative Lungenstarre mit Dyspnöe und Cyanose
sowie Arhytbmie der Atmung auftreten kann, wobei sich vorüber-
gehend eine Blähung ausbilden mag oder nicht. Die Arhythmie
kann sich bis zum Cheyne-Stokesschen Typus steigern. Es ist wohl
kaum zu bezweifeln, daß diese Erscheinungen als anaphylak-
toides Symptom aufzufassen sind, das heißt als Folge der
Einwirkung artfremden Bakterieneiweißes und dessen Abbau be-
'ziehungsweise Abbauprodukte bei einem vorbehandelten, das heißt
fälle umfassenden Material Beobachtungen zu sammeln. ‚Die zahl-
reichen Veröffentlichungen aus der Kriegszeit über Malaria
stammen meist aus’ dem Osten und Südosten. Die Malaria įm
Westen zeigt manche Eigentümlichkeiten, die mich zur Veröffent-
lichung dieses Beitrages veranlassen. Auch manche noch schwe-
bende Fragen des Malariagebietes konnten an unserem Material
bearbeitet werden.
Die Westfront war in den ersten Kriegsjahren von .der
Malaria ziemlich verschont. An einzelnen Stellen, besonders in
Flandern, war sie allerdings schon im Frieden vorhanden, eine
allgemeine Verbreitung fand sie jedoch nicht. Dies Bild änderte
‚sich, als in den letzten Jahren zahlreiche Truppen aus den malaria-
durchseuchten Gegenden des Ostens und Südostens nach dem
. westlichen Kriegsschauplatz überführt worden waren. Unter 768
in, unserem Lazarett eingelieferten Malariafällen befanden sich
immerhin: nur 241, die bereits früher im Osten oder Südosten
Malaria gehabt hatten, 527 Fälle dagegen waren lirsterkrankungen.
Es fragt sich nun, wo diese Leute infiziert worden sind. Es ist
zwar über das Vorkommen von Anopheles von verschiedenen
‚Stellen der Westfront berichtet worden, sodaß die Möglichkeit
einer Infektion im Westen zugegeben werden muß. Eine größere
. Verbreitung scheinen die Anopheles aber im Westen — wenigstens
im allgemeinen — nicht zu haben. Für die Trage nach dem
Infektionsort ist die Tatsache bedeutungsvoll, daß von diesen 521
Ersterkrankten nur 30 dauernd im Westen gewesen waren, i
davon in Flandern; alle anderen, also 497, waren bis zum Herbst
1917 oder noch länger in malariadurchseuchten Gegenden des
Ostens oder Südostens gewesen, so besonders in der Gegend der
Rokitnosümpfe, in Rumänien und Mazedonien. Wollte man a&i-
phylaktoid, weil das anaphylaktische Syndrom ein experimentell-
Verhältnissen kaum jemals rein gegeben sind. |
Nunmehr können wir zu unseren Leukämien zurück-
kehren. Auch hier ließ sich bei dem letzten und mit besonderer
Eosinophilie einhergehenden Falle außer der Bronchitis eine
‘mit etwas Blähung nachweisen. Und dieser ganze asthma-
artige Zustand kam und schwand in wenigen Tagen auf der Höhe
der ersten Bestrahlungswirkung, während sich bei einer zweiten
Bestrahlungsserie nach wenigen Wochen nichts mehr davon zeigte.
Erscheinungen im gleichen Sinne wie die Vac-
:cinewirkung aufzufassen, hier als Wirkung
-der Impfung mit dem Eiweiß der in Massen zerfallenden Leuko-
‚cyten, das ja, wie das Eiweiß aller absterbenden Zellen, ‚schon
‚relativ artfremd wirkt (vgl. z. B. entfiebernde Wirkung des „Fixations-
abscesses“ der Franzosen). Diese Deutung würde erklären, warum
wir dieses Phänomen bisher nur bei Leukämien gesehen haben -
.und nicht bei den so häufigen Lymphosarkomen des Thorax. |
‚Denn beim Lymphosarkom erfolgt doch keineswegs ein derartig
rapider und massiger Zellzerfall wie bei einer Leukämie, bei der | ziert hätten, so müßte man erwarten, daß die Truppen, die immer
im Westen gelegen hatten, in ähnlicher Weise durchseucht worden
wären. Vor allem hätte dann bei den durchseuchten Truppen-
teilen auch der junge Nachschub aus der Heimat, der nicht IM
Osten gewesen war, erkranken müssen. Das ist aber, WIE die
obigen Zahlen zeigen, durchaus nicht der Fall. Man kann danach
kaum zweifeln, daß die überwiegende Mehrzahl der hier Erkrankten
bereits eine latente Infektion aus dem Osten mitgebracht hatte,
die erst nach sechs Monaten .und mehr unter dem Einfluß der
heißen Jahreszeit manifest wurde. Über einzelne Fälle diese!
absinkt.. - Auch ist das Lymphosarkom wohl nicht im gleichen
-Sinne als „vorbehandelt“ anzusehen wie die Leukämie mit ihren
‘ständig im Blute zerfallenden pathologischen Leukocyten. Ein
"besonders eigenartiger Befund ist die hochgradige Eosinophilie.
‘Auch ‚sie gehört zu dem anaphylaktoiden Symptomenkomplex. Ob
etwa bei den Abdominaltyphen gleichfalls eine solche bestanden
hat, vermag ich nicht zu sagen, doch ist das in Anbetracht der
schon bestehenden eitrigen Bronchitis und der schweren Knochen-
markschädigung höchst unwahrscheinlich. Diese Auffassung würde
.auch erklären, warum wir diese Bronchitis im Anschluß an eine | bereits mehrere Monate zurückliegt, die aber erst spät zum Aus-
bruch kommt, ist bereits wiederholt berichtet worden. Daß die
latente Infektion eine solche Bedeutung hat, lehren erst die
Beobachtungen aus dem Westen. Die Truppen in Rumänien ui
Mazedonien hatten meist Chininprophylaxe getrieben. Es a
bekannt, daß diese zwar im allgemeinen den Ausbruch C®
Malaria verhindert, aber nicht die Infektion mit Malariakelma,
die später nach Aussetzen des Chiningebrauches zum Ausbruch de
Krankheit führen können. Hier kann also die Entwicklung re
latenten Malaria durch die Chininprophylaxe begünstigt worden
' sein. Aber die überwiegende Mehrzahl jener 497 Mann ka
nicht aus Rumänien und Mazedonien, sondern aus Rußland UB
'Thoraxbestrahlung bei anderen Prozessen bisher niemals beobachtet
“wurde. ‘Engel macht wenigstens in seiner ausgezeichneten
' Arbeit über Röntgenschäden (Erg. d. inn. Med. 1911, Bd. 7, S. 115)
von derartigen Beobachtungen keine Erwähnung. — > |
Damit würde sich das Syndrom der eosinophilen Röntgen-
“bronchitis bei Leukämien an die Bilder der Serumkrankheit, der
Krebs-, Erdbeer- und sonstigen Eiweißvergiftungen bei sensibili-
‚sierten Organismen anreihen. Und schließlich schlüge es die
‚Brücke zum Asthma ‘bronchiale, bei dem auch schon lange der
Verdacht besteht, daß es sich bei ihm in irgendeiner Form um
schwindende Bronchitis mit Eosinophilie und relativer Lungenstarre
Lungenstarre bis zu hochgradiger Lungenblähung bei Vaccine-
beauftragt, hatte ich Gelegenheit, an einem etwa 1000 Malaria-
nehmen, daß. alle unsere Ersterkrankungen sich im Westen infi-
sogenannten Spätmalaria, also einer Malaria, deren Infektion
een, a, Ga u i te N Dre Wr z . = Re 5 SAER BRE er... R
Mo. = ii Mai u AE S ~- MED SCHE KLINIK: — : 459 - EEE ar 3
| ~ -f4: Ma. 2. "OOE 1919°— MEDIZINISCHE KLINIK Nr: 19. | DI o. AAN Pi R
nreno ı a l , on Puas N o , ood = ž S , 1 |S u,
Dürehlisihe | hatte dort meist keine Chininprophylaxe' getrieben. Weshalb war | perioden. fangen nicht selten mit kleinen Zacken an, die erst all- 2 E d
z ! B nun auch bei diesen die Malariainfektion so lange latent geblieben? | mählich, beim dritten oder vierten Anfall, ihre völlige Höhe er- ei,
er Bestallnı Die Antwort darauf gibt uns die Kenntnis des Einflusses ‘der | reichen. Nicht. selten trägt diese ‘zweite Fieberperiode von vorn- AB Ei,
nd wi > Jahreszeiten auf die Malaria. In. den gemäßigten Breiten ist die | herein den Charakter der Cotidiana, in anderen Fällen schlägt die | Fat Epa
r Dungun} - Malaria vorwiegend eine Erkrankung der warmen Jahreszeit. ‘Das.| Tertiana in eine Cotidiana, oder. auch die Cotidiana in eine Tertiana I} p a o
n kann we - ‘gilt nicht nur für .die Neuerkrankungen, sondern auch. für die | um. Ähnlich wie bei anderen Protozoenerkrankungen (Lues, E A g o
bei Varier - Rückfälle, ist also wenigstens für diese nicht davon abhängig, | Recurrens) wechseln .also Zeiten: der manifesten Allgemein- te
ide Ste‘. .- daß nur in der warmen Jahreszeit die Anophelen fliegen, sondern | infektion mit solchen der Latenz, die wohl auf einen gewissen MB ln,
Yung mia: ©" von einer unmittelbaren Einwirkung des Klimas auf den infi- | Immunitätsgrad zu beziehen sind.. Das Auftreten der Cotidiana, Fa Ai x
abtebek) zierten Menschen. Man 'muß sich also vorstellen, daß die Spät- | bei der stets zwei verschiedene Parasitengenerationen im Blute na: 1
tdmen malariafälle gegen Schluß des Sommers 1917 infiziert ‚worden | nebeneinander zu finden sind, bezog man früher auf eine Doppel- KB: SIT DI
f sind, daß aber damals die klimatischen Bedingungen für. den | infektion. Die Beobachtung, daß die unbeeinflußte Tertiana so ra AS
Ausbruch der Erkrankung nicht mehr geeignet waren, und daß |ʻoft in, eine Cotidiana umschlägt, macht diese Annahme wenig ie HER
| diese erst im Frühling und Sommer 1918 ‘offenkundig wurde, | wahrscheinlich. Eine näherliegende Erklärung für diese Beob- TERA del.
re. Diese Häufigkeit der latenten Malariainfektion gibt auch die | achtungen ergibt sich aus den Befunden von Schaudinn und Ba
| o Erklärung für die in Malariagegenden bereits im ersten Frühjahr | Biedl?) daß die bei länger bestehender Infektion. sich regel- TE
auftretenden Erkrankungen, wenn kaum schon Mücken sich.zeigen, | mäßig bildenden Geschlechtsformen, die Gameten, entgegen der Sr
jedenfalls noch keine Gelegenheit gehabt. haben, sich zu infizieren | früheren Ansicht auch im Menschen vermehrungsfähig sind. Nach Er
und so die Infektion weiterzutragen. Man dachte’an die Möglich- | Schaudinn vermögen sie sich parthenogenetisch zu teilen, KEINE
keit der Überwinterung infizierter Mücken und. an Übertragung | nach Bied] kommt es im menschlichen .Blute zur echten Be- Be
«der Parasiten auf. die Mückeneier, sodaß die eben ausschlüpfen- | fruchtung und anschließenden geschlechtlichen Vermehrung. Für Be
den Mücken gleich infektionsfähig wären. Der Nachweis für diese | eine Vermehrung der Gameten ‚im strömenden Blute spricht auch ende,
letztere Annahme ist jedoch bisher nicht gelungen, und die Tat- | folgende oft von mir gemachte Beobachtung: ce ar PAE
ar sache der latenten Maälariainfektion des Menschen erklärt. die | ‚Die ungeschlechtlichen Malariaparasiten (Schizonten) ver- Me a
ae ‘ Häufung von Fällen im ersten Frühjahr leichter. | schwinden bei Chininanwendung rasch aus dem. Blute. Nach Bach i:-
m. Eine weitere Eigenart unseres Materials war die Tatsache, | nieinen Beobachtungen an etwa.50 Fällen ist dies durchschnittlich HE KF
prr ~ > daß fast ausschließlich Tertianparasiten gefunden wurden und auch | nach 1,7 Tagen der Fall. Die, geschlechtlichen Formen siud E u) i
s pi das klinische Bild ausschließlich‘ dem der Tertiana entsprach, ob- | wesentlich. widerstandsfähiger, sie verschwanden in unseren Fällen We nn
ur 2 wohl von den 'als rückfällig eingelieferten 241 Kranken mindestens | durchschnittlich erst ‚nach vier Tagen. Nun waren aber in jenen pg o
a 100 behaupteten, früher an Tropica gelitten zu haben. Aus den | Fällen, wo wir Gameten beobachteten, gleichzeitig auch Schizonten 1 PADER =
l mitgebrachten Krankengeschichten ging hervor, daß bei einem | bis zum Verschwinden der Gameten im Blute vorhanden. . Bei. der Me
wi Teil unserer Fälle noch in diesem Frühjahr Tropicaparasiten nach- | Widerstandsfähigkeit der Schizonten gegen Chinin "konnten ..diese a
TA . - gewiesen worden waren, während die gleichen Fälle in unserem | in den letzten Tagen kaum. aus der Zeit vor der Chininverabfolgung et z
a" Lazarett bei häufiger Untersuchung nur Tertianparasiten : auf- | stammen, sondern mußten sich neu aus.den Gameten gebildet en
| „wiesen. In zwei Fällen hatte ich selbst an einem anderen Orte | haben, .. > 5 SEE Ra ee
j > im April Halbmonde neben Tertianparasiten nachgewiesen; einige Diese im menschlichen Blute sich abspielende Vermebrung ee
el i Monate später, als ich dieselben Leute mit neuen Anfällen zu | der Gameten gibt wohl den Schlüssel. für den Umschlag der a,
w -Gesicht bekam, waren im Blute nur Tertianparasiten vorhanden. | Tertiana in eine Cotidiana. Es kann geschehen, daß, eine aus a
in: "Auch in den Fällen,- wo im Frühjahr Tropieahalbmonde gefunden | den Gameten entstehende Generation gerade in die Mitte zwischen u
N waren, entsprach die aus jener Zeit stammende Fieberkurve ganz | zwei Tertiananfälle fällt und so das Bild der ‚Cotidiana hervor- We
ne! dem Tertiantypus. Solche Fälle von Umschlag einer Tropica in | ruft. Es bleibt allerdings auch bei dieser Annahme noch manches er
K -die Tertiana sind bereits wiederholt beschrieben worden?); Der. | im Verlauf der Fieberkurven unklar, so. die Tatsache, daß bei u
W, =., ` nächstliegende Gedanke ist, sie auf eine Mischinfektion von Tropica | einer solchen Cotidiana der eingeschobene Anfall fast immer in ch
ie und Tertiana zu beziehen, bei der die, Tropica rasch 'abstirbt oder | die Mitte zwischen die beiden anderen Zacken fällt, während 'er er
W, “doch latent wird, während die Tertiana noch weitere klinische | zunächst doch ebensohäufig an. einer. beliebigen anderen’ Stelle o
A Erscheinungen macht. Aber es ist doch schwer vorstellbar, daß | der Kurve einsetzen könnte. , ; an a ee
N: Ssamtliche Tropicainfektionen, die nach dem Westen kamen, . Durch Auszählung der Parasiten in unbehandelten Fällen a
A Mischinfektionen mit Tertiana gewesen sein sollen, und es ist | versuchte ich mir Aufklärung über ihr ‘Schicksal im Anfall zu a
M ‚schwer ein Grund dafür zu finden, daß sie alle zu gleicher | verschaffen. Die Auszählung erfolgt bekanntlich, indem man im a
po Sn -Zeit abgestorben oder latent geworden wären. Angesichts solcher | gefärbten Ausstrichpräparat feststellt, wieviel Parasiten auf eine I j
i ‚Tatsachen drängt sich immer wieder der ketzerische Gedanke der | bestimmte Anzahl roter oder weißer Blutkörperchen kommen. Macht EB E
I. i ‚Einheit der verschiedenen Malariaarten auf, der Gedanke, daß die | man nun in kurzen Zwischenräumen beim gleichen Falle solche en
“+ verschiedenen mikroskopischen und klinischen Bilder nur Er- | Auszählungen, so findet man, daß die Zahl der. Parasiten in der sad ;
f 'Scheinungsformen der gleichen Infektion sind, hervorgerufen durch | fieberfreien Zeit keine sehr großen Schwankungen aufweist, „Im A
7 verschiedene äußere Umstände. Mir selbst fehlen größere eigene | Augenblick nach der Teilung der Parasiten, also während ` des on |
~ Erfahrungen auf dem Gebiete. der Tropicainfektion, ich vermag | Fieberanfalls, sollte man .eine sehr starke Vermehrung der 'ab- a ee
i -daher nicht zu einem abschließenden eigenen Urteil zu gelangen, | soluten Zahl der Parasiten erwarten, .da jede Teilungsform in BE
r! Jedenfalls fordern die Beobachtungen immer wieder dazu auf, |, mindestens. 8, oft in 16 bis 20 Teile zerfällt. Ich habe zwar eine - ner a H
Nachzuprüfen, ob die Schlüsse auf die Abgrenzung der einzelnen | Zunahme der Parasiten durch die Teilung feststellen können, Der ee
Malariaarten bindend sind. | REI b © |. Anstieg ist aber viel geringer, als man erwarten sollte, “erreicht > A >
| Im allgemeinen hat man 'nur selten Gelegenheit, zu beob- | kaum das Doppelte der vorher vorhandenen: Zahl.. Daraus muß ne
‚achten, wie die Malaria ohne Behandlung verläuft, da man sich | man ‚wohl schließen, daß von den Teilungsformen weitaus: die San E
‚bei Erkennung der Krankheit kaum entschließen wird, mit ‘der |. meisten rasch im Plasma zugrunde gehen und nur- wenigen. es re
‚Einleitung der Therapie zu. zögern. In einem großen von. allen | gelingt, in neue Erythrocyten einzudringen und so ihr Dasein zu | we
‚Seiten zusammenfließenden Material finden sich’ aber immer Fälle, erhalten. Auch hierin kann man den Ausdruck einer gewissen T
die nicht als Malaria erkannt und dementsprechend nicht be- | natürlichen Immunität des Menschen gegen die Malariaparasiten oh
, handelt worden sind, und man ist in der Lage, aus den mitge- | sehen. ta Fe = RR 3e ip
„brachten Krankengeschichten sich ein klares Bild der unbeein- | Bekannt ist der. Einfluß der äußeren Umstände auf den a
fußten Infektion zu machen, Man sieht bei diesen Fällen sehr | Ausbruch der Malaria. Auch wir beobachteten oft ein Aufflackern ae
‚haufig das typische Tertianfieber nach einigen Fieberzacken in | der Erkrankung im „unmittelbaren Anschluß an die Bahnfahrt..
‚eme Cotidiana umschlagen. Nach einer gewissen Zeit — etwa | Eine starke Häufung von Rückfällen während der Kur trat unter Rn;
10 bis 18 Tagen — pflegen die Anfälle auch ‚ohne jede Behand- | dem Einfluß der Grippeepidemie auf.. Auf die Bedeutung der 2.
ung aufzuhören, um nach einer Latenz von verschiedener Dauer, | Jahreszeiten ist bereits hingewiesen. Besonders begünstigt wurde a
| . das ‘Auftreten von Rückfällen augenscheinlich durch die Arbeit in .
oft etwa 14 Tagen, aufs neue. zu beginnen. Diese neuen Fieber-
Vei ) Forschbach und Pyscko wski, D. m. W. 1918, Nr. 9.
-."sesti, D, m, W, 1918, Nr.28. ` = a x
‚heißen feuchten Räumen, unsere in -der Küche beschäftigten
1) W, kl. W. 1917, Nr. 14 bis 17,
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.. Diagnose Malaria zu entnehmen. Denn auch eine Grippe, ein
160
Malariakranken bekamen jedenfalls auch nach längerer Kur oft Rück-
fälle. Die Analogie mit dem Einfluß des Tropenklimas liegt nahe.
Das klinische Bild der Malaria war recht einförmig.
Wohl kam es vor, daß sie sich zuerst in einigen kleineren un-
charakteristischen Zacken äußerte, schließlich folgten aber immer
die typischen Malariaanfälle. Die besonderen Erscheinungsformen,
die im Südosten und in den Tropen so häufig beobachtet wurden
— typhöse, dysenterische, komatöse —, traten hier nie auf. In
Fällen, wo zunächst der Gedanke an eine typhöse Form der Ma-
laria nahelag, erwies sich das Krankheitsbild später als ein Zu-
sammentreffen von Malaria und Grippe. |
Die Sicherung der Diagnose durch den Parasitenbefund
macht bei fieberhaften Malariaanfällen nur ganz ausnahmsweise
Schwierigkeiten. Die Methode des dicken Tropfens bewährt sich
für denraschen Nachweis sehr. Schwieriger kann der Nachweis bei der
nichtfiebernden latenten Malaria sein. Sind solche latenten Fälle bis da-
hin nicht mit Chinin behandelt worden, so haben sie allerdings auch in
der fieberfreien Zeit mitunter Parasiten im Blute, oder es lassen sich
wenigstens leicht durch eine der üblichen Provokationsmethoden
Parasiten aus den inneren Organen in das periphere Gefäßsystem
ausschwemmen. Ist aber bereits eine Chininkur eingeleitet worden,
so gelingt es oft erst nach länger fortgesetzter Beobachtung und
wiederholter Provokation, einen positiven Blutbefund zu erhalten.
Mehrfach verging in solchen zur Beobachtung überwiesenen Fällen,
die bereits Chinin erhalten hatten, trotz gehäufter Provokationen
ein voller Monat, bis wieder Parasiten im Blute auftraten. Solche
Beobachtungen machen es dringend wünschenswert, nach Möglich-
keit Chinin nicht vor einer völligen Sicherung der Diagnose zu
geben. Wenn möglich, soll diese durch den Parasitenbefund er-
folgen, aber auch eine einwandfreie, mehrere Fieberanfälle um-
fassende klinische Beobachtung kann genügen. Es muß jedoch
davor gewarnt werden, in zweifelhaften Fällen Chinin zu geben
und aus dem Verschwinden des Fiebers eine Bestätigung der
Paratyphus hören eines Tages auf zu fiebern. Wenn gerade in
dieser Zeit Chinin gegeben worden ist, so darf hier naturgemäß
aus dem Schwinden des Fiebers nicht auf Malaria geschlossen
werden. Sonst wird mancher zu einem Malariker gestempelt, der
nie eine Malariainfektion gehabt hat. Eine nachträgliche Klärung
ist dann oft nur unter Aufwand einer längeren Beobachtungszeit
möglich.
Zur Klärung der zweifelhaften Fälle haben wir uns der
mannigfachsten Provokationsmethoden bedient. Es gelingt, durch
eine Reihe der verschiedenartigsten Maßnahmen einen Übertritt
der Parasiten aus den inneren Organen in das Blut zu erzielen.
Lokale, die Milz treffende Einwirkungen — Milzdusche, Milz-
packungen, Milzmassage, Bestrahlung der Milz mit Röntgen- oder
ultravioletten Strahlen — sind empfohlen worden. Schwerere körper-
liche Arbeit, wie Holzhacken, Gepäckmärsche, Hitzeeinwirkungen,
wie heiße Bäder, elektrische Lichtbäder, Sonnenbäder, Erzeugung
künstlichen Fiebers durch Injektion von Milch, Einspritzung von
artfremdem' Blutserum, schließlich Einspritzung von Stoffen, die
eine Contraction der Blutgefäße und der glatten Muskelfasern
der Milz bewirken, wie Adrenalin, Pituitrin sind vorgeschlagen
worden. Gemeinsam ist diesen Methoden wohl nur das eine, daß
sie Schwankungen des Blutdrucks und eine vermehrte Durch-
blutung des Körpers, besonders auch der Milz, bewirken. Wir
haben, abgesehen von der Bestrahlung mit Röntgen- und ultra-
violetten Strahlen, von allen diesen Methoden Gebrauch gemacht
und mit allen gute Ergebnisse gehabt, aber immer mit der Ein-
schränkung, daß es bei Fällen, die bereits einige Zeit unter Chinin
gestanden haben, oft erst nach mehrfacher Provokation und längerer
Beobachtung gelingt, Parasiten nachzuweisen. Man darf sich über
‚diese Schwierigkeit des Parasitennachweises nicht wundern, Durch
das Chinin werden die Parasiten so weit abgetötet, daß oft nur
noch wenige in den inneren Organen vorhanden sind. Selbst
wenn es gelingt, diese durch irgendeine Provokationsmethode in
den - Blutkreislauf auszutreiben, darf man nicht damit rechnen,
-solche spärlichen Parasiten zu finden, erst wenn bei längerem
Aussetzen des Chinins wieder eine Vermehrung der Parasiten
statthat. kann durch ihre Ausschwemmung der Nachweis ermöglicht
"werden. Es ist schwer, ein vergleiehendes Werturteil über die
verschiedenen Provokationsmethoden abzugeben, besonders aus
dem Grunde, weil man nicht sicher ist, daß die auf eine Provo-
kation nicht reagierenden Fälle wirklich frei von Parasiten sind.
Körperliche Arbeit, Schwitzprozeduren, Sonnenbäder müssen jeden-
falls recht intensive sein, wenn sie rasch ein positives Ergebnis
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
11. Mai.
erzielen sollen. Recht gute Erfolge gab die intramuskuläre Ein-
spritzung von 10 bis 20 ccm Milch, es muß aber betont werden, daß
das Verfahren infolge des Fiebers und der Schmerzen nicht ohne
Unbequemlichkeiten ist. Sehr bequem ist die Injektion von 0,001 g
Adrenalin 1), die stets ohne Störungen vertragen wurde und meist
gute Resultate ergab. Bei all diesen Methoden ist es zweckmäßig,
die Blutuntersuchung auf mehrere Tage nach der Provokation aus-
zudehnen, da oft erst nach zwei bis vier Tagen Parasiten im
Blute gefunden werden. Oft tritt im Anschluß an die Provokation,
meist erst nach einigen Tagen, Fieber ein, das häufig mit kleinen
Zacken beginnt, um erst bei der dritten Zacke etwa seine volle
Höhe zu erreichen. Der Parasitennachweis gelingt in diesen fieber- -
haften Fällen meist leicht, immerhin sahen wir mitunter nach
Adrenalin bei latenter Malaria Fieberzacken, bei denen zunächst
keine Parasiten gefunden wurden. Da Adrenalineinspritzungen bei
etwa 50 Gesunden und Darmkranken keine oder höchstens ge-
legentlich ganz geringe Temperatursteigerungen auslösten, so
halten wir auch Fieberzacken über 38 Grad ohne Parasitenbefund
nach Adrenalin für mindestens sehr verdächtig auf Malaria. Be-
züglich weiterer Einzelheiten der Adrenalinprovokation sei auf die
neuerliche Arbeit von Schittenhelm und Schlecht?) ver-
wiesen, in der meine eigenen Erfahrungen mitberücksichtigt sind.
Am zweckmäßigsten für die Beurteilung zweifelhafter Fälle ist die
Kombination mehrerer Provokationsmethoden: etwa körperliche
Arbeit (Garten, Küche, Gepäckmarsch), Milzpackung und Adrenalin
oder Milchinjektion. Die Einspritzung ist an einem Tage vorzu-
nehmen, an dem keine körperliche Arbeit geleistet wird.
Zur Stütze der Diagnose besonders in solchen Fällen, in
denen Parasiten nicht gefunden wurden, ist die Untersuchung des
morphologischen Blutbildes empfohlen worden. Eine starke Ver-
mehrung der großen Mononucleären spräche für Malaria. Das
soll nicht bezweifelt werden, wiewohl auch bei anderen Protozoen-
infektionen, z. B. der Recurrens, starke Mononucleosen vorkommen.
Mononucleosen von 7 bis 8°/, fand ich recht häufig bei Darm-
kranken, die als Kontrollpersonen herangezogen wurden, gelegent-
lich sogar bis 13°/,. Auf keinen Fall darf der umgekehrte Schluß
gezogen werden, daß Fehlen der Mononucleose gegen Malaria
spreche. Werte von 10°/, und darüber fand ich bei unbehandelter
Malaria nur in einem Drittel der Fälle, die meisten Fälle hatten
zwischen 5 und 10°/, Mononucleäre und einige sogar nur 3 bis
5°%/,. Nach fünfwöchiger Kur betrug die Zahl der Mononucleären
stets unter 10°/,, ein gewisser Einfluß der Kur auf das Blutbild
ist also unverkennbar, groß ist er aber nicht, da die Ausgangs-
werte nicht groß genug sind. Eine wesentliche diagnostische Be-
deutung kann also der Auszählung des gefärbten Blutpräparates
nach unseren Beobachtungen nicht zugesprochen werden.
Therapie.
Die Wirksamkeit der Chinintherapie ist in erster Linie
abhängig von der Sorgfalt, mit der sie ausgeführt wird. Bel der
Neigung vieler Malariakranker, sich der Chinineinnahme zu ent-
ziehen, war peinliche Überwachung des Einnehmens erforderlich.
Das Chinin wurde stets unter Aufsicht genommen. Das Hervor-
strecken der Zunge nach dem Einnehmen gab einige Gewähr
(keine volle) dafür, daß das Chinin wirklich heruntergeschluckt
war. Eine weitere Kontrolle bot die häufige Untersuchung des
Harns auf Chinin mit Kaliumquecksilberjodid. Der positive AUS-
fall der Probe sagt allerdings nur, daß Chinin genommen ist, nich
wieviel. Unregelmäßigkeiten der Chinineinnahme sind sicher ein
wesentlicher Grund für die Häufung von Rückfällen.
Wir hielten uns bei der Chininverabfolgung im allgemeine}
an. das Nochtsche Schema. Die neuerdings vom Kriegsmin-
sterium empfohlene Herabsetzung der ersten Chininfolge auf nur
vier Tage zu je 1,2 g erwies sich uns nicht als zweckmäßig. $3
traten in der folgenden Chininpause dabei doch häufiger wieder
Fieberzacken auf. Wir begannen deshalb stets mit einer inten-
siveren Chininbehandlung: |
Bei einer fünf bis acht Tage lang fortgesetzten V erabfolgung
von je 1,5g Chinin schwanden die Parasiten und die Anfälle fas
stets in ein bis drei Tagen und flackerten auch in der folgenden
chininfreien Periode nicht wieder auf. Zweckmäßig schien U,
besonders in schwereren Fällen, die Kombination mit der intra-
muskulären Injektion von Chinin-Urethan. Wir gaben an det
1) Schittenhelm und Schlecht, D. m. W. 1918, Nr. 12;
Neuschloß, M. m. W. 1918, Nr. 4.
= 2) M. m. W. 1918, Nr. 47.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
—
sich, wenn man die Fälle nach dem Zeitpunkt ihrer Entlassung
in drei Gruppen teilt. Gruppe 1 umfaßt die Fälle, die bis An-
fang August, Gruppe 2 die, die von. da bis Anfang September,
die Grippeepidemie des Juni-Juli, die bei den Erkrankten sehr
‚häufig ein Aufflackern der Malaria bewirkte. In der zweiten
Gruppe sinkt die Prozentzahl der Rückfälle während der Kur auf
13,2, in der dritten auf 7,5%. Es ist alsoteine ständige prozen-
„tische Abnahme der Rüekfälle zu verzeichnen. Zum Teil mag
diese auf die zunehmende Schulung des Personals bei der Über-
wachung der Chinineinnahme :zu beziehen sein, einen größeren
Einfluß aber dürfte auch hier die Jahreszeit haben. Je mehr sich
diese dem Herbst zuwendet, “um so weniger neigt eben die Ma-
laria zu Rückfällen. Diese Tatsache ist im Auge zu behalten,
‚wenn die Frage -des Erfolges einer Behandlungsart der Malaria
erörtert werden soll. Malariafälle, die im Herbst behandelt werden,
werden ceteris paribus wenigstens für die nächsten Monate eine
viel bessere Statistik aufweisen als solche, die im Frühjahr be-
handelt werden, | '
Die bisher gegebene Übersicht ‚umfaßt die Gesamtzahl der
aus dem Lazarett jeweils entlassenen Malariafälle. Einer beson-
deren Besprechung bedürfen ‚die mit Neosalvarsan und Chinin
behandelten Fälle, Wir gaben dabei während der Chininkur meist
Zwei Injektionen von 0,6 Neosalvarsan in 'einem Abstand von einer
voche. Von 214 mit Neosalvarsan und Chinin behandelten Fällen
hatten ll Rückfälle während der Lazare tbehandiing, 2 wurden
bald nach der Entlassung mit Rückfällen wieder eingewiesen, zu-
Sammen also 13 Rückfälle = 6,1%. In dieser Zahl sind die sämt-
we mit Neosalyarsan und Chinin behandelten‘Fälle von Juni
i8 Oktober zusammengefaßt. Sie ist nicht halb so groß wie die
E oa Gruppe 3 die, die bis Anfang Oktober zur Entlassung kamen.
f Von den Fällen des ersten Abschnitts wiesen 17,7% Rückfälle ; | |
et . (meist nur eine Fieberzacke) während der Lazarettbehandlung auf. | scheidung sehr verschieden, wie wir in Übereinstimmung mit |
i Diese Zahl ist recht groß. Erheblichen Einfluß auf ihre Höhe hat | Schittenhelm und Schlecht feststellten. Bei . Chinin- a
gewöhnten finden sich vielleicht etwas häufiger niedrigere Werte $ a
p Ei
4: 4 f
a Ei
LM = 11: Mai. i ke | z .
Eu ersten fünf Tagen je 1,0 Chinin intramuskulär und 0,5 g per os, | Prozentzahl der Rückfälle für die Gesamtheit (13,5%), ist auch # Ei, ar
nicht ohte | dann nach dreitägiger Pause Chinin nur per os, je 1,2 g am Tage. | noch besser als die beste Gesamt-Monatsstatistik, nämlich die des WEL
oade N Im weiteren Verlauf der Kur ließen wir meist drei Chinintage zu | September mit 7,5%. Wenn mit dieser Feststellung auch noch RARER
Smm u je 1,2 g und vier chininfreie Tage wechseln. Nach fünfwöchiger | kein sicherer Schluß auf den Dauererfölg ermöglicht ist, so sprechen Fi N Ey
rechnä | Fieberfreiheit wurden die Kranken zur Truppe entlassen, wo noch | unsere Zahlen doch sehr für die Überlegenheit der kombinierten Br:
aan) während weiterer sieben Wochen an zwei aüfeinanderfolgenden | Behandlung. a a E., RE A: -S
T Tagen jeder Woche Chinin. gegeben wurde.- Traten während der | Die augenblickliche Wirkung des’ Neosalvarsans auf die Er- Brit RER
Kur Rückfälle auf, so wurde die Kur von neuem begonnen. | krankung zeigt sich am besten in den Fällen, wo das Mittel Ken Pi T
Wo eine recht rasche Wirkung erzielt werden sollte, erwies , während eines Fieberanfalls gegeben wurde!) Fast immer 1.) eg
‘sich die intramuskuläre Chininurethaninjektion der Verabfolgung | hörte dann mit der Einspritzung die Fieberperiode auf, die - Para- naeh) a Fi
per os überlegen. Es ist bereits oben erwähnt, daß auch die orale | siten schwanden in längstens 24 Stunden ‘aus dem’ Blute. Ge- 1 basini
Therapie meist in ein bis drei Tagen (Durchschnitt 1,7 Tage) die | legentlich trat am folgenden Tage eine stumpfe Fieberzatke mit HN i ER orderis
Schizonten, in drei bis fünf Tagen die Gameten zum Verschwinden | negativem Blutbefunde auf, die wohl auf das Neosalvarsan selbst an E ani oe
brachte. Auch in den Fällen, wo Parasiten im Blute.waren, ohne | beziehungsweise auf die Einwirkung des Neosalvarsans åuf die 1 E
daß Fieberanfälle auftraten, verschwanden sie nach Chinin im | Parasiten zu beziehen ist. _ | ee AETA ie Bin.’
Gegensatz zu manchen anderen Beobachtungen rasch. . Das Auftreten von Rückfällen während einer Chininkur wird El EASA
Bei etwa 300 Fällen wandten wir die kombinierte Chinin- | häufig als Zeichen einer Chininfestigkeit des erregenden Malaria- CAEN Bee
neosalvarsankur an, und zwar bei allen Fällen, die als Rück- | stammes angesehen. Diese Annahme trifft meist nicht zu. Die ; HEP H en
fälle eingeliefert wurden oder während unserer Behandlung rück- | Wirkung des Chinins richtet sich in der Hauptsache gegen die a. HERE
fällig wurden, außerdem auch bei anderen Fällen. Die rasche | Parasiten im strömenden Blute; die in den inneren Organen ab- ll] HARR
all. günstige Wirkung des: Neosalvarsans auf die Tertiana ist bekannt, | gelagerten Parasiten sind dagegen der Chininwirkung weit weniger BD ERASPEREN
pii aber ebenso die Tatsache, daß Neosalvarsan allein die Infektion | unterworfen. Die rasche Beseitigung der Parasiten aus dem strö- ‚ HAEE y ee
inet meist nicht zum dauernden Schwinden bringt, wenigstens wenn | menden Blute durch Chinin gelang nun fast immer auch bei den N ; Bui .
Ad i man ‚sich auf die üblichen Dosen‘ bis 0,6 beschränkt; dagegen | während der Kur auftretenden. Rückfällen. Deren Erreger sind Be;
a wird die gleichzeitige Anwendung von Chinin und Neosalvarsan | also der 'Chininwirkung ebenso ‘unterworfen wie sonst, können AR (RDE
"vielfach gerühmt. 2 Ä | nicht als chininfest bezeichnet werden. Ich selbst habe unter Sl
J al Man .sucht durch die Malariakur eine völlige und dauernde | fast 1000 Malariafällen nur einen gesehen, der die Bezeichnung od. | Veran
er Vernichtung der Parasiten herbeizuführen. Inwieweit das bei | chininfest wirklich verdiente. Bei ihm war eine Beeinflussung a 1 a
en unseren Fällen. gelungen ist, vermögen wir nicht zu sagen, da | der Parasiten und damit der Anfälle zunächst überhaupt nicht Aea N A er a
N dazu eine dauernde weitere Verfolgung nötig wäre, die sich un- | möglich, erst durch Neosalvarsan gelang es, beide zum Schwinden ot) i KE ORRIA
i. = bedingt bis über den Sommer des nächsten Jahres hinaus er- | zu bringen. Eine anscheinende Chininfestigkeit, kann aber leicht TROE t EAEN o
Du y strecken müßte, denn wir wissen, daß gegen den Herbst die Ma- | durch unregelmäßiges Einnehmen des Chinins vorgetäuscht werden. a In MR OE
g" laria spontan die Neigung zum Erlöschen zeigt, in der nächsten | Eine größere Rolle mag die Chininfestigkeit bei der Tropica spielen. BRUNE: e a!
w heißen Jahreszeit aber. leicht wieder aufflackert, Wenn- wir uns | - Neuschloß2) fand in seinen Untersuchungen über die il EER
also über die Wirksamkeit der Therapie ein Urteil bilden wollen, | Chininausschaltung im Urin mit Hilfe der Kaliumquecksilberjodid- ul a
j so können wir es nur aus der Beobachtung des Verlaufs im | probe, daß bei chiningewöhnten Kranken das Chinin nur sehr a
dal. Lazarett tun; besonders aus der Feststellung, wie häufig Rück- | mangelhaft ausgeschieden wird. Er folgerte daraus auf eine ge- f ji
wi fälle ‚während der Lazarettbehandlung auftraten. Als Rückfälle | steigerte Chininzerstörung im Organismus und sah in ‚Ihr_ die a
m sind hier alle typischen Fieberanfälle betrachtet, die nach Ablauf | Ursache der Chininfestigkeit. Diese Untersuchungen sind von Eh
g der ersten sechs Tage der Kur auftraten, ferner. auch Fälle, wo | anderer Seite [Hartmann und Zila®) Sehittenhelm und BE
ui: wieder Parasiten im Blute sich zeigten, ohne daß es zur Fieber- | Schlecht®)] nicht bestätigt worden. Nur die Arbeit von War- .
a! steigerung kam. Für die Gesamtzahl der der folgenden Berech- | burg?) spricht sich in: gleichem Sinne aus. Die Methode eignet ne
pl . nung zugrunde liegenden 666 Fälle beträgt der Prozentsatz der | sich, wenigstens in ihrer üblichen Form, nicht für quantitative u
- Rückfälle im Lazarett 13,5%. Erhebliche Unterschiede ergeben | Untersuchungen,. da der entstehende Niederschlag sich bei ge- a
steigerter. Zimmertemperatur wieder leicht löst, die Menge des ae
Niederschlages also von der jeweiligen Temperatur abhängig ist.
Auch bei möglichster Einhaltung der gleichen Temperatur konnten
wir die Neuschloßschen Befunde nicht bestätigen. Bei Per-
sonen, die bis dahin kein Chinin bekommen haben, ist die Aus-
der Chininausscheidung als bei anderen, aber sie gehen: nicht
unter die Werte herab, die man gelegentlich auch bei Gesunden |
findet. Auch die Chiningewöhnten, die nach längerer Kur noch
Rückfälle bekamen, zeigten keine besonders niedrigen Ausscheidungs-
werte des Chinin. | o |
Daß die in den inneren Organen, besonders der Milz, ab-
gelagerten Parasiten der Chininwirkung nieht in gleichem Maße
zugänglich sind wie die im strömenden Blute, ist nur eine Be-
stätigung einer allgemeinen Beobachtung auf dem’ Gebiete der
inneren Desinfektion. Die in den inneren Organen abgelagerten .
Luesspirochäten sind ‚schwer angreifbar und bedingen das Beharren
der Infektion. Ähnliches gilt für die in der Schleimhaut ‘der Gallen-
wege zurückbleibenden Typhus- oder Paratyphusbacillen.
Man begegnet nicht selten der Annahme, daß: es gerade die
Gameten sind, die in der. Milz ihren Unterschlupf finden. Sicher
werden aber die Schizonten in der gleichen Weise dort abgelagert.
Bei erfolgreichen Provokationen fand ich immer neben Gameten
auch Schizonten im. Blute, nicht selten sogar Schizonten allein, es
müssen diese also bereits vorher in der Milz oder anderen inneren
Organen vorhanden gewesen sein. „Auch die Milzpunktionen
sprechen im gleichen. Sinne. tt |
Eine allmähliche Einwirkung entfaltet das Chinin
= 1) Siehe Bittorf, M. m. W. 1917, Nr. 87, — 9 M. m. W; 1917,
Nr. 87. — 9) M. m. W. 1917, Nr. 50, — 4) 1, e, — 5) M. m. W, 1918, Nr. 22.
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‘einem erhebliehen Teil der Fälle die Infektion zum Erlöschen.
‘ vernichtet werden, so sehe ich in meinen Beobachtungen an
462. er 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
-
11. Mai.
augenscheinlich auch auf die in den inneren Organen befindlichen
Keime. Dafür spricht jedenfalls folgende immer zu wiederholende
Beobachtung: Hat ein Malariakranker. nur einige Tage. Chinin
bekommen, so tritt schon nach kürzerer Zeit ein Rückfall auf.
Ist. die Chininkur längere Zeit fortgesetzt worden, so sind nach
ihrem Aussetzen Rückfälle weniger häufig und pflegen erst später
einzutreten. Augenscheinlich sind nach nur einigen Tagen Chinin
noch so reichlich Parasiten in den Organen vorhanden, daß sie
bald wieder einen. Anfall auslösen können. Nach längerer Chinin-
darreichung sind anscheinend nur einzelne Parasiten noch am
Leben. Diese’ müssen sich erst wieder vermehren, ehe sie in der
Lage sind, einen neuen Anfall hervorzubringen. Im gleichen Sinne
spricht die Tatsache, daß von den Fällen, die im Laufe der ersten
fünf Wochen der Kur einen Rückfall bekamen, doch nur 15°/, bei
Fortsetzung der Kur innerhalb der’ nächsten fünf Wochen einen
zweiten Rückfall hatten, | |
Wir versuchten durch Provokationen festzustellen, wieviel
Fälle nach einer fünfwöchigen Lazarettbehandlung parasitenfrei
geworden sind. Von 212 Fällen traten auf Provokation durch
Adrenalin und Gepäckmarsch nur bei fünf Parasiten im Blute auf,
bei weiteren 14 stieg die Temperatur ohne Parasitenbefund auf
über 38 °. Auch diese Fälle sind wohl als Infektionsträger an-
zusehen. Wahrscheinlich ist .deren Zahl noch größer, denn Fälle
mit nur vereinzelten Parasiten in den inneren Organen dürften
auf die Provokation kaum positiv reagieren. Man kann danach
wohl annehmen, daß mindestens 9% unserer Kranken nach fünf-
wöchiger Behandlung noch Parasiten beherbergten. Die weitere
Fortführung der Kur bei der Truppe bringt hoffentlich noch bei
Neuerdings ist mehrfach die wiederholte Provokation als
Faktor der Behandlung empfohlen worden. Auch ich habe alle
Leute, die körperlich wieder gekräftigt waren, in den späteren
Wochen des Lazarettäufenthalts regelmäßig arbeiten, auch Märsche
machen lassen, und so festgestellt, ob bei den üblichen Anstren-
gungen des Heeresdienstes etwa wieder Anfälle auftreten. Wenn von
mancher Seite aber die Forderung aufgestellt wird, es sollen von vorn-
herein durch regelmäßig wiederholte Provokationen die noch in den
Organen vorhandenen Parasiten ausgeschwemmt, Fieberanfälle aus-
gelöst und dann die Parasiten im strömenden Blute durch Chinin
Tertianafällen keine Stütze dafür. Es ist schon oben betont
worden, daß es während der Kur nur recht schwer gelingt, durch
Provokation Parasıten in nachweisbarer Menge zur Ausschwemmung
zu bringen. Ich habe auch nicht finden können, daß Fälle, bei
denen durch Provokation während der Kur Anfälle ausgelöst
wurden, günstiger verliefen als andere nichtprovozierte. Gelingt
es, durch die Provokation einen Anfall auszulösen, so kommt es
dabei zur Teilung und Vermehrung- der Parasiten. Und wenn
von den neuen Parasiten auch sicher durch Chinin ein großer
Teil abgetötet wird, so werden andere doch wieder in den inneren
Organen abgelagert werden. So werden schließlich ganz ähnliche
Verhältnisse hergestellt, wie sie vor der Provokation. bestanden.
Andererseits sind oben bereits die Gründe angeführt worden, die
dafür sprechen, daß bei ungestörter Fortsetzung der Chininkur
auch die Parasiten in den inneren Organen schließlich abgetötet
werden. Wenigstens für die Tertiana in unseren Breiten verdient
daher meines Erachtens die ununterbrochene Nochtsche Kur den
Vorzug. Eine Provokation einige Wochen nach Abschluß der Kur,
also nach etwa dreimonatiger Chininverabfolgung, empfiehlt sich
dagegen zur. Entscheidung der Frage, ob die Infektion voll be-
seitigt ist. |
Aus der | Psychiatrischen und Nervenklinik Greifswald
| (Direktor: Prof. Dr. Schröder).
Ungewöhnliche Körpergewichtsschwankungen
als Folge einer durch die Kriegskost bedingten
Polynykturie. |
Von
Rudolf Pophal.
Die Beobachtung des Körpergewichts spielt von jeher in der
Medizin eine wichtige Rolle. Für die Beurteilung manches Krank-
heitsablaufes ist sie auch bedeutsamer und anschaulicher als
ir»endeine andere, mit ähnlich einfachen Mitteln durchführbare
Methode. Erinnert sei nur an den Wert von Körpergewichts-
j
bestimmungen bei Säuglingen mit Ernährungsstörungen, bei Herz-
und Nierenkranken mit Ödemen, bei Diabetikern und nicht zuletzt
bei psychisch Kranken. Ale derartig Kranken, mit Ausnahme
vielleicht der Säuglinge, werden nun höchstens einmal am Tage,
in der Regel aber nur alle Woche gewogen. Wenigstens habe
ich aus Umfragen und in der mir zugänglichen Literatur über
das Verhalten des Gewichts innerhalb eines 24 - Stunden - Tages
nichts erfahren können. Die einzige Angabe hierüber, die von /
physiologischer Seite kam, lautete auf Differenzen von ein,
höchstens zwei Pfund für die Zeit vom Morgen bis zum Abend
desselben Tages. Nun hat Herr Professor Schröder in der
letzten Zeit des öfteren auffällige Gewichtsschankungen bei seinen
Patienten beobachtet, und auf seine Veranlassung hin habe ich
i4 Kranke der Klinik nach dieser Richtung hin durch-
untersucht. |
Es handelte sich zum Teil um Nervenverletzte, zum anderen
Teil um abgelaufene Psychosen, meist aus der Gruppe des
manisch - depressiven Irreseins, Die Kost, die die Patienten er-
hielten, war die heute wohl überall übliche Kriegskost, quanti-
tativ calorisch ausreichend, aber überwiegend kohlehydrathaltig
und recht wasserreich. Sämtliche Kranke waren zwar außer Bett,
verhielten sich aber ruhig und leisteten jedenfalls keine körper-
liche Arbeit. Vorausgeschiekt sei noch, daß als Wage eine solche
mit Laufgewicht benutzt wurde, und daß die Patienten morgens
und abends um 8 Uhr, stets völlig nackt gewogen wurden. Bei
einem Teil der Patienten ist das Gewicht alle zwei Stunden
bestimmt worden; es zeigte sich dabei ein langsamer Anstieg im
Laufe des Tages; nur in der Zeit von 4 bis 6 Uhr nachmittags
pflegte das Gewicht vorübergehend etwas zu sinken. Der höchste
Wert wurde abends um 8 Uhr gefunden, der niedrigste am Morgen
um dieselbe Stunde. Um Fehlerquellen durch das Personal aus-
zuschalten, habe ich alle Wägungen persönlich vorgenommen.
Bei keinem der Patienten ließen sich krankhafte Veränderungen
von seiten des Herzens oder der Gefäße nachweisen; der Blut-
druck war nie erhöht, meist erreichte er nur Werte von 100 bis
105 mm Quecksilber. Bei allen Patienten war der Urin frei von
Eiweiß und Zucker und hatte kein organisches Sediment. Das
centrale Nervensystem zeigte keinen krankhaften Befund.
Bei einem Patienten, ich werde später noch auf ihn zurück-
kommen, er wies die größten Gewichtsschwankungen auf und
hatte die größten Urinmengen, traten gegen Abend Knöchelödeme
auf, die aber des Morgens meist wieder verschwanden (auch
dann, wenn der Patient tags im Bett gelassen wurde). Fast über-
einstimmend war die Angabe über vermehrtes Wasserlassen im
Laufe der letzten Kriegsjahre. Die meisten Kranken mußten
auch nachts zwei- bis dreimal im Durchschnitt zum Wasserlassen ,
aufstehen. An Enuresis nocturna litt keiner. Die Angaben über
das Durstgefühl fielen verschieden aus; die meisten Patienten
gaben an, leicht in Schweiß zu geraten.
Bei- den Wägungen ergab sich nun, daß die Kranken von
morgens bis abends 8 Uhr jedes Tages eine durchschnittliche Ge-
wichtszunahme von 2,72 kg aufwiesen. Die größte Differenz zeigte
der Patient mit den Ödemen ohne nachweisbare Ursache, sie er-
reichte die erstaunliche Höhe von 7,2 kg, also fast 15 Pfund.
An zweiter und dritte? Stelle folgten Werte von 5,6 und 5,3 Eg.
Während der Nacht glich sich die Gewichtszunahme stets an-
nähernd wieder aus, sodaß die Patienten am nächsten Morgen,
je nachdem ihre Gewichtskurve stieg oder sank, eine geringe Zu-
nahme respektive Abnahme bis zu Í kg zeigten. Es galt nun ZU
entscheiden, was bedingt den enormen Gewichtsanstieg am Tage,
im extremsten Fall bis zu 7,2 kg, und was den in der Nacht
darauf folgenden Absturz bis ungefähr auf den Ausgangspunkt
zurück. Zunächst mußte man an eine Zurückhaltung von Stul
und Urin denken, diese Ansicht ließ sich aber nicht aufrecht-
erhalten, als festgestellt werden konnte, daß die Defäkation stets
regelmäßig am Tage erfolgte und die Patienten stets mit leerer
Blase gewogen worden waren. Obgleich die Kotmengen ent-
sprechend der schlackenreichen Kost vermehrt waren, es wurden
durchschnittlich 630 g in 24 Stunden ausgeschieden, konnte dies
also nicht in Frage kommen, da ja die Gewichtszunahme abends
nach erfolgter Defäkation konstatiert wurde. Ich wandte meine
Aufmerksamkeit nun der Urinausscheidung zu. Die durchschnitt-
liche Harnmenge von morgens bis abends um 8 Uhr betrug
1240 cem. Dieses Tagesquantum ließ sich ebensowenig wie die
Kotmenge verwerten, Dagegen ergab sich eine deutliche Ver-
mehrung der nächtlichen Urinmenge. Sie betrug im Durchschnit
2222 cem; die Höchstleistung eines dieser nächtlichen Polyuriker,
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<3 14. Mai. E ‘1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. E en » i
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beit.von Rietschel!), auf die ich zufällig nach Abschluß meiner ME i
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en, bei Her es handelte sich wieder um den Ödempatienten, belief sich auf hluß meine u.
nicht mu g 4090 cem. Bei dieser ungeheuren Harnflut, für gewöhnlich rechnet | Versuche aufmerksam gemacht wurde. Rietschel hält die RINER
b Ausmalne | man ja 1500 ccm auf 24 Stunden, mußte zuerst ein Diabetes in- | Polynykturie. im Gegensatz zu Rothschild, welcher einen a
ala} sipidus ausgeschlossen werden. Dies gelang ohne Schwierigkeiten; | durch übergroße’’Mengen Kochsalz _hervorgerufenen Reizzustand A kn AEEA
gatens be | bei sämtlichen Patienten: war die Fähigkeit‘der Niere, zu konzen- | des Harnsystems für. sie verantwortlich machen will, für die Folgen er:
teratur | trieren und zu verdünnen, in vollem Maße erhalten. Als auffallend | der engen Beziehungen der Salze und Kohlehydrate zum Wasser- - Iyi p
datel erwies sich nur, daß bei dem Verdünnungsversuch die'Haupt- .stoffwechsel. ‘Wasser + Kochsalz + -Kohlehydrat zusammen be- El PERI
er dew menge der, zugeführten Flüssigkeit verspätet im Harn wieder- | dingen auch nach seiner Ansicht. die vermehrte Nachtarbeit der . Er jki ; PERH BES
| Waj _- erschien,. also erst nach Ablauf von’ sechs Stunden nach Zufuhr | Niere. „Es ist die verzögerte Wasserausfuhr, die durch die salz- I PERAR
zum Abel E der Flüssigkeit, dann aber in der Gesamtmenge die eingeführte | und kohlehydrathaltige Kost die Sekretionsarbeit der Niere ver- U. yi TAEUN i
erbir_ Flüssigkeit weit übertraf. Bemerkenswert erschien weiterhin, daß | schiebt und so verspätet, daß es oft nachts zu einer reichlicheren fl I HERR
‚ba sa bei allen Versuchen die Menge des mit dem Urin ausgeschiedenen | Urinsekretion kommt. Daher die häufige Nykturie. Nicht die Niere uk | ER i
habe i Kochsalzes (mit dem Straußschen Chloridometer bestimmt) .er- | ist primär reizbar oder gereizt, sondern die reichliche Kochsalz- aut i A
in dmi ‚ heblich vermehrt war, sie betrug durchschnittlich 23,5 g in | und Kohlehydratzufuhr geht mit einer Speicherung des Wassers -ilt I ERE |
. f -> 24 Stunden. l u, ©. ` ` | Im Körper einher, das erst verspätet zur Ausscheidung kommt.“ EN
made ` Das Resultat der Versuche war also ein unverhältnismäßig | In seinen: sehr interessanten Ausführungen weist: Rietschel ih IE. a
ruppe i großer Gewichtsanstieg vom Morgen bis zum Abend, ein fast | fernerhin auf die Ähnlichkeit der, durch die Kohlehydrat - Koch- ji p in
tienten & | ebenso großer Gewichtssturz in‘ der Nacht und eine nächtliche | salzkost. bedingten Krankheit, die ich kurz Kohlehydrat- eig el.
tu) Polyurie; Damit war die Gewichtsschwankung ‚als eine Folge von | nährschaden nennen .möchte, mit der Ödemkrankheit‘ und INS; 1
int | Wasserretention oder besser gesagt einer Verzögerung der Harn- dem Mehlnährschaden der Pädiater hin. n a REST T
nber bet “bereitung erklärt. : E o; Die Ähnlichkeiten sind auch anscheinend so frappant, daß Ei) i RSE
e RE f Wie kommt nun diese Polynykturie zustande?. Beobachtet | man sich nur wundern kann, daß -bis jetzt so wenig darauf hin- N A:
pe sl ist sie erst in den letzten Kriegsjahren, sowohl bei Soldaten wie | gewiesen worden ist. Auch der Mehlnährschaden (es kommt hier Ha h pois 3
mw: Zivilisten. Bei ihrer Entstehung muß also ein sowohl in der Hei- | seine hydrämische Form in Betracht) und die Ödemkrankheit sind i r ROE
den, 1 : mat wie an der Front wirksames Moment am Werke sein; es liegt | ebenso wie der Kohlehydratnährschaden Folgen einer qualitativen IRRE: AR: 2a
Stk nahe, an die Art der Ernährung- als etwas beiden Gemeinsames | Inanition, des Fehlens wichtiger Gewebsbausteine, wie des Fettes, M
Af. zu denken. Unterstützt durch die Versuche Munks, der zeigen | des Eiweißes und gewisser Salze, nach. Rietschel Calcium- rt:
Ant konnte, daß die Durchsttömung der überlebenden Niere mit dem | salze, in der Nahrung. Auch beim Mehlnährschaden. beobachtet ia:
‚hi Blute eines reichlich .mit' Fleisch gefütterten Tieres eine stärkere | man jene enorme Wasserretention, die schließlich zum Ödem führt, Tre
ie! Diurese zur Folge hat, als die Durchströmung mit dem Blute eines | und die damit im Zusammenhang stehenden Gewichtsschwankungen. Ka a |
nl 1 hungernden Tieres, glaubte ich zunächst, daß durch ‚einen Mangel | Sollten der Mehlnährschaden des gepäppelten Säuglings, der Kohle- Eau ln
oma | an diuretisch wirksamen Substanzen in unserer Kriegskost die .‘"hydratnährschaden des deutschen Kriegsteilnehmers (im weitesten Bi Im ei
em beschriebene Verzögerung der. Harnausscheidung herbeigeführt | Sinne) und die Ödemkrankheit des Zivil- und Kriegsgefangenen u:
a werden könne. Ich gab also allen Patienten eines Morgens je | nicht. graduelle Abstufungen ein und derselben Ernährungs- nun į Me
it 30 g Harnstoff zu der üblichen Kost und beobachtete den Aus- | störung sein? , “ | ? ne y RTE
WWI - scheidungstypus. Eine Änderung trat nicht ein, es blieb bei der | _ . Als’ einen Übergang von dem Kohlehydratnähřschaden zur "7 Ru
, Polynykturie. Noch hypothetischer erschien es ‚mir, eine disso- | Ödemkrankheit möchte ich den bereits mehrfach zitierten Patienten NETE
\ zierte Störung der Harnausscheidung annehmen zu wollen, etwa | auffassen, der die ‚großen Urinmengen mit einem leichten, aber AEEA:
m} . von der herrschenden, aber nicht unwidersprochenen Annahme | deutlichen Ödem vereinigte. P u f, 1 AR re
jo “ausgehend, daß die Glomeruli das Wasser, die Tubuli das Koch- Vom Standpunkt der Enuresis und- Pollakisurie. aus. hat. N :
u salz ausscheiden, und nun eine Glomerulusschädigung: zu kon- | außer Rothschild?) noch Groß?) zu diesem Thema Stellung ae oE.
ie} . Struieren, da ja nur die Wasser-, nie aber die Kochsalzausschei- | genommen. Über Rothschilds Auffassung als die eines Reiz- |
de ‚dung gestört war. Nervöse Einflüsse für das Entstehen der Poly- | zustandes im Harnsystem habe ich bereits .berichtet. Die Unter-
1E -Dykturie verantwortlich zu machen, lag noch weniger Grund vor. | suchungsergebnisse von Groß bezüglich der Polynykturie decken
je | Wissen wir doch auch über die Innervation der Niere fast gar | sich mit den hier erzielten vollkommen; auch hier wieder die'Poly-
| nichts Sicheres; es blieb also nur die Kriegsernährung. nykturie bei sonst. gesunden ‚Menschen. Konzentrations- und
[i Unsere Kriegskost enthält wenig Fett, wenig Eiweiß, dagegen | Verdünnungskraft. der Niere‘ waren stets gut, die Kochsalzaus-
a sehr viel Kohlehydrate und viel Wasser. Zu ihrer Anrichtung | Scheidung ungestört, Ein Patient ließ 6,51 Urin in einer
wird aus Gründen des besseren Geschmacks noch reichlich Koch- | Nacht. Die Wasserausscheidung war, wie auch bei meinen Patienten, ©
9 -Salz gebraucht. Außerdem wissen wir von anderen Völkerschaften | verzögert, dabei aber absolut vermehrt. Ob es sich um eine.
| , nd auch von Tieren her, daß eine vorwiegend vegetabilische Kost | funktionelle Schädigung der Nierenarbeit handelt oder ob organische .
t: ` an und für sich schon ein starkes Salzbedürfnis erzeugt. So ge- | Schädigungen vorliegen, läßt GroB dahingestellt. Die verzögerte
tį Weben die Neger, die in der Hauptsache Vegetarier sind, viel mehr | Ausscheidung der während des Tages ‚aufgenommenen Flüssig-
| Salz als die fleischessenden Samojeden und Tungusen. Als Ur- | keitsmenge ist ihm von Nephritiden und Polyurien. aller Art her
a Sache hierfür führt Schenck an, daß die Vegetabilien wenig. | bekannt. Die Besserung, die Groß durch Wärmeprozeduren er-
| : m | zielen. konnte und die die meisten Patienten für die Sommer-
Kochsalz und viel Kalisalze enthalten. Das kohlensaure Kalium
‚geht im Körper mit dem Chlornatrium der- Körpersäfte eine Um-
-= Xtzung ein, sodaß Natriumearbonat und Chlorkalium entsteht. .
Ai Blut entledigt sich des Überschusses an diesen Substanzen
Be die Nieren und es resultiert durch die Steigerung der Chlor-
Dag Natriumausfuhr durch die Kalisalze ein Kochsalzhunger.
an wir zurzeit viel Kochsalz zu uns nehmen, steht fest; daß bei
Ra Versuchen die Kochsalzausscheidung erheblich vermehrt war,
K in auch schon erwähnt. Bekannt ist ferner, dab reichliche
= Salzaufnahme zu Wasserretention. führen kann; übrigens ist
wi Dicht das Kochsalz allein, .dem diese Eigenschaft zukommt.
wir doch aus der Acidosebekämpfung der Diabetiker mit
tum bicarbonicum, daß erhebliche Wasserretentionen, erkenn-
Die net raschen Gewichtszunahme, auch hier die Regel sind.
alo etention von Wasser bei Kohlehydratfütterung ist übrigens
ob m bekannt und unter Anderen von Krehl beschrieben, .
“hebi erdings mit derselben Erklärung, weiß ich nicht. Wie er-
wien Solche Wasserretentionen sein können, haben die Körper-
“Sungen von Widal gelehrt, nach denen ein Organismus bis
= kg zurückhalten kann, ohne daß. Ödeme. entstehen (Widals
n a) Eine weitere Stütze für die Auffassung der Poly-
Alurie als Folge der Kohlehydrat-Kochsalzkost brachte die Ar-
`
fahnden, die als . auslösendes Moment
monate angeben, erklärt sich wohl ungezwungen aus der bei.
höherer Außentemperatur vermehrten Wasserabgabe durch Lungen
und Haut. Auch daß,die Polyurie bei den in der Klinik befind-
lichen, körperlich sich nicht betätigenden Patienten so hohe Gr
erreicht, hängt wohl hiermit zusammen. ~ un
Was ergibt sich nun für die Praxis?. u
‘ Zunächst die Forderung, Körpergewichtsbestimmungen stets
zur gleichen Tageszeit, am besten morgens nüchtern vorzunehmen,
da sonst, wenigstens solange wir noch die Kriegskost haben, grobe
Irrtümer nicht zu vermeiden sind. en, ne :
Sodann bei der Untersuchung der Enuresis-nocturna-Kranken;
deren Zahl sich nach den Literaturangaben in den letzten Jahren
außerordentlich vermehrt hat, stets nach einer Polynykturie zu
Rolle spielt. |
Zusammenfassung:
1) M. m. W. 1918, Nr. 26.
»).D. m. W. 1918, Nr. 11.
s) M. Kl. 1918, Nr. 43.
ade -
wohl zweifellos eine große .
| Durch unsere kohle-
hydrat-, kochsalz- und wasserreiche Kriegs-
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464 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. {1. Mai.
kost können erhebliche Wassermengen reti-
niert werden.
Diese Wassermengen werden verspätet
ausgeschieden und erzeugen so das Symptom
der Polynykturie. l
Diese Polynykturie kann so erhebliche
Grade erreichen, daß enorme Gewichts-
schwankungen, bis zu 15 Pfundinnerhalbeines
Tages, resultieren,
Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, daß die
durch die Kriegskost hervorgerufene Störung,
die ich kurz Kohlehydratnährschaden nennen
möchte, einerseits dem Mehlnährschaden des
Kindes nahe verwandt ist‘ und andererseits
ein Vorstadium der Ödemkrankheit darstellt,
zu der fließende Übergänge bestehen _
Bei disponierten Individuen kann die
Polynykturie zur Enuresis nocturna führen,
kalkten Drüsen mehrere Drüsen mit centraler Verkäsung, mikro-
skopisch ließen sich hier Tuberkelbacillen nachweisen. In den
anderen Fällen zeigten die Drüsen auf dem Durchschnitt eine
gleichmäßige graurötliche bis hellgraue Schnittfläche ohne Erwei-
chung und ohne Kalkeinlagerung. Die sich hart anfühlenden
Drüsen zeigten eine mehr oder weniger ausgesprochene Ver-
diekung der Peripherie. Von diesen acht Fällen («, a, b, c,d, e,
f, g) wurden die veränderten Drüsen in steriler physiologischer
Kochsalzlösung fein verrieben, der Brei wurde dann acht Meer-
schweinchen injiziert. Die Sektion dieser Tiere ergab nur in einem
Falle (æ) ein auf Tuberkulose positives Resultat. Bei sämtlichen
anderen Tieren fanden sich nirgends weder makroskopisch noch
mikroskopisch die Zeichen einer tuberkulösen Infektion.
Wenn auch das vorliegende Material nur ein kleines ist,
so darf man doch auf Grund der Gleichheit der Befunde folgen-
den Schluß ziehen: Sowohl die Masern wie der Keuchhusten
bedingen eine entzündliche Schwellung der Bronchial- und Media-
stinaldrüsen, die makroskopisch denen bei Tuberkulose sehr
ähnlich ist. Dieser entzündliche Zustand hält sich noch lange
Zeit nach Überstehen der eigentlichen Erkrankung (in einem meiner
Fälle bis 16 Monate). Es befinden sich also die Drüsen dieser
Kinder in einem chronisch entzündlichen Reizzustand. Dringen
nun in einen solchen Organismus via Respirationsorgane Tuber-
kelbacillen ein, so finden sie nicht wie gewöhnlich in der nor-
malen unveränderten Drüse ein Filter, das die Eindringlinge nach
reaktiver Entzündung festhält, sondern im Gegenteil bieten ihnen
die schon entzündlich veränderten Drüsen einen Locus minoris
resistentiae, von wo aus sie sich weiterverbreiten können.
Auf diese Weise läßt sich wohl die Bedeutung der Masern
und des Keuchhustens in der Pathogenese der Tuberkulose. über-
haupt und speziell der Kindertuberkulose erklären, wobei natür-
lich die Schwächung des Körpers durch die Infektionskrankheit
selbst eine Rolle spielen mag, nur dürfte dieses letzte Moment
wohl nicht allein für diese beiden Erkrankungen gültig sein.
Angenommen aber, zwei meiner Kinder [siebenjähriges Mädchen
(a) und fünfjähriger Knabe (g)], die 16 Monate ante exitum Masern,
respektive 10 Monate vorher Keuchhusten durchgemacht hatten,
wären am Leben geblieben und wären dann an Tuberkulose
erkrankt, so wäre doch wohl die Annahme einer Schwächung der
Abwehrkräfte, die durch das Überstehen dieser Erkrankungen
geschaffen sei, etwas weit herbeigeholt.
Ich habe bereits erwähnt, daß das Material viel zu klein
ist, um zu positiven Schlußfolgerungen zu berechtigen, jedenf
aber dürfte es groß genug sein, um darauf hinzuweisen, dab es
für die Pathogenese der Kindertuberkulose von großem Wert ist,
bei Sektionen, in deren klinischer Anamnese sich Masern oder
Keuchhusten finden, auf die Veränderungen der Hilusdrüsen ZU
achten und damit zu beweisen, daß hier nicht nur der dehnbare
Begriff der Schwächung der Abwehrfermente eine Rolle spiet,
sondern die Bedeutung dieser Erkrankungen in einer pathologisch-
anatomisch festgestellten Organveränderung liegt. |
Die Wichtigkeit, gerade Kinder, die Masern oder Keuch-
husten überstanden haben, ständig ärztlich kontrollieren zu lassen,
peinlichst jede Gelegenheit zur Infektion mit Tuberkelbaeillen von
ihnen fernzuhalten, dieses Moment in der Prophylaxe der Kinder-
tuberkulose wird durch die angeführten Befunde noch mehr ID
den Vordergrund gerückt, denn soweit eben aus diesen zebn
Fällen ein Schluß gezogen werden darf, scheint vor allem UN
in erster Linie die durch die Masern und de
Keuchhusten bedingte und noch lange Zeit
nach Überstehen dieser Erkrankungen Al
dauernde Lymphadenitis die Ursache für die danach
sooft auftretende Erkrankung an Tuberkulose zu sein, sei €S, °?
die Tuberkulose -bereits latent bestanden hat, sei es, dab nach-
träglich eine Infektion mit Tuberkelbacillen stattfindet.
Zu einem einwandfreien positiven Resultat zu kommen, dazu
tigkeit
meiner Untersuchungen zu beweisen respektive zu erweitern.
Streifen möchte ich nur die Wichtigkeit dieser Befunde A
röntgenologischem Gebiete, es wäre möglich, daß bel König
aufnahmen auch die im Anschluß an Masern’ und Keuchhus $
vergrößerten Drüsen einen Schatten geben, der die Annabi
einer Bronchialdrüsentuberkulose nahelegen könnte. Diese a
nahme findet ibre Bestätigung durch Alban Köhler m = =
Abhandlung „Zur Röntgendiagnostik der kindlichen Lungendrüsf“
tuberkulose“, Danach sind tatsächlich über die von
Die Bedeutung der Masern und des Keuchhustens
für die Pathogenese der Kindertuberkulose.
Von
Oberarzt Dr. Schwermann, Alpirsbach.
Die nachstehenden Zeilen entstammen einem kleinen Mate-_
rial, dessen Bearbeitung schon eine geraume Zeit zurückliegt,
das zu erweitern mir aber unter den Verhältnissen der letzten Jahre
nicht möglich war.
Es ist bekannt, daß die Masern und der Keuchhusten in
der Anamnese Lungenkranker eine große Rolle spielen. In jedem
Lehrbuch über Tuberkulose findet man angegeben, daß man bei
Aufnahme der Vorgeschichte besonders auch auf das Überstehen
dieser Kinderkrankheiten zu achten und danach zu fahnden hat,
Über das Wie und Warum, daß gerade diese beiden Infektionskrank-
heiten für die Pathologie‘ der Tuberkulose von Bedeutung sind,
findet man aber gewöhnlich nicht viel. Einmal wird behauptet,
daß diese Kinderkrankheiten die Widerstandskraft des Organismus
im allgemeinen in Mitleidenschaft ziehen, sodaß Kinder in einem
tuberkulösen Milieu der Infektion mit Tuberkelbacillen leichter
ausgesetzt sind, andererseits, daß Kinder, die bereits tuberkulös
infiziert sind, durch die erneute Schwächung der Abwehrfermente
nicht mehr imstande sind, neben der akuten Erkrankung auch
noch den Kampf gegen die Tuberkulose aufzunehmen, daß also
eine anergische Periode eingetreten ist, die ein Weitergreifen der
bestehenden Tuberkulose in dem durch die Masern und den
Keuchhusten geschwächten und seiner Abwehrmittel beraubten
Organismus begünstigt. Wie steht es aber in den Fällen, wo für
die Kinder keine der beiden Voraussetzungen zutrifft, wie mit den
Kindern, die erst lange Zeit nach Überstehen dieser Infektions-
krankheiten an Tuberkulose erkranken? |
Ich hatte Gelegenheit, zehn Kinder zu sezieren, von denen
vier an Pneumonie, vier an Blinddarm- respektive Bauchfellent-
zündung, eins an Meningitis epidemica und eins an Hirschsprung-
scher Krankheit gestorben waren. Es handelte sich um Kinder
im Alter von zwei bis acht Jahren. Von diesen Kindern hatten
sieben die Masern und drei den Keuchhusten durchgemacht, und
zwar lagen diese Erkrankungen vom Todestage an gerechnet 2 bis
16 Monaten zurück. Bei drei Kindern war in der Anamnese fest-
zustellen, daß die Eltern tuberkulös waren, bei den sieben anderen
Kindern waren die Eltern völlig gesund; auch sonst fand sich bei
ihnen in der Familie kein Anhaltspunkt für erbliche Belastung.
Aus technischen Gründen kann ich hier nicht die ausführ-
lichen Krankengeschichten und Sektionsprotokolle anführen, son-
dern muß mich auf die in Betracht kommenden kurzen Notizen
beschränken. Der Einfachheit halber bezeichne ich die tuberkulös
belasteten drei Kinder mit œ, $, y, die anderen mit a, b, c, d,
e, Í, g.
i Die Sektion ergab nun außer den anderen pathologisch-
anatomischen Veränderungen folgendes: In allen zehn Fällen
war ein Teil der bronchopulmonalen und tracheobronchialen
Drüsen sowie der vorderen und hinteren Mediastinaldrüsen deut-
lich vergrößert, zum Teil auch verhärtet, ein Befund, auf dessen
Vorkommen bei Masern und Keuchhusten bereits Dautwitz
hingewiesen hat. In zwei Fällen (8 und y) fanden sich die Zeichen
einer aktiven Bronchialdrüsentuberkulose: neben einzelnen ver-
| aan = 7 í E eg S ye = Es a F A = 2 . y A a
AEEA I er ge > wi a er i r ; 2 an te 9% a jr = N
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SE 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 19. 465 Ra
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ar ; ; s ; .. 4 s u . . or. ey . Ne i Ä T CITAN FR
beschriebenen Veränderungen der Bronchialdrüsen bei Masern Die vorliegende Mitteilung kann als Einzelbeobachtung zur f Hi Ir,
und Keuchhusten positive Röntgenbefunde, erhoben. wörden | Klärung der gestellten Frage nur wenig. beitragen, scheint mir aber Ft
> k ' -- : i ._e « a ` . . . ° $ i ° .. ° m, UNS ÄlLE.
(B&eclere), sodaß also sehr wohl ‚große Schwierigkeiten in | dennoch als Beispiel mitteilenswert. In dem von mir ärztlich ver- BRATEN
jaldi ischer Beziehung Ü Bronchialdrüsen- | : | ährend des Kri riele Soldat d Hateg
differentialdiagnostischer Beziehung gegenüber Bronec üsen- | sorgten Werke waren während des Krieges viele Soldaten un bar E
tuberkulose auftreten können. . u Eur, Kriegsgefangene zu Hilfsdiensten 'kommandiert. Als Unterkunft Ur Hi Fey: ;
| Ne een re, Ze. .. dienten ihnen ‚Baracken, welche das Werk nach dem Muster der i PRIE IEN
; RE o, , TEE ES ESS | Militärbaracken gebaut und eingerichtet hatte. Von den 14 Ba- 1 H BARE
- Ein Beitrag zur fraglichen: Iniektiosität : racken war eine von italienischen, eine von serbischen Kriegs- ia nal
des Skorbut. N ze gefangenen bewohnt, die anderen von österreichisch-ungarischen 1 PRUNU
i . es r e- à ? u . - eaa Heis A ihi e WA
a Dee Soldaten. Der Gesamtbelag betrug 1200 -bis 1500 Mann, war in‘ eh ll
u . Von EN, den Soldatenbaracken dichter, als in denen für Kriegsgefangene. n y RT
Dr. Ernst Guth, Werksarzt der Poldihütte in Kladno. Während der ganzen Kriegszeit kam sonst kein Fall von Skorbut DL.
\ a an. | PE. zur Beobachtung, nur unter den kriegsgefangenen Italienern kamen hi] IRES J:
_ , Trotz vielfacher danach gerichteten Bemühungen gelang es | yon Juni 1917 an bis Mitte August 1917 in Zeitständen von etwa RE E
bis jetzt nicht, über die Entstehungsursachen des Skorbuts volle | zehn Tagen aufeinanderfolgende Erkrankungen vor. Alle Fälle Bahr Tai en
Klarheit zu schaffen. Wohl sind die Umstände, unter welchen | waren typisch, von Zahnfleisch-, Hautmuskelblutungen besonders MRE iE:
die Krankheit auftritt, fast immer die gleichen: enges Beisammen- | der Oberschenkel begleitet und heilten, nachdem die Kranken an a.
wohnen in Räumen, welche nicht genügend gereinigt und gelüftet | Spitäler übergeben worden wären, innerhalb drei bis acht Wochen. I TR re
werden, meist feucht sind, ferner Strapazen, ungünstige Gemüts- | Eine kleine Epidemie also, bei. welcher vor .allem eines auffällt, Te
stimmung, ohne daß .man diesen Umständen mehr als unter- | daß sie nicht, wie es sonst der Fall ist, im Frühjahr auftritt, son- RE
stützende Bedeutung zumessen könnte. Von wesentlicher Be- | dern gerade in den heißen Sommermonaten.. -` E ia
deutung sind gewiß „Ernährungsiehler“. Untersuchen wir. nun, in welchem Grade die Schädlich- 1
keiten, welche zur Erkrankung an Skorbut führen, vorhanden PREE i
u te
Fraglich ist, ob es sich nach der meist anerkannten Theorie von
Garrod um Verarmung des Körpers an Kalisalzen, sei es infolge ver-
minderter Zufuhr, sei es infolge deren vermehrter Abgabe nach er-
als Ursache Eichhorst (11) besonders verweist, so ist das
waren: Was zunächst die Wohnung. anlangt, auf deren Mängel
Namen „Skorbut“ nicht zwei einander ähnliche Krankheiten zu-
einmengefaßt werden, eine rein alimentäre nichtinfektiöse und
a Infektionskrankheit, nichtkontagiöser Na-.
i T, hervorgerufen durch einen Mikroorganis-
„8, welcher in einem kaliarmen Körper den
Sünstigen Boden für seine Entwicklung findet.
(d
höhter Kochsalzzufuhr (Bunge) handelt, oder um eine Ptomainver- i ER ae D ; 1:
giftung (Jackson und Harley) adorun „Avitaminose“, wie in Wohnen in Baracken gewiß nicht hygienisch einwandfrei. Aber [her EEE
jüngster Zeit Schneider (1). ausführlich zu begründen versucht, | gerade die Baracke, in welcher die Erkrankungen auftraten, war- 11, EE
Nun kann aber, wie Strümpell in seinem bekannten Lehr- | in dieser Hinsicht die günstigste, wie aus folgenden Zahlen her- ea T
buch ausführt, der. Skorbut auftreten, wenn „keine dafür unerläßlich | vorgeht: | S i ee iy aa eee
gehaltenen ursächlichen Momente in Wirklichkeit zutreffen“. Dieser Belag 86 Mann.. Die Baracke zerfällt in zwei Wohnräume mit ais f EE, i
le a a gr De E ee KA s un un Weschraum, Dr nun dieser beiden u
at zur Annahme geführ aß bei ihrer Entstehung auc ek- ohnräume beträ 265 qm. ei einer mittleren Raumhöhe von 21 osi E.
tion eine Rolle spiele. Strümpell hält die eingangs -erwähnten | 3 m ergibt sich A Gesameauminhält von 796 cbm.. Es entfällt dem- 1) ee
Umstände aus dem angeführten Grunde nicht für die „eigentliche Krank- | nach auf eine Person ein Raum. von ‚ungefähr 9 cbm. Zur Erhellung Haia a
heitsursache“, glaubt aber trotzdem, daß die Kontagiosität, wenn über- | der Räume dienen 25 Fenster mit einer lichten Öffnung von 124 x 95 cm, ARRE E
haupt vorhanden, le) sehr ar j ee nn ns un r angoron am e Es ist nn URIM E EE e
agegen sa emperer (2), dab alle Umstände Zur die | nach das Verhältnis zwischen Fenster- und Bodenfläche 1:8,8. Die NN Een
pa gemeine Annahme sprechen, daß es sich um eine Infektionskrank- | Gesamtlänge :der zur Verfügung stehenden Pritschen beträgt 94 m, es ln:
eit handelt“. “Allerdings wird dieser Ausspruch nicht näher be- | entfällt demnach auf einen Mann eine Lagerbreite von 1,09 m.’ Die in MARERA ii o
gründet. - | = BR ee den Militärbaracken vom Kriegsministerium vorgeschriebene Lager- AMRA EE 4an e
. Litten (8) behandelt die Frage der Infektiosität am ausführ- | breite beträgt 80 cm. Es steht daher in der Italienerbaracke ein un- N Se
‚annaten, indem er die Bemühungen von Murri, Contu-Mari, | gefähr 80 cm breiterer Raum als der Vorschrift entspricht, zur Verfügung. Ir! | seen
He A ee lee Babes beschreibt, den Erreger Alle anderen Baracken waren dichter ‚belegt, woraus sich 21) MOSER
eo "| die inli it ergibt, ' tn) ERS
| In der neueren, besonders in der Kriegsliteratur, wird die Frage | ee Aa a E = er Er nn Woh h dert Hal cn A
der Infektiosität des 'Skorbuts- nur gestreift, zumal die Aufmerksamkeit | ' R 2 5 ne USTe GNE MAUI S S e
vorwiegend auf die hämatologische Durchforschung der Krankheit ge- | în gleich höherem Maße vorfinden, als gerade in der Baracke der nal 1, a o,
richtet ist. In dieser Hinsicht ist bemerkenswert, daß sich der häma- | kriegsgefangenen Italiener. A EEE TER, Do aN PORIE =.
‚tologische Befund, Leukocytose und Eosinophilie, mit dem der Infek- Um mir über ‘die Art der Ernährung ein Bild zu aA BEREE
tionskrankheit deckt [Luger (4). Nur Much und Baumbach (6) | machen, ließ ich mir vom Kommandanten der Wachabteilung u ee
gaangen a a er Überlegungen ‚und orrn zu | ohne ihm zu sagen, worum es sich handle, einen Wochenspeise- all ME ye
emer entschiedenen Stellungnahme für die Infektiosität und zur welcher foleende ‘enthielt: ` ET EE
Annahme der Möglichkeit einer Übertragung durch In- aattel- Beben, Wehen LogEnde AngADon all: Ä ne SH -n
T LAR stellen, auch Mitteilungen über die Art des Erregers in Mittag NE T
sicht. Tag. früh i Abend MOREM De
.„ Schneider (6) spricht sich kurz gegen eine rein infek- | Suppe | Fleisch | Beilage ’ F MUMAN H I pi
tiös-toxisch e Entstehung aus, „obzwar Skorbut bei uns wahr- | l A t: E
scheinlich nicht nur durch Ernährungsfehler zustande kommt“. Auch |, Montag Katice | Suppe | Rindfleisch Knödel Polenta, Kaffee IF) E
‚Leitner (7) findet, daß trotz Richtigkeit aller Tatsachen (Ernäb- | Mittwoc A ae ri T. il AREN
‘Tungsfehler) „nicht jede Skorbutepidemie durch die Garrodsche Theorie | Donnerstag 5 4 Fleisch ‚Nudeln, Kaffee | Polenta, „, a ie.
erklärt werden kann“, legt aber der Auffassung als Avitaminose, ebenso e a » Er leer Be © he
‚wie der Infektionstheorie keine große Bedeutung bei. _ = - | Sonntag ` a > |. Faschiertes Knödel Bohnen, ee EL.
ai Hoerschelmann (8) endlich ‚spricht sich geradezu gegen RER N MDN Rai! Hin ee
2 Kontagiosität der Krankheit aus, wozu die Bemerkung ge- | Dazu kommt ein Drittel Brot täglich. Von der genügenden, URE MEN o a
a papa das die Infekt io s ität nicht en a ae en Vorschriften festgesetzten Menge und KR Ann we =
des Skorbuts als Infektionskrankheit mrechend. anführt, isi der weile et a Bee nen E mn ee ae Ä Hi 1 | ee
Dicht stichhaltig: „Das Fehlen von Beobachtungen direkter Übertragung ARE? ? j . s 15 BB Bil Dal) A
der Krankhei eo 2 .> |. herausgegriffenen Wochenspeisezettel fehlen, öfter gegeben wurden. KALK Al O
rankheit, z. B. bei Bettnachbarn“ — man denke doch an Malaria, i : . » £ ? SH Ae A LREN i?
' Sogar Typhus möchte ich als Gegenbeispiel anführen. | Das Fett war allerdings auf die geringsten Mengen. beschränkt, Be
. Auch Morawitz (9) lehnt die Auffassung des Skorbuts als frisches Obst wurde reichlich genossen, sehr oft und zahlreich Kin
OL Infektionskrankheit ab, wobei. er sich hauptsächlich auf die Er- | ankommende Liebesgabenpakete bildeten einen nicht unbedeutenden BON M
| ose der Ernährungstherapie und die Fütterungsversuche von Holst | Zuschuß zur Ernährung. Es machte daher auch keiner der kriegs- } De Un
Fröhlie h (10) stützt. ee Me gefangenen Italiener, auch nicht unter den Erkrankten, den Ein- a I
ah Hält. man die widerstreitenden Meinungen einander gegen- | druck eines durch Unterernährung oder sonstige Umstände herab- KR" Sl
er, so wird man sich die Frage vorlegen müssen, ôb unter dem | gekommenen Menschen, im Gegensatz zu den Serben und zu las
Eet
einem Teil- unserer eigenen kommandierten Mannschaften. Diese
hatten nicht wie die Kriegsgefangenen eine eigene Küche, wo sie
militärmäßig nach Vorschrift verpflegt wurden, sondern ver-
köstigten sich nach freier Wahl meist aus den beiden Werks-:
küchen, wo allerdings auf gute Beschaffenheit und Abwechslung
gesehen wurde, wo aber die verabreichten Mengen, entsprechend
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0 466 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 11. Mai.
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| | i 4 zu . den überaus niedrigen Preisen, weit geringer waren. Jedenfalls | den Kommandanten auf die Wichtigkeit der Zufuhr frischen Fleisches,
I: $ u waren die Kriegsgefangenen auch in bezug auf Ernährung gegen- | frischen Gemüses, besonders von Kartoffeln, aufmerksam zu machen,
at: N Ei jf Hi über den anderen Barackenbewohnern am besten: gestellt. l Nahrungsmittel, welche ja ohnehin stets verabreicht worden waren.
a A Fia Der Aufenthaltim Freien war genügend, nicht nur | Trotzdem möchte ich dem Ausbleiben weiterer Erkrankungen
N i H daß die Italiener ihre übrigens nicht schwere Arbeit im Freien im ‚Jahre 1917 nach Vornahme ‚der Desinfektion keine absolute
we Ir || | verrichteten, hielten sie sich während der übrigen Zeit nicht in | Beweiskraft zuschreiben, denn die Zahl der bisherigen Fälle von
Es EN der Bararke- auf, sondern meist in dem sie umgebenden Hofe, | 9% des Standes ist hoch ‚genug, daB man einwenden könnte, es
wa PINA gingen außerdem sehr fleißig spazieren. Ihre Kleidung war | wären auch sonst. keine weiteren Erkrankungen vorgekommen. |
at | ib sehr gut, die wahre Pracht gegen die „Monturen“ unserer Arbeits- Aber nach: den übereinstimmenden Mitteilungen trat der Skorbut
Sn, Bi >| | ` soldaten; einmal wöchentlich wurden sie befehlsmäßig unter Auf- überall dort, wo eine Epidemie herrschte, im nächsten Frühjahr
|; sicht gebadet, was den anderen zwar auch befohlen war, ohne wieder auf, wäre also auch hier mit Sicherheit zu erwarten ge-
5 Bu EINE daß aber eine’ Kontrolle darüber ausgeübt worden wäre, ob dem | wesen. Daß es hier nicht geschah, wird schwerlich auf einem
Sl Befehle Folge geleistet wird. Die Gemütsstimmung war | Zufall beruhen, zumal, wie gesagt, die Ernährungsverhältnisse
T 2; E iN nichts weniger als gedrückt. keine Veränderung erfuhren, es sei denn — im Jahre 1918 — zum.
ih a: ‚.. So waren von allen Voraussetzungen, unter welchen Skorbut- | schlechteren. k |
RA n BAER epidemien sonst auftreten, hier nur Kriegsgefangenschaft und Ausammenfassung: Eine kleine Skorbutepidemie in
Be || Wohnen in Baracken gegeben, die. Schädlichkeiten dieser beiden | einem Barackenlager, welche im Hochsommer, ohne Mitwirkung
Be 5 Kae Umstände aber in so geringem Grade vorhanden, ‚daß darin | wesentlicher Ernährungsfehler, auftrat, auffallenderweise gerade in
3. +7 | i allein die Ursache’ für die Entstehung der Krankheit nicht ge- | der Baracke, welche die zur Erkrankung führenden äußeren Schäd- |
Re | ar funden werden konnte, zumal alle. anderen Baracken und ihre lichkeiten im Vergleich zu den anderen Baracken im geringsten
EEEn i oi "Bewohner allen in Betracht kommenden Schädlichkeiten in weit | Maße aufwies. Nach Desinfektion der Baracke und ihrer Be-
E A höherem Maße ausgesetzt waren, ohne von ihr ergriffen zu werden. | wohner brach die Epidemie sofort ab, ohne daß in der Ernährungs-
Re m RIY Deshalb gelangte ich zur Meinung, es müsse entweder weise der Leute eine Änderung eingetreten wäre. Im folgenden .
T i ETE unter der Mannschaft oder in dem von ihr bewohnten Raume | Frühjahre trat die Krankheit nicht wieder auf.
sa ANE ein Infektionsherd vorhanden sein. Ihn zu suchen, mangelte es Bildet dieser Erfolg auch keinen Beweis für die Infektiosität
| i: i in dem damaligen Massenbetrieb an Zeit, aber ich ging dem- | des Skorbuts, so doch einen Hinweis darauf, daß bei Auftreten der
w entsprechend vor: An einem Tage zu Ende August wurde die Erkrankung in Massenquartieren Desinfektionsmaßnahmen zu treffen
Bo ‚ganze Baracke ausgeräumt und, als ob ein Flecktyphus oder | wären, um möglicherweise die Zahl der Erkrankungen herabzu-
Br | Blatternfall darin vorgekommen wäre, erst ‚unter Formalindampf | setzen. Dort, wo Ernährungsfehler bestehen, wird ihre Beseitigung
a o gesetzt, dann Holzwände und Pritschen mit Kresol gewaschen. | selbstverständlich nicht zu vernachlässigen sein, denn auch da-
. Be EINDA (Dafür geschulte Mannschaft nahm derartige Reinigung ständig | durch entzieht man einem etwa vorhandenen krankheitserregenden
H SE aR | vor.) Die Matratzen, Wäsche und. Kleidung der Bewohner wurden | Organismus seine Lebensbedingungen.
ni | im Dampf desinfiziert, die Mannschaft selbst gebadet und erhielt Literatur: 1. Schneid W. m. W. 1917. Nr.44. — 2. v. Mel-
ar | den Auftrag, in der F olgezeit fleißig mit Wasserstoffsuperoxyd- ring, Lehrbuch der inneren Medizin.” Jena 1909 G he 3, Lit ten,
or $ © lösung das Zahnfleisch zu reinigen. 5 Die hämorrhagischen Diathesen in Klemperers „Deutsche Klinik am Ende
a | Der Erfolg war, daß von dieser Zeit an sich kein neuer | isi7, Kran aner Urban & Schwarzenberg, — 4 Luger, D. m. W.
TE Erkrankungsfall ereignete, daß aber auch, was mir viel wichtiger | 6. Schneider, W, kl. W. 1917, Nr. 46/47. — 7. Leitner, W. kl. W. 1917, |
CEO ereo e, An a LE nen Erchjahr an un mehr en n T a e neun D r W: A, sii Fi = a ei |
oe | auftrat. Ich betone ganz besonders, daß in der Verköstieun . Eiehhorst, Pathologie und Ther an wah, Zeohr, T- Hygia 7 M
r | i | keinerlei Änderung eintrat, sondern daß ich mich darauf beschränkte ne analoge ind elle GE BERIER Brasicheigens DEma0R® |
hs Ba ; | è e e
i Aus der Praxis- für die Praxis. |
= o Hyperhydrosis. Rp. Ol. Cocos . aaa’ 15,0
= | E Von er Ol. Olivar. bA AS ee de en Ga a 2,0
a | ‚Res. Benzoes in Alcoh. absol. . 10,0
N ; Dr. Eugen Brodfeld, Sapon. domest. . . . . . . 700
Pag K Spezialarzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien. Lanolini 2 oo. 3,0
EEEE: | - Die übermäßig vermehrte Schweißbildung ist noch nicht si D.S. überfettete Benzoesäure.
Eon genau ergründet. Man hat Erkrankungen des sympathischen Hierauf Abreibung mit spirituösen Mitteln, z. B.: -
Bi Nervensystems beschuldet, aber auch eine erhöhte Reizbarkeit der Rp. Tet. Moschi 20
\ Drüsen, sowie unzweckmäßige Bekleidung. I, es Ol. Bergamott. 2350
a Die Hyperhydrosis ist entweder -eine allgemeine oder eine Spir. Melissae ` . 1000 Rp. Àcid. salicyl. . . - ver
' AEN lokale. Die letztere trifft man hauptsächlich in der Achselhöhle, Spir. Lavand. . . 130 Oder Spir. vini dil. - Fa i
Eo oeng der Flachhand, der Fußsohle, unter den Frauenbrüsten, in der M.D.S, zum Waschwasser M. D.S. zur Einreibung. |
ERRANG Gesäßfalte usw, ` i zusetzen, | |
BR: Seh | Die Hyperhydrosis der Achselhöhle ist bei Frauen häufiger
Nach Verdunstung der Flüssigkeit wird die Achselhöhle be-
‚pudert mit:
Rp. Amyl. oryzae . . . .. `. 100,0
Ol Lavand.. . . 2... gits. 5
Zinei oxyd.. . 2 vo... A
M.D.S. Puder.
Hierauf Einlegen eines Wattebausches. Wiederholung dieser
Prozedur durch zwei Wochen, täglich morgens und abends zeigt
guten Erfolg. Auch das gebräuchliche Schweißpulver:
Rp. Acid. salieyl. . 2 2 22202030
- Amyl. tritici
Tale. veneti . . . . . . aa 500
M.F.S. Streupulver
als bei Männern, wenn auch bei letzteren nicht gar so selten.
Sollten da. die enganliegenden. Frauenkleider nicht die Schuld
sein? Der Schweiß maceriert die Kleider, durchtränkt dieselben.
Er verbindet sich mit der aufgeweichten Epidermis und dem Haut-
fett, zersetzt sich und führt zu üblen Gerüchen. Schon von weitem
| erkennt und riecht man die davon Befallenen. Durch den ge-
i, i setzten Reiz kann die Hyperhydrosis zu Rhagaden und schwer
Se | heilenden Ekzemen führen, die infolge des Juckens und dadurch
= | herbeigeführten Kratzens immer ärger;werden.
Schlecht ist die dagegen angewendete Methode der Schneider
mit den Schweißhlättern.“ Es_werden zwar die Kleider geschont,
aber dem Grundübel kommt man auf diese Weise nicht bei; denn ,
die Schweißproduktion geht weiter. Paschkis empfiehlt statt
der Schweißblätter eine Einlage von Rehbleder, Eichhoff das
; s N - i ist empfehlenswert.
Einlegen von stets frischen Wattebauschen, welche den Schweiß Es können derartige Mittel in verschiedenen Formen ange-
aufsaugen. Immer muß aber für größte Reinlichkeit durch häufige | wendet werden, die Hauptsache bleibt Waschungen, spirituöse
OE Waschungen gesorgt werden. Mehrmaliges ‚Waschen mit über- Einreibungen und Puder. Auch Einreibungen mit Spir. Coloniensis,
a = letteten Seifen, 7. B. Benzoe- oder Thymolseife: | ebenso das Vinaigre de toilette:
a N t- reset _ |
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© © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 46 REER
i \ = Zu Roy ; . TA 2 ABHEBEN
jen Pless | Rp. Bals. Peruv. . . 22.22. 80.00.00 mehr; dies ist nur in’ den Anfangsstadien bei häufigem Wechsel Na ji
N Tet. Benzoes .-... 2. 2.2.8850. . -| der Strümpfe der Fall. Als Volksmittel wird in Anfangsstadien PE a
VADA Bals. Vit: Hofmaoni > 0 | 0 ` | das Barfußgehen in taunassem Grade früh und abends angewendet; Em BR. zu
a er Met ETA wir müssen dies’ als eine Art Reinigung ansehen, ohne jedoch dem (i h peed
kranka f Acid E di | \ | Eoo i Tau eine speeifische ‚Heilkraft zuzuschreiben. > . _. MESE y
a Macera p. hebdom. filtra (Hager). S - |- Als. souveränes- Mittel empfiehlt sich die Pinpinse en ia ERRE ir
) , l s Jr ; e == > Se ERI EH
aim k a Der 20°/,ige Formaldebyd-Lenicetpuder hat sich sehr.be- Formalinlösung (einen „EBlöffei, Formalin auf 1 a a i ORGS
2 KONIE, Shn he J: - ERBE ONE us , ‚| nicht der offenen Stellen, auf welchen die Formalinlösung heftig FREER
kma | —, währt. Sebr lästig ist die übermäßige Schweißproduktion der Brennen erzeugt, oder Ung. formehtoli glycerin, nach Bernatzik: e Ea
der Sirki } Handflächen, namentlich: den jungen Mädchen, die - öfter und | en 16 ) l Pe m AER
en Frühe 1 stärker davon befallen werden, als das männliche. Geschlecht. | Rp. Amyl. tritici. . . . 7,0 | hi IR
ran @ Derartige Hände sind kalt, klebrig, stets feucht, blaurot; bei -län- Su dest. 2... 2 oo Bude. — | In Ai Bean
y auf enes | gerem Bestande wird die Epidermis weiß, oft auch mit Bläschen | . ee ue ad cone Rp. Solut, Formal: > : . 50° ki ar:
atii | besetzt. Die Mädchen | scheuen sich die Hand zu reichen; es ist RA ti JUeran ti p: Vaselini l an A00 Es gl
m = auch nicht begehrlich eine solche Hand zu drücken., - | ER CDMA UDEUGNNI O oe A Ye EE
- i pay | IE | ein adde massae oder Lanolini . . 5,0 TARE BIDEEN
Kaposi sagte: „Ein solcher Zustand macht die. Hand der: refrigeratae: — ` u M. D.S. 'Salbe. e plg
NE schönsten Dame weniger begehrlich zum Erfassen und mag gar Sal. Formaldehyd.d0%: -> ee
pideme D \ oft selbst die Glut entgegengebrachter Liebe abgekühlt haben.“ EM 35—70 7 1% DE
Mitoiiw f Aber auch zu häuslichen Verrichtungen, wie Nähen, Sticken usw.; Menthol. in alcoh.solut. 0,35 _ iga a
gell sind sie unfähig. ES 3; EI N I Misce exactissime. er 1
ja ; = Es dürften auch hier nervöse Störungen des Sympathicus- Det. ad tubul. stannifol. | 1 ORA
an f end = en an, ns aber A =~ Mit den Formaldehydpräparaten werden die schwitzenden Tage
mälrns dchwierie jet pieien, deshalb auch die Heilung olt sehr | Stellen, ebenso die Haut zwischen den Zehen’ dreimal hinterein- ARE
a g 1st. : a A S O | ander bestrichen, hierauf ein Fußbad genommen; nach einer Bo
Man wendet Handbäder (Acid. tanniei 5,0.g für ein Bad) oder | Woche, hierauf abermals nach ’einer Woche wird die Prozedur ni
‚wiederholt. Selbstverständlich ist täglich Wechsel der Strümpfe -` N
0
Eichenrindenbäder (100,0 g auf 11) an. : Extern wird überfettete
fekis f Salol-, Thymol- oder Benzoeseife, hierauf Einreiben mit: vorzunehmen. | nE
reed f Rp. Acid. tannici . .. 2.2... 20 un Die Anwendung der Hebraschen Salbe, wobei Patient pi
zu he a acetici . . . . EN: Be noch im Bette liegen muß, ist bezüglich des dauernden Heil- ı
bendt f gez AA ann 1 0,0 erfolges zwecklos. Die empfohlene Zugabe der 2- bis 5°/,igen %
= | Suptählen . zum Binreiben (Bichhoff) Chromsäurelösung zum Fußbade perhorresziere ich, weil sie die
N) Nachts Bi 2 sare CTR rhrhe in gap | Haut zu sehr reizt. In die Strümpfe ist tagsüber das obenge-
rezanie die a a der an und der Handschuhe, in deı a ‚Salicylstreupulver einzuschütten. Nach acht bis zehn Tagen
y i | Tui sein. Pikro- | Öst sich die Haut und damit ist die Kur vollendet. F AAA.
y Met „eh En en de YON Atopy: AZAN, SEIEN An den. anderen genannten Stellen, in der Afterfalte, unter
injis c > 5" ; U ! E x l 1 n : .. ni . 1: ` BR BER
ul; Am unangenehmsten ist jedoch der Fußschweiß; infolge des ne a ne A SaCYISBSUDI VI, verbunden
Daft durch Stagnation des Sekrets erzeugten penetranten Geruches sind ' ERS | |
riz die damit behafteten Personen geradezu gesellschaftsunfähig. Als Rp: on domestic. . 95,0
Í SONY e Are y x 30.
` N f ! 90
.Lanolini .
Ursache muß die hermetisch abschließende Schuhbekleidung bei
M.D.S. überfettete Grundseife (Bichhoff).
ue]
arit
p=} . mangelhafter, ja fehlender Reinigung der Füße angenommen
Int werden. Die Zersetzung des: Sekrets, der Hinzutritt von Bakterien | |
‚bewirken nicht nur den Stinkfuß, sondern zerstören auch die Epi- Es wird noch bemerkt, daß der Volksglaube, die Behandlung
dermis, bewirken Rhagaden, Geschwüre, die Füße sind „wundge- | des Schweißfußes wirke schädlich auf dew übrigen Organismus,
| laufen“. In diesem Stadium hilft Reinhaltung des Fußes nichts | jeder wissenschaftliehen Grundlage entbehre.
. . ! i , l j
| = Fu a Referatenteil. _ i
| Ze | Ä = . Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin, | HE
zZ : | | | | ein sogenannter „Hiluskatarrh bei primärer Lungentuberkulose“ un
Sammelreferat. ol mit zähem: Schleim als nichtspecifische Reizerscheinung sieh aus- 3
| o —— | bildet. Diese entzündliche Fernwirkung ist eine Reaktion auf die Au
Zur Pathologie der Lungentuberkulose. a die man a ee ausgehen, Sie kann sich, nur aus- u
i Ean, , ilden, wenn die Entwicklung des primären Herdes nicht zu rapide ah)
Von Prof. Dr. med: et phil. H. Gerhartz, Bonn. -n vor sich geht. Plötzliches Freiwerden ‘der Tuberkulotoxine führt Bl
m Ausgehend von dem Wunsche, die Schwierigkeiten zu um- | zu rascher toxischer Nekrose, zur Verkäsung. ' | BANN;
po genai die der Versuch mit sich bringt, die pathologisch-anatomischen Bei der’häufigeren Generalisierung der Tuber- f ai 1. io
u der der Tuberkulose. der Lungen mit dem dem Arzt sich | kulose geht die Tuberkulose vom primären Herd auf andere m...
Lymph- und-Blutgefäßstromgebiete über, Ranke unterscheidet |;
3. Z&igenden Krankheitsverlauf zu abgegrenzten. Typen zu ordnen,
: VersuchteesRanke (1), die Ausbreitungstendenz der Tuberkulose
als oberstes Einteilungsprinzip zu nehmen und danach. drei Haupt-
gruppen abzutrennen, erstens_die isolierte primäre Tuberkulose
ka Lungen, zweitens Lungentuberkulosen bei generalisierter Tuber-
i o und drittens die isolierte Phthise, und diese drei Typen nach
‚ #atomischen und klinischen Merkmalen zu charakterisieren.
E Rie erste Gruppe Rankes betrifft die erste Ansiedlung‘
uloes ’erkulose beziehungsweise ‘die Beschränkung der Tuber-
Prze auf ein kleines Stromgebiet, meist gutartige, chronische
4 on re Es handelt sich hier um den tuberkulösen Primäraffekt.
-talem em regionären Drüsenkomplex, um Wachstum per continui-
Weiten Iymphogene Metastasierung. Die durch die Jymphogene
er Tun eltung der Tuberkulose hervorgerufene Veränderung
Primärherden und Hilusdrüsen geht, wie die des es
8lömerieren Ad a De ilerdi alita a S
verkäsen. I Ban nn — allerdings nle volista <A bilde
sich entzi n der Umgebung des Herdes und der Drüsen bilden
uche zundliche Prozesse aus, die perivasculäre Bindegewebs;
rungen und chronische Bronchitiden nach sich ziehen, sodaß
fünf Untergruppen. Die erste Gruppe bilden die Übergangsformen
zwischen der isolierten primären und der generalisjerten Lungen-.
tuberkulose, primäre Tuberkulosen mit starker Ausbreitung auf
dem Lymphwege in der näheren Umgebung des primären Herdes.
| Zur zweiten Gruppe ordnet Ranke die geringfügige chro-
nische hämatogene Generalisation, also die erste Manifestation. des
Übergangs aus dem Lymphbahngebiet des primären Prozesses in
‘die Blutgefäßbahn. Eine dritte, sehr verbreitete Abteilung bildet
die primäre Lungentuberkulose mit sekundärem Einbruch: in die -
benachbarten Bronchien und mit hämatogener Aussaat, also Fälle,
bei denen alle Arten und Intensitäten. der Ausbreitung vorkommen
können, die lymphogene, bronchogene und hämatogene und das
Fortschreiten per continuitatem, Die Entzündung greift vom pri-
'mären Herd : rasch auf die Umgebung über, auf Alveolargänge,
kleine Bronchien und Gefäße. ES entsteht eine akute oder chro-
‚nische hämatogene Ausbreitung der Tuberkulose. Die regionären
Drüsen verkäsen im Innern; der Prozeß überwindet die Drüsen-
kapsel und ruft in der Umgebung der Drüse eine Entzündung
mit starker Iymphocytärer Infiltration hervor, sodaß also Bronchien
Tere [mn
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468° &
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
11. Mai.
und Gefäße von dem verkäsenden Prozeß in Mitleidenschaft ge-
zogen werden. Es kommt dann eventuell durch Entleerung ver-
käster pulmonaler Drüsen oder durch Erweichung käsig-pneu-
monischer Bezirke zur Kavernenbildung.
Als vierte Gruppe unterscheidet Ranke die großknotige
‚Miliartuberkulose, Fälle mit Tendenz’ zu chronischem Verlauf, die
Verschlimmerungen von Herden darstellen, die vorher zeitweise
in Abheilung begriffen waren. |
. Die fünfte Untergruppe ist die der isoliert auftretenden Or-
gantuberkulosen, bei denen die regionäre Drüsenerkrankung und
die hämatogene und Iymphogene Ausbreitung zurücktritt. Die
Ausbreitung geschieht per continuitatem und nach Analogie der
bronchogenen Ausbreitung der Tuberkulose in vorgebildeten Kanal-
systemen oder serösen Hohlräumen.
| Hat die primäre I,ungentuberkulose eine nur geringe Neigung
zum Fortschreiten, sodaß sie sich bald zurückbildet, so kann es
doch, auch ohne daß an den Drüsen deutliche Spuren der Er-
krankung zurückbleiben, durch “endobronchiale Ausbreitung zu
isolierten Phthisen kommen, bei denen dann eventuell später der
primäre Ausgangspunkt nicht mehr wiederzufinden ist und bei
denen auch Drüsenverkäsungen vermißt werden.
Wie man erkennt, spielen für den Ablauf der tuberkulösen
Erkrankung die Ausdehnung und der Grad der perifokalen Ent-
zündung und die Beteiligung der Lymphdrüsen die Hauptrolle. Es
ist möglich, hiernach .zwei im Grunde verschiedene Epochen abzu-
trennen, in die sich die mannigfaltigen Krankheitsbilder einreihen ’
lassen. In der sekundären Periode der generalisierten Tuberkulose,
der anaphylaktischen Periode, ist eine, durch die Giftempfindlich-
keit des Organismus ausgelöste, auffällige akute toxische Ent-
zündung um die Lungen- und Lymphdrüsenherde und eine Neigung
zu rascher Verkäsung vorhanden.
In der dritten Periode ist, im Gegensatz zu der vorher er-
wähnten, der Körper gegen die Toxine des Tuberkelbacillus weniger
empfindlich und die tuberkulösen Drüsenentzündungen treten
zurück. Der Organismus ist weniger reaktionsfähig geworden. Es
ist also eine Periode der ausgesprochenen Immunität.
Für die obenerwähnte sekundäre Periode der Tuberkulose
im Sinne Rankes sieht Grau (2) den röntgenologischen
Ausdruck in einer Dissemination feiner Schattenfleckchen von
annähernd gleicher Größe, in der Form, die er „zerstreutherdige“
oder feinherdige, zerstreute Lungentuberkulose nennt. Bei den
älteren Fällen fand sich öfter Verstärkung der Streifenzeichnung
der Lunge und Vergrößerung und Verdichtung des Hilus neben
einer Aussaat feiner, dichter und scharfbegrenzter Fleckchen.
Der perkussorische und auscultatorische Befund war in der Regel
sehr geringfügig, mitunter völlig negativ. In den meisten Fällen
bestand subfebrile Temperatur. Als Folgeerscheinung einer solchen
feinherdigen hämatogenen Tuberkulose und Frühsymptom der
Tuberkulose fand Grau:(3) häufig eine initiale exsudative
Pleuritis. Diese initiale Pleuritis kann, zum Unterschied von einer
zweiten Form, der sekundären, bei einer Lungentuberkulose sich
einstellenden Begleitpleuritis, ohne jede Symptome, sogar ohne
trockene Pleuritis einhergehen, tritt aber meist erst nach ent-
sprechenden allgemeinen und lokalen Beschwerden auf: Während
in vielen Fällen die klinisch - physikalische Untersuchung für den
Nachweis des primären tuberkulösen Lungenprozesses versagt,
ist hier, wie eben erwähnt, die röntgenologische Untersuchung
ergiebiger. Grau nimmt wegen der spärlichen Verteilung fein-
herdiger Schattenfleckchen, die sich hierbei in den meisten Fällen
in den Lungenfeldern findet, an, daß es sich um eine primäre
hämatogene pulmonale Aussaat relativ weniger tuberkulöser
Knötehen handelt, von denen die pleuranahen die exsudative
Pleuritis verursachen. Je stärker die Aussaat über die Lungen,
desto schlechter ist die Prognose, desto früher das Auftreten
manifester Erscheinungen der Lungentuberkulose. Für die Praxis
ergibt sich daraus die Lehre, die Fälle von Frühpleuritis nicht
aus ‚den Augen zu verlieren, sondern sorgfältig auf Zeichen von
Lungentuberkulose klinisch und röntgenologisch zu untersuchen
und vor allem gründlich wie eine hämatogene Tuberkulose zu
behandeln. | -
Eine wertvolle Bestätigung der oben mitgeteilten Beobach-
tungen von Ranke und der diesbezüglichen Untersuchungen
von Bartels, Ghon, Mosch, Zaßl sowie des Cornet-
schen Lokalisationsgesetzes ist in den Beiträgen von Ghon und
Pototschnig (4) über den primären Komplex der tuberkulösen
Organveränderungen beziehungsweise über den Hergang der Aus-
breitung der Tuberkulose im Iymphogenen pulmonalen Abfluß-
‚ bildet werden.
gebiet gegeben. Ghon und Pototschnig lieferten an ihren
Fällen den Nachweis einer. Iymphogenen Entstehung der Tuber-
kulose in den zur Lunge gehörenden Lymphknoten.
wurde in dem einen Falle im Mittellappen der rechten Lunge
eines 35 Tage alten Kindes, das in der Klinik — obwohl von einer
gesunden Mutter stammend — zwischen dem zweiten und neunten
Lebenstage von einer tuberkulösen Schwangeren aerogen infiziert
worden war, ein minimaler, aber schon regressive Veränderungen
aufweisender tuberkulöser Herd gefunden, der die zugehörigen
unteren und oberen tracheobronchialen Lymphknoten der rechten
Seite infiziert hatte.
der linken Seite waren von den unteren derselben Seite infiziert
worden, was dadurch bewiesen wurde, daß am betreffenden
Bronchus vorn und hinten tuberkulös erkrankte Verbindungs-
Iymphbahnen gefunden wurden.
war von der rechten unteren aus erkrankt.
piorte, z. B. bei der primären Darmtuberkulose, stellen sich analoge
Veränderungen ein. Ghon und Pototschnig fanden in
einem Falle den primären tuberkulösen Herd im Ileum, von da
ausgehend Iymphogene Ausbreitung in die regionäre mesenteriale
Lymphknotengruppe, dann Einbruch in die Blutbahn mit Metastasen-
bildung im Gehirn, bei einem zweiten Schub auch in den Lungen,
in der Milz und in der Leber.
primäre Infektionsherd
So z, B.
Die oberen tracheobronchialen Lymphknoten
Die linke untere Lymphdrüse
Bei anderer Eintritts-
In einem zweiten Falle saß der
im Rectum.
Bei der Tuberkulose ist die Immunität, die selbständige
Abwehr der Infektion seitens des Organismus, im wesentlichen an
die lebenden Zellen gebunden.
durch die intracutane Stichreaktion, durch die sich allerdings nicht
entscheiden läßt, ob an der Immunität nicht auch das Blut direkt
mitbeteiligt ist. Immunisatorische Vorgänge im Blut setzen Anti-
körper voraus.
fahren der Komplementbindung aufgefunden worden, sowohl gegen
Sie kann nachgewiesen werden
Solche sind nun von Much durch das Ver-
Tuberkelbaeillen, wie gegen das Tuberkulin und gegen die unlös-
lichen Teilsubstanzen der Tuberkelbaeillen. Von letzteren sind als
Antigene jetzt sichergestellt der von allen löslichen Stoffen befreite
Rückstand der Tuberkelbacillen, die unlöslichen Eiweißkörper, aber
auch die Fettkörper. Von Deycke (5) wurden auch mittels des
Agglutinationsverfahrens Antikörper nachgewiesen. Es reagierten
sowohl der Gesamtrückstand der Milchsäureaufschließung wie die
unveränderte Bacillenemulsion und auch die Teilsubstanzen der
Tuberkelbaeillen. Daß auch Fettkörper, die alle vitalen Eigen-
schaften verloren haben, als echtes Antigen auftreten können,
zeigte Deycke am Nastin, dem Neutralfett aus der Streptothrix
leproides. Wie für dieses, konnte Deyceke auch für die aus
nastinähnlichem Neutralfett und hochmolekularem Wachs be- -
stehende ätherlösliche Fraktion die Antigennatur feststellen. Die
Immunität ist also nicht einheitlich, sondern es können gegen sehr
verschiedene Teilsubstanzen des Tuberkelbacillus Antikörper ge-
Das ist von praktischer Bedeutung; denn es ist
so möglich, mit den einzelnen Antigenen die Intracutanreaktion
vorzunehmen und so festzustellen, gegen welche Antigene Anti-
körper durch die Zellen gebildet sind. Wird keine oder eine nur
schwache Reaktion gefunden, so sagt das, daß zum Kampf gegen
die Tuberkelbacillen keine oder nur sehr wenige Antikörper ZU
Verfügung stehen.
‚Nach Deycke und Much sind für die Analyse der Im-
munität und die Immunisierung von besonderer Bedeutung emigè
Teilstoffe, die sich aus Tuberkelbacillenkulturen mit Milchsaure
aufschließen lassen. Das sind nach Entfernung des den Tuber-
kulosegiftstoft enthaltenden Filtrates („L“): 1. die Albumingruppe
(„A*), 2. die Fettsäure-Lipoidgruppe („F“) und 3. die Neutralfett-
Fettalkoholgruppe des Rückstandes („MTbR“). Das letzte Ge-
misch nennen Deycke und Much Tuberkulonastin; sle be-
zeichnen es mit N. Wird mit diesen Stoffen der tuberkulose-
kranke Mensch geimpft, so kann man an der Reaktion ersehen,
welche Partialantikörper in zu geringer Menge da sind. W6
man das, so sind die entsprechenden Partialantigene so lange Ry
zuspritzen, bis eine möglichst große Empfindlichkeit gegen a
Partialantigene entstanden ist. Die Methode der Feststellung ri
Grades der cellulären Immunität ist die, daß in die Haut
Oberarmes (intracutan) 0,1 ccm von folgenden Lösungen 2
Rückstandes eingespritzt wird: .
I. Albumingruppe A. Lösung 1:10 Millionen, 1: 100 Mi
lionen, 1:1000 Millionen und 1:10000 Millionen; 0000
II. Fettsäure-Lipoidgruppe F. Lösung 1: 10000, la
1:1 Million und 1:10 Millionen;
Er hatte die regionären `
sakralen, hypogastrischen und paraaortalen Lymphknoten infiziert,
licht, mit „künstlicher Höhensonne“, mit Finsenlicht, mit Radium-
ge RETTET ON ; u , ES i
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Feat Mae 5. ° Ba vr 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. BER 469 - a cn
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| III. Neutralfettgruppe N. Lösung 1 : 1000, 1 : 10000, | Tuberkulinen, ferner bei der Bestrahlung mit natürlichem Sonnen- EN
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ferten an inj- - 1: 100000 und 1:1 Million. Dabei rangieren nach Altstaedt | 3 | t hg !
mg der Tiel MTbR und A mit 1 : 10 Millionen = F 1 : 10000 und N = 1:1000. | strablen und Kohlenbogenlicht die:- specifische Reaktivität des T
oten, rl i Tritt eine positive Reaktion auf, was bei gutem Antikörpergehalt | Kranken gegenüber specifischen Tuberkelbacillensubstanzen günstig fi Pe
rechten lf bei A mit 1 : 100 Millionen, bei F mit 1:1 Million und bei N | beeinflüßt wird. Gabbe (11) hat sich von den vielfach berichteten aN jni:
wohl von de; mit 1: 100000 erreicht wird [Tisme,r (6), so entsteht an der | günstigen Erfolgen der Partialantigenbehandlung nicht überzeugen . Er, j i
a und nk ~ Injektionsstelle Rötung und Papelbildung für mindestens vier Tage. | können. Nur bei zùr Latenz sowieso neigenden, indurierenden I? AR Dune
erogen Mik} Diese Reaktion, die, wie Münzers (7). Untersuchungen dartun, | Fällen wurde Besserung. gesehen, bei progredienten mittelschweren IE rar.
Verändern! specifisch ist, besagt, daß der Körper imstande ist Abwehrstoffe | nicht. Häufig traten sogar Schädigungen‘ der Kranken ein, indem à j ii REE
e mugh zu mobilisieren, ob aber genügend, wird dadurch noch nicht fest- | den Verlauf der Krankheit ungünstig beeinflussende Herdreaktionen I HE, Er
are gestellt. Das würde nur daran erkannt werden können,. daß bei | von sehr protrahiertem Verlaufsich einstellten, die schleichend ein- . jk ET Bi AR
mi antituberkulöser Behandlung. die Empfindlichkeit. gegenüber den | setzten und zum Abbrechen der’ Kur zwangen. - E- i I H fate 5
Seite ii Partialantigenen: wächst, also, wie man sich ausdrückt, der |- | : ; i | i | E DA er
l a A E E ; a mar Literatur. 1. K, E. Ranke, Primäraffekt, sekundäre und tertiäre - eg DL
| het Inmunitäistiter steigt. Fräulein B A dt (8) fand, daß > der. Tat Stadien der Lungentuberkulose, auf Grund von-histolögischen Untersuchungen ji i Ki RUE
Vera bei den von ihr beobachteten F ällen mit dem Ansteigen des | der Lymphdrüsen der Lungenpforte. (D. Arch, f klin. M. 1916, Bd. 119, Ih: u en
| Ip Immunitätstiters für A, F und N stets eine Besserung des Allgemein- | an und Se mi B. oma; AT das ln Ser zer- nt a
a : sokti ‚Bet i streutherdigen, wahrscheinlich auf dem Blutwege entstandenen Fälle. von p Pa
erer Bat Ft, ` efindens, t m auch a Al e A Be Lungentuberkulose — 3. Derselbe, Zur Entstehung der Pleuritis exsudativa , " I Se rn
sa - Interessant ist übrigens, daß, wie E Altstaedt (9) gefunden | initialis bei Tuberkulose. (D. m. W. 1918, 44. Jg, Nr. 46, S. 1272—1274.) — BE;
g kuat, hat, für die Partialantikörperbildung die angeborene Veranlagung -A Omon und G. Pototschnig, en ed an Patholoriseh anata, ' N. SR
u, mi ‘ mitbestimmend ist, sodaß also Geschwister, gleichgültig ob sie es en Bilde primärer Lungen- und primärer Darminfektion bei der Tuber- Mi TREE
R Ei | s . e ' i : ose der Kinder. (Beitr. z. Klin. d. Tbe. 1918, Bd. 40, H.1 u. 2, S. 87—109.) — far:
BB f klinisch p gesund oder krank sind, im Kindesalter das gleiche 5. G. Deycke, Altes und Neues über Partialantigene der Tuberkelbacillen. (Zschr. KERI; Ei l
t lese} Immunitätsbild besitzen. E o f. Tbc. 1918, Bd. 29, H. 2, S.88—102.)— 5a, Max Bürger, Ein Beitrag zur Chemie der 1) PESTE PERES
de leg! Für de Behandlung kommt es darauf an, den Körper mit uber eolnaalflontone, (Ihe 1918, pa cn 3 10 24) . 8. E. Tismer, 1 hin i
', 17 arti 1 j “ohliohen | Ein Beitrag zur Lungentu erkulose und ihrer Behandlung mit besonderer HR; ENTE Eg
ale s | ; TE p artialantikörp SEILZUVETSOLZEN, da u der et Berücksichtigung des Verfahrens von Deycke-Much. (Beitr. z. Klin. d. Tbe. 1918, : al Bank 5
3 NA, schung der gleichzeitig vorhandenen drei Antikörper A, F und N | Ba. 89, S. 269—200.) — 7..Fr. Th. Münzer, Ein Beitrag zur Frage der Speeifität 1 De
fen Ii; eine wirkungsvolle Immunisierung zu erwarten ist. Findet sich also | der Intracutahreaktion bei Tuberkulose mittels Partialantigenen. (Ebenda Habt H ni A
gwi, eine ungenügende Reaktion, z. B. nur gegen N und F, so spritzt man a no 3, Nee EN le a Tüberkulono] u BE).
nn ee ld $ oc : . i itä ti igenen : -Much. / Da. 99, ar: i
mitay `` von N und F täglich intramuskulär um die Hälfte steigende Dosen ein, | 3 ua 8. 283—268.) — 9. E. Altstaedt, Immunbiologische Untersuchungen I Hi T
a; . wobeiman mit 1/100 cem derjenigen Konzentration, die eben noch eine | über Tuberkulosedisposition und Immunisierungsmechanismus. (Ebenda - 1211 Po Ra
pig; positive Reaktion gab, beginnt. Über den Erfolg der Behandlung 1918, Bd. 39, S rae — D w PO Nee iranl npl olog tighe Dater e ARETAS t
af ientiert dai ; : i : ~ | suchungen über Tuberkulose. enda 1919, Bd. 40, S. 225 bis u. Bd. 39, - ne: :
mié) ar er er das Auftreten von Reaktionen, ee rel er. H. 2.) — 11. E. Gabbe, Erfahrungen in der diagnostischen und therapeutischen EN Pi l
en ‚ Ja ger in acutanr eaktion. In dieser Weise wurde von W.Mü er (10) Anwendung der Deycke-Muchschen Partialantigene bei der Lungentuber- MRA 9.
isti gezeigt, daß bei’ der specifischen Therapie mit den verschiedensten | kulose. . (M. m. W. i918, Nr. 50, S. 1400—1409.) ee A e RROD
i Ti Zu i 2 — 0 | | l "1 i Fe
Er | Aus den neuesten Zeitschriften. — Eg i E ee.
nr | (Siehe auch Therapeutische Notizen.) E . u Sul wu eh
hie l ; , va F 25 SU `, | EMIR a a
N tig Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 17. Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 15. | Re Mi,’
pi“ ~ Wollenberg (Berlin): Grobanatomische, Befunde bei Nerven- .M. Rubner: Von der Blockade und Ähnlichem. Die Verluste u pen
m, operationen, Verfasser beschreibt eine Reihe typischer Befunde, wie sie | der Zivilbevölkerųng durch die Blockade bis Ende 1918 betrugen über MBAN fen
A bei Nervenoperationen immer wieder erhoben werden, wie Beziehungen | eine halbe Million. Seit Beginn des Waffenstillstandes dürften weiter "SR
nal ‘der Nerven zu Nachbarorganen und -gebilden; innere Einschlüsse, | über 100000 Menschen an dem bestehenden Nahrungsmangel gestorben. Hu
v4 Fernlähmungen, Beeinträchtigung durch mechanische Einflüsse, Gestalts- | sein. Durch die Aufhebung des Schutzes der Ostgrenze besteht die i
7, _ veränderungen und Kontinuitätstrennungen der Nerven. | ._ | Gefahr des Seuchenimportes von Polen her. Es handelt sich. nament-
ie: an Henneberg (Berlin): Ungewöhnlicher Fall von multiplem | lich um die Einschleppung des Flecktyphus, der in einer -schlecht ge-
A ' - Mirmabsceß. Das verschiedene Alter der-Abscesse im beschriebenen, | nährten Bevölkerung den. richtigen Nährboden findet. Keine Seuche
4 mehrfach falsch diagnostizierten Fall weist darauf hin, daß sie nicht | klammert sich so an die Unterernährung wie diese. . Falls sich in Zu-
ih gleichzeitig durch eine Aussaat von Bakterien entstanden sein können. | kunft der Verkehr mit Polen auf: dem Schiffahrtswege der Weichsel
er Die zahlreichen kleinen Abscesse, die in den Kapseln oder diesen außen |: vollziehen sollte, werden die Verschleppungen von Flecktyphus “und
iM „anlagen, lassen vermuten, daß die Anhäufung von Abscessen in der | auch von Cholera nach Westpreußen und Danzig einen sehr bedeutenden
7 Weise entstanden ist, daß Bakterien die Kapsel durchdrungen und zur | Umfang annehmen. .. , T -e
A Bildung neuer Abscesse Veranlassung gegeben haben. Man könnte | . Steudel: Die Bedeutung der deutschen Tropenärzte für die
5, derartige Abscesse Konglomeratabscesse nennen. . Eingeborenen und für die Wissenschaft. Vortrag, gehalten in der Außer-
f -am „ Moeli (Berlin): Die Rechtslage bei Einweisung in eine Anstalt .| ordentlichen Sitzung des Vereins für Innere Medizin und Kinderheil-
£, für Geisteskranke in Preußen. Die allgemeinen rechtlichen Beziehungen | kunde in Berlin am 8. April 1919.. R I: no
| H. Strauß: Ergebnisse der Kriegserfahrungen für die Physio-
$ ` Geisteskranker sind reichsgesetzlich geregelt, die Ausführung der Für- |
‚sorge ist in den einzelnen Bundesstaaten vollständig geordnet. Hier ochen werden die
ware zu bestimmen, wieweit eine mit der Anstaltsbehandlung ver- | | |
ande Freiheitsbeschränkung gesetzlich zu regeln ist, .und ob dies
urch Reichs- oder Landesgesetz, erfolgen soll.
i Strauß (Berlin): Grippepneumonie und Gravidität. Die Sterb-
lichkeit der Pneumonien jenseits des siebenten Schwangerschafts-
BA e war erheblich: größer als bei den Fällen vor ‚Ablauf des
es ia enten Monats und den Nichtschwangeren. Die künstliche Unter-
' . Mechung der Schwangerschaft ist hier nicht zu empfehlen. In allen | S
Schwereren Fällen wandte Verfasser die Serumbehandlung an. | Paetsch (Stettin): Erfahrungen mit dem Boehuckeschen Ruhr-
. . Eisner (Berlin): Zur Erklärung der Tertianafälle nach Tropica- | impfstoff Dysbakta. Die Impfung selbst ist unschädlich, geht aber im
‚Infektion, Die Arteinheit der Malariaparasiten ist unwahrscheinlich. | allgemeinen mit stärkeren Reaktionen einher als die Typhusschutz-
Besonders erscheint die Deutung eines Typuswechsels bei der | impfung. In der Inkubation befindliche Infektionen können durch die
Erscheinung der Tertianarezidive nach überstandener Tropica gezwungen. | Impfung manifest werden. Eine geringe relative Schutzwirkung gegen
i das Auftreten der Infektion muß der Impfung zugeschrieben werden;
iese Erscheinung ist einfacher durch eine Superinfektion erklärt, | :
u die pathologischen Prozesse im Darmkanal werden dagegen in keiner
wobei die Tertiana zunächst latent ‘bleibt. re
Tornai (Budapest): Beiträge zur Behandlung der schweren | Weise durch sie beeinflußt. 3 aan, ai `
Karl Zieler (Würzbùrg): Nierenschädigung ohne Eiweiß. Die `
| Hutenzatäle. Die Anwendung der intravenösen Resoreinbehandlung ür |
„x am besten zum Ziel. Unter 98 Fällen starben drei. Bei jeder | im Verlaufe einer Quecksilberbehandlung fast regelmäßig auftretende
unkomplizierte hyaline Cylindrurie verschwindet stets zwei bis drei /
Behandlung wurden 10 ccm einer 3% igen Lösung injiziert. |
. Reckzeh. Monate nach Beendigung der Kur von selbst. Sie ist als leichtester
logie. der Ernährung und für die Diätetik. Bespr.
Ergebnisse für die praktische Diätetik. `
Ludwig Teleky (Wien): Zur Epidemiologie der Tuberkulose.
Die so ganz besonders hohe T’uberkulosesterblichkeit des männlichen _
Geschlechts kann nur zurückgeführt werden‘ auf gerade den Mann in
der Stadt besonders treffende Schädlichkeiten: das sind die Schädlich-
keiten, die die Berufstätigkeit mit sich bringt. Hingewiesen
. wird daher auf die Wichtigkeit der Berufsverhältnisse: der Arbeitszeit,
des Arbeiterschutzes, der Berufshygiene.
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. ‚Magenverletzung.
‚lazarett Singen. Man kann jedem Amputierten mit gutem Gewissen
‚raten, sich in Singen seinen Armstumpf nach dem Sauerbruch-
. schen Verfahren versorgen zu lassen. Bevor der Patient aber hierher-
‚zu machen.
‚bayerischen Armeekorps. Der Erfolg war durchaus befriedigend, da es
= schweren Störungen zu befreien und sie voll erwerbstüchtig zu machen.
Die Wirkung der Revolution machte sich übrigens im wesentlichen
‚verschwanden, das Sprachvermögen wiederkehrte usw.
gewerbearztes.
. elends“.
. Nach behandlung Amputierter.
. von seiten des Gefäßapparates.
- führt.
11. Mai.
On 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
Grad einer toxischen Nierenschädigung zu betrachten, aber nur ein Zeichen
einer energischen Ausscheidung des Quecksilbers und nicht etwa eine Vor-
stufe der Eiweißausscheidung. Sie kann neben dieser vorhanden sein, -
tritt aber meist für sich allein auf, Während es sich bei der ernsteren
Eiweißausscheidung um eine Schädigung der Glomeruli handelt,
kommt bei der Cylindrurie nur eine Schädigung der sich leicht wieder
ersetzenden epithelialen Gebilde in Betracht. Jedenfalls sollte
mindestens in der zweiten Hälfie der Quecksilberkur der Urinsatz auch
mikroskopisch untersucht werden.
R. Deußing (Barmbeck-Hamburg): Röteln ähnliche exanthema-
tische‘ Erkrankungen und ihr Blutbild» Das völlige Fehlen der in
palpablen Drüsenschwellungen zum Ausdruck kommenden Reaktion der
Iymphatischen Gewebe und dementsprechend das Ausbleiben der
„für Röteln charakteristischen Blutreaktion weisen auf eine Sonder-
stellung und vielleicht Abtrennung von Röteln hin.
G. Tiefenthal (Köln):. Ein Fall von Fremdkörper im linken
Unterlappenbronchus. Beitrag zur Tracheo-Bronchoskopie. In dem mit-
- geteilten Fall hatte ein Schubnagel i!/2 Jabr lang in dem Bronchus ge-
sessen. Da es sich um einen metallenen Fremdkörper handelte, hatte
das Röntgenbild die Sachlage geklärt. In Chloroformnarkose wurden
‘die obere Tracheotomie und die untere Bronchoskopie ausgeführt,
‚worauf die Extraktion des Nagels gelang. Übrigens gibt es auch Fälle
von metallenen Fremdkörpern, wobei die Röntgenaufnahme zu keinem
Resultat führt. Die Bronchoskopie (eventuell Absuchen beider Bronchial-
verzweigungen) ist daher nicht zu umgehen. Während ferner bei
Steinen das Röntgenverfahren einigermaßen sichere Anhaltspunkte gibt,
wird bei Iinochenstücken nur sehr selten ein positives Resultat erzielt.
Otto.Hirschberg (Frankfurt a. M.): Über Spasmus bei
Ein in seiner Länge weit aufgerissener gefüllter
‘Magen zeigte stundenlang völliges Ruhigstehen, kein Aufstoßen, kein
‘Erbrechen, und zwar durch stärksten Spasmus. Der Spasmus ist als
.Schutz. gegen Austreten von Mageninhalt in die Bauchhöhle unter
möglichster Adaptation und AÄnpressen der \Vundränder aneinander
aufzufassen. j
S. Rosenberg (Berlin): Zur Prage des Gasbrandes. Zweimal
kam Gasbrand zur Beobachtung nach Einspritzung von Coffein. natr.-
salieyl. aus „sterilen“ Ampullen, wie sie von der Militärverwaltung
geliefert wurden. |
"W. v. Brunn (Rostock): Die Prothesenarbeiten im Reserve-
kommt, ‘soll mit der größten Energie alles Mögliche geschehen sein,
um die Stumpfmuskulatur zu kräftigen und alle Gelenke völlig beweglich
F. Bruck.
"Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 15.
- Karl Weiler: Ein Jahr Kriegsneurofikerbehandlung im ersten,
gelang, im Laufe nur eines Jahres Tausende von ihren zum Teil sehr
dadurch bemerkbar, daß sehr viele der noch zur Behandlung Vorge-
merkten fast augenblicklich gesundeten, indem die Zittererscheinungen
Koelsch: Zehn Jahre Landesgewerbearzt. Bericht über den
beträchtlichen Umfang der Dienstaufgaben des bayerischen Landes-
RudolfPürckhauer (München): Zur Bekämpfung des „Stumpi-
Mitgeteilt werden die. Erfahrungen und Resultate bei der
Das „Stumpfelend“ kann auf ein Mi-
nimum beschränkt werden. Eingegangen wird nicht auf die Prothesen-
‚fragen, sondern nur auf die ärztlichen Maßnahmen, die sich mit
dem Stumpfe selbst beschäftigen. Ein Schematisieren der Stumpf-
. behandlung kann es aber nicht geben.
Georg Riebold (Presden): Komplikationen der Malaria
Die Malariakeime üben einen Einfluß
auf die Vasomotoren aus, der zur Blutdrucksenkung
Dadurch allein kann es bei gleichzeitiger chronischer Ne-
phritis zu einem ungünstigen Verlaufe dieses Leidens kommen. Auch
. beim Entstehen von Ödemen und Thrombosen spielt diese E n t-
spannung des Gefäßsystems eine Rolle. Ferner beeinflussen die
Malariakeime wahrscheinlich die den Herzschlag regulierenden ner-
vösen Apparate, wodurch es gelegentlich zu Rhythmusstö-
rungen (Extrasys tolen und dergleichen), sehr häufig aber zu
‘einer wochenlang anhaltenden Tachykardie kommen kann, Der
x
Herzmuskel als solcher wird aber durch die Malaria wahrscheinlich
nicht affiziert. |
Karl Zieler (Würzburg): Außergeschlechtliche syphilitische
Ansteckung bei Heeresangehörigen und Dienstbeschädigung. Eine
Dienstbeschädigung ist nur dann anzunehmen, wenn die Ansteckung
im Dienst zustande kommt oder durch die besonderen Verhältnisse des
Dienstes verursacht wird. Die größte Zahl der extragenitalen An-
steckungen ist aber die Folge des geschlechtlichen Verkehrs in wei-
terem Sinne (Küssen usw.) Dienstbeschädigung liegt jedoch
vor, wenn bei einem syphilisfreien Kranken eine mangelhaft gereinigte
Venenpunktionskanüle die Veranlassung gibt zur Entstehung. eines
Primäraffektes an der Stelle der Blutentnahme. Berichtet wird über
einen hierhergehörigen Fall, der durch Gebrauchsgegenstände, wie
Triokbecher und dergleichen, im Schützengraben zur Ansteckung kam.
Hier wurde die Infektion im Dienste und durch einen Kameraden
erworben. i
0. Vulpius (Heidelberg): Keine quere Tenotomie mehr! Bei
der queren subeutanen Tenotomie ist es unmöglich, die Größe der Dia-
stase der Sehnenstümpfe genau zu bestimmen. Eine Dosierung der
Diastase ist aber erforderlich. Die ideale Forderung ist sogar, eine
dosierbare Sehnenverlängerung zu erzielen, ohne Unterbrechung der -
Kontinuität, also ohne Erzeugung einer Diastase. Das wird am besten
erreicht durch eine Methode, die der Verfasser als Rutschenlassen
der Sehne bezeichnet und genauer beschreibt.
E. Marx: Notiz zur Färbung tuberkuloseverdächtiger Sputa. Man
lasse die Gegenfärbung ganz weg oder ersetze das Methylenblau durch
Chrysoidin. l
W. Stocltzner (Halle): Über Pseudoikterus nach Mohrrüben-
genuß. Bestätigung der Angaben Kaupes.
, Erich Klose (Hirschberg i. Schl.): Hautverfärbung bei Säug-
lingen und kleinen Kindern infolge der Nahrung. Gleichfalls Bestäti-
gung der Angaben Kaupes. |
Alfred Groth: Bericht über die Ergebnisse der Schutzpocken-
impfung im Königreich Bayern 1916. Die Ergebnisse waren recht
günstig. | F. Bruck.
‚Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 16.
Georg: Rosenfeld: Kriegsiehren zur Diabetesbehandlung.
Die Abnahme der Todesfälle an Diabetes während des Krieges ist
unbestreitbar, wie die Statistiken von Breslau, Berlin und München,
die der Verfasser anführt, beweisen. Die günstige Einwirkung der
Kriegskost kann sich aus drei Faktoren zusammensetzen: 1. Die
Kriegsernährung mit ihrer Bevorzugung von Brot, Kartoffeln und
Rüben hat eine Art Kohlehydratkur dargestellt, 2. die
Fleischeinschränkung ist den „eiweißempfindlichen“ oder
auch im besonderen „fleischempfindlichen“ Diabetikern gut bekommen,
3. die gesamte Calorienbeschränkung hat endlich ebenfalls
günstig gewirkt. Es folgt daraus die Lehre, daß für den Diabetiker
Kostknappheit eine qualitativ ungeeignete Kost zur Kost der Wahl
machen kann. 2 W.
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 16.
E. Liek: Über die Behandlung des erschwerten Dekanülements.
Vorgeschlagen wird: Bei erschwertem Dekanülement nach oberer Tra-
cheotomie, ohne erkennbare Ursache, zunächst die physiologisch unge
fährlichere untere Tracheotomie auszuführen. Auf diesem ein-
fachen Wege wird, wenigstens bei einem Teil der Kinder, die Be-
freiung von der Kanüle gelingen. In vielen Fällen ist eine organische
Stenose auszuschließen. Fs müssen funktionelle Störungen und Sp%
stische Zustände angenommen werden. Selbst wenn die untere Tra-
cheotomie nicht ans Ziel bringt, ist sie immer noch wertvoll als Ein- |
leitung für spätere Eingriffe,
W. Burk: Fascienplastik bei Ischiadicuslähmung. Bei zwei Pe-
tienten mit Ischiadieusläihmung wurde die fehlerhafte Fußstellung be-
hoben durch Implantation eines Fascienstreifens. Es wurde der fünfte
Mittelfußknochen freigelegt und umgangen. Ferner die Tibiavorder-
fläche an der Grenze zwischen mittlerem und unterem Drittel freigs
legt und eine breite Periostbrücke gebildet. Nun wurde die Haut Her
einem Schnitt zum anderen mit der Kornzange stumpf unterminie!
und ein in der Fascia lata entnommener 8 cm breiter, 30 em lange!
Streifen durchgezogen und oben an dem Periost der Tibia und unten
in Schlingenform um den Mittelfußkoochen herumgezogen. Nach VIE
wöchiger Ruhigstellung im Gipsverband ergab sich ein guter Gebrauch
ı des Fußes. Zu Bg.
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wahr F. Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 16. ae re ‚Klemperer und Dünher (Berlin): Behandlung der Nieren- EB
= “ S. Vollmann: Schwere Geburtskomplikation bei Uterus bicornis_| K@nkheiten (H. 3) und der Erkrankungen der Atemorgane (H. 4). Be- f Eph
| pl septus bicollis. Bericht über eire 26 jährige, ‚zum‘ zweiten: Male ge- re nn modernen therapeutischen Methoden“ bei den lokalisierten fi Big
Bas: bärende Frau, die vor iwei Jahren‘ eine normale Entbindung durch- | . s ran nn an en Katarrhen der Re- ig i ieh, ni
KR gemacht hatte und bei der jetzt die normale Entwicklung des Kindes | *Patonsorgane, dem Asthma und Emphysem. N EIDER ak
E >? unmöglich gemacht war. dadurch; daß der Durchtrittsschlauch ober- Wal dschmi d t. (Berlin): Das Wohlfahrtsamt. Besprechung der | Pi aaan,
, halb der Scheide eine starre Verengerung aufwies. Es wurde eine aus- | Organisation des Wohlfährtsamts und der an- die Leitung zu stellenden ef:
venita 4 r P ne : è š 3 7 an -An j} h Zu = R z MEE N
getragene Schwangerschaft in dem‘ rechten Teil einer doppelt ‘ange- | Ansprüche. | Pu | nn | NEE
legten Gebärmutter festgestellt. Bei dem Bauchschnitt zeigte sich ‘der Schmidt (Kolberg): Über die Pefruschkysche Inunction bei ie He
Fruchthalter als schräg verlaufender, walzenartiger Körper und unter- | Lungentuberkulose, Das Verfahren ist nach den mitgeteilten Erfahrungen ai Ki
halb gänseeigroß der zweite Uterus. Ohne Schwierigkeiten wurde nach | anderen specifischen Behandlungsmethoden_an Wirkung, Billigkeit und iy i Tie
Entwicklung eines gesunden Kindes das Uterushorn abgetragen. Ein | Bequemlichkeit überlegen. Zu e Reckzeb. 1.1 oi i:
Vierteljahr nach der Operation fand sich im Scheidengewölbe und an |- u a S oe R E 9 i ln
der Portio absolut nichts, was auf die bei der Operation festgestellte Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1919, jag METY o
Anomalie hindeutete. Man muß annehmen, daß die erste, normal ver- | | u 7 | = | ke ae
laufene Schwangerschaft in dem anderen Uterushorn stattgefunden hat. Zu oz . 1 ee an era SR DER SEE
Karl Christel? Stieldrehung von Eierstacksgeschwülsten bei | H- Brunner: Bemerkungen zum centralen Mechanismus des lc
‚Kindern. Kasuistischer Beitrag. Bericht über zwei Fälle von Dermoid | Veslibulären ; Nystagmus. Das Großhirn verhält" sich zum vestibulären IM: ch
des Eierstocks, das im einen Falle durch Incision der vereiterten Ge- | Nystagmus ähnlich wie das Kleiahirn,. welch letzteres selbst keinen ee
schwulst, im zweiten Falle durch Laparotomie und Excision des stiel-. | Nystagmus erzeugen kann, dagegen auf den Ablauf des Reflexes einen N 1
gedrehten Tumors geheilt wurde | | >. Bg hemmenden Einfluß ausübt. Die Entstehung der langsamen, nicht die le.
; , ; $ ° , s i l ae . j . al BR: EIER >
un | ‚der raschen Nystagmuskomponente muß dem :Labyrinth zugeschrieben PT PEST o
nn. = z . ‘werden. Das periphere Organ, von dem .der Reiz zur raschen Nystag- Kun: RAE k? j
alas} < l Die Therapie der Gegenwart, Heft 3 und 4. -> muskoniponente ausgeht; ist die äußere Augenmuskulatur. Aus dieser I i n o
> `. Heft3. W. Zinn (Berlin): Über Trichinose. Verfasser beob- | Auffassung des Nystagmus lassen sich für die Lokaldiagaose intra- Bi:
us} . achtete 18 Fälle von Trichinosis. Ganz besonders charakteristisch ist | Cerebraler Herde drei Möglichkeiten in Erwägung ziehen: Man kann BERN Eiai i
haie die starke Eosinophilie. Der Ausgang war in allen Fällen ein gün- | bei Reizung der beiderseitigen Vestibularapparate typischen Nystagmus REES 2
stiger. Therapeutisch wurden . Aspirin, Pyramidon, Narkotica ange- ee ers Re h, Herd ‚nicht direkpst i Bj; a
ml wandt. Schwierigkeiten kann die Unterscheidung von der Polymyositis a ee a: Ä ee! 1 ne RR er > Reflexbogens, ® Ba peded ia
` — acuta machen, welche auch mit Diazoreaktion und Eosinophilie einher- | Nandelt sielr um corticale oder kapsuläre Herde. Es können Unregel-, pal Ea
= Son kanne a o A P i | | mäßigkeiten im Ablauf des Nystägmus vorliegen, vor allem Fehlen der , RIE ES EF KE
| Ptitz (Pra ): Milchinjektionen bei Grippe. Die schwere: In- ee a P9 rommen, wenn. der kenexh irar "1 BRIE a
fluenza verläuft nit Leuko er rasch En ftrehenäß: Cyanose und Herz- < zwischen Auge uad. Obr an 1rgendeiner. Stelle gesch ädigt wurde, olmo öl i FE i
schwäche nd ist. erfol reich zu behandeln ' durch ancak Milch- Cal reS. zur oraren Unterbrechung kam. 5 Drittens können ue ano A ie e
antah durel künstlic] g Fieber REA | Bauen EN ‚Augenreflexe bei vestibulärer Reizung vermissen’ bei totaler Zerstörung a EE
A ETAS PRSTIEODE l. _- |-beider Längsbündel, wahrscheinlich auch -bei einseitiger. totaler Zer- ei;
Geiße (Freiburg .i. Br.): Behandlung iniekliöser Darmerkran- | Störung beider Längsbündel, wahrscheinlich auch bei einseitiger totaler UND EN
‚kungen mit „Mutaflor“. Das Colipräparat Mutaflor wurde bei zahlreichen | Zerstörung eines Längsbündels, sowie der vom. Deiterskerngebiet ratik NE
- , Ruhr-, Paratyphus- und Mischfällen mit erfreulichem Erfolg angewandt; | stammenden Bogenfasern derselben ‘Seite. N i | Ki ir, “
es wurde auch meist gut vertragen. Eu: ae, | E. Wodak: Über die Verwendbarkeit des durch die Bäränysche 1 I
Kühn (Rostock): Zur Behandlung der. Colitis ulcerosa sive sup- | 7 jrmtrommel erzeugten Lidreflexes zur Diagnose der Simulation. Der DREH Da AOSA
‚purativa und verwandter Zustände. Escalin hat sich dem Verfasser bei Lärmapparatreflex‘ ist bei obrengesunden Pätienten’ immer auslösbar, I ee
~ „genannten Zuständen, ebenso wie bei Magenerkrankungen, ‚ausgezeichnet außer bei mechanischer Behinderung. Es gibt völlig Taube und Taube Rn ee.
„~ „bewährt. Besonders empfiehlt sich die rectale Anwendung. mit Hörresten, die den Reflex haben. Von 115 Ohrenkranken zeigten ie
| v. Schütz (Berlin): Über die blutstillende Wirkung des Claudens | zwölf den Reflex nicht. Aus der Intensität des Reflexes läßt sich kein ne,
In der Chirurgie. ‚Das Mittel leistet bei venösen, parenchymatösen, | Rückschluß auf die Hörfähigkeit ziehen. Nach Verfassers -Unter- HERE.
mitunter auch bei größeren Blutungen sehr gute Dienste. Es gab nie- | suchungen scheint es sich. um keinen Acustieus-facialis-Reflex zu han- a"
mals Anlaß zu einer Infektion, auch nicht am Peritoneum. deln, sondern es scheinen andere Faktoren (Trigeminus, Vibrations- a,
B F. Klemperer (Berlin): Über specifische Tuberkulosetherapie. gefühl, funktionelle Areflexie) mitbeteiligt._zu sein. Als Simulänten- ape.
- Zusammenfassende Übersicht, l -Falle ist der Lärmapparat nicht zuverlässig. Haenlein. yo
.... Rothschild (Frankfurt a. M.): Über Eukodal (Dihydrooxy- | | . A
; codein). Das Mittel ist weniger giftig als Morphium und ist oft da i ! ir
"noch wirksam, "wo Morphium versagt oder eine andere Wirkung ausübt. Therapeutische Notizen. Pei 3
= Heft 4 Umber'(Charlottenburg): Die Bekämpfung quälender Ä / | Be U Bi
“Durstzustände durch Cesol-Merck. Die Hauptwirkung entfaltet das Eine neue Selmennaht wird von Prof. Dr. Ernst Müller IE 2’) ::
„ Mitte] — am besten subcutan gereicht — bei acotämischer Nieren- | (Stuttgart) vorgeschlagen. Die Nadel wird 1 cm über dem Sehnenende 7: ij: En
| Insuffizienz, profusen Magendarmblutungen, Peritonitis, Diabetes in- | ein- und quer durchstochen, der Faden so weit durchgezogen, daß nur fa : Me y
- Sipidus und Botulismus. Es brachte stets erhebliche Erleichterung. |. der Grund der’ Schlinge übrig ist. Diese wird dann um das Sehnen- : 5 IRRE :
_- ‚Zuweilen traten Erbrechen ùnd: Schwitzen auf. | ende herumgeschlagen und bis zur Ausstichstelle‘ des Fadens herauf- A CEUD
een (Königsberg i. Pr.): Herzerkrankungen und Schwanger- | geführt. Dicht jenseits des herumgeführten Fadens wird die Nadel Hi 2
schaft. Wenn nur leichte Kompensationsstörungen bestehen, so ist | wieder ein- und in der Mitte des Sehnenguerschnitts ausgestochen. Me i
eme Unterbrechung der Schwangerschaft nicht angezeigt. Erlaubt | Am anderen Sehnenende wird die gleiche Naht angelegt. -—— Aus beiden MM er
; ‚wäre eine Unterbrechung nur, wenn dauernde Schonung und Beob- | Sehnenenden sehen jetzt also je zwei Fäden heraus, die fest mitein- AN Ta
| achtung unmöglich sind. Frauen mit gut kompensierten Herzfehlern, |. ander verknüpft werden. Der. Knoten ‚Kommt so in der Mitte. der Ken s hr E
; Namentlich Mitralfehlern, kann man die Ehe gestatten. t | Sehnenwunde zu liegen und ist dann äußerlich nicht mehr sichtbar. ur ee
i Neumann (Baden-Baden): Thoraxmißbildungen als Konstitutions- | (Zbl. f. Chir. 1919; Nr. 16.) BE 2 a bi UM
“anomalien und ihre Therapie. Die Verknöcherung des ersten Rippen- Über die Behandlung .entzündlicher Adnextumoren mit: Terpentin- ge
Kmörpels ist in der Hauptsache eine Alterserscheinung. Auch andere | einspritzungen berichtet B. Zoeppritz (Göttingen) nach Erfahrungen fs T R >
an der Universitäts- Frauenklinik’ Die Methode war folgende: Es Ki: Bi Ber
wurde nach dem Vorschlage von Klingmüller Terpentin in N ; E aoo
`- . Mißbildungen am ersten Rippenring, wie die Stenose und die abnorme
w Neigung der oberen Thoraxapertur, hielten nicht Stich als dis-
„Positionelle Faktoren für Tuberkuloseentstehung. Die Freundsche
Peration ist erfolglos. F ur
‘ Friedlaender (Wiesbaden): Die hemiplegische Bewegungs-
D
n örang und ihre Behandlung. Der wichtigste therapeutische Faktor ist
en e Öbungsbehandlung. Die Behandlung der hemiplegischen Lähmung
- soll
Unmittelbar nach dem Insult beginnen.
N re
EZ
öliger Verdünnung verwendet (10 Terpentin auf 40 Ol. oli-
varum) Davon wurde 0,5 cem eingespritzt, und zwar in. der hinteren
. Axillarlinie zwei bis drei Querfinger unterhalb des Darmbeinkammes
bis auf den ‚Knochen. Örtliche. Schädigungen. und Eiweiß im Urin
wurden nicht beobachtet. Es wurde alle vier bis fünf Tage einge-
spritzt bis zu elf Injektionen im Laufe der Behandlung. — Die Mehr-
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injektionen berichtet C. A. Hoffmann (Berlin).
472
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19.
STETTIN Te nn nn
- 11. Mai.
zahl der frischen eitrigen Adnexerkrankungen wurde sehr günstig be-
einflußt. Ältere Adnezerkraukungen sind dieser Behandlung weniger
zugänglich. Es scheint, als ob auch die Tuberkuloseerkrankungen
dieser Teile durch die Behandlung günstig beeinflußt werden. (Zbl. f.
Gyn. 1919, Nr. 16.) Be.
Über die Behandlung der Bartflechte mit percufanen Vucin-
Diese Methode
bewährte sich in 18 Fällen. Ihr Anwendungsgebiet ist aber noch be-
schränkt (nur scharf begrenzte Formen wurden behandelt). Am Kinn
und an den Lippen traten manchmal starke Schmerzen auf. (D.m.W. 1919,
Nr. 15.)
Zur Behandlung großer Furunkel oder Karbunkel empfiehlt
Kurtzaka den Hautlappenschnitt an Stelle des tiefen Kreuzschnittes
(Gewebskreuzschnitt). Bei dem Hautlappenschnitt fällt der Gewebszug
weg, die Schrumpfung ist daher wesentlich geringer. Auch hat man
bei diesem Schnitt statt eines tiefen Kraters eine flache Mulde und
vier nur wenig geschrumpfte Hautlappen, die den Defekt fast bedecken.
(D. m. W. 1919, Nr. 15.)
Zur chronischen Jodkur empfiehlt Überhuber (Neustrelitz
i. Meckl.) das Alival (ein organisches Jodpräparat). Es enthält über
63% Jod. In den Handel kommen Tabletten zu 0,3 g Alival (= 0,2 g
Jod) und Ampullen mit 1 g Alival (= 0,63 g Jod). Injiziert wird
täglich 1 g intramuskulär oder intravenös (nicht subeutan wegen der
Schmerzhaftigkeit). Es ist auch äußerlich 10- bis 25%ig in Form der
Inunetionskur und rectal in Form von Suppositorien anwendbar. Aus-
geschieden wird es weit langsamer als die Jodalkalien. (D.m. W. 1919,
Nr. 15.) F. Bruck.
Bücherbesprechungen. |
Stefani und Selter, Veröffentlichungen des Deutschen
Vereins für Schulgesundheitspflege und der Ver-
einigung der'Schulärzte Deutschlands 1918. Sonder-
abdruck aus Zschr. f. Schulgsdhtspfl. 1918, Nr. 12. Leipzig i918, Voß.
Als Ersatz für den Ausfall der Jahrestagung beschloß der Vor-
stand die Herausgabe von Abhandlungen, die fast ausschließlich Grenz-
fragen von besonderer Wichtigkeit für den Schularzt betreffen; voraus-
geschickt ist ein Nachruf für den Stadtschulrat Dr. F. Steinhaus
in Dortmund, der als Schatzmeister der Vereinigung und durch eigene
Untersuchungen, sowie durch organisatorische Arbeiten im Auftrage
des Vorstandes sich besondere Verdienste um die Schulgesundheits-
pflege erworben hat; er erlag einer Infektion bei einer Leichenöffnung.
Von den einzelnen Aufsätzen behandelt der von A. Gottstein die
Gründe für die Notwendigkeit der ärztlichen Überwachung von Kinder-
fürsorgeanstalten und Krippen; er erwähnt hierbei die bisher einge-
sehlagenen Wege zu einer umfassenden Beobachtung und die Zusammen-
hänge mit dem schulärztlichen Dienst. F. A. Schmidt (Bonn) bringt
eine eingehende Darstellung der Einrichtung des Schulkindergartens
unter Hervorhebung der geschichtlichen Entwicklung, der besonderen
Gründe für die Überweisung noch nicht schulreifer, aber schon schul-
pflichtiger Kinder in eine der geringeren Leistungsfähigkeit entspre-
chende Einrichtung, die die Methoden des Kindergartens mit einem für
die Schule vorbereitenden Unterricht verbindet, die aber mit der Volks-
schule selbst zusammenhängt. Er berücksichtigt hierbei auch die aus-
ländischen Schöpfungen und verlangt schließlich auf Grund der ge-
sammelten Erfahrungen, daß die bisher nur vereinzelt bestehenden
Schulkindergärten zu einer festen Einrichtung der Volksschule ausge-
staltet werden. Hunaeus begründet die Einführung des Unterrichts
in der Säuglingspflege für die Mädchenschulen als eine Maßnahme zur
Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit. Der Unterricht hat sich be-
sonders auf Säuglingspflege zu erstrecken und soll überwiegend theo-
retisch, aber verbunden mit Demonstrationen sein. Praktische Übungen
fallen besser fort. Gegen die Erteilung dieses Unterrichts durch Ärzte
erhebt Hunaeus Bedenken und will ihn lieber der durch besondere
Kurse vorbereiteten Lehrerin, am zweckmäßigsten der Haushaltungs-
lehrerin vorbehalten wissen, da pädagogische Vorbildung unerläßlich
ist. Oebbecke behandelt die Beteiligung des Schularztes an der
Berufswahl und der Auslese der Begabten, bespricht hierbei die neuesten
Ergebnisse der Schulpsychologie und der von Lipmann und An-
deren angegebenen Methoden zur Feststellung der Berufseignung und
` zieht an der Hand der gemachten Beobachtungen die Folgerungen für
die einzelnen Schulformen und die Mitwirkung des Schularztes. Er
fordert auch für diesen unter Hinweis auf Ziehen, daß er sich mit
den Grundlagen der modernen physiologischen Psychologie beschäftige,
hält aber für die Mitarbeit an der Auswahl der Begabten die Teilnahme
eines besonders geschulten Facharztes für zweckmäßiger. Lewan-
dowski begründet die Notwendigkeit der gesundheitlichen Über-
~
kunft Wert behalten werden.
wachung der schulentlassenen Jugend beider Geschlechter mit den be-
kannten Tatsachen der Physiologie, Pathogenese und Sozialhyeiene
jenes Lebensabschnitts und gebt besonders auf die gesundheitlichen
Forderungen für die militärische Vorbildung der Jugend und das
„Dienstjahr der Frau“ ein. Zum. Schluß stellt Roller die Ergeb-
nisse einer Erhebung des Deutschen Vereins für Schulgesundbheits-
pflege über die Einwirkung des Krieges auf die Gesundheit der Jugend
zusammen. Da das Material nur bis Ende 1917 reicht, sind zwar diese
Ergebnisse selbst heute als überholt anzusehen. Von Belang ist aber
aus ihnen die Ungleichheit in Stadt und Land zugunsten des letzteren,
das Einsetzen der Verschlechterung mit Ende des Jahres 1916 und
die Gründe, die zur Annahme berechtigen, daß die von den Städten
eingeschlagenen Maßnahmen der Schulkinderspeisung und der Versen-
dung auf das Land in ihren verschiedenen Formen schlimmeren Folgen
vorgebeugt haben. Im Anschluß daran bespricht Roller eingehend
diese beiden Maßnahmen in ihren Einzelheiten, die auch für die Zu-
‚A. Gottstein (Charlottenburg).
M. Matthes, Lehrbuch derDifferentialdiagnoseinnerer
Krankheiten. Berlin 1919, Julius Springer. 600 Seiten. Mit
88 Textabbildungen. M 25,—.
Das Hauptgebiet der „ärztlichen Kunst“ in der Internen Medizin
ist die Differentialdiagnostik. Und wenn auch — wie bei jeder anderen
Kunst — das Erreichen einer gewissen Meisterschaft angeborene Be-
gabung voraussetzt, so ist dem Verfasser des vorliegenden Werkes doch
unbedingt darin zuzustimmen, „daß diese Kunst in weitgehendem Maße
durch die Erfahrung erlernt werden kann“. M. hat in diesem Lehrbuch
die Fülle seiner eigenen Erfahrung niedergelegt und das fast unüber-
sehbare Material von diagnostischen und differentialdiagnostischen Mit-
teilungen aus der Literatur bis in die jüngste Zeit hinein kritisch ver-
wertet. Die Anordnung des Stoffes folgt im allgemeinen dem Gange
der klinischen Untersuchung am Krankenbett, die Einteilung
der 22 Kapitel entspricht vielfach der in den Lehrbüchern der Inneren
Medizin üblichen, das Buch beginnt mit den akuten Infektionskrankheiten,
fünf Abschnitte sind den Erkrankungen der Luftwege, je einer denen der
Kreislaufsorgane, der Milz, der Leber und Gallenwege, des Verdauungs-
traktes, der Harnorgane, des Stoffwechsels, des Blutes, der Knochen‘
und der Gelenke gewidmet, während die Nervenkrankheiten einer
späteren besonderen Darstellung vorbehalten werden. Von allen diesen
Affektionen wird aber die Kenntnis der typischen Krankheitsbilder
vorausgesetzt, nur die Ähnlichkeiten und Unterscheidungsmöglichkeiteß,
besondere Verlaufseigentümlichkeiten und Komplikationen werden er-
örtert. Demgemäß sind wieder die Unterabschnitte gegliedert, 2. B. die
infiltrativen Prozesse der Lunge oder die Höhlenbildungen der Lunge.
Wo die Anordnung nach Organsystehen nicht möglich ist, weil eben
ähnliche Krankheitszustände von den verschiedensten Organsystemen
ausgehen können, ist das Symptom oder der Symptomer-
komplex der Leitstern der Darstellung, der ganzen Kapiteln die
Überschrift gibt: subfebrile Fieberzustände, meningitischer, peritonitischer
Symptomenkomplex, Ileus, Neuralgien, Kopfschmerz.
Den Bedürfnissen des praktischen Arztes soll das Lehr-
buch in erster Linie dienen, darum wird der Hauptwert auf die diffe-
rentialdiagnostischen Möglichkeiten am Krankenbett gelegt und,
wie etwa in dem Abschnitt über Rbythmusstörungen des Herzens, gezeigt,
daß ein guter Beobachter sich auch in solchen schwierigeren Dingen
ohne kompliziertere Methoden einigermaßen orientieren kann. Zur
Ergänzung dieser Befunde dienen Krankenhausbeobachtung und
Laboratoriumsuntersuchungen. Die Kriegserfahrungen sind weitgebend
berücksichtigt, so in den Veränderungen des Typhusverlaufes bei
Vaceinierten und in dem Abschnitt über die Weilsche Erkrankung.
‘An Stelle langer Krankengeschichten sind hier und da kurze klinische
Beispiele angeführt, die das Wesentliche treffend erläutern. 7
Zahlreiche gute Abbildungen begleiten den Text, die Bogen, ie
farbige Illustrationen tragen, sind aus vorzüglichem Papier, der Dru
des Werkes ist durchweg ausgezeichnet.
Allerorten bewegt jetzt die Sorge um eine bessere Ausbilo wg
der Ärzte die Gemüter. Unter den Lehrmitteln, die hierzu berufen sind,
darf das Matthessche Buch einen hervorragenden Platz beanspruchen.
| Walter Wolff.
V. Kaika, Taschenbuch der praktischen [Rune
suchungsmethoden der Körperflüssigkeiten bar
Nerven- und Geisteskrankheiten. Mit 30 Textabbl
dungen. 109 Seiten. Berlin 1917, Jul. Springer. M 5,40. hal-
Ein ganz ausgezeichnet geschriebenes, überraschend reich y
tiges und bei aller gedrängten Wissenschaftlichkeit doch ausführlic e
und dem Praktiker bequemes Taschenbuch. Es wird seinen Weg
machen. Kurt Singer
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Vereins und Auswärtige Berichte. - 7.0.0
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wirtschaftliche -Lage. Weiter erläutert er an der Hand zahlreicher
Zitate aus Shakespeares Werken die Anschauungen des Dichters
| - Braunschweig. mitteln - überhaupt . nicht ‘befriedigt werden: was bei den derzeitigen Hl En
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung- vom 15. "März 1919. ‚starken Frequenzen den klinischen Unterricht äußerst erschwert. Vor- ei u
Kempf: Shakespeare und die Medizin. seiner Zeit. K. gibt tragender hat deshalb ständigen Gebrauch von seinem mit neuen Ver- je Eyen
- einen Abriß des Lebenslaufs Shakespeares, behandelt ausführlich. hesserungen; versehenen „Polylaryngoskop“ gemacht und führt der EEPE Pn -
die Entwicklung des ärztlichen Standes in England bis zu den Zeiten | Versammlung Ben nopiNerunde mit Hilfe des Instrumentos vor. EI ete
der Elisabeth und bespricht die. wissenschaftliche Ausbildung der ` Wen en Y. Tapp einer. RAPERE
Ärzte zur Zeit Shakespeares, ihre gesellschaftliche Stellung und | o m Hamburg. | Fr pha l
Ai Ärztlicher Verein.. Sitzung vom 18. Februar 1919, Bi
i In
Lippmann: Die jetzige hamburgische Bevölkerung ist als ein
.. Typhusrekonvaleszent anzusehen. Ein solcher muß gut genährt werden.
Daran fehlt es aber. Statt ‚wie im. Frieden 3000 Calorien entspricht
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- und seiner ärztlichen Zeitgenossen. auf den Gebieten der Anatomie,
Pharmakologie und ihr. Wissen 'in den verschiedenen.
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- Physiologie, |
> Fächern der Biapischen Medizin. Kempf. die ganze uns- täglich zur Verfügung stehende Nahrungsmenge etwa H TUR RED
"1500 bis 1600 Calorien. Davon gehen uns noch durch den jetzt herr- Merai Ta
| Greifswald. schenden Verkehrsausstand 400 .Nähreinheiten verloren. ` Nehmen’ wir AURORA
Medizinischer Verein. Sitzung vom 4. April 1919. nämlich einen ungewohnten Marsch von täglich zweimal einer: Stunde- pa i ar A
Friedberger: Über eine Methode -zur Trennung von Typhus- | an, zu dem wir durch den Ausstand gezwungen sind, so erfordern il a = 2
‚und Colibakterien aus ‚Gemischen. Vortragender hat im. Anschluß. an die etwa zurückgelegten neun Kilometer wenigstens '400 Calorien. Es N l BE An
seine Versuche mit Kumagai über die hämolytische. und bakterien- | wird uns also durch den unnützen Marsch ein Viertel unserer täglichen Er KR 2
tötende Wirkung des Kaolins!) weitere. Versuche über die ‚Adsorption | Nabrungsmenge entzogen. Dieses Viertel ist in 180 g Brot — also’ in ln wis on
. der Bakterien angestellt. -Im Anschluß aù die Versuche von-Wie- | über der Hälfte unserer täglichen: Brotmenge — enthalten. Gegen f I
. chowski, Kuhn, Kraus, Salus, L. Michaelis, Eisen- | diese von den Ausständigen 'uns auferlegte neue „Hungerblockade“ N RAES o
berg und Anderen werden die theoretischen Vorstellungen über das | kann nicht: laut genug Einspruch erhoben werden. L. empfiehlt, eine `- ; piii T
Wesen der Adsorption’ kurz besprochen. Die Übertragung, der elektro- | dahingehende Entschließung des Ärztlichen Vereins anzunehmen: und | nl ne
allen Hamburger Zeitungen zur Veröffentlichung zu übergeben. Der GRETA: Be
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`.. chemischen Adsorptionstheorie von’L. Michaelis auf die elektive_
“ Bakterienadsorption ea us) wird in Übereinstimmung mit Michaelis.
abgelehnt.
= Die Verstärkung und Vergröberung der elektiven Adsorptiohe:
Tierkrankheiten, die durch ähnliche ‘oder gleiche Erreger erzeugt > 5f
Es sind vier Anaerobenkrankheiten zu unterscheiden, die, iH I
Verein beschließt dementsprechend.
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Zeißler: Über Rauschbrand. Ausgehend von menschlichen a + RR
anaeroben Wundinfektionen des großen Krieges bespricht Vortragender „ AU AMRDAN Piz i
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' wirkung mancher Adsorbentien gegenüber verschiedenen Bakterienarten
‚verwendet Vortragender schließlich, um eine. bessere Trennung der |. werden. KR. Th
-Bakterien aus Gemischen - zu erreichen, statt der Suspensionskollöide | untereinander weitgehende Ähnlichkeiten aufweisen: 1. der spontane, To
Filtrierpapierdochte und benutzt so neben der Adsorption auch das | 2. der traumatische, insbesondere der 'Geburtsrauschbrand der Rinder, 17 AE
differente Capillarsteigvermögen verschiedener Bakterienarten. Auf | 8. das maligne Öder der Pferde, Maultiere, Riader und anderer Tiere, id Re oz
diese Weise gelang es in Gemischen von Typhus- und Colibakterien | 4. die Bradsot der Schafe, Schweine und Wildschweine.. Spontaner ee!
Åen Typhus auch unter ungünstigsten- Auagangsoe dingungen erheblich Rauschbrand und Bradsot sind Seuchen, -die in gewisßen Gegenden | E E
anzureichern und zu isolieren 2), endemisch auftreten. Ersterer in Mitteleuropa, besonders in den: Alpen, - Hi“ Er $
Brüniugs: Über neuere optische Hilfsmittel der Oto- a letztere in Nordeuropa, hauptsächlich in Island, Schottland,. Norwegen, | BER a
st logie, ‚(Mit Demonstrationen.) Vortragender erläutert zunächst die ! Mecklenburg. Der specifische Erreger des Rauschbrandes ist der Rausch- VAN |
il | Bedeutung -der drei a optischen Aufgaben in seinem Spezial- | brandbaeillus, der speeifische Erreger der Bradsot ist der Bradsot- Lo a
fach: 1. der Vergrößerung, 2. des körperlichen Sehens,- 3. der Demonstra- | bacillus. ` Der spontane .Rauschbrand befällt fast nur junge Rinder, am . ARBI DEn iE? o
.| traumatischen und Geburtsrauschbrand erkranken auch ältere Rinder. o SARME ee
Bei anderen Tierarten als Rindern ist bis jetzt niemals der Rausch- . laß HABEN x
brandbacillus als Krankheitserreger gefunden worden. Vom wirklichen MENE ©
Geburtsrauschbrand (durch den Rauschbrandbaeillus hervorgerufen) - hai N
wurden bis ‘jetzt nur drei Fälle genau bestimmt. Das maligne Ödem - Miaa
1. Das Bedürfnis nach Vergrö Berun g hat seit langer Zeit
zum Bau von Fernrohren und -lupenartigen [nstrumenten geführt, von
| = tion des Befundes.
Die Fernrohre haben sich `
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‚denen verschiedene Typen gezeigt werden.
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| wegen umständlicher Beleuchtung und .mangelhafter Tiefenschärfe nicht Hi
einbürgern können. Lupen sind handlicher,. litten aber bisher an stö- | hat. keine einheitliche Ätiologie. Es wird durch verschiedenartige An- ln u
` renden Reflexen oder groben Abbildungsfehlern. Beides konnte in den: | aerobier bedingt. "Beim. Rauschbrand‘ und dem. malignen Ödem sind a M:
neben dem eigentlichen Krankheitserreger noch Mischinfektionen durch ai
andere, und zwar auch -ahaerobe Keime festgestellt worden, genau wie
bei den menschlichen anaeroben Wundinfektionen: Die bis jetzt von REN
anderer Seite erschienenen Mitteilungen der Kriegsliteratur der Human- - . MB U
medizin über angebliche Rauschbrandfälle beim Menschen sind samt Sa.
‚und sonders, vor allem wegen ganz ungenügender kultureller Methodik, >. u i r
durchaus unzulänglich untersucht. Von der gesamten, Kriegsliteratur 2 Bei ER
können nur die zehn von Eugen Fraenkel und:Vortragendem untet- iA A HN an. a
suchten menschlichen Rauschbrandfälle als genau "bestimmt gelten: RE:
herbeigeführt, deren Wirkung vorgeführt wird. Erst durch sie ist die. bis jetzt gültige Auffassung von der Unempfäng- ` EIE MMR e
B. Das „Bedürfnis nach Demonstration. der Befunde | lichkeit. des Menschen gegenüber dem ‚Rauschbranderreger widerlegt _ ERE E 1 o >
vor einer größeren Zahl von Hörern Konnte mit den bisherigen Hilfs- . worden. | -4 | B = R eißi g. ATI AE.: . De
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' „wastigmatischen Kehlkopfspiegeln und Obrlupen des Vortragenden be-
| ‚seitigt nn (Demonstration.) . k
' 2. -Beidäugige, stereoskopische Doaktechiung kann
in Kehlkopt - “wie Gehörgang auf verschiedene Weise erreicht werden,
doch muß dabei, wie an. Zeichnungen und Instrumenten gezeigt wird,
| entweder eine Störung der Tiefenwahrnehmung oder eine den Gebrauch
. erschwerande Fernrohrvergrößerung in Kauf genommen werden. Vor-
., agender hat deshalb die erforderliche Ablenkung des Strahlenganges
„durch. Anwendung geteilter Öhrlupen beziehungsweise Kehlkopfspiegel
ae | — Rundschau. pe F a nn n e Hu
Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. . | dem Mediziner heute aadh rund drei Jahren die erste Begegnung N AN
Yon. .mit seinem eigentlichen Gegenstande, dem .kranken. Menschen, zu- SE A i i
Prof. Dr. med. ei bhil. w ii h K i R teil. Nach vier Jahren darf er die ersten tastenden Versuche, N. ©
pu illy Helipach, F ei ei e. us Nr. 18) zu heilen, unternehmen. Bis dahin ist alles „Propädeutik“; totes \ ah: AREA
VL . Renee Elementarpauken der Teile, in die man den: Menschen zunutzen CITIES
i des Medizinstüdiums auseinanderpräpariert hat und aus denen DEN 2.7.
sich ihn im vierten und fünften Studienjahre der cand. med. müh-
Da selig wieder zusammensetzen muß..
s Wirken des Arztes soll die Heilung kranker Menschen Der. Medizinerfuchs lernt zuvörderst. die OT nach denen
Steine fallen oder rutschen, Lichtstrahlen gebrochen oder gebeugt
sei. In einem Studium, das genau fünf Jahre umspannt, wird
-° Zschr. f. Immun, Forsch. 1912, Bd. 13; vgl. auch Friedberger. werden, Flüssigkeiten und Gase sich ausdehnen, Töne konsonieren
und schweben, elektrische ‚Ströme werden, wandern und wirken:
un nd Tsuneoka ebenda 1914, Bd. 20.
IE rscheint ausführlich in der Münchener medizinischen Wochenschr. ‚| Physik. Er lernt, wie Säuren auf Metal 6 Laugen auf Salze wir-
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ei ' Was tet die lebendige, Unterrichts-
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474 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19:
ken, wie aus der Formel des Kohlenwasserstoffs die Alkohole,
die Ester, die Aldehyde und Amine, der Benzolkern hergeleitet
werden: Chemie. Er lernt das Dasein der Amöben, der Manteltiere,
der Stachelhäuter, der Mollusken, der Würmer, der Insekten —
wehe, wenn er deren Atmungssystem sich nicht einprägte! —, der
Fische, Lurche, Echsen, Schlangen, Vögel, Wiederkäuer, Nage-
tiere, Affen: Zoologie. Er lernt die Farnkräuter und Algen, die
Coniferen und Palmen, die Differentialdiagnosen von soundso
vielen -aceen, den Transpirationsstrom, die Assimilations-
arbeit, die Reizleitungen der Pflanze: Botanik, Man sage
jedoch nicht, er lerne nichts vom Menschen! Weit gefehlt.
Er lernt Hunderte von Knöcheln mit Tausenden von
Cristae, Foramina, Tubercula, Capitula, Sulei, Fissurae, dazu
Bänder, Muskeln, große und kleine, flache und wulstige,
viele, viele Nerven, die dazwischen hindüirchlaufen, ein
unsäglich namenreiches Gehirn, Schlagadern mit allen ihren Win-
dungen, deren Reichtum ihn schaudervoll an die Geographie-
stunden gemahnt, in denen die Flüsse auch immer ohne erkenn-
bar zwingenden Grund bald nach Norden, bald nach Osten, dann
plötzlich für eine Weile nach Süden gingen, um schließlich doch
in einen Strom einzumünden; er lernt vielerlei Gewebe kennen,
Dutzende von Drüsen, Herz, Lungen, Magen, Darm, Leber, Milz,
Nieren, Gebärmutter’ usw. — Anatomie; er lernt endlich die Be-
standteile des Bluts, die Chemie der Salzsäure und des Pepsins,
der Gallensäuren und -farbstoffe, die Gesetze des Atmens, des
Blutärucks, der Lymphströmung, die Brechung.im Auge und den
Prozeß im Sehpurpur, die Leitungsverhältnisse in den Nerven
samt deren Elektrotonus und die Lokalisation etlicher psycho-
physischer Funktionen auf der Großhirnoberfläche, samt vielem
noch dazu, was alles eben die Physiologie ausmacht. Und wahr-
lich, er lernt dies alles nicht nur! Er übt e. Er hantiert
mit Chemikalien herum, fällt Salze aus und prüft mit Lackımus,
er liest Dampfdrucke ab und zersetzt Wasser mit dem elektrischen
Strom, er präpariert Pflanzen und schneidet Krebsen den Baych
auf, er macht Blutkörperzählungen und stellt das specifische Ge-
wicht von Urinen fest, er schneidet vielleicht sogar einem Kanin-
‘chen die Vagusnerven durch und trägt einer Ratte das Großhirn
ab — vielleicht —, vor allem er präpariert: zwei, hat er im
Wintersemester sein Studium begonnen (wie alle Süddeutschen),
so drei Winter lang — von den fünf Wintern des ganzen Stu-
diums, man mache sich dies klar, drei Winter! —, er zersäbelt
den menschlichen Leichnam, oftmals einen recht wüsten, ver-
trockneten, künstlich imprägnierten und damit mühsam konser-
vierten menschlichen Leichnam, um sich zu überzeugen, durch
den Sinnenschein und die Handfertigkeit, daß wirklich alles so
liegt, wie es im Kolleg vorgetragen wurde und im Lehrbuche
gedruckt, im Atlas abgebildet steht. Wenn das nicht „lebendige
Methode“ ist: von fünf Wintern des Studiums (die Winter aber
sind für jeden Menschen, zumal für den jungen, die ergiebigste
Lern- und Arbeitszeit des Jahres) drei Winter am toten Menschen
herumpräparieren! |
Dann kommt die große Cäsur des Medizinstudiums. — die
ärztliche Vorprüfung. Sie macht aus dem bisher propädeutischen
den klinischen Mediziner; aus dem stud. med. nach alter Unsitte
den cand: med. — denn wodurch, darum sage ich „Unsitte“, wird
die Tatsache, daß der Rest des Studiums Examensvorbereitung
bedeutet, schlagender versinnbildlicht als durch diesen Kandi-
datentitel? Nach aber fünf Semestern gilt es, das Staatsexamen zu
bestehen — und noch hat man, den Inhalt des Berufs, den kran-
ken Menschen, nicht mit einem Blicke zu sehen gekriegt!
Gemach, mein junger Freund. Zügele deine stürmischen
Berufsinstinkte. Zuvörderst: verfolgt dich nóch weiter der tote
Mensch und der tote Stoff. Du hörst jetzt pathologische Ana-
tomie, zwei Semester lang, das heißt, du befassest dich mit den
Teilen des kranken Menschen, der gestorben: ist; dies mag
dich immer an das traurige Geschick erinnern, das du auch als
bester Arzt von einem Teil deiner Anvertrauten nicht wirst ab-
zuwenden vermögen. Du hörst auch Pharmakologie: du lernst,
wie metallische, metalloide, organische Gifte auf Zelle, Organ. und
System wirken — bei der Maus, bei der Ratte, beim Hunde, auch
beim Menschen; du prägst dir jene Mengen Giftes ein, an denen
sine Kreatur unweigerlich stirbt —, an Tieren und Tierchen übst
du dich vielleicht sogar selber darin, sie toxikologisch vom Leben
zum Tode zu bringen —, aber mit Befriedigung hörst (oder
liest) du, daß vorsichtigere Dosen nicht töten, sondern heilen,
wenigstens lindern. Und neben soviel Todestatsache, Todesgefahr,
Todesnähe, die dich umgibt, gerätst du jetzt ganz vorsichtig auch
'siebenten, achten und neunten Semestern in die Stadt „al
or TTTERTM
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an den lebendigen kranken Menschen heran — aber nur
ganz vorsichtig, denn zuerst erblickst du ihn nur von ferne,
herrscht das Pathos der Distanz: du ‚.auscultierst“ die Klinik,
ehe du praktizieren darfst, vielleicht, wenn du an einer großen
Universität studierst, mit dem Operngucker, um überhaupt von
dem kranken Menschen da unten ganz ferne etwas zu erblicken;
ab und zu riecht man ihn ‘wenigstens, oder er macht sich, wenn
er Schmerzen leidet, dem Ohre bemerklich. Aber du kommst, der
Wahrheit die Ehre zu geben, auch einige Male dicht an ihn heran:
im Perkussionskurs lernst du seine Herzgrenzen und Lungen-
grenzen, seine Herztöne und Atemgeräusche, seine Leber- und
Milzgrenzen abklopfen und abhorchen, vielleicht auch seinen
Bauchinhalt abfühlen. Im Phantomkurs lernst du sogar —
aber da sind wir’freilich schon wieder bei den Toten! — einen
aus dem Spiritus geholten Embryo in einem Kasten, unter dem
du dir einen schwangeren Frauenleib vorstellen sollst, befühlen,
begutachten und aus sotanem Kasten zwischen zwei Lederklappen
hindurch, welche die Schamlippen vorstellen, ans Licht be-
fördern. Wie ein Mensch lebendig zur Welt kommt, betrachtest
du vorerst auch noch aus respektvoller Ferne, am besten mit
dem Krimstecher.
Hast du dich so sieben Semester hindurch — und
das will heißen, mein junger Freund und Berufsgefährte:
rund zwei Drittel deines Berufsstudiums! — an Steinen un
Linsen, Salzen und Säuren, an Tausenden von Teilen und Teil-
chen, an Tausenden von Reaktionen und Reaktiönchen, Prozessen
und Prozeßchen, die du nun hoffentlich alle noch im Gedächtnis
hast, an Pflanzen und Tieren, am normalen und abnormen Leich-
nam vorbereitet: so wird endlich im letzten Drittel deines Stu-
diums der Mensch in deine Hand gegeben, mit dem du es zeit-
lebens zu tun haben sollst: der lebendig kranke, der lebendig
leidende Mensch — an dem du nun in den noch übrigen drej
Semestern die ungeheure Heilkunst lernen sollst, gleichsam, als
wäre Sie bloß die mosaikartiee Zusammensetzung alles d>sseR,
was du bisher gelernt hast. Das Medizinstudium setzt die voll-
kommene Rationalität des Heilens als schon erreicht voraus; 68
unterstellt, der fleißige Mediziner habe, wenn er im letzten Drittel
seines Studiums wirklich endlich an den Kranken herm `
gelassen wird, um ihn behandeln zu lernen, nur die synthe-
tische Konsequenz aus seinem systematisch, o wie systematisch
aufgehäuften Elementarwissen und Elementarkönnen zu ziehen.
Wäre diese Unterstellung nicht — es bliebe unfaßbar, wie man
annehmen möchte, es ließe sich im Laufe von noch nicht zwei
Jahren die gesamte konservative und operative. pharmazeutische,
serologische, diätetische, physikalische, psychische Therapie a-
eignen, aneignen die Kunst, innerlich und äußerlich Kra ê,
Haut-, Nerven-, Ohren-, Augenleidende, Irre und Säuglinge ZU
heilen. Daneben auch die Kunst, Krankwerden zu verhüten,
Lebende und Gestorbene zu begutachten, zu impfen und: ZU
sezieren. ... Als möglich kann einer das nur unterstellen, der
es als ein glattes Additionsexempel betrachtet: Heilkunst die
algebraische Summe von Botanik, Zoologie, Physik. Chemie, And-
tomie, Physiologie, Pathologie. (Selbst dann freilich ist die
Additionsaufgahbe noch umfangreich und verwickelt genus, um
als solche allein gut ihre drei Semester zu füllen.)
Mir steigt unwillkürlich eine Erinnerung auf. Ich begann
mein medizinisches Studium Mitte der neunziger Jahre an einer
kleinen norddeutschen Universität. Es währte damals noch bis
zum Physikum vier, im ganzen neun Semester. Da herrschten W-
glaubliche Gepflogenheiten. Schon die dritten, vierten Semestöf
liefen oft mit in die Kliniken „wanzen“; sie liefen auch mit den
Praxis“, zu poliklinischen Krankenbesuchen und Geburten; sie
halfen („assistierten“, anspruchsvoller gesprochen) beim
schneiden eines Furunkels, beim Katheterismus, beim Schienen
einer Fraktur, beim Auskochen der Geburtsinstrumente. Ich wêr
„acht Tage alt“, hatte eben begonnen, Chemie und Osteologle
zu hören und den Präpariersaal noch nicht betreten, da half 36
meinem Leibburschen, einen sterbenden Tuberkulösen bequeme
betten, trösten, irm Morphium verabreichen. Mein Leibburse’
hätte schöne Augen gemacht, hätte ich ihm dabei nicht helfen
wollen! Es praktizierten schon die siebenten Semester im St
chen; nicht wenige von ihnen „vertraten“ in den Ferien 20m
achten Semester, ich glaube die meisten „cand. med.“ jn den
Ferien zwischen achtem und neuntem, draußen irgendeinen Land-
arzt für Tage oder Wochen. ... Unerhörte Zustände. Um die
Jahrhundertwende sind sie mit Stumpf und Stiel ausgerottet
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_ istihm dauernd dafür dankbar. Das kam aber so. In dem Riesenbetrieb der
| war, schon in jungen Jahren neben den üblichen Pflichtvorlesungen
. gewählte Thematä bearbeiten konnten. Diesen Ruf, jedem Strebehden .
‚lebens wuchsen die Themen aus sich selbst, dem jungen Mediziner
. zuwendeten, und sie werden es als einen glücklichen Gewinn ihrer
Mediziner in Berlin gebildet zu haben, ist das Verdienst von Oskar
wurde am 21. April 1849 in Friedberg in Hessen geboren, verlebte -seine
‚und Bonn 1868:bis 1878,-promovierte 1872 in Bonn, habilitierte sich für
-ich mich nicht berufen. Hertwig ist ja, wenn auch offiziell Mediziner,
und Biologen nahestehen. “
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worden. Es wurden alle Vertretungen vor der’ erlangten Appro-
bation streng untersagt, bei gerichtlicher Abndung; die poli--
klinische Arbeit außerhalb .der Krankenhäuser selbständig nur für
die leichtesten Fälle, sonst nur unter ‚Aufsicht pprobierter zu-
gelassen; das „Wanzen“ der pröpädeutischen Studiosi nicht‘ mehr.
wie die Vorgänge der Zellteilung unserem Geiste überhaupt. eröffnet
. daliegen. -Zwar.war schon vor. ihm beobachtet worden, ‘daß bei der
Befruchtung der Samenfaden in das Ei eindringt, was aber aus ihm
wurde, darüber hatte man ganz falsche Vorstellungen: man glaubte,
daß er einer Degeneration anheimfiele. Hert'wig entdeckte die wahren
geduldet. RG => ©- =- Fortsetzung folgt) |
Y RE a a: =.> > f Vorgänge. der Befruchtung, und zwar anfänglich durch die glückliche
l et a RA A Wahl des Beobachtungsobjekts, der kleinen, durchsichtigen Seeigel-Eier.
Er GER Oskar Hertwig. a Er. fand schon am lebenden Objekt das Auftreten der Strahlungen um
en a 8 Won | | aen oe nenn e seine ne An den an onli Aoa |
nun Mikhaslie Barlia Er orkern“ und seine Verschmelzung -mit dem‘ weiblichen Vorkern zum
conor Mighaolis VAUD. «, | „Fürchungskern“. Er’ verfeinerte diese Befunde durch Untersuchung
an gefärbten Objekten und. durch paraliele. Untersuchungen im Gebiet
“des ganzen Tierreichs. Da vom: Samenfaden somit nur ein Kernbe-
'standteil übrigblieb, so nahm er an, daß die Kernsubstanz der
‚materielle Träger der Vererbung ist. Es ist dies der erste
‚ großzügige, ganz allgemeine Gedanke, den Hertwig gefaßt hat und
‘der seitdem durch die Entwicklung der .experifhentellen Biologie
glänzende 'Bestätigungen erfahren:hat. Als der erfolgreichste Fortsetzer_
| der | dieser Idee. können Morgan und seine Schüler betrachtet werden, die
Universität Berlin gibt es so viele Massenvoorlesungen und so wenig persön- 'sogar daran haben denken: wollen, ein architektonisches Bild von der Lage
liche Fühlung zwischen Lehrer und Studenten. Um so angenehmer war es |. der einzelnen Erbqualitäten in dem einzelnen Chromosom (dieser Name für
für einige wenige junge Mediziner in jedem Semester, die nicht nur | den Elementarbaustein des.Zellkerns stammt von dem bewährten Nomen-
für das Physikum, sondern aus Wissensdyang arbeiten wollten, daß- |.klator Waldey.er)zu geben. ‘Auf diese Frage der präformierten topo-
graphischen Verteilung der Erbaulage werden wir aber noch zurückkommen.
.Der Einfluß dieser Lehre auf die-Vorstellung der Ärzte von der Ver-
'erbung. der Eigenschaften, auch krankhafter Anlagen, ist sehr bedeutend.
Denn ‘der Geist des modernen Naturforschers fühlt sich erst auf sicherem
zugänglich zu sein, hat sich das Laboratorium von Hertwig auch | Boden, wenn er die-in Dunkel gehüllten Vorgänge der Vererbung, und
weiter bewahrt. . Es war ein freies Leben in dem Laboratorium, was | ganz besonders die bisher geradezu. mystische Vererbung- väter-
die wissenschaftlichen Themen. betraf. Man ließ sich nicht einfach | licher Eigenschaften an ein materielles Substrat heften kann... Und
„seine Arbeit“ geben, sondern. unter der Anregung des Laboratoriums- | dieses hat Hertwig geschaffen. Br | |
| l . Ein zweites großes. Arbeitsgebiet, das den Arzt berührt, ist. die
wurden ein Mikroskop, ein Mikrotom und ein schöner Arbeitsplatz zur | Lehre von, der Entwicklung der Keimblätter.: So. wie die Entwicklung .
_ Verfügung gestellt, und nun übte er sich in die Methodik ein. Dabei | des äußeren und inneren Keimblattes auf einen gemeinsamen: Ent-
entstand, mehr durch- das Vorbild und unter dem Einfluß als durch | wieklungstypus der jüngsten. Embryonalformen,- auf ‘die. Gastrulation
direkte persönliche Belehrung des Chefs, allmählich das Thema. So zurückgeführt wird, so machte sich Hertwig. an. das schwierige
haben viele angefangen, die später sich ganz anderen. Arbeitsgebieten Problem, auch die Entwicklung des mittleren Keimhlattes auf einen
gemeinsamen Typus zurückzuführen. Zunächststammtein wichtiger Begriff
wissenschaftlichen Tätigkeit betrachten, daß sie mit der mikroskopischen | yon ihm:. der Bindegewebskeim’ oder das Mesenchym. Während früher die
Anatomie anzufangen durch äußere Verhältnisse gezwungen waren: | Entwieklung aller Bindegewebssubstanzen auf das mittlere Keimblatt zu- `
dein. sie ist naturgemäß für den Biologen die Mutter jeder wissen- | rückgeführt wurde, zeigte Hertwig, daß die Entwicklung des Binde-
schaftlichen Arbeit. Dieses: Ausbildungsinstitut für strebsame junge | gewebes fiberhaupt nicht ‚auf .ein bestimmtes Keimblatt zurückgeht,
sondern daß allé Keimblätter Zellen aus ihrem Verbande ablösen, die
zur Bildung der Bindegewebssubstanzen führen. Das eigentliche mittlere
Keimblatt dagegen: ist ein echtes Epithelblatt, wie das äußere und
innere, Seine Entwicklung war bis dahin unter den. Wirbeltieren nur
beim Amphioxus sicher erkannt; hier war es eine Ausstülpung. des
inneren Blattes, und von rein epithelialem Charakter. Hertwig
zeigte nun, daß man am Triton (Wassersalamander) ein geeignetes Objekt.
hat, um eine außerordentlich -ähnliche Entwicklung „des Mittelblattes
nachzuweisen. Schon bei nahen Verwandten, dem Frosch, sind die‘
Verhältnisse viel schwerer 'erkennbar, aber der Faden des Zusammen-
hanges mit den niedersten Wirbeltieren war gegeben. Die Theorie
der Entwicklung des Mittelblattes ist lange und: eifrig diskutiert
worden; der Grundzug ist zweifellos geblieben, den man etwa
so aussprechen kann: Ist die Auskleidung der Haut und des-
Darmes ein Epithel, so besteht kein Recht, die: Auskleidung der vom. - .
Mittelblatt stammenden Oberflächen. nicht zu den Epithelien zu ‘rechnen;
und das sind die Epithelien der Brust- und Bauchhöhle. Die Frage hat-
für den Arzt deshälb ein Interesse, weil das System der Geschwulst-
lehre damit in engstem Zusammenhang steht. Ob und welche „Endo-
theliome“ man zu den Carcinomen und zu Sarkomen zu rechnen hat,
hängt hiermit innig zusammen. Hat freilich Hertwig diese: Unter-
suchungen auch nicht: mit diesem Hinblick unternommen, so leitet es
Am 21. April vollendete Oskar Hertwig sein 70. Lebens-
jahr. Was mir die Berechtigung gibt, dieses Tages besonders zu ge-
denken, ist, daß Hertwig mein erster -wissenschaftlicher Lehrer und
Leiter im höheren Sinne gewesen: ist, daß’er mir zuerst Gelegenheit
gab, in die Geheimnisse des -wissenschaftlichen Laboratoriums, der.
selbständigen und pröduktiven Arbeit einzudringen. In dieser Lage
sind Hertwig gegenüber. noch viele andere; und dieser engere Kreis
ihnen durch Hertwig eine — ja die einzige — Gelegenheit gegeben
und Kursen ein.,„Laboratorium“ belegen zu können, in dem sie frei
Hertwig. Ich fühle mich berechtigt, ihm im. Namen der vielen, die”
in gleicher Lage mit mir sind, den gebührenden Dank Öffentlich aus-
zusprechen, und ein Teil- dieses Dankes mag darin bestehen, daß sich
der Einfluß von Hertwigs Arbeiten gerade auf das ärztliche
Denken heute auseinandersetze. : CED |
Kurz erst die äußeren Geschehnisse seines Lebenslaufes: Er
Schulzeit in. Mühlhausen in Thüringen, studierte Medizin in Jena, Zürich.
Anatomie: und“Entwicklungsgeschichte 1875 in Jepa, wurde 1878 außer-
ordentlicher Professor und 1881 ordentlicher Professor und Direktor
des anatomischen Instituts in Jena als Nachfolger von Schwalbe. |
Als in Berlin die Errichtung eines zweiten anatomischen Lehrstuhls
neben Waldeyer beschlossen war, wurde er 1888 als Professor für
allgemeine Anatomie, und Entwicklungsgeschichte und Direktor. des
analomisch-biologischen Instituts nach Berlin berufen. Er wurde 1893-
Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin; war
1004/05 Rektor der Universität. Er wurde korrespondierendes Mitglied
der Akademie in München, Kopenhagen, Florenz, der Société de Biologie
In Paris, Ehrenmitglied : der :Royal Microscop. ` Society in London,
sität Dorpat, Ehrendoktor der Universität Bologna und
_-der_Univer
Psala und anderer. Diese Liste zeigt, daß ihm die äußere Anerkennung | uns naturgemäß auf ein weiteres Arbeitsgebiet Hertwigs, die Lehre
‚ Dicht versagt geblieben ist.. Dem Einfluß seiner Arbeit auf unser ge-
der Geschwülste. Als durch die Untersuchungen von Moreau und
Samtes biologisches Denken‘ konnte sich die wissenschaftliche Welt | besonders von Carl Jensen gezeigt wurde, daß-das Careinom der
nicht entziehen. Alle ‚seine‘ Arbeitsrichtungen hier abzuhandeln, fühle ‘| Mäuse auf andere Mäuse übertragen werden kann und .dann in den:
: Instituten von Ehrlich, v. Leyden, Bäshford u. A. das Objekt
‘des Mäusekrebses zu einem geläufigen experimentellen Objekt erhoben
wurde, reizte es Hertwig, von dem Gesichtspunkt, ein’ganz neues
Material zum Studium der Zellbiologie vor sich zu haben, sich ebenfalls
_ von seinen Standpunkt aus dem Mäusekrebs zuzuwenden: Aus seiner mit
seinem Assistenten Poll verfaßten Arbeit dürfte. den Mediziner am:
meisten interessieren, daß er die Lehre Ehrli.chs von der atreptischen
Immunität — die Immunität gegen eine zweite Geschwulsttransplantation, :
8o doch zur Hälfte Zoologe ; sein jüngerer Bruder Richard, mit dem er
e Arbeiten gemeinsam publiziert hat, ist der Zoologe im offiziellen
in. Ich kann nur über die Arbeiten berichten, die dem Mediziner
. Hertwig hat sich durch seine Habilitationsschrift (1875) Bei-
Eie zur Kenntnis der Bildung, Befruchtung und Teilung des-tierischen
les) seinen Weltruf gegründet. In dieser Arbeit hat er das Mysterium
Mine
| der. Befruchtung. enthüllt — oder besser gesagt, ebensoweit:. enthüllt, :
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476 , = 19f9 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 19.
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wenn eine erste erfolgreich gewesen ist — nicht eigentlich bestätigen
konnte; ferner ist er auf die Seite derer getreten, die den Krebs nicht
als eine parasitäre Krankheit auffassen. | En
Einen breiten. Raum nimmt die experimentelle Physiologie mit
'embryonalem Material ein. Lange Zeit drehte sich der Streit in der
experimentellen Embryologie um die Frage: Sind die einzelnen Regionen
des Eies und später die einzelnen Zellen der Morula mit differenzierten
Eigenschaften verschen? sind sie die präformierten Bausteine der
einzelnen Körperteile? oder ist jeder Teil des Eies, jede Zelle der
Morula imstande; nach den Umständen bald den, bald den Körperteil
aus sich zu bilden? Also unter anderem: Entsteht die rechte Körperhälfte
notwendigerweise aus der einen Zelle des Zweizellenstadiums, die linke
aus der anderen, oder ist diese Abgrenzung der Körperhälften auf so
frühem Stadium noch nicht präformiert?' Es zeigte sich nun aus den
Arbeiten, die um diese Zeit entstanden (von anderen Forschern seien
Driesch und Hertwigs wissenschaftlicher Gegner W. Roux ge-
nannt), daß es Eier gibt, bei denen aus jedem Teilstück ein ganzer
Embryo entstehen kann, und andere, bei denen jedes Stückchen im Ei
in seiner Anlage präformiert ist (Mosaikeier).
daß ungeachtet des verschiedenen Verhaltens der Eier verschiedener
Tierarten doch der Grundzug überall zu erkennen ist, daß ursprünglich
die Potenz jedes Eistückchens allseitig. ist (Totipotenz) und die strenge
Präformierung in einzelnen Fällen etwas Sekundäres ist: die Präformie-
rung einzelner Eiteile bei manchen Tieren ist eine Beschränkung des
ursprünglichen Gesetzes der Totipotenz, und nicht umgekehrt.
Wesentlich sind Hertwigs weitere Beiträge zur Lehre vom Wesen
der Befruchtung. Es war die Zeit, da Jacques Loeb nachwies, daß
aus manchen Eiern durch gewisse chemische Eingriffe, ohne Befruchtung
mit Spermatozoen, Embryonen entstehen können. Hier zeigte nun
Hertwig, daß die Experimente von Loeb zwar eine neue Art der
Entwicklungserregung gezeitigt haben, aber daß diese von der Befruch-
tung wesensverschieden sei. Zur Befruchtung gehören nämlich zwei
Dinge, erstens die Entwicklungserregung, zweitens die Übertragung
von väterlicher Erbmasse in das Ei. Und diese letztere kann nur durch
die Kernsubstanz des Samenfadens geliefert werden. Hierfür ergaben
sich schöne experimentelle Beweise, an denen sich seine Kinder
Günther und Paula Hertwig beteiligten. |
Bis dahin war die Bastardierung zwischen Eiern und Spermatozoen
verschiedener Tierarten nur in sehr beschränktem Umfange gelungen.
So hatte Poll an zahlreichen Fällen gezeigt, wieweit eine solche
-Bastardierung z. B. bei den Amphibien gelingt, in den günstigsten
Fällen war es nicht darüber hinausgekommen, ein Morulastadium zu
erreichen (z.B. Frosch — Kröte). Nun schädigte H er tw ig die Sper-
matozoen durch Radiumbestrahlung. Es ließ sich erweisen, daß durch
das Radium nur die Chromatinsubstanz der Spermatozoen geschädigt
wurde, nicht aber die anderen Bestandteile. Dieser‘ so geschädigte
Samenfaden hatte nun die Eigenschaft gewonnen, viel leichter „Bastard-
befruchtung“ an artfremden Eiern hervorzurufen, es entwickelten sich
richtige Tiere, nicht nur Morulae; aber diese Befruchtung war keine
Befruchtung, sondern nur eine Entwicklungserregung, denn diesen
-= Bastardtieren fehlten alle väterlichen Eigenschaften. Dieses Experiment
ist aber gleichzeitig eine hervorragende Stütze seiner Theorie, daß der
Kern der Träger der Vererbung ist. Poll hat das einmal etwa so
ausgedrückt: Hertwig hat experimentell bewiesen, daß die Keimzelle
die Erbzelle ist. | A
= ` Schließlich sei noch auf Hertwig-s Stellung zum-Darwinismus
hingewiesen. Er ist ein Gegner des Darwinismus. Aber man glaube
‚nicht, daß damit gesagt sein solle, er sei ein Gegner der Entwicklungs-
lehre, im Gegenteil hat er gerade scharf betont, daß die Richtigkeit
der Entwicklungslehre nicht davon abhängig ist, ob man das Darwin-
sche Prinzip der natürlichen Zuchtwahl als wesentlichste Ursache der
Entwicklungslehre der Arten gelten läßt oder nicht. Hertwig hält
das Darwinsche Prinzip nicht für ausreichend, um die Entwicklung der
Arten zu erklären; vielmehr habe das Keimplasma an sich die Tendenz
zu einer phylogenetischen Entwicklung in sich, in derselben Weise,
wie die Keimzelle die Tendenz einer ontogenetischen Entwicklung hat.
Verzichten wir damit auf das so einfache Schema des Darwinismus, so
gewinnen wir doch einen Vorteil durch die größere Stichhaltigkeit der
Anschauung. Gerade in den Anfängen der Biologie ist. es so oft so
gegangen, daß anfänglich bestechende Theorien zugunsten des „Igno-
ramus“ wieder fallen mußten. Ich erinnere daran, wie man nach
Schleidens Entdeckung der Zelle künstliche Zellen machen wollte;
ich erinnere an die für die Jugend so bestechende Theorie
Haeckels von den „Moneren“, jenen Vorläufern der. eigentlichen
Zellen, der .niedersten, kernlosen Wesen, die sich einst aus dem Ur-
schlamm entwickelten, und zu den eigentlichen kernhaltigen Zellen das
Bindeglied bilden ‚sollten. Sind nicht heute die Vertreter der „Mo-
Hertwig zeigte nun, |
11. Mai.
neren“, wenn man noch von solchen reden will, als höchst komplizierte
Gebilde erkannt? Und geben die einkernigen „Urtiere“ an Kompliziert-
heit des Baues und der Entwicklung irgend etwas den höheren Tieren
nach? Wer will heute noch den Bau und die Entwicklung eines
Malariaparasiten als einfach bezeichnen? So ist es auch mit der be-
stechend einfachen Darwinschen Lehre gegangen, nur. daß sich die
Abwendung von ihr noch nicht so allgemein Bahn gebrochen hat. Der
Standpunkt Hertwigs ist hier charakteristisch: obwohl mitten in
den großen Bewegungen der biologischen Forschung stehend und um: :
die Lösung ihrer Urfragen bemüht, ist er niemals der Verführung der
allzu großzügigen, aber populären Vereinfachung und Mechanisierung
erlegen, die ihre Urheber zwar den Massen bekannter machen, aber
dann einer grauen Ernüchterung weichen müssen. Erscheinen Forscher
wie Hertwig in den großen allgemeinen Fragen vom Standpunkt
der Mode aus als retardierend, so sind sie vom Standpunkt der Ewig-
keit aus die wahren Fortschrittler.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Berlin. Das in der Bildung begriffene neue preußische.
Ministerium für Volkswohlfahrt wird nach dem Bericht
der „Deutschen Allg. Ztg.* vor allem zwei große Abteilungen
umfassen, das Medizinalwesen und die Wohnungsfürsorge®,
Die Abteilung für Medizinalwesen wird vom Ministerium des Innern
abgezweigt und von dem neugebildeten Ministerium übernommen. Das
Wohnungswesen wurde bisher von einem Reichs- und Preußischen
Staatskommissar, der dem Reichskanzler unmittelbar unterstand, ge-
leitet. Zum Unterstaatssekretär in dem neuen Ministerium für Volks-
wohlfahrt ist in Aussicht genommen der bisherige Reichskommissar für
das Wohnungswesen, Geh. Reg.-Rat Scheidt. Zum parlamentarischen
Unterstaatssekretär im Wohlfahrtsministerium ist vor längerer Zeit der
sozialdemokratische Arbeitersekretär Gräf ernannt worden, der bisher
Vorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Frankfurt a. M. wat.
Das Kuratorium für Kriegsentschädigung Groß-
Berliner Ärzte berichtet über sein viertes Geschäftsjahr, 1918.
Entsprechend den „grundlegenden Bestimmungen“ hat die.Verteilung
der Entschädigungen bisher erst einen geringen Umfang angenommen,
und zwar in dringendsten Fällen, die ein sofortiges Eingreifen not-
wendig machten. Erst am Schlusse des Jahres liefen die Entschädi-
gungsgesuche in großer Zahl ein. Die Einnahmen erfahren insofern:
eine Einschränkung, als der 5°/,ige Abzug vom kassenärztlichen Ho-
norar mit Beginn des neuen Geschäftsjahres für die Versicherung der
'Kassenärzte verwendet werden soll und daher nicht mehr für die Kriegs-.
entschädigung in Betracht kommt. |
Das Deutsche Centralkomitee zur Erforschung und Bekämpfung
der Krebskrankheit hat die Aufstellung einer Krebsstatistik
beschlossen, hanptsächlich über den Einfluß der Kriegsernährung al
den Krebs der Verdauungsorgane unter Zugrundelegung der durch
Sektion sichergestellten Krebsfälle. Ferner wurde für eine Arbeit über
die künstliche Erzeugung von Geschwülsten bei Fröschen dure
Nematoden Prof. Dr. Kopsch ein Beitrag bewilligt.
Frankfurt a. M. Am 3. Mai verstarb hier im Alter von
66 Jahren Hofrat Prof. Dr. Bernhard Hagen, der Gründer und |
bis zuletzt ehrenamtliche Leiter des hiesigen Museums für Völkerkunde.
Zuerst Arzt in Sumatra, widmete er sich dort dem Studium der Ethno-
logie und Anthropologie und machte mehrere erfolgreiche Forschungs”
expeditionen in damals noch unbekannte Gegenden Sumatras. Später
kehrte er nach Deutschland zurück und widmete sich hier in Frankfurt
ausschließlich ethnologischen und anthropologischen Forschungen,
gründete hier die Anthropologische Gesellschaft und das Museum, für
Völkerkunde. An der Universität bekleidete er die erste ordentliche
Professur für Völkerkunde in Deutschland. Die Ergebnisse seiner -
Forschungen hat er in zahlreichen Arbeiten veröffentlicht.
Soeben ist bei Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien, der
erste Teil von Eduard R. v. Hofmanns „Lehrbuch der
gerichtlichen Medizin“ in zehnter Auflage erschienen. Diese.
vollständig umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage ist von
Prof. Dr. Albin Haberda, Wien, besorgt worden unter Mitwirkung
von Prof. Dr. Julius Wagner-Jauregg, Wien, für den psychi
trischen Teil. Nach einer kurzen Schilderung der Tätigkeit des Getich
arztes bei Leichenschau und Gerichtsverhandlung ist die gesamte
Materie eingehend behandelt und durch typische Beispiele erläutert.
Die bewährte Einteilung ist beibehalten, nach welcher die Darstellung
sich an die Gründe anschließt, die in der Hauptsache die Gerichte 2
Herbeiziehung des Arztes als Sachverständigen veranlaßt.
Hochschulnachrichten. Freiburg i. B.: Der Direktor
der Chirurgischen Klinik, Geheimrat Kraske, tritt von seinem +
zurück,
| Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8.
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Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg
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0 > Aus der IL inn. Abteilung des Rudolt-Virchow-Krankenhauses in Be
(Dirigierender. Arzt: Prof. Dr. K. Brandenburg)
Über elektromotorische Folgeerscheinungen in der
Haut nach der Behandlung mit Gleichströmen. |
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Von |
Prof. Dr. K. Brandenburg.
en Wenn auch: über den therapeutischen Nutzen der Galvani-
F +- Sation beim Menschen. in letzter Instanz nur die Erfahrung am
`- Kranken entscheidet, so hat man sich doch von jeher bemüht,
die Wirksamkeit des galvanischen Stromes am Menschen auf be-
' kannte physiologische und physikalisch - chemische Erfahrungen‘
-< - zurückzuführen und aus ihnen zu erklären. Bei diesen Deutungs-
‚Versuchen, es sei an die Annahme eines elektrotonischen Zustandes
‘oder an die Annahme von lonenverschiebungen in dem als Elek-
trolyt vorgestellten Gewebe erinnert, ` handelt es sich um Exem-
Plifizierungen von experimentellen Gegebenheiten auf den Menschen.
Dagegen ist bisher der Beweis nicht erbracht worden 1. dafür,
daß diese oder ähnliche Annahmen . beim therapeutischen Vor-
nE gehen am Menschen überhaupt sich verwirklichen und: 2. dafür,,
‚daß im Falle ihrer Nachweisbarkeit gerade sie auch zugleich’ die
i Bedingungen für den therapeutischen Erfolg sind. |
AS Aber in der Tat läßt sich der Beweis dafür erbringen, daß
gP `. der Gleichstrom in der für diagnostische und
therapeutische Zwecke gebräuchlichen Stärke
und Anwendungsweise dauernde Spuren in
| der durchströmten Körperstrecke hinterläßt,
Er setzt nämlich an .der behandelten Stelle- elektromotorische
. Kräfte, die einen stundenlang. nachweisbaren elektrischen Strom
liefern. Die Beweisführung muß sich freilich darauf beschränken,
ene Stromquellein der Haut an denjenigen Hautstellen
nachzuweisen, über die der Strom in den Körper getreten ist,
‚während doch die galvanische Therapie zumeist Wirkungen auf
} terhalb der Haut gelegene Organe, auf Nervenstämme, Muskeln
. _ Wd Sehnen, Gelenke und Knochenhaut bezweckt. Um die elektro-
4 Motorischen Folgezustände zu erzeugen, eignet sich vorzüg-
© Ich die Form der Stromüberleitung -zam Körper, bei der die
i ge S oder die Beine in Wasserwannen getaucht, werden: Es. ist
i - = Art, die in kompendiöser Ausgestaltung das bekannte Vier- -
K: meh darstellt; aber für diese Feststellungen genügt es, ein-
a Rolete. Arme oder Beine in mit 1% iger Kochsalzlösung, gefüllte
Ed nn zu stecken und 'sie mit der elektrischen Kraftstelle
l ieke Elektroden aus Kohle, Blei oder Zink zu verbinden, die
ls en den zu galvanisierenden Körperteilen ih die warme Salz-
| ung versenkt werden. ` oo.
-bun Die Kohlenelektroden wurden mit einer Stromquelle ver-
DR en und die Stromstärke so bemessen, daß der Strommesser
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O7 o 18 Mai 199.
Wochenschrift für praktische Ärzte `
StärkeundS
kreiste,
ist dem Erzeugerstrom entgegengesetzt gerichtet.
Arm, an welchem bei. der Behandlung die Anode lag, ist zur
Anode geworden und der Arm der Kathodenseite zur Kathode.
Zu allen übrigen,. nicht behandelten Hautbezirken verhält sich die
Anödenzuleitungsstelle stets als Anode und
stelle stets als Kathode. Ä
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E .. Verlag von |
| ©. Urban & Schwarzenberg ı
ae te uoy © Berin c- E S aR
e
Inhalt: Originalarbeiten: .K. Brandenburg, Über elektromotorische Folgeerscheinungen in der Haut nách der Behandlung mit Gleich-
strömen. F. Reiche. Zur Lebre von der Mikuliezschen Krankheit. CW. Keppler und F; Erkes, Zur Röntgendiagnostik beim. Divertikel
der Speiseröhre (mit 2, Abbildungen). -C. Hart, Über das Vorkommen des Triehocephalus dispar bei Kriegsteilnehmern und seine Bedeutung.
E. Adler, Ein Beitrag zur Genese des Ulcus rotundum. E. Rubensohn, Über einen Fall von Hydrops. genu intermittens auf luetischer
Grundlage. E. Mosbacher, Zur Kasuistik der Stirobirnverletzungen —. Fortschritte.der praktischen Arzneibehandlung im Kriege: C. Bachem,
Exeitantia und Kardiotonica. — Ärziliche Gutächten aus dem. Gebiete des Versicherungswesens:. Lenzmann, War ein Absceß mit Sequester-
bildung am äußeren Epicondylus des linken Oberarms zurückzuführen auf eine geringfügige Quetschung des Armes und der Ellbogengegend ? —
Referatenteil: S. Peltesohn, Aus der neueren orthopädischen Literatur: — Aus den ‚neuesten, Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. —
Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Braunschweig. Königsberg i.Pr. Rostock. Wien. — Rundschau: E. Abder-
halden, Ein Beitrag zur Reform 'des Medizinstudiums. `W. H'ellpach, Die -Neugestaltung des medizinischen Unterrichts (Fortsetzung). —
Br | =} Er ee Tagesgeschichtliche Notizen. > © > ee N a u,
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und. Verbreitung der.in dieser Zeitschrift. zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor.
30 bis 60 M.-A. anzeigte, das ist eine Stromstärke, die in dieser
_ Zuleitungsweise in der Regel nicht unangenehm empfunden wird
"und bis zu dieser Höchststärke in gleicher Anordnung in der Therapie
üblich ist. Die Arme wurden 10 bis 20 Minuten oder länger-an den -
'Stromkreisangeschlossen. Schon nach einer Dauer von einigen Minuten
' lassen sich in der. Haut der Arme elektromotorische Kräfte nach-
weisen, die vor der Behandlung in dieser Form und’ Stärke nicht
vorbanden waren. Aber um die Folgezustände der -Galvanisation
8..wirken sie in die Salzlösung eingetaucht und leitend mitein-
ander verbunden als ein Element und liefern einen Dauerstrom, `
2. aber geben sie unmittelbar nach Unterbrechung der Galvani-
sation einen sehr kräftigen Strom ab, der dem Erzeugerstrom ent-
gegengesetzt gerichtet ist. Sie erweisen sich als stark polarisiert.
` Zum Nachweis der in der Haut erzeugten elektromoto-
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die nicht als Element wirken und nicht in solchem Umfange pola-
risierbar sind, etwa durch Zink-Zinksulfat-Elektroden. ee
In einer Glaskugel steht gesättigte Zinksulfatlösung über Zink- -
sulfat in Substanz, ein oben zuführendes Glasrohr leitet den- Stab aus‘
‚chemisch reinem Zink in.die Lösung, ein nach unten gebogenes ab- `
führendes Rohr, mit Schweinsblase am Ende abgebunden, taucht
'in das Wasser der Armwanne. Die beiden Elektroden haben bei einem.
Gleichstrom von der Größenordnung der hier zu messenden Ströme
zusammen einen Leitungswiderstand von etwa 600 Ohm. -
‚Für den Nachweis der elektromotorischen Gewebsveränderungen
| wurden die eingetauchten Arme durch die unpolarisierbaren Elektroden
mit einem Amperemeter verbunde
n, dessen Teilstriche auf der Skala
5,4 mal 10-6 Ampere anzeigten. Ei a Es
Vor der Behandlung beharrte der Zeiger des Strommessers
an die Arme angeschlossen, in der Nullstellung, nach der Behand-
lung schlug der Zeiger aus. Amperemeter und Volt-.
meter von genügender Empfindlichkeit zeigten _
an, daß ein elektrischer Strom von meßbarer
pannung zwischen den beiden Armen `> `
Der von den durchströmten Hautbezirken ableitbare Strom
Der .
die Kathodenzuleitungs-
Unmittelbar nach, der Unterbrechung der Behandlung ist
der Hautstrom am stärksten; Stärke und Spannung sinken zu-
nächst ziemlich rasch und späterhin allmählich immer langsamer;
noch für länger als eine Stunde ist von der behandelten Haut-
stelle ein Strom zu gewinnen. Der Potentialsprung ‘ist am größten
-' am’ Menschen. zu prüfen, lassen sich die Kohlenelektroden, mit
|. denen. der Strom zugeleitet worden ist, nicht verwenden, denn `
rischen Kräfte müssen. die polarisierten Zuführungselektroden `
‚aus dem Wasser. entfernt und ersetzt werden durch Elektroden, ‘
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| een his 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
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E- bei Verbindung der beiden den Elektroden entsprechenden Körper-
Li stellen untereinander und schwächer, wenn eine der behandelten
12; Stelle mit einer unbehandelten Stelle leitend verbunden wird. Die
Me Stromstärke des Hautstromes hängt von der Stromstärke des Be-
u : Hui 'handlungsstromes ab und von der Zeitdauer, während welcher
rs; o behandelt worden ist. Der. Strom ist also abhängig von der
pa Elektrizitätsmenge, die die Körperstrecke durchströmt
Poo hat, und es bestehen quantitative Abhängigkeiten zwischen der
TEE durchgeführten Strommenge und dem ableitbaren elektromoto-
Eo rischen Effekt. Wurden die Arme, um ein Beispiel zu nennen,
a mit 40 bis 50 M.-A. zehn Minuten lang behandelt, so zeigte der.
Pa Strommesser unmittelbar danach einen Ableitungsstrom von etwa
Ss 0,05 M.-A. an und das Voltmeter einen Strom von etwa 0,1 Volt!)
R | Nach halbstündiger Behandlung waren Stärke und Spannung größer
ze: geworden: und der Strommesser zeigte nunmehr 0,1 M.-A. und
o darüber und etwa 0,2 Volt an. Da Stärke und Spannung des
o , abgeleiteten Stromes unmittelbar nach der ‚Unterbrechung des
Er Behandlungsstromes sehr rasch absinken, so ist daraus der Schluß
abzuleiten, daß während der Behandlung der entgegengesetzt
a gerichtete Hautstrom noch wesentlich stärker gewesen ist, als der
Er unmittelbar nach der Unterbrechung erfaßbare Strom gefunden
a wird. Noch zehn Minuten nach einer halbstündigen Behandlung
Be wurde ein Strom von 0,05 M.-A. und noch 75 Minuten später -ein
* Strom von 0,01 M.-A. gefunden.
nährte Haut des Kranken mit ausgebildeter peripherer Arterio-
sklerose wie die atrophische Haut nach chronischen Entzündungs-
prozessen oder die infiltrierte bei akuter Dermatitis. Die Haut
verlor auch ihre elektrische Ladefähigkeit dadurch nicht, daß sie
mehrere Tage hintereinander mit Formalinspiritus gegerbt worden
war. Daraus folgt, daß die Bildung der elektrischen Spannung
in der Haut unabhängig’ ist von der unversehrten Leistung der
Schweißdrüsen und durch ihre Unterdrückung nicht gehemmt
wird. Aber es hatte den Anschein, als ob in der Polarisierbar-
keit gewisse Unterschiede bei den verschiedenen Menschen be-
standen, und die Haut sich bei dem einen rascher und stärker
lud oder schneller wieder entlud als bei dem anderen.
Dafür, daß der Gleichstrom in therapeutischer Dosierung.
längere Zeit nachweisbare elektrische Spannungszustähde im durch-
strömten Gewebe erzeugt, lassen sich noch weitere Beweise er-
bringen. Zunächst ist hier anzumerken, daß in einem Hautbezirk
die Nachwirkung der Galvanisation nach Aussage des benutzten
Amperemeters bereits erloschen sein kann, während sehr empfind-
liche Strommeßinstrumente, wie die Galvanometer der Elektro-
kardiographen, noch die Spuren der früheren Behandlung in der.
Haut anzeigen. Für diese empfindlichen Strommesser sind þe-
kanntlich zwei leitend untereinander verbundene Hautstellen über-
haupt nicht stromlos; das zwischen die beiden Arme geschaltete
Instrument. zeigt 1. bei Körperruhe die elektrischen Potential-
differenzen der Herzcontraction an, 2. die willkürlichen
Muskelcontractionen und die unwillkürlichen Zitter-
bewegungen der Armmuskulatur; und 3. einen Dauer- :
strom zwischen den leitend verbundenen Hautbezirken, der die
Folge von Vorgängen’ in-den Hautdrüsen ist. Dieser Dauerstrom
kann durch Formalinbehandlung der Haut herabgedrückt werden.
Die durch ihn beim Schreiben der Herzstromkurve verursachte
Störung wird durch Einschaltung eines Kondensators beseitigt,
der die Strecke - unterbricht, und: nur die raschen Stromschwan-
kungen des Elektrokardiogramms überträgt, oder sie wird durch
Anlegen einer Gegenspannung kompensiert. - Als ein Dauer-
strom, der aber die Eigenschaft hat, schlecht kompen:
sierbar zu sein, weil €f sehr rasch an Stärke verliert, erscheint
auch der Polarisationsstrom, der noch längere Zeit nach
der Behandlung im Vierzellenbade über den Armen und Beinen
nachweisbar ist.
Einen anderen Weg, um die in der Haut erzeugten elektrischen
Zustände nachzuweisen, weist die Untersuchung des Glel ch- i
stromwiderstandes. Der scheinbare Leitungswiderstand der :
eingetauchten Arme und Beine gegen einen schwachen Gleichstrom
von etwa 0,01 M.-A. beträgt, wie in einer früheren Arbeit?) gezeigt
wurde, bei gesunden Leuten in der Regel gegen 1000 bis 1200 Ohm,
aber er schwankt nicht nur bei verschiedenen Mensehen, sondern
auch bei ein und demselben Menschen an verschiedenen Tagen.
Es konnte wahrscheinlich gemacht werden, daß dieser Leitungs-
widerstand besonders stark beeinflußbar ist durch centrale nervöse
Einflüsse, zumal durch gesteigerte ängstliche Aufmerksamkell.
Bei nervös-labilen Leuten, die während oder durch die Unter-
suchung unter ängstlichen Erwartungsvorstellungen standen, wurden
vorzugsweise über den Armen auffallend hohe Widerstände gê-
funden, statt 1000 Ohm zuweilen mehr als 2000. Durch Ab-
lenkung der Aufmerksamkeit oder durch Schmerzreize sank der
Leitungswiderstand vorübergehend. Diese Verminderung des
Widerstandes im Kreise, die eine scheinbare Verstärkung eS
Meßstromes im Gefolge hat, erinnert an deu psychogalvanısc en
Reflex, der nach Aeby und Gildemeister auf einer reflex-
torisch ausgelösten Widerstandsherabsetzung in der Haut beruht.
Im Gegensatz zu dem hohen und wechselnden Gleichstrom widerstan
war der Wechselstromwiderstand konstanter und niedriger un
lag über den eingetauchten Armen etwa bei 300 und über den
eingetauchten Beinen etwa bei 400 Ohm.
Die galvanische Behandlung im vierzellen
bade beeinflußte den Wechselstrom widerstand An
eingetauchten Arme und Beine nicht, dagegen veran wort?
sie in sehr erheblichem Umfange den Gleichstrom wider f
stand. Kein Mittel ist imstande, den Glel® R
stromwiderstand des Menschen SO stark ” :
vermindern, wie eine elektrische Beban
lung der untersuchten Hautstrecken. a
wurden anfänglich gegen den schwachen Meßstrom ZU 2000
DE Die Haut der Arme bewahrte die in ihr erzeugten Spannungen
a i auch nachdem die Arme aus den Wannen genommen und trocken
gerieben worden waren und die Behandelten sich wieder ange-
zogen hatten. Nach Verlauf einer Stunde und mehr von neuem
in die Wanne getaucht, erwiesen : sich die Arme trotzdem noch
‘immer als Träger elektromotorischer Kräfte. Die durchströmten
Bezirke halten also die in ihnen erzeugten Spannungen nicht nur
| während längerer Zeit, sondern auch trotz des Wechsels der
=. äußeren Umgebung fest.
er Dagegen gelingt es die in der Haut. aufgespeicherten
u: 7 Spannungsenergien in wenigen Minuten zu vernichten da-
Fo f durch, daß der Strom gewendet wird. Nachdem durch Vertauschung
der Stromrichtung Anode und Kathode ihre Stellung gewechselt
haben, wandelt sich auch die frühere Anode in der Haut zur
n Kathode um. Zunächst wird die ursprüngliche Ladung vernichtet
du = und nach einigen Minuten schlägt das zwischen die Hautstellen
= | ' eingeschaltete Amperemeter nicht mehr oder bereits im entgegen-
gesetzten Sinne aus wie anfangs und es beginnt damit die neue
entgegengerichtete Energiespeicherung in dem Hautquerschnitt.
"Der nach der Behandlung ableitbare Strom gleicht nach
Entstehung und Eigenschaften den Polarisationsströmen,
die entstehen, wenn durch einen Elektrolyten, in welchen zwei
Metallelektroden eintauchen, während längerer Zeit ein Strom
hindurchgeschiekt worden ist und die beiden Elektroden nach
Unterbrechung des Stromes miteinander verbunden werden. Als-
dann fließt ein Strom in entgegengesetzter Richtung durch die
Zelle und man bezeichnet diesen Strom als Polarisationsstrom.
Die Polarisierbarkeit tierischer Gewebe ist seit langer Zeit, zu-
mindestens seit E. du Bois-Reymonds Untersuchungen eine
geläufige Vorstellung, aber die in diesen Untersuchungen auf-
gezeigte lange anhaltende. polarisatorische Nach-
wirkung in der Haut als Folge eines vjelge-
übten Behandlungsverfahrens überrascht durch die
Einfachbeit-und Deutlichkeit des Nachweises und durch die lange
Dauer der Erscheinung. |
Die durchströmten Hautbezirke laden sich mit elektrischer
Energie in ähnlicher Weise auf wie Akkumulatoren. Aller-
dings ist die Haut ein Akkumulator von einem sehr geringen
Nutzwert, denn die Ladefähigkeit ist im technischen Sinne
gering, der Entladungsstrom . beträgt nur einen geringen Bruchteil
von der Spannung und Stärke des Ladestromes, und die aus
dem Gewebe wieder zu entwickelnde Elektrizitätsmenge ist ein
verschwindender Bruchteil der hindurchgeschickten Menge.
Die Eigenschaft, elektromotorische Spannkräfte aufzuspeichern,
eignet der Haut des Menschen. unter den verschieden äußeren
und inneren Bedingungen. Auch die geschwollenen Hautdecken
des wassersüchtigen Kranken ließen sich zum Sitz elektrischer
Spannungen machen und die trockene Haut des Zuckerkranken
ebenso wie die feuchte des Basedowkranken, die schlecht er-
ı) Die Spannung wurde nicht durch Kompensation bestimmt,
- sondern die Voltzahl an dem Voltmeter abgelesen, das in diesem Falle
wahrscheinlich zu niedrige Werte anzeigte.
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1) Über den Gleichstromwiderstand des Menschen und sein
Änderung bei Krankheiten. (M. Kl. 1917, Nr. 48.)
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festgestellte Widerstände bis auf 500 Ohm erniedrigt. Diese
Erniedrigung des Leitungswiderstaides eines im Vierzellenbade
behandelten Hautbezirkes bei der Prüfung mit schwachen Gleich-
war noch mehrere Stunden nach der Behandlung
daß das. Gewebe unter
dem Einfluß der. starken Behandlungsströme die Fähigkeit
strömen
nachweisbar. Es ist anzunehmen,
verloren hat, gegen den schwachen Meßstrom
durch Bildung. von Gegenkräften zu reagieren, die den
schwachen Gleichstrom schwächen und dadurch den hohen Gleich-
stromwiderstand vortäuschen, |
Der Leitungwiderstand über den beiden Armen wurde
des Elektrokardiogramms, sondern zweckmäßig in der Weise bestimmt,
daß mittels der--Brücken- methode der gesuchte Widerstand Mensch
mit einem Kurbelmetallwiderstand verglichen wurde. Die Meß-
schleife des Siemens- und Halskeschen Elektro-
kardiographen zeigte als Nullinstrument an, ob die beiden
Brückenzweige ausgeglichen und stromlös waren.
2000 2 Chaperonwiderstand beiderseits eingeschaltet, hoch genug ge-
wählt wurde, »wenigstens für die hier verfolgten
beim Menschen genügend scharf herauszubören. ` Ä
Der Sitz ‘der elektromotorischen Kräfte ist: die Hautstrecke,
über welche der Strom in den Körper übergegangen ist. Das gilt
für jeden der beiden Arme, für die Anode und die Kathode, denn
die elektromotorische Kraft” des abgeleiteten Stromes setzt sich
aus den beiden Potentialsprüngen an den Elektroden zusammen.
Dabei wurden 'als Maßstab für den Umfang der elektrischen
‘ Änderung nur Minimalwerte erfaßt, denn der Polarisationsstrom
konnte erst eine kurze Frist nach Unterbrechung der Behandlung
. bestimmt werden und seine Stärke nimmt sehr rasch ab.
G Die Erklärungsversuche für die in der Haut der
(durchströmten Glieder nachgewiesenen polarisatorischen Zustände
leiten auf physikalisch-chemische Anschauungen, welche ganz
allgemein den tierischen bioelektrischen Erscheinungen als Ent-
Die Erklärungsschwierigkeit in’ der Frage nach
dem Ursprung der elektromotorischen Kräfte im lebenden Gewebe .
liegt in dem.'Umstande,; daß hier nur Leiter II. Klasse gegeben
sind und nicht, wie bei den galvanischen Ketten, Leiter I. und
"II. Klasse nebeneinanderstehen. Dafür setzt nun die Theorie die
Flüssigkeitsketten aus nebeneinandergeschalteten Lösungen
von Blektrolyten in ‚verschiedenen Lösungsmitteln, welche mit-
‚einander nicht mischbar sind oder nur begrenzt mischbar sind,
: wie z, B. Wasser und. Phenol. - Solche Lösungsmittel in einer
. Flüssigkeitskette werden als „Phasen“ bezeichnet. ‚An der Grenz-
fläche zweier Phasen werden beim Stromdurchgang elektro-
‚ motorische Kräfte dadurch erzeugt; daß die Überführungszahlen
der Elektrolyten in den beiden Lösungsmitteln verschieden sind.
An der Grenzfläche ‘zweier verschiedener Phasen ist also die
‘Möglichkeit gegeben zu einer Verschiebung der Ionenkonzentration,,
zu einer Konzentrationsänderung der Elektrolyten diesseits und
‚jenseits der Grenzfläche und dadurch zu Potentialsprüngen. Solche
„zweiten“ Lösungsmittel sind nun. in dem stromdurchflossenen
Gewebe gegeben in den Plasmahäute n und Membranen.
Nach der Nernst.-Riesenfeldschen Theorie ist der
Sitz der elekttomotorischen Kräfte im Gewebe an den Membranen,
den Plasmahäuten der Zellen und der Zellverbände und der Fasern
zu suchen. Die Wanderungsgeschwindigkeiten der
‚ lonen in einer solchen Membran sind verschieden von den
a
Ruheströme
Wanderungsgeschwindigkeiten im angrenzenden ; Lösungsmittel.
Sie werden im allgemeinen verkleinert, aber für die verschiedenen
lonen; in sehr verschiedenem Maße. Im. Grenzfall wird die
| Wanderungsgeschwindigkeit für eine bestimmte Ionenart praktisch
M und damit .ist die Vorstellung der „halbdurchlässigen“
| den aneh gegeben. Die semipermeablen Membranen, zwischen
i n Elektrolytlösungén eingeschaltet, würden alsdann die Potential-
prunge innerhalb des tierischen Gewebes erklären. =
Nr a ist die Frage, bis inwieweit in die Tiefe des Gewebs-
June nittes die Wirkung. und Nachwirkung der Galvanisätion
l ‚geltend macht. ‘Die Feststellungen beweisen nur eine Wirkung
- ) Für die wissenschaftliche Begründung der Theorie der
Gewebe se; und der Polarisationsvorgänge im lebenden tierischen
und Jar y: auf die Untersuchungen von M. Cremer, hingewiesen
Physi eine gründliche Darstellung in der „Allgemeinen
'9Slologie der Nerven
Physiologie des Menschen, Bd.4, S. 278 u. 915.
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nicht mehr, wie in der früheren Arbeit, durch unmittelbare FEichung-
Bei: der Messung.
des Wechselstromwiderstandes wurde sie durch das Telephon ersetzt.‘ |;
. Das Tonminimum war, wenn nur der Brückenwiderstand, mit etwa
praktischen Zwecke.
“in Nagels Handbuch der |
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 20.
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werden. Ebensowenig .ist mit Sicherheit zu entscheiden, ob die
in der Haut nachweisbaren Spuren der Galvanisation mit der. be-
absichtigten therapeutischen Wirkung etwas: zu tun haben. Aber.
es. hat an sich nichts allzu. Abwegiges, von der Tatsache einer
Veränderung der elektromotorischen Spannungen im Gewebe auf
' Änderungen zu schließen, die freilich in einer anderen Ebene,
nämlich in der Ebene biologischer Beziehungen liegen.
Logisch erscheint es gewiß berechtigt, von.. den Ver-
schiebungen und Konzentrationsänderungen im Elektrolyten dies-
‘seits und. jenseits der Zellgrenzen und Zellmembranen, welehe
‘wir aus den nachgewiesenen elektromotorischen Wirkungen
notwendigerweise erschließen müssen, biologische Zellwirkungen,
Beeinflussungen der Drüsen und Capillarein und Einwirkungen
auf die Nervenendapparate in der Haut zu erwarten. =
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.Aus dem Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Barmbeck. |
| ` Zur Lehre von der Mikuliczschen Krankheit.
$ l Von
| | Prof. Dr. F. Reiche.
= Mikulicz beschrieb 1888 und 1892 das nach ihm be-
‚nannte Krankheitsbild. Spätere Arbeiten (Broekaert, v. Brunn,
Kümmel, Meller, Pfeiffer, Snegireff und Andere)
erwiesen, daß jenes charakterische Syndrom in sebr vielen Fällen
keine Krankheit sui generis, auch keine unbedingt auf die Tränen-
und Speicheldrüsen beschränkte Affektion ist, sondern. Ausdruck
einer tieferen allgemeinen Erkrankung sein kann, daß Beziehungen
zu Pseudoleukämie, malignem Lymphom, Lymphosarkom und zu
Leukämie, ferner zu Tuberkulose und Lues bestehen; besonders
- die Verwandtschaft zwischen dem Mikuliczschen und dem
pseudoleukämischen .Symptomenkomplex wird betont (Fromo-
wiez}) cak | u
| Ein Fall von solchem symptomatischen Morbus Mikulicz
kam jüngst in meine Beobachtung. o |
- Else W., 14 Jahre. Aufgenommen 20. Februar 1919}.
Früher gesund. Vater gestorben an Kehlkopfkrebs. Vor sechs
Wochen leichte Halsschmerzen, seit fünf Wochen Schwellung vor beiden
Ohren und an den Augen: ` i ea par | Ä
20. Februar. Gut entwicke
88,0—88,1—87,4°, Puls 124. Pupillen weit, reagieren, Augenhintergrund
frei. Starke harte, druckunempfindliche, völlig symmetrische 'Schwel-
lung der Glandula. parotis, submaxillaris und subliogualis beiderseits
sowie beider Tränendrüsen. Gaumendrüsen leicht vergrößert, Tonsillen
wenig geschwollen: Zahlreiche kirschkerngroße Drüsen; vorn und hinten
am Hals und längs des Sternocleidomastoideus, ferner in den Achsel- _
‚höblen, der. Inguinofemoral-Gegend und rechts paramamillar. Mund-
höhle feucht; trockner Zwieback wird mit normaler Geschwindigkeit
verzehrt, Speichelreaktion sauer. ` Kehlkopfspiegelbild normal. Über
dem'oberen Sternum Dämpfung, Lungen und Herz sonst normaler Be-
fund. Im, Röntgenbild zeigt die Hilusgegend beiderseits ‚Schwellung
und erhebliche Drüsenpakete; der Mittelschatten wird beiderseits von
einem Paket derber knolliger Weichteilschatten von der Höhe des
rechten Herzzwerchfellwinkels,, aufwärts bis oberhalb des Arcus aortae
überragt.
‚breit den Rippenbogen. Urin ohne Eiweiß und Zucker
Epithelien, Leukocyten und hyaline Cylinder. >, |
0.21. Februar. Temperatur 37,2 bis 88°, Puls 120. Hb 75%, Ery-
throcyten 3 120 000. a | |
23. Februar. Die Temperatur ist zur Norm abgefallen. a
27. Februar. bis 7. März.acht Bestrahlungen der linken, 8. März
bis 12. März vier Bestrahlungen der linken Gesichtshälfte. Die Speichel-
drüsen sind völlig abgeschwollen. Körpergewicht 50 kg. Starke Blässe,;,
Hb 43%. Erythrocyten 1612000. Die Temperatur biieb dauernd
normal. Urin frei. Während der Beobachtungszeit verhielten: sich die
Leukocyten folgender Art:
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„ 24. 2. | 1800 19 25 48 26 4,5
> 25, 2 | 800, 1. /
> 28.2 | 2000 75 15 735 | 178
> 7.2. | 2600 H-
1) Demonstration im Hamburger Ärztlichen Verein am 4. März 1919,
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auf. den Hautbezirk, Ob und wieweit tiefer liegende_Gewebe an
der elektrischen Umstimmung beteiligt sind, kann nicht erschlossen
lt, 52,2 kg. Leichte Blässe, Temperatur
Leber leicht vergrößert, die Milz überragt 1'/2 Querfinger _
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’2.3| 200 | 12 3 78 5 2
Am 26. Februar würden einige wenige Normoblasten gefunden.
Am 12. März Entlassung mit der Anweisung, sich nach einigen .
Wochen wieder vorzustellen zwecks Bestrahlung des Mediastinaltumors.
Nach Bericht des Hausarztes, Herrn Dr. Borgzinner, trat
am Tage danach hohes Fieber (40,3° in der Achsel) mit diffuser Bron-
chitis und starker Heiserkeit ein. |
. Am 15. März Lungenödem und Tod. Eine Sektion war leider
nicht zu erlangen. |
_ Trotz des Mangels der letzten autoptischen Bestätigung ist
der hier mitgeteilte Fall von symmetrischer Tränen- und Speichel-
drüsenschwellung sehr bemerkenswert durch die Schnelligkeit seiner
Entwicklung, durch das jugendliche Lebensalter der Patientin,
durch den neben der Milz- und Lymphdrüsenschwellung gleich-
zeitig vorhandenen mächtigen Mediastinaltumor und die. ausge-
prägten. Blutveränderungen. ;
Bei der 14jährigen Kranken lief das Leiden von seinen
ersten objektiven Symptomen an gerechnet in weniger als neun
Wochen ab. Analogien bestehen zu der von van Duyse?)
veröffentlichten Beobachtung von allgemeiner Lymphomatose, wo
neben den charakteristischen- Veränderungen an den Glandulae
lacrimales und salivares. eine Schwellung der Lymphdrüsen und
Milz und ein großes Neoplasma im Mediastinum festgestellt wurde,
nur daß hier die Veränderungen an Milz und Lymphdrüsen erst
später im Verlaufe des Leidens deutlich wurden und das weiße
Blutbild eine relative Vermehrung der großen mononucleären
Leukocyten auf 18%, darbot; die Eosinophilen betrugen 2%, die
Lymphoeyten 7%, die Polynucleären 73 %.
Das Blut wär bei unserer Patientin nach mehreren Seiten
hin alteriert, Erythroblasten und Myelocyten wurden vereinzelt
gefunden, eine sehr auffallende, einmal selbst auf 800 Leukocyten
im Kubikmillimeter absinkende Leukopenie bestand und unter
den weißen Zellen überwogen die Lymphocyten; sie machten an
einem Tage 91% der Gesamtmenge der weißen Blutkörper-
chen aus. |
Einen sicheren Rückschluß auf die Natur der Tumoren sind
wir nicht in der Lage, aus der Eigenart dieser Blutveränderungen
zu machen; ebensowenig aus der im Röntgenbild dargestellten
mediastinalen Geschwulst oder aus der rapiden Schnelligkeit des
Krankheitsablaufs. Wohl erinnert die Ilymphämische Beschaffen-
heit des Blutes an Psendoleukämie, doch steht damit die ausge-
sprochene Leukopenie nicht in Einklang, da bei ihr normale oder
leicht erböhte Leukocytenwerte gefunden werden (Pincus).
| Während der 20 Tage der Krankenhausbeobachtung erfuhr
die Blutbeschaffenheit eine wesentliche Verschlechterung; das Hb
sank von 75 auf 43%, die Ziffer der Erythrocyten von 8120000
auf 1612000. Daß bierfür allein die schnell vorschreitende primäre
Affektion verantwortlich zu machen war und nicht die angesichts
der Armut an Leukocyten ungemein vorsichtig vorgenommene
Röntgenbestrahlung, erscheint mir schon im Hinblick darauf außer
Zweifel, daß die Zahl der weißen Blutzellen unter dieser. Therapie
keine Verminderung erfuhr. Auffallend war der volle und rasche
lokale Erfolg der Bestrahlungen: wenige Sitzungen genügten, die
Anschwellungen der Speicheldrüsen völlig zum Schwinden zu
bringen. |
1) Zitiert nach Brons in Lubarsch-Ostertag, Erg. usw. Bd. 14
Ergänzungsband. ,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
Aus der Chirurgischen Universitätsklinik Berlin
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Bier).
Zur Röntgendiagnostik beim Divertikel der
Speiseröhre.
Von
Prof. Dr. Wilhelm Keppler und Dr. Fritz Erkes.
Im Laufe des vergangenen Jahres kamen an der Chirurgi-
schen Universitätsklinik zwei Fälle von -Erkrankungen der Speise-
röhre zur Beobachtung, die in diagnostischer Beziehung nicht
ohne Interesse sind. In beiden Fällen ließ das Röntgenbild an
der Diagnose „Divertikel“ keinen Zweifel aufkommen, und doch
ergab die Operation beidemal das Vorliegen eines Carcinoms. Wir
haben daraufhin die einschlägige Literatur durchgesehen, um Auf-
schluß über die Häufigkeit und praktische Bedeutung dieser
röntgenologischen „Versager“ zu bekommen. Dabei ergab sich die
bemerkenswerte Tatsache, daß in den bis jetzt veröffentlichten
zirka 250 Fällen von Ösophagusdivertikel das Röntgenbild in sieben
Fällen (3,6°/,), unsere eigenen eingeschlossen, irregeführt hat.
Es handelte sich um Verengerungen verschiedener Ätiologie,
welche sich auf dem Röntgenbild genau so präsentierten wie ein
Ösophagusdivertikel. Wir bringen zunächst kurz die Fälle der
Literatur und lassen dann unsere eigenen Beobachtungen folgen.
I Funktionelle Striktur.
1. Fall Stierlin: 25jähriges Mädchen. Beginn des Leidens
im Alter von 18 Jahren mit einem lästigen Druck hinter dem Brust-
bein, der nach dem ersten Bissen jeder Mahlzeit auftrat. Behandlung
mit Gottsteinscher Sonde brachte nur vorübergehende Besserung. .
Wegen zunehmenden Erbrechens sämtlicher Speisen Aufnahme m
die Klinik.
Röntgenbild: Ösophagus dicht über dem Zwerchfell stark
dilatiert; in der Gegend der oberen Thoraxapertur eine sackartige
Ausbuchtung der Speiseröhre, die von letzterer durch eine tiefe Ein-
schnürung teilweise getrennt ist. Röntgendiagnose: Divertikel des
Ösophagus. Bei der darauf vorgenommenen Operation — Freilegung
des Halsteils der Speiseröhre — zeigte sich diese stark erweitert
(4,5 cm), doch war von einem Divertikel nichts zu finden. Die Er-
‚ weiterung schwand im Verlaufe der Operation. Heilung. — Stierlin
nimmt an, daß es sich im vorliegenden Falle um einen Ösophago-
spasmus gehandelt hat.
Il. Narbige Striktur.
2. Fall Küster: 45jähriger Mann; seit einem Jahre Schluck- `
beschwerden. Nach den ersten Bissen schmerzhafter Druck im Hals
in Höhe des Brustbeins, dann Würgen und Erbrechen. : TAE
Röntgenbild: In Höhe der ersten Rippe, etwas links
von der Mittellinie, ein etwa 5 cm langer, 2'2 cm breiter Sack.
Röntgendiagnose: Divertikel. — Die Operation ergab kein Divertikel,
| sondern eine Striktur. — Exitus an Lungenödem. — Obduktion: Die
Speiseröhre ist zwischen Bifurkation und Arcus aortae von derbem _
Schwielengewebe ringförmig .eingemauert. Es ist zu diesem Falle zu
bemerken, daß, wie Küster selbstannimmt, eine genaue Analyse des
Röntgenbildes (Fortsatz am unteren Rand des Schattens!) dea Irrtum
vielleicht hätte vermeiden lassen.
II. Tumorstrikturen.
3. Fall Stierlin: Das Rönfgenbild zeigt im oberen Brust-
raum, der Mittellinie entsprechend, einen großen, breiten Sack, der bis
zum fünften Brustwirbel hinunterreicht und unten schartlinig abschließ
Von seiner Basis erstreckt sich ein dünner Schattenfortsatz nach
abwärts. |
=~, Obduktion:.1ö em unterhalb des Pharyox ist der Ösophagus
in einer Ausdehnung von 8 cm infolge Carcinoms in ein starres io r.
verwandelt, das eben noch für die Knopfsonde passierbar ist. Ober-
halb der Striktur Dilatation und „divertikelartige“ Ausstülpung.
4. Fall Krause. 52jähriger'Mann. Seit zwei Jahren Schluck-
beschwerden und ausdrückbare Geschwulst am Hals.
Röntgenbild: Halbmondförmiger Schatten oberhalb des
Herzschattens bei wiederholter Untersuchung. Diagnose: Divertikel.
Bei der Freilegung der Speiseröhre durch Riedel fand sich ein Car-
cinom. Der Eingriff wurde deshalb abgebrochen. Exitus an Schluck”
Ban none. Die Sektion klärte die Verhältnisse auf. Ein hochsitzendes
sophaguscareinom war perforiert und um die Perforationsstelle hatte
sich ein bindegewebiger Sack gebildet, der sich mit Speisen füllte UP
seit zwei Jahren bestand.
5 Fall eigener Beobachtun 3. Juni 1918. _ Sch.
d4jähriger Mann. Seit mehreren Wochen ' zunehmende Schling“
beschwerden, ‚Erbrechen durch Druck auf die linke Halsseite auslösbaf,
unmittelbar bis eine halbe Stunde nach dem Essen,
. Beim Essen bildet sich eine V | |
‚auf dieselbe löst Würgen aus. Der Magenschlauch verfängt sich bei
glauben wir auf die beigegebenen Abbildungen verweisen zu .
Beachten wir die zur Differentialdiagnose zwischen Car-
SEEN nn - is, Hke y
18. Mai. ge i 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 481 BE
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Röntgenbild (Abb. 1). In der Höhe des Manubrium sterni | neute Einführung des Magenschlauches. Trotzdem unter zunehmendem | H E
ein großer, halbkugeliger, scharf begrenzter Schatten. Diagnose: |- Kräfteverfall am Fr | u i uhr, „FR Rh
Divertikel. A i | 9. Dezember Exitus letalis. Obduktion: Die Speiseröhre zeigt DS ka r tat
ö. Juni 1918 Operation in Lokalanästhesie (Geh.-Rat Bier). | dicht oberhalb des Jugulums eine Striktur, die eben noch für eine Aipa l a
Schnitt entlang dem Innenrand des linken Kopfnickers vom oberen | dünne Sonde durchgängig ist; in ihrem Bereich graue Geschwulst- F nE: 2
Rand des Schildknorpels bis zum Jugulum abwärts, Der Ösophagus | massen, die nach links die Schilddrüse durchwachsen haben. Histo- IA panite
wird in großer Ausdehnung freigelegt. Es läßt sich in diesem Ab- | logisch: Careinom. | Di a | ei I
schnitt zwar eine diffuse Erweiterung, aber nichts von dem erwarteten | . Wir. haben üns nun zunächst die Frage vorzulegen: Hätte ER
unten im Bereich der oberen Thoraxapertur 'steckenbleibt‘ wird der | SC durch eine stärkere Bewertung der Anamnese und des kli Rn
i f| > a i y RE A TF PESOS
Schnitt midh unten über die Mitte des S rerni bis zur Grenze seines | Mischen Befundes die Irreführung durch das Röntgenbild ver | A Beh
oberen Drittels verlängert. Abmeißelung der oberen Partie des. Brust- | meiden lassen? Bei der hierauf gerichteten Prüfung unserer Beob- Ppp
beins und Abkveifen des sternalen Gelenks der Clavicula. Durch | achtungen ergibt sich folgendes: > > > o o le
stumpfes Vordringen gelingt es nunmehr, die untere Grenze der diver- | Bei Fall 5 bestand Erbrechen fester und flüssiger Speisen Mn 5: kin |
tikelartigen Erweiterung zu erreichen, doch macht die allseitige Aus- ; sowohl unmittelbar nach dem Schluckakt als auch längere . Zeit ` | ER Be
lösung des Sackes wegen sehr inniger Verwachsungen mit der Um- ' (eine halbe Stunde) danach; es ließ sich willkürlich herbeiführen a Dies a
a Sn at en A nd nu durch Druck auf die linke Halsseite. Hier in. der Tiefe. zwischen gei er a
i ird weite eschn Ei a N a A A Ae: TA RE
Sonde in das Lumen Faer Speiseröhre eingeführt. Diese stößt wenige . Schildknorpel und Kopfnicker hat: der ‚tastende F 5er das Gefühl jj len =
Zentimeter tiefer auf deutlichen Widerstand, der schließlich überwunden | eier weichen Schwellung. Mit einer Gummisonde gelangt man RGR E jie.
wird. Unter vieler Mühe gelingt es endlich, den dilatierten Ösophagus- | in 15 cm Tiefe in einen Blindsack, aus dem sich fauliger Speise- CE SA
teil auszulösen: und zu resezieren. Naht des Ösophagus bis auf die | brei entleert. Auch der starke Gewichtsverlust (30 Pfund) paßt- ih Uran 2
Öffnung für die Sonde. Tamponade der Wunde. : we | zu dem Bilde des Ösophagusdivertikels.. Gegenüber diesen für RRR HAm
19. Juni. Unter zunehmendem Kräfteverfall Exitus. / . -| ein Divertikel charakteristischen Symptomen konnte die „kurze MEDE a oL
~ Obduktion: Wenige Zentimeter unterhalb des Jugulums ein |- Anamnese (fünf Monate) diagnostisch nicht besonders ins Gewicht FE “
striktuierender Tumor der Speiseröhre, der sich histologisch als Car- | fallen. Man erhebt sie gelegentlich bei Divertikelträgern, wie wir N Bd e
cinom erweist. >- Jauchige Mediastinitis. aus eigener Erfahrung bestätigen können. Mu u
Re Y , Bei Fall 6 bestanden seit drei Vierteljahren Schlingbe- u Kit,
WORTE | A N]; schwerden, die zeitweise Besserung zeigten. Beim Schlingen bildete BINGEN ee
SSY; U í sich an der linken Halsseite eine Vorwölbung, die Patient mit den i ı er ee
> m m” | Händen ausdrücken konnte: Die Magensonde verfing sich bei PEUN i ES it
ESE =. l 23cm, um zu anderen Zeiten wieder unbehindert zu passieren. ERETI 2
2: Auch in diesem ‚Falle sprächen Anamnese und. klinischer Be- N RR BEEE
RS J | ‚fund, insbesondere die- zeitlich wechselnde Durehgängigkeit der Ha o
MI f, ‚Speiseröhre für Nahrung und Sonde, eindeutig für ein Divertikel. a SR ae
4 j Das höhere Alter des Patienten .(58 Jahre) konnte keine dia- En on
RT, gnostischen Bedenken aufkommen lassen. Wissen wir doch durch in 2
f die Untersuchungen von Marnyama (Hart), daß die Häufig- : Era
A keit des Divertikels vom. 30. Lebensjahr. erheblich‘ zunimmt und AM AE ETE
3 daB es selbst im höchsten Alter noch zur Divertikelbildung MURAR Ai ai
| ei kommen kann. In der Statistik des genannten Autors. ist das a ln IH ji bo
EN Divertikel am häufigsten zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr dt.
vertreten. Die kritische Prüfung unserer Beobachtungen gestattet BE.
- HN H uns somit zu behaupten, daß in beiden Fällen sowohl Anamnese HEIM nal! a
ZS N als klinischer Befund eindeutig für ein Divertikel- sprechen. - Eo TA o
=M ~ Es bleibt 'noch die Würdigung des Röntgenbildes. Läßt IR ak. 9. ©.
CH sich in der Untersuchungstechnik oder in der Deutung des Röntgen- "I Ae
Abb. | bildes ein Grund für die falsche Diagnose nachweisen? Hier Ih E
| oo. j 2 ee können wir uns kurz fassen. Die Untersuchung. vor. dem Schirm HN a
hr Vale eigener Beobachtung, o om nn Be wurde im Stehen bei schrägem Durchmesser ‚mit Wismutauf- Il E ANEN
jahriger Mann. Seit drei Vierteljahren zunebmende Schlingbesc rn he schwemmung vorgenommen und die Aufnahme unmittelbar danach. KE iia 1 fp ki
órwölbung an der linken flalsseite. Druck | in gleicher Haltung angeschlossen. Bezüglich der Bilder selbst . WI Bh SIE i
} ri 1 e
28 cm Tiefe, gelangt 'aber zu’ anderen Zeiten ohne Widerstand in n
die Tiefe. ae - | e | können. B |
Röntgenbild (Abb. 2). In Höhe des Manubrium sterni ein | cinom und Divertikel in der Literatur angegebenen Merkmale: deut- .
scharf begrenzter, runder Schatten. Ä | 7i - | licher, kugeliger, unten scharf abgegrenzter Schatten bei Divertikel — E HE
Diagnose: Divertikel. ` l - `| spindelförmiger, unscharf begrenzter. Schatten bei Careinom, so Ba MRT: ET.
„ „Operation: 4. Juli-1918 (Prof. Keppler) In Lokalan- | muß die Deutung unserer Bilder als Divertikel ohne weiteres ein- Hal ie
mesie; ausgiebige Freilegung des Ösophagus an der linken Halsseite. | leuchten. ee | | Rt Su A, agi
röle er Untersuchung un en an | Ein Umstand hätte zu denken geben müssen: das ist die. EN a
einem Zweifel, daß BIC Spee Uhre: weiter isi als 5 OA Ver- | etwas tiefe Lage des als Divertikel angesprochenen sackförmigen . l E];
hältnissen entspricht. Dabei bleibt das eingeführte Bougie jedesmal | SChattens. Wissen wir doch, daß das Pulsionsdivertikel: zumeist "a ee
Im Bereiche dieser diffusen Erweiterung stecken. Die Speiseröhre wird | an der Grenze von Pharynx. und Ösophagus, etwa in der Höhe ©
‚erauf an dieser Stelle eröffnet. Jetzt wird von der Nase aus ein dicker | des Ringknorpels, seinen Ausgang nimmt. Allein bindende Schlüsse EARTH n
Katheter in den Ösophagus eingeführt; derselbe kommt bei jedem Ver- | lassen sich auch daraus nicht ziehen, denn wir wissen ja aus Er-. Bet Ol Dj u
Such, ihn tiefer in die Speiseröhre hineinzubringen, zur Wunde wieder | fahrung, daß, wenn auch in seltenen Fällen, das Divertikel an Manni A Na De
mehr von der a anna Ta | tiefer gelegener Stelle auftreten kann. TE IR OS
dieser Versuch gelingt erst hach Überwindung eines deutlichen Wider= |. . .. Ob die Ösophagoskopie die irrige Diagnose hätte be- K ii: o
Standes. Die Ösophaguswunde wird bis auf den- Katheter geschlossen, | richtigen können, läßt sich mit Sicherheit nicht entscheiden. Bei Ib IH A a
die Weichteilwunde wird tamponiert. i | derartig herabgekommenen Kranken wird man sich zu dieser, - ANE |. MBERE
12 Juli. Entfernung .des Schlauches. Alle genossene Flüssig- immerhin eingreifenden und gerade beim Divertikel nicht unge- . i MEE i ere
keit entleert sich aus der Wunde am Hals. Da eine Wiedereinführung | fährlichen Untersuchung ohne zwingendste Notwendigkeit kaum. BAAR i AAR
des Schlauches -voňñ*Munde aus nicht gelingt, wird am 13. Juli die | entschließen, und eine solche. lag unseres Erachtens nicht vor, ha E 22
paa astel nach Witzel angelegt. — Da nach einigen Wochen die | Es kommt hinzu, daß auch die Ösophagoskopie gar nicht so WEEN SIR, . ;
sonde En vom Munde äus wieder gut möglich ist, wird die Magen- | Selten „Versager“ aufzuweisen hat. Se, u KURY Hi I
art ernt. ; sto ; . . e .- : ; - Die u
; j In einem Fale Rosenhains beispielsweise ließ sich der. MEN-
Tubus 22 cm tief einführen, dann blieb er stecken.‘ Man-sah dem- 1i RR
s
- 30, August. Mit gutem Schluckvermögen entlassen. j |
sch 23. Oktober. Wiederaufnahme wegen neuerlicher Schlingbe-
werden. ‚Nach stumpfer Erweiterung der Magenfistel Einlegen eines
“mlnariastiftes, Die Fistel wird auf Kleinfingerdicke erweitert. Er-
Lumen des Rohres vorgelagert eine ‘blasse, wie gespannt 'aus-
sehende Schleimhaut, an der keine:krankhaften Veränderungen zu :
a E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. | 18. Mai.
. erkennen waren. Die Einstellung des Speiseröhrenlumens gelang
auch bei einer wiederholten Untersuchung nicht. Klinische Dia-
guose: Carcinom, daher Gastrostomie. Nach drei Tagen Exitus an
Entkräftung. Obduktion: Im Anfangsteil des Ösophagus direkt
hinter und unter der Larynx ein Divertikel von Walnußgröße.
Die oben erörterten diagnostischen Irrtümer werden sich
unseres Erachtens auch in Zukunft kaum vermeiden lassen; sie
sind natürlich nicht imstande, den Wert der Röntgenuntersuchung
zu diskreditieren. Die divertikelartige Erweiterung, die das
Röntgenbild zeigt, liegt im Moment der Füllung zweifellos vor;
wenn wir sie trotzdem bei der nachherigen Freilegung vermissen,
so können wir diesen Mangel an Übereinstimmung unseres Er-
achtens nur so erklären, daß die circumscripte Ausbuchtung mit
der Entleerung ihres Inhalts verschwindet oder richtiger gesagt,
einer mehr diffusen Erweiterung Platz macht. Das Röntgenbild
ist nur der sichere Ausdruck für eine bestimmte, im jeweiligen
Augenblick bestehende Formveränderung. Die Frage nach der
Ursache dieser wird uns das Röntgenbild aber nicht in allen
Fällen beantworten können. Daß in einem geringen Prozentsatz
striktuierende Prozesse der Speiseröhre verschiedener Ätiologie ein
Röntgenbild geben, welches von dem eines genuinen Divertikels
nicht zu unterscheiden ist, ist jedenfalls eine Tatsache, mit der
gerechnet werden muß. Die Kenntnis dieser Tatsache muß uns
bei unseren Eingriffen zur Seite stehen, um im gegebenen Falle
den weiteren Verlauf des operativen Eingriffes zu bestimmen, und
darin liegt unseres Erachtens die praktische Bedeutung der wieder-
gegebenen Beobachtungen.
Über das Vorkommen des Trichocephalus dispar
bei Kriegsteilnehmern und seine Bedeutung.
| Von
Prof. Dr. C. Hart.
In einer beachtenswerten Abhandlung, die leider nicht in
einer medizinischen Fachzeitschrift erschienen, sondern nur vom
Kriegsministerium an die militärärztlichen Dienststellen ausgegeben
worden ist!), haben Wolff und Dau die Aufmerksamkeit auf
die klinische Bedeutung des Peitschenwurmes (Trichocephalus
dispar) gelenkt, eines Diekdarmparasiten, den man im wesent-
licben bisher für harmlos gehalten hat. Sie konnten zuuächst
feststellen, daß sich der Trichocephalus bei nicht weniger als
47,5% aller im Felde gewesenen Soldaten findet, während
bei der Zivilbevölkerung das Suchen nach den Wurmeiern im
Stuhl nur in 7,4% von Erfolg war. Zu der Überzeugung,
daß die Peitschenwürmer keineswegs ganz harmlose Parasiten
sind, wurden Wolff und Dau zunächst durch die Beobachtung
zweier schwerer Fälle von Darmblutung gebracht, in denen sich
trotz Anwendung aller in Betracht kommenden Untersuchungs-
methoden keinerlei Erklärung über die Quelle der Blutungen
finden ließ außer der Anwesenheit der Peitschenwürmer, nach
deren Abgang erst die Blutprobe des Stuhles negativ wurde und
die Kranken genasen. Eine systematische Untersuchung des
Stuhles aller Parasitenträger ergab zudem in mehr als 92 % einen
positiven Nachweis okkulten Blutes und es konnte festgestellt
werden, daß in nicht seltenen Fällen durch die Anwesenbeit der
Peitschenwürmer Störungen von seiten des Verdauungsapparates
hervorgerufen werden, die in Schmerzen in der rechten Unter-
bauchgegend, Koliken, dyspeptischen Erscheinungen, Darm-
blutungen bestehen und naturgemäß zu mancherlei Verwechs-
lungen, besonders mit Appendicitis, führen können. |
Die Angaben von Wolff und Dau sind inzwischen von
Telemann und Doehl, Fricke, Moog bestätigt worden,
soweit die Häufigkeit des Peitschenwurmes bei Kriegsteilnehmern
und die Fähigkeit des Parasiten, Blutungen hervorzurufen, in
Frage kommt. Insbesondere hat soeben Moog erklärt, daß der
Peitschenwurm imstande ist, alle möglichen Erscheinungen von
seiten der Verdauungsorgane auszulösen, unter denen sehr ernst-
liche makroskopische Blutungen ein schweres Krankheitsbild
erzeugen können.
Durch das Kriegsministerium als pathologisch - anatomischer
Fachbeirat hingewiesen auf die von Wolff und Dau
1) Ich bin der Ansicht, daß derartige wichtige Aufsätze nach
Aufhebung der Zensur nachträglich in einer Fachzeitschrift den Ärzten
bekanntgegeben werden sollten.
angeregte Frage, nahm ich mir vor, sorgfältige Unter-
suchungen an dem zur Obduktion kommenden Soldatenmaterial
anzustellen sowohl über das Vorkommen des. Peitschenwurmes als
auch über die etwa ihm zur Last zu legenden anatomischen Ver-
änderungen. Zugleich wurde auch anderen Darmparasiten erhöhte
Aufmerksamkeit geschenkt.
Das Ergebnis dieser Feststellungen war ein sehr eindeutiges,
Unter den im Felde gewesenen Soldaten beherrbergte jeder zweite
etwa den Peitschenwurm. Auf 200 Leichen, auf die sich diese
Mitteilung beschränkt, kam 84 mal ein positiver Befund, was
einem Prozentsatz von 42 entspricht. Man muß aber dabei
berücksichtigen, daß das Suchen nach dem Wurm, wenn er
nieht in der Mehrzahl vorhanden ist, zweifellos schwieriger ist
als der Nachweis der in Stuhlproben angereicherten Eier, und
ich habe mich selbst davon überzeugen können, daß Übung
‘und Blick viel ausmachen. Da der Wurm in der Leiche lose
auf der Schleimhaut des Coecums liegt, so wird er auch bei
der. Herausnahme des Darmes bei flüssigem Stuhl leicht fort-
geschwemmt und dann ist es natürlich ein so gut wie aus-
sichtsloses Bemühen, den ganzen Dickdarminhalt nach den Para-
siten abzusuchen. Es sind also die von mir gewonnenen Zahlen -
als zu niedrige anzusehen und ich glaube, daß man im Hinblick
auf die gegebenen Fehlerquellen wuhlberechtigt zu der Annahme
ist, daß etwa bei der Hälfte aller im Felde gewesenen Soldaten,
die ich seziert habe, der Trichocepbalus dispar im Darme vor-
handen war, Es genügt aber schon das tatsächliche Ergebnis
meiner Untersuchung, um festzustellen, daß die Angaben von
Wolff und Dau über das Vorkommen des Peitschenwurmes
bei Kriegsteilnehmern ihre vollkommene Bestätigung gefunden
haben. Und wie ich mich am Sektionsmaterial meines Kranken-
hausinstitutes überzeugt habe, ist ihnen auch darin beizustimmen,
daß bei der Zivilbevölkerung der Parasit nur in einem sehr
kleinen Prozentsatz vorkommt, sodaß damit auch die Behauptung
| gestützt wird, erst durch das Kriegsleben im Felde sei die Ver-
seuchung mit dem Trichocephalus bedingt. Man kann dem Hin-
weise Wolffs und Daus auf die Annahme nur beistimmen,
daß die eihaltigen Fäkalien eingetrocknet und zerstäubt durch
den Wind überall hingetragen werden, daß dann durch den
Genuß von rohem Obst und Gemüse, durch unsaubere Hände
oder auch durch Trinkwasser die Parasiteneier in den ihrer Ent-
wicklung günstigen Verdauungskanal gelangen.
In dieser Hinsicht scheint mir nicht ohne Interesse das Ver-
hältnis der Peitschenwürmer zu anderen Darmparasiten zu sein.
Unter ihnen wurden Oxyuren am häufigsten angetroffen, ich kann
aber leider keine bestimmten Zahlen angeben, da ich ihnen eine
Zeitlang nicht die genügende Aufmerksamkeit geschenkt habe.
Immerhin glaube ich so viel sagen zu können, daß sie nicht selten
zusammen mit dem Peitschenwurm vorkommen, der Prozentsatz
ihres Vorkommens überhaupt aber nicht höher als der für den
Peitschenwurm berechnete ist. Über den Ascaris und die Band-
würmer kaun ich genaue Angaben machen. Ersterer fand sich `
bei 200 Feldzugsteilnehmern 32mal, während Tänien nur mal
angetroffen wurden. Selbst bei Berücksichtigung der Tatsache,
daß Bandwürmer häufiger durch eine Kur abgetrieben werden,
ist doch die Feststellung nicht zu beanstanden, daß Spulwürmer
und Bandwürmer wesentlich seltener als Peitschenwürmer bei Im
Felde gewesenen Soldaten gefunden werden. Die Spulwürmer,
die manchmal in größerer Zahl, einmal 47 (!) vorhanden waren,
waren in der Mehrzahl der Fälle mit Peitschenwürmern vergesell-
schaftet, und da auch ihre Eier keines Zwischenwirtes bedürfen,
so geht daraus hervor, daß Schmutzinfektion die Quelle des Wurm-
parasitismus ist. Es ist also leicht verständlich, wenn Tricho-
cephalus und Ascaris oft zusammen angetroffen werden. Auch
später, als ich nicht mehr systematisch nach Peitschenwürmern
suchte, habe ich dieses Zusammenvorkommen beider Würmer 0
feststellen können.
In allen Fällen habe ich den Trichocephalus nur im Coecum
angetroffen, der Wurmfortsatz war frei, obwohl man namentlich
bei Kindern sonst gelegentlich den Parasiten in ihm findet. Ge-
wöhnlich handelte es sich nur um ein oder wenige Exemplare,
wiederholt aber auch um eine größere Zahl (10 bis 20). Zweimal
fand sich je ein Trichocephalus im Dünndarm, und da es sich
beidemal um eine diffuse eitrige Peritonitis handelte, so muß man
mit der Möglichkeit rechnen, daß der Wurm durch die Antiper!-
staltik in den Dünndarm eingeschwemmt worden war.
„Wie schon erwähnt wurde, liegen in der Leiche die Peitschen-
würmer lose auf der Darmschleimhaut oder an der Oberfläche der
a. Veränderungen erkennen, die dem Wurm zur Last zu legen
kleinen g nd wenn die Annahme auch recht nahe liegt, daß die
en chleimhautwunden, die -der Parasit bei seinem Einbohren
| wen) an eine bakterielle Infektion- begünstigen, so. fehlt mir.
O pap Ostens bisher jeder Anhalt dafür, daß dadurch Krankheiten
edingt werden. dh i | er |
welche Aurscheinlich sind es nervöse Einflüsse und lokale Spasmen,
eitis. nn klinischen Erscheinungen wie Koliken, Pseudoappendi-:
art in d auslösen, und ich glaube, daß man daran festhalten.
losen Dar em Trichocephalus dispar zwar mehr als einen harm-
nn P parasiten zu sehen, ihm aber keine schwerere organische
gel egentlich zur Last zu legen. Seine Bedeutung dürfte in der
ion. Chen Verursachung mehr oder weniger schwerer Anämien
Sich . na es
“Im wesentlichen erschöpfen. E
der Ärzte ia Wien stattfand.
Sichtlich kann man sich noch nicht dem Gedanken an-
passen, im Ulcus pepticum nur ein Symptom. einer psycho-neuro- :
tischen Erkranküng zu sehen und Spasmen als Ursache des Ge-:
schwürs .anzunehmen. Aber v. Bergmann betont ja, daß er:
in den hartnäckigen Krampfzuständen ‘nur. ein disponierendes
Moment zur Ulcusentstehung erblickt und schließt andere Ent-
stehungsarten nicht aus. | | = | |
| Ich möchte im folgenden an der Hand einer Kranken-
geschichte und allfälliger Beobachtungen auf einen anderen Weg
der Geschwürsentstehung hinweisen. Are |
Herr U., 48 Jahre alt, ist hereditär nicht b :
starb an Herzfehler mit 58 Jahren, die Mutter mit re res
‚fluß. Eine Schwester erlag mit 45 Jahren einem Schlaganfall, viel-
Jeicht infolge von Basedow. Zwei Geschwister starben ‘im dritten Jahr-
zehnt an Lungentuberkulose, zwei ältere Brüder sind gesund. - Patient
ist das jüngste Kind und war in der Jugend schwächlich. Nach einer -
N
Br ni ; l ; - brain © ;
| A Da SEE
| N ne © É BEI ET: = | I ato
uf 18. Mai 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 483- ; Ai I
ge Mie | © -mehr oder weniger festen Kotmasse | | SR ken EEE 8 e ER p
wl È X ssen, sodaß also anzunehmen = Fi 1 ' zur Genace. deg entundum ERa pa
ni ist, daß. sie die Schleimhaut verlassen, sobald kein Blut mehrin | 1, Beitrag Zur Genese des Ulcus rotundum. Bl.
stae | Sekti pen ak nn ein. einziges Mal- konnte ich, als die | u O Vo o DE MERET:
Waie Sektion wenige Stunden nach dem Tode stattfand, einen Tricho- Primärarzt Dr. Em er, Salz . Od
fen erh cephalus finden, der mit dem Kopfteil fest in der Schleimhaut u a u a i Fr SE RER, | % Hi r aN,
ho saß, aus der ich ihn vorsichtig herausziehen konnte. Aus allem, | , In den letzten Jahren hat sich die Tatsache der-Häufigkeit BEN.
inde | was bisher über den Wurm bekannt ist, läßt sich schließen, daß des’ Ulcus pepticum im Magen und insbesondere im Duodenum - i Fi Epel 5
dermi } er sich flach in die Schleimhaut einbohrt und aus ihr seine Nah- | Immer mehr durchgerungen. Dadurch wurde die Symptomatologie Rn
sich de |. rung entnimmt, die zweifellos im Blute der Schleimhautgefäßchen | Und Diagnostik dieser Erkrankung in steigendem Maße Gegenstand i P AERA
fund, m besteht. Es weist nichts. darauf. hin, daß der Peitschenwurm auch eingehender Forschungen. Aber auch das Studium der Uleusgenese En a
her iti | <- in tiefere Schichten der Darmwand vordringt, vielleicht weil der wurde insbesondere durch -die bekannten Arbeiten v. Berg- Kt A N W
wef haarfeine Kopfteil dazu nicht geeignet ist, die Muscularis mucosae | Man ns und seiner. Schule neuerlich wesentlich gefördert. my p
aj 5 und stärkere Gefäßwandungen zu durchbohren. >. v. Bergmann hat angenommen, daß das: Ulcus pepticum das y Ei
Eier, wl 5 = Daß der Wurm Blut saugt, läßt sich schon bei seiner ma- Ergebnis einer Magenneurose in sekretorischer, motorischer: und Wa ppe ;
B Cha kroskopischen Betrachtung: ohne weiteres feststellen. Man sieht sensorischer Beziehung auf dem. Boden einer allgemeinen Neurose PTEE
iche I | nämlich am walzenförmigen Hinterteil vielfach einen feinen bräun- | Bereiche des vegetativen Nervensystems ist. | M NH:
ad k lichen bis schwärzlichen Streifen, der nichts anderes ist als der | ‚Er kennzeichnete ein umschriebenes Bild, dessen Herausschälung RR if I RR
ei I | mit‘ gesaugtem Blut gefüllte Darm. Mikrochemisch läßt sich an ne feiner Beobachtung bedarf und außer durch Erkrankung des . u | ER j in
vo ihm eine schöne Eisenreaktion erzielen, Ich habe folgende Probe | rganbefundes (Magen), durch Aufnahme des vegetativen Nervenstatus hit 1 pas e.
en Pu angestellt. Verreibt man einen oder zwei Würmer mit gefülltem ortor Harmonie ma A athi a onen S pain Ris a WE En
: ; en A 10 el; RB schen Sympathicus und autonome ERM IRE g n
e . Darm in wenig physiologischer. Kochsalzlösung, so erhält man mit | solche Stigmen "werden , ven: | Ihm und. seinen Schülern eaat Mii In. i
al a Ae Ponmpjog as deutlich positive Reaktion auf Blut, an a. Circulationsstörungen (Schweiße, kalte und nasse Hände - ie H PESE: s
mie‘ die um so stärker ausfällt, je mehr Würmer man verwendet. Mit | und Füße), Dermograpbie, spastische Obstipation und spastische Blä anti.
dla, f | sicher blutfreiem. Kot v ts chte Verreibung ergab eleichfalis ara Anomalien des Herzvagus er sl Getühl von Herzfiattem) Ep I" T
m positives Resultat. Damit scheint mir der Beweis erbracht zu sein AED ana: ungen, Glanzauge, Exophthalmus, Blähhals. Ferner ISA
rge daß der positive Ausfall einer Untersuchung des Kotes auf okkultes | ? en DE 10 Onean u. loeanlu, Atropin u or nal le Eu a
PE Blut allein schon bedingt sein kann durch die Entleerungen der „pa On diesen Störungen können viele, aber-auch nur einzelne nach- MEE ©.
. mu: $ Sgr 2 SS RLUBEN: weisbar sein, und ist das Bild, der Neurose 'im weit i vol) EA FREE
une I, Trich hal; iteren. Vagusgebiet 1-4 U KARTEN Bea
u F ledan i te lich « E oe Zahl vorbanden sind. Wichtiger | entweder manifest oder es besteht nur. eine reizbare Schwäche des- AN: aTr!
rt ngs und natürlich als Quelle schon makroskopisch sichtbarer | vegetativen Nervensystems (latente Neurose) DE | ATTE
=: engen allein in Betracht‘ kommend sind die Bohrlöcher in | _. Dabei ist es nicht nötig, daß so_stigmatisierte Kranke einen Hl ur 7
ml - er chleimhaut, aus denen ein Ausfluß von Blut‘ um so eher | Offensichtlich nervösen, neurasthenischen Eindruck machen, sondern sie > Bl an. :
ah - ‚anzunehmen ist, je mehr man an eine örtliche Hämolyse denkt, | können der Außenwelt gegenüber: völlig nervenrubig erscheinen. Er Ku RE
rn | ch Se DO hen Verschluß der angebohrten Schleimhaut- des a fo'gung seiner n der o ropan benan Grundlage Bag px R.
eef- gefäßchen verhindert. “= 1 Su pepticum wies v. Bergmann fast in Umkehr der früheren ` RAU kih:
ph = d ZUR : Anschauungen auf die Ähnlichkeiten, ja Gleichheiten der. M I E oE
er ii Ich halte es nicht nur für durchaus glaubhaft, daß eine, | (nervöse Dyspepsie, psychogene Dyspenafe) und Ta ` peptischen, Ge> pi SEEE y
mi 'ichocephaliasis schwerere anämische Zustände herbeiführen kann, | schwürs hin, auf die fließenden Übergänge zwischen diesen beiden Ka ER =
i wle sie neuerdings auch Moog anführt, sondern ich möchte | Krankheiten, sodaß er ‚sich zu der Hypothese berechtigt fühlte, daß ir
| Damentlich auch die Folgerungen Wolffs und-Daus hinsichtlich | der Neurotiker durch spastische länger dauernde Zustände im Magen HAN Misi i
a des Salimetnes okkulten Blutes im Stuhl anerkennen.. Wörtlich eE nn die en Schleimhautläsionen erhalten . NA BER o
pi sagen Wolff und Dau: Nachdem wir in über 40 0/, aller von | Kann, die beim Disponierten zur -Mitursache der weiteren nervösen a CRNA
„| Ws untersuchten Feldzugsteilnehmer Trichocephalus ee ge- Piorun Si im Magen werden (Circulus vitiosus). . KERNE une.
ji funden haben und bei deren Anwesenheit in über 92 °/, der Fälle | yago olche hartnäckige Spasmen können nach v. Bergmann bei UNTERE
se | okkulte Blut : DR . - . Vagosympathicotonikern ganz leicht durch. psychische Affekte .aus-. o RARIS
s| du Sympto nn m nom esen Naben, müssen = u ‚gelöst werden und führen zu Ulcus pepticum in der Art, daß durch WENS fr Nee
a r. oO en Blutungen zum mindesten bei Feld- | sie zwei hierzu notwendige Bedingungen erfüllt werden.. nämlich di I;
A veoeunehmorn nur dann. auf eine organische Erkrankung des | Verminderung der. normalen Widerstandsfähigkeit durch die a Rn po en
j | N auungstraktus bézogen werden darf, wenn die Anwesenheit Störung. der Bluteirculation im umschriebenen Schleimhautgebiete und. | Bu I Mi: i
on Darmparasiten und insbesondere Trichocephalus dispar aus- | infolgedessen die Andauung dieser in ihrer Ernährung gestörten Ro o BARIS
ïj geschlossen ist.“ Wenn auch Moog okkultes Blut im Stuhl bei Mucosapartie. Dem dritten Punkt der schlechten Heilungstendenz erklärt . A
B Triehocephaliasis nur selten gefunden hat, so kann nach meiner die CI Be ulus vitiosus (Fortbestehen der Neurose), den er auch für. UE BERR
A Ansicht die Berechtigung des angeführten Satzes nicht in Zweifel s 0. a teen ee Kun ee...
| - gezogen werden. Wichtig ist es natürlich, sich nicht etwa mit | entstehuneg durch Experimente al gelang es, diese spasmogene Uleus- ITOE, re
|. der einmali Ä I. entstehung durch Experimente zu stützen. Er erzeugte durch toxische | I R
‚“inmaligen Anstellung der Probe zu begnügen, wenn man den | Physostigmin- und Pilocarpininjektionen schw S | en NER SI;
| paziehungen zwischen der Trichocephaliasis und: okkulten. Darm- | Suffusion und Erosion am Magen and DeoBanktete ach a | BE TE
gen nachgehen will. | nn öffneter Bauchhöhle.. we Te RA E
J P Während ich in dieser Frage zu einem bestimmten Urteil | | — V Bergmanns psycho-neurogene Ulcustheorie fand nun ibre
| ER nn bin, vermag ich keinerlei Angaben zu machen über Š un ne 3 ne a letzter Zeit sprach sich auch die Sauer-
en Peitschenwurm als Erzeuger der mannigfachen Krankheits- | P rY Oh sche Sehulo in der Arbeit Chaul und Stierlin völlig dafür
elscheinungen, für di a a è aus. Die noch herrschende. Meinungsverschiedenheit kommt am deut-
| gen, für die man ihn verantwortlich gemacht hat. Die | Ds |
! Schleimhaut des. C a : i lichsten in der durch den Vortrag des Röntgenologen Haudek
| - Coecums läßt makroskopisch keinerlei belang- | (Schule Holzknecht, die sich als Anhänger erklärte) angeregten.
| Debatte zum Ausdruck, welche am 1. Februar 1918 in- der Gesellschaft
ge
æ n o‘ b E E E
Bire n aea Ar aiin a TE h ee
i
‘hinweisen,
484 `
en
Pleuritis exsudativa und Apieitis mit 16 Jahren wurde er sehr kräftig
und gesund. Während der Studien zweimal geringer Ikterus; damals
mittelstarker Potus, hat aber fast nie geraucht. Mit 27 Jahren leichte
hypochondrische Verstimmung infolge stark belästigender Extrasystolie,
ein Zustand, der durch Jagd und mäßige Hochtouristik verschwand.
Als Ursache wurden damals stärkere geschlechtliche Reizungen an-
genommen, doch war Patient nie infiziert, die Wassermannsche Blut-
probe ist negativ. Leichte Extrasystolie, die aber nicht mehr un-
angenehm empfunden wurde, bestand seitdem immer, desgleichen
Bradykardie (60). Stuhl regelmäßig, Magen meist vorzüglich, manch-
mal leichte hyperacide Beschwerden.
Seit zehn Jahren bestehen Anfälle von sensibler Neuritis, die
anfangs besonders als Neuralgien auftraten, später abwechseind im
Bereiche verschiedener dorsaler, Jumbaler und sakraler Spinalnerven
gebiete. Am häufigsten war das Gebiet des L 5, S1 und S 3 betroffen,
später traten sie auch am Rumpf auf, wo sie insbesondere im Bereiche
des D 8, 4 und 5 unangenehme Herzsensationen (Stenocardia nervosa),
Parästhesien, Druckschmerzpunkte usw. hervorriefen. Diese Anfälle
kennzeichneten sich durch ein eigenartiges Symptomenbild, das zwar
nicht immer voll ausgeprägt war. Ein bis zwei Tage nach geistiger
Überanstrengung, Überarbeitung, schwerer Aufregung, traten zuerst
psychische Zustände auf, bestehend in Unbehagen, Unlust, verbunden
mit Unrube, Gereiztheit und Depression. Dieser Dysphorie folgten die
Parästhesien und Hyperalgesien in den oben bezeichneten Hautbezirken.
Die Haut war schmerzhaft, aber normal empfindlich gegen Wärme und
Kälte. Waren fleischreiche Körperteile ergriffen, so waren auch die
Muskeln empfindlich, aber Druck eher wohltuend. Die Unruhe teilte
sich auch dem Körper mit und war ein Bein befallen, so wußte der
Kranke nicht, wohin es stellen und legen.
Diese Zustände dauern zwei bis drei Tage an, sind medikamentös
nicht beeinflußbar und verschwinden wieder spurlos. Öfter, das letzte-
mal vor vier Jahren, kam es hierbei zu Herpes progenitalis. Einmal
'zu einer Herpesbläschenbildung an der feinen Zehenbindehaut. Bei
heftigeren Anfällen konnte man auch stärkere Extrasystolie und Brady-
kardie, manchmal auch Herzpalpitationen konstatieren,
Im Februar 1917 traten wiederum starke derartige dysphorische
Anfälle auf, diesmal aber weniger mit sensiblen Störungen als mit
Dyspepsien.
Ich möchte hier nochmals erwähnen, daß der Kranke sonst stets
einen guten Magen hatte, nur sehr vereinzelte Gastralgien, das letzte-
mal vor. beiläufig acht Jahren nach stärkerem Weißweingenuß. Ab
und zu traten leichte hyperacide Beschwerden auf und die wiederholte
Untersuchung des Magensaftes nach Probefrühstück in den letzten
= 20 Jahren ergab stets mäßige Hyperacidität, 40 bis 60 (0,14 bis 0,2 %).
Bei den -jetzigen Anfällen waren es weniger acide Beschwerden, als
ein öliger Geschmack und Magendruck, der aber auf Natr. bic. am
besten reagierte und gewöhnlich nach ein bis zwei Tagen verschwand.
Im April 1917 blieben nach einem starken Anfall die Dyspepsie und
auch die Dysphorie länger bestehen, und es traten allgemein körper-
liches Unbehagen und nächtliche Fröste auf mit Temperatursteigerungen
bis 88,50%. Die genaue Beobachtung ergab schließlich okkulte Blu-
tungen als Ursache hierfür. Eine berufliche weite Reise ließ trotz der
hiermit verbundenen Strapazen und der Kriegskost die Erscheinungen
raschestens verschwinden, zugleich auch alle dysphorischen, wahr-
scheinlich infolge der damit verbundenen Ablenkung. Genaue Unter-
suchungen, die auf einer Wiener Klinik zwei Wochen später erfolgten,
ergaben auf Grund von Magenhypermotilität, vier Stunden Rest, Druck-
schmerz im Duodenum und der mäßigen Hyperacidität die Wahrschein-
lichkeitsdiagnose Ulcus pepticum duodeni. fine Karlsbader Hauskur
und Diät ließen die Krankheit spurlos verschwinden.
Erst im März 1918 traten nach längerem schweren und ruhe-
losen Überarbeiten die gleichen dysphorischen und dyspeptischen Er-
scheinungen neuerlich auf. Wieder zeigten sich Nachtfröste, wieder
okkulte Blutungen. Im verstärkten Maße kennzeichnete sich die Hyper-
motilität durch Hunger- oder mehr Leergefühle schon eine Stunde nach
reichlicher Mahlzeit, insbesondere bei Aufregung. Aber nie bestanden
Schmerzen, nie Gastralgien, nur etwas Sodbrennen oder öliger Ge-
schmack, was auf eine Pastille Natr. bie. verschwand. Die aufgetragene
Karlsbader Hauskur wurde nur unvollständig durchgeführt, der an-
strengende Beruf nicht unterbrochen, ja infolge Nahrungsschwierig-
keiten einigemal grobe diätetische Fehler begangen (Räucherfeisch,
Gullasch). Vier Wochen später trat plötzlich Kollaps und Melaena auf.
Ich möchte noch einmal auf die Symptomenarmut bezüglich des Magens
es bestanden nur leichte acide und dyspeptische Be-
schwerden. Die Leere in der Magen- und Herzgegend wurde als rein
nervöses Gefühl empfunden und war auch gewöhnlich von Extrasystolen
begleitet. Der Stuhl blieb normal. Zu betonen wäre noch, daß der
Kranke ein äußerlich völlig nervenrubiges Bild darbot. Vom weiteren
Verlauf will ich nur erwähnen, daß die Blutung nach fünf Tagen stand.
Clauden mit Barium sulfuricum verrieben, hatte vielleicht gute Wir-
kung. Bei geeigneter Ernährung, insbesondere verbunden mit
nervenberuhigenden Anwendungen (Wickel, Abreibungen, Halbbäder
Duschen usw.), natürlich unter Berufsenthaltung, machte die Genesung
rasche Fortschritte. .
Bei einem gesunden, kräftigen und nicht nervösen Menschen
mit einzelnen vago-sympathischen Stigmen traten seit Jahren
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
18. Mai.
sensible Neuritiden, öfter verbunden mit Herpes und mit psychi-
schen dysphorischen Zuständen auf. Die Neuritiden bevorzugten
zuerst die unteren Extremitäten und das Genitale, traten dann
im Thorax (Herzgegend) auf, schließlich als rein dyspeptische An-
fälle mit den gleichen Dysphorien. Nach starkem derartigen
Anfall okkulte Blutung. — die Diagnose schwankte damals zwischen
Erosion und Ulcus duodeni — mit rascher Heilung für ein Jahr
nach Kurgebrauch.
Neuerliche psychogen-dyspeptische Anfälle bringen dann die
gleichen Beschwerden und Symptome, aus denen infolge Nicht-.
beachtung nach zirka sechs Wochen sich eine schwere Duodenal-
blutung entwickelt. Auch bei der Entstehung dieses Geschwüres
sehen wir wiederum vegetativ-nervöse Symptome, wie sie v. Berg-
mann als Prodrome der Ulcusbildung gekennzeichnet hat. Doch
fehlen außer mäßigen hyperaciden Beschwerden insbesondere
Krampfzustände und Schmerzen überhaupt. Es ist daher schwer,
sich hier mit einer spastischen Ulcusgenese zu befreunden. Da-
gegen stehen sensible Neuritiden im Vordergrunde, wie sie
v. Noorden in einem Vortrage „über enterogene Intoxikationen,
besonders über enterotoxische Polyneuritis*?) als eigenes Symptomen-
bild anführt. .
In unserem Falle besteht zwar leichte Hyperacidität, doch
fehlt jede Constipation. Dagegen sind hier die Neuritiden öfter
mit Herpeseruptionen verbunden und vereinigen sich später mit
psychischen (dysphorischen) Erscheinungen zu umschriebenen An-
fällen von zwei- bis dreitägiger Dauer. Nach einem solchen Anfall
treten zuerst okkulte Blutungen auf, die den Verdacht auf Zwölf-
fingerdarmgeschwür rege machen, doch tritt fast zu rasch völlige
Heilung ein.
Nach einjähriger Pause neuerliche dyspeptisch-psychische De-
pressionsanfälle, die, vernachlässigt, zu dauernden Magenbeschwerden
und schließlich zum Ulcus duodeni führen. Es liegt hier wohl
ganz nahe, das Auftreten des Uleus pepticum mit diesen Anfällen
beziehungsweise einer daraus sich entwickelnden Neuritis herpetica
in Verbindung zu bringen.
Ist es nun überhaupt möglich, daß ein interner Herpes auftritt
und wie kommt er zustande?
Chirurgen und Pathologen berichten öfter über den Befund
von kleinen Ulcerationen an der Magenschleimhaut, ohne meines
Wissens näher auf die Pathologie dieser Verletzungen einzugehen.
Ziemlich häufig werden auch multiple Ulcera peptica beschrieben,
wobei betont wird, daß gewöhnlich weitgehende Unterschiede In
der Größe beziehungsweise dem Ausbildungsgrad dieser Ulcera
bestehen, sodaß ein schubweises Auftreten der Geschwüre wahr-
scheinlich ist; ein Vorkommnis, das ich für meine Ansicht aus-
nutzen möchte (Herpesrezidiv),. Von Bläschen wird nichts gê-
meldet, doch darf uns dies nicht wundernehmen, da ja solche
Gebilde auf Schleimhaut und insbesondere auf bewegter, z. B. m
Mund, nur von kurzer Dauer sind und baldigst ulcerieren. Es wäre
Aufgabe der Pathologen, möglichst frische Ulcera, sogenannte Ero-
sionen, auf ihre Bauart zu untersuchen. Dies könnte gerade m
Magen zu dem Nachweis führen, von welcher Ganglienzellart die
Entzündung ihren Ausgang nimmt.
Magen und Darm sind die Erfolgsorgane des Plexus myenterl-
cus (Auerbach scher Plexus), der nach Müller?) sicher mit
dem Nervus splanchnicus und vagus zusammenhängt. Er steht
somit unter der direkten Einwirkung aller im Blute kreisenden
Stoffe. Hierdurch, und weil Müller in ihm auch zweierlei Nerven-
elemente, motorische und sensible nach verschiedenen Zellentype,
die er fand, unterscheidet, wäre er wohl geeignet zum Ausgangs-
punkt einer zu Herpes führenden Entzündung. Ginge diese über-
raschenderweise vom Plexus submucosus (Meißner scher Plexus)
aus, so müßte gerade dies vielleicht zu unterscheiden sein.
‚ ‚Die Entstehungsart und Ursache des Herpes ist noch ein dunkles
Gebiet. Jarisch®) begnügt sich „mit der Anführung der nicht zu be-
zweifelnden Tatsache, daß es unter dem Einflusse nervöser Störungen
eben zu Veränderungen in der Haut kommen kann und daß es die
Bahnen der sensiblen Nerven sind, welche die betreffenden Impulse
leiten“. Als Ursache dieser Erkrankung sind klar erwiesen: Nerven
verletzungen, Traumen (vielleicht wirkt dabei schon der Shock mit),
gewisse Vergiftungen, insbesondere Kohlenoxyd und Arsen. Unsichee
ist die Ätiologie der sogenannten idiopathischen Formen, die vielleit
1) Carl v. Noorden, B., kl. W. 1918, Nr. 2.
2) L, R. Müller, Di i ton. (D. Arch. für klin. M.
1912, 105) ‚ Die Darminnervation. (
9 Jarisch, Hautkrankheiten. (Nothnagels Handbuch.)
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18. Mai.
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infektiöser Natur sind. Den Genitalherpes und den Herpes facialis führt
erwieBärensprung und Verneuil auf .nervöse Einflüsse zurück,
beim ersteren unter der Annahme einer disponierenden Neuritis und
auslösender mechanischer und kongestiver (Menstruation) Momente.
Ich möchte hier noch andere Hauterscheinungen beranzieben.
Auch die Ätiologie der Urticaria ist noch völlig ungeklärt und doch ist
eine gewisse Verwandtschaft zwischen Urticaria und Herpes. möglich,
ja sogar wahrscheinlich. Es würde zu weit führen, darauf näher ein-
zugehen, aber ich erinnere nur an den Fall von Ebstein (zitiert nach
Jarisch), wo bei zwei Brüdern nach der gleichen Intoxikation (Mies-
muschelvergiftung) bei dem einen ein Herpes zoster, bei dem anderen
eine Urticaria auftrat. : , na Eai
Nach v. Noo.rdens'’) Mitteilung gelang es Eppinger, aus
den Faeces bei intestinaler :Intoxikation einen Giftstoff zu extrahieren,
der ein starkes Vagusreizmittel darstellt und bei Aufbringung auf die
Haut des Menschen eine starke lokale Urticaria hervorruft. Nun ist
die Magenneurose nur ein Teilbild der chronischen intestinalen Intoxi-
kation und ihre Krankheitssymptome gleichen einander (Hyperaeidität,
spastische Obstipation usw.). | Er | | T
Und geradęso, wie nach unserer jetzigen Annahme das Ulcus
pepticum als Endergebnis einer Magenneurose aufgefaßt wird, ist es
denkbar, daß urticarielle Vorgänge im Dickdarm, vielleicht auch neu-
ritisch-herpische, die Ursache der Enteritis muco-membranacea sind.
Die rectoskopischen Befunde sprechen sicher nicht dagegen
[Schmidt 3]. |
Daß eine Urticaria interna vorkomm
Strauß?) beschriebenen Fall erwiesen.
Ein Männ erkrankte ünter den Erscheinungen einer akuten.
Appendieitis und wurde sofort operiert. Den dabei aufgenommenen
Befund beschreibt Strauß folgendermaßen: „Die sämtlichen Bauch-
organe, die bei der Operation mir zu Gesicht kamen, zeigten zahlreiche‘
kreisrunde, rote, glänzende Flecke von Erbsen- bis Fünfpfenniggröße,
ürer deren Herkunft ich mir zunächst während der Operation. gänzlich
im unklaren war. Unmittelbar nach ‘der Beendigung der Operation
bemerkte man auf der Haut des Kranken eine typische, auch mit dem
entsprechenden Juckreiz: einhergehende Urticaria, die noch drei Tage
lang anhielt und. dann reizlos abheilte.“ | | :
~ Gibt es eine. Urticaria interna, so ist auch die Möglichkeit
einer Neuritis herpetica interna nicht auszuschließen. Im Mund
können wir den Herpes verfolgen. Sein Symptomenbild im Innern
des Körpers auf der Schleimhaut des Magens und Darmes .läßt
"sich nur vermuten. Außer allgemein neuritischen (vielleicht auch
psychischen): Erscheinungen und neuralgischen Schmerzen‘ (Ga-
stralgien?) wird es zu mehr weniger starken Reizerscheinungen
sekretorischer und motorischer Natur kommen, Erscheinungen, die
Sonst als nervöse (psychogene) Dyspepsie angesprochen würden.
i Trifft nun die Erkrankung einen disponierten Körper mit
‚abnormer Konstitution und abnormer Reaktion seiner Organe und
dauern die nervösen Störungen in psychischer und physischer Hin-
Sicht an, so wird die Heilung des Ulcus herpeticum verzögert und
kann seinerseits zur weiteren Reizung beitragen: (Circulus vitiosus
Dach v, Bergmann). | poan u:
„ Diese Fortdauer der Reizung des an und für sich schwer
heilenden trophoneurotischen Herpesgeschwüres zeitigt als End-
- „ergebnis eine. andere Krankheit, das Ulcus pepticum callosum des
Magen- und Zwölffingerdarmes, sowie des unteren Speiseröhren-
anteiles, die allerdings auch auf anderem Weg entstehen können.
Eine unbedingt notwendige Rolle spielen dabei natürlich auch die
Magensäfte, die Salzsäure sowie alle anderweitigen peptischen
Fermente, denn-nur wo sie uneingeschränkt wirken können, finden
wir eben das Ulcus peptieum. Ich möchte hier auf die bemerkens-
werte Ansicht V. L. Neumayers) hinweisen, die für die
Geschwürsbi
Fermente verantwortlich macht und annimmt, daß die Hyper-
acidität vielleicht nur eine Folge der Abwehrtätigkeit des Organis-
Mus sei. Schon im unteren queren Anteil des Duodeums sind die
Ulcera peptica selten und fehlen im ganzen übrigen Darm, wo
nach meiner Ansicht Herpes und Urticaria ebensogut vorkommen
kann, aber infolge Fehlens der peptischen Reizstoffe rasch ausheilt,
an sie vielleicht eine Enteritis oder Enterokolik vorgetäuscht
D. | |
n Was löst nun diesfalls den Herpes aus? Ich erwähnte
‚Schon, daß seine Ätiologie im allgemeinen noch sehr ungeklärt ist.
Trauma, also Schädigungen .des Vagus und Sympathicus werden
selten in Betracht kommen, vielleicht eher noch die Shockwirkung
t, erscheint durch einen von
x
‚desselben.
ne 2 EE i Be
„Carl v, Noorden, Le
5 Schmidt, Klinik der Darmkrankheiten. (
) Strauß, M..Kl. 1918, S. 318. |
) Ther. Mb. 1917,. Dezember. |
erlag Bergmann.)
`
n | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
Idung. die vermehrte Abscheidung 'der verdauten
485
i Als feststehend gilt das Auftreten von Herpes nach Vergiftungen
(CO2 und Arsen); der Zusammenhang ist noch dunkel. Als exogene
‘Gifte können auch die Darmgifte angenommen werden, wie im Falle
| Ebstein. Auch v. N oorden sieht seine Neuritiden bei Darmver-
giftung als exogen entstanden an. - Ich halte es für Grenzfälle. Jeden-
falls müssen wir für das Auftreten von Herpes bei gewissen Infektions-
krankheiten einen endogenen Weg (Toxinwirkung). annehmen. Gifte
. entfalten ja überhaupt ‚gern eine elektive Wirkung auf die Nerven.
Aber wir brauchen gar nicht von eigentlichen Giften zu sprechen, sondern
nur von endogenen autonomotropen Reizkörpern, die gegebenenfalls
giftig wirken. Die Zusammensetzung. dieser Reizkörper ist. zurzeit
noch hypothetisch, doch werden Eiweißspaltprodukte. dafür namhaft `
gemacht [A. Schittenhelm‘)]. Ihre krankmachende Wirkung
beruht. nach Eppinger und Heß und L. v. Korzinsky?) in
‚der unzureichenden Tätigkeit des gesamten sympathischen Systems.
v. Korzinsky geht sogar so weit, daß er alle Zustände, die als
vegetative Neurose angesprochen werden (auch Vagotonie und Sympathi-
cotonie), in das Gebiet der Pathologie der inneren Sekretion verlegt,
somit als chronische endogene Vergiftungen auffaßt.
`v. Bergmanns neurogene Ulcustheorie stimmt mit obiger An-
nahme überein, denn er fand ja immer vagotonische Konstitution oder
wenigstens vago-sympathicotonische Stigmen -bei seinen Kranken. Er
begründet nun die erste Läsion durch Spasmen, was ja sicher für eine
Reihe von Fällen, insbesondere jene, die mit Schmerzen und Krämpfen
einhergehen, anzunehmen ist. Für jene Fälle jedoch, die aus scheinbar
voller Gesundheit ohne wesentliche frühere zum mindestens nicht
schmerzhafte Magenerkrankung entstanden sind, möchte ich eine Neu-
ritis herpetica als Ursache annehmen. Beide Vorgänge sind wahrscheinlich
nur graduelle Unterschiede derselben auslösenden Ursache (psychischer _
Affekte), deren Ergebnis, Mißfunktion innerer Drüsen mit Bildung. ab-
normer autonomotroper Reizkörper oder anderweitiger endokriner Gifte
— das eine Mal.durch Nervenschädigung schwere Spasmen hervorruft,
das andere Mal die autonomen Ganglien selbst angreift und entzündet.
Daß psychische Affekte imstande sind, derartig tiefgreifende
Störungen im Körperchemismus zu verursachen, dafür bietet uns der
akute Morbus Basedowii ein Beispiel. Auf einen starken psychischen
Reiz hio, oft in einigen Tagen entstehend, bildet sich eine dauernde
schwerste Dysfunktion innerer Drüsen, die sogar zum Tode führen kann.
Mir ist es wahrscheinlich, daß jene Fälle, die von mancher Seite als
Tod durch Hysterie?) bezeichnet werden, da sie von den Päthologen bisher
‚nie klargelegt werden konnten, dadurch ihre Deutung finden können.
, Zur Begründung des Entstehens von Herpes infolge endokriner
Vorgänge. möchte ich noch. auf den Herpes gestationis hinweisen.
Wenn auch nicht oft, so äußert sich doch manchmal das Schwanger-
'schaftstoxin in dieser Art, und ich kenne-Fälle, wo bei jeder Con-
ception als erstes Zeichen Herpeserupfionen an irgendeinem Körper-
teil auftreten. Ferner sind mir auch Patienten bekannt, die auf
schweres Leid und hohe Freude stets mit ..Herpes (en plaques)
antworten. .
somit zweifellos Herpes auslösen. Aber natürlich - müssen weitere
_ Bedingungen erfüllt sein, vor allem die krankhafte Konstitution _
und die abnorme Reaktion der Organe 4), hier des Magens als Er-
folgsorgan des autonomen Nervensystems beziehungsweise des
Plexus mesentericus. Wenn bei konstitutionell Belasteten der Magen
durch Ptose, Muskelschwäche, Atonie, schlechte Blutmischung ge-
schwächt ist, oder durch abnorme Saftzusammensetzung gereizt,
dann ist er sicher besonders bereit zur Bildung des Ulcus pepticum
aus jeglicher Ulceration. Auch das vermehrte Auftreten des Magen- `
geschwürs während der Kriegszeit: wird außer in den direkten.
Magenschädlichkeiten der ungewohnten und. außerordentlichen Kost
sowie in der mit der Minderernährung einhergehenden Anämie,
‚auch in den unvermeidlichen wiederholten psychischen Affekten
seine Ursache haben. Pe we
Schlußsatz: Das Ulcus peptieum ventriculi sive duodeni
kann das Ergebnis einer Neurose des vegetativen Nervensystems .
sein, die durch psychische Affekte zu einer Neuritis endotoxica
herpetica im. Bereiche des Plexus mesentericus führte. ‘Aus ihren
schwer heilenden Geschwüren kann bei konstitutionell und organisch
Disponierten, sei es durch Fortbestehen der Organneürose (Circulus
vitiosus) oder durch äußere Schädlichkeiten, wie sie die Ernährung
mit sich bringt (Krieg), ein echtes chronisches Magen- und Zwölf-
fingerdarmgeschwür entstehen. | |
1) M. Kl: 1917, S. 1088.
2) M. Kl. 1916, S. 1116,
Schleich, Vom S
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9) Chvostek, Morbus Basedowif. (Springer, 1917.) F
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. des Nervensystems ist kein krankhafter Befund zu erheben.
4.86
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Über einen Fall-von Hydrops genu intermittens
auf luetischer Grundlage.
Von _
Dr. E. Rubensohn, Köln.
Trotzdem über die Dauer und den Verlauf sowie auch über
die ätiologischen Momente der akut umschriebenen Hautödeme,
der periodisch auftretenden Gelenkschwellung, wie des Hydrops
hypostrophos usw. von Autoren wie Schlesinger, Quincke,
Oppenheim, Crepin usw. eingehend berichtet wird und
das Zustandekommen fast einhellig mit einer nervösen Belastung
der davon Befallenen erklärt wird, so dürfte doch die Veröffent-
lichung eines vom Verfasser längere Zeit beobachteten Falles recht
angebracht sein, besteht doch hier im klinischen Bilde eine fast
völlige Übereinstimmung mit den Krankheitsbildern der oben ge-
nannten vasomotorischen Neurosen und deckt erst die längere
Beobachtung und eingehende Untersuchung die syphilitische Grund-
lage als Ursache des Leidens deutlich auf. |
Patientin, eine 50 jährige Arbeiterin, wurde am 17. Juni 1918 im
St.-Vincenz-Hause aufgenommen, körperlich ist sie kräftig entwickelt
und von gesunder Gesichtsfarbe.
Anamnestisch sind keine Besonderheiten zu erwähnen. Vater
und Mutter seien stets gesund gewesen, Nerven- oder Geisteskrank-
heiten sind in der Familie nicht beobachtet. Auch. sie selbst war in
der Jugend bis zum Beginn des Leidens stets gesund. Vor 30 Jahren
habe sie kurze Zeit nach einem geschlechtlichen Verkehr einmal ein
Kleines „Pickelchen“ an den Geschlechtsteilen bemerkt, eigentlich ge-
schlechtskrank sei sie also nie gewesen. Potus wird negiert. Mann
und Kinder seien gesund, Vor ungefähr sechs Jahren habe ihr jetziges
Leiden begonnen. Die Attacken traten stets im Frühjahr auf und
endigten gegen Dezember. Die einzelnen Anfälle, verliefen stets in
gleicher Weise, eingeleitet wurden sie mit ziehenden Schmerzen im
linken, und dann im rechten Knie, die 1 bis 1/2 Tage vor dem eigent-
lichen Anfall auftraten. Es folgte dann eine erhebliche Anschwellung
beider Knie, welche drei Tage dauerte und besonders am zweiten
Tage ihren Höhepunkt erreichte, zunächst schwanden die subjektiven
‘Beschwerden und am Ende des dritten Tages ist auch die Schwellung
abgelaufen. Von der Höhe eines Anfalles bis zum nächsten verfließen
genau sieben Tage, Fieber sei dabei nie aufgetreten, und bislang sei
sie von ihren Ärzten wegen dieses Leidens auf „Rheumatismus“ be-
handelt. Es wurden Salicylpräparate, zum Teil auch Eisen verab-
folgt, ebenso brachte das Tragen von Binden oder Kniekappen keinerlei
Erleichterung der subjektiven Beschwerden oder eine Besserung im ob-
jektiven Befund.
Die Untersuchung des Herzens und der Lunge ergibt keinen
krankhaften Befund, der Leib ist weich, nirgends druckempfindlich, die
Leber ist nicht vergrößert, die Milz nicht fühlbar. Auch von seiten
Beide
Pupillen reagieren prompt auf Lichteinfall und Konvergenz, die Lunge
wird gerade herausgestreckt, Rachen- und Bindehautreflex sind normal
erhalten, ebenso sind die Kniesehnenreflexe sowie der Achillessehnen-
reflex deutlich auslösbar. ‘Bei Auslösen des Fußsohlenreflexes tritt
eine starke Abwehrbewegung ein. Das Babinskische, das Rombergsche
sowie Oppenheimsche Phänomen sind beiderseits nicht vorhanden, die
Bauchdeckenreflexe werden schwach ausgelöst, es besteht keinerlei
Empfindungsstörung für Spitz und Stumpf, für Kalt und Warm. Am
Tage der Aufnabme nun war am erkrankten Gelenke keine Schwellung,
keine Rötung oder Erguß nachweisbar, nur bei der Flexion fühlte man
beiderseits, besonders rechts, eine leichte Crepitation. Patientin war
stets im anfallsfreien Intervall beschwerdefrei und erwartete nun zu
Beginn des dritten Tages den eigentlichen Anfall. Am zweiten Tage
auch nach der Aufnahme stellte sich der Beginn des typisch ge-
schilderten Anfalls ein. Sie klagte über lebhafte Schmerzen in beiden
Kniegelenken, besonders beim Gehen, längeren Stehen: oder bei der
Flexion, und bat das Bedürfnis, beide Gelenke zu schonen. Am
nächsten Tage nun tritt eine Schwellung an beiden Knien auf, die
am folgenden Tage ihren Höhepunkt erreicht. Die Haut über dem
erkrankten Gelenk ist nicht gerötet, Fieber besteht nicht, ein Erguß
dagegen ist deutlich vorhanden. Die Patella ballotiert leicht, und
es treten neben der Sehne des Quadricepsmuskels und oberhalb
der Kniescheibe fluktuierende Wülste von spindelförmiger Gestalt vor.
Die ganze Patellargegend ist druckschmerzhaft. Dieser Krankheits-
zustand dauert zwei Tage, am dritten Tage tritt ein allmählicher
Rückgang der Geschwulst ein, um dann dem Zustande eines völligen
Wohlbefindens zu folgen. Der Verlauf, die Dauer und das klinische
Bild des Leidens zeigen eine so ähnliche Übereinstimmung mit dem
Hydrops articulorum intermittens, daß das kurz persistierende, nicht
entzündliche Ödem mit seiner Lokalisation an beiden Kniegelenken
als Prädilectionstelle zunächst als Hydrops articulorum intermittens
angesehen und dementsprechend behandelt wurde,
. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
18. Mai.
Elektrotherapie, Salicylsäure und Chiningebrauch brachten keinerlei
Besserung der subjektiven Beschwerden. Die Anfälle traten weiterhin
in gleichem Intervail und fast immer mit den gleichen objektiven Ver-
änderungen auf. Die nun bei den wiederholten Anfällen beobachtete
Tatsache, daß diese nicht stets die gleich starken Beschwerden ver-
ursachten und daß Zeiten heftiger Attacken solchen mit geringeren sub-
jektiven sowie objektiven Veränderungen folgten, führten zu der Ver-
mutung, daß bei diesem Leiden die Lues wohl eine Rolle spielen
könnte, analog den metasyphilitischen Nervenleiden, die ja ebenfalls
durch den schwankenden und zu Remissionen neigenden Verlauf
charakterisiert sind, wiewohl in diesem Falle klinisch sichere Zeichen
einer Lues nicht vorhanden waren und auch das Röntgenbild des Knie-
gelenks keinerlei destruktive Veränderung, keine Auffaserung an den
Epiphysenenden zeigte. Die vier Wochen nach der Aufnahme vor-
genommene Untersuchung des Blutes (Wassermannsche Reaktion) be-
stärkte den Verdacht. und die wiederholte Wassermannsche Reaktion
ergab jedesmal ein deutlich positives Resultat. „Die nun eingeleitete
specifische Kur zeigte auch ex juvantibus die Richtigkeit der Vermutung.
Es wurde graue Salbe in Kombination mit Neosalvarsan, bei steigender
Dosis von 0,45 bis 0,6 angewandt. Schon in der zweiten Woche der
Einreibungskur bereits nach der ersten Salvarsanivjektion wurde sub-
jektiv eine ausgesprochene Besserung konstatiert. Die Schmerzen im
Anfall waren bedeutend gelindert, die Geschwulst gegenüber früher
mälsig abgeschwollen. Die größte Circumferenz im Anfall betrug über
dem linken Knie 32 cm, über dem rechten 81 em. Schon nach der
dritten Salvarsaninj-ktion macht Patientin auf der Höhe des Anfalls
Gehversuche, nach der vierten Einspritzung kehren annähernd normale
Verhältnisse wieder. Die Schwellung ist nur noch ganz gering und
klagt die Erkraukte allein noch über Ziehen im rechten Knie. Sie
vermag jetzt am Tage des eigentlichen Anfalls außer Bett zu sein und
klagt auch jetzt bei längerem Gehen nur über ziehende Schmerzen.
Im weiteren Verlauf der Beobachtung ist an dem eigentlichen Anfalls-
tage keinerlei Schmerz, auch kein Ziehen mehr bemerkbar. Sie bewegt
sich frei und beschwerdelos und wird nach beendigter Inuactionskar
als geheilt entlassen. 2'!/ Monate nach der Entlassung erscheint
Patieutin noch einmal zur Untersuchung, es werden auch jetzt keinerlei
Klagen vorgebracht, auch objektiv ist kein krankhafter Befund zu er-
heben. Sie geht ihrer Beschäftigung als Arbeiterin mit voller Erwerbs-
fähigkeit nach,
Vom Quinckeschen Ödem unterscheidet sich dieses Leiden
durch das Freibleiben des Gesichtes, wo gerade Lippe, Lider und
Wangen als Prädilectionsstellen zu gelten haben, wozu auch das
akute rezidivierende Lidödem, der akute rezidivierende Exophthal-
mus und andere periodisch auftretende nervöse Störungen gə-
hören. Ein weiterer Unterschied besteht eben in diesem Falle In
einem Fehlen jeglicher nervöser Ausfallserscheinungen, wohin-
gegen das Quinckesche Ödem ausschließlich nervöse Personen be-
trifft, oder solche, die nervös hereditär belastet sind. Aus gleichen
Gründen konnten wir eine Abart des Quinckeschen Ödems, das
ebenfalls auf dem Boden einer hysterischen Grunderkrankung sich
bildende Syndrom des Oedöme bleu ausschließen. Das sogenannte
harte, traumatische Ödem zeigt mehr stabilen Charakter, wenn 68
auch von häufigen Verschlimmerungen begleitet ist. Das von
Meige beschriebene Trophödem hat zwar seine Prädilections-
stelle an den unteren Extremitäten, ist aber hauptsächlich durch
seine Blässe, Härte und Schmerzlosigkeit gekennzeichnet. Gegen
das Vorhandensein eines gonorrhoischen Prozesses als Grund-
ursache dieses Leidens, wie Schlesinger solche Fälle er-
wähnt, spricht das Fehlen jeglicher sonstiger gonorrhoischer Er-
scheinungen. und die lange Dauer des Leidens. Auch die An-
nahme Rosenbachs, als sei der Hydrops intermittens, eine
Abart des akuten oder subakuten Gelenkrheumatismus, ist in diesem
Falle mangels jeglicher anamnestischer oder objektiver Daten ZU
verwerfen. Ein Zusammenhang zwischen Hydrops und Malaria,
wie er ebenfalls von Schlesinger konstatiert wurde, kommt
in unserem Falle nicht in Frage. Ebensowenig wie hier die inter-
mittierende Gelenkschwellung durch Entzündung des Knochens
in der Umgebung bedingt sein kann, entsprechend dem Garre-
schen Fall, wo ein centraler Knochenabsceß im Malleolus internus
aufgemeißelt wurde und der allein den intermittierenden Hydrops
verursachte. Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten der
Menses und dem Leiden besteht nicht. Beide sind unbeeinflub
voneinander, im Gegensatz zu dem Trophoedeme, wo nach Bauer
und Debouis eine Beziehung des Leidens zu den Sexualorganen
schon seit langer Zeit erwiesen ist: ebenso wie das Trophoedeme
sich regelmäßig zur Pubertätszeit einstellt, so kann es ebenfallS
anschließend an die Menopause auftreten. Die tabische Arthro-
pathie zuletzt ist gekennzeichnet durch den allmählichen Beginß,
den stabilen Zustand des krankhaften Gelenkprozesses und andere
tabische oder metasyphilitische Symptome. Die Annahme ne
rein nervösen Ursprungs findet vor allem eine erhebliche Stütze
Foo o asma
. male Gefäßerweiterung diese Wirkung durch die erhöhte Lympb-
entfaltet. Ist demgemäß. die Frage, inwiefern das syphilitische
' aus dem oben beschriebenen Falle dann hervorgehen, wenn
es gelänge, das Gebiet der intermittierenden Gelenkerkrankung | hervorgerufen haben. Jedoch ist mit Sicherheit anzunehmen, daß
. Bd.2. — Paul Krause, Klin. Diagnostik 1913. — Schlesinger, Hy-
- methoden 1914, Bd. 1.) —
- Bd 4, Bd. 1.) A Aa E
El W, 1914/15.)
&etauchten Präparate keineswegs groß, so beweist sie andererseits,
entsprechen Scheinen,
= Aus dem Reservelazarett Rassell
Zur Kasuistik der Stirnhirnverletzungen.
Ä a Von en
Ed. Mosbacher.
in der eigentümlichen Art des. Auftretens und in der besonders
von Strümpell und Krause verfochtenen Ansicht, als han-
dele es sich in Anbetracht des raschen Auftretens und Schwindens
des Leidens um eine rein vasomotorische Neurose; ist nach
Krause der Hydrops ein selbständiges Leiden, entstanden auf dem
Boden einer allgemeinen Neurose, so. kann. er nach O ppen-
heim ein selbständiges Leiden darstellen, oder auf dem Boden
der allgemeinen Neurose als. Einzelsymptom sich bilden, in Kom-
bination mit Morbus Basedow, Angina pectoris-usw.: Schlesinger
aber rechnet das Leiden (53 beobachtete Fälle) dem Hydrops hy-
postrophos zu, wobei der Hydrops art. interm. nur eine Unterart
sei. Die Möglichkeit nun, daß auch. Lues die Erkrankung veran-
lassen könnte, wird hier zugegeben, ohne daß Schlesinger
den Beweis für die Annahme als erbracht findet. Das Fehlen
jeglicher sonstiger nervöser Störungen oder vasomotorischen Er-
scheinungen, dabei die Tatsache, daß die Anfälle nicht stets in
gleicher Heftigkeit auftreten, vielmehr Stadien heftiger Attacken
Zeiten weniger lebhafter in subjektiver wie objektiver Störungen
folgten, zuletzt der Mißerfolg jeglicher bisher angewändter The-
rapie ließ die Vermutung aufkommen, daß die Ursache dieser.
seltenen Erkrankung eventuell luetischer Natur sei. Die wieder-
holte Blutuntersuchung und die mit Erfolg durchgeführte speci-
fische Behandlung erbrachten den Beweis unserer Annahme. Warum
die ödematöse Erkrankung gerade die Kniegelenke betrifft, dürfte
ähnlich wie bei der tabischen Arthropathie seinen Grund in der
häufigeren Inanspruchnahme gerade dieses Gelenk: s haben, werden
doch auch hier die übrigen Gelenke äußerst selten betroffen, so-
daß das mechanische Moment ausschlaggebend ist für die Loka-
lisation der Gelenkveränderung an den Knien, als dem Locus
minoris resistentiae. Offen muß die, Frage bleiben, ob die Schwel-
lung bedingt ist- durch mangelhafte Koordination, durch krank-
hafte Beschaffenheit des Knochens (kein Anhaltspunkt hierfür
durch das köntgenbild) oder der den Knochen umgebenden Weich-
teile, oder ob vielmehr. eine abnorme, periodisch gesteigerte .
Erregbarkeit des Vasomotorencentrums das Zustandekommen der
hydıopischen Erscheinung verursacht, wobei nach Sahli maxi-
die Splitter reaktionslos noch im Körper.
mnestisch sind keine früheren Krankheiten zu erwähnen. E
Was das Nervensystem anbetrifft, so reagieren die Pu -
pillen prompt auf Lichteinfall und’ Konvergenz, sind glei hmäßig
rund und weit.. Der Augenhintergrund ist normal. Hornuautreflexe :
| links —, rechts.. Bindehautreflexe: links —, rechts —. Beim Blick
nach rechts und besonders. nach links ausgeprägter Nystagmus
horizontalis, sonst Augenbewegungen frei. Nervus facialis beider-
‚seits ohne Besonderheiten. Zunge. wird. gerade herausgestreckt. Arm-
reflexe: links < rechts, Bauchdeckenreflexe: links —,
rechts +. Cremasterreflexe: links < rechts. Kniesehnen-
Achillessehnenreflexe: links < rechts. Babinski, Oppenheim
Rohe Kraft: beiderseits gleich. Sensibilität aller Arten nicht gestört.
‚Nachröten: links stärker -als rechts. Hörvermögen: links
wesentlich. herabgesetzt.. Sonst sind keine Veränderungen des Nerven-
systems und der Psyche nachzuweisen, ao
Es handelt sich also um eine A- beziehungsweise
Hyporeflexie der linken Seite in Verbindung
mit Nystagmus. - o PO Bo A
Röntgenbilder. des Schädels (Oberstabsarzt Dr. A Isberg) er-
geben: Granatsplitter in der Höhe der rechten oberen Zaboreihe. Ein
Splitter in der Höhe des linken Jochbogens und ein Splitter
.limken Schädelbeins und des Stirnbeins. /
Auf den oben angeführten Symptomenkomplex hat seiner-
zeit zuerst Schultz und später Sittig hingewiesen. In den
von ihnen angeführten Fällen fanden sich jedesmal Verletzungen
des Stirnhirns mit. gleichseitiger Herabsetzung der
Reflexe. In einem Teil der beschriebenen -Fälle wurde auch wie
hier Nystagmus beobachtet.
bildung, durch Erhöhung des Capillardruckes und durch die T u, ©
lch möchte deshalb annehmen, daß, obwohl in unserem
gleichzeitige Erhöhung der Durchlässigkeit der Capillarwände.
läßt, doch eine Verletzung desselben (Blutung?) vorliegt, zumal ja
die dem Gehirn zunächst sitzenden Splitter sich auf der linken
'Schädelhälfte finden. Ich bemerke natürlich, daß die oben er-
wähnten Splitter Selbst wohl keine Schädigung des 'Stirnhirns
Gift einen periodisch auftretenden Hydrops verursacht, völlig in
Dunkel gehüllt, ähulich wie das diesem Leiden zu vergleichende
Bild der tabischen Arthropathie, so dürfte doch ein Gewinn
Neurose weiterhin einzuengen, wie in diesem | das Trauma, welches die ganze linke Körperhälfte des Patienten
getroffen hat — die Splitter verteilen sich über die ganze linke
Seite —, eben, wie oben erwähnt, eine Blutung im linken Stirnhirn
hervorgerufen hat, oder daß der verletzende kleine Splitter
sich nicht mehr im Schädel des Patienten befindet,
als einer reinen
‘Falle, zu einem Symptomenbild eines ‘Grundleidens, das eine
- dankbare Therapie verspricht und unser Wissen ob des Zu-
sammenhanges zwischen Lues- und vasomotorischen Störungen
. bereichert.
Literatur: Strümpell, Lehrb. d. spez. Pathol. u. Ther. 1914, | zt, he Stör
ruhe usw.). bei Schädigung des Stirnhirns beschrieben: -worden.
100Ps hypostrophos und Hydrops articulorum intermittens. (Mitt. renze n Und ich möchte deshalb im Anschluß an die Fälle von Schultz
1900, Bi = i jlitisch lenkentzündung. (M. ee h 2 3 i
-m. W. 1918 Nr. Ti TPH Re a Kaia “und Gelenkver- | und Sittig auf das oben geschilderte, für Stirnhirnverletzungen
, Lehrb. klin. Untersuchungs- | pathognomonische Syndrom an Hand dieses Falles nochmals hin-
änderung. (Schmidts Jahrb. 1917.) — Sahli die alles |
hrb, d. Nervenkrankheiten 1908, | Sewiesen haben, für das zurzeit noch eine Erklärung fehlt.
Literatur: Schultz, Mschr. t. Psych. 1915, Bd. 38. — Sittig,
WW, O 2u o
Be = Ri ese, Zwei, Fälle von bysterischem Ödem. i (Arch. f. wo nw
. . Ei S 1 ! j i l n . ' ° l
ulawsky, Bin Fall von periodischer Ge ia a M. Kl. 1916, Nr. 41; Zschr. f. d. ges. Neurol.,.
i
Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege.
i a | Von Prof. Dr. C. Bachem, Bonn a. Rh. -E | | |
a Neben dem Wirkungsmechanismus der. Digitalisblätter hat
Excitantia und Kardiotonica. man auch neuerdings wieder der Wertbestimmung der
| a: | | Droge sich zugewandt: während bekanntlich die Fockesche
L -Digitaliskörper. | Methode darin besteht, die Zeit zu bestimmen, innerhalb der das’
_ _ Ebensowen’g -wie das Opiumproblem kann das Digitalis- | Herz eines Frosches von: bestimmtem' Gewicht bei Injektion einer
problem zurzeit al gelöst Herachtet werden. An Stelle der | bestimmten 'Digitalismenge in Systole stillsteht, bedient sich
| | Hef£ter der langfristigen Methode, die die kleinste absolut töd-
‚ Pirksamen Substanzen hat man in praxi von Digitali n
gitalisextrakten | 4 F Ga |
E i anderen nach besonderem Verfahren hergestellten Auszügen | liche Gabe pro Gramm Froschgewicht bestimmt und die von ihm .
ine durchaus zufriedenstellende Wirkung am Krankenbette ge- a |
Straubs Angabe soll diese Methodik anderen Bestimmungen vor- /
als F., D. (= Froschdosis) bezeichnet wird. Nach ‘seiner und
Sehen. Ist auch die Zahl der während des Krieges neuauf- a ,
zuziehen sein.
Die Frage, welches Verfahren das zweckmäßigste für die
ab die neueingeführten Produkte nicht allen Anforderungen zu | |
en Extraktion der Blätter darstellt, ist noch nicht eindeutig entschieden,
'
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.20. 20 ggg
~ Im Juni vorigen Jahres wurde ein Mann eingeliefert, der im März
durch zahlreiche Granatsplitter verwundet worden ist. Die Einschuß-
wunden waren bei der Aufnahme sämtlich verheilt. Zumeist steckten
- Die inneren Organe boten keine krankhaften Symptome. Äns-
usw. nicht vorhanden. Adiadochokinesis: liuks vurbanden.
außerhalb ‚der! Schädelkapsel am Übergang des.
Falle das Röntgenbild keinen Splitter im linken Stirnhirn erkennen
Es sind bis jetzt, nur psychische Störungen (Witzelsucht, Un- -
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Die Extraktion der Digitalisblätter mit absolutem Alkohol im
Soxhletschen Apparat soll von allen Methoden die höchsten
Werte liefern. |
Auch die Digitalissamen enthalten wirksame Glykoside (etwa
1,3%); hauptsächlich handelt es sich um Digitalin und Digitalein.
Digitalisblätter enthalten etwa 1% aktiver Glykoside, die zu 1/3 aus
Digitoxin, zu ?/, aus wasserlöslichen Glykosiden und Gitalin
bestehen. Das Infus enthält relativ mehr Digitoxin als das Kalt-
wasserextrakt; Infuse sind relativ gitalinarm. Gitalin, eine von
Kraft aus dem Kaltwasserextrakt isolierte wirksame Substanz,
kommt neuerdings unter dem Namen Verodigen in den Handel.
Es ist in etwa 600 Teilen Wasser löslich und die Lösungen zer-
setzen sich beim Kochen unter Ausfällung eines krystallinischen
Niederschlages (Anhydrogitalin. Da das famorphe) Verodigen
hitzeunbeständig ist, so folgt daraus, daß es im Infus nicht voll-
ständig enthalten sein kann. Verodigen besitzt dagegen alle
pharmakologischen Eigenschaften der Digitalisblätter, dabei ist es
gut resorbierbar und hinsichtlich der kumulativen Wirkung steht
es erwünschterweise in der Mitte zwischen Digitoxin (aus dem
Froschherzen schwer auswaschbar) und Strophanthin (leicht aus-
waschbar). — Am Krankenbett soll sich die neue Reinsubstanz
nach Krehl gut erprobt haben, da man mit ihr alle Vorteile er-
zielt, die man mit Digitalisblättern erreichen kann. Man gibt
mit den beiden ersten Tagen zwei- bis dreimal täglich je 0,8 mg,
später weniger. Nebenwirkungen werden kaum beobachtet, Magen-
störungen sind recht selten; dagegen ist die Resorbierbarkeit vom
Darm aus eine so ausgezeichnete, daß der Erfolg fast einer intra-
venösen Injektion gleichkommt. Man kann Verodigen längere Zeit
hindurch geben und zuweilen tritt noch relativ spät eine Wir-
kung ein.
Wenn man als Norm für die Lösung der Aktivglykoside einen.
Kaltwasserextrakt gelten lassen will, so kommen von Handels-
präparaten diesem Digalen und Digipan am nächsten, denn
sie enthalten unzersetztes Gitalin. Dagegen sollen Digipuratum
und Digitalysat, also Präparate, die sich in der Praxis durchaus
bewährt haben, dem erschöpfenden Heißwasserinfus nahestehen:
sie enthalten nur einen Teil des Gitalins, dafür mehr von dem
weniger wesentlichen Digitoxin. |
Die örtliche Reizwirkung bei der subcutanen Verabreichung
von Digitalispräparaten, die für die Praxis von besonderer Bedeu-
tung ist, wurde an der Haut junger Schweine geprüft; es ergab
sich, daß die geringste Reizwirkung dem Digifolin und dem Dialysat
(Golaz) zukommt; den stärksten Reiz übten Digalen und Digitoxin
aus. In der Mitte zwischen beiden Gruppen stehen hinsichtlich
ihrer Reizwirkung Digipuratum, Digitalisinfus, Digitalysatum und
die Strophanthine.
Von Wichtigkeit für den Eintritt der Wirkung und der Ver-
‚giftung (Kumulation) sind die Befunde Gottliebs, der Mäusen
Digitalis- und Strophanthuspräparate intravenös injizierte und fand,
daß diese Substanzen bereits nach zehn Minuten zum größten Teil
aus dem Blute verschwunden waren. Nachher sinkt der Glykosid-
gehalt langsamer und nach einer Stunde ist immer noch ein kleiner
Rest nachzuweisen, obwohl die Tiere sich schon von der Vergiftung
erholt haben. Der Giftverbrauch scheint in späteren Vergiftungs-
‚stadien auf Bindung durch gewisse Organe zu beruhen. Der Höhe-
punkt der Vergiftung wird erst dann erreicht, wenn schon 50—80%
aus dem Blute verschwunden sind, die Symptome folgen also der
Giftaufnahme erst langsam nach.
Der bekannten Verwendung der Digitalispräparate am
Krankenkett ist wenig hinzuzufügen: Nach einigen Autoren
hat sich Digitalis. bei Grippe, speziell zur Behandlung der
Pneumonie, gut bewährt und selbst schwere Fälle sollen unter
Digitalistherapie einen günstigen Ausgang genommen haben. Man
gebe von einem Infus 1:150 zweistündlich einen Eßlöffel. —
Lungen- und Uterusblutungen sind in den letzten
Jahren erfolgreich mit Digitalis bekämpft worden; wo die
Blutung aus. dem Venensystem stammt, ist eine günstige Ein-
wirkung naheliegend. ' -
Unter den modernen Digitalispräparaten wurde im Kriege
bald diesem, bald jenem ein Loblied gesungen. Neu aufgekommen
sind folgende: ;
—,— on.
MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
r me nt rt nn nn he E
Liquit.alis. Eine dunkelbraune Flüssigkeit, frei von den
Ballaststoffen der Digitalisblätter, von der 1 cem 0,1 Fol. Digit,
titrata entspricht. Das Mittel, das physiologisch ausgewertet ist,
wird gut vertragen und scheint von prompter Wirkung auf das
Herz bei erheblicher diuretischer Kraft zu sein. Man gibt als
Einzeldosis innerlich 10 bis 20 Tropfen, intramuskulär oder intravenös
1/, bis Í cem. (Fabr. Gehe & Co., A.-G., Dresden; Original-
packungen: verschiedene.)
Digitotal, ein (schwedisches) ausgewertetes Digitalis-
_ präparat, das alle Herzglykoside enthalten soll unter Abwesenheit
des Digitonins. Der Erfolg soll ebenfalls prompt und frei von
Nebenwirkungen sein. 1 cem Digitotal entspricht 0,15 frischer
Blätter, den gleichen Wirkungswert besitzt eine Tablette oder
0,3 Digitotal c. saccharo.
In ähnlicher Weise hergestellt und verwendet werden die
Präparate Digosid und Adigan.
Auch Digifolin, Digipuratum, Digitalysatum und Digalen
u auch als Suppositorium) haben sich im Laufe des Krieges
ewährt.
Cymarin, der wirksame Bestandteil von Apocynum
cannabinum, über das bereits vor dem Kriege zahlreiche Erfah-
rungen vorlagen, wurde weiterhin bei Kreislaufstörungen geprüft:
bei subakut einsetzender Herzschwäche mit Stauungserscheinungen,
kleiner Diurese usw, war es nicht brauchbar, wenn es innerlich
gegeben wurde (®/,. mg); es steht hier hinter der Digitalis zurück,
Bei chronischer Herzmuskelschwäche, die nicht von stürmischen
akuten Erscheinungen begleitet war, waren die Erfolge höchst be-
friedigend, indem ein Nachlassen der subjektiven und objektiven
Beschwerden eintrat. Fast stets tritt der Erfolg nach vier bis
sieben Tagen ein. Die einzelnen Cymarinperioden sind nicht über
zwei Wochen auszudehnen wegen Wiederansteigens der Puls-
frequenz; nach 14 tägigem Gebrauch soll eine einwöchige
Pause erfolgen. Cymarin kann auch im Anschluß an Digitalis
gegeben werden, wobei die Digitaliswirkung recht gut ver-
vollständigt und eine Wiederholung der Digitaliskur unnötig
gemacht wird. Beim innerlichen Gebrauch wurde Cymarin vom
Magen aus gut vertragen. Andererseits sei man in der Aus-
wahl der Fälle vorsichtig, da das Mittel, wie schon aus seiner
_ winzigen therapeutischen Dosis hervorgeht, ein keineswegs indiffe-
rentes ist. (Fabr.: Elberfelder Farbenfabriken; Originalpackung:
Flakon mit 50 Tabletten = 2,50 M).
‚ _ Die Behandlung — besonders akuter — Kreislaufschwäche
mit Strophanthuspräparaten erfreut sich noch immer großer
Beliebtheit, obgleich manche Zubereitungen infolge ihrer verschle-
' denen botanischen Abkunft auch in ihrer therapeutischen und toxi-
schen Wirkung verschieden sind. Auch konnte der Beweis er-
bracht werden, daß die handelsfertigen Lösungen in Ampullen von
g-(gratus)Strophanthin ihren Valor mehrere Jahre lang unverändert
halten, während die des k-Strophanthins nach einem Jahre an
Wertigkeit verlieren; auch dies erklärt schon das unterschiedliche
Verhalten in der Wirkung beim Menschen.
‚ Längere Behandlung mit intravenösen Strophanthininjektione2
scheinen keine nennenswerte kumulative Wirkung zu haben: 10
dieser Hinsicht ist ein von Faber mitgeteilter Fall lehrreich, 1
dem ein ‚alter Mann mit Myodegeneratio, Arteriosklerose un
Hydrops in 1!/s Jahren nicht weniger als 91 solch intravenoser
Strophanthininjektionen erhielt. Schwere Anfälle von Atemnot wurden
manchmal prompt behoben. Man injiziere jedoch nicht mehr als
1/, mg, zumal man mit dieser Dosis stets auskommt. Nach 0,3 mg
Strophanthin wurde Kollaps und nach 0,8 mg sogar ein Todesfall
beobachtet.
Ein reines g-Strophanthinpräparat kommt unter dem Namen
Puro strophan in den Handel. Die Herzwirkung ist dig
gleiche wie bei Digitalis, die Gefäßwirkung ist der nach Digitalis
darin überlegen, daß der allgemeine Blutdruck weniger gesteigert
wird, Die Wirkung tritt auch bei stomachaler Anwendung rasch
ein und scheint nicht von Kumulationserscheinungen begleitet ZU
sein. Einzelgabe: innerlich 1/, bis 1 mg, intravenös 1/4 bis */a M8.
(Hersteller: Chemische Fabrik Güstrow i. M.; Originalpackung ID
Tabletten und Ampullen.)
_——
u du Wa a
u ee en
in das Gebiet ärztlicher, wie verwaltungstechnischer Ergründung. | Ansiedlung des Eitererregers an
: meines Erachtens als solcher angenommen werden.
. sich an der Stelle, wo der Riemen den Arm gefaßt hatte“. Es
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 489
Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens: (Staatlic
'Redigiert von Prof. Dr. Hermann Engel, Berlin W 80. ee D |
oder von der Knochenhaut ausgegangen ist, will ich unentschieden
lassen. Es ist auch für die Beurteilung .gauz gleichgültig. `
. Es fragt sich: Kann diese Knochenentzündung, -die mit
Eiterung verlief, auf den Unfall zurückgeführt werden? . Diese
Frage muß mit „Ja“ beantwortet werden. RE
he und Privat-Versicherung). e
War ein Absceß mit Sequesterbildung am äußeren Epicondylus
des linken Oberarms zurückzuführen auf eine geringfügige
Quetschung des Armes und der Ellbogengegend?
Ä = Von | -o
‚Prof. Dr. Lenzmann, Duisburg. | |
In der Unfallsache Friedrich L. erstatte ich auf Grund der-
Akten folgendes Gutachten. Dasselbe hat sich zu erstrecken auf
folgende Punkte: _ | .
1. Hat überhaupt ein. Unfall stattgefunden ? Eas
2, War er — wie. er durch den Verletzten und durch Zeugen-
aussagen geschildert wird — geeignet, die Folgen zu
zeitigen, die durch den behandelnden Arzt, Dr. O., ge-
schildert wurden? Ä -
des ' Unfalls und seiner
3. Ist durch den ganzen Verlauf
Folgen die Annahme wissenschaftlich berechtigt, daß er
auch wirklich die obengenannten Folgen gezeitigt hat?
Ad 1.. Die Beantwortung dieser Frage fällt nicht so .sehr
erregern, in diesem Falle wohl von bestimmten Eitererregern, den
gelben Traubenkokken. - Diese können eventuell an allen möglichen
Gegenständen haften. Auf der menschlichen Haut und in ihren
tieferen Schichten werden sie sehr oft: angetroffen. . Sie können
oder Rachenmandeln, von einem kleinen, weiter gar nicht beachteten
Blutgeschwür — einem kleinen „Pickelehen“, von einer verborgenen
Stelle im Ohr, im Darm, im Wurmfortsatz usw.) ins Blut eintreten,
in dem sie durch die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers zu-
grunde gehen, wenn sich ihnen nicht eine willkommene Stelle zur
Ansiedlung und. zur Betätigung bietete Ein derartiger Eitererreger
hat sich offenbar auch bei dem Verletzten im Knochen angesiedelt.
Wie ist er nun an diese Stelle gekommen? Hat -der Unfall. die
der erkrankten Stelle bewirkt?
Ganz gewiß. Ä |
BE Diese Ansiedlung kann auf zweierlei Weise erklärt werden.
Wenn die Angabe des Verletzten richtig ist, daß neben einer
Quetschung des linken Armes direkt nach dem Unfall an der
,
Sie steht in diesem Falle aber in. so engem Zusammenhang mit
dem Werte der gutachtlichen Äußerung, daß sie hier doch berührt
werden muß. In der Unfallanzeige (2. Mai 1918) heißt es: „Hier-
bei geriet L. mit dem "linken Arm zwischen Riemen und Stufen-
scheibe und erlitt scheinbar unbedeutende Quetschungen. Nach Außenseite des linken Ellbogens eine geringfügige, etwa 83 bis
einiger Zeit entzündete sich jedoch der Arm, sodaß L. gezwungen | 4 cm lange und 1. cm breite Schramme vorhanden war, dann ist
die Annahme gerechtfertigt, daß der Erreger infolge des Drucks
Daß dieses Ereignis stattgefunden
wurde, die Arbeit einzustellen.“ |
‚hat, ist durch das Zeugnis des B. erwiesen. B. bezeugt nun am | des Treibriemens unmittelbar durch die wunde Stelle in die Haut
23. August 1918, daß der Arm gleich nach dem. Unfall an- | hineingepreßt worden, von hier weitergetragen ist’ und sich in
geschwollen gewesen sei, während derselbe Zeuge am 3. März 1919 | dem durch die Quetschung bewirkten Bluterguß und am Knochen.
diese Aussage widerruft. -Dieser Widerspruch spielt bei der. | angesiedelt hat. Die wunde Stelle der Haut kann dann restlos
Beurteilung der 'ganzen Sachlage keine Rolle. Der Unfall kann | verheilen, während der in die Tiefe gepreßte Erreger die Krankheits-.
erscheinungen erzeugt. Dieser Entstehungsmodus würde nur dann
anzunehmen sein, wenn es richtig ist, daß eine Hautschramme
(also eine wunde Stelle) wirklich vorhanden gewesen ist. Daß der:
Erreger etwa durch die unverletzte Haut hineingepreßt sein könnte,
ist sehr unwahrscheinlich. ‘Im letzteren Falle würde eine Furunkel-
bildung der Haut (sogenannte Blutgeschwüre) entstanden sein, von
der aber nicht die Rede ist. '
Ad 2. Der Verletzte hat nach dem Unfall, der sich am
28, März 1918 zutrug, die Arbeit nicht unterbrochen und hat sogar
bis zum 23. April, also fast einen ganzen Monat, weitergearbeitet. .
Ob der Verletzte eine halbe oder ganze Stunde. nach der Ver-
letzung nicht gearbeitet hat, kommt nicht in Betracht. Jedenfalls
‚war die Verletzung zunächst nicht schwer. Wie aber aus den | | | R |
Angaben des Verletzten, sowie denjenigen des B. hervorgeht, Entspricht die . Aussage des Verletzten, daß eine Haut-
‚stellte sich zwei bis drei Tage nach dem Unfall eine Schwellung | schramme vorhanden gewesen sei, -nicht den Tatsachen, darin
des Armes ein, - die in der Gegend des Ellbogens auch am | muß ein anderer Entstehungsmodus . angenommen werden, der
aber ebenso sicher auf den erlittenen Unfall zurückzuführen ist.
Ich habe schon oben darauf hingewiesen, wie es gar nichts
Seltenes und Außergewöhnliches ist, daß Eiterkokken im Blute
kreisen, die für gewöhnlich durch die Abwehrkräfte des Körpers
unschädlich gemacht werden,- aber gewissermaßen -nur auf eine‘
Gelegenheit lauern, sich .anzusiedeln. Diese Gelegenheit- wird
23. April noch. vorhanden war (Aussage des Verletzten vom
13. August 1918). Am 19. Februar 1919 gab der Verletzte noch
nachträglich an, daß „direkt nach dem Unfall an der Außenseite
des linken Ellbogens eine geringfügige etwa 3 bis 4 cm lange
und I cm breite Schramme zu sehen war, diese Schramme befand
geben. dadurch, daß an. irgendeiner Stelle des Körpers (meistens
hat sich nach diesen Aussagen um.eine Quetschung des linken
an einem Knochen) Störungen auftreten, sodaß diese Stelle die
Arms, besonders der Ellbogengegend, gehandelt. Diese Quet-
Jede Eiterung wird ‚bewirkt durch. Ansiedlung von Eiter- .
auch von irgendeiner Stelle des Körpers: aus (von den Gaumen- .
‚ihnen — wie sichere Erfahrungen und Experimente lehren — ge-
wa
Ft nn f
‘Schung war — soweit der letzten- Aussage des Verletzten Bedeutung
. beigelegt werden kann — begleitet von einer Schramme am: Ell?
bogen. Die Schwellung des Armes, die einige Tage nach der
(im Unterhautzell
damit die Schwellung: bewirkten. Diese Verletzung war — wie
Ich unter 3. noch darlegen werde — wohl geeignet, die ‚später
festgestellten Folgen zu zeitigen. `
. Ad 3. Es ist ausdrücklich h
ervorzuheben, daß vom Tage
Abwehrfähigkeit verloren hat: Der. Knochen beziehungsweise. die
Knochenhaut kommt um so mehr in Frage, weil erwiesen: ist, daß
erade dort unter normalen Verliältnissen die Kokken aus dem
' Verletzung eintrat, weist darauf hin, daß Blutgefäße in der Tiefe
gewebe) verletzt ‚waren, die Blutaustritte und | Blute abgelagert und unschädlich gemacht werden.
" War nun diese Störung in der normalen Abwehrkraft des
Knochens beziehungsweise der Knochenhaut durch den Unfall
derart bedeutend, daß der Eitererreger, der — wie es nichts.
Außergewöhnliches ist — bei dem Verletzten im Blute oder im
Knochen bereits vorhanden war, zur Ansiedlung kam? Diese
—— no
Mück) von dem äußeren Oberarmknorren (Epicondylus) entfernt
Frage muß mit „Ja“ beantwortet werden, ‘Wenn der. Vorgut-
'achter in seinem Gutachten fordert, daß die Verletzung eine er-
hebliche hätte sein. müssen, wenn die Annahme berechtigt sein
sollte, daß sie den Anstoß zu einer vom Blute aus entstehenden -
Knochenhautentzündung gegeben hätte, so kann ich ihm in dieser
Ansicht nicht folgen. Ich muß durchaus der Ansicht des Dr. O. `
beipflichten, die er in seinem Gutachten vom 10. März 1919 nieder-
gelegt hat. Es sind genügend Erfahrungen in der Literatur be-
kannt, in denen es sich nur um eine ganz leichte Erschütterung,
um eine besondere Anstrengung .des betreffenden Gliedes, ja nur
um eine Kälteeinwirkung gehandelt hat — und doch fand eine
Sn Infektion vom Blute aus ‚statt. Auch der Anschauung, daß (nach
A Es hat sich offenbar um eine eitrige Entzündung des | Thiem, Garr& und Anderen) der Zeitraum zwischen dem Un-
chens gehandelt, Ob diese: Entzündung vom Knochen, selbst | fall und dem Auftreten krankhafter Störungen 14 Tage. nicht über-
ne Unfalls an bis zu der — von Herrn Dr. O. vorgenommenen —
voetation kontinuierlich subjektive Beschwerden und objektive
„anderungen bestanden haben. Es ist eine Zeit der Unter-
ecane nicht beobachtet worden.: Schon diese Tatsache, auf
Unta deren also ein ununterbrochener Krankheitsverlauf zwischen
die pe und Endresultat sich vollzogen hat, muß dem Gutachter
a Icht auferlegen, nach wissenschaftlich anerkannten Vorgängen
nt die diesen Zusammenhang restlos erklären. Diese Vor-
| Ra Sind ungezwungen und mit wissenschaftlicher Sicherheit zu
geführt e Es hat sich bei ‘dem — durch Herrn Dr. O. aus-
Erröffn: el operativen Eingriff ein Absceß gefunden, bel dessen
~ ung ein kirschgroßer Sequester (ein abgestorbenes Knochen-
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‚nutzungsprozesses anzusehen.
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4900 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
schreiten dürfe, wenn ein ursächlicher Zusammenhang angenommen
werden solite, kann ich nicht beipflichten. Allerdings tritt die
‚Entzündung meistens rascher ein, es handelt sich dann äber um
akute bösartige Entzündungsformen, die plötzlich unter hohem
Fieber und Schüttelfrost sich zeigen. Schleichende minder bös-
artige Formen können viel ruhiger verlaufen und sich erst all-
mählich entwickeln. Es gibt sogar Formen, in denen es gar nicht
zur Eiterung kommt, in denen sich nur ein eiweißartiges (so-
genanntes albuminöses) Exsudat bildet.. Es kommt da ganz auf
die Giftigkeit des Krankbeitserregers und die Empfänglichkeit des
Erkrankten an. Es ist nun aber hier in unserem Falle die Be-
hauptung unstatthaft, daß die Krankheitserscheinungen länger als
14 Tage hätten auf sich warten lassen. Der Arm und die Ell-
bogengegend waren schon nach einigen Tagen deutlich geschwollen.
Das mochte allerdings von einem Bluterguß herkommen. Wer
will aber behaupten, daß hier der Krankheitserreger sich nicht
schon angesiedelt hatte, der sich dann dort langsam weiterent-
wickelte.e Man könnte mir entgegenhalten, dann hätten sich Ent-
zündungsschmerzen und Fieber zeigen müssen. Tatsächlich sind
Schmerzen auch vorhandeg gewesen, die immer heftiger wurden.
Daß Fieber nicht vorhanden gewesen ist, kann nicht behauptet
und auch nicht widerlegt werden. Wenn behauptet wird, der
18. Mai.
Patient hätte weitergearbeitet, daher hätten die Beschwerden
nur unwesentlich sein können, dann stehe ich durchaus auf
dem Standpunkt des Vorgutachters Dr. O., der aus seiner
Erfahrung einen Fall anführt, in dem ein Arbeiter mit
einer sehr schweren Verletzung- (perforierende Bauchdeckenver-
letzung mit Vorfall einer Darmschlinge) weiterarbeitete. Mir
selbst ist ein Fall erinnerlich, in dem ein Mann, der an einer
schweren, später zum Tode führenden Lungenentzündung litt,
noch drei Tage arbeitete. Da spielt der Unterschied der Menschen
in ihrer Reaktion auf Krankheit und Schmerz eine große Rolle.
Es gibt eben empfindliche und hochgradig indolente Menschen.
Ich gebe mein Gutachten dahin ab:
1. Die bei dem Verletzten am 29. Mai 1913 gefundene
Knocheneiterung war die Folge von Ansiedlung von Eitererregern
an der eiternden Stelle.
2. Die Eitererreger sind entweder von einer bei dem Unfall
entstandenen Hautschramme aus direkt oder vom Blute aus in
den durch den Unfall geschädigten Knochen eingewandert, |
3 Der Unfall war die Veranlassung der Einwanderung des
Krankheitserregers.
4. Die gefundene Knocheneiterung ist deshalb in letzter
Linie auf den Unfall zurückzuführen.
Referatenteil.
Rediglert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin
Sammelreierate.
Aus der neueren orthopädischen Literatur.
Von Dr. Siegfried Peltesohn, Berlin.
Einige beachtenswertere Arbeiten aus den verschiedensten
Gebieten der Krankheiten des Bewegungsapparates mögen dieses
Mal referiert sein. Eine längere Arbeit widmet Payr (i)
dem Studium der Wiederherstellung von Gelenken; er zeigt zu-
nächst, daß eine Darstellung der Morphologie und Mechanik dieses
Vorganges an teilweise oder ganz zerstörten Gelenken auf nicht
unerhebliche Schwierigkeiten stößt, da die physiologische Regene-
ration ebensowenig geklärt ist wie die histomechanischen Vor-
gänge an den Gelenken. Belehrung wird auf diesem Gebiet in
den normalen Vorgängen der Furmbildung der Gelenkkörper, in
den Befunden luxierter, verletzter Gelenke, in den Pseudarthrosen,
in den ÖOperationsbefunden nachoperierter Gelenkmobilisationen,
endlich in Tierversuchen zu finden sein. Payr gibt zunächst
einen Überblick über die Entwicklungsmechanik, die physiologische
Regeneration der Gelenke und über die Knorpelfunktion. Er stellt
fest, daß Änderungen der Muskelanordnung rein mechanisch Ge-
staltsänderungen. der Gelenkkörper bedingen und daß Knorpel und
Synovialmembran Däuerorgane hinsichtlich des Zellengehaltes dar-
stellen. Die Synovia ist als Produkt eines pbysiologischen Ab-
Entzündung und Funktion wirken
gleichermaßen als synoviaproduzierender Reiz. Eine wenig be-
achtete Funktion des Gelenkknorpels ist die, durch Druckspannung
zur Erhaltung der Gestalt der knöchernen Gelenkenden beizutragen.
Was die Wiederbildungsvorgänge an zerstörten oder sonstwie ge-
schädigten Gelenken betrifft, so erfolgen sie unter dem Einfluß
der Regeneration und der fünktionellen Anpassung. Bezüglich der
ersteren versagt bekanntlich der Knorpel vollkommen. Wenn es
trotzdem in pathologischen Fällen zu relativ gutem Ersatz kommt,
so liegt es an der durch Funktion steigerungsfähigen substituieren-
den Regenerationskraft des Stützgewebes. Nach einigen morpho-
logischen Betrachtungen zur pathologischen Regeneration an
‚Gelenken auf Grund der Belege aus der menschlichen Pathologie
und der Tierversuche führt nun Payr weiter aus, daß im Gegen-
satz zur Regeneration selbst ausgedehnter Knochendefekte die
Defekte des Knorpels bestehen bleiben und durch Bindegewebe
ausgefüllt werden, was am: ausgiebigsten an unter Schleifkontakt
stehenden Knorpelflächen der Fall ist, Handelt es sich um abge-
sprengte, ungestört ernährte Knorpelknochenteile, so kann voll-
kommene Ausheilung erfolgen. Abgesprengte Knorpelstücke können
bekanntlich sekundär erheblich wachsen; man muß daher die
Synovia nicht lediglich als ein völlig passives Abnutzungsprodukt
von Knorpel und Synovialmembran auffassen, sondern als ver-
flüssigtes, noch mit lebenspendender Kraft ausgestattetes Gewebe,
eine Knorpelbindegewebslösung mit appositioneller Fähigkeit, Trifft
das aber zu, so könnte eine autoplastische Synoviatransplantation
! +
in erkrankte oder neugebildete Gelenke nützlich sein. Nach
Betrachtungen über den Ersatz traumatischer Defekte der Gelenk-
kapsel werden die Befunde bei irreponiblen Luxationen besprochen;
bier kommt es unter dem Einfluß der Bewegungen zu geweblich
hoch differenzierten, atopischen, daher achsenärmeren Nearthrosen.
Zu weitgehender Gelenkneubildung kommt es nach subperiostalen
und subkapsulären Resektionen, wenn die Muskelansätze geschont
werden (besonders bei Kindern). Reparative Vorgänge werden
auch bei Gelenkerkrankungen durch die Natur versucht. Das Er-
gebnis richtet sich nach der Schwere des Verlaufs (akut entzünd-
liche Erkrankungen sind dabei ungünstiger als primär chronisch
einsetzende), ferner nach der Schmerzhaftigkeit, endlich der Willens-
kraft des Kranken. Als verloren im Sinne spontaner Restitution
ist ein Gelenk erst nach. Ausbildung von Knochenbrücken, und
Knochenverschmelzung anzusehen; selbst bei ausgedehnten Int
artikulären Adhäsionen ist oft ausgiebige Bewegung möglich, ebenso
trotz weitgehender Zerstörung des Hyalinknorpelbelags, wen
sich die Schleifflächen‘ mit einem sehrig glänzenden Bindegewebe
überziehen oder die Gelenkenden sich durch kondensierende Ostitis
elfenbeinartig abschleifen. Was nun die Pseudartbrosen und
Nearthrosen betrifft, so unterscheiden sie sich bekanntlich dadureh,
daß erstere gelenkfern, letztere nahe dem Gelenk liegen, wesh:
die Pseudarthrosen unzweckmäßiger sind. Im übrigen mangelt es
wegen fehlender Gesetzmäßigkeit der Muskelmechanik an Bildung
zielstrebiger Formen.. Die Befunde, die man bei experimenteller
und kurativer Arthroplastik erhebt, erinnern lebhaft an Sr
beutelbildung an atypischer Stelle. Hier ist das Bindeglied G
Bildung von Gleitvorrichtungen zwischen Skelett- oder Weichteilen;
"ihre Voraussetzung sind Bewegungsimpulse und normaler Blutgefäß-
Bindegewebsapparat. Hier wie im Tierversuch beanspruchen x
Fragen nach der Wiederbildung von Kapselschlauch und pinden:
nach dem Knorpelersatz in knorpellosen Gelenken und nach QPf
Bildung gleitfähiger Flächen, also eines neuen, funktionell leistungS
fähigen Gleitmechanismus, Interesse. Bezüglich der Wiederbilluiß
von Gelenkmechanismen gilt das Gesetz, daß sie von der Wie A
kehr der Muskeltätigkeit abhängt und daß sie um so I ek
folgt, je einfacher der Mechanismus ist; das Scharniergelenk b
sich also am leichtesten wieder. Payr zeigt an Beispielen, ste
weder angeborene Gelenkkörperdefekte, noch erworbene aan
Störungen der Größe, Gestalt und Lage der Gelenkenden k
imstande sind, Neu- und Wiederbildungsvorgänge von, Ge gr
mechanismen zu vereiteln, wenn die Muskeltätigkeit OPRANDT i
Ruhe über ein gewisses Maß hinaus ist gleichbedeutend mit >
nichtung des Gelenks. — Was die Arthroplastik anbetrifit, i d-
ruht ihr Erfolg auf dr Vervollkommnung der operativen » der
.hauerarbeit“, der Vermeidung als „Hypomochlia“ wirken 5
Knochenvorsprünge und der Herbeiführung größter piee s
sicherheit. Gestielte und ungestielte Fascienlappenüberklel ter-
der Sägeflächen ist bei den Arthroplastiken besser als È einige
position; der künftige Gelenkspalt muß nach der Operation ©! en.
Zeit durch kräftige Extension stark klaffend erhalten wet
nak — 18. Mai. E EE -= 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. | 0.491 P EE
Röntgenologisch kann der architektonische Umbau der Spongiosa |. einverleibung verhalten, das heißt ob man durch Verfütterung von ooo
im Sinne der funktionellen Anpassung nachgewiesen werden. Nur | Thymussubstanz in der.Lage ist, eine raschere Regeneration und Fi his
in einem Teil der Fälle entsteht ein. einheitlicher Gelenkspalt, in | Heilung der Knochendefekte zu erzielen, was ja mit Rücksicht auf’ ee
anderen teilt .ein zartes- Maschenwerk. das Gelenk in. Spalträume | die chirurgischen Fragen beim Menschen von Interesse wäre. Bei JARE e o
mit fadenziehender, schleimiger Flüssigkeit; trotz dieser Maschen | Kaninchen von gleichem Wurf wurde in Narkose mittels Trepans ia EI 2:
kann aber die Funktion -tadellos sein. — Betrachtet man nun die | je eine gleiche Knochenverletzung der Tibia — nämlich ein kreis- af pe Spirt
ganze Frage vom biologisch-mechanischen Standpunkt aus, so ist | förmiger Defekt von 3 mm’ Durchmesser — gesetzt, danach. wur- si i =
zum Schluß zu sagen, daß alle Wiederbildungsvorgänge von’ | den einige. Tiere regelmäßig mit Thymusdrüsensubstanz. gefüttert, NE
Gelenkmechanismen als das Ergebnis hochentwickelter funktioneller | andere Tiere als Kontrolitiere gehalten; die Nahrung war bei allen J ae n
Anpassung zu bezeichnen sind. — = | | A Tieren die gleiche. Die Größe der Knochenwunde wurde wöchentlich a
Wie hier der Funktion eine mächtige Einwirkung auf die. | röntgenographisch festgestellt ; die Tiere wurden nach bestimmter le .
Konfiguration der unter pathologischen Bedingungen stehenden | Zeit getötet. Es zeigte sich nun als. bemerkenswertes Ergebnis, EB
Gelenkmechanismen zuerkannt wird, so wird bekanntlich seit | daß die Thymusverfütterung beim Kaninchen allem Anschein. nach Tanin
Roux’ und Julius Wolffs Forschungen 'der Funktion ein | imstande ist, den Ablauf von'Knochenverletzungen günstig zu be- ETa a
erheblicher formgebender Einfluß auf die Knochen gestalt bei- | einflussen. Die Zukunft muß lehren, ob die Thymusverfütterung ee
gemessen. Eine der hier im Vordergrunde des wissenschaftlichen | auch -bei Tieren anderer Species und bei Verletzungen mensch- FEN
„ Interesses stehenden Fragen bezieht sich auf die Wirkung des | licher Knochen ähnlich günstig wirkt, ob ihr also praktische Be- _ Te
Druckes auf die Knochen, im besonderen darauf, ob Druck Atrophie .| deutung zukommt. _ | ME a EB pp pos
‚oder Hypertrophie des Knochengewebes verursacht. Daß es hierbei ‚Vor der Hand steht man leider in bezug auf kausale Therapie int.
auf die Art des Druckes, die Zeiteinwirkung und andere jeweils | noch ziemlich macht- und mittellos nicht nur den allgemeinen, NEE
hi obwaltende Umstände ankommt, ist bekannt; immerhin sind hierbei | sondern auch den lokalisierten Erweichungszuständen des Skelett- NER E a
- noch nicht alle Einzelfragen restlos geklärt. Über. experimentelle systems in der Praxis gegenüber. Das gilt nicht zum wenigsten BAE ii
=~ Untersuchungen über die Druckatrophie des Knochens berichtet | für die im Adolescentenalter auftretenden Knochendeformierungen, Jr
nun Jores (2) Er hat Versuche angestellt, in denen ein Druck | wie .sie z. B. die juvenilen Schenkelhalsverbiegungen darstellen. on E
mittels quecksilbergefüllter Säckchen und wassergefüllter Gummi- | Erst wenn das Rätsel der „Spätrachitis* gelöst sein wird, wird hf
blasen auf die Processus spinosi. von Kaninchen und Meer- | man an derartige Fälle mit größeren therapeutischen Erfolgen Ka ei
„ i. sehweinchen ausgeübt wurde. Die Druckhöhe betrug 8 bis 140 mm | herantreten können. Das .Dunkel, das über ihnen lagert, wird U DAN
Mi Quecksilber. Die Versuchsdauer reichte bis zu zwei Monaten. | leider auch durch Koenne.cke (5) nur wenig erhellt, der aus- MN,
der i = Der Druck wurde entweder, konstant oder wechselnd angebracht. | führlich über einen der so seltenen Fälle von Coxa valga 'be- E TE
ar Die Veränderungen,- die nunmehr entstanden, beschränkten sich. | richtet. Es handelt sich hierbei bekanntlich um eine Deformität . Un khaki
| auf die Kuppe der Dornfortsätze: und waren nur mikroskopisch. | des Schenkelhalses,..der eine Verlängerung und steile Aufrichtung | "1 ee
Wo nachweisbar. ‚Es ergab sich in der Hauptsache, daß dem Druck | unter Vergrößerung des Schenkelhalswinkels zeigt. Koenneckes or REGE 5
pe selbst wohl nur eine wachstumshemmende und resorbierende | Patient war ein 19jähriger Schuhmacher, der als Kind beträchtlich ni en
Wirkung zukommt 'und daß erst durch Wechsel von Druck und.| an Rachitis gelitten hatte. Gelegentlich einer Übung der Jugend- ie
ar . _ „ Druckfreibeit appositionelle Vorgänge ausgelöst werden. Am be- | wehr mußte er ein Jahr vor der jetzigen Untersuchung zwei Stun- i | Ea
ri 'merkenswertesten ist das Ergebnis, daß Atrophie bei konstantem |. den ohne Unterbrechung angestrengt laufen. -Am folgenden Tage ABER
k Druck. entsteht; aber auch bei wechselndem Druck tritt Atrophie | Aufireten von Knieschmerzen, die nicht mehr verschwanden; nach =
A dann noch zutage, wenn die Periode des Druckes gegenüber den | einem halben Jahr begann Patient zu binken und über Kreuz-
W7. = druckfreien Perioden in ihrer Wirkung überwiegen. Im umgekehrten | schmerzen. zu klagen. Die Untersuchung. der Hüftgelenke zeigte,
W = ` Falle ist der wechselnde Druck wachstumsfördernd.. Jores glaubt, |.daß alle Bewegungen beider Hüftgelenke merklich‘ eingeschränkt
Mi -> daß diese Ergebnisse auch zur Erklärung des Einflusses heran- waren, im besonderen, daß die Innenrotation fast völlig aufgehoben
A. ` `- gezogen werden können, den Druck auf das normale Wachstum | war. Die Trochanterspitze stand beiderseits um 2 cm unterhalb
i i .der Knochen, auf die Ausbildung der funktionellen Knochengestalt | der Roser-Nélatonschen Linie, Beim Gehen schwankte der Ober-
1. „sowie auf die Erscheinungen der Anpassung an pathologisch ver- | körper von einer Seite zur anderen, und zwar so, daß der Rumpf
ag ‚änderte Funktionen ausübt. = en | ~ ` | jedesmal nach der Seite des Standbeins hinübergelegt wurde. Im
t nz Ob gerade diese Art der- Drückatrophie der Grund für die | Röntgenbilde erwies sich der Schenkelbals als stark verlängert;
n Deformierungen bei gewissen knochenerweichenden Krankheiten, | sowohl der Neigungswiükel‘ wie der Richtungswinkel von Als-
A wie die Osteomalacie, ist, soll hier nicht untersucht werden; nach | berg. waren vergrößert, Die Epiphysenfuge war unregelmäßig
»Naegelis(3) Untersuchungen über die Bedeutung des Knochen- |- aufgelockert, im unteren Teil verbreitert; auf der oberen Fläche
P marks für die Pathogenese der Osteomalacie spielt sie allerdings | des Schenkelhalses bestanden leichte periostale Auflagerungen. Im
K eine Rolle. Ohne ausführlicher auf die interessanten Unter- | vorliegenden Falle muß die Coxa valga in :das Gebiet der idio- .
y ' Suchungen dieses Autors eingehen zu können, meint Naegeli, | pathischen Formen dieses Leidens gerechnet werden. Die Haupt-
f daß die Knochenerweichung hierbei lediglich ein Symptom: und | ursache der. Deformität ist in einer Affektion der! Epiphysenfuge
a eme sekundäre Erscheinung gegenüber der primären Hyperplasie | zu suchen, die ihrerseits, eine traumatische Grundlage zu haben
f . des Knochenmarks sei. “Diese bringe- die Corticalis durch reine | scheint. Dieses Trauma ist in dem eingangs vermerkten anstren-
; Druckatrophie zum Schwunde. Später scheine es zu einer Er- | genden Dauerlauf ‘zu finden. Die Entstehung der Verbildung er-
' klärt der Verfasser nun so: Durch das Trauma würde die, sei es
durch: Raebitis, sei es durch ein Vitium primae formationis minder-
wertige Epiphysenfuge gereizt. und zu krankhafter Knochenneu-
bildung veranlaßt. worden sein. Ein abnormes Wachstum des.
"Schenkelhalses wäre die Folge gewesen. Durch die Verlängerung
des Schenkelhalses und Abknickung des Kopfes entstand nun eine `
Verschiebung der statischen Verhältnisse, durch den Zug der am
Scheitel desSchenkelhalswinkelsinserierenden Muskeln, die ihrer Deh-
nung widerstreben und andererseits vjelleicht die Verschiebung der
statischen Verhältnisse durch erhöhte Kraftanspannung auszugleichen
suchten, erfolgte eine Abflachung des Schenkelhalswinkels. . Gleich-
zeitig entstanden in den gereizten -Außenrotatoren. spastische Zu-
stände. Damit würde die. Zusammensetzung des Krankheitsbildes
“aus Gangstörung, ‚Schmerzen und ‘Bewegungsbeschränkung. erklärt
sein. Warum. es nun bei traumatischen Epipbysenschädigungen- in
dem einen Falle zur Coxa-valga-, in anderen, weitaus häufigeren
Fällen zur Coxa-vara-Bildung kommt, ist nur vermutungsweise zu
sagen; möglich, daß der Muskelzug nur bei muskelstarken Indi-
viduen. zur Coxa valga führt. Die Behandlung des in contraetem
schmerzhaftem Stadium befindlichen Kranken. bestand in einem
Streckverband an beiden Beinen -bei Kreuzung und Einwärts-
i ;
y schöpfung der Knochenmarkstätigkeit entweder nur funktionell -oder
; ‚Sogar organisch ausgesprochen zu kommen. Die Bedeutung des
. Knochenmarks erhelle auch aus den Bkıtbefunden. Nicht allzu
3 -Schwere und nicht zu akut einsetzende Osteomalacien zeigen häufig
>- Abnorm höhe Hb- und R-Werte und gelegentlich auch starke
Reizung des myeloischen Systems mit Leukocytosen und Myelo-
cyten, auch mit Eosinophilie. Bei sehr chronischen und schweren
Formen und bei akuten, mit Anämie verlaufenden Erkrankungen
könne man auch sehr schwere Anämien, sogar mit schwerstem
Torpor des Knochenmarks wahrnehmen. l
Die Auffassung der Osteomalacie und’ anderer Krankheiten, bei‘
cenen die Knochenerweichung. vornehmlich die Aufmerksamkeit des
eobachters auf. sich zieht, als Folge anomaler Funktion innersekre-
‚frischer Drüsen hat sich immer mehr Bahn gebrochen. Die experi-
gontelle Forschung hat sich denn auch besonders mit der Beobachtung
ve ‚nach Exstirpation derartiger Drüsen auftretenden Zustände
aschäftigt; hier wurde wieder ganz besonders den Folgezuständen
| h Ausfalls, aber auch der Einverleibung der Thymusdrüse Interesse
A sewendet. Eine hierhergehörige Spezialfrage macht jetzt Karl
| sich ai (4) zum Gegenstand der Beobachtung. Er untersucht, wie
Ä Zunstlich gesetzte Knochenverletzungen bei Tieren zur Thymus-
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drehung derselben. Hierdurch war nach drei Wochen eine erheb-
liche subjektive und objektive Besserung erzielt, letztere gekenn-
zeichnet durch freiere Beweglichkeit der Hüftgelenke.
In das Gebiet der Behandlung der fertig ausgebildeten rachi-
tischen Knochendeformitäten führt uns eine interessante Mitteilung
von Schepelmann(6). Er berichtet über eine neuartige Therapie
hochgradiger rachitischer Unterschenkelverbiegungen. Man bedient
sich bekanntlich bei diesen Fällen, wo es bereits zu einer oft ganz
erheblichen Härte der Knochen gekommen ist, für gewöhnlich der
Osteoklasie, besser noch derOsteotomie, letzterer in Form der linearen
oder keilförmigen Durchmeißelung, richtet hiernach die verbogenen
Knochen so weit gerade, daß eine richtige eo erzielt wird,
auf Grund deren später die Transformationskraft die Anpassung
der Knochenform an die normalen statischen Verhältnisse besorgt.
Der Schepelmanns Behandlung übergebene Fall betraf nun
ein 4!/sjähriges schwer rachitisches Mädchen, bei dem, abgesehen
von Oberschenkelverkrümmungen, eine fast halbkreisförmige
Krümmung der Unterschenkel bestand, im oberen Teile nach vorn,
weiter unten medianwärts, dann wieder lateralrückwärts. Das
Kind lag ständig auf dem Rücken, Stehen war ihm völlig un-
bekannt, Da die bisher geübten: Verfahren naturgemäß unaus-
führbar waren, schritt Schepelmann zu folgender eingrei-
fenden, aber wirksamen und gute anatomische Verhältnisse her-
stellenden Therapie. Er legte durch einen leicht bogenförmigen,
vom oberen bis zum unteren Viertel des Unterschenkels reichenden
medialen -Längsschnitt die rechte Tibia frei, schob in ganzer Aus-
debnung das Periost sehr vorsichtig, aber vollständig zurück und
entfernte mit feiner Säge, Hohlmeißel und Luerscher Zange den
gesamten Knochen in der Ausdehnung der verschiedenen Krüm-
mungen. Die geschrumpften Weichteile, namentlich der Konka-
vität, verlängerte er durch Tenotomie der Achillessehne und durch
starken Längszug, entfaltete das Periost zu einem hohlen Schlauche
und goß es mit einer der Mosetigschen ähnlichen Knochen-
plombenmasse aus. Diese Masse bewirkt einen derartigen Reiz
auf das Periost, daß die Callusbildung wesentlich rascher und
sicherer einsetzt als ohne Plombierung; dabei soll es zu einer
leichten aseptischen Eiterung und Ausstoßung der Plombenmasse
kommen. Im vorliegenden Falle wurde der Periostschlauch nach
der Plombierung vernäht und die Weichteile darüber geschlossen,
dann das Bein in einen gut gepolsterten, vom Oberschenkel bis
zum Fuß reichenden Gipsverband geschient, der nach 14 Tagen
erneuert wurde. Durch ein Fenster sickerte die Plombenmasse
allmählich heraus. Sechs Wochen post operationem konnte die
kleine Patientin das neuerdings eingegipste Bein bereits belasten,
und ein Radiogramm zeigte deutliche Callusbildurg. Bald darauf
wurde in gleicher Weise auch das andere Bein behandelt. Das
Endresultat war auch in bezug auf die Belastungsfähigkeit ein
sehr gutes. |
Zum Schluß sei noch eine weitere interessante Arbeit aus
der chirurgischen Orthopädie im Kindesalter referiert. Es handelt
sich um die operative Verbesserung bei angeborenem Radiusdefekt.
Trotz des schweren Funktionsausfalls, der mit der auf Radius-
defekt beruhenden Klumphand für den Träger verbunden ist, sind
die Angaben über die operative Behandlung dieses Leidens nur
äußerst gering. Soll die Korrektur einer solchen Deformität beim
Kinde zu einem Dauererfolge fübren, so ist, wie Axhausen (7)
ausführt, die Forderung unerläßlich, daß das neugeschaffene
untere Radiusende wachstumsfähigen Epiphysenknorpel besitzen
muß, anderenfalls es notwendigerweise später wieder zum Zurück-
bleiben des Radius und neuer Abweichung der Hand im Sinne
der Varität kommen wird. Zum Erfolge einer etwaigen Operation
ist daher die Verlagerung eines Epiphysenknorpel tragenden
Koochenstückes in Form eines an Weichteilen gestielten Lappens
notwendig. Auf Grund von zwei Fällen von angeborener Klump-
hand, von denen die eine durch partiellen, die andere durch
totalen Radiusdefekt bedingt war, geht Axhausen bei ersterem
Typ so vor, daß er in einem ersten Operationsakt ein Stück des
unteren Ulnaendes abspaltet und es unter Erhaltung einer ge-
nügenden Weichteilbrücke mit dem Gelenkende auf die Radial-
seite des Carpus verlagert, während das proximale Ende noch mit,
der Ulna im Zusammenhang bleibt. Im zweiten ÖOperationsakt
wird auch das proximale Ende des abgespalteneu Stückes auf die
radiale Seite gebracht und mit dem unteren Ende des partiell
vorhandenen Radius verbunden. Nach Resektion eines Stückes
der Ulna gelingt dann die Stellungskorrektur ohne Mühe. Zur
Vermeidung der Pseudarthrosenbildung ist es ratsam, einen Teil
des resezierten Ulnastückes über die Knochennahtstelle der Ulna
hinüberzulegen; bei ungenügender Länge des vorhandenen Radius-
stückes muß dieses durch freie Knochenverpflanzung verlängert
werden. Was die operative Behandlung beim totalen Radius-
defekt betrifft, so erfolgt sie in drei Akten: im ersten Akt wird
mit freier Knochenüberpflanzung ein Radiusschaft gebildet, die
beiden anderen Akte vollziehen sich in gleicher Weise wie bei
dem partiellen Radiusdefekt. Diese Operationsverfahren, die ID
ihrem grundlegenden Teil, nämlich der Spaltung der Ulna, auf
Bardenheuer zurückgehen, auf den angeborenen Knickspitz-
fuß zu übertragen, der sich als der Ausdruck des angeborenen
Fibuladefektes präsentiert, liegt nahe. Axhausen hält diese
überaus komplizierten Operationsverfahren mit Recht hier nicht
für berechtigt, da die Funktionstüchtigkeit des Fußes bereits ge-
währleistet ist, wenn er, in guter Mittelstellung stehend, be-
schwerdelos belastet werden kann und durch seine passive Be-
weglichkeit das Abrollen vom Erdboden gestattet. Diesen Forde-
rungen wird die Fußgelenksresektion nach Helferich voll und |
ganz gerecht.
Literatur: 1. Payr, Über Wiederbildung von Gelenken, ihre Erschel-
nungsformen und Ursachen; funktionelle Anpassung — Regeneration.
m. W. 1918, Nr. 30 bis. 32.) — 2. Jores, Experimentelle Untersuchungen über
die Druckatrophie des Knochens. (Med. Ges., Kiel. M. m. W. 1915, Nr. 39,
S. 1090.) — 3. Naegeli, Über die Bedeutung des Knochenmarks und der Blut-
befunde für die Pathogenese der Osteomalacie. (M. m. W. 1918, Nr. 21, S. 551.)
— 4. Karl Glaesner, Die Beeinflussung der Regeneration von Knochenver-
letzungen durch die Thymusdrüse. (B. kl. W., Nr. 47, S. 1127.) — 5. Walter
Koennecke, Beitrag zum Krankheitsbild der Coxa valga. (Arch. f. Drthopn
Bd. 16, H. 1, S 100.) — 6. Schepelmann, Ein Fall von operativ geheilter ven
Be aralaseser Unterschenkelverbiegung. (Arch. f. Orthop., Bd. 19,
) — 7. Axhausen, Zur operativen Behandlung von Klumphand
und Knickfuß bei bestehendem Knochendefekt [Radius- respektive Fibula-
defekt]. (Arch. f. klin. Chir., Bd. 111, S. 621.)
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 18.
Braun und Schaeffer (Frankfurt a. M.): Zur Biologie der
Fleckfieber-Proteusbacillen. Aus den mitgeteilten Erfahrungen ergibt
sich, daß zwischen der „natürlichen“ und der „künstlichen“ O-Form
keine grundsätzlichen, sondern nur graduelle Unterschiede nachweisbar
sind, die in der verschiedenen Dauer der Einwirkung der Schädigung
ihren Grund haben. Die lebendige Substanz der-Bakterien bildet unter
dem Einfluß langdauernder Unterernährung oder protrahierter Gift-
wirkung teratologische Wuchsiormen aus, die lange Zeit auch unter
günstigen Bedingungen fortgeerbt werden können; es besteht aber
unter günstigen äußeren Bedingungen das Streben nach Rückkehr zum
Normalen. |
Se Korach (Hamburg): Über seroalbuminöse Expektoration bei
Punktion pleuritischer Exsudafe. Die Expectoration albumineuse ist die
Folge eines akuten aspirativen Lungenödems, welches bei der Punktion
länger bestehender ‚pleuritischer Exsudate zustande kommt. Als Vor-
boten treten Hustenparoxysmen auf. Der Vorschlag, die Aspiration
durch die Insufflation zu ersetzen, bedeutet einen großen Fortschritt.
`
Vor der offenen Punktiom bei doppelseitigen Exsudaten, kontralateraleß
pneumonischen Affektionen, erschwerter Verschiebbarkeit des Me-
diastinums ist zu warnen. f
Klotz (Lübeck): Grippe und Diphtherie. Der Verlauf der Gripp?
bei Diphtherierekonvaleszenten war meist ein leichter, da die hohen
Serumdosen auch gegen die Grippetoxine einen gewissen Schutz i
leihen. Voraufgegangene Grippe aber schwächt das Herz und ne
die Gefahr der Diphtherie. Das Diphtheriegift findet einen elek
präparierten Boden vor.
Arnoldi: Zur Behandlung der Spanischen Grippe. Als
mittel empfiehlt es- sich, Campher anzuwenden. Die Chinininje
wirkt sehr günstig. Kopf”
Loewenthal (Braunschweig): Über Behandlung von
verletzungen mit Röntgenstrahlen. Verfasser wandte mit gutem a
Röntgenbestrahlungen (jeden zweiten Tag fünfmal unter 3 zim alten
minium) bei Kopfverletzten an. Anfangs zeigten die SO Behan
eine. vorübergehende Verschlimmerung. f ugter
Vogel (Breslau): Über eine kleine Endemie absichtlich erze = ;
Schmierseifenverätzungen. Es handelte sich um eine scharfbegre
2
Mumifikation der Haut, deren schwarze, feste, eingesunkene Schorfe.
von einem entzündlich geröteten Demarkätionsring umgeben waren.
Steiger.(Zürich): Bemerkungen zu Beckers’ Aufsatz (B. kl. W.
1919, S. 179) „Uber. die Ursache der Kurzsichtigkeit“.
Beckers (München): Erwiderung auf vorstehenden Aufsatz.
; i | Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 16 u. 17.
Nr.16, Rudolf Pöch (Wien): Zum heutigen Stande der Abstam-
mungslehre. Keine der beiden Hypothesen — weder die Darwinsche
Selektionstheorie noch die Lamarcksche Anpassungstheorie — ist
bewiesen. Und doch kann man von einem vollen Siege des Evo-
lution sgedankens sprechen. Wichtig. ist die Weismann sche
Kritik der Vererbung der während des Lebens erworbenen Eigen-
‘ schaften; das negative Ergebnis seiner Forschungen zeigt, daß dieser
-~ für die Geltung der Lamarckschen Theorie vorausgesetzte Faktor
‚unbewiesen ist. Einen Schritt vorwärts bedeutet die Beobächtung |
von Hugo de Vries über die „Mutationen“ (plötzliche, sprung-
artige und vererbliche Variationen). Mit der Tatsache solcher dis-
kontinuierlicher, erblicher, großer Veränderungen hat man zu rechnen.
L. Külz (Altona): Kolonialärztliche Kulturarbeit. Robert
Koch bat auch den: feindlichen Forschern die Bahnen ihres
Schaffens in den Kolonien gewiesen. Ihn hat die britische Re-
gierung einst gegen die südafrikanische Rinderseuche zu Hilfe ge-
rufen. Sein Name allein müßte Deutschland vor dem Vorwurf schützen,
daß es nicht zu kolonialer Kulturarbeit befähigt sei. l
M. Bürger und A. Reinhart (Kiel): Über die Genese der
Xanthosis diabetica. Die xanthotische Hautfarbe der Diabetiker ist durch
den Farbenton und vor allem durch die Lokalisation leicht vom Ikterus
zu unterscheiden. Die intensiv hellgelbe bis ockergelbe Farbe weicht
deutlich von der des mehr braungelben Bilirubinikterus ab. Die Skleren,
beim Ikterus zuerst betroffen, bleiben bei der Xanthose frei. Dagegen
sind. die Handinnenflächen bei der Xanthose am frühesten und
intensivsten befallen. Ferner zeigt der Urin bei der Xanthose keine
pathologische Verfärbung. E | |
Alexander Belák (Budapest): Eine neue Methode zur Be-
stimmung der Gerinnungszeit des Blutes. Sie wurde am Kaninchenblut
‚ ausgeführt und führte.zu recht befriedigenden Resultaten.
. Parenchymatöser Art,
z Folke Lindstedt (Stockholm): Zur Kenntnis des Icterus
catarrhalis und dessen Inkubationszeit. Der Icterus catarrhalis ist eine
Infektionskrankheit sui generis und hat gewöhnlich eine Inkubations-
zeit von zwei bis vier Wochen. Zu unterscheiden ist ein akutes,
wahrscheinlich immer fieberhaftes Initialstadium und ein zweites, afebriles,
` ikterisches Stadium. Die Krankheit scheint eine dauernde Immunität
herbeizuführen. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Leberschaden
der wie so oft nur als ein Teilsymptom der
a
allgemeinen Infektionskrankheit aufzufassen ist.
=> Ragnar Berg (Weißer Hirsch b. Dresden): Über das Vor-
‚kommen von schwer reduzierenden Kohlehydraten im Harn. Die von,
Ber gell beschriebene Reaktion des Harnes findet sich bei allen mög-
lichen Leuten, besonders auffällig allerdings beim Diabetiker während
der zuckerfreien Zeit und beim schweren Neurastheniker sowie ganz
besonders bei Gichtikern. Das Auftreten der Reaktion ist daher
‘ kein Zeichen einer Vorstufe der Diabetes. Da in den weitaus meisten
Fällen der Harn sehr stark sauer gegen Lackmus reagiert, betrachtet
der Verfasser das Auftreten. dieses neuen Kohlehydrats als eine neue
toffwechselanomalie, . die an sich nichts mit der Traubenzuckeraus-
Scheidung zu tun hat. ~ Dr Taz
© R. Mühsam (Berlin): Über das Ablaufen des Speichels durch die
Nase. Es ist die Folge der Wittmaackschen Behandlungsmethode
der Ozaena, die darin besteht, daß man den Ausführungsgang der
Parotis indie Kieferhöhle ableitet, nachdem an dieser die Radikal-
Operation vorgenommen: ist. Diese höchst unangenehme, von Witt-
maack selbst beschriebene Erscheinung wurde vom Verfasser bei
ĉiner Kranken beobachtet, bei det sie sich eingestellt hatte nach dem
Versuch, eine früher zu ‚therapeutischen Zwecken gemachte Öffnung
r der Kieferhöhle zur Mundhöhle. hin zu schließen. Seit dieser Zeit
kam es zum Speicheltropfen aus der Nase. (An der Kieferhöhle be-
stand eine muldenförmige Narbe, in die der Parotisgang einmündete.)
Durch Operation wurde der lästige Zustand beseitigt.
Se Nr.17. Paul Schmidt (Halle): Hygienische Aufgaben der Zukunft.
‚© Neugewordene, erweiterte persönliche Freiheit gibt keinesfalls das
493
PEN 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20: ESF Fr
18. Mai. ”
Freiheit, ein Menetekel für Schädlinge der Volksgesundheit zu schaffen.
Die Strafbestimmungen müßten wesentlich schärfer gestaltet werden
als bisher.» = ` o n ai A A po om
Alfons Fischer (Karlsruhe): Sozialhygienische Zukunftsaüf-
gaben.. Erforderlich ist die. Errichtung von so.zialhygienischen For-
schuugs-, Lehr- und Arbeitsstätten. Die jetzigen hygienischen Institute
der Universitäten dienen nur der physischen Hygiene (die sich
mit den Einflüssen der natürlichen Umwelt auf die Gesüundheits-
verhältnisse befaßt), nicht aber der sozialen Hygiene ‘(die sich
mit den Einflüssen der sozialen Umwelt auf die Gesundheitsver-
hältnisse befaßt). pa u Je N |
Leo Langstein und Fritz Rott: Die zukünftige Ge-
staltung der Säuglingsfürsorge. Das Mütterheim, in dem die
Mutter nach ihrer Niederkunft Aufnahme finden kann, in demisie ihr
Kind an der Brust behält, ist gegenüber dem Asyl oder Findelhaus .
die zweckmäßigere Einrichtung, die die Säuglingssterblichkeit herabsetzt.'
Die Abgabe des Kindes durch die Drehlade hat. nicht nur außerordent-
liche ethische Bedenken; sie bürgt auch in keiner Weise für die Er-
haltung des kindlichen Lebens. ee ee a
O. Moog und J. Schürer (Frankfurt.a. M.): Die Blutdruck.
kurve der Kriegsnephritis. Die Blutdrucksteigerung ist bekanntlich das
'päthognomonische Symptom der diffusen Glomerulonephritis und schließt
eine Herdnephritis oder eine degenerative Nephrose aus, wenn nicht
eine Nekrose (Sublimat) mit anurischer Hypertension vorliegt. Höhe
| und Dauer des Blutdrucks lassen einen Rückschluß auf den Zustand
der Nierengefäße zu, wenn man die Tatsache berücksichtigt, daß die
Drucksteigerung durch Herzschwäche und auch durch erhebliche Ödeme
sekundär herabgesetzt sein kann. Die Blutdruckkurve hat nun
überraschende Ähnlichkeit mit der Fieberkurve. Sie ist ebenso wie.
diese der Ausdruck des Ablaufes eines Infektionsprozesses. Die Blut-
drucksteigerung bei der akuten Glomerulonephritis ist nicht direkt auf
pathologisch-anatomische Veränderungen (Capillaritis) zurückzuführen,
sondern ebenso wie das Fieber auf eine Störung des centraleü
nervösen Regulationsmechanismus. Die Blutdrucksteigerung beruht
auf einer Erhöhung der Erregbarkeit des Vasomotoren centrums,
nicht auf peripherer Wirkung von vasoconstrictorischen Substanzen.
Die Verfasser glauben, daß die Drosselung der Glomeruli
bei der akuten diffusen Glomerulonephritis ebenso wie der abnorme
Contractionszustand der Muskulatur in den kleinen Gefäßen des übrigen
Körpers nicht peripherisch, sondern durch eine Erregung der.
vasomotorischen Centren hervorgerufen werde. |
I A. v. Wassermann: Zur Salvarsanfrage. Die syphilitische
Infektion ist zu unterscheiden von der sypbilitischen Krank-
heit. In . der Vor-Wassermannperiode ist der syphilitisch Infi-.
zierte erst Träger der Spirochäte, aber noch nicht syphiliskrank.
Die eigentliche klinische konstitutionelle Syphilis hat zur Voraus-
setzung, daß spirochätenhaltige Gewebsherd,e auf hämatogenem
oder Iymphogenem Wege aufgetreten sind und. die Gewebe auf die
Spirochätenanwesenbeit biologisch reagiert haben, | u Ge
| Hans Kloiber (Frankfurt a. M.): Haben die Magencarcinome
“im Kriege zugenommen? Sie haben infolge der Ernährungsverhältnisse
des Krieges weder zu- noch abgenommen. | EI
= W.Uffenorde (Göttingen): Die Behandlung der Fälle von.
Kehlkopf-Luftröhrenverengerung mit erschwerter Entfernung der Kanüle.
Es wird berichtet über einen Fall von Knorpelhautentzündung des Kehl-
kopfes nach Typhus und die dabei benutzte Kehlkopf-Luftröhrenkanüle
‚beschrieben. Im Anschluß daran werden die wesentlichen allgemeinen
Gesichtspunkte der Behandlung von Kehlkopf-Luftröhrenverengerung
besprochen. ur Ä e |
Vietor Schilling: Über relativ chininresistente Malaria
im cilicischen Taurus und Amamus. Sie zeigte sich bei sicher nicht
mit Chinin in Berührung Gekommenen wie bei Prophylaktikern.
-~ R. Sievers (Leipzig): Die direkte Nagelextension. Die Vorzüge
der direkten Extension an beiden Bruchenden vor der einfachen Nagel-
extension nach Steinmann werden’ genauer angegeben.
. Graebke (Jena): Lochiometra durch Stenose des äußeren Mutter- `
mundes. In’ dem mitgeteilten Fall war die sonst bei der. Entbindung
per vias naturales entstehende Erweiterung des Cervicalkanals und äußeren
Muttermundes unterblieben. & | |
Hans Schmidt (Naumburg): Zur kombinierten subduralen und
intraspinalen Serumeinspritzung beim Tetanus. Von dieser Methode hat
der Verfasser in
können. bu ee
B. Ulri chs (Finsterwalde N.-L.): Färbung der Tuberkelbacillen a |
Recht dazu seine Mi | | ntheit dur Sr
ea itmenschen und die Gesamtheit durch Leichtsinn 2
| und: Fahrlässigkeit gesundheitlich zu schädigen. Es ist notwendig, in | mit Carbolfuchsin-Chromsäure. Eine Nachfärbung mit Chromsäure ist
| F- Bruck.
Gestalt strengster neuer Gesundheitsgesetze ein Korrelat für diese
der Spenglerschen Pikrinfärbung gleichwertig.
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494 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 18. Mai,
Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr, 10 bis 13.
Nr.10. R&thi(Wien): Zur Ozaenafrage. Ein ursächlicher Zusammen-
hang zwischen Nebenhöhleneiterungen und Ozaena ist nicht anzunehmen,
sondern es handelt sich fast immer um zwei nebeneinander hergehende
_ Erkrankungen. Es kommt jedoch vor, daß auch die Nebenhöblen an
Ozaena erkranken und ihr Sekret den typischen Ozaenafötor aufweist,
der als charakteristischstes Symptom zur Diagnostizierung der Ozaena
nie fehlen darf. Fehlt der Fötor, so sollte nie von Ozaena, auch
nicht von Paraozaena gesprochen werden, wie dies bei der durch den
Kokkobacillus Loewenberg hervorgerufenen Rhinitis üblich ist. Thera-
peutisch hat sich seit Jabren die Anwendung der Elektrolyse bewährt.
Stein (Wien): Über die Entwicklung der akuten Mastoiditis und
ihrer Komplikationen unter fehlenden oder geringfügigen äußeren
Krankheitserscheinungen und die Bedeutung ihrer Kenntnis für den
praktischen Arzt. An acht Fällen von akuter Mastoiditis mit äußerst
geringfügigen Symptomen wird gezeigt, wie große Gefahren diese
Verlaufsftorm für den Patienten mit sich bringen kann. Der von der
Norm abweichende Gang findet seine Erklärung im anatomischen Bau
des Warzenfortsatzes und in der Natur des Krankheitserregers. Bei
sklerosierter Corticalis des Warzenfortsatzes kann an der Außenseite
jedes Anzeichen einer Entzündung fehlen. Otoskopisch läßt sich je-
doch als bedeutungsvollstes Symptom der Mastoiditis die Senkung der
hinteren oberen Partie der knöchernen Gehörgangswand feststellen. —
Bei Infektion mit Streptococcus mucosus zeigt sich ein auffallendes
Mißverhältnis zwischen der Ausbreitung der Zerstörung und der Gering-
gradigkeit der Erscheinungen. Die Veränderungen in der Trommel-
höhle können rasch ausheilen, während der Prozeß im Proc. mastoideus
unaufhaltsam fortschreitet. Rei Mucosusotitiden wird die Diagnose oft
erst bei dem Auftreten endocranieller Komplikationen gestellt. Zu
beachten ist der Allgemeinzustand und die Sekretionsverhältnisse.
Nr. 11. Marburg: Indikation zu chirurgischen Eingriffen bei
Hirn- und Rückenmarksverletzungen. Die Hirnverletzung muß operiert
werden, wenn eine chirurgische Indikation, Impressionsfraktur Steck-
schuß besteht, oder wenn die Krankheitserscheinungen sich ohne er-
sichtlichen Grund vertiefen. Die traumatische Epilepsie ist als Symptom
entsprechend dem Falle zu behandeln, den sie begleitet. Als Krank-
heit sui generis ist der Eingriff nur gerechtfertigt bei einer Häufung
oder Vertiefung der Anfälle. Der Hirnabsceß ist immer zu operieren;
die Encephalitis nicht. ‚In zweifelhaften Fällen ist eine Wundrevision
gestattet. Bei Meningitis kann die wiederholte Spinalpunktion versucht
werden. — Bei Rückenmaıksverletzungen sind alle Fälle mit schweren
nervösen Erscheinungen, die nach zwei bis drei Monaten keine wesent-
liche Besserung zeigen oder sich verschlimmern, zu operieren, sowohl
die Fälle mit, als auch die ohne objektiven Befund an der Wirbelsäule;
in Betracht kommen demnach Fälle von kompletter Querläsion ebenso
wie die Fälle des Kompressionssyndroms oder der Spinalhemiplegie,
Bei unbeeinflußbarem Schmerz ist die Laminektomie indiziert; bei
schweren Spasmen wird als Korrekturoperation die Förstersche
empfohlen. Gegenindikation sind: isolierte Blasenlähmung, komplette
Querläsion mit pastöser Schwellung der Beine.
Nr. 12. Groß (Wien): Erfahrungen mit dem Fingerdaumenreflex.
Das von Mayer angegebene Reflexpbänomen besteht in einer unwill-
kürlichen Opposition und Beugung des Daumens beim Hinüberstreichen
über die Grundphalangen der Finger unter zunehmendem Druck. Der
Reflex fand sich bei 86.6% aller untersuchten Normalen. Er fehlte bei
allen im Anfall untersuchten Epileptikern (zehn Fälle). Ferner zeigte
‚sich ein Überwiegen des Fehlens bei centralen Lähmungen, welcher Befund
differentialdiagnostisch gegenüber funktionellen Lähmungen zu verwerten
ist. Verfasser hält weitere systematische Untersuchungen für notwendig.
v. Schroetter: Zur Psychologie und Pathologie des Feld-
fliegers. Zum Referat nicht geeignet.
Nr. 13. Redlich: Epilepsie und andere Anfallskrankheiten, Es
werden der Reihe nach besprochen und differentialdiagnostisch gegen-
einander abgegrenzt: der klassische Anfall des Grand mal, der Jackson-
Anfall, das Petit mal, die epileptoiden Anfälle, epileptische und narko-
leptische Absenzen, hysterische Anfälle. Die Abgrenzung der zur
sogenannten genuinen Epilepsie gehörigen Fälle ist oft recht schwierig
und strittig. Verfasser empfiehlt, für praktische Zwecke ohne Rücksicht
auf die Ätiologie von einer chronischen Epilepsie zu sprechen und die
wichtige Unterscheidung der Frühepilepsie, die in der Kindheit oder
Jugend einsetzt, und der Spätepilepsie um das 25. bis 80. Jahr zu machen.
Bei letzterer handelt es sich keineswegs immer um eine symptomatische
Epilepsie, sondern nicht seltene Fälle von Spätepilepsie können sich
auf der Basis einer hereditären oder konstitutionellen Veranlagung ent-
wickeln. In anderen Fällen ist chronischer Alkoholismus, Lues und
Arteriosklerose verantwortlich zu machen. .&2z
Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 17.
Wachter: Die Tonsillen und ihre Beziehungen zu Allgemein-
erkrankungen, unter besonderer Berücksichtigung eines Falles von
Meningitis nach follikulärer Angina. Die physiologische Aufgabe und
Bedeutung der Mandelgebilde ist völlig unklar. Allgemein anerkannt
ist nur die Tatsacha, daß die Mandeln eine Rolle bei dem Eindringen
und der Abwehr von Inpfektionserregern spielen, insbesondere bestehen `
häufige Beziehungen zwischen infektiösen Erkrankungen der Mandeln
und Gelenkrheumatismus, der als eine besonders abgeschwächte Form
allgemein septischer Infektion aufgefaßt werden muß. Geeignete Fälle
von akutem Gelenkrheumatismus sind durch Behandlung der chronischen
fossulären Angina zu heilen. Ähnliche Heilerfolge können durch eine
Behandlung der Mandeln in manchen Fällen erzielt werden bei Endo-
karditıs, Nephritis und anderen der Sepsis nahestehenden Erkrankungen.
Die beste Behandlungsmethode ist die Tonsillektomie, die aber nur
von erfahrenen Fachärzten ausgeübt werden sollte. Eine der seltensten
Komplikationen nach akuter Angina ist die akute Meningitis. Der mit-
geteilte Fall dieser Art betraf ein 17jähriges Mädchen, das wegen
Basedow aufgenommen, in einigen Wochen sich unter Bettrube wesent-
lich gebessert hatte, bis mit plötzlichem hohen Fieberanstieg eine
follikuläre Angina auftrat, der sich schon am nächsten Tage eine
innerhalb weiterer 36 Stunden zum Tode führende Meningitis anschloß.
Aus dem Lumbalpunktat wurde kulturell Staphylococcus pyogenes
aureus nachgewiesen. Die Diagnose „Meningitis“ wurde aus dem Er-
_ brechen und der Nackensteifigkeit vermutet, konnte aber erst durch die
j
Lumbalpunktion sichergestellt werden. - W,
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 17.
Ed. Rehn: Die Preilegung der Arteria carotis interna in ihrem
oberen Halsteil. Hautschnitt von der Caretidengrube bis zum Ohr-
läppchen, Freilegung der Arteria carotis communis. Durch einen zweiten
Hautschnitt wird der Unterkieferwinkel eingegabelt und die Ohrspeichel-
drüsen losgelöst und nach oben geschlagen, der Unterkiefer am Kiefer-
winkel temporär durchgesägt. Die großen Arterien der Schläfe, des
Ohrs und des Hinterhauptes werden unterbunden. Die äußere Carotis
wurde abgezogen und der Processus styloideus abgekniffen, wodurch
die äußere Carotis übersichtlich gemacht ist.
Endre Mackai: Zur Frage der Vorbereitung des Empfangs-
bodens bei freier Transplantation. Die Höhle, die nach Abtragen einer
Cyste am Gehirn entsteht, wird zweckmäß:'g von einem großen Muskel-
stück ausgefüllt, wodurch die Blutung gestillt wird. Auf das flache
Muskelstück wird Fettgewebe transplantiert.
K. Vogel: Zur Behandlung der postoperativen Tetanie. Nach
der Ansicht von Vogel handelt es sich in den veröffentlichten Fällen
von Epithelkörperchentransplantationen teilweise um Schädigung dureh
Ernährungsstörungen, die sich später von. selbst wieder ausglichen.
Die Einpflanzungen wirken nicht anders als die Eingabe von Tabletten,
die für die erste Zeit des Ausfalls vorübergehend einen Ersatz bieten.
Es ist nicht anzunehmen, daß die Implantate sich dauernd funktions-
tüchtig erhalten. In einem Falle wurden die Parathyreoidintabletten
von Freund und Redlich gegeben, worauf sichtbare Besserung p an
K. Bg.
e
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 17.
Margarete Karlbaum: Über Grippe und Diphtherie und
ihr gleichzeitiges Auftreten auf der gebortshilflichen Station. Auf der
geburtshilflichen Station der -Universitäts-Frauenklinik Kiel wurde
während der letzten Grippeepidemie festgestellt: Die Gripp® bildet
nicht nur in der Spätschwangerschaft und Geburt,
sondern auch im Wochenbett eine ernste Komplikation. Zu
allen diesen Zeiten wurden schwere und überstürzt verlaufende Fälle
festgestellt. Entscheidend ist nicht der Zwerchfellhochstand infolge der
Schwangerschaft, sondern die Schwere der Infektion. Auch die New
geborenen erkrankten an Grippe mit .erheblicher Sterblichkeit infolge
der Komplikationen. Das beständigste Symptom bei den Säuglinge
war der Rachenkatarrh und der Schnupfen .neben Husten, Bronchiäl-
katarrh und leichtem Fieber. Die bösartigen Formen waren verbunden
mit Lungenentzündung, mit örtlichen und verschleppten EiterungeD
und Ernährungsstörungen. Die Nasendiphtherie Neugeborener pan
bei Kombination mit Grippe unter wesentlich höherer Sterblichkel
als sonst. 4
Th. Seitz: Über den Einfluß der Grippe auf die Gravidltāt,
Auf der gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses St. GOE B
Hamburg wurde während der letzten Grippeepidemie festgestellt, =
in allen Stadien der Schwangerschaft und des Wochenbetts die Gripp
`
'.- . misch als Ovarialcareinom erkaonten Tumors beschwerdefre
E (Freiburg i. B.) bei akuten Lungenerkrankungen, und zwar.
©. In einer Konzentration von drei bis vier bis fünf Tropfen reinen Senf-
en Tropfen auf 100 g Bolus alba, an Stelle ‘der Schmierseifeneinreibung.
„| - (D. m. W. 1919, Nr. 17) `
- Bidder gelehrte Handgriff besteht aus folgendem: Der Rumpf des
Cs Streckbewegung der Daumen bei leichtem Druck auf die Rippen aus-
ER
..1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
eine schwere Gefahr bedeutet, besonders dort, wo sie mit.einer-Lungen- | die Ansicht von der Sterilisatio magna mit einer einmaligen hoch-
entzündung verbunden ist. In 33% wird die Schwangerschaft unter- | dosierten Einspritzung, zumal für die Anfangszeit der syphilitischen
brochen. Die Unterbrechungsziffer bleibt also weit hinter den anderen |
Infektionskrankheiten zurück. | u S | Br
W. Nacke: Fünf Jahre nach Operation eines enorm großen
Ovarialcarcinoms völliges Wohlbefinden der Patientin. Mitteilung eines
` vor fünf Jahren wegen Ovarialcarcinoms operierten Falles. Die Kranke .
ist nach der Entfernung des: dreimannskopfgroßen, pathologisch-anato-
i geblieben.
KR. Bg.
. Es wäre sehr ‚bedauerlich, durch Festsetzung einer Höchstdose der
Forschung die Möglichkeit der Prüfung dieser Frage zu rauben. (D.m.
W., 1919, Nr. 17) u ie...
“ ‚Ein neues Fläschchen zur sterilen Aufbewahrung von Medika-
menten und'zu deren direkter Entnahme mit der Rekordspritze empfiehlt
'Stöpsel mit Steigerohr, Öffnung für Luftausgleich und Ansatz für die
abgenommen und das Medikament direkt mittels der Spritze auf-
gesogen. Alle Teile sind auskochbar. Das Medikament kann in der
Therapeutische. Notizen. = |
RIED ‚geschlossenen Flasche nach Abnahme der Kappe beliebig im Wasser-
Senfbolusbrei (Senföl in Bolus alba) empfiehlt Albrecht Mertz |
| | geschlossen. .Die Vorrichtung wird in Größen von 15, 50, 100 und
150 cem von B. Braun (Melsungen) hergestellt. (D. m. W. 1919, Nr. 16.)
-öls in 100 g Bolus alba, an Stelle des Senfmehlwickels und ferner bei Einen einfachen Handvibrationsmassageapparat (Vibrostat) emp-
‘Drüsentuberkulose, und zwar in einer Konzentration von einem fiehlt P. J ac obsohn (Berlin). Damit lassen sich Vibrationen an
verschiedenen Körperteilen aufs bequemste ausführen, ohne daß
F, Bruck.
z Einen Handgriff zur Lösung des über den Nacken zurückge-.
‚schlagenen eingeklemmten Armes teilt Krock (Dorpat) mit. Der von
sich auch, soweit dies. ärztlich ‘angeordnet wird, zur Selbstmassage.
Er kostet 30 M (erhältlich bei St. Sachs, Berlin W, Potsdamer Str. 68).
(D. m. W. 1919, Nr. 16.) a: = F., Bruck.
Kindes wird mit beiden Händen umfaßt, sodaß die Spitzen der Finger
den Bauch berühren, die Daumen gebeugt unterhalb des unteren Win-
‚kels desjenigen Schulterblattes gehalten werden, dessen Arm zurück-
geschlagen ist. Um den eingeklemmten Arm zu lockern, wird der |
noch nicht geborene Teil des Kindes bei nach vorn gewandtem Rücken
in die Schamspalte zurückgestopft ‘und gleichzeitig eine :allmähliche
Bücherbesprechungen.
Sigmund Fränkel, Die Arzneimittel-Syn these Vierte, um-
gearbeitete Auflage. 883 Seiten. Berlin 1919, Jul. Springer. Brosch.
ee ie M 68,—, geb. M 7, —.
‚geführt, Dadurch wird das rechte Schulterblatt in der Richtung zum nn ;
0498
Ansteckung, noch keineswegs widerlegt sei, ja sogar viel für sich habe.
bade erhitzt werden. Jede Infektion des Flascheninhalts ist. aus-
man die Ansätze einzeln auszuwechseln braucht. Der Apparat eignet
„Das 1901 zum erstenmal in bescheidenem Umfang obne Literatur- i
Nacken hinaufgeschoben. Infolge dieses Verfahrens gleitet der Arm
nach ‘unten und läßt sich in gewohnter Weise entwickeln. (Zbl. f,
Gyn. 1919, Nr. 18.) a; Zu i | Bg.
~ [n einem Falle (26jähriger Mann) von hämophiler Blutung nach
` einer Zahnextraktion, wobei die verschiedensten Mittel erfolglos waren,
wurden von Heinz Walther (Jena) am neunten Tage der Blutung
im Verlauf von zebn Minuten 40 cem männliches Menschenblut-
Serom intravenös injiziert, und zwar ohne jede anaphylaktische:
Shockwirkung. Eine -Viertelstunde danach trat ein etwa eine Stunde
. dauernder Schüttelfrost ein und von diesem Moment an stand die
. Blutung dauernd. Vielleicht wirkt die Serumeinverleibung durch
Hinz (Burg i.D.). Es besteht aus 1. einer kugeligen Flasche, 2, einem. |
' Rekordspritze, 8. einer Kappe. Beim Gebrauch wird nur die Kappe: |
angaben erschienene Buch des Wiener Professors für medizinische
Chemie ist nach und nach zu einem stattlichen, mit Quellen, Patent,
Autoren- und Sachregister versehenen. Werk: (vgl. 1912, S. 1289) aus-,
gestaltet worden, das aufs beste geeignet ist,. dem Arzt bei seiner. 5
Laboratoriumstätigkeit und bei Sonderforschungen. ein zuverlässiger Be-
rater zu sein. Wenn auch naturgemäß nicht erreicht worden ist, daß
nach der Absicht des Verfassers durch dieses Buch das pharmako-
logische Wissen des praktischen Arztes vertieft und die Herstellung
und Verwendung nutzloser Variationen neuer Arzneimittel verhütet
worden ist, so ist durch dieses Buch, das einzig in der Weltlitteratur
dasteht, doch erreicht, daß die Arzneimittelsynthese, die uns ‘selbst in
den letzten Jahren noch wichtige Produkte der deutschen chemischen
eine
größerer Sicherheit ‘zu erwarten, als vom Tierserum oder Diphtherie- -
Dicht zu erwarten.
- gefeuchtete W
„ehymatösen Blutungen während einer Operation. (M. m. W.
Die Festsetzung einer Maximaldose auch in Höhe vou 0,45 g, wie.sie
Sind, bei kleineren Dosen eingetreten) Der Verfasser glaubt, daß
ne plötzliche Überschwemmung der - Blutbahn mit weißen Blut-
körperchen, die die herabgesetzte oder verlangsamte Abscheidung von
Thrombokinase im hämophilen Binte ausgleichen. Gerade vom Men-
Schenserum ist wegen seiner starken Reizwirkung ein Erfolg mit:
%
Großindustrie geliefert hat, gewaltig gefördert und für den Arzt eine
|- Fundgrube geschaffen worden ist, in der die auf diesem ausgedehnten,
die Pharmakologie und die synthetische Chemie betreffenden Gebiete
verstorbenen P. Ehrlich geschrieben, um zu erzielen, daß die Wir-
kungen der Arzneimittel aus ihrer Zusammensetzung sich ableiten lassen
und daß die Pharmakologie sich zu den exakten Wissehschaften
Si Gesichtsfarbe und der subjektiven Gefühle des Patienten. Eine | (Buchheim) zählen darf. ‚Seine Eigenart besteht darin, daß Ver-
lutung an der Injektionsstelle ist bei Verwendung dünner Kanülen | fasser überall die. Veränderungen der Stoffe im tierischen und mensch-
(M. m. W. 1919, Nr. 15.) . | | lichen Organismus zur Grundlage des Forschens und Urteilens auf
.. „ Nichtentfettete Watte als Tamponadematerial bei Blutungen | diesem Gebiete zu machen sucht. In der vorliegenden vierten,
empfiehlt angelegentlichst: E. Sachs (Königsberg). Bei hydrophiler | durch die Kriegsverhältnisse leider sebr verteuerten Auflage ist auch
Watte (und noch mehr bei Gaze) blutet’es durch die Tamponade durch; | die wichtigste ausländische Literatur. bis zum November 1918 berück-
auch gibt das eingesaugte. Blut einen vorzüglichen Nährboden für | sichtigt. es E. Rost (Berlin). .
Bakterien ab (daher die häufigen Infektionen nach Tamponaden). An- | SU, | = | Ze
atte tamponiert sicherer, aber nur so lange, als sie feucht | A. L. Vischer, Die Stacheldrahtkrankheit. Beiträge zur
bleibt, Die Feuchtigkeit geht jedoch nach einigen Stunden in den Psychologie des Kriegsgefangenen. - Schweizer ‘Schriften für all-
Deckverband hinein. Die nichtentfettete Watte dagegen, wenn sie gemeines Wissen. Heft 5. Zürich 1918, Verlag Rascher & Co,
est genug gerollt ist, imbibiert sich nicht mit Blut; es ist’daher kein 55 Seiten. M 1,60. ae | O
„ersetzungsfähiges Material vorbanden. Sehr zu "empfehlen ist die | In populärer ‘Weise schildert Verfasser den Gemütszustand der
Insassen der Gefangenenlager unter Verzicht auf wissenschaftliche
psychologische und psychiatrische Gesichtspunkte. Neben der ohne
Kurzdauern de Tamponade mit nichtentfetteter Watte bei paren-
weiteres verständlichen .depressiven Grundstimmung zeigen die Ge-
fangenen eigenartiges Mißtrauen, Neugier, anfangs sexuelle Erregbarkeit
mit gelegentlichen homosexuellen Tendenzen, später sexuelle 'Gleich-
gültigkeit und Impotenz, neurasthenische Erscheinungen wie Reizbarkeit, -
Unfäbigkeit zur Konzentration, Gedächtnisschwäche und Schlafbeein-
trächtigung. Zum Vergleich zieht Verfasser. die psychopathischen: Zu-
stände, die bei Besatzungen von Sagelschiffen, bei Polarfährern, in
Klöstern usw. infolge’ der Isolierung zustande kommen, heran. Von
Interesse sind die zahlreichen Zitate aus Gefangenenlagerzeitungen, die
Verfasser mitteilt. Henneberg (Berlin).
serum. Zur Vermeidung anaphylaktischer Störungen empfiehlt es sich,
die ersten 10 ccm ganz langsam im Verlauf mehrerer Minuten ein-
fließen zu lassen, unter genauer Beobachtung der Atmung, des Pulses,
1919, Nr, 15.) l
„~ Reines Ichthyol empfiehlt auch M. Lewitt (Berlin) als sebr
wirksam bei der Furunkelbehandlung. Es kam dabei entweder bei kleinen
urunkeln zur Kückbildung oder bei vorgeschrittenen zur raschen,
Spontanen Entleerung. (M. m. W. 1919, Nr. 15.) -
„Zur Dosierung des Salvarsans äußert sich Wechselmann.
m fter gestatten will, muß abgelehnt werden. (Übrigens sind fast
e Todesfälle in Deutschland, die in den letzten Jahren vorgekommen
~
geleistete Arbeit zusammengetragen ist. Es ist so recht'im Sinne des
DRS n e
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496 | 1919 — MEDIZINISCH
Vereins- und Auswärtige Berichte.
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| _ Bertin.
Verein für Innere Medizin, Sitzung vom 28. April 1919.
Th. Brugsch: Über das Eiweißminimum der Ernährung. Voit
hat 1881 den Satz aufgestellt, daß ein mittelschwer Arbeitender täg-
lich 115+g Eiweiß braucht. Für vegetabilisches und animalisches Ei-
weiß hat er die Zahl je um ein geringes anders normiert. Andere
Physiologen haben später im wesentlichen dieselbe Zahl angegeben,
aber es sind auch gegen die Höhe dieses Eiweißsatzes Einwendungen
erhoben worden. Schittenden bat die Untersuchungen auf eine
breitere Basis gestellt. Er vermochte sich selbst bei 40 g Eiweiß
monatelang im N-Gleichgewicht zu erhalten. Er nahm zwar im An-
fang ab, stellte sich aber dann ein. Seine Untersuchungen ergaben,
daß man unter das Minimum von Voit heruntergehen kann, wenn
auch 40 g etwas zu wenig sind. Mit 50 bis 60 g Eiweiß genügt man
aber den Anforderungen, wenn das Calorienquantum im ganzen aus-
reicht. In Deutschland begegnete die Lehre von Schittenden
gewissen Einwendungen. Man sagte, daß die so ernährten Individuen
anfälliger und weniger leistungsfähig seien und besonders Rubner
hielt an dem alten Standpunkt fest. Später hat Hindhede an Selbst-
versuchen, bei denen er sich z. B. nur von Kartoffeln und Fett er-
nährte, sich mit sehr geringen Eiweißmengen ins N-Gleichgewicht
setzen können. Er untersuchte auch andere Nahrungsmittel, wie Reis,
Brot und Gemüse, und er kam zu dem Schluß, daß das Eiweißminimum
bei etwa 80 g liegt, vorausgesetzt, daß das Calorienquantum ausreicht.
Rubner hat die Frage dann nochmals untersucht und er fand, daß
man mit Fleisch und Reis sich sehr gut mit einem Eiweißminimum
von 30 g einstellen kann, daß das aber bei Brot nicht gelingt. Von
Brot sind etwa 70 g Eiweiß erforderlich. Ein Arbeiter mit einem
Calorienbedarf von 8000 müßte also etwa 1500 g Brot essen. Mit den
geringen Eiweißmengen bleibe man auch nicht im Gleichgewicht, man
müsse vielmehr für die Wechselfälle des Lebens einen gewissen Ei-
weißbestand garantieren. Bei genauer Berechnung der Voitschen
Ergebnisse kommt man zu einem Eiweißbedarf von 96 g verdaulichem
Eiweiß. Berg hat dann die Frage von einem anderen Gesichtspunkt
studiert. Er beleuchtete die Frage von dem Milieu, in dem der Ei-
weißstoffwechsel sich vollzieht und wählte als Kriterium die Beziehungen
zum Mineralstoffwechsel. Nach seiner Ansicht bedingt ein Säureüber-
schuß einen erheblichen Eiweißumsatz. ` Er fand, daß man bei Milch-
eiweiß mit 20 g, bei Kartoffeln und Eiern mit 26 g, bei Fleisch mit
36 g, bei Roggenbrot je nach der Ausmahlung mit 40 bis 55 g, bei
Weizenbrot mit 55 g, bei Gemüsen wie Wirsingkohl, Kohlrüben mit
67 bis 80 g Roheiweiß ins Gleichgewicht kommt. Diese Ergebnisse
decken sich mit denen von Hindhede und Rubner. Ein Wider-
spruch besteht nur hinsichtlich der Deutung der Beurteilung des Säure-
und Basenüberschusses. Als wesentlich muß die Konstitution des Ei-
weißes, nicht das Milieu angesehen werden.
1915 bot sich für B. Gelegenheit, an einem Arzt, der die Gicht
von gewissen Gesichtspunkten aus für heilbar hielt, Untersuchungen
nach der Richtung der Frage des Eiweißminimums zu machen. Der
Arzt fletscherte, nahm wenig zu sich, trank auch wenig und führte
sich Weinsteinsäure zu. Sein Harn setzte einen großen Niederschlag
ab. Bei 70 kg Körpergewicht nahm er 1600 Calorien zu sich. Die
Eiweißmenge betrug 20 bis 80 g, wobei er 2 bis 4g N ausschied. Er
war drei Monate im Gleichgewicht, Seine Kost war keineswegs ein-
seitig, er nahm Speck, Ölsardinen, trank auch gelegentlich einen
Curaçao. Er war körperlich leistungsfähig und hatte keinen Gewichts-
verlust. Er versuchte auf der Station Proselyten zu. machen, womit
er bei einem Mädchen von 19 Jahren, das an einem Sarkom litt, Er-
folg hatte. Die Einstellung des Mädchens war einfach. Es hatte aber
einen Gewichtsverlust von acht Pfund, an dem auch der Tumor sich
beteiligte.
Wenn man einem ruhenden Menschen eine Kost gibt, die ein
arbeitender braucht, und man darf die Spannung zwischen beiden
Werten auf 1000 Calorien annehmen, so nimmt er an Gewicht zu. B.
hat nun die Diäten der Charite nach dieser Richtung untersucht.
1912/13 enthielt die Charitekost 2200 bis 2800 Calorien. Bei einem
Durchschnittsgewicht der Männer damals von 68 kg mußten die bett-
lägerigen Männer zunehmen. Die Durchschnittszunahme betrug bei
einer für diese Zwecke günstigen Auswahl (Rekonvaleszenten usw.) in
der Woche 0,6 bis 0,7 kg. Der Eiweißgehalt der Kost war 80 bis 90 g.
Die Nahrung war auch ausreichend für frei sich bewegende Männer,
die dabei nicht abnahmen. 1915 war das Durchschnittsgewicht der
E KLINIK — Nr. 20.
Männer 65 kg. Die Kost enthielt 1500 bis .1800 Calorien. Diese Zahl
ist aber zu erhöhen, da die Leute in der Regel von außen Zusatz-
nabrung bekamen. Die Eiweißmenge ist auf rund 60 g zu bewerten.
Die Gewichtszunahme war geringer, etwa 0,4 kg, aber der Durchschnitt
nahm doch zu, während 30 bis 40 % der Leute nicht mehr zunahmen,
einige sogar abnahmen. (Der Eiweißumsatz ist, was bemerkt werden
muß, um so größer, je muskelkräftiger das Individuum ist.) Ia den
letzten Monaten betrug das Durchschnittsgewicht der Männer nur noch
53 kg. Sie bekamen, bei einer Gesamtcalorienzahl von 1200 bis 1400,
täglich 45 g Eiweiß durchschnittlich, 42% von ihnen, obwohl optimal
ausgesucht, hatten eine negative Bilanz, 12% nahmen nicht zu, 44%
hatten eine positive Bilanz. Unter ihnen waren einzelne, deren Ge-
wichtszunahme so beträchtlich war, daß sie als besonders von Haus
begünstigt anzusehen sind. Die Durchschnittszunahme wurde durch
diese Leute auf 0,08 kg in der Woche gebracht. Man kann aus diesen
Zahlen schließen, daß der Begriff Eiweißminimum selbst bei N-Gleich-
gewicht ein Nonsens ist. Bei geringen Calorienwerten kann man die Men-
schen nicht am Leben erhalten. Während des Kriegsjahres 1916 hat die
Bevölkerung 68,29 g Eiweiß bekommen, im April 1919 59 g. Mit kleinen
Mengen Eiweiß konnten die Menschen im N-Gleichgewicht erhalten
werden. Die Schlüsse sind folgende: Es gibt kein absolutes Eiweiß-
minimum. Das relative Eiweißminimum muß sich auf den Gesamt-
umfang der Nahrung beziehen. Man kann praktisch mit jedem Nab-
rungsmittel N-Gleichgewicht erzielen. Je größer die Menge des er-
forderlichen Eiweißes des Nahrungsmittels ist, um so ungeeigneter ist
die betreffende Nahrung. Das schlechteste Eiweiß ist das Broteiweiß,
das beste das Milcheiweiß. Es kommt also auf die Qualitäten, auf den
Gesamtbedarf und die Mischung der Nahrung an. Ein Körper wird am
besten mit gemischtem Eiweiß bei genügender Calorienzufuhr ins Gleich-
gewicht kommen. Fritz Fleischer
Braunschweig.
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom 29. März 1919.
Bauermeister: Demonstrationen.
1. Vortragender demonstriert Röntgenplatten von verschiedenen
Speiseröhrenerkrankungen, insbesondere von mehreren hohen (z. B
von Sauerbruch operierten) Ösophagusdivertikeln.
2. Demonstration von Röntgenplatten aus dem Gebiet “er Darm-
erkrankungen; insbesondere über die Befunde bei Typhlitis, Perityphli-
tis, Wurmfortsatzerkrankungen und Kotsteinen. Als diagnostische Rönt
genmerkmale macht er aufmerksam auf die von ihm so genannte pram0-
nitorische Coecumstauung, auf Kontrastretentionen im Wurmfortsatz, auf
Kotsteinschatten.
Reiche: Stillschwierigkeiten und ihre Überwindung. Der Er-
nährung an der Brust stellen sich in den ersten Lebenswochen des
Kindes oft erhebliche Schwierigkeiten in den Weg. Dieselben haben
ihren Grund sowohl in Erkrankung der mütterlichen Brustdrüse als auch
in Sauganomalien beim Kinde. Als Stillhindernisse von seiten der
Mutter kommen in Frage: Flach- und Hohlwarzen, Hyperästhesie der
Brustwarzen, Rhagaden, Brustdrüsenentzündung, schwergehende UN
unterergiebige Brust; als solche von seiten des Kindes: Triokschwäch®,
Trinkfaulbeit, Saugungeschick, Brustscheu, ferner Mißbildungen, we
doppelte Hasenscharte und’ Wolfsrachen, mangelhafte Ausbildung des
Unterkiefers und des Zungenbeins, starke Vergrößerung der Thymus,
ferner Verlegung der Nasenatmung und schmerzhafte Erkrankungel in
der Mundhöhle. Bei entsprechendem Vorgehen lassen sich fast z
diese erwähnten Stillschwierigkeiten überwinden. Es ist aber pgo
erforderlich, daß man nicht frühzeitig mit den Bemühungen, das Sti
geschäft in Gang zu bringen, aufhört. Auch noch mehrere Wochen
nach der Geburt läßt sich bei einer Brust mit reichem Drüsengewebe
und bei Stilifreudigkeit der Mutter die Brust in Gang bringen. Beric:
über einen derartigen Fall, bei dem das Kind wegen Brustscheu a
den ersten Lebenswochen nicht hat an die Brust gebracht san
können; am Ende der fünften Lebenswoche des Kindes wurde 20
mals der Versuch gemacht, das Stillgeschäft in Gang zu bringen, a f
dem Erfolg, daß nach ungefähr zehn Tagen eine starke Tätigkeit
Brustdrüse einsetzte, sodaß das Kind nach einigen Wochen fast f
mit Brustmilch hat ernährt werden können. Die Brust sondert® E
bis 700 cem Milch ab. Die Brusternährung konnte bis weit IM
zweite Lebershalbjahr in unverändertem Maße durchgeführt werisa
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>’ Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 10. M
z Blohmcke: Über Neurorezidive des Acusticus. ‘Ohne auf die
Streitfrage einzugehen, ob die Neurorezidive als direkte Salvarsan-
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Königsberg i. Pr. a a
ärz 1919.
sehädigungen aufzufassen sind, spricht der Vortragende zunächst über
den Entstehungsmodus der Neurorezidive, also über den Vorgang des
‚ Auskeimens der Spirochätenherde an den verschiedenen Hirnnerven
bei unzureichender Salvarsanverabreichung, ferner über die Disposition
zu Neurorezidiven bei schlechter Konstitution des Individuums oder
- ‘einer bereits bestehenden Affektion des Nervensystems und schließlich
“über die äußere Schallschädigung. Da die Beseitigung eines einmal.
"eingetretenen Acusticusrezidivs -seh schwierig, sogar meistens ganz
"unmöglich ist, ‘so macht B. folgende Vorschläge zur Verhütung der
Neurorezidive: möglichst Abortivbehandlung des Primäraffektes be-
“ ziehungsweise intensive Behandlung im Frühsekundärstadium. Dabei
soll Salvarsan in nicht zu großen Einzelgaben abwechselnd mit Queck-
silber in genau einzuhaltender Zeitfolge ‚gegeben werden. Zur zweck-
mäßigen Durchführung von Wiederholungskuren sollen genaue Auf-
7] zeichnungen über Art und Intensität .der bisherigen Behandlung dem
‚Patienten eingehändigt werden. Es soll nicht nur das Verschwinden
der äußeren, sichtbaren syphilitischen Erscheinungen sowie das Negativ-
"werden der Serumreaktion angestrebt werden, sondern auch die Wieder-
herstellung des eventuellen pathologischen Liquors. Ferner. soll eine
-Nervenuntersuchung vor Behandlungsbeginn durchgeführt werden. Die
z Behandlung soll allein durch Fachärzte erfolgen.
Lepehne:' Neuere Anschauungen über die Entstehung‘ einiger
"Ikterusformen. (Eigenbericht.) Die Erklärung des Zustandekommens der
Ikterusformen ohne Gallenstäuung (septischer Ikterus, Ikterus bei Ver-
giftungen, hämolytischer Ikterus, Icterus neonatorum, Weilsche Krankheit
usw.) bietet einige Schwierigkeiten. Eppingers Theorie der partiellen
"Gallenstauung durch Gallenthromben erklärt nicht alle Fälle. Die Theorien.
von der Dysfunktion der geschädigten Leberzellen- (Parapedese usw.)
sind nur Umschreibungen der Tatsachen. Gegen die Theorie des
‚hämatogenen Ikterus wurden die Experimente von Minkowski und
aunyn mit fehlendem Ikterus nach Leberexstirpation angeführt.
N
. Me. Neo wiederholte unter Aschoff diese Experimente und kan
zur Überzeugung, daß das Fehlen‘ des Ikterus am entleberten Tier
nicht durch Fortfall der Leberzellen, sondern der hämolytisch tätigen
_ Sternzellen bedingt sei. Die restierenden Reticuloendothelien in
x
- ‚Autoren wiese
-Milz usw. sind bei den Vögeln gegenüber den zahlreichen Sternzellen
der Leber zu unbedeutend, um einen nennenswerten Ikterus zu er-
zeugen. Umgekehrt spielen beim Säugetier die Sternzellen normaler-
weise gegenüber den reticuloendothelialen Zellen der großen Milz,
der. Lymphdrüsen und des Knochenmarks “keine Rolle. Erst nach
Milzexstirpation beginnen die Sternzellen, wie eigene Experimente an
Ratten. zeigten, vicariierend hämolytisch tätig vorzutreten. Bei weiteren
eigenen Untersuchungen 'an Vögeln wurde gezeigt, daß bei weitmög-
lichster Entfernung oder funktioneller Ausschaltung. des reticuloendo-
thelialen Stoffwechselapparats unter Belassung der Leber im Körper
‚Kein Ikterus oder nur ein geringer und verspäteter durch Arsenwasser-
Stoffvergiftung erzielt wurde. Die funktionelle Ausschaltung der Stern-
zellen gelang durch intravenöse Kollargolinjektion. Als ihre Folge
wurde ein reichliches intracapilläres Auftreten von Emboli, aus zu-
Sammengesinterter Kernsubstanz aufgelöster. Erythrocyten : bestehend,
beobachtet. — Auch experimentelle und klinische Erfahrungen anderer
5 n ebenfalls auf die wichtige Rolle insbesondere der Milz
für das Zustandekommen einiger Ikterusformen hin. Ferner Konnte
ich im Felde- beim Icterus infeetiosus (Weilsche Krankheit) des
Menschen einen mikroskopisch sichtbaren Zerfall der roten Blut-
körperchen innerhalb der Zellen des reticuloendothelialen Stoffwechsel-
Apparats, besonders der Milz, feststellen und brachte diesen Befund auf
vd zahlreicher Untersuchungen und Überlegungen in ursächliche
erbindung mit einer reticuloendothelialen Entstehung des. Ikterus bei
nn Krankheit. Bewiesen wurde die Möglichkeit "einer Bilirubin-
durch Hijmams van den Borghs chemische
bildung in der Milz
Untersuchungsresultate: erhöhter Bilirubingehalt im Serum der Milz-
vene gegenüber dem Serum der übrigen Venen bei perniziöser Anämie `
und bei experimenteller Phenylbydrazinvergiftung. —, Alles in allem
nR Somit heute bei der Erklärung einiger Ikterusformen auch an
an Gallenfarbstoffbildung außerhalb der Leber gedacht werden. Jeden-
ns gelangt man nur bei der Verlegung von Bilirubinbildung und
irubinausscheidung an zwei getrennte Orte zu einer ungekünstelten
Si auung über die Genese des Ikterus. Er entsteht also 1. durch
Mer. der Ausscheidung, 2. durch Überproduktion an den Bildungs-
ven, 8, durch Kombination beider Formen. Sch.
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en Rostock © 0000,
| | Ärztlicher Demonstrationsabend. Sitzung am 27. Februar 1919.
` Brüning demonstriert einen Fall von Hysterie im Kindesalter.
Körner stellt einen durch Operation geheilten Fall. von ofogenem
Schläfenlappenabsceß vor und bespricht dabei besonders die typischen
‚partiellen Nervenlähmungen des Oculomotorius, die bei Abscessen und
Tumoren der Schläfenlappen beobachtet werden und oft, wie in dem
vorgestellten Falle, eine rechtzeitige Diagnose möglich machen. -
Frieboes stellt einen seltenen Fall von. Mycosis fungoides
vor, bei dem seit sieben Jahren an einer über handtellergroßen Stelle
über dem rechten Schulterblatt rezidivierend livid- bis tomatenrot ge-
färbte Infiltrate_ mit Ulcerationen, gelegentlich auch gestielter Tumor
vorhanden waren, Weder früher noch zurzeit die geringsten ander-
weitigen Hauterscheinungen. Innere Organe, soweit feststellbar, ohne
‚ Besonderheiten, nirgends Drüsenschwellungen. Histologischer Befund
typisch, Blutbefünd wie bei Mycosis üblich. ` | u
= © Peters bespricht . einen neuerdings pathologisch-anatomisch‘
untersuchten
tation des, Herrn H a v er. publiziert werden wird. > |
Es finden sich Unregelmäßigkeiten der Bowmanschen Membran
und des Epithels in der Nähe des Hornhautcentrums, Erscheinungen, .
wie sie auch in dem früheren Falle von Keratokonus von Erdmann
in ausgeprägterer Form beschrieben wurden: Während Erdmann
diese, auch beim Hydrophthalmüs congenitus zu findenden Verände-
rungen als das Resultat einer Überdehnung der Hornhaut ansieht, wirft
der Vortragende die Frage auf, ob diese Veränderungen beim Kerato-.
konus und beim Hydrophtbalmus nicht auch dadurch erklärt werden
. können, daß es sich um eine abuorme Abschnürung des Linsenbläschens
handelt, -wie sie der Vortragende und Wirths für .die angeborenen
Horühauttrübungen und "die angeborenen Staphylonıe annimmt. Mit
dieser Auffassung würden sich nicht nur die Veränderungen. im. Be-,
reiche des Epithels und der Bowmanschen Membran, sondern auch die
_ Einlagerung amorpher Zellen und Konkremente: vereinigen lassen,
welche beim Hydrophthalmus congenitus z..'’B. von Schläfcke,
‚beim Keratokonus von Uthhoff beschrieben worden sind. Vielleicht:
erklären sich damit: auch die Ansammlungen der als Hämosiderin-
körnchen aufgefaßten Massen, welche vor allem von Fleischer
‘klinisch und ‚anatomisch im Hornhautscheitel bei Keratokonus . als
Substrat des eigentümlich braunen Ringes gefunden .wurden: Auf diese
Weise ‘würde auch der Keratokonus als Entwieklungsstörung im Sinne
"einer fehlerhaften Abschnürung des Linsenbläschens zu deuten sein,
wie dieses schon früher von Tweedy geschehen ist, wie ja auch
eine Reibe’späterer Autoren sich von den zahlreichen früheren Theorien
twicklungsstörung als wahrscheinlich ange-.
nommen haben. u aa
‚ In zukünftigen Fällen ist dahe
stehung des Keratokonus zu Fechnen, und es spricht durchaus nicht
‚gegen diese Erklärung, wenn die Wirkung dieser in der Anlage vor-
handenen Störung erst im Pubertätsalter: zutage . tritt. E
Best:. Vegetatives Nervensystem und Ulcus pepticum. Vor-”
tragender spricht über ein Krankheitsbild, das er im Kriege besonders
‚häufig zu sehen Gelegenheit hatte und welches durch die Zusammen- `
Eigenart und. Zusammengehörigkeit seines Symptomen-
‚komplexes geeignet erscheint, in das Dunkel der Ätiologie des
Ulcus. pepticum einen Lichtstrahl zu werfen. Es handelt sich um die
abnorme Ansprechbarkeit des vegetativen Nervensystems, kombiniert.
‚mit den Symptomen, wie man sie beim Ulcus. pepticum zu sehen ge-.
wobnt ist. ;
Die Pa À
wie Kopfschmerzen, schlechten Schlaf, Ermüdbarkeit nach geringster
| Anstrengung, über Atembeklemmungen, Angstgefühl. (ohne organische
Herzfehler), _Sie zeigten ausgesprochenes Hautschreiben, kalte Ex-
_ tremitäten, feuchte, zu Schweißen geneigte Haut, Irregularität des
Pulses nach wenigen Kniebeugen; dazu kamen die für TJlcus charak-
teristischen Erscheinungen, wie Magenkrämpfe, auch typischer Spät-
schmerz, so Schmerzen in den frühen Morgenstunden; es fand sich
lokaler Druckpunkt zwischen Schwertfortsatz und Nabel und spasti-
scher, bleistiftförmiger Stubl. Die Funktionsprüfung des Magens ergab
in fast allen Fällen Hyperacidität,und Hypermotilität. u
Es handelt sich also um gemischt Stigmatisierte, wenn auch die
Erregbarkeit im Vagusgebiet im Vordergrunde steht.
‘ Offenbar kommt es durch die besondere Erregbarkeit: im. Vagus-
gebiete zu Angiospasmen und Spasmen der Muscularis mucosae, die.
Circulationsstörungen im Gefolge haben und bei der bestehenden Hyper-
acidität zur Selbstverdauung der ischämischen Stellen der Magen-
schleimhaut führt. Es ist möglich, daß durch die Überproduktion von
ı Fall. von Keratokonus, welcher ausführlicher in der Disser-
t mit dieser Möglichkeit der Ent-
tienten klagten neben. allgemein nervösen Symptomen,
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498 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
18. Mai.
Salzsäure (Überwiegen des Vagustonus) aus der Magenmuskulatur Kalk
ausgeschwemmt wird, und diese Kalkverarmung dann wiederum spas-
mophil wirkt. In allen diesen Fällen wurde vom Vortragenden mit
Vorteil Caleium gegeben, das hemmend auf die Erregungen des Nerven-
systems wirkt. |
Diskussion. Curschmann bestätigt, daß das Bild der
` reinen Sympathico- oder Vagotonie nicht häufig, häufiger Mischformen
beider „Heterotonie“ seien. Manches am Bilde der „Sympathicotonie“
'sei fehlerhaft, z. B. die angebliche Achlorbydrie. Im Gegenteil zeigen
die sympathicoatonischen Myxödemkranken meist Anacidität, die nach
` seinen Untersuchungen entgegen dem Schema bei Erhöhung ihres
Sympathicotonus durch Thyreoidin langsam zur Norm, sogar zur Super-
acidität wird, ’
. Von den experimentellen Unterlagen der neurogenen Entstehung
des Ulcus pepticum scheinen C. die von Westphal am wertvollsten,
der mittels Pilocarpinreizung die lokale Ischämie und Erosionsbildung
der Mucosa des Kaninchenmagens deutlich zeigen konnte. Die sehr
wichtigen psychogenen Reize, die bei den überempfindlichen Vago-
tonikern sowohl Supersekretion, als andere motorische Krampfzustände
hervorrufen können, vermag das Experiment aber nicht nachzuahmen;
es bleibt also hier sehr hinter der klinischen Forschung zurück. -
Den „Circulus vitiosus“ sieht C. in den sekundären spastischen
Contractionen um das bereits entstandene Ulcus herum, die die Blut-
versorgung des betreffenden Abschnittes immer aufs neue schädigen
und ihn damit zur weiteren peptischen Einwirkung des superaciden
Magensaftes disponieren.
| Die Schmerzsymptome des Ulcus duodeni sind wahrscheinlich
meist Folgen des Pylorospasmus.
Die wichtige Rolle der Hypertonie des autonomen Systems für
die Ulcusgenese erhellt auch aus dem Umstand, daß die Ulcera aler-
meist bei Jugendlichen und mittelalterlichen Leuten -vorkommen. Im
Rückbildungsalter entstehen sie nur selten; wahrscheinlich deshalb,
weil die Tonussteigerung des autonomen Systems in diesem Alter ge-
setzmäßig nachläßt (vergleiche das häufige Schwinden der Migräne und
des primären, nervösen Bronchialasthmas nach der Klimax!). C. sieht
in dr Tonusverminderung des vago-sympathischen
Systems einen wichtigen Teildes körperlichen Alte-
rungsprozesses überhaupt.
Wien.
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 4. April 1919.
L. Moll hat bei Massenimpfungen in seiner An talt abweichend
vom bisher gebräuchlichen Verfahren an der dünnen und leicht falt-
baren Rumpfkaut geimpft, dort, wo die Mamillarlinie den
Rippenbogen kreuzt. Die Reaktion ist frei von Komplikationen
und verläuft rasch. Die Temperatur steige auf höchstens 88,2", wäh-
rend bei der Impfung am Oberarm 39,2° nicht selten sei. Der Arzt
müsse bei der gewöhnlichen Methode, wobei das Kind auf dem Arm
gehalten werde, im ungewissen arbeiten. Bei Kindern unter zwölf
Monaten werde nach der Impfung ein hühneraugenriogähnlicher Ver-
band aus Zellstoff angelegt, den man mit Mastisol fixiere; so sei eine
Kontrolle der Reaktion möglich, Maceration ausgeschlossen, Verkleben
mit der Wäsche verhindert. Übrigens mache er einen ähnlichen Nabel-
verband, um die Austrocknung des Nabels zu beschleunigen und die
unter Umständen durch eine Nabelbinde entstehenden Übelstände zu
vermeiden (Hochstand des Zwerchfells, Erbrechen usw.).
A. Böhm bezweifelt die Anwendbarkeit der Mollschen Impi-
methode bei Massenimpfungen. Die Impfstelle am Bauch sei zu leicht
der Verunreinigung durch Stuhl und Urin ausgesetzt.
L. Moll hat die Impfung in der Mütterberatungsstelle und im
Ambulatorium durchgeführt. Sie nehme nicht mehr Zeit in Anspruch
als die Impfung am Oberarm.
. L. Moll demonstriert ferner drei tuberkulöse Säuglinge, die
schwer belastet sind. Der erste habe mit drei Monaten, der dritte mit
drei Wochen eine positive Pirquet- Reaktion, der zweite eine Pleu-
ritis durchgemacht üund zeige eine Narbe nach Knochencaries. Es sei
also möglich, die Kinder, die jetzt am Ende des ersten Lebensjahres
stehen, über ein besonders kritisches Stadium hinwegzubringen. All-
gemein gelte ja die Anschauung, daß die Tuberkulose im ersten Lebens-
jahr eine absolut infauste Prognose gebe. Jede Ernährungsstörung zu
vermeiden, sei die Hauptsache. Die Milchmenge sei einzuschränken,
die Nahrung müsse gemischt sein wie die von Kindern mit exsudativer
Diathese nach Czerny. Die Kinder bekamen viel Fett und Salz. -
Vier tägliche Mahlzeiten seien ausreichend. Langer Aufenthalt im
Freien sei sehr vorteilhaft. Das Längenwachstum der Kinder sei gering.
R. Willheim demonstriert den farbstoiihaltigen rosafarbigen
Harn eines Mannes, der künstlich gefärbte Marmelade oder Zuckerwaren
genossen hat. Der Farbstoff habe sich als Eosin durch sein Spektrum,
seine Fluorescenz und seinen Bromgehalt erwiesen. Schädliche Wir-
kungen seien nicht bekannt, die durch diesen Farbstoff beim Menschen
entstanden wären, denn die photodynamische Wirkung des Eosins tan-
giere nur Mikroorganismen.
G. Riehl teilt mit, daß sich an seiner Klinik wiederholt Per-
sonen wegen des auffällig gefärbten Harns eingefunden hätten, doch sei
der klinische Befund immer negativ gewesen. Ebenso wie Hämatopor-
phyrin sensibilisierend für Licht wirke, könne vielleicht auch Eosin
wirken. Er kenne Personen, die im Frübjahr akuteste Ekzeme dureh
den ersten Spaziergang im Freien akquiriert hätten.
H. Salomon bemerkt, daß Schweine, die mit eosingefärbter,
denaturierter Gerste gefüttert wurden, leicht krank würden.
E. Fuchs teilt mit, daß gefütterte Tiere nach dem ersten Weide- .
gang im Frühjahr erkrankten. |
H. Pollitzer berichtet, daß Neußers Versuche, eine photo-
dynamische Wirkung von Farbstoffen auf Carcinome zu ermitteln, kein
positives Ergebnis gehabt hätten. a
S. Ehrmann erinnert däran, daß Hämatoporphyrin und Licht
bei empfindlichen Personen Bläschenbildung auf der Haut hervorrufe,
während Chinin antagonistisch wirke. Eosin und Hämatoporphyrinogen
wirkten verstärkend auf kurzwellige Strahlen.
H. Kahler hatin der Lebensmitteluntersuchungsanstalt erfahren,
daß Eosin zur Färbung von Lebensmitteln verwendet werden dürfe
H. Reitter .hat Vergiftungserscheinungen infolge Gebrauchs
von mit Lupinen vermischtem Ersatzkaffee beobachtet. Eine
dem Vortragenden seit Jahren bekannte Frau sei unter Kopfschmerzen,
Oppressionsgefühl beim Treppensteigen, Diarrhöen, Abmagerung UN
nervöser Übererregbarkeit erkrankt. Sie sei in der Nacht oft in Angst
vor irgendeinem Unglück aufgesehreckt. Interner Befund negativ bis
auf Bradykardie (68 morgens, 68 abends). Blutdruck 120 mm Hg.
Harnbefund negativ. Neurologischer Befund negativ, kein psychisehes
Trauma auffindbar. Der von der Patientin in übergroßen Mengen 8%
nossene, im Schleichhandel erworbene „Kaffee“ sei mit Lupinen ver
fälscht gewesen. Entbittert sei er wohlschmeckend und woblriechend
sowie unschädlich. Nicht entbittert hätte der „Kaffee“ 0,48% Alka-
loide (Lupinin und Lupinidin, beide dem Spartein nahestehend) ent-
halten. Nach dem Aussetzen dieses „Kaffees“ sei der Blutdruck auf
100 mm Hg gesunken, die Pulsfrequenz auf 110 gestiegen, alle sonstigen
Symptome ebenfalls verschwunden. Unter ähnlichen Symptomen sel
eine Klosterschwester erkrankt. Die Lupinen werden durch das Volks-
ernährungsamt beschlagnahmt. Das Publikum sei auf solche Vergiftungs-
fälle aufmerksam zu machen.
H. Paschkis hat oft „Lupinenkaffee“ getrunken, ohne je Ver-
giftungserscheinungen zu bemerken.
—— m 1
Rundschau.
Ein Beitrag zur Reform des Medizinstudiums.
Von |
Emil Abderhalden, Halle a. S.
Die Grundlage des ganzen Medizinstudiums muß eine
gründliche Kenntnis des Baues des menschlichen Körpers und
der Funktionen aller Organe bilden. |
Gelegenheit hat, mehrere Stunden im Zusammenhang Anatomie
zu.lernen und eine reiche Anschauung zu erlangen, ist das bei
dem so wichtigen Grundfache der Lehre der Funktionen — der
Physiologie — leider nicht der Fall. In einer fünf- bis
Während der Studierende .
sechsstündigen, zweisemestrigen Vorlesung werden die wichtigsten
Leistungen der einzelnen Gewebe besprochen und in einem Zwei
mal zweistündigen Praktikum einige besonders wichtige Methoden
kennengelernt. In Halle ist dieses Praktikum bereits auf, vierm
zwei Stunden ausgedehnt. ‘Auch diese Zeit genügt noch nicht, MA
die bedeutsamsten chemischen, physikalischen und physikalisch-
chemischen Methoden durch die Studierenden anwenden zu lassen:
Genau ebenso, wie der Student der Medizin mindestens zwei
Semester in der Anatomie täglich mehrere Stunden tätig I
müßte er die Möglichkeit. erhalten, sich in die ganze Tätigkel
der Erforschung der Funktionen der einzelnen Organe zu vertiefeD,
er
Vo E s i f .. gi aP, ANE So, D sa 5 ER Dr: Eee
919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. ‘20. Lues tr
. Würden die Mediziner-biologisch denken lernen, | ziner der ersten’ Semester, wenn sie neugierig. in die Kliniken { 12 I
L 2° dann würde ganz von selbst ihr ganzes medi- | „wanzen“ liefen. Ein ‚schlechter Mediziner, sage ich, den es Sg Ki Bi,
~. zinisches Wissen eine allgemeinere und ver- | nicht unwiderstehlich dorthin zieht! Ich pfeife auf den braven TENE
tiefte Grundlage erhalten > | =, “j Jüngling, der gehorsamst dem Rate seines gedruckten Studien- Be [et ;
| Leider stützt sich zum Teil: der Unterricht in den- klinischen | mentors folgt, sich doch ja seinen propädeutischen Unterricht K al
Fächern nicht genügend auf die physiologischen-Grundlagen. Auch | nicht durch verfrühten Klinikbesuch verleiden zu lassen. Wer 5 li Eus:
sonst lockern sich die Beziehungen zwischen den einzelnen, eng- | sich:den Teufel um solche Ratschläge sebert und die Propädeutik | A é ý o
© zusammengehörenden. Disziplinen der Medizin vielfäch bedenklich. | unausstehlich langwierig findet — der, prophezeie ich, wird der AREE,
- Um die Zusammenhänge enger- zu schließen, ist es erforderlich, |. bessere Arzt sein. 24 e Tn a
. daß an diejenigen, die sich habilitieren wollen, | In jenen „Unsitten‘“ lebte noch ein Stück lebendigen. Me- ` Hi Fi TURE
ein ganz bestimmter Maßstab angelegt wird. | dizinstudiums. 'Es zog den Mediziner ans Krankenbett, und man > Han IE
Während in früheren Zeiten die Kliniker sich ihre Vorbildung | ließ ihn frühzeitig dorthin, um handeln zu lernen. Die Studiosen | N I fin kir
‚beim Physiologen, Pharmakologen oder pathologischen Anatomen | jener Tage hätten sich nicht so weltfremd gebärdet, wären sie . E Haiii
bolten, ist seit der Einführung des sogenannten praktischen Jahres | durch einen Krieg dem kranken Menschen gegenübergestellt wor- Hr Min Hy
-dn dieser Hinsicht eine sehr. ungünstige Wendung eingetreten. | den. Sie traten mit dem irrationalen Faktor des ärztlichen Be- g fy ! poii
< Es kommt jetzt vielfach ‚vor; daß ein Mediziner, nachdem er | rufs, dem „Menschen“, dem lebendigen nämlich, rechtzeitig in FO CEE
.. Staatsexamen und praktisches Jahr erledigt hat, Assistent an einer praktische Fühlung. Sie übten gleichsam von. vornherein an ihm a ER
t- Klinik wird. Er habilitiert sich, okne je Gelegenheit gehabt zu | ihr rationales Wissen und Können. Sie hatten ihn.vor allem in an: Be
‘ haben, seinen Gesichtskreis auf einem experimentellen Gebiet zu | der Fülle seiner Irrationalität vor sich: in seinem natürlichen _ I Re
erweitern. Nachdem nun vorgeschlagen worden ist, den- Privat- | Milieu, daheim, im ärimlichen Stübchen, umgeben von den Seinen, Graes EOR PANN
-dozenten — ohne im übrigen ihre Freiheit anzutasten — ein | die selber wieder lauter irrationale Faktoren darstellten (und was KG i TOURA
bestimmtes Einkommen zu sichern, so. meine ich, sollte man an | für welche oft! du lieber Himmell), anstatt im. künstlich ratio- - BE fii ay gi
' die Zulassung zur Habilitation bestimmte Forderungen knüpfen. | nalisierten Milieu der Klinik, mit rational. geschultem ‘Personal HEIRERERE
&natomen müßten mindestens zwei Jahre | und allem rationalen, „technischen“ Komfort der Therapie und RAAH It JE
Physikalisch, physiologisch oder 'zoologisch | Pflege. Der cand. med. lernte früh genug jenen Kranken kennen, i aera e
gearbeitet haben, Physiologen die gleiche | mit dem es der Arzt zeitlebens vorwiegend zu schaffen, hat: ‚der PEN ar SR A
Zeit physikalisch oder chemisch und Kliniker | ihn sucht. oder ruft — und der sich in vielem recht erheblich Ei: LEED r
zwei Jahre physiologisch, pharmakologisch, | unterscheidet von,dem anderen. Kranken, der. ins. Krankenliaus SE...
‚experimentell-pathologisch, pathologisch-ana- | „aufgenommen“ wird. - - 5 era Pa s E iA n
tomisch oder bakteriologisch. Kurz, es müßte jeder | „Logisch“ -kann man die Krankheit und. den Kranken picat Pe fr |
Dozent sich über eine bestimmte Vorbildung ausweisen können. | nicht unterscheiden, . wie. früher erörtert - wurde; eben. weil | HE og npo
_ Belbstverständlich bedeutet der gemachte Vorschlag nicht, daß nur | Krankheit’ ein Zustand eines Menschen ist; aber eben darum wird | He a
. eine ganz bestimmte Vorbildung in Frage kommt. Man wird im | der Arzt praktisch. allemal -einem Menschen gegenübergestellt, i BE pit
_ ‘Interesse der ganzen Forschung nieht schematisch vorgehen. Erreicht | wenn man ihn zur -Heilung (oder Linderung) einer Krankheit ruft. IE RRS Bu)
werden soll nur, daß jeder Dozent eines bestimmten |. Auch wo`die Krankheit sehr örtlich ist und den ganzen Menschen Ba &
Faches jene Disziplinen aus eigenster Forseher- noch nicht erfaßt hat: sie sitzt doch an ihm, in ihm, und auch a &:
arbeit heraus kennenlernt, die für .dieses die | die Art, wie man einem eröffnet, daß,er sich eine Geschwulst ch re
Grundlage bilden. In diesem Falle wird er ganz von | operieren lassen müsse, fordert oft genug Rücksicht auf den Men- I) Er
selbst mithelfen, -die. Zusammenhänge zu wahren und den ’'ge- | schen, der die Geschwulst hat. Es bleibt ein schwerer Mangel, BEII AE Se e t
samten Unterricht in der Medizin einheitlich aufzubauen. Solange | wenn ein noch so kundiger Therapeut nicht versteht, seinen Pa- NE let ; KREBIS e
es klinische Dozenten gibt, die die ganzen von ihnen angewandten | tienten richtig anzureden, aufzusetzen, auszukleiden, ‘auszufragen, ae! ae N
Forschungsmethoden aus zweiter Hand kennenzulernen gezwungen | zu trösten oder aufzurichten, ‚seine menschliche Umgebung. ein- A a a.
-8ind,. und die nie selbständig in einem Forschungszweige tätig | zuspannen, anzustellen, fernzuhalten, fortzuschicken. Es ist ein Ba SRE
‚waren; der die Grundlage ihres speziellen Gebietes bildet, wird | trübseliges Zeugnis, dieses manchmal Gehörte: „Ein glänzender a;
Diagnostiker (oder Operateur) — aber als Mensch scheußlich.“
Das darf nicht das Ergebnis fünfjähriger: Berufserziehung sein.
Auch der Umgang mit Menschen will gelernt sein. Im gesell- Hit
schaftlichen Leben zweifelt daran niemand, und .der Dünkel der SNE IK K ERR
„Kinderstube“ ist nirgends so ausgeprägt wie. in Deutschland. Eau) Di i es
Aber die berufliche Kinderstube haben wir in den N. UAA EE
letzten Jahrzehnten afg: vernachlässigt, und als man vor mehr
. als fünfzehn Jahren das medizinische Studium alles in allem auf
sechs Jahre verlängerte, da hat man doch nicht daran gedacht,
diese ungeheuerliche Vorbereitungszeit für die Übung im Umgang
mit dem kranken Menschen rationeller auszunützen. Das Ergeb-
nis- waren diese dicht vor dem Staatsexamen stehenden Kandi-
daten, die nicht wußten, wie man einen leicht Verwundeten an- .
eine gewisse Unsicherheit in manchen Forschungsergebnissen nie .
aufhören.. -Ein gewisser dilettantischer Zug, der durch manche
‚...6%perimentelle Arbeiten ‚geht, wird verschwinden,. sobald die
Vorbildung. der Dozenten erweitert wird.. Diese vertiefte Ausbildung
wird dem ganzen Unterricht zugute kommen. Der Student wird
merken, daß alle.Vorfächer, die von ihm gefordert werden, wichtig
und unentbehrlich sind. Er wird die Wechelbeziehungen zwischen
den ‚einzelnen. Disziplinen der Medizin klar erkennen. i
Die Neugestaltung des ‘medizinischen Unterrichts. .
I a ae Von | j
, Prof. Dr.med. et phil. Willy a aus Nr.19) | faßt -oder ‚anspricht. In allen Krankenhäusern: sind die han | VE
‚Ich weiß ‘nicht, ob wirklich durch jene früheren Sitten viel | kenntnisreichen theoriebeschlagenen älteren Mediziner und lu.
fherapeutisches Unheil ‘angerichtet worden ist. Darüber muß es | Jungen Arzte die böte noire der wirklich Kranken — mit ie.
ja wohl statistische Unterlagen geben. Daß nicht allen Kranken einzelnen Ausnahmen natürlich; jeder Wärter, ja die Schwester . PEE
und Gebärenden immer wohl gewesen sein mag, wenn der Land- wird ihnen vorgezogen; "und in mühseliger Selbsterziehung erst, ° Tb T.
doktor verreiste und statt seiner ein cand. med. im achten Se- | mit .reichlichem Lehrgeld (das leider fast immer er mit dem Kran-. u | ANOERES
mester aufzog, läßt sich nachfühlen. Aber eines. steht fest: jene | Ken teilt) muß der Arzt sich erwerben, was ihm die Erziehung EHR N 5i
Gepflogenheiten waren nicht bloß Unsitten. In ihnen steckte | der Universität heùte so gut wie völlig schuldig bleib... AR |) Pia
vielmehr ein Kern von richtiger Einsicht, der eben nur nicht den Hier hat die Reform des medizinischen ‘Unterrichts einzu- NE |: } | Eee
Zeitentwicklungen ‚gemäß. fortgestaltet worden war. Die „gute setzen. Ich versuche zu zeichnen, wie. | nz we: Ele.
‚alte Zeit“ fühlte es, daß ein angehender Arzt das Zeug zum P a si JE A nk; ee
Arzt nicht plötzlich mit ‚bestandenem Staatsexamen erwerbe, son- |. | | VE. E a T Pen AA
ern es in der zweiten Hälfte der Berufsausbildung -doch ungefähr | Es bedeutet also, lebendig unterrichten: den Ler- p E: r;
| | | nenden sofort der wirklichen Fülle der. Erscheinungen seines ER RENE ©
besitzen müsse. Die Leute wußten recht wohl, daß ein älterer
’Alzt erfahrener sei als ein jüngerer oder gar ein ganz junger, |
zer sie wußten auch, daß der Anfang einmal gemacht wer-
en muß, erfahren zu werden. Der junge Mediziner ist seit un-
„ordenklicher Zeit als „Doktor“ angeredet worden; auch darin
e die Unterstellung, er müsse doch wohl das Zeug zum Dóktor
n sich tragen. Und ein’ gleiches bezeugten für sich die Medi-
Lerngebiets gegenüberstellen und ihn von dieser Fülle her den | |
beschreibenden, zergliedernden, vergleichenden, ‚ verknüpfenden, a 2",
schließenden, verallgemeinernden Weg der wissenschaftlichen Er. le. = -i
kenntnis gehen lassen. Die Sprache beginne mit der Dichtung
(am „Schriftsteller‘‘), die Geographie. in der-heimatlichen Land.
‚schaft, die Botanik auf der Wiese, die Zoologie im Stall oder am
2
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500
-Tümpel. Der Ingenieur fängt seine Studienlaufbahn in einer Werk-
stätte an; das ist bekannt. Ehe er überhaupt immatrikuliert wird,
pflegt.er ein paar Monate lang zu schlossern, mauern, schmieden.
Der Mediziner nehme nun endlich denselben, genugsam bewährten
Weg. An den Eingang des medizinischen Stu-
diums trete ein praktisches halbes Jahr, eine
‚Lehrzeit als Krankenwärter.
Es stellt. den Mediziner
sofort seinem Berufsinhalt lebendig gegenüber: dem kranken,
Heilung suchenden Menschen. Diese praktische Lehrzeit wird
dem späteren ‘Arzt dasselbe geben, was dem Ingenieur die
seine schon immer gab: die unbedingte Sicherheit und Überlegen-
heit auch in den Bagatelldingen des Berufs. Der Ingenieur will
in keiner Berufslage vom Werkmeister oder Arbeiter, vom Polier'
oder Monteur beschämt werden. Er will selber zugreifen können.
Dazu gilt es endlich auch den jungen Arzt befähigen. Auch er
darf nichts von der Krankenschwester, dem Krankenwärter, dem
Krankenträger, dem Bademeister und Heildiener zu lernen haben.
Er muß gegebenenfalls ihre Verrichtungen übernehmen, vorweg-
nehmen, muß sie kundig anordnen, überwachen, kritisieren, ver-
bessern, anleiten können. Er gewinnt dadurch ein unschätzbares
Mehr an Autorität, dem subalternen Personal, aber auch dem
Publikum gegenüber; er gewinnt, was fast noch wichtiger ist, vor
allem die unbedingte eigene, innere und äußere Sicherheit gegen-
über dem Kranken.
Über die- Ausdelinung dieser Lehrzeit könnte man. dis-
kutieren. Sie soll nicht zu lang sein, weil die medizinische Be-
rufsvorbereitung ohnedies so langwierig geworden ist, daß sie
nun mit. höchster Ökonomie eingeteilt werden muß. Aber sie
darf auch nicht zu kurz sein. „Lernen“ könnte der junge Mulus
‘ die wesentliche „Technik“ der Krankenwartung sicherlich in we-
nigen Wochen. Aber nicht so, daß er sie nicht wieder vergißt;
nicht so, daß sie ihm „goldene Praxis“ wird, in Fleisch und Blut
. übergeht. Dies vollzieht sich immer nur in längeren Zeiträumen,
im „Einleben“. Es wird ohnedies mancherlei von diesem Erwerb
während der folgenden. Studiensemester wieder abhanden kom-.
men. Es erscheint darum eine Wiederholung dieser Tätigkeit in
der zweiten Hälfte des Studiums geboten; sie mag sich auf ein
Vierteljahr erstrecken und etwa in die vorletzten oder letzten
Sommerferien vor dem Staatsexamen gelegt. werden. Die prak-
tische Krankendienstzeit, wie wir sie nennen wollen, würde-
dann im ganzen für den Mediziner neun Monate betragen. Wir
werden sehen, daß damit das Studium zeitlich nicht überdehnt
wird. Was hier verbraucht werden muß, läßt sich bequem ander-
wärts sparen.
Eine sehr wichtige Mission erfüllt das erste Halbjahr
Krankendienst: es wird zahlreiche junge Menschen zur Klarheit.
darüber führen, ob der ärztliche Beruf ihnen wirklich „liegt“. Die
Atmosphäre des Spitals enthält die ärztliche Berufswirklichkeit.
in ganz anderer Anschaulichkeit, als der anatomische Präparier-
saal, der heute als der Prüfstein für die Eignung zum Mediziner
funktioniert. Leichen stinken, aber sie sind geduldig; ob einer
wirklich das Zeug in sich fühlt und trägt, zeitlebens mit Kranken
zu schaffen zu haben, kann an ihnen niemals offenbar werden. Es
hat schon mancher gerne und trefflich präpariert, der in den
Kliniken später über seine Teilnahmlosigkeit an den eigentlich
ärztlichen Fragestellungen erschrak und merkte, daß er doch
seinen Beruf zu verfehlen im Begriff. stehe. Davor wird die nüch-
terne und harte Schule des Krankendienstes so manchen bewahren
können — ohne daß er ganze Jahre Zeit verliert. Was er in
diesen Monaten lernt, kann jedem Menschen, er mag werden,
was er will, eine wertvolle Mitgift für viele Lebenslagen bleiben.
Ängstliche Gemüter haben mir allerdings, wenn ich diesen
Gedanken mündlich entwickelte, gerade ihre Bedenken gegen
diese „Mitgift“ entgegengehalten. Es könnten, meinen sie, da-
durch „Kurpfuscher“ gezüchtet werden. Ich halte diese Gefahr
für ganz winzig. Viel mehr Kurpfuscher, als dank der Kurier-
freiheit in Deutschland ohnedies tätig sind, kann kaum irgendeine
Maßnahme noch hervorbringen. Aber die zünftigen Kurpfuscher
pflegen sich überhaupt nicht aus den Kreisen zu rekrutieren, die
das Abiturientenexamen abgelegt haben und einem „höheren“
Berufe sich zuwenden wollen. Es ist überflüssige Besorgnis, der
‘Mulus, den die Erfahrungen im Krankendienste vom medizini-
schen Studium abschreckten, werde als Richter, Oberlehrer,
Pfarrer, Postinspektor, Offizier oder was er nun wird, diese Er-
fahrungen planmäßig zum „Kurpfuschen“ verwerten. Ich glaube
eher, daß die unmittelbare Kenntnis des Krankenlebens manchen
davor behüten wird, sich selber Kurpfuschern auszuliefern. Kur-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20.
. 18. Mai.
pfuscher züchtet viel eher die krankendienstliche Ausbildung
halbgebildeter oder ungebildeter Menschen, wie sie für den Dienst
des Roten Kreuzes, der. Sanitätskolonnen und dergleichen statt-
findet; aber auch. da nimmt man die vereinzelte Gefahr gegen
die höheren Vorteile in Kauf. Und wenn der Träger des höheren
Berufs einmal im Leben sich einer kritischen Lage gewachsen
zeigt, indem er eine erste Hilfe kundig zu leisten vermag, einen
Kranken oder Verletzten anzufassen versteht, so wird man dies
gewiß nicht zu bedauern haben. Der Arzt aber wird, bewaffnet
mit dem wirklichen Können des Krankendienstes, mancher Kur-
pfuscherei besser gewachsen sein als vordem. Denn der Bade-
diener, die Gemeindeschwester, der Sanitäter drängen sich nicht
zuletzt so leicht in die ärztlichen Funktionen ein, weil sie vor
den Augen des Publikums in wichtigen Elementen des Kranken-
dienstes den Arzt ausstechen. Damit leiten sie eine wesent-
liche Dosis Vertrauen zu sich herüber. Sie werden vom Patienten
als praktische Helfer (oder Helferinnen) empfunden, und der Pa-
tient kennt nie und nirgends ein anderes Ziel, als daß ihm ge-
holfen werde. ‘Vor zwei Jahrzehnten schon haben einige Kliniker
dies erkannt und Anläufe zur Besserung der Unzulänglichkeiten
medizinischer Ausbildung in dieser Richtung unternommen. Wil-
helm His d. J. hielt damals in Leipzig einen Kurs, in dem
er seinen Studenten beibrachte, wie man einen Strohsack schüt-
telt, Kissen zurechtrückt, Nachtgeschirre sauber hält, Steckbecken
unterschiebt und dergleichen mehr. Und Martin Mendel-
sohn und Genossen trompeteten mit viel Geräusch die „Hypur-
gie“, die „wissenschaftliche Krankenpflege“ in die Welt. Ein
Kurs ist zu wenig, und der Krankendienst kann nie eine
Wissenschaft sein. Nur die Lösung, die hier vorgeschlagen wird,
scheint mir alles zu verbinden, was an Nutzen von derlei Unter-
weisungen erwartet werden muß.
Im Rahmen des Krankendienstes lerne der „Mulus međi-
cinae“ auch die Elemente der „Zubereitung“ in Küche und Offizin.
Der Arzt muß vorschreiben können, wie ein Tee aufgegossen, ein
Brei, eine Suppe gekocht werden soll, wie ein durststillendes Ge-
tränk zu mischen, ein Senfmehl anzurichten ist und derlei mehr.
Das rührt noch nicht an die Dispensierkunst im engeren, phar-
mazeutischen Sinne. Wieweit er deren selber mächtig sein soll,
wird bei späterer Gelegenheit noch zu besprechen sein.
VII. |
Das Halbjahr Krankendienst ist getan. Der Jüngling ist
entschlossen, bei der Medizin zu bleiben. Er tritt nun sein eigent-
liches Studium an. |
Es zerfällt seit Jahrzehnten — seit der offiziellen Vereini-
gung der Medizin und Wundarzneikunst — in eine propädeutische
und eine klinische Hälfte. -Das ist nicht die pädagogische
Selbstverständlichkeit, als die man es zu betrachten gewohnt ist.
Es läßt sich durchaus darüber streiten, ob es zweckmäßig sel,
einen Bildungsgang in Theorie und Praxis so zu spalten, dab erst
ein paar Jahre Theorie und dann ein paar Jahre Praxis ge-
lernt werden. Aber schließlich kann man einwenden, auf diese
Spaltung laufe die medizinische Studieneinrichtung im Grundsatz
auch gar nicht hinaus, sondern sie stelle die Kenntnis von Bau
und Verrichtungen des gesunden Menschen, in Theorie und
Praxis, voran, und errichte auf diesem, durch die ärztliche Vor-
prüfung gesicherten Fundament erst den „klinischen“ Lehrgang
über den kranken, heilungbedürftigen Menschen — in Theorie und
Praxis. Dabei ergebe sich freilich naturgemäß in der propädeuti-
schen Hälfte ein Überschuß des theoretischen, in der klinischen
einer des praktischen Lernens: natur- und zweckgemäß, weil der
Arzt es praktisch mit dem kranken Menschen zu tun habe.
In der Tat ist diese Fundamentierung des ärztlichen Kön-
nens auf das anatomische und physiologische Wissen und Ur-
teilen das Kennzeichen des Arztes im Unterschied vom Kur-
pfuscher. Sie ist der stärkste Ausdruck des rationalen Strebens
der modernen Heilkunde, ihrer „Wissenschaftlichkeit“. Sio em
faßt die Krankheit nicht als schlechthin gegebene Erscheinung»
die empirisch beseitigt wird, sondern als Störung, die es mög-
lichst rationell auszugleichen gilt. Und so nachdrücklich wi
unterm Gesichtspunkte der lebendigen Unterrichtsmethode fordern,
daß der Mediziner sofort seinem Berufsobjekt, dem kranken Men-
schen, gegenübergestellt werde, so wenig möchten wir an ar
Grundsatze rütteln, daß er den gesunden Menschen durch =
durch kennen und verstehen lerne, um den kranken ratione
behandeln zu können. |
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- "Zeit nach einem großen Einschnitte, hinter dem „etwas Neues“
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 0000000
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F Es ließe sich durchaus denken, daß dieses Kennen- und Ver-
stehenlernen dauernd in engster Verkettung mit dem Kennen-
und Behandelnlernen des Kranken sich vollzöge. Nur lehnen sich
-wider diese pädagogische Möglichkeit therapeutische und didak-
tische Bedenken auf. Die therapeutischen bestehen vor allem in
«der „septischen“ Gefahr der Leichenpräparanten. Dies verlangt
die scharfe Trennung der Anatomie von allem klinischen Unter-
Die didaktischen Bedenken fallen nicht weniger schwer
ins Gewicht. Jener als möglich unterstellte Versuch würde näm-
dich praktisch die. Zerstörung der lebendigen Methode bedeuten!
Vom Krankenbette her je das gesunde Organ oder System stu-
dieren, das gestört ist, hieße den ‚menschlichen Organismus zer-
stückeln. Der Mensch aber soll wie aus einem Guß vor dem
- Mediziner steben, nur dann.wird er ein guter Arzt werden. Jene
Methode würde die heutigen schweren Mängel des propädeutischen
Unterrichts, die zerstückelte Organstudiererei, geradezu verewi-
gen. Die lebendige‘ Methode fordert, den lebendigen. Menschen
dem Mediziner als seinen Berufsinhalt zum Bewußtsein zu brin-
gen; da geht-es denn nicht anders zu machen, als daß dieser
lebendige Mensch, nachdem er ihn (im Krankendiensthalbjahr) in
seinen Leiden gesehen hat, die er nun erkennen und heilen lernen.
soll, zuvörderst in seiner Gesundheit vor seinem inneren Auge
erstehe. Auf das Krankendiensthalbjahr folgt die propädeutische
Zeit: das Studium des. gesunden Menschen. S
- .Dies bietet noch einen pädagogischen Vorteil: den der
Abwechslung. Der lernende Mensch sehnt sich von Zeit zu
anfängt. Ein neues Fach ist für jeden ‘Schüler ein Reiz.
-erfahrungsgemäß der Techniker nach seiner „Schlosser“zeit sich
mit besonderem Vergnügen auf die mathematische und natur-
'wissenschaftliche Propädeutik stürzt, so wird Anatomie und Phy-
siologie des gesunden Organismus nach den Monaten der Kranken-
dienstatmosphäre den Mediziner besonders fesseln. Und es wird
einen abermaligen Reiz des Neuen bedeuten, wenn dann, nach
einer weiteren Cäsur, das klinische Studium anhebt.
„Soll in diese Cäsur nach wie vor eine Prüfung fallen?
Die Erfahrung hat andere Berufsstudien. auf den Weg gedrängt,
den die Medizin seit langem ging: die Juristen, Chemiker, Tech-
niker haben heute ihre „‚Vorprüfung“. Die Chemiker haben sie `
ganz aus eigener Entschließung, ohne jeden Druck von außen
her, sich auferlegt. Prüfungen sind eine zweischneidige Sache,
immer, und es fällt nie schwer, zu beweisen, daß sie nichts
taugen. Ich selber bin ein Hasser des Geprüftwerdens und leide,
obschon mir das Lernen immer leicht wurde und ich mein Abitur
mit Befreiung vom mündlichen, mein Physikum mit I in allen
sechs Fächern, mein Staatsexamen mit II, meine beiden Promo-
tionen, die philosophische und die medizinische, summa cum
daude bestanden habe —, ich leide, sage ich, so namenlos vor einer
Prüfung, daß- ich nach glücklicher Erledigung meines Habilita-
tonskolloquiums geschworen habe, künftighin keinem Examen
mehr mich zu „stellen“, und wenn sein Bestehen mir die denk-
bar größten Vorteile sicherte. Aber ich kann mich der Einsicht
nicht verschließen,
gemäber -Ausführung auch nützlich sind. Sie spannen zu Selbst-
Zucht, geben Selbstvertrauen und bringen eine wohltätige Ent-
dastung des Lernenden. Es muß nämlich vom Menschen allerlei
‚einmal gelernt werden, was wieder- vergessen wird; nicht bloß.
der „Schulung“ des: Gedächtnisses halber, sondern viel mehr
darum, ‚weil das Wiederauffrischen eine Kleinigkeit ist, wenn
etwas. einmal „gesessen“ hat, und endlich, und das ist vielleicht
das Allerwichtigste und das ‘am wenigsten Beachtete: weil
auch vergessenes Gelerntes ein unbewußtes
Glied im Verstehen und Urteilen bleibt — in jenen
merdichteten, abgekürzten Intellektsverrichtungen, die ein gut
teil ihrer nachtwandlerischen Sicherheit gerade aus dem Unbe-
wußten ziehen, in dem auch. das Wiedervergessene einen Bestand-
; Vergessenes, darauf muß ‘einmal als auf eine pädago-
gische Grundwahrheit hingewiesen werden, ist keineswegs wert-
| = @ ist — sehr: oft — eine potentielle Energie, die den
a tiveren und intuitiveren Funktionen des Geistes unbewußt zu-
a kommt. Natürlich kann man ein Gehirn auch ü be r lasten,
nd diese Grenze will immer beachtet sein; jenseits ihrer liegt
eich (und „damit tötende) Wissen. Aber es gibt
er ch lebendiges Wissen, das nicht „parat“ sein. muß,
ein D sein kann!. Es. muß. nur. einmal Wissen. gewesen
Es: araus quillt die Selbstsicherheit, die’ ein bestandenes
‚men dem Menschen verleiht; er wird vieles bald vergessen, .
daß Prüfungen unerläßlich und bei sach- |.
‘aber es gewußt zu haben, war nicht umsonst. Im Physikum legt
der junge Mediziner seinen Lehrern und sich Rechenschaft über
das Wissen vom. gesunden. Menschen ab. Schon in den klini-
schen Semestern vergißt er vieles hiervon, aber daß er es ein-
mal wüßte, nützt beständig seinem klinischen Beobachten, Den-
ken, Verstehen, Urteilen und. Handeln. ` Darin liegt der tiefere
Sinn der Weisheit, -daß man nach einem Examen vieles „ge-
trost“ vergessen darf. Ohne das Examen würde diese Ge-
"tröstung fehlen: . Man lernt, um zu ‚wissen, und man vergißt, um
zu können — aber dieses, man möchte ‚sagen: schöpfe-
| rische Vergessen vollzieht sich nur, oder doch àm natür-
lichsten, auf der Grundlage des sicheren Gewußthabens.. Das ist
der tiefere pädagogische Grund, aus dem ich die Beibehaltung
der ärztlichen Vorprüfung empfehlen möchte. ! u
Damit bin 'ich leider aber.auch mit meiner Verteidigung
der bestehenden Gepflogenheiten im propädeutischen Medizin-
studium zu Ende. Der Inh’alt dieser propädeutischen. Semester
ist heute teils unzulänglich — in der: Anatomie und Physiologie —,
teils gänzlich verfehlt — in den Naturwissenschaften. Seine r a-
dikale Neugestaltung ist ein Angelpunkt der Reform des ganzen
“medizinischen Unterrichts.
Physik, Chemie, Botanik.und Zoologie muß der junge: stud.
med. lernen, ‘üben und sich im Physikum abfragen lassen —
warum? Weil die ungeheuerliche Fiktion aufrechterhalten. wird,
die Medizin sei „angewandte Naturwissenschaft“. Das ist nicht
wahr, mein junger Freund; verweigere den Glauben an diese Be-
hauptung und du wirst ein úm so besserer Mediziner sein! .
Was heißt, überhaupt „angewandte Naturwissenschaft‘‘?
Medizin, strenger genommen Pathologie, Krankheitsforschung, ist
gewiß nicht angewandte Astronomie, Geologie, Botanik. Der Be-
griff der „Naturwissenschaft“ ist- eben an und für sich vieldeutig.
Aber Pathologie ist auch keineswegs angewandte Physik oder
Chemie. Unleugbar enthält sie physikalische und chemologische
Elemente. Sehr bescheidene, wie wir sogleich hinzufügen. wollen!
Sie sind verhältnismäßig am stärksten in der praktischen Dia-
gnostik und Therapie vertreten, man denke an die klinischen
Untersuchungen der Sekrete, an die Röntgenologie. (Ungeheuer
viel empirische Technik spielt dabei mit; mit den chemischen Vor-
kenntnissen hat die Urin-, Gallen-, Liquoruntersuchung verteufelt
wenig zu tun; die Existenz, die bewährte Existenz der Laboran-
tinnen beweist es; auch für die Strahlenanwendung.) Aber gar
die eigentliche Pathologie? Will man uns weismachen, selbst: die
„chemischeste“ Spielart der modernen Krankheitsforschung, die
experimentelle Therapie, die Serologie und Immunitätslehre, sei
irgendwie organisch verknüpft mit dem, was der Vorprüfling an
„Chemie“ zu offenbaren hat? Weil bei einem chemopathologi-
schen Genie, wie Ehrlich, die Verknüpfung da war, darum ist
sie doch noch nicht pädagogische Durchschnittstatsache,. kann
sie doch auch nicht pädagogische Durchschnittsmaxime ‚werden!
'Physikalisches und chemologisches Wissen braucht der Medi-
ziner. nur in ganz bescheidenen Portionen, von denen jede sich
bequem als Einleitung des zugehörigen pathologischen Kapitels
verabfelgen läßt; sowie es der alte Landois in seinem Physio-
logielehrbuche gemacht hat. Von der Botanik und Zoologie
gilt das verdoppelt. Der Arzt muß von den wichtigsten Arznei-
pflanzen, den Spaltpilzen, den Protozoen, den parasitären
Würmern und Insekten einiges Elementare lernen: also winzige
Ausschnitte aus beiden Disziplinen, die an der entsprechenden
Stelle des klinischen Bedürfnisses spielend eingefügt werden kön-
nen. Um das Curriculum vitae der Krätzmilbe oder des Wechsel-
fieberschmarötzers zu merken, brauche ich nicht das ganze Tier-
reich im Kopfe zu haben; ebensogut könnte man in einer Haus-
frauenschule als Vorbedingung praktischer Rechenkunst die höhere
Analysis lehren. Es fragt sich nur, ob der Mediziner naturwissen-
schaftliche Schulung braucht und wieviel? Ob’er das „Denken
am Kranken‘ letzten Endes aus dem physikalischen und chemolo-
gischen Denken schöpfen, ableiten muß? Oder aus jenem Denken,
mit dem man Botanik und Zoologie treibt? Bun
Pathologie ist nicht „angewandte“ Naturwissenschaft,
sondern ein selbständiger Zweig der Naturwissenschaft, und
zwar der Biologie, der Lebensforschung. Eine materialistische
Zeit batte sich der Illusion verschrieben, Pathologie,. wie über-
` haupt Physiologie, ja Biologie, sei nichts als. „Physik und Chemie
des Lebendigen“. Diese Zeit ist längst vorüber. Auch wer dem-
Neovitalismus fernsteht, weiß dennoch, daß die Biologie mit den
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502 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. r. 18. Mai.
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Ergebnissen und Methoden der Physik und Chemie nicht bis = Ein Institut für physikalische Heilkunde ist
zu ihren autonomen Problemen vordringt. Die Biologie hat | an der Universität Freiburg mit einem Kapital von 500 000 M, die n
ihre Fragestellungen, denen Physik und Chemie wertvolle Einzel- nicht bekannt sein wollender Wohltäter spendete, errichtet worden.
hilfen bieten — mehr nicht; die biologische Problematik ist heute | Zu den Aufgaben des Instituts gehören insbesondere: die Erforschung,
s ; . Lehre und Behandlung aller Zweige der physikalischen Heilkunde
ein naturwissenschaftlicher Stoff- und Fragen- und Methodenkreis | \nter besonderer Berücksichtigung der Hy Arotherapie und Orthopädie,
Saar auf eignen Füßen, und die Pathologie bildet a AUS- ferner die Behandlung der Kriegsbeschädigten. Unter diesen haben
schnitt daraus. Man hat mit Recht gescherzt, daß die \ orberei- | deutsche Wehrmänner, die in der Schweiz wohnen, bei der Aufnahme
tung eines Wassermann schen Reagens mehr an die magische | und der Regelung der Behandlungskosten eine Vorzugsstellung.
Hexenküche des Mittelalters als ans moderne chemische Labo- a A p — F z
ratorium erinnere. Die Pflanze spottet mit ihrem negativen Geo- |. 5 olberg. Die Gründung einer örtlichen Vereinigung für das
tropismus der Schwerkraft, ihr Transpirationsstrom entzieht sich ärztliche Be messa wird auf A Trep AnH des Centralkomitees
noch immer der klaren hydromechanischen Deutung; „chemische“ geplant. Die ersten Kurse sind für die Zeit vom 2. bis 23. Juni d; J.
y à ze Coan ; t; - In Aussicht genommene Vortragende: Dr. Kalb, Chefarzt des Städ-
Vorgänge, die wir für „glatt“ hielten, wie den Stoffwechsel, sind | tischen Krankenhauses (Chirurgie), Dr Fabian (Augenheilkunde),
uns durch die biologischen Forschungen, z B. die Fermentlehre, | Dr. Wüstmann (Hals-, Nasen-, Ohrenleiden), Geheimrat Mercklin,
erst in ihrer ganzen Verwieklung deutlich geworden. Das bio- | Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Treptow a. R. (Psychiatrie und
logische Denken unterscheidet sich m ganz wesentlichen Stücken Nervenheilkunde). Auch Fürsorgetätigkeit und soziale Medizin sollen
vom physikalischen und chemistischen. Wer heute den Mediziner | berücksichtigt werden. Nähere Auskunft erteilt der Kreisarzt in Kolberg-
stramm physikalisch und chemisch schult, läuft Gefahr, ibn dem we;
Denken, das ihm nottut, geradezu ZU entfremden und einen Geh. Rat Prof. Dr. Abde rhalden hat in der preußischen
Arzt zu züchten, der den Organismus für eine Retorte oder einen Landesversammlung mit Unterstützung anderer Parteien den Antrag
Dampfdruckapparat oder eine elektrische Batterie hält; der am gestellt, ein Gesetz zu erlassen, nach dem die Vorschriften der Para-
E I Re BR graphen 1, 3, 4, 6, 8 der Verordnung der Regierung über die Ge-
Krankenbette mee hanistisch denkt und der währung Yon Straffreiheit und Strafmilderung in Disziplinarsachen
wird das Gegenteil eines guion. ATZO T SONNA Das Geheimnis auch auf ehrengerichtliche Strafen und ehrengerichtliche Verfahren
z. B. der modernen „Chemotherapie“ ist gerade die Biologisierung | gegen Ärzte Anwendung finden.
der ‚chemotherapeutischen Probleme. Man mag sich das an Ehr- |
lichs Seitenkettentheorie klarmachen. Was hier im einzelnen Berlin. Am Freitag, dem 9. dieses Monats, fand im Rheingold
sich bewährt hat, besitzt die Geltung eines Axioms. die Gründungsversammlung des Groß-Berliner Ärzte-
(Fortsetzung folgt.) bundes statt. Der Bund zählt bereits über 1000 Berliner Ärzte zu seinen
Mitgliedern, fast sämtliche Berliner Standesvereine und ebenso die der
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htl; Dan Vororte haben es ihren Mitgliedern zur Pflicht gemacht, dem Bunde
Tagesgeschichtliche Notizen. beizutreten, sodaß mit Sicherheit der Zusammenschluß der gesamten
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur Groß-Berliner Ärzteschaft zu einem einzigen Verbande innerhalb kurzer
mit genauer Quellenangabe gestattet.) Zeit zu erwarten ist. Nach einem erläuternden Bericht des Herrn
Über das Studium der Lebensmittelehemie nach | Ritter wurden die vorliegenden Satzungen angenommen und der
dem Kriege hat Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Theodor Paul in der Zeit- bisher tätige 50 gliedrige Ausschuß mit der Weiterführung der Geschäfte
schrift für angewandte Chemie 1919, Nr. 30, einen Aufsatz veröffent- beauftragt, bis nach der Einteilung der Mitglieder in die in den Satzungen
licht, dessen Inhalt er in folgenden Sätzen zusammengefaßt hat: vorgesehenen Untergruppen die endgültigen Wahlen zu dem wahr-
„Im Interesse der im Lebensmittelgewerbe ebenso wie auf allen scheinlich 30 gliedrigen Ausschuß erfolgen können. Eine der ersten
Gebieten des Wirtschaftslebens heute und später gebotenen Sparsam- Aufgaben, die der Bund zu lösen haben wird, ist die Vorbereitung und
keit müssen in Zukunft zwei Klassen von Lebensmittelehemikern aus- Durchführung der im November dieses Jahres vorzunehmenden Neu-
gebildet werden; a) Nahrungsm ittelehemiker zur Über- wahlen zur Ärztekammer für die Provinz Brandenburg und den Stadt-
wachung des Verkehrs mit Lebensmitteln und zur Beratung der Be- kreis Berlin. Hierzu berichtete Herr Sternberg, daß bei diesen
hörden in allen Lebensmittelfragen. b) Betriebslebensmittel- Wahlen, laut einer im Jahre 1912 ergangenen Verfügung, nicht
chemiker, welche die deutsche Lebensmittelindustrie auf wissen- mehr der Stadtkreis Berlin, sondern der Landespolizeibezirk S
schaftliche Grundlage stellen und den Betrieb nach wissenschaftlichen | en Wahlkreis zu gelten habe, sodaß die Groß- Berliner Ärzte-
Grundsätzen leiten können. schaft voraussichtlich 60 Mitglieder von insgesamt 88 10 die
Die Überwachung des Verkebrs mit Lebensmitteln muß nach | Kammer zu entsenden haben werde. In seinen weiteren
verschiedener Richtung erweitert werden, und dementsprechend ist die Ausführungen berührte er die verschiedenen, die Ärzteschaft auf
Ausbildung der Nahrungs mittelchemiker neu zu gestalten. ideellem und materiellem Gebiete bedrohenden Gefahren der Verstad
Die Ausbildung der B etriebslebensmittele hemiker hat im | lichung, der durch die Einführung der bevorstehenden Familien-
Rahmen des an deutschen Hochschulen üblichen Studienganges der versicherung zu befürchtenden Einepgung des ärztlichen Arbeitsmarktes.
Chemiker zu erfolgen und findet ihren Abschluß in der Doktorprüfung Auch die in kürzester Frist zu erwartende Eingemeindung zahlreicher,
mit Chemie als Hauptfach. Denjenigen Studierenden, die Betriebs- bisher selbständiger kommunaler größerer und kleiner Gebilde 10 Berlin
lebensmittelchemiker werden wollen, aber wegen der sich damit eröff- | werde die Beziehungen der Ärzteschaft zu den centralisierten Stadt-
nenden weiteren Aussichten im Beruf Wert auf die Ablegung der Nah- verwaltungen stark beeinflussen. Allen diesen Schwierigkeiten Wer è:
rungsmittelchemikerprüfung legen, bleibt es unbenommen, sich dieser die Ärzteschaft nur gewachsen sein, wenn ihre staatliche tandes-
Prüfung zu unterziehen. Ein großer Mehraufwand an Zeit ist damit: | vertretung nicht, wie bisher, aus den Wahlen einzelner Gruppen, son-
nicht verbunden, weil die Ausbildung beider Klassen von Lebensmittel- | dern aus solchen der Gesamtheit der Berufsgenossen hervorgehe, des-
chemikern sehr ähnlich ist. wegen müßte schon diesmal der neue Bund die Vorbereitung für 1:
Es ist Aufgabe der W issenschaft und namentlich der Chemie, die Aufstellung der Kandidaten für die Ärztekammer in die Hand nehmen.
Grundlagen für die Gewinnung, Aufbewahrung und Zubereitung der | Ein Antrag, den Aussehuß mit diesen vorbereitenden Schritten zu be-
Speisen nach wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Grundsä'zen festzu- | trauen, fand die Zustimmung der Versammlung. ,
legen, ein erfolgversprechendes Arbeitsfeld. Staat und Lebensmittel-
industrie haben dafür zu Sorgen, daß die Nahrungsmittelchemiker eine dem
Umfang ihrer Ausbildung entsprechende Lebensstellung und Entlohnung
erhalten. Außerdem müssen den lebensmittelchemischen Hochschul-
instituten, Forschungsanstalten und Fachanstalten die zur Ausbildung
der Studierenden und zur wissenschaftlichen Forschung erforderlichen
Geldmittel gewährt werden.“
Die Oberösterreichische Ärztekammer hat an das Städtische Woh-
nungsamt in Linz folgende Zuschrift gerichtet: „Da dem Vernehmen
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Berlin. Im Kaiserin - Friedrich - Haus für das ärztliche Fort-
bildungswesen ist eine Ausstellung für Ärzte zusammengestellt
worden, welche Moulagen, graphische Darstellungen und anderes Be-
lehrendes aus dem Gebiete der Pocken, des FleckfieberS und
der Malaria umfaßt.
Hochschulnachrichten. Berlin: Geheimrat Prof. Dr.
M.Wolff, Direktor der Universitäts-Poliklinik für Lungenkrankheleh-
zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. Dr. Brüning Mr Chir-
nach eine neuerliche Revision der Wohnungen durch die aus | urgie habilitiert, — Bonn a. Rh.: Der Anatom Prof. Dr. Schieffer-
Vertretern der Gemeinde sowie des Arbeiter- und Soldatenrates be- | decker zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. ma
stehende Kommission stattfioden soll, erlaubt sich die Ärztekammer zu furta. M.: Prof. Göppert, Direktor des Anatomischen' Instituts,
ersuchen, es mögen ihr allfällige Verfügungen dieser Kommission — hat einen Ruf nach Marburg als Nachfolger von Prof. E. Gasse!
insoweit sie sich auf ärztliche Ordinations- und Warteräume beziehen — | erhalten. — Göttingen: Geheimrat Prof. Dr. F. Merke |, Direktor
sofort zur Begutachtung bekanntgegeben werden, da Verfügungen, des Anatomischen Instituts, feierte das goldene Doktorjubilaum. T,
welche ohne diese Begutachtung der Ärztekammer etwa getroffen | Hamburg: Zu Ordinarien an der Universität wurden ernannb:
würden, unter Umständen mit der sofortigen Einstellung des gesamten | Prof. Dr. © Meves (Histologie) aus Kiel und Dr. Bernstein,
ärztlichen Dienstes in Linz und Urfahr beantwortet werden müßten.“ Abteilungsvorsteher am Krankenhause St. Georg.
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Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
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j | | redigiert von | len 2.000... "Verlag von et aep Ga li eng
Af Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg. Urban & Schwarzenberg I
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a Inhalt: Originalarbėiten: R. Schmidt und O. Kraus, Über Proteinkörpertberapie bei Tuberkulose: H. Arnsperger, .Malariafragen. BER Ergi io
; K. Paschkis, Über Typhlitis gripposa. K. W. Eunike, Zur Blutübertragung. H. Schroeder, Über Ergebnisse der. Ausflockungsreaktion DE f Kalkan in
yÍ ‚nach Meinicke und Sachs-Georgi für die serologische Luesdiagnostik. E. Vogt, Über ein Riesenempyem der Pleura, zugleich ein Beitrag zur a FERNE
d Lehre von der Dextrokardie. — Referatenteil: Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und I: MAP a
i Auswärtige Berichte: Berlin. Frankfurt a M. Hamburg. Königsberg i. Pr. — Rundschau: W. Hellpach, Die Neugestaltung des medizinischen ! OAAR
i iai ` Unterrichts (Fortsetzung). E. Wolff, Die Steuerpflicht des Arztes in Preußen. — Tagesgeschichtliche Notizen. Ä | | EF a
. Der Verläg behält sich das ausschließliche Recht der Verylelfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origtnülbeiträge vor. | vn I n
i ‚Aus (der 1. deutschen medizinischen Klinik in Prag = Der Angriffspunkt ‚dürfte vielmehr im Wurzelgebiet bio- ‘a T
z (Vörstand: Prof. Dr. R. Schmidt). ‚logischer Lebensvorgänge gelegen sein und scheint. es’ vielleicht DR EEE
Bu E ANNE EN Sn 2 am naheliegendsten, an eine Art Protoplasmaaktivierung zu denken, A
| - Über Proteinkörpertherapie bei Tuberkulose. wie sie W. Weichardt als Wirkungsart von höhermolekularen An
= | | Von. i ay Eiweißprodukten annimmt, eine Protoplasmaaktivierung, die sich HART BEER
eS CAN a E : x ‘auf sehr. verschiedene Zellgebiete erstrecken dürfte und vielleicht Hu.
TE Prof. Dr. R. -Schmidt und Sekundärarzt Dr. Otto Kraus. mit einer Förderung yon Katalysatorentätigkeit zusammenhängt. Tef H
| Die Zweifel an der restlosen Speeifität der Tuberkulinpräpa- | ,„ Es dürfte sich empfehlen, die. klinischen Symptome protein- . ES
| rate sind wohl ebenso alt als das Tuberkulin selbst. So behaup- | Körpertherapeufischer Maßnahmen im Lichte dieser Arbeitsbypothese Me
| tete schon 1895 Matthes, sämtliche Reaktionen des Tuberkulins BINZUSEL EN, | m. u G u
mit Deuteroalbumosen hervorrufen zu können, und.er sprach sich‘ Wenn W. Weichardt darauf hinweist, daß seine Ver- o
dahin’ äus, da8 -der immerhin frappante -Unterschied in der schon | Suchstiere nach Einspritzung höhermolekularer Eiweißspaltprodukte o
‚wirksamen Dosis von Tuberkulin einerseits und Deuteroalbumose | in mittlerer Dosierung eventuell in einen Zustand besonderer a
Leistungsfähigkeit geraten, die sich objektiv in Form großer Muskel- E
leistungen, aber auch z.. B. als gesteigerte. Drüsenleistung nach-
weisen läßt und die ganz allgemein in Form einer besonderer’
Lebhaftigkeit der Versuchstiere zum Ausdruck kommt, so würde
ein klinisches Gegenstück hierzu sein die ganz auffallende Eu-
phorie, die vielfach, so unter anderem bei schweren Bluterkran-
kungen, am Tage nach der fieberhaften Reaktion in Erschei-
nung tritt. ee BR 2,
In diesem Sinne ‘scheint es sich auf diesem Gebiete um
andererseits und die oft auffallende Potenz auch. kleinster Tuber-
kulinmengen nur durch Beimengung eines sehr giftig wirkenden
Peptons” bedingt sei. |
. Als. an.der Klinik Oktober 1915, also vor Erscheinen der
ersten Mitteilung über parenterale Einverleibung von Milch, Milch
in -einem Falle von Anaemia perniciosa gespritzt wurde, leiteten
Uns hierbei nebst dem Bestreben einer therapeutischen Beein-
flussung besonders biologische Gesichtspunkte. Jn Zusammen-
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. fassung von nur scheinbar heterogenen Einwirkungen. sahen wir-
p rn veranlaßt zur Aufstellung des neuen Begriffes der „Protein-
{rpertherapie“'). Unsere diesbezüglichen Untersuchungen haben .
dann weiterhin eine hämatologische Vertiefung erfahren?) und er-
a sich auch die Möglichkeit, auf diesem Wege ‘das pyrogene-
tische Reaktionsvermögen als konstitutionelles Merkzeichen zu.
„Uberprüfen?),
Tprü Der von üns. neu geprägte Begriff der P.-K.-The-
rapie hat sich ae g!
alilchinjektionen als Einzelfall. proteinkörpertherapeutischer Beein-
tssung in Anwendung kamen, ist die diesbezügliche Literatur
kaum mehr übersehbar*). |
‚Auf Wunsch der Redaktionen der Berliner klinischen Wochen-
- Schrift- und der Therapeutischen Monatshefte wurde aus der Klinik
die diesbezügliche Literatur von meinem Mitarbeiter P. Kaz-
‚Nelso n ë). übersichtlich und kritisch zusammengestellt und ist eine.
nn Zusammenstellung der jüngst erschienenen Publikationen
tik W. Weich ardts Ergebnisse der Bakteriologie und Immuni-
p forschung. in "Aussicht genommen. Die Indikationsweite der
1.X« Therapie darf nicht überraschen, handelt es sich doch auf
He Gebiete der P.-K,-Therapie, mag nun Serum, Nuclein, Deu-
eroalbumosen oder Milch in Anwendung kommen, nicht um Phar-
maka, ‚welche‘ digitalisartig nur auf eini
Prozesse eingestellt sind. |
rn SE r ;
; ) R.Schm idt, Über Proteinkörpertherapie. M. K1. 1916 Nr. 7.)
H: a p Schmidt und P.Kazn els on, Zschr. f. klin. M. Ba. 88,
PR. Sebmidt, Zschr. f. klin. M. Bd, 85, H.3 und 4. `-
P. ‘Nach ungefährér Schätzung zirka 100 Publikationen:
Ther. Mh. November 1917; . B. kl. W. 1917, Nr. 17.
rasch Bürgerrecht erworben,. und besonders, soweit.
ge wenige Krankheits-
therapeutische Maßnahmen zu handeln, welche nicht digitalisähn-
lich in einen bestimmten Krankheitsmechanismus einpassen,- wohl
aber allgemein hygienischen Maßnahmen, wie z: B. solchen balneo-
therapeutischer: Natur, vergleichbar sind.. Diese eigentümliche
Euphorie kommt in unseren Fällen von milchgespritzten tuberku-
lösen Kranken vielfach schon am Abend des Injektionstages, be-
sonders aber. am folgenden Tage zum‘ Ausdruck.
Bei .der weitumfassenden Indikationsstellung, wie. sie im
Wesen derP.-K.-Therapie begründet ist, muß es eigentlich wunder-
nehmen, daß anscheinend — die diesbezügliche Literatur ist ja aller-
dings, wie schon betont; schwer mehr vollkommen zu übersehen —
systematische therapeutische Versuche über Milchinjektionsbehand- |
lung.bei Tuberkulose bisher nicht gemacht wurden. Es lag ja aller-
dings im allgemeinen mehr die Tendenz vor, akute Infektions-
prozesse in küpierendem Sinne zu beeinflussen. Es mag. auch
sein, daß da und dort vielleicht Versuche einer Milchbehandlung
bei Tuberkulose gemacht wurden, aber an unzweckmäßiger Aus-
wahl der Fälle oder an unzweckmäßiger Dosierung scheiterten,
und daher literarisch nicht mitgeteilt warden. = — 0 2 2 00
` ` Was nun die Erfahrungen unserer Klinik auf diesem neuen.
Gebiete betrifft, so läßt sich der Eindruck, den wir bisher ge-
wonnen haben, dahin: zusammenfassen: Was die Tuberkulin-
therapie leistet, scheint die Milchtherapie
auch zu leisten. Bei dem nüchternen Standpunkt, welchen
unsere Klinik der Tuberkulintherapie gegenüber einnimmt, soll
dies besagen: Vor übertriebenen Hoffnungen sei gewarnt, geeig-
nete Fälle lassen sich aber zweifellos recht günstig beeinflussen,
Dies mögen die folgenden Beobachtungen des näheren erläutern.
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B04 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. | 295: Mai,
Es darf dabei wohl darauf hingewiesen werden, daß bei den
gegenwärtigen elenden Ernährungsverhältnissen der nach dritter
Klasse verköstigten klinischen Kranken Gewichtszunahmen höher
einzuschätzen sind, als dies vielleicht in normalen Zeitläuften
der Fall wäre.
~. 1. M. G., 89 Jahre. Tuberkulöse Infiltration beider Lungenober-
lappen. Baeillenbefund +--+. Selten spontanes Fieber. Seit drei
Monaten krank. Zweimal Hämoptoe vorausgegangen. Starke Nacht-
schweiße. Patient fühlt sich sehr schwach. Auf 1 ccm Milch intra-
glutäal erfolgt nur eine geringe Fieberreaktion (Höchsttemperatur 37,89.
Auf 1 mg A.-T.-K. keine Fieberreaktion, dagegen eine starke Rötung,
Schwellung, Schmerzhaftigkeit. an der Einstichstelle. Eine größere
Dosis Milch (2 ccm intraglutäal) vermag eine etwas höher Temperatur-
steigerung hervorzurufen, doch bleibt Patient auch da manchmal an
den Injektionstagen, besonders in letzter Zeit, fieberfrei.
ber die Wirkung der einzelnen Milchinjektionen macht Patient
‘folgende Angaben: i12 Stunden nach der Injektion treten Schmerzen
auf der Brust auf, gleichzeitig auch Blutandrang zum Kopfe, wobei
auch das Gesicht rot wird, und Kopfschmerzen. Patient fühlt sich sehr
matt und wird nachmittags ruhebedürftig. Sechs bis sieben Stunden
nach der Injektion kann man auch eine deutliche Vermehrung der
Rasselgeräusche über den erkrankten Lungenpartien konstatieren. Gegen
8 Uhr abends tritt eine bedeutende Besserung ein. Patient atmet
leichter, schläft gut, fühlt sich am nächsten Tage frisch und erleichtert.
Die Nacht der injektionslosen Tage wird nicht mehr so gut verbracht.
Nach viermonatiger Behandlung mit ‘intraglutäalen Milchinjektionen
verläßt Patient mit einer Körpergewichtszunahme von 4,8 kg die Klinik.
Im Sputum sind Tuberkelbacillen nur mehr spärlich nachzuweisen,
während sie zur Zeit der Aufnahme reichlichst zu finden waren.
2. E. R., Arbeiter, 18 Jahre. Lungenspitzenkatarrh rechts. Bacillen-
befund +. Afebril oder nur leichte Temperztursteigerungen. Patient
zeigt ein sehr starkes pyrogenetisches Reaktionsvermögen. Auföcem Milch
intraglutäal folgt ein viertägiges Reaktionsfieber, wobei es auch zu einer
starken Herpes-labialis-Eruption und Nasenbluten kommt. Patient
fühlt sich sehr matt und klagt über Stechen auf der Brust. Auf der
Höhe der Reaktion sind die Rasselgeräusche über der rechten Lungen-
spitze reichlicher hörbar. Nach zirka einer Woche (Fieber bereits voll-
ständig abgeklungen) wird 1 cem Milch intraglutäal injiziert. Da auch
hier die Temperatur sehr hoch ansteigt, bekommt Patient nur !/2 cem.
Er gibt an, daß an den Injektionstagen nach einem Stadium der
Mattigkeit, das bis gegen Abend andauert, ein ganz auffallendes Wohl-
befinden sich einstelle. Die Injektionen werden weiter fortgesetzt.
Körpergewichtszunahme nach zwei Monaten 300 g.
8. G. D., Schlosser, 25 Jahre. Tuberkulöse Infiltration des linken
Oberlappens. Bacillenbefund -+-+. Subfebriler Verlauf. Auf 1 cem
Milch intraglutäal anfangs Temperaturanstieg bis 39,8%, später immer
geringere Fieberreaktionen. An den Tagen der Injektion stets nach-
mittags Schmerzen in der linken Lungenspitzengegend und Atemnot.
Gegen Abend Besserung, und die Nacht ungestört. Nach drei Wochen
Steigerung der Dosis auf 2 cem und nach weiteren fünf Wochen auf
3 ccm. Körpergewichtsanstieg nach drei Monaten 2 kg.
4. J. B., Raseur, 32 Jahre. Apieitis dextra. Verschärftes Atmen
über der rechten Lungenspitze. Bacillenbefund -F-+. Subfebriler Ver-
lauf. Auf 1 ccm Milch (9 Uhr vormittags) Fieberreaktion bis 39,4°
(8 Uhr abends). Gegen 4 Uhr nachmittags Kopfschmerzen, Hitze-
gefühl, Atemnot und Schmerzen auf der Brust, besonders in der rechten
Lungenspitzengegend. Auseultatorisch deutliche Zunahme der Rassel-
geräusche nachweisbar. Gegen 10 Uhr abends atmet Patient
leichter, fühlt sich wohl und schläft auch gut. Am nächsten Tage
fieberfrei und auffallende Euphorie. Die Injektionen werden jeden zweiten
Tag wiederholt, und zwar, wie bei allen Fällen, stets in der Zeit
von 8 bis 9 Uhr vormittags. Die Erscheinungen bleiben ‚immer die-
selben, nur die . Fieberreaktion wird jedesmal geringer. Schließlich
Fieberanstieg nur bis 37,6°. Nach 18tägigem Aufenthalte Körpergewichts-
zunahme von 700 g.
ö. W.C., Tischler, 48 Jahre. Tuberkulose des rechten Oberlappens.
Daselbst bronchiales Atmen und ganz vereinzelt Rasselgeräusche. Ba-
eillenbefund ++. Subfebril. Nach der Injektion (1 ecem Milch intra-
glutäal) erfolgt unter Kopfschmerzen und Schmerzen in der rechten
Schulterblattgegend ein allmählicher Temperaturanstieg bis 39,2° (sieben
Stunden nach der Injektion). Um dieselbe Zeit sind auch Rassel-
geräusche über der rechten Spitze reichlich nachweisbar. Spät abends
leichteres Abhusten und stärkere Expektoration, Schlaf besser. Am
nächsten Tage nur subfebril und bedeutend erleichtert. Bei
Wiederholung der Injektion immer dieselben Erscheinungen, nur tritt
später keine Fieberreaktion auf; daher Steigerung der Dosis auf 2 ccm
und später auf 3 ccm. Nach zirka dreimonatiger Behandlung verläßt
Patient fieberfrei mit einer Körpergewichtszunahme von mehr als 2 kg
die Klinik. p
6. A. K., Arbeiterin, - 27 Jahre. Tuberkulose beider Oberlappen,
besonders rechts. Bacillenbefund +-+. Spontanes Fieber an manchen
Tagen, besonders in den Abendstunden (unter 38%. Starke Nacht-
schweiße. An den Tagen der Injektion (1 cem Milch intraglutäal 9 Uhr
vormittags) gegen 4 Uhr nachmittags Stechen im Rücken, Kopf-
schmerzen, Mattigkeit. Die Temperatur steigt immer nachmittags an
und erreicht gegen Abend den Höhepunkt (über 39°). Während der.
Allgemeinerscheinungen werden die Rasselgeräusche viel deutlicher,
Die folgende Nacht wird gut verbracht. Die früher quälenden Nacht-
schweiße sistieren. Am Tage nach jeder Injektion Wohlbefinden und
Besserung des Appetits. Nach der fünften Injektion nur mehr ge-
ringe Fieberreaktion (Höchsttemperatur 87,1%). Nach drei Wochen
Körpergewichtszunahme von fast 11/2 kg.
7. F.S., Kutscher, 54 Jahre. Tuberkulose des rechten Oberlappens.
Bacillenbefund +. Fast afebriler Verlauf. Nach der ersten intra-
glutäalen Milchinjektion (i cem) zirka sieben Stunden nach der Injektion
Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Unruhe, Atemnot, Fieberanstieg bis
39%. Auf der Höhe des Fiebers deutliche Vermehrung der Rassel-
geräusche. Patient schläft gut und zeigt am nächsten Tag auffallende
Euphorie, Nach zirka 14 Tagen fehlt die Fieberreaktion; daher werden
2cem Milch injiziert. Der Temperaturanstieg, mit dem Patient anfangs
auch auf diese Dosis reagiert, wird immer geringer. Gewichtszunahme
nach zirka vier Wochen +% kg.
8. J. T., Hausierer, 32 Jahre. Apicitis lateris utriusque. Bacillen-
befund ++. Spontane Höchsttemperatur 37,5°, gewöhnlich afebril.
Reagiert auf ji cem Milch intraglutäal mit Allgemeinerscheinungen und
‚Fieberanstieg, wobei auch objektiv eine Verstärkung der lokalen Krank-
heitsphänomene nachweisbar ist. Die Fieberreaktion wird immer schwächer
und bleibt schließlich aus. An den Tagen der Injektion besserer Schlaf
und am nächstfolgenden Tag immer Wohlbefinden und Besserung des
Appetits. Körpergewichtsanstieg nach zwei Monaten 900 g.
9. J. St., Arbeiter, 18 Jahre. Rechtsseitige tuberkulöse Pleuritis.
Anfangs subfebriler Verlauf (Höchsttemperatur 87,2"). Flüssigkeitserguß
nimmt fast den ganzen rechten Pleuraraum ein. Nach der Injektion von
ö cem Milch intraglutäal erfolgt ein allmählicher Anstieg der Temperatur .
bis 39° (nach sieben Stunden). Dabei Kopfschmerzen. Mattigkeit, Müdigkeit.
Am nächsten Tage fühlt sich Patient wohl, nachdem er schon die Nacht
gut verbracht hatte. Auftreten eines Herpes labialis. Von da ab wird
Patient fortlaufend mit intraglutäalen Milchinjektionen behandelt, und
zwar anfangs mit 1 ccm, und nach Aufhören der Fieberreaktion
mit 2 ccm. Bald wird ein allmählicher Anstieg der Diurese (bis 2000 cem
pro die gegen 400 bis 500 cem zur Zeit der Aufnahme) beobachtet,
und zwar an dem der Injektion nächstfolgenden Tage. Der Dämpfungs-
bezirk über der rechten Lunge wird immer geringer und verschwindet
schließlich. Nach vierwöchiger Behandlung wird Patient fieber- und
beschwerdefrei mit einer Körpergewichtszunahme von 600 g entlassen.
10. F. S., 61 Jahre. Linksseitige tuberkulöse Pleuritis, Apieitis
dextra. Bacillenbefund +. Fieberfrei. Patient wird in Intervallen von
einigen Tagen mit intraglutäalen Milchinjektionen (1 ccm) behandelt.
Während ‚nach der ersten Injektion (nach zehn Stunden) eine Fieber-
reaktion bis 38,3° zu konstatieren ist, werden die Temperatursteigerungen
nach den nächstfolgenden Injektionen geringer und bleiben schließlich
aus. Auffallend ist das Auftreten einer hohen Diurese (bis 3900 cem
täglich gegen 650 bis 1250 vor der Behandlung). Nach achtwöchiger
Behandlung verläßt Patient mit einer Körpergewichtszunabme
von 4,4 kg und negativem Baeillenbefund die Klinik.
11. W. C., Fleischer, 55 Jahre. Tuberkulose des rechten Ober-
lappens. Baeillenbefund +. Abendtemperaturen bis 37,7%. Nach
1 ccm Milch subcutan Temperaturanstieg 39° (nach sieben Stunden).
Sechs Stunden nach der Injektion beginnt Patient über Schmerzen an
der Stichstelle zu klagen, welche sich stark rötet und infiltriert ist.
Die .Schmerzreaktion dauert zirka zwei Stunden an. Gleichzeitig findet
man auch über dem rechten Oberlappen eine deutliche Vermehrung der
Rasselgeräusche, die früher nur spärlich nachzuweisen waren. Patient
klagt über Stechen auf der Brust und Kopfschmerzen. Er reagiert
auch mit einem starken Herpes labialis. Das Fieber klingt allmählich
ab und beträgt nach 18 Stunden nur mehr 87°. Es folgt eine auf-
fallende Euphorie und Patient verbringt die folgende Nacht sehr gut.
Bei den folgenden Injektionen immer dieselben Erscheinungen. Doch
wird der Temperaturanstieg immer geringer. Patient hat nach 18 Tagen
um 900 g zugenommen.
12, M. T., 45 Jahre. Apieitis lateris utriusque. Baecillen-
befund Ø. Spontane geringe Abendtäniberskuren, Patient fühlt sieb
sehr schwach. Da auf 1/ cem Milch subcutan kein Temperatur-
anstieg erfolgt, wird 1 cem Milch subceutan injiziert. Zehn Stunden
nach der Injektion erreicht das Fieber die Höhe von 39,8", o
klingt es nicht wie gewöhnlich allmählich ab, sondern parti
reagiert mit einem fünftägigen Fieber (Temperaturen bis 39,8%), WO ie
es auch zu deutlicher Herpeseruption an der Oberlippe kommt. Starse
Stichreaktion im Sinne einer Rötung, Schwellung und Schmerzhaftie”
keit und über beiden Lungenspitzen Vermehrung besonders m
feuchten Rasselgeräusche. Nach den nächsten Injektionen bewegt PA
die Temperatur zwischen 87. und 87,5%. Patient fühlt sich nach zit
vierwöchiger Behandlung wohl und hat sich sebr erholt.
18. F. K., Arbeiter, 47 Jahre. Apicitis lateris utriusque. Bacilem
befund positiv. Subfebriler Verlauf. Auf ! cem Milch subeun
geringe Fieberreaktion, jedoch deutliche Stich- und Herdreaktion. a
1 ecm Milch subcutan steigt das Fieber anfangs höher, wobel Vers
ein ausgedehnter Herpes labialis auftritt, bei den späteren Injektion
s
-
` .
I.” - 25.:Mai. pa OoOO te i a EEE SENE E
= | | | | A à ER P POE TA
j | "Auswahl der Fälle. Genau wie für die Behandlung
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr
s’ S
‚21.
$ wird der Temperaturanstieg immer geringer. Immer können wir eine
M .
. -partien deutlicher.
.: bereits einen Monat
befind
‚und darüber
' deutliche Lokalreaktion konstatieren und auf der Höhe des Fiebers
: die Auscultationsphänomene über den erkrankten Lungen-
ne Nächsten Tag. auffallende Euphorie. , Patient; der
Besserung. = gi
14. M. F., 33 Jahre. Apicitis lateris utriusque. Bacillenbefund.-} +
Fieber zeitweise (Temperaturen unter 38°). Da Patient auf 1 cem Milch
‚subeutan nur mit ‘geringen Temperaturen änspricht und. nach der
`- zweiten Injektion sogar fieberfrei bleibt, werden 2 ccm injiziert. Sieben
' Stunden nach der Injektion höchste Temperatur (88,5 °). Patient klagt
über Kopfschmerzen und Stechen in der rechten Pene angen
er
Die Injektionsstelle ist schmerzhaft, gerötet und geschwollen.
der rechten Spitze sind die Rasselgeräusche deutlicher und reichlicher.
“Das Fieber klingt gegen Abend ab und Patient schläft: auch besser als
` am vorhergehenden Tage.. Nach einer Woche können wir zu einer
. höheren Dosis (2% cem): übergehen, da der -Temperaturanstieg nach.
2 ccm gering ist. Gegenwärtig hat sich Patient bedeutend erholt.
- 18. A. K. 27 Jahre. Tuberkulose des linken Oberlappens. Ba-
cillenbefund ++. Seit April 1918 Husten und Nachtschweiße, manch-
mal subfebrile Temperaturen. Auf 4%, cem Milch subeutan keine Tem-
peratursteigerung. Starke “Lokalreaktion, keine. besondere Herd- und
Allgemeinreaktion. Auf 1 cem Milch subeutan. Höchsttemperatur 87,5 °,
deutliche Stichreaktion, und über der erkrankten. Lungenpartie Ver-
‚schärfung des Atemgeräusches und Vermehrung der Rasselgeräusche
(zirka sieben Stunden nach der Injektion).. -Von da ab wird täglich
zuerst 1 ccm, später 2 ccm Milch subcutan injiziert.
und ein vollkommenes Sistieren der früher quälenden Nachtschweiße.
. ‚Nach fünfwöchiger- Behandlung Körpergewichtszunahme von 1 kg.
~. 16. G. T., 17 Jahre. Apieitis sinistra. Bacillenbefund negativ.
Subfebril. Seit drei Monaten Ausfluß aus der Scheide. In der Vagina
sind mehrere Knötchen zu tasten, offenbar liegt auch hier ein speci-
scher Prozeß vor (Klinik Prof. Wagner). Patientin bekommt jeden
dritten Tag 1 ccm Milch subeutan. Schon nach den ersten Injektionen
'nımmt die Menge des Vaginalausflusses ab. Nach dreiwöchiger Be-
handlung fast kein Ausfluß mehr. Körpergewicht konstant.
~ Die mitgeteilten Fälle enthalten eine Reihe gemeinsamer
‚Faktoren, welche 'eine gesonderte Hervorhebung verdienen, |
.. 1. Im klinischen Reaktionskomplex, wie er durch die parenterale
"Einverleibung von Milch in einer Durchschnittsdosis von !/, bis 2 cem
sich ‚einstellt
‚scheiden: | |
a) eine negative, welche mit einem Minus von Wohl-
einhergeht, welche in’ ihren klinischen -Erscheinungsformen voll-
kommen entsprechen dem Komplex der Allgemeinreaktion nach
‚Tuberkulininjektionen,
Injektionsstelle im Sinn einer Stichreaktion nicht fehlt,
`- Diese negative Phase geht einher einerseits mit Fieber-
symptomen allgemeiner Art, wobei die Temperaturen häufig 39°
a erreichen, andererseits mit Schmerzen auf der Brust,
die. häufig topographisch den tuberkulösen Veränderungen des
Lungenparenchyms . entsprechen. Bei Injektionen in den Morgen-
stunden ist die negative Phase vielfach abends bereits abgeschlossen
und beginnt
-_ b) die positive Phase, welche mit einem ausgesprochenen
Plus an subjektivem Wohlbefinden einhergeht und sich unter anderem
häufig durch guten Schlaf; erleiehterte Atmung und Gefühl der-
‚ - Frische äußert, sodaß die Kranken vielfach selbst nach weiteren
verlangen. Nicht selten kommt es auch zum Sistieren
der Nachtschweiße. Die Euphorie ist dabei keine relative, sondern
(as Niveau des allgemeinen Kräftegefühls ist ein offenbar ungleich
höheres als vor der Injektion. Die positive Phase, vielfach schon
in den Abendstunden des
noch am nächstfolgenden Tage,
2. Genau wie nach Tuberkulinreak
Injektionen
‚uiverkennbar Herdreaktionen ein, die sich ganz besonders durch
- Verschärfung des Atemgeräusches, Zunahme der Rasselgeräusche,
eventuell auch Auftreten stärkerer Dämpfung kundgeben.
..,.% Genau wie im Verlauf einer Tuberkulintherapie läßt sich
2uch “hier eine Art von Gewöhnung feststellen, insofern. bei den
folgenden Injektionen der gleichen Dosis die Wirkungskomplexe
Ider -ausfallen, sodaß. vielfach eine Steigerung der Dosis sich
| als zweckmäßig erweist, oo. | ee
4, Beachtenswert ist die Häufigkeit von Herpes labialis; über
‚die eventuelle prognostische Wertung dieses Symptoms müssen
Weitere Erfahrungen ‚gesammelt werden.
in Behandlung _ stebt, zeigt. eine bedeutende
| Nach kuzer Zeit
konstatieren wir eine Besserung des Allgemeinbefindens und des Appetits
, lassen sich fast stets zwei Phasen deutlich unter-.
en und einer Reihe von subjektiven und objektiven Zeichen
wobei auch die örtliche Reaktion an der
‚Injektionstags einsetzend, äußert sich
en tionen und in demselben
Zöitlichen Ablaufe stellen sich über den erkrankten Lungenpartien
mit Tuberkulin ergibt sieh nach unseren bisherigen Erfahrungen
auch für die Milchbehandlung. die Notwendigkeit einer Sichtung.
der Fälle. Floride Phthisen mit andauernd hohem Fieber ‚und
'raschem Gewebszerfall sind auch hier im allgemeinen ein Noli me
tangere, während andererseits die mehr. torpiden, ohne. besondere
- Pulsbeschleunigung und ohne höheres Fieber verlaufenden Fälle mit
` Neigung zu-fibröser Induration genau ‚wie auf dem Gebiete der
"Tuberkulintherapie auch hier die Hauptdomäne des Indikations-
bereichs darstellen. Auch osseale Formen von Tuberkulose. und
Iymphatische Formen im .Sinne von Skrofulose möchte. ich hier
einbeziehen.. Diesbezüglich Sei auf Ausführungen an: anderer Stelle
verwiesen’). Im übrigen. lassen sich hier nur allgemeine Direktiven,,
keine erschöpfenden Detailvorschriften aufstellen und .muß der Arzt
eben jenen künstlerischen Blick für die Eigentümlichkeit der je-
weiligen Konstitution besitzen, wie ihn etwa ein Proträtmaler be-
tätigt gegenüber der. Eigenart des künstlerisch zu erfassenden
Gegenstandes. . | 5 N
| Dosierung und Anwendungsart. .Im allge-
meinen läßt sich sagen, daß dort, wo größere Tuberkulin-, auch
größere Milchempfindlichkeit besteht, wie überhaupt "besonders das
pyrogenetische Reaktiönsvermögen auf Tuberkulin und Milch weit-
gehendsten "Parallelismus zeigt, ‚insofern beispielsweise Krebs-
erkrankungen sowohl gegen Milch als auch Tuberkulin in der
Regel, wenn auch nicht ganz ausnahmslos, ein vielfach hochgradig:
herabgesetztes pyrogenetisches Reaktionsvermögen |
Genau wie in der Tuberkulintherapie ist auch hier vorsichtig
tastendes Vorgehen in der Dosierung am Platze.: So wie es in der
Tuberkulintherapie ein frommer Selbstbetrug ist zu glauben, daß
die. Hautempfindlichkeit (percutan, intracutan, Stiehreaktion) einen
Rückschluß erlaubt, auf die zu. erwartende Höhe der Allgemein-
oder: Herdreaktion,
schluß irrig. Trgendwelche feste Beziehungen der Milchstichreaktion,
welche sich mit der Tuberkulinstichreaktion in allen äußerlichen
Details deckt, und. der auf parenterale Milchzufuhr folgenden
. Allgemein- und Herdreaktionen bestehen nicht. Wir haben in
unseren Fällen im allgemeinen mit !,,cem subeutan begonnen und
sind je nach Maßgabe des Falles auf 1 bis2cem angestiegen, Die
Injektionen erfolgten meist subcutan®), sind sie zu schmerzhaft,
oder handelt es sich um sehr empfindliche Kranke, so empfieblt
sich natürlich der 'intramuskuläre Weg. Durchschnittlich wurden
in drei- bis viertägigen Intervallen, und zwar meist zirka -drei
Wochen hindurch, die Injektionen wiederholt, wenigstens bisher‘ nie
ambulatorisch, sondern nur bei liegenden Kranken. Wie schon
erwähnt, tritt ganz analog den Beobachtungen bei Tuberkulinkuren
oft rasch eine Art Gewöhnung ein, sodaß die- gleichen Dosen nur
mehr geringe Allgemein- respektive Herdreaktionen auslösen, was
im allgemeinen zu einer Steigerung der Dosis auffordert. Der
Effekt und damit auch die Dosierung kann im allgemeinen dann :
als dem konkreten Einzelfalle gut angepaßt beurteilt ‚werden, wenn
‚die pyrogenetische Reaktion wenigstens, soweit Temperaturen von- _
38° und darüber in Betracht kommen, den Injektionstag nicht
überschreitet und wenn die positive Phase der Allgemeinreaktion
mit ihrer ganz eigenartigen Euphorie womöglich schon in den
Abendstunden oder wenigstens am folgenden Tage deutlich aus-
gesprochen ist.
In bezug auf Herdreaktionen steht unsere Klinik auch auf -
dem Gebiete der Tuberkulinbehandlung nicht etwa auf dem Stand-
punkt, daß Herdreaktionen vermieden werden müssen. Nicht die
Herdreaktion als solche, sondern- nur ihr Exzeß kann unter Um- |
ständen schädlich wirken. ' Die Herdreaktion als solche ist ein
ganz wesentlicher therapeutischer Faktor. Verzichtet man auf
dieselbe ganz und etwa gar noch auf jede Allgemeinreaktion, so
besteht unserer Überzeugung nach die große Gefahr, daß aus der
Tuberkulintherapie eine Homöopathie, das heißt eine Scheinbe-
handlung wird. . Der an und für sich. ja sehr löbliche Grundsatz
des „primum non nocere“ wird dabei allerdings voll gewahrt, nur
leider gewiß vielfach ° auf Kosten eines „non juvare“.
möopathische“ Tuberkulinbehandlung hat gewiß den Vorteil, ' daß
sie auch in der Hand des weniger erfahrenen Arztes kein Unheil
1) R. Sc hmidt, Über. Tuberkulintherapie und Tuberkulin-
stik. (Prag. m. Wschr. 1914, Nr. 1) <
diagno Re k
E 2) Nur in einem einzigen Fal!e kam es nach subcutaner Injektion
von 2 cem Milch zu einem hochgradigen Ödem des ganzen Armes, das
aber in einigen Tagen sich rückbildete. . Es. handelte sich: in diesem
Falle wohl. um eine Art Idiosynkrasie, .da wir sonst nie derartiges
beobachten konnten. | E
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aufweisen.
so wäre auch hier ein derartiger Rück-
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506 © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21.
20. Mai.
anstiften kann, Das „allopathische“ Vorgehen mit allgemeiner
Herdreaktion erfordert dagegen ein nur durch langjährige kli-
nische Vertiefung in das diagnostische und prognostische Tuber-
kuloseproblem erreichbares Verständnis für die jeweilige konsti-
tutionelle Eigenart des Kranken. Als dürchaus aktives, in das
Getriebe des Organismus unter Umständen ziemlich tief ein-
greifendes Verfahren nähert es sich dem Wirken des Chirurgen
und teilt allerdings mit diesem auch die Möglichkeit von Schädi-
gungen. Die Chirurgie hätte sich wohl aber kaum zu ihrer gegen-
wärtigen Höhe entwickelt, wenn jede Schädigung eines Kranken
sofort zum Aufgeben des betreffenden Operationsverfahrens ge-
führt hätte. Praktisch schätzen wir übrigens die Gefahr von
mäßigen Herdreaktionen auch im Verlaufe einer Tuberkulintherapie
bei entsprechender Auswahl der Fälle durchaus nicht hoch ein.
Wir haben bei entsprechender Auswahl der Fälle auch von Milch-
herdreakionen keine üblen Folgen gesehen. Es könnte übrigens
die Frage aufgeworfen werden, ob denn die Herdreaktion nach
Milch den Herdreaktionen nach Tuberkulin biologisch in ihrer
Wesensart vollkommen gleichzusetzen sei. Erwägungen über
diese Frage seien einer späteren Veröffentlichung vorbehalten.
Die Sterilisation der angewandten Milch erfolgte wie üblich durch
zehn Minuten langes Kochen im Wasserbad. Es wäre gewiß im
Interesse einer besonderen Exaktheit gelegen, mit Milch aus gleich-
bleibender Quelle oder wenigstens mit bestimmt unverdünnter
Milch zu operieren. In Sanatorien, Heilanstalten und dergleichen
werden diese Bedingungen sich leicht verwirklichen lassen. Wir
' hatten aber praktisch nicht den Eindruck, daß sich hier besondere
Schwierigkeiten ergeben würden und etwa die Provenienz der Milch
(verwendet wurde ausschließlich Kuhmilch) zu verschiedenen
Effekten führen würde. Es wäre wünschenswert, die P.-K.-Therapie.
bei Tuberkulose im Sinne parenteraler Milcheinverleibung bis zum
definitiven Ausbau vorerst noch Kliniken und Krankenanstalten,
welche über spezialistische Erfahrungen auch auf dem Gebiete
der Tuberkulintherapie verfügen, vorzubehalten. Wie schon be-
tont, scheint ein weitgehender Parallelismus in diese beiden Be-
handlungsmethoden sowohl in ihren Licht- als in ihren Schatten-
seiten zu bestehen. ; |
Weitere Erfahrungen auf diesem Gebiete werden wohl
hinausreichen über das enger umgrenzte Interesse eines neuen
therapeutischen Vorschlages. Sie werden, was besönders bedeu-
tungsvoll erscheint, das Problem der Specifität oder Nichtspeci-
fität.der Tuberkulinwirkungen neuerdings aufrollen und es viel-
leicht einer definitiven Lösung zuführen. Gerade in dieser Hin-
sicht, wird Sich gelegentlich auch eine kombinierte Milch-Tuber-
kulinbehandlung in abwechselnden Applikationen empfehlen, um
in ein und demselben Falle die klinischen Reaktionssyndrome zu
vergleichen und die Äquivalente von Milch und A.-T.-K. oder an-
deren Tuberkulinpräparaten festzustellen. -
In kurzer Zusammenfassung seien unter besonderer Berück-
sichtigung der Perspektive auf biologisches Gebiet folgende Ge-
sichtspunkte gesondert hervorgehoben: |
1. Die Allgemeinreaktionen, wie sie nach parenteraler Milch-
zufuhr in einer Durchschnittsdosis von 1/2 bis 2 cem bei aktiver
Tuberkulose auftreten, decken sich vielfach vollkommen, und zwar
sowohl in ihrem zeitlichen Ablauf als in ihrer Art und ihrer the-
rapeutischen Wirkung mit den klinisch wahrnehmbaren Effekten
von A.-T.-K.-Injektionen.
2. Durch Milchinjektionen lassen sich im Bereiche tuberku-
löser Lungenherde typische Herdreaktionen erzielen, welche auch
wieder sowohl in ihrem zeitlichen Auftreten als in ihrer Art voll-
kommene Analoga ‚darstellen zu den Herdreaktionen nach A.-T.-K.-
Injektionen. . |
3. Umgekehrt lassen sich nach unseren Erfahrungen durch
Tuberkulininjektionen bei sicher nicht tuberkulösen Prozessen, so
in Fällen von abklingendem,' typischem, akutem Gelenkrheuma-
tismus Herdreaktionen in den früher befallenen Gelenken aus-
lösen, die sich durch Steigerung der Schmerzhaftigkeit in den Ge-
lenken oder durch Wiederauftreten derselben kundgeben. |
4. Die Stichreaktionen nach Mileh zeigen in ihrem äußeren
Aspectus und der Zeit ihres Auftretens vielfach größte Überein-
stimmung mit den Stichreaktionen nach A.-T.-K. |
5. Außerhalb des Rahmens aktiver Tuberkulose zeigt sich
vielfach, besonders im pyrogenetischen Reaktionsvermögen, so
unter anderem bei Krebserkrankungen, ein weitgehender und auf-
tallender Parallelismus zwischen Lac- und A.-T.-K.-Wirkung. Es
liegt daher sehr nahe, zum allermindesten einen hochprozentigen
unspeeifischen Wirkungskomplex als Effekt der Tuberkulininjek-
tionen anzunehmen, und zwar ganz besonders dort, wo A.-T.-K.-
und. Lacwirkung, wie das meist der Fall ist, einen weitgehenden
Parallelismus aufweisen. Es sind daher die Vorstellungen sowohl.
über die diagnostische, als auch über die therapeutische Deutung
der Tuberkulinreaktionen einschließlich der neueren Verfahren
(Partialantigene, Schildkrötentuberkelbacillen-Vaceine nach Fried-
mann) dringend einer Revision bedürftig.
Malariafragen!).
Von
Prof. Dr. Hans Arusperger, Dresden.
Die kommende warme Jahreszeit bringt uns einer Gefahr
näher, von der viele Ärzte der Heimat sich keine Vorstellung
machen können, der Gefahr der Ausbreitung der Malaria.
Der Hinweis darauf, daß wir mit tausenden latent Malaria-
kranker in unserer Heimat rechnen müssen, daß früher in Deutseh-
land Malaria eine sehr verbreitete Erkrankung war, daß der
Überträger der Infektion an vielen Orten vorkommt und daß die
Bedingungen für eine Ausbreitung der Malaria vielerorts günstige
sind, genügt, um zu zeigen, daß die Malaria eine sehr wichtige
Erkrankung ist, welche namentlich auch den Praktiker inter-
essieren muB. |
Die Frage, welche Bedeutung die Malaria für Deutschland
haben kann, ist eine der Malariafragen, die ich besprechen möchte.
Es ist bekannt, daß auch noch vor dem Kriege einzelne Malaria-
herde in Deutschland bestanden, besonders an den Flußmündungen
der Weser, Jade und Elbe und in den Nordseemarschen, nament-
lich In der Gegend von Emden‘). Aber die Erkrankung hatte
keine große Bedeutung mehr. Im deutschen Heere war die Zahl
| der Malariafälle von 182 °/,, im Jahre 1860 auf 0,07 %/ im
Jahre 1907/08 zurückgegangen.
An der Wirkung aber, welche die Verbreitung der Malaria.
in anderen, namentlich tropischen Ländern hat, ersehen wir, wie
verheerend die Erkrankung für die Bevölkerune ist. wie das Auf-
blühen fruchtbarer Gegenden verhindert wird durch das \Wüten
der Krankheit. Die Malaria ist großenteils daran schuld, daß
7. B. Gegenden in Kleinasien, die nach Berichten alter Schrift-
steller eine hohe Kultur hatten, heute entvölkert sind und nur von
einer armseligen Bevölkerung, die keinen Lebensgenuß kennt, be-
wohnt wird. Eine Arbeit von Rodenwaldt und Zeil}
bringt darüber interessante Berichte. Es’ sei aus diesen Berichten
nur kurz erwähnt, daß Städte wie Ephesus und Milet in ihrer
Blütezeit Einwohnerzahlen von 200000 aufwiesen, während bei
vorsichtiger Schätzung die heutige Einwohnerzahl des alten Ge-
bietes von Ephesus nur wenige Tausende beträgt, die Einwohner-
zalıl des ganzen unteren Mäandertales, welches außer den erwähnten
Städten früher 'noch eine Reihe anderer blühender Städte aufwies,
heute nur noch etwa 40 000 beträgt. Eine Hauptursache dieser
Vernichtung blühenden Lebens ist die verheerende Ausbreitung
der Malaria.
Ist es nun möglich, daß auch bei uns die Malaria wieder
an Bedeutung gewinnt, daß eine Ausbreitung zu befürchten ist?
Diese Frage ist unbedingt zu bejahen. Authentische Berichte
über die Zahl der Malariafälle im deutschen Heere liegen natür-
lich noch nicht vor. Aber aus manchen Angaben läßt sich immer-
hin schließen, daß sowohl das Ostheer als auch in ganz besonderem
Maße die Armee in Rumänien, Mazedonien und in der Türkei ser
stark mit Malaria durchseucht waren. Glücklicherweise sind ja
bis vor kurzem die Verhältnisse so gewesen, daß die an Malaria
erkrankten Militärpersonen sich ciner gründlichen Behandlung
unterziehen mußten und namentlich seit Beginn des Balkanfeld-
zuges hat die Militärbehörde viel für die Bekämpfung der Malaria
getan. Das ist nun alles anders geworden, und wir müssen vor
allem nach der Rückkehr der Trümmer unseres Ostheeres und
Rückkehr der Gefangenen, welche in malariaverseuchten Gegenden,
wie z. B. in Rumänien und Rußland, zurückgehalten wurden,
damit rechnen, daß sehr zahlreiche unbehandelte oder schlecht-
behandelte Fälle eingeschleppt werden, welche zahlreiche virulente
') Vortrag gehalten am 29. März 1919 in der (iesellschaft, für
Natur- und Heilkunde, Dresden. i
*» Ziemann, Die Malaria. Handbuch der Tropenkrankheiten
1917, Bd. 5. Nocht und Mayer, Die Malaria 1918. un di
. 9) Rodenwaldt und 2 eiß, Malariastudien im Wilajet Aidin
(Kleinasien). (Arch. f. Schiffs- u. Tropenhygiene 1918, Bd. 22.)
een Bere T Er en RS : . En L e 3 3 n a ; d Be ee a.
A | K d, pen Ba . . - i i i T j u y np . . 5 ; j : | ; ee R: x Sia Ean l
Be a e i ina Te , . f 2a $ - fiA a »? g p 5 Li L4 3 i 7 ` , i = : 5 Be BER g ut OE HESE
35. Mai. o {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. ` 507 HERET
n © . $ & ' JE i R N a a’ i ` ; 5 u $ . | ; ; l ä ai = ; Sur $ E Ei l ' Eile
Infektionserreger mit sich tragen. Ein Arzt?),.der selbst in russischer | beobachtung, namentlich. mit zweistündiger Messung, die auch des f er
Gefangenschaft war, berichtet über die Verseuchung der Gefan- | Nachts eine Zeitlang fortgeführt wird, auf die richtige Fährte führt. i f Kir: y
genen in Rußland.. ‚In einem Lager von etwa 3000 Insassen waren | . Die klinische Beobachtung läßt bei latenter Malaria ebenfalls Bin en
> im Sommer 1918 über 1000 an Malaria erkrankt. Sie hatten keine |- Feststellungen zu, die die Diagnose ermöglichen. Von außerordent- la A} |
- Behandlung, weil Chinin nicht aufzutreiben war und viele gingen | licher Wichtigkeit ist bei unklaren’ Erscheinungen die Milzunter- Inh f la,
elend zugrunde. Der Berichterstatter rechnet. damit, daß bei | suchung, die bisweilen ausschlaggebend für» die richtige Diagnose Ee
Rückkehr der Gefangenen aus Rußland mehrere tausend Keim- | sein kann. Die Symptome latenter Malaria sind vor allem starke ' KE ks i
träger die Krankheit in die Heimat mit sich bringen. - | | Anämie, bisweilen . mit eigentümlicher graugelber Hautfärbung, HR El.
Ich muß natürlich im großen und ganzen die Pathologie | starke Mattigkeit, häufigere. unklare kleine Fiebersteigerungen, Eee
der Malaria als bekannt voraussetzen, erinnere nur daran, daß | rheumatische Beschwerden, Kopfschmerzen, Gedächtnisschwäche, BE Mi Polls,
Unlust zur Arbeit, neuralgiforme Schmerzen bis zu regelrechten IT
f p! Bi,
die Krankheit durch den Stich der malariainfizierten Mücke- von |
der Gattung der Anopheles übertragen wird. Die Entwicklung | Neuralgien, Neuritiden, Lähmungszustände, Pseudosklerose, leichte
der Plasmodien, namentlich der bösartigen tropischen Form in der | psychische Alterationen, Dämmerzustände, Magendarmstörungen,. i!
Mücke erfolgt nur bei einer Außentemperatur, dér die bei uns | Leberschwellungen, Ikterus,, Bronchitis usw. Zu erinnern ist daran, En
Zur | daß die:durch akute Milzschwellung verursachten Schmerzen zur il
Fehldiagnose einer linksseitigen Unterlappenpneumonie oder von H
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herrschenden Außentemperaturen nur selten entsprechen.
Entwicklung der Plasmodien in der Anopheles ist das Optimum | |
der Temperatur zwischen 20 bis 30°. Die niedrigste zur Reifung | Pleuritis führen können. Bei’ unklaren Fiebersteigerungen kann TER Heat
nötige Temperatur ist 17°. Temperaturabfälle bis zu 8° unter- | auch der Erfolg. des Chinins den Verdacht auf Malaria bestärken. a
brechen wohl die Entwicklung, die aber beim Steigen der Tempe- | -+ Aber die Diagnose kann erst dureh den positiven Blutbefund - W I. \
ratur weitergehen kann. In unseren Breiten wird also höchstens | gesichert werden. Am einfachsten ist der Plasmödiennachweis im NEE;
Anfall. Aber auch außerhalb des Anfalls lassen sich. bei genauer ni Hl j
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von Juli bis September Infektionsgefahr bestehen. In dieser Hin-
> sicht ist also die eine .‚Vorbedingung für die Ausbreitung der Er- | Untersuchung vielfach Dauerformen der Plasmodien nachweisen.
krankung keine sehr bedeutende, Das Vorhandensein von. Ano- | Die Blutuntersuchung kann entweder am Präparat des Blutaus-
striches gemacht. werden oder mit der Methode der dicken Tropfen. BE
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` ,pheles aber, die andere Vorbedingung, ist recht verbreitet in R
Deutschland, verbreiteter, als meistens angenommen wird, und für | Letztere ist ohne Schwierigkeit auch von dem Ungeübten anzu- a.
die Bekämpfung der Anopheles ist bei uns bis jetzt noch sehr | wenden, indem auf den gutgereinigten Objektträger zwei bis drei a.
wenig getan worden. | A Ä | | | Blutstropfen gebracht werden,. diese mit einer Nadel etwas verteilt . HEEE) Prist, n
Wir müssen also feststellen, daß alle Vorbedingungen für die | werden und dann nach Lufttrocknen das Präparat zur Färbung _ Uge i
. Malaria, wenn auch in verschiedenem Grade, bei uns vorhanden | eingesandt wird. Aus dem Blutpräparat sind noch andere Anhalts- Ba ESEE E
sind, die Keimträger,” die Entwicklungsbedingungen für die Plas- | punkte für die Diagnose zu'gewinnen. Erscheinungen von basophiler . MERN a is. 7:
modien und die.Überträger. Trotzdem wird meiner Ansicht nach | Punktation der Erythrocyten und von Polychromatophilie weisen A| Ya jr
| den aufmerksamen Untersucher auf. die Möglichkeit einer Malaria _ Be ve e 5
keine Gefahr sehr Starker Ausbreitung entstehen. Ein Beweis für ;
- diese Ansicht'mag es sein, daß bisher nur wenige Fälle.von Über- | hin. Bei Tertiana ist eine besondere Art der Tüpfelung der
tragung der Malaria in der Heimat bekanntgeworden sind, obwohl | Erythrocyten zu beobachten, die sogenannte Schüffnertüpfelung.
doch bereits seit 1915 im Heere die Malariafälle in größerer Zahl | Diese Veränderungen an den roten Blutkörperchen sind wohl. der -
vorgekommen sind, obwohl mindestens an 40 Orten größere Malaria- | Ausdruck von Regenerationserscheinungen, der Ausdruck des Auf-
abteilungen bestanden, und. man vielfach vor Einrichtung der | tretens junger Zellen infolge Zerstörung zahlreicher Erythrocyten
‘| durch die -Malariaplasmiodien, zum Teil auch der’ Ausdruck von
ne! _— Malariaabteilungen es nicht für notwendig gefunden hät, nachzu-
w] ‚forschen, ob die betreffenden Orte malariafrei und anophelesfrei | Degenerationserscheinungen. ` ZZ. re
wO is Die Kürze der Zeit, in der eine für die Entwicklung der | An dieser Stelle soll noch eine Frage berührt werden, welche
alt l en eecietiele Temperatur herrscht, Ve an nr weniger von präktischer Bedeutung. ist, aber wissenschaftliches
re a a a ae
f g wie in den Malarialändern, die Bevölkerung” ist nicht so | gleich- Standpunkt der Se one Da von :
di- nn gegen die Ausbreitung der Stechmücken. Es nn > Malariaetregern 'sind, stehen andere Forscher gegenüber, die die
Br: evölkerung selbst doch schon einiges zur Bekämpfung | verschiedenen Formen nur als verschiedene Stadien ein und des-
Da ee ek ng Ge a aa Bine Elan fe Ba a
Tu | Andi | ein l n, Auffassung Kann: noch nicht gegeben werden.
po or bekanntgeworden sind und auch ohne ‘besondere behörd- | Die Unitarier gründen ihre Auffassung hauptsächlich darauf, daß - \
Ei. Regelung vielfach angewendet werden. PER `. | bei denselben Menschen zu verschiedehen Jahreszeiten verschiedene f
a Jedenfalls ist aber damit zu rechnen, daß nicht nur die | Formen vorkommen, im.Frühjahr bis Mitte des Sommers Tertiana, `- :
‚. Mizierten Kriegsteilnehmer Träger der Erkrankung bleiben, sondern | im Herbst Tropica, daß bei Patienten, welche im Herbst Tropica n
JE = auch Infektionen iu der Heimat vorkommen und es zu einer, |,oder Quartana sich zugezogen haben, im nächsten Frühjahr die Ro,
Hi venn auch mäßigen Verbreitung der Krankheit kommen wird. | Malaria als Tertiana rezidiviert. Dieselbe Beobachtung führen die oo
3. Da erhebt sich .denn sofort die Frage: Wie ist dem zu be- | Anhänger- dér Verschiedenartigkeit der Malariaformen für sich. an; ei
Je ~ egnen? Wie bei jeder anderen Infektionskrankheit ist das beste | sie nehmen es als Beweis einer Superinfektion, einer Infektion Ee
5! Mittel zu ihrer Bekämpfung die frühzeitige Erkennung der Er- | durch verschiedene Erreger an und weisen darauf hin, daß manch- je
f krankung, Isolierung und Behandlung.. Der Infektionsträger muß | mal zwei verschiedene Erreger nebeneinander im Blùt gefunden e
Tu „nchädlich gemacht werden. Zur Unschädlichmachung der Keim- | werden können. Sie weisen auf die Versehiedenartigkeit der durch 1
tager gehört natürlich in erster Linie ihre Feststellung. . die verschiedenen Formen hervorgebrachten Krankheitsbilder hin, a
auf die verschiedene Wirkung gewisser Arzneimittel, namentlich E
i
des Salvarsans bei den verschiedenen Formen, und weisen nament-
lich auch darauf hin, daß es Gegenden gibt, in denen nur Tertiana
eder von uns kennt das klassische Bild des Malariaanfalls,
Letztere Feststellung
| ‚der In bestimmten Zeiträumen äuftritt, je nach Art des Erregers,
Ind jeder wird an! Malaria denken, wenn. mehr weniger plötzliche, ` ne
„urzdauernde Fieberanfälle geklagt werden. Aber namentlich bei | und Quartana, keine Tropica vorkommen. ve
der chronischen Förm der Malaria kommen ganz atypische Formen. erklären die Unitarier damit, daß. die Umwandlung einer Form in
vor, bei denen es ‚mitunter gar nicht so leicht ist, auf die richtige | die andere an bestimmte Lebensbedingungen geknüpft ist, nament- _
Diagnose zu kommen. Ich rate deshalb dem Praktiker, heutzutage | lich an klimatische Faktoren. ` Die morphologischen Verschiedenheiten
bei jedem unklaren Krankheitsfalle bei Kriegsteilnehmern an Malaria lassen sich ja auch mit der Unitariertheorie vereinbaren, sprechen
~ Z denken. Ich habe es erlebt; daß Malariakranke monatelang | aber mehr für die Verschiedenartigkeit.: SRE
| 2 Abteilungen für Magendarmkranke zugebracht haben, weil Im großen und ganzen. haben die Anhänger der Verschieden-'
a. wieder anfallsweise auftretende Magenbeschwerden geklagt | artigkeit der Malariaform gewichtigere Gründe für ihre Ansicht 1),
Wurden. Auch Verdacht auf Lungentuberkulose ‘besteht oft lange | . Für den Praktiker ist jedenfalls die Feststellung von Wichtig- -
keit, daß Infektion von verschiedenen Formen gleichzeitig vor
1) Wörner, Dualismus oder Unität in der- Malariaätiologie.
Zeit bei derartigen Kranken, "bis eine ganz genaue Temperatur-
on Geschlechtskrank- Ä
| (D. m. W. 1919, Nr. 7, S. 183.) — v. Heinrich, Mischinfektionen
und Latenzerscheinungen der Malaria. (W. kl. W. 1917, Nr. 42, S. 1818.)
‚ ) Schmalz _ Über die Einschleppun
‚chleppung
o und Malaria durch unsere aus Rußland heimkehrenden Gefan-
a (D. m. W. 1919, “Nr. ii, S. 297.) |
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0 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21.
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965. Mal.
kommen kann, sodaß das Bild der Malaria in vielen Fällen ent-
gegen der sonstigen Eintönigkeit ein sehr wechselndes' werden
kann. Auch für die Therapie ist die Feststellung von Bedeutung,
` da Mischinfektionen zwar nicht schwerer verlaufen als Einzel-
infektionen, aber jeder Therapie wesentlich schwerer zugängig sind.
Eine Veränderung des Blutbildes, welche einen ganz besonders
wichtigen Hinweis auf die Möglichkeit des Bestehens einer Malaria
gibt, ist die sogenannte Mononucleose, welche ich fast regelmäßig
feststellen konnte?).
einer Vorstufe der polymorphkernigen Zellen der sogenannten ein-
kernigen Leukocyten, welche im normalen Blute höchstens 3 bis
8°/, der Leukocyten ausmachen, bei Malaria aber bis zu 30°),
und mehr; sogar Vermehrung bis 60, bis 80°/, ist beobachtet
worden. Meist sind es Vermehrungen bis 20 °/ Die Vermehrung
geht auf Kosten der polynucleären Zellen. Das Bestehienbleiben
einer Mononucleose deutet darauf hin, daß die Malaria noch nicht
abgeheilt ist.
Bei den meisten Fällen chronischer Malaria ist außerdem
die starke Verminderung der Leukocyten häufig, namentlich die
Neutropenie bei relativer Lymphocytose auffallend. Im Anfall
selbst ist das Verhalten der Leukocyten wechselnd, bald Leukocytose,
bald Leukopenie; selbst bei verschiedenen Anfällen des gleiehen
Kranken wechselt die Leukocytenzahl, sodaß das Verhalten der
Leukocyten im Anfall keine diagnostische Bedeutung hat.
Sehr interessant ist die Feststellung, daß die Wasser-
mannsche Reaktion bei Malarikern vom zweiten bis achten Tage nach
dem Anfall positiv sein kann, ohne daß Lues vorliegt; vor dieser Zeit
und nachher seltener?). Diese Tatsache wird selten diagnostisch
verwertbar sein, da ja der vorausgegangene Anfall die Diagnose
schon stellen läßt, und in der Latenz die Reaktion nicht mehr
positiv ist. Sie ist aber wichtig, da sonst Malariakranke, die einen
Anfall überstariden haben, leicht in den Verdacht kommen, luetisch
infiziert zu sein. Auf andere diagnostische Methoden, Komplement-
bindung, Hämolysinnachweis usw. erübrigt sich einzugehen, da |,
sie keine verwertbaren Resultate geben.
Ist der Verdacht auf Malaria sehr stark, ohne daß Plasmodien
im Blute gefunden werden, so ist es zur Klärung der Diagnose
zweckmäßig, sich der Provokation zu bedienen. Wir wissen, daß
die Malariaerkrankung außerordentlich lange latent bleiben kann, das
= heißt, daß die Malaria gar keine oder nur allgemeine Erscheinungen
machen kann, ohne daß das typische Krankheitsbild, die Malaria-
anfälle, beobachtet wurden. Gerade in den letzten Kriegsmonaten
haben wir eine große Anzahl frisch erkrankter Soldaten in-Behand-
lung bekommen, welche von der Westfront kamen. Wenn man
aber genauer nachforschte, waren sie alle vorher in Rußland,
Rumänien, Mazedonien oder Norditalien gewesen, ohne dort typische
Malaria gehabt zu haben. Erst die enormen Anstrengungen der
Westkämpfe haben die Erkrankung zum Aufflackern gebracht.
Ich bin deshalb auch skeptisch gegen die Annahme einer Malaria-
infektion im Westen. Ich habe unter vielen Hunderten von Kranken
keinen gefunden, bei dem die Annahme einer Infektion im Westen
zwingend war. Die Infektion kann jahrelang latent bleiben. Besonders
scheint die lange Latenz für Gegenden charakteristisch zu sein,
wo eine leichte Form der Tertiana endemisch ist, wie z. B. Wol-
hynien?). Ich habe Latenzzeiten bis zu zwel Jahren mit Sicherheit
nachweisen können, ich könnte mir auch denken, daß die Krank-
heit noch länger im Ruhestadium bleibt, was -wir von Malaria-
rezidiven schon lange wissen.
Nicht nur die erste Erkrankung wird, wie gesagt, häufig
nach längerer Latenzzeit durch besondere Einwirkung auf den
Körper ausgelöst, sondern auch die Rezidive. Klimatische Schwan-
kungen, namentlich große und rasche Luftdruckschwankungen
wirken hierbei ein ©). Die Häufigkeit der Rezidive nimmt mit dem
Plötzlichen Einwirkungen, wie
2) Klienehereer Morphologische Blutstudien in der Dia-
gnostik der Malaria tertiana. (D. Arch. f. klin. M., Bd. 126, H. 8 u. 4.) —
Löwy, Über Mopocytenvermehrung bei Malaria. (M. m. W. 1919,
Nr. 8, S. 210.) — Jarno, Über Mononucleose bei Malaria. (W. kl.
W. 1917, S. 914. m
IE 2) M RP T Die Wassermannsche Reaktion bei Malaria.
M m. W., Feldärztl. Beilage 1917, S. 366.)
5 Alexander,
Studien über die Malariaepidemiologie. (M.
Kl. 1918, Nr. 51, S. 1255.)
8,910.)
Es ist die starke prozentuale Vermehrung |
a) Appel, Über die Ursachen der Malariarückfälle, (W.kl.W. 1917,
a eeaeee e > e A BG srE E a
Verwundungen oder Operationen, fieberhafte Erkrankungen, können
Anfälle folgen.
Aber auch unbeeinflußt treten Anfälle bisweilen auf, und
man macht dann die Beobachtung, daß sie bisweilen in ganz gesetz-
mäßigen Zwischenräumen erscheinen können. So gibt May!) an,
daß Rezidive immer in durch 7 teilbaren Zwischenräumen auf-
treten, was zweifellos mit der zur Entwicklung von genügend
zahlreichen Plasmodiengenerationen nötigen Zeit zusammenhängt.
Eine Umstimmung des Körpers periodischer Natur analog
den Menstruationswellen des Weibes nimmt Riebold?) als Ur-
sache der in regelmäßigen Intervallen auftretenden Rezidive an.
Er meint, daß man bei jeder Malariaerkrankung eine ganz bestimmte
Regelmäßigkeit des Eintritts der Rezidive feststellen könne, und
daß, man diese Tatsache für die Therapie ausnutzen könne. Für
die Entstehung der Rezidive wird nach Schaudinn die Rück-
bildung im Körper verbliebener weiblicher (Geschlechtsformen zu
ungeschlechtlichen Formen angenommen, oder eine unvollständige
Vernichtung ungeschlechtlicher Formen, die für gewöhnlich zu
spärlich sind, um Rückfälle hervorzurufen, aber durch eine Gleich-
gewichtsstörung des Körpers sich weiterentwickeln können. Die
Periodizität der Rückfälle ist auch so zu erklären, daß sich bei
der Überschwvemmung des Blutes mit Teilungsformen Immunkörper
bilden, welche zu einem Zugrundegehen der ungeschlechtlichen
Formen führen. :Die resistenteren Dauerformen bleiben im Körper
erhalten, wenn auch ihre weitere Vermehrung verhindert wird; es
bildet sich die latente Malaria aus. In diesem Stadium der Latenz
sistiert die Bildung von Immunkörpern und damit sind die günstigen
Bedingungen für die ungeschlechtliche Weiterentwicklung gegeben,
die dann bei einer entsprechenden Vermehrung der Plasmodien
zum Anfall führt. Dieser Kreisläuf von Immunkörperproduktion
und Immunkörperschwund mit erneuter Plasmodienentwicklung
kann gut in ganz regelmäßigen Zwischenräumen verlaufen; andere
Einwirkungen sind dazu gar nicht nötig.
Die Tatsache, daß durch. bestimmte Einwirkungen auf den
Körper Rezidive ausgelöst werden können, kann man dazu ver-
wenden, festzustellen, ob die Malaria praktisch geheilt ist oder
noch Rezidive drohen, kann man dazu verwenden, latente Malaria
zu provozieren. Anscheinend werden durch solche Maßnahmen
Malariaplasmodien aus inneren Organen, namentlich aus der Milz,
in das circulierende Blut ausgeschwemmt, wo sie dann Fieber-
anfälle auslösen oder durch die mikroskopische Untersuchung fest-
gestelit werden können, oder die im Körper verborgenen Gameten
werden vielleicht durch solche Reize zur Teilung angeregt’). Ich
habe diese Methoden der Provokation in reichlichem Maße an
einem großen Krankenmaterial zu erproben Gelegenheit gehabt
und habe mir ein eigenes Urteil über den Wert dieser Methoden
und ihre praktische Bedeutung bilden können, da wir grundsätzlich
bei unseren sämtlichen Kranken verschiedene Provokationsmethoden
zur Anwendung brachten. Ich habe nur solche Methoden ver-
mieden, deren Anwendung mir eine Schädigung des Kranken
darzustellen schien, welche in keinem Verhältnis zu der Wichtig-
keit der Anwendung stand.
Man hat zunächst, wie schon erwähnt, die Beobachtung
gemacht, daß Rezidive respektive das Aufflackern latenter Erkrankung
sich an große körperliche Anstrengungen anschließen. Diese Beob- .
achtung läßt sich leicht zur Provokation ausnutzen und 80
wurde der Dauermarsch bei uns regelmäßig als Provokations-
methode angewandt. Ferner sind Applikationen auf. die Milz-
gegend, Duschen, Faradisationen, Jodpinselungen, gelegentlich
Anlaß zum 'Aufflackern des Prozesses, zum Teil wohl infolge
Anregung der Contraction der glatten Muskulatur der Milz und
Auspressen von Plasmodien. Auch allgemeine faradische Bäder
wirken in gleicher Weise, ebenso allgemeine starke Abkühlung 1
Form von kalten Duschen. E
Sehr interessant ist es, daß länger dauernde und länger
fortgesetzte Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne ein gutes
Provokationsmittel ist. Dieses Mittel hat dazu noch den Vorteil,
daß es ein gutes Roborans für den anäümischen Malariker ist.
Eine sichere Erklärung der provozierenden Wirkung des ultra-
violetten Lichtes ist noch nicht gegeben. Wärmestrahlung kann
es nicht sein, das konnten wir bei der Anwendung der Höhensonne
ausschließen. Aber wir können die Wirkung vielleicht zurück-
ı) May, Erfahrungen an über 1000 Malariakranken in der Heimat,
(M. m. W. 1918, Nr. 88, S. 1047)
2) Riebold, Ein Erklärungsversuch des periodischen Auftretens
der Malariarückfälle. (Ther. d. Gegenw., Dez. 1918.)
`~) Alexander, Le
Ma, > o 0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr fi. 509 PER
führen auf eine umstimmende Wirkung auf die Körpergewebe, Ver- | sonne 80.%, -mit Provokation durch Arsacetin 76% Erfolge, REN
änderungen im Serumeiweiß, etwa in Analogie zu den Ergebnissen | Zahlen, welche wohl nur auf ungenügende Behandlung der von : Se.
der interessanten Sehanzschen- Versuche. ‘und damit vielleicht |: ihm provozierten Fälle beruhen können. Im Durchschnitt geben ei
auf ähnliche Grundlagen, wie die bei den Provokationsverfahren | die meisten ‘Autoren 50% Resultate bei der Provokation an. ade,
mit artfremdem Eiweiß wirkenden. Reinhardt?), der dieMethode x Die Zahl der Fälle, die bei der Provokation negativ. geblieben A Erz
zuerst anwandte, denkt. an eine Wirkung der Blutdrucksteigerung, | waren und später dann doch Rezidive bekamen, war äußerst pi pripe
auch die Anregung von Gefäßcontractionen könnte in Betrachtkommen. |' gering, obwohl wir über das Ergehen der entlassenen . Malaria- E Sehe s,
| Am wirksamsten unter. den Provokationsmethoden 2) waren | kranken uns berichten ließen. Wir bekamen vereinzelt Nachricht, Bl.
neben der Höhensonne die Anwendung: von stärker Blutdruck | daß die Kranken wieder in das Lazarett aufgenommen worden JE Palk z
` steigernden Mitteln, von. Adrenalin, welches ja zweifellos- eine | waren, erfuhren aber auf Anfrage dann, daß kein Malariarezidiv - MEE EI
verkleinernde Wirkung auf-Milztumoren hat. und. von Hypophysin, | vorlag. Nur.in. ganz wenigen Fällen, etwa. 5°/,, traten später _ po F o
und die Einverleibung von artfremdem Eiweiß, .die Milchinjektion |- Malariarezidive auf, allerdings ein strikter Beweis, daß auch diese IE; HUIT
öne, E$ und Seruminjektion... Die Wirkung der Milch- und Seruminjektion | sehr energische ‚Provokation nicht jede latente Malaria zum Auf- EB EB BD i
m kl: gewinnt besondere Bedeutung durch. die Feststellung, daß es wohl | flackern bringt. `. ne a in E a a a En | le
det . nicht eine reine Proteinkörperwirkung ist, sondern daß. diese Körper ' Nach Adrenalin- und .Hypophysininjektion tritt der Erfolg. GER Be
man). durch eine unspeeifische Leistungssteigerung, Protoplasmaaktivie- | schon nach kurzer Zeit ein; etwa nach zwei bis vier Stunden I
Kr rung im Sinne Weichardts’), eine Steigerung der verschieden- | Jassen sich. schon Plasmodien nachweisen.’ An Sicherheit erreichen _ ih PI
wiat >. sten Organfunktionen, eine Erhöhung der Antikörperbildung be- | die Provokationen durch diese Mittel nach meinen Erfahrungen P Sn
nl `` wirken, wie sie auch anderen Körpern, die nicht zu den Protein- | die: Milchprovokation und. Höhensonnenprovokation nicht und man ME
w kE © ~ körpern gehören, zukommt. Die ‘neueren Untersuchungen von |. muß auch berücksichtigen, daß es keine ganz’ indifferenten Mittel | Ente. En,
sibl Weichardt und Starkenstein®) geben uns in, dieser | sind. Namentlich vor häufigerer Anwendung des Adrenalins ist de: E va
tigt Richtung Fingerzeige. Seruminjektionen habe ich aber prinzipiell | zu warnen, da die Gefahr einer Gefäßschädigung nicht von der RELATE
het E ausgeschaltet, da die künstliche Serumempfindlichkeit, die durch | Hand zu weisen ist. Beim Tierexperiment läßt sich feststellen, nf Pa
ait deren Anwendung erzielt wird, dem. Patienten später bei erneuter | daß schor kleinste wiederholte Dosen des Adrenalins zur Ent- HR Bi,
en Serumeinverleibung durch Anaphylaxie schädlich werden. kann. | stehung einer Arterionekrose führen können. 3 pai B E
„Isl =- _ _ _Provokationsmittel, über die ich keine, Erfahrungen habe, | Eine Schädigung 'sahen wir bei der sehr großen Zahl ’von.- j Gi o
isaf -Sind Strychnin und Secale und Nucleohexylinjektionen, Amidopyrin, | Milchinjektionen nie. Ich weise darauf hin, daß in der Literatur Teie Bag
m Mittel, die wohl durch Anregung von Gefäßcontractionen: wirken; | Fälle von-Anaphylaxie nach wiederholter Milchinjektion beschrieben v BE.
ae Arsacetin, welches wohl eine leukotaktische Wirkung hat. Das | sind. Ich habe nie -etwas Derartiges gesehen, aber die Möglich- AAE
- >> Gemeinsame fast aller Provokationsmittel ist eine Einwirkung: auf | keit ist zuzugeben und durch das Tierexperiment bewiesen. Des- PiE iit PEE e
das Blutbild. Sie erzeugen eine Vermehrung der. Leukocyten, |. halb habe ich, nachdem ich von derartigen Fällen Kenntnis. I a.
erhalten : hatte, es vermieden, die Provokation ` mit Milch anzu- In hi jis
=
` auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist, aber denselben | wenden, wenn sie längere Zeit vorher schon einmàl angewendet
- Erfolg hat, die Plasmodien aus ihren Schlupfwinkeln in das.| worden. war. In solchen Fällen läßt sich durch. Höhensonnen- By
| bestrahlung in Kombination mit den schon vorher besprochenen- a
Mitteln die Provokation durchführen. Da diese .Höhensonnen-
namentlich der polynucleären, eine Erscheinung, welche vielleicht
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- eireulierende Blut herauszutreiben. | a |
i Am sichersten wirkten. die Milchinjektionen, wie sie ja jetzt.
auch vielfach zu therapeutischen Zwecken . angewendet werden. provokation aber drei bis vier Wochen’ fortgesetzt werden muß, F.
'| haben wir -dieselbe schon J4 Tage, vor. Beendigung einer "EU en
-Dabei machten wir die Beobachtung, daß das häufig nach Milch-
"Injektionen auftretende Fieber keine Vorbedingung für das Gelingen:
p Meistens machten wir im Abstand von einer
-Woche zwei intramuskuläre Injektionen von je 5 bis 10 cem,
zehn Minuten auf dem Wasserbade sterilisierter Milch. Wir haben
= das Aufflackern der. Malaria: nach diesen Milchinjektionen nach
. „sehr verschiedener Zeit beobachtet, bis zur Dauer von 14 Tagen
nach der Injektion, und wir bildeten danach unsere Methode so
aus, daß unmittelbar nach Beendigung der Chininkur die erste
..Milehinjektion gemacht wurde, in der folgenden Woche Faradisation
p der Milz, Milzdusche, faradisches Bad, am achten Tage die zweite
. Milchinjektion, danach Dàuermarsch und: am Schlusse der zweiten
. ‘Woche eine einmalige Adrenalin- oder Hypopbysininjektion, womit
die 14 tägige Provokation, bei der an jedem zweiten Tage Blut-
untersuchung gemacht werden muß, ihren Abschluß fand. Wir
‚konnten in etwa 36% unserer Fälle mit der Provokation das
i Bestehen respektive Weiterbestehen der Malaria nachweisen.
‚Diese Zahl stimmt gut überein mit den Angaben über die Häufig-
keit der spontanen Rezidive, Wenn wir die Erfolge der Provo-
. kation bei den verschiedenen Plasmodienarten feststellen, kommen
‚Wir zu dem Resultat, daß bei -Tertiana 47% durch ‚Provokation
Positiv wurden, bei Tropica 82%. Die. Zahlen der Häufigkeit der
spontanen Rezidive, welche Tsuzuki und Celli angeben,
‚sind für Tertiana 36,86 % respektive 49%, für Tropica 12,3 %
respektive 23 % 5). M ay 6) ‚hatte mit Provokation durch Höhen-
“st ) Reinhardt, Über Provokation latenter Malaria durch Be-
„Strahlung mit ultraviolettem Licht. (M. m. W. 1917, Nr. 87, S. 1198.)
(W. k ) v. Draga, Die experimentelle Aktivierung latenter Malariafälle.
Mi d. W. 1917, Nr.4, S.102,) — Brauer, Über Mobilisierung von
„„arlaparasiten im Blute. (W.kl.W.1917, Nr.4, 8.105.) — Neuschloß,
| Ausschwemmung der‘Malariaparasiten ins Blut. .. W.1918,
Be 3 S. 98/99.) — Schittenhelm und Schlecht, Über den Wert.
hr a Adrenalininjektion bei latenter Malaria. (M. m. W. 1918,
DD, í. + : |
as ) Weiehardt und Schrader, Über unspeeifische Leistungs-
| Serungen (Potoplasmaaktivierung). (M. m. W: 1919, S. 289.) ` |
hen )Starkenstein‘ Proteinkörpertherapie und Entzündungs-
mung. (M. m. W. 1919, Nr. 8) ` |
Hertiana, Stransky, Über das gegenseitige Verhalten der Malaria
En 8) i SOPI, (M. Kl. 1918, Nr. 18, S. 311.) en
ch. er f i T
-
_
_ Gesamtdauer der: Erkrankung sicher ab.
Therapie der Malaria über.
Kur begonnen und ein bis zwei Wochen nach Beendigung fort-
gesetzt. Je nach. dem Abstand, in dem bestrahlt wird, ist zu
verlangen, daß wenigstens die letzten - fünf bis acht Tage
Bestrahlungsdauer von einhalb bis einer Stunde erreicht wird, die
vorhergehende Bestrahlung dient zum langsamen. Einschleichen
bis. zum Erreichen der nötigen Volldosis. = er
Man. muß sich. allerdings bei allen diesen Provökations-
methoden und ihrer Beurteilung darüber klar sein, daß nicht
jedes Wiederaufflackern der Malaria einen Erfolg der Provokation
_ darstellt, sondern daß manches Rezidiv auch ohne Provokation
wieder aufgetreten wäre. T TEE
. Es erhebt sich nun die Frage, ob diese Provokation, wie ich
sie eben geschildert habe, zweckmäßig ist. Man hat dagegen ein-
gewendet, daß es eigentlich unrichtig erscheint, eine Erkrankung
‚wieder anzuregen, welche nach und nach von selbst zum Erlöschen
kommt oder ‘doch. lange im Stadium‘ der Latenz bleibt. . Meiner
Ansicht nach ist es aber besser, solche Kranke möglichst beizeiten -
zu heilen, anstatt ruhig zu warten, bis ein Rezidiv uns wieder zu `
'therapeutischem Eingreifen veranlaßt: Wir müssen die Kranken
allerdings länger in Behandlung behalten, aber wir kürzen die
Von besonderem Werte war das Provokationsverfahren während
. des Krieges, da wir mit Hilfe der Provokationsmethoden eine Ent-
scheidung über die Dienstfähigkeit des Kranken treffen könnten.
' Leute, die auf die Provokation weder mit Rezidiv noch mit Aus-
schwemmung von Plasmodien reagierten, konnten ruhig wieder
zur Front entlassen werden- und haben auch mit wenig Ausnahmen
keine Rezidive mehr bekommen. Eine andere Frage ' ist die, ob
es. zweckmäßig ist, wie es vorgeschlagen wurde, während der Be-
handlung häufiger zu provozieren? Die Frage führt mich zur '
Ich kann natürlich keinen Überblick über die Malaria-
therapie geben, dies liegt nicht im. Rahmen meines Vor--
trags. Wir sind bei Malaria in der glücklichen Lage, ein Spe-
cificum gegen die Erkrankung zu haben, das nur selten versagt.
Freilich ist die Wirkung des Chinins nur als klinisch heilend: zu
bezeichnen, eine absolute Heilung im Sinne der Therapia magna
sterilisans Ehrlichs kann man vom Chinin nicht erwarten.
Die Ursachen des allerdings seltenen Versagens des Chinins
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"sind auch jetzt noch dunkel, obwohl gerade während des Krieges
- formen. Deshalb wurde während des Krieges eine Reihe von
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die Gelegenheit, diese Frage zu lösen, mit Eifer aufgegriffen wurde.
Ausschließen muß man immer die einfachste. Ursache des Ver-
sagens, nämlich die, daß das Chinin nicht eingenommen wird oder
daß schlechte Chinintabletten unverändert den Darm passieren.
Durch den Nachweis des Chinins im Urin läßt sich dies ermitteln,
durch intramuskuläre Anwendung dies verhindern.
Man hat für das Versagen des Chinins teils eine besondere
Chininfestigkeit der Plasmodienstämme, teils eine Angewöhnung
des Körpers, vermehrte Zerlegung des Chinins, die sich in ver-
minderter Ausscheidung des Chinins durch den Harn kundgibt,
angenommen. Die Erfahrungen bei meinem Krankenmaterial
machen mir es am wahrscheinlichsten, dab es eine gewisse Ab-
stumpfung gegen Chinin durch Angewöhnung ist, welche die Mib-
erfolge des Chinins verursacht. Es sind meist Leute, die sehr
lange Chinin bekommen haben, teilweise solche, bei denen das
Chinin längere Zeit ohne Pausen gegeben worden war.
Die vermehrte Zerlegung ist angenommen worden auf Grund
von Untersuchungen, welche eine verminderte Ausscheidung .des
Chinins im Urin feststellen. Die Methode des quantitativen Nach-
weises des Chinins im Urin ist aber zu unsicher. Andere Unter-
sucher konnten jedenfalls die verminderte Chininausscheidung nicht
nachweisen. Zweifellos spielt auch die Resorption des Chinins
eine Rolle. Bei der innerlichen Darreichung kommt es- sicher auf
den Zustand des Magens wesentlich an und dieser ist häufig bei
Malaria stark geschädigt. So fanden Novak und Tom a n?) bei
89°/, der Malariakranken Achylie, bei 65 °/ der schweren und 30°/,
der leichten Fälle Achlorhydrie. Die Darreichung von. Salzsäure
ist zweifellos häufig von guter Wirkung durch die Besserung des
Magenchemismus. Das Versagen des Chinins kommt aber auch
bei intramuskulärer Anwendung vor.
Das Chinin wirkt am raschesten auf die Jugendformen der
Plasmodien und namentlich auf die Agamonten, die ungeschlecht-
lichen Formen, während die Gamonten widerstandsfähiger gegen
Chinin sind.
Gegenüber dieser Wirkung des Chinins ist die Wirkung des
Salvarsans, des zweiten Hauptheilmittels, wenigstens bei Malaria
tertiana, eine gute Ergänzung, da dies am raschesten auf die-
älteren Plasmodienarten einwirkt und langsamer auf die Jugend-
Kombinationsformen fler Therapie aufgestellt und ausprobiert.
Namentlich in Fällen, in denen die einfache Chininkur nicht ge-
nügte, wurde die Chininkur mit Neosalvarsan kombiniert. Wie
beim Chinin, so ist es auch beim Salvarsan nicht leicht zu sagen,
welches der richtigste Zeitpunkt der Anwendung ist. Am zweck-
mäßigsten und wirksamsten ist es, beides vor dem Fieberanstieg
oder während des Fiebers zu geben, um möglichst viele Jugend-
formen und Teilungsformen zu zerstören. Auch am Ende der bei
der schematischen Chininkur eingefügten Chininpausen ist es
zweckmäßig, öfter eine Salvarsandosis zu geben, um etwa wieder
auftauchende Dauerformen zu zerstören. i
Bei chininresistenten Fällen von Malaria tropica will
Neuschloß die Beobachtung gemacht haben, daß die günstige
Wirkung der kombinierten Kur darauf beruhe, daß das Salvarsan
. die durch vermehrte Zerstörung des Chinins im Organismus der
en cs Chininresistenz aufhebt und so dem
n wieder zur Wirkung verhilft. Auch ä
sollen diese Wirkung Haben können. en un
‚Die günstige Wirkung des Salvarsans gilt im wesentlichen
nur für die Tertiana, bei Tropica gelingt es seltener, durch Sal-
varsan das Blut zu sterilisieren. Im Gegenteil werden die Tropica-
plasmodien und anscheinend auch Quartanaplasmodien?2) durch
eine Reizwirkung des Salvarsans eher in die Blutbahn ausge-
schwemmt. Daß auch. bei Tertiana das Salvarsan in der ge-
‚ wöhnlichen ‘Dosis eine provozierende Wirkung haben soll, wie
Bittorf?) meint, davon konnte ich mich nicht überzeugen.
Die neueren Salvarsanpräparate, Kupfer- und Silbersalvarsan
sollen ebenfalls Tropicaparasiten gegenüber wirkungslos sein 5). i
1) Novak und Tomann, Über Untersuch |
saftes bei ern Si N kl. W. 1919, Nr. 3.) Den
) Neuschloß, Über die kombinierte Neosal -Chipin-
therapie bei tropischer Malaria und ihre Dharmakouynamischen en
lagen. A: EN, rail. Beilage Nr. F S. 1217.)
l 3ittorf, ie kombinierte Salvarsan- hininbeh.
Malariarezidive. (M. m. W. 1917, Feldärzti. Beilage Nr. TEE N
4 Kalberlah und Schloßb
Studien bei chronischer Malaria. (D. m. w 1918, K none
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21.
gewandt und haben schließlich eine Behandlungsform ausgewählt,
welche das Salvarsan der etwas modifizierten Nochtschen Kur
einfügt.
A n i
; Neosalvarsan I. Woche eventuell mit 7X12
Chinin 2 g 3 Tage wiederholen :
1,2 g 4 Tage
u Pause 2 Tage |
. eosalvarsan | II. Woche eventuell wiederholen
Chinin 12 g 5 Tage |
Hi Pause 3 Tage
Neosalvarsan
Chinin 1.2 g + Tage
IV | Pause -4 Tage
Neosalvarsan
Chinin 1,2 g 3 Tage
M Pause 5 Tage | Künstliche Höhensonne,
Chinin 12 EN || ansteigend bis 60 Minuten Dauer
inin 1 g 1289 | von 5 Minuten an je > LE
a a a x È Å täglich steigen
” at ae II. Woche je 4 Minuten
Chinin 1,2 g 2 Tage täglich steigend
- VII Provokation künstliche Höhensonne, 5 letzte Tage 60 Minuten lang
25. Mai.
Wir haben eine große Zahl von Kombinationsmethoden an-
Milzfaradisation, Dauermarsch; am vorletzten Tage Adrenalin- oder
Hypophysininjektion
Bei manchen Fällen kommt man mit der einfachen Nocht-
schen Kur ohne Salvarsan völlig aus, und es ist zweckmäßig, sieh
die Kombinationskur für besonders hartnäckige Fälle vorzubehalten.
Von stärkeren Modifikationen des einfachen Nocht schen Schemas
habe ich keine Vorteile gesehen, nur die Anwendung größerer -
Dosen in den ersten Tagen möchte ich empfehlen. In neuerer
Zeit wird gerade auf die Erhöhung der Chinindosen Wert gelegt!).
So wird empfohlen, als Einzeldosis nicht unter 1 g zu geben, un
diese Dose dreimal im Tage über den Tag verteilt, damit der
Kranke ständig unter starker Chininwirkung, die jeweils neun Stunden
anhält, steht. Für die ersten Tage möchte ich die höheren Dosen
befürworten, für längere Dauer besteht die Gefahr einer Ab-
stumpfung der Chininwirkung und der Chiningewöhnung trotz der
Pausen. Auch eine Verkürzung der Pausen, wie sie Borcha rdt?)
empfiehlt, ist meines Erachtens nicht nötıg, wie sich ja auch aus
der Überlegung ergibt, daß die Plasmodien immer gewisse Zeit
zur Entwicklung gebrauchen.
Eine Modifikation der Kombinationskur‘ bedarf noch be-
sonderer Erwähnung, weil sie eine sehr zweckmäßige Vereinigung
einer Behandlungsmethode mit einer Provokationsmethode darstellt,
die Corische Methode?). Dieselbe besteht darin, daß vor dem zu
erwartenden Anfall Neosalvarsan gegeben wird, dann Chinin, 2,
in Dosen von 0,5 g, die nächsten drei Tage 2 g im Tag, am
vierten Tage Blutpräparat, bei negativem Ausfall vier Tage Paus®,
dann Corische Provokation, bei positivem Ausfall Wiederholung
der Kur. Die Corische Provokation besteht in der täglichen
Gabe von 0,05 Chinin, einer Dose, welche die Plasmodien, nament-
lich die Geschlechtsformen, aus den inneren Organen ausschwemil.
Alle vier Tage muß ein Blutpräparat gemacht werden und diese
Provokation vier Wochen lang durchgeführt werden.
Die Corische Behandlung eignet sich sehr gut dazu, nach
Versagen einer einfachen Nochtschen Kur als Kombinationskuf
aufgenommen zu werden. Am häufigsten tritt der Erfolg en
zwischen dem 11. und 22. Tage im Einklang mit der Feststellung
Biedlis, daß die Entwicklung der Zahl von ParasitengenerationeN,
die zur Hervorrufung eines Anfalls genügt; 11 respektive 22 Tage
erfordert; meist wird aber schon vorher das Blutpräparat positiv.
‚Von der Anwendung von Provokationen während emer
Chininkur habe ich keine besonderen Vorteile gesehen, 09%,
‘ich die verschiedenartigsten Provokationen in mannigfacher Variation
der Anwendungszeit versucht habe. Ich habe namentlich auch
nach solchen Kombinationen von Kur und Provokation CI T
Schlusse der Kur vorgenommene intensive Provokationsseri®, w
sodaß elme
ich sie oben beschrieben habe, erfolgreich gesehen,
; ‚) Brummer, Erfahrungen über Intensivbehandlung der Malaria
im Hinterlande. (M. m. W. 1919, Nr. 4, S. 102.) 7 :
*) Borchardt, Entstehung und Verhütung der Rückfälle bel
Malaria tertiana. (D. m. W. 1919, Nr. 9, S. 232.)
*) Mandoki und Maule, Erfahrungen über die Behandlung
| Malariakranker nach Prof. Cori. Bemerkungen zur Frage der Neos#"
varsanwirkung. (M. m. W. 1918, Nr. 7, S. 178.)
obwohl
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=| :: 25. Mai. 0.0.1919: — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 91. 4 511 Bun...
Mn = = z IE ti FASE
TTAR D ME a ER a E NE S MEERE ; ppi
ugaidi . Abkürzung der.:Behandlungszeit. nieht erzielt wurde. ' Die Anwen- | .. . ‚Die rascheste ‚Wirkung hat die intravenöse Einverleibung. <- {g f R
swik’ © dung von Adrenalin zu -wiederholte Provokation, ;wie,.sie-Ab11).| Auch. hier ist das Chininurethan afzuwenden, -0,5 bis 1 g in = RETR E.
Zus empfiehlt, ist wegen der schon ‘öben ‘erwähnten. Gefährlichkeit | 100 bis 200 ccm physiologischer Kochsalzlösung. 1 g intravenös N A r:
=-=} -wiederholter Adrenalineinspritzungen zu: vermeiden. Zweckmäßiger | kann allerdings schon recht ünangenehme Nebenwirkungen hervor- br i i
E erscheint die Methode von May ?), welcher die Chininbehandlung | rufen. Man wird aber die intravenöse Behandlung auch nur AA BAN
AtA f, mit Höhensonnenprovokation und mit Arsacetinprovokation ver- | dann anwenden, wenn Gefahr im Verzuge. ist und es auf etwaige I Fi SHE
I bindet, beides Mittel, welche -auf alle Fälle eine günstige Wir- | unangenehme “Nebenwirkungen ‘nicht mehr ankommt. "Die: intra- al.
—ı kung auf den Organismus haben und nach früheren Ausführungen | venöse Einverleibung des unverdünnten Chininurethans.kann selbst. _ ie ji A
. die Chininwirkung wohl nóch in anderer als der gedachten Weise | bei kräftigen Individuen kollapsartige Erscheinungen auslösen. I Ei N
unterstützen. | u > -` Es ist kaum‘ anzunehmen, daß die intravenöse. Injektion bei’den | Sl paire |
May verwirft: die schematische Chininbehandlung und will | Rezidivfällen häufiger angewendet werden muß. Sie’ kommt fast . iE | BEE
jeden Anfall, sobald -er sich durch das Auftreten von Plasmodien | nur bei der komatösen Form :der Malaria in Betracht, welche re- PS ER
im Blute anzeigt, durch ‘kombinierte Neosalvarsan-Chininkur be- | lativ selten ist. > IHR, | | | m nt un bie
kämpfen oder die Behandlung wenigstens nur bis zur Plasmodien- |; - Die Mortalität der frischen Malaria, welehe im wesentlichen 1 Kr
und Fieberfreiheit fortsetzen, © = „| auf diesen komatösen Formen beruht, ist auf unter 1°/, berechnet IM l E
Es ist zweifellos die idealste Malariatherapie, wenn wir die | worden. © 0 0> a a | i | In H HAS i
Krankheit so genau verfolgen können, daß, wir nur auf dem | Die, Gefahr der Erkrankung liegt im wesentlichen in den _ : % f PEMBE
Plasmodienbefund die Therapie aufbauen, Dabei dürfen wir frei- | Spätfolgen,. welche sich namentlich bei ungenügend behandelten R eii
lich meiner Ansicht nach nicht nur, wie May vorschlägt, die | Fällen einstellen. Die Malariakachexie. muß bei den ehemaligen 1 re
` Schizonten berücksichtigen, die Gameten aber als neutral. be- | Heeresangehörigen auf alle Fälle verhütet werden. Dank der ener- EL he
- trachten; sondern auch der Befund von Gameten indiziert thera- ! gischen Durchführung der Mälariabehandlung. ist dies’ bis zum | Ei Te
peutisches Vorgehen. Diese individualisierende Therapie läßt sich | Herbst vorigen Jahres wohl im großen ünd ganzen auch gelungen. Hr EJE p
bei Häufung von Malariakranken nicht durchführen; 'sie verlangt | Aber seit der Auflösung unserer. straffen Heeresorganisation be- PE ER RE
fast tägliche Blutuntersuchung. Und auch selbst dann wird nicht | steht die Gefahr, daß die Kranken sich weiterer Beobachtung und 17 e a e,
immer das Droben eines Anfalls rechtzeitig erkannt. Auf die | Behandlung entziehen,. und daß infolgedessen häufiger schwere APREN DEG
‚sichere Periodizität der Anfälle können wir uns auch nicht ver- | Nachkrankheiten beobachtet werden, zumal eine große Zahl der. I a Zu a
lassen, denn durch ungleichmäßige Entwicklung der Plasmodien, | Ärzte über die Erscheinungen der Spätmalaria nicht genügend. in- [S Dingen “
durch abwechselnde Entwicklung verschiedener Plasmodienstämme | formiert ist. | | a NaS = ale. E]
kann es zu solchen Verschiebungen in dem Auftreten von An- | Ich habe schon früher darauf hingewiesen, welche schlimme ` agin Heii x
fällen kommen, daß wir häufig mit der Therapie zur unrechten | Wirkung starke Ausbreitung der Malaria haben kann, Aber selbst SA HE ae
Zeit kommen. ° `. >, | SE u = | eine geringe Morbidität der Malaria. kann Schaden anrichten air faem
Deshalb halte ich die schematische Kur, wenigstens für die | wegen der langen Krankheitsdauer, dem großen Verlust an Ar- Miani Li. |
= Massenbehandlung Malariakranker und für die Behandlung von | beitskräften und ferner dadurch, daß Malaria bisweilen Impotenz, 1 E e a
"Malariakranken, welche wir nicht ständig in klinischer Beob- | Sterilität, Aborte und -Verminderung der Stillfähigkeit, bei Kin- ann e
achtung haben, für das richtigere Verfahren. . — | dern auch Entwicklungsstörungen und Wachstumshemmung her- HE | KUE an
Wenn die Chininkur und die Kombinationskuren unwirksam | beiführen kann. - . —— ` n a AA ANTER CMEA eyr i:
bleiben, ist es nötig, andere Mittel. anzuwenden. Das wirksamste | .Gerade -in neuerer Zeit ist auch darauf aufmerksam ge- a ei BEA
dieser anderen Mittel ist meiner Erfahrung nach das Methylenblau | macht worden, daß Unfälle!) Malariarezidive. auslösen ` können, en.
in Dosen von dreimal 0,5 g. Es gelang uns, mehrere chinin- | daß also auch für die Unfallversicherung die Malaria ` große Be- A
S resistente Fälle, welche auch auf Salvarsan nicht ansprachen, | deutung bekommen kann. < ME u ARE a o
a durch Methylenblau zur Heilung zu bringen. Dagegen haben wir | Diese Gefahren berechtigen: uns, zu verlangen, daß der Be- TER EEE
F vom Methylenblausilber, dem .Argochrom, kein Resultat gesehen, | kämpfung der Malaria im Heimatgebiet ein größeres Interesse N AEA MA D
t| auch Kollargol ist wirkungslos. Von anderer Seite ?) wurde Eigen- | entgegengebracht wird. = Rn a E a \l BEERA
gi .. Serum zur Behandlung verwandt, aber: heilende Wirkung konnte Das erste Mittel, die Ausschaltung. der_Infektionsträger, ist IR I} =; G
al nicht beobachtet werden. i l = | . bei unseren heutigen Zuständen wohl kaum in größerem Umfange ne: 2
gi -> . Zur Behandlung der Malaria ist auch die Tiefenbestrahlung | anzuwenden. Es ist zwar der Versuch gemacht worden, ‘die An- PEE i E t
3 5 der Milz ‘) empfohlen worden, jedoch waren die Erfolge nicht der- | zeigepflicht für Malaria einzuführen, aber diese Maßregel hat die-- Ba ann: |
5, art, daß dieser Behandlung gegenüber den anderen Methoden ein | selbe Gefahr, wie bei allen chronischen Infektionskrankheiten, sie a ARIES i
g Vorrang eingeräumt werden könnte. Der Gedanke war ja nahe- | führt häufig zur Verheimlichung der Erkrankung und. verhindert a Hk Au
f liegend, da die Milz stark beeinflußt wird durch die Bestrahlung, | damit eine rechtzeitige Behandlung zum Schaden der Allgemein- SER BEE
| aber eine elektive Wirkung auf die Parasiten, eine Anregung einer | heit und des einzelnen Individuums, Wir haben es mit einem IE B
ji Specifischen Reaktion der Milz gegen die Infektion bewirkt die | Leiden zu tun, bei dem wir nie mit Sicherheit sagen können, ob IE IE Di a i
f | Bestrahlung anscheinend nicht. Dagegen wurde durch Röntgen- | dasselbe geheilt ist oder nicht. ‘Wir können zwar durch die ER. De
k: betrahlung der Milz bei einem Fall von Malaria tropica Schwarz- | Blutuntersuchung feststellen, ob das Individuum zurzeit Plas- TETE DR
| wasserfieber°) erzeugt, sodaß man zur Vorsicht raten müß. modien im strömenden: Blute hat, die etwa bei Mückenstich die Ri
| _ Ein kurzes Wort sei noch über die intramuskuläre und intra- | Mücke infizieren können. Aber wir können nicht wissen, ob es i i
l venose Anwendung des Chinins gesagt. Die intramuskuläre Ein- | nicht Infektionskeime in anderen Organen : beherbergt, die eben A A Hi a
ji > Verleibung in Form des Chininurethans, welche bei dem Heere | doch immer und immer wieder zur Blutinfektion -Anlaß geben O:
1 tari ist, hat sich sehr bewährt. ` Ich habe allerdings eine | können. — —— o a a M i:
u Pen: liefgehender Nekrosen. gesehen, aber in jedem Falle war Wenn. es gelänge, alle Keimträger in anophelesfreie Gegenden IORN A o
t! Sarı weisen, daß die Injektion nicht vom Arzte, sondern vom yerpflanzen zu können, wäre viel erreicht. Für anophelesfreie SER E A
a verleih Spersonal gemacht worden war. Die intramuskuläre Ein- Gegenden besteht keine Verbreitungsgefahr. In Anophelesgegenden ORS T RRE
, steht. P ist dann angezeigt, wenn der Kranke im Verdacht |. wäre die Möglichkeit, éine gründliche Behandlung der Keimträger ARE D
5 störun as Chinin per os nicht zu nehmen oder. wenn : Magen- und zur Verhütung von Rezidiven in der warmen Jahreszeit eine IAR A u
j viku bestehen, ..oder ferner, wenn rasche und kräftige Ein- Chininprophylaxe zu verlangen. Jedoch sei gleich darauf hinge- NRE MR i.,
durch g erwünscht ist, was bei der intramuskulären Einverleibung wiesen, wie schwierig ‚eine derartige Prophylaxe durchzuführen - ne |
0a Umgehung der einen. Teil des Chinins vernichtenden Leber | ist. Das haben unsere Truppenärzte in den Malariagegenden zur a..."
erzielt wird, DZ | > Genüge erfahren. ek f ae | 1 ee
u: Te a Aoh = aaa De ubfung der Überträger müßte jedenfalls NR)
-LADI Über di lin hai: aufs allerschärfste geachtet werden und da wären: behördliche ' IE rege
‘ m W. 1919, $. 180) die Anwendung dos Arenai PA Palata: (E Maßnahmen: rechtzeitig zu treffen. . Die Beseitigung der Brutplätze Kan: Ei Be,
"May. la š ms | | der Anopheleslarven, der stagnierenden Gewässer mit verwachsenen ` DN ne. x
alaria tropicans. (W. kl. W. 1917, | Ufern, die Vernichtung der Mückenbrut durch chemische Mittel, BE
| -| Verbreitung mückenbrutvertilgender Wassertiere usw. käme :in.
9 > ;
Y = 07%, Bigenrumbeil
1917. g a0 tsch, Tiefenbestrahlung der Milz bei Malaria. (W. kl. W.
r) ; l
der Mil, 5 eutsch, Schwarzwasserfieber nach Röntgenbestrahlung
| eı einem Fall von Malaria tropica, (W. kl. W. 1919, S. 907.)
Betracht. {D
1) Lossen, Malaria und ihre Bedeutung in der Sozialversiche:
rung. (Mschr. f. Unfallbik. 1918,-Nr. 10.) -
|
Rentenanforderungen zu begegnen, sondern auch eine Weiter-
verbreitung der Krankheit auf die übrige Bevölkerung zu ver- -
512 a | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 21.
Eine große Gefahr der Verbreitung der Malaria entsteht bei
der Ausführung großer Kanalbauten, wie sie ja jetzt als Notstands-
arbeiten geplant sind. Erfahrungsgemäß werden dabei lange Zeit gün-
stige Bedingungen für die Mückenbrut geschaffen. Auch die Ver-
nichtung der im Keller und anderen dunklen Räumen über-
winternden Anophelinen wäre eifrigst zu betreiben, Auch hier ist
durch Aufklärung sehr viel zu erreichen, sie muß nur in der rich-
tigen Weise gehandhabt werden. u
Interessant sind die Bestrebungen, die Interessen des Staates
mit den Interessen der Kranken in Einklang zu bringen, wie sie
namentlich Italien, gemachten Erfahrungen Grundsätze ausge-
arbeitet für eine Hilfsaktion für die Malariakranken, welche gleich-
zeitig dem Staate ermöglicht, durch die Überwachung, Behand-
lung und Beurteilung der Malariakranken nicht nur übertriebenen
hindern.
Wenn auch die Zahl unserer Malariakranken vielleicht nicht
ganz so groß ist wie im Österreichischen Heere — Matko rechnet
mit einigen Zehntausend —, so ist die Zahl doch nicht zu unter-
schätzen. Es ist deshalb zweckmäßig, sich mit den Matko schen
Vorschlägen vertraut zu machen.
Die Anzeigepflicht, welche ich eben als nicht wünschenswert
bezeichnet habe, wird gewissermaßen in Anzeigerecht verwandelt.
Die Erhebung der Zahl der Malariakranken wird gefordert, die
Meldung ist freiwillig, denen, die sich melden, werden Vorteile
zugesichert, z. B. unentgeltliche Chininabgabe usw., deren sie bei
Nichtanzeige verlustig gehen. |
Errichtung und Ausgestaltung von Malariaspitälern, Malaria-
stationen mit Untersuchungsstellen, eines Malariacentralinstitutes,
Rekonvaleszentenheimen für Malariakranke in geeigneter Höhen-
Jage, alles unter Leitung fachmännisch ausgebildeter Ärzte, hat
die Militärverwaltung schon während des Krieges bei uns, nicht
immer mit glücklicher Hand, sich angelegen sein lassen. Aber die
Umwälzung hat manche gute Einrichtung wieder verschwinden lassen.
Die Verstaatlichung des Chininvertriebs für die Malaria-
behandlung wird in den Matkoschen Grundsätzen empfohlen,
um das Chinin nicht zu einem Spekulationsgegenstand werden
zu lassen. Die Erfahrungen mit dem „Staatschinin“ in Italien
sind günstige, -der Erfolg der Bekämpfung der Malaria ist dort
zum Teil dieser Maßregel zu verdanken. |
Gefordert wird ferner, was ich auch schon als außer-
ordentlich wichtig besprochen habe, die Aufklärung und Be-
lehrung der Bevölkerung über die Gefahren, welche derselben
bei leichtsinniger Auffassung der Erkrankung seitens der Malaria-
kranken drohen. Wesen, Verhütung, Behandlung der Malaria
wären durch. Flugblätter, Vorträge, populäre Bücher usw. bekannt-
zumachen. Die 'Krankenkassen wären für die Bekämpfung der
Malaria zu interessieren. Auch die Landesversicherungsanstalten
haben ein großes Interesse an der Überwachung und Bekämpfung
der Malaria, um dem Übergreifen. auf die Zivilbevölkerung mit.
ihren Folgen für die Versicherung vorzubeugen. Ähnliche Forde-
rungen für eine wohlorganisierte Malariabekämpfung stellt auch
Mayer?) auf.
Andererseits aber haben auch derartige Kranke das Recht,
von einem Fachmann begutachtet zu werden, da hier die Be-
urteilung oft eine besonders schwierige sein wird, und dies gilt
nicht nur für die Beurteilung seitens der Zivilbehörden, sondern
auch für die Beurteilung durch die Militärbehörden.
Aus diesen Ausführungen, welche nur einige Fragen aus
dem Gebiete der Malaria herausgegriffen haben, geht wohl hervor,
daß wir es nicht mehr, wie früher, mit einer Erkrankung zu tun
haben, welche wissenschaftlich sehr interessant ist, aber praktisch
nur für den Kolonialarzt Bedeutung hat, sondern daß es jetzt
eine Erkrankung ist, die jeder Arzt kennen muß, und welche
wichtige Aufgaben auf dem Gebiete der Behandlung, Bekämpfung
und Beurteilung zu lösen aufgibt. Ä
1) Matko, Gedanken betreffs der Heilung und sozialen Für-
sorgeaktion für die malariakranken Kriegsteilnehmer Deutsch - Öster-
reichs. (W. kl. W. 1919, Nr. 2, S. 30.) |
2) Mayer, Ergebnisse und Probleme der Malariaforschung im
Kriege. (D. m. W. 1919, Nr. 8, S. 59.) |
-~ e
. weißes Ödem der linken unteren Extremität.
Din wag e — m
EN Sfr, [J
i
25. Mai.
Aus der II. medizinischen Klinik (Hofrat v. Ortner) in Wien.
Über Typhlitis gripposa.
l Von
Karl Paschkis, Hilfsarzt der Klinik.
Im folgenden soll an der Hand zweier Fälle über ein im
Verlauf dieser Grippeepidemie beobachtetes Krankheitsbild be-
richtet werden, das eine seltene Lokalisation und Form dieser
Infektion zeigt und das sich unter den veröffentlichten Beobach-
tungen über Grippe nicht findet. | :
Patientin R. K., 29 Jahre alt, ledig, will nie krank gewesen
sein. Beginn der jetzigen Erkrankung vor neun Tagen mit Frost-
gefühl, Mattigkeit, Gliederschmerzen und dauerndem heftigen
Durstgefühl und Appetitlosigkeit. Seit einer Woche totale Ob-
stipation, keine Winde. Kein Erbrechen. In den letzten Tagen
flatulentes Aufstoßen (diesen Punkt stellt die geistig etwas minder-
wertige Patientin gelegentlich auch wieder in Abrede). Gestern
soll auf Abführmittel etwas braunes Wasser ohne feste Bestand-
teile abgegangen sein, Erste Menses mit 16 Jahren, stets normal,
kein Partus, kein Abortus, venerische Affektion negiert. i
Die mittelgroße, mäßig kräftige, gut genährte Patientin nimmt
aktiv erhöhte Rückenlage ein. Gelblichlehmige Gesichtsfarbe, Sub-
ikterus der Skleren. Sichtbare Schleimhäute sehr anämisch. Uvula
leicht gerötet, Zunge dickweißlich belegt, trocken, rissig; Zungen-
follikel etwas hyperplastisch.h Herpes labialis. Herz in normalen
Grenzen, Herztöne rein, kräftig. Im fünften Intercostalraum erhält man
bei leichter Perkussion Magentympanismus, während bei tiefer Per-
kussion die Herzdämpfung durchschallt. Puls 124, Respiration 42.
Über der Lunge linkerseits basale geringe Dämpfung, rechts basale
Verschleierung, beiderseits feines basales Crepitieren. Abdomen über
dem Niveau des Thorax, halbkugelig: aufgetrieben, in den abfallenden
Partien ausladend. Die rechte Hälfte bis fast zur Medianlinie gedämpft,
circumumbilikal hoher Meteorismus. Aufhellung der Dämpfung bei
Lagewechsel, deutliche Fluktuation. Die rechtsseitigen Bauchdecken
bretthart gespannt, sehr druckschmerzhaft, am intensivsten in der Ileo-
cöcalgegend. Bauchdeckenreflexe nicht auslösbar. Aufnahmetempe-
ratur 88,70, Puls 124. En
Mit Rücksicht auf die Anamnese und den Abdominalbefun
wurde trotz des charakteristischen Lungenbefundes die Möglichkeit
eines lleus ins Auge gefaßt; der zu Rate gezogene Chirurg (Klinik
v. Eiselsberg) erklärte den Fall nicht für eindeutig. Probelaparo-
tomie wurde von der Patientin energisch verweigert. Eine sofort vor-
genommene Magenausheberung ergab reichliche kaffeesatzartige, braune
Massen, die mit Luft vermengt, blasenwerfend und gurgelnd hervor-
schießen. Dabei zeigte der \Mageninhalt Achlorhydrie, sehr geringe
Acidität, keine Milchsäure, reichlich Blut (Benzidin- und Guajakprobe
positiv). Nach der Ausheberung fühlte sich Patientin wesentlich ef-
leichtert. Der gynäkologische Befund (Klinik Piskacek), der mit
Rücksicht auf die Möglichkeit einer Extrauteringravidität erhoben
wurde, ergab nur etwas derbe, nicht druckschmerzhaft2 ParametrieD
und leicht infiltrierte Ligamenta sacrouterina. Ampulla recti leer.
Wassermann negativ. Im Harn außer schwach positiver Urobilinogen-
reaktion (bis zu 3S0facher Verdünnung) nichts Abnormes. Leukocyten
21000. Im Sputum keine 'Tuberkelbacillen. In der zweiten Nacht ihrès
Spitalaufenthalts hat Patientin etwas Stuhl von rötlichbrauner | arbe
und wäßriger Beschaffenheit, der chemisch keine sicheren Blutproben
gibt (Guajakprobe negativ, Benzidinprobe positiv). Therapie: Sehwitz-
kasten, Thermophor. Wegen der pulmonalen Erscheinungen wird zwei
stündlich 2 ecm Ol. camph. und zweimal täglich 0,002 g Strychnin sub"
cutan gegeben.
In der nächsten Zeit wird das Abdomen langsam weicher, die
Schmerzen lassen nach, auch die pulmonalen Erscheinungen gehen
zurück, der Stuhl wird konsistent, dabei Iytische Iintfieberung. Patientin
fühlt sich subjektiv viel wohler, scheint aber sehr zu verfallen. 2. Ok-
tober. Blutbefund: Erythrocyten 2328000, Leukocyten 8400. Keme
punktierten Erythrocyten. Während die abdominalen Erscheinunge,
fast abgeklungen sind, die Resistenz der rechten Abdominalbälfte fas
geschwunden, erscheint nun plötzlich am 1. November ein starkes,
Starke Druckschmerz-
haftigkeit entlang der V. saphena magna. Die Haut der ganzen X-
tremität glänzend, prall, dabei kühl. Therapie: Hochlageruns =
linken Beines, Burowumschläge. Erst am 22. November ist das wo
vollständig geschwunden, nachdem die Druckschmerzhaftigkeit schol
einige Tage früher verschwunden war. Während dieser ganzen hen
zeigte der Harn bei wiederholter Untersuchung keine pathologise =
Bestandteile. Am 25. November verläßt Patientin zum erstenmal x
Bett. Das Ödem tritt neuerlich, aber ganz schwach auf, vergeht nA
einem weiteren Tag Bettruhe und kehrt nicht mehr zurück. Tage
28. November verläßt Patientin geheilt die Klinik. An diesem ag
war der Blutbefund: Erythrocyten 3168000, Leukocyten 8200. Ar
Versuchen wir nun dieses Krankheitsbild zu erklären, k;
finden wir, daß während einer Grippepneumonie ein Darmpro
TB, Mai =i 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 21. 518 ET EDH
2 ————— = : - ER hr ; fit H T =
auftrat, der länger dauernde Obstipation und flatulentes Aufstoßen | polynucleären, teils aus mononucleären Zellen bestehen. Die Gefäße rd f a
=. - hervorrief, eine brettharte, schmerzhafte Defense der rechtsseitigen | sind ‚mächtig‘ erweitert, : die ganze Entzündung eine ausgesprochen er
er ae Bauchwand mit starker. Druckschmerzhaftigkeit speziell der Ileo- | hämorrhagische, da sich zahlreiche und mächtige Blutungen im. Gewebe Ft
OF. cöcalgegend verursachte. Nach alledem dürften wir kaum fehl- | een Be ee pani gelockert. : IR a a
gehen, wenn vle den ae i a pikan. AEE aE a großen Überraschung folgenden Befund erhoben.. Das Grampräparat HiS i i
Ae ii NERTBON. a nr R a ne u Bo als parenchy- zeigt massenhafte grampositive Stäbchen von länglicher Gestalt, die H Plie
Eis matöse Blutung anzusehen, stehe ich. nicht an, da die verschie- sich auch mit Löfflers Methylenblau deutlich färben. Die Stäbchen p poraji t
über ci i densten profusen Blutungen bei Grippe teils selbst beobachtet | erinnern auf den ersten Blick an Milzbrandbacillen, man glaubt auch a
eis I | wurden, ‚teils auch-in der Literatur niedergelegt sind, wie Epi- | Andeutung von Sporenbildung zu bemerken. Doch sind- die Stäbchen I HE
om 5 staxis, Metrorrhagien, Hautblutungen, blutige Durchfälle, Solche mL o Eea en eins | zeug an a Be
2 batt. Blutungen sind: zurückzuführen auf kleinste oder größere embo- | diesem Grunde schwer ist. Eine Anthraxinfektion auszuschließen, „pin Baiia
°... lisch-thrombotische Prozesse, die infolge einer besonderen Affinität | ich nach vorliegendem Befunde natürlich nicht in der Lage; doch spricht hie.
. Ran! x Iani fast alles gegen diese Deutung; erstens der. Beginn .der Erkrankung ERAF o
k gat des Virus zum Gefäßapparat (Obèrndorfer) so zahlreich auf- unter eimndedt, Grinnesvmptomen während: einer Grivneenidemr HA T,
tig treten sollen‘), Man hat ja direkt vom hämorrhagischen Charakter by. Hrnierte may erg. Rat;
A a ; en | zu > were, . | zweitens der. Umstand, daß aus der exstirpierten Mesenterialdrüse I a
n bein} dieser Epidemie ‚gesprochen. Auch wir sahen bei Autopsien ja | keine Anthraxkultur erhalten wurde. Es dürfte sich also wahrschein- I
bie} so oft kleinere ann, die zum typischen Bilde der Grippe |- lich um- Anaerobier handeln, über er emg Zur SEppeinfeF uch rd o
ten f : gehören. In unserem Fall ist es dann zu einer Thrombose der | (Misch- oder Sekundärinfektion) auf`Grund. des vorliegenden Befundes IF Ap
ar f linken V. saphena magna gekommen. ‚Welcher Art der Prozeß im | nichts: ausgesagt werden kann. Es dürfte. sich um sekundäre Ein- y a 2
‚aa! - > Dickdarm war, geht nun: mit.-großer Wahrscheinlichkeit aus fol- | wander Koll Don one nen hr ee H ENERE
la) gendem, in manchem analogen Fall hervor, den mir Herr Dozent | YA nnerobensensis“ im Sinne PriDrama D ist paio a anato Dh ar
um] . Neu z ls = nn Am, ja a Re T wie klinisch in vorliegendem Fall abzulehnen] a: Hir ie u
È „err Dozent Neumann wurde am 13. Oktober 1918 um ii Uhr |. , Wir haben es also mit einer hämorrhagischen Entzündung Be;
a a B, gerufen iie fast palslós, mit aus” | und Infareierung des Ooocums im Verlauf einer Grippo zu tun. E
aif. fälliger Befund, Herzaktion sehr`stark beschleunigt, Temperatur normal, | Diese hämorrhagische DoR Er A ne nn a I ge E
Im} ~- Das Abdomen stark aufgetrieben, mit zwei Hände hoher Flankendämpfung ‚heitserscheinungen, Daß die hämorrhagische ‚Pntzundung des EEE pT
ws? > und deutlicher Fluktuation, etwas stärkerem Resistenzgefühl (aber ohne | Coecums zum Bilde der Grippe gehört, geht meiner Ansicht nach N O E.
pite | deuklien palpierbaren Tumor) in der rechten Unterbauchgegend. Keine | klar aus aa nn a nn : ae on Charakter Ba i
m auchdeckenreflexe. ` S | entspricht den zahllosen hämorrhagischen Prozessen, die wir im 1
TA Nach der Anamnese war das Mädchen vor vier Tagen mit hoch- | Gefolge der Grippe beobachten. Ob nun diese Form der Grippe a a, es
"a: 1 gradigem Fieber: unter : Grippeerscheinungen erkrankt (Hustenreiz, zurückzuführen ist äuf eine spezielle.Eigentümlichkeit des Virus in PEART.
| ' RR a und G nee) a an oder. auf eine. besondere Disposition mancher Kranker, ist eine u Has nit "$
hl Erbrechen a ppe. m ta onen Sio e Sicr Appert osigkeit | kaum mit Sicherheit zu entscheidende Frage. Doch‘ scheint mir ` I
a. und Erbrechen ein. Abends erbricht sie unter Kollapserscheinungen letzt viel wahrscheinlicher t müßten wir bei M I E
iif .Sschwärzliche, mit Blutbeimengung versehene Flüssigkeit. Mit Rück- etzteres. viel. wahrscheinlicher, sonst müßten ‚wir bei Massen- 21 P ae A
a - sicht auf den Tlüssigkeitserguß und nach dem ganzen Krankheitsbilde | erkrankungen, die auf eine ‚gemeinsame Infektionsquelle zurück- ;, Bei.
nt. lautete die Diagnose von Dozent Neumann auf Perforations- eventuell | gehen (Schulinfektionen . usw.), ein‘ mehr gleichartiges Bild .er- HR phie s
mi . -Durchwanderungsperitonitis nach Appendicitis gangraenosa. Der sofort | balten. `°. | DER: | I Y ME i
E zu Rate gezogene Chirurg stellte Druckschmerzhaftigkeit am zwölften | Das bier beschriebene Krankheitsbild hat. ein hohes prak- Jah: Mi k
pat Dornfortsatz fest, schloß die Diagnose Peritonitis mit Rücksicht- auf | tisches Interesse; in ‚allen Fällen -mit ähnlichen Erscheinungen I E j
u en eichlichen. Abgang von Flatus und Stuhl aus und lehnte daher |. wird an eine Typhlitis haemorrhagica zu denken, die sichere PEB n ai
Bi ie Operation ab. Da sich der Zustand der Patientin verschlechterte, Diagnose per exclusionem zu stellen sein.. Es ist von theoretischem a ente
imi wurde sie ins Allgemeine Krankenhaus gebracht und es wurde am ' Inte il di ich: relati lt intestinale Lokalna: P 2e E HEE De
e > 2 Oktober um 8 Uhr nachmittags doch zur ‘Operation geschritten | do ner Grippe in ige 2 tiger Form a die Neigun j aller grippösen I Birs io
-, (Abteilung Prof. Föoder. 0 i | tion der Grippe in eigenartiger Form und die Neigung. aller grippösen'. a a
o : „.. „ Operationsbefund (Assistent Dr. Sywek): Pararedtaler Schnitt, | Entzündungen zu Hämorrhagien in höchster. Ausbildung zeigt und IN BG.
Hl- bei Eröffnung des Abdomens entleert sich reichlich trübseröse Flüssig- | weil es die Erklärung, es handle sich dabei um eine spezielle. AB SR
"is keit, Coecum maximal gebläht, bis kindskopfgroß, infiltriert, stark ge- | Disposition, sehr wahrscheinlich macht. Zu ‚warnen ist schließlich | ;
Jel `- rofet, Appendix. frei, keine Injektion. - Mediane Laparotomie; bei noch. aus dem günstigen Ausgang des nichtoperierten "und dem. > ni A x
ee u nen Sr = bri T 1 kollab E Te ungünstigen Ausgang des operierten Falles einen Schluß auf die- u nz s
xura hepatica von normaler Weite, der übrige Teil kollabier as |. rn Menblito ae 2 IN A
A unterste Ileum federkieldick, Lymphdrüsen des Mesenteriums, soweit a, we i pan u. a a. a Ha ai fir :
k ‚man sie verfolgen kann, hämorrhagisch injiziert. Ileocolostomie, Ab- | Pedenken Ist, dab der zweite rai in schwer Kollabiertem Zustand, Er. 2. "|
e tragung des Appendix, Verschluß des Abdomens. | Pa fast. pulslos erst auf den Operationstisch kam, daher gegen . die Be:
4 | Leider war die Operation ohne Erfolg, die Patientin erlag ihrer Operätion nicht zu verwerten ist.: Und auf Grund des einen, ohne- in Bei.
Mi ‚Herzschwäche schon sechs Stunden nach. der Operation. © ` | Operation geheilten Falles die Operationsnotwendigkeit auszu- Mt, !
N Kolit; Obduktionsbefund (Pr. Wiesner): Hämorrhagisch-nekrotische | schließen, geht nicht an. Nach Analogie mit, ähnlichen -Er- Mi
vH. ie und Appendicitis (operiert), serös-hämorrhagische Durchtränkung | krankungen ist daher die möglichst frühzeitige: Operation zu ei
ni ea operitonealen Zellgewebes, hämorrhagische en = fordern Turn. ee N,
, CENA à en i 7 .. P . . ° à 2 . , , t 5 , f x | f . , E be `
| | ‚Nieren. Bean free ans un Se Sr der Ope- Während diese Zeilen im Druck waren; erschien eine Arbeit von
' ration entfernten Drüse eroab Kokken. ' Schmieden: „Über die chirurgischen Erscheinungsformen der Grippe“?).
i V , ae AR RER | Hier werden als „intestinale“ Gruppe’ ähnliche Fälle zusammengefaßt.
H ergleichen wir diesen Fall mit dem erst beschriebenen, so ich konnte aut diese Arbeit nicht mehr nal Arch ir .
k finden wir i S : . 5 . Ü . . j ch Konnte au 16seE Ar en nien me FDA 1er emge en. T.
Ji , „en wirin den Hauptpunkten fast vollständige Übereinstimmung; Be |
8 | Faden Fällen Erkrankung unter Grippeerscheinungen, in beiden we | ge nr u
| =. eine nicht eircumseripte Resistenz im rechten Unterbauch Aus der Chirurg. Abteilung der. Städt. Krankenanstalten zu Elberfeld
-unter Druckschmerz. In beiden. Fällen ferner die ausgedehnte (Chefarzt: Prof -Dr brkoen)
Magenblutung, die im ersten Falle durch Ausheberung manifest (C = en p i e ROM),
Kurse, während es im zweiten Falle zu spontanem Erbrechen Zur Blutübertragung.
| stück Im ersten Falle waren. die peritonitischen Erscheinungen | RE
| sicht er ausgeprägt (Obstipation, flatulentes Aufstoßen). Mit Rück-
ren auf den zweitgenannten Fall konnte im ersten die Diagnose
no Typhlitis (Colitis) haemorrhagica gripposa mit größter Wahr-
cheinlichkeit gestellt werden, a: | l a | nr
. Zu näheren Aufklärung der Natur dieses Prozesses habe ich | Nehmende Erörterung: in der Literatur gefünden. Dies mußte'man,
Tun Stücke aus der Cöcalwand des Falles II einer histologischen | auch annehmen, da ja infolge der Verwundungen posthämorrhagische -
| zunetsuchung unterzogen. Diese-ergab nun zunächst eine starke Ent- | Anämien nur allzuhäufig waren. Die Frage ist nun, ob die Blut-
und Suk der gesamten Darmwand; am meisten betroffen sind Mucosa | übeitragung auch das, was man sich im allgemeinen von ihr
Sn ubmueosa, dann die Muscularis. Neben diffuser Infiltration finden versprochen, gehalten hat. Wenn’ auch eine” größere Literatur `
er dies Themä unter den erwähnten Einflüssen entständen ist,
3 - Von’ = os
Dr. K. W. Eunike, Sekundärarzt.. . |
Im Läufe der Kriegsjahre hat ‘die Blutübertragung eine zu- `
- šich an ei A A i ie teils : üb
___ @nzelnen Stellen eircumseripte Infiltrationen, die teils aus | üb
= - DW Ledere r, W: kl, W. 1918, Nr. 49. i 2 i 1} M, m. W; 1915; Nr. 4. — 2) M..m. W.- 1919, Nr. 9,
«
514 i919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21.
è æ
95. Mai.
so muĝ sie im Verhältnis zur Häufigkeit des. Gegenstandes dennoch
als klein bezeichnet werden. Die Technik besitzt mehrere Methoden
des Blattransportes; alle sind versucht, der Erfolg wechselt und
doch heben sich deutlich einige Methoden ab, die infolge einfacherer
Technik mehr verWendet sind. Daß aber im ganzen die Ver-
wendungsbreite aller Methoden nicht so groß ist, wie man bei
Würdigung des Ernstes dieses Gegenstandes annehmen sollte,
muß in Gegengründen beruhen. — Wichtig ist es, ob im Vergleich
diese Gründe stichhaltig genug sind, einer exakten Beurteilung
standzuhalten. Wichtig ist zunächst, daß alle Methoden, die sich
in der ärztlichen Handhabung einbürgern sollen, eine gewisse Ein-
fachheit besitzen. Dies muß um so einleuchtender erscheinen,
wenn man bedenkt, daß Blutungen sich allerorts ereignen und
daß, wenn sie groß genug waren, um eine Lebensgefahr zu be-
deuten, die Hilfe rasch einsetzen muß, sodaß man gegebenenfalls
auch in der Lage sein muß, eine Methode zu besitzen, die nicht
einen größeren chirurgischen Apparat erfordert. So kommt es ja
auch, daß komplizierte Methoden, selbst wenn sie im Erfolg gut
sind, schwer allgemeinen Eingang finden. Weiterhin kommen für
die Anwendung der Bluttransfusion außer der Frage der Methodik
noch Momente in Frage, die als ungünstig erforscht sind und
deren Wissen weiteste Kreise vor der Ausführung abschreckt.
Hierher gehören die Wirkungen, die das artfremde Blut in dem
‘ anderen Körper ausübt, die als lebensgefährlich bekannt sind.
An Methoden zur Blutübertragung haben wir heute erstens
Übertragung von völlig unverändertem Blut und zweitens Über-
tragung von verähdertem Blut. ie
Von vornherein ist es einleuchtend, daß die erstere Über-
tragungsart als beste gelten muß, da die Eigenschaften des über-
tragenen Blutes nicht verändert werden. Jedoch ist hier die
Methodik nicht so leicht, wie sie oft geschildert wird, jedenfalls
nicht so einfach, daß sie in breitesten Kreisen sich Eingang ver-
heißen dürfte.
Hiergegen hat die zweite Art den Vorteil leichterer Technik,
dafür aber den Nachteil, in irgendeiner Weise das Blut zu ver-
ändern. Erforderlich wird die Änderung durch die Gerinnungs-
‚fähigkeit des Blutes, die man aufzuheben oder herabzusetzen ver-
sucht. Erreicht wird dies durch chemische oder physikalische
Methoden. Eine der frühest verwendeten ist. diejenige der Defi-
brinierung, indem das entnommene Blut geschlagen wird. Chemisch
erreicht man durch Zusatz geeigneter Stoffe eine Gerinnungsver-
zögerung beziehungsweise Aufhebung, und verwendet Hiruidin, Fluor-
natrium, Oxal- und citronensaures Natron. Von diesen Mitteln hat das
letztere den Platz behauptet und scheint, nach allen Berichten ge-
urteilt, das beste zu sein. Bei einfacher Überlegung scheint aber
nun die Annahme berechtigt, daß die Stoffe, welche die Gerinnung
hemmen, auch auf das Blut des Empfängers diese Eigenschaft
übertragen. Klarerweise müßten solche Mittel ausscheiden, da sie
eine große Gefahr bringen würden, denn im Verwendungsgebiete
“der Übertragung handelt es sich ja um Blutungen und es muß
alles, was eine neue Blutung erleichtert, ausgeschaltet werden.
Es muß also die Gerinnungsfähigkeit des Blutes möglichst gewahrt
bleiben. Hierfür ist die Feststellung der Tatsache von größter
Wichtigkeit, daß das in den Kreislauf gebrachte Natriumeitratblut
diese Eigenschaft nicht verbreitet, sondern diese direkt erlischt.
Auch die Furcht, die vor Agglutininen, Hämolysin, Anaphy-
laxie usw. bestand, scheint auch nicht in diesem Maße gerecht-
fertigt. ‘Jedenfalls decken sich hier — nach der Literatur geurteilt
— Reaktionen, die wir in dieser Hinsicht anstellen und die
praktischen Erfolge nicht in dem zu erwartenden Maße, wodurch auch
diese Gefahr gemindert ist. Allerdings muß man auch hier in
der Beurteilung skeptisch sein, da die allgemein bekannte Tatsache,
daß gut verlaufende Fälle wesentlich häufiger Veröffentlichungen
finden als ihr Gegenteil, auch hier zu beachten ist. Dennoch
erscheint die Zahl der guten Fälle im Verhältnis zu groß. Ganz
anders verhält es sich klarerweise mit Krankheitsstoffen, die vom
Spender auf den Empfänger Übertragung finden können, und hier
steht im Vordergrunde die Möglichkeit der Luesübertragung. Da
auf diesem Wege diese leicht möglich ist, so findet sie auch
dementsprechend stetig Erwähnung. Als Forderung bleibt
Wassermannsche Reaktion beim Blutspender. Wenn es sich
aber, wie bei solch großen Blutungen meist, plötzlich um eine sehr
rasch erforderliche Maßnahme handelt, so wird man nicht immer
in der Lage sein, das Material von Spendern zu entnehmen, bei
denen die Wassermannsche Reaktion angestellt war. Ebenso
wird auch die vielfach geforderte Voruntersuchung des Blutes auf
Hämolysin, Agglutinin völlig unmöglich und in den wirklich be-
drohlichen Blutungsfällen muß man das Material zur Übertragung
umgehend haben. Somit sind es außer den schwierigen Verfahren
der Blutübertragung noch die zuletzt besprochenen Dinge, die die
Forderung der -vorausgehenden detaillierten Blutuntersuchung auf-
stellen ließen, welche den praktischen Gebrauch erschweren. Die
praktische Erfahrung scheint nun jedoch diese Bedenken gemildert
zu haben, dadurch, daß die erwarteten Gefahren zumeist nicht zu
groß waren. Für die allgemeine Verbreitung der Blutübertragung
muß diese Erfahrung günstig wirken. Zu erwähnen ist nochmals,
daß hierunter die Gefahr von Krankheitsübertragung wie Lues,
Malaria usw. nicht fällt. — Außerdem ist es noch notwendig, zu
erwähnen, daß das Blut nach Möglichkeit gleichgeschlechtlichen und
auch annähernd gleichaltrigen Individuen entnommen werden soll.
Die direkte Blutübertragung kann sein 1. von Arterie zu
Vene, 2. von Vene zu Vene.
Hierzu ist ein größeres chirurgisches Eingreifen oder eine
besondere Apparatur nötig. Dies sind alles Dinge, die, wenn auch
immer von „kleinen Eingriffen“ und „einfachsten Mitteln“ geredet
wird, in der Praxis dennoch nicht einfach sind. Wenn z. B. eine
Gefäßnaht technisch nicht allzu schwierig ist, so führt sie klarer-
weise noch lange nicht jeder aus. Die direkte, die vitale Blut-.
übertragung ist zwar die idealste Methode, da sie das Blut vom
Spender auf den Empfänger in unverändertster Form überträgt.
Außer ihrer größeren technischen Schwierigkeit hat sie noch den
Nachteil, daß man die übertragene Blutmenge nicht messen kann.
Hier gibt den Moment zur Unterbrechung der Blutübertragung
der veränderte Puls des Spenders an, nämlich dessen Ansteigen
auf 110 bis 120, aber eine Maßbestimmung ist dies nie, und es
ist, wie weiter unten ausgeführt, die Citratmethode hierin über-
legen. Sicher ist, daß für die Allgemeinheit diese Methode nieht
so leicht ist, wie man sie geschildert hat. — Zur indirekten Über-
tragung sind meist in Anwendung 1. defibriniertes Blut, 2. Na
triumeitratblut. |
Es ist auch die Übertragung von Blut aus großen Ergüssen
in die Körperhöhlen mit Erfolg verwendet worden. Solches Blut
ist ja auch in seiner Gerinnungsfähigkeit stark herabgesetzt. Es
handelt sich in diesen Fällen um eine Transfusion von Blut des-.
selben Menschen. Natürlich kann diese Methode nur eine ge-
legentliche sein und ist auch die Häufigkeit der Anwendung im
ganzen noch viel zu gering, um ein Urteil über den Erfolg fällen
zu können. Wenn auch die Methode des defibrinierten Blutes
größere Verwendung besitzt, so hat doch die Natriumeitratmethode
zunehmend Anhänger gefunden. Für die allgemein praktische
Anwendung scheint mir diese Methode zurzeit die geeignetste, be-
sonders noch dadurch, weil sie kein allzu schnelles Arbeiten ver- .
langt. Die Angaben des Prozentgehaltes an Natriumeitrat schwanken
von 1 bis 2,5 und wird von Klinger-Stierlin eine 2,5°/.18®
Lösung als isotonisch angegeben. Meist ist eine 1- oder 2°/,18e
Lösung in Gebrauch. Fast stets wurde zu 10 Teilen Blut 1 Teil
Lösung gegeben und so eine Gerinnungsaufhebung erzielt. Die
Technik ist einfach. Man entnimmt dem Spender mit einer Ka-
nüle aus einer Armvene die erforderliche Menge Blut, z. B. 500 cem
und setzt 50 ccm Lösung hinzu. Somit hat man auch den Vor-
teil, die Blutmenge, die man überträgt, genau zu kennen. Ich
halte es für notwendig, das Citratblut im Wasserbade konstant
warm zu halten. Weiterhin scheint mir die Forderung W ede-
hakes wichtig, alle Instrumente, die zur Transfusion nötig sind,
mit Natriumeitrat zu befeuchten. Man spritzt langsam die dem
Spender entnommene Blutmenge in den Arm des Empfängers.
Eine gewisse Gefahr ist- die Infektionsmöglichkeit des Blutes, mit
dem mehrfach ‘manipuliert wird. Aber bei aseptischem Arbeiten
schließt sich dies aus, und es ist tatsächlich kein Fall bekannt,
der über derartiges berichtete. E
Die günstigen Berichte der Blutübertragung bezeichnen den
Erfolg im allgemeinen als eklatant und sollen Fälle gerettet wor-
den sein, die sonst als verloren gelten mußten. Alle anderen
Maßnahmen, insbesondere auch die Kochsalzinfusion, scheinen nich
konkurrieren zu können, wie dies auch von vornherein verstand"
lich ist, da wir Verlorengegangenes durch Gleichwertiges ersetzen.
Nun besteht noch. die Frage, was wird aus dem übertragenen Biu
und wie lange hält die Besserung vor. — Es sollen nach ausführ-
lichen Untersuchungen die roten Blutkörperchen zugrunde gehen
und dann wieder ein Ansteigen zu normalen Zahlen erfolgen. j
müssen aber in diesem Zwischenraume die Blutkörper ihren pns
erfüllen, denn sonst könnten sich die Kranken nicht derart gu
befinden. Auch scheint bei dem Sinken der Erythrocytenzahl das
Allgemeinbefinden nicht gestört zu sein,
erfüllen. Es gibt aber auch sicher Fälle von sehr schwerer Blu-
©- sehwerster Anämien' bei Verwundeten infolge 'Gefäßblutung half
‘ die Bluttransfusion, wenn ` auch das Befinden des Kranken nicht
in diesem Falle noch während der Infusion der Exitus unter dem
die Blutung schon derart groß war, daß auch die Bluttransfusion
„Dicht mehr helfen konnte.
danach geurteilt,. entweder. -zur Kochsalz- oder zur Bluttransfusion
E Über Ergebnisse der Ausflockungsreaktion nach
on Meinicke und Sachs-Georgi für die serologische
9
E Meinicke und:Sachs-Georgi allgemein erhöhtes Inter-
Syphilis auf serologischem Wege erreicht werden konnte, freudig
Min waren. Vorausgeschickt sei, daß die W.-R. dreifach
De Zt wurde mit Antigenen verschiedener Operationsnummern,
seine . ii - ; :
: pe: 5 Tbeifen über die Ausflockungsreaktion angegeben hat.
Mein: bei Anstellung. der ‚Versuche genau nach der von
r
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 8i.
>
25: Mai.
Somit hätten’ wir in.der Bluttransfusion ein Mittel, ‘schwer
Ausgeblutete, die sönst als verloren gelten mußten, zu retten, und
es müßte die Transfusion eine weitere allgemeine Verbreitung ver-
dienen, wozu sich. besonders die Natriumeitratmethode eignen
dürfte. Es ist dies der Eindruck, den man von’ der Bluttrans-
fusion bei Durchsicht der Literatur gewinnt. Teilweise werden
aber auch die Erfolge‘ anscheinend im günstigen Sinne zu sehr
übertrieben. Besonders dürfte Wedehake doch zu weit ge--
gangen Sein, wenn er sagt, daß er dank der Blutübertragung
Menschen geradezu dem sonst sicheren Tode entriß. Die Koch-
salzinfusion wirkt lediglich durch Füllung des Blutkreislaufes. Bei
der Blutübertragung. muß auch dieses Moment Erwähnung ver-
dienen, denn auch hier wird: der Blutkreislauf stärker gefüllt. Je-
doch ist die Flüssigkeitsmenge im Vergleich zur ‘Kochsalzinfusion
beträchtlich geringer, sodaß dem. Füllungsmoment allein die Wir-
kung nicht zugeschrieben werden kann, sondern daß man an--
nehmen muß, daß die übertragenen Blutkörperchen ihre Funktion
flockten. ‘Wie Meinicke angibt, sollen. nun die Niederschläge
solche von normalen Seren. Um den Prozentgehalt :der Kochsalz-
lösung, die:die bei normalen Seren. entstandenen Flocken sicher lösen:
. soll, zu: bestimmen, wurde ein Vorversuch beziehungsweise. Titrations-
versuch angesetzt, bei welchem zu einer Anzahl von negativen Seren
wurde. Näch Meinickes Angabe sollte ‚innerhalb . dieser
‚Zahlen ‘die sicher. lösende Dosis- liegen (meist: bei 1,6%). Es trat
jedoch hierbei die Erscheinung zutage, daß die Lösbarkeit der-
war und in den angewandten Fällen dermaßen schwankte, daß
z.B. bei einigen Seren eine Lösung des Niederschlages mit Koch-
der Mehrzahl von durchaus sicher negativen Seren genügte jedoch
tung, wo die Kochsalzinfusion im- allgemeinen genügt. Ist die | bei weitem nicht, ‘Vielmehr fanden’ sich zahlreiche Sera darunter,
Blutung jedoch weiter hochgradig, so sind das die Fälle, wo die | bei denen selbst ein um das .Mehrfache der angegebenen Zahl
Blutübertragung angewendet ihren Erfolg zeigen muß. Weiter
gibt es aber auch ‘sicher Fälle von so schweren Blutungen, wo
keine Methode mehr mit Erfolg Anwendung findet. Wir kamen
im allgemeinen mit Kochsalzinfusionen aus. In einigen Fällen
Flocken nicht hervorrufen konnte, ‘So war .es auch mit einer z. B.
-80/,igen NaCl-Lösung" nicht zu erreichen, die ausgefällten Flocken
zum Verschwinden zu bringen. - An dieser. Unmöglichkeit, selbst
bei normalem Serum eine gleichmäßige Auflösung der Nieder-
schläge zu ’bekömmen, scheiterten leider die angefangenen Versuche.
~. Wir wandten uns nunmehr dem von Sachs und Georgi
angegebenen Versuche zu, der darin besteht, durch Zusatz von
Organextrakt, dem eine bestimmte .Menge. Cholesterinlösung zu-
gefügt ist, zu menschlicheın Serum, eine Ausflockung des- ver-
dünnten Serums und durch. die Verschiedenartigkeit oder das
Fehlen der Ausflockung einen.Unterschied zwischen normalem ünd
luetischem Serum kenntlich zu machen. ee: ae
- Bei Anstellung der. Versuche- wurde: genau nach :der von
Sachs und Georgi angegebenen Methode vorgegangen. Die |
Patientensera wurden ‘durch /, stündiges Erhitzen auf 55 bis 56°
'inaktiviert. Ein Kubikzentimeter der. zehnfach mit physiologischer
NaCl-Lösung verdünnten Patientensera wurde mit !/, cem sechs-
fach mit 0,85 °/,iger NaCl-Lösung verdünntem alkoholischen chole-.
sterinierten Rinderherzextrakt gemischt. Als Kontrollen. wurden:
drei sicher positive und sicher negative 'Vergleichssera: angesetzt.
Als eigentliche Serumkontrollen fanden Röhrchen Aufstellung, bei
denen ebenso wie -beim Hauptversuch 1 cem verdünntes Serum
statt mit Rinderherzextrakt mit 0,5 com sechsfach mit NaCl-Lösung
verdünntem Alkohol vermischt wurde. Bei: den Extraktkontrollen
endlich wurde zu: 0,5 ccm Extraktverdünnung 1 cem 0,85 °/, iger.
NaCl-Lösung unter Weglassung. des Patientenserums zugefügt. -
so bald derart glänzend war, wie man’ es so oft geschildert liest.
‚Auch wandten wir in einem Falle von Hämophilie bei extremem
Zustande des Kranken die Natriumeitratmethode an. Es’ erfolgte
Bilde der Embolie. Die Sektion. konnte jedoch hiervon nichts’
nachweisen, sondern es bestand lediglich eine extreme Blutleere
im Kreislauf.. Die Transfusion wurde versucht als Ultimum refu-
gium, da die Lebenserhaltung so völlig ausgeschlossen erschien.
Es muß dieser Fall unter die Fälle rubriziert werden, bei denen
r
_, Somit scheint die Bluttransfusion wohl Gutes zu leisten, je-
doch -soll man auch ihre Erfolge nicht überschätzen. Man muß
im gegebenen Fall die Schwere des Blutverlustes erwägen und,
greifen. Tatsächlich wird die Menge der Fälle, bei denen man
die Bluttransfusion dann erforderlich findet, nicht so sehr groß
‚sein. Immerhin muß die Transfusion die ihrem Erfolge gebüh-
rende Achtung verdienen und sollte in den geeigneten Fällen, das
‚heißt da, wo eine Lebenserhaltung. sonst ausgeschlossen erscheint,
angewendet werden. ' | |
i in den Brutschrank und wurden -sodann bis zum nächsten Tage
(18 bis 24 Stunden) bei Zimmertemperatur stehengelassen. Wir
konnten beobachten, daß die Endresultate sich nicht änderten,
auch wenn die Ablesung' etwa 48 Stunden nach der Herausnahme:
aus dem Brutschrank stattgefunden hatte. Sachs und Georgi
gaben an, daß negative Sera klar, durchscheinend beziehungsweise |
schwach opalisierend erscheinen sollen, während im positiven Serum '
. (A
Aus der Bakteriologischen Korpsstation Allenstein.
Luesdiagnostik. in
a 3 eine deutliche Ausflockung durch Fällung. des. Serumglobulins ein-
treten ` soll. Das Zutreffen- dieser. Angabe konnte durchaus’ be-
| stätigt werden. In dem Agglutinoskop nach Kuhn und Woite))
ließen sich die Ergebnisse sehr gut ablesen; bei den positiven
‘Fällen konnten wir ebenfalls. deutlich mehrere ‚Stärkegrade der
Fällungsreaktion konstatieren, die mit vier Kreuzen, drei, zwei,
einem Kreuz -ebenso wie- bei der W.-R. gekennzeichnet wurden.
Die Kontrollen erwiesen sich‘ als recht zuverlässig. ‚Es wurde nie.
beobachtet, daß eine Extraktkontrolle Niederschläge ergab. Bei
den Serumkontrollen, die Som Extrakt angesetzt ‘wurden, konnten
wir m einigen wenigen Fällen: eine ganz geringfügige Körnchen:
bildung‘ beobachten. Der Grund dieser ecke age ließ sich
ebenso wie bei solchen Seren, die bei der W.-R. „Kontrolle hemmt“
geben, nicht feststellen.
Dr. Heinr. Schroeder. |
Im Laufe des letzten Jahres haben die Methoden von
in ai regt. In der-Hauptsache aus dem Grunde, weil die Reagentien
ie W.-R. schwer oder gar nicht beschafft werden konnten.
Es wurde deshalb jede Methode, durch die eine Diagnostik der:
begrüßt und einer eingehenden Prüfung unterzogen.
ke ROHR wandten wir in der hiesigen Bakteriologischen Ab-
Seren die Ausflockungreaktion von E. Meinicke bei solchen
u, die durch die W.-R, als sicher negativ ‘oder positiv ng
S — Ein gewisses Quantum cholesterinierten
Rinderherzextraktes wurde der Abteilung vom Königlichen: Institut
für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. freundlichst über-
lassen, das zur Anstellung von. etwa 400 Versuchen ausreichte:
Auch mit selbsthergestelltem Rinderherzextrakt nach, Angabe von
Sachs und Georgi?) wurden Versuche aufgestellt, ‘die. die
gleichen zutreffenden Resultate ergaben, mit der Einschränkung $
nn ?
a; K. W. A; Berlin bezogen wurden, darunter auch einigen
n derselben. Antigene (16 bis 20), die E.Meinicke in
e r ' e $ e s . e.
w ke angegebenen Vorschrift!) verfahren, Hierbei zeigte
Na ee > ze = 1) Geliefert von F. und.M. Lautenschläger. Berlin. Chanscnact:
) B. kl. W, Nr. 4, 28, Januar 1918, ?) M. KI. Nr. 38, 18. August 1918, S. 807. een, Chausseestr, 92, -
518
“_ . . e C
w + D n i . g .
. u an le lan
De rer B i i Sa
u er ` x y re ou
A we A ER
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ur 1 a . u o
= SER Tr para E)
irren : E
sich, l daß sowohl negative. wie auch positive- Serä im ganzen‘ recht
‚gleichmäßig "stark nach’ Zusatz des: luetischen Leberextraktes aus-
| respektive die Flocken der.Luessera:kochsalzresistenter sein, als
eine’ Verdünnung der .Kochsalzlösung von 1,4 bis’ 2,4 % zugesetzt :
Flocken auch der negativen Sera in hohem: Grade verschieden
salzverdünnung von- 1,6 bis-2% wohl ‚hervorgerufen wurde; bei
dieser: von `M e i mi ¢ ke angegebene Höchstprozentgehalt von 2,4 9%
verstärkter.. Prozentgehalt der Kochsalzlösung ‘eine Lösung der _
-Nach kräftigem Umschütteln kamen die Röhrchen zwei Stunden -
Auen, de
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1 1919 _ MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21.
daß die positive Fällungsreaktion um ein geringes schwächer aus-
fiel als mit dem Originalextrakt. Daß die Art der Verdünnung des
alkoholischen Extraktes von großer Wichtigkeit, und daß `es nicht
gleichgültig ist, ob -dieselbe nach Vorschrift schnell, oder ob sie
langsam geschieht, hatten wir Gelegenheit, uns zu überzeugen.
Als :der Verdünnungsmodus einmal versehentlich nicht rasch,
sondern langsam ausgeführt wurde, waren die Resultate sofort
unrichtig.: Das verwendete Patientenserum war in der Mehrzahl völlig
klar, geringe Hämolyse in einzelnen Fällen schien den Ausfall der
Reaktion nicht zu beeinflussen. Die Annahme von Sachs und
- Georgi,
schien "sich auch hier .zu bestätigen. Proben, die wir bei der
W.-R. als positiv mit vier bezeichneten, gaben bei der Methode
Sachs und Georgi häufig nur eine mittelstarke Reaktion (+ +).
Meist waren dies solche Sera, die von auswärts eingesandt und
einige Tage unterwegs gewesen waren. Frische Sera zeigten fast
immer gute und übereinstimmende Resultate. |
Es wurden bisher in der hiesigen Korpsstation 552 Sera mit
der Fällungsreaktion und der W.-R. gleichzeitig geprüft. Die W.-R.
wurde, wie schon früher bemerkt, mit drei Antigenen verschiedener.
Nummern angestellt, sodaß die Schwankungen im Ausfall der W.-R.
dadurch auf ein möglichst geringes Maß reduziert wurden. Von
diesen 552 Fällen stimmten 470 in teils negativem, teils positivem
Ausfall mit der W.-R. überein, während 82 = 14,8°/, ein abwei-
chendes Ergebnis zeigten. Die übereinstimmenden positiven Fälle
ergaben öfter eine gewisse Schwankung in der Stärke der Reak-
tion, sodaß Resultate, die wir bei Wa. mit vier Kreuzen — stark
positiv bezeichnen mußten, bei Sa. u. G. mit drei, zwei und in einigen
wenigen Fällen auch nur mit einem Kreuz als positiv notiert wer-
den mußten. Die 82 nicht übereinstimmenden Fälle waren uns
insofern recht interessant, als von den meisten in Form der Wa.-
Begleitzettel eine ausreichende Anamnese zur Verfügung stand,
die angab, ob es sich um alte, bereits therapeutisch beeinflußte
Fälle handelte, oder ob es solche von Frühlues waren, bei denen
die Ansteckung etwa drei bis sechs Wochen zurücklag. So fanden
sich unter diesen 82 divergenten Fällen 37 frühe, 29 alte Lues-
erkrankungen, während in dem Rest die Anamnese darüber keinen
genügenden Aufschluß gab. Sowohl bei diesen 37 frühen,
wie auch 29 alten Fällen von Syphilis war die
W.-R, negativ ausgefallen, während Sa. u. G,
wenn auch in den meisten Fällen nicht starke,
so doch deutliche positive Reaktionen zeigte.
Die Stärke des positiven Ausfalls bei Sa. u. G.
in diesen Fällen war meist so, daß sie als po-
sitiv mit einem oder zwei Kreuzen notiert
werden konnte Wir wurden dadurch zu dem
Schlusse geführt, daß die Ausflockungsreak-
tion in den noch frischen Luesfällen früher
ein positives Resultat gab als die W.-R, in
den alten, früher positivgewesenen und schon
behandelten Fällen noch positiv anzeigte,
wenn die W.-R. sehon negativ geworden war.
Diese Vermutung wurde durch den späteren po-
sitiven respektive negativen Ausfall der W.-R
in den Fällen, die nach einigen Wochen zur
Nachuntersuchung kamen, bestätigt. Diese
Fälle lieferten aus ihrer Anamnese den Be-
weis, daß die Ausflockungsreaktion früher als
die W.-R. positiv ausgefallen war. |
Wir lassen einige Vorgeschichten solcher erhöhtes Interesse bie-
tenden Fälle folgen:
1.A.W. I. Untersuchung. Vermufliche Zeit der An-
steekung: 5. November 1918, Tag der Blutentnahme: 9. Dezember 1918.
Früber Syphilis festgestellt? nein. Erste Blutentnahme?: ja. Krank-
heitserscheinungen: Geschwür am Glied. Resultat: W.-R. = negativ.
Sa. u. G. = +4. .
I. Untersuchung nach acht Tagen: W.-R. = +++, Sa.
u.G.=-+++r.
29. P.H. I. Untersuehung. Vermutliche Zeit der An-
steckung: Dezember 1918. Tag der Blutentnahme: 18. Januar 1919.
Ist früher Syphilis klinisch oder durch W.-R. festgestellt: nein. Erste
Blutentnahme?: ja. Krankheitserscheinungen: Geschwüre am Glied. Re-
sultat: W.-R. = negativ, Sa. u. G. ++.
I. Untersuchung. Nach drei Wochen: W.-R. = +44,
Sa. u. G. = +++
In diesen
Wochen nach stattgehabter Ansteckung W.-R. negativ an, Sa. u. G
‚positiv; eine Woche beziehungsweise drei- Wochen später wurde auch
der Wa. positiv (Sa. u. G. ebenfalls positiv).
daß ältere Sera einen schwächeren Ausfall geben,
“nach mehrfacher energischer Behandlung für die W.-R. negativ wurde,
beiden Fällen von frischer Infektion zeigte also vier
8. B.G. L Untersuchung. Vermutliche Zeit der An-
bank o Tag der Blutentnahme: 9. Dezember 1918. Ist iper
Syphilis klinisch oder durch Wa. festgestellt: ja. Dauer und IE er
speziellen Behandlung: zwei Kuren durchgemacht. Resultat: v SNE =
negativ, Sa. u. G. = = DERIS .,
z Dieser Fall zeigt, daß eine früher Wa.-positive Syphilis, die durch
spezielle Behandlung seronegativ geworden war, jetzt durch die Fällungs-
reaktion noch als positiv und der weiteren Behandlung bedürftig er-
kannt wurde. a
4. 0.W. I. Untersuchung.
steckung: August 1916. Tag der Blutentnahme: _
Ist früher Syphilis klinisch oder Wa. festgestellt: ja.
Geschwür am Glied, abgeheilt. Resultat: W.-R. =
G. = l
on Blutentnahme: 5. Januar 1919. In-
+.
II. Untersuchung.
zwischen speziell behandelt. Resultat: W.-R. = -+ (noch schwach po-
sitiv), Sa. u. G. = ++++
Vermutliche Zeit der An-
9. Dezember 1918.
Erscheinungen:
++, Sa. u.
Auch dieser Fall zeigt deutlich den stärkeren Ausfall der Fäl-
lungsreaktion. | |
5. E. W. I Untersuehung. vVermutliche Zeit der An-
steckung: Januar 1918. Tag der Blutentnahme: 9. Dezember 1918.
Erste Kur gemacht: Juli -1918. Krankheitserscheinungen: keine. |
sultat: W-R. = ++++, Sa. u. G: = +++. |
II. Untersuchung. Nach vier Wochen: Blutentnahme: 9. Ja-
nuar 1919. Inzwischen speziell behandelt: 10 Hg, 5 Salvarsan. Resul-
tat: W.-R. = negativ, Sa. u. G. = ++. -o
In diesem Falle sehen wir, wie eine frühere Wa.-positive Lues
während die Fällungsreaktion noch deutlich positiv -+-+ anzeigte.
Als bemerkenswert sei noch folgender Fall erwähnt:
6. H. W.; 40 Jahre alt. Infektion vor etwa 15 Jahren. Mehr-
fach speziell behandelt. W.-R. immer negativ. Krankheitserscheinung®n:
deutliche Pupillendifferenz, reflektorische Pupillenstarre.
Blutentnahme: 18. Dezember 1918. Resultat:
Sa. u. G. + (schwach, aber deutlich positiv). |
Zur Übersicht über den im ganzen recht gleichmäßigen Ausfall
beider Reaktionen führen wir die Resultate eines Untersuchungstages
nachstehend auf: 21. Dezember 1918.
Serum Nr. |Sa. u. G.| Wa. | Serum Nr ‘Sa. u G. Wa. | Serum Nr- Sa. u. G. Wa
W.-R. negativ, .
905 +EH ++ 918 PENARIE E 931 ++ Htt
306 — — 919 = > 932 — e
%07 Hr rt tr 920 +++ - 933 + F
a e a a E E o 1
so | -= | — 928 ie a 88 [PFH trt
Si Kr ++ 937 N J
912 = = 925 Ban 938 + y
913 sa 928. | +++ +++ 939 er Er
a s 7 | +t ttj 20 +++ +++
915 a i 928 = Ks 941 = -
916 — —_ — 929 =
917 ge 90 | = >
|
Wie die Tabelle zeigt, stimmen beide Reaktionen im ganzen
genommen recht gut überein. Wäbrend, wie schon oben angeführt,
von den divergenten Resultaten die Mehrzahl (66) die Fällungs-
reaktion stärker zeigte, konnten wir auch einige wenige feststellen
(5 unter 552), bei denen Sa. u. G. negativ, Wa. hingegen positiv
war. Ein Grund dieses Ausfalles ließ sich aus der Vorgeschichte
der betreffenden Krankheitsfälle nicht erkennen. SSE
Auch die Lumbaltlüssigkeit wurde, allerdings nur in eine!
beschränkten-Anzahl von Fällen, einer Prüfung unterzogen. Sie gab
ebenso wie das Blutserum in der Ausflockungsreaktion richtige
Ergebnisse. Die positiven Fälle waren als progressive Paralyse,
in beschränkter Anzahl (12) klinisch sicher diagnostiziert. Das
serologische Resultat stimmte in jedem Falle Zum Versuch
angesetzt wurde der Liquor spinalis inaktiviert, zur Hälfte mit
NaCl verdünnt, und zeigte so die stärkste Ausflockung. Einige
klinisch als Dementia praecox angesprochene Fälle zeigten auch
im Liquor negativen Ausfall bei der Fällungsreaktion.
‚ Zusammenfassend läßt sich aus den vorstehenden ver-
gleichenden Untersuchungen der Schluß ziehen:
daß 1. die Ausflockungsreaktion nach Sachs
und Georgi sich als recht brauchbar erwiesen
hat zur Anwendung neben der W.-R. in der Sero-
diagnostik der Syphilis bei Blut- und Liquor-
proben. |
92. in einer ganzen Anzahl von Fällen (66
unter 552) aus der vorliegenden Anamnese UD
späteren Wa.-Nachprüfung deutlich erkennbar
wurde, daß die Fällungsreaktion früher ant
trat als die W.-R., beziehungsweise noch nae
dem Verschwinden der W.-R. sichtbar warn
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t. a Fr | | “0.1 dem Patienten schon wesentliche Erleichterung und wird anstandslos pS ha a
o AUBREINEIN ren RN ine 0. | vertragen. Deshalb werden am 3 En un | An 2 no Ä a = r AR Ht
e e emnvem det ra. Í in. | langsam entleert. -Die Atmung ist erheblich leichter. . Die Perkussions-. TERS TUH
Über eim Riesenempyem der Pleura, zugleic b. ein. Verhältnisse über der Brust len keine Veränderungen. Patient er-. im In;
Beitrag zur. Lehre von der Dextrokardie. | rät Digitalis und Coffein. Durch eine dritte Punktion am 8. Juli ee
ee S ar © > werden 6!/2.1 Eiter.abgelassen, ganz langsam, innerhalb von 7'/s Stunden. j f | FERA
o a VOD e u ea a ii Auch dieser schwere Eingriff wird ohne Störung vertragen. Da der f: I BEA
Stabsarzt d. L.. Dr. E. Vogt. ` Erguß unter starkem Überdruck ‘stand, konnte von jeder besónderen E PE
| N KEN SE Technik Abstand genommen werden. je. PE ERE S
Ein 26jähriger Kosak von der .verbündeten Armee der Don- |. ` Patient erholt sich täglich mehr, er steht auf: und geht herum. E HRN
kosaken suchte wegen eines Lungenleidens unsere Sprechstunde auf. | Am 10. Juli reicht. die relative Herzdämpfung ` rechts nur noch bis zür LE.
Anamnese: Früher war Patient stets gesund.. Die. Eltern und | rechten Brustwarzenlinie. Der Spitzenstoß ist wohl noch sichtbar und. ` 1 PA
: fünf Brüder leben und sind gesund.: Die einzige Schwester soll lungen- | fühlbar, aber nicht mehr so hebend. Das systolische. Geräusch. hat _ (9 N Es
. krank sein. Patient „ist seit sieben Jahren verheiratet. Zwei Kinder | noch -scharfen fauchenden Charakter. Über. der. linken Brust ist der N PAIET
von sechs und fünf Jahren sind gesund. Die Frau starb nach fünf- | Kiopfschall tympanitisch. Jedes Atemgeräusch fehlt. Am 18. Juli ist |, Aa o
jähriger Ehe an unbekannter ` Krankheit. Patient kann nur angeben, | das Herz- wieder. 2 cm nach links gerückt. Ein Erguß in der linken ld el
‘daß seine Frau vor dem Tode drei Wochen im Krankenhaus behandelt | Brusthälfte ist nicht. nachzuweisen. Bei Plessimeter-Stäbchenperkussion t1 TER 4
. wurde. Dabei soll ihr durch Einstich in die Brust Eiter abgelassen | hört man einen deutlichen: Metallklang. : ` Aterügeräusch fehlt noch. _ Be; n SPEAR
~. worden sein. Te eo | Patient fühlt sich- subjektiv sehr. wohl. Die Digitalistherapie wird fort- Be N it
se Die Erkrankung begann 1916 während des Kriegsdienstes, An- | gesetzt. Am 16. Juli fällt die rechte Grenze der absoluten Herzdämpfung a ,
: © geblich hatte er sich erkältet, Fieber bestand nicht. Die Atmung war | mit der Knorpelknochengrenze der Rippen ‘rechts zusammen. ‘Die . | i PAE,
. so erschwert, daß .er. nicht mehr. arbeiten und nicht reiten konnte.: | epigastrische’ Pulsation ist noch etwas. angedeutet. Bei -der Palpation : Ih Kit. hi
„Es zog ihn ganz zusammen.“ Im Militärlazarett wurde er monatelang | ist der Widerstand der Herzaktion. nicht mehr so stark. Über der. . u pirar! ua
. mit Schröpfköpfen und Jodanstrich behandelt. Eine Probepunktion der | linken Brusthälfte hört ‚man nur-ganz in der Ferne etwas Atemgeräusch. . ' Bil IR a
"Brust fiel negativ aus. Schließlich ‚wurde Patient im April 1917 als | Am 19. Juli hat sich das Befinden des Patienten so gebessert, daß er "| leie e
dienstunfähig in die Heimat entlassen. Auch jetzt fühlt er sich infolge | kleinere Spaziergänge ohne Beschwerden machen kann. Die Punktions- BET i u
der stark erschwerten Atmung sehr schlecht. -Dabei ist der Appetit | stellen sind reizlos vernarbt. . Das Herz hat inzwischen seine Wande- ie E HRES: ger
und Schlaf gut. Er hat wenig Husten und keinen Auswurf, keine | rung nach links langsam, aber: deutlich. fortgesetzt. Die liike Lunge ERN ki: a:
Nachtschweiße. A BR - ..| beteiligt sich an der Atmung überhaupt nicht, die ‚Verhältnisse im’ _ IRRE
Status praesens: Die Temperatur steigt nie über 37,0°. Patient. | Jinken -Brustraum ‘bleiben. unverändert.. Jeder Flüssigkeitserguß fehlt. 1 RUDA
‚ ist 1,78 m groß, mittelkräftig, in gutem Ernährungszustande. Die | Patient kehrt auf eigenen Wunsch am 20. Juli in seine weit: entfernte al His: ei
“Muskulatur ist gut entwickelt, die Hautfarbe ist gesund, Zunge feucht. | Heimat zurück und entzieht sich damit unserer weiteren Beobachtung. . Il CR I Aue
Drüsen fehlen. Sinnesorgane normal. Die Wirbelsäule zeigt: im Brust- | Die Kontrolle des klinischen, Befundes durch eine . Röntgenaufrahme. Ba i
abschnitt eine leichte Ausbiegung nach links. . `. =` j} war mir nicht möglich. = —— = ne Be ar a. I HER a
‚Bei der Atmung bleibt die ‚linke Brust ruhig, nur die rechte . „Die Untersuchungen des Eiters im Abstrich und ` Kultur- . IE PERES i
Brusthälfte atmet. Die linke Brust ist besonders in den unteren Ab- verfahren ergab Staphylokokken und Streptokokken. Der Einwand, : | Kia MAAA n
schnitten stark vorgewölbt, am _Rippenbogen sitzt in der Achsellinie . daß es sich doch -um eine Tuberkulose und eine Mischinfektion D AT E
eine sackartige Ausbuchtung auf.. Die Ober- und Unterschlüsselbein: | SE o 1.7 ce Az a ok nicht: atinh. >
BT Re . mit Staphylokokken und Streptokokken handelt, ist nicht stich- DRIER a
gruben sind eingesunken. Die Intercostalräume sind verstrichen, an. w T . mi Kulturvlatt d MEE ak
. den abhängigen Partien leicht vorgewölbt. Der epigastrische Winkel | haltig. Weder im Abstrich noch auf der Kulturplatte wurden Mn,
„beträgt mehr als 80°. Die Elastizität der linken Brusthälfte ist. ver- | Tuberkelbaeillen gefunden. Auch die Einspritzung von ‘Alttuber-- I Pint S
mindert. Der Atemtypus ist abdominal, die Harrisonsche Furche prägt | kulin: Koch ‚nach der neueren Methode ergab ein völlig negätives SR a,
. Sich scharf aus. Die Atemfrequenz ist 20, die auxiliären Atemmuskeln | Ergebnis: ‚Auf 1,0 cem der Tuberkulinverdünnung 1:100 trat I Ira
treten kaum in Tätigkeit. Der sternovertebrale Durchmesser und der | keine Spur einer örtlichen oder allgemeinen Reaktion auf. Gegen. | ur
Tuberkulose sprechen auch von vornherein der verhältnismäßig I a
u ni ©.
$ Ea
Diameter costalis auf der aone der Brustwarze sind vermehrt. Der
-Unterschied im Umfange der Brusthälften beträgt bei tiefer Inspiration
“über 6 cm. Über der ganzen linken Lunge ist der Schall absolut ge-
dämpft, die untere Lungengrenze ist starr, Atemgeräusch und Stimm-
fremitus fehlen. Über der rechten Lunge ist der Schall auffallend tief
und sonor, die untere Lungengrenze verschiebt sich schlecht, das Atem-
. geräusch ist leise. ;
‚, „Das Herz liegt ganz rechts von der Mittellinie. Der Spitzenstoß
ist sichtbar zwei Querfinger außerhalb der rechten Brustwarzenlinie, er
gute Allgemeinzustand und die. längere Zeit beobachtete Fieberlosig-.
keit. Die Ätiologie der Erkrankung ist damit einwandfrei festgestellt..
Die Frage freilich, wie das Empyem klinisch und anatomisch
zustande kam, ist damit nicht gelöst. . Im Krankheitsverlaufe fällt
vor allem die lange Dauer und die Fieberlosigkeit auf, Es ist-”
„anzunehmen, daß das Empyem -schon über zwei Jahre besteht, `
:ohne daß sich irgendwelche Zeichen für amyloide Degeneration
der inneren Organe eingestellt haben. - Die Eiteransammlung hat
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id , T breit und hebend. Die Herzbewegung erschüttert die Brustwand
An Be und ist in großer Ausdehnung sichtbar. Bei ihrer Palpation Re das Herz völlig nach rechts ‘verdrängt. Trotzdem ist es nicht zu
Bi mit, Die ne Resistenz.. Das, ganze en oe schweren Circulationsstörungen gekommen, das Herz- und Ge-
Š Anger a gae Herzdämpfung -reicht von einer Linie zwei Quer- | ffsystem haben sich in ganz wunderbarer Weise den veränderten
j} 1, Außerhalb der rechten Brustwarze bis. zum rechten Brustbein- Verhältnissen und vermehrten Anforderungen angepaßt, Das Herz
P, rande. Hier geht die relative Dämpfung über in die massive Dämpfung, NG . UNG vermearten Anlorderung: gepabt, DAS nerz,
„| wie sie über der ganzen linken Thoraxhälfte festgestellt wird. Zeichnet | war so wenig geschädigt, daß es auch nach dem Ablassen des
ø}. „man die Herzsilhouette auf, so’ findet sich das Herz auffallend quer | Eiters ohne Störungen ‚weiterarbeiten. konnte. Ob die eingeleitete
pi gelagert, der Längsdurchmesser bildet mit der Mittellinie einen nach | Therapie, das Ablassen des Eiters ‚mit dem. einfachen Troikart,
ae rachis offenen stumpfen Winkel. Über dem ganzen Herzen hört man | nur symptomatischen oder ‘kausalen Wert hat, läßt sich -nicht
| ei nn starkes, fauchendes Geräusch, wie bei Wirbelbildung. ‚entscheiden. Hier liegen ja die Verhältnisse ganz ähnlich ‚wie _
A puls ist Körperarterien sind.. gut gefüllt, nicht hart. Der Radialis- | Keim künstlichen Pneumothorax. -Solche Riesenempyeme mit einer
D oei are tamg, regelmäßig 78. Ascites fehlt. . e a E Eitermenge von über 91 gehören zu den großen Seltenheiten. -
Urne E ist aber nicht vergrößert, ebensowenig: die Milz. Der Nur kurz und in großen Zügen konnte ich hier die Tat-
l nthält keine pathologischen Bestandteile. Die Sensibilität ist | _ hen skizzieren. welche: sich aus dissem Falle von Ri g
| normal, die Reflexe gut auslösbar, die Haut ist nicht ödematös. . | S4C hen ee EE
a . „Am 5. Juli wird- durch Punktion mit einfachem Troikart 1 1 | der Pleura für die Pathogenese und Klinik dieser seltenen Er-
l Aünuflüssiger, grüngelblicher Eiter abgelassen. Die Punktion verschafft | krankung, sowie für die pathologische Physiologie ergeben. E
í nn Ea Referatenteil. | Ge iers
: u ng o Redigiers von Oberarzt Dr. Walter Wolff. Berlin. ' i -
io a T Ta a SEE TOT Bub m besser befolgt werden. Es sollten so bald als möglich die Anzeigepflicht,
I Aus den neuesten Zeitschriften. E die Absonderung vorgeschrittener Fälle und die Desinfektion während
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) | der ganzen Krankheitsdauer durchgeführt werden. Auch für die Malaria -
l ist die Anzeigepflicht notwendig, außerdem\ Bekämpfung ‘der Mücken.
| Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 19. und Behandlung der Kranken: Das Wichtigste ist die Bekämpfung der
S = Kirchner (Berlin): Über den Ausbau der Seuchenbekämpfung | übertragbaren Geschlechtskraükheiten, für welche ein Gesetz dringend
mit besonderer Berücksichtigung der Tuberkulose. Wir sind bezüglich ; notwendig ist. Auch Fleckfieber und Pocken bedrohen die Volks-
der Tuberkulose durch den Krieg um 80 Jahre zurückgekommen. Be- | gesundheit... > a er:
sonders für den Mittelstand muß mehr getan werden, sodann für Adam (Berlin): Gesundheitsministerium in Staat und Reich. Siehe
Kranke mit vorgeschrittener Tuberkulose. Die Lehren. Kochs sollten | Vereinsbericht der Berliner Medizinischen Gesellschaft vom 9. April 1919.
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Wenn m LL gen ln rn rt en tn na
518 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21.
Leonhard (Berlin): Die Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen
dem Reich und Bundesstaaten betrefts Gesetzgebung und Verwaltung des
Gesundheitswesens. Siehe Vereinsbericht der Berliner Medizinischen
Gesellschaft vom 9. April 1919.
Baneth (Berlin): Über das Aneurysma der Arteria glutaea
superior infolge von Schußverletzungen nach den Erfahrungen des. Welt-
krieges. Eine sichere Diagnose wurde in der Regel nur bei den Fällen
gestellt, welche viele Monate zur Entwicklung brauchten. Sie nähern
sich den spontanen Blutgeschwülsten. Bei den meisten kommt ein
Abwarten nicht in Frage, ‚da Fiebererscheinungen zum Eingriff drängen.
In solchen Fällen muß man an ein Aneurysma denken und zunächst
eine Probepunktion machen. Therapeutisch empfiehlt sich die direkte
Unterbindung der verletzten Arterie, Tamponade und Naht.
Falk (Berlin): Eucodalismus. Bei der Verordnung von Eucodal
müssen die Grenzen der Anwendung scharf umschrieben werden, um
das vielfach bewährte Mittel nicht zu diskreditieren Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 18.
W. Kolle und H. Ritz (Frankfurt a. M.): Experimentelle
Untersuchungen über die Wirkung des Silbers und seiner Verbindungen
auf die Kaninchensyphilis, mit besonderer Berücksichtigung des Silber-
salvarsans. Die Wirkung des Silbers auf die Kaninchensyphilome ist
: geradezu elektiv (specifisch,. Das Silbersalvarsan ist daher als ein
echtes Kombinationspräparat zu betrachten, in dem zwei chemothera-
peutisch wirksame Komponenten enthalten sind. Bei der Verankerung
des Silbersalvarsans an die Spirochäten kann das Silber in dem syphi-
litischen Gewebe zur Entfaltung seiner antisyphilitischen, die Ver-
mehrung der Spirochäten hindernden Wirkung gelangen.
R. Weichbrodt und F. Jahnel (Frankfurt a. M.): Einiluß
hoher Körpertemperaturen auf die Spirochäten und Krankheitserschei-
nungen der Syphilis im Tierexperiment. Hohes Fieber vermag die
Spirochäten zum Verschwinden, und die Skrotumsyphilis des Kaninchens
zur Heilung zu bringen. |
Erich Friedländer (Lindenhaus bei Lemgo): Die Behand-
lung syphilidogener Geisteskrankheiten mit Silbersalvarsan. Es ist mög-
lich, daß bei einer intermittierenden Behandlung mit Silbersalvarsan
gelegentlich der ersten Injektion wiederholter Serien die Gefahr
anapbylaktischer Erscheinungen in Frage kommt; daher empfiehlt es
sich, bei einer jeden neuen Serie erst mit einer kleinen Dosis zu
beginnen, um zunächst die Überempfindlichkeit zu durchbrechen.
Plehn (Berlin): Blutdruck, Herzarbeit und Herzkrait. Der an
den großen Oberarmgefäßen bestimmte Blutdruck kann als Maßstab
für die derzeitige Herzleistung nach außen gelten. Diese tatsäch-
liche Herzleistung darf aber nicht mit der Leistungsfähigkeit
des Herzens identifiziert werden. Denn auf dessen Reservekräfte
gestattet-der Blutdruck keine Schlüsse.
M. Simmonds (Hamburg): Zwergwuchs bei Atrophie des Hypo-
physisvorderlappens. Vorgetragen im Ärztlichen Verein am 1. April 1919.
Oscar Groß (Greifswald): Uber die Ausscheidung von Tyro-
sinasen im menschlichen Harn. Der Nachweis gelang in cinem Fall
von melanotischem Tumor.
L. Langstein: Zahnung und Grippe. Weder Krämpfe und
Hautausschläge, noch Unruhe oder Verdauungsstörung sind zu der
Zahnung in Beziehung zu setzen. Äber während der Periode der
Zahnung sind sehr häufig Fieberzustände vorhanden. Hier aber
kommt das Fieber nicht von der Zahnung — ein „Zahnfieber“ kann
der Verfasser nicht anerkennen —, sondern fieberhafte Zustände (vor
allem Grippe) können im Alter der Zahnung das Durchtreten von
Zähnen provozieren.
H. F.O. Haberland (Breslau): Gefäßbeiund bei Gasbrand.
Mitgeteilt wird ein auffallender Gefäßbefund bei blauer Gasphlegmone
(Bacillus des malignen Ödems). |
Otto Goetze (Halle): Pneumoperitoneale Röntgendiagnostik.
Polemik gegen Rautenberg. | f
Gustav Neugebauer (Striegau i. Schles.): Über den Ver-
schluß großer Leistenbruchpiorten. Es handelt sich bei diesem Ver-
fahren um eine Verlagerung der Verschluß- und Nahtstelle des weiten
Bruchsackhalses nach unten hinter den horizontalen Schambeinast.
Max Hirsch (Berlin): Hysterie und operativer Eingrüf. Be-
‚schrieben wird ein Fall von traumatischer Psychoneurose. Diese
wurde ausgelöst durch das Trauma der Laparotomie, die wegen
einer Peritonitis ausgeführt wurde. Die Anfälle, die im Vordergrunde
der Psychoneurose standen, waren immer bis auf das Fieber getreu-
liche Nachahmung der peritonitischen. Attacke. Der Boden für die
psychopathische Reaktion war vorbereitet gewesen. Es handelte sich
um eine prämorbide Persönlichkeit, in deren Anamnese Dämmerzustände
mit Wandertrieb nachweisbar waren. F. Bruck.
25. Mai.
Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 14 bis 16.
Nr, 14. Löhner (Graz): Die allgemeine Biologie als Lehrgegen-
stand an den medizinischen Fakultäten. Ein Beitrag zur Reform. der
medizinischen Studienordnung. Es werden die Forderungen aufgestellt,
daß der Biologieunterricht für Mediziner in einer Hand vereinigt wird,
und daß eigene Lehrkanzeln und Institute für allgemeine Biologie an
den medizinischen Fakultäten errichtet werden. Das Hauptgewicht.
soll auf ausgewählte Kapitel aus der allgemeinen Physiologie, Ökologie
und Genetik gelegt werden, um dem Studierenden biologisches Denken
beizubringen. Schließlich ist die experimentelle Seite im Biologie-
unterricht stärker als bisher zu betonen.
Michalitschke (Prag): Lymphogranulomatose und Ikterus.
Es wird ein Fall von Lymphogranulomatose beschrieben, bei dem es
zu einem Stauungsikterus infolge Kompression der Gallengänge dureh
geschwellte Lymphdrüsen gekommen war.
Menyhért: Therapeutischer Versuchserfolg beim experimen-
tellen Diabetes. Es gelang durch diätetische Maßnahmen nach Pankreas-
exstirpation einen Hund acht Monate am Leben zu erhalten, und zwar
von Anfang an acetonfrei, in der zweiten Hälfte der Versuchsperiode.
aglykosurisch. Ein zweiter Hund verendete nach 47 Tagen, weil die
therapeutischen Maßnahmen nicht eingehalten wurden, auch ohne daß
Acetonurie aufgetreten war. Das diätetische Verfahren war dasjenige,
das sich seit Jahren beim Menschen bewährt hat, und das 1912 in
dieser Zeitschrift (Nr. 12 bis 15 und 17) veröffentlicht worden ist. Da-
mit soll der Beweis erbracht sein, daß der experimentelle Diabetes
gerade so wie der spontane beim Menschen durch dasselbe therapeu-
tische Verfahren ins physiologische Gleichgewicht zu bringen ist und
die Annahme gestützt sein, daß die Beobachtungen beim experimen--
tellen (Pankreas-) Diabetes auf den spontanen Menschendiabetes über-
tragbar sind.
Nr. 156. Kofler: Vorteile der Wundtamponade nach Tonsillek-
tomie. Die Tamponade wurde mit 30 %iger Jodoformtanningaze der-
art vorgenommen, daß der Tampon gut in die Wundhöhle hinein-
paßte und nicht über das Niveau der Gaumenbögen hinausragte; er
blieb durchschnittlich 24 Stunden, häufig auch 48 Stunden liegen. Die
Vorteile liegen darin, daß die Gefahr der Nachblutung so gut wie
völlig ausgeschaltet wird und daß ein Verkleben und \Verwachsen der
Gaumenbögen verhindert, dadurch die Gefahr der Entstehung post-
operativer Abscesse beseitigt und eine normale Architektonik des
Isthmus faucium gesichert wird. |
Nobel (Wien): Spanische Grippe und Tuberkulose. Zur Klärung‘
der Frage, ob die Pirquetsche Cutanreaktion durch die Grippe in
ihrer Intensität beeinflußt wird, hat Verfasser an 29 sicher tuberkulin-
positiven Kindern während der Grippeerkrankung, teils noch während
des fieberhaften Stadiums, teils ein bis sechs Tage nach der Ent-
fieberung die Cutaninjektion angestellt. Sie fiel bloß in einem Falle,
bei dem sie auch vorher nur sehr schwach positiv war, negativ aus.
Verfasser behauptet demnach im Gegensatz zu Schiff und in Über-
einstimmung mit Knöpfelmacher, daß während der Grippe jene
Antikörper, die die positive Tuberkulinreaktion bedingen, nicht vêr-
mindert sind. |
Nr.16. Wenckebach: Über die Neurosen des Herzens. Das
Studium der Herzneurose ist vor allem eine schwierige diagnostische
Frage. Bevor man den Ursprung der bestehenden Störungen der Herz-
tätigkeit in das Nervensystem verlegen kann, müssen alle anderen
möglichen Ursachen ausgeschaltet werden, muß auf den Blutdruck, den
Zustand der Gefäße, die Blutverteiluug und die Blutzufuhr zum Herzen,
auf Änderungen in der Umgebung des Herzens, Thoraxform, Atem-
bewegung, Bauchfülle, Zwerchfellstand und anderes mehr geachtet
. werden. Von reflektorischen ‘Störungen gehören nur solche zu den
Neurosen, welche durch einen abnormen Zustand im centralen oder
peripheren Nervensystem zustande kommen, wie die Herabsetzung der
Reizschwelle des Reflexbogens, das allzu leichte oder auch allzu schwet®
Ansprechen des Reflexapparats. Vortragender bespricht im einzelnen
die verschiedenen Symptome, Bradykardie, Tachykardie, Arhythmie,
sensible Störungen in ihrer Beziehung zu den Neurosen. Die paroxys-
male Tachykardie wird als eine typische Störung in der nervösen Be-
einflussung des Herzens aufgefaßt; es handelt sich meistens um das
Einschalten eines anderen Mechanismus im Herzen, die Ursprungsstelle
der Herztätigkeit wird eine andere und die Folge ist eine abnorm®
Schlagfolge innerhalb des Herzens. Will man bezüglich der Arhythmien
einen allgemeinen Satz aufstellen, so läßt sich vielleicht sagen, daß die
meisten wohl kardial entstehen, jedoch die Bedingungen für das Auf-
treten derselben vielfach durch das centrale und periphere Nerven-
system gegeben werden. Bei der Bradykardie gibt die Regelmäßigkeit
des langsamen Tempos ein gutes Merkmal zur Entscheidung, ob die
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1919 — MEDrZIniso
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HE KLINIK — Nr, 234. 00 E VEFE PRD
der Muschelschleimhaut und Zerrung der. bedingte, 5. durch > |
Se rrung der. Nerven bedingte, 5. der durch der Portio vaginalis schon längst veröffentlicht.
Ei = = == | F;
| | Bradykardie durch Vagusreizung. oder im Herzen ‚selbst ausgelöst wird; Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 18 $ 8 f BEE
14 bis der Vagusapparat kann nur- eine kurzdauernde periodische Verlang- SEIFERT IE ZITTERN EEE > BE a
ds Ih = samung eines immer wieder auffauchenden schnelleren Rhythmus. her- í - H. Fuchs: Zur Verkleinerung der. Myome. durch Röntgenbe- Kai
une , vorrufen, die im Herzmuskel selbst bedingte Bradykardie, als deren en | a 23 Fällen konnte 20 ma = % eine Schrumpfung IN: EDEN
na) Typus die Ikterusbradykardie anzusprechen ist, ist dagegen eine regel- | 1€? Myome festgestellt werden. Für die Behandlung ist es wesent- HE p
ge 2 a mäßige. er . u lich,. daß man nicht nur ventrale, sondern auch. dorsale. Einfallspforten . LE p Me
VER an): Di; EE T E | a benutzt, denn die Ovarien sind bei Myoin, wie 'bei Gelegenheit von ` he...
en W k : o; $ ; nyom, N: gel RER > BAER l
eM dem Standpunkt das Rhinologeg worden ats ana Bon | Operationen festgestellt wurde, in erhehihin Grado nach TEENE PP
hal - „unterschieden: 1. der durch Nebenhöhlen beziehungsweise. Sekret- en vorgelagerte Tumor -die 'Eierstöcke gegen die i Hd:
hs I ` stauung bedingte, 2. der. durch Verlegung des Nebenhöhlenostiums | ° E. W pe N Zum Artikel von B. $ in Üni | di lästische - Em Bi
ini lediglich durch Resorption der Luft, also negativen Luftdruck bedingte, Re p A | an : ee es (Zbl. A = no A N 3) sa RON | ji pE:
3. der durch Druck auf das Septum ausgelöste, 4. der durch Dehnung "heim Be Prinzip der Vereinigi ng der Sakronkerinliganienee ieh I i Be Br
. DR ii ‚ ya Kr
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fors - Behinderung des: Abflusses .deg Lymphstromes aus ‘dem -Schädel her- gp RTA E E l
ee ‚vorgerufene und 6. der reflexneurotische Kopfschmerz. G Z; "o W-Nacke: Spontane Ruptur. des Uterus im Moment der" Eröff- Be} Bor
gig | | Da T nung ‘der Bauchhöhle zum Zweck der Kaiserschnittsoperation. ;=:Die i ai MEN u
N I A ZU . - | Brüchigkeit der alten Kaiserschnittsnarbe erklärt sich durch den ‘Sitz SE HE se
m ei Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 19. ` ` > | der Placenta au dieser Stelle und. die Zerreißung bei der Eröffnung BE ce
ara S F. Schilling: Enterilis membranacea und Colica- mucosa, | der Bauchhöhle ‚durch den Fortfall des Gegendruckes der Bauchdecken. i oig ir
mwn) O Der Aufsatz, der die Pathologie, Ätiologie, Symptomatologie und | Pie Placenta setzt sich an der Bruchstelle deswegen fest, weil das: Bi IB
suche Therapie der Erkrankungen auf Grund zahlreicher Literatur. und | durch Abnormitäten in der: Schleimhaut an der ‚alten Narbe: festge- | E jia aa
rn, vi) - eigener Erfahrungen behandelt, ist zu kurzem Referat nicht geeignet. | halten wird. Es ist daher nötig, Frauen zum wiederholten Kaiser-. F RAE Lii
ıch deif ER : on Be W. schnitt möglichst frühzeitig an eine Klinik zu verweisen. IB ME e
ako EO o | | Eu Karl Keller: Über. die Ablösung der Nachgeburt bei Tieren if in;
Zentralblatt für Chirurgie 1919,. Nr. 18. durch Flässigkeitsinjektion in die Nabelgefäße. Bei Pferden und bei Eo S EOU
IK; TORE EEE sufung | Rindern, besonders bei letzteren, ist nicht selten ein Verfahren er- HAR Pitan
M. er: | ’ htete Häufun seien, en © On er, HE EASE
e e a e wurden | wünscht, das die Ablösung der Fee na ionen. Pläcanea befördert. VB DR i
` häufiger unangenehme Zufälle beobachtet: Versager und Halbversager A on Be Ser YON 99 er u ee Eee njektions- | Hi HEE, 1.
in auffallender Menge, heftige, anhaltende Kopfschmerzen, Übelkeit und. we ee r e. Ge nr i o na fn a eria a MO GEM E ei
. Atemstillstand. Als Anästhesierungsmittel wurde in allen Fällen 5%ige | [gt die er aa er a En ea Pai Hals
we Tropacocainlösung verwendet, die unmittelbar vorher: den fabrikmäßig halb weniger Minuten, anders hingegen bei a haftendem } utterkuchen, 2 a ld 2
| . EEE Re E y Hier ist das Zottenödem nicht imstande, die abnorm. feste Verbindung 1 E a o
. - gelieferten Ampullen entnommen worden war. Die Präparate stammten ý D d h d ütterliche Gewebe künstlj MER dl i
aus zwei Fabriken, E. Merck, und G. Pobl.. Die Schuld muß dem An- | 72 lösen. Dagegen wurde auch das mütterliche Gewebe künstlich auf- EI U
E ästhesiepräparat. zugeschoben ‘werden, das infolge der Kriegsstörungen geschwelit, und die Folge een schwere Pnt and ung. Aus diesen En IN Be
nicht mehr einwandfrei ist. — In der Cbirurgischen Klinik der Uni- | Erfahrungen an Tieren läßt sich vermuten, daß ein sehr hoher und, — ERER ii
Hne ee i j À = | langdauernder Injektionsdruck für das Gewebe der Mutter ein nicht IM REN Beati y
Yersität Königsberg wird ‚zufolge dieser schlechten Erfahrung bis auf iz harmloses Ödem. und eine Gefahr verursachen wird Be. U RO SARA
„ weiteres die Rückenmarksanästhesie nicht mehr angewendet. Um = BRD Re | en Zr me Ze ig Di ei;
-= Schädlichen Mittel aus dem Duralsack wieder auszuschwemmen, wird | j ee ze er di een Fin u Zu IE E ES,
‚ empfohlen, im Bereich des oberen Brustmarkes über einen Dornfort- Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr.8. :.. ..- RRI TIE E $ —
Satz einzuschneiden, den Dornfortsatz mit einer Hohimeißelzange ab- Kleinschmid t (Berlin) - Zur Ditferentialdiagnose der Lungen- | ad”
zulneifen und mit der Kugelfräse in den freiliegenden hinteren Wirbel- | tuberkulose beim Kinde. Auch bei streng kritischer Verwertung der al Di
Mogen ein Loch zu fräsen, durch’das die Dura ohne Verletzung des | heute vorhandenen Untersuchungsmethoden, die durch Tüberkulinproben. nen:
vickenmarks punktiert wer den. kann. | ER ~, ` | und Röntgenbild wesentlich- bereichert worden sind,- ist die Zahl der - i ii er ER :
S. Kofmann: Zur, Behandlung der Schlüsselbeinbrüche. Zur | Fälle von Lungenerkrankungen nicht gering, bei deneri die Entscheidung E Pre
Behandlung der Schlüsselbeinbrüche wird empfohlen, den Arım.zunächst | über die ‚eventuelle Speeifieität des. Prozesses nur nach langdauernder ` ji [il RER i
! ìn einer Mitella zu hängen oder auch nur in der Knopfspalte halten Beobachtung zu fällen ist. ra ae e ii ie '
Hi zu lassen, Nach vier bis fünf Wochen wird die Knochenbruchstelle = Frank (Breslau): Die Thrombopenie (Psendohämophilie), Beob- | | ER.
air! freigelegt, die Knochenvorsprünge werden .so weit abgetragen, daß die achtungen der letzten drei Jahre ergaben in 17 Fällen akutes Auftreten. RIBS, la
di Armhebung ungestört ist. aE yen ausgeprägtester hämophiler Erscheinungen bei sicher nicht hämophilen DIE.
j ea Karl Blauel: Zur antethorakalen Ösophagoplastik mittels Haut- Individuen. Nicht eine Änderung des Chemismus des Gerinnungsvor- Mi I u,
J darmschlauchbildung. Die Nachuntersuchung der von Blau el operierten ganges lag vor wie bei der Hämophilie, . vielmehr wurde als Ursache ` AE VER Jas
jal Fälle lehrte, daß-der Dünndarm zur Schlauchbildung geeignet ist und | eine abnorm geringe Zahl von Blutplättchen festgestellt, deren wich- | Ka Beh
| . -daß an den Vereinigungsstellen der einzelnen Teile auf eine genügende . tiger physikalisch wirkender Anteil an im lebenden Organismus sich EPOR: PA
p Weite von vornherein zu achten ist, damit keine Stenosen entstehen. abspielenden Gerinnungsvorgängen bekannt ist. Frank hat daher das . in A
~ Th., Walzber g: Die Behandlung schlecht heilender. Haut- | Krankheitsbild als „essentielle Thròmbopenie“ bezeichnet; die normale ` . | I 1 SR.
A geschwüre auf narbiger Grundlage. ‘1 cm vom Geschwürsrande: ent: | Zahl von 250—3800 000 Plättchen im Kubikmillimeter (Giemsaausstrich- u A ! Ir 2
W| fernt wird angefrischt und. diè narbige Haut möglichst dick von der | präparat)- beträgt bei. ihr kaum über 20000. Therapeutisch kommt in i 1 M: = u
e Unterlage bis ins Gesunde hinein abgelöst, bis sich die angefrischten | den schweren, zuweilen letalen Fällen Infusion yon 2 1 frischen, Phi ai ME TR
f: Ränder des Geschwürs ohne Zwang zusammenlegen lassen. Naht- | plättchenreichen Blutes, eventuell Milzexstirpation in Frage, welcher ie UEA Der
Mi .. äterung stört nicht; das Geschwür schließt sich rasch. ~ | erfahrungsgemäß eine mächtige Plättcheneinschwemmung ins Blut folgt. k E T R i
Ä „Fritz Erkes: Zur Sphincterplastik. In einem Fall von Ver- | . Lehr (Stuttgart): Zuggipsverbände mit Cramerschienen als EK-. >` une Hi gE on
J lust des Sphincters infolge von Hämorrhoidenoperation wurde auf- der | tensionsmittel. „Im Krieg wie in der Friedenspraxis sollte bei allen `- u; i t EP
#) , einen Seite der Rand des‘@lutaeus freigelegt, ein zwei Finger breiter | Frakturen mit Dislokation der Bruchstücke oder Neigung dazu . der E ja; ICH Fa ne
| Muskelstreifen abgetrennt und um den Anus in einem stumpfgebohrten | erste. Fixationsgipsverband grundsätzlich mit der Extension kombiniert TA: EAE:
f! Kanal geführt. Durch diese einseitige Lappenbildung wurde ein gutes | werden.“ 'Lehr schildert die von ihm angewandte. Technik, bei. der ul; ee A
: Ergebnis und Schlußfähigkeit des Afters erzielt, ohne daß die be- | die eingegipste,. federnde Cramerschiene als Extensionsmittel jeden Ge-. RR...
2 fürchtete, einseitige Verziehung eintrat. u. | | wichtszug überflüssig macht, : C Sao © UM FA ee
{ W. Merkens: Über primäre Versorgung der Kriegswunden. Es | f B árán y (Upsala): Über Behandlung. der Hirnabscesse. Über ja I j | oo
' — Wurde nur ausnahmsweise primär operiert, so bei schweren Gelenk- | primäre Excision und: primäre Naht der Schußwunden. (Fortsetzung.) bie Si ih
T verletzungen und bei Weichteilwunden. Bei einfachèr Ruhigstellung | Mehr noch als bei den Engländern hat die primäre Exeision und pri- Re)
! und aseptischer W undbehandlung waren die Resultate ausgezeichnet. | märe Naht bei den’ Franzosen im Kriege ausgebreiteste. Anwendung Fi BIN) I
| Hilmar Teske: Bemerkung zu dem Aufsatze von W. Wolf | gefunden, die beide selbständig zu: diesem Bebandlungsweg gekommen 2 ale: -o
0 'nKritische B zur ‚rimären Versorgung der Kriegs- | sind. Infolge der glänzenden Erfolge — 80 bis 90% prima intentio IE
ctrachtungen ‚zur. Frage der primären Be i ändiger Ausführung innerhalb der ersten 24 Stunden! — EUA MERE: n:
vunden“. Diese Zeitschrift 1919, Nr. 3. Auf-dem Hauptverbandsplatz | bei sachverständiger Ausführung Innerhalb der er en 54 Stunden! — B SER
soll jeder Lochschuß ausgeschnitten und mit Jodtinktur ausgewaschen | dreht sich in letzter Zeit die Diskussion in der Société de chirurgie o REOR
werden. | | | SR ` Bg. | de Paris nicht mehr um die Berechtigung der primären Wundnaht, die... Ba: -
- En TER a R a, ie
/ f | Pr et i
"Rundzeilensarkoms der Pleura, das dadurch charakterisiert war, daß die
so F
520 4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. t. — 28. Mal.
P pe PETE ODER x Rn - ; eenaa
allenthalben anerkannt ist, sondern um die Veränderung der Organi-
sation, welche die zweckmäßigste Anwendung der primären Naht ge-
stattet. Noch zur Zeit der Kampfhandlungen schreibend, macht B á-
rány Vorschläge zur Nutzbarmachung der französisch-englischen Er-
fahrungen für die Mittelmächte.
Holländer (Berlin): Geschichte der Pocken und des Impf-
wesens. „Ungeachtet gründlicher Untersuchungen ist auch heute noch
dieser Teil der antiken Pathologie in Europa nicht aus der Zweifel-
haftigkeit gehoben“, während in China die echten Blattern scheinbar
über 1000 Jahre vor Christi Geburt bekannt gewesen sind. Die In-
okulation der Blattern als therapeutische Maßnahme war schon in In-
‚dien alter Brauch einer besonderen Braminenklasse und wurde in China
"sicher 500 nach Christi Geburt geübt; nach 1718 wurde sie durch die
Gemahlin des ersten britischen Botschafters bei der Pforte, Lady Mon-
tagu, in England eingeführt, 1796 nahm Jenner die erste Vacei-
nation vor.
v. Sehrötter (Wien): Spuren der Schutzpockenimpfung in
medizinischen Schriften der Hindus. Die wörtlich angeführten Sanskrit-
stellen enthalten recht genaue Vorschrift über Vaccination und Schil- |
derung des Impfungsverlaufs.
Leonhard: Standesvorrechte und Berufspflichten? Die aus
‘den besonderen Verhältnissen des Ärztestandes heraus entstandenen
Sondergesetze über Approbation, Befreiung von öffentlichen Dienst-
pflichten, Ärztekammer mit Ehrengericht stehen nicht in Widerspruch
mit den jetzt herrschenden demokratischen Grundsätzen.
Ze Hans Meyer (Berlin).
_ Aus der neuesten Skandinavischen Literatur:
Die transvesikale Prostatektomie ist nach Ekehorn bei Pro-
statahypertrophie die Operation der Wahl; ihr Erfolg ist für den
Patienten nicht hoch genug einzuschätzen. Die ursprünglich hohe
Mortalität ist bei einer Heilungsdauer von drei bis sechs Wochen
wesentlich herabgesetzt, betraf in 120 Fällen 4,6 %. (Hygiea 1919, Nr. 9.)
Roman (Stockholm) beobachtete einen Fall eines primären
Schmerzen in der linken Seite am Sitze der Geschwulst während des
ganzen Verlaufs lokalisiert geblieben sind. (Ibidem.)
Die Pathogenese des Quinckeschen Ödems sind nach Chri-
stoffersen (Kopenhagen) noch unklar. Es dürfte sich um eine
hydropische Disposition handeln, bei welcher die innere Sekretion eine
gewisse Rolle spielen dürfte. (Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 9.)
Die Neurorezidive bei Luefischen im Nervus acusticus und
Labyrinth sind nach Jacobsen (Kopenhagen) zumeist Äußerungen
eines rein luetischen ‘Leidens des Nervus acusticus. Nur ganz ver-
einzelte Fälle sind auf eine Giftwirkung des Salvarsans zurückzuführen,
weshalb bei gehirngesunden Personen beim Gebrauche desselben im
Stadium des Exanthems eine gewisse Vorsicht notwendig ist. (Ibidem |
Nr. 11.)
Die quantitative Eiterbestimmung im Urin geschieht "nach
Jürgensen durch die Katalasewirkung der Leukocyten, gemessen
mittels des Apparats von Lohnstein. Als Indikator wird Alizarin
verwendet. (Ibidem Nr. 12.) |
Ischias und Neuralgien im höheren Aller beruhen oft auf einer
Spondylitis deformans. Röntgenbefunde der Wirbelsäule bestätigten
diese Annahme. u Ä
Scheuermann (Kopenhagen) hatte Gelegenheit, ein Kind zu
obduzieren, bei welchem drei Vierteljahre vor dem Tode die unblutige
Reposition der angeborenen Hüftgelenksluxation gemacht worden ist.
Das Glabrum glenoidale zeigte nach Reposition des Kopfes eine voll-
ständig normale Entwicklung, die oberste Kapseltasche, in welcher
der Kopf ursprünglich gelegen war, war geschrumpft und bei der
Obduktion kaum angedeutet... (Hospitalstidende 1919, Nr. 13.)
` Stenström (Lund) beobachtete einen Fall von Darmdyspepsie
im. Anschluß an eine Gastroenterostomia retrocolica, deren Pathogenese
er in der deletären Wirkung des in abnorm reichlicher Menge secer-
nierten sauren Magensaftes auf die Darmdiastase sucht. (Ibidem Nr. 10.)
Rovsing (Kopenhagen) befürwortet in einem Vortrag den
Zusammenschluß der medizinischen Gesellschaften der neutralen ‚Länder,
die mit der Zeit die Wiederverknüpfung der durch den Krieg zer-
rissenen Fäden der internationalen Zusammenarbeit herbeiführen sollen.
Sollten die Gesellschaften der Ententemächte ihre Mitarbeit von der
Bedingung des Ausschlusses der Centralmächte respektive Deutsch-
lands abhängig machen, dürfen sich die Neutralen dieser Bedingung
allerdings nicht unterwerfen. (Ibidem Nr. 11.)
Klemperer (Karlsbad).
‚Therapeutische Notizen.
Zur Behandlung der Grippelungenentzündungen empfiehlt Wil-
helm Hildebrandt (Freiburg i. B.) unter anderem in geeigneten
Fällen einen ausgiebigen Aderlaß (in e iner
800 ccm), um einem Erlahmen des rechten Herzens vorzubeugen. Man
Sitzung 500 bis 600 bis
eröffne die Vene mit einem spitzen Messer. (Bei der Venen-
e
punktion läßt oft eine vorzeitige Gerinnung des Blutes die ge-
wünschte Menge nicht zum Ausfluß kommen.) (D. m. W. 1919, Nr. 18.)
Intravenöse Injektionen von Elektrokollargol (Heyden)
empfiehlt Bockemüller bei Infektionskrankheiten, besonders bei
Grippe. Die Injektion muß aber frühzeitig, wenn möglich am
ersten Krankheitstage erfolgen. Daneben darf natürlich die spe-
eifische Behandlung nicht vernachlässigt werden. (D. m.W. 1919, Nr. 18.)
F. Bruck.
Bücherbesprechungen.
Th. Brugsch und A. Schittenhelm, Lehrbuch klinischer Unter- .
suchungsmethoden für Studierende und Ärzte
Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin-Wien 1918,
Urban & Schwarzenberg. i
Während des Krieges sind zwei Auflagen des vorliegenden
Lehrbuches erschienen, eine Tatsache, die für sich für die große Be-
liebtheit und damit für den Wert des Werkes spricht. Entsprechend
den Fortschritten der Medizin haben viele Kapitel eine Umarbeitung
respektive Ergänzung erfahren. Ganz neu eingefügt ist das den
modernen Standpunkt in der Konstitutionsfrage berücksichtigende
Kapitel: die Untersuchung des Körperbaues und der Blutdrüsenkrank-
heiten, und das Kapitel über die Funktionsprüfung der Nieren und die
Diagnostik der Nierenkrankheiten. |
. Es ist eine gewaltige Summe von Wissen, die Studierende und
Ärzte aus dem 900 Seiten starken Buche schöpfen können.
G, Zuelzer.
A. Goldscheider, Über die krankhafte Überempfindlich--
keit und ihre Behandlung. 92 Seiten. Leipzig 1919, Georg
Thieme. M 8,60 + 25% Teuerungszuschlag. Fr l
Dieses knappe Büchlein bringt viel mehr, als sein Titel verspricht.
Unter großzügiger Beherrschung eines Stoffgebietes, dem Gold.
seheider geit Jahrzehnten fruchtbare Anregungen gegeben hat, ent-
wickelt er die Frage der Überempfindlichkeit sozusagen ab ovo. Eine
theoretisch nicht nur orientierende, sondern äußerst persönlich ge-
staltete Studie über die Physiologie des Reizes führt zu den wissen-
schaftlich bedeutungsvollen Untersuchungen über die normale Über-
empfindlichkeit durch Übermüdung und Überreizung. Das dritte Kapitel
beleuchtet, in die Tiefen der klinischen Forschung steigend, den Begri
und das Wesen der Überempfindlichkeit an den einzelnen Krankheiten
und pathologischen Manifestationen des menschlichen Organismus. WAS
natürliche Abwehrreaktion, was krankhafte Überempfindlichkeit ist, wird
offenbar, und findet seinen praktischen Niederschlag in dem Kapitel,
das der Therapie gewidmet ist. So sind physiologisch-wissenschaftlich®
und klinisch-praktische Denkart in eine geschlossene Einheit geführt,
und diese 90 Seiten umreißen mit kühnem und oft bewährtem Stift
fundamentale Gesetze des Lebens in eigener, klassischer Form.
: Kurt Singer
I. Band; Für
Anton Böschh Orthopädisches Heimturnen.
t21 Seiten.
Armverletzte. -Mit 6 Tafeln und 68 Abbildungen.
Wien 1918, A. Pichlers Witwe & Sohn. M 5,—.
Auf Grund der Erfahrungen, die er bei der Versorgung Kriegs-
verletzter gesammelt hat, hat der Verfasser ein System von besonders
bevorzugten heilgymnastischen Übungen für Armverletzte hier zusammen-
gestellt. Wie der Titel besagt, sind die Übungen so ausgewählt, daß
der Verletzte sie ohne weitere Apparate im eigenen Heim vornehmen
kann. Die Übungen zeichnen sich durch Vielseitigkeit und Vermeidung
ermüdender Eintönigkeit aus; viele sind geradezu in Spiel und Arbel
umgesetzte Gymnastik. Bei gutem Willen des Verletzten, der ja leider
nicht allzuhäufig angetroffen wird, wird durch sie manche vor- be
ziehungsweise "frühzeitig aus der klinischen Behandlung entlassen®
Contraetur noch nachträglich beseitigt und damit dem Kranken UN
der Allgemeinheit ein wertvoller Dienst erwiesen werden ae
Die einschlägige Anatomie ist anschaulich dargestellt und durch FOL
gute Tafeln und Textbilder besser illustriert, als es bei vielen u
Laien bestimmten Büchern dieser Art der Fall ist. ,
Peltesohn (Berlin).
; F
1919 — MEDIZINISCHE KLİNİK: — Nr. 21.
iy Vereins- und Auswärtige Berichte. |
han, -daß für die Entstehung des P. irre-
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| Ban hofs. K. nimmt hypothetisch an, r die En | >, irr es
inische Gesellschaft. a le az gularis perpet. der Kochsche. Vorhofsknoten- eine Rolle spielt. Viel Muri! .
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 80. April 1919. wichtiger noch‘ als die päthölögische Anatomie ist die Pathologie des NET
Verhandlungsgegenstand: Das Reizleitungssystem des Herzens. |. Prozesses; Es liegt eine ‘gesteigerte Erregbarkeit des Herzens vor. In MEN Ee.
Fortsetzung des Berichtes von Kraus. © .* 2000 o) l ‚absehbarer Zeit wird mar`imstande sein; diese klinisch zu analysieren. | Bi ENTE
Unter Herzblock versteht man die Unterbrechung der Koordination | Die Frage. der Erregbarkeit ist wichtiger als`die der myogenen: oder I 2 ee
zwischen Vorhof und Kammer, entweder so, daß die Pause zwischen | neurogenen Theorie. Herangezogen werden muß die vagotonische | N FEN ;
Kammer und Vorkammer ih ‚einer langen Reihe von Herzschlägen ver- | Konstitution. . Sie spielt beim Sekündentod die wichtigste Rolle. Die NE
längert erscheint, oder zweitens, indem diese Übertragung zunehmend | Vorbereitung des Herzens für. die Narkose mit Digitalis bat keinen fl IE a
verlängert wird, sodaß am Ende ein Kammerschlag ausfällt und end- | erkennbaren ‘Wert. > ` ee |: in -o
- lieh die wirkliche Unterbrechung zwischen Kammer und Vorkammer, | _ Aussprache: Jakob hat festgestellt, daß Irregularitäten -häufig PEDA hor
durch kohlensaure Bäder günstig beeinflußt werden. Nach seiner fis l Ha
Eph paadi n,
ii
wobei beide selbständig für sich schlagen, und zwar die Vorkammer | ‚sein
‚Meinung verursacht der Vagus den P. irregularis oder spielt wenigstens
22 etwa 60-, die Kammer 80 mal, beziehungsweise in Verhältnissen_wie 3:5, fi |
22:5. Beide schlagen rhythmisch, aber unabhängig voneinander. Die | eine große Rolle dabei. Die Tätigkeit des Accelerans ist mehr ‚re- IM: Kin.
<”. Polypraxie beim Herzblock hat in der Therapie aufgehört. Als einzig | gulierend. | w Fritz Fleischer. RE par
~ wirksame Mittel erweisen sich Coffein und für gewisse Fälle Jod. |- -> > u we u DEE ER Mei
“ Früher wurde die Prognose aller Blocks. sehr düster gestellt. Wir: | SU ae pan E } DN Ean a
wissen jetzt, daß besonders bei jugendlichen Individuen diese Reiz- en 2 F rankfurt i M. ER er St RER SB h: Ki.
leitungsstörungen . sich .zurückbilden können. Das Gros beruht. nicht u Arztlicher Verein. Sitzung vom 81, März 1919. 2 a HL
~ auf anatomischen Veränderungen, sondern auf (toxischen) Veränderungen ~ Embden (Eigenbericht):; Über die Bedeutung der Phosphorsäure N in,
` des physiologischen -Zustandes.- Die Diagnose des vollständigen Herz- | für die Muskeltätigkeit. Der Vortragende berichtet zunächst über den 2) DEAE T
- blocks zwischen Vorhof und Kammer kann’ der Praktiker mit den ein- | Befund. einer eigenartigen Hexosephosphorsäureverbindung in der | EEE
fachen Methoden stellen. Man kann sich zunächst halten an die Brady- | quergestreiften Muskulatur, : welche durch. ein im. Muskel und auch in . In Ai Me
anderen Organen vorhandenes Ferment in Milchsäure und Phosphorsäure j; Mi Hp
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' gespalten wird. Diese Verbindung, die als Lactacidogen bezeichnet AA Bil
< kardie, daneben an das Syndrom von Adams-Stokes, das heißt an
wird, ist allem Anschein nach als die -Contractionssubstanz des Muskels BD
-die Anfälle, bei denen die Anzähl der Kammerschläge sinkt, gelegent-
Nas
>- , dich bis unter 20, und wobei Schwindelanfälle usw. eintreten. Ferner ; EI
sind die Venenpulse der Vena jugularis zu beobachten. Sie sind in | anzusehen, in dem Sinne, daß ’die bei der Spaltung des Lactacidogens , | Kur, ie |
‚ „größerer Anzahl vorhanden als die Kammercontractionen, und auch | in Milchsäure und Phosphorsäure freiwerdende Energie als die un- nu ER a
- ihre Form ist charakteristisch. Endlich gibt die Auscultation die An- | mittelbare Quelle der Muskelkraft zu betrachten ist. Hiernach wird IK ah. a
- wesenheit eines dritten, überzähligen. Herztons‘zu erkennen. Zwischen |. also-die für. jeden einzelnen COontractionsakt notwendige Energie nicht VE hE a ;
‚überzähligem und .dem’ physiologischen Vorhoffon muß man: unter- | auf oxydativem Wege, sondern durch: eine exotherm verlaufende IF Be
scheiden. Den letzteren kann man bei jugendlichen Individuen auch |-Spaltung gewonnen, was mit den auf thermodynamischem Wege. _ e hiai a
bei ganz normalem Herzen. hören. . Er ist‘ am Bulbus jugularis der | gewonnenen Ergebnissen Hills übereinstimmt. — ` >- > = ehe ©
el rechten Seite zu finden. -Beim- Herzblock ist der dritte Ton immer | Fürdie Bedeutung des Lactacidogensals Tätigkeitssubstanz sprechen I ME aeg
it graphisch nach. Ohm nachweisbar. Oft ist er auch zu -auscultieren, | folgende Tatsachen: Das Lactàcidogen ist in rasch zuckenden Muskeln I pigi
‚gl Sowohl bei Leitungsverzögerung noch besser bei vollständigem Block | in sehr viel größeren Mengen. vorhanden, als in langsam zuckenden; ’ UR RES rt
4. In der Pause von Adams-Stokes. Die Herzbasis links und der | so in der weißen Streckmuskulatur des Kaninchenoberschenkels in R We
=, Bulbus jugularis rechts sind die Orte der Auscultation: Man muß ihn |- etwa doppelt so großer Menge als in dem roten Semitendinosus vom Bi E
Mi . ` ünterscheiden können von den Venenklappentönen bei Ausdehnung des | gleichen Tiere. Noch geringere Lactacidogenmengen finden sich im.. | ee 2
| ea linken Vorhofs und seiner Schwäche. Beim Herzblock ist- die Brady- | Kaninchenherzen, entsprechend seiner Eigenschaft als ganz langsamer - | Me ;
j! ‚kardie sehr beträchtlich. Das kann bei Muskelarbeit gefährlich. werden. ‘| Muskel. EN ee ol, Bu Ä ih hs,
ur Es gibt aber Menschen, die damit umhergehen und arbeiten können. Die ‘glatte Muskulatur. ist. überhaupt frei von Lactacidogen.- EN MRi: en
al : In solchen Fällen kommt eine Korrektur. des Blocks . zustande, die in Übrigens steht auch die Menge der organischen Nichtlactacidogen- Ida ji Ey: u
w u Ani Falle der eigenen Beobachtung durch Extrasystolie bedingt war. phosphorsäure in innigem Zusammenhange mit.der Funktionsart eines iR a us
g | Hi Zahl der Vorhofsschläge vermehrte sich beträchtlich, die Zahl der Muskels. Sie ist um so reichlicher, je andauernder ein Muskel zu AUE: pn
y: “ammerschläge nimmt aber ab und die Extrasystolie stellte den Rhythmus | arbeiten vermag, was sehr deutlich. einmal. aus dem Verhalten: der “AAN Mo THR r
"i wieder her. T ee weißen Muskulatur, der roten Muskulatur und des Herzens . des I a Bar
f -„__ Die Extrasystolie kann‘ singulär sein, sie kann aber auch zu | Kaninchens hervorgeht, von denen das schwerst ermüdbare Herz weit- - I je.
| P n $ 'Allodromie führen. Sie ist immer hervorgerufen durch einen Extrareiz. | aus die , größte Menge organischer Nichtlactacidogenphosphorsäure A N Bl p T
y Vieser kann ausgehen vom Sinus, der-Kammer, der Vorkammer und | (welche im folgenden als Reservephosphorsäure bezeichnet wird) ent- Ai 1 n
Joo von der Übergangsstelle von Vorkammer zu: Kammer. Der Einfluß | bält, die am“leichtesten ermüdbare weiße Muskulatur die geringsten. On:
goo des Vagus auf den Erregungsablauf äußert sich in der Reizleitungs- | Damit stimmen auch die Ergebnisse einer vergleichenden Untersuchung EEE
f . verzogerung' zwischen Vorhof und Kammer. Es kann zu einer Umkehr |~der für den Flug in Betracht kommenden Brustmuskel der Taube und - - Br.
cn des Erregungsablaufs kommen. Auch vertikale Dissoziation zwischen | des Huhnes überein. Die Brustmuskulatur -der Taube enthält ebenso
| | Vorhof und Kammer kann -so bedingt werden. Daß bei diesen Vagus- | wie die des Huhnes reichliche Lactacidogenmengen und entsprechend _, }
einflüssen die klinische Feststellung möglich ist, ist jetzt sicherge- | der viel größeren Flugleistungsfähigkeit der. Taube ein Vielfaches der i
r A Neben der einfachen Unterdrückung kann auch ein partieller Reservephosphorsäure des Huhnes. . | à F l „ch er F
| plod bestehen. Ein schweres Kapitel bilden die Sinusarhythmien. An „Der Ubergang der Reservephosphorsäure in Lactacidogenphos- '
N e und Pferden ist eine besondere, als Sinuszacke anzusprechende phorsäure läßt sich an Winterfröschen zeigen, welche nach dem- Ver- - j
l “acke im Elektrokardiogramm gefunden worden. Aber man ist auch j bringen in eine hohe Außentemperatur eine der viel rascheren Muskel- i he
i sonst imstande, elektrographisch die Sinusarhythmie zu erkennen. - .| tätigkeit in der Wärme entsprechende Vermehrung der Lactacidogen- o
ar „ . Flimmern der Vorhöfe gibt sich in den Kurven zu erkennen. | säure und eine dementsprechende Verminderung der Reservephosphor- . - Éi n
u Der positive Venenpuls ist mit den bloßen Augen zu erkennen. Ein | säure erfahren, — > -> T S | EP I en
Pulsus irregularis- perpetuus kann auch bei Tachykardie vorhanden Die Einwirkung der, Muskeltätigkeit auf den Lactacidogengehalt | 2
“Sein. Das eigentliche Kammerflimmern besteht aus.Contraetionen von | ist-ganz besonders deutlich bei dem leicht ermüdbaren Kaninchen, bei Kl RE a
‚sehr hoher Frequenz, Es ist dann zu unterscheiden das Flattern, die | denen schon nach kurzer Arbeit eine starke Verminderung des Lactaci- a Ar
Tachysystolie und das Wallen und Wogen. Prognostisch sehr hart- | dogens des Muskels unter Freiwerden anorganischer Phosphorsäure BE a L:
näckig ist die Irregularitas perpetua. Es gibt aber reversible Fälle. | auftritt. Doch läßt sich am schwer ermüdbaren Hunde nach Krämpfen "en A Ele >
| aa der Block kann-sich kombinieren mit dem P. irregularis perpet.. |' eine Verminderung des Lactacidogens feststellen. - \ ME
ne Praktiker geht am Krankenbette so vor, daß -er zunächst das | Daß beim Menschen eine vermehrte Phosphorsäureausscheidung. EEH o
Delirium cordis, dann den positiven Venenpuls feststellt und sich hier-.| nach angestrengter Muskeltätigkeit auftreten kann, ist schon seit langer BAT MRA
auf dem Kranken als solchem zuwendet. Die Nerven und die Herz- | Zeit bekannt und geht. mit besonderer Deutlichkeit aus, neuerdings © pi A:
C prskulatur müssen b6achtet werden. :Man kann die pathologische | angestellten Versuchen hervòr, bei denen die. während einer bestimmt ji E BERRIN
natomie des P, irregularis perpet. heute nicht in einer Formel aus- dosierten Muskelarbeit in kurzen Perioden durch den Harn aug- ` Bi en ae
' geschiedene Phosphorsäuremenge festgestellt. wurde. Sn: | ii Mn
2 | Ä BR IR
; sprechen, Allen Fällen gemeinsam ist die Dehnung des rechten: Vor-
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kg | 0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 21.
EEE... Kal „nes
Wenn, wie es nach den gemachten Ausführungen als sehr wahr-
scheinlich erscheint, die Spaltung des Lactacidogens in Phosphorsäure
änd Milchsäure als die unmittelbare Ursache der Muskelcontraction
anzusehen ist,.so dürfte umgekehrt die Rückbildung von Lactaeidogen
aus Zucker und Phosphorsäure als ein für die Erholung des Muskels
notwendiger Vorgang anzusprechen sein. 2
Dementsprechend lag es nahe, zu versuchen, die muskuläre
Leistungsfähigkeit durch Zufuhr von Phosphat zu steigern. Das ge-
lingt nun in häufig erstaunlichem Maße, sowohl in Ergostatenver-
suchen wie in Marschversuchen: Bei den Ergostatenversuchen wird
nach Phosphatverabreichung weit mehr Arbeit bis zur völligen Er-
müdung geleistet als ohne Phosphatverabreichung. Auf anstrengenden
Märschen bleiben Leute, welche Phosphat erhalten haben, auffällig
frischer als gleichartige Leute ohne Phosphat. Das Phosphat scheint
_ auch sonst bei schwerer körperlicher Arbeit sehr günstig wirken zu
können.. | |
Möglicherweise spielt hierbei auch die bei zahlreichen Personen,
aber nicht bei allen auftretende anregende Wirkung auf das Nerven-
system eine Rolle. Diese anregende Wirkung macht sich oft in dem
Gefühl gesteigerter geistiger Frische, manchmal auch in deutlich ge-
hobener Stimmung mit auffälliger Gesprächigkeit geltend. Dement-
sprechend treten auch bei abendlicher Verabreichung von primärem
Natriumphosphat in einer Menge von etwa 3 g bei zahlreichen Men-
schen zunächst Schlafstörungen auf. Von anderen unerwünschten
Nebenwirkungen wurde beschleunigte Darmtätigkeit, die sich bei ein-
zelnen Personen bis zu Durchfällen steigern kann, beobachtet. Bei
einiger Gewöhnung verschwinden die beiden genannten Nebenwir-
kungen fast regelmäßig, während die allgemein erfrischende Wirkung
und namentlich auch die meßbare Leistungssteigerung der Muskulatur
auch bei sehr lange dauernder Verabreichung von Phosphat erhalten
bleiben. |
Möglicherweise wird das Phosphat bei Erschöpfungszuständen
(nach den vorliegenden Erfahrungen aber nicht bei Neurasthenikern)
und auch bei anderen Erkrankungen mit Erfolg Verwendung finden-
können. r
Bespreehung: v. Noorden weist auf die weittragende
Bedeutung der Mitteilung Embdens hin. N. hat selbst Versuche
mit Caleiumphosphat gemacht und ausgezeichnete Erfolge bei körper-
lieher und geistiger Übermüdung erzielt, dagegen keine Wirkung bei
Herzschwäche und Zuckerkranken gesehen. Bei längerem Gebrauch
des Mittels kam es zu einem Zustand, den man als Phosphatismus be-
zeichnen kann. Die Leute gebrauchen das Medikament dauernd als
Anregungsmittel und können es nicht mehr gut entbehren, bei Ent-
ziehung ermüden sie ‚besonders schnell. Bei einer Tagesgabe von 5 g
Natriumphosphat entstehen keine Abstinenzerscheinungen, wenn man
die Entziehung langsam innerhalb 14 Tagen vornimmt. Die Wirkung
ist der des Coffeins vergleichbar. Bei Basedowkranken trat, abgesehen
vom Herabgehen der Schweißproduktion, keine Wirkung ein. N.
empfiehlt mit dem Natriumphosphat selbst zu sparen und mehr unsere
phosphorsäurehaltigen Nahrungsmittel, also besonders die Kleie,.zu be-
nutzen, nur müsse sie sehr fein verteilt werden. Ä
Kalberlah hat bei Erschöpften bedeutende Wirkung gesehen.
Bei Anwendung von 2 bis 3 g täglich traten keine Abstinenzerschei-
nungen auf. Bei organischen Erkrankungen des Nervensystems, auch
‚bei Morbus Basedowii kein Erfolg, auch nicht bei Neurasthenie. Am
besten war die Wirkung bei schweren Erschöpfungszuständen, be- |
26, Mai.
ir e D
m ——
en Frauen und bei allen Erkrankungen
s bei schwer überarbeitet kr
dbarkeit, so auch bei Infantilismus und
mit abnorm starker Muskelermü
Fettleibigkeit. ER ER PR
Bethe: Bestimmt man die Leistungsfähigkeit des isolierten
Froschmuskels in gewöhnlicher Ringerlösung und dann in Ringerlösung
mit Zusatz von Phosphat, dann erbält man eine wesentliche Steigerung
der Leistungsfähigkeit. ;
Voß hat bei Fällen von Otosklerose keinen Erfolg gesehen, -
außer Besserung des Allgemeinbefindens und manchmal auch der Hör-
fähigkeit. ==
Hamburg.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 4. März 1919.
Trömner zeigt zwei Patienten mit partieller Plexuslähmung.
Sie wird gewöhnlich durch Halsrippen verursacht. Bei dem einen der
vorgestellten Patienten befand sich aber die Halsrippe auf der ge
sunden Seite. Die Paresen sind bei ihm Folge eines außergewöhnlich
breiten Seitenfortsatzes des siebenten Halswirbels. Beim zweiten Fall
ist eine hochgradige Halswirbelskoliose die Ursache.
Boström berichtet über eine örtliche Hirndiagnose. Es be-
standen Hirnstammsyndrome. Der Sitz der Geschwulst wurde genau
| unter dem rechten vorderen Hirnhügel angenommen. Es handelte sich
um ein Kind mit rechtsseitiger Oculomotoriuslähmung und Ataxie im
linken Arm und Bein bei Intaktsein der Sensibilität und der Reflexe,
Kein Babinski. Da eine tuberkulöse Affektion der Lunge bestand,
wurde für die Neubildung ein tuberkulöser Ursprung angenommen.
Die Sektion bestätigte das. |
Fahr berichtet über einen 22jährigen Mann mit starker Leber-
schwellung und Ascites. Auf Röntgenbestrahlung der Lebergegend
ging die Schwellung zurück. Der Ascites verschwand, das Befinden
wurde sehr gut. Später aber Lähmung und Schwächezustand. Der
Patient erlag einer Kachexie. Die Sektion ergab: Lymphosarkom der
Bauchhöhle. Zahlreiche Sarkomknoten der Leber hatten sich zu kleinen
Herden von lockerem kernarmen Bindegewebe umgebildet. Der Tod
war durch die Rezidive verursacht worden.
Vortrag Oehlecker: Biuttransfusion von Vene zu Vene bei
perniziöser Anämie. Nach einem Überblick über die verschiedenen Me-
thoden der Bluteiaverleibung und -überleitung bespricht Oe. sein Ver-
fahren‘). Es ist technisch einfach, kann leicht unterbrochen werden und
ermöglicht eine Abschätzung der übergeleiteten Blutmenge. Oe. wandte
es in 80 Fällen an. Schwere Schädigungen sah er nicht. Vereinzelt
trat Schüttelfrost und Fieber auf, das aber nach einigen Tagen schwand.
‘Manchmal Klagen über aufsteigende Hitze. Nur eine Patientin bekam
Erbrechen. In vielen Fällen zeigte sich überhaupt keine Reaktion. Die
Wirkung war sehr günstig. Der Hämoglobingehalt stieg oft um die
Hälfte. Ebenso vermehrten sich die roten Blutkörperchen um die
Hälfte. Wenn alles gut geht, können die Patienten nach vier bis sechs
Wochen das Krankenhaus verlassen. Indikationen sind: 1. Ersatz der
roten Blutkörperchen nach schweren Blutungen und 2. Förderung der
Blutbildung. Die Wirkung bezüglich des ersten Punktes ist schwer
zu entscheiden. Kochsalzinfusionen helfen da ja auch. Nicht rätlich
ist die Transfusion bei Infektionen. Die roten Blutkörperchen werden
von den Bacillen bald wieder zerstört. Die Erfolge bei der perni-
ziösen Anämie waren gut. Das ist um so höher zu schätzen, als das,
was man in der Literatur über die Beeinflussung dieser Krankheit
findet, bekanntlich nicht berauschend ist. Reißig.
‚Rundschau.
Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts.
Von |
Prof. Dr. med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe.
(Fortsetzung aus Nr. 20.)
Denkgrundlage der Medizin kann nur die
biologische Schulung sein.
Daraus ergibt sich für die Propädeutik: „Botanik“ und „Zoo-
logie“ sind sinnlos, sofern sie nicht Biologie bedeuten. Zoo-
tomische und phytotomische Praktika sind Zeitverschleuderung;
ebensogut könnte man dem Mediziner ein geodätisches oder kry-
stalloskopisches Praktikum aufhalsen. An „naturwissenschaft-
licher Schulung“ bietet dies alles nur insoweit Wertvolles, als
solehe Schulung für jeden „Gebildeten‘“ wertvoll ist, und so-
weit hat die Schule diese Schulung zu besorgen. Das kann
sie auch, bei richtiger Pensenökonomie, selbst als Gymnasium.
Der junge Mediziner aber treibe Biologie. Es wäre sehr not-
wendig, daß endlich, endlich dieses Fach an unsern Universitäten
a
in Selbständigkeit sich auftäte. Solange das nicht geschieht —
oder nur vereinzelt und gelegentlich —, kommen für den Medi-
ziner die Vorlesungen über Pflanzenphysiologie und über ver-
gleichende Entwicklungsgeschichte in Frage. Mehr nicht. Alle
Systematik scheidet aus: die Botanisierflora hat mit dem Kranken-
bette nichts zu schaffen. Als Praktikum kommt lediglich die
experimentelle Biologie, und zwar die Protistik in Betracht; 63 >
freilich gut, daß der Mediziner die Einzelligen nicht bloß ın der
technischen Empirie des Färbekurses der Klinik, sondern IN ihrer
Lebensindividualität kennen, beobachten und anfassen leme z
als Lebewesen, und nicht erst als Parasiten. Es wird ihm manches
Nachdenkliche auch über Leuko- und Lymphocyten, über Krebs-
zellen und dergleichen nahelegen. Diese Denkgrundlage der
‘Medizin soll gründlich gelegt werden. Ein Stück Biolog'®
sei auf jedes propädeutische Semester verteilt; dafür braucht cs
in jedem Semester nicht so gar viel an Stundenzahl zu Sem. c
1) Verwendung des Zweiwegehahns mit Spritzenwechsel,
25. Mai.
od
u nalen A
kalkuliere einmal: "hätten wir eine allgemeine - biologische Vor-
lesung, so möchte-die in beiden Sommern ihren Platz finden, mit
je zwei oder drei Wochenstunden. In beiden Wintern könnte
sie durch praktische Kurse von je żwei oder drei Wochenstunden
der Woche — ergänzt werden. a
Solange diese biologische Lehrtätigkeit nicht da ist, müssen
— vielleicht von je einen® Nachmitt
wir ein Semester Pflanzenphysiologie und eines vergleichende tie-
rische Entwicklungsgeschichte akzeptieren. Aber wie lange eigent-
lich noch? Wollen wir nicht endlich fordern und dafür sorgen,
daß für die Medizin die ihr angemessene Propädeutik geschäffen
Soll die, Medizin immer die milchende Kuh der Natur-
werde?
wissenschaftler ‚bleiben, die ihnen Hunderte von Füchsen in die
Hörsäle sendet; in denen sie doch nicht das ihnen gemäße finden,
während der Zoologe, Botaniker, Physiker, Chemiker, als Ent-
gelt für die vielen Tausende, die er an diesem Medizinerstrom
jährlich bar verdient, unter Seufzen und Schelten, seiner selbst
und seiner Fachstudenten, seine Vorlesung fürs „Niveau des
Mediziners“ notdürftig 'zurechtmodelt? Dieser 'unmögliche Zu-
stand, den man eine Symbiose geheißen hat und der eigentlich
eine Synnekrose ist, muß entschlossen beseitigt werden! Nöti-
senfalls, geht es nicht in gütlicher Vereinbarung mit den natur-
forschenden Professoren, geht es ohne sie; die medizinischen Fa-
kultäten müssen sich dann eben Lehrstühle, vielleicht zuerst außer-
ordentliche, oder Lehraufträge für Biologie zulegen und ihre pro-
pädeutischen Bedürfnisse selber zu decken beginnen. Es ist so-
viel Altes gestürzt worden, das noch leidlich wertvoll war; soll
die Entwicklung der Zeit, die nun einmal ins Sturmtempo ein-
. getreten ist, vor den yerstaubten Schädlichkeiten der Universitäts-
. konventionen haltmachen? Die Vollwertigkeit unserer Ärzte ist
wahrlich eine größere nationale Angelegenheit, als die medizini-
schen Einkünfte der naturwissenschaftlichen Ordinarien, und alle
Privilegien müssen heute verschwinden vor den Notwendigkeiten.
Es’ gibt nur noch. das Vorrecht des Sachlichen. »
. Damit- ist schon allerlei gesagt, was für den propädeutischen
Betrieb der Physik und Chemie gilt. Auch hier muß der Vor-
unterricht auf die Schulungsbedürfnisse des Mediziners zuge-
schnitten werden. Ein Kolleg über physikalische Chemie würde
uns grundlegend erscheinen. Es könnte etwa im ersten Semester
== sechs Stunden beanspruchen; im dritten möchte es sich in eine
Speziellere physikalische und chemische Hälfte, jede zu drei Stun-
den, spalten. - Damit wäre eine „Encyklopädie“ der anorganischen
Naturforschung :gegeben, wie der junge Mediziner sie benötigt.
Die Probleme der physikalischen Chemie reichen am meisten in
die Nähe der Biologie; man gebe dem Mediziner nur einmal ein
Buch wie Hoebers „Physikalische Chemie der Zelle und der
-Gewebe“ in die Hand — und es wird ilım ein Licht aufgehen, wo
eigentlich die Naturwissenschaft zu seinen Fragen und An-
i gelegenheiten in lebendige Berührung tritt. Alle Praktika
‚in Physik und Chemie aber sind Tändelei und Pantscherei. Es ist
schade um jegliche Stunde, die darauf verschwendet wird; de'n k -
schulend könnte nur ein ganz großes Praktikum wirken, und
En hat keinen Sinn, führt viel zu weit’ab vom Wege in anderes
fachwissen hinein; die „Praktika für Mediziner“ erschöpfen ihren
Wert in der Einnahme,. die sie dem Professor sichern; aber als
Steuerzählerersatz ist doch schließlich der stud. med. nicht da!
Was er später an physikalischer und chemistischer Handfertigkeit
braucht, mag er. in ‘der Physiologie und ‘den klinischen Kursen
Sich erwerben. Schließlich ist das maıdeveıw doch noch wesent-
licher als das roonadeverv. Propädeutik soll nie Selbstzweck wer-
den. Was sie lehrt, muß gleichsam. restlos aufgehen im späteren
Berufswissen und -können; es muß sich. von ihm verdauen lassen.
Was mehr ist, wird nicht Gewinn, sondern Störung; es stößt iin
‚nrechten Augenblick einmal auf, lenkt den Blick .dilettantisch
À on den Hauptsachen ab, ohne doch selber sich zu einer Haupt-
‘ache erheben zu können. Der kranke Mensch braucht keinen
hysiker noch Chemiker, keinen Botaniker noch gar Zoologen,
und auch kein Bruchstück von einem davon. Dies alles. sind
istorische Reminiszenzen und Epochen, die lange hinter uns lie-
Te Die allgemeine Wissenschaft vom Materiellen, zu der sich
yp Physikalische Chemie entwickelt ‚hat, und die allgemeine
na onschaft vom Lebendigen, die Biologie, wie sie in den letzten
DR Jahrzehnten sich konsolidierte, bilden heute die große
nRschule, durch die der ‚Mediziner gehen muß, um ‘den ratio-
sch) r fdrderungen seines Berufs in mehr als mechanischer. Be-
wachen eit, um ihnen in elastischer Urteilsbeweglichkeit ge-
sen ZU sein: Be == e |
1
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2:
ag oder höchstens zweien in
“der deutschen Universitäten vo )
schlossen, immer wieder zum Anhängsel einer Philosophie ver-
Erkrankung eine bedeutende Rolle.
598
o
De S
die Dinge übersehe, war freilich die
‘diesen Vorschlag nicht sehr warm. ` EE ae
rein darunter,. daß ihm die
Külpes Plan litt. von vornhe
-Hoffnung zugrunde lag, auf solche Weise die Stellung der Psycho-
logie akademisch endlich zu befestigen. Diese Disziplin, längst
lehrstuhlreif, aber durch den schwerfälligen Zunftkonservatismus
von: der Selbständigkeit ausge-
urteilt, die selber viel zu sehr Fachwissenschaft geworden war,
um diese. Belastung nicht als fremdartig zu empfinden — klam-
merte sich in Külpes Projekt an die medizinische Fakultät,
um dort zu finden, was die philosophische ihr versägte.. Aber die
medizinische Propädeutik muß, wie wir oben darlegten, . gerade
aufhören, für andere Interessen da zir sein; für botanische,
zoologische, physikalische, chemische; auch für psychologische ist
sie nicht da! Die Frage, ob sie die Psychologie rezipieren solle,
ist lediglich vom Standpunkte des medizinischen "Berufsvorbil-
dungsbedürfnisses aus zu beantworten. . RE E
Ich gestehe, äls Psychologe, der ich selber bin-— und dank
der freiheitlicheren Beweglichkeit der technischen Hochschule bin
ich -ja eines der wenigen Exemplare von „reinem“ Psychologen-
tum, unbebürdet mit philosophischen Lasten —, ich gestehe, daß
ich in dieser Frage viele Jahre hindurch geschwankt habe. Aber
heute bejahe ich sie unbedingt. | ` en
. Die Schwierigkeiten kann niemand ehrlicher würdigen als
ich selber. Das gesicherte Tatsachenwissen der Seelenkunde. ist
nieht sehr groß. Es gehört zu zwei Dritteln den sinnesphysio-
logischen Vorstufen der eigentlichen Psychologie an — wobei frei-
lich die Sache so liegt, daß eben umgekehrt ein gut Stück „Sinnes-
physfologie“ nicht . mehr. Physiologie,‘ sondern schon auüs-
gesprochene Psychologie ist. (Das wird manchmal vergessen,
wenn die Dürftigkeit der gesicherten psychologischen Forschungs-
ergebnisse beklagt oder bespöttelt wird.) Gerade im letzten Jahr-
zehnt hat sich die Psychologie sehr stark in Problemstellungen
begeben, man kann ruhig sagen: vielfach verloren, in deren Kreise
sie Jahre hindurch sehr lebhafte Theoriestreitigkeiten, aber keine
wirkliche Einsichtenvermehrung: erfahren hat. Ich nenne nur
die „phänomenologischen“ Einströmungen äus dem Kreise H us -
serls*und die umfänglichen denkpsychologischen Auseinander-
setzungen, die von Külpe, Bühler, Marbe, Ach und
Anderen getragen wurden. Vieles davon. berührt wie philo-
sophischer Zank, und daran findet der Mediziner kein Gefallen
— es ist auch gut so —, das ‚bringt ihm aber, was noch ent-
scheidender ist, wirklich keine Förderung. “Trotzdem bleibt genug
zu lernen, was er heute nicht lernt und doch braucht. Er braucht
cs keineswegs nur- als Propädewik für die eigentliche Psychiatrie,
deren Klinik er als Praktikant betrieben haben muß, Auch in
der inneren Klinik, zu der ja die. Nervenklinik meist gehört,
spielen die Grenzzustände zwischen physischer und psychischer
Hysterie. geredet; aber: das tägliche. Brot jedes Arztes, die neur-
asthenischen und die leicht psychopathischen Zustände aller Art
können ohne psychologische Schulung gar nicht richtig angefaßt
Ein Gebiet, auf dem die Mitarbeit aller Ärzte immer
‚werden.
wichtiger werden wird,, die jugendliche Seelenentwieklung, mit
ihren mancherlei Abnormitäten, mit ihrem Problem der „schwer
Erziehbaren“, fordert heute systematische. psychologische Schu-
lung, wenn auch elementare; nicht bloß: „Menschenkenntnis“.
Wie oft lese ich ärztliche Gutachten für Gerichte, Berufsgenossen-
schaften, Versicherungsanstalten, die .im physiognostischen- Teil .
ausgezeichnet sind, aber den psychologischen Kernpunkt des
Falles entweder ganz übersehen oder — wäs noch bedauerlicher
ist — sein Vorhandensein zwar sehen, nun aber sein Wesentliches
völlig verfehlen, indem sie mit ein paar vulgärpsychologischen:
Sätzen, sagen wir ruhig Redensarten, ‚darüber. binweghuschen
(oder hindurchpoltern, was auch vorkommt. Te:
)Kü Ipe, Psychologie und Medizin, Leipzig 1912. |
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21.
Es geht chen einfach nicht mehr mit der Psychologie des
"Alltagslebens, der. vulgären Menschenkenntnis. Schon in den
ersten Stufen der Abnormisierung des Seelenlebens finden sich
Zusammenhänge, die mit dieser Menschenkenntnis nicht mehr zu
fassen sind und deren Nichterfassung durch den Arzt der seelisch
Kranke spürt; er fühlt-sich dann „nicht verstanden“. Schon die
leichte cyklothyme Gemütsdepression zeigt solche Zusammen-
hänge, die von denen einer Alltagsdeprimiertheit durch Leid oder
Sorge oder Ärger wesentlich abweichen und denen ‚gegenüber
der Arzt, der sie nicht kennt, Kunstfehler, psychotherapeutische
Kunstfehler, zu begehen Gefahr läuft. Ich will gar nicht sagen,
daß gerade in diesem Beispiel die Normalpsychologie (die wissen-
schaftliche) viel Klärung bringt. Was sie gibt, ist etwas ganz
anderes.
Es ist dieses: sie schult überhaupt erst einmal den- psycho-
logischen Blick und Takt, sie stellt das Auge des Mediziners auf
das Reich des Seelischen ein, sie erzieht ihn, daran zu denken,
ob und wo seelische Faktoren im Spiele sein könnten, sie. be-
fähigt ihn zum Gebrauche der feineren psychologischen Kategorien
in der Beobachtung: und Behandlung an, Stelle der groben des All-
tagslebens; sie weckt und nährt sein Interesse an der psycho-
logischen Fragestellung. Sie zerstört den vulgären Dünkel, als
ob Psychologisches „sich von selber verstehe“ und man für die
geistige Stellungnahme zum Kranken nichts „zu lernen“ brauche.
Sie erzieht zur Sorgfalt im Gebrauche der alltäglichen psycho-
logischen Ausdrücke, wie Stimmung, Vorstellung, Impuls, An-
trieb, Spannung, Hemmung, Affekt, Trieb, bewußt und unbewußt,
Verstellung, Übertreibung, Einbildung und schärft so das Unter-
scheidungsvermögen für seelische Zustände und Vorgänge, ge-
sunde und kranke. Sie gibt damit den modernen Ärzten wieder,
was die alten besessen und so viele leider, aber begreiflicherweise
verloren haben — die beherrschte und erzogene geistige Hal-
tung dem Kranken gegenüber: die floß früher aus der myste-
riösen, priesterlichen, „medizinmännischen“ Selbstbewußtheit des
Arztes, und’ diese Quelle ist mit der physiodiagnostischen und
-therapeutischen, Rationalisierung der Heilkunde immer -dürftiger
geworden; aber im Gebiete des körperlichen Krankseins wird sie
eben ersetzt durch den Überfluß an rationaler Technik, die
dem Kranken das beruhigende Bewußtsein gibt, in den Händen
eines ihm Überlegenen, eines „Kundigen“ zu sein. Der Arzt
braucht auch psychologische Technik! Der
Kranke will für seine seelischen Nöte vom Arzt nicht ab-
gespeist sein mit denselben vulgären Floskeln, mit denen
ihm seine Laienumgebung vergeblich zu helfen bemüht ist,
er will auch da im Arzt einen besonderen „Kundigen“
spüren, einen, der auf diese Dinge „studiert“ hat, und
das unendlich beruhigende. geradezu erlösende Gefühl, das
den seelisch Leidenden so oft im Angesicht des Psychiaters
überkommt, gründet sich zum guten Teil — wie ich aus
vielen, vielen Zeugnissen solcher Patienten weiß — auf die
Systematik der Befragung, die der Fachmann anwendet und die
dem Kranken die Gewißheit eines kundigen Planes mitteilt, nach
dem er nunmehr angefaßt wird. Diese Systematik des
Seelischen kann dem jungen Mediziner nur ein systematischer
seelenkundlicher Unterricht zubringen, kein „gesunder Menschen-
verstand“ und keine „Menschenkenntnis“, die übrigens doch auch
kein alltäglicher Besitz, sondern, als „geborene“ Gabe, eine
Seltenheit ist. ee
Der psychologische Unterricht erfüllt aber heute und morgen
noch eine andere Mission. Er schützt den angehenden Arzt vor
der Gefahr, ein bloßer Heiltechniker zu werden — also vor der
Gefahr, die in der medizinischen wie in jeder, Rationalisierung
lauert. Gerade zu dem materialistischen Triumphgefühl, das
den jungen Mediziner im Präpariersaal und am Vivisektionstisch
der physiologischen Vorlesung so gern überkommt, bildet die Ein-
führung in die Seelenwelt das wohltätige Gegengewicht. Hier
wird das Auge auf ein Geschehen gelenkt, das unsinnlich ist,
das den Gesetzen der materiellen Welt entzogen bleibt und seine
eigene Gesetzlichkeit hat, dessen Erfassung Einfühlung, nicht Beob-
achtung ist; hier stellt sich der Schulung des Experimentierens
die Schulung: des Erlebens gegenüber. Der Arzt wird davor be-
wahrt, bloß er Naturforscher zu werden, was für ihn ebennicht
zureicht; das „Im Innern ist ein Universum auch“ wird ihm
erschlossen undeingebrannt: diese Grundeinsicht aller wahrhaft
großen Ärzte, durch die sie sich immer in einer Art von un-
hewußtem oder bewußtem Gegensatz zum Anatomen befunden
haben. Der Respekt vor der Eigenartigkeit des Psychi-
schen wird hier erweckt; der Mediziner vor der Selbstüberhebung
bewahrt, an die Stelle des Studiums der seelischen Tat-
sachenwelt ein Gemengsel von alltagspsychologischem Gerede
und hirnanatomischem Hypothesenschwall zu setzen (wie es eine
böse Zeitlang in Geltung war!); die Verpflichtung wird hier ver
ankert, den ganzen Menschen erkennen zu lernen, zu dem doch
eben dás Seelische so gut gehört wie das Körperliche — zum
gesunden wie zum kranken.. Soll der Arzt ein Helfer leidender
Menschen sein, so ist es eigentlich verwunderlich, daß man in die
Kenntnis des normalen Menschen, die man seiner Propädeutik
zuweist, zwar die Kenntnis von Pflanze und Tier, aber nicht die
Kenntnis der normalen Psyche für einbeziehungsbedürfüg” er-
achtete. Es ist wahrlich so wichtig, daß der Mediziner, dessen
Berufsobjekt lebendige Menschen sind, die Tatsachen von Aut
fassung und Gedächtnis, von Verknüpfung und Entknüpfung, von
Gefühlsbetonung, Gefühlskontrast, Gemütsausdruck, Affektlösung
und -einklemmung, von seelischer Periodik und Scheinperiodik
und dergleichen erfahre und beherrsche, wie die Tatsachen vom
Zellstrom im Pflanzenblatt oder von der Atmung: der Insekten.
Die Einrichtung des Psychologieunterrichts denke ich
mir so, daß die allgemeine Seelenkunde in einer vierstündigen
Semestervorlesung zu ihrem Rechte kommt und eine zweite Vor-
lesung, etwa des gleichen oder auch geringeren Umfangs — viel-
leicht reichen zwei bis drei Stunden hin — die Entwicklungs
psychologie und die angewandte Psychologie („Psyehotechnik“)
bringt. Das zweite betone ich nachdrücklich. Die Psychologie
der Arbeit mit ihren reichen Ergebnissen über die Wirkungen von
Ermüdung und Erholung, Schlaf, Genußmitteln, Arbeitsrhythmus
und Arbeitswechsel — die Psychologie der Berufsfragen mit ıhren
Berufsberatungsproblemen, aus deren praktischer Organisierung
serade die Ärzte nicht ausgeschaltet werden sollten ‚(brauchen
aber kann man sie natürlich nur, wofern sie von den Elementen
der Angelegenheit etwas verstehen) —, die sozialpsychologischen
Grundtatsachen, wie die seelischen Wirkungen von Mensch zu
Mensch, in denen auch die erzieherischen Möglichkeiten ebenso”
wie die psychotherapeutischen schon beschlossen liegen —: die
Psychologie der sozial Schwierigen, der Kriminellen und Für-
sorgebedürftigen, der Zeugenaussage —, endlich die Psychologie
der Begabungen und Charaktertypen, an deren praktische Nutz
barmachung seitens weiter Volkskreise immer zunehmende An-
forderungen gestellt werden dürften (und warum sollte auch auf
dieser Linie nicht der Arzt ein wichtiger Mitberater sein?): dies
alles muß wenigstens elementar dem Mediziner aufgeschlossen
werden, denn sonst bleibt er ohne eine Ahnung davon und m
sich schließlich in diesen Dingen, die man bei ihm zu finden
erwartet, von Richtern, Gefängnisinspektoren, Fürsorgedamen,
Geistlichen, Schullehrern beschämen lassen. Man beklagt es oft;
daß der Arzt als „Hausarzt“ alten Stils aufgehört habe; ‚dab A
nicht mehr wie einst der Berater von Haus und Familie sei. Abe!
kann er es denn noch sein, wenn er in grundlegenden Lebens
angelegenheiten, die immer mehr „rationalisiert“ werden, der Zei
nicht gefolgt ist und von Dingen nichts erfährt, auf die der a
durch seine Zeitung gestoßen wird? Es bahnt sich eine neu
Beraterstellung des Arztes an — die im öffentli chen Leben,
das so viele Fragen aus dem Rahmen der Familienzuständigkeiten
herausgeholt hat; überall schreit die öffentliche Gesundheitspfleg"
nach der Mitarbeit der Ärzte, des Arztes. Wir haben es KE
schon angedeutet: es besteht hier die Gefahr, in bürokratist
Überorganisiererei zu verfallen und alles Gesundheitswesen Ber
seinen Pflesern schematisch zu „veramten“. Dem ist nur er
beugen, wenn der einzelne Arztseinepersönliche len
stellung dem einzelnen Klienten gegenüber voll angau ns
vermag — und hieran hat es in den letzten Jahrzehnten hodom
lich gefehlt. Den Gesundheitsämtern, Stadtmedizinalräten, ns
amtlichen Schulärzten, ärztlichen Gewerbeinspektoren, GE
ärzten, Kreisärzten und wie sie noch heißen mögen, wk N 50
Fühlung mit den freien Ärzten nur möglich (die ihnen, ach ‘hen
not täte), wenn diese sich mit den Aufgaben der „otentlt |
Medizin“ anfreunden, also mit ihren Problemen vertraut sing ne
Das gilt namentlich auch für die geistige ee
heitspflege, die lange Zeit so ungebührlich über der P ein
schen vernachlässigt worden ist. Der Arzt wird rasch ES, 6
„hausärztliches“ Vertrauensverhältnis wieder einrücken; N sun
der Anwalt der geistigen Gesunderhaltung des EA Be-
gegenüber der Schule, der Rechtspflege, dem Betriebs- nn Ärzte
rufswesen aller Art ist. Aber wo sind heute die Stimmen ga schul-
in der Überbürdungsfrage, der Arbeitszeitfrage, der Einboie
De
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und das Lohncnde solcher Mühe.
Ihm in fruchtbare Wechselwirkung treten können.
‚und
- Tage kommen,
E tieren lernt sich
frage, der Sport- und Spielfrage, der Taylorfrage und anderen
brennenden Zeitfragen mehr? . Immer: wieder treten nur ganz. ge-
legentlich einzelne „Autoritäten“, gewöhnlich ‚Hochschulprofes-
soren, hervor; der. Durchschnittsarzt verharrt gegenüber . diesen
Zeitproblemen, die alle mit dem Gute der geistigen Volksgesund-
heit verkettet sind, in vollkommener Interesselosigkeit — er, nach
dem das natürliche Vertrauen der Menschen, das er noch iinmer
besitzt, geradezu schreit als nach einem Helfer und Rater auch
in diesen Dingen der Lebenseinrichtung! Aber .wie kann er
auch sich an die. Öffentlichkeit. wagen, wenn er fürchten muß,
sich zu blamieren, von vielen unstudierten Leuten sofort wider-
legt, korrigiert, auf Autoritäten seines eigenen Standes binge-
wiesen zu werden? Er muß eben rechtzeitig in der Atmosphäre
dieser Fragen atmen lernen; er kann das nur als Lernender, als
Studierender. Zu den Elementen kommt er später, in der Hatz
des Berufsdaseins kaum noch; die muß er mitbringen. -Dem
Mediziner die Einführung in die angewandte
Psychologie vorenthalten, heißt heute den
Arzt voneinem wesentlichen Stück seiner Be-
deutung und Leistung im Öffentlichen Leben
abschneiden; und das heißt auch, das öffentliche Leben von
i einem Einstrome lebendigster, realistischer, wertvollster Mitarbeit,
- eben der ärztlichen, abschneiden; es heißt aber -auch, den Arzt an
einer bedeutsamen Stelle vom persönlichen Vertrauen des Klienten,
diesen von der persönlichen Hilfe des Arztes abschneiden! Will,
wer dies ruhig durchdenkt, die Fernhaltung der Psychologie aus
der medizinischen P
ropädeutik noch einen Augenblick länger ver-
antworten? Be | ea.
Wir sagten oben: „atmen“ lernen müsse der junge Mediziner
in dieser Atmosphäre. Die Bedingungen geistiger Gesundheit,
ihre Gesetze und Zusammenhänge, ihre, specifische „Kausalität“
und „Konditionalität‘‘ müssen ihm in Fleisch und Blut übergehen,
um ihn zu befähigen, geistige Krankheit zu sehen, zu beurteilen,
zu verhüten, geistige -Gesundheit zu pflegen, zu bewahren, zu
leiten. Dazu genügen bloße Vorlesungen nicht. Der junge Medi-
ziner muß auch die psychologischen Methoden selber handhaben
lernen; erst dadurch eröffnet sich ihm der lebendige Einblick in
den seelischen Organismus, erst darin empfängt er wahrhafte
psychologische Schulung. Die unnütze Zeit, die bisher für
Praktika in der Physik und Chemie vertan worden ist, mag dem
psychologischen. Laboratorium zugute kommen. Hier erfasse der
~ Junge Mediziner die Elemente psychologischen Untersuchens, Be-
Schreibens, Deutens, Verstehens; hier lerne er, was seelisch Er-
leben, Mit- und Nacherleben im geschulten Sinne bedeutet; die
ganze Mühsamkeit und Schwierigkeit fruchtbarer Arbeit im seeli- -
schen Reiche werde ihm hier deutlich, aber auch. das Fesselnde
ein seelisches Erlebnis einfachster Art wirklich zuverlässig zu
beschreiben ‚sich Rechenschaft über seine Bedingungen zu
geben, und wird daraus unmittelbar praktischen Nutzen für die
ärztliche Kritik gegenüber den Angaben -seiner Kranken ziehen;
` er wird lernen, psychologisch fruchtbar zu fragen und die Ant-
worten zu wägen. Auf dem Umwege rationaler Schulung wird
er Sich so die unerläßliche Menschenkenntnis wieder erobern, .die
die alte Heilkunde mit ihrem Minimum an Gelerntem und ihrem
Schatz an Empirie ihrem Jünger Zeit ließ sich in der mußereichen
Befassung mit: der Menschlichkeit. des Kranken anzueignen und
von der das meiste durch die rationale Wissens- und Könnenslast
der modernen Medizin, ihrer Phyiodiagnostik -und -therapie, und
durch die Hast des heutigen Arztes, ein Stück der Berufshast
unserer Zeit überhaupt, verschüttet worden ist., Ich denke mir
das Psychologische Praktikum im zweiten Winter der propädeuti-
schen Zeit, denn es - fordert freilich eine gewisse Reife, es
. wird d
logie entweder voraus- oder neben ihm hergehen und damit zu
Es wird min-
destens einen Nachmittag, vielleicht"zweimal zwei Stunden in der
Woche beanspruchen müssen, wenn es nicht bloß ein Hinein-
‚Nechen in die psychologische Technik, sondern ein Sich-Schulen
In ihr und an ihr werden soll. ` Zi l
: Die Einrichtungen dafür sind erst zu schaffen: $achliche
persönliche. Die sachlichen dürfen, soweit die Mediziner in
bescheiden sein; das psychologische Experimen-
— wie alle praktische Forschungsarbeit — besser
an elementaren Anordnungen, als an verwickelten
die ja dem Arzt im Leben auch nicht zu Gebote
. °Er muß sich dereinst psychologisch zu helfen
und nützlicher
Maschinerien,
Stehen werden
Er wird merken, was es heißt,
2 er eaa RES a T 2 ; a | \ ; j k ö
CO g6; Maiso ~ -> 1919 —. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 535,
Mitteln einen Versuch arrangieren kön-
wissen; init primitivsten
‘nen, aus dem er Erkenntnis schöpft. Die. Lehrer sollen so gut
wie möglich sein. Selbstverständlich! wird man sagen.: Es ist
leider keine Selbstverständlichkeit, das zu. unterstreichen, denn
unsere akademische Berufungstradition ‚gewährt der Lehrfähig- -
keit nur winzigen, überhaupt nur zufälligen Spielraum — eine der
Ursachen, durch die unsere Universitäten mit dem Schwinden: der
intimen persönlichen Fühlung zwischen Lehrer und Schülör, mit
dem steigenden Großbetriebe des Unterrichts, die geistige Füh-
rung der Nation, sogar ihrer studierten Schichten, verloren.häben.
l ER "(Fortsetzung folgt.)
` Die Steuerpflicht des Arztes in Preußen.
WR A a
Rechtsanwalt Dr. Ernst Wolff, Berlin.
1. Die ärztliche Berufstätigkeit wird zwar zum Zwecke der Ge-
winnerzielung ausgeübt, gleichwohl stellt sie nach anerkannten Rechts-
grundsätzen keine gewerbliche Tätigkeit. dar. Bei den sogenannten
freien: Berufen (Arzt, Rechtsanwalt und dergleichen) überwiegt. das
höhere wissenschaftliche und sittliche Interesse die Richtung auf ’den .
Erwerb dergestalt, daß das vorwiegende Begriffsmerkmal -des Gewerbes,
nämlich die Absicht dauernder Gewinnerzielung, hinter. das die Tätig-
keit des Arztes kennzeichnende Moment der. Fürsorge für Kranke ent-
scheidend zurücktritt. Aus diesem Grundsatz, der auch sonst recht-
liche Wirkungen. äußert — der Arzt. ist kein Kaufmann, seine An-
gestellten sind keine gewerblichen Angestellten usf. —, folgt für das
Gebiet des Steuerrechts, daß- der Beruf des Arztes nicht der Gewerbe-
steuer unterliegt (vergleiche $ 4 Nr. 7. des Preußischen Gewerbesteuer- `
gesetzes). Ze | |
.- 2. Die Einnahme, die der Arzt aus seiner Tätigkeit erzielt, unter-
liegt deshalb lediglich der Einkommensteuer, und zwar unter dem Ge-
sichtspunkt der gewinnbringenden Beschäftigung ($:6 Ziffer 4 des :
Preußischen Einkommensteuergesetzes), nicht etwa dem aus Handel
und ‚Gewerbe ($ 6 Ziffer 3 daselbst). Dies hat praktische Bedeutung:
“für die Berechnung des steuerpflichtigen- Einkommens. Bei Geschäfts-
gewinn aus Handel und Gewerbe erfolgt die Veranlagung zur -Steuer
nach dem Durchschnitt der letzten drei Betriebsjahre, während die
Veranlagung aus gewinnbringender Beschäftigung, wie sie für den
Arzt in. Betracht kommt, nach dem Ergebnis des dem Steuerjähr voran-
gegangenen Kalenderjahres erfolgt ($ 9 des Einkommensteuergesetzes),
Im übrigen gilt für die Steuerpflicht des. ärztlichen Berufseinkommens.
nichts Besonderes. Erwähnt sei, daß zu den Werbungskosten, welche
von dem Einkommen für die Steuer abgezogen werden dürfen (§ 8
des Einkommensteuergesetzes), nach der Rechtsprechung des Oberver-
waltungsgerichts die Ausgaben der Ärzte für Fachliteratur, für ärzt-
liche Vereine und Wohltätigkeit nicht gehören, ebensowenig. die Auf-
wendungen für die erste Einrichtung des Arztes, wohl’ dagegen die
Prämien einer etwaigen Haftpflichtversicherung, die Kosten für berufs-
mäßige, über das persönliche Bedürfnis hinausgehende, Kleidung sowie
für die Unterhaltung von Fuhrwerk für die Praxis. Maßgebend sind
nur die- tatsächlich eingegangenen Honorare. Honorare, welche ver-
dient sind, aber nicht bezahlt werden, scheiden für die Steuerberech-
nung aus. Honorare, welche vor Schluß des Steuerjahres verdient '
sind, aber erst nach Beginn des neuen Steuerjahres eingehen, kommen
nur für das neue, nicht für das alte.Steuerjahr in Betracht; selbst wein
die Liquidation noch im alten Steuerjahr herausgeschickt sein sollte.
8. Nach dem Umsatzsteuergesetz unterliegt eine gegen Entgelt
ausgeführte Lieferung oder Leistung von Personen, die eine selbstän-
dige gewerbliche: Tätigkeit äusüben, einer besonderen Reichssteuer,
der sogenannten Umsatzsteuer. Nicht erforderlich ist, um die Umsatz-
steuerpflicht zu begründen, daß körperliche Waren umgesetzt werden.
Auch die Lieferung nicht körperlicher Gegenstände, beispielsweise: die
ann dem Kolleg über angewandte und genetische Psycho- '| Gewährung von Wohnung an Gäste gegen Bezahlung, unterliegt der
‚Umsatzsteuerpflicht. Die-Lieferung von ärztlichem Beistand gegen Ent- `
gelt würde deshalb gleichfalls unter das Umsatzsteuergesetz“ fallen,
wenn nicht eine weitere Voraussetzung des Gesetzes, nämlich die, daß
eine gewerbliche Tätigkeit vorliegt, fehlte. Nach dem zu 1 Gesagten
stellt der Beruf des Arztes einen Gewerbebetrieb nicht dar und fällt .
deshalb nicht unter. das Umsatzsteuergesetz. Hierüber ist vor kurzem
ein ausführliches Gutachten des‘ Reichsfinanzbofes .in München vom
7. Februar 1919 ergangen. Der Reichsfinanzhof führt zur Begründung
der Umsatzsteuerfreiheit der ärztlichen Tätigkeit neben dem Hinweis
darauf, daß der Beruf des Arztes keinen Gewerbebetrieb darstellt,
weiter an, daß die Umsatzsteuer 'als eine vom Lieferanten auf den
Verbraucher abzuwälzende Steuer gedacht sei und: infolgedessen auf
Berufe nicht passe, die, wie’der ärztliche Beruf, durch die Rücksicht .
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026
auf die Reinheit der Wissenschaft und die damit zusammenhängende
Ausbildung einer besonderen Standesehre an einer rücksichtslosen Aus-
nutzung ihrer wirtschaftlichen Stellung gehindert, für den Entgelt ihrer
Tätigkeit an bestimmte Taxen gebunden und deshalb nicht in der
Lage sind, eine etwa von ihnen zu zahlende"Umsatzsteuer auf ihre
Patienten abzuwälzen,
4, Für Privatkrankenanstalten gelten die vorstehend entwickelten
Grundsätze nur mit bestimmten Abweichungen.
a) Anstalten, die nicht von Ärzten betrieben werden, in denen
vielmehr der ärztliche Beistand durch einen angestellten Arzt gewährt
wird, unterliegen, ‘sofern sie nicht einen gemeinnützigen oder wohl-
tätigen Zweck verfolgen, der Gewerbesteuer. Die im Geschäftsbetrieb
bewirkten entgeltlichen Lieferungen und Leistungen, also die Gewäh-
rung von Unterkunft, Verpflegung, ärztlicher Behandlung usf. sind
umsatzsteuerpflichti.. Die Umsatzsteuer ist von dem Inhaber der
Anstalt zu bezahlen, vorbehaltlich seines Rechtes, sie auf die Patienten
abzuwälzen.
b) Wird die Anstalt von einem Arzt betrieben, so ist zu unter-
scheiden, ob der Anstaltsbetrieb lediglich als Mittel zur Ausübung der
ärztlichen Wissenschaft anzusehen ist oder ob nach der Absicht des
Arztes der Betrieb als selbständiges Mittel zur Erzielung dauernder
Einnahmen ausgeübt wird. Im ersteren Falle liegt eine Gewerbesteuer-
pflieht nicht vor, weil eben das für den Gewerbebegriff wesentliche
Moment der Gewinnerzielung für den Anstaltsbetrieb nicht zutrifft.
Dagegen ist im zweiten Falle das Vorliegen eines Gewerbebetriebes
und damit die Verpflichtung zur Zahlung der Gewerbesteuer zu be-
jahen, und zwar bilden dann’ auch die aus dem Anstaltsbetrieb fließen-
den Honorare einen Teil des gewerbesteuerpflichtigen Gesamtbetrages
des Anstaltsgewinnes. Dagegen besteht die Umsatzsteuerpflicht in
beiden Fällen, aber nur hinsichtlich der nichtärztlichen Lieferungen
und Leistungen, also hauptsächlich hinsichtlich der Gewährung von
Unterkunft und Beköstigung, während die ärztlichen Honorare für die
Umsatzsteuer selbst dann nicht in Betracht kommen, wenn die Anstalt
mit Gewinnabsicht betrieben wird und deshalb die Gewerbesteuer nach
dem eben Gesagten die ärztlichen Honorare mit ergreift.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Der Aussehuß für die Bevölkerungspolitik unter
dem Vorsitz von Abderhalden (Halle) hat folgende Anträge
für die preußische Landesversammlung fertiggestellt: 1. Die Staats-
regierung zu ersuchen, an allen Universitäten und Akademien für prak-
tische Medizin sofort den Unterricht in sozialer Hygiene
einzurichten und so bald als möglich besondere Lehrstühle und Lehr-
möglichkeiten (Institute und Seminare) für dieses Fach zu schaffen;
für die gründliche Ausbildung aller künftigen beamteten Ärzte und für
die Notausbildung der jetzt bereits angestellten beamteten Arzte (Re-
gierungsmedizinalräte, Kreisärzte usw.) in sozialer Hygiene zu sorgen;
bei der Reichsregierung vorstellig zu werden, daß in der ärzt-
lichen Prüfung der sozialen Hygiene ein ihrer Bedeutung ent-
sprechender Platz eingeräumt werde und daß die Lehrer der sozialeu
Hygiene gemeinsam oder abwechselnd mit den Lehrern des anderen
Teiles der Hygiene prüfen.
9. Die Staatsregierung zu ersuchen, an allen Universitäten und
den Akademien für praktische Medizin den theoretischen und
praktischen Unterricht in der allgemeinen The-
rapie zu erweitern und die Erforschung ihrer Wirkung zu ver-
tiefen. — Zu diesem Zweck sind neue Lehraufträge für allgemeine
Therapie zu erteilen. Für die Durchführung des Unterrichts und der
Forschung sind die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Der
Unterricht soll im Rahmen der bestehenden medizinischen Kliniken und
Polikliniken erteilt werden.
3. Die Staatsregierung zu ersuchen, Maßnahmen zu treffen, nach
denen alle Gemeinden gehalten sind, ausreichende Einrichtungen
für Körper- und Gesundheitspflege (Spiel, Turn-, Sport-
und Luftbadplätze) zu schaffen und für die zweckentsprechende Aus-
gestaltung der dazu bestimmten Plätze mit Geräten und Anlagen Sorge
zu tragen. —
Mit dem ärztlichen Unterricht befassen sich die An-
träge über den Unterricht in der „Sozialhygiene“ und über den Unter-
richt in der „Allgemeintherapie“. Der Antrag über den Unterricht in
der allgemeinen Therapie soll die sogenannten physikalischen Behand-
lungsverfahren, die Bäderbehandlung und die Liehtbehandlung, der
wissenschaftliehen Forschung und der wissenschaftlichen Lehre zu-
gänglicher machen. rAr
keineswegs eine Neuerung bedeutet, sondern daß die physikalische
Therapie schon seit Jahren an den Kliniken und Krankenhäusern gelehrt
und geübt wird. Als wünschenswert ist allerdings die Formulierung zu
bezeichnen, daß Forschung und Unterricht im Rahmen der bestehenden
medizinischen Anstalten bleiben. Ob es gelingen w
lehren.
0111
PER en u en man
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21.
Demgegenüber ist zu bemerken, daß dieser Antrag
ird, wie von einer Seite
gehofft wird, durch diese Erweiterung des Lehrplanes das Kurpfuscher-
tum wirksam zu bekämpfen, bleibt abzuwarten und wird die Zukunft
Es will uns scheinen, als ob die Vertreter der sogenannten
25, Mai.
„Naturheilverfahren“ dazu neigen, die Dinge etwas einseitig von dem
Standpunkt, den sie einnehmen, zu beurteilen, wobei zuweilen die
Sicherheit überrascht, mit der sie sich mit der ungeheuren Mannip-
faltigkeit, die sich am Kranken verwirklicht, abfinden. Die dogmen-
hafte und ausschließende Art der Auffassung, die man der wissen-
schaftlichen Medizin zum Vorwurf macht, eignet dem Aposteleifer der
Verkünder der Naturheillehren in reichlichem Maße. Es ist zu hoffen,
daß Einseitigkeiten, die verhängnisvoll werden könnten, bei der Durch-
führung der neuen Anträge durch Aussprache und durch Belehrung
zum Heile der Kranken vermieden werden.
Aus dem reichen Vorrat der übrigen Anträge sind von Be-
deutung für die Sozialhygiene die folgenden: Die Staatsregierung
zu ersuchen, die Gemeinden zu veranlassen, ausreichende Spiel-.
Turn- und Sportplätze zu schaffen und für ihre zweck-
entsprechende Umgestaltung mit Geräten und Anlagen Sorge zu
tragen. — Die Gemeinden anzuhalten, möglichst viel Land in
der Umgebung von Industrieorten und vor allem von Städten zu
billigem Preise an die nicht landbesitzende Bevölkerung zur Anlage
von Kleingärten bereitzustellen. — Die vom Ausland ein-
geführten, teuren Nahrungsmittel der minderbemittelten
Bevölkerung dadurch zugänglich zu machen, daß die Gemeinden an-
gehalten werden, entweder die Verkaufspreise nach Vermögen und
Einkommen zu staffeln oder aber einen Teil der Kosten für die Minder:
bemittelten zu tragen. — An den größeren Universitäten Extraordinariate
mit Lehraufträgen für Vererbungs- und Konstitutions-
lehre einzurichten. — Den Verkauf von Süßigkeiten und
insbesondere von Speiseeis im Straßenhandel zu verbieten. — Auf die
Reichsregierung einzuwirken, daß sofort und unter Zurverfügungstellung
von Reichs-, Staats- und Gemeindemitteln allen Frauen der minder-
bemittelten Bevölkerung eine Wochenhilfe in der Art der
bisherigen Reichswochenhilfe gewährt, die Kranken-
versicherung auf die Familien der Versicherten als Regelleistung aus-
gedehnt wird. |
Der Antrag, die bisherige Reichswochenhilfe, die während
des Krieges den Kriegsteilnehmerfrauen gewährt wurde, in Form einer
Wochenhilfe bestehen zu lassen, ist in dieser Wochenschrift bereits
früher vertreten worden. Es scheint uns aber die Fassung dieses An-
trages, der dahin geht, allen Frauen der minderbenmittelten Bevölkerung
die Wochenhilfe zu gewähren, nicht treffend zu sein. In einer Zeit,
wo der Handarbeiter und sogar vielfach der Ungelarnte mehr Einkommenhat,
als der akademisch Gebildete, ist die Bezeichnung der minderbemittelten
Bevölkerung nach dem alten Sprachgebrauch, der den Handarbeiter
meint, nicht mehr angebracht. Diese Bezeichnung hat besser weg
zufallen.
2 Da während des Krieges die Möglichkeit fehlte, die jüngeren
Ärzte mit den Bestrebungen des Leipziger Verbandes bekannt
zu machen, so hat der Vorstand des Verbandes soeben ein Merk;
blatt für seine Mitglieder herausgegeben, das der Aufklärung und
der Werbetätigkeit dienen soll. Das Merkblatt umfaßt in kurzer Dar-
stellung folgende Abschnitte: 1. Entstehungsgeschichte und Zweck.
9. Gewerkschaftliche Arbeitsmethoden. 3. Die großen ärztlichen Orga-
nisationen. 4. Bisherige Errungenschaften. 5. Wohlfahrts- und ähn-
liche Einrichtungen. 6. Die durch die heutige Lage des
Ärztestandes erhöhte Notwendigkeit der Organi
sation. Es ist unentgeltlich durch die Hauptgeschäftsstelle des
Leipziger Verbandes zu beziehen.
Im Institut für Infektionskrankheiten „Robert
Koch“ findet in diesem Jahre wieder ein b akteriologiseh-
hygienischer Kurs statt, der das Gebiet der Bakteriologi:
Serologie, Tropenkrankheiten, Chemotherapie und Hygiene umfa x
Dauer drei Monate. Beginn 1. Oktober. Auskunft im Büro des Instituts.
Wien. Die Akademie der Wissenschaften hat dem ‚Angkor
Prof. Hochstetter zur Herausgabe seines Werkes „Beitrage 2
üntwicklungsgeschichte des menschlichen Gehirns“ eine Beihilfe von
10000 Kr. bewilligt. ei in
Frankfurt a. M. Die Senckenbergsche Naturforschende ae
sellschaft setzt aus der Oskar- Löw - Beer- Stiftung einen Preis N
15000 M aus für eine Arbeit über die chemischen Ursachen def ar
artigen Geschwülste, die bis zum 1. September 1920 eingereicht NR
muß. Ferner können an einen oder mehrere Forscher, die mit Br
sichtsvollen derartigen Arbeiten beschäftigt sind, jährlich bis
5000 M als Beitrag zu den Kosten vergeben werden.
Frankfurta. M. Der Direktor der Chirurgischen Kini er
München, Prof. Sauerbruch, hat eine Berufung als Nachtolg
L. Itehns erhalten. rege
ie)
= München. Priv.-Doz. Dr. Rudolf Hoffmann (Otologte
bei Gelegenheit der Straßenkämpfe gefallen.
Hochschulnachrichten. Breslau: Dr. We en
leitenden Arzt der inneren Abteilung am Krankenhause. 3 Inh,
herzigen Brüder gewählt. — Königsberg: Prof. Dr. A an
Abteilungsleiter am Anatomischen Institut, früher am B nato tischen
Institut Dorpat, hat durch Selbstmord, wie es heißt aus poll habi-
Gründen, geendet. — München: Dr. Klee für innere Medizin ort
litiert. — Tübingen: Dr. Jüngling für Chirurgie ha
: 7 i uper-
Prof. Birk hat die Leitung der neuerrichteten Kinderklinik üb
nommen.\
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El -Np 22 (766), 4. Juni 1919. | | BE %
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diabk | Wochen hrift für kt h Ar Ä FIRE I PER N WAHREN Be
nm! | 2% Pa redigiert von, - .° oo Mn | De ee ; ie
n Sea] Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg | we Verlag von. | i ti padie,
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mef .. . Inhalt: Originalarbeiten: Wint RE z = | : a 5 y ER N
db - Übe alira ı: Winter, Ätiologie und Behandlung der Hy ET, — ' Be Ne.
nl P A ag oting E EATE (mit 2 Abbildungen). H. H of f a A Karen | N Jagić und F. Schlagenhaufer, fi FH E
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ze Be, ag der el für die Praxis: Fü ar a N. Ratschläge aus & En Doppelfsehen. (Carebrale Lokalisation der Grippe? er ipaa halt 2) Fi o
mög BE . Bachem, Exeitantia und Kardiatoni 2 aus der Säuglingskunde. — Fortschritte der pr ktis. pe?- Grippeencephalitis?) Sch Si: De
‘aott ` Leitungsanästhesie und der Fraktur atonica. — Referatenteil: W. Regen, Chirurgie der Extremität praktischen Arzneibehandlung: im Kriege: . PETERS HERE
wil - „und Auswärtige Berichte: Bi rakturenbehandlung. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeuti äten unter. besonderer Berücksichtigung der a
ne. nee Thone W. Hellpach Die Neuzestullung des medismischen Aalen. = Therapeunische Daten. — Bücherbesprechnnzsn, — Vordai Bet
i9 l pie. -W. Hellpach, Die N erhalden, Zur Be d Eh BES g
sitai l ‚ Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts (Fortsetzung). Be nn von Lehraufträgen für all- FA DE i
‚ie Der Verlag behält sich das ausschließliche R Re Apotheken. — Tagesgeschichtliche Notizen. a a Kommunalisierung der MAn PSE
opil l iche Recht der. Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erschei er z E N N
der mi | 3 | => — um Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. Ga i,
De Ätiologie und Behandlun BEE EN | | T ee
iologie ee ME REF TE 1
der gie und Behandlung der Hyperemesis gedrängt durch die seit einem Jahrzehnt immer mehr Bedentung: < fi russ
| gravidarum. _ 0 gewinnende Lehre von den . Schwangerschaftstoxikosen i Ebene | nie pi
a) o Von | | Eee oph a hen hwangerschaftenephritis, dio akilo gelbe : EEST,
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mit tiker als auch für d Is EG SOWwO r den Prak- | Beweisen für diese Ätiologie i ir suchen . immer noch nach HEN N
Ä en wissenschaftlichen Forsch | ve diese Ätiologie und können sie -trot > PERAE
Tns man die Gren des | [CD rscher gewesen. Wenn |. zweifelhafter Stützen nicht die Ste, ‚trotz mancher un-. . ji ©
je? ist eg ei zen des Schwangerschaftserbrechens weit: stellt, -so elhafter Stützen nicht an die Stelle der nervösen Ätiologie EAEE S
es eine der häufi | | weit: stellt, so | setzen.. Wir wissen d h auch heüte : f VOSEN AUNDEIE. T AA
pinë S äufigsten und belanglosesten Komplikati s À h emnach auch heüte noch nicht wi 1. iee
chwangerschaft; b = | a ‚Komplikationen der | die Hyperemesis entsteht; ee Cı sicher, wie HEE GU,
"Ei aft; beschränkt man siè aber auf die wirklic entsteht; es kann deshalb. auch nicht verwun Tee
. . genannten Fälle von Hyj] è aber auf die wirklichen so- | daß unsere Therapie’ vollkommen in der I u N WALDE, IB Rau ee
| bedenkliche ı -Hyper emesis, ŝo wird es seltener, aber ‘| hin und her tastet i nen in der Luft schwebt und unsicher - BERN y
i y einem Zehntel. A en eni derselben treten in zirka fassungen. der Aiologie dem Ansehluß an die so heterogenen Auf- | ln.
i . - S A + : e € 3 . l BETEN Se:
yti . Praktiker steht demnach einem gefährliche Zustände auf. Der |. , Ich darf unter diesen Umständen ni DE u, Se N
By | ach einem Leiden gegenüber a i , mständen namentlich bei d RINE PEE
ie) seits kaum seiner Hilfe bedarf und sie = a eat Se, ee nn hilfliche-Praxis treibenden Ärzten auf Interesse re = RE
pakt. anruft, während anderersei | auch gar nicht.| meine Anschauu u: . anen, wenn Ion 1 mm
eat eits -der Tod nur abwend i Ä | ngen, wie ich sie mir an einer . P p L
j Tichtige Erkenntnis’ des gefah ur abwendbar ist durch | recht großen A DI E e mir an einer - ha In
"+ Beseiti es gefahrdrohenden Zustande | n Anzahl von Fällen gebildet habe. ” FRE
wi. Beseitigung der Sch en Zustandes und schnellste darlege, um so mehr ‚Fällen gebildet habe: -AEE
8 Spezialist k r Schwangerschaft. Kein Arzt, auch der erfahrenste | entha a mehr als dieselben manches N eue RER
m ann beim Beginn des: Leid a | te | enthalten, welches: das Rätsel d SER "ACER
el} ~ die Kranke k ginn des' Leidens den Verlauf voraussagen; führen und di anka el der Lösung näher ARE
| bimn ann durch geeignete Behandlung; oder auch ohne ie io die schwankende Therapie auf ein: WEA e a
,¿! Pinnen kurzem genesen oder si n-trol a ‚auch ohne sie | gesicherten Boden stelle inne | ernen. B i aiy
da Leiden erliegen jan nicht. = WE trotz aller Behandlung ihrem . Bei der Erforschung der. Man mit da | ah er
| eingeleitet Een Che ‚noch rechtzeitig der künstliche Abort | schauung vollkommen brechen, daß er muß ‚man‘ mit der An- M iR rn
ul! _ gefahrdrohenden ist ei ergang ‘aus dem leichten Zustand in den krankungen der Genital a Cie. Myperemesis In. Er- Das Den
ab Jei n ist ein so unmittelbarer, daß eine G ji | nkungen der Genitalorgane.ihre Erklärung‘ fi == MERER TA
© leicht und schwer kaum festzustellen i ' ıe Grenze. zwischen | Man darf sich hierin: weder irremachen. lassen dure me moa MARA for i
Br d bezug auf die B ha idh ae © i, | > p Stand, daB Erb:echen ein Symptom ı n fassen durch deñ Um-. TE p a
fé | Ä Fi Sphinx; die ones EY nn von jeher | ist, z. B. der .Endometritis, no mer ns | AN |
‘ „Kranke mit einem S ichste Scheinbehandlung heilt oft eine. Beobachtung dab: die Hyperemesis piõtzii e häufig zu machende RU MBR iE
| chlage, während i d N > ‚ung, di e Hyperemesis plötzlich nach d : en BA BM: © o
$: -durchdach , W n anderen Fällen die wohl- | solcher Krankheiten RB 5 aci er Behandlu a AE E
a6) ‚bleibt, Ale Mittel E N durchgeführte Behandlung erfolglos leeta Deras oder der i ít D_ DAC der Reposition eine. =. fa i Do
| . der Behandlung bleibt i vollständiger Wechsel in den Grundsätzen | Portio vaginalis. | Atzung. einer Erosion. an der 2) ERE
|. enes steht fest: der nn hartnäckigsten Fällen erfolglos; nur | "Anders steht es mit der s Es = | Ze |
Pi die Kr änkheit o Ea ne zeitig ausgeführte künstliche Abort heilt.| logie. K eanson at Beneauben nervösenÄtio- Ri j| a u: Er -
#; wenn eine akute Leben re darf aber nur angewendet werden, | damit begründet, daß die Sektion le ne I ln.
j Der Praktiker steht: A ahr der Mutter abgewendet werden soll. | Befund ergibt. Dieser Grund ist ii F inen vollständig negativen. lb) oe
gl Ungewißheit; weder in an der m immer vor einer | denn die Sektion ergibt äußerst ale ollk aufrechtzuerbalten; To) ee
> Seh ei f der Prognose noch in der Behandlun läßt | ER ‚ vollkommen: eindeuti | BON MIBR. iA
ud aufstellen, welcher jeder Kritik ständhält - weisbar en Wiehl rg unbekannt oder schwer rn E BIE
| ke ichtschnur gelten kan | ai T En ..aber. seine Begründung mit. di 1 1 e 2o
abo aea „Der w geiten Kann. | ‚ ] eigenartigen Verla hai ine Begründung mit. dem IH AURES"
' i der Praka Buche Toracher a a viel besser dran als we ns noch elletärdie e 2 on Punkte müssen 2 T RAEES
F’ wechselt. Nac 4 ung .der Ursachen hat vielfach ge- | Bewei füh ee | rKaltenbachschen = E E: t AA
| . Nachdem die Definiti a 8 eweisführung stellen. Jeder erfahren Eee SE) SE
„+. Sehaftserbr e Definition des Leidens als reines Schwanger- | b n di er erfahrene Praktiker hat Fäle' R Apra
on echen < Be aens ; ger eobachtet, welche : ja Fälle als. EEE
fi. erregenden rt zufälligen Komplikationen mit erbrechen- vollständigen ne = I Verlaufs und sogar des- . "N |
' Atiologie Tre ae nn u. a. aus der. | Einflüssen beweisen Das Erbrechen hört. B. zeit von psychischen AURE ro
g” ` rankungen der Geni ‚Le, man die Ursache zunächst in Er- | es der Kranken aus ä 5 . D. zeitweise auf, wenn- P MERINE: i ay
z : Br en | s ästhetischen Gründen ni eh u: ERP
: . wurde base, Venitalorgane, Dieserecht unbefriedi ende Ätiologie | der Ei z ründen nicht paßt, z, B | PARE:
i- wurde beseitigt durch di 8 gie | der Eisenbahn; es verschwindet vollk micat pabt, z, B. auf ARO © ©.
l; -daß es sich Ir e Lehre von Kaltenbach und Ahlfeld, | Kranken i = ! | vollkommen, wenn die Psyche der ME E: e, o,
o o um einen 'rei 5 k ; anken intensiv -abgelen qe aie Fsyche der A MERK i
, Æ schwangeren te Bias nervösen Reflexvorgang. handle, ‚welcher | z. B. durch die E ea) ‚beschäftigt wird, PEEN
s ausgelöst wird und bei nervösen und | alltägliche ‘Erfahrung lehrt ferner, d i B o eines Kindes. -Die C C RPDA
Mehrzahl der Fälle aufhört, wenn die Krank Erbrechen in der
, wenn die Kranke aus der auf die
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r; hysteris
% ‚Jsterlschen =D 7 l
: -Ít auch jetz à eg ‚am. leichtesten ‘auftritt. Diese Auffassung
| noch nicht ganz aufgegeben, aber stark zurück-
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Wichtigkeit | ihres Leidens eingestellten häuslichen . Umgebung
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‚ hier macht man dieselben Erfahrungen wie bei Hysterischen. Alle
U Tame FTIR Tran
528. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
1. Juni.
entfernt und in die Klinik überführt wird, wo sie von sich selbst
abgelenkt und ihrem Leiden weniger Bedeutung beigemessen wird.
Ebenso auffallend ist der Erfolg v®n allerlei Scheinbehandlungen,
welche dem Verständnis der Kranken aber als Heilmittel erscheinen,
z. B. die Auspumpung des Magens oder Eingriffe an den Genitalien;
daß Kranke selbst mit ausgesprochener Abtreibungsneigung das
Erbrechen künstlich hervorrufen, obgleich uns Fritsch mit-
geteilt hat, daß eine Kranke durch rein simulierte Hyperemese
37 Pfund an Gewicht verloren hatte. Man kann nur annehmen,
daß die Kranke durch diese bedrückende seelische Not in einen
Zustand von Willenlosigkeit geraten und der jede Schwangere
mehr oder weniger beherrschenden Neigung zum Übelsein nach-
geben und erbrechen. Sobald die Psyche abgelenkt oder dauernd
beruhigt wird, sobald die Stimmung hofinungsvoller wird, gewinnt
die Schwangere wieder die Herrschaft über diese Empfindung und-
unterdrückt sie wie jede gesunde Schwangere. Die psychogene
Ätiologie ist sicher nicht die einzige; denn es gibt genügend Fälle,
wo Schwangere trotz des brennendsten Wunsches nach dem Aus-
tragen ihrer Schwangerschaft und des vollsten Vertrauens auf den
für sie und ihr Kind glücklichen Ablauf der Schwangerschaft an
schwerster Hyperemese erkranken; die psychogene Ätiologie trifft
aber meines Erachtens für die Mehrzahl der Fälle zu und gibt
einen hoffnungsvollen Ausblick auf eine erfolgreiche Behandlung.
Trotzdem die zur Entwicklung der Hyperemese führende
psychogene Ätiologie, ihr eigenartiger Verlauf sowie ihre definitive
Heilung durch psychische Behandlung keinen Zweifel an der
Richtigkeit des nervösen und insbesondere des psychischen Wesens
dieser Krankheit lassen, so kann sie doch in einem Punkt unsere
pathologische Auffassung nicht befriedigen, das ist der schwere
und gelegentlich tödliche Verlauf. Es ist uns nicht verständlich, daß
Schwangere einer.Krankheit erliegen, welche in einer funktionellen
Störung der Psyche oder des peripheren Nervensystems beruht;
dafür gibt es keine Analogie. Dieser Umstand ist es auch gewesen,
welcher einer auf einer gänzlich anderen Grundlage beruhenden
Atiologie die Bahn gebrochen hat, das ist die Schwangerschafts-
intoxikation. Zweifellos hat wohl zunächst nur diese moderne
Lehre auch dieses Symptom in den Kreis ihrer Folgeerscheinungen
mit hineingezogen, aber bald ließen sich Beweise gewinnen, welche
. den Zusammenhang der Hyperemese mit der Intoxikation vom Ei
sicherstellen. Einen Beweis für den inneren Zusammenhang
muß man zunächst darin sehen, daß andere Krankheiten der
Schwangeren, welche sich mit mehr Recht als Toxikosen auffassen
lassen, sich so häufig mit Hyperemese kombinieren. So z. B. haben
die im ‚späteren Verlauf der Schwangerschaft an Nephritis und
Eklampsie erkrankenden Frauen in früheren Monaten fast aus
nahmslos an mehr oder weniger schwerem Erbrechen gelitten; die
Hyperemese spielt ferner eine Hauptrolle in dem schweren, meist
tödlich verlaufenden Krankheitsbild der atypischen Toxikose, deren
Hauptbefunde in schweren Veränderungen von Leber und Niere
bestehen; die als typische Intoxikationskrankheit angesehene gelbe
Leberatrophie steht nach den Untersuchungen Heinrichsdorfs
in innigstem ätiologischen Zusammenhang mit der Hyperemes®.
Wichtiger ist aber, daß die Kranken im weiteren Verlauf der
schweren Hyperemese Symptome bekommen, wie wir sie bei
anderen Intoxikationszuständen kennen, das sind Ikterus, Fieber,
Delirien, Albuminurie, Herzerscheinungen, und daß sich bei der
Autopsie Organbefunde zeigen, wie sie für Intoxikationen geradezu
beweisend sind. Diese Obduktionsbefunde haben den unumstößlichen
Beweis gebracht, daß die Hyperemesekranken an Intoxikation
sterben; ich will deshalb etwas genauer auf sie eingehen.
Lindemann fand sie zuerst und deutete sie als Folgezustände
einer Intoxikation; neben einigen französischen Autoren waren es
dann vor allem Williams und aus meiner Klinik Hofbauel,
welche eingehende Befunde mitteilen und sie in dem richtigen
Sinne deuteten; in meinem Material. könnte ich sie in vier Fällen
sicher nachweisen. Es sind folgende Befunde:
1. Ekchymosen am Endokard, Pleura, auf der Schleim-
haut des Magens, zuweilen auch vor Duodenum und Dünndarm.
2. Die Leber, welche in Größe meist normal, zuweilen
atrophisch ist, zeigt mikroskopisch eine vom Centrum zur Peri-
pherie des Acinus fortschreitende fettige Degeneration, wie wir Sè
ähnlich bei Vergiftung durch mineralische und organische Gifte,
Z. B. bei Vergiftung durch Phosphor, Arsen oder Pilzen finden; Eee
ähnliche Veränderungen finden sich bei der gelben Leberatrophi®
und zuweilen bei Eklampsie.
3. Die Nieren zeigen alle Stadien von der einfachen
trüben Schwellung der Rinde bis zur ausgesprochenen er
chymatösen Nephritis; oft treten ausgesprochene Verfettungen
Nierenepithelien hinzu. ER
Wenn wir weiter bedenken, daß diese Befunde sich ae
in den Leichen Verhungerter finden und daß die der Hyperem di
erliegenden Frauen oft noch einen ganz leidlichen Ernährung
diese Beobachtungen lassen keine andere Erklärung zu, als
diejenige, daß zum mindesten der Verlauf der Hyperemese unter
dem Einfluß der Psyche stehe. Kaltenbach geht aber zu weit
mit der Anschauung, daß die Hyperemese das Symptom einer
Hysterie sei; denn die weit überwiegende Zahl dieser Kranken
hat weder vor noch nach der Gravidität auch nur ein einziges
Symptom der Hysterie geboten. Weit eher kann man die mit der
Schwangerschaft an sich zusammenhängende und fast stets in die
Erscheinung tretende gesteigerte Reizbarkeit des Nervensystems
beschuldigen, welche Seitz in zirka 80°/, der Fälle galvanometrisch
nachweisen konnte, und welche sich in der Neigung zu peripheren
Neurosen allerlei Art und namentlich in der alterierten Funktion
der Sinnesorgane zeigt. Daß Psyche und gereiztes Nervensystem
im Verlauf der Hyperemese eine große Rolle spielen, unterliegt
keinem Zweifel. | |
Wunderbarerweise hat man aber dem Einfluß der Psyche
in der Ätiologie der Hyperemese niemals eine Bedeutung bei-
gemessen; es ist mir nicht zweifelhaft, daß die psychogene
Ätiologie für eine große Zahlder Fälle. einzig
und alleinin. Frage kommt. Diese Anschauung hat sich
mir in letzter Zeit immer mehr aufgedrängt. lch will meine
Beobachtungen darüber kurz mitteilen.
Zunächst fiel mir auf, daß unter den Frauen, welche mit
Hyperemese in Behandlung kamen, sich viele befanden, welche
ausgesprochene Abtreibungswünsche durchblicken ließen; dies
wird wohl von vielen Praktikern (z. B. Asch) bestätigt werden
können. Bei anderen Frauen war der Entschiuß, sich von der
Schwangerschaft befreien zu lassen, nicht zur Reife gediehen,
aber sie standen psychisch unter dem Einfluß einer ihnen sehr
unerwünschten Schwangerschaft. So z. B. gaben mir drei Frauen
an, daß ihnen die Schwangerschaft sehr unerwünscht sei, weil ihr
Mann im Felde sei; die eine hatte inzwischen eine Stelle als
Wirtschafterin angenommen, um sich zu ernähren; die andere
gab an, daß es ihr allein zu schwer sei, noch ein weiteres
Kind zu ernähren und aufzuziehen; bei der dritten setzte nach
anfänglich gutem Befinden das Erbrechen mit dem Augenblick
ein, wo der Mann eingezogen wurde. In anderen Fällen waren
es Befürchtungen allerlei Art, z. B. vor dem Verlauf der Schwanger-
schaft, vor schweren Störungen bei der Niederkunft, vor krankem
oder schwächlichem Nachwuchs, welche die Kranken dauernd in
Angst und Sorge hielten.
Beispiele: Eine Kranke fürchtete sich vor der Entbindung,
weil ihre Schwester an Kindbettfieber gestorben war.
Eine andere Kranke hatte große Angst vor der Entbindung,
weil sie bei einer früheren Geburt fast verblutet war und nun
infolge einer abermaligen Blutung zu sterben oder schwer krank
zu werden fürchtete.
Eine dritte Kranke, welche bei der vorhergehenden Schwanger-
schaft eine schwere, nur durch den künstlichen Abort geheilte
Hyperemese durchgemacht hatte, fürchtete, daß sie die neue
Schwangerschaft nicht aushalte und bei ihrer großen Schwäche
kein gesundes Kind gebären könne.
Eine weitere Kranke will bei ihrer Hyperemese nur deshalb
von der Schwangerschaft befreit sein, weil sie wieder Nachgeburts-
blutungen fürchtet und glaubt, kein gesundes Kind zu gebären.
Das sind ja alltägliche Befürchtungen und Ängste bei
Schwangeren; daß sie hier aber die ausschlaggebende Rolle in
der Ätiologie der Hyperemese gespielt haben, geht daraus hervor,
daß die psychische Behandlung, welche gegen diese Befürchtungen
einsetzte, bei allen Frauen dauernde Heilung oder wenigstens
vorübergehende Besserung brachte. Auch die Beobachtung von
Krönig, daß die Hyperemese bei unehelich Geschwängerten viel
hartnäckiger im Verlauf sei als bei ehelichen, ist in dem Sinne
nsychogener Ätiologie zu verwerten; denn erstere stehen unter
dem dauernden Druck der Schande und der Sorge um ihr Kind.
.Nach allen diesen Erfahrungen kann es keinem Zweifel
unterliegen, daß die Hyperemese in ihrem Entstehen und in ihrem
Verlauf als‘ eine nervöse Erkrankung aufzufassen ist und daß
psychogene Momente sie hervorrufen und in ihrem Ablauf ent-
scheidend beeinflussen können. Die Erklärung für diesen Zusammen-
hang ist nicht leicht zu geben. Ich bin keineswegs der Ansicht,
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- trennt einfach neurotische und toxämische Erbrechen.‘ ‚Diese
beiden Stadien, dem anfänglich rein nervösen oder psychogenen,
„und dem toxischen, meist tödlichen Endstadium fließende Über-
- kommen, in die lebensgefährliche toxische Form übergehen. Maħ.
X “nervösen Stadium hervorgeht oder richtiger gesagt, die Folge .des-
| ` nervöses, meistens wohl auf psychogener Grundlage ‚beruhendes
„während derselben erhöhten Giftproduktion erhöhte Arbeit zu
.. wird, sammelt sich immer mehr toxische Substanz im Körper an.
‚schließlich zu der klinisch sich in Ikterus, Herzinsuffizienz, Fieber
~ und Delirien offenbarenden Intoxikatiin mit dem früher. ge-
~ Emese, Diese Hypothese ist von manchen Gynäkologen angenommen;
‚die Mehrzahl will aber in der Hyperemese eine reine Intoxikation
- „nervöse Moment in der Ätiologie und im Verlauf nicht ausschalten
muß von Anfang an gegen diese kämpfen; wer das, nervöse: oder
Ätiologie für um so wichtiger, weil die symptomatische Behand-
And andere sind gänzlich wertlos. Man bekämpft das Erbrechen
gesteigerten Diurese und damit zu reichlicher ‘Ausscheidung des
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© > ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
gesetzten Prinzip, ‘das ist die Beruhigung der.Nerven und der
Psyche erzielt; erstere als ein Symptom. der Intoxikation. wird auch
’
zustand aufzuweisen — ich fand z. B. bei einer kleinen' Frau
nach einer wochenlang dauernden Hyperemese ein Gewicht -von -
136 Pfund und bei der Autopsie überall ein reichliches Fettpolster —, |
so muß man sich dahin aussprechen, daß die Hyperemesekranken
nicht an Inanition, sondern an Intoxikation starben; es ist das für
die Behandlung ein sehr wichtiger Gesichtspunkt. u
~ Wir haben demnach gleich wichtige und richtige Beweise
für die Auffassung der Hyperemese einmal als nervöse Krankheit
mit psychischem Einschlag und andererseits als eine Intoxikations-
krankheit. Was ist nun richtig? -Wie lassen sich diese beiden so
differenten Gesichtspunkte vereinigen? Williams, der um die
Erforschung der Hyperemese so verdiente amerikanische Autor,
‚und andere Nervina oder durch subcutäne Injektionen von-Morphium
die Erfolge der reinen antitoxischen Behandlung: vermag: ich nicht
zu geben, da mein Material fast ausschließlich ein klinisches ist
und das wichtige Moment der Überführung der Kranken aus.ihrem.
Hause in eine andere Umgebung beim Erfolg ' mitwirkt; übrigens
unterliegt es keinem Zweifel, daß eine Menge leichter Fälle im
Hause durch eine symptomatische und auf die Ausscheidung-
des Giftes ‚gerichtete Behandlung geheilt werden kann. , >
=. Von ganz anderen Grundsätzen muß man ausgehen, wenn
man sich bei der Ätiologie .auf den Standpunkt stellt, daß die
Hyperemese eine nervöse Erkrankung mit einem .leiehten. Ein-
schlag ins Hysterische und daß vor allem das psychogene Moment
`} eine große Rolle spielt. Dann handelt es sich vor allem um Be-
. Trennung ist meines Erachtens aber unbaltbar, weil zwischen
gänge bestehen; die einfachste und ganz unschuldig erscheinende
_ Hyperemese kann, ohne. daß neue schädigende Momente hinzu- he,
‚Fernhalten aller Erregungen seelischer, beruflicher, familiärer Art,
Darreichung . von Nervinis, vor allem der. von Olshausen warm
' empfohlenen Bromelysmata. Nicht selten erreicht man in ruhiger
und vernünftiger Umgebung bei. gleichzeitiger Regelung der. Er-
selben ist. | I-nährung einen guten Erfolg; bleibt er aus und gestaltet sich das.
Die Hyperemese. beginnt nach meiner Auffassung als ein | Krankheitsbild ernster, so muß die Kranke aus ihrer ihrem Nerven-
system schädlichen Umgebung entfernt werden. Der Schaden
derselben liegt darin, daß sie die Kranke durch Bedauern. und
Nachgiebigkeit _ weniger widerstandsfähig macht und daß ihre:
kann die Brücke ` zwischen den beiden gleich sicher bewiesenen
Stadien nur darin sehen, daß das toxische Stadium aus dem.
' ‚Erbrechen, welches durch die zunehmende Entkräftung die Funk-
tion aller Organe schädigt: diese Insuffizienz tritt vor allem bei
denjenigen Organen in die Erscheinung, an deren Funktion in der
Schwangerschaft erhöhte Anforderungen gestellt werden, z. B. Leber
und Nieren. Die Leber ist das wichtigste entgiftende Organ und
bat als solches in der Schwangerschaft zwecks Ausscheidung der
selbst verbleibt. Das Bild .ändert sich oft mit einem Schlage,
wenn die Kranke in die Klinik geschafft wird und womöglich
jeder Verkehr mit ihrem Hause: unterbunden wird. Meine Erfah-
rungen mögen dies beweisen, . ie a & 2
‘Ich verfüge über ein Material von 45 Fällen. von Hyper-
emese, welche so schwer waren, daß die Kranken wegen Unmög-
lichkeit der häuslichen Heilung von selbst oder auf ärztliche Ein-
‚leisten. Wenn sie infolge. von Unterernährung degeneriert oder
verfettet, entgiftet sie nicht genügend und das Gift sammelt sich
im Körper an. Die Nieren, welche als Ausscheidungsorgane der
Gifte tätig sind, werden durch die abnormen Mengen derselben
gereizt und Degeneration ’der Nierenepithelien sind die Folge da-
> heilt, sodaß, sie überhaupt in den klinischen Räumen. nicht mehr
von; da hierdurch die Funktion als Ausscheidungsorgan beeinflußt
erbrachen, und weitere 18 nach Ablauf von einigen Tagen unter
Zuhilfenahme von Nervinis, ` Rectalernährung, Wasserzufuhr,
psychischer Behandlung. ‚In 36 Fällen, das sind mehr als drei Viertel
| aller schweren Fälle, hat demnach der Aufenthalt: in der- Klinik
allein oder zweifellos als Hauptimoment die Heilung herbeigeführt.
Der heilende Faktor ist hier ein:rein psychischer. Die Ablenkung
der Psyche durch die Umgebung, namentlich bei’ den im allge-
meinen Krankensaal liegenden ‘Kranken, die Fernhaltung aller
Erregungen seitens ihres Hauses, die etwas mitleidslosere objektive
Behandlung bringen diesen für die Kranke und deren Umgebung,
| sowie auch für.die die Kranke oft zum künstlichen Abort einweisenden
Ärzte zauberhaften und. scheinbar ganz unverständlichen Erfolg
zustande. Scheinbehandlungen,- dem Verständnis der Kranken ange-
paßt, entweder gegen den Magen gerichtet, z. B. Aushebern und
Ausspülen oder gegen die Genitalien, z. B. Aufrichtung einer Retro- '
flexio uteri, Pinseln einer Erosion können zur Hilfe herangezogen
werden und tragen zuweilen zur Erreichung des Eiffektes bei. - In `
5 von 45 Fällen versagten auch in der Klinik alle Behandlungs-
methoden, sodaß zur Abwendung von Lebensgefahr der künst-
liche Abort. gemacht werden mußte; das ist. 11°/,. Zu diesen
Mitteln ist nun für mich im Laufe des letzten. Jahres ein neues,
meines Erachtens recht hoffnungsreiches hinzugekommen, welches
sich gegen den früher geschilderten psychischen Zustand der Gra-
-vida richtet, welcher durch den höchst. unerwünschten Eintritt der
Mangelnde Entgiftung und beschränkte Giftausscheidung führen
schilderten anatomischen Befund. Auf diese Weise erklärt sich
zwanglos die Entwicklung der meist tödlichen Intoxikation aus
der anfänglich harmlosen ‚zu der später bei zunehmender Ent-
kräftung zur Schädigung lebenswichtiger Organe führenden Hyper-
seben; warum ich dieser. Anschauung nicht beitreten und das
kann, habe ich früher entwickelt. . |
~ „Es unterliegt ja keinem Zweifel, daß die Auffassung über
die Ätiologie die Grundlage für die Behandlung dieser recht
häufigen und nicht selten auch lebensgefährlichen Erkrankung
bilden muß, Wer die Intoxikation als einzige Ursache annimmt,
Psychogene Moment in ‚richtiger Weise: würdigt, wird ‚die Be-
Rai der erregten Nerven und Psyche für seine Aufgabe
Ich halte. die Anpassuug der Behandlung an die richtige
lung des Erbrechens an sich meist erfolglos ist. Die zahlreich
‚empfohlenen Specifica, Jodtinktur, Cerium oxalicum, Orexin bas. | Geburt oder einem. abnormen Zustand des Kindes hervorgerufen
ist. Wenn es gelingt; durch” eine genaue Anamnese in den Seelen-
zustand der Gravida so weit einzudringen, daß. man ihre häus-
lichen oder persönlichen Nöte, welche ihr die Schwangerschaft
unerwünscht oder unerträglich erscheinen lassen, kennen lernt, so
gewinnt man die richtige Grundlage für die psychische Behand-
lung. Man muß das Moment vollkommen zu beseitigen versuchen;
‚das gelingt nicht leicht, wenn bei Unverheirateten Furcht vor
Schande und Unmöglichkeit der Ernährung eines Kindes oder bei
Verheirateten finanzielle oder familiäre Nöte die Schwangerschaft
unerwünscht erscheinen lassen; aber ist es mir auch hier einige
ês anzuregen, Ihre rationelle Therapie wäre wohl bei der | Male gelungen, die Kranke so weit zu beruhigen, daß das Er-
‚brechen vollkommen sistierte. Leichter ist es, der Kranken eine
klampsie die Entfernung der Giftquelle, das ist der künstliche |
unberechtigte Furcht vor schwerer Entbindung oder vor einem:
liche ; das wäre nun geradezu ein Verbrechen bei den vorzüg- | u zte F l | |
en Erfahrungen, weiche die Behandlung nach dem entgegen-.! nicht lebensfähigen oder kranken Kinde auszureden; hier ‚hatte
= besten, wenn man den Magen ganz als. aufnehmendes Organ
üsschaltet und per rectum ernährt. nn ae
nv Die Anhänger der Intoxikationsätiologie strengster Obser-
Im welche auf jede Mitwirkung antinervöser. Behandlung ver-
it en, Sind ziemlich machtlos, da sie weder die. Bildung des
| anne verhindern, noch die entgiftende Tätigkeit der Leber steigern
stalt en; meistens wenden sie eine verstärkte Wasserzufuhr in Ge-.
von Infusionen oder Clysmata an, um die Nieren zu einer
weisung die Klinik aufsuchten; von ihnen wurden 18 sofort ge-
Schwangerschaft oder die Befürchtungen vor dem Verlauf der
von: ihnen regelmäßig wohl durch -Clysmata und Brom, Chloral .
oder anderen Opiumderivaten erstrebt. — Eine Statistik über
ruhigung des erregten Nervensystems durch absolute Bettruhe,
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Psyche vollkommen: in dem Ideenkreis des Hauses und ihrer >
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ich einige Male durch psychische. Beruhigungen sofortigen Erfolg;
‚ bei einer anderen Kranken kam ich auch hiermit nicht zum Ziel,
weil Mann und Frau sich fest entschlossen hatten, die Schwanger-
schaft nicht weitergehen zu lassen, sicherlich weil sie ihnen aus
familiären Gründen nicht erwünscht war. Die Kranke brach
weiter, verließ bei meiner Weigerung, den Abort einzuleiten, das
Haus und wurde von einem Frauenarzt wegen weiteren Sinkens
des Ernährungszustandes von ihrer Schwangerschaft befreit.
. Ich möchte es dringend raten, auf diesem von mir be-
schrittenen Wege fortzufahren und bin überzeugt, daß viele
Schwangerschaften bei richtiger Erfassung des psychogenen Moments
erhalten bleiben können. 8
Es gibt nun aber eine nicht geringe Zahl von Hyperemesen,
welche allen Behandlungsmethoden trotzen und sich zu einer
Lebensgefahr für die Trägerin steigern; hier kann nur der künst-
liche Abort Heilung bringen und er bringt sie sicher, wenn er
nicht zu spät eingeleitet wird. Die Verantwortung für den be-
handelnden Arzt ist groß, wenn er bei sorgfältiger Abwägung aller
Momente $ich vor dem unnütz einzuleitenden Abort scheut und
andererseits den viel größeren Fehler, eine zu späte Einleitung
desselben, vermeiden will.
Wenn man eine vollständig einwandfreie Indikation zum
künstlichen Abort stellen will, muß man sich zunächst darüber
‘klar werden, woher die Lebensgefahr droht; dieselbe wurde bis
dahin allgemein in der zunehmenden Entkräftigung, das heißt mit
anderen Worten im Verhungern gesehen. Das trifft nicht zu;
denn die Kranken sterben, wie ich oben ausführte, an Intoxikation
oft bei noch leidlich gutem Ernährungszustand und die Obduküons-
befunde entsprechen nicht denjenigen Verhungerter. Wohl können
die Kranken in einen besorgniserregenden Kräftezustand verfallen
und sehr stark abmagern; eine eigentliche Gefahr geht von dem
Zustande nicht aus, um so mehr, als das Körpergewicht im wesent-
lichen durch Wasserverlust reduziert wird. Wer aus diesem Grunde
den künstlichen Abort einleitet, befolgt eine prophylaktische
Therapie, d. h. er will dem lebensgefährlichen Zustand der
Intoxikation vorbeugen. Diese Indikation ist weit verbreitet und
wird in der täglichen Praxis meistens befolgt. Baisch hat für
die Münchener Klinik den unaufhaltsam fortschreitenden Gewichts-
verlust als Indikation aufgestellt und in 25% seiner klinischen
Fälle den künstlichen Abort eingeleitet. Charpentier will bei
einem täglichen Gewichtsverlust von 300 g den Abort einleiten.
Ich halte diese. Indikation aus wissensehaftlichen Gründen für
nicht richtig, und praktisch auch deshalb viel zu weitgehend, weil
bei der Hyperemese jeden Augenblick durch irgendein psychogenes
Moment Heilung und Besserung eintreten kann. In meiner Klinik
ist aus diesem Grunde 'unter sechs Fällen zweimal der Abort ein-
geleitet worden; einmal von einem etwas hyperaktiven Oberarzt
und einmal von mir unter dem Eindruck eines kurze Zeit vorher
zu spät eingeleiteten Aborts.
| Wenn die Lebensgefahr, wie ich es oben begründet habe,
von der Intoxikation ausgeht, muß man die Symptome derselben
auch der Indikationsstellung zugrunde legen. Zunächst hat man
aus dem Zustand der beiden für die Entgiftung und Giftaus-
scheidung wichtigen Organe, Leber und Nieren, eine Indikation zu
gewinnen versucht. An meiner Klinik hat Hofbauer nach
dem Vorgange von Strauß durch Lävulosedarreichung die
Toleranz der gesunden Leber gegen linksdrehenden Zucker fest-
zustellen versucht und die Indikation für den Abort dann sehen
wollen, wenn bei einer Darreichung von 60 g Lävulose Zucker
auftritt; es ließ sich aus diesen Versuchen keine praktisch brauch-
bare Probe gewinnen. Wichtiger ist als Symptom gestörter Leber-
funktion der Ikterus; er ist, sofern er nicht eine andere Erklärung
findet, ein sehr wichtiges und ernstes Symptom drohender oder
meist schon bestehender Intoxikation. Leichter ist es, den Zu-
stand der Nieren zu beurteilen; Albuminurie und Cylindrurie sind
im Verlauf der Hyperemese- ebenfalls als ein ernstes Symptom
aufzufassen, weil sie auf eine schwere Nierenschädigung hin-
weisen. Dazu kommen noch andere Symptome: von seiten des
Herzens Arhythmie des Pulses und dauernd hohe Frequenz,
Pinard geht aber viel zu weit,‘ wenn er schon bei einer
dauernden Pulsfrequenz über 100 den Abort einleiten will. Nach
dieser Indikation opfert er eine Menge Schwangerschaften un-
nötig; auch ich habe manche Hyperemese noch in Heilung über- |
gehen sehen, welche dieses Symptom gezeigt hatte. Temperatur-
steigerungen sind aber bedenklich, wofern sie nicht aus anderen
Ursachen sich erklären und hohe Temperaturen sind ein sehr be-
drohliches Symptom. Ebenso ernst sind cerebrale Symptome zu
50°. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.-
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nehmen, welche als Delirien, Exeitationzustände, gelegentlich als
Koma auftreten. Siemerling rechnet zu den toxischen Sym-
ptomen auch die Neuritis und die sie begleitenden psychischen
Störungen.
Das alles sind die Symptome, welche die Lebensgefahr bei
Hyperemese ankündigen. Bei diesen Zuständen habe ich einmal
den künstlichen Abort mit dem Erfolg eingeleitet, daß alle tozi-
schen Symptome vollständig zurückgingen, bis auf eine längere
Zeit bestehende psychische Depression.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine sorgfältige Beobachtung
der Kranken den Beginn der Intoxikation erkennen läßt. Es müssen
alle vorher geschilderten Symptome beachtet werden und sobald
nur eines derselben in Erscheinung tritt, sofort der Abort
eingeleitet, und zwar das Ei in einer Sitzung entleert werden.
Unter diesen Umständen wird man mit seinem Eingriff nicht zu
spät kommen und andererseits nicht, wie es jetzt in Hunderten »
von Fällen geschieht, der künstliche Abort unnütz eingeleitet
werden. Nach meiner Erfahrung hat die Entwicklung der
Intoxikation vom ersten Symptom bis zur Lebensgefahr 3 bis 18 Tage
gedauert; Zeit genug zur Entscheidung. |
Wenn ich nun zum Schluß zusammenfasse, wie sich der
Arzt bei der Hyperemese verhalten soll, so möchte ich folgende
Vorschläge machen:
Zunächst durch eine sehr tief in das Seelenleben und die
äußeren Verhältnisse eindringende Anamnese feststellen, ob eine
psychogene Ursache für die Hyperemese besteht und sie durch
entsprechende Gegenwirkung ausschalten. Vor allem ist der
Kampf gegen die Abtreibungsgelüste zu richten; derselbe würde
ja viel erfolgreicher sein, wenn alle Ärzte auf demselben Standpunkt
ständen und wenn die Kranke nicht sofort einen anderen Arzt fände,
welcher zum künstlichen Abort wegen Hyperemese bereit wäre.
Wenn kein psychogenes Moment besteht oder dasselbe nicht
ausgeschaltet werden kann, beginnt die symptomatische Behandlung.
Dieselbe muß in dem ersten, rein nervösen Stadium durchaus sich
auf die Behandlung der Psyche und des Nervensystems erstrecken;
für die häusliche Therapie ist folgendes zu beachten: |
1. Absolute Bettruhe, Fernhalten jeglicher Erregung, Aussehluß
aller Familienmitglieder.
2. Beruhigung der Nerven durch Bromelysmata oder
Morphium, Pantopon. .
3. Bekämpfung des Erbrechens durch Entziehung jeglicher
Ernährung per os und Ersatz derselben durch Nährelysmata..
4. Ersatz des Wasserverlustes durch Rectaleinläufe.
5. Eventuelle Scheinbehandlung namentlich bei hyste-
rischen Frauen.
Wenn durch strenge Durchführung dieser Punkte innerhalb
einiger Tage Besserung nicht erzielt worden ist, muß die Über-
führung in die Klinik erfolgen.
Wenn dieselbe abgelehnt wird, so beginnt die, für den Arzt
sehr verantwortliche, im Hause kaum durchführbare Beobachtung
auf die klinischen Symptome einer beginnenden Intoxikation.
Bei den ersten als solche sicher zu deutenden Krankheits-
erscheinungen muß der künstliche Abort sofort eingeleitet werden,
und zwar in einer Sitzung. ,
Ich glaube, daß diese Behandlungsgrundsätze durch wissen-
schaftliche Forschungen genügend gestützt sind und bel richtiger
Durchführung Erfolg versprechen. Vor -allem wird die ‚bisher 3
schwankende und unsichere Indikationsstellung für den künstlichen
Abort dadurch auf eine sichere Basis gestellt.
Aus dem Sofien-Spital in Wien.
Über subvalvuläre Aortenstenose.
Von
Prof. N. Jagić und F. Schlagenhaufer.
Wie wir aus einer längeren Abhandlung von B r et- Bla =
Perducet in der Lyon médicale 1912 „Le ré trécissemen’
sous-aortique“ entnehmen, ist diese eigentümliche Steno-
sierung der Abgangsstelle der Aorta unterhalb der Semiluna”
klappen den, Franzosen ein schon seit langer Zeit geläufig?
Befund.
Schon 1842 wird von Chevers (Norman) in den Guys
Hospitaux reports diese Affektion zum erstenmal erwähnt, ae
Vulpian beschreibt 1868 genau einen Fall von subyalvuläre
1. Juni,
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neben dem Sternum. Exitus am 15. Mai 1918.
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‚ Teche, bakteritische Auflagerungen. : Die linke Klappe zeigt nur- an
Presse 1907
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Stenose und gibt ihr den Namen Stenose ventriculo-
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aortique oder sousaortique)).
Es folgen dann noch weitere Fälle i
einer fötalen Endokarditis am: „Konus“ der Aorta - unmittelbar
unter den Semilunarklappen zu einer schwieligen Verengerung
kam, wobei die Klappen ohne Aufhebung ihrer Schlußfähigkeit
einbezogen waren, keine weiteren Arbeiten über diese eigentümliche
Verengerung des Aortenlumens unterhalb der Klappen finden.
Wir bringen daher unseren Fall zur genaueren Publikation.
Der Krankengeschichte entnehmen wir kurz folgende Angaben:
Der 43 jährige Patient war . seit elf Jahren herzleidend. Schon
neun Wochen, vor der Aufnahme ins Krankenhaus hatte er wiederholt
Fieber und Schüttelfröste. Katarrh in den Lungen: und Stechen in der
linken Brustseite. Bei der Aufnabme ‘am 7. April 1918 war Fieber vor-
handen. Puls 100, rhythmisch. An den Lungen kein abnormer Befund.
Deutliche Vergrößerung der Milz. Die Herzdämpfung nach links 1 cm
verbreitert; Herzstoß im fünften Intercostalraum abnorm stark hebend.
In der Gegend der Herzspitze systolisches Schwirren
fühlbar; daselbst lautes systolisches Geräusch, letz-
teres auch in der Aortenregion hörbar. Zweiter, Ton
an der Aorta rein. Die ‚Untersuchung des Blutes ergab: Anämie
‚mittleren Grades sowie das Leukocytenbild einer infektiösen Leukocytose.
Die weitere Beobachtung : des Kranken ergab ständiges Fieber von
re- und intermittierendem: septischen Typus. Pulszahlen ziemlich kon-
stant um 100.. Anfangs Mai traten Ödeme auf, sowie ein allmählich
immer intensiveres .systolisches Schwirren und
lautes systolisches Geräusch inder Aortenregion,
am stärksten im zweiten rechten
a Mit Berücksichtigung der Anamnese, der objektiven Zeichen und
des Verlaufes wurde die klinische Diagnose einer reerudes-
eierenden septischen Endokarditis an der Mitral-
klappe mit ..frischen endokarditischen Auflage-
. Zungen an den Aortenklappen gestellt, wobei angenonımen
‚ daß die Veränderungen an der Mitralis schon alt wären (mehr- .
wurde
jähriges Herzleiden, alte- Mitralinsuffizienz), während die Endokarditis
an den Aortenklappen erst während der Spitalbeobachtung hinzugetreten
ware (systolisches Schwirren und systolisches Geräusch über der Aorta
ab Anfang Mai 1918). | | SER
Die am 15. Mai 1918 ausgeführte Obduktion ergab: Frische
endokarditische Vegetationen an den Aortenklappen, besonders auf der
‚hinteren Klappe.
Klappen durch einen fibrösen Ring. Infarkte. der linken Niere.
'Subakuter Milztumor. Ödem der unteren Extremitäten. — Der
‘genaue Herzbefund lautet: Das normal gelagerte Herz ist in beiden
Ventrikeln etwas vergrößert, links stärker als rechts. Die Tricuspidalis
und die Pulmonalklappen normal. Das linke venöse Ostium ist für
zwei Finger durchgängig; die Mitralklappe ist normal. Bei Son-
dierung des Aortenostiums vom Herzen aus stößt
pan auf einen Widerstand, es gelingt nur. mit der
Uppe des Zeigefingers in die Aorta einzudringen.
Nach Eröffnung der Aorta in gewöhnlicher Weise zeigen sich
„gende Verhältnisse: Knapp am Ursprung der Aorta aus
AR Ventrikel sieht man in ganzer Circumferenz
e Herzwand eine wehrartig sich ausspannende,
i bis 3 mm hohe, sehr derbe Verdickung im Endo-
a Die unterhalb der rechten Aortenklappe
gende Partie ist. die derbste und durch drei
@ickere,stre bepfeilerartige Faserbündelverstärkt.
h Die gegen den Aortenzipfel der Mitralis zie-
ende Partie ist niedriger und dünner. (Abb. 1.)
zint Legt man das Ventrikelstück mit dem Aorten-
ne el-in seine natürliche Lage zurück, so sieht
Er „sehrdeutlich, wie durch die Barriere ein quer-
Pe okltes Ostium gebildet wird, dessen Längs-
- t messer etwa 1öcm, dessen Querdurchmesser
Irka 05cm beträgt, (Abb. 2.) . si
si ron der Basis, respektive dem freien Rande, beziehungsweise der
2 5 ‚ungsstelle der Semilunarklappen der Aorta ist das Ostium 0,8
‚tespe = e 2 beziehungsweise 8 cm entfernt. i
Ao linter der derbsten Partie dieses Faserringes ist die Wand
orta leicht ausgebuchtet, > K
Kla le ‚Aortenklappen selbst sind ‘schwer verändert. Die hintere
3 at In ihrer Gänze von massigen, weichen, rotweißen Vegetationen
cxt. Die rechte Klappe trägt an ihrem. zerfetzten, freien Rande
(der
) Wir möchten aber die Bezeichnung subvalvuläre Stenose als
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die.
‚©. nach unserer Ansicht richtigere vorziehen.
ngeborene Dextrokardie mit Aortenstenose. Wien. med.
0.1919 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
1.Jıni.
n der französischen
Literatur von Lionville, Dufloeque, Boinet, Weber
und Degocy, Barrault und endlich von Bret-Blanc-/|
Perducet. Dagegen konnten wir in der übrigen Literatur mit.
Ausnahme einer ähnlichen Beobachtung Pals?) bei der es nach-
Intercostalraum.
'Stenosierung der Aorta etwa 2 cm unterhalb der.
-Atherom an der Aorta sehen
-~
der Basis eine weiche linsengroße. Excrescenz, ilre Wand ist verdickt.
Die Intima der Aorta ist zart, nur am Zugang zu den auffallend’ weiten
Sinus Valsalvae ist eine V
. Klappe 6 cm im Umfang. ee a
E Die rechte Coronararterie entspringt außerhalb, die linke inner-
halb des Sinus Valsalvae mit weiter Öffnung. 5
| Das Kammerseptum ist. zirka .2 em dick. ' Das Endokard des
linken Ventrikels ist bis auf
zart und glänzend. u
‚Die bakteriologische . Untersuc
f
Aortenklap
dünner Diplobacillus in großer Menge. a wu ee
fluenzabaeillus aussieht,
. Da der Bacillus. morphologisch wie’ ein In
. wird auf Blutagar und Glycerinagar gezüchtet. Ergebnis negativ.
Auth im Schnitt besteht die Vegetation fast nur aus Bakterien,
die sich nach Weigert ganz entfärben
“einen. kurzen -Bacillus erkennen lassen. `
| Schnitte von dem stenosierenden Ring zeigen, daß .die im
kard sitzende Verdickung zum größten Teil aus dichten Gewirren ela-
stischer Fasern‘ und Streifen, sehr derben, kernarmen Bindegewebes
bestehen. | RE a
Cholestearin, Kalk und entzündliche Veränderungen sind nicht
: nachweisbar. | i .
| Wir haben demnach in der Aorta zwei voneinander sicher
‘ganz unabhängige Prozesse. Erstens die frische bakteritische In-
fektion der Aortenklappen durch einen leider nicht näher bestimm-
‘baren Bacillus und zweitens die unterhalb der Klappen sitzende.
starke Stenosierung ‘der Aorta, bewirkt durch einen alten Prozeß
im Endokard. an, E | =
| Zeitlich sind die beiden Prozesse bestimmt weit voneinander
getrennt; die bakteritische Vegetation ist ganz jung, der subvalvu-
läre Ring ist alt. | | -
Was nun d
entweder einen abgelaufenen _Entzündungsprozeß oder einen
‚atheromatösen , Prozeß oder endlich eine auf
basierende Endokardverdickung annehmen. iR e
. Gegen die entzündliche Basis spricht der völlige Mangel
entzündlicher Vorgänge im histologischen Bilde. Doch ist es durch-
aus möglich, daß der gegenwärtige Befund den Rest einer abge-
laufenen' Entzündung darstellte. oo. 3
Aber auch als ein Stadium des -atheromatösen Prozesses
könnte diese aus elastischen Fasern und derbem Bindegewebe be-
stehende Endokardverdickung gedeutet werden. Dagegen spricht
wi
nur, daß wir mit Ausnahme einer Verdickung am Aortenzipfel
der Mitralis und am Eingang zum Sinus Valsalvae absolut kein
können. Die : Intima ist durch- `
aus zart.
Beschaffenheit ‚des Walles und daß der Sitz der subvalvulären
Stenose anscheinend ein ganz konstanter zu sein scheint,
So schreiben Bret-Blanc-Perducet: cet orifice siège 2 |
à 8 mm de la base des valvules und genau 8 mm unterhalb der
Klappenbasis sitzt auch die Stenose in unserem Falle. Es ist
also nicht: eine beliebige Stelle dieser Region mitro-aortique. oder
dieses Sinus mitro-sigmoidien, welche den stenosierenden Prozeß
trägt, nur eine ganz bestimmte, vielleicht durch fötale oder mecha-
nische Kriterien hierzu prädestinierte Partie in der Aortenwurzel.
Abb. 1, Abb, 2,
„Wir möchten uns am liebsten für eine fötale Genese aus-
sprechen, ohne aber über den hypothetischen Charakter dieser
Annahme im unklaren zu sein. i Sa
Was die Ansicht der französischen Autoren in dieser Hin-
‚sicht betrifft, so schwanken sie zwischen Atherom und Entzündung,
Bi
erdickung. Die Aorta ‚mißt oberhalb der
eine kleine Verdiekung an der Mitralis -
hung ‘der Vegetationen an den
pen ergibt: Im Deckglas ein gramnegativer, sebr kurzer und -
und mit Löfflers | Methylenblau.
Endo-
ie Ätiologie des letzteren betrifft, so können wir.
fötalen Vorgängen .
Was endlich. die Annahme einer | fötalen Endokardkissen-
Verdickung betrifft, so spreche hierfür die ganz eigentümliche `
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. Mitralis für das Entstehen der subvalvulären Entzündung verant-
. Auflagerungen an den Aortenklappen zu beziehen.
` Aortentons, auf die auch Pal in der oben zitierten Mitteilung
folgendermaßen. |
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Bret-Blanc-Perducet plädieren für eine athero-
matöse Grundlage; Vulpian nimmt eine entzündliche Ätio-
logie an. | l
Auffällig ist, daß unter den acht französischen Beobachtungen
sechs Fälle mit Läsionen der Mitralklappe kombiniert waren, wes-
halb die Franzosen geneigt sind, den infizierten Aortenzipfel der
wortlich zu machen,
Gegen diesen Schluß aber spricht unsere Beobachtung, bei
. der die Mitralklappe ganz normal ist..
-= Die klinischen Symptome dieses Falles führten zu folgenden
Erwägungen. Bei der Sektion fanden sich, wie wir gehört, frische
endokarditische Auflagerungen an der Aortenklappe; dagegen war
die Mitralklappe intakt. Außerdem bestand eine unterhalb der
Klappen sitzende, also subvalvuläre Stenose, die auch funktionell
als ein stenosierendes, diaphragmaartiges Hindernis für den Blut-
strom anzusehen. ist.
Als physikalische Zeichen der sicher schon lange bestehenden
subvalvulären Stenose im linken Ventrikel sind in unserem Falle
das bei der Aufnahme . festgestellte systolische Schwirren
und systolische Geräusch in der Gegend der
Herzspitze sowie das systolische Geräusch in der
Aortenregion anzusehen. |
Das fühlbare systolische Schwirren über
der Aorta im zweiten Intercostalraum rechts
neben dem Sternum dagegen ist nicht auf die subvalvuläre
Stenose, sondern einzig und allein auf die frischen endokarditischen
Daß eine
subvalvuläre Stenose zur Bildung eines systolischen Geräusches
führen kann, ist ohne weiteres verständlich, wenn man sich über-
legt, daß in der Systole des linken Ventrikels das Blut eine ver-
- engte Stelle passieren muß, ehe es in die Aorta einströmt.
Es handelt sich demnach um ein ausgesprochenes systolisches
Stenosengeräusch, das auf gleiche Weise zustande kommt, wie das
systolische Geräusch bei der valvulären Aortenstenose.
Das bei letzterer in der Regel hörbare diastolische Geräusch
als Zeichen einer Insuffizienz der Aortenklappen fehlte hier, da
ja bei der subvalvulären Stenose die Aortenklappen selbst schluß-
fähig sind. Ä
Bezüglich der klinischen Zeichen der subvalvulären Stenose
finden sich in der Literatur nur spärliche Angaben. So erwähnt
Romberg'): Verengerungen des arteriellen Teiles der linken
Kammer durch ein sehniges, unterhalb der Aortenklappen aus-
gespanntes Diaphragma, das zu ähnlichen Symptomen führt, wie
eine valvuläre Stenose, also Hypertrophie der linken Kammer und
‚systolisches Geräusch.
Auch Romberg hebt die deutliche Hörbarkeit des zweiten
hinweist, hervor.
Ausführlichere Angaben finden wir, wie früher erwähnt, in
der französischen Literatur. Fassen wir die oft sehr weitschweifigen
Ausführungen kurz zusammen, so gestaltet sich die Sachlage
Neben der für die subvalvuläre Stenose natürlich nicht
charakteristischen und diagnostisch nicht verwertbaren Hypertrophie
des linken Ventrikels sind vor allem die Auscultationsbefunde in
Betracht zu ziehen.
Hier ist das systolische Stenosengeräusch als konstantes
Zeichen zu nennen. Zumeist ist es sehr laut, allerdings in der
Intensität zeitweise wechselnd. Es ist sowohl an der Herzspitze
wie in der Aortenregion hörbar, in einzelnen Fällen in. der Mitte
des Sternums lauter als im zweiten rechten Intercostalraum. Da-
bei war das Geräusch zumeist weit gegen den Hals zu, wie auch
nach unten hin, fortgepflanzt -zu hören. .
"i Außerdem waren in der Aortenregion die zwei Herztöne
deutlich zu hören. , ,
In einzelnen Beobachtungen war am linken Sternalrand in
der Höhe der vierten bis fünften Rippe ein systolisches Schwirren
tühlbar. Betont wird ferner die Kombination mit relativer Mitral-
insuffizienz. | l
Die erwähnten auscultatorischen Zeichen sind aber zum
Teil ganz und gar nicht für diese Anomalie charakteristisch, so
die Abnahme der Intensität des Geräusches bei abnehmender
Herzkraft. Wir finden diese Erscheinung bei den Klappenfehlern.
aller Art.
1) Lehrbuch der Krankheiten. des Herzens. Enke, Stuttgart 1909.
Auch die Kombination mit relativer Mitralinsuffizienz finden
wir ebenso bei allen möglichen Dilatationszuständen des linken
Herzens. | j
Das Erhaltensein des zweiten Aortentons finden wir auch
bei valvulärer Aortenstenose [vergleiche Jagic!). Vielleicht
eher, aber auch nicht mit absoluter Sicherheit sind für die Er-
krankung einer subvalvulären Stenose etwa folgende Merkmale
des systolischen Geräusches verwertbar: Die laute Fortleitung
nach unten und links; das Erhaltensein zweier normaler Töne in
der Aortenregion; das Schwirren am linken Sternalrand in der
Höhe der vierten bis fünften Rippe; ferner daß das Geräusch in
der Mitte des Sternunis lauter zu hören ist als im zweiten rechten
Intercostalraum neben dem Sternum. Bei der valvulären Aorten-
stenose ist so gut wie regelmäßig das systolische Geräusch an
letzterer Stelle am lautesten hörbar.
Wichtig ist auch das Fehlen eines diastolischen Geräusches
in der Aortenregion, das bei der valvulären Stenose wegen der
gleichzeitigen Insuffizienz der Aortenklappen so gut wie regel-
mäßig zu hören ist.
Bei gleichmäßiger Berücksichtigung des anatomischen Be-
| fundes und der klinischen Zeichen in den bisher beschriebenen
Fällen kommen wir zu dem Schlusse, daß die Symptome einer sub-
valvulären Stenose mit den physikalischen Zeichen der valvulären
Aortenstenose manches Gemeinsames haben, und daß die Diagnose
in vivo wohl zumeist in der Richtung des letztgenannten Klappen-
fehlers gelenkt wird.
In unserem Falle hat die subvalvuläre Stenose die Zeichen
eines Mitralfehlers imitiert. Erst die während des Spitalaufent-
haltes aufgetretene Infektion der Aortenklappen führte zu den
Auflagerungen an diesen, wodurch das laute systolische Schwirren
im zweiten rechten Intercostalraum zustande kam. Dieses erst
unter unserer Beobachtung aufgetretene akustische Zeichen mußten
wir mit Recht auf die frischen endokarditischen Veränderungen
an den Aortenklappen beziehen.
Aus der Universitätsklinik für Gemüts-u.Nervenkrankheiten, Tübingen
(Dir.: Prof. Dr. G aupp).
Zum Problem der Vererbung erworbener
Eigenschaften.
Von
Dr. Hermann Hofimann, Assistenzarzt.
Die Vererbung erworbener Eigenschaften bildet heute eine
der am meisten erörterten, vielfach umstrittenen Fragen des
ganzen Vererbungsproblems; von einem Teil der biologischen
Forscher wird sie ebenso bestimmt bejaht, wie sie von anderen
verneint wird. Infolgedessen macht sich neuerdings sogar VI
einzelt die Ansicht geltend, diese ganze Frage lasse sich augen-
blicklich überhaupt nicht entscheiden, und es wird somit. jede
weitere Erörterung als unfruchtbar und zwecklos hingestellt.
Der gelegentlich sehr erbittert geführte Streit ist wohl nicht
zum geringsten Teil deswegen zu solch großer Bedeutung ange
wachsen, weil die Entscheidung dieser Frage sich eng mit den
biologischen Grundanschauungen berührt, wie wir später sehen
werden. Jedoch nicht nur in der Biologie selbst, sondern welt
über ihre engeren Fachkreise hinaus, besonders aber in der medi-
zinischen Wissenschaft ist von jeher unserem Problem Jebhaftes
Interesse entgegengebracht worden. Erscheint doch auch gerade
für die Entwicklung und den späteren Werdegang des Menschen-
geschlechts die ganze Frage von nicht geringer Bedeutung.
Wenn man versucht, dem Problem der Vererbung erworbene!
Eigenschaften näherzutreten, so ist es auffallend, welch vel-
schiedene Begriffe in der Literatur von den einzelnen Autoren
darunter verstanden werden. So scheint cs bei einer Behandlung
der Frage in erster Linie notwendig, sich darüber klar zu sa
was denn überhaupt unter einer „erworbenen Bi& a
schaft“, ferner unter Vererbung derselben zu verstehen pn
Analysieren wir zunächst das Wesen des Vorgangs, der nn
bei dem Neuerwerb einer Eigenschaft vollziehen muß. N
muß, ganz allgemein gesprochen, eine äußere Ursache N einen
Organismus eine Veränderung gesetzt haben, cine Veränderung:
die nicht etwa, wie so häufig, nur vorübergehender Natur ist, 80
!) Handbuch der Herzkrankheiten. Deuticke, Wien 1012,
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2.0.4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 22. 00000
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= 1Lsum. En
Par piy =
š ; sog : TS eun
dern für das Individuum dauernden Bestand hat. So kann. man, | Verhältnis’ zur Eigenschaft des Individuums eine ganz bestimmte, Bei Kill. 4
wie Semon es tat, die hier in Betracht kommenden Eigenschaften | gleichsinnige sein. Nicht jede beliebige Veränderung: der idio- | er AU TEE
am besten als „Reiz- bzw. Erregungswirkungen“ bezeichnen. Jedes | plasmatischen Konstitution der Keimzellen, die sich irgendwie in pi Pela,
Lebewesen hat vermöge der ihm und seiner Art, eigentümlichen | der Entwicklung: derselben äußert, gehört in: das ‚Gebiet, der Ver- a lea. j
Organisation die Fähigkeit, auf einen bestimmten äußeren Reiz | erbung erworbener Eigenschaften. So sind meines Erachtens die = a ir
in bestimmter Weise zu reagieren. Bei Wirkung eines Reizes, der | von O.-Hertwig selbst angestellten Versuche der Einwirkung ; ER UE o
an sich überhaupt imstande ist, in dem betreffenden- Organismus. | von radioaktiven Substanzen auf die Keimzellen, die infolge ‘der A EEE
direkten Wirkung auf das Idioplasma derselben. eine mehr oder er alien
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DES SAIKET
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= un,
Veränderungen hervorzurufen, tritt die entsprechende Reaktion
ein, das heißt die im. Organismus liegende Reaktionsmöglichkeit .
wird aktiviert und stellt sich dann, falls sie Bestand hat, als neue
weniger pathologische Entwicklung zur Folge hatten, nicht der
‚Frage der Vererbung erwörbener Eigenschaften wesensgleich. . Er
‚setzt diese Experimente in Parallele zur Degeneration von Nach-
kommen chronischer Alkoholisten. Es ist natürlich absolut sicher,
liegen soll, beim Kind entweder die Leberecirrhose selbst oder eine
Reizes bei den Nachkommen sich in qualitativ gleicher Weise
gesteigerte Anlage zu derselben vorhanden sein, sodaß schon :
. wiederum zeigt, oder wenn zum mindesten eine erhöhte Disposition
<
Dann
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Eigenschaft dar. g | | a
Wann dürfen wir nun von Vererbung einer solchen. erwor- | | AE
benen Eigenschaft sprechen? 0 ee - | daß chronischer Alkoholmißbrauch nicht nur bestimmte Organe 2 a
0. Hertwig definiert die Vererbung an sich (das heißt die | (Leber, Magen. usw.) sondern auch die Keimdrüsen und >
ererbten Eigenschaften) folgendermaßen: „Die Eltern vererben auf | Keimzellen nachteilig beeinflußt.. Diese Tatsache. gilt nicht nur BE
ihre Kinder die Eigenschaften, die sie selbst von- ihren Vorfahren | für die menschliche Entwicklung, sondern konnte auch experi- ERD
ererbt haben; sie geben einfach beim Zeugungsprözeß die Erb- mentell bei Tieren (Meerschweinchen) von Sto ckard und An- har,
" masse weiter, in der Beschaffenheit, in welcher sie ihnen einst von | deren nachgewiesen werden. Ähnliche ‚schädigende Wirkungen SE
ihren eigenen Erzeugern überliefert wurde. Die Übereinstimmung | üben, andere Gifte wie Blei, Arsen oder Mikroorganismen, `z. `B. GERE
. der durch Zeugung auseinander hervorgehenden und sich in der | Syphilisspirochäten, auf die Keimzellen aus. Diese sich'in patho-
` Zeitfolge ablösenden Individuen erklärt sich einfacherweise daraus, | logischer Veränderung: des Entwicklungsprozesses, in mehr oder N in
daß sie immer aus derselben Anlagesubstanz hervorgehen, die von | weniger ausgeprägter Entwicklungsbemmung äußernde Keimes- FrERISBERE
Individuum zu Individuum, von Generation zu Generation als Erb- | schädigung wird seit Forel allgemein als „Blastophorie“ be- o
masse übertragen wird.“ Und die Übertragung dieser Erbmasse, | zeichnet. u u A BE: Fa | =. WERE
die man allgemein Idioplasma nennt, kann nur durch die Keim- „Betrachten wir nun aber einmal ’die durch die genannten el NER,
zelle geschehen, „die in bildlichem Sinn als Trägerin des Erbes | äußeren. Faktoren, z. B..das Alkoholgift, im Menschen ver- Bi.
bezeichnet werden kann“; Eine Vererbung einer erworbenen | ursachten krankhaften Veränderungen, die wir nach unserer TUNER T
Eigenschaft ist also. nur möglich, wenn diese imstande war, eine |. anfangs gegebenen Definition wohl als erworbene Eigenschaften . Keil a
bestimmte, gleichsinnige Veränderung der Erbmasse der Keim- | bezeichnen können, so ist ohne weiteres klar, daß diese, z. B. D Et a
‚zellen hervorzurufen. Wir dürfen nur dann von Vererbung er- | eine Lebereirrhose, bei den Eltern nicht mit’ der allgemeinen. ans:
worbener Eigenschaften reden, wenn die Wirkung, die bei der | Entwickluigshemmung der Kinder im Sinne einer gleichen oder Ar
‚Elterngeneration auf einen Reiz hin auftrat, ohne Fortdauer des | auch nur ähnlichen Eigenschaft in Beziehung gesetzt werden kann. . ` Ki ars: a
| Es müßte, damit. Vererbung einer erworbenen Eigenschaft vor- A TA Sai
i O Bee
f
für das Eintreten der gleichen Reizwirkung bei den Nachkommen
beobachtet werden kann. . `. > | | ` | mäßiger Alkohölgenuß, der bei normal 'veranlagten Individuen en
“ Auf diese Weise schließen wir von vornherein zwei Erschei- | Keine krankhafte Veränderung. bewirkt, bei dem Alkoholikerkind ige.
nungen aus, die Häcker als äquikausale und äquidispositiönelle,| eine Lebereirrhose hervorrufen würde. Dies ist jedoch nicht der ee
Abänderungen bezeichnet, welche auch gelegentlich mit in unser | Fall; überhaupt sind niemals bei Keimesschädigung auch infolge W i ie
Problem hineingezogen worden sind. Unter äquikausalen Abände- | anderer Giftwirkung gleichsinnige Veränderungen bei Eltern und STE
rungen versteht Häcker „solche Fälle; in welchen in augen- | Kindern auf dem Wege der Vererbung beobachtet worden. Dem- nn
- Scheinlicher Weise eine Übertragung der Reizursache selber statt- | nach dürfen wir die Tatsache der Blastophorie nicht für die Ver- ee
| ` findet und also, da beim Kinde die gleiche Ursache weiterwirkt, | cerbung erworbener Eigenschaften heranziehen. Aus den Hert- ie
E das Wiederauftreten der Besonderheit, also der Reizwirkung ohne | wigschen Versuchen folgt einwandfrei nur, daß durch äußere- Es
} = Weiteres verständlich wird“. Hierunter würde z. B. die Übertragung | Faktoren eine Veränderung der Keimanlage möglich ist; — trotz- hier
| dem ein sehr bedeutungsvolles Ergebnis. — ` ut. = ar!
Der Begriff der Vererbung erworbener Anlagen erscheint mir <
einer Infektionskrankheit von Eltern auf das Kind fallen durch
direkte Übertragung. der Mikroorganismen.. Bei der äquidispositio-
i - ‘
F l ` . . i . i 3 .. `
; <- nellen Variation handelt es sich um die Übertragung, der Reiz- | nach alledem für unsere Fragestellung als etwas. zu allgemein ge-
faßt. Jede Vererbung ‚einer erworbenen Eigenschaft stellt aller-
dings eine Vererbung einer erworbenen Anlage dar; denn nur so .
ist sie überhaupt denkbar. Jedoch deckt sich umgekehrt nicht
jede Vererbung einer erworbenen Anlage mit der Vererbung einer .
. die Blastophorie als An-
‚. empfindlichkeit oder Disposition von. einer Generation auf die
andere, auf Grund deren, bei beiden ein und dieselbe Krankheit
A Eingang findet, falls der gleiche äußere. Reiz einwirkt. Es ist wohl -
i ‚ ohne weiteres klar, daß diese beiden Vorgänge nichts mit unserer , g ein bene
; Definition gemein haben. Dasselbe gilt für Verletzungen und Ver- | erworbenen Eigenschaft, wie dies z. B
„~ Stlimmelungen, für die man früher auf Grund’ von fast märchen-. | lageveränderung zeigt. - | : a E
f | Noch andere Einwände sind gegen unsere Auffassung er-.
haften Beispielen: V ererbungsmöglichkeit annahm, die aber schwer- |
hoben worden. Manche Forscher glaubten sich mit dem Auftreten
a lich als Reaktion auf einen Reiz aufgefaßt werden können. Sie’ | | |
„Spielen heute für unsere Frage keine Rolle mehr. | neuer Eigenschaften bei einer.Art.und ihrer Vererbung hicht be- `
. <- Gegen die hier entwickelte Fassung des Begriffs der „Ver- | gnügen zu können, um sich für unsere Frage in positivem Sinne zu E
; erbung erworbener Eigenschaften“, die zuerst vor allem von Se- | entscheiden. ‘Sie behaupteten vielmehr, zu diesem Ende müßte 7
| mon vertreten wurde, sind von mancher Seite Bedenken | eine Veränderung der’ Reaktionsweise oder Reaktionsfähigkeit
nachgewiesen werden, erst dann dürfe "man von Vererbung .er-
worbener Eigenschaften in eigentlichem Sinne reden. Nehmen
wir einmal an, ein Organistaus hätte sich unter dem Einfluß eines
‚äußeren Reizes, z. B. Licht odet Temperatur, in bestimmter
Weise verändert, so ist absolut klar, daß mit dieser Veränderung
‘eine Veränderung der Reaktionsfähigkeit einhergehen muß in dem
Sinne, daß der betrefiende Organismus nach eingetretener Reiz-
wirkung auf den nämlichen: Reiz nicht mehr, also anders reagiert
als die ursprünglichen, normalen Vertreter seiner Art, die dem-
selben Reiz nicht ausgesetzt waren. Bei der reinen Vererbung
solcher erworbenen Veränderungen auf die, Nachkommen darf man.
wohl mit Semon davon reden, daß sich bei denselben auch die ` ee;
Reaktionsfähigkeit in gleicher Weise verändert hat. - 2 A
.. F v. Wagner äußert in seinem Referat über Semons
„Vererbung -erworbener Eigenschaften“ über die veränderte Reak-
tionsweise Bedenken anderer Art. "Er erwägt, wer wohl mit Recht
behaupten könnte, daß Veränderungen der Reaktionsweise, -die
erhoben worden. So glaubt O. Hertwig eine wesentlich klarere
achlage zu schaffen und. den bisherigen endlosen Diskussionen
die Spitze abzubrechen, wenn statt „Vererbung erworbener Eigen-
schaften“ die wissenschaftliche Fassung des Problems lauten
würde „Vererbung erworbener Anlagen“, „Dann ist aber die Ver-
erbung neu erworbener Anlagen eigentlich etwas’ Selbstverständ-
a und in dieser Form überhaupt kein Problem mehr; ein’
solches beginnt vielmehr erst dann, wenn wir die Frage aufwerfen,
= welchem Wege können neue Anlagen in der Artzelle entstehen,
s lle noch besser und allgemeiner ausgedrückt: wie kann die Art-
Zelle in ihrem Anlagebestand verändert werden?“ a
die le bedürfen erworbene Eigenschaften des Organismus
r nn eränderung der Keimanlage, um bei’ den Nachkommen
Forsch in Erscheinung treten zu können. Es sind sich wobl alle
di ‚cher darüber klar, daß nicht die Eigenschaften selbst durch
„ie Keimzellen übertragen: werden, sondern nur die Anlagen für
> @eselben.. Dabei muß aber die Veränderung des Keimplasmas im
. ‚
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534
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sich erblich erweisen, durch den Experimentator erst aufgezwun-
genen Neuerwerb' darstellen und nicht Auslösungen einer längst
in den betreffenden Keimzellen kraft ihrer Stammesgeschichte ge-
gebenen Reaktionsfähigkeit sind. Er möchte mit anderen Worten
Atavismen. für die Neuerwerbungen verantwortlich machen. In
der Tat ist dies ein Einwand, der oft ins Feld geführt wurde. Nicht
Auftreten eines neuen Charakters, sondern nur Wiederhervortreten
eines früheren, zuletzt latenten Charakters durch Rückschlag auf
Eigenschaften früherer entfernter. Generationen; damit würde also
unsere ganze Fragestellung ‚hinfällig. Abgesehen davon, daß das
so sehr beliebte Zurückgreifen auf Atavismen eigentlich meistens
auf recht vage Vermutungen hinausläuft, besteht meines Er-
achtens dieser Einwand ebenfails nicht zu Recht. Falls experi-
mentell nachgewiesen wäre, daß eine Reizwirkung bei einem
Organismus sich ohne Fortdauer des Reizes bei den betreffenden
Descendenten wiederum zeigt, so ist es für unser Problem gleich-
gültig, ob die Reizwirkung als Rückschlag zu deuten ist oder
nicht. Ob die bestimmte Reaktionsmöglichkeit, die durch den
Reiz aktiviert wird, von einem Atavismus herrührt oder sonst in
der Organisation des Individuums irgendwie begründet ist, kann
keine Rolle spielen. Sicherlich hätten wir es in diesem Falle
mit der Vererbung einer neu aufgetretenen, vor Einwirkung des
Reizes nicht beobachteten Eigenschaft zu tun, die ohne Einwir-
kung des Reizes keineswegs in Erscheinung getreten wäre. Es
ist ja eine in der Naturwissenschaft bekannte Tatsache, daß
jeder Organismus in einer ihm eigentümlichen Art auf
bestimmte Reize reagiert. Die betreffende ganz bestimmte Re-
aktion erklären wir aus seiner Veranlagung, die wir letzten Endes
wieder auf seine von. der vorhergehenden Generation übernom-
mene Erbmasse oder Idioplasma zurückführen müssen. Es wäre
natürlich widersinnig, zu verlangen, jedes Lebewesen durch
äußere Reize und Umweltsfaktoren je nach Belieben zu ver-
ändern und umzuformen. Damit eine Reaktion in bestimmter
Weise überhaupt zustande kommt, muß natürlich diese bestimmt
gerichtete Reaktionsmöglichkeit ihm gegeben sein, schon in ihm
liegen, Insofern hat v. Wagner durchaus recht. Mit der An-
sicht jedoch, daß diese Tatsache ein Argument gegen die Ver-
erbung erworbener Eigenschaften sein soll, kann ich mich in keiner |
Weise einverstanden erklären,
Wenn man überhaupt in der Frage der ‚Vererbung erwor-
bener Eigenschaften zu einer Entscheidung, zu einem klaren Re-
sultat kommen will, muß an der zuerst von Semon gegebenen
Definition, wie ich sie anfangs entwickelt habe, unbedingt fest-
gehalten werden.
Dem Laien oder demjenigen überhaupt, der sich mit dem
ganzen Problem theoretisch nicht näher befaßt hat, wird es höchst
merkwürdig erscheinen, daß die Frage der Vererbung erworbener
Eigenschaften überhaupt zur Diskussion stehen kann. Vor allem
hört man in medizinischen Kreisen noch oft die Ansicht ver-
treten, daß die Eigenschaften der Organismen doch in der
Stammesgeschichte einmal erworben wurden und folglich erwor-
bene Eigenschaften erblich sein müssen. Will man nicht wie
O0. Hertwig die „Vererbung erworbener Eigenschaften“ auf die
„Vererbung erworbener Anlagen“ erweitern, so muß man streng
unterscheiden zwischen dem Begriffe der Neuentstehung von Erb-
anlagen an der Erbmasse überhaupt aus irgendwelchen Gründen
und der erblichen Übertragung einer durch äußere Einflüsse am
Soma entstandenen Eigenschaft, einer somatischen Eigenschaft,
wie sie auch sonst genannt wird. Zu der Neuentstehung von Erb-
anlagen im Idioplasma überhaupt ist z» B. auch die durch
geschlechtliche Kombination entstehende sogenannte „am-
phimictische Neuheit“ zu rechnen, die natürlich zu unserer Frage
in gar keiner Beziehung steht. Die übrigen Neuentstehungen oder
Veränderungen der Erbanlagen einer Artzelle faßt man allgemein
in der Biologie unter dem Namen „erbliche Mutationen“ oder nur
„Mutationen“ zusammen. Wie erklärlich, spielen diese in der
theoretischen Phylogenese als Grund für die Entstehung neuer
Arten eine sehr wesentliche Rolle. Um sich nun über die Be-
ziehung dieser Mutationen zur Vererbung erworbener Eigen- -
schaften, ferner über die Bedeutung dieser für die Phylogenese ein
Bild machen zu können, ist ein näheres Eingehen auf die be-
deutendsten Theorien der organischen Entwicklung nicht zu um-
gehen.
Zunächst der Darwinismus, am eifrigsten verfochten von dem ; Sprüngen erfolgenden Mutationen einsetzen,
jüngst verstorbenen Freiburger Zoologen A. Weismann, der
das Selektionsprinzip als oberstes organisches Entwicklungsgesetz
aufstellt. Man hat dieses Prinzip auch wohl die Theorie der in-
De nama
| e
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
‚ direkten oder passiven Anpassung genannt.
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— ma w e m a e e
——— m-
1. Juni.
Sie geht aus von
richtungslosen, zufälligen Keimesvariationen, von denen im Kampf
ums Dasein durch Auslese nur die zweckmäßigen und der Um-
gebung angepaßten Produkte übrigbleiben und sich in der Art
fortpflanzen, die unzweckmäßigen aber vernichtet werden,
Weismann nannte diese Keimesvariationen blastogen; er ver-
stand darunter plötzlich zutage tretende Variationen aus inneren
‘Ursachen, das heißt solche Veränderungen der Vererbungssub-
stanz, die ohne unmittelbare Wirkung bestimmter äußerer Fak-
toren hervortreten, die sich also mit dem Begriffe der Mutation
decken. Zweifellos kommen in der Natur solche Veränderungen
vor, deren Ursache wir noch nicht kennen, die wir daher vor-
läufig noch auf innere Keimesursachen zurückführen müssen.
Wenn es sich auch manchmal dabei um die Wirkung vorher-
gegangener Kreuzung, um das Wiederhervortreten latenter Eigen-
schaften handeln kann, so scheinen wir doch in anderen Fällen
eine spontane, das heißt atavistisch nicht, bedingte Entstehung an-
nehmen zu müssen. Immerhin werden wir in vielen Fällen auch
an die Wirkung von Umweltsfaktoren denken müssen, wie wir
später sehen werden.
Nach Ansicht der Selektionisten wirkt auf diese als zu-
fällig oder richtungslos angenommenen (das heißt ohne Rücksicht
auf die Zweckmäßigkeit entstehenden) Mutationen die Selektion .
ein; durch sie wird im Kampf ums Dasein das Zweckmäßige ef-
halten, das Unzweckmäßige aber vernichtet. So sollen also die
Abänderungen der einzelnen Arten im Laufe der Entwicklung
entstanden sein. Eine kurze kritische Stellungnahme ist im
Rahmen dieser Frage nicht ganz zu umgehen. Der Begriff der
Unzweckmäßigkeit als ‘wesentlicher Faktor der Selektion kann
nicht ohne weiteres anerkannt werden, eine Feststellung, die von
Gegnern des Darwinismus des öfteren gemacht worden ist. Viel-
mehr ist für „unzweckmäßig“ der Begriff „schädlich“ einzusetzen,
da nicht alle durch Mutation gebildeten unzweckmäßigen Organ-
bildungen oder Eigenschaften für das betreffende Individuum im
Sinne der Erhaltung wichtig zu sein ‚brauchen, das heißt Selek-
tionswert besitzen müssen. So würden also demnach von diesen
Mutationen nur alle schädlichen ausgemerzt, alle übrigen aber -
erhalten bleiben, sowohl die zweckmäßigen als auch diejenigen
von den unzweckmäßigen, die für den Organismus an sich nutz-
los, nicht lebenswichtig wären.» Lägen aber die Verhältnisse der-
art, so müßten der Wahrscheinlichkeitsrechnung nach auch heute
noch zahlreiche unzweckmäßige, nutzlose, aber unschädliche Or-
gane bei den einzelnen Arten nachweisbar sein. Wir finden aber
davon in der ganzen Natur nichts, im Gegenteil zeigen alle Or-
ganismen eine auffallende Zweckmäßigkeit, wie sie vom Menscher-
geist nicht vollkommener hätte ausgedacht werden können, „Wa
rum,“ so sagt R. Meyer hierzu, „liefert die zufällige Keimes-
variation so hochkomplizierte zweckmäßige Organe nur an be-
stimmter exponierter zweckmäßiger Stelle? Warum sind von
den zahllosen Variationsfällen, aus denen eine einzige Zweck-
mäßigkeit hervorgeht, nicht wenigstens einige unzweckmäßige.
aber schadlose Bilduñgen erblich zurückgeblieben, etwa Augen
im Magen oder Zähne und Zunge im Anus oder Krallen auf der
Rüekenhaut?“ Lenz bringt hierauf den zum Teil berechtigten
Einwand, daß im Magen das Auge bald an Entzündung zugrunde
gehen würde, daß Zähne im Anus bald cariös werden und Zahn-
schmerzen machen würden, daß Nägel auf der Rückenhaut wegen
fehlender Abnutzung bald einwachsen würden. Es gibt nac:
seiner Ansicht kein überflüssiges Organ, das nicht zugleich die
Erhaltung beeinträchtigt. Ich gebe zu, daß die Beispiele von
R. Meyer etwas grotesk gewählt sind. Man könnte aber M
seinem Sinne fragen, warum sind nicht am Rumpfe z. B. ugen
entstanden oder Ohren an den Armen, wo sie doch absolut er-
haltungsfähig wären? Doch bedarf es in diesem Falle gar en
Beispiele. Es ist logischerweise unbedingt sicher und feststehend,
daß durch richtungslose erbliche Keimesvariationen unzwe6 -
mäßige, aber schadlose Bildungen entstehen müßten, die 1m Kamp
ums Dasein keine ausschlaggebende Rolle spielen könnten. £s £ Are
ferner zweifellos nicht allein, daß durch irgendeine Eigenseha”
die Wahrscheinlichkeit der Lebenserhaltung nur um em gormpr
geändert zu werden braucht, wie Lenz meint, damit die z .
tion eingreifen kann. Eine gewisse Variationsbreite, m der dI
Erhaltung einer Art möglich ist, wird doch wohl zugegeben 2
den müssen. Es kann die Selektion nur bei den N größere
da in kleinen,
stufungen erfolgende Veränderungen nur geringe V orteile Bann
können und niemals für die Erhaltung von ausschlaggebende :
Werte sein können; in diesen Fällen soll aber dem Prinzip 9
ee en s: æ 2 e` u Ga Ta 7 2 e k
We. iJuni O oo 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 0.0.00. „535° P ER
m f O = —- == : ——— ar | > Ka n,
taw net Auslese ` theoretisch das ‘Recht der. Wirksamkeit nicht abge- | welche die Natur ununterbrochen seit langer Zeit hervorgebracht _ ELLE in
sprochen werden, ~ ie Pe ~ | hat“. - Seine Anschauung faßte er in die beiden bekannten Ge- l, Friis
setze zusammen, daß.,„erstens bei jedem Tiere, welches das Ziel. enep,
il Ezti
N us diese riti: Beleuchtung ii er- | ige.
Wir sehen aus dieser kurzen kritischen Beleuchtung immer- seiner Entwicklung noch nicht überschritten hat, der häufige Ge-
Teak
tz aa
en
hin so viel, daß, die Darwinsche Theorie der zufälligen, rich- } {= SCN N | Bu N,
tungslosen 'Keimesvariationen verbunden mit der.Selektion als | brauch eines Organs dasselbe allmählich. entwickelt und stärkt, ll
organische Entwicklungstheorie nicht ausreichen, nicht befriedi- | während der konstante Nichtgebrauch eines Organs dasselbe all- RE
gen kann. Die in ihr enthaltenen Variationen oder Mutationen | Wählich schwächer macht und endlich. verschwinden läßt“, daß id Kein;
haben natürlich mit vererbten erworbenen Eigenschaften in uù- | „2we4ens alles, was die Tiere durch den Einfluß der Verhältnisse, o A |
serem Sinne gàr nichts zu tun; diese haben überhaupt in der | denen sie während langer Zeit ausgesetzt sind, und folglich durch A KERI E
ganzen Theorie keine Berücksichtigung gefunden. Dies darf uns | den Einfluß des vorherrschenden Gebrauchs oder konstanten ` SEE
in Anbetracht der Unzulänglichkeit des Prinzips um .so weniger | Nichtgebrauchs eines Organs erwerben oder verlieren, durch die ; vaniy a
beirren, wenn auch Weismann stets zu den erbittertsten Geg- | Fortpflanzung auf die Nachkommen vererbt wird . Wir sehen N,
nern und Bekämpfern der „Vererbung somatisch erworbener | “ine absolute Bejahung der Frage der Vererbung erworbener BEE
Eigenschaften“ zählte. Er hät. diese Frage auf Grund seiner Eigenschaften. „Selbst Darwin, der die.. Entwicklungstheorie | Biel:
Keimplasmatheorie stets auf. das entschiedenste verneinen zu | durch sein Prinzip der Selektion vermittels des Kampfes ums Da- N Bene
| sein bereicherte, hat an diesen Lamarckschen Ideen fest- ee REA
ER
ENGER
“2 Ber
re te Tg k
gehalten. Im Gegensatz zur Selektionstheorie nannte man die
Theorie Lamarcks das Prinzip der direkten, aktiven An-
passung der. Organismen- auf. äußere Reize. Es ist wohl kein
Naturforscher heute mehr der Ansicht, daß allein Nichtgebrauch
—m
un
un,
müssen geglaubt. Nach Weismann „beruht die ‚Vererbung
darauf, daß von der wirksamen Substanz des Keimes, dem Keim-
plasma, stets ein Minimum unverändert bleibt, wenn sich der-
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PET E TEN
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waren
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in ihr ausgesprochene Gegenüberstellung von Soma und Keim-
plasma zutreffend sein, so ist die Unmöglichkeit gegenseitiger
Beeinflussung nicht unbedingt als Konsequenz daraus zu ziehen.
‚Eine ausführliche Widerlegung des Weismannschen Staff -
Punktes hat sowohl Semon, wie auch in neuerer Zeit O, Hert-
Ein näheres Eingehen auf diese Ausführun-
En zum oe ismus mn und daß dieser Rest des nn i
plasmas dazu dient, die Grundlage der Keimzellen des neuen Or- DR BE : 5 Se
Zöhisnus au bilden, Es wird als- das Keimplasma nicht in jedem | Oder Gebrauch den wesentlichsten Faktor der organischen Ent- Men.
Individuum neu erzeugt, sondern leitet sich von dem vorher- | Wieklung ausmachen; denn ehe Gebrauch und Nichtgebrauch an VER
gehenden ab, es hängt in seiner Beschaffenheit, also vor allem in’ | Organ stärken beziehungsweise schwächer machen können, muß 1% Be
‚seiner Molekularstruktur nicht von dem Individuum ab, in dem | dasselbe erst vorhanden sein und-Lamarcks Erklärung der Per.
‘es zufällig gerade liegt, sondern dies ist gewissermaßen nur der ,| Otganbildung auf Grund von, Bedürfnisempfindung führt in der E ae
Nährboden, auf dessen Kosten es wächst;.seine Struktur ist von | Konsequenz zu etwas gewagten Spekulationen. Trotzdem wirkt Ti AA
vornherein gegeben. Die Molekularstruktur, als Träger der Ver- | die Lamarcksche Grundidee, daß nämlich alle Organismen i RTE ;
‚erbungstendenz, kann nur solche Charaktere übertragen, die an- wahre Naturerzeugnisse. sind auf ‚Grund direkter Anpassung an I AARRE
ererbt, das heißt von vornherein in der Struktur des Keimplasmas | die Umweltsfaktoren, noch heute in der Biologie nach und ist U KHE no)
gegeben waren, nicht aber Charaktere, die erst im Laufe des | Weuerdings von einzelnen Forschern als Grundprinzip der organi-. DRE
Lebens infolge besonderer Einwirkungen erworben wurden.“ Aus | Shen Entwicklung herausgearbeitet worden. H äckel hat z. B. ii peana oi
dieser Unmöglichkeit der individuellen. Beeinflussung des Keim- ee Vertreter des Darwinismus die große Tragweite i ac ER
Plasmas schließt Weismann durchaus folgerichtig die Nicht- | det Lamarckschen Lehre stets betont. Er sagt in seiner E
vererbbarkeit erworbener Charaktere. Diese in allen. ihren Teilen | »ẹenerellen Morphologie“ über das „oberste Gesetz der An- N ae
äußerst feinsinnige und geisireiche Theorie löst spielend die Pro- | Passung“ folgendes: „Jede Anpassungserscheinung (Abänderung) BE
‚bleme, die heute noch in der Biologie zu den dunkelsten zählen. | der Organismen ist durch die materielle Wechselwirkung zwischen 11:10 ge
- Bie entbehrt jedoch genügender Beweise aus der experimentellen | der Materie des Organismus und der Materie, welche denselben nn.
Forschung und kann daher auch nicht in ihrer Schlußfolgerung | 18 Außenwelt. umgibt, bedingt und der Grad der Abänderung - REEE =.
ohne weiteres als richtig anerkannt werden. Sollte jedoch die | Steht in geradem Verhältnis zu der Zeitdauer und der Intensität o
i | der materiellen Wechselwirkung zwischen dem Organismus und el
den materiellen Existenzbedingungen ‘der Außenwelt.“ Noch d AE
konsequenter ist aber Nägeli dafür eingetreten, : daß die
Eigenschaften der Organismen die notwendige Folge von be-- A
stimmten Ursachen seien und daß hierfür als wesentlich treibende ` I Wo ini
' Kraft die äußeren Verhältnisse, die Umweltsfaktoren, in Betracht | PE Ve
kommen. Er nannte seine Auffassung „die Theorie der be-. CR ee
r| wig unternommen. |
y gen würde mich im Rahmen unserer Frage zu weit führen. Ich 4 ; ey |
i möchte hier nur noch einen anderen Gedanken Weismanng | SHmmten direkten eu Diesem Standpunkte hat sich
i wiedergeben, den dieser zu unserem Problem ausgesprochen hat: a a: Ve angoron OSSPD. SIR:
| „Wollte man ‘heute eine theoretische Ermöglichung der Ver- Nach dieser Theorie,. die sich in neuerer Zeit immer mehr
r erbung erworbener Charaktere ersinnen, so müßte man annehmen, | Geltung verschafft, sind also die erblichen Veränderungen der Erb-
‘i. daß die Zustände, sämtlicher Teile des Körpers in jedem Augen- | masse, des Idioplasmas, als Anpassung oder Reaktion auf äußere
n blick oder doch jeder Lebensperiode sich in den entsprechenden | Verhältnisse infolge direkter Bewirkung aufzufassen. Bemerkens-
F, Anlagen des Keimplasmas, also in den Keimzellen, ab- | wert ist, daß sogar Lenz, ein überzeugter Selektionist, sich vor,
a Spiegelten. Da nun aber die Anlagen durchaus verschieden von | kurzem über’ die Mutationen in ebendiesem. Sinn äußerte: „Ur-
> den Teilen selbst sind, so mißten sich die Anlagen in ganz an- | sachlos können ‚natürlich auch primäre Anderungen des. Idio-
i derer Weise verändern, als die fertigen Teile sich verändert | plasmas nicht sein, und ich sehe diese Ursachen -in Faktoren des
f hatten, etwa wie wenn ein deutsches Telegramm nach China dort | Milieus, die teils direkt, teils indirekt auf: dem Weg über das
| | | Soma das Idioplasma verändern, sodaß nunmehr erbliche Mu-
i gleich in chinesischer Sprache ankäme“ Gewiß ist es schwer, et) °
(Fortsetzung folgt.) °
! Seh vorzustellen, wie ein somatischer Neuerwerb. eventuell sich
; . dem Keimplasma mitteilen, soll, um dann in der Entwicklung der
Nachkommen wieder in Erscheinung zu treten; wir werden darauf
- Später noch. zurückkommen. Doch können solche theoretische
' Schwierigkeiten nicht als Gegenbeweis dienen, wo wir doch in
der Biologie auf. Schritt, und Tritt Tatsachen begegnen, für die
W€ vorläufig eine theoretische Erklärung. noch nicht ersinnen
können. Es ist merkwürdig, daß Weismann wegen theore-
i scher Bedenken ` die Vererbung erworbener Eigenschaften ab- |
| gelehnt hat, während er das ebenso schwierige Problem der Ver-
erbung überhaupt, durch seine Keimplasmatheorie spielend zu
bewältigen glaubte. | | |
. Im Gegensatz zu ihm haben andere Forscher, wie Dar wi n,
Herbert, Spencer, Häckel, Nägeli, O0. Hertwig
‚ud Semon stets an der. Möglichkeit der Vererbung erworbener
Eigenschäften im Sinne von Reizwirkungen festgehalten. Als
erster überhaupt hat Lamarck zu dieser Frage Stellung ge-
nommen. Er stellte als erster den Grundsatz auf, „daß alle
Organismen unseres Erdenkörpers wahre Naturereignisse sind,
b
. tationen entstehen.“ ESSEN
Über eine eigenartige, fieberhaite Erkrankung
| mit Doppeltsehen. - mer
(Cerebrale Lokalisation der Grippe? ` |
.. Grippeencephalitis?)
Kasuistische Mitteilung.
i Von i i voo
Dr. Frhr. v. Sohlern jun., Stuttgart.
Es ist gegenwärtig, nach einem Kriege, der jahrelang unsere
ganzen Lebensbedingungen und -verhältnisse aufs tiefste gewandelt
und erschüttert und viele unserer Volksgenossen in ferne: Länder
geführt hat, nicht gerade etwas Seltenes, daß der Arzt sich einem
unklaren oder neuartigen Krankheitsbild gegenübersieht, oder daß.
bekannte Erkrankungen in eigenartiger, unregelmäßiger und über-
IE DD een I
536
:90, systolisch 120 mm Hg. Arterien nicht rigide.
= -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
a nn m
raschender Form verlaufen, Das geht aus manchen Mitteilungen
der letzten Zeit hervor, Diese. Tatsache, die den Arzt häufig vor
schwierige diagnostische oder therapeutische Aufgaben stellt,
mag die Veröffentlichung auch des folgenden Falles rechtfertigen,
zumal Ähnliches meines Wissens bisher nicht mitgeteilt wurde.
Es handelt sich um einen mir schon länger bekannten und
häufig von mir und anderen Ärzten untersuchten 37 jährigen, hypo-
chondrischen Neurastheniker, der dauernd von mannig-
fachen Beschwerden meist „rheumatischer“ und angioneurotischer Natur
geplagt ist, dabei durch sein schlechtes, blasses Aussehen und seine
Magerkeit auffällt, organisch aber’ fast nichts Krankhaftes aufweist. Aus
der Anamnese ist nur ein fraglicher Spitzenkatarrh in der Jugend,
ein hartnäckiger Blasenkatarrh vor einigen Jahren, der vorüber-
gehend als tuberkuloseverdächtig angesprochen wurde,
dann aber restlos ausheilte, endlich — während der Kriegszeit — ein
heftiger Darmkatarrh bemerkenswert. Die Mutter war offenbar
Neuropathin, Sonstige Familie ohne Besonderheiten. Keinerlei
Anhaltspunkte für ererbte oder erworbene Lues. In der Familie keine
Tuberkulose. Fer
- Status vom 26. Januar 1919.
Größe: 178 cm. Gewicht: 64,3 kg. Brustumfang: 84/93 cm, Er-
nährungszustand: mager. Haut und Schleimhäute. blaß. Zunge rein.
Keine Struma. Rachenschleimhaut granuliert. Nasen-
nebenhöhlen ohne Besonderheiten. Am Hals und in den
Leistenbeugen einige kleine Drüsen. Thorax etwas flach,
‘ Sehlüsselbeingruben eingesunken, Lungengrenzen normal, gut verschieb-
lich, überall voller Klopfschall. Atemgeräusch überall rein bläschen-
förmig, nur über der rechten Spitze und unter dem
rechten Schlüsselbein etwas scharfes und ver-
längertes Exspirium. Röntgenologisch einige
schwache Hilusschatten, Spitzen hell, Herz etwas
klein, Töne rein, Puls dünn, regelmäßig, 72. Blutdruck: diastolisch
Abdomen klein,
Fettpolster 0,9 cm. Große Kurvatur zwei Querfinger über dem Nabel.
Leberrand, Milz nicht zu fühlen. Genitalien ohne Be-
sonderheiten. Keine Verhärtung in den Hoden. Ischiadicus beider-
seits druckempfindlich. Lasegue -rechts schwach positiv. —
Hände kalt, Füße schweißig, geringe Varicen beiderseits. Nervensystem:
Pupillen reagieren prompt. Sämtliche Muskel-, Haut- und
Sehnenreflexe normal vorhanden. Kein Romberg. Kein Babinski.
Kein Oppenheim. Lebhafter Dermographismus. Urin: E—Z-—. Tem-
peratur: 36,7°rectal. Blut: Hämoglobin 70% (Sahli), 5 Millionen Erythro-
cyten. Keine Formveränderungen. Keine Vermehrung der Leukocyten.
Dieser Patient klagte am 8. März 1919 plötzlich über u n deut-
liches Sehen, das in den nächsten Tagen rasch derartig zunahm,
daß es ihn am Arbeiten verhinderte. In den folgenden Tagen stellte
sich Doppeltsehen rechts und zunehmender Stirnkopfdruck
ein, Eine ophthalmologische Untersuchung von fachmännischer Seite
ergab nur eine mäßige Conjunctivitis und eine leichte, aber nicht
deutliche und inkonstante Störung der Augenmuskel-
bewegungen:im Sinne einer Parese des Rectus externus. Kein
Ödem. Augenhintergrund ohneBesonderheiten. Pupillen
reagieren prompt. i
11. März. Pätient fühlt sich schwer Krank, klagt über vermehrten
Kopfdruck und Doppeltsehen. Erneute Augenuntersuchung
ergibt denselben Befund wie oben. Das Doppeltsehen ist
objektiv nicht mit Sicherheit und nicht konstant nach-
weisbar! Die physikalische Untersuchung zeigt genau den gleichen
Status wie unter dem 26. Januar. Rachenorgane,Nasenneben-
höhlen ohne Besonderheiten. Kein Lidödem. Herz und'
Lunge wie oben. Kein Auswurf. Milz nicht zu fühlen. Tem-
peratur im After: 38,7° Urin: dunkelgelb, klar, sauer. Eiweiß
in feinsten Spuren. Mikroskopisch: vereinzelte Leukocyten, Epithelien,
Detritus, ein granulierter Cylinder, keine Tuberkulosebacillen. Es fällt
eine gewisse Trägheit und £Erschwerung der Harnent-
leerung auf, Blutentnahme: Wassermann ++. Bettruhe.
13. März. Zustand subjektiv. unverändert. Das Doppelt-
seben objektiv nicht ausgeprägt, wechselnd. Augen-
bewegungen frei. Urin wie oben. Temperatur: 37,5 bis 37,8°
rectal. '
14. März. Rechte Pupille etwas weiter als die
linke, reagiert träger. Sonst alles unverändert. Patient
hält sich auffallend steif, Kopf und Blick starr geradeaus
‚gerichtet, Gesichtsausdruck eigentümlich starr,
Sensorium etwasbenommen, doch gibt Patient stets
korrekt Antworten. Keine objektiv nachweisbare Nackensteifig-
keit. Kein Kernig. Kein Babinski. Kein Klonus. Temperatur: 87,1
bis 37,5°. |
18. März. Zustand unverändert. Pupillen etwas un-
gleich, rechts > links, die rechte reagiert träger.
Lumbalpunktion: Kein erhöhter Druck, Liquor
wasserklar, eytologisch und bakteriologisch ohne
Besonderheiten. Wassermann im Liquor negativ. —
Temperatur: 87,2 bis 87,9° rectal. — Eine beabsichtigte Auszählung
des Blutbildes mußte leider aus äußeren Gründen unterbleiben. —
Bettruhe, Kopfeisblase, Chinin. hydrochlor. 0,1, Coffein. natr. salieyl. 0,05,
viermal täglich.
16. März. Patient ist zeitweise leicht desorien-
tiert, phantäsiert öfter und zeigt gelegentlich
halluzinatorische Verwirrtheit, gibt aber auf An-
ruffaststetsklare Antworten. Temperatur: 37,3 bis 37,5%
Subjektiv Doppeltsehen. Augenbewegungen im ganzen
frei, nur bei Konvergenz bleibt das rechte Auge
zurück. Pupillenreaktion träge, besonders rechts.
Im Urin kein Albumen mehr. Herz, Lunge ohne Besonderheiten.
20. März. Zustand im ganzen unverändert, doch wird das
Sensorium nach und nach wieder freier, der Kopfdruck läßt nach. Es -
stellt sich aber heraus, ..daß Patient fast sämtliche
Vorgänge seit dem 12. März vollständig aus derEr-
innerung verloren respektive nurnoch von einigen
Einzelheiten eine ganz unsichere und unvoll-
ständige Vorstellung hat, nachdem derselben ge-
sprächsweise Erwähnung getan wurde. Dabei hatte er
während der ganzen Zeit auch auf komplizierte Fragen stets korrekt
Antwort gegeben, auch das Fieber war ja während dieser ganzen Zeit
nur sehr niedrig gewesen.
Die Temperatur, die sich bereits seit dem 16. März nur mehr
wenig über 37° bis 37,50 gehalten hatte, sank nunmehr langsam zùr
Norm ab und es stellte sich ein außerordentliches Schlafbedürfnis
ein, während Patient bisher mehr vor sich hin „gedöst“ hatte.
30. März. Patient hat außer „rheumatischen“ Schmerzen in der
Schulter- und Nackenmuskulaturgegend subjektiv keine Beschwerden
mehr, das Sensorium ist frei, die Erinnerung an ie- Zeit
der Krankheit aber nach wie vor getrübt. Es erwacht
nach und nach wieder das Interesse für die Vorgänge in der Um-
gebung, das auf der Höhe der Erkrankung fast vollständig erloschen
war. Der Kopfdruck ist verschwunden, es besteht aber immer noch
eine gewisse Schwäche und Unsicherheit beim Sehen,
wenn auch kein Doppeltsehen mehr. Körperlich fühlt sich
Patient außerordentlich ermattet, wie nach schwerer
Krankheit, obwohl die Nahrungsaufnahme während der ganzen Zeit
gut war. |
12. April. Patient macht gute Fortschritte. Er ist dauernd
fieberfrei und fühlt sich täglich kräftiger. Das Doppeltsehen ist ver-
schwunden, doch klagt er, er sähe alles immer noch wie durch einen
Schleier. Objektiv ist jetzt beiderseits sehr geringe Pupillenreaktion
feststellbar; rechts träger als links. Ferner klagt Patient über heftige
Schmerzen in den Schulter- und Oberarmmuskeln. Vielleicht sind das
wieder seine alten „rheumatischen“ Beschwerden oder auch Nachwehen
der überstandenen Infektion.
è Die Beurteilung dieses Falles war, namentlich im Anfangs-
stadium, bei dem fast völligen Fehlen objektiver Veränderungen,
recht schwierig, zumal das Krankheitsbild dureh die stark neurasthe-
nische Veranlagung des Patienten noch weiter kompliziert wurde.
Die Erkrankung wollte in keines der differentialdiagnostisch IN
Betracht kommenden Schemata (Lues; Tuberkulose, Meningitis,
Solitärtuberkel, Trichinosis, Typhus) so recht hineinpassen. Das
positive Ergebnis der Wassermannreaktion im Blut war jedenfalls
bei dem völligen Fehlen anamnestischer und klinischer Anhalts-
punkte für Lues nur mit Vorsicht zu bewerten. Diese Zweifel
erwiesen sich durch die nachfolgende negative Probe im Liquor
als berechtigt. Es ist ja bekannt, daß bei einer ganzen Anza
nichtsyphilitischer Infektionskrankheiten sich gelegentlich positive
Wassermannreaktion im Blute und sogar im Liquor findet. =
Ebenso konnte durch das absolut negative Resulta
der Lumbalpunktion ein meningitischer Prozeß, tuber-
kulöser oder andersartiger Natur mit ziemlicher Sicherheit aus-
geschaltet werden. Trichinose kam nicht in Frage. Gegen Typhus
sprach das Verhalten des Fiebers und das Fehlen der Milz-
schwellung. Die wiederholte ophthalmologische Untersuchung ‚hatte
ebensowenig etwas Greifbares ergeben. Die geringfügige Nieren“
reizung konnte _das Fieber nicht genügend erklären. Im übrigen
fehlte jeglicher Organbefund, Die einzigen objektiven
Symptomewaren dasFieber und die etwas später
einsetzende Pupillendifferenz. Das Pank]
geklagte Doppeltsehen konnte objektiv nio i
mit Sicherheit nachgewiesen werden, Von eme
| ausgesprochenen Augenmuskellähmung war keine Rede.
Es blieb also zunächst nichts übrig, als die Annahme eines
vorläufig unbekannten infektiösen Prozesses. — Da gab E
Mitteilung,, die ich Herrn Prof. Schlayer (Stuttgart) verdanke,
einen Fingerzeig. Prof. Schlayer, mit dem ich den Kranken
einmal gemeinschaftlich untersuchte, erzählte mir nämlich, im
er in letzter Zeit bereits mehrere, fast ganz gleichartige Fälle m
ganzen sechs) gesehen habe und gestattete mir freundlicherwe®,
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kam bereits in den ersten Krankheitstagen ad exitum, und zwar
- ‘mir aber Herr Ober-Medizinalrat Dr. Walz, der die Obduktion
' ausführte, nach seinen Notizen mitteilte, fanden sich zwar einige
. gehabt hatte und ebenfalls plötzlich verstorben war. Auch hier
fanden sich an der. Leiche keine entsprechenden makroskopischen
zu bringen.
Türen; ein Arzt aber, der hier unsicher ist. oder gar Verstöße
einer
ftauten Menschenleben weiter den Naturkräften überlassen werden
Ko egen Wissenswertes aus der Säuglingskunde und Geburtshilfe,
reiben wieder
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- J. Juni. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22, .. =. 587
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die Verwertung seiner Notizen für die vorliegende Mitteilung. . : An. sich ist: ja ‚diese neurotoxische Form der Influenza nichts
Auch bei seinen Fällen war der gleiche Beginn mit Stirndruck,' | Neues und wurde schon während der großen Influenzaepidemie 1899/90
Dösigkeit, Augenstörungen, speziell subjektivem Doppelt- | häufig beobachtet. Schon damals wurden Stirnkopfschmerzen, Schlaf-
‘ sehen und mehr oder weniger hohem Fieber, bei fast vollständigem | Sucht, große Hinfälligkeit, Muskelschmerzen, Augenmuskellähmungen
Fehlen irgendwelcher. objektiver Organsymptome' festzustellen. Bei. an ne en gungen a Pae A ien eur aim
einem Falle war vom Hausarzt vorübergehend Strabismus | ae a nn t a Š an a aa iit i a he Ra der
beobachtet worden. Die Kranken waren etwas benommen, gaben | Influenza. Jür ge d s1) schreibt darüber: Die Influenzameningitis. ist
aber auf Anruf klare Antworten. In einem Falle war. absolute | eitriger. Natur. Wo indessen ein stürmischer Verlauf ‘die Kränkheit
Pupillenstarre vorhanden, aber nicht dauernd, sondern wechselnd.
len, aber zu raschem, tödlichem Abschluß bringt, kann ein: eitriges Exsudat auch
Ein weiterer Fall zeigte leichte bronchitische Erscheinungen über | vollständig fehlen, ohne daß damit: eine Differenz in dem Wesen der:
den Lungen.
‚Mehrfach wurde U’rinverhaltung und ‚Erkrankung angenommen werden müßte. —. Ihrer Bedeutung nach noch
Dysurie beobachtet. Im ganzen boten sämtliche Fälle annähernd | Wichtiger ist die akute Encephalitis.. Anatomisch handelt es
das gleiche Bild wie oben beschrieben, bloß war der Verlauf im | Sich um eine akute, hämorrhagische Encephalitis, ‚die vorzugsweise in
5° : ee ELBE : -Rluthildas | der grauen Substanz in Form zahlreicher, oft symmetrisch gelegener -
allgemeinen ein kürzerer. Soweit Untersuchungen des Blutbildes | kleiner, hämorrhagischer Herde auftritt und nicht allein in der Groß.
vorgenommen wer den konnten, fand sich eine absolute und relative hirnrinde, sondern auch in den Centralganglien, sehr selten dagegen in
Vermehrung der Leukocyten und ein Fehlen eosinophiler Zellen. — | den’ Hirnschenkeln, im Pons, im Kleinhirn und am Boden des dritten
Bei der Mehrzahl der Fälle ist seither. die Restitutio ad integrum | und vierten Ventrikels lokalisiert ist. Diese Veränderungen werden
eingetreten, doch zeigte sich bei einigen eine Neigung zu Rezidiven, | als Wirkungen. des Influenzagiftes aufgefaßt und es schwebt noch die .
` die aber innerhalb weniger Tage wieder abklangen. Ein Fall Streitfrage, ob sie durch die Influenzabaeillen selbst oder ihre Toxine
zustande kommen, . k an
ganz plötzlich. Bei ihm hatte die Untersuchung des Lumbal- | . Wir sehen also. hier viele ähnliche, oder gleiche. Züge.
punktats am Tage vor dem Tode eytologisch und bakteriologisch | Charakteristisch und eigentümlich ist in den oben geschilderten
absolut negatives Ergebnis. Der Tod war überraschend eingetreten. | Fällen hauptsächlich das subjektive Doppeltsehen und
Fast ebenso ergebnislos wie die klinischen Untersuchungen fiel die | die schwere cerebrale Störung bei. sonst negativem Organbefund.
Obduktion aus; es fanden sich nämlich -makroskopisch keinerlei | 3 . Eine mir ‚bekannte Dame erzählte mir übrigens, daß sie im
- Veränderungen, die als direkte Todesursache anzusprechen gewesen | Yorigen Herbst während einer Grippeerkrankung.auch vor-
wären. Leider existiert kein ausführliches Sektionsprotokoll. . Wie | übergehend an Doppeltsehen gelitten habe, das sich. aber
bald wieder vollständig verlor.. - |
Š Somit liegt der Gedanke nahe, die geschil-
derte Erkrankung als eine eigentümliche, im
Hirn sichlokalisierende Erscheinüngsform der
auch sonst so vielgestaltigen Grippe anzu-
sprechen. Als besonders bemerkenswert und die Diagnose
erschwerend möchte ich noch-einmal hervorheben das Fehlen von
Organveränderungen, namentlich der für die Grippe sonst so
charakteristischen katarrhalischen Erscheinungen, ferner den
schleichenden Beginn der Erkrankung ‚und den langwierigen Ver-
lauf des Fiebers und der Hirnerscheinungen, alles Punkte, die zu- `
nächst an andersartige Prozesse denken ließen. Erst die Häufung'
‚der Fälle, die weitere klinische Beobachtung und. die Sektions-
ergebnisse führten zu der Annahme einer Grippeencepha-
litis epidemischer Art. Gerade diese Schwierigkeiten
bei der Diagnosestellung rechtfertigen wohl die Veröffentlichung.
Vielleicht bringen noch fernere, zur Beobachtung kommende Fälle
weitere Aufklärung. oa | . 7 |
Nachtrag: Während der.Korrektur erschien in der M. m. W.,
Nr. 18, eine Arbeit von Franke, der ähnliche Pupillenstörungen der
Grippe beschreibt. u |
mehr oder weniger belanglose pathologische Nebenbefunde, äber'
nichts, was den plötzlich erfolgten Tod erklärt hätte. Speziell am
Hirn und den Meningen fand sich makroskopisch niehts Besonderes,
außer ein paar punktförmigen Blutungen an der Unterseite des Pons
und des Kleinhirns. — Herr Ober-Medizinalrat Dr. Walz berichtete
ferner von einem gleichzeitig obduzierten Fall, der im ähnlicher
Weise verlaufen war, absolute Pupillenstarre und Meningismus
. Befunde. |
.. Nach diesen Erfahrungen blieb nichts übrig, als die geschilderte
eigenartige Erkrankung durch die Annahme eines toxisch
wirkenden Virus zu erklären, das vielleicht eine gewisse
Affinität an die Cerebral- und Nervensubstanz zeigt. Das gehäufte
Auftreten der gleichen Erkrankung zwingt ferner zu dem Gedanken,
die neue Erscheinung mit anderen zurzeit hier noch grassierenden..
Infektionskrankheiten, speziell mit der Grippe, in Zusammenhang
Aus der Praxis für die Praxis.
|
= Earne Jungen Praktiker.. um so wichtiger und BREFS dem Ye Bp aufdrängen.
5 hlä | susli pi Betreten wir. erst die Kinderstube
Ratschläge aus der Säuglingskunde. Wenn das Neugeborene . mit dem ersten Atemzuge
| - | den Brustkorb hebt und zum erstenmal seine Lunge entfaltet, so
saugt es plötzlich das gesamte venöse Blut der Pulmonalarterien,
das, stammend. aus. der Vena cava superior, bis dahin durch den
Ductus Botalli in die Aorta descendens ab- und weiter durch die
zwei Nabelarterien der Placenta zum Zwecke. der Erneuerung zu-
geflössen war, in das weite Gebiet der Lungengefäßbahnen hinein,
und das vorher strotzend gefüllte Robr des .Ductus Botalli wird
schlaff und leer. Mit seiner Verödung aber erhält die Aorta
descendens nur mehr die Hälfte der ehemaligen Blutmenge, ihr
Druck sinkt und reicht nicht mehr aus, das Blut in die Placenta
hinein, durch sie hindurch in die Vena umbilicalis zu treiben:
Die Blutbewegung durch die Placenta hat aufgehört, die. Nabel-
vene und ihr Schaltstück zur Vava inferior hin, der Ductus venosus
Arantii bleiben leer und fallen zusammen. Die gesamte Blut-
menge, die auf diesem Wege in die Cava inferior und zum rechten
Vorhof floß, fehlt jetzt, der Druck im rechten Vorhof sinkt; im
linken Vorhof ist. er aber gestiegen, weil dort die Blutmenge ge-.
stiegen ist; der Zuwachs fließt durch die Lungenvenen herein, aus
jenem Gefäßgebiet, das der erste Atemzug neu erschlossen und
Von E BR
Dr. Fuhrmann, Hebammenlehranstalt Köln.
Der Weg in. die Familien praxis führt durch die
Gebär- und Kinderstube; der Arzt, der sich in diesen
beiden Räumen benehmen kann, findet nirgends geschlossene
macht, möchte im heutigen Brotkampfe bald in die schwerste
Sorge geraten. Unsere jungen Kriegskollegeu werden bereits
mitten in der Erfahrung stehen, daß man zwar in der Batterie-
feuerstellung zu Hause sein, aber durch die Frage einer jungen
Mutter doch in Verlegenheit geraten kann, daß die Erkennung
und Behandlung von Malaria und Recurrens keine unüberwind-
lichen Schwierigkeiten macht, daß aber die Entscheidung, ob bei
Conjugata vera von 8 cm die beiden dem Arzte anver-
sollen oder nicht, erheblich verantwortungsvoller und aufregender ist,
Im nachstehenden ist der Versuch gemacht, dem jungen
as ihm in der Hast sei AA der im Kriegs- | _ | p .
u ast seiner Ausbildung entgangen o © | ne a ea
entfallen ist, in kürzester Form vorzulesen. f ) Jü i 2 $ S, an DD 2 er r j gsch, » Spezielle
‚Die beiden genannten Disziplinen sind ja gerade diejenigen, Pathologie und Therapie in | nk , Bd. 2.
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1. die, je ferner und fremder sie dem kriegsteilnehmenden Ärzte blieben, -
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zum erstenmal gefüllt hat. Der Überdruck im linken Vorhof
schließt das Foramen ovale und: hebt dauernd jede Verbindung
zwischen beiden Räumen auf. Ä
. Mit der Umstellung seines Blutkreislaufs
hat sich das Neugeborene in zwei Lebensbedingungen selbständig
gemacht. Die eine fällt sofort in die Augen: der Sauerstoff-
bedarf; die andere wird nicht lange auf sich warten lassen:
der Nahrungsbedarf.
Diesen Punkt betreffen auch die-ersten Fragen, die an den
ärztlichen Berater gerichtet werden: wann soll der Neugeborene
das erstemal trinken, wie oft soll ihm Nahrung gereicht,
wie lange, wieviel soll er jedesmal bekommen; was soll
er bekommen (eine Frage, die natürlich nur die eine Antwort:
„Mutter-, das heißt Frauenmilch* haben kann); wieviel Ge-
wicht soll der Säugling täglich zunehmen?
Wenn es auch wahr ist, daß die beste Antwort auf alle
diese Fragen der gesunde Säugling selbst geben kann, indem er
unzweideutig sein Nahrungsbedürfnis kund und zu wissen tut, so
möchte diese Auskunft auf eine sorgende Mutterfrage doch nicht
genügen. Vom Arzte verlangt man eine bestimmtere Angabe und
gerade dasjenige Publikum, welches die Praxis zu einer „schönen“
macht, wünscht in der Säuglingsernährung den neuesten wissen- |
schaftlichen Standpunkt einzunehmen.
Die Brust soll zum erstenmal gereicht werden zwölf
Stunden nach der Geburt; die Mutter soll sich dazu nicht auf-
setzen, sondern auf eine Seite legen. Vorausgegangene Narkose, .
gleichgültig mittels welchen Narkoticums, hindert nicht am An-
legen des Kindes’), Ist aus irgendeinem besonderen Grunde das
Anlegen (etwa weil die erschöpfte Mutter nach tagelang dauernder
Geburt schläft) nach den ersten zwölf Stunden nicht möglich und
wird das Neugeborene unruhig, so ist es erlaubt, ein halbes
Dutzend Teelöffel trinkwarmen, leichthellgelben (Kamillen-Tees zu
geben, der mit Saccharin gesüßt ist (Speisezucker führt ab),
Dieser Notbehelf muß in den nächsten drei bis vier Tagen viel-
leicht noch einige Male herangezogen werden, weil es drei bis
vier Tage dauert, bis das Stillgeschäft regelrecht in Gang kommt.
Unter keinen Umständen darf während dieser Zeit eine andere
Ernährung versucht werden; auch nicht die Milch einer fremden
Mutter. Denn das beste Mittel, schwer angehende Brüste in Gang
zu bringen, ist der Hunger des Säuglings.
Wieviel soll ein Brustkind täglich trinken?
Bis zum Ende der 1. Woche 1⁄4 l;
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| A ea „ des 2. Monats 3/4 1
und dabei bleibt der Säugling bis zur Entwöhnung.
Damit ist sozusagen nur die grobe Einstellung ge-
geben; die feinere Einstellung wird dem Leiter des Stillgeschäfts,
das ist dem Arzt überlassen.
Dahin gehört zunächst die Verteilung der Tagestrinkmenge
auf die einzelnen Mahlzeiten.
Wieviel Trinkmahlzeiten im Tag?
Sechs, und zwar mit dreistündigen Tages- und neunstündiger
Nachtpause; also z. B. 5 Uhr, 8, 11, 2, 5 und 8 Uhr; Nachtpause
von 8 bis 5 Uhr. Die Nachtpause ist mit unnachsichtlicher Strenge
durchzuführen trotz aller Demonstrationen des kleinen Tyrannen.
Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. = u
1. Juni.
Die einzelne Trinkmenge würde also betragen:
25
in der ersten Woche = g~ 40 g zirka;
in der zweiten Woche = = = 80 g zirka;
vom dritten Monat = u = 195 F,
Das sind Maße, die als Durchschnittsmenge zu
bewerten sind; sie werden im einzelnen Falle nach oben und
unten durchbrochen; aber doch nicht um mehr als um 10 bis 80 g,
Die erste Morgenmahlzeit wird etwas ausgiebiger ausfallen
und dafür die eine oder andere Tagesmenge etwas geringer.
Übersorgliche Eltern (erfahrungsgemäß die männliche Ehehältfte
mehr als die weibliche) pflegen dann außer Rand und Band zu
geraten und den Arzt zu rufen. Gegen das letztere ist nichts
einzuwenden, gegen das erstere ist der häufige Gebrauch der
Wage zu verbieten; alle acht Tage einmal das Gewicht des
Säuglings festzustellen, genügt vollauf.
Die Gewichtsbewegung des Säuglings stellt sich so:
Erste Lebenswoche = Abnahme um 200 g (normales Geburts-
gewicht = 3000 g). |
Nach zwei Wochen = Geburtsgewicht.
Gewichtszunahme jede Woche = 200 g (etwas weniger).
Gewichtszunahme jeden Tag = 25 g.
Nach einem halben Jahr = Verdoppelung des Geburtsgewichts
(etwas früher).
Nach einem Jahr = Verdreifachung des Geburtsgewichts,
Es fällt also auf, daß die Gewichtszunahme des gesunden
Brustkindes in den ersten Lebenswochen und -monaten sehr gleich-
mäßig vor sich gebt (25 g), rasch ansteigt (täglich) und stark (25 g)
ist. Das ist die Regel. Es bedeutet nicht Alarm, wenn das Ge-
wicht den einen oder anderen Tag weniger als 25 g ansteigt oder
stehenbleibt; der Rückstand wird eingeholt. Ein Absinken
des Gewichts ist schon ernster, obwohl der Zwischenfall noch
durchaus harmlos ist, solange die Brust „geht“. Das Wieder-
auftreten der Menstruation bei der Mutter kann die Gewichts-
kurve drücken !)}. Aber nach dem Stillstand oder Rückschritt muß
die Kurve ihren regelmäßigen Anstieg wieder aufnehmen. Hoch
empfehlenswert ist es, in gewissen Familien eine Säuglingsgewichts-
kurve anzulegen. Einer der üblichen vorgedruckten Temperatur-
kurvenzettel 2) genügt dazu. Die Kurve stellt sich folgendermaßen
her: Ein einziges „Datum“ der Temperaturkurve wird für zwei
Tage ausgenutzt [eines bei M(orgens), das nächste bei A(bends)];
das Geburtsgewicht wird an dem freien Rand des Zettels bemerkt,
dort, wo „87°“ steht; jeder Zehntelgrad bedeutet dann 108.
Z. B. Lebendgeburtsgewicht (nackt, nur eine Windel als Unter-
lage) 2500 g (bei „37°“); „37,50“ entspricht dann dem Gewicht -
3000 g usw. Es kann auf diese Weise niemand entgehen, wenn
das Gewicht wöchentlich nur um 100 g beispielsweise ansteigt,
statt, wie es sollte, um beinahe 200 g. Gewogen wird abends
nach der letzten Mahlzeit. j
Der Längenzuwachs beim Säugling ist weniger aus-
schlaggebend als derjenige des Gewichts; immerhin ist es
nützlich, zu wissen, daß das Einjährige um 20 em länger sem
soll, als das Neugeborene (normale Geburtslänge = 50 em).
(Schluß folgt.)
Von Prof. Dr. C. Bachem, Bonn a. Rh.
Excitantia und Kardiotonica.
Il. Campher, Strychnin usw.
Als Herztonicum und zu anderen Zwecken ist der Campher
in verschiedener Form in den letzten Jahren ausgiebig benutzt
und seine Wirkung weiter analysiert worden. — Neben dem Natur-
produkt hat sich auch der synthetische Campher endgültig
in die Therapie einzuführen vermocht. |
1) Inhalierte Narkotica gehen nicht in die Milch über, wohl aber
Chloralhydrat und Opium. Von anderen Arzneimitteln gehen in
die Milch über: Salieylsäure, dann die Metalle: Eisen, Zink, Queck-
silber, Blei, Wismut und die Niehtmetalle Jod und Antimon (Landois-
Rosemann, 14. Aufl). Leider ist nicht gesagt, ‚ob die genannten
Mittel nach innerlichem Gebrauche durch die Stilldrüse aus-
geschieden werden oder auch bei äußerer Anwendung. Alkohol
geht nur über nach starkem innerlic hen Gebrauche und auch
| Die für specifisch gehaltene Wirkung des Camphers auf
Pneumokokken scheint nach neueren Untersuchungen nur mit
einer gewissen Einschränkung zu Recht zu bestehen, indem n16 ht
alle Pneumokokkenstämme, sondern nur einzelne dem Campher
gegenüber empfindlich sind. Man kann daher campherempfindliebe,
campherhalbfeste und campherfeste Pneumokokkenstämme unter-
da nur in geringem Grade (— 0,8 % der eingeführten Menge). nz
würze wie Anis, Wermut, Knoblauch gehen über (l. c.). Die berühmte
Keimfreiheit der Frauenmilch ist cum grano salis zu yegstehen;
Frauenmilch an sich ist zwar keimfrei, aber jeder der 20 auf der ir i
der Brustwarze mündenden Milchgänge enthält Keime, fast Ausb un
Staphylococcus pyogenes aureus, er ist für den gesunden Säugling
offenbar unschädlich. 285
1) Bumm, Grundriß zum Studium der Geburtshilfe, 9. Aufl., S. ne
2) Ausgedehnte Anwendung der Temperaturkurven- Aufzeichnung
unter Hinterlassung derselben am Krankenbett wird auch für die Lan
praxis angelegentlichst geraten,
FL De n 4 =
we ge p _ à ` K n ee = = x i, E x .
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. wg, . Ei
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
mus. ist beim “synthetischen Campher nicht geringer als beim 5
natürlichen- Bezüglich der Giftigkeit scheint ebenfalls kein nennens- `
539o
scheiden. Die widersprechenden Urteile-über die Camphertherapie
ii nn der Pneumonie wären damit teilweise erklärt. Damit wird jedoch | nat
j; 7 nicht bestritten, daß die Campherbehandlung bei Herzschwäche | werter Unterschied zu bestehen; so konnte Verfasser nach Aufnahme
Co . von 1g synthetischem Campher fast keine Nebenwirkungen gewahren.
infolge Pneumonie symptomatisch durchaus günstig wirkt. Da- K MRL |
gegen soll die gleichzeitige Anwendung von Campher und Optochin | Die theoretische -Einwendung, der inaktive Campher bestehe zum
i 9,
| í (siehe Kapitel „Specifica gegen Infektionskrankheiten“) nicht rationell | Teil-aus dem (wie einige annehmen). giftigeren l-Campher; scheint
sein, da die Campherwirkung durch diese Kombination nicht ver- | für die in praxi-zu verwendenden Dösen nicht in Frage zu kommen.
S bessert wird, im Gegenteil kann hierbei eine verminderte Wirkungs- | Eine Reihe klinischer Arbeiten bestätigt denn auch die erfolgreiche
engen] intensität beobachtet werden. | w ` | Verwendung . der synthetischen Droge bei innerlichem und
I süubeutanem (Pneumonie) sowie bei äußerlichem Gebrauch (zu
oa a Der Umstand, daß während des Krieges Olivenöl zur Her- | | £ 3 )
Mbadı stellung des offizinellen Campheröls nur in recht bescheidenem | Einreibungen und dergleichen). Entsprechend der gleichen Wirkungs-
r ahb Umfange erhältlich war, . verschaffte der intravenösen | intensität ist auch die Dosierung. dieselbe. Sogar die beim natür-
| ger ` Camphertherapie, wie solche von Leo eingeführt wurde, weitere | lichen Campher mitunter beobachteten ‚geringen Nebenwirkungen -
Ehei ' Anhänger. Am meisten eignet sich hierzu die im Handel be- | sind die nämlichen beim synthetischen Produkt. '. Auch beim
| Bad a - findliche sterile gesättigte Lösung von Campher in Ringerscher | längeren Gebrauch. hat: sich der synthetische ebenso wirksam wie
it tk ` Lösung (0,142 %o). Die intravenöse Campherinjektion hat. sich so- | der. natürliche erwiesen. = Ee g a ' BES
na kp. wohl in der menschlichen wie in der Tierbeilkunde bewährt. S ` Strychnia. N Ra: H
wicht & Die hierzu benötigte Camphermenge kann auch nach folgen Während in Frankreich ‚und England dieses Alkaloid als l
Anregungsmittel eine nicht unbedeutende -Rolle spielt, hat
man sich in. Deutschland diesem Mittel gegenüber seit vielen
Jahren reserviert verhalten, offenbar in der- Annahme, infolge -der
starken Erregung der Centren könne. es zu tonisch-klonischen
Krämpfen mit tödlichem Ausgang kommen. Neißer (Stettin)
hat nun neuerdings eine Lanze für das Strychnin. gebrochen, indem
er auf die guten Erfolge hinweist, die er und Andere mit dem
Mittel als Exeitans im weiteren Sinne des Wortes erzielt haben.
Die jetzt geltenden pharmakologischen Grundlagen der Strychnin-
wirkung lassen es wünschenswert erscheinen, daß die Anwendung
‚zur Verhütung des postoperativen Shocks, des Fieber-
kollapses bei Typhus (subeutan und intravenös), ferner die
subcutane und innerliche Anwendung bei schwerer Neurasthenie
und Erschöpfungszuständen. zu den gesicherten Indikationen des
. dem Rezept hergestellt werden: 3,5 g Campherspiritus werden mit
2 g Spiritus versetzt und unter: Umschütteln 4,5 g steriles Wasser
zugefügt. Hiervon fügt man der physiologischen Kochsalzlösung
während der Infusion eine entsprechende Menge (1 ccm enthält
~ etwa 0,1 g Campher) zu: Eine auftretende: Trübung klärt sich
‘während des Umschwenkens (Hosemann).. Der Erfolg dieser
Infusionen, die deutlich erregend auf Herz, Atmung und Blutdruck
.. wirken, kann durch Zusatz einer 10 °/,igen Traubenzuckerlösung
(besonders bei septisch Kranken) verbessert werden.
| Neben der exzitierenden Wirkung scheinen dem Campher
auch hämostatische Eigenschaften zuzukommen. So konnte
~ Volland an sich selbst die bluütstillende Wirkung bei habituellem
_ Nasenbluten, das jeder Therapie trotzte, beobachten und durch sub-
cutane Injektion von 3 bis 4 cem ‚Campheröl die Blutung prompt
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f zum Stehen bringen. Auch bei anderen Blutungen hat sich dieses | i 8 5 R
7 | Verfahren E A bewährt: die Erfolge waren bei | Alkaloides gehört. Außer der gegen Gefäß- und Atemlähmung
at; ‚Subeutaner Injektion (an verschiedenen Stellen) von 10 bis 30 cem gerichteten Wirkung bedingt Strychnin eine gewisse Euphorie
pil durchaus ermutigend. Eine. befriedigende Erklärung für die | durch Hemmung der Schmerz- und Unlustperception.
m Wirkung läßt sich nicht mit Sicherheit geben; vielleicht regt der | - Wenn auch gewisse Autoren die Maximal ta ges dosis (0,01)
| Campher die Bildung gerinnungsbefördernder Substanzen an. — | a S genügen doch meist kleinere Gaben, etwa 1 bis 3 mg.
id! - Weitere klinische Versuche nach dieser Richtung hin wären | Piese da Pakok subeutan infiziert oder (bei nicht unter Aufsicht
re ie E a Bi vo Ye ae ae
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A | re nn napar uehen AR - JCamp a 3 mg; nach 14- bis 18 tägigem Gehrauch setze man sechs Tage
5 nen Bo : aus. Letztgenanites Schema eignet sich besonders für Neurasthe-
m a synthetische Campher, niker, zumal für solche mit nervösen Erschöpfungszuständen. Bei
A der bis dahin nur in der Technik gebräuchlich war, auch in der | Herzschwäche, Kollaps usw. kann das Mittel auch intravenös zu
$: -~ Medizin: benutzt, Der synthetische Campher, dessen Ausgangs- | 1 mg injiziert werden. Zur Verwendung kommt natürlich stets
Mi -~ Produkt das Terpentinöl ist, unterscheidet sich weder in seiner | das salpetersaure Salz. | u | o | m
W: chemischen. Konstitution, ‘noch. in seinen äußeren : Eigenschaften Als Roborans bei und nach erschöpfenden Krankheiten, Neur-
A vom Naturprodukt, nur ist er optisch inaktiv, während der | asthenie, Tabes, Unterernährung, kommt neuerdings an Stelle
“i. natürliche Campher rechtsdrehend ist. Durch die synthetische des Glinschen . (französischen) Präparates eine, Kombination r
Pr Darstellung der Droge sind wir also von der japanischen usw. | in Ampullen („Amphiolen“) in den Handel, welche pro dosi ent- ` r
r . Campherernte unabhängig geworden und, falls genügend Terpentinöl | hält: Natr. glycerinophosphor. 0,1, Natr. monomethylarsenieic. 0,05, ji
"o aw Verfügung steht, ist der Preis kein höherer als der des Natur- | Strychn. nitrie. 0,0005. Die (subcutanen) Injektionen sind schmeżzlos. ..: fi
|, Produktes, Infolge Beschlagnahme sowohl, des natürlichen wie des _ Originalpackung mit 5 und 10 Stück Amphiolen „MBK“. ei
4 synthetischen Camphers: konnte von letzterem während des Krieges | Bu BE Eesivenire: Zr $
t: . Boch kein ausgedehnter Gebrauch gemacht werden. , RE a BANG: F a ji
o Die Brauchbarkeit ist sowobl durch pharmakologische wie . Şie wurde neuerdings in Form der Dämpfe als Analepti- ii
r auch klinische Versuche dargetan. So zeigte sich z. B., daß die | cum empfohlen (Lewin), und zwar statt des sich weniger Hi
| , antiseptische Kraft’ des rechtsdrehenden und inaktiven Camphers | eignenden Salmiakgeistes. Man lasse etwa 3 g reiner Essig- ii
' ` (die linksdrehende Modifikation soll hier außer Betracht bleiben) | säure (96°) von: Kieselgur oder Bimssteinpülver aufsaugen und i
die gleiche ist. Aug, weiteren Versuchen (unter anderen des | bringe- die Mischung mit etwas Lavendelöl parfümiert in ein pi
Aa Verfassers) geht hervor, daß die erregende Wirkung auf das Herz, | weithalsiges Pulverglas, das man gut verschlossen hält. Durch j
"den Blutdruck und die Atmung ‘þei beiden Campherarten gleich | Riechenlassen hieran erhält man eine hinlängliche (reflektorische) i
ist, ‚Auch die erregende Wirkung auf den narkotisierten Organis- | analeptische Wirkung. NE | i
CD a po Referatentel. _ Zr E F = |
| y E | Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wollt, Berlin ee | | | JR r (sa
, a = | | mehrere Narkosen hinter sich haben. ` Daher ist bei diesen Kranken, SE |) Ve
| Sammelreferate. wenn irgend möglich, ‚die örtliche Betäubung anzuwenden. Härtel 1 Al ei: OT
SEM} Bu z =... | geht sogar noch weiter und sagt: „die Lokalanästhesie. E EE T |
Chirur gie der Extremitäten. unter besonderer Berücksichtigung | nat überall da einzutreten, ne ah: perona Gründe die All- ERE
` der Leitunasanä j handlung. . | gemeinnarkose erfordern“, In den letzten Jahren hat die Möglich- EE MEE i
ers Leitungsanästhesie und der Fraktur onBeN) $ | Tehkeit, die Lokalanästhesie anzuwenden, erheblich zugenommen, Da N...
` Von Dr. Werner Regen, Berlin. und sind auf diesem Gebiet in jeder Hinsicht größere Fortschritte. |
zu verzeichnen. Ihre Einfachheit, Ungefährlichkeit und Sicherheit
~- Zuweilen i t. die e gefährlicher als der -o erative Ein- 7 ) } j
griff, besonders Ere a PA bei Patienten mit | im Gelingen und nicht zuletzt die unbedingte Schmerzausschaltung
schon ‚lange bestehender Eiterung oder bei solchen, die bereits | haben die Lokalanästhesie selbst empfohlen, u
i
en at a an a rn
540
\
Kleinere Eingriffe an den Extremitäten werden nach Hacken-
bruch in Um- und Unterspritzung des Operationsfeldes ausgeführt
und für Operationen an der Mittelhand und den Fingern findet
das Oberst-Pernicesche Verfahren Anwendung. Für das Hand-
gelenk gibt es zwei Arten von Leitungsanästhesie nach Braun
und Härtel; nach Ausschaltung der Nervi medianus und ulnaris
wird das Handgelenk subeutan und interossal umspritzt, wodurch
der Nervus radialis getroffen wird. Capelle benutzt eine rein
perineurale Querschnittsanästhesie mit der Arteria axillaris als
‘Centrum, wodurch der Arm bis zum mittleren Drittel des Ober-
arms anästhetisch wird; es genügen 30 bis 40 cem. einer 2°/,igen
Novocain-Suprarenin-Lösung, und die Wirkung tritt nach 30, zu-
weilen erst 40 bis 50 Minuten ein. Die Biersche Venenanästhesie —
. Injektion in die Vena basilica und cephalica — ist etwas um-
nik hält und besonders
ständlich und bleibt daher nur für die Fälle vorbehalten, in denen
die Kulenkampffsche Plexusanästhesie nicht aus-
führbar ist. Kulenkampff empfahl 1911 zu diesem Zweck
die Supraclaviculargegend, wo der Plexus brachialis dicht lateral
von der Arteria subclavia über die erste Rippe verläuft. Hohmeier
bedient sich desselben Prinzips, nur daß er den Plexus von der
Infraclavieulargrube aus am medialen Rand der Mohrenheimschen
Grube in einer Tiefe von etwa 2 bis 5 cm trifft. Störzer (4)
hat die Kulenkampffsche Plexusanästhesie in 51 Fällen angewandt;
Versager gehören zu den größten Seltenheiten, wenn man erst bei
Auftreten von Parästhesien an den Fingern injiziert. Gegen die
üblen Zufälle ist der beste Schutz,’ daß man sich streng an die
Topographie und die von Kulenkampff angegebene Tech-
„nicht tiefer als höchstens 21/2 cm
sticht“, Dadurch wird auch eine Pleuraverletzung vermieden,
wodurch es zu vorübergehenden Brustschmerzen und Atemnot
kommen kann. Das Anstecken der Arteria subelavia, durch Aus-
tritt von Blut aus der Kanüle bemerkbar, ist ungefährlich, da die
Blutung nach Zurückziehen der Nadel sofort steht. Zuweilen werden
Parästhesien auf der Brust beobachtet, die wahrscheinlich durch
eine Reizung des Anteils der ersten Intercostalnerven zum Plexus
zu erklären sind. Auch länger dauernde Lähmungen kommen vor;
nach Hirschler, Keppler und Härtel beruhen diese auf
einer Durchtrennung der betreffenden Nervenfasern durch Einstich
der Kanüle in den Plexus, oder nach Braun auf einer „Blutung
in die Nervenscheide und einer Störung des osmotischen Gleich-
gewichts durch die injizierte Lösung“. Zu den größten Selten-
heiten gehören vorübergehende Zwerchfellähmungen, die keine sub-
jektiven Beschwerden verursachen und mit dem Abklingen der
Anästhesie zurückgehen. Als Ursache hierfür ist die Lähmung
des Nervus phrenieus durch Diffusion des Anaestheticums anzusehen,
„wobei als Träger der Diffusion der Musculus scalenus anterior
in Betracht kommt, Ebenfalls auf Diffusion der anästhesierenden
Lösung beruhen Erscheinungen von kurz anhaltender Hals-
sympathicusläiimung, die sich im Hornerschen Symptomen-
komplex zeigt, und von Halsvaguslähmungen mit .Heiserkeit ohne
die geringste Beeinflussung der Pulsfrequenz und des Blutdrucks.
In einigen Fällen — nach Morian in 5 bis 10°/, — wurde bei
der Novocainanästhesie im Urin Eiweiß nachgewiesen, das sich
jedoch stets nur einige Stunden bis zu zwei Tagen hielt.
Nach Störzer (4) nahmen die zuerst auftretenden Par-
ästhesien während der Einspritzung gewöhnlich an Stärke zu,-um
kurz hernach vollständig aufzuhören. Bald darauf tritt Wärme-
oder Kältegefühl und Schwere im Arm auf. Nach durchschnittlich
10 bis 15 Minuten tritt totale Anästhesie ein, die bis über die
Mitte des Oberams reicht und von mehr oder weniger leichter
Parese begleitet ist. Es tritt 'nur ganz selten eine motorische
Lähmung ein; das hat seine Vorteile bei der Ausführung von
Nervenoperationen und bei Pseudarthrosenoperationen, wo es
hernach bei Anlegen des Gipsverbandes auf eine gute, sichere
Stellung der Fragmente ankommt. |
will man eine totale Anästhesie des ganzen Arms bis her-
‘auf zur Schulter erreichen, müssen außerdem noch die Nervi
supraclaviculares und intercostobrachiales unempfindlich gemacht
werden. Franke operiert übrigens ohne Esmarchsche Blut-
‚leere und hat selbst nie Lähmungen und postoperative Neuralgien
beobachtet; demnach sind nach Störzer(4) diese wahrscheinlich
weniger der Anästhesie als dem Schlauch zur Last zu legen.
Auch bei operativen Eingriffen an der unteren Extremität
kommt man mit der Leitungsanästhesie sehr gut aus. In ihrer
Sicherheit und Ungefährlichkeit übertrifft sie sicherlich die Lumbal-,
Sakral- und Parasakralanästhesie, zumal wenn man bedenkt, daß
z. B. die sakrale Anästhesie 8 bis 10°/, Versager hat.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
STE Tun den
i 4, Jui.
Z oo e a une et ge
Kleinere Eingriffe können ebenso wie am Arm im Um- und
Unterspritzen ausgeführt werden, und für Operationen an den
Zehen benutzt: man das Oberstsche Verfahren wie an den.
Fingern. Der Fuß wird nach Braun anästhesiert: durch Infiltration
des Unterhautzellgewebes und des zwischen den Sehnen und der -
Vorderfläche der Tibia gelegenen Gewebes dicht oberhalb des Fuß-
gelenks werden die Nervi saphenus, suralis, peroneus superficialis
und profundus ausgeschaltet. Um den Nervus tibialis zu erreichen,
sticht Braun von einem’zirka 1 cm von der Achillessehne in der
. Höhe der prominentesten Stelle des inneren Knöchels gelegenen
Punkt senkrecht ein; bei eintretenden, in die Zehen ausstrahlenden
Parästhesien werden 5 cem einer 2°/,igen Novocain-Suprarenin-
Lösung eingespritzt, ie.
Operationen am .Schienbein lassen sich schmerzlos nach
Franke ausführen. Nach rautenförmiger Umspritzung des
Operationsfeldes sticht Franke „etwa handbreit oberhalb der
| Stelle, an der auf den Knochen eingegangen werden soll, an der
Außenseite des Schienbeins ein und injiziert von diesem Einstich-
punkte mit quergestellter Nadel an das Periost der Vorder- und
Außenseite. Um an das Periost der Hinterseite zu gelangen, be-
nutzt Franke einen Einstichpunkt an der Innenkante der Tibia“.
Ferner sei auch hier bei der unteren Extremität an die
Venenanästhesie von Bier (Injektion in die Vena saphena magna)
und die Querschnitt-Leitungsanästhesie erinnert, die nach den Vor-
schriften von Sievers durch eine 1°/,ige Lösung zwischen
zwei Gummibinden erfolgt.
Will man das ganze Bein unempfindlich haben, müssen fünf,
mindestens aber vier Nerven anästhesiert werden. Die Äste
des Plexus lumbalis und sacralis kommen in Be-
tracht. Auf der Streckseite des Beines unterhalb des Leistenbandes
sind es der Nervus cutaneus femoris lateralis, femoralis und
obturatorius und auf der Beugeseite der Nervus ischiadicus nach
seinem Austritt aus dem Becken; der sensible Nerv der Dorsal-
seite des Oberschenkels, der Nervus cutaneus femoris posterior,
liegt medial neben ihm, um in der Höhe der Glutäalfalte ganz an
die Oberfläche zu kommen. |
Wiedhopf (2) wendet bei dieser Anästhesie die Technik
von Keppler an. An dem Schnittpunkt der beiden Verbindungs-
linien zwischen der Spina iliaca post. sup. und dem äußeren Rand
des Tuber ossis ischii einerseits und zwischen dem oberen Rand
des Trochanter maior zum oberen Rand der Gesäßfurche anderer-
seits wird die Lösung injiziert. Die Tiefe kann 9 bis 12 cm be-
tragen. Es ist nur dann zu injizieren, wenn die typischen
Parästhesien in den Zehen geäußert werden. Bei diesem Vorgehen
trifft man den Nervus ischiadieus, wo er das Becken verläßt, der
medial neben ihm liegende Nervus eutaneus femoris post. und der
auf ihm laufende Nervus glutaeus inf. werden hierbei ebenfalls
mit anästhesiert. Ferner werden in derselben Weise genaue AD-
gaben gemacht, wo der Nervus femoralis, der Nervus obturatorius
und der Nervus cutaneus femoris lateralis auszuschalten sind.
= Die Kepplersche Technik erzielt also eine endoneurale
Injektion, während Laewen sich mit perineuralen begnügt. Es
gibt noch viele andere Methoden; erwähnt sei z. B., wie Babitzkl
den Nervus ischiadieus erreicht: mit dem ins Rectum eingeführten
Zeigefinger sucht er die Spina ischiadica auf und tastet weiter
unter Knochenfühlung bis zum Foramen ischiadieus malus vor.
„Indem er den Inhalt desselben, das heißt den Nerven selbst nach
außen drängt, sticht er mit der Nadel durch die Glutäalmuskulatur
ein, bis die Nadelspitze unter Kontrolle des in den Mastdarm
eingeführten Fingers kommt.“ Auf diese Weise gelingt ®
Babitzki, jeden Abschnitt des Nerven zu treffen; der Erfolg m
Form sensorischer und motorischer Lähmung tritt in einigen
Minuten ein.
Doch die Kepplersche Technik ist als die beste angu-
sehen. Eine Einspritzung in alle vier Nerven ist nur bel größeren
Eingriffen am Oberschenkel nötig, z. B. bei Knochenoperation. Für
Nervennähte oder Neurolysen des Ischiadicus kommt man mit
einer Leitungsanästhesie dieses einen Nerven aus, da gleichzeitig
mit diesem der Nervus cutaneus femoris post. unterbrochen WI
Und ohne weiteres ist es selbstverständlich, daß bei Operationen am
Fuß und Unterschenkel nur die Leitungsanästhesie des Ischiadieus
und Femoralis nötig ist. is
Für eine vollständige Anästhesie genügen HU cem en
20/,igen Lösung, 20 cem für den Ischiadieus und je 10 cem tur it
anderen Nerven. Wiedhopf£ (2) hat Eingriffe von über ae
Stunden ausgeführt, ohne daß Schmerzempfindung wieder er
getreten wäre. Das Anstechen von Arterien (A. femoralis, glutaea
N
Fälle tritt am Bein im. Gegensatz zum. Arm eine motorische
Lähmung, zum mindesten eine Parese eiu.. Wiedhopf (2) hat
bei 36 Fällen keinen einzigen Versager, was für die Zuverlässigkeit
= + 4 juni: > on a - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. S E al:
= =; ER Si ; : 3 ` f ; £ i a 5 k P i Sa
e Se a ee aa : Sue Erg = Den, | | | Dee: d.h 17
f i 3 a ! . Se . o -i i i . n, . è A re i à <e > TRA "7 Oa
birgt keine Gefahren. in sich; Thrombenbildung mit Emboli ist | Braun (14) seine: Schiene, jedoch nur unter Anwendung eines EL u pii
nie beobachtet worden. E 0 geringen Zuges, um die Immobilisierung zu erreichen. Eine kleine IE fagon
; Von der Injektion bis zur völligen Anästhesie vergehen | Anzahl dieser Frakturen, bei denen die Größe der Weichteilwunden PaM
15 bis 20 Minuten. Die Symptome während. und :nach der Ein- | den Gipsverband nicht gestattete, adaptierte er mit Drahtnaht die Hi Ba
spritzung sind die gleichen wie beim Arm, In der Mehrzahl der | Fragmente und behandelte sie unter geringer Extension ohne a 5 Bi
Nachteil auf der Extensionsschiene weiter. Im. übrigen wurde die PEE
im ersten Kriegsjahr so warm empfohlene Vereinigung der frischen | i SERE
He
ber! Tr rare
-pea s.
Schußfrakturen durch Naht oder Klammern (Axhausen) vèr-
mieden. e EN rn LY | =
Der Sitz der- Fraktur bestimmt im: allgemeinen die Stellung
der Technik spricht. | ns 3 .
| Wenn die Operation einen „Hautschnitt oberhalb der Gesäß- | - | | pi
falte und oberhalb des Trochanter maiòr-und in den obersten 5 cm | der Extremität auf der Extensionssehiene. Die Immobilisierung des j fn e
-` unterhalb des Leistenbandes beziehungsweise des unteren Scham- | Oberschenkelschußbruches in Semiflexionsstellung des, Hüftgelenks ! a ie
. .- beinastes“ erfordert, so. ‚ist dieses Gebiet sehr einfach nach | ist nicht ‘ohne Gefahr wegen der nicht seltenen und eventuell IHR,
-"Wiedhopf (2) durch subcutane quere Infiltration mit 10 bis | verhängnisvollen Komplikation der Fitersenkung. Man erlebt‘ sie A Ss
niemals bei Frakturen ohne größere Splitterung trotz ausgedehnter prei £
Ei
Aii
Weichteilwunden. Schwere Mischinfektionen putrider und pyogener -.
Art bei starker Knochensplitterung und sekundäre osteomyelitische
Prozesse begünstigen ihr Entstehen. Bei rechtzeitigem Erkennen $
und Auffinden läßt sich die Eitersenkung durch kleine Incisionen. i
und Drainage leicht bekämpfen. Doch ist die rechtzeitige Diagnose > pi
20 cem einer 1°/,igen Novocainlösung zu anästhesieren, weil
-` .. hier andere Nerven in Betracht kommen (N. ileoinguinalis, lateral.
=.. davon N. lumboinguinalis, N. intercostalis XI und N. ileohypo-
gastricus und auf der Beugeseite die Nervi clunium superiores).
Bei einer Wiederholung der :Leitungsanästhesie beim selben
ae rn sm
. Patienten in kurzen Zwischenräumen hat Wiedhopf (2) keine
- Nachteile gesehen; die Nachschmerzen nach der Operation sind. | eben nur dann möglich, wenn das Bein bis zum Hüftgelenk ver- I
die gleichen wie im Anschluß am eine Narkose, — —: bandlos freiliegt. Br - J K ah a
In allen Arbeiten und Abhandlungen über Frakturen und Über die durchschnittliche Behandlungsdauer ' der Ober- IA na ee
. Schußfrakturen wird darauf hingewiesen, daß das erste Erfordernis | schenkelschußbrüche lassen sich wegen der chronisch ostitischen. ig ©.
‘der Behandlung in einer möglichst frühzeitigen permanenten | Prozesse und Fisteleiterungen statistische Angaben schwer machen. Bi In} Er
‚Ruhigstellung des Bruches bestehbt.. Die Behandlung: ist‘ die beste, | Bei 70°, der zur Heilung gekommenen Fälle war bei B r au n (14) Pi gl e
die eine zuverlässige dauernde Immobilisierung der Fragmente, | die Konsolidierung zwischen’ der fünften und sechsten Woche BAR E
auch während der Wundbehandlung, ungehinderte Wundbehand- | vollendet. u ua E See 2 4 eg
-~ lung und -beobachtung, auch bei progredienter Wundinfektion, mit Aktive und passive: Bewegungsübungen, sowie Massage. der. . I le
- Erhaltung der Gelenk-, Muskel- und Hautfunktionen ermöglicht; | Unterschenkelmuskulatur wurden frühzeitig vorgenommen. Doch ` ir ER
| , progredienten Ei H! ;
ist während der ersten Wochen wegen der frischen
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dies sind die wichtigsten Faktoren für gute funktionelle Heilresultate.
Braun (14) hat eine Extensionsmethode erprobt,.| Wundinfektion äußerste Vorsicht am Platze. A a Bi Ä
. die allen diesen Forderungen — selbst in den schwersten Fällen | . Für den Schußbruch des Unterschenkels verwendet Braun(14) Be; u
eine Schiene, die nach demselben Prinzip gebaut ist. Auch hier A he
.— nachkommt. Für den Schußbruch des Oberschenkels benutzt
er eine Extensionsschiene aus Bandeisen mit einem Cramerschienen-
rahmen, die nach der verschiedenen Länge. des Oberschenkels
„verschieden verstellbar ist. Die Schiene selbst schließt dicht vor
dem Tuber ossis ischii ab und wird schräg in „Abductionsstellung“
in das Bett gestellt. Die Extension tritt dadurch in.Kraft, daß
eine mit einem Ründeisen „zwangläufig verbundene Stellscheibe“ -
gestreckt und so die hiermit in Verbindung stehende Extensions-
. Schlinge aufgewickelt wird. Ein Gegenzug um die gesunde Hüfte
..zum Kopfende des Bettes ist zu empfehlen. l
© Braun (14).bevorzugt die direkte Extension am Knochen,
) und zwar in der von Klapp angegebenen Drahtextension an
T der Tuberositas tibiae. Der Verletzte erhält hierauf die Extensions-
"i schiene, die Extension selbst wird -sofort in Kraft gesetzt und die
a} „ Reposition der Fragmente vorsichtig und langsam, aber möglichst
in einer Sitzung hergestellt. Ä | E |
’ ‘ Erfordern die. Wundverhältnisse eine Drainage‘ nach der
Beugeseite, dann wird der Cramerschienenrahmen durch - Fort-
nahme einiger Gitterdrähte gefenstert. Zum Verbandwechsel usw.
kann der Rahmen, auf dem der Oberschenkel ruht, herunter- '
geklappt werden. AN dies bei fortbestehender Extension,. wo-
; . dwch sich jede Verschiebung .der Fragmente vermeiden läßt.
f on Überhaupt während der ganzen Extensionsbehandlung ist eine zu-
| Verlässige, permanente Immobilisierung gewährleistet, Ein wesent-
licher Vorteil der Methode! Ein anderer Vorzug der Methode nach
Braun (14) ist der, daß die ganze Extremität frei- und unver-
‚bunden daliegen kann, was besonders wichtig bei schweren /
o anaeroben. Infektionen wie für die Kontrolle der Fragment-
| stellung ist, Die Fraktur ist in wenigen Minuten versorgt, und
bevorzugt er direkte Extension am Knochen. |
| Für den Schußbruch des Oberarms gesellen sich zu den
bisher aufgestellten Forderungen über Frakturen noch zwei weitere
binzu: ' die Funktionserhaltung des Schultergelenks und die Ver- `.
meidung sekundärer entzündlicher Affektion des- Ellbogengelenks
.von, der infizierten Wunde aus. Beides wird erstrebt durch die
Abductionsstellung des Oberarms. Ein Ausfall des Deltoideus
und eine Versteifung im. Schultergelenk . treten natürlich: nach
länger dauernder Immobilisierung und Abductionsstellung doch
ein. Auch hier benutzt Braun (14) eine Extensionsschiene, die `
dem Brustkorb mit einfachen Bindentouren oder Gipsbinden
angewickelt wird. Die Schiene ist analog der Ober- und Unter-
schenkelextensionsschiene gebaut. Die Extension geschieht mittels.
Köperstreifen, wenn die Wunden es erlauben, -sonst — besser —
durch direkten Knochenzug. Braun (14) wählt als Ort für die
direkte Knochenextension die Ulna, 2!/, cm von der Olecranon-
‚spitze 'entfernt.. Er verwendet seine „portative verstellbare“
. Extensionsschiene auch zur ‚Nachbehandlung aller Schultergelenk-
schüsse, sowie von Resektionen dieses Gelenks. Der Oberarm
wird ohne Verband gelassen, sodaß ‚die Wundbehandlung selbst
dadurch in ungehinderter Form möglich ist. Schon nach Ablauf
einer Woche werden . kleine Änderungen der Abductionsstellung
durch Verstellung der Stützen der Schiene vorgenommen, um
frühzeitig der Versteitung des Schultergelenks in wirksamer Weise
entgegenzuarbeiten. In bezug auf die Bewegungsübungen usw.
gilt das oben Gesagte. Bat SA a '
` Koleszár (7) hat éinen Extensionsapparat kon-
7 struiert, der ebenfalls allen den Forderungen, wie sie für Frakturen
die Anlegung der Extensionsschiene ist äußerst einfach. aufgestellt sind, gerecht. wird. Sein Apparat besteht aus einem
~Je frühzeitiger die Reposition mit Immobilisierung erfolgt, | proximalen und distalen Teil; beide durch ein Scharniergelenk
um so günstiger ist — wie bekannt — der Einfluß auf die Wund- | verbunden, können im Gelenk entsprechend bewegt werden, sodaß
Infektion. ‚Die Extension selbst erfolgt nicht durch Anhängen | eine Schrumpfung des Gelenks verhindert wird. Die Bruchstelle
Se Gewichts plötzlich, sondern tritt durch Drehung der oben | liegt unter ständiger Extension, der Wundbehandlung und Massage -
erelis erwähnten gezahnten Stellscheibe und Aufrichtung des | leicht' zugänglich. Die Extension wird entweder durch Gewichte.
Extensionsdrahtes in Kraft. | | | oder, nur durch eine Spiralfeder bewirkt. Koleszár (7) ver- .
- „ Die Drahtextension ist aus Gründen der Asepsis vor der | wendet größtenteils die Steinmannsche Nagelmethode. Die
chirurgischen Wundrevision auszuführen. Braun .(14) hat die | Dislokation der Fragmente kann. durch Pelotten unter Röntgen-
schädliche Reaktion im Sinne einer Exacerbation der Infektion | kontrolle ausgeglichen werden. Der Apparat bleibt acht bis zehn
ar. meiden können durch. seine Extensionsschiene, „da er in ihr | Wochen oder noch länger liegen. Nach der Abnahme der Exten-
3 Wundbehandlung einschließlich kleinerer chirurgischer Eingriffe | sion dient der Apparat noch zwei Wochen lang als Schiene,
| z jedem Sitz der Wunden ohne Lageveränderung oder Auf- Nach Rogge (10) hat der Spiralverband als Dauer-.
“ung der Immobilisierung ungehindert vornehmen kann“. . verband die größten Vorzüge. Jeden starren Verband hält er für
Selbst bei Frakturen mit großen Kontinuitätsdefekten benutzt | ein W agnis und oft für gefährlich, wie auch mancher Gipsverband.
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542 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.22. | a 1. Juni.
im Felde gelehrt hat; denn nicht nur in frischen Fällen, nein auch
bei alten entfieberten Brüchen kann auf dem Transport aus irgend-
einem Grunde eine neue Schwellung auftreten. Außerdem fallen
die oft übersehenen Weichteilkomplikationen (Decubitus, Phlegmone,
Abscesse usw.) mehr oder weniger dem circulären Gipsverband
zur Last. Ein Wundienster genügt eben nicht für eine genaue
Beobachtung des verletzten Gliedes.
Anders hingegen verhalten sich Rogges (10) Spiralverbände;
sie sind imstande, „zu fixieren und Zu extentieren, die Wunden
und Bruchstellen zu umgehen und die ganze Extremität einer
guten Beobachtung zugänglich zu erhalten“; ferner ist eine
„Schnürung weniger zu befürchten, als bei eirculären Verbänden,
da sich der Spiralverband der wechselnden Schwellung des Gliedes
leicht anpassen läßt“. Auch die Überbrückung größter Wundflächen
ist möglich. Der Gips umfaßt bei Wunden am Unterschenkel:
Oberschenkel und Fuß, bei Wunden am Oberschenkel: Becken,
Unterschenkel und Fuß, bei Unter- und Oberschenkelwunden:
. Becken, Knie und Fuß.
Ohne große Mühe läßt sich nach Rogge (10) mit jedem
Spiralverband eine Extension verbinden. Auch eine gleichzeitige
Bewegungsbehandlung der benachbarten Gelenke ist möglich.
Schepelmann (13) tritt dafür ein, daß bei der Extension
jede dem Zug entgegenwirkende Reibung möglichst auszuschalten
ist. Das Bein muß durch die Belastung fast schwebend gehalten
werden. Jeder Seitenzügel ist zu verwerfen, da er. nur neue
Reibungsmomente auftreten läßt oder sogar, wenn der Kranke im
Bett herabgleitet, der Extension entgegenwirken und eine falsche
seitliche Zugwirkung ausüben kann. Jeder starke Zug in der
Längsrichtung des Oberschenkels führt nach Schepelmann (13)
ausnahmslos zur Richtigstellung der Fragmente, wenn man nur
für völliges Freischweben des Oberschenkels Sorge trägt; einzig
und allein Knie und Becken dürfen unterstützt werden. „Macht
sich wirklich einmal eine stärkere Dislocatio ad latus bemerkbar,
so liegt das gewöhnlich an einer Verhakung der Fragmente, und
läßt sich durch vorübergehende Überdehnung rasch und dauernd
beseitigen.“ Eine weitere Rücksichtnahme erfordert die richtige
Rotation des unteren Fragmentes, kenntlich an der vertikalen
Stellung des Fußes. Nach Schepelmann (13) jedoch stellt
sich bei starker Längsextension des Beines von selbst die
richtige Rotation ein.
Der Neigung zur X-Stellung der Fragmente hilft er dadurch
ab, daß er die Knierolle medial etwas hebt; außerdem muß die
Anordnung der Gewichtsschnüre dem Entstehen eines X-Beines
entgegenwirken, indem die Schnur vom Oberschenkel am weitesten
nach außen, die vom Knöchelnagel am weitesten nach innen verläuft.
„Endlich kann man die von den Nagelenden ausgehenden Schnüre
getrennt zur Rolle leiten und die äußeren Schnüre stärker belasten
als die inneren.“ _ oo {
Der Rumpf muß völlig flach liegen; eine Schrägstellung des
Rumpfes würde eine stärkere Bewegung des Hüftgelenks und
damit eine ungleichmäßige Dehnung der Streck- und Beuge-
muskulatur nach sich ziehen. Der Oberschenkel ist nur leicht
gebeugt, wie es die Knierolle mit sich bringt; „der Zug am oberen
Nagel muß deshalb ansteigen, um genau in der Verlängerung der
Oberschenkelachse zu bleiben; die unterste Schnur zieht in der
Richtung der Unterschenkelachse mit einer geringen Neigung nach
oben, um die Ferse zu heben, die mittlere verläuft nahezu horizontal“,
Schepelmann (13) benutzt jetzt prinzipiell drei Nägel,
um die Gewichte mehr zu verteilen und die einzelnen Knochen-
bohrlöcher nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen. Die Spongiosa
der Epiphysen eignet sich wegen ihrer Nachgiebigkeit ebensowenig
zur Nagelextension wie der mittlere Teil der Diaphysen wegen der
Gefahr einer Knochenmarksentzündung. Schepelmann (13)
verteilt die Gewichte in der Weise, daß am Femurnagel 15, am
oberen (Tuberositas tibiae) und unteren (Grenze zwischen Dia- und
Epiphyse der Tibia) Tibianagel je 10 kg hängen. Bei frischen
Frakturen bohrt er nur ins obere Tibia- und untere Femurende
einen Nagel und belastet beide mit je 7!/, kg.
~ „Die Gesamtdauer der Extension schwankt im allgemeinen
zwischen drei bis sechs Wochen, doch in letzter Zeit ist
Schepelmann (13) auch bei subeutanen Brüchen nie mehr
unter acht bis dreizehn Wochen ausgekommen, wobei er annimmt,
daß die reduzierte und einseitige Volksernährung die Callus-
bildung beeinträchtigt. (Schluß folgt)
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 20.
Pohl (Breslau): Über Lupinenbrot, Siehe Vereinsbericht Schle-
sische Gesellschaft für vaterländische Kultur vom 24. März 1919.
Melchior (Breslau): Klinisch-anatomische. Streitiragen zum
Ulcus duodeni. Der hohe Prozentsatz peptischer Duodenalveränderungen
in Harts Material ergibt sich daraus, daß nur die Hälfte der Befunde |
sich auf offene Geschwüre bezieht, Die Geschwüre der Vorderwand
sind nicht ganz pessimistisch zu beurteilen. Die Prognose ist bezüg-
lich der völligen Wiederherstellung ‚ungünstig. Den latenten Ulcera
können die akuten Formen angereiht werden. Das chronische Ge-
schwür kommt vorwiegend beim Manne vor.
Blühdorn (Göttingen): Die Krämpfe des Säuglings- und Kindes-
alters. Klinischer Vortrag. Im ersten Säuglingsalter überwiegen die
organisch bedingten Krämpfe, später die spasmophilen, therapeutisch
dankbaren Krampfformen. Überhaupt beherrschen im späteren Kindes-
alter die funktionellen Krampfformen das Bild.
Hertz (Breslau): Periodisches Schwanken der Hirnfunktion. Im
beschriebenen Fall handelte es sich um eine in kurzen Perioden immer
wieder auftretende Störung motorischer Funktionen, die sich besonders
deutlich als Dysarthrie und Dysbasie bemerkbar machte. Die genaue
Analyse hat Aufschluß gebracht über den spontanen Charakter, Auf-
einanderfolge, Dauer und Umfang der Störung.
Rabnar (Schöneberg): Läusebekämpfung. Belehrung, Behand-
lung der verlausten Schulkinder und der Angehörigen unter Mithilfe
der Schulschwestern, Zulassung zur Schule erst nach erfolgreicher Ent-
lausung, Verteilung von Merkblättern führt zu dem erstrebten Ziele.
| Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 19 u. 20.
Nr. 19. J. Morgenroth (Berlin): Über chemotherapeutische Anti-
sepsis. I. Mitteilung. Zur experimentellen Begründung der Vucintiefenanti-
sepsis. Die antiseptische Imprägnation der Gewebe schafft erst die Dauer-
wirkung der Antiseptica. Die absolute Höhe der Desinfektionswirkung
im Reagenzglase erscheint nicht als allein maßgebend für die Wert-
bemessung, die Reaktion mit Körperflüssigkeit und Gewebe nicht mehr
als Hindernis, sondern vielmehr als eine der Grundbedingungen der
Desinfektionswirkung.
Georg Lockemann (Berlin): Beiträge zur Biologie der
Tuberkelbacillen. Mitgeteilt werden Züchtungsversuche mit Nähr-
lösungen verschiedener chemischer Zusammensetzung.
Albert Fromme (Göttingen): Über eine endemisch auf
tretende Erkrankung des Knochensystems. Nach einem am 10. April
in der Medizinischen Gesellschaft zu Göttingen gehaltenen Vortrage.
A. Reinhart (Kiel) : Über Encephalitis non purulenta (lethargica).
Mitteilung von acht sicheren Fällen, die sich durch einen merkwür-
digen Schlafzustand auszeichneten.
G.:Lepehne (Königsberg i. Pr.): Ein Fall von akuter aleuk-
ämischer Lymphadenose. Er verlief unter dem klinischen Bilde schwerster
Anämie bei mäßiger Lymphdrüsenhyperplasie und klinisch fehlendem
Milztumor.
Ä K. W. Eunike (Elberfeld): Zur Bewertung der Röntgentiefen-
therapie. Es wird über die guten Resultate dieser Behandlung bei
einigen Erkrankungen berichtet, daneben aber auch auf Mißerfolge
hingewiesen. Besprochen wird ferner die Therapie der Röntgen
ulcera im allgemeinen. Die Heilung dieser Geschwürsform ist sehr
langwierig. Charakteristisch ist ein häufig unertr ägliches
Jucken, das auch nach der Heilung anscheinend jahrelang 2°
rückbleibt.
`. Eugen Jennicke (Eisenach): Seltene pathologisch- anato-
mische Befunde. Berichtet wird über drei Fälle von Atheroskleros®
der Arteria pulmonalis.
nn Erich Martini: Gegen die Fleckfiebereinschleppung über
östliche Grenzbahnhöfe. Da die Seuche in Polen und Rußland während
des letzten Winters wieder stark aufgetreten ist (in Petersburg sollen
im Januar 1919 7500 Todesfälle vorgekommen sein), müssen an unseren
östlichen Grenzbahnhöfen neue Stationen zur Kontrolle der V erlausten
eingerichtet werden. í
O Nr. 20. U m b er (Charlottenburg-Westend): Zur Klinik der akuten
beziehungsweise subakuten Leberatrophie. Vortrag, gehalten im Verein
für innere Medizin und Kinderheilkunde zu Berlin am 24. März 1919.
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a Harnstoffgehalt des Blutes bildet einen der wichtigsten Indikatoren der
- - nahezu gleichwertig. Dabei ist die Harnstoffbestimmung im Blute
' © Ein vom Verfasser angegebener Apparat zur Harnstoffbestimmung. wird
. Grippe. Meist kurz nach dem Verlust der alten beginnt das Erscheinen
sie gefunden werden, sind Diphtheriekranke oder Diphtheriebacillen-
_um eine Infektion von der Um gebung aus. |
Milch (allenfalls auch Wasser) durch die Nabelschnur in die Placenta.
© von Zottenstücken, die dann nur im Uterus sein können, erwiesen sein,
- dieser Methode wurden vom Verfasser Placenten, die als „sicher
fielen 49 positiv, 102 negativ aus. Darunter wurde einmal in An-
Es fand sich dabei ein pflaumengroßer Placentarrest. (Es war_ also.
‘fand. In den anderen 34 Fällen zeigte der klinische Verlauf, daß
_ das‘ Eingehen mit der Hand "usw. unnötig gewesen wäre. Hätte
‚man ebensogut sehen kann. Über die Unvollständigkeit eines
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. `,
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- Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 16.
Ä Fritz Burgdörfer (München): Die Bevölkerungsentwicklung
während des Krieges und die kommunistische Propaganda für den Ge-
bärsfreik. An Stelle des früheren Überschusses der Geburten über die
Sterbefälle ist jetzt umgekehrt ein Überschuß der Sterbefälle über die
Geburten getreten. Der durch den Krieg verursachte Geburtenausfall
für Bayern würde auf 400 000 ungeborene. Kinder zu veranschlagen sein.
Max Kappig (Kiel): Die .nichtspecifische. primäre Epididymitis.
Es handelt sich dabei um eine Epididymitis, die bei sonst ganz gesunden,
sicher nie geschlechtskranken Männern auftritt, ohne vorausgegangene
Erkrankung, wie Urethritis. Sie wird durch die gewöhnlichen Eiter-
erreger, am häufigsten durch’das Bacterium coli erzeugt. Diese Er-
reger kommen indie Epididymis in erster Linie aus der hinteren
Urethra (Prostata, Samenblasen) auf dem Wege über das Vas deferens.
Da die Urethra normalerweise auch in ihren hinteren Teilen stets zahl-
reiche Keime beherbergt, ist der Infektionsstoff eigentlich immer vor- F
handen. $ , | | |
H. Citron: Über Harnstoffbestimmung in Blut und Harn. Der
Franken. Besprochen wird eine - Fleckfieberepidemie bei der . heim-
kehrenden Truppe. Dabei wird auf die Jürgenssche Lehre hin-
höhe an übertragbar werden und im Körper-der Laus erst eine
sechstägige Entwicklung. durchmachen müssen, ehe sie
krankheiterregend wirken, Wird eine: Laus innerhalb der ersten Fieber-
woche vom Kranken auf. den Gesunden übertragen, so. wird sie nur
Niereninsuffizienz und ist nach.dieser Richtung hin dem Reststickstoff |
technisch viel bequemer auszuführen als die Reststickstoffbestimmung.
bis zur Vollendung der Parasitenentwicklung bei sich behält. Werden
innerhalb dieser Zeit der Kranke’ und seine Umgebung entlaust, so
wird trotz vorheriger 'Läuseübertragung keine Infektion erfolgen.
Walter Klestad t (Breslau): Das Hineinwachsen adenoiden
genauer beschrieben. Be ERR D
E. Zurhelle (Bonn): Zur Kenntnis der Alopecia diffusa nach
der neuen Haare. Immerhin dauert es bei dem durchschnittlichen
Wachstum der Haare von täglich 0,4 mm ein Jahr, bis eine Länge von
18cm erreicht ist, und fünf bis sechs Jahre, bis auch die längsten Haare
ersetzt sind. Die Prognose ist aber mit dieser Einschränkung günstig.
2 Donges und Elfeldt (Rostock): Beiträge zum Befunde von
Diphtheriebacillen in Wunden. In den meisten Fällen der Verfasser waren
die Diphtheriebaeillen harmlose Wundbewohner. Nie fanden sie sich
in Reinkultur. Stets. waren sie mit anderen Bakterien zusammen. Wo
_ phatische Gewebe zog sich von der-Absetzungsfläche am Zungen-
grunde her nach oben hinauf. Dieses Hinaufwachsen begann schon
Tage an. Es handelt sich um ein aktives Hinaufkriechen. Bei der
Operation war. nicht etwa ein unterster Stumpf der Gaumenmandel
-stehengeblieben. (Die Gaumenmandel war in toto ausgeschält.) Das
nachwachsende Gewebe stand im 'Zusammenhange mit der Zungen-
.mandel. e E A
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träger in der Nähe. Es handelt sich bei jeder Diphtherieinfektion
| Kirstein (Marburg a. L.): Die „Milchprobe“ an .der Placenta.
Man bindet in die Nabelvene eine Kanüle ein, legt- die Placenta an
die kindliche Seite und treibt mit. einer 100 cem fassenden Spritze
lichkeit. Am empfänglichsten waren Kinder von Iymphatischer
blühende Kinder oder schwer Skrofulöse‘ mit den Stigmata der Lym-
Spritzt die Milch an irgendeiner Stelle der Placentakotyledonen im oe An yaricelley Erkrankten AERD Drongo aii
Strahle heraus, so gilt die Probe als positiv, und zwar soll das Fehlen |
wenn die Milch sogleich beim Injizieren an einer Stelle abfließt. Mit lichen die untergewichtigen, schmächtigen, durch Ernährungsstörung
. “2. serye cc 3
unvollständig“ oder „zweifelhaft“ angesprochen wurden, |. und anderen Infekten gegenüber „anfällig“ waren.
ausnahmslos geprüft, daneben auch viele „sicher vollständige“
um auch den negativen Wert der Probe festzustellen. Von 151 Proben Verbesserung der percutanen Tuberkulinreaktion (Moro). Das bis zur
| Gewichtskonstanz eingeengte Tuberkulin gibt bei der Pereutananwen-
. dung wesentlich bessere ünd deutlichere Resultate als das gewöhnliche
Tuberkulin. Pr er a u i |
H. Sachs und W. Georgi (Frankfurt a. M.): Zur-Kritik des
'serologischen Luesnachweises mittels Ausflockung: ‘Bei den: beiden Aus-
„betracht einer- „zweifelhaften“, stark zerrissenen Placenta trotz
negativer Probe das Cavum uteri post partum ausgetastet.
hier beim Einspritzen keine Flüssigkeit aus den zerrissenen Zotten-
gefäßen ausgetreten, vermutlich weil es ' durch Einrollung,.. Elasti-
zität der Gefäße zu einem Gefäßverschluß gekommen war.) Dagegen
traf unter den 49 positiven Fällen die Diagnose eines Defektes
der eben geborenen Placenta nur fünfmal zu Von den übrigen
4 Fällen kamen zehn zur Nachtastung, die die Uterushöhle leer
der Wassermannschen Reaktion. _ j
Gaugele (Zwickau, Sa.): Die postpleuritische Skoliose und ihre
Verhütung. Die Skoliose wird nicht hervorgerufen ‘durch Verwach--
sungen und Schwartenbildung an den. Pleurablättern, sondern durch
die Notwendigkeit eines Raumausgleichs im Thoraxinnern. Die pleu-
ritischen Schwarten verhindern allerdings später das Aufrichten des
kollabierten Thorax. Da fixierte postpleuritische Skoliosen mit Schwarten-
bildung an der Pleura eine sehr ungünstige Prognose habeh, ist, noch
ehe es zur Narbenbildung kommt, die früh zeitige Auf-
richtung des ‚eingefallenen Thorax in einem unter Zügelwirkung an-,
| gelegten Gipsverband (mit großem Fenster auf der konkaven Seite
‘erforderlich. - u ea BE
Elisabeth.Goehl (Bonn a. Rh.): Fliegenmaden auf der Kopi-
haut (Myiasis dermatosa muscosa , capitis). In dem mitgeteilten Falle
bestand eine Pediculosis. Die infolge des Kratzens entstandenen Ero- .
sionen waren mit Olivenöl eingerieben worden. Durch den Öl-
ruch wurden die Fliegen angelockt, die nun ihre Eier auf das Haar
man sich dem Urteil der Milchprobe angeschlossen, .so hätte man
‚in 90% der Fälle die Infektionsgefahr für die frisch Entbundene durch
„ne zwecklose Nachtastung. vergrößert. Die Milchprobe zeigt uns mit
ihrem positiven Ausfall an, daß eine Placenta zerrissen ist, was
Mutterkuchens erfahren wir aber durch jene Probe meist nichts
Sicheres, Übrigens wird vom Verfasser da, wo nicht das „sicher
vollständig“ feststeht, sofort der frisch entbundene Uterus nach
Resten ausgetastet. Denn die Prognose quoad infectionem ist un-.
mittelbar post paytum durchaus günstig. Ein Eingriff im
Wochenbett birgt aber eine ‚ganz erhebliche Gefahr in sich, offen-
bar infolge der dann im Uterus reichlich vorhandenen Infektionserreger
Sowie bereits bestehender örtlicher Infektionsprozesse. | |
Albert Kna pp (Düsseldorf): Apoplektiforme allgemeine Hypo-
fonie. Sie kommt durch eine vorübergehende Anämisierung. der in
der Haube verlaufenden zentripetalen Bahnen zustande, indem wahr-
scheinlich die Blutgefäße ‘in den Hirnschenkeln vorübergehend kom-
Pfimiert werden, | Be i ie 2
< G. Straßmann (Berlin): Bemerkenswerter Befund bei einem
18 jährigen Selbstmörder, Bei der Sektion fanden šich außer der töd-
lichen Schußverletzung schwere krankhafte Veränderungen an den Harn-
Organen, die infolge ihrer Beschwerden "die Veranlassung zum Selbst-
Mord gewesen sein mögen. . F. Bruck.
ger
ablegten. Ea
Friedrich Luithlen (Wien): Aktive -Chemotherapie akuter
Ophihalmoblennorrhöe. Die unspecifischen Behandlungen mit Proteinen,
Terpentinöl und auch mit konzentrierter Salzlösung können die Vaccine-
therapie nicht ersetzen. ; | - F. Bruck.
. Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 19.
C. ten Horn: Die Plikation. des Coecums als Behandlung der
Obstipation. Die Faltung des Blinddarmes ‚wird als Begleit-
operation bei Gelegenheit einer Appendektomie bei Kranken mit starker.
Stuhlverstopfung empfohlen. Nach “Abtragung des W urmfortsatzes
wurde die vordere und seitliche Taenia des Blinddarmes durch fort-
D. Gerhardt (Würzburg): Über die Fleckfiebergefahr in
gewiesen, wonach die Krankheitserreger erst von der Zeit der Fieber-
dann die Krankheit weiterverbreiten können, wenn der Gesunde sie
' Gewebes in die Gaumenmandelnischen nach Tonsillektomie. Das lym-
sehr frühzeitig nach der Operation, oft schon vom dritten bis vierten -
Erich Rominger (Freiburg i. Br.): Über Scharlachempfäng-
‚ Konstitution. . Es waren normal entwickelte, kräftige und überernährte,
| sibilisiert zu sein. Verschont blieben alle Kinder unter sechs Monaten, `
auch die mit Varicellen behafteten, und von den älteren im wesent- `
zurückgebliebenen drüsenarmen, auch wenn sie verwahrloste Haut hatten
Franz Hamburger und Franz Stradner (Graz): Eine
floekungsreaktionen zeigen sich geringe Differenzen mit den Ergebnissen
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laufende Naht in 10 bis 16 cm Länge vereinigt. Durch die Raffung
wird der Blinddarm verengert. Diese Verengerung erklärt die gün-
stige Wirkung bei starker Verstopfung, weil der Darminhalt schneller
bewegt wird. | ;
Eduard Miloslavich: Bemerkungen zur operativen Be-
handlung der Ruhr durch Appendikostomie. Ein wegen chronischer
Ruhr mit Einnähung und Eröffnung des Wurmfortsatzes behandelter Fall
zeigte bei der Sektion zwei schädliche Nebenwirkungen, erstens ein
Druckgeschwür an der Mündung in den Blinddarm und zweitens einen
Rückfluß der Irrigationsflüssigkeit in den Dünndarm infolge Schluß-
unfähigkeit der Bauhinschen Klappe.
W. v. Brunn: Über verschiedene Narkoseverfahren. Nach Er-
fahrungen am eigenen Leibe wird gewarnt vor der Anwendung des
Chloräthyls und wird die Narkose mit Sauerstoff und Äther vermittels
des Roth-Dräger-Apparates gerühmt.
M. Katzenstein: Bemerkungen zur Mitteilung von A. Reich:
Vorbereitungen des Empfangsbodens bei freier Transplantation. Die
zweizeitige Operation wurde bereits als Mittel zur Vermeidung der
Folgen einer latenten Infektion empfohlen.
A. Reich: Erwiderung. Die Anschauung Reichs geht dahin,
daß das zweizeitige Vorgehen bei Transplantationen dem Transplantat
Ernährungsbedingungen bietet, wie sie sonst erst nach einigen kritischen
Tagen vorhanden sind. Be.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 19.
einer Erstgebärenden im vierten Monat der Schwangerschaft plötzlich
Schmerzen in der linken Seite mit Anschwellung oberhalb der Leisten-
beuge und Erbrechen, dabei Aufhören von Stuhlgang und Flatus.
Nach dem Bauchschnitt wurde der Diekdarm bis zur Flexur prall ge-
füllt und rot- injiziert gefunden, hier war der Kolonschenkel scharf
abgeknickt gegen den Mastdarmschenkel und durch den schwangeren
Uterus dicht unterhalb der Linea innominata an die seitliche Becken-
wand herangepreßt. Es wurde der Übergangsstelle an der Flexur die
scharfe Abknickung genommen, dadurch, daß das Colon descendens
von der Beckenschaufel abgetrennt wurde. Die Schwangerschaft nahm
darauf ungestörten Fortgang.
von Ausbleiben des Unwohlseins infolge des Krieges wurden aus den
Bierstöcken Stücke zur Untersuchung herausgeschnitten. Dabei ergab
sich in allen Fällen, daß frische und ältere gelbe Körper fehlten. Die
Primordialeier zeigen Übergänge von Verringerung der Zahl bis zum
vorhanden. Die Gefäße waren vermindert. Gemeinsam waren in allen
Fällen die Unterernährung und die kleinceystische Degeneration und
ihre Folge. Behandelt wurde mit \enolysin Güstrow, dreimal täglich
eine Tablette à 0,005, einem Johimbin-Präparat. Danach wurden
Amenorrhöen, die noch nicht länger als drei Monate bestanden, günstig
beeinflußt. Je länger das Unwohlsein fortblieb, um so weniger ist die
Aussicht vorhanden, daß es wieder auftritt, zumal sich im Laufe der
Zeit eine Verkleinerung der Gebärmutter einstellt.
Hugo Salus: Moderne Ehemetritis. Als Folge von Coitus
interruptus fand sich bei auffallend vielen Frauen in der Sprechstunde
neben nervösen Reizzuständen ein Zustand von chronischer Schwellung
der Gebärmutter. Be.
Die Therapie der Gegenwart, Mai 1919.
Mühsam (Berlin): Über Pröstatahypertrophie.. Die Röntgen-
behandlung nutzt nur gelegentlich. Unentbehrlich ist meist der Ka-
theter. Als Operationsverfahren kommen das Palliativverfahren der An-
legung einer Blasenfistel mit oder ohne Cystopexie, die Sexualope-
rationen und die Operationen an der Prostata selbst in Frage. Die
operierten Fälle kann man durch Röntgentiefenbestrahlung vor Ite-
zidiven schützen.
Mittenzwey (OÖberschlema): Therapeutisches aus dem Radium-
bad Oberschlema i. Erzgebirge. Oberschlema bei Schneeberg enthält
mehrere stark radioaktive Quellen. Wenn auch die Diathese das In-
dividuum überlebt, so läßt sie sich doch durch die lebendige Kraft
des Radioatoms wenigstens zeitlich günstig beeinflussen.
G. Klemperer und Dünner (Berlin): Behandlung der Er-
krankungen der Atemorgane.e Fortsetzung der sehr instruktiven
Besprechungen der Therapie der inneren Erkrankungen. Es werden
abgehandelt die Pneumonie, Gangrän, Absceß und Tuberkulose.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —
H. Füth: Über Obturationsileus in der Schwangerschait. Bei
Hermann Köhler: Über Kriegsamenorrhöe. In vier Fällen '
völligen Schwund. Die kleineystische Degeneration war meist deutlich
Nr, 2.
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= G. Klemperer (Berlin): Über Entstehung und Behandlung der
Odeme. Zusammenfassende Übersicht. | Eu:
Voltolini (Naumburg): Ist (Pseudo-)Grippe Typhus? Die
Hälfte aller „Grippe“fälle, wahrscheinlich aber alle Fälle von „Pseudo-
grippe“ sind Unterleibstyphus. Reckzeh
>
Therapeutische Notizen.
Zur Behandlung der Lymphadenitis im Kindesalter empfiehlt
KurtOchsenius (Chemnitz) heiße Umschläge (Brei aus Kartoffeln,
Hafergrütze oder Leinsamen), und zwar dreimal am Tage min-
destens je eine Stunde lang. Ist der Eiterherd scharf um-
schrieben, so ineidiere man (aus kosmetischen Rücksichten ist der
Spontandurchbruch zu vermeiden). Die Ineisionsstelle verlege man
aber nicht unbedingt an den untersten Punkt des Tumors, sondern
wähle sie nach kosmetischen Gesichtspunkten. Der Einschnitt
sei so klein wie irgend möglich (!/ bis 1 cm lang genügt voll-
kommen). Durch Auseinanderziehen der Wundränder ist für möglichst
restlose Entleerung des Fiters zu sorgen. Noch besser ist es, wenn
man nach der Incision das Biersche Saugverfahren anwendet,
das eine Herabsetzung des Schnittes bis auf 1/2 cm gestattet (Stich-
incision). In zehn auf diese Weise behandelten Fällen dauerte die
Heilung nicht länger als vier Tage. Die linear verheilte Narbe war
nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen. (M.m. W. 1919, Nr. 13.)
Zur Nachbehandlung der Humerusluxation empfiehlt M. H.
Moeltgen das Distractionsklammer verfahren (man bedient
sich dabei der H a ck en b ru ch schen Distractionsklammern mit Kugel-
gelenken). Die Folge dieser Behandlungsart zeigt sich schon nach
14 Tagen in einem funktionstüchtigen Gelenk und in einem vollständig
arbeitsfähigen Arm. Da keine Atrophie der Armmuskulatur eintritt,
ist auch eine medikomechanische Nachbehandlung überflüssig. (M. m. W.
ıReaks} Na. ılay))
Die Behandlung der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferde-
serum hat sich, wie E. Feer (Zürich) darlegt, gar nicht bewährt.
Betont wird im Gegensatz dazu die starke Heilwirkung des
antitoxischen Diphtherieserums. (M.m. W 1919, Nr. 1)
Seine Erfahrungen über Carcinombehandlung teilt H. Köhler
(Hamburg) mit. Beijedem operablen or tio -und C e r v i x carcinom ist
die ausgedehnte Radikaloperation mit anschließender
Röntgentiefenbestrahlung zu machen. Die operativen
Resultate des F un d u s carcinoms übertreffen dieder Strahlen-
behandlung. Bei Grenzfällen, das heißt bei Portio- und Cervixcarci
nomen mit parametranen Infiltraten, bei auf die Vagina übergreifenden
Careinomen und bei Cervixcareinomen mit großem Krater sollte man
die Radikaloperation wegen der Rezidivgefahr ablehnen.
Hier empfiehlt sich die intracervicale Mesothor- und
Röntgentiefen bestrahlung mit der Diathermie kauterisation.
Vollkommen inoperable Carcinome werden am besten mit Dia-
thermie energisch ausgebrannt und nachträglich der Mesothor-
und Röntgenbehandlung unterzogen. V agina l carcinome reagieren
am besten auf Mesothor- und Röntgenstrahlen. Vulva carcinome
dürften am sichersten mit Diathermie breit im Gesunden exeidiert und
mit Röntgenstrahlen nachbehandelt werden. Die Excision der In-
guinaldrüsen scheint bessere Erfolge zu bieten als die Bestrahlung:
(ML. m, W. 1919, Nr. 18.)
Beim künstlichen Pneumothorax zur Behandlung der
Lungentuberkulose verwendet G. Wiedemann zur Setzung
der ersten Gasblase Kohlensäure statt Sauerstoff. (M. m. W:
1919, Nr. 13)
Das Malafebrin, ein wirksames Mittel gegen die Grippe empfiehlt
Rudolf Salomon (Frankfurt a. M.). Bei schweren Formen gebe
man am ersten Tage vier- bis fünfmal eine Tablette nach dem Essen,
am zweiten Tage ebenfalls, dann eventuell dreimal eine Tablette.” Oft
kommt es dabei zu einem starken Schweißausbruch, der auf eimem
Kampf der Abwehrkräfte beruht. Als Mittel gegen den Schweiß emp’
fiehlt sich Veronal, das gleichzeitig die nötige Nachtruhe verschafft:
Kindern reiche man ı oder */ der Erwachsenendosis, Auch als
Prophylakticum hat sich das neue Mittel sehr bewährt. (D. m.
W. 1919, Nr. 20.) ;
-~ Die Buttermehlschmelze zur Säuglingsernährung empfiehlt Martha
Türk (Dortmund). Das wesentlich Neue an diesem Nahruns”
gemisch ist die Darreichung des sehr hohen Fettgehalts in Form einer
Einbrenne. Durch die Buttermehlschmelze allein kann bei
geborenen und untergewichtigen Neugeborenen im ersten Lebensmonat
die Muttermilch nicht vollkommen ersetzt werden. Gibt man abe!
kleine Mengen Frauenmilch zusammen mit Buttermehlschmelze, 50 er
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. - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. ` S e ge D
indy ef ag man ee er .. Kräftige Neugeborene und Säug- | in früherem Sinne spielt, immer wieder hingewiesen wird. Im Anhang jr a a
linge jenseits des ersten Lel ensmonats machen meist bei alle iniger ist.neben dem Literaturverzeichnis- eine balneographisch6 Orientierungs- | Sa e
p ef erabreichung von Buttermehlschmelze gute Fortschritte. Die Ver- | tabelle beigefügt. ~ A. Laqueur (Berlin). piii: pi poni
mA wendung des Kriegsmehls ist zu verwerfen, da man häufig (damit L | ER ee a ae.
utn} toxische Zustände auslöst, hingegen ist der Gebrauch von leicht | I Brauer, Beiträge zur Klinik der Tuberkulose. Bd. 39, en
4 ranziger Butter gestattet. (D. m. W. 1919, Nr. 19.) ne aa Tuberkulosearbeiten aus der Neuen Heilanstalt für Lungen- i AE e
Über Silbersalvarsan berichten Walter Knopf und Otto | Tanke zu Schömberg, O,-A. Neuenbürg.. 82 Seiten. Leipzig und i pin)
Sinn (Bonn). Eine auffallende Überlegenheit des Silbersalvarsans über | Würzburg, Curt Kabitzseh. M 6—- 07u VER
das Natriumsalvarsan konnten sie beim Menschen bisher. nicht finden. BR: Das Heft enthält ‚zunächst: eine Arbeit von Schröder über fi RER
Das Altsalvarsan scheint es an Wirksamkeit auch im primären Stadium olg a hselseitigen Beziehungen zwischen Syphilis und Tuberkulose, I les
nicht ganz zu erreichen. Ob das neue Präparat vermöge seines Silber- en vo ano an samom ih aterial daß Luer cur Duryerkulose dii P pa p
"gehalts das Quecksilber überflüssig macht und die bewährte kombi- | POiert und die Prognose der tuberkulösen Infektion ‚verschlechtert. NE: Papi
nierte Kur zu ersetzen vermag, ist noch nicht mit Sicherheit zu beant- | Die Lues’ ist. bei dén Tuberkulösen energisch zu behandeln. Auch. bei A PARE
worten. (D. m. W..1919, Nr. 19.) a a S ihnen: kann eine. Hg“Jodkur ohne Bedenken, zur Anwendung kommen. SELENE
Egestogen. (bestehend aus Caleiumearbonat, Bolus alba, präpa-. Mit Salvarsan sei man: vorschiig. Man verwende Neosalvarsan. (w öchantzst i Sn s
. riertem Pflanzenschleim mit 0,2% Phenolphthalein) empfiehlt Paul | ich einmal 0,3 bis 0,45 intravenös), und. auch dies nur bei fibröser ur! R
Korb (Liegnitz) gegen Flafulenz und andere Gärungserscheinungen: im ‚uDerk alo5S Dane, Bonares T E a T ns en a
Darm. Da die Schädlichkeit („Kriegsbrot“) dem Körper immer weiter | „7 ., Reichert untersuchte -die Kranken. der Schömberger Neuen RE
‚ zugeführt wird, hilft die Entfernung durch Abführmittel nur auf wenige feansa nach Größe, Brustumfang, Srusiuole, Brustweite und: Sternal- i peh o
' Stunden, und -diese' kurze Zeit. ist erkauft unter gleichzeitiger Aus- winiet mit dem Resultat, daß hereditäre und nichthereditäre Kranke N paa a
stoßung noch ausnutzbarer Nahrungsmengen. Als die bei weitem | aen 5 DIDEEMACEN SEITE vone nander abwichen, Er mime an; Cab pei ig apat T
. wirksamsten Mittel gegen Gärungen und sauren Stuhl haben on re SPE ONTE onen aonelle Vindorwor OKSIN Gin vr n ei BEE
‘sich Calcium und Bolus alba erwiesen. Man gebe von dem angertes W achshim: nach sich zieht und eine geringere Widerstands- STARTE
Präparat gewöhnlich dreimal täglich zwei Tabletten (jede Tablette ent- fähigkeit gegenüber m Tuberk elbacilius vewe E g a. LEAS ER
hält 0,5 g wirksame Substanz). (D. m. W. 1919, Nr.19) © Í den pois horkommen der Much schen Granula im Sputum ist nach E RR
Zu Eine selbsthaltende Narkosemaske empfiehlt Joseph (Düsseldorf- |. aen Feststellungen Becks uf a = Pró PA en 5 edeutung. Sie | a
; Rath). Sie hat einen.Kopfbügel und läßt die Augen vollkommen frei. a O nee, El auch ai Prabehentorm yorka.. fi ida Ba
| gaase fand bei 5% der Lungentuberkulösen, prognostisch I sn.
Sr Zur Sonnenlichtbehandlung der Kehlkopftuberkulose empfiehlt günstige > nah senscuwelungen von. kürzerer og länge ge au ‚ei pii T
- F. Sonies (Davos) einen Apparat, der über den Liegestuhl gestellt a SALE, EUR BUSBESD ‚Oo anemn Based Ver tech Ela gulardlg., f pi aa
BR und auf die Sonne gerichtet wird. Das Sonnenlicht wird nur von f F Gerhartz (Bonn). Fu Bir
yl `` einem Spiegel reflektiert, bevor es in den Larynx kommt. (M. m. | Paul Horn, Über nervöse Erkr ankungen nach Eisen- pa ed u
A W. 1919, Nr. 16. wie bahnunfällen. Zweite, völlig umgearbeitete und erweiterte Auf- a...
rl 2 3 In einem Falle von schwerem cerebralen Singultus, wobei die ` lage. Bonn 1918, A. varens, und E. Weber. 174 Seiten. M 10,80. I TAE i
ni äußere Inspektion des Thorax lediglich die Beteiligung -der linken | _ „In überaus klarer Weise hat der in seinem Sondergebiete vor-
Zwerchfellhälfte erkennen ließ (cerebrale Reizung des linken Phrenicus), | teilhaft bekannte Verfasser seine reichen Erfahrungen in einer zweiten Merai
ys ‚wurden 0,15 Luminal erfolgreich angewandt. Nach etwa zehn Minuten | Auflage zusammengestellt, , | an O: 1 ST
m ‚verschwand der bis-.dahin so hartnäckige Zwerchfellkrampf. (M. m. „jeder Arzt, der sich mit Unfallfolgen zu befassen hat, sollte die _ 1 S EE
si > W. 1919, Nr. 16.) | | | - | Arbeit studieren und beherzigen. Her mann Engel (Berlin). 1 MEE
BO Zur Intensiv-Diathermie empfiehlt Bu cecky- zwei Zusatzapparate, Die Röntgenaufnahmetechnik. Herausgegeben von der Elektrizitätsgesell- ja: J i
Te nämlich den Pulsator, „wodurch eine intermi ttierende Zu- shaft „Sanitas“, Berlin. M 1,50. N Bee Me
j; . führung des Stroms zum Körper erzielt wird, und den Alternator, | © Die „Sanitas“ hat schon seit vielen. Jahren für das von ihr :her- BITTER
Bi der eine automatische, rhythmische Umschaltung des Diathermiestroms | gestellte Rotax-Röntgeninstrumentarium ausgezeichnete und schnell, |
n ; Bi oi bewirkt. M. m. W. 1919, Nr. 16.) e >... | orientierende Betriebsvorschriften herausgegeben, in denen der. Anfänger
ý E Ae e E an 0. Bec k CS a. M.) ein a | alles findet, was er über die Beurteilung des Rohrcharakters, Expositions-
i ber PEY a mn den bringendes Mittel, das meist ae ert | zeit, Plattenentwicklung usw., wissen muß. Diese einzelnen Vorschriften
A. mei orp a en berlegen ist 2 . er nieht. Auc a hat jetzt die „Sänitas“ in einer kleinen Schrift zusammengefaßt, zabl-
I e a .der $ ar ta a 3 Ste An re ze en | reiche Abbildungen hinzugefügt und durch eine Reihe von Zusätzen
HO o wa Toh ER veradreic t es inner ich in tabletten ( D ); a War | erweitert, sodaß für jeden, der im Besitze eines Rotax-Röntgeninstrumen-
i Par: ableiten (= 0,01) pro dosi oder subeutan 0,02 pro Injektion | tariums ist, sich diese „Röntgenaufnahmetechnik“ als ein vortrefflicher
7! "ei bis drei bis vier Injektionen pro die). (M. m. W. ar a Leitfaden bewähren wird. l Otto Strauß (Berlin).
f, | | Ba E. Poulsson, Lehrbuch der Pharmakologie. Für Ärzte und
N re GE - ` Studierende. Deutsche Originalausgabe, besorgt von Dr. med. Fr.
> Bücherbesprechungen. Leskien; Mit einer Einführung von Walther Straub. Mit
i w ` 12 Figuren. 595 Seiten. Vierte Auflage. Leipzig und Christiania.
1919, S. Hirzel und Aschehoug -& Co.
Unter den zahlreichen Lehrbüchern der Pharmakologie nimmt
das Poulssonsche, einen besonderen Platz ein. Es hat sich nach
Anlage, Inhalt, Darstellungsweise und Berücksichtigung der Bedürfnisse,
-des praktischen Arztes so bewährt, daß diese, auf- die ‘Forschungen
deutscher Gelehrter (Schmiedeberg, Hans Meyer und Anderer)
aufgebaute und die deutsche Pharmacopoea berücksichtigende Pharmako-
-logie schon längst Gemeingut der deutschen praktischen
Ärzte geworden ist. o 0 E Rost (Berlin).
Ernst Seifert, Bluttransfusion. Würzburger Abhandlungen 1919, .
Bd. 18, H. 8/4. Leipzig-Würzburg, Cürt Kabitzschh M 240, `
Gedrängte, alles Wesentliche. zusammenfassende Übersicht über
die moderne Entwicklung der Bluttransfusion mit kritischer Besprechung
der verschiedenen Methodik und Technik. Hans Meyer (Berlin).
Jul. Schütz, Grundzüge der Heilquellenlehre und ihre
‘Anwendung in der ärztlichen Praxis. 288 Seiten.
: - Wien 1919, Moritz Perles. i |
= _ Die gewaltigen Fortschritte, welche die wissenschaftliche Balneo-
N logie in neuerer Zeit erfabren hat und die sich durch die Stichworte
Ionenlehre und Radioaktivität charakterisieren lassen, machen nicht
- NW umfangreiche neue Handbücher, sondern vor allem auch ein kürzeres,
' >- auf dem Boden der modernen Forschung stehendes Kompendium zu
‚einem wirklichen ärztlichen Bedürfnis. Der Verfasser hat diese Auf-
gabe in überaus glücklicher Weise gelöst; auf Grund aller bisherigen
| Forschungsergebnisse und einer reichen eigenen Erfahrung schildert er
- In flüssiger, kritischer und. erschöpfender Weise die wissenschaftlichen
‚Grundlagen der Balneologie, die physiologischen Wirkungen und die
~ praktische Anwendung und Indikationen der verschiedenen Typen der
- „ Heilquellen, Strenge Kritik. gegen unerwiesene Theorien und Be-
hauptungen, dabei aber doch Anerkennung alter, oft jahrhundertlanger
Praktischer Erfahrung geben dem Buche sein charakteristisches Gepräge.
. ©esonders lehrreich sind die Ausführungen über die Ionenlehre,
deren Bedeutung sich dem Leser eindringlich einprägt, wobei aber
-. Stets: vor einseitiger Überschätzung dieser Betrachtungsweise gewarnt
.. Vnd auf die Rolle, die daneben die rein chemische Wirkung der Quellen |
Klinik für psychische und nervöse Krankheiten, Bd. 10, H. 3.
. Das Heft enthält von Roese eine dankenswerte. Zusammen-
stellung der Schlußurteile über 750- behandelte psychische und nervöse
Erkrankungen. Auch. die summarischen Erläuterungen lesen sich gut.
Die Literaturangaben genügen selbst bescheidenen Anforderungen nicht.
4 Singer,
546 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
Vereins- und Auswärtige Berichte.
a
Berlin.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 7. Mai 1919.
Vor der Tagesordnung stellte Martin einen Kranken mit
Pseudarthrose der linken Tibia vor.
Tagesordnung. Verhandlungsthema: Das Reizleitungssystem
des Herzens. Fortsetzung der Aussprache.
-W. Koch machte Angaben über die Topographie und Ent-
wicklungsgeschichte des Reizleitungssystems. Bei der Untersuchung
eines Herzens, das von einem Kranken stammte, der einen echten
Vorhofblock gezeigt hatte und der Anfälle von Adam-Stokes bot, fand
er eine hochgradige Reduktion des Vorhofknotens durch Schwielen-
bildung. Es war eine sehr beträchtliche Isolierung zustande gekommen,
die den Block erklärt.
v. Hansemann: Im Felde wurden gar nicht selten Fälle beob-
achtet, die anscheinend völlig gesunde Menschen betrafen, bei denen
es unter irgendeiner Einwirkung, die aber keineswegs eine übermäßige
Anstrengung darstellte, zu Kollaps und Tod kam. Zwölf solcher Fälle
hat er obduziert, von denen drei anatomische Veränderungen boten,
einmal Klappenfehler und zweimal Muskelschwielen auf syphilitischem
Boden. In den übrigen Herzen war zunächst gar nichts zu sehen. Die
Muskulatur zeigte mikroskopisch keine Veränderungen. Am Reiz-
leitungssystem fand man vielerlei, aber das war nicht konform mit
dem, was man erwarten sollte oder mit Veränderungen, die auf vor-
ausgegangene Erkrankungen während des Lebens hindeuten konnten.
Befunde, die eine Übereinstimmung der Funktion mit anatomischen
Veränderungen am Reizleitungssystem ergeben, sind also nicht immer
zu erheben. Der größte Teil dieser Fälle zeigte ausgesprochene Zeichen
einer Hypoplasie. Man kann nicht annehmen, daß immer das Reiz-
leitungssystem die Erklärung gestattet. Es sind noch Lücken aus-
zufüllen.
Rehfisch weist darauf hin, daß die Entdeckung des Reiz-
leitungssystems heute die Deutung von Krankheitsbildern gestattet, die
man früher nicht beurteilen konnte. An der Hand von Elektro-
grammen gibt er die Deutung schwer zu beurteilender Krankheits-
zustände. Er betont die Notwendigkeit wiederholter Aufnahmen. Von
Wichtigkeit sei auch die Anspruchsfähigkeit des Herzens.
Bönniger: Eine möglichst breite anatomische und klinische
Verbindung ist für die Lösung der Frage des Reizleitungssystems er-
forderlich. Er hat zwei Fälle von dauernder Dissoziation gesehen,
von denen der eine einen zufälligen Nebenbefund darstellte, während
bei dem anderen Anfälle von Adam-Stokes allerschwerster Art auf-
traten. Der Ventrikel stand drei Minuten und länger still, Herztöne
waren in dieser Zeit nicht zu hören, es kam zu Anfällen von Bewußt-
losigkeit, die etwa 15 Minuten dauerten und sich bis zwölfmal am Tage
wiederholten. Nach einer vorübergehenden Besserung wiederholten
sich die Anfälle, der Kranke ging in einem solchen Anfalle zugrunde.
Die klinische Annahme einer völligen Unterbrechung des Reizleitungs-
systems wurde durch die Obduktion bestätigt, die einen Kalkherd als
Ursache ergab. Im zweiten Falle bestand eine Schwielenbildung in-
folge anämischer Nekrose, die zur Leitungsunterbrechung Veranlassung
gegeben hatte. Jetzt beobachtet er einen jungen Menschen, der im
Anschluß an Fleckfieber. Herzbeschwerden bekommen hat. Das mitral
konfigurierte Herz ist vergrößert. Der Puls zeigt dauernd heterotope
Autonomie. Die gleichzeitige Contraction von Vorhof und Kammer
macht den Mann arbeitsunfähig. Die Störungen sind als organisch
bedingt anzusehen.
Maier: Die Analyse der Reizleitungsstörungen ist auch für die
Pathologie und Prognose der Lungentuberkulose von Wichtigkeit. Die
so häufige Tachykardie ist nicht immer auf Drüsentuberkulose zu be-
ziehen. Die Abnahme der Größe der Finalzacke ist prognostisch un-
günstig zu bewerten. Bei Aussaat und schwerer Verschlimmerung
pfropft sich auf die abnehmende Tachykardie häufig eine ventrikuläre
Extrasystolie auf. Rasches und schnelles Auftreten von Extrasystolen
ist ein prognostisch schlechtes Zeichen. Bei der echten Dextrokardie
kommt ein Elektrokardiogramm zustande, das ein Spiegelbild darstellt.
Bei Verschiebungen und Verlagerungen des Herzens nach rechts ist
das nicht der Fall. Bei der Anlegung des künstlichen Pneumothorax
entstehen mitunter Zufälle, die auf Reizleitungsstörungen zurückzuführen
sind. Sie klingen meist rasch ab. Typische Dissoziationen treten auf
bei Vagusschädigungen durch Tuberkulose.
Fritz Fleischer,
_—_—
I
m mL nt m ——— —
a m ———
| Jena.
Medizinische Gesellschait. Sitzung vom 12. März 1919.
Berger berichtet über einen Fall von Encephalitis subcorticalis
chronica progressiva (Binswanger). Der erblich schwer belastete
Kranke erkrankte im 42. Lebensjahre an Delirium tremens. Seitdem
war er geistig verändert, hatte wiederholt Schlaganfälle und mußte im
47. Lebensjahre wegen eines schweren Krampfanfalls mit anschließen-
den Verwirrtheitszuständen in die Psychiatrische Klinik in Jena auf-
genommen werden. Es fanden sich Pupillendifferenz, Rombergsches
Schwanken und Ungleichheit der Sehnenphänomene. Er bot schwere
Störungen der Merkfähigkeit dar bei gutem Urteilsvermögen. Allmäh-
lich traten immer deutlicher eine Lähmung des linken Arms und linken
Beins, eine Herabsetzung der Berührungsempfindlichkeit auf der ganzen
linken Körperhälfte und eine linksseitige homonyme Hemianopsie mit
Aussparung der Maculagegend hervor. Die sich immer wiederholenden
Krampfanfälle verliefen unter dem Bilde der Rindenanfälle und be-
gannen im linken Arm; außerdem traten häufig hemianopische Visionen
mit ausgefallenem Gesichtsfeld auf. Die Merkfähigkeit nahm mehr und
mehr ab; die-Erinnerungslücken wurden häufig mit Konfabulationen
ausgefüllt. Im 49. Lebensjahre häuften sich die Krampfanfälle, und in
einem dieser Krampfanfälle verstarb er, nachdem die Krankheit sieben
Jahre gedauert hatte. Die Leichenöffnung ergab eine Arteriosklerose
der basalen Gehirnarterien, jedoch keine größeren Erweichungs- oder
Blutungsherde in der rechten Hemisphäre, wie dies erwartet wurde.”
An den Weisertschen Schnitten durch beide Hemisphären konnte
außer kleineren Herden im Marklager eine diffuse Richtung des ganzen
Marklagers der rechten Hemisphäre, welche nach dem Hinterhaupts-
lappen zu an Stärke und Ausdehnung stetig zunahm, nachgewiesen
werden. Im Hinterhauptslappen war auf der rechten Seite nur eine
schmale Markleiste der Rinde der Fissura calearina und der Fasciculus
longitudinalis inferior erhalten. Die vollständige Unterbrechung auch
der Sehstrahlung auf der rechten Seite und das Erhaltensein der Cal-
carinarinde sprechen dafür, daß zum Zustandekommen der hemiano-
pischen Halluzinationen die Unversehrbarkeit der Calcarinarinde er
forderlich ist. Der anatomische Befund war in diesem Falle der kenn:
zeichnende für eine Encephalitis subcorticalis chronica progressiva, wie
sie seinerzeit schon im Jahre 1894 und später von Binswanger
beschrieben worden ist.
Densow: Über Poriomanie. Mit Krankenvorstellungen. Vor
tragender präzisiert den Begriff der Poriomanie und führt aus, daß es
sich dabei nicht um eine Krankkeit sui generis, sondern um ein Sym-
ptom beziehungsweise Syndrom bei den verschiedensten psychischen
Krankheitsgruppen handelt. Sodann Vorstellung von drei Fällen mit
poriomanischen Attacken.
i. 24jähriges, erblich belastetes Mädchen, das unter dem Bin
fluß von religiös-erotischen Wahnvorstellungen und Phonemen in Ab
ständen von einem halben Jahr zwei große Triebwanderungen unter-
nahm. Bei der letzten Wanderung war es sieben Wochen von Hause
abwesend und wurde halberfroren in hilflosem Zustand im Walde auf-
gefunden. Es hatte während der ganzen Zeit nur von Beeren gelebt.
Klinisch ein Fall der Dementia-praecox-Gruppe.
2, Elfjähriger Knabe mit schwerer Belastung, der in manchen
Punkten an den von Seige und Stier beschriebenen familiären
Wandertrieb erinnert. In der Kindheit Krämpfe. Poriomanische Zu-
stände seit dem siebenten Lebensjahr. Erweist sich bei der Intelligenz
prüfung als debil. Bietet sonst nichts Krankhaftes. Klinisch ein Fall,
der in die Gruppe der imbecillen Fortläufer gehört.
3. Klassisches Beispiel eines schwachsinnigen, unsozialen, mora
lisch depravierten Landstreichers. 46jähriger Mann; erblich schwer
belastet. Beim Militär wegen Fahnenflucht und Insubordinationsdelikten
mit langen Freiheitsstrafen bestraft. Im Zivilleben etwa 40 aktenmäßig
bekannte Vorstrafen wegen Bettelns und Landstreichens, seltener
wegen Diebstahls und Betrugs. Viermal in Irrenanstalten. Selbst-
bezichtigung von Verbrechern, Entkleiden auf freier Landstraße und
Brandstiftung, in der Haft mehrfach haftpsychotische Zustände.
Rohde (als Gast): Über Rückenmarksverletzungen. Mit Kranken-
vorstellungen. Vortragender demonstriert an der Hand von Schemer
zunächst die Möglichkeit der Segmentdiagnose, streift die Frage der
indirekten Rückenmarkschädigungen nach Schuß, sowie die Unter-
scheidung von extramedullären und intramedullären Schädigungen. Im
Anschluß daran Demonstration von fünf Fällen. j
‚ 1. 2íjähriger Jäger. 24. April 1918 Granatsplittersteckschuß in
die linke Brustseite.e Gleich nach der Verwundung Steifheitsgefühl
und Bewegungslosigkeit des linken Arms für nur dreiviertel Stunden:
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
Symptome der Rückenmarksverletzung fast dreiviertel Jahre übersehen,
indem nur die Lungenerscheinungen beachtet sind. — Jetziger Befund:
Skoliose, beiderseits fehlende Biceps-, Triceps- und Radiusperiost-
reflexe, links auch fehlender Palmarreflex. Hochgradige Atrophie der
gesamten Handmuskeln links, der Beuger im Unterarm und in geringem
Maße der Strecker. Sensibilitätsstörungen im Bereich von C. 2 bis
0.8. Ausgedehnte Blutung im Bereich des ganzen Halsmarkes.
Dauernde Schmerzen sprechen für extramedulläre Blutung. _
2. 22jähriger Gefreiter. 25. April 1915 Infanteriegeschoßver-
letzung im Rücken. Einschuß zwischen sechsten und siebenten Hals-
wirbeldorn, Ausschuß am Hinterrand des rechten- Sternocleidomastoi-
deus. Bei der Verwundung 'Lähmung beider Arme und beider Beine,
. besonders rechts. Blase frei. Von Anfang an Hängen des linken
- Augenlides und sehr heftige Schmerzen und Parästhesien, besonders
rechts. Rasche Besserung. Miosis und Ptosis links. Beweglichkeit
deg rechten Arms in der Schulter und Streckung im rechten Ellbogen
eingeschränkt. Atrophie der Handmuskeln links. Sensibilitätsstörun-
gen an der ganzen rechten Halsseite und Brust bis zur Mamilla beider-
‚seits, sowie im linken Arm. Von April 1916 ab ständig gearbeitet.
Stets, Schmerzen in den Armen. Seit Frühjahr 1918 Verschlechte-
rung besonders im linken Arm. Seit Januar 1919 unwillkürliche
Zuckungen in den Fingern links, sowie stärkere Schmerzen. Be-
fund: Miosis, Ptosis, Enophthalmus links. Fehlen sämtlicher Armreflexe,
beiderseits. Spastische Erscheinungen in den Beinen mit Babinski,
besonders rechts. Starke Atrophien und Störungen der elektrischen
"Erregbarkeit in allen Handmuskeln und Flexoren am Unterarm links.
Schultergürtel links frei, rechts Abmagerung im Schultergürtel (auch
elektrisch gestört). Sensibilität: Links vom Schlüsselbein bis etwas
"unterhalb der Mamilla stark für alle Qualitäten gestört, im Rücken bis zum
Sehulterblattwinkel und im ganzen linken Arm, besonders stark an der
Ulnarseite; ganz leichte Störung an der entsprechenden rechten Rumpf-
seite und an der Vorderseite des rechten Unterarms. Hornerscher
Komplex beweist Sitz in D.1. Sensibilitätsstörung links etwa von
C. 4 bis D. 4. Hauptschädigung von C. 8 bis D. 1, aber auch oberhalb
davon Schädigungen (Muskelatrophien rechts und fehlende Armreflexe).
Organisierter Bluterguß der Meningen. Reizerscheinung durch Narbenzug.
| 3. ööjähriger Sergeant. 2. September 1918 Gewehrdurchschuß. Ein-
schuß zwei Finger breit oberhalb des rechten Schlüsselbeins, Ausschuß
links neben der Wirbelsäule in Höhe: der Schultergräte. Sofortige
völlige Lähmung beider Beine. Paresen im Rumpfe. Harnverhaltung
für acht Tage, dann Blase frei. Schon nach drei Tagen erste Beugung
‚In den Beinen möglich. Schon nach vier Wochen Gang mit Unter-
stützung möglich. _ Aufnahme 11. November 1918: Gürtelgefühl.
Zuekungen in den Beinen. Schmerzen. Spastische Parese, besonders
rechts. Rasche Besserung. Januar 1919 Herabsetzung aller Gefühls-
empfndungen von D.5 bis etwa L.4 (Knie). An der oberen Grenze
damals fingerbreite, schmale, überempfindliche Zone und eine eben-
Solche ganz kleine an den Genitälien. Am 6. März 1919 breite, stark
überempfindliche Zone von D. 5 bis D. 9, sehr ausgedehnte von D. 12
bis L.2, am rechten Unterschenkel bis L. 5, sowie an der Rückseite
„beider Beine, entsprechend S.1 bis S.3. Herabsetzung der Gefühls-
_ empfindung nur von D. 9 bis D. 12 und ganz geringe, in den nicht über-
empfindlichen Teilen beider Unterschenkel. Epigastrischer und Bauch-
reflexe beiderseits stark herabgesetzt, besonders rechts. Spastische Er-
„Scheinungen an den Beinen geringer wie im Januar 1919. Offenbar
jetzt in Resorption befindlicher, ausgedehnter, wohl besonders extra-
Medullärer Bluterguß vom zweiten bis zehnten Brustwirbeldorn.
4. 83jähriger Offiziersstellvertreter. 27. September 1915 Hand-
- ‚elanatenverletzung im Rücken. Sofortige motorische und sensible
Lähmung beider Beine mit langdauernder Urin- und Stuhlverhaltung.
Operativ Depressionsfraktur des dritten und vierten Brustwirbels fest-
gestellt, Geschoß aus dem Rückenmark selbst entfernt. April 1916
Entfernung von Calluswucherungen. Jetzt nach mehr als drei Jahren
Gang Dur im Gehstuhl möglich. Stärkste spastische Paraparese. Fehlen
der epigastrischen, Bauch- und Hodenreflexe. Abmagerung an den
einen, besonders Waden. Fast völlige Herabsetzung der Gefühls-
empfindungen von D.5 an abwärts.
Ri 5. 26 jähriger Lithograph. 22. Mai 1917 Gewehrdurchschuß im
et Einschuß drei Querfinger über der linken Beckenschaufel, in
RN Ausschuß in gleicher Höhe in der rechten Weiche. So-
Tüge totale, schlaffe Paraparese der Beine mit Fehlen der Knie-,
i ersen- und Plantarreflexe. Blasen- und Mastdarmlähmung von monate-
anger Dauer. Erst nach Monaten erste schwache Bewegung in den
En Jetzt Gang im Gehstuhl möglich. Bewegungen der Beine nur
io genng. Totale Areflexie der Beine, auch Fehlen des Analreflexes.
mus ühlsstörungen. Starke Ödeme der Beine. Atrophie der Bein-
Sulatur und Glutäen, Stark abgeschwächte Gefühlsempfindung aller
Qualitäten von den Knien an abwärts, besonders stark bei L. 5, leichter |
an der Rückseite bei S. 1 bis S. 3. Starke Überempfindlichkeit an den
Oberschenkeln und rechts herauf bis D. 5, links bis D. 9. Markverletzung
etwa bei L.4 (elfter Brustwirbeldorn), partielle Schädigungen aber noch
bis fünften Brustwirbeldorn herauf. _
Strohmayer berichtet über Fälle mit reilektorischer Pu-
pillenstarre und Westphalschem Zeichen als Anlageanomalie. Über ein
Schwesternpaar (83 jährige Frau und 24jährige unverheiratete Schwester)
‚mit doppelseitiger reflektorischer Pupillenstarre und doppelseitigem
Fehlen der Kniephänomene wurde von ihm bereits vor zwölf Jahren
berichtet. Es wurde damals eine familiäre tabische Erkrankung auf
hereditär-degenerativer Grundlage angenommen. Da in der Zwischen-
zeit der Befund -bei beiden Frauen absolut stationär geblieben und
Wassermann negativ ist, so wird eine tabische Erkrankung ausgeschlossen
und für die Areflexie eine seltene familiäre Anlageanomalie als Ursache an-
genommen. Die Fälle werden in Parallele gesetzt zu den angeborenen Be-
weglichkeitsdefekten, respektive Kernaplasien im Bereich der Hirnnerven,
Vortragender berichtet dann noch über zwei Fälle von fehlenden
Kniescheiben- und Achillessehnenreilexen bei sonst organisch gesundem
Centralnervensystem. In. dem einen Falle handelt es sich um einen
19 jährigen Fähnrich, der mit einer psychogenen Lähmung: des linken
Fußes und einer dadurch bedingten Gehstörung in Lazarettbehandlung
kam. Die Anamnese ergab, daß er bereits im Alter von sieben Jahren
von dem Vortragenden untersucht worden war und schon damals neben
intakter Pupillarreaktion doppelseitiges Fehlen der Kniescheiben- und
Achillessehnenreflexe gefunden wurde. — Der zweite Fall betraf einen
23jäbrigen Musketier, der wegen unerlaubter Entfernung- in psych-
iatrische Begutachtung kam. Auch bei ihm fehlten bei sonst absolut
negativem Befund am Centralnervensystem beide Kniescheiben- und
Achillessehnenreflexe vollständig und dauernd. Lues war in beiden
Fällen auszuschließen.
Königsberg i. Pr. | |
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 24. März 1919.
Falkenheim: Über Säuglingsfürsorge, besonders in Ostpreußen.
Während man sich früher durch den relativ bedeutenden Geburten-
überschuß blenden ließ, ist man jetzt durch das-ständige Sinken der
Geburtenziffer, das selbst durch ein Sinken der Säuglingssterblichkeit
bevölkerungspolitisch nicht ausgeglichen werden konnte, auf die Gefahr
des Bevölkerungsrückganges und die Notwendigkeit einer verstärkten
Säuglingsfürsorge aufmerksam geworden. Die erste Anregung in dieser
Richtung ging von der Kaiserin aus und wurde von dem Vaterländischen
Frauenverein in die Tat umgesetzt. Man begegnete vielen Schwierig-
keiten und hatte gegen Aberglauben und viele schädliche Gewohnheiten
anzukämpfen. Man brachte. Merkblätter, Wanderkurse und Wander-
ausstellungen in Anwendung. Dem Wirken des Vaterländischen Frauen-
vereins sind indessen Grenzen gezogen. Es sind Säuglingsheime, Mütter- -
beratungsstellen mit geübten Pfilegerinnen, Kreisfürsorgeämter mit Kreis- `
fürsorgerinnen erwünscht, sowie Aufnahme unehelicher Säuglinge bis
zur Regelung der Alimente, worauf erst die Übergabe an einen Vor-
mund zu erfolgen hätte. Auch fehlt es noch an Wöchnerinberatungsstellen.
Puppe: Allgemeinnarkose und Lokalanästhesie in gerichtsärzt-
licher Beziehung. Bei strittigen Gesundheitsschädigungen, also auch
bei Narkoseschädigungen, durch einen Arzt sind zwei Fragen zu be-
antworten: 1. die Frage nach dem schlechten Erfolg der ärztlichen
Handlung und, 2. war der schlechte Erfolg: vorauszusehen oder zu ver-
meiden? Von diesen Gesichtspunkten aus beleuchtet der Vortragende
die Allgemeinnarkose und Lokalanästhesie in ihrer Anwendung. Er
schließt von vornherein die Todesfälle aus, die nur scheinbar durch
das Narkosemittel bedingt sind, in Wahrheit aber zurückgehen auf
psychischen Insult, Shock bei starker Operationsverletzung oder Er-
sticken (durch Erbrochenes, künstliches Gebiß, Übersinken des Kiefers
nach hinten). Der Vortragende geht sodann auf den Tod in und nach
der Narkose ein. Von den narkotischen Mitteln ist Äther weniger
giftig als Chloroform. Letzteres kann in allen. Stadien der Narkose
töten. Gegenindikation für die Anwendung von Chloroform sind Herz-
erkrankungen. Sind solche aber durch klinische Untersuchungsmethoden
nicht feststellbar, so fällt auch die Verantwortung für einen schlechten
Ausgang der Narkose fort. Gegenindikation für Äthergebrauch sind
Lungenerkrankungen, Shock, Aufregungszustände, Anämie, chronische,
zur Kachexie führende Krankheiten (Leukämie, Anämie), Status thymo-
Iymphaticus. Der Vortragende geht sodann nach kurzer Besprechung
der Scopolamin-Pantopon-Morphium-Narkose näher auf die Anwendung
der Lokalanästhesie ein: Schleimhautanästhesie, Leitungsanästhesie,
Infiltrationsanästhesie, Venen- und Arterienanästhesie. Der Vortragende
fordert für alle Fälle, in denen eine Allgemeinnarkose vermeidbar ist,
die Lokalanästhesie.
Die nächste Tagung des Vereins soll im Mai dieses Jahres erfolgen.
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. Der Forscher hat die Pflicht, unvoreingehommen Anregungen auf-
machen, die von weittragender Bedeutung sind. Er wird infolge
- Mangels an ausreichenden Kenntnissen den Wert seiner Fest-
548
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 22.
1; Juni.
Rundschau.
a
Zur Begründung von Lehraufträgen für allgemeine Therapie').
Von
Emil Abderhalden, Halle a. S.
. „Es mag zunächst merkwürdig erscheinen, daß der Ausschuß
für Bevölkerungspolitik in einem Augenblick, in dem der Staat
und die Gemeinden zu der größten Sparsamkeit gezwungen sind,
' Anträge einbringt, die den Etat belasten.: In Wirklichkeit liegen
die Verhältnisse so, daß er durch zunächst notwendige Aufbringung
von Mitteln große Entlastungen herbeiführen will. Je mehr
Schaden vorgebeugt wird, um so mehr werden sich die Ausgaben
zu ihrer Beseitigung verringern. Derjenige Staat und die Ge-
meinde wirtschaften am sparsamsten, die alle jene Maß-
nahmen unterstützen, die die Gesunderhaltung des Volkes zum
Ziele haben.
Eine der vornehmsten Aufgaben der Medizin war besonders
in Deutschland immer eine kraftvolle Prophylaxe auf allen Ge-
bieten der öffentlichen Gesundheitspfiege. Sie muß ausgebaut
werden. Dazu gehört eine vertiefte Ausbildung der Ärzte. Wir
sind uns alle darin einig, daß sie in vieler Beziehung umgestaltet
werden muß. Wir wünschen, daß der Arzt nicht nur die vor-
liegende Krankheit behandelt, sondern in erster Linie den Kranken.
Wir verlangen, daß der Studierende der Medizin von einer gründ-
lichen Kenntnis der Funktionen der einzelnen Organe ausgeht.
Das Fundament der medizinischen Ausbildung muß die Biologie
werden. Biologisches Denken muß wegleitend sein.
Immer mehr ist den Ärzten eine gewaltige Konkurrenz in
Laienmedizinern erstanden. Es handelt sich teils um gewissen-
_ lose Kurpfuscher, zum Teil um Personen, die ohne Fachaus-
bildung Naturheilmethoden ausüben. Alle Maßnahmen, die vom
gesetzgeberischen Standpunkt aus gegen die Kurpfuscher ergriffen
worden sind, haben versagt.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der ganzen im Volke
tief eingewurzelten. Laienmedizin nur dadurch Abbruch getan
werden kann, indem die praktische Ausbildung der Medi-
ziner in der Anwendung der Naturheilkräfte erweitert und
vertieft wird. Die Kampfstellung der Schulmedizin gegen
die sogenannten Naturheilmethoden muß aufgegeben werden.
zunehmen, sie mögen herkommen, woher sie wollen. Der mit
natürlicher Begabung ausgerüstete Laie kann Beobachtungen
tellung nicht richtig abzugrenzen wissen. Leicht kommt es dann
A einer einseitigen Übertreibung und bei Behandlungsmethoden
zu einer kritiklosen Anwendung.. Es war entschieden ein großer
Fehler, zunächst an den Erfolgen mancher Naturheilmethoden
achtlos vorüberzugehen. Sie gerieten infolgedessen zum Teil
ganz in ungeeignete Hände. Sie wurden vielfach geradezu von
der Schulmedizin verpönt. In den letzten Jahren ist das aller-
dings anders geworden. Wie eine Umfrage bei den Direktoren
der medizinischen Kliniken der deutschen Universitäten ergeben
hat, ist'der Unterricht in den physikalischen Heilmethoden, die
sich vielfach mit den sogenannten Naturheilmethoden decken,
überall eingerichtet. Es wird aber anerkannt, daß eine Erweite-
rung und Vertiefung wünschenswert ist. Es handelt sich vor
allen Dingen um die Anwendung von Wasser, Luft und Licht zur
Behandlung dazu geeigneter Krankheitsfälle. Aber hicht nur der
Unterricht in diesen Methoden soll durch Schaffung besonderer
Stellen vertieft werden, sondern es soll auch die Möglichkeit zur
wissenschaftlichen Erforschung ihrer Wirkungen eröffnet werden.
Auch in dieser Richtung ist an einzelnen Universitäten schon
Vorbildliches geleistet worden. Es sei nur an die Erforschung
der Wirkung der verschiedenen Bäder und vor allem an den
wissenschaftlichen Ausbau der ganzen Licht- und Strahlentherapie
erinnert. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß auch die Er-
fahrungen der Homöopathie namentlich in neuerer Zeit wissen- |.
schaftlich nachgeprüft werden, sofern man darunter die Beob-
achtung versteht, daß Spuren von Substanzen. ganz andere Wir-
kungen entfalten als größere Mengen. Das Gesetz, daß kleine
Mengen erregen und größere lähmen, findet in neueren Fest-
stellungen erneute Bestätigung. |
1) Vorgetragen in der Preuß. Ländesversammlung (28. Mai 1919).
Ihre Zahl mehrte:. sich immer mehr. `
Der Ausschuß für Bevölkerungspolitik wünscht ganz aus-
drücklich, daß der Unterricht in der allgemeinen Therapie nicht
losgelöst und etwa gar im Gegensatz zum Unterricht der übrigen
Behandlungsmethoden erteilt wird.
ausdrücklich verlangt, daß die Stellen im Rahmen der medizini-
schen Kliniken und Polikliniken geschaffen werden.
kaum hervorgehoben zu werden, daß im Interesse des Faches
und seiner. Weiterentwicklung als Lehrer nur Dozenten in Frage
kommen, die ihre wissenschaftliche und praktische Befähigung
nachgewiesen haben.
Aus diesem Grunde wird
Es braucht
Nichts wäre verhängnisvoller, als wenn
etwa in diese Stellen Persönlichkeiten eingesetzt würden, die
nicht ihrer ganzen Vorbildung nach von allgemein akademischen
Gesichtspunkten aus dazu berufen wären. Glücklicherweise ist
eine ganze Reihe tüchtiger medizinischer Dozenten zur Stelle, um
in gemeinsamer Arbeit mit den Direktoren der medizinischen
Kliniken und Polikliniken zum Wohle der Kranken und im Inter-
esse der Ausbildung der Studierenden tätig zu sein.
Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts.
Von
Prof. Dr. med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe.
(Fortsetzung aus Nr. 21.)
XI. |
Das Haupistück alles jungen medizinischen Lernens bleibt
selbstverständlich der normale Menschenkörper. Aber die gründ-
liche Erneuerung der Art, wie sich der Medizinstudierende die Ein-
sicht in Bau, Verrichtungen und Bedingungen, in die anatomische
Substanzialität und die physiologische Kausalität dieses Menschen-
körpers aneignet, bildet auch das Hauptstück der medizinischen
Unterrichtsreform. Mi
\Anatomie war ehedem eine gefürchtete tote, „trockene“ Ma-
terie, die dann durch Merkverslein und Zote schmackhafter und
behaltbarer gemacht wurde; „Leben“ gewann sie nur Im Prä-
parieren des toten, man kann schon sagen des mumifizierten, durch
künstliche Bewahrung der Verwesung entrissenen Menschen. An
den Präparierübungen soll nicht gerüttelt werden. Sie sind a
als „Handfertigkeitsunterricht“ wertvoll; Achtsamkeit, Sorgfalt,
Sauberkeit, Schönheit der organotomischen Fertigkeiten schulen
sich für den Anfänger nur am toten Objekt in geeigneter Weise.
Überdies erobert sich in ihnen der Mediziner die analytische, mehr
noch: die in selbsttätiger Analyse sich vollziehende Einsicht 10
den Bau des Körpers. Seit jeher hat die Präpariersaalarbeit dem
medizinischen Anfangsstudium den besonderen Reiz des täti-
gen Lernens, des selbstzugerichteten Anschauung A
unterrichts verliehen; wenn es in seiner mühseligen Kleinarh
auf die Dauer auch weder eine so grausige noch so ee
Leistung zu sein pflegt, wie der Laie es sich vorstellt. Kern
dürfte an der Methodik der Präparierkurse, die outenteils dur
liches zu ändern sein. Eine gewisse überlieferte Arbeitsstreng?
ist am Platze, denn nach dem Enthusiasmus des Novizen o i
auf dem Präparierboden nur zu rasch die Zeit, wo die p
der Unlust zu tröpfeln beginnen. Der Mediziner lernt (und nn
ruhig) hier den harten Pflichtbegriff seines Berufs — vertier
müssen wir sagen, nicht mehr „kennen“, denn wir haben Bes
im krankendienstlichen Halbjahre ja schon einen ersten Den ht
in ärztlicher Pflichtstrenge zugedacht. Dazu ist es freilich m 2
nötig, daß manche Prosektoren eine Art rüder Grobheit AR
jeden Schnitzer des Anfängers kultivieren; der Schlächterton a
in jeder Spielart, in der zynischen, wie in der derben, für ae
angehenden Arzt unangebracht. Der Präparierboden stellt =
Art medizinischer „Kinderstube“ vor; daran sollte jeder Ana
denken, der ihn übernimmt, und so oft, wie er ihn betritt! _
Präpariert also soll werden, im großen ganzen wie po 3
aber die anatomische Didaxis soll sich nicht in Vorlesung, igs
parierübungen und dem Eigenstudium von Lehrbuch und, x A
erschöpfen. Als wertvolle Hilfe wurde schon immer das Zeile R
geschätzt. Ich knüpfe daran an und tue einen Schritt wel .
man muß überhaupt dem Raum schaffen, was an den er 7
erziehungsinstituten als „plastische Anatomie“ getrieben wi :
Es bedeutet für unser Ziel nichts anderes als lebend!&”
Anatomie. Und lebendige Anatomie muß in den Mitte,
punkt des anatomischen Lehrens und Lernens treten. ES 18-
die Eigentümlichkeit des Materials mitbedingt ist, nichts Wesent-
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erfreulich, daß man mit dieser Forderung heute nur noch eine Tür
. aufstößt, welche die Anatomen, wenn auch etwas zaghaft, selber.
schon aufgeklinkt hatten.?) | Br "E
Einzelne Prosektoren pflegten wohl: einmal im Präparier-
'saale die Muskeln einer Gliedmaße abzuhören, ehe der Haut-
schnitt angelegt ward; also die bedeckten Muskeln. ` Indes bietet
der konservierte Leichnam dafür kein ideales Objekt. Das ideale
Objekt ist der lebendige Mensch. Im Winter soll präpariert wer-
den,:im Sommer aber betaste, zeichne. (ja modelliere vielleicht)
der Mediziner unermüdlich den lebendigen Körper. Bewegungs-
-filme, wie sie heute.schon im anatomischen Unterricht vorgeführt
‘werden, sind gewiß sehr fesselnd und. zerstören im Lernenden
‘ doch wenigstens den Grundirrtum, den ihm die. alten Lehrbücher
cingepaukt haben, als ob- ein. einzelner Muskel es sei, der einen
Körperteil hebe, beuge, strecke, wende, drehe, abziehe usw., die
mächtige Verwicklung der „kinematischen Kette“ wird daran
. eindrucksvoll sichtbar: der unbewußte Zwang, oftmals den ganzen.
` Körper zu innervieren, um an einer begrenzten Stelle einen be-
grenzten Bewegungseffekt zu realisieren. Jedoch, das Leben geht
noch über den Film. Und ist es nicht ein trostloser Zustand —
jener vordem übliche —, daß der Mediziner, der zum Physikum
die ganze ungeheure „Materie“ der Anatomie dem widerstreben-
den Gehirn eingetrichtert hat, als junger Kliniker merkt, daß
cr am lebendigen Glied in die tödlichste Verlegenheit gerät, wenn
er bezeichnen soll, was für ein Muskel hier .atrophisch gelähmt,
‘verkürzt, verpflanzt sei? Man kann sagen, daß diese Unfähig-
keit zur praktischen Myologie Tausende von Ärzten durch ihr
‚ganzes Leben begleitet; dem angehenden Neurologen bereitet: sie
wie oft und wie lange die schwersten Stunden! Ein großer Aufwand
ward unnütz vertan: Präparation, Atlasstudium, Zeichnen haben
nichts genutzt, denn unter der Haut und im Spiel der lebendigen
- Bewegung, ja schon in der „lebendigen Ruhe“, das heißt in den
Magen usw.
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< 4lger Bau ist von der Funktion nicht gut zu trennen; er gewinnt
wirklichen Haltungen und Stellungen und Lagen, die der Mensch |
‘einnimmt, sieht alles ganz anders, ganz — fremdartig aus.
‚Richten wir aber einen lebendigen Anatomieunterricht ein,
so wird ihm, gewollt oder nicht, ganz von selber.eine Menge Ler-
nens übertragen, das bisher erst in den klinischen Semestern zu
seinem Rechte kam. In der lebendigen Anatomie übt der: propä-
deutische Mediziner : naturgemäß das „Erfühlen“ der Muskel-
Tuppen nicht nur, sondern auch der inneren. Organe: er muB
hier palpieren, jedoch auch perkutieren lernen, abtasten und ab-
klopfen der Lagen und Grenzen von Herz, Lunge, Leber, Milz,
Man könnte lediglich streiten, ob man ihm die
Auscultation, das Abhorchen, weil es nicht auf Lage, sondern aus-
schließlich auf Verrichtung, auf Funktion geht, für später oder
— für die Physiologie aufsparen soll. % u
` Mit der Physiologie aber wächst durch‘ die lebendige Ana-
tomie der ganze Anatomiebetrieb überhaupt wieder viel inniger
zusammen. Vielleicht war es doch keine so unebene Sache, als
‚Anatomie und Physiologie noch, vor langen Jahrzehnten, in
ein es Lehrers Hand lagen; und die unterrichtsgeschichtliche Ent-
wicklung läuft, gleich aller geistesgeschichtliehen, offensichtlich
meder einmal als Spirale und dreht sich, auf gehobenem Niveau,
In diese Richtung zurück. Als uns vor einigen Jahren Braus
in Heidelberg einmal die schönen .Bereicherungen des Anatomie-
Unterrichts durch den Film vorführte, meinten einige der Zu-
Schauer: das sei ja nun eben, recht genommen, schon eigentliche
Physiologie, nicht mehr „reine“ Anatomie. Gewiß. Leben-
n durch sie erst einen Sinn, wie sie durch ihn erst Ziel und
Chranke; lebendige Anatomie kann gar nichts anderes als den
una enden Organismus vorführen, aber eben darin liegt ihre
sn meßliche pädagogische Fruchtbarkeit, ihr Ausweis als ein
ück lebendig r Unterrichtsweise überhaupt. DE ea
Die Anatomie nimmt. damit Lehrabschnitte auf sich, die
„Ger ') Die frischeste Streitschrift dieser Árt sind Fr. Hermanns.
s anken über den anatomischen Unterricht“ (Jena 1916, G. Fischer).
ii mir eine besonders freudige Überraschung, in diesen Dar-
den ngen des Erlanger Extraordinarius als fachmännischem Urteil
a yosentlichen Forderungen zu begegnen, die sich mir selber, bei
R Izzlerung dieser Abhandlung unterm Eindruck der Beobachtung
una Kriegsmediziner im Felde, -während des Winters 1914/15, als
attu eisbaro Forderungen an die medizinische Propädeutik aufgedrängt
De dh; ‚ Mein Weg war ‘sozusagen die pädagogische Deduktion;. die
ihren Sr ‚Kann sich nie etwas Besseres wünschen, als daß sie sich in
erfahn chlüssen mit denen der Induktion aus einer reichen Alltags-
ung (wie wir sie-bei Hermann finden) begegne! se
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.22.
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früher zur Physiologie zählten (übrigens aber vielerorts im physio-
logischen Unterricht schon immer sträflich nebenher abgetan wor-
‚den sind; die Pliysiologie der Bewegungen ist z. B. all den Ärzte-
'generationen, die beim trefflichen alten Landois in, Greifswald
ihre propädeutische Bildung empfangen haben, überhaupt .nie
oder nur gelegentlich einmal ganz summarisch: übermittelt worden,
und es stand nicht bloß in Greifswald bei Landois.so damit).
Dafür. mag die Anatomie ebenso zweckmäßig ganze Kapitel an
die Physiologievorlesung und -übung abgeben; ich meine damit
nichts Geringeres als die ganze Histologie. , . _ eye
| Wenn schon der „grobė“ Bau eines Organs sich. dem Me-
dizinschüler möglichst in lebendiger Verschmelzung mit der Ver-
richtung einprägen sollte (so wie im lebendigen Sprachunterricht
sich das erste-Merken der „Vokabel‘ in statu nascendi aus dem
. Verstehen des, Satzes her vollzieht) — so gilt das erst recht für
. die .feinere Struktur. Beim Blute war es. schon, immer üblich,
daß seine Bestandteile; auch die zelligen, in der Physiologie noch
einmal durchgesprochen wurden. Geschähe dies auch bei allen
übrigen Geweben und Organen, so würde‘die Merkfähigkeit für
dies histologische Wissen wesentlich entlastet, weil dieses Wissen
sich ihr in besonnener Verteilung darböte. Die ganze „tote“ Ana-
tomie wird so leicht zum Schmerzenskinde selbst des jugendlichen
Gedächtnisses, indem ihre Stoffmassen sozusagen pausenlos aufs
Gehirn einstürmen. Namen, Namen, Namen fluten in ununter-
brochenem Strome heran. Der erste Schritt zur Erleichterung
war die terminologische Revision im letzten Viertel des vorigen
Jahrhunderts, durch welche eine Fülle von Benennungen wenig-
stens sachlich verständlich wurden; es ist eben didaktisch ein-
facher, wenn der Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse Ductus '
Mit der Ver--
paroticus und nieht Ductus Stenonianus: heißt.
ewigung der Duodezleistungen alter und ältester Anatomen
. ward einigermaßen aufgeräumt (freilich bei weitem nicht radikal
genug!; was treibt sich in der Hirnterminologie noch. Abstraktes
‚an solchen Reminiszenzen herum — und dabei erfährt fast nie ein
Mediziner den Namen des’einen antiken Forschers, der als erster. .
es aussprach, daß das Gehirn das Organ des seelischen Lebens
'sein müsse, des denkwürdigen Alkmeon von Krotos!). Der
nächste Schritt, darüber ist man sich heute auch in Anatomen-
kreisen klar, muß die entschlossene Ausmerzung vieler Bagatellen
aus dem anatomischen Wissensstoffe, sonderlich dem osteologi- `
schen, sein; Hunderte von Kleintatsachen sind hier ohne Schaden
“entbehrlich; sind wirklich ‚nichts als toter Vokabularballast. .Nur
noch das funktionell Erhebliche soll. gemerkt werden +). . Wir fol- .
‚gern weiter: es soll tunlichst im lebendigen Zusammenhange mit
der Einsicht. in die Funktion gemerkt werden. . Unvergleichlich
„selbstverständlicher‘“ wird sich die Histologie. einprägen, wenn
nicht heute Muskelgewebe und morgen Nervengewebe und über-
morgen Knochengewebe. und dann atemlos Leberstruktur und
‚Milzstruktur und Schilddrüsenstruktur'.und Hirnrindenstruktur
einander jagen, sondern. Wochen der physiologischen Erkenntnis
sie voneinander trennen.. Landois, der zwar kein großer
„Geist“, aber ein gesunder Praktiker war, dachte sich so un-
gefähr den Physiologieunterricht, wie sein Lehrbuch zeigt, dem
nur der Unverstand des beginnenden überschraubten Ressortis- .
mus die histologischen. Einleitungen und die pathophysiologischen -`
Ausblicke seiner Kapitel zum überheblichen Vorwurf. gemacht
hat (in der Wirklichkeit ebenso zu unterrichten, daran hinderte
den urwüchsigen Mann freilich seine Bequemlichkeit). Die Histo-
logie der Zelle und der elementaren Gewebe übrigens bringt der
Mediziner künftig hoffentlich von der Biologie. her mit; damit hat
sich der Physiologe nicht umständlich abzugeben.
Der Mikroskopierkurs wird schon wegen der Besonderheiten
seines technischen Apparats zweckmäßig für sich bleiben; damit
ist eine Art Repetitorium gesichert, in dem.die Histologie noch
einmal „geschlossen“ am Geiste des jungen Mediziners vorüber-
zieht. Mikroskopisch ‚bewältigen lernen: soll er vorzüglich die
frischen Gewebe mit den einfachsten Mitteln der Sicht-
barmachung. Nur dies hilft dem Mediziner praktisch etwas, nur
‚dies lehrt ihn, Gewebe kennen, unterscheiden, „sehen“, nur dies
ist ein Eroberungszug im Reiche des Kleinsten und -seiner Instru-
mentation. Die Färbungskunststücke der fors chen d:en Histo.
logie verwirren ihn’ nur, entheben ihn der Mitarbeit und ent-
mutigen ihn überdies, derlei jemals zu beherrschen. Alle lang-
'wierigen Härtungen, das ganze Mikrotom sind unbedingt zu. ver-
1). Siehe die oben.zitierte Schrift von Fr. Herm ann, besonders
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‚Objektive legt, zu der Meinung kam, das Protoplasma sei auch
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bannen. Sie verbauen dem Lernenden die Straßen, die ihm
geöffnet werden. sollten. Es ist schon ein Körnchen Weisheit in
der alten Anekdote, daß ein Student, dem man immer die präch-
tigen Farbenteppiche mikrotomierter Gewebe unter die stärksten
im Leben rot und der Zellkern blau. Das ist für die spätere
Unterweisung in der Mikroskopie des Pathologischen gleicher-
maßen gültig.
‚Vom Physiologieunterricht selber wäre nur noch zu fordern,
daß auch er viel mehr als heute den lebendigen Menschen als Ver-
suchsobjekt benütze. Den Menschen, nicht bloß das lebendige
Tier! Darum ist es zu verwerfen, daß das physiologische Prakti-
kum, wie an so manchem Orte, ein Praktikum physiologischer
Chemie werde. Wir vermögen von gar keinem Gesichtspunkte
her der chemischen Physiologie eine Extrawurst im Lehrgange
des jungen Mediziners zuzubilligen. Sie ist nicht wichtiger als
die gesamte nichtehemische Physiologie; sie hat keinen Anspruch,
aus dem Rahmen des physiologischen Unterrichts irgendwie
herauszutreten und sich in Sonderveranstaltungen breitzumachen.
Nicht Spezialisten für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten
sollen erzogen werden, sondern praktische Ärzte. Deren har-
monische Ausbildung wird durch Extrayaganzen gestört; durch
„exakt-naturwissenschaftliche“, wie wir schon einmal bemerkt
haben, nicht zum wenigsten. Niemand verwehrt dem Physio-
logen, über physiologische Chemie zu lesen oder zu üben; aber
obligatorisch dürfen solche Privatliebhahereien für den Mediziner
nie werden, auch nicht in dem üblen tatsächlichen Sinne, daß
man sie belegt haben muß, um das Physikum nicht zu gefährden.
Wo solche Auswüchse eines (noch dazu finanziell sich rentieren-
den) Spezialistensubjektivismus sich hervorwagen, dort müßten
sie von den Fakultäten, oder wenn deren Selbstregierungskourage
nicht ausreicht, von den Regierungen mit unnachsichtlicher
Schärfe beseitigt werden. Wir Hochschulprofessoren sind für die
studierende Jugend da, nicht sie für uns, und auch die Würden
des Ordinarius, Institutsdirektors und Examinators entbinden
nicht von der Respektierung dieses Verhältnisses. Im Gegenteil:
wem mehr Macht gegeben wird, dem wird auch desto mehr Verant-
wortung auferlegt.
Ich stelle mir die Aufgaben des physiologisc hen
Praktikums sehr umfassend vor. Es soll den Mediziner alle
Methoden der Funktionsprüfung im normalen Be-
reiche lehren. Die Bestimmung der Sehschärfe, des Gesichts-
feldes, der Farbentüchtigkeit gehören dahin; der normalen. Hör-
fähigkeit, der Tastunterschiedsempfindlichkeit im frischen und im
ermüdeten Zustande — ja, meines Erachtens, die ganze (gesunde)
Sensibilitätsuntersuchung, denn wenn diese am Kranken zu den
Schmerzenskindern der Klinik und des späteren Arztes gehört,
so liegt das fast nur daran, daß der Mediziner niemals, so gut
wie niemals, gesunde Menschen auf ihre Sinnesempfindlichkeit
geprüft hat. Ich gehe so weit, zu meinen, der junge Student müsse
vom Physiologen im Gebrauche des Augenspiegels unterwiesen
werden. Warum nicht? Es wird doch in der Sinnesphysiologie
von dieser Errungenschaft ausführlich gesprochen; wieviel wert-
voller wäre das, wenn sie hier auch geübt würde! Die Elektro-
ioloeie (sie kann von vielem töten Kram gereinigt werden,
en ar N wissenschaftsgeschichtliches Interesse hat) muß die
Unterweisung in der elektrischen Muskel- und Nervenuntersuchung
bringen; darin ist ein treffliches Repetitorium lebendigster Ana-
tomie eingeschlossen! Alle normalen Retlexprüfungen sind hier _
j ‘han: wie wichtig z. B., die im „Physiologischen“ vor-
ne leiten der Pupillenuntersuchung kennen
zu lernen! Die chemischen Hauptproben — Titrierung des
Magensaftes, Urinproben, Gallenproben wurden ja schon immer ım
physiologischen Praktikum gelehrt. Auf die Blutuntersuchung
(Farbstoffbestimmung und Zellzählung) braucht ebenfalls kaum
hingewiesen zu werden. Von fundamentaler Wichtigkeit aber
scheint mir die Handhabung der Röntgenographie zu sein. Im
Physiologiepraktikum muß der Student den gesunden Organismus
durehleuchten, die dabei entstehenden Bilder sich einprägen ler-
nen; alle Stärken, aber auch alle Schwächen und Tücken des
Röntgenbildes sollten ihm ebenso vertraut sein wie die elemen-
taren Techniken der Mikroskopie. Wie der Arzt, schon der Cand.
med., überall unterm Mikroskop Gespenster sehen wird, wenn ihm
nieht in Fleisch und Blut übergegangen ist, wie eine Luftblase,
ein Wassertropfen, ordinärer „Dreck“ sich im Gesichtsielde des
Mikroskops darstellt, so muß auch das normale Röntgenbild
lebendig vor ihm stehen, damit er in der Beurteilung des patho-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22,
logischen nicht völlig dem Röntgenologen oder gar der Röntgen-
gemeinen sich kein Röntgenkabinett zulegen kann und in dieser
1
N
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D a a
Run
schwester ausgeliefert sei. Denn wenn auch der Arzt im all-
diagnostischen Technik auf die Spezialunternehmungen ange-
wiesen bleibt: die rechte diagnostische Würdigung eines Be-
fundes ist ohne sein Miturteil, dem die lebendige Kenntnis des
Kranken zur Verfügung steht, kaum möglich. Das Röntgenbild
wird noch ganz anders als bisher in den Dienst der alltäglichen
Praxis, auch der internen, treten, wenn erst jeder Arzt in seiner
Deutung, in den Elementen seiner Deutung natürlich, sich fest
im Sattel weiß (für die Finessen ist der Spezialist da). Das
Röntgenbild des gesunden Körpers ist aber wiederum eine Art
anatomischen Lehrkurses für sich; es prägt dem Auge ein, was
beklopft und betastet worden ist, und zeigt lebendig, was vorher
am Leichensitus studiert ward; nichts aber merkt sich so fest,
als was von mehreren Seiten gesehen, geprüft, erlebt worden ist.
Daß der junge Mediziner im physiologischen Praktikum die Herz-
töne und Atemgeräusche des Gesunden erlauschen lernt, ist mir
Selbstverständlichkeit. Es gehört aber auch die ganze normale
Funktionsprüfung des Herzens hierher (die sich nur nicht zu tiei
in Spezialismen verirren darf), wie die normale Funktionsprüfung
der inneren Organe überhaupt; den Magensaft, der zu titrieren
ist, soll der Stud. med. sich selber erhebern lernen — yom
menschlichen Magen selbstverständlich!, genau wie er die
Schwankungen der Harnkonzentration, eine „physiologische‘
Glykosurie am Kameraden experimentell studiere und das zu
untersuchende Blutströpfehen eigenhändig abzapfe. Alles
dies immer mit dem einfachsten Instrumen-
tarium. Hierin gerade bieten unsere prächtig ausgestatteten
Institute den Studierenden gern Steine statt Brot; denn darauf
läuft es hinaus, wenn der Lernende sich an Hilfsmittel ‚gewöhnt,
die ihm das Leben fast niemals zur Verfügung stellen wird. Der
Arzt muß sich zu behelfen wissen, um anderen
helfenzukönnen; diese Urweisheit eines guten Arztes sollte
dem Mediziner in Fleisch und Blut eingeimpft werden. Wird
das richtig angepackt, so steigert es die Lern- und Arbeits-
freudigkeit nur; der Hinweis darauf, mit wie primitiven Veranstal-
tungen die bahnbrechenden Fortschritte erzielt zu werden pisze,
mag ein pädagogisches Mittel neben anderen dabei abgeben
können.
Wir wollen uns nicht in Einzelheiten verlieren. Der Kern-
gedanke unserer Forderung wird klar geworden sein: es gilt, den
jungen Mediziner mit dem gesunden menschlichen On.
vertraut zu machen; dabei wirken Bau und Verrichtung kenan 16
zusammen; menschliches Leben in seiner normalen Abwicklung
soll der propädeutische Mediziner studieren; tätıge agbaya e
(die schon immer einen Reiz des Medizinstudiums ansan oh
aber tätige Anschauung des Lebendigen fährt,
Hauptweg sein, den die ärztliche Vorerziehung ihre Jünger M
richtiger: gehen lehrt. f Bu:
Aus solchen Grundsätzen ergibt sich noch eine ER en
(der ich absichtlich nicht den Charakter einer Korn, A
teile, denn zu der hat sie sich trotz vielen Hin- und Herwen ni
auch in mir selber noch nicht verdichtet), eine Eretan i
sich vielleicht besonders verblüffend anhört: ob nicht die ER
giene in unmittelbarer Anlehnung an die Physiologie den p
pädeutischen Semestern zugewiesen werden Soll. ii
Heute wird die Hygiene gewöhnlich in den allerletzien Sin
schen Semestern getrieben. Man findet das. selbstvers TA o
weil es so ist; man macht sich wohl auch die Begründun en
zurecht, es sei nützlich so, denn die Vorbeugung der Krana ons
könne nur begriffen werden, nachdem man mit der Ents I
und der Eigenart der Krankheiten halbwegs vertraut SER dor
sei. Aber richtig besehen, hat dies nur für einen Den PA
Hygiene Geltung, für die Verhütung der ansteckenden a Ce.
heiten, der Seuchen. Die Hygiene der Tuberkulose, ga i
schlechtskrankheiten, des Typhus, der Pocken, der Säug Ee
darmkatarrhe usw. setzt, fruchtbar betrieben, die Kenntnis i
Ätiologie und Pathogenese jener Erkrankungen voraus, Kan
Seuchenhygiene wird also debattelos dem klinischen. Stu Sn
abschnitt, und zwar dessen letzten Semestern, zuzuweisen ei
Jedoch sie bildet einen so gut wie vollkommen gedunn in
der gesamten Hygiene. In den Lehrbüchern finden wit vn =
geschlossenen Kapiteln abgehandelt. Die übrige Hygiene et
gar nicht mit einzelnen Krankheitsformen zu tun. »i® Mr
vielmehr die Kunde von der gesunden en
führung des Menschen und ihrer persönlic
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re ce ENT en = , 7 sn A $ 22 “acht: ey
4 Juni. - | nee . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 22. 0 Ta BL - ah T
und öffentlichen Ordnungsweise. Man kann ruhig | und das um so mehr, als damit zu rechnen ist, daß über kurz oder . EN Eh Pe
„sagen, sie sei ein Stück praktischer Physiologie: Physiologie der | lang schließlich ‘auch der ärztliche Beruf selbst zum Zielpunkt dieser Rn,
‘ praktischen menschlichen Lebensordnung.. Es ist kein Zufall, daß. | sozialisierenden Bestrebungen werden wird. Es ist übrigens hier anzu- DEE it ©
ein führender Forscher, wie Rubner, von der Physiolögie zur | merken, daß gerade das Gebiet der’ öffentlichen Gesundheitspflege von | I} ei:
Hygiene gekommen und von ihr zur Physiologie zurückgewandert | alters her für den Zugriff staatlicher und kommunaler Verwaltung als Ri Fi N sal
‘ist. Man durchblättere sein Lehrbuch: alle_Abschnitte außer den | besonders geeignet angesehen worden ist. Das Deutsche Reich hat, Rh Be.
' . letzten, welche die: Seuchenhygiene ‘behandeln. Man wird dem | wie bekannt, -gerade in. dem Ausbau. des Versicherungswesens wert- ] a)
nf Begriffe der Krankheit kaum begegnen. Ausblicke ins: Patho-.| volle soziale Arbeit. geleistet, aber, wir. können. in weit entlegenere Re El je
logische sind nicht häufiger und‘ ausgedehnter, als es in jedem | Zeitabschnitte zurückgehen und begegnen der Tatsache, daß-Städtever- Eh! ii
Lehrbuche der Physiologie auch unvermeidlich zu sein pflegt. | waltungen und der Staat im., Interesse der Allgemeingesundheit für | 4 ap
wt -. Wie der Mensch siedeln,- wohnen, sich 'kleiden,. sich nähren, |. ihre Pflicht gehalten haben, öffentliche Krankenanstalten. zu errichten. Mi u
schlafen, das Eheleben führen muß, um.seine gesunden organi- | Die zunächst für die Zeiten großer Volksseuchen getroffenen Einrich- Ei Een il; <
w. -. schen Funktionen. auf der Höhe zu erhalten: das ist der Inhalt | tungen wuchsen sich späterhin zu dauernden Anlagen aus und. der Ben
dubji- - der allgemeinen Hygiene Wie Schule, Gemeinde, Staat ihm | weitere Ausbau ‘führte dann. zu. der ’Schaffung von Siechenhäusern, u ESL p!
ii dabei helfen, ihn dazu nötigen können, sollen: das macht den | Irrenanstalten und in der letzten Zeit zur Anlage von:Heilanstalten ` o Me
» Inhalt der öffentlichen. Gesundheitspflege aus — immer vom Spe- | und 'Genesungsheimen. Hier wäre anzuschließen, daß seit Jahren in `’ | T
. gialkapitel der Seuchenbekämpfung. abgesehen. Was in der all- | vielen deutschen Städten aus öffentlichen Mitteln Rettungsstellen ein-. a
‚gemeinen Hygiene etwa von „Keimen“, von einzelligen Lebe- | gerichtet und erhalten worden. sind. Auch die Betriebe, welche zum _ a
` wesen vorkommt, kennt der junge Student aus der Biologie voll- |. Transport von Kranken dienen, sind von vielen deutschen Städten. be- y T a:
` kommen. Klinische Dinge spielen hier keinerlei Rolle. ©. | reits auf Gemeindekosten unterhalten worden. In denjenigen Städten, | A fep kan
ia =. Wohl aber bringt dieser Abschnitt seiner Wissenschaft. dem |- wo diese Einrichtungen noch nicht von dén ‚Gemeindeverwaltungen NEE:
. » Mediziner nicht bloß die fesselndsten Anwendungen des. physio- |: betrieben werden, wird zweifellos durch .den, mächtigen Anstoß der A [paki ai
“logischen Wissens zur Kenntnis, sondern’ er gibt ihm den ersten | gegenwärtigen Zeitverhältnisse die Überführung‘ in städtische Verwal- Bi a <
` eindrucksvollen Begriff von. der sozialen Bedeutung der Me- | tungen innerhalb kurzer-Frist vorgenommen werden.. Einzelne Städte ` a T e i
- dizin. -Zu der soziologischen-Seite des Medizinstudiums bildet die | und Bundesstaaten haben bereits vor dem Kriege ‘eine ganz' besonders : OE
‚Hygiene die natürlichste Brücke.: Denn hier‘ wächst | weitführende Arbeit in der Kommunalisierung und Verstaatlichung von Hi! IKaEH Ba =
gleichsam ganz von, Selber aus dem Boden physiologischer An- Betrieben geleistet, welche in das Gebiet der öffentlichen Gesundheits- < po hiin) a
-= wendungen die Folgerung, wie viele dieser Anwendungen dem |} pflege fallen. So ist hervorzuheben, daß das Apothekenwesen in dem Bil por He
einzelnen schwer oder unmöglich zu. verwirklichen sein würden, | Großherzogtum Hessen bereits seit Jahren auf dem Boden der Kom- ii ONN
und wie er, um ein‘ gesunder Mensch zu sein, auf das öffentliche | munalisierung neu geordnet worden ist. Der bisher allgemein. geltende p ae
ji ` Leben, auf die sozialpolitischen Veranstaltungen angewiesen ist. | Grundsatz der Apothekenkonzessionen ist ersetzt worden. durch eine al:
. „ Darin aber erblicke ich den Wert der hygienischen Propädeutik; -| Art ‘von Pachtsystem. Der jetzige Freistaat: Hessen hat dieses Pacht-. a E, a
damit bedeutet auch sie ein Stück lebendiger Unterrichts- | system, weiter ausgebaut in dem Sinne, daß die Apotheken inden- . m MEET ii
weise! Dem Mediziner, der (wenn er seinen Beruf aus innerster | Besitz der Kommunen übergehen und an den Apotheker verpachtet I.
Neigung ergreift) ein starkes Stück Individualismus, mitbringt, | werden. Durch die: Reichsgesetzgebung ist: jetzt die Frage in Fluß A ee
‚das durch die Befassung mit dem einzelnen Organismus noch | gebracht worden, in welcher. Weise das Apothekenwesen mit seinen b pea"
befestigt wird, liegt das soziologische Betrachten und Denken. konzessionierten und privilegierten Gewerbebetrieben nach den Grund: her E3 EIER:
an und für sich fern. Man weiß, wie schwer es gewesen ist, die | sätzen einer Gemeinwirtschaft umgebildet werden kann. > Be.
Ärzte überhaupt auf diesen Boden herüberzuziehen; wie hart ihre Hier ist nicht der Ort, auf diese Bestrebungen, die eine Lebensfrage MRR PEN
| für den Apothekerstand sind, näher: einzugehen, sie seien nur insoweit E Ka a,
Es wird gar nicht viel
‚ie! eigene Lebensnot dazu ‘werden mußte. nicht | | '
A fruchten, wenn man dem Stud. med. sagt: höre Volkswirtschafts- besprochen, als sie in den Kreis der ‚besonderen Interessen des Arztes‘ Bi =
MN lehre, .Gesellschaftslehre, Staatslehre, Sozialpolitik und dergleichen treten. Es ist vielleicht gut von vornherein die Frage aufzuwerfen, ob'. . ` EM I o
$i) mehr. Er wird jà auch wirklich in diesen Vorlesungen nur wenig | für das arzneibedürftige Publikum in dem gegenwärtigen Apotheken- ` fafa a=
je} finden, womit er etwas anfangen könnte. Die „soziale. Medizin“ system eine Schädigung gegeben ist, Im allgemeinen: ist die Tatsache _ E
„s| muß ihm schon seine Fakultät selber bieten. Sie kann nicht früh- | anzuerkennen, daß die vom Arzte verschriebenen Rezepte in den deut- o -
m zeitig genug damit beginnen! Nachdem der Krankendienst ihm | schen Apotheken‘ nach den Vorschriften des Arzneibuches dargestellt ig"
JË einen ‚lebendigen Einblick in öffentliches Krankenanstaltswesen | und zu den Preisen der Arzneitaxe abgegeben werden. — Zum’ Unter- Da
‚if verschafft hat, betrete er in der Physiologie der praktischen | ‚ehiede von den Erfahrungen, die man im Auslande zu machen Gelegen- A
Lebensordnung, die sich: Hygiene nennt, die’ Brücke zum theore- | heit hatte, kann von einer Übervorteilung des Publikums bei der Arznei-
ie tischen Wissen um die sozialen Elemente der Heilkunde- Die | yersorgung wohl.nicht gesprochen werden.‘ Aber es ist bekannt, daß .
. Sozialitätdes Gesundseinsund -bleibens bilde | sich nach anderer Richtung hin Mißstände herausgebildet haben, die .
‚sich eigentlich mehr auf.Unzuträglichkeiten innerhalb des Standes selbst
f
s | dienatürliche Vorhalle, dieihn zum Interesse
‚und Verständnis für die Sozialität des Krank- An die Einrichtung der staatlichen Konzession und der
beziehen.
: N ae und Gesundwerdens geleite. ‚Das ist der | Privilegien, durch welche der Staat bei dem Vertrieb von Arzneistoffen -
8ozialpädagogische Wert, den die Einfügung der Hy- | und Giftstoffen das Publikum schützen zu müssen glaubt und durch
‘die Beschränkung des Verkaufes von Arzneien nur auf bestimmte kon-
giene in die medizinische Propädeutik einschließt, und er scheint.
- mir beachtlich genug, um eine ernstliche. Prüfung meines Vor- zessionierte Verkaufsstellen, hat sich eine kaufmännische Spekulation `
'schlags zu gewährleisten. Der individualpädagogische liegt in
der lebendigen Abrundung der Physiologie, welche die hygie-
nische Propädeutik vollendet. Mit ihr erst steht nun der leben-
dige gesunde Mensch wie aus einem Gusse vor dem geistigen
Auge des Mediziners; nicht mehr Bruchstückwerte, sondern ein
wirkliches Ganzes, das zugleich als ein Glied seiner Lebensumwelt
begriffen ist. Ü
; kums“ Rechenschaft ablegen. (Fortsetzung folgt.)
Bemerkungen zur Kommunalisierung der Apotheken. =
Durch die Revolution ist dem Gedanken der Sozialisierung, der
Verstaatlichung und Kommunalisierung von Berufen, die bisher freie
Gewerbebetriebe waren, eine große praktische Geltung verschafft wor-
den. Diese Bestrebungen, freie Gewerbebetriebe in Allgemeinbewirt-
schaftung zu übernehmen, wenden sich auch, und das sogar mit einer
on Vorliebe, dem Gebiete zu, das.wir unter dem Begriff des öffent-
| en Gesundheitswesens zusammenfassen können. Insoweit dürfen sie
“en Anspruch erheben, die Aufmerksamkeit des Arztes zu beanspruchen
Über dieses Bögreifen soll der Prüfling des „Physi- |
"angeschlossen. Das vielgeschmähte Kind der neuzeitlichen Gesellschafts-
entwicklung, der Kapitalismus, hat: diese Konzessionen des Staates zum
Gegenstand kaufmännischer Spekulation gemächt. Dadurch haben die
Apothekenpreise eine Höhe erreicht, welche durch den Umsatz dieser
Betriebe kaufmännisch nicht gerechtfertigt ist. Mit aus dieser Rück-
sicht erklärt es sich, daß die Apotheken: auf ihr eigentliches Gebiet,
die Herstellung von Arzneien, die sogenannte Rezeptur, sich vielfach _
nicht mehr beschränken, obgleich diese Rezeptur immer noch ein recht - -
| einträgliches Geschäft ist. Ein großer Teil des Apothekenumsätzes, an
vielen: Stellen. wohl mehr als 50%, wird durch den Vertrieb von Spe- `
zialitäten und Handverkaufsmitteln gedeckt. Die hohen Verkaufspreise
der Apothekengeschäfte und die Notwendigkeit, die in diesen Geschäften
“investierten Kapitalien -zu verzinsem, haben den Käufer vielfach dazu '
gezwungen, die Höhe des Umsatzes neben der ursprünglichen Einnahme-
quelle der Rezeptur zu steigern durch die Einführung von Spezial-
mitteln. Die hohen Apothekenpreise haben zur Folge, daß eine große
: Anzahl der geprüften ‘Apotheker darauf angewiesen ist, zu warten, bis
sie etwa, durchschnittlich 25 Jahre nach dem Staatsexamen, die Mög- _
lichkeit zur ‚Selbständigkeit erhalten‘. durch die Bewerbung um eine
Apothekenkonzession. Br | 2 er
_
502 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.
1. Juni,
Es ist nun die Frage, inwieweit durch die Sozjalisierung der
Betriebe die Schwierigkeiten zu lösen sind. Alle Versuche stoßen zu-
nächst auf das große Bedenken, wie man sich mit den hohen Kapitals-
werten abfinden solle, die als Idealwerte auf den Apothekenkonzessionen
lasten und ihren Ausdruck gefunden haben in der Anhäufung von
Hypotheken auf diesen Grundstücken.
Es will uns scheinen, daß man in dieser Frage logischerweise
nicht stehenbleiben darf bei einer Beratung und Verhandlung über
das Schicksal der Apothekengeschäfte in Stadt und Land. Vielmehr
ist daran zu erinnern, daß die Apotheken zu einem nicht geringen
Teil die Arzneien fertig zusammengestellt von der chemischen Groß-
industrie beziehen. Ein gewisser und nicht kleiner Teil der Rezeptur
in der heutigen Apotheke umfaßt die Abgabe der fertig bezogenen
Kompretten und Tabletten. Es will uns scheinen, daß die Berücksich-
tigung dieser Tatsache darauf führt, die Frage zu erwägen, inwieweit
die Betriebe der chemischen Großindustrie bei einer Sozialisierung der
Apotheken miterfaßt werden. Hier scheint nun selbst für die Fanatiker des
Gedankens der Sozialisierung eine gewisse Vorsicht geboten. Die
deutsche chemische Großindustrie ist eine der wichtigsten Export-
industrien. In der Zeit des wirtschaftlichen Niederganges scheint es
geboten, gerade sie vor Erschütterungen zu schützen. Welche Werte
unsere Feinde in ihrem mit diesem Kriege verfolgten "und durch den
Krieg glücklich erreichten Bestreben, Deutschland auf dem Weltmarkte
als produktive Macht auszuschalten, gerade auf die chemische Groß-
industrie setzen, ist aus den Waffenstillstands- und Friedensbedingungen
zur Genüge bekannt.
Die Bedingungen, die die Entente zu bewilligen erklärt, setzen
die Verpflichtung Deutschlands fest, bis zu 50 % seiner Vorräte an
Farben sowie chemischen und pharmazeutischen Produkten der Kom-
mission für Reparationen zu überlassen. Überdies wird Deutschland
während der Zeit von Inkrafttreten des Vertrages bis zum 1. Juni 1920,
sodann während jeder sechsmonatigen Periode bis zum 1. Januar 1925
immer 25% der Produktion an Farben sowie chemischen und pharma-
zeutischen Produkten überlassen. Die Kommission wird den Preis
unter Berücksichtigung der Nettoausfuhrpreise vor dem Kriege und
der seitherigen Kostenänderungen festsetzen. Diese Bestimmung zeigt,
welches Bedürfnis nach deutschen Arzneimitteln und Farben trotz aller
Bestrebungen auf Schaffung einer eigenen chemischen Großindustrie
in den Ländern der Entente immer noch besteht.
Es bleibt also abzuwarten, ob auf diesem Gebiete die Aussicht
besteht, in näherer Zeit staatliche und kommunale Sozialisierungen
durehzuführen. Sollte sich die Unmöglichkeit herausstellen, so dürfte
auch dieKommunalisierung des Apothekenwesens von diesen Hemmungen
nicht unberührt bleiben.
Noch nach einer anderen Richtung hin würde die Arbeit der-
jenigen gehen, welche das Apothekenwesen auf der Grundlage sozia-
listischer Anschauungen umgestalten wollen. Dieser andere Schritt,
von dem hier nur ganz kurz die Rede sein möge, wäre die Einrich-
tung von Dispensieranstalten und ihr Betrieb durch die Gemeinden.
In diesen städtischen Dispensieranstalten würden die Medikamente
durch städtische Beamte an das Publikum verkauft. Die kommunalen
Dispensierstellen würden den Medizinalumsatz der Apotheken zu über-
nehmen haben. In welcher Weise der Umsatz von Spezialmitteln und
Handverkaufsmitteln geregelt würde, bleibt dann eine weitere offene
Frage. Der Zweck dieses kurzen Abrisses beschränkt sich darauf,
einige Gesichtspunkte anzudeuten, die sich bei dem Abbau des heute
geltenden Systems der konzessionierten und privilegierten Apotheken
ergeben. Die kurzen Bemerkungen sind weit entfernt davon, den
Gegenstand zu erschöpfen. Der Möglichkeiten, mit diesem Stolf Um-
formungen im Sinne der Sozialisierung vorzunehmen, sind gewiß viele.
Im Vordergrunde muß natürlich das Allgemeininteresse stehen und
die Notwendigkeit, durch jedes Apothekensystem, sei es geartet wie
es wolle, das Publikum mit billigen und guten Arzneien rasch und
ohne Zeitverlust und in zuverlässiger Herstellung zu versorgen. Diese
Aufgabe hat das bisherige Apothekensystem im großen und ganzen
geleistet. Sie bleibt auch für jede künftige Neuordnung der führende
Grundsatz, von dem sich alle Bestrebungen leiten lassen müssen, welche
darauf hinausgehen, den angeblichen Verdienst der Apotheker in die
Kasse der Allgemeinheit überzuführen und die Arbeitsbedingungen der
Angestellten zu bessern. Soviel ist sicher, daß die Frage der Apo-
thekenkommunalisierung auch die Interessen des Arztes eng berührt,
und es verdient vom Arzt im Auge behalten zu werden. K. Bg.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Ein Ministerialerlaß teilt mit, daß mit Rücksicht auf die schlechte
Ernährungslage von den Centralstellen Zuschüsse für die Ver-
sorgung der Lungenheilstätten nicht gewährt werden
können. Seitens des Reichsernährungsministeriums wird beabsichtigt,
von den aus dem Auslande kommenden Lebensmitteln den Freistaaten
Nahrungsmittel zur Aufbesserung der Krankenyersorgung zuzuweisen,
Durch diese allgemeinen Zuweisungen würden dann die Ernährungs-
verhältnisse in den Lungenheilstätten gebessert werden.
Das Seminar für soziale Medizin der Sektion Groß-
Berlin des Verbandes der Ärzte Deutschlands kündigt eine neue Vor-
tragsreihe über das Thema „Die Familienversicherung in ihren Wir-
kungen auf Volksgesundheit und Tätigkeit des Arztes“ an, die vom
13. bis 17. Juni d. J. im Kaiserin-Friedrich-Hause für das ärztliche
Fortbildungswesen stattfinden soll. Die Teilnahme ist unentgeltlich,
jedoch nur nach gebührenfreier Lösung einer Karte gestattet. An-
meldungen sind zu richten an San.-Rat Dr. A. Peyser, Charlotten-
burg 2, Grolmanstr. 42/43. 2-
Berlin. Der im Jahre 1895 gegründete Verejn für ärzt-
liche Fortbildungskurse hat seine Tätigkeit wieder aufge-
nommen. Der Verein erblickt seine Hauptaufgabe darin, jungen Medi-
zinern in Ergänzung des Universitätsstudiums eine durchaus
praktische Ausbildung zu geben. Das soll in der Weise
erreicht werden, daß bei engbegrenzter Schülerzahl jeder einzelne
Teilnehmer Gelegenheit zu eigener praktischer
Betätigung erhält. Das Bedürfnis des bereits länger in
der Praxis stehenden Arztes, seine Kenntnisse wieder aufzufrischen
und neugeschaffene Untersuchungsmethoden sich anzueignen, findet
ebenso Berücksichtigung wie der Wunsch nach Sonderausbildung in
einem Spezialfach durch entsprechenden langfristigen Unterricht.
Das Vorlesungsverzeichnis ist durch das Sekretariat des Vereins:
Medizinische Buchhandlung Otto Enslin, Berlin NW 6, Karl-
straße 31 (Tel.: Norden 4858), erhältlich.
Das Deutsche Centralkomitee zur Bekämpfung
der Tuberkulose veranstaltet seine Jahresversammlun-
gen am 12. Juni in der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärzt-
liche Bildungswesen. Auf der Tagesordnung stehen Vorträge von
Geheimrat Dr. Hamel über den Anstieg der Tuberkulose
während des Krieges und von Geheimrat Prof. Dr. His über
den Ausbau der Tuberkulosebekämpfung. Für die
beiden folgenden Tage sind Versammlungen der Tuberkuloseärzte
Fürsorgestellentag und Generalversammlungen der Lupus- und Mittel-,
standskommission vorgesehen.
Ab 15. Juni 1919 findet in der Helmstedter Burse ein Kursus
für stimmbeschädigte Akademiker unter Leitung von
Frau Schott-Auerbach statt. Der Kursus ist auf vier bis ‚sechs
Wochen bemessen. Die Aufnahmebedingungen sind dieselben wie die
für die Helmstedter Burse. Über die Aufnahme entscheidet der Vor-
stand des Akademischen Hilfsbundes nach überreichtem ärztlichen
Zeugnis, das über die Art der Stimmbeschädigung genau Aufschluß
gibt. Stimmbeschädigte müssen sich bis zum 1. Juni d. J. beim Aka-
demischen Hilfsbund, Berlin, Georgenstraße 44, melden. Gesuche sind
unter Beifügung des verlangten ärztlichen Zeugnisses bis zum 28. d, M.
an die Kriegsbeschädigtenfürsorge Berlin, Poststraße 5, einzusenden.
Berlin. Prof, Dr. Hermann Oppenheim ist, 6l Jahre
alt, an Influenza gestorben. — Zum Direktor des Städtischen Medizinal-
amts wurde Oberstabsarzt Prof. Dr. W. Hoffmann gewählt.
Wien. Die Gesellschaft der Ärzte hat beschlossen, dem’ unter
der Präsidentschaft Theodor Billroths errichteten Gesellschafts-
heim den Namen „Billroth-Haus“ zu geben.
Wien. Prof. Tandler, Vorstand des I. anatomischen Insti-
tutes, zum Unterstaatssekretär für Volksgesundheit- ernannt.
Wiesbaden. Dr. Schütz, Leiter eines bekannten Sana-
toriums, ist gestorben.
Im Verlage von Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien, erschien
soeben: Grundriß zum Studium der Radiumtherapl®
von Prof. Dr. F. Gudzent mit 30 Abbildungen und 2 farbigen
Tafeln. Die Handhabung strahlender Substanzen verlangt Behert-
schung ihrer physikalischen Eigenschaften, deren Darstellung der Ver-
fasser nach dem heutigen Stand des Wissens in faßlicher Form ge-
geben hat. Die physikalischen Eigenschaften, das Anwendungsgebie
und die Gefahren radioaktiver Substanzen werden in knapper und ver-
ständlicher Art geschildert. — Einen sicheren Wegweiser für das 8°
burtshilfliche Handeln bildet für den Praktiker eine soeben Im selben
Verlage erschienene Abhandlung „Die Erhaltung des Kindes
lebensin der Geburt“ von Prof. Dr. W. Beuthin ER
berg). Ausgehend von den Ursachen des Kindesverlustes, verfolgt m
Arbeit den Zweck, auf Grund eines großen klinischen und poliklin!-
schen Materials, gestützt auf die Erfahrungen anderer, einen zusammen"
fassenden Überblick über das Erstrebenswerte, Mögliche und Erreit
bare zu geben.
Hochschulnachrichten. Berlin: Prof. Hertel, Di
her Direktor der Augenklinik an der früheren deutschen Univers
in Straßburg, hat die Stellvertretung des beurlaubten Prof. Gr aD E
der Augenklinik der Charité übernommen. — Hamburg: Dr. Roc n
Lima (Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten) und Dr. Kick a
(Hygienisches Institut) zu Professoren ernannt. — Königsberg! U i-
Prof. Fuchs, bisher Privatdozent an der früheren deutschen Fr
versität in Straßburg, zum Abteilungsvorsteher am Anatomischen ir
stitut ernannt. — München: Dr. Häecker, Oberärzt der s.
urgischen Universitätsklinik,terhielt) den „Professortitel KT Gr
Dr. Erlacher für Chirurgie habilitiert. m
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
mr
i
-3
m Hygie
.
.
j gehalt.
.Fferdeserums zeigte :sich bei den mit. lebenden Bakterien infizierten
‚Tieren in einem relativ eng begrenzten Zeitraum (vier bis sechs
.Infiltrate,
‚Diphtheriegift
von.lebenden
Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieserums.
X
Experimentelle Untersuchungen und kritische,
Betrachtungen.
| Be Von |
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. Kolle und Dr. H. Schloßberger. `
Be Be WA | |
Wir "hätten in den vorhergehenden Mitteilungen über die
Ergebnisse großer Versuchsreihen berichtet, nach -dénen das .nor-
„male Pferdeserum bei mit Diphtherietoxin ver-
‚gitteten Meerschweinchen gar keine, bei Tieren,
die mit lebenden. Diphtheriebakterien infiziert
worden waren, eine sehr geringe Heilwirkung
besitzt, die weder qualitativ noch quantitativ mit ‘derjenigen
des Diphtherieserums verglichen werden. kann. Das Diphtherie-
heilserum enffaltet im Gegensatz zu der unregelmäßigen Wir-
3 ‚kung des Normalserums bis zu 18 Stunden.nach der Infektion
Sichere -Heilwirkung, und zwar parallel seinem Antitoxin-
Nur bei. Verwendung ganz großer Dosen des normalen
Stunden nach der Infektion) eine Wirkung des Normälserums, und
nur ein kleiner Teil der mit der tödlichen oder diese nicht allzu-
sehr überschreitenden Kulturmenge infizierten Tiere kommt infolge
der Injektion des normalen Pferdeserums mit dem Leben. davon.
Da diese. Wirkung nieht äuf einen Antitoxingehalt des Pferdeserums
zurückzuführen ist, so haben wir in weiteren Versuchen die Wirkung.
des Normalserums zu analysieren versucht. |
Wir wandten uns zunächst einer anderen Tierart zu, und
den Mäusen. Die weißen Mäuse sind für dás Diphtheriegift
ZWär
sehr wenig empfänglich; Dosen von 0,5 bis 1,0 cem” eines Giftes,
‚Yon dem. 0,01 bis 0,02. cem Meerschweinchen. von 250 g-
: Gewicht innerhalb drei bis vier Tagen mit Sicherheit töten, werden |
von: Mäusen ohne weiteres vertragen. Weiße Mäuse von 20 g
-Gewicht zeigen nach ‚Einverleibung der 50- bis 100fachen Menge,
die Meerschweinchen von 250 g in drei bis vier Tagen sicher
keinerlei Krankheitserscheinungen, haben auch keine lokalen
Die Mäuse gehören also zu den Tierarten, die für das
| äußerst wenig empfänglich sind. Um so über-
T&Schender war die Tatsach e, daß nach Einverleibung
gehen. Bei sämtlichen 26 von uns untersuchten
die meerschweinchenpathogen waren, erfolgte der Tod
.
Be}; ortsetzung aus Nr. 1 und Nr. 4 dieser Wochenschrift.
°) Ein Teil dieser Kulturen wurde uns. von Herrn Prof. Dr. Braun
nischen Institut ‚der Universität. Frankfurt a. M. (Direktor:
> Pe:
Ea
-~ m. 5
.-
P
gs
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Pr Ze
ta i
a en
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9 MS FR TEEN.
€ Diphtheriebakterien, die auf Löfflerschem
oa gezüchtet worden waren, de Mäuse regelmäßig zu-
Sau e
- Kulturen 2),
zellenreiches Infiltrat und in . demselben konstant größte, Mengen
‘von Diphtheriebacillen. Die Nebennieren sind `s, tark
gerötet; Exsudat in der Brusthöhle ist nicht vorhanden, dagegen
‚vielfach starke Hyperämie und Injektion der Gefäße der Darm-
schleimhaut nachweisbar. Über die Einzelheiten dieser Versuche !)
wird an anderer Stelle?) in Kürze von uns berichtet werden. .
| Daß es sich hier bei den Mäusen‘um eine ‚specifische Wirkung
der Diphtheriebacillen, und zwar: um- eine Diphtherievergiftung
handelt, geht-aus den mit antitoxischem Diphtherieheilserum unter
Kontrolle von normalem Pferdeserum angestellten prophylaktischen -
und therapeutischen Versuchen hervor. Sowohl:im prophylaktischen,
wie im Heilversuche sind verhältnismäßig große Mengen (zehn- bis
zwanzigmal mehr als bei Meerschweinchen) Antitoxin notwendig, `
um die Tiere zu schützen beziehungsweise zu heilen. Im Gegensatz dazu
entfaltet das normale Pferdeserum bei der Diphtherie-
infektion: der weißen Mäuse selbst in größten Dosen
weder Schutz- noch Heilwirkungen,. wie.aus den.
folgenden Beispielen derartiger Versuche zu ersehen ist. (Tabellen
| Tabelle I... .# a
Heilversuch bei Mäusen...
Í und 2.)
Di4, 24stündige Löfflerserumkulturen, !/s' beziehungsweise 1/19 Öse -
'Nach vier Stunden Serum (Diphtheñeheilserum Höchst .
subeutan.
' 500fach beziehungsweise normales Pferdeserum)' subeutan: == ts . .
Kulturmenge | u ee 2
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Maus Nr. Serum sußeutan Verlauf ;
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`0,5 cem normales PE-S | t4 typischer Befund‘)
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ank, lebt. `
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Geheimrat Prof. Dr. M. Neißer) überlassen. Außerdem hatte Herr
Oberstabsarzt Dr. A. Nieter, Vorsteher der bakteriölogischen Abteilung
der hygienisch-chemischen Untersuchungsstelle des IV. Armeekorps in
Magdeburg, die große Liebenswürdigkeit, uns einige der von -ihm bei
Wunddiphtheriefällen gezüchteten und untersuchten Diphtheriestänme
(ef. M. m. W. 1919, Nr. 9, S. 289). zur Verfügung zu stellen. ` © +="
.
$- ..
1) Bei diesen Versuchen waren die Laborantinnen Frl. Krüger
-
und Frl. Lande mit behilflich.
2) Arbeiten aus’ dem Institut für experimentelle Therapie und dem
Georg-Speyer-Haus zu Frankfurt a. M.; Heft 8, Verlag G. Fischer, Jena 1919.
8) f4 bedeutet tot am vierten Tag, 7 6 tot am sechsten Tag usw.
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NETT. 8. Juni 1919. =-=- mV. Jahrgang: 0.9. i,
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Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg E mi — „Urban & Schwarzenberg . | >; ab -i RLE T =
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Inhalt: Originalarbeiten: W. Kolle und H. Schloßberger, Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieserums. F. Pinkus, Über die Mi- R nn
. Behandlung der Syphilis mit Salvarsan. O. Meyer und E. Wolf, Zur- Amyloidosefrage. :H: H offmann, Zum Problem der Vererbung. | 5
- erworbener Eigenschäften (mit 2 Abbildungen). (Fortsetzung). R. Romanofski, Seltene Kehlkopfkomplikation eines Typhus abdominalis. — EN pra
; Aus der Praxis für die Praxis: Fuhrmann, Ratschläge aus der Säuglingskunde. (Fortsetzung). — Referatenteil: W. Regen, Chirurgie: der FI FEN
Extremitäten unter besonderer Berücksichtigung: der Leitungsanästhesie und der Frakturenbehandlung. (Schluß). — Aus den.neuesten Zeitschriften. — Ha EB
Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. -— . Vereins-. und Auswärtige ‚Berichte: Berlin. Bonn. Frankfurt a. M. Prag. — Rundschau: RE iiei
~ W. Hellpach, Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts (Fortsetzung). Vergiftungen durch methylalkoholhaltige spirituöse Getränke. Ma.
Br OE a Hermann Oppenheim 7}. — Tagesgeschichtliche Notizen. A N en > g j: at -
Der Verlag behält sich das’ ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen 'gelangenden Ortginalbeiträge vor. .- hi, a : : a
7 : ` f g i : j ’ i ; E- ` s Be Pi ® | i P kad J u e | Í >
_ Aus dem Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. | der Mäuse nach vier bis acht Tagen bei Dosen, die. zwischen. | Ka a
| Si | 1/s und !/so Öse schwanken. Bei der Obduktion der Tiere findet 1
man an der Injektionsstelle eine‘ starke Füllung .der' Gefäße, ein | i o
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23.
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nn 3 Tabelle2. u
> si ‚Prophylaktischer Versuch bei Mäusen.
N Serum: (Diphtherieheilserüum Höchst 500 fach beziehungsweise normales
I Pferdeserum) ar Mäuse subeutan. Nach 24 Stunden subcutane Infek-
| - tion mit Di (24 stündige Löfflerserumkulturen), !/s bzw. 1/10 Öse.
Beispielen derartiger Versuche (Tabellen 3 und 4) zu erkennen ist,
| besitzt das normale Pferdeserum auf diese Ent-
zündung und Nekrose, die im Gefolge der intracutanen Einverleibung
von Giften und Bakterien auftreten, im Schutzversuch gar
keine Wirkung. Die Größe der Infiltrate und der Entzündungs-
erscheinungen sowie der dann folgenden nekrotischen Stellen ver-
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ee j EE A Kulturmenge Di ee läuft wie bei den Kontrolltieren, die kein Serum’ erhalten. Beim
| en nach %4 Stunden Heilversuch läßt sich mit antitoxischem Serum bis zu vier Stunden
TOS ———— m nach der intracutanen Injektion des Giftes die Bildung von Infiltraten,
E 1 ~ 250 A.-E. 2), Öse | glatt namentlich von Entzündung und Nekrose völlig verhüten, während
el : en es | » das normale Pferdeserum zwar eine gewisse Wirkung hat, aber
= 4 90 ija B nur ein oder zwei Stunden nach der Einverleibung des Giftes. Es
E 5 a n In | 1} typischer Befund entstehen aber auch hier meist Infiltrate. Bei Verwendung lebender
gl 7 20, Yun | krank, lebt Bakterien sind die Ergebnisse dieselben. Diese an einer größeren
E ee nes PRS, Se; | } 10, typischer Befund | Anzahl von Tieren wiederholten Versuche stehen durchaus In
a] 0 106 „ A = ur TE | p 3, a Übereinstimmung mit den Resultaten von v. Gröer (l.c.), der. an
i i ; u | 08 ee a Im ® | es ©» Kindern die Wirkung des Diphtherieheilserums und des normalen
Aog C "o ER 4% 4 Pferdeserums auf intracutan einverleibte Gifte untersuchte. Sie
T 1: u Tool | Im a finden auch eine vollkommene Bestätigung in der
f n 16 - e m A l O? krank, lebt.” neuesten klinischen Arbeit von E. Feer); dieser
i d Durch diese Wirkung des. Diphtherieheilserums wird auch Autor verwandte das normale Pferdeserum nur bei ganz leicht ein-
eure,
setzenden Diphtheriefällen und fand, daß die Abstoßung der Mem-
branen, das Zurückgehen der Entzündungserscheinungen bei der
.Diphtherieerkrankung des Menschen durch das Normalserum so gut -
wie gar nicht beeinflußt wird. Sobald aber dieselben Patienten
bei Zunahme der Schwere des klinischen Krankheitsbildes anti-
toxisches Diphtherieheilserum erhielten, trat eine sofortige Wirkung
und Beeinflussung der lokalen Prozesse zutage.
Tabelle 8. |
Prophylaktischer Versuch bei Kaninchen.
Kaninchen 863: 25 A.-E. intravenös; Kaninchen 313: 3,0 ccm normales
Pferdeserum intravenös; Kaninchen 320: Kontrolle ohne Serum. Nach
ein, zwei, vier, sechs, acht und zehn Tagen je 1/1 Öse D 14 24 stündige |
bewiesen, daß der Tod der mitlebenden Diphtherie-
bakterien infizierten Mäuse in letzter Instanz durch
dieselben Gifte herbeigeführt wird, die beim Meer-
schweincehen und auch beim Menschen Giftwirkung,
Krankheit und Tod herbeiführen. Die Maus ist also für
die Diphtheriegifte nicht absolut, sondern nur
relativ unempfänglich. Durch die im Mäusekörper er-
‚folgende Vermehrung der Diphtheriebacillen, die auch, wie durch
"kulturelle Untersuchungen festgestellt werden konnte, in die
‘inneren Organe (Milz usw.) verschleppt werden, erfolgt offenbar
2E -ine gewaltige Produktion von Toxin, zu dessen Neutralisierung viel
Pa ‘größere Mengen von Antitoxin als bei Meerschweinchen not-
Sak E
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pop l yni pn Š b
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P | normalen Pferdeserums im Schutz- und Heilversuch dadurch fest-
wendig sind. =
„© Die Tatsache aber, daß bei den mit lebenden Diphtherie-
"Bakterien: infizierten weißen Mäusen das normale Pferdeserum
"keinerlei Schutz- oder Heilwirkung entfaltet, ist ebenso wie die
‚weiteren an Kaninchen und Meerschweinchen experimentell er-
. mittelten Befunde von Bedeutung für die Bewertung der angeb-
“İich erzielten Heilwirkung des normalen Pferdeserums’ beim di-
.phtherieinfizierten Menschen.
Zu negativen Resultaten bezüglich der
-Wirkung des normalen Pferdeserums führten näm-
lich die an Kaninchen angestellten Versuche. Bei dieser Tier-
"art haben wir in Anlehnung an B. Schick, K. Kassowitz
‘und P. Bussacehi') sowie F. v. Gröer?) die Wirkung des
„Se En
un
zustellen versucht, daß die Diphtheriebacillen be-
...ziehungsweise das Diphtherietoxin intracutan inji-
„ziert wurden. Das Kaninchen ist für das Diphtheriegift weniger
empfänglich als das Meerschweinchen und läßt sich auch, selbst
- bei Verwendung von virulenten lebenden Kulturen, erst durch
größere Mengen tödlich infizieren. Die Methode der intracutanen
‚Injektion bietet dann den Vorteil, daß bei den Serienver-
suchen mit nicht tödlichen Mengen der Gifte beziehungsweise
der Bakterien die Reaktionen an der Haut bei einem Tier
erzielt werden können.
f Die Versuche?) wurden in der Weise angestellt, daß Kaninchen,
die mittels Caleiumhydrosulfids auf beiden Seiten enthaart worden
waren, in gewissen Zeitabständen nicht tödliche Mengen Gift be-
ziehungsweise Bakterien intracutan injiziert wurden. Nach einer
bestimmten Zeit erhielten die Tiere das Serum (Diphtherieheilserum
beziehungsweise normales Pferdeserum) intravenös eingespritzt. Bei
den prophylaktischen Versuchen wurde das Serum intravenös ein-
gespritzt und dann nach wechselnden Intervallen Diphtheriegift
beziehungsweise lebende Diphtheriebakterien intracutan injiziert.
` Es gelingt durch diese Versuchsanordnung in erster Linie
. die Wirkung der Gifte der Diphtheriebakterien, sei es der prä-
formierten, sei es, bei Verwendung lebender Bakterien, der im
Tierkörper -erzeugten Toxine auf die umgebenden Gewebe, wo-
durch diese zur Entzündung und Nekrose gebracht werden, an
ein und demselben Tiere zu studieren. Wie aus den folgenden
1) Zschr. f. d. ges. exp. Med. 1914, Bd. 4, H. 2.
2) Zschr. f. d. ges. exp. Med. 1918, Bd. 7, H. 8.
3) Bei der Ausführung dieser Versuche war der Präparator des
Instituts Herr C. Göldner mit behiflich. -
Löfflerserumkultur) intracutan.
sten —
|
rechts | rechts | rechts links | links | links
vorn Mitte | hinten | vom | Mitte | hinten
Kaninchen |- Pen nn — l
Nr. 1/190 Ose D 14 nach
: OESS REE Pe A a
1 Tag | 2 Tagen | 4 Tagen | 6 Tagen | 8S Tagen | 10Tagen
‚363 glatt glatt glatt glatt kd. Infiltr. | Nekrose
(Antitoxisches
Serum)
| st. Infiltr. | st. Iniltr. | st. Infiltr. | st. Infiltr. | st. Infiltr.| t9
(Normalserum)| Nekrose | Nekrose | Nekrose | Nekrose
20 st. Infiltr. | st. Infiltr. | st. Infiltr. | st: Infiltr. Y7
(Kontrolle) Nekrose | Nekrose | Nekrose | Nekrose
Tabelle 4. .
Heilversuch bei Kaninchen. A
D 14 (24stündige Löfflerkultur) stündlich je 1/9 Öse an Kaninchen
intracutan. Sechs Stunden nach der ersten Einspritzung Serum T
venös; Kaninchen 476: 25 A.-E., Kaninchen 490: 3,0 ccm norm
Pferdeserum. |
SEN e _ ne
rechts rechts rechts rechts | links links | ae
' vorn Mitte 1 | Mitte 2 | hinten vorn Mitte | er
Kaninchen j6 Stunden|5 Stunden 4 Stunden 3 Stunden 2 Stunden|1 gie! nit
vor vor A | vor vor vor (zeug
der Seruminjektion
476 Nekrose | kleine |fastglatt| glatt glatt | glatt‘ | glatt
(25 A.-E. Nekrose E
eg |
serum |
490 st. Nekr. | st. Nekr. | st. Nekr. | st. Nekr. | st. Nekr. | st. Nekr. | Nein
(0,3 normal. à
Serum | | | r -
` ; i ‚malen
Das Fehlen jeder Wirkung des normale
Pferdeserumsim Heilversuch und im prophylaktische
Versuch auf die lebenden Diphtheriebakterien und die durch diese ;
hervorgerufene tödliche Vergiftungserkrankung der weißen Maus de
ferner die geringe Wirkung auf intracutan injizierte CTA
Diphtheriebakterien und Diphtheriegifte bei Kaninchen gaben ha
anlassung, die Wirkung des normalen PECTORE i
bei Meerschweinchen in Versuchen, in denen ziehen
und Bakterien gemischt subeutan und intracutan injiziert WUT die
zu studieren. Durch derartige Versuchsanordnung Wal auch =
meiste Aussicht gegeben, den Mechanismus der Wirkung ZU ae
die das normale Pferdeserum bei einem Prozentsatz der
1) M. m. W. 1919, Nr. 13, S. 348.
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-. zu beobachten.
- und Nekrosen zu beeinflussen.
8 Jui. 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK. — Nr. 23. "566
lebenden Diphtheriebaeillen infizierten Meerschweinchen im Heil-
. 5
versuch entfaltete,
In Mischungsversuchen hat das normale Pferdeserum
weder dem Toxin noch den.lebenden Diphtheriebakterien gegenüber.
bei Meerschweinchen irgendwelche Wirkung; es. trat nicht einmal
‚Lebensverlängerung ein, vielmehr starben die Tiere, die mit den
‘Mischungen infiziert worden waren, meist ebenso rasch wie die
nur mit Toxin oder. Bakterien gespritzten Kontrollen. Das normale
Pferdeserum war auch bei intracutanen Versuchen nicht imstande,
‚die Entwicklung der . lokalen Infiltrate und Nekrosen bei Meer-
schweinchen ganz oder teilweise zu verhindern. Die Mischungen
des nicht carbolisierten Serums mit.den Bakterien beziehungsweise
mit dem Toxin blieben eine halbe Stunde bei. Zimmertemperatur
. stehen,- bevor sie injiziert wurden; ‘hierbei war weder eine Zu-
‘nahme noch ein Zugrundegehen: der lebenden Diphtheriebakterien
Das zu den Versuchen benutzte Serum war vor-
. ber daraufhin untersucht.worden, daß es nicht 1/1 A.-E. in Kubik-
.zentimeter enthielt. <. GE | |
| In gleicher Weise. lieferten die prophylaktischen
Versuche, bei denen das normale Pferdeserum 24 Stunden
vor der Infektion gegeben wurde, sowohl bezüglich . der Entstehung
lokaler Infiltrate, wie bezüglich des tödlichen Ausganges der In-
Auch läßt sich bei An-
‘wendung der intracutaneüi Infektionsweise im Meerschweinchen-
versuch ein nennenswerter Unterschied gegenüber den nicht
vorbehandelten Kontrollen nicht erkennen; das normale Pferde-
serum ist auch hier nicht imstande, die Bildung der Infiltrate
Als Beispiel für diese Versuche
fektion negative Resultate,
seien die folgenden Protokolle (Tabellen 5 und 6) mitgeteilt.
Bei derpercutanen Einverleibung der Diphtherie-
bacillen (Einreiben der Kultur auf die enthaarte Baughhaut) läßt
sich die Wirkungsweise des normalen Pferdeserums bei gleichzeitiger
öder kurzer Zeit nach der Infektion erfolgende Injektion desselben am
_ deutlichsten demonstrieren, weil hier die Krankheitserreger nur.
san in das Unterhautzellgewebe der. infizierten Tiere ein-
lringen. |
Abwehrmaßnahmen, die durch das normale Pferdeserum offenbar
eine Steigerung -erfahren. Aber auch bei dieser Versuchsan-
ordnung treten deutliche Unterschiede zwischen dem normalen
und dem antitoxischen Serum zutage. Das normale Pferdeserum
_ kann hier nur dann eine Heilung herbeiführen, wenn die benutzte
Kulturmenge nicht ein Vielfaches der tödlichen Dosis beträgt und.
wenn das zwischen Infektion und Serumeinspritzung liegende Zeit-
intervall nicht zu groß gewählt ist, =
rn u Tabelle ð.
Propłäylaktischer Versuch an Meerschweinchen.
Meerschweinchen,
500 fachen Diphtherieserums), bzw. 5 cem normales Pferdeserum sub-
cutan. Nach 24 Stunden fallende Mengen Kultur D 14 (24stündige
Löfflerserumkultur) subeutan. Kontrollen ohne Vorbehandlung.
Meer- nach Stunden |
Schweinchen Serum subeutan Kultur Verlauf -
Nr. subeutan
5 A-E, 1/, Öse st. Infiltr. F 4, typ. Befund
5 „ tje » st. Infiltr.. 7 5, typ. Befund
5 s 1 y st. Infiltr, kommt durch
5 yp 1o p st. Infiltr, kommt durch
Be I okos- |Intiltrat, kommt durch
121 ; 5 3 -9 ` 1 gan „ ; glatt
199 -| 5cem norm. Pferdeserum Use m f 3, typischer Befund
Be l l 800 9 T8, n ” o
Tabelle 6.
MA Mischungsversuch beim Meerschweinchen.
En 24stündige Löfflerserumkulturen), je 1 Öse in 3 cem normalem
Aan oserum aufgeschwemmt. Derartige Mischungen an Meerschweinchen
R 5 l, 2, 4, 10 und 24 Stunden Stehen .bei Zimmertemperatur sub-
„van. Kontrollen: je 1 Öse D14, aufgeschwemmt in Verdünnungen
TTS rm ——— mn
'„ Mecr- Injektion i
- Schweinchen > Ein- J
Nr. Kultur| ° SPIEUNE, Verlauf
- l . D 14 Serum
: Dmr Ta A E el U nn
Fr 1 Ose |3cemnorm.Pferdeserum | 1 Stunde 9, typischer Befund
u 1 -n.|8. 5 A o Stunden | tZ nm
348 ER: i n 3 ” 4 n Bs m ”
844 a ngo o A TAS goo? 2
3465 i E EE E: 7 24 ” 2y n »
346 n 8 A.-E. 1 Stunde | F 2. » :
. 347 ER 12% 1... Ist Infiltrat, lebt
EF 1 33 i A. ” 1 Ek] Strängchen, lebt
von \ a N
Der Organismus hat infolgedessen mehr Zeit zu seinen.
zirka 250 g Gewicht, je 5 A.-E. (t/o ccm eines -
‚kleine rundliche Erosion an der Infektionsstelle auf.
über die Wirkung des normalen Pferdeserums: auf. die Diphtherie-
flussung der lokalen Erscheinungen bei Kaninchen. und. Meer-
schweinchen folgendes sagen: er, a ey
1. Bei Mäusen, die regelmäßig nach 'subcutaner Einver-
leibung kleinerer Mengen virulenter Diphtheriekultur im Verlauf
von‘ drei bis acht Tagen ‘sterben, entfaltet das. normale Pferde-
Serum keinerlei Schutz- oder Heilwirkung selbst in: Dosen vön
0,5 bis 1,0 ecm. = en Zu Bee a
2. Das antitoxische Diphtherieheilserum ist ‘ein ‚sicheres
Schutz- beziehungsweise Heilmittel bei den mit lebenden .Di-
phtheriebakterien infizierten Mäusen. Da (die Mäuse sehr: gift-
" unempfänglich sind und andererseits eine Vermehrung: der .Di-
_phtheriebacillen im Mäusekörper unter gleichzeitiger Produktion. von
Giften in ziemlich starkem Maße erfolgt, so sind, verglichen mit
den 'giftempfänglichen Meerschweinchen, außerordentlich "hohe
Antitoxinmengen notwendig, um sichere Sc
bei weißen Mäusen zu erzielen. — = : hen
' 8. Bei Kaninchen und. Meerschweinchen sind die. Wirkungen
des normalen Pferdeserums auf die in der Haut und im. Unter-
hautzellgewebe durch lebende Diphtheriebakterien ‘oder durch
‘die Diphtheriegifte hervorgerufenen Erscheinungen außerordentlich
gering. Sie bleiben weit hinter den Wirkungen. des Diphtherieanti-
toxins zurück. Diese Befunde .stehen in Übereinstimmung mit ‘den
Ergebnissen der von Klinikern unter besonderer Berücksichtigung
der lokalen Wirkungen des normalen Pferdeserums' und’ des ’anti-
ee Diphtherieheilserums angestellten Versuche (v..Gröcz,
Feer). pp gi aa T: a]
- 4. Die Schutzwirkung des normalen Pferdeserums, sei‘ es,
daß dasselbe 24 Stunden vor der Infektion oder im Mischungs-
versuch gleichzeitig mit den lebenden virulenten’ Diphtherie-
bakterien gegeben wird, ist im Meerschweinchenversuch fast gleich
Null. Es wird weder die Entstehung lokaler Infiltrate, noch. der
ta rin
nn
b
tödliche Ausgang verhindert. Auch diese Versuche stehen’ durch- -
aus in Übereinstimmung mit den klinischen Befunden von Feer.
5. Die im Heilversuch bei Meerschweinchen, welche ‘mit
lebenden Diphtheriebacillen durch Verreiben auf der Haut. infiziert
waren, beobachteten im Vergleich zum Diphtherieantitoxin ge-
ringen Wirkungen des normalen. Pferdeserums sind daher nicht
als Ausdruck einer Giftneutralisierung, sondern als eine Resistenz-
erhöhung des infizierten Tieres aufzufassen.” ur
Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan,
Von | Dee;
| Prof. Dr. Felix Pinkus. m;
3. Die Zeit nach dem Entstehen einer durch
Spirochätennachweis erkennbaren syphiliti-
schen Initialsklerose : g
Durchschnittlich am 21. Tage nach der Infektion tritt eine
! Ihr Sekret
enthält, im Dunkelfeld untersucht, massenhaft Spirochaeta pallida.
Diese Erosion ist der Beginn der syphilitischen Initialsklerose. So-
bald sie. durch den Spirochätenbefund als solche festgestellt: ist,
t
‚muß kräftige Behandlung einsetzen. Unter dieser überheilt, falls
mit Salvarsan ‚behandelt wird, die Sklerose in folgender Weise:
Ist die Anfangsdosis des Salvarsans hoch bemessen (etwa Dosis. IH
Neosalvarsan), so reagiert die Sklerose namentlich an blutreicher
Haut (Lippe) lokal, sie schwillt mächtig auf. Je älter sie’ist (yon. -
etwa 12 Tagen an, also 33 Tage nach der Infektion), desto sicherer
tritt etwa acht bis zehn Stunden nach der intravenösen Injektion’
auch eine starke Allgemeinreaktion auf: Fieber von 38 bis 49,
Schüttelfrost, allgemeines Unbehagen, Schwäche, blasses Gesicht.
Diese Allgemeinreaktion läuft meistens in 24 Stunden, ‘seltener
erst in zwei bis drei Tagen ab und wiederholt sich nicht, oder
nur selten und in schwächerer Form, nach den folgenden Ein-
spritzungen. Spirochäten sind im Sekret dieser Sklerose nach
24 Stunden meistens nicht mehr zu finden. Wird die Dosis nicht
wiederholt, so sind nach zwei bis drei Tagen oft wieder welche
nachweisbar. So stark die Anschwellung,der Sklerose auch nach
einem Tag ist, nach zwei Tagen ist sie sehr zusammengefallen,
kleiner als bei der ersten Besichtigung. Die lokalen Vorgänge
sind besonders deutlich ausgeprägt bei Sklerosen der Mundlippen,
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Zusammenfassend läßt sich auf Grund der Versuche
infektion der Mäuse (Schutz- und Heilwirkung), über die Beein-
schweinchen, und die Verhütung der Diphtherieinfektion der Meer-
hutz- und Heilwirkungen
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beschrieben werden.
el? Tage bis zur soliden Überhäutung. - In den ersten Tagen bleibt
'Lymphdrüsenschwellung zu sein.
- Spirochäten infiziert werden.
‘führte dazu, die Syphilis erst ordentlich herauskommen zu lassen,
‘she. man an ihre Bekämpfung ging, auch die Bekämpfung nicht
lich ist die Idee, daß die schnelle Unterdrückung der Ausbrüche
öft aber auch bei solchen des Präputiums und der weiblichen Scham-
lippen. Auch die regionären Drüsen schwellen, falls sie schon
vergrößert waren, am ersten Tag an und fallen danach wieder
schnell zusammen. Ist der Termin der Injektion der Ausbruchs-
zeit der Roseola nahe, so kann wenige Stunden nach der In-
jektion eine deutliche Roseola hervorkommen. Alle diese Schwel-
Jungszustände gehören in das Gebiet der Herxhe imerschen
Reaktion, des lokalen Reagierens sämtlicher syphilitischen Herde
auf den Schlag des Heilmittels. Dieser Schlag wurde im Anfang
der Salvarsanbehandlung als sehr erwünscht und heilsam ange-
‚sehen, er galt als Ictus immunisatorius, solange man die Gefahren
‚der hohen Salvarsandosierung noch nicht kannte.
Ser Bald lernte
man aber.seine Unwichtigkeit für die Heilung, seine Gefahr für
das Leben kennen und suchte ihn aufs strengste zu vermeiden.
Wie dies geschieht, werden wir im Verfolg dieser Besprechungen
sehen. „Hier soll erst die A bh e ilung des Primäraffekts weiter
Der Primäraffekt braucht durchschnittlich
er 80 zusammengesunken, wie wir es für den zweiten Tag ge-
schildert haben, danach dauert es noch eine Woche, während
‘welcher ja auch neues Salvarsan zugeführt wird, bis er sich
epithelisiert.
‚vorhanden, erheblich an Größe zurück. Waren noch keine Drüsen
"vorhanden, so entstehen auch keine. Das ist dasselbe Verhalten,
' welches die Drüsen auch früher schon bei der Ausschaltung des
'Primäraffekts ‚gezeigt haben.
‚gewiesen, daß nach Excision des Primäraffekts keine regionären
‚Drüsenschwellungen auftreten, und ebenso fehlen sie, wenn der
Zugleich gehen regionäre Drüsen, falls solche schon
Matzenauer hat darauf hin-
Primäraffekt nach der Methode von Holländer mit heißer
Luft ausgebrannt wird. Es scheint danach die massige Spiro-
‚chätenansammlung im Primäraffekt, der ja eine Granulations-
geschwulst ist, wichtig für das Zustandekommen der regionären
Der Primäraffekt ist eine Bar-
riere, nach deren Durchbrechung erst die Drüsen von festsitzenden
Die anschwellenden Lymphdrüsen
dürften demnach nicht nur die Bedeutung eines Spirochätenfilters
haben, sondern genau so wie der Primäraffekt, eine Gewebs-
reaktion auf massenhafte lokale Spirochätenvermehrung sein, drei
Wochen nachdem sich die Spirochäten in ihnen festgesetzt haben.
-Im noch nicht allergischen Körper wird eine neue Stelle immer mit
derselben Inkubationszeit infiziert wie die vorhergehende, der
Primäraffekt von der Eingangspforte her, die Drüsen vom Primär-
affekt her. So stellt auch das Exanthem eine Reaktion des Haut-
gewebes drei Wochen nach der über den ganzen Körper aus-
gebreiteten fleckweisen Spirochätenansiedlung dar, die zustande
kommt, wenn die Drüsenbarriere durchbrochen ist. Die Infektion
der Haut findet von den Drüsen her statt. Nachdem sie ein-
getreten ist, ist die Allergie erst vollkommen erreicht. Die Spiro-
chätenausbreitung scheint sprunghaft und nicht allmählich vor
sich zu gehen. All diese Ausbreitung zu verhüten, betrachten
wir heute als die wichtigste Methode der Syphilisbekämpfung.
Damit haben wir mit größter Wahrscheinlichkeit recht, wie wir
alsbald sehen werden. Es ist aber notwendig, gleich an dieser
Stelle den entgegengegesetzten Gedanken zu erwähnen, welcher
die große Drüsenschwellung und das starke Ausbrechen der Ro-
seola oder des papulösen Exanthems für eine gute Abwehrreaktion
des Körpers ansieht, die die Krankheit auf die Haut fixiert und
damit.von edleren inneren Organen ablenkt. Dieser Gedanke
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mit. starken Mitteln zu betreiben, sondern unter Vermeidung des
Qüscksilbers mit Hungerkuren, Wasserprozeduren und Schwitz-
tränken den natürlichen Ablauf, das heißt das spontane Ver-
schwinden der sichtbaren Zeichen, abzuwarten. Dieses Vorgehen
setzt voraus, daß die syphititischen Erscheinungen Reaktionen des
Körpers auf das Syphilisvirus seien und das Virus abtöten. Es
ist sehr zweifelhaft, ob dieser Gedankengang richtig ist, nament-
durch das Quecksilber schädlich. sei, sicher falsch, denn durch
das Quecksilber machen wir nichts weiter als die Natur selbst
mit der Zeit leistet, und es wäre gegen alle sonstigen Erfahrungen
mit Krankheiten, wenn man es als besser ansehen wollte, daß ein
Mensch längere Zeit krank gelassen würde als daß man ihn
schnell heilt. Für die Anhänger dieser Theorie des Austoben-
lassens der Syphilis auf Haut und Schleimhäuten sind zwei Gründe
‚wichtig. Der erste ist der, daß späte Nachkrankheiten im Central-
‘nervensystem und im Herzen und Circulationsapparat so oft bei
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Fällen vorkommen, die völlig erscheinungsfrei verlaufen sind, in
denen sogar oft keine Anamnese einer syphilitischen : Infektion
zu erheben war, nicht die geringste Erinnerung des Kranken an
eine syphilitische Infektion besteht. Mit dieser erscheinungsfreien,
viele Jahre latenten Syphilis wird der Verlauf der Syphilis in
Vergleich gebracht, wo nach einer einzigen Kur, vielfach sogar
nach ganz geringer Behandlung, die Krankheit keine weiteren
Erscheinungen machte und dann die genannten inneren Leiden
sich doch nach Jahrzehnten ausbildeten. Diese anscheinend
„leichte Form“ der Krankheit gibt keine gute Prognose für den
späteren Verlauf, es ist gar keine leichte Form, un d es gibt
gar keine leichte Form der Syphilis. Die Syphilis
ıst hier nicht äußerlich fixiert, sondern im Innern des Körpers
lange unerkennbar, verborgen, aber fortschreitend. Anfängliche
äußere Erscheinungsfreiheit disponiert möglicherweise zu späte-
rem schweren Verlaufe (Tabes, Paralyse, Herz- und Aortenerkran-
kungen). Der zweite Grund ist der, daß im Gegensatz zu diesen,
ihrer Erscheinungsfreiheit wegen nicht oder wenig behandelten
Syphilisfällen die ihrer häufigen Rezidive wegen viel behandelten
Kranken relativ selten an Tabes und dergleichen erkranken, dab
in Ländern mit ganz besonders vernachlässigter Hautsyphilis, mit
schweren äußeren tertiären Erkrankungen, abgefressenen Nasen
und Knochengummen jene schweren inneren Nachkrankheiten seht
selten sein sollen. Wenn das wahr ist, was ich nach den Nach- .
richten aus dem Anfang der europäischen Syphilis sehr bezweifle,
so wäre es ein sehr wichtiges Argument. Wenn es aber in Ame-
rika viel Neger mit syphilitischen Nachkrankheiten gibt, in Afrika
trotz furchtbaren Syphilisausbrüchen aber wenig, wenn die ge-
bildeten modernen Osmanen Tabes und Paralyse ebenso stark
zeigen, wie Mitteleuropäer, während unter kleinasiatischen Türken |
und den Arabern in Nordafrika wenig davon gefunden wurde,
so liegt es vielleicht nur am Suchen. In Europa wenigstens sind
in den ersten Jahrzehnten der Franzosenkrankheit, wie damals
in Deutschland die Syphilis hieß, trotz ungenügender Heilmittel
und trotz stärkster äußerer Ausbrüche zuviel nervöse Erkran-
kungen und tödlich verlaufene Psychosen bekanntgeworden, um
“hier eine ausreichende Ableitung auf die Haut annehmen ZU
dürfen. Es läßt sich nicht entscheiden, ob dieser Gedankengang
der richtige ist oder vielmehr derjenige, welcher aus der guten
späteren Prognose der symptomatisch vielbehandelten Fälle den
Schluß zieht, daß auch die symptomlosen Fälle ebenso stark be-
handelt werden müssen, wie die häufig rezidivierenden: die
Grundlage der chronisch-intermittierenden Therapie Four-
niers, die in Deutschland ihren konsequentesten Vertreter M
Neißer besaß. Nicht die Symptomlosigkeit der ersten Jahre
sei wichtig, sondern die Vernachlässigung der Behandlung M
dieser Zeit, welche erzeugt ist durch die Symptomlosigkeit.
das stammt natürlich aus der Vorwassermannzeit! Denn seit der
Anwendung der Wassermannschen Reaktion gibt es vie
weniger symptomlose Syphilis als früher und die Fälle sind viel-
fach frei von Exanthem, haben aber positiven Wassermann. Soviel
ist für mich sicher, weil es sich aus meiner eigenen 929—3000 Fälle
umfassenden Statistik ergibt, daß die symptomatisch vjelbehan-
delten Fälle selten späte Nachkrankheiten zeigen. Doch glaube
ich auch aus meinen symptomlos gründlich chroniseh-intermittle-
rend behandelten Fällen, deren Zahl aber viel geringer ist,
schließen zu dürfen, daß auch in dieser Kategorie nur wenig Nach-
krankheiten sowohl tertiärer Natur als auch der Nerven- U
Circulationsapparate vorkommen. Wenn die großen Drüsen
schwellungen und das erste Exanthem die Reaktion auf die Spiro-
chätenansiedlung sind, dann ist es vielleicht doch besser, diese
Ansiedlung zu verhüten. Bei näherer Betrachtung der Drüsen WN
der tausendfachen Hauteffloreseenzen zeigt es sich nämlich, da
hier viel tiefere Ereignisse im Körper vor sich gehen müssen a8
eine einfache auf die Oberfläche fixierte Reaktion. Diese Knoten
bilden eine solche Unmenge von Lymphocyten, daß bei deren
Fortbestehen ein leukämieartiger Zustand des Bluts herauskoM-
men müßte. Davon ist aber gar keine Rede. Alle diese yn-
mengen neugebildeter Lymphocyten gehen im Körper zugrüi ê,
sie werden verbraucht. Das Blut zeigt bei Syphilis zwar zuwelel
relative Lymphocyten bis zu 40% der zählbaren weißen, ul-
körperchen, mindestens ebenso häufig aber nichts dergleichen,
sondern normale Leukocytenverhältnisse oder sogar eine poly-
nucleäre Leukocytose. Es müssen also unendliche Mengen von
Lymphocyten bei der Syphilis durch den Körper vernichtet wer-
den, sowohl im ersten Beginn, wo die Lymphdrüsen schwellel
und oft fast nur aus Keimeentren zu bestehen scheinen, als auch
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43 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 98. 0 O B6 e g a
ay F : , während der Abheilung, wenn Drüsen. und die Zellinfiltrate der | Spirochäten im Gewebe sondert der Körper aus ‚Tausenden von Bee a
kaiii Haut eingeschmolzen werden. Dies steht ganz im Gegensatz zur | Punkten Stoffe in.das Blut‘.ab, die Summe. dieser. Stoffe- er- i RE =
nitat - . Iymphatischen Leukämie, deren Lymphoeytenfüllung der. Drüsen, | geben die Serumveränderung, die wir an der positiven Wasser- Ip RE z
Anker > der Milz, des Knochenmarks und des kreisenden Bluts sich nur | mannschen Reaktion erkennen. ‚Die Behandlung- muß. dem- ee
mm | =- durch einen ungenügenden Lymphocytenzerfall erklären läßt. nach in dem Zeitraume beginnen, in dem“ die. Wass er- ii Eilg n
Ski] Mit der Anschauung, daß die Syphilis erst ordentlich heraus- | mannsche Reaktion noch. negativ. ist, und nie dürfe sie positiv I SEE
hdg, kommen müsse, ehe die Behandlung‘ einsetzen darf, mußten wir | werden. Dieser einleuchtenden Theorie haben sich die meisten . u org
p min. erst gründlich bekannt werden, wenn wir die Richtigkeit der |. Syphilidologen angeschlossen, nicht aus theoretischen Gründen, Bil poe —
e lah} entgegengesetzten Idee vertreten wollen. Denn so einfach sind | sondern weil sie mit ihrer ‚praktischen Erfahrung übereinstimmt. =; an Ei
an die Gedankengänge.nicht, die zu einer von der früheren völlig ab- | Es scheint nach vielseitig ausgesprochener Ansicht: wirklich so E: AEN
wik | _ weichenden Auffassung führen. Früher, in der Zeit vor dem Be- | zu sein, daß der; syphilitische Primäraffekt neno relativ.barmlose, . en
lest,- -` kanntwerden der Spirochäten und der 'Wassermannschen | heilbare, örtliche Spirillenerkrankung .darstellt“, deren „Heilung EE al
e Ë, < Reaktion, als man zur Sicherstellung der Diagnose „Syphilis“ das | in nahezu allen Fällen gelingt“. Der früh behandelte Primär- Bi:
a Kipi. Exanthem abwarten mußte, hatte aus den klinischen Beobach- | affekt heilt ab, es entsteht keine ‚Drüsenschwellung,. kein. Ex- i aa
u; . tungen sich der Schluß ergeben, daß auch die stärkste einmalige anthem, keine Wasser mann sche Reaktion und - in ‚vielen DE
nti | Quecksilberbehandlung nie imstande war, die Syphilis ganz aus- | Fällen zeigt sich das Ausbleiben der in älteren Syphilisfällen so TE Sp
twie zuheilen. Man sah bei gründlichster Beobachtung, daß.nach einer | auffallenden hohen Unempfindlichkeit gegen Neuerkrankung. mit | I ER 5
nis] . gewissen Zeit, sogar nach langer Pause, bis zu einem Jahre, stets | Syphilis dadurch, daß eine sogenannte Reinfektion. eintritt.. Die HORE 4
Au... wieder irgendwelche sekundärsyphilitischen Ausbrüche hervor- | hochgradige Hautimmunität der- Syphilis, wie wir die Syphilis- ii.
danik: kamen. Schon damals fiel es auf, daß in den Fällen, in denen | allergie nennen, kommt ‚In diesen Fällen nicht zustande. Wenn | oe
dsj der Primäraffekt ausgeschnitten oder ausgebrannt worden war, | damit auch nicht über jeden Zweifel erhaben bewiesen ist, daß | Re
nö sich ganz besonders lange geringe, meist verborgen sitzende Rezi- | überhaupt alle Syphilis aus dem Körper beseitigt ist; so spricht ie RT
ni! dive immer wieder einstellten.. Ganz ebenso verhielt es sich in | doch die. langjährige . Beobachtung - vieler. von diesen Fällen, die E E
Mc der kurzen Zeitpause zwischen Spirochätenentdeekung und Er- auch ohne wiederholte Behandlung wassermannnegativ blieben, | in a
aW; . findung des Salvarsans, als man zur Sicherstellung der Syphilis- | kein Exanthem oder sonstige sekundärsyphilitischen, Anzeichen es:
kt = diagnose nicht mehr auf das Exanthem warten mußte, sondern | darbieten, keine nervösen Nachkrankheiten bisher gezeigt haben, Ai Bi ee
rib der Spirochätenfund im Primäraffekt schon die Diagnose sicherte | dafür, daß die- Krankheit völlig erloschen ist. Gennerich.hat le | |
b; < und auf diese. Sicherstellung hin die Behandlung der Syphilis im | eine große Anzahl derartig verlaufener frühbehandelter Fälle mit- \ E SRE
ët: Primäraffektstadium erlaubt schien. Auch hier ist mir kein Fall.| teilen lassen. Auch Jadassohn,.der kritischste und -klarste, - HIR | A
0a uneingenommenste Syphilisforscher, - den Deutschland besitzt,- H ATEA
S EN ATEN
PE: J bekannt, wo ausgiebige Hg-Behandlung mit den stärksten Spritz-
z‘.
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neigt sich mehr und mehr der Ansicht einer abortiven Syphilis-
i; > -Kuren den Rückfall mit Sicherheit verhütete. In dieser Anschauung ‚mehr l | i:
pm, waren alle. gewissenhaften Syphilidologen miteinander einig. | heilung durch eine einzige starke Salvarsankur zu. Noch ‚mehr ea.
w. Ich habe in-häufigem und ‚ausgiebigem Gedankenaustausche mit | Autoren aufzuführen, halte ich für überflüssig. Ich will im fol- JE ee
5 den gründlichsten Forschern stets diese Erfahrung äußern hören. | genden nur meine eigenen Erfahrungen mitteilen. Hierzu be- > MR: Re RE
BE) . Es gibt zwar Statistiken, in denen retrospektiv aus Erscheinungs- | nutze ich eine Einteilung der mir ‚bekannten Fälle in zwei Ab- SA: 7 Ts
BB, freiheit alter Syphilitiker geschlossen wird, daß ganz geringe An- | teilungen, erstens die frühbehandelten Fälle und ihre jahrelange Mi; In, ee
Bi fangsbehandlung genügt, um die Syphilis für das ganze Leben | Verfolgung, zweitens die BReinfektiorisfälle. Vorbedingung für den | ES
pa; zum Erlöschen zu .bringen. Eine solche Statistik beweist indessen | Erfolg einer Syphilisverhütung ist der Beginn der Behandlung, U. BR En D
pf gar nichts. Aus. demselben Material, wenn es individuell und | sobald der Primäraffekt entdeckt ist. ‚Dieser Primäraffekt muß. "I
14 sorgfältig durchgearbeitet, ist, namentlich unter Benutzung der | ganz frisch sein, wenig über 21 Tage nach .der Infektion, ohne W MRE = o e il
hè, Wassermann schen Reaktion, ergibt sich, daß alle diese alten | irgendwie bemerkbare regionäre Drüsenschwellung, mit negativer a o e
j Syphilitiker fast ausnahmslos noch sehr deutlich nachweisbare | Wassermannscher Reaktion. Nach dem Auffinden der EB i
gi Zeichen ihrer vor Jahrzehnten überstandenen Krankheit darbieten. | Spirochäten im. Dunkelfelde darf kein Tag mehr versäumt. wet- di |
jw: Jeh selbst habe unter mehr als 2000 alten Prostituierten in Berlin, | den. Sofort hat die Salvarsanbehändlung einzusetzen, und zwar, AMNA er.
Ei - . deren genaue Krankengeschichten mir für die Zeit von 10 bis | wie ich rate, in der Form, die ich nach Besprechung der all- no OEE
& 20 Jahren und länger vorlagen, bei 50 % tertiärsyphilitische Aus- | gemeinen Bedingungen beschreiben-werde. Ich halte mich, wenn Mn; re:
gi brüche, den Rest fast ausnahmslos wassermannpositiv aufgefun- | möglich, an ‚die Regel, die Behandlung bis über die Zeit hinaus BI, )) S a
p): den. Die Ansicht, daß auch die stärkste Anfangskur nicht im- ` auszudehnen, in welcher im unbehandelten Falle das erste Ex- Bi Es
af, stande ist, die Syphilis zum Erlöschen zu bringen, daß die Rezi- | anthem sicher ausbrechen würde, das heißt also bis 1⁄ Jahr nach ' Be
í dive zwar hinausgeschoben, aber nicht gründlich verhütet seien, | dem Termin des infektiösen Coitus. Aus langjähriger sorgfältig- . eA RE
Mi wie sie in der Quecksilberzeit galt, hat sich in der Zeit seit | ster Beobachtung und Vergleichen mit den Fällen vor der Spiro- . in Ha ER,
ï,- der Salvarsanbehandlung in das Gegenteil umgewandelt. Imvier | chätenentdeckung weiß ich genau, daß in den Fällen, welche ich So o AE
£ mehr von den Autoren, welche diese Ansicht vertraten, neigten `| als ‚Primäraffekte anspreche, ein Syphilisausbruch . mit ‚Sicherheit MR. © er
5 Steh der Überzeugung zu, daß frühe Salvarsan behandlung | zu erwarten . ist. Ich weise‘"deshalb den manchmal. vor- ID |
š- - lmstande sei, die Syphilis auszulöschen. Ehrlich selbst hatte | gebrachten Einwand zurück, daß diese Fälle auch unbehandelt | a o
j nur ein. Interesse an den Fällen, die im frühen Primäraffekt- | vielleicht ohne Syphiliseruption weiter verlaufen wären, denn ich BERE: .,
N stadium der Behandlung zugeführt wurden. An eine Heilung | habe derlei nie in früheren. Jahren gesehen. Solche. Einwände !.
f später Syphilis mit seinem Mittel glaubte èr nicht recht oder fand | lenken vom Wichtigen ab, halten es mit einer unberechtigten Mino- ı E
p wenigstens den Beweis ‚nicht‘ sicher erbracht: Nur für diese | rität von Chancen, verwirren. Ich bin früher jahrelang mit, der 1 11 a
z ` frühen Fälle “sprach er die Erwartung aus, daß sie völlig ge- | Syphilis in der Weise verfahren, daß ich die mit Primäraffekten OITIS RAMEE:
f heilt-werden könnten. Neißer, der Hauptvertreter der langen | in die Behandlung eintretenden-Kranken zunächst nur beobachtet all AEF A k
3 Chroniscli-interńittierenden Quecksilberbehandlung mit den stärk- | und mit milden Mitteln lokal behandelt habe, bis der gewöhnliche 2
6. sten Quecksilbermitteln, verließ diesen. Standpunkt vollkommen | Verlauf, Auftreten der regionären Drüsen und Hervorkommen des
j und ging zu der Meinung über, daß abortive Behandlung durch | Exanthems, den vollen Beweis der syphilitischen Erkrankung er-
5 einmalige Salvarsanbehandlung möglich sei. Wassermann |-bracht hat. Die Drüsenschwellung allein habe ich nie als aus-
/ : Schloß sich der Ansicht von Ehrlich vollkommen an. Er hat | reichenden Grund zur Diagnose angesehen, außer bei Gesichts- _
f In den letzten: Jahren mehrfach die Ansicht ausgesprochen, daß | schankern,. bei denen die Geschwürsform, die kolossale Hals- -
Inden ersten Wochen nach der Infektion, bis etwa zum 30. Tage, | drüsenschwellung, charakteristisch und eine Verwechslung mit
; die Spirochäten nóch ohne festen Gewebssitz (mit Ausnahme der | hartgewordenem Ulcus molle ausgeschlossen ist. : Sogar an einer
+ Stelle des Primäraffekts) im Blute kreisen, daß sie nach diesem | schwachen Roseola habe ich noch oft gezweifelt und manchmal
| l wochenlang abgewartet, oft bis papulöse Eruptionen, Genital-
ermin aber sich über den ganzen Körper verbreitet im Gewebe |
‚angesiedelt haben. In der Zeit, in der sie reine Blutparasiten. | papeln, Munderscheinungen, die Diagnose sicher gemacht haben.
seien, ähnlich den Recurrensspirochäten, welche stets Blutparasiten | Es drehte sich bei mir nicht etwa um das Hervorkommenlassen
eiben, sei es möglich, sie schnell und sicher abzutöten. Nach- | des Ausbruchs in der obengenannten Absicht der Ablenkung alles
her sei dieser günstigste, Behandlungszeitraum verpaßt, und die. | Schlimmen auf die Haut. Vielmehr handelte es sich stets nur -
estangesiedelten Spirochäten seien. nicht mehr mit Sicherheit über- | darum,. eine sichere Diagnose zu haben, da ein Mensch durch
al. vom Heilmittel zu'packen. Nach der festen Ansiedlung der | sie zu drei- bis vierjähriger Behandlung veranlaßt, unter schwer:-
558
wiegende Lebensbedingungen gezwungen, ja in eine andere Men-
schenkategorie hineingebracht wurde. Dies ist ein Eingriff in
die persönliche Freiheit gewesen, für den nur die allersicherste
Entscheidung der Syphilisdiagnose die Verantwortung übernehmen
konnte. Vor dieser Syphilis, die eine solche ewig lastende Be-
‚ schränkung und Sorge auf ihren Träger wälzte, soll unsere neue
Behändlung bewahren, und wir hoffen, daß es mit ihr gelingt.
Diese sichere Diagnose ergibt nunmehr der Spirochätenbefund im
Dunkelfeld aus dem Schanker heraus. Der spirochätenhaltige
'Schanker ist Syphilis, Syphilis mit Erregern, die sicher schon im
ganzen Körper kreisen ünd sich ihren Platz suchen. Haben die
Spiröchäten schon drei Wochen im Körper gesessen und die lokale
Reaktion erzeugt,. die wir als Primäraffekt erkennen, dann ist
der Mensch syphilitisch und nicht, wie Wassermann einmal
gesagt hat, noch nicht syphilitisch, sondern erst Spirochäten-
träger. Die letztere Vorstellung ist verständlich und gütgemeint,
aber klinisch unfaßbar. Es ist aber richtig, daß bei den Kran-
ken im frühen Primäräffektstadium noch nicht die spätere Durch-
dringung mit. Spirochäten vorhanden ist, die sich als Hautimmu-
nität gegen neueingeführte Spirochäten darstellt, ein solcher
Mensch’ ist an seiner übrigen Haut, -wie wir seit Jahrzehnten
wissen, noch leicht neuinfizierbar. In dieser Eigenschaft, wo |
nur der Schanker und seine nächste Umgehung die Änderung an-
zeigen, die die Syphilis später über den ganzen Körper ver-
breiten würde, muß der Kranke erhalten bleiben. Dieses ge-
schieht durch. schleunige und starke Behandlung. Die sehr
zweifelhaften Resultate der präventiven Hg-Behandlung habe ich
bereits erwähnt. Der Versuch, die Salvarsanergebnisse durch
massive Hg-Dosen zu erreichen, welche die gewöhnliche, lange aus-
probierte Dosierung um ein Vielfaches übersteigen, wie cs von
Ehlers aus nicht: bloß wissenschaftlichem Salvarsanhaß kürz-
lich versucht worden ist, scheiterte kläglich am tödlichen Aus-
gange dieser Behandlung. Schon die ersten Versuche mit Sal-
varsan ergaben ganz anders geartete Resultate. Typisch ist der
bereits 1910 beschriebene Fall, in welchem ein Mann im Schan-
kerstadium mit Salvarsan behandelt worden war, aber vorher
schon seine Frau angesteckt hatte. Diese kam mit Genitalpapeln
in Behandlung. Melirere Monate danach kam derselbe Mann mit
einem neuen Primäraffekt zur Beobachtung, den er sich bei der
Lage der Dinge nur. durch erneute Ansteckung bei seiner noch
ansteckendkranken Frau geholt haben konnte: es mußte sich also
nach der allseitig als richtig angesehenen Anschauung um eine
Reinfektion dieses schnell geheilten und noch nicht hautimmun
gewordenen Mannes von seiner Syphilis her handeln, die er selbst
im Zeitraume seiner eigenen Infektiösität seiner Frau beigebracht
hatte. Dieser Fall erregte damals berechtigtes Staunen und
Zweifel, denn dergleichen war von früher. her unbekannt: es sind
‚aber im Laufe der Jahre Fälle derselben Art beschrieben wor-
den, sodaß an ihrer Möglichkeit heute kein Zweifel mehr bestehen
. kann. Solche Fälle beweisen ebenso wie die anderen, äußerst oft
bekanntgewordenen und jedem Syphilidologen in seiner eigenen
Beobachtung vorgekommenen Fälle von Reinfektion mit Syphilis
die stärkste Wirkung des Salvarsans. Sie berechtigen zu dem
Entschlusse, die primäre Syphilis mit reiner Salvarsankur zu be-
handeln und das Quecksilber fortzulassen. Der Hauptgrund, das
Quecksilber aus der Behandlung dieser Fälle, wenigstens für den
Anfang, fortzulassen, ist für mich ein lediglich praktischer. Es
gelingt leichter, dem Kranken die notwendig hohen Salvarsan-
dosen beizubringen, wenn man die Störungen, welche die Queck-
silberbehandlung erzeugen könnte, vermeidet durch Fortlassen
des Quecksilbers. Namentlich Enteritis würde die Stärke der
Salvarsandosen einzuschränken zwingen, ebenso die im Beginn
mit löslichen Hg-Salzen (Sublimat, Cyanat, Embarin) häufigen, bei
Salicylquecksilber öfter nach jeder Injektion eintretenden Fieber-
steigerungen. Die nicht selten nach der ersten Hg-Injektion, auch
wenn sie nicht höher als 0,01 Sublimat ist, auftretende äußerst
heftige Enteritis mit blutiger Dickdarmentzündung zwingt, die
Kur auf eine Woche oder länger auszusetzen, und so muß die
wichtigste Zeit ungenutzt verstreichen. Alle diese Störungen der
Salvarsankur werden durch Fortlassung des ‚Quecksilbers besser
vermieden. Auch das Salvarsan wird an sich nicht: immer so
ohne weiteres vertragen, wie wir bereits im Beginn unserer Be--
trachtungen gesehen haben, als von der starken Allgemeinreaktion
auf die inte Injektion die Rede war. Während früher Reaktionen
nach Salvarsaninfusion als nichts Besonderes, ja als die Regel
angesehen wurden, fürchtet man, je mehr man mit dem Mittel
bekannt wird, jede, auch die kleinste Störung nach der Ope-
1919°— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
. Hälfte davon,
ration. Daß Fieber und Frost nur durch das Salvarsan erzeugt
werden, habe ich systematisch an einer großen Reihe vorsichtigst
behandelter Fälle für meine eigenen Kenntnisse als sicher heraus: -
probiert. In vier einander folgenden Maßnahmen wurde die Tem-
peratur genau studiert. Weder die nervöse Erregung vor der
Operation, noch massive 0,8%ige Kochsalzeinspritzung macht
eine Fieberzacke, 0,3 Salvarsan aber macht oft Fieber, und die
zweite Salvarsaninfusion wiederum keine Spur von Temperatur-
erhebung, falls die zweite Salvarsandosis nicht
höher war als die erste; mit wenigen Ausnahmen, auf
welche wir bei Besprechung der Salvarsanzufälle im Zusammen-
hang ‚zurückkommen. -Auch auf den sogenannten Wasserfehler
als Erklärung des fieberhaften Anstiegs gehe ich dort erst ein:
Je kleiner die erste Salvarsandosis ist, desto geringer die Fieber-
und Frostreaktion. Dosis I (— 0,1 Salvarsan) macht nur im
O 8 Juni-
Stadium des älteren Primäraffekts oder beim frischen Exanthem -
Fieber: Ich beginne deshalb als Regel mit Dosis I oder der
Diese Dosis ist nicht imstande, die Spirochäten
sofort. abzutöten, man findet- sie anderen Tags noch im Reiz-
serum des Primäraffekts. Sie kann nach 24 Stunden, jedenfalls
aber nach 48 Stunden, wiederholt werden, doch darf die zweite
Injektion nicht höher sein als die erste! Die meisten Fälle von
Hirnschwellung sind nicht nach der ersten Salvarsandosis auf-
getreten, falls diese nicht etwa für den Fall zu massiv war. Fast
alle kamen erst nach wiederholten Dosen, meistens nach der
zweiten zustande, ein Zeichen, daß hier eine Überempfindlichkeit
besteht oder erst entstanden ist, die den weiteren Salvarsan-
gebrauch gefährlich macht. Meiner Überzeugung nach erfolgt die
Schädigung nur durch den zu starken Salvarsangebrauch. Mit der
kleinen Anfangsdosis von Dosis I oder weniger wird die Gefahr
ausgeschaltet bei Weitergebrauch so kleiner Dosen, die aber oft
wiederholt werden können. Namentlich im vorgeschrittenen Alter
ist größte Vorsicht erforderlich. . Es kommt vor, daß noch nach
zwei- bis dreimal Dosis I eine Steigerung auf Dosis II hohes und
mehrtägiges Fieber erzeugt. Späterhin, wenn. es sich erst em-
mal gezeigt hat, daß in dieser Salvarsanserie alles gut vertragen
wird, kann die Steigerung höher gehen, oft bis zu Dosis V und VI.
Das Schema, welches sich so ergibt, wäre bei einer Ansteckung
am 1. Januar also folgendes:
22. 1. Dosis I, 24. 1. Dosis I, 26. 1. Dosis I, 28. 1. Dosis‘,
also in der ersten Woche — 0,5 Salvarsan;
31. 1. Dosis I, 3. 2. Dosis III, 6. 2. Dosis
ersten 14 Tagen = 1,3 Salvarsan;
9. 2. Dosis III, 12. 2. Dosis II, und weiterhin allwöchentlich
zweimal Dosis III, Dosis IV oder mehr, je nachdem die Ein-
spritzungen dieser höheren Dosen ohne alle Nebenerscheinungen
ertragen werden oder nicht. Gelingt es nicht über Dosis
hinauszugelangen, so wären am 19. März 5,0 Salvarsan =
50 Dosierungen (7,5 g) Neosalvarsan erreicht. Wasser:
mannsche Reaktion wird am besten bei jeder, namentlich bei
den am Ende des zweiten und im dritten Monat vorgenommenen
Injektionen angestellt, denn zu dieser Zeit ist es erst wahrschein-
lich, daß sie positiv werden kann. Sie muß, falls die Behandlung
genügt, stets absolut negativ ausfallen. |
Woran erkennen wir nun, daß wir uns der Hoffnung, eme
„Heilung“ erzielt zu haben, hingeben dürfen?
Diese Erkenntnis kann nur langjährige Beob ach-
tung und die Reinfektion bringen. EPY
Die Beobachtung ist jetzt vielleicht doch schon lange genug,
um nicht immer zu sagen: Das Unglück wird schon noch kommen,
Zu befürchten ist Paralyse und Tabes. Bezüglich der Herz- und
Aortenerkrankungen ist die Zeit wohl wirklich noch zu kurz.
Diese beiden Nervenkrankheiten machen ihre ersten Anzeichen
schon fünf Jahre nach der Infektion, in Gestalt von Blasenstörun-
gen, Pupillenungleichheit und Starre, irgendwelchen Parästhesien
oder Krisen. Der aufmerksame Arzt bemerkt den schleichenden
Beginn, den Verdacht, dann schon, obgleich erst 10 pit
15 Jahre post infectionem die Krankheit voll zum Ausbruche
kommt. Bisher spricht nichts dafür, daß Tabes und Paralyse M
diesen abortiven Fällen noch nachkommt. Das mir zur Ye-
fügung stehende Material salvarsanbehandelter Fälle zeigt w
Tabesdrohung, während aus der Quecksilberzeit eine große Zah
soleher Fälle darunter ist. Die im Primäraffektstadium gründ-
lich behandelten Kranken haben bisher noch gar keine Gefahren
nervöser Nachkrankheiten aufgewiesen. Dagegen sind eine ganze
Anzahl von Fällen, trotz viel geringerer Salvarsanbehandlung:
jetzt bereits bis acht Jahre erscheinungsfrei” und wassermann-
Ill, also in den
—
4
‘war dies ein Lungengangrän, eine durchaus nicht ungewöhnliche Bi
Kombination. Während des Krieges fänden wir dagegen > E
unter 21 Amyloidosen nur zehn Fälle mit tuber-
kulösem Gundleiden (also nur 47,6°/). Die übrigen elf `
Fälle verteilten sich in folgender Weise: fünf Fälle mit ge-
wöhnlicher Grunderkrankung (Rectumfistel,. Lues mit
. 5 Hansen, Ein Beitrag zur Chemie der amyloiden Entartung.
. (Biochem. Zschr. 1908, Bd. 18, S. 185.) . nr Se
= °) Leupold, Untersuchungen über die Mikrochemie und Genese
des Amyloids. (Zieglers ‚Beitr. z. path. Anat. 1918, Bd. 64, H,-8, S. 847;
siehe dort auch 'weitere Literaturangaben.) ar en
mioa Gefühle nach halte ich es für sicherer, bei der Methode der
„teren chronisch-intermittierenden Behandlung auch bei diesen
irühen Fällen zu bleiben, wie wir sie bei. den, etwas später oder
erst zu irgendeinem Zeitpunkte des sekundären Syphilisstadiums
FR Behandlung gelangenden Fällen noch kennen lernen werden.
i mehadet wird mit dieser Vielfachbehandlung nichts, schlimmsten-
78 ist sie überflüssig.“ Bei Abwägung der Chancen, über welche
u Schon, so oft im "Laufe. dieser Aufsätze gesprochen haben,
Müssen wir uns stets vor Augen halten, ob. es nicht besser 1st,
viel Zu viel-zu tun als nur ein klein wenig zu wenig. |
ine wm. win a
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.238. .. 0.000 wen
`- negativ.. Nun erschweren die Beurteilung Fälle, in denen nach | - Aus. dem Pathologisch-anatomischen Institut des Städtischen T Yin,
drei bis vier erscheinungsfreien Jahren neue Syphilisausbrüche | Krankenhauses Stettin (Vorstand:- Prosektor Dr. Oskar Meyer). Be
. „frischer Art auftraten, und. es fragt sich, ob es sich hier um die- | : RR a a y > Bl,
‘=. Hinausschiebung der Verallgemeinerung einer lang zurückgedräng- | Zur - Aımyloidosefrage. | D jehda!
~ ten Syphilis erst nach so langer Zeit handeln könne? Ich habe | -0 0 nn | Dr un FERE io
-` „zwei derartige Fälle in genauer Beobachtung gehabt, und glaube | DE i. Von io: Er A |: E
“bei beiden, daß es sich nicht um eine Verzögerung des Ausbruchs, | Dr. Oskar Meyer und Dr, Ella Wolf, Assistentin am Institut. bt.
„sondern um eine neue Infektion handle. In dem einen Falle | « IE nA i, RE eg BT
-| bestand vor dem Auftreten positiver Wassermannscher Re- |... Nech klinischen und patliologisch-anatomischen Erfahrungen, T
aktion (nachdem drei Jahre lang die Wassermannschė Re- | sowie nach den Ergebnissen des Tierexperiments wird Amyloidose . Be o
= aktion -stets negativ gewesen war), eine diphtherieartige Ton- bei chronischen konsumierenden Erkrankungen, ‘wie ‘Tuberkulose, . E
şillenentzündung, die sehr wohl ein extragenitaler Primäraffekt an | Yamentlich wenn sie mit Kavernenbildung oder Eiterung einhergeht, . aan
der Tonsille gewesen sein kann; im anderen handelt es sich uni eine | Ve anderen chronischen Eiterungen, besonders der Knochen und ee
- $anz gewöhnliche genitale Infektion, deren Primäraffekt nur unent- | Jeenke, bei Syphilis, Malaria, chronischen Nierenleiden, Leukämie, oe. Eileen
deckt geblieben ist, während die regionären Inguinaldrüsenschwel. | nexie infolge. von Geschwülsten, sehr selten ‘auch ‘ohne er-, Dill
lungen vorhanden waren. Diese Reinfektionen sind zweifellos aus | „bare Ursache beobachtet, Es kommt: dabei zur Ablagerung Mn Kr Karen
“mehreren Gründen in der Quecksilberzeit selten gewesen. Zunächst '| 78 eigentümlichen als Amyloid bezeichneten Eiweißderivates im RE En
einmal wurde nur von sehr wenig. Ärzten die Syphilis so stark | Blutgefäßbindegewebsapparat der Milz, Leber, Niere, - schließlich Bra
behandelt, daß von einer völligen raschen Auslöschung der Krank- ‚fast aller Organe mit consecutivem druckatrophischen Schwund li 2
. heit die Rede sein.konnte. Die löslichen Injektionen und das der hoch ‚differenzierten Parenchymzellen, sodaß schließlich die FI DE
‘Salicylquecksilber ‚reichen dazu auch bei zwei bis drei Jahre : Amyloidose an und. für sich durch Befallensein lebenswichtiger EY
langer Behandlung nicht aus, die Schmierkuren nicht oft, und die Organe, wie der Niere, den Tod herbeiführen: kann.‘ Da die Art. Mean,
starken unlöslichen Quecksilbersalze wurden nur_von wenigen, be- der Entstehung dieser auch von Physiologen und Chemikern zum- BIS
‚sonders harten und zielbewußten ‚Spezialisten, "namentlich der Gegenstand der Forschung gemachten Substanz im menschlichen Kr
. Neißerschen Schule, auch von mir selbst, in ausreichender Kon- |. beziehungsweise tierischen Körper und ihre chemische Konstitution ~ A
Sequenz durchgeführt. Zweitens aber scheute man sich, reinfek- nichts weniger als geklärt ist, sind weitere Forschungen dringend. ES.
| "tonsähnliche Fälle als solche anzusprechen, da die Möglichkeit erwünscht und dürften infolge grundlegender neuerer Untersuchungs- any
èf der Reinfektion bis in die letzten Jahre immer wieder bezweifelt | gebnisse [Hansen?), Leupold?) vielleicht aussichtsvoller Ei a
èf wurde. Der neue Ausbruch wurde als genitale Papel angesehen | ". als: früher, en 5 E S o
ġ| und alsbald behandelt, und ‚es wurde ihm nicht die Zeit ge- In. der jetzigen Zeit liegt es.nahe, einmal der Frage nach- N airi
it lassen, zu Allgemcinerscheinungen .zu führen. Seit der Anwen- | zYgeben, ob unter den veränderten Kriegsverhältnissen quantitativ. nl ini
pl, | dung des Salvarsans häuften diese Fälle sich derartig, daß ein. ünd qualitativ eine Änderung der Amyloidoseerkrankungsfälle nach-: | Pa R
j Zweifel am häufigen Auftreten sicherer Reinfektionen nicht mehr | Weisbar ist. Die Prüfung dieser Frage schien uns besonders des- | ER ee
j| . bestehen kann. Ein absolut sicherer Beweis ist ja in diesen | Halb erfolgversprechend, weil uns aufgefallen war, daß in den Br.
15 Fällen nur selten zu führen. Zunächst gibt es die Möglichkeit ‚ letzten Jahren häufiger als in früherer Zeit Amyloidosefälle zur Ele.
N der Superinfektion, der Infizierung eines noch syphilitischen Men- |; Sektion kamen, bei denen eine der oben genannten gewöhnlichen... u i
if schen durch neu hereingebrachte Spirochäten, wäs bei dem |. Grundkrankheiten fehlte, und weil insbesondere nach den letzten En
Ä sicheren ‚Ausbleiben ‘der Hautimmunität wohl möglich ist. So- interessanten Ergebnissen der Leupoldschen. Arbeit, auf die . RA £
oo dann läßt man die Fälle nur selten so weit fortschreiten, daß | Wir noch zurückkommen, die Frage nach der Bedeutung von a
ı durch positive Wassermannsċhe Reaktion und Ausbruch | Stoffwechselstörungen für die Bildung der Amyloid- | H
|. des Exanthems der absolute Beweis einer neuen Syphilis geliefert |, Substanz mehr in den Vordergrund getreten ist, und es deshalb | Ni oE
| wird. Weiterhin aber ist die soeben erwähnte Möglichkeit der | Dicht ausgeschlossen erschien, daß die veränderten Lebens- a ee
` Hinausschiebung des Ausbruchs, also des späteren Beginns der | bedingungen während des Krieges von Einfluß auf die Häufigkeit | I ei
| allgemeinen Erscheinungen, in Betracht zu ziehen, wenn wirklich | und Entstehungsweise der Amyloiderkrankung überhaupt gewesen ER
'. Solche einer sklerosenartigen Eruption nach einigen Wochen | sein könnten. ER a a Ne JH OE
nachfolgen: ` Ob eine neue Infektion erfolgt ist, bleibt bis zu . Wenn auch die Durchsicht unseres Materials keine sicheren VATER DER
einem gewissen Grade Sache des ärztlichen Gefühls, aber der | Schlüsse in dem obigen Sinne zu ziehen gestattet, vielleicht weil r er
sorgfältig beobachtende Arzt hat doch die Empfindung, daß eine | das Material nicht umfangreich genug ‘ist und .ein zweifelfreies. | 3
- ganze Reihe der von ihm gesehenen Fälle sichere Neuinfektionen | Ergebnis nur auf breitester Basis“ zu erwarten ist, so scheint uns‘ |
sind. Die Reinfektionen, welche bei Salvarsanbehandlung gesehen | doch eine kurze Mitteilung. desselben. schon aus dem Grunde an- . |
werden, machen: den Eindruck richtiger neuer Sklerosen, sie sind | gebracht, um weitere Kreise zur Stellungnahme zu: jener eben er-. en
nieht vergleichbar den eigentümlichen spirochätenhaltigen .Er- | wähnten Frage, die zweifellos von größtem’ nicht nur theoretischen, _ a te
‚Scheinungen, die in Quecksilberfällen hier und da nach jahrzehnte- | sondern auch ‚praktischen- Interesse ist, anzuregen. Wir. halten © Rap: £
langem Ablauf und mit unklarem späteren Verlaufe beobachtet | dies auch deshalb für sehr wesentlich, weil offenbar . besonders ae. n
werden konnten, und die man ebenfalls kaum als etwas anderes | die physiologischen Chemiker und Kliniker in den letzten Jahren AR
ansehen kann als. abortive Reinfektionen mit Syphilis.“ - | dem Amyloidoseproblem nicht mehr das Interesse entgegengebracht: ` 7
ii Nehmen wir die zwei Punkte, unter welchen wir die Mög- | haben, das es verdient. - Ä een ai Mt
Ichkeit der abortiven Syphilisheilung betrachten wollten, lang- | Das Material, auf das sich unsere Untersuchung erstreckt, _ 1
Jährige Erscheinungsfreiheit und Reinfektion, zusammen, so muß | umfaßt 1728 aufeinanderfolgende Sektionen des Stettiner Patho- Bi Ku
“s näch den bisher gemachten ‚Erfahrungen als sehr wahrschein- | logischen Instituts -aus den Jahren 1912/14 vor .dem Krieg und S M
lich gelten, daß es mit einmaliger starker reiner Salvarsan- | die gleiche Anzahl aufeinanderfolgender Sektionen: aus- den BE ee
handlung gelingt, den Körper frei von Syphilis zu machen. Im | Jahren 1916/18 während des Krieges. Die Betrachtung der Amy- a
| origen Steht nichts im Wege, nach einiger Zeit, nach Ablauf eines | loidosen und ihrer Grundkrankheit unter den so zusammengestellten ONE.
alben oder eines ganzen ‚Jahres, eine gleiche reine oder mit | Fällen ergibt vor dem Kriege unter 19 Amyloidosen. a ia
Quecksilber gemischte Salvarsankur zu wiederholen. Meinem | 18 mit zugrunde liegender Tuberkulose (also: 94,70%), . ae! EEE
ar ‚nur einen Fall mit anderer Grundkrankheit als Tuberkulose. 'Es e el
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Unterschenkelgeschwüren, Lungengangrän, Rückenmarkschuß mit
Urosepsis, Gallenfistel, in Verbindung mit einer faustgroßen retro-
cöcalen Eiterhöhle) und sechs Fälle mit außergewöhn-
lichem oder fraglichem Grundleiden. Letztere seien
nachstehend kurz angeführt:
Fall i. M. M., 47jähriger Schneider von Stettin, hat als Kind
von fünf Jahren Hüftverrenkung oder -entzündung mit
folgender Verkürzung des rechten Beins um 5 cm durchgemacht. Seit
dem 15. August 1915 militärische Verwendung als Schneider beim Kriegs-
bekleidungsamt: Vom 11. April 1916 ab wegen Gelenk-
rbeumatismus mit Herzfehler und wegen schwerer
Nierenerscheinungen gemischten Charakters in Kranken-
hausbehandlung, Lymphdrüsenpaket am Hals mit Röntgen-
bestrahlung behandelt. Tod am 25. Februar 1917. Bei der Sektion
(Sektionsnummer 122/17) fand sich reeurrierende Endokarditis
mit Mitralinsuffizienz, Atheromatose, Herzmuskelschwielen, einzelne
verkäste Lymphdrüsen am Hals, ausgedehnte Ampyloidose
der Milz, Niere, Nebenniere und Schrumpfungsprozesse in der Niere.
Fall 2. M. Sch. von Stettin, 27 Jahre, ledig. Angeborene
Klumpfüße. Unsichere Anamnese. Angeblich mit 1!/, Jahren
Nierenentzündung und seither Blasenincontinenz (?). Patientin merkt
nur selten, wenn der immer trübe, stark riechende Urin abgeht. Mit.
zwölf Jahren Periode, angeblich seitdem häufig Schwellung des Leibes
und der Beine (?). 1907 wegen „Herzleidens“ in ärztlicher
Bebandlung. Seit 1910 offene Stellen am rechten Fuß. Patientin will
1910 zwei Zentner gewogen und inzwischen langsam ab-
genommen haben. Seit 1914 keine Periode mehr. Vom 18. April bis
zu dem am 28. Juni 1917 erfolgten Tod im Krankenhaus mit
hochgradigen nephrotischen Erscheinungen (starke
Ödeme, 2 bis 12% Albumen). Sektion (Sektionsnummer 348/17) ergab
Spaltung der Wirbelsäule mit einer hühnereigroßen glattwandigen, von
klarer wäßriger Flüssigkeit erfüllten Höhle; Cystitis, akute eitrig-fibrinöse
Pelveoperitonitis, außerdem allgemeine Amyloidose der Milz, Leber,
Nebenniere und Niere, die im Leben Erscheinungen von Nephrose ver-
ursacht hatte.
Fall 8. K. P., 70 jähriger Arbeiter von Stettin. Aus Ver-
sorgungsheim mit starken Ödemen und Luftmangel am 7. August 1918
ins Krankenhaus eingeliefert, ‘Tod schon am ii. August 1918.
Positiver Wassermann. Sektionsbefund (Sektionsnummer 547/18):
Atheromatose, mäßige Hypertrophie des Herzens, Prostatahyper-
trophie, Cystitis, anthrakotische Narben in beiden Lungen,
ausgesprochene Amyloidose der Niere, Herzmuskelverfettung.
Fall 4. W. Sch., 48 jähriger Gärtner von Stettin. Sektionsbefund
(Sektionsnummer 879/18): Hypertrophische Lebercirrhose
mit ausgedehnter Amyloidose der Milz, Leber und Nieren. Kranken-
blatt vom Militär noch nicht eingegangen.
Fall 5. A.K., 32 Jahre. Arbeiterfrau von Stettin. Will immer
gesund gewesen sein, seit drei Jahren Aufhören der Menses. Seit
September 1917 mehrfach Krankenhausbehandlung,
jedesmal wegen hochgradiger nephrotischer Erschei-
nungen (starke Ödeme, 2 bis 12% Albumen, einzelne hyaline Cylinder)
ohne Retention von Stickstoffischlacken und ohne Zeichen von Herz-
hypertrophie. Letzte Krankenhausbehandlung mit denselben Erschei-
nungen vom 23. Januar 1918 bis zu dem am 4. März 1918 erfolgten
Tod. In dieser Zeit viel Durchfälle. Wassermann negativ. Die Sektion
(Sektionsnummer 119/18) ergab hochgradige Amyloidose der Nieren,
Milz, Nebennieren, Leber, des Darms. Im übrigen braune Atrophie des
Herzmuskels, alte Verkalkungen in der rechten Lunge. In einer
Lymphdrüse waren mikroskopisch Tuberkel nachweisbar,
Fall 6. W. D., 83 Jahre. Schneider in Angermünde. In der
Jugend einmal Nierenentzündung. Mit 13 Jahren Blut-
vergiftung am linken Bein und rechten Arm, Operation mit Verkürzung
des Beins. Januar 1917 freiwillige Meldung zum Hilfsdienst. Am
11. April 1917 Landsturmrekrut. Schon in Zivil und nach der Ein-
ziehung öfter blutige Durchfälle. Am 25. April 1917 Krankmeldung
wegen geschwollener Füße. Vom 12. Mai 1917 bis zum Tod am
97. Februar. 1918 in Krankenhausbehandlung wegen
schwerer Nierenerscheinungen, teils nephrotischer, teils
nephritischer Art (Ödeme, 2 bis 12% Albumen, hyaline und granulierte
Cylinder, wenig rote Blutkörperchen, mäßige Reststickstofferhöhung,
mäßige Blutdrucksteigerung). Kurz vor dem Tode urämische Erscheinun-
gen (Krämpfe, Erbrechen). Bei der Sektion (Sektionsnummer 697/18)
fand sich Amyloid in Milz und Nieren, Schrumpfungsprozesse in der
Niere, mäßige Hypertrophie und Dilatation des Herzens).
Überblicken wir zunächt ' diese sechs Fälle, so ergibt sich
zwar, daß, abgesehen von Fall 5, bei sämtlichen Fällen krankhafte |
Veränderungen gefunden wurden, die gelegentlich als Basis für
Amyloidoseerkrankungen beobachtet worden sind, So kommt für
t
1) Die klinischen Daten verdanken wir im wesentlichen der
Freundlichkeit von Herrn Dr. Heimann, hier.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
Fall 1 und 6 eine Nephritis in Frage, die sekundär durch Amyloid-
ablagerung kompliziert worden ist, für Fall 2 chronische Cystitis
und eventuell die Druckstellen am Bein, die jedoch bei der Sektion
nicht sehr umfangreich und tief waren, für Fall 3 ebenfalls
chronische Cystitis und eventuell der positive Wassermann, der
auf Lues schließen läßt, ohne daß jedoch bei der Sektion irgend-
eine luetische ÖOrganveränderung nachgewiesen werden konnte,
In Fall 4 haben wir den Befund einer Lebereirrhose,: die sicher
zu den seltensten Erkrankungen gehört, die mit Amyloidose
kompliziert sind. Für Fall 5 schließlich kann unseres Erachtens
die nur mikroskopisch nachgewiesene tuberkulöse Erkrankung
einer Lymphdrüse als Basis für die Amyloidose nicht in Betracht
kommen, sodaß dieser Fall.zu den ganz seltenen
idiopathischen Amyloidosefällen zu rechnen ist,
Die kritische Betrachtung dieser sechs Fälle führt demnach
zu dem Ergebnis, daß zwar bei sämtlichen Fällen bis auf einen
krankhafte Veränderungen während des Lebens in Erscheinung
getreten und durch die Sektion festgestellt worden sind, die an
und für sich als Grundlage für eine Amyloidose in Betracht kommen,
daß diese krankhaften Veränderungen jedoch sowohl ihrem relativ
geringen Umfang wie ihrer Art nach so beschaffen sind, daß sie
unter gewöhnlichen Verhältnissen zweifellos selten die Basis der
Amyloidose abgeben werden. Wir geben jedoch zu, daß jeder
einzelne Fall für sich betrachtet nicht aus dem Rahmen dessen
herausfällt, was klinische und pathologisch - anatomische Erfah-
rungen uns über das Vorkommen einer Amyloidose gelehrt haben.
Auffällig ist allein die Häufung derartiger
Fälle gerade während der Kriegszeit undinden
Jahren, in denen die Hungerblockade wirksam
wurde.
Fassen wir nun unsere gesamte Zusammenstellung näher
ins Auge, so müssen wir zunächst feststellen, daß ihre Beurteilung
etwas erschwert ist durch die gerade zwischenzeitlich erfolgte
Abwanderung der Tuberkulösen in das neue Tuberkulose-Kranken-
haus (Hobenkrug), wodurch die Zahl der tuberkulösen Sektionen
unter den, wie oben angegeben zusammengestellten, Sektionsfällen
von 850 auf 225, also von 20 %,. auf :13°/, zurückgegangen ist.
Daraus, daß die absolute Häufigkeit der Amyloidose in unsèrer
Statistik (19 vor dem Krieg, 21 während des Krieges) trotz der
Tukerkulosenabwanderung nicht abgenommen hat, eher eine Nel-
gung zur Zunahme zeigt, darf man aber doch schließen, daB
eine absolute Zunahme der Amyloidosen während
des Krieges zu verzeichnen ist. Auch erklärt jedeh-
falls die Abnahme der tuberkulösen Sektionen um 7,2%, DU
einen Teil der viel größeren prozentual viel höheren Abnahme
(47,1°/,) der tuberkulösen Grundleiden unter den Amyloidosen
und erklärt noch nicht die relativ große Zahl der mit anderer,
nicht tuberkulöser Grundkrankheit beobachteten Amyloidosen Von
zum Teil ungewöhnlicher Grundlage. Während vor dem Kriege
nur ein Fall mit nichttuberkulöser Grundkrankheit (Lungengangrän)
beobachtet wurde, haben wir während des Krieges unter der
gleichen Gesamtzahl von Sektionen elf Fälle mit nichttuberkulöser,
beziehungsweise ohne Grundkrankheit, Auch der Umstand, dab
durch die Abwanderung der Tuberkulösen und dadurch ermöglichte
Aufnahme anderer Kranken eine vollständige Verschiebung des
Kranken- und Sektionsmaterials stattgefunden hat, kann keine
genügende Aufklärung geben. Das an Stelle .der Tuberkulösen
getretene Kriegsmaterial kommt, da es sich im wesentlichen aus
jugendlichen, infolge von Verletzungen oder an akuten Krankheiten
zugrunde gegangenen Individuen zusammensetzt (es findet ee
unter unseren Amyloidosefällen auch nur ein Kriegsverletzter MI
Rückenmarkschuß und Urosepsis), nicht für die Vermehrung der
Amyloidosen in Frage. Man müßte unseres Erachtens eher erwarten,
daß die Zahl der Amyloidosen während des Krieges geringer
geworden wäre, da die Zahl der in der Prosektur zur Sektion Be
kommenen Personen mit chronischen, erfahrungsgemäß als Grund-
lage für Amyloidose in Betracht kommenden Erkrankungen M
dieser Zeit geringer war.
Wenn trotzdem das Gegenteil der Fall ist, so liegt Ta bei
aller Vorsicht, die in der Bewertung von Statistiken mit kleme,
Zahlen geboten ist — der Gedanke nahe, diese Erscheinung mi
den Kriegsverhältnissen in Beziehung zu bringen. Dabei wäre Il
erster Linie, wie wir bereits andeuteten, in Betracht zu ziehen,
daß die Ernährungsverhältnisse für unsere Resultate eine Ro $
gespielt haben können, um so mehr, als diese Möglichker
nach den neueren chemischen wie experimentellen und histo-
logischen Untersuchungen über die Amyloidose, insbesondere
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hal 8. Juni. © T 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 2383 > ner Te i
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pr denen von Hansen und Leup old.?) durchaus vorhanden | das realisierende Moment bilden. Ihnen paßt sich- der Organis- pore pedan z
Saf- zu sein scheint, RE EE A En RR N E | mus durch zweckmäßige Reaktion an, das heißt er besitzt die » ah
hai Ersterer hat bekanntlich festgestellt, daß sich in am y- | Fähigkeit, im Sinne der Selbst- und Arterhaltung mit im Verhält- nl
mè “ . loiden Organen eine Vermehrung der Chond rol- | nis'zum vorhändenen Material geringstem Kraftaufwand auf die Pla 1.
m | tinschwefelsäure findet, ohne daß aber, wie | Reize der Umwelt zu reagieren. Müßten wir doch sonst in der et
iel man frühe rangenommen hat te,.d ie Chondroit in- | Urzelle schon die fertige Anlage für. alle heute bestehenden Er- . G EE
al schwefelsäure ein Bestandteil des Amyloids | scheinungen im Organischen voraussetzen, die sich im Laufe der Be
iit selbst ist. Letzterer, der eine neue mikrochemische Lösungs- | Zeit allmählich programmäßig spontan ohne Hinzutreten äußerer EURER:
ri . möglichkeit für Amyloid ` angibt, und es dadurch vielleicht auch | Faktoren nur zu entfalten brauchte. Eine solche Theorie müßte Erd
ale _ der chemischen Forschung zugänglicher macht, bestätigt nach seinen | als.mystisch-phantastisch entschieden zurückgewiesen werden, ahb- . 7 Ne.
ad Untersuchungen die Bedeutung des Schwefels für die Amyloid- | gesehen davon, daß es sehr bequem ist, sich-auf diese Weise mit BERGE
er entstehung und kommt zu der Auffassung, daß bei chronischen | dem Entwicklungsproblem auseinanderzusetzen. Ä | s SEHEN
Eiterungen, als mit starkem Eiweißzerfall einhergehendem ‘Als äußere Verhältnisse der Umweltsfaktoren, ‘die für die f ER
~ Prozeß, ein zur Bildung von Amyloid befähigter Eiweißkörper an das | Entstehung von Mutationen in Betracht kommen können, müssen HE URGES
Blut abgegeben wird. Zum Zustandekommen der Amy- | die von Verworn àufgestellte Reihe der chemischen, osmoti- m nA o
= loidose ist aber nach seiner Auffassung weiter eine In- | schen, mechanischen, thermischen, photischen und. elektrischen pt
~ suffizienz der Organe bezüglich der Schwefel- | Reize gelten, Es sind nun zwei Formen der Wirkungsweise dieser Eu
-ausscheidüng nötig, die zur Speicherung gepaarter Schwefel- | Faktoren denkbar. Entweder entstehen die Mutationen durch Ba a
säure in diesen Organen führt. Von einer bestimmten | direkte Wirkung auf den ganzen Organismus, sie verändern diesen | Be a
. Konzentration an fällt dann nach den Gesetzen | und zugleich auch mit ihm die Keimzellen,.'oder es wird allein RI
‚ der Kolloidehemie die Schwefelsäure, die hier- | durch direkte Wirkung auf die Keimzellen selbst eine Verände- "a Pr
für nach Leupold an’ die Ste lle d es seither | rung der Erbmasse hervorgerufen. . Beide Formen von Mutationen 1 pey Bee.
supponierten Ferments tritt, dieim Säftestrom | kommen zweifellos in der Natur vor.. Nur der erste Fall: würde TE
kreisende Substanz gerade in den für dieSchwefel- | eine Vererbung einer erworbenen Eigenschaft darstellen, und zwar eh
ausscheidunginsuffizient gewordenen Organen | auch nur dann, wenn gleichsinnige Veränderungen bei Eltern und hi kean on
‚als Amyloid aus. nr Be = | Kindern auftreten ohne Fortdauer des verändernden Reizes bei M pA E
YE = . Man könnte demnach unsere Resultate'mit | der. Descendenz. N D a E a Bi Kills. ®
. ähnlichen durch den Krieg oder die Kriegser- | Wir sehen also, daß von der Zahl der Mutationen nur ein a.)
nährung geschaffenen Bedingungen, etwa ver- | bestimmter Teil zu unserer Frage in Beziehung steht. ` a,
me hrtem Eiweißzerfall bei glei chz eitig er Stör ung |. An einem. glänzenden Experiment, das von Tower an- : i íl PAI.
i . desSchwefelstoffwechsels im Sinne einer Speicherung | gestellt wurde, möchte ich zeigen, daß die Unterscheidung: zwi- in, ©.
| ‚von Schwefel in Organen, in Beziehung bringen, wenn | schen den’ angegebenen zwei Wirkungsmöglichkeiten bei der Ver- apposti
i wir auch nicht behaupten wollen, daß damit allein die Amy- | änderung des: Idioplasmas, kurz Idiokinese (Lenz) genannt, oft | RR
) loidablagerung erklärt werden kann. Wir sind uns bewußt, daß | sehr schwierig, ja fast unmöglich ist. - -.. | an ee i
| ‚unser Material zur Klärung dieser Frage zu klein und vieldeutig | Bekanntlich hat Tower durch äußere Reize — er -wandte 1
| ‚Ist, und daß der Zufall eine Rolle gespielt ‘haben kann. Da wir | in erster Linie Erhöhung bezw. Herabsetzung der Temperatur Re S R
| .. aber in der uns zugänglichen physiologisch- und pathologisch-chemi- | oder Vermehrung bezw. Herabsetzung des Feuchtigkeits- RE
; ‚schen Literatur nichts gefunden haben, was unserer Fragestellung | gehalts der Luft-an — bei der Käfergattung Leptinotarsa Ver- . E RER
= widerspricht und das ‘Wesen der Amyloidoseerkrankung nach wie | änderungen erzielen können, die in einigen Fällen ohne Fortdauer u Alena 5:
' vorin Dunkel gehüllt ist, so schien es uns berechtigt, die Amy- | des Reizes sich bei den Nachkommen wiederum zeigten. pe
loidosefrage auch einmal wieder von allgemeineren Gesichtspunkten, Eine mäßige Einwirkung beider Arten von Reizen, sowohl oi
die das klinische Interesse mehr in den Vordergrund rücken, zu | der positiven wie der negativen, bewirkte eine Zunahme der Pig- AR
5 mentierung, sie erzeugte einen mehr oder weniger ausgesproche- Ok:
NH
nen. Melanismus. Bei weiterer Steigerung der Reize nahm: die
. Wirkung sukzessive ab, bis sie an einem bestimmten . Punkte zu
Null wurde und dann in das Gegenteil umschlug. Es trat also
dann ‘eine Abnahme der Pigmentierung im Verhältnis zur Norm
auf, bis schließlich ein stark ausgeprägter Albinismus resultierte,
Mit dem Melanismus Hand in Hand, gehend trat meistens eine,
wenn auch geringe Zunahme der Körpergröße auf.
= betrachten, nn |
0, Den ‚Zweck. dieser kurzen Mitteilung halten wir, wie wir
| eingangs bereits .hervorhöben, für erreicht, wenn von anderer Seite
noch weiteres Material beigebracht und zu der von uns aufgewor-
fenen Frage Stellung genommen würde,
Tower konnte nun aus den mannigfach verschiedenen
. Versuchen folgende Feststellungen machen (Sem on): „1. Wenn
er die betreffenden Reize während der ganzen Entwicklung bis
zum Ausschlüpfen .oder auch nur während des Puppenstadiums
allein wirken ließ, die Käfer aber nach dem Ausschlüpfen während
der Wachstumsperiode ihrer Keimzellen den betreffenden’ Ein-
wirkungen entzog und unter normale. Bedingungen brachte, so
zeigte ihre Nachkommenschaft, falls unter normalen Bedingungen -
aufwachsend, keine Spur von Farbenveränderungen, welche am
Kleid ‘ihrer Eltern zutage getreten waren. Sie zeigten sich auch
dann nicht, wenn man das gleiche Verfahren in einer ganzen
Reihe von aufeinanderfolgenden Generationen wiederholte. -~
2. Wenn er die Versuchsöbjekte nicht.während der Wachs-
-cta Be mäh / Vollkomn tums- und Reifeperiode ihrer Keimzellen den Reizeinflüssen ent-
wirken ‚Linie auf diese erblichen Mutationen infolge direkter Be- | zog, sondern diese fortwirken ließ, so traten bei der. Nach-
al ung zurückzuführen. Gerade auch die am Organischen über- ' kommenschaft dieselben oder doch.sehr ähnliche Abweichungen:
Fu nuage tretende zweckmäßige Beschaffenheit, Organisation und | der Färbung sowie der Größenverhältnisse auf, wie sie unter
Tin tion in Rücksicht auf die Umgebung ist dazu angetan, diese | diesen Umständen am Körper der Eltern zutage getreten waren.
‚U6orie wesentlich zu stützen. Zweifellos. wurzelt im Orga- 3. Wenn er die Elterngeneration. während ihrer P iE
nischen fest die Möglichkeit oder die Tendenz zur Entwicklung TE zaini PR ; uppen |
und. Vervolik öglichkeit oder die a e Ge zum periode nicht den Reizeinflüssen aussetzte, so entwickelte sie sich i
großen Tr; ommnung, aber diese wird in Ihrer Juchtung zum | natürlich zu Käfern, die in ihrer ‚Färbung‘ nicht von der Norm
u bedingt durch die Wirksamkeit äußerer Faktoren, die | gpwichen. ~ Exponierte er nun solche ausgeschlüpften und für
„ ,. ) Die Untersue rr r einen Bacillus der Fried- ihre Person nicht mehr in ihrer Färbung veränderbaren Käfer .
Hadergruppe als en a anspricht, sind. zu wenig während der W an m) eriode ihrer Keimzellen den
pe ündet, ‚sodaß wir sie hier außer Betracht lassen können. Wir Reizen, so. zeigten sich die er und Enkel. dieser normal. ge-
emerken nur, daß wir bei bakteriologischer Untersuchung eines Teils | färbten Käfer melanistisch,- bezw. albinistisch, sowie in. ihren
üserer Fälle Franks Befunde nicht bestätigen konnten. ‚| Größenverhältnissen verändert.” . us ze
sklinik für Gemüts- u. Nervenkrankheiten, Tü
= . (Dir.: Prof, Dr. Ga u p p).
Zum Problem der Vererbung erworbener
2 Bigenschaften. |
ar | Von `
. Dr. Hermann Hoffmann, Assistenzarzt.
u ZZ Gr (Fortsetzung aus Nr. 22.)
Aus der Universität bingen
ne
-50 wäre also in der Phylogenese im Gegensatz zum Prinzip
der Selektion des Darwinismus nach dieser neuen Theorie, welche
le Lam ar ck sche Grundidee der Anpassung oder Reaktion auf
die: Umweltsfaktoren wieder aufgenommen hat, die Abänderung
der Arten, die allmähliche -Entwicklung zu Vollkommenerem m
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de: 1
. sich durch den Reiz beeinflussen lassen. Es erfolgt keine Ände-
-dehnung der Versuche über mehrere Generationen konnte dies
: das Entwicklungsstadium nicht intensiv genug, um mit dem Soma
‚somit auch veränderten Keimzellen auch auf die -Nachkommen
kommen auftritt. Also liegt hier entweder wiederum eine direkte
62. u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23.
8. Juni.
Hinzuzufügen ist noch zu Nr. 3: Die Eierentwicklung bei‘
den Käfern erfolgt schubweise in Abständen von vier bis zehn
Tagen. Wirken die Reize auf die voll entwickelten Tiere nur
während der ersten Hälfte der Fortpflanzungsperiode ein, so sind
nur die aus dieser Zeit entstandenen Nachkommen verändert,
nicht aber die Nachkommen der später gereiften Eier und ebenso
umgekehrt, =;
= Aus dieser Versuchsreihe sind zwei entgegengesetzte
Schlüsse gezogen. Ein Teil der Forscher, so Tower selbst, hat
sie als Beweis für die direkte Wirkung auf die Keimzellen selbst
hingenommen, der andere, unter ihnen vornehmlich Semon,
hat in ihr einen ganz klaren Fall von Vererbung somatisch er-
worbener Eigenschaften gesehen. | zu
Wie ist ein derartiger Zwiespalt möglich?
l Das Ergebnis Nr. 1 zeigt, daß.die Käfer im Entwicklungs-
stadium, das als besonders sensible Periode aufgefaßt werden muß,
in scharfsinniger Weise ausgeführt wurden, und die nach meiner
Ansicht sicherlich nur für die „Vererbung erworbener Eigen-
schaften“ nach unserer Definition sprechen können.
bensbedingungen Farbenveränderungen bei Salamandra maculosa
durchzuführen und auf die Nachkommen zu übertragen. Die
von Grundfarbe und asymmetrisch gelb gefleckt. Durch Haltung
auf gelber 'Lehmerde konnte er nach drei bis vier Jahren eine
Zunahme der gelben Flecke erzielen, durch Haltung auf schwarzem
Grund eine Zunahme des Schwarz. Die Farbänderung wird durch
die Wirkung der Bodenfarbe auf die Augen vermittelt, wie Kam-
merer durch Kontrollversuche mit geblendeten Tieren nach-
wies. Die Nachkommen dieser Tiere zeigten regelmäßig eine
gleichsinnige Abänderung wie die Eltern, auch wenn sie unter
den entgegengesetzten Bodenverhältnissen geboren waren. Diese
Tatsachen stehen absolut fest und werden auch von Gegnern der
„Vererbung erworbener Eigenschaften“ anerkannt. Es ist wohl
selbstverständlich, daß hier eine direkte Wirkung auf die Keim-
zellen auszuschließen ist. Die Wirkung auf dieselben konnte
vielmehr nur durch Vermittlung des elterlichen Somas eintreten,
wie ja die Kontroliversuche mit geblendeten Tieren einwandfrei
zeigen. Abgesehen von den allgemeinen Einwänden, von denen
wir schon anfangs hörten, die gegen alle Versuche vorgebracht
wurden, haben gerade diese Versuche mit Salamandra noch eine
andere Deutung erfahren, die unserer Auffassung entgegensteht.
Lenz ist der Ansicht, daß es sich in vorliegendem Falle nicht
um eigentliche Vererbung, sondern um eine Nachwirkung von
Modifikationen handelt, wie auch E. Baur angedeutet habe.
Unter Modifikationen versteht man in der Erblichkeitslehre im
Gegensatz zu den Mutationen solche Abänderungen, die nur den
rung der unter normalen Bedingungen aufgewachsenen Nach-
kommen. Selbstverständlich weil ja zur Zeit der Bildung der
neuen. Keimzellen der Reiz nicht mehr einwirkte, diese also nicht
verändert werden konnten, wird von beiden Seiten behauptet.
‚Würde aber eine dauernde Allgemeinveränderung des
ganzen Individuums, durch den Reiz bedingt, vorliegen, so müßten
die Nachkommen ebenfalls verändert sein. Auch durch Aus-
nicht erzielt werden. Also ist entweder die Einwirkung nur über
zugleich auch das Idioplasma der Keimzellen zu verändern, oder
ist eine Idiokinese nur durch direkte Wirkung auf die Keimzellen
in vorliegendem Falle möglich.
Das Ergebnis Nr. 2 zeigt, daß bei dauernder Reizeinwirkung
auf die Eltern diese. sowohl als auch die Kinder gleichsinnig ver-
ändert werden. Die, Abänderung der Eltern ist nach dem ersten
Ergebnisse selbstverständlich; die gleichsinnige Veränderung der
Nachkommen könnte also auf direkter Keimesbewirkung beruhen.
Mit gleichem Rechte könnte man jedoch annehmen, daß infolge
der dauernden, also intensiveren Reizeinwirkung auf die Eltern
eine dauernde Veränderung derselben vorliegt, die sich durch die
Abänderungen des Idioplasmas, der Erbmasse, begründet. Die
Mutationen sind also erblich, wie wir schon hörten, ‘die Modi-
fikationen nicht. Begrifflich ist diese Trennung vorläufig sicher
noch zu machen; es ist jedoch schon öfter darauf hingewiesen
worden, daß wohl oft nur graduelle Unterschiede vorliegen.
Lenz nimmt nun als Grund für die Farbenänderung der
Salamander eine Änderung des Chemismus im Organismus an.
„Es ist sehr wohl denkbar, daß die chemischen Stoffe, deren Auf-
treten mit der Farbenänderung der Salamander zusammenhängt,
auch auf die Keimzellen und damit auf die Nachkommen über-
gehen, ohne daß das Idioplasma dabei geändert wird. Es würde
sich also um eine somatogene Übertragung von Modifikationen
handeln.“ Nach welchen Argumenten unterscheidet man im em-
zelnen Falle zwischen erblicher Mutation und einer auf die Nach-
kommen übertragenen Modifikation? Bei beiden findet eine Über-
tragung von gleichsinnigen Veränderungen durch die Keimzellen
statt, bei dieser angeblich durch chemische Stoffe, bei jener durch
das Idioplasma, dessen Änderung aber doch letzten Endes auch
eine chemische sein muß. Bei der eigentlichen Vererbung würde
in unserem Falle durch das Idioplasma die Fähigkeit übertragen,
den im Elternorganismus veränderten Chemismus wieder zu er
zeugen. Niemals finden sich ja somatische Eigenschaften als
solche in den Keimzellen vor, sondern immer nur die Anlage ZU
ihnen. Bei der Übertragung von Modifikationen nach Auffassung
von Lenz würden die chemischen Stoffe wohl kaum als Fremd-
körper in den Keimzellen zu denken sein, vielmehr müßte mai
| meiner Ansicht nach annehmen, daß diese durch ihre Anwesen-
heit eine Änderung des Gesamtchemismus der Keimzellen be-
wirken würden, von der auch das Idioplasma bei seinem innlgeN
Konnex mit dem umgebenden Ernährungsplasma kaum in semer
Struktur verschont bleiben würde. -Nur wenn die betreffenden
Stoffe fest mit dem Idioplasma verkettet wären, wäre doch wo?
ihre gleichmäßige Verteilung auf jede einzelne Zelle im Laufe
der Entwicklung möglich. Im anderen Falle
Erachtens kurzerhand in der Ontogenese durch den Stoffwechsel
als artfremd ausgeschieden werden. Ich glaube, daß die aufer-
ordentlich geringe Menge von chemischen Stoffen, die in einer
Keimzelle als Ursache für die Übertragung der Modifikation nieder-
gelegt sein könnte, niemals eine dauernde Veränderung der 16-
mischen Organisation des sich entwickelnden Individuums hervor-
zurufen vermag, wenn sie nicht, wie gesagt, fest mit dem Idio-
plasma zusammenhängen. Dann würde aber wiederum eine I 10-
kinese vorliegen. Demnach würden also letzten Endes beide u
gänge auf eine Änderung des Idioplasmas hinauslaufen und SiC
mit der Vererbung erworbener Eigenschaften decken.
übertragen hat.
Aus Ergebnis Nr. 3 können wir ersehen, daß der erst auf die
schon voll entwickelten Tiere einwirkende Reiz keine sicht-
baren Veränderungen an ihnen erzeugt, trotzdem aber eine den
vorigen Ergebnissen entsprechende Veränderung bei den Nach-
Wirkung auf die Anlage in den Keimzellen vor oder sind die
Eltern trotz gleicher äußerer Färbung doch irgendwie in ihrer
Struktur verändert, sodaß ebenfalls die Keimzellen gleichsinnig
von der Veränderung betroffen wurden; jedoch kann diese wegen
der schon ausgebildeten starren Cuticula nur nicht sichtbar wer-
den, also keine Farbveränderung mehr hervorrufen. Beide Auf-
fassungen lassen sich auch mit den Versuchen bei den verschie-
denen Reifeperioden der Keimzellen in Einklang bringen. Falls
jedoch eine allgemeine, äußerlich unsichtbare Veränderung der
Eliterntiere angenommen wird, kann diese natürlich nur vor-
übergehender Natur sein; andernfalls könnten bei der zweiten,
Fortpflanzungsperiode keine normal gefärbten Nachkommen ef-
stehen. Einwandfrei beweisen die Versuche, daß eine dauernde
Änderung der Struktur nicht stattgefunden hat. Es bleibt nach
alledem unbenommen, die Towersche Versuchsreihe als Beweis
für die Vererbung einer, wenn auch vorübergehenden somatischen
Veränderung anzunehmen, die allerdings bei den voll entwickelten
Tieren keine sichtbaren Veränderungen mehr bewirken konnte,
wie bei .denselben Tieren im Entwicklungsstadium. Mit dem
gleichen Rechte kanm man aber in diesen Versuchen ein Beispiel
für die direkte Einwirkung auf die Keimzellen sehen. Ich halte
letzteres für wahrscheinlicher. Wenn auch Semon gegen diese
Form der Wirkungsweise anführt, daß jegliche Reize der Umwelt
die Keimzellen im Verhältnis zum Soma. immer nur in stark ab-
geschwächtem Maße treffen, so ist dies einmal sicher nicht bei
allen Lebewesen gleich; außerdem könnten gerade abgeschwächte
Reize genügen, um ‘den feinen Aufbau der Keimzellen in ihren
labilen Elementen aberrativ zu beeinflussen. Man sieht jedenfalls
aus alledem, wie unendlich vorsichtig man in der Schlußfolgerung
aus Ergebnissen selbst glänzend angestellter Versuche sein muß.
° Spärlich sind bis jetzt die positiven Zuchtergebnisse,
die eine einigermaßen einwandfreie Deutung zulassen. Ich möchte
hier nur kurz auf zwei besonders charakteristische Versuche ein-
ome mm —
en — nn u
gehen, die von dem hervorragenden Experimentator Kammerer
Kammerer vermochte durch Veränderung äußerer Le-
Feuersalamander in der freien Natur sind bekanntlich schwarz:
somatischen Teil des. Körpers betreffen, diese aber liegen ja in
würden sie memes
` -statt entgegen der. normalen Gewohnheit.
‚zeigte sich, daß bei genügender Festigkeit der Instinktsänderung ;
Nachkommen von Eiern, die den Männchen gewaltsam abg
folgenden Generationen Spaltungserscheinungen auftreten
then recessiv. -
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© > 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —.Nr. 23.. 563.
‘Mir erscheint es zweckmäßiger, an der alten Begriffsbestim-.
mung der Modifikationen: als der rein somatischen Veränderungen
ohne Zeichen von Vererbung oder Übertragung festzuhalten. Ich.
bleibe daher bei der Ansicht, daß die K.a m m er er schen Experi-
mente mit Salamandra, nur als ein Fall von Vererbung. erworbener -
Eignschaften zu deuten sind. Ebenso eine andere Versuchsreihe
desselben Experimentators, die deswegen besonders interessant ist,
weil sie eine durch äußere Einflüsse bewirkte Instinktsänderung
und ihre Vererbung beweist, Die Geburtshelferkröte, Alytes 'ob-
stetricans, hat die Gewohnheit, ihre Eier nicht, wie andere Kröten,
ins Wasser abzulegen, sondern das Männchen nimmt noch auf
dem Lande, nachdem es. die- Laichschnur aus der Kloake des
Weibchens herausgezogen hat, dieselbe an sich, befestigt sie an
©. seinen Hinterbeinen und trägt sie so lange mit sich herum, bis die
' Eier zum Ausschlüpfen reif sind. Dann erst pflegt sich das
- Männchen ins Wasser zu begeben, wo die Larven ihre Hüllen
sprengen. Durch Einwirkung. Yon hoben Temperaturen (25 bis
30°C) veranlaßte Kammerer die Tiere, sich schon vor der
- Begattung ins: Wasser zu begeben; wahrscheinlich taten sie dies
- instinktiv, um damit eine zu große Austrocknung der Haut zu
umgehen. Im Wasser fand dann auch die Begattung und Eiablage
Da die Laichschnur
im Wasser sofort Quellungserscheinungen zeigt und ihre Klebrig-
keit verliert, sind die Männchen nicht in der Lage, dieselbe, um
ihre Schenkel zu wickeln. Infolgedessen geht die Entwicklung
= der Eier ohne Brutpflege von Anfang an im Wasser vor sich.
Ä Durch wiederholte derartige Behandlung, die über mehrere Gene-
rationen ausgedehnt werden mußte, konnten die Tiere an das
Aufgeben ihres normalen Brutinstinktes gewöhnt werden und es
bei den Eltern die unter normalen Bedingungen aufgewachsenen
Nachkommen bis zur Enkelgeneration diese Änderung.als erblich
übertragen beibehielten. Dann trat allerdings allmählich wieder _
ein Zurückkehren zum ursprünglichen, normalen Instinkt ein. Die
enom-
‚men waren, zeigten diese Instinktsänderung nicht.
~ „ Außerst bemerkenswert ist An weiteres Ergebnis, daß näm-
lich bei Kreuzung von normalen und abgeänderten Alytes in den
die
= ’ .
“durchaus den Mendelschen Regeln entsprechen. ge
Es ergab.die Kreuzung zwischen normalen‘ Männchen und
abgeänderten Weibchen in der ersten Generation normale Kinder,
Männchen wie Weibchen; bei Kreuzung zwischen diesen kam je-
‚doch in der Enkelgeneration die Abänderung bei etwa einem
Viertel wieder zum Vorschein. Abb. 1 zeigt, wie nach den Men-
delschen Gesetzen der Vorgang zu.denken. wäre. . Die Abände-
fung beim Weibchen . verhält sich gegenüber den normalen ‘Männ-
3 i
O Normal. - ER
oœ Dominant Homozygot,.
E i R ; Ab eändert. © `~'
k 2 bi © Hecessiv Homozygot.
O @ O è B S o® | Q) Äußerlich normal, n
nots | Anlage zu „abgeändert“.
Dominant Heterozygot.
I. O Sa |
885 0 A.
~~“ 00. O00 90 a
scha Ein entgegengesetztes Ergebnis zeigte die Kreuzung. zwi-
| alt a geänderten Männchen und normalen Weibchen, hier men-
~y (ie Abänderung dominant. In der ersten Generation fanden
S ’ -PRAE Di Tes D . 3 Y
_ Sch nm Individuen, Männchen :wie Weibchen, die zwar „abge-
tee waren, die Anlage zu „normal“. jedoch in sich- tragen
en, sodaß in der Enkelgeneratiön die typische Spaltung fuf-
trat (Abb. 2),
lich 2 Ds diese Spaltungserscheinungen beweisen sehr deut-
iegen al hier ein Neuerwerb, eine Änderung-des Idioplasmas vor-
“n Muß. Es kann kaum ein anschaulicheres Beispiel für die‘.
Eaa 61 worbener Eigenschaften“ geben, als diese Versuchs-
|
|
reihe. Für den Einwand, daß hier ein Rückschlag auf Atavismen
vorliege, verweise ich auf den Anfang unserer Ausführungen.
Andere, 'stichhaltige Bedenken können' wohl: nicht -erhoben wer-’
' den; die direkte.
teres fort. Zu š We a ee ET et
~ — Aug den beiden angeführten positiven Zuchtversuchen geht
einwandfrei jedenfalls so viel hervor, daß man in der Biologie
sicher mit der Möglichkeit.der „Vererbung er-
worbener Eigenschaften“ rechnen muß ent-
gegen der Ansicht der Anhänger Weismanns,
der Selektionisten. Sie nicht anerkennen wollen, ist. nur
möglich, wenn man von einer auf vorgefaßten Meinungen beruhen-
den Theorie ausgeht und danach die Empirie beurteilt wissen will.
In beiden vorliegenden: Fällen sehen wir, daß eine ‘individuelle,
wenn auch durch mehrere Generationen hindurch erzielte Reiz-
‚wirkung sich. durch die Keimzellen auf: die Nächkommen über-
trägt, in dem einen Falle die Farbänderung, im anderen Falle die
Instinktsänderung. Eine direkte Wirkung- auf die Keimzellen ist
-beidemal ausgeschlossen. Der Nachweis der ‘Mendelschen
Spaltungsregeln im zweiten Fall ist besonders wichtig, weil daraus
. vorhandener Neuerwerb in den Keimzellen aufgetreten ist. Dies
wird niemand leugnen können.. EU LEE BAT
` - Liegt, es'nicht. sehr nahe, angesichts des zweiten Versuchs
anzunehmen, daß viele.von. den heute bestehenden, fest fixierten,
erblichen Instinkten in der Tierwelt, die sich den Bedingungen
der Außenwelt anzupassen ‚scheinen, früher einmal auf dem Weg
I aufgezwungener Gewohnheiten unter. dem -Einflusse der. Umwelts-
faktoren entstanden sind? -Ich.erinnere nur an den. Verlust der
Scheu vor den Menschen bei vielen domestizierten Tieren im Ver-
hältnis zu den ihnen stammverwandten wild lebenden Arten oder |
an die. Resultate ‘der Dressur, die bei manchen Tieren einzelne"
ihnen ursprünglich. nicht eigene Instinkte: im Laufe von Gene-
rationen zur Entfaltung gebracht hat. Doch ist: das Gebiet ‘der
Phylogenese, welches, immer nur’ auf Grund von mühsamen Ex-
perimenten nach und nach theoretisch. erschlossen werden kann,
derartig kompliziert, daß man niemals sich auf.ein Prinzip, eine
| Formel festlegen sollte, mit der man des Rätsels Dunkel erhellen -
zu können glaubt. Es scheint mir, daß sowohl die Selektion. wie
auch die ursprünglichen Lamarckschen Ideen des Gebrauchs _:
und Nichtgebrauchs,. ferner die „Vererbung erworbener Eigen-
schaften“ neben der direkten Beeinflussung: :der Keimzellen zu
anstatt die einzelnen Theorien gegeneinander auszuspielen und sie
in durchaus einseitiger Weise zu. verallgemeinern, wenn man sie
‚in mehr harmonischer Weise zu vereinigen suchen und im einzel-
nen a den betreffenden möglichen Wirkungskreis abgrenzen
würde. 2 u werd 2
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| iS O Normal, REN U,
i | TE - Recessiv Homozygot:
Fa @ Argeiüdert. Ei
Dominant Homozygot.“ .
PER
ten,
»
oO .Äußerlich abgeändert; |
u '_ Anlage zu „normal“. -
Dominant Heterozygot..
Abb. 2.
< "Wie überall, so herrscht denn auch in der Frage, wie man
sich die. Vererbung erworbener,. Eigenschaften, das heißt also’ die
Vererbung einer Reizwirkung auf die Nachkommen eigentlich zu
denken habe, der lebhafteste Widerstreit der Ansichten. . ° ..
‚Die Verhältnisse im Keimpläsma sind äußerst dunkle; was
für eine morphologisch-chemische Struktur im einzelnen Fall in
ihm. besteht, was .in ihm vorgeht, entzieht sich noch absolut
unserer Kenntnis. Wir wissen, daß die Keimzellen einer Art eine
bestimmte specifische Organisation haben, sich von denen an-
derer Arten unterscheiden und.reden deshalb von Artzellen. Wir
reden von der Keimesanlage öder. allgemein von der Anlage, .
Wirkung. auf. die. Keimzellen' fällt ohhe wei-
hervorgeht, daß: auf dem.Weg über das Soma’ein früher nicht
Reclit besteht.. Es würde für die Wissenschaft fruchtbarer sein,
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‘ die spätere Entwicklung zu sehen haben.
darstellt.
564
wodurch nur ausgedrückt ist, daß wir in ihr die Ursache für
Wir müssen. aus der
individuellen Verschiedenheit der Vertreter innerhalb einer Art
wiederum auf eine ganz bestimmte strukturelle Organisation des
einzelnen Individuums schließen im Verhältnis zu anderen In-
dividuen derselben Art. Mehr wissen wir jedoch nicht. Even-
tuelle Änderungen des Idioplasmas müssen natürlich sich letzten
Endes auf morphologisch-chemische Veränderungen desselben zu-
rückführen lassen, wir können sie vorläufig nur im Laufe der
Entwicklung an ihren Wirkungen feststellen. Wie nun eine solche
Idiokinese auf dem Weg über das Soma zu, denken wäre, was für
Wirkungen es sind, die von den somatischen Reizwirkungen aus-
gehen und eine ganz bestimmte Abänderung der Keimesanlage
hervorrufen; wir stehen vor einem Rätsel. Die Theorie hat
selbstverständlich nicht vor diesen Schranken der Empirie halt-
machen können. Man bemühte sich, diese unbekannten Vorgänge
sich gedanklich zurecht zu legen, um sich ein annähernd klares
Bild wenigstens theoretisch machen zu können. So sind es vor-
nehmlich zwei Hypothesen, die für die „Vererbung erworbener
Eigenschaften“ aufgestellt sind. |
Einmal die Theorie der sogenannten Parallelinduktion, die
vor allem von Weismann und seinen Anhängern vertreten
wurde. Sie bebauptet, daß immer nur scheinbar eine Ver-
erbung erworbener Charaktere vorliegt, sie vielmehr durch eine
körrespondierende Wirkung auf das Soma und die Keimzellen vor-
etäuscht werde. Diese Auffassung schiebt also der direkten
eimesbewirkung die Ursache für die Vererbung gleichsinniger
Abänderungen bei den Nachkommen zu. Bei den Towerschen
Experimenten ist, wie wir gesehen haben, ein derartiger Vorgang
denkbar. Diese Theorie scheint auch sonst durch manche Tat-
sachen in der Biologie gestützt zu werden; ich erinnere an die
bekannten, erblichen Temperaturaberrationen, die bei Schmetter-
lingen von den verschiedensten Forschern erzielt worden sind,
die alle durch diese Theorie eine sehr wahrscheinliche Erklärung
gefunden haben. i
Dio andere Hypothese, die sogenannte somatische Induktion,
vor allem von Seim on vertreten, zerlegt den Vererbungsvorgang
bei der Übertragung von Reizwirkungen in zwei Perioden. Zuerst
wird durch den „Originalreiz“ eine bestimmte lokale Veränderung:
des Somas hervorgerufen, dann wird durch einen „Leitungsreiz“,
wie Plate ihn nennt, diese lokale Veränderung auf dem Weg
über das Soma auf die Keimzellen übertragen, in denen er eine
gleichsinnige Veränderung durch Entstehen einer neuen bezw.
Verlust einer früheren Anlage bewirkt.
. Beide Theorien haben einen Nachteil. Die Parallelinduktion
trifft vielleicht für manche Fälle zu, hat aber eigentlich mit un-
serer Problemstellung streng genommen nichts zu tun; denn alle
Tatsachen, die auf Parallelinduktion zurückgeführt werden
können, stellen keine Vererbung erworbener Eigenschaften dar.
Für die beiden genannten Kammererschen Versuche kann
sie als Erklärung sicherlich keine Anwendung finden, da wir ja
die direkte Wirkung auf die Keimzellen ausschließen konnten.
Die somatische Induktion andererseits, die nach ihren Ver-
‚tretern für unsere Fälle angewandt werden soll, gerät durch große
theoretische Schwierigkeiten mit dem üblichen naturwissenschaft-
lichen Denken in Konflikt. Es ist schwer vorstellbar, wie eine
lokale Veränderung des Somas sich auf dem Wege des Leitungs-
reizes den Keimzellen mitteilen soll, das heißt in der äußerst
feinen Struktur der Keimzellen minimale den somatischen lokalen
Eigenschaften entsprechende Abänderungen der ‚Keimanlage be-
wirken soll. Es müßte also eine neu erworbene Eigenschaft A in
der Erbsubstanz des Keimplasmas eine veränderte Anlage B her-
vorrufen, die natürlich von jener wesensverschieden sein muß.
Dieses B dürfte aber keine zufällige Beschaffenheit haben, sondern
müßte so beschaffen sein, daß es seinerseits bei den Nachkommen
wieder die Eigenschaft A hervorrufen würde. Man könnte also
hierfür folgenden Kausalnexus aufstellen (Häcker). Wir wollen
nach ihm die Kette der Ursachen und Wirkungen, ‚die im elter-
lichen Organismus von der Abänderung A zur Keimzellenvaria-
tion B führen, mit x-y-z, und die Ursachenreihe, die zwischen der
Variation B und der Entfaltung des äußeren Merkmals A besteht,
mit m-n-o bezeichnen, da sie ja zweifellos nicht nur eine Um-
kehrung der ersten Ursache x-y-z, sondern einen anderen Vorgang
Wir würden dann die Reihe haben:
A-x-y-z-B-m-n-0-A.
Häcker folgert hieraus, daß nur auf Grund ganz zufälliger
Umstände das Schlußglied A dann und wann’einmal erreicht wer-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
TTWER IE
8. Juni.
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den könnte. Es ist zuzugeben, daß ein Vorgang mit derartigem
Kausalnexus nur sehr schwer denkbar ist.
braucht man jedoch die Möglichkeit der „Vererbung erworbener
Eigenschaften“ nicht aufzugeben. Es könnte doch der Vorgang
Aus diesem Grunde
ein ganz anderer sein. O. Hertwig hat zuerst besonders
nachdrücklich darauf hingewiesen, daß man bei der Vererbung
neu erworbener somatischer Eigenschaften nicht von einer direkt
bewirkten lokalen Veränderung reden darf.
nach seiner Ansicht die Umweltsfaktoren nicht direkt auf die
Vielmehr wirken
einzelnen Körperstellen, sondern auf den ganzen Lebensprozeß der
betreffenden Versuchsobjekte, namentlich auf ihren Stoffwechsel
und ihre ganze Konstitution ein. Erst durch die im Körper ein-
getretene allgemeine Veränderung ist auch das Idioplasma vor-
übergehend oder dauernd beeinflußt und dann in seiner Kon-
stitution verändert worden. „Zwischen die Reizursache und den
Reizerfolg schiebt sich die ganze Maschinerie des Organismus mit
ihrem unendlich verwickelten Kräftespiel.“ Diese Auffassung
scheint mir durchaus annehmbar zu sein, zumal sie absolut
dem naturwissenschaftlichen Denken entspricht. Eine Ein-
schränkung möchte ich jedoch im Gegensatz zu Hertwig
machen, Ich glaube, daß eine vorübergehende Veränderung des
Kräftespiels eines Organismus nicht dazu ausreicht, überhaupt eine
gleichsinnige Änderung des Keimplasmas hervorzurufen, daß viel-
mehr zu dem Ende eine mehr dauernde Änderung des Somas für
das Individuum eingetreten sein muß. Die Kausalreihe dieses
Vorgangs würde sich dann folgendermaßen darstellen: Es würde
etwa ein Reiz R den Körper in seiner Gesamtheit M, wenn auch
vielleicht nur in geringem Maße verändern, sodaß daraus der ver-
änderte Körper N resultiert. Diese Veränderung kann natürlich
die verschiedensten lokalen somatischen Eigenschaften zur Folge
haben. Hat der veränderte Körper N dauernden Bestand, so wer-
den natürlich auch die durch ihn dargestellten Eigenschaften
morphologisch-chemischer Art in der Keimesanlage vorhanden
sein, da ich entgegen der Weismannschen Theorie an der
Korrelation zwischen Soma und Keimzellen festhalte. Von da ab
deckt sich die Frage, wie aus diesen Keimzellen mit den N-Eigen-
schaften sich ein dem N-Körp® gleiches Individuum entwickelt,
mit dem Problem der Vererbung überhaupt. Auf diese Weise
sind die Bedenken.von Häcker aus der Welt geschafft. Ich
halte die von H er twig gegebene Theorie der Allgemeinverände-
rung des Organismus bei der „Vererbung erworbener Eigen-
schaften“ für die einzig mögliche Erklärung. Sie kann allein voll
und ganz befriedigen. | (Schluß folgt.)
Aus der Choleraabteilung des Typhusspitales in Miskolez (Ungarn)
(Kommandant: Oberstabsarzt I.Kl. Dr. Hermann Gott lieb).
Seltene Kehlkopfikomplikation eines Typhu
| | abdominalis. |
Von j
Landsturm-Oberarzt Dr. Raimund Romanofski,
Abteilungschefarzt.
Zu den schwersten Zwischenfällen, die den Verlauf eines
Typhus abdominalis komplizieren können, gehören unstreitig die
mannigfachen Erkrankungen des Kehlkopfes. Seit langem bekannt
und vielfach beschrieben — Sehrötter widmet in seinen „VOr-
lesungen über die Krankheiten des Kehlkopfes“ dem Stoffe bereits et
umfangreiches Kapitel —, kommen sie im allgemeinen doch rech
selten zur Beobachtung. Meist handelt es sich um Geschwürs-
bildung, teils primäre Typhus-, teils Decubitalgeschwüre, oder ke
perichondritische Veränderungen mit Schwellung der Schleimhar
und der Submucosa. Am seltensten beobachtet wurden Kehlkop!-
muskellähmungen als Folge einer Neuritis des Nervus recurrens
oder einer Muskelerkrankung. Einen Fall von isolierter Lähmung |
des Musculus interarytaenoidei posticus im Verlauf eines Typhus
fand ich aber in der mir zugänglichen Literatur nirgends erwähnt, ,
und dieser Umstand, sowie der glückliche Ausgang der Erkran-
kung mag die Veröffentlichung des nachstehenden Falles recht-
fertigen.
Honv. T. J., aufgenommen am 8. Februar 1918 mit Te
dacht. Am 1, Februar von einem Truppentransport, der von der FIT,
kam, abgeblieben; angeblich bereits drei Wochen krank mit Fieber ni
Diarrhöen. 25 Jahre alt, groß, kräftig, Ernährungszustand mittel, ei
sorium etwas benommen, Auskünfte des Patienten sind unklar. a
peratur 88,8, Puls 100, weich, dikrot; Zunge trocken, Bauch N
aufgetrieben, nirgends druckempfindlich, Milz perkutorisch etwas
8, Juni.
hinfällig, und bekommt am 19. März plötzlich Heiserkeit und Atem-
-. Digaleninjektion, hierauf Tracheotomia inferior mit querem Hautschnitt
ling. Soll die Brust vor dem Stillakt jedesmal besonders vor-
. und ihrer Umgebung schon während der letzten’ zwei bis vier
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
s
größert, nicht palpabel; Herz und Lungen ohne pathologischen Befund.
4. Februar morgens 880, zahlreiche Roseolen an Brust, Bauch und Ober-
armen, im Urin etwas Albumen, Farbenreaktion nach Wiener deut-
lich positiv; in der Nacht zwei dünnbreiige, erbsensuppenartige Stuhl-
gänge; die bakteriologische Stuhluntersuchung ergibt Typhusbacillen ;
der weitere Krankheitsverlauf zeigt die Erscheinungen eines mittel-
schweren Typhus. Das Stadium: decrementi beginnt am 25. Februar
und zeigte tiefe Morgenremissionen, bis endlich am 7. März vollkom-
mene Fieberfreiheit besteht. Die Widalreaktion zeigte während der
ganzen Krankheitsdauer hohe Agglutinationsziffern. ` =
' Der Patient erholt sich ungemein langsam, ist sehr schwach und :
beträchtliche subchordale Schleimhautschwellung, bellender Husten und
zäher, glasiger Auswurf. Da Expectorantia und: Bromkali keine Erleich-
terung bringen, wird der Patient auf eine chirurgische Abteilung trans-
feriert und dort nach blutiger ‚Erweiterung‘ der bis auf eine feine Fistel
geschlossenen Trachealwunde wieder eine Kanüle 'eingelegt, die der
Patient bis, heute trägt. ‚Seither vollkommenes Wohlbefinden.
Ä Daß es sich in dem soeben mitgeteilten Falle ursprünglich
‘um eine reine Lähmung handelte, geht. daraus hervor, daß. der
seit zwölf Tagen fieberfreie Kranke ganz plötzlich die schweren
Kehlkopferscheinungen zeigte, ohne daß die Spiegeluntersuchung
eine entzündliche oder auch nur. katarrbälische Veränderung er-
kennen ließ, Erst. als nach fast -siebenwöchigem Bestand der
Lähmungserscheinungen eine akute Laryngitis- dazu kam, traten
lebensbedrohende Symptome auf, die einen chirurgischen- Eingriff
notwendig machten. Nach weiteren zwei Monaten, in. der der
Kehlkopf natürlich wiederholt gespiegelt wurde, zeigte derselbe
den obigen Befund vom 25. Juli. Die damals beobachtete subehor-
dale Schwellung dürfte wohl am ehesten -durch : den Reiz ‚von
seiten der lange Zeit gelegenen Kanüle bedingt sein, ebenso das
neuerliche Auftreten der Laryngitis subchordalis mit.den folgenden
Erstickungserscheinungen nach. dem Entfernen derselben am
-1.20. August. u o i PEE n
.. ` Nach Grünwald — Atlas der Kehlkopfkrankheiten — ist
die Lähmung des Musculus cricoarythaenoid. post.. „fast. immer
die Folge einer Erkrankung des Nervus recurrens in dessen An-
fangsstadien oder außerordentlich selten Folge von Muskelschädi-
gung“. Auch Schrötter unterscheidet eine neurogene und eine
myopathische Form von Kehlkopfmuskellähmung, die beide im
Gefolge von schweren Infektionskrankheiten: auftreten können. Es
sei durchaus möglich, wenn auch sehr erstaunlich, daß nur ein-
zelne Bündel des an und für sich dünnen Nervus recurrens’ er-
kranken können, sodaß daraus isolierte Kehlkopfmuskellähmungen
| resultieren. Im obigen Falle dürfte es sich jedoch höchstwahr-
| scheinlich um eine Erkrankung, ..vielleicht Degeneration, des Mus-
culus interarytaenoid. post. handeln, da es kaum denkbar erscheint,
daß gerade nur diejenigen Bündel der beiden Nervi recurrentes
erkrankten, die die beiden Glottisöffner versorgen, der übrige Nerv
aber intakt blieb. Für eine Muskeldegeneration spricht auch noch
der Umstand, daß der Patient trotz des nicht besonders schweren
Verlaufes seines Typhus sehr hKerabgekommen war und sich nur
außerordentlich langsam erholte, was darauf hinweist, daß bedeu-
tende Toxinmengen resorbiert worden waren. Ob die Muskulatur
beschwerden höheren Grades. Temperatur 87,5, Rachenorgane ohne
Befund. Die Spiegeluntersuchung des Kehlkopfes zeigt die Stimmbänder
' normal gefärbt; bei def In- und Exspiration sind dieselben bis auf einen
haarfeinen Spalt einander genähert, der im knorpeligen Anteile schmal
- dreieckig sich erweitert; typisches Bild der doppelseitigen: Posticus-
lähmung. Auf Morphium, Bromkali und Eisumschläge beruhigt sich der
‚aufgeregte Kranke, der Stridor und die Erschwerung der Inspiration -
. bestehen jedoch weiter. Der. Zustand bleibt bis 15. April. ziemlich sta-
tionär, die Nachtruhe des Patienten ist trotz des _Atemhindernisses
kaum gestört, das Allgemeinbefinden bessert sich langsam. Im Stuhle.
werden regelmäßig trotz entsprechender Medikation Typhusbacillen ge-
7 a, weshalb der Patient in keine Spezialheilanstalt gebracht werden
onnte. | N
Die Stimmbänder sind nicht mehr vollkommen geschlossen und
krempeln sich bei der Inspiration nicht mehr nach innen um. Der
Spalt zwischen den Stimmbändern ist zirka 1 mm breit. Der Stridor |
hat wesentlich nachgelassen, Ernährungszustand bedeutend gebessert;
Patient kann seit acht. Tagen zeitweise das Bett verlassen. a
Am 5. Mai leichte Bronchitis, am 8. Mai plötzliche. Verschlimme-
rung des Zustandes; lauter Stridor, bellender Husten, beim Inspirium
Zuhilfenahme der auxiliären Atemmuskulatur und tiefe Einziehung der
unteren Brustapertur. Die nahezu vollkommen aneinanderliegenden .
Stimmbänder zeigen katarrhalische Schwellung und Rötung. Tempe-
ratur normal, Puls kräftig, nicht beschleunigt. Eiskrawatte, Ipecacu-
anha alle zehn Minuten bis zum Erbrechen, hierauf Besserung des
‘Zustandes. Am 13. Mai neuerliche Verschlimmerung, allmählich be-
ginnend, 14. Mai morgens 88, ceyanotisch, Puls schlecht; Coffein und
‚In Novocainanästhesie; abends 37,4, nachts ruhiger Schlaf, Schweißaus-
bruch. 15. Mai- Temperatur 86,8, guter Appetit. Von da ab dauernde
‚Besserung, doch kann die Kanüle wegen sofort eintretender Atemnot
nicht mehr entfernt werden. 25. Juli. :Kehlkopfbefund (Dr. Rocco,
k. u. k. Reservespital im. Miskolcz): „Stimmbänder etwas verdickt,
schließen beim Phonieren vollkommen, ‚gehen beim Atmen über die
Hälfte des Normalen auseinander; subchordal_ neugebildetes Gewebe,
wahrscheinlich von der Trachealwunde herrührend; bei zugestopfter
Kanüle-die Atmung etwas behindert, sonst Resultat und Stellung sehr.
Schön, sodaß die Kanüle entfernt werden 'könnte.“ ' Einige: Stunden.
nach Entfernen . derselben bekommt der Patient heftige Atemnot,
sodaß sie neuerlich wieder eingelegt werden muß. Patient erholt
sich rapid, Ernährungszustand wird ausgezeichnet, Sprechen trotz der
Kanüle ganz deutlich und verständlich; Stuhl und Urin sind seit einigen
Wochen dauernd: frei von Typhusbacillen. Am 18. August ist die Kehl-
‚Kopfschleimhaut ganz blaß, beim Inspirium gehen die Stimmbänder bis
über die Mitte des Normalen auseinander, und zeigen kaum eine Ver-
diekung;; subchordal ist noch eine mäßige Schwellung der Schleimhaut
‚erkenntlich. .20. August. Entfernen’ der Kanüle. 22. August. Tracheal-
wunde fast geschlossen, es stellt sich jedoch neuerdings Lufthunger
nicht erhoben, ist: jedoch sehr wahrscheinlich, da derselbe erst
zirka sechs Wochen nach der Entfieberung das Bett zeitweise ver-
lassen konnte, was wohl weniger durch die Kehlkopferkrankung
als durch eine hochgradige Schwächung der Extremitätenmuskuü-
latur erklärlich ist. I a A
Auch könnte der lange ‘dauernde Druck des in der Rücken-
lage gegen die- Wirbelsäule anliegenden Kehlkopfes die mächtigen
Muskelmassen der Interarytaenoid. post. ‘derart geschädigt haben,
daß sie einen Locus minoris resistentiae für den deletären Angriff
der Toxine bildeten. u E T-
Aus der Praxis für die Praxis. |
nicht in der Brust vergraben sein darf. -Die gleichnamige!) Hand
' der Mutter bietet die Brust dar und hält mit dem Zeigefinger den
Teil der Brust zurück, der die Nase zu verstopfen droht. : Wenn
aber die Nase selbst schlecht oder gar nicht durchgängig ist, so
ist das Übel schwerer zu umgehen. Natürlich denkt jeder unter-
richtete Arzt bei jeder Behinderung der Nasenatmung des Säug-
lings sozusagen selbsttätig an Lues; jeder verschnupfte Säugling
‘ist. darauf verdächtig. Zur Gewißheit wird der Verdacht, wenn
eine eigentümliche Verfärbung der Stirnhaut, die an Staub oder
Schmutz gemahnt, oder gar Schälblasen (Pemphigus) .an Hand-
tellern oder Fußsohlen oder Überbleibsel davon (Hautabschilferung)
mit dem Nasenkatarrh vergesellschaftet sind. * Diagnosis in dubio `
pro lui. Als Behandlung empfehle ich Kausal die innerliche
Darreichung von Hydrargyrum oxydulatum tannicum, unter dessen
"Anwendung Penzoldt?) „recht elende Kinder in den ersten
| Für den jungen Praktiker.
Ratschläge aus der Säuglingskunde. `
a > Von |
‚Dr. Fuhrmann, Hebammenlehranstalt Köln.
i D = (Fortsetzung aus Nr. 22.)
Do
7
Stilltechnik. on |
Die beste Stillanleitung gibt ein hungernder gesunder Säug-
bereitet werden? Ja, mit Seife und Wasser; aber nicht mit Anti-
septicis. Eine Allgemeinvorbereitung der Haut der Brustwarze |
Wochen der Schwangerschaft ist ratsam: täglich morgens und
abends Abtu pfen (nicht -wischen!) mit kaltem Wasser, noch.
1) Im Liegen die ungleichnamige Hand.
‚besser mit Rotwein (Alkohol und Geibsäure). So selbstverständ- | | i
| 2) Klinische Arzneibehandlung, 8. Aufl. (Für den Praktiker un-
ch es ist, so muß, wie in jeder Stillanleitung, auch hier daran
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erinnert werden, “daß während des Saugens die Nase des Kindes | entbehrlich) © —
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und Hustenreiz ein, die Stimmbänder sind gerötet und wieder verdickt,
des Patienten auch andernorts geschädigt war, wurde leider
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Lebensmonaten hat genesen sehen“!), Bis das Mittel so weit die
Schleimhautschwellung zurückbildet (die schmutzige Verfärbung
der Stirn schwindet eher), daß die Nase durchgängig wird und
der Säugling Brust trinken kann, dauert es vier bis acht Tage.
So lange kann und soll man nicht warten, sondern man soll durch
eine einfache Maßnahme den unteren Nasengang mittels rein me-
chanischer Drehung für den einzelnen Saugakt luftdurchlässig
machen: Watte in der Länge eines Streichholzes wird drehrund
gemacht bis zur Dicke von drei Streichhölzern, wird mit Borsalbe
überzogen und so in jeden unteren Nasengang drehend eingeführt
(Richtung nach hinten, nicht nach oben!), wo sie bis zur
nächsten Mahlzeit verbleibt (durch Faden sichern!). Diese Art
gewährleistet das Offenbleiben der Nasenatmung für die Zeit des
Daugaktes.
Bei jeder Mahlzeit ist nur eine Brust zu beanspruchen.
Diese von allen Pädiatern anerkannte Vorschrift befolgt sich meist
von selbst, insofern, als die Milchmenge sich für den individuellen
Bedarf des Säuglings in jeder Brusthälfte einstellt. Kein Säugling
trinkt genau gleiche Mengen, und trotzdem gibt jede Brusthälfte
die von ihrem Säugling beanspruchte Menge. Aber es gibt Aus-
nahmen und die sieht der Arzt. Was tun, wenn die Brust nach
der Mahlzeit nicht leer ist oder (was schlimmer ist) wenn sie für
eine Mahlzeit nicht reicht? Die größte Gefahr für nicht regel-
mäßig und ausgiebig entleerte Brust ist die Milchstauung; sie ist
der erste Schritt zum Versiegen der Milch. Die Brust muß also
entleert werden: durch Anlegen eines anderen (fremden) Säuglings
oder durch Ausdrücken der Brust, Abmelken (micht mit Instru-
menten, sondern mittels der Hand). Eine nicht genügend fließende
Brust wird am erfolgreichsten angeregt ausschließlich und allein
durch gründliche Entleerung’). Sie besorgt am natürlichsten ein
kräftig saugendes Kind, und zwar soll dieser Nothelfer älter sein
als der versagende Säugling. Ist dieser Notbehelfisweg unter
keinen Umständen gangbar, so bleibt nichts übrig als Abdrücken
und nachheriges Aussaugen bis zum letzen Tropfen mittels Milch-
pumpen.
Bei diesen mühseligen Maßnahmen soll man ja die Geduld
nicht zu früh verlieren; die schlafisten °) Brüste kann man zur
genügenden, selbst reichlichen Absonderung reizen. Durchaus
nicht jede schlaffe Brust (Zitze) ist mileharm und keineswegs
jede volle runde Brust milchreich.
Was soll während der milcharmen Zeit mit dem Säugling
geschehen? Antwort: hungern lassen und wenn die Zwischenzeit
acht und zehn Tage dauert. Er wird dabei an Gewicht verlieren
(200 g und mehr); aber er wird weniger in Gefahr sein, als wenn
er Kuhmilch trinkt oder einen noch unnatürlicheren Ersatz.
Eine Frage, die keinem Arzt erspart bleibt, ist die: wie
soll die Stilende leben und was soll sie essen. Antwort:
genau so, als wenn sie kein Kind hätte (vorausgesetzt, daß sie
vor dem Wochenbett vernunftgemäß sich verhalten und sich satt
gegessen hat).
Die Behauptung (und sie macht die Runde durch sämtliche
Stillstuben), daß Ärger, Aufregung, Schreck (Freude wird selt-
samerweise nicht angeführt, also nur), Unlustgefühle der Stillenden
beim Säugling Gewichtsverlust, Krankheit, ja plötzliche Krämpfe
auslösen, gehört zu den Ammenmärchen.
An den Arzt stellt der junge Vater wohl die vertrauliche
Frage,.ob der Geschlechtsverkehr während der Stillperiode auf die
Milchabsonderung oder -zusammensetzung irgendwie ungünstig
einwirke. Nein; aber eine neue Schwängerung läßt die Milch ver-
Saughindernisse.
Die. ideale Saugbrust hat eine Warze, welche, auch
im nicht gereizten Zustand, den Warzenhof überragt; eine andere
Warze ragt aus ihrer Umgebung nur nach mechanischer Reizung
hervor; schwächliche Kinder können solche Warzen nicht in ihren
Mund saugen und verweigern nach einigen mißglückten Versuchen
schreiend das Sauggeschäft an solcher Brust. Der Arzt soll helfen.
1) Soviel Zentigramm dreimal täglich in Pulvern, als das Kind
Lebensjahre hat. Das Mittel wird viel zu wenig beachtet; es verdient
bei der Säuglingssyphilis die breiteste Anwendung. Man gibt es wäh-
rend des Stillaktes in einem Teelöffel gekochten saccharingesüßten
Wassers; man unterbricht den Stillakt für den Augenblick der Verab-
reichung und läat weitersaugen, damit nichts von dem dunkelgrünen
Pulver auf der Mundschleimhaut zurückbleibt. Grüner Stuhl!
2) Milehtreibende Mittel — Lactagoga — gibt es nicht.
3) Erstgebärende haben oft schlaffe Brüste.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23.
#
Und er kann in diesen Fällen bei kräftigen Kindern immer
helfen; er braucht nur die Warze durch Berührung mit (sterilen)
Fingern, durch Herausziehen, durch Reiben zur Erektion zu
bringen. Ein kräftiger Säugling, der Hunger hat, saugt sich fest;
aber ein schwächlicher nicht. Die Sachlage ist jetzt mißlich. Der
beste Ausweg ist ein anderer kräftiger Säugling, der durch einige
Züge die Warze heraussaugt. Fehlt ein solcher, so ist das Still-
geschäft in der Tat in Frage gestellt, Saughütchen versucht man,
lassen aber meist auch im Stiche. Das gleiche Versagen erlebt
man bei der Hohlwarze — Mamilla inversa —, jener Form, bei
welcher die Warze in einer Einsenkung des Hofes verschwunden ist.
Hasenscharten sind kein Hindernis, da die angesaugte Warze
und ihre mitangesaugte Umgebung den Lippenspalt verschließen.
Wolfsrachen macht das Saugen unmöglich, es sei denn, daß ein
geschickter Zahnarzt die Lücke im Gaumen durch einen „Obtu-
rator“ verschließt. Hasenscharten werden schon im Säuglings-
alter (1/4 Jahr alt), Wolfsrachen erst im Kindesalter (12 Jahre)
chirurgisch beseitigt. |
Zähne, welche manchmal schon bei der Geburt des Kindes
aus seinem Kiefer herausragen, sind kein Saughindernis, aber sie
werden bald lästig und für die Mutter schmerzhaft, ja gefährlich,
indem sie die Brust anritzen und so eine Mastitis heraufbeschwören
können. Wenn sich die Sache so zuspitzt, daß es heißt: wählen
zwischen Zähnen und Brust, würde ich ohne Besinnen die Zähn-
chen ausziehen. n
Für den Praktiker bedarf es auch der Erwähnung des
„Lösen“ des Zungenbändchens (der Wissenschaftler lächelt dar-
über); denn bei den Frauen und Hebammen spielt das zu kurze
Zungenbändehen, das „gelöst“ werden muß, eine bedeutende
Rolle. Es wird sehr verübelt, wenn man sich dem Verlangen
gegenüber ablehnend verhält, und tatsächlich macht manches
Frenulum linguae den Eindruck, als sei es etwas kurz: dann,
wenn die gestreckte Zunge an ihrer „Spitze“ nicht mit einem
Bogen endet, sondern in der Mitte des Bogens, wo unten das
Frenulum sich anheftet, eine Einkerbung zeigt (Säuglinge zeigen
die Zunge, wenn man ihnen die Nase zuhält). Ein Scherenschlag
und einige Blutstropfen lösen die Spannung, auch bei Mutter und
Hebamme.
Als Stillverbot gelten nur: ausgesprochene Tuberku-
lose (der Lungen und des Kehlkopfes), Geisteskrankheiten und
Epilepsie; sonst nichts, vor allem verbieten fieberhafte Erkran-
kungen der Mutter (aueh nicht Infektionskrankheiten, auch nicht
Mastitis) das Stillen nicht. Liegt ein Stillverbot vor, so schwellen
die Brüste, da sie ja nicht entleert werden, stark an, spannen
und schmerzen; hochbinden, ja nicht entleeren! $
Man verlasse nie eine stillende Mutter, ohne sich den Saug-
ling angesehen zu haben und seinen Stuhl. Den Brustmilehstuhl
bekommt man aber erst am dritten Lebenstage des Säuglings ZU
Gesicht: ein goldgelber, säuerlich riechender, dicker Brei, der
zweimal in 24 Stunden entleert wird. Die beiden ersten Tage ist
der Säuglingsstuhl schwarzgrün, zähe („Kindspech“). Blut (etwa
aus Brustschwunden) macht den Stuhl schwarz.
Unter drei Neugeborenen!) haben zwei vom dritten Lebens-
tage an (hepatogenen) Ikterus, der in der Dauer von einer Woche
harmlos ist,
Viele Ärzte lassen Neugeborene nicht baden, sondern nur
abwaschen, aus Scheu vor Infektion des Nabels durch das Bade-
wasser und bringen das Kind erst im Säuglingsalter (das heißt
nach Nabelwundenüberhäutung, am neunten Lebenstage) 1m das
übliche 35° C warme, fünf Minuten dauernde Kinderbad; die
meisten Ärzte aber verzichten wohl nicht auf das Kinderbad schon
vom ersten Lebenstage an.
Der Nabelschnurrest muß immer trocken sein, sonst fault
er und Blutungen drohen, Trockenheit erzielt man durch Be-
decken mit lockerer Watte nach Dermatol- oder Airolbestreuung
(keine Salbe). Bei dieser Behandlung bleibt man auch, wenn sich
an der Übergangs- (späteren Absetzungs-) Stelle von Schnur und
Nabel Feuchtigkeit (Sekretion) zeigt. Wenn am achten Tage der
Schnurrest nicht abfällt, so — wartet man unter Trockenweiter-
behandlung in Geduld, bis er abfällt. | e
Die Brustdrüsenentzündung der stillenden Frau, die Mastitis
puerperalis, ist eine Erkrankung des frühen Wochenbettes, der
ersten Woche desselben. Sie wird hervorgerufen durch den
Staphylococcus pyogenes aureus, seltener den Streptokokkus; Jenei
1) „Neugeborenes“ heißt das Kind, solange der Nabelschnurrest
noch am Nabel haftet, also die ersten acht Lebenstage.
Digitized by Google Au
Sammelreferate. -
‚Chirurgie der Extremitäten unter besonderer Berücksichtigung
Öffnungen angebracht sind, eingetrieben. An
Ä Knochen- .
~ Der Vorteil der Klammern besteht darin, daß „die
enden nicht -zu sehr geschädigt werden, daß möglichst wenig
Material, um eine feste Vereinigung zu erreichen, versenkt zu
des Periosts beschränken, ` wenn nicht ganz leugnen wollen.
spricht dem Periost überhaupt jede knochenbildende
T Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolit, Berlin.
ebenfalls die Rolle der aktiven Neubildung ab und erkennen nur
seine „begrenzende, formerhaltende, blutversorgende Eigenschaft“
an. Orth erwähnt noch die parostale Callusbildung, die durch
Metaplasie des, Bindegewebes ‚entsteht, unabhängig vom Periost
hat Freiin v. Schlotheim (6) beobachtet, daß der Callus am
freien Rand: am dichtesten ist. -Dieser Befund spricht dafür,‘ daß
das abgehobene Periost Ausgangspunkt des Callus ist. -Die größte
Dichte: ist natürlich zunächst dort vorhanden, wo der Callus. seinen
‚Stanz hindert.“ u | | Ae
| .Die verschiedensten Mittel sind angewandt, .um beim Aus-
© 1)
der Leitungsanästhesie und der Frakturenbehandlung. ist und neben myelogener und. periostaler‘ Callusbildung ein- ji:
Von Dr. Werner Regen, Berlin. | hergeht. - ee ar. re ae Ben. en A
| : u (Schluß aus Nr. 22.) .. Der Callus erscheint erst im Röntgenbild, wenn er kalkhaltig Eee
BeiKnochenvereinigungen werden die technischen | wird; durchschnittlich sieht man daher den ersten Callus im Bild I ng, i:
-~ Schwierigkeiten um so größer, je kleiner und dünner die zu ver- | nach fünf bis sechs Wochen, nach Grashey je eher, desto . Tr
einigenden Knochen sind. Remmets (9) gibt ein neues, sehr | jünger der Knochen ist. Geheilt ist der Knochen erst dann, wenn Hesg i a
einfaches Verfahren an; er benutzt zur Vereinigung U.-förmige | der Callus strukturiert ist. Bei’ stark dislozierter Fraktur findet Bl A es
‚Klammern aus Hartstahl in drei Größen, die. er in die | entsprechend den. dynamischen ` und. statischen. Einflüssen ein El ir Di Ar
Fragmente einbohrt. Die bisherigen Methoden befriedigen nicht; | reichlicher Anbau und Abbau von Callus statt. Die Regeneration ER
-` das Material stößt sich meistens ab,. es kommt zu langdauernder |:kann, wie bekannt, bis zur Wiederherstellung der alten Form vor S Eee
| Sekretion und Eiterung.. Der Knochen wird oft nicht fest, und | sich gehen. “ii: Za ee e | a
‘das Endresultat war in vielen Fällen mehr oder weniger ungünstig. . Freiin v. Schlotheim (6) hat nun an Hand vieler E ARTES
: `- Durch Remmets’ (9) Methode wird ein so fester Zusammen- | Fälle die Callusbildung in Röntgenbildern beobachtet. Sie zeigt, ki y e
balt- der Fragmente erzielt, daß er fast immer ohne Gipsverband | daß die erste Anlage des Callus außerhalb der Kontur der Corticalis. MEH u
j auskommt. Die Klammern werden mittels eines Ansatzstückes in | und im Zusammenhang mit ihr vor sich geht. Fragmentspitzen, | N 2
o die Knochenenden, in denen vorher mit einem Drillbohrer zwei | die das Periost durchgespießt haben, . bleiben callusfrei; also das 3 in
| ' | periostfreie Knochengewebe: produziert keinen Knochen. Ferner . Bi R I
BET,
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me OTTE TAT S N F. a ea
> Blu. o ~- 0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23. u 2 BO, eg
gelangt in das Innere. der Brustdrüse auf dem Wege der Milch- | auf, so eröffnet man.dort, wö Fluktuation ist, in Chloroformnarkose 2. f3 REA
gänge, dieser steigt durch die Lymphbalinen hinab. Eingangs- | durch radiären Schnitt, :der so groß sein muß, daß man einen i EB
pforte für beide sind Wunden, sichtbare und-unsichtbare „Schrun- | Finger einführen kann.. Der eingeführte: Finger tastet die einge- EERE
den“, „Fissuren“, „Rhagaden“ der Warze und ihrer Umgebung. | schmolzene Höhle ab, wird vielleicht finden, daß. ein benachbarter j Hpi
Diese Wunden (unsichtbare zeigen sich durch Schmerz beim | Drüsenlappen auch bereits vereitert ist und man wird auf dem P En k
Stillen an) müssen mit dauernden Alkohol- (70°/,) Umschlägen be- | unter. der Haut erscheinenden’ Finger etwa eine ‚möglichst unten M pth,
handelt werden und dadurch, daß man den Säugling: nicht mehr | (bauchwärts) liegende radiäre Gegenineision. anlegen. Ja, man | EEE
unmittelbar an der Brust, sondern mittelbar durch Saughütchen | kann finden, daß die ganze Drüse unterhöhlt ist; die-Einschnitte 1E PERRET
ziehen läßt. Geht trotzdem das Unheil seinen Gang weiter, das | schonen die Warze und den Hof soweit irgend ausführbar. Die 1. j aliak,
heißt tritt Fieber auf (Schüttelfrost) und Rötung an einer: Stelle | gesunde Brust unterbricht das Stillgeschäft nicht. > E Bi: he |
mit vermehrtem Schmerz hier und knötiger Härte, so setzt män ..Die Literatur über Neugeborene. und Säuglinge ist un- i peie i
das Kind von dieser Brust zunächst. ab, für drei Tage, schlägt | geheuer. . Das modernste Buch ist J asch ke, 'Das. Neugeborene; i Eh in
die ganze Brust in Alkohol ein und bindet sie hoch unter Abführ- | ein Nachschlagewerk, zuverlässig; umfangreich. Reine Säuglings- E o
mitteldarreichung an die Wöchneria. > | kunden, allerdings vollkommen und vollständig sind Fink.el.- fi en A
i Auch eine Biersche Saugglöcke (zweimal täglich zehn Mi- | stein und Maier-Langstein. . Empfehlenswert als -„Ein- I sit
nuten saugen, bis eben Schmerz eintreten will). tut jetzt gute | führung in'die moderne Kinderheilkunde“ ist das 400 Seiten starke f ao.
‘ “Dienste. Hält man die Abscedierung trotz alledem nicht.mehr | Salg esche, Buch und das doppelt so starke F eer sche. | | ö Pari
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werden braucht und daß das Material in der Callusmasse gut ( 1 IA
vertragen wird und sich später nicht abstößt“. Ursprung hat. ‚Für eine gewisse - Callusbildung vom Mark aus SR. K ee
` Zunächst hat Remm.ets (9) die. Klammern nur bei | Spricht nach ihrer Untersuchung die häufige Verdichtung be- o ARE
- komplizierten Frakturen angewandt, später auch. bei schlecht zu | ziehungsweise Verjüngung der Markhöhle, und zwar scheint eine 1 Ei A 2
_Teponierenden, nicht komplizierten Radius- und Malleolarfrakturen; | selbständige Markeallusbildung vorzuliegen, die nicht vom Periost "BB
hierbei mußte die Bruchstelle durch einen ‘kleinen Hautschnitt | abhängig ist. Die Knochenheilung kann jedenfalls ohne Beteiligung - I Fe
freigelegt werden. Bei doppelten Unterarmbrüchen genügt fast | der Corticalis vor sich gehen. Freiin v. Schlotheim (6) kommt Ba:
Immer, wenn man den einen der beiden Knochen, meist’den Radius, | nach ihren Beobachtungen und Befunden zů folgendem Schluß :.. Ba I 5
. durch eine Klammer versorgt. Bei Radius- und Malleolarfrakturen, | „Dem Röntgenbilde nach gebührt dem Periost der Hauptanteil an . MME =
die sich gut reponieren lassen, aber leicht wieder verschieben, hat | der Callusbildung. Die Beteiligung der. Markhöhle ist im Ver- 2 A aaa 3
. »emmets (9) die Klammern percutan angewandt, indem er die | hältnis zum Periost gering. Callusbildung von der Corticalis aus si et
Klammern durch die. Haut in die Knochen einschlug und so die | läßt sich im’ Röntgenbild nicht nachweisen.“ ae eye | n HAT
Bruchenden ‚gegeneinander fixierte; doch nur ‚unter strengster |- -~ Worauf beruht nun die mangelnde Callusbildung? -Die Ur- | pe ir: A
‚Asepsis, da man ‘eine einfache Fraktur in eine komplizierte ver- | sachen mangelnder Callus- beziehùngsweise der Pseudarthrosen- re
wandelt. = 0.0005 E | en ‚bildung sind noch immer nicht geklärt. „Gewöhnlich findet man N EEA
| Man ist bei diesem Verfahren nicht auf einen fixierenden als ‚Ursache von Pseudarthrosenbildung Interposition von Weich- i i.
Verband angewiesen ; gleich nach der Operation hat Remmets (9) | teilen angegeben, doch ist. nicht einzusehen, warum, wern eine MRENE
. die betreffenden Glieder in mittleren Graden : bewegen lassen. | parostale Callusbildung, wenn Knochenbildung nach Verpflanzung, AR E o i e
Folglich treten - Bewegungsbehinderung durch Inaktivität und | von Periost und Mark in ein Muskellager möglich ist, zwischen ET ERG
l Circulationsstörungen nur in äußerst geringem Maße auf.. In den | die Bruchenden gelagerte Muskulatur oder Bindegewebe hemmend - 2 7 ion f
meisten Fällen heilen die Klammern reaktions- und schmerzlos ein. | auf die Knochenbildung beim Callus wirken soll — vorausgesetzt, T ERR
Sämtliche Frakturen heilen durch Callusbildung; bis- | daß es sich nicht um sehr große Muskelmassen handelt.“ Häufig u A
her schien die Bedeutung von Periost und Mark bei der Callus- | findet man auch einen Knorpelüberzug. der Bruchenden bei Pseud- Edi PET
bildung erwiesen; doch in: den letzten Jahren sind von ver-. | arthrosen. „Es scheint, als ob der durch Metaplasie aus dem . (ai) ie 2
schiedenen Seiten Stimmen laut geworden, .die ‚die Bedeutung | osteoiden Gewebe entstandene Knorpel plötzlich eine Hemmung E REEN .
augne : erfahren hat, die ihn an nochmaliger Metaplasie zu Knochensub- ' ERRA
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Fähigkeit ab und ‚überträgt sie den sich in Osteoblasten um- | Die nn ji
- Wandelnden Knochenzellen, die sowohl das normale Knochen- | bleiben der Konsolidation und Pseudarthrosenbildung die Knochen- Bi CHR 3
. Wachstum als die Knochenbildung von Transplantaten bewirken | bildung anzuregen. Die Wundheilung ist um so ‚günstiger, je: Kiss Ai
sollen. Hofmann und Baranoff sprechen dem Periost | größer der Reiz ist. Als. chemische‘ Reize gebraucht man 7 a 4
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Magnesium, Alkohol, Jodtinktur, Milchsäure usw., ferner mecha-
nische, ‘die hauptsächlich im Beklopfen der Bruchenden und Be-
lastung („Festlaufen der Pseudarthrosen*) bestanden. Nach Bier
wirken diese Mittel durch die Entzündung und dadurch vermehrte
Gewebswucherung. Den stärksten Reiz und zugleich das vortrefi-
lichste Nährmaterial sieht Bier im Bluterguß. „Bei genähten
Knochenfrakturen ist deshalb die Callusbildung verzögert, weil die
Blutergüsse ausgeräumt und die Blutungen gestillt werden, ab-
gesehen davon, daß die übrigen traumatischen Reize der gewöhn-
lichen Fraktur fehlen.“ Komplizierte Frakturen zeigen ebenfalls
zum Teil deswegen verlangsamte Callusbildung, weil der Bluterguß
durch die Wunde abläuft. Je stärker der Bluterguß bei einer
Fraktur, um so ausgesprochener die Callusbildung. Deshalb spritzt
Bier Blut unter das Periost, wodurch Entzündung und Über-
ernährung hervorgerufen wird. Vogel dagegen sieht in dem
Bluterguß ein Mittel, „das die Entspannung des Periosts herbei-
führt und damit die Gewebswucherung begünstigt“.
Ferner ist vorgeschlagen, Synovia (Ewald) oder Periost-
emulsion (Nakahara und Dilgers) zur Beschleunigung der
Callusbildung zu verwenden. Von größerem praktischen Wert
jedoch ist für die Callusbildung das von Bergel als Reizmittel
unter dem Naħen „Substitol“ in den Handel gebrachte Fibrin.
Nach Marchand ist es von: den Bestandteilen des Blutes das
Fibrin allein, das zur Gewebswucherung anreizt. Subperiostal
injiziert ruft das Fibrin eine aseptische Periostitis und reichliche
Callusbildung -hervor.
Neuerdings hat man zu diesem Zwecke die Röntgenstrahlen
angewandt. Die Strahlenbehandlung kann oft das letzte und
einzigste Heilmittel sein. Man soll es wenigstens versuchen, sagt
Kohler (ö), wenn man die Gewißheit hat, daß die schlechte
Heilung nicht auf Zwischenlagerung von fremdem Gewebe beruht.
Selbst die kleinsten übriggebliebenen Knochenhautteilchen können
gereizt werden und so durch Neubildung von Knochen zur Kon-
solidation beitragen. M. Fränkel hat als erster die X-Strahlen
in Form von Reizdosen gegeben. |
Die Bestrahlungstechnik ist sehr einfach. Kohler (5) gibt
einmal eine mittelgroße Dosis (10 bis 25 X) harter Strahlen. Durch
zu große Dosierung wird die Heilung nach Versuchen französischer
Autoren verlangsamt. Je nach der Ausdehnung der Fraktur ver-
wendet er ein kleines, großes oder mehrere Felder. Mit Kreuz-
feuer kann man auch noch von entlegenen Stellen aus die nötige
Strahlenmenge zur Absorption bringen. Ein stärkerer Verband ist
natürlich zu fenstern.
Diese neue Behandlungsart hat Kohler (5) auch bei Frak-
turen der alten Leute angewandt, wo sie von großem Vorteil ist,
weil hier das Callusbildungsvermögen oft sehr schlecht ist, die
Brüche sehr langsam heilen und die Gefahren des langen Liegens
sehr groß sind. Bei der Bestrahlung von Knochenbrüchen bei
rachitischen Kindern hat er (5) in der Heilungsdauer gegen nor-
male keinen wesentlichen Unterschied festgestellt.
Die Abkürzung der Heilungsdauer der Frakturen war schon
immer eine der Hauptsorgen des Chirurgen. Viele Mittel sind zu
diesem Zwecke angewandt, doch viele von ihnen mit Gefahren und
Schmerzen verbunden. Diese Nachteile hat die Röntgenbehandlung
nicht. In Kohlers (5) Fällen trat im allgemeinen nach der
Bestrahlung die Konsolidierung in der Hälfte der normalen Zeit
ein, nur bei den Schenkelhalsbrüchen ist die Abkürzung keine
besonders auffällige. Durch die Röntgenbestrahlung wird außer
dem traumatischen Reiz noch ein anderer Reiz hervorgerufen,
der die zur Knochenbildung notwendigen Zellen anregt, und so
eine beschleunigte Callusbildung bewirkt. Eine so schonende und
gleichmäßige Anregung ist bisher noch durch kein anderes Mittel
erzielt worden. |
Interessant ist Kohlers (5) Befund, daß die Callusbildung
in keinem Fall stärker wurde, als es zur Festigung des Bruches
unbedingt notwendig war. „Durch Reizdosen wird die Callus-
bildung zwar angeregt, aber trotzdem nicht veranlaßt, die Gesetze,
unter denen sie normalerweise erfolgt, zu durchbrechen.“
Kohler (5) bestrahlt möglichst frühzeitig, vorausgesetzt,
daß man eine gute Reposition und Retention der Bruchstücke er-
reichen kann. Blutergüsse stören nicht; meistens ist die Fraktur
fest, bevor der Erguß ganz resorbiert ist. „Bei operativ zu be-
handelnden Frakturen ohne größeren Bluterguß empfiehlt es sich,
fünf Tage vor der Operation eine Röntgendosis zu geben“, weil
dann das Periost etwas kräftiger erscheint und man besser damit
arbeiten kann. Länger darf man nach der Bestrahlung mit der
| 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
fizierten Mosetigschen Knochenplombe aus.
fistel wird nach einer Röntgenaufnahme ohne Blutleere freigelegt,
der Knochen aufgemeißelt, die Fistel und Sequester werden in
toto entfernt.
mann (12) die Plombenmasse in die Höhle hinein bis zum Niveau
der Knochenränder.
Muskulatur und Aponeurose über derselben zusammengenäht und
ebenfalls die Haut mit sehr weitgreifenden Seidenfäden vereinigt.
Alsdann Anlegung eines komprimierenden Wund- und Schienen-
verbandes und Hochlagerung.
8. Juni.
Operation nicht warten, da man dann schon auf einen Callus mit
reichlicher Kalkeinlagerung stößt, die bei der Operation bedeutende
Schwierigkeiten machen kann. Kann man aber aus irgendwelchen
Gründen nicht frühzeitig blutig eingreifen, so unterlasse man die
Bestrahlung! |
Eine nicht allzu seltene Komplikation bei komplizierten Frak-
en ist die Entstehung einer Knochenhöhle mit Knochen-
istel.
Knochens eine Infektion hinzutritt, pflegt eine mit Granulationen
ausgekleidete Knochenhöhle, die einen oder mehrere Sequester
umschließt und die ihren Eiter durch einen oder mehrere Fistel-
gänge nach außen entleert, den natürlichen Ausgang des Heilungs-
prozesses zu bilden.“
„Immer, wenn zu einer ausgedehnten Splitterung des
Bei frischen Fällen von Knochenfisteln, das heißt, kurz nach
der Konsolidation der Knochen, kommt Franke (3) möglicher-
weise mit kleinen Eingriffen aus, ohne Aufmeißelung des frischen
Callus. Bei älteren Fisteln geht das nicht mehr an, weil die Gänge
zu eng werden und man ohne Aufmeißelung keine Übersicht be-
kommt.
Franke (3) nicht zu fürchten.
die Entfernung der Sequester und die anschließende
Abflachung der entstehenden Knochenhöhlen, sodaß „eine flache
Mulde entsteht, in die die Weichteile unter Vermittlung des Narben-
zuges sich hineinlegen können“.
müssen sie plastisch gefüllt werden. Sequestrotomie und Plastik
können in einer Sitzung gemacht werden.
Die Gefahr erneuter Sepuesterbildung ist dabei nach
In den meisten Fällen genügt
Sind die Höhlen zu groß, so
Schepelm ann (12) füllt die Knochenhöhle mit einer modi-
Die Knochen-
Nach Glättung des Knochens gießt Schepel-
Nach Erstarren der Plombe wird Periost,
Sehr selten heilt die Plombenmasse reaktionslos ein. „Im
allgemeinen beobachtet man in den nächsten Tagen Temperatur-
steigerung, manchmal bis 40° (Jodoformwirkung), Schwellung und
Rötung der Operationsstelle, Durchschneiden einiger Nähte. Sehr
rasch klingt die Reaktion wieder ab, die Wunde schließt sich zum
größten Teil, und nur an schmaler Stelle tritt golägelbe Plomben-
masse zutage.“ Die Operierten können — falls der restierende
Knochen kräftig genug ist — nach vier Wochen das Bett verlassen.
Die Fistel wird allmählich immer enger. Die Plombenausstoßung
kann monatelang dauern. |
Im Röntgenbilde hat Schepelmann (12) das allmähliche
Verschwinden der Plombenmasse und das Nachwachsen des Callus
sehr gut beobachtet. Die Plombe ist nieht nur ein Antisepticum,
sondern regt auch durch ihren Reiz zur Knochenbildung an. „Vor
der Operation handelt es sich um einen eiternden, spontan fast nie
zur Heilung kommenden, akut oder chronisch entzündlichen
Knochenherd; nach der Operation um eine saubere, fast keimfreie,
glatte, taschenlose Höhle, die — durch die Plombe vor der AUS-
troeknung der Luft und vor Infektion geschützt — sich von Inne
heraus durch Knochenneubildung allmählich und langsam, aber
sicher verschließt.“ Sobald die Plombe durch den nachwachsenden
Knochen völlig herausgedrängt ist, heilt die monatelang bestandene
Fistel oft in kürzester Zeit aus,
: Die Heilung dauert je nach der Größe der Knochenhöble
bis zu drei bis zwölf Monaten; doch können die Patienten schon
nach ein bis drei Monaten leichtere Berufsarbeit ausführen.
Rezidive, kenntlich an Schmerz, Fieber, Eiterung, Rötung,
Schwellung, werden durch sofortige Nachoperation und noch-
malige Plombierung bald beseitigt. Jodoformvergiftungen hat
S chepelmann (12) nie beobachtet, wohl deshalb nicht,
„weil selbst bei größten Knochenhöhlen das Jodoform durch die
wachsartige Masse vor zu rascher Abspaltung und Resorption
bewahrt bleibt“. l
‚Bei großen Hautdefekten ist es hin und wieder erforderlich,
einen oder zwei doppelt gestielte Hautlappen über die plombierte
Höhle zu legen. Aber selbst wenn ein völliger Schluß der Wunden
unmöglich ist, bildet die Plombe einen guten Schutz der Knochen-
wunde gegen Austrocknung und Infektion. Bei ganz akut entzünd-
lichen Prozessen sieht Sche pelmann (12) natürlich von einer
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-~ bildung an, benötigt nur unbedeutende Abflachung der. Knochen-
höhle, wodurch Knochen gespart und Spontanfrakturen vermieden
werden, opfert kein kostbares lebendes Material, führt zu kosmetisch
und funktionell günstigen.Narben und unterscheidet sich von allen
anderen Methoden durch seine große Einfachheit und Gefahr-
verwendet.
! eingelegt, besonders da, wo der Knochen von starken Muskel-
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5 ZUIDERSZIEFENHUNS
© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28, ROTTERDAM,
©; Nach Amputationen ohne. primäre Lappenbildung, oder bei
denen im Laufe der Wundheilung trotz primärer Lappenbildung durch
' progrediente Eiterung, Thrombenbildung, Gangrän der Lappen usw.
bilden sich eventuell konische Granulationsstümpfe; es ist daher die
Weichteilextenüsion ein wichtiges Kapitel der Nachbehand-
Plombierung ab, weil in erster‘ Linie der 'Eiterabfluß gesichert
werden muß. .. f e Sug I E
Nach Schepelmann (12) ist die Jodoformplombe das
Verfahren der Wahl. „Es gestattet meistens .einzeitiges Operieren,
verhütet durch den Jodoformgehalt das Wiederaufflackern der
Infektion, regt durch den Reiz des Antisepticums zur Knochen-
lung von Amputationen.
Franke benutzt zu diesem Zweck den vorstehenden Knochen-
‚stumpf, legt. mehrere ‚Drahtnähte durch die Weichteile, zieht diese
569 .
losigkeit.“
Verschiedene Autoren wenden verschiedene Plomben an.
Bei festen organischen ‚Stoffen ist die Ausstoßungsgefahr größer
“als bei breiig-flüssigen 'Plomben,. weil dort leicht Höhlen und
- Taschen zurückbleiben, :in. denen sich Wundsekret und schließlich
- Eiter ansammelt. Die nicht resorbierbare Plombe wird nicht mehr
häufig angewandt. y |
Neuerdings wird die „physiologische“ Plombie-
' rung, das heißt Verwendung lebenden Materials beim Füllen
So. werden gestielte Hautlappen
Doch ist nach Franke (8) die Bildung tiefer Haut-
_.triehter dabei zu ‘vermeiden, weil sich in diesem Haare und
-Detritus sammeln und zur Ekzembildung Anlaß geben, ein Zustand,
.. der dann fast der Fistel gleichkommt. Außerdem neigen die ge;
` ‚stielten Hautlappen zur Randnekrose, namentlich bei Druck durch
= den Kompressionsverband oder bei Spannung des Gewebes. Ax-
‚hausen wandelt die Höhle erst in eine ganz flache Mulde um
‚und -befestigt in ihr dann die mobilisierte Haut mit kleinen Metall-
der Knochenhöhlen, bevorzugt.
nägeln. | | 5
Auch gestielte Muskellappen werden in die Knochenhöhle
massen bedeckt ist. „Funktionell hochwertige“ Muskulatur darf
man selbstverständlich nicht-zur Füllung einer Knochenhöhle opfern:
Leider lassen diese plastischen Methoden geräde da im Stich, wo
das Bedürfnis nach plastischer Füllung der Knochenhöhlen am
größten ist, nämlich ‘in der Nähe der Gelenke, wo der Knochen
nicht von starken Muskeln umgeben ist, sondern von den funktionell
wichtigen Gebilden der Nerven, Blutgefäße und Sehnen.
Schultens und Sanicki verwenden gestielte Periost-
` Muskellappen .und Bier einen Haut-Periost-Knochenlappen. Auch
17
die Ausfüllung der Höhle durch frei überpflanzten mit Periost
gedeckten: Knochen hat Nachteile, weil das Öperationsgebiet nicht
aseptisch ist. Endlich wird von vielen Autoren, z.B. Lexer,
Reh n, mit freien Fettstücken gearbeitet, mit denen sie die
Höhlen völlig ausfüllen und in vielen Fällen primäre Einheilung
erzielen. een i | |
‚Petersen (8) hat eine neue Methode gefunden, nach der
er alle Fälle von Knochenhöhlen, wie sie auch. gelegen sind, durch
‚Plastische Verwendung von gestielten Periost-
lappen schnell und sicher zur Heilung bringt, vielleicht mit Aus-
nahme der Fälle, in denen das Periost durch Infektion oder operative
Maßnahmen nicht mehr vorhanden ist. Das Periost wird in Form
' eines oder zweier gestielten- Lappen abgelöst und in die Höhle
hineingelegt; die Wunden wird durch einige Nähte verkleinert und
eventuell ein Drain an den tiefsten Punkt gelegt. „Das dünne
Periost verwandelt sich schnell in ein weiches, reich durchblutetes
Granulationspolster, das teils die Höhle ausfüllt, teils die übrigen
Weichteile zur Füllung der Höhle heranzieht.“ Erst am Schluß,
wenn die Knochenhöhle übersichtlicht freigelegt, die Sequester
entfernt, die Granulationen angestrebt, die Ränder mäßig abgeflacht
sind, legt Petersen (8) den Lappen in die Höhle, und zwar so,
em „möglichst großer Teil des Höhlengrundes, auf jeden Fall:
der tiefste Punkt und möglichst auch der steilste Abhang der
Höhle bedeckt ist“, -< . | |
D Diese Art der Plastik hat den Vorzug der physiologischen
‚eckung; Knochenhaut ist überall vorhanden, und schließlich ist
ein Periostlappen in jede Höhle, wie sie auch gestaltet'ist, auch in
u tiefe und enge Höhlen, leicht einzubringen, Kein anderes
ewebe wird seiner Funktion beraubt und der Knochen selbst
möglichst geschont, Petersen (8) hält es nicht für ausgeschlossen,
aß eine Neubildung von Knochen hier stattfindet. —
+$
Weichteile: E j
und zum Zug nimmt Pohl (i1) ein Stück alten Magenschlauches.
Der Ring der „Krone“ muß. natürlich gut gepolstert sein. |
dauernd gleichmäßige, weil der Gegenzug gleichbleibt. Auch
. Massage und Bewegungsübungen sind: frühzeitig möglich. Ferner
läßt sich-die Extension ebenso an einer Behelfsprothese ermöglichen.
Der Amputierte verliert dadurch ‘bald das Gefühl des hilflosen
Krüppels. — - a Ta
-Es war von jeher eine Schwierigkeit, bei Erkrankung der
Tuberkulose, eitrigen Prozessen und infizierten Schußverletzungen,
einen klaren Überblick über die Ausdehnung der Erkrankung- zu
das Verfahren von Obolinski, der. den Fuß zwischen der dritten
und vierten Zehe bis zur Achillessehne durchspaltet, bleibt un- -.
genügend und beschränkt, zumal es außerdem wichtige Nerven und
Sehnen opfert.
Kirschner (1) ist es durch ein neues Verfahren gelungen, |
eine freie Übersicht und einen ungehinderten Zugang zu. allen .
'Gebilden der Fußwurzel zu schaffen. Durch einen Schnitt von der
Lisfraneschen Gelenklinie bis in das obere Sprunggelenk
— durch Weichteile und Knochen — zerlegt er den Fuß in einen
größeren plantaren und einen kleinen dorsalen Abschnitt, sodaß sich
beide Fußteile beim Auseinanderklappen „wie ein Karpfenmaul“
öffnen. Sämtliche Knochen und Gelenke der Fußwurzel, das obere
Sprunggelenk und die. Gelenkflächen der Unterschenkelknochen
liegen frei zutage. ME a a
. Bei. aseptischen Erkrankungen klappt .Kirschner (1) die
beiden Fußteile nach Vollendung des operativen Eingriffs wieder
zusammen und vernäht die Strecksehnen der Zehen und die Haut-
ränder primär. Der Fuß wird rechtwinklig eingegipst. |
- Bei infektiösen Prozessen läßt er die Wunde breit klaffen
und füllt sie mit Gaze aus. Der Fuß wird in leichter’ Spitzfuß-
stellung geschient. In,diesen Fällen bleibt die Wiedervereinigung
der Zehenstrecker aus. „Eine schwerwiegende praktische Bedeutung
dürfte die hierdurch aufgehobene Zehenstreckfähigkeit. selten er-
langen, da die Zehen beim Gehen unter passiver . Dorsalflexion
automatisch vom Boden abgewickelt werden.“ Eventuell macht
Kirschner (l) eine Sekundärnaht. Die Heilung erfolgt meist
in Spitzfußstellung, in der der Gang gut möglich ist. Andernfalls .
ist eine korrigierende Operation anzuschließen. s en
= Eine Eröffnung des. oberen Sprunggelenks kann man sich
sparen, wenn seine‘ Übersichtlichkeit, garantiert ist. Alle wichtigen.
Organe bleiben unverletzt mit Ausnahme der Zehenstrecker und
der Arteria dorsalis pedis. . a |
Nach der Operation bleibt meistens eine mehr oder minder
starke Ankylose der eröffneten Gelenke zurück, die zum Teil auf
Rechnung der Operation, zum anderen Teil auf Rechnung. der Er-
krankung selbst zu setzen ist. Eine Beschränkung der Funktions- -
fähigkeit des Fußes wird hierdurch bedingt, die jedoch nach
Kirschners (1) Erfahrungen nicht erheblich ist.
Literatur: 1. Kirschner, D. Zschr. f. Chir, 1918, Mai, Bd. 145, H.1bis2, —
2. ep ebenda. — 3. Franke, ebenda. — 4. Störzer, ebenda, 1918, Oktober,
Bd: 147, H. 1 bis 2.. — 5. Kohler, ebenda. — 6. Freiin v. Schlotheim, ebenda, 1918
April, Bd, 144, H. 5 bis ’6.. — 7. Koleszár, ebenda, 1918, September, Bd. 146,
H.5 bis 6. — 8. Petersen, ebenda. — 9. Remmets, ebenda, 1919, Januar, Bd. 148,
H. 1 bis 2. — .10. Rogge, ebenda, 1918, Juli, Bd. 145, H. 5 bis 6 — 11. Pohl,
ebenda, 1918, März, Bd. 144, H. 3 bis 4 — 12; Schepelmann, ebenda. —
13, Schepelmann, ebenda, 1918, Se
ebenda, 1919, März, Bd. 149, H. 1
is 2,
Drähte durch das Knochenloch und 'bewirkt so Extension der
= Pohl (11): wendet ein weit einfacheres Verfahren an; er
benutzt eine „Krone“ aus zwei gebogenen Cramerschienen, die an
| ihrer Basis, einer: ringförmig zusammengenieteten Cramerschiene,
festgelötet sind. Am Stumpf wird ein. Flanellbindenzug angelegt,.
Die Extension. läßt sich frühzeitig anwenden, sie ist eine -
kleinen Fußknochen ‘und -gelenke, besonders bei
bekommen. Dies ist daher die erste Aufgabe der Operation. Auch
tember. Bd.146, H. 8 bis 4. — 14. Braun,
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570 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23.
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Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 17 u. 18.
Nr, 17, W. Anschütz (Kiel): Beiträge zur Behandlung der
Amputationsstümpfe nach Sauerbruchscher Methode. Berichtet wird über
einige Fortschritte, die sowohl in der Sicherheit der operativen Heilung,
wie in der Sicherheit des endgültigen Erfolges gemacht worden sind.
Franz Hamburger (Graz): Der psychogene Cremasterreilex.
Bei manchen Individuen zeigt sich unmittelbar nach dem lege artis
ausgelösten. Cremasterreflex ein solcher von neuem in dem Augen-
blicke, wo man den Finger zu seiner Auslösung erhebt, also
schon bevor die Haut berührt wird. Das Experiment gelingt aber nur
dann, wenn der Patient den streichenden Finger sich nähern sieht.
Konrad Mayer: Uber Schutzkörpermangel bei Grippe nach
Beobachtungen über die Grippe 1918 unter den deutschen Truppenteilen
in Konstantinopel. Durch klimatische Ungunst und körperliche An-
strengung geschwächte Organismen wurden von der Grippe befallen.
Unter dem Einfluß dieser Krankheit trat ein Schutzkörpermangel ein,
und anderen im Körper schon vorhandenen Krankheitserregern ver-
schiedenster Art war damit Gelegenheit geboten, zur Wirksamkeit zu
kommen und je nach der Pathogenität schwere bis tödliche Erkran-
kungen hervorzurufen.
Gustav Deusch (Rostock): Grippe und Lungentuberkulose.
Lungentuberkulöse haben eine geringe Neigung zur Grippeerkrankung.
Bei ihnen verläuft auch diese fast durchweg relativ leicht und führt
selten zum Tode. Die Tuberkulose dürfte einen gewissen Schutz gegen
die Grippe und die komplizierenden Mischinfektionen verleihen. (Daß
Lungentuberkulöse äußerst selten an kruppösen Pneumonien erkranken,
ist bekannt.)
Knud Ahlborn (Hamburg): Unerkannte Malaria als Kom-
plikation bei anderen fieberhaften Erkrankungen. Bei allen aus dem
Felde heimkehrenden Soldaten ist eine Blutuntersuchung auf Plasmodien
vorzunehmen, besonders bei denen, die „geographisch malariaver-
dächtig“ sind, das heißt die in Malariagebiete gekommen waren, aber auch
in allen Fällen, die an unbestimmten fieberhaften Erkrankungen leiden.
Geigel (Würzburg): Energie der Lage und Blutkreislauf. Be-
rücksichtigt man nur den Unterschied: arterieller Druck — venöser
Druck, so ist die Lage, die ein Organ einnimmt, ob es erhoben ist
oder gesenkt, für die Fortbewegung des Blutes ganz gleichgültig, von
größtem Einfluß aber ist die Lage für die wichtige Differenz: Blut-
druck minus Gewebsspannung. Von größtem Einfluß ist die Lage
ferner auf die Spannung der Gefäßwand. Für die Forttreibung des
Blutes kommt aber nicht nur das Gefälle in Betracht, sondern auch
die Wucht des Stoßes, mit der das Blut die Wand der Arterien trifft.
Von dieser Wucht wird nur ein Teil für die Massenbewegung zurück-
gewonnen, ein anderer wird in Wärme umgesetzt. i
H.Christian Greve (München): Die chronische superficielle
Glossitis (Moelleri) — eine Reflexneurose. Es bestehen heftige, brennende
Schmerzen meist an einem Zungenrande und an der Spitze, wodurch
der Kranke an der Nahrungsaufnahme und beim Sprechen infolge
Scheuerns an den Zähnen behindert ist. Man findet kleine Excoriationen
am Zungenrande, rote Flecken und Streifen, entstanden durch defektes
Epithel. Das Leiden tritt vorwiegend beim weiblichen Geschlecht auf,
Der Verfasser rechnet es zu den Neurosen. Daher ist das Haupt-
augenmerk auf die Behandlung des bestehenden Allgemeinleidens zu
richten (besonders Magen- und Darmstörungen, Menstruationsanomalien,
Klimakterium und die mit diesen verbundene Neurasthenie).
Arth. Hoffmann (Darmstadt): Flecktyphusansteckung nach
Entscheidung des Reichsgerichts Unfalliolge. Ein gegen Unfall für den
Todesfall versicherter Arzt war einer Erkrankung an Flecktyphus er-
legen. Das Reichsgericht nahm eine Infektion durch eine äußere
Verletzung (Läusebiß) an. Ebenso dürften auch andere, durch
tierische Parasiten übertragene Infektionen als Unfallfolge zu be-
urteilen sein, in erster Linie die Infektion an Malaria.
—
und in das Blut übergetreten, die prämenstruellen Veränderungen sind
bereits ausgebildet, die Menstruation wird, trotzdem alle Ovarialzellen
getötet werden, noch einmal kommen. Der Follikelsprung erfolgt
eben um die Mitte und nicht erst gegen Ende des Intermenstruums.
Wieting: Die Formen der traumatischen Pleurainiektionen.
Besprochen werden die rahmeitrige bluthaltige, die eitrig-gashaltige,
die serös-fibrinöse, die hämolytisch-seröse, die septische trockene oder
serös-eitrige Form und schließlich das Gasempyem.
Döllken (Leipzig): Über die elektiven Wirkungen der Hetero-
vaccine und Proteinkörper. Die wesentliche Bedeutung der parenteral
dem Organismus zugeführten Vaceine und Eiweißprodukte liegt nicht
in der allgemeinen, sondern in der ausgesprochen elektiven Wirkung
auf die Körperorgane. |
Harald Oehnell (Stockholm):
Verdauungsstörungen nach
Gastroenterostomie.
Regelmäßig fanden sich danach Bindegewebsreste
in den Faeces. Auch dürfte eine verschlechterte Ausnutzung des Fettes
anzunehmen sein.
Richard Drachter (München): Die Bedeutung der Inter-
costalmuskelatrophie bei Raumausgleich im Thorax und der Begriff der
Lungenstütziunktion. Die Lunge wirkt thoraxwandstützend, erstens
indem sie die Entstebung größerer Druckdifferenzen zwischen den
Pleurablättern unmöglich macht, und zweitens, indem sie Intercostal-
muskelatrophie verhindert. Die thoraxwandstützende Funktion der
Luage ist aber nur eine relative.
Viktor Schilling: Das Zusammenwirken von Blutbild und
Weil-Felix-Reaktion bei der Laboratoriumsdiagnose des Fleckfiebers. Die
Beurteilung der Weil-Felix-Reaktion gewinnt durch das Blutbild an
Sicherheit. Die durch Blutbild plus Weil-Felix mögliche Kontrolle von
Flecktyphusfällen ist für den Hygieniker praktisch sehr wertvoll.
Fr. H. Lorenz (Hamburg): Gonokokkenzüchtung in verdünnfer
Luft. Die Luftverdünnung ist wesentlich für das Gonokokkenwachstum.
Franz Franka (Frankfurt a.M.): Pupillenstörung nach Grippe.
Während einer Grippe mit Erscheinungen einer Encephalomyelitis wurden
Entrundung, Ungleichheit und Reaktionslosigkeit der Pupillen beobachtet,
und zwar auch noch nach drei Monaten.
H.Fründ (Bonn): Ein Überdrucknarkoseapparat für Feldlazarette.
Das beschriebene einfache Modell genügt allen Anforderungen bei Ope-
ration von Lungenschüssen. F. Bruck.
Zeitschrift für Immunitätsforschung und experimentelle Therapie
Bd. 28, H. 3 bis 5.
E. Friedberger: Zur Frage der Typhus- uud Choleraschutz-
impfung. I. Mitteilung. Ergibt sich auf Grund der bis jetzt vorliegenden
authentischen Zahlen ein Erfolg der Impfungen gegen Typhus und Cholera
im Krieg? Die Arbeit Friedbergers enthält den am 2. Mai 1917
in der Berliner Medizinischen Gesellschaft gehaltenen Vortrag, dessen
Veröffentlichung durch die Zensur verboten war. Friedberget
geht davon aus, daß die älteren statistischen Angaben über die günstige
Wirkung der Typhus- und Choleraschutzimpfung anfechtbar sind und
daß eine Immunisierung mit abgetöteten Erregern gegenüber spontan
vorkommenden Krankheiten nicht gelingt. Die Abnahme der infektiösen
Darmkrankheiten im Weltkrieg gegenüber früheren Kriegen ist zunächst
auf die gleichen Ursachen zurückzuführen, die auch im Frieden schon
ihre Abnahme um das 10- bis 80 fache in den letzten Jahrzehnten be-
dingt haben (Verbesserung der hygienischen Verhältnisse). In langer
dauernden Kriegen findet mit und ohne Impfung Typhusabnahme statt.
Die Häufigkeit leichter Fälle bei der geimpften Truppe im Gegensatz
zur ungeimpften Zivilbevölkerung des besetzten Gebietes ist in erster
Linie darauf zurückzuführen, daß in der Statistik bei der Truppe fast
alle Fälle, bei der Zivilbevölkerung nur die schwersten erfaßt werden.
Friedberger greift dann die von Hünermann für die Typhus-
schutzimpfung und die von Hoffmann für die Choleraschutzimpiung
aus dem authentischen Zahlenmaterial ‘gezogenen Schlußfolgerungen an
einzelnen an, er wirft beiden Autoren vor, die Gesetze der Epidemiologie
nicht genügend berücksichtigt zu haben. (Typhus: Der Abfall der
Typhuskurve im Anschluß an die Impfung ist relativ der gleiche wie
1870; er fällt bei den einzelnen Divisionen nicht mit der Impfung ZU
sammen. Cholera: Die Cholerakurve hat überall ihren habituellen
Charakter gewahrt, Einfluß der Impfung ist nicht sicher nachweisbar;
Nr. 18. L. Seitz und H. Wintz (Erlangen): Die Abhängigkeit
der Röntgenamenorrhöe vom Menstruationscyclus sowie von der Größe und
Verteilung der Dosis. Die geringste Strahlenmenge, die erforderlich ist,
muß in einer Sitzung verabfolgt werden. Jede Verzettelung der
Dosis setzt das Resultat herab. Bestrahlt man in der ersten Hälfte
des Intermenstruums, so wird ein reifender Follikel oder ein ganz junges
Corpus luteum — beides Vorbedingung der Auslösung der Menstruation —
durch die Strahlen vernichtet, es kommt nicht mehr zur Ausbildung der
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Morbiditätsverminderung bei Geimpften im Krieg gegenüber Ungeimpiten
$i A J prämenstruellen Veränderungen, die Menstruation bleibt sofort ganz aus. | in früheren Epidemien besteht nicht bei Berücksichtigung der Aliens
? CRN | Bestrahlt man in der zweiten Hälfte des Intermenstruums, so sind | gliederung; Einfluß der Impfung auf die Mortalität tritt nicht hervor;
N Da A | | die ovariellen Hormone, die die Menstruation auslösen, schon vorhanden
Ausbleiben einer epidemischen Ausbreitung bei durchgeimpften Truppen-
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. "arten läßt sich ausschalten durch Ausfällun
- faches Verdünnen ‚des Antiserums. =
| R. Bielimg: Untersuchungen über die veränderte Agglutinin-
E ` bildung mit Ruhrbacillen vorbehandelter Kaninchen.
‚ essiert vor allem durch eingehende Untersuchung der Entstehung
Zu. kurzer Angabe des Inhalts nicht
| Wirkung
. Sauren Salze bei der physiologischen Hämolyse in der
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“teilen, trotz des Nachweises einzelner Fälle, ist nicht. mit Sicherheit| _
auf die Impfung zurückzuführen, da unter entsprechenden Bedingungen
| auch bei Nichtgeimpften Epidemien in der Regel ausblieben; die Cholera
ist häufig gleichzeitig bei geimpften und ungeimpften Beständen und
` der ungeimpften Zivilbevölkerung erloschen.) In einem Nachtrag Po-
lemik gegen Muschold.
Ivar Lagerberg: Vergleichende . Untersuchungen ‘über die
' . Widerstandsfähigkeit der Sporen und der vegetativen Formen einiger
sporenbildender Bakterien gegenüber ultraviolettem Licht. IV. Mitteilung
- über die Wirkung der ultravioleiten. Strahlen. Die Sporen und vege-
- tativen.Formen von Bacillus subtilis, mesentericus und -Bacterium mega-
` therium haben die-gleiche Widerstandsfähigkeit, während die Milzbrand-
sporen acht- bis zehnmal widerstandsfähiger waren als die Milzbrand-
_bacillen. UI traviolettes Licht tötet frisch eingetrocknete Bakterien schneller
ab als bei Aufschwemmung in Kochsalzlösung.
E.Friedbergerund G. Joachimoglu: Weitere Mitteilung
= über die Einwirkung von: Anaphylatoxin auf den isolierten Darm, nebst
.. vergleichenden Versuchen über den: schädigenden Einfluß des 'erhitzten `
. _ artgleichen Serums auf die Bewegung des isolierten Darms. Behandeln
. des aktiven Iso- und Autoserums mit Bakterien liefert unter Umständen
„ein Gift, das die peristaltische Bewegung des isolierten Kaninchendarms
‚aufhebt. Artgleiches inaktiviertes Serum schädigt mitunter. die’ Peri-
- . staltik (Zunahme der Alkalesc
:- - Co, bei der Erbitzung). > -
enz infolge Verarmung des Serums an
E. Friedberger und K. S ut o: Über heterogenetische Anti-
gene und Antikörper. ‘VI. Mitteilung. Beiträge zur Natur des hetero-
genetischen Antigens gegen Hammelblut für Kaninchen im Pierdeharn.
Durch-Vorbehandlung’ von Tieren gewisser Spezies mit heterogenetischemn
Eiweiß bildet sich ein Präeipitin gegen Hammeleiweiß und andere Eiweiß-
arten. Das störende Übergreifen präcipitierender Sera auf andere Tier-
g mit Hammelblut oder ein-
Die Arbeit inter-
heterologer Nebenagglutinine.
geeignet. | 3
E-Meinicke: Die Lipoidbindungsreaktion. II. Mitteilung. Auf
Grund weiterer Versuche verläßt Meinicke die frühere Auffassung,
daß den Vorgängen der Lipoidbindungsreaktion 'eine Bindung. von .
Extraktlipoiden und 'Serumglobulinen zugrunde läge, vielmehr stellt er
die Hypothese auf, daß bei der Reaktion zwischen, Luesserum und
Extrakt die ’Extraktkolloide das _Kochsalzgleichgewicht der Serum-
globuline im Sinne einer Kochsalzentziehung stören. Diese Reaktion
verläuft bei den positiven Seren intensiver als bei den negativen. —
Beim Inaktivieren der Sera ändert sich die Reaktionsfähigkeit der
Serumglobuline: sie werden schwerer aus -dem Kochsalzgleichgewicht
‚gebracht. Die Salzentziehung wirkt aber eingreifender auf das Eiweiß-
molekül ein als bei aktiven Seren. Der’Grund dieses Verhaltens wird.
m einer festeren -Bindun
g des Salzes beim Erwärmen- der Sera’ ge-
sehen. — Erörterung der neuen Hypothese an. den Vorgängen der
' Präcipitation, Agglutination, Anaplıylaxie, Hämolyse, Bakteriolyse, Kom-
Plementbindung. | | rS. |
F. v..Gröe r und K. Kassowitz:. | Studien über die normale
Diphtherieimmunität des Menschen. IV. Mitteilung. Die normale Diphtherie-
immunität im Kindesalter. Aufstellung einer Kurve des antitoxischen
Diphtherieimmunitätsgrad es
Zwischen dem ersten bis dritten Lebensjahr. Doch ist auch während
_ des Schutzminimums: ‚mit nahezu einem ‚Drittel geschützter Kinder zu
rechnen. Zwischen 15. und 18. Lebensjahr wird der ‚ursprüngliche
; Immunitätsgrad von 84% wieder erreicht. Die Gesamtkurve setzt sich
Dr m drei . Kurven zusammen: 1. die passive, diaplacentar bezogene
. mmunität des Neugeborenen, geht geradlinig bis gegen Ende des ersten |
„ebensjahres verloren; 2. die Periode der autochthonen und dauernden
ildung antitoxischer Serumfunktionen, welche um das 13. Lebensjahr
ein und mit der Pubertät in Zusammenhang gebracht wird; 3. aktive
Mmunisierung zwischen dem 1. und 18. Lebensjahr (wirkliche Er-
ankungen, Bacillentragen). “ Doch wird die normale Diphtherie-
F wunität vorläufig noch: als etwas von der natürlichen Immunisierung
erschiedenes aufgefaßt. | | |
W. Patzschke und |
Sei der Kohlensäure und ihrer`Salze auf Blutkörperchen, die mit
eife und |
Arbeit ist in. der Überschrift ausgesprochen. Die Bedeutung der gallen-
urg Leber wird mit
inblick auf das ermittelte Phänomen ‚vermutet, = F
——
1919 —— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
| Mai 1919) " |
| bei Kindern aller Altersklassen. Die höchste |
absolute Disposition gegenüber der Diphtherie besteht bei den Kindern
| K. Jaudas:. Über die - hämolytische
gallensauren Salzen präpariert sind. Das Hauptergebnis der
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i Therapeutische‘Notizen 5
`. Über: Amalak, ein neues Expectorans, berichtet Heymann
(Berlin). Er wandte: bei 200 Kranken Amalakpräparäte an und sah meist
gute Erfolge. Amalakextrakt ist als Expeetorans und reizlinderndes
Mittel besonders bei Bronchitis und Erkrankungen der oberen Luftwege
| angezeigt. (B. kl. W. 1919, Nr. 21). ie De,
lose, insbesondere, der Lym-
- Über die Behandlung der Tuberku
‘phome ‘mit Krysolgan berichtet Frankenthal (Berlin). . Krysolgan
ist relativ ungiftig, führt aber zuweilen. zu: schweren Dermatiten
(aussetzen!) und Fieber. Es wirkt günstig auf das Allgemeinbefinden
und scheint. eine katalytische, herderweichende .und bactericide Wir-
kung zu haben. (Ther. d. Geg., Mai 1919.) ar di,
` G. Klemperer (Berlin)! prüfte Camagol (pro Tablette 0,1 g Ca
und 0,01 g Mg) an .mehr als 200 Fällen und bezeichnet es’ als ein
bräuchbares Medikament, das im Rahmen der Indikationen der Kalk-
therapie seine Schuldigkeit tun wird. (Ther. d. Geg., Mai 1919)
- Die Behandlung der Oxyuriasis muß nach Schilling (Leipzig)
den Darm nicht nur einige Male, sondern fortgesetzt säubern. Inner-
lich sind-Santonin, Naphthalin, Flor. Cin., Ol. Chenopod., Aether Anthel-
minth. anzuwenden, daneben peinliche Sauberkeit. (Ther. `d. -Geg,,
| En Reckzeh.
ne. Bücherbesprechungen.
Ludolf Kreh. Pathologische Physiologie. 9. Auflage.
- F. C. W. Vogel, Leipzig 1918. Brosch. M 22,—, geb. M 26,—. 770Seiten.
. Die neunte Aùflage der pathologischen: Physiologie ‚gibt den
großen Stoff in veränderter Anordnung und in vielfach umgearbeiteter
Darstellung. Sie eröffnet mit einer allgemein. gehaltenen Auseinander-
setzung über die Begriffe Krankheit, Konstitution und Diathese und
setzt sich dann mit dem Verhalten des Organismus gegen das Ein-
treten fremder Substanzen auseinander; in diesem Kapitel steht der
umgearbeitete Abschnitt Infektion und Immunität, ferner die Abschnitte
Abwehrfermente.und Fieber. Anschließend folgen Betrachtungen über
den Kraft- und Stoffwechsel und über Störungen -in der Art. des
Stoffwechsels. Ein eigenes Kapitel behandelt den Haushalt des Wassers
und der Salze. Die Schilderung der Organfunktionen unter 'krankhaften
Verhältnissen, ‘also die spezielle pathologische Physiologie, wird. ein-
geleitet von dem Kapitel über die. Störungen des Nervensystems. Es.
folgen die krankhaften Zustände des Kreislaufs und die Krankheiten
des Blutes. Weiter stehen die Kapitel, über die Verdauung, dann die
Kapitel über die Atmung und über die Harnabsonderung. Die- Schluß- `
aufsätze wenden sich wieder einer allgemeineren Betrachtungsweise zu
mit einem Aufsatz über die Störungen der Organkorrelation und das:
'krankhafte Zusammenwirken von Organen. . Das Schlußkapitel setzt.
sich noch. einmal mit .den Begriffen Krankheit und Konstitution aus-
einander und weist .der pathologischen Physiologie ihren ‚Platz inner:
halb des. Bildungsganges des Arztes an. — Das Krehlsche Buch ist
ein beliebtes und ein wertvolles Bildungsmittel .des deutschen Arztes
geworden. Auch die neue Auflage überrascht wiederum durch die.
umfassende Beherrschung der wissenschaftlichen Arbeit der letzten
Jahre. Die Darstellung hebt den.Leser auf den Standpunkt des Ver-
fassers und lehrt ihn, von .dieser Höhe der Erkenntnis aus die Ergeb-
nisse der klinischen und experimentellen Forschung kritisch zu durch-
denken und gegeneinander abzuwägen. Es ist nur verständlich, daß an
einem so aus der Persönlichkeit des Verfassers herausgewachsenen
Buche die Erlebnisse der Kriegszeit nicht ohne fruchtbare Anregungen.
zu hinterlassen vorübergegangen sind. — Die Auseinandersetzungen
über die Begriffe Konstitution und Diathese bilden den Rahmen für
den übrigen Inhalt des Buches durch einen einleitenden ùnd einen ab-
schließenden Aufsatz. Es scheint, daß diese Anordnung den abge-
‚leiteten Begriffen ihre Stellung zu dem gesamten Bildungsstoff des-
Arztes zuweisen soll. Den. eigentlichen Bildungsstoff liefert vorzüglich
die lokalisatorische, organolögische Betrachtungsweise. Natürlich soll
der‘ Arzt‘ in erster Linie eben Arzt und’ nicht Naturwissenschaftler oder
Philosoph sein. Aber von Wichtigkeit ist für die ‚Erziehung des
Arztes zur Urteilsbildung. und für sein Handeln das Verständnis: dafür .
zu erwecken, Krankheitszeichen nach den Grundsätzen naturwissen- .
schaftlicher Anschauung und Begriffsbildung anzusehen ‚und zu ver-
stehen. Für die formale Bildung des Arztes, für sein Urteilen und
Handeln ist aber nicht die Kenntnis von Tatsachen der Organverrich-
tungen, sondern vor allem das wissenschaftlich geschulte Anschauen
und Begreifen von Bedeutung, -und zum wissenschaftlichen Denken
regen die in diesem Buc |
Maße an.
- K, Bg.
he vereinigten Krehlschen Aufsätze in: hohem `
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druck angewendet. Unregelmäßiges Schlagen des Herzens ist hierbei
. tuberkulösen Drüsen auf den Vagus gibt Störungen im Reizleitungs-
N
Ba oo 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 28.
Vereins- und Auswärtige Berichte.
Berlin.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 14. Mai 1919.
Verhandlungsgegenstand: Das Reizleitungssystem des Herzens.
Fortsetzung der Aussprache. v. Hoeßlin: Es gibt einen Einfluß des
Vagus, der erst bei mechanischer Reizung des Nerven zu erkennen ist.
Durch diesen Druck (Tsehermackscher Druckversuch) läßt sich
sofortiges Aufhören der paroxysmalen Tachykardie erzielen. Man sieht
dabei häufiger, daß der Vorhof seine rasche Schlagfolge nicht einstellt,
sondern daß nur der Ventrikel langsamer wird. Es kann zu Erschei-
nungen kommen, .die dem Herzflimmern ähneln. Praktisch hat die
Anwendung des Druckes die Folge, daß die Kranken von ihrer Hertz-
angst und der Atemnot sofort befreit werden. Sie lernen ihn selbst
ausüben. Der Druckversuch wird auch mit Erfolg bei erhöhtem Blut-
nicht Vorbedingung. Das Herz kann gesund erscheinen, während die
Ausübung des Druckes Hemmung der Überleitung zwischen Vorhof
und Ventrikel usw., gelegentlich selbst Blockierung zu erkennen gibt.
Hierbei macht sich nicht selten ein Unterschied zwischen dem Druck
auf den rechten und linken Vagusstamm bemerkbar. Der rechte Vagus
hat mehr Einfluß auf den Sinus, der linke mehr auf den Übergang
zwischen Vorhof und Ventrikel. Auch der Druck von Tumoren und
system zu erkennen.
Max Koch demonstriert das Herz eines vier Monate alten
Kindes, das an dyspeptischen Erscheinungen gestorben war und bei
dem als Nebenbefund eine doppelt ausgebildete Herzspitze sich fand.
K. zeigte ferner das Herz eines 23jährigen Soldaten, der an Kohlenoxyd-
vergiftung gestorben war, bei dem sich ein sehr seltener abnormaler
Sehnenfaden fand, der dicht unterhalb der Aortenklappe begann und
unter Umfassung des großen Mitralsegels zum ehemaligen Rande des
Foramen ovale zog.
Ceelen: Schlußworte Kraus: Schlußwort.
Jürgens: Neue Wege der Seuchenbekämpfung. Man kann die
Seuchen in mehrere Gruppen einteilen. Die eine Gruppe bilden Pocken,
Fleckfieber und Masern. Der Erreger ist bei keiner von diesen Krank-
heiten sicher erkannt. Gleichwohl haben wir die Krankheitsbekämpfung
in der Hand. Die Pocken sind beseitigt durch die Schutzimpfung. Sie
erzeugt eine Dauerimmunität. Der immune Mensch kann trotzdem
infiziert werden und er kann erkranken, aber das sind dann keine
echten Pocken. Durch die Impfung werden die Pockenerkrankungen
also nicht beseitigt, aber es besteht keine Gefahr mehr von ihrer Seite.
Die Wiederimpfung bedarf noch einer wissenschaftlichen Erklärung.
Auch das Fleckfieber gehört als Volksseuche der Vergangenheit an.
Es kann sich aber wieder einnisten, wenn auch Massenerkrankungen
nicht mehr eintreten werden. Dazu sind Zustände der Lebensführung
erforderlich, wie sie in Deutschland längst überwunden sind. Die Ge-
fahren rühren vielmehr daher, daß unerkannte Erkrankungen zu Über-
tragungen Veranlassung geben. Demzufolge ist für die Bekämpfung
des Fleckfiebers in erster Linie die Mitwirkung des Arztes erforderlich.
Die Diagnostik ist hier die Hauptsache. Die Weil-Felixsche
. Reaktion kommt zu spät. Die strenge Isolierung der Kranken ist un-
nötig und beraubt den Kranken der nötigen Fürsorge. Fleckfieber-
kranke suchen den Arzt sehr bald auf. Die Meldung des leisesten
Fleckfieberverdachtes ist unnötig. Ist der Verdacht begründet, so
müssen alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden. Tritt ein
Kranker zu spät in Behandlung, dann ist die Aufmerksamkeit allen
Leuten zuzuwenden, die ansteckungsverdächtig durch ihn geworden
sind. Hier ist’ärztliche Mitarbeit erforderlich. — Die Masern herrschen
im Volke unbegrenzt. Sie werden als unvermeidliches Übel hinge-
nommen. Sie sind keineswegs harmlos. Der Kampf gegen sie ist
durchaus nicht so aussichtslos, wie man glauben machen möchte.
Allerdings wird man sie nicht ausrotten können, aber einschränken
kann man sie. Eine zweite Gruppe der Volksseuchen kann sich nicht
so ausbreiten, weil die Menschen gegen sie zum Teil eine Immunität
haben. Dahin gehört die Diphtherie. Bei ihr ist ein Zusammenarbeiten
aller Bestrebungen bei Außerachtlassen aller unnötigen Bestrebungen
angezeigt. Unnütz ist es, alle infizierten, dabei aber gesunden Kinder
ins Krankenhaus zu schicken. Die Umgebung ist vor ihnen in anderer
Weise zu schützen. Als Volksseuche hat die Krankheit seit der Serum-
behandlung viel von ihrem Schrecken verloren. Zu betonen ist die
frühzeitige ärztliche Hilfe. |
Was Cholera, Typhus und Ruhr anbetreffen, so unterliegt die
Ruhr individuellen Einflüssen. Die Cholera begrenzt sich in einem
Kulturvolk von selbst. Schon die einfachsten Regeln der Reinlichkeit
bringen sie zum Erlöschen. Ebenso verhält es sich mit dem Typhus.
Bei beiden Krankheiten läuft die bakteriologische Untersuchung den
Ereignissen nach, — Scharlach, Grippe, epidemische Genickstarre,
Heine-Medinsche Krankbeit werden bekämpft, aber sie erfordern um-
fangreichere Mitarbeit der praktischen Ärzte.
. Die Tuberkulose ist eine ansteckende Krankheit, die auch kon-
stitutionell zu bewerten ist. In einer gesunden Bevölkerung ist sie
kaum noch zu fürchten. Im Kampf gegen die Tuberkulose ist gute
Ernährung, Wohnungsfürsorge usw. von Wichtigkeit. Die Quellen der
Tuberkulose fließen überall. Die Trennung in offene und geschlossene
Tuberkulose ist irreführend; jede Tuberkulose ist offen. Mit dem
bakteriologischen Nachweis kommt man zu spät. Strenge Isolierung
ist in keiner Anstalt durchführbar. Es müssen neue Wege für die
Bekämpfung der Tuberkulose gefunden werden, Der Kampf gegen den
Kranken ist unrichtig. Die Fürsorge hat bei der ‚Jugend einzusetzen,
Aussprache. Hans Mühsam: BeiderSeuchenbekämpfung
kommt es allein darauf an, daß wir die Quellen kennen, aus denen die
Erreger ins Volk dringen. Erst wenn wir die gefunden haben, können
wir an die Bekämpfung der Seuchen denken. Am Typhus läßt sich
nachweisen, daß große Epidemien aus einer einzigen Quelle stammten,
Um solche Quellen aufzusuchen, bieten sich zwei Wege dar. Einmal
kann man diejenigen Kranken, welche zufällig zur Behandlung kommen,
zur Anzeige bringen, dann aber kann man große Reihen von Leuten
durchsuchen, um die Kranken herauszufinden. Das zweite Verfahren,
auf die Gesamtbevölkerung angewendet, sei zu empfehlen. Mit ihm ist
der Behandlungszwang zu verbinden. Fritz Fleischer.
Bonn.
Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Sitzung vom 7. April 1919.
Gallus bespricht in einem ausführlichen Vortrage die Frage:
„Gibt es eine Cataracta diabetica?“ Er verfügt über ein zum Teil längere
Jahre beobachtetes augenärztliches Material von 606 Diabetikern. Die
Katarakt ist zweifellos die häufigste Augenkomplikation, denn sie konnte
in einem Drittel seiner Fälle festgestellt werden. Das Durchschnittsalter
der Kataraktösen betrug 58,8 Jahre. Die Katarakt pflegt vor dem
50. Lebensjahre selten im Verlaufe von Diabetes aufzutreten. Das spricht _
gegen die gewöhnliche Annahme, daß die Katarakt gerade bei jugendlichen
Diabetikern, also bei den schwereren Fällen, beobachtet werde. Gerade
die schweren und schwersten Fälle von Zuckerkrankheit, die sich mit -
toxischer, durch die Zuckerkrankheit bedingter retrobulbärer Neuritis
vergesellschaften, bezeichnet G. geradezu als immun gegen Katarakt.
Er fand in seinem großen Material nicht einen einzigen Fall, der beide
Erkrankungen gleichzeitig aufwies. Interessant ist in der Hinsicht die
Mitteilung, daß bei 76 Kriegsteilnehmern, von denen 73 unter 50 Jahre
alt waren, nur ein einziger, 23 jähriger Mann an Star litt, dagegen 14
an retrobulbärer Neuritis erkrankt waren.
Um den Unterschied zwischen diabetischen Katarakten und
solchen seniler Ätiologie. klarzustellen, zog G. ein Vergleichsmaterial
von 1089 Katarakten nichtdiabetischen Ursprungs an. Dabei ergibt
sich, daß bei beiden Kategorien das beliebteste Lebensalter die Jahre
zwischen 50 und 60 sind, daß aber Zuckerkranke häufiger vom Star
befallen werden. Bei beiden Kategorien wird der Star häufiger bei
Frauen als bei Männern beobachtet. Bei Diabetikern fanden sich auch
häufiger besondere, von der gewöhnlichen Katarakt abweichende Formen
(scharf begrenzte vordere Corticaltrübungen, Lokalisation am hinteren
Pol und die Cataracta coronaria), die aber alle nichts für Diabetes
Charakteristisches darstellen. Jenseits der 50er Jahre bestehen keinerlei
Kriterien, die eine Unterscheidung der diabetischen Starform von der
senilen gestatten. Bei 79 Untersuchten bestand der Diabetes bereits
über zehn Jahre. Die Katarakte waren auch hier verhältnismäßig oft
in so geringem Maße vorhanden, daß die bestehenden Trübungen VOR
keinem oder nur geringem Einflusse auf das Sehvermögen waren. Auf
hellung von Startrübungen lediglich durch antidiabetische Maßnahmen
wurden nicht festgestellt. Pathologisch-anatomisch unterscheidet sich
der diabetische Star nicht von dem senilen. Die Katarakt findet sich
bei leichten Fällen von Diabetes sowohl wie auch bei schweren. AUS
dem ‚Vorhandensein von Star können keine prognostische Schlüsse
gezogen werden. l :
Wie es zur Starbildung kommt, ist noch nicht endgültig ent-
schieden. Die Annahme, daß die Schädigung der Linse durch ultra-
violette Strahlen die Ursache sei, lehnt G. als unwahrscheinlich ab.
Er sagt geradezu über die Ätiologie des Stars bei Diabetes: „Zusammei
a a "8, Jani: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr. 23. i y ae SE 573: Re
fassend läßt sich sagen, daß sich auf Grund des Materials und’ dessen ‚| der Milchbehandlung in kurzer Zeit. Die: Milchinjektionen. wirkten. Br L .
- kritischer Verarbeitung keinerlei Momente ergeben haben, die’ geeignet ‚| fiebererzeugend, riefen aber keine: beziehungsweise keine nennenswerte Beine" |
wären, die allgemein. gültige Annahme .zu stützen, daß der Diabetes, !| Leukocytose hervor; doch kehrte das differentielle leuko- RE
das ‘heißt als Stoffwechselkrankheit mit ihren. Folgen, ätiologisch für || eytäre-Blutbild. rasch zur Norm zurück. — Das Aus- En
` die bei ihm sich findende Katarakt, verantwortlich zu, machen sei: Die | bleiben der Leukocytose. trotz der Milchinjektion ist in unseren. Fällen we Ae
Frage: gibt es eine_Cataracta diabetica? ist also zu vermeinen.“'| wohl zurückzuführen auf die starke Verfälschung (Verdünnung) der Sale:
ı Was das Überwiegen der Frauen anlangt, so glaubt G., daß der frühere | Milch; diese verdünnte Milch hatte keine oder ‚geringe chemotaktische, t: pilies
Ablauf der Geschlechtsphase bei der Frau" da in Betracht zu ziehen |.aber. noch immer pyrogenetische, Wirksamkeit; letztere genügte. zur MAREEN
-gei Er fand in etwa 80% der Fälle eine ganz auffällige. Cessatio | günstigen Beeinflussüng -des Krankheitsprozesses. (Die ausführliche Kal:
.. mensium. Er gab deshalb kataraktösen Frauen Ovarialpräparate, wobei | -Mitteilung erfolgt. durch H. Ptitz in der Therapie der Gegenwart.) - i falni f
“ er zuweilen Rückgang der Trübungen gefunden haben will. Das lere- | u NE l as en ee j- MA
ditäre Moment spielt eine große Rolle, und zwar fand G., daß bei’ Ki Sitzung vom 24- Januar 1919. u BE
- ` hereditärer Belastung wiederum die Frauen häufiger von Star befallen 0. Grosser: Specifität der Eiweißkörper und Morphologie. Die: JE ETEA :
~. werden als die Männer. Interessant ist, daß sie in der Statistik mit dem | Lehre von der Artspecifität der Eiweißkörper bat uns erst das Ver- i Be, i
hohen Prozentsatz von 16,5% vertreten sind. Kaupe (Bonn)..- :| ständnis für die Rolle der. Verdauung gebracht, deren Aufgabe. darin‘ ae
Bis re Zu "| besteht, artfremde Stoffe so weit abzubauen, daß. aus ihnen arteigene EB
TN ES S de Frankfurt a M: . gebildet werden können, und -hat die Bedeutung. des Darmepithels als k o
ER eg | Eee u .| lebendige Schutzwehr gegen das Eindringen artfremder Stoffe gezeigt. `- f feiii
| Arztlicher Verein. Sitzung vom 7. April 1919. Br | Neben dem : Begriff der. Artspecifität steht in der Biologie der der. - SH Kiga
| Meyer (Köppern): Epikritisches zur Einteilung und Beurteilung | Organspecifität, dem die Morphologie etwas Verwandtes aù die Seite. ji i ao
. "der kriegsneurotischen Störungen (erscheint unter den Originalien dieser-| zu stellen hat: die „organbildenden Substanzen“ der modernen Embryo-” a ei
` Wochenschrift). _ Bee E logie. Doch ist diese Bezeichnung irreführend, da e$ sich bei diesen RE E
_ Schultze -(Köppern): Zum experimentellen Nachweis des | nicht um bloß chemisch definierte Stoffe, sondern um Anlagen handelt, KAPENES
'Schwachsinnes bei Brwachsenen. Bei Untersuchungen von Erwachsenen | die in das lebendige Gefüge der Zelle eingereiht sind, und denen daher. | le .
'auf Schwachsinn- hat sich mir folgende Methode als zweckmäßig er- | nicht nur eine bestimmte molekulare, sondern auch eine bestimmte Dr
‚wiesen. Ich gebe dem Patienten die Teile eines Mosaiklegespieles ohne | supramolekulare, lebendige Struktur zukommt. :Eine weitere Verfeinerung | a
‘Vorlage und lasse das Bild zusammensetzen. Schon beim ersten Ver- | der Artspeeifität ist die Individualspeeifität, der eine rassen- und familien- U Ma Err a
. „such. bekommt. man bei. einiger Übung Klarheit über den Fall., Das | mäßige Eigentümlichkeit gewisser Stoffgruppen übergeordnet sein mag. Me
Ergebnis wird durch Feststellung der Legezeiten gesichert. Normal- | Besonders wenn wir uns auf den Standpunkt einer epigenetischen Ent- En,
zeiten sind für. 20- bis 45jährige volksschulgebildete Männer mit an- | wicklungstheorie. stellen, läßt das Vorkommen individualspeeifischer parui ge
nähernder Gehauigkeit’festgestellt und von anderer Seite her genügend |. Eiweißkörper in den Keimzellen an die Möglichkeit denken, wenigstens ee.)
` bestätigt worden. Hinsichtlich der Einzelheiten muß auf die Original- | einen Teil der Individualanlagen auf solche specifische Körper zurück- lad
'. untersuchung verwiesen werden, die demnächst in der Zeitschrift für | zuführen; die charakteristischen Atomgruppen wären aber dann nicht P WENI
die gesamte Neurologie und Psychiatrie (G a u p p) erscheint, Organanlàgen, ja’ überhaupt nicht Anlagen im Sinn einer materiellen bo BR
Ca T N Bee. Ä Vertretung gewisser Körperteile im Keim, sondern bloß. Merkmals- bet
_ E bestimmer, die in einem. nicht genauer bezeichenbaren Moment zur E
' We: Prag. Ä = - Wirksamkeit gelangen, während die Organe, an denen die Merkmale X Be Be
ee Verein deutscher Arzte. Sitzung vom 17. Januar 1919. auftreten, nicht durch ein bestimmtes Molekül oder einen Molekül- ir Ki: n.
© <: 'E.Münzer: Die Grippeepidemie im Monat September und Oktober | komplex angelegt, sondern im Sinne der Theorie der, Epigenesis' durch hi ui
vorigen Jahres zeigte auch in Prag sehr bösartigen Charakter. Die Be-.| die Wechselwirkung einer ganzen Reihe von Teilen ‚der Eizelle ent- 17 RE
handlung»mit Digitalis, Theobromin, Coffein, salieylsaurem Natron und: | standen sind.. Wir gewinnen durch 'eine solche Vorstellung leichter RE
Campher versagte, in drei Fällen wurde die von Wagner.und Funke | die Möglichkeit, die/Fülle der Anlagen namentlich im Spermium unter- ir hi
- empfóhlėne Behandlung mit Adrenalininjektionen versucht — ohne Er- | zubringen. — Auch für die individualspecifischen Stoffe bildet in einem i Kerr
‘folg. Von theoretischen Überlegungen ausgehend, versuchte M. die | Fall das Epithel eine unüberschreitbare Schutzwehr, nämlich in, der _ ugs
Beeinflussung der Grippeerkrankung durch künstliche Fiebererzeugung, | Placenta, welche die körpereigenen Stoffe des Foetus von .denen der N A e
` zu welchem Zweck er sich der parenteralen Milchzufuhr bediente. Schon | Mutter scheidet .und damit einerseits eine überwiegende Übertragung ia
‚die im September nur vereinzelt gegebenen ‚Injektionen wurden von | mütterlicher Stoffe, also eine einseitig gesteigerte Beeinflussung ver- a
den Kranken wohltätig empfunden; ein Nachschub der Grippeepidemie | hindert, andererseits daneben auch eine. Überschwemmung des mütter- i;
‚anfangs Dezember gab M. Gelegenheit, die parenterale Milchbebandlung | lichen ‚Organismus mit väterlichen Individualstoffen hintanhält.: Das =
, Systematisch durchzuführen. — Es wurden auf diese Weise drei Kranke | lebende Epithel bildet auch hier eine Membran, für deren Verständnis .
. behandelt: Der eine, Herr H., zeigte klinisch das Bild schwerer Grippe- | die einfachen physikalischen Gesetze der Diffusion und. Osmose nicht >
„Infektion mit hohem Fieber, Verworrenheit und diffuser Affektion der . ausreichen, und die sich ihrer Umgebung gegenüber elektiv verhält. x
e „Schleimhäute des Respirationstrakts; der zweite Fall bot das Bild. einer | So erklärt sich, daß in der Onto- und Phylogenese der Placenta. das 3
- ,Sehweren lobären linksseitigen Pneumonie mit hohem Fieber und Cya- | vom Foetus stammende Chorionepithel unter allen Umständen erhalten k
„203e; dèr. dritte Fall zeigte die Erscheinungen diffusen Luftröhren- | bleibt, während die mütterlichen Gewebe sämtlich der Auflösung ver- f A
Kätarrhs mit 1ọbulärem Entzündungsherd rechts hinten unten. — | fallen können, und umgekehrt kann die Lehre von der Individual- f i
‚Keiher ‘der drei Fälle ‘zeigte eine Leukocytose, vielmehr bestand Leuko- | speeifität der Eiweißkörper ein neues Beweismittel bilden für die mit i 5
penie mit besonderer Verminderung der neutröphilen und eosinophilen | Unrecht heute, noch immer nicht allgemein anerkannte Ableitung des Hl o
Zellen "und relativer Lymphocytose. — Alle drei Kranke genasen unter | placentaren Zottenepithels vom’ fötalen Chorionepithel. ae $!
Rundschau. j
`- : Die Neugestaltung des medizi en ichts. . | entschließen, das Medizinstudium. zu verlängern. ‘Abgesehen von
ee a . Neugestaltung = a Sen Dolenca a dem praktischen Jahre, das (wir kommen aani noch zurück)
gi T; | keinesfalls mehr als wirklicher Bestandteil der Lernzeit bewertet -
da Ce ee a Von :
02 "Prof, Dr, med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe.. werden. kann, setzte man zehn Semester (statt neun) an; erst.
re 3 "(Fortsetzung aus Nr.22) | Nach ihrem Ablaufe sollte der Eintritt in die Staatsprüfung zu-
| -. | lässig sein. Das ließ sich hören. Aber gleichzeitig säbelte man
a un XII. | ee das neue Semester, das hinten angeleimt worden war, vorn wieder
! kei i Eine groteske Überschätzung der „Naturwissenschaftlich- | ab: die propädeutische, Zeit wurde von vier auf fünf Semester
et des ärztlichen Handelns hat um die Jahrhundertwende die | verlängert! ` Der betrogene Klinizist stand nun wieder mit seinen
/ alten fünf Semestern da, in welche die Psychiatrie, die Kinder- I EE,
s -
Sumaligen Reformatoren des Medizinstudiums zu einem wahren 2 N x
Be läbürgerstückchen verleitet. ‚Der Andrang der klinischen | heilkunde, die Ohren- und Nasenheilkunde, die Klinik der. Haut- ir
ächer, ‚die nach Einfügung in den Lehrgang des werdenden | und Geschlechtskrankheiten neben die alten „klassischen“ Kli- ei!
ehe S Tiefen, war so stürmisch geworden, .daß die alte Zeitspanne | niken einzupferchen waren; es ward ihm angesonnen, sich damit b ii }
die Studienerledigung unzureichend erschien. - Man mußte sich | zu trösten, daß er die- klinische Stoffüberfülle.dank der nunmehr Bis
ww en en e n
m
d
4
\
574
unübertrefflich gründlichen propädeutischen Vorbereitung mei-
stern werde... Difficile erat satiram non scribere.
Schon jeder Aufsatz gilt als schlecht, in dem die Ein-
leitung länger ausfällt als das Hauptstück. Von einem Studien-
gang ist dasselbe zu urteilen. Der gesunde menschliche Organis-
mus ist freilich eine verwickelte Sache und läßt sich nicht von
heute auf morgen einprägen. Aber es liegt auch nicht so, daß
von der Beherrschung seiner Strukturen und Funktionen nun ein-
fach der „Schluß“ auf die Störungen und ihre Beseitigung ge-
zogen werden könnte. Die Pathologie ist ein neues, umfang-
reiches Tatsachengebiet; die Therapie ein erst recht neuartiges.
Können, das an sehr, sebr wenigen Punkten bloße Folgerungen
dus der normalen Anatomie und Physiologie enthält. Pathologie
und Therapie aber, Krankheitskenntnis und Heilkunst, bilden den
eigentlichen Inhalt des ärztlichen Berufs. Sie müssen nicht bloß
vollständig, sondern vor allem gründlich erworben werden! Das
fordert Zeit; alles gründliche Lernen und Üben verlangt Pausen
und Wiederholungen, eine gewisse Verteilung — „Ökonomie“ —
und läßt sich nicht nach Vorschrift zusammenzwängen. Es ist
ganz aussichtslos, das, was heute ein medizinischer Staatsprüf-
ling vorzuweisen hat, in fünf Semestern ihm einzupfropfen. Die
klinische Zeit ist mit sechs Semestern so knapp wie möglich an-
gesetzt; unter diesem Ausmaß ist kein Studium: möglich, das nicht
Überfütterung, Übermüdung, mechanische Einpaukerei, Pfusch-
werk wäre.
Dies ist festzulegen, und danach kann man über die
:propädeutische Zeitfrage reden. Ich habe gezeigt, was
.ich von der Propädeutik erwarte; es ist an manchen Punkten
wesentlich weniger, als die Überlieferung vorschrieb, aber an min-
destens ebenso vielen wesentlich mehr. Trotzdem glaube ich, daß
es sich in vier Semestern schaffen läßt. Ich vergesse dabei
keineswegs die Notwendigkeit auch von Mußestunden für den
jungen ‚Mediziner. Niemand kann eifriger als ich, solange ich
wirke, für den schöpferischen Wert der Muße eingetreten sein
und wider das neudeutsche Dogma, das Nichts-als-Arbeiten, ge-
kämpft haben. Mit dem Mangel an Muße hing die Zusammen-
hangslosigkeit unseres ganzen Öffentlichen Lebens, die politische
Ideenlosigkeit unserer Nation und ihrer Führer, die lebensgefähr-.
liche Dlusion, Weltführung durch bienenfleißigen Spezialismus ge-
winnen und halten zu können, zusammen; will heißen: ein gerüttelt
Maß vom Anteil an den Ursachen unseres nationalen Einsturzes.
Gerade auch der Mediziner, der seit jeher zum Fachsimpeln neigt,
darf nicht dem Übel des Ressortismus ausgeliefert werden. Für
tägliche Muße muß gesorgt bleiben. Wenn es irgend angeht,
müssen wir auch den Studientag so organisieren, daß der Stu-
dierende spätestens um 5 Uhr am Nachmittag der „Zwangs-
arbeit“ ledig sein kann. Körperpflege, politisches Wirken, Natur
und Kunst, Liebhabereien, Geselligkeit, Ruhe fordern den Rest.
Und das läßt sich machen, wenn auf der anderen Seite jeder
Wochentag, vom ersten bis zum letzten Studientag als ein
Werktag gehalten wird. „Bummelzeiten‘“ kann es nicht mehr
geben; oder sie müssen mit ganzen Semestern beglichen werden.
Es gab sie, das darf mit Anerkennung gesagt werden, für den
Mediziner schon immer weniger als für viele andere. Sie wurden
ihm in der Hauptsache aufgenötigt: in Gestalt überlanger
Ferien. |
Damit aber muß es ein Ende haben. Wenn der tüchtig Stu-
dierende im Jahre drei Monate feiert, so ist das übergenug. Was
darüber ist, bringt wahrlich kein „schöpferisches“ Vergessen und
Verlernen mehr. Es ist vertrödelte Zeit. Im Hochsommer sechs
Wochen, zu Weihnachten und zu Ostern je drei; damit kann das
arbeitende Gehirn zufrieden sein (das ja freilich pausenbedürf-,
tiger ist als das spätere beruflich tätige, denn eine ähnlich kon-
tinuierlich geistige Anspannung, wie Schule und Hochschule sie
fordern, kehrt kaum je im Leben wieder). Wir wollen hier das
Thema nicht anschneiden, ob wirklich der „Forschung“ und dem
Bücherschreiben der Professoren zuliebe unsere Hochschulferien
rund die Hälfte des Jahres beanspruchen müssen. Unsere Pro-
fessoren könnten sich in den Semestern sehr wohltätig entlasten:
sie brauchen nur ihre Selbstverwaltungs- und Prüfungslast mit
den Privatdozenten und Extraordinarien zu teilen und (die kli-
nischen) auf Privatpraxis zu verzichten. Dann würde ihr Se-
mester geräumig genug für „höhere“ Zwecke. Aber wie immer
dem sei, der Student darf nicht gezwungen werden, monatelang
zu feiern, weil angeblich seine Lehrer schaffen müssen. Sie sind
für ihn da, nicht er für sie. Bedürfen die Ordinarien der langen
Ferien, so müssen außerordentliche Lehrkräfte bereitgestellt wer-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23.
8. Juni,
den, um die Studenten weiter zu unterrichten. Unser Sommer-
semester kann sofort nach dem. (leider noch immer beweglichen)
Osterfeste beginnen — sofort, nicht mit der unwürdigen akademi-
schen Verspätung — und bis zum 1. August (will man diesen
Ferienanfangstermin belassen) durchgeführt werden; die Pfingst-
pause zählt ja nicht. Glaubt der Ordinarius vor Mitte Oktober
das Wintersemester nicht anfangen zu können, so muß Sorge ge-
tragen werden, daß der Student von Mitte September ab die
Institute wenigstens wieder geöffnet, Praktiken und Kurse
eröffnet finde, und daß ihm nicht Ende Februar die Türen vor
der Nase zugeschlagen werden.
Vom „Trimester“ halte ich nicht viel. Es erscheint mir als
Sinnbild der Einpaukhatz, des überschraubten Wettlaufs um Zeit-
gewinn, der keiner ist, um Berechtigung und „Scheine“. Hier
kümmert. es uns nicht, ob die Kriegsnachwehen vorübergehend
derlei Übel notwendig machen; vielleicht könnten bei etwas prü-
fender Überlegung die meisten angeblich notwendigen Übel ent-
behrlich werden. Zerstückelt man das Studienjahr in drei Ein-
heiten, so wird man das Studium dem Namen nach auf 15 Semester
verlängern müssen; man glaube doch nicht, daß einer für die
ärztliche Berufsvorbereitung durch irgendeinen organisatori-
schen Kniff um die fünf Jahre herumkommen könne. Sie sind
knapp genug. Jeder ordentliche Student hat die Kürze des
Sommersemesters, das schon wieder „um“ war, kaum daß man
im Studieren richtig „drin“ war, als eine Kalamität empfun-
den. Und nun soll der Studiengang aus lauter solchen Duodez-
einheiten bestehen? Zu der unvermeidlichen Zersplitterung un-
serer geistigen Arbeit, wie sie der Spezialismus mit sich bringt,
bildet die turlichste Kontinuität des Arbeitens ein wohltätiges
Gegengewicht; sollen wir nun auch noch die Zeit verzetteln neben
dem Stoffe? Das lange einheitliche Wintersemester ist der be-
. währte Urquell alles gründlichen Wissens und Könnens; man
hüte sich, es preiszugeben! Für seinen Wert wird man Schein-
werte eintauschen.
Aber man erlaube mir, hier für eine andere Lehrform zu
plädieren, für die ich mich seit langem in mancher Unterredung
und gelegentlich auch öffentlich schon eingesetzt habe: für den
kurzfristigen Kurs von 8, 10, 12 Stunden im Laufe von
2, 3, 6 Wochen oder von täglichen Vor- oder Nachmittagen IM
Rahmen von 1, 2, 3, 4 Wochen. Alles, was bisher, dem Automa-
tismus der Semester zuliebe, wie ein Gummiband mit einer
Wochenstunde über Monate hin gedehnt werden mußte und da-
durch jede Kontinuität des Gedankenganges verlor, eignet sich
zu solcher Verdichtung. Also alle Einzelkapitel der Wissenschaft,
die „einstündig“ gelesen werden; um wieviel geschlossener .
würden sie dastehen, sich einprägen, wieviel mehr innere Bin-
dung wäre ihnen erteilt, wenn sie im flotten Zuge von wenigen
Wochen mit wöchentlich 2—4 Stunden durchgenommen würden.
Die Prokrustierung ins Semester entfiele; es könnten gerade $0
viele Stunden angesetzt werden, wie deren der Stoff bedarf, und
erwiese er sich gegen das Ende hin doch als zu umfangreich, 80
| würde es kaum Schwierigkeiten bereiten, noch zwei oder drei Ab-
schlußstunden anzuhängen. Kurzum, das glückliche Prinzip der
Ferien- und Fortbildungskurse und -zyklen würde auf das eigent-
liche Studium, natürlich nur in geeigneter Auslese, übertragel-
Wir werden bald sehen, für welche propädeutischen Zwecke sich
diese Lehrform besonders eignen möchte. Mit ihrer Hilfe allem
finde ich eine Möglichkeit, die sonstigen Brachzeiten der erzwuül-
genen Ferien fruchtbar auszunützen. Zu den breit dahin strö-
menden Semestervorlesungen würden diese kurzfristigen Ver-
anstaltungen überdies eine wohltuende, erfrischende Abwechs-
lung für den Studenten darstellen. Es brauchte keineswegs der
ganze Tag mit solchen Stunden vollgestopft zu werden; Ja, dies
würde mangels der Lehrkräfte unmöglich sein; aber täglich a
zwei Stunden Unterricht, zwei Stunden Praktikum im Mona
Oktober — oder April — und den Rest des Tages frei für eigen?
Arbeitswahl: das wäre immer noch eine „relative Mube , die
neben dem vollbesetzten Semester objektiv nützlich und subjektiv
befriedigend wirken könnte. l
‚ Auf solche Weise ließe sich trotz Psychologie und Hygiene,
bei entschlossenem Zugreifen in der Kürzung der naturwissen. ,
schaftlichen Propädeutik, die vorklinische Studienaufgabe 10 ve
Semestern abwickeln. Schließlich kann dies nur die Erfahrung en” |
scheiden. Man sollte es jedenfalls in der kürzeren Frist versut el.
Erweist es sich, bei gutem Willen der Lehrenden und Lernenden,
als unmöglich, als schädlich, so bleibt noch immer der ETR
es wieder zu ändern. Ich persönlich würde dann noch lieber: di
Hygiene wieder aus der Propädeutik ausscheiden, um das rechte.
. vorbereitung.)
Verhältnis von vier zu sechs zwischen vorklinischem und
klinischem Studium aufrechterhalten zu können. (Das kranken-
dienstliche Halbjahr zählen wir bei diesen Rechnungen noch gar
nicht einmal mit;. es ist, wie das „praktische Jahr“ überhaupt,
nicht eigentlicher Studienbestandteil, sondern bildet- mit jenem
zusammen den rein praktischen „Rahmen“ der gelehrten Berufs-
Über die ärztliche Vorprüfung selber kann ich mich kurz
. ` fassen. Ihre N otwendigkeit. ihr Nutzen wurde früher schon (im
. Abschnitt VIII) gewürdigt. . Ihr Zweck muß sein, die Vertrautheit
S ren Erörterungen. Die ehemalige bloße Wissensabfragung in eine.
o der spärlichen Verdienste der letzten Studienreform gewesen. An |
- den Hauptbestimmungen ihrer Vorprüfungsordnung ist kaum we- |
.” der. Studierenden mit dem normalen Organismus, mit dem K è-
at
ben des normalen menschlichen Organismus zu erweisen.
man dies im Auge, so ergibt sich alles einzelne aus unseren frühe-
‚Examinierung tätigen Könnens umgewandelt zu haben, ist eines
sentliches zu ändern; für die Anatomie käme als unerläßlich die
- Erläuterung einer Region am: Lebenden unter Anwendung der
grundlegenden Beklopfungs- und Betastmethoden und die Erläute-
„rung eines normalen Röntgenbildes zur Leichensitusdemonstration
~ ` und zum Leichenpräparat, dem makrotomischen und mikroskopi-
fl .
` “Steht. Sie muß den Pr
i ungestörte Ferienruhe,
Vergiftungen durch methylalkoholhaltige spirit
‚schen, hinzu. Außerdem ist in der Physiologie aufs gründlichste,
in der Psychologie, -der Hygiene und der Enzyklopädie der an-
-organischen Naturwissenschaften orientierend, in der Biologie
wiederum gründlich zu examinieren. . Alles einzelne wird durch
den „Geist“ des Lehrers bestimmt. Aber den Fakultäten möchte:
‚ich eines ins Stammbuch schreiben: Laune und Absonderlichkeit
von Examinatoren, Versteifung auf Abfragen eines unwesentlichen
.„Wissenskrams, der zufällig das Steckenpferd des Prüfers ist, darf
nicht geduldet werden. , Die akademische Selbstverwaltung in
ihrer ‚alten Unantastbarkeit ist nur zu bewahren — und ich er-
, achte sie, um dies ausdrücklich zu bekennen, für wert, bewahrt
zu werden —,.wenn sie die Kraft besitzt, Mißstände selber abzu:
‚stellen; andernfalls muß das Prüfen, wie bei Juristen, Theo-
_ logen und Lehramtskandidaten, bürokratischen Kommissionen zu-
Ben werden, die von, Fakultätsschwächen frei sind. Herum-
- reiten auf
‚ solcher Prüflin
Haben, sind Unwürdigkeiten, gegen die unnachsichtlich Front ge-
persönlichen -Lehrmeinungen, schlechte Behandlung
ge, die bei einem anderen Fachvertreter studiert
í die Universität darf ihren Mitgliedern keinen
‚Zweifel daran lassen,: daß sie in solchen Dingen; die ihren Geist
-beschmutzen und. ihre Träger unfähig zur intellektuellen Führung
‘der Nation und der Menschheit erscheinen lassen, keinen Spaß ver-'
BLEN üfling wider jede Form von Unbilligkeit und
“Quälerei. in ihren Schutz nehmen, eine wirkliche Alma mater stu-
diosorum; ein Examen bleibt dann noch immer Mühe, Sorge, Angst
‚und Pein genug. Dringend erwünscht ist die aktive Beteiligung.
der Nichtordinarien am Prüfen; erstens, weil sie es 'nur lernen
können, wenn sie.es frühzeitig lernen; zweitens, weil sie den Geist
„emer neuen Generation, der dem Geist des Prüflings näher
‚It, zur Geltung - bringen ynd von - prüfenden: Verschroben-
„macht werden muß;
„heiten noch. unangekränkelt sind; drittens zur Ponang
Aber.
"Entlastung: der- Ordinarien von Arbeit und Einnahme.
.
man darf freilich nicht vergessen, daß ihre Teilnahme die Examina
- _Sachlich ‚nicht erleichtern wird; junge Examinatoren pflegen viel,
manchmal. überviel zu. fordern; ihnen gegenüber muß in dieser
‚„insicht die Fakultät besonders auf der Hut, der Prüfling ge-
chert sein. Ich erlaube-mir noch einen Vereinfachungsvorschlag
für die. Zensierung der Prüfung. Warum muß man fünf Stufen
haba? Das erinnert. gar sehr an die Schulzöpfe. Den Arzt fragt
` Nach seinen: Examensprädikaten kaum je einer im Leben. „Be-
oder „nicht bestanden“ würde als Differenzierung prak-
Ständen“
Hält man einen Lohn für Talent oder Fleiß für
' tisch genügen,
p eekdienlich,
zu. Eins; Zwei, Drei: das Mehr ist Spielerei.
‚ Nach dem Erfolge gönnt. jeder dem jungen: Mediziner eine.
` (Schluß folgt.)
uöse Getränke.
(S. 452) war erneut auf die hohe specifische-Giftigkeit
aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen worden,
: In Nr. 18
. des Methylalkohols
daß die Herstellung, das Indenverkehrbringen und die Einfuhr von |
A irito osen aller Art, die Methylalkohol enthalten, durch eigene
| verp aae Bestimmung unter Androhung schwerer Strafen
en ist, Le | | |
®.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
In Österreich haben Vergiftungsfälle durch Genuß von Rum
„und Parfümerien frei von diesem schwergiftigen Alkohol sein.
' formen, seine B
80 nehme man noch die Stufe „gut bestanden“ .
"Stellung zu verschaffen.
in Wien dazu geführt, daß das. Volksgesundheitsamt im Staatsamt für
.Soziale Verwaltung am 6. April d. J, (Mitt. d. Volksgesundheitsamtes 1919,
Nr. 2) alle’Ärzte und alle für die Überwachung des Lebensmittelverkehrs
in Betracht kommenden Amtspersonen .aufmerksam. gemacht und zur
Entnahme und Einsendung vóni Proben aufgefordert hat. ; Ä
= ` Der Deutsche Reichs-Anzeiger hat in seiner Nr. 10
vom 5.'Mai entsprechend gewarnt. (abg
des Reichs-Ges.-A. 1919, Nr. 22). >. = A
Auch in Lübeck ist infolge vor Vergiftungen im ‚Freistaate
unter dem 7. Mai d. J. eine. Warnung des Lübeckschen Gesund:
heitsamts vor dem Herstellen und dem Aukaufen methylalkohol-
haltiger Schnäpse erlassen. | u a
- in Berlin der Gewissen-
Beklagenswerterweise sind neuerdings
‚losigkeit und Gewinnsucht einzelner Händler und Zwischenhändler,
die methylalkoholhaltigen Schnaps in den Verkehr gebracht haben,
mehrere Personen zum Opfer gefallen; andere zum Teil unter Er-
blindung Erkrankte befinden sich in Krankenhausbehandlung (Mitt.
der Tagespresse vom '19. Mai 1919. i | | Far
Ebenso wie Nahrungs- und Genußmittel und Arzneimittel aller
Art!) keinen Methylalköhol enthalten dürfen, müssen auch Kosmetika
"TR,
= Hermann Oppenheim }.
_- Am 22. Mai starb in Berlin im 62. Lebensjahr an einem Herz-
leiden H. Oppenheim. Mit ihm verliert Deutschland einen der
hervorragendsten Neurologen, zweifellos den bekanntesten. Opp en-
heim konnte şich eines internationalen Rufes rühmen, wie.er vor
ihm einem deutschen Neurologen nicht: zuteil geworden ist,
Aus der Schule Westphals hervorgegangen; hatte er an
dem Aufschwung, den die Neurologie. in den letzten J ahrzehnten -
nahm; starken Anteil. Bahnbrechende Ideen, neue Methoden der
Untersuchung und Behandlung gingen zwar nicht von ihm aus,
auch verdanken wir ihm nicht die Erkenntnis neuer Krankheits-
Begabung. und seine Verdienste liegen auf dem Ge-
biete der klinischen Diagnostik, die er durch zahllose wertvolle
Beiträge ausbaute und sicherte. Es waren besonders die organischen.
Erkrankungen des Nervensystems, denen. Oppenheim sein
Interesse zuwandte. In dieser Richtung liegen seine wertvollsten
Arbeiten über Gehirn- und Rückenmarkstumoren, Hirnabsceß und
Encephalitis, Syphilis des Centralnervensystems und Sklerosis
multiplex, Diereichen. Ergebnisse sind um so bewunderungswürdiger,
als Oppenheim unter ungünstigen Bedingungen arbeitete. Ihm.
stand keine Klinik, kein Laboratorium zur Verfügung, er war im
wesentlichen auf eine private Poliklinik und auf die Praxis añn-
gewiesen.. Durch Verfeinerung der Lokaldiagnose, zu der Oppen-
heim auf Grund eines Beobachtungsmäaterials, wie es selten einem.
Neurologen zu Gebote stand, gelangte, trug er viel zum Aufschwung
der Hirn- und Rückenmarkschirurgie bei. Mit berechtigtem Stolz
konnte er auf die große Zahl der auf seine
operierten Rückenmarkstumorfälle hinweisen.
| Als Meister der klinischen Untersuchung,
Vorträge und Veröffentlichungen : imponieren durch Gewandtheit,
Klarheit und Exaktheit. Sein Lehrbuch der ‚Nervenkrankheiten,
das 1913 in sechster Auflage erschien, wird, was Vollständigkeit
und Zuverlässigkeit anbelangt, von keinem anderen übertroffen, es
kann als Muster für die Darstellung einer klinischen Disziplin über-
„haupt gelten. Noch für lange Zeit wird es nicht nur als Lehrbuch,
sondern auch als Quelle für. den Forscher unentbehrlich bleiben,
denn Oppenheim hat ir ihm -zahllose Einzelerfahrungen und
Beobachtungen niedergelegt. Ein ‚weiteres Verdienst. erwarb sich
Oppenheim dadurch.um die Neurologie, daß er für die Selb-
'ständigkeit dieser Disziplin dauernd mit Wort und. Tat wirkte.
‚Von der berechtigten Überzeugung ausgehend, daß das Gebiet der
| Neurologie nunmehr einen solchen Umfang gewonnen habe, daß.
völlige Beherrschung desselben neben der Psychiatrie für einen
‚Forscher nicht mehr möglich. erschien. Die Gründung der Gesell-
schaft der deutschen Nervenärzte, die von Oppenheim aus-
t
ging, entsprang diesem'Bestreben, der Neurologie die ihr gebührende
1) Erkrankungen von Soldaten nach dem Genuß von Ameisen- |
spiritus. (Zschr. f. öff. Chem. 1919, Bd. 25, S. 80.) `.
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576 z
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23.
8. Juni,
Weniger glücklich und. anerkannt als auf dem Gebiete der
organischen Erkrankungen war Oppenheims Wirksamkeit auf
dem Gebiete der Neurosen und psychopathischen Zustände, wenn
er auch hier. vielfache Anregungen gab und zum Ausbau der
Symptomatologie wertvolle Beiträge lieferte. Seine Lehre von der
traumatischen Neurose war jedoch zum mindesten in ihrer ur-
sprünglichen Form verfehlt und schädlich, indem sie die Ärzte
und indirekt auch die Kranken ungünstig beeinflußte und zu einer
weitgehenden Überschätzung des Traumas als solchem in der |
Ätiologie der Neurosen führte. Der Krieg, der uns ein -furcht-
bares und ungeheures Experiment bezüglich . aller denkbaren
traumatischen Schädigungen vor Augen führte, mußte die Ent-
scheidung auf dem Gebiete der traumatischen Neurose bringen,
und diese Entscheidung fiel zuungunsten der von Oppenheim
bis zuletzt im wesentlichen aufrechterhaltenen Lehre aus. Nicht
mechanische Erschütterung und funktionelle Überreizung, wie sie
Oppenheim annahm, sondern Affekte, Vorstellungen und Be-
strebungen wurden als die Grundlage der Fixierung der neurotischen
Symptome erkannt, und erst als im Verlaufe des Krieges diese |
Erkenntnis unter den Ärzten durchdrang, begann die Periode einer
wirksamen Behandlung. Es wäre jedoch ungerecht, Oppenheim
ein Verdienst auf dem in Rede stehenden Gebiete abzustreiten.
Seine zahlreichen Arbeiten brachten eine Fülle von Anregungen
und Gesichtspunkten, und der von Oppenheim und seinen
Gegnern erbittert geführte Streit hat viel zur Klärung der praktisch
so überaus wichtigen Frage beigetragen.
Oppenheims Persönlichkeit ist charakterisiert durch ein
leidenschaftliches Interesse für sein Forschungsgebiet, unermüd-
lichen Eifer und ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung. Letzteres
brachte eine gewisse Empfindlichkeit und Befangenheit mit sich,
die den Verkehr mit Oppenheim erschwerte Eine stark
affektive Veranlagung ließ bei ihm eine philosophische Resignation
nicht aufkommen. Wirkliche und vermeintliche Zurücksetzungen
führten zu einer Verbitterung, der er gelegentlich in impulsiver
Weise Ausdruck verlieh. Diese Charakterzüge einer leidenschaft-
lichen Natur vermögen jedoch das Bild des ausgezeichneten
Forschers und Arztes nicht zu beeinträchtigen. Sein vorzeitiger
Tod wird in den weitesten Kreisen, besonders von den deutschen
Nervenärzten als ein schwerer und unersetzlicher Verlust empfunden
werden. In der Geschichte der Neurologie wird Oppenheims
Name stets unter den besten genannt werden.
. : Henneberg.
nn —n
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
-mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Die von dem Ausschuß für Bevölkerungspolitik in der Preußischen
"Landesversammlung gestellten Anträge über den Unterricht in
sozialer Hygiene, auf Schaffung von Einrichtungen
für Körper- und Gesundheitspflege in den Gemeinden
. und auf Erweiterung des Unterrichts in der allgemeinen Therapie wurden
am 23. Mai einstimmig angenommen. Zur Begründung des ersten Antrages
führte der Berichterstatter Abderhalden aus, daß die soziale Hygiene
an den Universitäten so gut wie gar nicht berücksichtigt würde. Die
Einflüsse der sozialen Umwelt ` auf die Gesundheit des Menschen sind
von äußerster Bedeutung, und wenn trotz Knappheit der öffentlichen
Mitte] neue Lehrstühle gefordert werden, so soll gerade die Ausstattung |
neuer Lehrstühle dem Staate große Ersparnisse bringen. Aus dem all-
gemeinen „Recht auf Gesundheit“ folgt die Pflicht einer sehr guten
Ausbildung der Mediziner in sozialer Hygiene. Wenn auch einzelne
Teile dieser Disziplin in den allgemeinen Vorlesungen erwähnt würden,
so Berufskrankheiten bei der inneren Medizin, Säuglingsfürsorge bei
der Kinderheilkunde, so ist doch erforderlich, daß der junge Mediziner
in organischer Verknüpfung aller Einzelgebiete in dem ganzen Fach
unterrichtet wird. Auch zur Begründung des Antrages auf Schaffung
von Einrichtungen für Körper- und Gesundheitspflege in den Gemeinden
hob der Berichterstatter hervor, daß Spiel-, Turn- und Sportplätze und
Luftbadeplätze Vorbeugemittel gegen Krankheiten sind und daß Vor-
“ beugen wichtiger und billiger ist als das nachherige Beseitigen von
Schäden.
Berlin. Bei dem Centralinstitut für Erziehung und Unterricht
wurde eine amtliche Prüfungs- und Begutachtungsstelle
für Lehrfilme (Bildstelle) errichtet, welche die Aufgabe hat, sich
über das Bedürfnis nach Lehrfil
sachverständig zu beraten und die fertigen Lehrfilme und Begleit-
vorträge zu prüfen und über das Ergebuis der Prüfungen Beschei-
| ‚Stettin).]
men zu unterrichten, Aufgaben und
Anregungen für Lehrfilme auf ihre Eignung zu prüfen, die Filmerzeuger
nigungen- auszustellen. Diese Bescheinigungen werden im Auftrage
des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung erteilt, im
Bereich der übrigen Ministerien anerkannt und haben amtliche Geltung,
Ein Fachausschuß für Medizin ist innerhalb der Bildstelle begründet
worden, dem sich die in Vorbereitung befindliche Centralstelle für
medizinische Kinematographie im Kaiserin - Friedrich - Haus ange:
schlossen hat. EEEE a.
Berlin. Unter Förderung der Behörden und Mitwirkung von
Kassen, Versicherungsanstalten und bereits auf diesem Gebiet wirkeńden
Gesellschaften wurde eine Gesellschaft zur Verbreitung
hygienischer Kenntnisse im Volke gegründet, die im
| ganzen Lande durch Vorträge, Lichtbilder, Filme und Ausstellungen
aufklärend wirken. wird. Die Geschäftsstelle befindet sich im Kaiserin--
Friedrich-Haus, Berlin NW 6, Luisenplatz 2/4.
Der Vorstand der Robert-Koch-Stiftung zur Be-
kämpfung der Tuberkulose, in den unter Anderen neu ein-
getreten sind: Geheimrat Neufeld, Direktor des Instituts für In-
fektionskrankheiten, Geheimrat Flügge, Direktor des Hygienischen
Instituts und Prof. Kayserling, hat den Termin des ursprünglich
für 1914 erlassenen Preisausschreibens: „Die Bedeutung der
verschiedenartigen Strahlen (Sonnen-, Röntgen-, Radium-) für die Dia-
enose und Behandlung der Tuberkulose“ auf den 1. Juli 1920 fest-
| gesetzt, den Preis von 3000 M auf 5000 M erhöht.
2 me a u
Das Deutsche Centralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose
ladet zur X. Tuberkulose-Ärzte-Versammlung am 18. Juni
in der Kaiser-Wilhelm-Akademie ein. Tagesordnung: .1. „Chirurgische
Behandlung der Lungentuberkulose.“ [ Berichterstatter: Dr. Harms
(Mannheim), Prof. Dr. M ü h s a m (Berlin).] 2. „Entwicklungsformen der
Tuberkulose.“ [Berichterstatter: Priv.-Doz. Dr. K. E. R a n k e (München), .
3. „Röntgendiagnostik.“ [Berichterstatter: Dr. Buck y (Berlin), Dr. Zieg-
ler (Heidehaus b. Hannover).] 4. „Lungentuberkulose und Beruf in der
Kriegsbeschädigtenfürsorge.“ [Berichterstatter: Dr. Heim (Bad Lipp-
springe).] — Am 14. Juni findet an derselben Stelle der III. Fürsorge-
stellentag für Lungenkranke mit folgender Tagesordnung
statt: 1. „Die Aufgaben der Fürsorgestellen nach dem Kriege.“ [Bericht-
erstatter: Prof. Dr. Kayserling (Berlin).) 2. „Soll in der Fürsorge:
stelle behandelt werden?“ [Berichterstatter: Stadtarzt Dr. Oxeniuüs
(Frankfurt a. M.).] 3. „Tuberkulosefürsorge auf dem Lande.“ [Bericht-
erstatter vorbehalten.] 4. „Die jährliche Berichterstattung der Fürsorge-
stellen.“ [Berichterstatter: Direktor Dr. Braeuning (Hohenkrug bei
———
Wien. In einer Besprechung von Vertretern und Fachvereiui-
gungen, sowie der Arbeiterschaft und sonstiger Interessenten wurde
die. Notwendigkeit. und Dringlichkeit der Errichtung einer elektro-
hygienischen Versuchs- und Lehranstalt allseitig a-
erkannt und das technische Versuchsamt ersucht, die Einleitungen zu
den Vorarbeitungen zu fördern. Der Wirkungskreis der künftigen
Versuchs- und Lehranstalt soll sich auf alle Fragen und Probleme der
praktischen und wissenschaftlichen Elektrohygiene ausdehnen. lüsbe-
| sondere kommen hierfür in Betracht die Forschungen über Schäden
und Störungen durch Stark- und Schwachströme, die Überprüfung Von
elektro-medizinischen Apparaten, statistische Sammlungen, Anlegung
eines elektro-hygienischen Museums und Verbreitung der erzielten Er-
kenntnisse durch Veröffentlichungen und Lehrtätigkeit.
Berlin. In den Vorstand des Reichsernährungsamtes sind
berufen worden der Direktor des Physiologischen Institutes, Prof. Dr.
Rubner und der Gewerkschaftssekretär Friedrich Baltr usch.
Baltrusch tritt im Vorstande des Reichsernährungsministeriums an de
Stelle des Generalsekretärts Stegerwald, der zum preußischen
Minister für Volkswohlfahrt ernannt worden ist. y
Die in mehreren Tagesblättern aufgetauchte Nachricht, daß in
den westböhmischen Badeorten von jetzt ab nur Ärzte
mit einem Diplom der tschechischen Universität in Prag zur Praxis
zugelassen werden, entbebrt jeder tatsächlichen Grundlage. Die meisten
der dort bisher tätigen Ärzte haben ihre Praxis anstandslos wieder-
aufgenommen, ohne daß ihnen behördlicherseits irgendwelche Schwierig-
keiten gemacht wurden. e.
: Die in der „Monatsschrift für Ohrenheilkunde“ erschienene ur
in der „Medizinischen Klinik“ besprochene Abhandlung von role
A.Onodi „Ergebnisse der Abteilung für Hör-, Sprach-, Stimmstörunge
und Tracheotomierte vom Kriegsschauplatz“ ist im Verlage von Urban
Schwarzenberg, Berlin und Wien, in Buchform. erschienen. Das Buch
hat 97 Textfiguren. ze N
: Hochschulnachrichten. Berlin: Der Direktor 2
Pharmakologischen Institutes, Geh. Rat Heffter, feierte den 80.
burtstag. — Göttingen: Geh. Rat Prof. Dr. Merkel; Doz
der Anatomie, 74 Jahre alt, gestorben. — Heidelberg: Priv.-D02-
Dr. Petersen-(Anatomie) zum a.o. Professor ernannt. — Ro st oc
Als Nachfolger für Prof. Kobert wurde zum Ordinarius der Pharm?
‚kologie berufen Prof. Trendelenburg (Freiburg).
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
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Wochenschrift für praktische Ärzte
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redigiert von | i Verlag ons:
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u Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg : Br Mr
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kl - | ! — ——— ~- A SN
Ti Inhalt: Originalarbeiten: E. Friedberger, Über die Herkunft des Fleisches einiger zurzeit im freien. Handel in Berlin käuflichen i- FREIS
fb Wurstwaren auf Grund von Untersuchungen mittels der Präcipitinmethode.. W. Kolle und H. Schloßberger, Zur Frage der Heilwirkung TE DE a
Wi . ` des Diphtherieserums. L. Hauck, Die. Behandlung der Syphilis mit Silbersälvarsannatrium. _ Ortner, Bemerkungen zu dem Aufsatze: EA HE
Wi .. Prof. W. Heppler und Dr. F. Erkes „Diagnostische Irrtümer bei Mesenterialdrüsentuberkulose unter besonderer Berücksichtigüng der Appendieitis“. H. siai T
yÈ H. Hoffmann, Zum Problem der Vererbung erworbener Eigenschaften (Schluß). H. Wörner, Über chronische Malaria. A. Schneider, el
i% Erfahrungen über Ruhrbehandlung und ihre Beurteilung. G. Gleichfeld, Über Phenovalwirkungen :— Referatenteil: E. Edens, Neuere M hi ii x
f. Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Ri In; a!
Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Braunschweig. Hamburg. Leipzig. — Rundschau: W. Hellp.ach,:Die ‚Neugestaltung des medi- Mi dir er
’ | | ; zinischen Unterrichts (Schluß). — Tagesgeschichtliche Notizen. te z Hh Fire o
r Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. Ba, Ar P
i Aus dem Hygiene-Institut der Universität Greifswald. | Das gibt mir Veranlassung, über, eine Reihe von Unter- IE sh
E = BEE": SOSE, RED: | suchungen Mitteilung zu machen, die ich in der letzten Zeit mit RE
| | Über die Herkunft des. Fleisches ` einer Anzahl von Wurstproben angestellt habe, Diese Wärste warden en
SOO. ainigar TE: e : è s fi in. Berlin durchgehend -im freien Handel in. Lebensmittelgeschäften RR ie
: ‚GINIgeT. zurzeit m ireien Handel m Berlin käuflichen eingekauft, und zwar 14 Proben in Fleischereien. und Feinkost- | a ir g
j Wurstwaren auf Grund von Untersuchungen mittels | geschäften r ‚Berliner Westens (Gegend Tauentzienstraße, Kur- Be
Ä ainiti a ~ | fürstendamm), 13 Proben in Fleischereien und Wirtschaften niedersten A
; | der P r äcipitinmethode. Ranges im Norden Berlins (Gegend Chausseestraße, Invalidenstraße). ji Pone
t 2 Von Diese Würste. waren, soweit sie in Läden offen feilgehalten wurden, TAGEN
i Eo A =- E. Friedberger. in dieser Zeit zumeist als „Ziegenwurst“ bezeichnet bis auf eine im Eha
o "; = | ; . | Westen von Berlin- gekaufte „Renntierwurst“ und eine „Lamm- n
| ., [widen Berliner Lebensmittelgeschäften wurden schon in den | wurst“. In den Destillen des Berliner Nordens wurden mir -aber
| letzten Kriegsjahren solche Mengen von „Kaninchenwurst“ und | die Würste teilweise auch als „reine Schweinewurst“; „Pferdewürst“
| ` neuerdings. „Ziegenwurst“ verkauft, daß die Deklaration dieser | und „Rindswurst“ angepriesen. D a u E
l Würste wohl berechtigten Zweifeln begegnen konnte. Kaninchen, | Um über die Zusammensetzung dieser Würste ein Urteil zu
i die ja jetzt in. Deutschland in großem Umfang gezüchtet werden, | gewinnen, habe ich sie mittels der Präcipitinmethode auf die. Her-
ı werden meist von den kleinen Tierhaltern im eigenen Haus- | kunft des darin enthaltenen ‚Fleisches untersucht. Es wurden zu
i halt. verwendet und gelangen nur schwer in so großer Zahl in | dem Zweck lege artis bereitete Extrakte .der betreffenden Würste -
den Handel, daß allein aus dem Fleisch dieser Tiere Wurst in | auf die homologen hochwertigen präcipitierenden Sera geschichtet.
= größeren Mengen hergestellt werden könnte. Das gleiche gilt von | Dje Entnahme des zu untersuchenden Materials geschah, nament- `
| den Ziegen, die als wichtige Milchlieferanten ja nur in beschränktem | lich aber von der gekochten Wurst, möglichst aus der Mitte, da
Umfang überhaupt zur Abschlachtung gelangen und deren Fleisch | hier auch nach dem Kochen erfahrungsgemäß oft nicht zu. hoch
erhitztes. und noch reaktionsfähiges Eiweiß nachzuweisen ist. Ent-
sprechende Kontrollversuche ergaben die Empfindlichkeit und
die | Speeificität: der verwandten präcipitierenden Sera; nur das Hirsch-
unter der Marke „Ziegenwurst“ und „Kaninchenwurst* ging, min- |:antiserum reagierte ganz schwach mit. Hammel- und Rindereiweiß,
destens noch andere Fleischarten enthielt. | =~ f das Hammelantiserum wiederum schwach mit Hirsch und Rind.
-Sk erwendung minderwertigen Fleisches in der Wurst gehörte | Die übrigen waren streng specifisch. Das geringe Übergreifen
Ja" von jeher zu den häufigsten Nahrungsmittelverfälschungen. | der genannten Sera störte aber unter Berücksichtigung der Stärke
. Bis zur Entdeckung der Präeipitinreaktion durch Uhlenhuth, | und des zeitlichen Verlaufs ‘der Reaktion die Deutung meiner Be-
Wassermann und.Schütze (1901) war es praktisch unmög- | funde bei den vorliegenden Würsten nicht, - ` ee,
lich, derartige Verfälschungen mit Sicherheit nachzuweisen. Daß | . Geprüft wurden die Würste auf Eiweiß von Mensch, Pferd;
. aber auch nachher noch und selbst noch in den letzten Jahren | Schwein, Rind, Hammel, Ziege, Hund, Katze, Kaninchen, Hirsch,
10 e Krieg eiñe gewisse Rolle. spielten, ergibt sich aus der | Reh. Die betreffenden Antisera waren. durch Vorbebandlung von
i erschienenen Monographie von Uhlenhuth und Wei- |. Kaninchen gewonnen; nur. das Antikaninchenserum 'vom Huhn.
ve nr ), wonach bei Untersuchungen über die Zusammensetzung | Sie präcipitierten alle das homologe: Eiweiß: bis zur Verdünnung
Hey. ne proben Pferde-, Hunde-, Katzen-, Hirsch-, Reh-, Renn- | 1:20000 sofort bei Zimmertemperatur. = — > 00
wurd isch- (Walfisch), Kaninchen-, Delphinfleischzusatz festgestellt | Zunächst wurden: natürlich die Proben. darauf untersucht,
e. i | ob und inwieweit sie Fleisch, entsprechend
er RE | ihrer Bezeichnung, enthielten. In einer als „Lamm-
5o viel höherem Grad zu erwarten. | | wurst“ verkauften Schlackwurst (Nr. 13)%) ließ sich keine. Spur Se
ie non einer soeben in der Tagespresse veröffentlichten Erklärung | von Hammeleiweiß nachweisen. Bei einer als „Renntierwurst“ I ee
adi . e von Berliner (Ziegenwurst-) Fabrikanten ersehe ich | bezeichneten Zervelatwurst (Nr..14) konnte. die Probe mit dem Er | 7
reinen Zu gag ‚sie niemals „anderes als reines Ziegenfleisch mit | homologen Antiserum nicht angestellt werden, da mir dieses. nicht
Zutat, en in die Ziegenwurst verarbeitet haben“. [zur Verfügung stand. Die Reaktion war jedoch auch ‚mit .dem
Vielfach bei À der Erklärung dieser „ Ziegenwurstfabrikanten“ ist hochwertigen Antiserum gegen Hirsch und Reh negativ, .was jeden-
wür de Kaaa er Berliner Bevölkerung die Meinung verbreitet, „es | falls nicht für einen wesentlichen Gehalt an Renntierfleisch spricht,
itet« 7> Hunde- und Katzenfleisch in die Ziegenwurst ver- |-Woraus diese nur leicht angeräucherte Rohwurst bestand,-ließ-sich
` | nicht feststellen; sie reagierte mit keinem der mir: zur Verfügung
auch wieder zum großen Teil wohl im Haushalt des kleinen Be-
sitzers selbst bleibt,- : Ä u
Es war also-von vornherein zu erwarten, daß Wurst, die
‚Bei der jetzigen Fleischnot waren ähnliche Verfälschungen
) Jena 1909, Gustav. Fischer ') Die Zahlen beziehen sich auf die nachstehende Tabelle,- --
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518
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
stehenden Antisera. Das gleiche gilt von einer mir als „Schweine-
wurst“ im Norden Berlins verkauften Zervelatwurst (Nr. 16), die
allerdings im engen Darm stark geräuchert war, sodaß hier mög-
licherweise das Antigen seine Reaktionsfähigkeit eingebüßt hatte.
Wahrscheinlich ist das allerdings nach meinen sonstigen Er-
fahrungen bei geräucherter Rohwurst nicht, und ich möchte eher
annehmen, daß hier, wie bei der vorigen Wurst, Fleisch irgend-
einer Species vorliegt, gegen die mir kein Antiserum zur Ver-.
fügung stand.
In der an gleicher Stelle gekauften „Pferdewurst“ (Nr. 15)
und in einer bei einem Straßenhändler gekauften, gleichfalls als
„Pferdewurst“ deklarierten (Nr. 21) ließ sich kein Pferdefleisch
nachweisen.
Von drei in einer Destillation in der Invalidenstraße ge-
kauften „Rinderwürsten“ (Nr. 22 bis 24) enthielt eine tatsächlich
Rindfleisch (Nr. 23), eine vielleicht geringe Mengen davon (Nr. 22),
eine keine nachweisbaren Spuren.
Von den übrigen 16!) als „Ziegenwurst“ þe-
zeichneten Wurstproben bestand sicher keine
allein aus Ziegenfleisch. Überhaupt nur zwei
(Nr. 9 und 27) ergaben mit Antiziegenserum So-
fortige positive Reaktion, wasfür den einiger-
maßen beträchtlichen Gehalt an Ziegenfleisch
spricht. In vier weiteren Proben (Nr. 3, 16, 7, 24) ließ sich
mit verspäteter Reaktion noch Ziegenfleisch in kleiner Menge
nachweisen. In den übrigen zehn „Ziegenwürsten“ konnte ich
Ziegenfleisch jedenfalls nicht in Quantitäten feststellen, die mit
einem.1:20000 verdünnten sicheren Ziegeneiweiß sofort deutlich
zu erkennen waren.
Die obenerwähnte Erklärung einer Reihe von Ziegenwurst-
fabrikanten, „daß sie niemals anderes als reines Ziegenfleisch ver-
arbeitet hätten“, mag ja vielleicht für diese Fabrikanten zutreffen.
Von ihren Würsten hatte ich dann zufällig keine erhalten. Denn
unter 16 von mir in Geschäften gekauften Proben von „Ziegenwurst“
enthielten jedenfalls elf kein Ziegenfleisch allein, vier vielleicht
geringe Mengen, alle bestanden im wesentlichen
aus anderem Fleisch.
Welche Fleischarten ließen sich nun im einzelnen fest-
stellen?
Bei drei Leberwürsten (Nr. 4, 12, 20) war das Eiweiß infolge
des Kochprozesses so verändert, daß sie mit keinem der zur Ver-
wendung gelangten Antisera reagierten; sie schieden für unsere
weiteren Betrachtungen aus.
Menschenfleisch, das ist immerhin beruhigend und
erfreulich, war in keiner der Wurstproben nachzuweisen.
Auch der Genuß des Fleisches von Fleischfressern, wie Hund
und Katze, widerstrebt uns im allgemeinen.
Hundefleisch ließ sich in keiner der 27 Wurstproben
auffinden. Das ist nicht verwunderlich, denn die Hunde sind
schon in den ersten Kriegsjahren infolge des Futtermangels
außerordentlich knapp geworden. Soweit sie noch vorhanden
sind, handelt es sich um wertvolle Gebrauchs- oder Luxushunde,
die sorglich gehütet werden. i
Dagegen sind Katzen offenbar auf dem Lande noch in
srößeren Mengen vorhanden und ihr Fleisch scheint vielleicht
unter der Marke „Kaninchenfleisch“ in den Handel zu kommen.
Das ist nicht weiter erstaunlich. Der kleine Kaninchenzüchter,
der die Kaninchen lieber zum großen Teil für seinen eigenen Haus-
halt verwendet, und andere werden doch leicht geneigt sein, aus-
geschlachtete Katzen dem Händler unter richtiger oder falscher
Bezeichung zu liefern, die dann eher in der Wurst als im ganzen
auf den Markt kommen dürften. So konnte ich denn tat-
sächlich in neun von 24 Würsten Katzenfleisch, und zwar fünf-
mal in offenbar recht beträchtlichen Mengen nachweisen (Nr. 15,
17, 24, 25,27). Bei den übrigen vier (Nr. 3, 6, 14, 23) handelt es
sich wohl nur um geringen Zusatz von Katzenfleisch, denn hier trat
die Reaktion verspätet auf. Charakteristischerweise war das Katzen-
fleisch häufiger (50 %,) und offenbar in erheblich größeren Mengen
in den, teilweise auch billigeren, Würsten aus dem Berliner
Norden nachzuweisen als in den Würsten, die in „erstklassigen“
Lebensmittelgeschäften in Berlin W erworben waren. Hier ent-
hielten von zwölf Würsten drei (25%) Katzenfleisch, und zwar wohl
in sehr geringen Mengen, wie sich aus der verspäteten und
schwachen Reaktion ergibt.
1) Drei Ziegenleber würste sind nicht mitgerechnet, da sie
wohl zu stark gekocht waren und anscheinend kein reaktionsfähiges
Antigen mehr enthielten.
Es scheinen also, und .dafür sprechen auch die gleich zu
erörternden weiteren Untersuchungen, erhebliche Qualitätsunter-
schiede in der Wurstmasse zu bestehen, je nach der Verkaufs-
gegend und dem Preise der Würste, wenn auch die teueren
keineswegs sicher frei von Katzenfleisch sind.
Pferdefleisch, einst wegen seines niederen Preises das
beliebteste Zusatzmittel zur Schweinewurst, war unter den jetzigen
wirtschaftlichen Verhältnissen nur selten zu erwarten. Denn Pferde-
fleisch, das der behördlichen Aufsicht und Kontrolle unterliegt,
kommt wohl nur wenig in den Schleichhandel. Geheime („Not“-)
Schlachtungen von Pferden dürften außerordentlich selten sein,
seltener jedenfalls als die von Schweinen, Rindern usw. So fand ich
denn unter den 24 reaktionstüchtigen Würsten nur bei zweien Pferde-
eiweiß.
Bei einer „Halberstädter‘ Wurst aus Berlin W (Nr. 3) war
Pferdefleisch nur in geringen Mengen neben reichlich anderen
Fleischsorten nachzuweisen.
In einer „Rinderblutwurst“ aus Berlin N ließ sich nur
Pferdeeiweiß, allerdings auch nur in geringer Menge, nachweisen,
doch dürfte die schwache Reaktion hier darauf zurückzuführen
sein, daß das reaktionsfähige Eiweiß durch den Kochprozeß zu-
meist zerstört war. Die Wurst dürfte tatsächlich nur oder im
wesentlichen nur Pferdeblut enthalten haben.
Im Gegensatz zu Pferden werden, wie sich schon aus ent-
sprechenden Notizen in den Tageszeitungen ergibt, Schweine
sehr häufig heimlich geschlachtet, ohne daß wegen der gesetz”
lichen Bestimmungen die daraus hergestellte Wurst öffentlich
unter ihrer richtigen Bezeichnung verkauft werden kann.
So ist es nicht weiter verwunderlich, daß unter den von mir
untersuchten 24 reaktionstüchtigen Würsten sechs Schweine-
fleisch zum Teil offenbar in größeren Mengen enthielten (Nr. 1,
3, 8 bis 11), ja in dreien überhaupt nur Schweinefleisch nach-
zuweisen war (Nr. 8, 10, 11). Bezeichnenderweise stammten diese
Würste alle aus den „besseren“ Geschäften in Berlin W, während
in den im Berliner Norden eingekauften zwölf reaktionstüchtigen
Würsten sich Schweinefleisch niemals nachweisen ließ, Die Tat
sache, daß von zwölf „Ziegenwürsten“ drei, soweit ersichtlich, aus
reinem Schweinefleisch bestanden, zeigt, zu welchen geradezu
grotesken Folgerungen die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen
führen können, Hier bedingt das Verbot des freihändigen Ver
kaufs von Schweinewurst, daß dem Käufer unter der Marke
„Ziegenwurst“ ein Produkt von erheblich höherem Marktwert,
nämlich Schweinewurst, geliefert wird. R
Im wesentlichen enthält nun die Mehrzahl der Würste
zurzeit Hirschefleisch. Die unter der Bezeichnung „Lammwurst
in einem der ersten Geschäfte des Westens gekaufte Wurst be-
stand sogar, soweit das feststellbar war, aŭs reinem Hirschfleisch.
Im ganzen ließ Hirscheiweiß sich 15 mal in 24 reaktionstüchtigen
Würsten nachweisen, das ist in 63°/,. Zehn der Würste dürften
nach Stärke und Ablauf der Reaktion Hirschfleisch als wesent-
lichsten Bestandteil enthalten haben. Bezeichnenderweise sind
acht davon wieder in Berlin W gekauft, nur zwei In Berlin N.
Die übrigen fünf Würste aus Berlin N, die mit Hirsch reagierten,
enthielten Hirschfleisch jedenfalls nur in geringen Mengên.
Die Befunde zeigen, in wie großen Mengen diese Tierar
augenblicklich zur Wurstfabrikation herangezogen wird. Da
während des Krieges wenig Hirsche abgeschossen wurden, So Ta
steht natürlich jetzt reichlich Gelegenheit für Wilderer, dieses Fleise
auf den Schleichhandelsmarkt zu bringen, von wo €S ‚wohl WEN,
der damit sonst verbundenen Weiterungen weniger stückwelse Ki
in Wurst zu den Konsumenten kommt. Wenn die Sehonzeit tur
Hirsche vorüber ist, so wird wohl diese Wurst nicht mehr un,
der Bezeichnung „Ziegenwurst“ zu gehen brauchen und vielleicht
wieder unter wahrem Namen auftauchen. a us
Rindfleisch war merkwürdigerweise in den Würsten ‚a
Berlin W nur einmal in geringer Menge nachzuweisen, og
in beträchtlicher Menge in Mettwürsten aus Berlin N (Nr. 19, ften
Kaninchenfleisch ließ sich von den im Westen gekau a
Würsten nur in einer (Nr. 9), von den im Norden besre er
fünf (Nr. 18, 21, 24, 25, 27), in zweien (Nr. 18, 25) in groe
Menge, feststellen, : ten
In der Mehrzahl der Fälle waren mehrere Fleischsen"
gemischt vorhanden. Soweit die beschränkte Zahl der þe-
fungen mit Antiseris einen sicheren Schluß gestattet, iner
standen nur sechs von den 24 reagierenden Würsten aus wea
Fleischsorte, und zwar drei „Ziegenwürste“ aus reinem St
fleisch, eine aus Hirschfleisch, eine Rinderblutwurst aus přerdoniis
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u 15: Juni. me 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 579°. Te pi
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Nr. | Gekauft in | Bozeic mung Art der Wurst _—— — - — Ä - -Rait ci. f; {e
| | | Mensch |.Schweiü | Pferd | Rind | Hammel | Ziege | ‚Hund | Katze | Hirsch | Beh | Feen 1a
1 | Berlin W - Ziege Halberstädter (Jaue) | — BES = ran T en. an Ea o Pe _ an,
2 en. r Schlackwurst . . . — — — — + — -— | o= |, + EEE
3 | à IR ` Halberstädter . . _ + |` nas = (+) = RE N e — A IE
4 | s „` | Leberwurst . . — — — — ; ERS er ea Er =" Rue 7
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6 | f: À Mettwurst,. gekocht . - _ = — —(+) — — ' — = up '— i RR Tn ya
A 27 | »- Ber ‚Jauersche. . . . . = I nn Zn u + — oH] i I =H M SE,
i À Zeichene rklärun g: +; ++ sofortige deutliche Reaktion. (+); (++) Auftreten der Reaktion erst nach 5—10 Minuten bei Zimmertemperatur. = schwache Reaktion. ih. pIE: | o
: eine gekochte Schlackwurst aus Rindereiweiß. Alle’ übrigen ent- | sein mögen, ist nach den in Teil I zitierten Arbeiten verschiedener 2 DE nt
hielten mehrere Fleischsorten, und zwar Schwein, Pferd, Ziege, |. Autoren keinesfalls von dominanter Bedeutung Ba Jas
Katze, Hirsch (z. B. Nr. 3), oder Schwein, Hammel, Hirsch (Nr. 1), | bei der Schütz- oder Heilwirkung des. Diphtherie- S PTEE
oder Schwein, Rind, Ziege, Hirsch, Kaninchen (Nr. 9), oder Rind, | heilserums. ‚Ferner ist über sichere Schutz- oder Heilwirkung. von in
Katze, Hirsch (Nr. 17) usw. un | Zu antiinfektiösem Diphtherieserum, das kein Antitoxin enthält, noch ne
~ [n der obenstehenden Tabelle. sind die Ergebnisse noch | nichts bekannt. | Ä ee ann. IT
‚einmal zusammengestellt. Die Resultate geben zu. ernsterer Be- | Bei den Versuchen, ein Serum nur durch Vorbehandlung Bir Hi a
- unruhigung kaum Anlaß. Menschen- und Hundefleisch ist nicht |‘ mit lebenden virulenten Kulturen herzustellen, leitete uns vielmehr S PER
nachweisbar. Katzenfleisch ist in den besseren Würsten nur relativ | die Idee, Antitoxine gegen Gifte, die vielleicht SAD KIRI :
\ 1 $ x nn: s. "aF s > ; 5 e! : . ; i A N en... H Ni p pA un
‚ Selten und in kleinen Mengen, in den einfacheren Würsten’allerdings.| nur im Tierkörper gebildet werden, zu gewinnen Ri!
häufig und teilweise in größerer Menge vorhanden.. Pferdefleisch | und dann zu prüfen, ob die so hergestellten Antitoxine. von den BEE
- fehlt fast immer. Daß die „Ziegenwurst“ beziehungsweise „Lamm- | durch Immunisierung mit Bouillongiften gewonnenen Antitoxinen pin
. wurst“ tatsächlich zumeist aus Hirschfleisch, Hammelfleisch oder | verschieden sind. Denn. wenn das der Fall wäre, so könnte man
sogar aus Schweinefleisch besteht, die Pferdewurst in einem Fall | annehmen, daß neben den Toxinen, deren Identität durch die. n ki ih
„Rinderwurst“ mit einem Zusatz von Hirsch- und Kaninchenfleisch | Beeinflussung mit dem gewöhnlichen antitoxischen Diphtherieheil-- A CUO
Ist, bedeutet in materieller Beziehung keinen Nachteil für den Käufer. | serum, gewonnen mit Reagenzglasgiften, bereits über allen Zweifel le
~ -Die falsche Bezeichnung dient hier lediglich dazu, die Um- | erhaben ist, noch andere Gifte. im Tierkörper und damit auch im Bil o:
gehung der gesetzlichen ‘Bestimmungen zu verschleiern, zum Teil Menschenkörper von den Diphtheriebakterien gebildet werden. . ~: N.
A Sogar zum ausgesprochenen Vorteil des Konsumenten. In entgegenkommender Weise wurde uns von den Höchster Farb- ` BER
5 ~ Zum mindesten in ästhetischer Beziehung ist der Zusatz von | werken eine Anzahl. Pferde zur Verfügung gestellt, die, von Herrn | ii a
i Katzenfleisch bedenklich. Es zeigt, wie berechtigt auch für die | Dr. Joseph; Leiter der Serumabteilung der Farbwerke in Höchst a. M., ; AP S
N „Ziegenwurst“ die Worte sind, die Jean Paul einmal irgendwo mit einer Anzahl der in dieser Arbeit benutzten 'Diphtheriestämme SEHEN
7|. geschrieben hat: „Nur ein Gott sollte Wurst essen, denn er allein | "munisiert wurden. | l E NATE ` “ PURER
fi - weiß, w darin it « a ? ee ‚ Die Immunisierung von Pferden mit lebenden Diphtheriebäkterien Bi o
p ‚ was darin ist,“ no bereitet mancherlei Schwierigkeiten; ein Teil.der Pferde wird -bei der I AAE
f Eo 5 | = | Immunisierung, weil sich ja die Giftdosierung hier nicht beherrschen Re i ge
m Aus dem Insti 5 ; o M läßt, marantisch, vielleicht, wie dies ‚schon aus: den Arbeiten von "ih SH Aue Pr
íl Ä yak Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. E v. Behring aer A neito zin aewinnung bekannt ist, infolge ` vón EY u a
i ; Dr: ets e o | berempfindlichkeit. Ein anderer Teil der Pferde geht an Myokarditis ein. BE l:
j! Zur Fr ; ums | l e geht an Myo | ae
l a der Heilwir kung des, D iphtherieser at Das Serum aller mit lebenden Diphtheriebakterien behandelter | i: Ha
ne Experimentelle Untersuchungen und kri- | Tiere besaß nach mehrmonatiger Behandlung einen Antitoxin- ` i Dil jn N
j . tische Betrachtungen. | gehalt, festgestellt mit der gewöhnlichen. Prüfungsmethode mittels EB -
i pA een a S Testgiftes oder mittels Giften der zur Behandlung benutzten homologen (EI
f at. a Von er a . | beziehungsweise von heterologen Stämmen. Von den sechs, mit ver- Poi ar
j Geh. Med,-Rat- Prof. Dr. W. Kolle und Dr. H. Schloßberger. | schiedenen Stämmen drei bis vier Monate lang behandelten Pferden PEME i:
a nae NN: i | lieferte jedoch keines ein Serum mit mehr als 20 A.-E. | f aii A
| V.1) ; h ° d B ° = l 5 . H EAN ae =
, an re N : Die so mit lebenden Bakterien gewonnenen Sera, würden. 0. RE
f ie Obschon es nach den in Teil I und JI unserer Darlegungen | nun einer ausgiebigen Prüfung in bezug auf Schutzwirkung (Serum Si., MO
i | 2 geteilten Versuchen nicht zu erwarten war, daß die | vorher gegeben oder im Mischungsvarsuch), ferner in gleicher Weise, fR ES
g Pe theriebakterien im lebenden Tierkörper andere | wie es in Abschnitt IV dieser Arbeit gezeigt: wurde, an Meer- a Het en
ifte als im Reagenzglase bilden, und trotzdem es von | sehweinchen und Kaninchen in bezug auf die Beeinflussung der ) r,
‚lokalen nekrotisierenden Giftwirkung (cutane und intracutane i i I
K T — i i
Methode),. sowie endlich im Heilversuch bei’ Kaninchen und Meer--
schweincben, die mit lebenden .Diphtheriebacillen oder mit deren
Giften infiziert worden waren, geprüft‘), Bei den Versuchsreihen -
dienten zum Vergleich rein antitoxische hoch- und niedrigwertige
Sera, ferner ein von Ruppel in den Höchster Farbwerken nach.
den Angaben des Institut Pasteur hergestelltes antitoxisch-anti- _
bakterielles Diphtherieserum sowie normales Pferdeserum. Es ist
nicht möglich, hier die sämtlichen Ergebnisse. der 50 Versuchs-
allen Autoren anerkannt wird, daß das antitoxische Diphtherieheil-
‚ gerum, gewonnen durch. Immunisierung mit Reagenzglasgiften,
Schutzwirkung gegen die lebenden, den Menschen infizierenden
und. vergiftenden Diphtheriebaeillen besitzt, so haben wir dennoch
Zur weiteren Stütze der Versuche ein Diphtherieserum
bei Pferden hergestellt, das nur mit lebenden
Bakterien gewonnen war. | |
~, -Der Zweck dieser Verwendung lebender Kulturen zur Immu-
` Dislerung der Pferde war nicht, ein antibakterielles Serum zu ge-
winnen, Denn der Wert antibakterieller und anti-
Infektiöser Stoffe, wie sie im Diphtherieserum vorhanden
`) Fortsetzung aus Nr. 1, 4 und 28 dieser Wochenschrift,
4) Bei der Ausführung dieser Versuche waren die Laborantin Fräu-.
lein H.Land6, sowie der Präparator des Institus, Herr C, Göldner,
mit tätig. Ä
Kar
580
reihen, die mehr als 500 Meerschweinchen umfassen, wiederzugeben,
sondern es möge nur ein Beispiel einer solchen vergleichenden
Prüfung von normalem Pferdeserum mit antitoxischem Diphtherie-
heilserum und dem mit lebenden Diphtheriebacillen gewonnenen
Diphtherieserum hier wiedergegeben werden (Tabelle 1).
Tabelle 1. -
Prophylaktischer Versuch an Meerschweinchen.
An Meerschweinchen (zirka 250 g Gewicht) fallende Mengen
folgender Sera subeutan:
a) Serum Pferd 2727, hergestellt mit lebenden Diphtheriebakterien
(Stamm D4); 20 A.-E. im Kubikzentimeter.
b) Serum Höchst 155, antitoxisch-antibakteriell (hergestellt nach den
Vorschriften des Institut Pasteur); 50 A.-E, im Kubikzentimeter.
c) Serum Pferd 2810, hergestellt mit Diphtheriegift (Stamm D 4);
300 A.-E. im Kubikzentimeter. |
d) Normales Pferdeserum.
Nach 24 Stunden eine Öse lebender Diphtheriebacillen (Stamm D 16,
24 stündige Löffler-Serumkulturen) subeutan.
|
Nach |
Meer- |
Avai Serum 24 Stunden | Verlauf
schweinchen Kultur D16 |.
Fer
615 | Serum 2727, 1 cem (20 A.-E.) | 1 Ose latt
616 | s Ake Te o w | 1 ‘ Infiltrat, kommt durch
617 | Ma A ne) 1 ' +83, typischer Befund
618 | 1 2121, 1/3 ( 25 „ ) | 1 | ï 1 „ 3
619 H a U Me (OD a O | glatt
620 $ A a (De zu) San | infiltrat, kommt durch
621 S 105, 0,1 „ De) | 7 4, typischer Befund
629 155, 0,05 „ | DD ERMIE ar GE 5
623 2a en (2O E) a | Strängchen
624 DES () an ao O aa | Infiltrat, kommt durch
625 N al | 7 2, typischer Befund
626 vo BIO ME y CAS a I | f 2, 5 =
627 ' normales Pferdeserum 5,0cem | 1 ir 2,
628 | „ 1 3,0 1) | 1 | 2, ’
629 | „ n 1,0 ” | 1 | T 2 E 1
630 | — nS | +2
er
Als Ergebnis dieser gleichartig und eindeutig verlaufenen
Versuche kann zusammenfassend folgendes gesagt werden:
1. Das mit lebenden Diphtheriebacillen ge-
wonnene Diphtherieserum besitzt Schutz- und
Heilkraft bei den mit lebenden Bakterien infizierten oder mit
Diphtherietoxin vergifteten Meerschweinchen.
9. Die Schutzwirkung oder Heilwirkung geht dem nach
Ehrlichs Methode mit Testgift bestimmten Anti-
toxingehalt, nicht der absoluten Menge des
Serums parallel.
3. Die Wirkung auf die durch lebende Diphtheriebakterien
oder durch Diphtheriegifte erzeugten lokalen Veränderungen (bei
subcutaner, intracutaner oder pereutaner Infektion) ist nicht
srößer als die desrein antitoxischen Serums und
geht dem Antitoxingehalt parallel.
4. Die Wirkung des mit lebenden Diphtheriebacillen eines
Stammes hergestellten Serums ist auf verschiedene Stämme
und verschiedene Gifte kongruent dem Antitoxingehalte
vorhanden.
5. Diese Befunde, die durch ausgedehnte Versuchsreihen,
auch bei Benutzung verschiedener Diphtheriestämme und ver-
schiedener Diphtherietoxine bestätigt wurden, liefern weitere Be-
weise in Ergänzung der in den früheren Abschnitten dieser Arbeit
mitgeteilten Experimentalergebnisse, daß im Tierkörper
(Pferd) durch Verwendung lebender Bakterien
keine Antitoxine, die von den durch Immunli-
sierung von Pferden mit Reagenzglasgiften
erhaltenen verschieden wären, erzeugt werden
können,
VI.
Um experimentelle Anhaltspunkte für die Frage, warum das
Diphtherieheilserum in einer Anzahl von Fällen versagt, zu ge-
winnen, haben wir noch die Avidität und die Polyvalenz
des antitoxischen Diphtherieserums ins Auge zu fassen. Bezüg-
lich der Avidität liegen bereits aus früheren Zeiten Untersuchungen
von Kraus!) und seinen Mitarbeitern vor. Kraus behauptete,
daß der Heilwert des antitoxischen Serums nicht dem Antitoxin-
gehalt, bestimmt nach Eh rlichs Methode parallel gehe, sondern
) R.Kraus, W. kl. W. 1908, Nr. 28; Kraus u. Schwoner,
Zbl. f. Bakt. 1908, Abt. 1, Originalbd. 47, S. 124 und Zschr. f. Immun,
Forsch. 1909, Bd. 2, S. 728 sowie R. Kraus und St. Bächer,
D. m. W. 1918, Nr. 28, S.1081. — Vgl. außerdem W. Barikin,
7schr. f. Immun. Forsch, 1912, Bd. 15, S. 829,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
mit der verschieden großen Avidität der ein- k
zelnen Diphtherieantitoxine verschiedener Pferde zu
dem Diphtherietoxin in Zusammenhang stehe. Durch die Unter-
suchungen von W. Berghaus), G. Brüstlein?, Neu-
feld und Haendel?) ist diese Frage endgültig in dem Sinne
geklärt worden, daß der Heilwert des Diphtherieserums dem
Antitoxingehalt parallel geht, wie es auch im ersten
Teil unserer Arbeit durch zahlreiche Experimente mit verschiedenen
Giften aufs neue bewiesen worden ist. Die Versu@hsergebnisse
von Kraus, die für eine Avidität sprachen, konnten dadurch
erklärt werden, daß Kraus den Antitoxingehalt der verschiedenen
von ihm benutzten Sera nicht genau bestimmt hatte und infolge-
dessen sowie infolge des von ihm angewandten subcutanen In-
jektionsmodus von Gift und Antitoxin ungleichmäßige Resultate
erhielt, die ihn zur Annahme von Unterschieden in der Avidität
verschiedener Diphtheriesera zu dem Toxin führten.
Die Frage der Polyvalenz ist unseres Wissens experimentell
bis jetzt noch nicht bearbeitet worden. Die bisherigen Unter-
suchungen über das Diphtheriegift wurden fast ausschließlich mit
Bouillongiften des amerikanischen Stamms D5 („Park WilliamsNr. 85)
ausgeführt. Eine vergleichende Untersuchung von Giften ver-
schiedener Stämme war deshalb schon aus praktischen Erwägungen
geboten. 3
Es läßt sich a priori allerdings sagen, daß, selbst wenn Unter-
schiede in der Struktur, das heißt im Antigenapparat der einzelnen
Toxine im Sinne isomerer Verbindungen chemischer Körper bestehen
sollten, diese Differenzen für die Heilkraft des Diphtherieheilserums
nicht von großer praktischer Bedeutung sein könnten. Für die
Möglichkeit derartiger Umlagerungen, die durch einen Vergleich
mit der Entstehung isomerer Verbindungen von chemischen Körpern
am besten zu charakterisieren wären, sprechen die im Diphtherie-
gift im Laufe der Zeit erfolgenden Veränderungen, die Paul
Ehrlich‘) auf Grund seiner*Untersuchungen über die Konsti-
tution des Diphtheriegiftes zur Annahme von Toxinen, Toxoiden
(Proto-, Deutero- usw. Toxoide) und 'Toxonen geführt haben.
Es wäre sehr wohl denkbar, daß die einzelnen Diphtherie-
stämme im Sinne isomerer Körper verschiedenartig strukturierte
Diphtherietoxine, die in verschiedenem Grade durch ein Antitoxin
beeinflußt werden, erzeugten. Die experimentelle Prüfung der Frage,
ob derartige immunisatorische Unterschiede zwischen den von ver
schiedenen Diphtheriestämmen erzeugten Toxinen bestehen, wurde
in folgender Weise durchgeführt: Bei den zu diesen Versuchen
benutzten Toluolgiften, die von verschiedenen Diphtheriestämmen
gewonnen waren und die verschieden lang gelagert hatten, wurde
zunächst die einfach tödliche Dosis, sowie das Antitoxinbindungs-
vermögen (L,- und L;-Wert) im Meerschweinchenversuche genau
ermittelt. Fallende Mengen dieser derart ausgewerteten Gifte
wurden nun in der bei der Diphtherie-Testgifteinstellung üblichen
Weise mit einer Antitoxineinheit verschiedener monovalenter, das
heißt mit dem Toxin eines Stammes hergestellter Diphtherieserä
gemischt und nach /astündigem Stehen bei Zimmertemperatur
Meerschweinchen subeutan eingespritzt. Im ganzen wurden derart
sieben Diphtheriegifte verschiedener Stämme und verschiedenen
Alters gegenüber neun verschiedenen antitoxischen Diphtherieser®
ausgewertet. Von Dr. K. Joseph (Höchst) wurde zur Ergänzung
dieser Versuche bei vier von diesen Diphtheriegiften das Gift-
spektrum nach Ehrlich (partielle Absättigung durch Anti-
toxin) ermittelt >).
Dabei zeigte es sich, daß allerdings durch eine bestimmte
Menge Antitoxin, z. B. 1 A.-E. des Standardserums, von aem
einen Gift mehr, von dem anderen Gift weniger tödliche Dosen
neutralisiert wurden (vergleiche z. B. das in Tabelle 2 wieder-
gegebene Versuchsprotokoll). Diese Differenzen bei Giften ver-
schiedener Stämme beruhen aber größtenteils auf dem ver
schiedenen Gehalt der Gifte an nichtgiftigen
bindenden Gruppen, wie dies zuerst Ehrlich bel St,
und demselben Diphtheriegift, das verschieden lange gelager
hatte, nachgewiesen hatte. Denn durch eine bestimmten Meng®
-n nn
1) Zbl. f. Bakt. 1908, Abt. 1, Originalbd. 48, S. 450; 1909, Bd. 4;
S. 281; 1909, Bd. 50.
2) Arb. Inst. Infekt. Krkh, Bern 1909, H.8, S. 22.
®) Arb. Kais. Ges. A. 1912, Bd. 88, S. 219.
4) B. kl. W. 1903, Nr. 85 bis 37. R Š g der
5) Über die Einzelheiten dieser Versuche wird in Heft Georg-
„Arbeiten aus dem Institut für experimentelle Therapie und dem Geo
Speyer-Hause zu Frankfurt a. M.“, Verlag von Gustav Fischer, Jona,
1919, berichtet werden,
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C MBa 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.24 O
Gennerich), Hahn, - Kreibich®), Müller‘),
SelleiS), Notthafft®), Lenzmann?), daß es möglich
sein werde, mit Hilfe. des Silbersalvarsans in Primärfällen und in
der. sekundären Frühperiode der Syphilis bei länger durchgeführter
Anwendung zur Therapia magna sterilisans in einem noch größeren
Prozentsatz als mit Alt- und Neosalvarsan zu gelangen.
Tabelle — |
Mischungsversuch beim Meerschweinchen.
Antitoxisches Diphtherieheilserum 2778 (850 fach), je 1 A.-E. (= 1/359 cem)
+ fallende Mengen von’ Toluolgift D 14 beziehungsweise D 16. `
Toluolgift D i4: . a ea Toluolgift:D 16: |
L,:1,1ceım > ` PPE Li: 1,25 cem -| a
L+:1,58 com = 68 d..m.%}) | 'L4:1,64 cem = 82 d.l.m.)
d. 1. m. : 0,025 ccm... ‘ -d.l m,:0,02 cem. .
aller Stadien der Lues von dem großen therapeutischen Wert und
der intensiven- spirilloziden: Wirkung. des neuen Präparats über-
zeügen. . Genau uns an die von Geheimrat Kolle gegebenen
Meer- Diphtheriegift
Diphtherie- | Verlauf
eines Antitoxins werden zwar bei verschiedenen Giften verschiedene
Mengen tödlicher Dosen neutralisiert; das Verhältnis der
neutralisierten Giftm engen ist jedoch bei Verwendung
. verschiedener homologer und heterologer Antitoxine stets das-
. selbe. Von einer bestimmten Menge Diphtheriegift wird stets
dieselbe Menge Antitoxineinheiten, ohne Unter-
schied, ob dasselbe mit dem homologen oder mit einem heterologen
-Gift hergestellt worden ist, gebunden. Eine Polyvalenz der
Diphtheriegifte beziehungsweise der Antitoxine existiert
daber wohl nicht. Das mit einem .Diphtheriefoxin her-
gestellte Diphtherieserum beeinflußt die mit anderen, heterologen
"Stämmen gewonnenen Gifte in durchaus gleichartiger Weise, Die
‚Neutralisierung der akut wirkenden Toxine erfolgt bei allen Giften
‚entsprechend den theoretischen Postulaten durch die gleiche Menge
Antitöxin, wenn ‘man auf Grund des Spektrums die bindenden
Gruppen, die in jedem Diphtherietoxin in mehr . oder weniger
großer Menge vorhanden sind, in Berechnung zieht, ©
| Zusammenfassend kann daher behauptet werden,
daß das mit ein em Diphtheriegift gewonnene Diphtherieantitoxin
` dureh heterologe Gifte in gleichen Verhältnissen gebunden wird,
- also polyvalent ist. - - DA Dr —
‚sülberapplikation durchgeführt. _ Eu
- Freilich läßt sich hinsichtlich der Wirkung nur sehr schwer
ein Maßstab für die einzelnen Salvarsanpräparate finden, welcher
graduelle "Unterschiede in der. Wirkung mit‘ Sicherheit feststellen
ließe, denn es kommt ja nicht allein auf das mehr oder minder
rasche: Verschwinden der in’ ihrer Größe und Ausbreitung oft be-
trächtlich differierenden syphilitischen Haut-' und Schleimhautver-
änderungen, sondern vor. allem auch auf Dauerheilungen an ‘und
das .der .Seroreaktion zu berücksichtigen. Immerhin gewannen
wir aus. unseren Beobachtungen den Eindruck, daß das Silber-
„fester luetischer Erscheinungen dem Neosalvarsan überlegen ist
‘und etwa dem Altsalyarsan gleichbewertet werden darf. Für die
| Beurteilung eventueller Dauerheilungen ist aber die Beobachtungs-
zwölf Silbersalvarsaninjektionen im floriden wie latenten Früh-
stadium die positive Wassermannsche Reaktion fast immer negativ
zu gestalten, so läßt sich doch erst nach jahrelanger genauer
Beobachtung ein abschließendes Urteil abgeben. Jedöch verdient
hervorgehoben zu. werden, daß durch 14 Injektionen mit Silber-
salvarsan ein das zweite Mal rezidivierender Fall von Lues der
Frühperiode, welcher trotz mehrmaliger. energischer kombinierter
Salvarsan -Hg-Kuren stets. wassermannpositiv geblieben war, in
‚negative Reaktion- umgewandelt. werden konnte, -Auch im Latenz-
stadium mehrere Jahre‘ ‘post infectiionem sahen wir meist nach
Aus der Hautabteilun g der Medizinischen Klinik Erlangen
. (Direktor: Geh. Hofrat Prof. Dr. Penzoldt).
en E O Ta ALA ki EA
us Die Behandlung E |
ne. u lan su. einer Kur mit Silbersalvarsan die positive Phase in die negative
der Sy philis mit Silber salvarsannatr AHN; , umschlagen. Dagegen gelang es uns bei congenitaler Lues nicht,
| Ä Von ` Do t dies gewünschte Resultat zu erzielen. Diese von uns beobachtete
-| sehr ‘günstige Beeinflussung der Seroreaktion durch das. Silber-
| salvarsan findet übrigens eine Bestätigung durch die vielver-
‚sprechenden Schlußfolgerungen, zu welchen Genn er ich 8) nach
vergleichenden Untersuchungen über das Verhalten der Wasser-
mannschen Reaktion bei Silbersalvarsan und anderen Salvarsan-
‚präparaten kommt, . daß nämlich die positive Seroreaktion unter
alleiniger Silbersälvarsanbehandlung nicht unerheblich frühzeitiger
negativ 'wird als bei Anwendung anderer Salvarsanpräparate, bei
höherer Einzeldosierung und bei gleichzeitiger ‚Hg-Kombination.
Wenden wir uns nun der Wirkung des neuen Präparates
auf die syphilitischen Krankheitserscheinungen zu, so äußert sich >
dieselbe am prägnantesten auf die Schleimhautveränderungen der
. Frühsyphilis, Fast regelmäßig genügte die einmalige Injektion
von 0,1 des Mittels, um Schleimhautpapeln restlos verschwinden
zu. lassen, Wenn. auch nicht so prompt, aber doch auch über-
aus günstig wurden maculöse wie papulöse Exantheme beeinflußt,
zu deren vollständigem Verschwinden ebenfalls nur ganz wenige
Einspritzungen 'nötig waren. Rasch und. intensiv ist, ferner die
Wirkung: auf die Primäraffekte, sowie die breiten nässenden Pa-
= Prof. Dr. L. Hauck.
Nachdem Ehrlich durch. die Entdeckung des Altsalvar-
sans die Grundlagen der Salvarsantherapie gelegt hatte, ‘ging sein
weiteres ‚Streben. dahin, diese Therapie durch Auffindung und
Anwendung neuer Derivate der Arsenobenzole, in denen einer-.
. seits die spirochätentötende Wirkung erhöht, andererseits die To-
lzität vermindert war, immer mehr zu vervollkommnen. Diese
Förderung der Ehrlich schen Salvarsantherapie 'hat nach seinem
Tode sein Nachfolger Kolle sich: ebenfalls zur Aufgabe gesetzt.
Durch umfangreiche tierexperimentelle Forschungen konnte er nach-
weisen, daß unter den bereits von Ehrlich angegebenen Arseno-
metallverbindungen das von ihm noch nicht im Tierversuch studierte
Silbersalvarsannatrium ein Präparat ist, welches bei
der experimentellen Kaninchensyphilis bei ziemlich gleicher. toxi- -
‚scher Wirkung sich als annähernd doppelt bis ‚dreimal so wirksam
als. das Altsalvarsan erwies und infolgedessen als ‚bisher wirksam-
stes Salvarsanpräparat günstige Aussichten für die Behandlung. der
Syphilis bot. Kolle 2) selbst hofft -auf Grund der experimentellen
CA EN
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0. ~
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a a i aa
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Auch wir konnten uns an einer größeren Zahl von Fällen (60).
0 schweinchen | Solum oryg. |(die Zahl der tödlichen Minimal- |
ie ® Bm. | mn n |. 0 2. | Anweisungen über die Dosierung und Anwendung: des "Mittels _
951° |USA | D1425 com 10 dm) |+ 9, iypischer Befund: | Paltend, haben wir mit Dosis 0,1, regelmäßig die Behandlung ein- _
952 | er n 22 n (= 90 a JEZ a h geleitet, stiegen bei Frauen: bis. 0,25, bei Männern bis 0,3 pro
a h ta Tya o m a E n » dosi und injizierten in einer Kur in. meist 10 bis 12, seltener
955 | 5 „ 10, (= 60 3 + 6, Nekrose. ” 14 Einspritzungen 2,0 bis 2,5 des Präparates mittels des Aßmy-
o > EI, pirat kommt dorh: | schen Apparates.. Um vorschriftsgemäß die Lösung ganz langsam
g8: | ii '| D1628 „ (=128 -) $|+ 2, typischer Befund | in. die Blutbahn gelangen zu lassen, verwendeten : wir ziemlich
a | : ee w T 2) non enge Kanülen, welche. sich für diesen Zweck sehr gut bewähren
961 a ” i8 = 9 r JI+8 `F pa und auch sonst eine Erleichterung für die intravenöse Injektion :
a | » ee E a, ee, bei. engen Venen bedeuten. Um uns ein maßgebendes Urteil
964 | 5 „12, = 0, Infiltrat, kommt durch | über den Wert des Mittels bilden zu können, 'haben wir die Be-
handlung nur mit Silbersalvarsan allein, ohne gleichzeitige Queck-
so ist neben dem Verhalten des klinischen Bildes ganz besonders
salvarsan in seiner Wirkung hinsichtlich des Verschwindens mani-
zeit noch viel zu kurz, und wenn es auch gelang, durch zehn bis
Ergebnisse und der günstigen. klinischen Erfahrungen, ‚welche
bisher mit diesem Mittel in der Syphilistherapie von verschiedenen
Seiten gewonnen wurden [Delbanco?), Fabryt, Galewsky°),
ee x = Ze = F “ Pe p
-3 d.]l.m. = Dosis letralis minima. . : 22 un
°) D. m.. W. 1918, Nr.43 und 44. — °) Ebenda 1919, Nr. 4. —
1) Ebenda 1918, r; 44. — 2) Ebenda 1918, Nr. 48. `
peln. Der nässende Charakter der letzteren verliert sich sofort nach
der ersten, höchstens zweiten Injektion, vereinzelte. Papeln bilden
sich ebenfalls oft schon nach zwei bis drei Einspritzungen -rest-
1) D.m. W, 19i8, Ni. 45. — 2) Ebenda 1918, Nr: 50. — 3) M. Kl.
1919, Nr. 7. — 4) D. m. W. 1918, Nr. 51. — 5) Ebenda 1918, Nr: 45. —
3) Ebenda 1919, Nr. 18. — 7) Ebenda 1919, Nt.18.— €) Ebenda1918, Nr.aö,
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los zurück und selbst stark elevierte Condylomata lata in beet-
artiger Anordnung zeigten gewöhnlich nach. sechs bis sieben In-
jektionen vollkommene Involution. Bei tertiärer Lues konnten wir
das Mittel nur an drei Fällen bisher erproben, und zwar ebenfalls mit
sehr raschem und günstigem Heilerfolg. Ein etwa fünfmarkstück-
großes, tiefgreifendes Geschwür der Kinngegend zeigte bereits
nach der ersten Injektion eine ausgesprochene Heilungstendenz und
war nach .vier Injektionen vollständig vernarbt. Selbst in einem
Falle von schwerer Tabes dorsalis mit starker Ataxie war nach
zwölfmaliger Injektion von. 0,i Silbersalvarsan eine deutliche
Besserung des objektiven Befundes’ zu konstatieren. Eine über-
raschend günstige Einwirkung fiel besonders noch in mehreren
Fällen bei der Rückbildung der Drüsenschwellungen auf.
- Wir können also, unsere Beobachtungen‘ zusammenfassend,
behaupten, daß die Wirkung des Präparates auf die
floriden syphilitischen Haut- und Schleimhaut-
erscheinungen eine sehr. intensive, manchmal
sogar eine auffällend gute ist. Berücksichtigen: wir
` - daneben noeh seinen starken Einfluß auf das Verhalten der Sero-
reaktion, so dürfen wir wohl annehmen, daß das Silbersalvarsan
berufen zu sein scheint, in der Syphilistherapie eine dominierende
Stellung einzunehmen. Dabei wäre aber — falls die noch not-
wendige mehrjährige Beobachtungszeit unsere Erwartungen nicht
täuscht — als wertvollste Errungenschaft für die antiluetische
Behandlung die Möglichkeit zu bezeichnen, mit Silbersalvarsan
allein, ohne Kombinierung mit Hg, eine aussichtsvolle, zu voll-
ständiger Heilung führende Therapie durchführen zu können. Wenn
es nämlich gelänge, das Quecksilber, auf dessen gleichzeitige
Anwendung bei den bisher zur Verfügung stehenden Salvarsan-
präparaten zur Erzielung einer ausreichenden Heilwirkung nicht
verzichtet werden konnte, aus der Salvarsantherapie auszuschalten,
dann würden voraussichtlich die Salvarsanschädigungen eine
beträchtliche Verminderung erfahren. Denn die Anwendung von
Quecksilber bietet stets die Möglichkeit einer Störung der Nieren-
funktion und dadurch, wie von verschiedenen Autoren schon öfter
hervorgehoben wurde, eine erhöhte Gefahr für toxische Schädigungen
des Organismus durch das Salvarsan. Gerade aber in der Jetztzeit,
in welcher sehr viele Luetiker mit durch Unterernährung ge-
schwächtem Körper in Behandlung treten, gewinnt dieser Gesichts- |
punkt noch besondere Bedeutung. So sahen wir im Laufe des
verflossenen Winters auffallend häufig bei der von uns bevorzugten
Kombination der Neosalvarsaninjektion mit Merzinol (fünf bis acht
Teilstriche der Zielerschen Spritze) nach dieser Behandlung
Eiweiß und Cylinder im Urin auftreten, was wir vor dem Kriege. nur
ganz selten beobachteten. Wir sind deshalb. geneigt, diese Schädi-
gung der Nieren auf erhöhte Empfindlichkeit des Nierengewebes
chemischen Reizen gegenüber zurückzuführen, als deren Ursache
wir die Schwächung des Organismus infolge Unterernährung
ansehen. Gerade deshalb können aber gegenwärtig auch Stomatitis
und Darmstörungen als Folgeerscheinungen einer kombinierten
Hg-Behandlung nur zu leicht Salvarsanschädigungen begünstigen.
Für die Beurteilung des neuen Präparates betreffs seiner
praktischen Verwertbarkeit darf aber nicht nur der Heilfaktor
maßgebend sein. Ebenso wichtig ist die Frage nach den even-
tuellen Nebenerscheinungen, Störungen oder Schädigungen der
Gesundheit durch das Mittel. Daß so hochwertige Arsenver-
bindungen, wie die Salvarsanpräparate nicht als indifferente Mittel
für den menschlichen Organismus in Betracht kommen können,
ist ja selbstverständlich, und wie wir bei den bisher angewandten
Salvarsanpräparaten Störungen des Allgemeinbefindens und leider
selbst auch schwerste Gesundheitsschädigungen trotz aller Vorsichts-
maßnahmen nicht gänzlich ausschalten konnten, so stand zu
erwarten, daß auch die Anwendung des Silbersalvarsans - nicht
frei von unangenehmen und toxischen Begleiterscheinungen sein
würde. Bei den 600 Injektionen, welche wir bisher machten,
konnten wir aber ernstere Schädigungen der Gesundheit oder
schwere Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens nicht beobachten.
Freilich blieben unangenehme und teilweise auch lästige Begleit-
erscheinungen verschiedener Art nicht aus. Jedoch waren dieselben
meist mehr nebensächlicher Art und störten das Befinden der
Patienten nicht in einer Weise, welche eine Kontraindikation für
eine weitere Verabreichung des Mittels hätte bedeuten müssen.
Nach den bisher von uns gemachten Erfahrungen dürfen wir
behaupten, daß das Silbersalvarsannatrium vom menschlichen Körper
gut vertragen wird und bei ihm anscheinend schwere toxische
Störungen, wie wir solche bei den bisherigen Salvarsanpräparaten
als Folgezustände kennengelernt haben, fehlen, Bei.einer großen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIE — Nr. 24:
änderungen kaum empfanden.
15. Juni.
Zahl unserer Patienten wurden die Sämtlichen Einspritzungen ohne
jede Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens ganz reaktionslos
und vorzüglich vertragen und wenn wir auch anfangs das Mittel
nur bei klinischen Patienten zur Anwendung brachten, so trugen
wir doch späterhin kein Bedenken mehr, dasselbe auch ambulatorisch
behandelten Kranken einzuspritzen, ohne daß wir bis jetzt damit
unangenehme Erfahrungen gemacht hätten, Frauen vertragen das
Silbersalvarsan weniger gut als die Männer. Während von letzteren,
abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, über unangenehme
Begleiterscheinungen überhaupt nicht geklagt wurde, traten solche
bei Frauen doch ziemlich häufig in Erscheinung. So ist es auch
erklärlich, weshalb Gennerich, welcher seine Erfahrungen nur
an Soldaten als Krankenmaterial sammelte, bei der großen Zahl
von Injektionen nur so wenig Störungen des Befindens eintreten sah. -
Von Nebenerscheinungen bei unseren Fällen seien
zuerst Temperatursteigerungen erwähnt, welche wir
häufiger, und zwar bei Frauen in viel höherem Prozentsatz als
bei Männern beobachten konnten. Dieselben erreichten aber, -
wenn wir von den als echtes Spirochätenfieber zu deutenden
Fiebersteigerungen bei Sekundärerscheinungen im Frühstadium im
Anschluß an die erste Einspritzung absehen, nur in seltenen
Ausnahmefällen höhere Grade als 38,5 bis 38,7 (rectale Messung).
Gewöhnlich stellten sie sich, manchmal von leichtem Frostgefühl
und geringem Unbehagen begleitet, zwei bis drei Stunden nach
der Injektion ein, hielten einige Stunden an und fielen regelmäßig
gegen Abend schon wieder zur Norm ab. Während diese leichten
und für das Befinden der Patienten ganz belanglosen Fieber-
erscheinungen in einigen Fällen sich zu Beginn der Behandlung ein-
stellten und von der dritten oder vierten Einspritzung ab ausblieben,
traten sie in anderen Fällen erst gegen Ende der Kur auf. Auch
kam es bei einzelnen Patienten, welche schon mehrere Injektionen
ganz reaktionslos vertragen hatten, plötzlich inmitten der Kur nur
zu einem einzigen solchen Fieberanstieg, für welchen sich keine
Erklärung finden ließ und an welchem nach vergleichenden Fest-
` stellungen insbesondere auch die verwendete Op. No. des Präparates
nicht die Schuld tragen kornte.- Abweichend von diesen
Beobachtungen war der Verlauf bei zwei jugendlichen weiblichen
Patienten, welche regelmäßig auf jede Injektion mit Temperatur-
anstieg zwischen 38,5 bis 39,0° reagierten. Ob dieses Silber-
salvarsanfieber auf den. Arsengehalt oder die Silberkomponente
des Präparates zurückzuführen ist, dürfte sich nur schwer ent-
Scheiden lassen. Daß Injektionen von kolloidalem Silber Fieber
hervorrufen, ist -ja bekannt und ebenso kann manchmal das
Salvarsan nach Ausschaltung des Wasserfehlers sowie Spiroehäten-
fiebers. eine heftige Fieberattacke auslösen. Als Beweis dafür
diene folgender Fall: Ein sonst gesunder Patient mit spätlatenter
Lues erhielt unter allen Kautelen 0,1 Silbersalvarsan in 25 cem
Lösung eingespritzt. Sofort nach Beendigung der Injektion, noch
bevor der Patient in den Krankensaal zurückgekehrt war, stellte
sich heftiger, etwa 1/, Stunde anhaltender Schüttelfrost ein, weleher
mit Temperaturanstieg bis 40° und starker Beeinträchtigung des
Allgemeinbefindens einherging. Genau dieselben Erscheinungen
waren aber vorher schon bei einigen Neosalvarsan-Injektionen aui-
getreten. Es muß dabei also wohl eine ausgesprochene Idiosynkrasie
‘gegen Salvarsan angenommen werden.
Die häufigste Nebenerscheinung, über welche aber fast nur
von Frauen geklagt wurde, äußerte sich in Kopfschmerzen.
Werden dieselben auch meist nur als geringgradig und erträglich
angegeben, so wurden sie mehrmals doch auch als recht lästig und
intensiv geschildert. Die Dauer derselben ist recht verschieden
und schwankt zwischen zehn Minuten bis vielen Stunden. Auch
setzen die Schmerzen ganz unregelmäßig ein. Bald treten sie
sofort nach Einverleibung des Mittels auf, während sie in anderen
Fällen erst nach Verlauf von zwei bis vier Stunden sich einstellen.
Verhältnismäßig oft, nämlich in 15°/, der Fälle,
waren
vasomotorische Störungen nachweisbar. Aber aoi
diese hielten sich innerhalb bedeutungsloser Grenzen. Meis
äußerten sie sich nur in mehr oder weniger intensiver Rötung des
Gesichts mit leichtem Hitzegefühl, während sonstige subjektive
oder objektive Störungen fehlten, sodaß die Kranken diese a
Nur in drei Fällen gesellten Sie
stärkere Beschwerden hinzu, welche in Blutandrang nach ‚dem
Kopfe, Schwindelgefühl, Schwellung und urticariellen Eruptione?
des Gesichts und in einem Falle auch noch in Parästhesien ar
Mund- und Rachenhöhle ihren Ausdruck fanden. Eine ‚Besohler-
nigung der Pulsfreguenz wurde dabei nur bei zwei Fällen fes
gestellt. Sonst war die Herzaktion ganz normal.
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1919 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2& 583. :.
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nicht besonders lästig empfundene gastrische Störung. '.Aber auch
die beiden Fälle, bei welchen es zu mehrmaligem heftigeren Er-
brechen nach den Einspritzungen kam, fühlten: sich am nächsten
Tag immer wieder‘ ganz wohl und munter, hatten sehr ‘guten
Appetit und unter keinen anhaltenden lästigen Magenbeschwerden
zu leiden. Andere unangenehme Einwirkungen des Silbersalvarsans -
auf Magen oder Darm war nicht zu konstatieren. : = =,
Eine Schädigung: innerer Organe, wie des
Herzens, ‘der Leber, Niere, des centralen wie
peripheren Nervensystems usw. wurde durch das Prä-
parat niemals hervorgerufen: Auch toxische Exantheme
bekamen wir nieht zu Gesicht. Dagegen konnten wir einigemal starke
Herxheimersche Reaktion der Haut beobachten. Einen unan-
genehmen Zwischenfall hatten wir nur einmal zu’ ver-
zeichnen. Ein kräftiger Patient, welcher ambulatorisch behandelt
wurde, mehrere Einspritzungen ohne die geringsten Beschwerden’
vorzüglich vertragen und nie angioneurotische Symptome. gezeigt
hatte, wurde -auf ‘dem Wege zu seiner Wohnung nach kurzem
prodromalen Schwindelgefühl plötzlich‘ ohnmächtig ‘nnd fiel dabei
zu Boden. Wenn auch’dieser Schwächeanfall ohne-sonstige Störung .
verlief und Patient sofort danach sich wieder ganz. wohl fühlte,
so mahnte er uns’ doch: zu’ großer Vorsicht bei ambulanter Behand-
Wenn wir nun noch darauf hinweisen;. daß das Präparat,
falls es auch nur in ganz geringer Menge in das perivenöse Gewebe
hervorruft, als dies schon bei den anderen Salvarsanpräparaten’
der Fall ist, und daß es trotz sachgemäßer Technik zu häufigerer.
Thrombosierung besonders der kleinen Venen führt, so
Fällen einen ganz glatten Verlauf der Injektionen beeinträchtigten.
- Wenn dieselben auch zum Teil gewiß als lästige Begleitsymptome
aufgefaßt werden müssen, so fallen ‚sie doch der ganz vorzüglichen _
-~ therapeutischen Wirkung des neuen Mittels gegenüber kaum merk-
. lich ins Gewicht, und können sicher keinen Hinderungsgrund für
eine allgemeine Verwendung des Silbersalvarsans in der Syphilis-
theraphie bilden. - | | 2 |
| ‚Sollten noch weitere Beobachtungen die
bei der bisher angewandten Dosierung an-
scheinend nur geringe Toxizität des .Silber-
..Salvarsans bestätigen und vorallem die Gewiß-
heit bringen, daß die alleinige Anwendung des
Mittels, wie nach der festgestellten vorzüg-
lichen therapeutischen Wirkung desselben
erhofft werden darf, zu Dauerheilungen führt,
sodaß kombinierte Kuren mit Quecksilber ent-
gl | | |
' behrlich würden, dann wäre mit der Einfüh-
Pr ‚fung. des Silbersalvarsans in die Therapie
| ein großer Fortschritt erzielt. - Pe |
j | —
g! M: 2
g l Bemerkungen zu dem Aufsatze: .
RE >: ‚Prof. W. Heppler und Dr. P. Erkes
Aa „Diagnostische Irrtümer ‘bei Mesenterialdrüsentuberkulose
| ji unter besondeter Berücksichtigung der Appendicitis“.
Po o - (M. Kl, 1919, Nr. 18.) = |
gi Ä a Von ` | i
f | ag Hofrat Prof. Dr. Ortner.
Mi | | Die beiden Autoren leiten ihren äußerst lesenswerten Auf-
E ‚Satz mit folgenden Worten ein:.„,... . Daß auch jene Form von
ji Tuberkulose der Mesenterialdrüsen, welche im Bereiche der Arteria
j ` Teocolica gelegen, frühzeitig zur Verkäsung und Verkalkung neigt,
j, ' par nicht so selten das Symptomenbild der Appendicitis vor-
7 uschen kann, scheint wenigen bekannt zu: sein. In den ge-
EN wesensten Lehrbüchern -ist nichts darüber zu finden, und selbst
fi - a3. großangelegte, die Appendicitis erschöpfend behandelnde Werk
ki . von Sprengel läßt jeden Hinweis darauf vermissen.“
~ Ð D. m, W, 1948, Nr. 52. > -
| o
|
lung. Ein ähnlicher Anfall ist übrigens schon von M o ¢ k 1) erwähnt. |
gelangt, dort noch stärkere und schmerzhäftere Entzündungen |
._.. haben wir damit über alle Nebenerscheinungen und Störungen |:
. berichtet, welche bei unseren mit Silbersalvarsan behandelten |,
| Mit Rücksicht auf diese Äußerung, ‘die mir den Schluß
| nahelegt, daß sich die beiden Autoren einigermaßen .begreiflicher-
weise in chirurgischen Lehr- und Handbüchern überwiegend
|: oder ausschließlich umgesehen haben, gestatte ich mir in aller
Form. auf mein Buch „Klinische -Symptomatologie. innerer Krank-
| heiten “ Verlag Urban & Schwarzenberg 1917, hinzuweisen.
Ich habe in demselben an sogar mehreren ‘Stellen darauf
aufmerksam gemacht, daß eine Tuberkulose .mesenterialer Lymph-
.drüsen eine akute wie. eine chronische .rezidivierende Appendicitis
: sehr -gut :vorzutäuschen vermag, habe auf differentialdiagnostische
Anhaltspunkte verwiesen, -habe auch erörtert, ‚daß eine derartige
Drüsentuberkulose:ganz so wie eine Appendicitis nicht zu Schmerzen
in der lleocöcalgrube, sondern auch ausschließlich in .der Magen-
grube führen und auch nach dieser. Richtung ‘eine Appendicitis,
ebenso einen 'epigastralen Krankheitsherd vorspiegeln kann. Daß
eine solche Tuberkulose in der Ileotöcalgrube unter Korrektur der
‚bisherigen irrigen Diagnose einer akuten Appendiecitis auch schon
‚vor Eröffnung des Abdomens richtig. erkannt ‘werden kann, er-
fuhren wir. erst jüngst wieder an einem: Kranken meiner Klinik,
‚den ich mit. der Diagnose „Mesenterialdrüsentuberkulose“ dem .
‘Chirurgen überlieferte, welcher bei der nächfolgenden Laparotomie `
eine akute Peritonitis tuberculosa, von einer: Mesenterialdrüsen-
‚zeugt, daß auch anderwärts diese Diagnose schon wiederholt
richtig gestellt wurde und begrüße den vorgenannten Aufsatz der
‘beiden Autoren um so herzlicher, als er sicher zur
lichen korrekten Auffassung Wertvolles beiträgt.
Aus der Universitätsklinik für
i © ~ (Dir: Prof. Dr. Gaupp), >`.
~; . Eigenschaften. ~~ !
a, u, Non en ee a
` » - Dr. Hermann Hoffmann, Assistenzarzt.
ö a ‚(Schluß aus Nr..23.)
n Zuchtversuchen
Wenn man nun auch,-wie wir aus den beide
| von Kammerer ersehen konnten, in der Biologie in ein-
‘zelnen Fällen die .Vererbung erworbener Eigenschaften
sicher ‚nieht leugnen kann,' so ist dieses. Ergebnis nicht ohne wei-
teres auch auf den Menschen: von heute’ anzuwenden. Gewiß, es
‚gibt allgemeine Gesetze, die für die gesamte Welt der Lebewesen
Gültigkeit haben. Es wäre aber äußerst unkritisch zu nennen,
wenn man ein derartig spezielles Ergebnis, das nur bei einzelnen
Arten nachgewiesen werden konnte, verallgemeinern wollte. Man
würde denselben Fehler begehen, wenn man z, B. aus der Tat-
“sache, daß viele Wurmarten weitgehende Regenerationsfähigkeit
besitzen, auf dieselbe Fähigkeit auch für die höher ‚organisierten
Tiere schließen würde, ' > | ne
0 Zweifellos gibt es außer sensiblen Perioden bei einzelnen
Tieren, wie z.`B. das Puppenstadium der Käfer, in den T o wer-
‘schen Experimenten auch einzelne Arten, -die wir. im Verhältnis
zu anderen sensibel nennen können in dem Sinne, daß sie durch
äußere Einflüsse leichter Abänderungen erfahren. Möglich- ist,
daß diese Fähigkeit im umgekehrten ‚Verhältnis steht zu dem
Grade der Vollkommenheit, der Differenzierung und Arbeits-
teilung der einzelnen Zellkomplexe eines Organismus, des ganzen
Organismus überhaupt. Wenn diese zutrifft, dann würden wir
bei höher organisierten Tieren wohl schwerlich. in solch kurzer
Zeit die Vererbung erworbener Eigenschaften experimentell er-.
zielen können, wie es Kammererin seinen. Versuchen geglückt
ist. Mit dieser. Annahme stimmt die Tatsache durchaus überein,
daß man z. B. bei Säugetieren eine Vererbung erworbener Eigen-
schaften noch nicht durch Versuche hat nachweisen können. Man
` darf daher vielleicht bei den höher organisierten Tieren von einer
relativen „Artfestigkeit‘‘ reden. Ich möchte damit einen relativ
stationären Zustand bezeichnen, der durch ein langsameres Tempo
der Entwicklungsmöglichkeit charakterisiert wird. Auch für den
Menschen wird man wohl ähnliche Verhältnisse annehmen. dürfen:
Für ihr ist ebenfalls die. Möglichkeit- der Vererbung. erworbener
Eigenschaften nicht augenfällig. : Trotzdem kann aber beim Men-
schen eine absolute Artfestigkeit nicht eher als. bewiesen
"gelten, solange nicht intensive und über. längere Zeitspännen: äus:
gedehnte medizinische, wissenschaftlich-genealogische Forschun-
gen vorliegen, die gerade die Frage der Vererbung erwörbener
/
tuberkulose in der Cöcalgrube ausgehend, vorfand.. Ich bin. über-
_ Zum Problem der Vererbung erworbener -
diesbezüg-
tsklinik für Gemüts-u. Nervenkrankheiten, Tübingen .
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‚ tion bedingten Grade des mechanischen Druckes.
B84
Eigenschaften in hinreichendem Maße berücksichtigen. Die rela-
tive Artfestigkeit nun für den heutigen Menschen angenommen,
so ist damit nicht gesagt, daß vor etlichen 100 000 Jahren bei den
Menschenrassen die Vererbung erworbener Eigenschaften nicht in
größerem Umfange möglich war.
Wir müssen daher streng unterscheiden zwischen den theo-
retischen Konstruktionen der damaligen Verhältnisse und den
jetzt tatsächlich vorliegenden Forschungsergebnissen.
Zunächst einige Tatsachen, die beim Menschen in der Phylo-
genese die Vererbung erworbener Eigenschaften äußerst nahe-
legen. R. Meyer und Semon bringen beide .ein Beispiel, das
unserer persönlichen Erfahrung nicht sehr fremd ist. Bekanntlich
zeigt die Haut unserer Fußsohle eine weit stärkere Verhornung
als andere Hautpartien, die keinem so häufigen und starken
mechanischen Druck ausgesetzt sind. Besonders am Ballen und
an der Ferse, den Stellen des stärksten Druckes, ist die Ver-
hornung am stärksten ausgeprägt und führt beim vielen Gehen
oft zur Bildung einer mächtigen Hornhautschwiele. Dieses Merk-
mal entfaltet sich durchaus im Verhältnis zu dem durch die Funk-
Bei Kindern
findet sich eine geringe Verhornung, ebenso nimmt die Dicke der
Hornhautschicht bei längerer Bettlägerigkeit wieder ab. Es ist
nicht zu leugnen, daß diese Schwielenbildung als unmittelbare
Reaktion der Haut auf den äußeren Faktor, in‘ diesem Fall auf
den Druck, anzusehen ist. Bei äußerlicher Untersuchung der Haut
der Fußsohle vor Eintritt der Funktion, also beim Neugeborenen,
läßt sich keine Spur dieses Verhornungsprozesses nachweisen. Qe-
nauere mikroskopische Untersuchungen (Semon) haben jedoch
gezeigt, daß die Ausbildung der Sohlenhaut schon vom fünften
Monat des Fötallebens an diejenige anderer Hautpartien, z. B. des
Fußrückens, weit übersteigt und dabei durchaus den Bahnen der
späteren funktionellen Inanspruchnahme folgt. Es liegt wohl sehr
nahe, hier eine im Laufe der Phylogenese durch Reizwirkung er-
worbene, erblieh fixierte Eigenschaft anzunehmen, da durch Se-
mon einwandfrei nachgewiesen wurde, daß die stärkere Horn-
hautbildung auch schon vor der Einwirkung des Reizes in der
ontogenetischen Entwicklung heute vorhanden ist. Der von den
Selektionisten stets vorgebrachte Einwand der Zuchtwahl kann in
diesem Falle nicht anerkannt werden, da eine mehr oder minder
ausgebildete Fußsohlenhaut wohl kaum Selektionswert besitzen
kann.
Ein anderes Beispiel wird noch von R. Me y er angeführt.
Nach. seiner Ansicht ist die zweckmäßige Quantität und Richtung
der Muskulatur nur durch Vererbung erworbener funktioneller -
Reizwirkung zu erklären. Auch hier liegen die Verhältnisse ähn-
lich wie im vorigen Beispiel. In der Ontogenese wird Stärke und
Richtung der Muskulatur durch normale bezw. pathologische
Anderseits sind die Maße und Rich- `
Funktionsreize bestimmt.
tung der Muskulatur in der fötalen Entwicklung der späteren
Funktion angepaßt zu einer Zeit, wo der Reiz der Funktion noch
vollkommen fehlt. Auch in diesem Falle kann weder die zufällige
Keimesvariation noch die Selektion als Erklärung vollauf befriedi-
gen. Überhaupt. ist die Tatsache einer der Anlage nach zweck-
mäßigen Anpassung des einzelnen Individuums an später erst ein-
setzende funktionelle Reize kaum anders zu deuten als im Sinne
der Vererbung erworbener Eigenschaften. Bei der langsamen
stetigen, in kleinen Stufen verlaufenden phylogenetischen Ent-
wicklung, die auch die Selektionisten annehmen, kann die Selek-
tion niemals eine sehr ausgedehnte Wirkung gehabt haben. Wir
können sie daher auch in diesem Falle als wesentlichen Faktor
ausschließen.
Auch auf dem Gebiete der Immunitätslehre, in der die Frage
der Vererbung einer erworbenen Immunität immer eine große
Rolle gespielt hat, ist die Tatsache, daß manche Infektionskrank-
heiten der Tiere beim Menschen -nicht mehr vorkommen können,
in positivem Sinne für unsere Frage verwertet worden. Mar-
tius, der für den heute lebenden Menschen die Vererbung er-
worbener Immunität nicht zugeben kann, hält eine phylogenetisch
durch Anpassung erworbene Giftfestigkeit bei Menschen als
fixierte vererbbare Eigenschaft durchaus für möglich. Ähnlich
äußert sich Grober über die Vererbung erworbener Immunität,
die er als Vererbung der Fähigkeit definiert, Antikörper zu er-
zeugen. Nicht die Antikörper selbst werden vererbt, sondern nur
die Anlage für ihre Bildung. „Dem Begriffe der Vererbung einer
erworbenen Immunität würde es entsprechen, wenn ‚der neugebil-
dete Organismus auf den gleichen Reiz hin die Fähigkeit besäße,
die Schutzstoffe leichter oder in größerer Menge oder mit größerer
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
ee Er an A na
15. Juni.
Wirksamkeit zu bilden, als seine Ahnen cs vor ihrer Erkrankung
vermochten.“ So sind nach seiner Ansicht das Abklingen und
Aussterben von Seuchen, das Sinken der Erkrankungsziffer wohl-
zu bedeutendem Anteil durch die Vererbung erworbener Immu-
nität zu erklären. Es ist zuzugeben, daß bei der erworbenen
Immunität eventuell die Selekticn eine Rolle spielen, jedoch kann
sie als einzige Ursache niemals eine befriedigende Erklärung
dieser Erscheinung geben.
Angesichts dieser Tatsachen darf es nicht wundernehmen,
daß auch für die Entwicklung der psychischen Eigenschaften des
Menschen die Vererbung von funktionellen Reizwirkungen mit
verantwortlich gemacht worden ist. So viel ist ja sicher, daß
niemals konkrete Bewußtseinsinhalte, sondern immer nur be-
stimmte Anlagen oder Begabungen im Gehirn eines Menschen ver-
erbbar sind. Aber gerade die Verhältnisse auf intellektuellem Ge-
biete beim heutigen Menschen, das Vorkommen von absolut ein-
seitigen Begabungen, z. B. das Auftreten von mehr akustischen
oder mehr optischen psychischen Qualitäten, die nur- eines ge-
ringen äußeren Anstoßes zur Entfaltung bedürfen, legen die Ver-
mutung nahe, daß diese bestimmten Fähigkeiten einst in der
Phylogenese im Laufe von unzähligen Generationen durch ein-
seitige funktionelle Reize allmählich in Anlage erworben und ver-
erbt worden sind.. Ferner ist das rasche Auffassen, Begreifen und
die Beurteilung der Dinge der Außenwelt bei Kindern in der Ent-
wieklung wohl nur möglich -auf Grund einer Anlage, die ur-
sprünglich der Anpassung an die Außenwelt ihre Entstehung ver-
dankt. Ich denke da vor allem an die formale Eigenschaft des
menschlichen Gehirns, an das kausale Denken, an die Parallele
der Kausalität in uns und in der uns umgebenden Natur. Die in
so hohem Grade angepaßte Gehirnanlage mitsamt den entsprechen-
den Sinneswerkzeugen ist es, für die ich doch in gewissem Sinne
die Vererbung erworbener Eigenschaften als Erklärung ihrer
phylogenetischen Entwicklung heranziehen möchte. „Es ist nicht
glatt zu beweisen,“ sagt R. Meyer, „daß der nach der Außen-
welt gemodelte Intellekt als solcher in allen Eigenschaften ver-
erbt wird, doch macht das schnelle Erlernen der richtigen Be-
urteilung namentlich der sinnlichen Wahrnehmung die Vererbung
ganz selbstverständlich.“
Ähnlich wird es sich vermutlich mit einzelnen besonders her-
vorstechenden Charakterzügen der einzelnen Rassen verhalten. Es
wird kaum jemand leugnen wollen, daß bei der Bildung und Ent-
wicklung der heute fest fixierten, erblichen Rasseneigentümlich-
keiten die Umweltsfaktoren als Reizursache einst eine nicht zu
unterschätzende Rolle gespielt haben. Je schwieriger die Lebens-
und Existenzbedingungen, desto mehr fordern sie zu Kampf und
Arbeit heraus. Gerade sie haben in unseren germanischen Völkern
in erster Linie edle, wertvolle Tugenden zur Entfaltung gebracht.
‚Da wir es jedoch hier immer mit höchst lebenswichtigen
Eigenschaften und Charakteren zu tun haben, werden wir neben
‚der Vererbung erworbener Eigenschaften die Wirkung der Selek-
tion im Kampf ums Dasein nicht ganz leugnen können. |
Diese kurze Übersicht über die theoretische Deutung man-
cher heute vorliegenden Tatsachen zeigt, daß die Annahme der
Vererbung erworbener Eigenschaften auch für die menschliche Ent-
wicklung viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. Ich verweise hier
auf ein Wort von L. Plate: „Die Vererbung erworbener Eigen-
. schaften anzunehmen, ist man aus theoretischen Gründen ge-
zwungen, aber man kann es nicht beweisen.“ Damit ist aber
für den heute lebenden Menschen, der allein für den Arz
wissenschaftliches Interesse beanspruchen ‚kann, noch nichts be-
wiesen. Es erhebt sich vielmehr erst die Frage, treffen die
phylogenetisch denkbaren Vorgänge auch für
dieheutigen Menschenrassen zu oder hat Mar-
tius recht, der diese Frage strikte v erneint
und eine „absolute Artfestigkeit“ des Idilio-
plasmas beim Menschen annimmt. |
| Am meisten Interesse hat natürlich diese Frage in ihrer Be-
deutung für die Pathogenese. ` |
Es ist klar, daß die Tatsache der Keimesschädigung durch
Giftwirkung (Alkohol, Lues) hier auszuschalten ist, da sie mit un-
serem Problem nichts zu tun hat, wie ich anfangs entwickelte,
Ferner ist begrifflich streng zu unterscheiden zwischen „ererdb
und „angeboren“. Diese begriffliche Trennung ist unbedingt er-
forderlich, damit falsche Schlußfolgerungen vermieden werden
wie sie in der Immunitätslehre vorgekommen sind. Ehrlie
teilte 1892 einige Versuche mit, die er mit Riein und Abrin Pin
| albumin) bei Mäusen unternommen hatte. Beide wirkten seh0
g.
{TEO U bha ea ë ta ae ar
15. Juni.
. geboren“, nicht aber als. „ererbt“ bezeichnen können.
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das natürlich schon einen Teil der ganzen Vererbungswissenschaft
bildet, aber mit der Frage der Ve
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5 P a I
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in kleinen Dosen als Nahrung genommen auf die Mäuse als starkes
Gift, sodaß sie schnell den Tod bewirkten.. Es gelang nun, durch
sehr geringe Dosen, die allmählich gesteigert wurden, die Mäuse
ricin- und abrinfest zu machen, sodaß nach dieser Vorbehandlung
von ihnen große Dosen, die andere, nicht vorbehandelte Tiere so-
fort töteten, gut ertragen wurden. Zweifellos war eine Immunität
erworben. Die. Zuchtversuche, welche mit diesen. Tieren gemacht
wurden, sind: deswegen sehr interessant, weil-nur bei der Kreuzung
von ricin- und abrinfesten Weibchen mit normalen ‚Männchen im-
munisierte Nachkommen auftraten, nicht im umgekehrten Falle.
Die Spermatozoen der immunisierten Männchen hatten also nicht
die Fähigkeit erlangt, die Immunität in Form von Anlage zur Bil-
dung von Antikörpern zu übertragen. Aus dieser Tatsache hat
Hertwig eine Vererbung erworbener, Eigenschaften gefolgert,
trotzdem die Immunität bei den Nachkommen kein bleibender Er-
werb. war, sondern nur etwa sechs bis acht Wochen anhielt. Viel
“ wahrscheinlicher ist es jedoch, gerade in Anbetracht der nur kurz-
dauernden Immunität und der Kreuzungsversuche, daß dieselbe
‚ durch Übertragung der Antikörper auf dem Blutwege, also intra-
uterin, erfolgt ist Das ist auch die jetzt herrschende wissen-
schaftliche Anschauung. .Ein ähnliches Resultat ergaben die Ver-
suche von Wernicke über „ererbte Diphtherieimmunität bei
Meerschweinchen“. Hier zeigte sich ebenfalls, daß nur die Mutter.
imstande war, die Immunität auf die Kinder zu übertragen, wäh-
rend sie vom Vater nicht übertragen wurde. Auch in diesem Falle
wird ‘es sich vermutlich um eine Übertragung der Immunstoffe
auf dem Blutwege handeln. Es liegt auf der Hand, daß die
intrauterine Übertragung, mit dem Vererbungsproblem an sich
nichtszu tun hat; sie ist ein Vorgang, den wir wohl als „an-
=<. Tatsächlich ist weder bei Tieren noch beim Menschen eine
‘Vererbung individuell erworbener Immunität beobachtet worden.
Im Gegenteil spricht die Tatsache, daß die Kinder von heute
-hoch genau so. häufig an Masern erkranken wie die Vorfahren,
trotz vielfachen Durchmachens dieser Erkrankung in den Ascen-
| denz, gegen die Vererbung erworbener Immunität; die individuell
erworbene ‚Immunität ist dadurch erwiesen, daß niemals ein In-
dividuum zum zweitenmal erkrankt. .Es ist wohl zu beachten, daß
m vorliegendem Fall eine chemische allgemeine. Änderung. des
elterlichen Organismus, wie 'sie doch die individuelle Immunität
darstellt, sich weder intrauterin noch in der Keimesanlage über-
= trägt: Es: bleibt die Aufgabe der wissenschaftlichen Forschung,
in der -Zukunft zu, untersuchen, ob die Übertragung: erworbener
Immunität, falls sie beim Menschen überhaupt vorkommt, nur auf
intrauterinem Wege möglich ist, oder ob nicht doch bei einzelnen
Infektionskrankheiten ‘vielleicht die Vererbung einerübermeh--
rere Generationen erworbenen Immunität im Sinne einer
`
' veränderten Keimesanlage vorkommen kann. nn
echts
‘Von der Fülle von Krankheiten des, Menschengeschlech
rbung allein solche in Betracht, die in
einer Konstitutionsanomali.e ihre Ursache. haben. Alle
Infektionskrankheiten 'vererben sich nicht; das, was vererbt wird,
ist nur der für sie besonders disponierte Boden. Die Übertragung
einer Inföktionskrankheit von den Eltern. auf die Kinder ist nur.
durch direkte Übertragung der Krankheitserreger, das heißt der
2 Mikroorganismen, ‚möglich, die entweder die Keimzellen oder
intrauterin . den Foetus infizieren. Diese von Häcker als äqul-
kausale Abänderung bezeichneten Vorgänge kommen ja für unser
spezielles Problem nicht in Betracht. Interessant wäre die andere
Frage, in welchen Fällen die körperliche Schädigung, die eine
Infektionskrankheit für den Organismus mit sich bringt, eventuell
auch eine Keimesschädigung zur Folge hat. : Welche Krankheiten,
Vergiftungen im Soma der Eltern, krankhafte Anlagen in den
kommen durch Blastophorie setzen, wäre hier das Problem,
rerbung erworbener Eigen-
schaften nichts gemein hat.
„Anders verhält es sich mit der Entstehung der Dispositionen
Zu irgendwelchen Krankheitsvorgängen aus äußeren Ursachen.
Greifen wir z. B. die Nephritis heraus. Es ist bekannt, daß nicht
‚jeder Organismus auf die verschiedenen Noxen mit einer Affek-
tion des Nierengewebes reagiert. Wir müssen also in den Fällen
N Erkrankung, in:denen die schädigenden Einwirkungen nicht
sonders massiv sind, eine verhältnismäßig labile Disposition des
ierengewebes annehmen. Ob nun etwa eine einmalige bezw.
mehrmalige Erkrankung. bei dem betreffenden Individuum zu-
nächst cine gesteigerfe Disposition für diese. Erkrankung hinter-
4
| Reizwirkungen jedoch abzuleu
pey
‚ läßt und vielleicht auch diese Disposition in gesteigertem Maße
auf die Nachkommen übertragen wird, bleibt zu entscheiden. noch
späteren Forschungen vorbehalten. Ebenso die. Frage, ob nicht
‚kei. an und für sich normalen Geweben durch Einwirkung beson-
` ders starker. Schädigungen im Laufe. der "Generationsreihen eine
mehr oder weniger ausgeprägte Disposition zur Erkrankung. sich
herausbildet.: Dasselbe gilt für alle’ Erkrankungen, die ihre Ent-
stehung äußeren und inneren Momenten verdanken in bezug auf
‚die Entstehung des inneren Faktors der Disposition. © >.
Was nun dieeigentlichen vererbbaren Krankheiten; die
Konstitutionsanomalien, anbetrifft, so wissen wir über ihre ur-:
sprüngliche Entstehung ebenfalls noch herzlich wenig. Man, hat
ja ganz logisch für sie eine Anomalie der betreffenden Anlage
oder der Erbeinheiten in den K’eimzellen angenommen, aber damit
ist nichts erklärt. Wie sind diese ursprünglich entständen?
Stellen ‚sie amphimietische Neuheiten dar bei zufällig aus un-
bekannten ‚Gründen ungünstiger Kombination der beiden Ge-
schlechtszellen, sind frühere Keimesschädigungen in der Ascen-
denz für sie verantwortlich zu machen oder handelt es. sich um
‘eine Vererbung.erworbener Eigenschaften in unserem Sinne? Ver-
‚mutlich kommen die genannten Faktoren in- den ‚verschiedenen
Fällen oft nur einzeln, oft kombiniert in Betracht. Man weiß, daß
diese Krankheiten erblich sind, man hat sogar für bestimmte
Krankheiten (Polydactylie, Daltonismus, Hämophilie) bestimmte
Vererbungstypen aufstellen können. Ein nicht familiäres, spora-
disches Auftreten wurde in Anbetracht .des. allgemein Di
Und.
familiären Typus derselben meistens in Abrede gestellt.
doch fehlt für diese Behauptung die unbedingt erforderliche ge-
naue Durchforschung der Ascendenz als Grundlage, die nachträg-
lich kaum mehr in ausreichendem Maße beizubringen ist. Für die |
genannten drei erblichen Erkrankungen möchte ich allerdings die
Möglichkeit der Vererbung erworbener Eigenschaften nicht zur
Diskussion stellen. Es gibt aber andere Konstitutionsänomalien,
die wohl mit unserem Problem in: Beziehung stehen könnten. Ich
nenne nur die familiäre Myopie oder die erbliche Herzmuskel-
schwäche, die nach ‘den bisherigen Forschungsergebnissen aller-
dings nicht .als individuell erworben erblich zu sein. scheinen.
Ihre erbliche Entstehung über Generationen infolge -von
heute noch nicht in der Lage. | = Fr j
Für die große Reihe derjenigen psychischen Erkrankungen,
die auf Konstitutionsanomalien: beruhen, gelten die’ gleichen Ge-
sichtspunkte. Auch über ihre phylogenetische Entstehung hat
' man sich theoretische Konstruktionen zurechtgelegt. Am beliebte-
"sten ist die Annahme, daß wohl im wesentlichen frühere Keimes-
schädigung in irgendwelcher. Art (Lues, Alkohol) als Ursache in:
: Betracht kommt, welche in der Kombination der Erbeinheiten:der
betreffenden Anläge Störungen hervorrief, die’ sich fortan weiter
vererbten. In manchen Fällen ist sogar die Möglichkeit einer der-
artigen Entstehung psychischer Anomalien erwiesen, z. B. Idiotie,
Epilepsie, Psychopathie bei Alkoholiker-. und Paralytikerkindern.
Döch bewegen wir. uns bei Fehlen der entsprechenden Kontroll-
versuche für Kinder normaler Eltern auch hier heute noch größten- |
teils auf dem Wege der Vermutung. Wäre es nicht gerade bei
den nervösen Störungen, die neben der bestimmten psychopathi-
schen Disposition in den meisten Fällen des umgebenden Milieus
zu ihrer Entfaltung bedürfen, möglich, daß manche Anlagen ge-
steigert, andere durch besonders massive Einwirkungen neu ent-
standen, sich in#qualitativ gleicher Weise auf die Nachkommen
vererben? Wäre- nicht, mit anderen : Worten, die Vererbung er- .
worbener* Eigenschaften beim Menschen, doch möglich? _ In der
ganzen Pathogenese kehrt immer diese Frage wieder, die heute
weder in bejahendem noch verneinendem Sinne beantwortet wer-
den kann. Rüdin hat in einer ausführlichen Behandlung der-
Vererbungsfragen in bezug auf die Psychiatrie auf die unendlichen -
Schwierigkeiten hingewiesen, die der zukünftigen Forschung -noch
vorbehalten bleiben. Man könnte seine Ausführungen auf sämt-
lichen Gebieten der medizinischen Wissenschaft anwenden, die
überhaupt mit dem Vererbungsproblem in Beziehung stehen. Und
sicher wird in der späteren Forschung beim Menschen die Frage.
der Vererbung erworbener Eigenschaften keine. nebensächliche
Rolle spielen, sei es, daß ihr Auftreten in-Form von'indivi-
duell oder im. Verlaufe von Generationen er-
worbenen Eigenschaften zur Diskussion steht, Ich
kann mich daher mit M artius nicht einverstanden erklären, wenn
‘er auf Grund der bisherigen Forschungen, die für die Entscheidung
unserer Frage der nötigen Ausdehnung und Intensität entbehrten,
B85
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24 0
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. genese von Jahrmillionen ist. Darum braucht der Mensch
‚relativen Artfestigkeit“ der höher organi-
. Degeneration könnte ja die Regeneration das Gleichgewicht
586
den Menschen ohne weiteres als „artfest“ bezeichnet und damit
die Möglichkeit der Vererbung erworbener Eigenschaften kurzer-
hand abschneidet. „Bei dem — gleichviel auf welchem Wege —
artfest gewordenen ‘Menschen ist schon im Keimplasma die un-
geheuer hohe Differenzierung gegeben, die der Erwerb der Phylo-
'1919,— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 24.
15. Juni.
Beobachtungen von Heeresangehörigen der Balkanarmee gründet,
ist zu ersehen, daß gerade das mazedonische Wechselfieber der
specifischen Therapie oft erheblichen Widerstand entgegensetzt
und Neigung zum: Chronischwerden zeigt. Im folgenden soll der
Versuch gemacht werden, den Begriff der chronischen Malaria nach
neueren Gesichtspunkten zu definieren. Ä
Zu diesem Zweck "erscheint es von Wichtigkeit, zunächst den
Begriff der akuten Malaria festzulegen. Soweit ich die Literatur
übersehe, haben sich nur wenige Autoren über diese Frage bestimmt
ausgesprochen. Unter akuten Krankheiten versteht die allgemeine
Pathologie frische Erkrankungen, die kurze Zeit dauern und wieder
vollkommen ausheilen. Dementsprechend wären zur akuten Malaria im
engsten Sinne nur diejenigen Fälle zu rechnen, die nach relativ kurzer
Dauer, nach einem oder mehreren aufeinanderfolgenden Anfällen unter
specifischer Therapie oder spontan ausheilen und niemals rezidivieren,
Als Rezidive sollen mit Ziemann (1) und zahlreichen an-
deren Forschern Fieberanfälle bezeichnet werden, die Wochen, Monate
und Jahre nach der Erstinfektion und „relativer klinischer Ausheilung
der Malaria“ auftreten. Während Anfälle, die einige Tage nach
Schwinden des Erstlingsfiebers, nach Abschluß der ersten Chininperioden
oder in der Chininpause einsetzen, Rückfälle zu nennen wären,
Sie unterscheiden sich nur zeitlich, nicht ätiologisch von den Rezi-
diven und sind zur akuten Malaria zu zählen, sofern im Verlaufe von
vier bis sechs Wochen eine endgültige Heilung erzielt wird.
| Nocht (2), der früher auf dem Standpunkt gestanden hat, daß
nach frühzeitiger und regelmäßiger Chininbehandlung selbst die schwer
zu beeinflussenden Quartan- und Tertianfieber mit einem Anfall be-
endigt seien, betont neuerdings ganz besonders scharf, daß Fieberrück-
fälle bei jeder Malariaerkrankung zu erwarten seien; es gebe kein
sicheres Mittel sie zu verhindern. In dieser Hinsicht stellt er die Pro-
gnose für die Malaria ungünstiger als für die Syphilis, da bei letzterer
die „Heilung auf einen Schlag oder durch eine große Kur im An-
fangsstadium noch erzwungen werden kann“. Bei der Malaria gebe es
dagegen keine Therapia sterilisans magna, auch nicht bei lange fort-
gesetzten noch so großen Chinindosen. Man könne dabei niemals
sämtliche Parasiten abtöten, Rezidive seien unvermeidlich. Mit anderen
Worten, Nocht vertritt die Lehre, daß eine primäre Ausheilung des
Erstlingsfiebers mit Vernichtung sämtlicher, im Organismus sich auf-
haltender Parasiten nicht möglich und daher Rezidive unausbleib-
lich seien,
Weniger pessimistisch äußert sich C elli (8), der bei regelmäßiger
intensiver Behandlung vom ersten Fiebertage an 50% Dauerheilungen
erzielt haben will.
Der Wahrheit scheint mir auch hier die Mitte am nächsten zu
kommen. Soweit ich bei der verhältnismäßig kurzen Beobachtungszeit
von drei Jahren an einem ziemlich einheitlichen Menschenmaterial
mir ein Urteil erlauben darf, möchte ich die Zahl der durch speeifische
Behandlung dauernd geheilten Erstlingsfieber, der akuten Malariafälle
auf 10% schätzen. Ich kenne eine Zahl von Personen, die im Jahre
1916 erstinfiziert, in den beiden folgenden Jahren weder klinisch noch
somatogene Neuerwerbungen nicht mehr zu vererben. Er kann
es nicht mehr, weil er durch weitestgehende Differenzierung in
seiner Organisation die Fähigkeit dazu verloren hat, ebenso wie
die Fähigkeit der Regeneration ganzer Gliedmaßen. Er hat
diese Fähigkeit verloren, weil sie ihm auf der Höhe seiner Organi-
sation nur Schaden bringen würde, nämlich die Gefahr der erb-
lichen Degeneration, die ungeheuer und unaufhaltsam wäre, wenn
jede somatische krankhafte Veränderung noch auf das Keim-
plasma abzufärben imstande wäre.“
Soviel ist nach meinen Ausführungen klar. Aus den
bisherigen Forschungsergebnissen ist nicht
der Schluß zu ziehen, daß beim Menschen die
Vererbung erworbener Eigenschaften vor-
kommt. Umgekehrt darf man aber gerade in
Anbetracht der noch sehr spärlichen Unter-
suchungen nicht daraus folgern, daß unsere
Frage für alle Zeiten in verneinendem Sinne
au beantworten wäre. Ich persönlich möchte die Mög-
lichkeit der Vererbung erworbener Eigenschaften für den Men-
schen, wenn auch vielleicht in beschränktem Maße, aufrecht er-
halten und habe daher im Gegensatz zuMartius nur von einer
sierten Lebewesen gesprochen. Eine eventuell drohende
erbliche Degeneration kann diese Ansicht nicht erschüttern. Der.
halten. Außerdem wird die tatsächlich heute vorhandene Degene-
ration deswegen kaum in ihrem Umfange beeinflußt werden kön-
nen, weil die Wissenschaft die Vererbung erworbener Eigen-
schaften entweder anerkennt oder nicht anerkennt.
Eine bündige Entscheidung unserer Frage
für das Menschengeschlecht wird jedoch erst
die wissenschaftliche Forschung der Zukunft
bringen.
Literatur: E. Baur, Einführung in die experimentelle Vererbungs-
lehre. Berlin 1911. — P. Ehrlich, Über Immunität durch Vererbung und
Säugung (Zschr. f£. Hyg. 1892, Bd. 12). — J. Grober, Die Vererbung der
Immunität (M. KI. 1905). — D. v. Hansemann, Descendenz und Pathologie.
Berlin 1909. — V.Häcker, Allgemeine Vererbungslehre. Braunschweig 1912.
— 0. Hertwig, Allgemeine Biologie. Jena 1912. — Derselbe, Das
Werden der Organismen. Jena 1916. — P. Kammerer, Vererbung er-
zwungener Fortpilanzungsanpassungen. 1. und 2. Mitteilung (Arch. f. Entw.
Mech. 1907, 25. Bd.) 3. Mitteilung (desgl. 1909, 28. Bd.).— J.B.de Lamarck,
Philosophie zoologique 1809. — F. Lenz, Die sogenannte Vererbung er-
worbener Eigenschaften (M. Kl. 1914, Nr.5 und 6). — Fr. Martius, Patho-
genese innerer Krafıkheiten, 4. Teil. Leipzig und Wien 1899. — Derselbe,
Das pathogenetische Vererbungsproblem (M. Kl. 1910, Nr. 1). — Derselbe,
Konstitution und Vererbung in ihren Beziehungen zur Pathologie. Berlin 1914.
— R. Meyer, Gibt es Vorone erworbener Eigenschaften ? (D. m. W. 19i0,
Nr. 23.) — Derselbe, Das Problem der Vererbung erworbener Eigenschaften
. kl. W. 1912, Nr. 52). — C. v. Naegeli, Mechanisch-physiologische Theorie
er auge are München und Leipzig 1884. — L. Plate, M. m.
W. 1912, S. 1013, Referat. — E. Rüdin, Einige Wege und Ziele der Familien-
forschung mit Rücksicht auf die Psychiatrie (Zschr. f. d. ges. Neurol. 1911,
7.Bd.). — R.Semon, Das Problem der Vererbung erworbener Eigenschaften.
Leipzig 1912. — Derselbe, Beweis für die Vererbung erworbener Eigen-
schaften; ein Beitrag zur Kritik der Keimplasmatheorie (Arch. f. Rass. u. Ges.
Biologie 1917, Nr. 1). — F, v. Wagner, Referat über Semon, Das Problem
der Vererbung erworbener Eigenschaften an f. Rass. u. Ges. Biologie 1913).
— A. Weismann, Vorträge über Descendenztheorie.. Jena 1904. —
E. Wernicke, Über die Vererbung der künstlich erzeugten Diphtherie-
Immunität bei Meerschweinchen. (Festschrift zum 100jährigen Stiftungsfest
des med.-chir. Friedr.-Wilh.-Instituts 1895.) _
hatten. Eine endgültige Entscheidung könnte freilich nur eine über
die nächsten Jahre fortdauernde Beobachtung bringen. ,
Schwieriger ist es, den Begriff der chronischen Malaria
zu definieren. Nach Ruge (4) gehört hierzu „nicht nur, daß eine über
Monate andauernde Infektion besteht, sondern auch, daß diese Infektion
sich in häufigen Fieberanfällen äußert, daß sie nachweisbare Verände-
rungen, z. B. Blutarmut, Abmagerung, Milz- und Leberschwellungen
hervorruft, daß diese Veränderungen aber bei entsprechender Behand-
lung wieder rückgängig gemacht werden“. Ziemann betrachtet den
Begriff der chronischen Malaria erst dann für gegeben, wenn infolge
der wiederholten Schädigungen des Körpers durch Rezidive eme mehr.
oder weniger tiefgreifende Veränderung einzelner Organsysteme, be-
sonders des Blutes eintritt. In ähnlichem Sinne will Jochmann (5),
die Malaria erst dann als chronisch betrachtet wissen, wenn die Rezi-
dive immer unregelmäßiger werden, sodaß von einen charakteristischen
Fiebertypus keine Rede mehr sei, indem fieberfreie Zeiten mit längeren
langt als zum Krankheitsbilde gehörig das charakteristische Aussehen
mit gelbbrauner Verfärbung der Haut, Anämie, Milz- und Leberschwe”
lung, die in besonders schweren und hartnäckigen Fällen zur Malaria-
kachexie überleiten.
m nn ue e a aaen
Aus der Medizinischen Universitätsklinik Frankfurt a. M.
(Direktor: Prof. Dr. Schwenkenbecher). Diese auf rein klinischen Symptomen begründeten Über-
Über chronische Malaria D. legungen und Definitionen scheinen unserem jetzigen ätiologischen
Denken nicht mehr zu entsprechen, denn die Malariaerreger können
Rn i noch monatelang im Organismus verweilen und, ohne klinische
Dr, Hans Wörner, Assistenten der Klinik. PE gemacht zu haben, spontan oder therapeutisch be-
D 2 Re ; ein , absterben.
Die mazedonische Malaria ist eine Saisonkrankheit und Ene an die A irern GaN 29)
gleicht ätiólogisch und klinisch in vieler Hinsicht‘ den unter ähn- B e Auffassung Nochts (2) und Mayers (
: | angelehnt, möchte i j -onischen Malaria
- fiehen tellurischen und klimatischen Bedingungen bestehenden a i ich den Begriff der chronischen
$ weiter und eindeuti orenzen: Folgen aus
italienischen Wechselfieberendemien. Aus der umfangreichen | ——— utger folgendermaßen umgrenzen >
Malarialiteratur der letzten Jabre, die sich zum großen Teil auf
rat Krause (Bonn), hat mich i erter Weise bei meinen
1) Nach Beobachtungen :aus dem Felde. ( ); mich in dankenswerter
Untersuchungen und Beobachtungen unterstützt und angeregt.
mikroskopisch Überreste der durchgemachten Erkrankung aufzuweisen _
Fieberperioden in ganz unberechenbarer Weise abwechseln. Er ver
1) Der beratende innere Mediziner unserer Armee, Herr Geheim- -
Ens ED. B Cca. — Sul
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nicht zur Entwicklung:
[Bilke (6)].
scheidet sie -sich wiederum von den überseeischen Tropenfiebern,
verdienen sie, neben den vorbeugenden Maßnahmen zur Abhaltung
‚unsere "besondere ärztliche Aufmerksamkeit. Leicht dem klinischen
-arasitenformen werden von der Mücke eingesogen, um sich in
Verhältnisse bei der einheimischen Bevölkerung in Mazedonien,
irgendwelchen Gründen dem. Abklingen der ersten Anfälle, nach
| einer mehrwöchigen Pause mit scheinbar klinischer Gesundung
upd ohne Neuinfektion weitere Fieberattacken, oder sind nach
dieser Zeit noch Hämosporidien zu finden, so ist die Malaria in
- das chronische Stadium eingetreten.
- Die einzelnen Fieberanfälle im weiteren Verlauf sind nur
der Ausdruck einer akuten Exacerbation des chronischen Krank-
heitszustandes, das heißt eine von Zeit zu Zeit sich ausbildende
Steigerung der Infektion. Oder noch allgemeiner kann gesagt
werden: die Malaria ist keine akute, sondern wie fast alle
'Protozoenkrankheiten des Blutes eine chronische Infektions-
krankheit, in prognostischer und. therapeutischer Hinsicht
ähnlich der Syphilis. In einigen Fällen gelingt es durch sofortige
- und energische. Behandlung das Chronischwerden zu verhindern.
‚Zur chronischen Malaria gehört als deren mildeste Form die
sogenannte latente Malariainfektion, die nach Ablauf
der Erstlingsfieberanfälle zunächst keine manifesten klinischen
' Erscheinungen bietet und eine Zeitlang ausgesprochene Rezidive,
Anämien usw. vermissen läßt. In manchen Fällen kommt das
Erstlingsfieber,. beeinflußt durch prophylaktische Chiningaben oder
durch einen gewissen Grad von aktiver Immunisierung, überhaupt
Erst Wochen und Monate nach der
Malariasaison, oder in moskitofreier Gegend auftretende Rezidive
dokumentieren den vor längerer Zeit erfolgten Erstinfekt; es wird
dann gern eine „verlängerte Inkubationszeit‘ angenommen
Ich möchte mit Ziemann annehmen, daß in
solchen Fällen eine äußerst milde und chronisch verlaufende In-
. fektion besteht, „während der der Organismus Zeit hat, sich von den
Schädigungen der Malariakeime zu erholen“. Es handelt sich
also um ein primäres Latenzstadium. Ein derartiger
Fall mit einer primären Latenz von etwa fünf Monaten sei kurz
mitgeteilt: A |
Dr. L., seit Dezember 1916 auf dem Balkan, klinisch und im
mikroskopischen Bild trotz mehrfacher Untersuchungen nie Malaria
festgestellt, Chininprophylaxe stets regelmäßig eingehalten. Mitte
März 1918, also fünf Monate nach Ablauf der Tertianazeit des - Vor-
jahres und drei Monate vor Beginn der neuen Periode des laufenden
_ Jahres, Erkrankung an Malaria tertiana.
- Es ist anzunehmen, daß die gewissenhaft durchgeführte Pro-
phylaxe die mindestens fünf Monate zurückliegende Infektion latent
gehalten hat. Manifestierung erfolgte mit Beginn der wärmeren
Jahreszeit. -
Kommt aber, wie wir es meistens erleben, nach dem ersten
Anfall und anschließendem fieberfreien Intervall von mehreren
Wochen und Monaten, bei subjektivem und objektivem Wohl-
befinden, ein erneuter Paroxysmus, so kann von einem sekun-
dären Latenzstadium gesprochen werden.
‚ Finden wir während des Latenzstadiums ohne jegliche
Fiebererscheinungen im Blut Malariaparasiten — in der Mehrzahl
der Fälle sind es Gameten, bisweilen Schizonten und Gameten,
seltener Schizonten allein. —, so sprechen wir von sogenannten
Parasitenträgern. '
Das mazedonische Tertianfieber läßt im Latenz-
stadium oft als einzigstes Symptom Milzvergrößerung nachweisen.
Parasiten im peripheren Blut sind die Ausnahme (inaktive Malaria).
Anders die mazedonische Tropica; sie stellt das Haupt-
kontingent der Parasitenträger. Dadurch, daß es in der großen
Überzahl Gameten- oder Halbmondträger sind, unter-
besonders den afrikanischen, dienach Ziemann, Darling (7)
und Anderen vorwiegend Schizontenträger erzeugen.
. Die Gametenträger (aktive fieberlose Malaria) sind
epidemiologisch. am allergefährlichsten und in verseuchten Ge-
bieten ständige Infektionsquellen. Zur Bekämpfung der Malaria.
und Bekämpfung der Anophelien und neben der Chininprophylaxe,
Auge entgehend, können sie sich der sogenannten menschlichen
Sanierung entziehen, Gerade die geschlechtlichen ausgewachsenen
Ihrem Verdauungskanal zu vermehren und nach durchgemachtem
Entwicklungsgang aufs neue als Sporozoiten auf den Menschen
verimpft zu werden. Celli fand in Italien und Griechenland
vorwiegend Kinder, die ohne äußere Anzeichen an latenter Malaria
litten und Halbmonde beherbergen. Durch sie waren dort In-
fektionsquellen stets in großer Zahl gegeben. Ähnlich sind die
während unsere Soldaten erst als Erwachsene infiziert, oft Ga-
metenträger geworden sind. |
Für unsere Breiten kommen als Infektionsquellen nur die
Tertianfieber in Betracht. Vor 50 Jahren waren sie in Deutsch-
land noch sehr verbreitet. Fast überall sind in allerjüngster Zeit
noch Anophelinen gefunden worden, so in der Umgebung von
Tübingen und Halle. Sichere Neuinfektionen mit Malaria tropica
im Heimatgebiet sind bis jetzt nicht beschrieben worden und bei
den klimatischen Verhältnissen der gemäßigten Zonen wohl auch
‚nicht möglich. Mit Rezidiven aller Fieberarten und ihren Folge-
erscheinungen ist aber nach Rückkehr unserer Armeen aus den
südlichen und südöstlichen Kriegsschauplätzen zu rechnen.
Die klinischen Erscheinungen bei latenter Infektion,
bei inaktiver Malaria wie bei Gametenträgern sind, wie schon er-
wähnt, häufig sehr geringfügig und in keiner Weise von der Zahl
der Parasiten abhängig. Ich habe Fälle beobachtet, die weder
objektiv noch subjektiv Anhaltspunkte für eine bestehende Er-
krankung geboten haben und im „dicken Tropfen“ vier bis fünf
Halbmonde pro Gesichtsfeld aufwiesen. In anderen Fällen war die
Milz mehr oder weniger deutlich zu fühlen, der Hämoglobingehalt
auf 60°/ herabgesetzt. Die meisten fühlten sich aber ganz gesund
und waren in der Lage, ihren Dienst zu versehen. Dieser Umstand
ließ bei den Militärbehörden den Gedanken entstehen, die Gameten-
träger in besonderen „Halbmondkompanien“ zu sammeln und in
anophelesfreier Gegend zu verwenden.
- Als Ursache für das Latentwerden der Malaria darf wohl.
in erster Linie die prophylaktische und kurative Chinindarreichung
angesprochen werden. Auch nach gewissenhaft durchgeführter
Prophylaxe und nach energischer therapeutischer Chininisierung
gelingt es nur selten, sämtliche in den Organismus eingedrungenen
Parasiten unschädlich zu machen. Man kann wohl die Vernichtung
eines Teils desselben oder sogar. des größten Teils erreichen und
ein Manifestwerden der Erkrankung und Auftreten der Parasiten
im Blute verhindern. „Einem Teil aber gelingt es zu entkommen
und sich in den inneren Organen und im Knochenmark fest-
zusetzen, sich dort parthenogenetisch zu vermehren und unter der
Schwelle des Fiebers zu persistieren. Eine Ausschwemmung ins
Blut wird durch dauernd fortgesetzte, wenn auch häufig unregel-
mäßige Chininzufuhr verhindert. Irgendwelche noch unbekannte,
beim einzelnen Individuum verschieden starke Abwehreinflüsse
des Organismus mögen die Chininwirkung unterstützen und auch
nach Aufhören der Chiningaben die Infektion noch monatelang
latent bleiben lassen“ (13).
Die Chininprophylaxe, deren Wirksamkeit in letzter Zeit-
selbst von namhaften Autoren angezweifelt wird, hat auch in der
mildesten Form nach der Cellischen Vorschrift von 0,3 g pro die
gegen die Tertianparasiten in den meisten Fällen Erfolg. Um dies .
zu beweisen, habe ich 14 Tertianakranke (13) (Rezidive und Erst-
lingsfieber) vom ersten Anfall an mit nur 0,3 g Chinin täglich
behandelt. Bei zwölf von ihnen ist das Fieber sofort nach Einsetzen
der Therapie abgefallen, bei zweien ist noch ein Paroxysmus am
zweiten beziehungsweise dritten _Behandlungstage aufgetreten.
Nach ein bis sechs Tagen sind die Parasiten aus dem Blute ver-
schwunden. Die Kranken wurden zehn Tage lang, bei vier-
stündlicher Messung Tag und Nacht, drei Blutabstrichen täglich
und der genannten Chinindosierung, beobachtet.
Wenn es schon gelingt bei ausgesprochenem Krankheitsbild,
mit, halberwachsenen und ausgewachsenen Parasiten, derartige
Erfolge zu erzielen, um wieviel leichter muß es sein, die verhältnis-
mäßig geringe Menge ganz junger Parasiten kurz nach dem Mücken-
stich an der Entwicklung zu hindern.
Wenn also die „Therapia sterilisans magna auf einen Schlag“
mißglückt ist und 20 Tage nach der Infektion von den ersten
Parasiten noch eine Zahl von Individuen am Leben geblieben ist
und sich in den inneren Organen und im Knochenmark verschanzt
haben, so ist ihnen Zeit und Gelegenheit gegeben, sich ungestört
ungeschlechtlich weiterzuentwickeln und Geschlechtsformen zu
bilden. Die Lebensdauer für den einzelnen Halbmond beträgt
nach den Beobachtungen von Ziemann, Bosco (9) und
Thomson (9) nicht länger als etwa 20 Tage, von denen 10 Tage
auf die Entwicklung in den inneren Organen fallen. Schau-
dinn (10) sah sie schon nach dem dritten Anfall im Blute,
Ruge frühestens nach acht Tagen. Werden die Gameten nicht
von dem Moskito aufgenommen, um in ihm einen neuen Ent-
wicklungscyclus zu beginnen, so ist ihr Schicksal nach der Auf-
fassung der meisten Autoren besiegelt, sie gehen im menschlichen
Organismus zugrunde,
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588
‘und das Hervorbringen junger Sporen beobachtet zu haben, die wie
chens aus: ein Parasit entwickelt sich als Schizont, einer als Gamet.
'ria larvata.
`
Nur Schaudinn glaubt ungeschlechtliche Teilung der Gameten
schizontische Merozoiten in rote Blutkörperchen eindringen, Rezidive
hervorrufen und zum Ausgangspunkt einer Kette von neuen Schizogonien
werden sollen. ‘Andere Forscher legen die Beobachtung Schaudinns
— (Gamet und Schizont in einem Erythrocyten) —, auf die er seine
Hypothese aufbaut, as Doppelinfrektion desselben Blutkörper-
Bei der Seltenheit dieses Doppelbefundes dürfte die letztere Annahme
die wahrscheiplichere sein. Mehr Klarheit in diese noch sehr dunklen
biologischen Verhältnisse könnte eine Züchtung der Plasmodien bringen.
Leider sind die Vorarbeiten hierzu’an der Schwierigkeit der Beschaffung
geeigneter Nährböden in den Anfängen steckengeblieben.
In zweiter Linie dürfte als Ursache für ein Latentwerden
der Malaria eine erworbene aktive Immunität in Betracht
kommen. Diese hat meist ein sekundäres Latenzstadium zur Folge,
da erst nach einer gewissen Anzahl von Anfällen der Organismus
genügend Abwehrstoffe gegen die pyrogene Wirkung der Parasiten
beschaffen kann. Auf die Frage der allgemeinen oder specifischen,
antitoxischen oder parasitiziden Schutzstoffe möchte ich nicht
eingehen. Die Zeitdauer der Immunität ist, wie auch die Beob-
achtung R. Kochs (li), O. Plehns (12), Ziemanns und
Anderer ergeben haben, verschieden lang.. Spontane Ausheilungen,
die in einzelnen Fällen beschrieben wurden, sind der aktiven Im-
' munisierung zuzuschreiben. Die Auffassung von Celli, daß in
der Regel das Gegenteil einer consecutiven Immunität stattfindet,
daß vielmehr, wer Malaria überstanden hat, zu neuen Infektionen
disponiert ist, möchte ich nicht uneingeschränkt wiedergeben.
Macht ein Individuum als Erwachsener zum erstenmal eine Ma-
lariainfektion durch, so besteht nach unseren Erfahrungen an dem
deutschen Menschenmaterial auf dem Balkan vielleicht eine ge-
wisse Disposition für Neuinfektionen. Doch läßt sich diese Frage
in exakter Weise nur außerordentlich schwer beantworten, da nach
durchgemachter Erstinfektion Rezidive und Neuinfektionen selten
mit Sicherheit zu unterscheiden sind. Andererseits ist die Tat-
sache doch sehr auffallend, daß die Landeseinwohner in Maze-
donien in der großen Mehrzahl als Kinder erkranken und im spä-
teren Alter entweder ganz verschont bleiben oder aber seltenere
oder mildere Fieberanfälle erleiden, obwohl sie irgendwelche Ab-
wehrhilfsmittel, die Moskitonetze usw. nicht zu gebrauchen pflegen.
Zur Gruppe der latenten Formen gehört ferner die Mala-
Als Malarialarven bezeichnen wir Zustände, bei
denen nach länger oder kürzer zurückliegenden Fieberanfällen an
Stelle von Rezidiven andere Erscheinungen in einer bestimmten
Reihenfolge, manchmal von tertianem und quartanem Charakter
auftreten. Am häufigsten sind es intermittierende Neuralgien,
seltener Hör- und Sehstörungen, Schwindelanfälle, Hautblutungen
‘und Darmerscheinungen, die durch Chinin beeinflußbar sind. Be-
merkenswert ist, wie auch Ziemann hervorhebt, daß die Lar-
vata in Gegenden mit schwerer Malaria seltener zu sein scheint,
als in Gebieten mit leichteren Formen. |
Ich konnte selbst nur einen Fall dieser Art beobachten: Land-
'sturmmann P., seit 1917 auf dem Balkan. Oktober 1917 zweimal Tropica-
'anfälle, seither dauernd ohne Fieber. Seit August i918 klagt er über
zeitweise auftretende heftige Kopfschmerzen, die über der Stirn beider-
seits lokalisiert werden. Temperatur abends höchstens bis 37,30%, Su-
praorbitale Austrittsstelle des N. trigeminus beiderseits stark druck-
schmerzhaft. Innere Organe ohne Befund. Milz nicht vergrößert. Blut
frei von Parasiten, Mononucleose (15%). Auf Chinin lassen die Schmerzen | oder Herbst des Vorjahres nur an Malaria tropica erkrankt waren, IM
laufenden Frühjahr wegen Tertianfiebers in Behandlung kommen,
sofort nach, der Kranke fühlt sich völlig wohl. Nach 14 Tagen treten
Attacken erneut auf, schwinden prompt unter Chinin.. Regelmäßige
intermittierende Chininbehandlung, zweimal wöchentlich 1,5 g Chinin, er-
‘zielt Heilung für mehrere Monate. Trotz Provokationen aller Art waren
im Biute nie Parasiten zu finden. - |
Das Zustandekommen der Larvata ist vielleicht auf geringe
Toxinmengen zurückzuführen, produziert von okkulten Parasiten,
die keine Allgemeinreaktion, aber Lokalerscheinungen auslösen.
Das Rezidiv ist das häufigste und augenfälligste für die
chronische Malaria pathognomonische Symptom. Eingeleitet werden
die Rezidive durch mehr oder weniger schwere Prodromal-
erscheinungen. Ähnlich wie beim Erstlingsfieber klagen die
Kranken über allgemeine Mattigkeit, Kopfschmerzen und Er-
brechen, Kreuz- und „Magenschmerzen“, die in die Milzgegend
lokalisiert werden und durch plötzliche Hyperämie und Hyperplasie der
Pulpa mit Kapselanspannung, entstehen. . Die Tertianfieberrezidive
unterscheiden sich durch Beginn mit Schüttelfrost ünd Herpes
> Im Fieberverlauf
herrscht der tertiane Typus vor, duplicata mit Quotidiantyp tritt
Das Tropicarezidiv beginnt häufig | infektion“,
labialis in keiner. Weise vom Erstlingsanfall.
seltener in Erscheinung.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
zu häufigen Rezidiven mit kurzen Intervallen,
Tropenfieber nach energischer Chininbehandlung länger dauernde
Latenzstadien gewöhnt sind. au
zwischen den einzelnen Rezidiven sind entsprechend der Intensität
und Dauer der. Chininisierung verschieden lang. Latenzstadien
von sechs und sieben Monaten gehören nicht zu den Seltenheiten.
Celli und Andere sahen nach Intervallen von ein, zwei und
drei Jahren trotz jeglicher Chininbehandlung neue Fieberanfälle
auftreten..
wurden nach vier- bis sechswöchiger Behandlung ;
sund und dienstfähig entlassen) und den wenig stabilen Verhält-
nissen beim Feldheer läßt sich auch in nur annähernden Prozent-
zahlen die Zahl der Rückfälle, auf die einzelnen Malariaformen
verteilt, nicht ausdrücken.
Tertiana rezidiviert in 49°), Quartana in 56°/, und Tropica mM
15. Juni.
schleichend, mit deutlichem Milztumer im Vorstadium, der beim
Erstlingsfieber gewöhnlich erst- einige Tage nach Ablauf der
ersten Attacke zu finden ist.
Blutbild lassen deutliche Unterschiede vermissen.
sind schon emige Tage vor dem klinischen Anfall einige Ringe
im Blut nachweisbar.
peratursteigerungen bis 38°, und geringer oder gar keiner Be-
einträchtigung des Allgemeinbefindens sind auch zu beobachten.
Fieberkurve, Krankheitsverlauf und
Nicht selten
Abortive Rezidive mit leichten Tem-
Im folgenden seien einige Kriterien aufgeführt, nach denen
ich mich für berechtigt hielt, Erstlingsfieber und Rezidiv zu
unterscheiden. Die von mir ärztlich versorgten Formationen sind
im Januar 1916 völlig malariafrei in das stark verseuchte Struma-
tal gekommen. Blutuntersuchungen führten schon im März dieses
Jahres die Armeelaboratorien aus. Die erste Malaria tertiana wurde
am 28. Juni 1916 festgestellt, die erste Tropica am 14. Juli des-
selben Jahres.
mit Tertianfieber auf, Tropicaerstlingsfieber waren noch bis Anfang
Dezember zu beobachten.
der Jahre 1917 und 1918.
Von Mitte Oktober ab hörten die Neuinfektionen
Ähnlich verhielten sich die Endemien
Erstlingsfieber wird nur bei Personen angenommen,
die im laufenden Jahre aus sicher malariafreier Gegend zum
erstenmal nach Mazedonien gekommen sind.
Rezidive werden betrachtet: Tertiana von Mitte Oktober bis
Mitte Juni; Tropica von Mitte Dezember bis Mitte Juli, ohne Be-
rücksichtigung eines vorhergegangenen Erstlingsfiebers; ebenso in
moskitofreiem Gebiet einsetzende Malariafieber.
Als sichere
Das Wiedererscheinen des Fiebers bei ein und demselben
Menschen wird als wahrscheinliches Rezidiv gedeutet.
Für Mazedonien kann die Malariasaison etwa wie
folgt eingeteilt werden: Mitte Juni bis Mitte Oktober Tertianazeit;
Mitte Juli bis Anfang Dezember Tropicazeit; Mitte Oktober bis-
Mitte Juni Tertianarezidivzeit; Mitte Dezember bis
Tropicarezidivzeit.
Mitte Juli
Die intermittierenden Fieber, Tertiana und Quartana, neigen
während wir beim
Die fieberfreien Zwischenpausen
Bei unserem wechselnden Krankenmaterial (die Kranken
als klinisch ge-
Die von Celli angegebenen Werte:
23 °/, mögen für Italien zutreffen, für die mazedonische Malaria
sind sie fraglos viel zu niedrig. Ich verweise auf meine früher
gemachten Ausführungen, wonach höchstens 10 °/, aller Malaria-
fälle per primam ausheilen.
Die merkwürdige Erscheinung, daß Leute, die im Sommer.
möchte ich auf Grund eigener Beobachtungen (13) folgendermaßen
erklären:
Ein großer Teil der Fälle, die im Frühjahr an 'Tertiana er-
kranken, hat im Vorjahr nur Tropenfieber durchgemacht. Sie
| haben sich aber alle während der Tertianazeit des Vorjahres IM
der Malariagegend aufgehalten. Wurde dagegen der Aufenthalt
erst nach der Tertianzeit in das gefährdete Gebiet verlegt und ist
in dieser Zeit eine Infektion mit Tropica erfolgt, so konnte IM
folgenden Frühjahr während der Rezidivzeit niemals 'Tertianfieber
festgestellt werden; doch hatten sie bisweilen unter Tropied
rezidiven zu leiden.
Somit möchte ich die im Frühjahr auftretenden Erkrankungen
an Malaria tertiana als Rezidive einer im Vorjahr stattgehabten
Erstinfektion mit Tertiana auffassen, die durch die Chininprophy-
laxe latent gehalten worden ist. E
3 Die zwischen latent gebliebener Tertianerstinfektion 1M
Sommer und dem manifesten Rezidiv im folgenden Frühjahr -ent-
standene Tropica ‚ist eine besondere, sekundäre, eine „Super“
ii FE e Ta A
Landeseinwohnern aber fanden wir, besonders bei Kindern und
handlung der Ruhr vori den verschiedensten Seiten vorgeschlagen
„worden; es sind sogar bestimmte Behandlungsmethoden angegeben
‚worden. ‚Die einzelnen Autoren geben an, mit dem oder jenem
Einigung über ‘eine bestimmte Behandlung ist bisher jedoch nicht
‘. methoden ‚gehen weit auseinander. I Ä
„dem völlig variierenden Verlauf der einzelnen Ruhrfälle zu suchen;
' Ich fasse hierbei den Begriff Ruhr als einen rein klinischen auf,-
. der relativ unabhängig ist von dem Resultat der bakteriologischen
m Untersuchung des Stuhles; Darmerkrankungen, die mit ungefähr
‘zehn stark schleim- und bluthaltigen Entleerungen am Tage einher- .
‚einfache „Colitis haemorrhagica“ ansehen, auch wenn keine spe-
‚ Ist; solche Krankheitsbilder fallen im folgenden unter die Rubrik
- stärksten subjektiven Beschwerden, wie heftigen Leibschmerzen,
"st
` Sunken, die Beschwerden: nur noch minimal, die Stühle sind fäkulent,
meist noch fl
Blut, ihre Z
Jw 24 Stunden. Andere Ruhrfälle zeigen einen erheblich längeren
Kraukheitsverlauf: Nach zwei bis drei und mehr Wochen ist die
_ beiden Extremen bestehen zahlreiche Übergänge; die Krankheits-
_ dauer und das ganze- Krankheitsbild sowohl hinsichtlich der sub-
‘ Jekliven Beschwerden wie Zahl und Beschaffenheit der Stühle sind
‚des Erfolges unserer Therapie; es ist eben schwer zu sagen, ob
ebenso gestaltet hätte.. ‚Als erschwerend für- die Beurteilung tritt
liche Behandlung kommt. Ob ein einmaliger, zwei bis vier Stunden
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= 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 24.
Wegen, wie. er im Felde oft unvermeidlich ist, zw länger nach-
‘wirkenden Schädigungen des Kranken führt, erscheint mir sehr
zweifelhaft. In solchen Fällen stellte ich allerdings manchmal
einen, mit der Schwere der Darmerkrankung. nieht im Einklang
stehenden, recht schlechten Allgemeinzustand (sehr große Hinfällig-
' keit, sehr beschleunigter und weicher Puls, anämische Gesichtsfarbe,
Als auslösende U’rsache.der Rezidive kommen die
verschiedensten Faktoren in Betracht. Am häufigsten sind es
exogene Schädigungen, Lufttemperaturschwankungen, zunehmende.
Hitze oder Kälte, Wärmestauung und Abkühlung, kalte‘ und heiße
Bäder, Sonnenbäder, ferner. körperliche Anstrengungen, Märsche,
schwere Arbeiten; bisweilen genügt eine energische Milzpalpation,
um die Parasiten ins Blut zu treiben. Da wir auch nach Vet-
letzungen, Narkosen und Operatiohen wiederholt Rezidive . erlebt
haben, pflegten wir vor jeder Operation beziehungsweise: Narkose
und nachher noch einige Tage weiter, Chinin prophylaktisch zu
geben. Als endogene Ursachen sind. zu nennen: intereurrente
Krankheiten aller Art, Infektionskrankheiten, Ruhr, Typhus, Para-
typhus, Grippe, ‚Angina ` und. anderes mehr, ferner schlechte Er-
nährung, Magendarmstörungen, psychische Erregungen, Schwanger-
schaft, Geburt. — Auch nach Neosalvarsan- und ‚Seruminjektionen -
haben sich Anfälle eingestellt. En | £
Die schwerste Form der chronischen Malária, die.Malaria-
kachexie, sei nur gestreift. Deutsche Heeresangehörige, die unter
den normalen Verhältnissen des Stellungskrieges fast immer recht-.
zeitig als malariakrank erkannt und behandelt wurden, kamen uns als
Kachektiker nur in ganz vereinzelten Fällen zu Gesicht. ' Bei den
Am. ehesten läßt sich natürlich der Einfluß unserer therapeutischen
Maßnahmen auf die subjektiven Symptome des Kranken: beurteilen;
‚aber auch hier ist Kritik am Platze; die Beschwerden sind manchmal
von Tag zu Tag. wechselnd, sie können von ‚einem Tage zum
anderen sich erheblich. bessern . oder sogar vorübergehend ganz
‚schwinden. — Ein sicheres Urteil darüber, ob urisere therapeutischen
Maßnahmen die Zahl der Stuhlgänge, ihre Konsistenz und ihren
.verlauf abkürzen, ist nur möglich bei längerer genauer Beobach--
tung von einer. großen Zahl von Ruhrkranken, unter denen die
verschiedensten. Krankheitsbilder, vom leichtesten bis, zum
‚schwersten, alle Varianten vertreten sind. Die alleinige Beobach-
tung einer kleinen Endemie von 20 bis 30 Kranken aus demselben
Ort oder.von demselben Truppenteil erlaubt keine Schlußfolgerungen
über den Wert einer bestimmten Behandlung; hier besteht immer
die Möglichkeit, daß die ganze Endemie als solche eine relativ
gutärtige und leicht verlaufende ist. In solchen Fällen ist man
‘leicht geneigt, den überraschend: günstigen Krankheitsverlauf der
oder jener Behandlung zuzuschreiben.
Von diesen Gesichtspunkten ließ ich mich leiten. bei der
Beurteilung des therapeutischen Erfolges der von. mir im Felde
behandelten ruhrkranken Soldaten und Landeseinwohner.
'Selbstverständlich wurde von allen Kranken. strengste Bettruhe
und entsprechende leichte Diät innegehalten;, über die unbedingte
Erfordernis dieser Maßnahmen, ihren günstigen Einfluß kann eine
Meinungsverschiedenheit ja nicht bestehen. Am Tage der Auf-
nahme in das Lazarett wurde meistens ein Abführmittel, Kalomel
0,2 oder Rieinus, gegeben. . Viel stärker abführen .zu lassen, halte
ich in manchen Fällen für nicht unbedenklich; Plehn!) schlägt
allerdings auf Grund reicher Erfahrungen in den Tropen ‚vor, am
ersten Behandlungstage Ricinus, an den drei folgenden Tagen je
.12 X 0,03 Kalomel, an den darauffolgenden‘ Tagen bis zur Gene-
‚sung je 12.X 0,5 Bismutum subnitricum zu geben. Ich habe diese
Behandlung nur in zwölt- Fällen angewendet; die Erfolge waren,
‚soweit sich dies bei der geringen Zahl überhaupt beurteilen läßt,
jugendlichen Individuen, oft schwerste Kachexie mit außerordent-
lich großen Milztumoren. (Schluß folgt.)
. . Erfahrungen über Ruhrbehandlung -
2... und ihre Beurteilung. |
A u i . p . 5 Von | u
er Dr. Albert Schneider, Bonn. |
Eine. große Anzahl Mittel ist während des Krieges zur Be-
+
Mittel oder einer bestimmten Methode hervorragende Erfolge
erzielt, den Krankheitsverlauf direkt beeinflußt zu haben. Eine
erzielt, die Ansichten über den Wert der einzelnen Behandlüngs-
Die Erklärung hierfür ist in
ersten Tages habe ich jedoch. nicht. gegeben. — Zahlreiche Kranke
den Kranken nur ungern genömmen, erzeugt auch. manchmal
Brechreiz; ‚Kohle zusammen mit Bolus wird dagegen in kleinen
gehen und endemisch auftreten, kann man wohl kaum noch als. |
Ä 10 bis, 15 g im Verlaufe des Tages gegeben. und hiervon recht
cifischen Erreger nachweisbar waren’ und der Verlauf ein leichter | befriedigende Erfolge gesehen. Nach meinen Erfahrungen beein-
günstig; die Verbesserung der Stuhlbeschaffenheit ist‘ manchmal
ganz überraschend und nur auf die Kohle zurückzuführen. Häufig
ist es zweckmäßig, jeden dritten oder vierten Tag die Kohle aus-
zusetzen und mit Karlsbader Salz abführen zu lassen. . Ist nach
acht bis zwölf Tagen kein Erfolg zu sehen, so.'ist ein . solcher
meist nicht zu erwarten; man soll die Kohlebehandlung dann
ruhig aufgeben. Mehr wie 10 bis 15 g Kohle am Tage können
‚Schwerkranke im allgemeinen ohne Beschwerden nicht vertragen.
.— Die Bolusbehandlung halte ich für eine ziemliche
Quälerei für den Kranken; schon 50 g. am Tage können viele
Ruhr. — Einzelne Ruhrfälle beginnen mit hohem Fieber, den
quälendem Tenesmüus, Brechreiz, Appetitlosigkeit, sehr zahlreichen,
nicht mehr fäkulenten, nur aus Blut und glasigem Schleim .be-
stehenden Entleerungen, um in wenigen, manchmal nur sechs.
Tagen ein völlig verändertes Bild zu zeigen: Das Fieber ist ge-
üssig, manchmal schon breiig, mikroskopisch frei von
ahl erheblich geringer, häufig nur noch zwei. bis vier
Anzahl‘ der Stühle noch beträchtlich, sie sind noch schleim- und
bluthaltig, die Beschwerden sind noch erheblich. Zwischen diesen
bei den verschiedenen Fällen eben ganz verschieden. Alle diese
Momente erschweren so außerordentlich die richtige - Beurteilung
Se einzelne rasche und’ günstige Krankheitsverlauf auf unsere
ehandlung zurückzuführen ist, oder ob er sich’nicht ohne diese
noch der Umstand hinzu, daß der Krankheitsverlauf offenbar auch
abhängig ist von dem. Zeitpunkt, in welchem der Kranke in: ärzt-
Kranke mit starkem Tenesmus können auch -einen Einlauf nicht
Richt überdauernder Transport im Wagen, auch auf schlechten l> 1M.'m. W. 1916, Nr. 48
.-.
1
lad
Schwindelgefühl) fest, der. aber nur ganz vorübergehend war. —.
Blutgehalt : günstig - beeinflussen und damit den Krankheits-
recht befriedigende; die. einmalige stark abführende Dosis des
habe ich mit Tierkohle behandelt; reine Tierkohle wird :von
Mengen fast immer gut vertragen; . ich habe Kohle und Bolus aa
flußt. die .Kohlebehandlung häufig ‘den Krankheitsverlauf recht .
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drei Tagen zwei- bis dreimal täglich 1/2 mg Atropin, die zweite
meisten oder gar allen Fällen Erfolge zu verzeichnen gehabt;
590 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
bei sich behalten. Die güngtigen Erfolge, die manche mit Darm-
einläufen erzielt haben, sind vielleicht daraus zu erklären, daß es-
sich hier um mehr chronische Ruhrfälle in Etappenlazaretten
handelte. — Vielen Kranken habe ich Suprarenin gegeben
und bei manchen damit eine Linderung der kolikartigen Leib-
schmerzen des Tenesmus und des Singultus erzielt; daß Supra-
renin den Krankheitsverlauf direkt beeinflußt, glaube ich nicht. —
Gegen den quälenden Tenesmus wirkt oft ganz überraschend
Belladonna als Stuhlzäpfchen gegeben. Trotzdem die
Opiumtinktur von manchen bei der Ruhrbehandlung per-
horresziert wird, habe ich von ihr reichlich Gebrauch gemacht, sie
beseitigt häufig vorzüglich und kurze Zeit nach ihrer Einnahme
Tenesmus und Leibschmerzen. — Usener!) hat bei Ruhr sub-
cutane Atropin-Morphin-Injektionen empfohlen und
gibt an, damit ausgezeichnete Erfolge erzielt zu haben, die er auf
Beeinflussung des Vagus zurückführt. Scholz?) befürwortet
warm diese Behandlung; er hat seinen Kranken an ein bis
Zur Übersicht seien die Formelbilder vorangestellt:
CH5 4
CH, Phenoval
SL %L a-Bromisovalerylphenetidin
NH — OC: CH- CH
en N
| Phenacetin
| | Acetylphenetidin
NL |
NH mee OC Š CH 3
CH,
NH, — 0C CH — CHC a-Bromvalerylamid
r
Dosis mit 1 cg Morphium kombiniert, gegeben und in vielen Fällen C
nach 12 bis 24 Stunden ein Nachlassen und allmähliches völliges
H,
Verschwinden der Koliken und eine deutliche Verbesserung der Stuhl-
CH,
beschaffenheit festgestellt, welch letztere er auch auf das Atropin | NH, OC"NH— OC: CH- che, u m van RE paan
zurückführt. Ich persönlich halte auch die Einführung der Atropin- Br CH
Morphium-Injektionen in die Ruhrbehandlung für einen wesentlichen >
Fortschritt, allerdings habe ich nicht so augenfällige Wirkungen
wie die genannten Autoren gesehen. Ich habe drei bis fünf Tage
hindurch zweimal täglich 1 cg Morphium und 1/2 mg Atropin in-
jiziert, daneben wurde Kohle oder Wismut gegeben; bei sehr
vielen so behandelten Kranken ließen kurz nach der Injektion die
Schmerzen erheblich nach, verschwanden teilweise völlig, die An-
zahl der Entleerungen wurden etwas geringer. Diese günstige
Wirkung hielt aber nur für drei bis sechs Stunden an; die
früheren Beschwerden traten dann wieder mit nur wenig vermin-
derter Intensität auf. Eine Verbesserung der Stuhlbeschaffenheit
oder einen günstigen Einfluß auf den ganzen Krankheitsverlauf,
der mit Sicherheit auf diese Behandlung zurückzuführen wäre,
habe ich nicht feststellen können. Schädliche Nebenwirkungen
habe ich nicht beobachtet. Von Morphium oder Atropin allein
habe ich nicht diese günstigen Wirkungen gesehen.
Mit keiner der angeführten Behandlungen habe ich in den
Über das Phenoval existiert bereits eine recht ansehnliche
Literatur, aber ein Punkt ist dabei noch nicht mit der erwünschten
Klarheit hervorgehoben: Bisher sind immer nur einige wenige
Wirkungsweisen der „Vergleichskomponenten“ nachgeprüft worden,
aber keineswegs alle. Damit ist aber ein nur unvollkommenes
Urteil über das Phenoval gefällt, ob auch wirklich alle Ziele, die
zur Synthese dieses Mittels Veranlassung gaben, erreicht sind.
Vor allen Dingen hat man es übersehen, daß beim Phenoval nicht
zwei, sondern drei Vergleichskomponenten in Frage kommen, näm-
lich Phenacetin, Bromvaleriansäure respektive- deren Amid und
nichtbromierte Baldrianabkömmlinge an sich. Ich habe nun die
einzelnen Wirkungen dieser drei Komponenten systematisch mit
den entsprechenden Phenovalwirkungen verglichen.
Am klarsten lagen die Verhältnisse beim Vergleich mit
Phenacetin, weil einerseits alle Wirkungen dieses wichtigen Mittels
genau nachgeprüft und in der Literatur erörtert, andererseits auch
bereits zum Vergleich mit dem Phenoval herangezogen sind. Als
Hauptwirkungen des Phenacetins kommen die antipyretische und
analgetische in Betracht. Davon fällt bekanntlich die erstere für
unsere Untersuchung fort. Auch ich habe die Beobachtung ge-
macht, daß das Phenoval
bei den verschiedensten Fieber-
erkrankungen nicht die geringste antipyretische Wirkung aufzu-
weisen hat. Ich halte es für vorteilhaft, nur von dem umfassen-
deren Begriff einer analgetischen Wirkung zu sprechen und den
speziellen Begriff eines Antineuralsicums fallen zu lassen. In
diesem Sinne können wir sagen, daß das Phenacetin und Phenoval
bei Kopfschmerz, Hemicranie, Migräne und Teilneuralgien positiv
wirken. Wahrscheinlich wirkt hier Phenoval im Verhältnis zu der
aus ihm theoretisch konstruierbaren molekularen Menge Phenacetin,
die in ihm enthalten ist. Es handelt sich aber in diesem Falle
um keine potenzierte Wirkung.
Ganz anders liegen die Dinge bei Stenokardien, mögen sie
nun vasomotorischen, präsklerotischen oder auch herzneurotischen
Ursprungs sein, Hier muß man dem Phenoval unbedingt den
Vorzug geben sowohl in bezug auf die positive Wirkung wie auch
auf die größere Seltenheit der Versager. Dieser wichtige Rani
ist in der Phenovalliteratur bisher noch nie mit genügender Deut-
lichkeit hervorgehoben worden. Was nun die herzsedative Wir-
eine solche Behandlungsart gibt es eben nicht. Ich halte es daher
für unrichtig, sich auf ein bestimmtes Behandlungsschema, ein
bestimmtes Medikament für alle Ruhrfälle festzulegen. Häufig ist
man gezwungen, ein- oder mehrmals eine andere Behandlung, um
zum Erfolge zu kommen, zu versuchen. Bei manchen Fällen ver-
sagt die Kohlebehandlung völlig, während mit Wismut dann noch
ein Erfolg zn erzielen ist. Bei dem einen Kranken z. B. lindert
vortrefflich die Koliken das Suprarenin, während Opium hier
wirkungslos ist und umgekehrt. Bei sehr schweren Fällen ist
wohl fast jeder Versuch, den Krankheitsverlauf irgendwie günstiger
zu gestalten, von vomherein aussichtslos; doch gelingt es hier
häufig, durch vorsichtiges Ausprobieren verschiedener Mittel eines
zu finden, was im einzelnen Falle die quälenden Beschwerden
mildert. |
Über Phenovalwirkungen.
Von
Dr. Günther Gleichteld, Berlin.
Das Phenoval ist «-Bromisovalerylphenetidin. Der leitende
Gedanke für seinen Aufbau war, einen Stoff zu erhalten, der dem
chemischen Bau nach sowohl Antipyreticum wie Hypnoticum sein
konnte. Im Phenoval ist fast der gesamte Phenacetinkomplex
wie auch ein Bromvalerylamid, das dem bekannten Bromural
ähnlich ist, enthalten. Wenn beide Stoffe auch nicht durch
Spaltung aus Phenoval entstehen können, so ist doch das Phenoval
sowohl dem Phenacetin wie dem Bromvalerylamid so ähnlich, daß
wir diese Stoffe zwar nicht als seine chemischen, wohl aber als
seine pharmakologischen Komponenten bezeichnen können. Im
folgenden spreche ich der Einfachheit halber von den „Vergleichs-
komponenten“ des Phenovals.
m
1) B. kl. W. 1916.
:) D. m. W. 1916, Nr. 12.
individuellen Veranlagung,
überlegen sein. Im Vergleich zu dem Baldrianöl und den Ben
estern haben wir im allgemeinen beim Phenoval den’ 810 at
therapeutischen Erfolg. Mit einem Versagen dieser Wirkung
Dann kann man auch einzelne Fälle beobachten, in den A pa
baldriansaure Mentholester (Validol) fraglos bessere Wir EA
erzielt. Generell läßt sich aber sagen, daß das Phenov
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>. œ % ee -
- = R “ot
- Im. N
3, 1b. Junis
ig. n (A
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ae
B.
Bd
diesem kardialen Gebiete einen größeren therapeutischen Erfolg zu
| zeitigen vermag als das Phenacetin, das bromvaleriansaure Amid
=., respektive Carbamid und die Valeriansäure selbst oder deren
". chemische Abkömmlinge. Der Grund dafür ist wohl sicher darin
zu erblicken, daß ein und dieselbe Wirkung in allen drei: Ver-
gleichskomponenten bereits vorhanden ist. Es handelt sich hier
um eine Art von Bürgischem Prinzip: innerhalb des Moleküls.
Ein. beachtenswertes Moment neben. der Wirkung auf die
~ Nervencentren bei der Linderung der kardialen Beschwerden dürfte
-. in der Herabsetzung des Blutdruckes zu sehen sein. Wie ver-
halten sich nun demgegenüber unsere ‘drei Komponenten? Wie
man aus der einschlägigen Literatur entnehmen kann, haben die:
über diesen Punkt angestellten Untersuchungen ergeben, daß
- Baldrian in. großen Dosen den Blutdruck erniedrigt (Poulsen),
ebenso Phenacetin, allerdings nur in sehr: geringem Grade, und :
: Bromural eine Erweiterung der Gefäße mit einem Abfall des Blut- C |
“druckes zur: Folge hat, ohne dabei die Herzfunktion zu schädigen. | harmlose. Mittel beeinflußt werden. ` ur:
Selbst geringe Dosen sollen noch gefäßerweiternd wirken und | Wegen seiner ‘sicher nicht schweißtreibenden, eher schweiß- l
: dabei noch die Herztätigkeit bis zu einem gewisseh Grade anregen. | hemmenden Wirkung und wegen der guten Beeinflussung der sub- > `. A
~ — Bei einem Falle von sekundärer sklerotischer Schrumpfniere | Jektiven Fieberbeschwerden (Unbehagen) stellt das Phenoval: auch m E KONES
ei wurde in dieser Richtung das Phenoval: mehrere Wochen hindurch | ein Mittel für Fiebernde dar, dessen Schweiße- nicht verstärkt By
' „untersucht. Es bestand ein Blutdruck von 280 bis 236 mm mit uner- | werden sollen. ‘Fast alle Phthisiker, die längere Zeit hindurch bei EHRE
‘. träglichen Kopfschmerzen, Schwindel. und Symptomen drohender | leichtem. Fieber mittlere Dosen Antipyretica nehmen, empfinden a
= Urämie. Aderlässe brachten geringe kurzdauernde Erleichterung ohne | die Verstärkung ihrer. Schweiße als unangenehme Nebenwirkung, - = RR
E nachweisbare Blutdruckerniedrigung. 3 bis 4 g Phenoval erzielten | Ebenso sah man bei der zweiten großen Grippeepidemie {98 0e Gf m
j Nachlassen der Beschwerden und Sinken des Blutdruckes auf 205 bis Neigung zu starken Schweißen: hier wurde der Zustand durch - ERPE
er .206 mm nach drei bis vier Tagen. Es wurden wiederholt Phenoval- A 5 ica -diesbözielich un a, tie beeinflußt. D ie Kr ne © Bier
al perioden von acht Tagen eingeschaltet, wodurch der Zustand des | NApyretea diesoezug ich ungunsug beemiust., Da die Kranken ` <i ppor i,
'F. Patienten über längere Zeit hinaus ein’ erträglicher war. Der Unter- | Subjektiv durch die fieberhafte Grippe sehr zu leiden hatten, häufig aa S
i ‚schied zwischen den Phenovalperioden und Intervallen ließ die gesetz- | auch starker Kopfschmerz, Muskel- und Gliederschmerzen bestanden, ERES
% : mäßige Wirkung des Mittels im therapeutischen ' Experiment ‘klar | war ein Analgeticum und Sedativum angezeigt. Phenoval in Dosen E: Eis; :
gl `- erkennen. Sa = | s von 3 g täglich gab hier den gewünschten und theoretisch zu Be BEI
j | Nebenbei sei hier noch ein Fall von chronisch-urämischem Kopf- | erwartenden therapeutischen Erfolg, ohne daß Fieber und Diaphorese at o
D $ ‚schmerz erwähnt, der auch an vereinzelten eklamptisch - urämischen | irgendwie beeinflußt wurden. u FW RBB d Mg EN a
ne oe rede er aa a Aaaa r | aangal AUE des Phonovals möchte ioh, demnach nal tol "| f f
j| -durch keine Antipyretica beeinflußt- wurde, nach größeren Dosen- conen nl an ae nen an ee Mr Hase
$ Phenoval nach einigen Tagen beseitigt, sodaß der Patient spontan | „ung handelt es sich um eine totenzierung der entsprechen nee,
t nach dem Mittel verlangte. Es erscheint dies auffällig, als sonst ein | Phenacetinwirkung; bezüglich der hypnotisch-sedativen Wirkung = = E: r
5i durch Gefäßstörungen erzeugter Kopfschmerz durch die einmalige | um ẹine Potenzierung der Bromvaleriansäureamidwirkung; bezüg- FESTE
$f = Gabe eines Antipyreticums der Pyrazolonreihe stärker beeinflußt wird, | lich ‚der kardiotonischen und herzsedativen Wirkung um eine E: | IE Be
on als ‘durch .die einmalige Gabe einer größeren Dosis (2 g) Phenoval. Potenzierung. der Baldrian- respektive Baldrianesterwirkung. Die a al. j
1S -- ` Als eine weitere-und vielleicht noch nicht mitgeteilte Wirkung | Ursache der jeweiligen Potenzierung dürfte darin liegen, daß die nr Kia
H . des.Phenovyals konnte ich eine gewisse schweißhemmende Wirkung .| beiden anderen Vergleichskomponenten die betreffende Spezial- e a
| ‚beobachten. Es handelt sich dabei meist um Patienten mit einem: | wirkung ebenfalls, wenn auch quantitativ schwächer, . aufweisen, ea PN
ee P Referatenteil. . . | DEE
1 - ; Ä ‚Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif, Berlin FE ee a az
| Ä Sammelreierat. > | Verdickungen der Intima hinzu, die sich aus der =>“ Az
j En, : | == . | hyperplastischen Schicht und darübergelagertem sklerotischen Binde- a
i Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. | gewebe aufbauen. In ihnen wird die Lipoideinlagerung und die De- u ji KB
i aa ee o - | generation bis zur schließlichen breiigen Erweichung (Atheroskleróse) ea
c a ie ee ern YORE. Bdens;, Er besonders hochgradig.. Diese Verdiekungen gehen hervor aus kleinen, ; > Eee
| =. Von pathologisch-anatomischen Arbeiten | in der Aorta hauptsächlich an den Abgangsstellen. der Arterien i Sa B
Sel zunächst erwähnt eine Veröffentlichung von H. Ribbert | sitzenden Hyperplasien .des Intimagewebes, die sich schon bei - E UNSER er
über die Arteriosklerose. Die Ergebnisse ‘seiner Unter- | kleinen Kindern finden und die ich als Entwicklungsanomalien u Rat
| suchungen faßt Ribbert zusammen, wie folgt: „Bei allen Menschen | ansehe. In sie wird. schon frühzeitig Fett- abgeschieden, über a nz
-~ vom Ende des ersten Jahrzehntes an (bei vielen auch schon früher), |'ihnen entwickelt sich allmählich ein sklerosierendes und mehr , 4 H i a!
| wenn auch in 'wechselndem Grade, treten .in der Intima der Aorta: | überdeckendes Bindegewebe, und so entstehen im Verlaufe von © ril ANBE
| fleckige und streifenförmige Verfettungen auf, die mit dem Alter | Jahrzehnten die atherosklerotischen Veränderungen, deren Aus- lee AH N
zunehmen, aber’dauernd als solche bestehen bleiben, das heißt | bildung vielleicht durch cholesterinvermehrende Stoffwechselstö- . el
rungen. durch infektiöse, toxische und blutdrucksteigernde Einflüsse we
‚ nicht von sklerosierendem Bindegewebe überlagert werden: Sie.
‚beruhen auf einer Infiltration 'der Intima mit Lipoiden, können zu
einer nur sehr geringen Zunahme und später auch zu leichteren
~- fegressiven Veränderungen des Gewebes führen“ und entsprechen
‚den Fettablagerungen, wie sie im Tierversuch durch Überschwemmuäg
des’ Körpers mit Lipoiden in der Intima der Aorta erzeugt werden.
können. Es handelt sich also nicht um einen degenerativen Vor--
ang, Sondern lediglich um . eine Aufnahme von .Lipoiden durch
| die.Gefäßwandendothelien —. die ersten feinen Fetttröpfehen finden
sich intracellulär —, wenn diesen fetthaltige Lymphe zufließt,
genau wie dies die Endothelien der Lymphdrüsen tun. Dement- |,
= Sprechend besteht eine Abhängigkeit der. Fettablagerungen vom.
a Verlauf der Lymphgefäße, die` sich auch mikroskopisch in der |
Sa Form der Fettlager offenbart: man sieht Fleckchen, die.den Lymph-
khoten, und Streifen und-Netze, die den Lymphbabnen entsprechen.
‚ sBei'einem großen Teile der Menschen treten zu diesen Verfettungen,,.
we aber ganz unabhängig von ihnen, beetförmige
—
+
1919 — MEDIZINISCHE KLI
NIK — Nr: 24
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leicht erregbaren, stark : arbeitenden Herzen: mit reinen. Tönen;
gleichzeitig wurden Klagen über Druckgefühle. in der Herzgegend
und über. Nachtschweiße geäußert.. Zur Linderung ihrer subjek-
tiven- Beschwerden gab ich diesen Patienten Phenoval und in der”
Mehrzahl: der Fälle wurde mir von- einer Besserung der Herzbe-" `
“schwerden und von einer Abnahme der lästigen Nachtschweiße
berichtet, Die Baldrianabkömmlinge wirken allerdings in großen
zwar auch noch Schweiße hervor, die aber im Vergleich zu den
„anderen Antipyreticis bedeutend geringer sind. Vom Bromural
kennen wir aber die gute Wirkung bei Neurasthenie und Nacht-.
schweißen (Runck). Nun ist aber vom Phenoval noch keine
schweißtreibende Wirkung beobachtet worden, in verschiedenen’ `- ;
Fällen von Herzerkrankungen. aber eine schweißhemmende. Es
| wäre sicher ‘interessant, darüber Untersuchungen anzustellen, ob
und wieweit ‘auch die Nachtschweiße der Phthisiker durch -dieses -
‚befördert. werden kann. . Die Arteriosklerose tritt also nicht .
erst im späteren Leben auf, sie erlangt in ibm
nur ihre volle Ausbildung. Das nehmen ja auch alle
die an, die in den im Kindesalter nachweisbaren Verfettungen die
Anfänge der Veränderung’ sehen wollen.“ r F
primären Lebervenenthrombose äußertsichH. Theis, |
indem er die bisher beschriebenen Fälle dieser seltenen Erkrankung oe
zusammenstellt und aufGrund dieses Materiàls und eines eigenen Falles „ik
die. klinischen Symptome und die Eutstehungsbedingungen bespricht.
Das Leiden pflegt mit wenig charakteristischen Beschwerden in der
Magen- und Lebergegend zu .beginnen. Setzt sich die. Throm-
bosierung in die Vena cava fort, so treten -rasch schwere Kreislauf-
störungen auf, im besonderer Ödeme der Beine ' und:
die Bauch- und Brusthöhle.
gefunden. Das Krankheitsbild zeigt ‚also eine große Ähnlichkeit
mit dem: der Lebereirrhose. Ergibt die Vorgeschichte, daß die als
-Zur Frage der
Bei Ergüsse in .
Leber und-Milz’ werden vergrößert
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: Dosen schweißtreibend, das Phenacetin ruft: bei der Antipyrese Se
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. hardt eine kleine Studie veröffentlicht.
592 Ea
Ursache. der Lebercirrhose gemeiniglich angenommenen Schädlich-
keiten (Alkoholismus) fehlen, handelt es sich um ein. jüngeres
‚ Individuum, treten. die Ödeme sehr rasch, vielleicht in wenigen Tagen
und in großer Ausdehnung: auf und ergänzen sich auffallend schnell
| nach der Punktion, so muß man nach Theis an Thrombose der
Lebervenen oder auch an Pfortaderthrombose denken. Wenn
Theis weiter meint, zwischen diesen beiden Möglichkeiten könne
man vorläufig nicht unterscheiden, so ist dagegen einzuwenden, daß
zum Bilde der Pfortaderthrombose eine Vergrößerung der Leber nicht
‚gehört, es sei denn, daß schon vorher eine Vergrößerung bestanden
hätte. Die Entstehung der Lebervenenthrombose wird erklärt durch
1. mechanische Ursachen (Kretz),
2, entzündliche Vorgänge in der Venenwand, die
a) fortgeleitet wurden von Entzündungen in der Umgebung
(Budd, Frerichs, Rosenblatt, Eppinger,
Heinski, Thran),
b) als selbständige Erkrankung, Endophlebitis obliterans
auf syphilitischer. Basis, entsprechend der Endarteriütis
obliterans, auftraten (Lange, Chiari, Lichten-
stern, Peukerts, Meystre, Heß),
3. endogene Ursachen: chemische Veränderungen des Blutes, die
sekundär zur Thrombenbildung und zu Veränderungen der Ge-
fäßwände führten (Schüppel, Umbreit, Sternberg).
Seinen eigenen Fall möchte Theis der letzten Gruppe zu-
rechnen. Über Ikterusbei Herzkranken hat D.Ger-
Die, bei Herzschwäche
häufig auftretende mäßige Gelbsucht wird von H. Eppinger
durch Thrombenbildung in den trabekulären Gallengängen erklärt;
dadurch finde eine Stauung in den Gallencapillaren statt, die
schließlich zu deren Zerreißung, zur Abstopfung der zugehörigen
Leberzellen und zum Einbruch von Galle in die perivasculären
Räume und damit zu Ikterus führt. Romberg nimmt einen
Katarrh der Gallengänge oder ihres Endteils an der Papille im
Anschluß an den bei Herzschwäche. häufigen Duodenalkatarrh an.
Gerhardt hatte nun Gelegenheit, in drei Fällen die anatomischen
Verhältnisse zu untersuchen. Er fand eine Cholangitis ‘der feinen
intraaeinösen Gallenwege mit ausgesprochener Neigung zur Gerinnsel-
bildung des Inhalts. Dieser Befund spricht gegen die Fortleitung
eines Katarrhs vom Duodenum aus und für eine Schädigung am
Ursprungsorte der Gallenbereitung, sei es, daß toxische Einflüsse,
wie sie Brauer nach Alkoholvergiftung sah, sei es, daß Circulations-
störung durch Störung der Leberzellentätigkeit oder Steigerung der
Hämolyse die geschilderten Veränderungen hervorruft. Kastner
berichtet über Endocarditis lenta, diese wichtige,. im
: Jahre 1910 zuerst von Schottmüller beschriebene, in weiteren
Kreisen noch nicht genügend gewürdigte Erkrankung des Herzens.
. Die Zahl der von Kastner beobachteten Fälle beträgt 16, bei
allen wurde Sehottmüllers Streptococcus viridans im Blut
gefunden. Die Temperatur der meisten Fälle schwankte zwischen
38 und 39°C, konnte aber tagelang normal oder subfebril
sein, Schüttelfröste waren selten. Ausnahmsweise bestand vom
Beginn der Erkankung an hohes Fieber mit Schüttelfrösten und
schweren septischen Erscheinungen, in der Regel entwickelte sich
das Fieber schleichend. Als die drei Kardinalsymptome werden
Anämie, Herzgeräusche und Milztumor genannt. Kastner beob-
'achtete Hämoglobinwerte von 72 bis 28°/, mach Sahli), der
Färbeindex war kleiner als 1. Die Leukocytenzahl schwankte, es
kamen Verminderung, regelrechte Werte und Steigerung vor. Herz-
geräusche fehlten bei:keinem der Kranken, sechsmal wurde eine reine
Mitralerkrankung, neunmal eine gleichzeitige Endokarditis der Mitral-
und Aortenklappen festgestellt. Die subjektiven Beschwerden waren
meist gering, besonders bei den Mitralerkrankungen; die Aorten-
erkrankungen machten stärkere Erscheinungen. Bei der Sektion
wurden in der Regel ziemlich bedeutende ulceröse Prozesse gefunden.
Nicht selten breitete sich die Entzündung von den Klappen ohne
Unterbrechung flächenhaft auf das Endokard des Vorhofs aus, doch
wurden auch isolierte Wanderkrankungen in der Nähe der Klappen
gesehen, die als Sekundärinfektionen durch Kontakt aufzufassen
sind. Milzschwellung wär nur bei einem Kranken, der aber nicht
bis zum Tode beobachtet werden konnte, nicht vorhanden. In
vorgeschrittenen Stadien trat häufig eine hämorrhagische Nephritis
zu den geschilderten Erscheinungen hinzu. Embolien, Infarkte,
petechiale Hautblutungen waren oft gesehene Komplikationen.
Die Diagnose der Endocarditis lenta kann besonders im Beginn
große Schwierigkeiten machen, Lungen- und Bronchialdrüsentuber-
kulose, Typhus, Malaria, okkulte Abscesse und anderes kommen in
Betracht; in der Praxis wird ohne Frage zu selten an die Möglich-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.
Von den 235 Kranken hatten 145 = 57,5 |
155 mal = 850/, eine positive Wassermannreaktion
15. Juni.
keit der Endokarditis gedacht, so wurden alle Fälle Kastners
erst im’ Krankenhause erkannt. Ausschlaggebend ist der Nachweis
des Streptococcus viridans im Blut. Pathogenetisch ist bemerkens-
wert, daß 6mal Gelenkrheumatismus, 2 mal rezidivierende Anginen,
2 mal puerperale Prozesse, í mal Lues und 3 mal andere Infektions-
krankheiten (Diphtherie, Influenza, Scharlach) als frühere Krank-
heiten in der Vorgeschichte notiert wurden. Die Prognose der
Endocarditis lenta ist, von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen,
ungünstig. Von Behandlungsmethoden, die bisher versucht wurden,
seien genannt die Kollargolanwendungen, Salvarsan, Arsacetin,
Serum, Vaccination, Antirheumatica. Die meisten Aussichten
scheint noch die Behandlung der Eintrittspforte zu haben. Nicht
immer macht der Streptococcus viridans eine Endocarditis lenta,
er kann auch zur septischen Form führen, wie zwei Fälle von
Kastner zeigen. Umgekehrt gibt es Fälle von Endocarditis
lenta, die nicht durch den Streptococcus viridans, sondern durch
einen anderen Frreger hervorgerufen werden. Sohat Kaemmerer
einen Fall veröffentlicht, dem der Mikrococeus flavus zugrunde
lag. Bemerkenswert an diesem Befunde ist, daß dies Bacterium
. bisher nur als harmloser Bewohner der Rachenschleimhaut bekannt
war, eine Tatsache, die gut dazu stimmt, daß der Streptococeus
viridans auch eine wenig virulente Form seiner Art darstellt.
Über die Syphilis des Herzens und der
Gefäße haben Schrumpf und Hubert geschrieben.
Schrumpf sah unter 4280 Fällen in 414 = 9,67 °/, klinische
Zeichen von Syphilis, davon hatten 248 — 59,9 °/, eine positive
Wassermannreaktion. Am häufigsten waren Herz und Gefäße der
Sitz der Erkrankung, nämlich bei 235 Kranken, —= 56,76 °/, aller
Syphilitiker. Da sich unter den 4280 Fällen 992 mit Herz- und Ge-
fäßleiden befanden, so war etwa ein Viertel davon syphilitischer Natur.
o Lues in der Vor-
geschichte, bei 63 — 43,1°/, dieser 145 Fälle war Wassermann-
reaktion positiv; von den 107 Fällen ohne Lues in der Vorgeschichte
hatten 83 = 78°/, eine positive Wassermannreaktion, also etwa
der doppelte Prozentsatz als die Kranken, bei denen eine behandelte
Lues in der Vorgeschichte vorlag. Diese Zahlen sind insofern
unsicher, als ein Syphilitiker an nichtspecifischen Herz- und Ge-
fäßstörungen erkranken kann und umgekehrt trotz syphilitischer
Erkrankung Anamnese und Wassermannreaktion im Stiche lassen
können. Die Diagnose auf Syphilis wird man deshalb häufig aus
dem Erfolg der Behandlung stellen müssen. Unter Berücksichtigung
dieses Punktes fand Schrumpf unter 80 chronischen Myokar-
ditiden 14 = 16°/, syphilitische Fälle, unter 105 peripherischen
Gefäßsklerosen 28 syphilitische Fälle. Die’ von Doehle und
Heller zuerst beschriebene Mesaortitis syphilitica mit ihren Folgen
wurde 252 mal beobachtet, darunter 97 Aneurysmen, 104 Aorten-
insuffizienzen (die Gesamtzahl dieses Klappenfehlers betrug 140),
in 74,3°/, lag also eine Lues der Insuffizienz zugrunde. Die
Hauptaufgabe des Arztes besteht in einer frühzeitigen Diagnose.
Größte Aufmerksamkeit ist deshalb den häufig als erste Erscheinung
auftretenden retrosternalen und anginösen Schmerzen zu widmen, .
auch Neuralgien im Bereich des Brustkorbes müssen zum mindesten
an die Möglichkeit einer Aortenlues denken lassen. Daneben ist
ein auffallend hoher und schnellender Puls (ohne Klappenfehler)
verdächtig; er wird von Schrumpf auf eine Verringerung ‚der
Elastizität der Aortenwand zurückgeführt. Auch ein metallisch
klingender zweiter. Aortenton, der eine beginnende Infiltration der
Klappen anzeigt, soll die sichere Diagnose ‘auf Juetische Aortitis
gestatten. Sehr wichtig ist die Beteiligung der Kranzgefäße, Sie
mahnt zu großer Vorsicht in der Prognose; Schrumpf sah
einen Fall innerhalb dreier Monate, vom Beginn der ersten Beschwerde
an gerechnet, zugrunde gehen trotz energischester specifischer
Behandlung. In vorgeschrittenen Fällen ist die Erkennung bei
Herz- und Gefäßsyphilis nicht so schwer: Erweiterungen der Aorta,
Aneurysmen, ausgesprochene Klappenerscheinungen kommen der
Diagnose zu Hilfe. Für die Behandlung wird eine kombinierte
Jod-Quecksilber-Salvarsankur empfohlen. Hubert beschränkt
sich auf die syphilitische Aortenerkrankung und stützt sich dabei
auf ein Material von 300 Fällen. Nach einem kurzen Überblick
über die bekannten Tatsachen der pathologischen Anatomie geh
er zur Ätiologie über. Die syphilitische Natur unterliegt nach den
grundlegenden Untersuchungen von Doehle und Heller
keinem Zweifel mehr, dementsprechend wurden bei en
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In 25°, der Fälle war gleichzeitig eine Tabes vorhanden. Für
die Diagnose kann der bisher nicht beachtete Nachweis einer Mu
vergrößerung von Wert sein; Hubert sah eine solche in 26 °/o
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seiner Fälle. Der`Zeitraum zwischen der Infektion. und ‘dem Auf-
treten einer Aortensyphilis schwankt zwischen 6 bis 45 Jahren,
als Durchschnittszabl berechnete Hubert aus seinem Material
231/, Jahre. Unter 1485 Luesfällen betrug ‘die Zahl. der Aorten-
syphilis 216 = 14,6°%/,, unter 1380 Herzkranken 15,5 %/,, sie ist
bei Männern, wohl infolge des Alkohol-. und Tabakmißbrauches,
etwa doppelt so häufig wie bei Frauen. Auch Hubert hebt für
die Diagnose die große Bedeutung der subjektiven. Beschwerden
hervor, jedoch können sie fehlen (in 35 °/, der Fälle Hubert).
Ferner werden als Symptome ‚angeführt Atemnot infolge einer
Verengerung der Kranzgefäße oder. einer. Funktionsstörung der
Aorta, unbestimmte Magenbeschwerden, die für Lues allgemein
charakteristische ` blaßgraue.. Hautfarbe. © Besondern Wert legt
Hubert auf eine Verstärkung des zweiten Aortentons, die das
früheste Symptom der Erkrankung sei und nach Romberg
durch die Erweiterung der. ‚Aorta, durch die damit . verbundene
'. Vergrößerung der Semilunarklappen und durch die. Annäherung,
~ der Aorta an die- Brustwand erklärt wird, also Veränderungen, die
immerhin schon ein etwas vorgeschrittenes Stadium des Prozesses
i: bedeuten.
. In 75°, der Fälle wurde ein systolisches Geräusch
gehört, das bei verstärktem zweiten Tone ohne .Blutdruckerhöhung
- -als Charakteristicum für eine lokale Schädigung der Aortenwand
entweder durch Lues oder -durch Arteriosklerose anzusehen sei,
: wenn jugendliche Dickwandigkeit der Arterien, psychische Erregt-
heit oder Basedow ausgeschlossen werden. könnten. Der Blutdruck
-> war in unkomplizierten Fällen. meist nicht’ erhöht, dagegen die
‘oder er ist nur angedeutet,
Amplitude häufig vergrößert (über 50 mm Hg). ‘Eine Erweiterung
der Aorta im Röntgenbild ist als Frühsymptom zu betrachten, sie
wurde in zehn Fällen als erste Erscheinung gefunden. Differential-
diagnostisch- kommt vor allem die Arteriosklerose in Betracht.
Zeitpunkt '
‚Auffallende Blässe, reduzierter. Ernährungszustand,
-1919 — MEDIZINISCHE KLINIK
i
der Infektion, positive Wassermannreaktion, Retrosternalschmerz,.
sprechen für Lues. Blähbsucht. kann. durch Zwerchfellhochstand
eine Verbreiterung. der Aorta vortäuschen, auch zu Brustschmerzen
in der Gegend der Herzspitze führen, man darf sich also hierdurch
nicht täuschen lassen. An Komplikationen sah Hubert Be-
teiligung der Kranzgefäße in 14 %/,, Aorteninsuffizienz in 31,5 °/,,
'Aneurysmen in’16°%/,. Von 220 Aortenkranken Huberts starben
im Laufe der Beobachtung 48, der Tod erfolgte durchschnittlich
1—1!/ı Jahr nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen.
empfiehlt .Hubert das Salvarsannatrium, von dem bei einer Be-
. handlung 4—4,5 g in ‚steigenden Dosen von 0,15—0,45 gegeben
‘ werden sollen. Wiederholung in 3—4 monatigen Zwischenräumen. `
< Die graphische Aufzeichnung der Herz-
tätigkeit. Von Interesse auf diesem Gebiet ist ein Beitrag
zur Lehre vom Venenpuls von D: Gerhardt. Der
Verfasser beschäftigt sich besonders mit der Entstehung. des-
systolischen Kollapses der Jugularispulskurve. Er beruht einmal
auf der Vorhofsdiastole, dann aber auch auf der Kammertätigkeit.
Diese führt nämlich zu einer Drucksenkung im Thorax und durch
das Herabdrücken der Atrioventriculargrenze zu einer Erweiterung
der Vorhöfe; beide Vorgänge erleichtern den Abfluß aus den
Venen. Ihre Wirkung läßt sich besonders gut beobachten bei isolierten
Kammersystolen, das heißt beim Herzblock, wo die Kammern
unabhängig von den Vorhöfen schlagen, und bei der Arhythmia
perpetua, wo die mechänische Wirkung der Vorhofstätigkeit durch
‚Flimmern dieser Abschnitte ausgeschaltet ist. Beim Vorhofsflimmern
tritt allerdings beim Beginn der Kammersystole eine positive Zacke
im Jugularispulse auf, die auf einen Rückfluß des Kammerblutes
durch die nicht geschlossenen Tricuspidalklappen oder die, plötzliche
Vorwölbung ‘der Tricuspidalsegel gegen den .Vorhofsraum zurück-
zuführen ist. Gleich darauf macht sich aber die senkende Wirkung
. Diese Zahlen zeigen wiederum, wie wichtig eine frühzeitige Er- |
kennung. und Behandlung der Aortensyphilis ist. Als bestes Mittel
der Kammersystole geltend; es kann dadurch zu einem deutlich
' ausgebildeten Tal (Talsenkung) oder auch zu einer Einkerbung
der-systolischen Jugulariswelle (Sattelform) kommen. Die Senkung
a um so geringer, je rascher die, Herztätigkeit ist, da mit der
unahme der Pulszahl das Schlagvolumen und damit die druck-
senkenden Einflüsse der Kammersystole abnehmen. Bei der
‚Kaanischen Trieuspidalinsuffizienz findet während der ganzen
a mersystole ein Rückfluß des Ventrikelinhalts in den Vorhof
und die Venen statt, hier fehlt deshalb der .systolische Kollaps
Ansci i X $ Die Kombination von systolischem
der et bei: den überstürzten und systolischem Einsinken bei
Erh pagen Pulsen spricht für muskuläre, konstante systolische
edungen. für organische Tricuspidalinsuffizienz. Über die
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a a `
. = ge ` ;
N.
‘Dauer der’einzelnen Phasen der Herzrevolution,
. vorwiegend berechnet .aus Herzstoßkurven, die mit Ọ. Franks
. Segmentkapseln aufgenommen wurden, berichtet. Weitz. Er
‚ findet als Anspannungszeit. bei Kindern durchschnittlich 4/19 Sek.,
: bei Erwachsenen 8/100 Sek., doch kommen erhebliche Abweichungen
|- auch bei normalen Fällen vor. Eine Verlängerung der Anspannungs-
| zeit wurde beobachtet bei Tachykardien, zuweilen: bei Mitral-
‚insuffizienzen und -stenosen, Aortenstenosen und Hypertension;
-eine Verkürzung war fast immer bei Aorteninsuffizienzen ` nach-
‚weisbar. Bei Extrasystolen trat Verkürzung der Anspannungszeit
‚auf, wenn .die-Contraction noch in den Beginn der Entspannungszeit
‚fiel, Verlängerung, wenn die Contraction: später auftrat. Herz-
'schwäche mit Dilatation ging mit Verkürzung einher, ein Befund,
‚der dafür spricht, daß . die , Dilatation als Kompensafionsorgan
aufzufassen ist. Die Austreibungszeit' schwankte. bei Gesunden
zwischen 19%5-31-5/ ,, Sek. Als Grenzwerte unter krankhaften
Verhältnissen werden ??/,. Sek. (bei der tachykardischen Form der
Arhythmia perpetua) und ®7-®/,.. Sek. (bei Adams-Stokes) festgestellt.
. Hypertensionen und: die meisten Herzfehler (auch Aortenstenosen)
. zeigten -normale Dauer der Austreibungszeit. Die.Entspannungszeit
(die Zeit zwischen dem Schluß der Aörtenklappen- und der Öffnung
der Mitralklappen) soll bei Kindern etwa 7/109 Sek., bei Erwachsenen
12/100 Sek. (also das Doppelte der Anspannungszeit) betragen. Die
Anfüllungszeit bietet große Schwankungen, je nach der Pulsfrequenz.
~. . Herzgröße und Herzhypertrophie, diese, beiden
- wichtigen Probleme reizen die Forscher immer wieder zu neuen
Untersuchungen. Es ist bekannt, daß die Beurteilung der Herzgröße
‚schwierig ist, weil wir keinen zuverlässigen Maßstab. dafür: haben,
wie groß das: Herz. eines Individuums von bestimmtem Alter,
Größe, Gewicht, ‚Muskulatur, Beruf usw. sein muß. ‘Das gilt für
die Beurteilung an der Leiche und mehr noch für die Beurteilung.
am Lebenden. In der Klinik ist unser: schärfstes Meßverfahren
Die damit . gewonnenen Werte sind,. wie
die Orthodiagraphie.
bekannt, zu verschiedenen anderen Körperproportionen ins Verhältnis.
gesetzt worden. : Eine besonders einfache Relation ist neuerdings
von Th:.-Groedel aufgestellt worden.. Er vergleicht den
‚doppelten Wert- des Herztransversaldurchmessers mit dem Wert
der basalen. Lungenbreite. |
so liegt: eine Herzvergrößerung vor, vorausgesetzt, daß. keine
abnormen Lungenverhältnisse (Emphysem z.. B.) vorliegen. - Eine
lesenswerte Abhandlung „Zur Frage deskleinenHerzens“
bringt Dietlen. Er betont, daß im Stehen die Maße des.
_Orthodiagramms kleiner sind als im Liegen; Fernaufnahmen sind
nur dann mit dem Orthodiagramm vergleichbar, .wenn sie- in
mittlerer Atemstellung aufgenommen sind, weil.die Streckung der
Herzsilhouette in tiefster Einatmungsstellung die Ausmessung des
Längsdurchmessers meistens. unmöglich und die Vergleichung des
Transversaldurchmessers. mit der Lungenbreite unzuverlässig macht.
Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse hält Dietlen den
reduzierten Herzquotienten Geigels (im letzten Referat -an dieser
Stelle besprochen) für recht ‚brauchbar. Das kleine Herz ist
verhältnismäßig selten, es sollte nur diagnostiziert werden, wenn
das Horizontalorthodiagramm und womöglich auch Sagittalaufnahme
zu kleine Zahlen. ergeben. Besonders -bei Enteroptotikern und
“Asthenikern mit tiefem Zwerchfellstand ist die Gefahr groß, daß
ein kleines Herz angenommen wird, wo. nur ein ungenügend
gefülltes hängendes Pendel: oder Tropfenherz vorliegt. Die von
Dietlen. erörterten- Möglichkeiten, wie die verschiedene Größe
des Herzumrisses.im Stehen und Liegen wohl erklärt werden könnte,
greift zu sehr auf hypothetisches und 'umstrittenes Gebiet. über,
als daß hier darauf eingegangen werden könnte. Da sie andererseits
maßgebend für die Frage des kleinen Herzens sind, so kommen.
wir zu dem Schluß, daß die scheinbar einfache Feststellung, ob- `
das Röntgenbild oder Orthodiagramm eines Herzens von regelrechter
Größe ist oder nicht, häufig:eine nicht sicher lösbare Aufgabe sein
kann. Iu einer Mitteilung über Berufsarbeit.und Herz-
vergrößerung bei Frontsoldaten weist. Klewitz .
darauf hin, daß die von Schieffer gefundenen Beziehungen
zwischen Herzgröße und Berufsarbeit' bei den militärischen Unter-
suchungen nicht vernachlässigt werden dürften. An einem allerdings
kleinen Material fand Klewitz dementsprechend zu große Herzen
überwiegend bei Soldaten, die schon im Frieden schwere Arbeit
geleistet hatten, zu kleine Herzen überwiegend bei leichten Berufen.
| Bemerkenswert an dieser Feststellung ist, daß die schon. im Frieden
durch Arbeit „erstarkten“ Herzen mehr zu krankhafter ‚Vergrößerung
neigten und die kleinen Herzen sich den. .Kriegsstrapazen recht
gut gewachsen zeigten.
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Übertrifft-der Herzwert den Lungenwert, -
(Fortsetzung folgt.)
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"Schlottergelenke nach ausgedehnter Resektion. Beim nichtparalytischen
_ der Gewebe und Hyperämie gelang ‚die rasche Heilung der langwierigen,
+
1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
594
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische. Wochenschrift 1919, Nr. 21 u. 22. ` unterernährten Individuen hat nichts Befremdliches, wenn man bedenkt,
Nr.21. von den Velden (Berlin): Beiträge zur parenteralen | daß die Hauptlieferanten des exogenen Cholesterinstoffwechsels,
Proteinkörpertherapie. An pathologischen Geweben tritt nach der | Fleisch, Dior, Butter und Fett, Sik AuSlERIEn HAUESB AS
parenteralen Zufubr von Eiweißkörpern eine starke Lokalreaktion ein, |. Volksernährungsmittel in Wegfall gekommen sind.
die bis zur Einschmelzung und: Abstoßung des erkrankten Gewebes | W. v. Drigalski (Halle a. S.): Hungerblockade und Volks-
führen und damit therapeutisch bedeutungsvoll werden kann. ; gesundheit. Die Schädigung der jetzt lebenden Generation steht fest.
Wolff (Berlin): Zur Kenntnis von der Verbreitung agglutinabler | Wir können die Tuberkulose nicht mehr wie früher eindämmen, und.
Proteusstämme des Typus X 19 (Weil und Felix). Der Proteus X 19 | wir können sie nicht mehr heilen. Die Folge ist eine früher nie ge-
ist eine konstante Spielart des Proteus vulgaris. Er ist nicht auf den | sehene Häufigkeit von Todesfällen bei Jugendlichen. Wer heute an
Fleckfieberkranken beschränkt. Unter 116 Proteusstämmen anderer | klinischer Tuberkulose erkrankt, ist verloren. Aber die Befürchtung
Herkunft konnten drei vom Typus X 19 gezüchtet werden. geht zu weit, daß noch die künftige Generation, besonders die. aus den
Zondek: Erfahrungen über Malaria bei Chininprophylaktikern. | jetzt Geborenen hervorgehende, ein ganz minderwertiges Geschlecht
Die Chininprophylaxe hat vielfach zur Latenz der Malaria geführt; die
‚infolge der Entbehrungen ihrer Erzeuger und der eigenen in den
Krankheit wurde oft durch Infektionskrankheiten (Typhus, Fleckfieber) | ersten Lebensmonaten und -jahren sein werde. (Auf der anderen
manifest. Bei Prophylaktikern kann sehon die erste Erkrankung unter | Seite kann man auch nicht mit der Stärkung unserer Jugend an
atypischem Bilde verlaufen. Sie rezidiviert leicht und wird leicht | der Stärkung unseres Volksstammes, das heißt an der Verbesserung
chronisch. Herzstörungen können als Malariaäquivalente auftreten. seiner Erbwerte arbeiten.) Die zurzeit bestehende Neigung zu rachi-
Zeißler: Der Rauschbrand und verwandte Erkrankungen der | tischen Veränderungen braucht die Betroffenen durchaus nicht dauernd
Tiere. Erwiderung zu dem gleichnamigen Aufsatz von Klose , Nr. 18 körperlich oder geistig minderwertig zu machen. Daß durch die jetzige
dieser Wochenschrift. Der i ‚ materielle Not keine konstitutionell minderwertige, das heißt in ihren
i Peltesohn (Berlin): Zur orthopädischen Versorgung der Erbwerten beeinträchtigte Descendenz entstehen wird, geht aus der
| Beobachtung hervor, daß die absichtlich unter knapper Ernährung ge-
Schlottergelenk ist es, wie der mitgeteilte Fall zeigt, möglich, ohne | haltenen Mütter keine kleinen, leicht zu gebärenden „Hungerkinder“,
weitere operative Maßnahmen die noch erhaltenen Muskelreste nach | Sondern vollgewichtige Früchte zur Welt brachten. Auch jetzt zeigt
systematischer Schulung zur aktiven Bewegung des in Verlust ge- | sich immer wieder, daß die jungen Säuglinge so kräftig sind wie früher
ratenen: Gelenks unter Benutzung eines richtig gebauten Apparates | !M Frieden.
auszunutzen, R. Habermann und F. Mauelshagen (Bonn): Die Be
deutung der Hofimannschen Drüsenpunktion für die Früherkennung der
Syphilis. Sie zeigt sich darin, daß in der Früh periode der Spi-
rochätennachweis ausschlaggebend ist, da die serologische Ver-
änderung nicht abgewartet werden kann.
M. Löns (Dortmund): Die Reaktionen nach Wassermann und
Sachs-Georgi. Die neue Reaktion scheint praktisch verwertbar zu sein.
; Die Abweichungen der Ergebnisse von der Wassermannschen Reaktion
sind im allgemeinen nur geringfügig.
0O. Wiese (Landeshut): Dürfen Tuberkulöse, speziell Lungen-
tuberkulöse, der Pockenschutzimpfung unterzogen werden? Die Frage
wird bejaht.
J. Pick (Charlottenburg): Ein weiterer Beitrag über den initialen
Wärmeverlust bei Neugeborenen. Der Neugeborene hat eine zu große
Oberfläche (Wärmeausstrahlungsfläche) und ist dadurch von vornherein
ungünstiger gestellt als der ausgewachsene Organismus.
Alexander Edel (Berlin - Wilmersdorf): Können die Er-
fahrungen der praktischen Ärzte der medizinischen Wissenschaft nützen?
Der Familienarzt ist unter anderem besonders befähigt zum Studium
der Krankheitsprodrome, der Vererbung (so sind z. B. der
Verlauf der Geburt, der Charakter der Wehen und der Nachwehen bei
der Tochter oft genau so wie bei der Mutter), der K onstitution
und Disposition, sowie auch zum Studium der Frage nach dem
Erreger des Carcinoms.
H. Salomon (Koblenz-Wien): Die Bedeutung der deutschen
Kolonisationstätigkeit für den Naturschutz. Das deutsche Volk hat sich
der Fauna seiner Kolonien in hervorragender Weise angenommen IM
Gegensatz zu der völligen Indolenz mancher anderer K.olonialvölker,
namentlich der Franzosen. Nur England kann in dieser Beziehung mit
Deutschland konkurrieren. F. Bruck.
Nr. 22, Siemerling (Kiel): Encephalitisepidemie. Mitteilung
einiger Fälle von akuter primärer hämorrhagischer Encephalitis oder
Influenzaencephalitis mit starker Beteiligung der psychischen Funktionen.
Einige Fälle erinnerten durch eigenartige Schlafsucht an das Bild der
Encephalitis lethargica. i
Ceelen (Berlin): Reizleitungssystem des Herzens. Siehe Vereins-
bericht der Berliner Medizinischen Gesellschaft vom 19, März 1919.
Unverricht (Berlin: Behandlung von Bronchiektasien mit
künstlichem Pneumothorax. Die Pneumothoraxtherapie ist ungefährlich,
in vielen Fällen von Bronchiektäsien nützlich und daher beim Versagen
interner und klimatischer Behandlung zu empfehlen.
Klose (Berlin): Herstellung und Prüfung des Gasödemserums.
Das in der Kaiser-Wilhelm-Akademie hergestellte Gasödemmischserum
K.W.A. enthält wirksame Quoten für alle drei Erregertypen. Mit
einem solchen Präparat wird die prophylaktische und therapeutische
Wirksamkeit für den Menschen gesteigert. |
Willrich (Weimar): Heilung einer langwierigen Mastdarmifistel
durch Saugbehandlung. Durch die beim Saugen erzeugte Zerreißung
schmerzhaften Fistel. Reckzenh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 21.
Martin Reichardt (Würzburg): Psychisch vermittelte Ein-
wirkungen als Ursachen psychischer Erkrankungen. Aus einem Vortragee
gehalten in der Physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würzburg
am 12. Dezember 1918.
l A. Schittenhelm (Kiel): Über Röntgendiagnostik mit Hilfe
künstlicher Gasansammlung in’ der Bauchhöhle. Die Methode der Ein-
führung von Sauerstoff in die Bauchhöhle ist in geeigneten Fällen eine
Bereicherung der- Diagnostik. nr
Puppe (Königsberg i. Pr.): Allgemeinnarkose und Lokal-
‚anästhesie in gerichtsärztlicher Beziehung. Nach einem im Verein für
wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg am 24. März 1919 gehaltenen
Vortrage.
Karl Kißkalt (Kiel): Zur Sterblichkeit der Kinder im ersten
und im zweiten Lebensjahre, insbesondere an Magendarmkrankheiten.
Da beide Lebensjahre an der Sterblichkeit in gleicher Weise beteiligt
sind, geht es nicht an, für die Steigerung der Säuglings sterblich-
keit das zu warme Einwickeln und den Hitzschlag anzuschuldigen, da
diese beiden Faktoren bei den etwas älteren Kindern nicht mehr in
Betracht kommen können. Viel eher ist eine Entstehung der Darm-
krankheiten durch bakteriell verdorbene Nahrungsmittel und durch An-
steekung (z. B. Ruhr) anzunehmen, , |
F. Rosenthal (Breslau): Über Cholesterinverarmung der mensch-
lichen roten Blutkörperchen unter dem Einfluß -der Kriegsernährung.
Die beträchtliche Cholesterinverarmung der Erythrocyten bei vielen
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 19.
H. E. Hering (Köln a. Rh): Über die Bedeutung der Begrifle
Ursache, Bedingung und Funktion für den Mediziner. Der konditionale
Standpunkt ist nicht der für den Mediziner allein richtige, der kausale
hat ebenso seine Berechtigung. wie auch der funktionale. Wenn der
Mediziner sagt, der Tuberkelbacillus sei die Ursache der Tuberkulos®,
dann ist er Kausalist; nennt er Krankheit Leben unter veränderten
Bedingungen, dann ist er Konditionalist; und Funktionalist, wen er
meint, die Thrombose sei eine Funktion von Blutplättchen-, Gefäß- und
Stromesbeschaffenheit (allerdings Funktionalist im allgemeinsten Sinne
des Begriffes Abhängigkeit). Der Mediziner ist in einer Person e
Praktiker, teils Theoretiker. Vom praktischen Standpunkt aus bezeichne
| er den Bacillus als Ursache einer Krankheit und verständigt sicb T
durch mit dem Laien. Als Theoretiker (Forscher) findet er, ie
die Tuberkulose nicht nur vom Tuberkelbacillus abhängt, sondern AUT
von der Beschaffenheit des Organismus; er betrachtet dabel die BF
| : 15. Juni. - 0.00.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. U. ef a
krankung an Tuberkulose vom Standpunkte der Pluralität der Ur- | ration liegengelassen. Dadurch blieb die Atmung während der ganzen A foii a
sachen. Er : DEREN: l S | = | Operation frei. — Ein Zusatz von Poppert bestätigt, daß die Es ;
= Gg. Hohmann (München): Uber Pseudarthrosen und durch | Strumektomie bei Tracheostenose - durch die Einführung des ei. Bi ;
Knochendefekte ‚bedingte Schlottergelenke. Nach. einem Vortrage im | Rohres wesentlich erleichtert wird und dadurch auch bei ängst- Ran
Ärztlichen Verein München am i2. Februar 1919.. ` | lichen Personen die allgemeine Narkose unbedenklich anwendbar ist. f: Bi K
. Karl Ernst Ranke (München): - Das Granulom und seine | M. Baruch: Plastischer Ersatz des Malleolus externus. Aus der kel. AR N
Beziehungen zur Tuberkulose. Die Lymphomatosis granulomatosa (ma- | lateralen Tibiafläche wurde: oberhalb des.Gelenkes ein Knochen- | keppi
lignes Granulom, Lymphogranulom, Granulom schlechthin, Hod’g- | keil abgemeißelt und an der Epiphysè umgebrochen. Auf diese Weise SRR. art
kinsche Krankheit).ist eine aus dem Symptomenkomplex der Pseudo- | wurde in einem Falle von Sarkom: der Fibula. ein: Ersatz für.die rese- . Mg in.
leukämie abgetrennte . entzündliche Erkrankung sui generis. Vieles |. zierte Fibula geschaffen und gute Leistung, des Gelenks‘ erreicht. ae Re Aika i
spricht für die Annahme eines eigenen specifischen Erregers, des Koryne- | G: Schwalbach: Zum -Aneurysma der... Arteria. vertebralis ee Fee F
baeteriums Hodgkinii. Es finden ‚sich echtes Granulom und echte Tuber- tuboccipitale.. Die Erfahrungen bei der Operation. eines'traumatischen > © ~ =} GPE
kulose nebeneinander: : . er a | ‚Aneufysmas der Arteria‘ vertebralis, ‚das (durch. Kompression der Blu- | i pla
K. Walz (Stuttgart): Pleuritis adhaesiva obliterans und InfInenza- | tung nách dem Einreißen bei der Operation beseitigt ‚werden konnte, A j a!
~ pneumonie. Die Pleuritis prädisponiert infolge mangelhafter Entfaltbar- belehrten, daß sich vor ‚jeder Operation die Unterb indung der | ei
“ keit der Lunge zu Bronchopneumonie und verschlechtert deren Pro- | Arterie vor ihrem Eintritt in den Wirbelkanal und peripherwärts > Ele ER
gnose infolge der Beeinträchtigung der Lungen- und Herztätigkeit. , Be- | vom Aneurysmasack. empfiehlt. ` | ve ae nap BER
-~ rücksichtigt man die totälen Verwachsungen, so zeigt sich,_daß nicht > Nr.24. W. Levy: Freilegung der Regio infratemporalis (spheno- “2 Bi >
',. vorwiegend gesunde und kräftige, sordern weitaus vorwiegend kranke | maxillaris) und retromandibularis durch einseitige temporäre Luxation des BE
oder geschwächte Individuen -der Influenzapneumonie eriegen. Unterkiefers. Nach dem Hautschnitt vom Wearzenfortsatz längs des jg TE RERE
| Matth. Münster (München): Untersuchungen und Erfahrun- | Vorderrandes des Kopfnickers. und. nach Abziehen der Parotis über den NER
if . -gen mit der Sachs-Georgischen Reaktion zur Serodiagnostik der Syphilis. | Unterkieferrand wird bei halbgeöffnetem Munde des Kranken durch | Fit
| Eee Sie ist eine vorzügliche Ergänzungsmethode der Wassermannschen Druck auf die Backzähne. nach unten und nach vorn’ der Gele nk- A pea a
-` Reaktion und übertrifft diese sogar in bestimmten Fällen, so als Indi- | Kopf nach vorn luxiert. Dadurch gelingt ein: guter Einblick we
- kator für das Ergebnis der antisyphilitischen Therapie. n _ | in die Tiefe über die Verzweigungen der Maxillaris interna und Carotis EEE.
Georg Wolff: Fehlerquellen der :Weil-Felix-Reaktion. ‚Bei der | interna.. een mE De nt A FENG K
.. -~ Agglutinationsreaktion des. Serums von Kranken mit dem Proteusbacillus | "W. v. Brunn: Zur. Hämorrhoidenoperation. Nach starker Deh- TEE
X19 könnte es sich außer um Fleckfieber: auch noch um | nung wird an drei Stellen eine Schleimhautfalte in der ES.
andere Krankheiten handeln, bei denen Agglutinine für den Proteus im | Längsrichtung des Darms in ‚eine große Klemme. gefaßt RAUA
Blut auftreten, sodann. könnte dieser Batillus durch äußere Einflüsse | und hinter der Klemme fortlaufend abgenäht. Die Schleimhautfalte A
seine Agglutinierbarkeit verändern oder verlieren. Diese beiden Mög- | wird vor der Klemme weggeschnitten. Während der ersten fünf Tage San
‚lichkeiten werden einer Prüfung -unterzogen, unter Berücksichtigung | pflegt die Naht zu halten. Danach weicht sie bei den Sitzbädern etwas S REEI i
` der Maßnahmen, die zur Ausschaltung dieser „Fehlerquellen dienen | auseinander. Die drei per 'secundam heilenden Wundstreifen | En
„können. = i KA: | schützen durch Narbenbildung vor. Rückfällen. ` K. Bg. u Kar
= NieBßl v, Mayen dort (Leipzig): Das Symptom der:Paraphasie | iet | SE a A T a = ae
., und seine anatomische Begründung. Bei dem „Danebenreden“ haben |. ` Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 20 u.21.. = Be
~ wir es mit einer Assoziationsstörung ües centralen Apparates der Wort- Ä ren Fa re an EST,
und Satzbildung zu. tun. Es handelt sich um die pathologische Ab- |- Nr. 20. W. Sigwart: ‚Zur Atiologie der Hyperemesis gravi-. ERBEN
| - weichung einer noch vorhandenen Funktion. Funktionslosigkeit | darum. Mitteilung von drei Fällen, bei denen das Erbrechen un - EEE
f. liegt dann vor, wenn die einzelven Laute überhaupt nicht mehr zu | abhängig von jeder psychischen Erregung und Suggestion weiter: | Ei“ .
~- einem Worte gefügt werden könnten. Der Paraphasische ist dies aber | Sing und erst aufhörte, als das Ei entfernt worden war. Die lebens: u ARDRE
I imstande, nur setzt er die lautlichen Bausteine des Wortes an die un- a älle re sich nur auf primär toxischer Grund- ei;
= Techte. | ij i ; sadia ibra ‚lage entstanden erklären. u; l e E DORE
a aa a Der: Verfasser führe dio Paraprase sowie ote übrigen -1s M. Madlener: Über sterilisierende Operationen an den Tuben. ; En
Begleiterscheinungen der Worttaubheit, die amnestische Aphasie, | M-- nn | | N.
| Echolalie, Perseveration, Logorrhöe, zurück auf ein Freiwerden der | Die meisten Sterilisationen wurden bei der Operation schwerer Genital-
Funktionen der rechtshirnigen Hörsphäre, der rechten temporalen Quer- | Prolapse auf vaginalem Wege gemacht und mit dem: Enterotriptor nach
| ` windungen durch den pathologischen Ausfall der normal über- | Doyen ausgeführt. Die mit der Pinzette in der Mitte gefaßte Tube
| | wiegend tätigen lin ks seitigen. a ~ `| wird in die Höhe gezogen und der von und zu der Pinzette laufende
j 2 L. Hoeflmayr (München): Kasuistischer Beitrag zum Kapitel Tubenteil schräg mit der Klemme gefaßt und mittels des angesetzten
„Innere Sekretion“, Beschrieben werden vier Fälle von Neuritis optica, | Hebels papierdünn geque tscht. In die Quetschfurche wird
Der Verfasser nimmt Hypophysenerkrankungen oder Funktionsstörungen | ne dünne Zwirnligatur gelegt. — Von sämtlichen 86 operierten Frauen
| auf Grund: von „Sexualhormonen“ an. Temperierte Halbbäder 'mit | hat keine mehr geboren. Das Verfahren setzt keine blutende Wunde
_ Bürstenfrottage und Horminum femininum Natterer (dreimal zwei Ta- und ist auch von der Kolpotomiewunde aus rasch und mühelos aus-
bletten täglich) bewährten ‘sich sehr gut. Eine Hypofunktion der Ge- | führbar. 00. CT ee
‚Schlechtsdrüsen dürfte zu einer vorübergehenden Hyperfunktion der | - Nr. 21. H. Lembcke: Ist die Infektion des Neugeborenen mit:
üypophyse geführt haben, bis es dann durch die den Sympathicus | Diphtheriebacillen eine harmlose Erscheinung? Bei einer in den -ersten ~
- stark reizenden Hàlbbäder und das Horminium zu einem allmäblichen | Monaten 1919 in der Freiburger Universitäts-Frauenklinik: beobachteten -
Funktionsausgleich kam. ! Zr o Hausepidemie wurde festgestellt, daß von 90 Kindern 48 Bacillenträger
Ernst Müller (Erlangen): Ein Fall von „Carcinomdivertikel“ | waren und von diesen 43 hatten 10 Kinder Nasendi phtherie `
des Magens. Anamnese, klinischer und röntgenologischer Befund | und 3 verdächtigen Schnupfen. Bei kräftigen Kindern verlief die Nasen-
. Sprachen gegen Careinom. ‘Dieses wurde jedoch bei der Operation | diphtherie mittelsehwer; nur ein minderwertiges Kind starb an
nachgewiesen. - f D 3 .. | diphtherischer Lähmung. Ein besonderer Schutz’ scheint also bei
l Sielmann: Über Projektilwanderung. Eine Infanteriekugel, | Neugeborenen nicht zu bestehen; auch die Ernährung mit Mutter-
. die ursprünglich röntgenologisch im Bauche festgestellt wurde, ließ | milch gewährt keinen Schutz. — Infolge der prophylaktischen Impfung
sich nach 2 1/s Jahren ebenfalls mit Hilfe von Röntgenstralen Im Ober- | mit B ehringschem Serum und der Absperrungsmaßnahmen ‚wurde
Schenkel oberhalb des Kniegelenks nachweisen, hatte also. in. dieser | die Erkrankung von weiteren Kindern verhindert: ee ©
Zeit durch Muskelcontractionen einen Weg von 60 em zurückgelegt. | E.Werner: Ein weiterer Beitrag zur Bewertung der kombinierten :
Ein etwaiges Wandern der Geschosse läßt sich somit durch Röntgen- | intravenösen und intramuskulären Anwendung von Chinin als Wehen-
strahlen leicht feststellen. i . F, Bruck. mittel. Bei Wehenschwäche wurde stets 0,5 Chinin: hydr ochlor.
aaa; er l | PT intravenös und sofort darauf 05 intramuskulär ge-
TEEN FSA | er ‚geben. Die Lösung in der Menge von 10 cem wird in etwa einer
Zentralblatt für_Chir urgie_ 1919, Nr. 20 u.'2l, Nr. 20 u.'2 I, | Minute langsam eingespritzt. — Die Chininbehandlung ist auch bei f
= Nr.20. v. Eicken: Strumaoperationen bei eingeführtem Tra- | hochstehendem Kopf und bei Wehenschwäche und mäßiger Becken-
cheoskop. Nach dem Vorschlage von v. Eicken wurde bei Struma- | verengerung‘ gestattet. — Wenn Chinin. versagt hatte, wirkte auch Pitu-
fällen mit Verengerungen der. Luftröhre nach Cocaini- .| glandol nicht mehr. “Die weiteren Erfahrungen haben gezeigt, daß das -
sierung des Kehlkopfs und der Luftröhre ein Bronchoskop
sieru Chinin ein deù Hypopbysenextrakten gleichwertiges
über die Stenosge nach abwärts geschoben und während der Ope-
Mittel zur Bekämpfung der Wehenschwäche ist. - .K. Bg,
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Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 9.
Albrecht: Die moderne Behandlung der Kehlkopftuberkulose.
Da es sich so gut wie immer um eine sekundäre, von der Lunge aus
hervorgerufene Erkrankung handelt, steht auch hier die Allgemein-
behandlung im Vordergrunde, die zweckmäßig mit einer Schweigekur
zu kombinieren ist. Je nach Lage des Falls sind dann lokal Milchsäure-
ätzungen, Hyperämie, Curettage, galvanokaustischer Tiefenstich an-
zuwenden. Bestrahlungstherapie hat bisher weder bei Anwendung des
gewöhnlichen, nichtkonzentrierten Sonnenliehts noch der Röntgenstrahlen
Erfolge zu verzeichnen.
“Franke (Braunschweig): Über Dauerdrainage beim Ascites.
Zurückgreifend auf seinen hierüber 1912 auf der 41. Versammlung der
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie gehaltenen Vortrag, teilt Franke
erneut sein Verfahren mit: ‚Verbindung der Bauchhöble mit dem Subeutan-
gewebe der vorderen Bauchwand vermittels eines aus Glas hergestellten
Kugeldrains, welches nach Einführung in Lokalanästhesie zur Einheilung
gebracht wird. 3 5 u
Bárány (Upsala): Über Behandlung der Hirnabscesse. Über
primäre Excision und primäre Naht der Schußwunden. (Schluß.) In der
den voranstehenden Mitteilungen folgenden Diskussion in der Berliner
Medizinischen Gesellschaft nabmen Hildebrand und Kausch
ziemlich ablehnende Stellung ein im Hinblick auf die großen durch Zeit,
Ort, Technik bedingten Schwierigkeiten, die einer Verallgemeinerung
der Anwendung der Methode entgegenständen. Bier bezeichnet die
Prima intentio einer genähten Kriegsverletzung als ein klares und hohes
Ziel der Wissenschaft, dem man jetzt anscheinend auch mit Hilfe der
von Morgenroth gefundenen Chininderivate zur Desinfektion des
lebenden Gewebes mit Erfolg zustrebe. Morgenroth gibt nach den
bisherigen experimentellen und klinischen Erfahrungen der Überzeugung
Ausdruck, daß man einer neuen Periode der Wundbehandlung ent-
gegengehe, in welcher der energischen ehemotherapeutischen Antisepsis
mit wirklich brauchbaren Mitteln entscheidende Bedeutung zukommen
werde, ` l
D i ppe (Leipzig): Ärztestreik. Da die jetzigen Machthaber keine
Freunde eines freien selbständigen Ärztestandes sind, werden bei
Meinungsverschiedenbeiten der Zukunft gelegentlich die wirtschaftlichen
Dinge gegenüber den reinen Standesfragen mehr als bisher zurück-
treten. Neben die hierbei wie ja auch schon früher nicht zu um-
gehenden Streiks aus ärztlicher Not ist neuerdings in Leipzig der
Ärztestreik als Teilerscheinung eines Abwehrstreiks der gesamten
Bürgerschaft getreten. Notfälle waren von vornherein freigegeben, die
Krankenhäuser standen für das Dringendste zur Verfügung. „Nach den
Erfahrungen und Eindrücken dieser elf Tage ist nur zu sagen: Ein
Ärztestreik ist so ungefähr der Gipfel der Scheußlichkeit. Aber wirk-
sam ist er. Die Verantwortung fällt auf die, die uns zu einem so ver-
zweifelten Mittel zwingen“ ` Hans Meyer (Berlin).
Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1919,
S. Alexander: Eine neue Helikoplastik żur Stellungskorrektur
und Vergrößerung der Ohrmuschel bei relativer Mikrotie. Operatives
Verfahren für Fälle von mäßiger Mikrotie, welche mit starkem Abstehen
der Ohrenmuschel und übergroß entwickelter Umkrempelung des Helix-
randes verbunden sind. Der abgetragene Knorpelteil wird zur Ver-
größerung des freien Ohrteiles verwendet. Verfahren an der Hand der
Abbildungen muß im Original nachgesehen werden.
R. Fischer: Traumatische Neurose als Folge einer Selbst-
beschädigung des Ohres. Rechter Gehörgang verätzt, sodaß sich die
ganze vordere Gehörgangswand als dicker Ätzschorf abheben läßt.
Knochen an der hinteren und oberen Gehörgangswand bloß, fühlt sich
rauh an. Das nicht perforierte Trommelfell in toto verätzt, nekrotisch.
Acht Tage nach der Verätzung komplette Lähmung des N, facialis r.
Weiterhin reißt das Trommelfell rechts hinten unten ein, es zeigt sich
die ganze hintere Paukenhöhlenwand sowie der gesamte Inhalt der
Paukenhöhle nekrotisch. - Hammer ist durch leichten Zug zu ent-
fernen. Schließlich liegt das ganze Promontorium als weißer gesunder
Knochen frei, der Amboß liegt im Gehörgang, frei von allen Bändern
und dem Periost, der Steigbügel wackelt bei leisester Berührung hin
und her. Nach zwei Tagen liegt der Steigbügel im Hypotympanon.
Die völlige Abstoßung des gesamten Mittelohres dauerte acht Tage.
. Es treten darauf Labyrintherscheinungen auf: anscheinend komplette
Taubheit rechts, dauernd stark taumelnder Gang, Zitterneurose. Es
bildeten also die nach der Selbstbeschädigung aufgetretenen Labyrinth-
erscheinungen die Grundlage für die Entwicklung einer traumatischen
Neurose, bei Ausschluß irgendwelcher Einflüsse, die etwa durch ihr
Beispiel hätten wirken können.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
18. Juni. |
M. Kraßnig: Erscheinungsformen der diesiährigen Influenza-
epidemie auf dem Gebiet der Laryngo-Otologie. Häufig tritt hartnäckiges
Nasenbluten auf, der Rachen, besonders das Zäpfchen, zeigt Hyperämie.
Im Kehlkopf und der Luftröhre treten auf: Veränderungen leichtesten
Grades mit Rötung, Schwellung und Ekchymosenbildung in der Schleim-
‚ haut, Veränderungen höheren Grades mit starker Exsudation in das
entzündete Gewebe und Fibrinablagerung, Veränderungen schweren
Grades mit nekrotisierender Entzündung. Besonders häufige Kompli-
kationen seitens des Gehörorgans wurden nicht beobachtet. Die be-
gleitenden Schmerzen bei Influenzaotitis waren oft ganz unerträglich. Para-.
centese, frühzeitig ausgeführt, ließ die Erscheinungen mehrmals rasch
verschwinden. Mehrfach fiel die schwere Funktionsstörung bei verhältnis-
mäßig geringer oder ganz fehlender Entzündung im Mittelohr auf.
Bakteriologisch fanden sich in dem aus Blasen auf dem Trommelfell
entnommenen Sekret grampositive Streptokokken, die häufig auch als
Diplokokken angeordnet waren. |
S. Alexander: Zur Frage der traumatischen Taubstummheit.-
Gesichtssehädeldurebschuß mit beiderseitiger Ertaubung und temporärer
Kiefersperre. Temporärer Verlust der Sprache; Ablese und Artikulations-
unterricht mit dem Ergebnis einer Lautsprache, die alle Charaktere der
Sprache der Taubstummen trägt. Man beobachtet unbeholfene schwere.
Artikulation, holprige Aussprache, besonders der Zungen- und Lippen-
laute, Monotomie. Späte Rückkehr eines geringen Hörvermögens auf
dem rechten Ohre (differenzierendes Vokalgehör, kein Wortgehör).
-Aus der neuesten Skandinavischen Literatur.
Der allgemeine Tremor, welcher während der Narkose zu-
weilen auftritt, und auf diese oft sebr störend einwirkt, wird nach
Torsten Rietz (Stockholm) durch einfache Kompression der Carotis
in kürzester Zeit behoben. (Hygiea 1919, H. 7.)
Nach einfachen Kontusionen .reponibler Hernien sah Svende
Hindse-Nielsen (Kopenhagen) in vier Fällen Darmrupturen, die
trotz rechtzeitiger Operation in drei Fällen tödlich verliefen. Die
Diagnose konnte erst bei der Operation gestellt werden, da immer eine
Incarceration vermutet worden ist. Da in-solchen Fällen Taxisversuche
. die Lage verschlimmern, soll vor jeder Herniotomie nach eventuell vor-
er Traumen geforscht werden. (Ugeskrift f. läger 1919,
r. 17.) |
Herdsymptome bei seniler Demenz deuten nach Bertelsen
und Wimmer (Kopenhagen) zumeist auf arteriosklerotische Prozesse,
doch ist auch beim Fehlen derselben der allgemeine senile Involutions-
_ prozeß des Gehirns nicht in allen Abschnitten gleich, sodaß auch dort,
wo Arteriosklerose der Gehirngefäße nicht gefunden wird, die Herd-
symptome dadurch ihre Erklärung finden. Die Demenz ist in Wirk-
lichkeit ein Mosaik mehrerer herdförmiger Ausfallsymptome. (Hospitals-
tidende 1919, Nr. 14.)
Die schwersten Formen der Meningitis sind die petechialen
Formen, welche hauptsächlich in Kasernen auftreten, sodaß man ihnen
den Namen Kasernenkrankheit beigelegt bat. Thomsen und W ulfi
(Kopenhagen) finden, daß diese Formen auf eine besonders erhöhte
Virulenz der Meningokokken zurückzuführen sind. Diese Steigerung
der Virulenz kann in dem Umstande vermutet werden, daß Meningo-
kokken von Bacillenträgern auf gesunde Schleimhäute übertragen
werden und hier besonders gute Nährböden vorfinden. Eine solche
Übertragung findet in dicht bewohnten Kasernen besonders leicht statt.
Die allermeisten Fälle petechialer Meningitis der Zivilbevölkerupg
standen vor ibrer Erkrankung mit Soldaten aus infizierten Kasernen in
Verbindung. (Hospitalstidende 1919, Nr. 15 bis 17.)
Transitorische Myopie beobachtete Lundsgaard (Kopek-
hagen) in fünf Fällen. Die Refraktionsstörung beruht nicht auf einem
Krampf der Akkommodation, wird durch Atropinisierung nicht beein-
flußt und schwindet nach einigen Tagen vollständig. In einem Falle
war der Blutzuckergehalt vermehrt, ein Fall`ist auf ein Trauma zU-
rückzuführen, die restlichen Fälle haben kurz zuvor Grippen über-
standen. Die Ursache der Erkrankung dürfte in einer vorübergehenden
Vermehrung der Linsenkrümmung zu suchen sein. (Hospitalstidende
1919, Nr. 18.) |
Rovsing (Kopenhagen) behandelte einen Fall beiderseitiger
echter Mammahypertrophie mit Röntgenbestrahlung. Der Erfolg war
sehr gut, die hypertrophische Mamma ging zur normalen Größe zu-
rück. (Hospitalstidende 1919, Nr. 1a.)
Landelius (Hudiksvall) beschreibt einen Fall von Ein-
klemmung einer Zwerchfelihernie, der durch einen Sprung bei Turn-
übungen entstanden ist, Die Diagnose wurde durch Röutgendurch-
leuchtung festgestellt. Operation 38 Stunden nach erfolgter Ein-
klemmung. In dem angeborenen Zwerchfelldefekt waren der Magen;
ET u.
18. Juhi.
ist genesen. (Hygiea 1919, Nr. 8.)
~ Fällen (Influenzadurchfälle) vielleicht überlegen. (Ther. d.
logie, : Entwicklungsme
p
die Milz und Flexura coli lienalis vorgefallen; der Magen war gebläht
und konnte erst nach erfolgter Punktion reponiert werden. Der Fall
Sjögren (Stockholm) konstruierte einen Stuhl zur leichten Be-
strahlung der Gesäßgegend bei Behandlung des Pruritus ani. Die
nähere Beschreibung des’ Stuhles erfolgt in’ den. Fortschritten auf dem
‚Gebiete .der Röntgenstrahlen.. (Hygiea 1919, Nr. 8.) |
| : Klemperer (Karlsbad),
E Therapeutische Notizen. |
Über die Behandlung der Trichophytie berichtet Franz Blumen-
thal (Berlin). Da jede Trichophytie als eine oberflächliche beginnt
(in der Epidermis und den oberflächlichen Schichten des Coriums),
muß verhindert werden, daß sich daraus eine tiefe, infiltrierende
entwickelt, die eine Allgemein infektion darstellt. Handelt es sich
um eine Stelle des Bartes oder des behaarten Kopfes, so, muß man
auch bei den- oberflächlichen Formen neben der Anwendung der be-
kannten äußeren Mittel sämtliche. Haare in weiter Umgebung des
Herdes sorgfältig epilieren, da die Pilze an diesen Stellen schon
frühzeitig in das Haar eindringen. Bei den tiefen Formen empfehlen
sich vor allem heiße Breiumschläge (auch heiße Umschläge
von essigsaurer 'Tonerde — 1:8 bis 1:10 —, über die man heiße
Thermophore oder elektrische Heizkissen legt), Epilation der Haare
und die Röntgenbehändlung. (D. m. W. 1919, Nr. 21.) ER
_ In zwei von Fritz C.R.Schulz (Gleiwitz) mitgeteilten Fällen
von Tetanus kam es nach relativ geringen Serummengen zur Hei-
lung, obwohl dieses Mittel erst nach dem Auftreten der ersten Tetanus-
symptome verabfolgt wurde. (D. m. W. 1919, Nr. 21) F. Bruck.
Das: Multanin (Aluminium subtannieum) ist nach Waetzoldt
(Berlin) ‚den bewährten Tanninpräparaten gleichwertig, in einzelnen
Geg., Mai 1919.)
Reckzeh.
~: Oxyuriasis behandelt Kjernulf (Stockholm) mit bestem Erfolge
mit einer Mischung von Subacetas aluminicus 0,40 + pulv. Glycyrrhizae
comp. 0,60, welches Pulver dreimal täglich durch 4 bis 5 Tage gegeben
wird. Die-Kur wird durch Eingabe von Ricinusöl beendet. Um die
Reinfektion zu verhindern, wird der Analtrakt mit einer Salbe Thymol
0,50, Sulfur: chinae, Camphor aa 1,00, Ungt. cetacei 30 eingerieben.
(Hygiea 1919, H.9)
Klemperer (Karlsbad).
-———
Bücherbesprechungen. f
Fr. Kraus, Die allgemeine und spezielle Pathologie
der Person. Klinische Syzygiologie. Allgemeiner Teil. Leipzig
1919, Georg Thieme. 435 Seiten. Preis M 20,—, gebunden M 22,—
‚und 25% Teuerungszuschlag. Ä ns i
~ ` Das vorliegende Werk, das zweifellos eine der hervorragendsten
literarischen Erscheinungen unserer Zeit ist, dient einem schon seit
vielen Jahren von Kraus vertretenen Gedanken, den er wohl das
erstemal ausgesprochen hat in seiner Abhandlung über die Ermüdung
als Maß der Konstitution. Hier wird nun unter Heranziehung eines
gewaltigen Tatsachenmaterials aus der Biologie, Morphologie; Psycho-
chanik usw. zu begründen versucht, daß der.
menschliche Organismus morphologisch und funktionell, physisch und
psychisch, unter normalen und -pathologischen Verhältnissen ein- un-
#ennbares Gànzes darstellt, das der Arzt weit mehr als bisher bei allen
seinen Betrachtungen und Maßnahmen ins Auge zu fassen habe. Neben
die Cellularpathologie mit ihrer starken Betonung des Sedes morbi-
tritt gleichberechtigt der Organismusstandpunkt, der immer und überall
die näheren: und weiteren Zusammenhänge der Erscheinungen sucht
und aus dem engen Ineinandergreifen aller Funktionen zu verstehen
strebt. Es liest in diesem Gedanken eine Vermittlung zwischen der
alten Anschauung der Humoralpathologie von den Krankheiten als
generellen. und unserem ‚heutigen biologischen Wissen und Denken
der Weg zu einem „Neohippokratismus“, der .sehr wohl beschritten
werden kann, wie aus Kraus’ Betrachtungen hervorgeht. Man sollte
wohl meinen, daß die heutige Biologie und Pathologie dem Organismus-
ständpunkt ebenso gerecht zu werden vermag wie etwa dem Prinzip
der Cellularpathologie, ` E >
- _ Wie gesagt, ist die Fülle des herangezogenen \Wissensstoffes und
die Bezugnahme auf die Literatur eine ganz außerordentliche. Die.
Betrachtungsweise, die Verknüpfung der einzelnen Probleme gibt dem
Werk einen philosophischen Charakter, sie zeigt uns den Meister, der
das viele, scheinbar Allerverschiedenartigste einem: großen ‘Gedanken
dienstbar zu machen versteht. Ist der Inhalt :des ‘Werkes: auch ein
streng wissenschaftlicher, so finden sich doch’ auch z. B. in dem Ab-
=> 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
ù ‘
schnitt über Neohippokratismus schöne und warme Worte über die
ärztliche Wissenschaft, ärztliche ‚Kunst, Stellung des Arztes zum
Kranken, Ziel der ärztlichen Erziehung. Auf Einzelheiten kann. hier
nicht eingegangen werden. Wer aber zu dem Werke greift, dessen
Gedanken sich durchsetzen werden, wird zwar die Lektüre keineswegs
leicht finden, aber bald gefesselt werden durch Inhalt wie Betrach-
tungsweise. Zudem ermöglichen. die sorgfältigen: Literaturnächweise
Jederzeit die Verfolgung bestimmter Fragen und Tatsachen: ins Einzelne.
| Mit Ungeduld - darf man dem Erscheinen: des speziellen Teiles: ent-
gegensehen. . C. Hart (Berlin-Schöneberg).
Bastian Schmid, Deutsche Naturwissenschaft, Technik
und Erfindungim Weltkriege. Mit zahlreichen Abbildungen
. und Tafeln. München-Leipzig 1919, Verlag von Otto Nemnich.
‚Es -verlohnt sich reichlich, Rückschau über all das zu halten, -
was auf den Gebieten deutscher Naturwissenschaft, Technik und Er-
findung in den. letzten vier Jahren geleistet worden ist. Eine aus-
gezeichnete Haudbabe hierfür wird uns mit dem vorliegenden Werke
geboten. Jedes einzelne Thema, die Aeronautik im Kriege, die Chemie,
die Ballistik und Photographie, die Waffen, die Technik, Verkehrs- und
Nachrichtenmittel, die Botanik, Zoologie und manches andere zeigt uns
die auf allen diesen Gebieten gemachten großen Fortschritte, die um
so beachtlicher sind, als den Deutschen teilweise die Rohstoffe entzogen |
waren. Schmiegsam und‘ wandlungsfähig, wie unsere Technik von
jeher war, erfinderisch und großzügig, wie nur die Wissenschaft 'in
ihrer Mannigfaltigkeit sein kann, wußten sich Naturwissenschaft,
Technik, Medizin und Landwirtschaft den neuen Verhältnissen, die der
_ Krieg erforderte, sogleich anzupassen und Sich auf neue Taten einzu-
stellen. Verwandte Gruppen der einzelien Wissenschaften sind zu-
sammengefaßt; man gewinnt sehr schnell einen Einblick in die auf den
einzelnen Gebieten geleistete Kriegsärbeit. Das, Interesse an den
unserem Leserkreise fernerstehenden, aber nicht minder fesselnden Ab-
schnitten, z. B. die „Ballistik“, „Aeronautik“, „Photographie“, „Technik“
und andere, wird durch treffliche Bildbeigaben erhöht. Die medizinisch-
biologische Gruppe wird durch den allgemein gehaltenen Beitrag „Krieg
und Heilkunst“ von Prof. Sommer (Gießen) eingeleitet. Aus der
gleichen bewährten Feder stammt. der Abschnitt „Psyehiatrie und
.Nervenkrankheiten im Kriege“. Dem ersteren schließen sich die auch
` wieder reich illustrierten Beiträge „Chirurgie“ von W. G u ndermann,
die „Orthopädie“ von Erlacher: (Graz), die „Lichttherapie“ . von
H. Bach, „Röntgentechnik“ von F. Dessauer, die „Augenheil-
kunde“ von Klingelhöffer, „Zahnheilkunde“ von Kantorowiez
(Bonn) an. Das „Arzneimittelwesen“ und die „Physiologische Chemie“
bilden selbständige Artikel. „Hygiene“ und „Bakteriologie“, bei denen
sich die Verfasser größte Beschränkung auferlegen mußten, wurde von `
Küster (Köln) beziehungsweise Lehmann (Ulm) dargestellt. ' Das
Werk gibt einen guten Einblick in die große Arbeit und ÄAnpassungs-
fähigkeit, sowie in die organisatorische Betätigung auf den ‚Gebieten
deutscher Industrie, Landwirtschaft und Forschung. E.
F. Ebeler, Taschenbuch der Wochenbettpflege für
Krankenpflegerinnen und Hebammenschülerinnen.
‘Mit 56 Abbildungen. 130 Seiten. Leipzig. 1918,. Repertorienverlag:
‚ M 3,50. Ä | en
_ Ebelers Taschenbuch ist aus den von ihm an der Frauenklinik
der Kölner Akademie abgehaltenen Kursen der Wochenbettpflege hervor-
gegangen und enthält in sechs Vorlesungen — Bau und Aufgaben der
weiblichen Geschlechtsorgane; Schwangerschaft, Geburt und Wochen-.
‚bett; Allgemeines über den Beruf der Wochenpflegerin, Desinfektions-
lebre, Hilfeleistungen bei. der Geburt; Pflege der gesunden Wöchnerin’
und ‘des gesunden: Neugeborenen; Erkrankungen im Wochenbett; die `
wichtigsten Frauenkrankheiten, praktische Hilfeleistungen, Instrumente;
— einen klar geschriebenen, sich durchaus im nötigen Rahmen haltenden
Abriß über das Wissen einer :Wochenbettpflegerin, der nicht nur für
Schülerinnen dieses Krankenpflegezweiges eine übersichtliche Einführung
in ihr Betätigungsgebiet und ein treffliches Wiederholungsbüchlein dar-
stellt, sondern auch dem Lehrer von Wochenpflegekursen' ein zuver-
lässiger Führer für die Einteilung und Darstellung des zu behandelnden
Stoffes sein wird. Die zahlreichen, meist recht guten Abbildungen, die
kurze Instrumentenlehre, das sehr reichhaltige Sach- und Fremdwörter-
verzeichnis erhöhen den Wert des ‚Werkchens, in dem Berichterstatter
in einer Neuauflage nur gerne die unter Umständen verführende Bemer-
kung „Wenn wir... mit einer feinen Sonde... den Halskanal passieren, .
so stoßen wir auf .. . den inneren Muttermund . . .“ und — als wohl
die Grenzen des Buches überschreitend — die wenig günstige Beur-
teilung des -Dämmerschlafes ausgemerzt sähe. Auch eine noch ein-
dringlichere Betonung der Anzeichen des Gebärmutterkrebses (dazu |
fettgedruckt) würde sicherlich wertvoll sein. Kritzler (Gießen).
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598
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
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E Berlin.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 21. Mai 1919.
Aussprache über den Vortrag Jürgens: Neue Wege der
Seuchenbekämpfung.
Fritz Schlesinger: Wenn auch die bakteriologische Unter-
suchung bei den Krankheiten, deren Erreger bekannt ist, eine große
Rolle mit Recht spielt, so wird ihre Bewertung doch entschieden über-
schätzt. Bei negativem Diphtheriebaeillenbefund ist der Beweis, daß
keine Diphtherie vorliegt, keineswegs erbracht. Das beweisen die auch
in solchen Fällen beobachteten charakteristischen Nachkrankheiten.
Man muß sich nach dem klinischen Verlauf der Krankheit richten.
Die Bacillenträger werden überschätzt. Wer die Krankheit durchge-
macht hat, muß weiter entsprechend behandelt werden, aber die Leute,
die nicht krank waren, müssen anders beurteilt werden. Die Isolie-
rung sämtlicher Baeillenträger ist undurchführbar. Die Meldung an-
steckender Krankheiten ist richtig, aber unrichtig ist es, alles abhängig
zu machen von den Anordnungen des Kreisarztes, die oft recht spät
getroffen werden können. In gewissen Fällen muß dem Arzt die Macht-
befugnis des Kreisarztes zuerkannt werden. Der Praktiker muß in
solchen Fällen nicht nur die Überführung ins Krankenhaus empfehlen,
sondern erzwingen können.
Orth: In dem Vortrag von Jürgens war von neuen Wegen
in der Seuchenbekämpfung nichts enthalten. Alles, was er gesagt hat,
handelt von Wegen, die schon längst bekannt sind. Es ist eine alte
Sache, daß wir nicht nur gegen den Erreger zu kämpfen haben, son-
dern daß wir auch den Körper des Menschen berücksichtigen müssen.
Für die deutsche Pathologie ist in Anspruch zu nehmen, daß sie von
jeher gegenüber der einseitigen bakteriologischen Anschauung die Dis-
position und ihre Bedeutung hervorgehoben hat. Virchow hat das
Wort geprägt vom Kampf der Körperzelle mit der Bakterienzelle.
Daraus folgt unzweifelhaft die Aufgabe, die Parasiten zu bekämpfen
und dem Körper Abwehrmittel gegen die Parasiten zuzuführen. Diese
Vorstellung ist vor allem auch in bezug auf die Tuberkulose gang
und gäbe. Man bezeichnet sie ja geradezu als Wohnungskrankheit.
Der Kampf gegen den Alkoholismus ist ein alter, weil er soziales
Elend schafft und damit Disposition für Tuberkulose im Gefolge hat.
Für die Tuberkulose als solche ist aber der Alkohol nicht zu über-
schätzen. Das lehrt vor allem das während des Krieges aufgetretene
Tuberkuloseelend. Der Alkoholismus ist stark zurückgegangen, wie
man aus dem Rückgang der Sterbefälle an Delirium tremens folgern
darf. Seit 1914 ist die Zahl bis 1917 von 917 auf 148 gesunken und
das Jahr 1918 wird sicher einen weiteren Rückgang zeigen. Die
Tuberkulose ist trotzdem ebenso rapide in die Höhe gegangen. Man
sieht, daß für das In-die-Höhe-Gehen der Tuberkulose die schlechte
Ernährung yon Bedeutung ist. Man gebe unseren Tuberkulösen ge-
hörige Nahrung und die Tuberkulose wird von selbst abnehmen, auch
wenn man gegen die Bacillen gar nichts tut. Man soll gegen die
Bacillen vorgehen. Das kann man indirekt machen durch Bekämpfung
der Träger der Parasiten, oder durch Bekämpfung der Erreger selbst.
Der Bacillenträger selbst ist zwar immun, aber hat er eine Sicherheit
dauernd immun zu bleiben? Auch er kann noch krank werden. Vor
allem können die Bacillen, die ihm nichts schaden, auf andere über-
tragen werden, und es ist unsere Aufgabe, auch die Bacillen in den
Bacillenträgern unschädlich zu machen. Ganz besonders ist zu be-
klagen, daß Jürgens sich gegen die Unterscheidung der offenen
und geschlossenen Tuberkulose ausgesprochen hat. Die Bezeichnung
kann indessen dahin geändert werden, daß man Bacillenstreuer und
-nichtstreuer unterscheidet, und da ist es ein Unterschied, ob ein
Kranker Bacillen streut oder nicht. Jürgens sagt, daß, wenn man
offene Tuberkulose findet, der Kranke schon gestreut hat. Gewiß,
aber er streut noch weiter und das kann und muß man doch mindern
soweit man kann. Jürgens hat das Recht des Kranken wiederholt
betont: Der Kranke soll sein Recht haben, aber er muß wissen, daß
er Baeillen streut und er muß aufmerksam gemacht werden, wie er
andere und sich selbst schützt. Bei Tuberkulose kann man das nicht
so machen wie bei Lepra, wo man die Kranken isoliert. Es handelt
sich um ungeheure Menschenmengen, die nicht ohne weiteres isoliert
werden können. Man soll versuchen, von ihnen zunächst wenigstens
Kenntnis zu erhalten. Lepra kann nicht geheilt werden, aber Bacillen-
streuer bei Tuberkulose können geheilt werden. Es wäre für die All-
gemeinheit von großer Wichtigkeit, die Gefahr, die von Kranken aus-
geht, einzuschränken. Hier muß der praktische Arzt mitwirken. Darin
liegt indessen kein neuer Weg. Es kommt auf die Frühdiagnose an.
Der Weg, den Mühsam vorgeschlagen hat, alle Welt zu unter-
Vereins- und Auswärtige Berichte.
suchen, ist nicht gangbar. Es würden sich nicht alle dazu hergeben,
es gibt auch nicht genügend viele Ärzte dafür. Mit der Pockenimpfung
kann man diese Untersuchung nicht vergleichen; denn diese erfolgt nur
zweimal im Leben, während die Tuberkuloseuntersuchung sehr oft zu
erfolgen hätte. Aber sehr wichtig bleibt es, die Baeillenstreuer zu
ker nen. Für offene Tuberkulose müßte eine Anzeigepflicht bestehen.
Durch Desinfektion, Fürsorge usw. müßte möglichst die Gefahr, die
von da ausgeht, verringert werden. Durch Belehrung muß man auf
das Publikum einwirken, und die Erfolge auf dem Gebiete der allge-
meinen Hygiene zeigen, daß man das kann. Die Ärzte sind für diese
Zwecke die gegebenen Instanzen. Mit dem, was wir auf dem seit-
herigen Wege erreicht haben, können wir durchaus zufrieden sein.
Auch der Volksstaat wird das fertig bringen, was der Militärstaat er-
reicht hat. Selbstverständlich müssen wir jede Errungenschaft der
Wissenschaft ausbauen. Dazu sind neue Wege nicht erforderlich.
Neufeld: Auch bei den negativen Maßnahmen kann N.
Jürgens nicht zustimmen. Die Wiederimpfung ist nicht unnötig.
Leute, die vor langen Jahren geimpft waren, können schwer erkranken
und sterben. Diese schwere Erkrankung kann durch Wiederimpfung
gemildert werden. Die Masern können deswegen nicht so intensiv
bekämpft werden, weil sie durch Tröpfcheninfektion übertragen werden
und daher schwer zu bekämpfen sind. Die Entdeckung des Erregers
würde an diesen Schwierigkeiten und dem Erfolge der Bekämpfung
wenig ändern. Es ist nicht recht erkennbar, weshalb Masern, Pocken
und Fleckfieber in eine besondere Gruppe gebracht werden sollen:
Die alte Einteilung der Seuchen ist praktischer. Die Bedeutung allge-
mein hygienischer Maßnahmen ist anzuerkennen, ohne daß man den
Kampf gegen die Erreger entbehren kann. Es ist nicht zutreffend,
daß Bacillenträger, die eine Krankheit überstanden haben, von denen, _
die nicht krank waren, zu unterscheiden sind. . Beide können schwere
tödliche Erkrankungen übertragen. Ein direkter Kampf -gegen die
Baeillen erscheint heute noch mehr nötig als früher, weil infolge des
Krieges Krankheiten eingeschleppt worden sind, die früher hier nicht
existierten, und weil Krankheiten jetzt in größerer Menge vorhanden
sind, die früher zurücktraten, wie die Ruhr. Eine Hebung der allge-
meinen Lage ist für die nächste Zukunft nicht zu erwarten. Der Kampf
gegen die Erreger ist verbesserungsfähige. Auf die Meldung: von In:
fektionskrankheiten legt man mitunter zu viel Gewicht. Ein prak-
tischer Nutzen davon ist nur zu erwarten, wenn etwas Zutreifendes
hierauf geschieht. Das ist aber jetzt nicht der Fall. In Berlin wird
kaum der zehnte Teil der Fälle gemeldet. Das liegt daran, daß oft
nichts, oder Unzweckmäßiges und vor allem alles zu spät geschieht,
Ein richtiger Ausweg wird sich finden lassen. In Berlin z. B. ist die
Einführung einer wichtigen Neuerung vor sich gegangen, die zunächst
bei Diphtherie, aber auch schon für andere Seuchen geübt wird. Es
wird bei jedem derartigen Fall eine Fürsorgeschwester ins Haus ge-
schickt, die bakteriologische Untersuchungen bei .den Kranken und
seiner Umgebung veranlaßt, die Familie über die Prophylaxe belehrt usw.
Das ist eine segensreiche Maßnahme. Wahrscheinlich läßt sich ‚auf
diesem Wege, auf dem man fortschreiten goll, vieles erreichen. Ein
zweiter Weg ist der, die Allgemeinheit zu belehren, sie ähnlich wie
in Anschlägen, die das Ausspucken als schädlich hinstellten, auch vor
dem Anhusten zu warnen. Der Kampf gegen die Tuberkelbacillen un-
mittelbar ist nicht aussichtslos. Wenn auch fast alle Erwachsenen im
fiziert sind, so liegt die Hauptgefahr doch in der massiven, oft wieder-
holten Infektion.
FranzRosenthal: Mit allgemeinen hygienischen Maßnahmen
kommt man weiter als mit dem Kampf gegen die einzelnen Bacillen.
Während des Balkankrieges beobachtete er ungewöhnlich große Fliegen-
mengen in den Cholerabaracken. Die Fliegen waren offenbar ans®-
lockt durch den eigenartigen Geruch. Eine: Übertragung der Cholera
durch Fliegen ist nicht auszuschließen, die zwar nicht von Person zu
Person, aber doch mittelbar dadurch erfolgt, daß Fliegen die Nahrungs-
mittel infizieren. Bekämpfung der Fliegenplage kann also einen Damm
schaffen, obwohl dahingestellt bleiben muß, ob das von überragender
Bedeutung ist. Ein Fehler ist es, nur die Todesfälle an Tuberkulose
anzuzeigen. Man n::ß alle Kranken mit nachweisbarem Bacillenbefund
im Auswurf melden. Es muß mehr geschehen in der Bekämpfung der
Tuberkulose. Der Kampf muß organisiert werden. Die Organisation
bekommt die Kranken dadurch in die Hand, daß sie ihnen Lebens:
mittel schafft. In Paris ist der Antrag gestellt worden, daß u
pflicht und Isolierung erfolgt. Zwangsmaßnahmen sind an sıch
ein Unglück: Aufklärung - ist. erforderlich. Durchuntersuchung des
ganzen Volkes ist undurchführbar. Die Einführung von Gesundheits-
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attesten vor der Eheschließung ist erforderlich. Auch Gesundheits-
bücher sind erstrebenswert, in die man Impfungen, meldepflichtige
Ein Sieg
über alle Seuchen ist nicht zu erwarten, wohl aber ihre Eindämmung. |
Werner Schulz: Auf die Diphtheriestationen gehören nicht
Man kann. die Umgebung gegen sie in anderer
Weise schützen. Bei Tuberkulose spielt die Massenhaftigkeit der In-
fektion eine gewisse Rolle. Bei Eheleuten ist die Zahl der Ansteckungen
Krankheiten, Blutuntersuchungen usw. einzutragen: hätte,
die Bacillenträger.
klein. Man hat die Gefahrenquelle in die Jugend zu. verlegen.
Ä Wolff-Eisner:. Die Frage der Bacillenträger ist ein sehr
wunder Punkt. Im’ Elsaß. war der Typhus endemisch. Den staatlichen `
Instituten dort waren die Bacillenträger bekannt. Als sich aber die
Front im Elsaß, entwickelte, entstand eine gefährliche Epidemie. Trotz
der Registrierung war man nicht imstande, etwas gegen die 'Bacillen-
träger zu unternehmen. Bei den Diphtheriebaecillenträgern ist es auch
nicht möglich, sie zu finden, weil sie sich. zur Untersuchung nicht
Die Rhinologen leugnen häufig die Notwendigkeit der An-
: zeigepflicht bei Nasendiphtherie, wie die Bedeutung der Bacillen-
befunde bei der Krankheit ‘von ‘ihnen bestritten wird.
.. zeigepflicht aller Tuberkulosestreuer würde nicht viel zu erreichen sein,
da sich im großen Maßstabe. nichts gegen sie tun läßt. . Es bestehen
große Bedenken, die Fürsorgeschwestern zwischen Arzt und Kranken
zu schalten. Es ist noch zweifelhaft, ob die Staub- oder Tröpfchen-
infektion bei der Übertragung der Tuberkulose die wesentlichere Rolle.
spielt. Man solle ‚die Staubinfektion nicht gering schätzen. Keines-
falls ist der Kampf gegen den Bacillus aufzugeben. Anzeigepflicht der
schwerkranken Tuberkulösen, denen man in Hotels und Bädern be-
stellen.
gegnet, ist erforderlich, weil von ihnen aus Infektionen erfolgen.
Blumberg hat im Kriege die erste Fleckfieberepidemie beob-
Die Bekämpfung der Läuse sichert den Kampf . gegen die
Gegen die Läuse ging er. so vor; daß er Dampf in’ die
Baracke beziehungsweise einen abgeschlossenen Teil derselben ein-
leitete. Die hier untergebrachten Uniformen konnten in relativ kurzer
. Zeit entlaust werden.‘ Das Verfahren kann in notwendigen Lagen auf.
Mit Optochin. konnten in
achtet.
Krankheit.
‘dem Lande jederzeit improvisiert werden.
80 Krankheitsfällen Erfolge nicht erzielt werden.
Landau: Für die Fürsorgeschwestern der’ Stadt Berlin müsse :
er eintreten. Sie haben sich bewährt. Die Angst, daß sie Kurpfuscherei
trieben, ist gänzlich geschwunden. Wird eive Meldung über einen ent-
‚Sprechenden Krankheitsfall von Arzt, oder Schule erstattet, so wird
eine Schwester in das betreffende Haus geschickt, die für alles sorgt.
` Die Ärzte sind schon wegen des Zeitmangels nicht imstande, die er-
forderliche Belehrung so durchzuführen, wie es durch die Schwester
auch im Hinblick ‘auf die Prophylaxe geschieht. Die Schwestern refe-
- -Meren auch über Hautkrankheiten, Wanzen und sonstiges Ungeziefer,
Sowie über alle die Dinge, die als Kriegsfolgen anzusprechen sind und
tagen -für die Leute Sorge. Das Institut muß noch.vergrößert werden,
dann wird es für viele Krankheiten Nutzen stiften können. Wir Ärzte
‚brauchen zur Hilfe derartige Schwestern, Fritz Fleischer.
Braunschweig. |
- Ärztlicher Kreisverein. ‚Sitzung vom 26. April 1919. '
| Pommerehne demonstriert 1. drei Maden oder Larven der
- ‚Sehmeißfliege von 2 em Länge, lebend aus dem äußeren Gehörgang
und Mittelohr links mittels Spülung entfernt, bei chronischer Otorrhöe
eines zehnjährigen Mädchens. 2. zwei Nasensteine ‚(Rhinolithen). Der
erste aus der rechten Nase eines 24 jährigen Mannes. Beschwerden
außer Nasenverstopfung und Kopfschmerzen keine. Stein glatt, 3 cm
lang, 2 cm hoch, í em dick, Eioschlußkern nicht zu ermitteln. Der
` zweite aus der rechten Nase eines 34 jährigen Mannes, zackig, 3'/ cm
lang, 21/2 em hoch, 1 cm dick.
Eioschlußkern wahrscheinlich ein
Obstkern, der im siebenten Jahre in die Nase geraten ist. 3. a) Sicher-
‚Beitsnadel, 4 cm lang, aus der Luftröhre entfernt mittels Köhlkopf-
‚Zange unter Spiegelbeleuchtung, verursachte fast keine Reaktion.
b) Patenthosenknopf aus der Speiseröhre eines vierjährigen Kindes in
. 17 em Tiefe mittels Ösophagoskops entfernt. 4. Fall von Kieferhöhlen-
eiterung, kombiniert mit. vereiterter Zahneyste auf derselben Seite
(rechts), ausgehend von cariösen Zähnen. Vorgeschichte: Übler Geruch
in der Nase seit einem Jahr, seit acht Tagen Anschwellung der facialen
Kieferhöhlenwand bis zum Alveolarfortsatz, die hart und druckempfindlich
ist. Entleerung von zirka fünf Eßlöffela Eiters aus der Kieferhöhle
durch Punktion vom unteren Nasengang. ‚Nach Extraktion des ersten
Molarzahns Entleerung von graubrauner Flüssigkeit. Cyste 4 cm lang,
3 cm hoch, 2 cm tief nach der Kieferhöhle zu. Nirgends eine Ver-
bindung der Cyste mit der Kieferhöhle. Naseninneres normal. Re-
A \
"1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
Mit der An-
. beobachtet.
; sektion. der äußeren Cystenwand und des cariösen Alveolarfortsatzes.
Heilung der Cyste und Kieferhöhle nach etwa 14, Tagen. |
‚bespricht an der Hand eines Falles die zuerst von Strümpell als
chronische ankylosierende Entzündung. der ‚Wirbelsäule, dann von
Pierre Marie unter dem Namen. Spondylose ‚rhizomelique beschrie-
bene Erkrankung, bei der es ganz allmählich und meist ohne Schmerzen
zu einer vollständigen Ankylose der ganzen Wirbelsäule und der Hüft-
gelenke, oft auch der Schultergelenke kommt, sodaß Kopf, Rumpf und
Oberschenkel ein steifes Ganzes bilden, während alle übrigen Gelenke
-| ihre normale Beweglichkeit behalten, rechnet zu ihr auch die Bech-
terewsche Krankheit, bei der. sich schmerzlos eine Kyphose im
oberen Brustteil entwickelt, zusammen mit- paretischen und Reiz-
erscheinungen im ‚entsprechenden Nervengebiet, eine Krankheit, . die
wegen ihrer Ätiologie von den Franzosen als Kyphose her&do-trauma-
tique bezeichnet wird. Im Gegensatz zu den meisten späteren Autoren,
die‘ die Krankheit der Spondylitis deformans zurechnen, betont Vor-
tragender .besonders im Hinblick- auf. die zu wenig beachteten Präparate
Eugen Fraenkels, daß es sich. um ein selbständiges Leiden handelt,
das auf einer chronischen: trockenen, den Knorpel. allmählich verzehren-
den Entzündung (Arthritis ulcerosa) der kleinen Wirbelgelenke und
des Schulter- und Hüftgelenks beruht, deren Ursache .nicht sicher be-
kannt ist und das meist die ganze Wirbelsäule befällt,. während die
schon von Wenz&l 1824, später yon Rokitansky und besonders
Beneke zuerst genauer studierte Spondylitis deformans in einer
Knochenwucherung (mit Spangenbildung) und Deformation meist nur
weniger Wirbel im Anschluß an eins meist chronische traumatische
Schädigung der Bandscheiben besteht, Schülter- und Hüftgelenk viel
seltener. befällt, die kleinen Wirbelgelenke fast stets freiläßt. Während
die Strümpellsche Krankheit gewöhnlich von unten bis oben fort-
. Ständen, besonders bei frühzeitiger Ruhigstellung (Gipskorsett). Frühe `
Röntgenuntersuchung wichtig, auch zur Unterscheidung von der so-
genannten traumatischen Spondylitis Kümmells (in Wahrheit eine
Wirbelfraktur), . der tuberkulösen, luetischen und tabischen Spondylitis.
| | | Kempf.
| Hamburg, — =: .
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 18. März 1919.
Schmalfuß berichtet über einen Fall von Pseudohermaphroditis-
mus, der im Barmbecker Krankenhaus ad exitum kam.. Nach dem äußeren
Befunde war schwer zu entscheiden, ob.es sich’ um ein männliches oder
.weibliches Individuum handelt. ‚Einige Zeit vorher waren gelegentlich
von Bruchoperationen beide Hoden mit funktiönstüchtigem Gewebe
entfernt worden. Sechs Monate nach Entfernung der Hoden fanden
sich in den Samenblasen Spermatozoen. Das ist wichtig. Es handelte
sich demnach um einen männlichen Scheinzwitter. ee Te
| Fahr machte im vorigen Jahre Mitteilung über eigenartige Stoff-
wechselstörungen nach Chloroformanwendung (vergleiche Nr. 2 dieses
Blattes). Jetzt beobachtete er einen vierten Fall. Ein ®/ jähriges
Mädchen wurde in leichter Narkose wegen Mastdarmprolapses operiert
und starb. Bei der Sektion fand sich Fettleber und starke Fettspeicherung
in den Nieren. Die Natur der Stoffwechselstörung ist unbekannt. Die
paar Tropfen Chloroform waren das auslösende Moment, die das labile
Gleichgewicht störten. Man soll bei Kindern mit Chloroform. vorsichtig
sein und jedenfalls beachten, ob keine Leberstörung vorliegt. 5
"Kümmell: Die schlechten Ernährungsverhältnisse während des
Krieges sind für die Zunahme der Hernien verantwortlich zu machen.
Aus dem gleichen Grunde haben sich die Mastdarmprolapse vermehrt.
Mastdarmprolapse haben ihre Ursache in Erschlaffung des Sphincters,
der Beckenbodenmuskulatur und des Darmes selbst. Mit der Verengerung
des Anus erzielte man keine Erfolge. Rümmells Operation ist èin-
fach (Reponieren durch das Lig. longitudinale anterius und Befestigen
am Periost der Symphyse). Bisher — seit 20 Jahren — kein Rezidiv
Lorey berichtet über zwei Fälle von Köhlerscher Krankheit.
Sitz im Os navieulare. ‘Nachweis durch das Röntgenbild. Die Krank-
heitserscheinungen heilen in wenigen Wochen aus. Nach einem Jahre
ist am Knochen .nichts mehr festzustellen. Es besteht die Möglichkeit
einer Verwechslung mit Tuberkulose. Die Differentialdiagnose ist daher
wichtig. Die Anamnese ist unklar. Sicherlich handelt es sich um eine
| Entwicklungsstörung, die einen Locus minoris resistentiae bildet.’
Reißig.
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F. Franke: Über Spondylarthritis ankylopoetica. Vortragender
schreitet, kommt es bei der Spondylitis deformans häufig zu Stil-
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Leipzig.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 6. Mai 1919.
Bahrdt: a) Influenzatodesfälle. B. weist an der Hand von
Statistiken von Lebensversicherungsgesellschaften darauf bin, daß die
Mortalität. an der vorjährigen Grippeepidemie in der Schweiz 6,7%o,
gegenüber 1,45%0o der Nichtschweizer Versicherten betragen habe. Im
Gegensatz zu der Epidemie von 1889/90, bei der in überwiegenden
Prozentsätzen die älteren Leute starben, sind bei der letzten Epidemie
in erster Linie die jüngeren Jahrgänge etwa um 30 herum ad exitum
gekommen.
b) Gallensteine und Lungenentzündung. B. glaubt in vielen
Fällen Lungenentzündungen auf das Bestehen von Gallensteinen zu-
rückführen zu können und ist geneigt einen ätiologischen Zusammen-
hang anzunehmen.
Herzog: Demonstrationen. a) Hämorrhagische Encephalitis
beziehungsweise Myelitis nach Salvarsaninjektion. Drei Fälle, 1. ein
19 jähriges im sechsten Monate schwangeres Mädchen mit frischer Sy-
philis, das nach durchaus mäßigen ‚therapeutischen Salvarsandosen (in
siebentägigen Abständen einmal 0,3 und zweimal 0,45 Altsalvarsan)
unter Hirnerscheinungen mit Benommenheit und Aphasie erkrankte.
Bei der Sektion reichliche punktförmige Blutungen und kleine
Erweichungsherde der Brücke, stellenweise auch des Beckens und der
Centralganglien.
Der zweite Fall betrifft eine 26 jährige Prostituierte, die vor sechs
Jahren die Neosalvarsaninjektionen anstandslos vertragen hatte, jetzt
aber nach der dritten in Abständen von sieben Tagen gegebenen Neo-
salvarsanspritze (erste Dosis 0,375, zweite und dritte je 0,75) unter
den Erscheinungen von Benommenheit und einer rechtsseitigen Facialis-
parese ad exitum kam. Bei der Sektion war das Gehirn stark ge-
schwollen, auf Frontalschnitten das Centrum semiovale. von ausge-
dehnten, auffallend symmetrisch in beiden Hemisphären angeordneten
Gruppen von durchschnittlich stecknadelkopfgroßen Blutungen durch-
setzt. Bei der mikroskopischen Untersuchung, die in beiden Fällen im
wesentlichen gleichartige Bilder lieferte, finden sich reichliche Fibrin-
thromben in kleinen Blutgefäßen und Capillaren und eine ziemlich er-
hebliche Auswanderung von Leukocyten. Die Blutungen erwiesen sich in
der Regel als sogenannte Ringblutungen infolge von Stauung. Ferner
treten im Anschluß an verstopfte Gefäße zahlreiche Erweichungsherde
hervor, die teils ganz frisch sind und in der Hauptsache aus gequol-
lenen Achseneylindern bestehen, teils ein etwas älteres Stadium mit
reichlichen Fettkörnchenzellen und Gliazellwucherungen darstellen.
In einem dritten Falle zeigten sich zugleich mit den zwei Tage
nach einer einmaligen Injektion von Neosalvarsan auftretenden Sym-
ptomen der Encephalitis Erscheinungen einer schweren Mitbeteiligung
des Rückenmarks: Gleichzeitig mit Erbrechen, Kopfschmerzen und
Schwindel setzten Lähmungserscheinungen der Beine mit Areflexie und
sensible Störungen, die bis zum Schwertfortsatz herauf sich entwickelten,
ein. In diesem Falle, in dem nur das Rückenmark untersucht werden
konnte, zeigten sich auf Querschnitten neben kleinen Blutungen in den
verschiedenen Höhen zahlreiche Erweichungsherdchen, die in der Regel
viele Fettkörnchenzellen enthalten und sich an die von der Pia ein-
strahlenden Gefäße anschließen. In den Gefäßen sind stellenweise
thrombotische Anhäufungen einkerniger Elemente und auch frische
hyaline Fibrinthromben mit perivasculären Fibrinnetzen nachweisbar;
die Lymphscheiden der Gefäße sind vielfach mit einkernigen Zellen,
die größtenteils Fetttröpfchen einschließen, ausgefüllt.
‚Vortragender hebt den entzündlichen Eindruck der Gefäßver-
änderungen im mikroskopischen Bild hervor. Für die Ansicht, daß die
Spirochaeta pallida oder Giftstoffe derselben bei der Entstehung der
Encephalitis haemorrhagica beteiligt wären, wäre es wichtig zu wissen,
ob derartige Todesfälle nach Salvarsaninjektionen wegen Recurrens-
fieber oder Malaria beobachtet sind. Bezüglich der Annahme einer
„Überempfindlichkeit“ als Ursache der Encephalitis ist es auffällig, daß |
in dem vorliegenden zweiten Falle drei Neosalvarsaninjektionen vor
sechs Jahren anstandslos vertragen wurden.
b) Herzmißbildung. Der Stamm der Arteria pulmonalis ist nicht
nur‘ verengt, etwas über bleistiftdick — was besonders im Gegensatz
zu ihren stark erweiterten und venenartig verdünnten Hauptästen
steht —, sondern auch erheblich verkürzt. Der Conus pulmonalis ist
hochgradig verengt. Ein Ductus Botalli ist auch nicht in Resten nach-
zuweisen. Diese Umstände, ferner der vorhandene Rokitanskysche
Defekt amoberen Rand des Septum ventriculorum
und die stark erweiterte, auf dem Ventrikelseptum „reitende“ Aorta
sind durch ein primäres Vitium formationis im Bereich des Septum
trunei zu erklären. Dafür spricht außerdem die Kombination mit
Rechtslage der Aorta.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
| | 15. Juni: `
Außerdem sind an sämtlichen Klappen chronisch-endokarditische
Veränderungen entwickelt und mit frischeren verrucösen, speziell an
den Tricuspidalsegeln recht ausgedehnten Verdickungen, zum Teil innig
verbunden; sie sind offenbar gegenüber dem genannten Bildungsfehler
als sekundär zu betrachten. Die hintere und linke Aortenklappe sind
miteinander verschmolzen und stellenweise verkalkt. Die Pulmonal-
klappen sind langgestreckt und rudimentär ausgebildet; die freien
Ränder sind fibrös verdickt, retrahiert und mit verrucösen Auflagerungen
besetzt, vordere und rechte Klappe sind an den Randpartien ver- '
schmolzen. Die am hinteren Umfang des Conus pulmonalis in einer
Höhe von 1 cm erhaltene Muskelwand, unter der man durch den De-
fekt im Ventrikelseptum den Finger bequem in die Aorta einführen
kann, weist namentlich auf ihrem First schwielige Verdickungen des
Endokards auf, was gleichfalls als sekundär in dem erwähnten Sinne
zu deuten ist.
Zum Ausgleich für die verengte Arteria pulmonalis ist im vor-
liegenden Fall ein ausgedehnter Kollateralkreislauf zwischen Ästen der
Aorta und der Lungeneirculation entstanden, wie er bisher in der Lite-
ratur kaum bekannt sein dürfte. Aus der Arterja thyreoidea inferior
dextra entspringen mehrere, sehr stark erweiterte und geschlängelte,
zum Teil bleistiftdicke Gefäße, die vielfach. an Varicen erinnernde Kon-
volute bilden; ein Ast verläuft auf der Trachea nach abwärts und ver-
einigt sich unter mehrfachen Kommunikationen mit einem gleich-
artigen, aus dem oberen Teil der Arteria mammaria interna sin. kom-
menden Zweig. Von den drei weiteren Ästen der Arteria thyreoidea
inferior dextra folgt je ein etwas dünnerer dem Nervus recurrens und
dem Nervus vagus, der dritte verläuft im lockeren Gewebe des Halses
und mündet ebenso wie alle bisher genannten Gefäße in einen weit-
mäschigen arteriellen Plexus, der die Teilungsstelle der Trachea um-
spinnt und ferner noch das Blut aus der erweiterten einfachen Ar-
teria bronchialis aufnimmt. Von hier aus folgen den Bronchien
wiederum durch starke Schlängelung ausgezeichnete Äste, unter denen
man solche, die dem knorpeligen Gerüst innig anliegen, von zum Teil
über bleistiftdicken, im lockeren umgebenden Gewebe verlaufenden
Gefäßen unterscheiden kann, unter dichotomischer Aufteilung in die
Lungen. Es sind dies die normalerweise ganz geringkalibrigen Rami
bronchiales, durch die man bekanntlich infolge von Verbindungen ihrer
Endaufteilungen die Capillaren der Alveolenwände vollständig inji-
zieren kann, Im vorliegenden Falle wird den letzteren auf diesem
Wege ein Quantum arteriell-venös gemischten, aus linker und rechter
Herzkammer stammenden Blutes zugeführt; das die durch die Arteria
pulmonalis gelieferte Blutmenge erheblich übertrifft. Weitere Zuflüsse
gelangen aus den beiderseitigen stark erweiterten Ärteriae pericardiaco-
phrenicae in die Lungenhilus hinein.
Dieser Kollateralkreislauf, der zur Erklärung des Zustande-
kommens einer kollateralen Circulation im allgemeinen von Interesse
ist, hat offenbar in frühester Zeit, wohl schon mit Beginn des extra-
uterinen Lebens, sich zu entwickeln begonnen und infolge der jugend-
lichen, dehnbaren und bildungsfähigen Gefäße alle irgendwie möglichen
Verbindungen ausnutzen können.
In der Diskussion weist Mohr darauf hin, daß er den
Kranken, von dem das von Herzog demonstrierte Präparat stammt,
in der Sitzung der Gesellschaft vom 16. Juli 1912 vorgestellt hat und
erinnert kurz an das klinische Bild, das der Kranke damals bot und
das im Verein mit der Röntgenuntersuchung es ermöglichte, sehon
intra vitam die heute bestätigte Diagnose auf Ventrikelseptumdefekt mit
über dem Defekt entspringender, sogenannt reitender, partiell transpo-
nierter (rechtsliegender) Aorta zu stellen. Es handelte sich um emen
damals 28 jährigen Mann mit ausgesprochenem Morbus coeruleus und
starken Trommelschlägelfingern und -zehen. Das Herz zeigte keine
Vergrößerung nach rechts, sondern war nur nach links leicht bis zur
Brustwarzenlinie verbreitert. Der Spitzenstoß war nicht fühlbar, SON-
dern nur eine epigastrische Pulsation festzustellen, der ein deutlich
klappender zweiter Pulmonalton entsprach (Hypertrophie der rechten
Herzkammer). Über dem ganzen Herzen fand sich ein langes blasen
des, die ganze Dauer der Systole einnehmendes Geräusch, an der Aus-
cultationsstelle der Arteria pulmonalis relativ am schwächsten hörbar,
das in die großen Gefäße, besonders in die linke Arteria subclavia
und carotis hinein, fortgeleitet wurde. Die Röntgenuntersuchung êr
gab in der gewöhnlichen dorsoventralen Durchleuchtungsrichtung, da
der Aortenknopf an dem in regelrechter Weise im Brustkorbe liegen-
den Herzen an normaler Stelle fehlte und sich vielmehr rechts VOR
der Wirbelsäule fand. Auch der zweite linke Bogen (gebildet durch
linken Vorhof respektive Arteria pulmonalis) war relativ schwach ent-
wiekelt. Ebenso erwies sich die Aorta in ihrem weiteren Verlauf als
das Spiegelbild der normalen, indem sie bei der Durehleuchtung IM
ersten schrägen Durchmesser weggeleuchtet wurde, sich dagegen bei
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45, Juni. >. > "`° >- 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 24. - En OO a
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Durchleuchtungen und Aufnahmen im zweiten schrägen Durchmesser | 80, während 1917 2272 Erkrankungsfälle auftraten, an Influenza starben ~ ee
; ‚oberhalb des rechten Bronchus vorfand. | to in Leipzig 1918 42 Personen, 1918 1285. An Fleckfieber, das vor dem . a
Seyfarth: Über Hinrichtungen und andere. gerichtsärztliche | Kriege in Deutschland fast unbekannt war, erkrankten 1915 542, 1918 E
Erfahrungen in Südbulgarien. Coy ; | 275 und in-den ersten drei Monaten von 1919 unter der Unordnung E “als
| on e e: der Revolution allein 846 Personen! . Zugenommen haben in Deutsch- , _ pe i
RT Sitzung vom 20.Mai 1919. land durch, den Krieg -außer den Infektionskrankheiten (darunter in ....! Fall ?
ER aia ; : a a erster Linie die Tuberkulose, -ferner die Geschlechtskrankheiten und _.- EHE”
‚Kruse: Über die hygienischen Folgen des Weltkrieges. Kurz die Lungenentzündungen) die Todesfälle an Altersschwäche (von 1917 > uf.
an), an Herz- und Gefäßkrankheiten (ebenfalls von 1917 an), ferner die - ..... Zu.
3 . ( "In RN ea
- vor dem Kriege hatten wir in Deutschland so günstige hygienische
. Verhältnisse erreicht, -wie sie bisher noch in keinem Kulturstaate er-
reicht worden sind. In früheren Zeiten (in Leipzig z. B. noch kurz vor
‚den Freiheitskriegen) konnten sich die Städte ohne Zuzug vom Lande
nicht erhalten, da sie mehr Todesfälle als Geburten hatten. Dagegen
Unterleibsbrüche, die Amenorrhöe, die Enuresis, .Oxyuren, Ödemkrank-
heit, Neurasthenie, Hysterie, Hypochlorhydrie und andere. Nicht be- Fe
| einflußt durch den Krieg sind. Scharlach, Masern, Keuchhusten, Krebs ee,
und die. Säuglingssterblichkeit, die trotz des starken Geburtenrück- © — 4 ER ER
‚ist seit dem Jahre 1865 mit’ Ausnahme von 1870 in Deutschland. ein icht abee hat. Ab durch den Kries Babe;
ständiges Sinken der Sterblichkeitsziffer festzustellen, ausgelöst zweifel- An : ei preys S h | er = ae a = = | RE 7 are)
.los durch die günstige Entwicklung der politischen Verhältnisse. Be-. Gi hen a (fast völlig ME wunden), Leberkran 1 eu Dr ei Ei Mh
.sonders hervorzuheben ‘ist, daß die. deutschen Verhältnisse auch weit | © Hr, Inddärmentzündung, Bklampsie, Fettsucht, exsu SA ee BR HE
günstiger waren als die seines Nachbarstaates Frankreich, starben doch S T drie. Aa Kriegsverluste berechnet K. in folgender ei
z.B. im französischen Heere auf je 1000 Mann der Kopfstärke etwa S ep £ ie ahre a VE I RE Mä i en
doppelt so viel an Tuberkulose als im preußischen Heere. Auch die S . i he Bevölkerang 3 Millionen Tote==20 bis 25% der en N, E
Statistik der venerischen Erkrankungen zeigte, daß das deutsche Heer | PWEerue eB evo! SE 12_„___mehr Tote als a Ze re TE i i TR
: vor dem Kriege weitaus günstiger dastand als alle anderen Armeen. | Summa 8,2 Millionen | a 2 U a ea i
Die Sterblichkeit an Pocken wär in Deutschland die geringste unter | 3 bis 4 Millionen weniger Geborene | De eG
allen europäischen Staaten; nur die vom Weltverkehr ziemlich ab- |’ . Summa zirka 7 Millionen Menschenleben = 10% der Gesamt- Sn Schäden.
‚geschlossenen nordischen Staaten hatten ähnlich günstige Ziffern. In | -~ beyölkerung. ano a BE BEE
‚allen früheren Kriegen mit Ausnahme des von 1870/71 überwogen die l Dazu kommen noch die vielen durch den Krieg infolge von Ver- > © i iy A 5
‚Verluste an Krankheiten bei weitem die auf dem Schlachtfelde. ‚ Im | wundungen und Erkrankungen in ihrer Gesundbeit dauernd Geschädigten, . . Ze REN AA
letzten Kriege dagegen sind die Todesfälle ‘an Krankheiten nur ganz | deren Zahl auch nicht annähernd festzustellen ist. 2022 Be
-verschwindend gering gegenüber den Zahlen der auf dem Schlachtfelde ‚ Bürgers ergänzt die Ausführungen Kruses durch genaue Fa nen ee,
Statistiken aus der Leipziger Bevölkerung. Und zwar werden m -` Ar Re
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Gefallenen und an Wunden Gestorbenen. Unter der Zivilbevölkerung
einwandfreie Zahlen zu erhalten, nur die Ziffern der weiblichen Be-. `. Ba j
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dagegen ist eine riesige Zunahme der Sterblichkeit zu verzeichnen. | i
Einige Zahlen mögen dies erläutern: Es starben in Preußen an Ruhr | völkerung benutzt. Er berechnet die Verluste durch die Blockade in Ben
` 1910 102, 1917.7483: Personen, an Pocken starben 1910 in Deutschland !- Leipzig auf 5000 Todesfälle. g Mohr... ha i EE
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i i = en — | | te ME ak f T n
Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts.. manche „höhere Tochter“ traditionell getan — mit Literatur- und Ba En ee
i | | | Von. | E Kunstgeschichte vollpfropfen und dennoch bar jeder echten ERS,
De EA : OMe ei A Geistesbildung bleiben. Es wechseln überdies Zeitalter, in denen RE,
. . Prof. Dr. med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe. die Bildung: stärker naturwissenschaftlich, mit anderen, in denen `` SEE Gi
; | u ` (Schluß aus Nr. 23.) sie schöngeistig betont ist. Es ist nicht richtig, daß Philosophie le
a, Te nr XI.. l l se „an sich“ zur Bildung gehört; ja, ‚der untaugliche Versuch so . E [an
© © Es ist noch von einigen Lehrgegenständen zu handeln, die | Matches Mediziners, irgendeinen schwierigen Philosophen im Original
aa Pu 5 A, En : Pa TE N
nicht im Physikum geprüft werden und dennoch dem vorklinischen | Zulesen — Kant oder Hegel oder Spinoz a — pflegt (begreif- — = er
Medizinstudenten empfohlen zu werden pflegen. Wir meinen | eherweise) mit einer Verdrossenheit gegenüber allen Bildungs- :i Hi ne
nicht etwa Teile der großen Disziplinen, wie die Entwicklungs- | ZuMutungen vorzeitig zu enden. Bildungsgehalt eignet auch wahr- | kin md. u:
theorie — die ia im Rahmen der Biologie mit der Entwicklungs- lich nicht jeder Vorlesung über Philosophie oder Literatur, Kunst- ae,
Er Re nad ’ i ich in. j ; ag e s a aaa
geschichte ihren Platz findet — oder die Anthropologie, deren | Wissenschaft oder u. eh on ae An mancher De
8esichertes Wissen, viel-ist das nicht, im Zuge der anatomischen | Universität wird nicht eine einzige ernsthaft „bildende“ Vorlesung EEE E
(Schädelmessung), der physiologischen (Hautfärbung), der psycho- | geboten. Philosophie ist selber eine Fachwissenschaft geworden, , ga,
logischen Verbrecher, en) ee der biologischen. (Vererbungs- | 4eren Betrieb den Mediziner lediglich von einem Fachgeleise auf _ RAR.
| - regeln) Unterriehtsaufgeben seinen Platz findet. Aber man rät | ®P en en AT et m Bir daß nicht bier Bu
| dem Mediziner etwa, Mathematik, Sozialwissenschaft, Philosophie | 4 da ein Ehilosophikum mit Bildungswert ge a ia NER
j und überhaupt „Bildendes“ nicht zu. vernachlässigen. Ba Am tiefsten verwurzelt sich alle Bildung, wo sie den Beruf ET
Der Rat ist leichter erteilt als befolgt. Die Verwirklichung selber in. die großen geistigen Zusammenhänge einknüpft. Dort .. - BSR
wird sie unverlierbar und ein-Weg zur Einheit des persönlichen er A aj
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scheitert oft schon, an räumlichen Schwierigkeiten. In den großen | | |
Universitätsstädten ist die Entfernung zwischen den medizinischen |. Lebensstils. Aber der Weg ist schmal und kann auch in die Irre _
Instituten und dem ‚allgemeinen Vorlesungsgebäude beträchtlich; | führen; Reflexion über den eigenen Beruf verträgt nicht: jeder
die Ausnützung von Springstunden zum Besuch allgemeiner Vor- | ohne beruflichen Schaden, sie kann Skepsis, Zynismus und Nihilis-
mus züchten. Immerhin, die Erhebung des Berufswissens in. die,
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lesungen wird dadurch unmöglich. In Leipzig langten wir in
f | undts oder Lam Br echte Kolles, atemlos Se Fanfen trotzdem Bildungssphäre bleibt die ideale Forderung. In diesem Si nne IE
‘verspätet an, vom unwilligen Scharren der lauschenden Hörerschaft wäredenMedizine rn eine Geschichte der- Medi- ai
_ ‚empfangen; es, wurde'halb, bis man einigermaßen verschnauft hatte | zin zu bieten: eine, die den Fortschritt der Pathologie. und ill
. — und in ebensolcher Hast rannte man ins Medizinerviertel zu- | Therapie im Zusammenhange mit der geistesgeschichtlichen Ent- »SEE
Tück. Es. gehört schon sehr großer Bildungsdrang dazu, um das | wicklung der Menschheit überhaupt darstellte. Sie ‚existiert heute BEER
guch nur ein Semester lang durchzuhalten; meine Kameraden | nirgends, auch literarisch noch nicht; unsere 'Medizinhistorie ist Ti Hi
fielen nach kurzem Versuch alle ab, und mich hielt das sp e.ziali- | viel zu archivalisch, viel zu sehr Akribie, Pathophilologie. Wann Bi;
'8tische Interesse an der Psychologie und ihren Grenzwissen- | eine Operation zum ersten Male gewagt, ein Bacillus gefunden Be
schäften. (auch Lamprecht las. bekanntlich die Geschichte | wurde, mag der Kliniker in seinem Fachlehrpensum ‚dem Stu- Haie,
»Sozialpsychologisch“) bei der Stange. Davon immerhin abge- ‚denten erzählen; kleine (kleine!) historische Exkurse sind immer ER
sehen: die Schwierigkeit ist auch eine stoffliche.e Man kann nicht | eine geistige Erfrischung. . Aber welcher Mediziner lernt etwa das 2.
dekretieren, was zur Bildung“ gehört: Bildungistjenes | klassische Kapitel über die Arzte in Theodor G omperz’ BR:
Wissen, durch’das der Mensch sich als ein | „Griechischen. Denkern“ kennen? Das sollte man ihm in die. Sa
Glied der geisti gen Zusammenhänge in der | Hände geben; und diese Darstellung des großen: Altphilologen jr
irdischen Entwicklung erkennt. Diese Aufgabe | ist überhaupt vorbildlich für das, was man „bildend“ heißt. Die a
vermögen sehr ‚verschiedene Erkenntnissphären zu leisten, und ‚Lektü re der jungen Menschen kundig zu beraten, kann viel De :
welche dem einzelnen am besten dient, das hängt. weitgehend von bildungsförderlicher sein. als sie .in irgendein, vielleicht trockenes, ee
seiner Individualität ab. Es kann: sich jemand: — wie es so | vielleicht verstiegenes Kolleg über Philosophie oder Kunst- Eo
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geschichte zu schicken. Oder, neben jenem Gomperz, F. A.
Langes Geschichte des Materialismus, Diltheys Erlebnis und
Diehtung, die Romantik der Rikarda Huch, Burkhardts
Renaissance, David Strauß’ Voltaire, das sind (ich raffe
jetzt ganz bunt zusammen) wahrhaft „bildende“ Bücher. Vielleicht
wäre es das Richtigste, die medizinische Fakultät entwickelte die
Bildungsgelegenheiten, die an den eigenen Beruf anknüpfen, in
ihrem Rahmen. Magnus hat vor Jahren mit „Goethe als
Naturforscher“ in Heidelberg einen Anfang gemacht: Warum
finden unsere Fachforscher zu solcher Erhebung (ihrer selbst und
der Schüler) immer nur in Rektorats- (und vordem auch noch in
Kaisergeburtstags-) Reden Zeit, nicht aber in einer Vorlesung?
Wobei für diese Kollegien besonders gälte, daß sie womöglich
nicht „einstündig“ über ein Semester gezerrt werden sollten, son-
dern als kurzer, vielleicht sechswöchiger Cyclus, drei Stunden in
der Woche, zu gestalten wären. Denn Bildung fordert Abrundung,
Zusammenhang, will als „Bild“ lebendig werden, und in der Ein-
richtung solcher Cyclen erblicke ich überhaupt die einzige Mög-
lichkeit, unsern im Spezialismus und Ressortismus erstickenden
Studenten (aller Fakultäten) Bildungsimpulse von lebendiger
Auswirksamkeit zuzuführen.
Es sei aber hier vorweesgenommen, daß der Mediziner diese
Impulse am aller nötigsten in seinen klinischen Zeiten brauchte:
wo er finden soll, was ihn davor bewahren kann, im Einerlei und
der Routine des Berufstums steckenzubleiben. Unter unseren
führenden Klinikern gibt es eine Menge wahrhaft hochgebildeter
Männer. Sie sollten davon auch im Unterricht mehr ausstreuen,
und wenn sie ein bißchen weniger durch private Konsultationen
beansprucht wären, so würde es manchem auch gut zu einer Vor-
Jesung über die Probleme reichen, die sie heute immer nur in Fest-
akten anschneiden (vor Leuten, denen derlei gänzlich gleichgültig
ist) und die einmal wirklich restlos durchzudenken ihnen selber
Erquickung bedeuten möchte. In der propädeutischen Studienzeit
aber wandelt der junge Student ja noch ganz in der frischen
Höhenluft des Geistigen; in dem Unterricht der Biologie und der
Psychologie wird es ein leichtes sein, ihn, sei es auch nur durch
Lektürehinweise, immer wieder zu den Bildungsquellen zu führen
— die ihm zudem selber noch aus den frischen (und ja doch
_ meistens nicht bloß trüben) Schulreminiszenzen fließen. (Eine
recht verstandene Oberstufe des Gymnasiums wie der Real-
anstalten kann ein Bildungsreservoir für Jahrzehnte sein; sie sollte
es grundsätzlich sein!) . |
Mathematik? Sozialwissenschaft? Statistik? Fremdsprachen?
Das mache jeder wie der Pfarrer Aßmann. Das mache mit anderen
Worten nur, wer Zeit und Trieb dazu hat. Man rede aber dem
jungen Mediziner nicht ein, als ob er etwa in den üblichen national-
ökonomischen Kollegien irgend etwas fände, das ihm die (erst dem
Klinizisten fruchtbare) „soziale Medizin‘ näherbrächte. Viel mehr
von der Propädeutik hierfür trägt ihm das politische
Leben zu, dem er sich ja künftig ganz anders als
bisher wird verschreiben müssen; die Politisierung unserer
Jugend, und gerade der studierenden, ist eine unabänder-
liche Notwendigkeit geworden, mit der des deutschen
Staates Zukunft steht und fällt. Von hier . werden
auch Bildungsanstöße mächtiger Wirkung ausgehen: „aktuelle“,
packende — „lebendige: was auch hier wieder die Haupt-
sache ist. Die beste Sicherung gegen fachsimplerische Eindörrung
war schon bisher die tatsächliche Universitas literarum — an
deren Mangel der den Ärzten in vieler Hinsicht so verwandte
Stand der Ingenieure bitter leidet —, die Berührung mit
den Studierenden aller Fakultäten. Ich habe nie
etwas davon gehalten, wenn junge Mediziner sich in Fachvereinen
zusammenfanden. Das Fach nimmt gerade genug Zeit ihres
jungen Daseins in Anspruch. Was es frei läßt, bleibe dem Men-
schentum. Ihm überhaupt wieder breiteren Raum in unserem
überspezialisierten Dasein zu schaffen, soll ja eine Hauptleistung
der neuen Welt sein, in die wir durch die tiefen Umwälzungen der
- letzten Monate eingetreten sind. Aber ich bin überzeugt, daß
wir den jungen Mediziner auch.ohnedies gewisser als vordem zu
den großen Werken der Menschlichkeit hinführen werden, wenn
wir ihm entschiedener als vordem den lebendigen Menschen als
Objekt seiner propädeutischen Studien geben, wenn wir das medi-
zinische Vorstudium auf allen Linien zu einem wahrhaft lebendigen
Unterricht umgestalten.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
‚mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Berlin. Die Frage der Berechtigung des politischen Ärzte-
streiks wird in der letzten Zeit ziemlich eifrig diskutiert. Nachdem
an verschiedenen Orten des Reiches der Generalstreik mit einem Ab-
wehrstreik der bürgerlichen Gesellschaft beantwortet worden war, dem
h sich auch die Ärzte angeschlossen hatten, war zu erwägen, wie die
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24.
Groß-Berliner Ärzteschaft sich in einem ähnlichen, durchaus im Be-
reich der Möglichkeit liegenden Falle verhalten solle. Ein Abwehr-
streik ohne Mitwirkung der Ärzteschaft hätte von vornherein einen
erheblichen Teil seiner Wirksamkeit eingebüßt. Ebenso war zu er-
warten, daß der Erfolg eines Ärztestreiks in Frage gestellt wäre, wenn
er nicht restlos durchgeführt würde, das heißt wenn in den Streik-
tagen nicht jede, aber auch jede ärztliche Hilfeleistung verweigert
würde. Eine solche Handlungsweise steht in so scharfem Gegen-
satz zu der ärztlichen Ethik, daß die Ärzteschaft eintretendenfalls
zweifellos die schwersten Gewissensbedenken zu überwinden gehabt
hätte, um diesen Weg zu beschreiten. Schon am 8. März hat der Vor-
stand der Ärztekammer — unter scharfer Verurteilung des Gene-
ralstreiks — die Ärzte aufgefordert, bei einem etwaigen Abwehrstreik
allen Bedürftigen ihre Hilfe nicht zu versagen. Es wäre ja auch aus
geschlossen gewesen, daß durch irgendeine Art von Terrorismus ar-
beitswillige Ärzte an der Ausübung ihrer ärztlichen Tätigkeit verhin-
dert worden wären. Trotzdem hat sich eine „Arbeitsgemein-
schaft der Ärztestreikgegner“ gebildet, die, nach ihrer Angabe aus
Anhängern der verschiedensten politischen Parteien bestehend, er-
klärt, sich an einem politischen Streik der Ärzte nicht beteiligen zu
wollen. In einem Aufruf, der diesen Standpunkt verkündigt, betont
die Arbeitsgemeinschaft, daß ihre Stellungnahme zum politischen
Ärztestreik mit derjenigen zu wirtschaftlichen Kämpfen gegen
Krankenkassen und Regierung nicht zu verwechseln sei. Um nun im
Falle eines Ärztestreiks den hilfsbedürftigen Kranken hilfsbereite Ärzte
zugänglich zu machen, will die Gemeinschaft allen politischen Parteien
und lokalen Sanitätsämtern auf Wunsch solche arbeitswilligen Ärzte
mitteilen. Hiergegen wendet sich der Groß-Berliner Ärztebund,
dessen Siebener-Ausschuß erklärt, in der Aufstellung einer Liste streik-
gegnerischer Ärzte eine unzulässige Reklame und dadurch mittelbar eine
Gefährdung der Handlungsfreiheit andersdenkender Kollegen zu erblicken.
Hinsichtlich des vom Neuköllner Krankenkassenausschuß veranlaßten
Rundschreibens an die dortigen Kassenärzte, wonach die Namen der
für den Fall eines politischen Streiks arbeitswilligen Ärzte in den
Kassenräumen durch Aushang bekanntgemacht werden sollen, schließt
er sich den Erklärungen des Vorstandes der Ärztekammer an. Auch
er sieht darin eine verschleierte Boykottierung der übrigen Ärzte nach
Art der berüchtigten schwarzen Listen. Er erwartet von dem Gemein-
schaftsgefühl der Berliner Ärzte die geschlossene Ablehnung aller der-
artiger Zumutungen.
Vor kurzem hat der Vertretertag des Bundes Deutscher
Sanitätsoffiziere unter Beteiligung aus allen Gauen des Deut-
schen Reiches stattgefunden. Die den Delegierten vorgelegten Forde-
rungen bezüglich der rechtlichen, beruflichen und wirtschaftlichen
Interessen des Sanitätskorps fanden ungeteilte Zustimmung. Das Ab-
kommen mit dem D.O.B. wurde gutgeheißen, ebenso wie die Vorarbeit
für eine Arbeitsgemeinschaft aller Berufsgruppen des Wehrstandes; der
Anschluß an die Ärzteschaft des Bürgerstandes wurde als notwendig
bezeichnet und dementsprechend die Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Arztevereinsbund und dem Leipziger Verband gefordert.
Der 1914 gegründete Bund deutscher Offizier-
frauen e. V., Berlin SW 1i, Hallesche Str. 20, hat es sich unter
anderem zur Aufgabe gemacht, unbemittelten Offiziers>
angehörigen aus dem ganzen Deutschen Reiche in Fällen von
Erkrankungen Unterstützungen, betreffend die Arztko sten, ZU
gewähren. Da die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, um allen aus
gesprochenen Bitten zu willfahren, bittet der Bund die Ärzte, ihm zu
helfen, indem sie bedürftige Mitglieder frei oder zu ermäßigten Preisen
in Krankheitsfällen behandeln.
. Garmisch-Partenkirchen. Die in Tageszeitungen VAn
breiteten Gerüchte, daß während der letzten politischen Unruhen der
Kurort zerstört und Geiseln erschossen sein sollen, entbehrt, wie u
hören, der Begründung. Ein am 24. April versuchten Angriff vor
Münchener Spartakisten auf den Ort wurde außerhalb Partenkirchens
abgewiesen. Die Kurgäste blieben ohne jede Belästigung un
konnten sich ungestört ihrer Kur widmen.
Freiburg i. Br. Dem Privatdozenten für Chemie und a
stenten am Chemischen Laboratorium (medizinische Abteilung), e
Walter Schoeller, hat das Badische Staatsministerium die Am 2
bezeichnung „außerordentlicher Professor“ erteilt. — Den nachge
nannten Assistenzärzten an den Universitätskliniken wurde vom a
tichtsministerium die Amtsbezeichnung „Oberarzt“ verliehen: Prof. ne
Küpferle und Priv.-Doz. Dr. Stuber (medizinische Klinik), SE
Koenigsfeld (medizinische Poliklinik), Dr. Bundschuh (cui
urgische Klinik), Prof, Dr. Hauptmann und Dr. Küppers DE
venklinik), Prof. Dr. v. Szily (Augenklinik), Prof. Dr. Gauß an
Priv.-Doz. Dr. Lindig (Frauenklinik), Priv.-Doz. Dr. Amersbac“
(Hals-, Nasen-, Ohrenklinik), Dr. Stühmer (Hautklinik), Diana
minger (Kinderklinik). — Ferner erhielten die Amtsbezeichnun
SaPo LIES YOT teher Priv.-Doz. Dr. Friedrich (Frauenklinik) ung
rof. Dr. Mangold (Physiologisches Institut).
= Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Friedrich
Brüning als Privatdozent für Chirurgie habilitiert. — Fr Sa |F
furt a. M.: Dr. Wolfgang Weil (innere Medizin) und Dr. kier .
Heß (Kinderheilkunde) für Privatdozenten habilitiert. — K us NE
berg i. Pr.: Priv.-Doz. Prof. Dr. Ernst Sachs zum dirigleref > $
az ; Ss Se eakllichen gynäkologischen Abteilung a on
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reesen Judischen Gemeinde in Berlin gewählt. Gesundheits-
rof. Dr. Rudolf Doe an,d u
amt in Berlin berufen. Digitized „rt GO €
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Nr. 25 (759). a. 22, Juni 1919. —— Er
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auch ap | | nz redigiert von | Zu 2. ee | | EEE a : Kalle 7:
is E ` Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenbur Urban & Schwarzenberg = i | - DEI ae x
H eit Berlin = Berlin | Ä DE JRR
im | d Eon
l F ner $ " era i oe : m
rali : Inhalt: Originalarbeiten: L. Langsiein, Die Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. H. Pollitzer, Fortschritte der Perkussion und f arei -
i, keg | Auskultation (mit 10 Abbildungen. H. Wörner, Über chronische Malaria. (Schluß). K. W. Jötten, Weitere Mitteilungen über die Ä FEBE,
isch - Ergebnisse und Beobachtungen bei der bakteriologischen, Ruhrdiagnose. G. Schmidt, Über Wurmkuren bei Kindern. ER Referatenteil: u y Mi |
nf E. Edens, Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. (Fortsetzung) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapen- ' i pri in
lt fische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Frankfurt a. M. Kiel. — Rundschau: Borchard, Die 5 ; PERRON
pegi Sen - Verwertung des Films für den chirurgischen Unterricht. — Tagesgeschichtliche Notizen, | =. ji Ban
m \ Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortginalbeiträge vor. ei "3 pi - n
eih f- : — == A AE,
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ein Die Ern ährungsstörungen im Säuglingsalter. Gebiete erreichten Fortschritte der täglichen Praxis nutzbar gemacht El 2.
je Ben | x S Co werden können. Gerade dieser Punkt scheint mir aber aut dem RE T?
më Pa | Theorie und Praxis. Ä zur Diskussion stehenden ‚Gebiete über den subtilsten wissen- PEG u
ia ge eg Von . Be ‚schaftlichen Untersuchungen und Hypothesen bisher zu kurz zu una E es
7 | Prof. Leo Langstein, un me „ou nn neun nn 1 nn Fr
) e ae O a SEEN > RT er. beiden kurz charakterisierten Systeme. für die Beurteilung und. DU RTEA
a | „Direktor des Kaiserin Auguste Vietoria-Hauses zur Bekämpfung der Behandlung der Ernährungsstörungen -in der. Praxis wird kaum REF .
Er ` Bäuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche. | angestrebt, obwohl darunter nicht nur die Sache und die Lehre, A
' Der Arbeitsbeginn unserer Anstalt im Jahre 1909 fiel in | sondern naturgemäß auch die Kinder leiden. Je nach 'Schul- ee
eine Zeit, die für die Betrachtungsweise des pathologischen Ablaufs | Zugehörigkeit spricht der eine, auf dem ätiologischen Einteilungs- af
prinzip fußend,. weiter von Nährschäden, der andere, von der Not- Ar
- faßte Finkelst
des Ernährungsvorganges im Säuglingsalter von einschneidender Be-
deutung war. Die auf Czernys Anschauungen zurückzuführende
hohe Bewertung der Stoffwechselvorgänge des erkrankten Säuglings
lenkte den Blick von den sich im Magendarmkanal abspielenden
Prozessen ab zu den Geschehnissen im gesamten : Zellenstaate.
gelernt, hatten, wurde als unwissenschaftlich zurückgewiesen. Als.
Mehtunggebendes Prinzip für die Klassifizierung, Beurteilung und.
Behandlung der. Ernährungsstörungen wurde die Klarstellung der
ätiologischen Komponente an erste Stelle gerückt. Die Ernährungs-
Störungen wurden auf Grund dieser in solche ex alimentatione, ex
Infectione und ex constitutione geschieden. - `- |
. ‚In. die Zeit des Ausbaüs dieser neuartigen Gedankenrichtung
fiel der Aufbau ‘einer anderen Anschauungsweise, die nicht das
Schick: al jedes einzelnen Nährstoffes bei seiner Passage durch den
Darm und nach der. Resorption unter den verschiedenen eine
Störung des Ernährungsvorganges bewirkenden Verhältnissen ` in
den Vordergrund stellte, sondern einen überragenden klinischen
Gesichtspunkt, der die Ernährungsstörung als eine Einheit, die .
bisher als selbständig angesehenen Bilder wie Dyspepsie und
Atrophie als Stadien dieser Einheit ansieht, die sich durch ihre
Symptomatologie und die Verschiedenartigkeit ihrer Reaktion auf
Nahrungszufuhr -und Nahrungsentziehung unterscheiden. Dabei
ein, der Vater dieser Gedankenrichtung, den
störung an
: große Säu
Begriff der Ernährungsstörung in seinen ersten Mitteilungen zu-
nächst eng, ia
Er wollte nùr das als Symptom einer Ernährungs-
gesehen wissen, was in unzweideutiger Weise auf Ver-
glingssterben vornehmlich zurückzuführen ist, besonders
e Interessiert, nicht nur an der rein wissenschaftlichen Seite. des
d - &m:der nicht minder wichtigen Frage, wie. die unstreitig auf diesem-
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Problems der Störungen des Ernährungsvorganges, sondern auch
wendigkeit der. Begriffsfassung nach klinischen Gesichtspunkten
überzeugt, von Bilanzstörung und Dekomposition. Fast jedes Jahr
bringt neue Modifikationen der Darstellung, die Sachlage nicht
gerade klärende Kombinationen, die verschiedenen’ Arten der Be-
„Unsicherheit in. der Ernährungsfrage des Säuglings, bedingt durch
‘die Unvereinbarkeit dessen, was an verschiedenen Stellen als neue
Erkenntnis und als Richtschnur für das Handeln auftaucht.“ Eine
ganz andere Frage ist es, ob diese Tatsache allein die Begründung
eines Centralinstituts zum Studium der Ernährung kranker Kinder '
‚gerechtfertigt hätte. Ich bin nicht der Meinung, stimme vielmehr -
hier mit Heubners Ausführungen zu Biederts Propaganda-
vortrag für das Centralinstitut im Jahre 1900 überein, daß nämlich
„jeder wissenschaftliche Fortschritt doch eigentlich darauf beruht,
daß man anderer Meinung ist, als die bisherige Lehre es darstellte
‚und erst aus dem Widerstreit der Meinungen und Auffassungen
sich langsam die Wahrheit ans Licht ringt, daß Arbeiten an mög-
lichst, vielen verschiedenen Centralen für diesen Zweck unendlich
geeigneter -ist als eine wissenschaftliche Centralanstalt“.. Gerade
die Untersuchungen Czernys einerseits, Finkelsteins an-
‘ dererseits haben ja gezeigt, daß es nicht der Errichtung neuer
wissenschaftlicher Forschungsstätten bedarf, um die Bearbeitung
eines ‚schwierigen Problems unter neuen Gesichtspunkten zu er-
möglichen. Nicht auf die Gründung von Instituten kommt es an,
soll die Wissenschaft vorwärts gebracht werden, sondern auf das
Vorhandensein, von Köpfen, die Ideen haben und die Fähigkeit,
schiebungen in der Menge und Art der Nahrung reagiert. `. $ | 2 A :
Eine Anstalt, richtet: mit der ausdrücklichen Bestiniming: sie experimentell und klinisch zu prüfen. E
der Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit, ist natürlich an der | Und nicht weil ich mich als Leiter einer. Centralanstalt, die
| Erforschung und Bearbeitung derjenigen Krankheiten, auf die das | ja nicht etwa zum Studium der Ernährung gesunder und kranker
| | | - Kinder, sondern zu dem viel umfassenderen der Bekämpfung der’
der eine Vereinigung widerstrebender Anschauungen über schwebende -
Fragen bewirken und daraus. als Resultante ein für die Zukunft `.
Säuglingssterblichkeit begründet wurde, „als ein Oberrichter fühle,
\
ao
trachtung gerecht zu werden sich bemühen, aber dadurch nicht
Se m
BEINEN n
maT E e a,
u. 37
' Dem wurde auch rein äußerlich dadurch Rechnung getragen, daß. € ‚De Ä nic
im pr aeireb raich RETA Bezeichnung Vean ran ‚das Ziel der Brauchbarkeit erreichen, sondern das Verständnis für RER
heiten, Magendarmerkrankungen, der allgemeinere der Ernährungs-. | die Materie noch mehr er schweren. So ist auch ‚heute noch, ob- TR
‚störung und des Nährschadens gesetzt wurde. Die weitere Bei- | wohl die Erforschung der Ernährungsstörungen eine Fülle neuer, Ka
- behaltung der Bezeichnungen: Dyspepsie, Enteritis, Cholera infantum, | für die Praxis außerordentlich bedeutsamer Tatsachen gezeitigt _ ht
Atrophie, nach: denen Ärztegenerationen bisher die bedeutungs- hat, eine gewisse Ähnlichkeit mit jenen ‚Verhältnissen vorhanden, Ela
vollsten Erkrankungen des Säuglings diagnostizieren und behandeln | die für Biedert vor ungefähr 20. Jahren Veranlassung ‚waren, As
: Ä ‚die. Gründung einer Versuchsanstalt für Ernährung anzuregen: et
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bindendes Gesetz über die betreffenden Fragen ex cathedra ver-
künden will“ — ein derartiges Motiv müßte, wie schon Heubner
seinerzeit betont hat, den schwersten Widerspruch hervorrufen —,
sondern weil das reiche Material der Anstalt, die Möglichkeit, es
eingehend zu bearbeiten und auch für den Unterricht zu ver-
werten, bei mir ganz bestimmte Anschauungen darüber gezeitigt
hat, auf welcher Grundlage die Lehre von den Ernährungsstörungen `
dargestellt werden muß, damit der Arzt ihr Verständnis!) entgegen-
bringe und für die Behandlung der Kinder daraus Nutzen ziehe,
benutze ich die Gelegenheit des zehnjährigen Gedenktages der
Gründung unserer Anstalt zu einer kritischen Erörterung über die
beiden einleitend skizzierten Systeme und zu auf ihr sich auf-
bauenden Vorschlägen für das genannte auf praktischem Gebiete
liegende Ziel.
Die Voraussetzung für die Tauglichkeit des das ätiologische
Moment zum Einteilungsprinzip erhebenden Systems zur Be-
urtellung der Ernährungsstörungen wäre nur dann gegeben,
wenn die klinische Analyse der Bilder, unter denen die Ernährungs-
störungen verlaufen, einen Rückschluß auf ihre Ätiologie gestattete.
Das ist also zunächst zu untersuchen.
Die klinischen Bilder, unter denen die Ernährungsstörungen
des Säuglings verlaufen, sind von einer gewissen Fintönigkeit und
lassen sich eigentlich immer wieder auf bestimmte Typen zurück-
führen. Auf der einen Seite die chronischen Störungen, die in
leichteren Fällen unter dem Bilde nicht normalen Gedeihens und
- des Verlustes von mit einem normalen Ernährungszustand un-
trennbar verknüpften Zeichen der Gesundheit verlaufen, auf der
anderen Seite die akuten und subakuten Störungen, in deren
Mittelpunkt Symptome von seiten des Magendarmkanals, vor allem
der Durchfall stehen, mit geringerer oder schwererer Beeinträchti-
gung des Allgemeinbefindens.
Die chronischen Störungen, bei denen pathologische Erschei-
nungen von seiten des Verdauungstraktus vollständig fehlen
können, erhalten durch die auslösende Ursache kaum jemals eine
charakteristische Prägung. Nie ist das Bild so eindeutig, daß die
genaueste klinische Untersuchung den Rückschluß auf ein ganz be-
stimmtes ursächliches Moment erlaubte; allen sind neben dem anor-
malen Verhalten des Körpergewichts, Veränderungen der Hautfarbe,
des Tonus und Turgor, Zeichen der gesunkenen Immunität gemein-
sam, Es handelt sich eigentlich nur um quantitative Verschieden-
heiten. Zu einer größeren Sicherheit, als daß dieser oder jener
ätiologische Faktor bei der Auslösung der chronischen Störung
möglicherweise mitbeteiligt ist, z. B. bei dem Nachweis
besonders lokalisierter Empfindlichkeitsphänomene der Haut gegen
äußere Reize die exsudative Diathese, bei durch eine charakteristische
Konfiguration des Gesichts und des Schädels ausgezeichneter
Wachstumshemmung eine mit der vorzeitigen Geburt zusammen-
hängende angeborene Schwäche, bei Vorhandensein abnormer
Schreckhaftigkeit, eines Facialisphänomens die neuropathische Be-
lastung — gelangt man nicht. Ob eine Atrophie durch alimen-
täre Momente, Überernährung mit Kuhmilch, mißbräuchliche Ver-
wendung des Mehles, sich wiederholende Infektionen, konstitu-
tionelle Minderwertigkeit hervorgerufen ist, muß im klinischen‘
Bilde nicht zum Ausdruck kommen. Wenn z. B. für jene chro-
nische Ernährungsstörung, die, auf Schädigung durch Kuhmilch
und ihre Verdauung zurückgeführt, als Milchnährschaden be-
zeichnet wurde, neben ausbleibender Gewichtszunahme, Blässe und
Turgorverlust die Entleerung bröckliger Fettseifenstühle und eine
ganz bestimmte, zum Verlust von Erdalkali führende Stoffwechsel-
störung als charakteristisch angesehen wurde, so steht demgegen-
über heute fest, daß weder der Fettseifenstuhl noch auch die
Stoffwechselstörung pathognomonische Bedeutung haben.
Nieht viel anders liegen die Verhältnisse bei den akuten
Störungen. Die Tatsache eines bestehenden Durchfalles läßt nur
so viel sagen, daß in den betreffenden Fällen Bakterienwirkung eine
Rolle spielen dürfte. Finden wir bei dem Kinde eine Pharyngitis
acuta, eine Pyelitis, werden wir mit einiger Wahrscheinlichkeit den
Durchfall mit der nachgewiesenen Infektion in Zusammenhang
bringen. Können wir einen Infekt durch die klinische Unter-
1) An diesem Verständnis mangelt es, wie jeder Unbefangene
sich heute überzeugen kann, in weitesten Ärztekreisen. Aber Halber-
stadt bemerkt in einem außerordentlich lesenswerten Aufsatz über
die moderne Säuglingsdiätetik und die Praxis sehr richtig, „daß die
Meister selbst es verschuldet haben, daß die Wissenschaft draußen
nicht immer die ihr gebührende Achtung genießt, und zwar dadurch,
daß der Wechsel der Ansichten und der daraus resultierenden thera-
peutischen Vorschläge zu oft und zu jäh erfolgt ist“.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
suchung nicht nachweisen, der Durchfall als solcher und die ihn
begleitende Allgemeinstörung können sich im klinischen Bilde
ganz gleich präsentieren, ob Ernährung mit zersetzter Milch —
wenn wir die Möglichkeit einer durch diese erfolgenden Schädi-
gung zugeben —, ob erst im Darm eintretende-abnorme Zersetzung
der Nahrung, ob Infektion der Darmwand den Durchfall ausgelöst
hat. So sind auch bei den akuten Störungen ebenso wie bei den
chronischen engste Grenzen für die ätiologische Diagnose auf
Grund des klinischen Befundes gezogen, Über Vermutungen
kommen wir kaum jemals hinaus.
Es bleibt zu prüfen, wie weit wir in dieser Beziehung durch
Zuhilfenahme anamnestischer Daten gelangen. Durch die Not-
wendigkeit, diese heranzuziehen, leidet natürlich die Wertigkeit
des ätiolugischen Einteilungsprinzips für den praktischen Gebrauch,
denn in der Praxis müssen Beurteilung des Zustandes und Be-
handlung der Säuglinge auch dann erfolgen, wenn sie uns ohne
Anamnese übergeben werden. Auch haben wir mit dem ja nicht
seltenen Vorkommnis zu rechnen, daß die Anamnese irreführend
und unvollständig ist. Mit dieser Einschränkung kann zugegeben
werden, daß sich in einzelnen Fällen bei Zuhilfenahme der Ana-
mnese ein ursächlicher Faktor als überwertig erweisen und
diese Tatsache eine ätiologische Diagnose erlauben kann. Aber
leider ist das Überwiegen eines ätiologischen Faktors, die Vor-
machtstellung eines ganz bestimmten, ursächlich wirkenden Mo-
mentes nicht häufig anzutreffen; in der großen Mehrzahl ent-
nehmen wir der Anamnese eine Kombination von Schädigungen
von denen jede einzelne die Ernährungsstörung hätte auslösen
können. Gewöhnlich hat eben nicht ein ätiologischer Faktor die
Erkrankung oder den Zusammenbruch bewirkt, sondern die Kom-
bination mehrerer. So bringt uns in der Mehrzahl der Fälle auch |
die Zuhilfenahme anamnestischer Daten über Vermutungen und
Wahrscheinlichkeitsschlüsse nicht hinaus.
Ausdrücklich sei aber schon hier bemerkt, daß diese Tat-
sache den Wert einer genauen Anamnese gerade auf dem m
Frage stehenden Gebiet nicht schmälert; vielmehr sei die Not-
wendigkeit genauer Vorerhebungen für die Beurteilung und Be-
handlung von Ernährungsstörungen schon an dieser Stelle aus-
drücklich betont: denn die Erhebung der Vorgeschichte gibt uns
eine wichtige Ergänzung für die notwendige Beurteilung des Falles
in der Richtung, ob er als eine leichte oder schwere Störung ZU
werten ist.
Für die Vervollständigung der kritischen Erörterungen über
den Wert des ätiologischen Einteilungsprinzips als Grundlage
praktischer Verständigung ist es notwendig, die für seine Auf-
stellung gemachten Voraussetzungen auf ihre Richtigkeit, die Er-
gebnisse der sich auf ihnen aufbauenden experimentellen Stof-
wechsel- und klinischen Forschung daraufhin zu prüfen, inwieweit
sie am Krankenbette die Behandlung bestimmen können.
Unstreitig erschöpfen Alimentation, Infektion und Konsti-
tution fast restlos die ätiologischen Möglichkeiten), aber die .
scharfe Abgrenzung zwischen ihnen führt nicht nur, WIE bereits
erörtert, in der Praxis, sondern schon bei der Fragestellung ZU
Schwierigkeiten. Bei den Ernährungsstörungen ex alimentatione
zeigt sich das besonders deutlich bei der Begrifisiassung des Mileh-
nährschadens. Czerny-Keller bezeichnen an einer Bien
als Milchnährschaden ganz allgemein die durch Ernährung ml
unzersetzter Milch hervorgerufene Störung, an anderer Stelle A
jenige, die durch Überernährung mit ihr hervorgerufen ist. Dure
diese wenig präzise Fassung verwischen sich aber die Grenzen
zwischen Ernährungsstörung ex alimentatione und ex constitu-
tione. Denn bezeichnen wir als Milchnährschaden eine Sn
durch unzersetzte Milch schlechtweg, so ist das nur ein Ausdrut
für die Tatsache, daß viele Säuglinge die artfremde Agnan
der üblichen Mischung nicht vertragen. Der Milchnährscha e
ist dann eigentlich nicht eine Ernährungsstörung ex alimentation®,
sondern ex constitutione, eine angeborene Heterodystroplie a
Sinne Pfaundlers. Nur nach Feststellung der Tatsache, (X
die Ernährungsstörung des betreffenden Säuglings lediglich JA
Überernährung mit Kuhmilch zurückzuführen ist, hätten Wii nr
Recht, den Milchnährschaden in den betreffenden Fällen als er
Störung ex alimentatione zu bezeichnen, Aber Überernähfuns a
etwas Relatives, und ob eine Schädigung durch sie zustan
kommt, hängt von der Toleranzbreite des Säuglings ab, die Aus
Konstitution und Kondition bestimmt wird. Beim Brustkinde ul i
scheidet Birk zwischen dem Milchnährschaden ex alimentation
x
1) Es kommen hinzu Schädigungen durch Verstöße gegen die Pflege.
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~oi N
S
(Einbeziehung von 1 und 2 unter die Ernährungsstörungen ex,
nährschadens fälschlicherweise zunächst auf die Schädigung durch das-
`
2
Fett bezogen wurde, wie vor allem Helbich in einer bedeutungsvollen, =
| s e es ur O E nn ie ee en or > o ron 2 ge a A ee 2 Di RaERr a) Be a
_..1919, — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. ` 6050 0i a S AE
— © und ex constitutione (bei exsudativer Diathese). Daraus. erhellt } die. rein praktischen Zwecke; die ich mit meinem Aufsatz ver- ` Eh. 3
am besten, eine wie unklare Stellung dieser Nährschaden im System | folge, notwendig. 0 . | 2 ne ll, i
wo Auch die Grundlagen, auf.denen Czerny-Keller das untersuchen, ‚was ganz allgemein für -die Lösung des Problems der TR
$ 0: System der Ernährungsstörungen ex infectione aufbauen, sind zum | Einährungsstörungen ‘durch die von ätiologischen Gesichtspunkten ge- ll
Teil recht unsichere. Czerny-Keller: beziehen unter die | leitete Forschung geleistet wurde. Aber um kein Mißverständnis über : al Ba
äh tö Kexinfectione®.: = - Su ~ | meinen, Ständpunkt in dieser Beziehung aufkommen zu lassen, möchte C aip LE Yu
Ernährungsstörungen ex. infectione:. ich : z nee ae are E URTE
TS die. durch den Gonùb Milch | .|.jeh an dieser Stelle prägnant hervorheben, daß die von dem ätio- alba
duibn, Se Anh bakterielle Zeraosung ‚gewisser Nährtofe ver | ment Me armen u T een ee. Pie
N c : ung ge ‚hrstoff: 2 ie experimentelle als auch die klinische, für unsere Erkenntnis AFAT E
dorben ist; 2. Störungen, die durch Produkte hervorgerufen werden, | auf dem Gebiete der Ernährungsstörungen. von: der allergrößten Be- BEN
die bei der bakteriellen Zersetzung des Darminhaltes entstehen; | deutung war, wenn auch keineswegs alle Voraussetzungen, von denen En,
3. Störungen, die durch eine Infektion des Organismus, die inner- we F u ao a dio Re auf. Be ee Dee ” er hauen
- halb (enterale. Infektion) oder außerhalb des Darmkanals (par- Borde at PEU OEL. TAROSIENUIE WAD -MOZOGNI OU AUGOTOTQON Mn er Ege
_ enterale Infektion) angreift, bedingt sind : ae ei den Untersuchungen über die Ernährungsstörungen ex alimentatione eigen
: Sch : derarti ? ite Fassi Co a TER, «m. | hat die Untersuchung des Schicksals und der Bedeutung jedes einzelnen Fa T
chon eine derartig weite Fassúng des Infektionsbegriffes | Nährstoffes bei seiner Passage durch den Darm und nach der Resorption EL
| ; i i c l j ungen 6X | zwar zunächst in- eine Sackgasse geführt, indem die Ursache des’ Milch- Ea PDSR
infectione) widerspricht eigentlich den Vorstellungen, die wir mit AE
=~ _ dem Begriff einer infektiösen Schädigung zu verbinden pflegen. | Fi wurde, wie Helbicl ng RERBA
‘Wenn wir uns aber selbst damit abfinden und unter die Ernährungs- | viel zu wenig gewürdigten Studie nachwies; aber der Gewinn. war N re
störungen ex infectione auch solche rechnen würden, die durch‘ en a Nutzen EN ee aa k papos
eine Bakterienwirkung zustande kommen, die. nicht an den Körper- |, stör ee En sei = Ir die au =. a | Be
- zellen angreift, -so bleibt doch noch’ des Zweifels genug an der | m... En, war nach za osen Trwegen, CIE Wir aper angesichts der, > coas. nggi pr n
Berechti d F otellunr: d bei der Auf i des B Förderung, die unser Wissen durch“ sie erfahren hat, ‚nicht missen _ De KARTEN
erechtigung der Fragestellung; denn bei der Aulstellung des De- | möchten, die Erkenntnis, daß die Schädigung durch die Milch nicht auf ee,
grifts der Ernährungsstörung durch zersetzte Milch ist etwas vor- | einen einzelnen Nährstoff, sondern auf die Korrelation zurückzuführen En RR
weggenommen, was erst hätte bewiesen werden müssen, daß ist, in .der sich Nährstoff und Salze in der dem Säugling zugeführten E a
nämlich tatsächlich Milch, die bakterieller Einwirkung ausgesetzt | Nährmischung zueinander befinden: eine Arbeitshypothese, uf der sich — :7=> ler cs
, _ gewesen ist, die Ursache akuter Verdauungsstörungen, vor allem Ba, Abe N tea Es 2 en aufbauen van: TR
`` des sommerlichen Brechdurchfalles ist. . Czerny-Keller | e sich auf sicherlich zum Jeil falschen Vorstellungen yon den Ur. u kg),
| K i ; sachen der akuten Störungen aufbauende Forschung hat uns tiefe Ein-- EEE
haben als Grundlage für diese ihre ‚Anschauung nicht viel mehr blicke in die Bedeutung von Gärung und Fäulnis für die Entstehung E
„zur Verfügung gehabt, als wohl nicht ohne weiteres für die | yon Durchfall und. Obstipation- tun lassen und unsere Ernährungs- -> `=- - BEER r
Lösung des vorliegenden Problems nutzbare Experimente Bokay.s | therapie um Maßnahmen bereichert, die heute zahlreichen schwer- a AR ;
kranken ‚Säuglingen das Leben retten. Am wenigsten fruchtbar war Beer
Sie Bien
die Forschung bei den Ernährungsstörungen ex constitutione.
von der peristaltikanregenden Wirkung gewisser sich bei der
führte noch nicht zu exakten Unterlagen für diätetische Indikationen.
Milehzersetzung bildender Säuren und den landläufigen Glauben,
s] ~. _— daß der Brechdurchfall des Säuglings durch den Genuß verdorbener x ; i on tuti |
Milch hervorgerufen wird. Daß diese Grundlagen aber nicht- aus- |. Daß Den e nen “ coni tiiptione I
À . wre : 2 1: Ä ‚r. | eine.Diätetik vorschlagen, die Unterdrückung gewisser Manifestationen Hi
l Pe Kr auf an = a ke . Keen, ie eh ‘mit einer Art der Ernährung erkauft, die nicht zu einem: normalen Jo
ne Nahrung aulzubauen, 1st durch zahir Wachstum führt, also auf dem, Wege über eine Ernährungsstörung, ist , Ä ji
ein Eingeständnis, .daß die Erforschung der Pathogenese der Ernährungs- i
j
BE
~ ` stalt ausgeführte experimentelle Arbeiten von Bahrdt, Edel-
stein und ihren Mitarbeitern erwiesen; ihre Resultate sprechen ‘störungen ex constitutione von einer Lösung noch weit entfernt ist.
Die großen vorstehend nur angedeuteten und keineswegs.
gegen die ursächliche Bedeutung der zersetzten Milch bei der
Es besteht keine | vollständig angeführten Fortschritte der Erkenntnis, welche durch.
die Arbeit auf Grund einer von ätiologischen' Gesichtspunkten be-
ern.
e'na
~ >i wos
ne 4
ær, roe ren e
an Sya. n
pag $
=
iX
. Entstehung akuter Verdauungsstörungen. |
Berechtigung zur scharfen Abgrenzung dieser besonderen Gruppe |
: 7 s i .. e s , Ixe a n i ' , à A ` ; A i $ AR
von Ernährungsstörungen ex infectione. Es’ ist mir auch frag- | fruchteten Fragestellung erzielt werden, bedingen jedoch leider le
lich, ob die sogenannten parenteral bedingten 'akuten Ernährungs- | nicht, daß die Behandlung der Ernährungsstörungen in der eo
en tatsächlich jene Sonderstellung beanspruchen dürfen, | Praxis auf Grund ätiologischer Gesichtspunkte erfolgen kann: le.
ie ihnen im. System der Ernährungsstörungen . ex infectione | erstens aus dem | eingangs erwähnten Grunde, weil eine ätio- ; ONE
in.‘
nd:
Czerny-Keller nehmen an, daß Er- | logische Diagnose nur in den seltensten Fällen möglich, kaum
et an
nie wu
unse z
jemals ein Faktor allein für die: Störung oder den Zusammen- `
<
EaR e e
i- zugewiesen wurde,
| Krankungen, für deren Entstehung wir außerhalb des Magen- -
darmkanals angreifende Bakterienwirkung verantwortlich : machen, bruch des. Kindes verantwortlich gemacht werden kann). Und di UAT
: 2. B. Rhinopharyngitis acuta, Varicellen, Pertussis, dadurch | wenn auch die Ernährungsstörungen. verschiedenartiger Ätiologie it...
| zu Ernährungsstörungen führen, daß aus den Krankheitsherden | keineswegs immer ein verschiedenartiges therapeutisches Vorgehen rg
Ich hingegen notwendig machen, so kann z. B. im Falle des Nichtgedeihens A ee
i A
En;
resorbierte Produkte den Organismus schädigen. Ic
würde andere Erklärungsmöglichkeiten in den Kreis der. Dis- | sines Kindes sowohl infol ge alimentärer (z, B,Milchüberernährung) <
; kussion ziehen. In einem Teil der Fälle könnten die gleichen | als auch ‚infolge konstitutioneller Einflüsse eine kohlehydratreiche .
, — Bakterien, welche die parenterale Infektion, z. B- eine grippale | Ernährung aus beiden Gründen angebracht sein, gibt es doch
, ., Erkrankung hervorrufen, auch die Ursache einer Reizung der | wieder andere Fälle, in. denen die Therapie, die auf Grund einer
' Darmschleimhaut sein. Der ‚Durchfall wäre dann nicht dië Folge | Ursache auszuüben wäre, entgegengesetzt jener ist, die. auf Grund
©, einer parenteralen, sondern einer enteralen Infektion, deren scharfe der anderen in Frage käme, z. B. wenn bei sicher bestehender -
| - klinische Abgrenzung überhaupt die allergrößten Schwierigkeiten | Yonstitutioneller Minderwertigkeit, die uns den Versuch mit einer
=> macht. In einem anderen Teil der Fälle ‘könnte unter dem Ein- | xohlehydratreichen Nahrung empfehlenswert erscheinen ließe,
© > fg einer durch die Infektion bedingten allgemeinen Resistenz- | Durchfall besteht, für dessen Therapie eine kohlehydratreiche
` verminderung der Ablauf der bakteriellen Zersetzung. des Darm- | Mischung kontraindiziert wäre. Und in jenen seltenen Fällen, in
Ä denen sich ein Faktor als ätiologisch überwertig erweist und eine
ausgelöst werden: ob dadurch, daß unter dem Einfluß der.
‚daß infolge Versagens regulatorischer Kräfte an irgendeiner Stelle
‚genügen, um zu zeigen, daß eine Revision un
inhalts ein abnormer und dadurch: eine Ernährungsstörung
Resistenzverminderung ‚Bakterien in den sonst keimfreien Dünn-
darm wandern und dort ihre Wirksamkeit entfalten, oder dadurch,
der. bakterielle Ablauf in abnormen Bahnen verläuft, mag dahin-
gestellt bleiben. on nn
Diese Kritik an den Voraussetzungen, von denen Czerny-
Keller bei der Aufstellung ‘ihres Systems ausgingen, möge
d Korrekturen an-
gebracht wären. Das überhebt mich aber nicht der Prüfung der
Frage, ob und inwieweit die Übernahme der ätiologischen Frage-
stellung und der durch sie erzielten Forschungsergebnisse in die
ätiologische Diagnose erlaubt ist, gibt nicht diese. die Indikation.
für die Wahl. der Nährmischung, sondern der Zustand, in der sich.
‘das Kind befindet. Das Kind, welches z. B. durch. Mehlernährung
‘in .ein Stadium der Unterentwicklung ohne besondere sonstige
Krankheitszeichen gekommen ist, kann mit Hilfe der gewöhnlichen
Milchmischungen repariert werden. Bei dem Kinde, welches durch
Mehlernährung schwer.atrophisch geworden ist, ist das nicht mehr
möglich, es bedarf der Frauenmilch, und. die Dosierung dieser - -
folgt wiederum ganz verschiedenen Gesetzen, je nachdem ob
Durchfall oder Obstipation besteht. Also selbst die Behandlung
1) Bei der Kombination def’Ernährungsstörungen ex älimentatione
a denen ex infectione aber fehlen nach Czerny-Kellers eigenen
Praxis Richtlinien für die Behand] ung des einzelnen Falles
gibt, line derartige Formulierung der Frage ist im Hinblick auf | Angaben präzise Indikationen für die Wahl der Nahrung.
ee
606
£
einer Ernährungsstörung, bei der durch die Möglichkeit ganz
genauer Vorerhebungen eine nicht nur mutmaßliche, sondern
sichere ätiologische Diagnose möglich ist, erfolgt nicht etwa unter
ätiologischen Gesichtspunkten, deren Beachtung zur Einleitung
einer eiweiß- und fettreichen Kontrasternährung führen sollte,
sondern lediglich auf Grund der Beurteilung des Zustandes, in
dem sich das Kind befindet. Was vom Mehlnährschaden bei-
spielsweise gesagt wurde, gilt auch für die Ernährungsstörungen,
die bei Milchgenuß entstehen, gilt auch für die Ernährungs-
störungen ex infectione, soweit ich deren Begriftsfassung durch
Czerny anerkenne, und schließlich ‚auch von den Ernährungs-
störungen ex constitutione. Wäre eine sachgemäße Behandlung
einer Dünndarmdyspepsie nur möglich nach Kenntnis des den
Durchfall auslösenden Momentes, dann kämen wir in die größte
Verlegenheit. Denn die Feststellung z. B., ob ein Durchfall durch
Genuß zersetzter Milch hervorgerufen wurde, wird kaum jemals
gelingen. Aber glücklicherweise erfordert die Therapie diese Fest-
stellung auch gar nicht, denn sie unterscheidet sich nicht von der
eines Durchfalles, der durch eine abnorme Zersetzung der Nahrung
im Magendarmkanal oder durch eine Infektion des Organismus
‘zustande gekommen ist, unter der Voraussetzung, daß der Zustand
des Kindes, das Durchfall hat, bei allen genannten Möglichkeiten der
gleiche ist. Wenn Czerny-Keller sagen, daß sich bei den
günstigen Fällen der Toxikose für die Ernährungstherapie zu-
nächst eine andere Indikation ergibt, wenn sie durch eine außer-
halb des Darmes angreifende zersetzte Nahrung bedingt war, als
wenn die Ätiologie derselben in einer Zersetzung der Nahrung
innerhalb des Darmes zu suchen ist, im ersten Fall als thera-
peutische Indikation die Zufuhr unzersetzter Nahrung genüge, im
zweiten Falle neben dieser Indikation eine Art der Ernährung,
welche die Zersetzungsvorgänge nicht neu anfache, so sind das
Behauptungen, denen ein tatsächlicher Hintergrund fehlt. Nicht
die Ätiologie, sondern in erster Linie der Zu-
stand des Kindes indiziert die therapeutischen
Maßnahmen. Ich komme zu folgendem Schluß:
Von welchen Voraussetzungen wir auch an
das Problem der Ernährungsstörungen heran-
gehen, bei voller Berücksichtigung dessen,
was durch konsequente Ausgestaltung des
ätiologischen Einteilungsprinzips für die wissen-
schaftliche Erkenntnis auf dem Gebiete der
Ernährungsstörungen geleistet wurde und noch
geleistet werden wird, in der Praxis kann,
geleichviel ob, wie bei einer kleinen Minder-
zahl von Fällen, eine ätiologische Diagnose
möglich, oder wie in der großen Mehrzahl der
Fälle unmöglich ist, die Beurteilung sowohl
wie die Therapie der Ernährungsstörungen nur
auf Grund der Analyse des klinischen Bildes,
des Zustandes des Individuums erfolgen Mit
dieser Feststellung verliert das ätiologische
Einteilungsprinzip die Möglichkeit und damit
auch die Berechtigung, die Grundlage der Be-
urteilung und Behandlung der Ernährungs-
störun gen zu Se in. (Fortsetzung folgt.)
Aus der II. medizinischen Universitätsklinik in Wien
(Vorstand: Prof. v. Ortner).
Fortschritte der Perkussion und Auscultation.
(Zwei Fortbildungsvorträge,)
Von
Priv.-Doz. Dr. Hanns Pollitzer, Assistenten der Klinik.
Mit 10 Abbildungen (Brustkorbschemata).
I. Perkussion:
Die Bestimmungen der Grenzen des Herzens
und der Aorta sowie der Lage der Lunge durch
Chromoperkussion.
M. H.! Es ist jetzt 157 Jahre, daß in Wien bei Trattner
auf dem Graben jenes kleine Büchlein erschienen ist, das Die hier
als Zeichen einer glücklicheren Zeit in braunem Maroquin und
Goldschnitt gebunden vor sich sehen und das die Wiege der modernen
inneren Medizin darstellt: Auenbruggers „Inventum novum“,
[ch glaube, daß man die Vorrede des Autors nicht ohne Rührung
E
j
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
lesen kann, die in knapper männlicher Sprache schildert, wie er
„inter labores et taedia“ seine Entdeckung immer mehr und mehr
durchgearbeitet hätte, wie er sich dessen bewußt sei, daß ihr Neid.
und Mißgunst auf ihrem Wege nicht erspart bleiben würden, die
aber gleichzeitig voll Selbstbewußtsein die Zuversicht ausspricht,
daß diese Entdeckung mit den bisherigen Ergebnissen noch lange
nicht erschöpft sei, sondern daß sie berufen sei, noch eine Reihe
von Tatsachen zutage zu fördern, die der Erkennung, Voraussicht
und Heilung von Krankheiten dienen würden. In wie hohem
Maße dieses prophetische Wort sich bewahrheitet hat, bedat
keiner Erörterung. Doch hat es bekanntlich fast 50 Jahre ge-
dauert, bis Auenbruggers Entdeckung sich durchsetzte und
mehr als 70, bis sie auch in Deutschland Gemeingut der Ärzte
zu werden begann. Daß sie sich durchzusetzen vermochte, ver-
danken wir dem Ingenium der ältesten modernen internistischen
Schule Corvisarts und Laënnecs in Paris. Bekanntlich
war Auenbruggers Methode eine sehr rohe: Man schlug
oder stieß mit den zusammengefaßten Fingerspitzen einer Hand
auf den Brustkorb. Es ist begreiflich, daß man mit dieser groben
Methodik nur gröbliche Veränderungen aufdecken konnte und man
muß die wissenschaftliche Tapferkeit der Forscher bewundern,
die sich nicht entmutigen ließen. Trotzdem wäre ihr kaum eine
andere Zukunft als die eines unterstützenden Zeichens unter
anderen beschieden gewesen — jene Rolle, die sie in La&nnecs
Diagnostik spielt —, wenn ihr nicht in einem Schüler Laennecs
ein ebenso großer Meister erstanden wäre, als es der Lehrer in
der von ihm selbst erfundenen Auscultation war. Es war das
Piorry, der Erfinder des Plessimeters und der indirekten Per-
kussion, die ja von nun ab ausschließlich geübt wurde. Piorry
hat mit unermüdlichem Eifer seine perkutorischen Studien am
Lebenden durch Untersuchungen an der Leiche kontrolliert und
so seine Technik ständig vervollkommnet, und ich glaube, daß er
in der Perkussion eine Meisterschaft erreicht hat, die in der nach-
folgenden Zeit nicht auf der gleichen Höhe verblieb. Als Beweis
für diese Anschauung möchte ich anführen, daß Piorry!) m
Jahre 1828 sich nicht mit ungefähren Angaben über Vergrößerung
der Herzdämpfung wie zehn Jahre später Skoda begnügt, sondern
daß er exakte Messungen der Herzdämpfung vornimmt, wie sie
erst fast 80 Jahre später nach Entdeckung der Orthodiagraphie
wieder systematisch gewagt wurden (Moritz, Goldschei der,
De la Camp und Andere). Die Maße, die Piorry angegeben
hat, stimmen ganz vorzüglich mit den röntgenologischen Ergeb-
nissen der neuesten’ Zeit überein. Er fand bei normalen Herzen
— er sagt bei „Milzkrankheiten“ — unter 27 Fällen 21 mal, das
ist in zirka 80°/,, Durchmesser von 9,5 bis 11 cm, in 20%, von
11 bis 13 em (umgerechnet aus französischem Zoll). Vergleichen
Sie damit die Angaben Holzknechts: zirka 11 bis 18 em
normaler Durchschnitt. Bei Dilatation und Hypertrophie des
Herzens fand er in zirka 25°/o der Fälle 12 bis 15 cm, in zirka
90°%/, 16 bis 20 em, in einzelnen Fällen auch mehr (Holzknecht:
Mitralinsuffizienz von normalen Maßen bis 16, 17, 18 em; Aorten-
insuffizienz bis zu 20 cm). Ich glaube also nicht zu übertreiben,
wenn ich in Piorry einen vollendeten Meister der topographischen
Perkussion sehe, den freilich seine Kunst, der noch die genügenden
pathologisch-anatomischen Grundlagen fehlten, auf Abwege führen
mußte, obwohl wir gerade heute uns seiner viel gescholtenen Lehre
von dem specifischen Eigenschall jedes Organs wieder nähern
werden. Zunächst mußte aber jedenfalls Platz für eine Wissen-
schaftliche Begründung der physikalischen Untersuchung geschaffen
und mit Piorrys verwirrender Fülle von Knochenschall, Muskel
schall, Leberschall usw. aufgeräumt werden. Dieses Aufräumen
und die wissenschaftliche Fundierung der Perkussion durch ana-
tomisch-physikalische Begriffe hat bekanntlich unser Wiener Alt-
meister Skoda besorgt, Durch ihn wurde die Perkussion zu det
Wissenschaft von den physikalischen Zustandsänderungen des
Brustkorbinhalts, eine Standeserhebüung, die neben groben si
teilen auch gewisse Nachteile im Gefolge hatte. Denn als Buns
wurden ihr durch Skoda einige Blüten abgestreift, die Sie schon
getrieben hatte und die nun wiederum verkümmerten. Die Tech
der Perkussion, nunmehr im sicheren Bewußtsein der anatomischen
Befunde, die sie widerspiegelt, verwilderte gerade dadurch in
Laufe der nächsten Jahrzehnte, besonders seitdem der klinische
Unterricht vom Krankenzimmer in den Hörsaal übertragen worden
war. Ich entsinne mich noch wie heute des befriedigt güugen
') Piorry, Dela percussion médiate .. etc, Paris 1882. S. Chaude
et J, B, Bailliere,
Digitized by Google ciki
- graphie.
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3 -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 285.
92. Juni
Lächelns der Anerkennung und des sonoren „gut!“ unseres großen
Lehrers Erb, wenn wir als Praktikanten .so perkutierten, daß
man den Schall. bis in den fernsten Winkel des Hörsaals: ver-
nahm. Dabei wurden natürlich alle Feinheiten. durchgeschlagen.
Nun hat ja wohl jeder im späteren Leben sich seine eigene Per-
kussionsmethode zurechtgelegt, allein die fehlerhafte Beobachtungs-
weise sitzt-doch bis heute in der Technik der Ärzte. Ich entsinne‘
mich auch, daß alle inneren Kliniker, mit denen ich. in Berührung‘.
gekommen bin, z.B. v. Strümpell, aber auch v. Neußer,
der Künstler der Hammerperkussion, oft genug in camera
caritatis erklärten, ‘daß von zwei Untersuchern keiner die
Grenze der „relativen Herzdämpfung“ an die gleiche Stelle
verlege. Und dennoch lehrten wir und lehren wir. auch
heute noch sie auf Fingerbreite genau zu bestimmen, und machen
dem Prüfungskandidaten Ausstellungen, wenn er sie nicht dort
findet, wo wir sie finden. Die Schuld an diesem Übelstande
trägt zunächst ein gewisser Konservativismus, der in der Wissen-
schaft genau so wie im übrigen Leben neben hohem Wert auch
Schattenseiten hat. Mitschuldig ist. aber auch die allzu theore-
tische Auffassung der Lehre von den oberflächlichen und tiefen
Dämpfungen, wie sie in exaktester Form und für die ganze
deutsche -Medizin richtunggebend jener Kliniker vertritt, dem wir
alle unsere theoretische Ausbildung in der physikalischen Unter-
suchung verdanken: Sahli. Er muß es mir darum verzeihen,
wenn ich im folgenden, ohne der schuldigen Dankbarkeit zu ver-
gessen, mich mehrfach gegen ihn wenden muß, wobei ich seinen
Namen als Repräsentanten der ganzen Lehre und Technik benutze,
obwohl es ganz; außer Zweifel steht, daß gerade Sahli sehr
viel zur Veredelung der verwildernden Perkussion beigetragen
hat. Die Macht des Konservativismus ist so groß, daß es gar
nichts fruchtete, zumindest für die allgemeine Auffassung der
Ärzte. und unseren klinischen Unterricht, als zu Beginn des
20. Jahrhunderts von Moritz, Ebstein und besonders von
Goldscheider gezeigt wurde, daß man auf dem Wege’ der
Perkussion die wirklichen Grenzen eines Herzens ebenso exakt,
bestimmen könne, wie mit: der neu aufgekommenen Orthodia-
Daß sich Goldscheiders Arbeiten .nicht durchzu-
setzen vermochten, liegt wohl, abgesehen von den Schwierigkeiten,
die er sich selbst; geschaffen hat, an dem Konservativismus der
herrschenden Lehrbücher, und Sahli hat unrecht, wenn er die
ganze Sache damit abtut, sie als eine Art von „unter der Ein-
wirkung des Röntgenbildes entstandene“ Selbsttäuschung hinzu-
stellen. Die Röntgenuntersuchung hatte den Autoren nur die
Zunge gelöst und ihnen: die Sicherheit gegeben, daß das, was sie
perkutorisch fanden, auch der Wirklichkeit‘ entspräche, Wenn
wir von der Ebst.einschen Tastperkussion absehen, die unbe-
gründeterweise durch Verzicht auf den Gehörsinn eine Sache
schwieriger ‘macht, als sie es im Grunde ist, hat Gold-
scheiders ‚„Schwellenwertperkussion“ wohl eindeutig gezeigt,
daß man Grenzen und Form des Herzens mit aller wünschens-
werten Genauigkeit durch eine außerordentlich leise, kaum hörbare
Perkussion feststellen könne. Warum vermochte nun diese Tech-
nik sich bisher nicht durchzusetzen? Warum schleppen wir
anerkannt vage ‚Begriffe, wie die Abgrenzung der „relativen Herz-
dämpfung“ ‚noch immer weiter und dulden offenkundig falsche
Bilder, wie -es die üblichen Perkussionsfiguren sind (vergleiche
Abbildung 1a). Das kommt daher, daß die führenden Lehrer
Scheiders Methodik der Schwellenwertperkussion ablehnen
Zu müssen meinten, weil ihnen, abgesehen von der unhandlichen .
Technik, die Deutungen und Begründungen Goldscheiders
üg erschienen. Es liegt aber gar kein Grund vor, eine
Technik oder Kunst deshalb abzulehnen, weil ihre Erklärungen
2 der Kritik nicht standhalten. Das ist die so oft zu en
ir
Verwechslung einer. Technik mit einer Wissenschaft.
wissen z. B. im Grunde genommen von den Entstehungs-
bedingungen der Bruststimme, der Kopfstimme, der Voix mixte
auch heute noch nicht sehr viel Sicheres. Jedenfalls aber haben
n unsere Sänger schon zu einer Zeit geübt und damit die voll-
‚ommensten Leistungen vollbracht, ehe. es irgendeine Art wissen-
‚Schaftlicher Akustik gegeben hať.. Es scheint mir überhaupt an
z Zeit, einmal ein etwas freieres Wort über alle die physi-
die schen Erklärungen: auszusprechen, mit denen unsere Bücher
$ è physikalische Untersuchung zu einer Wissenschaft umzudeuten
pn muchen. Schon vor etwa 50 Jahren hatte Niemeyer mit
echt darauf hingewiesen, daß die Erklärungen für die physi-
‚Kalischen Phänomene deshalb noch so dürftige seien, weil sich
N
d mit ihnen die Mehrzahl ihrer Schüler Gold-
die Kliniker ihre Akustik ` erst selbst hätten schaffen müssen.
Das ist im. großen und ganzen auch heute noch der Fall und
wenn auch dabei durch die bewunderungswürdigen Studien: von
Autoren wie. Wintrich, Geigel, Vierordt, Weil
‚sehr wertvolle physikalische Aufklärungen -erzielt worden sind, so
ist das doch alles nur cum grano salis zu nehmen. Willkommen,
wenn es uns in heuristischem oder .deutendem Sinne. fördert, aber
gleichgültig für die Übung und Erlernung unserer Kunst. Es
bleibt jedenfalls sehr auffällig, daß bisher kein Physiker sich an `
diese Fragen heranwagen wollte, obwohl gewiß Männer wie
Helmholtz und Andere mit den Problemen, die die Medizin
bewegten, sehr wohl. vertraut waren. Die Physik vermeidet‘ es,
sich aus dem Kreis. ihrer Experimentalprobleme allzu tief in die
Phänomene des Alltaglebens hineinzubegeben. Wenn nun eine
Theorie, wie. das -auf unserem Gebiete der Fall ist, allmählich
einen natürlichen Fortschritt zu hemmen- beginnt, können ' wir
ruhig für praktische Zwecke einmal den ganzen wissenschäftlichen
Ballast über Bord werfen
”
unserer Kunst eintauschen. . | S
ür notwendig, um uns für
Ich hielt diese Vorbesprechung f
heute die nötige Ärbeitsbasis zu geben. ” Die Perkussion ist eine
Technik und keine Wissenschaft, und man kann sie üben. und
vervollkommnen, ohne dafür Erklärungen besitzen zu müssen.
Wenn trotzdem auch. ich manchmal zu Erklärungen greifen werde,
- werden ‚Sie sie nach dem Gesagten nicht höher einschätzen, als
sie gemeint sind, das heißt mehr als Vergleiche. Selbst wenn
wir dabei auf. etwas Unerklärliches stoßen sollten, würde uns das
gar nicht behindern. Wir werden aber kaum auf derlei stoßen,
während die alte Lehre häufig in Widersprüche gerät. Ich ver-
weise da auf den Begriff der Tiefenperkussion, die zwar laut, aber
dennoch relativ leise. gemacht werden soll und erinnere Sie an
jene Stelle bei Sahli, in der er betont, daß zur Feststellung
des Lungenrandes leiseste Perkussion notwendig sei. „Merk-
würdigerweise“, fährt er dann fort, „hat Goldscheider die-
selbe leiseste Perkussion zur Bestimmung der Herzdämpfung
verwendet“, was in vollstem Widerspruche zu des Autors Begriffen .
von: der „Tiefenperkussion“ steht. - Wir werden diesen Widerspruch
Perkussion wie Sahli sehr vieles instinktiv üben, dessen sie
sich gar nicht bewußt sind. i l
. Ehe wir an. die praktische Arbeit gehen, müssen Sie sich,
meine Herren, für den Augenblick von ihren altererbten Begriffen
von oberflächlichen und tiefen Dämpfungen .ein wenig freimachen,
ohne daß wir sie deshalb aufgeben wollen. ‚Sie wissen, daß. sprach-
, wenn: wir dafür eine Vervollkommnung >
sehr einfach lösen, der nur ein Beweis dafür ist, daß Meister der
liche Ausdrücke nicht nur Begriffe bezeichnen, ‚sondern auch Be-
griffe schaffen‘). Das ist ‘die Gefahr, die in jedem "nicht ganz
glücklich gewählten Terminus liegt. Die Bezeichnungen für die Per-
kussionsphänomene ‚haben in der deutschen Klinik lange geschwankt
und schwanken auch heute ‚noch. Manches ganz: Ungeeignete,
das noch in meiner Jugendzeit üblich war, ist besonders auch
durch das Verdiest Sahlis beseitigt worden, so die Ausdrücke
„heller und dumpfer“ Schall, die dem Sprachempfinden direkt
widersprechen. Ebenso schlecht ist meines Ermessens die Be-
zeichnung laut und leise, welch letzteres Sahli auffälligerweise
für synonym mit gedämpft hält. Das ist gewiß unrichtig. Ich
kann auf einer gestopften Oboe oder auf einer gedämpften Trommel
sehr laut spielen, und ebenso kann ich den „vollen“ Lungenschall
sehr leise erzeugen und den „Schenkel“-Schall bis in die letzten
Bänke hörbar machen. Einwandfrei erscheinen mir aus Gründen,
die in unseren Empfindungen liegen, die Bezeichnungen voller
Lungenschall, der vielleicht noch besser sonor zu nennen wäre
und demgegenüber der Ausdruck Schallverkürzung und 'endlich
daß ein Schall hoch oder tief sein könne, also musikalische Be-
griffe, Aber merkwürdigerweise nur bei den tympanitischen Schall-
qualitäten. Gerade diese Eigenheit jedes Schalles ist es nun, die
wir heute miteinander studieren und für die wir unser Gehör
einstellen wollen, | re i
- Und nun, meine Herren, kehren wir für einen Moment zu
den ersten Anfängen der Perkussion zurück, zu jenem Fanfaren-
rufe, mit dem Auenbrugger die Geburt der physikalischen
Diagnostik verkündete:. Thorax sani hominis sonat si percutitur!
Der Brustkorb des normalen Menschen schallt beim Beklopfen!
' 4
. der Terminus Dämpfung, solange man mit ihm keine Theorie be-
treibt. Erst in dritter Linie erwähnt Sahli auch die Tatsache,
Wir aber erweitern diesen Satz und fügen hinzu: So ist der
1) Vgl. Mauthner, Philosophie der Sprache.
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Körper des Menschen ein Instrument, auf dem sich verschiedene, |
wenn auch sehr bescheidene Töne spielen lassen, und zwar
hohe und tiefe. Der sonore Lungenschall ist ein tiefer Ton, dabei
auch voll, mit großer Schwingungsamplitüde, die man ja emp-
findet. Der Schenkelschall, das heißt der Schall des perkutierten
Musculus vastus, ist ein viel höherer Ton, dabei auch mit viel
kürzerer Schwingungsamplitude, wie es alle höheren Töne sind.
Er ist das aber nicht bloß deshalb, sondern weil er auf einer ganz
anderen Art von Instrument erzeugt wird, dessen Klangfarbe
er eben entspricht. Das Instrument, auf dem wir da spielen, der
Musculus vastus, gibt nur derart kurze, stumpfe, hohe Töne wieder.
Mein Schenkelschall differiert gegen meinen Lungenschall für mein
Ohr um etwa eine Sext,
So ist also der Brustkorb des Menschen für diese Auffassung
eine Zusammensetzung von zwei Musikinstrumenten, freilich höchst
primitiver Art, etwa vom Range gewisser Negerinstrumente. Das
eine liefert einen sonoren tiefen Schall und ist ein paukenartiges
Instrument; die von der Brustwand überspannte Lunge. Es liefert
immer denselben Ton, ob nun viel Lunge da ist oder nicht, und
nur wenn ihre Spannung sich ändert oder wenn sie durch ein
anderes Instrument ersetzt wird (Infiltrat, Atelektase, Exsudat
usw.) ändert sich auch ihre Schallqualität. Das zweite Instrument
ist ein noch viel primitiveres: Es sind das das Herz und die
Mediastinalorgane. Sie liefern gleich dem Oberschenkel hohe,
aber höchst kurze Töne, die man bildmäßig etwa mit denen
eines Xylophons vergleichen kann. Hier ist es kein Xylophon,
sondern ein Sarkophon. Für diese Tondifferenz von
hoch und tief und den gleichzeitigen Wechsel
der Klangfarbe beim Übergang von dem „Sarko-
phon“ auf die „Pauke“ müssen wir unser Ohr
schärfen und ich glaube, daß uns dies ebenso leicht gelingen
wird, wie der Hausfrau, wenn sie die Wand beklopft, um zu
sehen, wo sie einen Nagel einschlagen soll. In gewissem Sinne
nähern wir uns mit dieser Auffassung der alten Lehre Piorrys,
die Skoda ganz verwerfen zu müssen gemeint hat.
Nun bedürfen wir aber noch einer zweiten Voraussetzung,
die die wichtigste ist. Wir haben uns den Brustkorb für unseren
Zweck als zusammengesetzt aus einem paukenartigen und einem
soliden xylophonartigen Instrument vorgestellt. Wenn wir beim
Perkutieren den charakteristischen Wechsel der Klangfarbe und
Tonhöhe finden, so schließen wir daraus, daß dort fleischige Teile
(Mediastinalorgane) sich gegen Luft (Lunge) abgrenzen. Allein wir
müssen dazu erst auf unseren zwei Instrumenten spielen lernen,
von dem jedes verschieden gespielt sein will, und das ist der
springende Punkt, den die Autoren bisher systematisch übersehen
haben. Er erklärt Ihnen auch den früher zitierten Widerspruch,
den Sahli so merkwürdig fand!) Wie spielt man nun Pauke?
Indem man den Schlägel bekanntlich mit Watte oder Werg um-
wickelt, sonst gibt die Pauke keine ordentlichen Töne. Das heißt,
die Pauke muß immer verhältnismäßig weich angeschlagen
werden, oder, wenn ich so sagen darf, schmiegend. Im vollen
Gegensatz dazu das Xylophon. Das schlägt der Spieler mit
kurzen, harten Schlägen an, sonst gäbe es überhaupt keinen Ton
her. Und jetzt bitte ich Sie, meine Herren, mir zuzusehen, was
ich mache. Ich will vor Ihnen zuerst den Lungenrand feststellen,
Zunächst kann ich, damit Sie es gut hören, solange ich über der
oberen Lunge bin, mit relativ kräftigen Schlägen arbeiten, je weiter ich
mich aber dem Rande nähere, mit immer abnehmender Stärke und
schließlich sehr leise. Allein dasist nicht das Wesent-
liche. Aberich schmiege, wie Sie sehen, meinen
Plessimeterfinger möglichst weich und breit
an — allerdings ohne zu drücken — und meinen Hammer-
fingersetzeich ganzohne Schwung weich, breit,
etwas drückend oder stoßend auf, so wie der Pianist, wenn er
aus seinem spröden Instrument die weichen Kantilenentöne hervor-
locken will. Nur auf diese Art erzielt man das Optimum, den
sonoren tiefen Lungenschall bis an den äußersten Rand und, daß
wir uns nicht täuschen, darüber belehrt uns die Prüfung der Ver-
schieblichkeit. So spielt man auf dem Paukenanteil des Brust-
korbes.
Jetzt wollen wir das Gegenteil, den fleischigen Herzrand
gegen die Lunge abgrenzen. Und da bitte ich Sie, mir wieder
sehr genau zuzusehen, Ich suche zunächst von meinem Hammer-
finger den höchsten Grad schnellender Stakkatoperkussion aus dem
Handgelenk zu erzielen, der mir möglich ist. Mein Plessimeter-
1) Vgl. oben.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
Far Euren
finger aber macht einen kleinen Kunstgriff, der in Wahrheit nichts
anderes ist als die auch von Goldscheider geübte Pleschsche
Fingerhaltung, die im höchsten Maß unbequem und unpraktisch
ist. Ich erziele dasselbe, ohne daß Sie es zunächst merken. Ich
halte nämlich meinen Plessimeterfinger in einem kaum sichtbaren
spitzen Winkel gegen den Brustkorb. In Wahrheit liegt nur die
Fingerbeere auf und auch diese nur leichtest: Ich perkutiere aber
auf die schwebende zweite. Phalange und die Fingerbeere leitet
den Stoß punktförmig zum Brustkorb. Und zwar setze ich ù
den Finger erst im Moment des erfolgenden
Perkussionsschlags überhaupt auf, sodaß
meine beiden Hände ständig in Bewegung sind.
Sie müssen nun nicht glauben, m. H., daß Sie das von Anfang
an unbedingt ganz genau so machen müssen. Mir ist die Betonung
dessen theoretisch so bedeutsam, weil es mir, seitdem ich meine
Technik in dieser Art vervollkommnet habe, gelingt, allmählich
die unhörbare „Schwellenwertperkussion“ auch ziemlich laut und
auf Distanz hörbar zu machen, und weil ich darin den Beweis
erblicke, daß es sich nicht um laut und leise, sondern um ent-
sprechende Behandlung zweier verschiedener Instrumente handelt.
Sie müssen sich also grundsätzlich diese beiden Arten von Perkussion
angewöhnen, wenn Sie das eine Mal die Lunge, das andere Mal
das Herz bestimmen wollen, und ich nannte diese Perkussion deshalb
Chromoperkussion, weil siedieKlangfarbe zweier
verschiedener Instrumente als Kriterium
benutzt.
Nun müssen wir nur noch einiges über die Fehlerquellen
sprechen, die dieser Methodik in manchen Fällen erwachsen, wie
man ja überhaupt sich stets klar sein muß, welche Leistung man
einer Methode aufbürden darf und wo ihre Grenzen sind. Die zu
geringe Beachtung dieses Moments hat ja der edlen Kunst der
Perkussion oft geschadet, und namentlich der Krieg mit seinen
Massenuntersuchungen hat gezeigt, daß in unseren Ärzten die
lebendige Vorstellung von dem, was sie machen, vielfach zu
scholastischen Begriffen erstarrtist. Ich meine da jene Ärzte, die auf
eine Lungenspitze klopfen und sagten Schallverkürzung, Spitzen-
schrumpfung oder Lungenspitzenkatarrh. Wenn ich von Fehler-
quellen spreche, meine ich damit nicht den gleichfalls ziemlich
scholastischen Streit um halbe Zentimeter, der seinerzeit bei Gelegen-
heit von Goldscheiders Schwellenwertperkussion zwischen
Orthoperkussion und Orthodiagraphie geführt wurde. Wenn man
beachtet, mit was für Fehlern Markierungen von Punkten auf einem
Brustkorbe arbeiten und mit was für Fehlern das Messen von
Distanzen sowohl auf dem Thorax wie auf dem Röntgenschirme
behaftet ist, wird man kaum imstande sein, diesem Streite zu
folgen. Allein es muß betont werden, daß sich die Orthodiagraphie
gar nicht so grundsätzlich von der Perkussion unterscheidet, W8
es scheinen möchte. Im Röntgenbilde handelt es sich um die
optische Projektion eines soliden Körpers auf eine Ebene (Schatten),
bei der Perkussion handelt es sich um die Projektion einer
akustischen Fläche (Klanggrenze) auf einen körperlich gewölbten
Schirm. Das Kriterium ist in dem einen Falle der Übergans
eines tieferen Schattens in einen minder tiefen, im anderen einer
Klangfarbe in eine andere, Übergänge, deren Markierungen beider-
seits mit Fehlerquellen behaftet sind. In praxi erscheint uns die
Orthodiagraphie ziffernmäßig zweifellos überlegen. Für die Zeichnung
des rechten Herz- und Aortenkonturs scheint uns aber fast die
Perkussion überlegen. Doch bezieht sich das nur auf einen
günstigen Thoraxbau. Ceteris paribus ist für unsere Arbeit o
flache, breite Brustkorb günstiger als der tiefgewölbte. Jede
Neigung zur sogenannten Hühnerbrust fälscht die Projektion, indem
sie wie ein Verkleinerungsglas wirkt. Eine ganz bedeutende Rolle
im Sinne der Störung spielt eine verminderte Elastizität K
Knochengerüsts mitsamt Veränderungen des weichen Ante
-des Paukenfelles, der Haut. So verschleiert welke atrophisch®
Haut die Ergebnisse ebensogut wie Fett, Ödem oder praniem.
Die gleiche Rolle spielen auch physikalische Veränderungen ©
inneren Membranen. Und zwar nicht nur pleuritische UN
mediastinitische Verwachsungen, sondern auch hochgradige
Stauung. Ich habe wenigstens den Eindruck, dab höhergradig®
Stauung im kleinen Kreislauf ebenso Schallverschleierungen machen
kann, wie sie uns im Röntgenbild abnorme Verschleierung?”
vortäuscht. Deshalb geschieht es bei hochgradigen rechtsseitige
Herzfehlern in manchen Fällen, daß die rechte Grenze etwas Ve
schleiert erscheint. Ihre schönsten Erfolge weist die Chromo-
perkussion bei der Feststellung des Konturs des oberen Mediastinum
und seiner „führenden Organe“ auf, also gerade an jener Stelle,
führt dann den rechten Herzrand normalerweise rasch. an den
rechten Sternalrand, an dem der Kardiomediastinalrand nunmehr
‘nach aufwärts läuft. Unterhalb‘ des’ rechten Sternoclavicular-
gelenkes biegt dann das Mediastinalband derart nach links um,
daß normalerweise das rechte Sternoclaviculargelenk sonoren
Lungenschall. gibt. Dagegen ist das linke Sternoclaviculargelenk,
wenn es’ nicht stark abgehebelt ist, in das Mediastinalband und
dessen stumpfhohen Ton- einbezogen: Sofern nicht anderweitige - |
besondere Veränderungen im oberen Mediastinum vorhanden sind, Pe ar IR
wie Oberlappenschrumpfung, Struma, Thymus, Drüsen usw., ergibt > > < i
die Praxis, daß das führende Ẹlement, das den Verlauf des Media- — ``
stinalbandes bestimmt, die- Aorta ist. Sie werden, sich später es
davon überzeugen. Ich habe schon bei Beschreibung des Herzens oe
Bd. 2.00.4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 2 | = 60 oi I:
an der man angeblich nicht perkutieren kann. Selbstverständlich ; Element der Bau des Brustkorbes. ‘Ein kurzer Thorax läßt den ae
nur dann, wenn nicht eine Struma oder eine Thymus oder sonstige | Kontur stark horizontal ausladen, ein schmaler läßt ihn :steil nach. a
abnorme Verhältnisse vorliegen, die sich aber dann durch. spezielle | abwärts laufen. Auf den Wechsel im Liegen und Stehen, der min.
Eigenheiten bemerkbar machten. Da alle Momente, welche die | speziell bei jugendlichen Hypotonikern hervortritt, habe ich schon m E TEE
Elastizität des Brustkorbs und des gesamten Paukensystems | hingewiesen. Man muß diese Verhältnisse kennen, um nicht : N) Ma
herabsetzen, ungünstig auf -die Schärfe unserer Ergebnisse ein- | falsche pathologische Schlüsse zu ziehen. a a ea Ha
wirken, ist das ideale Objekt der jugendliche männliche Thorax. Nunmehr verlassen wir die Lunge und gehen von der stumpf- ©. Allan
| Das Sternum stört uns, wie gesagt, nicht nur nicht, sondern es | schmiegenden Perkussion zur schnellenden Stakkatoperkussion über, EE PR
N ist uns ein 'erfreuliches Hilfsmittel beim Spielen unserer beiden | um die Herzgrenzen festzustellen. Dabei tun wir gut, in jenem Bu, Ka =
: Instrumente. Wir werden nicht nur auf dem Manubrium sterni, | Gebiete, wo die Leber schon stark wandständig wird, vorsichtig AE PiE
sondern selbst auf dem Sternoclaviculargelenk und der Clavicula | zu sein, obwohl der Geübte auch in dieser Gegend zumeist ein-. A Bil |
unser Mediastinalband sehr elegant abgrenzen. Was die linke | wandfreie Resultate erzielt. Wir finden den Kontur des normalen piin na
Grenze des Herzens betrifft, so fälscht, sobald man sich außerhalb | rechten Herzens mit großer Regelmäßigkeit rechtsseits.vom rechten = > kaping:
der Mamillarlinie bewegt, die Wölbung des Thorax ein wenig das | Sternalrand, über den sie im sanften Schwunge auslädt, sodaß sie > > pajisin!
Konturbild, und bei Frauen werden wir uns dort überhaupt mit | ihn etwa um: einen Querfinger überschreitet. ‘Bei sonst gleichen . á e m
einer punktierten Linje begnügen. | Ä Verhältnissen hängt der Grad dieses Ausladens wieder vom en
M. H.! . Das normale Herz ist bekanntlich in weitem Aus- | Thoraxbau und Zwerchfell ab. Hochstand des Herzens läßt ihn oe AETR
maße von Lunge bedeckt, sofern nicht schrumpfende Prozesse | stärker ausladen, Steilstand flacht ihn ab und exquisiter Şteilstand ` — >- Siad i
diese zur Abwanderung bringen. Jenen Anteil des Herzens, der | kann ihn im Stehen auch ganz abschleifen. Ganz besonders tritt ia kd f irai
von Lunge frei ist, pflegen wir absolute Herzdämpfung zu nennen. | das wieder bei jugendlichen Hypotonikern hervor, worauf ich in Bu On,
Da wir aber für heute das Wort Dämpfung vermeiden wollen, | meiner Arbeit über ‘die letzteren schon hingewiesen babet): Wir : -00 NEL
"werde ich denselben als wandständigen Herzanteil bezeichnen, im | wollen diesen normalen, sanften Schwung als Vorhofbuckel be- ee,
Gegensatz zu dem lungenständigen. Die Konfiguration des wand- | zeichnen, ohne daß es sichergestellt ist, wieviel an ihm der Vorhof u. Ron ren,
ständigen Herzanteiles wird, sofern Herz und Lungen normal sind, | und wieviel der rechte Ventrikel beteiligt ist. Der genannte Schwung En z paa
ANENE agi
ausschließlich vom Thoraxbau und dem Zwerchfellstande bestimmt
und wechselt mit. letzterem im Liegen und Sitzen. Wenn sich
dann ceteris paribus das rechte oder linke Herz oder beide ver-
größern, so erleidet bekanntlich die Figur des wandständigen
Herzanteiles eine Veränderung, die sehr gesetzmäßig ist. Zumeist
wird sie aber nicht ganz vollkommen wiedergegeben, weil dazu,
abgesehen von leiser Perkussion, eben auch jene qualitative Eigenheit
ar Perkussion notwendig ist, die wir früher genügend geschildert
aben. h E =
Was zumeist nicht ganz richtig dargestellt wird, ist. die
Form der Gabelung des rechten’ und linken
Lungenfeldes, die in Wahrheit bei nicht allzu kurzem Brust-
meet EB SS
t -
[DT SS een r; En 2
nn DEN ET ER arp
= TEH Team
selbst bei sehr verschieden gebautem Brustkorb seine Lage am,
lungspunktes und rechten Lungenrandes zu stören.
Beispiel zeigt Abb, 3, die von einem 18jährigen Jüngling stammt,
dessen Herz und Lunge normal sind, dessen mäßige Hühnerbrust
aber deutlich nach . links deviiert, sodaß auch das Mediastinum
nachweisbar nach links ausweicht.- In diesem Falle verläuft der
Kontur der rechten Lunge ‘etwa. fingerbreit links vom linken
Sternalrand. | l
So stabil die Lage des lotrechten Anteiles des rechten
Lungenrandes ist,- so veränderlich ist der Verlauf des linken |
ungenrandes, und zwar ist hier. ceteris paribus das führende |
bild zeigt, ist unsere Methode nicht imstande, aus der Gesamt-
p
; linken Sternalrand : festhält. Das ist selbst bei höhergradigem |
2 Emphysem noch immer der Fall, indes der horizontale Ast schon | kontur herauszulösen. In welcher Form sodann die Herzkontur
: - sehr tief getreten ist. Nur ungewöhnliche Verhältnisse sind bei | normalerweise von der linken zweiten zur dritten Rippe läuft, .
ii sonst normalen Thoraxorganen imstande, die Konstanz des Gabe- | hängt natürlich ausschließlich von der Lage des Herzens ab: Bei
Li Ein solches | Horizontalstand relativ ausladend, bei Steilstand relativ gering, ge-
schwungen, senkt er sich der Spitze zu, die wir ja zumeist palpieren.
Das sind die normalen Verhältnisse. Aus dem Gesagten er-
gibt sich natürlich auch eine bestimmte Relation zwischen Lungen-
und Herzrand und damit des lungenständigen Herz- und Mediastinal-
'anteiles, den ich um der größeren Deutlichkeit‘ willen in den
Zeichnungen schraffiert habe.
1) Vgl. Pollitzer, Ren juvenum.
| Wien 1913, Urban und
Schwarzenberg. i
i nen “ e ® b
2 korb in Form eines spitzen Winkels erfolgt (vgl. Abb. 1b). n überz | | Bei |
u Ganz ‚auffällig: ist, die außerordentliche Konstanz des Gabe- | der juvenilen Hypotoniker darauf hingewiesen, daß sich die bei An
mi lungspunktes der beiden Lungenfelder selbst unter sehr | ihnen so häufige Aorta angusta dadurch kenntlich macht, daß das hier I
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s , ` ‘ Abb.3. i8jährigerJüngling mitnor-
Bi Abb, ib. Normaler In Ber (Ung nz malem Herzen. Rachitisch verbil-
y ‚Rechte Lungengrenze begleitet den linken dete Hühnerbrust. Das Sternum stark
ff l l Sternalrand. Linke Lungengrenze zweigt an abgehebelt. Der ganze. Thorax etwas nach `
jur. Abb. ia Perkussionsfigur des der dritten Rippe ab und läuft entsprechend. links abweichend. Dementsprechend ist auch
a - normalen Herzens, nach Sahli. dem langen Thoraxbau steil abwärts. Herz- die Lunge nach links verlagert, sodaß die
| A + Tiefe Herzdämpfung un ne im ungon enorer Ta Seelnz ar gen der pae Car alien
i : . stinalband norm e rechte Ecke des Manu- des. rechten Lungenrandes links vom Sternum .
Ag ++ Oberflächliche Herzdämpfung. briums frei lassend. Pulsatio jugularis nicht erfolgen. Herz normal. Mediastinalband etwas
xi À , | palpabel. u nach links abweichend. - u
$: | verschiedenartigen Verhältnissen, der mit großer Regelmäßigkeit | Aortenband erst die Mitte des Sternums kreuzend nachweisbar ist.
i . a linken dritten Rippenknorpel liegt. Ebenso konstant ist der | Auf der linken Seite zieht dann das Mediastinalband, schräge nach
y: ‚ verlauf des lotrechten Anteiles des rechten Lungenrandes, der außen ausladend, gegen die zweite linke Rippe zu. Jenen ein-
springenden Winkel des normalen Aortenbogens, den das Röntgen-
610 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
Ich möchte nun zunächst Ihre Aufmerksamkeit auf einen
bestimmten pathologischen Zustand lenken der, obwohl im Grunde
bekannt, dennoch weder in den Büchern noch in dem Bewußtsein
und Gebrauch der Ärzte die entsprechende Würdigung findet und
bei dem gerade unsere Chromoperkussion gute Erfolge aufweist.
So vertraut alle Ärzte mit dem Begriffe des Volumen pulmonis
auctum sind, so wenig vertraut sind sie mit dem Gegenteil, dem
Volumen pulmonis diminutum und seiner Folge, derPseudodilatation
-des Herzens. Die Domäne des Volumen pulmonis diminutum ist
der Basedow und die Chlorose, für die das schon v. Noorden
und v, Jagić in besonderer Weise betont wurde. Noch immer
wird in den Lehrbüchern die Dilatation des Herzens bei Chlorose
und Basedow in den Vordergrund gestellt. Nun soll nicht geleugnet
sein, daß bei beiden Zuständen auch geringgradige Dilatationen
des Herzens auftreten, geringgradig solange nicht muskuläre In-
suffizienz dazutritt. Aber der größte Teil dieser so allgemein
gefundenen Dilatationen des Herzens ist ein Täuschungsbild als
Folge der Entblößung des Herzens und ungeeigneter Perkussion.
Da gibt nun unsere Chromoperkussion recht hübsche Bilder, wie
Sie bei Vergleich von Abb. 1 und 2 sehen können. Abb. 2 stammt
von einer Abjährigen, sehr blassen Frau mit typischem Basedow
und kleiner schwirrender Gefäßstruma. Schon der Spitzenstoß ist
interessant. Er ist in der Medioclavicularlinie und ausgesprochen
dieser Pseudodilatation ist ein für diese Krankheiten sehr charakteri-
stisches Volumen pulmonis diminutum. Entsprechend dem kleinen
Herzen ist in unserem Falle auch das Aortenband schmal und
hier besonders im rechten Anteil verschmälert. Die Ursache des
Volumen pulmonis diminutum bei diesen Zuständen sowie gewissen
Anämien könnte vielleicht eine Oligämie sein, sodaß die Größe
der absoluten Herzdämpfung in diesen Fällen ein Maß für die
noch immer sehr dunkle Frage der Blutmenge bilden könnte. Ich
möchte nur nebenbei darauf hinweisen, daß die gleichen Zustände,
die das Volumen pulmonis diminutum aufweisen, einander bekannt-
lich auch in den basalen Herzgeräuschen, den Gefäßgeräuschen
und dem pseudoceleren „aufgeblasenen“ Puls begegnen. Es
gibt das in bezug auf die Auffassung der Herzgeräusche bei den
beiden Zuständen zu denken. Eine muskuläre Mitralinsuffizienz
ist nämlich in unseren Bildern nicht nachweisbar, und wurde nur
durch die ungenauen Resultate der älteren Perkussion vorgetäuscht.
Ich möchte nunmehr Ihnen kurz die Bilder einiger typischer
Vitien und Aortenveränderungen und dann einige atypische Fälle vor-
führen. Ich muß nur bitten, sich nicht an der manchmal seltsamen
Silhouette zu stoßen, die dadurch zustande kommt, daß die für die
Zeichnung benutzten 'Thoraxschemata die gleichen für den längsten
wie für den kürzesten Brustkorb sind. Da nun die absoluten
Punkte (Rippenzahl usw.) richtig markiert sind, muß für den
NNT
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Abb. 4. Bjähriges Mädchen mit Mi-
Abb. 2 Volumen pulmonis diminu-
tum; Pseudodilatation und Hyper-
trophie des Herzens bei Morbus
Basedowii. Das linke Lungenfeld ladet
horizontal aus und denudiert das Herz wie bei
Dilatation des linken Ventrikels. Der Spitzen-
stoß liegt fast frei von Lunge und erscheint
daher sichtbar und hebend wie bei Hyper-
trophie. Die Spaltung des Lungenfeldes erfolgt
in der Mitte des Sternums und das rechte
Lungenfeld weicht hochgradig nach rechts ab,
wie bei Dilatation des rechten Herzens. In-
folgedessen fließen Lungengrenze und Herz-
renze fast zusammen. Das Mediastinalband
ist verschmälert einwärts des Sternalrandes.
tralstenose. Klassischer Buckel des rech-
ten Vorhofes, ebenso des linken. Der rechte
Lungenrand RUE zurückgewichen,
kreuzt schon an der vierten Rippe das Sternum.
Auch der linke Lungenrand weicht ‚horizontal
aus. Man vergleiche die große Ähnlichkeit
der Figur des wandständigen Herzteiles (ab-
solute Herzdämpfung; Abb. 2) mit der Base-
dowligur, dabei aber die Differenz der Herzen: >
hier infolge Dilatation des Herzens, dort infolge
Volumen pulmonis diminutum. Das Media-
stinalband verläuft etwas nach außen vom
rechten Sternalrand: Stauung in der Vena
cava superior?
(NB. Das Bild des linken Ventrikels ist durch
das ungeeignete Schema verzerrt! Man über-
trage die Rardinalpunkte auf einen ganz kurzen,
breiten weiblichen Thorax.)
Abb.ö. Rheumatische Aorteninsuf-
fizienz, komplett, mit fehlendem
ersten Spitzenton (hochgradige Dila-
tation). Man beachte den geraden Abstieg der
rechten Herzgrenze im Gegensatz zu dem S
der Mitralstenose. Man beachte weiter, wie
wenig verhältnismäßig der rechte Lungenrand
ausweicht, obwohl die zahlenmäßige „Verbreite-
rung nach rechts“ von der Medianlinie nicht
viel geringer ist als bei der Mitralstenose (5:6).
Die aufsteigende Aorta ist dilatiert und die
„Dämpfung“ geht direkt in den hoch im Jugu-
lum, palpablen Bogen über. Die absteigende
Aorta ist nicht wesentlich dilatiert.
sichtbar und hebend. So möchte man daraus auf eine Hyper-
trophie des linken Herzens schließen. Ich möchte davor warnen.
Wie Sie sehen, ist die Herzspitze, die normalerweise tief im
Lungenfelde zu liegen pflegt, hier fast unbedeckt von Lunge. Ich
glaube, daß, wenn das normale Herz immer derart frei an die
Brustwand anschlüge, jeder Spitzenstoß etwas hebend erscheinen
würde. Sie finden nun im weiteren nicht nur den linken, sondern
auch den rechten Lungenrand stark zurückgewichen. Schon die
Gabelung der Lungenränder ist hier vom linken Sternalrand nach
der Mitte des Sternums verschoben und der rechte Lungenrand
läuft dann rasch zum rechten Sternalrand hinüber, wie das sonst
nur bei beträchtlicher Dilatation des rechten Herzens zu finden
ist. Ebenso ladet der linke Lungenrand so stark horizontal aus,
wie man es in diesem Maße nur bei Dilatation des linken Herzens
findet. So kommt eine ebenso starke Vergrößerung und Form-
veränderung des ganzen wandständigen Herzanteils zustande, wie
sie sonst unter den Verhältnissen einer ausgesprochenen Mitral-
insuffizienz zu finden ist. Im vollen Gegensatz dazu ist nun
nicht nur der Spitzenstoß, wie gesagt, in der Medioclavicularlinie,
sondern auch die rechte Herzgrenze ist keineswegs im mitralen
Sinne verändert, da der Buckel des rechten Vorhofes 3 cm
kaum überschreitet. Die Folge davon ist ein Zusammenfließen
von Herz- und Lungengrenzen oder komplementär eine hoch-
gradige Verschmälerung des (schraffierten) Iungenständigen Herz-
feldes.
Das ist das Bild der Pseudodilatation des Herzens bei
Basedow und Chlorose, Zustände, bei denen in Wahrheit das Herz,
solange es nicht insuffizient ist, meist recht klein ist, Das Wesen
kurzen Thorax ein verzerrtes Bild resultieren, Die Bilder werden
aber sofort natürlich, wenn Sie sie nach den Markierungspunkten
des Schemas wieder auf einen Thorax übertragen.
Da ist zunächst das Bild einer klassischen Mitralstenose
(Abb. 4). Sie sehen die horizontale, treppenförmige Verlagerung
des rechten Lungenrandes, indes der linke hier, in Anbetracht
des sehr kurzen Brustkorbes dieses 28jährigen Mädchens nicht
unbedingt pathologisch verläuft (Abb. 4). In bezug auf die Lun-
genverhältnisse ähnelt dieses Bild dem Basedowbilde, Im vollen
Gegensatz zu diesem finden Sie aber hier nun an Stelle des
sanften Schwunges des rechten Herzrandes einen mächtigen
rechten Vorhotbuckel von 6 cm Durchmesser, gegen etwa 19 ih
normal und dadurch den für den Mitralfehler so charakteristisch
einspringenden Winkel im rechten dritten Intereostalraum. Von
da ab verläuft dann das Mediastinalband etwa normal nach auf
wärts. Doch finde ich bei Mitralfehlern nicht selten dasselbe
etwas nach rechts verbreitert, was den Verdacht erwecken ‚könnte,
als drücke sich darin die Stauung in der Vena cava superior als.
Der linke, sicher aortale Anteil des Mediastinalbandes ist normal.
Dann aber ladet der Herzkontur rasch in hochgradig horizontalem
Schwunge schon an der zweiten Rippe nach links aus, was offen-
bar der Dilatation des linken Vorhofes entspricht. Ähnliche Ver-
hältnisse finden Sie auch bei der 'Mitralinsuffizienz, die N
gleichem Sinne stauend wirkt, nur in einer anderen Phase is
Herzaktion, nämlich in der Ventrikelsystole statt in der Vorhol-
systole und bei der so häufigen Kombination der beiden Ver
änderungen,
Digitized by Google ”
22. Juni.
Kontur
5 : dessen der reinen Aortenfehler ohne Dekompensation.
-charakteristisch ist weiter der Verlauf des Aortenbandes. Sofort
nach Einschwenken des rechten Herzrandes sehen wir ihn
Anteil des Aortenbandes, der dem Bulbus der Aorta entspricht,
| Ki etwa 1 cm auf fast 4 cm verbreitert ' ist.
nicht durch Perkussion,
Schlagenden Bogens bestimmt . ist.
‚Aortenbogens ist nicht wesentlich erweitert (3 cm) und dann zieht
- um ein in der Ju
3-07 ee DERT e TY . EN
poa EB” - -7 s E RE E TA TETE er et $ x
E4
. “<
'
. = E x
Ein ganz gegensätzliches Bild zeigt Abb. 5. Es stammt
von einer kompletten, in frühester Jugend entstandenen rheuma-
tischen Aorteninsuffizienz mit gewaltigem Cor bovinum, dessen
Spitze in der linken Axillarlinie liegt. Wie sehr daran Dilatation
beteiligt ist, zeigt das völlige Fehlen. des ersten Spitzentons an.
Ein maximal celerer Puls, mächtige Pulsation der Gaumenbögen
und klassischer Capillarpuls versinnbildlichen die Vollkommenheit
der Aorteninsuffizienz. Ein greifbarer Anhaltspunkt für eine Mitral--
insuffizienz, obwohl sie natürlich ganz überdeckt sein kann, ist
nicht vorhanden, und da auch keine Zeichen von Dekompensation
da sind, handelt es sich also um ziemlich reine Verhältnisse, Das
Herz ist, wie Sie sehen, fast ebenso stark wie im vorigen Falle
nach rechts verbreitert. Aber die rechte Lungengrenze ist nicht
im entferntesten._so stark und in der gleichen Art nach rechts
ausgewichen. Sie kreuzt schräg das Sternum.. Das ist sehr
charakteristisch für die Dilatationen -des linken Herzens, auch wenn
dieselben sehr weit nach rechts hinüberreichen. Ebenso charak-
teristisch ist der Verlauf des rechten Herzkonturs. Auch. er ist
fast ebenso Stark (5 cm) nach rechts verschoben wie bei der
Mitralstenose (6 cm). Indessen wir aber dort den klassischen
a
v
Abb. 6. 50jährige Frau mit Meso-
und Endoaortitis luetica mit ge-'
Insuffizienz der Chronische
ringgradiger
Aortenklappen.. Mäßige exzentrische
Hypertrophie des linken Ventrikels. Gerade Ton.
rechte Herzgrenze.. Rechter Lungenrand nor- Ki
mal verlaufend. Die Aorta ascendens nicht linke klar begrenzt.
wesentlich dilatiert. Dem scheint eine mäch-
tige Pulsation im Jugulo zu widersprechen,
die sich aber als aneurysmatisch er-
weiterte, mesarteritisch veränderte Ano-
nyma erweist, sodaß der Zwickel unter der
Clavicula sich vollkommen als zu Recht be-
stehend erweist. ‘Die absteigende Aorta (in
der Zeichnung etwas mißraten) mäßig dilatiert
(5 cm an der ersten Rippe). Typus mesarteri-
ticus der Aortendilatation.
mitralen Vorhofsbuckel
kennen gelernt haben,
läuft hier der verlagerte
rechte Herzrand gerad-
linig rechts nach. auf-
wärts, um erst im zwei-
ten Zwischenrippenraum
an den rechten ‚Sternalrand einzuschwenken, Dieser gerade
des nach rechts verlagerten rechten Herzrandes ist
das Charakteristikum des linksseitigen Cor bovinum und infolge
Ebenso
sich an der zweiten Rippe wieder vorbuckeln, sodaß der rechte
Selbstverständ-
muß, der gefundene Kontur dann in, den palpablen
Aortenbogen einmünden, sonst hätten wir falsch perkutiert. Ich
babe hier die Linie oberhalb des Jugulum gezogen, wo sie aber
sondern durch Tasten des mächtig
Der absteigende Teil des
der Kontur an der zweiten Rippe etwas stärker ausladend (hoch-
FeCrängten Vorhof?) in steilem Schwunge zur Spitze in die Axillar-
des Aortenbulbus,. die Palpation ergibt eine Verlängerung und
dadurch Hochstand des Bogens, während der absteigende Teil
des Arcus nicht mehr wesentlich dilatiert erscheint. Diese Ver-
hältnisse sind sehr bezeichnend für die rheumatische Aoöorten-
Insuffizienz, |
Im Gegensatz dazu steht die meso-endarterütische Aorten-
insuffizienz, von der mir‘ übrigens im Augenblicke nicht gerade
em extremes Bild zur ‚Verfügung steht. Abb. 7 stammt von
-einer 46jährigen arteriosklerotischen Aorteninsuffizienz und Mitral-
msuffizienz, dadurch etwas interessanter, daß es sich gleichzeitig
gend entstandenes Emphysem mit starker Kyphose
der oberen Brustwirbelsäule handelt. . Sie sehen das Emphysem
dadurch markiert, daß der horizontale Lungenrand an der .siebenten
~
Die Perkussion erweist also wohl eine exquisite Dilatation-
En - i % Mr ET -.
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— MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 2,
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Abb.7. Anton 1, 46 Jahre. Emphysem.
Bronchitis.
Aorteninsuffizienz mit klingendem zweiten
Die“rechte Hälfte des außerordentlich
-` dicken Manubriums unklar verschleiert, die
Dilatation des Arcus. _
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Rippe verläuft. Im. übrigen erschöpft dieses. Zeichen die Lungen-
verhältnisse nicht, da in dem stark kyphotischen Rücken noch
Platz für sehr viel Lunge ist. Weiter sehen ‚Sie. eine auffallend
geringe exzentrische Hypertrophie des linken Herzens (D = 16 cm).
An der Spitze ‘zeigt ein systolisches Geräusch mit dreiteiligem
Rhythmus das gleichzeitige Bestehen einer Mitralinsuffizienz an
und dementsprechend buckelt: sich auch der rechte Herzrand
nicht aortal, sondern mitral. vor. Dann sehen Sie eine mittel-
starke Dilatation der Aorta ascendens, ebenso aber auch eine
mäßige Erweiterung der descendens (4,5 cm). Sie sehen damit
auch, daß’ die. Überlagerung des Herzens durch Emphysem unsere‘
Chromoperkussion nicht stört, obwohl sie sie etwas erschwert und
man deshalb die technischen Differenzen besonders exakt hand- .
haben muß. Der linke Lungenrand ladet in Anbetracht des
Emphysems ganz besonders stark horizontal nach links aus, um
so mehr, als Sie sehen, daß der rechte sich. nicht wesentlich be-
einflussen ließ. Das dürfte wohl die Dilatation des linken Ventrikels
als das führende Vitium bezeichnen (Aorteninsuffizienz) und die
Mitralveränderung: als mehr sekundär, vielleicht auch rein -muskulär.
Weiter bitte ich Sie noch, einen Blick auf Abb. 6 zu werfen, in
KL,
Abb, 8 Bjähriges Mädchen. Befund
. der inkompletten Aorteninsuffizienz. Die rechte
Grenze spricht für reine Aorteninsuffizienz.
Dem entsprach auch der Befund der Spitze,
der zwar ein systolisches Geräusch, aber in
reinem Zweitaktrhythmus ergibt. Die Aorta
erscheint hauptsächlich im Bulbusteil dilatiert.
Mitralinsufiizienz.
der etwas eigenartige Verhältnisse herrschen. Es’handelt sich um
eine Endo-Mesarteriitis mit geringgradiger Hypertrophie des liriken
Herzens, klingendem zweiten Aortenton und einem ganz un-
bedeutenden diastolischen Geräusch, also geringgradiger Klappen-
insuffizienz. Dementsprechend ließ sich auch keine nennenswerte
Dilatation der aufsteigenden Aorta nachweisen. Nun schien dem.
aber eine mächtige Pulsation hoch oben im Jugulum zu .wider-
sprechen. Allein es zeigt sich bald, daß diese Pulsation von einer
horizontalen, der Aorta aufliegenden, sehr stark dilatierten und
offenbar mesarteritisch veränderten Arteria anony
ma stammte, so-
daß der einspringende Win-
kel, den der Pfeil anzeigt,
wirklich zu Recht besteht-
und es sich se um einen KT
Versager handelt). | P |
Ich möchte Jarani ver- À Mar f) NSV
zichten, Ihnen eine größere CIUN, <o
Zahl von Bildern der derzeit -
in unserem Material sehr häu-
figen Aneurysmen der Aorta
zu geben, da ja, sofern das
Aneurysma genügend groß
und genügend wandständig
ist, hier auch die ältere Per-
kussionsform ausreichende Er-
gebnisse erzielte. Nur auf ein .. | u
Bild möchte ich noch verweisen (Abb. 9), hauptsächlich wegen der
Eigenart der Lungenverhältnisse; Es handelt sich hier um ein großes,
sackförmiges Aneurysma der Aorta ascendens mit vermutlich sehr
Abb.9. Aneurysma der Ascendens.
~. . D Anmerkung bei der Korrektur: Die Patientin ist unerwartet
einige Zeit nach Aufnahme des Befundes ad- exitum gekommen. Bei
der in meiner Abwesenheit vorgenommenen Obduktion wurden die
Ergebnisse der Perkussion vollauf bestätigt. Es wurden folgende
‚Maße festgestellt: Aorta ascendens 7,5 cm Umfang (normal-zirka
'78 [Vierord,t)); arcus 5,8 em, descendens 5,8, also auch etwa normal.
Mesaortitis luetica sich bis auf die Klappen erstreckend. Nun aber: Arteria
anonyma 5 cm Umfang (normal zirka 4) und Subelavia dextra 4,5 cm
(gegen 3,5 normal). Beide Arterien schwer meso-endarteritisch verändert. --
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kleinem Eingang und stark verödet (keine Pulsation). Indes wir
nun selbst bei Herzveränderungen hohen Grades und der ent-
sprechenden Verdrängung der Lunge die Gabelung der Lungen-
ränder dennoch sehr stabil an der linken dritten Rippe finden,
sind hier die Verhältnisse in hohem Grad abnorm. Der rechte
Lungenrand ist in dem ganzen Ausmaße des Aneurysmas zurück-
gewichen und mit demselben verwachsen, sodaß Aneurysmen-
grenze und Lungenrand zusammenfallen. Die Gabelung des
Lungenrändes erfolgt hier überraschenderweise in der Gegend des `
rechten Sternoclaviculargelenks, sodaß das Manubrium von der
linken Lunge eingenommen wird. Arcus und Aorta descendens
sind nicht deutlich verändert. Das ist auch dem röntgenologischen
Kollegen aufgefallen, der die Meinung aussprach, daß die Ver-
hältnisse nicht einer luetischen Mesaortitis entsprächen. Daß wir
die Lungenverhältnisse richtig beurteilen, können wir auch noch
kontrollieren. Erstens an dem Verlauf der Trachea. Sie ist hier
“schräg absteigend in den rechten Sternalwinkel hineingedrängt,
was auch der fortwährende Reizhusten der Patienten bestätigt.
Aber eine Lungenverdrängung macht sich nicht nur an der
Trachea bemerkbar. Wenn Lungen in dieser Art und oft auch
einer viel mäßigeren verlagert sind, muß sich das auch rückwärts
an den Spitzenfeldern bemerkbar machen, ein Faktum, das zu
wenig beachtet wird. Hier tritt diese komplementäre Folge der
Verschiebung des Mediastinums besonders deutlich in den
Krönigschen Spitzenfeldern hervor. Das rechte gibt sehr vollen
Schall und ist 6 cm breit. Das linke ist ganz schmal — 2 cm —,
gibt aber dabei sehr guten Schall und grenzt sich beiderseits sehr
scharf ab. Aus derartigen Verhältnissen darf man immer nur eine
Veränderung des Spitzenstandes und niemals eine Textur-
veränderung erschließen. So kann also eigenartigerweise ein
Aneurysma der Aorta ascendens eine linksseitige Spitzenaffektion
vortäuschen, während Sie in der Literatur wohl nur die Vor-
täuschung einer rechtsseitigen — durch Atelektase — erwähnt
finden werden.
M. H.! Ich hoffe, daß es mir gelungen ist, Ihnen zu zeigen,
daß sich auf dem Gebiete der ehrwürdigen Kunst der Perkussion
noch Fortschritte erzielen lassen und daß wir mit der alten
Perkussionsform allmählich auch „öffentlich“ brechen könnten.
Ich bitte mich nicht dahin zu verstehen, daß ich etwa die Begriffe
der Dämpfungen, mit denen wir seit alters her vertraut sind, ab-
geschafft sehen will. Auch nicht für die topographische Perkussion,
Denn selbstverständlich wirkt die hinter der Lunge gelagerte Leber
ebenso dämpfend auf die in Schwingungen versetzte Lunge, wie
z. B. der Paukist, wenn er seinen Ton abkürzen will, sofort
nach erfolgtem Schlag das Fell mit der Hand berührt. Allein für
topographische Zwecke erweist es sich als besser, die Eigentöne
der verschiedenen Organe und den Unterschied ihrer Tonhöhe und
Klangfarbe mehr heranzuziehen, als den Dämpfungsbegriff. Dessen
Domäne sind die Texturveränderungen und Substituierungen des
einzigen Organs mit variablem Ton, das wir außer dem Darmtrakt
besitzen, der Lunge. Ich wüßte keinen Grund, warum wir nicht
beginnen sollen, den nächsten Studentengenerationen diese Per-
kussionsart beizubringen, wobei Sie ja bedenken müssen, daß bei
Studenten jene Hemmungen, die uns die Sache erschweren, noch
‘gar nicht vorhanden sind. Und das um so mehr, als wir ja heute
beim Unterricht fortwährend in Verlegenheit geraten. Denn ich
z. B. kann die „Grenze einer relativen Herzdämpfung“ gar
nicht mehr feststellen, und dennoch muß ich es lehren. Ich
glaube weiter, daß für die praktische Tätigkeit die kleine Mühe
der Erlernung dieser Technik sich mit sehr viel Freude an den
Ergebnissen der Untersuchung belohnt.
Ich möchte nur zum Schlusse noch zwei Fragen aufwerfen,
von denen ich nur eine beantworten kann. Die erste Frage ist
die, ob man unbedingt musikalisch sein müsse, um diese Technik
mit Erfolg üben zu können. Ich kann diese Frage nicht eindeutig
beantworten. Manches spricht dafür, womit ich aber nicht die von
mir so häufig herangezogenen musikalischen Vergleiche meine, denn
die dienten nur als Mittel zur Verständigung. Ich selbst besitze
jedenfalls kein absolutes Tongehör, während allerdings mein
relatives gut entwickelt ist. Beantworten könnte die Frage nur
ein komplett unmusikalischer Kollege, eine Eigenheit, die bekanntlich
sehr selten ist und die ich nicht selten mit Rotgrünblindheit ver-
eesellschaftet fand. Ich glaube, daß das Ohr der Mehrzahl der
Be: Arzte.allen nötigen Anforderungen gewachsen ist.
Be Die zweite Frage ist eine mehr moralische. Manche von
EZ Ihnen, die die Güte hatten, meinen Ausführungen zu folgen,
mögen sagen: Das sei ja alles ganz gut, aber es habe heute nur mehr
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
den Wert eines Sports.
uns jeder Kunst auf diesem Gebiet überhebe,
ganzen ist das richtig. Wir können bei der Untersuchung des
Herzens für alle praktischen Zwecke mit dem Röntgenapparat und
der Auscultation das Auslangen finden.
abgesehen davon, daß Sie ja nicht immer einen Röntgenapparat
zur Hand haben, und zwar gerade dann nicht, wenn die wich-
tigsten und dringlichsten Entscheidungen zu fällen sind: Wer
seine Perkussionstechnik, wenn er es will, nicht in dieser Art zu
vervollkommnen vermag, dem wird sie nicht nur für die Topo-
graphie des Herzens, sondern auch für die Analyse der Lungen
versagen,
Röntgenuntersuchung nur Enttäuschungen geboten hat und daß
es ein Zurücksinken tief ins 18. Jahrhundert wäre, wenn wir
unsere Perkussionstechnik
und Lungen nur mehr auf dem Röntgenschirme beurteilen wollten.
Anschauungen
Organisator von Gutachtenstellen im Kriege propagiert hat, der
das Röntgenbild für das wichtigste Kriterium erklärte, halte ich
für ebenso gefährlich als unrichtig.
späteren Übung in der Praxis ist die Aneignung einer voll-
kommenen Perkussionstechnik das klassische Bildungsmittel, an
dem sich der junge Mediziner aus dem Naturwissenschaitler zum
Arzt entwickelt, und ich glaube, daß das Niveau der Ärzteschaft
von dem Tag ab tief
Maschinen die physikalische Untersuchung abgelöst haben werden.
Wenn Sie diesen meinen Anschauungen beipflichten, dann werden
Sie mir wohl auch recht geben, daß nicht einzusehen wäre, warum
wir den angehenden Arzt nicht eine vollkommenere Form der
Untersuchung von vornherein lehren sollen, die ja, durch das Ver-
dienst Goldscheiders angebahnt, viele Ärzte seit langem”
SOITA
Wir hätten ja die Orthodiagraphie, die
Im großen und
Aber, meine Herren,
Und hier dürfen wir gelassen behaupten, daß uns die
zu ihren Gunsten verkümmern ließen
wie die, welche Fraenkel als militärischer
Und abgesehen von der
sinken wird, an dem irgendwelche
sozusagen im geheimen üben (vergleiche z. B. v. Jagie, Handb.
d. Herzkrankh.), und für die die vorstehenden Ausführungen
nur eine zielbewußte Technik und eine physikalisch - akustische
Fundierung bedeuten sollen.
n
Aus der Medizinischen Universitätsklinik Frankfurt a. M.
(Direktor: Prof. Dr. Schwenkenbecher).
Über chronische Malaria.
Von
Dr. Hans Wörner, Assistenten der Klinik.
. (Schluß aus Nr. 4.)
Therapie.
DieChininbehandlung der Malaria im Anfall haben
wir bei allen Fieberarten nach der Nochtschen Vorschrift IN
dosi refracta durchgeführt. Bei Tertiana wurde gegeben: 1,0 bis
1,2, bei Tropica 1,5 bis 1,8 g Chinin. hydrochlor. in Tabletten
oder salzsaurer Lösung bis fünf Tage nach der Entfieberung.
Dann folgen vier Tage Pause, drei Tage Chinin und so fort sechs
Wochen lang. Diese Methode hat bei der großen Mehrzahl der
Fälle, wenn auch keine Dauerheilung, so doch ein Latenzstadium
von einigen Monaten erzielt. Von 44 sofort mit Dosen von 1,9.
bis 1,8 g Chinin behandelten Tropenfieberkranken, die ich me
þis drei Monate kontrollieren konnte, ist nur einer in dieser Zei
rückfällig geworden. |
Schwieriger gestaltet sich die Behandlung des L 5 z
tenzstadiums, besonders der Gametenträger. moi ;
teren und neueren Malariaforscher äußern sich bezüglich ja
Chininwirkung auf die Gameten, besonders auf die Halbmonde,
fast durchweg pessimistisch.
` Nach Ziemann können die jüngeren und halberwachsenen Ga;
meten des Tertian- und Quartanfiebers durch energische, wieder Sen
Chiningaben oft noch abgetötet werden. Auf die erwachsenen En Er
hat das Chinin am wenigsten Einfluß, am allerwenigsten auf die Sn
Tropica. Die meisten anderen Autoren gehen noch weiter und m
überhaupt jeglichen kinfluß des Chinins auf die sexuellen Sn ahl-
Jochmann vertritt die Auffassung, daß beim Vorhandensein ato,
reicher Gameten selbst die beste Chininkur nicht vor Rezidiven A nr
Es müsse daher erstrebt werden, — durch sofortiges Chinisieren 18 The-
wicklung zahlreicher Gameten zu verhindern, nur dann sei eme sten
rapia sterilisans magna allenfalls denkbar. Wenn sich schon ung
gebildet haben, sei nur durch lange Zeit fortgesetzte Chininbehand "=,
die immer wieder die neu entwickelten Jugendformen abtötet, Heilung
zu erzielen.
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In ähnlicher Weise äußern sich Ruge, CL Schilling (14)
und Andere, Gualdi und Martirano (15), Bignani und
Bastianelli (16, Jancso und Darling (7) schließen die Wir-
kungslosigkeit des Chinins auf die .Gameten: aus Versuchen, bei denen
as ihnen gelungen ist, Anophelinen mit. dem Blute von Haldmond-
trägern, die lange Zeit Chinin bekommen hatten, zu infizieren. Schau-
dinn gelang dieser Versuch auch mit dem Blute eines Tertisankranken.
Aus der Sporogonie, die im Anopheles beobachtet werden konnte,
folgern sie, daß die Mikrogametocytenbildung nicht gestört werde.
Demgegenüber glaubt Ziemann, der nach viertägiger Chinin-
darreichung Moskitos an einem Negerknaben nicht mehr zu infizieren
vermochte (was vorher gelungen war), obgleich noch Gameten im Blute
kreisten, daß die Mikrogametocyten nicht. immer unbeeinflußbar seien.
Ähnliches beobachtete Sch 00 (9). Die Einschränkung der Malaria in
den Kolonien [R. Koch (11), Ollwig (17) und Andere] durch Massen-
chininisierung der gametenführenden eingeborenen Bevölkerung, scheint
für die Ziemannsche Auffassung zu sprechen. Er versucht, den
scheinbaren Widerspruch der verschiedenen Beobachtungen folgender-
maßen zu erklären: die Mikrogametocyten verhalten sich je nach ihrem
"Alter dem Chinin gegenüber verschieden. Die älteren Formen ‚werden
durch Chinin schneller abgetötet, während die jüngeren,. aber schon
erwachsenen Parasiten resistent bleiben. ee 7
Eine befriedigende Erklärung für die Chininresistenz der
Gameten ist bis jetzt noch nicht gefunden. Mannaberg (19),
Romanowski (20), Celli und Schaudinn halten das Chro-
matin für den Angriffspunkt des Alkaloids. Ihr Urteil stützt sich auf
Untersuchungen am, ungefärbten Präparat. Ziemann sucht den
Grund für die Chivinresistenz in dem dichteren Plasmaleibe. Um diese
Frage zu klären, stellte Loewenstein (18) Versuche im Reagenz-
glas an und brachte parasitenhaltiges Blut mit verschiedenen Chinin-
konzentrationen von 1:100 bis 1:100000 zusammen. Nach seinen
Resultaten greift das Chinin auch die Halbmondformen, und zwar die
Plasmasubstanz, nicht das Chromatin an. . Die Wirkungsgrenze des
Alkaloids liege bei 0,01 %iger Lösung also einer Verdünnung von
1:10000. l
Ich selbst habe in vitro ähnliche Versuche angestellt und konnte
bei Konzentrationen .von 1,0 Chinin auf 100,0 physiologische Koch-
salzlösung (das aus der Vene entnommene Blut wurde durch Natrium
citricum an der Gerinnung verhindert und zu gleichen Teilen mit der
Chininlösung versetzt) nach dreistündiger Einwirkung einen Einfluß
auf die Struktur der Parasiten, halberwachsene und erwachsene Ter- |
tianparasiten, nicht feststellen.
Auf die Verhältnisse in vivo lassen die Befunde Loewen-
steins keine Rückschlüsse zu, denn wir bekommen, wie Hart-
mann und Zila (21), Giemsa und Halberkann (22) zeigen:
konnten, nach oraler Darreichung von selbst 2,0 g Chinin auf einmal,
eine Blutchininkonzentration von höchstens 1 : 78 000, und nach intra-
venöser Injektion von 0,5 g eine solche von höchstens 1 : 50000, also
gen Loewen-
E Dje “Folge dieser fast allgemeinen Ablehnung der Chinin-
wirkung auf die Halbmonde ist. eine Reihe von therapeutischen
Vorschlägen, die teils die Anwendung anderer Mittel, wie Salvar-
san und Neosalvarsan, mit und ohne Chininkombination, teils das
Ausschwärmen -der in den Organen sich aufhaltenden unge-
schlechtlichen Formen in die Blutbahn durch Provokationen aller
Art erstreben [Werner und Nocht (28), Biedl, Morgen-
roth (24), Neuschloß (25), Dreesen, Plehn (26) und
viele Andere].
_ Wir suchten unser Ziel mit Chinin plus Provo-
kation zu erreichen und wählten die Mitte zwischen Nocht-
scher und Teichmann scher (27) Vorschrift. Das Verfahren
des letzteren erschien uns für die fieberlosen Gametenträger
wenig geeignet, die erforderliche Zeit zu lang und die gesamte
Hininmenge zu hoch. | p oo |
Methodik: Die Behandlung beginnt mit einer Chininpause
von 10 bis 14 Tagen, um eine etwaige Chininabstumpfung, sei es
des Organismus oder der Parasiten, zu mindern.. Anfälle in dieser
Zeit werden mit Methylenblau (fünfmal 0,1) bekämpft. Alsdann
- „ Werden drei Tage lang 2,0 bis 2,5 g Chinin pro die, in salzsaurer
Lösung oder Tabletten. verabreicht, unter gleichzeitiger Anwendung
von Milzpackungen oder anderer Wärmeapplikationen auf die
gegend. Die letztere Maßnahme hat den Zweck, Schizonten
zum Ausschwärmen ` zu bringen, sie durch das. chininüber-
awenus Blut abfangen zu lassen und am weiteren Gameten-
Er schub zu verhindern. Die chininrefraktären Gameten
Se n indirekt betroffen werden. Da diese in der Blutbahn
ur eine Lebensdauer von etwa zehn Tagen haben, ist zu
erhoffen, daß sie infolge mangelnden Ersatzes mit der Zeit ver-
schwinden,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nt. 25..
Behandelten von der zwar unschädlichen,. aber’ immerhin unan-
stumpfung. Sind vier „dicke Tropfen“ in Abständen von vier
' Fortbehandlunig abermals Rezidiv. £ STERSE
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Ergebnisse keine Dauererfolge sind und keine Ausheilung der Ma-
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. Secehemaąa zur Behändlung der Halbmondträger. F dl nn
3 Tage 2,0 bis 2,5 g Chinin. in stündlichen Dosen zu: 0,2 bis 0,3 g; SB 2
‚gleichzeitig. zwei bis vier Stunden Milzpackung; . 5 Eh Pe !
5 Tage Pause; | | Ne Ä e A EN
3 Tage 2,0 bis 2,5 g Chinin mit Milzpackung; | ei
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Die Chininpausen von fünf Tagen dienen zur Erholung des N I
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zur Vermeidung ‚von Chininab-
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genehmen Prozedur, sowie
Tagen negativ, erfolgt Nachbehandlung nach der Nochtschen a
Vorschrift noch zwei bis drei Wochen. . Zu | Bu, T
Dieses Verfabren wurde auf 87 Halbmondträger angewandt. Die f pano
meisten’ von ihnen sind nach verschiedenen Methoden, oft ununter- Bee
brochen wochenlang mit Chinin ohne Erfolg vorbehandelt worden, vier. > :. Mir pni]
Fälle außerdem mit Injektionen von 0,6 Neosalvarsan. Die Resultate - © He, a
gibt die tabellarische Zusammenstellung wieder. —- E To EAk P
~ Gesamt- Behandlungs- - EOSTN
Zahl ee | f | BI Een
der chininmenge ‚dauer u I
Fälle vom Beginn der „hohen Dosen“ bis: | T Rare ty
„i = =. viermal negativ > en E Keen
14 21 g : 19 Tage (einschl. Pausen) ee
OF l . l . Br pE, uS s,
; %3 g BA n : eri
2 42g . 4 „ Pan A
1 ; 48g öl „ | aller
‘Bei allen Fällen ist es gelungen, das Wiederauftreten von. ; i HA I
‚Fieberanfällen zu verhindern und die Gameten aus dem peripheren i A Re I >
Blute auf drei und: mehr Monate: zu vertreiben. Am schnellsten Bee:
und mit den geringsten Chininmengen wurde dies erreicht, wenn TEIR
da po
die hohen Dosen 10 bis 14 Tage nach einem Anfalle gegeben
wurden, und zwar in durchschnittlich 20 Tagen mit. 23 g Chinin.
Am hartnäckigsten leisteten die alten, wochenlang ungenügend
vorbehandelten Halbmondträger Widerstand, die durchschnittlich |
in 30 Tagen 30,3 g Chinin brauchten, | |
. Daß aber auch :alte, „chininabgestumpfte“ Kranke gut zu
beeinflussen sind, soll Fall G: zeigen: | ER SER, Br
' Der Kranke wurde im ganzen wegen Malaria tropica 5 Monate .
und 12'Tage behandelt. Er erhielt zuerst im Feldlazarett in 2. Tagen `> `
54,5 g Chinin fast ohne Pause, zwischendurch zweimal 0,6 g Neosalvarsan
außerdem. ET Br | Et a
Im Kriegslazarett wiederum”Anfall,. anschließend daran 1,5 bis
1,8g Chinin täglich nach der Nochtschen Vorschrift. Nach 22 Tagen _ ET
trotz der Behandlung erneutes Rezidiv, nach weiteren 37 Tagen der ee iri [ig n
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Nun 10 Tage Chininpause, während dieser werden 0,5 g Me-
thylenblau täglich erfolgreich gegen die Anfälle angewendet. Nachdem
der Kranke mit 119g Chinin in 110 Tagen (einschließlich 44 Tagen Br, \
Pause) vorbehandelt war, beginnt die Kur mit hohen Dosen und fünf- Bit"
tägigem Intervall. — Nach 24 Tagen einschließlich 15 Tagen Pause und: ;
20,9 g Chinin im ganzen verschwinden die bis dahin. dauernd vorhan-
denen Halbmonde und sind auch in weiteren fünf dicken Tropfen nicht
zu finden. Nach der letzien Nachricht ist der Mann drei Monate ohne
Rezidiv und Parasiten geblieben.
. Von Nebenwirkungen war auch bei den hohen Dosen: BH E
nur ein schnell vorübergehender Chininrausch mit Obrensausen a
und kurzdauernder Herabsetzung des Hörvermögens zu beobachten. a
Im allgemeinen werden 2,5 g Chinin in Dosen zu -0,8 g auf den
Tag verteilt, und nur drei Tage hintereinander mit fünftägigen
Pausen gegeben, vier bis, sechs Wochen lang ohne Schaden. und
wesentliche Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens vertragen.
Es sollte gezeigt werden, daß es möglich ist, Tropicagameten
unter Chininbehandlung: in verhältnismäßig kurzer Zeit aus dem
Kreislauf zu entfernen. Dabei bin ich mir voll bewußt, daß meine
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laria bedeuten. Ein Teil-der Organplasmodien wird eine Zeitlang
den Provokationen widerstehen und der Vernichtung entgehen.
Um aber schließlich eine. Dauerheilung zu erzielen,
erscheint mir folgender Vorschlag geeignet: Die chronischen Malaria-
kranken im weitesten Sinne, unabhängig von Fieber und Para-
sitenbefund, sind regelmäßigen intermittierenden Chininkuren zu
unterziehen. Werden diese Kuren, die im Wiederholungsfalle in
energischer Chininisierung von zwei bis drei Wochen zu bestehen
hätten, wie die antisyphilitische Behandlung etwa alle drei bis-
vier Monate durchgeführt, so-glaube ich, muß es gelingen, den
Kranken in kürzerer Zeit von ‘seinem Leiden zu "befreien. Die
Wiederholungskuren würden. zweckmäßigerweise zu der Jahreszeit
angeordnet, in der. infolge Temperaturumschwungs die Hochflut der -
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614 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 28. 22. Juni,
und warme Duschen) auf die Milz, schwerer Arbeit und Adrenalin-
injektion zu erhärten.
Literatur: 1. Ziemann, Die Malaria. (Menses Handb. d. Tropkr.
1917.) — 2. Nocht, Vorlesung für Schiffsärzte 1906; Vortrag über Malaria
und Schwarzfieber (Merkblatt 18 K. M.); D. m. W.-1909, Nr.12; Penzoldt-
Stintzings Handb. 1919; Nocht und Mayer, Die Malaria, 1918. — 3. Gelli,
Die Malaria (Urban & Schwarzenberg, 1913). — 4.Ruge, Malariakrankheiten,
1906. — 5. Jochmann, Infektionskrankheiten, 1914. — 6. Bilke (M.m.W.
Rezidive zu erwarten ist, etwa im März, Juli, Oktober oder No-
vember.
Die intramuskuläre Chinininjektion ist angezeigt bei
Miterkrankungen des Magens und Dünndarms, wie Achylie, Magen-
darmkatarrh, Cholera, Darmtuberkulose und anderen mit D ünn -
darm stuhlgängen und Erbrechen einhergehenden Störungen dieses
Teils des Verdauungsrohrs, bei denen möglicherweise eine ver-
s ai : ; ‚ | 1918, Nr. 29). — T. Zit. nach Ziemann. — 8. Schwenkenbecher
TE Chininausscheidung dureh den Stuhl erfolgt: n Bei Ruhr (M. KI. 1917, Nr. 23). — 9. Zit. nach Ziemann. — 10. Schaudinn (Arb.
agegen, die als Dickdarmerkrankung weniger unter fäkulenten | a. d. Kais. Ges. A. 1902, Bd. 19). — 11. R.Koch (Zschr. f Hyg. 1008
Durchfällen verläuft, dürften die Resorptionsbedingungen für oral | Bd. 43), — 12. Plehn (M. m. W. 1917, Nr. 11. Ref). — 13. Wörner
(D. m. W. 1919, Nr.7). — 14. C. Schilling (Handb. Mohr-Staehelin, Bd. 1).
— 15. Gualdi und Martirano (Ann. d’igiene sperim. 1900. V. X). —
16. Bignami und Bastianelli (Lancet 1900). — 17. Ollwig et t.
Hyg. 1903, Bd. 45). — 18. Loewenstein (ebenda 1917, Bd. 48, H. 2). —
19. Mannaberg (Nothnagels Handb., Bd. 2). — 20. Zit. nach Loewen-
stein. — 21. Hartmann und .Zila (Arch. f. exp. Ther. 1918, Bd. 83,
H. 3—4). — 2. Giemsa und Halberkann (Arch. f. Schiffs u. Trop. Hyg.
1917, Bd. 21) — 23. Werner und Nocht (D. m. W. 1910, Nr. 34). —
24. Zit. nach Neuschloß. — 2. Neuschloß (M.m. W. 1917, Nr. 37
“und 38). — 26. Plehn (M.m. W. 1917, Nr. 35) — 27. Teichmann
(D. m. W. 1917, Nr. 35). — 28. Wörner (Ther. Mh. 1919). — 29. Mayer
(D. m. W. 1919, Nr. 3).
dargereichtes Chinin kaum beeinträchtigt sein. Die Resorption
des Alkaloids besorgt zum Teil der Magen, in erster Linie aber
der Dünndarm. Ich konnte in einer Reihe von Untersuchungen (28)
zeigen, daß bei profusen fäkulenten Durchfällen, die auf Dünn-
darmstörungen schließen ließen, mitunter eine vermehrte Chinin-
abgabe durch den Darm erfolgen kann, während Ruhrkranke mit
den Entleerungen keine größeren Chininmengen ausscheiden als
Darmgesunde. Die Ausscheidung im Stuhl bei Darmgesunden wie
bei Ruhr ist nach drei bis vier Tagen beendet. Es kann ange-
nommen werden, daß diese Zeit ausreicht, um der Darmschleim-
haut die Resorption des Alkaloids zu ermöglichen. An unserem
häufig genug mit Ruhr komplizierten Malariamaterial habe ich im
letzten Frühjahr und Sommer die Chinintherapie ausschließlich mit
oralen Gaben durchgeführt und die Überzeugung gewonnen, daß
die Wirkung der bei unkomplizierter Malaria in keiner Weise
nachstand. Dazu kommt noch, daß auch nach kunstgerecht aus-
geführten Muskelinjektionen schmerzhafte Infiltrate, die den Kranken
sehr belästigen, nicht selten sind. Auch Chininabscesse und Ne-
krosen von erheblicher Ausdehnung, die oft erst nach sechs bis
acht Wochen, in einzelnen Fällen nach vier bis sechs Monaten
auftreten, sind bisweilen sehr unangenehme Folgen.
Bei Benommenen und Komatösen, wo es auf schnelle und
energische Wirkung ankommt, ist die intravenöse Injektion das
Mittel der Wahl. Ich habe diese Methode in zahlreichen Fällen
schwerer Malaria, auch bei Erbrechenden, bei Komplikationen mit
Paratyphus, Grippe und Durchfällen ohne Schaden angewendet.
Ein bis zwei Injektionen genügen meist, um die Fortsetzung mit
oraler Medikation zu. gestatten.
Unsere Erfahrungen mit Neosalvarsan sind nicht der-
art, daß wir es allgemein zur Behandlung der Gametenträger
empfehlen möchten. In geeigneten Fällen ist es sicher ein wert-
volles Hilfsmittel zur Anregung des hämatopoetischen Apparates und
zur Hebung des allgemeinen Kräftezustandes. Das Mittel im An-
fall anzuwenden ist wegen gewisser unangenehmer Folgeerschei-
nungen nicht ganz unbedenklich.
So trat in einem Falle unmittelbar nach der Injektion ein
schwerer Ikterus mit akuter Leberschwellung auf, der über eine Woche
anhielt. Wahrscheinlich hat das infolge der Malaria geschädigte Leber-
parenchym durch Salvarsan einen neuen Insult erlitten. In der Frank-
furter Klinik hat eine Neosalvarsaninjektion von-0,45 g bei einem
Gametenträger neue Anfälle ausgelöst.
Die Ergebnisse unserer Neosalvarsantherapie,(0,6) sind aus
der Tabelle ersichtlich: Ä
Aus der bakteriologischen Abteilung des Reichsgesundheitsamts
(Direktor: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr, L. Händel).
Weitere Mitteilungen über die Ergebnisse und Beob-
achtungen bei der bakteriologischen Ruhrdiagnose.
Von
Dr. K. W. Jötten, |
wissenschaftlichem Hilfsarbeiter im Reichsgesundheitsamt.
Vor einiger Zeit haben Ungermann und ich) über die Er-
gebnisse und Beobachtungen bei der bakteriologisch-serologischen
Ruhrdiagnose berichtet, die wir an dem Untersuchungsmaterial des
Reichsgesundheitsamts im Laufe des Jahres 1917 zu machen Ge-
legenheit hatten. Wir konnten damals mitteilen, daß es uns durch
Modifikationen der Untersuchungstechnik und der Versandbedin-
gungen und durch eingehende Beschäftigung mit jeder einzelnen
Stuhlprobe gelungen war, in 36 °/, aller klinisch als Ruhr an-
gesprochenen Erkrankungsfälle und in 63,2 °/, der besonders genau
untersuchten chronischen Ruhrerkrankungen die Diagnose bakterio-
logisch zu bestätigen,
Diese Untersuchungen sind von mir im Laufe des Jahres 1948
fortgesetzt und nach der Richtung weiterverfolgt worden, wie sich
die die Ruhrdiagnose störenden Momente für die Praxis vielleicht
umgehen oder überwinden lassen, Nach unseren früheren Befunden
war das häufigere Versagen der bakteriologischen Ruhrdiagnose
hauptsächlich durch die Schädigung der Ruhrkeime während des
Versandes, durch ihre besonderen Ansprüche an die Nährböden
und mitunter auch durch die Schwierigkeit ihrer Erkennung mittels
der Agglutinationsprobe bedingt. Ich habe nun zunächst versucht,
ob sich nicht durch Ausschaltung der schädigenden und wachstums-
hemmenden Einflüsse, denen die Ruhrkeime bei der Versendung
| der Stuhlproben unterliegen, der bakteriologische Nachweis der
Ergebnis
\ Zahlder Fälle Ruhrerreger auch in solchen Fällen steigern ließe, wenn die emp-
= 1 ar ; Bci l fohlene, sichere Erfolge versprechende Verarbeitung ?) der Abgänge
Mal. tert. 4 4 mit Erfolg unmittelbar am Krankenbett aus irgendwelchen Gründen nit
Mal. trop. im Anfall 4 4 ohne Erfolg ausführbar ist. Ich habe ferner bei der Untersuchung jeder Stuhl-
Halbmondträger 9 { mit, 8 ohne Erfolg | probe möglichst viel fragliche Kolonien abgeimpft und jede einzelne,
| typisch gewachsene, ruhrverdächtige Kultur, auch wenn Sie keine
Neosalvarsan Agglutination mit den üblichen Ruhrseris zeigte, lange Zeit verfolgt
plus Chinin: | und eingehend geprüft, um festzustellen, inwieweit etwa den schwer
Halbmondträger 10 10 mit Erfolg agplutinablen oder inagelutinablen Stämmen unter den verschiedenen
Ruhrerregern oder noch unbekannten, besonderen Ruhrtypen bel
den negativen Ergebnissen der Ruhrdiagnose eine gewisse Rolle
zukommt. | ` der
Die schädigenden Einflüsse, denen die Ruhrkeime ber a
Versendung des Stuhles der Ruhrkranken unterliegen, haben W
uns wohl als die Wirkung von Gärungsvorgängen und Säurebildul®
auf die empfindlichen Ruhrbakterien und vielleicht auch E
bacterieiden Fähigkeit der blutigen und schleimigen Stuh 7
mengungen zu denken. Beiden glaubte ich, in Übereinstimnn =
mit Heymann #), durch Antrocknen der Krankenstühle, vox $
Die Erfolge der kombinierten Neosalvarsan-Chinintherapie
sind wohl in erster Linie der Chininwirkung zuzuschreiben.
Damit stimmen die Erfahrungen Schwenkenb ech ers(8)
überein, der von der Anwendung des Salvarsans bezüglich der
Tertiana einen Nutzen gesehen hat, aber dadurch ebensowenig wie
mit Chinin Rückfälle zu verhindern vermochte. Auf die sehr um-
fangreiche Malariasalvarsanliteratur mit ihren oft widersprechenden
Beobachtungen habe ich schon früher verwiesen. Als weiteres
Specifieum sei noch das Methylenblau erwähnt, bei Chinin-
überempfindlichkeit und Schwarzwasserfieber hat es uns gute
Dienste geleistet. Zur Anregung der Blutregeneration haben sich
Arsen und Eisenpräparate auch uns bewährt,
Nach Abschluß der Behandlung pflegten wir den Erfolg
durch Provokation mit Temperaturapplikationen (Thermophor, kalte
1) M. KI. 1918, Nr. 14—15.
>) Veröffentl. des K. G. A. 1918, Nr. 20, S. 289. Erlaß des Min.
d. JI. vom 5. März 1918. |
3) Zschr. f. Hyg. Bd. 86,
Digitized by Google a
> 99: Juni, | = 1919, — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
sy
des beigemengten Schleimes und Blutes an -Glas oder Papier ent-
gegenwirken zu können, nachdem ich mich vorher in theoretischen
Versuchen davon überzeugt hatte, daß die Ruhrbacillen im Gegen-
satz zu ihrer Empfindlichkeit im feuchten Stuhlmaterial nach An-
trocknen an Papier mehrere Tage ‘und an Glasplatten unter
Umständen sogar mehrere Wochen lebend bleiben können. Am
wenigsten widerstandsfähig hatten sich bei diesen Versuchen von
den verschiedenen 'Ruhrtypen die Kruse-Shiga-Bacillen erwiesen,
namentlich dann, wenn sie frisch aus dem Stulile gezüchtet worden
Ba
waren. |
In Übereinstimmung mit diesen Versuchen mit Reinkulturen
zeigten aber auch Untersuchungen mit Ruhrbakterien enthaltenden
Patientenstühlen, daß sich dabei in: den an Glasplatten. und an
Papier angetrockneten, schleimigen Faecesteilchen selbst Kruse-
Shiga-Keime bis. zu 14 Tagen nachweisen ließen, während sie
in denselben gleichzeitig bei Eisschrank- und Zimmertemperatur,
in den gebräuchlichen Versandgefäßen aufbewahrten Stuhlproben,
in der Regel bereits nach fünf Tagen abgestorben waren. E
Die auf Grund dieser Vorversuche angestellten Ruhrstuhl-
untersuchungen gestalteten sich folgendermaßen: Von jeder zu
untersuchenden 'Stuhlprobe wurden am Kränkenbett drei Ent-
nahmen gemacht. Mit der ersten wurde in der üblichen Weise
ein gewöhnliches Stuhlversandgefäß beschickt, wobei vor allem
schleimige und blutige Bestandteile berücksichtigt wurden. Eben:
solche Faecesmassen wurden dann auf einen zirka 7 qem großen,
sterilisierten Filtrierpapierbogen gebracht und mit einem aus-
geglühten Platinspatel möglichst dünn verstrichen, an der Luft
getrocknet und in einen sterilen Papierumschlag eingehüllt. Zu-
letzt wurden dann noch auf zwei Glasobjektträgern von 3:3 cm
Ausmaß Stuhlbestandteile in der Weise dünn verteilt, wie dies
Nach An-
beim Ausstreichen tuberkulösen Sputums geschieht.
trocknen des Untersuchungsmaterials wurden die Glasplättchen in
Filtrierpapier eingewickelt und zusammen mit den übrigen Stuhl-
proben durch Boten der--Untersuchungsstelle zugeführt.
Die gewöhnliche Stuhlprobe wurde. dort in der üblichen
Weise weiterbehandelt, die Papierbogen dagegen zerschnitten, in
Bouillon gebracht, das angetrocknete Material so ‘aufgeweicht und
- mit der gesamten Flüssigkeitsmenge nach einiger Zeit eine Platten-
serie von zwei Drigalski- und zwei Endoagarplatten angelegt.
' Ebenso wurde das an Glas angetrocknete Material in Bouillon
aufgeweicht, mit einem Spatel abgekratzt und die gesamte Ab-
schwemmungsflüssigkeit wie vorher weiterbehandelt. |
In dieser dreifachen Weise habe ich 109 Stuhlproben durch-
untersucht, von denen 19mal nach der bisher üblichen Methode
ein positiver Bacillenbefund erhoben werden konnte, dagegen nur
13 mal mit dem Glasantrocknungsverfahren und nur 1lmal in den
Stuhlproben, die an Papier angetrocknet waren. u
Diese 109 Proben verteilen sich auf 43 Patienten; bei 20 von
ihnen ließen sieh Ruhrbacillen feststellen, und zwar bei 14 mit
. dem gewöhnlichen Stuhlausstriehverfahren
mit den beiden Antrocknungsmethoden.
, dagegen nur je 10 mal
, Mithin war mittels des beschriebenen Antrocknungsver
eine Verbesserung der Untersuchungsergebnisse nicht erzielt worden.
‚Ich möchte es: aber doch nicht für ausgeschlossen halten, daß auf
diesem Wege bei verbesserter Technik vielleicht noch günstigere
‚Resultate. erzielt werden können. | a
se lieferten meine
-~ Recht gute und befriedigende Ergebnis
Versuche in Erweiterung der üblichen Nachweismethode, durch
Abimpfung möglichst vieler verdächtiger Kolonien und länger
En dauernde Beobachtung der. so erhaltenen Kulturen: die Zahl der
positiven Untersuchungsergebnisse zu erhöhen. Für diese Unter-
Ma terial in den üblichen Stuhlversandgefäßen
suchungen war das.Ma
i entweder durch Boten óder durch die. Post übermittelt worden und
somit manchmal -erst mehrere Stunden ‘oder selbst einige Tage
nach der Stuhlentleerung auf den gewöhnlich benutzten Nährböden
m Je zwei Drigalski- und Endoagarplatten — in der üblichen
Weise zur ‘Verarbeitung gekommen. Am Tage darauf wurden von
- diesen alle fraglichen Kolonien auf Zuckeiplatten, in Trauben- und
Milchzuckergärröhrchen und in Neutralrotagar weiterverimpft, und
die isolierten Reinkulturen, wenn sie auf diesen Nährböden typisches
Wachstum zeigten, mit Ruhr- und Normalserum agglutiniert und
auf ihre Beweglichkeit im hängenden Tropfen geprüft. © !
` Diese Anordnung der Untersuchung war deshalb gewählt
Du en weil bei der Auslese der verdächtigen Kolonien von der
Meinalplatte allein durch dieProbeagglutination und der genaueren
8 nur der ‚agglutinierenden Kolonien nicht selten schwer
oder gar nicht agglutinable-Ruhrstämme, auf deren Vorkommen
fahrens |
bereits neben anderen Autoren, namentlich von Kruse), sowie
von Hamburger undBauch?) und’ von Ungermänn und
mir hingewiesen ist, der Diagnose entgehen können. |
Auf diese Weise wurden von 85 Patienten stammende Stuhl- -
proben geprüft, und davon. bei 43, also in 50,6 °/, ein positiver
Ruhrbacilleäbefund erhalten. Klinisch war von den behandelnden
Ärzten bei diesen Patienten 74 mal die Diagnose „Ruhr“ gestellt
worden.‘ Werden für den gelungenen Ruhrbaeillennachweis nur
diese klinisch sicheren Ruhrfälle berücksichtigt, so steigert sich
das Gesamtergebnis auf 58,1 °/, positiver Befunde von Ruhrerregern
der bekannten Typen. | a
n Befunden kommen noch drei weitere po-
. Zu-diesen 43 positive | |
sitive Ergebnisse, die sich ebenfalls auf typische Ruhrstämme beziehen,
bei denen: ‘aber die herausgezüchteten, zunächst inagglutinablen
Stämme erst verhältnismäßig spät auch durch die Agglutination
als sichere Ruhrbakterien erkannt‘ werden konnten. Mit diesen
drei Befunden erreicht der Prozentsatz der positiven Ergebnisse
62,2%. Die drei letzterwähnten Stämme, welche morphologisch
und kulturell das typische Bild der .Ruhrbaeillen boten, waren
auch nach mehreren Agarpassagen zunächst agglütinatorisch durch
keines der specifischen Immunseren zu beeinflussen. Der. erste
Stamm wuchs auf Zuckerplatten wie der Typus Flexner, ‘der zweite
wie Kruse-Shiga-Bacillen und der dritte wie der Y-Typ; auch
machten sich alle durch den spermaähnlichen Geruch als Ruhr-
bacillen kenntlich. Die Stämme wurden, da die Vermütung, daß es
sich bei ihnen um nicht, beziehungsweise um schwer agglutinable
Ruhrstämme handle, noch in anderer Weise bestätigt wurde, mehrere
Wochen lang auf Agar weiterverimpft, bis sie dann auch mittels ._
der Agglutination als echte Ruhrstämme identifiziert werden konnten.
Dabei wurde der erste entsprechend dem Wachstum auf Zueker-
platten vom Flexner-, der zweite vom Kruse-Shiga- und der dritte
‘Stamm vom Y-Kaninchen-Immunserum specifisch beeinflußt, Be-
sonders bemerken möchte ich, daß die mit den drei Stämmen
und den entsprechenden Seris angestellten Komplementbindungs-
versuche bereits eine ausgesprochene Komplementfixierung ergaben,
als die Agglutination noch keine deutlichen Ausschläge erkennen ließ.
| Elf Stämme solcher zunächst . inagglutinablen Ruhrkeime
konnten außerdem auch bei neun Ruhrkranken jeweils neben
typisch .agglutinierenden Bakterien nachgewiesen werden. Auch
diese Kulturen wurden erst nach wochenlanger Weiterzüchtung
auf Agar der Agglutination mit den entsprechenden Immunseren
Dabei konnte ebenfalls wieder mit der Komplement-
zugänglich. 16) |
bindungsmethode eine Bindung des Komplements festgestellt werden,
bevor mit der Agglutinationsreaktion die Stämme als Ruhrerreger
zu identifizieren waren. Allerdings .gaben die Stämme .mit der
zunehmenden Steigerung ihrer Agglutinierbarkeit später dann auch
mit der Komplementbindungsreaktion meist stärkere Ausschläge.
Es dürfte sich aber nach diesen Beobachtungen empfehlen, ruhr-
verdächtige, aber zunächst inagglutinable Stämme auch mit der:
Komplementbindungsreaktion zu prüfen. Bei diesen Kulturen hatte
es sich, wie die Serumreaktionen in Übereinstimmung und im
Einklang mit dem biologischen Verhalten der Stämme auf Zucker-
agarplatten ergaben, viermal um Y-Ruhr- und siebenmal um
Kruse-Shiga-Bacillen gehandelt. - u
Außer diesen Stämmen wu
deren Stuhl bereits typische Ruhrbacillen gefunden worden waren,
fünfmal nach ihrem morphologischen und kulturellen Verhalten als
Ruhrkeime anzusprechende Erreger nachgewiesen, die aber weder .
sogleich noch auch nach mehrmonatiger 'Weöiterzüchtung in
lebendem Zustande mit Ruhr-Immunserum agglutinatorisch beein-
flußbar waren. Die Kulturen agglutinierten aber nach einstündiger
Erhitzung auf 60° und zwar wurden drei von ihnen durch Kruse-
Shiga-Kaninchen-Immunserum bis zum Endtiter des Serums, zwei
durch Y-Eselserum (1:10 000) bis zur Verdünnung 1:6400 beein-
keine Andeutung .
flußt, während in dem entsprechenden Normalserum
einer: Verklumpung zu erkennen war. “
| Die zur Identifizierung solcher in
Hamburger und Bauch?) empfohlene Kochprobe nach Porges
lieferte für die Identifizierung dieser Stämme weniger gute Ergeb-
nisse,. indem die Kulturen bei dieser Methode ebenso wie nach
einstündiger Erhitzung auf 70° und 80° auch in den Kontroll-
röhrchen mit Kochsalzlösung und mit Normalserum spontane Neigung
1) Warschauer Kongreß 1916.
.2) B.kl.W.19
Heft 4/5. | le ars
i 3) Zbl. f. Bakt., I. Abtlg., Orig.-Bd.81, H. 4/5. B. kl, W.1917, Nr, 82.
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615
| rden noch bei drei Patienten, in
agglutinablen Stämme von
17, Nr.32.. Bauch, Zbl.f.Bakt. 1. Abtlg., Orig.-Ba. 81,
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
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zur Verklumpung zeigten, sodaß die specifische Wirkung der Immun-
sera nicht eindeutig genug hervortrat. Auch diese fünf Stämme
konnten vermittels der Komplementfixierung mit Kaninchen-
Immunseris als Kruse-Shiga-, beziehungsweise als Y-Ruhrkeime
erkannt- werden. |
Endlich wurden bei zwölf Patienten 31 Stämme isoliert, die
auf den Testnährböden zunächt zwar kulturell das Verhalten von
Rubrbacillen zeigten, durch Kruse-, Flexner- und Y-Serum aber
nicht beeinflußbar waren und auch weder nach monatelanger Weiter-
züchtung noch nach einstündigem Erhitzen oder Kochen agglutinabel
wurden. Auch im Komplementbindungsve:such lieferten sie mit
diesen Seris kein positives Ergebnis. |
Zwei dieser Stämme stammten von zwei Krankheitsfällen,
bei denen es sich um typische, wehn auch leichtere Ruhr gehandelt
hatte. In den Stühlen beider Patienten waren mehrere Male die
gleichen ruhrverdächtigen Keime gefunden worden, welche sich
kulturell im allgemeinen wie Kruse-Shiga-Bacillen verhielten und
auch den für Ruhrkulturen charakteristischen spermaähnlichen
Geruch besaßen, dabei aber Indol bildeten und durch die Immunsera
der drei Ruhrtypen nicht agglutiniert wurden.
Mit den Seris der Kranken gaben sie positiven Widal bis
1:200. Die weiteren Untersuchungen bestätigten, daß diese Kulturen
mit den zuerst von Schmitz beschriebenen indolbildenden Ruhr-
keimen identisch waren. Sie wurden von Ruhr-Schmitz-Immunserum
bis zum Endtiter agglutiniert und die mit ihnen hergestellten Sera
beeinflußten in gleicher Weise die zum Vergleich herangezogenen
Schmitzstämme. Auch bei der weiteren Prüfung mittels der
Komplementbildung und mit Abbindungsversuchen sowie im Tier-
versuch verhielten sie sich wie echte Schmitzstämme. Bei diesen
Untersuchungen konnte ich zugleich feststellen, daß die Schmitz-
stämme außer der Indolbildung in ihrem kulturellen Verhalten
auch insofern eine Abweichung von dem Wachstum der Kruse-
Shiga-Bacillen auf der bunten Reihe zeigen, als sie alle in der
Löffler-I-Lösung, bei klarbleibender Flüssigkeit eine geringe, aber
deutliche Ausfällung bewirken, während die Krusebakterien diesen
Nährboden völlig unverändert lassen.
Weitere Schmitzstämme waren unter den 29 übrigen durch
die verschiedenen Ruhrsera nicht beeinflußbaren Kulturen nicht
festzustellen. 13 der Stämme waren aus vier Krankenstühlen
isoliert, von denen bei drei außerdem echte Kruse-Shiga-Bacillen
und in einem‘ Falle Y-Bakterien gefunden waren. 16 Stämme
stamınten aus den Entleerungen von sechs Kranken, bei denen
sichere Ruhrkeime nicht nachzuweisen waren. Auch durch die
Krankensera wurden keine dieser Kulturen beeinflußt. Wie die
genauere Prüfung ergab, verhielten sich die Stämme in kultureller
Hinsicht insofern nicht vollkommen gleich, als zwölf von ihnen
Indol, die übrigen kein Indol bildeten und einige der ersteren
auch in Lackmusmolke eine leichte violette Verfärbung hervorriefen.
Die Versuche, inwieweit unter diesen Stämmen in serologischer
Hinsicht etwa ein Zusammenhang besteht, sowie über die ge-
22. Juni.
nauere Feststellung ihrer Virulenz für Tiere sind noch nicht ab-
geschlossen. Zwei Sera, die zunächst mit je einem indolbildenden
und einem nicht indolbildenden Stamm hergestellt wurden, be-
einflußten jeweils nur den eigenen Stamm, ohne auf die anderen
Kulturen überzugreifen. Daß diesen Kulturen eine pathogene Be-
deutung zukommt, erscheint nicht wahrscheinlich. Die Tatsache,
daß die Krankensera keinerlei Einfluß auf die Kulturen ausüben,
spricht eher dafür, daß es sich um saprophytische Keime handelt,
die aber wegen ihres, den Kruse-Shiga-Baeillen ähnlichen kulturellen
Verhaltens bemerkeuswert sind.
-Mit Einrechnung der beiden nachträglich als Schmitzstämme
festgestellten Kulturen stellt sich das Gesamtergebnis der bei den
Rubruntersuchungen in diesem Jahre erhobenen positiven Befunde
auf 65°/,, indem von 74 klinisch diagnostizierten Ruhrkranken
bei 48 die Diagnose mittels der bakteriologischen Untersuchung
bestätigt werden konnte. |
Dieses Resultat von 65°/, positiven Stuhluntersuchungen be-
deutet eine wesentliche Steigerung gegenüber dem Gesamtergebnis
des vergangenen Jahres mit 36°/,. Es steht in Einklang mit der
Prozentzifter, welche im Vorjahre bei den besonders genau unter-
suchten chronischen Ruhrerkrankungen ereicht wurde und darf
wohl an sich als befriedigend angesehen werden.
Während aber bei unseren im vorigen Jahre erhobenen Be-
funden in erster Linie der Y-Baeillus vorher’schte, konnten in
diesem Untersuchungsjahre am häufigsten Kruse-Shiga-Bakterien
im ganzen bei 30 Patienten, davon bei 26 als alleiniger Erreger
und bei vier zusammen mit Y-Ruhr-Baeillen gefunden werden,
der Typus Y dagegen nur bei 19 Kranken, und zwar bei 15 als
alleiniger Krankheitserreger. Der Typus Flexner wurde ein ein-
ziges Mal nachgewiesen und endlich wurde bei zwei Patienten der
Ruhr-Schmitz-Bacillus festgestellt.
Über Wurmkuren bei Kindern.
Zu dem gleichnamigen Aufsatze des Herrn Prof. Brüning in Nr. 11,
S. 258 dieser Zeitschrift.
Von
Oberstabsarzt Dr. Georg Schmidt, Berlin.
Brüning schreibt: „Als brauchbares, Mittel gegen Madenwürmer
haben sich erwiesen die von der Firma Goedecke & Co. (Leipzig) in den
Handel gebrachten Gelonida Aluminii subacetici comp. cum Alum
sulf.... *.
Im Einverständnisse mit Herrn Prof. Brüning weise ich darauf
hin, daß die Verwendung des Aluminium subaceticum bereits 1910 von
mir ersonnen, erfolgreich durchgeführt und veröffentlicht worden ist
(„Aluminiumsubacetat als Mittel gegen Ozyuris vermicularis“, D. m. W.
1910, Nr. 18). Erst daraufhin hat sich die pharmazeutische Technik
der Sache angenommen. Die Firma Goedecke bestätigt mir das.
Referatenteil. | j
Redigjerbd von Oberarzt Dr. Walter Wolfi, Berlin.
Sammelreiferat.
` Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten.
Von E. Edens.
(Fortsetzung aus Nr. 24.)
Statistisches über die Ursachen der Herz-
hypertrophie auf Grund von 8066 Sektionen bringt Hecht.
Vermehbrter Widerstand wirkt unter Dehnung der Herzmuskulatur
als Reiz und führt zu gesteigerter Arbeit und Ernährung und
damit zur Hypertrophie des Herzens. Diese Ansicht Corvisarts
wurde durch Ficks und O. Franks experimentelle Unter-
suchungen bestätigt und exakt ausgearbeitet, ihre Anwendung auf
die Klinik besonders durch Moritz und H. Straub gefördert.
Der diastolische Füllungsdruck und der systolische Widerstands-
druck sind die beiden als Reiz wirkenden mechanischen Haupt-
bedingungen der Herztätigkeit. Die Hypertrophie bei dauernder
Arbeitssteigerung beruht auf der Fähigkeit der lebenden Substanz,
an Masse zuzunehmen und dadurch über ihr ursprüngliches Maß
zu wachsen. Je nach der Art der Bedingungen, die zur Hyper-
trophie führen, lassen sich nach Hecht vier Gruppen unter-
scheiden. 1. Fälle, in denen ein mechanisches organisches Hindernis
im Herzen selbst, in dessen Umgebung oder sonst im Circulations-
i gon ao T ;
— i Zu | 2
4 = 2
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system erkenntlich ist. 2. Renale Hypertrophie. 3. Endokrin bedingte
Hypertrophien. 4. Hypertrophie ohne nachweisbare krankhafte Organ-
befunde. Zu 1. Hypertrophie des linken Ventrikels berubte in 49 Fällen
— die Gesamtzahl der hypertrophischen Herzen betrug 185 — auf
Klappenfehlern; leider befand sich keine reine Mitralstenose unter
dem Material, sodaß Hecht über die viel umstrittene Frage der
Hypertrophie und Atrophie der linken Kammer bei diesem Klappen-
fehler nichts auszusagen hat. Obliteration des: Herzbeutels hat
keinen gesetzmäßigen Einfluß auf die Masse der linken Kammet,
Kyphoskoliosen können ausnahmsweise neben der Hypertrophie des
rechten Ventrikels eine solche des linken zeigen. Allgemeine
Atherosklerose soll nur selten und nur in besonders hochgradigen
Fällen zur Herzhypertrophie führen; widersprechende Angaben
werden auf ungenügende Beachtung der kleinen Nierengefüße ZU-
rückgeführt. Linksseitige Hypertrophie bei Coronarsklerose und
Myokardschwielen wird durch die „relative Mehrarbeit“ erklärt, die
der geschwächte Muskel auch unter normalen Bedingungen zu
bewältigen habe. Aortenaneurysmen machen nur dann eine Herz-
hypertrophie, wenn sie mit Insuffizienz der Aortenklappen einhet-
gehen. Aortenenge scheint keine wesentliche Bedeutung für die
Masse des linken Herzens zu haben, Zu 2. In 50°/, aller Fälle
beruhte die Herzhypertrophie auf einer Sklerose der NierenarterleN.
Als maßgebend wird von Hecht die Arteriolenveränderung, nicht
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die consecutive Nierenaffektion angesehen ; entzündliche Schrumpf-
nieren waren nur in 12°, der Fälle. Ursache der Herzveränderung,
Die Herzhypertrophie der Trinker und Schlemmer wird nicht als
eigene Gruppe anerkannt; Hecht meint vielmehr, daß in diesen
Fällen Schädigungen der Arterien ‘und Arteriolen, insbesondere
der Nierenarteriolen, Grund der Herzhypertrophie seien. Zu 3.
Dem sogenannten Kropfherz' steht He,cht zweifelnd gegenüber,
nur in einem Fall ging ein sehr großer Kropf. mit Herz-
hypertrophie ‘einher, in den übrigen Fällen fehlte sie. Für das
sogenannte Myomherz ließ sich kein einziger beweisender Fall er-
bringen. Über die Wirkung einer Hypertrophie der Nebennieren
auf das Herz konnte sich Hecht aus seinem Material kein Urteil
bilden. Zu 4. Über die Arbeitshypertrophie des Herzens suchte
Hecht in.der-Weise Aufklärung zu erhalten, daß er eine größere
Zahl Sektionen von Soldaten danach ordnete, ob die Betreffenden
einer fechtenden Truppe angehört oder nur Wacht- oder Schreib-
dienst versehen hatten. Das Resultat war, daß eine auf Grund
der Kriegsanstrengungen gesetzmäßig oder in einer großen Häufig-
keit entstehende Arbeitshypertrophie nicht nachgewiesen werden
konnte. Über Wachstums- und Schwangerschaftshypertrophie ließ
das Sektionsmaterial keine Schlüsse zu. . |
ZurLehre von derHypertrophie des rechten
Ventrikels hat D. Gerhardt einen Beitrag geliefert. Die
-` Hypertrophie der rechten Kammer bei Mitralfehlern ist bisher ent-
weder als ein direkt kompensatorischer Vorgang aufgefaßt worden,
der es ermöglicht, daß der Druck im linken Vorhof gesteigert und
dadurch der Blutdurchfluß durch das verengte Mitralostium er-
leichtert werde, oder man. sah sie als eine Anpassung an die’
Stauungshyperämie: im kleinen Kreislauf an. Beide Deutungen
rechnen damit, daß sich die im kleinen ‚Kreislauf infolge des
Mitralfehlers entstehende Druckzunahme durch: das Capillarsystem
. der Lunge hindurch auf die Arteria pulmonalis fortpflanze. Experi-
‚ mente. von H, Straub, Bradford und D'ean sowieLoewit
haben nun aber gezeigt, daß bei Strömungshiùdernissen am linken
Herzen keine oder keine wesentliche Druckänderung in der Lungen-
schlagader. auftritt; Versuche von D. Gerh àrdt ergaben das-
Wie kommt dann aber die klinisch bewiesene
Hypertrophie des rechten Herzens bei Mitralfehlern zustande? Zur
Erklärung des Widerspruchs zwischen Tierexperiment und klinischer
Erfahrung nimmt Gerhardt an, daß im Tierexperiment durch
versuchsanordnung die Strommenge im größen Kreislauf und
dadurch der Zufluß. zum rechten Herzen erheblich herabgesetzt
werde. Die ungenügende Füllung des rechten Herzens verhindert
nun eine -Drucksteigerung in der Lungenschlagader. Gerhardt
- konnte diese Auffassung dadurch beweisen, daß eine Druck-
erhöhung in der ‚Pulmonalis bei Strömungshindernissen am linken
Herzen eintrat, sobald für genügende Füllung des rechten Herzens’
. gesorgt werde, Bei den klinischen Mitralfehlern liegen die Ver-
ältnisse nun so, daß eine genügende Füllung des rechten Herzens
und damit die Bedingungen für eine Hypertrophie als gegeben
anzunehmen sind. Inzwischen ist aber eine, hier schon besprochene
rbeit von H, Straub erschienen, in der auch ‘bei unveränderter
Füllung.des rechten Herzens keine Steigerung des Pulmonalisdruckes
nach ‚künstlichen ‘Mitralfehlern gefunden wurde. Es werden also
weitere Untersuchungen nötig sein, um das Problem zu lösen,
warum. bei Mitralfehlern das rechte Herz an Masse zunimmt. Über
die sogenannteidiopathischeHerzhypertrophie
hat F. Kraus sich:in einem Vortrag in der Berliner Medizinischen
Gesellschaft ausgesprochen. Mit der Bezeichnung idiopathische
Herzhypertrophie werden solche Fälle bezeichnet, bei denen die
als Ursache der Hypertrophie bekannten Formen mechanischer
Widerstände im Kreislauf nicht nachweisbar sind. Für das Ver-
Ständnis der Herzgröße und -vergrößerung sind die grundsätzlichen
Entstehungsmöglichkeiten zugrunde zu legen, die in folgenden
ei gegeben sind: „Es gibt zwei Hauptperioden der Ontogenese,
er
jenige der funktionellen Gestaltung mit - weiterer Ausbildung.
Zweitens: Organe und Gewebe sind befähigt, durch verstärkte
. Ausübung ihrer Funktion sich in höherem Maße an dieselbe an-
zupassen. Drittens: Wachstum ist nicht bloß Assimilation fertig
gelieferter Bausteine.
. Es gehört zur vitalen Aktivität und ist
elzen unterworfen.“ Eine Zunahme der Masse des Herzfleisches
finden wir bei dauernd:gesteigerten Leistung des Organes, so in-
folge allgemeiner Muskelarbeit. Die von Zuntz und Nicolai
festgestellte Tatsache, daß während der Muskelarbeit die diastolische
erzform vergrößert ist, wirft ein Licht auf .die'Art, wie das Herz
- die Mehrarbeit leistet; ` die größere Füllung des Herzens geht mit
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
Organanlage mit Wachstum ohne Funktionierung und die- I
einer Dehnung. der: Herzmuskelfasern. einher, die als Reiz: wirkt
und den Herzmuskel zu erhöhter Arbeitsleistung befähigt. Diese
‚neuesten Befunde bestätigen also: die alte mechanische Theorie
Corvisarts. Junge Leute zwischen dem 18. und 20. Lebens-
jahr haben einen noch nicht ausgewachsenen. Brustkorb und ein
'schmales,:.senkrecht gestelltes Herz von Mitralform. Mit der Zeit er
und unter dem Einfluß. der Übung reifen Brustkorb. und Herz,
beide werden breiter. Das ist ein Beispiel: für das funktionelle
Wachstum im Sinne von Roux, für eine „Erstarkung“ des Herzens.
. Zwischen dieser Erkrankung und Hypertrophie und, -falls das
Optimum überschritten- wird, Dilatation gibt es keine scharfe Grenze.
Bei dauernder schwerer Berufsarbeit und Sport sieht man große, T
eventuell recht große Herzen, die über die Entwicklung der Skelett-
muskulatur anscheinend noch hinausgehen, aber keine krankhaften
Störungen machen. -Das Arbeitsherz ist deshalb nicht als eine
Krankheit anzusehen; es geht wieder zurück, wenn die Bedingungen
aufhören, unter denen die Vergrößerung entstanden ist. Das Bier-
| herz findet sich gewöhnlich bei schwer arbeitenden, gleichzeitig
Korpulenten und muskelkräftigen Menschen, die mit dem Bier ein -
Übermaß an Flüssigkeit, Calorien und Alkohol zuführen. _ Die
meisten Fällen sind nach Borst mit Gefäß- und Nierensklerosen
‘verbunden, doch kommen auch solche vor, in denen diè Ver- -
änderungen an den Gefäßen und Nieren die Herzhypertrophie
nicht erklären. Die körperlichen Anstrengungen, unter denen sich
das normale Herz :zum Arbeitsherzen entwickelt, können gefährlich
werden bei Leuten mit konstitutionel kleinem Herzen oder
enger. Aorta oder beginnender Arteriosklerose eines : bestimmten:
Typs oder Gefäßsyphilis. Das kleine Herz kann sich freilich aus- M
wachsen und dabei Kugelform annehmen; großen, dauernden An-
strengungen ist es aber auch dann nicht gewachsen. Gerade der
militärische und besonders der. Kriegsdienst haben gezeigt, -daß
das konstitutionell schwache Herz zu Erweiterungen neigt. Stärkere
Grade der Aortenhypoplasie führen, wie schon Virchow betont
hat; in. späteren Perioden, ebenfalls zur Herzvergrößerung; klinisch
findet man einen verstärkten Spitzenstoß und herabgesetzte
Leistungsfähigkeit. Recht häufig ist die Präsklerose Ursache
einer sogenannten ersten diopathischen Herzhypertrophie. . Das
Röntgenbild des Herzens und der Aorta, Blutdrucksteigerung, Ver- PR
stärkung des zweiten Aortentones, Verkleinerung der ` Nach-
schwankung im Elektrokardiogramm, objektiv nachweisbare Kreis-
laufsinsuffizienz, Extrasystolen, leichte anginöse Beschwerden, Herz-
‘dyspnöe charakterisieren diese Fälle. Wie ‚häufig eine Syphilis
der kleinen Arterien Ursache einer Herzhypertrophie ist, läßt sich.
nicht sicher entscheiden, da wir über die syphilitische Arteriitis —
abgegeben von den Hirngefäßen — wenig unterrichtet sind. Manche
Herzhypertrophien sind auf Störungen der inneren Sekretion zu-
` rückzuführen. Zu denken ist hier an Adrenalinämie, das .thyreo-
toxische Kropfherz, das Basedowherz und das: Herz der Lympha-
tischen, vielleicht auch
größerungen durch nervöse Erregungen.
diesem Vortrage berichten Ceelen und.
größerungen bei Lymphatismus, wo eine dichte Iymphocytäre
In der Aussprache zu
"Infiltration des Herzmüskels gefunden, wurde; beim- Lymphatismus
Erwachsener soll Hypertrophie des Herzens ohne anatomischen
Befund bestehen. Czerny macht darauf aufmerksam, daß die
| großen Herzen lymphatischer :Kinder ohne Verstärkung ‘der Herz-
tätigkeit einhergehen und daher. leicht übersehen würden. Man
müsse sich hüten solche großen Herzen im frühen Kindesalter
als congenitale Leiden anzusehen, sie seien ebensowenig angeboren
wie der:Lymphatismus, und die Disposition zur Erkrankung sei
congenital, das Krankheitsbild des. Lymphatismus dagegen eine
Art nach der Geburt sich entwickelnde. Erscheinung. Zur Frage :
der Herzhypertrophie infolge .syphilitischer Arteriitis bemerkte
Benda, es sei für die Syphilis kennzeichnend, daß sie immer
nur einzelne kleine Gefäßbezirke betreffe; man könne sich des-
halb schwer vorstellen, daß sie wirklich auf die allgemeine’ Arbeits-
leistung des Herzens großen Einfluß ausüben würde. |
den einschlägigen Arbeiten sei zunächst erwähnt eine sehr inter-
essante Veröffentlichung von Ernst Weber über die Wir-
kung natürlicher und künstlicher Kohlensäure-
bäder sowie der Hochfrequenzbehandlung bei
Herzkranken, kontrolliert durch die plethysmo--
graphische Arbeitskurve. Das Prinzip und die Methodik
der Weberschen plethysmographischen 'Funktionsprüfung . ist
schon früher an dieser Stelle geschildert worden, wir setzen sie
deshalb als bekannt voraus. Über die Theorie der Wirkung des
an das Myomherz und die ‚Herzver- .
Benda über Herzver-
Die Funktionsprüfung des Kreislaufs. Von.
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618
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
ii
Kohlensäurebades und der Hochfrequenzbehandlung ist Weber | der Herzarbeit bedeutet. Nicht selten trat die günstige Wirkung
durch seine Untersuchungen zu folgender Auffassung gelangt. Die
Wirkung der Kohlensäurebäder kann nicht durch die bisher vielfach
hervorgehobene Erweiterung der peripherischen Gefäße erklärt
werden, da bei Kranken, bei denen nach Kohlesäurebädern starke
günstige Veränderungen an der Arbeitskurve nachweisbar waren,
diese gänzlich fehlten, wenn eine gleiche peripherische Gefäß-
erweiterung durch Salzbäder usw. herbeigeführt wurde. Es handelt
sich vielmehr um eine specifische Einwirkung der Kohlensäure auf
Nervenendigungen in der Haut. Der Reiz wird reflektorisch gleich-
zeitig nach zwei verschiedenen Richtungen hin weitergeleitet,
nämlich zum Sympathicus, der durch den Accelerans anregend
auf die Herztätigkeit, und zum autonomen System, dem Vagus,
der hemmend auf die Herztätigkeit wirkt. Im besonderen denkt
Weber hierbei an die Verstärkung oder Abschwächung der
einzelnen Systolen. Je nach der Empfindlichkeit des sympathischen
oder autonomen Systems überwiegt die reizende oder dämpfende
Wirkung des Kohlensäurebades. Im ganzen wirkt das Kohlensäurebad
stärker auf den Sympathicus, das heißt anregend, die Hochfrequenz-
behandlung stärker auf den Vagus, das heißt beruhigend. Diese Dar-
stellung läßt vermuten, daß im einzelnen Falle die Wirkung des
Kohlensäurebades sehr verschieden ausfallen und häufig im voraus
nicht zu berechnen sein wird. Das trifft nach den Untersuchungen
Webers nun tatsächlich zu; daneben wurde von ihm aber
noch eine Reihe bemerkenswerter Einzelheiten beobachtet, die für
die Anwendung der Kohlensäurebäder und der Hochfrequenz von
großer praktischer Bedeutung sind. So stellte sich heraus, daß
die natürlichen (die Versuche wurden in Altheide gemacht)
Kohlensäurebäder meistens bedeutend stärker anregend und nach-
haltiger wirkten als die wirksamsten — als solche stellten sich die
Sandowschen und Bombenbäder heraus — künstlichen Bäder;
ausnahmsweise wirkten die künstlichen Bäder stärker, was Weber
durch die dämpfende Wirkung erklärt, die den natürlichen Bädern
neben der anregenden innewohnt. Der günstige Einfluß der Bäder
äußerte sich darin, daß eine negative oder nachträglich sinkende
Arbeitskurve in eine positive oder ansteigende Kurve umgewandelt
wurde. Überreizung zeigte sich durch sehr starkes nachträgliches
Ansteigen der Kurve, das eine unnötige und unerwünschte Steigerung
Ernst Weber
geführte Energometrie hat in den Händen von Schrumpi
(Pulsdynamische Studien bei Veränderungen
der Bäder nur dann ein, wenn das Bad gut abgedeckt und der
Baderaum vorher gut gelüftet war, sodaß keine Einatmung von
Kohlensäure stattfinden konnte,
eine Schädigung der Herztätigkeit gesetzt wurde, konnte diese durch
die dämpfende Wirkung der allgemeinen Hochfrequenzbehandlung
beseitigt werden.
klinischeBewertung der Plethysmographie bei
Herzkrankheiten enthält die Ergebnisse, die der Verfasser
mit der W eber schen Methode am Krankenbette gesammelt hat.
In -Fällen, wo durch Überreizung
Eine Arbeit von Sehirokauer über die
Sie decken sich mit den früher hier referierten Befunden von
und Dünner. Die von Christen ein-
der Aorta mit besonderer Berücksichtigung der
Frühdiagnose der Präsklerose) beachtenswerte neue
Kennzeichen für die Diagnose früher Stadien der Sklerose von Aorta
und peripherischen Gefäßen geliefert. Christens Energometrie
besteht bekanntlich darin, daß um den Arm oder den Unterschenkel
eine Recklinghausensche Manschette gelegt wird, die einerseits
mit einem trägheitsfreien Manometer, andererseits mit einergraduierten
Spritze in Verbindung steht. Der unter die Manschette dringende
Pulsstoß bringt in der Manschettenluft eine Drucksteigerung hervor,
die am Manometer abgelesen werden kann. Wie groß das Blut-
volumen ist, das diese Drucksteigerung erzeugt, können wir an der
Spritze ablesen, wenn wir durch Verschieben des Spritzenstempels
die gleiche Drucksteigerung herbeiführen. Bei niedrigem Manschetten-
druck sind die Volumenwerte gering, da ein Teil des Blutes unter
der Manschette passiert, ohne einen Druck auf die Manschettenwand
auszuüben; mit steigendem Manschettendruck steigt das Volumen;
bei sehr hohem Manschettendruck brandet der Pulsstoß am oberen
Manschettenrand, das auf die Manschette wirkende Volumen ist
minimal oder gleich Null. Zu einem bestimmten Manschettendruck
gehört also ein bestimmtes Volumen, bei einem bestimmten, in jedem
einzelnen Falle zu suchenden Optimaldruck findet man das Maximal-
volumen. Druck x Volumen gibt den Arbeitswert des Pulsstobes.
Der höchste Arbeitswert, multipliziert mit der Pulszahl, liefert den
Wert für die Leistung. (Schluß folgt.)
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 23.
- F. Kraus (Berlin): Die Möglichkeit der klinischen Diagnose
intrakardialer Aneurysmen. Verfasser beschreibt das nach dem rechten
Herzen durchbrechende wahre Aneurysma des Sinus Valsalvae dexter
und als zweite Gruppe die Aortenklappeninsuffizienz, verursacht durch
nicht so streng umschriebenes, aber doch lokalisiert intravalvuläres
Aneurysma am Sinus Valsalvae. Für beide Gruppen standen eigene
Beobachtungen zu Gebote. In dem hier mitgeteilten Fall der Gruppe 2
gelang die Diagnose aus den Besonderheiten der vorhandenen Aorten-
insuffizienz, dem dauernd sehr hohen Druck im Anfangsteil der Aorta
ascendens, der nachweisbar umschriebenen Erweiterung des Aorten-
abschnitts, dem Verhalten des Aortengeräusches.
Jürgens (Berlin): Neue Wege der Seuchenbekämpiung. Siehe
Vereinsbericht der Berliner Medizinischen Gesellschaft vom 14. Mai 1919.
Holländer und Ernst (Budapest): Malariamischinfektionen,
Beschreibung des Krankheitsverlaufs von 17 Fällen, in denen sich bei
der Aufnahme sowohl nach dem Verlauf wie dem Blutbefund Tropica-
infektion fand, die dann während der Beobachtung mit typischem Ter-
tianakrankheitsverlauf und -blutbefund rezidivierten. Die 'Tertiana ist
gegen Behandlung weniger resistent als die Tropica und besitzt keine
besondere Empfindlichkeit gegen Salvarsan.
= _Glans (Basel): Isolierte Miliartuberkulose der Leber bei Tuber-
kulose des Pankreas und der Vena lienalis. Der beschriebene Fall
betraf einen 80jährigen Mann, .der klinisch unter den Erscheinungen
einer Arteriosklerose und hypostatischen Pneumonie litt. Die Leber
erwies sich, da es nicht zu allgemeiner Miliartuberkulose kam, als ab-
solutes Filter. Auch in den Lungen, dem Darm und Peritoneum waren
tuberkulöse Herde vorhanden.
Zimmermann (Breslau): Augenverletzungen durch Explosionen
von Sprengkapseln. Die sieben mitgeteilten Fälle, von denen drei zu
vollständigem Verlust eines Auges, drei zu bedeutender Herabsetzung
der Sehschärfe führten, illustrieren die große Gefahr der harmlos aus-
sehenden Kupferhülsen. Reckzenh.
- hepatis bewirkte,
| durch den Staphylococcus aureus haemolyticus von einem Kurun ke
| her infiziert.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 22.
E. Gotschlich (Gießen): Über Werden und Vergehen von
Infektionskrankheiten. Nach einem Vortrage in der Medizinischen Ge;
sellschaft in Gießen am 29. Mai 1918.
Max Berliner (Berlin): Der tastbare Capillarpuls. Er ist am
besten an der Fingerbeere nachzuweisen, weil hier die Weichteile
durch ein äußerst dichtes Capillarnetz ausgezeichnet sind. Der unter
suchte Finger (meist der Mittelfinger) ruht dabei auf dem Nittelfinger
des Arztes, während Daumen und Zeigefinger die Fingerbeere seitlich
betasten.
J. Oehler (Hannover): Zur Diagnosenstellung bei vorgeschrit-
tenen Fällen von Nierentuberkulose und ihrer operativen Behandlung.
Berichtet wird über den Wert der Anamnese für die Diagnose der
Nierentuberkulose, besonders mit Rücksicht auf die Schrumpfblase,
über den Urinbefund, den Palpationsbefund und die Art der Palpatiov,
über die Cystoskopie mit Hilfe der permanenten Irrigation sowie über
die Frage der doppelseitigen Nierenfreilegung.
Wilhelm Baetzner (Berlin): Beitrag zur südafrikanischen
Bilharziosis. An der Hand eines Falles werden einige für Bilharziosis
der Blase charakteristische Befunde mitgeteilt, die sich eystoskopisch
beobachten ließen. .
Gr. P. Hatziwassiliu (Charlottenburg): Zur Frage der
Wassermannschen Reaktion. Die: Kaupsche Modifikation zeichnet sich
durch größere Schärfe vor der Originalmethode aus. Sie weist auch
die kleinsten Reste von Luesreaginen im Blute nach, zeigt also mehr
positive und gerade latente Luesfälle an. .
Gustav Neugebauer (Striegau i. Schl): Zur Ätiologie
subphrenischer Abscesse (Unfall). Der Kranke hatte sich durch einen
Fall einen Leberriß zugezogen, der dann einen Bluterguß m
rechten subphrenischen Raum neben dem Ligamentum suspensoflf
Dieser Erguß wurde dann auf dem Blutw ege
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Velhagen (Chemnitz): Abducenslähmung bef Nephritis mit
Sektionsbefund. |
Blutgefäßes im Gewebe des Pons. Die Stelle einer Ruptur war deut-
lich sichtbar. Es war also zu einer Apoplexie in den Póns gekommen.
Die Fasern des Abducens konnten bis in die Nähe des Herdes ver-
folgt werden. Die Gegend des Abducenskernes war aber intakt ge-
blieben. Es handelte sich also um eine Läsion der Nervenwurzel.
Wichtig ist der hier geführte Nachweis einer isolierten Augenmuskel-
lähmung aus cerebraler Ursache bei sonst intaktem Gehirn.
A. Vögele (Obermarchtal i. Württ.): Serumexanthem und Nir-
vanolexanthem. Nach einem außerordentlich starken Serum exanthem
(nach Injektion von Antistreptokokkenserum) trat nach zehntägigem
' Intervall ein Nirvanolexanthem auf. Das sehr beträchtliche
Serumexanthem zeigte nur eine geringe Temperatursteigerung bis
38° abends und war ohne Juckreiz. Bei dem Nirvanol-
exanthem, das kleinfleckiger war und stärkere Rötung aufwies, wurde
dagegen bei bestehender Euphorie und leichter Benommenheit neben
starkem Temperaturanstieg (über 40°) ein heftiger Juckreiz,
der nur schwer zu bekämpfen war, beobachtet.
Eugen Jennicke (Eisenach): Seltene pathologisch - anato-
mische- Befunde. Berichtet wird über eine akute Phosphorvergiftung
und ferner über eine akute gelbe Leberatrophie bei Empyem der Gallen-
blase und der erweiterten Gallengänge in der Leber mit einem sehr
merkwürdigen bakteriologischen Befund. _ i
Leopold Feilehenfeld (Berlin): Aus der ärztlichen Praxis,
Hingewiesen wird auf die großen Schätze, die in den Akten der
Lebensversicherungsgesellschaften ruhen. Hier könnte man bei zweck-
= mäßiger Bearbeitung Aufklärung erhalten über die. Dauer und den
Verlauf mancher Krankheiten und die ‚Widerstandsfähigkeit des ge-
. sunden und des minderwertigen Körpers gegen schädliche Einflüsse. —
"Wird die Zuckerkrankheit erst nach dem 35. Lebensjahre erworben,
so pflegt sie einen sehr günstigen Verlauf. zu nehmen, zeigt keines-.
wegs besondere. Komplikationen und verträgt sich mit einem hohen
“Alter. — Mitteilenswert sind ferner vor allem diejenigen Erfahrungen .
des praktischen Arztes, die sich auf Krankheitszustände beziehen, die
als Vorstadien von Krankheiten’ zu bezeichnen sind oder als nicht
zur Entwicklung gekommene Ansätze zu solchen. — Der Blutarmut
_ bei Frauen und Mädchen liegt oft eine häufig auftretende und zu
lange anhaltende Menstruation zugrunde. Ist kein operativer Ein-
griff geboten, so. gebe man Secacornin oder Erystypticum,
` um die menstruelle Blutung in ihrem zu frühzeitigen Eintreten
und in ihrer zu langen Dauer zu beeinflussen, und zwar: 14 Tage
nach dem Ablauf der letzteu Regel täglich dreimal, lasse dann das
~ Mittel die ersten zwei Tage der Menstruation aussetzen, gebe es aber.
wieder vom dritten Tage an bis zum vollständigen Aufhören der Blu-
- tung. Erst wenn nach einigen Monaten die Zwischenräume zwischen
. den Blutungen regelmäßiger geworden sind, verordne man Eisen- und
Arsenpräparate, aber nur in einem kurzen Abschnitt von. 14 Tagen.
i F. Bruck.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 20.
A.de Kleijn und R. Magnus (Utrecht): Kleinhirn, -Hirn-
stamm und Labyrinthreflexe: Die Centren für die Labyrinthreflexe
liegen sämtlich im Hirnstamm, auch die Babnen für diese Reflexe vér-
. laufen nicht über das Kleinhirn, Die Ansicht, wonach das Kleinhirn
das Centralorgan für die Labyrinthe oder wenigstens für einen Teil
der ‚Labyrinthreflexe sein soll, ist nicht richtig. Trotzdem kann das
| Kleinhirn auf irgendeine Weise den Ablauf der Labyrinthreflexe be-
einllussen, können von den Labyrinthen ausgehende Erregungen auf
die Tätigkeit des Kleinhirns einen Einfluß “ausüben. Aber Kleinhirn
und Centren für die Labyrinthreflexe im Hirnstamm bilden getrennte
Systeme, die getrennt funktionieren, die sich jedoch gegenseitig be-
einflussen und gegenseitige kompensieren können.
_ H. Fründ (Bonn): Primärer und sekundärer Wundverschluß bei
Schußverletzungen. Frische Schußwunden sollen nach Garre durch
prophylaktische Wund excision behandelt werden. Aber jede
„Undexeision ist eine mühevolle, langwierige Operation, zu der man
nicht selten zwei Stunden und länger braucht. Alles in seiner Er-
nährung geschädigte Gewebe muß aus’ einer Schußwunde entfernt
a Ein sicheres Mittel, lebensfähiges von nicht mehr lebens-
anigem Gewebe zu unterscheiden, haben wir in der Dakinschen
Osung (Natriumhypochlorid- Lösung, von B. Braun, Melsungen, her- .
gestellt). Unter deren Einfluß nimmt Gewebe von zweifelhafter Lebens-
fähigkeit eine schmutziggraubraune Farbe an. Während hun aber
das’erholungsfähige Gewebe schon nach wenigen Minuten seine normale
Farbe wiederbekomnt, bleibt das schwerer geschädigte Gewebe dauernd
verfärbt. Die Drainage ist in gut exeidierten Wunden überflüssig,
202000..1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 25.
Dieser ergab ein Aneurysma dissecans eines kleinen
‚Nabels hin.
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es gibt keine Retentionen in ihnen. Dagegen "wirkt der Drain als
Fremdkörper. An die exakt ausgeführte Wundexeision schließt sich.
dieprimäre Wundnaht. Aber nur wer sich in die Technik der
Wundexcision und die Beurteilung der Fälle eingearbeitet hat, darf zur
Primärnaht ‚solch extremer Fälle übergehen. Die Erfolge. des Verfassers
| Auf keinen
Fall kann durch .die Vucininjektion: die Wundexeision ersetzt werden. `
sind ohne -Vucinbehandlung erreicht worden.
Fr. Schede (München): Zur Behandlung der Fingercontracturen.
Ein Daueraäpparat für Fingercontracturen_muß in einem 'Fäustling
einigermaßen zu verbergen sein. Eine Reihe derartiger Apparate” wird
beschrieben und durch Abbildungen veranschaulicht. a
Graßmann (München); Bemerkungen zum Verhalten der Kreis-
laufsorgane bei Inflnenzapneumonie. Hingewiesen. wird auf zwei Ere
scheinungen: die relative Bradykardie im fieberhaften Stadium
des Verlaufs und die frühzeitige Blutdrucksenkung. Bei dèr-
_ Bradykardie (z. B. bei einem Fieber von 40°.und darüber eine Puls-
frequenz von wenig über 80, ohne daß etwa die vagusreizende Wirkung
‚der Digitalis dabei im Spiele wäre) dürfte es sich nicht um eine eigent-
lich kardiale, sondern um eine Vagusbradykardie ‚handeln. Der Ver-
fasser läßt es dahingestellt, ob bei der Kreislaufschwäche im. Verlauf
der Influenza eine primäre Herzschwäche oder eine Schwäche im
Vasomotorengebiet vorliegt. Wichtig ist die frühzeitige
Blutdrucksenkung (schon zu der Zeit, wo der Kranke noch einen sehr.
günstigen Gesamteindruck macht). Zeigt sich diese am Riva-Rocei-
schen Manometer, so greife man sofort zur C a m p hb e r spritze. Digitalis
versagt hier so gut wie ganz. Wenn noch keine Palsverlangsamung
ohnehin besteht, bekommt man durch dieses Medikament auch fast nie
eine. Aber zur Digitaliswirkung gehört: Pulsverlangsamung (Ver-.
längerung der Diastole).. Diese kommt jedoch durch die Digitalis nicht
zustande bei insuffizienten, aber nicht hypertrophischen Herzen. Bei An-
nahme einer Vasomotorenschwäche müß man schon, wenn diese
droht, zum Campher und Coffein greifen. e a
Wilhelm Hildebrandt (Freiburg i. Br.): Influenzamyositis
als Haupterscheinung von Influenzarezidiven. Mitteilung- zweier Fälle.
Die Ersterkrankung an Influenza hatte sich beidemal auf anderen
Gebieten abgespielt, Rezidive sind bei Influenza sehr häufig, auch die
Influenzapneumonien sind in einem Teil der Fälle. nicht Erst-
erkrankungen an Influenza, sondern Rezidive..
-Karl Weiler: Versorgung und weitere Behandlung der psycho- u
pathischen, hysterischen und neurotischen Kriegsteilnehmer. Zur Er-
.reichung guter Erfolge braucht die militärische Disziplin nicht mit-
zuwirken. Nicht der äußere Zwang, sondern die Persönlichkeit des
Arztes ist für den Erfolg entscheidend. Denn seit der Revolution
herrscht in den Lazaretten keine straffere.Disziplin, als wie in jedem
geordneten Krankenhause. Der Neurotiker soll in seinem Arzt` nicht
den militärischen Vorgesetzten sehen. — > ne e
A.Frankenburger (Nürnberg): Beobachtungen an 223 Lüngen-
schüssen im Heimatlazarett. Der Verfasser hat eine große Zahl von
Lungenschüssen (und. von Brustkorbquetschungen durch Verschüttung)
bei anamnestisch und klinisch gesicherter latenter Tuberkulose gesehen,
bei denen während mehrmonatiger Lazarettbeobachtung keinerlei Zeichen
von Aktivierung auftraten. Das dürfte gegen die Annahme traumatischer
Tuberkulosen sprechen. | Ä ni ee
=` Bucky: Ein neuer Verstärkungsschirm für Röntgenzwecke (Duplux-
Folie). Es handelt sich um einen Schirm, bei dem beide Seiten Licht-
strahlen bei der Exposition mit Röntgenstrahblen aussenden.
| u ZZ ©- F Bruck
I:
Nr. 17. Haberer: Zur Kasuistik der incarcerierten Treitzschen
Hernien... Es gelang in einem Falle, die durch die Operation bestätigte
Diagnose auf eine incarcerierte Treitzsche Hernie zu stellen. Der im
Recessus duodeno jejunalis liegende innere Bruch betraf auffallender-
weise einen tiefen Abschnitt des Jejunums und einen großen Teil des
lleums. Auf die Diagnose leitete das Symptom des lokalisierten Me-
teorismus mit vermehrter Peristaltik. in seinem Bereich ‘und die Lage
der supponierten Bruchgeschwulst links ober- und . unterhalb des
Nr.18. Nobl (Wien): Hautzustände endokriner Voraussetzung
und ihre organotherapeutische Beeinflussung. An einer Reihe von Fällen’
wird eine Beziehung von Schilddrüsenveränderung zur Sklerodermie
demonstriert- Die beobachteten Schilddrüsenveränderungen betreffen
die cystische Struma, die Basedowstruma, Hypoplasie der Thyreoidea.
Verfasser nimmt einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der glan-
dulären Insuffizienz und dem Hautzustand an und hält es nicht mehr
für angängig, die Sklerodermie als eine Hauterkrankung par excellence
zu betrachten, sondern als den Ausdruck eines Zustandes, dessen aus- -
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lösende Faktoren vielfach von Störungen der inneren Sekretion ab-
hängig sind. Therapeutisch ist dementsprechend bei der Sklerodermie,
wenn wir mit einer Unterfunktion der Schilddrüse zu rechnen haben,
die methodische Verabreichung des Drüsenextraktes am Platze. Es
liegen beglaubigte Angaben über wesentliche Besserung des den ge-
wöhnlichen Heilmethoden trotzenden Leidens bereits vor.
Nr.19. Gerstmann: Zur Frage der Pathogenese, der Klassi-
fizierung und der Behandlung der Neurosen nach Kriegsschädigungen.
‘Man kann die Neurosen in folgende zwei Gruppen einteilen: 1. in
solebe Fälle, die. auf exogene Einflüsse hin unter Vermittlung psy-
chischer Vorgänge zustande kommen und 2. in solche, die auf exogene
Schädigungen hin durch nichtpsychische Einwirkungen entstehen. Die
ersteren entsprechen dem Begriff der psychogenen Neurosen, die
letzteren hingegen sind nach Vorschlag des Verfassers als „physiogene“
Neurosen zu bezeichnen. Bei diesen Fällen wirkt das Trauma, das
ebenfalls psychische Erschütterungen setzen kann, aber zum wesent-
licheren Teil physikalische und mechanische Wirkungen ausübt, nicht
durch Vermittlung psychischer Faktoren, wie bei der ersten Gruppe,
sondern durch extrapsychische Ursächlichkeit, auf physiologischem
Wege, also direkt an sich krankmachend. Es gehören hierher die
durch die physikalischen und mechanischen Begleiterscheinungen der
verschiedenen Geschoßexplosionen, also die durch Schreck, heftige
Sinnesreize, Luftdruckwirkung, Fortschleuderung mit Erschütterung,
Verscehüttung unmittelbar zur Entstehung gelangten Neurosen, ferner
die Neurosen nach peripheren Nervenreizen, Schädigungen toxischer
Art, ferner elektrischer und thermischer Art. Klinisch lassen sich zwei
Symptomenkompleze zusammenfassen: Mutismus mit oder ohne Taub-
heit und nachträgliches Stottern einerseits, Körper- und Extremitäten-
zittern‘ mit verschiedenartigen Formen von Bewegungs- und Gang--
störungen andererseits, Der psychischen und suggestiven Behandlung
sind die physiogenen Neurosen zugänglicher als die psychogen
bedingten. |
Nr. 20. Schüller: Zur Behandlung der Kriegsneurosen. Die
Behandlungsmethoden sind: das medikamentös-diätetisch-physikalische
Heilverfahren, insbesondere in Form der Hydrotherapie, die Über-
rumpelungsmethoden, insbesondere in Form der schmerzhaften Fara-
disation, die Suggestion im wachen und hypnotischen Zustand, die
Persuasionsmethode nach Dubois,-die psycho-analytische Methode
nach Breuer-Freud. Bei allen Neurosen mit hysterischem Ein-
schlag zeitigten die diätetisch-physikalischen Heilfaktoren nur dann
eine günstige Wirkung, wenn sie disziplinären Charakter trugen, z. B.
Diätbehandlung in Form einer reinen Milchdiät, Bettruhe unter völliger
Isolierung, Verbot jeden Besuchs, Verabreichung der Bäder als Dauer-
bäder, Anwendung der schmerzhaften Pinselfaradisation, Ausübung
forcierter gymnastischer Übungen mit militärischem Kommandoton usw.
Man kann sich bei der Behandlung an ein Schema halten und folgende
Stadien unterscheiden: das Stadium der expektativen Behandlung
(Bettruhe, Beruhigungs- und Schlafmittel, physikalische Prozeduren,
Verbalsuggestion), das Stadium der aktiven‘, Therapie (Isolierung, Diät-
einschränkungen, foreierte Gymnastik, Faradisation, Hypnose) und das
Stadium der Nachbehandlung mit Arbeitstherapie neben körperlichem
und moralischem Training. | 5
. Haim: Beitrag zur Herzmassage bei länger dauerndem Herzstill-
stand. In einem Fall von äußerst schwerem Herzstillstand, wo die
Patientin schon völlig den Eindruck einer Leiche machte, gelang es
durch die direkte subdiaphragmale Herzmassage mit gleichzeitiger
künstlicher Atmung mit Sauerstoff, die Patientin wieder zum Leben zu
bringen. In jedem Fall von Herzstillstand in der Narkose sollte nicht
zu lange gezögert werden, sondern in Verbindung mit künstlicher
Atmung diese Methode der Herzmassage ausgeführt werden, da sie am
wenigsten eingreifend ist und am meisten Erfolg verspricht.
Nagy (Innsbruck): Die operative Therapie der frischen Apoplexie.
Verfasser empfiehlt bei frischen Apoplexien die Vornahme der Punktion
‘ des Hämatoms. CG. Z.
Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 15 bis 17.
Nr. 15. Porges und Wagner (Wien): Über eine eigenartige
Hungerkrankheit (Hungerosteopathie), Die Untersuchungen beziehen
sich auf 20 Fälle, die in einem Zeitraum von zirka acht Wochen beob-
achtet wurden. Die Kardinalsymptome sind heftige Schmerzen im
Kreuz und im Becken, zum Teil auch in den seitlichen unteren Thorax-
partien an den unteren Rippenbögen, sodaß die Kranken entweder
überhaupt nicht gehen können oder sich nur mühsam mit kleinen
Schritten fortbewegen. Der objektive Befund ist dürftig: geringe
Druckempfindlichkeit der fraglichen Knochen, im Röntgenbild gelegent-
lich vermehrte Lichtdurchlässigkeit der Knochen. In der Anamnese
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
t "F LI y nn
92. Juni.
ist zumeist Rachitis im Kindesalter. Die Erkrankung läßt sich keiner
der bekannten Knochenerkrankungen restlos zuordnen. Der Knochen-
schmerz ohne Deformität erinnert am meisten an die senile Osteoporose.
Als Ursache muß die chronische Unterernährung, speziell der Stick-
stoffverlust des Organismus angesehen werden, der zu einem Stickstoff-
verlust des Knochens und damit zu einer Knocheneinschmelzung führt.
Schiff: Chronischer Saturnismus, Uicus ventriculi und vege-
tatives Nervensystem. Die Beobachtungen umfassen 48 Fälle von
chronischer Bleivergiftung. Im Mittelpunkt des saturninen Krankheits-
bildes standen bei einer großen Anzahl von Bleikranken Koliken, die
mit der Bleikolik, der sie meist zugerechnet werden, in Wirklichkeit
nichts zu tun haben. Als wesentliches Ergebnis der Beobachtungen fand
sich eine große Häufigkeit von schweren spastischen Reizerscheinungen
des Magens, heftigen Gastralgien mit hochgradiger Hyperacidität und
Hypersekretion. In 14 Fällen fand sich ein sicheres Ulcus ventriculi,
in 10 Fällen der typische Symptomenkomplex des Ulcus duodeni; 7 Fälle
zeigten uleusähnliche Beschwerden ohne sekretorische Reizerscheinungen,
in einem Fall bestand ein schwerer Kardiospasmus. Genetisch sind
die saturninen Ulcera mit einem schweren primärspastischen Reizzustand
des visceralen Nervensystems in Beziehung zu bringen und eine Ent-
stehung auf dem Nervenwege anzunehmen. Neben der neurogenen
Komponente kann aber auch der direkten Bleischädigung der Gefäße
möglicherweise eine gewisse Rolle zufallen.
v. Economo (Wien): Grippeencephalitis und Encephalitis
lethargica. Die Untersuchung von vier Grippefällen, die unter nervösen
Symptomen zum Tode kamen, ergaben, daß die Hirnreizerscheinungen
der Grippeepidemie, die unter dem Namen einer Encephalitis subsumiert
werden, keine einheitliche Erkrankung, meist sogar keine wirkliche
Encephalitis darstellen, sondern entweder durch toxische Affektionen
des Gehirns bedingt sind oder durch metastatische Prozesse. Nur ein
ganz geringer Teil der cerebralen Erkrankungen bei Grippe gehört zu
den wirklichen Encephalitiden und Myelitiden. — Die Encephalitis
lethargiea ist eine Krankheit für sich, klinisch} anatomisch und ex-
perimentell-pathologisch scharf umgrenzt.
Groß und Pappenheim: Zur Frage der durch die Grippe
verursachten Nervenschädigung mit Berücksichtigung des Liquorbefundes.
Das regelmäßige Fehlen der entzündlichen Veränderung im Liquor bei
der Grippeencephalitis unterscheidet unter anderem dieses Krankheitsbild
von den anderen Encephalitiden, speziell auch der Encephalitis lethar-
gica, bei der die Veränderungen häufig sind.
Falta (Wien): Kriegskost und Diabetes. Der an einem Material
von über 400 Fällen gewonnene Eindruck bezüglich der Beeinflussung
des Schicksals der Diabetiker durch die Kriegskost ist kein so güv-
stiger als der der meisten anderen Autoren. Verfasser redet seit
Jahren der Einschränkung der Eiweißzufuhr das Wort und erblickt
darin den obersten therapeutischen Grundsatz in der Diät des Dia-
betikers; diesem Grundsatz entspricht die Kriegskost. Ebenso wichtig
erscheint aber die sorgfältige Überwachung des Ernährungszustandes
und diese wird durch die Fettarmut der Kriegskost unmöglich gemacht.
Verfasser steht auf dem Standpunkt, daß außer bei besonderer Indi-
kation zur Entfettung eine Gewichtsabnahme zur Besserung der dia-
betischen Stoffwechsellage nicht erforderlich ist, sondern, daß eme
weitgehende Reduktion des Körpergewichts, wie sie die Kriegskost
mit sich gebracht hat, als nicht nur nicht vorteilhaft für den Dia-
betiker, sondern als mindestens ebenso nachteilig wie beim Niehtdia-
betiker zu beurteilen ist. Erwägt man die großen Nachteile, die die
Unterernährung mit sich bringt, so bleibt es sehr fraglich, ob die
durch die Kriegskost bedingte Besserung der diabetischen Stoffwechsel-
lage als ein Erfolg zu buchen ist. Völlig abzulehnen ist ungünstige
Beeinflussung durch die Kriegskost bei schweren Fällen. Bei der weit-
gehenden Einschränkung der Eiweißzufuhr muß der größte Teil des
Calorienbedarfs durch Fett gedeckt werden. Das Feit ist ein unbe-
dingt notwendiger Bestandteil einer rationellen Kost. Durch die Fett-
zufuhr wird der bei den schweren Fällen schließlich unvermeidliche
Eiweißverlust hinausgezogen.
Nr. 16. Haberer (Innsbruck): Zur Therapie akuter Geschwärs-
perforationen des Magens und Duodenums in die freie Bauchhöhle.
Verfasser konnte zwei Fälle von Perforation eines Ulcus in die Bauch-
höhle durch Operation retten. Die Operation wurde im ersten Falle,
bei dem es sich um ein Magenulcus handelte, 6'/2 Stunden nach dem
Eintritt der Perforation vorgenommen. Laparotomieschnitt in Äther-
narkose vom Proc, xyphoideus bis zum Nabel; nach Eröffnung des Pert-
toneums stürzt dünnflüssiger, geruchloser Eiter in großer Menge aus
der Bauchhöhle. Nach Einführung von zwei dicken Drains 10 den
Douglas wird in Beckentieflagerung unter dauernden EinfließenlasseN
von physiologischer Kochsalzlösung die quere Magenresektion vorge:
nommen. Die Operation spielt sich dauernd unter einem Flüssigkeits"
Es. handelte sich um. Leute mit chronischen Lungenleiden,
Lösung besteht aus: Natriumchlorid 12,0, Jodkali 5,0, Aq. dest. 100,0.
Von der frisch filtrierten und’ sterilisierten. Lösung werden 10 ccm
intravenös injiziert. Der Zweck der konsequenten Provokation ist der,
zur Abkürzung der subchronisch werdenden Erkrankung die Krankheits-
` erreger aus der therapeutisch nicht faßbaren Periode der Sessilität in
die therapeutisch ‘nutzbare Periode der (passiven) Mobilität zu bringen.
= Nr.17. Hesse: Die Jarisch-Herxheimersche Reaktion. Die
Untersuchungen ergaben, daß die Jarisch-Herxheimersche Reaktion
keine ausschließlich der Syphilis eigentümliche Erscheinung ist; sie ist
‘weder für ein bestimmtes Mittel (Salvarsan), noch für die Syphilis
specifisch, denn einerseits kommt sie ebenso bei Hg-Behandlung vor,
andererseits aber auch bei sicher nicht luetischen Dermatosen (Ekzem,
Urtiearia, toxischem Erythem). Das Vorkommen bei nicbt Juetischen
‘w
Exanthemen beweist, daß die Reaktion in diesen Fällen. durch das
Medikament selbst direkt ausgelöst,wird. Die Entstehung des Phänomens
läßt sich hier ebenso wie bei bestehender Syphilis auf eine 'gefäßwand-
schädigende Wirkung direkt durch das Medikament zurückführen.
= Bucura: Wiederholter Gonokokkennachweis bei einer Frau
ohne Krankheitserscheinungen. Der kasuistische Beitrag soll auf die
Möglichkeit ‚hinweisen, daß gelegentlich eine klinisch absolut gesunde
Frau einen Mann gonorrhoisch infizieren kann, ohne selbst an Gonorrhöe
zu erkranken oder jemals früher erkrankt gewesen zu sein. |
Goldschmidt (Wien): Ergotismus und Tetanie.
beobachtete im Sommer 1916 in Turkestan Massenerkrankungen von
Ergotismus convulsivus und gangraenosus. . Bei einer großen Anzahl
Verfasser
der Befallenen konnte das Trousseausche und Chvosteksche Phänomen |,
ausgelöst werden; -klonische und tonische Krämpfe kamen nur einmal
zur Beobachtung. Eine reine Tetanie anzunehmen, lag nur in verhältnis-
mäßig wenigen Fällen Veranlassung vor. | G.
wi
= Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 10.
folge, Nach Schaffung einer Centrale für Diphtheriebekämpfung im
Stadtmedizinalamt ist es in Berlin noch während des Krieges gelungen,
die relative
zudrücken. Neben der energischen Betreibung der Serumfrühbehand-
lung und umfassender hygienischer Prophylaxe wurde auch die Schutz-
Impiung ausgebaut, deren Wert und Durchführbarkeit Braun sehr
gunstig beurteilt. Besondere Diphtheriefürsorgeschwestern haben zu
der Ermöglichung aller Maßnahmen. wesentlich beigetragen. |
~ Greiner. (Magdeburg): Die Bedeutung des Nachweises okkulten
Blutes im Stuhl für die Diagnose der gutartigen und bösartigen Magen-
darmgeschwiire, der Wurmkrankheiten und der postdysenterischen Colitis
ulcerosa. Nach Festellung okkulter Blutungen sind durch Stuhlunter-
Suchung auf Wurmeier und Blutuntersuchung auf Agglutination erst
Wurmkrankheiten und postdysenterische Colitis ulcerosa auszuschließen
ehe der Blutbefund im ‚Sinne eines Magendarmgeschwürs gedeutet
Braun (Berlin): Die heutige Diphtheriebekämpfung und ihre Br- .
Mortalität an Diphtherie um mehrere Prozent herab-
heitszeichen zu Hause zu behalten.. (Hygiea 1919; H. 9.)
Bedenken, die sich der Verstaatlichung der Ärzte vom psychologischen
Die quantitative Ausscheidung von Harnsäure im Urin steht nach
Untersuchungen von Arne Faber und Gottlieb (Kopenhagen)
mit dem Körpergewicht im geraden Verhältnisse, wenn die Personen
auf gleicher Kost bleiben. Bei Einnahme einer größeren Menge Purin-
stoffe wird das Verhältnis zwischen der Menge der ausgeschiedenen.
Harnsäure .und dem Körpergewicht ‚ein verkehrtes. (Ibidem Nr. 19.)
| V. Bie .(Kopenhagen) behandelte einen Fall von gastrischer
Achylie, welche die Ursache einer schweren Enteritis und hoch-
gradigster Anämie gebildet hat, durch Eingießungen einer Salzsäure- -
lösung, die qualitativ und. quantitativ der normalen Sekretion des
Magens entsprechen dürfte. Durch systematische und vorsichtig durch-
geführte Behandlung, bei welcher zwei- bis dreimal im Tage eine Lö-
sung’von 3 bis 7 cem HCI auf. 250 bis 500 g Wasser mittels Sonde
eingegossen wurde, ist es gelungen, die Enteritis zu beheben und den
Patienten, einen Arzt, seinem Berufe wiederzugeben. Doch müssen die
Salzsäureeingießungen. dauernd ' gemacht werden, da bei ihrem Aus-
setzen sich sofort Diarrhöe einstellt. (Ibidem Nr. 20.)
Den Einfluß der Schule bei der Verbreitung, der Influenza stu-
diert Emil Zander (Stockholm) auf Grund der Morbiditätskurven
von 24 Schulabteilungen, die er mit der allgemeinen Morbiditätsstärke
vergleicht, und kommt zum-Schluß, daß eine Schulansteckung nur aus-
nahmsweise vorkommt und die Schließung der Schule zwecklos ist.
' Da es den Anschein hat, daß die Krankheit während des ersten Krank-
tages nicht ansteckt, ist es wichtig, die Kinder beim‘ ersten Krank-
Gastritis phlegmonosa ist eine überaus seltene Krankheit.
Sundberg (Stockholm) hat 198 bisher publizierte Fälle konstatiert,
wozu noch 17 bisher nicht publizierte, in den Krankenhäusern in Stock-
holm und Upsala beobachtete Fälle hinzukommen, deren Kranken-
‘geschichten und Obduktionsbefunde mitgeteilt werden. Ein einziger Fall
wurde in vivo diagnostiziert, alle Fälle endeten letal und von’den Fällen,
die in der Literatur als gene$en berichtet werden, ist es zweifelhaft, ob’
die Diagnose richtig war. (Nord. Arkiv f. ion. Med. Bd. 51, H. 4 u.5.)
Jacobsen (Kopenhagen) untersuchte den Magensaft gesunder
und magendarmkranker Kinder im: Alter:von ein bis vier Jahren und
kommt zu folgenden Resultaten: Die Salzsäure: und Pepsinausschei-
dung dieser Kinder ist geringer als.die der Erwachsenen; freie Salz-
säure fehlt bei 50%. Bei akut erkrankten Kindern war auch die Kongo-
reaktion bedeutend schwächer. Subakut und chronisch erkrankte
Kinder zeigten in 75% Achylie -oder Hypochylie. Die Sekretion der
Salzsäure und des Pepsins besserte sich oft oder wurde normal, wenn
das Magendärmleiden sich gebessert hat oder geheilt wurde. (Ugeskr.
f. läger 1919, Nr.21) e ee à
-~ Bartels (Kopenhagen) beobachtete einen Fall eines bedeuten-
den Ergusses von reiner Lymphe, hervorgerufen durch einen Fall vom
Zweirade, im retroperitonealen Bindegewebe und dem Darmgekröse,
das sich bis-unter das Peritoneum parietale erstreckte, Es handelte
Bee ws ren in, en ae EE T = p . RÖ e Ba
Een 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. ‚621 he
spiegel ab. Als das Kochsalz’ vollständig klar abfließt, wird ohne werden darf. Bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen sind die Re- 3 u
Drainage die Bauchhöhle vollkommen geschlossen. Der postoperative sultate der Benzidinprobe beweisend. a ee Ans A:
Verlauf war völlig glatt. Bei dem anderen Fall; einer Duodenalperfo- Wederhake: Zur Technik der Streckverbände. -Die Ausführung Be
ration, wurde ebenfalls unter dauernder Spülung die unilaterale Pylorus- | der Streckverbände, deren mannigfache. Technik eingehend besprochen E pper.
ausschaltung nach v. Eiselsberg vorgenommen. a wird, ließe sich.durch Normalisierung. des zu verwendenden Materials BI
Schütz und Reitler: Über geheilte Nephritiden, zugleich ein | sehr erleichtern. . | BEE REES; BE? Be: pE
Beitrag zur orthotischen Albuminurie. Die funktionelle Untersuchung Schultze: Behandlung von frischen Fingerverletzungen. Nach wer it.
von 100 Nephritikern, die klinisch als geheilt angesehen werden konnten, | dem Vorgang von Setteg as t überdeckt S ch u ltze frische F inger- Ehi
. ergab nur bei 5% einen völlig normalen Funktionsprüfungsbefund. | verletzungen nach oberflächlicher Reinigung mit Gummipapier, erst . Kae,
Die Entscheidung über die Prognose ist nicht ‘allein auf Grund der | dann folgt:Gaze, Zellstoff, Binde. Der erste Verband bleibt 10 bis 14 En jr
Funktionsprüfung zu stellen, sondern der Ausfall der Prüfung ist nur Tage liegen. Selbst über im Wundniveau liegenden. Knochenstümpfen banal
als eine Komponente für die Beurteilung. des gesamten Falles 'anzu- | werden so in etwa sechs Wochen verschiebliche, nicht empfindliche, Ei DE |
sehen. Es fand sich auch bei einem hohen Prozentsatz Nierengesunder | gute Narben erzielt. en TEE li.
ein überschießender Wasserversuch und eine verminderte 'Konzen- Skulz.(Berlin): Die Sozialisierung der Gesundheitspflege. Mit- Ka ER
trationsfähigkeit, doch pflegt dieselbe nicht unter 1018. herunterzu- teilung eines ausführlichen Entwurfs, der sich völlig auf den Boden LH EN
| der Sozialisierung der Gesundheitspflege stellt. Trotz der mannigfachen IE OR
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Brschöpfte, Neurastheniker, Rheumatiker, Leute mit degenerativen aatlic 1010gISc
Stigmen usw. | Standpunkt aus. entgegenstellen, hofft Skulz, daß der einheitliche, Mae
Pfeiffer: Über die diuretische Wirkung des Kalium aceticum | demokratische Gesundheitsbetrieb bestimmt ist, ein Eckpfeiler des =“ nl
bei Nephropathien. Das Kalium aceticum solutum in Tagesmengen von | ganzen sozialistischen Gesellschaftsbaues zu Sein. _ ne; puai
30 g gegeben erwies sich als ein brauchbares Diureticum. Es ist vor- Fu \ Hans Meyer (Berlin). ei ;
wiegend in jenen Fällen von Nierenschädigungen zu verwenden, bei rà | re DON | | a d Bones
denen die Salzausscheidung verhältnismäßig: mitbetröffen ist. Doch | Aus der neuesten Skandinavischen. Literatur. | . RE
auch dort, wo anfänglich eine ziemliche Retention von NaCl vorhanden Pseudohermaphroditismus ist nach den Nachforschungen von Kir- GEE Lu.
ist, bessert sich gewöhnlich die Elimination des retinierten Kochsalzes, | sting Lehmann (Kopenhagen) oft erblich und familiär. Pseudo- u
wenn sie einmal in Gang gekommen ist, unter Darreichung von Liquor | hermaphroditische Kinder gehen häufig im zartesten Kindesalter an . EN RE
Kalii acetici noch weiter. - u Atrophie zugrunde, als deren einzige Ursache die Obduktion eine voll- ar n
Maliwa (Innsbruck): Beiträge zur Kenntnis der Malaria. Pro- | ständige Atrophie der Thymus ergibt. Wo die Diagnose zu Lebzeiten pi A IE
vokationsmethodik und Behandlung. Die zur Provokation verwandte | gestellt werden kann, ist es möglich, durch rechtzeitige Behandlung ie Aue
solche Kinder am Leben zu erhalten. (Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 18.) Alt, BEN
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622 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
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sich wohl um einen Riß eines großen Lymphgefäßes ohne sonstige
Verletzungen. Der Fall verlief nach Entleerung des Ergusses günstig.
(Hospitalstidende 1919, Nr. 20.)
Henry Markus (Stockholm) ist in der seltenen Lage über
drei Obduktionsfälle Raynaudscher Krankheit zu berichten, zwei eigener
und einen fremder Beobachtung. Alle Fälle haben gemeinsam eine im
Leben unerkannte, chronisch entzündliche Tumorbildung, je ein Tumor
des Pankreas, im Zwerchfell und im Mediastinum. Ein Zusammenhang
mit dem Sympathicus war im ersteren Falle auch anatomisch nachzu-
weisen, er ist auch in beiden anderen Fällen leicht denkbar und die
Annahme, es handle sich um eine dauernde Reizung des Sympathicus,
welche vasomotorische Störungen bedingt, die zu den Erscheinungen
der Krankheit führen, scheint eine anatomische Stütze in den berich-
teten Fällen zu gewinnen. (Nord. Arkiv f. inn. Med. Bd. 51, H. 4 u. 5.)
Klemperer (Karlsbad).
Bücherbesprechungen.
Ernst Buchheim, Die geburtshilflichen Operationenund
zugehörigen Instrumente des klassischen Alter-
tums. 46 Seiten. Jena 1916, Gustav Fischer. M 1,50.
Buchheim behandelt in seiner kleinen, fesselnden Schrift die
geburtshilflichen Eingriffe des klassischen Alter-
tums, und zwar die Lehren der Hippokratiker (etwa 450 bis
150 v. Chr.), des Celsus (25 bis 30 v. Chr. bis 45 bis 50 n. Chr.), des
Philumenos (im ersten Jahrhundert n. Chr.), des Soranus (im
zweiten Jahrhundert n. Chr.), des Aetius (im sechsten Jahrhundert
n. Chr.), des Paulus (im siebenten Jahrhundert n. Chr.). Alles, was
über die vorbereitenden Eingriffe — (gewisse) Asepsis, La-
gerung, Untersuchung, Muttermundserweiterung, Blasensprengung —,
über Lage und Haltung verbessernde Eingriffe und
das Herausziehen der Frucht — Einstellung des abgewichenen
Kopfes, der abgewichenen Füße, Zurückbringen vorgefallener Teile,
Verhalten bei verkeilten Früchten, Knielagen, Fußlagen, Herausziehen
(mit der Hand) des vorliegenden (!) Kopfes, Armlösung, Wendung auf
den Kopf und auf:die Füße —, über die Kindeszerstückelung
— Kopfanbohrung, Hakenanwendung, Ausweidung, Schlüsselbeinaus-
lösung, Enthauptung, Auslösung von Gliedmaßen —, über die Maß-
nahmen nach der Zerstückelung, über dieVerhaltung
der Naechgeburt angeführt wird, zeigt, auf welch bewunderns-
werter, wissenschaftlich wie technisch hochentwickelter Stufe die Meister
der Entbindungskunst in jenen vergangenen Zeiten gestanden haben.
Therapeutische Notizen.
Katarrhe der Atmungsorgane behandelt Diesing (Hamburg) mit
Nebennierenextrakt. Er pinselt die erkrankten, übermäßig durch-
bluteten Schleimhäute der Nase, des Rachens und Kehlkopfes mit
einer I%igen Adrenochromlösung. Das Adrenochrom ent-
hält nicht nur das Adrenalin, sondern alle Lipoide und in ihnen den
gesamten Minimalkomplex der Nebenniere. Namentlich der hohe
Schwefelgehalt der Nebenniere scheint von großer Bedeutung für
die Pharmakodynamik der Nebennierenextrakte zu sein. Der Schwefel
wird beim Zusammentreffen mit dem alkalischen Schleim der Luftröhre
inScehwefelalkalien umgewandelt, und diese wirken wasser -
entziehend auf die Schleimhaut. So wird der Schleim ver-
flüssigt und leicht entleert. Neben den Pinselungen läßt man
gleichzeitig Inhalationen mit einer 1°/,„igen Adrenochromlösung
vornehmen, und zwar bei Bronchitis und auch bei Lungen-
tuberkulose. Man lasse dreimal täglich fünf Minuten lang mit dem
Hentschelschen Apparat inhalieren, der durch eine kleine Fingerdruck-
pumpe betrieben wird. (Die mit Spiritusflamme betriebenen Apparate,
bei denen das Medikament durch ausströmenden Dampf mitgerissen
wird, sind für Adrenochrom nicht brauchbar, da die Lipoide bei 520 C
zerstört werden.) Auch bei der Grippepneumonie und vor
allem bei Bronchiektasien und putriden Bronchitiden
haben sich die Inhalationen sehr gut bewährt. (D. m. W.1919, Nr. 22.)
Zur Behandlung der Grippepneumonie empfiehlt H. Patsch-
kowski (Berlin-Wilmersdorf) intramuskuläre Milchinjektionen (10 cem
abgekochte Kuhmilch in den Oberschenkel; bei Wiederholungen müßte
man vielleicht Milch anderer Tierarten zur Vermeidung anaphylak-
tischer Erscheinungen verwenden). (M. m. W. 1919, Nr. 20.)
Zur Behandlung der Diphtherie mit antitoxinfreiem
Pferdeserum gibt Paul Karger (Berlin) einen Beitrag. Selbst
enorm hohe Dosen, von Normalpferdeserum (70 ccm), die bei den
üblichen Präparaten einem Antitoxingehalt von 35000 I.-E. entsprechen
würden, konnten in einem Falle die Entwicklung einer Nasendiphtherie
nicht verhindern. Nach 1500 I-E. Diphtherieserum trat jedoch
dann prompt klinische Heilung ein. (D. m. W. 1919, Nr. 22.)
Zur Behandlung komplizierter Frakturen empfiehlt Hans Moeller
die Scheidlersche seitliche Rxtensionsschiene, die absolute Ruhig-
stellung bei richtiger Lage der Fragmente sowie eine funktionelle
Behandlung bei liegendem Verbande ermöglicht. (M.m. W. 1919, Nr. 20.)
Zwei schwere Fälle von postoperativer Tetanie hat Hedwig
Thierry (München) geheilt durch Überpflanzung von homoioplastischen
Epithelkörperchen (gewonnen von einem gleichzeitig operierten männ-
lichen Kropfpatienten mit einseitigem Kropf). Als Ort der Trans-
plantation ist das präperitoneale Fettgewebe zu wählen. (M. m. W. 1919,
Nr. 20.) s F. Bruck.
Maligne Geschwulstmetastasen in den Knochen werden nach
Eiken (Kopenhagen) durch Röntgenbehandlung sehr günstig beein-
flußt und sogar zur Heilung gebracht. (Hospitalstidende 1919, Nr. 21.)
Klemperer (Karlsbad).
Die Epilepsiebehandlung mit Luminal empfiehlt JosineMüller
(Berlin-Schmargendorf). Das Mittel -zeigt sich dem Brom weit überlegen.
Es ist auch in seinen Nebenwirkungen weit weniger unangenehm als
dieses. Die lästige Acne fällt fort, es ruft keine Magendarmbeschwerden
hervor. Schwindel und Müdigkeit lassen sich durch Einschleichen in
die nötige Dosis und gelegentliches Wiederzurückgehen fast ganz ver-
meiden. Beim Dauergebrauch dieses Mittels braucht man die Tages-
dosis von 0,3 nicht zu überschreiten, um befriedigende Wirkungen zu
erzielen. Wo höhere Dosen längere Zeit hindurch erforderlich sind,
ist eine eingehendere Überwachung (in einer Anstalt) erforderlich.
(D. m. W. 1919, Nr. 21.) F. Bruck.
Es berührt den Leser niederziehend, daß alle diese Errungenschaften
in dem Mittelalter (und durch dasselbe) wieder verlorengegangen sind
und mühselig neu aufgebaut werden mußten.
sind die auf einer Tafel abgebildeten neun Bronze-Werkzeuge,
die nach ihrer gleichen Größe und nach ihrem gemeinsamen Fundort
wohl zu einem geburtshilflichen Bestecke gehören und die einen bis-
her noch nicht veröffentlichten Fund von Prof. Meyer-Steineg
(Jena) darstellen: zwei Sonden, eine Curette, ein scharfer Löffel, ein
Besonders interessant
Spühlrohr, ein Teil eines Kopfbohrers, die Hälfte eines Kopiquetschers,
ein scharfes (Portio-?)Häkchen, ein großer Haken; sie sind ganz
wundervoll, auch bezüglich ihrer künstlerischen Form, ausgearbeitet.
Kritzler (Gießen).
Tuberkulosearbeiten aus dem Gesundheitsamte. 14. (Schluß-) Heft.
Deutsche Heilstätten für Lungenkranke. Berichterstatter: Geh. Reg-
Rat Dr. Hamel: 181 Seiten. Berlin 1918, Jul. Springer.
Das Schlußheft der Heilstättenstatistik des Kaiserl. Gesundheits-
amtes bringt Mitteilungen über den Dauererfolg der Heil-
stättenbehandlung für die ersten zehn Jahre nach der Ent-
lassung.
Kranke, die geheilt entlassen worden waren, blieben in der
Mehrzahl der Fälle auch dauernd geheilt. Es wurden noch geheilt
gefunden:
—— aaa
| Stadium I Stadium UI
ee I o
Kranke männliche | weibliche | männliche | weibliche
| j
im i. Jahre | 10 °/o 16 °/o | 47 9/0 | 91 ?/o
1 3. „ | TA 0/0 Ti ?/o 40 °/o i 78 °/0.
a PA 69 9/0 | 53 9/0 | 16 9/0
9 T. T | 64 °/0 57 ?/o 50 °/0 | T1 °/o
Von den geheilten Kranken des Stadiums I waren nach sieben
Jahren 6 % der männlichen und 4% der weiblichen Kranken, vom
Stadium II 8% beziehungsweise 6 % gestorben.
Von den gebessert entlassenen Heilstättenpfleglinser
kamen noch nachträglich zur Heilung:
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Stadium
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Im 1. Nachuntersuchu hrs eo (ED: 1° (3°) 0,1 "h |
Br h ıngsjahr % | Ze 5 o7. un N en
„5 $ 18°, (20%) 9%, (15 °% Tan
n T i | 28%, (23°/) | 15°%% (1%) 0 k
Von den mit verschlechtertem Lungenbefungn
lassenen Kranken war schon nach vier Jahren die Hälfte gestorben.
Über die Erfolge der Tuberkulinbehandlung lieg sich nit 3
‚Sicheres feststellen. Weibliche Kranke zeigten der Tuberkulose ET
über eine geringere Widerstandstähigkeit; bei ihnen wiesen die v0
geschritteneren Fälle viel ungünstigere Dauererfolge auf.
Gerhartz (Bonn):
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2. Tunis 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.2. 70 688
_ O o Vereins- und Auswärtige Berichte,
Berlin. . eo ı demjenigen versagt, der sein Gewerbe im Umherziehen betreibt, wenn
z: er ee er krank ist. Gegen die Leute, die ihr Gewerbe in Ständen betreiben,
A S TOBON ee nn 5 VODU 29) 2 eh are, ist aber, wenn sie krank sind, nichts zu machen. Das ist bei Bacillen- = |
Wesi d E a > 2 = R3 TRESE en urgens: Neue | streuern verhängnisvoll. Noch schlimmer ist die Wirkung der Ver- ,... ka...
= RR D D an t P Mängel der Ausbild d quickung der öffentlichen Armenpflege mit, der Seuchenbekämpfüng. . min"
„_, raus: Der Ärleg hat gewisse Mängel der Ausbildung der | Mehr als die Hälfte aller Leute, die an Tuberkulose sterben, erliegen !
‚Ärzte in der Diagnostik und Therapie der Infektionskrankheiten auf- | ihrer Krankheit in ihren Wohnungen. Sie können nicht in die Kranken-
gedeckt, nicht nur was fremde Seuchen , anbetrifft, sondern auch bei | häuser gehen, weil sie keine Mittel haben und sie scheuen sich, , die
den heimischen Infekten. Die Schuld daran liegt in den Einrichtungen | öffentliche Armenpflege in Anspruch 'zu nehmen. ‘Die Krankenhaus-
der Kliniken und Spitäler. So sind z. B. die Infektionsbaracken ‚der behandlung dürfte nicht. mehr als öffentliche Wohlfahrt angesehen
Charité unbrauchbar und unzulänglich in der Bettenzahl. Die übrigen | werden, deren Beanspruchung den Verlust gewisser bürgerliher Rechte — °- iof
Krankenhäuser genugen kaum ihrer Aufgabe, Institute zu sein für die zeitigt. Auf dem sozialen Wege der Seuchenbekämpfung entstehen = > ° Ih;
Ausbildung junger Ärzte in der Erkennung und Behandlung der In- gewisse Unstimmigkeiten zwischen dem von den Fürsorgestellen er-
fektionskrankheiten. Selbst die dirigierenden Ärzte müssen. bei der | teilten Rat und den damit zu erzielenden Erfolgen. Mehr als die Säug-
Art der Einrichtung vergessen. Einen Teil der Schuld trägt die lingsfürsorgestellen hat die Reichswochenhilfe erreicht. Die Reichs-
Seltenheit der Erkrankungen; der Hauptgrund ist aber darin zu sehen, | yersichering muß unter ‘allen Umständen erhalten und weiter ausge-
baut werden. Gegenüber. dem Vorschlag von Mühsam, den M.
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an der Seuchenbekämpfung interessiert. In die Fortbildungsvorlesungen
kommen die Ärzte in geringer Anzahl. Man darf die Frage nicht zu
einer Standesangelegenheit in disziplinarem Sinne machen. Man soll
die Ärzte vielmehr dadurch interessieren, daß man ihre Mühewaltungen
‚Winterschlafes einer besonderen Kälte ausgesetzt waren. - K
‚ In der Annahme, daß eine Hypofunktion der Schilddrüse beim
Winterschlafe eine wesentliche Rolle spiele, injizierte A, winterschlafenden
Igeln Extrakte (auch eiweißfreie) aus der Schilddrüse und anderen Blut-
daß aus Isolierungsgründen Infektionskranke in zwei oder drei Anstalten u
verlegt werden. Heute kann man Infektionskranke in allen Anstalten | nicht für durchführbar hält, regt er die Ausdehnung der Invalidenver- IP
ohne Gefährdung der Allgemeinheit behandeln. Die Bekämpfung der sicherung auf das ganze Volk an. | & Er | Bu
Infekte macht ständig Fortschritte, die gerade im Kriege sehr große ` Zadek: Die rein bakteriologisch orientierten Seuchengesetze EHER |
gewesen sind.“ Der einzelne -Arzt ist nicht imstande, den Fortschritten | nahen nicht vermocht, die praktischen Ärzte zur Mitarbeit heranzu- ` Kuda: Eu.
zu folgen. Da greift zunächst unser Fortbildungswesen ein. Dieses | ziehen. Die Bestimmungen des: Seuchengesetzes sind unzulänglich, E x
ist aber nicht so beschaffen, daß es die Fortschritte vermitteln könnte. | ihre Durchführung, wie an Beispielen erörtert. wird, mitunter wirkungs- y a
Selbst den beamteten Ärzten wird nicht genügend Gelegenheit gegeben, | Jos, Die Ärzte verlassen sich auf die bakteriologischen Untersuchungen SR ie
a praktisch auf diesem Gebiete fortzubilden. i Gegen die beim Auf- | und gehen von ihren klinischen Beobachtungen ab. Eine ‘Änderung BEE va
treten von Infektionskrankheiten ausgegebenen Merkblätter hat K der Seuchengesetze ist erforderlich. "mritz Fleischer Mint p
Mißtrauen. Aus den Lehrbüchern kann der Praktiker sich viel besser | we l Half
‘ unterrichten, wenn auch sie nicht. erschöpfend sind. Viel wichtiger " | | l a pani A, Be
wäre es,'die Praktiker dadurch für die Seuchenbekämpfung zu inter- FREE Frankfurt aM. | N u PELT au
essieren, daß man ihnen wesentliche Rechte, Aufgaben und Pflichten | | Arztlicher Verein. Sitzung vom 28. April 1919. p a nea Bee
dabei. zuweist. Die Seuchenbekämpfung ist praktisch und individuell . Adler: Schilddrüse und Wärmeregulation. A. geht aus von kei re
` durchzuführen. ‘Es kann in der Praxis geschehen, daß eins von;beiden | früheren Untersuchungen, bei denen er Froschlarven extremen Tempe- IR at a
zu scharf akzentuiert wird. Wichtiger ist die individuelle Bekämpfung. | raturen ausgesetzt hatte, und die in der Hitze atrophische und in der IER ia
Man muß immer bedenken, daß man es mit kranken Menschen zu-tun | Kälte hypertrophische Schilddrüsen aufwiesen. Er vermutete damals N IR. ai
hat. Man muß dem Kranken alles ersparen, was unnötig ist. Daher | schon, daß beim Kaltblüter die Schilddrüse einen Regulierungsmechanismus FAN SEE
ist die Diagnose zu betonen. Keinem Menschen darf man die Unbe- | gegenüber der Einwirkung. verschiedener Temperaturen darstelle, ohne ED, Be il “
. quemlichkeiten aufhalsen, die durch die Diagnose nicht gerechtfertigt | aber sich darüber. zu äußern, welche Funktionen durch die Schilddrüse m Hl: l
sind. Es kann auch-leicht zu viel geschehen. Nicht zu vernachlässigen | reguliert würden. o | | a i = P
sind die sozialhygienischen Dinge. Immer muß berücksichtigt werden, | ` > Als Brücke beim. Übergang von den Kaltblütern zu den Warm- $ EIERN oe
-ob die angeordneten Maßnahmen auch durchführbar sind. Die segens- | blütern benutzte A. bei weiteren Untersuchungen winterschlafende Tiere, -` Es END Ba
..: _ Teichen Bestimmungen des Seuchengesetzes können sonst zur Plage | deren Wärmeregulation bekanntlich außerordentlich labil is. Er: gpi
werden. Besser als dieses Gesetz ist ein Reichsgesundheitsministerium, | sammelte seit drei Jahren Fledermäuse der verschiedensten Art aus > Enpi
| das Exekutivgewalt hat. Die, Meldepflicht für Bacillenstreuer leuchtet | verschiedenen Gegenden und zu den verschiedensten Jahreszeiten. Bei En. a
"i ohne weiteres.ein. Man wird indessen nicht alle Leute auf dem Melde- | einer großen Anzahl winterschlafender Fledermäuse fand er hochgradige ji BET.
|... wege erfassen,- sodaß andere Wege eingeschlagen werden müssen. | Störungen der Kolloidsekretion und (wahrscheinlich sekundäre) Atrophie
u Dahin gehört, daß man die Leute veranlaßt, sich selbst zu melden.. | der Follikel. Diese Atrophie betraf die Schilddrüse meistens herdweise, EE
~ ` Durch Vertrauen und eine umfassende Fürsorge läßt sich das erreichen. | an wenigen Stellen fanden sich atrophische Follikel diffus- unter nor- 1 ERA
2 Die Familienversicherung wird es gestatten, das Fürsorgewesen in die | malen Follikeln verstreut. - - | oe D u tie
Krankenkassen zu verlegen. _ Das Gros der Ärzte ist jetzt zu wenig Nach den bisherigen Untersuchungen fanden sich :die Schild- N Re ee
drüsenatrophien. hauptsächlich bei solchen Tieren, die ' während ihres ee
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Das ist vollkommen gerechtfertigt, weil den
Er fand, daß die Extrakte. von Schilddrüsen und anderen mit
drüsen.
mit Geld entschädigt.
-der Schilddrüse synergetisch verbundenen Blutdrüsen (Thymus, Adre-
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Arzten beträchtliche Mehrarbeit erwächst. ng |
we Hirsch berg lenkt die Aufmerksamkeit auf die Körnerkrank- iR un
heit der Augen, deren Ausbreitung und Bekämpfung er im einzelnen | nalin) wie auch gewisse proteinogene Amine nach etwa ein bis zwei - MME
erörtert. Be i | Stunden imstande seien, zunächst die Atmung der Igel von etwa acht ` a.
Zügen pro Minute auf 60 bis 90 Züge zu erhöhen. Hierbei stieg die RE
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dJ. Ritter: Von einer allen Anforderungen genügenden Be-
Temperatur von etwa 8° auf etwa 84°, und schließlich erwachten die
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kämpfung der Diphtherie kann nicht die Rede sein. Der lückenlose
Erfolg der Serumbehandlung liegt in der rechtzeitigen Anwendung des | Igel und liefen umher. Injektionen aus anderen mit der Schilddrüse un: |
Mittels, das heißt in der rechtzeitigen Diagnose. Dazu gehört eine | nicht synergetisch verbundenen Blutdrüsen sowie Kontrolikochsalz- Mp in
möglichst schnell, und pausenlos arbeitende Untersuchungsstelle. Mit | injektionen waren obne jede Einwirkung auf’ winterschlafende Igel. _ RER BE
schnellem und gutem Arbeiten auch in der Desinfektion wird man. A. glaubt deshalb, daß die Schilddrüse (und eventuell andere m. m
Gutes erreichen. Die Dauerausscheider sollen so lange in den An- | Blutdrüsen, wobei vor allem an Hypophyse.und Nebenniere zu denken - Rn. za
/ ist) beim Winterschlafe eine bedeutsame Rolle spiele, sei es, daß die - It Fee gol
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stalten behalten werden, als sie Bacillen ausscheiden. Das bedeutet
keine allzu große Belastung.. Scheinbar ganz hilflos steht man den | Blutdrüsen bypotonisierend auf das Wärmecentrum wirken, oder sei es,
Baeillenträgern. gegenüber. Für die Identifizierung ihrer Keime wird | daß das Wärmecentrum infolge Daniederliegens der Schilddrüsenfunktion ih
"Sicherheit nur im Tierversuch erlangt.. Der von Behring zuletzt | die Wärmeproduktion nicht mehr auf der‘ normalen Höhe zu halten rn
angegebene Schutzstoff bewirkt arteigene Abwehrstoffe und gewährt | imstande ist. Falls die weiteren Untersuchungen ergeben, daß die
jahrelange Immunität. -Wäre man imstande, jeden zu immunisieren, | Atrophien bei den winterschlafenden Tieren am stärksten sind, welche
50 würde die Diphtherie verschwinden und màn hätte einen Schutz | besonderer Kälte ausgesetzt sind, kann die Schilddrüse insofern beim
- gegen die Bacillenträger. Bei der Bekämpfung der Tuberkulose ver- | Winterschlafe eine weitere Rolle spielen, als sie dafür sorgt, daß nötigen-
Spricht die Belehrung am Objekt Erfolge. I falls, der Stoffwechsel einer Vita minima entspricht. ` |
Arthur Mayer: Nach dem Gesetz wird ein Gewerbeschein | i
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- von Erkältungskrankheiten in drei Wintern. Als Erkältungskrankheiten
624
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25.
| Kiel.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 3. April 1919.
Schade: Die allgemeinen Grundlagen der Lehre von der Er-
kältung. In diesem Kriege sind Millionen von Männern aller Berufs-
stände den Unbilden der Witterung in einer Weise ausgesetzt gewesen,
daß wir Ärzte nach unseren Friedenserfahrungen bezweifeln mußten,
daß diese Strapazen ohne erhebliche Gefährdungen der Gesundheit
ausgehalten werden können. Die Tatsachen haben uns eines Besseren
belehrt und uns sogar gezeigt, daß die Zahl der sogenannten „Er-
kältungen“ verhältnismäßig kleiner war als in Friedenszeiten. Trotz-
dem lieferten uns aber die Kriegsverhältnisse einzigartige Massen-
experimente, die es ermöglichen, zu der Frage, ob es überhaupt Er-
kältungskrankheiten gibt, Stellung zu nehmen, und uns außerdem über
das Entstehen dieser Erkrankungen zu unterrichten. Während man
früher der Frage der Erkältungskrankheiten zum mindesten skeptisch
gegenüberstehen mußte, bestimmen uns die Kriegserfahrungen auf
Grund eines großen Materials, diese Frage zu bejahen. Es gibt also
sicher Erkältungskrankheiten. Die Hauptstützen für diese Behauptung
und für weitere Feststellungen in dieser Frage lieferten die bei einer
Feldtruppe von ziemlich gleichbleibend 17000 Mann beobachteten Fälle
wurden besonders berücksichtigt die Katarrhe der oberen Luftwege,
rheumatische Affektionen, Reizungszustände der Harnblase und zum
Vergleich auch die Frfrierungen. Die Truppen hatten die drei Winter
1914/17 im Stellungskrieg jedesmal im sehr nassen Gelände zuzubringen.
Die beiden ersten Winter waren klimatisch milde, der dritte auffallend
strenge. Die Verhältnisse waren also besonders günstig für die Stellung-
nahme zu der Frage, ob größere Kälte einer größeren Anzahl von Er-
kältungskrankheiten entspricht. Es zeigte sich, daß der strengere
Winter eine erheblich größere Anzahl von Erkältungskrankheiten mit
sich brachte. Um nun die dieser höheren Erkrankungszahl zugrunde
liegenden Bedingungen, die verschiedenen Abkühlungsaffekte, genauer
zu erforschen, und die besonderen Beziehungen zu Kälte+ Nässe, zu
Kälte-+ Wind und zu Kälte bei Windstille aufzudecken, wurden weiter
die Krankheitsverhältnisse bei drei Bataillonen Infanterie, als der
schwerstbelasteten Truppe, von zusammen 8000 Mann, die unter be-
sonderen Verhältnissen beobachtet werden konnten, benutzt. Ein Bei-
spiel sei angeführt. Diese Truppe hatte eine äußerst ungünstige voll-
kommen ungeschützte, tiefgelegene Granattrichter-Stellung mit etwa
30 bis 50 em tiefem Lehmmorast und reichlichem Stauwasser zu be-
setzen und schickte dazu abwechselnd jedesmal 2700 Mann für un-
unterbrochen drei Tage und drei Nächte bei 0° bis 3° ohne jede Unter-
bringungsmöglichkeit in Stellung. Der Rest der Truppe blieb in sehr
dürftigen Unterbringungen zurück. Es zeigte sich neben einer 18 fachen
Steigerung der Erfrierungen eine vierfache Steigerung der Erkältungs-
krankheiten durch eine extreme Kälte-Nässe-Rinwirkung. Bei späterer
Besetzung derselben Stellung mit derselben Mannschaftszahl konnte
eine ähnlich eindeutige Beobachtung bei einer extremen Kälte-Wind-
Einwirkung erhoben werden. Es ist weiterhin durch solche Massen-
experimente festgestellt, daß die Temperatur allein der Zahl der Er-
kältungskrankheiten nicht parallel geht, daß aber die summarische
„Wetterbeanspruchung“ die Erkrankungszahl ändert. Diese Wetter-
beanspruchung setzt sich aus Temperatur, Wind und Nässe zusammen,
Ein exakter zahlenmäßiger Ausdruck für diese aus drei Faktoren zu-
sammengesetzte Größe ist natürlich nicht möglich. Nimmt man aber
an, daß die Erfrierungen in ihrer Anzahl ein Maß für die Größe der
jeweiligen Wetterbeanspruchung sind, so kann man auf diese Weise
indirekt die Beziehungen der Katarrhe der oberen Lufitwege, der rheu-
matischen Erkrankungen, der Harnblasenreizungen usw. zur Wetter-
beanspruchung untersuchen, wenn man die Zahl dieser Erkältungs-
krankheiten mit der Zahl der Erfrierungen vergleicht. Für die weitere
Untersuchung wurden ergänzend die Sanitätsberichte des deutschen
Heeres der letzten zwölf Jahre herangezogen. Auch hierbei zeigte
sich bei einer Gegenüberstellung von 735000 gemeldeten Brkältungs-
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20. um
krankheiten zu den im gleichen Zeitraum gemeldeten 13000 Erfrierungen,
daß ein sehr enges Abhängigkeitsverhältnis mit der abkühlenden Wir-
kung des Wetters besteht. — Es fragt sich weiter, auf welche Weise
die Kälte einen krankmachenden Einfluß auf die Körpervorgänge aus-
übt. Forschungen in dieser Richtung ergaben drei verschiedene Arten
der Beeinflussung. In erster Linie tritt durch die Abkühlung eine
direkte Störung des Kolloidzustandes der Zelle und des Gewebes ein
(Erfrierungs- und Erkältungsgelosen). Hierbei tritt primär eine elasto-
metrisch nachweisbare Schädigung der Elastizität des Gewebes ein,
EN.
3
Diese Veränderungen, bald reversibel, bald nicht reversibel, treten am
deutlichsten bei den Erfrierungen zutage, können aber auch ohne vor-
hergehende Erfrierungen (z. B. Auftreten von Sprödigkeit in der Haut,
Steifwerden im Unterhaut- und Muskelgewebe und in den Gelenk-
bändern usw.) beobachtet werden. In allen Fällen besteht für die
Kältewirkung eine doppelte Gefahrzone, deren erste im Gebiet der
primären Kälteanämie, und deren zweite im Gebiet des Aufhörens be-
ziebungsweise des Erschöpftseins der reaktiven Hyperämie liest. Für
die einzelnen Gewebsarten zeigt die Kälte beim Indietiefedringen ein
eigenartiges elektives Verhalten, indem individuell verschieden, ent-
weder Haut, oder Bindegewebe, oder Muskulatur, oder Nerv, oder
Knochenhaut vorwiegend geschädigt werden. Diese Schädigung kann
unter völliger Verschonung der mehr peripher oder benachbart ge-
legenen Partien erfolgen, obgleich diese derselben Kältewirkung aus-
gesetzt waren. — Eine zweite Art der Kälteschädigung besteht in
einer krankmachenden Einwirkung reflektorischer Art auf fernliesende
Organe, die mit der Kälte nicht in Berührung kamen (Erkältungs-
neurosen). Als Beispiele mögen die bei einer Kälteeinwirkung auf
die Füße leicht zu beobachtenden Hyperämien in den Bronchien,
Muskelcontractionen in der Blase und Sekretionsanomalien in der
Nase erwähnt werden. Die Bahnen der Kältereflexe liegen weitgehend
im Gebiet des Nervus sympathicus. Die Reflexwirkungen der Kälte
entsprechen zu ganz überwiegendem Anteil dem Bilde der Sympathieus-
reizung, wie sie von der Adrenalinwirkung bekannt ist. — Als dritte
Kälteschädigung konnte eine Herabsetzung der immunisatorischen
Kräfte nachgewiesen werden, und zwar besonders für alle diejenigen
Infektionskrankheiten, die ihren Ausgangspunkt in den bei Erkältungen
besonders geschädigten Atmungswegen nehmen. Auch für diese Art
der Kälteschädigung lieferten die erwähnten Friedenssanitätsberichte
der letzten zwölf Jahre ein wertvolles Material, indem die in diesen
Berichten gemeldeten 14000 Infektionskrankheiten obiger Art sich in
eine Kurve stellen lassen, die der Kurve der Erkältungskrankheiten in
etwa einem Monat Abstand folgt, ihr aber sonst durchaus parallel
geht. — Aussprache: Schittenhelm bestreitet, daß man aus
dem Parallelgehen der Kurven zwischen Infektions- und Erkältungs-
krankheiten ohne weiteres auf ursächliche Zusammenhänge schließen
dürfe. Es könnten auch Zusammenhänge ganz anderer Art bestehen:
wie sie leicht bei der Verteilung der Fleckfiebererkrankungen nach-
gewiesen werden können. Hier ist eine höhere Erkrankungszahl in
kalten Monaten dadurch bedingt, daß die Bevölkerung in ihren engel
Wohnungen zusammengepfercht lebt und auf diese Weise die An-
steckungsmöglichkeit eine größere ist. Höber glaubt, daß ng
Kälteschädigung auch durch Störung der Reaktionsgleichgewichte
innerhalb der Zellen zustande kommen könne, da die einzelnen dabei
beteiligten und miteinander verkoppelten Reaktionen ganz verschiedene
Temperaturkoeffizienten haben könnten; es sei also nicht notwendig,
Wirkungen auf die Kolloide heranzuziehen, wenn auch die Möglichkeit
ihrer Beteiligung nicht bestritten werden könne. Kißkalt erläutert
die Schwierigkeiten, die Wetterbeanspruchung exakt anzugeben, da
hier zu viele Faktoren berücksichtigt werden müssen. Eine Erkältung
ist keineswegs gleich Abkühlung zu setzen, die Zugwirkung bedürfe
vor allen Dingen der Aufklärung. Frey weist darauf hin, dab
Sympathicus- und Rältereiz durchaus nicht parallel, sondern weitgehend
auseinander gehen. Anschütz bezweifelt die Tiefenwirkungen der
Kälte, die sogar zu Nekrosen führen sollen, bei darüberliegendem
intakten Gewebe. Schackwitz
Rundschau.
—
Die Verwertung des Films für den chirurgischen Unterricht.
Von
Prof. Dr. Borchard, Berlin-Lichterfelde.
Die bisherigen Versuche, Filmaufnahmen für den chirurgischen
Unterricht nutzbar zu machen, hatten keine brauchbaren Resultate er-
geben. Das lag vor allen Dingen an der Art der, Aufnahme. Das
Operationsfeld war in zu kleinem Ausmaße sichtbar, die Eindrücke
gingen so schnell und unter so störenden zitternden Bewegungen Al
den Augen des Beschauers vorüber, daß sie nicht haften bleiben
konnten. Einzelheiten, zumal die Aufnahme seitlich erfolgte, waren
nicht differenzierbar. Wollte man dies erreichen, so mußte der Apparat,
ebenso der Kinooperateur dicht an die Wunde gebracht werden, was
mit der Asepsis unvereinbar war. Auch die praktische Ausnutzung
der wenigen, einigermaßen brauchbaren Filmaufnahmen anderer medi-
zinischer Vorgänge befand sich noch in den Kinderschuhen. Die Kost-
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nicht geringe Schuld daran. Trotzdem steht uns in dem.Film ein über-
aus wertvolles Anschauungs-
seitiren und die praktische Brauchbarkeit in die richtigen Bahnen zu
lenken und zu organisieren. Eine vom Centralkomitee für ärztliche
Fortbildung in Verbindung mit der Ufa (Universum Film A.-G.) ver-
anstaltete Filmvorführung zeigte die großen, in der letzten Zeit er-
Verwertung.
Verbesserung und Erfindung bei der Herstellung chirurgischer Filme
zu verdanken. Seine Erfindung hat es erst ermöglicht, den Operations-
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einzelnen Aufnahmen, die Aufnahmetechnik tragen eine . eine ununterbrochene Aufnahme und später ungestört Vorführung
und Unterrichtsmittel zur Verfügung und
es handelt sich nur darum, .die-bisherigen Unvollkommenbheiten zu be- .
zielten Fortschritte besonders an den’Aufnahmen der Herren-Dr. Weiser.
und Dr. v. Rothe und festigte das Zutrauen anf baldige praktische
Besonders v. Rothe haben wir eine sehr wertvolle:
gestattet- — = | u
4. Das’ Zittern der Bilder, bedingt durch die ruckweise Ab-
g der Bilder, störte früher sehr, ist aber jetzt schon durch tech-
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nische Vervollkommnung wesentlich geringer. geworden und wird sich
beim weiteren Ausbau noch mehr vermeiden lassen. `
- 5. Ebenso wird es möglich sein und ist zum Teil schon gelungen,
durch Wahl der Lichtquelle, Verwendung. schärferer Apparate und An-
wendung pahchromatischer Filme auch feinere Nuaneierungen zwischen >
Hell und Dunkel herzustellen und damit die einzelnen Vorgänge eines-
‚teils durch eine gleichmäßigere, weniger zitternde Abwicklung der -
Filme zur Darstellung zu bringen, andernteils Gewebe noch schärfer
zu differenzieren. Die Ausführung farbiger Filmaufnahmen würde ein-
enormer Fortschritt in dieser Beziehung sein. LORE
film als technischen Lehrfilm zu verwenden. Da die weitere Verbrei-
6. Auf einen sehr wichtigen Faktor für die Demonstration möchte
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af tung und Ausnutzung sicher nur eine Frage der Zeit ist, viele Kollegen | |
a aber mit der Sache nicht sehr vertraut sein dürften, so, darf kurz auf | ich nur.noch kurz hinweisen, da er von berufener Seite in das rechte Ef
die bisherige Verbesserung. hingewiesen werden. ck re Licht gerückt werden wird, das ist 'die bei der wirklichen Operation pri
t. Wie schon erwähnt, sah man bei den früheren Aufnahmen | den Zuhörern gleichzeitig gebotene Vorführung der anatomischen Bilder ls
fast nur den Operateur, die Assistenten usw., aber das Wundbild blieb | ger Körpergegend.- Und zwar liegt der Vorteil darin, daß nicht das = pa r
en ae as a no = Re oo fertige anatomische Bild einmal gezeigt wird, sondern daß die Entstehung AE EREA
sich in seiner Stellung aa Operationsfelde nicht enlirend dem | Ps nn Kraparas: gleichlaufend mit dem Gange der Operation : ar: a
wae is Werde sichtbar zu machen, anpaßte und in seiner bis- vorgeführt werden kann. Der ‚chirurgische Kliniker braucht nur im ge- AN K
herigen Gewohnheit schnell operierte. ` Durch die Bemühung v. Rothes en Pern den anatomischen Film anzuhalten und kann, . dem Ta ip.
er Operation entsprechend, anatomische Bemerkungen und ee) II Ta
Demonstrationen jederzeit einflechten. | N ee a S g
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ist es gelungen, die Aufnahmen von allen Seiten, besonders aber von
oben her, sodaß man die ganze Wunde übersieht, machen zu können,
die Lichtquelle erheblich zu verstärken, sodaß die Einzelheiten trotz
der Möglichkeit, nur- hell und dunkel zu differenzieren, gut zutage
treten und daß der Operateur völlig zurücktritt und von ihm nur die
an Ger Wunde arbeitenden Hände und Instrumente zu sehen sind.
Wenn nun noch der Operateur den eigentlichen Zweck der Aufnahmen,
das heißt die späteren Vorführungen zum Unterricht im Auge hat und
deshalb didaktisch langsam und an einzelnen Stellen, ich möchte sagen,
besonders ausdrucksvoll operiert, dann läßt sich schon jetzt ein Film
3 herstellen, der besonders auf Kongressen für die Unterweisung in neuen
Operationsmethoden überaus wertvoll. sein wird. Sollte aber die Her-
stellung farbiger Filme, die, soviel ich weiß, der Vollendung entgegen-
geht, gelingen, dann kann didaktisch 'der-Film der natürlichen Ope-
. Tation überlegen sein, da Rücksicht auf Asepsis des Patienten ja fort-
| Um dieses: wertvolle Demonstrationsmittel in der richtigen.
Weise nutzbar zu machen, ist unbedingte Garantie, daß die Filme
nur für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden, geboten. In
der dankenswertesten und anerkennendsten Weise hat sich die Ufa ° ` >,
in den Dienst der Sache gestellt und die wissenschaftliche Ver- : `- =
wertung mit nicht geringen Kosten übernommen. Es muß aber, =. -ii
solange nicht die Filmaufnahmen von den Kliniken. und größeren
Krankenhäusern selbst hergestellt werden, eine ärztliche Kommission
darüber wachen, daß medizinische Filmaufnahmen nur aus. ganz be-
sonderem Grunde vor. Laien erfolgen, sowie ebenso verhindern, daß
die wissenschaftliche Ausbeute ‘nicht unter. kaufmännischen Erwä-
‚gungen zu sehr leidet. Ebenso müssen vorläufig die einzelnen Filme
begutachtet‘ werden, ob sie für den Unterricht geeignet und wertvoll
sind, damit nicht durch Verbreitung minderwertigen Materials die Sache
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ration durch. Anhalten des Films besonders genau erörtert und die a Mißkredit kommt und der eigentliche Zwecke, ein gutes Unterrichts- HIER
Vorführung ad libitum wiederholt werden kann. An die Vergrößerung | Material ‘zu schaffen, leidet”). Sodann ist die Herstellung der Filme’ Ba: EAR
die bei jeder solchen Aufnahme erfolgt, gewöhnt sich der Beschaue — gewöhnlicher Kostenpunkt 2000 bis 3000 M — vorläufig noch zu teuer, SEIEN Poe
S Die Asepsis wird bei der durch v. Rothe erdachten Anbrin- Su Senn ‚gelernt sein, als daß sie überall erfolgen könnte. Es | — i BE i:
gung des Aufnahmeapparates in keiner Weise gefährdet, sodaß jede muß deshalb die Anlegung eines Filmarchivs in die Hand genommen > Fiy Be Es
. Operation für den Film reproduziert werden kann. Wenn es sich für | erden, aus dem jeder Lehrer, Kongreß oder ärztliche Verein sich Bi:
eigentliche Lehrzwecke vorläufig mehr ‚um typische ‚Eingriffe, z.B. jederzeit die benötigten Filme gegen Gebühr entleihen kann. :Die ein- - I PO S
Herniotomien, Appendektomien usw. handeln wird, so steht dem doch zelnen Autoren lassen genau wie ein Buch im Verlag, den Film einer . A n o
nichts im Wege,. auch subtilere neuere Methoden auf diesem Wege | ponon Open ee oce Im Filmarchiv erscheinen. Bei der Verviel- | \ -o
einem weiten Kreise zugänglich zu machen. Ein weiterer besonders fältigungsmöglichkeit wird diese keine Störungen machen, ebenso auch - Ki; ae a
aussichtsreicher Weg für wissenschaftliche Fragen eröffnet sich aber nicht hindern, daß bestimmte Filme käuflich von medizinischen Inter- Bi: o
In der Verbindung mit den Röntgenstrahlen; die Aufklärung über das | °Ssenten erworben werden. Originalaufnahmen müssen, weil nur bis > ' Eee
Verhalten der Knochenstruktur bei Einwirkung von Operationstraumen jetzt es Apparat nach den Angaben v. Rothes existiert, vorläufig i PERN
> ’. | noch hier än Ort und Stelle gemacht werden, können aber nach bal- Ne n
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diger Fertigstellung der neuesten Verbesserung an der Arbeitsstätte
jedes Chirurgen vorgenommen werden. .Es ist dies in der Hauptsache
eine Geldfrage. Die Kosten werden sich in ‘Zukunft erheblich ver-
billigen lassen und dann wird jeder Lehrer in der Lage sein, sich’ sein
eigenes Unterrichtsmaterial anzulegen, eventuell durch Beschaffung der
Aufnahmevorrichtung und Anlernung eines Assistenten. Ebenso ist es
eine Aufgabe der nächsten Zukunft, Apparate und Einrichtung zur
Vorführung des Films in den Demonstrationssälen einzubauen, sowie
eine Person zur Bedienung der Filme anzulernen und es wäre. ein en:
dankenswertes Unternehmen, wenn von industrieller Seite eine Zu- IRE
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nora imentelle Darstellung von Frakturen und Gelenkverletzungen,
an enkungen von Luxationen können wertvolle Aufschlüsse zeitigen.
enso könnte: die gleichzeitige Projektion verschiedener Bilder wert-
volle Aufschlüsse über Drucksehmerz und Lokalisation des Krankheits-
herdes geben. _ | i
S 2. Ein größerer Übelstand war ferner bisher, daß der Film sich
relativ schnell vor den Augen. der Zuschauer . abspielte und daß es
wegen der Erhitzung und Feuergefährlichkeit nicht möglich war, den
nn anzuhalten, um eine-besonders wichtige Stelle zu erklären. Durch
‚führung einer Wasserkühlung ist es jetzt möglich, den Film an
leder Stelle für e i ; j
Stehen B a wa Be Minuton dureh Deiro = Er a es 'sammenstellung der nötigen Gebrauchsgegenstände, Herausgabe einer et
beliebige Pha Zr sodal der ‚Vortragende nn a 3 f | kurzen Anweisung zur Bedienung und Aufbewahrung der Filme er- in ats
die Abwicklun À d = nen Seen zu ge a. Er folgte. Eine Monographie über chirurgische Filmaufnahmen, Auf- ani er ai l
| 8, Bie ea velebig a ae ke Meta hans: nahmetechnik mit Orientierung über das ganze Gebiet wird in kürzester Ä un [a
stellen, deshal Ar en, nur möglich, Filme von Verfah Zeit. von Dr. v. Rothe erscheinen. Seit längerer Zeit mit den neueren Ib ie;
‚ Geshalb ließen sich auch nach dem v. R oth eschen Verfahren Arbeiten auf diesem Gebiete vertraut, habe ich mich trotzdem in meiner MEAE i i a
Ausführung auf die Chirurgie beschränkt. Die wundervollen Filme 1 PS |
(eier Are
nur relativ kurze Operationen zur Darstellung bringen oder die Film-
aufnahme mußte in einer weniger wichtigen Operationsphase unter-
brochen werden. Dadurch kommen die störenden, an einer Stelle wie
abgchackten und plötzlich- in einem ganz anderen, späteren: Operations-
„.oment wieder beginnenden Vorführungen zustande, die dem Geübten
l3 verständlich, den Anfängern aber nicht recht erklärlich waren.
Durch die weiteren Arbeiten v. Rothes ist es- gelungen, jetzt einen
Film von 600 Metern zu verwenden, der auch bei größeren Operationen
= rn e
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des Kollegen Weiser mit dem Hochfrequenzapparat „Zeitlupe“ zeigten
ay Inzwischen ist von der Bildstelle des Centralinstituts für Erzie-
hung und Unterricht, Berlin, Potsdamer Straße 120, ein medizinischer
Fachausschuß ins Leben gerufen, der diese Aufgaben in die Hand ge-
nommen: hat und unter Einrichtung einer Filmkartothek auch die _
-Bereitstellung für Unterrichtszwecke vermittelt. u
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626 aa 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
die eventuelle wissenschaftliche Ausbeute auch auf dem Gebiete der
Gelenk- und Bewegungsmechanik und der Prothesenlehre.
Ich bin der sicheren Überzeugung, daß wie auf weiteren Ge-
bieten der Medizin, so besonders in der Chirurgie die kinemato-
graphischen Vorführungen eine außerordentlich wertvolle Bereicherung
im Unterricht, vor allen Dingen auf den Kongressen sein werden,
deren praktische Verwertung viele Beschreibungen ergänzen und er-
setzen wird, ohne bei richtiger Organisation zu große Schwierigkeiten
und Kosten zu verursachen. |
Nachwort von Prof. Dr. R. Fick.
Ich möchte es nicht unterlassen, auch meinerseits vom Stand-
punkt des Anatomen aus der Freude Ausdruck zu geben über den
großen Fortschritt, den die Filmaufnahmen durch das von Herrn
Kollegen v. Rothe ersonnene und ausgearbeitete Verfahren gemacht
haben. Wie Herr Kollege Borchard mit Recht hervorgehoben hat,
ist es erst durch dieses Verfahren möglich geworden, für den
Unterricht wirklich brauchbare Filmbilder zu gewinnen.
Der anatomische Weg der Wurmfortsatzoperation z. B. kann durch
den neulich vorgeführten Film den Studenten und Ärzten entschieden
weit einprägsamer vorgeführt werden, als es etwa durch die einfache
Projektion eines Atlas- oder Präparatbildes möglich ist. Denn die Dar-
stellung des Abhebens der (in Wahrheit natürlich vorher sorgsam) von-
einander abpräparierten Bauchmuskelschichten wirkt ungemein ein-
dringlich und gräbt die Schichtenfolge dem Gedächtnis der Zuhörer
unmittelbar anschaulich ein. |
Selbstverständlich ist auch die Möglichkeit des Anhaltens des
Bildes in einem beliebigen Zeitpunkt außerordentlich wertvoll für den
Unterricht.
Darüber, daß von den im wahren Sinne des Wortes wunder-
baren Hochfrequenzaufnahmen des Herrn Dr. Weiser nicht nur der
Unterricht, sondern auch die’Forschung in der Gelenklehre noch wich-
tige Förderung erfahren wird, kann kein Zweifel sein.
Sehr großen Vorteil werden die neuen Aufnahmemöglichkeiten
des Herrn Dr. v. Rothe auch für die Vorführung physiologischer
Versuche, für die das vivisektorische Material je nach Ort und Zeit
unter Umständen mangelt oder für die nicht allerorts die notwendigen
Vorrichtungen zu haben sind, für den physiologischen Unterricht ge-
währen. |
Jedenfalls ist durch diese neuen Verfahren die Filmvorführung
im medizinischen Unterricht auf eine wesentlich höhere Stufe gehoben
und verdient nunmehr bedeutend ausgiebigere Anwendung zum Vor-
teil der Ausbildung der Mediziner.
Wahrscheinlich wird bei unserer selbstverschuldeten Machtlosig-
keit und Armut das feindliche Ausland es versuchen, diese deutschen
Erfindungen rasch zu seinem eignen Vorteil auszubeuten. Hoffentlich
gelingt es der Universum Film A.-G., das zu verhüten und die neuen
Verfahren als deutsche Errungenschaft in der ganzen Welt zu ver-
breiten.
15. April 1919.
Anatomische Anstalt der
Universität Berlin.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Das württembergische Ministerium des Kirchen- und
Schulwesens bestimmt in einem Erlaß mit Rücksicht auf die augen-
blickliche, aus den Kriegsverhältnissen erwachsende Notlage der jungen
Ärzte die Einrichtungvon außerordentlichen Assistenten-
stellen, zunächst auf die Dauer von zwei Jahren. An den Tübinger
Universitätskliniken werden 14 neue Assistentenstellen, außerdem zwei
am Physiologischen Institut geschaffen. In erster Linie und vorzugsweise
sollen solche württembergische Ärzte zu außerordentlichen Assistenten
bestellt werden, denen aus ihrer Eigenschaft als Kriegsteilnehmer erheb-
liche berufliche und wirtschaftliche Nachteile erwachsen sind. Bevor-
zugt werden solche Kriegsteilnehmer, die mit der Waffe oder im Sani-
tätsdienst bei der fechtenden Truppe-längere Zeit Dienste geleistet haben.
Sofern die Ärzte bei Kriegsbeginn ein mindestens dreijähriges Fach-
studium hinter sich hatten und sodann infolge des Krieges durch
mindestens zweijährige staatliche Dienstleistung an der regelrechten
Fortsetzung ihres Studienganges beziehungsweise an der rechtzeitigen
Ablegung der ärztlichen Prüfung gehindert waren, erhalten sie als
außerordentliche Assistenten an den gesamten Universitätsinstituten
ein fortlaufendes Tagegeld von 5 M. à
Berlin. Ein eigenes Institut für Sexualwissen-
schaft soll Anfang Juli eröffnet werden. Das Institut, bisher einzig
in seiner Art, dient dem Zwecke, alle Probleme der Sexualität in
weitestem Umfang wissenschaftlich zu So len und das Ergebnis
dieser Forschungen durch Lehre zu verbreiten. Es soll zunächst in
vier Abteilungen geteilt werden: je eine für Sexualbiologie, Sexual-
soziologie, Sexualethnologie und Sexualpathologie. Neben diese wissen-
schaftlichen treten vier praktische Abteilungen, nämlich für ärztliche
Schlesien, des
Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
tanden in der Zeit vom 16. Februar bis 2. Juni kurzfristige Kurse
über
schlechtskrankheiten statt, deren Teilnehmerzahl insgesamt
180 Ärzte betrug. Die ersten drei Kurse fanden an je drei aufein-
anderfolgenden Sonntagen vormittags statt, während die beiden letzten
an drei aufeinanderfolgenden Tagen abgehalten wurden, und zwar
Sonnabend nachmittags, Sonntag
man gen Eindruck, daß dieser Modus den Ärzten angenehmer war ‘als
er erste.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8,
Ehe- und Berufsberatung, für psychopathische Konstitutionen und
Nervenleiden, für körperliche Sexualleiden und endlich für seelische
sexuelle Leiden. Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld wird die
Oberleitung des Instituts führen. a L
Der Deutsche Verein für öffentliche Gesund-
heitspflege wird seine diesjährige Tagung Ende September oder
Anfang Oktober in Weimar abhalten und dabei folgende Gegenstände
behandeln: 1. Hebung der Volkskraft durch Ernährung und Körper-
pflege. 2. Die Frage der Sozialisierung des Heilwesens. 3. Wieweit
kann das Wohnungswesen vergesellschaftet werden? Genaue Zeit der
Tagung und die Namen der Berichterstatter werden demnächst bekannt-
gegeben werden.
sammlung des Vereins beschlossenen Ausgestaltung seiner Tätigkeit auf
sozialhygienischem Gebiete ist ein Hauptausschuß des Vereins ge-
bildet worden, dessen Geschäftsführung Dr. med. A. Fischer, Karls-
ruhe, Herrenstraße 34, übertragen worden ist.
Zur Durchführung der auf der vorjährigen Ver-
Breslau. Auf Anregung der Landesversicherungsanstalt
Centralkomitees für ärztliche Fortbildung und der
Frühdiagnose und -behandlung der Ge-
und Montag früh. Dabei hatte
Vier der Kurse wurden in der Dermatologischen Universitäts-
klinik abgehalten (zwei von Geheimrat Jadassohn und zwei von
Prof. Schäffer), einer in Vertretung von Herrn Prof. Harttung
von Dr. Urban im Allerheiligen-Hospital.
Im Institut für Schiffs- und Tropenkrank-
heiten, Hamburg, findet im Herbst ein Kursus für Ärzte
über Tropenkrankheiten statt; er umfaßt Einführung in die
pathogenen Protozoen, Klinik und Pathologie exotischer Krankheiten
(mit Krankenvorstellungen), medizinische Helminthologie und Ento-
mologie, Schiffs- und Tropenhygiene und Tierseuchen mit Fleischbeschau.
Der Kurs ist auch als Vorbereitungskurs für auswandernde Ärzte ge-
dacht. Beginn: 1. Oktober; Dauer etwa sechs Wochen. Anfragen an
das Bureau des Instituts. Se RER
In Singen (Hohentwiel) hat sich die „Deutsche Ersatz:
gliedergesellschaft Sauerbruch“ („Dersa“) mit dem
Zweck gebildet, willkürlich bewegliche Ersatzglieder nach dem System
von Geheimrat Sauerbruch zu billigst bemessenen Preisen her
zustellen. Die Gesellschaft hat gemeinnützigen Charakter. Alle Patente
und ähnlichen Schutzrechte, die in den Lazaretten und Werkstätten zu
München und Singen bei der Entwicklung der Sauerbruch-Ersatzglieder
gewonnen wurden, sowie das Recht zur Führung des Namens „Sauer:
bruch“ sind in den Besitz der Gesellschaft übergegangen. Ein Central
bureau in Berlin soll alle Anfragen betreffend die operativen Eingriffe
und die technische Herstellung der Prothesen sammeln, an die zuständige
Stelle weiterleiten und die Bestellungen auf normale Ersatzteile ent-
gegennehmen. Die Unterbringung der zur Operation gelangenden
Militärpersonen in den Reservelazaretten Singen (Hohentwiel) oder
Sauerbruch, München geschieht durch Vermittlung des zuständigen
Bezirkskommandos. — | |
Frankfurta.M. Am 14. Mai starb im 83. Lebensjahre Sanitäts-
rat Dr. Karl Bardorff und hinterließ der hiesigen Universität Legate
im Gesamtbetrag von 1050000 M. B. war bis zuletzt unermüdlich 1n
Berufe tätig und war für seine Person von äußerster Bedürfnislosigkeit
und Einfachheit der Lebensführung.
Breslau. Am i0. Juni verstarb im 63. Lebensjahre nach kurzer
Krankheit der ordentliche Honorarprofessor Dr. F. Röhmann, 2°
teilungsvorsteher am Physiologischen Institut. Berliner von Geburt,
entfaltete der Verstorbene als Schüler Heidenhains und später als
Wahrer und Mehrer der physiologisch-chemischen Traditionen seines
Meisters am Breslauer Institut eine reiche Wirksamkeit. Zahlreiche
Einzelarbeiten haben ihn als tiefgründigen Gelehrten in Fachkreisen,
sein Werk über „Biochemie“ auch darüber hinaus bekanntgemacht.
Leipzig. Am 2. Juni 1919 feierte der Geh. San.-Rat B ahrdt,
zweiter Vorsitzender der Medizinischen Gesellschaft, sein golden®
Doktorjubiläum. Er wurde aus diesem Anlasse zum Ehrenmitglied det
Gesellschaft ernannt. Sea
‚ Hochschulnachrichten. Jena: Geheimrat Prof. De
Erich Lexer erhielt einen Ruf als Ordinarius der Chirurgie nao
Freiburg i. Br. — a.o. Prof. Dr. Ludwig Wrede als Nachfolger
von Geheimrat Sprengel zum Leiter der chirurgischen ‚Abteilung,
des Landeskrankenhauses in Braunschweig berufen. — München:
Dr. Eduard Stierlin, bisher Privatdozent an der Universität M
Zürich, erhielt die venia legendi. — Tübingen: Prof. Dr. med. Fa
v. Baumgarten, Ordinarius der pathologischen Anatomie, in den
Ruhestand getreten.
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A oe redigiert von
Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg
0. Berlin’
=- Wochenschrift für praktische Ärzte
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| f Verlag von
Urban & Schwärzenberg egi
| Berlin Sn a l
E
Inhalt: Originalarbeiten: L. Langs tein , Die Ernäbrungsstörungen im Säuglingsalter (mit 1 Abbildun |
Miloslavich, Über postdysenterische Mastdarm-
Zur Diagnose und Therapie des Lymphosarcoma intestini. A. Klug, Die Grippe. B-
erkrankungen (mit 1 Abbildung). G. Morawetz, Ein Fall von Fleckfieberencephalitis.
bei der antethorakalen. Ösophagoplastik. Tomaschny, Der Bauchdeckenreflex in seiner Beziehung zum epile
Praxis für die Praxis: E. Brodfeld, Über: erworbene Unreinigkeiten im Gesicht. — Ärztliche Gutachten aus
tischen Krampfanfall. — Aus der
N dem Gebiete des Versicherungs-
wesens: Lenzmann, War eine tuberkulöse Erkrankung -der rechten Lungenspitze die Folge eines Unfalls (Fall auf die rechte. Rückenseite) ?
Referatenteil: E. Edens, Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. (Schluß.) — Aus den neuesten Zeitschriften. —
Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins-. und Auswärtige Berichte: Berlin. Göttingen. Hamburg. — Rundschau: Die Familien-
| ‚versicherung in ihren. Wirkungen auf Volksgesundheit und Tätigkeit des ‘Arztes. — Tagesgeschichtliche Notizen. — Le; |
Der Verlag behält. sich das ausschließliche ‘Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen‘ gelangenden Originalbeiträge vor. $
Die Ernährungsstörungen im Säuglingsalter.
Theorie und Praxis.
è it | Von
| . Prof. Leo Langstein, |
Direktor des. Kaiserin Auguste Vietoria-Hauses zur Bekämpfung der
“Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche. —
| l ' (Fortsetzung aus Nr. 25.) x!
"Der bekannteste Versuch, :der Systematik der Ernährungs-
störungen das klinische Bild zugrunde zu legen, geht auf. Wider-
: hofer zurück. Wenn das Einteilungsprinzip . dieses großen
` Kinderarztes : nicht befriedigt, so kommt das daher, weil es zu
. sehr am äußeren Geschehen hängt, durch pathologisch-anatomische
‘© heute nicht mehr durchaus zutreffende Vorstellungen -bestimmt
‚wird und bei starker Bewertung der Symptome von seiten des
'Magendarmkanals dem Zustande des erkrankten Kindes, seiner
Allgemeinstörung zu wenig Rechnung trägt. Diese Mängel sucht
Finkelstein durch sein System zu vermeiden. Er will die
Ernährungsstörung — „es gibt nur eine Ernährungsstörung und
innerhalb derselben nicht verschiedene Krankheiten, sondern ver-
schiedene Stadien“ — beurteilt und behandelt wissen nach dem
Zustande, in dem’ sich die Ernährungsfunktionen im weitesten
~ Sinne des Wortes 'befinden.. Zur Feststellung dieses Funktions-
‚zustandes genügt seiner Meinung nach die beschreibende Be-
trachtungsweise nicht. Sie gäbe zwar über das Bestehen einer
Ernährungsstörung, hicht aber über die Art und Schwere der Er-
krankung Aufschluß. Es hafte den beschreibenden Systemen vor
„allem der große Mangel an, daß sie stillschweigend an den
Schwierigkeiten vorübergehen, die darin liegen, daß Erkrankungen,
die Symptomatologisch zunächst ‚vollständig gleicher Art, trotz
gleicher äußerer Bedingungen in ihrem Verlauf, ihrem Verhalten
. gegenüber der gleichen Behandlungsweise und ihrem Ausgange
_„einschneidende und unberechenbare Unterschiede darbieten können.
Diese Unterschiede‘ seien durch die Verschiedenartigkeit der
Funktionsstörung begründet, die mit Hilfe einer methodischen.
Prüfung der Ernährungsfunktionen studiert werden könne. Die
funktionell diagnostische Methode, die es ermögliche, jederzeit
über den augenblicklichen Zustand der Einzelfunktionen Auskunft
| F erhalten —. solche- Einzelfunktionen sind das Verhalten des
a ewichts, der Temperatur, Magendarmerscheinungen, die Arbeit
a Herzens, die Atmung, nervöse Vorgänge —, bestehe darin, daß
dem Organismus: eine bestimmte Ernährungsarbeit aufgegeben und
| „eobachtet wird, welche Abweichung von der Norm der Ernährungs-
peang während der Erledigung dieser Arbeit darbietet. Nach
Br Stein erweist sich ein Kind als gesund, wenn bei Er-
die me ‚mit einfachen Milchverdünnungen in reichlicher Menge
(nor ntwicklung in allseitig befriedigender Weise’ vor sich gehe
- Ki Reaktion), als krank, wenn nach Nahrüngszulage kein
Kas i tsanstieg, sondern Stillstand oder Abnahme erfolge, dabei
‚Tankheitssymptome auftreten oder bestehende sich verschlimmern.
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Auf Grund der funktionellen Prüfung und des klinischen Syndroms j
hebt Finkelstein vier Stadien der Ernährungśstörung als wohl-
charakterisiert heraus, das der
Dekomposition und der Intoxikation. - T Pe
"Das Stadium der Bilanzstörung. charakterisiert ‘das Zurück-
|-bleiben der Entwicklung: hinter der Norm in qualitativer und
quantitativer. Beziehung, ohne daß. wesentliche Krankheits-
erscheinungen vorhanden ‘wären, . Die Qualität ergibt allerdings‘
eine Minderwertigkeit des Anwuchses, wie die Veränderungen des’
Turgor und Tonus; die Blässe ‘der Hautfarbe ‚und. Sinken der .
‘ Immunität beweisen. Im Gegensatz zum gesunden Kind reagiert
das bilanzgestörte bei Zulage von Nahrung nicht, mit Gewichts-' .
zunahme. Das Stadium der Dyspepsie charakterisiert vor allem
Durchfall und Erbrechen. ` Die. paradoxe Reaktion. bei Zulage von
Nahrung besteht in Gewichtsabnahme und Verstärkung des. Durch-
falls. Das Stadium der Dekomposition charakterisiert hochgradige
Abmagerung, schwere sich in der Neigung zu Kollapsen und
grauer Verfärbung der Haut zeigende Allgemeinschädigung. Bei
Nahrungszufuhr reagiert das dekomponierte Kind mit beträcht-
lichem - Gewichtssturz unter weitergehender. Verschlimmerung des
Allgemeinbefindens. Diese Art der paradoxen Reaktion ist auch
dem Intoxikationszustande eigen, den Störungen des Bewußtseins
und Gewichtssturz bei heftigem Durchfall charakterisieren. Die
funktionelle Prüfung auf Nahrungsentziehung führt beim intoxiierten
und dyspeptischen Kind zu einer Besserung der Symtome, beim
dekomponierten unter Umständen zu einer weiteren ‚Schädigung. ,
_Vorstehender kurzer Überblick über Finkelsteins Gedanken-
gänge bezieht sich auf den Inhalt seiner grundlegenden Original-
mitteilungen. Im Laufe der Jahre. hat er sein System. verschiedentlich
modifiziert, zunächst durch. eine Einteilung, in der er den patho-
genetischen Gesichtspunkt dem klinischen und funktionelldiagnostischen
überordnete. Er unterscheidet dabei unter den: Ernährungsstörungen
1. solche infolge Toleranzüberschreitung (Toleranz=Funktionsbreite der _
mit der Verdauung.und Assimilation betrauten Organe). mit den ge-
nannten vier Stadien, 2. solche infolge Nährstoffmangels und:3. sekundäre:
Ernährungsstörungen infolge primärer Toleranzschwächung. durch In-
fektion, Hitze usw., Diese Systematisierung möchte ich ablehnen, denn
so wichtig die Ermittlung der Toleranz im einzelnen Falle sein kann,
die Tatsache, daß sie etwas ungemein Wechselndes ist, wechselnd: so-
wohl: mit jedem Tage als auch mit jeder Nährmischung, macht den
Toleranzbegriff nicht geeignet zur Grundlage. eines Systems der Er-
nährungsstörungen. Dabei sebe ich ganz. davon ab, daß die Form der.
Bilanzstörung, die Finkelstein der Form des leichten Milchnähr-
schädens gleichsetzt, nach dem heutigen Stande des Wissens‘ nicht
unter die Ernährungsstörungen infolge Toleranzüberschreitung, sondern
unter . die infolge Nährstoffmangels (Kohlehydratinanition) zu rechnen
wäre. Ebensowenig wie Toleranz eignen sich Korrelation. Gä-
rung beziehungsweise Fäulnis, der
nährungsstörungen aufzubauen.
ex correlatione (Bessau) läßt sich eberisowenig scharf fassen. wie der
der Ernährungsstörungen ex: alimentatione, weil ihin
ja nicht nur das exogene Moment der Korrela
endogene der Konstitution und Kondition b
teilung auf Grund der pathogenetischen Momente der Fäulnis oder
um auf ihnen ein System der Er- `
‚Der Begriff der Ernährungsstörungen
il bei ihrer Entstehung,
tion, sondern auch das
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). (Fortsetzung) F. Reiche,,
H. Harttung, Zur Bildung des Hautschlauches
' Bilanzstörung, der Dyspepsie, der.
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der Gärung würde bei der Unvollständigkeit unserer Kenntnisse auf
diesem Gebiet zu viel präjudizieren. Ob eine akute Ernährungsstörung
durch abnorme Fäulnis oder abnorme Gärung ausgelöst wurde, oder nicht
vielleicht durch eine Kombination beziehungsweise auf ganz anderem
Gebiete liegende Momente, darauf läßt weder der klinische Befund noch
die genaueste Stuhluntersuchung einen sicheren Rückschluß zu. So
wichtig der von mir geprägte Begriff der Korrelation ist als ein Pro-
gramm für die weitere Forschung, so bedeutsam der bakterielle Abbau
der Nährstoffe im Darm für die Pathogenese der Ernährungsstörungen ist,
vorläufig wissen wir noch nich genug, um ein System der Ernährungs-
störungen vom pathogenetischen Standpunkte aus begründen beziehungs-
weise der Praxis nutzbar machen zu können. Seiner letzten Einteilung
(1918) hat Finkelstein die Toleranz nicht mehr zugrunde gelegt.
Er unterscheidet jetzt zwischen selbständigen Ernährungsstörungen
(alimentären und gemischten Ursprungs), unter die er die Bilanz-
störung, Dyspepsie, Dekomposition und Intoxikation rechnet, und
sekundären im Verlaufe von Infekten und anderen darmschädigenden
Primärstörungen. In seinen ersten Mitteilungen hat Finkelstein
bekanntlich nur von einer alimentären Ernährungsstörung gesprochen.
Daß er diese enge Fassung fallen gelassen hat, kann begrüßt werden).
Bedenklich aber erscheint mir, daß Finkelstein mit seiner neuen
Systematisierung sich zu einer Einteilung auf ätiologischer Grundlage
bekennt, die er selbst seinerzeit verworfen hat. Indem er fordert, daß
zwischen Ernährungsstörungen alimentären und solchen gemischten
Ursprungs (also z. B. ex alimentatione + ex infectione — diese bezeichnet
. er als selbständige Ernährungsstörungen —) und einer sekundären z. B.
im Verlaufe einerInfektion erfolgenden unterschieden wird, was schlechter-
dings oft unmöglich ist, gibt er dem Praktiker nichts Brauchbareres als
das zuerst kritisierte auf ätiologischer Grundlage aufgebaute System.
Diese Einteilung Finkelsteins, in der er den klinischen Gesichts-
punkt dem ätiologischen unterordnet, lehne ich ebenso wie die Czerny-
Kellers ab. Ich kann zur Begründung auf meine früheren Aus-
führungen verweisen, Bei den folgenden Erörterungen über die Brauch-
barkeit des Finkelsteinschen Systems für die Beobachtung und
Behandlung der Ernährungsstörungen halte ich mich unter Ablehnung
der späteren Modifikationen an zeine auf klinischen und funktionell dia-
gnostischen Gesichtspunkten aufgebaute ursprüngliche Einteilung.
Die Conception Finkelsteins, daß es nur eine Er-
nährungsstörung gibt, die bisher als selbständige Krankheiten
beschriebenen Bilder nur Stadien der Störung sind, die fließend
ineinander übergehen können, muß als außerordendlich glücklich
bezeichnet werden. Ihre Richtigkeit erweist die unbefangene Beob-
achtung. Allerdings könnte sie dahin verstanden werden, daß
die Entstehung jedes einzelnen Stadiums den Durchgang durch
ein früheres zur Voraussetzung hat, die Entstehung der Dyspepsie
an das Vorhergehen einer Bilanzstörung, die der Intoxikation an
das Vorhergehen einer Dyspepsie geknüpft ist, was den tatsächlichen
Verhältnissen nicht entspricht; denn die Wege, auf denen die
verschiedenen Stadien der Ernährungsstörung zustande kommen,
sind zahlreicher. In einer von mir entworfenen schematischen
Darstellung zeige ich die häufigsten und die weniger häufigen
Wege der Entstehung.
Wie verhalten sich nun die herausgehobenen Stadien zu den
früher anerkannten Krankheitsbildern, und was zu beantworten
noch wichtiger erscheint, entspricht die Heraushebung der Bilder
dem, was der an den Fall unvoreingenommen herantretende gut
beobachtende Praktiker sieht?
Der Kliniker sprach früher von Dyspepsie, Enterokatarrh
beziehungsweise Cholera infantum, Atrophie uud Gastroenteritis.
Von diesen Begriffen hat Finkelstein nur den der Dyspepsie
übernommen als die Bezeichnung für die akute, vor allem durch
Durchfall charakterisierte Verdauungsstörung. Er unterscheidet
zwischen der dyspeptischen Störung des vorher gesunden Kindes
und derjenigen, die sich aus dem Stadium der Bilanzstörung her-
aus entwickelt. Ich halte es für richtig und will das später noch
begründen, daß auch jene dyspeptische Störung besonders heraus-
gehoben wird, die sich im Stadium der Atrophie einstellt.
Neu ist die Aufstellung der Begriffe Bilanzstörung, Dekom-
position und Intoxikation. Die Bilanzstörung ist klinisch gekenn-
zeichnet durch ein Zurückbleiben der Entwicklung hinter der
Norm ohne schwere Krankheitszeichen. Die Heraushebung eines
1) Die Einwände zu besprechen, die sich gegen die Beweisführung
Finkelsteins von der alimentären Natur einer Reihe von Symptomen
der Ernährungsstörungen anführen lassen, liegt nicht im Rahmen meiner
Erörterung. Nur so viel sei gesagt, daß Symptome, die auf Nahrungs-
zufuhr beziehungsweise Nahrungsentziehung reagieren, nicht von vorn-
herein als alimentär bedingt in dem Sinne aufgefaßt werden müssen,
daß sie etwa durch die Wırkung der Nährstoffe als solcher oder ihrer
Abbauprodukte auf die Körperzellen zustande gekommen sind. Für die
Entstehung der Symptome, auch wenn sie alimentär beeinflußbar sind,
liegt eine große Reihe anderer Möglichkeiten auf indirektem Wege vor.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
29. Juni.
derartigen Stadiums halte auch ich für notwendig, denn es kommt
dem Arzt besonders häufig vor Augen, wenn die Mütter ihn wegen
schlechten Gedeihens ihrer Kinder befragen. Um eine Gewebs-
einschmelzung, eine Abmagerung muß es sich dabei gar nicht
handeln, nur um eine hinter der Norm zurückbleibende Zunahme.
Deswegen erscheint mir die von Finkelstein gebrauchte
Identifizierung der Bilanzstörung mit der leichten Form der Atrophie
nicht das Richtige zu treffen. Ich habe gegen den Namen Bilanz-
störung nur einzuwenden, daß er nicht das klinische Bild des
Zustandes vor das Auge treten läßt. Die Bezeichnung Bilanz-
störung sagt lediglich aus, daß eine bestimmte Stoffwechselsituation
vorliegt, Einnahmen und Ausgaben des. Organismus nicht im
richtigen Verhältnisse zueinander stehen. Finkelstein will
mit dem Namen ausdrücken, daß es sich um eine im Vergleich mit
der Gesundheit ungünstige Gestaltung des Ernährungsvorganges
handelt. Auf Grund der Tatsache, daß der Verständigung besser
durch Bezeichnungen gedient wird, die unmittelbar ein bestimmtes
klinisches Bild vorzustellen erlauben, würde ich an Stelle der
Bezeichnung Bilanzstörung die Bezeichnung „Hypotrophie*
vorschlagen. Hier liegt schon im Namen, daß eine mangelhafte
Entwicklung vorliegt. Die Bezeichnung stammt bekanntlich von
Variot.
Es handelt sich um einen erworbenen Zustand im
Gegensatz zu dem der Hypoplasie, den Tobler-Bessau
reserviert wissen wollen für eine Form congenitaler Konstitutions-
anomalie untergewichtig geborener und weiterhin rückständig
bleibender Kinder, bei denen typisch greifbare Krankheitszeichen
dauernd ausbleiben. Durch die Bezeichnung Hypotrophie ist
auch eine gute Gegenüberstellung zu der Bezeichnung Atrophie
gegeben.
Den Begriff der Dekomposition hat Finkelstein in ver-
schiedenen Darstellungen verschieden gefaßt. In seinem Lehr-
buch der Säuglingskunde läßt er in ihm die Begriffe der Bilanz-
störung, der Dyspepsie und der Dekomposition im engeren Sinne
aufgehen und unterscheidet von letzterer auf Grund funktioneller
Diagnostik wiederum drei Grade, sodaß wir mit fünf verschiedenen
Stadien der Dekomposition zu rechnen hätten. Gegenwärtig faßt
er den Begriff weniger weit und will ihn nur auf jenen Zustand
angewandt wissen, den er früher als Dekomposition im engeren
Sinne bezeichnet hat. Der Name soll zum Ausdruck bringen, dab
der Organismus Gewebe eingeschmolzen hat, also abgemagert ist
und die zurückbleibende Zellmasse, wie die schwer geschädigten
Funktionen beweisen, starke Veränderungen ihrer Zusammensetzung
aufweist. Erscheint mir auch die Bezeichnung durchaus zutreffend
für das Wesen des Zustandes, so wage ich doch im Gegensatz
zu Finkelstein zu behaupten, daß der Ausdruck Atrophie
vorzuziehen ist. Es gehört ja Mut dazu, der Bezeichnung Atrophie
wiederum zu Ehren verhelfen zu wollen. So sagen Czerny-
Keller: „Es ist klar, daß die Atrophie durch langdauernde
Infekte eine vollständig andere ist als diejenige, welche durch
Nährschäden ex alimentatione hervorgerufen wird. Es bleibt deshalb
geradezu unverständlich, wie manche Kinderärzte bis zur Gegen-
wart die Atrophie als eine eigene und noch dazu einheitliche
Krankheit betrachtet wissen wollen, Das verrät Mangel an Beob-
achtung. Eine Diskussion über Fragen der Säuglingsernährung
war bisher schon wegen der mißbräuchlichen Anwendung der
Bezeichnung Atrophie aussichtslos.“ Als Atrophie bezeichnen
Czerny-Keller an anderer Stelle „eine hochgradige Ab-
magerung derjenigen Kinder, welche durch eine Ernährungsstörung
und nicht durch einfache Inanition zustande kommt“. Ihnen ist
darin beizupflichten, daß der Ausdruck Atrophie keine Berechtigung
hätte, wenn man ihn als eine eigene und noch dazu einheitliche
Krankheit betrachtet wissen wollte!). Ich will aber mit dem Aus-
druck der Atrophie auch gar nicht eine besondere Krankheit,
sondern im Sinne Finkelsteins ein Stadium der Ernährungs
störung bezeichnet wissen, welches durch Abmagerung Un
Störungen der Allgemeinfunktionen charakterisiert ist, zustande
gekommen durch die verschiedenartigsten ätiologischen Momente.
Wer wie Czerny-Keller die Ätiologie und nicht die Klinik
zur Grundlage eines Einteilungsprinzips macht, wird sich schon
auf Grund dieses prinzipiellen Standpunktes mit diesem aus der
Klinik geborenen Ausdruck nicht befreunden können. Diese Be-
denken kann ich auf Grund meiner kritischen Wertung des ätlo-
» Daß im übrigen die Gründe für die Schwierigkeiten der Diskussion
der Fragen der Säuglingsernährung nicht in der mißbräuchlichen An
wendung der Bezeichnung Atrophie gelegen haben, sondern in EA
anderen, eingangs angedeuteten Momenten, sei nur nebenbei bemori:
) 63 kommt
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' dings nicht für notwendig gehalten.
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39. Juni.
der Ernährungsstörungen nicht anerkennen. Finkelstein zieht
die Bezeichnung Dekomposition der der Atrophie vor, weil diese
vieldeutig sei. Aber den gleichen: Vorwurf ‚könnte : man: gegen
die von ihm gewählte Bezeichnung erheben. Für mich besteht
gar kein Zweifel, daß die Bezeichnung Atrophie schon deswegen
vorzuziehen ist, weil der Begriff eine bestimmt klinische Vor-
stellung unmittelbar anregt. (Ich verweise auf meine Ausführungen‘
bezüglich der Bezeichnung Hypotropbie) Wenn die überwissen-
schaftlichen Pädiater diese Bezeichnung auch immer wieder mit
ihrem Bannstrahl. belegen werden, so bleibt sie doch leben, weil
sie aus der unmittelbaren Beob
gekünstelt ist. | j
Wie schon erwäh
funktionell-diagnostischer Gesichtspunkte voneinander unterschieden.
Ich komme auf die funktionelle Diagnostik als Stütze der Beur-
teilung und Behandlung der Ernährungsstörungen noch zurück,
möchte jedoch gleich hier bemerken, daß der Arzt sich in diesem
ohne weiteres als ein bedenkliches erkennbaren ‚Stadium ohne:
funktionelle Diagnostik einen Heilplan zurechtlegen kann und muß
und dieser Heilplan maßgebend dadurch bestimmt wird, wie die
Dtuhlentleerungen sind, ob Durchfall besteht oder nicht. Es er-
scheint mir daher notwendig, bei der Atrophie jenes Stadium, bei
dem die Stühle normal, der Verdauungsvorgang offenbar nicht’
wesentlich alteriert ist, von dem zu unterscheiden, in dem eine.
Finkelstein hat das aller-
Dekomposition ist für ihn
eine Gewebseinschmelzung und Störung der Allgemeinfunktionen,
gleichgültig ob Erscheinungen von seiten des Magendarmkanals |
vorbanden sind .oder nicht. Meines Erachtens ist aber eine be-
‚sondere Berücksichtigung der Magendarmfunktionen im atrophischen
Stadium notwendig, weil aus deren Verhalten für die Beurteilung
und Behandlung elementare Unterschiede resultieren, denn der
“Durchfall des .atrophischen Kindes rückt die Gefahr in greifbare
‚Nähe, gibt der Behandlung strengste Indikationen, wenn das Kind
- - gerettet werden soll. Denn der Weg, der von hier zum Stadium
außerordentlich kleiner.
-= .toxikation wird das Wesentliche hervorgehoben.
x
brauchbare Grundlage der Beurteilung der Ernährungsstörungen
zu schaffen, nicht |
sein,
Praxis allerdings oft die größten Schwierigkeiten, festzustellen, ob
der Intoxikation und damit gewöhnlich zum Tode führt, ist ein
Ich habe daher in meinem Schema die
.dyspeptische Störung im Stadium der Atrophie besonders heraus-
. gehoben und*als dyspeptische Störung c bezeichnet, im Gegensatz
zur dyspeptischen Störung b, die sich im Stadium der Hypotrophie
entwickelt und gegenüber der dyspeptischen Störung a, die sich
aus voller Gesundheit heraus auf Grund irgendeiner Schädigung
einstellt. SE Se
. Als ein außerordentlich großer Fortschritt erscheint mir die
Einführung des .Begriffes-der Intoxikation an Stelle der bisherigen
Enterokatarrh und Cholera infantum. Durch die BezeiChnung In-
Sie besagt, daß
Symptome vorhanden sind, wie wir sie sonst nur durch eine Ver-
giltung zustande kommen sehen. Die Ausdrücke Enterokatarrh und -
Cholera infantum- besagen nur, daß sehr starker Durchfall besteht.
Die Bezeichnung Intoxikation trägt der Forderung Rechnung, a
Es ist
klinische Bild schon durch den Namen klarzumachen.
nicht notwendig, der Verständigung sogar nicht förderlich, die
Diagnosenstellung der- Intoxikation an eine Siebenzahl. von Sym-
ptomen, wie das Finkelstein tut, zu knüpfen. Die Erfüllung
dieser Forderung führt nicht zu einer Verfeinerung der Diagnose
m der Hand des Praktikers, sondern zu einer, Erschwerung; er
soll Sie stellen, wenn Trübung des Sensoriums, Gewichtssturz und
eine Störung lebenswichtiger Funktionen vorhanden sind. Czerny
Spricht nicht von Intoxikation, sondern von Toxikose. Mir ist es
gleichgültig, welche Bezeichnung gewählt wird, wenn der Begriff
der Vergiftung in der Bezeichnung enthalten ist, mit diesem Aus-
druck aber andererseits. nur ein Stadium bezeichnet wird, das
Sich für den Blick als’ Vergiftungszustand erweist. Bei
Ozerny-Kellers Toxikose ist das nicht der Fall. Sie be-
zeichnen z. B. auch jene Durchfälle als Toxikose, bei denen nur
ich Symptom der Milchzuckerausscheidung im Urin vorhanden ist,
ch möchte dringend davon abraten, die Diagnose in dieser Weise
‚u.verfeinern, weil wir dadurch das Ziel, eine für die Praxis
G ; erreichen. Notwendig war es, die Bezeichnung
astroenteritis fallen zu lassen; die Entzündung der Darmschleim-
aut. kann die Ursache oder die Folge einer Ernährungsstörung
Ist aber keine Ernährungsstörung an sich. _Es macht in der
~
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 38. >
wir es im’ einzelnen Falle mit einer Entzündung der Darmschleim-
logischen Einteilungsprinzips für die ‘Beurteilung und Behandlung '| mi
| haut zu tun: haben oder nicht, Es wird gut sein, diese immer dort
achtung entstanden, weil sie un-
| nt, hat Finkelstein. mehrere Stadien |
der Atrophie, der Dekomposition im engeren: Sinne auf Grund Ta
Die dyspeptische Störun
Finkelsteins.
anzunehmen, wo Blut und Eiter dem. Stuhlgang‘ beigemischt sind,
zündliche Erkrankung der Darmschleimhaut ausschließt, Die
Praxis kann sich, mit diesem: an und für sich unerfreulichen Zu-
stand abfinden, da für die Behandlung der. entzündlichen. Erkran-
kungen kaum andere Prinzipien . gelten als der sie begleitenden
oder durch. sie. hervorgerufenen Ernährungsstörung. |
Nach meinen Darlegungen dürfte folgende sche
störung mit ihren häufigeren und s
schauliche, verständlich sein.. —
I
. OR Stadium des normalen T E SN
, Ablaufs des Ernährungs- p vip Sn
- vorganges, ` ;
II. Stadium der ` II. Stadium der `
dyspeptischen : |
Störung a. llanzstörung.
IV. Stadium der
A) On
‚Störung b. `.
2
\
Stadium d er Atro phic,
= Finkelsteinsche `~ `
Dekomposition.
D V.
: o . . , ; R a 7 T
. VIL Stadium der . VI. Stadium der ‘dyspeptischen ..
| Intoxikation. Störung: c. i
Schematische Darstellung der verschiedenen Bilder beziehungsweise Stadien, unter
denen sich die Ernährungsstörungen darstellen und der Wege, auf denen sie zustande
kommen. ‘Die ausgezogenen Linien bezeichnen. die häufigen; die: schraflierten
| ' Linien die seltenen Wege. Ä
g kann bei.jedem Zustand. des Kindes. auftreten..
Zu unterscheiden ist:”
die Dyspepsie des vorher gesunden Kindes = Stadium der d
die Dyspepsie des hypotrophischen Kindes =.Stadium der dyspeptischen Störung b),
die Dyspepsie des atrophischen Kindes = Stadium der dyspeptischen Störung c).
entwickeln
Die Hypotrophie kann sich allmählich aus der Gesundheit heraus
oder auf dem Wege über eine dyspeptische ‘Störung zustande kommen,
Die Atrophie kommt meist auf dem Wego über die 1 Ypotronhis und eine oder
mehrere dyspeptische Störungen zustande. Aus- der ersten Dyspepsie entwickelt sie
sich nur selten (im allgemeinen nur. bei schwerer chronisther Infektion und fehler-
hafter Behandlung). Ohne akute‘ Zwischenstadien entwickelt sie sich ans der
Hypotrophie bei Inanitionszuständen, z. B. bei Pylorospasmus, =.
In das Intoxikationsstadium gerät das Kind aus voller Gesundheit ae |
selten, z.B. bei schwersten Infekten oder Überhitzung. Am leichtesten kommt es auf
dem Boden der Atrophie-zustande; die Kürze dieses Weges offenbart die Zeichnung:
; y , u 1 ,
: Ich gebe noch folgende erklärende Bemerkungen: Ein Säug-
ling. mit normalem Ernährungsvorgange (I) kann durch ein eine
Ernährungsstörung auslösendes Moment aus. voller : Gesundheit
heraus ‘mit akuten Darmsymptomen, Durchfall, Erbrechen er-
kranken (dyspeptische Störung a). Die gleiche oder eine
andere ätiologische Noxe kann aber auch zu einer chronischen
Störung führen, zu schlechterer Entwicklung, Zurückbleiben im.
Gewicht, zum Stadium der Hypotrophie (III), der Bilanzstörung
| Eine Hypotrophie kann aber auch zu-
stande kommen auf dem Umwege über eine. Dyspepsie (IT) oder `
Intoxikation (VII), nachdem diese Zustände selbst geheilt sind,
Beim hypotrophischen Kinde kann sich durch Fortbestehen der
gleichen Schädigung oder Dazutreten einer neuen wiederum eine.
dyspeptische Störung einstellen (dyspeptische Störung. b) `
Die Abgrenzung dieser dyspeptischen Störung b- gegenüber der
dyspeptischen Störung a ist erforderlich, weil Wertung und 'Be-.
handlung dieser beiden dyspeptischen Störungen verschieden sind.
Fortdauer der Schädigung, unzweckmäßige Behandlung lassen auf‘
dem Wege über die dyspeplische Störung:b. eine Atrophie.
entstehen. Der Eintritt- des Stadiums der Atrophie (V) hat aber
629
‚womit nicht gesagt sein ‚soll, daß die Abwesenheit dieser ‘eine ’ent- !
| mätische Zeich- .
nung, durch welche ich die verschiedenen Stadien der Ernährungs-.
elteneren Übergängen veran- `
>) Hypotrophie = Finkelsteinsche - l
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630
eine vorhergehende dyspeptische Störung a oder b nicht-
unbedingt zur Voraussetzung. Auch ohne dyspeptische Störungen
als Zwischenstadium kann das normale Kind allmählich auf dem
Wege über die Hypotrophie in das Stadium der Atrophie kommen,
z. B. infolge der Inanition durch Pylorospasmus, oder infolge der
Inanition durch Ernährung mit zu stark verdünnter Milch, auch
durch Infektionen leichterer oder schwererer Art. Im Stadium der
Atrophie kommt es infolge der allgemeinen Resistenzlosigkeit
außerordentlich leicht zu einer dyspeptischen Störung c.
Diese dyspeptische Störung ist deswegen so bedeutungsvoll, weil
sich aus ihr besonders leicht ein Zustand der Intoxikation (VII)
entwickelt und damit der Tod in bedrohliche Nähe gerückt wird,
schon durch Schädlichkeiten, welche dem gesunden’ Kinde kaum
etwas anhaben. Intoxikationszustände kommen, wenn auch auf
diesem Wege am schnellsten und leichtesten, auch auf anderem
Wege zustande, in erster Linie von dyspeptischen Störungen aus,
sowohl von der dyspeptischen Störung a als auch von der dys-
peptischen Störung b. Die Wege, die von diesen dyspeptischen
Störungen zum Intoxikationszustande führen, sind verschieden
lang, wie das auch graphisch zum Ausdruck kommt. Am kürzesten
ist der Weg von der dyspeptischen Störung c, etwas länger der
von der dyspeptischen Störung b, am längsten der von der
dyspeptischen Störung a. Viel seltener und deshalb nur mit ge-
strichelten Linien angedeutet, ist die Entwicklung der Intoxikation
ohne Zwischenschaltung der dyspeptischen Störungen entweder
aus voller Gesundheit oder aus dem Stadium der Hypotrophie
heraus. Im Stadium der Gesundheit bedarf es außerordentlich
schwerer Schädigungen, z. B. durch einen foudroyanten Infekt,
damit eine Intoxikation zustande kommt. Auch das hypotrophische
Kind gerät nicht leicht ohne Zwischenschaltung einer dyspep-
tischen Störung in den Zustand der Intoxikation. Das atrophische
Kind ist auch hier in einer Sonderstellung; auch ohne Zwischen-
schaltung einer dyspeptischen Störung kann es relativ leicht auch
durch geringe Schädlichkeiten in den Zustand der Intoxikation
geraten.
Genügt aber, und damit komme ich zu der wohl praktisch
wichtigsten Frage, diese Art der Betrachtung der Ernährungs-
störungen, die sich auf ihrer Beschreibung und auf ihrer Ent-
stehungsgeschichte aufbaut, um sie nach strengen Indikationen
behandeln zu können oder bedürfen wir dazu, wie Finkelstein
betont, der funktionellen Diagnostik, der jeweiligen Prüfung der
Toleranz. Wird erst durch das Ergebnis der Reaktion des Kindes
auf Nahrungszufuhr und Nahrungsentziehung ein richtiges Urteil
über den Grad der Störung gewonnen, ohne das eine genaue
Indikation für die Behandlung nicht möglich ist? Wenn dem so
ist, dann wäre unstreitig die Behandlung der Ernährungsstörungen
in der Praxis eine außerordentlich schwierige Sache. Es wäre
dann eine Beobachtung des Kindes notwendig, welche höhere An-
forderungen stellt, als sie beim täglichen Besuch des Arztes
geleistet werdeh können, denn die Prüfung der Reaktion des Kindes
auf Nahrungszufuhr beziehungsweise Nahrungsentziehung ist mit
dem Gebrauch von Wage und Thermometer nicht erschöpft, sondern
setzt eine genaue Beobachtung der Schwankungen des Allgemein-
befindens und ihre richtige Deutung voraus. Auf Grund außer-
ordentlich großer Erfahrungen an dem reichen Material meiner
Anstalt bin ich aber zu der Überzeugung gelangt, daß zur Auf-
stellung eines erfolgreichen Heilplanes eine besondere Prüfung der
Ernährungsfunktionen nicht erforderlich ist, daß die klinische
Analyse der Symptome unter Zuhilfenahme der Vorgeschichte des
Kindes im weitaus größten Teil der Fälle eine richtige Beurteilung
des Zustandes und damit die Aufstellung des Heilplanes gestattet.
Was wir zu entscheiden haben, ist nicht mehr und nicht
weniger, als ob es sich um eine leichte oder um eine schwere
Störung handelt. Für die Wahl der Nährmischung in qualitativer
und quantitativer Beziehung ist das von ausschlaggebender Bedeu-
tung; dann bedürfen wir aber der funktionellen Diagnostik kaum.
Schon die Feststellung des Alters des Kindes und des Stadiums
der Ernährungsstörung gibt uns genügende Anhaltspunkte, ob wir
eine leichte oder schwere Störung vor uns haben. Was der Arzt
für diese Diagnose lernen muß, ist, den Zustand des Kindes auf
Grund des Tonus und Turgor, der Beschaffenheit der Hautfarbe,
des Sensoriums, um nur das Wichtigste herauszuheben, zu be-
urteilen. Im Gegensatz zu der Auffassung glücklicherweise hinter
uns liegender Zeiten spielt für unsere Entscheidung das Stuhl-
bild eine geringere Rolle. Die Entleerungen müssen natürlich auf
ihre Beschaffenheit und Menge hin angesehen werden, weil die
Diagnose der dyspeptischen Störung ja in erster Linie durch die
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2%.
28. Juni.
Tatsache eines bestehenden Durchfalls gegeben ist, und ceteris
paribus wird selbstverständlich eine starke Häufung pathologisch
veränderter Entleerungen eine Störung ernster Werte lassen; aber
| wir dürfen die verschiedenen dyspeptischen Störungen (a,b und c)
nicht nach Art und Menge der Stuhlentleerungen voneinander
unterscheiden, sondern auf Grund des Zustandes des Kindes, in
dem sie auftreten und im Hinblick auf ihre Rückwirkung auf das
Allgemeinbefinden. Halten wir uns an das Schema, so läßt sich
sagen, daß im allgemeinen die dyspeptische Störung a und das
Stadium der Hypotrophie leichte Formen der Ernährungsstörung,
die dyspeptische Störung b eine weniger leicht zu nehmende, wenn
auch nicht bedenkliche, das Stadium der Atrophie, die
dyspeptische Störung e und das Stadium der
Intoxikationim allgemeinen Schwere Störungen
sind. Zu der erwünschten noch genaueren Differenzierung in
bezug. auf den Grad der Störung gelangen wir durch die Erhebung
der Vorgeschichte des Kindes und seiner konstitutionellen Wertigkeit.
Zunächst ist das Alter von Belang, in dem das Kind bei seiner
Erkrankung steht. Ernährungsstörungen im ersten Lebensquartal
sind ceteris paribus als schwerer zu werten. — Fine Dyspepsie,
die sich aus voller Gesundheit heraus in der sechsten Lebenswoche
entwickelt, ist viel bedenklicher als eine im siebenten Lebensmonat
einsetzende, macht eine viel vorsichtiger vorgehende Ernährungs-
therapie notwendig. Das gleiche gilt vom Stadium der Hypotrophie.
Wichtige Anhaltspunkte über den Grad der Störung gibt uns
auch die Vorgeschichte des Kindes (inklusive der Familienanamnese),
weil sie uns über seine Konstitution und die Entstehungsgeschichte
der Störung unterrichtet. Die Störung eines Kindes, dessen
Anamnese nichts Nachteiliges über seine Konstitution offenbart,
macht uns viel zuversichtlicher in der Beurteilung, läßt uns viel
leichter zu dem indifferenten Nährgemisch greifen, als wenn wir
aus der Tatsache, daß in der Familie sich schwere Nervenleiden,
Todesfälle im Kindesalter, zahlreiche Tuberkuloseinfektionen gehäuft
haben, eine ungünstige Veranlagung erschließen müssen. Je größer
endlich die Zahl der durchgemachten Störungen ist, je klarer
aus der Vorgeschichte die schwere Ernährbarkeit des Kindes
trotz zweckmäßiger Behandlung hervorgeht, um so schwerer ist die
Störung zu werten — auch wenn die Symptomatologie nient ohne
weiteres für ein schweres Stadium spricht! Endlich die Aufschlüsse
über die Entstehungsgeschichte der Störung! Auf diese lege ich,
wie aus meinem Schema hervorgeht, den größten, Wert. Die
dyspeptische Störung a eines vorher gesunden Kindes ist viel
leichter zu nehmen, bedarf einer weniger eingreifenden Behandlung
als die dyspeptische Störung b eines hypotrophischen oder gar die
dyspeptische Störung c eines atrophischen Säuglings. Wir können
allerdings manchmal schon diese drei Störungen durch Ihre
Symptomatologie unterscheiden, z. B. wenn wir den Durch-
fall bei einem Kinde konstatieren, dessen Turgor und Tonus noch
gut sind, dessen Gewicht noch dem normalen Gewicht entspricht,
dann werden wir das Vorliegen einer dyspeptischen Störung a
annehmen können. Betrifft der Durchfall ein Kind, das nicht ab-
gemagert aber in seinem Gewicht zurückgeblieben ist, werden wir
die dyspeptische Störung b, betrifft der Durchfall ein bereits
schwer abgemagertes Kind, die dyspeptische Störung e vermuten.
Für die Wertung des hypotrophischen Stadiums als leichtere oder
schwerere Störung ist die Ermittlung der Entstehungsgeschichte
von besonderer Wichtigkeit. Ist ein Kind hypotrophisch geworden
auf dem Wege über eine akute Ernährungsstörung, Dyspepsie oder
Intoxikation, dann werden wir den Zustand als einen schwererel
auffassen, mit kohlehydratreichen Mischungen vorsichtiger sein
müssen, als wenn das Stadium der Hypotrophie ohne Zwischen-
schaltung eines dyspeptischen Stadiums eingetreten ist. Denn
jede akute Ernährungsstörung bereitet den Boden für die folgende
vor, schränkt die Toleranz für differente Nährgemische ein. Aue
für die Beurteilung der Schwere eines Intoxikationszustandes — e
Störung an und für sich ist schwer, aber es gibt graduelle Unter-
schiede — ist die Entstehungsgeschichte wichtig. Der mon
kationszustand, der sich aus der Atrophie heraus entwickelt De
dem eine lange Leidensgeschichte des Kindes vorangeht, jst p:
gefährlichste Zustand, dem wir in der Pathologie der Ernährungs"
störungen begegnen. Der Intoxikationszustand, der aus heiterem
Himmel über das Kind hereinbricht oder sieh an die erste dysp£F’
tische Störung anschließt, ist, selbst wenn das Kind einen er
ordentlich schwerkranken Eindruck macht, im Gewicht stark A
gestürzt ist und Herzschwäche zeigt, günstiger zu beurteilen,
ein Zustand, der sich erst auf das Stadium der Atrophie are
pfropft hat, selbst wenn bei diesem die Bewuftseinstrübung 1
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` deren Qualität als auch Quantität), als mit jedem Tage wechselt.
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Sehwereren Störung angepaßt ist; und ergibt die mit größter Vor-
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631
auf die festgesetzte Heilnahrung: und sollte nicht’ erst durch
eine Probekost ermittelt werden. Finkelstein selbst schränkt
ja die Bedeutung der funktionellen Prüfung mit folgenden Worten
ein: „Bei allen diesen Beobachtungen ist das Urteil nicht allzu
früh und ‚nicht auf allzu kleine Veränderungen bin zu fällen, son-
dern man warte, wenn nicht die katastrophale Wirkung einer
Maßnahme die Lage sofort klärt, in Ruhe: einige Tage ab, bis sich
ein vollkommen sicheres Bild gewinnen läßt. Andererseits könnten
leichte und vorübergehende Schwankungen in dem Befinden über-
schätzt werden‘ und zu falscher Auffassung führen. Besonders
soll auch hier betont werden, daß Durchfälle mindestens .ebenso-
angedeutet ist, die Stuhlentleerungen nur. die leichtesten pätho-
logischen Veränderungen zu zeigen beginnen. Endlich ist die
Atrophie, die auf dem Wege über viele akute Störungen zustande
gekommen ist, viel schwerer zu werten, viel schwieriger zu be-
handeln als diejenige, die sich infolge einer Inanition. ohne vor-
ausgegangene akute Stadien entwickelt hat, ee
Auch die Kenntnis, welche ätiologische Momente zur Störung
geführt haben, wird, wo sie möglich ist, zur Beurteilung des
Krankheitsbildes mit beitragen. Haben zur Störung eines Kindes
viele. und schwere Schädigungen geführt, ist anzunehmen, daß der
Krankheitsfall ernster liegt, die Reparation schwieriger sein wird,
als wenn es sich um eine einzige ätiologische Noxe handelt, wenn
deren Ausschaltung .ohne weiteres . möglich ist (z. B. Mehl-
nahrung). Die Klarstellung der Ätiologie an und für sich gibt
natürlich, auch wenn sie möglich ist, keinen Anhaltspunkt für die |
Schwere der Störung. - Jede einzelne Noxe kann eine leichte oder
‚schwere Störung herbeiführen, die Entscheidung gibt, wie schon
~ oft betont, in erster Linie das klinische Bild. Der. Ermittlung der
Ätiologie kann stets nur eine ergänzende Bedeutung für die Be-
' urteilung der Schwere einer Störung zukommen. |
Gegen die hohe Bewertung der funktionellen Diagnostik zur | 21 i au
Klarstellung des Falles sprechen aber nicht nur die vorstehend | die Zuhilfenahme der Anamnese, die Ermitt-,
.dargelegten, sondern in der Prüfung selbst liegende Gründe: vor | lung der Vorgeschichte des Kindes und der Ent-
. allem die Tatsache, daß die Prüfung der Toleranz’ in der gegen- | stehungsgeschichte der Störung. Wir bedürfen
‘ wärtigen Art.der Ausführung eine außerordentlich grobe Prüfung | der funktionellen Diagnostik für die Beurtei-
ist, weil ihr Ergebnis sowohl mit jeder Nährmischung (sowohl mit | lung und Behandlung der Ernährungsstörungen
im allgemeinen nicht. -> l l
‚In einer gedankenreichen Abhandlung über Anstaltsbehand-
lung der Säuglinge tut Schloßmann folgenden Ausspruch:
„Unsere ganze heutige Säuglingspathologie, soweit es sich um die
zurzeit herrschenden Anschauungen über die Störungen der Er-
näbrung und des Stoffwechsels handelt, basiert auf Kunstprodukten
oder vielmehr Versuchsprodukten der Anstaltsbehandlung. Es
wird sich meiner Anschauung nach die Notwendigkeit ergeben,
neben der Betrachtung und Berücksichtigung dieser neuen experi-
mentellen Form der Ernährungsstörungen und ihrer Folgen auch
den in der Wirklichkeit: dem praktischen Arzte aufstoßenden
Krankheitsbildern erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.“ Und
Halberstadt bemerkt in dem bereits zitierten Aufsatz, daß
die Lehre von den Ernährüngsstörungen und deren Diätetik auch
einmal vom ‘Standpunkte des Praktikers aus gesehen einer Dis-
kussion bedarf. | | i '
Meine kritischen Erörterungen über die Ernährungsstörungen
im Säuglingsalter sollen lediglich dem Zwecke dienen, die Früchte
der Forschung in der Praxis genießbar zu machen. Ich, hoffe,
gezeigt zu haben, daß die Beurteilung und Behandlung der Er-
nährungsstörungen nicht schwieriger ist als andere ärztliche Auf-
gaben, daß sie auf Grund relativ einfacher Vorstellungen und Er-
hebungen mit Erfolg geleistet werden kann. Zur Formulierung
meiner Vorschläge, . wie unter rein praktischen Gesichtspunkten.
die Ernährungsstörungen beurteilt- und. behandelt werden sollen,
w war es notwendig, manches dieser viel verschlungenen Lehre ab-
ZEN. zulehnen, anderes zu modifizieren und umzubauen. Denn tat-
‘Ich bin sicher; daß für wissenschattliche ‘Fragestellungen | sächlich ist viel in die Lehre von den Ernährungsstörungen
funktionelle Prüfung des Ernährungszustandes, namentlich | hineingekünstelt worden, was das Problem unnötig kompliziert;
dadurch ist die Entfremdung des Praktikers eingetreten. Die Be-
zeichnungen Schloßmanns von den „Kunstprodukten“ und
bedarf ihrer weniger; nur wenn er im: Sinne eines. Heilplanes ‘bei | der „experimentellen Form der Ernährungsstörung“ sind tatsäch-
einer akuten Ernährungsstörung eine Hungerkur einzuleiten ge- | lich nicht ganz unzutreffend; noch mehr hat es geschadet, daß
Zwungen ist, dann wird das Verhalten des Säuglings während | dogmatisch verkündete Lehren nach relativ kurzer Zeit dürch an-
er Inanition ihm insofern einen gewissen Anhaltspunkt für die | dere abgelöst werden mußten. Ich verweise z. B. auf das, was
Schwere der Störung geben, als das schnelle Sistieren des Durch- | über die Schädigung durch Fett, durch Eiweiß behauptet wurde.
alls auf Nahrungsentziehung hin einen relativ günstigen Zustand | Doch trotz aller Irrwege hat die auf dieses wichtige Problem ver-
des Darmes anzeigt, während die Fortdauer des Durchfalls, die | wendete Forschung außerordentliche Fortschritte nicht nur- auf
nur Entleerung von Schleim und Darmsäften auf einen stär- | dem Gebiete der Ernährung und des Stoffwechsels des Säuglings
eren Reizzustand schließen läßt, der ein darmschonenderes Vor- | gezeitigt, sondern über das spezielle Problem hinaus die allge-
gehen bedingen muß, i | - | meine Pathologie befruchtet. Keineswegs ist — wie ein wenig
= In Zweifelsfällen. j is Entscheidung. öb.’ein wohlwollender Pädiater behauptet hat — „ein großer Aufwand
leichterer odar schwere Be zu... g vorhanden Bet nicht schmäblich*“ vertan. Vielmehr ist von den Pädiatern,. denen wir
fällen kann, wird man eine Art der Ernährung wählen, die der die Bearbeitung der Lehre von den Ernährungsstörungen ver-
| | danken, das Allerwesentlichste für die Bekämpfung der Säuglings-
sterblichkeit geleistet worden. ~ (Fortsetzung folgt.)
und deshalb nur mit Vorsicht diagnostisch im Sinne einer alimen-
tären Störung verwertbar sind.“ er, ©
Ich komme also zu folgendem Schluß! oo. |
Durch die genaue klinische Analyse, also,
die beschreibende Methode gelingt in der
großen Mehrzahl der Fälle eine Beurteilung
eines Grades der Ernährungsstörung und da-
mit der Aufstellung eines Heilplanes. Dieses
Ziel erreichen wir fast in jedem Falle durch
Aber auch die Beurteilung der Reaktion ist schwierig. Finkel-
Stein bezeichnet vor .allem das Verhalten des Gewichts als
bedeutsam "für die Beurteilung des normalen und des Grades der
paradoxen Reaktion. Ein gesundes Kind reagiere auf Nahrungs-
zufuhr mit Gewichtsanstieg, ein ernährungsgestörtes mit Stillstand
oder mehr, minder beträchtlicher. Abnahme. Aber demgegenüber
. lehrt die tägliche Beobachtung gesunder und kranker Säuglinge,
daß das Gewicht eine viel selbständigere, von der Ernährung in
weiten Grenzen unabhängige Bedeutung hat, als daß es in den
Vordergrund bei der Bewertung des Stadiums einer Ernährungs-
störung gestellt werden könnte. Pfaundler bemerkt zu-
treffend, daß auch ein vollkommen gesunder Säugling auf schein-
bar geringfügige Änderungen des Nahrungsregimes ` mit steilen
Schwankungen des Körpergewichts nach oben und unten reagieren
kann, daß uur-in sehr beschränktem Maße die Auffassung. zu
‚Recht besteht, daß bei größerer Nährstoffzufuhr ein in steilerer
Gewichtszunahme zum Ausdruck kommender Mehransatz erfolgt.
Sehen wir doch andererseits auch in einer ganzen Reihe von
Fällen, daß nach Verordnung der durchaus indizierten Heilnabrung
‚zunächst Gewichtsabfall sogar mit Verschlechterung .des Allge-
meinbefindens erfolgt, erst allmählich das Stadium der Einstellung
‚und des Gedeihens beginnt: ein Vorkommnis, das demjenigen,
der seine Therapie auf dem Ergebnis der funktionellen Prü-
fung aufbaut, Veranlassung geben würde, das eingeleitete Er-
nährungsregime . abzubrechen und ein anderes an die Stelle zu
wenn sie gegenüber den bisherigen Methoden verfeinert werden
wird, noch wertvolle Ergebnisse zeitigen dürfte. Der Praktiker
Sicht eingeleitete Diätetik einmal, daß man sich getäuscht hat, daß die
en Zustand angemessen angesehene Nahrung nicht vertragen
and A ann wird man daraus die Konsequenz zu ziehen haben
Die Ne dem Schwereren Zustand entsprechende Nahrung geben. -
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. oft durch infektiöse Zustände wie durch Gärungen bedingt werden `
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632
Aus dem Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Barmbeck.
Zur Diagnose und Therapie des
Lymphosarcoma intestini.
Von
-Prof.. Dr. F. Reiche.
Sarkome haben unter den — im Jejunum und lleum an
sich schon sehr seltenen — Tumoren des Darmes nur einen ge-
ringen Anteilssatz. Dementsprechend sind die diffusen infiltrie-
renden Lymphosarkome des Intestinums besondere Rari-
täten. Sie bieten zudem in erster Linie pathologisch-anatomisches
Interesse, der Erkennung am Krankenbett verschließen sie sich
nahezu ganz und ihre Therapie gilt als fast aussichtslos, da bei
dem Umfang der krankhaiten Veränderungen der chirurgische
Eingriff nur in spärlichsten Fällen mit ausgedehnten Resektionen
zum Ziel führen kann.
Ein einschlägiger auf meiner Abteilung beobachteter Fall
gab ‚uns einmal einen interessanten Hinweis auf die interne
Diagnose der im Dickdarm lokalisierten Lymphosarkome, ein
zweiter rückte die Möglichkeit einer zukünftigen wirksamen B e-
handlung dieses Leidens näher.
I. Friedrich B., 55 Jahre, aufgenommen 7. Januar 1919. Seit
Frühjahr 1918 Mattigkeit und Herzbeschwerden, zumal starkes Herz-
klopfen. In den letzten vier Jahren 35 kg Gewichtsabnahme. Seit Ok-
tober vermehrte Beschwerden, daneben Atemnot und Stuhlverstopfung;
zeitweise starke Schmerzen beim Stuhlgang, wiederholt nur Blut in
den Entleerungen. Appetit vermindert, Schlafmangel, zuletzt Ödeme.
Blässe. Lungengrenzen erweitert. Geringe Ödeme. Leib aufgetrieben,
gut eindrückbar. Die stark vergrößerte glatte Milz überragt um zwei
Querfinger Breite den Rippenbogen. Prostata etwas vergrößert, Rectum
frei. Stuhl angehalten, der auf Einlauf entleerte ist geformt und mit
Spuren blutigen: Schleimes belegt. Urin ohne Eiweiß, Zucker, Urobilin
und Urobilinogen. Temperatur 36,2 bis 37°. Puls 60 bis 80.
ii. Januar. Blutwassermann negativ. Körpergewicht 68 kg-
Hb 68%, Erythrocyten 4200000, Leukoeyten 12400. Im Sputum keine
Tuberkelbaeillen, Abdomen dauernd noch aufgetrieben, Stuhl erfolgt
nie spontan; Webersche Blutprobe stets im Stuhl positiv. Der Kon-
trasteinlauf füllt Ampulle und untere Sigmaschlinge in normaler Weise.
Zwischen S Romanum und Descendens oder in letzterem füllt sich
eine median verlagerte, stark erweiterte schlaffe ato-
nische Darmschlinge, deren Inhalt trotz fortgesetzter Füllung
stets schwappend bleibt. Eine nennenswerte Arretierung ist nicht
nachweisbar. Der weitere Dickdarm füllt sich bis zum Coecum, wobei
das Transversum wieder auffallend weit und schlaff
erscheint; wenig Haustrenbildung.
17. Januar. Temperatur normal, Puls 60 bis S4. Körpergewicht
65,5 kg. Zunehmender Verfall. Rectoskopie: in Höhe von 17 cm und
darüber sieht man überall dunkelrote, breitbasige, läng-
liche, unregelmäßig zueinander gestellte, in ihrer
Anordnung den Gyri der Gehirnoberfläche nach abgezogener Pia am
meisten ähnelnde polypöse Wucherungen der Darmschleim-
haut, die leicht bei den Bewegungen des Rohres blutet.
18. Januar. 65,5 kg. Rapider Rückgang der Kräfte. Stuhl diar-
rhoisch auf Bitterwasser und Einlauf. 21. Januar.. Seit drei Tagen
Fieber bis 39°. Dämpfung über dem rechten Unterlappen. 23. Januar.
Exitus. -
Autopsie: In der Bauchhöhle einige 100 cem gelblichen flockigen
Eiters. Mesenterialdrüsen beträchtlich geschwollen, von markiger Kon-
sistenz und graugelblicher Schnittfläche. Magen : mächtig ausgedehnt;
in seiner Schleimhaut treten die einzelnen Falten außerordentlich stark
reliefartig vor; die Magenwand ist stark, ziemlich gleichmäßig verdickt.
Dicht unter dem Pylorus ist die Mucosa des Duodenums in drei Quer-
finger Breite oberflächlich zerfallen, der Grund dieses Substanzver-
lustes ist schmutziggraugrünlich, darunter sitzt ein etwa mandarinen-
großer, vom Peritoneum glatt überzogener Tumor von weich elastischer
Beschaffenheit und hellgrauer Färbung. In der Umgebung dieser Ge-
schwulst sind die Drüsen in weichelastische bis markige hellgraue
Tumormassen bis zu Walnußgröße umgewandelt. In der Dünndarm-
schleimhaut zahlreiche teils stecknadelkopfgroße, teils größere flache
graue weichelastische Knoten; auch die Peyerschen Plaques sind viel-
fach, am stärksten in der Gegend der Klappe, von ihnen infiltriert,
Im Diekdarm nimmt Zahl und Größe der Geschwulstknoten an der
Schleimhaut noch erheblich zu; am stärksten und diffusesten wird die
Gesehwulstinfiltration im S Romanum und Rectum, wo die Schleim-
hautfalten vielfach wie am Magen reliefartig vertreten. Milz mächtig
vergrößert, weich; Gewicht 600 g; sie ist durchsetzt von sehr dicht-
stehenden, auf der Schnittfläche blaßgrauen, gut stecknadelkopfgroßen
Knötchen. Retroperitoneale Lymphdrüsen in gleicher Weise wie die
mesenterialen verändert. Leber relativ groß; auf der hellbräunlichen
Schnittfläche treten graue Knötchen und Gewebszüge hervor. Die Ton-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
-weichelastische Tumormassen umgewandelt.
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sillen und Follikel vom Rachenring sind stark geschwollen und in
Unterlappen der rechten
Lunge luftleer infiltriert, Schleimhaut der Trachea und Bronchien
geschwollen und gerötet. Mikroskopische Diagnose: Lymphosarkom
(Prof. Fahr). =
UI. Alwine .J., 32 Jahre, aufgenommen 1. März 1915. Seit der
Kindheit magenschwach mit häufigem Erbrechen und Schmerzen in
der Magengegend; früher häufig Durchfall. Seit Februar 1914 wegen
Magenleidens in ärztlicher Behandlung: Schmerzen nach dem Essen
und öfter grünliches Erbrechen; Stuhl normal, starke Abmagerung.
%.März. Körpergewicht 38,5 kg (Größe 1,65 m). Stark redu-
zierter Ernährungszustand. Viel Erbrechen. Ausgeheberter Magen-
inhalt nach Probefrühstück: freie Salzsäure 5. gebundene 23, Kein Blut,
keine Milchsäure. Leib gespannt, rechts druckempfindlich. Die Leber
ragt noch zwei Querfinger breit unter die Nabellinie, auf ihrer Ober-
fläche eine strangförmige Unebenheit. In der Medianlinie ein hühner-
eigroßer, harter Tumor fühlbar. >
15. März. Probefrühstück: Freie Salzsäure 13, gebundene 14,
Blut vorhanden, Milchsäureprobe negativ. |
24. März. Webersche Probe im Stuhl positiv.
13. April. Temperatur normal. Dauernd viel Erbrechen. 38,5 kg.
Urin stets ohne Eiweiß und Zucker. Stuhl wechselnd zwischen nor-
maler und diarrhoischer Beschaffenheit; \Webersche Probe wiederholt
damit positiv.
7. Mai. 39,2 kg. Leukocytenzahl 9400; polynucleäre Neutrophile
75,5%, kleine 17%, große Lymphocyten 6%, Eosinophile 1%, Baso-
phile 0,5%. Probefrühstück: freie Salzsäure 18, gebundene 27, Milch-
säure und Blut nicht zugegen. Das Röntgenbild nach Wismutbrei-
füllung des Magens spricht für einen extraventrikulären Tumor mit’
Verlagerung der Pylorusregion nach links und Stenosierung des Duo-
denums; Hypomotilität. *Methylenblau 0,1 in Kapsel gegeben, wird
prompt und ohne Unterbrechung ausgeschieden. Nach 100g Läyu-
lose erfolgt über viele Stunden eine, zum Teil starke, Ausscheidung
mit dem Urin. i
24, Juni. Dauernd Leibschmerzen. Hb 56%. Täglich Erbrechen.
Leib aufgetrieben, Dämpfung in seiner linken Seite. Appetit wechselnd, -
Mattigkeit und Depression.
18 Juli. 41,4 kg, 53% Hb.
Operation.
14. Juli. Propelaparotomie: Der Magen ist frei, weiteste Strecken
des Dünndarms sind von weichen Knoten diffus durchsetzt. Excision
eines Knotens und einer der stark ‚geschwollenen Mesenterialdrüsen.
Schluß der Wunde.
24. Juli. Die mikroskopische Untersuchung ergab ein Lympho-
sarkom (Prof. Fahr). Wundverlauf glatt. Große Schwäche. Liqu.
arsenic. Fowleri in steigenden Dosen. |
2. August. 40 kg. Kachexie.
13. August 1915. Entlassen mit der Anweisung, Arsen weiter zu
nehmen. Subjektiv besseres Befinden. Hb 53%.
10. April 1916. Wieder aufgenommen. Seit Januar zunehmende
Schwäche. Appetit und Schlaf gut. 39,6 kg. Geringe Ödeme an
beiden Unterschenkeln. Reduzierter Ernährungszustand. 53% Hb
im oberen Teil mehrere verschieden große
druckempfindliche Knollen. Urin frei. Kein Fieber. Injektionen von
Natr. kakodylicum. Vom 15. April ab Röntgenbestraß-
lungen des Äbdomens. 18. April. Ödeme geschwunden. 82,6 kg:
Leukoeyten 11200; polynucieäre Neutrophile 63,3%, mononucleäre 1%,
kleine 28,7, große Lymphocyten 5 %, Eosinophile 1 %, Basophile 0,3%,
Übergangszellen 0,7 %. 20. April. Sehr erhebliche Besserung. 42,0 kg:
Hb 55 %. Hatte zweimal vier Serien Röntgenbestrahlungen und jeden
zweiten Tag 0,01 Natr. kakodylicum subeutan. Sehr erhebliche Besse-
rung. Abdomen weich, ohne fühlbare Resistenzen. 51,1 kg. Entlassen.
1. November 1916. \Vieder aufgenommen. Sehr gutes Befinden.
‚Leib weich. 52,1 kg.
17. November. 52,9 kg. Ist elfmal bestrahlt.
i7. Januar 1917. Wieder aufgenommen.
weich. Bauchhaut stark pigmentiert,
schluß der Bestrahlungen entlassen.
11. Mai 1917. Wieder aufgenommen. Seit acht Wochen ein
Geschwür in den Bauchdecken. Befinden schlechter. 53,3 Kg. Kein
Fieber. Pfennigstückgroße Ulceration oberhalb der linken Leistenbeugt,
Haut der Umgebung stark entzündet. 18. Mai. Exeision des Ulus:
mikroskopisch fanden sich Zerstörung der Epitheldecke, Nekrosen und
Blutungen in der Cutis (Prof. Fahr), Wegen dieses auf Röntgen-
schädigung weisenden Befundes wurde von erneuter Bestrahlung ab-
gesehen. 5, Juni entlassen. = Ş
~ 5. November 1917. Wieder aufgenommen. Seit Juni perioden-
weise bräunliche Durchfälle Seit acht Wochen große Schwäche,
Schlafmangel, Appetitlosigkeit. Brnährungszustand stark reduziert,
Ödeme, kaum fühlbarer Puls. Temperatur 34,3%, Im Abdomen ei
über kindskopfgroßer harter Tumor, Nach wenigen Stunden Bxitus:
Autopsie: Bauchhaut bräunlich verfärbt, das Gewebe der Bauch-
decken ist auffallend derb und schwielig. In der Bauchhöhlo etwa i
trüber gelblicher Flüssigkeit.
Milz von morscher Konsistenz UN
Dauernd fieberfrei. Bittet um
Eintlassen.
Wohlbefinden. Leib
55,9 kg. 3. Februar nach Ab-
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der diffusen lymphosarkomatösen Darminfiltration ; die Mucosa ist
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. . 633
A, Die Grippe — >
Beobachtungen und therapeutische Erfahrungen aus
nr der Landpraxis.
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Dr. Ant. Klug, Distrikts- und Kurarzt,
. Freiheit-Johannisbad’ (Deutschböhmen). |
‘Die verschiedenen einander widersprechenden Angaben zur
schmutzigbräunlicher Schnittfläche; Zeichnung verwaschen, , Gewicht
190 g. Das .Mesenterium ist umgewandelt in eine Geschwulstmasse
von elastischer Konsistenz und’ hellgrauer Schnittfläche; der Tumor ist
stark durchfeuchtet. An der Schleimhaut des Darmes finden sich, zahl-
reiche flächenhafte wulstige Verdickungen, die aus hellgrauen, stark
durchfeuchteten Tumormassen bestehen. Im untersten Dünndarm er-
streckt sich diese Infiltration 40 cm von der Klappe aufwärts; in ihrer
Nähe ist der Tumor oberflächlich zerfallen.. Die.unteren Dünndarm-
schlingen sind rechts mit den Adnexen verwachsen, die Geschwulst
durchsetzt die Weichteile der rechten Beckenhälfte in großer Aus-
dehnung. Leber stark vergrößert, Gewicht 2560 g; Schnittfläche hell--
gelblich, Zeichnung verwaschen, beim Durchschneiden beschlägt 'das
Messer fettig. | | ee | ee
Während in unserem zweiten Fall gastrische Symptome
im Anfange das Krankheitsbild beherrschten, bestätigt der erste
die oft gemachte Erfahrung, daß bei den Dünndarmsarkomen eine
Schädigung des Allgemeinbefindens dem Eintritt sicherer intesti-
naler Zeichen .lange Zeit voraufgehen kann; auch. das von
R. Schmidt hervorgehobene frühzeitige Auftreten hydrämisch-
kachektischer Ödem e hatte hier statt.
Lymphosarkome finden sich überwiegend häufig im D ünn-
darm (Nothnagel), besonders in der Gegend des Ileums,
seltener auch im Dickdarm und Rectum (Kaufmann). Hier
war bei einem Patienten ‘der Dünndarm . ergriffen; bei dem
anderen waren in ihm nur sehr zahlreiche plaqueförmige Tumoren,
sehr viel ausgedehnter war der Dickdarm, zumal die Sigma-
schlinge und das Rectum befallen und die scheinbar ältesten Ver-
änderungen saßen im Duodenum, von hier aus auch auf den
Magen übergreifend. à
| Unser erster Fall nun erweist die Möglichkeit der sicheren .
Erkennung einer im unteren Dickdarm lokalisierten Lympho-
' sarkomatose mit Hilfe des Reetoromanoskops. .. Das fraglos
sehr seltene, an sich-unverkennbare Bild istin Strauß’ „Prokto-
'sigmoskopie“ noch nicht mit beschrieben, auch fand ich es sonst
nirgendwo erwähnt, Es entspricht mit den wulstigen Windungen der
Schleimhaut, die in ihrer Anordnung an die Gyri eines Kinder-
wenn auch aus der Landpraxis heraus über diesbezügliche
Erfahrungen . berichtet wird, und fühle ich mich deshalb hierzu
um so mehr veranlaßt, als meine Beobachtungen und therapeutischen
wordenen abweichen. Ä |
Rätsel ` darstellt, so ist doch nach den Ergebnissen maßgebender
— treffender gesagt — um eine zeitlich nacheinander einsetzende
Doppelinfektion bakterieller Natur mit-.ihren Folge-
erscheinungen handelt... Der von. der Krankheit befallene mensch-
liche Organismus steht. also zunächst nur einem einzigen Feinde,
dem wirklichen Grippeerreger, ‘gegenüber in, der Defensive, und
bleibt es dabei, so ist der Kampf wohl in den meisten. Fällen
bald mit dem Siege des Angegriffenen entschieden. Hierfür können
Beweis. gelten. Zur schweren Gefahr werden die Grippeerreger
genossen finden, die von außen. her sich ebenfalls auf den. ge-
fährdeten Organismus werfen oder in demselben bereits als bis-
her unschädliche Wegelagerer auf der Lauer lagen und als wahre
Hyänen des Schlachtfeldes sich nunmehr auf den durch die erste
Attacke geschwächten oder wehrlosen Gegner stürzen und ihr
‘Vernichtungswerk beginnen. F nt
‘Nach den vorliegenden pathologisch-anatomischen Publi-
kationen (Dr. Borst, Huebschmann und Andere) steht es
fest, daß die Atemwege als die Eingangspforte.
-des: Virus anzusehen sind. “Hier entwickeln sich auch die
ersten Krankheitserscheinungen als Entzündung der Näsenschleim-
haut und des Rachens, als Laryngo-Tracheobronchitis und endlich
als Pneumonie, wobei auffällt, daß der Krankheitsprozeß an Schwere
dabei-tiefdunkel und leicht lädierbar. Auch das Verhalten der
in weiter Ausdehnung erkrankten Diekdarmstrecken im Röntgen-
bild nach Eingießung des Kontrasteinlaufs ist interessant und
nicht ohne ‚diagnostische Bedeutung; sie waren erweitert, ihre
Wandungen schlaff und atonisch und es wurden damit Ver-
Bekämpfung der Grippe lassen es. wohl als gerechtfertigt erscheinen, ,
Maßnahmen in mancher Beziehung. von den bisher bekannt ge- |
Obwohl die Grippe zum Teil noch imnier ein ungelöstes
Forscher als sicher anzunehmen, daß es sich in den schweren, oft
letal endigenden Fällen stets um eine Mischinfektion, oder |
die zahlreichen Erkrankungsfälle mit raschem, günstigem Verlaufe. als |
erst, wenn sie in anderen Entzündungserregern willfährige Bundes- _
` bei ihr
änderungen erwiesen, wie sie gerade den Lymphosarkómen des
Darmes eigen sind: die Darmwand ist stark infiltriert, die Dila-
tation dabei eine '„fast konstante Erscheinung“ (Noth na g el). -
‚. Hinsichtlich der Therapie gibt unser zweiter Fall uns
wichtige Fingerzeige. Nach 1!/2jährigem Bestehen der Beschwerden
schien der Zustand der Patientin völlig desolat nnd die vorge-
nommene Probelaparotomie ergab dazu ein ausgedehntes Ergriffen-
sein weitester Dünndarmabschnitte von dem malignen Neoplasma,
sodaß ein baldiges Ableben der Kranken unabwendbar däuchte.
Eine Arsenthera pie in Verbindung mit einer systematischen
Röntgenlichtbehandlun g führte hier zu einer auf-
fälligen, in Hebung des Körpergewichts, von 32,6 bis 55,9 kg,
= Wiedereintritt der Arbeitsfähigkeit und restlosem Schwinden der im
Abdomen palpablen Tumoren sich dokumentierenden Besserung, die
fast zwei Jahre anhielt und scheinbar erst nachließ, als eine Röntgen-
Verbrennung der Bauchdecken die weitere Strahlentherapie verbot.
Nach Kaufmann ist der Verlauf des Lymphosarkoms im Darm
ID manchen Fällen ein rascher, zwei bis drei Monate umschließender,
andererseits kann es im Gegensatz zu den gewöhnlichen Sarkomen
mitunter relativ lange ohne wesentliche Störungen des Allgemein-
befindens bestehen, und auch Nothnagel hebt diese letztere
„Möglichkeit hervor. So gibt es keine feste Vorhersage für den
einzelnen Fall und: bei unserer Kranken lag sicher eine Ge-
Schwulst mit langsamem Wachstum vor; als sie aber in äußerster
Kachexie zur Operation kam, schienen ihre Tage gezählt und nur
die eingeschlagene Therapie wirkte, analog wie wir es von Lympho-
sarkomen des Mediastinums kennön, in so hohem Grade bessernd
und lebensverlängernd. o | |
Von einer Methode, mit der dieses erreicht:wurde, darf man
er sicher zu erwartenden weiteren Vervollkommnung noch
rößeres erhoffen.
von außen nach innen ein progressives Bild darbietet und dabei
‘außerdem noch als besonderes Merkmal die Neigung zu
Blutungen zeigt.
‚Meine Beobachtungen am Krankenbette haben mich zu-
nächst zur Überzeugung gebracht, daß diese Blutungen
in erster Linie dem primären eigentlichen
Grippeerreger zuzuschreiben sind, daß also derselbe
befähigt ist; Schädigungen der Blutgefäßwände hervorzubringen,
welche streng lokalisiert, das heißt genau beschränkt und abge-
grenzt sind auf.den speziellen Ort der Anwesenheit, respektive der
Einwirkung dieses Virus. Ferner habe ich den Eindruck. ge-
wonnen, daß die Nasenschleimhaut das allererste
Gebiet ist, auf dem der primäre Krankheits-
erreger seine schädigende Tätigkeit beginnt,
daß ferner derselbe von hier aus weiter durch
den Einatmungsluftstrom in die tieferen Luft-
wege gelangt, und daß schließlich auch eine
weitere Infektion durch den primären Grippe-
erreger auf dem Wege der Blutbahn möglich
ist, — Eine Bestätigung hierfür ersehe ich aus folgenden Beob-
.
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wobei außer Fieber, das auch mitunter fehlte, keine andere sub-
jektive oder objektive Krankheitserscheinung vorhanden war. In
diesen Fällen fand ich bei der Inspektion des Rachenräumes, bei
Fehlen jeglicher Entzündungsrötung, des Öfteren am Gaumensegel,
seltener am Zäpfchen oder an der Rachenwand scharf von
der noch völlig normal aussehenden Umgebung
sich abzeichnende, mit Blut vollgepfropfte, :
kleinste Blutgefäßverzweigungen, einzeln, seltener
in der Mehrzahl und.von geringer, zirka linsengroßer Ausbreitung‘
Diese wie künstlich injiziert sich ausnehmenden, hyperämischen
Blutgefäße machten ` den Eindruck der Sta se, was ja ein all-
. ABS erstes Krankheitssymptom besonders bei Kindern präsen-
‘tierte sich häufig ein mehr weniger heftiges Nasenbluten,
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gemeines Merkmal der Entzündung ist. Die Annahme, daß eine
derartige, sich scharf abhebende Blutstockung von
geringer Ausdehnung sich auch an irgendeiner Stelle der Nasen-
schleimhaut vorfand und infolge Berstens der Gefäßwand die Ur-
sache zum:Nasenbluten abgab, lag jedenfalls nahe. In dieser
Annahme wurde ich ‚bestärkt, als ich in mehreren Familien, wo
ein ausgesprochener Grippefall mit Nasenbluten vorlag, auch die
übrigen, noch gesund und wohl sich fühlenden Familienmitglieder
daraufhin untersuchte. Da konnte ich nicht selten bei dem einen
oder anderen Zimmergenossen, der erst später an unzweifelhafter
Grippe mit Nasenbluten erkrankte, konstatieren, daß auch hier
bereits an irgendeiner Stelle des Rachenraumes eine derartige
scharf abgegrenzte Blutgefäßerweiterung von geringer Ausbreitung
zu finden war. In zwei Fällen von Blutspucken bei beginnender
Grippe konnte ich mich direkt überzeugen, daß die noch bestehende
Blutung aus den stark hyperämisierten 'Blutgefäßen des Zäpfichens
stammte, Ich bin deshalb zu der Ansicht gelangt, daß zu der
vor oder zu, Beginn der ausgesprochenen Grippeerkrankung ein-
setretenen Nasenblutung ebenfalls eine derartige, streng lokali-
sierte Blutgefäßerweiterung an irgendeiner Stelle der Nasenschleim-
haut den Anlaß gab und daß diese wiederum einen Effekt der
Tätigkeit -des eigentlichen Grippeerregers
darstellt. Eine direkte Bestätigung derartiger Blutgefäßver-
änderungen in der Nasenschleimhaut vor oder zu Beginn der
Grippeerkrankung noch vor Eintritt diffuser Entzündungsrötung
könnte wohl von den Nasenspezialisten erbracht werden,
Ferner sah ich Nasenblutungen häufig während des. weiteren
. Verlaufes der Grippeerkrankung, sogar S bis 14 Tage nach Ab-
lauf einer Grippelungenentzündung rezidivieren, wobei die An-
nahme einer durch Blutdrucksteigerung bedingten Blutung durch
das Fehlen derselben hinfällig war. Dies ließe auf einelange
Persistenz und Wirksamkeit der primären
Krankheitserreger in der Nasenschleimhaut
schließen.
Ist man aber berechtigt, die gefundene bis zur Hämorrhagie
führende Blutgefäßerweiterung in den obersten Luftwegen als Effekt
des eigentlichen Grippeerregers anzusprechen, so kann aus der
auch von Anderen gemachten Beobachtung, daß nach der ein-
eetretenen und gewöhnlich mit Fieber verbundenen Nasenblutung
die ganze Erkrankung ohne weitere Komplikation oft ein rasches,
günstiges Ende nehmen kann, geschlossen werden, daß das
primäre Virus im allgemeinen nur diese ge-
wöhnlieh von Fieber begleitete pathologische
Veränderung an den Blutgefäßen hervorzu-
rufen vermag. Alle weiteren Krankheitser-
scheinungen wären auf das Konto der sekun-
dären Entzündungserreger zu Setzen.
Ist dies der Fall, dann ist auch die bei den schwereren Formen
pathologisch-anatomisch konstatierte, bis zur Hämorrhagie ge-
steigerte Hyperämie der tieferen Luftwege vom Kehlkopf bis in
die Lungenbläschen, wohin ja das primäre Virus von der Nase
aus mit dem Einatmungsluftstrom leicht gelangen kann, auf
Rechnung dieses primären Krankheitserregers zu setzen, während
die weiteren Krankheitserscheinungen der Eiterung und Sepsis
anderen: Krankheitskeimen zur Last gelegt werden müßten.
- Ferner müßte aber auch den primären Grippeerregern die
Fähigkeit zugemutet werden, nach der von ihnen bewerkstelligten,
zur lokalen Hyperämie, Stase und schließlich zum Blutaustritt
führenden Gefäßläsion auch in die Blutbahn und damit
auch in die Blutgefäße eines entiernteren Organs gelangen zu
können, wo sie am Orte ihrer Festhaftung abermals streng lokalisiert
ihre zur Läsion der Gefäßwand führende Tätigkeit beginnen, re-
spektive dieselben Krankheitserscheinungen in Form von Fieber,
Hyperämie bis Hämorrhagie erzeugen könnten. Während aller-
dings in der Nase die Gefäßschädigung durch das Virus nach der
Infektion durch die Außenluft von. außen und innen erfolgt, so
müßte nach der Verbreitung desselben auf dem Wege der Blut-
bahn die schädigende Wirkung auf die Gefäßwände von innen
nach außen stattfinden. Dies stimmt überein mit der von O bern-
dorfer nachgewiesenen Arteriitis, welche er als eine an
der Intima beginnende und auf eine Schädigung durch den Grippe-
erreger zurückzuführende Gefäßveränderung erklärt.
“ Die Möglichkeit dieser hämatogenen Infektion
durch den Grippeerreger ist also vorhanden und könnten die
pathologisch-anatomisch aufgedeckten multiplenBlutungen
in den Meningen, im Gehirn (Hirnpurpura), in den Nieren, Neben-
nieren, Muskeln, serösen Häuten ‚und Schleimhäuten und teilweise
auch in den Lungen darauf bezogen werden, besonders aber in
jenen Fällen, wo keine weiteren Befunde einer sekundären septico-
pyämischen Entzündung vorlagen. As 3
Die Art des therapeutischen Eingreifens ist also im
allgemeinen bestimmt durch die Auffassung der Grippe als einer
durch einen specifischen Krankheitserreger bedingten Infektions-
krankheit, deren schwerste Formen einer Doppelinfektion mit
anderen Entzündungserregern zuzuschreiben ist, für welche das
primäre Virus durch die Gefäßläsion ein äußerst günstiges Terrain
schuf. Ob dasselbe der Pfeiffersche Influenzabacillus oder ein
anderes noch unbekanntes Virus ist, erscheint für die einzuschlagende
Therapie weniger wichtig, als die Erkenntnis des ersten, normalen
Ansiedlungsortes des primären Krankheitserregers, respektive seiner
Einbruchspforte, weil mit der möglichst raschen Beseitigung des-
selben und der durch ihn gesetzten Gewebsschädigung auch der
schweren Gefahr der Sekundärinfektion entgegengearbeitet wird.
Meine Ansicht, daß es de Nasenschleimhaut ist, wo
das primäre Virus sich zu allererst festsetzt und von wo es erst
durch die Inspirationsluft in die tieferen Atmungswege und unter
Umständen auch in die Blutbahn gelangen kann, bestimmte mich,
diesem Aufmarschgebiete meine besonderen therapeutischen Maß-
nahmen zuzuwenden.
Von den anderweitig empfohlenen desinfizierenden Nasen-
spülungen nahm ich Abstand, dagegen wandte ich behufs Er-
zielung eines längeren Haftens an der Nasenschleimhaut und damit
einer kontinuierlichen Einwirkung ein Schnupfpulver an,
das zunächst aus Bolus alba bestand, das ich später noch mit
Calcium laetieum und einem Zusatz von 5 % Peroxyd
kombinierte. Dureh Bolus alba, ein bei Dysenterie bewährtes
Mittel, bezweckte ich ein mechanisches Festhalten und Einhüllen
der auf die Nasenschleimhaut gelangten Grippeerreger. Durch
die in Bolus alba zu 45 % enthaltene Kieselsäure, sowie durch
das lösliche Kalkpräparat strebte ich auf Grund ihrer, die Wider-
standsfähigkeit der Blutgefäßwände erhöhenden Eigenschaft das
Eindringen des Virus in diese zu verhindern, während die hervor-
ragende Desinfektionskratt des Peroxyds direkt auf die Abtötung
des Grippeerregers gerichtet war.
Dieses Schnupfpulver bewährt sich nach meiner Erfahrung
zunächst als ein vorzügliches Prophylaktiecum gegen die
Grippe, wie ich an mir selbst und vielen anderen, die durch
unmittelbaren beständigen Verkehr mit Grippekranken‘ dieser Er-
krankung stark ausgesetzt waren und bei fleißigem, reichlichem
Gebrauche dieses Pulvers dennoch von der Grippe verschont
blieben, ersehen kounte. Es empfiehlt sich also, dieses Schutz-
mittel möglichst frühzeitige und reichlich bei drohender Infektion
anzuwenden — zum mindesten aber Bolus alba für sich allem,
das ja überall leicht zu beschaffen ist.
Dieses Mittel ließ ich aber auch nach Ausbruch der Grippe
während des ganzen Krankheitsverlaufes anwenden, da nach
meinen obigen Ausführungen eine lange Persistenz des Grippe-
erregers auf der Nasenschleimhaut anzunehmen ist. Beim Ver-
gleiche mit meiner früheren Behandlungsmethode ohne gleichzeitig
fortgesetzte Nasenbehandlung: erhielt ich den. Eindruck eines gun-
stigeren Verlaufes der Krankheit mit selteneren schweren Kom-
plikationen. EIN.
Die lokale Behandlung der Nase bietet also die Möglich-
keit einer direkten Eliminierung des hier an-
sässigen Grippeerregers und gewährleistet einen weit- -
gehenden Schutz gegen die Grippe und eine radikale Behandlung
derselben, solange die Grippeerreger sich nur im der Nasen-
schleimhaut eingenistet haben. Ist aber die Invasion bereits darüber
hinaus in die tieferen Atmungswege gediehen, so läßt sich von
einer lokalen Therapie der befallenen Teile nur noch ein gewisser
Erfolg erwarten, solange das Virus den Kehlkopf nicht überschritten
hat. So ließen sich bei bestehender Pharyngitis noch oft gute
Resultate durch desinfizierende Gurgelungen mit gleichzeitig fort-
gesetzter Anwendung des Schnupfpulvers erzielen, indem die ganze
Erkrankung mit dem Abheilen des Rachenkatarrhs abgelaufen wat
Was die interne Therapie bei bereits ausgebrochener
Grippe anbelangt, so fordert zunächst das Fieber und der 8°
wöhnlich intensive Kopfschmerz Gegenmaßregeln. Nachdem
ein ausgiebiger Schweißausbruch auf diese Symptome, wie über-
haupt auf den weiteren Krankheitsverlauf einen äußerst günstigen
Einfluß zeigt, so ergibt sich daraus die Notwendigkeit, eine mog-
lichst frühzeitige und intensive Transpiration zu erzeugen
und durch mehrere Tage zu erhalten, was außer durch Packungeh;
Kreuzwickel und schweißtreibenden Tee durch verschiedene Salieyl-
t
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> ii ie
Ad
TE möglichst günstigen Resultates. im allgemeinen etwas höher zu
$ dosieren sind. = E a a T,
OE Von der Darreichung von Chinin als Fiebermittel. sah ich
© , weniger Vorteil für den. gesamten Krankheitsprozeß. Dies war
um so auffallender, als in dem von mir geleiteten Malariaspital
bisher keine Grippeerkrankung auftrat, was übrigens ‘auch von
sehen, solange es in reichlicher Menge den Organismus über-
schwemmt, wie es bei der Malariabehandlung der Fall ist —
gegen die bereits ausgebrochene Grippeerkrankung ist es aber
von geringer Wirksamkeit. ER BE
Von besonderer Wichtigkeit halte ich es, gleich beim ersten
Auftreten von Husten, selbst schon beim bloßen Vorhandensein
von „Kratzen“ im Rachen und in den oberen Luftröhren sofort
oder Kodein beizufügen. Damit. wird einesteils durch Unter-.
| drückung des Hustens -einer forcierten Aspiration des Grippe-
~ _`_ erregers in die tiefen Luftwege' vorgebeugt, andererseits aber -auch
eine Blutdrucksteigerung durch die, öft zum Krampfhusten ge-
steigerten Hustenstöße vermieden, wodurch die Gefahr. einer.
Blutung aus den . dur
vermindert wird. - ` |
Die Gefahr einer Blutdrucksteigerung besteht aber. auch ‘bei
unbedingt zu beheben ist, was aber oft energischer Maßnahmen
„bedarf. oo D |
= Die durch das primäre Virus hervorgerufene Blutgefäßläsion
A nicht bloß in den Luftwegen, sondern auch in anderen Organen,
`= wohin dasselbe durch den Blutstrom gelangen kann, legt den Ge-
danken einer internen Kalk-Kieselsäure-Medi-
kation nahe. Es ist ja erwiesen, daß: einerseits eine Erhöhung
-< des Kalkgehaltes der Gewebe den Grad der Gefäßdurchlässigkeit
“ee und die von ihr abhängigen Transsudationsvorgänge vermindert,
ei ebenso andererseits, ‘daß die Kieselsäure dem Bindegewebe und
| „damit den Gefäßwänden eine erhöhte Widerstandskraft zu geben .
‚vermag und außerdem noch eine Vermehrung der weißen Blut-
tigsten Schutzkräfte desKörpers gegen Infektions-
dl - Körperchen, der wich
Aj _ krankhbeiten, anregt. Daraus muß sich für diese beiden Stoffe eine
r | besondere Wichtigkeit in der Prophylaxe gegen die gegenwärtige
‚ Grippeepidemie ergeben. Aber auch nach Ausbruch der Krank-
heit muß auf eine hinreichende Zufuhr von Kalk und Kieselsäure
noch nicht ergriffenen Blutgefäßen zur Geltung kommen und da-
durch einer noch ausgedehnteren Erkrankung des Blutgefäßsystems
vorgebeugt werden kann. ` ` | |
Meine Kalktherapie bestand in der Anwendung von Calcium
' geachtet werden, da ‚der dadurch zu erreichende prophylaktische
i -Schutz gegen entzündliche ‚Gewebsschädigung wenigstens an den
Ar.
l chloricum und - Calcium lacticum, während ich die:
A Kieselsäure dureh reichlichen Teegenuß von Herba Equiseti
Mi und Polygoni dem Körper zuführte. Infolge des gegen-
| z wärtigen Mangels an den genannten löslichen Kalkpräparaten
A mußte ich oft zu einem Ersatzpräparat greifen in der Form von
} . präparierten Austernschalen, die ja 50°, Caleiumoxyd und 1%,
y Kieselsäuredioxyd enthálten, Bezüglich der therapeutischen Wirk-
p} samkeit der Kieselsäure kann ich auch auf die bei Influenza be-
} Ælts in früheren Jahren mit bestem Erfolge angewandte Zufuhr
nE yon gelöster Kieselsäure durch dens Glashäger-Kiesel-
n br unnen hinweisen. Jedenfálls habe ich seit der Durchführung
der Kalk-Kieselsäuretherapie nicht -mehr beobachtet, daß
Schei nbarleichteGrippefälle plötzlich lebens-
gefährlich wurden , was früher eine nicht seltene, unan-
genehme Überraschung war. nn: oo.
2 Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, daß die
chwere der gegenwärtigen Grippeepidemie, respektive die Disposition
a dieser Erkrankung sehr. wohl mit der ungünstigen Ernährung
es Volkes zusammenhängen kann, indem gewisse Stoffe in zu
Be Menge dem Organismus einverleibt werden. Danach
aun man in der mangelhaften Milchzufuhr ein wichtiges Moment
‚ST zu geringen Kalkzufuhr und damit eine disponierende Ursache
zur Grippeerkrankung erblicken. |
For Besondere therapeutisch® Maßnahmen erfordern die schweren
i mi der Grippe, welche das Bild hochgradiger Kreis-
= sch wäche und Vasomotorenlähmung erkennen.
die n. Von verschiedener pathologisch-anatomischer Seite wurde auf
~v ünregelm äßige Blutverteilumg im Körper, be-
ER ED
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 9...
präparate erreicht werden kann, die aber zur Erzielung eines
anderen Malariaspitälern berichtet wird. Man kann also in dem.
Chinin wohl ein vorzügliches Propbylakticum gegen die Grippe
den Fiebermitteln einen narkotischen Zusatz von Morphium
ch : das Grippevirus: lädierten Blutgefäßen
© der Stuhlverstopfung, die bei.der Grippe oft besteht und
sonders auf die häufige Überfüllung der Splanchnicus-
gefäße hingewiesen und der .erfolgte Tod als ein Tod infolge
Versagens der Vasomotoren gedeutet. Meine, auch
von ‚anderer Seite am Krankenbette gemachte Beobachtung, daß
die Schwere des Krankheitsbildes z. B. bei Lungenentzündung oft
nicht mit der geringen Ausbreitung. derselben zu erklären war
und. die bedeutende ’Cyanose auch. nicht auf, Rechnung einer
mangelhaften Herzleistung gesetzt werden konnte, führte zur Ver-
mutung,. daß nicht bloß örtlich bedingte, toxisch-infektiöse Gefäß-
.schädigungen vorliegen, sondern daß die Circulationsstörungen
‚teilweise central ausgelöst sein konnten durch Lähmung: oder
Reizung des Bluütgefäßcentiums ‘durch den Grippeerreger oder
seine Bundesgenossen respektive deren giftige Stoffwechselprodukte.
„Gegen diese schweren Kreislaufstörungen, die so.oft einen
‚überraschend schnellen, letalen Ausgang nahmen, waren nach den
vorliegenden Berichten und meinen ‘Erfahrungen die. üblichen
therapeutischen Maßnahmen. wie .Digitalis, Coffein, Campher,
‚Adrenalin, Aderlaß usw. wirkungslos. Dieses niederdrückende
‚Gefühl‘ der therapeutischen Machtlosigkeit veranlaßte. mich, ein.
anderes, bisher von keiner Seite empfohlenes Mittel anzuwenden,
um der durch die Lähmungserscheinungen an der Gefäßmuskulatur
bedingten, lebensgefährlichen Kreislaufstörung beizukommen. Es
ist dies das Strychnin, und habe ich damit so frappante Heil-
erfolge auch in anscheinend verlorenen Fällen erzielt, daß ich
glaube, daß dieses Medikament sich bald allgemeine Anerkennung
in der Grippetherapie erringen wird. © | |
Durch die bekannte Fähigkeit des Strychnins, den Er-
regungszustand der Vasoconstrietorencentren zu steigern, wird eine
Blutgefäßverengerung, und zwar hauptsächlich im Splanchnicus-
| gebiete herbeigeführt, . Da, . wie .bereits.erwähnt, gerade diese Ge-
füße am häufigsten erweitert und überfüllt vorgefunden wurden,
so erschien die Anwendung des Strychnins theoretisch begründet
‚und hat sich, wie ich in vielen Fällen meiner. Praxis sehen konnte,
‚auch praktisch durch Behebung der das Leben bedrohenden Ge-
fäßlähmung bewährt, N Daka wen AN
‚Das Strychnin verordnete ich zuerst in Form der Tinctura
Nucis vomicae, ging aber bald. behufs Erzielung einer ge-
naueren Dosierung zur Verabreichung des Stryehninum
nitricum in Pilen zu 0,002 über, von denen ich durchschnittlich
täglich sechs bis zehn Stück gab. In schweren Fällen wandte ich
das Strychninum nitricum subeutan in Dosen von 0,003 bis 0,005
an, wödurch eine raschere Wirkung erzielt wurde. : Schädliche
Wirkungen habe ich bei dieser Dosierung trotz tagelanger (8 bis
14 Tage) Fortsetzung nie gesehen; immerhin wird man sich bei
der Notwendigkeit höherer ‘Dosen vor Augen zu halten haben,
daß die maximale Einzeldosis des Stiychninum nitricum 0,007 g;
die maximale Tagesdosis 0,02 beträgt,
häufen kann. | a En
‚ Die Strychnintherapie ergab durch Behebung der Cireulations-
störung äußerst günstige Resultate sowohl bei bestehender Lungen-
entzündung, wie ‚bei Krankheitserscheinungen, die eine schwere
Erkrankung des ‘Gehirns annehmen ließen. So erzielte ich in
mehreren Fällen mit heftigen Kopfschmerzen, central bedingter
beiderseitiger Schwerhörigkeit, Verwirrtsein und Delirien zunächst
eine rasche Besserung des Hörvermögens,. woran sich in den
nächsten Tagen ein Verschwinden der übrigen Gehirnsymtome bis
zur vollen Heilung anschloß. In.diesen und ähnlichen Fällen.
konnte entsprechend den obenerwähnten anatomischen Gehirn-
befunden. wohl eine Rückbildung einer bestehenden, vielleicht
schon bis zur Hämorrhagie gediehenen Hyperämie oder einer
Purpura haemorrhagica angenommen werden. |
: Die günstige Heilwirkung des Strychnins auf die schweren
Circulationsstörungen und damit auf.den ganzen Krankheitsprozeß
veranlaßte mich, dasselbe schon frühzeitig, noch vor Eintritt der-
selben, also gleich zu. Beginn der Erkrankung zu. verordnen, indem
ich täglich‘ sechs Pillen verabreichte, die ich bei schwerem Verlaufe
entsprechend vermehrte respektive durch Injektionen ersetzte, Eine
auffallend günstige. Einwirkung auf den Krankbeitsverlauf ließ
sich keinesfalls erkennen. >
Zusammenfassend kann ich also: meine Grippetherapie kurz
präzisieren in der Notwendigkeit: | ee
1. einer lokalen Behandlung der. Nasenschleimhaut als ersten
Ansiedlungsgebietes des Grippeerregers durch Bolus-
:präparate; = Er Zn “2 n
ebenso, daß die Ausscheidung
des Strychnins durch den Harn ungemein langsam erfolgt, sodaß
. bei- lange fortgesetztem Gebrauche dasselbe sich. im Körper :an-
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. einer Erhöhung der allgemeinen Widerstandsfähiekeit der
Blutgefäßwände durch die kombinierte Kalk-Kieselsäure-
medikation; |
der Durchführung einer energischen Schwitzkur:
der strengen Regelung der Darmentleerung und |
der Bekämpfung der Circulationsstörungen durch Strychnin.
3.
4.
D
Aus der Prosektur des Garnisonspitals Nr. 1 in Wien.
Über postdysenterische Mastdarmerkrankungen.
Von
Priv.-Doz. Dr. Eduard Miloslavich, Wien.
Die ungemein starke Verbreitung der Ruhrerkrankung wäh-
rend des Weltkrieges ließ, bei Betrachtung des Obduktionsbildes
der dysenterischen Darmveränderungen und der Heilungsvorgänge,
schwere zurückbleibende krankhafte Prozesse des untersten Dick-
darmabschnittes, besonders des Rectums, vermuten. Das nahe-
liegendste erschien eine narbige Verengerung des Lumens oder
tiefgreifender geschwüriger Zerfall.
Die relative Unbeweglichkeit des Mastdarmes mit seinem
stagnierenden Kotinhalt ist zum Teil mitbestimmend für die
schweren und schwerheilbaren Veränderungen dieses Organs, bei
dem. die chronisch entzündlichen Prozesse nach Durchsetzung und
teilweiser Zerstörung aller Wandschichten auch in das umliegende
Gewebe hineingreifen und zu beträchtlicher schwieliger Ver-
diekung des periproktalen Bindegewebes führen. Der langsam
fortschreitende und tiefgehende ulceröse Zerfall des Rectums
einerseits, die reparatorischen Vorgänge andererseits mit höher-
gradiger Bindegewebsproliferation in der Darmwand selbst, im
Zusammenhang mit einer schwieligen periproktalen Bindegewebs-
entwicklung können leicht zu einer irrigen Auffassung des kli-
nisch erhobenen Befundes führen. So gelangten in den letzten
Tagen nacheinander zwei Fälle mit der klinischen Diagnose Mast-
darmkrebs zur Obduktion, die einige Monate vorher wegen Neus-
erscheinungen operiert (Anus praeternaturalis) wurden. Ich lasse
die Krankengeschichten beider Fälle in kurzem Auszuge folgen:
Fall 1. 32jähriger Wachtmeister. Erkrankte am 16. August
1917 im Felde an Ruhr und ging nach dreimonatigem Spitalaufent-
halt Ende November 1917 ins Feld ab. Drei Tage darauf erkrankte
er neuerlich, kam aber erst im Mai 1918 in Spitalbehandlung und ge-
langte anfangs Juni 1918 im operierten Zustande in Wien an.
Status praesens: Hochgradig abgemagert und schwach; Brust-
und Bauchorgane ohne Besonderheiten. In der linken Unterbauch-
gegend ein unzureichender Anus praeternaturalis. — Rectalbefund:
Polypöses Rectumcarcinom mit Verwachsung gegen das Kreuzbein und
der Blase mit vollständigem Verschluß des Lumens. Insuffiziente
Kolostomie.. Anlegung einer neuen Kolostomie oberhalb der alten.
Aus dem Dekursus entnimmt man, daß während des ganzen
Krankheitsverlaufes aus dem Anus praeternaturalis eitrigschleimige
Stühle, besonders reichlich in den letzten Tagen, entleert wurden.
Von seiten der Harnblase traten keine Störungen auf. Unter zu-
nehmendem Kräfteverfall erfolgte nach 71/2 Monaten des Spitalauf-
enthalts der Exitus.
Die anatomische Diagnose lautete: Hochgradiger strikturierender
und ulceröser Zerfall des Mastdarmes mit schwieliger Periproktitis bei
chronischer Dysenterie. — Kolostomie. — Rezidivierende hämorrha-
gisch-ulceröse Dysenterie des proximalen Dickdarmabschnittes. — Con-
fluierende Lobulärpneumonie des linken Unterlappens. — Hochgradige
braune Atrophie der Innenorgane. — Hochgradige Kachexie.
. Die genaue Besichtigung der Beckenorgane ergab folgenden
Befund: -4t/, cm oberhalb des Analringes in einer
Ausdehnung von ungefähr il cm ist das Darm-
lumen stark verengt, nach unten wallartig
scharf abgegrenzt, nach oben zu allmählich
indasetwaserweiterte Colon sigmoideum über-
gehend. Im Bereiche der Striktur ist die
Schleimhaut zum Teil ulcerös oder narbig,
zum Teil wulstig, mitBildung kleiner submu-
cös gelegenerAbscesse und kleinerin das stark
schwielige perirectaleBindegewebe führenden
Fisteln. Die Darmwandungen sind stark, zum
Teil muskulär, zum Teil schwielig verdickt
Die-angrenzende Schleimhaut des Sigmas ist
mit zahlreichen kleinen Polypen bedeckt, von
hier bis zum Anus praeternaturalis (gebildet vom Colon trans-
versum in der Nähe der Flexura lienalis) enthält die Schleimhaut
zahlreiche pigmentierte Geschwürsnarben und kleine in Ausheilung
Br, »
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 96,
N
begriffene Geschwüre. Proximalwärts des unnatürlichen Afters
bis zur Valvula coli ist die Schleimhaut gerötet, auf den Falten-
höhen ekchymosiert, zum Teil mit kleinsten Geschwürchen bedeckt.
Epikrise. Der 32jährige Mann erkrankte anderthalb
Jahre vor dem Tode an Ruhr und wurde ein Jahr darauf wegen
Erscheinungen einer Darmstriktur kolostomiert. Die Rectalunter-
suchung ergab damals ein polypöses, strikturierendes Reetum-
carcinom mit Verwachsungen gegen das Kreuzbein und der Harn-
blase. Während der letzten Monate der Erkrankung, besonders
zuletzt, wurden schleimigeitrige Stühle entleert. Bei der Obduk-
tion fand man eine hochgradige Striktur des Reetums mit ge-
schwürigem Zerfall und narbiger Verdickung seiner Wandungen
nebst fistulöser und schwieliger Periproktitis bei einer in Aus-
heilung begriffenen Dysenterie des unteren Dickdarmabschnittes.
Im proximalen Teile des Dickdarmes trat eine frische rezidivie-
rende ulceröse Dysenterie auf.
Die schwere Mastdarmaffektion bei dem stark kachektischen
Mann wurde vom Kliniker als Careinom aufgefaßt und behandelt.
Fall 2. 48jähriger Landsturminfanterist. Am 28. August 1918
wegen lleuserscheinungen operiert gewesen, hierauf normale Stuhlent-
leerungen. Sonst aus der Krankheitsgeschichte keine weitere Daten
eruierbar. Seit ungefähr drei Monaten wegen Mastdarmkrebs in Spital-
behandlung. Drei Tage vor dem Tode bekam er heftige Bauch-
schmerzen und unter Kollapserscheinungen trat der Tod ein.
Anatomische Diagnose lautete: Frische fibrinöse Peritonitis bei
hochgradiger Striktur des Rectums nach chronischer Dysenterie und
bei frischer Periproktitis (Durchwanderungsperitonitis). — Rezidivie-
rende pseudomembranöse Kolitis und chronische, zum Teil katarrha-
lische Enteritis des Ileums und des distalen Drittels des Jejunums (chro-
nische Dysenterie). — Fettige Degeneration des Myokards. — Trübe
Schwellung der Leber. — Partielle Infareierung der rechten Neben-
niere bei Thrombosierung der rechten Vena suprarenalis. — Anus
praeternaturalis sacralis.
Auszug ausdem Obduktionsprotokoll: Im Rectum 3!/, cm
oberhalb des Analringes eine auf 4cm lange
Strecke für ein Federkiel kaum passierbare
Stelle, in deren Bereich die Darmoberfläche
exulceriert und zerfallen ist. Die Wandungen
erschienen daselbst unterminiert und zum
Teileitriginfiltriert. Das umgrenzende Becken-
bindegewebe narbig verdickt und mit der
Rectumwand. fest
verlötet (siehe Abbil-
dung). Im Douglasraum ist
das Peritoneum, besonders
an der Umschlagstelle des
Rectums stark gerötet, ek-
chymosiert und mit frischen
Fibrinnetzen bedeckt. — Die
Wandungen des Dick- und
Dünndarmes - pergament-
artig, leicht brüchig. Die
Schleimhaut des gesamten
Dickdarmes, hauptsächlich
im distalen Abschnitt ge-
quollen, gerötet und teil-
weise mit leicht abstreif-
baren Belägen bedeckt. Die
Schleimhaut des Ileums und
untersten Jejunums diffus
Schwarzgrau pigmentiert
und verdickt, im distalen
Teil etwas gequollen und
gerötet.
Epikrise. Aufdem
Boden einer chronischen
Dysenterie entwickelte sich
allmählich eine, einerseits
zeriallende, andererseits
strikturierende 4cm lange
Geschwürsbildung mit mäch-
tiger schwieliger Verdickung
des periproktalen Bindege-
webes. Klinisch führte das
Bild zur Annahme eines
Mastdarmkrebses,.
Der übrige Darm, und zwar
und der unterste Teil des Jejunums
der gesamte Dickdarm, nE
wiesen das Bild einer chronische
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An
99. Juni.
r
Doe e = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
1
Dysenterie auf. In den letzten Tagen vor dem Tode trat ein
akutes Rezidiv des dysenterischen Prozesses auf und im Verein
mit dieser eine entzündliche Durchsetzung des perirectalen Gewebes
mit Beteiligung des Beckenperitoneums, worauf eine allgemeine
Peritonitis folgte. 2ER |
Beiden Fällen gemeinsam ist die beträcht-
lich strikturierende, narbig uleeröse Proktitis
und schwielige Periproktitis beim Vorhanden-
sein einer chronisch-ulcerösen Dysenterie des
distalen Diekdarmabschnittes. Kurz vor dem
Tode trat ein Aufflackern des dysenterischen
Prozesses auf Die Verengerung des Darmlumens war in
beiden Fällen eine höhergradige und besonders analwärts fast
scharf abgegrenzt, die schwielige' Induration des periproktalen
Bindegewebes war. gleichfalls eine beträchtliche. Im Vordergrunde
des mikroskopischen Bildes stand in beiden Fällen eine mächtige
Bindegewebsproliferation. ‚Die kleinen Gefäßäste erschienen von
rundzelligen und stellenweise plasmacellulären Infiltraten begleitet.
Am Epithel fand man nirgends atypische Wucherungen, wohl aber
eine stärkere Schleimproduktion. Die bakteriologische Untersuchung
‘ fiel; in bezug auf Dysenterie, in beiden Fällen, wie dies bei der
langen Dauer des Prozesses zu erwarten war, negativ aus.
Anatomisch charakterisiert sich der Krank-
heitsprozeß. durch eine zum Teil ulceröse,
größtenteils aber narbige Beschaffenheit der
Darmoberfläche imBereiche der stenosierenden
Stelle
weiteStrecken unterminiert und enthielt kleine
Die Submucosa war in einem Falle auf
biserbsengroße submucöse Abscesse, ein Befund,
den man bei chronischer Dysenterie, besonders des unteren Dick-
darmteiles, nicht so selten findet., An mehreren Stellen
drangen diesubmucösen Gängeindas perirectale,
Bindegewebe ein. Die Submucosa sowie die
äußeren Wandschichten sind beträchtlich ver-
diekt, von schwieligem Gewebe durchsetzt. und
von.diesem zum Teilauch ersetzt. Das periprok-
tale Bindebewebeist stark verbreitet, derb und
schwielig, mit der Darm- und Beekenwand fest
verlötet, enthält auch kleine, nicht tief reichende
fistulöse Gänge (schwielige Periproktitis). Das
Auftreten der Mastdarmerscheinungen nach
Ablauf der akuten Ruhrerkrankung, der Nach-
weis des noch bestehenden chronischen dys-
enterischen Prozesses in der übrigen Diekdarm-
s’
schleimkaut, sowie der anatomische Charakter
der Mastdarmaffektion selbst, nebst Be
oder
‚jeglicher Zeichen. |
'luetischen Erkrankung, läßt die Dysenterieals
‚ätiologischen Faktor
einer tuberkulösen
dieser Affektion mitaller
Sicherheitannehmen. | | |
Eine analoge hierhergehörige Beobachtung stammt von.
Brüning), Ein 22 jähriger Soldat'erkrankte im Dezember 1917 in
Mazedonien an Malaria tropica und an akuter Dysenterie. Die letztere
ging allmäblich in ein chronisches Stadium über und rezidivierte
häufig. Ende März 1918 traten Erscheinungen eines Darmverschlusses
auf.. Bei der. rectalen Untersuchung tastete man eine im Darm-
Tumen ringförmig vorspringende Resistenz, in deren Mitte die
Fingerkuppe . kaum eindringen konnte und man fühlte dann eine
harte, bröckelige Oberfläche. Der Untersuchungsbefund entsprach
dem bei einem Rectumcareinom. Bei der Obduktion, ungefähr
neun Wochen nachher, wurde folgender Befund erhoben: Am
Übergang der Flexura sigmoides zum Rectum war das Darmlumen
plötzlich durch eine mit scharfer Grenze beginnende und ungefähr
10 cm über dem After endigende Schleimhautwucherung verschlossen,
in deren Bereich die Muscularis bis 0,5 cm verdickt erschien. .
Das Darmlumen erwies sich an. dieser Stelle durch ödematöse
Schleimhautzotten und Wülste. fast vollständig verlegt. Das Colon
descendens war stark dilatiert. Im Dünn- und Dickdarm befanden
sich noch einige wenige in Heilung begriffene. Geschwüre. i
Imvorliegenden Falle Brünings erfolgte im
Anschluß an eine chronische Dysenterie eine
Scharfb egrenzte, tumorartige stenosierende.
Schleimhautwucherung des Rectums, die kli-
nisch einem Mastdarmkrebs entsprach und zu
Darmverschluß- führte.
un P
=` Brüning, M.m, W. 1919, Nr. 8.
\
-. Erfahrungsgemäß kommen im ‘Rectum, fast ‘ausschließlich
bei Frauen und dann äußerst selten, chronische Geschwürsbildungen
vor, die gleichfalls mit einer Verdiekung der.Darmwand und Stenose
des Lumens einhergehen und hauptsächlich auf Gonorrhöe oder
Lues zurückgeführt werden. Man findet bei solchen Fällen im
Mastdarme eine ulceröse, größtenteils langsam nach aufwärts
' kriechende Entzündungsfläche, die teils glatt, teils wulstig erbaben
erscheint und mit nach außen .reichenden periproktitischen Fistel-
bildungen kombiniert ist. Bei luetischer Natur der Erkrankung
trifft man zuweilen in der angrenzenden Schleimhaut mucöse und sub-
mucöse Gummen, an den Gefäßen specifische Wandveränderungen.
Es handelt sich sonach um: eine tertiär-syphilitische Affektion.
Bei eventuellem Verdacht einer chronischen gonorrho-
ischen Proktitis, die fast ausschließlich bei weiblichen Individuen
vorkommt, lassen sich auch an den Geschlechtsorganen Residuen
einer gonorrhoischen Infektion uuschwer nachweisen. Auch die
Tuberkulose soll hier genannt werden, denn sie kann zu ähn-
lichem Krankheitsbilde führen. FREE ES |
In den meistverbreiteten Lehrbüchern . der pathologischen
Anatomie finden wir aber dieDysenterie, ein zweifellos
ätiologisch wichtiger Faktor für die striktu-
rierende Geschwürsbildung des Rectums, leider
nicht erwähnt. Wir müssen auf dieses Moment aber nachdrücklichst
hinweisen, denn bei der starken Verbreitung der Dysenterie werden
ähnliche Beobachtungen wie unsere nicht isoliert. bleiben, ihre
rechtzeitige- und richtige Erkennung ist für die Beurteilung und
weitere Behandlung solcher Fälle sicherlich von eminenter Bedeutung.
' Noch eines Umstandes soll hier Erwähnung getan werden,
und zwar der Entwicklung des Mastdarmkrebses
nach Ablauf einer Ruhrerkrankung. Kürzlich be-
schrieb Klein einen Fall von Rectumcareinom bei einem 21 jährigen
Mann im Anschluß an eine überstandene Y-Dysenterie.. Trotz des
‚jugendlichen Alters kam ‘es zur Entwicklung einer -bösartigen Neu-
. bildung. Es bleibt nun abzuwarten, ob sich solche Fälle nicht.
` häufen werden. In einem unserer Fälle trat, wie bereits beschrieben,
in der angrenzenden Schleimhaut, eine reichliche polypöse Schleim-
hautwucherung auf, die bei chronisch-uleeröser Dysenterie nicht
so selten ist. Und gerade diese polypösen, zum Teil adenomatösen
Neubildungen können unter Umständen, genau so wie bei der
Polypose des Darmes, Ausgangspunkt für eine maligne Geschwulst-
bildung abgeben. `
' Zum Schlusse wo
kommen einer geschwürig zerfallenden, narbig
indurierenäden und strikturierenden Proktitis
und schwieliger Periproktitis wäre zuerst die
Möglichkeit einer chronischen Dysenterie zu
erwägen und nach solcher zu fahnden. Bei Be-
sprechung analoger-Rectumaffektionen ist die
Dysenterie als ätiologischer Faktor, neben
einer luetischen, gonorrhoischen oder tuber-
kulösen Erkrankung, an erster Stelle zu er-
wähnen und zu erörterü. Dieses Prinzip ist
“auch bei der diagnostischen Beurteilung hier-
hergehöriger klinischer Fälle festzuhalten.
x
Aus der Infektionsäbteilung des Kaiser-Franz-J oseph-Spitals in Wien.
Ein Fall von Fleckfieberencephalitis. -
Primarius Dr. G. Morawetz, Vorstand der Abteilung. -
© Es handelte sich um eine 26 jährige Patientin mit: einer
schweren Exanthematicuserkrankung mit ` tiefer Benömmenheit
und beträchtlicher Blutdruckherabsetzung schon am. Ende der
a
. ersten Krankheitswoche. Ein Schüttelfrost am neunten Krankheits-.
tage mit gleichzeitigem Temperaturanstieg bis 40° und mit einer
Pulsfrequenz bis 160 ergab zu der Zeit eine recht ungünstige
Prognose. Doch’ überwand der jugendliche Organismus die drohende
Lebensgefahr und am 17. Krankheitstage trat Entfieberung‘ ein.
Außer katarrbalischen Erscheinungen im linken Unterlappen waren
während des Fieberstadiums keinerlei Komplikationen aufgetreten.
Die tiefe Benommenheit wich einer: postfebrilen psychischen’ De-
pression. Am zweiten fieberfreien Tag Erbrechen und wieder
starke Trübung des Sensoriums. Tags darauf, also am dritten
fieberfreien Tag, Parese des rechten Armes, geringere des rechten
Beines, Andeutung rechtsseitiger Facialisparese, In den nächsten
637°
llen wir nochmals betonen: ‚Beim Vor-
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T 638 u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 26. 29. Juni.
re | ——amamamaRaRaRaRaRaoRÖCaaBaoabbÖHbÖbmboboÖobÖbÖboÖbobo@o@oÖ@caEaEßzrzrzzz————m—————me——— ZZ —__—,——
| Tagen Zunahme der Lähmungen im rechten Facialisgebiete und im
rechten Bein. Sehnenreflexe der gelähmten Extremitäten gesteigert,
deutlicher - Fußklonus rechts. Hautreflexe rechts geschwunden,
W - Babinski negativ. Gleichzeitig trat Aphasie auf; das Nach-
A sprechen einzelner Wörter war möglich. Nachdem sich der All-
Aus dem Knappschaftskrankenhaus Emanuelssegen 0.-8.
Zur Bildung des Hautschlauches
bei der antethorakalen Ösophagoplastik.
zu: gemeinzustand wesentlich gebessert hatte und die Infektionsgefahr Von
z o A | geschwunden war, wurde die Patientin wegen Fortbestandes der Dr. H. Harttung,
un. ul Lähmungen einer Privatheilanstalt übergeben. Etwa vier Wochen, leitendem Arzt des Krankenhauses. |
| nach dem Auftreten der Hemiplegie konnte ich mit Professor
a o Ä ‚8. Erben, der consiliariter zugezogen wurde, folgendes Lähmungs- | Das Problem der Schlauchbildung aus der Haut für eine
TEE bild feststellen: Rechtsseitige Gesichtslähmung mit Freibleiben
totale Ösophagoplastik hat bisher die wenigsten Schwierigkeiten
bereitet. Auffallend ist beim Studium der Literatur, daß nur einzelne
Beobachtungen über die Veränderungen der Haut vorliegen, welche
die Innenauskleidung der neuen Speiseröhre bildet. Zwei Be-
merkungen sind es, die mir die Veranlassung zu einigen Zeilen
und zu einem kleinen neuen Vorschlag’ geben, den ich bisher prak-
tisch zu prüfen noch nicht in der Lage war. |
In seiner Arbeit „Über plastischen Ersatz von Kehlkopf-Luft-
röhrendefekten“ berichtet Capelle über eine eigenartige Beob-
achtung Garre&s bei einer Ösophagushautplastik. Hier war es
in dem Hautschlauch zum Auswachsen von Haaren gekommen,
Garré hatte in diesem Falle die Resektion des Halsteiles der
Speiseröhre wegen Carcinom gemacht; nach einem Jahr mußte wegen
Rezidivs operiert werden und. nun „fand sich zur allgemeinen
Überraschung der als Speiseröhrenersatz implantierte Hautbezirk,
der im übrigen an seinem neuen Standort rötlicher, dünner, weicher,
kurzum „schleimhautähnlicher* geworden war, bestanden von einem
Büschel spärlicher, feiner-Haare, die aber durchweg zu einer mittleren
Länge von 12 cm ausgewachsen waren und auf dem Transplantatfest-
saßen“. Das Transplantat war hier. einem Hautbezirke entnommen,
der unterhalb der Bartgrenze lag. Capelle ist der Meinung, daß
nur ein Auswachsen der Lanugoschicht in Frage kommt. Die Sekrete
. der oberen Verdauungswege hätten hier als produzierender Reiz eine
Rolle gespielt. — Blauel äußert sich in seiner Arbeit „Über totale
Ösophagoplastik“ auf Grund dieser Mitteilung von Capelle dahin,
daß die ‚Beobachtung für den Erfolg der Schlauchbildung bei der
antethorakalen -Ösophagoplastik von großer Bedeutung werden
könnte. Es wirkt ja hierbei nicht allein das Sekret aus der Mund-
höhle und dem Anfangsteil der Speiseröhre, sondern auch das des
Magens und Darmes auf das Innere des Hautschlauches. Blauel
ist jedenfalls der Ansicht, daß die Verwendbarkeit des Hautschlauches
in Frage gestellt wird, wenn in der Tat durch den ständigen Reiz
die Haare auswachsen würden. Bisher war der Bezirk der Haut- `
schlauchbildung nicht freigestellt, ein mechanisches Hindernis durch
Knäuelbildung der Haare, Zersetzungen durch Stagnation der Speise-
reste, Epidermisverluste, Ulcerationen mit ihren üblen Erscheinungen
könnten*die Folgen bilden.
Wir haben durch Sauerbruch gelernt, Kanäle aus der
Haut zu bilden und diese reaktionslos zur Einheilung zu bringen, . '
Kanäle, die sich als sehr widerstandsfähig erwiesen haben. Diese
Erfindung Sauerbruchs kann nach meiner Ansicht zur Bildung
des Hautschlauches für die totale Ösophagoplastik zur Verwendung
kommen, wobei die unter Umständen schweren Folgen durch das
Auswachsen von Haaren vermieden werden. Mein Vorschlag, der
sich nur auf theoretische Unterlagen mit Betrachtungen an Menschen
aufbaut, geht also dahin, einen Hautkanal zu bilden, ganz WI© wir
ihn bei der plastischen Umwandlung eines Amputationsstumpfes
nach Sauerbruch üben. Die Basis desselben müßte sehr breit
an und über dem Jugulum nach der linken Halsseite zu liegen,
also dort, wo später die Ösophagusfistel angelegt wird, um dann
im Schlußakt, gewöhnlich dem vierten, die endgültige verein BUN:
dieser Fistel mit dem Hautschlaueh vorzunehmen. Der Hautkana
kann ohne weiteres aus dem Hautbezirk an und unter dem linken .
Schlüsselbein geschaffen werden und sich bis zum Sehultergelen
erstrecken. Die Haut in diesen Gegenden ist,‘ wie die tägliche
Beobachtung am Lebenden lehrt, einmal absolut frei von Haaren,
zum anderen außerordentlich beweglich, nicht allein bei Kinder
und deerepiden Leuten, sondern auch bei denjenigen, die Ae
immer noch in einem recht guten Ernährungszustand befinden un
reichliches Fettpolster aufweisen. Die Schlauchbildung aus rer
Bezirk würde sich also ohne Schwierigkeiten machen lassen. s5
ebenso würde es ein leichtes sein, den Hautkanal unter die nr
haut bis in die Gegend des Schwertfortsatzes oder etwas họ die
und links von der Medianlinie zu verlagern. Hier würde z
Sauerbruchsche Vorschrift gleichfalls beobachtet werden. 2
die Länge des Hautkanals anbelangt, so würde derselbe en
25 cm bei einem ausgewachsenen Individuum genommen Wet
Al, der Stirne, der Mund nach links verzogen, die Zungenspitze inner-
Hai halb der Mundhöhle wich ebenfalls nach links ab, Der rechte
au Arm und die Finger der rechten Hand waren regungslos, die
{ll Tiefenreflexe daselbst spastisch’gesteigert, die Finger in spastischer
Beugecontractur. Das rechte Knie ausgesprochen spastisch bei
brüsken Beugungen, Patellarklonus, rechts Babinski positiv, rechts
fehlte der Bauchdeckenreflex. Die Patientin verstand alle vor-
gezeigten Gegenstände, konnte sie aber nicht bezeichnen, es waren
bei Sprechversuchen noch viele Sprachreste nachweisbar. An der.
linken, normal beweglichen oberen Extremität bestand Apraxie.
Sie konnte keine Grußbewegungen zuwege bringen, traf nicht die
Bewegungen des Umrührens oder Winkens. Einige andere Bewe-
' gungen, z.B. das Briefzukleben, machte sie richtig. Keine Sen-.
sibilitätsstörungen an der rechten Körperhälfte. Pupillenreflexe
normal, keine Nackenstarre. |
| Die geschilderten Erscheinungen einer rechtsseitigen Hemi-
N] plegie, motorischen Aphasie und linksseitigen Apraxie sprachen
Hal) für eine Encephalitis der linken Hirnhemisphäre, und zwar für
. einen ausgebreiteten sübcorticalen Herd, der auch den mittleren
` Teil des Balkens ergriffen hatte. Daher war die Schädigung der
zweckmäßigen Ausdrucksbewegungen der rechten Hemisphäre
| (linke Hand) zu erklären obne Vorhandensein von Schwäche oder
Er Ataxie. Ein corticaler Herd war nicht gut anzunehmen wegen
5, SR der zu großen Ausdehnung, die er den Symptomen nach hätte
er k a haben . müssen. Er hätte sich über beide Centralwindungen
7 er erstrecken und hätte noch auf die untere Stirnwindung, dann in
das Mark hinein und auf den Balken übergreifen müssen. Für die
Sur Annahme zweier Herde ließ sich kein Nachweis erbringen. Gegen
e A einen kapsulären Sitz des Herdes sprach der. Mangel von Sen-
k sibilitätsstörungen. |
TOE Ätiologisch kam nur die Fleckfiebererkrankung in Betracht,
Be le a | da Arteriosklerose mit Rücksicht auf das jugendliche Alter, ‚Lues
E wegen Fehlens jeglicher Anhaltspunkte und negativen Wassermanns,
To p ebenso Nephritis auszuschließen waren, |
H Cerebrale Erscheinungen treten beim Fleckfieber sö regelmäßig
: und oft derart in den Vordergrund, daß eine besondere Affinität
en des Virus zum Centralnervensystem angenommen wird. Nach den
ES a von Ceelen, Jarisch, Schröder und Anderen erhobenen Befunden
a an den. Capillaren und Präcapillaren des Gehirns, welche in
Be | Analogie zu setzen sind mit den in den kleinsten arteriellen
| Gefäßchen des Hautexanthems, ist gewiß ein beträchtlicher Teil
| der Hirnsymptome auf Rechnung dieser anatomischen Gefäßläsionen.
Er zu setzen. Die oft noch lange Zeit nach der Entfieberung fort-
pd bestehenden beträchtlichen Störungen des Sensoriums, die mit Hallu-
Eu zinationen einhergehenden Delirien während des Fieberstadiums
Be | 0 und nach Überschreiten der Acme sind unter anderem der klinische
a | E i ‚Ausdruck dieser Schädigungen des Gehirns. Sicherlich ist auch
: E der mitunter unvermutet eintretende Tod ohne vorhergehende
SESE: wesentliche Blutdruckherabsetzung und ohne auffällige Herz-
ie | schwäche auf centrale Atmungs- und Vasomotorenläbhmung zurück-
zuführen, welche in den erwähnten specifischen, zur Obliteration
führenden Gefäßerkrankungen im Gebiete des vierten Ventrikels
ihre Erklärung findet. i
Prowazek hat im Gehirn von an Exanthematicus ver-
storbenen Menschen und auch bei experimentell infizierten Tieren
verschieden große Entzündungs- sowie Verödungsherde in der
Gegend der obliterierten Gefäße nachgewiesen.. Otto fand- bei
' v an Fleckfieber eingegangenen Meerschweinchen. in Gehirnschnitten
| | (z. B. durch den Boden des vierten Ventrikels) an die Befunde
beim Menschen erinnernde perivasculäre und encephalitische
Infiltrationsherde. Auch im Pons, in der Hirnrinde seltener, dann
im Gebirnstamm wurden derartige Veränderungen an den kleinsten
Arterien beschrieben und sind für die der Fleckfiebererkrankung
folgenden Encephalitiden und Hemiplegien verantwortlich zu machen.
Me AE
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rt. nr ma er NA SA
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können, also hinreichend lang genug, um ihn als neue Speiseröhre
Der in der linken Schlüssel-
weiteres sofort durch Naht
unter der Brusthaut zu verwerten.
beingegend gesetzte Defekt kann ohne
geschlossen werden, D
Wenn so dieses Verfah
der äußeren Wundfläche des Schlau
Brusthaut zu erreichen. i
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26,
ren ‚technisch keine Schwierigkeiten .
bietet, wohl aber manchen Vorteil — auch die Thierschsche Trans-
plantation, wie sie bei den bisherigen Methoden der Schlauch-
bildung bisweilen notwendig war, fiele fort —, so ist die Frage
noch strittig, ob der Hautschlauch bei. genügender Länge gut er-
nährt bleibt. Es würde den Rahmen dieser Mitteilung überschreiten,
wollte ich hier auf die Gefäßversorgung der Brusthaut wie der in
der Schlüsselbeingegend eingehen. Sicherlich muß der Stiel sehr
breit genommen werden, und weiterhin wäre es von Vorteil, wenn,
nach Verlagerung unter die Brusthaut, ein dünnes Bougie eingeführt
würde, um eine innige Berührung und damit schnelle Verklebung
ches mit .dem Gewebe unter der
A | Wr
. Auf einen Umstand möchte ich hier noch hinweisen, der zur
‚. Vermeidung von falschen Schlüssen beachtet werden muß. Es
' scheint, daß bei. Epileptikefn die Bauchdeckenreflexe sehr häufig
dauernd ungleich stark. sind, wenigstens war dies bei
den von mir üntersuchten Epileptikern in ganz auffallender Weise
der Fall. _ en N u;
= Wie haben wir uns nun das Fehlen des Bauchdeckenreflexes
nach "einem - epileptischen Krampfanfall:zu erklären und welche
. dann zustande, wenn die Pyramidenbahn intakt ist, sein Fehlen
deutet (abgesehen von den oben erwähnten, nicht hierhergehörigen
Ausnahmefällen) auf eine Schädigung der Pyramidenbahn ‘hin. Es
Krampfanfall'also eine ähnliche Bedeutung zu, wie dem Auftreten
des bekannten Babinskischen Zehenphänomens. Hier wie dort.
ist die Ursache der Erscheinung eine durch den voraufgegangenen
Krampfanfall gesetzte Schädigung der Pyramidenbahn. Bei dieser
. Annahme müßte ‘nun ’logischerweise das Auftauchen des Zehen-
Literatur: W. Capelle, Über plastischen Ersatz von Kehlkopf- r I HL ns |
' phänomens immer mit einem Verschwinden des Bauchdeckenreflexes
Luftröhrendefekten. (Beitr. z. klin. Chir. Bd. 98, H. 2.) —Blauel, Zur totalen
— F. Sauerbruch, Die.
...Osophagoplastik. (Beitr. z. klin. Chir. Bd. 104.)
-= willkürlich bewegbare künstliche Hand. Verlag von J. Springer 1916.
Aus der Provinzial-Heilanstalt Stralsund.
Der Bauchdeckenreflex in seiner Beziehung zum
epileptischen Krampfaniall, =
‚Von 2
Dr. Tomaschny.
| Dem Verhalten des Bauchdeckenreflexes in seiner- Beziehung
` zum epileptischen Krampfanfall ist bisher nur wenig Aufmerksam-
Soweit mir bekannt geworden, haben sich
bisher nur Redlich und Audenino etwas eingehender mit
‚dieser Frage beschäftigt. Ich selbst habe seit längerer Zeit die
Bauchdeckenreflexe der Epileptiker nach voraufgegangenem Krampf-
anfall in zahlreichen Fällen untersucht, wobei sich sehr beachtens-
keit geschenkt worden.
- werte Abweichungen von, der Norm ergaben.
~ Der Bauchdeckenreflex ist, wie wir wissen, ein sehr konstanter.
Reflex, namentlich bei jüngeren Leuten., Abgesehen von gewissen
‚organischen Erkrankungen des Centralnervensystems fehlt er für
nten
und tiefgehenden Narben der Bauchhaut, bei ‚Unterleibstumoren,
In der Regel ist er auch beiderseits
‚gewöhnlich nur .bei sehr schlaffen Bauchdecken, bei .ausgede
bei sehr starkem Fettpolster.
gleich stark vorhanden. . oo
Bei Epileptikern, welche in der anfallsfreien Zeit ihre regel-
rechten Bauchdeckenreflexe haben, ist aber dieser Reflex im An-
schluß an einen voraufgegangenen Krampfantall.
sehr häufig nicht auszulösen. Die Zeitspanne, inner-
halb welcher der Reflex nach dem Anfall fehlt, schwankt zwischen
einhalb bis zwei und gelegentlich noch mehr Stunden. Zuweilen
fehlen beide Reflexe, häufig auch nur. einer; öfter läßt sich fest-
‚stellen, daß der eine oder andere Reflex im Vergleich zu seiner
Stärke in der .unfallsfreien Zwischenzeit erheblich abgeschwächt ist.
Beachtenswert ist, daß bei ein und demselben Individuum
"das Verhalten ‚des Bauchdeckenreflexes nach den einzelnen Anfällen
nichtimmer gleichmäßig ist. Wir beobachten vielmehr
bei ein und demselben Epileptiker nach den einzelnen Anfällen
. ein sehr verschiedenes Verhalten des Reflexes: bald fehlen beide
Reflexe, bald nur einer;'ein andermal sind sie auch nur abgeschwächt.
. oder überhaupt nicht nennenswert gestört. Vielleicht hängt dieses
verschiedene Verhalten von der Stärke des voraufgegangenen An-
falles ab. Eine Gesetzmäßigkeit habe ich nicht feststellen können.
Auf eine genauere Schilderung: der Einzelbeobachtungen sei hier
on eingegangen, ich möchte nur einen einzigen Fall hervor-
heben, weil er ganz besonders lehrreich war. Einen 23jährigen
Keon Mann, welcher in den anfallsfreien Zwischenzeiten auf-
| erg lebhafte und. beiderseits gleich starke -Bauchdeckenreflexe
tat, konnte ich neulich zehn Minuten nach einem schweren Krampf-
s untersuchen; es war hierbei nicht die Spur eines Bauch-
ansienreflexes nachzuweisen. Erst dreiviertel Stunden nach dem
2 all war der linke Reflex wieder zum: ersten Male ganz schwach
| ee während der rechte Reflex. erst zwei volle Stunden
T -dem Anfall allmählich zurückkehrte. Noch drei Stunden nach
m Anfall waren beide Reflexe deutlich schwächer als in den
À anfallstreien Zeiten, ` |
verknüpft sein. Das ist aber durchaus nicht immer der Fall, es
ergeben sich’ vielmehr auch bier die verschiedensten Kombinationen:
zuweilen ist der „Babinski“ da und’es fehlt.auch gleichzeitig
der Bauchdeckenreflex; manchmal (allerdings selten) ist. das Zehen-
-phänomen nachweisbar und. der. Bauchdeckenreflex scheint im
wesentlichen ungestört; weit. häufiger aber fehlt umgekehrt der
Bauchdeckenreflex, ohne daß sich der „Babinski“ feststellen
Bauchdeckenreflexes schon eine geringere Schädigung’ der Pyramiden-.
‚| bahn ausreicht als zum Zustandekommen des 'Zehenphänomens.
Ich möchte hierbei darauf hinweisen, daß z. B. im Beginn der mul-
tiplen Sklerose das Fehlen des Bauchdeckenreflexes, welches hier zu
den allerersten Symptomen gehört, manchmal früher als der „Ba-
binski“ nachweisbar ist. “Re | nes"
- Es ließe sich nun der Einwand erheben, daß das Fehlen
des Bauchdeckenreflexes nach einem Krampfanfall vielleicht durch
eine Störung der Sensibilität im Bereich der Bauchdecken -bedingt
sei, denn es ist ja bekannt, daß bei. Epileptikern sowohl dauernd
(z. B. infolge langen Bromgebrauches) als auch vorübergehend nach
einem Anfall allerhand Sensibilitätsstörungen auftreten. ‚In -den-
von mir untersuchten Fällen bestand jedoch keine Empfindüngs-
störung im. Bereich -der Bauchdecken, das Fehlen des Reflexes
‚konnte also hierdurch nicht bedingt sein. en
Wodurch wird nun die Schädigung der Pyra-
midenbahn herbeigeführt,- welche das Auftreten. des
Zehenphänomens und 'nach unserer Auffassung auch das Fehlen
des Bauchdeckenreflexes nach einem epileptischen Krampfanfall
bedingt? Manche sehen die Schädigung in einer Erschöpfung,
hervorgerufen durch die gewaltigen Muskelanstrengungen, die mit
dem Anfall verbunden sind. Ich glaube aber, daß es sich vielmehr.
um eine vorübergehende Intoxikation der Pyramidenbahn
‚handelt, ähnlich wie wir sie z. B. nach einer Hyoscineinspritzung
‘finden; denn wäre die angenommene Schädigung eine , Folge
der Muskelanstrengungen, dann müßten wir eine ebensolche oder
wenigstens ähnliche Schädigung auch nach schweren hysterischen
Krampfanfällen finden, denn auch diese gehen zuweilen mit ganz
erheblichen Muskelanstrengungen einher. Es gilt aber als aus-
gemacht, daß nach einem hysterischen Anfall der „Babinski“
nicht auftritt, ja es ist dieser. Umstand gerade eines der wichtigsten
differentialdiagnostischen Merkmale zwischen einem epileptischen
und einem hysterischen Anfall. In analoger Weise können wir .
nach unseren obigen Ausführungen auch das Fehlen des Bauch-
deckenreflexes nach einem Krampfanfall als
“unterscheidendes Merkmal zwischen. seiner
hysterischen oder epileptischen Natur ansehen.
Nach dem hysterischen Anfall zeigt der Bauchdeckenreflex keine
‚ Veränderung gegen die Norm (vorausgesetzt natürlich, daß nicht
gerade eine hysterische Anästhesie der Bauchdeckengegend vorliegt),
wohl aber häufig nach dem epileptischen Anfall. Wir können also
aus dem Fehlen oder aus einer deutlichen Herabsetzung eines oder
beider Bauchdeckenreflexe nach einem Krampfanfall auf die epilep-
tische Natur dieses Anfalles schließen. *Das Intaktsein des Reflexes
beweist andererseits natürlich nichts und läßt sich demgemäß für
oder gegen die Natur des voraufgegangenen Anfalles diagnostisch
nicht verwerten. a
Besonders wertvoll ist es, daß die Störung des Bauchdecken-
reflexes nach einem epileptischen Krampfanfall oft verhältnismäßig
lange, zuweilen sogar Stunden, anhält. 'Wir können also unter
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Bedeutung hat sein Fehlen? Der Bauchdeckenreflex kommt nur
“ kommt dem Fehlen des Bauchdeckenreflexes nach einem epileptischen
läßt.. Dieser letztere Umstand läßt vermuten, daß zur Störung des
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Umständen auch dann, wenn schon eine ganze Zeit seit dem Anfall
verstrichen ist, noch mit Erfolg nach diesem Symptom fahnden und.
gegebenenfalls aus ihm unsere Schlüsse ziehen. Daß wir hierbei
über das Verhalten der Bauchdeckenreflexe des betreffenden Indi-
Über erworbene Unreinigkeiten im Gesicht.
Von
Dr. Eugen Brodield, Wien,
Spezialarzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten.
Dieselben beruhen teils auf Anomalien der Sekretion, teils
sind sie Pigmentveränderungen und -ansammlungen. Zu den
ersteren gehören die Comedonen und die Acne vulgaris, zu den
letzteren die-Epheliden und die Lentigines.
Die Comedonen sind bis stecknadelkopfgroße, schwarze
Punkte, die in der Haut sitzen, besonders der der Stirn, der Nase
und des Kinnes. Sie entstehen dadurch, daß das Talgdrüsen-
sekret sich eindickt, fest wird, den Drüsenausgang ausweitet, mit
Epidermisschuppen sich vermischt und durch Schmutz und Staub
am obersten Ende, dem Köpfchen, schwarz gefärbt werden. Sie
enthalten auch kleine Wollhärchen und nicht selten eine Milbe,
Acarus folliculorum, welche sich von dem Talgdrüsensekret nährt.
Die Comedonen entstehen dadurch, daß das Talgdrüsensekret
sich im Ausführungsgang staut, wodurch dieser sich ausweitet,
und zwar bewirkt entweder durch eine Erschlafiung der Talg-
drüsenwand oder der das Sekret austreibenden M. arrectores pili.
Man nimmt auch eine Hyperkeratose des Ausführungsganges an,
welche durch die produzierten Hornzellen den Ausführungsgang
verlegt und das Sekret eindickt.
Wenn sich Comedonen häufen und größer werden, bilden
sie oft ganze Unebenheiten im Gesicht, entzünden die Haut lokal
und es können sich aus ihnen Furunkel und Acnepusteln ent-
wickeln.
Die Behandlung ist größtenteils eine äußere; mit Hilfe eines
Uhrschlüssels oder des Comedonenquetschers, welcher senkrecht
auf den Comedo aufgesetzt wird, wird mit leichtem Druck der
Comedo ausgequetscht. Dadurch, daß von allen Seiten ein gleich-
mäßiger Druck wirkt, gelangt der Comedo schnell aus der Haut.
Hauptsache bleibt aber für die dauernde Beseitigung der Hyper-
sekretion der Drüsen folgende Behandlung: Mehrmals im Tage die
affizierten Hautstellen mit Seife, warmem Wasser und Alkoholieis
einreiben, also z. B.:
90 . 90,0
Rp. Sapon. domest. p. . ‚0 eder Rp. Sapon. domest. p. .
Camphor. . s 10,0 Benzoe . RE N00
Rp. Sap. kal. albi 100,0
oder nT ano lini 2.2.2. 5,0
Rp. Sap. kal. albi . 100,0 Rp. Spir. Melissae . 100,0
Spir. vini i Spir. Lavandulae . 20,0
Aqu. destill. . .aa 50,0 M. D.S. dem Wasch-
M. D. S. Seifenspiritus. wasser zusetzen.
Wenn durch diese Einreibungen und Waschungen sich die
Pfröpfe nicht lösen, läßt Eichhoff nachts folgende Salbe auf-
legen:
Rp. Sulfur. depur. . 5,0
Sapon. virid. 3,0
Camphorae
Bals. peruvian. aa 1,50
Vaselini . . . 40,0
M.D.S. Salbe.
Morgens abwaschen und ebenso tagsüber einige Male mit
Seife waschen. Trotz der gesetzten Reizung soll man keinen
Puder anwenden, weil dieser die Ausführungsgänge verstopft,
Man darf auch die interne Medikation nicht außer acht
lassen; dieselbe besteht in Regelung der Verdauung und der Diät.
Man gibt Karlsbader Salz, Pulv. Liquiritiae compos. (ein bis
zwei Kaffeelöffel am besten abends), Hefepräparate. Die Kost soll
eine blande, nicht reizende und scharfe sein.
%* Æ
*¥
Aus den Comedonen können die Acne-vulgaris-
Eiflorescenzen ihren Ausgang nehmen, indem sich um den Co-
medo eine Entzündung bildet. Zu der Retention des Talgdrüsen-
sekrets kommt als ätiologisches Entstehungsmoment noch die Ein-
{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
Aus der Praxis für die Praxis.
'sichts, der Brust, des Rückens, der Schultern.
‚lich nach den Mahlzeiten in Milch oder Bier) oder:
Br, E a
m u 'A »
29. Juni.
“gun
viduums in der anfallsfreien Zeit unterrichtet sein müssen, ist
selbstverständlich; eine dahingehende Untersuchung kann ja, wenn
sie vorher noch nicht gemacht worden sein sollte, nachträglich
noch immer nachgeholt werden.
wanderung von Mikroorganismen. Jedoch ist kein eigentlicher
Acnebacillus bekannt, vielmehr wurde eine ganze Reihe derartiger
Erreger beschrieben. R
Aber auch, ohne daß Comedonen vorher bestanden haben,
entwickeln sich Acnepusteln, auf mechanische Art (Acne picea),
infolge toxischer Momente durch gewisse Medikamente, wie Jod,
Brom, vielleicht manchmal auch infolge Chlorose und Magen-
darmaffektionen. e
Die Acne vulgaris sitzt hauptsächlich in der Haut des Ge-
Sie tritt meist in
der Pubertätszeit auf. tee
Auch hier muß die Behandlung eine interne und eine ex
terne sein. Die erstere bezweckt die Diät, Verdauung und den
Stuhlgang zu regeln — die Nahrung sei frei von Fett und reizen-
den Stoffen, leicht verdaulich. Käse und reichlicher Fleischgenuß
sind zu vermeiden, mehr Milch- und Mehlspeise zu empfehlen.
Hefepräparate (Furunkulin, Levuretin Feigel [dreimal täglich
einen Kaffeelöffel] oder Bierhefe drei bis sechs Kaffeelöftel täg-
- Rp. Ammon. sulfo-ichthyol. .
Extract. tarax
Pulv. rad. Liquir. q. s.
u. f. pil. No. 100
S. dreimal täglich eine Pille.
Die externe Behandlung besteht bei größeren Knoten oder
Pusteln in Scarification, Eröffnen der Abscesse.
Die weitere Behandlung besteht in Waschung mit warmem
Wasser und einer Schwefelschmierseife, Naphtholseife oder Schwefel-
campherseife, Salicylschwefelseife; durch diese Waschungen wird
das Fett der Haut entfernt. Man läßt den Schaum über Nacht
einwirken (besonders eignen sich dazu die Salicylseifen, weil durch
diese die Oberhaut abgelöst wird), wodurch der Schwefel in die
Tiefe dringen kann. Bei schwereren Fällen genügen die Waschungen
nicht und man muß über die Nacht applizieren, z. B.:
Rp. Flor. Zinei
100,0
Rp. Sulfur. dep. . . 10,0
Flor. sulf. . .aa 30 Balsam. peruv.
Vaselini EN) d Camphor. . aa 100
(Finger) Sn Sapon. vir. . 30
Axung. porci . . . 500
M: D. S. Salbe (Eichhof).
Rp. Spir. sapon. kal. . 20,0
ß-Naphthol.. 2,0
oder Sulf. praecip. . 20,0
ade 5: 50,0
M.D.S. abends einpinseln.
Wenn die Haut nach mehrmaliger Applikation sehr gereizt
ist, trägt man für einige Tage eine milde Salbe auf, etwa 3 %iges
Borvaselin oder:
Rp. Zinei oxyd.. 20
Ung. simpl.. . 20,0
M. D.S. Salbe.
Man darf eine etwa auftretende Hautentzündung nicht mit
Puder behandeln, weil dieses die Ausführungsgänge abermals
verstopft.
Zur rascheren Behandlung eignen sich die Schälkuren, wo-
durch die obersten Hornschichten mortifiziert und abgestobeu
werden. Man verschreibt derartige Schälpasten mit Resorein oder
ß-Naphthol, z. B.: ° j
Rp. Resoreini . 2,0 Rp. #-Naphtholi . 5,0
Sulf. praeeip. 4, Sapon. virid. on
Solut. Caleii chlor. 40,0 oder Vaselini KAA 150
Vaselini 30,0 Sulf. praeeip. » . : ®
M.D.S. Schälpasta. M.D.S. Schälpasta.
Die Schälpasta wird täglich für ein bis zwei Stunden oie
aufgelegt, dann abgewischt und eine der früher genannten De r
salben eingerieben, Nach einigen Tagen beginnt sich die fa
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29. Juni. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. >- aa
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Blasen an: der Basis. tritt eine Desquamation ein, worauf die so
behandelte Hautstelle auf. Zinkoxydpuder. oder 3°/,igem Borvaselin
ausheilt. Die. gesunde Haut.kann man durch Bestreichen mit einer
dieken Gummilösung schützen.
zu schälen; es folgt nun eine 'mehrtägige Pause, hierauf "eine.
Wiederholung ‘der Kur, dann abermals Pause, abermalige Wieder-
holung usw, n į Br
. = . * OE , ;
Ephelides sind stecknadelkopf- bis linsengroße, gelbe an ae Anwendung i S chälp asion wird: empfoblen, Z. B.:
bis hellbraune Flecke im Niveau der Haut; sie. sitzen meistens im er EA BL, ee a Er Rp a 2 0
Gesicht zu beiden Seiten der Nase, an den Wangen und der Stirn, Vaselini . . | | 700 oder Sapon. virid. : ; 2
"M. D. S. Schälpasta. - . Vaselini . . . aa 25,0 n
a M. D.S. Schälpasta. ee
aber auch an anderen .Körperstellen, besonders den oberen Extre-
mitäten, und hier hauptsächlich am Handrücken. Sie nehmen im |
Frühjahr und Sommer an Intensität zu, um im Herbst und Winter’
abzublassen, Sie sind bei Personen mit hellem Teint, besonders
Rothaarigen, mehr als bei anderen vorhanden.
h Bei ihrer Behandlung empfiehlt es sich dem Patienten vor-
herzusagen, daß das Leiden oft mehrmals rezidiviert, ja daß man
die Ephelides nie dauernd verschwinden machen kanı.
Die Behandlung muß eine Desquamation der Epidermis und
rasche mechanische Entfernung der pigmenthaltigen Zellen be-
wirken; entweder in langsamer oder in rascher Prozedur, ,
Bei der ersteren wendet man eine Quecksilbersalbe an, z. B.:
“Rp. Hydrarg. bichlor. corros. 0,&
Diese Pasten werden auf die Haut dick gebracht und ein
bis zwei Stunden einwirken gelassen; hierauf abgewischt,) folgt
3%/oiges Borvaselin., S u f S
Auch' täglich anzuwendende Waschungen mit. Citronensaft,
verdünnter Salz- oder Essigsäure, sowie mehrere Tage dauernde
| Anwendung von Sapo viridis -führen zum Ziele. eo
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Lentigines (Linsenflecke) sind mohnkorn- bis ar
"bohnengroße, gelbe bis braune, scheibenförmige Flecke der Haut,
welche besonders im Gesicht auftreten; sie entstehen während des
Lebens, sind also nicht angeboren, bleiben meist das ganze Leben
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‘Rp. Mercur. praeeip. albi Arg
Ei en Te a 20 Vak nz 2 hindurch, obwohl auch Fälle bekannt sind, wo sie spontan ver- i i
oder -S. abends einreiben. schwinden. ER FO r - , ur ae
' | Wenn‘ sie nicht in großer Anzahl vorhanden sind, entfällt D
| Bar. ,
S. nach vorheriger Seifen-
waschung am Abend ein-
reiben und mit Puder be-
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jede Therapie, sonst macht man! zweimal täglich Umschläge mit
3°/,igem H,O, durch 20 Minuten oder Betupfen mit Acid. carbol.
N... decken. | Br ; T |
Dee Bei der foreierten Prozedur geht man: folgendermaßen vor: ns wendet die von Hebra angegebene SommerEprCrunn:
| =: „man nimmt eine 1°/,ige wäßrige Sublimatlösung, tränkt damit © R Hydrarg praec. albi .
wi Leinwandflecken, legt sie auf die Sommersprossen und erhält die P Bismut submit. . . = > mu 60
= Flecken durch Nachbefeuchten drei bis vier Stunden feucht, Es | Ung. Glycerini . 20,0
i entsteht eine erythematös-bullöse Dermatitis; nach Anstechen der ! ' ` M.D.S. Salbe. o
| Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des -Versicherungswesens (Staatliche und Privat-Versicherung). _
A j i ; l | Redigiert von San,-Rat Dr. Hermann Engel, Berlin W 30. : T. `
p War. eine tuberkulöse Erkrankung der rechten Lungenspitze un an ee vom 25. Ru a Er
gio "die Folgi | ie rechte Rückenseite)? | Peschränkung nicht mehr angenommen wurde. Am 1. November |
d a a a a EZ De | nahm eis Isichte Arber bei einem Landwirt an.. Ein Gutachten
į Se FE Von des Dr. B. erachtete die Verletzte um 50 °/, erwerbsbeschränkt.
Ä ‚Prof. Dr. Lenzmann, Duisburg. | © |} Befund. Die Verletzte klagt über Schmerzen. des Rückens
überein. | und unter dem rechten Schulterblatt, Außerdem will sie Schmerzen
-an der Wirbelsäule in der Gegend des fünften bis siebenten Brust-
wirbels haben. Die Schmerzen seien ihr bei der Arbeit hinderlich.
Endlich leidet sie — nach ihrer Angabe — an Husten mit gering-
fügigem morgendlichen Auswurf und Kurzatmigkeit. Wegen dieser
Beschwerden könne sie schwere Arbeit. nicht verrichten, sie leiste
nur leichte Arbeit bei einem Landwirt. E
` Die Untersuchte macht den Eindruck eines gesunden,
normal ernährten ‚Menschen. Der Gesichtsausdruck ist frisch, das
Fettpolster normal entwickelt. Bei der Betrachtung des Rückens
fällt auf, daß die Wirbelsäule in ihrem Brustteil nach links und
dementsprechend in ihrem. Lendenteil nach rechts ausgebogen
ist. Die Verbiegung (Skoliose) der Wirbelsäule gleicht sich beim
Bücken vollkommen aus. Von’ irgendeiner anderen Veränderung
‚der Wirbelsäule ist nichts festzustellen, ebensowenig an ' den
-Stellen der rechten Rückenseite, die als schmerzhaft bezeichnet
werden. Vor allem ist nichts mehr zu finden von geheilten Rippen-
brüchen, die früher durch den Unfall bewirkt sein sollen. Alle
Bewegungen ‘der Wirbelsäule (Bücken, Seitwärtsbewegungen) sind
vollkommen frei. Das Herz zeigt keine Abnormität. Die Unter-
suchung der Lungen ergibt folgendes: In der rechten oberen
Grätengrube und in der rechten oberen Schlüsselbeingrube ist der
Klopfschall verkürzt, die rechte Lungenspitze steht etwas tiefer
als die linke, auscultatorisch ist hier in der rechten Lungenspitze
ein scharfes und rauhes Einatmungsgeräusch und ein verlängertes
unbestimmtes Ausatmungsgeräusch festzustellen.- Beide Geräusche
sind von einzelnen fernklingenden feinblasigen Rasselgeräuschen be-
gleitet, die besonders: beim Husten deutlich sind. Die übrigen
Lungenpartien zeigen keine Abweichungen von der Norm. Die
anderen lebenswichtigen Organe sind gesund. Der Urin'ist frei
von Eiweiß und Zucker. Am Nervensystem keine Besonderheiten.
- — Die Untersuchung des Blutes auf seinen Hämoglobingehalt er-
pwde sie dem Krankenhaus in O. überwiesen, wo sie bis zum | gibt, daß die Untersuchte statt 100 °/, nur 90 °/, Hämoglobin be-
3-September 1918 verblieb. Laut Gutachten vom 36. September 1918 | sitzt, also 10.%/, zu wenig. Man geht wohl nicht fehl, wenn man
Wurde sie zu 40 %, in ihrer Erwerbsfähigkeit beschränkt erklärt, | einen derartigen Blutbefund als das Zeichen einer leichten 'Bleich-
wa
-.—r-
0... Die Vorgutachter stimmen “in ihrem Urteil ‘nicht
; Während in dem Gutachten vom 28. September 1918. die Verletzte
7 wegen bestehender Rückenschmerzen von Dr. Th. zu 40 °/, in ihrer
} Erwerbsfähigkeit beschränkt beurteilt wird, wird.sie in dem Gut-
S achten. vom 25. November 1918 von Dt. G. für vollständig erwerbs-
fähig erklärt. -In seinem Gutachten vom 22. Februar 1919 kommt
Dr. B. zu dem Resultat, daß die Verletzte um 50 °/, in ihrer Er-
werbsfähigkeit beschränkt sei, Er begründet dieses Urteil mit der
Vermutung, daß es sich um eine beginnende Tuberkulose der
| rechten Lunge handeln möchte, die mit,dem Unfall in ursächlichem
| zZusammenhange stehen könnte. Auch bezüglich des objektiven
Befundes- gehen die Vorgutachter auseinander. Die beiden ersten
Gutachter erklären die Lunge für gesund, während Dr. B. eine
Lungentuberkulose vermutet. Eine Verkrümmung der Wirbelsäule
haben alle drei Vorgutachter gefunden. Während der eine aber
' die Verkrümmung als Skoliose bezeichnet, die im Brustteil eine Aus-
biegung nach rechts und im Lendenteil nach links zeigt, kommen
‚die beiden anderen Gutachter zu dem entgegengesetzten Resultat,
sie nehmen eine Ausbiegung nach links im Brustteil uud nach
rechts im Lendenteil an. — Diese widerstreitenden Ansichten und
Urteile. sind. mir eine besondere Veranlassung gewesen, die Ver-
letzte genau zu beobachten und zu untersuchen, um mir ein ob-
jektives Urteil zu bilden, | 2
. Vorgeschichte, Die H. erlitt bei dem Unfall (Sturz
' von einem Kran in einer Höhe von 8 m) eine hochgradige
Quetschung der rechten Rückenseite.. Unmittelbar nach dem
‚Unfall war sie eine halbe Stunde bewußtlos und hustete Blut.
Sie wurde sofort dem Krankenhaus überwiesen, wo sie bis zum
25. Mai 1918 blieb. Im Krankenhaus hat sie noch drei Wochen
Blut gehustet. Nach Verlassen des Krankenhauses hat die Ver-
letzte die Arbeit noch nicht wieder aufgenommen, weil sie über
ückensehmerzen und Atemnot zu klagen hatte. Am 5. August 1918
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642 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
sucht betrachtet. Es ist hier besonderer Wert auf die Feststellung
zu legen, ob der durch den physikalischen Befund festzustellende
Prozeß in der rechten Lungenspitze tuberkulöser Natur ist. Man
geht fast nie fehl, wenn man bei derartigem Befunde einen tuber-
kulösen Prozeß annimmt. Um einen andersartigen kann es sich
kaum handeln. Die Röntgendurchleuchtung ergibt ein geringes
Zurückbleiben der rechten Lungenspitze bei der Einatmung, Schatten,
die auf eine intensive Verdichtung der Lungenspitze hindeuten,
_ sind nicht festzustellen. Im geringfügigen Auswurf sind — auch
bei sorgfältigster Untersuchung — Tuberkelbacillen nicht zu
finden. Das Nichtvorhandensein der Tuberkelbacillen beweist aber
nichts gegen Tuberkulose. Ich habe zur sicheren Orientierung
die Tuberkulinprobe angestellt. Auf 1 mg Tuberkulin reagiert
die Patientin durch 'Temperatursteigerung bis zu 38,6 Grad.
Örtlich ist nach der Tuberkulininjektion nach 24 Stunden eine
deutliche Reaktion (vermehrte Rasselgeräusche) festzustellen. Diese
Probe weist mit Sicherheit darauf hin, daß es sich um einen tuber-
kulösen aktiven Prozeß der rechten Lungenspitze handelt.
Beurteilung. Die geringfügige Verbiegung der Wirbel-
säule, die übrigens keinen Einfluß auf die Erwerbsfähigkeit der
Verletzten ausübt, steht nicht in ursächlichem Zusammenhang mit
dem erlittenen Unfall. Sie war ganz gewiß schon vor dem Unfall
vorhanden, ohne daß die Verletzte davon wußte. Der Fehler hat
ihr nichts geschadet, auf ihn war sie auch noch nie untersucht
worden. Ebenso lege ich kein Gewicht auf die vorgebrachten
Klagen über Rückenschmerzen und die Schmerzen der Wirbel-
säule. Sie sind im Hinblick darauf, daß die Verletzte sich frei
nach allen Richtungen bewegen kann, ganz gewiß ohne Belang
für ihre Erwerbsfähigkeit. Eine andere und meines Erachtens
einzig wichtige und bedeutungsvolle Frage ist diejenige, ob die
jetzt vorhandene tuberkulöse Erkrankung der rechten Lungen-
spitze mit dem Unfall in ursächlichen Zusammenhang gebracht
werden muß. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Man
muß bei ihrer Beantwortung alle die wissenschaftlichen Momente
berücksichtigen, die im Laufe der Jahre — solange wir eine
Unfallgesetzgebung haben — hin und her erwogen worden sind.
Unter dieser Berücksichtigung muß folgendes ausgeführt werden:
Die Verletzte gibt an, daß sie vor dem Unfall nie gehustet
hat, überhaupt nie krank gewesen ist. Es ist als wichtig festzu-
stellen, daß die Verletzte im Anschluß an den Unfall Blut ge-
hustet hat, also daß die Lunge verletzt war. Daß die Lunge etwa
durch die Bruchstücke der Rippen direkt verletzt worden ist, ist
nicht anzunehmen. Es müßte in einem solchen Falle eine bedeu-
tende Verschiebung der Rippenbruchenden stattgefunden haben.
Davon ist aber in den Akten nirgendwo die Rede. Auch die
Röntgenaufnahme hat die Stellen, an denen die Rippen gebrochen
-waren, nicht erkennen lassen. Das müßte aber zutreffen, wenn
eine Verschiebung der Bruchenden stattgefunden hätte. — Wenn
aber eine direkte Verletzung der Lunge nicht bewirkt ist etwa
durch Aufspießen derselben durch die verschobenen Rippenbruch-
enden, dann muß eine indirekte Verletzung stattgefunden haben
durch Erschütterung des Organs. Nun kann durch eine derartige
Erscehütterung auch eine gesunde Lunge wohl eine Verletzung er-
leiden. Es können Lungenteile einreißen, und das ausfließende
Blut kann sich in die kleinen Luftröhrenäste und Lungenbläschen
ergießen. Zum Teil wird es ausgehustet, zum Teil bleibt es
liegen. Es ist nun schon immer wieder die Frage aufge-
worfen worden, ob eine Verletzung der Lunge, die einen Blut-
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erguß in das Lungengewebe bewirkt, den Anlaß zur Entwicklung
einer Lungentuberkulose geben kann an der verletzten Stelle.
Das könnte selbstverständlich nur dann stattfinden, wenn der
Tuberkelbacillus, der doch die letzte Ursache der ‘Tuberkulose ist,
zu der Zeit, in der die Verletzung stattfand, durch Einatmung
oder auf dem Wege des Blut- oder Lymphstromes an die Stelle
der Verletzung gelangte und sich dort — als auf einem frucht-
baren Boden — ansiedelte.e Daß ein solcher Vorgang sich ab-
spielte, daß also die Verletzung die Entstehung einer ersten (pri-
mären) Tuberkulose zur Folge gehabt hätte, kann natürlich nur
dann angenommen werden, wenn mit Sicherheit festgestellt werden
könnte, daß die Verletzte vor dem Unfall absolut gesunde Lungen
hatte, daß nicht ein alter schlummernder, sogenannter latenter
Herd, der aber noch lebende Bacillen enthielt, in der rechten Lungen-
spitze vorhanden war. Wenn die Verletzte angibt, vor dem Un-
fall nie gehustet, überhaupt irgendein Krankheitsgefühl nicht ver-
spürt zu haben, dann ist diese Angabe durchaus kein Beweis,
daß nicht ein alter schlummernder, sogenannter latenter Herd in
der Spitze vorhanden, daß sie also ganz intakt war. Alte der-
artige Herde sind so häufig als zufällige Befunde bei Obduktionen
von — an irgendeiner anderen Erkrankung — Verstorbenen an-
“zutreffen, daß man niemals mit Sicherheit von einem Menschen
behaupten kann, er habe absolut gesunde Lungen. — Da das
Einreißen einer gesunden Lunge — wenn es auch als mög-
lich anzunehmen ist — doch — falls, wie hier, eine indirekte Ge-
walt in Frage kommt — immerhin zu den Seltenheiten gehören
dürfte, da andererseits eine geringfügige Lungenerkrankung füg-
lich bei sehr vielen Menschen angenommen werden kann, so liegt
hier mit genügender Wahrscheinlichkeit der Vorgang so, daß durch
die Erschütterung des Brustkorbes das morsche Gewebe einer
bereits tuberkulös erkrankten, im schlummernden Zustand befind-
lichen, aber noch lebende Tuberkelbacillen enthaltenden Lungen-
partie der rechten Spitze eingerissen, und daß durch diese Ver-
letzung die Blutung und der Bluthusten entstanden sind. Zu-
gleich ist aber der schlummernde tuberkulöse Herd durch Zer-
reißung seiner Hüllen und durch das Freiwerden lebender Keime
wieder zur Aktivität angefacht worden. Mit dieser Annahme
stimmt auch die Zeitdauer, in der eine allmähliche Weiterentwiek-
lung des tuberkulösen Herdes sich ausgebildet hat, überein. Es
würde sich also in diesem Falle um eine Neubelebung eines be-
reits bestehenden, aber schlummernden tuberkulösen Herdes durch
den Unfall handeln.
Ob vorher die Lunge wirklich gesund war, also durch den
Unfall eine primär neu entstehende Tuberkulose zur Entwicklung
kam, oder ob — was viel wahrscheinlicher ist — die letzte An-
nahme zutrifft, auf jeden Fall ist der jetzt bestehende tuberku-
löse Prozeß der rechten Lungenspitze als Unfalltolge anzusprechen.
Der Prozeß ist nun ein gutartiger. Die Verletzte ist u
einem guten Ernährungszustand, sie ist fieberfrei, der tuberkulöse
Prozeß hat nur einen kleinen Teil der rechten Spitze ergriffen
und hat nicht die Neigung, fortzuschreiten. Es ist deshalb die
Annahme berechtigt, daß er bei geeignetem Verhalten (gute Er-
nährung, Aufenthalt in frischer Luft) ausheilen oder doch m das
frühere Stadium der Latenz wieder eintreten wird. Ich erachte
die Verletzte augenblicklich um 20% in ihrer Erwerbstähigkeit
geschädigt mit der Vorhersage, daß sie nach einigen Monaten ihre
vollständige Erwerbsfähigkeit wiedererlangen wird. Eine Nach:
untersuchung nach drei Monaten ist angebracht.
- Referatenteil.
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif, Berlin.
Sammelreierat.
Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten.
Von E. Edens.
(Schluß aus Nr. 25.)
Um das Ergebnis einer energometrischen Untersuchung an-
schaulich wiederzugeben, kann man die Druck- und Volumenwerte
in ein Koordinatensystem eintragen, in dem die Ordinate die
Volumenwerte, die Abscissen die Druckwerte darstellen, sogenanntes
Arbeitsdiagramm. Bei demselben Menschen können die Werte unter
besonderen Bedingungen erheblich wechseln; so sah Schrumpf
nach 120 g Kognak den Arbeitswert des Pulsstoßes von 280 auf
420 qem in 25 Minuten steigen, nach 40 Minuten betrug der Wert
200, nach 60 Minuten wieder 280 gem), Von den Herzklappe
fehlern geben nur die Aorteninsuffizienzen eine charakterisüst i
Kurve, und zwar auch nur dann, wenn der Klappenfehler gut
kompensiert ist, da durch die Dekompensation die maßgebenden.
Pulseigenschaften verwischt oder aufgehoben werden. Bezeichne,"
für die Aorteninsuffizienz ist einmal, daß die Volumenwerie Ba
groß sind; da das Volumen im Diagramm durch die Or ma
ausgedrückt wird, so fällt die Kurve sehr hoch aus. Bezeichne
1) Diese erhebliche Arbeitssteigerung wirft Licht auf m aa
genannte idiopathische Herzhypertrophie der Trinker. Sie ar
Erkärung dafür ausreichen, daß chronischer Alkoholismus aut rühren
anatomisch nachweisbare Gefäßschädigungen zur Herzhypertrophie
kann. (Referent.) i .
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=- ~t nm m.
Ton Bon: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26: -
- durch eine ungenügende Füllung der Arterien erklärt wird. Ursache
der ungenügenden Füllung kann Herzschwäche oder Dilatation
| Pulsfüllung durch die Energometrie und die von Sahli eingeführte
.Brösamlen. angegriffen worden. Er wies. nach, daß durch
bestimmte Kälte- und Wärmeanwendungen die Pulsfüllunug im
Aus der Sphygmovolumetrie ist deshalb nur unter der Bedingung
möglich, daß’ die Vasomotoren still und die Gefäßwand normal
sind. Da Brösamlen die Beurteilung dieser Bedingung für
der Energometrie und Sphygmobolometrie skeptisch gegenüber.
Reinhart, wieweit Übereinstimmung zwischen Pulsfüllung und
und nur die Arbeitswerte statt der wichtigeren Volumenwerte seinen
vergleichenden Betrachtungen zugrunde gelegt. habe. Reinhart
untersuchte die Pulsfüllung unter verschiedenen Bedingungen,
“such, 3. bei der Atmung, 4. bei Änderungen der Schlagfrequenz,
‚diagraphischen Untersuchungen ist bekannt, daß die Herzfigur im
Stehen kleiner ist als im Liegen. Von Moritz, Dietlen (siehe
u oben) und Anderen wird diese Verkleinerung auf eine geringere
‚Füllung des Herzens zurückgeführt, die durch eine aus hydrosta-
-` tischen Gründen stattfindende Blutansammlung im Gebiet der
- unteren Hohlvene, zum Teil auch durch eine Steigerung der Schlag-
P
durch die Stickoxydulmethode für das -Schlagvolumen festgestellt
:sierte Herzen
_ nd dadurch die Füllung des Herzens vermindert und ferner die
der Volu
' die'an und für sich das Schlagvolumen steigern würde. Zu 3. Bei
29. Juni. ` u =
ist ferner, daß die Druckwerte etwa normal. sind; da.der Druck | Herz :wird stärker, das linke Herz geringer gefüllt, das Schlag-
durch die Ascisse ausgedrückt wird, so fällt die Kurve schmal, ihr: |-volumen der linken Kammer sinkt, Unterstützt wird die Abnahme
Anstieg und Abstieg steil aus. Schrumpf hat nun gefunden, | des Schlagvolumens durch die gleichzeitig. eintretende Pulsbe-
daß ein Diagramm vom Typus der Aorteninsuffizienz nicht nur bei | schleunigung. Die Sphygmovolumetrie ergab eine entsprechende
diesem Klappentehler, sondern auch dann gefunden wird, wenn | Verringerung der Pulsfüllung: Daß. diese nicht allein auf die
die Aorta abnorm weitbar oder, klinisch gesprochen, dnreh krank-
hafte, sogenannte präsklerotische Wandveränderungen in ihrer
Widerstandsfähigkeit gegenüber .dem Blutdruck geschwächt ist. Zu
erklären ist diese Erscheinung in folgender Weise: Der Arterien-
puls wird bestimmt durch die Tätigkeit der. linken Kammer und das
Verbalten der Arterienwand. Eine große herzsystolische Volumen-
schwankung der Arterie kann daher entstehen durch ein großes
Schlagvolumen (Aorteninsuffizienz) oder. durch eine große Dehn-
barkeit der Arterie (entzündliche z. B. syphilitische oder
degenerative z. B. ‚durch Abnutzung hervorgerufene Wand-
veränderungen). Ein Pulsdiagramm vom Typus der Aorten-
insuffizienz erlaubt hiernach, wenn dieser Klappenfehler ausge-
schlossen werden kann, die Diagnose auf Präsklerose, und zwar
zu einer Zeit, wo die übrigen Untersuchungsmethoden (Perkussion,
Auscultation, Röntgenverfahren) noch versagen können. Manche
Diagramme zeigen im absteigenden Schenkel einen. Knick, der
.achtet wurde.
Die zweite Beobachtung ist zu erklären durch Erweiterung der
‘|. Gefäße und Steigerung der Herztätigkeit infolge des Atropins; die
| werte. Besserung von insuffizientem Klappenfehler durch Strophanthin
kamen in den Volumenwerten deutlich zum Ausdruck, bei Ver-
schlechterungen sank die Pulsfüllung wieder. |
‚Beweis für. die Zuverlässigkeit der Methode führt Reinhart noch
-dieselben Werte gaben, wenn die Untersuchung unter den gleichen
Bedingungen vorgenommen wurde. Reinhart kommt zu dem
‚Schluß, daß die Sphygmovolumetrie ein brauchbarer Maßstab für
das Schlagvolumen ist, wenn man die Methode nicht als Diagnosen-
automat betrachtet, sondern. kritisch verwertet.
Methode zur Bestimmung des Schlagvolumens
bei intaktem Kreislauf schlägt Klewitz vor... Er
‚registriert mit Hilfe einer Seifenmembran die kardiopneumatische
Bewegung, nachdem zuvor die Exkursionen der Membran durch
und Rigidität der Gefäße: sein. Die nähere Begründung dieser
Erscheinung muß im Original nachgesehen werden. Die Messung
des systolischen Volumenzuwachses der Arterie, der sogenannten.
Sphygmobolometrie ist in einer früher hier referierten Arbeit von
umgekehrten Sinne wie das Schlagvolumen beeinflußt werden könne.
pneumatischen Kurve wird dann mit dem Zirkel gemessen und
ein vertrauenswürdiger Schluß auf das Schlagvolumen des Herzens |
daraus nach Maßgabe der Eichung das Schlagvolumen .berechnet.
Schlagvolumen nur 17 cem. — Herz und Gefäße sind in engster
Arbeitsgemeinsthaft so miteinander verbunden, daß sie als eine
recht schwierig hält, so steht er der. praktischen Verwertbarkeit
einheitliche Maschine zu betrachten sind. Eine Prüfung der.
In einer Arbeit über die Eignung der Sphygmovölu-
metriezurBemessung derSystolengröße prüft nun |
Gegen alle bisher empfohlenen Methoden der Funktionsprüfung —
"Bestimmung des Pulses, des.Blutdruckes, des Schlagvolumens, der-
‘ Pulsfüllung, der Herzgröße, Orthodiagraphie des Aktionsstromes
(Elektrokardiographie), . ‘des Volumens bestimmter Körperteile.
‘(Plethysmographie) in der Ruhe und nach bestimmten Arbeits-
‘leistungen — läßt sich der Vorwurf einer gewissen Unzulänglich-
keit erheben. Das Streben neue, umfassendere. Untersuchungs-
verfahren auszubilden, ist daher verständlich. , Ein -solches glaubt
E. Weiß (Eine neue Methode zur Suffizienz-
prüfung des Kreislaufs) gefunden zu haben. Er ünter-
sucht im auffallenden Licht unter dem Mikroskop die Finger-
capillaren und ihre ‚Veränderungen bei sinkendem Druck in einer
Schlagvolumen nachweisbar. ist, wenn keine besonderen vasomoto-
tischen Beeinflussungen stattfinden. Gegen Brösamlen wendet
er ein, daß dieser die Änderungen der Pulszahl nicht berücksichtigt
die das Herzschlagvolumen ‘in bestimmter Weise verändern, und
zwar Í. im Stehen und Liegen, 2. beim Valsalvaschen Ver- `
ö. bei verschiedenen pathologischen Fällen. Zu 1. Aus ortho-
Solange der Manschettendruck den maximalen Blutdruck übersteigt,
findet keine Störung in den Capillaren statt. „Läßt man-nun den
wieder in Gang, in dem der Druck auch nur wenige- Millimeter
unter den Maximaldruck sinkt (das heißt sobald auch nur wenig
arterielles Blut wieder zuströmen kann, genügt diese Vis a tergo
zusammen mit der Contractionskraft der Arterien, um den zu,
dieser Zeit im ‘venösen System herrschenden Druck zu überwinden;
frequenz erklärt wird. ‚Dementsprechend fand Reinhart die
Fulsfüllung im Stehen durchschnittlich um 25 bis 30% kleiner als
im Liegen. Das stimmt überein mit den Zahlen, die Lindhard
hat, Große hypertrophische dekompensierte oder kaum kompen-
ke zeigten zum Teil keine Verringerung der Pulsfüllung
im Stehen, solche Herzen’ lassen aber auch nach Dietlen häufig
nr orthodiagraphische Verkleinerung vermissen. Also auch hier
„ereinstimmung des Herz- und Pulsbefundes. Zu 2. Beim
Valsal vaschen Versuch werden einmal durch die Drucksteige-
tung im Brustkorb die zum Herzen führenden Venen komprimiert
Anders beim
in den Capillaren , genügende Druckdifferenz).
ist, desto größer wird die Distanz zwischen dem Maximaldruck
und dem in der Manschette herrschenden, ‚am Manometer abzu-
in Gang kommt.“ Die Zeit, während: der nach völligem Abschluß
der Circulation noch eine Strömung in den Capillaren nach-
diastolische Entfaltung des Herzens erschwert. Infolgedessen sinkt
weisbar ist, wechselt, in der Norm hört sie nach wenigen Sekunden
das Schlagvolumen und die Herzfigur im Röntgenbild wird kleiner.
Die Sphygmovolumetrie ergab die ‚zu erwartende Abnahme
B ımenwerte (75 bis’80% des einzelnen Pulses). Dieser
Fa ist um so wichtiger, als der Valsalvasche Versuch
urch Vagusreizung gleichzeitig eine Pulsverlangsamung herbeiführt,
tractionskraft der Arterien schließen möchte, er glaubt hier die
‚Möglichkeit einer Suffizienzprüfuug der Gefäße- zu sehen. Die
Druckdifferenz. zwischen dem Maximaldruck und dem Wiederein-
der Einatmung wird Blut in den Thorax hineingelockt und durch
die ‚Erweiterung der Lungengefäße darin festgehalten, das rechte
843
Rechnung’ der Pulssteigerung zu setzen ist, zeigten Fälle, in denen .
Verringerung der Pulsfüllung bei. gleichbleibender Pulszahl beob-
Zu 4. . Eine bloße Änderung der Schlagfrequenz -
‘wurde durch Vagusdruck und Atropininjektion erhielt, Die durch `
Vagusdruck erzeugte Pulsverlangsamung ging: mit einer Steigerung :
der Pulsfüllung einher. Nach Atropineinspritzungen zeigte ein Teil
der Fälle Pulsbeschleunigung. mit Abnahme der Pulsfüllung, ein
anderer Teil Pulsbeschleunigung mit Zunahme der Pulsfüllung.
Atropinwirkung fällt eben individuell verschieden aus. Zu 5. Extra-
systolen, der kleine Puls beim -Alternans ergaben kleine Volumen- we
Als allgemeinen -
an, daß stationäre Herzkranke bei monatelanger Beobachtung stets .
Eine neue
eine Lührsche Spritze geeicht sind. Die Amplitude der kardio- .
Bei einem tracheotomierten seehsjährigen Knaben betrug das
Leistungsfähigkeit sollte diese Maschine in ihrer Gesamtheit erfassen. _
um den Oberarm gelegten Recklinghausen schen Manschette.
Druck in der Manschette langsam absinken, so kommt die
Strömung bei normalen. Kreislaufverhältnissen in dem Augenblick `
‚es entsteht sofort wieder eine zum Wiederbeginn der Strömung
insuffizienten Kreislauf; je stärker die Insuffizienz ausgesprochen. -
lesenden Druck, bei .dem die Strömung in den Capillaren wieder _
auf, bei Hypertonie und unter Digitalis vergeht ein Vielfäches der.
normalen ` Zeit, eine Erscheinung, aus der Weiß auf die Con-
tritt der Capillarströmung wird maßgebend bestimmt durch den .
Druck im Venensystem, dessen Höhe mit dem Grade der Kreis-
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laufsinsuffizienz steigt. Das Verhalten der arteriellen Gefäße
soll demgegenüber eine relativ geringere Rolle spielen. Die
Resultate der Suffizienzprüfung werden nämlich nicht merklich
beeinflußt durch Kälte- und Wärmeeinwirkung, durch nervöse
Zustände (vasomotorischer Art), durch Arteriosklerose oder Aneu-
rysmen, die einen Pulsus differens machen, Bei Hypertonie ist die
Capillarströmung beschleunigt, bei Aorteninsuffizienz die pul-
satorischen Schwankungen des Blutstroms sichtbar, bei Mitral-
stenose der venöse Schenkel der Capillarschlingen erweitert, bei
Vasomotorikern Kaliber der Gefäße und Strömungsgeschwindigkeit
wechselnd, bei Arteriosklerose die Capillaren verlängert, stärker
geschlängelt, verschmälert, die Strömung verlangsamt, bei Prä-
sklerose finden sich Veränderungen bald mehr im hypertonischen,
bald mehr, im arteriosklerotischen Sinne.
Kylin bringt weitere Untersuchungen über
akzidentelle Herzgeräusche und Ausdauer bei
körperlichen Anstrengungen (über eine frühere
Arbeit des Verfassers wurde schon einmal an dieser stelle
referiert). Unter 16C0 jungen Männern im Alter von 20 bis 25 Jahren
fand er bei 20% akzidentelle Herzgeräusche, Beim Schneeschuh-
wettlaufen mit Preisverteilung erhielten von den Soldaten mit
akzidentellen Geräuschen 34%, von den ohne Geräusch 71%
-einen Preis; unter den Leuten mit Geräuschen waren viel mehr,
die buchstäblich in der letzten Minute ankamen als unter den
ohne Geräusche. Ein Zusammenhang zwischen schwacher Körper-
konstitution und Geräuschen konnte nicht festgestellt werden.
55% der Leute mit Geräusch hatten einen Blutdruck über
130 mm/Hg, von den ohne Geräusch nur 15%. Der Hämeglobin:
gehalt war bei allen Fällen von akzidentellem Geräusch normal,
dagegen machten sie durchweg einen nervösen Eindruck. Es
besteht demnach ein Zusammenhang zwischen akzidentellen Herz-
1819 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 26.
‚I. kl. M. 1917, Bd. 85, H
29. Juni.
geräuschen, herabgesetzter physischer Leistungsfähigkeit, gering-
gradiger Erhöhung des Blutdrucks und allgemeiner nervöser
Veranlagung.
Literatur: Dietlen, Zur Frage des kleinen Herzens. (M. m. W. 1919,
H. 1 u. 2.) — D. Gerhardt, Zur Lehre von der Hypertrophie des rechten
Ventrikels. (Arch. f. exper. Path. u..Pharm. 1917, Bd. 82.) — Derselbe, Bei-
trag zur Lehre vom Venenpuls. (D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 127, H. 3 u. 4)
— Derselbe, Über Ikterus bei Herzkranken. (Zbl. f. Herzkrkh. 1918. H. 10,
S. 79.) — Groedel, Vereinfachte Ausmessung des Herzorthodiagramms.
(M. m. W. 1918, S. 57.) — Hecht, Statistisches über die Ursachen der Herz-
hypertrophie. (Zbl. f. Herzkrkh. 1918, H. 15 bis 17.) — Hubert, Zur Klinik
und Behandlung der Aortensyphilis. (D. Arch. f. klin. M. 1919, Bd. 128,
H. 5 u. 6.) — Kaemmerer, Zur Ätiologie der Endocarditis lenta. Mikro-
coccus flavus als Erreger. (M. m. W. 1914, H. 11.) — Kastner, Über Endo-
carditis lenta. (D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 126, H. 5 u. 6.) — Klewitz,
Über eine Methode zur Bestimmung des Schlagvolumens beim intakten
Kreislauf. (Daselbst 1918, Bd. 128, H. 1.) — Derselbe, Berufsarbeit und Herz-
vergrößerung bei Frontsoldaten. (M. m. W. 1918, H. 34) — Kraus, Über
sogenannte idiopathische Herztypertrophie. (B. kl. W. 1917, H. 32.) — Kylin,
| Weitere Untersuchungen über akzidentelle Herzgeräusche und Ausdauer bei
körperlichen Anstrengungen. (D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 127, H. 5 u. 6.)
— Reinhart, Über die Eignung der Sphygmovolumetrie zur Bemessung der
Systolengröße. (Daselbst Bd. 127, H. 3 u. 4.) — Ribbert, Die Arteriosklerose,
(D. m. W. 1918, H. 35.) — Schirokauer, Die klinische Bewertung der Plethysmo-
graphie bei Herzkrankheiten. (Zschr. f. physik. diät. Ther. 1918, Bd. 22, H. 8
u. 9.) — Schrumpf, Pulsdynamische Studien bei Veränderungen der Aorta
mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose der Präsklerose. (Zschr.
.1 u. 2.) — Schrumpf, Die Häufigkeit syphilitischer
Erkrankungen in der inneren Medizin. (D. m. W. 1918, H. 28.) — Derselbe,
Die Syphilis des Herzens und der Gefäße Bolt Diagnose, Behand-
lung). (Zschr. f. physik. diät. Ther. 1918, Bd. 22, H. 8 u. 9.) — Theis, Zur
Frage der primären Lebervenenthrombose. (Zbl. f. Herzkrkh. 1917, Bd. 9,
H. 20 bis 22.) — Ernst Weber, Die Wirkung natürlicher und künstlicher
Kohlensäurebäder sowie der Hochfrequenzbehandlung bei Herzkranken
kontrolliert durch die plethysmographische Arbeitskurve. (D. m. W. 1918)
— Weiß, Eine neue Methode zur Suffizienzprüfung des Kreislaufs. (Zschr.
f. exper. Path. u. Ther. 1918, Bd. 19, H. 3) — Weitz, Über die Dauer der
ae der Herzrevolution. (D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 127,
‚5u. 6. 3
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 24.
Casper (Berlin): Mittel und Wege, die Prostatektomie möglichst
ungefährlich zu gestalten. Dauernd negatives Verhalten der Nieren
gegen Phloridzin und_Blaufarbstoff ist eine absolute ‚Kontraindikation
gegen die Operation. Gegen die Blutungen hilft das Operieren in der
richtigen Schicht, Umspritzung der Prostata mit Novocain-Suprarenin-
lösung, gegen die Infektion die Drainage vom Damm aus.
Schemensky (Frankfurt a. M.): Die Grippenepidemie, klinische
Beobachtungen und therapeutische Erfahrungen. Verfasser unterscheidet
bezüglich der Verlaufsarten die katarrhalische, die toxisch-nervöse und
die katarrhalisch-pneumonische Form. Auch bei Eiweißfreiheit können,
wie die Urinsedimente beweisen, Nierenschädigungen vorliegen. Salvarsan
ist von einigem Erfolg bei den schweren Lungenkomplikationen, be-
sonders bei sehr frühzeitiger Anwendung.
Rautenberg (Lichterfelde): Meine Methode zur Herstellung
des Pneumoperitoneums. Verfasser bläst mittels Doppelgebläses nach
Einstich mit 4 cm langer, 1 mm dicker Kanäle zwischen Nabel und
Symphyse Luft ein. Sehr zweckmäßig ist Beckenhochlagerung. Ein
Watte-Gazebausch filtriert die Luft. Dann folgt die Durchleuchtung.
F. Stähelin (Basel): Über tödliche Blutungen bei Probe-
punktionen der Lunge. Die Sektion ergab in dem mitgeteilten Falle
eine ausgedehnte Blutung in den Bronchialbaum, die durch Verlegen
der Luftwege zur Erstickung führte. Die Blutung ging vom Ort der
Lungenverletzung aus. |
Karo (Berlin): Die Prostatahypertrophie, ihre Pathologie und
Therapie, mit besonderer Berücksichtigung der suprapubischen Prosta-
tektomie. Fortbildungsvortrag. Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 23.
Margarete Kleemann (München): Über den Wert der
Zahlen in der Orthodiagraphie. Bei Beurteilung der Herzgröße im Ortho-
diagramm sind die Zahlen, die man nach den verschiedenen Methoden
gewinnt, nur bei starken Abweichungen, die über die beträchtlichen
individuellen Verschiedenheiten hinausgehen, verwertbar. Ausschlag-
gebend ist meist die Form des Orthodiagramms bei genügender Er-
fahrung in ihrer Beurteilung. Das Breiterwerden des Herzschattens >
bei tiefer Exspiration sagt nichts aus über den Zustand des Herzmuskel-
tonus, da man dieselbe Beobachtung bei gesunden Herzen und ausgiebiger
Zwerchfellatmung machen kann.
E. Ungermann und. Marg. Zülzer: Zur experimentellen
Pockendiagnose. Hingewiesen wird auf eine Färbemethode, die ge-
eignet erscheint, das Paulsche Verfahren des Pockennachweises mittels
der cornealen Impfung des Kaninchenauges in einfacher Weise zu er
gänzen und. den specifischen Wert des diagnostischen Tierversuchs bei
der Variola zu erhöhen.
J. Schereschewsky (Berlin): Mikroskopische Rrühdiagnose
der Syphilis. Mitteilung einer Methode zur Entnahme und zum Trans-
port des Spirochätenmaterials. |
W. Alwens (Frankfurt a. M.): Zur Therapie der Grippepnei-
monie. Nach einem am 17. März 1919 im Ärztlichen Verein zu Frank-
furt a. M. gehaltenen Vortrage. |
M. Henkel (Jena): Beiträge zur Perforation des Uterus. Bei
Verwendung der Curette oder Abortzange (Wintersche Löffelzange) muß
man sich ständig ihrer Gefahr bewußt sein. Diese ist aber gering,
wenn der Eingriff bei genügender Erweiterung des Cervicalcanals vor
sich geht. Auch in der Behandlung des Aborts kann man auf eine
wirksame Mithilfe der Wehentätigkeit nicht verzichten. Man lasse den
Abort möglichst spontan verlaufen und greife nur dann ein, wenn eine
genügende Indikation durch starken Blutverlust, Fieber usw. gegeben
ist. Aber auch dann wird man immer erst versuchen, durch Anregung
der Wehentätigkeit den Cervicalkanal zur Entfaltung zu bringen. Dazu
ist die Scheiden- und Uterustamponade in Verbindung mit Pituittin
ein ungefährliches und sicheres Mittel.
Ferd. Schultze (Duisburg): Zur Heilung des angeborenen
Klumpiußes. Jeder Deformität des Fußes kann man erfolgreich aut
unblutigem Wege durch planmäßiges Redressement begegnen. Zu
unterscheiden ist eine Kompression s technik, die die Knochen
modelliert, und eine Redressionstechnik, die die Stellung der
modellierten Knochen zueinander besorgt. Zu verwerfen sind: die Ent-
kernung des Talus zwecks Reposition dieses Knochens, um den Talus
in die Gabel zu bringen, sowie ferner die weitere blutige Behandlung
durch Spaltung der inneren Kapsel zwischen Talus und Calcaneus:
Der Klumpfuß ist auf rein orthopädischem Wege durch einfache Maß:
nahmen zur Heilung zu bringen, und zwar mit absoluter Sicherheit.
Keine Form scheidet aus, ebensowenig das Alter.
Igersheimer (Göttingen): Eine Brille für Hemianopiker. Nach
einem Demonstrationsvortrag in der Medizinischen Gesellschaft zu Göt-
tingen am 10. April 1919. l
Hans Reiter (Rostock): Das Recht auf Gesundheit. Sozial-
hygienische Betrachtungen. Der Schmidtsche Vorschlag, die Kreis-
arztstellen zu einer Art von Kreisgesundheitsämtern auszubauen, wir
aufs wärmste unterstützt, F, Bruck.
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29. Juni.
„Rolikschmerz“ infolge. übermäßig heftiger Muskelcontraction.
Der Vagus scheint für die Leitung der schmerzbaften Magenempfindungen
logis
gischen Gesellschaft München, Sitzung vom 8. April 1919.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 986.. g
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i Hugo Ba ch (Bad Elster):: Beitrag zur Wirkung der künstlichen
Höhensonne auf die Haut und ihre Funktionen. Das wirksame Prinzip
‚der künstlichen Höhensonne, das heißt’des Quarzlichtes ist das Ultra-
‚Violettlicht. Es kommt nach diesen Bestrahlungen zur Rötung der
Haut mit nachfolgender Bräunung. Es handelt sich hierbei um eine
Verbrennung (die "Haut riecht wie versengt), bei der es auch
zur Blasenbildung . kommen kann.: Aber selbst bei stärkster Be-
strahlung. werden die tieferen Hautschichten nicht geschädigt, da: die
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 21 u. 22.
Nr. 21. L. R. Müller :(Würzburg): Über Magenschmerzen und
über deren ‘Zustandekommen. Die Magenschmerzen, die sich spät nach
der Nahrungsaufnahme, zur Zeit der Austreibung des Speisebreis aus dem
Magen einstellen, dürften auf übermäßig starke, auf schmerzhafte Con-
tractionen der Pars pylorica zurückzuführen sein. So kann ein
Geschwür am Pförtner dort zu einem reflektorischen Verschluß
führen. Die Magensehmerzen beim Ulcus ventriculi werden nach An-
sicht des Verfassers nicht durch die Einwirkung der Salzsäure auf das
Ulcus als solches ausgelöst. Vielmehr führt die Reizung des Gesehwürs-
grundes und damit der darin frei liegenden Nervenfasern des motorischen
Plexus myentericus zu einer krampfhaften Contraction des entsprechenden
Magensegmentes und erst diese erzeugt die Schmerzen. Auch der auf
Superaeidität beruhende Hungerschmerz (bei leerem Magen) ist ein
Die
heftigen Magenschmerzen, die durch die Magensaftsekretion ausgelöst
werden, sind also nicht auf direkte Reizung von sensiblen Nerven- ,
fasern zurückzuführen. Erörtert wird dann, auf welchem Wege die
sensiblen Erregungen von der Magenmuskulatur zentripetalwärts ziehen.
die Verbrennung ohne Narbenbildung heilt. Die Hautrötung kann nicht
setzen den Blutdruck herab und wirken belebend und anregend auf
den Stoffwechsel. Ausführlich besprochen wird die Wirkung der
Allgemeinbestrahlung auf die Haut und ihre Funktionen. Die Behauptung
-Kischs, daß die Erfolge der Heliotheraphie . besonders auf den
Wärmestrahlen beruhen, dürfte nicht zutreffen. u l
= O Beck (Frankfurt a. M.): Granatsplittersteckschuß in der Wand
des linken Ventrikels. In dem mitgeteilten Falle bestand völlige Symptom-
die schwere Infektion stürmisch ein und führte das Ende herbei. Bei
allen. Brustverletzungen soll der Verwundete unbedingt liegend trans-
portiert werden, wenn nicht mit absoluter Sicherheit der Sitz des“
Splitters außerhalb der Brusthöhle nachgewiesen wird. r
| J. Oehler (Hannover): Sugillationen an der Fußsohle al
nicht in Betracht zu kommen. Für die Übermittelung von Schmerz-
reizen aus dem Magen dient lediglich der Splanchnieus.
G. Liljestrand (Stockholm) und R. Magnus: Warum wird
die lokale Muskelstarre beim Wundstarrkrampf durch Novocain aufge-.
s Sym-
un, ‚hoben? Die Starre wird reflektorisch ausgelöst durch sensible Er-
mi regungen, die aus den starren Muskeln selber stammen, ‘und die des- | ptom der Calcaneusfraktur. Wenn man sich vergegenwärtigt, . eine wie `
halb zu der Dauercontraction führen, weil die Rückenmarkscentren | dicke und straffe Bindegewebsschicht das Hämatom an der Fußsohle
TI durch das Tetanustoxin in einen Zustand von Übererregbarkeit. ver- | Jurchwandern muß, bis es in.der dicken Sohlenhaut erscheint, so kann
RB setzt worden sind. Novocain, in kleinen Dosen intramuskulär ein- | man sich deuken, daß nur Frakturen, die ganz in der Nähe der Fuß-
Dei) T o gespritzt, lähmt die sensiblen Nervenenden im Muskel, obne die sohle- sitzen, zu Sugillationen darin führen können. | i ' o
ar . motorische Innervation, also die aktive Beweglichkeit des Muskels, zu Schüßler (Zwickau): Über Hautverfärbung durch ‚Mohrrüben-
r beeinträchtigen. | - -| genuß.. Sie wurde bei drei älteren Männern beobachtet, die sich
H. Herzog (Innsbruck): Ohr-, Nasen- und Halserkrankungen | hauptsächlich von Mohrrüben ernähren mußten. F. Bruck. .
i z i Grippe. Der Verfasser hat das charakteristische Bild der a | R n | u a:
nfluenzaotitis — serös-hämorrhagische Blasen im -Gehörgang und au RE On |
r | dem Trommelfell, hämorrhagisches Exsudat im Mittelohr, Neigung zu Zentralblatt für inner e Medizin 1919, Nr. 20. rs
ee Komplikationen und Neuralgien — so gut: wie vollkommen vermißt. | > Kelling: Zur Frage der orthostatischen Albuminurie.. Verfasser
a Nach seinen Beobachtungen haben überhaupt das G eh ör organ söwie | spricht den Gedanken aus, daß für die orthostatische Albuminurie die
” die Nase mit ihren Nebenhöhlen recht wenig unter der Seuche .| Ursache in einer halbseitigen Circulationsstörung zu suchen sei, welche
gelitten. Dagegen bedeutet die laryngeale Erkrankung eine ernste | hauptsächlich die linke Niere “betrifft. — Die linke Nierenvene, die
gi Komplikation der Grippe. Auch das eircumscripte entzündliche Ödem | über Wirbelsäule und Aorta hinwegziehf, kann leicht durch Lordose
DR, des Larynx ist als ein ernster Nebenbefund, aufzufassen. `- | komprimiert oder jedenfalls gedrosselt werden. Auch seitens des-
| Alfons Foerster (Würzburg): Über Marschhämoglobinurie. | Dünndarmgekröses kann ein Druck auf das Gefäß ausgeübt werden.
ne _ In den mitgeteilten Fällen handelte es sich jedesmal um einen schweren | Es wird angeregt, entsprechende Fälle mit Ureterkatheterismus zu
14 Anfall. Therapeutische Maßnahmen, auch Schonungstherapie hatten | untersuchen, um eine etwaige -Eiweißausscheidung allein aus der linken
| ' keinen Erfolg. HE | Niere festzustellen. Ä - © W..
n trèi aarin und Selberg: Sind die nach Unfällen auf- - e ZEN Ze
u reienden Glykosurien diabetisch? (Beobachtungen an abgestürzten T PPE ; j ats
f. ‚Fliegern) Die Zuckerausscheidung = stets in kleinen Mengen und Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 22 u. 23. |
a, unabhängig von der Nahrungszufuhr auf. Sie ist auf Nr. 22. P. Sudek: Die drei. Bedingungen der Frakturheilung als
d% das außergewöhnliche psychische Trauma zuzückzuführen. l Grundlinie der Pseudarthrosenbehandlung. Die Operation der Pseud-
s H. Salomon (Wien): Über Pseudoikterus nach Mohrrüben- | arthrose verlangt eine Adaptierung der unregelmäßigen Knochenenden
p’, genuß. Es handelt sich dabei um eine Xanthose. Deren Farbstoff | durch Resektion und Excision jeglichen kranken Gewebes. Bei
j ; zeigt spektroskopisch eine weitgehende Ähnlichkeit mit dem der Karotten. | den E Na bei dénen die Zwischenräume nicht durch
Mi Nr. 29. G az a m r _ | Annäherung zum Verschwinden gebracht und durch Calluswucherung
S umpende Aorta aa de. aeaee); Bin Feäkermlam Bei Erian | ausgelüi werden können, ist der Defekt durch plastische Im
wissenschaftliche Heilkunde zu Königsberg den 17. Dezember 1918. + e A ni oe ai en, oder. homop lastis ch entnommenen
5 W. Stoeltzner (Halle): Die Chromreaktion des chromaffinen | 70Chenstückes zu ersetzen. Das Wesentliche dabei ist, für anbil-
Ä Gewebes als Adrenalinreaktion. Adrenalin gibt mit Chromsäure die | Qungsfähiges Periost zu sorgen, es durch Anritzen dem Säfte-
i typische Reaktiori des chromalanen Gowahes strom zugänglich zu machen und frìschem Nachbargewebe anzulagern.
f M.Allinger-Stein (München): "Herdreaktion bei der Pirquet- a. Th. Naegeli: Der Einfluß der Anästhesie auf den Verlauf von
schen Cutanprobe. Auch bei der Pirquetschen Hautreaktion soll man Entzündungen. Nach der Entdeckung von Spieß, daß eine Entzündung
RE sorgfältig täglich den örtlichen Befund über der veränderten Lungen- nicht zum Ausbruch kommt, wenn durch Anästhesie die vom. Ent-
ei Spitze verfolgen, um etwa auftretende Herdreaktionen nicht zu über. | Zündungsherd ausgehenden, in den zentripetalen sensiblen Nerven ver- .
, sehen. ‚Sie entscheiden eindeutig über den aktiven Charakter der Er- | Jaufenden Reflexe ausschalten, wurde bei tuberkulösen Patienten
Krankung, & er a am Oberarm subcutan 5 bis 10 cem 1%iger Novo cainlösung in-
dem BE sch (Rostock): Klimax und Myxödem. Nach. Jaor = Dann ur ceola Cutanreaktion nach Pirquet über
f in das Klimakterium kann es zu einer Hyperfunktion der | der anästhetischen Hautpartie und über nicht gefühllos gemachter Haut
gemacht. Am Menschen und auch bei Meerschweinchen zeigte es sich,
chil '. z
i ee ai den ausgesprochenen Symptomen des: Myxödems
schwächn« ae dem Boden einer konstitutionellen „Schilddrüsen-
leicht zu ah er als auslösendes Moment besonders
” an j P . kn ` »
in Gesta It eines Myxö 2 En groben SunkMonsstörung der Thyreoidea
i ans Ba b (Mü pe Na ne
Antigon \ ünchen): 'Methylenblausilber (Argochrom) als
‚gonorrhoicum beim Weibe. Vorläufige Mitteilung in der Gynäko-
daß diese vorübergehende Anästhesie genü 1:
Verlauf -der Tuberkulinreaktion an
Die Rötung trat später und schwächer auf als an der. Kontrollstell
Der Ausschaltung des sensiblen Nervenreizes kommt’ also eine. Be
Bedeutung bei dem Zustandekommen der reaktiven Entzündung zu. |
Nr. 23. H. Körbl: Zwischenschaltung ii |
e . ” 7 ein )
bei Resektionen an der Kardia. Nach der R n e es |
ultravioletten Strahlen nur etwa 1/2 mm in die Tiefe dringen, sodaß
Folge einer Wärmewirkung sein, da dem Quarzlicht die roten Strahlen
fehlen. Auf den G ès am torganismus wirkt Ultraviolettlicht wesentlich -
anders als jedeandereHautverbrennung. Die Allgemein bestrahlungen
losigkeit der Verwundung einen ganzen Tag lang. Erst dann setzte
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Don OnT,
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Kardia und der kleinen Kurvatur sitzenden Ulcus wurden an einer,
50 cm vom Duodenum entfernt liegenden Dünndarmschlinge
zwei Seit-zu-End-Anastomosen angelegt, und zwar die eine mit dem
Kardiarest, die andere mit dem pylorischen Magenrest, und die beiden
Magenreste dadurch verbunden. Nach Durchtrennung der Dünndarm-
schlinge vom übrigen Darm wurden die beiden Schnittflächen neben
den Anastomosen blind verschlossen und die freien Dünndarmenden
durch seitliche Anastomose vereinigt. Diese Zwischenschaltung einer
mobilisierten Dünndarmschlinge ist berechtigt, wenn sich die Magen-
.reste durch Annäherung nicht vereinigen lassen.
H. Joseph: Aneurysma und Ligatur der Arteria vertebralis.
Ein arterielles Aneurysma der linken Arteria vertebralis im Canalis
transversarius wurde mit Wahrscheinlichkeit diagnostiziert, da bei
Kompression der Oarotis communis die Pulsation nicht aufhörte, und
durch zweizeitige Operation zur Heilung gebracht. Nach der
centralen Unterbindung hörte die Pulsation auf, aber der Sack wurde
nach einiger Zeit eher größer, daher periphere Unterbindung in Lokal-
anästhesie nach Küttner und anschließend daran Ausräumung des
Sackes ohne Blutung aus dem Aneurysma. : K. Bøg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 22 u. 23.
Nr.22. E. Herrmann und M. Stein: Heterologe Reizstoff-
wirkung auf bestimmte System- beziehungsweise Geschlechtsmerkmale
bei männlichen Kaninchen. Durch die Einspritzung von Corpus-luteum-
Substanz in Mengen: von 0,01 bis 0,05 g steigend bis zu 0,4 g konnte
innerhalb von zehn Tagen bis acht Wochen bei männlichen jugend-
lichen und männlichen reifen Kaninchen eine Hypertrophie der
Mamma erzeugt werden. Das Corpus-luteum-Hormon ist auch bei
Gegenwart des Hodens wirksam, der in diesem Falle den an-
geblichen entwicklungshemmenden Einfluß auf die Mamma jedenfalls
nicht besitzt. Außer der Brustdrüse wurde auch bei den behandelten
Kaninchen der Uterus masculinus vergrößert gefunden. |
F. Lieven: Über Hämophilie bei Frauen. Bei dem zweiten der
beiden Fälle von Hämophilie aus der Bonner Frauenklinik wurden an
den Genitalien eigenartige örtliche Krankheitsherde durch
die Blutungen hervorgerufen. Die fast über das ganze Leben einer
Hämophilie reichende Krankheitsgeschichte zeigte die häufig beob-
achtete schwere Blutung beim Auftreten der ersten Menstruation,
ferner örtliche Blutungen in die Genitalorgane,
ähnlich den Gelenk- und Hautblutungen, nämlich Blutergüsse in das
Ligamentum latum und in das Ovarium. Von Nutzen schien Radium-
und Röntgenbestrahlung.
Nr.23. Th, Landau: Narbenkrebs in der Scheide. Bei -einer
48 jährigen Frau war 24 Jahre nach einer Radikaloperation wegen rein
eitriger Adnexerkrankung in der Narbe der Scheide ein medulläres
Careinom entstanden. Es ist der erste mitgeteilte Fall von einem
Narbenkrebs in der Vagina. Der Krebs hat sich erst sehr lange
nach der Entstehung der Narbe gebildet. Die. Narbe ist
der präcareinomatöse Zustand, der Krebs ist die Nachkrankheit, die
sich rein örtlich auf der Schleimhaut der Scheide entwickelt hat ohne
Knotenbildungen im Douglasschen Raum.
R. Salomon: Ein durch ein mechanisches Trauma ausgelöster
Paratyphus bei einer Bacillenträgerin. (Zugleich ein Beitrag zur Lehre
der hämorrhagischen Diathese.) Bei einer Patientin der Frauenklinik
wurde wegen einer Retroflexio uteri fixata laparotomiert, die starken
Adhäsionen, die den Uterus nach hinten fixierten, gelöst und der Uterus
ventrosuspendiert. Drei Tage nach der Operation stand die Operierte
bei gutem Befinden auf, nach weiteren drei Tagen wurden die Klam-
mern der per primam verheilten Bauchwunde entfernt. Am nächsten
Tage plötzlich hohes Fieber mit Schüttelfrost. Leib trotz dauernd
hohem Fieber weich und nicht druckempfindlich. In den folgenden
Tagen Blutungen aus der auseinander gewichenen Bauchwunde.
Die Kranke wurde stark anämisch. — Der unklare Fall wurde durch
den Befund von Paratyphus-B-Baeillen im Stuhl geklärt. Die Sektion
zeigte im unteren Dünndarm und im Diekdarm frische große Ge-
sehwürsflächen neben älteren typhösen Darmnarben. — Es
wurde angenommen, daß durch den Druck auf den Darm während
der Operation bei der Bacillenträgerin eine Reinfek-
tion ausgelöst wurde. Das Aufbrechen der Bauchwunde, die
hämorrhagische Diathese und die schwere Anämie wurden als die
Folgen einer Toxikämie aufgefaßt.
E. Vogt: Angeborene Elephantiasis fibromatosa eines Fingers
im Verein mit amniogenen Fingermißbildungen. Mißbildungen an den
Streckseiten der Hände, vorzugsweise am zweiten bis vierten Finger
als Folgen amniotischer Abschnürungen bei einem Säugling. K. Bg.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
29. Juni.
Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 15 u, 16.
Nr. 15. Askanazy (Genf): Über die Veränderungen der großen
Luftwege, besonders ihre Epithelmetaplasie bei der Influenza. Die mikro-
skopische Untersuchung der Trachea und Bronchien ergab in 38 von
90 nicht ausgewählten Fällen das Vorhandensein eines mit Pflaster-
epithelbildung einhergehenden Katarrhs. Aus den Befunden und den
Kontrolluntersuchungen konnte geschlossen werden, daß sich im Ver-
lauf der Influenza oft auf der Schleimhaut der Luftwege und besonders
auch in den tieferen Abschnitten des Atemrohrs geschichtetes Pflaster-
epithel in kurzer Zeit neu entwickelt. Da es sich in den unteren Par-
tien nicht um eine „Substitution“ (Virchow), nicht um eine Epi-
theltransplantation vom präformierten Epithel der Nachbarschaft auf
das durch den Katarrh lädierte Epithelterrain handeln kann und da
eine congenitale Heterotopie oder durch angeborene Heteroplasie ent-
standene Gewebsmißbildung zum mindesten als Regel ausgeschlossen
werden kann, bleibt nur der Vorgang übrig, der auch heute noch mit
dem Restbegriff der Metaplasie bezeichnet werden darf Wie auch
durch die direkte Beobachtung festzustellen ist, bildet sich aus dem
bodenständigen Residuum des beim Katarrh abgestoßenen Epithels ein
neues dicker werdendes Epithellager von anderem Bau und anderer
Funktion. Die Metaplasie ist demnach ein häufigeres Ereignis.
v. Schultheß (Rechberg): Zur Behandlung der Lungentuber-
kulose mit Saccharose. Der kasuistische Beitrag betrifft neun Patienten,
die mit Saecharoseinjektionen behandelt wurden. Die Beobachtung des
Status vor und nach der Behandlung ergab an objektiv feststellbaren
Veränderungen nur einen Rückgang der Auswurfsmengen, und zwar
um 20 bis 88% in fünf Sechsteln der Fälle. Der übrige Befund war
fast durchweg unverändert. Ob die Verminderung der Sputummenge
ein Dauerresultat darstellt, konnte bei der Kürze der Beobachtungsdauer
nicht entschieden werden.
Nr.16. Frey-Bolli: Die Turgescierung der Placenta. Ver
fasser hat mit gutem Erfolge die manuelle Placentarlösung durch An-
wendung der vor fast 100 Jahren zum ersten Male von dem Franzosen
Mojon angegebenen Turgescierung der Placenta in vielen Fällen. er-
setzt. Das Vorgehen ist folgendes: Bei Eintritt einer Blutung sofortige
Turgescierung mit 300 bis 500 cem Kochsalzlösung, die mit einer Spritze
in die Nabelvene eingespritzt wird. Ist die Placenta nach einer Stunde
nicht gelöst, ebenfalls Turgeseierung mit derselben Menge, auch wenn
keine Blutung vorhanden. Bei Wiederholung einer Blutung nochmalige
Turgescierung. Steht die Blutung, Abwarten bis zur spontanen Lö
sung, steht die Blutung nicht, Versuch des Credeschen Handgrifis erst
ohne, dann mit Narkose. Die Methode hatte bei 51 von 53 Fällen von
Placentarverhaltung und Blutung in der Nachgeburtsperiode Erfolg.
J. Ries und M. Ries-Imchanitzky (Innsbruck): Die speci-
fische Ausscheidung gewisser Arzneimittel durch die Luftwege als Grund-
lage einer Behandlung von Lungenkrankheiten, Bei Durchprüfung der
durch die Luftwege ausgeschiedenen Arzneimittel ist die besondere
Aufmerksamkeit der Verfasser auf das Natrium kakodylicum gelenkt
worden, das bei subeutaner Injektion schon nach einer Minute der
Ausatmungsluft einen widerlichen Knoblauchgeruch verleiht, der durch
die Ausscheidung des flüchtigen, reduzierten Kakodyls bedingt ist.
Es wird gefolgert, daß ein guter Teil des Mittels durch eine spezielle
Affinität zum Lungengewebe angezogen und in den Alveolen reduziert
wird, sodaß versucht werden kann, einen Krankheitsherd in der Lunge
speeifisch und direkt zu treffen. Das Mittel wurde prophylaktisch bei
der Grippe angewandt mit dem Erfolg, daß trotz massenhafter Zuschübe
von schwer Grippekranken, die alle auch verwundet waren, in dem
Spital keine Influenzapneumonie auftrat. Das Mittel wird auffallend
gut vertragen. Es wurde per os bis zu 0,2 pro die, subeutan ein bis
zwei Spritzen einer 5%igen Lösung verabfolgt. G. Z.
Therapeutische Notizen.
] Die intrakardiale Injektion hat nach Walter Hesse (Halle)
eine Berechtigung nur bei Einspritzung in das Lumen des linken
Ventrikels. Aspiriert man nach dem Einstich Blut aus dem linken
Ventrikel, so injiziere man im Anschluß daran !/a mg Strophanthin 10
15 bis 20’cem physiologischer Kochsalzlösung. Dies Verfahren ist indiziert,
wenn bei unfühlbarem Puls die Möglichkeit, das Analepticum auf
sonstigen Wegen bis ans Herz zu bringen, an der fehlenden
Bluteireulation scheitert. Wenn der Herzmuskel vor seiner Br-
lahmung auf Herzmittel nicht mehr angesprochen hat, ist auch von
der intrakardialen Injektion nichts mehr zu erwarten. Anders wenn
ein plötzliches Versagen eines vorher gesunden, infolge
von Narkose, Shock oder Vergiftung akut gelähmten Herzens
vorliegt, oder wenn eine chronische, unbehandelte Herzmuskelschwäche
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mi E 29. Juni. S 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. an z sn i
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erst im Stadium der schwersten Erschöpfung. in ärztliche Hände |. at u I ans u S
kommt. (M. m. W. 1919, Nr. 21.) | as To. - Bücherbesprechungen. > ` _ H. e
Die intrakardiale Injektion (1 ccm der gewöhnlichen Adrenalin- | an a u = aan Bande ee ia
lösung wird mit einer ziemlich langen Nadel in den vierten Inter- | Rud. Keller, Die Elektrizitätin der Zelle. Wien und Leipzig pni Ji
costalraum etwa drei Querfinger links vom linken Sternalrand in schräger 1918, Braumüller. 261 Seiten. Preis broschiert M 8,—. = pl.
Richtung medialwärts ins Herz injiziert) wirkte, wie H. Z u n tz (Hamburg) | Nach Ansicht des Verfassers sind in den Körperzellen verhältnis- — ER ei
mitteilt, in einem Falle, wo alle Lebenserscheinungen erloschen waren, | mäßig starke elektrische Kräfte vorhanden, die deren ganze Lebens- m ir
lebensrettend. Der Herzstillstand war in der Narkose eingetreten. | tätigkeit beherrschen. Er kann sich nicht vorstellen, daß Fermente PE k Be, I
Der Fall scheint der’ einzige zu sein, wo die Wiederbelebung geläng. |. allein eine ‚solche. Arbeit wie beispielsweise die Fettsynthese voll- `° — =~.: Eii
Allerdings war hier das Herz gesund und auch nach Aufbören der | bringen, vielmehr denkt er n elektrolytische Vorgänge. Der Inhalt ae Baken
Operation wirkte keine Schädigung mehr auf dieses Organ ein. (M.m. |. des Verdauungstraktus soll elektrolytisch zersetzt werden, in den Fr PET,
Ws 1919, Nr. 21.) n u | | d - | Fundusdrüsen. des Magens soll der Sitz positiver, :in den Pankreas- f hell
Die Behandlung der Typhusbacillenfräger mit Cystimal (nach | drüsen der negativen Polarität sein. Die ‚Vitalfärbungen sollen: sich Bi F he
Stuber) führte bei der Nachprüfung durch L. Zimmermann | aus elektrischen Kräften erklären, mit Berlinerblau sollen die Kathoden . . ae ape en
(Darmstadt) in keinem einzigen Falle zu einem Erfolg. (M. m. W. 1919, | sich färben. Das Buch ist schwer zu lesen, Verfasser ist in’eine Idee a MERAN .
Nr. 21.) poi Ba T EEE verbissen, für die sich wohl nur gánz Vereinzelte werden erwärmen a HN
Die künstliche Höhensonne (der Quarzlampengesellschaft ohne, | können. Wirkliche Beweise für die Gültigkeit seiner Anschauungen. a BT
`- Glühbirnenring oder die r o m æy e r sche Lampe) empfiehlt Hedwig | erbringt Verfasser nicht. C. Hart (Berlin-Schöneberg). en I
Schenk-Popp (Freiburg i. Br.) bei Erysipel und anderen Infektionen NA : EN E E © IR
im Säuglingsalter. Aber sie hatte nur bei allen oberflächlichen |. EÈ V Gierke, Tas chenbuch der, pathologischen Ana- Ben
Erkrankungen den gewünschten Erfolg, während sie überall, da ver- | ` tomie. 1. und 2. Teil. 5. Auflage. Leipzig 1919, Werner. Klink- Ben
sagte, wo die Infektion schon weit auf dem Blut- oder Lymphwege hardt. 1. Teil 143 Seiten, 2, Teil 201 Seiten. .M10,— le z
. fortgeschritten war. (M. m. W. 1919, Nr. 21). . .. Aus der Tatsache, daß bereits die fünfte Auflage des Taschen- GE ir Poa
o Über die Verwertung der sauren Milch bei der Säuglingsernährung | PUches vorliegt, geht dessen Beliebtheit bei den. Studierenden der i a Ben...
= äußert sich Franz Hamburger (Graz). Die Milch ist sehr oft |; Medizin hinreichend hervor. Es ist vorzüglich geeignet, als eine Art er. Bez oe
al ‚nicht kochfähig, weil sie sofort in dicken Klumpen gerinnt, | KoHegheft zu‘dienen, dessen Inhalt nicht erst niedergeschrieben, dessen >> =u) Kl, a
Mi © wenn sie erwärmt wird. Da nun die „Säuglingsbuttermilch“ nichts | Zeichnungen nicht erst nächgebildet zu werden. brauchen. . So kann > `” 4
1 . anderes ist als eine saure oder säuerliche Magermilch, die mit Mehl | der Studierende um so mehr dem Vortrage des Lehrers folgen. Es ist ` Ss
$ und Zucker gekocht wird, so mache man sich dies Prinzip der Säuglings- | 2Þex_ die Anordnung des Stoffes überall. eine derartige, daß viel Platz Bee Zn
| | ‚buttermilch zunutze bei der Herstellung einer brauchbaren Säuglings- | für Bemerkungen und selbst ‘für Zeichnungen bleibt. Der Verfasser E S
T. nahrung aus nichtkochfähiger Milch. Man erhitze daher sofort zunächst | Þat den umfangreichen Stoff vorzüglich in knapper Form zusammen- ll RE
+f ~ Cinige Tropfen Milch auf einem Kaffeelöffel. Gerinnt die Milch nicht, | gefaßt. und klar dargestellt und auch die Abbildungen, deren Ver- S
"| 80 koche man sie gleich im ganzen ab und verdünne sie in der ge- | Mebruog wünschenswert erscheint, sind- gut gelungen. So ist das 4 SOSSE
| wünschten Weise. Gerinnt sie aber, so mache man sich eine dicke | Taschenbuch zugleich auch als ein. gutes Repetitorium zu empfehlen. © . : -ohe tyt
‘t -i Scehleimabkochung von. Mehl, Rollgerste, Grieß, Haferreis und der- | > Sana | C. Hart (Berlin-Schöneberg, 1 NR ERmI ra
| ~ gleichen und mische diese erkaltete Abkochung mit der nicht- | G. Schröder, 19. Jahresbericht der Neuen Heilanstalt —--. Be
N kochfähigen Milch in dem gewünschten Verhältnis, setze Zucker zu für Lungenkranke zu Schömberg nebst Bemer- . E ME NAME
| und koche direkt auf dem Herde oder im Wasserbade. So behandelte | kungen über. Chemotherapie der Tuberkulose. .. EEE
N) Milch gerinnt nur in feinen Flo cken und ist meist für Säuglinge Anhang: Witterungsverlauf des Jahres 1917 für Schömberg von ee AE a
i unschädlich. (M. m. W. 1919, Nr. 21) A l A. v. Müll & Stuttgart 1918. . (S.-A. aus dem Württ. Mediz. el 00 `! 3
= 3 Zur Ausräumung des. Abortes empfiehlt Hodie sne (Leipzig), Korr.-Blatt 1918) 0 gan SE O. el es
i , unter der Voraussetzung, daß Muttermund und Cervix für den ein- ~ Schröder hat in seiner Anstalt größere Erfahrungen mit le
i -=~ dringenden Finger gerade durchgängig sind, den von Höning 'zur | Krysolgan, einem ungiftigen Goldpräparat der Höchster Farbwerke, ge- ae
Abortbehandlung angegebenen Handgriff, nur mit dem T/nterschied, | sammelt. Er glaubt- annehmen zu können, daß das Mittel die Ab- Me
daß er den Uterus nicht vom vorderen, sondern vom hinteren | heilung der tuberkulösen Herde in Lunge und Kehlkopf günstig be- papi u
| - Scheidengewölbe aus mit der inneren Hand stützt und den Fingern | einflußt und die Neigung zur Schrumpfung anregt. Am. zweckmäßigsten IE I
! der äußeren Hand entgegendrückt. (M. m. W. 1919, Nr. 21.) .| ist seiner Ansicht nach Verbindung mit der Strahlen- und Tuberkulin- - u
| Zr BER | a F. Bruck. behandlung. Zu nn. Gerhartz (Bonn). Bl;
| | Luithlen empfiehlt zur Behandlung schlecht heilender Ge- | PEE BR ER Be; ;
- schwüre die RES .von Gsnokokkenvnecine "Intravenöse und | 9 Muck, Beobachtungen und praktische Erfahrungen en. T
intramuskuläre Injektion von polyvalenter Gonokokkenvaceine führten iR > T a a 5 nn 3 = on j> Sot P n pim ng; Hi ne u
zur Reinigung schmierig belegter, der örtlichen. Behandlung wider- J "FR Be a Fr 80 OE POO ES, SAGen, W lospaden 1919, BE e
strebender Geschwüre, wie an mehreren Krankengeschichten von Ulcus | Ne ap: | BERN: EEE: hi a a:
molle gezeigt wird, Die Behandlung ist einfach, schmerzlos und von | Überblick der Erfabrungen:und therapeutischen Erfolge des Ver- T
- geringen Nebenwirkungen begleitet. Die einzige Kontraindikation ist el. wahrend Ces Krieges.: Miek hat durci voruporgenende. Pli | iy EEE
latente Tuberkulose, da. jede mit Temperatursteigerung verbundene führung einer Metallkugel in die weit offen stehende Glottis Wieder- _ 2 |
Behandlung ein Aufflackern des tuberkulösen Prozesses zur -Folge | Auftreten der Stimme bei Aphonischen' erzeugt ‚und kaum einen Ver- | OERE
haben kann. Man gibt als erste Gabe 50 oder 100 Millionen Keime | 828°! mit dieser Methode gesehen, nachdem andere Methoden nichts ip A X
ZUBE: intravenös, wiederholt jeden zweiten bis dritten Tag die Injektion und erreicht hatten. E : u. ‚Bn fii ER
u steigt auf 200 bis 800 Millionen. Bei der intramuskulären: Injektion | A, Jansen und F. Kobrak, Praktische Ohrenheilkunde für MEE pn
` beginnt man mit 300 und steigt unter Umständen bis auf 800 Millionen. Ärzte. 862 Seiten. Berlin 1918, J. Springer. Dr ji BE .
Ein Buch, das Jansens große Erfahrungen bringt, war. in N EL
Fachkreisen lange erwartet. Es erscheint nun eine Ohrenheilkunde. für :
den Praktiker, worin Kobrak einen erheblichen Teil übernahm. Über -
Einteiluog, Nichtanführen wichtiger Dinge, zu ausführliche, zu geringe
Würdigung..einzelner Kapitel werden die Ansichten der Leser aus-
.einandergehen. Jeder der beiden Verfasser hat ihn besonders be-
schäftigende Gebiete und rückt diese in den Vordergrund. ` Eine Stellung- -
nahme zu strittigen Fragen wird meist vermieden. Das Buch hat viel
Eigenartiges und ergänzt so die Lehrbücher vorteilhaft. - Man möchte
das Werk nicht missen. $ Haenalein `’
Bresler, Rentenkam pf -Neurose. 47 Seiten. Halle a. S. 1918,
Verfasser empfiehlt den Versuch mit dem Mittel auch für die chirur-
gische Praxis bei torpiden Geschwüren. (W. kl. W. 1919, Nr. 17.)
u Auf Grund von Erfahrungen mit 1000 Injektionen empfiehlt
Kerl die Anwendung des. Silbersalvarsans. Die Beinflussung der”
luetischen Erscheinungen ist eine prompte; das rasche Verschwinden
‚der Spirochäten ist hervorzuheben. Das Präparat scheint an Wirkung
dem Altsalvarsan mindestens gleichzustehen; mit relativ kleinerer
Dosis (0,1—0,2) läßt sich klinisch dasselbe Resultat erzielen wie mit
0,4 Altsalvarsan. Störungen sind selbst bei Gesamtdosen von 3 g nie-
mals beobachtet worden. Weniger prompt als die Einwirkung auf die
‚klinischen Erscheinungen erwies sich bisher die Beeinflussung der
Wassermannschen Reaktion durch das Mittel; der Umschlag der Re-
aktion tritt bei manchen Patienten relativ rasch auf kleine Dosen ein,
l , andlung positiv
GZ.
währe Ka : . Beh | Gut orientierende k e.
anrend bei anderen die Reaktion trotz dauernder B | über das im Titel genannte Thema. ‚Singer.
ausschlägt. (W. kl. W. 1919, Nr. 17.) 2 a
Carl Marhold. M 1,50. en nn -
| ompilatorische Arbeit des bekannten Autors
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Vereins- und Auswärtige Berichte.
Berlin.
Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 26. Mai 1919.
Vor der Tagesordnung. Fräulein Annie Basch zeigte
direkt aufgenommene Positive von Röntgenphoto-
graphien. Sie sind nach dem Umkehrverfahren hergestellt. Die
Platten werden wie gewöhnlich belichtet, entwickelt, das reduzierte
Silber in einer Lösung von Kal. bichr. und Salpetersäure gelöst, von
neuem belichtet und zum zweitenmal entwickelt. Die Bilder sind sehr
schön und bringen auch alle Einzelheiten, die bei der Herstellung der
Positive aus den Negativen zu einem großen Teil verlorengehen, zur
Darstellung. Auf diesen Vorteil weist in der Aussprache Immel-
mann noch besonders hin.
j Tagesordnung. Aussprache zu dem Vortrage von Brugsch:
Über das Eiweißminimum beim Menschen.
F. Hirschfeld: Die Beobachtungen bei der Kriegsernährung
können eigentlich über die Frage der Größe des Eiweißbedarfis keinen
genügenden Aufschluß geben, weil -es sich um allgemeine Unter-
ernährung handelt. Es tritt ein Mehrzerfall von Eiweiß ein, sowohl
bei Unterernährung wie bei ungenügender Eiweißzufuhr. In Versuchen,
bei denen er reichlich Eiweiß, aber niedrige Mengen Fett und Kohle-
hydrate gab, stellte sich erheblicher Eiweißzerfall ein, selbst wenn die
Eiweißmengen noch weiter gesteigert wurden. Daraus ist auch zu
folgern, daß es falsch ist, die Rubner-Voitsche Forderung damit
zu begründen, daß ein Sicherheitsfaktor geschaffen wird. Sobald z. B.
bei Krankkeiten im allgemeinen nicht genügend Nahrung gegeben wird,
nutzen die Sicherheitsfaktoren gar nichts. Während man früher 80 bis
90 g Eiweiß geben konnte, ist die Menge des Eiweißes in der Nahrung
jetzt auf 50 bis 60 g heruntergegangen. Für die Wissenschaft ist das
nicht zu verwerten, weil sich die allgemeine Unterernährung mit dem
Eiweißmangel kombiniert hat. Man kann also nicht folgern, ob es
sich um Folgen des Eiweißmangels oder der allgemeinen Unterernährung
handelt. Wissenschaftlich ist der Eiweißbedarf nicht festzustellen, weil
man den Einwand machen kann, daß der Körper sich auf den Eiweiß-
bedarf einstellt. Das gilt auch für Versuche, die viele Monate und
Jahre hindurch geführt worden sind. Man kann nur den Schluß ziehen:
wenn man bei der Feststellung der Kost dafür sorgt, daß dem Stoff-
bedarf genügt wird, daß die Kost ein angemessenes Volumen hat und
verdaulich ist, so wird man bei reichlichem N-Gehalt,der Kost darauf
rechnen können, daß dem N-Bedarf Genüge getan ist. “Man soll keine
zu hohen Eiweißzahlen aufstellen; denn das hat den Nachteil, daß man
gezwungen sein kann, Verbesserungen abzulehnen, die mit dem Ersatz
des Eiweißes durch Fett und Kohlehydrate einhergehen. Läßt man die
Höhe des Eiweißsatzes fallen, so ist man auch freier in der Diät für
Krankheiten. Die Kranken kommen mit bedeutend niedrigeren Eiweiß-
mengen aus, und das trägt zur Entlastung der Organe bei.
Kraus: Den Nahrungsbedarf kann man in Laboratoriumsver-
suchen und durch frei gewählte Kost bemessen. Nimmt man die frei
gewählte Kost zur Grundlage, so hat man gewisse Schwierigkeiten der
Beurteilung. Die Einnahme kann man analysieren, was aber bei
Massenuntersuchungen nicht möglich ist. Die Durchschnittswerte
weichen von dem, was der einzelne erhält, enorm ab. Man kann,
wenn man diese Kost wählt, Einzelindividuen oder ganze Familien der
Berechnung zugrunde legen. Bei den Familien handelt es sich um sehr
verschiedene Menschen, für die man eine Reduktion der Werte auf
eine Einheit vornehmen muß, indem man den erwachsenen Mann mit 10,
die Frau mit 8, den Jüngling mit 8, ein Mädchen mit 7 und die Kinder
mit 6 beziehungsweise 5 bewertet. Dazu kommt, daß, was der Vater
arbeitet, sehr verschieden ist. Man kann die Fehler nur durch sehr
lange fortgesetzte Beobachtung ausgleichen und muß Bedingungen
schaffen, die der Wirklichkeit gleichkommen. In der Literatur handelt
es sich meist um Grenzwerte. Bei der Calorienbewertung des ar-
beitenden Mannes bleiben nur 472 Calorien für die Arbeit eines mittel-
schwer arbeitenden Mannes übrig. Mit dieser Menge kann man aber
nur 40000 kg/m leisten. Das entspricht nicht der wirklichen Arbeit
eines solchen Mannes. Man muß für ihn 100000 kg/m annehmen. Dem-
nach ist die Voitsche Zahl nicht mehr ausreichend für einen mittleren
Arbeiter. Was in Wahrheit gearbeitet werden kann und wird, ergeben
die Berechnungen der Arbeitsleistung in einzelnen Berufen, die eine
Leistung bis über 300000 m/kg nachweisen. Die entsprechende Zu-
nahme des Stoffwechsels erfordert Calorienmengen von 2076 bis 2793 Ca-
lorien, sodaß ein Gesamtbedarf von 4476 bis 6291 Calorien erforderlich
ist, Nun gibt es tatsächlich frei gewählte Kostmengen mit weniger
als 2000 Calorien von geringem Eiweiß-, Fett- und Kohlehydratgehalt,
mit denen man sich unzweifelhaft erhalten kann. Eine andere Frage
ist es, ob man das dauernd kann. Die amerikanische Forschung hat
| 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
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hier während des Krieges Neues gebracht. Sie hat gefunden, daß bei
Calorienwerten von 2000 bis 2500 genügend Fett gegeben werden
muß, sonst entsteht ein Schaden, der durch Eiweiß nicht gutgemacht
werden kann. Die Weber in Zittau mit einem Verbrauch von 2500 Ca-
lorien brauchen 42 Calorien pro Kilogramm Körpergewicht, da sie bei
ihrer Arbeit keinen großen Kräfteaufwand haben. Es läßt sich sagen,
daß die reichliche Nahrungsaufnahme in vollkommener Übereinstimmung
steht mit der vom Individuum geleisteten Arbeit. Der Arbeiter ist
geneigt, so viel zu essen, als die Arbeit ihm als Hunger auferlegt. Groß-
esser finden sich besonders in Schweden, Finnland und Amerika. Sie
sind imstande, Arbeit zu leisten bis 350000 m/kg. Bei der großen
Energiezufuhr steigt auch die Eiweißzufuhr. Bei Kostmengen mit
weniger als 2000 Calorien ist die Eiweißmenge nicht größer als 80 g.
Bei frei gewählter Kost von 3000 Calorien ist sie mindestens 80 g, sie
kann aber auch größer sein. Steigende Mengen zeigen entsprechend
höhere Eiweißmengen. Die Menschen, welche viel Arbeit zu leisten
haben, bedürfen großer Eiweißmengen. Die Großesser nehmen nicht
nur oder auch nur vorwiegend Pflanzeneiweiß zu sich, sondern sie
haben das Bedürfnis nach animalischem Eiweiß. Es ist Aufgabe, nicht °
die untere Grenze des Eiweißbedarfs zu suchen, sondern die Menge,
welche erforderlich ist, die Leistungsfäbigkeit des Arbeitenden zu ge-
währleisten. Zu berücksichtigen ist aber nicht nur das Eiweiß hierfür,
sondern auch das Fett, und da erscheint die von V oit geforderte
Menge zu niedrig.
Arthur Mayer: Mit der Unterernährung wird die Resistenz
gegen Krankheiten herabgesetzt. Es bestehen gewisse Unterschiede
zwischen Unterernährung und Resistenzverminderung. Tauben werden
durch Hungern gegen Milzbrand empfindlich, und diese Empfindlichkeit
läßt sich nicht wieder beseitigen, auch wenn man die Tiere nachher
überernährt. Ebenso werden gewisse Tiere durch eiweißarme Kost
gegen Krankheiten empfindlicher als richtig genährte Tiere. Am meisten
fällt die Herabsetzung der Resistenz gegen Tuberkulose beim Menschen
auf. Mit den Partialantigenen bekommt man bei gesunden Menschen
eine gewisse statische Immunitätskurve, wobei die einzelnen Partial-
antigene in gewisser Höhe verlaufen. Setzt man bei derartigen
gesunden Menschen eine Steigerung der Allergie, so steigt die Kurve
an bei widerstandsfähigen Menschen, während sie bei geschwächten
Menschen das nicht tut. M. hat diese Beobachtungen in der Türkei
während des Krieges an stark abgemagerten türkischen Soldaten weiter
verfolgt. Trotzdem die Leute reichlich ernährt wurden, wobei in den
einzelnen Fällen Eiweiß oder Fette oder die allgemeine Kost erhöht
wurde, konnte die Reizung der Allergie nur in Ausnahmefällen einen
Anstieg der Antigenkurve erreichen. Bei den Leichttuberkulösen nahm
die Immunität trotz der reichlicheren Nahrung immer weiter ab. Unter-
suchungen an Berliner Arbeitern ergaben dieselben Ergebnisse, sodaß
mit einer Verminderung der Resistenz gegen Tuberkulose für lange
Zeit zu rechnen ist. j
Magnus-Levy: Es erscheint zweifelhaft, ob man aus der
frei gewählten Kost auf Notwendigkeiten schließen darf. Die frei
gewählte Kost ist nämlich von zwei Faktoren abhängig, dem Wohl
stand des einzelnen und dem des Landes. Vor 50 bis 60 Jahren hat
man höchstens die Hälfte an Fett gebraucht wie in der Zeit vor dem
Kriege, soweit Deutschland in Betracht kommt. Ob der stärker Ar-
beitende größere Eiweißmengen braucht, erscheint zweifelhaft. Man
wird in Deutschland noch lange auf die Einfuhr von Fett und Eiweiß
angewiesen sein. Besser als die Einfuhr von Fleischeiweiß erscheint
die Einfuhr von Fett. In den nächsten Jahren wird man zeigen können,
ob die Zahlen von Voit-Rubner für Eiweiß nicht unterschritten
werden können. Die stärkeren Kostmaße sind erforderlich für
schwere Arbeiter auf dem Lande und in den Bergwerken, nicht aber
für Berliner Arbeiter.
Kraus hält alles aufrecht, was er gesagt hat. Die Ausführungen
von Magnus-Levy beruhten auf den Versuchen von Schittenden.
Dieser wiege 53 kg und sein Eiweißverbrauch sei gar nicht zu wenig:
Großesser arbeiten viel und sie essen relativ viel Eiweiß. Wir müssen
feststellen, wobei der Mensch sich am wohlsten fühlt. Aus diesem
Wohlbefinden und aus der Tatsache, daß die Tuberkulose so stark zU-
genommen hat, ist zu schließen, daß die Größe der Eiweißmenget
nötig war. Fett einzuführen vom Ausland ist richtig, aber vor allem
soll man dafür sorgen, daß man dem Menschen eine Nahrung gibt, die
ihn nicht nur erhält, sondern ihm einen guten Zustand verleiht.
Aschoff schließt sich den Anschauungen von Kraus aD.
Wer viel arbeitet, braucht viel Eiweiß. Da die Ansichten der Forscher
so weit auseinandergehen, muß man sich für die Praxis an die prak-
tischen Erfahrungen halten. Individuelle Faktoren sind von wesen
= Digitized by Google
lichem Einfluß für die Ernährung. Die Calorienberechnung ist für den
einzelnen Fall in der Praxis nicht maßgebend. Um das Fleisch geht
a i werden überschätzt und sind keineswegs erwiesen. Der geistig viel
nah f arbeitende Mensch braucht viel Fleisch. -Fleisch ist notwendig und
Mo $ nützlich. en ur ea =
Ki | Bornstein betont die Notwendigkeit einer vernünftigen: Er-
af nährung, in der auch Fleisch enthalten sein soll.‘ Man darf aber den
m | Wert des Fleisches nicht überschätzen. Mit 75 g Eiweiß kommt man aus.
er ii v. Hößlin: Eine Reihe von Soldaten von etwa 40 bis 50 kg
On Körpergewicht, unter denen eigentlich Kranke sich nicht befanden,
E wurden von ibm mit einer bestimmten Diät und bestimmten Calorien-
na F . mengen ernährt. Sie waren stark unterernährt. Zusatz von Eiweiß
ae | zur Nahrung hob ihr Gewicht nur sehr wenig. Zunahme der Calorien-
f- ° werte ließ die Soldaten bei ihrem Gewicht. Erst wenn erheblich mehr
u Eiweiß zugeführt. und. die Nahrung im ganzen entsprechend calorien-
et reicher wurde, nahm das Gewicht zu. Indessen erreichte man die-
a . selben Zunahmen, sei.es, daß man höhere Calorienwerte bei etwas
i . geringeren Eiweißmengen, oder niedere Calorienwerte bei größeren
el Eiweißmengen gab. "Gibt man jetzt den Leuten große Eiweißmengen,
so erhält man große N-Retentionswerte. Eiweiß muß in genügender
- Menge vorhanden sein, Rekonvaleszenten nach akuten Erkrankungen
= verhalten sich anders. Re | |
'. Brugsch: Schlußwort. Fritz Fleischer.
SEE
Göttingen.
Medizinische Gesellschaft, . Sitzung am 16. Januar 1919.
Riecke: a) Kriegsdermatologie. Übersicht über die wichtigsten
Hauterkrankungen, die im Felde beobachtet wurden, unter Ausstellung
| Ä und Demonstrationen einer großen Zahl eigener Aquarelle, Ölbilder,
Photographien. D | p
3 b) Demonstration einer 22jährigen Patientin mit Lepra mixta.
Im Gesicht, an den Streckseiten der oberen Extremitäten und an den.
Mammae finden sich vorzugsweise linsen- bis kirschgroße, hautfarbene
. bis bräunlichgelbrote-Knoten, die kleineren flach, die größeren halb-
kugelig vorgewölbt. Über den Tumoren finden sich vielfach erweiterte
'Capillarreiserchen in der Haut. Am Rücken und sonst. am Körper
diffuse und ‚unscharf begrenzte, bronzefarbene Hautpartien ohne In-
filtrate. Nirgends nennenswerte Ulcerationen. An den Oberarmen
vielfach circumscripte Herde ausgesprochen atrophischer Haut, die eine
parallelstreifige, deutliche Hautfältelung erkennen lassen. Diese atro-
= Phischen Stellen sind ausgesprochen anästhetisch, auch sonst an den
= Armen und Beinen anästhetische Zonen. Gelegentlich polsterartige
fl
j
)
d
l
i Ödeme der Fußrücken und Händrücken, An der Stirn eine bandförmige,
deutlich intumescierte, bräunlichgelbrote, 'infiltrierte Hautpartie. Die
Augenbrauen stark rarefiziert. Es besteht starke Beengung der Nasen-
atmung und eine ausgesprochene Rhinitis. Im Nasensekretausstrich
sowie im Schnittpräparat der Tumoren werden massenhaft-Leprabaeillen
nachgewiesen. (Mikroskopische Demonstration.) Patientin ist bis zu-
Ihrem zehnten Lebensjahr in Südamerika (Provinz Korientes) gewesen;
. ‚Seitdem in Deutschland. Die Familiennitglieder sind frei von. leprösen
Erscheinungen. | ck Ä Oehme.
2 . Hamburg. i s
T Ärztlicher Verein. Sitzung vom 1. April 1919.
SR Simmonds bespricht einen Fall von juvenilem Zwergwuchs
‚Infolge Hypophysisatrophie im Vorderlappen. Es handelt sich wohl um
embolische Prozesse. Diese kommen schon in den ersten Lebenstagen
vor. Bei den bisher veröffentlichten Fällen von juvenilem Zwerg- .
Wuchs handelte es sich um Schädigung beider Hypopbysislappen.
a Kümmell berichtet über ein neues Operationsverfahren zur
Heilung des Mastdarmcarcinoms. Es gilt den Sphineterverschluß zu
erhalten und dabei doch eine möglichst radikale Operation auszuführen.
Beides zu erfüllen ist schwer, Die radikalste Operation bleibt die
Ausräumung mit Erhaltung des Schließapparates. K. geht in der
Weise vor, daß er das kranke Darmstück exstirpiert und den darüber
be ndlichen Darm durch den Analteil hindurchzieht und hier fixiert.
ie Ausräumung gelingt in relativ kurzer Zeit, kostet relativ wenig.
lut und ermöglicht die Erhaltung einer relativen Kontinenz.
Vorträge zur Frage der Kriegsernährung. und ihrer Folgen.
un ‘ersmann, der Leiter der Krankenkostabteilung, macht Mit-
teilungen über die Versorgung der Hamburger Kranken mit Kost, Auf
Karten beziehen wir nur etwa 1500 Calorien. Wir sind daher auf den
Schleichhandel, den- man beschönigend „privaten Ausgleich“ nennt, an-
gewiesen.. Statt 135000 1’Milch täglich haben wir 880001 täglich. Wir
ein Kampf in fast allen Familien. Die Schädlichkeiten des Fleisches
Br ve
-= un | my = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. = Be 3 u i = K E i
|. sind sogar bis auf -50000 heruntergestiegen. Das ist 40000 unter dem
Minimum. Genau so ungünstig liegt es bei der Butter. Freilich steigen
die Schleichbandelspreise für Butter. -Das ist ein Zeichen dafür, daß
‚auf dem Lande mehr Milch erfaßt wird. Sehr knapp ist das Fleisch.
V. warnt vor unbegründetem Optimismus ‘bezüglich. der. Lebensmittel-
schiffe, Es ist keine erhebliche Besserung zu erwarten, denn es wird
nur der’Ausfall gedeckt werden. Sollten Unruhen eintreten, so ist
durch Aufstapelung, von Dosenmilch für die. Säuglinge gesorgt. .
. Rumpel: Kriegswirkung. auf Ernährungsverhältnisse, Morbidität
„und -Mortalität.. Pflicht der zweitgrößten Stadt, Deutschlands ist es, die k
Dezembererklärung der Berliner ärztlichen Vereine über Abwehr einer
weiteren Verschlechterung unserer Ernährungsverhältnisse zu unter- `
stützen. Denn drei Monate sind -seitdem verflossen, und die Lage hat.
sich verschlechtert. Vortragender bespricht zunächst die Einwirkung `
der halben Hungersnot auf die Gesunden. Sie gibt sich in einer all-
gemeinen Gewichtsabnahme kund, ‘und zwar 10 bis 12%, des Körper--
gewichts (1918) bis 15 bis 20%, (Ende 1918). Nach Hamburger Er-
fahrungen ist eine 20°/,ige Gewichtsabnahme noch gering... In erster
‚Reihe steht die Abnahme des Fettpolsters. Bei Herzleidenden und
Gichtikern ist die Abnahme von Vorteil, doch treten bei’ hochgradigem
Fettschwund auch am Oirculationsapparat Störungen auf (durch Schwinden
des Fettes am Perikard und unter dem Zwerchfell). Fortschreitender- ,
| Fettschrzund macht schließlich auch bei Arteriosklerose Beschwerden. .
Stärkere krankhafte Erscheinungen: machen sich im Abdomen geltend:
Tiefstand des Magens, Enteroptose, Zunahme der Hernien, inneren
‚| Einklemmungen, Gebärmutter- und: Scheidenprolapse. Doch auch Gutes
` tritt ein, z. B. Schwinden von Lipomen, seltenes Auftreten von Pankreas-
nekrosen. Obwohl bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr die Er-
nährung .reichlicher war, haben sich doch seit 1918: die Verhältnisse -
verschlechtert (Zurückbleiben im Längenwachstum, Schwächezustände):
Die schwerste Erkrankung, die R. beobachtete, war das Hungerödem `
im Jahre 1917.. 19i8 hat man bei uns nichts davon gehört, wohl aber
in Österreich mit 4 bis 5%, Sterblichkeit. Der größte Teil davon be-
zog Sich auf die Grenzbezirke Deutschböhmens.(0,062%, in Tschechien
gegen etwas über 5°% in Deutschböhmen). Die Ursache ist eine große
Wasserzufuhr bei mangelnder Ernährung. Die Kost bestand ja haupt-
sächlich aus Wasser (wasserreiche Gemüse usw.). Zu einzelnen Zeiten
(1917) sind die Calorien bis auf 700.zurückgegangen. Als zweite Hunger-
krankheit ist von Wien aus eine Art Osteomalacie infolge verminderter:
Kalk- und Phosphorzufuhr gemeldet worden. In Deutschland hat man
keine Beobachtungen darüber gemacht. Bei. den akuten Exanthemen,
auch bei der Diphtherie ist die Differenz in den verschiedenen Epide-
mien durch die Schwere der Epidemien bedingt. Hierbei spielt der
Faktor Ernährung keine besondere Rolle. Bei der Pneunionie wurde
mehr die Lysis als die Krisis beobachtet. Es muß unentschieden
bleiben, ob Influenza oder mangelnde Ernährung daran schuld war.
Wesentlich ist die Einwirkung auf die Rekonvaleszenz. Die Krank-
heitsdauer bei den Infektionskrankheiten ist wesentlich länger. Die
schwersten Schädigungen wurden bei der Tuberkulose gesehen. Ge-
wisse Formen traten weit häufiger auf: tuberkulose Meningitis, Peritoneal-
tuberkulose und die in wenigen Wochen zum Tode führenden ` peri- -
bronchitischen Tuberkulosen. Weiter wurde beobachtet eine leichtere
Infizierbarkeit und’ eine Zunahme der chirurgischen . Erkrankungen.
Interessant ist die Beobachtung einer größeren Überempfindlichkeit
gegenüber den Medikamenten. Bei Hg-Behandlung traten häufiger als
früher ‘Vergiftungen ein.- Ähnlich beim Salvarsan. Oder sollte die
Güte des Präparats gelitten haben? Auch Veronalschädigungen fielen
auf. Bei den konstitutionellen Erkrankungen ist zunächst hinsichtlich |
des Diabetes leichten und mittleren Grades zu erwähnen, daß die
Patienten den Zucker verloren und die Kohlehydrate besser vertrugen.
Die Gicht, eine in Hamburg überhaupt seltene Kraukheit, wurde noch
seltener. Die Bluterkrankungen nahmen an Schwere zu, vor allem die
perniziöse Anämie, nicht die Chlorose. Daß auf der Anatomie’ keine
Zunahme der Fälle beobachtet wurde, beruht wohl auf der Behandlung
mit O ehleckers Transfusion. Die Störungen im -Magendarmkanal
sind vermehrte Flatulenz, Abnahme und Fehlen der Salzsäure und
damit verbunden häufiges Auftreten von Milchsäure. In Zusammen-:
hang damit steht der gastrokardiale Symptomenkomplex. Es müßte
eine Zunahme des Ulcus ventriculi zu beobachten sein. .Das ist nicht
der Fall. Enorm zugenommen hat die Oxyuriasis durch die kohle-
hydratreiche Ernährung und mangelnde Reinlichkeit infolge des Fehlens
von Seife. Schädigungen der Nieren wurden nicht beobachtet, da-
gegen eine starke Zunabme der Harnabsonderung (Bettnässen). Potenz
und Libido sind gesunken... Gewisse gynäkologische Erkrankungen -
haben sich vermehrt. Das Centralnervensystem hat eine Schwächung
erlitten. Es wird über Gedächtnisschwäche und Mangel an Energie
und Ausdauer geklagt. ‚Reißig.
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650
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
20. Juni
Rundschau.
Die Familienversicherung in ihren Wirkungen auf Volks-
gesundheit und Tätigkeit des Arztes.
(Bericht über einen Cyclus von Vorträgen, ver-
anstaltet vom Seminar für soziale Medizin in Berlin.)
Es war ein dankenswertes Unternehmen der rührigen Leiter
des Seminars für soziale Medizin der Sektion Groß-Berlin des Ver-
bandes der Ärzte Deutschlands, durch einen von ihnen veranstalteten
Cyelus von Vorträgen über die Familienversicherung dieses jetzt täg-
lich mehr in den Vordergrund tretende bevölkerungspolitische Problem
zum Gegenstand von Frörterungen gemacht zu haben, an denen sich
Vertreter der sozialen Hygiene, der Ärzteschaft und der Versicherungs-
träger beteiligt haben.
Obwohl die Frage der obligatorischen Familienversicherung, wie
der kommissarische Ministerialdirektor Herr Geheimer Rat Dr. Gott-
stein in seinen einleitenden Worten darlegte, eine alte Forderung
der sozialen Hygiene sei, habe es doch erst der ungeheuren Schädi-
gungen bedurft, die der hinter uns liegende Krieg der deutschen Volks-
gesundheit zugefügt hat, um diese Angelegenheit aus dem Stadium
der akademischen Erörterungen heraus- und der praktischen Durch-
führung näherzubringen. Nachdem die Preußische Landesversamm-
Jung auf Antrag ihres Ausschusses für Bevölkerungspolitik an die
Reichsregierung mit dem Antrage herangetreten sei, die Familienver-
sicherung der Kassenmitglieder obligatorisch zu machen, sei in ab-
sehbarer Zeit mit einer Gesetzesvorlage über diese Materie zu rechnen.
Bei der Unfähigkeit weiterer Kreise der versicherten Bevölkerungs-
schichten, in Krankheitsfällen der Familienangehörigen rechtzeitig und
ausgiebig für ärztliche Behandlung aus eignen Mitteln zu sorgen, sei
die Krankenversicherung ohne Familienversicherung Stückwerk.
Direkte Beweise dafür, daß durch die Einführung der Familienver-
sicherung die Volksgesundheit gefördert werde, seien zurzeit nicht zu
erbringen, immerhin habe die während des Krieges eingerichtete kom-
munale Kriegsfürsorge bei den Familienangehörigen der Kriegsteil-
nehmer gezeigt, daß die Unentgeltlichkeit der ärztlichen Hilfe ein mäch-
tiger Ansporn sei, sie rechtzeitig in Anspruch zu nehmen. Es sei die
Aufgabe der Gesellschaft, die Sorge für die .Gesundheit derjenigen
Volksschichten zu übernehmen, die sie selbst nicht tragen können, da-
mit erweise die Gesellschaft nieht nur diesen Schichten, sondern sich
selbst einen Dienst. Dem von Alfons Fischer geprägten Schlag-
wort vom „Recht auf Gesundheit“ stellt G. das von der
„Pflieht zur Gesundheit“ gegenüber. Diese Pflicht gilt auch
für die Hüter der Volksgesundheit, die Ärzte, denen es nicht nur ob-
liege, Krankheiten zu heilen, sondern auch durch Belehrung und
Aufklärung dahin zu wirken, daß die Bevölkerung sich der sozial-
hygienischen Einrichtungen und Hilfsmittel zur Verhütung von Krank-
heiten rechtzeitig und in ausgiebigem Maße bediene.
Den Hauptvortrag des ersten Abends — der Cyclus umfaßte im
ganzen vier Vortragsabende — hielt Herr Medizinalrat Dr. Stephani
aus Mannheim; sein Thema lautete: „Die Familienversicherung in ihrer
Wirkung auf die Volksgesundheit.“
Auch er betrachtet die obligatorische Familienversicherung als
eine unbedingt notwendige Maßnahme zum Wiederaufbau unserer zer-
störten Volkskraft. An einem reichen statistischen Material weist er
die Verschlechterung der gesundheitlichen Verhältnisse und die Stei-
gerung der Sterbeziffern, insbesondere auf dem Lande, nach und führt
diese Erscheinung auf mangelnde oder nicht rechtzeitig in Anspruch
genommene ärztliche Hilfe zurück. Auf dem Lande machte sich beson-
ders der Mangel an sozialhygienischen Maßnahmen und Einrichtungen
in sehr schädigender Weise bemerkbar. Aus seinem Material sei nur
hervorgehoben, daß in Baden von 100 Gestorbenen im J ahre 1910 in den
Städten 13,4%, auf dem Lande 28,9 % starben, ohne in ärztlicher Be-
handlung gestanden zu haben, im Jahre 1917 10,7 % beziehungsweise
29,5%.
Gleichfalls in Baden starben im ersten Lebensjahre von 100 Säug-
lingen im Jahre 1910 in den Städten 29,6%, auf dem Lande 50,9%, im
Jahre 1917 33,5% beziehungsweise 59,1 %.
Eine der ersten Aufgaben, welche die Bevölkerungspolitik zu
erfüllen habe, sei die Erhaltung des Nachwuchses. Dieser könne ge-
sundheitlich aber nur dann geschützt werden, wenn für ihn vom ersten
Lebenstage an über das Säuglingsalter, die Kleinkinderzeit und wäh-
rend der Schuljahre durch die Familienversicherung gesorgt werde, S0-
wohl prophylaktisch durch sozialhygienische Maßnahmen — Säuglings-
fürsorgestellen, Kleinkinderfürsorge, schulärztliche Beobachtung, die
Fe ie
m nn
herigen Kassenarztsysteme genüge den berechtigten
—
St. durch die Behandlung seitens der Schulärzte erweitert und er-
gänzt wissen will —, als auch durch die Möglichkeit rechtzeitiger
ärztlicher Hilfe in Krankheitsfällen. Da die Krankenkassen von der
ihnen durch die RVO. gebotene Möglichkeit der freiwilligen Leistung
bisher nur in sehr bescheidenem Maße Gebrauch gemacht haben, müsse
auf sie der gesetzliche Zwang ausgeübt werden. Da aber nur große
und finanziell leistungsfähige Gebilde auf dem Gebiete der Familien-
versicherung wirklich Ersprießliches leisten könnten, sei eine Auflösung
kleiner Kassen und eine Zusammenlegung zu größeren eine nicht zu
umgehende Forderung. Daß große Kassen den finanziellen Anforde-
rungen der Familienversicherung genügen können, beweisen die allge-
meinen Ortskrankenkassen in Leipzig und Stuttgart, wo die Familien-
versicherung ohne Zusatzbeiträge durchgeführt sei; in Leipzig betragen
die Kosten der Familienversicherung, ohne die Ausgaben für ärztliche -
Behandlung, im ganzen 4,4% der Gesamtausgaben.
St. ging dann des näheren ein auf die Wirkungen, welche die
obligatorische Einführung der Familienversicherung auf die Lage des
ärztlichen Standes haben werde. Es fehlen bisher genaue statistische
Unterlagen, auf Grund deren man die Zunahme des Kreises Versicherter
durch die Einbeziehung der Familienangehörigen in die Versicherung
ermitteln könne. Jedenfalls sei aber mit einer sehr starken Ein-
schränkung der freien Praxis zu rechnen und aus diesem Grunde seien
zurzeit noch manche Ärzte gegen die Einführung der Familienversiche-
rung. Die offizielle Vertretung der deutschen Ärzteschaft habe sich
dagegen wiederholt mit der Familienversicherung einverstanden erklärt,
allerdings unter zwei Voraussetzungen: einmal der einer auskömmlichen
Bezahlung der ärztlichen Tätigkeit, zweitens aber der Zulassung sämt-
licher dazu bereiten Ärzte, das heißt der freien Arztwahl. St. stellt
sich vorbehaltlos auf den Boden dieser Forderungen, er lehnt die zur
leichteren Durchführung der Familienversicherung vorgeschlagene Be-
handlung in Polikliniken entschieden ab und verlangt gerade für Frauen
und Kinder aus psychologischen Gründen das Recht, den Arzt. ihres
Vertrauens aufsuchen zu dürfen. Er sieht in der befriedigenden Re-
gelung der Arztfrage eine der wesentlichsten Voraussetzungen für eine
gedeihliche Entwicklung der Familienversicherung und macht von ihr
die freudige Mitarbeit der deutschen Ärzteschaft abhängig. Der Bei-
fall der Zuhörer, der gerade diesen Ausführungen folgte. bewies, wie
sehr sie mit den vom Vortragenden aufgestellten Forderungen ein-
verstanden waren.
Am zweiten Abend des Cyclus kam ein Vertreter der Kranken-
kassen zu Wort, in der Person des Herrn Albert Kohn, des Di-
rektors der Allgemeinen Ortskrankenkasse der Stadt Berlin. Herr Kohn
ist nicht nur die führende Persönlichkeit in den hiesigen Kassenkreisen,
er steht auch mit in der ersten Reihe der Führer im Verbande der
deutschen Krankenkassen; daher dürften seine Ausführungen auch über
die Grenzen Berlins hinaus die Aufmerksamkeit und das Interesse der
deutschen Ärzteschaft verdienen. Sein Thema lautete: „Organisatorische
Fragen bei Einführung der Familienversicherung.“ K. schob die Schuld
daran, daß die Familienversicherung bisher von den Kassen ohne gesetz-
lichen Zwang nicht in weiterem Umfange eingeführt worden sel, den
Ärzten zu, deren angeblich ungebührlich hohen Honorarforderungen für
die Behandlung der Familienangehörigen die Krankenkassen nicht Eè-
wachsen seien, Er hielt eine Bezahlung auf den Kopf der Familien-
angehörigen in der gleichen Höhe wie für den Versicherten für un-
erschwinglich, lehnte auch die Bezahlung nach Einzelleistungen rund-
weg ab. Sehr eingehend beschäftigte er sich mit der Art der ärzt-
lichen Versorgung. Die freie Arztwahl hält er gerade für Berlin, mit
und ohne Karenzzeit, für undurchführbar, weil sie binnen kurzer Zeit
zu einer Überflutung Berlins mit Ärzten führen müsse. Schon jetzt
kommen im Landespolizeibezirk Berlin auf 10000 Kassenmitglieder
11,88 Ärzte, während im Osten des Reiches der gleichen Zahl nui
2,3 Ärzte zur Verfügung stehen. Bei Einführung der Familienversiche-
rung werde sich dieses Mißverhältnis noch erheblich steigern. lẹ
Zahl der bei einer Kasse zugelassenen Ärzte übe aber einen Er
Einfluß auf die Ausgaben der Kassen aus, man könne beweisen, (A
ie größer die Zahl der Ärzte sei, um so höher seien die Ausgaben,
insbesondere für Arznei und Heilmittel. Die Konkurrenz der Ei
untereinander habe dazu geführt, durch möglichst weitgehendes En
gegenkommen gegenüber den Wünschen der Kassenmitglieder deren
möglichst viele an sich heranzuziehen; das „RK assenlöwentum
sei ein Krebsschaden, der beseitigt werden müsse, die n KASE pe
löwen“ schädigen die Kassenfinanzen, ohne den sie Auer =
Kranken zu nützen, da es ihnen, wegen Überlastung, an aor E
sorgfältiger Untersuchung und Behandlung mangle. E E
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gegen jedes bestehe Mißstimmung, ‚entweder bei den Kassenverwal-
tungen oder bei den Kassenmitgliedern, aber auch bei den Ärzten.
Aus der Mißstimmung der Ärzte gegen die jetzigen kassenärzt-
lichen Zustände sei der immer stärker ertönende Ruf nach Verstaat-
| lichung des ärztlichen Berufes zu erklären; die Kassenverbände hätten
offiziell zur Frage der Verstaatlichung der Ärzte bisher noch nicht
Stellung genommen, Redner zweifelt aber nicht daran, daß die Kassen
die Verstaatlichung verlangen werden, wenn es nicht gelingt, bei Ein-
führung’ der Familienversicherung die Kassenarztfrage in befriedigender
Weise zu lösen. K. glaubt eine solche Lösung gefunden zu haben
durch Schaffung von Beratungs- und Untersuchungs-
stellen. An verschiedenen Stellen der Stadt sollen große Räum-
lichkeiten eingerichtet und mit allen. modernen Untersuchungsmitteln
‘für die Diagnose ausgestattet werden. Ein Stab von Ärzten. — all-
gemeinen wie von Vertretern aller ‚Sonderfächer — soll dort zu jeder
Tagesstunde bereitstehen. Die Arbeitszeit der Ärzte werde, um ihnen
| die Möglichkeit zur Fortbildung zu lassen, eine beschränkte sein, ihre
Honorierung werde unabhängig vom Honorar der Kassenärzte erfolgen.
: Alle Kranken, oder sich dafür haltenden, müßten, soweit sie
nicht bettlägerig seien, bevor sie den Kassenarzt aufsuchten, zunächst
in die Beratungsstellen ihres Bezirks gehen; hier werde durch ein-
gehende Untersuchung festgestellt, ob überhaupt ein Bedürfnis nach
ärztlicher Behandlung bestehe und erst wenn dies der Fall sei, dürfe
der Kranke einen der zugelassenen Kassenärzte aufsuchen. Der
Redner verspricht sich von dieser Einrichtung eine erhebliche Ent-
i lastung der Kassenärzte, die dann nur von wirklich einer ärztlichen
Behandlung Bedürftigen aufgesucht werden; für diese. würden den
Kassenärzten dann mehr Zeit‘ zu sorgfältiger Untersuchung und
Behandlung zur Verfügung stehen als jetzt; die der Zahl nach
| Inanspruchnahme werde eine Steigerung der Be-
zahlung. des einzelnen Falles zur Folge habe und damit eine
Steigerung _ des Interesses des Arztes. an. diesem . Falle,
Die Kosten für die Ausführung dieses Planes werden nicht geringe
| sein, die Krankenkassen seien jetzt nicht in der Lage sie allein zu
tragen, Gemeinden und Reich müßten zur -Deckung mit herangezogen
werden. Den Gemeinden werde aus der Einführung der Familien-
versicherung eine große Entlastung ihrer Ausgaben für Arme erwachsen
und das Reich habe das lebhafteste Interesse an allen, Maßnahmen zur
‘Hebung der Volksgesundheit. Dies in großen Umrissen die wesent-
lichsten Ausführungen des Redners, die er in Beantwortung einzelner
an ibn aus den Reihen der Zuhörer gerichteten Anfragen noch
ergänzte. Eine Heranziehung der Versicherten zu einem Teil der
Kosten. für Arznei und: Heilmittel lehnte er ab, weil die in den!
unteren-Lohnklassen Versicherten von ihrem öhnehin knapp bemessenen
Krankengelde nichts entbehren könnten. Dagegen spricht er- sich. für
eine Revision des Krankenversicherungsgesetzes im Sinne einer besseren
Heranziehung der Versicherten zu den Beiträgen und einer Bereit-
stellung von Mitteln des Reiches und der Gemeinden zu den Zwecken
der Krankehversicherung aus. |
der Familienversicherung nicht warten, bis diese vielleicht noch viele
Doch könne man mit der Einführung
Jahre dauernde Reform eingetreten sei. Schließlich erklärte er sich
bereit zu den weitestgehenden Garantien, um die Ärzteschaft dagegen
aß die_ Beratungsstellen. sich zu Behandlungsstellen aus-.
wachsen. |
Der dritte, von Professor Lennhoff gehaltene Vortrag. be-
‚schäftigte sich mit den ärztlichen Problemen der Familienversicherung.
Der Redner versuchte Klarheit darüber zu verschaffen, in welcher
Weise und in welchem Umfange die Familienversicherung die Berufs-
ausübung des einzelnen Arztes wie die des ganzen Standes beeinflussen
werde. Im Jahre 1914 habe es in Groß-Berlin 1300000 Kassenmit-
glieder gegeben, durch die. Einführung der Familienversicherung werde
diese Zahl, nach sehr vorsichtiger Schätzung, sich mindestens verdoppeln.
‚Die Gewährung der Familienhilfe werde für viele Versicherte ein An-
-Teiz mehr sein, freiwillig die Versicherung fortzusetzen. Ob durch die
Einbeziehung ‘der Familienangehörigen in die Krankenversicherung- die
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Gesamteinnahmen der Ärzte steigen werden, sei unsicher; sollte es der
Fall sein, so wird weit größer, als die Steigerung der Einnahmen, die
Steigerung der‘ ärztlichen Arbeitsleistung sein. Nach Einführung der
Familienversicherung werde für die freie Praxis nur ein ganz geringer
Bruchteil ‘der Bevölkerung übrigbleiben, der wiederum nur einer
kleinen Anzahl von Ärzten Existenzmöglichkeit gewähren werde.
Da das Sozialisierungsgesetz jedem Deutschen in Aussicht stelle, „durch
eine seinen Fähigkeiten entsprechende Arbeit sein Leben zu unter-
halten“, müsse der Gesetzgeber bei Einführung der Familienversicherung
auch allen Ärzten den ärztlichen Arbeitsmarkt zugänglich machen. Der-
Redner wendet sich dann der Frage zu, wie der ärztliche Dienst bei
der Familienversicherung zu organisieren sei und streift.‘dabei die ver-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. `
er
PER
schiedenen Vorschläge zur Sozialisierung -der Ärzte oder der Heilkunde,
Unentgeltlichkeit der ärztlichen Behandlung, Krankenhäuser usw., und
zwar bei Verbeamtung der Ärzte oder. bei freiberuflich tätigen Ärzten.
‚Der Begriff der Sozialisierung ‚treffe auf. die Tätigkeit der Ärzte nicht
zu, denn sie sammeln kein. Kapitál .an von dem.Mehrwert der durch
andere geleisteten Arbeit. Redner sieht den. Untergrund für alle diese
Vorschläge -zur Umgestaltung des ärztlichen Berufes im Gefühl der
Unbefriedigung "darüber, daß trotz des hohen Standes der Heilkunde
und. der ärztlichen Ausbildung die große Masse des Volkes ärztlich
nicht so- gut versorgt sei, wie es wünschenswert wäre. Wenn dies der
das zur genügenden und erwünschten Versorgung nötig wäre. Dieser
‚Meinung scheinen jetzt auch maßgebliche Kassenvertreter zu sein, die
jetzt kein Bedenken trügen, Staatszuschüsse für die. Krankenkassen zu
fordern, was sie früher aus Besorgnis um die Einengung der Selbst-
verwaltung entschieden abgelehnt hätten. Die Ärzte müßten für solche
Staatszuschüsse eintreten, weil ohne solche, allein mit den unzuläng-
lichen Mitteln. der Kassen die Familienversicherung nur zu dürftigen
und werde sehr bald kommen, jedenfalls früher als die Verstaatlichung
einrichten müssen und das gehe nur mit Zulassung aller dazu bereiten,
das heißt, mit freier Arztwahl. Den Einwendungen der Kassen gegen
er, daß das sogenannte Kassenlöwentum erst von den Kassen groß-
schrecken Redner nicht, nur’ ihre Begründung, die iim zu sehr polizei-
haben müsse; da aber dem Kranken mit einer bloßen Beratung und
Untersuchung nicht gedient “sei, sondern da er Hilfe suche, müßten
Behandlungshäuser ins Leben gerufen werden. Der ärztliche
"Betrieb in.ihnen könne sehr :wohl ein unter Zulassung -aller Ärzte
genossenschaftlich organisierter sein. Das Organisatorische könne in
aller Ruhe ausgeprobt werden, da die Familienversicherung zunächst
müsse, weil nicht gleichzeitig. mit ihrer: Einführung vollwertige Be-
handlungshäuser eingerichtet werden könnten. Da die Ärzte den
Kassen gegenüber Arbeitnehmer sind ünd diese ja jetzt in allen Be-
trieben, auch den öffentlichrechtlichen ein Mitbestimmungsrecht haben
werden, so muß es von selbst zu gemeinschaftlichen Beratungen der
Kassen und der Ärzte kommen; bei leidlich gutem Willen auf beiden
Seiten werde es zu einer befriedigenden Zusammenarbeit beider Inter-
essentengruppen kommen.
Dem Schlußvortrage des
‘über „Psychologische Beziehungen zwischen Arzt und Kranken“ war
‚ich verhindert beizuwohnen; es geht mir darüber folgender Bericht zu:
Einen wesentlichen Faktor in den. Beziehungen zwischen Arzt
und Patienten spielt das Vertrauen des Kranken zum Arzt. Dieser
kann das Vertrauen ‘bereits mitbringen, es kann auch im Laufe der
Behandlung erworben werden. Ebenso kann aber das Vertrauen auch
: durch äußere Einflüsse erschüttert werden oder dadurch, daß der Patient
“vom Arzt und der ärztliehen Behandlung zuviel erwartet hatte. `
| Ärzte mit.starkem psychischen Einfluß besitzen große psycho-
logische Erfahrungen und in besonderem Maße die Gabe des ‚Indivi-
FG
seiner Seelenverfassung. Daß der Kranke den Arzt seines Vertrauens
. zu wählen wünscht, ist selbstverständlich und daher einer der Gründe,
die für freie Arztwahl angeführt werden. Aber auch ein nicht frei
. gewählter Arzt kann dem Kranken sofort Vertrauen einflößen.
Bei der Familienversicherung darf man über diesen seelischen
Faktor des Vertrauens nicht hinweggehen. Für den Arzt fällt bei der
Familienversicherung die Tätigkeit als Begutachter der Arbeitsunfähig-
keit fort, er kann aher viel mehr Arzt sein als gegenüber den Kassen-
mitgliedern und es können daher leichter seelische Beziehungen zwischen
Arzt und Familien entstehen, ähnlich wie früher in größerem ‚Umfange
bei dem Hausarzt, und jetzt bei den behandelnden Ärzten in der Privat-
praxis. Der Arzt muß sich dieser Verantwortung .als Familienberater
der Versicherten bewußt sein. Die Patienten wünschen sich oft durch
eine allgemeine Aussprache zu erleichtern; darauf stützt sich z. B. die
Psychoanalyse, die geradezu bezweckt, den Kranken zum Reden zu
bringen und die auslösenden Momente einer Störung aus dem Unter-
bewußtsein zu erwecken. Solche Aussprache ist nur auf der Grund-
‚lage des Vertrauens zum Arzt möglich. Die Abneigung gegen Kranken-
häuser beruht größtenteils auf dem Öffentlichen des Krankenhauses
mit dem unbekannten Arzt, sie besteht weniger gegen Privatkranken-
anstalten, in denen der Patient in der Behandlung seines bis-
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Fall sei, so liege das daran, daß es bisher an dem Geld gefehlt habe,
- Leistungen befähigt sein würde. — Die Familienversicherung müßte .
der Ärzte, daher würde sie sich mi# den freiberuflich tätigen Ärzten ri
dieses kassėnärztliche; System tritt Redner entgegen; insbesondere zeigt _
gezogen worden ist. — Die von den Kassen gepfanten Beratungsstellen
lichen Charakter trägt. Es sei durchaus nicht notwendig, daß der
Arzt auch in aller Zukunft seine Arbeitsräume in seiner Privatwohnung
doch mit dem privatwirtschaftlichen Ärztebetrieb' eingeführt werden
Herrn Geheimen Sanitätsrats Dr. Moll
dualisierens durch intuitive Erfassung des Wesens des Kranken und
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herigen Arztes bleibt. Dieses Unpersönliche haftet auch der
Vorstellung der Verbeamtung mit Bezirksärzten an. Die Verbeamtung
würde nicht nur für die Ärzte, sondern auch für die wissenschaft-
schaftlichen Fortschritte nachteilig sein, erst recht aber für
die lamilienversicherung. Zuweilen wirkt gerade ein .teures
Heilmittel durch seinen hohen Preis psychisch besonders gut. Der-
artige teure Mittel würden aus solchem Grunde ebenso wie sonstige
psychische Behandlung unter bürokratischen Gesichtspunkten nicht
zulässig sein. Die Bedingung für wirksame psychische. Behandlung
ist die Möglichkeit, den einzelnen Patienten entsprechend Zeit zu
widmen. Bei den Rassenlöwen kann keine wirklich individualisierende
- Einzelbehandlung und seelische Beeinflussung der Kranken statt-
finden, sondern nur eine Scheinbehandlung. Die Zahl der Ärzte muß
daher für die Familienversicherung wenigstens auf einer gewissen Höhe
' sein, auch damit der Arzt nicht überlastet wird und seine Kassen-
kranken einbüßt. Grundbedingung dafür ist ein Honorar, das dem
Arzt gestattet, seinen Lebensunterhalt mit einer gewissen Zahl von
Arbeitsstunden am Tage zu erwerben. Manche Behandlungsmethoden
erfordern auch für den Einzelfall so viel Zeit, daß die Kassen sie nicht
umsonst verlangen können. Hierzu gehört auch die Psychotherapie,
die von einzelnen Kassen bereits als besonderes Behandlungsfach zu-
gelassen ist. Den Kranken muß nach Möglichkeit Gelegenheit gegeben
werden. den Arzt ihres Vertrauens aufzusuchen, die Ärzte müssen sich
2 ’
aber auch mit der psychischen Behandlung vertraut machen. Nur bei
genügender Honoriergng der Ärzte kann vom Standpunkt der Psycho-
therapie aus die Familienversicherung empfohlen werden.
San.-Rat Dr. Ignatz Sternberg.
Die Arbeit von Prof, Dr. Hellpach über „Die Neugestaltung
des medizinischen Unterrichts mußte von der Redaktion nach dem
Abschluß des propädeutischen Teils abgebrochen werden, da sie in
ihrem Gesamtumfang erheblich über das Raummaß hinausgewachsen
war, welches wir unter den gegenwärtigen Verhältnissen in unserer
Zeitschrift für eine einzelne Arbeit zur Verfügung halten können. Der
klinische Teil der Betrachtungen, welcher ebenfalls für den medizini-
schen Unterricht sehr beträchtliche Abänderungsvorschläge enthält und
begründet, kann daher leider in den Spalten der Medizinischen Klinik
nicht veröffentlicht werden. Er wird aber vereinigt mit den hier ab-
gedruckten Aufsätzen in kurzem im Buchhandel zur Veröffentlichung
gelangen, sodaß dann die Studie Hellpachs in ihrem vollständigen
Zusammenhange vorliegen wird.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Der Ausschuß für Bevölkerungspolitik der
Preußischen Landesversammlung hat einen Antrag ein-
stimmig angenommen, in dem die Versammlung gebeten wird, die
Staatsregierung zu ersuchen, so rasch als möglich ein Gesetz über
die Neugestaltung des Hebammenwesens vorzulegen.
Folgende Richtlinien hierfür hat der Ausschuß aufgestellt: |
1. Die Hebamme erhält Beamteneigenschait. 2. Die Hebamme
ist der Kreis-Hebammenstelle unterstellt. Die Kreis-Hebammenstelle
besteht aus dem Kreisarzt, einem Vertreter der Kreisbehörden, zwei
frei gewählten Hebammen und zwei gewählten Müttern des Kreises.
Bei der Provinz ist sinngemäß eine Provinzial-Hebammenstelle als Be-
rufungsinstanz einzurichten. 3. Der Hebamme wird ein Einkommen
gewährleistet, das zur Lebenshaltung genügt. Jeder außerberuf-
liche Nebenerwerb darf nur mit Genehmigung der vorgesetzten
Behörde ausgeübt werden. 4. Die Zahl der Hebammen muß in
allen Landesteilen ausreichend sein. 5. Die Hebamme hat den
Frauen unentgeltlich Geburts- und Wochenhilfe zu gewähren.
6. Die Ausbildung der Hebammen ist zu erweitern und organisch mit
dem Unterricht in der Kranken- und Säuglingspflege zu verbinden.
7. Die Auswahl der Hebammenschülerinnen muß mit größter Sorgfalt
unter Berücksichtigung der körperlichen und geistigen Eignung und
unter Mitwirkung der Kreis-Hebammenstelle erfolgen. Es ist eine ab-
geschlossene Schulbildung zu verlangen. Den Lehrern der Hebammen-
schule muß die Möglichkeit gewahrt bleiben, als ungeeignet sich er-
weisende Schülerinnen zu. entlassen. Berufiungsstelle ist die Provin-
zial-Hebammenstelle. 8. Die Zahl der zur Ausbildung .zuzulassenden
Hebammen ist dem Bedürfnis entsprechend zu regeln. Durch Über-
gangsbestimmungen sind den jetzt tätigen Hebammen bestimmte Ar-
beitsbezirke zuzuweisen. Die Forderung einer Nachprüfung ist von
Fall zu Fall zu prüfen.
In dem Ausschuß beschäftigt man sich augenblicklich lebhaft
mit einer Änderung der Steuerpolitik in dem Sinne, daß
Ein Antrag
des Vorsitzenden Abderhalden will Beamtinnen, die sich
die Kinderzahl von Einfluß auf die Besteuerung sein soll.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26.
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verheiraten, eine Abfindungssumme gewähren.. Ein von anderer
Seite gestellter Antrag, das Zölibat der Lehrerinnen aufzu-
heben, wird innerhalb des Ausschusses sehr stark umstritten. n
Auch in der Schweiz ist de Neuregelung des Heb-
ammenwesens Gegenstand der Gesetzgebung: So hat der Landrat
des Kantons Uri eine diesbezügliche Verordnung erlassen, aus der her-
vorzuheben ist, daß jede Gemeinde wenigstens eine Hebamme, größere
Gemeinden je eine Hebamme auf 800 bis 1000 Einwohner anzustellen
haben. Falls sich keine geeignete Person findet, die auf eigene Kosten
den Beruf erlernen will, ist die Gemeinde verpflichtet, eine Person auf
Kosten der Gemeinde dazu ausbilden zu lassen. Der Kanton zahlt den
patentierten und praktizierenden Hebammen jährlich 100 Fr. auf je
600 Einwohner, außerdem bei der Niederlassung einen einmaligen
Beitrag von 50 Fr. Die Gemeinden sind verpflichtet, ihren Hebammen
ebenfalls eia Wartgeld, wenigstens in der Hälfte des kantonalen zu
zahlen. In angemessenen Zwischenräumen werden die Hebammen zum
Besuch eines Wiederholungskurses in eine Entbindungsanstalt geschickt;
die Kosten dieser Kurse trägt der Kanton. Die Festsetzung der Ver-
gütung für die Hilfeleistung der Hebammen ist ihrem
freien Ermessen überlassen. Für strittige Fälle wird eine
Minimaltaxe festgelegt. =
Wien. Das Staatsamt für soziale Verwaltung hat die Schaffung
einer Krankenfürsorge für Staatsbedienstete in die
Wege geleitet und Leitsätze hierfür ausgearbeitet, welche, mit einigen
begründenden Bemerkungen versehen, einer Reihe von Beamten- und
Angestellten- sowie Ärzteorganisationen zur Begutachtung übermittelt
worden sind. Diese Leitsätze sehen die Errichtung eines Kranken-
fürsorgefonds für Staatsbedienstete vor, der teils durch Beitragsleistungen
derselben, teils durch Zuwendungen aus Staatsmitteln aufgebracht
werden soll. Aus den Mitteln des Fonds soll den Staatsbediensteten für
ihre Person und ihre nächsten Familienangehörigen eine ausreichende,
standesgemäße Kranken- und Heilpflege in der Form von ärztlicher
Hilfe, Beistellung geschulten Pflegepersonals, Versorgung mit Heil-
mitteln und therapeutischen Behelfen, Spitalspflege, Kurbäder-. und
Heilstättenbehandlung, Rekonvaleszenten-, und Kinderpflege sowie Be-
gräbnisgelder gewährt werden. Dabei. wird es grundsätzlich dem Be-
amten überlassen, seinen Arzt selbst zu wählen und statt der gewährten
Heileinrichtungen die ihm geeignet erscheinende Pflege aufzusuchen,
in welchem Fall ihm jene Kosten der Krankheit in Geld vergütet
werden, welche bei Benutzung der vorerwähnten Einrichtungen ent-
standen wären. — Es wird Aufgabe der ärztlichen wirtschaftlichen
Organisationen sein, die berechtigten Interessen der Ärzteschaft dieser S
Aktion gegenüber zu wahren. ——— —
In der verfassunggebenden preußischen Landesversammlung haben
die Abgeordneten Abderhalden und Genossen den Antrag gestellt,
die Vorschriften der Regierungsverordnung vom 16. Februar 1919 über
die Gewährung von Straffreiheit und Strafmilderung m
Disziplinarsachen auf ehrengerichtliche Strafen und ehren:
gerichtliche Verfahren gegen Ärzte entsprechende An
wendung finden zu lassen, —
Die für die Verbreitung hygienischer Kenntnisse im Volke ge
meinsam tätigen Behörden, Krankenkassen, Versicherungsanstalten und
gemeinnützigen Gesellschaften haben die Gründung eines Landes:
ausschusses für hygienische Volksbelehrung be-
schlossen, der die- bisher vorhandenen Einzelorganisationen zu plan-
mäßiger Arbeit zusammenfassen soll, um Aufklärung bis ins kleinste
Dorf zu bringen. Zu Vorsitzenden wurden Ministerialdirektor Gott- _
stein, Geh. Reg.-Rat Freund, Geheimrat Abderhalden gê-
wählt, zu Schriftführern Prof. Adam und Dr. Bornstein, zu Schatz-
meistern Bankier Ernst Friedmann und Prof. Bruck.
Im Verlage von Urban: & Schwarzenberg, Berlin-Wien, erschien
soeben von dem „Praktikum der Chirurgie“, von Oberarzt Dr. R. N ord-
mann (Berlin), die zweite Auflage, — Die erste Auflage war kurz
nach Ausbruch des Weltkrieges erschienen und ist SO manchem
jüngeren und älteren, bisher Chirurgie ungewohnten Feldarzte E
treuer und zuverlässiger Ratgeber geworden. Die soeben erscheinen
zweite Auflage ist vom Verfasser im Felde unter Verwertung seiner
reichen Erfahrungen von Grund auf um- und neubearbeitet worden. Wr
schreibt im Vorwort: Da ich aus vielfachen Erfahrungen weiß, an
sich vielfach gewisse Schwierigkeiten bei- der Indikationsstellung 2
chirurgischen Maßnahmen auf den Grenzgebieten in der Austuse
von Notoperationen bei der Nachbehandlung Verletzter und Operier H
und in der Erkennung der wichtigsten Komplikationen 1m BE ia
tiven Krankheitsverlauf für den Arzt ergeben, so ist auf dies :
stellung speziell dieser Abschnitte ein besonderes Gewicht gelegt. nen
Das Buch hat 345 teils farbige Abbildungen und kostet 28 M, gebun
32 M, mit den üblichen Teuerungszuschlägen.
Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Brio
Franz Friedmann ist zum ao. Professor in der medizinise en |
- Fakultät ernannt worden. —- Erlangen: Priv.-Doz. Dr. To en |
(innere Medizin) zum ao. Professor ernannt. — Marburg: nen
Dr. Walter Vogt folgt einem Rufe als Prosektor des Anatomie”
Instituts nach Würzburg. — Basel: Dr. Fritz Rohrer für Physio: |
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Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg
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Prof. Dr. Reifferscheid, Göttingen.
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Ascension der Kokken verhindert hat, ist ausgestoßen, ‘der Weg
ms Innere des Uterus. ist freigegeben. Die aus dem puerperalen.
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‚Inhalt: Originalarbeiten: R eifferscheid, Gonorrhöe im Wochenbett. L.Langstein, Die Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. (Fort-
setzung.) J. Pal, Über Herzhypertrophie und Hypertonie H. Harttung, ‘Über Perityphlitis und Pyelitis.. Th. Ku lenkamp, Erkältung‘
und Infektion. H. Tichy, Einige Ergebnisse 'der operativen und ‘der Milchtherapie bei Leistendrüsenentzündungen. — Referatenteil: Strauß,
Strahlentherapie. — Aus. den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte.:
u Berlin. Dortmund.. Göttingen.. Prag. — Rundschau: E. Reiß, Hygiene und. Küche. — Tagesgeschichtliche. Notizen. : ` |
Der Verlag'behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden- Origimalbeiträge vor...
~ Die bedenkliche Vermehrung der Geschlechtskrankheiten,
die wir als eine der: unheilvollen Folgen des Krieges verzeichnen
müssen, bedroht die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit gerade der
in der Blüte der Kraft stehenden Individuen, schädigt den Nach-
wuchs auf das schwerste oder vernichtet die Fortpflanzungsfähig-.
Reit y Ihre große Bedeutung für den einzelnen, für die
: . Familie, für den Staat, liegt damit klar zutage. Bei der gonor-
; Thoischen Erkrankung der Frau im besonderen sehen wir ein oft.
<: _ -über viele Jahre sich hinziehendes Siechtum mit völliger Ver-
©. Diehtung der Gebärfähigkeit sich anschließen, sobald die Infektion
über den Uterus: hinaus zu den: Adnexen aufsteigt. ‚Zu dieser
schweren Komplikation der anfangs ‘örtlich ' auf den Scheiden-
. — — @ngang, die Scheide und die Cervix beschränkt bleibenden gonor-
! „thoischen Erkrankung ist gerade im Wochenbett besonders Ge-
Uterus ausfließenden Lochien stellen einen vorzüglichen Nährboden
für: die Gonokokken dar, in dem sie eine rapide Vermehrung
zeigen, sie bilden gleichzeitig eine Straße, auf der die Gonokokken.
der Vagina. in den Uterus aufwandern können und es
leider auch in etwa. der Hälfte aller Fälle von gonorrhoischen in-
fizierten: Frauen tun. Men ge hat darauf hingewiesen, daß auch.
der Geburt schon der. während der. Wehentätigkeit vor-
ie, in der Wehenpause zurückweichende Kopf zu ‘einer
mechanischen Verschmierung des ‚gonokokkenhaltigen Vaginal-
rasch aus
- während
‘ . Tückende,
Sekretes auf die. Decidua Veranlassung geben kann. In gleicher
‚eise wird das
nötig. werdenden intrauterinen Eingriffen der untersuchende Finger:
Oder. .die eingeführten Instrumente tun können; Untersucht man.
‘as Lochialsekret einer gonorrhoisch kranken Wöchnerin, so findet
‚Man die Keimzahl zwischen dem vierten und. sechten Tage‘ des
. "Wochenbettes am größten, die Lochien sind wie überschwemmt
yon Gonokokken. Ihre Beschaffenheit ist schon in dieser frühen
elt oft eine rein eitrige geworden. Entnimmt man das Sekret
aus dem Scheidengewölbe oder aus dem Uterus selbst, so findet
Fe ‘die Gonokokken in Reinkultur,. intra- und extracellulär ge-
agert, Aber nicht--bloß auf. das Lochialsekret bleibt die’ Ver-
$ mehrung der Keime beschränkt, sie siedeln sich auch auf dem
Pithel der Drüsenreste und dem’ Bindegewebe der Decidua. an
und -vermehren sich wuchernd. Bei dieser akuten. Endometritis
Püerperalis gonorrhoica bleibt das Allgemeinbefinden. der Wöchnerin
ug ungestört, Die Temperatur kann normal. bleiben oder
bei geburtshilflichen Untersuchungen, bei etwa.
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‘es treten: nur leichte Temperatursteigerungen auf.. Der ganze °
Prozeß kann’ schnell abklingen. Die Gonokokken verschwinden
oft rasch wieder aus dem. Lochialsekret. Krönig konnte in
einem solchen Falle schon-am 16. Tage post: partum ‘im Lochial-- -
sekret auch kulturell Gonokokken nicht mehr nachweisen. x ~...
| In anderen Fällen kommt es, besonders. bei stärkeren Be:
wegungen der Wöchnerin oder nach. dem ersten. Aufstehen, zu _
: plötzlichen, oft hohen Temperatursteigerungen, mit denen dann: -
auch ein allgemeines Krankheitsgefühl verbunden ist. Nie freilich‘
ist dieses so groß, wie wir es bei den. puerperalen Infektionen’
mit Streptokokken zu sehen gewohnt sind. Wird .die Patientin -
sofort sachgemäß behandelt, hält sie strenge Bettruhe ein, sö-
kann auch in diesen Fällen eine rasche Genesung eintreten, die
Temperatur ' geht‘ zur Norm,. zuweilen noch unterbrochen voii:
gang des akuten Stadiums in das chronisch-gonorrhoische.. ein: _
- Die ‘Beschwerden verschwinden, die Wöchnerin hält sich: für gë-
'sünd, lediglich eine Verzögerung der Involution des: Uterus deutet:
auf die überstandene Erkrankung hin. Wie die Weite: des Cervical-
kanals im Puerperium die Ascension ‘der Keime begünstigt hatte, :
.so hat‘ sie im weiteren Verlaufe. günstige -Bedingungen für den:
Abfluß der eitrigen Sekrete geschaffen,: eine Stauung verhindert
und einen Ablauf ‘der gonorrhoischen: Erkrankung lediglich in. den:
oberflächlichen Schichten des Endometriums möglich gemacht: **: -
. Aber nicht immer verläuft die Erkrankung so gutartig. - Nicht
immer:können die bei der puerperalen gonorrhoischen 'Endometritis‘
|. rasch 'herbeiströmenden Leukocyten eine genügende Schutzkette
‘bilden, um das: weitere Vordringen der Gonokokken in die tieferen
Schichten der. Uteruswand zu verhindern. Sie dringen’ über. das
Endometrium hinaus in die Muskulatur, führen hier zu’ Infiltrationen,;
zu einer akuten.gonorrhoischen Metritis. Der ganze Uterus erscheint
verdickt, druckempfindlich. . Die Involution wird erheblich ' ver:
zögert. Ja es kann sogar, wenn das. auch als große’ Seltenheit
augesehen’ werden muß, zur eitrigen Einschmelzung in’ der Uterus:
wand kommen, und Menge und Madlener haben :echte gonor;
rhoische Abscesse der Uteruswand beobachtet und beschrieben...
Oder der gonorrhoische Prozeß. schreitet über. den Uterus
hinaus fort, Dann nimmt er zumeist den vorgezeichneten Weg.
auf die Schleimhaut der Tuben. Auch jetzt noch.kann in günstigen
Fällen die Erkrankung auf den. isthmischen Teil der Tuben be: `
schränkt bleiben und allmählich zur Abheilung kommen, ohne
. dauernde Schädigung zu’ hinterlassen. ` Doch sind das leider die
‚seltensten Fälle. I
Meist breitet sich. die. Erkrankung : über die
ganze Tube hin aus, und zwar werden zumeist. beide Tuben be-
fallen, nur selten ist die Beschränkung auf eine Tube.. Es kommt ``
zunächst zu einer Endosalpingitis, einer eitrigen Entzündung -der
Tubenschleimhaut. Vielfach geht .das Epithel zugrunde, ‘es kommt
zu Geschwürsbildungen, die zu dauernden :Verwaehsungen der
Schleimhautfalten führen. ° Beim Vordringen' der Kokken zum ab-
' dominalen Tubenende kommt es zu Verklebungen der Fimbrien
untereinander und: so zu einem Verschluß:.der Tube. -Der Eiter
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leichten fieberhaften Steigerungen und es tritt dann rascher Über;
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 27.
staut sich in der Tube, es kommt zur Ausbildung einer meist
doppelseitigen Pyosalpinx.
Aber ehe noch dieser Verschluß der Tuben eintritt, quillt
der Eiter aus dem abdominellen Ende der Tube hinaus auf das
Beckenbauchfell. Hier beschränkt sich die Erkrankung glück-
licherweise zumeist auf die nächste Umgebung der Tube. Es
bilden sich Verklebungen mit der benachbarten Beckenserosa, der
hinteren Fläche des Ligamentum latum, dem Ovarium und den
angrenzenden Darmschlingen. Es entsteht eine Beckenbauchfell-
entzündung. Dringen die Gonokokken in das Ovarium ein und
kommt es zu einer Infektion eines Corpus luteum verum, so kann
es zur Entstehung eines Ovarialabscesses kommen. Auch nach
schon stattgehabter Verklebung des abdominalen Endes der Tube
kann der sich in den Tuben anstauende Eiter ‘die frischen Ver-
klebungen sprengen und ein Eiteraustritt auf das Bauchfell er-
folgen. Das kann spontan geschehen und sich nicht selten in
Zwischenräumen bald rechts, bald links wiederholen, jedesmal von
einer frisch aufflackernden Pelveoperitonitis gefolgt. Es kann aber
auch mechanisch verursacht werden. Das muß man sehr wohl
bedenken, wenn man derartige frische Fälle untersucht. Jeder
stärkere Druck auf die eitergefüllten Tuben kann hier verderblich
wirken, Es kann so mechanisch zum Austreten einer größeren
Eitermenge ins Peritoneum kommen und damit zu einer diffusen
gonorrhoischen Peritonitis mit allen den stürmischen Erscheinungen
der akuten Peritonitis. Auch der Coitus ist gelegentlich die Ur-
sache für einen solchen Eiteraustritt. Glücklicherweise ist bei der
rein gonorrhoischen Peritonitis die Prognose trotz der anfangs be-
drohlichen ‚Erscheinungen eine unerwartet günstige, sodaß Todes-
fälle nur sehr selten beobachtet sind. Selten kommt es auch zur
Ausbildung -eines Exsudates im Douglas mit peritonitischen Reiz-
erscheinungen, die auf die unteren Abschnitte des Leibes be-
schränkt bleiben.
Auch auf anderem Wege noch können die Gonokokken zum
Beckenbauchfell gelangen. Wertheim hat gezeigt, daß die
Kokken nicht auf die Schleimhaut der Tuben beschränkt bleiben,
sondern in die Tubenwand eindringen, hier zu Schwellungen und
Infiltraten der Wand führen und bis auf die Serosa vordringen
können und so zur Beteiligung des Beckenbauchfells führen können.
Ist der gonorrhoische Prozeß in die Tuben vorgedrungen,
so ist damit ein Krankheitszustand erreicht, der auch den All-
gemeinzustand der Patientin aufs schwerste beeinträchtigt. Die
Temperatur ist erhöht, oft nur mäßig, zuweilen aber auch sehr
hoch, die Patientin fühlt sich schwerkrank, der Appetit wird
schlecht, die Darmtätigkeit träge, bei und nach Entleerung der
Blase bestehen Schmerzen. Die ganze Unterbauchgegend ist druck-
empfindlich, es bestehen dauernd dumpfe bohrende Schmerzen im
Leib, die bei stärkerer Beteiligung des Bauchfells von peritoniti-
schen Reizerscheinungen begleitet sind.
Die entzündlichen Erscheinungen gehen allmählich zurück,
um immer wieder von Zeit zu Zeit bei der Menstruation, bei der
Arbeit, nach dem Coitus von neuem aufzuflackern, Es kann ein
über Jahre sich hinziehendes Siechtum sich anschließen mit all
seinen ungünstigen Folgen auch auf den seelischen Zustand der
Frau. Meist bleiben irreparable Veränderungen der Tuben zu-
rück, die zu einem dauernden Verlust der Conceptionsfähigkeit
führen. (Einkindsterilität.)
Daneben sehen wir auch günstiger verlaufende Fälle, in
denen es zu einem schnellen Rückgang auch erheblich großer
entzündlicher Schwellungen der Adnexe schon in wenigen Wochen
kommen kann. Jaes kann sogar, wie Fritsch sicher beobachtet
hat, selbst in Fällen, wo beiderseitig ein auf gonorrhoische Infek-
tion zurückzuführendes Exsudat bestand, nach Jahren eine so
vollkommene Ausheilung eintreten, daß eine Gravidität möglich
wird. Auch Bumm weist auf diese Möglichkeit der Ausheilung
der gonorrhoischen Tubenerkrankungen hin. Schridde konnte
einen Fall beobachten und histologisch untersuchen, der beweist,
daß selbst eitrige gonorrhoische Tubenerkrankungen ablaufen
können, ohne irgendwelche krankhafte Veränderungen zu hinter-
lassen. Dieser günstige Ausgang wird aber leider immer die
Ausnahme bleiben.
Glücklicherweise ist die puerperale gonorrhoische Entzün-
dung der Adnexe und des Beckenbauchfell
s eine nicht sehr häu-
fige Komplikation des Frühwochenbettes. Mit ihrem Ausbleiben
ist aber die Gefahr noch keineswegs überwunden. Noch im Spät-
wochenbett, gewöhnlich in der sechsten bis achten Woche kann
es zu einer Ascension der Infektion mit allen ihren gefährlichen
Folgen, wie sie oben erwähnt wurden, kommen, Ja es kommt
6. Juli,
sogar jetzt noch häufiger dazu als im Frühwochenbett. Die Prä-
dilectionszeit für diese Komplikation ist der Wiedereintritt der
Menstruation. Menge erklärt diese auffallende Tatsache damit,
daß in der ersten Zeit des Wochenbettes bei weitem Cervical-
kanal der Abfluß der entzündlichen Sekrete ein so günstiger ist,
daß eine Stauung nicht zustande kommt. Im Spätwochenbett aber,
bei schon rückgebildeter enger Cervix genügt eine geringe Druck-
erhöhung im Uterus, wie sie durch die bei der Menstruation auf-
tretenden Uteruscontractionen gegeben ist, um das prämenstruell
vermehrte gonokokkenhaltige Sekret durch die Tubenöffnungen in
die Eileiter hineinzupressen und damit das verhängnisvolle Fort-
schreiten der Erkrankung einzuleiten,
Viel seltener als zum Vordringen der Gonorrhöe auf dem
Tubenwege kommt es im Puerperium zu einer Weiterverbreitung
der Kokken auf dem Lymphwege in das Beckenbindegewebe und
so zur Ausbildung einer gonorrhoischen Parametritis, ferner zu
thrombotischen Prozessen in den Beckenvenen, zu Schenkelvenen-
thrombose und zur Pyämie durch Gonokokken. Durch Verschlep-
pung des gonorrhoischen Virus auf dem Blutwege können
metastatische Erkrankungen, die gonorrhoische Endokarditis, Ge-
lenkentzündungen, Sehnenscheidenentzündungen zustande kommen,
Das Symptomenbild der puerperalen Gonorrhöe kann ein
sehr verschiedenartiges sein. Die gonorrhoische Endometritis kann
im Wochenbett ohne jede Fiebersteigerung verlaufen. In anderen
Fällen sehen wir im Beginn einmalige hohe Fiebersteigerung, die
zuweilen auch von einem leichten Schüttelfrost begleitet ist,
der dann ein unregelmäßiger Temperaturverlauf folgt mit tage-
lang anhaltenden Remissionen zu normaler 'Temperatur, die von
unregelmäßigen Fiebersteigerungen unterbrochen werden. Das
Lochialsekret wird schon nach wenigen Tagen rein eitrig, stark
vermehrt, der Uterus bleibt groß, involviert sich schlecht, ist
mehr oder weniger ausgesprochen druckempfindlich. Zuweilen
kommt es zu einer akuten gonorrhoischen Entzündung der Urethra
mit starken brennenden Schmerzen beim Wasserlassen, zur Ent-
zündung der Rectalschleimhaut mit Tenesmen und eitrigem Aus-
fluß aus dem Darm. Das Allgemeinbefinden ist. zunächst wenig
gestört. Erst wenn die Erkrankung den Uterus überschreitet, was
sewöhnlich erst in den späteren Tagen des Wochenbettes am Ende
der ersten oder zweiten Woche oder gar erst in der sechsten bis
achten Woche geschieht, sind die Erscheinungen stärker. Die
Patienten fühlen sich jetzt krank, es treten höhere Temperatur-
steigerungen auf, die Uteruskanten und die Gegend der Adnexe
werden druckempfindlich, bei stärkerer Beteiligung des Becken-
peritoneums wird die ganze Unterbauchgegend druckschmerzhait.
Es kommt zu Aufstoßen, Erbrechen, Meteorismus, Windverhaltung,
starker Pulsbeschleunigung. Ausnahmsweise kann es zu dem Bilde
einer diffusen Peritonitis kommen. Charakteristisch ist aber auch
für diese Fälle das schnelle Abklingen der bedrohlichen Symptome,
es kommt unter fortdauernd unregelmäßigen, bald höheren, bald
geringeren Fiebersteigerungen zur Ausbildung von gonorrhoischen
Adnextumoren, die bis zu Faustgröße erreichen und zumeist doppel-
seitig nachweisbar werden. Kommt es zur Ansammlung eine
Exsudates im Douglas, so wird über Druck auf den Mastdarm 5°
klagt, man fühlt dann das hintere Scheidengewölbe stark vor-
gebuchtet, den Uterus nach vorn an die Symphyse angedrängt:
Die Urin- und Stuhlentleerung wird schmerzhaft.
Die Diagnose kann nicht auf Grund der klinischen Erschel-
nungen allein gestellt werden, sondern sie muß durch den Nach-
weis der Gonokokken gesichert werden. Das gelingt meist leicht,
da das Lochialsekret von Gonokokken überschwemmt zu sein pflegt,
Zum Nachweise streicht man das Lochialsekret in dünner Lage
auf dem Objektträger aus, läßt es trocknen, fixiert in der Flamme un
färbt mit Löfflerschem Methylenblau, Abspülen mit Wasser,
Trocknen, Aufbringen eines Tropfens Cedernöls und Betrachtung
Ölimmersion. Zur Sicherung und Unterscheidung von anderen Keil
wendet man die Gramfärbung an: Färben mit Anilin- oder Oarbol-
gentianaviolett eine halbe bis eine Minute, Abtrocknen mit Fließpapi®
(ohne Spülung), Jodjodkalilösung (Jod 1,0, Kal. jodat. 2,0, Aq: dest.
ad 300) 1 Minute, Abtrocknen mit Fließpapier, Entfärben in Alk. abs.
(10 bis 20 Sekunden), Abspülen in Wasser und Nachfärben mit ver-
dünnter Fuchsinlösung. Die Gonokokken erscheinen rot, ander
Bakterien dunkelblau. Im Zweifelsfall entscheidet die Kultur al
Serum- oder Ascitesagar bei 86 bis 837°. Wachstum in feinen, tau-
tropfenartigen Kolonien.,
Die Prognose der puerperalen Gonorrhöe ist, wenn man von
der äußerst seltenen Komplikation des Einbruchs der Gonokokken
in die Blutbahn absieht, quoad vitam als durchaus gut zu be-
zeichnen, Quoad valetudinem ist sie so lange gut, als dio Er-
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vorauszusagen ist. Zweifelhaft wird die Prognose immer, wenn
6. Juli. `
1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — Nr, 27. `
krankung den : Uterus nicht. überschreitet, wenn auch bei Be-
teiligung des Corpus uteri nicht mit Sicherheit eine völlige Ab-
heilung der sich oft anschließenden chronischen Uterusgonorrhöe
| die Erkrankung auf die Adnexe und das Bauchfell übergreift.
Eine Ausheilung ist zwar auch hier noch möglich, aber’ es droht
-© doch häufig genug ein jahrelang sich hinziehendes Siechtum und
“dauernde Sterilität.. | a | |
tzeitige Feststellung. der Go-
'Für die Therapie ist die rech
`- norrhöe von größter Wichtigkeit. Wenn irgend möglich wird man
die Erkennung‘ der Krankheit schon in der Schwangerschaft an-
streben und sie durch geeignete Behandlung zu heilen suchen.
Bei gonorrhöekranken Frauen wird man, soweit es irgend möglich
ist, während der Geburt jede innere Untersuchung und jeden
instrumentellen Eingriff zu vermeiden suchen, um nicht mit dem
_ Geräde heute, wo wir nach den -Vorschlägen Küstners unsere..
gesunden Wöchnerinnen schon am vierten oder fünften Wochen-
Finger oder den. Instrumenten die Gonokokken in den Uterus zu |
verschleppen; Im Wochenbett wird man jeden auf.Gonorrhöe ver-
dächtigen Fall durch sorgfältige Untersuchung: des Lochialsekrets
rechtzeitig festzustellen guchen. ‘Finden. sich Gonokokken,' so ist
die strikteste Bettruhe das wichtigste Erfordernis der Therapie.
bettage aufstehen lassen, müssen wir uns klar sein, daß durch
die Bettruhe über viele Wochen hin auszudehnen, bis alle Reiz-
‚erscheinungen verschwunden sind. Die Verordnung einer Eisblase
. auf: den Unterleib ist vorteilhaft schon deshalb, weil dann die
Patientin ruhiger liegenbleibt, als wenn man gar nichts verordnet.
Gleichzeitig gibt man Ergotin, um eine gute Zusammenziehung `
Eine lokale Behandlung ist 'strengstens .
dung von mit mehr Kohlehydraten als üblich angereicherten Milch- -
verdünnungen in einer .den Bedarf deckenden Menge, der in einer
>
-des Uterus zu erzielen.
dieses Frühaufstehen der größte Schaden angerichtet-werden kann,
wenn es sich um eine gonorrhoisch infizierte Wöchnerin handelt.
. Da nun’ auch die gonorrhoische Endometritis im Puerperium völlig
fieberfrei‘ verlaufen kann, ist die Gefahr groß, daß die Erkrankung |
‚zunächst übersehen wird. ` Fast immer. treten dann beim Aufstehen
Temperatursteigerungen ein. In diesen Fällen muß stets die Be-
schaffenheit der Lochien genau kontrolliert und ein Ausstrich auf
Gonokokken untersucht werden. Bei positivem Befund ist sofort |
die strengste-Bettruhe anzuordnen, die nun über längere Zeit auch
- bei fieberfreiem Verlauf über zwei bis drei Wochen eingehalten
‘werden muß, ja wo es durchführbar ist, bis zur völligen Rück-
bildung : des Uterus. ratsam ist. Kommt es zur Ascension der
Keime über.den Uterus hinaus, so kann es notwendig werden,
kontraindiziert, selbst Scheidenspülungen sollte man lieber unter-
"lassen, da sie häufig genug nicht so vorsichtig ausgeführt werden,
daß sie nicht. mehr Schaden als Nutzen stiften. Im Beginn der
Erkrankung. würden intravenöse Injektionen von Elektrokollargol
_ Heyden. (0,6 %), - beginnend mit 8 cem, steigend auf 5 ccm,
mehrmals wiederholt, zu empfehlen sein. Ich habe sie bei auf
‚den Uterus beschränkter Gonorrhöe nach dem Vorgang von Menzi
vielfach angewendet und-in einer ‘Anzahl von Fällen Gutes davon
gesehen.
besonderer. Wert. zu legen. Es soll nur eine reizlose Diät gegeben
werden, die in ihrer Zusammensetzung so gewählt wird, daß auch .
die Darmtätigkeit angeregt wird. Reichliche Flüssigkeitszufuhr ist
zu empfehlen. ‘Auf die regelmäßige Stuhlentleerung ist der größte
Wert zu legen und sie, wenn nötig, durch milde Abführmittel zu :
erzielen. Bei Beteiligung der Urethra ist die Darreichung innerer .
| wird durch Zulage von Kohlehydraten (Mehl 4 Zucker) bis. auf
6, 7 und 8°/,, z. B. in dem Verhältnis von 1 Mehl zu 4 Zucker über:
wunden, gewöhnlich leichter und schneller, wenn gleichzeitig die
Milchmenge reduziert, für die Nährmischung also eine stärkere Verr .
Von vornherein ist auf die. Allgemeinbehandlung
antigönorrhoischer Mittel, wie Gonosan, Oleum santali, Urotropin
'
und ähnliches, zu empfehlen., | |
In vielen Fällen wird diese einfache Therapie verhüten
können, däß es zu der schweren Komplikation der Adnexerkran-
auch
| arsehen, Hat sich ein Exsudat im Douglas gebildet, so wird es
nn Incision vom hinteren Scheidengewölbe aus entleert und
Maert: Dagegen ist eine vaginale Incision gonorrhoischer Pyo-
kungen kommt, Auf Grund der Erfahrung, daß gerade im Spät-
wochenbett, in der sechsten bis achten Woche post partum, vor:
allem beiñ Wiedereintritt der Menstruation die ‚Gefahr einer
Ascension noch einmal besonders groß wird, muß man den Frauen ,
‚dringend vorschreiben, auch wenn sie sich. völlig wohlfühlen,
während. der ersten Menstruation von neuem strenge Bettruhe
‚einzuhalten und die Temperatur zu kontrollieren, bei Auftreten von |
Schmerzen im Leib oder von Tem |
Arzt zu Rate zu ziehen, - |
„Ist es zur Ausbildung von Adnextumoren gekommen, so ist.
eine operative Behandlung nicht indiziert, da wir in den meisten
konservativen Therapie auskommen können, wenn:
manchmal Jahre bis zum Verschwinden der Beschwerden .
ällen mit der
peratursteigerungen sofort den.
salpingen von der Scheide aus zu widerraten, da sie niemals zur 5
rt und schließlich nur die Radikaloperation. not; . -
Ausheilung füh
wendig macht,
Einer be
des Neugeborenen,
oder. der Wärterin noch zu einer Spätinfektion. der kindlichen
Augen mit -Gonokokken mit ihren gefährlichen Folgen kommen.
In gleicher Weise könnte bei Mädchen nachträglich eine 'gonor-
‚hoische Vulvoyaginitis zustande kommen. Ein nachdrücklicher Hin:
weis an die Mutter und die Pflegeperson auf diese Gefahr wird
meist genügen, um sie zu vermeiden. mie.
- l ' . č ; “ i j = Er, den a g É u ’ a
Die Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. |
Theorie und Praxis; (Fortsetzung) ` .
’ | Von P e . iE
= Prof. Leo Langstein, Berlin, >>
Direktor des Kaiserin Auguste Victoria-Hauses zur Bekämpfung der;
Säuglingssterbljichkeit im Deutschen, Reiche. .
‚Therapie. - | -
a) Therapie des Stadiums der Hypotrophie. l
. Im Stadium der Hypofrophie ist die Ernährungsstörung im
allgemeinen eine leichte, es gibt zwar leichtere und schwerere Grade
| der Hypotrophie, wie bei allen Störungen, aber — was die Diä
einer leichten Störung charakterisiert — zur Reparation ist Frauen
milchernährung nicht unbedingt nötig, sondern s
lichen Nährmischungen möglich. Ä
Erwünscht ist die Einleitung na I
(Amme, Ernährung: mit abgespritzter Frauenmilch, ganz oder teil-
weise) in allen jenen Fällen, in. denen die Störung.im ersten Lebens-
quartal zustande kommt, ferner weiterhin bis-zum sechsten Monat
dann, wenn sie sich mit Zeichen stärkerer Immunitätssenkung kompli-
zieren, entweder die Folge einer chronischen Infektion sind, be-
ziehungsweise sich eine solche während des Stadiums:der Hyo-
'trophie entwickelt hat (z. B. Furunkülose, chronische Pyelitis). ‘Der
Top |
Nahrungsbedarf des Kindes kann von vornherein voll gedeckt werden.
Das allgemeine Prinzip der Behandlung des hypotrophischen ...
Stadiums mit künstlicher Nahrung besteht in der Anwen-
Reihe von Fällen größer ist, als dem. Gewichte des Kindes ent-
spricht, nicht 100 Calorien pro Kilo Körpergewicht, sondern 120 bis
130 und darüber.
wichtiges Moment für die Diätetik hypotrophischer Säuglinge.
' Speziell in ihrem Kohlehydratbedarf. zeigen die Säuglinge be-
deutende Unterschiede. Er ist bei bestimmten Individualitäten und
unter dem Einfluß einer Störung oft größer, als daß er durch
den üblichen Kohlehydratzugatz (5 °/,) zu den Mischungen gedeckt
würde. Aus konstitutionellen Gründen eine größere Kohlehydrat-
zufuhr benötigende Kinder geraten bei der Ernährung mit. den
üblichen .Milchmischungen in den Zustand der Hypotrophie. E
dünnung gewählt wird, als dem Alter des Kindes entspricht (z. B. bei
5—6 monatigem Säugling statt Zweidrittelmilch mit 5°/, Kohle:
hydrat, Halbmilch mit 6 oder 7°/, Kohlehydrat). Diese Fälle vor
. allem sind es gewesen, die zur Aufstellung des-Begriffs des „Milch!
nährschadens“, zu der Auffassung von der Schädlichkeit des Fettes
(Milchnährschaden wurde ja mit: Fettnährschaden identifiziert) ge-
führt haben. Es .handelt sich aber gewöhnlich gar nicht um die
| Folgen einer Schädigung durch Fett, sondern die Folgen eine
| Kohlehydrat-Inanition, die durch Vermehrung der ' Kohlehydrate
"überwunden werden muß. Diese Steigerung der Kohlehydrat-
menge ist aber andererseits keine indifferente Maßnahme, denn sie
kann leicht zu abnormer Gärung im Magendarmkanal und damit
| zum Eintritt einer dyspeptischen Störung (dyspeptische Störung b
| des Sehemas) führen... Der. Eintritt. dieses Ereignisses bei der
Anwendung kohlehydratreicher Mischungen: ist zu fürchten erstens
N
esonderen Erwähnung bedarf. noch die Gefährdung
| Ist es auch gelungen, .durch die sofort nach:
der Geburt. geübte Credeisierung das Entstehen einer Blennorrhöe.
zu verhüten, so kann es bei unvorsichtigem Verhalten der Mutter .
ie ist mit künst-
türlicher Ernährung
Häufig entspricht der Nahrungsbedarf hypo-
trophischer Säuglinge nicht dem tatsächlichen Gewicht, sondern dem
"Sollgewicht.' Gedeihen wird daher oft erst erzielt, wenn der Nahrungs-
bedarf entsprechend gesteigert wird; es ist dies ein außerordentlich
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656
in Fällen, die sich durch einen stärkeren Grad der Unterentwick-
lung (starke Rückständigkeit des Gewichts im Verhältnis zum Nor-
malgewicht, schlechten Allgemeinzustand, gesunkenen Turgor und
Tonus, blasse Hautfarbe, komplizierende Infektionen) als schwerere
‚Formen der Hypotrophie erweisen, oder bei denen die angestellten
Vorerhebungen die: Annahme einer schweren Form rechtfertigen,
zweitens in Fällen, die auf dem Wege über eine dyspeptische
Störung (dyspeptische Störung a des Schemas) zustande gekommen
sind. Wir haben dann Grund, mit einem stärkeren Verlust der
Toleranz des Kindes gegenüber kohlehydratreichen Mischungen zu
rechnen, sodaß die Zulage von Kohlehydraten den Eintritt einer
akuten Störung befürehten läßt. |
Hingegen müssen wir mit einem solchen Ereignis nicht rech-
nen in Fällen von Hypotrophie, die durch die Vorgeschichte be-
ziehungsweise das klinische Bild als ‚leichte Fälle gewertet werden
dürfen, besonders dann nicht, wenn Obstipation besteht, harte,
bröcklige Stühle entleert werden und aus der Anamnese sich er-
gibt, daß die Hypotrophie unter Ernährung mit Milch beziehungs-
weise Milchverdünnungen zustande gekommen ist.
Je nachdem wir nun auf Grund der vorstehend gegebenen
Anhaltspunkte Grund haben, den komplizierenden Eintritt einer
Dyspepsie zu fürchten oder nicht, treffen wir die Wahl der Kohle-
hydrate und ‚bemessen die Quantität der Nährmischung. Ist der
Eintritt einer Dyspepsie im Bereich der Wahrscheinlichkeit, so
wählen wir schwer vergärbare Kohlehydrate, also in erster Linie
Soxhlets Nährzucker, Löftlunds Nährmaltose, in zweiter Linie
Rohrzucker, Kontraindiziert sind Milchzucker wegen seiner starken
Gärfähigkeit und Malzextrakt wegen seiner leicht abführenden
Wirkung. Ebenso kommen nur schwerer vergärbare Mehle in
Frage: Weizenmehl, Maismehl, Reismehl vor Hafermehl. Wir be-
ginnen in diesen Fällen die Heilernährung mit einer nicht über
Halbmilch hinausgehenden Milchverdünnung und in einer den Be-
darf zunächst nicht vollständig deckenden Menge (z. B. 70 Calorien
auf das tatsächliche Gewicht berechnet), wählen den Kohlehydrat-
zusatz unter den vorstehenden Gewichtspunkten zunächst nicht
über 5% (1% Mehl + 4% Kohlehydrate), steigern allmählich die
‚Gesamtmenge und in ihr langsam die Kohlehydrate bis auf 6, 7,
‚eventuell 8%. Mit diesem einschleichenden Verfahren gelingt es
uns häufig, zum Ziele zu kommen.
Ist der Eintritt einer Dyspepsie nicht zu fürchten, dann
wählen wir leichter vergärbare, die Gewichtszunahme günstig
beeinflussende Kohlehydrate, also ebenfalls nicht Milchzucker, weil
er den Gewichtszuwachs nur wenig beeinflußt, sondern Rohrzucker
und: vor allem Malzpräparate, in erster Linie Löfflunds Malzsuppen-
extrakt, Soxhlets verbesserte Liebigsuppe, die geeignet sind, die
Obstipation zu beheben, als Mehl Weizenmehl, Maismehl, Roggen-
mehl, auch Hafermehl. In diesen. Fällen können wir die Heil-
nahrung sofort mit einer den Bedarf deckenden Menge mit 6%
‚Kohlehydratzusatz (L Mehl + 5 Malz) beginnen und schnell auf
einen höheren Prozentgehalt an Kohlehydraten, 8% und darüber
steigern.
Vorstehend gekennzeichnete Grundprinzipien der diätetischen
Behandlung der Hypotrophie erfahren soweit wie möglich ihre
Modifikationen nach der Art der Vorernährung, unter der es zu
der Störung gekommen ist, ferner auf Grund sonstiger ätiologischer
Ermittlungen und des Alters des Kindes. Haben wir Grund
anzunehmen, daß die Hypotrophie lediglich durch Ernährungsfehler
zustande gekommen ist, genügt die Richtigstellung der Ernährung,
die Anwendung der dem Alter des Kindes entsprechenden
Mischungen, Sind die Kinder nachweisbar in den Zustand der
Hypotrophie bei Ernährung mit Milch oder Milchverdünnungen
geraten, reduzieren wir die Milchmenge stärker, geben anstatt Zwei-
drittelmilch Halbmilch oder noch stärker verdünnte Milch, anstatt
Halbmilch zunächst Drittelmilch unter entsprechender Vermehrung
der Kohlehydrate, um den Bedarf der Kinder zu decken. Dort,
wo in der Vorernährung der Kinder Kohlehydrate, besonders Mehl,-
und nicht Milch prävaliert haben, geben wir mehr Milch, jedenfalls
die dem Alter des Kindes entsprechende Mischung und können
mit der Steigerung der Kohlehydrate zurückhaltender sein, werden
sie von vornherein nicht über 5 bis 6% steigern, sondern abwarten,
ob die Kinder nicht schon mit den gewöhnlichen Milchmischungen
gedeihen. Können wir als Ursache der Störung eine Infektion
feststellen, müssen wir auf deren Therapie ein ‚ebenso großes
Bemühen verwenden wie auf die Diät, denn Ernährungszustand
und Infektion beeinflussen sich wechselseitig. Wie schon einleitend .
bemerkt, ist gerade in diesen Fällen Frauenmilchernährung erwünscht.
Haben wir ‚Grund anzunehmen, . daß das Zurückbleiben in der
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
6. Juli.
Entwicklung im wesentlichen auf konstitutionelle Minderwertigkeit
zurückzuführen ist, werden wir ebenfalls stets zu erwägen haben,
ob nicht doch Frauenmilchernährung unter allen Umständen
anzustreben ist; allerdings können wir auch mit kohlehydratreichen
Mischungen zum Ziele kommen, müssen aber stets berücksichtigen,
daß ein Teil dieser konstitutionell geschädigten Kinder einen großen
Nahrungsbedarf hat. Handelt es sich um frühzeitig geborene Kinder,
um von .der Geburt an debile Individuen, ist ein Versuch mit
Zulage von Fett zu den mit Kohlehydraten angereicherten
Mischungen erwägenswert. Die Indikationen für die neuerdings
angegebene Buttermehlnahrung zur Ernährung debiler Kinder
müssen erst schärfer präzisiert werden, bevor ich zu einem Versuch
mit dieser recht differenten, im Privathause nicht leicht herstellbaren
Mischung raten kann.
Auch das Alter des Kindes modifiziert die Art der Nahrung.
Vorstehende Angaben gelten für Kinder im ersten Halbjahr, im
zweiten Halbjahr versuchen wir bei hypotrophischen Kindern nicht -
ausschließlich durch nach vorstehenden Prinzipien zusammen-
gesetzte Milchverdünnungen, sondern zum Teil durch Milch-
Kohlehydrat-Breie den Bedarf zu decken (z. B. neben der Beikost
zweimal ‘täglich Brei aus Milch und Zwieback, Milch und Grieß
beziehungsweise Reis hergestellt. Die Menge der Milch wird je
nach der Vorernährung und nach dem Zustand des Kindes gewählt.
Ist das Kind mit Milch übernährt, wird der Brei aus verdünnter
Milch und einem größeren Prozentsatz an Kohlehydraten, hat in
der Ernährung des Kindes das Mehl eine größere Rolle gespielt,
wird der Brei aus Vollmilch hergestellt. Bei älteren Säuglingen
wird die Art der Ernährung durch die gewöhnlich vorhandene
Rachitis beeinflußt, die Bevorzugung der Beikost wie auch der
oeny arae neben der Behandlung mit Kalklebertran notwendig
macht. |
- Wenn der Arzt sich nach den vorstehenden Prinzipien
richtet, kann er jederzeit aus Milch, Mehl, Zucker und eventuell
Gemüse die notwendige Heilnahrung improvisieren. Er wird auf
diese Weise vollständig unabhängig von der Anwendung nach
ganz bestimmten Rezepten hergestellter, zum Teil auch als Kon-
serven im Handel befindlicher, kohlehydratreicher Gemische. Laßt
er die Mischungen stets nach seinen eigenen Angaben herstellen,
hat das den Vorzug, daß kleine, mit fortschreitender Genesung
oft notwendig werdende Variationen vorgenommen werden können,
z. B. die ganz allmähliche Anreicherung der Nährmischung mit
Kohlehydraten, die Verschiebungen innerhalb- der Kohlehydrat-
fraktion, z. B. mehr Mehl, weniger Malz oder umgekehrt, je nach-
dem die Stühle dünner zu werden beginnen oder Neigung zu
Verstopfung bestehen bleibt. . |
Die beiden bekanntesten nach festgelegten Rezepten hergestellten
kohlehydratreichen Nährmischungen sind die Malzsuppe und die Butter-
milch. Die Malzsuppe wird bereitet, indem in 1/3 1 Milch 80 g Weizen-
mehl verrührt, in 2/31 erwärmten Wassers 100 g alkal. Löftlunds Malz-
extrakt unter beständigem Umrühren aufgelöst, die beiden Mischungen
zusammengegossen und aufgekocht werden. -Sie ist also eine alkali-
‚sierte, mit Mehl und Malz angereicherte Drittelmilch.
Die Buttermilch, welche in der Diätetik der Hypotrophie Ver-
wendung findet, ist nicht etwa die beim Buttern der Milch aus saurem
Rahm gewonnene Nährmischung, sondern wird dazu erst durch den
Zusatz von Kohlehydraten geeignet (zu einem Liter Buttermilch werden
15g Weizenmehl oder Maismehl und unmittelbar vor dem Aufkochen
40 œ Rohrzucker und mehr oder Soxhlets Nährzucker zugesetzt). Die
Betrachtung der chemischen Zusammensetzung der Korrelation in der
Malzsuppe und Buttermilch gestattet uns einen Anhaltspunkt für die
Art ihrer Wirkung auf den Ernährungszustand und den Stoffwechsel.
Der Malzsuppe muß durch den hohen Kohlehydratgehalt, speziell dur
den großen Gehalt an Malzextrakt neben ihrer günstigen Wirkung au
den Anwuchs eine gärungserregende, abführende Wirkung aueh
der der geringe Eiweißgehalt der Mischung kein Gegengewicht setzt
Im Gegensatz dazu wird bei Buttermilchernährung die Gärung wenigel
in den Vordergrund treten, sowohl infolge der Art des zugesetzten
Zuckers, als auch durch den hohen Eiweißgehalt der Mischung. Dane
sei ganz von der Wirkung des Alkalis in der Malzsuppe einerseits,
der Milchsäure in der Buttermilch andererseits abgesehen. Die Butter
milch wird also der Malzsuppe vorzuziehen sein in jenen Fällen, E
denen der komplizierende Eintritt einer dyspeptischen Störung eher 2
befürchten ist, die Malzsuppe dort, wo eine Verstärkung der Game
erwünscht ist, also in Fällen von Hypotrophie mit Obstipation, N
durch eine absolut oder relativ milchreiche Ernährung musian a
gekommen sind, weil dann die milcharme Malzsuppe auch dem En /
peutischen Prinzip der Kontrasternährung Rechnung trägt, Dot fie
. zu bedenken, daß die Malzsuppe infolge ihres geringen Eiweißgeha © A
den Eiweißbedarf älterer hypotrophischer Säuglinge nicht immer ae
wird, für junge Kinder, unter drei Monaten, infolge ihres großen RO
hydratgehaltes leicht eine zu. differente Nahrung darstellen kann.
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wird deshalb in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung nicht gerade . An der Auslösung der Appetitlosigkeit tragen gewöhnlich
häufig zur Anwendung gelangen, sondern modifiziert nicht als-Drittelmilch- | nicht nur. die Ernährungsstörung oder frühere Ernährungsfehler
Mebl-Malzmischung, sondern als °/s-Milchb- oder Halbmilch-Mehl-Malz- Schuld,. sondern auch‘ gewöhnlich vorliegende Erziehungstehler.
ne ne Don a eo. Huren nancnee Je nach | Deswegen muß zunächst versucht werden, sie auf dem Wege über
der beabsichtigten Wirkung.. Der Buttermilchtherapie. sind Grenzen “eine vernünfti BE RR ier hilft oft sch
| ie nicht i | ei ien | eme ge Erziehung -zu -überwinden. Hier hilft oft schon
gesetzt durch die nicht ganz leichte Beschaffung eines einwandfreien konsequentes: ruhiges Vorgehen einer geschulten Kraft, einer
Ausgangsmaterials mit dem zulässigen Säuregrad. Man ist daher häufig anne : Ä À
gezwungen, bei der Anwendung von Buttermilch. die im Handel be- | guten Säuglingspflegerin. Kommt man durch Erziehungsmaßnahmen
‚ allein nicht zum Ziel, muß man versuchen, andere Wege einzu-,
. findlichen Dauerpräparate und unter diesen in erster Linie das flüssige,
‚die holländische Säuglingsnahrung (vorrätig mit geringerem und stär-
. kerem Kohlehydratzusatz), anzuwenden. : et
schlagen, ' Sehr häufig führt Einschränkung: der Mahlzeiten žu-
nächst auf drei unter Verzicht auf Gewichtszunahme zum ‘Ziel,
| Ä : und es schadet in diesem Stadium der Ernährungsstörung auch
Heilverlauf. nichts, wenn das Kind während einiger Tage abnimmt.
gie a ‚man an drei bis vier Tagen in drei Mahlzeiten nicht über 50 bis
irophie It verschieden nach der Bohne der Og nd dcr | 00 Oalorion hinaus, sieht man in einigen Fällen den Appetit bald
von ihr abhängigen Möglichkeit, die Heilnahrung und den Kohle- |: Weder eintreten und kann die Nahrung allmählich steigern. -Eine
? günstige Wirkung hat oft auch eine.an zwei bis drei aufeinander-
- hydratgehalt schnell bis zum Bedarf ‘der Kinder zu steigern. Bei folgenden Tagen immer zu einer bestimmten Zeit, drei bis vier
leichten Fällen, in denen der Bedarf des Kindes von vornherein Stunden nach einer Mahlzeit vorgenommene Marenspiilung mit
. durch kohlehydratreiche Mischungen, vor allem Milch-Mehl-Malz- Karlsbader Mühlbrunnen und die gleichzeitige Verabfolgung von . .
mischungen, gedeckt werden darf, kann ohne die Zwischenschal- An r en a en a O al
tung einer Periode der Gewichtsabnahme und des Gewichtsstill- |- r ao. m "de Anpetifoeigkeit
. 9 Sai
u .standes Gewichtsanstieg unter zunehmender Besserung des Allge- g i Aare | | Ara
| AE ; “n. | Symptom einer abortiven Form des Morbus Barlow sein kann und -
. meinbefindens und Normalwerden des Stuhlbildes sich sofort ein soll aus diesem Grunde den Mischungen etwas Citronehsaft, Mohr-
ee Ist man en. ee Ei nn Se i nen | rübensaft oder Apfelsinensaft zugeben. Bei schweren Formen. der
‚„ussamer vorzugehen, den Bedarf des Kindes zunächst nicht voll- . Appetitlosigkeit, dauernder Unmöglichkeit, dem Kinde mehr als
ständig zu decken, mit der Kohlehydratanreicherung vorsichtiger animale . Mengen beizubringen 5 a an aa Sonden.
; 2 N
zu sein, dann: tritt die ‘Periode des Gewichtsanstiegs und der ernährung nicht herumkommen und zu gleicher Zeit auf aus.
. Besserung des Befindens oft erst nach einer kürzeren oder län- reichende Wasserspeisung bedacht sein. Das sind jedoch Selten-
- geren Zeit des Gewichtsstillstandes und von Gewichtsschwankungen | heiten. Ist es halbwegs möglich, soll das Kind viel im Freien
bei wechselndem Verhalten der.Stühle ein. Eine nur allmählich sein, überhaupt ist ‘die Pflege im Freien ein ausgezeichnetes
einsetzende Wirkung auf den-Gewichtsanstieg sieht man fast regel- ‚Unterstützungsmittel für schnelle Überwindung der lästigen Kom- `
mäßig bei Frauenmilchernährung. Bei dieser kommt es gewöhn- nd i
‚lich zunächst zu einer Gewichtssenkung, dann zu einem kürzere ‚Plikation. Ei m | | ar Be |
3 Die Appetitlosigkeit erschwert oft auch das Anlegen eines
oder längere Zeit dauernden Gewichtsstillstand und erst ganz ernährungsgestörten Kindes an die Brust einer Amme, wo’ deren
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das Kind mittlerweile in ein Alter von fünf bis sechs Monaten
‘ ef im Bilde prävalierende Appetitlosigkeit,
ausgelegt werden darf, ist. wohl durch den geringen Eiweiß- und A | |
. anreicherung der Nahrung zur Behebung der “Hypotrophie ist
‚allmählich zur Zunahme, dabei wechselndes Stuhlbild, das jedoch |. | Be BR A
Per SE e a . _ | Beschaffung möglich ist. Jedenfalls muß in allen Fällen Amme
bei natürlicher Ernährung unser diätetisches Vorgehen nicht be mit Kind aufgenommen werden, damit . bei dem dauernden .
“ ~ einflūssen soll und relativ schnell einsetzende günstige Wirkung Widerstande des kranken Kindes gegen. die natürliche Er.
auf das Allgemeinbefinden. Das Verhalten des Gewichts bei der nährung die Brust der Amme nicht. versisgt und ihrem scenen
- Frauenmilchernährung, das nicht etwa als ungünstiges Moment Kinde erhalten bleibt. Das gilt übrigens für sämtliche Ernährungs-
Salzgehalt, aber auch durch den für die Reparation einer Störung ee udn u aT de en Nena
nicht rl ar 9 ah Sa Die zweite wichtige Komplikation ist der Eintritt einer 5
ht absolut günstigen hohen Milchzucker- und Fettgehalt zu er äyspeptisehen Störung (b des Schemas). Bevor man in diesem
Weg zur Heilung. ‘Eine Abkürzung des Reparationsstadiums und | F2 z |
schnelleren Gewichtsanstieges a erzielen -durch Auswechs- | Störung b einzuleiten, kann man versuchen, durch kurzdauernde'
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ung einer Frauenmilehmahblzeit durch eine eiweiß- und salz Nahrungsquantums des Durchfalls Herr zu. werden. Man wird
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aren. Trotzdem ist die Ernährung mit Frauenmilch der sicherste Falle dazu übergeht, die Therapie wie bei der dyspeptischen
Ea PDE a on a ua jedenfalls nicht sofort dem Kinde eine zwölfstündige Teediät ver- -
m Frage. ES | | : A ordnen, sondern versuchen, um diesen ja niemals gleichgültigen
‚ Es gibt Fälle, in denen die Ernährung mit kohlehydratreichen |. Tnanitionszustand herumzukommen. : Wir müssen bedenken, daß
Mischungen nicht oder sehr langsam zum Ziele führt. - In diesen. diese Komplikation nicht etwa ‘nur. auf alimentärem Wege, das
Fällen erhebt sich die Frage, ob ein Zusatz von Fett zur Nahrung | neißt durch Steigerung der Kohlehydratmenge zustande kommt,
bessere Erfolge zeitigen könnte. Die Indikation für eine Fett- | sondern ebensooft durch einen intercurrenten Infekt, der die
Darmvorgänge in Mitleidenschaft zieht. Eine Entscheidung dar-
gegenwärtig noch nicht mit der wünschenswerten Schärfe gegeben,
Immerhin kann ein solcher Versuch gemacht werden erstens in
Fällen, in denen die Hypotrophie unter ‘kohlehydratreichen, fett-
armen Mischungen zustande gekommen ist-— in diesen Fällen stellt
die Anreicherung mit Fett die Durchführung des Prinzips der
wegen kann die Therapie. dieser Komplikation nur sehr selten
von der ätiologischen Seite aus angegangen werden. Sieht man
diese Zustände bei Milch-Mehl-Malzmischungen eintreten, genügt
oft.die Reduktion der Malzmenge auf die Hälfte und der Ersatz
des Mehls durch ein besonders schwer vergärbares, wie. Weizen
.Köntrasternährung dar —, zweitens in Fällen, in denen es sich um
oder Mais, um die Situation zu retten., Man kann dann noch
zwei bis drei Tage wiederum langsam steigern und. die indizierte._
ein debiles Kind handelt (frühzeitige. Geburt, - untergewichtig ge-
boren). Wir können in diesen Fällen versuchen, die hoblehydrat- |
reiche Mischung mit Sahne bis zu einem Gehalt von 3 bis 4% | Diät zuführen. Bei heftigen Durchfällen und schwerer Be-
= | | einträchtigung des Allgemeinbefindens wird man allerdings nicht
‚Ahzureichern. £ ’ i $ . °. .
Die Durchführung der Heilernährung erfordert vier, sechs, | umhin können, die Therapie der dyspeptischen Störung b ein-
“acht . n Gö kann ein | zuleiten. ; S |
nt Wochen, je nach dem Grade der un Bezüglich der Pflege im Stadium der Hypotrophie ist
bergang zu gewöhnlichen Milchmischungen versucht werden, der ı Stadium potrop
i_ ändi arati ; i i B. Ist allgemeinen Ausführungen nichts hinzuzusetzen. Die Not- :
bei vollständiger Reparation von Erfolg begleitet sein mu > N nn Fre
Medikamentöse Maßnahmen kommen kaum in
Frage, außer der erwähnten. Verabreichung. von Salzsäure . bei
titlosigkeit.
= Br ein solches, z. B. Adalin, in kleinen Dosen angewandt
wird, versuche man, mit einem Schnuller auszukommen. -Läßt
sich erweisen, daß eine Infektion an der Hypotrophie Schuld trägt,
dann muß selbstverständlich ätiologische Therapie getrieben und
neben dem diätetischen Vorgehen versucht werden, der Infektion -
‘| Herr zu werden. . | i oa
gelangt, kann, was zweckmäßig ist, direkt ein Übergang. auf Bei-
kost und Brei erfolgen. u |
Komplikationen.
Unser diätetisches Vorgehen kann gestört werden: a
l. durch die gerade in diesem Grad. der Ernährungsstörung
2. durch den Eintritt einer dyspeptischen Störung.
657. °
Reduktion der Kohlehydratmenge und geringe Einschränkung des
über, welche Ursache vorliegt, kann sehr schwierig sein. Des- P
Auch kann ein Beruhigungsmittel erwünscht `
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658
b) Therapie der dyspeptischen Störungen.
Allgemeines.
Für die Behandlung der dyspeptischen Störungen ist
in jedem Falle zunächst Nahrungskarenz indiziert. Die Dauer
‘dieser richtet sich nach dem Zustand des Kindes. Je leichter
die Dyspepsie, um so unbedenklicher und länger können
wir dem Kinde die Nahrung entziehen. Die Nahrungsmischungen,
die nach der Karenz gegeben werden, müssen so zusammengesetzt
sein, daß sie die Bakterientätigkeit im Darm möglichst bald zur
Norm zurückführen, vor allem die schädliche Gärung beseitigen.
Den heilsamsten Einfluß auf die abnormen Vorgänge im Magen-
darmkanal hat die Frauenmileh, obwohl sie durch ihre Zu-
sammensetzung dem Prinzip der Gärungshemmung relativ wenig
Reehnung trägt. Aus diesem Grunde ist die Frauenmilch auch
keine indifferente Nahrung und muß je nach der Darmschädigung
und dem Zustand des Kindes in ihrer Menge genau dosiert werden.
Man beginnt mit kleinen Mengen und steigt langsam an.
Die künstlichen Nährmischungen müssen durch
ihre Zusammensetzung dem gärungshemmenden Prinzip Rechnung
tragen, das heißt es kommt nur mehr oder weniger verdünnte
'Tiermilch in Frage, deren Kohlehydratgehalt herabgesetzt ist, und
die womöglich mit Eiweiß oder auch Kalk angereichert wird. Eine
Behandlung der dyspeptischen Störung durch Mehlabkochungen
ohne Milch soll nur ausnahmsweise und nur beim älteren Kinde
für wenige Tage stattfinden. In jedem Falle ist der schnelle
Übergang zu Milchverdünnungen angezeigt. Der Kohlehydrat-
gehalt der Milchverdünnungen soll jedoch niemals unter 3 °/, herab-
gehen. Als Kohlehydrate kommen nur die wenig zur Gärung
neigenden, von den Mehlen vor allem Weizenmehl, Maismehl, von
den Zuckern Soxhlets Nährzucker und Löfilunds Nährmaltose in
Frage. Ich verweise auf die Ausführungen bei der Behandlung
der Hypotrophie. Auch durch die künstlichen Nährmischungen
darf nach der Periode vollständiger Nahrungskarenz der Bedarf
des Kindes zunächst nicht vollständig gedeckt werden, die Steigerung
muß vielmehr ganz allmählich erfolgen. Ebenso wie bei der Be-
handlung der Hypotrophie rate ich, nur ganz ausnahmsweise zu
den im Handel befindlichen oder eine ganz besondere Zubereitung
erforderlichen Nährmischungen überzugehen. Man kommt im all-
gemeinen mit Mischungen aus, die man sich aus der Vollmilch
durch Verdünnung unter Zusatz von Zucker eventuell eines
Eiweißpräparates herstellen lassen kann. Es kann selbstverständlich
die Anwendung von Eiweißmilch, Buttermilch, Molke ebenfalls
zum Ziele führen, ja sogar in dem einen oder anderen Falle einen
gewissen Vorteil versprechen, doch bleibt immer zu bedenken,
daß diese Präparate nicht überall erhältlich, ihre Zubereitung im
Hause oft auf Schwierigkeiten stößt, andererseits die Behandlung
auch unter den primitivsten Verhältnissen vorgenommen werden
muß. Jedenfalls soll man diese Nährgemische nur für spezielle
Fälle reservieren, sich immer bewußt bleibend, daß es auch anders
gehen muß. Je besser die Prinzipien der Behandlung übersehen
werden, um so weniger hat man notwendig, kompliziertere Nähr-
mischungen zu verwenden.
Neben den diätetischen Maßnahmen spielt die Wasserspeisung
eine außerordentlich große Rolle, denn die Inanition wird vom
Säugling nur vertragen, wenn der Wasserbedarfi gedeckt
wird. Zu dessen Deckung genügt gewöhnliches Wasser, auch
Tee kann verwendet werden, auch gegen die Verwendung von
Mineralbrunnen, wie Lullusbrunnen, ist nichts einzuwenden. Die
Zufuhr von Wasser wird zunächst per os versucht; nur wenn das
` Kind die Aufnahme verweigert oder Wasser erbricht, kommen die
anderen Wege in Frage, zunächst Klysmen (zwei- bis dreimal
täglich 150 g von physiologischer Kochsalzlösung oder Dauer-
instillation mit dieser. Man wird nicht oft nötig haben, Wasser
durch die Sonde per os einzugießen. Bei starkem Gewichtssturz
und hochgradiger Austrocknung des Kindes kommt die Kochsalz-
infusion zur Anwendung, vor der Befürchtungen nicht gerecht-
fertigt sind.
E: Dje Pflege bei den akuten Störungen muß besonders sorg-
i a fältig sein. Überwärmung ist ebenso zu vermeiden wie Abkühlung;
a die Abkühlung eines Kindes erfordert heiße Bäder und Wärm-
i flaschen. Mit Rücksicht auf die leicht zustande kommende
MR Maceration der Haut durch die Stühle ist der Verhütung eines
i aa Ekzema intertrigo besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Da be-
ne =- sonders häufig Infektionen zu einem Rezidiv des Durchfalls Ver-
3 anlassung geben, ist auf deren Verhütung der allergrößte Wert
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
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|
6. Juli
zu legen; daher sorgfältige Isolierung in Säuglingskrankenhäusern!
Auch ist zu bedenken, daß sich hinter jeder akuten Verdauungs-
störung eine schwere infektiöse Ruhr verbergen kann, von der aus
andere Kinder infiziert werden können,
diesbezüglich zu instruieren, die Versorgung der beschmutzten
Windeln entsprechend vorzunehmen.
Das Pflegepersonal ist
Unter den sonstigen Maßnahmen der Behandlung spielt die
Frage, ob zunächst eine willkürliche Entleerung des Magendarm-
kanals vorgenommen werden soll, eine wichtige Rolle. Wir warnen
vor der kritiklosen Anwendung eines Abführmittels in jedem Falle
Sie erscheint nur gerechtfertigt, wenn gewichtige Gründe für eine
vollständigere und schnellere Entleerung des Darmkanals sprechen.
Ein soleher ist bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer ruhr-
artiven Erkrankung, bei der Entleerung von faulig riechenden,
stark mit Schleim oder auch mit Blut und Fiter durchmischten
Stühlen gegeben.
abreichung von Rieinusöl gegeben; andere Abführmittel kommen
erst an zweiter Stelle in Frage, doch muß eine große Dosis Rieinusöl
verabfolgt werden, zumindest ein Eßlöffel. Verweigert das Kind die
Annahme, kann man das Öl per Sonde geben. In den bezeichne-
ten Fällen ist auch eine hohe Darmspülung mit gewöhnlichem
Wasser oder Tee (!/, 1) geboten.
säuerlich, ist kein Anhaltspunkt für faulige Zersetzungen oder
das Vorliegen einer ruhrartigen Erkrankung vorhanden, scheint
ein Abführmittel nicht indiziert.
In diesen Fällen ist die Indikation für die Ver-
Riechen die Stühle hingegen
Bei außerordentlich heftigem
ürbrechen kann eine initiale Magenspülung Besserung bringen.
Bei Beeinträchtigung der Herztätigkeit, wie wir sie allerdings
nur bei den schweren akuten Störungen sehen, spare man nicht
mit subeutanen Injektionen von Coffein und Campher. Hingegen
rate ich von stopfend wirkenden Medikamenten, z. B. Tannin-
präparaten, ab, da sie zur Verschleierung des Zustandes bei-
tragen können.
Durch die Möglichkeit der Feststellung der Ätiologie eines
Durchfalls erhält die Behandlung im allgemeinen keine besondere
Note. Sie richtet sich vielmehr nach dem Zustand des Kindes, in
dem es an Durchfall erkrankt. Können wir als Ursache der akuten
Störung eine Ruhr feststellen, dann kommen die therapeutischen
Maßnahmen in Frage, die sich bei der Behandlung. dieser Krank-
heit bewähren. Bei anderen akuten Infektionen, vor allem, wenn
die Grippe die auslösende Ursache für einen Durchfall ist, ist Aus-
sicht vorhanden, daß mit der Abheilung derselben die akuten Er-
scheinungen spontan verschwinden, doch wird manin jedem einzelnen
Falle gut tun, die Behandlung mit der gleichen Sorgfalt durch-
zuführen, wie wenn es sich um eine alimentär bedingte Störung
handelte.
Der Heilverlauf richtet sich nach der Schwere der Störung:
In leichten Fällen kommt man in einer Woche, in schweren Fällen
erst in vielen Wochen zum Ziel. Dadurch, daß die Tnanition ein
wesentlicher Faktor unserer Therapie ist, ist mit einem schnellen
Einsetzen des Gedeihens nicht zu rechnen. Es dauert bei schweren
Störungen oft viele Wochen, bis das Gewicht sich nach initialer
Senkung und langem Stillstand hebt. Die Allgemeinerscheinungen
bessern sich im allgemeinen schneller.
Unter den Komplikationen spielt das Rezidiv eine besondere
Rolle. Tritt ein solches auf, dann erscheint es geboten, dureh
geringe Variationen der Nahrung, Einschränkung der Menge, Bin
schränkung der Kohlehydrate, Zugabe von Eiweiß, die Reparation
herbeizuführen. Vollständige Nahrungskarenz sollte möglichst ver-
mieden werden, da oftmalige Wiederholungen dieser das Kind schwer
schädigen und seine Toleranz immer mehr mindern können. Für
das Gelingen unseres Heilplanes ist es unbedingt erforderlich,
konsequent an einem beschlossenen Wege festzuhalten, was um =
leichter wird, je genauer die Indikation gestellt und je vorsichtiger
vorgegangen wird. Aus diesem Grunde ist es besot
ders notwendig, sich klarzumachen, ob Wir es
mit einer leichten oder schweren dyspeptischel
Störung zutun haben. Die dyspeptische Störung a istm
allgemeinen eine leichte Störung und erlaubt ein rascheres Vorwärts-
gehen, schnellere Steigerung der Nahrungsmenge. Die dyspeptische
Störung b ist eine mittelschwere Störung, da sie ein bereits >
seinem Allgemeinzustand und in seiner Entwicklung geschädigt ”
Kind betrifft. Die Dyspepsie ¢ ist eine der schwersten Störungen,
die wir kennen, da das Stadium der Atrophie, in dem Sie eintritt,
einen Zustand schwerer chronischer Störung darstellt. r
Die vorstehend dargelegten allgemeinen Prinzipien der Behand-
lung dürften das Verständnis der speziellen Therapie der YET
schiedenen dyspeptischen Störungen erleichtern.
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au, unter genauer Beobachtung des Allgemeinbefindens und
Spezielles. |
{. Therapie der dyspeptischen Störung a.
Da die dyspeptische Störung a eine leichte Störung ist, ist
-.Frauenmilch nicht unbedingt notwendig. Sie kann um so eher ent- |
behrt werden, je älter das Kind ist. Nur in den ersten drei Monaten
ist sie wünschenswert, um so wünschenswerter, je weniger weit die
Geburt zurückliegt. Im allgemeinen kommen wir mit künstlichen
Mischungen aus. . Wir geben zunächst 12 bis 24 Stunden Tee oder
Wasser, steht nach dieser Zeit der Durchfall, so können wir un-
< bedenklich mit einer Menge von ungefähr. 300 bis 400 g Fünftelmilch .
. (verdünnt mit dünner Schleimabkochung) und 3% Zucker (Soxhlets.
Nährzucker) beginnen.
ernährung würden wir diese Menge wählen, Die Menge kann jeden
Tag um ungefähr 50 g gesteigert werden unter gleichzeitiger An-
Auch bei Einleitung der Frauenmilch-
reicherung des Zuckergehaltes auf 5%. Eine Zugabe von Eiweiß-
l präparaten erscheint bei dieser' leichten Störung -nicht notwendig,
ebenso ist die Anwendung von Buttermilch, Molke oder Eiweiß-
~ milch nicht erforderlich. Bei Kindern nach.dem sechsten Monat kann
man nach 24stündiger Teediät ein bis zwei Tage Mehlabkochungen aus
_ Weizenmehl, -Maismehl oder Reismehl geben’ und nach zwei Tagen
eine allmähliche Anreicherung mit Milch vorzunehmen beginnen.
Handelt es sich um ältere Kinder, die bereits Gemüse und Obst
cht Tage warten, bis man .
erhalten haben, wird man immerhin a
cellulosereiche Nahrungsstoffe gibt. |
'2. Therapie der dyspeptischen Störung b.
. — Die Therapie der dyspeptischen Störung b unterscheidet sich
in ihren Grundzügen- nicht von der dyspeptischen ‚Störung a, nur
wählt man die Hungerdiät kürzer, 12 bis ‚höchstens 18 Stunden.
Frauenmilch ist indizierter wie bei der dyspeptischen Störung a,
sie ist zur Reparation um so notwendiger, je schwerer ‘das Stadium
der Hypotrophie ist, in dem -das Kind die dyspeptische Störung
„akquiriert hat. Erkrankt ein hypotrophisches Kind im ersten Lebens-
quartal -aù einer dyspeptischen Störung, so wird diese Tatsache zu
. einer fast absoluten Indikation für Frauenmilchernährung, besonders
‘ dann, wenn. schon dyspeptische Störungen in der Vorgeschichte
vorhanden waren und der neuerliche Durchfall trotz zweckmäßiger |
Diät zustande gekommen ist; dehn wir haben dann mit einem
„Starken Sinken der.Toleranz des Kindes gegenüber künstlichen
Nährmischungen zu rechnen. Die Menge der Frauenmilch, die man
nach dem Hungertag gibt, soll 100 bis 200 g nicht übersteigen. und
jeden Tag um ungefähr 50 g gesteigert werden.- Die Diät der
.. dyspeptischen . Störung b mit Frauenmilch bringt. nicht den
gleichen schnellen Erfolg wie die Frauenmilchernährung bei der
dyspeptischen Störung a. Wir sehen zunächst einen recht be-
trächtlichen Gewichtssturz und einen darauffolgenden lang dauern-
den Gewichtsstillstand. : Es wäre verfehlt, den Gewichtsanstieg
möglichst schnell erzwingen zu wollen; wir raten dazu erst, wenn
zwei bis drei Wochen vergangen sind. .Wir können dann eine Frauen-.
milchmahlzeit durch eine eiweiß- und salzreichere Mischung er-
setzen, z, B. durch eine geringe. Menge (100g) einer dem Alter
des Kindes entsprechenden Milchmischung oder eine Flasche Butter- -
' milch ‘mit. 3%, "Mehlzusatz, beziehungsweise dutch Zugabe von
‚100 g der. im Handel befindlichen zuckerarmen Buttermilch-
konserve. Erst wenn darauf ein Erfolg eintritt, kann. die zucker-
reichere Buttermilchkonserve und mehr Frauenmileh dureh Milch-
mischungen oder Buttermilch ersetzt werden.
:Unsicherer, aber immerhin aussichtsreich ist ein Versuch mit
künstlicher Ernährung. ` Man wird Nährmischungen wählen, die in
Ihrer Zusammensetzung dem gärungshemmenden Prinzip stärker
Rechnung tragen. Man beginnt z. B. mit 100 bis 200 g Viertel-
- oder Fünftelmilch,; .der. man 3% Soxhlets Nährzucker und 2%
eines Eiweißpräparates, z. B. Plasmon, Nutrose oder Larosan zusetzt;
auch Buttermilch mit geringem Kohlehydratzusatz, z. B. Fr en
uch von
"und 3% Soxhlets Nährzucker kann gegeben werden.
Molke, z, B. 100 bis 200 g Molke kann ausgegangen. werden. Von
welcher Mischung immer man ausgeht, man soll versuchen, lang-
Kontrolle der Stühle die Steigerung bis zu den Mischungen vor-
zunehmen, die dem Alter des Kindes entsprechen. Je weniger die
Stuhlgänge beeinflußt. werden, ein um so vorsichtigeres Vorgehen
ist indiziert, Erst wenn die Stühle fest geworden sind, das Allgemein-
” nden gebessert ist, kann das Tempo ein schnelleres werden.
h an steigert langsam die Kohlehydrate auf 4 bis 5% unter Beibe-
altung einer schwächeren Milchverdünnung, als dem Alter des
Kindes entspricht-und bleibt zunächst noch ein bis zwei Wochen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.
- Rettung verspricht.
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bei dem Eiweißzusatz (1 bis 2% Larosan). Nach drei bis vier Wochen
gelingt gewöhnlich die Anwendung der dem Alter des Kindes
| entsprechenden Milchmischung. ~
8. Therapie der dyspeptischen Störung «
; Die Therapie der dyspeptischen Störung c folgt im wesent-
‚lichen den gleichen Prinzipien. Nur besteht hier, wenn sich die
dyspeptische Störung .c auf einen schwereren Grad der Atrophie
superponiert hat, die fast absolute Indikation für Ernährung mit
Frauenmilch. Wenn überhaupt, gelingt es nur- durch sie, den zum
Rezidiv führenden und gewöhnlich den Tod :herbeiführenden Infekt
zu vermeiden: Keiner künstlichen Nährmischung kann man mit
Sicherheit einen Erfolg voraussagen: Die Inanition können wir
.nur in sehr beschränktem Maße durchführen ; länger als acht bis zwölf a:
Stunden den Kindern Tee zu geben, empfehlen wir nieht. Sowohl.
’Inanition wie Ernährung kann den Kindern in gleicher Weise
gefährlich werden, die goldene Mitte zu halten erfordert außer-
ordentliche ärztliche Kunst, die zur Voraussetzung eine Beobachtung
hat, der wir eigentlich nur in gutgeleiteten und‘ pflegerisch auf
-der Höhe stehenden Kliniken begegnen. Nach der kurzen Nah-
rungskarenz beginnen wir mit ungefähr 100 bis 200 g der indizierten
Mischung, entweder Frauenmilch ‘oder einer stark gärungs-
hemmenden künstlichen Nährmischung, vor allem’ Eiweißmilch oder.
einer ihr im. Prinzip nachgebildeten Mischung. Bezüglich der -`
Eiweißmilchtherapie verweise ich auf die Angaben in der Be-
sprechung der Behandlung der Atrophie. | |
Ebenso stark wie die diätetische Seite muß die pflegerische
und' medikamentöse Seite des therapeutischen Problems Beachtung
| finden. Ohne die rigoroseste Pflege, die Sorge für ausreichende
Erwärmung, die Anwendung von Herzmitteln, kommt man bei
diesen schweren, verzweifelten Formen nicht zu einem Resultat. .
Die Theräpie der dyspeptischen Störung. e geht nach der Behebung `
des Durchfalls auf in die Therapie der schweren Form der Atrophie.
00) Therapie des Stadiums der Atrophie. . |
Die Therapie des Stadiums der Atrophie setzt eine eingehende
Analyse- des Falles voraus, ob wir es mit einer leichteren .oder
einer schweren Form zu tun haben; denn kommen wir zu dem
Ergebnis, daß eine: schwere Form vorhanden ist, müssen alle Ver-
suche, durch eine künstliche Nährmischung zur Reparation zu -
gelangen, fast als aussichtslos erscheinen und der Diätetik ist der
klare Weg, der natürlichen Ernährung vorgeschrieben. Auch dann
ist eine Reihe von Fällen nicht zu retten. Ich möchte deshalb
gerade bezüglich dieser Störung nachdrücklich auf die Notwendig-
keit einer eingehenden klinischen Analyse und genauer Vorerbebun-
gen bezüglich der Entstehungsgeschichte der Störung verweisen.
- Ein. Stadium der”Atrophie, das auf dem Wege über dyspeptische
Störungen. zustande gekommen ist, ist unter allen. Umständen als
eine sehr schwere Störung zu werten, auch wenn die Abmagerung _
nur gering ist und das sonstige klinische Bild einen den Fall leichter
beurteilen läßt. Es handelt sich. dann häufig um Fälle, in denen
die Schwere der Störung zunächst kächiert ist und erst: das Miß-
lingen der Ernährungstherapie mit künstlichen Nährmischungen ent-
hüllt durch den eintretenden ‚Zusammenbruch das tiefe Danieder-
liegen der Ernährungsfunktion. Leicht ist die Entscheidung in .
jenen Fällen, in denen das klassische klinische Bild der Atrophie
vorhanden, ist mit dem greisenhaften Gesicht, dem aufgetriebenen
‘Leib und den ganz. dünnen Extremitäten, der grauen Gesichtsfarbe,
Untertemperaturen und Neigung zu Kollapsen.“ Das sind Fälle,
die sich von vornherein dürch den einfachen Anblick als solche
enthüllen, bei denen, wenn überhaupt, nur Frauenmilchernährung .
Aber auch bei den leichteren Formen der Atrophie, die ja
an und: für sich, wie bereits einleitend bemerkt, stets eine bedenk-
lichere Prognose hat, läßt sich niemals mit Sicherheit das Gelingen.
der Ernährung mit künstlichen Nährmischungen voraussagen. Wer .
halbwegs sicher gehen will, muß auch bei den leichteren Formen `
.
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| die Durchführung der natürlichen Ernährung in allererster Linie
‚in Betracht ziehen, namentlich dann, wenn das Kind die ersten
sechs Lebensmonate noch nicht überschritten hat. Im zweiten
Halbjahr ist ein Versuch mit künstlicher Ernährung eher aussichts-
reich. Ganz im allgemeinen läßt sich sagen, daß sich das Vor-
gehen bei der künstlichen Ernährung, die Indikationen, von denen
man sich bestimmen läßt, eng an -das Vorgehen anlehnen. kann, .
die ich für die schwerere Form des Stadiums der Hypotrophie an-
gegeben habe; nur wird man vielleicht noch vorsichtiger mit der
Nahrungssteigerung und mit der Anwendung kohlehydr®treicher
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Gemische sein. Ich kann aber sonst vollständig auf das verweisen,
was ich bei der Behandlung des schwereren Stadiums der Hypo-
trophie, in dem wir mit dem Eintreten von Gärungen und damit
einer dyspeptischen Störung rechnen müssen, gesagt habe. Dem
schwer atrophischen Kinde erwachsen sowohl aus der Ernährung
wie aus der Inanition, aber vor allem auch aus der Infektion die
allergrößten Gefahren. Gerade aus dem letzteren Grunde ist die
Frauenmilch indiziert, weil wir keine einzige künstliche Nähr-
mischung kennen, die auch nur annähernd in gleicher Weise die
Immunität des Säuglings hebt. Um sowohl Ernährung wie auch
Inanition ihrer das Leben gefährdenden Wirkung zu entkleiden,
ist es notwendig, durch die Frauenmilch den Bedarf des Kindes
zunächst nicht vollständig zu decken, aber doch die Menge immer-
hin so groß zu wählen, daß ein schwererer Zustand der Unter-
ernährung nicht resultiert, Man beginnt daher zunächst mit einer
Menge von ungefähr 40 Calorien pro Kilo Körpergewicht, ungefähr
durchschnittlich 300 g pro die und verharrt bei dieser Mischung
unter genauer Beobachtung des Kindes. Bessern sich die Allgemein-
erscheinungen, die Gesichtsfarbe, Turgor, Tonus und Stimmung,
wird das Kind ruhiger, dann können wir langsam täglich die
Menge um 30 bis 40 g steigern, bis schließlich die Deckung des
Nahrungsbedarfes erreicht ist. Es ist dann auszuprobieren, ob dem
Kinde die seltene Darreichung größerer oder häufige kleinerer
Mahlzeiten besser bekommt; häufig sehen wir letzteres. Selbst
wenn. der Nahrungsbedarf annähernd gedeckt ist, kann eine Ge-
wichtszunahme wochenlang ausbleiben und nur die Besserung
des Allgemeinbefindens den Ernährungserfolg anzeigen. Erst wenn
das Verschwinden der schweren Allgemeinerscheinungen, die
bedeutende Besserung von Tonus, Turgor und Hautfarbe anzeigen,
daß der Umschwung im Gesamtaufbau des Organismus sich vollzogen
hat, ist es gerechtfertigt, eine Frauenmilchmahlzeit durch eine
eiweiß- und salzreichere Nährmischung zu ersetzen und damit auch
den Ansatz zu erzielen. Mit Rücksicht auf die Schwere der
Störung muß zur Zwiemilchernährung eine Mischung gewählt
werden, welche die Darmgärung nicht besonders anregt, also
womöglich eine mit Kohlehydraten vorsichtig angereicherte Butter-
milch oder Halbmilch, letzterer kann 1 bis 2"/o Larosan zugesetzt
werden, Sind die Kinder mittlerweile in das dritte Vierteljahr
gelangt, oder stehen sie am Ende des ersten Lebensjahres, dann
wird zunächst eine Mahlzeit Frauenmilch durch Beikost ersetzt,
z.B. eine Brühe mit Maisgrieß oder Weizengrieß, der ebenfalls
etwas Eiweiß (Plasmon, Nutrose, Larosan) zugesetzt wird oder
auch durch eine Mahlzeit von weißem Käse. Wird das vertragen,
kann eine zweite Mahlzeit durch einen aus unverdünnter Milch
hergestellten Brei, ebenfalls mit etwas Eiweißzusatz, ersetzt werden.
Die Zugabe von Gemüsen und Früchten muß ganz vorsichtig
einschleichend geschehen, um nicht durch die Belastung des Darmes
mit der Celluloseverdauung einen Durchfall herbeizuführen.
Trotzdem können eiweißreichere Früchte, z. B. Bananen, schon
frühzeitig in kleinen Mengen gegeben werden. In jedem Falle ist
anzuraten, die Frauenmilchernährung ganz oder teilweise mindestens
drei Monate durchzuführen. Das teilweise Beibehalten der Frauen-
milchernährung auch über das erste Lebensjahr hinaus erscheint
in schwereren Fällen geboten, natürlich unter Zugabe geringer
Mengen eiweißreicher Gemische und der Beikost, weil auf diese
Weise die beste Garantie für die Vermeidung intereurrenter, den Heil-
verlauf störender und für das Kind tödlicher Infektionen gegeben ist.
In eine außerordentlich prekäre Lage geraten wir, wenn sich
die Durchführung der natürlichen Ernährung des atrophischen
Kindes auch nur teilweise nicht ermöglichen läßt, denn wir kennen
keine Nahrung, die in gleicher Weise wie die Frauenmilch die
Immunität des Kindes günstig beeinflußt und auf diese Weise
eine schädigende Infektion verhindert, die gewöhnlich auf dem
Umwege über eine dyspeptische Störung den Tod herbeiführt.
Gefährlich ist es unter allen Umständen, von vornherein einen
Versuch mit stark mit Kohlehydraten angereicherten Mischungen
zu machen, obwohl atrophische Kinder gewöhnlich einen hohen
Bedarf an Kohlehydraten haben. Wird ein solcher Versuch durch
das Prinzip der Kontrasternährung indiziert, das heißt handelt es sich
um Fälle, die in das Stadium der Atrophie durch einen ana-
ınnestisch sicher nachgewiesenen Mißbrauch von Milchernährung
gekommen sind, dann kann ein vorsichtiger Versuch mit einer
kohlehydratreicheren Mischung gemacht werden, wenn man sich
mit dieser vorsichtig einschleicht, z. B. mit Buttermilch, deren Menge
zunächst ebenfalls nur wie die der Frauenmilch auf 300 g gehalten
wird, unter langsamer Steigerung der zugesetzten schwer vergär-
baren Kghlehydrate, unter Anwendung einer Halbmilch-Mehl-Malz-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
=
6.
-
——
mischung bei bestehender Obstipation mit recht langsamer Steige-
rung des Malzextraktes, jedoch kaum jemals zu einer Höhe des
Prozentgehaltes wie bei der Behandlung des hypotrophischen Sta-
diums. Um der gärungsfördernden Wirkung des Malzes ein Gegen-
gewicht zu geben, kann der Eiweißgehalt der Mischung durch Zu-
gabe von Larosan (5 bis 10 g pro die) gesteigert werden. Zugabe
von Beikost und Brei bei älteren Kindern wie bei Frauenmilch-
ernährung. Sind die Kinder in das Stadium der Atrophie hingegen
bei der Anwendung kohlehydratreicher Mischungen gelangt, liegen
in der Vorgeschichte mannigfache dyspeptische Störungen vor, dann
wird die Ernährung mit kohlehydratreichen Mischungen mit Rück-
sicht auf den zu befürchtenden Eintritt einer Dyspepsie zu gefahr-
lich. Auch aus dem Prinzip der Kontrasternährung heraus empfiehlt
sich dann, namentlich wenn keine Obstipation besteht, die Stühle
von vornherein weich und breiig sind, die Ernährung mit einer
mit Eiweiß angereicherten Milchverdünnung, in der der Bedarf an
Kohlehydraten eher gedeckt. werden kann. Das sind die Fälle,
in denen Eiweißmilch indiziert ist.
Die Eiweißmilch in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung ist
eine Halbbuttermilch, in der Eiweiß, Fett und Kalk eines Liters Voll-
milch suspendiert sind. Sie ist eine ausgesprochen gärungshemmende
Nahrung, in der, ohne daß komplizierende dyspeptische Störungen ge-
fürchtet werden müssen, größere Mengen von Kohlehydraten gegeben
werden können. Auf diese Weise wird auch dem gefährlichen Inanitions-
zustand vorgebeugt. Andererseits ist die Nährmischung ohne Kohle-
hydratzusatz gefährlich.
gerade bei dieser Mischung Kohlehydratinanition besonders schlecht,
es ist daher notwendig, von vornherein die Eiweißmilch mit einem
mindestens 3 %igen Kohlehydratzusatz eines schwer gärfähigen Kohle-
hydrates (3% Soxhlets Nährzucker oder Löfflunds Nährmaltose) zu
geben. Es ist bei den heutigen Verhältnissen der Milchbelieferung
und wohl auch in absehbarer Zeit unmöglich, die Originaleiweißmilch
im Hause herzustellen, man bedarf dazu einer solchen Menge tadellosen
Ausgangsmaterials von Milch und Buttermilch, daß daran gewöhnlich
. die Herstellung scheitern wird. Man ist deshalb entweder auf die
flüssigen Eiweißmilchkonserven des Handels angewiesen, deren An-
wendung angesichts der regelmäßigen Zusammensetzung und sorgfältigen T
Herstellung empfohlen werden kann oder auf eine Mischung, die dem
Prinzip der Eiweißmilch nachgebildet, ohne weiteres im Hause her-
gestellt werden kann. Unter den Ersatzmischungen kommt lediglich
die Larosanmilch in Frage, die aber nach meinen Erfahrungen fast
durchweg die Originaleiweißmilch ersetzen kann. Die Larosanmileh
wird in der Weise hergestellt, daß 20g Larosan mit ungefähr dem
dritten Teil eines halben Liters Milch kalt angerührt, die beiden anderen
Drittel inzwischen zum Kochen gebracht werden. Dann werden beide
Mischungen zusammengegossen und unter ständigem Rühren 5 bis
10 Minuten lang gekocht. Zum Schluß wird durch ein Haarsieb geseiht
und mit der gleichen Menge Verdünnungsflüssigkeit gemischt. Die
Verdünnungsflüssigkeit besteht entweder aus abgekochtem Wasser oder
Schleim beziehungsweise Mehlabkochungen und Zuckerzusatz wie bei
der Eiweißmilch. Da Larosan eine Eiweißkalkverbindung, ist, ist die
Larosanmilch eine mit Eiweiß und Kalk angereicherte Halbmilch; €s
handelt sich also um das gleiche gärungshemmende Prinzip wie bel
der Originaleiweißmilch. Im Gegensatz zu dieser kommt allerdings
nicht Buttermilch, sondern gewöhnliche Milch zur Anwendung. Es ist
möglich, daß die Anwendung von Buttermilch gewisse Vorteile hat;
ob diese Vorteile in dem Milchsäuregehalt der Buttermilch liegen oder
in anderen Momenten, bleibt dahingestellt. Für die Praxis kommt der
Unterschied in der Zusammensetzung nicht sehr in Frage.
Um Erfolge zu erzielen, ist es wichtig, die Technik der Ei-
weißmilchtherapie zu beherrschen. Man beginnt gewöhnlich mit
einer Dosis von ungefähr 300 bis 400 g Eiweißmilch mit 3% Zucker-
zusatz. Diese Anfangsdosis wählt man bei guten Stühlen ‚des
Kindes. Handelt es sich um eine dyspeptische Störung 6, beginnt
man nach der acht- bis zehnstündigen Teediät nur mit ungefähr
200 g und steigt langsamer, als wenn pathologische Veränderungen
der Stuhlgänge nicht vorhanden sind. Man bleibt bei der Initial-
menge so lange, bis die Stühle den Charakter des Seitenstub®
annehmen. Das kann ungefähr drei Tage dauern, erst dann voli-
zieht man die Steigerung bis zu einem Höchstquantum von 200 8
Eiweißmilch auf das Kilogramm Körpergewicht. Die Gesamt-
menge darf pro die nicht über 1 1 steigen; während der Steige-
rung muß man auch die Kohlehydratzulage erhöhen und ik
mindestens bis aut 5% Zucker und 1 bis 2% Mehl (Weizenme
oder Maismehl). Unter Umständen ist man aber bei großem No
hydratbedürfnis des Kindes genötigt, in der Steigerung der Kohle-
hydratzusätze bis aut 10% zu gehen. Die Dauer der Behandlung
mit Fiweißmilch richtet sich nach der Schwere der Störung; Ba
schweren Fällen sind immerhin vier bis sechs Wochen oaa
Therapie notwendig, dann kann man zu den gewöhnlichen Milch-
mischungen, zu Brei- und Beikost übergehen.
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Der ernährungsgestörte Säugling verträgt
|
Soda 0.7.1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nat. 0 O ro
Der Heilverlauf während der diätetischen Maßnahmen unter-
scheidet sich im Prinzip nicht von dem Heilverlauf bei den
schwereren Formen der Störung der Hypotrophie; sehr häufig zu-
nächst eine initiale Verschlimmerung bei der Einstellung des Kindes
auf die geringe Menge der neuen Nahrung, dann ein länger dauernder
Gewichtsstillstand und endlich langsame Zunahme. Entsprechend
\
und länger andauernd. Auch die Zwischenfälle und Komplika-
> ist oft recht schwierig und. macht eine minutiöse Pflege und eine.
genaue Beobachtung des Kindes erforderlich,. 'Experimente, das.
Kind hungern Zu lassen, um Appetit hervorzurufen, können wir
uns in diesen schweren Fällen kaum leisten; wir müssen sogar
7, hier bei dauerndem Widerstande des Kindes früher zur Sonden-
ernährung greifen, damit dem Nahrungsbedarf wenigstens halb-
. wegs genügt wird: Ein während der Therapie eintretender Durch-
fall darf nicht sofort zur Einschaltung‘ eines Hungertages führen,
weil die Inanition 'bei dem schlechten Allgemeinzustand einen das
Kind schwer sehädigenden Faktor darstellt. Es genügt z. B. bei
= 800g mit 3% Zusatz unter Deckung des Wasserbedarfes zurück-
` zugehen, um die ‚Komplikation zu überwinden, Allerdings. ist
.. mancher dieser Fälle verloren, wenn es nicht‘ doch. noch gelingt,
..Frauenmilch zu beschaffen. SE ze
a Nehmen die Kinder die Eiweißmilchkonserve schlecht, so
hilft eine Süßung mit Saccharin über diesen Widerstand manch-
mal hinweg. Bei länger dauernder Eiweißmilchtherapie erscheint
es uns notwendig, dem Kinde täglich etwas Citronensaft oder
ti Mohrrübensaft zu- geben, um die Komplikation durch einen Morbus
Es, Barlow zu vermeiden. we
agi.. Entsprechend der starken Beeinträchtigung des Allgemein-
JE befindens, den Gefahren, die von. seiten des Herzens drohen, der
#.° _ schlechten Temperaturregulierung haben die Pflege und die medi-
ië} __ : kamentösen Maßnahmen eine besondere Bedeutung. Die Pflege
ar -` muB für Warmhaltung des Kindes durch Wärmflaschen sorgen;
fr | „die Fernhaltung von Infektionen ist eine absolute Notwendigkeit
ass für die Erhaltung des Lebens.. Jeder Pflegeschaden, jeder banale |
SR Infekt kann die todbringende Komplikation bringen. Die Beob-
b achtung muß eine außerordentlich. sorgfältige sein, um einen .sich,
s! f vorbereitenden Kollaps rechtzeitig zu erkennen und ihm vorzubeugen,
yi Diese Kinder gehören in die-Klinik oder zumindest unter die Auf-
H sicht einer außerordentlich erfahrenen Säuglingspflegerin. Die
Ei: -~ „quälende Unruhe der Kinder erfordert Beruhigungsmittel; kleine
| r . Mengen Adalin und Veronäl sind unbedenklich zu gestatten (0,05
al bis 0,075). Bei Sinken der Herzkraft ist es geboten, dem Kinde
f Coffein- und Camphereinspritzungen zu machen. Ich bevorzuge
| 1 3 è . en
J diese Mittel vor- den Digitalispräparaten. -Allerdings sind die Fälle,
kt - : . . e e E so
Wi > m denen es nicht in kurzer Zeit gelingt, die Herzschwäche zu -
#, überwinden, wenigstens bei künstlicher Ernährung unrettbar verloren.
se er d) Therapie des Stadiums_der Intoxikation.
, 045. Die Therapie der Intoxikation hat mit der Therapie der
+.. dyspeptischen Störungen : gemeinsam die Periode vollständiger
mn
‚hährung, in der Zeit des Inanitionszustandes die Sorge für aus-
Teichende Wasserspeisung. Während es aber leichte Grade der
dyspeptischen Störungen gibt (dyspeptische Störung a und b), deren
Heilung lediglich auf diätetischem Wege zum Ziele kommt, ist die
Intoxikation immer eine schwere Störung, bei der wir sonstige.
Behandlungsmethoden nicht entbehren können. Fast immer be-
dingt der toxische Zustand ein Sinken der Herzkraft, welches die
reichliche Anwendung von Herzmitteln (Coffein und Campher). not-
wendig macht. Auch kann der Verlust an Wasser und Salzen ein
so hochgradiger, vehement einsetzender sein, daß die gewöhnlichen
Wege der Wasserspeisung, nicht schnell genug zum Ziele führen,
sondern Kochsalzinfusionen unbedingt notwendig werden. Ebenso
ist es oft nicht möglich, dem Kinde wegen seiner Bewußtlosigkeit
ahrung beizubringen, und wir sind’ zunächst auf die Zufuhr von
g Flüssigkeit durch die Sonde angewiesen. Hyperpyrexie des Kindes
Macht abkühlende Bäder, Kollapse machen heiße Bäder, eventuell
Senfbäder notwendig. Die Anwendung eines Abführmittels er-
Scheint nur dann geboten, wenn wir Grund zu der Annahme
haben, daß der Zustand durch eine schwere. ruhrartige Infektion
bedingt ist. | m |
Zr Im speziellen richtet sich die Behandlung nach dem Zustände
des: Kindes und der Entstehungsgeschichte der Störung. Handelt
=
Te er NE ER WE Ne ER.
UNE k a en
der Schwere der Störung sind die Stadien stärker ausgesprochen
tionen sind ähnlicher Art. Die Appetitlosigkeit zu: überwinden,
"Nahrungskarenz mit darauffolgender langsam ansteigender Er- |
| es sich um ein in guter Kondition befindliches Kind, das gleich- - -
sam aus heiterem Himmel, eventuell’ vielleicht sogar an der Brust
oder über die dyspeptische Störung a, rapide in den Zustand der
Intoxikation gelangt. ist,- was wohl nur dann der Fall ist, wenn
eine ‚schwere Infektion. eine Rolle spielt, empfiehlt--es sich, mit --'
Rücksicht auf die Möglichkeit des Vorliegens einer ruhrartigen
Erkrankung, zunächst gründlich den. Darm zu entleeren, am. besten
durch Ricinusöl und eine Darmspülung.. .Hierauf 24 Stunden Tee
oder Wasser, bei. starker. Austrocknung Kochsalzinfusion, bei vor-
händener Hyperpyrexie ein vorsichtig abkühlendes Bad, bei’ Herz- .
schwäche Campher und Coffein. Krämpfe, erfordern ein Klystier von
Chloralhydrat nach der Darmspülung.' Nach 24 Stunden Beginn der Er-
nährung. Nur bei Kindern unter drei Monaten ist Frauenmilch‘
unbedingt. indiziert, in-späterem Alter kann - bei ‘dieser Form der
Intoxikation ein Versuch mit einer künstlichen, gärungshemmenden
'Nährmischung gemacht werden. . Beginn -der Ernährung mit
:50-bis 100 g der Mischung. : Im Falle nach 24 Stunden trotz Teediät
immer noch häufige reichliche Stühle entleert werden, muß- viel
vorsichtiger : vorgegangen werden, als. wenn die Peristaltik sich
der Eiweißmilchtherapie häufig, wiederum. zu .einer Menge von | beruhigt hat und nunmehr spärliche Stühle entleert werden. Es E
ist die Indikation für eine gäruhgshemmende Diät gegeben, also:
eine Mischung vom Typus der Eiweißmilch, entweder die Original-
' Eiweißmilch oder die Larosanmilch. Beginn mit 50 bis 100g, steigend
‚täglich um 50 bis 100 g nach den Prinzipien, die ich bei der Be-. .
handlung ‘des Stadiums der Atrophie beschrieben habe. - Aber auch
-andere Wege können zum Ziele führen, z. B. Buttermilch mit
geringem Zucker- und Mehlzusatz oder auch Molke, ebenfalls mit
100 g beginnend und allmählich steigend. Durch Buttermilch
und Molke werden dem Kinde ‚mehr Salze zugeführt als durch
.‚Eiweißmilch, > was insofern einen Vorteil bedeuten’ kann, als.
weiteren starken Gewichtssenkungen ein gewisser Riegel vor-
ı geschoben wird. ee Be DE |
: Hat sich die Intoxikation. aus einem. Stadium. heraus ent-
wickelt, iù dem das Kind bereits in seinem Allgemeinzustand ge-
schwächt war, aus dem Stadium der Hypotrophie oder Atrophie,
im zweiten oder dritten Lebensvierteljahr. Kinder, die im Stadium .
Nahrungskarenz auch durch kurze Zeit nicht mehr vertragen, -
sondern schon bei einer zwölfstündigen Inanition mit Kollaps
reagieren können, andererseits aber. auch ‚ihre Toleranz so ge-
sunken ist, daß sie auch die Heilnährmischungen in kleiner Menge
zunächst nicht. verdauen und assimilieren können; — —— >
Bei der Intoxikation, die sich im Stadium der Hypotrophie.
entwickelt, zwölfstündige Nahrungskarenz bei Tee. und. Wasser,
‘dann Beginn der Ernährung mit Frauenmilch, 100 bis 150 g, täglich
um 50 g steigend. Bei den Intoxikationszuständen,- die sich. aus
dem Stadium der Atrophie ‚entwickelt haben, höchstens eine sechs- -
bis achtstündige Nahrungskarenz, hierauf Beginn mit Frauenmilch
100 bis 150 g, allmählich um 50 g steigend. Um bei Frauenmilch-
'efnährung eine stärkere Gärungshemmung zu erzielen, kann es
zweckmäßig sein, dieser ein Eiweißpräparat, z. B. Larosan 5 g
pro die, zuzusetzen. Besteht. die Unmöglichkeit, Frauenmilch zu
beschaffen, dann muß ein Versuch mit Eiweißmilch oder Larosan-
milch, Buttermilch oder. Molke mit zunächst geringem, allmählich
steigendem Kohlehydratzusatz, bei Molkenernährung. mit allmäh-_
licher Auswechslung eines Teils der Molke durch eine verdünnte.
Milchmischung mit 3°/, Zucker vorgenommen werden:
> Der Heilverlauf’ ist, bei den verschiedenen Formen der In-
toxikation ein ganz verschiedener. Bei der Intoxikation: bis dahin
gesunder oder wenig gestörter Kinder bewirkt schon gewöhnlich -
die 24stündige Nahrungskarenz einen. vollständigen Umschwung.
des Befindens, und man kann .mit den Nährmischungen relativ
schnell steigen und in 14 Tagen bis 3 Wochen Heilung ohne
Zwischenfälle erzielen. Ganz anders ist es jedoch mit den In-
toxikationszuständen schwer chronisch gestörter Kinder. . Hier ist,
wenn überhaupt, eine Reparation erst nach Monaten zu erzielen, .
in den ersten Tagen und Wochen ist das Kind noch ständig in
Lebensgefahr, auch wenn. das Bewußtsein zurückgekehrt ist und
die Allgemeinerscheinungen bessere werden. Eine unvorsichtige
"Steigerung der Nahrungsmenge, ein Verstoß gegen die Pflege, eine
bei der geschwächten. Immunität des Kindes außerordentlich.
schnell zustande kommende Infektion kann das Kind zum Exitus
bringen. Diese Kinder zeigen wochen- und monatelang keine Ge-
wichtszunahme bei Frauenmilchernährung, die allein die Möglich-
keit einer Reparation gibt. Bei künstlichen Nährgemischen sehen
wird die Indikation für Frauenmilch fast absolut, auch bei Kindern |
der Atrophie in den Intoxikationszustand. geraten, sind gewöhnlich
nicht mehr zu retten, und zwar deswegen, weil sie die notwendige `
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wir oft schneller eine Besserung der Stühle und eine Hebung des
Gewichts, doch ist dieser Erfolg oft ein trügerischer insofern, als die
Kinder Infektionen gegenüber besonders leicht empfänglich bleiben
und an ihnen oft zugrunde gehen. Ich empfehle, bei Kindern, die
im Stadium der Atrophie in den Intoxikationszustand geraten sind,
auch wenn Gewichtsanstieg nicht erfolgt, mindestens sechs Wochen
ausschließlich bei der natürlichen Ernährung zu verbleiben und
erst dann vorsichtig eine kleine Menge derselben durch ein künst-
liches Nährgemisch, eine mit Eiweiß und Zucker angereicherte
Halbmilch zu ersetzen. In der Klinik kann man natürlich auch
leicht ein anderes Nährgemisch, z. B. Buttermilch, zur Anwendung
bringen. Besonders schwierig wird die Situation durch die erneut
einsetzende Komplikation eines Durchfalls, beziehungsweise durch
das Finsetzen von Symptomen, die eine neuerlich beginnende
Intoxikation ankündigen, denn die Wiederholung des Inanitions-
zustandes vertragen die Kinder außerordentlich schlecht, sie gehen
gewöhnlich im Kollaps zugrunde. Man wird sich deshalb bei den
Rezidiven der Intoxikation nur ganz ausnahmsweise dazu entschließen
können, die Nahrung vollständig zu eliminieren und wird versuchen,
mit einer Einschränkung auf die Hälfte auszukommen, Die Mög-
lichkeit, solche Kinder in der Familie zur Genesung zu bringen,
ist fast niemals gegeben, da es ja gewöhnlich nur bei sozial am
schlechtesten gestellten Familien überhaupt zur Ausbildung derartiger
Krankheitsbilder kommt. Die einzige Möglichkeit, das Leben dieser
Kinder zu retten, bleibt das Säuglingskrankenhaus mit allen Mög-
lichkeiten der Pflege und Ernährung.
Aus der I. med. Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien
Über Herzhypertrophie und Hypertonie).
Von
Prof. Dr. J. Pal.
Ein pathologisch-anatomischer Befund ist es eigentlich, der
mich veranlaßt, auf ein Thema zurückzukommen, das ich schon
vor zebn Jahren behandelt habe und das mich auch seither þe-
schäftigt. Vor allem will ich das Substrat schildern, von dem
ich diesmal ausgehe,
Eine 49 jährige Frau stürzt auf der Straße plötzlich bewußtlos
zusammen. In das Krankenhaus gebracht, findet man starre, weite
Pupillen, die Radialarterien rigid, geschlängelt. Die Spannung beträgt
240 mm (Armmanschette),. Nach einem Aderlaß von 800 ccm sinkt
der Druck auf 190 mm, inzwischen tritt Atmungslähmung und trotz
künstlicher Atmung nach etwa einer halben Stunde der Tod ein.
Anamnestisch wurde später erhoben, daß die fettleibige Frau bis
auf eine Nabelhernie immer gesund war. Seit einem halben Jahr klagte
sie über Hinterhauptschmerzen und Schwindelgefühl und in der letzten
Zeit hatte sie einige Male heftiges Nasenbluten, das durch Tamponade
gestillt werden mußte. Über eine chronische Intoxikation ist nichts
bekannt. ,
Bei der Obduktion, die Herr Prof, Erdheim vornahm, er-
gab sich eine Ponsblutung als Todesursache. Die cerebralen Arterien
waren stark arteriosklerotisch verändert. Es fand sich ferner bei ge-
ringer Mitralinsuffizienz eine hochgradige konzentrische Hypertrophie
des linken Ventrikels mit einer Wanddicke bis zu 31⁄2 cm, auch Hyper-
trophie des rechten Ventrikels, Die Aorta war in mäßigem Grade
arteriosklerotisch.
Die Nieren von normaler Beschaffenheit ohne Zeichen von
Schrumpfung. Die Arterien der Baucheingeweide, nicht minder die
der Extremitäten auffallend verdickt ohne arteriosklerotische Ver-
änderungen.
Die kistologische Untersuchung der Arterien (Prof. Erdheim)
ergab Bindegewebsvermehrung in der Media, die Muskelzellen hyper-
trophisch, und wie der kurze, dicke Kern erkennen ließ, kontrahiert.
Die Intima der Brachialis etwas mehr, die der Mesaraica in geringem
Grade verdiekt. In der Niere vereinzelte, zerstreute, nur mikro-
skopische Schrumpfungsherde. Die Intima der kleinen und kleinsten
Arterien weist bindegewebige Verdickung auf. Im übrigen die Nieren
ohne pathologischen Befund.
Der Fall ist besonders bemerkenswert, weil der, wie Sie
sehen, mächtigen Herzhypertrophie keine nennenswerte Nieren-
veränderung, keine allgemeine Arteriosklerose, sondern, abgesehen
von der geringen der Aorta, nur die der Gehirnarterien gegen-
übersteht, dagegen der Gefäßbefund. in den Arterien, der dem
Prosektor den Eindruck der Hypertonie machte,
1) Vortrag mit Demonstration, gehalten in der Gesellschaft der
Ärzte in Wien, am 4. April 1919,
Fln \
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
m mm man SD III
Ein merkwürdiger Zufall brachte es mit sich, daß zu gleicher
Zeit aus der II. medizinischen Abteilung (v. Frisch) ein analoger
Fall von Herrn Prof. v. Wiesner obduziert wurde. Dieser betraf
einen 52jährigen Universitätsdiener, der ebenfalls plötzlich zusammen-
gestürzt war und sterbend ins Krankenhaus gebracht wurde. Todes-
ursache: Hämorrhagie in der linken Hirnhemisphäre und Durchbruch
in den dritten und vierten Ventrikel. Auch in diesem Falle wurde
anamnestisch erhoben, daß der Verstorbene immer gesund war. In der
letzten Zeit klagte er ab und zu über etwas Kopfdruck und war ab-
gemagert, was aber bei den gegenwärtigen Ernährungsbedingungen
nicht zu verwundern ist. Wegen einer ernsten Krankheit seiner
Frau, die mehrere Monate währte, soll er sehr deprimiert gewesen sein.
Dieser Tage kam ein weiterer hierhergehöriger Fall zur Obduk-
Es gelangte ein 62jähriger Kanalräumer in meiner Abteilung zur
Aufnahme, der angab, immer gesund gewesen zu sein und vor zehn
Wochen mit Atemnot und Schwellung der Beine, also kardial erkrankt
zu sein. Befund: Emphysem, diffuse Bronchitis, Herzvergrößerung,
Arteria radialis wandverdickt, rigid, stark geschlängelt. Im Harn ge-
ringe Eiweißmengen, im Sediment vereinzelte Erythrocyten. - Gleich
nach der Aufnahme ein Anfall von Hochspannungsdyspnöe, Druck
180 mm, nach Aderlaß Besserung 170 mm. Am anderen Tage tritt
nach großer motorischer Unruhe und Verwirrtheit Benommenheit auf.
Tod unter Atmungslähmung am dritten Tage.
Die von Herrn Prof. v. Wiesner vorgenommene Obduktion
ergab: Konzentrische Hypertrophie des linken Ventrikel hohen Grades,
auch Hypertrophie des rechten Ventrikels, Hypertrophie der Arterien-
wand, außerdem Emphysem, Stauungsbronchitis und terminales Lungen-
tion.
ödem.
Nach dem Herzbefund hätte man eine Erkrankung der Niere
annehmen müssen. Die Nieren, die ich Ihnen gleichfalls vorzeige,
waren makroskopisch bis auf das Verhalten der Arterien normal.
Mikroskopisch: Muskuläre und fibröse Hypertrophie der Media
der Arterien. An einzelnen Stellen Verkalkung von Nierenepithelien,
keine Glomerulusschädigung, keine interstitiellen Veränderungen.
Im Gehirn frische rote Erweichung an der Basis des rechten
Stirnlappens und des vorderen Anteils des Schläfelappens. Ein klei-
nerer, etwas älterer Erweichungsherd im Linsenkern.
Die Ätiologie der Herzhypertrophie bildet seit Dezennien
den Gegenstand der Diskussion. Wir wissen, daß zwei Typen der
Hypertrophie zu unterscheiden sind, wenngleich sie sich nicht
gegenseitig ausschließen. Die eine ist eine kardiogene (wie bei
Herzklappentehlern, Myokarditis und anderem), die andere ist auf
extrakardiale Widerstände zurückzuführen. Als solche werden an-
geführt: Blutdrucksteigerung, Arteriosklerose und gewisse Eirkran-
kungen der Nieren. Die Beziehungen der drei Komplexe zuein-
ander werden verschiedenartig aufgefaßt. Die einen sehen in der
Blutdrucksteigerung den Ausgangspunkt, die anderen in der Ar-
teriosklerose oder der Nierenerkrankung das mechanische Hindemis,
das durch erhöhte Herzarbeit und conseeutive Drucksteigerung
überwunden werden muß.
Daß die Verlegung des Kreislaufes in den Nieren den Blut-
druck dermaßen zu steigern vermag, wie wir dies in den Nieren-
krankheiten sehen, ist experimentell zu beweisen nicht gelungen.
Meine eigenen Versuche — Reduktion der Nierenrinde bei Hunden
durch Kauterisation — haben mich dazu geführt, diese Annahme
fallen zu lassen. An einer photoeraphischen Aufnahme will ich
Ihnen bei dieser Gelegenheit zeigen, wie weitgehend die Reduktion
der Niere mit dieser Methode durchgeführt wurde. Br
In einer Arbeit „Über permanente Hypertonie )
habe ich diese Untersuchungen besprochen. An derselben Stelle
habe ich, gestützt auf Beobachtungen an Lebenden und deren
Nekropsie — wie schon Andere vor mir —, auf die groben In-
kongruenzen hingewiesen, die zwischen den Blutdruckverhält
nissen, der Herzhypertrophie und dem anatomischen Befund an
den Gefäßen und an den Nieren sich ergeben. Diese Wider
sprüche finden, wie ich dort schon gesagt habe, ihre AN
nur darin, daß das eigentliche Bindeglied funktioneller Natur s
und daher sich der anatomischen Kontrolle entzieht und dasi
die Hypertonie der Arterienwand.
Es war mir ferner möglich, festzustellen, dab wir
sondere Krankheitsform der Arterien unter
scheiden müssen, deren Wesen in einem primären Auftreten
einer solchen Hypertonie besteht zum Unterschiede von der Hype”
tonie, die sekundär unter gewissen Bedingungen und ın govi
Krankheiten in Erscheinung tritt. Ich hatte Gelegenheit, mich a
eine Kranke zu beziehen, die ich durch 1!/, Jahre in peonadas
hatte, deren Blutdruck bis 250 mm betragen hat und trotzeem
| bei der Obduktion in den Nieren weder makroskopisch noch mikro
eine pe-
JM. KI, 1909, Nr. 85 und 86 (anläßlich der Tagung des Inter
nationalen medizinischen Kongresses in Budapest).
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skopisch eine Veränderung nachweisbar war, auch in den Arterien
mikroskopisch kein erheblicher pathologischer Befund. Das Herz
war hypertrophisch, FE i NE
= Ehe ich weitergehe, halte ich es für nötig, dem Ausdruck
Hypertonie eine- nähere Begriffsbestimmung zu widmen.. Dazu‘
‘. yeranlaßt mich der Umstand, daß es fast allgemein üblich ist, die
Bezeichnung Hypertonie und Hypertension gleichzuhalten. Dem-
gegenüber ist zu bemerken, daß die Hypertonie einen aktiven,
die Hypertension einen passiven Zustand der Arterienwand
bedeutet. Für den Tonus der Gefäßwand maßgebend ist der Zu-
‘stand der Muskelzelle.. Der Tonus dieser Zelle ist. nach meiner
Ansicht ihr jeweiliger Anspannungs- oderEinstellungs-
zustand und die Hypertonie ‘also ein erhöhter Anspannungs-
zustand. Er ist an und für sich nicht identisch mit Contraction
oder gar mit Krampf, wie vielfach angenommen wird. Die hyper-
tonischen Arterien neigen: zwar sehr zu Contractionszuständen.
Wir haben es dann mit hypertonischer- Contraction zu tun, wie
z. B. bei der Schrumpfniere. Es gibt jedoch auch weite hyper-
tonische Arterien, wie so häufig bei der hypertonischen' Arterio-
Sklerose. Wir begegnen bei den Hypertonien. nicht selten auch
dem höheren Grad der Contraction, den Krampfzuständen, in auf-
gesetzten pressorischen Gefäßkrisen. nr
Die Gleichstellung der Hypertonie mit der Hypertension hat
-seine Begründung darin, daß wir die Hypertonie gewöhnlich erst
durch die Hypertension erfassen. Allein der Anspannungszustand
der Muskeln.in der Wand der Hohlorgane ist an und für sich vom
Innendruck unabhängig. Er kann immerhin vom Innendruck be-
einflußt, auch überwunden werden.. In der Arterie wird daher.
wie in jedem anderen Hohlorgan die Hypertonie auch dann
fortbestehen, wenn der Innendruck infolge Nachlassens der Herz-
kraft, gesunken ist. Nur dort, wo die Dirucksteigerung die Hyper-
tonie in der Arterienwand ausgelöst hat, wie dies in den angio-
spastischen Krisen der Fall ist, wird mit dem Blutdruck aueh der
.Tonus der Arterienwand abnehmen. nn
Mit Ausnahme dieser Form ist die Hypertonie ein gleich-
‘artiger Zustand des. ganzen arteriellen Systems, der je nach der
` Masse der Muskelzellen in den verschiedenen Abschnitten sich
geltend macht. Eine richtige Einschätzung dieser wichtigen patho-
logischen Erscheinung ist erheblich erschwert durch ihre Beziehung
zur Arteriosklerose und zur vasculären Schrumpfniere. Das gilt
namentlich dort, wo die Hypertonie primär als selbständige Krank-
heit auftritt. ; | |
Eine eingehende Besprechung dieser Beziehungen würde vor
allem. eine genaue’ Erörterung der Geschichte des Gegenstandes er-
fordern. - Ich will hier nur einiges vorbringen und: zunächst, daß
der Gedanke, daß das arterielle System von einer Systemerkrankung
befallen werden kann, schon lange her in der. englischen Literatur
zu Hause ist. Als Vorläufer der genuinen Schrumpfniere haben
ihn Johnson, Gull und Sutton vertreten. Nach Johnson
ist es eine Hypertrophie der Media mit nachfolgender Contraction
der feinen Arterien, nach Gull und Sutton eine fibröse Ver-
änderung: der Media in diesen — die arterio-capillary fibrosis. In
neuester Zeit hat diese Anschauung wieder Anhänger gefunden,
unter denen vor allem Jores!) dann Münzer?) und Andere
zu nennen sind. Jores ist nach den anatomischen Befunden zu
dem Schlusse gelangt, daß in der-Ursache, die die genuine Schrumpf-
mere hervorruft, auch die blutdrucksteigernde Wirkung von vorn-
herein gegeben ist. | 2 te
In einem kürzlich erschienenen Buch von Fritz Munk,
ist die Angelegenheit mit Heranziehung der neueren Literatur
kritisch beleuchtet 3), ; ee a n
Sekundär ist die Hypertonie bei (der Glomerulonephritis und
bei der sekundären Schrumpfniere. Sekundär ist sie auch in den
akuten Drucksteigerungen, die sich auf Grund von Gefäßkrämpfen
einstellen, insofern sie sich aus normalen Tonusverhältnissen ent-
wickeln. Das wiederholte Auftreten solcher pressorischer Krisen
und die damit verbundene Anregung der Hypertonie gehört, wie
Ich schon seinerzeit aufmerksam gemacht habe, zu den. häufigsten
Quellen der permanenten Hypertonie. Auf diesem Wege entwickelt
sich die hypertonische Arteriosklerose. In diese Gruppe dürfte aller
Wabrscheinlichkeit nach auch die von Gaisböck“) beschriebene
`
Polycythaemia hypertonica gehören, zumal Gefäßkrisen, soweit meine
t) D. Arch. f. klin. M. Bd. 94.
>) M. Kl. 1910. u | S EE
S `?) Pathologie und Klinik: der Nephrose und Nephritiden und
chrumpfnieren. Berlin und Wien 1918.
.).D. Arch. f. klin. M. Bd. 83, S. 896,
und andererseits es. nicht-anzunehmen ist, daß die Hypertonie die
Ursache der Blutkrankheit ist.
In jedem Falle einer Drucksteigerung ist eine Tonuszunahme
der Arterienwand eine Grundbedingung. In den akuten Druck- .
‚steigerungen, deren Ursache so. wie im Experiment Angiospasmus
im splanchnischen Gefäßbezirk zu sein pflegt, muß in den am Spasmus
nicht beteiligten 'Gefäßbezirken Hypertonie sich eingestellt haben,
Erfahrung reicht, bei dieser Form der. Polyeythämie. häufig sind '
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` © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.. E:
da ansonsten der Druck bei .gleichbleibender - Herzleistung sofort _
absinken müßte. . Die Bedeutung.der Hypertonie besteht. also darin,
daß sie der Weitbarkeit der Arterie entgegenwirkt, und in diesem
Moment liegt die Belastung des Herzens und der Grund zur Herz-
hypertrophie. Dabei bedarf-es zur Entwicklung dieser keineswegs.
besonders hohen Druckes. Es müssen sich also die Druckzablen
durchaus nicht auf der Höhe des absoluten Hochdruckes bewegen.
Nicht der Druck, sondern‘ das Verhalten der Arterienwand ist das
Wesentliche des pathologischen Zustandes, womit nicht etwa gesagt
‚sein will, daß. die Höhe des Blutdruckes für die Begleiterscheinungen
Beiläufig
der Hypertonie: von untergeordneter Bedeutung wäre.
bemerkt gibt’ es auch Hypertonie in physiologischen Grenzen.
Die Hypertonie ist selbst in ihren vorgerückten Stadien noch
ein funktioneller Zustand, der die Reaktionsfähigkeit der Gefäß-
wand nicht erheblich geschädigt haben muß: Beweis dessen
schwindet sie oftmals nach langem Bestand doch wieder, insofern
man dies nach dem Verhalten des Blutdrucks, selbstverständlich
bei Ausschluß von Herzschwäche, beurteilen kann. Beobachtet
man derartige Kranke fortlaufend weiter, so wird man finden, daß
solche hypertonische Phasen wiederkehren, um endlich in einen
Dauerzustand überzugehen. Nicht immer sind es manifeste, pres-
sorische Krisen, durch die man auf die Sachlage aufmerksam ge- :
mächt wird, häufig schleicht sich der’ Dauerzustand ganz unauf-
fällig ein und: hat sich für den: Kranken unmerklich eine Herz-
D
dar, von deren Besprechung ich hier ausgegangen bin.
Die funktionelle Natur des hypertonischen Zustandes lehrt
unter anderem auch ihre leichte Beeinflußbarkeit durch fieberhafte
Prozesse. In dieser Beziehung habe ich kürzlich eine hübsche
Beobachtung gemacht. Eine 35jährige Frau, die seit längerer'Zeit
an einer Hypertonie mit einem ständigen Druck von 145 bis 170 mm
‘und an häufig auftretenden pressorischen Gefäßkrisen..zu leiden
hat, erkrankt.an einer Grippepneumonie. Nach Ablauf dieser setzt
mit einer kurzen Hämaturie eine akute. Nephritis ein. Diese
dauerte mehrere Wochen lang und verläuft mit anhaltendem Fieber
und beträchtlicher Albuminurie. Während dieser ganzen Krank-
heitsdauer sind die Arterien entspannt, der Druck beträgt zirka
100 mm, dabei befindet sich die Patientin in einem ‚eigenartigen
Zustand von Benommenheit, die wohl -als suburämisch gedeutet
werden konnte,. wahrscheinlich aber nur eine Folge des Fiebers
und des Unterdruckes war. Mit dem Aufhören des Fieberzustandes
und der Albuminurie sofort Druckanstieg auf 145 bis160 mm und
bald darauf ein Krisenanfall mit Druck über 200 mm.
Es ist dies übrigens einer der seltenen Fälle, in welchen
während der arteriellen Krisen manchmal auch Krampfin den
Venen sich einstellt, die dann wie Schnürchen unter der Haut
sicht- und tastbar sind. 7 |
Die Erkennung der frühen Stadien der Hypertonie ohne
deutliche Herzhypertrophie, ohne beträchtliche Drucksteigerung ist
nicht leicht — nicht leicht, weil diese Behelfe zur Diagnose fehlen.
Sorgfältige Betastung der Arterienwand, insbesondere nach Aus-.
schaltung des Innendrucks durch proximale Kompression, läßt mit-
unter sehon das Richtige finden. Es schwindet bei dieser Kom-
pression die durch den Blutdruck bedingte ‚Schlängelung*), sowie
manche anscheinend ganz grobe Veränderung der Arterienwand.
Je höher der Druck steigt, um so mehr nähert sich das- klinische
Bild der primären Hypertonie dem der genuinen Schrumpfniere,
Was ich 1909 als permanente Hypertonie beschrieben habe, ist in
der Einteilung der Nierenkrankheiten von Volhard und Fahr?)
als blande Sklerose und benigne Form der Schrumpfniere eingereiht.
Ein sicheres Merkmal für die Grenze -der reinen Hypertonie. gegen-
über .der Schrumpfniere kennen wir allerdings nicht. Schon seiner-
zeit habe ich bemerkt, daß das Auftreten der Albuminurie als
Maßstab nicht gelten kann, weil sie durch Stauung hervorgerufen
sein könnte. Mag das ganze Bild in vivo noch so sehr für Schrumpf-
t
1) Vgl. Pal: Gefäßkrisen, Leipzig 1905, S. i55.
in Mohr-Staehelins Handbuch, Berlin 1918,
2) Die Brightsche Nierenkrankheit, Berlin 1914, ferner Volhard.
'hyertrophie entwickelt. So stellt sich der Vorgang in den Fällen `
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niere gesprochen haben, die Niere kann anatomisch vollkommen
normal gefunden werden. |
Die reine Hypertonie kann sehr hohen Blutdruck hervorrufen
und daher sind die Schlüsse, die man glaubte aus diesem auf eine
Mitbeteiligung der Niere ziehen zu dürfen, nicht berechtigt. Diese
Ansicht, die ich entgegen der damals herrschenden Lehre auf
Grund von auch mikroskopisch untersuchten Fällen geäußert habe,
hat seither in einer Reihe von Beobachtungen anderer ihre Be-
stätigung erfahren. Die Hypertension gestattet sonach nicht, wie
auch Munk erklärt, von Nierensklerose zu sprechen, insolange
nicht Merkmale der Niereninsuffizienz sich zeigen.
Die höchsten Blutdruckzahlen finden wir dann, wenn Hyper-
tonie- und Niereninsuffizienz sich summieren. Daß bei der roten
Granularniere (Jores) oder der malignen Nierensklerose (Kombi-
nationsform nach Volhard und Fahr), das heißt also dort, wo
primär Hypertonie besteht und dann die Nierenerkrankung folgt,
die Druckzahlen immer höhere sind, wie bei der sekundären
Schrumpfniere, bei der das Umgekehrte der Fall ist, halte ich nach
meinen Beobachtungen nicht für stichhaltg, |
Die Druckhöhe ist übrigens kein absoluter Gradmesser für
die Hypertonie, da die Spannung auch von der jeweiligen Leistungs-
fähigkeit des Herzens abhängt. Auf die Gestaltung der
Herzhypertrophie wirkt offenbar der Entwicklungsgang
der Hypertonie bestimmend, sowie auch der Einfluß, den der Reiz,
welchem die Hypertonie ihre Entstehung verdankt, auf das Herz
direkt auszuüben vermag.
Im anatomischen Befund der primären Hypertonie sind zwei
Momente auffällig: Der Mangel an allgemeiner Arteriosklerose und
die Lokalisation dieser, insoweit sie vorhanden ist, hauptsächlich
in den kleinsten Arterien ganz bestimmter Gebiete namentlich
des Gehirns und der Nieren, Fr. v. Müller!) hat für diese
Arteriosklerose der kleinsten Gefäße die Bezeichnung „Arteriolo-
sklerose“ vorgeschlagen. Beide Momente lassen sich mit meiner
Auffassung sehr gut erklären. Wenn es nämlich richtig ist, daß
die Arteriosklerose eine Abnutzungskrankheit ist und auch durch
Überdehnung bei hohem Blutdruck entstehen kann, dann ist die
primäre Hypertonie nicht der geeignete Boden für die Entwicklung
der allgemeinen Arteriosklerose, zumal die Hypertonie der Deh-
` nung entgegenwirkt. Diesen Schutz bieten begreiflicherweise mehr
die muskelstarken als die muskelschwächeren Arterien im Gehirn
und den Nieren. Auffällig ist nur, daß die Arteriosklerose auch
so häufig die Niere betrifft.
Daß die Gehirnarterien bei der pathologischen Blut-
verteilung speziell belastet ‚werden und daher sehr leiden, ist
nach allen experimentellen und klinischen Erfahrungen ganz gut
verständlich. Bei der Drucksteigerung, die namentlich so häufig
von den Arterien des Verdauungsapparates diktiert im Körper vor
sich geht, kommt es zur passiven arteriellen Hyperämie des Ge-
hirns (Knoll). Das Gehirn ist eben ein Ausweichgebiet oder
Ventil, das schon in der physiologischen, noch häufiger in der
pathologischen Blutverschiebung sehr in Anspruch genommen
wird. Nicht bekannt ist, daß das gleiche auch für die Niere
eilt. Die experimentelle Physiologie hat uns gelehrt, daß bei der
Reizung der Splanchniei die Arterien der Baucheingeweide sich
kontrahieren, das sind die Arterien der Verdauungsorgane und
der Nieren. In der menschlichen Pathologie beobachten wir Vor-
gänge, die erkennen lassen, daß diese beiden Gefäßgebiete nicht
immer gieichsinnig, mitunter sogar entgegengesetzt funktionieren,
z. B. bei abdominellen pressorischen Gefäßkrisen, bei der akuten
Urämie und anderem. In toxikologischen Versuchen habe ich mit
der onkometrischen Methodik das auch im Experiment gefunden
und bereits 1913 in einer klinischen Mitteilung über die Behand-
Jung der akuten Urämie ?) kurz erwähnt.
Mit Rücksicht auf meine Erklärung der Entstehung der
Nierenarteriosklerose ist ein Befund von Löhlein°), der gleich-
falls der Ansicht ist, daß die Hypertonie der genuinen Schrumpfniere
vorangeht, von Interesse, aus dem zu ersehen Ist, daß die arterio-
sklerotischen Vasa afferentia nicht eng, sondern weit sind.
Bezüglich der Relation zwischen Arteriosklerose
und Hypertonie stehe ich, wie ersichtlich, auf dem Stand-
punkt, daß sich zwei Arten der Arteriosklerose unterscheiden
lassen, wenn auch ihre Trennung in manchen Fällen wegen Kom-
bination beider nicht möglich ist. Die eine Form ist eine primäre
Arteriosklerose, die im weiteren Verlauf hypertonisch wird — die
3) Vöft. Milit.Sanitätsw. Berlin 1917, H. 65.
>) W. m. W. 1913, Nr. 89.
3) M. Kl. 1916; Beitr. z. path. Anat., Bd. 63,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
rechnen müssen, obzwar wir in den meisten der Fälle auch þei
mikroskopischer Untersuchung der Arterien sichere Anhaltspunkte
für die Erkennung der vital bestandenen erhöhten Anspannung
nicht finden. Bei langem Bestand und um so deutlicher, je höher
die Spannung gestiegen war, sehen wir in der Leiche ihre Folge-
zustände: die Herzhypertrophie und die mehr oder minder aus-
geprägte Arteriolosklerose, daneben in den übrigen Arterien nur
mitunter Veränderungen wie die beschriebenen in der Media. Be-
funde, wie ich sie hier vorzeigen kann, sind zwar nicht gewöhnlich,
doch wenn man der Frage sorgfältig nachgeht, so ergibt sich, daß
ähnliche Fälle nicht gerade selten sind.
wird er nicht mit Unrecht auf diese das Gewicht legen, denn sie
ist häufig die unmittelbare Ursache des tödlichen Verlaufes. Tat-
sächlich sterben die Hypertoniker nicht direkt an der Hypertonie,
sondern, wie auch Munk bemerkt, nur an ihren Folgezuständen
oder an intercurrenten Krankheiten.
plexie, renal an der Schrumpfniere oder kardial zugrunde. Der
kardiale Tod ist am häufigsten der der Herzinsuffizienz oder durch
Lungenödem aber auch der plötzliche Herztod (Stenokardie?)
kommt vor.
heit zu nennen.
Lebensjahre manifest, doch liegen ihre Anfänge auch weit zurück,
Abgesehen von der juvenilen Arteriosklerose, die ich hierher zähle,
habe ich schwere Hypertonie bei jüngeren
beobachtet.
innersekretorische und vor allem psychische Momente in Betracht.
Die Affektion ist sehr verbreitet und ich habe den Eindruck, dab
milien, in welchen gewisse Formen der Krankheit zu Hause sind.
Kreislaufes,.
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6. Juli.
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zweite geht aus der Hypertonie hervor. Die erste ist die hyper-
tonische allgemeine Arteriosklerose — für die andere ist die
Arteriolosklerose charakteristisch. In beiden Fällen haben wir Herz-
hypertrophie.
meiner Annahme — vorausgesetzt, daß die Ursache nicht in der
Beschaffenheit des Herzens gelegen sein kann — nicht zur Hyper-
tonie gekommen, denn die Arteriosklerose allein ist es nicht, die
die Herzhypertrophie hervorruft.. Nicht die uns auffällige anatomische
Veränderung der Arterien oder der Nieren, sondern nur der all-
gemeine Anspannungszustand in der Arterienwand ist der un-
mittelbare Anlaß zur extrakardial bedingten Herzhypertrophie.
Wo diese bei Arteriosklerose fehlt, ist- es nach
Die Hypertonie ist ein funktionelles Moment, mit dem wir
Findet der pathologische Anatom die Arteriolosklerose, 0
Sie gehen cerebral an Apo-
Die Hypertonie ist durchaus nicht gerade eine Alterskrank-
Sie wird wohl meist nach dem vierzigsten
Leuten wiederholt
Die frühen Stadien der Hypertonie verdienen be-
sondere Beachtung, weil sie einer Beeinflussung zugänglich sind,
Über die Ätiologie, die jedenfalls keine einheitliche ist
möchte ich mich nicht dezidiert aussprechen. Es kommen toxische,
sie in den letzten Kriegsjahren an Ausbreitung zugenommen hat,
Sie ist meines Erachtens erblich und es gibt, wie es scheint, Fa-
Die Hypertonie ist ein mächtiger Faktor in der Pathologie des
Sie ist die unmittelbare Grundlage jeder Druck:
steigerung im arteriellen großen Kreislauf, sowie der extrakardi
bedingten Hypertropbie des linken Herzens. Sie führt zur Arterjolo-
sklerose und durch diese zu den schwersten Organschädigungen
und zum tödlichen Verlauf. Auch manche Erkrankungen des Auges
wie des Ohres dürften in der Hypertonie ihre Ätiologie finden.
Trotz der weitgehenden Folgen hat sich die Erkenntnis von er
Bedeutung dieser Funktionsstörung bisher nicht genügend ani
gerungen und deshalb hielt ich es für angezeigt, an der Han
dieser sinnfälligen Gefäßbefunde das Thema hier zur Sprache zu
bringen.
Aus dem Knappschaftskrankenhaus Emanuelssegen, O.-Schles.
Über Perityphlitis und Pyelitis.
Von ;
Dr. H. Harttung, leitendem Arzt des Krankenhauses:
Die eitrigen Entzündungen der Niere wie ihres Beckens
entstehen auf drei verschiedenen Wegen: dem hämatogenen (descen
dierenden), ascendierenden und lymphogenen Wege. Mehr um
mehr neigt man nach zahlreichen Untersuchungen und ee
mentellen Arbeiten der Ansicht zu, daß die hämatogene ER
bei der pyogenen Niereninfektion die Hauptrolle spielt, Auf Ai
anderen Seite ist zur Genüge der Nachweis erbracht, dab ;
Niereninfektion erst die Folge von entzündlichen Prozessen A
tiefer gelegenen Harnabschnitte ist, daß weiterhin Darmerkinn
kungen die primäre Ursache sind, und von hier aus eine Infektio
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f. 16 Jahre alt, aufgenommen 16. Januar 1919, geheilt entlassen 10. März
e `> 1919. Diagnose: Rezidivierende Perityphlitis und Pyelitis.
. <- "Mäßiger Muskelwiderstand. 'Kein Tumor. .
heiten.
akute Werte zurück.
gesprochen werden konnte, |
und der Pyelitis eine hervorragende Rolle, wie wir dies. schon
„der pyogenen Niereninfektion. (Bruns Beitr. Bd. 98, H. 3, S. 710.)
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© e grJali o soo o K 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. ar g >: 66 -
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der Niere auf dem Lymphwege stattgefunden hat, ` Durch Infektion des Nierenbeckens ermöglicht, und ob die Colibakterien i
C. Frankes!) Untersuchungen wissen wir, daß auf der rechten
Seite Lymphbahnen' vom. Colon ascendens zur Niere verlaufen, auf
der linken Seite ist dies mit größter ‘Wahrscheinlichkeit der Fall.
Daher erklärt sich die Tatsache, daß die Niereninfektion . öfter
eine Folge von Darm- respektive Dickdarmerkrankungen ist, daß
das Bacterium coli eine wesentliche Rolle bei der ascendierenden
und Iymphogenen Form der Infektion spielt. i
In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, einen Fall zu beob-
achten, der fast mit der Sicherheit eines Experimentes den Nach-
et... weis erbringt, daß allein der Appendix die Ursache einer Nieren-
f.. infektion respektive einer Pyelitis. sein kann!
Die Krankengeschichte des Falles ist kurz folgende: P. K.,
Vorgeschichte: Patient hat schon seit Monaten in Inter-
vallen häufige Schmerzattacken in der rechten unteren Bauchgegend.
Wurde 1918 wegen eines Bronchialkatarrhs behandelt Seit einigen
> Tagen wieder Schmerzen in der Blinddarmgegend. ©
16. Januar. Befund: Schmächtiger Jüngling. Temperatur (rectal)
38,6, Puls um 90, kräftig. Herz ohne Besonderheiten. Lungen etwas
rauhes Atmen, sonst ohne Besonderheiten. | |
Regio coecalis auf Druck schmerzhaft. Schmerzhaftigkeit. er-
streckt sich nach oben, dem Verlaufe des Colon ascendens entsprechend.
Urin E. — 2. — E
Diagnose: Subakute rezidivierende Perityphlitis. , Behandlung
exspektativ. l | ` i
Í 20. Januar. |
Puls 80. Sehr starker Druckschmerz der Cöcal-
gegend, ausgesprochene Défense musculaire; die
| ‘Druckempfindlichkeit erstreckt sich: bis in die
~- Nierengegend, |
bimanueller
die namentlich bei
=Urinmenge
Untersuchung sehr schmerzhaft ist.
~. ‚herabgesetzt, Urin trübe, E. +, Reaktion alkalisch,
‚enthält massenhaft Leukocyten.
er. Behandlung: abwartend, Urotropio, Umschläge, Diät.
Patient fieberte ab, die Schmerzen ließen nach, der Urinbefund
wurde unter Zunahme der Menge wieder normal.
26. Januar. Leichter Schüttelfrost, Tempe-
`- ‚ratur 392, Püls um 90, dasselbe Bild wie am 20. Ja-
nuar, derselbe Urinbefund. 2 i s
; ‚ Weiterer. Verlauf: Die Symptome der akuten Appendicitis wie
Pyelitis gingen wiéderum mit dem Sinken der Temperatur auf sub-
Nunmehr am 3. März Operation in Ätbernarkose: Wechselschnitt.
Appendix außerordentlich lang, vollkommen retrocöcal gelegen. Stark
Ödematös, frische Verklebungen, ältere Bindegewebsentwicklung.
< Coecum zeigt starke Gefäßinjektion. Übliche Abtragung des Appendix.
~ Jnhalt des ‘Appendix: Schmieriges Sekret, das bakteriologisch
Colibakterien enthält. Verlauf fieberfrei. Heilung p. i. Die Pyelitis
stellte sich nicht mehr ein.
Ich fasse zusammen: Es hat sich um ‚eine rezidivierende
Perityphlitis gehandelt, die. die Ursache einer Pyelitis wurde.
‚Regelmäßig mit dem Einsetzen einer neuen Infektion in und um
den Appendix stellten sich alle Zeichen einer Pyelitis ein, . sodaß
zweifellos ein Zusammenhang vorliegen mußte. Das nette und
E interessante Bild wurde klinisch zweimal beobaclitet, ich bin über-
... Zeugt, wir hätten -es noch öfter beobachten können, wenn es nicht
. im ei des Patienten gelegen war, diesem Zustand ein Ende
‘ - ZU machen.
Nach der Appendektomie trat nie wieder eine In-
fektion des Nierenbeckens auf, sodaß schon allein aus dem klini-
schen Verlauf die Perityphlitis für die Ursache der Pyelitis an-
Es bleibt noch zu erörtern, welchen Weg die Infektion ' in
das Nierenbecken genommen hat. Einmal kommt ja in diesem
‚Falle die ascendierende, zum anderen auch die Iymphogene Form
der Niereninfektion ‘in Frage. Ich möchte mich für die ascendie-
rende Form entscheiden, und zwar aus. folgenden Überlegungen:
Gleichzeitig mit dem Aufflackern der Infektion in und um den
Appendix griff die Entzündung auf das retrocöcale Gewebe und
auch auf den Ureter über. In diesem kam es zu einem entzünd-
lichen Ödem und damit zu einer Behinderung des Abflusses aus
dem Nierenbecken. Hier staute sich der Urin und die Stauung
Spielt ja für das Zustandekommen der pyogenen Niereninfektion
rüher experimentell nachgewiesen haben?) Dadurch wurde die
0, F ranke, Über die Lymphgefäße des Diekdarms. (Anat. |
u Physiol, 1910, S. 191.)
i. Harttung, Der Einfluß der Harnstauung auf ae
`-
`
Per rectum ohne Besonder- |
Stuhlverhaltung, Temperatur 89,7, |
ihren Weg: nun durch die Lymphbahnen des Ureters oder ‘aber in
dem gestauten Urin genommen haben, lasse ich dahingestellt, Die
57
| Frage spielt für den vorliegenden Fall. eine untergeordnete Rolle.
. Auf Grund dieser Erwägungen haben wir es wohl sicher mit
der ascendierenden Form der Infektion zu tun. Bakteriologisch . - -
wurde im Sekret des Appendix Coli:nachgewiesen, die er
| aber
des Urins nach dieser Richtung: ist unterblieben, hätte wo
‚dasselbe Resultat ergeben. ZA UT
t
= Wenn die Entzündung vom Appendix auf dem Lymphwege
| die Niere erreicht: hätte, wäre wohl in erster Linie-das perinephri-
tische Gewebe und die Nierenrinde befallen
aber jeder Anhaltspunkt. u SE: Bo:
-= Der vorliegende Fall beweist mit Sicherheit, daß als Ursache
| einer. Pyelitis die Perityphlitis in Frage kommt. Es gibt’ oft Fälle’
von Pyelitis, die genuin erscheinen, ohne daß die primäre Ursache
eruiert werden kann. Vielleicht lenkt die mitgeteilte Beobachtung
die Aufmerksamkeit auf den Appendix in allen nicht geklärten
Fällen von Nierenbeckenentzündung. Einem ana
ich in der Literatur nicht ausfindig. machen.
Erkältung und Infektion.
ee VOR. upa S e
. San.-Rat Dr. Th. Kulenkamp, Wandsbek. .
Die ‚Erkältung als Kränkheitsursache hat eine vielfach
man früher diesen Zusammenhang als unbezweifelte Tatsache hin,
so mehrten sich, nämentlich seit dem Bekanntwerden der Bakterien .
als Krankheitserreger, die Stimmen, -die der Erkältung mehr oder
weniger: jede Bedeutung: für den Ausbruch einer Krankheit ab-
sprachen. „Soweit habe ich meine Patienten erzogen, daß sie mir
‚nieht mehr. mit Erkältung- áls Ursache ihrer Krankheit kommen“,
sagte mir einst triumphierend ein Kollege und ähnliche Anschauun--
gen findet. man vielfach auch. in der Literatur ‘ausgesprochen. `
Das heißt natürlich, wie Aufrecht, richtig bemerkt, das Kind
‚mit dem Bade ausschütten..
Daß bei zahlreichen Erkrankungen, insbesondere auch bei
den Erkrankungen, die unserer heutigen Annahme nach auf In-
fektion. beruhen, die Erkältung häufig. mitwirkt, kann niemand‘
bestreiten, der die Tatsachen unbefangen ansieht.‘ , „Die beobach- . .
tende und beschreibende Wissenschaft des Arztes hat die Erkältung
als Ursache von Krankheiten nie geleugnet“, sagt Sticker?)
‚Daß die Tierversuche (künstliche Abkühlung von Tieren
mit oder ohne gleichzeitige künstliche Infektion), wie 'sie von .
Walther, Beck, Lassar, Lipari, Fischl, Lode und
Anderen angestellt sind, zu keinem sicheren Ergebnis führten,
kann nicht"wundernehmen, da die hierbei angewandten Methoden
mit ihren starken thermischen Gegensätzen von 'dem natürlichen
Erkältungsmechanismus vielfach stark abweichen. Mit Recht weist
Rubner?) darauf hin, daß unmerkliche Luftströme.allmählich das
‚Gefühl der Kälte hervorrufen, und daß gerade sie meist als
Erkältungsursächen anzusprechen sind. Dementsprechend hat `
Jedzierski?°) bei seinen Tierversuchen von ‘starken Ein- '
griffen, plötzlichen Abkühlungen , und ähnlichem abgesehen und
sich auf einfache Abkühlungen, besonders in 'Zugluft, beschränkt,
durch die es ihm gelang, pathologische Veränderungen der Lunge
hervorzurufen. S R, s E
' Anders ging Chodounsky vor $). Durch Versuche am eigenen
Körper wollte er beweisen, daß bei Infektionskrankheiten Er-
kältungen als Krankheitsursachen nicht in Betracht kämen. Nach-
dem festgestellt war, daß sowohl auf seinen Tonsillen wie im
Sputum seines chronischen Bronchialkatarrhs sich zahlreiche
pathogene Keime (Staphylokokken, Streptokokken usw.) fanden,
setzte er sich (beiläufig im 63. Lebensjahr) den eingreifendsten
Temperatur- und Witterungseinflüssen aus, ohne daß es zu einer
Erkrankung kam. Nach eiskalten und heißen (44°) Bädern ließ er
eine Stunde lang im Freien den schärfsten winterlichen Luftzug
einwirken, oder nachdem er sich in Schweiß gebracht, stellte er sich
in einem naßkalten (5°) triefenden Wolihemd in den eisigen Wind. .
1) Sticker, Erkältungskrankheiten und Kälteschäden. Berlin
Springer. BE es l Em |
2) Rubner, Über insensible Luftströmungen. (Arch.f. Hyg., Bd. 50.)
3) Beitrag zum Begriff der Erkältung. (Arch. f. klin. M. Bd. 121, 19173
4) W. kl. W. 1907,. Nr. 20. a A |
1916.
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worden. Hierfür fehlte
logen Fall konnte. g
wechselnde Rolle in der Geschichte der Medizin. gespielt. Nahm |
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"Derartige Versuche gehen allerdings noch über die in Rußland
übliche Methode hinaus, wo die Leute sich bekanntlich während
der Dampfbäder als Intermezzo im Schnee wälzen. Aber sie sind
für die vorliegende Frage nicht beweisend. Sie zeigen nur die
erstaunliche '‘Abhärtung und Widerstandsfähigkeit seines Körpers.
Da es trotz der vielfach verzeichneten „Schüttelfröste, Kältegefühl,
Gänsehaut“ zu einer Erkältung im üblichen Sinne des Wortes nicht
gekommen ist, sagen sie nichts über das Verhältnis zwischen
Erkältung und Infektionskrankheit aus. ı
Von den drei Komponenten, die für den Ausbruch einer
Infektionskrankheit im Anschluß an eine Erkältung in Betracht
kommen, waren hier nur vorhanden die Krankheitserreger und die
Kältebeeinflussung des Körpers. Es fehlte das dritte Moment, das
Stieker als „Empfindlichkeit gegen Erkältungseinflüsse, die
Krankheitsanlage“ bezeichnet.
Bildet die Erkältung die auslösende Ursache, so müssen die
Mikroorganismen schon vorher im Körper vorhanden gewesen sein,
aber als unschädliche Schmarotzer. Für diese Auffassung spricht
auch eine Reihe von neueren Beobachtungen, über „Latente Infektion“
‚[Melehior‘), Löser?)], das heißt die Erscheinung, daß ein
anscheinend äabgelaufener infektiöser Prozeß nach langer Zeit
eventuell nach Jahren im Anschluß an eine äußere Schädlichkeit
(Operation, Trauma und andere) wieder aufflackert.
Löser führt hierfür mehrere interessante Beispiele an, unter
anderen einen während des Krieges erworbenen Typhus, der
klinisch in der üblichen Zeit ausheilt und bei dem zwei Jahre
später im Anschluß an einen Unfall sich eine Osteomyelitis ent-
wickelt, aus der Typhusbacillen in Reinkultur gezüchtet werden.
Die veränderliche Virulenz der Bacillen auf künstlichen Nährböden
ist ja lange bekannt. Warum sollte nicht auch im menschlichen
Körper unter günstigen Umständen ein ähnlicher Vorgang statt-
finden? |
Das auslösende Moment braucht nicht immer’ ein Trauma zu
sein. Schon Löser erwähnt, daß „eventuell eine Erkältungs-
umstimmung der Gewebe“ genüge.
Damit findet: auch der Ausbruch einer Infektionskrankheit
in unmittelbarem Anschluß an eine Erkältung, wie wir es bei
Pneumonie, Gelenkrheumatismus und anderem so’ oft sehen, die
ungezwungenste Erklärung,
Daß auch beim Typhus, dessen Ausbruch man durchweg
nicht mit Erkältung in Zusammenhang bringt (in dem Aufsatz von
Matthes über Typhus im Handbuch der Therapie V. Auflage 1914
wird diese Möglichkeit z. B. nicht erwähnt), Kälteschäden unter
Umständen eine Rolle spielen, habe ich während des Krieges am
‚ eigenen Körper erlebt und möchte in Anbetracht der relativen
Seltenheit dieses Vorkommens den betreifenden Teil der Kranken-
geschichte hier kurz skizzieren.
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Mitte Oktober 1917 von einem Urlaub zurückkehrend, fand
ich mein Regiment nach Rumänien verlegt. Das Dorf F., in dem
ich einquartiert wurde, lag unmittelbar an einem Donauarm. Der
Bezirk, den ich ärztlich zu versehen hatte, zog sich in etwa
50km Länge an der Donau hin. Rumänische Ärzte fehlten, so
_ hatte ich außer den deutschen Truppen auch die ganze sehr zahl-
reiche, meist ärmliche Bevölkerung zu versorgen. Die Gesundheits-
verhältnisse waren sehr schlecht, namentlich kam viel Typhus
vor, So verging kaum ein Tag, an dem nicht neue T'yphusfälle
zugingen,. Der Grund lag wohl in den unzureichenden Trink-
wasserverhältnissen. In unserem Dorf z. B. von 5000 Einwohnern
befanden sich nur wenige Brunnen, sodaß die Leute trotz des
natürlich erlassenen Verbots und eines aufgestellten Wasserfilters
vielfach Flußwasser benutzten. Da auch dieses sehr mühselig zu
beschaffen war, waren» sie direkt geizig damit, Wenn man nach
der Untersuchung eines Typhuskranken z. B. sich waschen wollte,
erhielt man nicht ein Waschbecken, sondern die Leute gossen
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: und einem Fläschchen Sublimatlösung an eine ausreichende Hand-
Be. desinfektion nicht zu denken war, leuchtet ein, und so war ich
a, stets überzeugt, Typhusbaeillen massenweise in mich aufgenommen
2 zu haben, und war überrascht, daß ich bis Anfang Dezember
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gesund blieb, während mehrere Offiziere und Mannschaften in der
Zeit an Typhus erkrankten. Ich schob dies auf eine vorsichtig
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1) Beitr. z. klin. Chir. 1916. B. kl. W. 1913, Nr. 41,
>) D. m. W. 1917, Nr. 20 und 1919, Nr. 2.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
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| Abkühlung. (D. Arch. f. klin. M. 1899, Bd. 62.)
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Da erhielt ich Anfang Dezember ein Telegramm vom heimat-
lichen Generalkommando mit’der Aufforderung, sofort nach Deutsch-
land zurückzukehren, um dort eine Stellung zu übernehmen. Am
nächsten Tage reiste ich in vollem Wohlbefinden ab, Es war
ein.sehr kalter Tag. Nach halbstündiger Fahrt auf offenem Wagen
kam ich ziemlich durchfroren zur Station. Dann ging’s fünf Stunden
in 'ungeheiztem Zug -nach Bukarest. Es war eine eisige Fahrt,
Ich fror, daß mir die Zähne klapperten. |
Fieber fest. Dann ging’s Tag und Nacht weiter ohne Aufenthalt
der Heimat zu. Dort kam ich mit 40° an, ging sofort ins Lazarett
und nun nahm die Krankheit ihren weiteren Verlauf), n
Es lag demnach eine mit großer Wahrscheinlichkeit anzu
nehmende Beschickung des Körpers mit Typhuskeimen vor, ohne
daß es längere Zeit zu einer Erkrankung kam. Erst nach acht
Wochen brach im unmittelbaren Anschluß an eine starke Durch
kältung des Körpers eine Erkrankung typhösen Charakters aus.
Natürlich läßt sich der Zusammenhang zwischen Kälteschaden
und der Erkrankung nicht mit Sicherheit beweisen. Ein Skeptiker
könnte es für einen Zufall erklären, daß die Krankheit gerade da
zum Ausbruch kam. Mit gleichem Recht könnte man aber in
jedem Fall den Zusammenhang zwischen Erkältung und einer sich
daranschließenden Erkrankung leugnen. l
Übrigens berichtet schon Sticker über zwei Typhusfälle,-
die sich an ein kaltes Bad anschlossen und sagt: „Woher auch
die Infektion kommen mag, jedenfalls wird man in einer späteren
Zeit einmal die vorstehende Krankengeschichte nicht mehr unter
4
dem Titel Typhus durch Unfall, sondern unter dem Titel „A us-
bruch eines Typhus nach Erkältun
(l. c. pag. 194).
g“ verwerten.“
Um den Zusammenhang zwischen Erkältung und Ausbruch
der Infektion zu verstehen, müssen wir weiter fragen: Was ist
Erkältung? Wie wirkt sie auf den Körper ein? Hierzu sind manche
Theorien aufgestellt. Nach Roßbach soll die Kältewirkung auf °
die Haut eine reflektorische Hyperämie der Schleimhäute hervor
rufen.
Andere nehmen eine Zurückhaltung bestimmter Stoffwechsel-
produkte infolge der Zusammenziehung der Hautgefäße an und
ihren Transport zu dem T.ocus minoris resistentiae, wo sie Ent-
zündung hervorrufen. N
In neueren Arbeiten definiert Aufrecht?) auf Grund seiner |
Tierversuche die Erkältung folgendermaßen: : „Das Wesen der
Erkältung besteht in der Gerinnung von Fibrin im strömenden’
Blut. Die Ursache dieser Gerinnung liegt in der Schädigung
weißer Blutkörperchen auf dem Wege durch die Gefäße der ab-
gekühlten Körperteile.“ Abgesehen davon, daß wir hiermit den
ersten Versuch einer anatomischen Erklärung der Erkältung haben,
scheint mir die auch von Anderen [Reineboth®) Kayßer))]
experimentell nachgewiesene Schädigung beziehungsweise Ver
minderung der weißen Blutkörperchen sehr bedeutungsvoll.
Noch wichtiger wäre es, wenn sich Kaybers Beob-
achtung bestätigte, daß bei erkälteten Tieren der Opsoningehalt
fast regelmäßig um 40 bis 70°/, sofort nach dem Erkältungs
einfluß sinkt. (Ich zitiere hier nach Aufrecht, damir das Original
nicht zugängig war) Das Sinken des Opsoningehalts zusammen
mit der Verminderung der Leukocytenzahl um 50 bis 75%), (nach
Kayßers Schätzung) lassen ein plötzliches Aufflackern der In-
fektion im. unmittelbaren Anschluß an den Kälteschaden’ wohl
begreiflich erscheinen.
) Anmerkung: Ich will nicht verschweigen, daß eine SE
Identifizierung der Krankheit als Typhus trotz sorgfältigster u
suchung mit allen Hilfsmitteln nicht gelang, sodaß man sich mi Die
Diagnose: „schwere typhusartige Erkrankung“ begnügen EA wohl
Erklärung dafür, daß der Bacillennachweis nicht gelang, Hake doch
in den. zahlreichen vorangegangenen Impfungen liegen. a uställe,
F. Mayer (Zur Klinik und Diagnostik periodisch fiebernder N 10%
D. m. W.: 1918, Nr. 45) an, daß es jetzt nur noni bei zirka S
der Typhusfälle gelinge, Bacillen im Blute nachzuweisen. 117
= Das Wesen ae Erkältung. (Arch. f. klin. M. 1915, Bd. 1
und 1916, Bd. 119. : on
3) Exp. AA über d. Entsteh. der Sugill. d. Pleura infolge WE
nd Nr 16)
i) Über Erkältung. (Zschr. £ Balneol. 1913, Nr. 10 unD
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geregelte Lebensweise, Diät, viel Bewegung in frischer Luft, täg- zi
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Aus dem Deutschen Ortslazarett in Constanza und dem Reserve-
lazarett in Freiberg in Sachsen.
Einige Ergebnisse der operativen
- und der Milchtherapie bei Leistendrüsenentzündungen.
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Dr. Hans Tichy, Oberarzt d. R.,
-Stationsarzt der äußeren Station. -©
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Die theoretische Grundlage der in den. letzten Jahren mehr-
fach geübten Proteinkörpertherapie, besonders mit steriler Milch,
‚ist noch nicht völlig ‚freigelegt. Die älteren Arbeiten sehen den
Heilfaktor im durch die Milchinjektion erregten Fieber (Müller
‘und Weiß) und nehmen zum Teil einen anaphylaxieartigen Vor-
gang an, während die jüngsten Veröffentlichungen Ernst Fried-
rich Müllers in der Reizwirkung auf das Knochenmark
mit seinen immunisierend befähigten Zellen die Ursache der augen-
| au Weitere Unter-
suchungen dürften auch klarstellen, welche: endzündlichen Vor-
der Therapie
fälligen Wirkung auf Infektionsherde erblicken.
gänge — denn nur um solche ‚handelt es sich —
zugänglich sind, welche nicht. ES
a Meine Erfahrungen mit Milchinjektionen beschränken. sich
‚auf Leistendrüsenentzündungen verschiedener Herkunft. Zum Teil
waren es Bubonen beim Ulcus molle — sichere Lues kam’ für
die Milchtherapie nicht in Frage —, teils waren Furunkel, Kratz-
wunden und anderes ‘an den Beinen die Eintrittspforten der Er-
, Teger, teils handelte es’ sich um unklare Fälle, die man im Klima
der Dobrudscha häufiger sah und die als „Bubonen der warmen
.. Länder“ aufgefaßt wurden. Bakteriologisch ergaben sich hier stets
nur die gewöhnlichen Eitererreger. Histologisch fanden sich chronisch
' fibröse Induration und frische Entzündung mit periglandulärer klein-
zelliger Infiltration nebeneinander. Klinisch war dieser „klimatische
. Bubo“ oft recht hartnäckig; nach radikaler Ausräumung brauchte
die Wunde wochen-, ja monatelang bis zur Heilung; dabei ver-
fielen die Kranken sichtlich. Bei gewöhnlichen Schanker- oder
‚Furunkelbubonen trat ein ‘so schwerer Zustand nie ein. In zwei
‚Fällen von klimatischem Bubo war es bis zum Durchbruch zu-
nächst oberflächlicher Abscesse in die Bauchhöhle gekommen.
~ Der eñe, ein rumänischer Kriegsgefangener, war am 8, Januar 1918
von anderer Seite wegen linksseitigen Leistendrüsenabscesses operiert
‚ worden, zehn Tage später lag er auf dem Sektionstisch; ich fand eine
. “feine Verbindung der im übrigen wenig absondernden Wundhöhle mit
einem Absceß im kleinen Becken dicht an der Harnblase. Die Blasen-
wand war perforiert; in der Blase fanden sich etwa 50 cem Eiter von
. gleicher Beschaffenheit wie im Absceß. Es bestand aufsteigende doppel-
seitige Pyelonephritis. Im S Romanum war dort, wo es dem Absceß
anlag, ebenfalls eine frische Perforation. Ob-ein zweiter Fall bei einem
deutschen Soldaten (Hauptkrankenbuch Constanza Nr. 2260), der auch
eine an der Innenwand der: Beckenschaufel vom Leistendrüsenabsceß
hinabkriechende Eiterung zeigte, mit dem Leben davongekommen ist, >
ließ sich wegen Abtransports des Mannes nicht feststellen. l |
Diese beiden Fälle zusammen mit den schlecht heilenden
Ergebnissen der Ineisions- und Exstirpationsbehandlung ließen mich
die Empfehlung der Milchtherapie begrüßen; ich hoffte vor allem,
in ihr ein Mittel zu haben, das die Bubonen ohne langdauernden
Säfte- und Kräfteverlust rasch zur Heilung brächte. Diese Hoff-,
nung hat bisher nicht getrogen. Eine vergleichende Übersicht über |
Im ganzen 87 verschieden behandelte Fälle von Bubo inguinalis
'
moge das verdeutlichen, . | 2
‚ , Fünf von diesen sind in Constanza radikal exstirpiert worden. Nur
‚bei einem (Hptkrb. Constanza Nr. 2376) kam ich dabei so zeitig, daß
die noch kleinen, beweglichen, nicht erweichten Drüsen im ganzen
ı Sauber herausgeschält und die Haut, darüber vernäht werden konnten;
die Drüsen boten den oben geschilderten mikroskopischen Befund. Der
Referatenteil.
; Redigierb von Oberarzt
Sammelreierat. |
= Strahlentherapie.
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin.
| (Vgl. Nr. 2, 6, 10, 14 dieser Wochenschrift.)
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ai Über den Einfluß der Röntgenbestrahlung. auf die Ovarien
estand .bis jetzt nur eine einheitliche Auffassung. Es ist als fest-
stehend ‚anzusehen, „daß man mit einer relativ kleinen Strahlen-
1919°— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 297. 22000
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Mann war nach. primärer Wundheilung in acht Tagen . wieder. dienst-
fähig. In den übrigen vier Fällen wurden die Drüsenpakete im Zusammen-
‚hang mit der aufliegenden Haut exeidiert. Die breiten Wundhöblen
sonderten lange ab und schlossen sich nur sehr langsam.. Der Lazarett-
| aufenthalt -dauerte hier durchschnittlich zwei Monate. Ber E
‘ Der Hauptteil meiner Fälle ist in der üblichen Weise nach `.
bereits bei der Einlieferung. eingetretener oder durch heiße Brei- Re
umschläge erst herbeigeführter. Erweichung incidiert, in mehreren
Fällen das erweichte Drüsengewebe noch mit dem scharfen Löffel
q entfernt worden; es sind dies 23 Kranke. ` Zu ihnen gehören die
beiden oben erwähnten tiefen Beckenabscesse, zu ihnen: die so
überaus. schlecht heilenden, fistelnden Rückstände, ‘die den Kräfte-
zustand der Leute oft rapide herabsetzen, sodaß man versucht ~
wäre, an Tuberkulose zu denken, ‘wenn der ganze Verlauf dem
nicht widerspräche. Im Durchschnitt betrug: hier die Dauer des
Lazarettaufenthalts ebenfalls zwei Monate. Dabei sind Leute, die
vier, fünf, ja sieben Monate in Behandlung waren, dies nur
„klimatische“ Bubönen; das wenigste war ein Monat.. ~
Demgegenüber sind die Erfolge der Milchtherapie, die ich
bisher an neun Fällen erproben konnte, ermutigender und durch ge-
ringeren Aufwand an Körperkräften der Kranken erkauft. >
K Zwei Fälle stellte mir Herr Stabsarzt Dr: Richterin Freiberg
zur Verfügung; bei ihnen hat er die Milchinjektionen auf meine An-
regung hin vorgenommen. Herr Dr. Richter hat’ neuerdings auch
einen Fall seiner Privatpraxis, .eine Entzündung der Schweißdrüsen in
der Achselhöhle, mit Milch behandelt, “ebenfalls mit gutem Erfolg.
| Die Vollmilch wird durch Kochen im Wasserbade 20 Mi-
nuten lang sterilisiert. Injiziert werden, wie empfohlen, teils
subeutan, in den letzten Fällen intraglutäal je 5 cem in jede
‚Seite. Außer mäßigen, kurzdauernden Schmerzen an der Injektions-
stelle- traten lokale Reizerscheinungen nicht auf. Daß vermieden
wurde, bei der Injektion ein Blutgefäß anzustechen, ist selbstver-
ständlich. . a | ee e RE
Auf die am Morgen vorgenommene Einspritzung folgte nach
etwa fünf bis sechs Stunden ein steiler Temperaturanstieg, der 40° nie
erreichte. Das Allgemeinbefinden war kaum gestört. Das erste o ETB ara
|. lokale. Wirkungszeichen am Bubo selbst ist gewöhnlich das rasche: u Aa
‚Schwinden des ja oft so bedeutenden Schmerzes. Am nächsten? JH |
Morgen war auch die teigige periglanduläre Infiltration immer `
restlos verschwunden; die einzelnen geschwollenen Drüsengruppen
lassen sich da stets gut durchtasten, ohne daß ein wesentlicher:
Schmerz entsteht. Täglich geht nun der. Drüsentumor zurück;
nach drei bis vier Tagen habe ich gewöhnlich die Injektion wieder-
holt, ohne wie Oppenheim einen anaphylaktischen Anfall da-. w-
nach zu erleben. Zwei Injektionen genügten meist. . | ae
In drei Fällen (Hptkrb. Nr. 2559 und 2566 Constanza, Hptkrb. Frei- ae
berg Nr. 9539/18) wurde die Milchinjektion trotz bereits eingetretener .
Erweichung gemacht und der Absceßinhalt durch Punktion entleert. -
Dabei fand sich ‘zweimal, daß das erste, unmittelbar nach. der Milch-
spritze entnommene Punktat die gewöhnlichen Eitererreger enthielt; ein
zweites Restpunktat, etwa acht Tage später nach voll eingetretener Milch-
wirkung gewonnen, war beidemal steril. u E
Bis zum .Wiedereintritt der Dienstfähigkeit dauerte der be Pe GE
Lazarettaufenthalt in diesen mit Milchinjektion behandelten Fällen | er
durchschnittlich 16 Tage. a | ee en
Mit Ausnahme des seltenen Falles, wo man beim Bubo. : a7
inguinalis die aseptische Exstirpation mit nachfolgender Naht -aus- | in
führen kann, zeigt der. angestellte Vergleich zwischen operativer - DIr
und Milchtherapie, daß diese es verdient, in allen den Fällen an- “` l
gewandt zu werden, die nicht schon das Bild der unmittelbar vor
‚dem Durchbruch -stehenden Vereiterung bieten. a
Literatur: Müller undWeiß, W.kl. W. 1916, Nr.9. — Rudolf:
Müller, W. kl. W. 1916, Nr. 27. — Oppenheim, W. kl. W. 1917, Nr. 48.
— Ernst Friedrich Müller, M. Kl. 1918, Nr. 18u.28.—Schueller, |
M.m. W. 1918. Nr. 31. By | en
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Dr. Walter Wolff. Berlin,
dosis schon Amenorrhöe erzielen kann. Nach den Untersuchüngen
von Krönig und Friedrich (1) ist die dazu erforderliche
Strahlenmenge nur ein Fünftel so groß als die Erythemdosis der
Haut, nach Seitz und Wintz (2) ist sie etwa ein Drittel so
groß. Im allgemeinen nahm man bis’ jetzt an, daß ältere Frauen,
die dicht vor dem Klimakterium standen, schneller amenorrhoisch
würden als jüngere, die noch eine größere Resistenz besitzen sollen.
In diesem Sinne äußern sich Albers-Schönberg 8), Eymer
und Menge (4), Heimann (5), Runge (6) und Andere, während
’Krönig und Friedrich (l) sowie Mitscherlich (7) da-.
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gegen Stellung nahmen und dem Alter keinerlei Einfluß einräumen.
Daß nun das Alter nicht immer von ausschlaggebender Bedeutung
ist, beweist ein früher schon von Zangemeister (Marburg)
in Kürze mitgeteilter und von mir 1917 an dieser Stelle (Nr. 48,
S. 1274) erwähnter Fall, über den heute genauere Angaben von
Schumann (Š) vorliegen. Es handelt sich hier um eine 44 jäh-
a
den einzelnen Lebensabschnitten wirkt.
rige Frau, die wegen Menorrhagien in Behandlung kam und mit
47 Erythemdosen bestrahlt wurde. Der Erfolg war gut. Ein Jahr
nach der Bestrahlung wurde die Frau gravide. Da aus hier nicht
näher zu erörternden Gründen eine normale Geburt nicht zu er-
warten war, so wurde der transperitoneale Kaiserschnitt gemacht,
dabei auch gleichzeitig das rechtsseitige Ovar entfernt (das links-
seitige war schon früher exstirpiert). Dieses Ovarium ergab nun
bei der histologischen Untersuchung normale Verhältnisse und es
ist hierüber ein Zweifel nicht möglich, daß es nach einer tempo-
rären Sterilisation zu einer Restitutio ad integrum gekommen war.
Das Bemerkenswerte dieses Falles liegt darin, daß die Frau trotz
ihres Lebensalters schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit sich
wieder als geschlechtskräftig zeigte. Von einer unzulänglichen
Bestrahlung, die diese Erscheinung erklären könnte, ist in diesem
Falle nicht zu sprechen. Daß ähnliche Fälle bereits auch ander-
wärts beschrieben sind, habe ich bereits früher schon bemerkt.
Wir müssen eben annehmen, daß die durch die Strahlenbehandlung
herbeigeführte Schädigung der Eierstocksfunktion bei jugendlichen
Individuen nur eine vorübergehende und einer vollständigen Wieder-
herstellung zugängliche ist. Daß dies so ist, wird nicht nur durch
die vorhin erwähnten Beobachtungen erwiesen, sondern es geht
einwandfrei aus einer Betrachtung hervor, die Paul Werner
(Wien) (9) auf Grundlage eines größeren Beobachtungsmaterials
(essentielle Metrorrhagien und Myome). mitgeteilt hat. Bei den ein-
zelnen Krankheitsgruppen hat Werner sehr genau nach dem
Lebensalter klassifiziert, sodaß die Veröffentlichung uns ein außer-
ordentlich übersichtliches Bild gewährt, wie die Bestrahlungen in
Wir können hieraus ent-
nehmen, daß bei Frauen über 40 Jahre nur relativ kleine Röntgen-
dosen -zur Cessatio mensium nötig sind, während bei jüngeren
Frauen die doppelte Dosis dazu verabreicht werden muß. Wir
werden aber ferner noch darüber aufgeklärt, daß die durch die
Röntgenbehandlung erzielte Amenorrhöe bei jugendlichen, noch
nicht 30 jährigen Frauen in mehr als der Hälfte der Fälle
nicht länger als ein Jahr, bei drei Vierteln der Fälle nicht länger
als zwei Jahre dauert. Werner läßt die Frage offen, ob auch
bei den mit ganz besonders großen Dosen behandelten Frauen,
bei denen wir absichtlich möglichst schnell eine länger dauernde
Amenorrhöe herbeigeführt haben, später noch einmal die Menstrua-
tion sich einstellen wird, hält es aber für wahrscheinlich. Zusammen-
fassend läßt sich in Anlehnung an die Werner sche Publikation
nur sagen, daß bei jüngeren Individuen die mit Röntgenstrahlen
erzielte Amenorrhöe nur eine temporäre ist, daß fast konstant die
Menses wieder eintreten und daß solche Frauen auch anstandslos
- concipieren und vollständig normal entwickelte Kinder zur Welt
bringen können. Dies ändert sich jedoch mit zunehmendem Alter,
in welchem der natürliche Wechsel schon bevorsteht. Hier wird
nach Werners Beobachtungen in 97°/,, ja in 100°, Amenorrhöe
erzielt. Der einleitend erwähnte Zangemeistorsche Fall, in
welchem eine 44 jährige, mit 47 Erythemdosen bestrahlte Frau
nach einem Jahr wieder gravide wurde, ist eben eine Ausnahme.
Keinesfalls berechtigen solche Einzelfälle zu dem Schluß, daß
man-bei der Sterilisation der Frau in der Dosierung vom Lebens-
alter ganz unabhängig sei. Auch das Ergebnis der Beobachtungen
` anderer Autoren führt dahin, daß eben bei jüngeren Individuen
eine stärkere Resistenz gegen Röntgenstrahlen besteht. So hat
Reeder (10) sehr wertvolles tabellarisches Material veröffentlicht,
aus dem einwandfrei hervorgeht, daß bei der Metropathie die
jüngsten Patientinnen die größte, die ältesten die geringste Strahlen-
menge zur Amenorrhöe nötig hatten. Jüngere Frauen sind oft so
schwer amenorrhoisch zu machen, daß. man daraus schon die
Regel abgeleitet hat, die noch nicht 35 jährigen Frauen von der
Röntgenbehandlung auszuschließen. Diese Frage ist bedeutungs-
voll für die Behandlung des Myoms. Döderlein und Krönig (11)
bezeichnen das vierzigste Lebensjahr als die Grenze für die ope-
rative Behandlung des Myoms. Was jenseits der vierziger Jahre
an Myom in Zugang geht, soll der Strahlentherapie verfallen.
Dieser 1912 vertretene Standpunkt wurde später wieder aufgegeben,
dürfte aber heute wieder ein allgemein eingenommer sein. Ver-
schiedene Auffassung besteht jedoch noch darüber, ob wir es bei
der Myombestrahlung lediglich mit einer Einwirkung auf die
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
Myomgewebe selbst als wirksam erweisen.
Ovarien zu tun haben oder ob sich die Röntgenstrahlen gegen das
Döderlein und
Krönig vertreten die Annahme,: daß die Röntgenstrahlen” auf
das Myomgewebe selbst einwirken. | |
mittelbaren Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Myome durch
die Ovarien würden wir bei der Röntgenbehandlung der Myome
die Ausfallserscheinungen ovariprivierter Frauen bekommen, von -
denen wir wissen, daß sie an Intensität und Einwirkung auf das
Allgemeinbefinden die der uteriprivierten Frauen übertreffen. Daß
dies nicht der Fall ist, muß mit Sicherheit aus der Nachbeobachtung
der durch Röntgenbehandlung amenorrhoisch gemachten Frauen
geschlossen werden. Es ist heute erwiesen, daß nach der Röntgen-
behandlung keine trophischen Störungen wie nach der Kastration |
auftreten weder allgemeiner noch lokaler Art, also keine patho-
logische. Adipositas, keine senile Schrumpfung der Scheide. Die
klinischen Erscheinungen nach der Röntgenbehandlung gleichen
vielmehr denen der uteriprivierten Frauen, das heißt es treten
Wallungen, Herzsymptome usw. auf, es fehlen auch nicht die
Molimina menstrualia zur Zeit der ersten ausbleibenden Periode.
Also bei der Röntgenbehandlung werden nicht andere Symptome
gezeitigt als bei der Myomektomie.“
nicht ein allgemein eingenommener. So betont Reeder, daßdie
Strahlenwirkung sich lediglich auf die Blutungsbeseitigung beziehe.
Eine Tumorverkleinerung infolge der Bestrahlung konnte Reeder
nur in geringem Maße feststellen. Auch Franz (12) nimmt emen
ähnlichen Standpunkt ein und erblickt den Erfolg der Bestrahlung
nur in der Einwirkung auf das Ovar, desgleichen führen Gauß
und Lembke (13) die Strahlenwirkung -in erster Linie auf Be-
einflussung der Ovarien zurück. '
Was nun die Strahlentherapie des Myoms betrifft, so mehren
sich die Stimmen derer, die die Indikationsgrenzen enger ziehen,
als es die in der Anwendung der Bestrahlung am weitesten
gehende Freiburger Richtung zu tun pflegt. Bekanntlich haben
die Vorschläge der Freiburger Richtung seinerzeit nur gestielten,
zum Teil aus der Cervix ausgestoßenen und die zu akuter In-
carceration der Blase führenden Myome, desgleichen die gangra-
nösen, sowie die zur malignen Entartung neigenden Myome von
der Bestrahlung ausgeschlossen, alle anderen wurden. bestrahlt,
Darunter fallen auch alle Myome jugendlicher Individuen. Dieser
weitgehenden Anwendung der Bestrahlung gegenüber betont
Schauta (14), daß unter seinem Beobachtungsmaterial die
Strahlentherapie nur in 20,5 °%/, indiziert war. Er fand in 25,0%
seiner Fälle Adnextumoren entzündlicher Art und bei diesen 50
komplizierten Myomerkrankungen leistet die Strahlentherapie nach
Schauta nichts. In weiteren 25°/, bestehen Myome ohne Blu-
tungen. Auch hier ist die Wirksamkeit der Strahlentherapie eine
illusorische. Schließlich bilden die nekrotischen und eystisch er-
weichten Myome, die ja auch von der Freiburger Richtung als
zur Bestrahlung ungeeignet angesehen werden, einen sehr hohen
Prozentsatz (17,5°/,), dasselbe gilt von den submucösen gestielten
Myomen, die 11,5°/, der Fälle betrugen. Den Schluß bilden dann
noch die maligne degenerierten Myome mit einem Vorkommen
von 4,5%, Die Scehautaschen Ausführungen bedeuten nun
eine wesentliche Einschränkung der Strahlentherapie der Myome
und drücken die optimistische Beurteilung der Röntgenwirkung
stark herab. Indessen muß man sich aber auch vergegenwärigel,
daß Sehauta bis an das Ende seines Lebens zu den Gynäko-
logen gehört hat, welche der Strahlentherapie im allgemeinen ab-
lehnend gegenüberstanden. Er hat alles, was gegen die Verwen
dung der strahlenden Energie ausgeführt werden kann, mit auber-
ordentlicher, fast einseitig berührender Schärfe in den Vorder-
grund gerückt. So ist die Angabe nicht neu, daß ein hoher
Prozentsatz von, Myomen mit Veränderungen an den Adnexen
kompliziertist. Es liegen indessen aber auch schon Beobachtungen
hierüber vor, daß die Adnexveränderungen die Wirkung der Be-
strahlungen nicht beeinträchtigten. Hierauf ist Schauta gar
nicht eingegangen und hat einen Gegenbeweis auch ‚nicht zu
führen gesucht. Auch der hohe Prozentsatz an maligne en
arteten Myomen, wie ihn Schauta angibt, bedarf der Brörte-
rung. Im allgemeinen beträgt die Komplikation des Myoms m
dem Careinom 1 bis 2°/,, kaum anders liegt es mit dem Sarkom
Die Sehautaschen Ausführungen können also in mancher Hin
sicht nicht ohne weiteres der gesamten Betrachtung der Hons
sichten der Strahlentherapie des Myoms zugrunde gelegt wer o3
aber sie zeigen uns, daß man die Grenzen der Bestrahlung on
etwas enger stecken muß, als es die Freiburger Richtung in
Man vergesse nie, daß sich die Bestrahlung ben nur gegen $
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„Unter der Annahme einer
Doch ist dieser Standpunkt
En Strahl
6.Jali... 1919 —
Symptom der Erkrankung,. gegen die Blutung wendet, daß ferner
die Ausfallserscheinungen nach der Bestrahlung sehr beftige sind
~> und die der uteroprivierten Erkrankten, denen man .die Ovarien
zurückgelassen hat, .überragen. Man muß bei ruhiger Betrach-
". _ tung auch zugeben, daß die Bestrahlung nicht der schonende
“ Eingriff-ist, für den man ihn oft nimmt und daß viele. soziale
Gründe, die man zugunsten der Bestrahlung früher angeführt hat,
Scheingründe sind. - Es läßt sich daher zusammenfassend über den
augenblicklichen Stand der Myombehandlung sagen, daß man bei
jüngeren Individuen der Operation. den Vorzug gibt. Das vierzigste
Lebensjahr kann man. als unterste Grenze für die Bestrahlungs-
- “therapie. ansehen. Maßgebend für diesen Standpunkt ist die Er-
fahrung, die wir hinsichtlich der Ausfallserscheinungen und der
"Dauer der Wirkung bei der Bestrahlung gemacht baben. Wir
müssen: bei jugendlichen Individuen damit rechnen, daß die Be-
'strahlungswirkung nur eine temporäre ist und daß die Patienten
sehr durch die Ausfallserscheinungen gequält werden. Mit Nach-
- laß der letzteren tritt aber auch oft wieder ein Neuerscheinen der
‚Blutungen auf, sodaß. die jugendlichen Individuen nicht mehr aus
der Hand des Arztes kommen. Bald haben sie Ausfallsbeschwerden,
. . bald leiden sie an Rezidiven. | u: |
| Wie die Bestrahlung auf die Ovarien einwirkt, hierüber
liegen nur histologische Untersuchungen vor, über die inner-
. sekretorischen Veränderungen,. die dabei mitspielen, ` wissen wir
nichts. Ich habe schon .bei früheren Gelegenheiten?!) auf die Beob-
achtungen von Hüssy, sowie von Wallart hingewiesen, die
uns darüber aufklärten, daß das interstitielle Gewebe in den
Övarien im Anschluß an Bestrahlungen hypertrophieren kann und
daß man mit einer abnormen inneren Sekretion der bestrablten
Övarien rechnen muß. Wie unendlich schwer es ist, in diesen |
.. Fragen heute sehon ein abschließendes Urteil abzugeben, beweisen
. die-in dieser. Beziehung geradezu grundlegenden Untersuchungen
vo Manfred Fränkel (15). Fränkel fand, daß Bestrab-
lungen noch in der Entwicklung .begriffener, unreifer weiblicher
‘Meerschweinchen mit Dosen, die beim entwickelten Tier eine
Sterilität von fünf bis sechs Monaten verursachten, eine sterili- .
‚sierende Wirkung nicht ausübten. Diese unreifen Meerschweinchen
blieben nach der Bestrahlung im Wachstum zurück, concipierten
. Jedoch völlig der Norm entsprechend in der siebenten Woche nach
der Geburt und kamen in der 17. Woche nieder. . Ähnliche Fest-
stellungen hinsichtlich der Beeinflussung der Zeugungsfähigkeit
durch Bestrahlung ließen sich: beim männlichen ‘Meerschweinchen
machen. Wir sehen also hieraus, daß reife und unreife Tiere sich der
~ Bestrahlung gegenüber ganz verschieden verhalten und eigenlich
das Umgekehrte von dem eintritt, was man. a priori erwartete. „Es
scheint ein bisher noch nicht bekannter und beschriebener, schwer-
wiegender Unterschied in dem Verhalten von embryonalen Zellen,
‚die erst zur Ausreifung gelangen sollen, und solchen Zellen, die
im ausgereilten Organ ihrerseits eine so ungeheure proliferierende
Tätigkeit ausüben, wie es die Ovarial- und die Samenzellen tun
. und die wir auch als embryonal bezeichnen.“ Diese Feststellungen -
Fränkels sind für die ganze Beurteilung der Strahlenwirkung
von außerordentlicher Bedeutung. Sie liefern uns den Beweis,
3 daß ein fundamentaler Unterschied in der Beeinflussung durch
Bestrahlung zwischen embryonalen und proliferierenden Zellformen
o besteht, was wir nach dem Gesetz von Bergonié und
a Tribondeau eigentlich nicht erwartet hatten. Es wird uns
auch durch diese Untersuchungen das Verständnis darüber er-
möglicht, warum eine Bestrahlung wohl ein Careinom “örtlich be-
seltigen kann, jedoch es nicht verhütet, daß an derselben Stelle
Später ein Rezidiv zustande kommt, indem die Bestrahlung nur
ksam ist gegen die ausgebildeten Zellformen, jedoch die prä-
1 nomätdse Zelle — also in gewissem Sinne die Embryonal-
orm des Carcinoms — ‘unbeeinflußt läßt. Diese entwickelt sich
parer weiter zum ausgebildeten Krebs. Es zeigen uns aber auch
| e ran kelschen Untersuchungen, daß wir in der Beurteilung
er Strahleneinwirkung auf die ‘weiblichen Keimdrüsen uns viel
größerer Vorsicht befleißigen müssen. Alles, was wir mit der Be-
bild Sue beeinflussen können, bezieht. sich nur auf die ausge-
en en Formen. Wir wissen, daß die Graafschen Follikel sehr
schn sibel sind und diese werden durch die Bestrahlung. auch .
ns stark beeinflußt, Nun steht es aber fest, .daß wir die Graaf-
Eh Air ouik im Eierstock der‘ geschlechtsreifen Frau in allen
n mio tlungsstadien finden.. Es finden sich eben auch Zellformen
‚£mbryonalstadium vor und. diese sind es, welche durch die
IM. Kl. 1917, Nr. 48 und 1918, Nr. 34.
MEDIZINISCHE KLINIK — Ni. 27.
| mann (24b).
Taea A
x oo.
Bestrahlung nicht beeinflußt werden. Ihrer späteren Entwieklung
zu normalen Graafschen Follikeln steht nichts im ‚Wege und so
erklären. sich zwanglos die Vorgänge:des Wiedereintritts. der Ovu-
. lation und Menstruation nach vorangegangener, durch Bestrablung -
verursachter Cessatio mensium. ` e nr.
Nach allen diesen Beobachtungen- sowie nach den. ge-
sammelten ‘praktischen Erfahrungen kommen wir in der Frage der
Myombehandlung im wesentlichen auf das zurück, was eigentlich
Albers-Schönberg von vornherein vertrat. Einer prinzi-
piellen Ersetzung der operativen Behandlung der Myome durch “-
die Bestrahlung kann man heute eigentlich das Wort nicht mehr _
sprechen. Die Bestrahlung ist nur dann indiziert, wenn die Er-.
krankte sich schon dem klimakterischen Zustand nähert oder wenn
irgendwelche Komplikationen. die Operation als gefährlich er-
scheinen lassen. Im allgemeinen ist ja die Mortalität bei der
operativen Myombehandlung eine geringe und überschreitet 1%
nicht, Flatau spricht sogar. von 0%. ‚Allerdings gaben Döder-
lein und Krönig noch eine Mortalität von 4 bis 6% an, je-
doch ist diese Angabe eine mit
Widerspruch stehende. l OF P
-Einen absoluten Wert haben: die Bestrahlungen bei den
klimakterischen Blutungen, die größere Beschwerden verursachen. .
‚Franz (16) betont bei diesen Fällen die Überlegenheit der Be-
strahlung vor der medikamentösen Behandlung (einschließlich der
Organpräparate Ovarin, Oophorin und Luteoglandol), die er ebenso
wie. die Ausschabung für, nutzlos hält. Behandelt wird die
klimakterische Blutung, indem man an drei aufeinanderfolgenden
Tagen auf neun Felder 300 X durch 3-mm-Aluminium gefilterter
Strahlen verabreicht.” Diese Serie wird nach, 14 Tagen wieder-
‚holt. _Nach vier solcher Serien ist die Amenorrhöe erreicht. Für
eine rasche Verabreichung hoher Röntgendosen tritt Franz bei
den klimakterischen Blutungen nieht ein.
wurden immer beobachtet. Auch sonst sind die Mitteilungen über
die bei der Metropathie erzielten Heilerfolge
gibt die Zahl der Dauerheilungen auf 95% an.
N Eine außerordentlich hohe Bedeutung wird heute den Gas-
vergiftungen im Röntgenzimmer zuerkäunt und es beschäftigt
sich eine ganze Reihe von Autoren mit der Fermhaltung der
Röntgengase [Warnecros (17) Wintz (189), Bley (19),
Matthes (20), Reusch (21) Kirstein (22). und Andere].
Reeder hebt besonders. hervor, daß sehr oft. Übelkeit und Er-
brechen nach “der Bestrahlung aufgetreten sind, die jedoch
schwanden, wenn das Röntgenzimmer gründlich gelüftet wurde.
Reusch macht das Stickstoffoxyd dafür verantwortlich. Ich
möchte die Einwirkung- dieser Gase beziehungsweise. die Möglich-
keit einer solchen Einwirkung nicht in Abrede stellen, ich gebe
jedoch zu bedenken, daß màn die Erscheinungen der Übelkeit -
- und des Erbrechens auch bei solchen Pätienten beobachten kann, .
welche in Röntgenlaboratorien bestrahlt wurden, in denen die
ganze Apparatur außerhalb des Bestrahlungsraumes aufgestellt
ist und in denen für den Abzug der Röntgengase bestens. Sorge
getragen wurde. Eine Stiekstoffdioxydbildung ist in den mir .gerade
vorschwebenden Räumen ganz unmöglich, und dennoch kommt es.
hier genau so zu den Erscheinungen des, Übelbefindens. wie. in
den mangelhaft entlüfteten. Es liegt dies eben nicht allein an den
Röntgengasen (deren Einfluß ich, wie bereits erwähnt, gar nicht
bestreiten will), sondern. an der Einwirkung. der Bestrahlung auf
das Blutbild, auf welche ich noch am Ende der Betrachtung zu
sprechen kommen werde.
Gegen die wahllose Verwendung der -Strahlentherapie . bei
den Meno- und Metrorrhagien wendet sich Schröder (23). Der-
selbe verlangt für die. Aktinotherapie viel schärfere Indikations- -
stellungen, warnt vor Schematismus und will die Röntgenstrahlen
‘in erster Linie im Kimakterium angewandt seben wegen .ihrer
Einwirkung auf die reifenden Follikel. Daß man die klimakte-
rischen Blutungen auch durch Cholin günstig zu beeinflussen ver-
mag, ‘weist W.intz (24a) nach. Wintz. hat bei drei Fällen
Enzytolinjektionen angewendet und eine günstige Wirkung erzielt.
Es war nur die Zeit, die verging, bis die Blutung -geringer wurde:
etwas lang., Daß das Cholin eine der Röntgenwirkung ähnliche
Beeinflussung des Körpers hervorzubringen vermag, ist bekannt
[man vergleiche die Untersuchungen von Ritter und All-:
Daß jedoch die Cholinwirkung der Röntgenwirkung
nicht gleichkommt, ist durch die Wintzschen Untersuchungen
erwiesen. Vor allem haben die Wintzschen. Betrachtungen
keinen Beleg dafür erbracht, daß die Strahlenwirkungen auf die
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den übrigen Mitteilungen im
Ausfallserscheinungen
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Zelle im Wege der Cholinabspaltung zustande. kommen. Eine
praktische Bedeutung ‚wird sich das Enzytol in der Behandlung
der klimakterischen Blutungen nicht erwerben, da wir ja in den
Röntgenstrahlen ein .unvergleichlich besser wirkendes Mittel be-
sitzen. Indessen hält es Wintz für möglich, eine Enzytol-
therapie in solchen Fällen von ovariellen Blutungen anzuwenden,
in denen der Patient der Röntgehbestrahlung nicht zugeführt
‚werden kann.
Literatur: 1. Krönig und Friedrich, Physikalische und biologische
Grundlagen der Strahlentherapie. Urban & Schwarzenberg, 1918. — 2. Seitz
und Wintz, M. m. W. 1918, Nr. 4, — 3. Albers-Schönberg, Fortschr. d. Röntgenstr.
1913, Bd. 22, H. 2. — 4. Eymer und Menge, Mschr. f. Geburtsh. 1912, H. 3. —
5. Heimann, B. kl. W. 1916, Nr. 37. — .6. Runge, M. KI. 1912, H. 12. —
7. Mitscherlich, Strahlenther. 1917, Bd. 8, H. 1. — 8. Schumann, ebenda 1919,
Bd. 9, H. 1. — 9. Werner, Arch. f. Gynäk. 1919, Bd. 110, H.2. — 10. Reeder,
Strahlenther. 1919, Bd. 9, H. 1. — 11. Döderlein und Krönig, Operative
Gynäkologie. Leipzig 1912. — 12. Franz, Vorlesungen 1919. — 13. Gauß
und Lembke, Röntgentiefentherapie. Urban & Schwarzenberg, 1912 (1. Sonder-
band der Strahlentherapie), S. 320. — 14. Schauta, Zbl. f. Gyn. 1917, Nr. 17. —
15. Fränkel, Arch. f. mikr. Anat. 1912 und 1914, Bd. 80, Abt. 2. — 16. Franz,
Th. d. Geg. 1916, März. — 17. Warnecros, M. m. W. 1917, Nr. 50. — 18. Wintz,
ebenda 1918, Nr. 11. — 19. Bley, D. m. W. 1918, Nr. 15. — 20, Matthes, M
m. W. 1918, Nr. 29. — 21. Reusch, ebenda 1917, Nr. i4 — 2. Kirstein,
Fortschr. d. Röntgenstr., Bd. 22.°— 23: Schröder, Arch. f. Gynäk. 1919,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
`
6. Juli.
Bd. 110, H. 8. — 24a. Wintz, ebenda 1919, Bd. 110, H. 2. — 24b. Ritter und
Allmann, Strahlentherapie 1914, Bd. 4, H. L (Fortsetzung folgt.)
Anmerkung bei der Korrektur: Seit Drucklegung
der Arbeit ist eine Reihe neuer Veröffentlichungen erschienen, auf
die in Kürze eingegangen sei. H. Fuchs (Danzig) spricht in mehreren
Betrachtungen (Zbl. f£. Gyn. 1919, Nr. 18, B. kl. W. 1919, Nr. 25 und
Sitzung des ärztlichen Vereins Danzig, 13. Februar 1919) über die
Erfolge der Strahlentherapie bei der Myomerkrankung. Fuchs hat
nur ein Fünftel seiner Fälle als für die Bestrahlung indiziert gefunden, ein
Ergebnis, das sich mit den vorstehend mitgeteilten Ausführungen
Schautas deckt. Die Rückbildung des \Myoms hält Fuchs nicht
für eine Beeinflussung durch die Bestrahlung selbst, sondern für einen
ovariellen Vorgang. „Zuerst erlischt die menstruelle Funktion des Ovars,
als die wesentlich labilere, und dann erst die trophische.“ Tritt nach
18 Monaten keine Rückbildung. der Geschwulst ein, so muß man an
das Vorhandensein eines Sarkoms denken. In der technischen Aus-
führung der Bestrahlung befürwortet Fuchs neben der Bestrahlung,
von vorn auch noch die Verwendung von dorsalen Einfallspforten. —
Gegen die Auffassung, daß das Cholin eine strahlenähnliche Wirkung
besitzt, wendet sich Gudzent in seinem ausgezeichneten, soeben
erschienenen Buche „Grundriß zum Studium der Radiumtherapie*
(Urban & Schwarzenberg, 1919). Ich werde auf dieses Buch noch später
zu Sprechen kommen. |
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 24.
August Bier (Berlin): Beobachtungen über Regeneration beim
Menschen. Regeneration der Gelenke. (Schluß) Die normale Synovia
hat eine große Bedeutung für die Entstehung und Erhaltung von Ge-
lenken. Daher liegt der Gedanke nahe, diesen Stoff nach der Resek-
tion in den Gelenkspalt zu bringen, Bis jetzt ist es aber nicht ge-
lungen, genügend davon einwandfrei zu erhalten. |
Ludwig Fejes (Budapest): Die Ätiologie der Influenza. Die
jetzige Grippe stellt eine septische Allgemeinerkrankung dar mit Gefäß-
wanderkrankung und Neigung zur Blutung. Sie wird erzeugt durch
einen filtrierbaren Erreger. Die eitererregenden Keime führen
dann in dem durch die septische Grunderkrankung geschwächten Or-
ganismus zu einer ihrer Natur entsprechenden Mischinfektion.
Erich Martini: Impfung gegen Pleckfieber mit sensibilisiertem
- Impfstoff nach da Rocha-Lima. Sie verlief beschwerdelos und dürfte nach
den bisherigen, allerdings geringen Beobachtungen empfehlenswert sein.
Egon EwaldPribram (Leipzig): Ein Beitrag zur Erkrankung
der Gallenwege durch Ascariden. Mitteilung zweier Fälle, die operiert
wurden, wobei sich im ersten Falle ein dicker, 25 cm langer Ascaris,
der mit dem Schwanzende gegen den Darm gerichtet war, im Chole-
dochus und ein kleinerer Ascaris im Hepaticus` fanden. In dem zweiten
Falle hatten sich gleichzeitig drei Ascariden, je einer in den Chole-
dochus, Cysticus und Hepaticus eingedrängt. In beiden Fällen kam
es dadurch zu einer Behinderung des Gallenabflusses.
Wilhelm Karo (Berlin): Die Tuberkulose der Harnorgane.
Sie ist eine hämatogen entstandene Infektionskrankheit, die fast immer
zunächst nur in einer Niere lokalisiert ist. Für die weitaus über-
wiegende Mehrzahl aller Fälle von Nierentuberkulose mit Eiterung in
der erkrankten Niere ist die möglichst frühzeitige Entfernung der
primär erkrankten Niere das einzige Mittel, den Kranken dauernd zu
heilen, das heißt zu verhindern, daß sich die Tuberkulose descen-
dierend auf Ureter und Blase fortsetzt.
Erwin Gallus (Bonn): Gibt es eine Cataracta diabetica? Nach
einem in der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde
in Bonn am 7. April 1919 gehaltenen Vortrage.
Arthur Mayer (Berlin): Eine eigenartige, bisher noch nicht
beobachtete, durch den Micrococcus catarrhalis verursachte Fieber-
epidemie. Das homologe Serum aggfutinierte die Kokken ziemlich hoch,
in einigen Fällen bis zu 1:800. Die Infektion dürfte durch Stäubchen-
inhalation übertragen worden sein. '
E. Meinicke (Ambrock bei Hagen i. W.): Zur Technik meiner
Luesreaktion.. Der Verfasser hat eine neue Verdünnungstechnik aus-
gearbeitet, die er genauer beschreibt.
A. Fießler: Abschnürvorrichtung nach Dr. FieBler, ein Ersatz
der elastischen Binde zur künstlichen Biutleere der Gliedmaßen. Die
genau beschriebene, durch eine Abbildung veranschaulichte Vorrich-
tung wird von der Firma Jetter & Scherer, Tuttlingen, angefertigt.
H.-A: Gins (Berlin): Über die Verbreitung der Pocken in
Deutschland und Österreich seit Kriegsausbruch. Unsere Bevölkerung
bietet der Pockenseuche keine günstige Haftgelegenheit. Von ganz
besonderer Bedeutung ist die Tatsache, daß weitaus die größte Zahl
der bei uns an Pocken Erkrankten das 40. Lebensjahr überschritten
a
hat. Früher waren die Pocken fast ausschließlich eine Kinderkrank-
heit, die es jetzt aber infolge der allgemeinen Impfung im zweiten und
zwölften Lebensjahr nicht mehr gibt. Daher brauchen wir eine frei-
willige Impfung aller Erwachsenen über 40 Jahre.
Für dieses Ziel müssen durch ärztliche Propaganda die Krankenkassen
und: Versicherungsgesellschaften gewonnen werden.
E. Wöhlisch (Zoppot): Hautverätzung durch dampitörmiges
Brom. Eine Berührung mit flüssigem Brom war auszuschließen. Es
handelte sich daher in dem mitgeteilten Falle um eine hochgradige
specifische Überempfindlichkeit gegen elementares Brom, da beim
Normalmenschen Bromdämpfe nicht die geringste Sensation auf der
Epidermis hervorrufen, während allerdings flüssiges Brom zu unange-
nehmen Verätzungen der Haut führt.
Hans Kronberger. (Davos): Bine einfache Methode der
Dunkelieldbeleuchtung. Der Verfasser weist auf einige optische Prin-
zipien hin, die es bei geeigneter Kombination jedem Mikroskopiker
ermöglichen, die Leistungsfähigkeit seines optischen Instrumentes ohne
Anwendung kostspieliger Hilfsapparate praktisch voll auszunutzen.
' Das wesentlichste Hilfsmittel bei der mikroskopischen Beobachtung ist
die Beleuchtung. Deren verschiedene Modifikationen und Konbi-
nationen werden genauer angegeben. F. Bruck.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 23.
_HäNncheRer Medizinische Wochenschriji 1919, NT. a
E. Liebmann und H.R.Schinz (Zürich): Über das Rönigen-
bild der Influenzapneumonie. Das Röntgenbild läßt einen weitgehenden
Schluß auf die pathologisch-anatomische Form der Erkrankung zu. de
nach der Lokalisation, der Dichtigkeit und Größe der Herde, dem Zeit-
punkt des Eintretens und dem Verlauf der Erkrankung lassen sich
röntgenologisch verschiedene Typen unterscheiden.
R. Geigel: Die Wirkung der Papillarmuskeln. Die Papillar-
muskeln sind nicht allein dazu da, die Atrioventrikularklappen bei der
Systole am Zurückschlagen in den Vorhof zu hindern. Auch der Hert
stoß entsteht durch die Tätigkeit der Papillarmuskeln, allein hier-
durch oder doch zum wesentlichen Teil, indem das Herz dadurch dicker
wird, sich vorwölbt und gegen die Brustwand anstoßen muß. Dem Zuge
der Papillarmuskeln ist auch die Herzbasis ausgesetzt. Indem diese nach
abwärts rückt, wird das Gefälle von den Venen gegen den Vorhof hin
größer, und in diesem Sinne ist die Tätigkeit der Papillarmuskeln ei
wichtiges Förderungsmittel für die Füllung des Herzens:
Kurt Fränkel (Frankfurt a. M): Grippe und Graviditäl. Die
Grayidität übt einen ungünstigen Einfluß aus auf den Verlauf und den
Ausgang der Grippe, da über ein Drittel der weiblichen Grippe
leichen im gebärfähigen Alter gravide war oder gerade geboren (oder
abortiert) hatte. Hierbei ist noch zu berücksichtigen, daß die Geburten
zahl in der Zeit, wo diese Beobachtung gemacht wurde, außerordeni-
lich klein war.
Josef Hock (Würzburg): Wunddiphtherie. Der Diphther ©
bacillus wird jetzt wohl häufiger als früher auf Wunden beobachtet,
meist handelt es sich aber dabei um ganz avirulente Formen des .
cillus. Wie der Diphtheriebacillus auf der Magenschleimhaut, or
Vagina usw. in harmlosen Formen nachzuweisen ist oder bei gesunden
ch we
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` handen sein müssen.
Kniegelenkseiterungen, . In solchen Fällen, wo eine Aufklappung oder Re-
die laterale und die mediale hintere Kniegelenkstasche eröffnet, durch
‚ weitert und durch Drainage bei Semiflexion des Gelenks offen gehalten.
Personen häufig gefunden wird, ebenso kann er ganz unschuldig, lediglich
als Schmarotzer auf Wunden leben, ohne das Allgemeinbefinden irgend-
wie zu stören, indem er. vielleicht: nur den Heilverlauf als solchen
verzögert. er bi
Fällen ein Zusammenhang’ mit den Grippeempyemen bestand.
G. Lepehne (Königsberg): Neuere Anschauungen über’ die
Entstehung einiger Ikterusformen. Vortrag, gehalten am 10. März 1919
im Verein für wissenschaftliche Heilkunde zu Königsberg i. Pr.
W. Förster (Suhl i. Thür.): Ein Fall von jahrelang im Darm
. verweilendem Fremdkörper. Er ‘wurde’ vom After aus im Mastdarm .
ziemlich hoch gefühlt und im Chloräthylrausch mit einer derben Korn-
zange zertrümmert, Es fänd sich als Kern ein total angenagter, stark
verdünnter Pfennig. | |
Johannes. Zeißler (Altona): Die Differenzierung der an-
aeroben Gasödembakterien. Bemerkungen zu dem Artikel Schlo B-
bergers (Nr.18 der M. m. W.).
Reinhold Dunger (Dresden): Zur Eichungstrage der Hämo-
globinometer. Bemerkungen zu dem Aufsatze Schalls (Nr. 8 der M.m.W.).
Wilhelm Fleiner (Heidelberg): Neue. Beiträge zur Pathologie
des Magens. (Schluß.) Erörtert werden die Ursachen und Folgen des
sogenannten Kardiospasınus. Man hat die Stauungserweiterungen der
Speiseröhre, als deren Ursäche ein organisches Hindernis am Magen-
‚eingang nicht nachgewiesen werden konnte, durch Annahme eines
krampfartigen Verschlusses des Magenmundes erklärt (Kardiospasmus).
Der Krankheitszustand, den man als Kardiospasmus bezeichnet, beruht
aber nicht, wie die Röntgenbilder ergeben, auf einem spastischen Ver-.
schluß der Kardia, sondern auf ‘einer pathologischen Absperrung des
Magengewölbes und des Magenkörpers vom oberen Abschnitt des Sulcus
-gastricus, von dem aus jene Magenteile normalerweise gefüllt zu werden
pflegen. Vermutlich ist mit dieser Art von Sperre auch eine starke
Isthmusbildung im unteren Gebiete des Magenkörpers verbunden. Daher
die Erschwerung des Abflusses in den Magensinus und die Rück-
stauung durch die offene Kardia. in die Speiseröhre, die sich mit der
Zeit mehr und mehr erweitert.’ | F. Bruck.
Zentralblatt für innere. Medizin 1919, Nr. 24. |
~ Stepp: Zur Frage des Blutzuckers beim menschlichen Diabetes.
Die Arbeiten des Verfassers über den Restkohlenstoff des Blutes beim
Diabetes hatten ihm ergeben, daß beim Gesunden Werte von 160 bis
200: mg für 100 cem die Regel sind. Stieg nun der Blutzucker (nach
‚den üblichen Reduktionsmethoden bestimmt), so war zu erwarten, daß
auch der Restkohlenstoff entsprechend in die Höhe gehen müsse. Es
»
zeigte sich aber, daß das Verhalten des Restkohlenstoffs ganz ver-
-< schieden war. Neben einer Gruppe, in dem der zu erwartende Parallelis-
mus gefunden wurde, und einer zweiten Gruppe, wo der Kohlenstoff-.
gehalt wesentlich höher stieg, als dem Zuckergehalt entsprochen hätte
— was sich ohne weiteres durch die Anwesenheit von Acetonkörpern
‚Im Blute erklären ‚ließ —, blieb in einer dritten Gruppe von Fällen
der- Restkohlenstoff ganz bedeutend hinter dem Werte zurück, den
man nach dem Grade der bestehenden Hypergiykämie hätte erwarten
müssen. Verfasser untersuchte daraufhin bei weiteren Diabetikern den
Blutzuckergehalt sowohl mit der Bertran d schen Reduktionsmethode,
wie auch polarimetrisch und es-fand ‘sich fast immer ein erheblich
geringerer Blutzuckergehalt mit Polarisation als mit Reduktionsverfahren.
‚Verfasser schließt daraus, daß neben dem Blutzucker noch andere
bisher unbekannte Substanzen mit, reduzierender Kraft im Blute vor-
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 24.
A.Läwen: Resektion der hinteren Femurcondylen bei schweren
‘Sektion in Frage kommt, wird durch je einen tief angelegten Seitenschnitt
‚Resektion des nach hinten gebogenen Oberschenkelcondylen-
abschnittes und eines Stückes des Meniscus die Höhle er-
K. Mayer: Zur Lehre der Struma intrathoracica. Mitteilung
eines ‚merkwürdigen ‘und lehrreichen Sektionsbefundes bei einer älteren
| Frau, nämlich eines scheinbar in der Lunge gelegenen, von dem Brust-
fell Überzogenen Tumors, der ein verlagerter Strumaknoten
St. Er stand mit dem rechten Schilddrüsenlappen durch einen dünnen
Stiel in Verbindung und der Lungenspitze so eingelagert,
"daß die Form der Lunge erhalten blieb und der in der Lunge
liegende Knoten eine Lungengeschwulst vortäuschte. K. Bg.
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E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 97,
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‚"P. Mathes: Über Prolapsgefühl ohne Prolaps als Kriegs-
| Reizbarkeit. des vegetativen Nervensystems; was als asthenischer Zu-
' stand bezeichnet wird, sind Beckenboden und Beckenbauchfell
gegen Spannungen und Debnungen überempfindlich .und ver-
ursachen das Gefühl des Vorfalls. — Die Kreuzschmerzen sind u
Ermüdungsschmerzen in den Kreuz-, Darmbein- und Lumbosakralgelenken
und deren: Bandapparat als Folge einer verminderten Beckenneigung.
= G. Schubert: Erfahrungen mit Terpentininjeklionen bei chir-
urgischen Erkrankungen. Nach der ’Klingmüller'schen Vorschrift -
wurde eine 20%ige Terpentinlösung in Olivenöl in Gaben von 0,2 g
Terpentin intraglutäal in vier- bis fünftägigen Zwisch@nräumen bis zu
sechsmal eingespritzt. Schmerzen und Temperatursteigerungen blieben
gering. Erfolge wurden nicht festgestellt. ee
K. Boas: Über die Kriegspsychosen ‘der Frauen im Lichte der
amenorrhöe könnten auf Störungen in der’ Leistung der Geschlechts-.
drüsentätigkeit zurückgeführt werden. | K. Be. -
Die Therapie der Gegenwart, Juni 1919.
Finkelstein (Berlin): Zur künstlichen Ernährung der’ Neu-
geborenen. Die unzulängliche Versorgung ist Ursache nicht nur dermeisten
Fälle von schlechtem Gedeihen, sondern auch des größten Teils aller end-
gültigen, nicht mehr oder nur noch mit Frauenmilch behebbaren Mißerfolge
der Flaschenernährung. Grundbedingung des Erfolges ist die volle
Deckung des Bedarfs. Die einfachste Art der Anreicherung des Nährwertes -
besteht in dem üblichen Koblehydratzusatz.. Ferner kommt Anreicherung
des Fettes in Frage, außer bei gewissen abnormen Konstitutionen.
Schoen (Berlin): Große Harnstoffgaben und Reststickstoffgehalt
des Blutes: Bei mäßiger Erhöhung des Reststickstoffs pflegt auch eine `
längere Zeit dauernde Darreichung. großer Harnstoffdosen nicht zu einer
Erhöhung des Reststickstoffwertes im Blute zu führen. Eine mäßige Er-
höhung des Reststickstoffwertes im Blute ist keine Kontraindikation für eine
Anregung der Diurese mit großen Harnstoffdosen. Wie die mitgeteilten
Beobachtungen lehren, erweisen sich große Harnstoffdosen auch in: diesen.
Fällen als ausgezeichnetes Diureticum, und zwar nicht nur bei Nephrosen.
Veilehenblau (Buch): Zur unspecifischen Serumbehandlung
des Erysipels. 41 Fälle wurden mit Diphtherieserum behandelt, Es
starben nur 2,38 %; das durchschnittliche Lebensalter der Kranken
betrug 29 Jahre. Die Heilungsdauer erfuhr durch die Serumbehandlung
keine wesentliche Verbesserung gegen früher. a Ba
Friedländer (Wiesbaden): Die hemiplegische Bewegungs- .
störung und ihre Behandlung. Die Ausführungen beweisen, daß zwar
nur beschränkte Erfolge zu erzielen sind, daß aber viel geschehen kann,
‚um die Rückbildung der Lähmung zu fördern. Die cerebrale Hemiplegie
bietet von allen. centralen Lähmungen noch die dankbarste Aufgabe.
Hayward (Berlin): Über Schädelplastik. Bei allen beschriebenen
Methoden muß das Gehirn ringsum vom Knochen losgelöst werden, die:
Ränder des Defekts, die stets eine erhebliche Atrophie zeigen, sind,zu ent- `.
fernen und der Knochen anzufrischen. Die Prognose des Eingriffs ist gut.
Klemperer und Dünner (Berlin): Repetitorium der Therapie.
Instruktive Besprechung der Bebandlungsmethoden der Lungentuber- -
kulose und der Lungengeschwülste. ` C DE
Kelling (Altona): Die Entstehung von Krampfadern. Der im
Schlafe. stattfindende Druck auf die Adern bewirkt die Stauung, also
‚eine rein mechanische Ursache. Die Extremitäten sollen also auch
nachts gewickelt werden. | z . Reckzeh.
Zeitschrift für: ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 11.
v.Dziembowski (Posen): Über den Wert. der Blutüberpflanzung
in der Chirurgie und inneren Medizin.. Das weite Anwendungsgebiet
der Blutüberpflanzung ist während des Krieges besser präzisiert, die
Technik vervollkommnet worden. v. Dziembowski ‘schätzt die .
Vorteile der direkten vitalen. Bluttransfusion gegenüber der bedeutend
einfacheren indirekten nicht hoch ein, hat stets nur letztere angewandt
und ist mit ihren Erfolgen namentlich bei den akut bedrohlichen
chirurgischen Fällen zufrieden. a a
Salzmann (Kissingen): Die Behandlung des Morbus Basedowii.
Im Gegensatz zu der von Capelle ausgesprochenen, lediglich. auf
Information durch die Literatur basierenden „Warnung vor der Röntgen-
behandlung des Morbus Basedowii“ stellt Salzmann-mit Genugtuung
‚test, daß durch diese rein konservative Therapie, ohne Verluste durch
die Behandlung als solche befürchten zu müssen, die gleiche Höhe von
Heilungen beziehungsweise Besserungen zu erzielen ist, wie durch die
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| erscheinung.” Das Beckenperitoneum und die Douglasfalten ‚gehören
Merkwürdig ist, daß bei ‚allen vom Verfasser beobachteten | zu den empfindlichsten Teilen des menschlichen Körpers. Bei erhöhter.
Kriegsamenorrhöe. Die weiblichen Kriegspsychosen und die Kriegs-
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operative Behandlung. Bei vorsichtiger Methodik sah Salzmann
niemals Schädigungen. |
_ Friedmann (Buch): Orthopädische Gymnastik. Der Wert
einer von aller Kurpfuscherei befreiten, wissenschaftlich durchbildeten
orthopädischen Gymnastik ist auch vom allgemein medizinischen Stand-
punkt aus außerordentlich, nicht nur im Hinblick auf die Besserung
der Kriegsschäden. Zu ihrer wissenschaftlichen Abgrenzung mit all
ihren Behelfsdisziplinen wäre etwa der Ausdruck „Orthologie“ vor-
Hans Meyer (Berlin).
— [2
Therapeutische Notizen.
Die örtliche Behandlung infektiöser, besonders auch ulcerierender
Anginen mit Salicylsäure empfiehlt Barth (Leipzig). Er verwendet die
Salicylsäure als 10%ige Lösung in Alkohol und Glycerin zu
gleichen Teilen. Damit wird mittels eines auf einem Stab aufgewickelten
Wattebausches die belegte Stelle und ihre nächste Umgebung betupft
oder ins Geschwür leicht eingerieben. Infolge des Zusammentreffens
der alkolischen Lösung mit der Feuchtigkeit der Schleimhaut dringt
durch die sofort einsetzende Diffusion auch die Salicylsäure tiefer in
das Gewebe ein, wird hier als schwerer löslicher Körper abgelagert und
kann so anhaltender wirken. Besonders empfiehlt sich das Verfahren
bei der Angina Plaut-Vincenti. (D.m.\W.1919, Nr. 23.) F. Bruck.
Die Behandlung akuter Pleuraempyeme mit Chininderivaten emp-
fiehlt P. Rosenstein. An der tiefsten Stelle wird ein mäßig dicker
Trokar eingestochen, von dem mit einem Schlauch in ein Gefäß mit
Kochsalzlösung abgeleitet wird. Nach Entleerung des Exsudates werden
100 ccm einer t/s %igen Vucin- oder Ye%igen Eucupinlösung
durch den Trokar in die Empyemhöhle eingespritzt und in der
Brusthöhle gelassen. Es tritt zweitägiges hohes Fieber ein.
Die Behandlung wird in Zwischenräumen ein- bis zweimal wiederholt
unter Anwendung von feuchten Brustpackungen. Die Atmung wurde
schnell erleichtert und in vier Fällen die Operation dadurch vermieden.
(Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 22.) | K. Bøg.
- Bei akuter Pyelitis, wo ein aktives Vorgehen mit Nierenbecken-
spülungen kontraindiziert ist, empfehlen E. Nathan und H. Reinecke
(Frankfurt a. M.), einen Versuch mit intravenösen Neosalvarsaninjektionen
zu machen, und zwar in Dosen von 0,15 g jeden zweiten bis dritten
Tag. (M. m. W. 1919, Nr. 22.) F. Bruck.
Eine postoperative Chinintherapie empfiehlt H. Burkard gegen
die bei Kriegsteilnehmern nach Bauchoperationen
zuweilen auftretenden unbegründeten Temperatursteige-
rungen. Es wird vier- bis fünfmal täglich 0,2 Chinin. muriat. zwei
bis drei Wochen lang gegeben. Es soll sich dabei um latente Infek-
tionen, aber nicht um Malaria handeln. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 22.)
Die primäre Exstirpation der Nekrose bei der Behandlung sub-
cutaner Panaritien empfiehlt Prof. Dr. R.K lapp. Bei den feuchten
Nekrosen, die zur Einschmelzung neigen und eine Folge der Aus-
keimung einer Mischinfektion von Eitererregern sind, genügt häufig
der bisher geübte Einschnitt. Dagegen ist die Behandlung bei den
trockenen Nekrosen, die das Werk einer reinen Streptomykose
sind, schwierig infolge des Ausbleibens der Verflüssigung und der Ent-
leerung. Hier führt die primäre Exstirpation der subcutan gelegenen
Nekrose in Blutleere und Chloräthylrausch zum Ziel.
Unter möglichster Hautsparung wird die Nekrose freigelegt und, indem
man sich scharf an ihre Grenzen hält, mit Pinzette und Schere heraus-
präpariert. Zum Unterschied von der beim Karbunkel geübten Excision
im Gesunden wird hart an den Grenzen der Nekrose ex-
stirpiert. — Auch bei Sehnenscheiden- und Knochenpanaritien
wird die subcutane Gewebsnekrose exstirpiert. — Die entstandene
Wunde wird zunächst mit n Terpentinölemulsion getauchter
Gaze locker gefüllt und, wenn sie ganz rein granuliert, mit Protektivsilk
verklebt. Zur Hautregeneration dient die Scharlachsalbe. (Zbl.
f. Chir. 1919. Nr. 24.)
Technisches zur Eigenbluttransfusion bei Extrauteringravidität teilt
Lichtenstein nach den Erfahrungen an der Leipziger Universitäts-
Frauenklinik mit. Für die einfache Trichtermethode empfiehlt es sich,
das Glasrohr unten quer zu seiner Längsachse abzu-
schneiden und olivenförmig zu gestalten, sodaß der Gummischlauch
das Lumen nicht verengt. Dadurch gelang es, in sechs bis acht Mi-
nuten 1200 cem intravenös wieder einzuverleiben. Die Technik wird
dadurch einfach, sicher und zeitsparend. — Das aus Tupfern durch
Ringerlösung ausgelaugte Blut wurde außerdem in einigen Fällen von
Tubenusuren als Klysma rectal verabreicht. (Zbl. f. Gyn. 1919, Nr. 22.)
Eine Modifikation der Expressio placentae empfiehlt A. Müller
(München) für die Fälle, wo durch: kräftiges Znsammendrücken des
durch Reiben zur Contraction gebrachten Uterus nach Cred& die
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27..
berichtet W. Kausch (Berlin-Schöneberg).
phlegmone möglichst frühzeitig zu ineidieren. Auf demselben Standpunkt
Pladenta nicht gefördert wird. Mit den nach unten in das kleine
Becken eingedrungenen Fingerspitzen wird der Uterus kräftig
von beiden Seiten nach der Mitte zusammengedrückt
und dadurch infolge der Verkleinerung der Anheftungsstelle der
Placenta die Ablösung bewirkt. — Ist der schlaffe Uterus nicht zu
umfassen, so kann man durch Druck gegen das Kreuzbein
mit den Fingerspitzen die Placenta stückweise lösen.
(Zbl. f.
Gyn. 1919, Nr. 24.) K. Bg.
Über einen Fall von chemischer Phlegmone nach Benzineinspritzung
steht er auch bei größeren Furunkeln, namentlich des Gesichts, bei
Karbunkeln, Panaritien und anderen Phlegmonen. Man soll hier nicht
erst abwarten, bis sich Eiter gebildet hat. Der Verfasser hat von dem
frühzeitigen Einschneiden niemals Schaden gesehen, wohl aber vom
zu späten. In striktem Gegensatz zu Bier. konnte er bei schweren
akut entzündlichen Prozessen keine Erfolge erzielen mit dem Stauen
und Saugen, auch nicht mit dem Einspritzen von Eueupin. (D. m W.
1919. Nr. 23.) |
Die intravenöse Behandlung der Gonorrhöe mit Kollargol gib
nach Fritz Lux (Mannheim) bei den Komplikationen, besonders der
Arthritis gute Erfolge; bei der Urethralgonorrhöe mit Ceryixbeteiligung
hat sie jedoch größtenteils versagt. (M.m.W.1919, Nr.22) DP. Bruck.
Bücherbesprechungen.
Max Böhm, Der Gliedersatz für den Schwerarbeiter,
insbesondere für den Landwirt. Wiesbaden und Berlin
1918, J. F. Bergmann und Julius Springer. 72 Seiten. M 4,80.
In der vorliegenden Schrift beschreibt Verfasser sehr eingehend
und klar Kunstglieder für Schwerarbeiter, besonders für den Land-
arbeiter. An Hand von zahlreichen Zeichnungen und Abbildungen
werden die Kunstglieder im Modell und bei der Arbeit vorgeführt.
Die lang dauernde tägliche Beobachtung hat ihre Brauchbarkeit bewiesen.
Für ein genaueres Studium verweise ich auf die interessante,
lesenswerte Arbeit selbst. Werner Regen (Berlin).
Köhler, Die militärärztliche Beurteilung und Behand-
lung Lungentuberkulöser. Würzburger Abhandlungen aus
dem Gesamtgebiet der praktischen Medizin. Bd. 18, H. 5/7. Leipzig
und Würzburg 1919, Curt Kabitzsch, M 3,60.
Die hier niedergelegten, ausführlich begründeten Gesichtspunkte
sind zwar durch die veränderten Zeitverhältnisse zum Teil gegenstands-
los geworden; doch zeigen einzelne Angaben, wie z. B. „Leute, deren
Heilstättenkuren kürzer als acht Jahre zurückliegen, sollen keinesfalls
als felddienstfähig erachtet, Tuberkulosegefährdete niemals länger als
sechs Monate im Felde belassen werden“, noch. deutlich, wie verhängnls
volle Wirkungen auf unsere schlimmste Volksseuche der Krieg nach
Ansicht eines erfahrenen Beurteilers haben kann und sicherlich in zahl-
losen Fällen gehabt hat. Hans Meyer (Berlin).
Herm. Fischer, Die traumatische Apoplexia cerebri vor
Gericht. v. Volkmanns Samml. klin. Vortr. Nr. 751/03. Chir. 211/13.
Leipzig 1918, Ambr. Barth. Preis M 2,70. i |
Aus reicher Erfahrung und unter Anführung zahlreicher Gut-
achten bespricht Verfasser zunächst die frühe traumatische Gehim-
und Meningealblutung, ihr Zustandekommen, die klinischen Erschel-
nungen und Folgezustände wie Sprechstörungen, Lähmungen; Epi-
lepsie, Spätepilepsie, Psychose, Diabetes, Lungenentzündung, Diabetes
insipidus und tuberkulöse Meningitis. Dann folgt die Abhandlung der
sogenannten traumatischen Spätapoplexie, für deren Vorkommen Ver-
fasser eintritt, wenngleich er zugibt, daß sie nicht einheitlich zu el
klären ist. Die kleine Schrift verdient größte Beachtung.
C. Hart (Berlin-Schöneberg).
Maxim Steiner, Die psychischen Störungen der manni
lichen Potenz. 57 Seiten. Leipzig und Wien 1917, Franz
Deuticke. M 2,50.
Psychoanalytische Studie eines Dermatologen aus dem ydens:
Freudkreis. Bei den sicher sexuellen Defekten darf man ja getos
auch die Methoden, das diagnostische und therapeutische Arsenal del
Freudianer zu Hilfe nehmen und wird Erfolge damit erzielen. Daru
steht dieses Heftchen angenehm abseits von der Bibel der andere
Psychoanalytiker, obgleich es dem Eingeweihten nichts Neues =", k
Immerhin berührt es merkwürdig, wenn ein Arzt aus der Erfolglosigke
seiner Behandlung einen Rückschluß auf die Art eines Leidens Zichen
will (und zwar, ob die Impotenz angeboren oder erworben ist). Der
Die Arbeit liegt unverändert schon in zweiter Auer
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Er empfiehlt, die Benzin- |
umgekehrte Weg war bisher der bessere und wohl auch ehrlieheit:
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Vereins- und. Auswärtige Berichte. . rt
ni ar -Front . zu . machen. , Bei der Ausführung der Seuchenbekämpfungs- Ani,
maßnahmen läßt sich Zweckmäßigeres leisten. Die Bestimmungen sind Be ‚| Del
verbesserungsfähig. Me E R a a ERTITEE IS fe:
= Niemann: Grippe und Keuchhusten. In der von ihm geleiteten _
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Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 4. Juni 1919.
Paul Rosenstein: Die Behandlung der Mastitis mit Eucupin
ik und: Yasli Demonstration von drei Frauen, die mit dem Medikament | , en Ä mar n. In der von ihm tote ;
Ll j hani ird .snätar vehalt Anstalt brach im Herbst vorigen Jahres eine Grippeepidemie -aus, die ~ kit |
a i Orp aren poanie waren. Der vortrag: selbst wird später gehalten |. einen äußerst schweren und charakteristischen Verlauf nahm. Zuerst Male:
ke 3 ra erkrankten zehn Schwestern und eine Amme. Dann griff die Krankheit Bu 17
| ache über den Vortrag Jürgens: Neue Wege er a a A N EG nes iger I
Aussprache | Sf 8 E se eben so 'explosiv auf die Säuglinge über, Zunächst wurden auf einer en i o
des Krieges hat neben. der Unterernährung noch andere Gründe. Einer
„derselben liegt:in der Ausbreitung der Übertragungsmöglichkeit. Es,
it! - ‚sind. viele Tuberkulöse zu den Arbeitsstätten geströmt, .die früher nicht
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‚Säuglingen, die noch ungemischt ernährt wurden,’ bekam die Hälfte
fettreiche Kost, die andere Hälfte fettarme Gemische, mit Kohlehydraten
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stand, das: Fett steht: zur Immunität in gewissen Beziehungen. Von den ' ib
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"angereichert. Keine von den Kostformen- konnte’ naturgemäß den Tod
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at ©. -der Seuchenbekämpfung. “ > er re A , DAA E E a JI Erea p
W o l © Bönüiger: Der Umschwung der politischen Verhältnisse wird | Station von 14 Kindern acht, ergriffen, von "denen zwei sogleich, TE 0 e
Ei. .. für den Kampf gegen die Seuchen. von nicht so geringer Bedeutung par starben. Dann kamen auch die Ea Seaan 08 | BB
wik ‚sein. Die Polizei, die früher für den Staatsbürger ein unentrinnbares | }&rankung war sehr schwer und gänz ch von der Bäug Fa Br 1 TE
Ken, Schicksal war, wird heute nicht mehr respektiert, sondern bekämpft. | verschieden. Gleich se ersten T age fand. sich bei den Kin Orr AU Kine
ie. Darin liegt, wie an einem Vorfall gezeigt. wird, eine erhebliche Gefahr. | gedehhte Dämpfung mit bronchialem Atmen und Knisterrasseln. Im Na i
bi Die polizeilichen Maßnahmen. müßten mildere Formen annehmen und | ganzen erkrankten 52 Kinder, ‚von denen 43% einen schweren Lungen- ET teat
M. -man müßte den breiten. Massen Verständnis für die Seuchenbekämpfung | Pefund zeigten. Drei ‘Säuglinge starben an schweren Ernährungs- j; i gh ai a
= . beibringen. Insofern kann man auch von neuen. Wegen sprechen. Die | Störungen, die auf den Infekt zu beziehen waren. Bei den Pheumonien i TOR BR
pi Entscheidung über die Frage, ob Staub- oder Tröpfcheninfektion für | fand sich mehrfach hämorrhagischer Schnupfen, einige. Male flüchtige i RETRE
a. die Tuberkulose eine größere.Rolle spielt, ist noch nicht. gefallen, Man | Fxantheme. Die Sterblichkeit betrug 88%. Bakteriologische Unter- ME ea
soll aber auch der Kontaktübertragung eine größere Bedeutung zu- se wurden nicht gemacht. > a E 1. RES
wii schreiben. Wer Bacillen ausscheidet, trägt an den Händen große Mengen „Wenn Säuglinge so schwer erkranken, ist die Frage nach ihrer (EEE
‚davon. Die außerordentliche Verbreitung der Tuberkulose während | Ernährung von Interesse. Gute Ernährung verleiht ‘besseren - Wider- | A
die anderen Säuglinge, obwohl sie von ihnen nicht getrennt wurden. -
.Man muß also annehmen, daß der Grippeinfekt diesen Keuchhusten. hat-
‚entstehen lassen. Schon 1908 hat Czerny darauf hingewiesen, daß
der Keuchhusten als klinischer Begriff ‚aufzufassen. ist, Geht ian von
einer specifischen Infektion des Keuchhustens ab, so muß man sich der
Frage der Disposition zuwenden. ' Man hat Beziehungen. zur Spasmophilie
angenommen. Man muß äber den Husten der Spasmophilen vom Keuch-
husten unterscheiden. Hier war auch von einem '-symptomatischen
Keuchbusten, nicht die Rede, die Kinder waren nicht spasmophil.: Dem-
zufolge ‚half die specifische Diät nicht. Nimmt man für die ‘Disposition
zu Keuchhusten eine Übererregbarkeit des Hustenreizes an, so erschöpft
‚man die Fragestellung zwar nicht, aber man genügt ihr. Zu der Über- '
erregbarkeit muß noch etwas Besonderes dazukommen, damit der Keuch-
husten auftritt. Dieses Besondere in der beobachteten Epidemie:sieht
N. in der Grippeerkrankung, die Beziehungen zum Husten hat.: Daß `
der Keuchhusten eine specifische, durch einen’ bestimmten Erreger ver-
ursachte Erkrankung: ist, kann man nicht beweisen. Der fehlende
bakteriologische Nachweis macht es unmöglich, Abortivfälle anzunehmen.
In der Praxis soll man jeden Keuchhusten für infektiös halten.. Trotzdem
‚braucht man die Kinder nicht immer zu isolieren, wie die Beobachtungen
der Epidemie lehrten. Man muß annehmen, daß der essentielle Keuch- -
husten — einen. symptomatischen lehnt N. ab — durch verschiedene
| Infekte, die Beziehungen zum Husten überhaupt haben ‚müssen, ent-
stehen kann. EF zer: “Fritz Fleischer.
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A ` die prophylaktische Impfung in Frage. Poan A |
o Eckardt: Im .Kampf -gegen die Bacillen sind noch’ andere
>` Faktoren zu ‚berücksichtigen, wie z.B. die Krankheitsbereitschaft des -
‚Menschen. ‚ Die prophylaktischen Maßnahmen haben Fortschritte ge-
zeitigt. - Die unentgeltliche Abgabe von. Diphtherieserum wäre dankbar
zu begrüßen. Der Verlauf.der Infektionskrankheiten hängt mit davon
‚.ab, wie der Organismus auf den Infekt reagiert, also-von der Disposition.
| -Der Verlauf der. Tuberkulose hängt wesentlich ab von der Konstitution
i . -des Kranken. Vielleicht bestehen Beziehungen zum Wassergehalt des
Körpers, Durch Ernährungstherapie in. den ersten Lebensmonaten. kann
~ man mit Erfolg Krankheitsbereitschaft bekämpfen. Durch Unterweisung.
‚der Ärzte. über. diese Fragen kann ein neuer Weg der Seuchenbekänpfung
eröffnet. werden. ‚Nicht der Bacillus, sondern der Mensch ist als Maß
~ aller Dingė zu ‚nehmen. . ER Fr |
`; Neufeld: Der bakteriologische Nachweis-der Diphtheriebaeillen
kommt für die Behandlung der Krankheit zu spät.. Der Arzt muß, vor-
‚her entscheiden, ob er das Serum anzuwenden hat. Die Wichtigkeit
der bakteriologischen ‚Untersuchung beruht vor allem in dem Nachweis .
-der Baeillen bei Bacillenträgern und der Umgebung des Kranken. Aber
auch da sind wir noch: nicht auf der Höhe. Es gibt Stämme, von
denen man nicht sagen kann, ob sie zur echten Diphtberie gehören.
Es ist anzunehmen, daß die Diphtheriebacillen sich umwandeln können
. ~ ~in harmlosere Saprophyten und da gibt.es ein Übergangsstadium. Bei
Nasendiphtherie kommen. sicher auch echte Diphtheriebacillen vor. Die
Wichtigkeit der” kindlichen Tuberkulose ist zu betonen. Die. Unter-
Scheidung ‘in offene und: geschlossene Tuberkulose ist beizubehalten,
Bei der Tröpfcheninfektion spielen die quantitativen Verhältnisse eine
große Rolle. Die Staubinfektion tritt gegenüber der Tröpfeheninfektion
‘, Zurück, Bei den meisten Erkrankungen, die von der Lunge aus ver-
‚wittelt werden, kommt die Staubinfektion überhaupt richt in Betracht.
u In der Praxis ist das Anzüchten einer Bacillenfurcht eins der wichtigsten
Mittel zur Bekämpfung der Tuberkulose. Die Leute müssen wissen,
. me außerordentlich -gefährlich das Zusammensein der Kinder mit
hustenden Tuberkulösen ist, Eine entsprechende Belehrung feblt in
fast allen Merkblättern. Die Anerkennung der Leistungen der Fürsorge- -
Schwestern ist verdient. Sie sollten auch auf dem Lande wirken. Die
Schwestern werden für die Belehrung der Familien. Gutes leisten. Die
‚Belehrung der Kinder in den Schulen müßte. in größerem Umfang er-
folgen, «Gegen: die einseitige Auffassung. der-Krankheit ist mit Recht
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En mehr gearbeitet‘ hätten. Der Tuberkelbacillennachweis ist von größter. ; | l en E PETE Kies i
Wichtigkeit. Baeillenstreuer sollen nach Möglichkeit ‘unschädlich ge- | Yerhindern- und auch Brustkinder starben. Aber bei den fettreich' er- |
Ë,- „Macht'werden. Die’ Unterscheidung in offene und geschlossene Tuber- | Mährten Kindern gehörten die schweren Formen. der Erkrankung zu JEE i
b; -` kulóse -ist gerechtfertigt.. Zweifelhaft ist es, ob man mit der polizei- | den Ausnahmen: Die köhlehydratreich ernährten Kinder starben in der I AE ie yet
$ lichen Meldepflicht viel erreichen wird. Keinesfalls dürften die Folgen | Pegel. Nur zwei überstanden die Krankheit. Von den’änderen starben > 1 n
= der Meldung Schikanierung mit unnötigen Maßnahmen sein. Besser ist | Dur drei. B S RN IR TEN ET : EE iog
7 Belehrung ünd Besserung der hygienischen Verhältnisse. Man kann. | , . Die Kinder haben alle sehr stark gehustet. Bei einer Reihe von kn. 53
en ‘dadurch aber die Infektion der Angehörigen auch nicht verhindern. . ihnen steigerte sich der Husten zu einem typischen Keüchhusten mit 2) En
| _ Hierfür ist mehr zu erwarten von der Prophylaxe nach Friedmann, | Anfllen, Blauwerden, Wegbleiben, Erbrechen, Zungenbändchengeschwür, ie BE BR
ne ‚Richtig angewendet, schadet sie. niemals und der Allgemeinzustand der. | Hämorrhagien.um die Augen herumi usw. Im ganzen waren neun Kinder En FEN
+ ."skrofulösen Kinder bessert sich vielfach. Auch für Ehegatten kommt | SO erkrankt. Für eine Keuchhustenepidemie oder eine‘ Mischinfektion - I SE
N m, | sprach nichts. Die Kinder übertrugen die Krankheit auch nicht auf © | E
I ER u aen
tom oe Yu:
A Ne
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wien
= | Dortmund. — ~ Ee |
Klinis che Demonstrationsabende .der städtischen Krarikenanstalten;ı -
E = | Februar—März 199... 0. u > n
Rin dfl eise h.demonstriert einen Fall von Syringomyelie mit
>
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Spontanfraktur und Bildung einer Pseudarthrose: = ; _
| 45jähriger Kohlenhauer, früher gesund. Verunglückte vor neun
bis zehn Jahren; ein herunterfallendes Kohlenstück streifte ihn an der
rechten Schulter. Er verspürte keine Schmerzen, arbeitete weiter.
Schmerzlose Anschwellung ‘des Armes.. Arm’ seitdem .etwäs schwach
und ungeschickt. Arbeitet über Tage weiter. Vor fünf Jahren weitere
Verschlechterung der: Gebrauchsfähigkeit des rechten Armes; Wieder- -
auftreten einer schmerzlosen. Anschwellung.. - Vor- zwei Jahren 'zum
.ersten:Male Pseudarthrose :des-rechten Oberarms. festgestellt. Seitdem
-
674
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
fast völlige Gebrauchsunfähigkeit des rechten Armes. Seit längerer
Zeit Unempfindlichkeit gegen Hitzeeinwirkungen am rechten Arm.
Die Untersuchung ergab vollkommene Pseudarthrose unterhalb
des rechten Oberarmkopfes, Aufhebung der Schmerz- und Temperatur-
empfindung im Gebiet des rechten Armes und des ganzen rechten
Schultergürtels auf den Kopf übergreifend.. Berührungsempfindung
erhalten. Atrophie des rechten Deltoideus, Cucullaris, Seratus, etwas
weniger auch im Latissimus und im Pectoralis. Fibrilläre Muskel-
zuckungen in beiden Armen.
Es wird angenommen, daß die Syringomyelie bereits zur Zeit
des Unfalls bestanden hat. Die Pseudarthrose, die erst acht Jahre
später festgestellt wurde, war damals nach dem Röntgenbilde aber
bereits ziemlich alt. Die Fraktur ist ebenfalls durch das relativ unbe-
deutende Trauma infolge abnormer Brüchigkeit des Skeletts zustande
gekommen. Da sie intrakapsulär saß und die völlige Pseudarthrose
sich erst langsam entwickelte, blieb die Funktion lange Zeit auffallend
gut erhalten.
Rindfleisch bespricht die in der Kriegszeit in Dortmund
vorgekommenen Fleckiieberfälle.
Die Krankheit ist in der Zeit von Mai 1915 bis zum November
1918 fünfmal in Dortmund eingeschleppt worden; nur zweimal kam es
zur Übertragung der Krankheit auf eine weitere Person. Im ersten
Falle erkrankte eine Schwester und dann erkrankte ein Schlafgenosse
eines polnischen Arbeiters, der im Bette des Ersterkrankten geschlafen
hatte. Die Erkrankungen verliefen zum großen Teile sehr schwer und
endeten in vier Fällen tödlich. Bei Besprechung der Diagnose wird
hervorgehoben, daß die Weil-Felixsche Reaktion sich gut bewährt hat.
Die Agglutination erreichte in allen Fällen, die darauf untersucht
wurden, einen hohen Titer (i : 1600). Die von Wiener beschriebene
Farbenreaktion des Harns fiel ebenfalls in allen darauf untersuchten
Fällen positiv aus, jedoch war derjFarbenunschlag bei anderen Krank-
heiten mit stark positiver Diazoprobe (Bauchtyphus und schweren
Tuberkulosen) der Fleckfieberreaktion ähnlich. Die von Fränkel
beschriebenen Gefäßveränderungen konnten mehrfach nachgewiesen
werden.
Hansberg stellt einen 71 Jahre alten Kranken vor, bei dem
er im Jahre 1910 die halbseitige Resektion des Larynx wegen Carcinoms
gemacht hatte. Die Schleimhaut des Sinus piriformis und der hin-
teren Wand des Aryknorpels wurde nach der Exstirpation auf die
Wundfläche bis weit nach unten hin aufgelegt und zum Teil vernäht.
Die Heilung erfolgte per primam mit dem Resultat, daß sich ein
Stimm- und Taschenband in der aufgepflanzten Schleimhaut bildeten,
wodurch eine gute Stimme erzielt wurde. Bis Herbst 1918 ist der
Kranke gesund geblieben, dann trat ein Rezidiv an der früher gesunden
Seite ein, weswegen die Tracheotomie gemacht werden mußte. In
Anbetracht des Alters, vor allem des stark reduzierten körperlichen
Zustandes wegen muß von einer Radikaloperation Abstand genommen
werden. In diesem Falle trat erst nach acht Jahren ein Rezidiv ein.
H. verfügt noch über drei andere Fälle, in denen einmal nach fünf,
zweimal nach sechs Jahren das tödliche Rezidiv eintrat.
Engelmann: 1. Über Erfahrungen mit dem Dämmerschlaf.
In der Frauenklinik wurde der Dämmerschlaf in modifizierter Form bei
fast 200 gutbeobachteten Fällen angewandt. E. hat früher auf Grund
gewisser Erfahrungen und Erwägungen die allgemeine Anwendung des
Dämmerschlafes abgelehnt. Neuerdings wendet er den Dämmerschlaf
bei allen Frauen an, die es wünschen, falls keine Gegenanzeichen vor-
liegen. Verschiedene Gründe haben ihn zu dieser Änderung seines
Standpunktes veranlaßt. Einmal die Erfahrungstatsache, daß die Frau
unter den augenblicklichen Verhältnissen nicht mehr die Widerstands-
kraft besitzt wie früher und zweitens die Erwägung, daß auch von
seiten des Arztes alles getan werden müsse, um die Gebärunlust
vieler Frauen zu bekämpfen. Der Dämmerschlaf ist zwar keineswegs
das Idealverfahren, als das er vielfach hingestellt wird. Es sollte viel
mehr auf die unangenehmen Zwischenfälle hingewiesen werden, auf
die man gefaßt sein muß, wenn man ihn anwendet: Hochgradige Auf-
regungszustände, die Hilfeleistungen sehr erschweren, und die An-
wesenheit eines geschulten Personals nötig machen; Versagen der
Bauchpresse in der Austreibungszeit, wodurch öfter als sonst die An-
wendung der Zange notwendig wird, wenn man nicht die Geburt sich
ungebührlich in die Länge ziehen lassen will; asphyxieähnliche Zu-
stände der Kinder, die öfter ein Eingreifen nötig machen und anderes
mehr. Eine Anwendung des Dämmerschlafes im Privathaus wird ab-
gelehnt. Für die Klinik haben wir jedoch zurzeit kein besseres Ver-
fahren der dauernden Schmerzlinderung. Die gute Wirkung des
Dämmerschlafs kommt auch in dem Verhalten der Frauen in den Tagen
nach der Geburt zum Ausdruck. Es kann keinem Zweifel unterliegen,
daß die Wöchnerinnen, und zwar auch die sensibleren Naturen unter
diesen, einen viel frischeren Eindruck machen und sich auch viel
schneller erholen, als man es früher zu sehen gewohnt war.
2. Die Röntgentiefentherapie bei Myomen und gutartigen Bintungen.
In der Frauenklinik werden seit 11/2 Jahren alle Myome und gutartige
Blutungen mittels Tiefentherapie behandelt, und zwar nach der In-
tensivmethode der Erlanger Frauenklinik (Symmetrieapparat). Die Er-
folge sind sehr befriedigend; nur wenige Fälle brauchten operiert zu
werden (6:80). Das Aufhören der Blutungen wurde meist in zwei, in
einzelnen Fällen auch schon in einer Sitzung erreicht. Nur in zweifel-
haften Fällen machte die Probeausschabung den Aufenthalt in der
Klinik notwendig. Das neue Verfahren stellt danach einen außer-
ordentlichen Fortschritt dar, indem auf ungefährlichem Wege und in
kürzester Zeit Heilung und Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit der
Kranken erreicht wird. Ebenso günstig sind die Erfahrungen bei
anderen gutartigen Blutungen, von denen über 60 Fälle bestrahlt
wurden.
Auch über die Bestrahlung inoperabler und operabler Uterus-
carcinome liegt eine nicht unbeträchtliche Zahl von Beobachtungen
(etwa 90 Fälle) vor, die zur Fortsetzung der Versuche ermuntern und
über die an gleicher Stelle später berichtet werden soll.
Fabry: Trichophkytiebehandlung. Bei den oberflächlichen Formen
| genügt Rasierverbot und dreimal pro die Einreibung mit 2- bis 4%higem
Salicylcarbolspiritus. Bei tiefen Formen zur Beseitigung der Infiltrate
neben dem obigen Spiritus abends eine resorbierende Salbe (Schwefel-
salicyl), ferner Aufschläge mit heißen Kamillen oder Ichthyolsalicyl-
lösung. Behandlung besonders hartnäckiger sklerosierter, umschriebener
Infiltrate mit 10- bis 20 %igem Carbolspiritus (nur vom Arzt auszu-
führen !). Galvanokaustische Eröffnung der Infiltrate. Röntgenbestrahlung,
und zwar in einer Sitzung 8X Oberflächenbestrahlung und 15 X Tiefen-
bestrahlung (0,5 Aluminiumfilter). _ Allgemeinbehandlung bei stark
suppurierenden Fällen mit Leukogen, außerdem eine Anzahl mit Tricho-
phytin, über welches ein abschließendes Urteil noch nicht abgegeben
werden kann.
Fabry: Silbersalvarsandermatitis. Aus der Krankengeschichte
ist folgendes als bemerkenswert hervorzuheben: 1. Eine Patientin mit
Lues I und II erhält zehn Silbersalvarsaninjektionen in Dosen von 0,1
bis 0,2, und zwar vom 21. Dezember 1918 bis 20. Januar 1919, also
jeden dritten Tag. Von jeder sonstigen, örtlichen und allgemeinen
antiluetischen Behandlung war Abstand genommen worden. Während
die ersten neun Injektionen ohne ernstere Störungen vertragen wurden,
trat nach der neunten Injektion die Dermatitis auf, 2. Das Exantben,
das mit Sicherheit als sogenanntes Arzneiexanthem’ aufzufassen ist, war
im ersten Stadium urticariell, dann scarlatinös und endlich unter vielen
nässenden Nachschüben squamös, und hat die ganze Körperoberfläche,
einschließlich Kopf- und Gesichtshaut, sowie Volae und Plantae be-
fallen. Gleichzeitig bestand hochgradige Defluvia capillaris sowie Nagel
entzündung, starke Conjunctivitis und Abschuppung der Lippenschleim-
haut. Es handelte sich also um eine hochgradige, universelle, zum
Teil nässende Dermatitis, die Patientin jetzt bereits vier Wochen aus
Bett gefesselt hat und auch noch nicht als abgeklungen zu betrachten
ist. Es ist demnach eine Hautanaphylaxie nach Silbersalvarsan, die
erst nach der zehnten Injektion sich entwickelte, im Gesicht begann
und bald universell wurde. Der Urin war stets frei von Albumen, was
ja bei derartigen Allergiefällen meist nicht der Fall ist. 3. Die Therapie
war eine möglichst indifferente: Kamillenbäder, Puderbehandlung, Bor
salbe im Gesicht und Borwasser gegen die Conjunctivitis. Roborierende
Diät. Bettruhe wegen der allgemeinen Schwäche. 4. Die Wasser-
mannsche Reaktion fiel am 25. Februar —+- aus. Am 8. März 1919
erhielt sie 0,1 Silbersalvarsan, Praep. 102, worauf sie abermals mit
einer universellen Dermatitis, mit Schwellung der Augenlider und der
Mundschleimhaut reagierte (Temperatur abends 39,1 °). Urin frei von
Eiweiß. Wassermann 10. März 1919 +++. Abklingen des ExanthemS
in drei bis fünf Tagen. Mit Rücksicht auf den noch positiven Wasser-
mann und die Silbersalvarsan-Idiosynkrasie wurde nun die Behandlung
mit Novasurol fortgesetzt. Glücklicherweise scheint eine Quecksilber;
anaphylaxie nicht vorzuliegen. Bis jetzt wurden gut vertragen ie
0,2 am 17., 21., 24. und 27. März. E.
——.— —
Göttingen.
Medizinische Gesellschaft, Sitzung am 4. Februar 1919. |
= W. Heubner: Über die experimentelle Pathologie der Reizgas‘
vergiftung. Vortragender berichtet über die Ergebnisse zahlreicher:
eigener Versuche, die von verschiedenen anderen Forschern und von
ihm selbst ausgeführt wurden, um das Wesen der Erkrankung nach
Einatmung von reizenden Gasen und Dämpfen aufzuklären. Er h
die ursprünglich vorherrschende Ansicht, daß eine Schädigung des
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6. Juli. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.: Eh EP: (ee n
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photographische‘ Demonstration . der erzeugten schwersten capillären `- ur Bei Pai
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`- Epithels der Lungenalveolen .die Hauptursache aller Folgeerscheinungen
sei, für unrichtig und lege nach dem Vorgange von Ricker das
- . Hauptgewicht auf. die Veränderung der Circulation, die in den Lungen
durch Reizstoffe in gleicher Weise gesetzt werden, wie an allen mög-
Hyperämie der Magendarmschleimhaut). Auch schon beim Frosch läßt
sich diese Wirkung nachweisen. Dieselbe Capillarvergiftung greift aber .
außerdem im Gebiet des Sklettes.an. Die Knorpeiflächen der Gelenke '
zeigen blaue bis schwärzliche Verfärbung; an den Gelenkenden finden
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lichen anderen Gewebsarten. Sie bestehen bei stärkster Einwirkung ( Be: i
. in rasch eintretender Stase im' gesamten Lungengebiet und damit in | sich Sugillationen; die Epiphysendurchschnitte: zeigen hochgradigste eA o WAE
akutem Stillstand des-Kreislaufs überhaupt, bei schwächerer Einwirkung | Hyperämie (Demonstration). Die histologische Analyse dieser Skelett- ee dient
in „Prästase“, das heißt in verlangsamter Blutströmung, die bei längerer | veränderungen steht noch aus. Ob sie als lokale Wirkung an den a e aii poi
Dauer starke Exsudation, also ausgebreitetes Lungenödem nach sich | Gelenken -oder auf dem Umwege eines chemischen Einflusses der ver- aa
- zieht. Das Interessante an dieser Prästase ist ihr Beharrungsvermögen, | änderten Knochenmarksfunktion therapeutische Bedeutung besitzen, o iien `
= das heißt ihre Fortexistenz lange über die unter Umständen nur äußerst | bleibt noch zu analysieren. Jedenfalls ist aber hier zum erstenmal i ENA
eine Brücke zwischen der experimentell pharmakologischen -Wirkung | et
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kurze Einwirkungsdauer des Giftes hinaus; besonders deutlich wird
dies bei der Einwirkung des Phosgens, das augenblicklich mit Wasser,
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her so geheimnisvollen Giehtwirksamkeit
des Colchieins und seiner bis A
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Tod kann bei wenig niedrigen Dosen durch akute Stase auch ohne
Säuerung eintreten, wie Vortragender an einem Lungenpräparat demon-
'striert; auch Gifte, die überhaupt keine Säure abspalten können, wirken
-in gleicher Weise (z. B. Chlorpikrin). — Vortragender erörtert weiter
die Veränderungen im Gesamtorganismus, die als Folgeerscheinung des
Lungenödems bei-langsamer verlaufenden Vergiftungserscheinungen auf-
treten — erhöhte Gerinnbarkeit des ‘Blutes und Blutdrucksenkung —
und erinnert an die gleichsinnigen ‘Veränderungen bei schweren Ver-
brennungen; er glaubt auch bei der Reizvergiftung die Bildung
E gerinnungsfördernder und. blutdrucksenkender Stoffe in dem Lungen-
gewebe annehmen zu sollen und .berührt damit das Gebiet des Zu-
Sammenhanges zwischen Störungen des’ Gewebsstoffwechsels und der
Gewebscirculation („nutritive Reizung“, neuere Untersuchungen von
Ebbecke und Anderen). Auch. der allgemeine Stoffwechsel wird
=- durch Einatmung von Reizgasen, z. B. Chlorpikrin, gestört, nachhaltiger .
noch durch Thiodiglykolchlorid, dessen Wirkungen äuch den lokalen
Zellstoffwechsel stärker betreffen und allgemein noch wesentlich pro-
trahierteren Charakter besitzen als die der übrigen Reizstoffe. Trotzdem
diese Substanz im Organismus langsamer zerstört wird als’z. B. Phosgen,
lassen sich doch auch hier Wirkungen. weit über den Bereich hinaus
erkennen, innerhalb dessen man die Gegenwart der wirksamen Substanz
annehmen darf. . Vortragender möchte zwischen den typisch reversiblen
und den typisch irreversiblen Giftwirkungen eine besondere Gruppe
‚abgrenzen, die zwar nicht reversibel ist, aber sich auf Funktions-
veränderungen beschränkt, also keinen raschen Gewebstod, herbeiführt;
' ihr Resultat ist nach einmaliger kurzdauernder Einwirkung eine Dauer-
erkrankung, die man als toxische „Pathobiose“ bezeichnen könnte.
~ Löwe und Lipps: Pharmäkologisches. zur Colchicintherapie
der Gicht. . (Vorläufige Mitteilung.) . Tierexperimentelle Studien mit.
neuen, von Windaus- gewonnenen Körpern der Colchicinreihe, die
zum Teil bereits von Löwe und Rüssemeyer angestellt wurden,
‚zeigen, daß die Magendarmwirkung des Colchieins (tödlicher Brech-
‚durchfall beim Säugetier) auch bei einer größeren Anzahl zum Teil
wesentlich einfach gebauter Derivate wiedergefunden wird. Beim. Col-
‚ehiein. und allen wirksamen Derivaten erwies sich die bisher nur nach
der negativen Seite geklärte Magendarmwirkung bei der pathologisch-
‚anatomischen und histologischen Analyse als Capillarvergiftung (mikro-
doppelt so häufig nachzuweisen als bei Kindern von Müttern ohne
Phänomen. Untersuchung derselben 162 Schulkinder: im Juli und im
Februar ergab sich bei 84% keine Veränderung; bei den übrigen:
‚häufiger ein Schwächerwerden oder Verschwinden im Februar. Zum’
gleichen Ergebnis und zu ähnlichen Zahlenverhältnissen bezüglich der:
. Häufigkeit kam Frau Dr. Czastka an der Deutschen Lehrerinnen-
bildungsanstalt. Dagegen fand Baß in New York für das Schulalter `
nur 29%. Ein solcher Unterschied fordert zu gleichartigen, Unter-
suchungen in Landschulen und bei verschiedenen Rassen auf. Sthee-
man will bei Vorhandensein des Phänomens geringeren Kalkgebhalt
| des Blutes gefunden haben. Aber das von ihm verwendete Wrightsche .
Verfahren ist ganz unverläßlich; deshalb sind gewichtsanalytische Kalk-.
bestimmungen begonnen worden. Graphische Aufnahme des Phänomens:
Die galvanische Erregbarkeit vom Stamm und vom Chvostek'schen
Punkt aus gehen der mechanischen Erregbarkeit nicht parallel. Da-
gegen: ist durch Untersuchung bei über 1000 Fällen ein Gleichgehen
der Erregbarkeit vom Chvostekschen Punkt aus und der mechanischen: .
Erregbarkeit des. Pectoralis recht wahrscheinlich. Pulays Angabe,
daß das Phänomen durch Erkrankungen des Rachens bedingt werde,
‘konnte in 83 Fällen nicht bestätigt werden. Zum Schluß wendet sich
R. gegen Kleinschmidt, der 100 Kinder mit Facialisphänomen
seiner Privätpraxis untersuchte und bei fünf nach anamnestischer Angabe
.Erscbeinungen der Spasmophilie, bei einem Idiotie mit Krämpfen fand...
„Keines der übrigen Kinder konnte im strengsten Sinn des: Wortes als
gesund bezeichnet werden.“ Daraus zieht Kleinschmidt den
Schluß, das Phänomen zeige „eine angeborene funktionelle Minder-
wertigkeit des Nervensystems an“. Diese Folgerung ist noch nicht.
berechtigt, denn Kleinschmidt hat den Fehler begangen, nicht
auch 100 Kinder. ohne Facialisphänomen in der gleichen Weise nach-
zuforschen. R. hat dies an Fällen der Sprechstundenpraxis versucht,
wobei aber selbstverständlich — da die Anamnese’ ohne Rücksicht auf
diese Frage aufgenommen worden war — Angaben über ein „neuro-
pathisches“ Verhalten der- Kinder in früherer Lebenszeit, der Sicher-
stellung entgingen.' Trotz alledem fand R. auch unter Kindern ohne
Facialisphänomen ebensohäufig „neuropathische* Erscheinungen. Die:
Entscheidung können nur Familienärzte durch gleichmäßige. Unter-
‚suchung der Kinder mit und ohne Phänomen bringen.
Rundschau.
~ >. Hygiene und Küche.
Ein"Beitrag zur Konservierungsfrage
| Von
' ‚Dr. Emil Reiß, Frankfurt: a. M.
| Der Weltkrieg hat uns kein einziges neues Nahrungsmittel ge-
bracht. Während in der Chemie, Physik, Technik usw. hervorragende,
zum. Teil bahnbrechende ‚Neuerungen dem Krieg zu danken sind, ist
auf dem Gebiet der Nahrungsmittelerzeugung keinerlei bedeutungsvolle
„Entdeckung zustande gekommen, so sehr man auch nach ihr gesucht
hat, und so sehr man sie nötig gehabt hätte. Wohl hat man gelernt,
aus Nahrungsmitteln. (Zucker, Milch, Vanille usw.) Sprengstoffe oder .
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andere Heeresbedürfnisse zu gewinnen, aber der umgekehrte Versuch,
etwa aus den Nitriten zu- Nahrungsmitteln zu. gelangen, ist nicht ge-
glückt. Die in den ersten Kriegsjahren mit soviel Reklame in die Welt
gesetzte Kunsthefe ist erstens nichts absolut Neues; denn in geringer -
Menge wurde Hefe schon früher bei der Herstellung von Nahrungs-
und Genußmitteln (Bier, Brot usw.) benutzt. Und zweitens hat. sich
die Kunsthefe als wirkliches Nahrungsmittel, das in größeren Mengen
dauernd genossen werden könnte, nicht bewährt. ‘Die zahlreichen Ge-
müse und Kräuter, die man während des Krieges als Nahrung heran-
gezogen hat, sind keineswegs .neuentdeckte, sondern nur aus früheren
Zeiten wieder auferweckte Nahrungsmittel. Es haben also weder die
technischen Wissenschaften vermocht, neue Nahrungsmittel herzustellen;
noch ist es gelungen, irgendein von der Natur dargebotenes Kräutlein
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als auch -bei der Berührung mit feuchtem Gewebe zerstört wird und | geschlagen.’
dabei die indifferenten Spaltprodukte HCl (beziehungsweise NaCl) und | T “ En
CO2 (beziehungsweise HNaCO2) liefert. Vortragender hält es jedoch- P ; re SE
ganz allgemein für eine Besonderheit der „Reizwirkung“, daß der | " rage o o | Een a
- Wirkungserfolg besonders am Capillarkreislauf die Gegenwart des - . Verein deutscher Ärzte. Sitzung vom 14. Februar 1919. k an A al ir
' Giftes wesentlich überdauert; damit hängt es auch zusammen, daß der | . W. Raudnitz berichtet über Untersuchung des Facialise- + Bl j l
Wirkungsgrad der Reizgase nicht durch ihre Konzentration, sondern |. phänomens, welche G lej'zor vorgenommen hat. 2580 Kinder: 0 bis .. D a e
durch ihre Gesamtmenge bedingt wird. Höchste Konzentration von |-i Jahr bei 8%, 1 bis 5 Jahre bei 26%, 6 bis 15 Jahre bei 58%. — . |; en
Phosgen und verwandten Stoffen können bei der Einatmung infolge ‘| 300 Sinnesgestörte: bei Taubstummen seltener als bei Blinden. Ver- , — .." lail:
' Bildung größerer Salzsäuremengen eine Säuerung des Lungengewebes | gleich des Phänomeüs bei annäherad 1300 Müttern und ihren Kindern; ET
“hervorrufen, was aber nur eine akzidentelle Erscheinung ist; plötzlicher | zeigen die Mütter das Phänomen, so ist es bei ihren Kindern: beiläufig. i ie Ä
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. verpflanzt.
676.
oder Tier aufzufinden, das nicht schon in früheren Zeiten zu Nahrungs-
zwecken gedient hätte,
Diese Tatsache ist interessant, aber nicht wunderbar. Die erste
Notwendigkeit des täglichen Lebens ist Essen. Alles andere ist Luxus.
Daher kommt es, daß der Mensch schon in den primitivsten Zeiten
eine gewisse. Technik in der Auffindung und Zubereitung der Nahrung
sich angeeignet hat. In den vielen tausend Jahren, die der Mensch
auf Erden weilt, hat er alle Tiere und Pflanzen des Landes, des Wassers
und der Luft, ja sogar die Gesteine der Erde aufs genaueste daraufhin
durchgemustert, ob sie ihm zur Nahrung dienen können. Seine Findig-
keit hat nichts übersehen und seine Erfindungsgabe hat jede bisher
mögliche Art der Zubereitung erprobt. Man vergegenwärtige sich nur
einmal die Summe menschlichen Witzes, die bis zu der Erkenntnis ge-
braucht wurde, daß der Wurzelsproß eines beerentragenden Strauch-
gewächses, den wir Spargel nennen, ohne Schaden eßbar ist. Man
versteht dann leichter, daß im Laufe des ganzen menschlichen Erden-
daseins nichts Genießbares unentdeckt geblieben ist, und daß während
der jetzigen paar Jahre der Kriegsnot nichts mehr zu finden übrig war.
Man sollte daher meinen, daß die Küche alles getan habe, um
wenigstens durch Anwendung der modernsten und raffiniertesten che-
mischen, physikalischen und technischen Hilfsmittel die vorhandenen
Nahrungsmittel aufs vollkommenste auszunutzen und in zweckmäßigster
Weise zu verarbeiten. -Davon ist die Küche jedoch weit entfernt.
Hygiene und Küche, oder Küche und Fortschritt sind leider noch
immer diametrale Gegensätze. Die Einrichtungen und Handleistungen
in der Durchschnittsküche befinden sich in patriarchalischem Zustand.
Ein Forscher der Ethnologie oder Urgeschichte würde reiche Funde
machen, wenn er sich in die Geheimnisse der Küche vertiefen wollte.
Zum Teil mag diese Rückständigkeit daher kommen, daß die Köchin,
sofern sie nicht die Hausfrau selbst ist, gewöhnlich vom Lande stammt
und die traditionellen Gebräuche der Bauern in die Stadtküche
Von modernen Einrichtungen findet man in der Durchschnitts-
küche nichts. Der „Wasserstein“ ist sicherlich ein Überbleibsel aus
der Steinzeit. Noch nicht einmal für laufendes warmes Wasser ist im
allgemeinen gesorgt. Nur in ganz großen Küchenanlagen (Restaurants,
Krankenanstalten usw.) und in einigen wenigen ganz modernen Privat-
häusern findet man zweckmäßige Spül- und Ablaufvorrichtungen. Im
übrigen fehlen die allereinfachsten Apparate, die in jedem kleinsten
chemischen Laboratorium vorhanden sind, z. B. ein Filtrierstutzen,
meist sogar das Filtrierpapier, eine Zentrifuge, eine Schüttelvorrich-
tung, eine Saugpumpe. An kompliziertere Apparate, z. B. zu Destillier-
zwecken, ist nicht zu denken. Mit den primitivsten Mitteln, unter er-
heblichem Zeitverlust und meist auf Kosten der Sauberkeit, suchen die
Köchinnen diese Einrichtungen zu ersetzen, deren sie sehr häufig be-
dürfen.
Nur ein moderner und sehr zweckmäßiger Apparat ist in jeder
Küche vorhanden, nämlich ein Trocken-Sterilisationsschrank, wie er
besser gar nicht gedacht werden kann. Aber die Köchinnen wissen
nichts von seiner Existenz und benutzen ihn daher auch nicht zu
Sterilisationszwecken. Dieser geheimnisvolle Sterilisierapparat ist näm-
lich der Bratofen. Alle möglichen mechanischen und chemischen Mittel
werden in der Küche empfohlen und angewandt, um Gläser und
Flaschen für Einmachzwecke zu reinigen, aber niemand denkt an das
einfache und wirksame Mittel der Hitzesterilisation im Bratofen. Wir
werden später sehen, .mit wie großem Vorteil sich diese Einrichtung
bei der Konservierung von Nahrungsmitteln benutzen läßt.
Gehen wir nun gar zu den Gewohnheiten der Köchinnen über,
so gewinnen wir den Eindruck, daß so etwas wie Hygiene noch nie-
mals existiert hat. Bekanntlich sind die Milchhändler zur Einhaltung
strenger Verordnungen in bezug auf Reinigung und Art der Stand-
und Transportgefäße verpflichtet. Letztere müssen mit Deckel ver-
sehen sein. In gut eingerichteten Milchkuranstalten ist ein ge-
sehlossenes System von Apparaten vorhanden, durch welches die
Milch hindurchläuft, abgekühlt und in Flaschen eingeschlossen wird,
sodaß sie nach Möglichkeit vor dem Eindringen von Keimen aus der
umgebenden Luft geschützt ist. Sobald aber die Milch in die Küche
kommt, wird sie in einen offenen Topf gefüllt und an freier Luft
stehengelassen. Der Milchtopf hat nämlich, im Gegensatz zu allen
anderen Töpfen, absichtlich keinen Deckel, und so steht die bisher
sorgfältig unter Luftabschluß aufbewahrte Milch frei da, als schönster
Nährboden für alle aus der Luft herabfallenden Bakterien und zum Er-
götzen von Fliegen, Käfern, Bienen und eventuell anderen Haustieren.
Unter dieser Behandlung wird die Milch natürlich schnell sauer. In
gewöhnlichen Zeiten wird sie dann einfach weggegossen.. Noch nicht
einmal die Verwendung dieser kostbaren tierischen Flüssigkeit zur Her-
stellung von Quark oder anderem Käse ist im Durchschnitt der Stadt-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
köchin bekannt. Während in der Großindustrie verschiedenartige
Methoden angewandt werden, um die gesamten Stoffe der Milch zweck-
. mäßig zu verwerten, hat die Chemie auf die Küche noch keinerlei
Einfluß ausgeübt, sei es zur Konservierung der Gesamtmilch, sei es zur
Abtrennung ihrer Hauptbestandteile, etwa des Eiweißes, z. B. durch
Alkoholfällung.
Das Versagen der Küchentechnik trat am deutlichsten während
des Weltkrieges zutage, als in Deutschland die Konservierung
der Nahrungsmittel im großen Maßstab ausgeführt wurde.
Niemals wird es sich errechnen lassen, welche Mengen von Nahrungs-
"mitteln durch die Unkenntnis der Köchinnen und Hausfrauen während
der Kriegsjahre zugrunde gegangen sind. Früher wurden in den
Haushaltungen hauptsächlich Gelees und Mus hergestellt, und
zwar vorwiegend von solchen Früchten, die von Natur aus_ eine be-
sondere Dauerhaftigkeit besitzen, wie Zwetschen, Johannisbeeren,
Stachelbeeren ‘usw. An feinere Früchte, wie Erdbeeren, Kirschen,
Pfirsiche und dergleichen, hat sich die Hausfrau früher nur selten
herangewagt. Die Methode war einfach. Die Früchte wurden unter
Zuckerzusatz mehr oder weniger lang gekocht und das eingedickte,
. dunkelfarbige Produkt in Gläser gefüllt, die, wenn es hoch kam, vorher
mit Säuren, Schwefel oder heißem Wasser gereinigt waren. Als Ver-
schluß diente das übliche Pergamentpapier. Ehe dieses aber aufgelegt
wurde, ließ man den Gelee oder Mus an der offenen Luft erkalten.
Damit wurde der Zweck des Abkochens natürlich wieder illusorisch,
da allerhand Keime aus der Luft eindringen konnten. Wieviel außer-
dem noch der in das Glas eingeführte Daumen der Köchin geleistet
hat, sei nur zart angedeutet. Jede Hausfrau weiß, wie häufig in diesen
Geleetöpfen nachträglich Schimmel auftrat.
| Nun kam vor einigen Jahren als: große Neuerung das sogenannte
Weckverfahren auf. Es ist im Prinzip nichts anderes als der
Versuch, die Regeln der Antisepsis und Asepsis den Gewohnheiten
des Küchenpersonals anzupassen. Das Verfahren verhindert eine nach-
trägliche Infektion der durch Hitze sterilisierten Konserven. Durch
eine besondere Federvorrichtung schließen sich nämlich die in einem
großen Sterilisiertopf aufgestellten Rinmachgläser bei der Abkühlung
von selbst. Beim Herausnehmen der mit Konserven gefüllten Gläser
aus dem Sterilisiertopf kann der Inhalt also nicht mehr mit der Luft
oder gar mit unsauberen Geräten, Fingern usw. in Berührung kommen.
Auch der Verschluß (auf den Glasrand aufgepaßter Deckel mit einer
Zwischenlage von Gummi) ist so gewählt, daß er nicht leicht lädiert
werden kann. Damit war den Haushaltungen eine RKonservierungs-
methode gegeben, die trotz völligen Mangels an hygienischen Kennt-
nissen Erfolg versprach. Und nun wurde in allen Haushaltungen
„geweckt“, was irgend erreichbar war, nicht nur Gelee, sondern auch
Marmelade, Früchte der verschiedensten Art, Gemüse und sogar Fleisch.
Der Erfolg entsprach dennoch nur zum Teil den großen Hoffnungen,
die man darauf gesetzt hatte, und zwar aus Gründen, über die noch
zu reden sein wird. E
Das ganze Weckverfahren und die ihm nachgebildeten Methoden —
so geeignet sie auch für die große Masse der Ungebildeten und Un-
belehrbaren sind — ist entbehrlich für Jeden, der die Gesetze der
Asepsis anzuwenden versteht. Wir brauchen nur die Methoden, di®
uns vom bakteriologischen Arbeiten her bekannt sind, auf die Binmach-
kunst zu übertragen, um den bei der häuslichen Konservierung größt-
möglichen Erfolg zu erzielen,
Das hygienische Verfahren der Konservierung:
Dem entspricht das folgende Verfahren, das sich mir bei Ver-
suchen in der eigenen Küche bestens bewährt hat. Zunächst tritt der
Bratofen als Trockensterilisierschrank in seine Rechte. Der Boden des
Bratofens wird mit Holzscheiten ausgelegt. Die vorher gut gespülten
Einmachgläser, -töpfe, -flaschen usw., sowie das ganze für die Umfüllung
erforderliche Instrumentarium (Trichter, Löffel, eventuell Passiertuch,
Filtrierpapier) werden Stück für Stück in haltbares Papier eingewickelt
(am besten Filtrierpapier, doch genügt auch‘ Zeitungspapier) UN
auf die Holzscheite in den kalten Bratofen gelegt. Dann erst
wird Feuer gemacht. Bei kräftigem Herdfeuer kann man, Wi
mir entsprechende Messungen zeigten, im Bratofen leicht Tempe
raturen von 170°, 200° und mehr erzeugen. Doch ist es besser, das
Feuer etwas gelinder zu halten — etwa auf 110 bis 120° im Bratofen ~
was man daran erkennt, daß die Papiere, in welche die Gefäße em-
gewickelt sind, nur bis zur leichten Gelb- oder Braunfärbung angesengt
werden. Im Laufe meiner Untersuchungen konnte ich mich davon
überzeugen, daß diese Sterilisation der Gefäße eine völlig genügen
ist, Auf dem Herd werden inzwischen die zu konservierenden Ericht
und dergleichen nach den üblichen Vorschriften im Topf erhitzt. I
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eine sterile- Flasche mit Ventilverschluß (Glasaufsatz ‚wie auf Titrier-
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= vorher am besten durch Auskochen in einer 2%igen Salicylsäurelösung
in den ‚meisten ‚Fällen vollständig. zum Ziele, das heißt zur Gewinnung
kann — und. das ist bei der heutigen Minderwertigkeit von Gummi,
‚stanzen zur Verfügung, die schon in kleinen Mengen: das Wuchern
. Sogar zeitweise mit gesetzlichen Einschränkungen belegt waren, wagt
‚auch bei langdauerndem Genusse völlig gefahrlos sind und doch zur
freier Herstellung in den’ Handel gebracht, daß man ihre Anwendung
Tabletten verbreitet worden, haben aber noch nicht die Aligemeine Ver-
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EA 1919 — MEDIZINISCHE ELINIE — Nr. 27. em er
wendung gefunden, die sie , verdienen. Gewöhnlich genügt eine Tablette En
‚für einen Liter der Konservenmasse, sodaß bei dem geringen. Preis der en aE
das beendet, so läßt man das Herdfeuer ausgehen und schließt
den Topf. : Wenn die Konservenmasse ebenso wie das Herdfeuer
‘einigermaßen abgekühlt ist, nimmt man die Gefäße und Utensilien aus
dem Bratofen heraus, wickelt ‘jedes einzelne erst kurz vor dem Ge-
brauch aus, obne bei dieser und den folgenden Prozeduren mit dem’
Finger oder sonstigen unsterilen Gegenständen in die. Nähe der Gefäß-
öffnung zu gelangen, und füllt die fertiggestellte Masse, Gelee, Mar-
melade, Saft, Kompot usw. ein. Hat man Gläser mit: ‚gutschließendem
Deckel (der. natürlich mitsterilisiert wurde); so ist das um so besser.
Andernfalls nimmt man 'sterilisiertes Pergamentpapier. oder sogenanntes.
Salicylpapier, doch*muß man bei dem Anbinden desselben schon ganz.
besonders vorsichtig sein, soll die nachträgliche Infektion der Konserven
verhindert werden. ‚Sicherer ist es dann schon, man läßt nach Füllung”
und Schließung nochmals einige Zeit .bestimmte 'Hitzegrade - ‘einwirken.
Dauer und Grad der anzuwenderden Wärme. wechseln erfahrungsgemäß
je nach der verwendeten Substanz und dem gewünschten Endprodukt. -
Darüber findet man alles Nötige in den‘ Koch- und Konservierungs-
büchern. Besonders zweckmäßig , ist‘ das Verfahren z. B. bei der Be-
reitung von’ Fruchtsaft. Wir wissen, daß an der Oberfläche der Früchte.
eine große Masse ` von Keimen ‚jeder Art, Bakterien, Hefe, Schimmel-
pilze usw. sitzen, Das- Vorhandensein der Hefe wurde bisher bei der.
Bereitung von -Fruchtsäften: benutzt, ‚um durch einfaches Stehenlassen
eine Gärung herbeizufübren. Natürlich ist das 'ein. sehr-schmutziges.
(und auch langwieriges) Verfahren, denn außer der. Hefe vermehren
sich noch ungezählte andere Keime. - Viel, 'zweckmäßiger ist es, zu-
nächst durch gründliches Kochen sämtliche Mikroorganismen abzutöten.
. Bebandelt man. den abgepreßten Saft weiterhin_ unter, aseptischen-
Kautelen, wie oben‘ beschrieben, so gewinnt man einen ausgezeichneten
unvergorenen: baltbaren Fruchtsaft; der ein viel stärkeres und reineres:
Aroma besitzt als der vergorene, eine Tatsache, die den meisten Haus-
_ frauen nicht bekannt zu. sein scheint. Will man aber vergorenen Saft
- haben, so setzt man pach dem Sterilisieren. reine Hefe zu, füllt in
: Tabletten die Ausgabe keine Rolle spielt.
man sich darauf verlassen, daß die aus’ Früchten und den meisten Ge-
scbmeckendes Produkt abgeben.
‚Bedeutend schwieriger liegt die Sache _ beim Fleisch. Die
Beeinträchtigung des Geschmacks: zu erhalten, ist das Gefrieren-
= assen, Hierzu sind umfangreiche maschinelle Anlagen, große Kühl-
ıäume usw. erforderlich. Das Verfahren wird bekanntlich in. Groß-
städten . und anderen großen Organisationen . in: "ausgiebigem _ Maße
benutzt, auch Schiffe. verproviantieren ` sich auf diese Weise, '
‘weniger. sicher ist die Erhitzung des Fleisches. Die Hitze muß
‘mindestens 145 ° betragen, wenn auch im Innern. des Fleisches .befind-
“liche Mikroorganismen mit ‘Sicherheit getötet werden sollen. Die Hitze-
'konserven herangezogen und erfordert ebenfalls besondere Einrichtungen: -
Gefrierenlassen, kommen also für die Hausfrau nicht in’ Frage. Will .
chemischen. Zusätze angewiesen. . Die Salieylsäure- ‚und ganz. besonders .
die Benzoesäure sind hierfür zu. empfehlen. Selbstverständlich müssen -
und. das Fleisch außerdem einer starken Erhitzung:. ausgesetzt werden.
- scheinlich infolge der höheren Temperatur des Bratofens. Fleisch, das
. servierung unverwendbar. Aber auch das nach allen Regeln der Kunst
aufbewahrte Fleisch verdirbt‘ nach mehr oder’ weniger. langer Zeit.
-Gewisse Fleischsorten kann man ein halbes Jahr, andere ein ganzes, ”
. nur: wenige ausnahmsweise zwei Jahre mit. den häuslichen Methoden :
flaschen usw.) über, Jäßt nach Wunsch kürzere’ oder längere Zeit ver-
frisch erhalten. Bei längerem Konservieren-wird das Fleisch weich,
gären und erhitzt dann: nochmals, wobei der die Flasche jetzt ver-
- Schließepde Korkstopfen ` 'mit Draht. oder ähnlich befestigt sein muß,
‚Zum Schluß. wird. der feuchte Stopfen ‚bis. zum Rande eingetrieben,
` getrocknet und versiegelt. Oder man kann auch die Flaschen vorläufig -
während des ; Erhitzens mit sterilen Wattebäuschen verschließen und
‚diese dann ! durch; :Korkstopfen ersetzen. Die Korkstopfen werden
Zustand ist es ungenießbar. Enorme- Vorräte von.Fleisch sind durch .
diese Erscheinungen während des Weltkrieges verlorengegangen. Inter-‘.
.essanterweise wird ähnliches schon aus dem belagerten Paris im 70 er
Kriege, berichtet. Woher kommt dies alles? In allen. Kochbüchern .
- wird die Erscheinung zugestanden; auch in chemischen ‚Abhandlungen
über Konservierung ausdrücklich hervorgehoben, aber nirgends erklärt.
Mikroorganismen können die Schuld nicht tragen, denn diese sind bei
sterilisiert: Bei. Einhaltung dieser: Prinzipien der. Asepsis gelangt man
‘regelrechtem Vorgehen zerstört. .Es handelt sich vielmehr um. die. den
‚eines auf lange Zeit hinaus’ baltbaren Produkts pflanzlicher Herkunft.
Ä ‚Immerhin treten trotz dieser Maßnahmen zuweilen, und zwar.be-.
sonders bei gewissen ‚empfindlicheren Früchten und. namentlich bei.
-Gemüsen, nachträglich Zersetzungen auf, die ihren Grund .darin haben,
daß entweder Keime bzw. Fermente in den inneren Pflanzenteilen nicht
völlig abgetötet- wurden -oder die Verschlußvorrichtungen nicht ein-
wandfrei sind. Um das zu verhindern, sollen in erster Linie nur ganz
frische tadellose Grundsubstanzen Verwendung finden: Eine einzige
faule oder ‚wurmige Frucht kann den ganzen übrigen Inhalt verderben.
Außerdem aber ist es zweckmäßig, in allen den Fällen, in ‚welchen man
nicht ganz. sicher für die Zuverlässigkeit des Verschlusses garantieren
‚nicht von Kleinlebewesen abhängig, sondern :von -Fermenten der Zelle,
und zwar speziell der tierischen, vielleicht auch mancher Pflanzenzellen.
Die gewöhnlichen Erhitzungstemperaturen, ebenso die üblichen anti:
|. septischen. Zusätze, wie Chloroform, Toluol, vermögen -nicht diese’ Fer-
mente zu zerstören.. Hierzu. sind vielmehr sehr starke ‚Hitzegrade oder
‘sehr ‚starke Konzentrationen von. Giften erforderlich. Die Autölyse
bleibt gehemmt, solange das Fleisch gefroren. ist, tritt jedoch nach dem
Auftauen um so schneller ein, sodaß sie durch ‚häufiges Gefrierenlassen
und Wiederauftauen beschleunigt wird. Ist die Autolyse einmal im
Gange, so ist es besonders schwer, sie aufzuhalten. Aus allem ergibt
sich, daß nur ganz frisch geschlachtetes Fleisch zur Konservierung
geeignet ist und daß auch dieses nur bei vorsichtiger Behandlung eine
gewisse Zeit hindurch genießbar bleibt. Fleisch für viele Jahre
haltbar zu machen, gelingt nur der fabrikmäßigen Büchsensterilisation,
im Haushalt nur den alten Methoden des Räucherns, Einsalzens usw.
-Wir sehen also, daß das Geheimnis der häuslichen Konservierung,
: soweit eine solche überhaupt möglich ist, in der Reinlichkeit besteht.
Diese läßt in der Durchschnittsküche. viel zu wünschen übrig. Die
Grundlagen und Einzelheiten der Händedesinfektion einer Köchin bei-.
_ zubringen, dürfte in den meisten Fällen mißlingen.. Es ist sehr be-
(dauerlich, daß durch diese Umstände große Mengen yon Nahrungs-
mitteln. während des Krieges zugrunde gegangen sind und noch täg-
lich zugrunde. gehen. Reinlichkeit. in der Küche. ist Sparsamkeit.
- Wir. haben allen Anlaß, uns auch für ‘die Zukunft großer Sparsamkeit
im Lebensmittelverbrauch. zu ‚befleißigen. Auch wenn endlich einmal.
Nahrungsmittel aus dem Ausland in größeren Mengen eintreffen, und
der freie Handel wieder möglich ist, wird es noch lange Zeit recht
‘knapp hergehen. Wir müssen dabei folgende grundlegenden Tatsachen
berücksichtigen. Die Nahrungsmittelproduktion der ganzen Welt
-riehtef sich nach dem tatsächlichen Verbrauch der Gesamtheit, -
nicht etwa nach dem gesundheitsgemäßen Bedarf des einzelnen oder
einzelner Völker „ewangeproduktiönen, wie sie die Zeit des Welt-
Papier, Bindfaden usw. meistens der Fall —, die Asepsis mit der Anti-
sepsis zu verbinden. Hier treten also die sogenannten Konservierungs-
mittel in ihre Rechte. Eines der: besten verwendet man herkömmlicher-
weise allgemein, eg ist der Zucker, der in genügender Konzentration
ein ausgezeichnetes Konservierungsmittel ist, Vielleicht ist sein Fehlen
bzw. seine geringere Konzentration eine. der Ursachen für die schlechtere
Haltbarkeit mancher Gemüse (Spargel, Erbsen usw.). -Außerdem stellt
die’ Industrie und Nabrungsmittelchemie eine ganze Auswahl, von Sub-.
schädlicher Keime sowie fermentative Prozesse aufhalten. Da aber
-unter ‚diesen Mitteln einige als gesundheitsschädlich 'verschrien, einige
Sich das große Publikum nicht gern an diese Zusätze heran. Mit Un-
recht!- Man’ kennt jetzt mehrere Stoffe, die in entsprechenden Mengen
Konservierung genügen. Das sind in der Hauptsache die Salicylsäure
(entgegen älteren Anschauungen), ferner die Zimtsäure und die Benzoe-
Säure bzw. deren. Salze.. Namentlich die letztere wird heute von ver-
schiedenen- Fabriken in so bequemer Form (Tabletten) und einwand-
nicht versäumen sollte.. Unter den verschiedensten Namen sind diese
.“ - Wenn man in der beschriebenen sauberen Weise vorgeht: und d S
Sicherheit, halber noch den Zusatz von Benzoesäure -maçht, so kann -
müsen hergestellten Konserven ein mehrere” Jahre‘ haltbarda, u sa
einzige ‘sichere Methode, Fleisch unbegrenzte Zeit obne "wesentliche = o
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-sterilisation wird besonders zur fabrikmäßigen Herstellung von Büchsen- .
' Diese beiden Methoden, die Anwendung extremer Hitzegrade und das.
. man ‘durchaus im Kleinen: Fleisch konservieren, so ist man ‚auf. die E | |
die oben skizzierten Reinlichkeitsmaßnahmen auf strengste eingehalten
Gebratenes Fleisch- schein. sich länger zu halten als gekochtes, wahr- '
bereits. einige Tage gelegen hat, auch Gefrierfleisch, ist für die Kon- nu
zerfällt und löst sich schließlich zum Teil-in der Brühe auf. - In diesem |
Physiologen schon lang "bekannte: Erscheinung der Autolyse. Diese ist,
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krieges gebracht hat, können kurzdauernde Ausnahmen dieser Regel
darstellen.) Mit einer erstaunlichen Schnelligkeit reguliert sich in nor-
malen Zeiten Angebot und Nachfrage, Erzeugung und Absatz auf dem
Lebensmittelmarkt der Welt. Die Nahrungsmittel wandern, wie jede
andere Ware, stets dahin, wo sie am besten bezahlt werden. Die Ver-
hältnisse, die im kleinen innerhalb eines Volkes bestehen, wiederholen
sich in den Wechselbeziehungen sämtlicher Nationen der Erde. Die
armen und auf geringem Kulturniveau stehenden Völker müssen hun-
gern, damit die reichen Nationen in Üppigkeit leben können. Das war
schon so im alten Römerreiche, wo die ganze damals bekannte Welt
ihre ausgewählten Produkte den Gelüsten einer einzigen Stadt zur
Verfügung stellte. In dem Zeitraum der Hochkultur, der dem Welt-
krieg voranging, waren es ein paar Länder Central- und Westeuropas,
sowie ein kleiner Teil von Nordamerika, die ihre Gesetze dem Lebens-
mittelmarkt der ganzen Welt diktierten. Wechselt der Reichtum, so
wechselt die Lebenshaltung ganzer Völker, und im Laufe der Jahr-
hunderte wandern Luxuskonsumtion und Hungersnot von Volk zu Volk.
Für unser ausgesogenes und plötzlich verarmtes Land lautet die
Nutzanwendung aus all diesen Tatsachen: Arbeiten und Sparen. Un-
sere Lebenshaltung wird ganz von selbst einfacher werden. Aber wir
müssen darauf halten, daß die Ernährung wieder eine genügende, ab-
wechslungsreiche und wohlschmeckende wird. Im großen muß das
die deutsche Landwirtschaft erreichen, indem sie für den Hauptteil des
Nahrungsquantums allein aufkommt und verhindert, daß wir erheb-
liche Mengen wichtiger Nahrungsmittel zu unverhältnismäßig hohen
Preisen aus dem Ausland beziehen müssen. Umgekehrt aber muß
durch andere Produktionszweige so viel Geld beziehungsweise sonstige
Ausfuhrware geliefert werden, daß gewisse Ergänzungsmittel der Kost
sowie die Differenz zwischen inländischer Produktion und Nahrungs-
bedarf eingeführt werden können. Im kleinen vermag die Küche
gar manche Besserung herbeizuführen. Es wurde oben gezeigt, wie
durch eine verbesserte Einmachkunst kostbares Material gespart und
ein jederzeit verwendbarer Vorrat von Konserven angelegt werden
kann, der dem täglichen Speisezettel einige Abwechslung verleiht.
Auch für die sonstigen Zwecke sollten die Einrichtungen der
Küche dem heutigen Stand der Technik etwas entsprechender ausge-
staltet werden, damit Arbeit, Zeit und Nahrungsmittel vollkommener
ausgenutzt werden können. Eine wirkliche Lösung der Ernährungs-
frage kann aber nur die Chemie bringen, wenn es einmal gelingen
sollte, aus den einfachsten Bausteinen die hochmolekularen Eiweiß-
stoffe in genießbarer Form synthetisch herzustellen. Dann wird es
wohl wesentlich leichter sein, auch arme Völker und Volksklassen in
ausreichender Weise zu ernähren.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Das Heim für congenital syphilitische Kinder
inFriedrichshagen-Berlin. Sein zehnjähriges Bestehen feierte
am 29. Juni eins der segensreichsten Werke der praktischen Menschen-
liebe, das Pflegeheim für erblich kranke Kinder in Friedrichshagen bei
Berlin. Hier wird während ihrer ersten vier Lebensjahre eine Anzahl
congenital syphilitischer Kinder gepflegt und behandelt. Da die Syphilis
der Säuglinge im allgemeinen eine heilbare Krankheit ist, wenn nur
die nötige Behandlung in sachverständiger Weise und namentlich lange
genug angewandt wird, enthält dieses Heim lauter Kinder, denen von
ihrer Krankheit nichts anzusehen ist. All die schrecklichen Formen
der congenitalen Syphilis sucht man hier vergebens. Keine verblöde-
ten Kinder, keine Tauben und Blinden, überall schöne, breite Schneide-
zähne im Mund: die Hutehinsonsche Trias kommt hier, dank der
Behandlung, nicht zur Entwicklung. Das Pflegeheim für erblich kranke
Kinder ist ein vor allen Dingen ärztlich eingerichtetes, ärztlich wohl-
versorgtes Institut. Es wird in hingebender Sorgfalt von einem der
ersten Berliner Syphilidologen und seiner Gemahlin überwacht und über
die schweren Nöte herübergebracht, die ein Privatinstitut mit geringer
Subvention stets bedrücken und ganz besonders in den schweren Kriegs-
jahren fast niedergedrückt haben. Sein Bestehen ist, durch die Beschei-
denheit seiner Leiter, so gut wie gar nicht der Öffentlichkeit bekannt.
Die sorgfältig durchgearbeiteten Jahresberichte, die einen Beweis für
die glänzenden ärztlichen Erfolge — ich glaube, es ist dort noch nie
ein Kind an der Krankheit selbst gestorben — darstellen, Kommen nur
in die Hände der Mitglieder dieser Gründung, und dieser sind viel zu
wenig. Wenn man mit der Zurückhaltung der Anstaltsleitung die
häuserhohen Aufforderungen zu Gaben für Krankenhäuser, die dauern-
den Annoncen in den Tageszeitungen, auf den Theatervorhängen ver-
gleicht, wie man sie in England antrifft, ergreift den Besucher Bewun-
derung für die Opferwilligkeit der wenigen, die hier beisteuern. Denn
kaum kann ein schönerer Aufenthalt für die ärmsten aller armen Kinder,
denen als einziges Erbteil eine schwere und jahrzehntelang sie bedro-
hende Krankheit mitgegeben wurde, gedacht werden, die in einem, trotz
aller Einfachheit blendend saubren Heim, mit schönem auf den Müggel-
see mündenden Garten untergebracht sind. Als schwerkranke, kaum
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
9 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.
6. Juli.
lebensfähige Wesen werden sie eingeliefert, in Kurzer Zeit erhalten sie
Gesundheit und Kraft zur Entwicklung für den weiteren Lebenskampf.
Für dieses Heim kann gar nicht genug Fürsprache ausgeübt
werden. Jeder geheilte Syphilitische sollte hier beisteuern. Von allen
denen sollte es unterstützt werden, die in ihrer Jugend einmal das
Unglück hatten, syphilitisch infiziert zu sein, und die durch ärztliche
Kunst so vollständig geheilt wurden, daß sie heiraten und Väter ge-
sunder Kinder werden konnten. Jeder Arzt kennt aus seiner Praxis
viele junge Ehemänner, die wegen ihrer früheren syphilitischen Erkran-
kung der Geburt ihres ersten Kindes mit Bedrückung entgegensehen,
denen die Tage der Schwangerschaft ebenso viele Sorgentage waren,
und denen die Freude des Lebens erst an dem Tage aufging, als es
ihnen vergönnt war, ihr Erstgeborenes frei von allen Krankheitszeichen
stolz und freudig zu bewundern. Gar mancher von ihnen läßt jetzt
schon, dankbaren Herzens, daß das Unglück kranker Kinder ihm er-
spart geblieben ist, dem Heim Gaben zutließen. Aber bei weitem sind
dieser Spender noch nicht genug. So unendlich viele wissen gar nicht,
wo eine Gelegenheit besteht, um ihrem großen Dank für das gnädige
Geschick Ausdruck zu geben. Bei ausreichender Unterstützung könnte
diese Anstalt weit größer angelegt werden. Sie ist lange noch nicht
groß genug. Hier ist der Ort wohlangebrachter Wohltätigkeit. Das
Heim blüht viel zu sehr im verborgenen. Nur wenige wissen von seinem
Bestehen und von seinem segensreichen Wirken. Mögen diese Zeilen,
die ich nach der heute erlebten erhebenden Feier des-zehnjährigen Be-
stehens niedergeschrieben habe, dazu beitragen, es in weiteren Kreisen
bekanntzumachen, ihm neue Gönner zu verschaffen.
[=
Fälschungen von Arzneimittteln nehmen, wie die
Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker bekanntgibt, in bedrohlicher
Weise zu. So wird berichtet, daß in Cocain, hydrochlor. 75 °/, Natrium-
salicylat enthalten gewesen ist, ein anderes Mal das angeblich gleiche
Cocainpräparat aus reinem Magnesiumsulfat bestanden habe, In einem
srößeren Posten Neosalvarsan ist der überwiegende Teil der Ampullen
mit einer anorganischen, wasserunlöslichen Metallverbindung gefüllt
gewesen, Zwei als Styrax und Scabiol angebotene Präparate hatten 1n
ihrer Zusammensetzung nichts mit den genannten Mitteln zu tun.
Das Medizinische Warenhaus A.G. in Berlin besteht
am 11. Juli 25 Jahre. Es ist aus dem Zusammenschluß einer Gruppe
Berliner Ärzte zur Gründung einer Centralstelle für alle ärztlichen Be-
darfsartikel entstanden, in deren wissenschaftlichem Fachausschuß eine
Reihe führender Größen der deutschen Medizin (so Robert Koch,
Waldeyer, Julius Wolff, Olshausen, Jolly, Eulen-
burg) vertreten waren. Noch jetzt gehören — ununterbrochen
25 Jahre — die Herren Hartmann und Küster dem Aufsichts-
rate an. Nach dreijährigem Bestehen erfolgte die Einrichtung eines
eigenen Fabrikbetriebes, der heute in ausgedehntester Weise alle Gegen-
stände, vom kleinsten Instrument bis zum größten Apparat, der arzt-
lichen oder Krankenpflegezwecken dient, herstellt.
Die Fürsorgestellenkommission des Deutschen
Centralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose
veranstaltet vom 1. September bis 25. Oktober im Dienstgebäude der
Landesversicherungsanstalt Berlin einen achtwöchigen Lehrgang
für Tuberkulosefürsorgerinnen. Es ist in Aussicht ge-
nommen, daß Teilnehmerinnen, die anerkannte Krankenpflegerinnen
oder Säuglingspflegerinnen sind, nach Abschluß des Lehrgangs das
Zeugnis als Tuberkulosefürsorgerinnen erhalten sollen. Die Ausbildung
erfolgt unentgeltlich; die Teilnehmerinnen haben nur die Kosten für
Wohnung und Verpflegung selbst zu tragen; im Falle der Bedürftigkeit
können hierzu Beihilfen bewilligt werden. Zur Teilnahme werden
außer den staatlich anerkannten Krankenpflegerinnen und Säuglings’
pflegerinnen auch andere Personen zugelassen, die schon längere Zeit
in sozialer Fürsorge tätig sind und den Nachweis geeigneter Vorkenüt-
nisse erbringen. Anmeldungen sind bis spätestens 20. August au die
Geschäftsstelle des Deutschen Centralkomitees zur Bekämpfung der
Tuberkulose, Berlin W 9, Linkstraße 29, zu richten. Über die Zulassung
zur Teilnahme ergeht besonderer Bescheid.
Breslau. Im 65. Lebensjahre verschied hier der leitende Arzt
des Kinderkrankenhauses Lehmgrubenstraße, Geh. Sanitätsrat $
Toeplitz, hochverdient als langjähriges Mitglied der Stadtver
ordnetenversammlung sowie um das ärztliche Vereinsleben in Stadt un
Provinz, im besonderen durch die Herausgabe der „Schlesischen Ärzte-
korrespondenz“. Die deutsche Turnerschaft betrauert in dem sr
storbenen ihren ersten Vorsitzenden, dessen Stellvertretung nunll "
auf den Breslauer Chirurgen und Direktor des Zahnärztlichen Instituts;
Geheimrat Prof. Partsch, übergeht.
Dem Kurator der Kölner Universität, Oberbürgermeister A de-
nauer, wurde außer von der staatswissenschaftlichen auch von
medizinischen Fakultät die Würde eines, Ehrendoktors verliehen.
Hochschulnachrichten. Frankfurta M: orea
licher Honorarprofessor Dr. Karl Ludloff, Direktor der Ort Š
pädischen Klinik, zum ordentlichen Professor ernannt. =. En A
Geh. Rat Prof. Lexer, Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik, x
den Ruf nach Freiburg zum 1. Oktober d.J. angenommen. — München:
a.o. Professor der Augenheilkunde, Dr. Karl SchloeSSeT; zum
Honorarprofessor ernannt. |
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mi 00 | redigiert von. `` | En | Ey e nn Verlag von \ we;
a SR x Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg. . TE. Urban & Schwarzenberg
F. Be ‘ Berlin Zu a ee on 3 = Berlin ` | 2
e > Inhalt: Originalarbeiten: 1. Boas, Die Diagnose der`\verschiedenen Arten von Pylorusstenose. E. Paulicek, Ein bemerkenswerter Fall
"von Staphylokokkensepsis, gleichzeitig ein Beitrag zur Frage der Entstehung und Bedeutung der musikalischen Herzgeräusche (mit. í Kurve).
rsachen und die Behandlung der Enuresis nocturna. H. Rotky, Beitrag zur Kasuistik des interlobären Empyems.
"Sieben, Die Ui
> E. Richter, Neue kolloid-chemische Harnreaktion. — Aus der Praxis für die Praxis: L. Heim, Hyperhydrosis. — Referatenteil: F. von
Gutfeld, Die Serologie des Fleckfiebers. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins-
8
A| - und Auswärtige Berichte: Frankfurt a. M. Göttingen. Kiel. Leipzig. Wien. — ‚Rundschau: G. Straßmann und H. Thiele, Schätzung
a; ` der Gewichtsabnahme’ der Berliner Bevölkerung während der Kriegszeit nach Obduktionsprotokollen (mit 1 Kurve). — Tagesgeschichtliche Notizen.
akt. Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht. der Vervielfältigung und: Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor.
F ; `. Die Diagnose der verschiedenen Arten Daß z., B. eine sich er a Ha zu. arian
b EE on aa | | anamnese“, womöglich mit Blutungen, heftigen Gastralgien, Er-
. re u von Py lorusstenose. : brechen, abwechselnd mit langen Perioden von Euphorie im all-
"i E E = Von gemeinen für einen gutartigen Charakter des Leidens spricht,
al <” Prot Dr. L Boas. Berlin während umgekehrt eine in bezug auf frühere Verdauungsstörungen
2 F | Ei . y. ke, P „| absolut ergebnislose Anamnese von vornherein Verdacht auf einen `
H Von dem Begriff der Magenerweiterung (Magendilatation, | malignen Prozeß weckt, wem sollte das wohl unbekannt sein?
a: ..Gastrektasie), wie er von. den älteren Klassikern der Magen- | Aber.ebenso bekannt ist es oder sollte es sein, daß beide Anamnese-
` , pathologie (Kußmaul, v. Leube, Riegel, Ewald, | arten doch mit großer Vorsicht zu genießen sind. Es kommen da
a . Penzoldt-und Andere) gebraucht und gelehrt wurde; ist heute | doch recht merkwürdige Ausnahmen vor. Ich brauche bloß-’an
A nicht viel mehr als der Name übriggeblieben. Und auch dieser | das Pylorusuleus mit späterer maligner ‚Degeneration zu erinnern.
1% ‚fängt allmählich an, der Vergessenheit anheimzufallen. Das be- | Die sonstigen subjektiven Zeichen sind noch weit weniger verläß-
8 ‚deutet nicht .etwa, ‘Altes umzustoßen, . sondern ist vielmehr das. | lich. Ähneln’sie‘sich doch bei gut- und bösartigen Pylorusstenosen
h. ‚Produkt zunehmender Erfahrung und Erkenntnis. Zwar wußte | zum großen Teil derart, daß eine zielbewußte Unterscheidung
i schon Kußmaul, daß weitaus die größte Mehrzahl der so- | hierdurch kaum möglich ist. Der Schwerpunkt der Differential- -`
„. genannten Magenerweiterungen auf mechanische Hindernisse am | diagnose liegt daher und wird immer liegen in der Feststellung
a - Pförtner zurückzuführen seien, aber er drang mit seinen Anschauun- | objektiver Unterscheidungsmerkmale. RR Da
S gen noch nicht durch. Erst die Biopsie der Chirurgen hat, wie |. Bevor wir.an diese herangehen, muß ich ein paar Bemerkungen
rn wir es gar nicht dankbar genug anerkennen müssen, hier das | über die Diagnose. der Pylorusstenose als solcher vorausschicken.
entscheidende Wort -gesprochen. Aber auch die innere Medizin | Es ist mir immer wieder rätselhaft erschienen, wie oft die Diagnose‘
r hat in sehr erheblichem Maße unsere Kenntnisse von dem Wesen | Pylorusstenose ‚verfehlt wird, nicht etwa von Anfängern oder Un-.
i und der Diagnose der Pylorusstenose gefördert. Wir haben ge- | geübten, sondern selbst von Klinikern ersten Ranges. Und doch
gibt es wohl kaum eine zweite Krankheit in der gesamten inneren
„) lernt, nicht bloß die Verengerung des Pförtners mit großer Sicher-
u heit festzustellen, sondern wir können heutzutage auch den Grad
derselben mit großer Bestimmtheit beurteilen und abschätzen und
| Pathologie, deren Erkennung in des ‚Wortes wahrster Bedeutung
Geheimnis liegt lediglich in der guten Palpation, speziell aber in
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e haben damit auch zuverlässige Maßstäbe dafür gewonnen, ob und m
o Wann eine obstruktive Stenose Gegenstand einer internen Behand- | dem. sicheren Nachweis der Magensteifung.: Obwohl. ich
4 lung sein känn oder Indikation einer chirurgischen Therapie | schon vor 17 Jahren auf die. grundlegende Bedeutung ‘dieses
| sein muß, | | i | Ber Symptoms die Aufmerksamkeit gelenkt und es auch in den ver-
| ‚Aber damit ist 'der Fortschritt der neueren Zeit noch nicht | schiedenen Auflagen meiner Diagnostik und Therapie der Magen-
| ‚erschöpft. Es ist noch nicht lange her, daß wir bei der Erörterung | Krankheiten gebührend hervorgehoben habe, ist. es noch immer in
Ä ärztlichen wie in klinischen Kreisen viel zu wenig ‚bekannt und
einer Pylorusstenose lediglich zwei Gruppen unterschieden: die
Se benigne und die maligne Form. Weiter vermochten wir in der
í Abgrenzung im besten Falle nicht hinauszugehen. Heutzutage
dürfen wir uns damit nicht mehr begnügen. Wir sind nämlich nicht
bloß ‚imstande, die carcinomatöse von der narbigen Pylorusstenose
An weitaus der Mehrzahl der Fälle voneinander zu unterscheiden,
| ron a wir können auch die Hauptrepräsentanten der sogenannten
ne Stenosen bei. sorgfältiger: Beachtung aller in Frage.
‘ommenden Kriterien zielbewußt voneinander trennen. ng
~.: Die hierzu dienenden Unterscheidungsmerkmale sind noch
nicht Allgemeingut der Ärztewelt, ja über ihren Wert gehen auch —.
a verweise nur auf die vortreffliche: Bearbeitung dieses Kapitels
A L. Kuttner in dem großen Handbuch von Kraus und
wer &sch — bei Spezialforschern auf diesem Gebiete die Meinungen
i auseinander, Um so wichtiger scheint es mir daher, die für
de Unterscheidung der verschiedenen Formen der Pylorusstenosen
pa maßgebenden Kriterien auf Grund eingehender Studien und Ei-
‚“@hrungen zusammenfassend zu behandeln. u
Pr Es bedarf keiner besonderen Auseinandersetzung, daß wir
U on in der Anamnese ein ausgezeichnetes Hilfsmittel für die
‚ Pnterscheidung maligner und benigner Pylorusstenosen besitzen.
‚bewertet. Allenfalls fesselt die kaum zu verkennende peristaltische
Unruhe (Kußmäul) die Aufmerksamkeit des Diagnostikers, die
geringeren Grade und Abstufungen derselben finden nur ganz ver-
einzelt die ihr gebührende Beachtung. a Wr
` Die Magensteifung in ihren verschiedenen Stadien und Nuancen `
beruht auf der bekannten zuerst im Jahre 1885 durch Hofmeister
‚und. Schütz, später durch eine große Zahl anderer Forscher (Hirsch,
v. Mehring, Fr. Moritz und Andere) bestätigten Lehre, daß der
‘ Magenfundus. und die Portio pylorica, was.die Motilität betrifft, zwei
ganz verschiedene Eigenschaften besitzen, daß, während der Fundus‘
an der peristaltischen Aktion nur sebr wenig beteiligt ist, die Pars
spielen. Das -Antrum pylori ist, wie O.Cohnheim sich treffend aus-
drückt, der Motor für die Fortbewegung des Mageninhalts. -Wenn aber
. dieser Motor etwa durch Verstopfung der Öffnung in seiner Funktion
behindert ist, dann übernimmt sofort die Fundusmuskulatur vicariierend
die Funktion des Pylorus. Sie beginnt sich systematisch zu kontrahieren,,
umfangreiche peristaltische Bewegung auszuüben, und .zwar gerade so.
lange bis das Hindernis beseitigt ist. Dann verharrt sie wieder. in
Ruhestellung. Der Fundus des Magens könnte eine solche Kraftleistung
mittels seiner - schwachen Muskelfaserlage niemals vollbringen, sondern
‚nur durch eine sehr bald einsetzende echte Hypertrophie‘ der Musecularis
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XV Jahrgang.
so mit den Händen zu’ greifen ist, wie die Pylorusstenose. Das
' pylorica und der Pylorus nach dieser Richtung hin die Hauptrolle ©
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MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 98,
im Sinne Virchows , die wir bekanntlich auch in allen Fällen von ob-
‚struktiver Pylorusstenose feststellen können. Diese Hypertrophie setzt,
wie wir schon durch dürch die grundlegenden Versuche von Nothnagel!)
und Herczel?) an künstlich erzeugten Darmstenosen wissen, bereits
am vierten oder fünften Tage ein und ist am neunten Tage deutlich
Die gesteigerte Fundusfunktion kommt nun in ihren höchsten
Graden als. peristaltische: Unruhe im Sinne Kußmauls, in ihren
mäßigen Graden dagegen als Magensteifung zur Perception. Sowohl
bei der peristaltischen Unruhe als auch bei der Magensteifung handelt
es sich, wie wir durch zahllose Biopsien wissen, immer schon um sehr
vorgeschrittene Grade von Pylorusstenose, also das, was wir als Striktür -
Indessen — und das ist es, worauf ich im folgenden be-
sonders hinweisen möchte — reagiert die Fundusmuskulatur nicht erst
bei so ausgedehnten Hindernissen am oder in der Nähe des Pförtners:
mit gesteigerter Contraction, sondern schon bei ganz geringen Hindernissen. -
Nur reagiert die Fundusmuskulatur dann nicht mit dem groben Geschütz
der krampfhaften Peristaltik oder. Magensteifung, sondern begnügt sich
mit einem meist bescheideneren Kraftaufwand, das heißt. lediglich mit -
‚ einer erhöhten Tonizität. oder, wie ich es bezeichne, mit einer ver-
mehrten Fundusspannung.
- Während nun die ausgesprochene Magensteifung ein Zustand.
ist, den schon der mäßig Geübte nicht nur fühlen, sondern deut-
lich seben kann, ist es ganz etwas anderes mit. der Fundus-
spannung. Ihr Nachweis erfordert viel Übung, Zeit und Geduld.
Erst wenn man sich mit der Palpation des normalen Magenfundus
und dessen Spannungsverhältnissen . genügend lange beschäftigt
hat, kann man dazu übergehen, päthologische Steigerungen der
Spannungsverhältnisse nachzuweisen. Niemals gelingt dies z. B.
bei leerem oder fast leerem Magen, sondern immer nur bei stark
gefülltem Magen, am besten also ein bis zwei Stunden nach der
Während ferner die eigentliche Magensteifung be-
sonders bei größerer Belastung gewissermaßen rhythmisch erfolgt,
ist bei der Fundusspannung hiervon keine Rede. Diese erfolgt
selten- spontan, meist erst nach ausgiebiger Reibung des Fundus,
‘ ‚die ich beim geringsten Verdacht auf beginnende Pylorusstenose nie
zu unterlassen pflege. Die erhöhte Fundusspannung ist: vor allem
fühlbar, in ganz leichten Fällen ist sie nur fühlbar, nicht sichtbar,
in etwas ausgeprägteren dagegen auch als sichelförmige Prominenz
bei guter Beleuchtung (möglichst fern von dem liegenden Kranken)
mit dem Auge deutlich erkennbar. Wie schon in dem Namen
zum Ausdruck kommt, bezieht sich der vermehrte Tonus aus-
schließlich auf die Fundusregion, niemals dagegen dehnt er sich,
wie bei ausgesprochener Magensteifung, bis auf diePortio pylorica aus,
Die gesteigerte Fundusspannung hält meist nur kurze Zeit, wenige
_Sekunden bis Minuten an und tritt erst bei'nochmaliger ausge-
. dehnter Reibung des Fundus von. neuem in Erscheinung. Ab-
norme Durchpreßgeräusche, wie man sie bei peristaltischer Unruhe
und bei ausgeprägter Magensteifung in der Regel beobachtet,
kommen bei der bloßen Fundusspannung nicht vor. Damit ist
- eine Reihe wesentlicher Merkmale gewonnen, mittels deren sich
-die leichteste Form der Fundusspannung von den ausgesprocheneren
. Formen ausreichend unterscheiden läßt. Daß Übergänge zwischen
beiden vorkommen, ist selbstverständlich.
Es braucht kaum betont zu werden,. einen wie großen dia-
'.gnostischen Wert es hat, wenn wir ohne Schlaucheinführung,
ohne mikroskopische oder chemische oder Röntgenuntersuchung,
lediglich gestützt auf die Palpation, mit Sicherheit sagen können:
Hier liegt ein Hindernis am Pylorus vor®). |
-= Wenn ich vorhin sagte, daß die gesteigerte Fundusspannung .das
Reaktionsprodukt eines gleichwie gearteten Hindernisses an oder in
der Nähe des Pylorus bedeutet, so hat man das Recht, für diese immer-.
bin noch nicht allgemein bekannte Erklärung bestimmte Beweise zu
fordern. Diese Beweise sind naturgemäß wirklich zwingend und ein-
wandfrei nur auf bioptischem oder besser noch nekroptischem Wege zu
erbringen. Der letztere wird der Natur der Sache nach nur ganz ausnahms-
weise zu führen sein. Aber auch auf -erstgenanntem wird er nicht
gerade häufig zu erbringen sein, da leichte Pylorusstenosen auf internem:
Wege auf lange Zeit kompensierbar sind. Indessen kann man durch
zahlreiche andere Methoden den Beweis der beginnenden Pylorusstenose
führen, und zwar auf röntgenologischem Wege, durch die verschie-
denen Motilitätsprüfungen, von denen ich die Leubesche Probemahl-
zeit, das von mir eingeführte, Probeabendessen, die -Chlorophyliprobe,
die
Belastungsprobe des Magens mittels schaliger, häutiger Produkte
1) Nothnagel, Zschr. f. klin. Med. 1886, Bd. 10, S. 208 u. f.
2 Herczel, Zschr. f. klin. Med. 1886, Bd. 11.
3) In einzelnen Fällen kann sowohl Steifung als auch Fundus-
spannung bei Verengerung am Fundus infolge von organischem Sand-
-uhrmagen vorkommen. Durch Röntgenuntersuchüng läßt sich .das
leicht klarstellen. | 3
(Korintben, Pflaumen, Reis, Spargel) (Strauß, “Bourget,
Kemp usw.) hervorhebe. | |
Von großer Wichtigkeit hierbei sind aber nicht bloß die Ergeb--
nisse der B elastungs-, sondern, worauf ich besonders hinweisen möchte,
die der Entlastungsproben. Wenn man z. B. bei ausgesprochener
Pylorusstenose mit entsprechend charakteristischer Magensteifung auf
diätetischem oder auf diesem + geeigneten sonstigen Mitteln den Magen
gradatim bis- zur morgendlichen Magenleere entlastet, was geschieht _
dann? Der Kranke ist von subjektiven Beschwerden frei oder so gut
‚wie frei, die sicht- oder fühlbare Magensteifung ist unter keinen
Umständen mehr auslösbar. Dagegen bleibt die Fundusspannung immer
‚noch fühl- und bisweilen sichtbar. Ist etwa die Stenose geschwunden? |
Keineswegs.. Nur bedarf der Magenfundus zur Überwindung des
Hindernisses jetzt nicht mehr der früheren großen Kraftleistung, son-
dern lediglich einer vermehrten Fundusspannung. Genau dasselbe ist
. àber der Fall, wenn es sich von vornherein nur um eine geringe
Pförtnerenge handele. Auch dann macht der Fundus keine größere
Kraftanstrengung, als für die Überwindung des Hindernisses eben er-.
forderlich ist. Eine Magensteifung wäre eine dynamische Kraftvergeu-
dung, die Fundusspannung reicht vollkommen aus. Die Fundusspannung
bei starker. Pylorusstenose verhält‘ sich also nach entsprechender
Entlastung genau so wie bei mäßiger, nicht entlasteter Pylorusstenose.
Auf Grund dieser rein palpatorischen Untersuchungsmethode-
stehen wir demnach schon, und zwar nicht bloß bei ausgesprochenen,
sondern schon bei den beginnenden Formen der Pylorusstenose auf
festem Boden. Der Frage nach der speziellen Ätiologie
der Stenose wird man dann aus der Anamnese und dem. sonstigen’
subjektiven Ensemble in einzelnen Fällen schon nähertreten können.
Die sichere Beantwortung dagegen erfordert ‚naturgemäß weitere
eingehende Untersuchungen. j |
„Sie werden sich in erster Linie‘ auf die Unterscheidung
zwischen maligner- und benigner Ursache zu erstrecken haben.
Hierbei schaltet für die vorliegenden Betrachtungen der Befund
‚eines charakteristischen Pylorustumors, der in der überwiegenden
Mehrzahl der Fälle ohne weiteres als maligner anzusprechen sein.
dürfte, aus. Wo es sich wirklich einmal um Raritäten handeln
sollte, ist für mich wenigstens die richtige Diagnose ohnehin nichts
anderes als ein Zufallstreffer. Indessen ist der 'umorbefund, wie
für das ‚Carcinom. überhaupt, so auch speziell für den Pylorus
längst keine Vorbedingung mehr für die Diagnose. Wir können
heutzutage auch ohne diesen die carcinomatöse von den sonstigen
Arten der Pylorusstenose mit einer an Sicherheit grenzenden Wahr-
scheinlichkeit ‚unterscheiden. he: : u
Maßgebend sind hierfür von objektiveren Symptomen drel
Momente: I. das Verhalten der Magensäuren, 2. die Motilitäts-
verhältnisse, 3. der okkulte Blutbefund. |
| Was zunächst die Veränderungen der chemischen Funktionen
betrifft, so sind sie sehr verschiedener Art. Gerade bei carci-
nomatöser Pylorusstenose kann Salzsäure reichlich, normal -bis
unternormal vorhanden sein, oder auch: ganz fehlen. Fehlt ste
ganz, so tritt hierfür Milchsäuregärung ein. Sie ist zwar. kein
specifisches Symptom für Magencareinome, wie ich in meinen ersten
Veröffentlichungen annahm, aber falls ausgesprochen vorhanden,
ist sie doch, wie neuerdings auch E. Schütz!) betont, ein recht
charakteristisches Merkmal für die Annahme eines malignen Pro-
zesses am oder in der Nähe des Pylorus. Genau dasselbe gilt,
wie ich hier einschalten möchte, für den Befund der Boas-
Opplerschen Baecillen, vorausgesetzt, daß sie sich in sehr reich-
haltigen Mengen finden. a
Weit wichtiger als die Sekretionsstörungen sind die Motilitäls-
veränderungen beim stenosierenden Pyloruscareinom. Ganz alt-
gemein kann man den Satz aufstellen, daß bei Careinomen des
Pylorus die Motilität, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Ste
sehr hochgradig ist und, wie sich eigentlich von selbst versteht,
im Gegensatz zu den benignen Formen kaum je Änderungen natt
| der günstigen Seite erkennen läßt. Dabei zeigt das Pylorusearelnol
| gegenüber den gutartigen Stenosen noch ein weiteres, praktise
wichtiges Motilitätssymptom, das ich, jè länger, je mehr, diagnostise
habe schätzen lernen. Es besteht, kurz gesagt, in der Tatsache,
daß bei ersterem, falls, wie in der Regel, Stagnation besteht, ie
unabhängig vor der zugeführten "Nahrung, eine wirklich konstante
ist und bleibt, während bei gutartigen Stenosen, das heißt, den
nicht bis zu den äußersten Graden vorgeschrittenen eine Reduktion
der Diät (Entlastungsprobe), (zum Beispiel eine reinflüssige a
den Magen restlos passiert. Bei der gutartigen Pylorusstenose ie
die Motilität demnach labil, bei der malignen dagegen sta nn
Woher kommt das? Einfach daher, daß bei der erstgenannt®
1) Arch. f. Verdauungskr. 1915, Bd, 21, S. 421.
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und breiartiger Kost morgens nüchtern leer, so kann man das Vor-
. weisen. Häufig, aber keineswegs so. konstant findet man okkultes
. Blut auch in den Stauungsrückständen des nüchternen Magens, be-
“auf Grund nunmehr 20jähriger Erfahrungen den Satz aufstellen,
Diagnose Magencareinom geradezu besiegelt.
. Formen der Pylorusstenose, von denen wir besonders die nar-
‘sind schon viele, keineswegs aber alle Fragen beantwortet. Wir
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samte Portio pylorica, ja sogar das Antrum pylori in ‚den. Prozeß
miteinbezogen ist. Endlich hat die carcinomatöse: Pylorusstenose
die Tendenz zu schneller Progredienz, während die rein narbige
Stenose mindestens für lange Zeit- stationär bleibt. Aus allen
diesen Gründen geschieht es (vorausgesetzt, daß nicht einmal der’
seltene Fall einer durch ausgiebige Autolyse bewirkten Pylorus-
x insuffizienz eintritt), daß die Motilitätsstörung bei maligner Stenose
sich zwar steigern, niemals aber wie. bei gutartigen Formen ver-
a ` \
Die diagnostische Schlußfolgerung, die sich ` hieraus ergibt,
' gipfelt in folgendem 'Satze: Wenn ‘bei einer Pylorusstenose mit
zweifelhafter Ätiologie eine zunehmende Entlastungsprobe morgend-
. liches Leersein des Magens ergibt, so spricht dies sehr erheblich.
zugunsten eines- benignen Prozesses, Umgekehrt bietet perma-
nente Stauung (also auch im nüchternen Zustande des Patienten)
keine diagnostischen Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen beiden
Formen. -
Bei der Differentialdiagnose: zwischen beiden Formen gehe ich
im einzelnen so vor, daß ich den Kranken während drei bis vier Tagen
diätetisch allmählich- so entläste, daß ich ihm zuletzt eine rein flüssige
(ealorisch übrigens ausreichende Diät) verordne und mich nun Tag für
Tag von dem Leer- oder Gefülltsein des Magens in nüchternem Zu-
Ist der Magen bei flüssiger oder gar bei flüssiger
liegen eines Pyloruscareinoms mit großer Wahrscheinlichkeit ablehnen,
während umgekehrt der positive Befund von Mageninhalt unter den
„gleichen Bedingungen keinen bindenden Schluß gestattet.
„ Indessen sind wir auf diese Zeichen allein nicht ange-
wiesen. Zu ihnen gesellt sich ‚als weiteres überragend wichtiges
Symptom der okkulte Blutbefund, in erster Linie in den
Fäeces, sodann auch im Mageninhalt.
Das charakteristische Zeichen der okkulten Blutungen beim.
.Magencarcinom überhaupt ist gegenüber den gutartigen Pro-
zessen seine Konstanz.und seine Tenacität. Die von einzelnen Autoren
aufgestellte Behauptung, daß okkulte. Blutungen bei scirrhösen
Tumoren des Magens vermißt werden, habe ich schon früher
zurückgewiesen!). Bei unzweckmäßiger Methodik, namentlich bei
Anwendung unscharfer Reaktionen (z. B. Webersche Probe) können
sie sich der. Feststellung entziehen, bei Verwendung genügend.
Scharfer Reagentien dagegen lassen sie sich so gut wie stets nach-
sonders bei Milchsäuregärung. Verschiedene Autoren (Zöppritz,
Emmert, Gregersen) gehen sogar so weit,. ein einmaliges
Fehlen von okkultem Blut in den Faeces als Gegenbeweis eines
Magencareinoms anzusehen. Wie dem auch sei, muß auch ich
daß der Nachweis dauernder, starker positiver Blutreaktion in den
Faeces in Verbindung mit dem übrigen Symptomenkomplex die
Im Gegensatz hierzu stehen die verschiedenen benignen
big en, die sogenannte spastische Pylorusstenose, die. uleeröse
Pylorusstenose und das stenosierende Ulcus mit maligner Dege-
neration in den Kreis unserer Betrachtung ziehen wollen...
„.— „Was zunächst die narbige Pylorusstenose betrifft, so liegen
hier die Verhältnisse bezüglich der okkulten Blutungen ganz em-
Ich habe sie unter den zahllosen Fällen meiner kli-
Mit der bloßen Diagnose einer rein narbigen Pylorusstenose
müssen unbedingt auch über den Grad der Stenose unterrichtet
das auch unser therapeutisches Vorgehen in leitender Weise be-
stimmt. Zu diesem Behufe können wir uns auch hier wieder in
systematischer Weise der Be- oder Entlastungsproben bedienen.
Bei von vornherein schwerliegenden Fällen ist die Entlastungs-
probe die einfachste und’ am schnellsten zum Ziele führende.
Finde ich z, B., daß rein flüssige. Kost in. Mengen von 1" bis
) M. m. W. 1917, Nr.28, S. 737 bis: 789.
)
1
Form es infolge der Hypertrophie der Muscularis oft gelingt, eine
weitgehende Kompensation der Stenose zu erzielen. :Bei der carci-
nomatösen Stenose : dagegen gelingt dies nicht, da'es sich nicht
um einen glatten, sondern starren, unnachgiebigen, häufig. auch
von Verwachsungen unbeweglichen. Cylinder handelt,
und da außerdem nicht bloß der Pylorus selbst, sondern die ge-
` R
drittes Mal, dann bin ich. mit meinem Urteil schon fertig. Es
'ich nach einigen Tagen mit .breiigweicher. Kost. Zeigen sich hier-
‘operativen Eingriff gleichfalls vorhanden, aber sie ist nur eine
auch bei’ dieser Kostform konstant leer, so geht man nach einigen
Tagen zu fester Diät über. Ist auch. hierbei der Magen leer oder
günstig, das heißt ein operativer Eingriff kommt vorerst nicht in
Frage. Enthält der Magen aber bei dieser. dritten Kostform kon-
Kostform gegenüber suffizient ist‘ nicht aber der dritten. Man
‚bleibe also zunächst bei der zweiten, um dann nach kurzer. Zeit
dritten Kost zu belasten: und das’ Resultat festzustellen‘), `
:,Durch ein derartiges planvolles Ausbilanzieren der moto-
rischen Funktion kann man sich innerhalb kurzer Zeit nicht .bloß
ein sicheres Urteil über den Grad, sondern auch: ein klares Bild
über die Prognose und Therapie der Pylorusstenose verschaffen.
Daß im Laufe der Zeit sich Änderungen nach der guten wie nach
der schlechten Seite geltend machen können, ist selbstverständ-
lich. Der Kranke mit narbiger Pylorusstenose bedarf eben einer
dauernden Überwachung und systematisch fortzusetzenden Bilanz-
prüfung seines Motordefektes.
Schwieriger als bei“ dieser Form gestaltet sich die Erken- l
nung und Abtrennung der ulc'erösen Pylorusstenose,
namentlich gegenüber dem Pyloruscareinom. Die Unterscheidungs-
merkmale sind folgende: einmal die. sich über Jahre, selbst Jahr-
‘zehnte hin erstreckende Uleusanamnese mit ihrem Auf. und Ab
von Schmerzperioden, Sodbrennen, Erbrechen, auch Bluterbrechen
‚beziehungsweise Melaena, weiter die bereits oben erörterte Labilität
der Motilitätsstörungen, die nüchterne Magenleere bei diätetischer .
Entlastung und damit fortschreitende Besserung der subjektiven
_ Beschwerden und schließlich das eigenartige Verhalten der okkulten
Blutungen. Diese erfordern bei der ulcerösen Pylorusstenose eine
‘besondere Besprechung. Sie zeigen nämlich wie beim Ulcus über-
haupt die ausgesprochene Tendenz zur Rückbildung und schließ-
lich zum totalen Schwinden,: aber sie sind doch, was Dauer und
Intensität betrifft, wesentlich hartnäekiger als die Blutungen beim
Ulcus ohne Stenose. So kann es denn vorkommen, daß:bei nur
kurzer Beobachtungsfrist die Differentialdiagnose zwischen Pylorus-
carcinom (eventuell auf der Basis eines alten Ulcus) und ulce-.
röser Pylorusstenose auf Schwierigkeiten stoßen. kann. In der.
Regel schützen hiervor allerdings: die bereits oben genannten Mo-
mente, besonders das früher geschilderte Verhalten der Motilität
bei Pyloruscarcinom. Immerhin pflege ich in solchen Fällen ein
Pyloruscareinom erst dann mit Sicherheit auszuschließen, wenn die
okkulten ‚Blutungen bei entsprechender Ulcuskur mindestens eine
Woche lang durchaus schwinden. : Schwinden sie dauernd, so
haben wir es bei Fortbestehen ‚der Motilitätsstörungen mit lang-
samer Vernarbung des Ulcus zu tun. und gehen hierbei diagno-
stisch und therapeutisch von den bei der narbigen Pylorusstenose
geschilderten Grundsätzen aus. Bleibt aber die okkulte Blutung
permanent oder kehrt sie in kleineren oder größeren Zwischen-
räumen wieder, so trete ich selbst bei geringfügigen Motilitäts-
störungen für ein operatives Vorgehen ein, besonders auch mit
Rücksicht auf die später drohende Gefahr einer -malignen Dege-
neration. jeder Perforation. Be = | RE |
‚Sehr interessant gestalten sich die Verhältnisse bei der fälsch-
lich so genannten spastischen Pylorusstenose,.die ich
vor kurzem zum Gegenstand einer kleinen Abhandlung gemacht
habe). Ich habe für diesê Form der Stenose oder besser Pseudostenose
die Nomenklatur „Pyloritis ulcerosa“ vorgeschlagen, weil
ich mit Kelling der Ansicht bin, daß das primäre Leiden das
am oder in der Nähe- des Pylorus sitzende Ulcus ist und daß die
Stenosesymptome lediglich di& Folge der submucösen Schwellung
e
) Eine genaue Darstellung der Be- und Entlastungsmethode be- -
halte ich mir vor,
2) D, m. W. 1917, Nr. 26.
nehmen die Rückstände von "Tag zu Tag. ab, so ist die Prognose
bezüglich einer langsam eintretendea Kompensation zunächst
stant größere Rückstände, so weiß.man, daß er jetzt der zweiten.
21 pro Tag den Pylorus nieht restlos passiert, und wiederhole -
.ich diese’ Probe mit demselben Resultat noch ein zweites oder.
. bei konstant größere Rückstände, so ist ‚die Indikation zu einem -
relative. Man kann abwarten und zusehen, :ob ‘nicht doch noch |
eine allmähliche Hebung der .Motilität eintritt. Ist aber der Magen
und bei Besserung der subjektiven Symptome’von neuem mit der `
>
liegt eine impermeable Striktur des.Pylorus vor, die nur, und zwar
baldmöglichst auf operativem Wege zu- beseitigen ist. Ist dagegen
bei dieser Diätform der Magen nüchtern konstant leer, so belaste
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der Portio pylorica beziehungsweise des Pylorus selbst sind. Hört
die letztere auf, und das kann, wie ich beobachtet habe, schon in
wenigen Tagen der Fall sein, so gehen damit pari passu auch
die Stagnationssymptome zurück. Systematische Belastungsproben
ergeben dann den restlosen Transport auch größerer und kon-
sistenterer Nahrungsmittel.. Die Sarcine- und Hefeproduktion hört
auf, Fundus- und Magensteifung sind nicht mehr nachweisbar.
Die okkulten Blutungen, anfangs noch deutlich nachweisbar,
schwinden schon innerhalb zehn bis zwölf Tagen vollständig.‘ Da-
mit sind auch die Fälle von früher so genannter spastischer Py-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
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Stenosearten halte ich eine sichere, ätiologisch gut. begründete
Diagnose und Differentialdiagnose für recht schwierig. Wir können
allenfalls den benignen Charakter der Pförtnerenge in der Regel
mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, die spezielle Ätiologie
dagegen wird, soweit ich urteilen kann, immer eine problematische
sein. Was die erstgenannte Form, die stenosierende Gastritis
betrifft, so möchte ich übrigens auf Grund mehrerer neuerer Bi-
opsien der Ansicht Raum geben, daß es sich bei diesen keines-
wegs immer um rein gastritische Hypertrophien der Pylorusmucosa,
sondern um alte callöse Ulcera handelt.
i Ich behalte mir vor,
lorusstenose gegen die anderen genannten Formen gut abgegrenzt.
Doch muß hervorgehoben werden, daß bei der großen Neigung
des Uleus zu Rezidiven die ursprünglich intermittierenden Stenose-
symptome durch Narben- und Retractionsbildung zu wirklichen,
stationären, organischen werden können. Ich habe sogar einen
Fall beobachtet, bei dem zuerst eine zweifellos intermittierende
Pylorusstenose bestand, der im Laufe eines Jahres ein ausge-
sprochenes Pyloruscareinom mit Lebermetastasen gefolgt ist. Wenn
es richtig ist, daß die spastische Pylorusstenose keine primäre,
sondern eine sekundäre ist, wenn es ferner richtig ist, daß mit
der Heilung der ulcerierten Partie auch die Schwellung des Py-
lorusringes abklingt, so ist das einzig rationelle Heilmittel die Be-
handlung des Uleus, nicht die der Stenose. Ich verweise hier auf
die vortreffliche Arbeit von Petrén, Lewenhagen und Thor-
ling!) aus der mit aller Deutlichkeit hervorgeht, daß in Fällen
von Pyloritis ulcerosa durch sachgemäße, eventuell zu wieder-
holende Uleuskuren eine klinisch vollkommene Heilung erzielt
werden kann. Daß bei Entwicklung einer Dauerstenose chirur-
gische Indikationen eintreten können oder selbst müssen, bedarf
nach dem Vorhergehenden keiner Betonung.
Mit großen differentialdiagnostischen Schwierigkeiten verknüpft
sein kann die richtige Erkennung des auf der Basis eines alten
Ulcus entstandenen, mit Pylorusstenose verbundenen Careinoms.
Ich halte zwar das Vorkommnis einer malignen Degeneration eines
Ulceuscarcinoms nicht gerade für häufig, aber ich habe es doch
mehrfach mit aller Bestimmtheit beobachtet und ‚in einer Reihe
von Fällen mit Sicherheit diagnostiziert. Das ist natürlich ohne
genaue Vorkenntnis der früheren Krankengeschichte oder noch
besser der früheren objektiven Befunde nicht möglich. Wenn
man aber die Kranken zunächst in dem Stadium des Ulcus genau
zu beobachten Gelegenheit hatte, ist die Diagnose eines Ulcus
carcinomatosum, besonders auch mit Pylorusstenose durchaus er-
reichbar2). Sobald die Pylorusstenose im Carcinom auf der Basis
eines früheren Ulcus zugrunde liegt, erfährt das Symptomenbild
sofort eine gewaltige Änderung. Zunächst nimmt die Motilitäts-
störung gradatim zu, wächst gewissermaßen unter den Händen,
die früher labile Stauung wird nunmehr zu einer stabilen. Dabei
können die sekretorischen Verhältnisse die gleichen bleiben wie
in dem benignen Stadium, oder es tritt, wie dies vor langer Zeit
Albu?) richtig betont hat, eine langsam anschwellende Sub-
acidität, in seltenen Fällen — einen solchen Fall habe ich soeben
beobachtet — totale Anaeidität mit entsprechend hohen Milch-
säurewerten und Milchsäurebaeillen ein. Sind dies schon wichtige
Kennzeichen, so gesellt sich zu ihnen als wichtigstes und ent-
scheidendes das Verhalten der okkulten Blutungen. Gelang es
früher, das heißt in dem Stadium der benignen Pylorusstenose,
vorausgesetzt, daß es überhaupt mit okkulten Blutungen einher-
ging, diese durch geeignete Diät dauernd oder doch auf lange
Zeit hinaus zum Stillstand zu bringen, so gelingt dies in dem
Stadium der carcinomatösen Degeneration nicht mehr. Bei noch
so vorsichtiger Diät, bei noch so großer körperlicher Ruhe, ja
sogar bei größter Euphorie blutet der Kranke unentwegt okkult
weiter. Die okkulten Blutungen verhalten sich, wie man sieht,
hier genau so wie bei dem primären Careinom. Innerhalb 10 bis
14 Tagen ist es auf Grund meiner Erfahrungen möglich, bei
guter klinischer Beobachtung die Diagnose eines Ulcus carcino-
matosum zu stellen.
Von den sonst in Betracht kommenden Pylorusstenosen sind
schließlich noch die von mir als stenosierende Gastritis, weiter die
tuberkulöse und schließlich die syphilitische Pylorusstenose zu
erwähnen. Abgesehen von der großen Seltenheit dieser drei
diese Frage an anderer Stelle genauer zu ventilieren. Aber ab-
gesehen von den bei den letztgenannten Formen noch bestehenden
Schwierigkeiten ist der Fortschritt, den wir bezüglich der häufigsten
Repräsentanten der Pylorusstenose erlangt haben, ein recht be-
deutender. Er wird auch nicht dadurch verkleinert, daß wir ibn erst
durch längere systematische Krankenhausuntersuchungen erkaufen
müssen.
Der Vorteil, den wir durch die in allen Einzelheiten ge-
sicherte Diagnose über die Art und das Wesen einer Pylorusstenose
erhalten, kommt nicht bloß der internen Medizin diagnostisch, pro-
gnostisch und therapeutisch zugute, sondern nicht zum wenigsten
auch der operativen Behandlung. Die Idee der Probelaparotomie,
dieses Eingeständnis unserer diagnostischen Ohnmacht, muß durch
die verfeinerte Diagnosenstellung mehr und mehr überwunden
werden. Der auf wissenschaftlicher Höhe stehende Diagnostiker
darf sich heutzutage nicht mehr darauf ausreden, daß erst durch
die Operation der Sachverhalt geklärt werden könne. Mindestens
muß er dem Kranken und Angehörigen sagen können, ob ein
maligner oder benigner Prozeß vorliegt. Kann er das, so kann
er auch darüber Bescheid geben, ob dem Kranken dauernde oder
nur vorübergehende Heilung in Aussicht steht. Auch dem Chi-
rurgen gegenüber, dem er den Fall überweist, muß er ein mög-
lichst lückenloses Bild mindestens von dem Wesen, der Art, der
Lokalisation des Prozesses entwerfen. Irrtümer werden nicht unter
allen Umständen zu vermeiden sein, aber sie dürfen höchstens
unter besonders schwierigen diagnostischen Verhältnissen vor
kommen. Es wird aber auch die noch immer in zahlreichen Köpfen
spukende Vorstellung von dem operativen Eingriff als ultima
ratio — die ich wissenschaftlich und praktisch immer bekämpit
habe und immer bekämpfen werde — fallen gelassen werden. Es
gibt weder eine prima noch eine ultima ratio bei der Abwägung
der chirurgischen Eingriffe, sondern nur eine optima ratio. Vor-
aussetzung dieser aber ist für das in Frage kommende Gebiet
eine umfassende, in allen Einzelheiten klargestellte Diagnose der
Art, des Wesens und des Grades der Pylorusstenose.
Ein bemerkenswerter Fall von Staphylokokkensepsis;
gleichzeitig ein Beitrag zur Frage der Entstehung
und Bedeutung der musikalischen Herzgeräusche.
Von
Dr. E. Paulicek, Wien,
em. klinischen Assistenten.
Zu keiner Zeit mag der Klinik fieberhaiter Erkrankungen
eine so reiche Ausbeute an Krankenmaterial beschieden gewesen
sein als im Weltkriege 1914 bis 1918. Unter den vielen atypischen
fieberhaften Krankheitszuständen, die wir während desselben 1m
Felde zu sehen Gelegenheit hatten und deren Natur zum! größten
Teil als typhöse erkannt werden konnte, haben sich zuweilen
Fälle eingeschlichen, deren restlose Aufklärung bei den beschränkten
klinischen Untersuchungsmitteln nicht immer möglich war. Aut
bei letalem Ausgange konnte nur in einzelnen solchen Fällen eine
fachgemäße Autopsie vorgenommen werden, sodaß so manche X
nisch interessanten Krankheitsformen ungeklärt bleiben mußten,
deren pathologisch-anatomische und pathogenetische Klarleguns
eine wertvolle Bereicherung unserer klinischen Kenntnisse ge-
bracht hätte. 2
Der im folgenden beschriebene Krankheitsfall, der klinisch,
bakteriologisch und anatomisch eingehend untersucht BR
konnte, wurde deswegen der Veröffentlichung für wert erachtel,
weil er in sinnfälliger Weise einerseits difterentialdiagnostische
Beziehungen zu einer Reihe anderer Erkrankungen darbot, anderer:
seits geeignet erscheint, etwas Licht in ein Gebiet zu buinen
das gerade in den letzten Jahren recht stiefmütterlich behande
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1) Mitt. Grenzgeb. 1913, Nr. 28, S. 256. l
2) Es ist hierbei, wie auch bei dem primären Carcinom des Py-
lorus, vorausgesetzt, daß ein typischer Tumorbefund nicht vorliegt.
Daß durch diesen die Situation wesentlich erleichtert wird, bedarf
keines Hinweises.
3) D. m. W. 1906, S. 52,
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18 Jah.
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Lebergegend deutlich druckschmerzhaft, Leber nicht vergrößert.
104 bis 120.
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- unten vier Querfinger unter dem Ang. scap. beginnende, nach abwärts
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wurde, obgleich seine genauere Erforschung zu einer‘ Zeit, in der
die Lehre‘ von der klinischen Bedeutung der Herzgeräusche so
große Wandlungen erfahren. hat; eine dankenswerte Erweiterung
unserer Kenntnisse in der Herzpathologie -zeitigen würde.
Anamnese: Schütze Kr. Gr., 20 Jahre alt, Vater aus unbe-
kannter Ursache gestorben, Mutter und fünf Geschwister gesund, Als
Kind nur Masern mitgemacht. Im Sommer 1916 zum Militär einge-
` rückt. Immer gesund gewesen. Nachdem sich der Kranke schon zirka.
drei Tage vorher unwohl gefühlt und anfallsweise auftretende Schmerzen
in der rechten Bauchseite verspürt hatte, begab er sich am 1. Juni 1917
zur Marodenvisite. Seit: 2. Juni bei der’ Div.-San.-Kol. Nr..... mit
Fieber bis 40,8%, kalte Umschläge .auf den Unterbauch, laut Angäbe
dieser Anstalt damals Stuhl .normal,' Verdacht auf Appendixreizung.
In den nächsten Tagen das Fieber etwas geringer, am 7. Juni 37,8°
- bis 87,8°. Seit.drei Tagen Schwellung im linken ‚Schultergelenk. -Am
8. Juni wurde der-Kranke mit Typhusverdacht ins Feldspital Nr.....
transferiert.
Status praesens: Körper lang, schmächtig, Schädel rück- -
. wärts abgeflacht, Pupillen weit,, reagieren, Skleren bläulich. ‘Passive.
. Rückenlage, leichte Somnolenz, Sprache nasal, Patient verschluckt sich
zuweilen beim Trinken. Keine sichtbare Anomalie der Gaumensegel.
Gaumen hochgewölbt, trocken und anämisch. Leichte Cyanose, Zunge |
typhös, Andeutung von Nasenflügelatmen, Lungen lang, rechts hinten-
unten relative Dämpfung, die axillar kuppelförmig ansteigt und nach vorn
‚zu wieder abfällt; bei Lagewechsel kein auffälliger Unterschied; Atem-
‚geräusch rechts hinten unten abgeschwächt. | B
Herzspitzenstoß innerhalb der linken Mamillarlinie im fünften Inter-
costalraum, systolisches kratzendes Geräusch, das beim Aufseizen
stärker wird. Kein Fr&missement. Zweiter Pulmonalton betont.
Weicher Meteorismus, keine Roseolen, Milz nicht tastbar,
Traubescher Raum ' tympanitischh Rechtes Hypochondrium nn
p-
pendixgegend nicht druckschmerzhaft. Keine für Appendicitis typi-
schen Druckpunkte. Auf der Bauchhaut vereinzelte kleine hanfkorn-
große Eiterbläschen auf geröteter Grundlage. Beim Aufsetzen gering-
` gradige Nackensteifigkeit, Bewegungen des Kopfes schmerzhaft, K er-
nigsches Symptom negativ. Mäßige . Furunkelbildung am Rücken.
Das linke Schultergelenk geschwollen und schmerzhaft. Schmerzen im
Metatarsophalangealgelenk der “linken großen Zehe, ohne Schwellung
desselben. - Stuhl normal. Fieber 38,70 bis 39,8%, Puls 96 bis 117,
Respiration 82.
=> Verlauf: 9,6. Gruber- Widalsche Reaktion: Typhus 1:200,
1:400, Paratyphus A und B 0.
2 10. Juni. Linkes Augenlid tieferstehend, linke Pupille weiter als
die rechte.
12. Juni.
Aphonie. Herzdämpfung heute fast um 1 cm weiter läteralwärts rei-
chend ‘als früher, medial vom Spitzenstoß ein lautes quiekendes-
musikalisches systolisches Geräusch. Im fünften Intercostal-
raum rechts vom Sternum einen Querfinger außerhalb der rechten Mamillar-
linie Knisterrasseln. Rechtsseitige kuppelförmige Leberdämpfung' etwas
höher reichend als früher. Schmerzhaftigkeit am Kreuzbein. Leuko:
cytose. Ergebnis der Blutzüchtung: Staphylococcus pyogenes aureus.
Im Harnsediment nur vereinzelte Leukoceyten, phosphorsaure Magnesia,
= 18.Juni. Das Knisterrasseln rechts vorn heute mehr medial.
Blaurote Verfärbung und Schwellung des Endphalangengelenks der
zweiten Zehe rechts. Schmerzhafte Schwellung am Kreuzbein. Epi-
gastrium links druckschmerzhaft. Herzdämpfung bis zur ersten Ma-
'millarlinie, musikalisches Geräusch im gleichen, an der Basis extraperi-
‚kardiales Reiben. Zu
14. Juni. Pupillen eng. Zunehmende Blässe. Dämpfung rechts
hinten unten intensiv, Atemgeräusch abgeschwächt, fernes Bronchial-
atmen, Stimmfremitus nur wenig herabgesetzt. Knisterrasseln vorn
geschwunden. s i |
Probepunktion im zehnten Intercostalraum vier Querfinger rechts
von der Wirbelsäule: Eiter mit Staphylokokken in Reinkultur.
15. Juni. Abends nach Salicylklysma starke Kopfschmerzen und
. Nackensteifigkeit.. |
bewe 16. Juni. Somnolent, Nackensteifigkeit , deutlich, passive Dreh-
ur sungen des Kopfes schmerzhaft. Kernig positiv. Zehen- und
inkes Schultergelenk gebessert. Herzdämpfung überschreitet die Ma-
millarlinie um { cm. Fieber geringer, Puls 108. Moc'Burn ey scher
ruckpunkt angedeutet- Rectalbefund negativ. Rechte Lendengegend
deutlich druckempfindlich, kein Ödem derselben. Rechts vorn unten
Atmung geräuschvoll, Euphorie. |
u } 17. Juni. Kopf in der Stirngegend beiderseits am meisten klopf-
Kap ndlich. Nackensteifigkeit ausgeprägt, Nackenmuskel druckempfind-
Nas. Pupillen mittelweit, die linke eine Spur größer als die rechte.
Iinkenügelatinen, Zunge belegt, neigt zur Trockenheit. Über der
-oxen Lunge rückwärts etwas verschärftes Atmen. Rechts hinten
fe atensität zunehmende Dämpfung, über derselben Knisterrasseln,
„aes Bronchialatmen und abgeschwächtes Vesiculäratmen. Herz-
dämpfung nach links im gleicher nach rechts drei Querfinger rechts
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
Auffällige Steifheit beim Aufsetzen. 88,6° bis 40,0°, Puls |.
Nasenbluten links. Keine.Milzschwellung nachweisbar, |
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‚von der Medianlinie. An der Lungenherzgrenze und nach oben zu bis
zum Unterrand der dritten Rippe pleurales Reiben. Rechts vorn ab-
geschwächtes Atmen. Abdomen stärker meteoristisch, gespannt, allent-
‚halben druckempfindlich, etwas mehr in der Ileocöcalgegend, am stärk-
sten in der Lebergegend. Knöchelödeme. -Sonst Status idem.
18. Juni. : Morgens 39,0°, Puls gut gespaunt. Patient somnolent, !
in der Nacht leichte Delirien. Heute Schmerzen in den Beinen, die
ganze . Bauch- und Beinmuskulatur druckempfindlich.-. Nacken- und
Rückenstarre im gleichen. Dermographismus.,. Herzdämpfung heute
ein Querfinger weiter nach links reichend als gestern.. Musikalisches
Geräusch: im gleichen, kein Reiben. Küppelförmige Dämpfung rechts
deutlich ausgeprägt, links kein paravertebrales Dreieck. Kein lokales
‚Hautödem. : Knöchelödeme zurückgegangen. Abends starke 'Kopf-
schmerzen. BR u. Du a Zu Se
Patient somnolent, auffallende Cyanose. ‚Obere Glied- -
19. Juni.
maßen sehr rigid und bei Bewegung schmerzhaft, untere Extremitäten
weniger steif. Sehnenreflexe gesteigert. Über dem rechten Knie eine -
zirka pflaumengroße Schwellung mit Fluktuation. = > >. 2 5s
Der Kopf wird in Halblinkswendung gehalten, passive Drehungs-
versuche nach rechts äußerst schmerzhaft. vr De S
Herzdämpfung nach links im gleichen, nach rechts und oben zu
um eineii Querfinger verbreitert. Die. Dämpfungsgrenzen des: Herzens und
der rechtsseitigen kuppelförmigen: Dämpfung ergeben einen mit seinem
Scheitel bis zur sechsten Rippe- reichenden, nach oben offenen spitzen
Winkel. Unterer 'Leberrand perkutorisch um zwei ‘Querfinger tiefer
stehend als früher. Lebergegend äußerst druckempfindlich. An der
Basis: des: Herzens, besonders rechts: pleurales Reiben. - Musikalisches
Geräusch im’ gleichen. Traubescher Raum dauernd tyimpanitisch.
Fieber seit. gestern dauernd hoch, Puls 120, weich, klein. .Linkes
Schultergelenk noch geschwollen, aber nicht mehr so. schmerzhaft.
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20. Juni. Linkes Ellbogengelenk stark druckempfindlich, etwas ge-
schwollen. Schwellung des linken Kniegelenks stärker, auch subpatellar
deutlichste Fluktuation. Das rechte Knie auch etwas geschwollen, jedoch
nicht schmerzhaft. Starke Hyperästhesie der Haut des linken Unterarms.
21. Juni. Sohlenreflexe gesteigert; beiderseits Fußklonus.
Sonst Status idem. Ä
Gruber-Widalsche.Reaktion: Typhus 1: 100, Paratyphus A und B,
. 22, Juni. Im linken Hypogastrium oberhalb des Poupartschen
Bandes. beginnend bis zur horizontalen Nabellinie auffällige Druck-
empfindlichkeit. Sonst Status idem. | |
28. Juni.. Entsprechend‘ der rechten Parotis eine teigige’ In-
filtration und Schwellung mit Abhebung des Ohrläppchens, jedoch
indolent. Über der Lunge rechts vorn oben und links hinten ver-
schärftes Atmen, rechts hinten unten vereinzeltes Knisterrasseln. Herz- `
dämpfung ‚und die rechtsseitige Dämpfung im gleichen, ebenso die
Schmerzhaftigkeit im linken Hypogastrium, die sich. heute unter das
Poupartsche Band fortsetzt und den Verlauf der Gefäße einzunehmen
scheint. Deutliche Schwellung des linken Unterschenkels. . Linkes
Metatarsophalangealgelenk Nr. 1 deutlich gerötet und druckschmerzhaft,
ebenso letztes Phalangealgelenk Nr. 2.
‚Lumbalpunktion ergibt unter mäßig erhöhtem Druck eitrigen
Liquor, der bakteriologisch Staphylococcus pyogenes aureus enthält,
24. Juni. Nackenstarre im gleichen. Linke Parotisgegend seit
heute ebenfalls geschwollen, -leicht druckempfindlich. Meteorismus
nimmt :zu. Hand. meist am Genitale. Cheyne-Stokes sches
Atmen. Kratzendes systolisches Geräusch über der Aorta von anderem
Charakter als das an der Mitralklappe. Über der vorderen Lunge keine
besonderen Erscheinungen, über den hinteren Lungenpartien ver-
schärftes Atmen. Der Nabel etwas vorgewölbt. Ascites, Leberdämpfung
| von Tympanismus überdeckt.
! Harnbefund: Eiweiß 0,066%, im Sediment zahlreiche Leukocyten |
vereinzelte hyaline Cylinder, rote Blutkörperchen und Epithelzellen.,
25. Juni. 5 Uhr 45 Minuten früh Exitus letalis. K
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68 . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 18. Juli.
Klinische Diagnose: Kryptogenetische Staphylokokken-
sepsis (möglicherweise ausgehend von einer ‘primären Appendieitis?).
Subphrenischer Absceß rechts. Akute Endokarditis. akute- Dilatation
besonders des rechten Herzens. Sekundäre eitrige Meningitis. Pleuritis
. fibrinosa sin. Pleuritis’ adhaesiva bilateralis. Metastatische Ent-
zündung des linken Schulter-, Ellbogen- und Kniegelenks sowie des
Metatarsophalangealgelenks Nr. 1 links und des Endophalangengelenks
Nr.2 des rechten Fußes. Beginnende Thrombose der linken Vena
femoralis und iliaca? Bilaterale sekundäre Parotitis. Terminale
Splanchnicusparalyse. Anaemia gravis. Habitus asthenicus. Eitrige
Nephritis.
Obduktionsbefund (Dr. A. Jarisch): i. Harte Hirn-
haut mäßig gespannt; die Gefäße der weichen Hirnhäute sind stark
“mit”Blut gefüllt, die Blutleiter enthalten reichlich flüssiges Blut. Die
Hirnsubstanz ist auffallend fest, blaß und stark durchblutet. An den
austretenden Blutpunkten fällt eine wäßrige Beschaffenheit des Blutes
auf. Die ‚Ventrikel sind nicht erweitert, im rechten Unterhorn findet
| sich wenig dickflüssiger gelber Liter. Ä
I S0 - An der Basis, besonders in der Gegend des Chiasma n. opt. und
DE | der Brücke geringe Mengen gelben Eiters. |
ANRE. | E) 2. Im Abdomen zirka 150 cem klare gelbe Flüssigkeit. Darm-
schlingen stark gebläht; der Dickdarm überlagert die Leber und drängt
sie vom Rippenbogen ab. Zwerchfellstand rechts unterer Rand der
vierten Rippe, links fünfte Rippe.
3. Die rechte Lunge ist in ihrer ganzen Ausdehnung, die linke
an der Spitze mit der Brustwand verwachsen. = |
‚Rechte Lunge: Die Pleura ist mit einer festhaftenden faserigen
Aufiagerung von grauroter Farbe bedeckt. Ober- und Mittellappen
lufthaltig, auf der Schnittfläche von grauroter Farbe und schwach
durebblutet. Der Unterlappen zeigt besonders in den basalen Ab-
| schnitten erhöhte Konsistenz und ist luftleer; die Schnittfläche ist
EHRE, © ‘ glatt, von grauer Farbe, der Blutgehalt gering. |
Ein Linke Lunge: Die Pleura des Oberlappens zeigt vorr und an
der Seite grauweiße, leicht abwischbare Auflagerungen; die. Pleura des
Unterlappens ist matt. In der Spitze ein walnußgroßer verkalkter
Herd. Im Unterlappen zahlreiche erbsen- bis kirschkerngroße Abscesse,
die gelben Eiter enthalten. Die linke Lunge sonst überall luftbältig
und mäßig blutreich. npe"
Kebikopf und-Luftröhre ohne Besonderheiten.
4. Im Herzbeutel 150 bis 200 ccm gelbe klare Flüssigkeit. Der
linke Ventrikel ist kontrahiert und leer, der rechte Ventrikel ist er-
weitert und enthält Speckgeriunsel. Die Klappenapparate sind beider-
seits zart und schlußfähig. Der Herzmuskel ist von graubrauner Farbe,
| trüb und von zahlreichen grauen Stippchen durchsetzt. Im linken
Nl - vorderen Papillarmuskelfindetsich ein kirschkern-
großer Absceß. Die Absceßhöhle ist. mit gelbem dick-
flüssigen Eiter erfüllt und besitzt eine deutliche
bindegewebige Kapsel. .
5. Milz 12:8:3 cm, sehr weich, Pulpa ist reichlich abstreifbar.
Die Nieren sind vergrößert; die Rinde ist ‚von grauroter Farbe, ihre
Zeichnung ist verwachsen und sie überragt leicht die Schnittfläche.
Die Nieren sind von zahlreichen miliaren Abscessen durchsetzt.
` 6. Der Darm zeigt im unteren Ileum und an der Ileocöcalklappe
Bartstoppelnarben, im übrigen ist er ohne Besonderheiten,
Ä Appendix vollkommen frei und intakt.
Br 7. Das Zwerchfell ragt auf der rechten Seite kuppelförmig weit
en | |: | in den Pleuraraum ‚hinein. Auf Einschnitt an dieser Stelle entleeren
Bi | | sich zirka 300 cem rahmigen Eiters. Am Durchschnitt durch die samt
sa | dem Zwerchfell entfernte Leber zeigt sich die obere Hälfte des rechten
A Ei .sowie ein Teil des linken Leberlappens von einem System hühnerei-
i | bis. kirschkerngroßer, eitergefüllter Höhlen durchsetzt. Das Leber-
oe | parenchym fehlt dort vollständig; es sind lediglich Stränge von Binde-
|; | gewebe und Blutgefäßen übrig, die frei durch die Hohlräume ziehen.
Rn ir | Die größten Kavernen finden sich im obersten Teil des rechten Leber-
Due BRN lappens und kommunizieren frei mit einer ausgedehnten subphrenischen
DE. = ‘ Absceßhöhle, die durch eine ringförmige Verklebung vom Peritoneal-
E raum abgeschlossen ist. Die kleinsten Höhlen finden sich im unteren
| Abschnitte und sind von einer deutlich ausgeprägten grauweißen
M 2 Membran ausgekleidet. Das angrenzende erhaltene Lebergewebe zeigt
F HERE zunächst Abplattung der Acini, ferner ist in einer zirka 2 cm breiten
a "| Zone das Centrum der Acini braunrot und eingesunken, die Peripherie
E ii EN gelb und prominent; auch in der übrigen. Leber finden sich Zeichen
| von Stauung und Verfettung. In ’der Gallenblase wenig dunkle ein-
| gedickte Galle.
á "8. Das Pankreas ist vergrößert, sehr hart und knirscht "beim
Durchsehneiden. Die graugelbe Schnittfläche zeigt keine Besonder-
Der histologische Befund der Wand der Leberabscesse ergibt
Granulationsgewebe, der des Pankreas entzündliche Pankreaseirrhose.
Pathologisch-anatomische Diagnose: Multiple
Leberabscesse (Echinokokkus? - Appendicitis restituta?), subphrenischer
'Absceß. ‚Staphylokokkensepsis mit multiplen Metastasen: eitrige Me- `
ningitis, multiple Abscesse im linken Unterlappen, Absceß im linken
vorderen: Papillarmuskel, embolische Nephritis, multiple Gelenks- und .
Schleimbeutelentzündungen. Myodegeneratio cordis, Dilatatio cordis
dextri, Hydroperikard.. Kompeessionsatelektase des rechten Unter-
lappens, frische fibrinöse Pleuritis des linken Oberlappens. Akuter Milz-
tumor, Muskatnußleber, Cirrhose des Pankreas, Lymphadenitis und
Lympbhstauung im Retroperitonealraum. Alte adhäsive Pleuritis der
rechten Lunge, alter tuberkulöser Herd in der linken Spitze. Abgelau-
fener Bauchtyphus. ; |
Bei der epikritischen Betrachtung obiger Kranken- '
geschichte kommen wir zu folgendem Ergebnis: Bei einem 20jäh-:
rigen Kriegsteilnehmer mit asthenischem Habitus, der in der Kind-
heit nur Masern ‚überstanden haben, sonst aber stets gesund ge-
wesen sein will, kommt es ohne klinisch sicher feststellbare Ur-
sache zu einer in wenigen Wochen zum Tode führenden, aus Blut
und Eiter kulturell nachgewiesenen Staphylokokkenseptikopyämie,
deren klinische Manifestation erst in Fieber. und Schmerzen in der
rechten Bauchseite, welch letztere von einem Arzt auf eine Appen-
dicitis bezogen .wurden, alsbald in einem Status typhosus, auf.
Grund dessen der Kranke mit dem Vermerk „Typhusverdacht“
dem Feldspital übergeben wurde,- im weiteren Verlaufe in einer
schmerzhaften Schwellung des linken Schultergelenkes, schließlich
in der Ausbildung eines subphrenischen Abscesses der rechten
Seite, eines spärlichen Pustelausschlages, einer fibrinösen Pleuritis
links, einer eitrigen Meningitis, multipler Gelenkschwellungen, einer
Pyurie und einer terminalen bilateralen Parotitis bei teils konti-
nuierlichen, teils remittierenden Fieberschüben ohne Schüttelfrost
zum Ausdruck kam. Außerdem gab das laute, im Sitzen sich
verstärkende, rauhe systolische Geräusch an der Herzspitze mit
dem am deutlichsten etwas einwärts von derselben hörbaren quie-
kenden, musikalischen Beiklang, die ständig an Breite zunehmende
Herzdämpfung, die Betonung des zweiten Pulmonaltones und die
hohe Pulsfrequenz Anlaß zur Annahme einer septischen Endokar-
ditis der Mitralklappe mit Verkürzung eines Papillarmuskelsehnen-
fadens, während die in den letzten Tagen auftretende heftige,
erst dem Verlaufe der großen Gefäße im linken Hypogastrium fol-
gende und bis in Nabelhöhe reichende, später auch unter das linke
‚.Leistenband sich erstreckende Schmerzhaftigkeit im Verein -mit
einem mäßigen Ödem der ganzen linken unteren Extremität mit-
einer Thrombose der Vena iliaca und femoralis in Beziehung gè-
bracht wurde. Hinsichtlich der unklaren Ätiologie des Falles wurde
mit Rücksicht auf das Auftreten .der ersten Beschwerden in der
rechten Bauchseite sowie auf Grund praktischer Erfahrung an
genommen, daß eine bereits abgelaufene Blinddarmentzündung, für
die klinisch kein Anhaltspunkt mehr vorlag, den Ausgangspunkt.
des ganzen septischen Prozesses bilde.
Die Autopsie. bestätigte den ersten Teil der klinischen Dia-
gnose vollauf, Sie ergab ferner, daß der septikopyämische Prozeb
seinen Ausgang aller Wahrscheinlichkeit nach von der Leber nahm,
in deren oberstem Anteil es zuerst zur Bildung multipler abscedie-
render Iintzündungsherde gekommen ist, durch deren Einschmel-
zung ein System verschieden großer Eiterhöhlen resultierte, das
bei seiner weiteren zwerchfellwärts fortschreitenden Ausgestaltung
zur Ausbildung eines großen subphrenischen Abscesses führte,
eine Entwicklungsfolge, die am Leberdurchschnitt deutlich zu er-
kennen war, und daß es von hier aus infolge frühzeitigen Éin-
bruches in die Blutbahn zur metastatischen Ausbreitung des Pro-
zesses über den ganzen Organismus gekommen sein dürfte, konnte
aber das ätiologische Moment nicht in befriedigender Weise auf-
klären. Man mußte sich in dieser Hinsicht auf die Vermutung
vereiterter primärer Echinokokkusblasen oder, da die Appendix
und ihre Umgebung vollständig frei war, einer Appendicitis resti-
tuta beschränken. | |
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heiten. | Zeigte nun der Wurmfortsatz keinerlei Residuen eines aee
ES ER | 9. Entsprechend dem Verlauf der Vena iliaca sin. und der Vena | laufenen Krankheitsprozesses, so bewies aber an der Ileococar
} e cava inferior findet sich ein Strang walnußgroßer grauroter Lymph- | klappe und am unteren Ileum der Befund der „Bartstoppelnarben
drüsen, welche durch Züge prall gefüllter Lymphgefäße verbunden sind.
Die Veränderung reicht nach abwärts bis zur Rosenmüllerschen
Drüse, welche mit einbegriffen ist.
. 10. Im linken Knie- und Schultergelenk ein eitriger Erguß, des-
gleichen am Grundgelenk der linken großen Zebe. Links ist die Bursa
olecrani vereitert und nach außen durchgebrochen. An der rechten
= Fußsohle finden sich zwei bohnengroße Blasen mit blutigeitrigem
Inhalte. .r =
unzweideutig, daß der Verstorbene vor nicht allzulanger Zeit
einen Typhus überstanden haben mußte.
Hatten indes die klinischen Symptome zur Annahme einer
septischen Endokarditis geführt, so belehrte uns die Sektion eines
Besseren, indem sie bei vollkommen intaktem Klappenapparat einen
kirschkerngroßen eitergefüllten, von einer bindegewebigen Membran
begrenzten Absceß im linken vorderen Papillarmuskel aufdeckte:
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 88. ZUIDER- ZIERENHUNS 685 SOn Bi
Der Herzmuskel erwies sich als degeneriert, das rechte Herz war | zu verschieden großen. Abscedierungen. führenden entzündlichen BE F
erweitert, der linke Ventrikel kontrahiert. An Stelle der vermuteten | Prozesses legte indes den Gedanken nahe, daß es sich um pyle- ® I ai)
Thrombose der Vena femoralis iliaca sin. fand sich entsprechend | phlebitische Vorgänge handeln könne, deren Ausgangspunkt in EC
dem Verlaufe der genannten Gefäße und der Vena cava inferior | zum Pfortaderkreislauf. gehörenden Organen, also vor allem im Be
ein Strang bis walnußgroßer grauroter Lymphdrüsen, welche durch | Darm zu suchen wäre. Und wieder käme hier erfahrungsgemäß SOEU
Züge prallgefüllter Lymphgefäße verbunden waren und nach ab- | in erster Linie eine Blinddarmentzündung in Frage, da aber hier- A paper
wärts bis zur Rosenmüller schen Drüse reichten, letztere mit | für bei unserem Kranken mit: Ausnahme der initialen Schmerzen Bjeri
einbeziehend, demnach eine retroperitoneale Lymphangitis, Lymph- | in der rechten Bauchseite, die sich viel besser auf die Leber- BURN
adenitis und Lymphstauung. Bun. A ~ | erkrankung. beziehen. lassen, weder ‚klinische noch anatomische Une
Im folgenden sollen nun in Anbetracht sowohl des nicht: | Anzeichen vorlagen, dagegen unweit des Wurmfortsatzes an der DN ES .
alltäglichen klinischen Krankheitsbildes als auch des in mehrfacher | lleoeöcalklappe und im unteren Ileum „Bartstoppelnarben“.auf einen en,
Beziehung interessanten pathologisch-anatomischen Befundes die | überstandenen Typhus hinwiesen, ‘so möchte ich letzterem Befunde en ae S
einzelnen Besonderheiten dieses in verschiedener Richtung lehr- | am meisten Bedeutung für das Zustandekommen der Staphylo- ar,
reichen Falles eingehender beleuchtet werden. Vor allem sei die | Kokkensepsis beimessen. : Denn es ist bekannt,. daß in allerdings BIER.
Frage aufgeworfen, -ob wir uns in dem beschriebenen Falle auf | seltenen Fällen nach Typhus Leberabscesse auftreten können, und MEI
die Annahme einer kryptogenetischen Sepsis beschränken müssen, |- zwar auf zweifachem Wege entweder von ulcerösen Veränderungen a Perey
oder ob sich nicht Anhaltspunkte für eine primäre oder sekundäre | der Gallenwege oder aber infolge septischer. Erkrankungen der an
Pathogenese des Krankheitsprozesses aus. der Krankengeschichte | Pfortaderäste, ausgehend ‚von Darmgeschwüren. ‚Es liegt nahe, ee Aaa"
und dem Obduktionsprotokoll auffinden lassen. . Denn die-Autopsie | daß letzterer Vorgang sich bei unserem Patienten abgespielt hat, LE.
war uns die strikte Antwort auf die Frage, auf welchem Wege | wobei der Umstand, daß der Patient, der, wiederholt befragt, stets ENEEIER
die Staphylokokken in das aller Wahrscheinlichkeit nach zuerst | versicherte, nie ernstlich krank gewesen zu sein, seinen typhösen RORE r
befallene Organ, -die Leber, hineingelangt ‚sind, schuldig geblieben. | Geschwürsprozeß ebenso wie seinen abgekapselten Lungenspitzen- la a
Wir wissen, daß die Eitererfeger an jeder Stelle wie des äußeren | prozeß vermutlich ambulatorisch während der Kriegsdienstleistung, | H
. Integuments so auch der Schleimhaut, vor allem des Harnapparates, | also. ohne jegliche körperliche und diätetische Schonung, über- TERAS
ferner des Respirations-, Digestions- und Genitaltraktes, sofern sie | standen hatte, bei gleichzeitiger konstitutioneller (Furunkulose!) Eoo
gerade ein Punctum minoris resistentiae bildet, in den Organismus | und konditioneller (übefstandener Typhusinfektion)?) Disposition za — -gip A
eindringen und erst nur zu lokalen, eventuell später oder aber | Staphylokokkeninfekten für- -eine besonders günstige İnfektions- ` .:.latr-!.
sofort zur Allgemeinerkrankung mit pyämischen Abscessen in ver- | Möglichkeit mit Staphylokokken der Nahrung von den Darm- f Air z
schiedenen Organen führen können.. Zuweilen werden solitäre | geschwüren aus sprechen würde, sodaß also einem: primären I Ea
. durch Staphylokokken: hervorgerufene Eiterherde innerer Organe | Typhus, in dessen Verlauf’ es zur sekundären Einwanderung der - "SE
lange Zeit von den Befallenen latent herumgetragen, bis es ge- | Eiterkokken via Darmgeschwüre ‚in ‘die Pfortaderblutbahn und zu Bi ne
legentlich eines auslösenden Momentes zum Aufflackern einer All- | einer vielleicht längere Zeit latent. gebliebenen circumseripten Bu. ©),
gemeininfektion kommt. In der Haut sind es außer Verletzungen | Pylephlebitis im Innern der Leber gekommen sein mag, die ätio- I i
nicht selten Furunkel, die zu einer solchen Infektion An- | logische Rolle in unserem Falle zufiele. U We, Ji S
laß geben können. Tatsächlich wurde bei unserem Kranken Fu- . Mit dieser Voraussetzung. möchte der Vermerk. „Typhus--: Bel:
runkelbildung am Rücken in mäßigem Grade festgestellt. Wir | verdacht“, mit: dem unser Kranker eingebracht wurde, wenigstens iS
| ' möchten in dieser jedoch nur den Ausdruck für eine gewisse | scheinbar recht gut übereinstimmen. De facto entbehrte ‘auch das ee
J : . Krankheitsbereitschaft des Patienten Staphylokokkeninfekten gegen- | weitere Krankheitsbild nicht einiger an einen typhösen Zustand . tl
4 über erblicken, glauben hingegen auf Grund der mäßigen Ausbrei- | gemahnender Züge, welche die Differentialdiagnose erschwerten. RR
Te ‘tung und sehr mitigierten Form dieses- Prozesses eher ein gutes | Denn der Patient bot vor allem ‘einen Status typhosus, eine Me en
j. lokales Abwehrvermögen der Haut gegen derartige, von außen | Typhuszunge, hohes kontinuierliches Fieber mit einer im weiteren el
3 kommende Schädlichkeiten supponieren zu können, wobei wir diese | Verlaufe zur Beobachtung kommenden typischen Zäsur, ‘einem he io
i Furunkelbildung von dem später zu besprechenden, auf metasta- | neuerlichen Fieberschub, nachher remittierendes Fieber), endlich iiai Eeg
lo- ‚tiischem Wege — also von innen kommend — entstandenen Pustelaus- | eine bis zum Tode anhaltende Continua, ferner meningeale FF Rea a n
H ‚ schlag unseres Kranken streng abtrennen wollen. Wir sind der | Symptome, zu Beginn Illeocöcalschmerz — ein: bei Typhus nicht Sir BER
> Meinung, daß derartige habituelle Furunkulosen mäßigen Grades | so selten vorkommendes Initialsymptom —, positive Gruber-Widal- oT
N „wohl niemals zu allgemeiner Staphylokokkenpyämie Anlaß geben | sche Reaktion auf Typhus, schließlich einen asthenischen, wie für ` ai Se
i - dürften, sondern nur hochgradige allgemeine Furunkulose des | Tuberkulose so auch für Typhus gewissermaßen prädestinierten SEE
i ganzen Körpers, wie sie bei manchen Menschen im Sommer, z. B. | Habitus (die Obduktion ergab einen abgeheilten” tuberkulösen FE
beim Tragen von Wollwäsche auftritt, oder einzelne große, tief in | Lungenspitzenprozeß), nicht zuletzt die- bei Typhuskranken sehr ee
das Unterhautzellgewebe eindringende phlegmonöse Furunkel, wie | häufig zutreffende anamnestische Angabe, nie ernstlich krank ge- Te
sie besonders häufig am Nacken, im Gesicht und am Gesäß zur | wesen zu ’sein. Von, diesen Krankheitszeichen war es insbesondere RE
Beobachtung gelangen. Aber gerade von diesen von der Haut | der Fieberverlauf, der gegen Sepsis zu. sprechen schien, obgleich Ba Be
ausgehenden Pyämien wissen wir, daß sie vornehmlich das Nieren- | andere Symptome, von denen alsbald die Rede sein soll, für ana’. ie
lager, die Meningen und die Lungen heimsuchen nnd erst in-wei- | letztere Diagnose sehr bald in die Wagschale fielen. Zu Ye
terer Folge auch andere Organe, aber nur sehr selten die Leber, Wir sind eben gewöhnt, mit dem Begriffe Sepsis vor allem eo: 2;
die sich in unserem Falle zweifellos als das zuerst ergriffene Organ | die Vorstellung: remittierendes oder intermittierendes unregel- fi e onii
‚erwies, Da aber primäre Leberabscesse 'ebenso selten vorkommen | mäßiges Fieber mit Schüttelfrösten und Schweißen zu verbinden, j RIE o
dürften wie primäre Lebercarcinome, so erübrigt es uns, eine | wobei wir vornehmlich die Streptokokkensepsis als die bei weitem . | BR
"solche Eintrittspforte beziehungsweise primäre Erkrankung aufzu- | häufigste septische Allgemeininfektion im Auge haben. . Dagegen Man: É
finden, die das initiale Befallensein der Leber am plausibelsten | kommt der Staphylokokkeninfektion ein kontinuierlicher oder 11 ii:
erklärt. Marigels eines sicheren klinischen und anatomischen An- | schwach remittierender Fieberverlauf zu, der sich von der typi- Kal Ba a
haltspunktes kommt der Urogenitaltrakt, der Respirations- und | schen Typhuskurve nur durch die der Temperatursteigerung gleich BER... |
Verdauungsapparat (Tonsille, Appendix) — die Supponierung einer | jm Anfang entsprechende hohe Pulsfrequenz, also das Fehlen der een ii
Appendicitis restituta war nur ein hypothetischer Erklärungsversuch | relativen Bradykardie unterscheiden kann, während Schüttelfröste 4p a i
— In dieser Hinsicht nicht in Betracht. Ä trotz vieler eitriger Metastasen selten sind. Nach Jochmann folh at
: Wir müssen daher von der Annahme einer primären Staphylo-'| kommt ein intermittierender Fiebertypus sogar nur ausnahmsweise IE IE: Fr =
kokkensepsis absehen und auf eine sekundäre Infektion recur- | vor, so besonders dann, wenn die Staphylokokkensepsis mit Endo- i Da
rieren, wie sie sich z. B. auf dem Boden von Echinokokkusblasen, karditis kompliziert ist. | | on TE BE a H
nach Infektionskrankheiten (Angina, Scharlach usw.) zuweilen | jn dem Fieber konnte also kein differentialdiagnostisches ei
etablieren kann. De facto sahen die von einer bindegewebigen | Merkmal gegenüber Typhus erblickt werden. Gegen die Annalime ei
Kapsel ausgekleideten Eiterhöhlen in der .Leber auf den ersten | einer Typhonose sprachen jedoch schon von.vornherein das Fehlen |;
Blick vereiterten Echinokokkusblasen auffallend ähnlich, und wenn : nn n 3 n
Sich auch mikroskopisch keine tierischen Membranen und keine | 1) Der Typhuskranke neigt zu Absceßbilduegen. — >- r
Haken finden ließen, ` so mußte doch .auch diese Möglichkeit in | 2) Ein derartiger cyelischer Ablauf des Fiebers wird bei typhösen n.
Betracht gezogen werden. Die genaue Untersuchung des einen | Erkrankungen sehr häufig beobäqhtet und soll. am anderen Ort ein- 2i
. großen Teils des rechten und linken Leberlappens einnehmenden, | gehender gewürdigt werden. | x IE uA
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ciner tastbaren Milzschwellung und der Roseolen sowie die hohe
Pulszahl und die Leukocytose. Dagegen wiesen gleich zu Beginn
der Beobachtung besonders die auf einen subphrenischen Absceß
hindeutende kuppelförmige Dämpfungsfigur an der Lungenleber-
renze, die schmerzhafte Schwellung des linken Schultergelenks.
und der spärliche Pustelausschlag auf einen pyämischen Prozeß
hin. Der weitere Verlauf und die bakteriologiseche Untersuchung
des durch Probepunktion des subphrenitischen Abscesses und
durch Lumbalpunktion erhaltenen eitrigen Exsudats im Verein mit
der Blutzüchtung brachte volle Klarheit.
Hatte nun zur Zeit der Spitalsaufnahme des Kranken eine
Reihe.von Symptomen an eine typhöse Provenienz denken lassen,
so mögen einige Tage vorher die initialen Schmerzen in der
rechten Bauchseite mangels anderer Krankheitsmerkmale gar leicht
den Verdacht einer Appendixerkrankung wachgerufen haben, wenn
man von der guten alten Lehre ausgeht, daß man in praxi, falls
ein junges männliches Individuum über Schmerzen in der Magen-
oder in der rechten Bauchgegend klagt und dabei Fieber hat, an
eine akute Appendicitis denken soll. Tatsächlich bestand bei
unserem Kranken neben dieser Klage auch eine auffallende Druck-
empfindlichkeit in der rechten Bauchseite, die allerdings weniger
die Deocöcalgegend als das rechte Hypochondrium betraf. Konnte
dieser Umstand die Entzündung eines dystopischen Wurmfort-
satzes vermuten lassen, so mußte indes das Fehlen der typischen
Druckpunkte und einer nachweisbaren Resistenz von der Diagnose
Appendicitis abbringen und eher an eine an der Leberpforte oder
in der Leber gelegene Erkrankung gemahnen. Hätten in An-
betracht dessen die bei der Spitalaufnahme bereits . vorhandene
Schwellung des linken Schultergelenks, der spärliche Pustelaus-
schlag und die positive Succussio hepatis am ehesten an einen
septischen Leberabsceß denken lassen Können, so legte der Nach-
weis der kuppelförmigen oberen Leberdämpfungsgrenze das Be-
stehen eines subphrenischen Abscesses nahe, der seinerseits frei-
lich wieder in erster Linie mit einer abgelaufenen, vielleicht dysto-
pischen Appendicitis in ursächlichen Zusammenhang hätte ge-
bracht werden können, um so mehr, als für die Präexistenz einer
anderen portalen Erkrankung (Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni)
keinerlei Anhaltspunkte vorlagen. Die später zeitweise sehr deut-
liche Epigastralgie konnte sich geradeso mit dem subphrenischen
Absceß wie mit einer Appendicitis oder mit einer Pankreasaffektion
in Einklang bringen lassen.
War bisher von der mutmaßlichen Ätiologie und der Differential
diagnose gegenüber Typhus und Appendicitis die Rede, so möchte
ich nun in bezug auf die Differentialdiagnose der Staphylokokken-
sepsis nicht verabsäumen, die nicht zu unterschätzende Bedeutung
der,bereits wiederholt zitierten Eiterpusteln auf erhabener geröteter
Grundlage als septische Hautmetastasen hervorzuheben. Sie unter-
scheiden sich oft kaum von gewöhnlichen Acnepusteln, zeigen je-
doch ein viel distinkteres Aussehen als diese und gleichen mehr
initialen Variolapusteln ohne die charakteristische Delle der letzteren.
Außer ihnen können noch knotige Hautinfiltrate hämorrhagisch-
embolischer Natur und Erytheme bei. Staphylokokkensepsis auf-
treten. Bei Vorhandensein derartiger Hauterscheinungen soll man
jedoch nie vergessen, daß dieselben im Verein mit Gelenks-
schwellungen auch bei Rotzpyämie vorkommen, wo sie aber, wie
. eigene Beobachtungen lehrten, in foudroyantester Weise mit Nei-
gung zu raschem Zerfall und im Gegensatz zur Staphylokokken-
sepsis erst terminal in Erscheinung treten.
Waren die letztgenannten Metastasen allem Anscheine nach
durch direkte Verschleppung der Keime aus der Leber via Blut-
bahn zustande gekommen, so wies auch ein zweiter Weg, den der
septische Prozeß nahm, zur Leberpforte als den Ausgangspuukt
hin, der Lymphweg, was bei der Autopsie in zweifacher Weise
zum Ausdruck kam: einerseits in der interstitiellen Pankreatitis,
- andererseits in der retroperitonealen absteigenden Lymphadenitis
und Lymphangitis längs der Vena cava inferior, der Vena iliaca
sinistra und Vena femoralis sinistra bis zurRosenmüllerschen
Drüse. Die Entzündung der Bauchspeicheldrüse war wie so oft
symptomlos geblieben, während die der Lymphwege durch exzessive
Druckempfindlichkeit der genannten Gebilde und Ödem des linken
Beines manifest wurde, was zur Annahme einer septischen Venen
thrombose geführt hatte, Quoad Diagnose wäre demnach gegebenen-
falls daran zu denken, daß eine besondere Schmerzhaftigkeit des
Poupartischen Bandes und des linken Hypogastriums (innere
Lymphdrüsen!) sowie ein nur mäßiges Ödem der entsprechenden
Extremität eher einer Lymphstramgentzündung zukommt als einer
'Thrombophlebitis, der mehr eine Druckempfindlichkeit der Gefäße
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
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in der Leistengegend und eine stärkere Ödembildung infolge
Stauung im venösen Abfluß entspricht. Es ist nicht ausgeschlossen,
daß in unserem Falle die Entzündung des Lymphstranges erst
via Pankreas beziehungsweise auf demselben Wege wie die Pankreas-
cirrhose erfolgte.
Den sowohl klinisch als auch anatomisch bei weitem inter-
essantesten Befund bei unserem Kranken bot aber das Herz.
An demselben wurde — trotz des mehr typhösen Fiebertypus —
vor allem auf Grund der physikalischen Phänome eine recente
septische Endokarditis an der Mitralklappe mit Insuffizienz der-
selben angenommen, ein übrigens bei Staphylokokkensepsis relativ
häufig vorkommendes Ereignis; fand sie doch Jochmann unter
23 Fällen neunmal und betont in seinem Lehrbuch der Infektions-
krankheiten, daß sie bei Staphylokokkensepsis häufiger vorkommt -
als bei Streptokokkensepsis. Unser Patient hatte ein lautes schaben-
des systolisches Geräusch an der Herzspitze, zu dem sich alsbald
ein etwas innerhalb derselben am deutlichsten hörbares lautes
quiekendes musikalisches Geräusch beigesellte. Er bot ferner das
für Endokarditis pathognomonische Verhalten der Herzdämpfung,
die allmählich mit dem Spitzenstoße immer weiter nach außen
rückte, während der zweite Pulmonalton betont wurde und schließ-
lich eine Verbreiterung der Herzdämpfung auch nach rechts nach-
weisbar war. Bei der Sektion erwies sich das rechte Herz be-
trächtlich erweitert, die linke Herzkammer kontrahiert, der Klappen- <
apparat jedoch überall intakt, sodaß an Stelle der supponierten
organischen auf eine funktionelle Mitralinsuffizienz recurriert werden
mußte. Die Ursache für eine solche war einmal in der Herzmuskel-
degeneration zu suchen, vor allem aber konnte der durch einen
Absceß in seinem Muskelfaserbestand reduzierte und verbreiterte,
daher etwas verkürzte linke vordere Papillarmuskel infolge Mit-*
verkürzung seiner Sehne und auf Grund seiner herabgesetzten
Leistungsfähigkeit nur einen unvollständigen Klappenschluß” ge-
währleisten, während die infolge Verkürzung stark angespannte
Sehne bei jeder systolischen Contraction des Herzmuskels durch
den andrängenden Blutstrom in lebhafte Schwingungen geriet, die
als musikalisches Geräusch am deutlichsten an der Stelle, an
welcher der vordere Papillarmuskel liegt, also etwas einwärts vom
Spitzenstoß hörbar wurden. Wir haben es also hier mit einem
typischen Sehnenfadengeräusch zu tun, dessen Entstehungsweise
klar zutage liegt.
Mit Rücksicht darauf, daß vor einiger Zeit Fortmann in
einer Abhandlung über akzidentelle Geräusche am Herzen die
pathognomonische Bedeutung der musikalischen Geräusche sehr
in Frage stellte, möchte ich auf dieses Thema näher eingehen.
Denn Fortmann neigt der Ansicht zu, daß es überhaupt keine
Sehnenfadengeräusche gebe; wenigstens schließt er in diesem
Sinne seine Ausführungen über akzidentelle Herzgeräusche gelegent-
lich der Erwähnung der Sehnenfadengeräusche in Nr. 19 der
M. Kl. 1917 mit dem Bemerken, daß v. Oppolzers dureh
Sektion bestätigte Diagnose der Abreißung eines Sehnenfadens,
die letzterer auf Grund eines eigenartigen musikalischen Geräusches
stellte, auf Zufall beruhe, dieser kleine Irrtum jedoch dem wohl-
begründeten Rufe v. O ppolzer s als eines ‘der feinsten Diagnostiker
seiner Zeit keinen Abbruch tue, daß aber seitdem die Sehnen-
fadengeräusche als medizinische Seeschlange immer von Zeit zu
Zeit wieder auftauchen. a
Mag es auch verschiedene Entstehungsursachen für mus
'kalische Herzgeräusche geben, so ist doch die Existenz der
Sehnenfadengeräusehe nicht zu bestreiten und der darin Erfahrene
wird sie als solche auch am Timbre erkennen. Unser Fall zeigt
aber obendrein, daß ihnen unter Umständen eine ganz besondere
pathognomonische Bedeutung zukommen kann, indem sie uns über
den Grad der Leistungsfähigkeit der Papillarmuskel zu unterrichten
imstande sind, und wir in ihrem Auftreten den Ausdruck einer
Papillarmuskelinsuffizienz der betreffenden Klappe
erblicken dürfen.
Daß eine solche isolierte Insuffizienz eines Papillarmuskels
relativ selten zur Beobachtung kommt, mag seine Erklärung IN
dem ans Wunderbare grenzenden Anpassungsvermögen der Papillar-
muskeltätigkeit an die Herzarbeit und dem präzisen Zusammen”
arbeiten sämtlicher Anteile des Herzmuskels finden. Bilden doch
die Papillarmuskel einen äußerst exakten feinen Akkommodations”
apparat der Herzklappen (Toldt). Ihre Länge, die genau ve
Exkursionsgröße ihrer Ursprungsstellen entspricht, und ihre An-
ordnung derart, daß jeder größere Papillarmuskel zwei Klappen
zipfel mit Sehnenfäden versieht und somit jeder Zipfel mindestens
von zwei Papillarmuskeln beherrscht wird, wobei jeder Sehnen-
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organischer (endokarditischer) Klappenveränderungen ais auch auf
‚funktionelle Form bei intakten Klappensegeln, aber organisch ver-
Weise darbot, - Mae
vermutet worden. ‚Einige haben eine angeborene Schwäche des
Sphincter vesicae angenommen, andere eine Übererregbarkeit des
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18. Juli. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — NL. 8. 1.000000 ,687.
und Sphincters, andere wieder haben harnsaure Diathese, Phos-
phaturie, Vulvitis, adenoide Vegetationen usw. als Ursache- ange-
sehen. — Der Begriff der Enuresis nocturna ist kein einheitlicher.
Es sollen hier nur Fälle in Betracht. kommen, welche nicht orga-
.nischer Natur sind, also auch z. B. nicht jene rudimentären Formen
von Spina bifida, die nur röntgenologisch festzustellen sind (Myelo-
- dysplasie), ferner‘ auch. nicht die Enuresis, welche nur ein Be-
gleitsymptom schwerer Neurosen darstellt (Tič général usw.). Es
soll hier nur von Fällen die Rede sein, bei denen beim Fehlen:
faden sich vor seiner Klappeninsertion fächerförmig ausbreitet,
sowie die Hand in Hand gehende Contraction der‘ Kammerwände
und der den 'Spannapparat .der Klappen regulierende Papillar-
muskel gewährleistet während der ganzen Systole einen taädellosen
Klappenschluß. Nur wenn. ein einzelner Papillarmuskel oder seine -
Sehne eine besondere Beschädigung erfährt und auch dann nur
unter für die Schallentstehung besonders günstigen Spannungs-
verhältnissen der eigenen -oder einer kompensatorisch stärker‘ an-
gezogenen Papillarmuskelsehne mag es zur Entstehung eines der-
artigen musikalischen Phänomens kommen. ne
Ob die von entarteten Muskelfasern oder von Teilen des
atrioventrikulären Bündels herrührenden abnormen Sehnenfäden, `
die angeborene beziehungsweise atavistische Anomalien darstellen,
ebensolche musikalische Geräusche unter Umständen erzeugen
können, entzieht sich meiner Erfahrung, liegt aber a priori in dem
Bereich des Möglichen. Immerhin kommt der Erkrankung des
die Klappenzipfel steuernden Muskelsehnenapparates. eine bei
weitem höhere klinische Bedeutung zu als. congenitalen Herzmuskel-
anomalien und es wäre die Frage erlaubt, ob es sich in Fällen
solcher „abnormer“ Sehnenfäden, in denen. musikalische Geräusche
gehört wurden, nicht tatsächlich um Papillarmuskelsehnengeräusche
bei einem in der Anlage gestörten Herzmuskel gehandelt hat- und
das Geräusch fälschlich auf die „abnormen“ Sehnenfäden statt
auf die anatomisch oder funktionell geschädigten Klappensehnen -
bezogen wurde. Denn daß derartige musikalische Geräusche an
der Mitralklappe auch rein funktionell temporär, z. B. bei erregter
Herzaktion auftreten können, hat mir die tägliche Erfahrung bei
Konstatierungen wiederholt gelehrt. Fa E O |
Haben nun die Geräusche einen quiekenden metallischen
Charakter mit einem leicht erkennbaren Grundton als Beiklang zu
einem systolischen Geräusch, wie in unserem Fall, dann muß es
sich um Schwingungen eines saitenartigen Gebildes, also eines
Sehnenfadens handeln, ‚lassen sie einen tieferen Klang erkennen
oder sind sie zwar laut,. aber mehr geräuschartig ohne leicht be-
stimmbaren Grundton, dann kann man an Muskelgeräusche (Herz-
muskelton bei erregter Aktion) oder auch an eine extrakardiale
Entstehung derselben (z. B. kardiopulmonale Geräusche)!) denken;
wollen doch‘ manche Autoren nur letzteren Entstehungsmodus
gelten lassen, wogegen aber sofort einzuwenden wäre, daß intra-
kardiale musikalische Geräusche nicht nur an der-Mitralklappe,
sondern ja auch. an der Aorta bei Aorteninsuffizienz wiederholt —
zuweilen auch als Distanzgeräusche — beschrieben und als Klappen-
geräusche gedeutet wurden. Ä |
Wir haben demnach zu unterscheiden zwischen musikalischen
Geräuschen, die an der Mitralklappe und solchen, die an der Aorten-
klappe auftreten. -Während letztere wohl ausnahmslos infolge
organischer Veränderungen an den Semilunarklappen (abnorme
Spannungsverhältnisse infolge Verwachsung und Verhärtung der
Klappenränder). zustande kommen; : können erstere sowohl infolge:
während der Nacht einmal oder öfter große Urinmengen entleert
“Amnesie für diesen Vorgang besteht. Zur Klärung der hier vor-
liegenden Verhältnisse ist es notwendig, einige physiologische Be-
merkungen vorauszuschicken. _ > mr |
und drei sympathische.” Von den cerebrospinalen ist eines .denı
matismus zur Folge. Das corticale hat die Aufgabe, den Harn-
‚drang zu‘ sistieren und die Miction willkürlich einzuleiten, di>
- subcorticalen haben die. Aufgabe, -die Mietion bis zu Ende durch-
und besorgt geregelten Blasenautomatismus nach Abtrennun;s
höherer Hirnteile.. Außerdem gibt es, wie erwähnt, drei Zell-
mitteln.
‘tion eine isolierte Neurose peripherer Nerven, des Nervus hypo-
gastricus beziehungsweise des Nervus pelvicus, angenommen
worden; eine Vermutung, die wohl nur in seltenen Fällen zutreffen
dürfte, und die bis jetzt niemand zu begründen versucht hat; zu-
dem dürfte. die Differentialdiagnose von einer peripheren organi-
schen Erkrankung recht schwierig sein. — Ferner wurde eine
-Störung in den spinalen Ganglien angenommen. Hierfür spräche
tären Formen der Spina bifida. Doch ist anzunehmen, daß es
sich bei letzteren um spinalen Blasenautomatismus’ handelt, die
Blasenstörung dürfte Incontinenztypus haben. — Weiterhin hat
man eine Übererregbarkeit des vegetativen Nervensystems respek-
tive eine mangelhafte Regulierung der sympathischen Blasen-
centren durch die cerebrospinalen-angenommen. Wenn diese Ver-
mutung richtig sein sollte, dürfte bis jetzt eine Begründunr
fehlen, warum gerade im Schlaf diese Überempfindlichkeit be-
stände, während im wachen Zustande der Blasenmechanismus
normal arbeitet, |
Von besonderem Interesse sind nun die neueren Feststellungen
[Adler], welche die Tatsache ergeben haben, daß der kind-
liche Mictionstypus dem Blasenautomatismus bei. isolierter corti-
caler Blasencentrumsstörung gleicht. Wir haben es bei der Enu-
resis noeturna zweifellos mit diesem kindlichen Mictionstypus zu
tun, der in diesen Fällen während des Schlafes persistiert; e;
dürfte sich also um eine Hypofunktion des corticalen Blasen-
centrums handeln. Normalerweise ist dieses corticale Blasen-
centrum einer Reihe von anderen Elementen der Hirnrinde, dic
mit demselben durch: Assoziationsfasern verbunden sind, auch inı
Schlaf untergeordnet. Bei der Enuresis nocturna ist nun wahr-
scheinlich nicht nur das corticale Blasencentrum ganz oder teil-
weise außer Funktion gesetzt, sondern auch diese übergeordneten
Hirnrindenelemente samt ihren Assoziationsbahnen, sodaß der Reiz
der gefüllten Blase automatisch. zur Entleerung führt. Für diese
Auffassung sprechen folgende Tatsachen: 1. Die Urinentleerung
kommt überhaupt nicht zum Bewußtsein, 2, es’ besteht voll-
kommene Amnesie für diesen Vorgang beim späteren Erwachen,
3. der Schlaf dieser Kranken ist ein abnorm tiefer, sodaß .man
verhältnismäßig lange Zeit braucht, dieselben aufzuwecken. — Es
handelt sich hier also zweifellos um einen krankhaften Zustand
des corticalen Blasencentrums sowie einer Reihe anderer Hirn-
rindenelemente nebst den entsprechenden Assoziationsbahnen, und
Grund funktioneller (z. B. nervöser) Störungen im Klappenapparat
entstehen. Unter diesen wieder bildet eine besondere organisch-
ändertem Papillarmuskel die -Papillarmuskelinsuffizienz, wie sie
unser Fall sowohl klinisch als auch anatomisch in anschaulichster
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‘Die. Ursachen und die Behandlung der `
| < Enuresis nocturna. |
Von as 5
Be Dr. Sieben, a
Spezialarzt für Haut-, Harn- und Nervenkrankheiten.
‘Über die Ursachen der Enuresis nocturna ist schon vielerlei
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Detrusor -oder ein- Mißverhältnis der Innervation des - Detrusors
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H „) Es wäre an dieser Stelle daran zu erinnern, daß die normalen
„etztöne bei stark ektatischem Magen oder bei Pneumothorax und
.„moperikard, einen metallischen, oft schon auf Distanz hörbaren .
„ang erhalten können, der, falls auch ein systolisches Geräusch am
erzen besteht, fälschlich als musikalisches Herzgeräusch gedeutet
werden könnte, . | |
1) A. Adl er, Über den Druck in der Harnblase, -zugleich ein
Beitrag zur Funktion des Blasenmechanismus, dessen Physiologie und
. Pathologie. | (Mitt. Grenzgeb., 1918, Bd. 80, H. 4 u. 5.) | |
nachweisbarer sonstiger Erkrankung des Nervensystems im Schlaf .
werden, ohne daß der Vorgang dem Kranken zum Bewußtsein .
kommt, und bei denen ferner beim . späteren Erwachen völlige
Nach Adler 1) kommen für die Funktion der Blase ie drei
Gruppen von Centren in Betracht, und’ zwär drei cerebrospinal» `
anderen übergeordnet.. Läsion eines derselben hat Blasenauto-
zuführen, die spinalen, speziell:das sakrale beherrscht den Sphincter. - :
stationen sympathischer Natur, das Ganglion mesentericum inferius,’
den Plexus hypogastrieus und. vesicalis, die wohl im wesentlichen `
ein geordnetes Zusammenwirken von Sphincter und Detrusor ver- .--
Von mancher Seite ist nun bei der zu besprechenden Affek-
unter anderem auch die,Analogie der obenerwähnten rudimen- _
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688
zwar wahrscheinlich neurasthenischer Natur. Soweit die über-
geordneten corticalen Elemente in Betracht kommen, liegt viel-
leicht ein Ermüdungszustand vor. Für diese Auffassung der neur-
asthenischen Natur der Krankheit spricht unter anderem der Er-
folg der Psychotherapie, von welcher später die Rede -sein wird.
Während z. B. beim epileptischen Äquivalent und beim Somnambu-
lismus traumhafte Vorstellungen wirkliche motorische Akte, ja
Handlungen auslösen, scheint bei der Enuresis nocturna das Gegen-
teil der Fall zu sein: die Ausschaltung des Willens, der normaler-
weise die Blasencentren beherrscht; der Reiz der gefüllten Blase
vermag nicht irgendwie den Ablauf der traumhaften Ideenasso-
ziationen zu beeinflussen. Wollte man aber den Zustand für epi-
leptdid ansehen, müßte man annehmen, daß wie im epileptischen
Dämmerzustand schon ein traumhafter unterbewußter Willensakt auf
den heftigen Reiz der starkgefüllten Blase hin genügt, den
Widerstand der Blasencentren aufzuheben. — Da die Krankheit
spätestens im Alter von 20 bis 21 Jahren in der Regel von selbst
zur Heilung kommt, dürfte es sich um eine Störung handeln, die
mit dem Wachstum zusammenhängt. Der Gedanke liegt nahe,
daß eine Störung der inneren Sekretion, vielleicht eine solche der
Thymus vorliegt. Ob außer dieser auch die Hypophysis oder- an-
dere Organe in Betracht kommen, müssen erst noch weitere Unter-
suchungen ergeben. Die Hypophysis allein dürfte vielleicht hier
weniger eine Rolle spielen, sondern eher bei insipidusähnlichen
Zuständen.
Jedenfalls ist die Enuresis nocturna, zumal stets mit psychi-
scher Depression verbunden, ein fataler Zustand. Die Patienten,
die deswegen den Arzt aufsuchen, machen stets einen etwas
scheuen und ängstlichen Eindruck. Gewöhnlich wurde die Krank-
heit schon durch monatelanges Wecken in der Nacht usw. von
den Angehörigen zu beeinflussen gesucht. Jedoch ohne Erfolg.
Es wird ein merkwürdiger Fall berichtet!), in dem ein Soldat sich
Bohnen in die Harnröhre steckte, um das Bettnässen zu unter-
drücken. Der Erfolg war eine Urethritis, und mit Mühe gelang
es, die Bohnen, die in der Posterior sich befanden, wieder zu ent-
fernen.
Von ärztlicher Seite sind schon viele Mittel vergeblich angewandt
worden, ich erinnere nur an Belladonna, Atropin, Opiate, Brom»Yohimbin,
Eucupin usw., ferner interne Faradisation, kombinierte Massage,
Metallkatheter, Ätzung des Blasenhalses {!). Auch ein Bettnässerbett
“wurde konstruiert. Ferner wurde Psychotherapie angewandt. Diese
hat in manchen Fällen tatsächlich etwas geleistet. In neuerer Zeit
haben v. Nesnera und Knack wieder den elektrischen Strom an-
gewandt; letzterer hat besonders starke Ströme benutzt und auch durch
sonstige psychotherapeutische Maßnahmen den Zustand zu beeinflussen
gesucht. Über den Erfolg äußert er sich?): „Mit diesem suggestiven
Verfahren hatten beide Autoren übereinstimmend gute Erfolge, die
um so beachtlicher sind, als trotz der Aufwendung aller möglichen
Behandlungsmethoden es bisher wohl kaum gelang, die Bettnässer
nennenswert zu beeinflussen.“ Auch Naber?) empfiehlt Faradisation,
Mohr‘) Hypnose und Faradisation, Müller) empfiehlt in solchen
-Fällen Narkotica, eventuell Verweilkatheter. Auch in dem Vortrag von
Strauß) kam die Enuresis nocturna zur Sprache, eine besondere
Therapie wurde jedoch nicht angegeben.
Aus all diesem ist zu schließen, daß bei der Enuresis noc-
turna eine dem krankhaften Zustand wirklich angepaßte Wasser-
diät noch nicht empfohlen wurde. Ich wende diese Therapie
schon seit fast zwei Jahren mit Erfolg an und bitte diese weiter
unten beschriebenen Maßnahmen einer Nachprüfung zu unter-
ziehen.
Neuerdings hat man bei der Blasenschwäche mehr auf die
Stoffwechselverhältnisse zu ‘achten begonnen. Rothschild
empfiehlt kochsalzarme Ernährung, Freudenberg vermutet in
dem freiwerdenden Ammoniak des Enuretikerharns die Ursache
der Blasenschwäche und empfiehlt Darreichung von Phosphor-
säure,. andere wieder sehen in den verminderten Ernährungs-
verhältnissen der Jetztzeit die Ursachen der Polyurie und nehmen
an, daß es sich um ähnliche Vorgänge handle wie bei der Ödem-
1) Sommer, Zwei Bohnen als Fremdkörper in der männlichen
Harnröhre. (Zschr. f. Urol. 1918, Bd. 4.) Eu
2) A.V. Knack, Die deutsche Urologie im Weltkriege. (Zschr.
f. Urol. 1919, Bd. 1.)
3 Jul. Naber, Über Blasenneurosen. (M. Kl. 1918, Nr. 34.)
% Fritz Mohr, Über die Behandlung der militärisch ein-
gezogenen Blasenkranken. (M. Kl. 1918, Nr. 34.)
5) Müller, Über nervöse Blasenstörungen im Kriege.. (M. m, W.
1918, Nr. 283) - l 3
6) Vortrag von Strauß: Sitzung. der Berliner Urologischen
Gesellschaft vom 4 Februar 1919,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK! — Nr. 28.
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krankheit. Nur Groß!), über dessen Arbeit ich erst jetzt einen
Bericht lese, hat eine Einschränkung der Wasserzufuhr in der
Nahrung, Vermeidung harnfähiger Substanzen, Bettruhe und
Wärmeprozeduren empfohlen und damit Erfolge erzielt,
In den letzten Jahren konnte eman die Enuresis nocturna
häufiger als früher beobachten. Es wurde immer Harn von
geringer Konzentration entleert, die Harnmenge war stets ver-
mehrt, namentlich unter Berücksichtigung der in der Nacht un-
freiwillig entleerten Mengen; dem entsprach eine vermehrte Flüssig-
keitszufuhr. Es war nun zu versuchen, ob nicht durch eine be
stimmte Regelung der Wasserzufuhr es gelingen würde, die Blase
in der Nacht zu entlasten, das heißt, ob es nicht möglich wäre,
den Druck in der Blase während des Schlafs unbedingt unter
jenem Schwellenwert zu halten, bei dessen Erreichung der Auto-
matismus eintritt. Es war ferner zu berücksichtigen, daß man
mit einer allgemeinen Wasserentziehung allein wohl nicht so sicher
zum Ziel kommen würde, daß vielmehr die Flüssigkeitsaufnahme
an ganz bestimmte Stunden gebunden sein mußte, damit der
größte Teil der Flüssigkeit noch am Tage ausgeschieden wurde.
Namentlich war daher in dieser Hinsicht auch zu beachten, daß
am Abend keine Flüssigkeitszufuhr mehr stattfand. Ferner wurde
späterhin auch Wert darauf gelegt, Flüssigkeit nicht zu der
Mittagsmahlzeit oder gleich nach dieser zu reichen, weil in diesem
Fall die Wasserresorption lange verzögert wird. Daher mußten
folgende Vorschriften beobachtet werden: Es dürfen höchstens
600 bis 800 cem Flüssigkeit in 24 Stunden genossen werden, und
zwar des Morgens 200 ccm, eine Stunde vor der Mittagsmahlzeit
200 bis 350 cem und zwischen 3 und 4 Uhr- nachmittags weitere
200 bis 250 cem. Von 4 Uhr nachmittags ab darf in keiner Form
mehr Flüssigkeit aufgenommen werden. Damit gelang es in der
Tat, die automatische Entleerung zu verhindern, und es ist auch
in keinem einzigen Fall zu einem Rezidiv gekommen. Es hat
sich gezeigt, daß mit diesen Maßnahmen’ die Krankheit völlig be-
seitigt wurde. Demnach ist es nicht notwendig, Wärmeprozeduren
und dauernde Bettruhe anzuwenden beziehungsweise hierdurch
dem Körper dauernd Wasser zu entziehen, wie dies Groß aut
Grund seiner Erfahrungen empfiehlt. Es wäre noch zu bemerken,
daß in allen Fällen Brom und Valeriana gegeben wurde. Ich
brauche hier nicht darauf hinzuweisen, daß wir uns täglıch von
der günstigen Wirkung dieser Mittel nicht nur auf hystero-epilep-
tische, sondern auch auf neurasthenische Zustände überzeugen
können. Die obige Diät wurde mehrere (fünf bis acht) Wochen
fortgesetzt und brauchte späterhin nicht mehr ganz so streng
durchgeführt zu werden, immerhin ist zu empfehlen, stets von
4 Uhr nachmittags ab zunächst keine Flüssigkeit mehr zu ge
nießen. Es scheint durch diese Maßnahmen auch zu gelingen,
den Schwellenwert, bei dem Automatismus erfolgt, allmählich zu
erhöhen. Im allgemeinen ist es sehr leicht möglich, die Diät
durchzuführen, wenn überflüssige Zufuhr von Kochsalz, Gewürzen,
Zucker und Alkohol vermieden wird. Letzterer wird, soweit el
überhaupt in Betracht kommt, am besten zunächst ganz verboten,
Die Wasserdiät kann in der heißen Jahreszeit noch besonders
reguliert werden. Falls besonders heiße Tage in die Zeit des
Heilverfahrens fallen, ist Sonnenschutz beziehungsweise Aufenthalt
in. kühlem Raum, Ruhe, am Nachmittag zwei Zulagen von JÈ
50 g Eisstückchen zu empfehlen. \ |
Es soll hier nicht behauptet werden, daß durch die an-
gegebenen Maßnahmen die Erkrankung des Nervensystems plötz-
lich beseitigt wird. Immerhin wird aber durch Ausschaltung eines
übermäßigen Reizes und die Regelung der Harnentleerung et?
Gesundung des komplizierten Mechanismus im- Laufe der Zeit
erzielt, die durch die Darreichung von Brom, das nunmehr eine
bessere Angriffsfläche zu haben scheint, noch gefördert wird. Bine
spätere vorsichtige Belastung in Form einer kleinen Flüssigkeils-
zulage, falls hierzu wirklich Bedürfnis vorhanden ist, wird ohne
Schaden vertragen. Ferner wird durch den Erfolg ein erheblicher
psychischer Einfluß auf den Kranken ausgeübt, der bei der
Neurasthenie auch in dieser Form von Wert ist.
Ob eine Organtherapie bei dieser Krankheit aussichtsvoll
ist, muß erst die Zukunft lehren; man könnte von ihr höchstens
erwarten, daß sie in ihrer Anwendung etwas bequemer ware.
`
1) Oskar Groß,
gerufene Blasenstörungen.
Berlin.)
Über scheinbar durch Polyurie noys
(M. Kl. 1918, Nr.43. Ref: E. Tobias,
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° 1919 — MEDIZINISC
` .
Beitrag zur Kasuistik des interlobären Empyems.
| w b Von 5 we
_ Prof. Dr. Hans Rotky, Prag.
_ In Nr. 31 des XII. Jahrganges dieser Zeitschrift hat Ortner
die Frage des klinischen Symptomenkomplexes des interlobären
Empyems und die Differentialdiagnose dieser Erkrankung an Hand
der einschlägigen Literatur und von acht Fällen eigener Beobachtung
kritisch besprochen und kommt zu dem Ergebnis, daß bei nicht
typischen Fällen von interlobärem Empyem die Fülle der zu über-
windenden Schwierigkeiten bei der Diagnosenstellung nicht: gering
ist, ja oft unüberwindlich sei, da -bei zweideutigem physikalischen
Befund auch dem Röntgenbilde sowie der Probepunktion nicht die
entscheidende ‚und ausschlaggebende Bedeutung zukommen muß.
In dieser Unsicherheit der Verhältnisse ist jeder neue Anhalts-
punkt, der zur Sicherung der Diagnose beiträgt, von willkommenem
| Wert, und es ist Ortner zu danken, in dem „paravertebralen Kreis-
-~ sektor“ eine Erscheinung erkannt zu: haben, die hier mit wenig
"begrenzter Sicherheit die Erkennung eines interlobären Empyems
= gewährleistet. Er bezeichnet mit diesem Ausdruck die Erscheinung,
die analog dem: Rauchfußschen Dreieck an der Basis der
rückwärtigen gesunden Seite .bei größeren Pleuraergüssen sich im
Interscapularraume der gesunden Seite darbietet. Bei vier Fällen
von abgesacktem rückwärtigen interlobären Empyem ließ sich.
nämlich im Interscapularraum der gesunden. Seite in der Höhe
des dritten bis sechsten Brustwirbels ein paravertebraler, ge-
. dämpften Schall gebender Kreissektor ‘erkennen, dessen Bogen-
scheitel von der Wirbelsäule sich bis zu 2 em abhob. Über diesem
Kreissektor ist das Atmungsgeräusch und der Stimmfremitus etwas
abgeschwächt. Verfasser erblickt nun in dem Auftreten dieser
Dämpfungsfigur nicht nur ein Erkennungszeichen für das Bestehen
eines hinteren interlobären Empyems, ‘sondern auch einen diffe-
rentialdiagnostisch , wichtigen Faktor gegenüber akuter Lungen-
' Infiltration oder Lungenabsceß. ` i o u |
Ä Ich möchte nun in aller Kürze über zwei Fälle berichten,
. die ich unter Würdigung obigen Symptoms der richtigen Analyse
= zuführen konnte. E l A au .
Der eine betraf einen 26jährigen Mann, der in der Zeit einer
_ Grippeepidemie an Grippe erkrankte. - Zunächst ‘entwickelte sich das
geläufige Bild einer katarrhalischen Affektion beider Lungenflügel unter.
‚Fieber, Schweißausbrüchen und recht beträchtlichen allgemeinen Krank-
‚heitserscheinungen. Nach einigen Tagen bildeten sich diese katar-
-Thalischen Erscheinungen zurück, das Fieber erfuhr eine Remission,
an . der Allgemeinzustand besserte sich. Nach weiteren drei Tagen setzte
oi - unter leichtem Schüttelfrost wieder rasch ansteigend hohes Fieber ein.
- Patient beklagte sich’über Schmerzen in dér rechten Rückenseite, -und
. Schon am nächsten Tage ließen sich die Zeichen eines rechtsseitigen.
\ Pleuraergusses erkennen. Es fand sich eine Dämpfung von der oberen
t.
—
Mitte der rechten Scapula bis herunter zur Lungenbasis, gegen den
va ‚Sehulterblattwinkel zu abfallend. Ein paravertebrales Dreieck 'an der
gesunden Seite fehlte. Über dieser. Dämpfung abgeschwächtes, fast
a fehlendes- Atmen, ‚abgeschwächter Stimmfremitus, vorn, wie in einem
| ‚Falle Ortners , über der ganzen Lunge Tympanie. Das Herz war
‚Dach links verschoben. Es schien also zweifellos, daß ein exsudativer
| Pleuraerguß vorliege, um so mehr, als das Röntgenbild eine ausgebreitete
homogene Schattenbildung ohne besondere Abgrenzung bis zur Basis
ergab. Groß aber war die Enttäuschüng, als die mehrfache Probe-
Punktion, auch. mit langen Nadeln, an den hinteren unteren Lungen-
partien ausgeführt, stets versagte. In diese Zeit fiel die obige Mit-
teilung, und es mußte als ein willkommener Zufall bezeichnet werden,
daß sie zur Aufklärung des Falles führte. Die in diesem Sinne vor-
‚genommene neuerliche genaue Untersuchung ließ ganz deutlich im
-linken Interscapularraum eine Dämpfung mit den maßgebenden Attri-
buten erkennen. Die entsprechend der rechten rückwärtigen Inter-
‚lobärgrenze vorschriftsmäßig ausgeführte Punktion ergab jetzt ein
‚geröses, leicht getrübtes- und vereinzelte Eiterkörperchen enthaltendes
Exsudat. Es wurde nun gleich im Anschluß daran eine größere Menge
Exsudat durch Aspirationspunktion entnommen und, ohne daß man zur
T orakotomie schreiten mußte, genas der Patient nach entsprechender
Zeit, Nach der Punktion hellte sich der Perkussionsschall an. der
< 4„ungenbasis auf. Die Atmung wurde hörbar und nur entsprechend
dem Interlobärraume blieb eine Zone mit abgeschwächtem Atmen, die
„dann auch später noch im Röntgenbild als streifenförmige Schatten-
‚bildung erkenntlich war. a“
| ‘ Dieser Fall lehrt mithin den Wert des paravertebralen Kreis-
Sektors und zeigt auch, daß die Dämpfung bis zur Lungenbasis
; ‚durchaus nicht nur von der im Pleuraraum angesammelten Flüssig-
- keit herrühren muß, sondern daß es sich bei der basalen Dämpfung
hier wohl zweifellos um ein Kompressionsprodukt gehandelt hat.
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= Der zweite Fall verlief leider ungünstig. Es handelte sich um
| einen- 30jährigen Mann, der 'unter Schüttelfrost, hohem Fieber und
septischen Allgemeinerscheinungen erkrankte. ` Die Untersuchung
ergab eine deutliche interscapuläre Dämpfung rechts mit einer Aus-
dehnung bis zur Lungenbasis, wiederum mit fehlendem paravertebralen
Dreieck und fast fehlendem -Atmungsgeräusch über dieser Dämpfung.
Die vorsichtig ausgeführte Perkussion des linken Interscapularraumes zeigte
wiederum das Vorhandensein eines paravertebralen Kreissektors. Die Blut-
untersuchung ergab eine höhere Leukocytose (16000), das Röngenbild
zeigte eine diffuse Schattenbildung, die Probepunktion: blieb erfolglos,
an. der tieferen hinteren Lungenpartie ausgeführt. Da sich das Krank-
‚heitsbild rasch verschlimmerte, entschied man sich zur Vornahme der
' Thorakotomie, wobei sich ergab, .daß der Eiter sich aus der rechten.
Interlobärspalte; ergoß. Trotz dieses Eingriffes konnte dem entzünd-
lichen Prozeß kein Einhalt geboten werden, es kam .trotzdem noch zur
eitrigen Entzündung und Exsudatbildung im ganzen Pleuraraum, schließ-
"lich zur Entwicklung eines subphrenischen Abscesses, und. trotz ent- `.
‚sprechender chirurgischer Behandlung konnte der nun schon septische .
Patient nicht mehr gerettet werden. `
- Trotz eines in meiner Militärdienstzeit reichlichen Materials -' =.
‚an pleuritischen Exsudaten, war es mir bei aller darauf.gerichteten . .- .
Sorgfalt nicht möglich, mehr als zwei hier einschlägige Erkrankungs-
formen zu finden. Es ist also wohl unzweifelhaft, daß interlobär .
abgekapselte Empyeme nicht zu den häufigen Erscheinungsformen ``
-pleuritischer Exsudate gehören. Es muß demnach das Interesse `..
gerade auf diese selteneren Formen gelenkt bleiben, weil mit der.
“richtigen und namentlich frühzeitigen Erkennung auch die Genesung -
‚des Kranken hier ganz besonders eng verknüpft ist. In meinen
‚beiden Fällen vermittelte die .besprochene Dämpfungsfigur . in "der.
| hier bestehenden Unsicherheit des übrigen gewohnten Symptomen-
komplexes, ich meine die Inkongruenz : zwischen physikalischem
‚Befund, Röntgenbild und Probepunktion, die richtige Diagnosen-.
. In beiden Fällen handelte es sich um .rechtsseitige _
| interlobäre exsudative Ergüsse, und Ortner betont, :daß gerade > >`
bei dieser Lokalisation die Dämpfungsfigur im linken Interscapular- `
raum besonders gut zum Ausdruck kommt, weil schon physiolo- ° `
gischerweise (Rechtshänder) der rechte Interscapularraum etwas '
kürzeren Schall gibt als der linke. Aber ich bin der Meinung,
‚daß bei entsprechender Aufmerksamkeit auch. rechts: lokalisierte `
‚paravertebrale Kreissektoren nicht schwer zu erkennen sind; und.
‚die Aufmerksamkeit des’Untersuchers wird sich immer dann dieser- `
stellung.
Frage zuwenden müssen, wenn bei Dämpfungen, die ein bis zùr
Basis reichendes pleurales Exsudat a priori annehmen lassen, das
paravertebrale Dreieck. nicht vorhanden ist und die Probepunktion,
an usueller Stelle ausgeführt, ein negatives Resultat ergibt, bei
‚Ausschluß der von Ortner angeführten Eventualitäten. Daß
auch interlobäre Ergüsse seröser Natur und nicht nur Empyeme
.der hier skizzierten Fälle.
Neue kolloid-chemische Harnreaktion. -
Dr. Eduard Richter, Hamburg,
früher Privatdozent für Physiologie. ee
Meine. Untersuchungen über kolloid - chemische Metalldar-
stellungen haben mich zur Aufdeckung von Reduktionskörpern
innerhalb der Hypophyse und der Schilddrüse usw. geführt, Be-
funde, 'welche. ich in einer Arbeit „Grundriß neuer Forschungen
zur chemischen Biologie der Nebenniere, Hypophyse und Thy-
| reoidea“ zur Veröffentlichung bringe. Die in der Hypophyse. und
. Schilddrüse gefundenen Reduktiönsstoffe wirken in fast gleicher
Form wie das Adrenalin. Der ‘von mir gefundene Adrenalin-
fundamentalversuch zeigt, wie gewaltig. die reduzierende Kraft
des Adrenalins in einer Verdünnung von 1:40000 und darüber
hinaus noch ist. Der Fundamentalversuch ist so anzustellen , wie
ich ihn eben schildern werde. Eine Abweichung von .dem Schema
der Reihenfolge und. die Verwendung sehr großer Quantitäten im
Sinne unserer anderen bekannten chemischen Reaktionen ist nicht
zweckmäßig. Die- Reaktion verläuft so: Bringt man in 6 bis
10 cem destillierten Wassers 0,25 com Adrenalin (gleich fünf
Tropfen) einer Lösung von 1:1000, erhitzt diese schwache Adre-
nalinlösung bis zum Kochen, und fügt nun 0,25 »bis 0,5 ccm
1,1°/,iger Gold-Natriumchlorid-Lösung hinzu,. so sieht man eine
rosarote oder amethystfarbene Färbung je nach der Quantität des
kolloidal gefällten Goldes auftreten. (Die technische Auswertung.
dieser Kolloidmetalle habe ich vorläufig unter Patentschutz‘ ge-
HE KLINIE — Nè 28. 00 0 t 68
das Auftreten dieser Dämpfungsfigur bedingen, zeigt der erste - ir 3 5 s
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stellt, und zwar auch die Herstellung durch andere von mir ge-
fundene tierische Reagentien usw.) Obgleich das Adrenalin in.
1 cem in einer Verdünnung von 1:40000 arbeitet, zeigt es noch
eine stark sich entwickelnde Reaktion. Es ist zweckmäßig, bei
allen kolloidchemischen Reaktionen den Verlauf derselben eine
Viertelstunde bis 24 Stunden abzuwarten und länger; denn
schwächer reagierende Stoffe wie Adrenalin oder andere zu
suchende Stoffe beanspruchen zuweilen eine derartig lange Reaktions-
entwicklungsdauer. Immerhin wird es am besten sein, zwei Momente
der Reaktion als maßgebend hinzustellen, nämlich den Reaktions-
erfolg nach den ersten 15 Minuten und nach 24 Stunden. Adre-
nalin und jene Körper, von denen ich in folgenden Zeilen be-
richten will, reagieren am besten in neutraler oder schwach saurer
Lösung. Heiße Lösungen haben eine zirka dreimal so schnelle
Reaktionsgeschwindigkeit wie kalte,
` Nicht allein in der Hypophyse, Schilddrüse und Nebenniere
zeigt sich die Bildung stark reduzierender Stoffe, sondern im Harn
sind ja, wie wir wissen, Körper, welche Reduktionsvermögen
haben, als da sind Phenole, Glykuronsäure und Harnsäure. Die
Harnsäure kommt im Harn in äußerst starker Verdünnung vor,
ist jedoch in reinem Wasser von 18° nur löslich im. Verhältnis
von 1:39500. Wenn der Harn die Harnsäure in übersättigter
Lösung enthält, so soll ihm dabei seine kolloidale Beschaffenheit
behilflich sein, wobei als hauptsächlichste der kolloidalen Urin-
substanzen der Harnfarbstoff Urochrom wirksam ist (G. Klem-
perer). Bei beschuppten Amphibien, Insekten, Reptilien, Vögeln
ist die Harnsäure der Hauptbestandteil des Harns (Guano). Bei
Vögeln soll die Harnsäure im Blute vorkommen.
Das Entstehen der Harnsäure im Körper geschieht, wie be-
kannt, durch Oxydation oder Desamidierung von Nucleinbasen.
Die Ausscheidung der Harnsäure geschieht im Harn nur teilweise,
da andere Mengen der Harnsäure im menschlichen Körper zu
Harnstoffbildung führen. Die Quantität der ausgeschiedenen Harn-
säure ist der Nahrung, dem Nuclein-Stoffwechsel des Körpers
unterworfen. Vermehrte Muskelarbeit bringt vermehrte Harn-
säureabscheidung, wobei sich diese aus Hypoxanthin im Muskel
in seiner Ruhe und Arbeit bildet. Pathologisch sehen wir sie
auftreten in stark saurem und sehr konzentriertem Harn bei ge-
ringer Flüssigkeitsaufnahme oder starker Schweißabgabe, im-Fieber,
bei Kachexien, bei Stauungszuständen, bei Nephrolithiasis, bei
Gicht, Leukämie, Lebercirrhose, nach Phosphorvergiftungen.
Bekannt sind ferner die Harnsäurekrisen der Neurastheniker,
wobei es zu paroxysmenweise gesteigerter Harnsäureabsonderung
im Urin ohne äußeren Anlaß kommt, Es zeigen sich dabei kardio-
vasculäre Anfälle. Vigouraux hat die uratische Diathese als Ur-
sache der Neurasthenie hingestellt. Andere Autoren meinen, daß |
der gestörte Chemismus jedoch von der nervösen Erkrankung be-
ziehungsweise Konstitution abhänge. Alle diese Befunde werden
kritisch weiter verfolgt werden können, wenn wir, wie ich es in
meiner vorzitierten Arbeit getan habe, über die Bildungsstätten
der Reduktionsstoffe unseres Körpers und der davon abhängigen
Sympathicusfunktion besser unterrichtet sein werden. Ich glaube
über die angedeuteten Momente bereits ins klare gekommen
zu sein,
Ehe ich zur Prüfung des Harns mit meiner neuen Reduk-
tionsprobe übergehe, will ich noch bemerken, daß die Harnsäure
im Urin als neutrales harnsaures Natron gelöst zu sein scheint
und innerhalb 24 Stunden in Mengen von 0,4 bis 1,4 g ausgeschieden
wird. Das quantitative Verhältnis zu den von Hypophysis, Schild-
drüse und Nebenniere gebildeten Reduktionskörpern muß ein kon-
stantes sein. Das Verhältnis sämtlicher im Harn vorkommenden
Purinbasen beträgt 8 bis 10°/, von der Harnsäuremenge (Sal-
kowski). Die Vermehrung der Harnsäure steigt pathologisch
um das Doppelte, ja Mehrfache ihrer normalen mittleren Aus-
scheidungsgröße. Die Reaktion auf reduzierende Stoffe im Harn,
welche ich nunmehr angebe, wird in der Weise veranstaltet, daß
der zu untersuchende Harn vorher angesäuert wird. Zur An-
säuerung können mit Ausnahme ganz schwacher Säuren fast alle
Säuren genommen werden, die die Bindungen der Reduktions-
stoffe im Harn beziehungsweise ihre Salze trennen, also z. B.
Salpetersäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Salzsäure, Milch
säure, Citronensäure, Trichloressigsäure, Chromsäure; jedoch ist
die Reaktion am schönsten mit 50°/,iger Phosphorsäure, konzen-
trierter Milchsäure und konzentrierter Essigsäure auszulösen. Man
sieht alsdann rote bis blaugraue Farbentöne auftreten. Während
sich die drei genannten Säuren mehr zur qualitativen Erkennung
der Reduktionsprobe eignen, könnte man die Metallfällung durch
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
V SOF a a
13. Juli.
Schwefelsäure oder Oxalsäure zur quantitativen Bestimmung aus-
werten. Es ist noch erwähnenswert, daß die Probe nicht mit
unverdünntem Urin anzustellen ist wegen der Eigenfarbe des
Urins, sondern es muß genau so gehandelt werden, wie ich es im
folgenden für die einzelnen Säuren schildern werde. Man kann
alle Reaktionen vorher natürlich so ansetzen, daß man 50 cem Urin
ansäuert, jedoch werde ich zur Ersparnis der heute mangelnden
Ingredienzien kleinere Quantitäten namhaft machen, wobei natür-
lich mit Meßpipetten gearbeitet werden muß.
Salpetersäureprobe. Zuöccm Urin werden 0,3 cem konzen-
trierte Salpetersäure gebracht. Von diesem angesäuerten gut geschüttelten
Harn werden nach einigem Stehen 3 cem wie folgt verwendet:
Zu 10 cem destillierten Wassers werden 3 ccm obigen angesäuerten
Urins gebracht, alsdann zusammen gekocht und mit Meßpipette 0,25 cem
einer 1,1 %igen Gold-Natriumchlorid-Lösung kalt hinzugetropft. Es er-
folgt Violettfärbung.
Phosphorsäureprobe. Auf 5 ccm Urin werden 0,3 cem
50%iger Phosphorsäure gesetzt. Zu 10 ccm destillierten Wassers Zu-
satz von 3 ccm des angesäuerten Urins, Kochen und Zusatz von 0,25 cem
kalter obiger Goldlösung. Reaktion verläuft sehr schön, wobei man bis
zu zehn Minuten und darüber wie oben geschildert zu warten hat.
Schwefelsäurereaktion. Zu 8 cem Urin 3 cem 10%iger
Schwefelsäure. Davon zu 10 cem Wasser 3 ccm angesäuerter Urin. Das
andere wie oben. Gibt blauvioletie Reaktion.
Salzsäurereaktion. Zu 10 cem Urin 0,7 bis 1 cem reine
HCl, davon zu 10 ccm Wasser 3 ccm angesäuerter Urin, das andere
wie oben. |
Milchsäurereaktion. Zu8ccm Urin 1 cem konzentrierter
Milchsäure, davon zu 10 cem Wasser 3 cem obigen Urins usw. Gibt schöne
rosablaue Reaktion. | |
Borsäurereaktion tritt nicht auf.
Essigsäurereaktion. Zu 10 cem Urin 1 cem konzentrierter
Essigsäure, davon zu 10 cem H20 3 ccm gemischt usw. Gibt schöne rote
Farbreaktion.
| Trichloressigsäurereaktion.
konzentrierter Trichloressigsäure. Das gleiche wie früher. Gibt Violett-
färbung nach fünf Minuten.
Oxalsäurereaktion. Zu 10 cem Urin 5 cem konzentrierter
Oxalsäurelösung. Das Weitere wie oben. Gibt blauviolette Reaktion.
Am besten erweisen sich, wie schon gesagt, Phosphor-,
Milchsäure- und Essigsäurereaktion für die qualitative Bestimmung
der Reduktionsstoffe. Will man nun in Erfahrung bringen, welche
Stoffe diese Goldsol-Reduktions-Reaktion verursachen, so macht
man sich eine heiße konzentrierte Ammonium-Urat-Lösung. 10 cem
derselben säuert man in 1 cem konzentrierter Essigsäure an. Gibt
man zu 10 cem destillierten Wassers 3 ccm der angesäuerten
Lösung, setzt dann die genannten Quantitäten Gold-Natriumcehlorid-
Lösung hinzu, so bildet sich blaugraue Farbtönung. Derselbe Ver-
such geht auch, wenn man zu 10 ccm Wasser 1 cem konzentrierter
Uratlösung hinzusetzt. Die Farbe ist alsdann violett und tritt
langsamer auf, sodaß zu schließen ist, daß die Reaktionsgeschwindig-
keit von der Menge der Harnsäuremassen abhängig ist. Zu be-
merken ist noch, daß die Ammonium-Urat-Lösung frisch bereitet
sein muß, um Zersetzungen an sich zu vermeiden. l
Es ist mir wahrscheinlich, daß, je nach der Beschaffenheit
des Urins, die eine oder die andere Säure vorteilhaftere Resultate `
gibt. Für das Prototyp der qualitativen Bestimmung scheint mir
vorläufig die Essigsäurereaktion als maßgebende.
Da meine Meinung dahingeht, daß sämtliche Reduktions-
körper im Harn die beschriebene Reaktion hervorbringen, so ist es
vorläufig wohl angebracht, sie nicht als Harnsäureprobe direkt zu
bezeichnen, sondern als Reduktionsprobe auf sämtliche reduzierende
Substanzen im Harn, |
Bei Gicht hat man Spuren von Zucker im Harn als uratisehe
Glykosurie bezeichnet. Ich vermute, daß es sich bei dieser uratischen
Glykosurie um Absonderung der beschriebenen Substanzen handelt,
über deren Herkunft ich in meiner oben zitierten Arbeit berichte.
Ich habe beweisen können, daß sämtliche im Körper erzeugten
reduzierenden Stoffe, als da sind Adrenalin und die von mir 8%
fundenen Körper Thyrealin und Hypophysalin, deren Darstellung
mir gelungen zu sein scheint, eine Dilatation der Nieren-
gefäße und verstärkte Diurese (Falta, Frankl-Hochw art,
Magnus, Schäfer) hervorbringen. Es liegt für mich die
Ansicht nahe, daß der Weg bis zur Harnsäurebildung so vor Si?
geht, daß die ersten chemischen Stufen vom Muskel aus (vielleicht
als Hypoxanthin) durch das Blut zu den Drüsen (Nebenniere, SC
drüse, Hypophyse) geführt werden, dort den Sympathicus erregen
Zu 10 ccm Urin 3 cem
8, Jul. -
`- stehen und wie sie z
- gegeben werden. _ 3 nn; er
Zunächst. kann ich den Schlußsatz, in dem die Behandlung‘
Folgeerscheinungen; Furunkeln usw., führt, insbesondere wenn
‚übermäßiges Biertrinken in Betracht) eingeschränkt, oder wenn
durch stark wirkende Mittel plötzlich aufzuheben, wie das unter
£ mehreren Tropfen -Formalin entwickelt, die man ins Schuhwerk
‚geträufelt hat, ohne daß sie mit der Haut in Berührung kommen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
N i i So i :
B e Pioi f 2
-
zwecks Einleitung. stärkerer Oxydation, ferner bei ihrem weiteren | der Hand d
Transport durch die Blutbahn von Speicheldrüsen, Thymus,. Pan-
kreas und Lymphdrüsen- zur dortigen Funktion ausgenutzt werden,
dann, soweit sie noch nicht im Stoffwechsel völlig verbraucht
oder im Darm verändert oder unverändert ausgeschieden sind, in.
der Niere als letzte Produkte beziehungsweise im Harn erscheinen.
Immerhin sind sie noch ‚befähigt, weitere Reduktionen vor ihrem
- . Zerfall auszuführen. Es wird lnteresse bieten, die Reaktion an
Hyperhydrosis.
Von | |
Prof. Dr. L. Heim, Erlangen.
| Unter dieser Überschrift hat Eugen Brodfeld in Nr. 19,
S. 466, Behandlungsverfahren vornehmlich mit Formaldehydprä-
- paraten mitgeteilt, die von bekannten grundsätzlich nicht ab-
weichen, auch nicht’ hinsichtlich ihrer Nachteile. Daß solche be-
des Schweißfußes unter allen Umständen als unschädlich für den
- übrigen Organismus hingestellt und eine angenommene Schädigung:
als ein Volksglaube bezeichnet wird, der jeder. wissenschaftlichen
Grundlage entbehre, nicht unwidersprochen lassen. Haut und
Nieren ergänzen sich gegenseitig in ihrer Tätigkeit; wenn bei
gleichbleibender Flüssigkeitszufuhr der regelmäßige Abfluß. aus
einem bestimmten Gebiet unterbrochen wird, muß ein anderes
dafür eintreten. Übersteigt die vicariierende Tätigkeit die Leistungs-
| fähigkeit. des anderen Organs, dann muß es zu Störungen kommen,
zumal da mit dem Schweiß nicht allein Wasser, sondern auch
andere Stoffe ausgeschieden werden. Wir können nur sagen, daß
wir über. derartige Störungen noch nicht genug wissen. Erfahren
hat man, daß eine unvermittelte Aufhebung der 'Schweißabson-
derung an den Füßen bei empfindlichen Personen zu Hautjucken,
ja zu quälenden örtlichen und allgemeinen Ekzemen mit ihren:
nicht gleichzeitig die Flüssigkeitsaufnahme (vor allem kommt hier
nicht dem Abfluß des Schweißes auf anderen Wegen, etwa durch
Marschieren, Bergsteigen und andere Muskelanstrengungen die.
Bahn geöffnet wird. ge
Es ist nicht ratsam, eine lästige Fußschweißabsonderung
anderen mit der von Brodfeld empfohlenen Einpinselung mit
Formalinlösung oder mit einer Formalinsalbe geschieht, ganz ab-
gesehen. davon, daß die Wirkung niemals nachhält, sondern daß
nach dem Aussetzen des Mittels die neue wie früher schwitzende
Haut wieder zum Vorschein kommt. Formaldehyd hat vor anderen
voraus, daß er mit Ammoniak und dessen organischen Abkömm-
lingen geruchlose Verbindungen eingeht. |
Wirksam ist schon der Formaldehyddampf, der sich aus
können. Aber selbst diese, vorsichtige Anwendung wird nicht
immer ohne. nachteilige Folgeerscheinungen ertragen. Zu ihrer
Hintanhaltung habe ich in einem Aufsatz „Kalte und nasse Füße“)
folgende neue 'Anwendungsweise angegeben: a g
| meiner jetzigen Untersuchungen. —— nn Y
Aus. der Praxis für de Praxis. el...
u vermeiden sind, soll im folgenden an-..
za vis s E .
er. verschiedensten Krankheitsbilder: weiter‘ verfolgen
zu können. 0: o er. 9
| -Die gewaschene Niere selbst enthält, wie ich fand, keine
| reduzierenden Stoffe, ‘ist also reines Ausscheidungsorgan und kein
- Hormonorgan. Das Studium der Stoffe, welche ich nachwies, in
den einzelnen Organen, im Blut von Nörmalen, Luetikern, Careinom-
| kranken .und in den Geschwülsten: selbst, ist noch Gegenstand
‚Es ist rätlich, derart, behandelte Schuhe einige. Zeit un-
benutzt stehenzulassen, bis sich ‘der überschüssige Formaldehyd
sind,. in eine Büchse oder Schachtel gelegt, in der ein kleines
Gefäß mit Watte steht, die von Zeit zu Zeit mit-Formalin über-
Rest von. Formaldehyd reicht dann hin, um eine sehr allmähliche
-und milde Wirkung auf die Haut auszuüben. Während dieser
` Zeit können sich die übrigen Schweißdrüsen und die Nieren daran
‘gewöhnen, die vermehrte Ausscheidung mit zu übernehmen. Wenn
nicht täglich ein Bad genommen werden kann, soll es doch in
nicht zu großen Zwischenräumen geschehen, unbedingt erforderlich
aber ist es, täglich die Füße mit nicht -zu warmem: Wasser zu
waschen. |
Nöch sei auf einen Punkt zur Hintanhaltung .der Luftver- |
schlechterung in Wohnräumen, besonders im Schlafzimmer auf-
merksam gemacht, nämlich auf das Bett. Für- die in "Rede
stehenden Personen empfiehlt es sich, mit leichten, nicht zu engen
Strümpfen schlafen zu gehen, das Bett gut zu lüften und es von
Zeit zu Zeit, etwa ein- o
auszuräuchern ... .“
bei dem von Brodfeld außerdem :besprochenen Achsel- und
Handschweiß anwenden. lassen; bei jenem’ werden leicht aus-
wechselbare, luftdurchlässige Einlagen, bei diesem Handschuhe
ihre Dienste tun, wenn man sie bei Nichtgebrauch in die Forma-
linbüchse gelegt hat. Ko
Strümpfe im Bett zü tragen, ist namentlich zur kalten Zeit,
wo sie eine Wärmeflasche entbehrlich .machen, jedem vorteilhaft, -
-691
gossen, wird, Dadurch sind sie den Dämpfen. von Formaldehyd -
| ausgesetzt, die den Geruch beseitigen. Der den Sohlen anhaftende
der zweimal jährlich, mit Formalindämpfen
Diese Art der Anwendung wird. sich zweifellös ebensogut
verflüchtigt hat. Außerdem trage‘ man Einlegesöohlen etwa aus `
einfacher Korklage oder aus Stroh, deren mehrere Paare zumo. -
Wechseln vorrätig sein sollen. Sie werden. besser. nicht, unmittel-
bar mit Formalin befeuchtet, sondern wenn sie trocken ‚geworden
S
der an dem Übel der kalten Füße leidet, das für sich bestehen, aber -
auch mit dem anderen einhergehen kann und durch es gesteigert
wird. P. G. Unna hat darüber eine sehr lesenswerte Abhandlung!) _
geschrieben, der ich nur hinzuzufügen habe, daß bei dazu neigenden
Personen der Gefäßmuskelkrampf und die mit ihm verbundene
Erscheinung: der kalten Füße durch den täglichen Genuß von Tee
und Kaffee ausgelöst wird. Die Vermeidung dieser Genußmittel
geschah während des Krieges unter dem Zwange der Verhältnisse.
Dabei wird mancher wahrgenommen haben, daß sich mit den
kaffeinfreien Ersatzgetränken nicht nur ganz gut auskommen `
läßt, sondern daß sich auch gewisse in ihrem Zustandekommen
vordem unerklärte. Beschwerden von seiten der . Verdauungs-
organe, des Gefäß- und Nervensystems gebessert haben oder gar
verschwunden sind. . /
) T r
ez ; .
` Referatenteil. =
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin | ,
. Sammelreferat.
‚Die Serologie des F leckfiebers.
Von Dr. Fritz v. Gutfeld.
| I. Die Weil-Felixsche Reaktion. |
A. Methodik und praktische Ergebnisse. 5
Jag „U Anfang des Jahres 1916 teilten Weilund Felix(1) mit,
» Sie aus dem Harne von Fleckfieberkranken einen proteusähn-
1
BI. f. Volksgesdhtspfl. 1919, H. 3/4, S. 28.
lichen Keim .gezüchtet hätten, der mit dem Serum Fleckfieber- |
kranker eine Agglutinationsreaktion
Die Verfasser schreiben in der genannten Arbeit: „Diesen.
Keim für den Erreger des Fleckfiebers anzusehen, halten wir uns `
nicht für berechtigt.“ „Dahingegen scheinen wir in diesem Mikro-
organismus ein Hilfsmittel für die Fleckfieber-Diagnose zu be-
sitzen.“ > ur aan
Überblickt man die lange Reihe der seither über die Weil-
Felixsche Reaktion erschienenen Arbeiten, so muß man die große
1) Hyg. Rdsch, 1915, S. 398,
| gab, ähnlich. der Gruber- .
| Widalschen Reaktion beim Typhus. we :
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-in starken Serumkonzentrationen (1:25) auf.
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692.
—
Zurückhaltung in den Hauptsätzen der beiden ersten Autoren |
aufs höchste anerkennen. Die späteren Erfahrungen haben ihnen
vollkommen recht gegeben. -
Zwei Fragen waren nach Entdeckung der Reaktion zu beant-
worten: 1. Ist die Reaktion specifisch, d. h. kommt sie nur bei
_ Fleckfieber vor und tritt sie immer bei dieser Erkrankung auf?
2. Ist der gefundene Bacillus der Erreger des Fleckfiebers?
Beide Punkte haben eingehende Bearbeitung von den ver-
schiedensten Autoren gefunden und sind jetzt wohl zu einer rest-
losen Klärung gekommen, scweit man bei biologischen Reak-
tionen überhaupt von restloser Klärung sprechen darf. Can-
cik (2) fand die Weil-Felixsche Reaktion auf dem Balkankriegs-
schauplatz in mindestens 90 % der Fülle bei einer Fleckfieber-
cpidemie positiv. In vielen Fällen zeigte sie einen Anstieg von
niederen oder keinen Titerwerten auf hohe. Bei anderen Erkran-
kungen und bei Gesunden trat die Reaktion gar nicht oder nur
Bei 40 sicheren
Fällen von Bauchtyphus fehlte die Reaktion.
Felix (8) beschrieb dann einen neuen Proteusstamm; es ist
-dies der seither von allen Untersuchern verwendete Stamm X 19.
Dieser Stamm ergab eine specifische Agglutination im Serum
Fleekfieberkranker, die in noch bedeutend stärkeren Verdün-
nungen auftrat als mit den früher benutzten Stämmen. „Die
Diagnosenstellung wird dadurch in 75 % der Fälle bis zum
4. Krankheitstag, in 25 % der Fälle bis zum 6. oder 7. Krank-
heitstag ermöglicht.“ Dietrich(4) gab eine Beschreibung der
Methodik. |
Soucek(5) sieht den serologischen Nachweis des Fleck-
typhus mittels der Weil-Felixschen Reaktion als einfach und ein-
wandfrei an, ebenso Croner(6).
Felix(7) schreibt: „Sera von Fleckfieberkranken aus der
asiatischen Türkei zeigen die von W eil und Felix beschriebene
Agglutination mit dem specifischen Proteus X 19 in 100%.“ —
Heterologe Krankensera gaben dort keine positive Reaktion, d. h.
höchstens in 10% eine Normalagglutination in starken, nicht für
Fleckfieber beweisenden Konzentrationen.
In einer größeren Arbeit sagt Oettinger(8): „Die Weil-
Felixsche Reaktion hat für die Diagnose des Fleckfiebers ent-
scheidende Bedeutung. Ihr positiver Ausfall ist für Fleckfieber
beweisend; bleibt sie bei wiederholter Untersuchung während der
ganzen Dauer der Erkrankung negativ, so ist Fleckfieber auszu-
schließen.“
Arnstein(9) hebt auf Grund eigener Erfahrungen den
Wert der Weil-Felixschen Reaktion für die Diagnose des Fleck-
fiebers hervor. Die Specifität und Brauchbarkeit der Weil-
Felixschen Reaktion betonen ferner Elkeles(10), Kra-
mer(11), Salpeter und Schmitz (12).
Wie bei jeder Agglutinationsreaktion spielt auch bei der
Weil-Felixschen Reaktion der Titer, sowie die Temperatur und
die Zeit der Ablesung bei der Beurteilung eine große Rolle.
Alle Autoren sind darüber einig, dab die Reaktion für dia-
gnostische Zwecke bei 37° vorgenommen werden muß. Über die
Zeit der Einwirkung dieser Temperatur, beziehungsweise wann
die Resultate abzulesen sind, herrschen jedoch Meinungsverschie-
denheiten.
Die Technik (13), die sich als brauchbar erwiesen hat, ge-
staltet sich folgendermaßen: |
Das Serum wird in folgenden. Verdünnungen zu je 1 cem
angesetzt: 1:25, 1:50 — 1:200; in jedes Röhrchen kommt ein
Tropfen einer 24 stündigen- Abschwemmung von X 19. Die Kul-
tur darf 1—3 Tage alt sein, d. h., nach 24 stündiger Bebrütung
darf sie noch 1—2 Tage im Eisschrank aufbewahrt werden. Je
nach der Diehte der Kultur wird ein Schrägagarröhrchen mit
1,5 bis 2 cem physiologischer Kochsalzlösung abgeschwemmt.
Die Röhrchen kommen dann für 11%, bis 2 Stunden in den Brut-
schrank. Ablesung sofort und nach etwa 6 bis 8 Stunden Zim-
mertemperatur. Mitunter tritt in den starken Konzentrationen
infolge anwesender Hemmungsstoffe keine Agglutination ein.
Halbstündiges Erhitzen des Serums auf 56° zerstört diese hem-
menden Körper. Weilund Felix sehen eine komplette Reaktion
in der Verdünnung 1:50 bei Ablesung nach 8 Stunden für be-
weisend an. Bei Wiederholung der Reaktion nach 12 Tagen
bekommt man in Fleckfieberfällen bedeutend höhere Titerwerte.
Andere Autoren verlangen höhere Titerwerte, jedoch muß
bei der oben angegebenen Anordnung der Wert auf komplette
Reaktion gelegt werden; dann ist auch der Titer 1:50 beweisend.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
B. Die Züchtung des Weil-F elixschen Bacillus:
Die erste Züchtung eines durch Fleckfieber-Krankenserum
agglutinablen Proteusstamms (X 1) gelang Weilund Felix (4.
Es haben sich in der Folgezeit viele .Untersucher bemüht, aus
Blut, Stuhl und Urin von Fleckfieberkranken und von Fleck-
fieberleichen den Weil-Felixschen Bacillus zu züchten. Zeiß (15)
Nach seiner Ansicht sind die speeifischen
X-Bacillen während der Krankheit im Blute vorhanden und stehen
gibt eine Methodik an.
mit dem Fleckfieber in engem Zusammenhange; da sie aber gegen
Mediumwechsel sehr empfindlich sind, gelingt die Züchtung nur
selten,
. Die Züchtungsresultate von Dienes (16) scheinen dem Autor
selbst nicht einwandfrei zu sein. Felix (17) ist auch der Ansicht,
daß die Züchtung deshalb so selten gelingt, weil die Keime gegen
Mediumwechsel empfindlich sind; außerdem erfolge die Blutent
nahme meist zu spät und das Blut sei für X 19 bactericid. Tn
zwei Fällen ist ihm aber trotz mißlungener Isolierung aus dem
Blute die Kultur aus Leichenorganen geglückt.
X-Stämme für die Bildung der Agglutinine verantwortlich; sie
müssen daher in jedem Falle von Fleckfieber im Organismus vor
kommen. | |
Friedbergerund Joachimoglu (18) empfehlen einen
Kaliumtelluritagar als Nährboden. Zur Fortzüchtung benutzen
alle Autoren neutralen gewöhnlichen Agar. | SR
Wolft (19) bringt zahlenmäßig das Ergebnis vieler Züch-
tungen von Proteusstämmen. Er fand unter 116 in Rumänien
isolierten Proteusstämmen aus Nichtfleckfiebermaterial (Stuhl)
dreimal den Typus X 19. Aus 350 Fleekfieberblutproben züchtete
er siebenmal X 19, dreimal X 2, zehnmal Vulgaris. Von den
selben Kranken wurden 450 Urinproben untersucht, darin wurden
137 Proteusstämme gefunden: Einmal X 19, einige Male X 2,
meist Vulgaris. Wolff schließt daraus, daß X 19 gar nicht 30
besonders häufig beim Flecktyphus vorkommt. — Mehrere Auto-
ren äußern die Ansicht, daß die X-Stämme nur in manchen Ge-
genden vorkommen, beziehungsweise daß die Proteusstämme nach
Gegenden verschieden sind. — Eigene Untersuchungen zeigten, dab
in Berlin der Proteus bei weitem seltener vorkommt als beispiels
weise nach den W olffschen Untersuchungen in Rumänien.
Dagegen, daß die Proteusbacillen gegen ein Mediumwechsel
sehr empfindlich sind, sprechen die Versuche von Braun und
Schäffer (20). Diese Autoren haben Klecktieber-Proteus
bacillen auf Agar gezüchtet, dem sie Carbolsäure, Sublimat, Al-
kohol, Essigsäure, Salzsäure und Natronlauge zugesetzt hatten.
Kulturell verhält sich der X-19-Bacillus im allgsmeinen Wie
cin gewöhnlicher. Proteus. Jötten (21) fand bei Berücksicht-
sung von Abspaltunesformen quantitative -Unterschiede gegen
über verschiedenen Zuckerarten. Gewöhnlicher Proteus bildet
auf Bouillon eine Haut, X 19 nicht; dagegen bildet X 19 schneller
Indol als die Vulgarisstämme.
C, Serologisches Verhalten des Weil-Felix
schen Bacıllus.
Von größtem Interesse ist das serologische Verhalten des
X-19-Stammes. Weil, Felix und Mitzenmachere
haben festgestellt, daß die Proteusstämme in zwei verschiedenen
Formen wachsen, sie unterscheiden haucehbildende = H-Stämme
und ohne Hauch wachsende — O-Stänme. Er
Weil und Felix (23) unterscheiden die specifischen
X-Stämme von den gewöhnlichen Proteusstämmen mit Hilfe des
Krankenserums. Die gewöhnlichen Proteusstämme- teilen sie 1
drei Gruppen ein, deren eine von künstlichem X-Immunserul
gar nicht, die zweite schwach, die dritte stärker, aber nicht 2
stark wie vom Krankenserum agglutiniert wird. „Nur das Sun
des fleckfieberkranken Menschen ist zur Erkennung der sped i
schen Proteusstämme geeignet.“ — Epstein und nr
wetz(24) fanden gewöhnliche Proteusstämme, die vom Senn
munserum bis zur Titererenze agelutiniert wurden, und nr
auch mit gewöhnlichen Proteus-Immunseren x-Stämme des
tinieren. Sie halten somit auch agglutinatorisch die Jden ;
der X-Stämme mit den Vulgarisstämmen für erwiesen, — ER
und Felix (25) weisen später nach, daß das mit der O-Form F
X-19-Bacillus hergestellte Serum dem Krankenserum agglutin‘
torisch gleicht. Zu ähnlichen Resultaten gelangen Braun un
Salomon(26), (27), Jakobitz (28) und Braun)
Versuche » mit erhitzten X-19-Bacillen machten Sachs)
Werner und Leoneanu(l), Braun und Salom a
Braun(33), Felix und Mitzenmacher(34) und Andi
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18. Juli. u | 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 28. 698 > le
D. Theorie der Reak tion 0.1." -Reichenstein(56) fand nur in 40% positive Komple-. - hr
Zwei Fragen 'bleiben noch zu beantworten: ' Welche Rolle | Mentbindung bei Fleckfieber: Nach Wagner (57) wurden schon a
‚spielt der Proteus X 19. beim Fleckfieber und wodurch kommt | YOT Jahren (von nieht in der betreffenden. Arbeit genannten’ De
die Weil-Felixsche Reaktion zustande? Beide-Fragen hängen eng Autoren) Komplementbindungsversuche mit ‚Fleckfieberblut und - Beh
li) . miteinander zusammen; Einige Autoren [Kuhn (85), Bapa- Fleckfieberorganextrakt (als Antigen) mit positivem ‚Resultat aus- Bu x
ll} markus (86), Oettinger (87)] ‘halten die’ Weil-Felixsche Re- |: geführt. Er selbst arbeitete mit X-19-Antigen. Er erzielte in allen En ac
a. aktion für eine Paragglutination, andere [Friedberger (88), Fleckfieberfällen positive Komplementbindung, mit Seren: von el Kun.
iSt Schiff (89), Paneth (40), Wċil und Felix (41)] bestreiten | Nichtfleckfieberkranken.blieb die Komplementbindung.aus. Die po- ~ `- 25
eS das. Epstein (42)und Elias(43) sehen in. der Weil-Felixschen | Sitiven ‚Fälle zeigten sämtlich auch die Weil-Felixsche Reaktion. ee RE
ni? Reaktion den Ausdruck einer physikalisch-chemischen Verände- | I2 verschiedenen Körperflüssigkeiten ist der Gehalt an kom- A TEDI
l - rung des Fleckfieberserums. Nach Braun und Salom on (44) | plementbindenden Antikörpern und auch der an Agglutininen für s a piii,
at} bandelt es sich um eine unter. dem Einflusse der Fleckfieberinfek- | X 19 verschieden hoch; auch gehen diese beiden Eigenschaften Sl.
a) - tion erfolgte starke Vermehrung normaler, gegen besondere Pro- |. nicht parallel miteinander. Die Kompliziertheit:der Methodik | Be T
IE teusstämme &erichteter Agglutine. ae ~ -| bietet‘ keinen Vorteil gegenüber der ebenso zuverlässigen und“ © >. ~ 3 o
Bel. _ Auch die Frage, in welcher Beziehung. die X-Stämme zur | viel einfacher ausführbaren Weil-Felixschen Reaktion. vorläufig: 0 ee
I: Tleektyphuserkrankung stehen, hat mehrfache Deutung erfahren, | Kann man Komplementbindung und Agglutination nur als eine - Bene
kt, ` Oben war schon erwähnt, daß einige Untersucher die Weil- | Folge der ‘Receptorengemeinschaft des Fleektyphusantigens mit Be
Mu Felixsche Reaktion für eine Paragglutination halten, d. h. der | dem Proteus-Antigen. ansehen. — Über eigene Komplementbin- re
I: Proteus X 19 erwirbt im fleckfieberkranken Organismus Agglu- | dungsversuche, die nur ein experimentelles und theoretisches. _ $ a Te
st -° tinabilität. Felix (45) ist der Ansicht, daß die X-Stämme n ur | Interesse baben, wird an anderer Stelle zu berichten sein. ` Se Bor 0
{| -îm kranken Organismus vorkommen und die Veranlassung zur | - a VRR E Sn
nö Bildung der Agglutinine geben. Die gleiche Meinung äußern . HI. Die Rickettsien-Agglutination, be rc is
= © Weil und Felix(46), Zeiß(47), Schiff(48) und Andere. — Otto und Dietrich(58) haben Versuche mit den im Darm Be AR
-> Wohl völlig allein steht Friedberger (49) mit der Ansicht, daß | fleckfieberinfizierter Läuse ‚vorkommenden Rickettsien gemacht. | nt
Èj ` X 19 der Erreger des: Fleckfiebers ist. Er widerlegt sich eigent- | Die Autoren benutzten ‚eine Aufschwemmung von rickettsia- v“ a ns vs
5 < lieh selbst, da die vier Forderungen, die er an einen Erreger stellt: | haltigem Läusedarm; sie konnten bei starker Vergrößerung im eh Bi a
& . . -konstantes Vorkommen bei der Infektion, Züchtung aus dem Kör- | Dunkelfeld eine deutliche Agglutination durch Einwirkung von De PFRI
i per, Reproduktion der Krankheit durch Tierimpfung mit dem ge- | Fleckfieberserum in .der Verdünnung bis 1:200 beobachten. led. Sl
TE fundenen Keim und Bildung specifischer Antikörper vom Proteus |. Allerdings beeinflußten auch Sera Nichtfleckfieberkranker die AEE N,
6., = X19 nur sehr unvollkommen erfüllt werden. Außerdem sprechen Rickettsien, aber in geringerem’ Grade. - Ds u , jiti ipii
JE. Tierversuche und die Befunde von W o 1f f(siehe oben) klar gegen | i | . ee hen IR
t die. Möglichkeit einer solchen Auffassung. = IV.. Die Weltmannsche, Trübungsreaktion. .- en
SE N TON Weltmann(59) fand, daß die Mischung von 0,1 Fleek-... UNE u
l er 7 DEN f `. t4 , 7 i eo n DPA n
TE E, ‚D auerdi agnos ti kum zu r Anstellung der fieberserum und 1,0 Áq. dest. bei Ziihmertemperatur eine sofort 7o v I7 P E
a "Weil-Felixschen Reaktion. `- entsteħende Trübung gibt, die nach 15 Minuten am stärksten. ist. o 2.
"Zwei Ursachen haben dazu geführt, nach einem Dauerdiagno- | Diese :Trübungsreaktion, die mit der Klausnerschen Luesreaktion .. Hl?
io stkum zur Anstellung: der Weil-Felixschen Reaktion zu suchen. | große Ähnlichkeit hat, ist nach Weltmanns Angaben bei .uafluikel,
<- Einmal die Mitteilungen einiger Autoren von einer veränderlichen | Fleckfieber sehr stark. Ob die Reaktion absolut beweisend und i et
‚ Agglutinabilität des häufig überimpften X 19 und zweitens das | Specifisch für Fleckfieber ist, konnte. damals noch äicht, fest- a
Verlangen, die Reaktion ohne Laboratorium mit einfachen Mitteln | gestellt werden. Etwa ein Jahr später (60) gab Weltmann s > ir
ausführen zu’ können. | > | eine etwas modifizierte Technik an: 1 Teil Serum zu 5 Teilen ee u
Neubert (50, Cs.epai (1), Deszimirovics (52), | Wasser; Ablesung nach zwei Minuten. Seine weiteren Versuche Beh ie
Bien (53) und Sa c h s (54) geben verschiedene Arten der Technik, | hatten ihm gezeigt, daß die Reaktion gegen Ende. der zweiten a Bu
‚ähnlich der beim Fickerschen Typhusdiagnostikum an und sind | Krankheitswoche auftritt und gewöhnlich zwei Wochen nach der Dr ER
Ä v. tan hi r | Entfieberung wieder verschwindet. Er betrachtėt die Trübungs- > s
mit den Erfolgen recht züfrieden. Am sichersten bleibt aber
mmer die Anstellung der Reaktion mit lebenden, frisch über-
impften X-19-Baeillen. Die Frage nach einem Dauerdiagnostikum |
dürfte jetzt, nach Beendigung des Krieges, keine praktische Be-
deutung mehr haben, zumal erwiesen ist, daß die Agglutinabilität
des X19 auch durch häufige Passagen auf geeigneten Nährböden
Sich nicht wesentlich ändert.
- H; Die Komplementbindungsreaktion bei :Fleckfieber. .
Kolle und: $ chloßberger(55) haben mit dem Serum
"von Fleckfieberkranken und Rekonvaleszenten Komplement-
bindungsversuche angestellt unter Verwendung von Aufschwem-
mungen des Weil-Felixschen Bacillus als Antigen. -Sie hatten
‚ In einem hohen Prozentsatze der Fälle stark positive Resultate
~ And schen in der Komplementbindungsreaktion ein weiteres
‘Mittel (neben der ‚Weil-Felixschen Reaktion) zur .'frühzeitigen
Stellung. der ' Diagnose und zur retrospektiven Erkennung
abgelaufener ` Fälle. — Auffallenderweise tritt die Komple-
‘ mentbindung nicht auf, wenn man Extrakte von Fleck-
fieberorganen, in denen der Erreger sein muß (da T
ie..
Tiere _ damit infizieren kann), als Antigen benutzt.
Autoren nehmen daher an, daß die noch unbekannten Fleck-
fiebererreger keine auf sie selbst eingepaßten Antikörper bilden,
sondern nur solche, die zufällig, aber speeifisch mit dem Bacillus
| reagieren. Wenn auch zahlreiche Fälle bekannt sind, in
denen die von einem Antigen erzeugten Antikörper auch zu
änderen Antigenen passen und mit ihnen reagieren, so ‘dürfte doch
die Vorstellung ungewöhnlich sein, daß ein’ Antigen, das eine
offensic : E Ä
fiebervirus, keine Antikörper, mit denen es selbst reagiert, sondern
-~ Aur andersartige, nämlich mit dem Bacillus X' 19 in Reaktion
tretende, erzeugen soll. r zu
d
| retisches Interesse. - a
kennung der Krankheit ġefunden. worden. © —
htliche schwere. Erkrankung verursacht, wie das Fleck-.
12. Salpeter und Schmitz, Zschr. f. Hyg. Bd. 85
M. m. W. 1918, Nr. 1.
reaktion als eine wesentliche Stütze bei der Diagnosenstellung des
Fleckfiebers. — In derselben Nummer: der Wiener klinischen `
Wochenschrift (60) teilen Epstein und Morawetz ihre Er-
fahrungen mit der Weltmannschen Reaktion: mit.‘ Die
Reaktion. kann zur Entscheidung der Diagnose nicht heran- .
gezogen werden, da sie in der Frühperiode noch. nicht eintritt und
da sie in 6% bei Nichtfleckfieberkranken positiv, in 16% der
untersuchten Fleckfieberseren negativ ausfiel. — Die Trübungs-
reaktion wird außer in den genannten Arbeiten noch von
Elias (61) und von Epstein (62) erwähnt. Sie hat nur theo-
` PRE .
r W ' me. ~ si
j A A EEK 2%
| V. Die. Thermopräcjpitinreaktion. ©
© Der Vollständigkeit halber sei noch der Thermopräeipitin- `
reaktion gedacht, die Friedbergerund Joachimoglu (63)
bei einem Fleckfieberkranken mit positivem Resultat angestellt
haben. 0,5 cem Liquor, auf der Höhe der Krankheit entnommen,
wurden unter Zugabe von physiologische Kochsalzlösung fünf
Minuten im siedenden Wasserbade gehalten, dann klar filtriert.
Beim Überschichten des so vorbehandelten Liquors mit Fleck-
fieberserum trat Ringbildung auf... Nachprüfungen der Methode
fehlen. — | BE: | | ae 8
Obgleich also der Erreger des Fleckfiebers noch nicht
entdeckt ist, sind doch serologische Methoden zur. sicheren Er-
Literatur: i. Weil und Felix, W. kl. W. 1916, Nr.2. — 2. Cancik, ebenda
1916, Nr. 49. — 3. Felix, ebenda 1916, Nr. 28. — 4. Dietrich, D. m. W. 1916,
Nr. 51. — 5. Soucek, M. m; W. 1916, Nr. 51 (Feldbeilage). — 6. Croner, Zschr.
f. Hyg. Bd. 86, H. 1. — 7. Felix, Zschr. f. Immun.Forsch. Orig.-Bd. 26, H. 6, —
8, Oettinger, Zschr. f. Bakt. Bd. 80, H. 6. — 9. Arnstein, W. kl. W. 1917,. H. 18. —
10. Eikeles, M. K1.1919, Nr. 18. —11. Kramer, Tijdschr. vor Geneesk. 22. März1919.—
H. 2. — 13, Weil und Fèlix, ._
— 14. Dieselben, W.-kl.'W. 1916, Nr. 2, — 15: Zeiß,
7
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24. Epstein und Morawetz, ebenda 1917, Nr. 13. — 25. Weil und Felix
-(Vucin) nach Klapp.
‘allen Fällen zur Heilung. Auch die Erfahrungen bei Genitaltuberku-
stimmen.
Arch. f. Hyg. Bd. 87, H.5 u. 6. — 16. Dienes, D. m. W. 1919, Nr, 1. — i7. Felix,
M. m. W. 1917, Nr. 39. — 18, r niodberger und Joachimoglu, ebenda 1918,
Nr. 30. — 19. Wolff, B. kl. W. 1919, Nr. 2{. — .20. Braun und Schäffer, ebenda
1919, Nr. 18. — 21. Jötten, ebenda 1919, Nr. 12. — 22. Weil, Felix und Mitzen-
macher, W. kL W. 1918, Nr. 86.-— 23. Weil und Felix, ebenda 1917, Nr. 13. —
‚ ebenda
1917, Nr.48. — 26. Brann und Salomon, Zbl. f. Bakt. Bd. 81, 1u2
H. . —
27. Dieselben, ebenda Bd..82, H. 3 u. 4. — 28. Jakobitz, ebenda Bd. 81, H. 4
u. 5. — 28. Braun, B. kl. W. 1918, Nr. 27. — 830. Sachs, D. m. W. 1918, Nr. 17. —
31. Werner und Leoneanu, M, m. W. 1918, Nr. 22. — 32. Braun und Salomon,
Zbl. f. Bakt. a. a. O. — 33. Braun, B. kl. W. a. a, O. — 34. Felix und Mitzen-
macher, W. kl. W. a. a. O. — 85. Kubn, Zbl. f. Bakt. Bd. 80, H.i' bis 3. —
36. Papamarku, Zschr. f. Hyg. Bd. 87, H. 3. — 87. Oettinger, Zbl. f. Bakt. Bd. 80,
H. 6. — 38, Friedberger, D. m. W. 1917, Nr. 42 bis 44. — 39. Schiff, M. m. W. 1919,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
107. Tom
er
13, Juli,
Nr. 6. — 40, Paneth, Arch. f. Hyg. Bd. 86; H. 2 u. 3. — 41. Weil und Felix, W. kl. W.
1917, Nr. 13. — 42. Epstein, ebenda 1918, Nr. 36. — 43. Elias, ebenda 1918,
. Nr. 11. — 44. Braun: und Salomon, Zbl. f. Bakt. a. a. O. — 45. Felix, Zschr, f.
Immun.Forsch. Bd. 86, H. 6. — 46. Weil und Felix, W. kl. W. 1917, Nr. 13. —
47. Zeiß, Arch. f. Hyg. Bd. 87, H.5 u. 6. — 48. Schiff, a. a. O. — 49. Fried-
berger, D. m. W. 1917, Nr. 42 bis 44. — 50. Neuber, M. m. W. 1917, Nr, 21. —
bi. Csepai, ebenda 1917, Nr. 26. — 52. Deszimirovics, W. kl. W. 1918, Nr.30.—
53. Bien, ebenda 1919, Nr. 5: — 54. Sachs, D. m. W. 1918, Nr. 17. — 55. Kolle
und Schloßberger, M. Kl. 1917, Nr. 10. — 56. Reichenstein, D. m. W. 1917,
Nr. 18. — 57. Wagner, M. m. W. 1917, Nr. 24 (Feldbeilage). — 58. Otto und
Dietrich, D. m. W. 1917, Nr. 19. — 59. Weltmann, W. kl. W. 1916, Nr. 19. —
60. Derselbe, ebenda 1917, Nr. 13. — -61. Elias, ebenda 1918, Nr. 1i. —
' 62. Epstein,
ebenda 1918, Nr. 36. — 63. Friedberger und Joachimoglu, M. m. W.
1918, Nr.30. | i
5 Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) | 4
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 25 u. 26.
Nr. 25. Franz (Berlin): Kriegschirurgie im Weltkrieg. Die gehalt-
volle Übersicht geht besonders ein auf die Wundinfektionskrankheiten,
die Wunddesinfektion, Behandiung der verschiedenartigsten Schußver-
letzungen, der Extremitäten wie der inneren Organe, und die Leistungen
der Wiederherstellungschirurgie. | Ä
Hauke (Breslau): Wundbehandlung mit Isoctylhydrocuprein
für vaterländische Kultur vom 4. April 1919.
Stertz (Breslau): Verschrobene Fanatiker. Das übereinstim-
mende Merkmal des in den geschilderten söchs Fällen zum Ausdruck
kommenden verschrobenen Fanatismus ist die unbeirrbare und affekt-
volle Vertretung von Ideen, die mit denen der Allgemeinheit und be-
stehenden Ordnung unvereinbar sind. Nicht der Inhalt von Ideen ist
krankhaft, sondern die dauernd lebhafte Affektbegleitung. Es besteht
Beziehung zu- den paranoid Veranlagten. Die. Zurechnungsfähigkeit
hängt von der Würdigung der ganzen Persönlichkeit ab.
Fuchs (Danzig): Röntgentiefenbestrablung bei gutartigen gynä-
kologischen Erkrankungen (Myome, Metropathien, Tuberkuliosen). Bei
85°/, der Myome wurde bei Anwendung großer Dosen Verkleinerung
erzielt. Die Tiefenbestrahlung präklimakterischer Blutungen führte in
lose waren sehr günstig. Die Maximaldosis ist nicht sicher zu be-
Nr. 26. Brugsch und Schürer (Berlin): Über gutartige epi-
demische Gelbsucht. Die Verfasser beschreiben eine Epidemie von gut-
artiger Gelbsucht, welche unter der Form des katarrhalischen Ikterus
verlief. Die Krankheit ist infektiös, aber nicht stark kontagiös, wobei
die indirekte Übertragung durch Nahrungsmittel (Mehl?) eine große
Rolle spielt.
Roedelius (Hamburg): Die tiefe Subpectoralis-Phlegmone. Tritt
nach Fingerverletzungen hohes Fieber, eventuell mit Schüttelfrösten,
Spannungsgefühl bei Bewegung des Arms, schweres Krankheitsgefühl
auf, so handelt es sich wahrscheinlich um eine Infektion tiefer sub-
peetoraler Lympbdrüsen. Tritt nach einigen Tagen kein Rückgang der
Krankheitserscheinungen ein, so ist operativ vorzugehen.
Blumenthal (Berlin): Erfahrungen mit der Tuberkulose-
vaccine Friedmann, insbesondere bei Wirbelsäulentuberkulose. Aus den
mitgeteilten Fällen gebt der hohe Wert des Friedmannschen
Mittels für die Heilung der Tuberkulose hervor. Aber erst die An-
wendung bei frischen Fällen wird imstande sein, die chirurgische
Tuberkulose zu heilen, bevor es zur Verkrüppelung gekommen ist.
Philipsborn (Nowawes): Ein durch das Friedmannsche Tuber-
kuloseheilmittel geheilter Fall von Nieren- und Blasentuberkulose. Im
Anschluß an eine einmalige Einspritzung trat bei der 24jährigen, ne-
phrektomierten Kranken eine erhebliche Besserung ein, die zur Hei-
lung führte.
Goldberg (Breslau): Medianuslähmung nach paravenöser Neo-
salvarsaniniektion. Das geschilderte Krankheitsbild ist die Folge einer
perineuralen oder endoneuralen Infiltration des Nervens mit Neosalvarsan
und ist prognostisch wegen der Länge des infiltrierten Stückes als un-
günstig zu betrachten.
Stern (Hamburg): Zur Prüfung des Denkvermögens an Bildern.
Die abgebildeten Zeiebnungen eignen sich für die Prüfung der Intelli-
genz, auch bei Schwachsinnigen.
Hirschberg (Berlin): Galen und seine zweite Anatomie des
Auges. Es fehlt noch die entscheidende Arbeit, welche G alen s eigene
Gedanken und eigene Funde genauer feststellt. Reckzenh.
Siehe Vereinsbericht Schlesische Gesellschaft
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 25.
R. Stich (Göttingen): Über chirurgische Komplikationen bei
‚Grippe. Vortrag, gehalten in der Medizinischen Gesellschaft zu Göttingen
am 8. Mai 1919.
F. Schieck (Halle a. S.): Über Iritis serosa. Der Name ist
falsch. Nicht ausgetretenes Serum füllt die Vorderkammer, sondern
das angestaute, am Ausfluß durch die verstopften Poren des Kammer-
winkels behinderte Kammerwasser preßt die Iris nach hinten und bringt
die Vertiefung der Vorderkammer mit sich. Mit der Zeit kann es zur
Erblindung durch Glaukom kommen. Der Druck des gestauten Kammer-
wassers bringt durch Einwirkung auf den Augenbinnendruck und da-
mit auf die Sehnervenscheibe die glaukomatöse Exkavation und Atrophie
zuwege. Öftere Punktionen der Kammer können Erleichterung schaffen
(Atropin wende man nur dann an, wenn die Ausschwitzungen am
Pupillenrand drohen, Synechien zu erzeugen).
H. Straub (München): Über Herzerweiterung. Zunahme des
‚Schlagvolumens führt nicht zu klinisch nachweisbarer Herzerweiterung.
Nur durch die Beziehung des Ventrikelvolumens zu dem zu über-
windenden Widerstande läßt sich die Stauungs-(myogene)
Dilatation von der kompensatorischen (tonogenen) unter
scheiden. Die Stauungs-(myogene)Dilatation ist eine Folge ungenügen-
der systolischer Contractionskraft und braucht nicht mit vermehrter
diastolischer Dehnbarkeit (Nachlaß des diastolischen „Tonus“) verbunden
zu sein.
‚Hermann Zondek (Berlin): Herzbeiunde bei Leuchtgas-
vergifteten. Ein Beitrag zur Lehre von der Organdisposition des Herzens.
Klinischer Teil. Es kommt zu einer starken, etwa eine Woche at-
“haltenden Senkung des Blutdrucks. Die-anfängliche Tachykardie macht
am dritten.oder vierten Tage einer Pulsverlangsamung Platz. Unregel-
mäßigkeiten der Schlagfolge (Extrasystolie oder stärkere respiratorische
Arhythmie) werden beobachtet. Es kommt zu akuter Dilatation des
Herzens (bei leistungsfäbigem Herzmuskel tonogene, bei nicht-
leistungsfähigem infolge verminderter Contractionsstärke und Abnabme
der elastischen Fähigkeit myogene Dilatation). Die Lähmung des
Vasomotorencentrums und die daraus folgende peripherische Gefäß-
erweiterung setzen nämlich infolge des Ausfalles der unterstützenden
Kraft der Gefäßcontraction dem Herzen einen erheblichen Widerstand
entgegen.
Arthur W. Meyer (Heidelberg): Über Intoxikationserschel-
nungen (Schlafzustand, Krämpfe, peripherische Totalanästhesie) nach
Novocain-Lokalanästhesie beim Menschen. Hingewiesen wird unter
anderem darauf, daß bei unbeabsichtigter intravenöser Injektion schon
auf relativ kleine Dosen (5 bis 7 ccm einer 1 %igen Lösung) schwere
Kram pferscheinungen, wie bei Epilepsie, auftraten.
Cl. Schilling und E. B o e c k er (Berlin): Über die Speicherung
von Chinaalkaloiden in Blutzellen. Der Nachweis der Speicherung gelang
mit der von den Verfassern beschriebenen Methode.
R. Gassul (Berlin): Neurotische Radialislähmung nach ein
extravenösen Neosalvarsaniniektion. Das Neosalvarsan war statt In die
Vena cephalica der Eilbeuge in das tiefer gelegene Gewebe rn
die Muskelnische zwischen Biceps und Brachioradialis injiziert nn
Gerade an dieser Stelle liegt des Nervus radialis. Es kam ZU eime
lokalen Arsenneuritis, die zur Lähmung der Radialis führte.
Bentmann: Über die Malaria im Taurus (Kleinasien) p
Bemerkungen zur Bewertung der Malaria-Schutzbehandlung durch C =
Unter Berücksichtigung der epidemiologischen Bedingungen und e
örtlichen Verhältnisse steht man bei kombinierter Anwendung z
verschiedenen Methoden der Malariabekämpfung auch einer schwer”
Malariainfektionsgefahr keineswegs machtlos gegenüber. Die Chinn
end a
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nto 18. Juli:
arei schen Netzschutz das wertvollste Mittel im Kampfe gegen die Malaria.
. ist zwar heute mehr ein Bewohner der Ställe und damit der ländlichen
Färbung. Die Färbbarkeit der Tuberkelbacillen nach Gram läßt sich
' schnelleren Erweichung und Einschmelzung sowie einer im Verhältnis
- Plexus chorioideus aus dem Seitenventrikel des Cerebrum. In dem mit-
. ‚ödematösen findet sich am Herzen neben Bradykardie eine Dilatation
kungen in den Bergen, seelische Alterationen). In den Lazaretten `
findet man oft erst nach mühevollem Suchen und unter Anwendung
B N 1 ©
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`- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 98,
schutzbehandlung ist neben der Bodenassanierung und dem mechani-
Kur durchführen zu lassen. u, A Bu ee
' Ernst Tänzer und Hans.Osterwald (Halle): Ist mit |. Pfla umer (Erlangen): Verwendbarkeit und. Technik der ‚Cysto-
einer weiteren Verbreitung der Malaria in Deutschiand zu rechnen .oder \ | m ‚Menschen
nicht? Anopheles sticht auch in unseren Breiten den Menschen. Er | SOllte man diese mit dem Harnleiterkatheterismus am Hunde fleißig
Tierquälerei. Der Verfasser hat sie an manchem Tier monatelang
mehrmals. wöchentlich ausgeführt. Die Tiere fressen auch während der
. Untersuchung. ne ee aa Bee
- Kayser-Petersen (Frankfurt a, M.): Zur Epidemiologie: der
Grippe. Der Weg, auf dem die Infektion :in..eine. weltabgelegene
Hafenstadt gelangte, konnte. festgestellt werden.. Dann "ging. die. Ver-
breitung durch das enge Zusammenwohnen-: der. Soldaten ‘sehr schnell
vor sich. ac 000.0." R.Bruck.:
Kreise geworden, man hat aber anzunehmen, daß es sich hier nicht
um eine Änderung der Lebensgewo.hnheiten, sondern der Lebens-
möglichkeiten handelt. u ee m |
Erwin Christeller (Königsberg): Über eine eigenartige
Sperrvorrichtung an den Fingern.. Nach einer Demonstration im Verein
für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg i. Pr. am 24. März 1919.
A. Drucker (Dortmund): Kalkablagerung unter die Haut. In
dem mitgeteilten Falle handelte es sich um eine Ablagerung von Kalk.
in das Bindegewebe der Haut, wobei irgendwelche erheblichen Ver-
änderungen an dem cutanen ‚und subcutanen Gewebe nicht nachzu-
weisen waren. F. Bruck.
Wiener medizinische Wochenschrift 1919,: Nr. 21 bis 24. ` =
. -n~ Nr. 21, -Czyhlarz und Neustadt]: Über seltene Folgen
der Grippeinfektion. An-vier Fällen werden die Beziehungen zwischen
"Grippeinfektion und komplizierender Herzerkrankung illustriert. , Nur
in einem Fall war das Vorherbestehen einer organischen Herzaffektion
zu vermuten, in den übrigen siedelte sich das.Virus in einem anatomisch
.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 25. .
W. Stoeltzner (Halle.a. S.): Zur Kenntnis der Gramschen
ri
manifestierte sich die Herzaffektion als. Spätkomplikation. FR
— Luithlen: Aderlaß, ein. Teil der „Kolloidtherapie“. Man muß
beim Aderlaß zwei Arten der Wirkung unterscheiden. Der experimen-
telle Befund der Verminderung der Durchlässigkeit der Gefäße stellt
nur einen Teil der Wirkung ‘auf den Organismus dar; außer der Be-
auf die in dem Tuberkelbacillenwachs enthaltenen Wachsester und
freien hochmolekularen Fettsäuren zurückführen. |
W.Stoeltzner (Halle a.S): Das Indikationsgebiet des Tebelons.
Die Tebelonbehandlung der Tuberkulose ist eine aktive Immunisierung.
gegen das in den Tuberkelbaeillen in reichlicher Menge enthaltene
Wachs. In einem allerdings nur 18 Meerschweinchen umfassenden
: Versuch hat sich das Mittel bewährt. o
F. Rohr (Halle a. S.): Tebelon bei Staphylokokken- und Strepto-
kokkeninfektionen. Hochgradige Säuglingsfurunkulose und Drüsen-
abscesse werden durch Tebelon günstig beeinflußt im Sinne einer
Gefäßen bewirkt der Aderlaß eine Änderung des Stoffwechsels im
‚Körper, Die Aderlaßtherapie kann mit Aussicht auf Erfolg bei. allen
umlaufs, der Exsudation und der Transsudation aus den Gefäßen be-
stehen, ferner bei den Fällen, bei denen die. Durchlässigkeit -der Ge-
zur Schwere des Falles auffallend kurzen Heilungsdauer. fäße und damit die Empfindlichkeit der Haut gegen äußere Reize
Perthes (Tübingen): Glückliche Entfernung eines Tumors des | herabgesetzt werden soll. Sie ist mit Vorteil anzuwenden, wenn eine
soll und. kommt auch .bei den Erkrankungen in Betracht, bei’ denen
Störungen der Blutbildung, des Stoffwechsels und der inneren Sekretion,
‚besonders der Geschlechtsdrüsen. zu bestehen scheinen. Die entnommene
Blutmenge kann bei einem erwachsenen Menschen 300 bis 400 cem
betragen. Kleinere Blutentnahmen von 40 bis 100 ccm können jeden
zweiten bis. vierten Tag wiederholt werden. Ba
Nr. 22. Pappenheim: Die diagnostische und therapeutische
Bedeutung der Lumbalpunktion. Es wird auf den Wert der Liquor-
diagnose bei den verschiedenen Erkrankungen der Meningen und den
einzelnen Formen der Lues des Centralnervensystems hingewiesen und
der differentialdiagnostisch wiehtige Befund .bei jeder einzelnen Krank-
heit ausführlich besprochen. Ä ee
Finger: Die, soziale Bedeutung und: die ‚Bekämpfung der Ge-
schlechtskrankheiten. Es werden die Aufgaben der Beratungsstellen
ausgeführt und als einzig wirksames Bekämpfungsmittel die Forde-
rungen nach Untersuchungszwang, Behandlungszwang, Anzeigepflicht
geteilten Falle, war der Sitz im linken Occipitallappen richtig lokalisiert
worden... a | |
Hermann Zondek (Berlin): Das Myxödemherz, Bei Myx-
beider Ventrikel. Im Elektrokardiogramm fehlen Vorhofszacken und
Nachschwankung, aber nur bei- den normalen Ventrikelcontractionen,
nicht bei extrasystolischen Erhebungen. Im Verlaufe: der Thyreoidin-
darreichung - treten sie wieder‘ auf. Sollten die Zacken abnorm
hoch werden (Basedowkardiogramm), so ist die Behandlung abzubrechen.
Im umgekehrten Fall ist sie wieder aufzunehmen.
G. Ganter (Greifswald): Über eine besondere Form von Atem-
störung bei Fleckfieber. In dem genau beschriebenen Falle dürfte ein
Gefäß in der Gegend des Atemcentrums von den für Fleckfieber
typischen Veränderungen betroffen gewesen sein. Da sich die Störung
jedoch wieder "vollständig zurückbildete, war es in der Gegend des
Atemcentrums nicht zur Zerstörung von Ganglienzellen gekommen.
0. Bruns (Göttingen): Über die mazedonische Malaria und ihre
Behandiung. Es handelte sich um Erstlingsfieber nach monate- und
jahrelanger latenter Infektion, hauptsächlich aber um echte Rezidiv-
fälle. Diese Rückfälle traten wohl hauptsächlich auf durch das Auf-
hören der bisherigen Chininprophylaxe. Dazu kamen Klimawechsel,
Änderungen der Lebensweise, der Eintritt des Frühjahrs oder’ irgend-
welche Schädlichkeit (Erkältungs- und Infektionskrankheiten, Strapazen,
Erschütterungen, besonders -Eisenbahnfahrt, starke Luftdruckschwan-
gestellt. | . a
Nr. 28. Rétťhi (Wien): Die Beziehungen zwischen den Influenza-
und „Grippe“erkrankungen der oberen Luftwege. Vergleiche der in
den früheren Influenzaepidemien gemachten Erfahrungen bezüglich der
Komplikationen von seiten der oberen Lufiwege mit den Beobachtungen
der letzten Epidemie ergaben manche Ähnlichkeit in der Symptomato-
logie. Bei beiden Epidemien wurde das Auftreten von fibrinösen Ein-
lagerungen, gleichartige Rötung der Rachengebilde, Schleimhautentzün-
dung, submucöse Laryngitis und Tracheitis, Perichondritis, Abscedierung,
Gaumen- und .Kehlkopflähmung, das, Fehlen von. Geschwürsbildung
beöbachtet. Verfasser neigt der Ansicht zu, daß es sich in den ver-
schiedenen Epidemien nicht nur um verwandte, sondern ihrem Wesen -
nach ganz gleiche Erkrankungen handelt. | i
Nr. 24. Szenes: Bin Beitrag zur Kasuistik und Diagnose der sub-
cutanen traumatischen Milzruptur. Vier Fälle von traumatischer Milz-
ruptur zeigten die diagnostische Verwertbarkeit der Allgemeinsymptome;
Anämie, Steigerung der Frequenz und Verschlechterung der Qualität
des Pulses, Erbrechen — und der Lokalsymptome: Bauchdeckenspannung
(wichtigstes Symptom!), Nachweis und Verhalten, frei verschieblicher
Flüssigkeit im Abdomen, spontane Schmerzen und linksseitiger Schulter-
schmerz (unzuverlässige Symptome!), Erschwerung und Abflachung der
Atmung. Therapeutisch kommit nur die operative Blutstillung in Be-
des Sedimentierungsverfahrens vereinzelte Gameten im peripheren Blut
Es ist richtiger, die Kur schon auf positiven Plasmodienbefund hin zu
beginnen und nicht ‚erst einen Rückfall mit Schüttelfrost und Fieber
abzuwarten. Mit Chinin allein kommt man nicht aus wegen der durch
den kontinuierlichen Chininschutz hervorgerufenen Chininresistenz der
Plasmodien. Die täglich fortgesetzten kleinen prophylaktischen Chinin-
gaben töten eben die Gametengenerationen nicht, sondern bilden im
egenteil den Anreiz zur Entwicklung zahlreicher Dauerformen, die
ann gegen Chinin immun sind. Daher kommt es, daß solche Malaria-
kranke, die trotz ‘Chinin chronisch _weiterfiebern, durch Salvarsan
prompt entfiebert werden. Auch die eminent zu Rückfällen neigende
Mazedonische Malaria. kann allmählich dureh Selbstheilung ganz er-
löschen, wenn der Kranke .die Stätte der Infektion verlassen hat, e ope
Sollte das nicht der Fall Br = empfiehlt sich, in den ersten drei | tracht, die Splenektomie, in seltenen Fällen die Milznaht. ` 6.2.
%
69 5 |
Jahren nach der Infektion jährlich ein- ‚bis zweimal eine je fünfwöchige
skopie beim ‘Hunde. Vor der Anwendung der Cystoskopie am Menschen |
üben. Die Hundecystoskopie, richtig vorgenommen, ist durchaus keine .
völlig intakten Endo- beziehungsweise Perikard ‘an. ‚In zwei Fällen .
einflussung der Circulation, der Exsudation und Transsudation aus den
Hautkrankheiten durchgeführt werden, bei welchen Störungen des Blut-
Vermehrung des Saftstroms behufs Entgiftung: der Haut erreicht werden: .
und Bestrafung bei Gefährdung mit einer Geschlechtskrankheit auf- - .
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696 : _ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
~
Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 18.
Hamburger (Graz): Zur Tuberkulosebekämpfung: Ver-
meidung der Erstinfektion. Die Tuberkuloseinfektion - findet außer-
ordentlich leicht statt. Daher sind fast immer alle Wohnungsgenossen
eines Bacillenhusters schon infiziert, wenn dessen Ansteckungsfähigkeit
nachgewiesen ist. Es kommt daher die Expositionsprophylaxe in solchen
Fällen immer zu spät und kann höchstens Reinfektionen verbindern,
deren Gefährlichkeit mit der der Erstinfektion nicht verglichen werden
kann. Die extrafamiliäre Expositionsprophylaxe stellt einen ungleich
sicheren Erfolg in Aussicht und muß eine Hauptaufgabe der rationellen
Tuberkulosebekämpfung sein.
Chiari: Zur Klinik des Fleckfiebers. Verfasser widmet den
einzelnen Symptomen, dem Fieber, dem Exanthem, den Herz- und Gefäß-
veränderungen, den Lungenveränderungen, den Symptomen von seiten
des Centralnervensystems eine gesonderte ausführliche Besprechung,
die im Original nachzulesen ist.
Löwy (Wien): Experimentelle und klinische Beiträge zum Fleck-
fieber. Die Übertragung von Flecktyphusvirus von Meerschweinchen zu
Meerschweinchen mit Blut gelang mit Sicherheit in 89,4 °/o der Fälle. Ver-
fasser konnte die Beobachtung bestätigen, daß die Meerschweinchen sich
nach überstandener Infektion gegen eine Reinfektion mit Fleckfiebervirus
immun verhalten und durch Immunitätsversuche die Identität der an-
sewandten vier Fleckfieberstämme nachweisen.‘ Angestellte Versuche,
ob das Serum von entfieberten Meerschweinchen auch gegen eine In-
fektion schützt und ob es sich zu einer Serotherapie eignet, gaben
kein eindeutiges Resultat. Manche Meerschweinchen besaßen nach über-
standenem Fleckfieber im Serum ‘Schutzstoffe, die andere Tiere bei
gleichzeitiger Virusinfektion vor der Erkrankung schützten. Die Schutz-
stoffe scheinen aber nicht regelmäßig vorhanden zu sein. — Bezüglich
der Infektiosität des Harns flecktyphuskranker Menschen zeigte es sich,
daß derselbe nicht infektiös war und auch "nicht immunisierte. — Die
ätiologische Bedeutung der X-19-Stämme zum Fleckfieber wird unbe-
dingt abgelehnt: die pathologisch - anatomischen Veränderungen von
an Fleckfieber und Proteusinfektion verstorbenen Tieren sind ganz ver-
schieden, ebenfalls das Krankheitsbild beim Meerschweinchen; ferner
findet im Tierversuch zu keinem Zeitpunkt der Erkrankung Bildung
von Agglutininen gegen X-19-Stämme statt; es fehlt bei lmmunisierung
mit X19 die Immunität gegen Fleckfieber und umgekehrt.
Stiglbauer: Über Schußverletzungen des Kniegelenkes in
den späteren Stadien. Es werden folgende Behandlungsrichtlinien auf-
gestellt: Infiziert übernommene Fälle sind strengstens ruhigzustellen,
entsprechend festgestellter Notwendigkeit ist den Sekreten Abfluß zu
schaffen, eventuell die Aufklappung vorzunehmen; bleibt der Patient
immer noch septisch und läßt sich die Eiterung durch die Maßnahmen
nicht beeinflussen, dann soll die Amputation nicht zu sehr hinaus-
geschoben werden. Die Resektion hat zu ‘schwere Nachteile für die
Mehrzahl der bereits sehr geschwächten Patienten.
Schloffer (Prag): Zur Studienreform. Es wird neben einer
sachgemäßen Reorganisation des Unterrichts in einzelnen Fächern die
Zuweisung von wenigstens sechs vollen Semestern an den zweiten
Studienabschnitt, die Änderung der Prüfungsordnung und die Ein-
führung eines praktisch-klinischen Unterrichts gefordert. G. 2.
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 25.
H. Kümmel; Zur Operation des hochgradigen Mastdarmvorialls.
Die Maßnahmen, welche die Verengerung des Analringes bezwecken,
ohne das erschlaffte Darmrohr in Angriff zu nehmen, haben keinen
wesentlichen Erfolg. Die Verfahren, welche das Mastdarmrohr "nach
oben ziehen und anheften, haben nur dann günstige Dauererfolge, wenn
zur Fixation solche G e w e b e gewählt werden, die genügend Halt
gewähren. Unter diesem Gesichtspunkte wurde bei Gebärmuttervortfall
der Fundus des Uterus an das Periost der Symphyse in
etwa 3 em Ausdehnung angenäht. Bei schwerem Mastdarmvor-
fall wurde das nach oben gezogene Rectum an das derbe Ligä-
mentum longitudinale anterius der Wirbelsäule in der
Gegend des Promontoriums mit drei Seidennähten befestigt. Diese
Methode der Rectopexie ist in tiefer Narkose bei Beckenhochlagerung
schnell und einfach auch bei alten geschwächten Frauen anwendbar
und gibt gute Erfolge.
H. Küttner: Zur Vertebralisdiskussion. Bei frischen Ver-
letzungen genügt die einfachere periphere Ligatur, aber bei Aneurysmen
ist die ausgiebigste Freilegung des gesamten Gebietes und die
centrale wie periphere Unterbindung vor der eigentlichen
Aneurysmaoperation notwendig. |
G. Perthes: Weiterer Beitrag zur Sehnenoperation bei irre-
parabler Radialislähmung. Um die Folgen der Radialislähmung ohne
Verzicht auf die Beweglichkeit des Handgelenkes auszuschalten, ge-
nügt nicht das von Stoffel empfohlene Vorgehen, neben den
zwei Kraftspendern des Flexor carpi ulnaris und radialis noch den Flexor
sublimis des Mittelfingers heranzuziehen. Denn bei kräftigem Druck
der Faust stellt sich die Hand in Volarflexion. Wo esauf einen
zubehalten. | K. Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 25.
A. Mayer: Über Operation von Schenkel- und Leistenbrüchen vom
Laparotomieschnitt aus. Für Bruchoperationen im Anschluß an gynäko-
logische. Laparotomien wurde an der Tübinger Universitäts-Frauenklinik
in der Weise verfahren, daß Schenkelbrüche. von der Bauchhöhle
aus, also von innen her operiert werden, Leistenbrüche von der
Bauchdeckenwunde aus, also von außen her. Die Bauchhöhle
wurde dabei nicht durch Längsschnitt, sondern durch suprasymphysären
Querschnitt eröffnet. Zweckmäßigerweise bedient man sich für beide Bruch-
arten des etwas modifizierten suprasymphysären Querschnitts, das heißt
man macht einen tiefliegenden und stark bogenförmigen Querschnitt durch
die Haut bis auf die Fascie und legt dann den Fascienquer-
schnitt möglichst hoch über den Hautschnitt hinauf. Die
Leistengesend kann dann durch Verziehen des unteren Hautlappens
nach unten außen zugänglich gemacht werden.
F. Lönne: Zur Indikation und Prognose des Kaiserschnitls.
Nach den Erfahrungen an der Städtischen Frauenklinik zu Dortmund
gibt der transperitoneale cervicale Kaiserschnitt
und Fundalschnitt die besten Erfolge. Die Wahl des Kaiserschnittes wurde
nicht von dem freien oder nichtfreienInfektionszustand abhängig
gemacht. Bei dem extraperitonealen Kaiserschnitt waren Bauchdecken-
eiterungen häufiger und die kindliche Sterblichkeit höher. Durch die
Eventration des Uterus und seine extraabdominale Eröffnung erscheint
die Keimübertragung auf Peritonealabschnitte vermieden. <
E. Rausch: Scheidenbildung bei angeborener Atresia vaginalis:
Ein etwa 25cm vom Coecum entferntes Stück des ITleums wurde ab:
gebunden und durchtrennt, die Kontinuität des Darmes durch breite
seitliche Enteroanastomose wiederhergestellt, und das ausgeschaltele
Darmstück in das durch den muskulären Beckenboden gebohrte Loch
gezogen und der Darmwundrand mit dem Wundrand der äußeren Haut
vernäht. Reaktionsloser Verlauf und guter Erfolg.
W. Nacke: Äußere oder innere Überwanderung des Eies. Bei
einer Frau, bei der vor sieben Jahren das rechte Ovarium und
das rechte abdominale Tubenende durch Kolpotomie abge
tragen worden war, wurde neuerdings wegen rechtsseitigel
Tubengravidität laparotomiert. Falls das durch Naht damals ge
schlossene Tubenende nicht wieder durchgängig geworden ist, 50 ist
äußere Überwanderung auszuschließen. — Die Kolpotomie empfiehlt
sich als Operationsmethode, um in nicht eiligen Fällen Klarheit zu
beschaffen. l K. Bg.
Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie Ba. 45, H. 1bist
Klien: Beitrag zur anatomischen Grundlage und zur Physio-
pathologie der kontinuierlichen rhythmischen Krämpfe nach Herderkran-
kungen des Kleinhirns nebst Bemerkungen über einige Fragen der Klein-
hirnfaserung. Es bestanden kontinuierliche rhythmische Krämpfe der
gesamten Schluckmuskulatur vom Gaumensegel bis zum Zwerchtell,
ferner synchrone Zuckungen im Orbicularis oculi, die nach Apoplexie
auftraten und elf Monate bis zum-Tode andauerten. Es fanden sich
bei der Sektion multiple Blutungen, ferner in der rechten Kleinhirn-
hemisphäre eine apoplektische Cyste. Das Kleinhirn enthält motorische
Centren. Die beobachteten Krampferscheinungen erklären sich dure
Wegfall motorischer Kleinhirnimpulse auf die in Frage kommenden
Kerne der Medulla oblongata.
Jahnel: Über das Vorkommen von Spirochäten in den peri-
vasculären Räumen der weiBen Substanz bei Paralyse. Verfasser fand
in einem Falle von Paralyse Spirochäten in den perivasculären Sehrumpf-
räumen. Es ist zu vermuten, daß es Parasiten sind, die aus den ad-
ventiellen Lymphräumen auswanderten.
Levy-Seitel: Zwei Fälle von Syringomyelie beziehungsweise
Syringobulbie mit Nystagmus. Der Nystagmus bei Syringomyelie er
kennt sich (nach Seidler) durch Schädigung der spinalen Acusticl”
wurzel durch Spaltbildungen in der Medulla oblongata.
praecox. Verfasser konnte im Gegensatz zu Hauptmann Ir
Bumke bei Katatonie und Hebephrenie keine Abweichungen der Blut
gerinnungszeit gegenüber der Norm nachweisen,
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kräftigen Faustschluß ankommt, ist daher die Tenodesebei
Schneider: Zur Frage der Blutgerinnungszeit bei der Dementia
nodenkt
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Hauptmann:. Über herdartige Spirochätenverteilung in der
‘Hauptmann beschreibt herdaitiges Vor-
Technische Schwierig-
keiten erlauben leider noch nicht die Ansammlungen von Parasiten zu’
bestimmten Gewebsveränderungen wie herdförmiger Markausfall (soge-
Hirnrinde bei Paralyse.
kommen von Spirochäten in der Hirnrinde.
nannter Mottenfraß) in Beziehung zu setzen.
Pfeifer:
Kleinhirns.
Bremme: Ein Beitrag zur Bindearmchorea.
‚und Mitbewegungen sind Folge der Unterbrechung des’ Bindearmes.
n, Henschen: Über die Geruchs- und Geschmackscentren. Hen-
schen teilt 18 Fälle von herdförmiger Gehirnerkrankung mit, in denen
die für den Geruchs- und Geschmackssinn in Frage kommenden Gehirn-
Die Ergebnisse für die Loka-
teile mehr oder weniger zerstört waren.
-| lisation sind vielfach unsicher. Ist der Uncus‘ der einen Seite erhalten,
aus den accelerierenden Blutdrüsen.
erfolgen. In manchen Fällen sind Schlafmittel angezeigt.
- genügen geringe Dosen. Die gewöhnlichen Dosen sind nicht zu über-
- Schreiten. An, einer Reihe von Krankenberichten zeigt Yertasser seine
so entsteht keine dauernde Geruchsstörung, ist der Uncus zerstört, so
. treten vorübergehend Störungen auf. Eine einseitige Zerstörung des
_ Ammonshornes führt zu keinen Geruchsstörungen. Die’ Geruchscentren
'. sind bilateral innerviert, einseitige Läsionen ‚führen daher zu keinem
Dauerausfall. Ein Geruchsgedächtnis ist neben dem Geruchssinn anzu-
‚nehmen. Für den Geschmackssinn kommt das Amnonchötn und der
=- Hippocampus nicht in Frage.
Über die Restitution der nach einem Schädel-
Bychowski:
In einem
schuß verlorengegangenen Sprachen bei einem Polyglotten.
. Falle von schwerer aphasischer Störung zeigte sich, 'daß die Mutter-
spräche am stärksten gelitten hatte, "während die zuletzt erlernte
Sprache viel besser erhalten war. Verfasser vermutet, daß die zuletzt
. _ erlernte Sprache in der Sprachregion rechts lokalisiert war, somit bei.
er der Läsion. der linken Hemisphäre nicht mitbetroffen wurde.
Bolten: Über das angioneurotische (akut umschriebene) Ödem.
-Verfasser unterscheidet folgende Gruppen des angioneurotischen Ödems:
‘1, Fälle, die. auf toxämisch-neuritische Vorgänge des Sympathicus be-
ruhen, 2, Fälle, die auf Veranlagung beruhen und anderweitige Zeichen
von Sympathicushypotonie aufweisen. Es besteht ein sehr enger Zu-
‚sammenhang zwischen dem akuten Ödem, dem Hydrops articulorum
intermittens und der Urticaria. Als ‚Äquivalente haben zu gelten:
periodisches. Erbrechen, periodische Nies- und Schwindelanfälle, Ver-
wandtschaft besteht; mit der Gicht. Das flüchtige Ödem ist eine Folge
von Sympathicushypotonie. Wirksam ist die Behandlung mit Extrakten
Ä Salomon: Die Lokalisation des Depeschenstils. Die Autoren
sind darüber nicht einig, ob der Depeschenstil im Stirnhirn oder im
Schläfenlappen lokalisiert sei. Verfasser neigt der Annahme zu, daß
die frontale Lokalisation die richtige ist. Prüfung der grammatikali-
. schen Kenntnisse ist in jedem Falle von Aphasie erforderlich.
- — Jentsch: Hypnologisches und Hypnotherapeutisches. Verfasser
teilt Erfahrungen . aus der hypnotherapeutischen Praxis mit. Hypo-
taktische Zustände genügen in der Regel. zur Erzielung von Heil-.
Manchmal
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. a
Kontinuierliche, klonische, rhythmische Krämpfe: des
Gaumensegels und der Rachenwand bei einem Falle von Schußverletzung des
Nur klinische Beobachtung, angenommen wurde eine Läsion
der linken Kleinhirnhemisphäre. Das Kleinhirn samt seinen Verbindungen
. nach der Großhirnrinde, der Medulla oblongata und dem Rückenmark
‘> stellt das Centralorgan für das myostatische Nervensystem dar. PN
Patientin litt an`
Mammacareinom, bald nach der Operation erkrankte sie mit. vor-
wiegend rechtsseitiger Chorea. Die Sektion ergab eine Krebsmetastase
in der Brücke, die den rechten Bindearm zerstört hatte, weitere Knoten
fanden sich im Kleinhirn und in der Regio subtbalamica. Chorea, Hypotonie
—
jungierte Deviation bei geöffneten und geschlossenen Lidern.
© Donath’
plegischer Anästhesie der Beine nach. 'Sehußverletzung der Hirnrinde.
und Einteilung. Verfasser unterscheidet: 1. Hysterie, 2, Asthenie, 3. Neur-
asthenie, 4. Psychogenie,
"entwicklung der Persönlichkeit, Exacerbation des pathologischen Habitual-
zustandes, Situationspsychosen), 5. umschriebene Anomalien des Trieb- und
Willenlebens, 6. pathologische Charaktere. H. enne berg.
Aus der neuen lanimalischön: Literatur.
| ‘Rubow (Kopenhagen) fand, daß von 39 Patienten mit dauernd’ |
erhöhtem Blutdruck 26 deutliche Symptome einer Nierenerkrankung im `
Urin dargeboten haben., Von den restlichen 18 Patienten war trotz ->
normalem Urinbefund ein erhöhter RN im Blute vorhanden, sodaß: auch
hier ‚eine Nierensklerose abgenommen werden darf. Im letzten Fall, der ‘
wohl an dauernder Hypertonie und consecutiver Herzinsuffizienz, "aber |
keinem bestehenden ‚Nierenleiden litt, wurde festgestellt, daß. er fünf
Jahre vorher eine akute Glomerulonephritis überstanden hat; von welcher
(Hospitalstidende 1919, Nr. 22)
die ` Herzsymptome herrühren dürften.
- Eine bestehende Halsrippe sah Rovsin g in vier Fällen heftiger.
Neuralgien, die auch zur Muskelatrophie am betreffenden Oberarm, dem.
Vorderarm und der Hand geführt haben. In einem Falle war ein
traumatisches, taubeneigroßes Aneurysma der Subelavia die Folge. dieser
Aboormität, .die durch Röntgenaufnahme festgestellt und : durch den
von Streißler im Jahre 1918 angegebenen operativen Eingriff be-.
hoben werden kann. Die kleine, _ fast unblutig verlaufene Operation
hatte in allen Fällen vollständige Heilung zur Folge. (Ibidem.) `
Vigo Topp (Kopenhagen). untersucht die Prognose der
Krankheiten mit dauernd erhöhtem Blutdrucke und findet, daß letzterer .
stets eine schlechte Prognose gibt, die Tödlichkeit war- dieselbe‘ 'hohe
ob es sich um eine Nierensklerose, welche die häufigste Folge ‘der
dauernden Hypertonie bildet, handelt, oder um ein ‚anderes mit dauernder
Hypertonie einhergehendes Leiden. (Ibidem Nr. 28.)
l Harald Boas und Wisin g (Kopenhagen) widersprechen dér
vom Pariser Gamber ausgesprochenen Ansicht, daß die Appendicitis
auf einer vorausgegangenen, oft congenitalen Lues beruht. Bei 67. an,
Appendicitis erkrankten Patienten, die anamnestisch, klinisch und’
'serologisch untersucht wurden, fand sich kein’ Anhaltspunkt für eine `
syphilitische Ätiologie. (Ibidem.)
Berstung eines Corpus luteum kann eine schwere intraperitoneale
Blutung verursachen. Bartels (Kopenhagen) beobachtete zwei Fälle
schwerer innerer Blutung, die unter der Diagnose akuter Appendieitis
zur Operation kamen und bei denen eine intraperitoneale Blutung sich
vorfand, als deren Ausgangspunkt. ein frisch geborstenes Corpus luteum
anzusehen ist.
mikroskopisch nicht nachzuweisen. Die Behauptung von Forßner,
daß in solchen Fällen stets eine Ovarialschwangerschaft bestehe, bedarf
noch weiterer genauer Beobachtungen. (Ugeskrift f. läger i919, Nr. 23.)
- Röntgenologische Beobachtungen am Duodenum teilt A ckerlund
(Gothenburg) mit und hebt die. Wichtigkeit des Duodenalspasmus für.
die Diagnose des Duodenalgeschwürs hervor.
der beim Duodenalgeschwür. vorkommenden Bulbusdeformitäten. Findet
. sich hier auch eine ‚begrenzte Empfindlichkeit, dann ist die Diagnose
einer Bulbusläsion sichergestellt., Auch Duodenaldivertikel sind viel
~ 697
| Flesch: Die piyalologiidie und- pathologische Augenablenküng.
Verfasser bespricht die ‚Augenbewegungen im Schlaf und ‚schlafähn-
lichen Zuständen, bei Neugeborenen und frühzeitig Erblindeten, con-
Corticale Sensibilitätsstörung der Unferextremitäten.
nach Schädelschußverletzung. . Verfasser beschreibt einen Fall von para-
J. Lewin: Die Psychopathien. . Ein Beitrag zu ihrer Charakteristik .
(Letztere zerfällt in: - pathologische Weiter-.
Zeichen einer Bauchschwangerschaft waren auch
-Er bildet die Ursache 3
jahre vor,
Teil auf Grund von Erinnerungsfälschungen, primäre Affektstörungen,
. Ständen, sondern auf manisch-depressivem Irresein, degenerativer Psycho-
periodisch infolge von Verstimmungen alarshoem Penn usw. in
häufiger, als man bisher angenommen hat. Die ausführliche Arbeit wird
in deutscher Sprache veröffentlicht werden. (Hygiea 1919, H. 10.)
Über Spirochätenfund bei -Paralyse berichtet Hall (Kopenhagen)
Paraphrenie, sie'kommt vorwiegend bei Frauen nach dem 45. Lebens- | und kommt zu dem Schluß, daß die Paralyse einen aktiv syphilitischen
Halluzinationen stehen nicht im Vordergrund, die Wahn- | Entzündungsprozeß im Gehirn mit besonderer Lokalisation in der Rinde.
bildung ist wenig. einheitlich, frühzeitig kommt es zu,Größenwahn, zum | darstellt. Sie ist zum Unterschiede von’ anderen. spätsyphilitischen
Leiden aktiv in der Richtung, daß man in der Regel in dem angegriffenen
Gewebe zahlreiche, für Versuchstiere virulente Spirochäten vorfinden
kann. Gewisse biologische Eigentümlichkeiten bei Paralysespirochäten
scheinen darauf zu deuten, daß diese einen specifischen Typus des
syphilitischen Virus, der mit einer, besonderen Affinität. zum Nerven-
le mager. ist, bilden. (Hospitalstidende 1919, Nr. 24.)
| Kl emper er na),
Methode und ihre Wirksänkeit.
- Serko: Die Involutionsparaphrenie. An der Hand von fünf
Krankengeschichten entwickelt Verfasser den Begriff. der Involutions-
oft von circulärer Färbung, spielen eine Rolle, der Wahninhalt trägt
präsenile Züge. Verfasser erörtert die Difterentialdiagnose gegenüber der
Dementia paranoides, und den Formen der Paranoia und Paraphrenie.
Bolten: Ein Fall von Toxikomanie (Beitrag zur Kenntnis der
Dipsomaniegencse). Die, Dipsomanie beruht nicht auf epileptischen Zu-
Pathie, in seltenen. Fällen auf organischen Grundursachen. Verfasser
beschreibt einen Fall, in dem ein an Cyelothymie leidender Patient Druckfehlerberichtigung. In Nr. 26 der M. Kl. muß
es S. 645, linke Spalte, Zeile 9. von unten, heißen: Hypofunktion.
(statt Hyperfunktion) der Schilddrüse. |
SToßen Mengen en Alkohol vermied.
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698,
Therapeutische Notizen.
=, In vier Fällen von Balantidien-Enteritis hat Brenner (Kiel)
erfolgreich die Ipecacuanhawurzel ängewendet. Man reiche morgens
nüchtern, nachdem der Kranke eine viertel Stunde vorher sübeutan Pan-
topon 0,015 oder Codein-Morphium aa 0,01 erhalten hat, 1 g pulveri-
sierte Ipecacuanhawurzel, lasse den Patienten dann fünf bis sieben
Stunden ruhige Rückenlage einnehmen und gebe ihm in dieser Zeit
nichts zu essen und trinken. Meist bleiben Übelkeit und Brechreiz ver-
: hältnismäßig gering. Verträgt der Kranke das Mittel gut, dann gebe
mán es bis zu achtmal hintereinander, an acht aufeinanderfolgenden
Tagen. Abgesehen von der medikamentösen Behandlung ist, besonders
bei Schwerkranken, eine zweckentsprechende Diät notwendig, das heißt
flüssig-breiige Kost, ohne gröbere Cellulosebestandteile. Bei allen hart-
näckigen Dickdarmkatarrhen, die sich mehreren Mitteln „gegenüber
refraktär verbalten, untersuche man den Stuhl wiederholt auf Balan-
tidium coli. (M.m. W. 1919, Nr. 22.)
` Über die Mutaflorbehandlung unter ‚besonderer Berücksichtigung
der chronischen Ruhr berichtet Nißle (Freiburg i. Br.). Die Muta-
florbehandlung bezweckt die Verdrängung jeder schädlichen Flora des
Diekdärms durch einen antagonistisch stark wirksamen Stamm des
Bacterium coli. Sie hat bei einer Reihe von mittelschweren, vorher
erfolglos behandelten Fällen chronischer Ruhr niemals versagt. Sie
wirkt ebenso günstig bei nichtinfektiösen Kolitiden, soweit sie auf
abnormen Bakterienwucherungen beruhen. Ihr günstiger Einfluß läßt
auch bei Rubrrheumatismus, perniziöser Anämie, Milchschorf, bei
mancher Gicht ursächliche Zusammenhänge mit einer abnormen Darm-
flora vermuten. (M. m. W. 1919, Nr. 25.)
Die Behandlung des Heufiebers mit Optochinum hydrochloricum
empfiehlt H a i k e (Berlin) nach dem Vorgange M üh sams. Nachdem
der Arzt die Nase des Patienten von vorhandenem Sekret gesäubert
und Schwellungen durch einen Cocainspray soweit als möglich beseitigt
hat, nimmt er eine Pinselung aller Teile der Nase mit einer 1 %igen
Optochinlösung vor (Optochinum hydrochloricum 0,25, Glycerin. pur. 2,0,
Aq. dest. ad 25,0. Es ist zu beachten, daß das Optochinum hydro-
chloricum, in Substanz unbegrenzt haltbar, in Lösung nach etwa
i4 Tagen unwirksam ist, ebenso in Salben). Bei besonders empfind-
lichen Patienten wird in der ersten Zeit der Behandlung, bei Kindern
aber gewöhnlich eine schwächere Lösung (bis 0,5°/,) verwandt. In den
Bindehautsack werden wenige Tropfen der Lösung eingeträufelt, nach-
dem eine Anästhesierung durch einen Tropfen 1"joiger Holocainlösung
vorangegangen ist. -Diese Behandlung wird mehrere Tage nacheinander
fortgesetzt, bis eine Abschwächung der Reizsymptome eintritt; dann
werden die Pingelungen nur jeden zweiten oder dritten Tag vor-
genommen, während an den Zwischentagen der Patient selbst außer
. den Einträufelungen in die Augen den Optochinspray zwei- bis drei-
mal täglich, später seltener in der Nase anwendet (wenn nötig, nach
vorherigem Cocainspray). (D. m. W. 1919, Nr. 25.) F. Bruck.
Bei Schlottergelenken der Schulter nach Schußverletzung empfiehlt
F. König (Marburg) die Schaffung eines das Schlottern verhindernden
gelenkbandartigen Apparates durch zwei Periostknochenlappen, welche
unter Erhaltung der Bewegungsmöglichkeit den Humerus knapp an
der Schulterblatthöhe fesseln. Die Operation besteht nach Freilegung
des Schlottergelenks und Ausräumung der Stelle des früheren Gelenks,
sodaß ein ordentlicher Hohlraum entsteht, darin, daß vom proximalen
Ende des Humerusstumpfes und von der Spina scapulae je ein i cm
breiter, 5 cm langer und 2 bis 3 mm dicker Periostknochenlappen heraus-
gemeißelt wird, deren Basis proximal beziehungsweise medial haften
bleiben. Diese Lappen werden ersterer nach aufwärts zum Akromion,
letzterer nach abwärts zum Humerus geschlagen und nach Heranbripgen
des Humerus an die Scapula mit Aluminiumbronzedraht angenäht. Bis
zur eingetretenen Knochenverschmelzung muß — etwa 112 Monate
hindurch — im Gipsverband fixiert werden. (Arch. f. orthop. u. Unf.-
Chir. Bd. 16, H. 3.) Peltesohn.
Die specifische Behandlung der Tabes dorsalis ist nach Wichura
(Bad Blankenburg im Thüringer Wald) stets, auch bei vorgeschrittenen
Fällen indiziert, falls nicht bei gutem und beschwerdefreiem Allgemein-
zustande klinisch ein Stillstand des Leidens anzunehmen ist. Von den
Salvarsanpräparaten scheint Neosalvarsan am geeignetsten (0,075 bis
0,45 in zwei- bis dreitägiger Darreichung). Quecksilber und Jod sind
erst bei gebessertem Kräfte- und Ernährungszustande und außerdem
nur in möglichst schonender Form und in kleinen Dosen (vom Jod
1/2 bis 2 g täglich) zu geben. (M. m. W. 1919, Nr. 28.) |
Zur Behandlung der Paralyse und der Hirnsyphilis empfiehlt
A. Knauer Salvarsaninjektionen in die Carotiden. Bei sachgemäßem
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
Rasiererem „Trixo“,
schmeidigmachende Hautsalbe wirkt. (Th. d. Geg., 1919, Juni.)
we VRR T
13. Juli.
Vorgehen dürfte das Verfahren keine erheblichen Gefahren mit sich
bringen.
gehenden arteriellen Blutstrom der Carotiden bringt, dürfte es trotz
dieses nur einmaligen konzentrierten Durchflusses in beträchtlicher
Menge im Gehirn deponiert werden.
Indem man das Mittel in den direkt in das Gehirn hinein-
(M. m. W. 1919, Nr. 23.)
; F. Bruck.
Als zweckmäßigen Rasierseifenersatz empfiehlt Kritzler den
welcher auch als entzündungsverhütende, ge-
| Reckzeh.
Die kombinierte Abortivtherapie der Gonorrhöe empfiehlt Hein-
rich Loeb (Mannheim). Sie besteht im wesentlichen in Einspritzun-
gen von i0’%biger Protargollösung und in unmittelbarem
Anschluß daran in einer intramuskulären Injektion von 1/2 cem „Ar-
thigon extrastark“.
behandlung der Frau, da gerade durch die zur Abortivbehandlung
geeigneten Männer im Inkubationsstadium ihrer Erkrankung nicht
selten Übertragungen auf die Ehefrauen herbeigeführt werden. M. m.
Wichtig ist auch die Präventiv-
W. 1919, Nr. 25.) F. Bruck.
Bücherbesprechungen.
Gudzent, Grundriß zum Studium der Radiumtherapie
Mit 30 Abbildungen und 2 farbigen Tafeln. Berlin-Wien, Verlag
von Urban & Schwarzenberg. 254 Seiten. M 12,—, gebunden M 15,—.
Das vorliegende Buch enthält in kurzen knappen Zügen eine
erschöpfende Darstellung der ganzen Radiumtherapie und aller Fragen,
die sich auf die medizinische Physik der radioaktiven Strahlung be-
ziehen. Der Wert der Gudzentschen Veröffentlichung liegt darin,
daß er in allen strittigen Fragen sich auf Grund .eigener experimenteller
Nachprüfungen ein Urteil bildete und die so gewonnenen Ergebnisse
in seinem Buche wiedergab. Gudzent bestreitet z. B. jeden Einfluß
von «-, 8: und y-Strahlen radioaktiver Substanzen auf fermentative Prozesse,
wobei es wünschenswert gewesen wäre, daß er auch auf die Bloch-
Lutzschen Mitteilungen über die Einwirkung des Thorium X auf die
Dopareaktion eingegangen wäre. Gudzent nimmt ferner mit Ent-
schiedenheit Stellung gegen die Leeithinhypothese und bemißt weder
den radioaktiven Substanzen noch den Röntgenstrahlen einen Einfluß
auf die Lecithinzersetzung bei. Die einst so sehr umstrittene Frage
nach der Zersetzlichkeit des Mononatriumurats scheint nach Gudzent
jetzt noch nicht abschließend gelöst, er hält es aber für möglich, daß sehr
große Dosen doch das Molekül des Mononatriumurats sprengen.
Während Gudzent damit vieles früher Gesagte einschränkt, hält er
auf Grund erneuter Prüfungsversuche die Ansicht aufrecht, daß die
Blutharnsäure unter dem Einfluß der Behandlung mit radioaktiven Sub-
stanzen schwinden kann. Von 13 erneut untersuchten Patienten Ver
loren zehn die Blutharnsäure. Die ganzen Dosierungsfragen, die
Emanationstherapie (Inhalation, Trink- und Badekur), das Injektions-
verfahren löslicher Radiumsalze und die Thorium-X-Behandlung sind kurz
und dabei äußerst anschaulich beschrieben, sodann ist (im Absebnitt
über Bestrahlungstherapie) die Verwendung der radioaktiven Substanzen
bei Hautkrankheiten, Tuberkulose, Metropathien, gutartigen und bösartigen
_Neubildungen, Blutkrankheiten usw. eingehend erörtert. Das Buch ist
als Grundriß zum Studium der Wirkung der radioaktiven Substanzen
gedacht und füllt diesen Zweck vorzüglich aus. — Geheimrat His
hat dem Buche ein Vorwort vorausgesandt, in welchem er dasselbe für
den Facharzt und für alle größere Krankenanstalten als unentbehrlieh
bezeichnet, ein Urteil, dem sich der Referent anschließt.
Otto Strauß (Berlin).
Martin Weiser, Medizinische Kinematographie. Dresden
und Leipzig 1919, Theod. Steinkopf. 154 Seiten. M 5— a
Die Kinematographie hat in der Medizin bis jetzt eine größere
Bedeutung nicht erlangt. Ihre Verwendung blieb auf Unterrichtszwecke
beschränkt, nur an wenigen Stellen bat man den Versuch gemacht, sie
zu diagnostischen Zwecken heranzuziehen. Das Weisersche Buch
bringt eine übersichtliche Zusammenstellung der bisherigen Leistungen
der Kinematographie, soweit dieselbe den Interessen des Unterrichts
dient. Über die Aufgaben der Röntgenkinematograpbie bei der Be-
trachtung beweglicher Organe (Herz, Magen, Duodenum usw.) — im
strengeren Wortsinn doch eigentlich das, was der moderne Arzt unter
medizinischer Kinematographie versteht — geht Weiser mit einigen
Worten hinweg, sodaß damit der praktisch wichtige Teil der zu er-
örternden Materie unerledigt bleibt. Otto Strauß (Berlin).
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- Ärztlicher Verein. Sitzung vom 5. Mai 1919.
Kloiber: Die Röntgendiagnose des Ileus ohne Kontrastmittel.
(Mit Demonstration: von Röntgenbildern.) Da die klinischen Symptome
des lleus manchmal recht ungenügend entwickelt sind, hat man ‘schon
früh zur Diagnose das Röntgenverfahren zu Hilfe genommen, das
zwar sehr brauchbare Bilder gibt, aber doch an gewissen Nachteilen
krankt. So ist mit der Riedermahlzeit außer dem Übelstand, daß wir in
den überfüllten und bereits geschädigten Darm noch ein’ Kontrast-
mittel einführen müssen, vor allem ein gewisser Zeitverlust gegeben,
' weshalb sich dies Verfahren wohl beim chronischen, aber nicht beim
‚akuten Ileus. verwenden läßt. Der Röntgeneinlauf eignet sich haupt-
'sächlich nur zur Darstellung des Diekdarmileus, da er nur diesen Darm-
abschnitt zu füllen vermag. Unter Umständen: läßt er aber auch da
im Stich; trotz normaler Durchgängigkeit des Colons kann er nämlich
an irgendeiner Stelle stehenbleiben, wie dies bei Hysterie, Neurose
sowie in Fällen von Doppelflintencolon manchmal beobachtet wird.
Eine zufällige Beobachtung vor dem Röntgenschirm veranlaßte
mich, überhaupt auf die Einführung eines Kontrastmittels zu verzichten.
Bei der Durchleuchtung eines Patienten zeigte sich nämlich vor Ein-
nahme der Bariummahlzeit eine starke Aufhellung des Abdomens, und
als Ursache dafür fand ich mehrere Gasblasen mit Flüssigkeitsspiegeln.'
Auf diese Beobachtung hin wurde die Diagnose mit Ileus gestellt und
die Operation bestätigte auch meine Annahme. Die Flüssigkeitsspiegel
kommen dadurch zustande, daß infolge der Stauung sich Flüssigkeit
im Darm ansammelt und infolge von Gärungsprozessen sich Gas bildet.
Bringt man einen solchen Kranken in aufrechte Stellung, so trennen
- sich Gas und Flüssigkeit und grenzen sich durch eine horizontale Linie -
. gegeneinander ab. Man braucht nur eine Durchleuchtung vorzunehmen
oder 'noch besser ein Röntgenogramm im Stehen anzufertigen, dann
gelingt es leicht, die Flüssigkeitsspiegel mit den Gasblasen nachzu-
weisen. Manchmal sind sehr viele, manchmal- aber nur wenige Gas-
blasen vorhanden, was sich ‚nach dem Sitz der Erkrankung und der
Dauer .der Einklemmung richtet. Daraus Jäßt sich bis zu einem ge-
wissen Grade eine topische Diagnose entnehmen, indem wenige, in
der Nähe des Magens befindliche Flüssigkeitsspiegel für. hochsitzenden,
dagegen zahlreiche, besonders im kleinen Becken gelegene Flüssig-
keitsspiegel für tiefsitzenden Darmverschluß sprechen. Bei der letzteren.
Schlußfolgerung muß man aber sehr vorsichtig sein, weil auch der
Dickdarmileus” infolge Rückstauung seines Inhalts in den Dünndarm
das gleiche Bild hervorrufen kann. Will man über den Ort der Ste-
nose Aufschluß haben, dann muß man einen Röntgeneinlauf machen.
In Fällen von paralytischem Ileus findet man hauptsächlich ein Über-
wiegen der Gasblasen und nur ganz wenige Flüssigkeitsspiegel.
~ 7 Ich habe seither dieses Symptom systematisch zur Röntgen-
diagnose des Ileus verwertet.
Erfahrung. gemächt, daß bei Ileus dieses Zeichen in mehr oder weniger
‚ausgesprochener -Weise vorhanden war. Dann wurden auch zweifel-
'hafte Fälle zur Untersuchung herangezogen, und auch da konnte immer
festgestellt werden, daß beim Vorhandensein. von Flüssigkeitsspiegeln
‚mit Gasblasen es sich tatsächlich um Ileus handelte. Die Röntgen-
ina wurde durch die anschließende Operation ausnahmslos be-
stätigt. PR | |
E Flüsssigkeitsspiegel mit Gasblasen wurden, wie ich bei der nach-
träglicken Durchsicht der Literatur entdeckte, ‘bereits von Schwarz,
Aßman n, Novak und Weil beobachtet, die es freilich in erster
Linie nach Einnahme von Kontrastmitteln „gesehen haben. Mein Vor-
‚gehen unterscheidet sich dadurch, daß ich von vornherein auf jedes:
Kontrastmittel verzichte, und daß ich die Untersuchung nicht nur bei
‚Chronischem Ileus anwende, wie Schwarz und Weil es getan
haben, sondern sie gerade beim akuten Ileus bevorzuge Ferner
mache ‚ich‘ davon nicht nur bei hochgradigem Darmverschluß Gebrauch,
: Sondern im Beginn der Erkrankung und in zweifelhaften Fällen, wo
wir eine Diagnose vor allem notwendig haben. Endlich halte ich den
Flüssigkeitsspiegel mit Gasblase_für ein patbognomonisches und damit
' ausschlaggebendes Zeichen für die Diagnose des Ileus.
Wir führen
den Patienten daher gleich: der chirurgischen Behandlung zu.
Als besonderer Vorteil des Verfahrens ist zu nennen, daß wir
‚ dem Patienten das Essen des Bariumbreies ersparen und damit dem
Darm keine unnötigen: Belastungsproben zumuten. Vor. allem wichtig
Ist aber, daß‘ wir keine Zeit verlieren, bis wir ein brauchbares Resultat
naaa aman, denn die Röntgenuntersuchung ohne Kontrastmittel erlaubt
aca. spätestens zehn Minuten eine klare Diagnose abzugeben. Ein
sa." > 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.2&
r : Die Brauchbarkeit des Verfahrens wurde |
an einem größeren Material sicherer Ileusfälle geprüft und dabei die
Vereiis- und Auswärtige Berichte. in ne
daß wir den Patienten zur Untersuchung in
. Nachteil besteht darin,
| aufrechte Stellung bringen müssen, denn nur dann bekommen
Bild des Flüssigkeitsspiegel mit Gasblase. | Fo
wir das
!
Göttingen.
. Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 18. März 1919.
Rupia syphilitica am rechten äußeren Ohr, in der rechten Regio prae-
bogen, ‘eines papulo-pustösen gruppierten Syphilids in der linken Naso-
labialfalte und eines talergroßen nierenförmigen' ulcerösen Syphilids in
positiv. Interessant ist im vorliegenden Fall: die Anamnese: Er-
handlung mit Hg-Injektionen jeden zweiten Tag und als je fünfte,
Schon nach der 15. Injektion traten papulöse, bald eitrig werdende
Stellen in der linken Nasolabialfalte auf,. welche. als lupös gedeutet,
excochleiert und geröntgt wurden — ohne Erfolg. Inzwischen ent-
wickelten sich auch die anderen oben genannten Hautveränderungen.
20 Pfund Gewichtsabnahme seit Auftreten dieser als Syphilisrezidiv
anzusehenden Erscheinungen, —— > pi n
Es bestand also im vorliegenden Fall tin refraktäres Ver-
halten gegenüber Quecksilber und Salvarsan, nach-
dem anfänglich ‘unter Hg-Spritzen die primären Erscheinungen prompt
‚sich zurückgebildet hatten. Das auffallendste Symptom bildet die
kombinierten speeifischen Behandlung. Eine Arzneifestigkeit gegen
Quecksilber und Neosalvarsan anzunehmen, wäre mindestens gewagt;
eher könnte man an .einen serumfest gewordenen Spirochätenstamm
denken; vielleicht wäre es äuch möglich, daß bei der zarten Könsti-
tution eine. Absättigung des Organismus mit den therapeutischen Kom-
vorsichtiger Weise mit Silbersalvarsan vorgegängen werden. _ |
v. Hippel demonstriert Diapositive eines Falles von Cysti-
cercus im Glaskörper, welcher sich durch die ungewöhnlich. schöne
Konservierung der Cysticercüsblase, sowie des Kopfes mit Saugnäpfen
und Hakenkränzen auszeichnet. Der Fall war klinisch nicht diagno-
stiziert worden, wegen des außerordentlich peripheren Sitzes des Para-
sitea und wegen starker Glaskörpertrübung, die er verursacht hatte.
Vielmehr war eine tuberkulöse Erkrankung angenommen worden. In
dieser Beziehung war nicht ohne Interesse, daß auf Tuberkulininjek-
die Tuberkulinbehandlung im Laufe der ersten drei Wochen eine ge-..
wisse Besserung herbeizuführen schien, der allerdings eine ganz akute
_ Verschlimmerung mit Auftreten eitrigen Exsudats im Glaskörper folgte.
Die anatomischen Veränderungen im Bulbus sind die bekannten, Riesen-
zellen fehlten auffallenderweise vollständig. Se
R Voigt: Uber therapeutische Erfahrungen mit- kolloidem. Jod-
silber. Mit der intravenösen Injektion von kolloidem Ag J-sind be-
friedigende Erfolge. erzielt worden bei neun Fällen von "Arthritis
deformans und sechs Fällen von Arthritis rheumat. chron., bei denen
bisher jede Behandlung erfolglos gewesen war. Die Schwellungen und
Schmerzhaftigkeit gingen schnell zurück und das Gehvermögen wurde
in allen Fällen erheblich gebessert, ohne daß Vortragender annimmt,
es seien die Knochenveränderungen durch die Behandlung beeinflußt
worden. Während hierbei eine Wirkung der Jodkomponente nicht in
die Augen, fallend war, muß eine solche doch angenommen werden bei
fünf Fällen von einfacher Struma — wo eine sehr erhebliche Verklei-
'nerung des Kropfes erzielt wurde —, bei, vier Fällen von ausgedehnter,
chronischer Lymphdrüsenschwellung — die zur Rückbildung gebracht
wurde —, ferner wurden vier Fälle von anscheinend hereditärer.Lues,
davon zwei. mit positiver Wassermannscher Reaktion mit kolloidem
Ag J behandelt. Bei allen gingen die lokalen Erscheinungen zurück:
die Geschwüre heilten schnell ab, die Wassermannsche Reaktion wurde
‘allerdings nicht beeinflußt. Die einverleibte Jodmenge betrug. in den
letzten. Fällen noch nicht 0,1 g Jod. Ein auffallend günstiger Einfluß
auf das Allgemeinbefinden wurde bei allen Kranken beobachtet. sodaß
dieses Verfahren zur Hebung der Kräfte bei einer Anzahl von Skorbut- |
kranken angewandt wurde. Auch hier schien -gegenüber. den übrigen
6.
Riecke. demonstriert eine 28 jährige, zarte, abgeiagerte und l
stark anämische Frau mit Erscheinungen einer Angina papulosa, einer
auricularis. an der Stirnhaargrenze, am linken inneren Augenbrauen- `
der rechten Handfläche: Im Reizsekret der letztgenannten Verände- - ,
rung zahlreiche Spirochäten nachweisbar. Wassermannsche Reaktion
krankung vor fünf Monaten an einem Genitalgeschwür mit ‚starker,
schmerzloser Leistendrüsenschwellung. Auswärts spezialärztliche Be- -
zehnte usw. Einspritzung wurde intravenös Neosalvarsan verabreicht.
Entwicklung eines schweren Rezidivs während einer
ponenten der:beiden Heilmittel eingetreten ist. Therapeutisch soll in
tionen zweimal typische Allgemeinreaktion eingetreten war, und daß f
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Fällen die Erholungszeit erheblich abgekürzt. — Für die Wirkung des
Verfahrens kommen verschiedene Faktoren in Betracht: das artiremde
Eiweiß — Schutzkolloid —, das Jod und das Silber, sowie auch die
Fremdkörperwirkung des Hydrosols als solches. Vortragender nimmt
an, daß nicht einer dieser Faktoren allein genüge, um die Wirkungen
bei den verschiedenen Erkrankungen gleichmäßig zu erklären, obgleich
der Gedanke naheliegt, es könnte sich um ähnliche Vorgänge handeln,
wie bei der Proteinkörpertherapie. Für gewisse Fälle glaubt er jeden-
falls eine besondere Wirksamkeit der Jodkomponente annehmen zu
müssen. Zu intravenöser Injektion ist eine etwa 8 bis 24 Stunden
. alte 1- bis 2%oige Auflösung des Trockenpräparates (v. Heyden)
in heißem sterilen Wasser zu verwenden; länger als 48 Stunden ist
diese nicht haltbar.
Meyer: Über willkürlich bewegliche Glieder (mit Demonstra-
tionen). Nach kurzer geschichtlicher Einleitung werden Vor- und Nach-
teile der Arbeitsprothesen besprochen. Auch das Prinzip des .Carnes-
armes, sowie des Lang’eschen Kunstarmes gestreift. An Hand von
Lichtbildern wird alsdann die operative Umgestaltung der Amputations-
stümpfe zum Zweck der Ausnutzung der in der Stumpfimuskulatur selbst
schlummernden Kraft erläutert. Eingehender werden besprochen die
altbekannten Verfahren von Waleher, Krukenberg und beson-
ders von Sauerbruch Öperierter und mehrerer Patienten, die in
Vorbereitung für eine derartige Operation sind. Das Verfahren ist
auch für die untere Extremität ausgeführt. Vorläufg sind jedoch die
Indikationen für die untere Extremität sehr eng gestellt. Es erscheint
. jedoch aussichtsreich, durch breite Unterfütterung etwa des Quadriceps
und des Gastrocnemius auch den Beinamputierten zwei Kraftquellen zu
schaffen, die ihm für die Bedienung des Kunstbeines und die Geh-
sicherheit von bedeutenden Vorteil sein könnten.
Bruns: Über mazedonische Malaria und ihre Behandlung. Eine
Verhütung der Infektion war trotz der Chininprophylaxe nicht gelungen,
aber die Krankheitserscheinungen doch in der Mehrzahl der Fälle stark
zurückgedämmt. Sehr viele erkrankten erst nach Aussetzen der Chinin-
prophylaxe. Die diagnostische Provokation der Plasmodien verwirft
der Vortragende. Er verlangt, daß man die „schlummernden“ Gameten
nur dann zur Teilung und zum Ausschwärmen anreizen darf, wenn
man gleichzeitig die nun ausschwärmenden Jugendfiormen zu vernichten
vermag. Tberapeutisch hat sich am besten eine kombinierte Salvarsan-
Chininbehandlung bewährt. Dabei darf man Salvarsan erst dann geben,
wenn das Blut genügend mit Chinin angereichert ist, da Salvarsan
stark provokatorisch wirkt. Gibt man Salvarsan jedoch am vierten
Chinintag, so vermag das Chinin die durch Salvarsan zum Aus-
schwärmen gebrachten Merocyten abzutöten. Salvarsan selbst tötet
mehr die älteren Plasmaformen. Vortragender empfiehlt, falls die
Malariaerkrankung der Kriegsteilnehmer im deutschen Klima nicht von
selbst erlischt, wie bei der Luesbehandlung jährlich eine füniwöchige
Salvarsan-Chinipkur durchzuführen. Oehme.
Kiel.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 15. Mai 1919.
Bernaud: Milchiniektionen bei Augenerkrankungen. An der
Hand des Materials der Kieler Universitäts-Augenklinik der letzten zwei
Jahre berichtet B. über seine Erfahrungen mit Milchinjektionen bei
Augenkrankheiten in 500 Fällen mit 2000 Injektionen. In allen Fällen
wurden 5ccm einer 20 Minuten lang gekochten Milch unter aseptischen
Kautelen subcutan injiziert. Nach den Injektionen wurde eine einige
Stunden anhaltende Temperatursteigerung beobachtet, die dann rasch
abfiel. Schüttelfröste kamen nicht vor, ebenso wurden nie Gelenk-
schmerzen oder urticariaähnliche Hautausschläge beobachtet. Bei wieder-
holten Einspritzungen traten nie anaphylaktische Erscheinungen auf.
Die therapeutisch bisher schwer zu beeinflussende Ceratitis parenchy-
matosa zeigte auch auf Milchinjektionen keine merklichen Änderungen,
höchstens konnte eine vorübergehende Milderung der subjektiven Be-
schwerden festgestellt werden. Im Gegensatz hierzu konnten bei der
Ceratitis eccematosa geradezu überraschende Erfolge erzielt werden,
Liehtscheu und Schmerzen konnten oft schon nach der ersten Injektion
zum Verschwinden gebracht werden. Auch bei der Iritis konnte in
70 Fällen ein guter, bisweilen sogar sehr guter Erfolg erzielt werden,
während in zehn Fällen jeder günstige Einfluß vermißt wurde. In
einem Falle konnte die Druckerhöhung bei Iritis, das sogenannte Se-
kundärglaukom, günstig beeinflußt werden. Von 24 Fällen von Chorio-
iditis blieben acht Fälle vollkommen unbeeinflußt, sechs Fälle zeigten
besonders in der Sehschärfe eine auffallende Besserung, und in zehn
Fällen erklärten die Kranken, daß die Beschwerden nachgelassen hätten
und das Sehen klarer geworden sei. Leichte Reizungen nach Opera-
tionen und ‚Hypopyonbildungen nach leichteren Verletzungen können
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
. ohne Befund.
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nach Milchinjektionen zurückgehen. Über Erfolge bei der sympathischen
Ophthalmie ist vorerst ein abschließendes Urteil nicht möglich. Bei
Trachom konnte in keinem Falle ein Einfluß auf den trachomatösen
Prozeß der Bindehaut festgestellt werden, dagegen zeigten die Horn-
Bei Hornhautinfiltrat,
hautulcerationen eine gute Heilungstendenz.
Hornhautulcera, Conjunctivitis zeigte sich eine wechselnde Wirkung.
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Bei elf Fällen von Gonorrhoe conjunctivae war in neun Fällen ein
guter, bisweilen geradezu überraschender Erfolg, während eine gleich-
zeitige Vulvitis gonorrhoiea ganz unbeeinflußt blieb. Bei Herpes corneae
konnte ein deutliches Nachlassen der entzündlichen Erscheinungen
beobachtet werden. Bei Primärglaukom, Amotio retinae, 'Tränensack-
leiden, Neuritis, Neuroretinitis, multipler Sklerose konnten trotz mehr-
facher Injektionen keine Erfolge erzielt werden. B. glaubt den günstigen
Einfluß der Milchinjektionen vornehmlich auf die Temperatursteigerung
zurückführen zu müssen, es handle sich hierbei nicht um eine des-
infizierende, sondern um eine resorbierende Wirkung. Ein günstiger
Erfolg bei einer Chorioiditis ist dann möglich, wenn die Exsudationen
der Chorioidea die Neuroepithelien noch nicht so geschädigt haben,
daß sie sich nach Aufsaugung des Exsudats durch die Milchinjektion”
wieder herstellen können. In der Aussprache weist Heine darauf
hin, daß im Gegensatz zu den guten Erfolgen der Kieler Klinik Köppe
(Halle) keinerlei Erfolge gesehen hat.
Thormählen zeigt einen Fall von juvenilen Glaskörper-
blutungen, verursacht durch eine Erkrankung der Netzhautgefäße,
Angiopathia retinalis, die an Kaliberschwankungen, Ein-
scheidungen und Anastomosenbildungen hauptsächlich der Netzhaut-
venen zu erkennen ist. Wichtigste Ursache ist Tuberkulose, daneben
kommt Lues in Frage. Es werden weiter zwei Kranke von 40 und
68 Jahren mit der von Fuchs 1893 zuerst beschriebenen Retinitis
circinata vorgestellt. Ophthalmoskopisch zeigt sich eine graugelbe
Trübung der Macula und in deren Umgebung in kreisfürmiger An-
ordnung eine Reihe von weißen Flecken. Das Sehvermögen ist infolge
des centralen Skotoms bedeutend herabgesetzt und bleibt bei dem
chronischen Verlauf dieser Erkrankung dauernd geschädigt. Wegen
der Prognose ist die differentialdiagnostische Abgrenzung gegen ähn-
liche Hintergrundserkrankungen, Retinitis albuminurica, diabetica,
Drüsen der Aderhaut, senile Maculadegenerationen wichtig.
Wittig zeigt Patienten verschiedener Altersstufen mit Macula-
degenerationen. Während bei älteren Kranken das Senium in Frage
kommt, muß man bei Maculadegenerationen im mittleren und jugend:
lichen Alter an familiäre Vererbungseinflüsse denken, wie sie in ähn-
licher Weise bei Katarakten bei der Myotonia congenita angenommen
werden. Bei den Maculadegenerationen im jugendlichen Alter hinken
häufig in auffallender Weise die ophthalmoskopischen den akut ein-
setzenden klinischen Erscheinungen erheblich nach. Eine weiter vor
gestellte Optochinamblyopie zeigt in typischer Weise Ver-
engerungen der Augenhintergrundgefäße und Opticusatrophie. Einen
ähnlichen Befund zeigt eine vorgestellte Kampfgasamblyopl®;
nur daß hier neben der Opticusatrophie die Gefäße noch stärker ver
engt sind und die Retinatrübung sich auch über den sonst gewöhnlich
erhaltenen „kirschroten Fleck“ erstreckt. s
Heine stellt eine Ca-Kachexie mit Retina toxica,
eine Poikilocytose mit Retinalgefäßanomalien, eine
Tuberculosis iridis, eine Tuberculosis retinae und
myotonische Pupillarreaktionen vor. Im Anschluß an
die Krankenvorstellungen werden einige moderne augenärztliche
Untersuchungsmittel demonstriert: Gullstrands Ophtbalmoskop,
Cornealmikroskop, Nernstspaltlampe, grünes Augenspiegellicht, künst-
liches Tageslicht, spektrale Strahlung. -
Brock stellt einen seltenen Fall von Mycosis fu ngoides
vor mit zwei handtellergroßen flächenhaften Geschwüren über dem
rechten Stirnbein und über dem linken Seheitelbein, die seit acht Mo-
naten bestehen, und livid tomatenrot gefärbten Infiltraten Ohne Ulcera-
tionen, die das prämykotische Stadium dieser Krankheit darstellen.
Differentialdiagnostisch kam Gumma in Frage, konnte aber nach Röntgen-
untersuchung ausgeschaltet werden, da keine Knochenveränderung BE
weisbar war. Drüsenschwellungen, die sonst bei der Mycosis beobachte
werden, sind hier auffallenderweise nicht vorhanden. Innere Organe
Schackwitz
Leipzig.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 3. Juni 1919.
Rille: a) Demonstration eines sehr seltenen Hantta
(dritter überhaupt beobachteter Fall), der dadurch ausgezeichnet ist, In
sich die Larve der Pterdemagenbremstliege (Gastopl \"
equi) mit großer Geschwindigkeit maulwurfartig unter der Haut for
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meisten schien die natürliche
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inlich im Felde. Differentialdiagnostisch
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Sonnenbestrahlung die Bacillen abzutöten. `. ; d
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3 k bewegt. Infektion wahrsche | |
“kommt Anchylostoma duodenale in Frage, das sich ebenfalls in’ die | und die Wundheilung zu beschleunigen. © © =. E a E
. Haut einzuwühlen vermag. ee p a o a Reinhardt hat in den erwähnten Fällen die Baeillen genau ee Ss
| b) Demonstration von zwei Fällen von norwegischer Krätze. | bakteriologisch "untersucht und auch Tierversuche mit den. Stämmen. `- `: Bi ni
= Läwer:.a) Bemerkungen über intravenöse. Dauerinfusionen von | angestellt. Sie erwiesen sich zum Teil als hochvirulent. Mohr 0 Desay e =
| "Kochsalz-Adrenalin beim peritonitischen Kollaps. - Der Vortragende ver-. ee. di, r SE | | a Ei a
-> V fügt über drei Fälle, die im-schwersten peritonitischen Kollaps pulslos <% D E RE sa a En HERE
2. eingeliefert wurden. In dem-einen Falle ließ er innerhalb von 30 Stunden | . I aea Wien. | u | or
9% 1 Kochsalz:Adrenalinlösung intravenös einlaufen, im zweiten Falle | Gesellschaft für innere: Medizin u. Kinderheilkunde. Sitz. v. 3. April 1918, . 3“ ih 2
innerhalb von drei Tagen 111, im dritten in zwei Tagen 121 150 cem. H. Schlesinger: Polyneuritis bei Hungerödem. Die inden — =+ r TE y
Alle drei Fälle'bekamen zwar, vielleicht als unerwünschte Nebenwirkung | letzten Jahren veröffentlichten Mitteilungen über Polyneuritis betreffen `> | s Signin:
der großen einverleibtén Flüssigkeitsmengen,‘ Pneumonien,: konnten |*vør allem die Ätiologie, deren Kreis wesentlich erweitert wurde (In- 00 EnA
‚aber durch die Dauerinfusionen gerettet werden. In: dem einen Falle | fektionen, Kälteeinwirkung usw.). "Über den Zusammenhang von Poly- > s=: alati a
‚universell, in den beiden anderen lokal auftretendes Anasarka ver- | neuritis mit Hungerödem ist bisher nichts bekannt.. Vortragender de- > >% > Be Rn
schwand. nach zwei bis drei.Tagen. `, ~ |» monstriert‘ einen '18jährigen Kutscher, der im Dezember 1918 wegen a aape a
-> b) Demonstration eines Falles von schwerster | Kriegsödems ins Spital’ aufgenommen wurde. Anfang Februar 1919 ° ` RE,
Neuritis.nach Schußverletzung des Unterschenkels, bei dem‘ durch | klagte er über Parästhesien in den Extremitäten. .Das Ödem war zu . w ERE Si
- nach Trendelenburg vorgenommene Vereisung des Nervus pero- | dieser Zeit fast verschwunden; eine andere Erkrankung hatte Patient . 7. a
` naeus communis und des Nervus tibialis vollkommene Schmerzlosigkeit ‘| nicht durchgemacht. Es ergab sich bei der Untersuchung eine Bedeu- ` > e DARI S
und damit Aufnahme der Funktion des Beines erzielt werden konnte. | tende Abstumpfung der Berührungs-, Schmerz- und Temperaturempfind.- ABl. e
‚lichkeit, die proximal’ in der Mitte des Fußes abschloß. ‘Eine ähnliche. >s, j kli ii
o Ba CHET “
- L; empfiehlt des weiteren, bei allen Amputationen handbreit über der
- `. Amputationsstelle den Nerven zu vereisen, wodurch das Auftreten von:
"= Stumpfschmerzen sicher vermieden wird. = m.
=. Sohn: Multiple Embolien bei Wismutfüllung einer Pleuraempyem-
--höhle. Kollaps im unmittelbaren Anschluß an die Füllung der Empyem-
Störung der Sensibilität, in den distalen Teilen am stärksten ausge-
| sprochen, im Bereich ‚der Finger trat etwas später auf. Die tiefe Sen- .
-sibilität war intakt. Die Störung des Temperatursinns erfuhr während
der klinischen Beobachtung eine Ausdehnung, .die der anderen Quali-
täten nicht. Die Haut- und Sehnenreflexe sind intakt; trophische Stö-
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-höhle, -sodann vollständige Amaurose mit normaler Pupillenreaktion,
die‘allmählich fast vollkommen zurückgegangen ist. | rungen’ sind nicht vorhanden, keine Muskelatrophien, Paresen oder FREIE EEE
- Seefelder geht näher auf die eigenartigen Augenveränderungen ! fibrillären Zuckungen. Hirnnerven frei, Gang normal, Blase .und Mast- FEE
des Falles eio, in dem’ es ihm als erstem gelungen ist, eine Embolie | darm frei. Es handelt sich also um .eine rein sensible Polyneuritis: TREE
: der -Aderhautgefäße ophthalmoskopisch nachzuweisen. nn Wegen des Fehlens aller anderen Momente muß man an. Nährschäden i gan Kr
~ — - Läwen: Über Wunddiphtherie. .L. hat in dem ihm unterstellten | denken: Möglicherweise hat eine und dieselbe -Schädigung das Ödem al ehy
‚ Reservelazarett 218 Fälle von chronisch eiternden Wunden untersucht | und die Neuritis herbeigeführt. — Ein anderer Fall von Polyneuritis PAP ia
und davon in-124 Fällen Diphtheriebacillen gefunden. Sie fanden sich | mit chronischer Amyotrophie wurde vom Vortragenden bis zum Exitus > 7 ERU eVi
> meist zusammen mit anderen Bakterien (Staphylokokken, Streptokokken, | beobachtet. Pat. war sehr unterernährt. Die Muskelatrophie und Are- 5o OD Eo CART
Pyocyaneus:usw.). Irgendwelche specifische Veränderungen waren durch | flexie betraf hauptsächlich die Beine. — Ein weiterer Fall von Poly- RR a
neuritis, den Vortragender noch beobachtet, ist durch Ataxie auffällig. E
_ die Diphtheriebacillen an den Wunden meist nicht hervorgerufen, so-
>: daß’es den Wunden von vornherein nicht anzusehen ist, ob sie Diphtberie- | Daneben entwickelten sich langsam spinale Symptome, vor allem: Bläsen- ee
` bacillen' entbalten. Nur in einem Falle handelte es sich um eine echt | störungen, :sodaß der Gedanke. einer Papneuritis wach wurde. An- 1. runs
- diphtherische Phlegmone. Diphtherische Lähmungen als Folgeerscheinung | fangs bestand neben der Neuritis Kriegsödem, dann trat an dessen li
..konnte der Vortragende nicht beobachten. Die Diphtheriebacillen ließen | Stelle Skorbut, nach dessen Heilung wieder Kriegsödem. Die Muskeln.
sich auch auf ‘der. Haut entfernterer Körperteile bei den Wunden- | und. Nervenstämme der unteren Extremitäten sind stark druckempfind-
- . diphtheriebäcillenträgern nachweisen. Infektionen der Rachenorgane, | lich, die Muskulatur derselben ist stark atrophisch, die Sehnenreflexe `
- auch’ schwere . tödliche, wurden beobachtet. Die Behandlungserfolge | geschwunden. Man muß also mindestens drei Formen der Inanitions-
init Diphtherieserumeinspritzungen, Spülungen mit Dakinscher Lösung, | neuritis unterscheiden: 1. die rein sensible, 2. die amyotrophische, `
Bestrahlungen mit künstlicher Höhensonne usw. :waren negativ, am '| 8. die- ataktische. . pa pT - F
O GE E e u 3 1. >
z er i a A a CF
\.
‘Rundschau.
es Personen, die durch. Überfahren oder durch Leuchtgasvergiftung
rasch zugrunde gegangen waren, die unserer Berechnung zugrunde
lagen. Dazu kamen alle anderen gewaltsamen Todesarten, sowie
unaufgeklärte plötzliche‘ Todesfälle von Leuten, die scheinbar:
vorher gesund gewesen waren und bei denen erst die. Sektion die
| Todesursache ergab. Diejenigen Fälle von anscheinend plötzlichem
Tod, .bei denen die Sektion eine . schwere chronische Krankheit
ergab, die zu einer starken Abmagerung und Abnahme des Fett-
polsters geführt haben mußte, wie z. B. ausgedehnte Lungentuber- `
kulose, die im Leben nicht erkannt worden war, haben wir nicht
verwertet, da wir bei der Berechnung nur die gesunde Bevölkerung -
berücksichtigen wollten. Das reichhaltige Berliner gerichtsärztliche
‚Material kann aus den erwähnten Gründen, obwohl es .nur eine
geringe Prozentzahl der Bevölkerung darstellt, doch ein gewisses
Bild. des Ernährungszustandes der gesamten Berliner Bevölkerung
abgeben. Eine gewisse Änderung in der Zusammensetzung hat
dies Material während der Kriegszeit natürlich dadurch erfahren,
daß von den Altersklassen zwischen 20 und 40 Jahren eine große
Anzahl zum Heeresdienst.. eingezogen worden war. Ein Ausgleich _
ist jedoch dadurch zustande gekommen, daß unter den Obduzierten
sich eine größere. Anzahl von aus’ dem Felde heimgekehrten oder
auf Urlaub befindlichen Soldaten befand, die durch irgendeinen
‚Unglücksfall zugrunde gegangen waren. Insofern kann man sagen,
daß das Material eine wesentliche Änderung gegenüber der Friedens-
zeit nicht erfahren hat und somit ein Vergleich zwischen den
Friedens- und Kriegsjahren bei der Betrachtung der: gerichts-
ärztlichen Sektionen möglich ist, . nn
Wir haben: nur die Verhältnisse bei Erwachsenen be-
n.
Aus der Unterrichtsanstalt für Staatsarzoeikunde der Universität Berli
i Schätzung der Gewichtsabnahme der Berliner Bevölkerung
während der Kriegszeit nach Obduktionsprotokollen.
. Dr. Georg Straßmann und Dr. Hans Thiele.
. Da die Ernährungsverhältnisse der Bevölkerung Deutschlands
während -der Kriegsjahre besonders in den Großstädten und In-
dustriecentren gegenüber der Friedenszeit ungenügende waren,
hat ‚der. größere Teil der Bevölkerung während der Kriegsjahre
. erheblich: an Gewicht abgenommen. Es mußte sich diese Abnahme
auch. bei. denjenigen Leuten bemerkbar machen, die zur gericht-
lichen Obduktion kamen, » `. oai u
„Einer Anregung‘. des Gerichtsarztes Dr. Marx folgend
wählten wir als Maßstab des Ernährungszustandes die Dicke des.
F ettpolsters der Bauchdecken, "die bei jeder Obduktion gemessen
und festgestellt wird und ein Bild des ‚gesamten Fettpolsters ab-
gelen ‚kann. Uns standen die Protokolle der Berliner gerichtlichen
eichenöffnungen- aus den Jahren 1914 bis 1918 zur Verfügung.
| Es war anzunehmen, daß sich infolge. der mangelhaften Ernährung
der :Berliner Bevölkerung eine allmähliche Abnahme des Fett-
polsters ‚bei den Leichen bemerkbar machen würde. Gerade die
gerichtlichen Sektionen können ein Bild des Ernährungszustandes
pe gesunden Bevölkerung abgeben, weil es sich hier meist um
ui handelt, die plötzlich aus. voller Gesundheit heraus. einem
~ Onfall. oder Verbrechen zum Opfer gefallen sind oder durch Selbst-
: mord-geendigt haben: In der überwiegenden Zahl der Fälle waren
>
m enger m reed o Imu
02 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28.
trachtet und daher die Protokolle derjenigen Leute benutzt, welche
mindestens ein Alter von 20 Jahren erreicht hatten. Wir haben
drei Altersklassen bei unserer Berechnung unterschieden: 1. Per-
sonen zwischen 20 und 40 Jahren, 2. Personen zwischen 40 und |
60 Jahren und 3. Personen über 60 Jahre.
Wir sind bei der Berechnung so vorgegangen, daß bei jeder
Leiche. der Jahre 1914—1918 Alter, Länge, Todesart und Dicke
des Bauchdeckenfettpolsters festgestellt und dann für jedes Jahr
das durchschnittliche Mittel des Fettpolsters im ganzen und das
Mittel für die einzelnen Altersklassen berechnet wurde. Schwere
chronische Erkrankungen haben wir, wie bereits erwähnt, aus der
Berechnung ausgeschaltet. . Männliche und weibliche Personen
haben wir aus dem Grunde nicht gesondert, weil das untersuchte
Durchschnittliches jährliches Mittel
des Bauchdeckenfettpolsters
in Millimetern
= P3 ajer j
ur Pr te “sur 48 16 Ja
haltig war, daß bei ge-
sonderter Betrachtung
beider Geschlechter
er, hätten gemacht werden
EE EEE EEE d können.
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ee E ee Die Zahl der unter-
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| Ben een entfielen auf das Jahr
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en 1914: 120, und zwar auf
een 2 a N nn Ben =
—_ m : 59, auf dieJahre
— zwischen 40 und 60:
38 und auf die Jahre
über 60: 23 Fälle. Im
; Jahr 1915 wurden 84Fälle
en -- = Durehschnittliches Mittel des Fettpolsters untersucht, von denen
a Pe a es Fettoostes $7, den Altersklassen
= chnittliches Mittel des Fettpolsters ;
“yon Leuten der Jahre 20 bis #0. PaE A an 40,
—__ = Durchschnittliches Mittel des Fettpolsters „en rsklassen
l von Leuten der Jahre 40 bis 60. . zwischen 40 und 60 und
— — — = Durehschnittliches Mittel des Fettpolsters 22 den Klassen über 60
von Leuten der Jahre über 60. Jahre angehörten. 1916
waren es 98 Fälle, und
zwar 45 zwischen 20 und 40, 80 Fälle zwischen 40 und 60 und 18 Fälle
über 60 Jahre. 1917 waren es im ganzen 75 Fälle, von denen 30 zwischen
20 und 40, 26 zwischen 40 und 60 und i9 über 60 Jahr alt waren.
. 1918 betrug die Gesamtzahl 85, davon standen 42 im Alter zwischen
20 und 40, 25 im Alter zwischen 40 und 60 und 18 im Alter über
60 Jahre.
= Das Ergebnis der Berechnung für die einzelnen Kriegsjahre
und Altersklassen geben wir an der Hand einer Kurve wieder, da die
Aufführung aller Einzelheiten zu weit führen würde (s. Kurve).
Im Jahre 1914 betrug die durehschnittliche Dicke des Fett-
polsters für alle Fälle 1,88 em; für die Jahre von 20—40: 1,37,
für die von 40—60: 1,81, für diejenigen über 60: 1,92 cm.
Im Jahre 1915 war das durchschnittliche Mittel des. Fett-
polsters im ganzen 1,80; für die Jahre 20—40: 1,95, für die
Jahre 40—60: 1,70, für die Jahre über 60: 1,42.
: Im Jahre 1916 betrug es im ganzen 1,53; für die Jahre 20—40:
1,48, für die Jahre 40—60: 1,90, für die Jahre über 60: 1,41.
Im Jahre 1917 betrug es im ganzen 1,22; für die Jahre 20—40:
1,16; für die Jahre 40—60: 1,38, für die Jahre über 60: 0,83.
Im Jahre 1918 betrug es im ganzen 1,16; für die Jahre 20—40:
1,26; für die Jahre 40—60: 1,11, für die Jahre über 60: 0,55.
Das Ergebnis war also folgendes: Das Fettpolster der
Bauchdecken hat während der Kriegsjahre. allmählich abgenommen.
In den beiden letzten Jahren 1917 und 1918 war die Abnahme
erheblicher. Besonders ausgeprägt ist die. Abnahme bei den Leuten
über 60 Jahre. Ein kleiner Anstieg war im Jahre 1916 für die
Altersklassen zwischen 40 und 60 Jahren bemerkbar. Worauf
dieser beruht, wissen wir nicht. Das Fettpolster der Leute zwischen
20 und 40 Jahren ist 1917 und 1918 ziemlich das gleiche geblieben.
Im übrigen ist jedoch die Abnahme ziemlich stetig. Da das
Material im großen und ganzen sich von dem der Friedensjahre
nicht wesentlich unterschied, dürfte man aus der Abnahme des
Fettpolsters der gerichtlich obduzierten Leichen einen Schluß auf
die Abnahme des Fettpolsters und somit auf ein allmähliches
Zurückgehen des Ernährungszustandes der gesamten Berliner Be-
völkerung während der Kriegsjahre schließen, welcher bei den
Leuten über 60 Jahre in den beiden letzten Kriegsjahren besonders
auffällig ist.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8.
Material nicht so reich- |
keit allgemein durch einen von
"Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Frankfurta.M. Aus der Dr.-Stiebel-Stiftung sollen
von der Administration der Senckenbergischen Stif-
tung zwei Preise im Betrage von je etwas über 1000 M verliehen
werden für die besten Arbeiten über die nachfolgenden Themen:
1. Das Verhältnis der hellen (flinken) zu den trüben (trägen) Muskel-
fasern ist, besonders in entwieklungsgeschichtlicher Hinsicht, weiterhin
aufzuklären. 2. Es sollen Untersuchungen darüber angestellt werden,
inwieweit der Befund ‚von Bakterien in den oteren Abschnitten des
Magendarmkanals bei den lirnährungsstörungen der Säuglinge ätio-
logisch von Bedeutung ist und welche Folgerungen daraus hinsicht-
lich einer rationelilen Therapie gezogen werden können.
' bis zum 1. Februar 1922 an
Stiftung.
Einsendungen -
die Administration der Senckenbergischen
Berlin. Eine Abscbiedsfeier für den aus seinem Amt aus-
geschiedenen Ministerialdirektor Martin Kirchner fand in der
Wohnung des Gefeierten statt. Vertreten waren der Ärztekammer-
ausschuß durch seinen Vorsitzenden, die wissenschaftliche Deputation
und der Apothekerrat, der ärztliche Ehrengerichtshof, das ärztliche
Or OLE nen und der Generalstabsarzt und das Sanitätsoffiziers-
orps.
Verdienste Kirchners auf dem Gebiete der Seuchenbekämpfung
zum Ausdruck. u
In den Ansprachen und Adressen kamen der Dank und die
— Nach einer Mitteilung der „Deutschen Tageszeitung“ ist eine
Kasse durch eineEntscheidung desReichsversicherungs-
amts zur Zahlung des Krankengeldes an einen Kranken verurteilt
worden, welcher wegen eines Furunkels sich von einem Naturheilkundigen
nn behandeln und die Behandlung und Erkrankung bescheinigen
assen.
des Geldes verurteilt, weil nach der R.V.O. alle Beweismittel zulässig
Das Reichsversicherungsamt hat die Krankenkasse zur Zahlung
sind, die zur Feststellung der Arbeitsunfähigkeit dienen. Wenn die
Kasse ihre Satzungsbestimmungen so auslegt, daß die Arbeitsunfähig-
ihren Kassenärzten ausgestellten
Krankenschein nachgewiesen werden dürfe, so bedeutet das eine un-
zulässige Beschränkung des Grundsatzes der freien Beweiswürdigung. —
Es ist nicht zuleugnen, daß der hier vertretenen rechtlichen Auffassung
und der Anerkennung der Unterschrift, trotz der Bedenken der Kasse,
gewichtige Bedenken vom Standpunkt der Kassenverwaltung und vom
Standpunkt der Ärzte entgegenstehen.
Den geschlechtskranken Heeresentlassenen und deren Angehörigen
wird von der Staatsregierung Gelegenheit gegeben, kostenlose ärztliche
und fachärztliche Behandlung sowie kostenfreie Untersuchung nach
Wassermann und kostenlose Versorgung mit Medikamenten gewährt
zu erhalten, sofern sie nicht in der Lage sind, die durch die Militär-
behörde oder die Krankenkassen gewährleistete kostenlose Behandlung
in Anspruch zu nehmen, oder nicht imstande sind. ärztliche Behand-
lung aus eigenen Mitteln zu bestreiten.
Frankfurt a M. Am 27. Juni starb, erst 50 Jahre alt, das
Mitglied des Städtischen hygienischen Universitätsinstituts Priv. - Doz.
Dr. phil. Ernst Teichmann. Er war Zoologe und hatte sieh
namentlich dem Studium der menschlichen Parasiten- und Protozoen-
forschung gewidmet.
Die Vereinigung wissenschaftlicher Hilfsarbel-
terinnen hat ihr siebentes Vereinsjahr vollendet. Ihre Mitglieder-
zahl ist auf über 200 angewachsen. Ein großer Teil der Mitglieder
hat sich während des Krieges im Heeresdienst als Bakteriologinned
und Röntgenologinnen bewährt.
Auskünfte über Ausbildung, Berufs- und \ereinsangelegenheiten
erteilen für die Medizinische Abteilung die erste Vorsitzende, Plise
Wolff, Wilmersorf, Nassauische Straße 54/55, Sprechstunde Montag von
51/a bis 7 Uhr; die geschäftsführende erste Schriftführerin Ida Pior-
Res W 15, Düsseldorfer Straße 72, Sprechstunde Freitag von 5 bis
r. l
Die Stellenvermittlung für die Mitglieder befindet sich bel e
Valerie Tarrasch, SW 11, Kleinbeerenstraße 28, Fernsp. Kurfürst 421.
Sprechstunde Montag und Donnerstag 6 bis 7 Uhr, Mittwoch und Sonn-
abend i2 bis 1 Uhr.
Hochschulnachrichten. Halle a S: Als ae
dozenten habilitierten sich Dr. Otto Götze und Dr. Frie ri je
Loeffler für Chirurgie und Dr. Gerhart Linnert für er
hilfe und Gynäkologie. — Leipzig: Dr. R. Mohr, Assisten por
Uedizinischen Universitäts-Poliklinik, vordem Assistent der Medizinis AA
Mniversitätsklinik und des Pathologischen Universitätsinstituts,
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a Fe - - redigiert von | er Š | a E Verlag von | ae
. . Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenbwg : | 0700000 , Urbam & Schwarzenberg
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ann, Verlauf des
Inhalt: Originalarbeiten: W. Löhlein, Aufgaben des praktischen Arztes im Kampfe gegen: die Blindheit.. G. -Lehim 2
. -Typhus abdominalis nach Schutzimpfung. Klotz, Bemerkungen zur Diphtheriebehandlung. Sieben, Raynaudsche Krankheit und. Hysterie,
‘<A. Lorand, Beitrag zur Frage über das Wesen der Bradykardie und der Angina pectoris und ihre Behandlung. G.-N.eug.ebauer, Isolierte
subcutane Pankreasruptur. W. Karo, Eine weitere Verbesserung der Terpentinbehandlung. — Referatenteil: C. Hart, Über Entartung' und
szeichen. —. Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte:
_ Berlin. Frankfurt a. M. Göttingen. — Rundschau:. Erinnerungen’ an Simon Schwendener. — Tagesgeschichtliche Notizen, -
‚Entartung
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‘Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origimaipelträge vor.
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-Aufgaben
coo ouo gegen die Blindheit. -
i | . E i Von - 5 T E
` Prof. Dr. Walther Löhlein, Greifswald.
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"unserer Volkswirtschaft fällt dem Arzt, und besonders dem prak-
‚tischen Arzt, eine im einzelnen Falle wenig auffällige;. in ihrer
Gesamtwirkung außerordentlich bedeutungsvolle Aufgabe zu: Es
„gilt den Hauptpfeiler dieses Wiederaufbaues zu sichern und zu
. erhalten: die Gesundheit und damit die Arbeitsfähigkeit unseres
Volkes. “-Sie hat unter -den Einwirkungen des Krieges drinnen-
...und draußen aufs schwerste gelitten, sie ist auch noch.auf lange
. Zeit hinaus schwer gefährdet durch . die Möglichkeit der Ein-
schleppung ansteckender. Krankheiten, besonders der Geschlechts- |
‚krankheiten‘ durch die zurückkehrenden Truppen.. Sie ist das
ar ‚zusammengeschmolzene Kapital an Volkskraft, dessen Erhaltung
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ist,- -So mag es nicht nutzlos sein, der der Friedenstätigkeit ent-
wöhnten. Generation von jungen Ärzten, die jetzt nach, jahrelanger
Unterbrechung‘ oder vielleicht zum ‚ersten Male überhaupt‘ sich
einem eigenen. Wirkungskreise zuwendet, altbekannte Dinge its:
‚Gedächtnis zurückzurufen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit,
‚ . Ohne Anspruch auf ein wissenschaftliches Gewand. ` AR
Wenn ich aus einem solchen praktischen Gedankengange
heraus von der. Bekämpfung der Blindheit spreche, so liegt auf
‘der Hand, daß ich nicht denke an die Blindheit im wissenschaft-
lichen Sinne ` des Wortes, das beißt, an den völligen Verlust der
‚Lichtempfindung, sondern an alle die Menschen, die praktisch als
blind bezeichnet werden. müssen, weil sie infolge weitgehender
-Einbuße an ‚Sehvermögen. nicht mehr imstande sind, sich ihren:
Unterhalt selbst dureh Berufsarbeit zu. erwerben. Allerdings wird-
-damit die ‚Abgrenzung der zu besprechenden Fälle’ eine unscharfe,
denn mit einem und demselben Augenbefund erweist sich hach
dieser Begriffsbestimmung der eine als blind, während der andere
noch Hervorragendes zu- leisten vermag; ich denke nur an den:
„Laboratoriumsdiener ungerer Klinik, der ein Auge verlor, und: auf.
dem zweiten Auge ein großes centrales Skotom hatte; sodaß- er
mit Hilfe eines starken Cylinderglases nur mühsam peripher ein
. Zehntel Sehvermögen "aufbrachte:- trotzdem. überwand er durch
ewöhnung und Geduld alle Schwierigkeiten und war genau. so
brauchbar wie ein gutsehender.Gehilfe. Aber das sind Ausnahmen,
die nur infolge einer ungewöhnlichen Liebe zur. Berufsarbeit und
na dem Zwange der Dira nectessitas hin und wieder vorkommen.
' „ “Mmerhin mag uns dies’ Beispiel daran erinnern, daß der Kampf
z ee die Blindheit im praktischen Sinne nicht nur ein Kampf
+
des praktischen Arztes im Kampfe’- | daß oft gerade der Arzt der Gegebene ist, um durch
~. In dem mühsamen und entsagungsvollen Zusammenarbeiten.
‚aller besonnenen Elemente zum Wiederaufbau unseres Volkes und,
Mehrung: in Tausenden von Einzelfällen dem Arzt anvertraut
` Abstrichpräparat. und meist schon das klinische Bild rasch zur `
richtigen Diagnose und damit auch ‘zur. richtigen Behandlung :
dem üblichen ärztlichen Instrumentarium sein darf, sondern
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psychische
Beeinflussung darauf hinzuwirken, daß dem .hocligradig Schwach- `
© . Groß genug ist die Zahl der Fälle; in denen gerade :der
praktische Arzt durch eine richtige Krankheitserkennung:und recht-
'zeitiges Handeln die Gefahr der Erblindung abwenden kann, wenn
‚auch die Behandlung des Leidens, im. einzelnen ‘oft nur dem. er-
’fahrenen Augenarzt möglich sein wird. Blättern wir die Berichte
der Blindenanstalten durch, so finden wir. über die. häufigsten .
Ursachen der Erblindung ihrer Zöglinge je nach den. örtlichen
‘Verhältnissen recht verschiedene Angaben. Eine. Infektions- `
krankheit aber werden wir überall in einem- hohen Prozentsatz
der Fälle angeschuldigt finden: die Gonoblennorrhöe -
der.Aug.en. Wohl hat die Einführung des Cred&schen Ver- `
fahrens, die fakultative, in manchen Ländern sogar obligatorische
Einträufelung einer 1 % igen Höllensteinlösung in den .Bindehautsäck
der Neugeborenen die früher ersehreckend hohe Zahl der gonorrhoisch.
Erblindeten erheblich sinken lassen, aber noch immer sind die: -
intra partum, oder in den ersten Lebenstagen durch Unvorsichtigkeit |
oder 'Unsauberkeit übertragenen Gonokokken eine der häufigsten
| Erblindungsursachen. Eine‘. dankbare. Aufgabe. fällt hier dem
praktischen Arzte zu, wenn’ er die verbreitete Scheu der Eltern
| gegenüber der: Einträufelung überwindet, der Hebamme. die sorg-
fällige und saubere Ausführung der prophylaktischen Vorschriften
zurückgehen möchte, sondern sofort den Arzt zuzuziehen, den ein
`
führen wird. Wenn hier ein Rat 'erlaubt ist, der in, die- Kompe-
tenzen des. praktischen Arztes eingreift, so ist es.der,.wo es die
äußeren Verhältnisse irgend ermöglichen, das an Gonorrhög er-
krankte Kind zur Behandlung‘ der nächsten. Augenklinik zuzuführen.
' Erfahrungsgemäß ist neben der Bekämpfung .der Infektion mit
Argentum nitricum, .. Albargin, Protargol, Sophol, oder einem ähn- .
lichen Präparat "die regelmäßige ‘Ausspülung des Bindehautsackes.
durch Tag und Nacht in verhältnismäßig kurzen . Zeitabständen
‚und. unter sorgfältiger Schonung der Hornhaut die Hauptaufgabe. |
' Dies stellt.aber so hohe Anforderungen an die Pflege, wie sie in
einem. kleinen Haushalt, in dem gleichzeitig die Wochenpflege
stattfinden soll, kaum. erfüllt werden können. Nur so erklärt, es
‚sich, daß man eine. so große Zahl 'gonorrhoisch- infizierter Neu-
geborenen .am fünften bis zehnten Tage in einem völlig hoffnungs-
losen Zustand in, das Krankenhaus -aufnehmen muß, obwohl viel-
leicht: der Arzt durchaus richtige Anordnungen. getroffen, und auch
die Angehörigen oft nach Möglichkeit denselben zu genügen ver-
sucht haben. In diesen vierzehn Tagen ‚entscheidet sich das
+}: sichtigen der: Wille zum Durchhalten ‘und das Vertrauen in diè- :
‚| eigene Arbeitsfähigkeit nicht. verlorengehen. were
immer ‚wieder .nahelegt und sie dazu erzieht, bei eitriger Ab-
sonderung der Augen eines Neugeborenen nicht. erst tagelang-zu `
> warten, ob nicht von selbst oder durch Spülung die Entzündung
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Schicksal so manchen Kindes, und diese Erkenntnis müßte über
die Hindernisse, die einer Verlegung in die Klinik ja sicher oft
entgegenstehen, hinweghelfen. |
Fast noch häufiger als bei der kindlichen Infektion mit Gono-
kokken greift beim Erwachsenen der Prozeß von der Conjunctiva
auf die Cornea über, und führt zu hochgradiger Schwachsichtigkeit,
wenn nicht zu völligem Verlust der Sehkraft. Für den Arzt ergibt
sich daraus die unbedingte Pflicht, bei der Behandlung einer
urethralen Gonorrhöe den Patienten auf die große Gefahr der
Übertragung der Keime auf die Augen durch Unsauberkeit —
namentlich bei der Selbstbehandlung! — energisch immer "wieder
hinzuweisen, und wenn eine ektogene Infektion eines Auges erfolgt
ist, sofort das andere Auge nach Behandlung mit Argentum nitricum
' durch dichtschließenden Uhrglasverband vor der Ansteckung zu
schützen, ein Verfahren, das bei Neugeborenen meist schon zu
spät kommt und dort auch schwerer durchzuführen ist, beim
Erwachsenen aber sehr oft gute Dienste leistet.
Nicht ohne Grund habe ich die Gonorrhöe des Auges an die
erste Stelle der Formen von verhütbaren Erblindungen gestellt: Die
gonorrhoische Infektion ist in Deutschland vermutlich nie so ver-
breitet gewesen wie jetzt unter den ungünstigen Einflüssen des
Krieges, und ihre sinngemäße Bekämpfung bildet auch vom Stand-
punkte des Augenarztes eine der wesentlichsten Aufgaben, die dem
Arzt bei der Wiederherstellung unserer Volksgesundheit begegnen.
In ähnlicher Weise hat uns der Krieg eine zweite Infektions-
krankheit der Augen gebracht, die vordem in weiten Kreisen des
nördlichen und östlichen Deutschland schon mit Erfolg systematisch
bekämpft — im Westen und Süden des Reiches nahezu fremd
geblieben war: Die Körnerkrankheit der Augen oder
das Trachom. Gewiß: Frühzeitig erkannt und sofort energisch
behandelt ist das Trachom meist in einigen Wochen oder Monaten
heilbar, ohne daß in der Mehrzahl der Fälle schwere Schädigungen
des Sehvermögens zurückbleiben. Aber wer die verschleppten Fälle
dieser bösartigen Krankheit in Rußland, Polen, in Galizien und im
östlichen Deutschland kennt, und bedenkt, daß unsere Truppen
jahrelang mit dieser trachomverseuchten Bevölkerung zusammen
gelebt haben, daß tausende solcher trachomkranker gefangener
Russen in Deutschland mitten unter der heimischen Zivilbevölkerung
arbeiteten, der wird sich nicht wundern, wenn an vielen Orten des
Reiches, die früher trachomfrei waren, diese tückische, weil in
ihren Anfangsstadien oft fast beschwerdelos verlaufende Krankheit
sich festgesetzt hat. Da wir nicht in der glücklichen Lage Amerikas
sind, das es sich leisten kann, die Einwanderung Trachomkranker
durch strenges Gesetz zu verbieten und auch tatsächlich zu ver-
hindern, sondern dank der Arbeitsunlust unserer „Arbeitslosen“ die
heimische Landwirtschaft schon jetzt wieder den Zustrom billiger
Landarbeiter aus den trachomverseuchten östlichen Nachbarländern
als dringend notwendig bezeichnet, so wird es wiederum der Arzt
sein, der in mühsamer Einzelarbeit der weiteren Verbreitung dieser
Seuche in unserer heimischen Bevölkerung wird entgegenarbeiten
müssen. Freilich wird die erste Aufgabe sein, daß er eine wirk-
lich sorgfältige Durchuntersuchung aller aus dem Osten zuwandernden
Arbeiter vor ihrem Dienstantritt durchführt, die trachomkrank
Befundenen meldet und einer energischen Behandlung zuführt, auch
wenn das gute Einvernehmen mit dieser oder jener Gutsherr-
schaft dadurch in Frage gestellt werden sollte. Wer z. B. im
Baltikum die Scharen erblindeter Trachomkranker mit ihrem ewigen
diehten Pannus, ihren nie ganz vernarbenden Ulcerationen der
Hornhaut und der schließlichen totalen Eintrocknung des ganzen
Augapfels, dem Xerophthalmus, gesehen und vergeblich alle Künste
der Behandlung an diesen Endstadien versucht hat, der weiß,
welche große Aufgabe der Prophylaxe sich hier dem deutschen
praktischen Arzt in den kommenden Jahren eröffnet. Begegnen
daher dem Arzt Fälle von frischem, noch secernierendem und also
ansteckungsfähigem Trachom, so wird er nach Möglichkeit die An-
gehörigen und die Arbeitsgefährten des Kranken auf Trachom unter-
suchen, besonders auch bei Kindern auf die Gefahr einer Weiter-
verschleppung der Krankheit in der Schule achten, und da, wo es
sich um vereinzelte Fälle handelt, die erste Behandlung zweck-
äßie einem Facharzt übertragen.
TAE tet Cchan bei der Verhütung der Erblindung durch die schweren
Infektionskrankheiten des Auges das Zusammenarbeiten des prak-
tischen Arztes mit dem Facharzt Vorbedingung des Erfolges, so wird
des letzteren Tätigkeit vollends abhängig von dem verständnis-
vollen Eingreifen des praktischen Arztes in einer großen Gruppe
von Fällen, die das kindliche Auge auf ganz andere Weise mit der
Gefahr der Erblindung bedrohen: Bei den verschiedenen Formen
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
des Strabismus, besonders bei dem Strabismus convergens.
Da in dieser Hinsicht falsche Auffassungen sehr verbreitet
sind, die unseren jetzigen Kenntnissen vom Wesen des Schielens
durchaus nicht gerecht werden, so mag es erlaubt sein, etwas
näher auf die Frage einzugehen. Das konkomitierende Schielen
entwickelt sich in seiner häufigsten Form, dem Strabismus convergens,
im allgemeinen in den ersten sechs Lebensjahren auf dem Boden
einer ungenügenden Fusionstendenz und meist im Zusammenhang
mit Hyperopie oder hyperopischem Astigmatismus. Bine weitver-
breitete Ansicht, die nicht nur in den Laienkreisen besteht, sondern
vielfach von den Ärzten älterer Schulen genährt wird, geht nun
dahin, daß dieses sehr häufige und in hohem Grade erbliche Ein-
wärtsschielen sich in den späteren Jahren verwachse, das heißt,
einer Selbstheilung fähig sei. In der Tat sehen wir nicht so selten
die auffallende Erscheinung der Ablenkung eines Auges nach innen
von der Fixierlinie in den zwanziger Jahren ganz oder fast ganz ver-
schwinden. Ist aber damit eineSelbstheilung erfolet? Durchaus nicht!
Der kosmetische Fehler zwar, der ja für die Eltern meist das Maß-
gebende ist, hat sich mehr oder weniger verloren, aber etwas
anderes ist gleichzeitig unwiederbringlich verlorengegangen: Die
Sehkraft des schielenden Auges. Und diese hochgradige sogenannte
„Aamblyopa ex anopsia“ des schielenden Auges hätte fast stets ver-
mieden werden können, wenn die Eltern nicht durch die tröstliche
Hoffnung auf Selbstheilung davon abgehalten worden wären, eine
gründliche Behandlung rechtzeitig vornehmen zu lassen, Wäre ein
solches schielendes Kind in seinem dritten, vierten oder fünften
Lebensjahre vom Augenarztuntersuchtworden, so wäre sein Brechungs-
fehler korrigiert, die Sehfähigkeit des schielenden Auges hierdurch
sowie durch zeitweise Ausschaltung des gutsehenden Auges mittels
Verbandes oder Atropins systematisch erzogen, die Fusionstendenz
durch stereoskopische Übungen gesteigert worden, und so — meist
ohne Operation — nicht nur der kosmetische Fehler beseitigt, sondern
der viel wichtigeren Erblindung des Schielauges vorgebeugt worden.
Welche Bedeutung eine solche rationelle Behandlung in den hier
allein in Betracht kommenden ersten sechs bis acht Lebensjahren
haben kann, das lehrt der erste beste Fall, in dem einem sölchen
nicht behandelten Schielenden durch einen unglücklichen Zufall
das gutsehende Auge durch Verletzung oder Erkrankung funktions-
unfähig wird: Nun soll das Schielauge in die Bresche springen,
aber es hat längst seine Sehkraft eingebüßt und ist der ungewohnten
Aufgabe nicht mehr gewachsen. Es ergibt sich daraus die Pflicht
für den. praktischen Arzt, der fast stets zuerst von den Eltern um
Rat gefragt wird, den Schielenden, auch wenn es zunächst nur ein
periodisches Schielen ist, so früh wie möglich einem Augenarzt zur
Untersuchung und Behandlung zuzuführen. Bei deren Durchführung
wird er gute Dienste leisten können, wenn er die Eltern darüber
belehrt, daß auch ein dreijähriges Kind die etwa verordnete Brille
ohne Gefahr tragen kann, und wenn er die etwa nötige Atropin-
behandlung des nichtschielenden Auges überwacht. Er wird dann
oft genug die Freude erleben, daß das Sehvermögen des schielenden
Auges in kurzer Zeit ganz außerordentliche Fortschritte macht, und
sekundär auch die Schielstellung aufgegeben wird. Die Voraus-
setzung für den Erfolg ist aber, wie gesagt, daß die Behandlung
nicht in der Hoffnung auf eine Selbstheilung über das sechste oder
achte Lebensjahr hinaus verschoben wurde.
Man sieht, es bedarf keiner erheblichen spezialärztlichen
Kenntnisse, um den Augenkranken einer Allgemeinpraxis in wichtigen
Fragen der Prophylaxe ein wertvoller Berater sein zu können. Wer
als Hausarzt die Augen offen hat, der wird nicht nur bald seine
Familien mit erblicher Schielanlage kennen, sondern er wird auch
bald Familien herausfinden, in denen hohe gefährliche Grade der
Kurzsichtigkeit erblich sind, die oft durch Dehnungserschel
nungen am hinteren Pol, Blutungen in ‚der Gegend der Macua
oder Ablösung der Netzhaut zur mehr oder weniger vollständigen
Erblindung führen. Kennen wir auch keine Mittel, diesen trosi-
losen Verlauf mit Sicherheit zu verhüten, so wissen wir doch, da
er durch übertriebene Naharbeit offenbar begünstigt wird. Man
wird daher bei der Berufsberatung solcher junger Leute mit ou
Myopie energisch darauf hinwirken, daß sie nicht Berufe ergre a
die hohe Anforderungen an die Naharbeit stellen, — meist fu
man die hohen Myopen als Schreiber bei Rechtsanwälten een
allen möglichen Büros beschäftigt! Auch wird man sie von Be A
fernhalten, die häufig zu Verletzung des Auges Anlaß goben
sie durch ihre Myopie gezwungen sind, sich der Arbeit unver ei
nismäßig zu nähern, und damit die Wahrscheinlichkeit der Augen
verletzungen erheblich wächst.
Seltener schon werden die skrofulösen Augen
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20. Juli.
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` steht es allerdings, mit. den eitrigen. Tränensackentzündungen, die .: :...:"1i
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~- Rückfällen kommt es nicht 'so selten vor, daß mit jedem. Male
für die Infektion oberflächlicher Wunden des Auges vielleicht noch :-*- Toodi
neue dichte Narben 'zurückbleiben; bis die immer. wiederkehrenden
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Infiltrate und-Ulcera ‚allmählich die ganze Hornhaut beiderseits |- tior unden des
gefährlicher. sind.” ‚Sie sind‘ durch medikamentöse Mittel selten. zu. + Ben,
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: erkrankung:en’im Kindesalter die Gefahr der Erblindung mit | zündungen der Lider, der Bindehaüt oder des Tränensackapparates er
oil f sich bringen, wenn auch kürzlich.eine Blindenanstalt diese Ätiologie |.begegnet, deren 'energische Behandlung in Angriff zunehmen. Die Be
Sr s. a 1: u'yo. - S 7 63. R s. . ” Š - 49 BERN 2 .. ’ CE E „TV a s . H e Er.
m i als die häufigste, Erblindungsursache ihrer. Zöglinge festgestellt | Augenheilkunde verfügt über eine solche-Reihe wirksamer bacteri- E Ar
ia = — hat. Das ist als’ Ausnahme zu' betrachten. Immerhin ist zu be- | cider Mittel, daß in der Mehrzahl der Fälle eine kurze Behandlung a
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Mi denken,. daß die. skrofulöse ‚Hornhauterkrankung wohl mit die | eitriger Bindehautkatarrhe.zum Ziele führt: Argent. nitr. und andere so
ta “> häufigste Augenerkrankung ist, die. in die, Sprechstunde des prak- | Silbersalze, Optochin. hydröchl.. (gegen Pneumokokken), Zine.: sulf, |
Mi. tischen Arztes kommt; und angesichts der großen Neigung zu. (gegen Diplobacillen), Greifswalder Farbstoffmischung Merck (gegen. a: o
ke ‚Staphylokokken, Diplobacillen, Gonokokken ‚und. andere). Anders 7 zag
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~ =` mit dichten .Narbentrübungen bedeckt haben, so daß ‘auch eine. | > sind dı likamer 1:2
| | beeinflussen, auch -die Sondierung führt kaum auf die Dauer zum
werden kann: 1. Die Verhütung der Verletzung an
sich. Sehr-viele Gewerbe bedingen durch ‘die Art der Arbeit,
-die sie. erfordern, eine erhebliche Gefährdung der Augen durch.
abspringende Teile (Stein-, Stahl-, Kupfer-, Holzsplitter usw.). Der
‚ Arzt kann in seiner Eigenschaft ‘als Kassen- oder Gewerbearzt,
. oder als beamteter Kreisarzt die Häufigkeit derartiger Verletzungen
erheblich einschränken. Er muß darauf dringen, daß in derartigen
Betrieben die vorgeschriebenen ‚Schutzbrillen oder Drahtmasken
nieht ‚aur:vorhanden sind, sondern auch getragen werden. Vielfach
kann der dadurch bedingte Schutz erheblich verstärkt werden,
indem -die einzelnen Arbeitsplätze durch Schutzwände aus Glas
oder" Drahtgeflecht voneinander getrennt sind. Der Arzt wird.
‚ferner dahin wirken müssen, daß zu solchem Berufe nicht Leute”
: zugelassen werden, die durch schlechtes Sehvermögen gezwungen
‚Sind, sich der Arbeit besonders zu nähern und damit sich der
| Gefahr der Verletzung besonders stark auszusetzen. Im Falle, daß
` nkorrigierte Brechungsfehler die übertriebene Annäherung des
. Auges notwendig mai
„verordnen, ` |
.„~ Die zweite Aufgabe in diesem Zusammenhang ist die Ver-
hütung der Infektion bei Augenverletzungen:
Die Hauptgefahr der meisten Augenverletzungen liegt ja nicht in
den unmittelbaren .mechanischen Zerstörungen, die sie am Auge.
anrichten, sondern ir
den eindringenden ‚Fremdkörper, Holz, Stein, Strohhalm, Messer,
Nadel erfolgt, läßt sie. sich. nicht verhüten. Die überwiegende
Mehrzahl der Unfallerblindungen durch infizierte Verletzung beruht
aber auf geringen -oberflächlichen Wunden, die mit pathogenen,
Keimen des Bindehautsackes infiziert wurden und sich so zu dem‘
gefährlichen Ulcus serpens entwickelten, Da sich die Erreger
solcher infizierter Wunden — meist Pneumokokken, Diplobacillen
oder taphylokokken — besonders-reichlich in der chronisch ent-
zündeten Bindehaut und bei der eitrigen Daeryoeystitis finden,
de edingen diese eitrigen Prozesse eine ständige Gefahr für jeden,
ver häufiger oberflächlichen Verletzungen des Auges ausgesetzt ist.
Es sollte also der Arzt nie unterlassen, wo'er derartigen eitrigen Ent-
_ í
machen, wird der Arzt die entsprechenden Gläser |
n der Infektion der Wunde, Soweit diese durch |
‚Arztes sein,
Dieser Rat scheint besonders heute geboten, wo wir mit einer großen.
Zahl im Kriege verletzter Augen zu rechnen haben. - Treten in.
solchen verletzten Augen erneut Reizzustände auf, und machen.
augenärztliche Behandlung - anzuraten, da die. sympathische Ent-
zündung erfahrungsgemäß noch jahrelang nach der. Verletzung des
"Auges auftreten kann. . o0 | e u
Wie falsch es wäre, eine Statistik der Erblindungsursachen..
aufzustellen an der Hand „der Insassen unserer Blindenanstalten, -
das zeigt. ein klinisches Bild von ganz besonderer Bösartigkeit,
das sehr häufig zur Erblindung führt, und dem wir doch in den
Blindenanstalten nur. ganz vereinzelt begegnen würden: Das.
Die Erklärung ergibt sich daraus, daß diese Erkrankung in der:
überwiegenden Mehrzahl der .Fälle erst allmählich die Sehkraft :
zerstört, und ihre: volle Entwicklung erst‘ in den letzten Lebens- `
jahrzehnten erfährt, in denen Erblindete selten noch-einer Anstalt
zugeführt werden, Ganz falsch ‚wäre 'es,‘das Glaukom deshalb
‚| als eine Krankheit nur des’ vorgeschrittenen Alters ansehen .zu `
wollen; im Gegenteil, wenn der Arzt. seiner Aufgabe, gegenüber .
dieser. schweren Gefahr gerecht ‘werden will, so- muß er ‚wissen,.
daß die. ersten Anfänge des Glaukoms meist schon weit zurück-
reichen, ja gerade die Erkennung . dieser sogenannten Prodrome `
des 'Glaukoms ist die Kunst, die darüber entscheidet, .ob ein. Auge-
durch Glaukom erblindet, oder nicht. ` Ist erst die richtige Diagnose
aus dem äußeren Befund des’ Auges. mit Leichtigkeit zu stellen,
dann ‚ist meist schon die beste Zeit. für den rettenden Eingriff
verloren, und es wäre manchmal geradezu ein Fehler, in solchen
Fällen überhaupt noch die Iridektomie, oder eine .Elliotsche
Trepanation, oder eine Oyeliodialyse nach Heine auszuführen,
Also die Erkennung der Frühstadien entscheidet auch hier. über . :
| die Prognose; sie aber wird fast stets Aufgabe ‚des praktischen
| _ und er darf daher die Anfangssymptome. eines
beginnenden Glaukoms nicht falsch‘ deuten. Es sind ja. meist
sich womöglich im nichtverletzten Auge Entzündungserscheinungen `
bemerkbar, so ist schleunige Überführung des‘ Betreffenden. in“
"Gl aukom, der vom Laien.mit Recht so gefürchtete grüne Star. -
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iep- _ optische Iridektomie keine Besserung der.Sehkraft mehr verspricht. | m: ) EHA
pi 2. Es ist also ganz falsch, wie es leider oft geschieht, diese Erkrankung‘ |. Ziel und treibt durch ihre Schmerzbaftigkeit oft den Patienten aus > \..". „nn:
= leicht zu nehmen, und die Eltern damit zu trösten, daß die Rückfälle | der ‚Behandlung, ehe. ein: nennenswerter Erfolg erreicht De Le ee
& im zweiten Lebensjahrzehnt seltener werden, um im dritten ganz. | diesen Fällen wird man im allgemeinen die. Entfernung des eitrigen > os C peupie
sdi '.auszubleiben. Es gilt: vielmehr im Gegenteil die Eltern dazu zu | Tränensackes ausführen müssen, und dies wird wohl zweckmäßig. u. tik.
“erziehen, daß sie ibre- Kinder. bei jedem Nachschub der Entzündung | dem Augenarzt ‚überlassen bleiben. Ist aber: eine Verletzung er-- u DypRT o
Zi möglichst frühzeitig zur Behandlung bringen, damit der Entwicklung | folgt bei gleichzeitig: vorhandener Dacryocystitis,. so kann der Arzt. -1 hl
=} - perlorierender Hornhautgeschwüre vorgebeugt wird und durch |.als vorläufigen Ersatz für die Entfernung‘ des Tränensackes die... 3. $ pail Sn
us . entsprechende Behandlung dafür- gesorgt werden kann, daß jeder | beiden Tränenpüunkte durch leichte Kauterisation verschließen und me nn a
18 einzelne Rückfall: so. wenig Hornhautgewebe als möglich durch | so den. Zustrom von Tränensackeiter zur Wunde verhüten, bis. =)=; I.
20 `. trübes Narbengewebe ersetzt.. Die abwechselude Verwendung der | später die regelrechte Exstirpation des Sackes erfolgen kann. In) i aba,
Ei’... gelben Quecksilbersalbe in 1 bis-5°, Stärke, der 5 bis 10°, | solchen Fällen eitrig secernierender Erkrankungen in der Umgebung iur; Bet :
n „Dioninlösung, der. Wärme in verschiedener. Form, der subconjunc- | des Bulbus ist auch die ‚kleinste Verletzung der Hornhaut durch- j win.
us tivalen Kochsalzspritzen in 4 bis’ 10 °/, Konzentration ‚geben auch | aus ernst zu nelimen, wie denn überhaupt ganz allgemein anzu- Baer | ARE RRN
a >- dem Arzt genug Mittel an die. Hand, in diesem ‚Sinne' einer Er- | raten ist, daß z. B. bei der Entfernung‘ kleiner Fremdkörper - Bee
&.. _ ; blindung vorzubeugen. Gegen eine Komplikation sind diese | von der Hornhautoberfläche der Arzt es sich’ zur. Regel. machen. BOERI IE
di ekzematöserkrankten Augen ganz besonders empfindlich. Màn muß | sollte, den Verletzten zum nächsten Tage nochmals ZU be- BE
"> >- . stets vermeiden, solche Kinder der Pockenimpfüng zuzuführen, da | stellen, damit er ‘sich überzeugen kann, daß bei der Entfernung N Ki En
fi =` auf dem Boden solcher ekzematöser Erkrankung“ eine Infektion des Fremdkörpers keine Infektion erfolgt ist, In den Kliniken sehen -= Eu =
=. mit Kuhpöcken sehr gern haftet ‘und zu schwerer Erkrankung der | wir doch nicht so selten Leute: mit Hornhautinfiltraten oder Ge- a E Ea: IM
d Hornhaut, -untet Umständen zur Erblindung Anlaß geben. kann. | schwüren, die nach Entfernung eines F remdkörpers entstanden sind, Bau Ra E
p a Der praktische Arzt wird dies berücksichtigen müssen und- die | und die dem erstbehandelnden Arzt entgingen, U i Kor. n
Ei. ‚Impfung solcher. Kinder erst nach. Abheilung der. ekzematössen | Eine besondere Bedeutung gewinnt die Verhütung infizierter - Pe: Ei ee
; _„Augenerkrankung vornehmen dürfen. ` | ~'o | -Verletzungen des.Auges 3. durch die Gefahr. der'symipatbischen Aa.
r. =- Größ ist das Gebiet der. Verletzungen, die'das Auge | Entzündung des nichtverletzten Auges, ist letztere doch nicht ` ll)
J mit Erblindung bedrohen, und gerade hier wird fast stets der prak- | seltèn die Ursache völliger Erblindung des Betroffenen. Da wirden oder ` if EAE T
“ tische Arzt der erste sein, -der ' einzugreifen ‚hat, und von dessen | die Erreger dieser besonderen Art von Infektion noch nicht kennen, und nn Eu kipon a
` < ‚Nehtigen Maßnahmen derleichtereoder schwerere Verlaufdeseinzelnen | auch. das klinische Bild für den weniger Erfahrenen durchaus nicht af Meris aE
=- ` Falles in hohem Grade abhängt. Drei Aufgaben sind es, durch | imraer eindeutig ist, so empfiehlt es sich für den Nichtspezialisten, alle - ; a :
! ‘deren Erfüllung einer. Erblindung durch Verletzung. vorgebeugt nicht ganz oberflächlichen und entzündungsfrei_ abheilenden Ver- Es
| ‚letzungen des Auges dem ‚Facharzt zur. Beurteilung zuzuführen. u
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706. = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 29. -|
charakteristische Klagen, mit denen solche Patienten den Arzt | sorgt, und somit klagen diese Patienten darüber, daß gerade im.
aufsuchen: Zeitweise, meist anfallsweise auftretende Kopfschmerzen, | Bereich des fixierten Gegenstandes das Sehen unmöglich ist. Da
hauptsächlich in den Schläfen, oder Druckgefühl in den Augen | aber nicht immer dieses sehr auffällige Symptom des centralen
werden begleitet von den eigentümlichen Sehstörungen, die sich | Gesichtsfeldausfalles besteht, so sollte jede Klage über Seh-
meist in vorübergehendem Nebligsehen oder Rauchsehen äußern. | störungen in Fällen von Nebenhöhlenerkrankungen den behandeln-
In vielen Fällen wird spontan die Angabe gemacht, daß während | den Arzt zur Hinzuziehung eines Augenarztes veranlassen. Findet
eines solchen Zustandes um das Licht einer Lampe regenbogen- | sich dann Papillitis, eine lokal bedingte Stauungspapille, ein cen-
artige Farbenringe auftreten: alles Folgeerscheinungen einer | trales oder ein Ringskotom oder eine Vergrößerung des blinden
‚Steigerung des intraokularen Druckes. In solchen Fällen darf sich | Fleckes, so werder alle diese Anzeichen einer gefährlichen Schädi-
der Arzt nicht begnügen mit der Annahme einer Migräne, | gung des Opticus unter Umständen zu einem energischen Vorgehen
anämischer oder neurasthenischer Kopfschmerzen, arteriosklero-
gegenüber der zugrunde liegenden Nebenhöhlenerkrankung
tischer Beschwerden usw. Er muß durch Palpation beider Augen | zwingen, wenn nicht das Risiko einer Erblindung durch Optieus-
festzustellen suchen, ob eine Drucksteigerung vorhanden ist; er | atrophie in Kauf genommen werden soll. Daß im Falle der Ent-
wird nach einer glaukomatösen Exkavation der Papille fahnden und | wicklung einer Orbitalphlegmone, deren Eröffnung unter Umständen
das Sehvermögen, vielleicht sogar das Gesichtsfeld prüfen. Aber | dringend angezeigt ist, ergibt sich aus der Erfahrung, daß gelegent-
auch wenn ‘alle diese Untersuchungen ihm kein sicheres Anzeichen | lich in solchen Fällen eine totale Erblindung durch Opticusschädi-
eines Glaukoms lieferten, wird er bei der charakteristischen Vor- | gung sozusagen über Nacht eintreten kann. Ein anderes Bild:
geschichte die Hilfe des Augenarztes zu Rate ziehen, da schon in | Hirndrucksteigerung durch Tumor, Hydrocephalus,
Frühstadien, die besonders beim sogenannten Glaucoma simplex | Absceß oder Trauma; die Stauungspapille des Sehnerven als
oft auffallend symptomlos verlaufen, doch der erfahrene Augenarzt | besonders häufiges und, oft sehr frühzeitiges Symptom der intra-
aus bestimmten Veränderungen des Gesichtsfeldes und aus den | eraniellen Drucksteigerung ist bekannt, und da sie in gewisser
Resultaten wiederholter Druckmessungen bestimmte Schlüsse wird | Hinsicht lokalisatorische Hinweise bieten. und durch ihren wech-
ziehen können. Gerade diese Frühdiagnose ist aber wie in so | selnden Grad unter Umständen auch die gröberen Änderungen in
vielen Fällen auch beim Glaukom der wertvollste Faktor zur Ver- | der intracraniellen Drucksteigerung andeuten kann, so wird sie
l- besserung der Prognose. als diagnostisches Hilfsmittel vom Arzt, besonders auch vom
Er Aber noch in anderem Zusammenhang begegnet der prak- | Chirurgen, sehr geschätzt. Weniger verbreitet dagegen ist ihre
tische Arzt der intraokularen Drucksteigerung und kann durch | Berücksichtigung als Zeichen einer schweren Schädigung und
- Ihre rechtzeitige Erkennung Erblindung verhüten, wenn sie näm- | Gefährdung des Sehnerven; und doch darf man mit einigem Recht
lich auftritt in ‚der Form des Sekundärglaukoms z.B. | fragen, ob ein solcher Patient großen Wert auf die Erhaltung
nach iritischen Verwachsungen (Seclusio pupillae). Die Gefahr, | seines oft doch recht jämmerlichen Lebens legen wird, wenn er
die in solcher Entwicklung liest, macht es dem praktischen | für die Hinausschiebung oder Unterlassung einer druckentlastenden
Arzt zur Pflicht, bei jedem Falle von Regenbogenhautentzündung. | Operation den Preis seiner Erblindung zahlen muß. Es ist also
besonders den rezidivierenden Formen (also bei Tuberkulose, Lues, | unbedingt zu fordern, daß in solchen Fällen die Funktion der
Gelenkrheumatismus) mit allen Mitteln hintere Synechien zu ver- | Sehnerven sorgfältig überwacht wird, und: daß bei der Indikations-
hüten. Sind erst mehrere solche Verwachsungen des Pupillar- | stellung zur Operation (Punktion, Trepanation, Balkenstich, Drainage,
randes entstanden, so kann ein akuter Rückfall der Iritis über Nacht | Oceipitalstich) auch der Augenarzt gehört wird, damit die Operation
die letzten freien Teile des Pupillarrandes zur Verklebung bringen, | nicht erst in einem Stadium erfolgt, in dem der Atrophierungs-
die reguläre Circulation der Augenflüssigkeiten verhindern und so- | prozeß der Sehnerven schon nicht mehr aufzuhalten ist. |
zur deletären Drucksteigerung führen. Sind Iritisfälle mit erheb- Noch eine Gruppe von Allgemeinleiden darf nicht über;
lichen hinteren Synechien ausgeheilt, so wird daher der praktische | gangen werden: Alle die all gemeinen Infektions-
Arzt stets gut tun, sie dem Facharzt zuzuführen, damit dieser, |krankheiten, die erfahrungsgemäß zur metastatischen Schädi-
wenn nötig, eine prophylaktische Iridektomie zur Verhütung | gung des Auges neigen, Treten im Verlaufe einer Lues, einer
späterer Erblindung durch Sekundärglaukom ausführen kann. | Gonorrhöe, eines Gelenkrheumatismus, Typhus, Scharlach, oder
In einer großen Anzahl von Fällen wird die Gefahr einer | eines Puerperalfiebers Klagen über Augenschmerzen oder Seh-
Erblindung abgewendet werden können, wenn der behandelnde | Störung auf, so soll ihnen der Arzt stets Beachtung schenken:
Arzt nicht nur unterrichtet ist über die häufigen Zusammen- | Abgesehen von der metastatischen Panophthalmie, deren deletärem
hänge bestimmter Augenerkrankungen
mit | Ausgange vorzubeugen wir keine Mittel kennen, muß in allen
Allgemeinleiden, sondern auch im gegebenen Falle sich | diesen Fällen in erster Linie gedacht werden an eine Iritis, deren
dieses Zusammenhanges erinnert, und auf eine im Verlauf einer | Vernachlässigung durch Entwicklung eines Sekundärglaukoms Er
Allgemeinerkrankung etwa zu befürchtende Augenkomplikation | blindung herbeiführen könnte, und an Neuritis optica, die un-
sorgfältig achtet. Ein besonders in die Augen fallendes Beispiel | erkannt und unbehandelt in Atrophie überzugehen droht, Ein
derartiger Zusammenhänge stellen die Fälle von Facialis- | besonders buntes Bild der metastatischen Prozesse am Auge liefert
parese dar, bei denen durch Lähmung des Musc. orbicularis | nach den Erfahrungen der letzten Jahre die sogenannte „Grippe,
oculi der Lidschluß entweder völlig aufgehoben ist oder doch | die daher auch hinsichtlich ihrer Augenkomplikationen durchaus _
während der Nacht unterbleibt; daraus ergibt sich bekanntlich die | nicht leicht zu nehmen ist. | | ;
Gefahr der Eintrocknung des Hornhautepithels; dieses stirbt im Daß eine große Anzahl gewerblicher und arzneilicher Gifte
Bereich der offenen Lidspalte ab, der Defekt wird durch conjunc- | das Auge der Gefahr der Erblindung aussetzen, ist seit langem
tivale Bakterien infiziert, und das so entstehende „Ulcus e lag- | bekannt. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle handelt eS
ophthalmo“ gefährdet das Auge auf das ernsthafteste. In leichten | sich dabei um Schädigungen des Sehnerven, die der Natur der
Fällen genügt ein feuchter Verband, der die Lider gleichzeitig | Sache nach meist beiderseits auftreten und nicht selten zui
mechanisch schließt. Bei ausgesprochener Lähmung des Muskels | Atrophie der Nerven und somit zur völligen Erblindung führen.
wird man über den Augen eine feuchte Kammer anlegen müssen | Die häufigste Form der Giftschädigung des nervösen Apparats des
durch einen möglichst dicht abschließenden Uhrglasverband; auch | Auges ist zweifellos die durch den chronischen Mißbrauch des
ein zeitweises Vernähen der Lidränder kann gelegentlich in | Alkohols und des Niecotins, die in Gestalt einer retrobul-
Betracht kommen. Oder denken wir an die erhebliche Gefährdung | bären Erkrankung des Opticus mit centralem Skotom aufzutreten
des Auges bei Erkrankungen der Nebenhöhlen: | pflegt, aber relativ selten zur wirklichen Erblindung führt. Recht-
Entzündungen der Siebbeinzellen, des Sinus frontalis oder der | zeitiges Weglassen des Giftes läßt meist eine teilweise Wieder
Keilbeinhöhle bedingen nicht selten durch Übergreifen der Infektion | herstellung des Sehvermögens zu; eine Ausnahme machen die
auf den Orbitalinhalt vielleicht auch durch Toxinwirkung eine | besonders schweren Vergiftungen mit M ethylalkohol, der,
Schädigung des Sehnerven in seinem retrobulbären Abschnitte. | abgesehen von den seltenen Fällen, wo er versehentlich als Genub-
| Bei diesen Prozessen, die im allgemeinen unter dem Bilde einer | mittel Verwendung fand, eigentlich nur als gewerbliches Gitt im
PR URS: | retrobulbären Neuritis optica auftreten, ist daher stets auf etwaige | manchen Berufen eine Rolle spielt. Eine größere Bedeutung kr
Be I Mi Störungen des Sehvermögens zu achten, und bei einiger Aufmerk- | kommt schon dem Blei zu, das die Maler, Bleihüttenarbel Sl
Fe samkeit des Arztes werden die meist charakteristischen Klagen | Mennigearbeiter und andere mit einer Form der Neuritis optica
I AEAEE iai: der Patienten richtig gedeutet werden. Es entwickelt sich näm- | bedroht, welche in 50%, der Fälle mit Atrophie der Sehnerven
2 ‚et Ei ji ji~. lich in solchen Fällen meist zuerst eine Erkrankung des axialen | und Erblindung endet. Rechtzeitiges Erkennen der beginnende)
N da KE fi: Nervenfaserbündels des Optieus, welches die Macula lutea ver- | Opticuserkrankung wird in solchen Fällen den Arzt oft ın en
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© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
Stand setzen, eine sicher zu erwartende Erblindung. zu verhüten,
indem er den Betreffenden auf seine Vergiftungsquelle aufmerksam
macht und ihn zur genauen Ausführung der für Bleiärbeiter vor-
geschriebenen Vorsichtsmaßregeln anhält, nötigenfalls die betreffen-
| den Betriebe auf die Durchführung dieser Schutzmaßregeln hin
kontrolliert. Noch größer ist selbstverständlich die Verantwortung
. - des Arztes, wo es sich um Verordnung von Arzneimitteln handelt,
‘ "die bei ungeeigneter Anwendung die. Gefahr einer Erblindung mit.
sich bringen. Gerade die specifische Chemotherapie -det letzten
-20 Jahre hat uns gezeigt, mit welcher Vorsicht wirksame chemische
Mittel erprobt werden müssen. Es ‘bedarf nur des Hinweises auf
-die zahlreichen Fälle von Erblindung durch Opticusatrophie nach
Anwendung von Atoxyl oder Arsacetin; für das Salvarsan
scheint ja eine derartige gefährliche Giftwirkung auf den Sehnerven »
trotz einzelner umstrittener Fälle nicht erwiesen zu sein. Und
ganz neuerdings noch "haben wir bei dem Optochin. hydro-
‘ehlorieum, dem Specificum gegen Pneumokokken, erlebt, daß seine
Anwendung bei der Pneumonie in mehreren Fällen schwere Opticus-
schädigung zurückgelassen hat, sodaß man zu dem: weniger gefähr-
lichen Optochin. basicum ‘übergehen mußte. Daß auch der älteren
Zeit derartige Erblindungsgefahren durch Arzneimittel nicht fremd
waren, wissen wir aus der Bezeichnung der Chininamaurose,
iner Form der meist nicht vollkommenen Erblindung, welche durch
S Circulationsstörungen in den Gefäßen der Netzhaut und des Seh-
nerven mit nachfolgenden Degenerationserscheinungen verursacht
"wird, und die insofern etwas Unheimliches hat, als sie nicht an eine
-tischer Ärzte am Platze.
"bestimmte Maximäldose gebunden. ist. Es ergibt sich daraus die
bekannte Forderung, bei jeder Chininkur vor Anwendung großer
Dosen die individuell sehr verschiedene Empfindlichkeit zu erproben
:- "und beim Auftreten ausgesprochener Sehstörung. das Mittel nur
ee mit der größten Vorsicht anzuwenden, Ähnliches gilt von dem be-
zannten Filix mas, welcher ‘schon in einer recht stattlichen An-
zahl von Fällen durch beiderseitige Optieusatrophie zur Erblindung
-` geführt hat. -Auch hier ist eine durchaus zuverlässige Maximal- .
- grenze nicht bekannt, Vorübergehende Erblindung ist schon nach
5,0 g beobachtet worden, man wird also auf. alle Fälle gut tun,
diese Dosis nicht zu überschreiten. Da wir einmal bei den augen-
gefährlichen Giften sind, so ist vielleicht. auch ein. Wort gegen
die allzu häufige Anwendung des Atropins seitens vieler prak-
Das Atropin ist in der Hand des er-
fahrenen Arztes ein nicht mehr zu entbehrendes Arzneimittel, und
wenn geringe Dosen gut vertragen werden, so darf man In den
`- Fällen, wo eine energische Wirkung z. B. zur Lösung zäher
'Synechien nötig ’erscheint, auch - zu höheren Konzentrationen
übergehen. ‘Eine unnötige und unter Umständen unverantwort-
liche Vernachlässigung liegt aber darin, wenn immer. wieder in
der- allgemeinen Praxis Atropin bei Conjunctivitis und ähnlichen
äußerlichen Erkrankungen des Auges angewandt wird, wo es keinen
Nutzen bringen kann. Daß darüber hinaus eine direkte Gefahr in
der Atropinbehandlung liegt bei solchen Augen, die zu glaukoma-
| lauter
Fämilien darauf beschränken’ müssen, auf die Augen der Nach-
die deletären Endausgänge solcher Prozesse möglichst zu verhüten
sünftiges Leben halbwegs tauglich zu machen, so könnte doch: auch
töser Drucksteigerung neigen, weil dadurch ein akuter Glaukom-
anfall ausgelöst werden kann, ist ein Hinweis, den mit Recht
jedes Lehrbuch .der Augenheilkunde enthält, indem es vor der
Verwechslung eines. Glaucoma haemostaticum mit einer Iritis warnt..
Schon als von der 'hochgradigen Schwachsichtigkeit vieler
5 Sehielaugen und ihrer Verhütung sowie von der. Prophylaxe der
Erblindung durch hochgradige Myopie die Rede war, ergaben. sich
Hinweise auf die große Bedeutung, die die Erblichkeit bei diesen
beiden Krankheitsbildern hat, und die größere Aufmerksamkeit, die
~ man in letzter Zeit überhaupt dem Einfluß der Heredität und
der Consanguinität entgegenbringt, hat uns darüber belehrt,
daß der Kreis der vererblichen Augenleiden ein recht weiter ist.
Die ‚Schielfamilien und Myöpenfamilien ‚sind besonders häufige
Belege hierfür, aber auch z. B. vom Glaükom ist eine aus-
gesprochene . Neigung zur Vererbung bekannt, ebenso ‚von der
etinitis pigmentosa, der totalen-Farbenblindheit, dem Nystagmus:-
Zuständen, die mit hochkradiger Schwachsichtigkeit verbunden
Sind und in einem großen Teil der Fälle früher oder später den:
Beireffenden zu einem im praktischen Sinne. Blinden stempeln. `
Wird im allgemeinen auch der Arzt sich als Hausarzt solcher
kommenschaft von vornherein ein wachsames Auge zu haben, um
un däs nicht in Betracht kommt, wenigstens die Betroffenen
„ eine richtige Wahl der. Ausbildung und des Berufes für ihr
die wachsende Einsicht der Laien in die Erblichkeit derartiger
zer
| kommt oder. nicht.
Zustände gelegentlich dem Hausarzt. die Handhabe geben durch
den Hinweis auf die besonders großen Gefahren, die die Consan-
guinität der Eltern für die Nachkommenschaft mit sich bringt,
derartige Verwandtenehen zu verhüten; auch die .die Prognose so
sehr verschlechternde Summierung der hereditären Belastung von
beiden Eltern. her (besonders deutlich bei hoher Myopie beider.
Eltern!) ließen sich durch entsprechende Belehrung der Beteiligten
vielleicht doch : in: manchen Fällen gerade durch : den Hausarzt:
bekämpfen. Die Zahl der solchen: Erwägungen Zugänglichen würde
ja stets ‘eine bescheidene bleiben, da die meisten dieser :vererb-
lichen Minderwertigkeiten ‚des. Auges wie die hohe: Myopie, : die '
Pigmententartung der Netzhaut. und das Glaukom in dem.für die
Heirat in Betracht kommenden "Lebensalter noch nicht zur Erblin-
dung ‚geführt zu haben pflegen, und somit die große: Verantwortung:
zum Bewußtsein kommt. Wenn. also. auch mit einem Erfolg der
Aufklärung nur bei einem kleinen Teile der Fälle zu rechnen ist,
so bleibt es dennoch Pflicht des betreffenden Arztes, im gegebenen
Falle über die Gefahren der erblichen Belastung und besonders.der
Blutsverwandtschaft für die Nachkommenschaft keinen: Zweifel zu -
lassen. Ein großer Teil der vermeidbaren Erblindungen würde durch
die Berücksichtigung derartiger Aufklärung verhütet werden können. -
Die verschiedensten Fälle Erblindeter habe ich so in gedrängter
Folge vorübergeführt, und immer war es die Prophylaxe, auf die
-ich den Nachdruck legte;- und das aus. guten Gründen; denn ich
glaube, so gut: es auf knappem Raum möglich ist, eindringlich
gezeigt zu haben, wie viele vermeidbare Erblindungen ‘es gibt, und
wie das verantwortungsbewußte Handeln des praktischen Arztes
'in der Mehrzahl der Fälle. entscheidet, .ob es zur. Erblindung
Der Erfolg unserer Therapie hängt eben in
einer außerordentlich großen Zahl von.Fällen davon ab, ob’ der
erstbehandelnde . Arzt die Gefahr frühzeitig genug erkennt und.
„die .notwendige. augenärztliche Behandlung rechtzeitig herbeiführt.
Zur Geringschätzung. ihrer, therapeutischen Möglich-
keiten aber hat die Augenheilkunde ‘an: sich gewiß keinen
Grund; im :Gegenteil möchte ich zum Schluß d.er Fälle gedenken, .
die zu Unrecht als „blind“ gelten und so unnötigerweise vorzeitig
um ihre Berufsarbeit und einen befriedigenden Lebensinhalt. ge-
bracht werden. Um mit einem krassen aber nicht so seltenen
Beispiel zu beginnen, 'so sei daran erinnert, daß es immer noch
oft genug vorkommt, daß- Männer in den. fünfziger Jahren mit
beiderseitigem vorgeschrittenen Altersstar. ihren Beruf. aufgeben, `
weil das Sehvermögen: ‚ihnen : das Weiterarbeiten nicht mehr
ermöglicht, und ihnen- nach alter, fälschlicher: Auffassung: gesagt :
wurde, ihr Star sei noch nicht reif, um operiert: zu: werden.: -In
Wirklichkeit öperiert. man heute- einen Altersstar, sobald er-die .
gewohnte Arbeit .nicht mehr erlaubt, ohne: seine. völlige Reifung
abzuwarten. Noch, ein anderer, operativer Eingriff könnte: in ver-
zweifelt erscheinenden Fällen sicher sehr viel häufiger Nutzen
bringen, als es geschieht: Die optische Iridektomie, mit der man--
in vielen als erblindet bezeichneten Fällen doch noch ein gewisses `
Sehvermögen erzielt, welches. grobe Arbeit. ermöglicht und damit
dem ‚Leben wieder einen Inhalt zu gebem erlaubt. Und neben
den operativen Eingriffen sind.es die in den letzten Jahren außer-
ordentlichen verbesserten optischen Hilfsmittel, durch die auch
sehr geringe Reste von Sehvermögen bei.hochgradiger Myopie oder
bei Schwachsichtigkeit verschiedener Herkunft durch Vergrößerung
der Netzhautbilder wieder nutzbar gemacht werden können. Vor
‚allem kommt in Betracht die Zeißsche Fernrohrbrille, die :auf.
diesem Gebiete bahnbrechend ` wirkte und beispielsweise schon’
vielen Kriegsbeschädigten mit. nicht vollständiger Erblindung die
Möglichkeit eröffnete, wieder einen Lebensberuf zu ergreifen. Die
‚große praktische und. psychische Bedeutung dieses neuen Hilfs-
mittels wird sich dem tief einprägen, der nur einmal gesehen
hat, wie ein rüstiger Mensch: wegen hochgradiger Schwachsichtigkeit
seine Lebensarbeit vor der Zeit hat niederlegen müssen, und wie
er auflebt in dem Augenblick, wo'ihm das Sehen mit der Fern-
rohrbrille die altgewohnte Arbeit wieder möglich machte.
So beschränkt sich die Mitarbeit des praktischen ‘Arztes .im
'Kampfe gegen die Blindheit nicht allein. auf das‘ außerordentlich
dankbare Gebiet der Prophylaxe, sondern manchem, der für blind
gilt, wird er die Fortschritte der augenärztlichen Therapie zugäng-
‚lich machen und so dazu helfen können, daß aus einem Rest
von Liechtempfindung ein nutzbares Sehvermögen, ' aus einem
Vegetieren wieder ein Leben wird. | Be
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für die Nachkommenschaft.. nicht in vollem Maße den Beteiligten:
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Aus der I. inneren Abteilung (Prof. Dr. L. Kuttner) des
Rudolf-Virchow-Krankenhauses zu Berlin.
Verlauf desTyphus abdominalis nach Schutzimpfung ).
Von
Dr. Gerhard Lehmann, Oberarzt der Abteilung.
In Deutschland wurden zuerst im Jahre 1905 Schutzimp-
fungen gegen Typhus mit dem Pfeiffer-Kolleschen Impfstoff
bei den nach Südwestafrika gehenden Truppen ausgeführt. Von
10935 Ungeimpften erkrankten 2133 — 19,5°/,; von 7181 Geimpften
dagegen 1013 = 14,01°/,. Bei den Geimpften verlief in der Regel
die Infektion leichter und schneller mit geringeren Komplikationen,
während der Unterschied in der Morbidität zwischen Geimpften
und Ungeimpften nicht sehr bedeutend ist (nach Dieudonné,
Immunität, Schutzimpfung und Serumtherapie).
Die während des Krieges durchgeführte Typhusschutzimp-
fung des gesamten deutschen Heeres, das heißt mehrerer Millionen
Menschen, bedeutet aber ein noch nie dagewesenes Experiment
größten Stiles. Wenn überhaupt, so muß es an der Hand dieses
Riesenmaterials möglich sein, über den Wert und somit über die
Berechtigung der Typhusschutzimpfung zu entscheiden.
Es ist notwendig, daß jedes Seuchenlazarett seine Erfahrungen
über diesen Punkt vorbringt, aber es ist wichtig, daß diese in
bezug auf die Gesamtheit doch kleinen Einzelerfahrungen nicht
dazu benutzt werden, vorzeitig ein vielleicht falsches Urteil zu
fällen. Was wir in Metzer Seuchenlazaretten beobachteten oder
was in irgendeinem anderen Lazarett der großen Westfront ge-
sehen wurde, ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer großen Epi-
demie, der, als Ganzes betrachtet, falsche Bilder geben würde,
als Teil aber dem großen Ganzen zugefügt, einen nützlichen Bei-
trag liefern kann. |
Ich will deshalb keineswegs an der Hand des hier beob-
achteten Materials endgültig über den Wert der Typhusschutzimp-
fung entscheiden, sondern ich stellte mir von Anfang an nur die
Aufgabe, die diesbezüglichen Kranken recht genau zu beobachten,
alle Krankheitssymptome im weitesten Sinne objektiv zu notieren
und dann zu vergleichen, ob überhaupt und in welcher Beziehung
sich der Krankheitsverlauf der Typhusschutzgeimpften von dem
der Nichtgeimpiten unterscheiden würde.
Allgemeines. Diesem Vergleich des Krankheitsverlaufes
zwischen Geimpften und Nichtgeimpften kam es sehr zustatten,
daß es sich in den ersten vier Monaten der Epidemie von Ok-
tober 1914 bis Januar 1915 mit verschwindenden Ausnahmen um
nichtgeimpfte Kranke handelte, während wir von dieser Zeit an
nur dreimal Geimpfte zu Gesicht bekamen, das heißt nachdem
wir eine sehr große Anzahl von Typhuserkrankungen bei Nicht-
geimpiten gesehen hatten, konnten wir bei derselben Epidemie
und demselben Material Typhuserkrankungen von dreimal Geimpften
beobachten. Daß andererseits aber dieser Vergleich nicht ganz
unter denselben Bedingungen stattfinden konnte, geht unter an-
derem auch schon daraus hervor, daß eine Epidemie nichts Stehen-
des, sondern etwas nach bestimmten Gesetzen Steigendes oder
Fallendes ist und daß die vollständige Durchimpfung des deut-
schen Heeres mit dem Abklingen der Epidemie zusammenfiel.
Wenn dieser Arbeit nur 80 Fälle zugrunde liegen, so muß
das seinen Grund darin finden, daß ich nur über Kranke, die ich
selbst und genau beobachtet habe, berichten wollte, daß zwischen
Impfung und ersten Zeichen der Erkrankung ein bestimmter Zeit-
raum liegen mußte und daß die Impfung dreimal in dem gefor-
derten Zwischenraum von acht Tagen durchgeführt werden mußte,
Weiter habe ich die afebrilen Typhusfälle, die wegen ihres nur
mit Vorsicht zu verwertenden Widals unüberwindlichen diagnosti-
schen Schwierigkeiten begegneten, ganz außer acht gelassen. Des-
halb haben die Zahlen, die ich an manchen Stellen glaubte un-
umgänglich anführen zu müssen, nur einen bedingten Wert, wie
überhaupt bei Typhus und in dieser Zeit, wo es nur von Zufällig-
keiten abhängt, ob ein Kranker sofort ins nächste Seuchenlazarett
kommt, oder einen Typhus levissimus im Schützengraben durch-
macht, oder als „fieberhaft erkrankt“ ins Innenland abtransportiert
wird. Trotzdem aber glaube ich, daß diese Zahlen ein ungefähres
Bild der hiesigen Epidemie geben werden.
1) Anmerkung. Die schon 1915 abgeschlossene Arbeit kann
aus begreiflichen Gründen erst jetzt veröffentlicht werden. Das Material
stammt aus einem Seuchenlazarett des Westens. Irgendwelche Literatur
stand damals nicht zur Verfügung.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
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Als Zeitraum zwischen letztem Tag der Impfung und ersten,
oft nur angedeuteten Zeichen eines Krankseins forderte ich für
diese Fälle zum mindesten 30 Tage. Meist war die Zeit länger,
durchschnittlich betrug sie 52,8 Tage. Ich hoffe damit dem Vor-
wurf, daß die Infektion in das Stadium der negativen Phase ge-
fallen sei, zu begegnen.
Den Hauptwert legte ich stets auf die Beachtung der alt-
bewährten klinischen Symptome: Auftreten und Verschwinden von
Milzschwellung und Roseolen, Bestehen der auch uns für die
Typhusdiagnose so überaus wichtig erscheinenden Anfangsbron-
chitis, relative Pulsverlangsamung, Dikrotie und konstant bleibende
Verminderung der Zahl der weißen Blutkörperchen, positive Diazo-
reaktion, in zweiter Linie Meteorismus, Ileocöcalgurren, vorüber-
gehende Störungen des Gehörs, die sich in manchen Fällen bis
zur Taubheit steigerten, und schließlich die ganze Summe der Er-
scheinungen, die wir gemeinhin unter dem Namen „Status typho-
sus“ zusammenfassen, wurden täglich bei diesen Fällen in unseren
Krankenjournalen notiert. Daneben zog ich aber auch die bakterio-
logischen und serologischen Untersuchungsmethoden in ausgiebigster
Weise zur Diagnostik und zur Beurteilung dieser Fälle heran.
Von diesen 80 beobachteten dreimal geimpften Typhuställen
waren 20 leicht, 25 mittelschwer, 28 schwer und 7 toxisch, es
starben davon 12, das heißt 15°/,. Es wird gut sein, diese ein-
zelnen Kategorien gesondert zu betrachten.
Leichte Fälle. Unter den leichten Fällen — im ganzen
20 — hatten wir zwei Arten zu unterscheiden. Die einen ähneln ganz
den mittelschweren, mit 16- bis 20tägigen, meist remittierendem
Fieberverlauf, haben Milz, Roseolen, leichte Darmstörungen und
unterscheiden sich nur von diesen durch das geringe Hervortreten
von subjektiven Erscheinungen, durch die meist geringe Dauer des
Fiebers und durch das Fehlen von Störungen im Centralnerven-
system. Fiebernd, aber niemals benommen, versichern sie, daß
es ihnen sehr gut gehe, daß sie bald aufzustehen wünschen, aber
erst außer Bett merken sie, wie krank und hinfällig sie eigentlich
sind und eine oft recht lange Rekonvaleszenz deutet darauf hin,
wie schwerwiegende Veränderungen ihr Körper durchgemacht hat,
Die anderen mit oft recht hohem Fieber von vier-, sechs-,
höchstens achttägiger Dauer, mit zeitig auftretender Milzschwel-
lung, die nur zwei bis drei Tage anhält, spärlichen Roseolen in
ein, höchstens zwei Schüben, machen einen recht kranken, ZU-
weilen sogar bedrohlichen Eindruck. Alle Symptome auf wenige
Tage zusammengedrängt, die Phase der typischen Fieberkurve oft
verwischt, und nur in wenigen Fällen oft erkennbar. Kamen diese
Fälle am zweiten oder auch am dritten Krankheitstage, sah man
unter seinen Augen das Auf und Ab der Milzschwellung, das
Kommen und Gehen der Roseolen, konnte man gar im Fieber-
anfall noch Bacillen im Blut nachweisen, so war die Dia-
gnose leicht und gesichert. Sah man aber diese Leute zuerst,
wie so oft, am fünften oder sechsten Krankheitstage, mit ui:
genügenden anamnestischen Angaben, vielleicht nur einen Tag
im Lazarett fiebernd, am Abend die Milz noch deutlich fühlbar,
am nächsten Morgen kaum nachzuweisen, mit bakteriologisch nega-
tivem Befund, so war die Diagnose, die für sanitäre Vorschriften
in ganzen Truppenteilen ausschlaggebend war, oft ungeheuer
schwierig. Sie war deshalb so schwierig, weil die Gruber-Widalsche
Reaktion, wie später ausgeführt werden wird, bei Geimpften viel
an Wert eingebüßt hat. Diese Fälle, bei denen die klassischen
klinischen Typhussymptome verkümmert auftreten, fehlen oder
nicht mehr vorhanden sind, sind neben einer gründlichen klinischen
Untersuchung zuerst bakteriologisch und serologisch anzufassen.
Fällt der Nachweis der Typhusbaeillen im Blut in der kurzen, oft
nur ein- oder zweitägigen Fieberzeit, wie es meist der Fall ist,
negativ aus, so führen zuweilen tägliche Urin- und Stuhlunter-
suchungen auf Typhus und Paratyphus zum Ziel, leider nut m
wenigen Fällen. Die Gruber-Widalsche Reaktion wurde trotz ihres
jetzt beschränkten Wertes bei diesen Fällen stets und oft al-
gestellt. Ein deutliches Schwanken z. B. von 400 + bis 1600 +
oder ein von Anfang an hoher Titer sprach im Verein mit anderen
Symptomen für Typhus, wie ich in Fällen, die sich später alt
Typhus durch Rezidiv entpuppten, zeigen konnte. A..
Auch das Blutbild verdient Beachtung. Die Leukopenie be
Typhus ist ja bekannt, ferner gibt der Umschlag der Leukopenie
in die Leukocytose während der Rekonvaleszenz wertvolle Aul-
schlüsse. Dr. Soldin hat auf diese Weise während der Epidemi?
in sehr mühsameh, sorgfältigen Untersuchungen die afebrilen Fälle
zu klären gesucht, Er wird über seine Untersuchung an anderer
Stelle berichten,
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: Ob diese Fälle für Typhus pathognomisch. sind; oder bei | das subnormale Temperaturstadium, das. der Entfieberung folgen e
welchen anderen Krankheiten sie noch vorkommen, ist eine andere | soll, fand ich im vollsten Maße bestätigt. Ging die Temperatur i
Frage, ich habe kürzlich bei einem sicheren Paratyphusfall die- | bei genauen Messungen nach der Entfieberung nicht mindestens nt
selben Verhältnisse durch tägliche Leukocytenzählungen feststellen | auf 36° herab oder zeigten sich sehr hohe Tagesschwankungen, Be
. können. Ni | | | 'so war fast stets irgend etwas, meist ein Rezidiv, zu erwarten. Die ©
-© Manchmal läßt sich auch retrograd, wie ich schon auf der |: geringsten Aufregungen, körperliche Anstrengungen, ja sogar Stuhl-
Infektionsabteilung im Rudolf-Virchow-Krankenhause gesehen habe, | verstopfungen konnten: die Temperätur um einige Zehntelgrad in
‘durch die in der Rekonvaleszenz auftretende Eosinophilie und | die Höhe treiben. Subfebrile Temperatursteigerungen bei geringen Sa
ı oder fehlenden subjektiven Erscheinungen von zwei- oder drei- :. 7
wöchiger Dauer in der späten Rekonvaleszenz, oft nach drei- bis er
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. relative Lymphocytose die Diagnose „Typhus“ befestigen.
- /Ko interessant auch diese Untersuchungen sind, so sollte
“man doch nicht vergessen, daß sie einzeln für die Praxis nichts | vierwöchiger Fieberfreiheit,- konnten auch -bei genauester Organ- 3 ji;
S pedini und nur im Verein mit anderen bewährten Symptomen | untersuchung nicht geklärt werden. Wirklich konsequent durch- Ey Jie
‘in bescheidener, Weise die Diagnose Typhus. stützen können. ‘Es | geführte strengste Bettruhe — aber sonst auch nichts — be 0 ahpesi
ist nicht richtig, jeden fieberhaften Darmkatarrh mit. einer Hunger- | seitigte stets diese Zustände. Ä ee
- leukopenie ohne weiteres als Typhus anzusehen, wenn man auch Der Puls war bei Fehlen von Komplikationen stets relativ ver- :. 0,0, iiit
in Kriegszeiten zuallererst daran denken muß. | -| langsamt, auf der - Höhe der Erkrankung meist ausgesprochen > > fy nn, 3
EN , Ich habe unter mehreren Tausenden von Typhusfällen eine | dikrot, während der Erkrankung und während. der Rekonvaleszenz , ` K e
‚: große Anzahl von -Krankheitsfällen gesehen, die sich nicht ohne | ungeheuer labil. Pulsfrequenzen bis 140 in der späten Rekon-
weiteres in bekannte Schemata zwängen ließen. Ein. Teil von | valeszeiz ‚mit starken ‚subjektiven Erscheinungen waren nicht ; > © o hesi
- ihnen ‚klärte sich später als Paratyphus B auf, ‘drei andere Fälle | selten und wurden zuweilen günstig durch Atropin "beeinflußt. `; fi u
waren. als Icterus infectiosus, der ja nach Aussage verschiedener | Recht häufig stellte ich eine leichte Verbreiterung‘ des’ Herzens ee ht a
Autoren bei Typhus so ungemein selten ist, anzusprechen, ein | nach links fest, und bei wirklich schweren Fällen fand ich stets et SER En
die Herztöne auffallend leise. i ee a SB i
kleiner Teil aber, mit mäßigem Fieber, deutlicher Milzschwellung Ä SR
von kürzester. Dauer, mit Darmkatarrh einhergehend; konnte trotz | Nicht ganz selten hörte ich bei vorher Magengesunden nach
‚sorgfältiger bakteriologischer Untersuchung nicht geklärt werden. | schweren Typhuserkrankungen in der Rekonvaleszenz Klagen über
Es ist ebenso falsch, hier Typhus zu leugnen als Typhus anzu- | sehr starke Appetitlosigkeit, die, da sie wirklich bestand, die Ge-
nehmen, vielleicht -handelt es sich um Darmkatarrhe mit noch | nesung verzögerte.. Sekretorisch wurden nach Magenausheberungen
unbekannten Erregern, Ä | `- |:die verschiedensten Befunde — meist. Hypo- und Achlorhydrien: — ` -> ;
-Es ist wenig. bei der Besprechung dieser sicheren, leichten | erhoben,;. motorische. Störungen aber niemals festgestellt. Diese . '
Typhusfäle hinzuzufügen. Komplikationen waren bei diesen | Fälle waren sehr schwer 'therapeutisch zu beeinflussen. _:
20 Fällen, wie zu erwarten, recht selten. Einmal beobachtete ich Störungen des: Centralnervensystems waren bei den aus-
. eine recht hartnäckige Retinitis optica, die auch vom Ophthalmo- | gesprochen fiebernden Fällen fast stets vorhanden. Insonderheit -
logen bestätigt wurde, und zweimal in der Rekonvaleszenz auf- | fiel die Häufigkeit von starker, vorübergehender Schwerhörigkeit,
tretende, 10 beziehungsweise 18 Tage dauernde Pulsirregularitäten | die sich in. manchen Fällen bis zur Taubheit steigerte, auf. .
‚bei sonst negativem Herzbefund, die mit stark subjektiven Herz- | Polyurien und andere Symptome, ' die sich auf Störungen : `
| | der inneren Sekretion zu beziehen und bisher wenig beachtet zu
beschwerden einhergingen. . u I:
Wenn Curschmann sagt, daß ‘seinen leichten und abor- | sein scheinen, traf ich öfter. | | eN
tiven Fällen häufig Rezidive oder Nachschübe. folgten, so kann.| Als ernstere Komplikationen dieser schweren und mittel- . . .
schweren Fälle sind folgende zu erwähnen: neben den harm- =
ich das für meine Fälle nicht bestätigen. Einmal habe ich unter. | |
diesen. leichten Fällen ein viertägiges, typisches 'Rezidiv am | loseren Störungen in der Schlagfolge des Herzens wurden fünf- Ee na
20. Krankheitstage nach drei fieberfreien Tagen beobachtet und | mal plötzlich auftretende, sehr bedrohliche Zustände von Herz- `> "Fl
nur einmal einen ‚Nachschub. Man ist wohl kaum berechtigt, | schwäche, die nach Aufsitzen, Defäkation oder im Bad in dr `>
dieses seltene Auftreten von Rezidiven der Impfung, sondern eher | zweiten bis dritten Krankheitswoche auftraten, beobachtet; zwei-
Zufälligkeiten, die in der geringen Anzahl der Fälle beruhen, | mal sah ich Pleuritis, viermal Pneumonie, einmal Empyem, welches © — >.
an. i N -~ |-wie` zwei von den Pneumonien ad finem kam. Blutungen.traten a
dreimal auf, von denen zwei direkt unter meinen Händen am
zuzuschreiben. Z |
‚Schwere und mittelschwere Fälle Die Be- ZU
10. respektive :19. Krankheitstage verbluteten. In einem Falle
Sprechung. dieser Fälle wird nur wenig Raum in Anspruch nehmen. | 19. respe ‚3. BT |
Sie gleichen in ihrem Verlauf ganz den schweren und mittel- | trat tödliche Peritonitis nach doppelter Perforation im untersten
schweren Typhuserkrankungen, wie wir sie in Friedensepidemien | Ileum ein. Viermal war Thrombose der Schenkelvenen, zweimal
. und in der Zeit vor der Impfung zu sehen gewohnt sind. Ich | eitrige Parotitis mit Orchitis, zweimal Otitis media, die einmal zur
will-daher nicht das schon oft beschriebene Bild eines schweren | Aufmeißelung des Warzenfortsatzes führte, zu verzeichnen, mul-
oder mittelschweren Typhusfalles hier skizzieren, sondern nur ganz | tiple Abscesse, die nicht auf irgendwelche äußere Einwirkungen
‚kurz die Untersuchungsdaten anführen. Unter den 80 Fällen hatte | zurückgeführt, werden konnten, finde’ ich siebenmal in meinen
ich 28 schwere und 25 mittelschwere. Diese Fälle machten mit | Krankenjournalen. _In einem dieser Fälle wurde, durch diese
wenigen Ausnahmen bei längerer Begbachtung diagnostisch wenig | Abscesse die Fieberdauer bis auf 100 Tage verlängert. Es wurden
Schwierigkeiten. Fast alle hatten sie mehr oder weniger voll- | aus dem Absceßeiter die verschiedensten. Bakterien (Streptokokken,
zählig die bekannten Typhussymptome. Im Anfang starke Bron- | Staphylokokken und Tetragenus). gezüchtet. _ 2 p
ehitis, deutlich palpable Milz bis zur Entfieberung, fast stets bei Unter, den 53 Fällen habe ich bei sieben einen Nachschub,
der Ersterkrankung, meist aber auch im Rezidiv oder Nachschub, | und bei elf )Patienten typische Rezidive beobachtet. ‚Von diesen
‚Roseolen am. fang der zweiten Woche, auftretend in. mehreren | elf Patienten hatten sieben einmal, drei zweimal ‘und einer drei-
Schüben bis Zwölf Tage dauernd, wie. in der ganzen Epidemie | mal ein Rezidiv. Die Rezidive traten recht spät auf, durchschnitt-
‚ recht‘ zahlreich, konnte ich doch in einem Fall über 800 fest- | lich am 29. Krankheitstage und dauerten . durchschnittlich fünf
‚stellen. ‘Im Urin deutlich Eiweiß, fast immer Pulsverlangsamung | Tage. Milz, Roseolen wurden stets, in manchen Fällen auch
und die charakteristischen vasomotorischen Störungen. Im Gegen- | Bakteriämie beobachtet, ‘Vor dem Rezidiv konnte ich in den zu-
Satz zu unseren Berliner Verhältnissen fand ich gerade in der | fällig darauf untersuchten Fällen ein Sinken des -Agglutinations-
‚ersten Zeit häufig Durchfälle, vier bis sechs am Tage; hielten die | titers feststellen. f pii | ee |
‚Durchfälle länger als bis zum zehnten Krankheitstagge an, so) Toxische Fälle. Diese Fälle, von denen ich sieben
handelte es sich fast ausnahmslos um schwere und schwerste Fälle. | unter den dreimal Geimpften zu’ verzeichnen habe, ‚sind alle bis
Bei hochfiebernden Fällen war die Galleanreicherung, be- | auf einen gestorben.. Sie geben 'ein engbegrenztes klinisches Bild,
sonders wenn sie mehrmals angestellt wurde, fast stets positiv, | vielleicht am ehesten mit der Scarlatina gravissima vergleichbar,
über die Gruber-Widalsche Reaktion wird. später berichtet werden. | jetzt. nicht mehr so häufig und so rapid verlaufend wie auf der
Die Fieberdauer betrug bei den schweren Fällen 28,6 Tage, |- Höhe der Epidemie, aber doch noch in seinen Hauptzügen er-
bei den mittelschweren 17,4 Tage. Die Fieberkurve dieser Fälle kennbar und, wenn deutlich ausgesprochen, ‘auch jetzt noch in
der Zeit des Abklingens fast immer zum Tode führend. Aufs
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_ ar In dieser Epidemie ungemein typisch, das Stadium der Febris- st imm
h aus und auch der steilen Kurve war in vielen Fällen sehr lang | schwerste krank, oft schon am dritten oder vierten Krankheitstage E
gezogen; ohne daß dafür Komplikationen verantwortlich ge- | — denn gerade diese Form scheint fast immer plötzlich mit Ne
macht Werden konnten. Die Angaben Curschmanns über ! Schüttelfrost und Erbrechen. zu beginnen — kamen die Kranken i
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ins Lazarett. Den Kopf leicht zurückgebogen, mit angedeutetem
Meningismus, die Lippen trocken, leicht cyanotisch, retrahiert, so-
daß die obere Zahnreihe frei bleibt, die trockene, bräunliche, be-
legte Zunge zitternd im Hervorstrecken, das Gesicht maskenartig
und ausdruckslos, bieten sie schon jetzt im Anfang ein Bild
schwerster Erkrankung. Die Pulsfrequenz ist trotz Fehlens von
Komplikationen von Anfang an sehr groß, und das überaus hohe
Fieber — ich maß in einem Falle axillar 42,30 — zeigt nur ge-
ringe oder ganz fehlende morgendliche Remissionen. Noch sind
sie leidlich klar, antworten aber jetzt nur auf wiederholtes Fragen
mit einer klosigen, Buchstaben, ja Silben verschleifenden Sprache,
Im Urin reichlich Eiweiß, der Stuhlgang, von Anfang an diarrhoisch,
kann nicht mehr gehalten werden, und der Leib ist in solchen
Fällen dann oft zu ungeheuren Dimensionen aufgetrieben. Ein
Teil bleibt bei leidlicehem Bewußtsein, ja zeigt eine fast tragisch
wirkende Euphorie, nur die rastlos ständige Bewegung der Hände
und das Murmeln und Sprechen im Schlaf deutet auf schwere
' Störungen des Nervensystems. Ein anderer Teil fällt 24 bis 48
Stunden vor dem Tod in ein tiefes Koma, vollständig bewußtlos
mit gerunzelter Stirnhaut, oft ein furchtbar wirkendes Lächeln auf
den Lippen, mit beschleunigter Atmung, zuweilen aber auch das
tiefe Atmen des komatösen Diabetikers nachahmend, gehen sie
unaufhaltsam dem Ende entgegen. Der Tod tritt bei beiden Teilen
fast stets ein, meist unter dem Bilde der Herzschwäche. Diese
Fälle geben, wie später ausgeführt wird, bei der Sektion so wenig
grobe Veränderungen, daß auch der Pathologe nur „Schwere der
Infektion“ als Todesursache bezeichnen kann. Diese bösartigen,
besonders giftigen Fälle, die auf der Höhe der Epidemie die Mor-
talität in einigen Regimentern bis zu 50°/, brachten, sind jetzt
entschieden seltener geworden und verlaufen nicht mehr so rapid,
sondern langsamer. Dies liegt nicht an der Impfung, sondern an
dem Abklingen der Epidemie. Ich habe dasselbe schon in den
letzten Wochen vor durchgeführter Impfung beobachtet. Dagegen
verdient hervorgehoben zu werden, daß trotz regelrecht durch-
geführter Impfung Fälle vorkamen, wo der Tod nur durch die
Schwere der Infektion veranlaßt wurde. l
Todesfälle. Eine gesonderte Besprechung verdienen die
Todesfälle. Bei allen unseren Typhusleichen wurden Sektionen
[Geheimrat Aschoff (Freiburg), Prof. Merkel (München)] aus-
geführt.
Von den hier besprochenen 80 dreimal geimpften Typhus- `
fällen starben zwölf, das heißt 15°/,.
Diese Zahl würde sich noch in die von Curschmann an-
geführte Mortalität von 9 bis 14% fügen, würde aber geringer werden,
wenn man die mir unbekannte Zahl afebriler Fälle noch dazurechnen
würde. Auch Griesinger hat diese Fälle gesondert angeführt, in-
dem er von 510 Typhuskranken zunächst 40 leichte, subiebrile abzieht
und dann erst für die übrigen 470 eine Mortalität von 18,8% berechnet.
Es lag in unserem Material begründet, daß das Lebensalter,
das sonst für die Prognose des Typhus so überaus wichtig ist, keine
Rolle spielte. Der Jüngste dieser Gestorbenen war 18 Jahre alt, der
Älteste 35 Jahre, das Durchschnittsalter betrug 26,5 Jahre.
Drei, das heißt 25% von diesen Fällen, starben innerhalb der
zweiten Woche, sieben, das heißt 58,3% in der dritten Woche, einer
in de; ten Woche und einer am Ende der sechsten Woche. Wenn
Curs ıann schreibt, daß die Mehrzahl der Todesfälle zwischen
die zwei‘ Hälfte der zweiten Woche und das Ende der vierten Woche
fällt, so ürde das ungefähr, falls eine so kleine Zahl überhaupt zu
Vergleichen berechtigt, mit meinen Angaben übereinstimmen.
Der Sitz der Geschwüre war meist Ileum, Ileocöcalklappe, Coecum,
vereinzelt war auch das Kolon zum Teil in Mitleidenschaft gezogen.
Der durchschnittliche Zwischenraum zwischen der letzten Impfung
und den ersten Krankheitszeichen betrug 52 Tage, der geringste 30,
der größte 110 Tage. Vergleichen wir diese Zahlen mit den Zahlen
der dreimal geimpften Erkrankten, aber nicht Gestorbenen, so ist der
Unterschied nicht so groß, daß wir ihn für den Tod verantwortlich
machen können.
Auf die einzelnen klinischen Symptome dieser zwölf Fälle,
die von Anfang an bis auf einen, der am 19. Krankheitstage an
einer profusen Darmblutung zugrunde ging, einen schwerkranken
Eindruck machten, will ich hier nicht eingehen. Sie unterschieden
sich in ihrem Verlauf in nichts von den anderen schweren Typhus-
fällen. Ich will hier nur in aller Kürze die durch die Sektion
bestätigten Todesursachen anführen. Von diesen zwölf Patienten
starben: zwei an Pneumonie, einer an Empyem, einer an Peritonitis,
"zwei an profuser Darmblutung, sechs an der Schwere der In-
fektion.
Nur diese sechs letzteren, die an der Schwere ihrer Infektion
zugrunde gingen, kommen hier überhaupt in Betracht.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
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Denn es sind für diese zur Beurteilung der Typhusschutz-
impfung schwebenden Fragen von Anfang an zwei Dinge prinzi-
piell zu unterscheiden, 1. trat der Tod durch eine Komplikation
des Typhus oder 2. durch die Schwere der Infektion ein.
Wenn wir uns damit abgefunden haben, daß ein dreimal
Typhusschutzgeimpfter einen wirklichen Typhus akquirieren kann,
werden wir stets auch mit der Möglichkeit rechnen müssen, daß
er diesem Typhus erliegt. Dies hat mit der Schwere der Infektion
oder, mit anderen Worten, mit der Wirkung der Impfung gar nichts
zu tun. Jedem auf diesem Gebiete erfahrenen Arzt sind Fälle
bekannt, wo Patienten mit einem Typhus ambulatorius kaum krank
zu Fuß das Hospital aufsuchen und 24 Stunden später an einer
profusen Darmblutung zugrunde gehen. Ähnliches gilt von der
Peritonitis, in gewissem beschränkten Sinne von der eigentlichen,
hinzugetretenen Pneumonie und vom Empyem als Nachkrankheit.
Diese Todesfälle, so sehr sie selbstredend für die Statistik der
Gesamtepidemie in Betracht kommen, haben hier nur eine unter-
geordnete Bedeutung, Zur Bewertung der Impfung können wit
nur die Fälle heranziehen, wo wir klinisch bei fehlendem, krank-
haftem Organbefund den Eindruck einer Toxikose hatten und wo
auch der Pathologe als Todesursache „Schwere der Infektion“ þe-
zeichnen mußte. Ob diese Todesfälle allein den Toxinen der
Typhusbacillen zuzuschreiben sind, oder es sich vielmehr um
Mischinfektionen handelt, ob, diesen Infektionen gleichsam bahnend,
eine besonders schwere Infektion durch Typhusbaeillen vorausgeht,
möchte ich dahingestellt sein lassen.
Der Sektionsbericht war immer derselbe: Nicht übermäßig
starke Veränderungen im Darm, ein schlaffes oder hypertrophisches
Herz, leichte Hypostase der Lungen, aber keine Pneumonie, eine
große oft weiche Milz, Blutung, auch kleinste Absceßchen in den
verschiedensten Organen, der Milz, der Leber, der Nieren, kurz
alles Dinge, die als Folge einer schweren Infektion aufgelabt
werden müssen. Diesem pathologischen Befund entspricht ein
engbegrenztes klinisches Bild, das ich vorher zu skizzieren ver-
sucht habe, |
Sechs von zwölf, das heißt 50°/,, starben an der Toxikose,
das würde den Angaben Cursehmanns genau entsprechen,
Aber auch diese Zahlen haben bei der kleinen Anzahl der Fälle
und bei Berücksichtigung nur eines Teiles der Epidemie geringen
Wert, viel wichtiger ist die Tatsache, daß dreimal Ge-
impfte an der Schwere der Giftwirkung Zu:
gerunde gingen. Ob die Toxikose ohne Schutzimpfung noch
schwerer gewesen wäre, ist vom praktischen Standpunkt ohne
Interesse, die Impfung war jedenfalls nicht imstande, sie so herab-
zuschwächen, um den Tod zu verhindern.
Bakteriologische und serologische Dia-
gnostik. Alle diesbezüglichen Untersuchungen wurden in dem
direkt unserem Seuchenlazarett angegliederten Laboratorium [Vor-
stand: Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Bürgers (Leipzig)] ausgeführt.
Im Fieberanfall der Ersterkrankung, des Rezidivs und Nachschubs
wurde stets ein-, oft aber mehrere Male Blut zur Gallenanreiche-
rung entnommen, und würden, wie ich schon vorher ausführte,
in der Mehrzahl der Fälle Typhusbaeillen im Blut nachgewiesen.
Ja, ich glaube, daß dies nach Wiederholung: im Fieberantfall stets
der Fall ist.
Hat sich also der direkte Nachweis der Typhusbacillen im
Blute der Erkrankten nach Impfung in keiner Weise geändert, 50
haben sich im Gegensatz dazu bei der Gruber-Widalschen Re-
aktion zu diagnostischen Zwecken ungeheuere, fast ‚unüberwind-
licheSchwierigkeiten herausgestellt. Trotzdem bei einzelnen Patienten
täglich, bei einer großen Anzahl einen Tag um den anderen die
ganze Krankheit und einen Teil der Rekonvaleszenz hindurch, diese
Reaktion angestellt wurde, ist es mir nicht möglich gewesen; für
die Diagnose allgemein gültige Gesetze aufzustellen.
Es ist ja bekannt, daß die Gruber-Widalsche Reaktion’ bel
Menschen, die mit Typhusvaccine geimpft wurden, sehr lange positiv
bleibt. So konnte Bürgers bei unserem gesunden, aber 5°
impften Pflegepersonal fünf bis sechs Monate nach der Impfung
in einzelnen Fällen noch einen Widal bis 800 positiv nachweisen:
Die bisher übliche Untersuchung mit Verdünnungen bis zu 4
war deshalb zu diagnostischen Zwecken bei erkrankten Geimpiten
von vornherein ganz wertlos; es wurde daher versucht, durch eme
höhere Austitrierung des Krankenserums die Reaktion auch bei
diesen Fällen zu verwenden. Es war nicht ausgeschlossen,
gleichsam durch Summierung der durch die Impfung vorhandene?
und durch die Krankheit neu entstandenen Agglutinine IN u
hältnismäßig früher Zeit ein sehr hoher Titer entstehen wurde:
„Google
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20. Jali ER
| Diese Hoffnung hat sich aber nicht erfüllt. Fällen, die allerdings
schon in der dritten oder vierten. Woche einen sehr hohen Widal,
2000 bis 3000, positiv zeigten und länger behielten,. steht. eine große
Anzahl von Typhen gegenüber, die einen so niederen Widal auf-
=- weisen, wie wir jhn bei gesunden, aber geimpften Individuen zu
sehen gewohnt sind.. Ich glaubte. zuerst, daß der. Zeitraum
-zwischen Impfung. und Erkrankung eine Rolle spielen könnte, das-
heißt daß diejenigen, welche bald -nach der Impfung erkrankten,
einen hohen, die ‘aber, welche erst, mehrere Monate nach der
Impfung ihren Typhus akquirierten, einen niederen Widal zeigen
würden, aber auch das hat sich keineswegs bestätigt. Wenn ich
die sehr große Anzahl von Typhuskurven mit mehreren tausend
Gruber-Widalschen Reaktionen noch einmal überblicke, -kann ich
als einzige, für die Klinik brauchbare Gesetze nur herausschälen,
daß ein in kurzer Zeit sehr schwankender Widal
oder ein gleich von Anfang an sehr hoher Widal für
Typhus spricht. So bescheiden der Lohn für die viele Arbeit
des Bakteriologen ist, so habe ich auch davon am Krankenbett
für die Diagnose in zweifelhaften Fällen erheblichen Nutzen ge-
‘sehen. Mehr aber läßt sich, ich möchte das noch einmal betonen,
vorläufig nicht sagen, man hat kein Recht, für den en,
e-
Regeln aufzustellen, die aus lauter Ausnahmen bestehen.
größer das Krankenmaterial ist und je mehr Blutuntersuchungen
man bei dem einzelnen Kranken anstellt, um so kritischer wird
. man, und-um so mehr verwirft man Hypothesen, mit denen man
im Anfang diese vielfachen Widersprüche zu überbrücken glaubte.
' Bei 'einheitlichem Impfstoff, bei Berücksichtigung individueller
Eigentümlichkeiten und bei Gebrauch verschiedener Typhusstämme
wird sich- noch manches klären, auf jeden Fall ist vorläufig, so
` sehr. dies vom Standpunkt des Klinikers aus zu bedauern ist, die
Gruber-Widalsche Reaktion bei geimpften Typhuskranken als aus-
nn agsebendbs Diagnosticum nur mit großer Vorsicht zu ver-
werten, 2 Ze | |
2; Vergleiche ich nun noch einmal im ganzen den Verlauf aller
dreimal geimpften Typhusfälle mit den Typhuserkrankungen der
| Nichtgeimpften, so kann ich nur sagen, daß der Verlauf des ein-
| zelnen Typhusfalles nach: dreimaliger Impfung sich in keiner
Weise unterscheidet, Alle bekannten klinischen Typhussymptome
u wie überhaupt in dieser Epidemie, fast klassisch, . die Dauer des
Fiebers keineswegs verkürzt, die Rekonvaleszenz nicht verändert
und die Rezidive, die wir. bei schweren und mittelschweren Fällen
mit 20,75,%, berechneten, nicht auffallend selten. Weiter konnte
ich zeigen, daß die schweren toxischen Fälle, die fast stets den
Tod bedingen, auch bei dreimal Geimpften vorkommen und nicht
So ganz selten sind. _ e g |
. „Wichtig. erschien mir f
zwischen letzter Impfung- und ersten Zeichen der Erkrankung, das
wir durchschnittlich für alle Fälle auf 52,8%, berechneten, irgend-
welchen Einfluß auf die Schwere der einzelnen Erkrankung haben
‚könnte. - Vergleiche ich aber die für ‘die einzelnen Kategorien aus-
gerechneten Intervalle, so erhalte ich kaum merkliche Unterschiede,
denn es.betrug für die leichten Fälle das Intervall’ 50,8 Tage, für
die mittleren 50,7 Tage, für die schweren 54,5 Tage und die toxi-
schen 54,9 Tage. |
= Von einigem prak
antwortung der ‚Frage, ob der Ausfall der Impfreaktion. (das heißt
starke, respektive schwache, "allgemeine oder lokale Reaktion)
„aendwelchen Schluß auf die Schwere beziehungsweise‘ Leichtig-
eit der späteren Typhuserkrankung. zuließe. Bei allen‘ meinen
Kerne Typhuspatienten wurde. auf diesen Punkt der Vorge-
2 m genau geachtet. Dabei brauchte ich mich nicht aus-
da i a auf die subjektiven Angaben der Patienten verlassen,
a ı Soldaten, die wir selbst geimpft und deren Impfreaktionen
ihr genau beobachtet haben, später in unserem Lazarett wegen
rer. Typhuserkrankung behandelte. Diesbezügliche Erhebungen,
die ich bei einer sehr großen Zahl von Kranken anstellte, haben-
Sn „einen Zusammenhang ‚zwischen Ausfall der Impfreaktion und
ia. tödls Ro Erkrankung finden lassen. Ich habe sehr schwere,
Reaktio ae E phuserkrankungen nach Impfungen mit stärksten
reaktionslo, und die leichtesten Typhuserkrankungen nach völlig
daß ich osen [yphusschutzimpfungen beobachtet. Ich weiß wohl,
efinde mich dabei nicht im Einklang mit den meisten Autoren
w/
Suchun
en sagen; Auch der dreimal vorsehriftsmäßig
a
dauernde Typhusfälle im Lazarett sahen, die früher ihr. ı
‚möglich, wenn m
l wirksame Impfstoffe und .durch Steigerung der Dos
waren in ausgeprägten: Fällen oft vollzählig vertreten, das Fieber, | schutz bei Typhus dann noch erhöhen lassen! |
erner, ob vielleicht das, Intervall |
tischen Interesse erschien weiter die Be-
Stellung genommen worden ist.
‚Zusammenfassend kann ich also als das Resultat meiner Unter- |
mit Typhusvaccine Geimpfte kann an den ver-
schiedensten Formen des Typhus erkranken —
Trotz seiner Impfung kann. er nicht nuran den
Komplikationen des Typhus, sondern an der
Schwere der Infektion zugrunde gehen .
< Diese beiden Tatsachen — die Möglichkeit einer Erkran-
kung an Typhus überhaupt und die Möglichkeit des Todes infolge
sinfektion — sind durch meine
der Schwere: der eigentlichen Typhu
Beobachtungen bewiesen. | | u N
| l i ich bei einem Urteil über den Wert `;
Dagegen kann ich m
der Typhusschutzimpfung überhaupt nur auf Vermutung und :$ub-. > . --
'jektive Anschauung beschränken, weil die Zahl der Fälle zu klein -`> 7?
und das Beobachtungsmaterial, wie schon erwähnt, nur als ein
‚kleiner Ausschnitt aus einer großen Epidemie aufgefaßt werden kann.
Wenn man’ die Tatsache, daß Zahl und Intensität der Typhus- .
erkrankungen abnahm, ohne weiteres als Folge der. Impfung be-
trachten wollte, würde man vergessen, daß jede Epidemie, nach?
dem sie ihren Höhepunkt überschritten hat, allmählich ohne irgend-
welches Zutun .abflaut, daß die vollständige Durchimpfung. des
deutschen Heeres mit diesem Abklingen zusammenfiel, ~ '% unsere
hygienischen Maßnahmen im Felde während des Krie, . immer
mehr vervollkommnet wurden, daß wir später leichteste q kurz-
renige
Tage dauerndes Kranksein im. Schützengraben durchmachten und
daß schließlich der Abschluß der Impfung in eine Jahreszeit fiel,
wo der Typhus überhaupt nicht häufig ist. Alle. diese Umstände .
können nicht durch die Tatsache aufgewogen werden, daß der
jetzige Stellungskrieg meh
i
der fortschreitende. _ u p
Eine wirklich. kritische: und nutzbringende : Beantwortung
dieser noch schwebenden überaus wichtigen Fragen ist aber nur-
an die ganze große Epidemie einheitlich über-
blickt hat. .
r Gelegenheit für Infektion bietet, als <
Sollte eine deutliche Verringerung der Morbiditäts- und Mor- `
| talitätsziffern infolge der Impfung festgestellt werden; so darf bei
Typhusepidemien die Impfung dringend empfohlen werden, denn
die Unannehmlichkeiten, die sie mit sich bringt, sind gering) und
vorübergehend. Vielleicht wird sich. mit -der Zeit durch besonders
Bemerkungen żur Diphtheriebehandlung.
| P Von e f
Dr.. Klotz, Lübeck, a
Direktor des Kinderhospitals. m
| Feer?) hat kürzlich die Ergebnisse einer Nachprüfung der
Bingelschen Versuche über Behandlung der Diphtherie mit ge-
wöhnlichem Pferdeserum veröffentlicht und kommt zu einer strikten
Ablehnung der Bin.gelschen Anschauung über Identität der
Heilwirkung antitoxischen und gewöhnlichen Serums,
Wenn ich mich kurz zu den Ausführungen Feers äußere, |
so geschieht das weniger, um mich an der Diskussion über Wert
oder Unwert der Diphtheriebehandlung mit gewöhnlichem Pferde- .
serum zu beteiligen, als um auf einige Punkte aufmerksam zu -
machen, die mir in dieser Streitfrage beachtenswert "erscheinen.
Feer legt großen Wert auf den zeitlichen Unterschied der
is der Impi-
Membranabstoßung bei antitoxischem ‘Serum einerseits ‚und ge-
wöhnlichem. Serum, andererseits. Diese ‚Differenz: -3,8 Tage bei
Heilserum, 5,7 Tage bei gewöhnlichem 'Serum erscheint ihm
besonders eindeutig und in die Augen fallend. Das ist sie in
F.eers Fällen ohne Zweifel, Aber die Diphtherieliteratur lehrt uns,
daß wir mit Schlußfolgerungen auf diesen Unterschied hin vor-
sichtig sein müssen. Wenn wir freilich die Lehrbücher in dieser Frage
zu Rate ziehen, so finden wir meist allgemein die Angabe, daß die
Membranen unter Heilserum sich zeitiger abstoßen, als es in der Vor-
serumzeit der Fall war. Dieses Dogma ist heute so zum Gemeingut
geworden, daß man auf, Befremden und Widerspruch stößt, wenn
man es bezweifelt. Es erscheint mir’ daher nützlich, darauf hin-
zuweisen, daß in der Diphtherieliteratur mehrfach von kritisch
vorgehenden Autoren in eindeutiger Weise: zu ‚diesem Thema
So berichtet Meinshausen 2)
2 Teer, Mm W. 1019, Noades 2 0 00", i
T Da einshausen, a m à, Infekt, Krkh, Bd. 8,
' . ar *
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aus dem Eppendorfer Krankenhause, daß von 942 mit Serum
behandelten Kindern nur 371 ihre Membranen am sechsten Tag
verloren hatten. Erst der siebente Tag zeigte mit 182 den Höhe-
punkt der Kurve. Ebenso war von 366 gespritzten Erwachsenen
die Majorität, 199, erst am siebenten Tag belagfrei geworden.
Andererseits hatten von 197 ohne Serum behandelten Diphtherie-
kranken jeglichen Alters 90 bis zum sechsten Tag, 106 bis zum
siebenten Tag ihre Membranen abgestoßen. Von diesen 197
Kranken gehörten 92 dem Kindesalter an. Bei diesen ergab sich
folgendes: Von 92 ohne Serum behandelten Kindern waren
43 (46 °/,) bis zum sechsten Tage, 49 (53 °/,) bis zum siebenten
Tage membranenfrei. Die entsprechenden Zahlen für die mit
Heilserum gespritzten Kinder lauten 40 °/, beziehungsweise 58° /o.
Es erhellt daraus, daß ein großer Unterschied im zeitlichen Ablauf
der Membranabstoßung bei Gespritzten und Ungespritzten eigent-
lich nieht besteht, und daß es nicht erlaubt ist, dogmatisch zu
behaupten, wie es vielfach Brauch ist: nicht Gespritzte verlieren
ihre Membranen später als Gespritzte.
Die Frage der Membranabstoßung ist weiterhin von Meins-
hausen noch in ihren Beziehungen zum Tag der Seruminjektion,
zur Schwere der Erkrankung und zur Serummeäge studiert worden.
Ich will aus seinen Ergebnissen hier nur kurz hervorheben, daß
Meinshausen zu dem Ergebnis kommt — welches auch ganz
meinen Erfahrungen entspricht —, daß die Serummenge ohne Ein-
fluß auf die Lösung der Membranen ist.
Feer betont in Übereinstimmung mit Heubner und
anderen Autoren, daß er ein Übergreifen auf den Kehlkopf „nach
ordentlicher Serumbehandlung“ zum ersten Male überhaupt erst
bei der Behandlung nach Bingel mit gewöhnlichem Serum er-
lebt habe, Was heißt nun aber „ordentliche“ Serumbehandlung’?
Das ist doch ein ganz subjektiver Begriff. Wenn ein mittelschwerer
Fall von vornherein mit 500 bis 600 1.-E. pro Kilo gespritzt wird,
so ist diese Dosierung nach den herrschenden Anschauungen aus-
reichend. Und trotzdem kommt es — selten gewiß, aber doch
nicht so überaus selten, wie es nach Feer, Heubner und
anderen scheinen könnte — zum Übergreifen der Diptherie auf den
Kehlkopf. Wer solche Fälle erlebt hat, dem bleiben nur zwei
Wege: entweder er geht mit der Dosierung noch höher und spritzt
Dosen von 10000 oder 15000 und mehr oder aber er lehnt das
Serum ab. Ich für meinen Teil neige zur ersteren Auffassung,
aber ich kann den Einwand des Skeptikers: wie hoch soll die
Steigerung der Dosen fortgesetzt werden, und bei welcher Dosis
kann für ein Freibleiben des Kehlkopfes Gewähr geleistet werden?
nur ausweichend beantworten. Ein großer Teil der Praktiker beurteilt
bereits die Dosierung von 500 Einheiten pro Rilo für mittelschwere und
schwere Fälle als zu weitgehend und lehnt es ab, Kinder einem
Krankenhause zu überweisen, wo eine derartige Dosierung üblich
ist. Außerte sich doch Beyer!) aus der Rostocker Medizinischen
Klinik seinerzeit dahin, „daß die als suffizient anzusehenden Gaben
sicher tiefer liegen, als man heute, dem Zuge der Zeit folgend, meist
annimmt“. Bei der Behandlung von Diphtherielähmungen finden
heute ganz enorme Dosen Anwendung. Es kann nicht wunder-
nehmen, daß deren Berechtigung bestritten wird, zumal die Unter-
suchungen Kleinschmidts?) ergeben haben, daß Auftreten,
Abheilen oder Nichtabheilen der Diphtherielähmungen in keinerlei
gesetzmäßigem Zusammenhang mit dem Antitoxingehalt im Blut-
serum des Erkrankten stehen und daß die klinischen Erfahrungen
hinsichtlich der Behandlung mit höchsten Heilserumdosen sich
durchaus widersprechen. DieStrümpellsche Klinik z. B., ebenso
Salge, haben die Behandlung der Diphtherielähmungen mit Heil-
serum aufgegeben.
Unstimmigkeiten in den Anschauungen über Erfolge und
Mißerfolge der Heilserumbehandlung gibt es so viel, daß man seiten-
lang mit ihrer Aufzählung fortfahren könnte. So berichtet Feer
z. B. über mehrere, anfänglich mit gewöhnlichem Serum behandelte
Fälle, bei denen nachträglich wegen kritischer Gestaltung des
Krankheitsablaufes Heilserum gegeben wurde, und zwar mit
sofortigem Erfolge. Das Heilserum übte also hier noch nach
sechs bis zehn Tagen seine Wirkung aus; bemerkenswert, „weil es
doch als ganz sicher gelten muß, daß das Heilserum desto wirkungs-
loser bleibt, je später)es zur Anwendung kommt“ (Beyer),
Ich komme nach}diesen Abschweifungen nochmals auf die
Beweggründe zu meinen Ausführungen zurück. Es lag mir daran,
zu erinnern, daß einwandfreie Statistiken zu dem Resultat ge-
1) Beyer, M. KI., 1913.
2) Kleinschmidt, Jb. f. Kindhlk., Bd. 85, H. 4,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
ähnlicher Schmerzen im. Daumen der rechten Han |
lung kam. Eine wahrnehmbare Veränderung war an dem Daumen nicht
zu bemerken.
Zeigefinger vorhanden, der dritte, vierte und fünfte Finger fehlte. Auf
Befragen gab die Patientin an, diese drei Finger wären ihr einer nach
dem anderen, ebenso wie die Finger der linken Hand, abgestorben und
dann amputiert worden. An der linken Hand war nur noch der Zeige-
finger und die erste Phalanx des dritten Fingers vorhanden, die anderen
Finger, auch der Daumen, fehlten. Sie gab noch weiter an, jedesmal,
20. Juli.
kommen sind, daß obne Serum behandelte Kinder ihre Membranen
nicht später zu verlieren brauchen als mit Serum behandelte, und
daß mit Heilserum behandelte Kinder selbst in leichten Fällen ihre
Membranen zu einem weit späteren Termin verlieren können, als
man nach den Lehrbüchern und aus den F eer schen Darlegungen
schließen könnte, daß mithin das Moment der Membranabstoßung
als Kriterium einer Behandlungsmethode nur bedingten Wert hat.
Raynaudsche Krankheit und Hysterie.
Von
Dr. Sieben,
Spezialarzt für Haut-, Harn- und Nervenkrankheiten.
Die Raynaudsche Krankheit oder die symmetrische Gangrän
ist eine recht seltene Affektion. Über dieselbe seien mir zunächst
einige Bemerkungen gestattet. Sie kommt sowohl idiopathisch,
wie auch im Verlauf der Hysterie, der traumatischen Neurosen,
der Tabes, Syringomyelie, multiplen Sklerose, Epilepsie, des Morbus
Basedow und der Rückenmarkstumoren vor.
heim (1) entsteht sie vornehmlich auf dem Boden der neuropathi-
schen beziehungsweise neurovasculären Diathese. Als Gelegen-
heitsursachen werden angegeben: Anämie, Erschöpfungszustände,
angeborene Enge der Aorta, Gemütsbewegung (namentlich Schreck),
Einwirkung der Kälte, Kopfverletzungen, Infektionskrankheiten
(Typhus, Influenza, Erysipel, Pneumonie, Lues, Tuberkulose), Blei- -
vergiftung usw. In den Fingern, eventuell auch in den Zehen
entstehen zunächst Parästhesien, Gefühl von Abgestorbensein, diese
Teile werden blaß, kalt, selbst wachsbleich wie Leichenfinger
(regionäre Ischämie). Es bestehen heftige Schmerzen, Hyperästhesie,
und was besonders bemerkenswert ist, manchmal auch Hypästhesie,
Es folgt dann eine blaurote Verfärbung der Haut der befallenen
Finger (regionäre Cyanose), die allmählich in eine schwarze über-
geht (Nekrose). In dem Stadium der Cyanose ist noch eine Rück-
bildung möglich. Häufig kommt es vor, daß die ganze Phalanx
oder ein Teil derselben mumifiziert, das tote Gewebe grenzt sich
durch eine Demarkationslinie ab und wird im Verlauf von einigen
Monaten abgestoßen, der Stumpf verheilt allmählich. Eine asym-
metrische und selbst eine unilaterale Entwicklung des Brandes
findet sich ausnahmsweise, aber doch auch nicht allzuselten.
Nach Oppen-
Wenn nun hier ein besonders merkwürdiger Fall beschrieben
wird, so geschieht es hauptsächlich deswegen, weil derselbe lange
Zeit zu wiederholten diagnostischen Irrtümern Veranlassung 8°
geben hat.
Es handelte sich um ein 19Y/2jähriges Mädchen, das wegen krampi-
d in meine Behand-
An dieser Hand war außer dem Daumen nur noch der
wenn sie diesen eigentümlichen krampfartigen Schmerz in einem Finger
verspüre, werde er in kurzer Zeit weiß wie Wachs und sterbe dann
ab. Sie glaube bestimmt, daß nun auch der rechte Daumen In Kurzer
Zeit absterbe. — Zunächst wurden ihr laue Bäder und Massage emp-
fohlen, — Am anderen Tage erschien sie wieder mit einem Verband an
der rechten Hand und präsentierte in der Tat einen völlig nekrotischen
rechten Daumen, welcher vollkommen weiß verfärbt und in seinem
Volumen etwas verringert war. An der Übergangsstelle in das gesunde
Gewebe fand sich eine deutliche rote Demarkationslinie. Bei genauerel
Betrachtung fanden sich zahlreiche parallele, ganz oberflächliche, kaum
wahrnehmbare Rillen, die circulär um den nekrotischen Daumen ver-
liefen. Patientin gab nun weiter an, daß auf dieselbe Weise ihr aut
sämtliche Zehen abgestorben seien. Bei einer nun vorgenommenen
körperlichen Untersuchung fand sich, daß sämtliche Zehen fehlten;
außerdem waren an den Extremitäten ganz eigentümliche Narben von
zum Teil frischroter, zum Teil blasser Farbe vorhanden, welche 1n Ge
Breite etwa eines Fingers circulär verliefen; so rund um beide Hand-
gelenke, ferner ebensolehe in der Mitte des linken Oberarms und des
rechten Vorderarms, am rechten Ober- und Unterschenkel und linken
Unterschenkel. Auf der Brust fand sich eine sehr große flächenhafte
Narbe von etwa 25 cm Länge und 15 cm Breite. An der Körperober
fläche war nirgends eine Störung der Sensibilität nachweisbar, IE):
den Reflexen waren nur die Schleimhautreflexe . deutlich herabgesetzt:
Sinnesorgane und innere Organe ohne Befund. Eine Prüfung
Geisteszustandes ergab, soweit dies bei einer einmaligen Untersuchung
möglich war, sonst keine Abnormitäten. Mit Sicherheit konnte aber
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- deutlich herabgesetzten Schleimhautreflexe auf Hysterie gestellt werden,
20. Juli. on 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 29. 0000. 718
während des letzten Kriegswinters ‚als: ein dem Artilleriearsenal
in Wien zugeteilter Regimentsarzt Gelegenheit, bei Vertretung
+
festgestellt werden, daß die Intelligenz vollkommen intakt war. Nach
Beendung der Untersuchung wurde an die Kranke noch die. Frage
gerichtet, woher der Carbolgeruch des abgestorbenen Daumens komme,
Sie gab an, sie hätte zu Hause, ehe sie sich den Verband an der Hand
angelegt habe, den Daumen mit verdünntem Carbolwasser abgewaschen,
damit keine Eiterüng entstehe. Darauf wurde ihr auf den Kopf zú-
gesagt, daß sie sich selbst alle diese Verletzungen beigebracht habe,
indem sie einen dicken, mit konzentrierter Carbolsäure getränkten Bind-
: faden um ihre Finger und Zehen gewickelt babe, um sie so zum Ab-
sterben zu bringen. Weiter stellte sich heraus, .daß die eirculären
Narben an den Extremitäten ebenfalls von Abschnürungsversuchen .
«herrührten.- Die Kranke hatte sich ein in Carbolsäure getränktes Seil
um die Handgelenke, späterhin um Arme, dann auch um die Beine
geschnürt, im Glauben, diese ebenfalls schmerzlos zur Nekrose bringen
zu können. Die Narbe auf der Brust rührte ebenfalls von einer Carbol-
gangrän her, und zwar von einem Verband mit konzentrierter Carbol-
säure. Die Diagnose mußte der ganzen Sachlage nach und infolge der
des „Chefarztes der Landwehr-Waffenfabrik eine größere Anzahl
‚Soldaten und Arbeiter zu untersuchen, welche infolge der durch
Arbeit unzurgichenden knappen : Kost, insbesondere aber wegen
der Verminderung der Brotration in den Streik getreten sind. Ich
Alter von 20 bis 24 Jahren einen sehr langsamen Puls von 56
bis 60 Schlägen in der Minute, ohne daß ich sonst an ihnen irgend-
ein Anzeichen einer organischen Erkrankung des Herzens. fest-
stellen. konnte. l ie, ® |
` töne aufzufinden waren. Während meiner Tätigkeit im. Arsenal
bei manchen der jugendlichen Soldaten und jugendlichen Arbeiter
es handelte sich um hysterische Selbstverletzungen. Die Kranke täuschte
und Arbeiterinnen zu beobachten.
dadurch nach und -nach einer ganzen Anzahl von Ärzten die Raynaud-
| die Not der Kriegsverhältnisse veranlaßten und für die schwere _
‘fand nun hier bei einer ganzen Anzahl von jungen Leuten im
Auch fiel mir auf, daß bei einer solchen Anzàhl von jugend- —
lichen Personen im Durchschnitt nur unreine. und dumpfe Herz- -
hatte ich auch Gelegenheit, der Angina. pectoris ähnliche Anfälle:
So: wurde ich von einem :
sche Krankheit vor, von denen sie sich deswegen behandeln ließ. Der
wichtigste-Unterschied von dieser Krankheit war aber, daß auf die
regionäre Ischämie keine Cyanose folgte, sondern daß erstere direkt
in das Stadium der Nekrose überging. Besonders zustatten kam der
Kranken bei ihrem Betrug die anästhesierende Wirkung der Carbol-
säure. Die raffinierte Täuschung konnte sogar den Arzt eines großen
‘ Krankenhauses irreführen. Die Kranke nahm sich nämlich Carbol-
säure und Bindfaden mit ins Krankenhaus. Nachdem ihr dort an beiden
Füßen wegen Nekrose eine Zehe amputiert war, wickelte sie spät am
. Abend den einen Verband auf, legte sich um eine weitere Zehe ihren
Carbolsäurebindfaden, den sie.am anderen Tage wieder entfernte, nach-
dem die Zehe nekrotisch war, und legte dann den. W.undverband wieder
, an, worauf ihr dann später die nekrotische Zehe amputiert wurde.
Dem Psychiater sind ja solche hysterischen Kunststückchen
in großer Auswahl geläufig. Die Variationen der Hysterie sind
.ja wohl auch so mannigfaltig, daß. eine Kasuistik im allgemeinen
kein Interesse bietet und sich nicht verlohnt. Der Fall ist auch
tatsächlich nur deswegen eigentümlich, weil es der Kranken gelang,
die Raynaudsche Krankheit vorzutäuschen, die offenbar gleich von
‚vornherein zum Teil in sie hineinexaminiert worden war, und eine-
Anzahl von Ärzten damit mehrere Jahre lang irrezuführen.
Aber selbst diese Variation der Hysterie scheint nicht ver-
einzelt dazustehen, haben doch Tesdorpf, Souques und
Gilles dela Tourette (2) eine suggestive Behandlung. der
symmetrischen Gangrän vorgeschlagen. Oppenheim (1) urteilt
hierüber‘wohl mit Recht, daß es sich in den Fällen, in denen
diese Therapie von Erfolg war, um eine Äußerung der Hysterie
oder um arteficielle Produkte gehandelt habe.
- 11H. Oppenheim, Nervenkrankheiten. Verlag von S. Karger,
Berlin. — 2. Tesdorff, Souques und Gilles de la Tourette,
These Le Galls. Paris 1902, 7: | S
| Beitrag zur Frage über das Wesen der Bradykardie
und. der Angina pectoris und ihre Behandlung.
Von Ä
Dr. A. Lorand in Karlsbad.
. „In meinen vor einigen Jahren erschienenen Mitteilungen!)
über die rationelle Ernährung des schwachen Herzens habe ich
darauf hingewiesen, daß es infolge der durch die Kriegsnot-
wendigkeiten erfolgten Beschränkungen unserer Ernährung zur
Störung der. Herztätigkeit und zur Entwicklung eines dem
Beri-Beri oder dem Skorbut mehr oder minder ähnlichen Zustandes
(Avitamino se fruste) kommen kann. Meine Angaben wurden
dann einige Zeit später durch das Bekanntwerden der wahren Natur
der Kriegsödemkrankheit bestätigt, bei welcher von Gerhartz°),
Schiff?) und anderen Autoren als ein charakteristisches Sympton
die Bradykardie beschrieben wurde. Diese ist nun bekanntlich
das Zeichen einer verminderten Funktionstüchtigkeit des Herzens.
Gewöhnlich finden wir sie bei Leuten im vorgeschrittenen Alter,
.am häufigsten bei‘ der Arteriosklerose, insbesondere der. Coronar-
—
Sklerose und bei den Erkrankungen des Herzmuskels. |
B nter gewissen Umständen können wir sie aber nach meinen
eobachtungen auch bei recht jugendlichen Personen ohne eine .
Organische Erkrankung, des Herzens vorfinden. So hatte ich
). Lorand, 'M. m. W.. 1916, Nr. 19 u. Nr. 51.
p Gerhartz, D. m. W. 1917, H. 17.
) W. m. W, 1917, S, 975, x"
haben, wobei' ich hervorhob, daß gerade die an
holländischen Forscher Gryns,
konsultiert. Es bestand bei ihm ein Puls von kaum 60 ‚Schlägen,
ohne daß bei ihm wie auch bei den anderen}in. noch jugendlichem
Alter befindlichen Patienten sonstige Anzeichen einer Erkrankung
des Herzens angetroffen werden konnte. Ich konnte als Ursache
Kriegskost beschuldigen, welche der Hauptsache nach, es war zur
lang nur in beschränkten Mengen) bestand.
stehung von Angina pectoris-Anfällen abgeben kann, lehrte mich der
Fall eines Patienten, welchen ich im Sommer 1917 beobachtet .habe,
Dieser, ein Doktor der Philosophie und reicher Privatgelehrter, 40 Jahre
alt, an starker Neurasthenie leidend, lebte seit einem’ Jahre, infolge
Überempfindlichkeit seines Magens gegenYdie grobe Kriegskost, nur
von einer Kost, welche der Hauptsache nach aus Bäckereien (Biskuits)
und Mehlspeisen bestand. Einige Monate nach dem} Beginn dieser
Kost traten bei ihm Anfälle. mit großen Schmerzen in der Herzgegend,
Bei der Untersuchung fand ich einen Puls von 50 Schlägen. Der
magert und wog nur 40 kg. | nr,
Daß die Entstehung der Angina pectoris; mit Störungen in
der‘Ernährung des Herzmuskels zusammenhängen dürfte, geht am-
besten daraus hervor, daß wir sie in der Regel dort vorfinden,
|-wo die für die Ernährung und die Funktion des Herzmuskels un-
erläßlichen Substanzen, sei es durch die mechanische Behinderung
des. Blutzuflusses, wie bei der Coronarsklerose (Kontraindikation
deshalb der die Coronararterien verengenden Digitalis bei derselben,-
bei deren Darreichung die Anfälle um so eher vorkommen) oder
aber. infolge. ihres Fehlens in der Nahrung wie beim Beri-Beri '
(Häufigkeit der plötzlichen Todesfälle bei derselben unter Anzeichen
der Herzschwäche) dem Herzmuskel nicht in genügenden Mengen
zugeführt werden. Die sogenannte Pseudoangina der Neurastheniker
dürfte, abgesehen von der Möglichkeit eines bei der vasomotorischen
Neurose häufig vorkommenden lokalen Gefäßkrampfes, wohl mit dem
.Umstande zusammenhängen, daß viele Neurastheniker, so wie ich
dies oft in meiner Praxis beobachten kann, infolge Überempfind-
lichkeit ihres Magens von einer sehr einseitigen Kost leben, mit
völligem Ausschluß der schwerverdaulichen und vitaminreichen,
grünen Gemüse und frischen Obstarten. In den Dörrgemüsen, ,
welche den wesentlichen Anteil der Kost der von mir beobachteten
Soldaten und Fabrikarbeiter bildeten, sind die Vitamine nicht mehr
enthalten, da sie beim Dörrprozeß ‚verlorengehen.
Meiner Ansicht nach dürfte es sich hier nicht nur um das Fehlen
von Vitaminen, sondern gleichzeitig auch von gewissen mineralischen
Elementen als wie Kalk, Kalium und Phosphor handeln, welche, so wie
ich schon in’meinen früheren Mitteilungen darauf aufmerksam machte,
sicher ihren Anteil an der Entstehung der Nährschäden (Avitaminosen)
hervor] Vitaminen reichen
Nahrungsmittel gleichzeitig recht bedeutende Mengen von ihnen ent-
halten. Auch habe ich schon vor sieben Jahren in meinem Werke
über „Diè rationelle Ernährungsweise“ auf Grundlage der Arbeiten der
di i Eickmann und Jebbink,
wie von Nocht und Schaumann, die Entstehung des Beri-Beri
dem Mängel an Phosphor .in der Nahrung zugeschrieben. Bezüglich
der Wichtigkeit der verschiedenen mineralischen Stoffe für die Muskel-
tätigkeit möchte ich darauf hinweisen, daß, so wie schon Berzelius 1)
und auch Chevreuil darauf aufmerksam machten, -die Muskeln große
Mengen dieser Salze enthalten, Wie ich schon früher hervorgehoben
1) Berzelius, Lehrbuch der Chemie IX., 1840, S. 579.
26 jährigen Feuerwerker wegen häufigen Herzbeklemmungsanfällen
dieser Erscheinungen keinen anderen Umstand als die einseitige
Winterzeit; aus Dörrgemüse und Kriegsbrot (dies auch eine Zeit-
' Daß eine einseitige Kost bei langer Dauer den Anlaß zur Ent-
Atemnot und Vernichtungsgefühl auf, welche sehr häufig auftraten.
Patient war bis auf Haut und Knochen einem Skelett ähnlich abge-
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habe, ist insbesondere der am alleranstrengendsten und am unermüd-
lichsten arbeitende Muskel, der Herzmuskel, an gewissen dieser Salzen,
so an Kalk sehr reich, wie dieses aus den Untersuchungen von Ar on?)
und Anderen hervorgeht. |
Ebenso wie an Kalk enthält der Herzmuskel an Kalium
und an Phosphor weit mehr als die anderen Muskeln des Körpers.
Wie wichtig die Anwesenheit mancher dieser Salze für die Muskeln
und so auch den Herzmuskel ist, zeigt schon der Umstand, daß
tz wie die Ergebnisse der Physiologie uns lehren, der Kalk für
Fa die Contractionsfähigkeit der Muskeln einfach unentbehrlich sei.
S Bezüglich der Wichtigkeit des Vorhandenseins der Jonen dieser
Elemente im Herzmuskel möchte ich auf das physikalische Gesetz
hinweisen, welches besagt, daß, wenn Ionen in eine salzhaltige
Flüssigkeit tauchen, dann ein elektrischer Strom entsteht. Wenn
man also den Herzmuskel beim Tiere ausschneidet und seine
Höhlung mit einer salz- und zuckerhaltigen Lösung ausfüllt und
wenn dann bei der Berührung der die Kalk- und andere Ionen
enthaltenden Herzwand mit der Salzflüssigkeit eine Zuckung, also
eine Contraction des Herzmuskels auftritt, so beruht dies meiner
Ansicht nach wohl auf dem eben erwähnten physikalischen Gesetze.
Zweifelsohne findet das Ähnliche auch beim lebenden Menschen-
herzen statt, den Anlaß zum Schlagen des Herzens gibt die Be-
rührung der ionenhaltigen Herzwand mit der salzhaltigen Blut-
flüssigkeit, die Arbeit des Herzmuskels aber geschieht wie die
Arbeit aller Muskeln auf Kosten des Zuckers, der im Blute, wie
auch in den Muskeln in Form von Glykogen vorhanden ist. Es
wird nun leicht begreiflich sein, scheint es mir, daß, wenn nur
wenig von diesen Ionen, so z.B. von Kalk oder zu wenig von
den Salzen oder auch vom Zucker vorhanden ist, daß es dann
mehr oder minder analog, wie im Experiment mit dem aus-
geschnittenen Tierherzen, dann eine geraumere Zeit vergehen wird,
bis ein Schlag ausgelöst wird. Die Pulse werden also weniger
sein. Auf diese Weise erkläre ich mir also das Zustandekommen
einer Bradykardie bei einer ärmlichen einseitigen und an Kalk,
Kali, Phosphor usw. und an Zucker und Vitaminen armen Er-
nährungsweise, wie dies bei der zur Kriegsödemkrankheit führenden
der Fall ist. Hierbei stütze ich mich auch auf die Tatsache, daß,
wie dies aus den Blutbefunden bei der Ödemkrankheit hervor-
geht, so nach Jansens?) Untersuchungen der Kalkgehalt im
Blute deutlich erniedrigt und auch der Zuckergehalt ein spärlicher
ist. Weiter stütze ich mich noch auf die Tatsache, daß es mir
E gelungen ist, durch eine sehr zucker- (honigreiche) Kost und an
Oo Kalk, Kalium, Phosphor und an Vitaminen reichen Kost in einer
Reihe von Fällen in einem jeden Falle die Bradykardie zum Ver-
schwinden zu bringen.
So behandelte ich letzten Sommer einen 55 jährigen an Arterio- `
sklerose leidenden Fabrikanten mit einem Durchschnittspulse von 54
bis 56 Schlägen und Anfällen von Herzbeklemmung und Schmerzen
in der Herzgegend. Nach einer mehrwöchigen Kur mit einer aus
Milch, Eiern, Butter, frischen Gemüsen und Obst, Feigen und Rosinen
und wenig weißem Fleisch bestehenden Kost mit Zugabe von 1/ bis
!/,kg Honig täglich stieg der Puls nach drei Wochen auf 70 bis 72 Schläge
und die Anfälle verschwanden beinahe gänzlich. Eine überraschende
Wendung zum Besseren fand auch im Befinden des schon erwähnten
Neurasthenikers statt. Nach einer ähnlichen, aber noch reichlicheren
Kost mit täglichen Fleischzugaben und mit Honig stieg der Puls nach
mehreren Wochen auf über 70 Schläge und die Angina-pectoris-Anfälle
wurden viel seltener und auch gelinder, sie hörten später überhaupt
auf, der Puls wurde normal und der Patient, der in 11/2 Jahren nahezu
10kg an Gewicht zunahm, verlor auch einen großen Teil seiner neur-
asthenischen Beschwerden.
Durch eine ähnlich zusammengesetzte Kost mit reichlichen Honig-
zulagen, wenigstens 1/s kg täglich, hatte ich in den letzten drei Jahren
bei einer Anzahl der verschiedenartigsten Herzerkrankungen recht gute
Erfolge, die allerbesten aber in Fällen von Erkrankungen des Herz-
muskels, bei Arteriosklerose und bei Herzneurosen. Auch in einem
Falle von Insuffizenz der Aorta hatte ich eine Besserung des Zustandes
erzielt. Wenngleich ich auch dem Honig sowie dem Rohrzucker, den
Rosinen, Feigen’und Trauben aus in meinen früheren Mitteilungen er-
wähnten Gründen den Vorzug über den chemisch reinen raffinierten
Rübenzucker gebe, kann man aber auch mit diesen gute Erfolge er-
zielen, wie dies ein Fall beweist, welchen ich auch in meiner Mitteilung
in den Jahreskursen. für die ärztliche Fortbildung!) kurz erwähnte.
Es handelt sich hier um einen Fall von Tetanus beim Infanteristen
Georg Sopronyi, welchen ich im Januar 1917 in dem V. Pavillon des
Reservespitals Nr. 1 in Ungvar (Ober-Ungarn) beobachtete. Durch eine
2) Aron in Oppenheimers Handbuch der Biochemie, I., S. 38.
(Jena 1908.)
3) Jansen, M. m. W. 1919, 34.
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f. d. ärztl. Fortb., Augustheft 1917.)
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
) Die Grundregeln für die Ernährung von Herzkranken. (Jkurs.
20. Juli
Serumbehandlung wurden die Anfälle zum Verschwinden gebracht,
aber es bestand noch trotz der täglich dreimaligen Verabreichung von
Digalen eine bedrohliche Herzschwäche mit fadenförmigem Puls. Der
Zustand des Patienten ließ das Ärgste befürchten. Ich verordnete nun
eine tägliche Zuckerzulage von 100 g in die Milch und zur Mehlspeise,
und der Zustand des Patienten besserte sich von diesem Tage an in
ganz überraschender Weise.
stehen, das erstemal seit seiner Erkrankung. Von Tag zu Tag nahmen
seine Kräfte zu.
fangs Mai mit der Marschkompanie an die Ostfront abgehen.
Zwei Tage danach konnte er schon auf-
Der Patient wurde ganz hergestellt und Konnte an-
Bei der Behandlung des Tetanus sowie aller Infektionskrank-
heiten wäre meiner Meinung nach wohl angezeigt, neben der’
Serumbehandlung gleichzeitig große Honig- oder Zuckermengen,
am besten in Fruchtsäften, zu verabreichen.
Meister der Medizin mit Vorliebe Fruchtsirupe bei den ver-
schiedensten Infektionskrankheiten verordneten, dürfte sie hierzu
wohl nicht allein die durstlöschenden tnd nährenden Eigen-
schaften: dieser ziemlich calorienhaltigen Flüssigkeiten veranlaßt
haben.
Infektionskrankheiten nicht ausschließlich die Bekämpfung der
Bakterien, sondern auch die Erhaltung und Stärkung der Herzkraft,
Wenn die alten
Jedenfalls aber müßte in der rationellen Behandlung der
das Ziel unserer therapeutischen Bestrebungen bilden.
Aus dem Kreiskrankenhause zu Striegau (Schlesien)
(Leitender Arzt: Dr. Gustav Neugebauer).
Isolierte subcutane Pankreasruptur.
Von
Dr. Gustav Neugebauer.
Das Interesse der Ärzte für Erkrankungen der Bauchspeichel-
drüse ist seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in
ständiger Zunahme begriffen. Die pathologischen Unterlagen sind
gefestigt, die Symptomatologie hat sich im Laufe der Zeit ver-
feinert und die Diagnostik ist damit eine etwas sicherere geworden,
wenn man auch jetzt noch wohl leider nur in Ausnahmefällen
über die Wahrscheinlichkeitsdiagnose hinauskommen wird. Trotz-
dem sind diese Fortschritte durchaus noch nicht Allgemeingut
aller Ärzte, wie es wünschenswert wäre, geworden.
Verwiesen sei bei Beginn dieser Arbeit auf die Monographie
Körtes „Über die chirurgischen Krankheiten und Verletzungen
des Pankreas“ und auf die entsprechenden Kapitel desselben
Autors im „Handbuch der praktischen Chirurgie“ und der „Chirur-
gischen Operationslehre von Bier, Braun, Kümmel‘, ferner
auf die Arbeit von Guleke in den „Ergebnissen der Chirurgie
und Orthopädie“ Bd. 4. Hier ist auch die umfangreiche Literatur
bis 1912 zusammengestellt. :
Die Behandlung der Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
ist fast ausschließlich ein Feld der Chirurgie geworden. Um s0
mehr ist es notwendig, daß gerade der allgemein tätige Arzt der
Frage sein Interesse und seine Aufmerksamkeit zuwendet, damit
der Chirurg rechtzeitig einsetzen kann und nicht durch Zeitverlust
die Prognose der Erkrankung verschlechtert wird.
Bei der relativen Seltenheit der Erkrankungen der Bauch-
speicheldrüse dürfte jeder neue Beitrag auch jetzt noch Beach-
tung finden. |
Am 10. August 1917 fiel der zwöltjährige Knabe A.M. von der Deichsel
eines in Fahrt befindlichen voll beladenen Heuwagens, auf der er emer
alten immer wieder beobachteten Unsitte gemäß gesessen hatte, Her
unter; das Vorderrad des Wagens ging ihm quer über den Oberbauch.
Er hatte sofort heftige Schmerzen im Leibe, stand aber selbst auf,
wurde oben auf den Wagen gesetzt und nach dem Gutshofe gefahren.
Bis dahin hatten die Schmerzen sich etwas gebessert, und er konnte
nun, wenn auch mühsam, zum Arzt geführt werden. Seine Klagen
waren Bauchschmerzen. Erbrechen war nicht aufgetreten. ;
Bei der Untersuchung ging der sehr verständige und intelligente
Junge in gebückter Haltung, da die Schmerzen dabei geringer waren:
Fieber bestand nicht; der Gesichtsausdruck war ängstlich, der Puls
klein und beschleunigt. Quer über den Oberbauch streifenartige flache,
am Rücken etwas gröbere Hautabschürfungen. Eine Wirbelsäulen-
verletzung war nicht festzustellen. Keine Lähmung der Beine, des
Mastdarms und der Blase.
~ __ Die Bauchdecken waren hart gespannt, besonders bei Berührung:
Die Hauptschmerzen saßen oberhalb des Nabels und etwas links davon;
hier war lauter tympanitischer Schall festzustellen. Rechts oberhalb des
Nabels leichte Dämpfung.
Den erhobenen Befund und die Schwere der verletzenden Gewalt
berücksichtigend, wurde eine intraabdominelle Verletzung angenomme
und der Junge sofort dem Krankenhause überwiesen, °
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Vier Stunden später, nachdem erst die Eltern herbeigerufen und
zur Operationseinwilligung bewogen worden waren, wurde operiert.
Die Dämpfung rechts oberhalb des Nabels war inzwischen größer, der
Schmerz wieder stärker geworden. Der Puls war nach. wie ‘vor klein
und beschleunigt; Fieber bestand nicht; Erbrechen war auch :in der
Zwischenzeit nicht aufgetreten. Urin konnte aus freien Stücken ge-
lassen werden; er war nicht blutig und frei von Zucker und Eiweiß.
Der Bauch wurde in Äthernarkose durch einen mittleren Längs-
schnitt vom Schwertfortsatz bis zum Nabel eröffnet. In der freien,
Bauchhöhle wurde nur eine ganz geringe Menge Blüt festgestellt und
ausgetupft. Leber und Milz sowie die Blase waren unverletzt. Am
Darm, Mesenterium ‚und Netz war nichts Regelwidriges festzustellen.
Beim Absuchen des Darmes ‚wurden an der Radix mesenterii einige
flächenhafte Blutaustritte gefunden, von denen her wohl auch die
geringe Blutung in. der freien Bauchhöhle stammte. Da die ganze
Gegend dort -bläulich durchschimmerte, wurde nach stumpfer Durch-
trennung durch das Ligamentum gastrocolicum auf das Pankreas ein-
_ gegangen. Die Bursa war mit flüssigem Blute: gefüllt, das entfernt
wurde. Der peritoneale Überzug der Bauchspeicheldrüse war ein-
. gerissen. -Die Drüse selbst war neben dem Kopfe vor der Wirbelsäule
. . ziemlich breit zerquetscht, die anliegenden Teile frisch blutig infitriert,
‚keine Nekrose. Fettnekrosen waren in der nächsten Umgebung nicht
festzustellen. Arterielle Blutung bestand nicht (Quetschung der Gefäße);
. die parenchymatöse stand nach kurzer Tamponade. Von einer Naht
der Drüse wurde bei dem mürben Zustande des zerquetschten Gewebes
"Abstand genommen. Es wurde ein fester Tampon auf die gequetschte
‚Stelle gelegt,;und derselbe durch die Bursa und den Bauchschnitt, der
bis auf diese ‘Stelle geschlossen wurde, herausgeleitet.- Nach Lösung
des Tampons wurden später dünnere Gummirohre eingelegt. |
Nach subeutan gegebener Kochsalzlösung und Campher erholte
sich der Junge bald. Nach der Operation auftretendes voluminöses |
Erbrechen schwärzlicher Flüssigkeit konnte durch reichliches Magen-
. spülen bekämpft werden. Die anfänglich reichliche gelbliche, fade
riechende Absonderung: wurde langsam wäßrig. Die Wunde schloß
sich im Laufe von acht Wochen im allgemeinen ohne weitere wesent-
liche Störung des- Wohlbefindens. Die Bauchhöhle wurde durch‘ Zink-
paste geschützt. Die Körperwärme stieg in den ersten Tagen nach
` -der Operation nur-zweimal über 88°, sie war sonst stets normal. Urin
blieb zuckerfrei. En Ä
: Der-Junge ist von mir bis heute mehrfach nachuntersucht worden.
- ‚Abgesehen ‚von der etwas strahlig gewordenen Narbe ‘in der Mittel-
linie des Bauches, bietet er in jeder Beziehung durchaus regelrechten
Bauch- und allgemeinen Befund.dar. Er hat keine Klagen, entwickelt.
‚Sich gut und ist zuckerfrei geblieben. m
Es handelt sich im vorliegenden Falle um eine isolierte
Zerreißung der Bauchspeicheldrüse durch stumpfe Gewalt (Über-
fahrung). i So oa
- „ -isolierte Rupturen der Bauchspeicheldrüse sind im all-
gemeinen sehr und in Hinsicht auf Erkrankungen des Pankreas
im besonderen ziemlich selten. 1912 hat Guleke (siehe oben)
30 derartige Fälle zusammengestellt, von denen 23 operiert und
von diesen 15 durch die-Öperation geheilt worden sind. Die
Nichtoperierten sind alle gestorben. Die Operation allein bietet:
also Aussichten auf Heilung.. |
. Der vorliegende Fall darf also ebenfalls zu den durch Ope-
ration geheilten hinzugerechnet werden. Der einfache ünd un-
gestörte Verlauf der Heilung muß meines Erachtens vor allem auf
‚die rasch vorgenommene Operation zurückgeführt werden, die
vier Stunden nach der Verletzung erfolgte. Dieser ist es auch
zugute zu rechnen, daß Fettnekrosen und peritoneale Erscheinungen,
die zum mindesten die Heilung verzögert, wenn nicht in Frage
gestellt hätten, nicht eingetreten sind.. ‚Dieser Erfolg bestätigt er-
“ neut die alte Forderung, bei intraabdominellen Verletzungen in
‚jedem Falle möglichst schnell die Operation vorzunehmen oder zu
veranlassen. a A zu =i 2.
.. Auffallend ist, daß bei Einwirkung stumpfer, breiter, ganz
‚erheblicher Gewalten, wie es doch das Rad eines voll beladenen
Heuwagens darstellt, nur eine isolierte Verletzung der Bauch-
speicheldrüse vorkommen kann. Jedoch auch dieses wird ver-
ständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß bei der Einwirkung
der Gewalt. von unten nach oben, wie es hier der Fall gewesen
' sem muß, da.sich am Rippenbogen selbst keinerlei Verletzungen
oder Hautabschürfungen. fanden, die Bauchspeicheldrüse bei ihrer
festen Lage quer- über die Wirbelsäule hinweg das einzige kon-
sistentere -und voluminösere Organ ist, welches dem Druck der
Gewalt nieht recht ausweichen kann. Die Aorta und: die Vena
. Cava sind durch ihre’ etwas seitlichere Lage dazu sehr gut im-
stande, . Ist doch auch andererseits während des Krieges vielfach
festgestellt worden, daß selbst größere Gefäße dem mit enormer
‚Geschwindigkeit eindringenden Geschosse ausweichen, konnten.
te weichen häutigen Organe des Magendarmkanals sind durch
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© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK) — Nr. 29.
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. die.Fettmassen des Abdomens (Netz, -Appendices, retroperitoneales
Fett usw.) bei flächenhafter :Quetschung eines besseren und wirk-
sameren Schutzes gesichert, > Die weiter nach oben zu sitzenden
‚großen Drüsen können bei mehr von unten her wirkender Kraft
unter dem ‚elastischen Rippenbogen nach oben zu in die dehn-
baren Zwerchfellkuppen entweichen.‘ Zufall. und Glück spielen
aber naturgemäß a
Rollen. gr
Bei, dieser Gelegenheit möchte ich. auf einen-acht J ahre zurück-
liegenden Fall von akuter Pankréasnekrose beziehungsweise Pankreatitis _
aus meiner Assistententätigkeit (Krankenhaus Westend-Charlottenburg)
hinweisen, bei welchem die ersten Krankheitserscheinungen fünf Tage
zurücklagen, und bei dem erst am fünften Tage Krankenhausaufnahme
und chirurgische Behandlung stattfanden: Der fettleibige Mann in
mittleren Jahren mit der großen Hinfälligkeit bei wenig erhöhter -
Körperwärme, mit dem kleinen Pulse, der großen Unruhe, der starken
_ Empfindlichkeit und Spannung des Bauches im allgemeinen, besonders
aber in der. oberen Bauchgegend, sowie mit der nachgewiesenen (ge-
ringen) Zuckerausscheidung. wurde. zwar — nach gestellter Wahrschein-
lichkeitsdiagnose — sofort operiert. Die massenhaften Fettnekrosen
im Netz und Mesenterium veranschäulichten in ‘klassischer Weise die
zerstörende Wirkung des Pankreassaftes. - Trotz der rite vorgenommenen
Operation starb der Mann bald. Hier war Diagnose und
in chirurgische B
zu Spät. |
Erkrankung derselben übersehen, weil — wie oft schon betont — an das
‚Pankreas nicht gedacht wird. Manche unklare Magen- oder Darin-
-~katarrhe mit tödlichem Ausgange oder Bäuchfellentzündungen un-
klarer Ätiologie — besonders bei den vielfach flüchtigen . Unter-
suchungen in der Kassenpraxis — werden wohl auf das Konto
der Bauchspeicheldrüse zu ‚setzen sein, und manche Pankreatitis
mag unter der beliebten Diagnose „Darmkolik“* unerkannt ad
exitum kommen. n à
Zweck dieser Arbeit ist es, erneut auf das interessante Ge-
biet der Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse hinzuweisen.. Nur `
in der raschen (Vermutungs-)Diagnose liegt hier das Heil des Er-
krankten, da nur schnelles chirurgisches Eingreifen Erfolg bringen
kann. Ist die Vermutungsdiagnose einmal gestellt, so lasse man
sich durch vorübergehende. Besserungen nicht täuschen und von
der Zuziehung chirurgischer ‚Hilfe abhalten. Solche Besserungen -
sind erfahrungsgemäß meist trügerisch‘ Hat erst der Pankreas-
saft Zeit und Gelegenheit in die Bauchhöhle zu kommen, so sind
wird unvermeidlich. Die Operationen werden in solchen Fällen
"schwieriger ‚und eingreifender;. die Mortalitätsziffer steigt von Tag
zu Tag, ja von Stunde zu Stunde immer rascher an. (Die Schäd-
lichkeiten des normalen Pankreassaftes beweisen die von Guleke |
angestellten Versuche mit der „inneren Pankreasfistel“). .:
Eine weitere V erbesserung der Terpentinbehandlung. |
i (Vorläufige Mitteilung.) =
© Von Run
Dr. Wilhelm Karo, Berlin. u
- In mehrfachen Publikationen 1) habe ich seit Erscheinen
der ersten Klingmüllerschen Veröffentlichung über Ter-
pentinbehandlung meine Erfahrungen mit der kombinierten
Terpentin-Chininbehandlung, speziell mit Eucupin, -bei -urolo- .
gischen Erkrankungen mitgeteilt. ‘Der mich leitende . Grund-
gedanke der Modifikation der Klingmüllerschen Methode
die .bei der Verwendung von Terpentinöl auf-
war der,
tretenden Nebenerscheinungen zu vermeiden und die Terpentin-
wirkung zu ‚steigern. Von’ den durch die Injektion bedingten
Komplikationen waren am lästigsten die oft sehr schmerzhaften,
mit Fieber bis zu 89,9- einhergehenden, hartnäckigen Infiltrate.
Durch Parallelfälle glaubte ich nachgewiesen zu haben, daß die
"Infiltrate durch Zusatz: von Eucupin zu verhüten seien, mit fort-
schreitender Erfabrung habe ich mich jedoch von der Irrigkeit
meiner Annahme überzeugen müssen. Vielmehr bin ich durch
weitere langwierige Kontrollversuche darüber belehrt worden, ‘daß
die Infiltrate und das im Anschluß an die Injektion entstehende
“Fieber lediglich auf Verunreinigungen des Terpentinöls zurück-
zuführen sind, Meine ersten Versuche wurden unter Verwendung
1) Th. d. Geg. 1918, Nr., 4, D. m. W. 4919, Nr.:10,
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uch bei solchen Sachen ihre unkontrollierbaren -
berführung `
ehandlung nicht zeitig genug erfolgt. Die Hilfe kam .
` So selten die Erkrankungen der. Bauchspeicheldrüse an und:
für sich sind, so wird meiner Überzeugung nach sicherlich manche
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Nekrosen und Peritonitis die unausbleiblichen Folgen, der Exitus
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von Lösungen ausgeführt, die mit ein und demselben Terpentinöl
hergestellt waren; ein neu bezogenes Öl zeigte dagegen eine ganz
veränderte Wirkung. Das Eucupin vermochte bei den mit diesem
Öl hergestellten Lösungen weder die Infiltrate noch das Fieber zu
verhüten.
Chemische Versuche, die ich auf Grund dieser neuen Beob-
achtungen mit den verschiedenen Terpentinölen des Handels an-
stellen ließ, ergaben die große Verschiedenheit dieser Präparate,
und es stellte sich heraus, daß nur ein völlig gereinigtes und
säurefreies Öl, das keine monocyclischen Terpenkohlenwasserstoffe
enthalten darf, für meine Zwecke brauchbar ist.
Gelingt es also, das Terpentinöl vollkommen zu entharzen
und von Oxyden zu befreien, dann wird die Terpentininjektion
absolut schmerzlos vertragen, es bilden sich keine Infiltrate, eben-
sowenig tritt Fieber auf, Ein derartiges, nach einem bestimmten
Verfahren absolut gereinigtes und entharztes Terpentinöl stellt mir
seit einigen Monaten das Chemische Institut Dr. Ludwig Östreicher,
Berlin W 35, Lützowstr. 89/90, her.
Entsprechend meinen früheren Erfahrungen über Kombination
von Terpentinöl mit Chininpräparaten, speziell mit Eucupin, ent-
hält auch das gereinigte Terpentinöl einen Zusatz. Da sich indessen
das Eucupinum basicum nur sehr schwer löst und oft wieder aus
der Lösung ausfällt, habe ich mit Erfolg versucht, Chinin in
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
Diese 'Terpentin-Chininlösung wird von dem Chemischen Institut
Dr. Ludwig Östreicher gebrauchsfertig in sterilisierten Ampullen
unter dem Namen Terpichin in den Handel gebracht. Seit
drei Monaten verwende ich ausschließlich diese Ampullen, ohne
daß ich bisher ‘irgendeine unangenehme Komplikation erlebt habe.
Die Wirkung der Terpichininjektion übertrifft die der Eueupin-
Terpentininjektion bei weitem. In Fällen von frischer Gonorrhöe
mit Harnzwang lassen auffallend rasch die Mictionsbeschwerden
nach, wie ich es in meinen früheren Publikationen bereits erwähnt
habe, die profuse eitrige Urethralsekretion versiegt meist innerhalb
weniger Tage, wodurch die lokale Therapie der erkrankten Harn-
röhre erleichtert wird. Ganz überraschend gut reagiert die weib-
liche Gonorrhöe auf die Terpichininjektion; besonders günstig wird
das Allgemeinbefinden der Kranken beeinflußt. In chronischen
Fällen lockert sich das Cervicalsekret,
Bei gonorrhoischen Komplikationen sah ich gute Erfolge, be-
sonders bei Arthritis .gonorrhoica; bei Colieystitis und Enuresis
desgleichen, ebenso bei Ulcera cruris, von denen ich allerdings
nur wenige Fälle zu sehen Gelegenheit hatte. Überraschend war
ferner die Wirkung bei Cystitis der Prostatiker, auch hier kohnte
ich eine gute Beeinflussung des Allgemeinbefindens feststellen.
Diese vorläufige Mitteilung hat den Zweck, die -Herren
Kollegen mit einem neuen Fortschritt meiner Versuche bekannt zu
Terpentinöl zu lösen, um eine energischere Chininwirkung zu erzielen. | machen und die Nachprüfungen in die richtigen Bahnen zu leiten,
Referatenteil.
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolit, Berlin.
Sammelreferat.
Über Entartung und Entartungszeichen.
Von
Prof. Dr. Carl Hart, Berlin-Schöneberg.
In der Konstitutionspathologie spielen Minderwertigkeit
und Entartung eine große Rolle, eine so große sogar, daß man
vielfach ganz vergessen hat, eine wie weit umfassende Bedeutung
das Wort Konstitution überhaupt hat. Der Konstitutionsbegriff
ist keineswegs nur ein solcher der allgemeinen Pathologie, wie es
in dem in der Konstitutionslehre führenden Buche von Martius
heißt, sondern ein biologischer, als welchen ihn übrigens Mar-
tius selbst auch behandelt. Jeder Mensch hat seine eigene
Konstitution, nicht zwei Menschen sind in ihr einander gleich.
Einen Zustand von durchschnittlicher Leistungs- und Reaktions-
fähigkeit können wir als normale oder nach Kraus physio-
logische Konstitution bezeichnen, über die in ihr gegebene indi-
viduelle Variationsbreite morphologischer und funktioneller
Eigenschaften hinaus gibt es aber Abweichungen nicht nur nach
unten, sondern auch nach oben, die sich als Höher- und nicht
selten auch Höchstwertigkeiten von Leistungen darstellen. Daß
gerade bei letzteren oftmals eine Disharmonie vorhanden ist, eine
Lücke (Magnan, Moebius) in der Gleichwertigkeit der
Funktionen, beeinträchtigt zunächst die Tatsache selbst nicht.
Wie mit dem Konstitutionsbegriff, so steht es auch mit dem
Dispositionsbegriff. Disposition bedeutet jetzt den Arzten schlecht-
hin Widerstandslosigkeit, Empfänglichkeit gegenüber einer be-
stimmten äußeren Schädlichkeit und in Hinsicht auf die Infek-
tionskrankheiten faßt man Disposition gewöhnlich als aufgehobene
Immunität auf. Es ist aber durchaus unrichtig, wenn man wie
Brugsch dem Worte Disposition stets nur einen negativen
Sinn geben will. Rössles Äußerung ist sehr treffend, daß
schon die physiologische Reaktionsfähigkeit des Organismus eine
gewisse Disposition in sich schließe, und schon vor Jahren hat
sich v. Hansemann dagegen ausgesprochen, daß Disposition
immer nur gleichbedeutend mit aufgehobener Immunität sein
solle. Disposition könne vielmehr ein ganz bestimmter primärer
Zustand sein, der nach irgendeiner bestimmten Richtung hin, so-
wohl zum Krankwerden wie auch zum Verschontbleiben oder zur
Heilung befähige. Unter Hinweis auf Virchows Ausführungen
über die Erregung (Reizung) der Zellen, in denen er bemerkt, daß
eine erhöhte Erregungsfähigkeit auf die Lehre von den Prädispo-
sitionen hinweise, erklärt auch Wieland die Disposition als
das Vorhandensein reizempfänglicher Körperzellen überhaupt,
wie es auch Hueppe ausgesprochen hat. Die Disposition ist
nach Wieland trotz des Wechsels ihrer Intensität ihrem eigent-
lichen Wesen nach immer etwas Bleibendes, angeborene Immu-
nität gleichbedeutend mit angeborenem Fehlen einer Disposition,
| wie es auch Ehrlich annahm. Es sind also Disposition zu
einer Krankheit und erhöhte Widerstandskraft gegen die gleiche
Krankheit nur scheinbare Gegensätze, in Wahrheit Korrelate.
Beide aber sind inbegriffen in der genotypischen (Kraus) Kon-
stitution und schwanken in ihren Werten um deren physiologische
Norm.
Wenn die Ärzte so gut wie ausschließlich ihr Augenmerk
auf die Minderwertigkeiten morphologischer und funktioneller
Natur richten, so erklärt sich das sehr leicht daraus, daß sie es
fast immer mit kranken Menschen zu tun haben, bei denen sich
jene konstitutionellen Merkmale besonders aufdrängen oder auch
gesucht werden. Selbst bei der Musterung Heerespflichtiger und
in der Kriegsbeschädigungsfrage ist es, wie ein Hinweis auf die
Abhandlungen von Kraus, Martius und O. Müller, um
nur einige zu nennen, lehrt, so gut wie ausschließlich für die
Ärzte darauf angekommen, wie mit Mängeln der Konstitution Be-
haftete dem Vaterlande nutzbar zu machen waren, ohne sich und
der Allgmeinheit zu schaden. Höherwertigkeiten kamen hier wohl
nur bei solchen Untersuchungen in Frage, wie sie beispielsweise
de la Camp bei der Ausmusterung zum Fliegerdienst geführt
hat, zu dem man die physisch und psychisch Besten brauchte.
Daß aber, wie das V eit insbesondere ausgeführt hat, nicht nur
in ärztlicher, sondern auch in pädagogischer, sozialer und foren-
sischer Hinsicht Unterwertigkeiten von größter Bedeutung sind,
bedarf keiner näheren Begründung.
Es ist nicht meine Absicht, die in der Psychiatrie und Kri-
minalanthropologie eine große Rolle spielende Entartungsirag®
hier eingehend zu besprechen, über die man sich am besten 1n der
ausgezeichneten Abhandlung von Bumke unterrichten kam;
aber zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung müssen WII sie
nehmen, nicht etwa nur, weil sie auf einen Psychiater, auf
Morel, zurückgeht, sondern vor allem deshalb, weil ja die m
Betracht kommende psychopathische Konstitution nichts andega
als eine Teilerscheinung in der Konstitutionspathologie ist mi
allerengsten Beziehungen zu physischen Zuständen und Funk-
tionsäußerungen.
Morel, auf den die Lehre von der Entartung zurückgeht,
verstand unter ihr eine von Generation zu Generation fortschre-
tende Verschlechterung der nervösen Gesundheit, die durch a
liche Einflüsse bedingt sei; Entartung war ihm gleiehbedeuten
mit krankhafter Abweichung vom normalen Typus der N
Auch Bumke faßt wie Schallmayer, Grotjahn Sa
die Entartung als einen Vorgang auf, die Verschlechterung CF
Art von Generation zu Generation durch unzweckmäßige aa
weichungen vom Typus durch Vererbung, äußere Faktoren 0%
durch beide zugleich. Er meint, Entartung könne nur nn
wenn sich von Geschlecht zu Geschlecht die Wirkung der schä
genden Faktoren verstärke, also jede nachfolgende Generation
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. ` kränker oder schwächer werde als die vorhergehende. Die Begriffe | wand als solchen des Respirationsapparats, so vermag man ihm
al - Entartung und pathologische Anlage dürften also nicht identi- | noch viel weniger zu folgen, wenn er aus der angeblichen 'Nei-. - .
fiziert: werden. E DE - | gung eines minderwertigen Organs zum gesteigerten Wachstum
ra | Nuni wird aber gerade in der Konstitutionspathologie letztere | die Geschwulstbildungen zu erklären’ sucht oder gar eine Über-
- oft als Entartung, häufiger noch als Minderwertigkeit. bezeichnet. | kompensation der primären physischen Schwäche auf dem über- `
i Es wird unter Entartung kein Vorgang, sondern ein Zustand ver- | geordneten psychischen Gebiete für möglich und häufig hält.
standen. Auch in der Psychiatrie betonen Definitionen der Ent- | Mozart’ hatte angeblich nicht normal gebildete. Ohren, Beethoven
> artung wie die Moebius’, Kraepelins, Ziehens und | eine Anlage zur Ertaubung, ein anderer Komponist: vor ' dem
| Sommers mehr den Zustand, eine bis. ins Pathologische | einen Ohr einen Naevus, alle drei überkompensierten die'physische
gehende Abweichung vom normalen Zustand des Genus, eine un- | Mangelhaftigkeit durch ihren genialen Müsiksinn. Das mag noch
ji - zweckmäßige Abweichung vom Typus infolge erblicher Belastung. | gehen. Aber wer. will es ernst nehmen, wenn etwa ein Bettnässer.
IR So erklärt es sich, daß in der Psychiatrie die psychopathische Kon- | ein bedeutender Seemann wird, weil er viel von Wasser träumt?
| stitution, erbliche Belastung und Entartung geradezu gleich- | Mit Recht hat Rössle hier scharfe Kritik geübt. Ein morpholo- `
gisch ‘verbildetes Organ, etwa eine embryonal gelappte Milz: und
anomalien als ‚Degenerationszeichen (degenerative Stigmata) auf-
. . faßt, weil man gewöhnlich in diesen nicht Abweichungen über-
haupt, sondern nur ganz bestimmte von minderem Werte sehen
wird. Ein Status degenerativus wird immer eine weitve
Minderwertigkeit des Organismus bedeuten.
Nur mit großer Vorsicht sollte man Konstitutionsanomalien .
als degenerativ bezeichnen und letzteres Wort durch ein ein-
deutigeres ersetzen. Nach Nae geli ist es wesentlicher, vor-
handene konstitutionelle Abweichungen als für bestimmte Krank-
heiten pathogenisch bedeutsam darzustellen, als sie gleich als
Merkmale eines allgemeinen degenerativen Bodens zu erklären.
Und weiterhin dürfte auch Koch in dem Ausspruche recht zu
geben sein, daß es fehlerhaft ist, eine ganz bestimmte Form der
unterwertigen Konstitution einer konstitutionellen Minderwertig-
keit überhaupt gleichzusetzen. Eine zu hohe Bewertung der allge-
meinen Minderwertigkeit alsiKrankheitsursache führt nach Koch
schließlich. aus den Gedankengängen der Medizin hinaus in Gebiete .
rein philosophischen Denkens. f
Will man sehen, wohin in der Konstitutionspathologie eine
‚allzu weit gehende Annahme und zu lohe Bewertung von Organ-
' minderwertigkeiten führt, so lese man Adlers Studie, in der
fast jede Krankheit, selbst bei epidemischem Auftreten, auf eine
Primäre Minderwertigkeit des befallenen Organs zurückgeführt
wird. Der an sich zweifellos richtige Gedanke, daß Organminder-
Wertigkeit die Entstehung einer entsprechend lokalisierten Krank-
‚bedeutend geworden sind. “Besonders kommt das zum Ausdruck
inNäckes Definition der Entartung. Nach ihm ist das Charak-
teristische für die echte Entärtung neben einer mangelhaften
. physiologischen und psychologischen Tätigkeit irgendwelcher Art |
und neben einer meist verminderten Widerstandsfähigkeit gegen-
über den verschiedensten 'Schädlichkeiten als Anzeiger, „Signale“,
dieser allgemeinen Minderwertigkeit auch das Bestehen gewisser
körperlicher Merkmale, der sogenannten Degenerationszeichen
- (Stigmata). Degeneration bedeute eine von der großen Menge
der Menschen erheblich abweichende Reaktion auf verschiedene
- äußere und innere Reize, die das Individuum stören und. schädigen
- können, bedeute aber niemals an sich schon Krankheit, sondern
| nur einen abnormen, krankhaften Zustand, der Allerdings leicht
zur Krankheit führe. Entartung wird: also nach dieser Definition
gleichbedeutend mit krankhafter Konstitution oder Disposition.
~ Der Beantwortung der naheliegenden Frage der allgemeinen
', Bewertung der konstitutionellen Besonderheiten hat auch Mar-
tius in Seinem Buche über Konstitution und Vererbung eine
wissenschaftlich-biologische Fassung des Begriffs „Entartung“
- (Degeneration) zugrunde gelegt. Er versteht unter ihr jede Ab-
weichung vom Typus, d. h. vom mittleren Durchschnitt des nor-
malen Menschen, soweit. sie erstens vererbbar und zweitens der
Art schädlich ist. Auch hier wird also ein Zustand gemeint. Mit
._ Recht hebt Martius.aber hervor, daß nicht jede Abartung eine
Entartung ist, daß es Abweichungen nach oben und nach unten,
Plus- und Minusvarianten, gibt, und auch Bumke meint, eine |
Abart könne ebenso wertvoll sein wie der Durchschnittsmensch,
ja sogar noch wertvoller, deshalb möge man sich, auch damit be-
'gnügen, individuelle Besonderheiten zunächst lediglich als: Ab-
+ Weichungen ohne jedes Werturteil zu bezeichnen. Wenn Bauer
\ Abartung und Degeneration als Synonyma gebraucht, so ist das
ebensowenig; glücklich, wie wenn er sämtliche Konstitutions-
rbreitete
heit be
günstige, wird in Adlers Ausführungen geradezu zur Ab-
surdi
Adl
keit
Syste
tät. Denn wenn es schon viel zu weit gegangen ist, wenn
or kleine "Bildungsfehler als Kennzeichen der Minderwertig-
nicht nur der ‚veränderten Stelle, sondern ganzer Organ-
me ansieht,- wie beispielsweise eine Anomalie der Zahn-
` bildung als Ausdruck der funktionellen Schwäche des Magen-
‘
darmkanals, einen Nasenpolypen oder einen Naevus der Brust-
‘Niere, kann funktionell durchaus vollwertig sein, wie umgekehrt
ein funktionsschwaches Organ, wie beispielsweise die Niere bei
orthostätischer (konstitutioneller) . Albuminurie morphologisch,
wenigstens söweit uns heute zu urteilen möglich ist, keinerlei Ab-
weichungen darzubieten braucht. Ein schiefes Nasenseptum’ be-
weist noch nicht die. funktionelle Minderwertigkeit der Näse,
ganz zu Schweigen von einer solchen etwa des ganzen Respira- -
tionstraktus. . Eine gesetzmäßige Korrespondenz äußerer kleiner
oder auch größerer Besonderheiten wie eines Naevus, einer Warze
mit einem segmentären inneren Organfehler morphologischer oder -
funktioneller Natur ist bisher ganz unbewiesen. Überhaupt be-
darf die Frage der seit Morel so betonten Bedeutung‘ äußerer.
Besonderheiten -und Abweichungen von der Norm. für die Be-
urteilung der Konstitution einer eingehenden Prüfung. |
Als sogenannte Degenerationszeichen spielen solche äußere
Besonderheiten eine überaus große Rolle, nicht allein in der
Psychiatrie und 'Kriminalanthropologie, wie sich. beispielsweise
aus der oben angeführten Definition Näckes des Entartungs-
begriffs und namentlich aus der Lehre Lombro sos ergibt, son- `
dern in der. Konstitutionspathologie überhaupt. Immer wieder
stößt man auf. das Bestreben, aus äußeren Merkmalen mehr oder
weniger weitgehende Rückschlüsse zu ziehen auf die gesamte Or-
ganisation des Körpers und seine funktionelle Leistungsfähigkeit,
auf seine Reaktionsart. a u l
Was hat man nun unter den s
zeichen zu verstehen und welcher Wert kommt ihnen zu?
Bittorf bezeichnet als Degenerationszeichen solche Merk-
' male, die beweisen, daß.ererbt (oder im frühesten Embryonalleben
erworben?) dem Keime. Eigenschaften zukommen, die ihn ganz
oder in einzelnen Organsystemen minderwertig für die Erfüllung
der Lebensfunktionen machen als Bildungen, die aus den gesetz-
mäßigen, der Onto- durch die Phylogenese gegebenen . Bahnen
herausfallen. N ä cke rechnet zu ihnen alles, was die Variations-
breite entschieden überschreitet oder, da sich deren Grenzen nicht
sicher bestimmen lassen, ein selteneres Variationsphänomen ist.
Die wichtigsten seien die physiologischen und psychologischen, .
wiesen erst die somatischen
also die funktionellen, aber meist
auf sie hin. K
' Liest man die Literatur nach über diese Degenerations- .
zeichen, so treten sie einem in wahrhaft überwältigender Menge
entgegen. Es gibt, um es kurz zu sagen, keine einzige Abwei-
chung von der Norm, die nicht zu ihnen gerechnet worden wäre;
eine Fülle der allerverschiedensten Erscheinungen ist kunterbunt
'zusammengeworfen, worden. Näcke hat sich ihrer besonders
liebevoll angenommen, seine Aufsätze unterrichten am besten über
sie. Auch Baer widmet ihnen ein besonderes Kapitel in seinem
Buche über den Verbrecher in anthropologischer Beziehung. Er
führt als Degenerationszeichen auf Asymmetrie des Gesichts,
Anomalien der Obrbildung, Anomalien der Iris, Strabismus, Miß-
bildungen des Gaumens, der Kiefer, der Zähne, Bildungsfehler
am Hals, Deformation des Thorax und der Wirbelsäule, Hernien,
Hypoplasie und Mißbildung der Genitalien, . Naevi, Ichthyosis,
Psoriasis. Unter den Degenerationszeichen des Schädels nennt
Bittorf Entwicklungsstörungen des Hinterhauptbeins, der
Schädelbasis, des Gesichtsschädels, Abnormitäten der Augen, der
Nase, der Zähne, des Obres. Er weist außerdem auf die Be-
deutung der. Naevi, Warzen, Angiome der Haut hin.
Wir wollen es unterlassen, diese sogenannten Degenerations-
zeichen bis ins einzelste aufzuzählen, da ja wohl schon allein aus
Baers Angaben hervorgeht, welch verschiedener Natur sie sind.
Binder und Grandenigo haben sich besonders mit den
Anomalien des Ohres (Morelsches Ohr), Ganter mit denen
des Auges, Talbot mit denen der Zähne und Kiefer be-
ogenaunten Degenerations-
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718
schäftigt. Als Merkmale der Anlage zum Schwerverbrechen
spielen letztere bekanntlich in Lombrosos Lehre eine er-
hebliche Rolle. Erwähnung finden soll noch der von Suchy
beschriebene Trommelschlägeldaumen mit plattem, breitem
Endglied und die von Ebstein beschriebene Flughaut-
bildung am kleinen Finger, die, früher mit Kontraktur ver-
wechselt, familiär und erblich, besonders bei weiblichen Indi-
viduen, vorkommt und von Ebstein ebenso wie die abnorme
Überstreckbarkeit der Fingergelenke als Degenerationszeichen
aufgefaßt wird.
Daß man neben solchen äußeren Stigmata degenerationis
solche auch der inneren Organe kennt, bedarf kaum besonderer
Betonung, Näcke hat auf ihr Vorkommen an Herz, Lungen
Leber und Nieren hingewiesen und es namentlich bei Paralytikern
studiert. Auch hier kommen Bildungsfehler der verschiedensten
Art in Betracht, die man im wesentlichen wohl als Hypoplasien,
abnorme Lappungen, Bildungshemmungen, Dys- und Heterotopien
zusammenfassen kann.
Es ist nun sehr bemerkenswert, daß alle diese äußeren und
inneren Degenerätionszeichen uns nicht etwa nur bei der psycho-
pathischen Konstitution begegnen, sondern auch bei allen an-
deren Konstitutionsanomalien. Besonders sei auf das vonWiesel
und v. Neusser gezeichnete Bild des Status thymico-lympha-
ticus verwiesen mit einersolchen Fülle von Abweichungen von der
Norm, Bildungsfehlern und Mißbildungen, daß es leicht verständ-
lich wird, wenn der Status thymico-Iymphaticus nur noch als die
"Teilerscheinung einer viel umfassender Konstitutionsanomalie an-
gesprochen wird, wozu Bartels Prägung des Begriffs der hypo-
plastischen Konstitution die erste Anregung gegeben hat. Aber
dasselbe gilt auch für den Infantilismus und die Asthenia. univer-
salis, deren Erscheinungskreise sich weitgehend mit dem des
Status thymico-lymphaticus decken.
Besonders haben sich auch die Gynäkologen mit den soge-
nannten Degenerationszeichen befaßt, wie aus Arbeiten W. A,
Freunds, Hegars und ihrer Söhne, Sellheims und
A. Mayers hervorgeht. Als solche mit Genitalanomalien
häufig vergesellschaftete Bildungsfehler finden wir bei
diesen Autoren aufgezählt großen Hirnschädel bei kleinem
Gesichtsschädel, mangelhafte Entwicklung des Skeletts, As-
similationswirbel, Überwiesen der Rumpflänge über die
Beine, Mikro- und Prognathie, Spitzbogengaumen, Hasen-
scharte, Wolfsrachen, fliehende Stirn, Mikro- und Pro-
enathie, Anomalien der Bezahnung, sSchmelzdefekte der
ähne, Beekenanomalien, Hypoplasie des Gefäßsystems, mangel-
hafte Schambehaarung, persistierende Lanugo, Maskulismus,
psychische Störungen. Das ist nur eine kleine Auslese. Stieda
bezeichnet die Chlorose als Degenerationszeichen, Kisch die
hereditäre Fettsucht, deren Beziehungen zum Diabetes und zur
Sterilität er hervorhebt.
Das häufige Vorkommen von Bildungsfehlern bei Tuberku-
lösen haben Kwiatkowsky und Zielinski, bei Basedow-
scher Krankheit besonders Chvostek, bei Anlage zur Tuber-
kulose R. Schmidt beschrieben.
Kurzum, überall in der Konstitutionspathologie begegnen
wir Angaben über sogenannte Degenerationszeichen, in denen
man teils Merkmale einer bestimmten Konstitutionsanomalie wie
beispielsweise der psychopathischen Konstitution, teils und haupt-
sächlich aber solche einer weit im Organismus verbreiteten, $0-
zusagen allgemeinen Minderwertigkeit sehen will. Kommt aber
den Stigmata wirklich eine solche Bedeutung zu?
Schon Näcke hat in seinen zahlreichen Abhandlungen der
Lehre von den Degenerationszeichen gewisse Grenzen gezogen.
Er macht zunächst einen scharfen Unterschied zwischen den
„eingeborenen“ als den der Keimmasse inhärenten und den er-
worbenen, welch letztere man am besten ganz auber Betracht
lasse. In der Tat dürfte es nicht angehen, die Merkmale einer
überstandenen Rachitis wie Skoliose und 'Thoraxdeformitäter oder
die Skrofulose als Stigmata degenerationis zu bezeichnen. Die
Rachitis ist eine Krankheit, und zwar, wiev.Hansemann sehr
treffend ausgeführt hat, eine Domestikationskrankheit, selbst
wenn ihr Auftreten noch an eine uns unbekannte individuelle
Veranlagung gebunden sein sollte. Wie die Residuen der Rachitis
müßte man folgerichtig auch alle anderen Krankheitsresiduen als
Degenerationszeichen gelten lassen, was selbst deren eifrigste Ver-
fechter nicht gelten lassen werden. Und die Skrofulose fassen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 29.
‚und zu suchen ist.
20. Juli,
wir doch heute als nichts anderes auf, als die eigenartige Mani-
festation einer bestimmten Konstitutionsanomalie, der exsudativen
Diathese, unter der Einwirkung eines specifischen Reizes, nämlich
des Tuberkelbacillu (Escherich, Moro, Czerny u. A). Auch
hier liegt also bereits eine Erkrankung vor, die zwar eine besondere
individuelle Konstitution in charakteristischer Weise in Erschei-
nung treten läßt, aber deshalb doch nicht als Degenerations-
zeichen aufgefaßt werden darf. Erworben sind -auch vielfach
Asymmetrien des Hirnschädels während der Geburt, worauf
Sommer und Bittorf hingewiesen haben; erworben ist die
von Knecht als Degenerationszeichen in Anspruch genommene
Struma und noch manches andere körperliche Merkmal, in dem
man ein „Signal“ der allgemeinen oder nur psychischen Minder-
wertigkeit hat sehen wollen.
Näcke hat dann weiterhin darauf hingewiesen, daß ein
Stigma allein bedeutungslos sei, es vielmehr auf das gehäufte
Auftreten bei einem und demselben Individuum ankomme, daß
ferner nicht die Art, sondern der Grad der Anomalie ihren Wert
bestimme.e Baer, Huebner. Richter, Metzger,
Suchy u. A. heben gleichfalls hervor, daß man gelegent-
lich sogenannte Degenerationszeichen bei völlig normalen
und gesunden‘ Menschen findet, während sie andererseits
bei Geisteskranken und Verbrechern fehlen können. Und
Suchy wie Bumke weisen mit Recht darauf hin.
daß Stigmata sogar in gehäufter Zahl bei besonders intelligenten
Menschen manchmal anzutreffen sind, was sich freilich aus der
bekannten Erfahrungstatsache erklären läßt, daß hohe Begabung
oft einseitig und mit anderweitiger Minderwertigkeit gepaart ist.
DohrnundScheele fanden bei Verbrechern einerseits und ge-
sunden Soldaten andererseits einen so geringen Unterschied ım
Vorkommen der sogenannten Degenerationszeichen, daß sie er-
klären, die Lehre von ihnen hielte einer sachgemäßen Nach-
prüfung nicht stand.
Vollständig ablehnend gegenüber der angeblichen Bedeutung
der Degenerationszeichen hat sich namentlich auch Bumke ge-
äußert, der die Kritiklosigkeit geiselt, mit der man einen Zu-
sammenhang zwischen körperlichen Belastungsmerkmalen und
psychopathischer Anlage angenommen hat. Ebenso hat sich
Sommer gegen die „Ausschreitungen der morphologischen Rich-
tung“ gewandt. Sommer hat namentlich auf die Beobachtung
Gewicht gelegt, daß bei familiärer Idiotie die Anlage zur Geistes
krankheit vom einen, die körperliche Abnormität hingegen von
anderen Elter vererbt war. Auch Stieda hat rund heraus er
klärt, es seien weder die Abnormitäten noch die Bildungshem-
mungen noch die Varitäten einzelner Organe als Degenerations
zeichen aufzufassen, und insbesondere bestehe keinerlei Zusam-
menhang zwischen ihnen und den Hirnfunktionen.
Der einzige Versuch, einen solchen wenigstens wahrschein-
lich zu machen, rührt von W olff her, der von der Voraussetzung:
ausging, daß entweder nervöse Erkrankung und Degenerations-
zeichen von einer gemeinsamen Ursache abhängen oder letztere
von ersterer oder umgekehrt diese von jener. - Durch Versuche
am Triton cristatus suchte er festzustellen, ob die Nerventätigkelt
einen Einfluß auf morphologische Vorgänge ausübe, und da er
fand, daß amputierte Hinterextremitäten bei Zerstörung ibrer
Nervenbahnen sich nur mangelhaft bei ausbleibender oder fehler-
hafter Funktion regenerieren, so schloß er, daß der So gelieferte
Nachweis einer morphologischen Funktion des Nervensystems
der Lehre von den Degenerationszeichen eine physiologische
Grundlage gebe. Bumke wie auch Bittorf bezweifeln das
Recht zu dieser Folgerung. Regeneration ist doch noch etwas
anderes als normale Entwicklung. a
Zudem dürfte aber ein derartig kKonstruiertes Abhängigkeit-
verhältnis zwischen nervöser Erkrankung und Degenerations-
zeichen dem Verständnis ihres Zusammenhangs wenig dienen.
Nicht auf ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis kommt es ai,
sondern man muß in den Stigmata den physischen wie psychischen
Funktionsstörungen gleichwertige somatische Erscheinungen er
blicken, für die eine gemeinsame einheitliche Ursache gegeben
Die Versuche, einen Fehler aus einem anderen
zu erklären, führen in der Konstitutionslehre nur ausnahmsweis,
zu einem völlig eindeutigen Ergebnis. In den meisten Fällen F
eine Koordination der Fehler, wenn sie sich gehäuft bei eine”
Individuum finden, anzunehmen, was nicht immer richtig ar
kannt worden ist. (Schluß folgt)
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
ii
"Aus den neuesten Zeitschriften.
Bi.
2 i -7 (Siehe auch Therapeutische Notizen.) E E ; D TR
n | = u . a Be i j ‚ l v e a RS 5 p. Ai i me A = A = ER - Höhen-
Hp | Berliner klinische Wochenschrift 1919,.Nr. 27. langsam vor sich ging, wurde zehn Minuten lang mit künstlicher Höhe
il p ; ; Berlin): Neu, Ww p er Beer ekämpfung. Be- | $Pane unter allen Kautelen bestrahlt. Es.kam zu einer heftigen Derma-
e tee a dr Senchnbekämehung: De | Dede: nt, den Hals und da Hader Race Belang
; IIRIENRBFR Röferat a : J | war die vorher blonde Haut dunkler geworden — wie nach Sonnen-
ns Zu mn re pe aa hmen zur Bekämpfung der Tuber- | Prand.gebräunt. Es ist ferner eine sehr erhöhte Lichtempfindlichkeit,
ie - kulose Es ist die eg a ee d u vorher nicht, bestand en ‚hatte, zurückgeblieben (sehr kurzer Aufenthalt.
il zu verlangen: am besten in einem Reichsamt zur Bekämpfung der Tuber- nn z Aem pa a E pew eie Jete un =
| kulose oder einer selbständigen Abteilung eines neu zu gründenden | "P = ee = re: a , i P EE EA
i Reichsgesundheitsministeriums. Die erste Maßnahme wäre die statistische | , _>enne (Bad euenahr): Läßt sic , Pi P i a wen
È, Erfassung sämtlicher Tuberkulosekranken, sodann kämen Massenunter- e, ran a oo ae Sun nn
: an a | + | l . PP emaß-. | der Steinbildung in den Gallenweg } n. D St; , und
| een 2 Frage Zur eegea@llunE oer BRIOEOETDEN ON LEONE = weiter Infektion vor Zersetzung sind als konkrementbildende Ursachen
t PTT . i o onach a anzusehen., Ländliche Arbeiter erkranken selten an Gallensteinleiden. _ **,
In; F. Leppmann (Berlin): Polyneuritis nach (diphtherischer?) | Auzusehen., | rbei Tan n \allensteiniel m
Te . ion; Mitteiluns a PR "älle. kenswert | Cymnastische ‚Übungen wirken : befördernd auf den Gallenabfluß,
Wundinfekfion; Mitteilung zweier GN EeE Fale: Bomerkensw stauungbehebend, so methodisches 'tiefes- Ein- und Ausatmen, Be- j
-war in dem einen Fall die hervorragende Beteiligung der. verletzten
Gliedmaßen an den Lähmungserscheinungen. Fehlt diese, so wird der
' ursächliche Zusammenhang zwischen Trauma und Nervenleiden leicht .
© übersehen. — . D Er Ä an a
f Hirschberg (Dillingen): Zur Kasuistik von Tetanie infolge von
wegungen, durch die der Druck in der Bauchhöhle gesteigert und die
gegen die Leber gepreßt werden, also Rumpfbeugungen, Bewegungen
der Oberschenkel im Hüftgelenk. Erforderlich ist. ferner: eine ver-.
. „Pylorusstenose. In dem mitgeteilten Fall bewirkten’ die Austrocknung | Wünftige Bekleidung, einfache, besonders fleischärmere Ernährungs-
"von Nerven und Muskeln und die durch das heftige Erbrechen bedingte | Weise, gründliche Zerkleinerung der ‚Speisen, Vermeidung | des Alkohol-
Bluteindickung den Ausbruch der Tetanie. Man muß daher die Diurese mißbrauchs, Ä | u
sorgfältig überwachen. ae =
= Hirschberg (Berlin): Gälen und seine zweite Anatomie des
Auges. Galens genanntes Werk stellt, wie die Ausführungen dar-
legen, eine tüchtige Leistung dar mit wichtigen Neufunden. Be
ar | a © Reckzeb. -
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 26 u. 27.
-© Nr.26. Ch.Bäumler (Freiburg i.'Br.): ‚Irrtümer in der Diagnose
der Herzbeutelverwachsung. Ausführliche Beschreibung eines Falles
mit eigentümlichem perkussorischen: Befund am Herzen. und ‘seiner.
-' — Umgebung.“ Es handelte sich um eine erhebliche Hypertrophie aller
Herzteile; mit Ausnahme des linken Vorhofs. Zur Erklärung der Herz-
hypertrophie wurde behinderte Arbeit des Herzens. durch Verwachsung
mit dem Herzbeutel und dieses mit dem anliegenden Rippenfell als
wahrscheinlich angenommen. Die Sektion ergab jedoch, daß eine Ver-
wachsung des Herzens mit:dem Herzbeutel oder dieses mit der. Pleura
- „Pulmonälis oder costalis nieht vorhanden war. Bei dem Fehlen einer
chronischen Nierenerkrankung kann, da Patient Artist war und zu |
diesem Beruf von Kindheit an erzogen wurde, als Ursache der offenbar
primären-Hypertrophie und Dilatation des Herzens nur die berufliche, -
in frühester Jugend begonnene körperliche Überahstrengung ange- I
~ ~ nommen werden. | | i
. Hans Much ' (Hamburg - Eppendort):: Unabgestimmte Schutz-
- Impfung. Durch Behandlung mit normaler Meerschweingalle konnte
man Meerschweinchen gegen die. überaus giftigen- ‚Gallenparatyphus-
bacillen völlig schützen. In einem Versuch war dazu Menschengalle
nötig. ‚Bei dieser Schutzimpfung werden die :natürlicherweise im
Körper. vorkommenden Abwehrkräfte so verstärkt, daß sie die mächtige
"Ansteckung mit einem gefährlichen Erreger überwinden. ey
< Ed. Richter (Hamburg) : Zur chemischen Biologie. der Neben-
' mere, Hypophyse und Thyreoidea. Das im Körper selbst in der Neben-
. Mere hergestellte Adrenalin ist ein Reduktio nsmittel, und zwar
das ‚feinste Reduktionsmittel, dabei organisch hergestellt, und trotzdem
durch Kochen und schwache Säuren nicht zerstörbar. Dem.Oxydations-
- „Pfozeß, wie er in den -Lungen zutage tritt, steht ein Reduktionsprozeß
gegenüber. Auch die. Schilddrüse liefert ein gleichsinniges reduzieren-
“des Hormon „Thyrealin“. Auch dieses reizt den Sympathicus, Das
Sekret der Schilddrüse fördert nicht: nur das Kuochenwachstum und
das der Keimdrüsen;, bei Hyperfunktion kommt es zu Polyurie, Glyko-
Surie, Diarrhöen, Tachykardie. Auch die: Hypophyse sondert ein stark
teduzierendes Hormon ab, „Hypophysalin“, das ‚die Diurese verstärkt,
einen ‚der . glatten: Muskulatur hervorruft, am ‚Auge Myriasis
. erzeugt. - : | a OR SR ER: a
-> ‚Sehnitter (Offenbach a, M.): Zur frühzeitigen: Erkennung der
gewerblichen Bleivergiftung mit Hilfe der Blutuntersuchung. Die. basophil
Punktierten Erythrocyten bilden fast immer das erste. objektiv nach-
weisbare Symptom der chronischen Bleivergiftung; sie fehlen niemals
bei sonstigen deutlichen klifiischen Erscheinungen. Bei Vorhandensein
‚dieses Sympt ä ‚Arbeiter sofort aus allen Blei-: -dex ;
beschäftigungen entferne on j | 7 und der vorhandenen Salzmengen usw. reguliert sich die Absonderung
~- Käte Röselar. (Berlin): Die Fol; en einer "Bestrahlung. mit | der Menge ‚des. Magensaftes und „die „Salzsäurekonzentration. in der
künstlicher Höhensonne. Eine eiternde Wunde, deren Heilung nur | Weise, daß. die Quellung ein-Mazinum’ erlangt, Die ‚Rolle der Salz-
Schlafkrankheit von dem Trypanosoma gambiense erzeugt ‘und durch
die Glossina palpalis, eine nur in Afrika vorkommende Stechfliege,
bekannten pathogenen Trypanosomenarten in jeder Glossinenspecies
fänglichkeit als Reservoir des Schlafkrankheitserregers eine weit kleinere
Bedeutung als der Mensch. Namentlich die Anschauungen der eng-
lischen Forscher über die Gefahr, die den Eingeborenen vom Wild
als Reservoir menschen-pathogener Thypanosomen droht, und. die zur
bekämpfen. Die Prophylaxe besteht in Vernichtung oder Vermeidung
der infektiösen Glossinen. ‘Die Glossina palpälis lebt in dichtem Busch
an Seen und Flüssen. Wird das Dickicht ausgeholzt; so verschwindet
sie. Damit aber das Buschwerk nicht schnell nachwächst, ist die An-
lage und Pflege von Kulturpflanzen {z. B. Süßkartoffeln, Erdnüssen)
nötig. Die Glossinen stechen nachts nur ausnahmsweise. Zur medi-
Atoxyl bewährt (zwei Injektionen an zwei ‚aufeinanderfolgenden `
Tagen). | |
und des Rleckfiebers. Bemerkungen zur Rickettsiafrage. Die Recnrrenz-
Ei der infizierten Laus einzudringen. 'Sie kann auch durch den Stich
der infizierten Laus übertragen werden (nicht nur durch eine Zer-
quetschung der. Laus gegen die Haut des Menschen). Die Fleckfieber-
laus. bleibt mindestens 24 Tage und wahrscheinlich während ihres ganzen
Lebens Träger des Fleckfiebervirus. Die Fleckfieberrekonvales-
zenten können Träger der infizierten Läuse sein. Die Riekettsia
‚ Prowazeki ist der einzige beständig in großen Mengen in der Fleck-
fieberlaus nachweisbare Mikroorganismus. _ PER: u as
| Viktor Hoffmann (Heidelberg): Carcinom und Tuberkulose.
‚Mitteilung eines Falles, wo das Rezidiv eines Kopfhautcareinoms äuf
Iymphogenem Wege tuberkulös infiziert wurde (Nachweis von
„(Halsdrüsen) der Nachbarschaft. Es kam nicht zu einer Dissemination
der Tuberkulose, der Prozeß spielte sich vielmehr in einem lokal be-
‚grenzten Bezirk ab. = re
| als ‚bakteriologischer ‚Befund bei Gallenblasenentzündung. Eine Quelle
der Infektion mit dem.Bakterium war nicht festzustellen. Wahrschein-
‚in den. Gallengängen vorhanden gewesen sein. Tr
J. Traube: (Berlin): Über die ‚Bedeutung der Magensalzsäure,
„Diese hat in erster Linie die Aufgabe, Eiweiß- und Leimstoffe in einen
möglichst gequollenen Zustand zu.versetzen, damit das Pepsin seine
optimale Wirksamkeit entfaltet. Je nach der: Natur -der Eiweißstoffe
er .
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unteren Partien gegen die oberen, die Hyponchondrien, und damit _
Nr. 27. F.K. Kleine (Berlin): Über die Ergebnisse der deutschen‘ |
he rn Dunn
'Schlafkrankheitsforschung. -Während man früher annahm, daß die -
weiterverbreitet werde, glaubt man jetzt, daß sich in Afrika, jede der `
entwickeln könne. Die Haustiere haben wegen ihrer geringeren Emp-
Empfehlung der Vernichtung des Wildes geführt haben, sind zu.
kamentösen Behandlung haben sich am besten Injektionen von 0,5 g
Rocha-Lima (Hamburg): Die Übertragung des Rückfalltiebers S
spirochäta vermag in das'Nervengewebe, in den Bileiter und in das,
Tuberkelbacillen), und zwar von einem alten tuberkulösen Herd
. Boehm und Ludw i g Bitte r: Bacterium enteritidis Gaertner. i
‚lich dürften die Bakterien schon längere Zeit in der. Gallenblase oder
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 0, Juli.
säure im Magen übernimmt im Darm das Alkali. Der hohe Alkali-
gehalt des Pankreassaftes führt die optimale Trypsinverdauung herbei.
. J. Dubs (Winterthur): Akute Appendicitis im vorgeschrittenen
Alter. Der Verfasser konnte in den letzten drei Jahren unter 500
akuten Appendieitiden 25 Fälle jenseits des 50. Lebensjahres beob-
achten. Das Charakteristische und Eigenartige des klinischen Verlaufs
der Appendicitis im vorgeschrittenen Lebensalter ist, daß im Gegen-
satz zum Kindesalter die Allgemeinsymptome stark zurücktreten hinter
den lokalen. Abwehr und Reaktion des senilen Organismus auf Schä-
digungen sind eben naturgemäß schwächer. Daher wird der Arzt leicht
verführt abzuwarten. Sobald aber erst einmal Puls und Tempe-
ratur in die Höhe gehen, ist die Perforation auch meist erfolgt.
Niemann und Käthe Foth (Berlin-Halensee). Epidemische
Grippe im Säuglingsalter. Von 52 Säuglingen, die in einem bestimmten
Zeitraum überhaupt fieberhaft erkrankten, wiesen 43 einen ausgedehnten
Lungenbefund mit reichlichem Knisterrasseln oder Bronchialatmen auf,
und zwar gleich bei der ersten Temperatursteigerung oder im Verlaufe
von ein bis zwei Tagen. Von den 52 Kindern starben 20.
Franz Dörbeck: Die Infiluenzapandemie des Jahres 1913.
(Schluß.) In dem ausführlichen Übersichtsartikel wird zum Schluß be-
tont, daß, wenn in einer Influenzaabteilung die Krankheit milde ver-
lief, das Hinzukommen eines Pneumoniekranken genügt habe, dem
Verlaufe der Krankheit ein ganz anderes Gepräge zu geben. Die Pneu-
monie wurde von dem Ankömmling auf den nächsten Nachbar und von
diesem weiter auf die meisten Insassen übertragen. Es muß daher bei
den ersten Anzeichen einer beginnenden Pneumonie der Kranke iso-
liert werden.
B. Bauch (Köln-Lindenthal): Partieller Riesenwuchs, verbunden
mit Dolichocephalie. Nach einer’Demonstration in der Wissenschaftlichen
Gesellschaft an der Kölner Akademie für praktische Medizin.
E. Mathias (Breslau): Veränderungen in den autochthonen Pig-
menten bei Inanitionszuständen. Bemerkungen zu dem Aufsatz Rosen-
thals,
Knopf (Goldberg i. Schles.): Was können die alten Ärzte uns
bieten? Nützlich ist das offene Bekennen der Fehldiagnosen.
Hiervon gibt der Verfasser eine kleine Blütenlese. F. Bruck.
Der Apparat ersetzt dnrch Federkraft die mangelnde Streckung in den
Fingerzwischengelenken. Die Hand bleibt, solange die Fingerbeuger
nicht kontrahiert sind, automatisch geöffnet. Aber die Kraft der Finger-
beuger muß hinreichen, den Widerstand der Feder zu überwinden und
einen ausreichenden Handschluß herbeiführen. Durch den Apparat wird
auch verhindert, daß eine Versteifung der Finger in der gebeugten
Haltung eintritt.
A. Adler (Frankfurt a. M.): Ein Acetonurometer. Beschrieben
wird eine einfache, für den praktischen Arzt brauchbare Methode zur
annähernd quantitativen Bestimmung des Acetongehalts im Urins.
F. Bruck.
Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 26 u. 27.
Nr.26. Fritz Rothe: Über die sogenannte Chiningewöhnung
und die Chininausscheidung im Urin bei Malaria. Auf einem; Lazarett-
schiff bekamen zahlreiche Leute, die in Malaria verseuchten Gegenden
gewesen waren, aber nie eine klinische Malariaerkrankung gehabt
hatten, gleichgültig, ob sie Chininprophylaxe getrieben hatten oder
nicht, häufige und jeder Behandlung trotzende Anfälle. Auslösend
wirkten dabei Seekrankheit, ungünstige Unterbringung, psychische Er-
regung und Anstrengungen. Die auslösenden Momente waren gleich-
zeitig auch die Ursachen des refraktären Verhaltens der Erkrankung
gegen Chinin und gerade der Allgemeinbehandlung kommt bei länger
dauernden Malariaerkrankungen außerordentliche Bedeutung zu. Mit
der von Schittenhelm und Schlecht angegebenen Methode
untersuchte der Verfasser bei einer großen Anzahl Malariakranker die
Chininausscheidungen im Urin und konnte dabei feststellen, daß die
„chiningewöhnten“ Kranken prozentual mehr Chinin ausschieden, als
die „Nichtehiningewöhnten“. Im allgemeinen ist die Ausscheidung bei
der ersten Kategorie am ersten Tage der Kur höher, als bei Chinin-
nichtgewöhnten, Während der Kur steigt die Ausscheidung nicht
mehr so erheblich, hält dafür im allgemeinen jedoch längere Zeit an
wie bei Chininnichtgewöhnten. Bei Chininnichtgewöhnten ist die Aus-
scheidung meist vor 24 Stunden beendet. Man wird bei ihnen die
: Prophylaxe am besten treiben, indem man zweimal wöchentlich 1 bis
1,2 g und täglich 0,3 g Chinin verabreicht.
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Nr. 27. A. Adler: Über die Abhängigkeit der Harnreaktion von
der Magensaitsekretion, sowie über die wechselseitigen Beziehungen der
Reaktion der Körperflüssigkeiten überhaupt. Die Acidität des Harnes
kann klinisch brauchbar durch die Bestimmung der H-Ionenkonzentra-
tion festgestellt werden. Unter den gleichen äußeren Bedingungen
wurden mit dieser Methode eine Reihe von Gesunden und Kranken
untersucht. Sie blieben einige Stunden nüchtern und erhielten dann
ein Ewaldsches Probefrühstück. Die stündlich entleerten Harne zeigten
während der nüchternen Periode einen konstanten Wasserstollionen-
exponenten (PH). In dem Harn, der eine Stunde nach dem Frühstück
gelassen war, stieg der Exponent deutlich an, was eine steigende |
Alkalescenz des Harnes bedeutet. Sehr viel erheblicher wurde dieser
Ausschlag bei Erkrankungen des Magens mit Abscheidung abnormer
Mengen von Säure in dem Magen, dahingegen fehlte der Anstieg der
Alkalescenz ganz oder fast ganz in Fällen, bei denen die Mageninhalis-
untersuchung ein Fehlen freier Salzsäure ergibt. Schränkt man bei
normal secernierenden Mägen die Sekretion durch mehrtägige Atropin-
darreichung ein, so behält der sonst bei der Nahrungsaufnahme nach
dem Alkalischen hin sich ändernde Harn seine Reaktion auch nach Nal
rungsaufnahme bei. Die Aciditätsbestimmung des Harnes stellt also
gleichzeitig eine einfache Methode zur Prüfung der Magensatt-
sekretion dar. W.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 26.
L. Koeppe (Halle a. S.): Zur Theorie und Anwendung der
Stereomikroskopie des lebenden menschlichen Kammerwinkels im fokalen
Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Vortrag, gehalten im Ver-
ein der Ärzte zu Halle a. S. am 28. Mai 1919.
W. Spielmeyer (München): Die Kleinhirnveränderungen beim
Typhus in ihrer Bedeutung für die Pathologie der Hirnrinde. Der Ver-
fasser hat vor kurzem eine sehr eigenartige, akut auftretende Ver-
"änderung im Kleinhirn beim Fleckfieber und beim Typhus
abdominalis beschrieben, nämlich eine strauchige Gliazell-
proliferation in der Kleinhirnrinde. Auch bei den akuten Schüben der
progressiven Paralyse ließen sich gleichartige Wucherungen
in der Molekularzone des Kleinhirns nachweisen. Desgleichen kommen
auch bei anderen diffusen Hirnkrankheiten, die mit Veränderungen der
Kleinhirnrinde einhergehen, Bilder von der Art des Gliastrauchwerks
vor, so bei genuiner und bei symptomatischer Epilep-
sie. Wir besitzen eben in dem Gliastrauchwerk der Klein-
hirnrinde einen Index für das akute Anschwellen chroni-
scher centraler Prozesse, wie der Paralyse und verschiedenartiger, mit
epileptischen Zuständen einhergehender Erkrankungen. In der Mole-
kularzone des Kleinhirns beziehungsweise in den Purkinjeschen Zellen
haben wir es mit einem äußerst empfindlichen Apparat zu tun, der auf
die allerverschiedenartigsten Schädlichkeiten reagiert.
Erich Aschenheim (Düsseldorf): Über die Beteiligung des
vegetativen Nervensystems und über trophische Störungen bei der in-
fantilen Tetanie. Vortrag, gehalten in der Sitzung der Medizinischen
Gesellschaft zu Düsseldorf am 17. März 1919.
H. Determann (St. Blasien—Freiburgi. Br.): Über zu schnelle
Magenentleerung. Langdauernde Darmstörungen können durch zu
schnelle Magenentleerung, auch ohne Änderung des Magenchemismus.
hervorgerufen werden. Die Aufklärung kann leicht durch Röntgen-
beobachtung erfolgen. Die zu schnelle Entleerung wird meist verur-
sacht durch eine lange Zeit hindurch fortgesetzte Brei- und Suppen-
kost und wird oft unterstützt durch schlechtes Kauen, hastiges Essen,
nervös-psychische Momente. Die Behandlung besteht in der Vermei-
dung der Schädlichkeiten sowie in der Verordnung einer möglichst
eiweiß- und fettreichen festen Kost und kleiner Opiumdosen.
G. Grund (Halle): Über völlige Strecklähmung in den Inter-
phalangealgelenken und einen Fingerstreckapparat zu ihrer Korrektur.
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Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 12:
v. Haberer (Innsbruck): Das Ulcus pepticum jejuni, seine Er-
kennung und Behandlung. Es ist eine bisher unwiderlegte Erfahrungs
tatsache, daß das Ulcus pepticum jejuni postoperationum ausschließlic
nach Gastroenterostomien auftritt, und daß es so gut wie ausnahmslos
im Anschluß an jene Gastroenterostomien beobachtet wird, die wegen
gutartiger Magenerkrankungen, speziell wegen Ulcus des Magens a
Duodenums ausgeführt werden. Die Häufigkeit des Leidens wird Al
nicht ganz 2 % der Gastroenterostomien geschätzt. Spontanheilung ist
nicht zu erwarten. Häufig sind lebensbedrohende Blutungen Sr
Perforation bei den nach längerem Bestand regelmäßig zu kaloa
Tumoren gewordenen Ulcera, Die Ätiologie ruht noch vielfat
auf den schwachen Füßen der Hypothese. Die einstige Annahme,
daß das Ulcus sich bei Anwendung der hinteren Gastroenterostoml®
vermeiden lasse, da bei ihr die neutralisierenden Säfte des Duodenuni
zu guter Wirkung gelangen, ist als irrig widerlegt. Die 17 ER”
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90. Juli.
‘weiter blutete).
‚sprüngen ist, gibt M. eine kurze „Klinik“ der Revolution.
schüssen.
: Sichts.
Schüsse, die von vorn nach rückwärts den Gesichtsschädel durchsetzen.
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D ; - r 3 . = See ` .
+ . Ken . N y ` % 3 1
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v. Haberers sind sämtlich ‚nach typischer Gastroenterostomie retro-
colica posterior. entstanden (18 davon waren auch primär .von ihm selbst
operiert). Am häufigsten ist in diesen Fällen das Ulcus pepticum jejuni
bei. gleichzeitiger Pylorusausschaltung aufgetreten, und v. Haberer
sieht daher in dem verschlossenen Pylorus ein ätiologisch wichtiges
Weiterhin sind neben der Hyperacidität auch chronisches
Trauma durch nicht resorbiertes Nahtmaterial, unzweckmäßige Ernähıung,
Gefäßsystemerkrankungen eventuell auf Grund von Lues wesentlich.
Die nicht übermäßig schwierige Diagnosenstellung wird nicht selten
durch einen von. Verwachsungen und Drüsenschwellungen bedingten
palpablen Tumor unterstützt. Die Prognose bezeichnet v. Haberer
als absolut schlecht, wenn die Erkrankung sich selbst überlassen bleibt.
Die interne Therapie bietet ebensowenig Aussicht auf Ausheilung wie
ist die
gründliche Resektion. Von 13 so behandelten Fällen hatv. Haberer
11 völlig geheilt, sie sind -rezidivfrei geblieben, 2 sind gestorben |
an Blutungen, da der eine während akuter Blutung operiert werden
großen flachen Magengeschwüren noch
Prophylaktisch außerordentlich wichtig ist strenge
Moment.
palliative operative Methoden. Die Therapie der Wahl
mußte, der. andere aus
diätetische Nachbehandlung nach jeder Gastroenterostomie, bei der das
. Ulcus nicht reseziert werden konnte. Da v. Haberer nämlich unter
seinem besonders-großen Resektionsmaterial niemals ein postoperatives
Jejunalulcus erlebt hat, ist er der Überzeugung, daß für diese Resek-
-tionsfälle eben die beste Prophylaxe in der Entfernung des Ulcus
duodeni beziehungsweise ventriculi gelegen ist. En
Debrunner (Berlin): Über Störungen des menschlichen Ganges .
und ihre diagnostische Verwertbarkeit.-— Bei der eingehenden Analyse
. .pathologischer Gangarten ergeben sich zahlreiche typische, zur Diagnose
- hinleitende Momente. | |
Ritter. (Posen): Zur Versorgung des Appendixstumpfes:
- Sehwierigkeiten :bei der Stumpfeinstülpung lassen sich durch seine
‚Anheftung ar eine hochgezogene Coecumfalte beseitigen.
-Marx (Berlin): Zur Psychologie der Revolution. Entscheidend
= für die psychologische Betrachtung. der Revolutionen ist: allgemeine -
‚Psychologie der Massen, Psychologie des in der Revolution stehenden .
‘ Volkes und seiner führenden Köpfe. Durch.Darlegung der jüngsten
Quellen der. psychischen Krise, aus der die jetzige Revolution ent-.
Hans Meyer (Berlin).
H. 3 und 4.
~ E. Fröschels: Die sprachärztliche Therapie im Kriege. Es
gibt kaum zwei Stotterer, deren Sprachfehler einander gleichen würden.
Die Behandlung ist sehr mühevoll, besonders bei traumatisch bedingten
Sprachstörungen oder soleben Leuten, die kein Interesse an ihrer Hei-
lung haben. Isolieren, Faradisation versagen bei Stotterern fast immer-
Die Übungsbehandlung beginnt mit Atemübungen, die Artikulations-
übungen werden vor einem dreiteiligen Spiegel vorgenommen, damit
der Patient seine und des Arztes Mundbewegungen sehen kann. Ver-
fasser modifiziert das Gutzmannsche Verfahren durch besondere
Suggestionstherapie: Sprechenlassen sinnloser Silben, ‘Überleiten zu
Sätzen. Das zweite Verfahren besteht darin, die Aufmerksamkeit von
der Artikulation abzulenken und auf die Phonation zu konzentrieren.
Folgen Krankengeschichten von Jugendstotterern,. nach Kriegstrauma
Stotternden usw. P Saa
S. Gatscher: Über Funktionsstörungen nach verheilten Hals-
i Acht Fälle. Verletzungen durch Querschuß in transversaler
Richtung oder unilaterale Durchschüsse in sagittaler Richtung. in der
Halsregion oberhalb der-Regio laryngea oder in dieser selbst. ScHädel-
basis. ist nie attackiert. In sechs von den acht Fällen führte die. Ver-
letzung zu einer Larynxläsion. Tracheotomie war nie ausgeführt
. worden. Bei indirekten Verletzungen des Larynx werden Funktions- |.
störungen nicht nur infolge Vagusbeschädigung, -sondern auch durch
Narbenprozesse hervorgerufen. o
l E. Urbantschitsch: Die Überrumplungsmethode bei hyste-
rischer Taubstummheit (psychogenen Hör-, Sprach- und Stimmstörungen).
Verfasser betont, daß er als erster die „Überrumplung“. mit starken
faradischen Schlägen für hysterische Sprach- und. Hörstörungen bei
Kriegsteilnehmern empfohlen habe. 5 | eo;
E. Ruttin: Ohrbefunde bei sagittalen Durchschüssen des Ge-
Unter. sagittalen Gesichtsschüssen versteht Verfasser die
Diese Schüsse teilt Verfasser in: 1. tangentiale Schüsse im oberen
F esichtsschädel, 2. im unteren Gesichtsschädel, 8. mehr minder wirk-
Ich sagittale Schüsse, Ein- und Ausschuß liegen mehr minder in der
-1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — Nr.29.
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—
Mittellinie. “Verfasser gibt nur. Gehörorganschädigungen infolge Fern-
respektive Nachbarwirkung. Vorwiegend schädigen die Tangential-
schüsse des oberen Gesichtsschädels den Cochlearapparat, weniger die
Tangentialschüsse des unteren Gesichtsschädels und die mehr reinen
Sagittalschüsse. Die Ursache der Schädigung ist die auf das Felsen-
bein sich übertragende 'Erschütterung. Von- 24 Fällen wurden sieben
auf der Seite der Verletzung taub. Schüsse durch die Wangenweich- EE
: teile schädigten das Gehörorgan wenig oder gar n ar
i icht, -wenn der Ein-
und. Ausschuß am Hals oder. Nacken ag. u Me,
S. Gatscher: Hirnabsceß und Status hypoplasticus. . Ein auf
‚dem Boden einer akuten Exacerbation eines Cholesteatoms entstandener
vorliegenden Falle Asymmetrie) geben eine besondere Disposition des
Gehirns für otogene Infektionen. FE va 2
R. Spira: Ohrenkrankheiten und Militärdienst. . Aus Zensur-
gründen konnte der ‘Artikel nicht: während des Krieges, veröffenlicht
werden. Verfasser übt Kritik an den österreichisch-ungarischen Vor-
schriften für die ärztliche Untersuchung der Wehrpflichtigen. _
ns a Bohn = Haenlein.
`
. Therapeutische Notizen.
Die Chinidintherapie . des Herzens empfiehlt G. v. Bergmann
(Marburg). Das Chininderivat Chinidim ist besonders wirksam beim
Vorhofsflimmern, und zwar wirkt es intensiver als Chinin.
Durch Chinidin können indirekt — ohne Kombination mit Digitalis —
‚auch schwerste Stauungen beseitigt ‚werden. ]
flimmern bei hoher Ventrikelfrequenz (Delirium cordis). infolge .‘der für
den Kreislauf ganz unzweckmäßigen ` Herzaktion -die Dekompensation
Wird durch Vorhof-
veranlaßt, so wird — ein leidliches Herz vorausgesetzt — nach Be-
seitigung des Flimmerns die Stauung verschwinden. Hier ist die De-
kompensation nur Folge der Rhythmusstörung (z. B. des Delirium
cordis) Die Digitalis wirkt voraussichtlich der Regularisierung
des Rhythmus durch Chinidin entgegen, man braucht aber die
Herabsetzung: pathologischer Reizbildung und Reizbarkeit, das. scheint
‚die. Voraussetzung zum Aufhören des Flimmerns zu sein. Erst nach
erfolgter Regularisierung mag die Digitalis. notwendig werden. Man
frage- sich aber; ob nicht rein durch die Regularisierung des Schlages
schon die Stauungen verschwinden werden. Man gebe Pillen zu
0,1 Chinidin sulfuricum, und zwar am Vortage zwei Pillen auf einmal,
| | Das wird drei bis vier Tage fortge-
setzt. (M. m. W. 1919, Nr. 26.) eo
. Über die Wirkung: des Ovaradentriferrins berichtet Koslowsky |
(Berlin-Lichtenberg) und gibt zugleich einen Beitrag zur Organtherapie
endokriner Drüsen. Das Ovaradentriferrin wird empfohlen bei. Aus-
fallserscheinungen infolge verminderter Funktion der Eierstöcke. Seine
Wirkung ist an den Organanteil gebunden. Erfolg verspricht die Be-
handlung mit dem Mittel nur dort, wo es als Ersatz oder Ergänzung
dienen kann, Bei nicht genügend funktionierenden endokrinen Drüsen
‚ist die Organotherapie eine Schonungstherapie. Nur so ist es zu er-.
'klären, daß. nach genügend langer Darreichung der Ergänzungsstoffe
die funktionsschwache Drüse ihre vollwertige Tätigkeit aufnimmt, und
zwar dauernd. Die Amenorrhöe wie ein Teil der Menorrhagien und
die Metropathie beruhen auf Hypo- oder Dysfunktion der Ovarien. Die
Ovarien bedürfen eines besonderen Anreizes zur Funktion. Diesen Anreiz
gibt vor allem die Hypophyse; diese ist der Keimdrüse übergeordnet.
Ein Teil der Kriegsamenorrhöe ist aus dem Antagonismus zwischen
Thyreoides und Ovarium zu erklären. (D. m. W. 1919, Nr. 27.)
‚Zur Behandlung der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferdeserum
äußert sich von neuem -Bingel: (Braunschweig). Er will kéinen,
Unterschied in den therapeutischen Erfolgen des gewöhnlichen Pferde-
serums gegenüber dem antitoxischen Heilserum gesehen häben, bittet
aber um Nachprüfung. (D. m. W. 1919, Nr. 27) *. F. Bruck.
Einen Beitrag zur Behandlung der Malaria liefert Timpe ':
(Dresden). Er ist der Überzeugung, daß bei frühzeitiger Anwendung
des intermittierenden Behandlungsmodus mit steigenden Dosen bei
chiningewohnten Kranken ein großer Teil derselben schneller als bisher.
und höchstwahrscheinlich völlig geheilt werden kann (Th. d. Geg.,
1919, Juni). | | 0. Reckzeh.
- Durch Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne ist es K, Huld-
schinsky (Berlin-Zehlendorf) bei vier schweren Fällen von. Rachitis.
im Zeitraum von zwei Monaten gelingen, eine nahezu völlige Aus-
heilung des Leidens zu erzielen, und zwar. unter sehr ungünstigen
E
rechtsseitiger Schläfenlappenabsceß. Für Status hypoplasticus sprechen
Anomalien im Gefäßsystem und in der Genitalsphäre. Eigentümliche -
anatomische Verhältnisse des Schädels bei Status hypoplasticus. (im -
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| tags darauf morgens vier Pillen. Wird dies vertragen, folgen am selben :
| Tage noch zweimal vier Pillen. |
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29.
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äußeren Bedingungen (regnerische Wintermonate, Kriegskost, häufige
Infektion, wie Schnupfen und Grippe). (D. m. W. 1919, Nr. 26.)
Die Behandlung der kindlichen Vulvovaginitis gonorrhoica mit
heißen Bädern verwirft Lade (Düsseldorf). Er sieht in den
heißen Bädern eine Gefährdung des Kindes, die mit dem Erfolg
in keinem Einklang steht. Denn in einigermaßen erheblichen Fällen
tritt keine nennenswerte Besserung ein. Und milde Fälle der kind-
lichen Vulvoyaginitis gonorrhoica sind auch ohne ein so eingreifendes
Verfahren günstig beeinflußbar. (D. m. W. 1919, Nr. 36.)
Die Behandlung des Lungenabscesses durch künstlichen Pneumo-
thorax (Entspannungsbehandlung) ist auch nach F. Brüning (Berlin)
zu verwerfen. Die einzig rationelle Therapie bei diesem Leiden bleibt
vielmehr die operative Eröffnung des Abscesses. Sie bringt
die Fälle, die überhaupt noch heilbar sind, in der großen Mehrzahl zur
Heilung und verhütet oder beherrscht die üblen Komplikationen.
(D. m. W. 1919, Nr. 27.)
Eine schonende Methode der Nagelentiernung bei eingewachsenem
Nagel empfiehlt Langemak. Man faßt das freie Ende des Nagels
quer mit einer Kocher-Klemme und rollt nun den Nagel wie den
Rand einer Sardinenbüchse nach hinten auf. Ist der Nagel sehr kurz,
so löst man den vorderen Teil mit einem Elevatorium, bis der Nagel
gut gefaßt werden kann. „Die Regeneration des gesunden Nagels
wird auf diese Weise in wenigen Tagen erzielt.“ Die Methode ver-
meidet eine Berührung des Nagelbetts. (D. m. W. 1919, Nr. 27.)
Furunkel behandelt Ritter (Bad Salzbrunn i. Schles.) wie folgt:
Ganz frische Herde mit nur beginnender Rötung der Haut mit Jod-
tinktur; kleine Infiltrate mit Pustel oder gelbem Centrum mit einem
Ichthyolwattebausch; große Infiltrationsherde mit umfangreicheren Ne-
krosen nach den bisher bewährten Methoden. Meist läßt sich die Ent-
wicklung größerer Infiltrationen mit der Ichthyol-Wattebauschbehand-
lung vermeiden. Man nimmt dazu reines, altes Ichthyol. Mit dem
Wattebausch läßt sich dann der einzelne Herd ohne Verband und Heft-
pflaster sicher abschließen. Das Ichthyol ist wasserlöslich, was
für die Reinigung der bedeckten Stelle von Bedeutung ist. (M. m.
W. 1919, Nr. 23.)
Zur Entiernung von Steinen in der männlichen Harnröhre emp-
fiehlt Victor L. Neumayer (Kljuc, Bosnien) die W eb er sche
Schlinge (in der Augenheilkunde zum Herausholen von Linsenresten
oder ganzen Linsen verwandt). Damit gelang ihm in zwei Fällen die
Entfernung eines Harnröhrensteins. (M. m. W. 1919, Nr. 23.)
Die Röntgenbehandlung der Aktinomykose der Kopf- und Hals-
gegend ist nach Otto Jünglin g (Tübingen) die Methode der Wahl.
Die Behandlung tiefgreifender Prozesse soll aber nur mit ganz leistungs-
fähiger Apparatur in Angriff genommen werden. (M. m. W. 1919, Nr. 26.)
FE. Bruck.
Für Fälle von Anämie, Erschöpfungszustände, Unterernährung
empfiehlt Hirsch (Berlin) Haemarsin, ein wohlschmeckendes Präparat
aus Kokodylsäure, glycero-phosphorsaurem Calcium und Strychnin.
Man gibt dreimal täglich einen Eßlöffel. (Th. d. Geg., 1919, Juni.)
Reckzeh.
Bücherbesprechungen.
Ersatzglieder und Arbeitshilfen für Kriegsbeschädigte und Unfall-
verletzte. Herausgegeben von der „Ständigen Ausstellung für
Arbeiterwohlfahrt, Berlin-Charlottenburg‘“ und der „Prüfstelle für
Ersatzglieder, Berlin - Charlottenburg“. Mit 1586 Abbildungen.
1121 Seiten. Berlin 1919, Julius Springer. M. 28,—, geb. M. 40,—.
Bekanntlich hat sich schon ziemlich bald nach Ausbruch des
Krieges die Notwendiskeit des Zusammenarbeitens von Ärzten und
Ingenieuren herausgestellt, um den durch die Versorgung der Ampu-
tierten mit Kunstgliedern plötzlich gestellten Aufgaben gerecht werden
zu können, die an sich gute, aber unrationelle Einzelarbeit der
Bandagisten in breitere Bahnen zu lenken, und hierdurch und durch
Überbordwerfen veralteter Konstruktionen eine Vergeudung von Zeit,
Arbeitskraft und &eld nach Möglichkeit zu verhüten. Zu diesem
Zwecke wurde die Prüfstelle für Ersatzglieder errichtet. Die ihr auf
diese Weise zuwachsende, während des Krieges wertvolle Gutachter-
tätigkeit hat der genannten Vereinigung eine Fülle von Material
an Ersatzgliedern und Arbeitshilfenkonstruktionen gebracht, zumal
auch Deutsch-Österreich und Ungarn mit ihren entsprechenden Ver-
einen ihre Konstruktionen zur Verfügung stellten. Das vorliegende
Buch ist der Niederschlag der so zustande gekommenen Erfahrungen.
In — man darf wohl, ohne sich der Gefahr auszusetzen, als Chauvinist
verschrien zu werden, sagen — echt deutscher Gründlichkeit sind hier
ab ovo bis Anfang 1918 alle irgend brauchbaren Gedanken und
wichtigen im Bau von Kunstgliedern und Arbeitshilfen gemachten
Erfahrungen gesichtet worden, und so ist ein Werk zustande ge-
kommen, wie.es die Literatur bisher nicht besaß.
Nach einer Zusammenstellung der dienstlichen Vorschriften
über die Beschaffung von Ersatzgliedern für Heeresangehörige finden
wir in einem von ärztlicher Seite bearbeiteten ersten Teil Abhand-
lungen über die physiologische Mechanik der Extremitäten, über
blutige und unblutige Herrichtung von Amputationsstümpfen, über
Verhütung und Behandlung von Stumpfeontracturen usw. Den prei-
testen Raum nehmen die Kapitel über den mechanischen und prak-
tischen Aufbau der künstlichen Glieder ein, die von bekannten
Männern des Ingenieurwesens und der Orthopädiemechanik bearbeitet
sind, wobei auch auf die Berichte über die Normalisierung einzelner
Teile der Ersatzglieder als einen der praktisch bedeutsamsten Fort-
schritte hingewiesen sei. Eingehende Besprechung finden ferner die
Lähmungen und ihre Apparatversorgung, sowie die mancherlei Hilfen
für Amputierte, wie sie im täglichen Leben und bei der Arbeit not-
wendig und zweckmäßig sind; endlich wird uns Wissenswertes über
das fernere Schicksal der Amputierten in bezug auf ihre Leistungs-
fähigkeit in Landwirtschaft und Industrie mitgeteilt. — Daß trotz der
Fülle des Gebotenen nicht alles, was man zu suchen vielleicht
berechtigt ist, in dem Werk enthalten, manches dafür mehrfach
gegeben ist, ist bei der großen Zahl von Mitarbeitern wohl nicht
zu verwundern. So vermißt man z. B. ganz eine eingehendere wissen-
schaftliche Schilderung der Herstellung des Gipsabgusses, ferner der
Aufhängevorrichtungen von Beinprothesen (die Dollingersche Dar-
stellung lediglich seiner eigenen Methode erschöpft meines Erachtens
diese Frage nicht!), obgleich auch hier prinzipiell wichtige Fragen
auftauchen, eine Einheitlichkeit noch nicht erreicht ist und Ver
besserungen noch zu machen sind. Anderseits ist eine Anzahl von
Konstruktionen als brauchbar beschrieben, die sich in der Praxis
nicht bewähren. Wie auf anderen Gebieten macht die Technik auch
auf dem Gebiete der Ersatzglieder und Arbeitshilfen in Einzelheiten
noch jetzt oder gerade jetzt wieder schnelle Fortschritte. Und
doch werden diese den Kriegsversehrten erst dann den Erfolg der
Ertüchtigung zum werktätigen Leben bringen, wenn mit der äußeren
Ergänzung der verlorenen Glieder die psychische Aufrichtung kommt,
ein Ziel, das, wie Beckmann in schöner Offenheit zeigt, leider
nicht stets erreicht wird. Wenn ich aus der Fülle des Dargebotenen
schließlich noch einige Punkte herausgreife, so geschieht es nur, weil
sie für den Praktiker von besonderem Interesse sein könnten: 50
betont z. B. Borchard die Wichtigkeit und Möglichkeit des Aus:
baues der chirurgischen Methoden der Verlängerung des Stumpies,
Schlesinger führt mit Recht aus, daß wir von der idealen Hand-
konstruktion noch sehr weit entfernt sind und daß der Grundgedanke,
die Kunsthand als Haltehand und nicht als Greifhand auszubilden,
der richtige ist, weil er den Lebensbedineungen des Amputierten ab-
gelauscht und angepaßt ist. Sehr richtig ist auch die Bemerkung, dab
bei der individuell so verschiedenen Gangart der Menschen die Auf
findung des jeweils Besterreichbaren von der Beobachtungsgabe,
und daß der gute Sitz einer Beinprothese, die in der Hauptsache
von der Paßrichtiekeit der Stumpfhülse herrührt, von der persün-
lichen Geschicklichkeit des Bandagisten abhängt.
Alles in allem liegt hier ein Buch von ungewöhnlicher Bedeutung
vor; der endgültige Friedenszustand wird zeigen, ob unsere Gegner
mit gleichen Erfolgen an der äußeren Ertüchtigung ihrer Schwer
verletzten gearbeitet haben oder ob wir, was ich für unwahrscheinlich
halte, schließlich auch hier unterlagen. Peltesohn-Berlin.
Herbert Oczeret, Die Nervosität als Problem des moder:
nen Menschen. 9 Seiten. Zürich 1918, Orell Füßli. (Frs. 3,80.)
M 4,—.
Das Büchlein enthält neben einer theoretischen Auseinander-
setzung über den Begriff der Nervosität drei über sozial wichtige
Themen geschriebene Kapitel: Zum Problem der Kindererziehung, der
modernen Frau, des modernen Mannes. Das letzte ist lückenhaft und
matt, die beiden ersten mit einer farbigen Beredsamkeit geschrieben.
Überhaupt ist dieser praktische Arzt Oezeret ein gebildeter, psycho-
logisch und daher auch psychotherapeutisch begabter Mann. Es yer-
dient Anerkennung, wie er sich mit Theorien Freuds, Adlers,
Jungs abfindet, wie er sie einander zu nähern, aus allen das pesis
und praktisch Brauchbarste herauszudestillieren versucht. Mit seine!
klugen Betrachtung menschlicher Konflikte neurotischer Komplexe,
charakterologischer Eigentümlichkeiten ist das leicht geschriebene N
chen ein kleiner Baustein am Gebäude wichtiger Zeitphänomene, ein
bescheidener Beitrag zur psychologischen Weltbe traoa a ger
"Singer.
Distizes by GoOgle
-
| "der Mastitis mit Eucupin und Vucin.
. „akuter eitriger Brustdrüsenentzündung behandelt;
von Mastitis säugender Frauen und zehn aus anderen Ursachen. Durch .
T u Vereins- und Auswärtige Berichte, e
Coo oO. Berlin. | '
. Medizinische Gesellschaft, Sitzung vom 18. Juni: 1919.
Vor ‚der Tagesordnung. zeigte Hensel die Moulage ` einer.
#siblichen. rechten. Brust. Sie wies eine' große: Geschwürs-
fläche auf (ausgedehnte Nekrose) als Folge einer: Paraffininjektion vor
acht "Jahren. ‚Durch den. Fall wird‘ die“ Nutzlosigkeit und ‘Gefährlich-
keit. des Verfahrens bewiesen.
Paul Rosenstein:
nn Tagesordnung.
R: hat im ganzen \45. Fälle von
‚eine. besondere Technik der Aspiration und Auffüllung. der Abscesse,
sowie in anderen Fällen von parenchymatöser Mastitis durch Um- und
-Unterspritzung der erkrankten Brustdrüsen ist es ihm gelungen, in
allen - Fällen- ohne Operation die Patientinnen der Heilung entgegen-
_ zuführen. `
-der eitrigen Mastitis und anderer eitriger. Erkrankungen drückt sich R.
-noch sehr zurückhaltend `aus, .da ohne die genaue Kenntnis der jedes-
mal eintretenden Reizerscheinungen leicht Mißgriffe in. der Behandlung
vorkommen können. Deshalb rät R:, zunächst ‘die von ihm mitge-
- teilten Erfahrungen von, sachverständiger chirurgischer Seite nach-
..prüfen zu lassen, éhe man. die "Mittel den praktischen Ärzten in die,
Hand gibt.
‘Vueins (!/s°/ig) hat R. nicht beobachtet. Beide Mittel wirken gleich-
mäßig gut. R. unterscheidet bei der, Heilung der eitrigen Mastitis
‚und anderer eitriger Prozesse zwei Stadien: 1. das Stadium der akuten
= Reizung, das zwei bis fünf Tage dauert und mit Zunahme aller Ent-
zündungserscheinungen einhergeht; 2. das. Stadium der Infiltration, das
in.schweren Fällen wochenlang. dauern kann. In beiden Stadien sind
. die Patientinnen bald gänz fieber- und schmerzfrei. Aus der Punktions-
stelle entleert sich Eiter, eventuell auch Nekrosen; in anderen Fällen
geht die Infektion ohne Fistelbildung - zurück; allmählich tritt ‚eine
Restitution der indurierten. Gewebe wieder .ein. — Das kosmetische
Ergebnis ist besonders bei Mastitis erheblich besser, als wie bei den
‚Jandläufigen chirurgischen Eingriffen.
Die Ungiftigkeit der Chininderivate Eueupin und Vuein ist durch
R.s Erfahrungen erwiesen. (Selbsthericht.) - k
; Aussprache.
Brustdrüsen von ‘Meerschweinchen,
ziehungsweisė Eucupin injiziert hatte.
schweinchen mit Mastitiseiter krank gemacht und nach fünf Tagen in
die-kranke Brustdrüse Eueupin gespritzt.
‚Seite beobachteten schweren Gewebsschädigungen nicht bestätigen.
; Hofmann: Zusammen mit Kettner hat H. über die Wir-
kung des Vueins an der Bierschen Klinik gearbeitet. Im wesent-
lieben kann er die Befunde von Rosenstein bestätigen. Die Er-
‚folge sind .bei umschriebenen Eiterungen: gut, weniger gut bei ausge-
in die er Kochsalzlösung be-
.breiteten. Bei abscedierenden Mastitiden kamen Heilungen nach ein- .
bis zweimaliger Injektion in fünf bis acht Tagen zustande. Vuein
ist auch in größeren Mengen unschädlich.
tionen-von 0,4 bis 0,5 g werden gut „vertragen. Bei Kindern sieht man
nach Füllung geschlossener Eiterungen Pulssteigerungen mitunter für
mehrere Tage. Zu der Behandlung infiltrierender Formen von Mastitis
mit Vucin hat ‘er sich nicht entschließen können. 'In solchen Fällen
wurde durch. allgemeine Maßnahmen eine lokale Abgrenzung des Pro-.
zesses versucht, der dann. mit Vucin behandelt wurde. Schwierig ist
mitunter die Behandlung mehrkammeriger Eiterungen. Die Füllung
der Absceßhöblen ' 'soll nicht mit:zu großem Druck’ erfolgen, Gangränen
dürfen nicht. eintreten. Mitunter kommt man obne 'Nachfüllung aus.
‚Die. Vueinbehändlung eignet sich für abgegrenzte Prozesse und für die
Diese kann man um- und unterspritzen.
er
eh der Karbunkel,
; Sie heilen sämtlich aus. .
Hammerschlag: Naturgemäß bietet der einfache‘ Absceß
Von den bisher zur Behandlung der |.
‚der Mamma die besten. Chancen,
eitrigen Mastitiden - ‚angewendeten Methoden, die er sämtlich geprüft
hat, bewäbrt sich ausgezeichnet die Behandlung nach Bier mit Stich-
incision, ` Sie. gibt auch kosmetisch gute Resultate. Bei seinen Ver-
suchen mit den Mor genrothschen Präparaten ist H. noch nicht
zum. Abschluß gelangt. Technisch geht er etwa so vor wie Rosen-
Stein; er verwendet aber doppelt so starke Lösungen. Die Resultate
Sa mitunter ganz überraschend. In anderen Fällen, namentlich, wo
A Biterhöhlen vorlagen, waren die Ergebnisse nicht so gut. Auf-
ha .
Die Behandlung.
darunter 85. Fälle:
Über -die Empfehlung des: Mittels zur allgemeinen Behandlung i
Ein Unterschied in der Wirkung des Eucupins (!/2/,ig) oder des
| eingehen.
Klein zeigt mikroskopische. Präparat von. druck gesunder Tiere machen, . Streptokokken injiziert, an denen. alle.
Schließlich: hatte er ein Meer-.
‚Immunität entsteht verblüffend rasch.
ersten Impfung bereits ausgebildet, sie ist schon .nach sechs Stunden. s
vorhanden. Die Virulenz muß also kinetisch als Resüultante der An-.
| griffskraft der Streptokokken und der: Immunitätsreaktion des Körpers -
Daraus folgt, daß das Schicksal eines mit Strepto- `
Er‘ konnte die von anderer |
Auch intravenöse Injek- -
einwandfreien Ergebnisse erzielt.
Z
‘| fallend ist das. Nachlassen der Schmerzen. am eteten Tagé. Schmerz- =
|- stillende‘ Zusätze hať er nicht gegeben. Die Behandlung kann wochen- u
und: ‚monatelang dauern und es kommt mitunter zu ganz ‚erheblichen `~
Nekrosen. In. solchen. Fällen ist der kosmetische Erfolg nicht` gut.
‘Das Verfahren ist zu empfehlen und irgendwelche Tatsachen, die von
_ dem Verfahren abzuraten 'Veranlassung geben, „hat er nicht‘ gesehen.
-~ Morgenroth: Die vor fast genau zwei Jahren von B ier:
-| hier vorgetragenen Ergebnisse der neuen ‚desinfizierenden Behandlung
‚sind während des'Krieges weiter- ausgebaut worden ‘und man beginnt <
| die Kriegserfahrungen der Friedenschirurgie nutzbar ‚zu machen. ‘Aus.
` Halle ist eine Veröffentlichung über Tiefendesinfektion bei, gewerblichen |
‚Unfallverletzungen erschienen.
schaffen, aus denen man zu endgültigen Urteilen kommen wird. Günstig - .
lauten die Mitteilungen bei Gelenkeiterungen, bei denen man Konzen-
trationen von 1:100 anwendet, obne Gewebsschädigungen . zu erhalten.
Das ‚Mittel soll. zwar am Tier. versucht werden, aber in letzter Linie
- entscheidet doch die Erfahrung am Menschen.
. Man muß gewisse Standarderfahrungen
Versuch ist nicht zu entbehren. - In eigenen, noch nicht abgeschlossenen
_ Tierversuchen hat er festgestellt, daß man .zwischen der Einwirkung ..
der Präparate auf gesunde und kranke Gewebe unterscheiden muß.
Bei Anwesenheit von Staphylökokken” im Gewebe scheinen die Schädi-
gungen des Gewebes größer zu sein als im gesunden Gewebe.
rückzuführen.
‚praktisch unempfindlich gegen Vucin. Beim Muskel. des Kaninchens
"kann man beobachten, daß der. rote Muskel außerordentlich viel emp- >
findlicher ist als der weiße. So muß auch beim Menschen jedes Ge-
webe geprüft werden. Die Wirkungsweise des Vuci
Streptokokken ‘und Staphylokokken handelt. .
diese Annabme. ‚Immerhin ist daran festzuhalten, daß eine zweite.Wir-
kung eine nicht geringere. Rolle spielt, das ist die Virulenzverminde-
rung. Stellt man sich auf diesen mehr biologischen Standpunkt, -so
: muß man annehmen, daß hier ein Zusammenwirken der Schutzkräfte,.
‘die dem Organismus an und für sich‘ innewohnen, mit. “dem chemo- BR
therapeutischen Wirken zusammenfällt.: Es ist M. gelungen, Mäuse mit
Streptokokken zu infizieren, die eine chronische Streptokokkenerkran- -
kung herbeiführen, an der die ‚Tiere erst nach vier. bis “sechs Wochen .
Wenn man derartig kranken Tieren, die durchaus den Ein-
anderen Mäuse in der bekannten Weise rasch zugrunde gehen, so
bleiben die. vorgeimpften Tiere „gesund“, das heißt sie sterben erst an
den Folgen der ersten Impfung nach vier bis sechs Wochen. Diese
Sie ist 24 Stunden nach. der
‚gedeutet werden.
kokken infizierten Organismus sich in kurzer Zeit, wahrscheinlich schon
in sechs Stunden, entscheidet.
flussung eitriger Prozesse darauf an, möglichst schnell einzugreifen,
wenn man dem Organismus zu Hilfe kommen will. Es kommt auf jede
Stunde, ja auf jede Minute an. Schließt man sich .der Anschauung. an,
daß die Virulenzverminderung eine große Rolle spielt, so wird man
der Anwendung .der wirksamen Mittel auf dem Blutwege das Wort
sprechen. Das heißt aber nicht für die intravenöse Injektion eintreten,
gegen die gewisse Bedenken bestehen, - sondern ..es bedeutet die Befür-
wortung der innerlichen Behandlung. Für die’ Wirksamkeit dieser Be-
‚bandlung sprechen die Erfahrungen mit Optochin. |
innerlichem. Wege. erfolgreich
M. glaubt, daß die
chemotherapeutische Antisepsis auf
werden wird. |
Bier: Auch nach ausgedehnten weiteren Versuchen hat sich
heräusgestellt, daß das Vucin nur bei geschlossenen Abscessen wirksam
er
ist. 'Fortschreitende Prozesse mit Chininderivaten zu behandeln, er- |
scheint . aussichtslos. Sie versagen auch. beim Pleuraempyem. Die
'Saugbehandlung. der Mastitis ist, auch wenn kein Absceß vorhanden -_
| Man darf zugeben, >
daß es Spontane Rückgänge gibt, aber .die Erfahrung lehrt doch. die
Vorzüge der. Saugbehandlung. Entzündung macht keine Schmerzen,
! Mit der inneren `’
Verabreichung von Eucupin hat B. bei ausgedehnten Versuchen keine
Was sich von selbst zurückbildet,
ist, gut. Schmerzen bilden eine ‚Gegenindikation.
sondern lindert sie. Sie’ ist eine nützliche Reaktion. `
ist sehr schwer zu beurteilen. er
. Rosenstein. Schlüßwort.
no.
$
Fritz Fleisch er.
‘Der. tastende klinische E
‚Das .
ist'nicht auf‘ das Präparat, sondern auf die -Wirkung der Toxine zu-
Nach seinen Erfahrungen ist das Unterhautbindegewebe
beziehungsweise i
Eucupins muß zweifellos dahin - ‚angenommen werden, daß es sich viel-
fach. um . eine echte Desinfektionswirkung, um eine Abtötung. ‚der:
Der. Tierversuch stützt E
'Es kommt auch bei der lokalen Beein-
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bei den Prüfungen die Leistungsprüfungen von den eigent-
gemeine Leistungsfähigkeit versucht.
724 -` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.29.
, Frankfurt a. M.
Arztlicher Verein. Sitzung vom 19. Mai 1919.
Sippel: Die Unfruchtbarkeit der Frau: und die Möglichkeit ihrer
therapeutischen Beeinflussung. Vortragender lehnt die homöoplastische
Überpflanzung funktionierenden Ovarialgewebes zur Heilung einer durch
Aplasie oder Atrophie der Ovarien bedingten Sterilität ab, einmal wegen
der schlechten Erfolge solcher Transplantationen ‚überhaupt, dann aber
auch deshalb, weil ein auf diesem Wege etwa zustande ‚kommendes
Kind in Wirklichkeit nicht ein Kind der Frau sei, die es geboren habe,
sondern jener anderen, von der das überpflanzte Ovarialgewebe stamme,
denn es besitze alle die körperlichen. und geistigen Erbeigentümlich-
keiten, die ihm durch die von jener Frau stammenden Chromosomen
übertragen wurden. S. erörtert dann an der Hand einer Reihe von
Skizzen die mannigfachen Momente, welche entweder auf das Ovulum
oder auf die Spermatozoen in der Weise hindernd zu wirken vermögen;
daß Unfruchtbarkeit die Folge ist. Er bespricht die Möglichkeiten,
dagegen anzukämpfen und kommt zu folgendem Ergebnis: In vielen
Fällen ist es möglich, einer vorhandenen Unfruchtbarkeit der Frau
durch entsprechende Maßnahmen erfolgreich entgegenzuwirken. Diese
Maßnahmen sind, wenn richtig und mit der nötigen Vorsicht ausgeführt,
unschuldig und gefahrlos. Eine jede derartige Behandlungsform stellt
jedoch nur einen Versuch dar, da man niemals wissen kann, ob nicht.
neben den bekämpften Conceptionshindernissen noch andere bestehen,
die wir nicht zu erkennen vermögen. Man kann und darf keinen Erfolg
versprechen, sondern nur die Möglichkeit eines solchen betonen, eine
Möglichkeit, die man durch die-guten Erfahrungen, welche man gemacht
hat, stark zu stützen berechtigt ist. — Die Entscheidung darüber, ob
ein Behandlungsversuch gemacht werden soll, ist dem Ermessen der
Frau anheimzustellen.
Goldstein berichtet über experimentell psychologische Prü-
fungen zur Feststellung der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit Nervenkranker,
die er speziell an Hirnverletzten ausgeführt hat, die aber auch eine
Übertragung auf andere Nervenkranke ermöglichen. Er unterscheidet
ein dystrophischer Prozeß, der vorwiegend Temporales, Masseter, Sterno-
‚eleidomastoidei, Schultermuskulatur sowie die Strecker und Beuger
der Hand betrifft. Man kann jedoch sagen, daß, abgesehen von diesen
Prädilectionsstellen, das ganze muskuläre System eine gewisse Dys-
(sekundär), die nach Angabe des Patienten langsam sich im Verlauf
des Leidens entwickelt hat. Die myotonischen Erscheinungen be-
schränken sich auf den Faustschluß. Dagegen zeigt die elektrische
Untersuchung in einer Reihe anderer Muskeln Nachdauer der Con-
traction bei direkter faradischer und galvanischer Reizung. Katarakt
wurde nicht gefunden (Prof. Igersheimer). Patellar- und Achilles-
völligem Verlust der Libido sexualis.
Keine Glatzenbildung. Keine
nennenswerte Veränderung der Psyche.
Der Fall entspricht somit im
lich von Hauptmann zusammenfassend dargestellt wurde.
Heubner demonstriert einen und bespricht zwei weitere Fälle
von Atropinvergiftung, die durch Genuß des Fleisches von einem Ka-
einige Stunden vor dem Tode 0,2 g Atropinum sulfuricum subcutan er-
halten hatte. Die Symptome begannen bereits eine Viertelstunde nach
der Mahlzeit, erreichten den Höhepunkt 3 bis 24 Stunden später und
hielten zwei bis drei Tage an: Trockenheit des Gaumens und des Halses,
Schwindelgefühl und Taumeligkeit, Kopfschmerz, Rötung und Erhitzung
des Gesichts, Herzklopfen und Pulsbeschleunigung, Unsicherheit des
Ganges und der Sprache, Mydriasis und Akkommodationslähmung, selbst
Zuckungen und leichte halluzinatorische Verwirrtbeit in
einem Fall.
‚ Vehme: Aleukämische Lymphadeuie. Patient, seit mehreren
Jahren in Beobachtung, leidet an multipler Tumorbildung der Haut;
flache Tumoren am harten Gaumen; am Periost des linken Oberkiefers;
in der linken Leistengegend entlang dem Verlauf des S Romanum
wurstförmige Geschwulst. Milz in früheren Jahren tastbar, jetzt nur
noch perkutorisch vergrößert. Afebrilität. Diazoleukocyten 3000 bis
5000; 40 bis 50% Lympho, meist kleine, 8 bis 12°/, Eosinophile; ge-
, ringe sekundäre Anämie. Zweimalige Probeexeision führte zur patho-
lichen Arbeitsprüfungen. Bei den Leistungsprüfungen werden
besonders einzelne Leistungen herausgegriffen, experimentell untersucht
und ein Rückschluß aus dem Ergebnis der Untersuchung auf die all-
Bei den Arbeitsprüfungen muß
der Kranke die seinem Berufe entsprechende Berufsarbeit in der Werk-
stätte leisten und die Beurteilung geschieht nach dem Arbeitswert, den
er schafft. Jede dieser beiden Untersuchungsmethoden hat ihre be-
sondere Bedeutung und ihre besonderen Vorzüge. Die Leistungs-
prüfungen zeichnen sich besonders durch die Exaktheit, die Einfach-
heit und leichte Wiederholbarkeit, sowie den Umstand aus, daß sie so
lebensfremd sind, daß der Kranke gar nicht weiß, worauf es ankommt,
sodaß das Moment der Arbeitsunwilligkeit bei' ihnen keine Rolle spielt,
Der Vorteil der Arbeitsprüfungen liegt besonders in der Angepaßtheit
an die wirklichen Arbeitsbedingungen, ihre Nachteile in ihrer Un-
exaktheit, in der Möglichkeit, daß der Kranke absichtlich mangelhaft
arbeitet usw. Am zweckmäßigsten hat es sich erwiesen, diese Methoden
nebeneinander anzuwenden. | i | |
Als Leistungsprüfung wurden verwendet der fortlaufende Re-
aktionsversuch, sowohl als einfache Reaktion, wie als Wahlreaktion,
das fortlaufende, Rechnen, die Untersuchung mit verschiedenen Ergo-
graphen, die es einerseits ermöglichen, die Leistungen einer Extremität
oder des ganzen Körpers festzustellen, andererseits durch ihre besondere
Konstruktion nicht nur die Höchstleistung, wie es bei den meisten
Ergographen der Fall ist, zu untersuchen gestatten, sondern auch die
Dauerleistung unter den für den Patienten seiner Individualität nach
optimalen Leistungsbedingungen. l
G. demonstriert eine große Reihe von. Kurven, an denen sich
zeigt, wie bei all diesen Untersuchungen die Abweichung der Gesamt-
leistungsfähigkeit in deutlicher, je nach der Verschiedenheit des Falles
verschiedener Weise in Erscheinung tritt. Besonders instruktiv ist der
Vergleich dieser Kurven mit den Kurven der Arbeitsprüfung, weil er
zeigt, daß der Ausfall der Leistungsprüfung tatsächlich einen Rück-
schluß auf die Arbeitsfähigkeit des Untersuchten gestattet.
G. hebt dann hervor, wie durch derartige Untersuchungen im
Verein mit der klinischen Beobachtung die Untersuchung der Arbeits-
fähigkeit Nervenkranker erst auf einen exakten, den wissenschaftlichen .
Anforderungen genügenden Boden gestellt werden können.
Hainebach.
Danach müßte man den Fall den seltenen Beobachtungen genera-
lisierter Sarkomatose der Haut beizählen. Klinischer Verlauf, Art und
Wachstum der Tumoren, welche auf R-Strahlen gut reagieren und
nicht schrankenlos in die Umgebung vordringen, Systemcharakter des
Prozesses sowie Blutbefund sprechen aber für Aleukaemia lymphatica.
Zudem zeigen die in der Literatur als generalisierte Hautsarkomatose
niedergelegten Fälle die primäre Beteiligung von Schleimhäuten und
inneren Organen, soweit sie nicht selbst, einer Zeit entstammend, wo
dieser Affektion zuzuordnen sind.
Lehmann demonstriert 1. einen 2i jährigen Studenten, der vor
zwei Jahren durch Artilleriegeschoß (Granatexplosion in unmittelbarer
Nähe) am linken Ellbogen verwundet wurde. Ellbogenschußfraktur,
Radialis-Ulnarislähmung. Bei der Untersuchung fand sich eine Radialis-
Ulnarislähmung mit 'charakteristischer Sensibilitätsstörung. Auffallend
mung in Anbetracht der früheren Anamnese und des Fehlens jeglicher
positiver hysterischer Merkmale nicht anzunehmen sei; eine In Resti-
tution befindliche organische Lähmung glaubt L. aber auf Grund des
schließen zu können.
2. einen 21jährigen Soldaten mit partiellem Riesenwuchs ‚der
linken unteren Extremität. Familienanamnese ohne Besonderheiten.
Bei der Geburt fand sich ein Muttermal in der linken Lendengegend,
und war drei Jahre lang im Felde. Erst im Anschluß an eine Zell
gewebsentzündung des linken Beines wurde die Vergrößerung bemerkt.
Bei der Untersuchung fand sich eine Verlängerung der ganzen linken
Extremität um 4 cm, die Umfangsmasse der einzelnen Gliedabschnitt
sind größer als auf der gesunden Seite, insbesondere fällt die unge
wöhnlich große linke Zehe auf. Im Bereich des zwölften Intercostal-
nerven und des Hio hypogastrieus sind ein nicht erhabener Naevus ceru-
leus und ausgedehnte Telangiektasien. L. nimmt einen erworbenen
Riesenwuchs an und hält es für möglich, daß der angeborene Naevus
in dem Maße, wie er sich vergrößerte und sich Venenerweiterungeh
bildeten, zu dem Zustandekommen der Makrosomie beigetragen hat
(ausführliche Veröffentlichung andernorts).
Fromme: Über eine endemisch auftretende Erkrankung des
Knochensystems. Bei einer großen Reihe junger Leute meist IM
Dur Göttingen.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 10. April 1919.
Schmidt: Demonstration eines Falles von aftrophischer Myo-
tonie. Bei dem 32jährigen Patienten besteht seit dem 20. Lebensjahr
20. Juli.
reflexe fehlen; keine sensiblen Störungen. Kleinheit der Hoden bei.
ninchen (1,92 kg) zustande gekommen waren, das zu Versuchszwecken
logisch-anatomischen Diagnose: polymorphzelliges Rundzellensarkom..
der Begriff einer Iymphatischen Leukämie noch nicht geformt war.
war der normale elektrische Befund sowie der Mangel jeglicher Atrophie. '
L. faßt den Fall als Akinesia amnestica auf, da eine hysterische Läb-
elektrischen Befundes und jeglichen Mangels von Muskelatrophie aus- .
das sich vergrößerte. Der Patient wurde als k. v. Inf. ausgemustert
plasie aufweist. Es besteht ferner eine Subluxation des Unterkiefers
wesentlichen dem Bilde der atrophischen Myotonie, wie es erst kürz-
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> wohl kürzlich
. Knochenerkrankung als :Spätrachitis mit Übergang in Osteomalacie auf
"und führt sie auf, eine Summe von. Schädlichkeiten zurück, welchen
im letzten langen Winter zumal die: schwerer arbeitende Bevö lkerung: |.
lt,
“unterliegen, daß das wichtige Krankheitsbild, das Ihnen Herr Fromme
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| minen. ungenügend sei.
yara er.” u
_Pubertätsalter. beobächtet Fr. seit einigen Mohaten TA in den.
"Knien, leichte bis hochgradige Gehstörung, in schweren. Fällen Gang-
art wie bei Osteomalacie, Spontanfrakturen: an Uüter- und Oberschenkel,
zum Teil erst röntgenologisch als solche aüfgedeckt, ‚Der übrige radio-
skopische Befund besteht in schweren Veränderungen an der Epipbysen-
linie nach Art der raċhbitischen, Atrophien der Spongiosà mit teilweise
eigentümlicher charakteristischer Lokalisation, -z. B. ‚streifenförmig im -
Die Beschwerden der Kranken haben.
bereits vor Monaten begonnen. 'F r. spricht die möglichen Entstehungs- |
ursachen systematisch durch und setzt seine Fälle zu analogen, zuerst |
. Er .faßt die
unteren Drittel des .Femurs.
aus Wien beschriebenen in Parallele.
gewisser Altersklassen besonders ausgesetzt war. Als deren ‚wichtigste
sieht er die ‘infolge. der Hungerblockade. mangelhafte Einährung an;
‚diese war durch den Fortfall von grünen Gemüsen, Milch, Käse und
` Fetten diesen Winter vielfach noch schlechter. als in vergangenen.
- Jahren. Am. wenigsten : glaubt Fr. Ca- -Mangel daran beteiligt, mehr
= neigt er zu der Annahme, daß die Zufuhr an Phosphor ‚und: an Vita-
Auf die experimentellen Befunde, durch Mangel -
an Phosphor oder an Vitaminen bei einseitiger Ernährung schwere :
Knochenerkrankungen’ auszulösen, wird hingewiesen. 5
Diskussion. Stich: 'Es.kann wohl: kaum einem Zweifel
‚soeben. demonstriert hat, auf die großen- Ernährungsschwierigkeiten,
unter - denen wir’ seit Jahren in Dentschland leiden, zurückzuführen ist. '
Ob die Krankheit‘ an anderen Orten ebenso gehäuft auftritt, wie hier,
entzieht sich augenblicklich ‘unserer Kenntnis. Nur von einem Kliniks-
‘bereich kann ich Ihnen Positives’ mitteilen, das ist der der Universität
- Kiel.“ Von’ dort’ habe ich. durch Geheimrat Anschütz gestern -die
"beobachtet wurden. Vielleicht liegt das an den besonderen Ernährungs-
verhältnissen Kiels.
. Pexöiketung. viel mehr Fische zu essen Gelegenheit haben: als wir
hier in Göttingen. Noch auf eine andere Beobachtung aber wollte ich
‚in Anschluß an den Vortrag von Herrn Fromme hinweisen. . Es
hat anscheinend schon einmal bei uns eine Zeit gegeben, in der, aller-
dings. lange nicht .so zahlreich, ähnliche ‚Knochenerkraükungen beob-
achtet wurden. Bei’ der Durchsicht der Literatur zu einem, Vortrag
über. chirurgische. Nachkrankheiten . der Grippe ‚fand ich im Archiv für.
klinische Chirurgie ‘vom Jahre 1895 eine Arbeit von F. Franke, die
Sich -mit Erkrankungen der Knochen, Gelenke und Bänder bei der
_lüflüenza befaßt. In’ dieser Arbeit ‚sind neben anderen Erkrankungen |
‘auch. Fälle- beschrieben, die ähnlich wie die von Fromme be-
;schrigbenen aussehen. Ein Teil der Fälle hatte im Anschluß an die
.. ta r
Die meisten
R fand Franke am Schienbein und erklärte sie damit,
daß fast alle seine Patienten ihre ‚Beine selir anstrengen mußten durch
. anhaltendes Stehen (Schriftsetzer,. Küchenmädchen usw.) oder Treten.
Paz
"mit dem Fuß (Näherin). Dabei: waren in einzelnen Fällen keine äußer-
“ ‚Nachricht erhalten, daß Fälle, wie die hier gezeigten, bisher nicht
Sie haben ja eben gehört, daß die. Fische be- |.
‚sonders reich an jenen Stoffen sind, die wir für unseren. Knöchen- |
-aufbau nötig haben und in Kiel, so denke ich, wird auch, die arbeitende.
I
"Kriegskost für ‚ ausgeschlossen, f
Knöchenerkrankung nach: ‚Phosphormängel gegenüber: ‚der nach Calcium- TE
der Krankheit in den Wintermonaten : ‚sehr‘ wohl‘ verständlich. ‚sei,
zu erwarten gewesen.
or
” bei Drück auf. die 'ergriffenen Stellen; Auch, die antar der Digas:
' Ostitis vorgenommene: Operation verlief. mitunter. ganz ohne greifbares
Ergebnis; in anderen Fällen. hat die ‚Operatioh ‚einen. Befund zutage
gefördert, ; der als - subakute Periostitis und „Osteöperiostitis ‚gedeutet
wurde, ‚ahscheinend - ‚ganz selten“ nur fand. ‚sich richtige ‚Eiterbildung.
'Im Mißverhältnis zu der: fast immer fieberlosen. Knochenerkrankung
sahen Frankes Fälle oft ganz außerordentlich. mager und elend aus, .
Fälle.
Kranken ` war z. B. über: ein Jabr. im Krankenhaus. — MH!
“natürlich nicht sicher, aber ich: ‚halte es immerhiù für. möglich; dag `
. heute vorgestellten Kranken. Wir müssen also. vielleicht :doch neben
.soll, eine infektiöse Komponente für die Entstehung” des ‚Leidens mit
.in Änspruch, nehmen. : pi i
Heubner hält einen Mangel an "Bhosphaten - selbst. in. der -
. betont auch den: ‚ Unterschied - der.
mangel. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen: den, vorgeführten.
Kuochenerkrankungen und Vitaminmangel .scheint ihm ‚dagegen mög-
| lich, selbst wahrscheinlich, da Ähnlichkeiten des: 'Krankheitsbildes mit-
experimentell an Hunden erzeugten . „Avitaminosen“ . ‚unverkennbar
sind. — Therapeutisch ‘empfiehlt sich vielleicht neben anderen vitamin- -
reichen Nahrungsmitteln ein Versuch mit Apfelsinensaft, der sich nach `
Otto Heubner bei Morbus Barlöw. vorzüglich bewährt hat. Die . _
Anwendung von Phosphorlebertran darf nicht als, Ersatz für fehleņdes
Phosphat. angesehen werden. ;
Blühdörn betont ebenso ` wie Gö pper t, daß daš Auftreten’.
da.
fühlten sich matt und hinfällig, wie ‘ein Teil der heute beschriebenen. ie
Die Krankheit hat zum Teil sehr lange gedauert, ‘einer der `..
“Ich bin -
jene Fälle wenigstens zürzeit eine - ähnliche Krankheit hatten wie. die. ne
der Ernährungskomponente, die durchaus im Vordergrund stehenbleiben. E
die frühkindliche Rachitis und die in. ‚mancher ätiologischen Beziehung ; poe Be E ieie Jul
mit’ ihr stehende Spasmophilie ebenfalls ‘gehäuft im Winter auftreten.
Gerade, in diesem Jahr ist nach. dem. letzten trüben, ‘sonnenarmen-
Sommer die. Frequenz dieser‘, Erkrankungen. außergewöhnlich ` ‚hoch.
Wenn Fromm e sich - darüber ‚wundert,. daß ‚seine Krankheit ag
in der hiesigen, kalkreichen ‚Gegend in größerem. Umfange auftritt, so
muß das gleiche von der Frührachitis und der Spasmophilie gesagt
werden. Das von ihm empfohlene Kalksalz, . Caleium: läcticum,, dürfte —
wegen seiner schweren Löslichkeit und wegen seines relativ geringen
Kalkgehaltes weniger empfehlenswert sein als-andere Kalksalze. J eden-
. falls für. die: ‚Behandlung - der. mit tetanischen Erscheinungen einher-
gehenden Fälle, wie, sie’aus Wien berichtet werden,. ist das Caleium- Er
‚chlorid in großen Dosen bei. weitem ‘vorzuziehen. BI. hat :in zwei |
“Fällen ' von Tetanie Erwächsener. eine rasche, günstige. Wirkung. des
Calciumchlorids : beobachten können.. . .
Oehme hält die Zurückführung : der Skeletterkrankung auf‘
Ca-Mangel ebenfalls für sehr zweifelhaft,‘ weil im Tierexperiment, wie
die Literatur ‚und frühere eigene. Versuche zeigen, selbst - Se er
‘Ca-Armut des Futters. nicht zu 'so schweren Störungen der endochon- -
‚dralen Ossification : führt, wie sie hier laut R-Bild anzunehmen‘ sind.
An einigen schweren Fällen 'hat’Oe. den: ‚Blut-Ca-Gehalt - -normal ge-
funden (ií bis 18 mg/%, Methode von Jansen).. -Bei' lebhaften.
osteomalacischen oder osteoporotischen Vorgängen ‚wäre wegen der oft
verzögerten Ca-Ausscheidung ein Abweichen, von ‘der. Norm. eventuell‘:
křankung mit Tetanie fehlt den von Oe. untersuchten Fällen (elektrische
Erregbarkeit. der \Muskeln und Nerven normal). Obwohl qualitative -
‚Wirkungen ‘der Nährstoffe zweifellos sehr "wichtig sind, verhält sich
Oe. gegen- die Annahme von „Vitamin“mangel als- Krankheitsursache
sehr. zurückhaltend. Die beobachtete -Skelettaffektion hat weder mit
Skorbut noch mit Beri-Beri einen &emeinsamen Zug. . Das sind aber .
die einzigen bislang als „Avitaminosen“ sichergestellten ne
bilder. ‘Auch die Skeletterkrankungen. bei einseitiger Ernährung im.
'Tierexperiment gehören alle deutlich zum Skorbut beziehungsweise zum
Morbus MONGE BATION ‚Oo e.h m e,
peol hachweisbaren Veränderungen vorhanden, nur lébhafter Schmerz
a
r
-
" Brinnerungen an. Simon Schwendener:
im Kanton St. Gallen geboren. Trotz aller Ehren und Würden, die er
"in seiner ruhmvollen 'Laufbahn erlangte, blieb er stölz duf seine Her-
"kunft. Er studierte in Genf, und Zürich Mathematik und Physik, um
nach beendetem Studium: àn- einer Schweizer Bürgerschule als Lehrer
zu wirken. - Da sich Se b wendener zur Forschung berufen fühlte,
Y chwenden er wurde im Jahre 1829 als Sobn eines Bauern
DE 2 Rundschait.
kette er nach slnigen Jahren zur Universität zurück. ' Insbesondere
wurde er durch die mathematisch - histologischen Forschungen
Nae gelis gefesselt, der in München das -botanische Ordinariat be-
'kleidetė.
‘lich mit Naeg eli, ‘dessen Assistent er geworden war, ein grund-
'Jegendes. Werk über’ das Mikroskop. Alle späteren . Werke anderer
‚In der Folge. veröffentlichte Schwend ener gemeinschaft-
Autoren, die denselben ‚Gegenstand betreffen, schöpften aus dieser
ouele: Insbesondere haben die optischen Forschungen a.
`
,
Die in Wien beobachtete Kombination der Er- `
sen
726 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. | A
=
auf den von Naegeli und Schwendener gegebenen Grund-
lagen gefußt, Demnächst wurde Schwendener nach Basel berufen nicht ein besonderes Herstellungsverfahren. Die Entscheidung bedeutet,
(1867). Hier publizierte er seine epochemachenden Untersuchungen | daß ein Name nach Ablauf des Fatentes nicht mehr handelsrechtlich
über die mechanische Struktur der Pflanzen, in denen er als erster die | geschützt ist, wenn das nach dem Patent hergestellte Produkt all
pflanzlichen Gewebe nicht nach ihrer topographischen Lage, sondern nach pemoniDekann giro or toni >
ihrer physiologischen Beanspruchung unterschied, Nachdem Schwen- In Paris wird eine Var G inigung `a er chemischen
dener an die Universität Tübingen berufen worden war (1877), | Gesellschaften aller alliierten Länder gegründet
veröffentlichte er seine Forschungen über die mechanischen Prinzipien, | werden. Es wurde beschlossen, die Bildung einer Confédération der
die der Blattstellung zugrunde liegen. In diesen Untersuchungen hat | Gesellschaften für wissenschaftliche wie auch angewandte Chemie in
er das mathematische Kalkül für die Lösung botanischer Probleme Be Anschlag. Sorzuschla Dee a a
À 3 J l u N en. L e escniusse
IR a N $ ei Aa ZE Ra ne Koors richten sich gegen Deutschland und beabsichtigen seinen Ausschluß
er E Anerkennung seiner REE Bedeutung Mitglied der Sn Be SS N und industrio teari
$ schaftskrieg n m Kriege. : |
Preußischen Akademie der Wissenschaften, Inhaber des Ordens Pour £ —
le mérite und Inhaber des Bayerischen Maximilianordens. Im Jahre Nachdem die bei der Heeresverwaltung entbehrlich gewordenen
1884 bekleidete Schwendener das Dekanat der Berliner Philo- | Verbandstoffmengen sich als sehr erheblich herausgestellt haben,
sophischen Fakultät. Im Jahre 1888 wurde er als Rektor gewählt. ist eine Rationierung der Verbandstoffe für Krankenanstalten und für die
Auch in Berlin veröffentlichte Schwendener zahlreiche her- ‚Krankenkassen mit eigener Yerbandstoffniederlage nicht mehr erforderlich.
vorragende Arbeiten, z. B. über ‘das Winden der Pflanzen, über an NEE er Le sind aae M
Spaltöffnungen, über Scheitelzellen. Die Mikrobiologie hat er durch die a Bedarf ohne besonderen OSTIN on Rnt AT
fundamentale Entdeckung befruchtet, daß die Flechten aus der Symbiose | im freien Handel zu decken. 3
von Pilzen und Algen resultieren. — Mit Schwendener ist eine
dung beruht darauf, daß das Wort Aspirin eine Substanz meint und
: Der bisherige Leiter der Medizinalabteilung, der Ministerialdirektor,
der markantesten Gelehrtenerscheinungen ins Grab gesunken, ein | Wirkliche Geheime Obermedizinalrat Prof. Dr. Martin Kirchner
Forscher, den man den Mathematiker und Ingenieur der botanischen | ersucht die Schriftleitung um Aufnahme der folgenden Danksagung:
Wissenschaft nennen kann. E. Saul (Berlin). Bei meinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst haben Hunderte
hochverehrter Männer aus allen deutschen Gauen, aus Staat und Ge-
A - F meinde, aus Wissenschaft und Praxis, besonders aus den Kreisen, mit
Tagesgeschichtliche Notizen. denen ich seit Jahrzehnten in gemeinsamer Arbeit in der Wohlfahrts-
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur pflege stehe, mir in überaus gütigen Worten ihre Teilnahme und ihr
mit genauer Quellenangabe gestattet.) Bedauern über meinen Abgang ausgesprochen und in einer a mep 3
sr r en ; en Verdienst weit hinausgehenden Weise bezeugt, daß ich nach Kräften
hatten ey ERRANS ok an i ei bestrebt gewesen wäre, meine amtlichen Pflichten zu erfüllen und die
En Be ER Wissenschaft zu fördern.
des Rathauses Vertreter der Behörden und Organisationen der ER : e E £
akademischen Berufsstände zur Gründung einer Vereinigung zusammen- dürf = En u diese e und T euo, Sn om ea
gefunden, deren Ziel Verbesserung der Fürsorge für unfreiwillig Feiernde | Sn. nn Mark darin au aoon Thre oütisen W aie
aller akademischen Berufe ist. Die von Professor R'uppel geleiteten En Bann caru A een Ihre Se Wons hi a wi
umfangreichen Vorarbeiten hatten die Notwendigkeit einer derartigen de SM Ar de AR ae ee N Sch K ar A
Gründung ergeben. Die neue Vereinigung, die unter dem Namen a A E EASE IES an meint EEONNiaE nach Kräften zum
x ; ; Ein ARE: \ rla weiterzuarbeiten.
„Berufsamt für Akademiker“ in das Vereinsregister ein- &
3 Berlin, den 15. Juli 1919.
getragen werden soll, hat sich neben Berufsberatung, Auskunftserteilung ) Ar ERAS | ! ; |
und Wirtschaftsfürsorge, insbesondere eine umfassend centralisierte Ministerialdirektor Martin Kirchner
Stellenvermittlung für die Angehörigen sämtlicher akademischen Berufs- Nr I.
sruppen zur Aufgabe gesetzt. In dem neuen Berufsamt werden nun- Im Verlage von Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien, sind sO-
mehr alle sich anschließenden einschlägigen Organisationen zusammen- | eben folgende Neuerscheinungen herausgekommen: 1. „Die experimentelle
gefaßt, wodurch eine erhebliche Besserung für die Angehörigen der | Bakteriologie und die Infektionskrankheiten“ von Prof. W Kolle
akademischen Berufe zu erhoffen steht. Es sind bereits zur Organi- | (Frankfurt a. M.) und Oberstabsarzt Dr. H. Hetsch (Berlin), Band 1
sierung der neuen Vereinigung einige Mittel zur Verfügung gestellt, | der fünften, vermehrten Auflage. 2. „Klinische Symptomatologie inner
unter anderem hat sich auch die Stadt zu einem finanziellen Zuschuß | Krankheiten“ von Hofrat Prof. Dr.v. Ortner (Wien), Band 1; zweiter
bereit erklärt. Immerhin werden noch erhebliche finanzielle Beihilten | Teil. 3. „Arzneitherapie des praktischen Arztes“, von Prof, Dr. C
erforderlich sein, um eine ersprießliche Tätigkeit der neuen Vereinigung | Bachem (Bonn), zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. = Es
zu sichern. Das Interesse, das die akademischen Berufsorganisationen | Sei hiermit auf diese Neuerscheinungen hingewiesen; eine Besprechung
Frankfurts an diesem Berufsamte haben, wird ihm seine Zukunft | an anderer Stelle dieses Blattes bleibt vorbehalten. |
sichern. TEE É
In der Versammlung. erklärten bereits 18 Organisationen ihren _ Mitteilungen über die Bewegung zur Bekämpfung des Alko-
Beitritt. Zum Vorstande wurden aus der Versammlung gewählt: Ge- | holismus, über Maßnahmen der Gesetzgebung und wissenschaftlichen
heimer Studienrat Prof. Dr. Wachsmuth als Delegierter der Frank- | Erfahrungen bringt die wissenschaftlich-praktische Vierteljahrssehrüt
furter Universität (I. Versitzender), Stadtrat Dr. Roeßler als Dele- | „Die Alkoholfrage“ (Mäßigkeitsverlag Berlin-Dahlem).
gierter der Stadt (stellvertretender Vorsitzender), Direktor Euler
(Kassenwart), Assessor Dr. Eisner (Schriftführer). Berlin. Der Direktor der Städtischen Irrenanstalt Buch,
Zuschriften sind vorläufig zu richten an Herrn Geheimrat Prof. | Meimer Rat Prof. Dr. Alfred Richter, ist im Alter von 69 Jahren
Dr. Wachsmuth, Frankfurt (Main), Grillparzerstraße 83. gestorben. : DA
Hochschulnachri i T] tsche Wissen-
Wien. Die Organisation der Hilfsärzte in den Wiener Kranken- richten. Berlimzbou
schaft hat einen außerordentli itt den Tod des
anstalten und die Organisation der Arztinnen richten an die Absolventen entlichen Verlust erlitten durch
der Mittelschule und deren Eltern eine dringende Warnung vor
Fieres: ita; Oname Emil Fischer. Die Entdeckungen, Ë in
ischers über d ü je Dal-
dem Studium der Medizin. Die Anzahl der Medizinstudierenden naen Aufbau der Kohlen yarat UN AN j
in diesem Jahr an der Wiener Hochschule betrug allein im i. Semester
steine der Eiweißkörper, die Aminosäuren, seine Aufklärungen über dle
etwa 2000, dabei sind infolge des Zusammenbruches die Ausbildungs-
erneuter um nur Keen aus dem gewaltigen Lebenswerk, a
annes zu nennen j j j izi raen
möglichkeiten eingeschränkt und die späteren Erwerbsmöglichkeiten sehr , naben die Chemie und die Lie N
erheblich erschwert worden. |
POON nee: die Probleme anfaßte, da räumte er mit un
grundlich auf. Er verstand es, die Kräf i itarbeiter in sel
Tübingen. Um der Überfüllung von Stadt und Universität ee rafte Sean
vorzubeugen, sind beschränkende Bestimmungen für die
Laboratorien fruchtbringend auf ein Ziel hin zu vereinigen. In
Studenten getroffen worden. Neuzugelassen werden männliche
eaer Welke EN er die Schwierigkeiten in der Te u
A ; 3 verband geniale Intuition mit ei j üdlicher AL
Kriegsteilnehmer und Württemberger beiderlei Geschlechts, andere nur Lo) Ann u
insoweit, als die Plätze reichen. ° Ausländer werden nur in Ausnahme-
N En l F 4 c x r hat sich gerade für die Problems a
F re Medizin her dem Chemik bhaft interessiert.
fällen vom Ministerium zugelassen. Er hat bekanntlich zusammen mit M i e S entdeckt un
damit eine ganz neue Klasse von Arzneimitteln geschaffen. Noch in
den letzten Jahren hat er ein wirksames Arsenpräparat der Therapie
geschenkt und sich um das Problem der Chemotherapie des Krebses
Nach Zeitungsnachrichten aus Amerika hat der War Trade
Board die Er Jen tsdhor Ola o TEP verboten bis auf
diejenigen, die in den Vereinigten Staaten dringend benötigt i; SAE, (
kin ey at anten una s ip oe bestehendes Kan GEB die ee Nare R in en
der faensen Firma B Nr C A BED In dem Prozeß die Geschichte der Medizin An tn Mn ny n: San.-Rat
OREINEN Firma das Recht für Ton EA, m ana LOHR, der r Honigmann, der onein a S hül Rio Fi an der
Wortes „Aspirin“ ab h chließlichen Gebrauch des | Gießener Universität habiliti a iin TES
ortes „Asp abgesprochen worden. Die Grundlage der Entschei- Fach der inneren Medi abilitiert war, hat die Venia legendi
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edruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin. W Ai |
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Wochenschrift für praktische Ärzte > ~
= Verlag von
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aa o redigiert von | u
| Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg ' Urban & Schwarzenberg.
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Inh alt: Originalarbeiten: G.-Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau bei Tuberkulose der Lungen und des Larynx. F Pinku S, Über
die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan (mit 1 Abbildung). G. Embden, Über die Bedeutung der Phosphorsäure für .die Muskeltätigkeit
K. W. Eunike, Narkose oder Lokalanästhesie bei Laparotomien? E. Richter, Neue Blut-
‘und Leistungsfähigkeit (mit 6 Abbildungen).
untersuchungen auf reduzierende Substanzen. V. Gröger, Erfahrungen und. Beobachtungen bei der Grippe 1918. I. Gutmann, Zur-Be-
handlung der akuten, nichtkomplizierten männlichen Blennorrhöe mit Choleval. — Aus der Praxis für die Praxis: Kost, Diagnostische Be-
trachtungen aus der Praxis. — Referatenteil: Strauß, Strahlentherapie. (Fortsetzung) C. Hart, Über Entartung und Entartungszeichen.
(Schluß.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Breslau.
Freiburg i. Br.. Gießen. Greifswald. Königsberg i. Pr. Leipzig. Wien. — Rundschau: H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung
. Moment zu neh
tuberkulose so zu: gestalten, wie er bei derselben Frau etwa ver-
. ħach bei dem sehr verschiedenartigen Verlauf der Lungentuber-
a bei Tuberkulose der Lungen und des Larynx.
'aus dieser Indikation werden heute zweifellos am häufigsten Sterili-
_ wurden. Sie gel berichtet aus der Freiburger. Klinik, daß die
Jo meiner Klinik wurden seit dem Jahre 1905 34 Sterilisationen
ausgeführt, davon 15 wegen Lungen- und Larynxtuberkulose. Die
. keit der- Lungenituberkulose, in der großen Fruchtbarkeit der tuber-
. die Verschlimmerung, welche sie durch Schwangerschaft, Geburt
= und Wochenbett erleiden kann, dauernd auszuschalten und ihr
Schlagene Exstirpation des Uterus und der beiden Adnexe, welche
Werden wir uns auf Grund unserer allgemeinen Erfahrung ent-
der- Schwangerschaft auf die Tuberkulose sehr verschieden ist;
des Allgemeinarztes. E. Abderhalden, Emil Fischer f. — Zum 70. Geburtstag von Ludwig Brieger. — Tagesgeschichtliche Notizen.
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor,
den Verlauf der Tuberkulose in der Schwangerschaft liegen nun
aber schon so zahlreiche Untersuchungen vor, daß wir die für die
* Die künstliche Sterilisierung der Frau
Sterilisation in Betracht kommenden Fälle -aussondern können.
| Von . |
: l 4
| Prof. G. Winter, Königsberg i. Pr.
_ Von allen Krankheitszuständen der Schwangeren bietet keine
s0 häufig den Anlaß, die Notwendigkeit einer Sterilisierung-in Erwä-
gung zu ziehen, als die Tuberkulose der Lungen und des Larynx;
Lungenuntersuchungen und über ein. halbes Jahr nach Ablauf
150 Tuberkulösen festgestellt, daß von 29 Frauen mit latenter
schaft erfuhren, sondern sich nach der Geburt am normalen Ende
sationen ausgeführt. Aus der Zusammenstellung von Schultz | mit latenter Tuberkulose Nachuntersuchungen angestellt und, ge-
ergibt sich, daß von 876 der in den Jahren 1897—1917 veröffent-
lichten :Sterilisationen, deren Indikation aus den Berichten zu
ersehen war, 351 wegen Lungen- und Larynxtuberkulose ausgeführt rungen anderer, auch wenn sie nicht durch 5o klare Zahlen gestützt
von dem gutartigen Verlauf latenter ‚Tuberkulose in dér Schwanger-
Sterilisationen die Indikation abgab. À
| schaft hat allgemein zur Ablehnung des künstliehen Aborts bei
Tuberkulose in 80% aller
Gründe für das Überwiegen dieser Indikation liegen in der Häufig- | Notwendigkeiteiner Sterilisation, solange die
geheilte Tuberkulosen ebenfalls nicht in Be-
[tracht kommen, da sie äußerst se
wieder aktiv werden. -
kulösen Frauen, in dem sehr häufig verschlechternden Einfluß der
Schwangerschaft und in der unaufhörlich weiterschreitenden
Krankheit auch außerhalb derselben. “s | |
Die Absicht der Sterilisation bei einer Tuberkulose liegt darin,
manifester ist. Die Nachuntersuchungen Sachses haben ergeben,
daß ein’ Stationärbleiben des Prozesses in der Schwangerschaft
nur in der Hälfte der Fälle zu erwarten ist und daß in 46% eine
nachweisbare Verschlimmerung, teilweise bis zum Tode eintrat und
daß dieselbe um so eher zu erwarten ist, je fortgeschrittener -die
Tuberkulose überhaupt ist. Diese Erfahrungen lassen eine aktive
das durch den Generationsprozeß hinzukommende progrediente
men; man soll versuchen, den Verlauf der Lungen-
laufen würde, wenn sie nicht verheiratet oder wenigstens kinderlos
ware. Einen Einfluß auf den Verlauf. der Tuberkulose wird die
Sterilisierung an sich niemals haben; auch die von Bumm vorge-
den Gesanıtstoffwechsel günstig beeinflussen und durch den der
Operation zuweilen folgenden Fettansatz einen günstigen Verlauf
erzielen sollte, kann diese Hoffnung nicht erfüllen. _ u
Eine individuell richtig begründete Indikation dürfte dem-
durch den Umstand, daß doch die Hälfte aller Tuberkulosen in
diesem Stadium keine - Verschlimmerung aufweist,
durch die Schwangerschaft erleiden werden. Sachse hat durch
aufgegangenen Schwangerschaften und in der schwangerschaftsfreien
Zeit-beruhen; erst wenn dieselbe ergibt, .daß. Schwangerschaften
jedesmal den Prozeß progredienter machen und ihn nach Ablauf
derselben nicht mehr zum Zustand vor der Schwangerschaft
zurückkommen lassen, wäre die Sterilisation in Erwägung zu
ziehen. Eine so lange dauernde und sorgfältige Beobachtung kann
aber. nur in einzelnen Fällen durchgeführt werden; meistens
kulose nur. auf einer längeren Beobachtung der Kranken in ‘den vor-
nach der gefährdenden Schwangerschaft nachweisen können, daß
Tuberkulose beruhendes Fieber, starke und dauernde Gewichts-
abnahme ohne andere Ursachen, objektiv nachweisbare: Verschlech-
terung des Allgemeinbefindens ohne andere Ursachen, rezidivierende
Hämoptoe in der Schwangerschaft für fortschreitende Tuberkulose
sprechen; noch sicherer aber wird dieselbe erwiesen, wenn durch
scheiden müssen,
Unsere Erfahrungen haben nun ergeben, daß der Einfluß .me } l lu |
nachgewiesen wird. In diesem Stadium der Tuberkulose bringt
von der gänzlichen Unbeeinflußbarkeit bis zum deletären Verlauf \
m einer Schwangerschaft kommen alle Übergänge vor. Über Wenn ein Bestehenbleiben der Tuberkulose auf diesem Standpunkt
Meine Assistentin, Frl. Dr. Sachse, hat auf Grund genauer.
der Schwangerschaft ausgedehnter Kontrolle des Befindens von,
Tuberkulose 82,6% keinerlei Verschlimmerung durch die Schwanger- -
derselben besserten, Pankow hat ebenfalls bei 29 Schwangeren
funden, daß 84,2%, Frauen keinen verschlechternden Einfluß durch
die Schwangerschaft erfuhren. Ähnlich günstig lauten die Erfah-
| worden sind. Diese jetzt wohl als nahezu sicher geltende Erfahrung
latenter Tuberkulose geführt. Damit entfällt auch jede
Tuberkulosein dem Zustand der Latenz beharrt.
Ich brauche kaum zu ‚erwähnen, daß vollkommen saus- `
lten in der Schwangerschaft
| Die Aussichten... für ein Stationärbleiben der Lungentuber- `
kulose sind aber wesentlich ungünstiger, wehn der Prozeß ein u
. Behandlung in Gestalt des künstlichen Aborts und etwa ange-
‚schlossener Sterilisierung schon eher notwendig erscheinen; eine.
prinzipielle Unterbrechung und Sterilisierung verbietet sich aber `
Man muß `
demnach versuchen, auf Grund des klinischen Verlaufs diejenigen
Fälle auszuwählen, ‚welche voraussichtlich eine Verschlimmerung
‘sorgfältigen Vergleich der klinischen Befunde mit dem Verlauf `
kürzdauernd hohes oder andauernd mäßiges nur allein auf der.
mehrfach wiederholte genaue Lungenuntersuchung die Progredienz |
die Schwangerschaft Gefahr und ihre Entfernung ist notwendig.
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728
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
97. Juli,
zu erwarten ist, muß erwogen werden, ob durch Sterilisierung
weiteren Schwangerschaften vorgebeugt werden soll. Die Indikations-
stellung zur Sterilisation lehnt sich demnach eng an diejenige zum
künstlichen Abort an; wo der künstliche Abort nicht indiziert ist,
fällt auch die Notwendigkeit der Sterilisation fort.
Wir'werden nun zu prüfen haben, ob in diesen Fällen der
wiederholte künstliche Abort oder die Sterilisation mehr dem
Interesse der Kranken dient.
Die primären Resultate des künstlichen Aborts bei
Tuberkulose sind sehr günstig, wenn die Ausführung desselben
in zuverlässiger und geübter Hand liegt. Narkose, Infektion, Re-
tention von Eiteilen, Verletzungen lassen sich vermeiden. Nur
. allein der Blutverlust, die erzwungene Bettruhe und die Störung
in der Ernährung sind in Anschlag zu bringen; sie genügen aber,
um häufig Gewichtsverlust und vorübergehende Schwächeerschei-
nungen auftreten zu lassen. Wiederholt sich der Eingriff fast in
jedem Jahre, so wird zweifellos der Kräftezustand beeinträchtigt
und dadurch der Entwicklung der Lungentuberkulose Vorschub
geleistet. Die Sterilisation in jeder Form ist dagegen ein größerer
und längerer Eingriff, weleher sicher mehr bedeutet als der ein-
malige künstliche Abort. Ich kann den primären Erfolg der
Sterilisation in Verbindung mit dem künstlichen Abort dem |
gegenüberstellen. 17 Fälle von gleichzeitiger Sterilisation, in den
ersten vier Monaten der Schwangerschaft ausgeführt und ein Jahr
danach kontrolliert, ergaben für den Verlauf der Tuberkulose
merkbar schlechtere Resultate als der einfache künstliche Abort,
im ersten Stadium . . 88,8 °/, Besserung bei Abort
gegen 75°/, bei Abort und Sterilisation,
im zweiten Stadium 80 °/, Besserung bei Abort
gegen 66°/, bei Abort und Sterilisation,
im-dritten Stadium. . . .
100 °/, Besserung bei Abort
gegen 50°/, bei Abort und Sterilisation;
zum Teil sind die schlechteren Resultate dadurch bedingt, daß nur
jenigen
des einfachen künstlichen Aborts an den Fällen meiner Klinik
welche durch einfache Aborte erreicht sind, nicht hinter denjenigen
der Sterilisationen zurückstehen, namentlich wenn alle Möglich-
keiten für die Ausheilung der Tuberkulose herangezogen sind.
Besserungen bis zur vollständigen Ausheilung der Tuberkulose
sind eben nichts Seltenes, wenn die Kranken in die dazu not-
wendigen Bedingungen, das heißt namentlich in die Lungenheil-
stätten gebracht werden können. Außerdem ist der Einfluß der
Schwangerschaft auf die Tuberkulose keineswegs immer in allen
Schwangerschaften der gleiche. Äußere Verhältnisse, Änderung
des Berutslebens, bessere Ernährungsverhältnisse beeinflussen die
Tuberkulose in ihrem Verlauf derart, daß man in späteren
Schwangerschaften sogar vom künstlichen Abort absehen kann,
Ich habe unter meinem Material Fälle, bei denen ich die Schwanger-
schaft mit bestem Erfolge zu Ende gehen lassen konnte, obwohl
früher der künstliche Abort von anderer Seite eingeleitet worden
war. Man würde allen diesen Unsicherheiten, welche die prophy-
laktische Sterilisierung mit sich bringt, entgehen, wenn man sich
mit seiner Indikationsstellung dem jeweiligen Zustande der Tuber-
kulose und ihrer Beeinflussung durch die neuentstandene Schwanger-
schaft anpassen würde. Für die überwiegende Mehrzahl der Tuber-
kulösen, namentlich bei denjenigen Frauen, welche sich aus-
reichender Behandlung nach dem ersten künstlichen Abort unter-
ziehen können, ist dieser Standpunkt sehr wohl durchführbar.
Wenn allerdings die Tuberkulose schon in ein Stadium der Pro-
gredienz eingetreten ist, sodaß nach Ablauf der Schwangerschaft
keine Ausheilung oder auch nur eir vorläufiger Stillstand zu er-
warten ist, wird man am besten den sicheren Weg gehen, durch
prophylaktische Sterilisierung einer etwaigen weiteren Verschlim-
merung durch eine neue Schwangerschaft zu entgehen.
Ich würde auf Grund unserer Erfahrungen über den Nutzen
der Sterilisation und den Verlauf der Tuberkulose in der Schwanger-
schaft folgende Leitsätze für die Sterilisierung bei Tuberkulose
vorschlagen: i
1. Die Sterilisation wird nur für diejenigen Fälle in Betracht
. sucht durch die vaginale Uterusexstirpation und Entfernung der
.lose“ in 80°/, Besserung erzielt; aber keiner stammt aus armen
die schwereren Fälle sterilisiert wurden. Ähnlich lauten die |
Resultate Ebelers. Wenn die Zahlen auch klein sind, so macht
sich der ungünstige Einfluß des größeren Eingriffs doch deutlich
bemerkbar.
Viel schwieriger ist es, ein zutreffendes Urteil über die
Dauererfolge einer Bebandlungsart zu gewinnen, d.h. die Frage
statistisch zu beantworten, ob der Verlauf der Lungentuberkulose
sich im ganzen günstiger gestaltet nach der gleichzeitig mit dem
Abort vorgenommenen Sterilisation als nach etwa mehrfach wieder-
holten Aborten; dazu bedürfte es über Jahre fortgesetzter Beob-
achtungen und eines großen Vergleichsmaterials: dasselbe liegt
bislang nicht vor und wird auch voraussichtlich niemals beschafft
werden können. Ich kann aber folgendes Material zur Beantwortung
dieser Frage anführen. |
Bumm hat einen solchen Dauererfolg zu erreichen ver-
kommen, welche auch den künstlichen Abort rechtfertigen.
2. Die Sterilisation soll mit dem künstlichen Abort verbunden
werden:
a) wenn das Stadium der Tuberkulose Ausheilung oder auch nur
_ temporären Stillstand vollständig ausschließt;
b) wenn die Kranke vollkommen außerstande. ist, sich in eine
geeignete Behandlung zu begeben oder in äußeren Verhält-
nissen lebt, welche eine Ausheilung oder wenigstens Besse-
rung der Tuberkulose nach dem Abort unmöglich machen.
Die Tuberkulose des Larynx, sei es mit oder ohne
gleichzeitige Lungentuberkulose, verlangt einen viel aktiveren
Standpunkt. Die schlechte Prognose der Larynxtuberkulose ist
durch mehrfache Statistiken zweifellos erwiesen; ihre Mortalität
schwankt zwischen 60 und 100%; die große Sammelstatistik von
Küttner ergab 93%. Aus diesen überaus traurigen Resultaten
erwächst die prinzipielle Indikation zum künstlichen Abort; 68
fragt sich nur, ob durch denselben der Zustand so weit zum Still-
stand kommen kann, daß eine spätere Schwangerschaft ohne Ge-
fahr für die Trägerin verlaufen kann.
Unter meinem Material von 15 sicheren Larynstuberkulosen,
welche während der Schwangerschaft die Hilfe der Klinik auf-
suchten, ist zwölfmal die Unterbrechung ausgeführt: PR
sechsmal bis zum siebenten Monat, davon starben fünf Im
Wochenbett; ` Ä
sechsmal nach dem siebenten Monat, davon starben ebenfalls
fünf im Wochenbett. i
Ebenso schlecht sind Pankows Resultate, welcher P
vier Kranken nach Unterbrechung der Schwangerschaft ver 2
Ebeler besserte bei zwei von drei Fällen den Zustand
lieh und Kraus und Glaß erzielten von acht Frauen Allen
allerdings sechs einen nur eircumscripten Befund darboten) =
sechs Fällen, davon einmal bei diffuser Tuberkulose, einen er
sügen Erfolg. Nach diesen Erfahrungen muß die her.
künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft bei Larynx den
‚kulose als so ungünstig bezeichnet werden, daß ein Erfolg zU R
Ausnahmen gehört. Es kann demnach durchaus nicht erwuns =
erscheinen, diesen Kranken das Risiko einer neuen Schw ur a
schaft zuzumuten; hier muß, wenn man überhaupt etwas m =
will, sofort die Sterilisation angeschlossen werden. Die ob:
vorliegenden Erfahrungen mit längere Zeit fortgesetzten en
achtungen sind spärlich. Unter meinem Material ist nur in:
die Sterilisation mit dem künstlichen Abort verbunden D ran
beide Frauen starben im Wochenbett; bei einer anderen
Adnexe. Ed. Martin bringt für den Erfolg dieser Methode
ein allerdings sehr kleines Vergleichsmaterial: sieben Fälle von
einfachem Abort mit drei Todesfällen innerhalb eines Jahres und
zehn Fälle von Bumms Operation mit günstigem Erfolg bei
längstens einjähriger Beobachtung. Später berichtet er, daß von
20 vor Jahresfrist operierten Frauen 4 an Phthise gestorben, 16
sich erholt und teilweise beträchtlich an Gewicht zugenommen
haben; demnach hätte er bei „schnell fortschreitender Tuberku-
und ärmsten Kreisen. v. Bardeleben stellt aus seinem Ma-
terial 20 Fälle von einfachem künstlichen Abort ‚mit einer Mor-
talität von 45,5°/,, 18 Fällen von gleichzeitiger Sterilisation bei
bei gleicher Indikation (vaginaler Uterusexstirpation) mit 5,6%iger
Mortalität gegenüber; diese Fälle waren 2 bis -4!/, Jahre beob-
achtet worden. Wenn die Beobachtungsreihen auch nur klein
sind, so erlauben sie doch den Schluß, daß man mit
der gleichzeitig mit dem Abort ausgeführ-
ten Sterilisation gute Resultate und be ssere
als durch den einfachen respektive wieder-
holten Abort erzielen kann. Dabei ist aber zu be-
denken, daß diese Frauen einer Gesellschaftsklasse ent-
stammen, welche für eine Ausheilung der Tuberkulose nach-einem
einfachen Abort keine Gelegenheit hatten, sondern sich schwerer
Arbeit und schlechten Ernährungsverhältnissen und einem weiteren
Verfall durch bald folgende neue Schwangerschaften aussetzen
mußten. Statistiken aus dem Material besserer Stände liegen
nicht vor; sie würden zweifellos ergeben, daß die Resultate,
97. Jill.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80.
"wurde dem später nachfolgenden zweiten künstlichen Abort die
Sterilisation angeschlossen mit: dem Erfolg einer anhaltenden
Besserung. Ebeler erzielte ebenfalls einen vollen Erfolg durch
Abort und Sterilisation im fünften Monat. . u d Be
. Die ‚mitgeteilten Erfahrungen beweisen einmal, daß die Er-
folge ‘des künstlichen Aborts bei der Larynxtuberkulose (mit Aus-
nahme der ganz ceircumscripten benignen Form) sehr ungenügend
‚sind und andererseits, daß eine anhaltende Besserung durch die
gleichzeitig vorgenommene Sterilisation erzielt werden kann.
Ich möchte danach für die Larynxtuberkulose
die Forderung aufstellen, daß in allen Fällen, welche
den künstlichen Abortindizieren und noch Aus-
sicht. auf Erfolg bieten, die Sterilisation mit
demselben zu verbinden. ist; bei ganz hoffnungslosen
Fällen, wo nur noch ein Versuch zur Erhaltung des gefährdeten
-Lebens mit der Unterbrechung der Schwangerschaft. gemacht
werden: soll, wird man besser von der ‚gleichzeitigen Sterilisation
absehen,. weil sie den Blutverlust vergrößert und die Operation
verlängert. - | |
Trotz meiner obigen Ausführungen und ihrer statistischen
Belege halte ich die Indikationsstellung zur Sterilisation tuber-
_ kulöser ‘Frauen noch nicht für so weit geklärt, daß ich auf die
Mitteilung der Ansichten und Erfahrungen anderer Autoren ver-
zichten könnte; ich führe deshalb folgende Stimmen an: .
. Werner berichtet aus der Wertheimschen Klinik von
25 Frauen, welche nach Sterilisation ein Jahr lang kontrolliert
worden waren. Von ihnen war nur eine Kranke der Tuberkulose
erlegen; 20 Frauen waren sehr wohl und arbeitsfähig und hatten
an-Gewicht, zugenommen; vier bei weit vorgeschrittener Tuber-
kulose Operierte hatten keine Besserung erreicht; also 80% hatten
vollen Erfolg. Dieser bemerkenswert gute Erfolg ist wohl zum
Teil dadurch bedingt; daß nicht nur bei aktiven, sondern
auch bei inaktiven Tuberkulosen, wenn die Kranken sehr herunter-
gekommen waren oder andere Komplikationen hatten, sterilisiert
worden war.
Kaminer hält eine dauernde Sterilisation nicht für be-
"rechtigt, weil er mit der Besserung respektive Heilung der Tuber-
kulose rechnet; da dieselbe bei nicht gerade aussichtslosen Fällen
unter günstigen Bedingungen eintreten kann, so will er. nur eine
temporäre Sterilisation zulassen ev. nach Menge oder Sellheim.
= ~ Dützmann, welcher sehr zahlreiche Sterilisationen aus-
_ geführt hat, will sterilisieren, wenn bei jungen Tuberkulösen auch
. die ‘zweite Gravidität den. Abort nötig macht; bei alten Tuber-
kulösen -mit mehreren lebenden Kindern soll bei dem ersten
schweren Lungensymptom und ungünstigem Allgemeinzustand
‚sterilisiert werden.
Häberlin will den Wunsch der Eltern den Ausschlag
geben. lassen, wenn sie bei der Neigung der Tuberkulose zu Ex-
acerbation auf weitere Kinder verzichten wollen. Arzt und Staat
hätten nicht das Recht, diesem Wunsch entgegenzutreten. >
- Krönig betont vor allem das soziale Moment und hält die
Sterilisation für wünschenswert, wenn bei fortschreitender Tuber-
kulose keine. Gele
geben ist. . _ | |
-v..Jaschke stellt- sich ‚auf einen sehr radikalen Stand-
punkt, weil die Erneuerung des Aborts bald wieder notwendig
. wird und die Tuberkulose deshalb unaufhaltsam fortschreitet; er
' hält die Sterilisation für unbedingt geboten.
Neu verlangt die unbedingte Sterilisierung nach dem
Wochenbett, Ä
- Fehling will bei manifester Tuberkul
wenn der Abort eingeleitet werden muß.
=> Bumm will die Sterilisation bei sehr Fruchtbaren aus-
führen, welche sich jährlich zwei- bis dreimal mit neuer Gravidität
an den Arzt wenden und dabei immer weiter herunterkommen. `
ose nur sterilisieren,
Siegel begründet die Notwendigkeit der Sterilisation mit
den schlechten Lebensaussichten, welche die Kinder tuberkulöser
Mütter haben und führt die Mortalität dieser Kinder, welche nach
. Weinberg und Winckel zwischen 37 und 78% schwankt,
zum: Beleg. seiner Ansicht an; dem muß ich entgegenhalten, daß
die Tuberkulose der Kinder nicht auf intrauteriner Infektion, sondern
‚auf der. unter günstigen Umständen recht wohl ‚vermeidbaren
'postnatalen Infektion beruht. E E E ER
Diese Ansichten lassen sich wohl. dahin
~
aur dann, wenn die Tuberkulose fortschreitet,
genheit zur Ausheilung in den Sanatorien ge-
zusammenfassen, daß-die Sterilisation nicht
Prinzipiell ausgeführt werden soll, sondern.
wenn immer wieder neue Graviditäten'zwerwarten
sind und die für eine Ausheilung notwendigen
Bedingungen nicht gewährt-werden können.
: Bei der Sterilisation Tuberkulöser ist die’Methode nicht
ohne Bedeutung auf den Erfolg; einmal, weil gewisse Methoden
einen Einfluß auf den Verlauf der Tuberkulose selbst erzielen.
sollen und andererseits, weil solche. Methoden zu bevorzugen sind,
welche neben, der technischen Zuverlässigkeit eine möglichst
schonende Ausführung und sicheren Heilungsverlauf verbürgen.
Bumm hat als Erster mit der Sterilisation den Nebenzweck .
zu verbinden gesucht, einen günstigen Einfluß auf die Krankheit
selbst zu gewinnen;. er führte die vaginale Uterusexstirpation samt
den Adnexen aus und glaubt damit den Gesamtstoffwechsel so
günstig zu beeinflussen, daß die Widerstandsfähigkeit gegen die
Tuberkulose erhöht würde;. es lag außerdem. in seiner Absicht,
einen besonderen Fettansatz, wie er bei Kastrierten häufig. auf-
tritt, zu erreichen und das für die Tuberkulösen oft verhängnis- _
Das Verfahren hat sich keiner
volle Wochenbett auszuschalten.
günstigen Aufnahme zu erfreuen gehabt, weil seine Begründung
nur eine hypothetische ist, weil die Entfernung der Eierstöcke
abgesehen von den Ausfallserscheinungen einen. schweren Eingriff
in die Tätigkeit der sich gegenseitig beeinflussenden Blutdrüsen
darstellt und der Vorteil des ausfallenden Wochenbetts durch die
lange Rekonvaleszenz nach der Uterusexstirpation aufgewogen wird.
Straßmann u. A. wollen durch .die : Uterusexstirpation
_ zugleich den Menstruationsprozeß unterbrechen, dessen ungünstiger
Einfluß auf den Verlauf oder zum wenigsten auf das Befinden der
Kranken von allen Seiten anerkannt wird und’ von Cramer
wissenschaftlich gestützt ist durch Gewiechtsverluste von drei bis
‚sechs Pfund, welche er. nach Ablauf der Menses bei Tuberkulösen
feststellen konnte. Dieser Gedanke gewinnt um so mehr Berechti-
gung, wenn der Menstruationsprozeß durch: starke Blutungen oder
Beschwerden ein besonders angreifender ist.
Die von Krömer angegebenen und von Lehnberg,
Ebeler, Späth empfohlene vaginale Corpusamputation und
| die von Bardeleben befürwortete Corpusexeision stellen Ab-
| weichungen dar, welche sich nicht im Prinzip, sondern nur in der
Technik von der vaginalen Uterusexstirpatioh unterscheiden; sie
stellen technisch wohl kein der vaginalen Uterusexstirpation über-
legenes Verfahren dar. ZN
Auch wenn man von diesen Nebenzwecken der vaginalen
Uterusexstirpation absieht, so muß man doch betonen, daß sie
eine sehr bequeme Verbindung: des künstlichen Aborts mit der
Sterilisation darstellt; sie ist in den ersten: Monaten technisch leicht
und fast ohne jeden Blutverlust auszuführen; die primären .
J| Resultate sind in den -Händen aller Operateure ausgezeichnet,
Ich habe sie elfmal ‘ohne jede Störung in der Rekonvaleszenz
ausgeführt. Dem Vorschlag Henkels, auch in. späteren
Monaten die Frühgeburt mit der Sterilisation in Gestalt der ab-
dominellen ‚Uterusexstirpation: zu, verbinden, Kann ich nicht bei-
' stimmen.
Wenn auch keine primären Schäden dieser an und für
sich ebenfalls leichten Operation folgten und zu folgen pflegten,
so habe ich doch unter vier Fällen zweimal eine Exacerbation
der Tuberkulose, einmal bis zu einem baldigen Tode beobachtet.
Tuberkulöse ertragen Laparotomien sehr schlecht, wie ich auch
bei Operationen größerer Tumoren mehrfach beobachtet habe; die
Erschwerung der abdominalen Atmung nach der Laparotomie und
die dadurch verursachte ungenügende Ventilation der Lungen scheint
der Ausbreitung der Tuberkulose günstig zu sein. u
Wer den Uterus’ erhalten will, wird am besten die Steri-
lisation an den Tuben ausführen; von den vielfach für. diesen
Zweck empfohlenen Methoden scheint mir vor allem der Vorschlag _
von Menge und Stöckel Beachtung zu: verdienen, welche die
‚Operation vom Leistenkanal. blutlos und einfach ausführten. Alle
. Operationsmethoden, . welche den künstlichen Abort verlängern,
komplizieren und blutiger machen, sind zu vermeiden: ebenso ist
prinzipiell .der Tuberkulösen ein zweiter operativer Eingriff in Ge-
stalt einer selbständig ausgeführten Sterilisation zu ersparen.
-~ Ich glaube, daß- gerade bei Tuberkulösen die Röntgen-
kastration eine. Zukunft hat, sobald ihre Erfolge auch bei jüngeren
Frauen zuverlässig sind. Das schonendste Verfahren wird wohl
in Zukunft der künstliche Abort respektive die künstliche Früh-
geburt,. mittels Laminaria oder Ballon sein und die einige Wochen
später folgende Röntgenkastration.. | en
` . Literatur” 1. Schultz, Berechtigung und Indikation der
künstlichen Sterilisation der Frau. Inaug.-Diss. Königsberg i. Pr. 1918, S.27. —
2. Siegel, Gewollte und ungewollte Schwankungen der weiblichen Frucht-
m.
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barkeit. Berlin, Springer, S.126u.127. — 3. Bumm, Verhandl. d. Gesellsch.
f. Geb. u. Gyn. in Berlin 1911, S.72. — 4. Sachse, Winter, Die Indi-
kationen zur künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft 3.29. —
5 Pankow und Küpferle, Die Schwangerschaftsunterbrechung bei
Lungen- und Kehlkopituberkulose. Leipzig 1911, Thieme. — 6. Ebeler,
Prakt. Ergebnisse der Geb. u. Gyn. Bd. 6. — 7. Martin, M. m. W. 1909,
Nr. 24; Verhandl, d. Deutschen Gesellsch. f. Gyn. 1911, S.349. — 8. Kuttner,
M. m. W. 1901, S.18551. — 9. Kraus und Glaß, M. Kl. 1909, Nr.26. —
10. Werner, Zbl. f. Gyn. 1913, S. 1588.. — 11. Kaminer, Krankheiten der
Ehe, II. Aufl., S.361. — 12. Dützmann, Zschr. f. Geburtsh. Bd. 48, S. 537. —
13. Häberlin, M. Kl. 1906, S. 1311. — 14. v. Jaschke, Bericht der Natur-
forscherversammlung, 1910, S.164. — 15. Neu, ebenda S. 165. — 16: Feh-
ling, B.kl. W, 1918, Nr. 16. — 17. Bumm, Verhandl. d. Deutschen Gesellsch.
f. Geh. u. Gyn. in Berlin 1911, S. 72.
Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan 5).
Von
Prof. Dr. Felix Pinkus.
Technik der intravenösen Injektionen.
Die Metallteile der Rekordspritze und Zubehör werden gekocht.
Der Glaseylinder wird ebenfalls gekocht, oder in Spiritus auf-
bewahrt. Die Stahlkanülen liegen, mit Mandrin versehen, trocken
und können vor dem Gebrauch mit Spiritus durchgespritzt werden.
Zum sicheren Treffen der Vene halte ich es für empfehlenswert,
nicht einfach mit der gefüllten Spritze in die Vene einzüstechen.
Dies geht zwar bei großer Übung und guten Venen meistens ganz
glatt. Ich empfehle aber aus Gründen der Sicherheit nur die’ im
folgenden beschriebene Technik, obwohl sie anscheinend kom-
plizierter ist. Ich selbst wende sie stets an, da sie vor Schädigungen
am sichersten bewahrt. Auch die schönste Vene weicht einmal
aus und dann hat man den dicken schmerzhaften Arm. Das
Instrumentarium sei folgendermaßen beschaffen. Die Nadel muß
fest, nicht zu lang sein, damit sie sich nicht zu sehr elastisch biegt,
denn dies
hindert die
nötige Kraft-
anwendung.
Eine solche
dünne, kurzgeschliffene (30 bis 45° Schliff) Stahlrekordkanüle nicht
unter 3 cm lang, aber auch nicht viel länger (Platiniridium ist nicht
empfehlenswert) wird an einen Assmyansatz angesetzt. Von
diesen Kanülen sei immer eine größere Anzahl bereit, da Ver-
stopfungen, stumpfe Spitzen und ähnliche Hindernisse oft vorkommen.
Der Assmyansatz unterscheidet sich von der älteren Straußschen
Venenpunktionskanüle vorteilhaft durch seinen queren Klotz. Er hat
eine weitere Hinteröffnung. In diese hinein paßt ein Zwischen-
stück, das vorn dick ist, hinten so dünn gebohrt, daß die Rekord-
spritze hineinpaßt. Dieses kann gerade oder in verschieden großem
Winkel gebogen sein. Ich bevorzuge die geraden, weil es bei
ihnen möglich ist, sie in jeder Richtung einzusetzen, während die
gebogenen möglichst die Achse der Spitze einhalten müssen und
durch die Aufmerksamkeit, die dem Einhalten der Achse gewidmet
werden muß, unhandlicher sind. Die Länge der Kanülenkombination
genügt auch beim geraden Zwischenstück, die Breite des Spritzen-
endes auszugleichen. Vom Gebrauch speziell für die Veneninfusion
gebaute Spritzen (z. B. mit exzentrischem Kanülenkonus) rate ich
ab. Es ist praktischer, eine gewöhnliche und -bei Bruch leicht
$ . ersetzbare Spritze von Standardtypus zu benutzen, da Reparaturen
so weit bequemer sind. Die Spritze wird mit Wasser gefüllt und
die Kanülenkombination durchgespritzt. Das benutzte Wasser kann
mit dem Femelapparat frisch destilliertes oder doppelt destilliertes
Wasser sein. Indessen genügt gut aufgekochtes frisches Leitungs-
wasser, Es ist vorzuziehen, nicht gewöhnliches Glas, sondern nur
Kochkolben und Gläser aus Jenaer Glas zu verwenden. Aus
diesem Glas sollen sich beim Kochen keine mineralischen Bestand-
teile herauslösen, die die Beschaffenheit des Wassers stören?!
Zudem stellt, trotz des höheren Ankaufpreises, sich das Jenaer
Glas durch seine größere Widerstandskraft gegen die Hitze beim
Sterilisieren und Kochen billiger im Gebrauch. Das gut abgelaufene
Leitungswasser wird in einem unverschlossenen Literkolben aus
Jenaer Glas, der 1/2 bis 3/4 gefüllt ist, tüchtig aufgekocht, dann in
kleinere (300 g) Kolben aus Jenaer Glas abgefüllt, sodaß etwa
100 g in jedem Kolben sich befinden, und die Kolben zugleich mit
Bechergläsern oder anderen kleinen Gefäßen aus Jenaer Glas im
Er. Dampf nochmals sterilisiert. Hierzu genügt der Raum des Auf-
m Anmerkung: Vergleiche die drei vorhergehenden Aufsätze
Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan“, von Prof. Dr.
felix Pinkus, in Nr. 15, 17 und 28.
4.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50.
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2) RT uli.
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satzes des Schimmelbuschapparates, in dem jeder Arzt seine Ver
bandstoffkästen sterilisiert, oder es wird der Kochsche Sterilisator,
der große Lautenschlägersche Desinfektionsapparat benutzt. Zu
jeder Injektion wird ein Kölbchen des sterilisierten Wassers yer-
braucht. Sehr empfehlenswert ist für kleineren Gebrauch der aus
einer Retorte in einem Nickelkasten bestehende Apparat (erhältlich
bei Louis & H. Löwenstein), aus dem das frisch destillierte Wasser ~
steril heraustropft und sofort verwendet werden kann. Die Kanüle
muß scharf sein (Prüfung durch Darübergleiten mit dem Finger
von oben, unten, rechts und links, ob sie keine Haken hat) und
gut in nicht zu dünnem Strahl durchgängig sein, sodaß auch
Blut bequem tropfenweise durch sie herausfließen kann. Auf
Brüchigkeit wird sie durch energisches Andrücken auf die sterile
Unterlage geprüft, es ist hierbei schon manche Kanüle aus der
Fassung herausgebrochen; Bruch in der Kontinuität kommt bei
den modernen Kanülen kaum vor, so häufig er auch bei den
früheren Pravazkanülen war. Dann wird Assmyansatz + Kanüle
vom Zwischenstück + Spritze abgenommen und allein für
sich in die gut gestaute Vene eingestochen. Auf die Venenstauung
ist das größte Gewicht zu legen. Der Schlauch kann ziemlich
fest angelegt werden. Tritt die Vene nicht elastisch eindrückbar
stark hervor, so muß der Gummischlauch, mit dem der Oberarm
umwunden war, nochmals abgenommen werden; danach erfolgt
sofort eine warme helle Rötung des vorher blassen oder eyanotischen
Armes durch die einschießende arterielle Hyperämie. Das dauert
nur wenige Sekunden. Darauf wird der Schlauch nochmals um-
gewickelt und befestigt. Nun tritt die Vene weit stärker hervor als
bei der ersten Abschnürung. Ist ‚sie noch nicht stark genug
herausgetreten, so wird der Arm bis zum Oberarm oder wenigstens
der Ellbogen einige Zeit tief in so heißes Wasser gesteckt, wie
es der Patient ertragen kann, und nach einer Viertelstunde erst die
Umschnürung vorgenommen. Diese Maßnahme ist sehr ratsam und
wird bei Patienten, namentlich Frauen, deren Venen von früheren
Injektionen als schlecht bekannt sind, gleich von vornherein als
Vorbereitung angewendet. Kraftvolles Öffnen und Schließen der
Hand nach der Umschnürung (Pumpen) verbessert gleichfalls das
Hervortreten der Venen. Nun fühlt man den Venenstrang in der
Ellbeuge, die Basilica oder die Cephalica oder die Mediana oder
alle drei oder eine der längs des Vorderarmes vom Handgelenk
her heraufziehenden Venen. Man sieht sie auch, aber auf das
Sehen allein verlasse man sich nicht, da es keinen Eindruck für
die Spannung der Vene und die Kraft bietet, mit der die Nadel
geführt werden muß. Das leise tastende Gefühl mit dem Zeige-
oder Mittelfinger gibt einen viel besseren Wegweiser. Die Vene
muß unter dem Finger federn, muß allmählich dicker werden,
darf nicht als harter dünner Strang zu fühlen sein, sondern w
ein zusammendrückbarer Schlauch. Die harten Venen sind oft nur
dicke Venenwandungen mit kleinem Lumen, in das sehr schwer
hineinzutreften ist. Liegt die Nadel auch richtig in ihnen, so tritt
doch kein Tropfen Blut heraus. Nun umfaßt man den Vorderarm
fest mit der linken Hand, so fest, daß ein leichter Druckschmeiz
entsteht. Dieser leitet den Kranken vom Stich der Nadel ab und
kann ihn völlig gefühllos machen. Von der lokalen Anästhesie
ist auch bei den empfindlichsten Patienten abzuraten. Chloräthyl-
vereisung würde die Konsistenz stören, lokale Infiltration mit
Eusemin oder dergleichen das Operationsfeld unübersichtlich
machen. Zudem halten diese aufgeregten Kranken doch nicht
still, und der Anästhesierungsstich oder das Gefühl des Erfrierens
ist schmerzhafter als die Venenpunktion selber. Von der Erei
legung der Vene durch einen Schnitt ist unbedingt abzuraten.
Das feste Umfassen fixiert den Arm am einfachsten, zumal von
dem Kranken keine Bewegung während des Einstichs” gemacht
werden darf. Der geringste Ruck hindert auch geschickte und
geübte Techniker genau zu treffen. Vier Finger der linken Han
umfassen den Arm so kraftvoll wie möglich, Der Zeige U
Mittelfinger bleibt frei beweglich, legt sich auf die Vene und spani
die Haut nach dem. Operateur hin an. Nur durch straffgespannte
Haut vermag man sicher, kraftvoll und doch mit vollem Ge
durchzustechen. Das Schild des Assmyansatzes faßt man fes
zwischen Daumen und Zeigefinger und durehstößt mit kräftigen
aber sehr kurzen Ruck in kleinem Bogen von oben nach unten i
Haut nach dem Oberarm zu mit der Nadel. Dies ist der wichtigst
Moment. Die ganze Aufmerksamkeit, Auge, Verstand, Hand 2 2
fest gespannt auf den beabsichtigten Punkt des Einstiches en
sammengefaßt sein. Kein Wort reden oder anhören! Keine ni
ruhe im Zimmer! Völlige Konzentration! Die Nadel m ai 1
Vene richtig treffen! Gewöhnlich trifft man sofort in das Venen
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Fo 27. Jali 1919 — MEDIZINISCHE KLINIE — Nr. 30. Te wT AS E DR
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et lumen hinein, was das Gefühl des Hineinfallens ineine Öffnung. | sich gegangen:- man dichtet es durch festes Hineinschieben „des Ba
in; ergibt. Ist die Nadel stark (für. Ungeübte und bei schlechten Venen | Assmyansatzes in die Kanüle, des Zwischenstücks in den Assmy- . < co. ary
I ist die Punktion mit einer dicken Nadel leichter), so strömt alsbald | ansatz, der Spritze in das Zwischenstück. Jetzt kommt manchmal D ji
wi. Blut hervor. Bei dünnen Nadeln, zu denen wegen der doch nicht | bei erneutem Ziehen am: Spritzenstempel -der Blutstrahl. Kommt . -5 ee
a. ganz gleichgültigen Narben in der Ellbeuge namentlich bei'Frauen | er nicht, glaubt man aber doch, daß- die. Nadel gut liegt,. so ver- Se
iM | zu raten ist, tritt nach einigen Sekunden langsam.ein Tropfen | sucht man dies durch vorsichtiges Hineinspritzen des Wassers. he
w: ` _ Blut heraus. Mit diesem Erfolg ‘sei man nicht zufrieden. Die | festzustellen. Läuft es gut und fühlt der. Kranke nichts, so ist = it.
“ie Nadel hängt erst mit einem ganz kleinen Endchen in der Vene | alles in Ordnung. Man kann dann nochmals. ansaugen, oft `>
m: und kann sich sehr leicht, verschieben, zumal sie durch das an- | kommt nun der Blutstrahl. In. zweifelhaften Fällen spritzt man MEL.
ra hängende Schild sebr schwer ist und leicht außen auf dem. Arm | die ganze Spritze voll Wasser hinein. Zeigt sich keine Ver- E
W= pendelt. Deshalb ` schiebt man die Nadel vorsichtig in der Vene | wölbung (Quaddel) und behauptet der Kranke auf wiederholtes .. . o pifo
g © >- weiter vorwärts — man sondiert die Vene mit geringerer Kraft | Befragen, daß er kein schmerzhaftes Brennen fühle, so kann. man >- 7 Hr) ne
«IE als beim Einstich —, wobei das Blut immer weiter fließen muß. | annehmen, daß das Wasser sich frei in das Venenlumen eigossen `> = = 7 IN w
L ‘ Tut es dies nicht, so hat die Nadelspitze die :Vene wieder ver- | habe. Bildet sich an der Stelle, wo die Kanülenspitze unter der Eh o
y =~- lassen., Meistens hat sie dann. die: Vene durchstochen. Dann kann | Haut liegt und leicht fühlbar ist, eine Vorwölbung, so ist ds =., E
br < man sie wieder zurückziehen, bis wieder Blut fließt. Doch stört | Wasser nicht in die Vene gekommen, sondern in das Gewebe ge- e
el ‘dann meistens ein Blutaustritt die weiteren Maßnahmen. Tritt |. treten. Wasserinjektion in das Bindegewebe. ist sehr schmerzhaft. = <07 Ren
i eine Vorwölbung ein, so ist die Beurteilung erschwert, ob nachher | Der Kranke wird also meistens angeben, daß ‚er ein: heftiges. +." ggio
H Wasser nebenbeifließt, zumal der Blutaustritt selbst. schmerzhaft ist. | Brennen spüre. Dann geht die Einspritzung: an’ dieser Stelle. .. cn: ©;
H 3 Vielfach durchstößt man (und das ist das sicherste Verfahren) | nicht, die Prozedur muß an anderer’Stelle, am besten am anderen ° "Heil i
1: - mit dem ersten Einstich nur die Haut und hat noch nicht das | Arm, von neuem begonnen werden, Von irgendwelcher Bedeutung T ABS: 1
; =- Gefühl, in einem Lumen zu sein. Dann führt man unter Leitung | ist das ‚Danebenspritzen des Wassers nicht. ‚Der Schmerz vergeht .: -77 Pr
A . des linken ‘Zeigefingers die Nadel langsam und vorsichtig etwas | Inein bis zehn Minuten und das Wasser saugt sich schnell wieder- auf. el,
+ tiefer und ist dann fast immer in. der Vene. Man führt die Nadel.| Nun kommt es vor, daß der Kranke bei offensichtlichem Da- gute
$ dann. weiter in die Vene hinein, bis sie zu dreiviertel oder fast | nebenspritzen (sichtbare Vorwölbung) behauptet, keinen Schmerz SEE.
1 . -ganz bis zum Heft in der Vene ist. Nun ist sie fixiert, Drehen | zu fühlen, und andererseits — häufiger, daß er Schmerz angibt, - Bir J
t» 7 —— -um ihre Achse schadet nichts,:es kann auch das Schild ruhig | obnè daß die Spur einer Vorwölbung zu sehen wäre.. In ersterem Fe un
es etwas pendeln, ohne daß sie ihre Lage verliert. Die Kraft des Falle muß die Injektion natürlich unterbrochen werden,. denn ob- ' i a2 es
2 ersten Stiches ist absolut verschieden von der des zweiten: ersterer | jektiver Befund geht immer über subjektive Angabe, im zweiten eh.
- | Fall kann man sie fortsetzen, wenn genaueste Untersuchung er- eg
er ein kurzer Ruck, letzterer ein langsames Einschieben.
| h Es ist wichtig, zu bemerken, ‘daß die besten Venen. die-
jenigen sind, welche unter einer ziemlich dicken Hautschicht: als
. breite Röhre liegen, nicht die anscheinend leichter zu findenden,
‚ oberflächlichen, blau durchscheinenden. Letztere sind oft sehr dünn-
on wandig und werden leicht durchstoßen, oder sie sind so. dünn,
g ' daß die Nadel in ihrem Lumen keinen Platz hat. | =
i | Die Härte der Haut ist’ sehr verschieden. Bei Frauenarmen .
rutscht die Nadel ohne allen Widerstand hinein wie in Butter, bei-
mageren Männern ist manchmal starke Kraft nötig. Die Haut
der Ellbeuge ist die weichste. Je. weiter man nach der Hand
zu gehen muß, desto derber ist die Haut, und ist man etwa ge-
zwungen, die Vene. auf dem’ Handgelenksende des Radius zu.
.Hehmen, so stößt man sie hindurch wie durch Leder. Je derber
die Haut ist, desto vorsichtiger muß der Einstich gemacht werden,
‚ denn die Gewalt für diesen ist dann sehr verschieden von der
ganz geringen Kraft, die für das Venensondieren benutzt werden
darf. Sonst ist die Vene durehbohrt und oft die einzige Injektions-
‚stelle verdorben. Der Versuch, am Fuß zu injizieren, gelingt in
schwierigen Fällen auch nicht oft, da die Haut hier sehr derb, die
gibt, daß die Flüssigkeit nicht ins Gewebe fließt. Der .geklagte
Schmerz wird dann ‚meistens an die Einstichstelle lokalisiert,
während an der Stelle, wo die Kanülenspitze liegt und die Flüssig-.
‚keit ins Gewebe: treten müßte, nichts: gefühlt wird. Um alle"
Tücken der Technik zu nennen, muß ich aber erwähnen, daß es
vorkommt, daß die Nadel trotz vorherigen Probierens ihrer Festig- -
keit und guten Fassung am Ansatz undicht ist. Falls die Kanüle,
wie sehr. oft, in ‚ihrer ganzen Länge bis an die Fassung einge-
stochen ist, kann aus dieser undichten Stelle sich, während der
Hauptstrom durch die Kanäle fließt, eine kleine Quantität Wasser
in die‘ Haut infiltrieren und. Schmerzen bereiten. : ` |
Ein schwer zu beurteilender Punkt ist, ob die Nadelspitze
nicht doch in die Venenwand eingespießt ist und diese in. unsicht-
barer Form einige Tropfen Wasser eingepreßt erhält. Es ist daher,
falls ein Zweifel dieser Art aufkommt (Angabe von Schmerzen an
der Stelle der Kanülenspitze ohne sichtbares Infiltrat), sicherer, .
die Nadel.ein wenig zurückzuziehen. - Man fühlt dabei, ob sie. en
sich aus einer festeren Verbindung mit dem Gewebe löst (leicht: |... Als
kratzendes. Gefühl) und danach frei im Venenlumen spielt. Ist die Ben
Vene gut getroffen, was ja fast immer leicht geht, so wird nun erst
das Neosalvarsan!) aufgelöst. Die Glasampulle wird mit ihrem Hals
schnell durch die Flamme gezogen, ebenso die Feile, und der Hals
der Ampulle ‚mit kräftigen Strichen .etwa .ein Viertel: herum an-
gefeilt. Ein leichter Schlag mit der Feile bringt den Spitzenteil
zum Abbrechen, aus dem Wasserkölbchen werden 2 bis 10 cem
lauen oder kalten sterilisierten Wassers in ein steriles Becherglas -
gegossen, auf dieses wird unter Bewegen des Gläschens das gelbe
Pulver geschüttet und unter stetigem Bewegen des Gläschens
gelöst. Mann darf nicht zu. stark schütteln, und ja nicht er-
wärmen. Laues Wasser löst schneller; für die Injektion ist die
Temperatur ganz gleichgültig. Mit derselben Spritze, welche vor-
her das Wasser enthielt, wird. die Neosalvarsanlösung aufgesogen,
die Spritze angesetzt, wiederum angesogen, um zu sehen, ob die
Nadel noch richtig liegt, und dann die Mischung von Blut und
Salvarsanlösung in die Vene eingespritzt. Es ist ganz gut, viel
Blut in die Salvarsanspritze einzusaugen, da so vielleicht gewisse
Umsetzungen zwischen Blut und Lösung bereits in der Spritze
und nicht erst im Blutkreislauf vor sich gehen. Es ist deshalb
empfehlenswert, das Neosalvarsan in weniger Wasser aufzulösen,
als dem Volumen der Spritze entspricht. Während, der ganzen |
' Injektion darf das Auge nicht. von der Stelle, wo die Kanülenspitze - :._..&l.. eo
liegt, abschweifen. Zum Schluß; wenn die Lösung infundiert ist, inch
wird nochmals Blut angesogen und wieder eingespritzt. Dann ist‘ |
Venen englumig sind. | RER
- .. Der Einstich, in dieser Art vorgenommen, wird -oft überhaupt.
nicht gefühlt. | a.
. Tritt nun Blut heraus, sò läßt man es in eine unter den
Arm gestellte Schale fließen, mit dem’ ausgeflossenen Blut wird die
Wassermannsche Reaktion angestellt. Inzwischen nimmt man die
. Weiteren Mänipulationen vor. Aus, der dünnen Kanüle fließt in-
. zwischen nie mehr als 5 bis 10 cem Blut aus. l l
-~ Trifft man das Venenlumen nicht, so versuche man, unter
‚halbem Herausziehen der Nadel, es durch erneutes Einstechen
subeutan zu erreichen. . Meistens geht das nicht. Die Nadel muß
‚herausgezogen, am anderen Arm oder an einer anderen Vene des-
selben Armes ein neuer Versuch gemacht werden. Nur nicht die
` Ruhe verlieren! : Jede Erregtheit stört. Noch mehr Konzentration
und fester Wille, daß es gehen muß! Schlimmstenfalls’ geht es
diesmal nicht. Morgen ist die Disposition. von Patient und Arzt
vielleicht besser. a i g.
„ „Nach dem Einstich in die Vene und nachdem genug Blut
für die Wassermaunsche Reaktion abgeflossen ist, wird der Schlauch
vom Arm genommen, die halb, mit Wasser gefüllte Spritze ange-
‚setzt, angesogen: ein Blutstrabl tritt in das Wasser in der Spritze
ein. Dies wird stets geschehen, wenu das Blut dauernd tropfte.
Hat das Tropfen aber schon aufgehört, so kann die Nadel ver-
` Stopft (durch Koagulation, deshalb keine ganz feinen Pravaznadeln
nehmen) oder verrutscht sein. Manchmal saugt ihre Öffnung sich-
Rur an der Venenwand an und wird durch Drehung oder Hebung
der. Nadel wieder frei, Tritt kein Blut in das Spritzenwasser ein,
sondern Luft, dann. ist in dem Kanülensystem eine Lösung vor
u
-1 Ich spreche hier nur von Neosalvaisan, weil dies zurzeit das
gebräuchlichste Salvarsanpräparat ist. In einem späteren Teile werden.
die verschiedenen Salvarsanarten zusammenfassend besprochen werden.
» l . i N: E
Pr
N
132
man sicher, daß beim Herausziehen keine Spur der stark gewebs-
reizenden Salvarsanlösung ins Gewebe gelangt. Darauf wird
mit schnellem Zug die Spritze herausgezogen, der Arm hoch-
gehalten, das an ihm klebende Blut mit Wasser abgewaschen und
die Operation ist beendet. Verschluß der Stichwunde mit Pflaster
ist überflüssig und zu widerraten, da Pflaster die Haut reizen
könnte, eine Dermatitis, namentlich mit Eiterpustelchen, wie sie
sich unter dem Zinkoxydpflaster leicht ausbilden, die nächste
Injektion stören kann. Schlaffe Venen älterer Leute bluten leicht
lange nach, teils nach außen, teils unter die Haut. Hier hilft
minutenlanges Hochhalten des Arms; oft folgt doch eine Sugillation
in der Haut um die Stichstelle herum, Mit all den beschriebenen
Vorsichtsmaßregeln muß es gelingen, ein Danebenspritzen des
Salvarsans zu vermeiden, Trotzdem kommt es auch dem Geübtesten
gelegentlich vor. Dann entsteht ein großer harter, zuerst sehr
schmerzhafter und jedenfalls wochenlang bestehender Knoten, der
weitere Injektionen außerordentlich stört. Sehr große Infiltrate
sind Fehler, die bei sorgsamer Technik sich nicht ereignen dürfen.
Ganz besonders sind hühnereigroße oder noch größere Infiltrate,
die die Bewegung des Armes auf lange erschweren, zuweilen sogar
absceßartig erweichen und Eröffnung nötig machen, stets auf Un-
achtsamkeit zurückzuführen. Gegen diese Infiltrate hilft am besten
recht lange angewandtes heißes Bad mit folgendem feuchten Ver-
band (Lig. ac. acet. ein Teelöffel in 250 g Wasser). Schlechtes
Treffen der Vene erzeugt stets Blutergüsse unter die Haut, oft
große Hämatome, die unter ausgedehnter Blau-Braun-Gelbfärbung
abheilen, aber ohne Schaden sind. In seltenen Fällen folgen den
Injektionen Phlebitiden im centralen, manchmal auch im peri-
pherischen Venenverlauf. Durch sie kann eine früher gut durch-
gängige Vene verlegt und durch ihren Verschluß zu erneuter Injektion
unbrauchbar werden. Im allgemeinen wird die Vene auch durch
oft wiederholte Einstiche nicht geschädigt. Mit den Venen muß
um so sorgfältiger umgegangen werden, je weniger disponibel und
je schwerer sie zu treffen sind. Vielfach besteht nur eine einzige
leicht benutzbare; deren Intaktheit muß dann wie ein Heiligtum
gehütet werden.
Aus dem Institut für vegetative Physiologie der Universität Frankfurt.
Über die Bedeutung der Phosphorsäure
für die Muskeltätigkeit und Leistungsfähigkeit.
Von
Gustav Embden.
Seitdem Liebig seine Vorstellungen von der überragenden
Bedeutung der Eiweißsubstanzen im Tierkörper entwickelte, seitdem
er namentlich die Hypothese aufstellte, daß Muskelkraft nur durch
Umsetzung von Eiweißkörpern gewonnen werden könnte, ist die
Frage nach den chemischen Quellen der Muskelenergie nicht zur
Ruhe gekommen. Es hat lange gedauert, bis durch die Arbeiten
der Voitschen Schule die Liebigsche Anschauungen endgültig
als unrichtig erwiesen waren.
Mit der Erkenntnis, daß die Muskelleistung nicht notwendiger-
weise mit vermehrtem Eiweißverbrauch verbunden ist, war natürlich
ein wichtiger Schritt vorwärts getan, aber nähere Vorstellungen
über die Art der Contractionsreaktion waren hiermit noch nicht
gewonnen. Ja, bis in die neueste Zeit hinein hat sich die An-
schauung erhalten, daß es gewissermaßen keine bestimmte Con-
tractionsreaktion gäbe, daß vielmehr die Muskelcontraction durch
Oxydation verschiedenster Substanzen im Muskel selber hervor-
gerufen werden könne, Besonders die von Zuntz und seiner
Schule gemachte Feststellung, daß bei dem während der Muskel-
tätigkeit erhöhten Stoffwechsel die verschiedenarligsten respira-
torischen Quotienten, bald solche, die auf eine vorwiegende Kohle-
hydratverbrennung, bald solche, die auf eine vorherrschende
Oxydation von Fett und Eiweiß hinweisen, auftreten können, verlieh
scheinbar dieser Anschauung eine starke Stütze.
Wir wollen nicht in eine nähere Kritik der letztgenannten
Untersuchungen eintreten, sondern nur hervorheben, daß man wohl
nicht immer genügend scharf unterschieden hat zwischen den
unmittelbar die Contraction hervorrufenden, intramuskulären
chemischen Vorgängen und jenen, die im Anschluß an die Con-
traction als Regenerationsvorgänge, teils intramuskulär, teils sicher
wohl auch extramuskulär, sich abspielen und die, so unentbehrlich
sie für die Möglichkeit andauernder Arbeitsleistung auch sein mögen,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
doch nieht mit dem unmittelbar die Contraction verursachenden
Reaktionskomplex verwechselt werden dürfen.
Lange Zeit hat man kaum daran gezweifelt, daß die Con-
tractionsreaktion, einerlei welche Substanzen dabei in Mitleidenschaft
gezogen werden, ein oxydativer Vorgang sei.
Das wurde völlig anders, als H i 11 mit sehr viel besseren Methoden,
als sie vor ihm Fick zur Verfügung gestanden hatten, die bei der
Muskelzuckung sich abspielenden Vorgänge thermodynamisch verfolgte.
Von seinen zahlreichen Ergebnissen sei hier das für unsere Frage
wichtigste erwähnt: Vermehrte Wärmebildung im Muskel findet statt,
sowohl im Augenblicke der Contraction und offenbar als Ausdruck des
unmittelbar zur Contraction führenden chemischen Hergangs, als auch
im Anschluß an die abgelaufene Contraction. Hill faßt die letztere
Form der Wärmebildung wohl mit Recht als den Ausdruck von Erholungs-
vorgängen, von Vorgängen der Regeneration verlorengegangener
Contractionssubstanz auf. Von grundlegender Bedeutung ist nun vor
allem die Feststellung, daß bei Sauerstoffmangel, also unter anaeroben
Verhältnissen, der mit der Contraction zeitlich zusammenfallende Anteil =
der Wärmebildung erhalten bleibt, während der der Contraction nach-
folgende Anteil verschwindet. Hill schließt hieraus mit Recht, daß
die unmittelbar zur Contraction führende chemische Reaktion kein
oxydativer Vorgang sei, im Gegensatz zu den an die Contraction sich
anschließenden regenerativen Prozessen. Schon vor den Untersuchungen
von Hill war ja gezeigt worden, daß auch in sauerstofffreiem Raum
der Muskel noch lange Zeit arbeiten kann (Hermann), und in besonders
klarer Weise geht das gleiche aus den Untersuchungen von
Weizsäcker am blausäurevergifteten, zur Oxydation nicht mehr
befähigten Herzen hervor.
Auf Grund der Untersuchungen namentlich von Hill und
Weizsäcker darf man mit Sicherheit annehmen, daß die un-
mittelbar die Entwicklung kinetischer Energie verursachende
chemische Reaktion kein mit Sauerstoffverbrauch einhergehender
Vorgang, sondern eine andersartige, mit positiver Wärmetönung
verlaufende Reaktion ist.
Welcher Art dieser exotherm verlaufende Reaktionsmechanis-
mus ist, dafür liefern namentlich die schon vor den Arbeiten
Hills angestellten Untersuchungen von Fletcher und Hop-
kins wichtige Anhaltspunkte. l
Wenn man auch schon seit langer Zeit gewußt hat, daß Muskel-
tätigkeit mit Säurebildung einhergeht, so gelang es doch erst diesen
beiden Forschern, die an isolierten Froschschenkeln arbeiteten, ZU
zeigen, daß der ruhende Muskel nahezu frei von Milchsäure ist, während
bei der Tätigkeit ganz erhebliche Milchsäuremengen gebildet werden.
Läßt man den ermüdeten Muskel nach der Arbeit in Sauerstoff aus-
ruhen, so verschwindet die Milchsäure und mit ihr die Ermüdung. Ob
dieses Verschwinden der Milchsäure der Ausdruck ihrer oxydativen
Entfernung ist, ob die Milchsäure dadurch verschwindet, daß sie in
die gleiche Vorstufe, aus der sie bei der Tätigkeit entstand, zurück-
verwandelt wird, darüber ist noch keine Gewißheit gewonnen worden’).
Sehr möglich erscheint es auch, daß der sauerstoffversorgte Muskel die
Milchsäure, sowohl durch Oxydation, wie durch Regeneration zur Vor-
stufe zum Verschwinden bringen kann.
Über die chemische Natur der Milchsäurevorstufe haben Flet-
cher und Hopkins keine bestimmte Vorstellung geäußert. Doch
gelangte Fletcher noch im Jahre 1911 zum Ergebnisse, daß es sich
bei der Milchsäurebildung im Muskel nicht um eine einfache fermentative
Zuckerspaltung handeln könne.
Daß Milchsäure als normales intermediäres Abbauprodukt der
Kohlehydrate zu betrachten ist, geht allerdings aus zahlreichen expen
mentellen Feststellungen mit voller Sicherheit hervor. Dennoch gelang
der Nachweis, daß die im Muskel gebildete Milchsäure ein Kohlehydrat-
derivat sei, zunächst nicht, im Gegenteil gewichtige Tatsachen schienen
dagegen zu sprechen. Embden, Kalberlah und Engel zeigten
zwar, daß aus frischem Muskel gewonnener Preßsaft bei kurzem Stehen
erhebliche Mengen von Milchsäure bildet, eine Abhängigkeit des Um-
fanges der Milchsäurebildung vom Gehalte des Saftes an Kohlehydraten
ließ sich aber nicht feststellen. Vielmehr blieb der Zusatz von Trauben-
zucker, Lävulose oder Glykogen ohne jeden Einfluß. Es blieb nich
anderes übrig, als eine besondere Milchsäurevorstufe im Muskel A
nehmen, die als „Lactacidogen“ bezeichnet wurde, ohne daß AU
mit diesem Namen bestimmte chemische Vorstellungen verbunden
werden konnten. "licht
Das wurde erst durch weitere Untersuchungen ermöglien
aus welchen hervorging, daß es im Muskelpreßsaft neben der
Milchsäurebildung zur Bildung von anorganischer Phosphorsa m
kommt, deren Menge unter bestimmten, leicht einzuhaltenden =
suchsbedingungen, der von Versuch zu Versuch verschiedene
Milchsäuremenge annähernd äquimolekular ist (Emb en
Griesbach und Schmitz). Dieses Verhalten war nui
1) Siehe hierüber: A. V. Hill, Ergebnisse der Physiologie,
1916, S. 840. Embden, Meincke und S chmitz (nochan ai 1.
öffentlichte Untersuchungen), 1. Parnas, Zbl. f. Phys., 1915, Bd. 39,5.
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durch erklärbar, daß die im Muskelpreßsaft gebildeten beiden
Säuren als Spaltungsprodukte ein und derselben Muttersubstanz
anzusehen sind. Es gelang denn auch die Natur dieser. Mutter-
substanz, wenigstens in ihrem charakteristischen Phosphorsäure-
und Milchsäure bildenden Komplex, weitgehend aufzuklären:
Embden und-Laquer konnten nämlich aus frischem Muskel
vom Hund und Pferd eine Fraktion gewinnen, welche, im Gegen-
satz zu allen anderen untersuchten organischen Phosphorsäure-
verbindungen, ‘den Umfang der Milchsäure- und Phosphorsäure-
bildung im Muskelpreßsaft steigerte und außerdem charakteristische
Zuckerreaktionen gab. Aus eben dieser Fraktidn wurde schließlich
‘eine charakteristische Osazonverbindung erhalten, die sich als
völlig identisch mit einem Osazon aus Hexosediphosphorsäure er-
wies, die unter gewissen Bedingungen bei der alkoholischen Hefe-
= gärung in großen Mengen auftritt (v. Lebedew und Young).
‘Ganz in Übereinstimmung hiermit konnte auch durch Zusatz eben
dieser Hexosediphosphorsäure aus Hefe, im Gegensatz zu allen anderen
Substanzen — außer dem Lactacidogen — der Umfang der Milch-
säure- und Phosphorsäurebildung im Muskelpreßsaft gesteigert
werden.
stimmung im Aufbau der bei der Hefegärung auftretenden Hexosedi-
ıre und des Muskelläctacidogens anscheinend die beiden
Substanzen nicht völlig identisch sind. 0
Das Lactaeidogen ist bisher n u r aus der quergestreiften Muskulatur
. isoliert worden. Es fehlt auch in der. glatten Muskulatur, doch hat der
‚ Preßsaft aus glatter Muskulatur und auch aus mehreren anderen’
‚ untersuchten Organen die Fähigkeit, Hexosediphosphorsäure aus Hefe
und zum Teil auch Lactacidogen unter Milchsäure- und Phosphorsäure-
bildung zu. spalten. Zusatz von Zucker rief unter den gleichen Versuchs-
bedingungen nirgends‘ Vermehrung der Milchsäure ‚hervor. Hiernach .
scheint die Annahme sehr naheliegend, daß nicht nur in der quer-
gestreiften Muskulatur, sondern auch in anderen Organen, ja vielleicht
im. Tierkörper ‘überhaupt, gerade so wie das offenbar bei’ der Hefe-
gärung der Fall ist, der Abbau der Kohlehydrate stets erfolgt unter
intermediärer Bindung an Phosphorsäure. Somit hat der Kohlehydrat-
'abbau gleichsam eine synthetische Phase durchzumachen, und die
Ablagerung des durch Synthese des Kohlehydrates mit Phosphorsäure
‚entstandenen Lactacidogens ermöglicht ‘es dem Muskel, außerotdentlich
rasch Milchsäure und daneben Phosphorsäure zu bilden,
=, Die.Spaltung von Lactacidogen in Milchsäure und Phosphorsäure
` ist ein exothermer Prozeß von einer Wärmetönung, die sich wohl nicht
sehr wesentlich von der bei der Umwandlung von Traubenzucker in
Milchsäure beobachteten unterscheiden dürfte, und es könnte die
Lactacidogenspaltung in Milchsäure und Phosphorsäure diejenige
on sein, welche die bei der Contraction nach Hill
freiwerdende Wärme liefert und als unmittelbare Quelle der Entwicklung
kinetischer Energie im Muskel anzusehen ist. |
Es soll im folgenden nunmehr kurz besprochen werden,
welche Umstände für die Bedeutung des -Laetaeidogens als
Contractionssubstanz sprechen. Es wird sich bei dieser Besprechung
ergeben, daß’ die Verfolgung dieser Frage keineswegs von rein
SON em Anschein nach von ganz
wesentlicher praktischer Bedeutung 'ist. i
‚. Diẹ ‘den nachstehenden Auseinandersetzungen zugrunde
liegenden Untersuchungen sind aus naheliegenden Gründen während
des Krieges nicht veröffentlicht worden. Hier wird es nur möglich
sein, die wesentlichen Versuchsergebnisse kurz zu schildern, wäh- .
rend die ausführliche Publikation der Einzelarbeiten an anderer
Stelle erfolgen wird. Ä
~ Die Gründe, die dafür sprechen, daß das Lactacidogen
als Contractionssubstanz anzusehen. ist, sind teils chemisch-
anatomischer Natur, das heißt sie ergeben sich aus der
vergleichenden Untersuchung der chemischen Beschaffenheit ver-
Schiedenartiger ruhender Muskeln, teils sind sie chemisch-
‚Physiologischer Art. | Ä
| hen Tatsachen,
. - Wir wollen zunächst die chemisch-anatomise
die zugunsten der Bedeutung des Lactacidogens als Tätigkeits-
substanz des 'quergestreiften Muskels sprechen, ins Auge. fassen.
Es wurde oben erwähnt, daß die glatte Muskulatur im
Gegensatz zur quergestreiften des Lactacidogens entbehrt, was
bereits in einer früher veröffentlichten.Untersuchung als ein Hinweis
darauf angesehen wurde, daß das Laetacidogen gerade- bei der
rasch verlaufenden Muskeleontraction eine Rolle spielt!). Wir haben
nunmehr zunächst untersucht, ob eine Beziehung besteht zwischen
der Schnelligkeit der Contraction eines Muskels und seinem Gehalt
an Lactacidogenphosphorsäure, den wir — in hier nicht näher zu
Ba © ' Fr
de ~) Martha Cohn und Rudolf Meyer, Über das Verhalten
er Milchsäure und Phosphorsäure. im ‚Uteruspreßsaft. (Zschr. f. physiol.
Chemie 1914, Bd, 988.58) | | |
| Phosphorsäure, deren Differenz als Lactacidogen
Es sei betont, daß trotz der weitgehenden Überein-
schildernder Weise = als Differenz der im frischen Muskel und
der nach. zweistündiger Einwirkung der Wärmestarre (bei welcher
die Lactacidogenphosphorsäure quantitativ in anorganische Phosphor-
säure umgewandelt wird)
säure bestimmten. _ m. en ey |
. “ Bekanntlich sind. die sogenannten weißen. Muskeln. durch die
Schnelligkeit ihrer Contraction ausgezeichnet, dabei aber. leicht ermüd-
bar. Auch rote Muskeln können schnell sein, gewöhnlich kontrahieren
sie sich aber weit langsamer als die weißen Muskeln, und stets be-
sitzen sie offenbar größere Ausdauer als die blassen. Beim Kaninchen,
an dem ich gemeinsam mit Adler eine größere Anzahl von Ver-
'suchen vorgenommen habe, wurde vor allem ein weißer, rasch.arbeiten-
der Beugemuskel des Oberschenkels und außerdem: der rote Musculus
semitendinosus verwendet, von dem man seit langer Zeit weiß, daß er
sehr viel träger als der weiße Kaninchenmuskel arbeitet. Außer der. E
sofort. und nach zweistündigem: Stehen vorhandenen anorganischen
733 °
vorhandenen. anorganischen Phosphor- -
phosphorsäure angesehen
wurde, wurde auch die
‚...Gesamtphosphorsäure im
` Abb. 1. } I
| ER Ä Muskel ermittelt.- Die
ar ERDE u : Differenz dieser Gesamt- _
„irele | Freie | Lactac- | h _ phosphorsäure und der
< Pha phor: Fnosphor; Peirt eoi nach zwei Stunden vor-
NT, = Pr 11 w
ersotort |2 Stunden|” säure säure handenen anorganischen
T RR 77 ee R Phosphorsäure, das heißt
— lm A also die gesamte or-
1| 99755 0,5872 |- 0,8112 |. 0,1608. ganische Phosphorsäure,
0,2397 0,3976 0,1579 0,2640 soweit sie nicht Läct-
o |. 0,2815 0,6033 0,3218 0,2048 ‚aeidögenphosphorsäure
0,2055 | 0,3800 0,1245 ' | 0,8477 ist, wird im folgenden
g | 0,2529 0,5889 | 0,3310 0,1568 als Restphosphorsäure- ..
0,1891 0,3481 | 0,1540 0,3305 bezeichnet. In der neben-
Weißer Streckmuskel und roter Semitendinosus des stehenden Abb. 1 sind drei
Kaninchens, derartige ‘Versuche am
' weißen Beugemuskel und Semitendinosus des Kaninchens niedergelegt;
die an der weißen Muskulatur gewonnenen Ergebnisse sind in Sperrdrück, _
die an der roten Muskulatur gewonnenen in gewöhnlichem Druck wieder-
gegeben. Man sieht zunächst, daß die Menge der während des zweistündigen .
Stehens ‘unter den Bedingungen der Wärmestarre gebildeten Phosphor-
säure, das heißt also der Lactacidogenphosphorsäure, außerordentlich
viel größer ist in der weißen Muskulatur als in der roten Muskulatur
(Spalte 4, Tabelle I). In den drei in der Tabelle wiedergegebenen Ver-
suchen schwankt der Wert für Lactacidogenphosphorsäure. in: dem
weißen Beugemuskel zwischen etwa 0,31 und 0,33 %, im Semitendinosus
hingegen zwischen etwa 0,12. und ‚weniger als’ 0,16%. Es ist also in
der rasch arbeitenden weißen Muskulatur des Kaninchens annähernd
die doppelte Menge Lactacidogenphosphorsäure als, in der langsam
arbeitenden roten Muskulatur vorhanden. Umgekehrt verhält es sich
mit der Restphosphorsäure, die sich in der langsamer, aber andauernder
arbeitenden roten Muskulatur sehr viel reichlicher als in der weißen
vorfindet (Spalte 5, Tabelle I). Noch weniger Lactacidogen als der
Tote Semitendinosus des Kaninchens und. noch: sehr viel mehr Rest-
phosphorsäure enthält der Herzmuskel. |
Schon diese Untersuchungen an der Kaninchenmuskulatur zeigen
also, daß tatsächlich die rascher arbeitende weiße Muskulatur mehr
Lactacidogenphosphorsäure enthält als die lan |
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Taube angestellt’).
. Gerade diese bei
Unterschiede in ihrem biologischen Verhalten. Der Hahn ist ein
| . =. .sehr wenig. dauerhafter
Abb. 2. Flieger, seine Flügel-
a 5 ee nd bewegungen müssen als
rasches Flattern. bezeich-
Freie -Freie | Lactaci- = = net werden. Die Taube
Phosphor- | Phosphor- | dogen- Rest- ist ein Flieger von ganz
, s ; . | phosphor- i Piat
Ne. | Säure [siuronach |phospbor-| A giure besonderer Ausdauer und
bewegt sich mit großen,
0 0/- 0 0
h di k k | h .ziemlich rasch aufeinan-
Weißer ee ee ; derfolgenden, ruderar-
2) T . FR ss $
-gl osio | osz |. oas | omer. teen Flügelschlägen.
6 0,8178 0,6247 0,3069 0,1197 - ie estimmung
_ Roter Brustmuskel der Taube ‚der verschiedenen Phos-
7| 02588 | 05032. | 0944 -| 04687 Phorsäurefraktionen er-
8 | : 0,2664 | 0,4979 . | 0,2315 | 0,4520 gab nun beim Hahn einen
| merklich höheren Wert an
Lactacidogenphosphorsäure als bei der Taube
Spalte 4)... Dies dürfte wohl unmittelbar mit dem besonders raschen
Ablauf der Einzelbewegungen beim Hühnerflug zusammenhängen, doch
<- 2) Noch unveröffentlichte Inaugural - Dissertation von Georg
| Lyding, 1919. „an ” E
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gsamer arbeitende rote,
außerdem aber weit weniger Restphosphorsäure, und es lag nunmehr.
.der Gedanke nahe, die Befähigung der Muskulatur zu lang andauern-
‚der Leistung gerade mit der Höhe des Restphosphorsäuregehaltes in
Verbindung. zu bringen. Weitere vergleichende Untersuchungen wurden
am. weißen Brustmuskeln des Hahnes und dem roten Brustmuskel der .
den Muskeln zeigen ja überaus charakteristische. .
(Abb. 2, Versuch 4 bis 8,
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werden, wenn der Nachweis gelänge, daß es während der Muskel-
734
ist auch der Lactacidogengehalt der roten Brustmuskulatur der Taube
ein recht hoher, wie denn auch dieser Muskel sicherlich als rasch
arbeitender bezeichnet werden muß. Ein gewaltiger Unterschied besteht
zwischen dem Restphosphorsäuregehalt im Brustmuskel beider Tierarten
(Spalte 5); er beträgt beim Hahn ungefähr 0,1% und erreicht bei der
Taube in allen Versuchen, die wesentlich zahlreicher als die hier wieder-
gegebenen sind, den vier- bis fünffachen Wert. Die Anschauung, daß
die Befähigung zu lang andauernder Muskelleistung mit dem hohen
Restphosphorsäuregehalt zusammenhängt, erhält also durch diese Ver-
suche eine gewichtige Stütze.
In welcher Weise sich der Einfluß des Rest-Phosphorsäure-
gehaltes auf die Dauerleistungsfähigkeit geltend macht, darüber
können zunächst nur Vermutungen ausgesprochen werden. Es
liegt nahe, daran zu denken, daß während der andauernden Tätig-
keit Restphosphorsäure in anorganische Phosphorsäure und damit
auch in Lactacidogenphosphorsäure umgewandelt werden kann,
daß also die Restphosphorsäure gleichsam als eine Reservesubstanz
für de Laetacidogenphosphorsäure zu betrachten ist,
in Ähnlicher Weise wie offenbar das Muskelglykogen als ein Reserve-
stoff für das Lactacidogenkohlehydrat angesehen werden muß.
Konnte also der Beweis für den Übergang von Restphosphorsäure in
anorganische oder Lactacidogenphosphorsäure während einer länger
andauernden Muskelarbeit noch nieht erbracht werden, so gelang
das in eindeutiger Weise unter etwas abweichenden Bedingungen,
Bei Fröschen ist der Lactacidogengehalt in charakteristischer
Weise von der Jahreszeit abhängig +). In der Winterruhe ist er wesent-
lich niedriger als während des Sommers und Herbstes, ganz entsprechend
der weit trägeren Beweglichkeit der Winterfrösche. Bringt man Winter-
frösche in eine Temperatur von 28 bis 29° C, so steigt nach einigen Tagen
der Lactacidogengehalt ganz beträchtlich an. Adler konnte nun in einer
jüngst vorgenommenen, noch nicht veröffentlichten Untersuchung dartun,
daß dieser Anstieg des Lactacidogens auf Kosten der Restphosphor-
säure erfolgt. Hiermit ist die prinzipielle Möglichkeit des Übergangs
von Restphosphorsäure in Lactacidogenphosphorsäure erwiesen.
Die an Kaninchen, Hühnern, Tauben und Fröschen gewonnenen
Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die
Leistungsfähigkeit quergestreifter Muskeln spiegelt sich in dem
Verhalten der verschiedenen Phosphorsäurefraktionen des Muskels
wieder. Je rascher ein Muskel arbeitet, um so reicher ist er an
Lactaeidogenphosphorsäure, je andauernder er zu arbeiten imstande
ist, um so mehr Restphosphorsäure enthält er.
Nach den oben gemachten Ausführungen ist das Lactacidogen
als Tätiekeitssubstanz des Muskels zu betrachten, insofern seine
unter Einwirkung des Reizes erfolgende Spaltung in Milchsäure
und Phosphorsäure die unmittelbare Ursache der Contraction ist.
Die Richtigkeit dieser Anschauung würde sehr viel wahrscheinlicher
tätigkeit tatsächlich zu einer Spaltung des Lactacidogens unter
Freiwerden von Milchsäure und außerdem von Phosphorsäure kommt.
Das Auftreten von Milchsäure bei der Muskeltätigkeit ist — wie
bereits oben erwähnt — längst von Fletcher und Hopkins
am isolierten Froschschenkel erwiesen. Eine Vermehrung von an-
organischer Phosphorsäure haben — in voneinander unabhängigen
Untersuchungen — Parnas undWagner?), sowie F.Laquer‘)
am gleichen Objekt vergeblich zu erweisen versucht. Laquer
führt das darauf zurück, daß am isolierten tätigen Froschschenkel
es vielleicht deswegen nicht zu Phosphorsäurebildung kommt, weil
die synthetische Funktion der Kohlehydratphosphorsäurebildung der
Phosphorsäureabspaltung die Wage hält. Tatsächlich weist schon
der außerordentliche Unterschied in der Dauer der Leistungsfähig-
keit eines in Luft und Ringerlösung tätigen Froschmuskels zu-
gunsten des letzteren darauf hin, daß die Ursache der Ermüdung
bei dem in Luft arbeitenden Muskel nicht in einer Erschöpfung
- der Contraetionssubstanz, sondern in anderen Umständen gelegen ist.
Ohne weiteres gelang der Nachweis der Phosphorsäureabspaltung
aus Lactacidogen in Versuchen, die ich mit Meincke und Schmitz
bereits im Jahre 1915 an Kaninchen und an Hunden anstellte. Läßt
man Kaninchen gegen einen Widerstand arbeiten oder versetzt man
Kaninchen oder Hunde in Strychninkrämpfe, so kommt es zu einer unter
Umständen außerordentlich starken Verminderung des Lactacidogen-
phosphorsäuregehaltes und einer entsprechenden Vermehrung des Ge-
haltes an anorganischer Phosphorsäure. An Kaninchen, die durch
Phlorizin glykogenarm gemacht wurden, deren Lactacidogen-
bestand durch diese Vergiftung aber nicht wesentlich gemindert wird,
kommt die bei der Arbeit im Muskel neugebildete anorganische Phos-
phorsäure ihrer Menge nach unter Umständen weitaus stärker in Betracht
1) Noch nicht veröffentlichte Inaugural-Dissertation von Camilla
Wechselmann.
2) Parnas und Wagner, Biochem. Zschr. 1914, Bd. 61, S. 387.
3) F. Laquer, Zschr.f. physiol, Chemie 1914, Bd, 93, S. 161,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
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als die Milchsäure. Offenbar gelingt unter diesen Umständen am cir-
culierten Muskel die Beseitigung der Milchsäure leichter, als die der
anorganischen Phosphorsäure.
öftentlichte Versuche von Cohn machen es übrigens wahrscheinlich,
daß es bei der Tätigkeit in den weißen Muskeln sehr viel leichter
als in den roten zu einer Verminderung des Lactacidogenbestandes
kommt, was mit der besseren Befähigung der roten Muskulatur zu
Dauerleistungen im Einklang steht. |
In jüngster Zeit vorgenommene, unver-
Die Einwirkung der Arbeit auf den Phosphorsäurestoffwechsel
des Muskels läßt sich nun aber nicht nur im Tierversuch, sondern
auch am Menschen dartun. Schon seit langer Zeit ist es ja be-
kannt, daß es durch angestrerigte Muskeltätigkeit zu einer ver-
mehrten Phosphorsäureausscheidung in der 24stündigen Harnmenge
kommen kann’). In erstaunlich deutlicher Weise trat diese Ein-
wirkung hervor, als in einer gemeinsam mit Eduard Graie
angestellten Untersuchungsreihe an zwei gesunden jüngeren
Männern die Einwirkung der Muskeltätigkeit auf die Phosphor-
säureausscheidung in kurzen (zweistündigen) Perioden untersucht
wurde. Die Leute wurden während der ganzen Zeit vollkommen
gleichmäßig ernährt und waren in der zu leistenden Arbeit (Drehen
eines Ergostatenrades) sehr gut geübt. An den Arbeitstagen
begann die Arbeit stets um 8 Uhr morgens, und wurde bis zu
starker Ermüdung, die meist gegen 1 Uhr eintrat, in bestimmten
Rhythmus ununterbrochen fortgesetzt. Nur zur Harnentleerung,
die unmittelbar vor Arbeitsbeginn um 8 Uhr und dann in zwei
stündigen Abständen erfolgte, wurden kurze Pausen eingeschaltet.
Am deutlichsten war die Einwirkung der Muskelarbeit auf die
Phosphorsäureausscheidung in der Periode von 10 bis 12 Uhr
erkennbar. In der untenstehenden. graphischen Darstellung ist
die Ausscheidung während dieser Zeit für diejenige der beiden
Versuchspersonen, bei der die Einwirkung der Arbeit deutlicher
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Abb. 3. HsPOs-Ausscheidung bei Ruhe und Arbeit.
hervortrat, wiedergegeben. Die Höhen der Linien entsprechen
der Größe der HsPOs-Ausscheidung. Die Zahlen über den End-
punkten geben die Ausscheidung in Gramm HsPO: wieder. -
den Ruhetagen sind die Linien punktiert dargestellt, an den Arbeits-
tagen sind sie ausgezogen. Man sieht die gewaltige Einwirkung
der Arbeit auf den Umfang der Phosphorsäureausscheidung, die 1m
der genannten zweistündigen Periode auf das Doppelte und Drel-
fache des Ruhewertes ansteigen kann. Dabei sei hervorgehoben,
daß die niedrigsten Ruhewerte erzielt wurden, als wir die Versuchs-
person im Bette zubringen ließen. Alem Anschein nach führt
schon das einfache Umhergehen zu einer gegenüber völliger Bett-
ruhe vermehrten Phosphorsäureausscheidung durch den Harn.
Schon Kaup hat in Selbstversuchen, von denen wir erst
nach Abschluß unserer Arbeit Kenntnis erhielten, die Einwirkung
der Muskelarbeit auf die Phosphorsäureausscheidung in ähnlich
kurzen Perioden wie wir untersucht. Er kam dabei zu einem dem
unseren vollkommen entgegengesetzten Ergebnis, insofern er eine
deutliche Einwirkung der Arbeit auf die Phosphorsäureausscheidung
durch den Harn überhaupt nicht feststellen konnte. Offenbar
spielen individuelle Verhältnisse hier eine wichtige Rolle. M
unseren beiden, lange Zeit durchgeführten Versuchen wären auc
die in 24 Stunden ausgeschiedenen Phosphorsäuremengen währen:
der Arbeit gegenüber der Ruhe ganz erheblich vermehrt. Die
Phosphorsäureausscheidung durch den Kot war keineswegs ent-
3 ') G.J. Engelmann, Arch. f. d. ges. Anat. u, Physiol. 1871,
5. 114. Weitere Literatur hierüber siehe 18% Kaup, Einwirkung (07
Muskelarbeit auf den St : 09. Neue
Bd. 25. S. 254. n Stoffwechsel, Zschr. f. Biol. 19
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Muskelarbeit zu ‚sehr großen Phosphorsäureverlusten durch den
-Harn kommen kann. Der Einwirkung der. Muskelarbeit auf die.
- . ‚Phosphorsäureausscheidung geht keineswegs eine solche auf die |
N- oder Cl-Ausscheidung parallel. Fraglos. handelt es sich also
.. um eine specifische Einwirkung auf die Phosphorausscheidung, eine
. Einwirkung, die hach den bei Kaninchen und Hunden gemachten
“ Erfahrungen wohl sicher auf die während der Arbeit vermehrte '
Lactacidogenspaltung in der Muskulatur zurückzuführen ist.
“Wir haben bisher. nur über die Einwirkung der Arbeits-
. leistung auf die. Phosphatausscheidung gesprochen. und möchten
nun zu Versuchen’ übergehen, in denen wir umgekehrt den Einfluß
von Phosphatzufuhr auf die Leistungsfähigkeit untersuchten. Solche
. . Versuche lagen bei der Vorstellung, die wir uns über das Wesen
des. Muskelchemismus bei der Arbeit gebildet hatten, nahe. `
.. Wenn es richtig war, ' daß die specifische, zur Contraction
u führende chemische Reaktion in einer Spaltung des hexosephosphor- -
„säurerartigen Lactacidogens zu Milch- und Phosphorsäure besteht, .
so mußte umgekehrt die Muskelerholung mit Rückbildung von
Lactacidogen äus Kohlehydrat und Phosphorsäure verbunden, ja
durch diesen Vorgang wesentlich mitbedingt sein. Im Sinne einer
voa Ewald Hering geprägten Ausdrucksweise wäre demnach
„die unter Milchsäure- und Phosphorsäurebildung erfolgende Lact-
'acidogenspaltung als dissimilatorische, die Rückbildung
des Lactacidogens aus anorganischer .Phosphorsäure und Kohle-
hydrat als assimilatorische Phase der Muskelarbeit zu be-
trachten. Eine Erleichterung und Beschleunigung‘ der assimilà-
' torischeh Phase und damit eine Verbesserung der Erholungsbedin-
. gungen und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit konnte dem-
entsprechend vielleicht durch ‚Zufuhr der beiden Komponenten des
. Laetacidogens, das heißt. durch Zucker- und Phosphatverabreichung
erzielt: werden. | | |
Versuche mit Zuckerverabreichung sind bereits vor längerer
Zeit, namentlich von Zuntz und Schumburg, vorgenommen
worden, Die ‚günstige Einwirkung des Zuckers auf die Leistungs-
fähigkeit war zwar eine deutliche, jedoch nicht so beträchtlich,
daß die Einnahme von größeren Zuckermengen, z. B. bei Märschen,
‚allgemeinere Verbreitung gefunden hätte.
' Eine Steigerung der muskulären Leistungsfähigkeit durch Phos-
phatzufuhr zu erzielen, haben wir auf ziemlich verschiedene Weise und
— wie gleich hier erwähnt sei — mit bestem Erfolge versucht. Eine.
. größere Anzahl von langdauernden Versuchsreihen wurde am Ergo-
- Staten vorgenommen. Das Rad des Ergostaten. wurde so lange gedreht,
bis die Versuchsperson (es handelte sich um kräftige Soldaten, die
Sich freiwillig zu diesen Versuchen gemeldet hatten) angab, nicht mehr
weiter drehen zu können. Die Drehung erfolgte in einem ganz be-,
stimmten Rhythmus, der durch ein alle zwei Sekunden ertönendes
Glockensignal angegeben wurde. Die Bremsung des Rades war in den
Vergleichsversuchen an ein und derselben Person natürlich stets die
gleiche und nur ziemlich gering, weil es uns darauf ankam, die Ein-
wirkung der Phosphatzufuhr gerade auf eine Muskelarbeit, die, wie etwa |
der Marsch, nur durch ihre lange Dauer ermüdet, zu untersuchen. Das
j Ergebnis ań fünf von den sechs ersten Personen, an denen wir Unter-
“ suchungen 'yornahmen, war durchaus positiv, während sich bei der
sechsten Person keinerlei deutliche Einwirkung des Phosphates auf
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die Leistungsfähigkeit feststellen Jieß. Zwei dieser Untersuchungen
er „unten graphisch. dargestellt.‘ Die Höhe der Linien entspricht hier-
ei der. Umdrehungszahl‘ des Ergostaten bis zur Ermüdung der Ver-
Suchsperson, die Umdrehungszahlen sind am unteren Ende der Linien
angegeben.. An den Tagen, an denen kein Phosphat verabreicht war,
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`. sprechend verringert, sodaß es fraglos unter der Einwirkung der | sind die.Linien punktiert, an den Tagen, an denen die Arbeit. unter a
Phosphatwirkung erfolgte, sind sie ausgezogen. Wir seben in Abb. 4 ehe:
Übung in einem von Tag zu Tag fort- we
zunächst die ‚Wirkung ' der
schreitenden .Ansteigen der Umdrehungszahl. In dieser Abbildung sind
übrigens die ersten fünf. Arbeitstage. nicht mit dargestellt. Vom Abend
des fünften Arbeitstages 'ab erhielt die Versuchsperson. einen mit einer.
bestimmten Zuckermenge gesüßten, schwach ‚weinsauren Scheintrank.
Während ‘der folgenden fünf Tage, den ersten in unserer graphischen -
Darstellung wiedergegebenen, erfolgt ein weiterer Anstieg der Drehungs-
zahl. Am Abend des fünften auf der Abbildung eingezeichneten Ver- _
suchstages und am darauf folgenden erhielt. die Versuchsperson je 5g | EN
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primäres Natriumphosphat (NaH2PO.) in 250 cem Wasser. Der Trank © =o ii a
wär ebenso wie der Scheintrank mit 10 g Rohrzucker gesüßt. - Eine Bere
Einwirkung des Phosphats auf die Leistungsfähigkeit ist nicht erkenn- n ae a:
bar... Möglicherweise hängt dies mit der Schlafstörung zusammen, die . ... adeng
hier auftrat, wie sehr häufig,’ wenn man Phosphat zuerst des Abends . u an:
verabreicht, -sich ‘bei wiederholter Verabreichung aber zu verlieren | ie
pflegt. Wir werden auf diese Störung noch zurückkommen. Auf die KOE
beiden ersten Phosphattage folgten wieder fünf Tage mit Scheintrank, ER
während welcher — nach vorübergehendem Absinken der Drehungs-- Sul
zahl — eine weitere Steigerung der Arbeitsleistung erfolgte. Während - a
der letzten beiden Tage dieser Periode betrug die Drehungszahl 7848 ee al =
und 7822. -Die Verabreichung des. Scheintrankes erfolgte während dieser, Jaja
Zeit am Versuchsmorgen um 6!/a Uhr, 1!/, Stunden.. vor. Versuchs- Ba
, beginn. -Zur selben Zeit wurden. an den nächsten beiden Tagen Den paR
wiederum je 5 g Phosphat gegeben, die Drehungszahl stieg auf über: p. ij
9000 an. Leider wurde versäumt, hier eine Nachperiode mit der gleichen Be re
Ergostatenbremsung einzuschalten, vielmehr wurde am Nachtäge mit oh Hi É
Scheintrank die Bremsung erheblich vermehrt, wodurch das Absinken BD CE
auf 5220 Drehungen ‘sich erklärt. Vom i6. bis 18. Versuchstage hebt — .. Apii
sich die Drehungszahl wieder auf 7600 bis 7700. Der Scheintrank eh
‘wurde während der letzten Tage der Periode wieder am Vorabend um — = = ne
9 Uhr verabreicht und am Abend des 18. und 19. Versuchstages er- N
hielt die Versuchsperson je 7,5 g Phosphat mit der gleichen Zucker- Ze, ki.
und Flüssigkeitsmenge wie vorher den Scheintrank. Die Drehungs- > A |
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iage bedeuten .eintägige V.ersuchspausen.
reicht. Am Abend des 7. Versuchstages erhielt die Versüchsperson
©
‚ unseren.. | l
‚sinken.
suchen mit genau .der gleichen Versuchsanordnuug vorzunehmen. Die
zahl steigt von 7700 am letzten Vortage auf je 9140 an’ den beiden
Versuchstagen an, um an.den folgenden Nachtagen, dem 21. und 22.
Versuchstage, wieder hahezu auf die Werte. der letzten Vortage. zu |
Die Versuchsanordnung blieb. während der ganzen Folgezeit ci
vom 23. bis 32. Versuchstage die gleiche. Jedesmal, wenn am Vorabend Rue,
Phosphat (je 7,5 g) verabreicht war, erfolgte ein starker Anstieg der a
Drehungszahl, an den phosphatfreien Tagen hatte diese fast konstante
Werte erreicht. Im Prinzip ganz ähnlich verlief der in Abb. 5. dar-
gestellte ‚Versuch, der von Anfang an wiedergegeben ist. Die größeren
Zwischenräume zwischen dem 3. und 4, und dem 9. und 10. Versuchs-
Auch hier wurde vom
4. Versuchstage ab an den phosphatfreien Tagen Scheintrank verab-
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zum‘ ersten Male 5 g Phosphat, wonach Schlafstörung eintrat. Eine
merkliche Leisturigssteigerung trat am 8. Versuchstage nicht ein. Das
Absinken der Leistung vom 9. zum 10. Versuchstage ist wohl auf Be
Übungsverlust durch ‘die vorangehende Versuchspause zurückzuführen. ~ `. Tr chf!
Am Morgen des 13. Versuchstages, 1!/2 Stunden vor Versuchsbeginn, |
wurden wiederum 5 g Phosphat verabreicht; an diesem und allen fol-
genden Phosphattagen erhebt sich die Arbeitsleistung: ganz wesentlich
über die phosphatfreien Vortage und Nachtage. Sie ist bei dieser
Versuchsperson auch nach langdauernder Übung an den phösphatfreien
Tagen freilich nicht so gleichmäßig wie bei. der ersten, sodaß die
graphische Darstellung dadurch: ein etwas unregelmäßiges Aussehen ET
erhält. Das Gesamtergebnis ist bei dieser und einer Reihe weiterer Eee
Versuchspersonen aber im Prinzip’durchaus das’gleiche. Herr Kollege Eon
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Abb. |
Ellinger, der Pharmakologe unserer Universität, hatte die Freund- _
lichkeit, in seinem Institut ebenfalls eine Reihe von Ergostatenver-
Versuche führten im wesentlichen zu denselben Ergebnissen wie die
736
j819 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. ee.
. Juli.
Nunmehr wurde die Wirkung des Phosphates auch an der
marschierenden Truppe erprobt, und zwar in einer ganzen Reihe
von Versuchen, die zunächst bei verschiedenen Ersatztruppenteilen
vorgenommen wurden. Im einzelnen soll auf diese Versuche hier
nicht eingegangen werden. Sie waren stets so angeordnet, daß
ein Teil der Truppe einen Scheintrank, ein Teil den Phosphat-
trank erhielt, wobei in den späteren Versuchen meist die in drei
Portionen verabreichte Tagesgabe von 7,5 g pro Mann eingehalten
wurde. In allen Versuchen, in denen der Truppe wirklich starke
Marschleistungen zugemutet wurden, besonders aber, wenn es am
= Versuchstage. recht heiß war, war die günstige Einwirkung des
Phosphates ganz unverkennbar. Öfter konnte die marschierende
Kolonne, die Phosphat erhalten hatte, auch von Beobachtern, die
über die nähere Anordnung des Versuches nicht orientiert waren,
ohne weiteres an ihrer größeren Frische erkannt werden. Be-
sonders sinnfällig war es, daß die Phosphatleute weniger schwitzten
‚und daß starke Rötung des Gesichts, im Gegensatz zu den Mann-
schaften, die Scheintrank erhalten hatten, auch bei sehr anstrengenden
Märschen in der Hitze nur selten auftrat. Auch die Einwirkung
auf die Stimmung der Truppe war unverkennbar. Von der Truppe
unbemerkte Beobachter konnten wiederholt feststellen, daß zu einer
Zeit, wo die Mannschaften ohne Phosphat völlig verstummt waren,
die Phosphatsoldaten sich noch fröhlich lachend unterhielten.
Mehrfach geschah es auch, daß die Phosphatmannschaften, welche
zunächst in einem Abstand von vielen hundert Metern hinter denen,
welche Scheintrank erhalten hatten, hermarschierten, während der
späteren Marschperiode die vornmarschierende Kolonne einholten.
Bei einem etwas größer angelegten Versuche an einer Infanterie-
division im Felde ergaben sich gewisse Schwierigkeiten und Störungen,
die im wesentlichen wohl durch die damals noch nicht genügend
genaue Dosierung des Phosphats hervorgerufen waren. Aber auch
hier wurden bei einem Regiment, bei dem Phosphatmannschaften
mit Scheintrankmannschaften verglichen wurden, die gleichen
günstigen Beobachtungen wie in der Heimat gemacht. Bei anderen
Regimentern, bei denen der Vergleich mit Phosphatleuten und solchen
mit Scheintrank nicht durchgeführt wurde, waren die Ergebnisse
nicht eindeutig und zudem stellten sich bei zahlreichen Mann-
schaften angeblich Störungen des Schlafes, bei manchen auch eine
stark abführende Wirkung des Phosphates. ein, die in den Heimat-
versuchen mit genauer Dosierung kaum jemals beobachtet worden war.
Ganz kurz sei auch noch auf einige — zum Teil recht groß
angelegte — praktische Anwendungsversuche hingewiesen, die bei
Untertagearbeitern in Kohlenbergwerken verschiedener Bezirke zur
Durchführung gelangten, Durch die mangelhafte Ernährung während
des Krieges war die Gesamtleistung unter Tage, je Mann und Schicht,
das heißt die durchschnittliche tägliche Förderleistung des einzelnen
Untertagarbeiters, öfter außerordentlich stark gesunken, In mehreren
Bergwerken konnte nicht nur das subjektive Wohlbefinden mancher
Bergleute durch tägliche Verabreichung einer Limonade, welche
3 g primäres Natriumphosphat enthielt, günstig beeinflußt werden,
sondern in zwei langdauernden Versuchen in großen Bergwerken
ging auch die Gesamtleistung unter Tage, je Mann und Schicht,
merklich in die Höhe. In Abb. 6 ist für den einen dieser Versuche
die Gesamtleistung unter Tage im Monatsmittel von Januar 1917
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Abb. 6.
ab dargestellt. Man sieht, daß diese Gesamtleistung von der
Größe 79 im Januar 1917 unter der Einwirkung der Kriegsernährung
auf die Größe 73 im Dezember 1917 absinkt. Ein weiteres starkes
Absinken findet während des ersten Teiles des Januar 1918 (auf
70) statt. Am 18. Januar beginnt die Verabreichung des Phosphat-
trankes, die in diesem Falle durch die Bergwerksverwaltung so
gut organisiert war, daß bei völliger Freiwilligkeit der Teilnahme
am Versuch, von vornherein nicht viel weniger als 90 % der Beleg-
schaft den Trank täglich vor Schichtbeginn genoß. Der aus der
graphischen Darstellung deutlich hervorgehende Wiederanstieg der
Förderleistung, der sich unmittelbar an die Phosphatverabreichung
anschloß, wurde, nachdem er eine Reihe von Monaten trotz dauernd
ungünstiger Ernährungsverhältnisse und trotzdem auch die Abbau-
verhältnisse sich durchaus nicht gebessert hatten, angedauert
hatte, von der in Frage kommenden Bergwerksverwaltung mit
Sicherheit auf die Phosphatwirkung zurückgeführt. Die Anwendung
des Phosphates in dieser Zeche ist, ebenso wie in einer Reihe
anderer, erst durch die Ereignisse der Revolution unterbrochen
worden.
Es soll keineswegs verschwiegen werden, daß andere An-
wendungsversuche im Bergbau weniger günstig als die beiden
soeben erwähnten verliefen, ja, daß in mehreren Fällen ein posi-
tives Ergebnis überhaupt nicht erzielt werden konnte. Die Organi-
sation so groß angelegter Versuche ist überaus schwierig und
mancherlei leicht verständliche Widerstände setzen sich ihrer
Durchführung entgegen. Auch ihre Beurteilung ist eine äußerst
verwickelte, sehr viel Erfahrung und Kritik erfordernde Aufgabe,
Es darf vielleicht als ein für die Beurteilung der Versuche im
Bergbau wichtiges Moment angesehen werden, daß gerade die eben
angedeuteten Vorbedingungen für eine erfolgreiche Versuchsdurch-
führung und Versuchsbeurteilung in den beiden fraglos günstig
verlaufenen Versuchen besonders gute waren. Irgendwelche Ge-
sundheitsstörungen wurden, von den unten zu erwähnenden
Nebenwirkungen abgesehen, während der weit über ein Jahr
sich erstreckenden Versuche an mehreren tausend Leuten nicht
beobachtet.
Wir haben bisher ausschließlich die Einwirkung des Phos-
phats auf die muskuläre Leistungsfähigkeit besprochen. Sicherlich
ist aber die Phosphatwirkung nicht auf die Muskulatur beschränkt.
Schon bei den ersten Versuchen an Soldaten fiel die ausgeprägte
psychische Frische der Phosphatmannschaften in die Augen. Zu
einer genaueren Verfolgung der Einwirkung des Phosphates auf
das Nervensystem wurde ich aber erst durch eine Selbstbeobach-
tung geführt, die unabhängig von mir auch Herr Kollege Bethe
anstelle. Wir nahmen gleichzeitig etwa um die Mittagszeit ein
neues Phosphatpräparat zu uns, nur um uns über seinen Geschmack
ein Urteil zu bilden. Ich bemerkte am Nachmittage, zu einer
Zeit, wo ich starke Ermüdung zu spüren pflegte, eine auffällige
Frische, die mit einer gewissen Euphorie verbunden war, Ich
wies zunächst den Gedanken, daß es sich hier um eine Phosphat-
wirkung handelte, von mir, am nächsten Morgen teilte mir aber
auch Herr Bethe spontan mit, daß er sich am Nachmittage ganz
auffallend frisch und leistungsfähig gefühlt habe. Daraufhin wurde
nun die Einwirkung des Phösphats auf das psychische Verhalten
an einer größeren Anzahl von Versuchspersonen, zunächst meist
Ärzten, untersucht. Das Ergebnis war kein einheitliches, Manche
Personen gaben an, überhaupt keine Einwirkung des Phosphates
auf ihr Befinden zu verspüren, während zahlreiche andere eine
deutlich erfrischende Wirkung bemerkt haben wollten. Mehrere
Personen zeigten nach Phosphateinnahme eine ganz auffällige
Steigerung der Lebhaftigkeit, die ohne weiteres auch ihrer Um-
gebung bemerkbar wurde und sich in gesteigerter Gesprächigkell,
in ausgesprochenem Tätigkeitsdrang, auch wohl in einer gewissel
motorischen Unruhe, äußerte. Schon früher erwähnte ich, daß bel
vielen Personen am Abend verabreichtes Phosphat zu Störungen
des Schlafes führte. Nicht immer handelt es sich dabei um aus
gesprochene Schlaflosigkeit, sondern öfter um einen eigenartigen,
oberflächlichen Schlaf, aus dem man schon durch geringfügıb®
Geräusche geweckt wird. Vielfach wurde auch eine günstige Ein-
wirkung des Phosphats auf die Stimmung beobachtet: Personen,
die durch die Kriegsverhältnisse sehr niedergedrückt waren, eMP-
fanden nach der Einnahme des Phosphats eine gewisse psychische
Erleichterung, und es ist mir eine Reihe von Fällen bekannt, W
denen dauernde Einnahme von Phosphat in dieser Hinsicht dauern
günstig wirkte. Lassen solche Personen das Phosphat fort, 5°
tritt nach einigen Tagen eine Verschlechterung ihres psychischen
Befindens ein, die durch neue Phosphatzufuhr beseitigt werden
kann. Ich bin mir wohl bewußt, wie außerordentlich vorsichtig
man in der Deutung gerade von derartigen psychischen Erschel-
nungen sein muß, aber die Auswahl der Versuchspersonen
es als ausgeschlossen erscheinen, daß es sich etwa nur um sus
gestive Wirkungen oder dergleichen gehandelt habe, Übrigen®
wurde die erregende Wirkung des Phosphates keineswegs von
allen Versuchspersonen unbedingt angenehm empfunden: Neurasthe-
niker fühlen sich im Gegenteil manchmal durch das Phosphat W
ihrem psychischen Befinden ungünstig beeinflußt. Ausgesprochen
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. wieder sehr gut imstande. waren.
'emnahme ‘sich wesentlich frischer fühlten.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
unangenehme Nebenwirkungen des Phosphates, die mit Sicherheit
~ oder Wahrscheinlichkeit. auf das Nervensystem zurückzuführen
sind, wurden, von der Schlaflosigkeit abgesehen, nur ganz ver-
einzelt beobachtet. So trat bei mehreren Personen einige Zeit
-~ nach der Phosphateinnahme mehr oder weniger ‘starkes Herz-
“klopfen, ein. Die Beschleunigung der Darmentleerung, die bei
‚manchen Personen ‚eintritt und ja schon längst zur Verwendung .
von Phosphat als Abführmittel geführt hat, dürfte vielleicht auch
»nicht als reine Salzwirkung zu betrachten sein: es wäre denkbar,
daß dabei auch die Erregung irgendwelcher nervöser Elemente
innerhalb oder außerhalb der Darmwand eine Rolle spielt. Schlaf-
losigkeit und abführende Wirkung, die sich unter Umständen bis
zu Durchfällen steigern kann, verschwinden übrigens meist bei
öfter wiederholter Anwendung des Phosphates. So klagten die
Personen, mit welchen die oben geschilderten Ergostatenversuche .
vorgenommen wurden, stets die ersten Male, wenn sie am Abend
größere Phosphatmengen .erhalten hatten
! , über Schlafstörungen,
während sie später ausgezeichnet schliefen. |
~ Jedenfalls mahnen die eben erwähnten Nebenwirkungen des
'Phosphats zu durchaus vorsichtiger Anwendung. Das Phosphat
kann 'kaum als eigentliches Arzneimittel bezeichnet werden, da |
es .ein. vollkommen normaler Nahrungsbestandteil ist. Es be-
sitzt aber ebenso wie andere anorganische Nahrungssubstanzen —
ich erinnere nur an die Kalksalze — eine ausgesprochene physio-
logische Wirkung. Vielleicht sind manche. bekannte Wirkungen
von Nahrungs- ünd Genußmitteln, die bisher auf ganz. andere
Bestandteile zurückgeführt wurden, ganz oder teilweise durch
Phosphat’ bedingt; so z. B- die ausgesprochen anregende Wirkung .
der ;Fleischbrühe, die bisher, ausschließlich auf (chemisch freilich
nicht näher definierte) organische Substanzen bezogen wurde.
Jedenfalls sollte viel mehr als bisher auf den Phos phatgehalt der
"Nahrung geachtet werden. Besonders leicht lassen sich größere
Phosphatmengen mit kleiehaltigem Brot dem Organismus zuführen,
worauf Herr v. Noorden zuerst meine Aufmerksamkeit lenkte,
nach dessen gemeinsam mit J. Fischer vorgenommenen
E Untersuchungen das Phosphat aus der Kleie, im Gegensatz zu
älteren Anschauungen, bei manchen Personen sehr gut resorbiert
_. Nach den eben gemachten Ausführungen über die Einwirkung
des Phosphats auf das Nervensystem könnte man vielleicht glauben,
daß, das Phosphat ausschließlich eine Art Stimulans sei. Sicherlich
ist es bis zu einem gewissen Grade ein Reizmittel für das Nerven-
system, . freilich ein durchaus physiologisches, und man kann es
bei der Art seiner Einwirkung auf das physische und psychische
Daß
Wohlbefinden geradezu’ als ein Genußmittel bezeichnen.
dennoch das Phosphat auch unmittelbar auf den Muskel eine
eistungssteigernde.. Wirkung ausübt, das geht aus Versuchen her-
vor, die kürzlich von Fräulein Neugarten unter Leitung von
Bethe im hiesigen Institut für animalische Physiologie am iso-
lierten Froschmuskel angestellt wurden 1). a
Über die Einwirkung des Phosphats bei eigentlichen Krank-
heitszuständen habe ich keinerlei eigene Erfahrung. Ich möchte
aber doch ganz kurz auf das hinweisen, was die klinische Beob-
achtung nach den mir gemachten Mitteilungen bisher ergeben
hat, Das Phosphat wirkte ‚günstig in manchen Fällen von Er-
schöpfungszuständen, wo es eine sichtbare ‚Steigerung der Frische
und Leistungsfähigkeit hervorrief, Wiederholt habe ich von Per-
sonen gehört, die infolge der ungünstigen Kriegsernährungs-
- Verhältnisse so geschwächt waren, daß sie Gartenarbeit nicht mehr
leisten konnten, wozu sie.bei regelmäßiger Einnahme von Phosphat
ie i Hierher gehört auch wohl die
Fr ‚einer. hiesigen. Säuglingsfürsorgestelle gemachte Beobachtung,
aß schlecht ernährte, stillende Mütter bei dauernder Phosphat--
k Von anderer Seite
an allerdings eine günstige Einwirkung des: Phosphats auf
Fon Befinden Stillender nicht einwandfrei festgestellt werden.
i p bei Rekonvaleszenten, besonders auch solchen nach fieber-
E en Erkrankungen, soll das Phosphat günstige Wirkungen ent-
F N Ferner wurde in einzelnen Fällen vón Otosklerose, die ja
Be ach als eine Erkrankung nervöser Apparate angesehen wird,
Ion gunstige Einwirkung auf’das Befinden, namentlich auf die
übjektiven Ohrgeräusche, beobachtet. In manchen anderen Fällen.
wurde ‚sie freilich vermißt. Keine günstigen Erfahrungen wurden
und an, Gertrud Neugarten, Der Einfluß der H-Ionenkonzentration
Musk In ‚thosphorsäure auf Erregbarkeit und Leistungsfähigkeit der
ein. (Pflüg. Arch. 1919, Bd. 175, S. 94.)
-
gewonnen bei Neurasthenikern, bei denen — wie bereits oben er-
wähnt — unter Umständen die ungünstigen Nebenwirkungen des
Phosphats in den Vordergrund traten, sowie bei organischen Er-
krankungen des Nervensystems. . Auch eigentliche Depressions-
"zustände konnten durch Phosphat nicht gebessert werden. Ich _
verdanke diese klinischen Mitteilungen den Herren Kollegen
Engel (Dortmund), Grober (Jena), Kalberlah (Frankfurt
a.M.), v: Mettenheim (Frankfurt a. M.), Neuberger (Frank-
furt a.M.), v. No o r.d-e n (Frankfurt a, M.) uùd' Vo B (Frankfurt a. M.).
Die gesamten Beobachtungen über das Verhalten des Phos- .
phats bei Erkrankungen ermöglichen es noch keineswegs, die kli-
nische Anwendbarkeit dieser Substanz fest -zu umgrenzen. Das
‚wird nur durch die Mitarbeit: zahlreicher praktizierender Ärzte er-
möglicht werden können. Und gerade der Wunsch nach dieser
Mitarbeit hat die Veröffentli
Zeitschrift veranlaßt. |
‚ Zum Schluß sollen nur noch
wendungsform und Dosierung des Phosphats gemacht werden. Das
Phosphat. wird am besten in stark verdünnter wäßriger Lösung als
Trank genommen, und zwar des Morgens oder jedenfalls im Laufe des
Vormittags, um Störungen des nächtlichen Schlafes zu vermeiden.
Die täglich anzuwendende Menge beträgt 3 g reinstes primäres.
Natriumphosphat (Na H2 P O: Natrium biphosphoricum), bei þe-
sonders phosphatempfindlichen Personen weniger (2 g), bei wenig
empfindlichen auch mehr (4 bis 5 g). Die täglicb. zu verabreichende
Menge wurde .bisher meist auf einmal gegeben in einem großen
Wasserglase voll Wasser. (etwa 200 ccm) ‚und kann mit Zucker
oder Süßstoff gesüßt werden. Das „Natrium biphosphoricum“
kann in Pulverform oder Tabletten verschrieben werden. Eine
| sehr angenehme Form, wie sie besonders bei stillenden Müttern
zur Anwendung kommt, ist folgende: 45 g Natrium biphosphorieuni
(primäres Natriumphosphat), 0,25 g.Krystallsaecharin, 1 cem Citronen-
essenz (verwandt wurde.die Essenz der Firma Schimmel in Miltitz
b.-Leipzig) auf 150° cem- kalten Wassers auffüllen. Von dieser
Stammlösung messen sich die Patienten täglich 10 cem ab, die
sie im Trinkglase mit frischem, kaltem Wasser auf etwa 200 auf-
füllen und auf einmal trinken. Es muß streng darauf geachtet.
werden, daß die sauren Lösungen nicht mit irgendwelchen Metall-
teilen (Löffeln und so fort) in längere dauernde Berührung. kommen!),
' Die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Mitteilung
sind folgende: | Zn 2;
, 1. Das Lactacidogen, das nahe verwandt ist mit der bei der
alkoholischen Hefegärung auftretenden “Hexosediphosphorsäure,
ist allem Anschein nach .als |
zerfällt es in Milchsäure und Phosphorsäure. ‚
2. Das Lactacidogen findet sich in rasch arbeitenden (weißen)
quergestreiften Muskeln in wesentlich größeren Mengen als in lang-
sam arbeitenden roten Muskeln, während die Menge der organi-
‚schen Nichtlactacidogenphosphorsäure, die als Restphosphorsäure
bezeichnet wird, von der Dauerhaftigkeit der Arbeitsfähigkeit des
Müskels abhängig ist.. Je andauernder ein Muskel arbeiten kann,
um so größer ist sein Gehalt an Restphosphorsäure. — >|
~. „83. Durch 'Muskelarbeit nimmt der Gehalt des Muskels an
Laetacidogenphosphorsäure ab unter entsprechender Zunahme der
anorganischen Phosphorsäure. _
4, Die Spaltung des Lactacidogens bei der Muskeltätigkeit
läßt sich auch. beim Menschen nachweisen durch das Auftreten
besonders stark vermehrter Phosphorsäureausscheidung bei Muskel-
arbeit, die namentlich deutlich hervortritt, wenn man sie in kurzen
Perioden untersucht,
5. Phosphorsäure ist hiernach eine für die Muskeltätigkeit
wichtige Betriebssubstanz. Dementsprechend ruft die Zufuhr von ©
primärem Natriumphosphat (NaH,PO,) in Mengen von 5 bis 7,5 g
bei vielen Personen eine oft sehr beträchtliche am Ergostaten be-
stimmbare Steigerung der muskulären Leistungsfähigkeit hervor,
~ 6. Auch die psychische Leistungsfähigkeit und Frische kann
bei zahlreichen Personen durch Phosphatverabreichung gesteigert
werden. ‚Ebenso können psychische und’ physische Erschöpfungs-
zustände günstig beeinflußt werden. Inwieweit das Phosphat eigent-
liche Krankheitszustände.zu bessern vermag, darüber müssen weitere,
von klinischer Seite anzustellende Untersuchungen entscheiden. `
1) Natrium biphosphoricum wird zurzeit in größerem Maßstabe
und in sehr reiner Form namentlich von den Chemischen Werken
vormals H. & E. Albert in Biebrich am Rhein hergestellt.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80. in.
Aus der Chirurgischen.Abteilung der städtischen Krankenanstalten
Elberfeld (Chefarzt: Prof. Dr. Nehrkorn).
Narkose oder Lokalanästhesie bei Laparotomien?
Von
Dr. K. W. Eunike, Oberarzt.
Es ist ein vielfach besprochenes Kapitel in der Bauchhöhlen-
chirurgie, ob man Lokalanästhesie oder Allgemeinnarkose anwenden
' soll. Immer wieder finden sich Arbeiten, in denen mehr der Wert
der Anästhesie zum Nachteil der Allgemeinnarkose betont wird.
Aber ebenso gibt es zahlreiche Arbeiten, die das Umgekehrte be-
_fürworten. Der Streit scheint schwer zu lösen, denn es gibt für
beide Methoden genug Für und Wider. Und doch dürfte die
Lösung nicht so unüberwindlich schwierig sein, wenn man sich
auch hier nur vorhält, daß alle Theorien, die ein Gleichmaß hier
für alles aufstellen, an der Verschiedenheit der Individuen scheitern
müssen. Es gibt doch Menschen genug — und jedem Operateur
werden solche in Erinnerung sein —, die schon bei dem Gedanken,
daß sie „bei klarem Verstand“ operiert werden sollen, in eine
solche Aufregung geraten, die schädlicher sein kann, wie der
ganze eventuelle Nutzen der Lokalanästhesie. Ob der Narkosen-
Shock oder der Shock durch psychische Alteration größer ist,
dürfte doch sehr fraglich sein. Ich möchte in den erwähnten
Fällen dem letzteren eine schädlichere Wirkung zuschreiben.
Übrigens sind ja auch die Menschen in den verschiedensten Gegen-
den verschieden sensibel. Während man einenorts recht gleich-
gültige findet, der Schmerzempfindung gegenüber fast stuporöse,
so sieht man andernorts wieder äußerst leicht aufgeregte und
sensible, die sich kaum eine Injektion machen lassen. Gewiß ist
deswegen zuvor Morphium oder ein Ersatzbetäubungsmittel zu
geben, aber bei derartigen Aufregungen wird seine Wirkung
äußerst geschwächt. Sicher ist, daß uns die Lokalanästhesie sehr
Gutes leisten kann, nur muß man die Fälle dazu auswählen. Is
scheint mir durchaus nicht zweckdienlich, jeden Fall nun syste-
matisch lokalanästhetisch behandeln zu wollen. In einer Arbeit
über die vorgeschrittene Peritonitis+) führte ich aus, daß gerade
hier die sonst so oft vorzüglichste Dienste leistende Lokalanästhesie
nicht zweckmäßig zu sein scheint. Es ist eben die psychische
Aufregung für diese Kranken zu schwer und erklärt sich daraus
der Nachteil. Daß der sogenannte Operationsshock nun überhaupt
nicht bestehen soll, sondern daß, wie Finsterer annimmt, dies
alles im wesentlichen durch Narkosenshock hervorgerufen sein soll,
kann ich nicht annehmen. Die Operation als solche, insbesondere
die Öffnung von Körperhöhlen, gibt unbedingt schon durch druck-
und temperaturändernde Wirkung einen ungünstigen Einfluß auf
den ganzen Organismus. Dem gegenüberzustellen ist, daß bei
der Inhalationsnarkose — insbesondere der Äthernarkose — die
Gesamtabkühlung des Körpers größer ist als bei der Lokalanästhesie.
Finsterer stellt sich nun ganz auf den Boden der Lokal-
anästhesie und es wird durch den infolge seines Aufsatzes hervor-
gerufenen Streit mit Pfanner diese Frage von beiden Seiten
weiter aufgerollt). Pianners Standpunkt ist in der Anwen-
dungsfähigkeit der Lokalanästhesie längst nicht so radikal wie
derjenige von Finsterer, und mir scheint auch Finsterers
Glaube an den alleinigen Wert derselben zu orthodox. Es wird ja
heutigestags doch keinem Einsichtigen mehr einfallen, auch in
dieser speziellen Anwendung bei der Bauchchirurgie den Wert
der Anästhesie zu verkennen. Aber da ist doch die Frage be-
rechtigt, ob denn tatsächlich der Nachteil und die Gefahr der
Allgemeinnarkose so groß sind, wie sie geschildert werden und
wie gerade speziell Finsterer sie darstellt. Ich möchte darauf
mit einem entschiedenen Nein antworten. Die Narkose in ihrem
Verlauf und ihrer Nachwirkung hängt zum großen Teil ab von
der Technik des Narkotiseurs und man kann nicht genug betonen,
daß die gute Narkose eine recht große Kunst ist. Weiterhin ist
das angewandte Narkoticum ganz besonders wichtig. Man hat
immer mehr und mehr in der letzten Zeit die Chloroformnarkose
zugunsten der Äthernarkose verlassen, und ich möchte sagen, daß
bei einer sorgfältigen, reinen Äthernarkose die Gefahren längst
nicht so erheblich sind, wie Finsterer sie darstellt. Es ist
auch eine allgemeine Ansicht, die sich auch auf experimentelle
Forschung stützt, daß bei Komplikationen seitens der Luftwege
die Äthernarkose zu gefährlich wäre. Tatsächlich ist dies in dem
1) M. Kl. 1918, Nr. 45.
2) M. Kl. 1919, Nr. 12/16.
allgemein gedachten Maße gar nicht zutreffend, sondern auch
hier werden durchschnittlich die Äthernarkosen gut vertragen,
sicher jedenfalls weit besser, als man glaubt annehmen zu müssen.
Diese Lehre deckt sicher nicht die praktische Erfahrung. Wir
haben die Chloroformnarkose nahezu ganz verlassen zugunsten
des Äthers und sind dabei nur gut gefahren. Man muß aber auch
nicht verkennen, daß sich viele sogenannte Komplikationen, die
sich in der Zeit nach der Narkose einstellen, durch eine sorg-
fältige und spezielle Pflege vermeiden lassen und oft gar nicht
als Narkosenschädigungen angesprochen werden dürfen. Es liegt
mir fern zu behaupten, daß etwa die Äthernarkose das allein
souveräne Mittel wäre und daß die Lokalanästhesie ihr gegenüber
keine Beachtung verdiente. Ich führte ja oben schon aus, wie.
sich diese beiden Methoden zueinander verhalten; denn was ganz
allgemein für die Inhalationsnarkose gilt, das hat für die Äther-
narkose dieselbe Geltung, nur ist diese zurzeit die beste jener
Narkosen. Auch die ja stets als erforderlich angeführten kurzen”
Räusche bei schmerzhaften Akten der Bauchoperation kann ich
mir durchaus nicht als so gleichgültig denken. Erstens wird doch
dadurch die psychische Erregung ganz bedeutend erhöht, und
dann ist es recht fraglich, ob man immer im „ganz kurzen
Rausch“ diese Teile der Operation ausführen kann, da eben die
Dauer des Rausches oft kürzer ist, wie die hierzu erforderliche
Zeit. Verlängert man den Rausch, so ist man ja recht nahe bei
der Narkose und hat nur noch allerlei Nachteile, wie Erbrechen,
Unruhe usw., bei dem Erwachen aus dem Rausch zu gewärtigen.
Alles dieses kann doch kaum günstig wirken. Immerhin
gibt es auch hier sicherlich Fälle genug, wo dies Vorgehen ge-
eignet ist. Daß nun aber der Wert der Lokalanästhesie so viel
größer sein soll, daß man dank ihrer Anwendung keinen Fall
von Ileus und diffuser Peritonitis nach Appendix perforatum ver
lieren soll, kann ich nicht glauben. Es muß doch P insterer
in dem angeführten Zeitraum nur günstigere Fälle gehabt haben,
und wohl auch seiner Operationstechnik dies Verdienst anrechnen,
denn die eventuellen Vorteile der Anästhesieanwendung können
dies unmöglich erklären. BR:
Ich bin nach der Erfahrung an unserem Laparotomiematerial
der Ansicht, daß in der Anwendungsfrage, ob Inhalationsnarkose
oder Lokalanästhesie, individualisiert werden muß und daß man
nicht eine Methode ausschließlich zu Nachteil der anderen verwerfen
soll. Gleichzeitig betone ich auch hier den Vorzug der remen
Äthernarkose, die auch die Anwendung aller Mischungen zu über-
treffen scheint und ich präzisiere meinen Standpunkt, daß die
sorgfältig ausgeführte, reine Äthernarkose heute die beste In-
halationsnarkose ist. Ferner wiederhole ich, daß viele Kompi
kationen, die später auftreten und die der Betäubungsart zu-
geschrieben werden, durch eine exakte postoperative Pflege ver-
mieden werden.
Somit soll man weder der Lokalanästhesie noch der ln
halationsnarkose allein das Feld räumen, sondern beide haben
ihre gleiche Berechtigung bei der Auswahl der jeweilig 86
eigneten Fälle.
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Neue Blutuntersuchungen auf reduzierende
Substanzen.
Von
Dr. Ed. Richter, Hamburg.
Den Wert reduzierender Substanzen für den Körperhaushall
habe ich in meiner Arbeit „Grundriß neuer Forschungen an
chemischen Biologie der Nebenniere, Hypophyse und Thyreoidea“')
festgelegt. Die von mir in der Hypophyse und Schilddrüse 88
fundenen Reduktionsstofte, welche ähnlich reduzierend wirken wie
das Adrenalin, habe ich anscheinend chemisch-kristallinisch dar-
stellen können und entsprechend dem Adrenalin Hypophysalin und
Thyrealin genannt. Qualitativ stellte ich diese Stoffe fest dureh
die von mir gefundene Adrenalin-Goldsol-Reaktion. Ich wiederhole
die Ausführung dieses Fundamentalversuches wie folgt: Bring!
man in 6 bis 10 ccm destillierten Wassers 0,25 cem Adrenalin
1 : 1000 (bis 5 Tropfen der Lösung), erhitzt diese schwache Adrenalin-
lösung und fügt nun 0,25 bis 0,5 1,1 %iger Goldnatriumlösuns
(oder 1%iger reiner Goldchloridlösung) hinzu, so sieht man em
rosarote bis amethystfarbene Färbung je nach der Quantität des
zugefügten und jetzt kolloidal gefällten Goldes auftreten, (Die
1) D. Med. Woch. 1919, Nr. 26.
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technische Auswertung dieser Kolloidmetalle habe ich mir. vor-
läufig unter Patentschutz vorbehalten und zwar. auch die Her-
~ stellung durch andere von mir gefundene tierische Reagentien.)
Sehen wir hier schon, wie das Adrenalin innerhalb 1 ccm bei-
- einer Verdünnung von 1:40000 noch. starke Reaktionen gibt, so
läßt sich in weiteren Verdünnungsgraden feststellen, daß das Adrenalin’
- eine äußerst reaktive Substanz ist, ja daß die Reaktionsfähigkeit
des Adrenalins den spektralanalytischen Nathweis. von Metallen .
` bedeutend übertrifft. Zeigten R. Bunsen und Kirchhoff,
`. daß sich Kochsalz spektralanalytisch. noch nachweisen ließe mit
~= èiner Verdünnung von, 1:30 Millionen, so ist die Reaktionsfähig-
keit des Adrenalins noch in einer Verdünnung von 1 g auf 80
darauf hinwies, die Hy
' Substanzen secernieren.
Millionen cem Wasser klar und. deutlich nachweisbar, namentlich
E wenn man die Reaktionen einige Tage ruhig stehen läßt. Staunen-
erregend ist an dieser Reaktionsfähigkeit des Adrenalins nicht nur
die Teilbarkeit der Materie, sondern auch die Wirkungsfähigkeit
der geteilten Materie, _
Befunde über die ungeheure Wirksamkeit von Körpersubstanzen
‚zu den Begriffen der Fermente; denn unter den beschriebenen
‚Gesichtspunkten wird es . zweckmäßig sein, die Lehre von den |
Fermenten einer- erneuten chemisch-kritischen Revision zu unter-
‘werfen, zumal ich nach meinen Untersuchungen feststellen konnte,
daß nicht nur die Nebennieren, sondern auch, wie ich schon oben
pophyse und die Schilddrüse reduzierende -|
Unwillkürlich leiten die eben mitgeteilten
Während das Adr
zu. sein. Wie sich die reduzierenden Substanzen im Harn ver-
‚Substanzen im Blut geben.
. geschilderten Methoden bei den einzelnen Krankheitsbildern zu
halten, habe ich.in meiner Arbeit „Neue kolloidehemische Harn- :
reaktion“ in dieser Zeitschrift bereits veröffentlicht.
Für heute
möchte ich vorbereitende Hinweise für das Studium reduzierender
Es wird von Interesse sein, die’ dabei
zumal sich die Methoden schnell mit wenig ent-
„untersuchen, i
nommenem -Blut bereits ausführen lassen. |
Der qualitative Hinweis auf reduzierende Substanzen im:
' Blut wird folgendermaßen ‚gemacht: Mittels Venaepunktion ent-
nommenes, frisches Blut läßt man in Serum und Blutkuchen ab-
setzen. Bereits mit 1 ccm Serum lassen sich die Reaktionen
hervorbringen. _
selbstverständlich die Men
` sprechend multiplizieren, | | ER
aß auf je 1 cem frisches un-
. lösung kochend hinzu, filtriert und preßt mittelst -Leinewandtuch
Die Methode verläuft nun so, da
zersetztes Serum je 3 g Magnesiumsulfat in einer Kugelschale ver-
rieben wird; dazu fügt man je 4. ccm 4% ige Trichloracetsäure-
den Filterrückstand noch einmal in ein kleines Filterchen hinein.
. Beide vorerwähnten Filter dürfen nicht mit destilliertem Wasser,
'gießt
- sondern müssen ebenfalls mit 4% iger Trichloressigsäure angesäuert
sein, alsdann läuft ein klares, saures, eiweißfreies Filtrat durch die
Filter hindurch, fertig zur Reaktion. A |
., Die Reaktionen stellt man so an, daß man zu 3 bis 5 com
kochend heißem Filtrat 3. bis 5 Tropfen obig "erwähnter Gold- -
natriumchloridlösung- (oder Goldchloridlösung) hinzufügt.
Mit frischem Blutkuchen, welcher eventuell auf einem Draht-
‚netz mittels .‚physiologischer Kochsalzlösung von anhaftenden Serum-
resten gewaschen “werden kann, ist die Methode trotz des erhöhten
Eiweißgehaltes qualitativ ebenso anzustellen: auf je 1 ccm bzw.
‚je 1g Blutkuchen sind nötig je 3 g Magnesiumsulfat, mit welchem
der Blutkuchen in der Reibschale innig verrieben wird. Dazu
man auf je 1 cem Blutkuchen je 4 cem kochender 4%iger
| a ein Leinentuch in ein frisch angesäuertes Filter. ‘Das
ollieren ist nötig, weil die Reduktionsstoffe an den Eiweißfällungs-
produkten . eventuell haften oder von ihnen mitgerissen werden,
Das Ansäuern beider Filter mit 4°/,iger Trichloressigsäure ist auch
hier nötig. Die Reaktion selbst wird mit. 3 bis 5 ccm klarem
Ciweißfreiem saurem Filtrat in obig- geschilderter Weise angestellt.
‚. Auch im getrockneten Blut läßt sich die Reaktion auf redu-
an Substanzen nach der geschilderten Methode ebenso aus-
. en, zumal.die betreffenden Reduktionsstoffe gegen Eintroecknung
‚nicht empfindlich zu sein scheinen, wohl aber wenigstens zum Teil
sind und eine Erwärmung. über 55° C nicht aus-
thermolabil
‘Das Übergießen mit kochender. Säure wird
zuhalten scheinen.
durch die Salzwirkung des Magnesiumsulfats und die Kälte der
vorbereiteten Präparate. aufgehoben. Jedenfalls ist längeres Erhitzen
` Serum. |
Zusätze zur ‘Wassermanureaktion ‘haben. re
a ( enalin als reine Base ebenfalls reaktions-
fähig ist,: scheint das Thyrealin nur in sauren Lösungen reaktiv_
Steht mehr Blut zur Verfügung, so muß man.
ge der anzugebenden Reagentien ent-.
Trichloressigsäure, rührt alles gut um und läßt. erkalten. Alsdann
filtriert _ man und kolliert wieder das Filter samt Rückstand
e = ;
für die Reduktionssubstańzen schädlich; so zeigt z. B. inäktiviertes
Serum gegenüber nativem Serum ein und derselben Herkunft
bedeutenden Ausfall der reduzierenden Substanzen im inaktivierten.
(Zusatzextrakte,
Cholesterin besonders in alkalischer Lösung.) . 5
. Im Pferdeserum fand ich- sowohl im Filtrat als au
kuchen zwar qualitativ verschieden, jedoch sehr deutlich mit der
‚Reaktion nachweisbar, die reduzierenden Substanzen. Ebenso findet
man im Menschenblut, im Serum. und im. Blutkuchen reduzierende
Substanzen. Jedoch 'sind große Unterschiede vorhanden; öfters
sind im Serum starke Reaktionen :möglich, während im.Blutkuchen.
en; Serumsowohl' wie -i ;
keine eintritt oder umgekebrt oder in beid
Blutkuchen, zeigt sich: die Reaktion.
-` Num habe ich bis jetzt parallel zur‘
nur Blut von Nichtsyphilitikern und Syphilitikern in oben geschilderter
Form untersucht; die Reihe der Untersuchungen ist aber noch zu
klein, um definitive Angaben machen zu dürfen. .Menstrualblut,
welches man eintrocknen läßt und dann in obiger Weise behandelt, -
zeigt starke Ausscheidung von Reduktionssubstanzen. Gewaschene >.
Blutkörperchen geben keine Reaktion. nen Ä
| as Wesen der Gerinnung
' . Nicht ohne Interesse wird es Sein, d
ziehen in Anbetracht unserer
des Blutes einer Revision zu unter
erwähnten Befunde,- denn auch hier supponieren wir ein hypo-
.thetisches Fibrinferment (Thrombin oder Thrombase) und machen .
die Gerinnung fernerhin abhängig: von der Bildung aus der unwirk- '
samen Thrombogenvorstufe‘ beziehungsweise der Aktivierung des
Thrombogens durch die Thrombokinase. Ferner aber machen wir
die Gerinnung abhängig von Kalksalzen. ‘Wir supponieren also
ıen Bezeich-
einen Chemismus, dessen Klärung‘ durch die einzeln
nungen eher ungeklärter als geklärt erscheint. - -
Da nun Erwärmen bis zu 55 °C die Gerinnung 'besc
ebenso Cholin-HCI, Glykokoll, Guanin, Gallensäure,. Harnsäure,
| Hypoxanthin, Lecithin, Leucin, Nucleinsäure, Protagon, Taurin,
Tyrosin, Xanthin beschleunigend wirken, da fernerhin Kälte und
Ausfällen des Kalkes, Vermischen mit neutralen und Alkalisalzen,
mit Alkalien oder‘ schwacher Essigsäure (ferner Aalblutserum, : _
Autolyse von Organen, Kobragift, Hirudin, Ixodes- und Anchylosto-
mumsubstanzen) , gerinnungshenmend wirken, so ergeben - sich
weitere Hinweise auf den Chemismus der durch Trichloressigsäure
nicht angreifbaren Reduktionssubstanzen. Es ist wahrscheinlich,
daß die Gegenwart der Reduktionssubstanzen die Gerinnung hervor-.
bringt, während der Antagonismus des Oxydationsprozesses im
g der Reduktionsstoffe
"lebenden Körper oder die Verwesungszerstörun
im toten Blut die Gerinnung erschwert.
Das Blut von Hämatomen, von Krebs- und Tuberkulose-
kranken habe ich noch nicht untersucht. Bezüglich der Tuberkulose
möchte ich auf einige Befunde hinweisen. Bringt man zu 5 bis
10 ccm heißen Kalkwassers 1 bis 2 Tropfen Kreosot oder Guajakol- `
spirituslösung und dann 3 bis 5 Tropfen obiger Goldlösung oder
1°/,iger Silbernitratlösung, so sieht 'man starke Reduktionswirkung
auftreten, indem die Metalle schwarz ausgefällt werden. Bekannter- _
maßen werden Kreosot und Guajakol nutzbringend unter der Rubrik _
Desinficientien bei Tuberkulose angewandt.
Wir sehen fernerhin folgendes: Bei Hypofunktion der Neben-
nieren durch Degeneration, wie sie sich oft an Tuberkulose, Typhus,
Diphtherie oder bei Morbus Addisonii zeigt, tritt Kachexie unter
dem Bilde'schwerer Abmagerung ein. Zu dieser gesellen sich als
‚weitere Symptome Erbrechen, totale Appetitlosigkeit, Versiegen der -
‚Magensaftsekretion, niedriger Blutzuckergehalt (ob Zucker oder
Adrenalin?), niedriger Blutdruck, abnorm große Toleranz für Trauben- `
zucker, Diarrhöen, Erschöpfung, Tod. ‘Es ist also ohne weiteres
klar, daß bei Tuberkulose eine Erschöpfung: der 'Nebennieren
beziehungsweise eine Hypofunktion reduzierender’ Substanzen vor-
handen ist. Es möchte sein, daß das Minus an Reduktionsprodukten
überhaupt eine Konstitutionsanomalie und Disposition für Tuber-
kulose liefert und daß uns zwei Aufgaben zur Behandlung der
Tuberkulose nötig sind: 1. eine antibacilläre, 2. eine Wiederher-
stellung normal quantitativer Reduktionsmengen. Von diesen Reduk-
tionsmitteln werden nicht alle. geeignet sein (wie z. B. Kreosot)
aber unter den vielen von mir geprüften und neu gefundenen wird
es immerhin lolhnend sein, das eine oder das andere mit zur. Be-
handlung der Tuberkulose heranzuziehen. . ' = |
Physiologisch möchten die Beziehungen von "Schlaf: und
‚Narkose im Vergleich zur Reduktionswirkung herangezogen 'werden.
zumal in den Ganglienzellen des Gehirns ein labiles- Gleichgewicht |
zwischen ‚Reduktion. und Oxydation. zunächst vorhanden scheint,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 0.000.070.
3holesterinisierte und glykocholsaure-
duzierende Wirkung, -
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Wassermannschen Reaktion
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wie ich es in meiner Arbeit „Die biologischen Gesetze der Nerven-
erregung des centrifugalen und centripetalen Nerven“!) berührt habe.
Ich bin bemüht, die therapeutischen Effekte der kolloidalen
Metalle klinisch weiter zu studieren. Das von mir auf diese Weise
hergestellte Antisyphiliticum „Contraluesin“ (Apotheke Dr. Mielck,
Hamburg) ist kolloidales Gold-Hg. Es hat sich seit zehn Jahren
zur intramuskulären Behandlung der Lues aller Stadien bewährt
und ist an in Frage kommenden großen Universitäts-Hautkliniken
und im Felde als gutes Luesmittel ausgeprobt worden. —
Aus dem Schlesischen Krankenhause in Teschen.
Erfahrungen und Beobachtungen bei der Grippe 1918.
Von
Dr. Viktor Gröger, Sekundärarzt.
Arzt und Laie stehen noch immer im Banne der plötzlichen
Massenverbreitung und der schweren Verheerungen der Grippe 1918.
Ich hoffe, durch den folgenden Bericht bei der Vielgestaltigkeit
unserer 171 Fälle wenigstens die Symptomatologie der Pandemie 1918
durch mehrere seltenere Krankheitsbilder zu bereichern. Denn
der soviel umstrittenen Frage über den Erreger näherzutreten, war
nicht möglich, weil das Schlesische Krankenhaus in Teschen bisher
über keine eigene bakteriologische Untersuchungsstelle verfügte.
Die bakteriologischen Untersuchungen verdanken wir der Liebens-
würdigkeit des Herrn Stadtphysikus Dr. Walter Karell. Ich
benutzte eine amtliche Meldung der Anstalt über die Epidemie und
die Krankengeschichten vom 1. Januar bis 31. Dezember 1918.
Die epidemiologische Untersuchung der 171 Grippe-
fälle ergab folgende Resultate: Es erkrankten im Januar 1, Juli 2,
August 5, September 28, Oktober 90, November 22, Dezember 23.
Der Beginn der Massenerkrankungen, fällt also in den September,
der Höhepunkt in den Oktober, im November und Dezember macht
sich ein deutliches Abflauen bemerkbar. Zweifellos hat auch die
herbstliche Jahreszeit mit ihrer naßkalten Witterung die Ausbreitung
. der Seuche gefördert. — An diesen 171 Erkrankungen ist das
mittlere Lebensalter von 15 bis 40 Jahren mit 126 (das ist 74 °/,),
das kindliche unter 15 Jahren mit 27 (das ist 16 °/,), das höhere
jenseits des 40. Lebensjahres mit- 18 Fällen (das ist 10 °/,) beteiligt.
Es erkrankten also Personen des mittleren Lebensalters von 15 bis
40 Jahren häufiger als oberhalb und unterhalb dieser Grenzen.
Die ersten Lebensjahre und das hohe Greisenalter blieben fast
ganz verschont. — Die Sterblichkeitsziffer von unseren 171 Fällen
betrug 43 (das ist 25 °/,), 102 wurden geheilt entlassen, 26 befinden
sich z. Z. noch in Pflege. Von den 43 Todesfällen entfallen auf das
mittlere Alter 32 von 126 (das ist 25°/,), auf das kindliche 5 von 27
(das ist 20 °/,), auf das höhere 6 von 18 (das ist 33 °/,). Diese hohen
Sterblichkeitsziffern sind aber infolge statistischer Mängel nur relative.
Denn es kamen fast durchwegs schwere Fälle und diese leider nur
zu oft in sterbendem Zustande ins Spital. Eine Statistik, die sich
nicht auf Spitalsfälle beschränkt, dürfte den aus der Vergangenheit
bekannten Mortalitätszahlen der Influenza von !/,°/, bis 1°/, näher
kommen. — Eines der beiden Geschlechter oder ein besonderer
Beruf erscheint auch bei unserem Material nicht bevorzugt. Dagegen
ist es auffallend, daß von den 171 Aufgenommenen nur 55 aus
der Stadt Teschen selbst stammen, während der weitaus größere
Teil von 108 Köpfen der ländlichen Umgebung angehört. Der Rest
von 8 Kranken entfällt auf Soldaten, die die Grippe auf den Kriegs-
schauplätzen erworben hatten. Über die Inkubationszeit und die
Art der Weiterverbreitung wird wohl die Privatpraxis größere
=T Erfahrungen gesammelt haben als die Spitalspflege. Die Haus-
infektionen im Spital lagen gewöhnlich zwei bis drei Tage auseinander
und erfolgten von einem Bett zum anderen. — Die P fe iff er sche
Auffassung von der Tröpfcheninfektion im Sinne Flügges wird
durch unsere Beobachtung bestätigt, daß die Infektiosität bei zu-
nehmender Expektoration, nicht aber bei steigender Fieberkurve
wuchs. — Bei den bakteriologisch festgestellten Fällen wurden
nie Pneumo- und: Streptokokken ohne den Pfeifferschen Bacillus
angetroffen, sondern im Gegenteil, bei allen bakteriologisch unter-
suchten Fällen wurde stets der Influenzabaceillus nachgewiesen. —
Einen Schluß auf die Immunität nach einmal überstandener Grippe
ermöglicht vielleicht die Tatsache, daß ältere Personen (jenseits
des 40. Lebensjahres), also solche, die möglicherweise die Grippe der
Jahre 1889/90 überstanden haben, in sehr geringer Zahl erkrankten,
1) Zschr. für die gesamte Neurol, 1919, Bd. 49, S. 378,
Fin En
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
27. Juli
Jene vereinzelten Fälle, bei denen die Grippe in kürzeren Zeit-
abschnitten zwei- oder mehrmals hintereinander bei ein und der-
selben Person beobachtet wurde, dürften wohl so zu erklären sein,
daß die Erreger beziehungsweise ihre Toxine noch nicht völlig aus dem
Körper ausgeschieden waren und, durch äußere Umstände beeinflußt,
zu einem wiederholten Aufflackern der Krankheit Veranlassung gaben.
„Denn nach allen früheren Erfahrungen ist wohl anzunehmen,
daß nach dem Überstehen der Influenza eine gewisse Immunität
besteht, trotzdem die künstliche Immunität im Tierexperiment meines
Wissens noch nicht gelungen ist“ (Wassermann in Ebstein-
Schwalbe, Bd. 4).
Nun zu den Krankheitserscheinungen der beob-
achteten Fälle. Da lassen sich vier Gruppen ganz deutlich von-
einander abgrenzen: 1. Influenza ohne besondere Komplikationen.
2. Influenzapneumonie und metapneumonische Prozesse. 8. Ritrige,
nicht metapneumonische Influenzametastasen. 4. Sonstige, nicht
eitrige Influenzakomplikationen.
1: Gruppe: 67 Fälle (d. i. 39 °/,). An dieser Zahl sind
31 Männer, 28 Frauen und 8 Kinder beteiligt. Davon wurden
30 Männer, 27 Frauen und alle 8 Kinder geheilt entlassen. Ein Todes-
fall kam bei einem chronischen Nephritiker vor, der einer Haus-
infektion zum Opfer fiel. Zu dieser Gruppe zähle ich nicht nur
die typische Influenza des Respirationstraktus, bei welcher die
Erscheinungen nicht über eine Bronchitis hinausgingen, sondern
auch die gastro-intestinale und die cerebrale Form mäßigen Grades
mit günstigem Verlauf. Die erste Form, der typische „Intluenza-
anfall“, zeigt die bekannten Gliederschmerzen, plötzlich auftretendes
hohes Fieber bis 40° C, große Mattigkeit und den laryngoskopischen
beziehungsweise physikalischen Befund einer Laryngitis, Tracheitis
oder Bronchitis mit Heiserkeit (in einem Falle fast völlige Stimm-
losigkeit) und Hustenanfällen. Dreimal wurde starkes Nasenbluten,
sehr oft Conjunetivitis beobachtet. Diese Form war die häufigste. —
Die rein gastro-intestinale Form, die auch andererseits am häufig-
sten bei Kindern beobachtet wurde, kam bei einem im Spital erkrank-
ten zehnjährigen Knaben vor. Wiederholtes Erbrechen, unregel-
mäßiger Stuhleang und Fieber bis 39,6° C standen im Vordergrund
der Erscheinungen. — Die cerebrale Form wurde gleichfalls bei
einem im „Haus infizierten“ siebenjährigen Mädchen gesehen.
Benommenheit, Kopfschmerzen, Erbrechen und Fieber bis 40,2% C
waren die vorwiegendsten Symptome. — Viel häufiger wurden
natürlich Erscheinungen aller drei Formen beobachtet. In zwei
Fällen war die intestinale und cerebrale Form kombiniert und gab
bei gleichzeitigem Vorhandensein von Milzschwellung Veranlassung
zur Vornahme der Gruber-Widal-Reaktion auf Typhus abdominalis,
nach deren negativem Ausfall hierauf die Diagnose Influenza bakterio-
logisch sichergestellt wurde,
2. Gruppe. Unter den Komplikationen nimmt die Influenza
Pneumonie bei unseren Fällen an Häufigkeit den ersten Platz ein:
89 von 171 (das ist 52%), und zwar 45 Männer, 31 Frauen und
18 Kinder. Davon wurden 27 Aufgenommene geheilt, 20 befinden
sich noch in Pflege, 42 sind gestorben (das ist 52% Sterblichkeit)
Der Verlauf war durchwegs ein schwerer, durch große Hinfällig-
keit, rasch eintretende Herzschwäche und hohes Fieber bis 40°C
und darüber gekennzeichnet. Auch hier wurde zweimal Nasen-
bluten, einmal Zahnfleisch-Mundschleimhautblutungen beobachtet.
Die Ausbreitung der Lungenentzündung erfolgte herdwelse, n
10 Fällen war sie doppelseitig (8 }). Auswurf meist reichlich un
rein eitrig. Rubiginöses Sputum sehr selten. Häufig wiederholten
sich Schüttelfröste, ein kritischer 'Temperaturabtall war selten,
meist erfolgte rasch tödlicher Ausgang unter dem Bilde zunehmen-
der Herzschwäche. Einmal wurde auch eine hämorrhagische En-
teritis mit schweren Darmblutungen neben der Pneumonie gesehen,
Endlich war auch das Centralnervensystem durch das Auftreten
hochgradiger Benommenheit oft vorwiegend beteiligt. In zwe
Krankengeschichten finde ich ausgesprochene Schlafsucht, 10 einer
dieser beiden auffällige Nackenstarre mit unwillkürlichen Harn
und Kotentleerungen verzeichnet,
Ganz besonders häufig waren diese Lungenentzündungen
durch metastatische Thoraxempyeme kompliziert:
29 von 89 (das ist 33%), und zwar 14 Männer, 6 Frauen, 9 Kinder,
davon sind 6 geheilt, 18 noch in Pflege, 5 gestorben. Im Empyen-
eiter wurde wiederholt der Pfeiffersche Bacillus in Reinkulturen
nachgewiesen. Im Vordergrund der Erscheinungen stand neben
dem physikalischen Befunde stets eine schwere Dyspnöe, oft Cyanost;
ferner hohes Fieber und schlechte Herztätigkeit. Bisweilen konnte
man eine Vorwölbung, mehrmals Ödem der kranken Thoraxseite
f
Digitizea Dy NI UJA
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“wahrnehmen, in einem Falle bestand Empyema necessitatis mit
Fisteln. Stets radikal operiert, ging die Temperatur bei. diesen
`. - Empyemfällen rasch und jäh -zur Norm zurück. Spätere Fieber-
anfälle hatten gewöhnlich eine Eiterverhaltung infolge Herausfallen
-' des Drainrohres, oder infolge Verklebungen zur Ursache. Auch
Atemnot und Herztätigkeit besserten sich. Zurückbleibende Pleura-
schrumpfungen mit skoliotischer Verkrümmung des Rückens wurden
bei drei Kindern gesehen. | | ze |
3. Gruppe. Zehn Fälle eitriger Prozesse ohne vermittelnde
Pneumonie, und zwar vier Fälle von Mastoiditis, davon zwei mit
‘ - Durchbruch nach außen, zwei mit perisinuösem- Absceß. -Bei
. drei Fällen sank die ‚Temperatur nach der Trepanation rasch herab,
` nur bei einem ging sie mit geringen 'vormittägigen Remissionen
nicht unter 38° C herab, schnellte sogar an mehreren Abenden
Miss bis 39° und 40° C empor, der Puls blieb frequent und
lein.
‚sprungweise am Fuß-, Knie- und Handgelenk auf, die- incidiert
wurden. Doch erst die Unterbindung der Vena jugularis interna
hatte einen endgültigen Erfolg. — Ein anderer Fall von eitriger
Gonitis befindet sich noch -in Pflege. Hier‘ wurde der pyämische
Prozeß durch die Incision lokalisiert. Endlich mußten noch eine
eitrige Parotitis und ein metastatischer Absceß des Unterschenkels
im Gefolge der Grippe eröffnet werden. — Zweimal sahen wir
auch Absceßbildungen in der Bauchhöhle, und zwar einmal eine
_ typische Peritypblitis, ein anderes Mal einen von Netz überdeckten
Absceß im Epigastrium. In beiden Fällen enthielt .der Eiter Rein-
kulturen von Pfeifferbacillen. |
. 4. Gruppe. Zwei Frühgeburten infolge Influenza-Bronchitis,
zwei Fälle -von rheumatischer ‚Polyarthritis-Endokarditis, ein Fall
von -melancholischer Depression als Folge der Grippe. |
Bei allen vier Gruppen sei noch das septische Krankheitsbild
‘der Allgemeininfektion betont, Ä | |
=` Schließlich möchte ich noch die Frage berühren, inwieweit
. der: Kräftezustand des Patienten. am Beginn der 'Erkrankung für
ihren weiteren Verlauf maßgebend war. Im. allgemeinen erlagen
der Seuche auch sehr kräftige, junge Leute. Im besonderen ge-
statten die von uns „beobachteten Hausinfektionen (9 Männer,
3 Frauen, 6 Kinder) mit genau 50% Sterblichkeit eine Schluß-
folgerung. Hier sahen wir alle Formen der: Tüberkulose in zwei
Fällen auftreten, von denen je einer durch die hinzutretende
Grippe verschlimmert wurde, der andere unbeeinflußt blieb. Dies
stimmt übrigens auch mit den Beobachtungen in Hörgas überein
(vgl. W. kl..W. 1918, No. 51) und ich möchte mich deshalb: der
. ‘Ansicht E, Ladecks anschließen, daß Lungenkranke durch die
Grippe nicht mehr gefährdet werden als Lungengesunde. Auch
bei den übrigen Hausinfektionen handelte es sich um lauter
durch schwere Krankheitsprozesse (Oberschenkelfrakturen, Frisch-
operierte usw.) schon sehr geschwächte Personen, ‘deren Zustand
das Hinzutreten der Grippe nicht wesentlich verschlimmert hat.
‚Wir sahen ‘bei diesen 18 Fällen zwei Gruppen von genau gleich
großen Zahlen (neun geheilt und neun gestorben) und fast völlig
gleichartigen Erkrankungen sich gegenüberstehen, und können nur
behaupten, daß der Kräftezustand des Patienten
fürden Verlauf der Grippe scheinbar wenig
maßgebend ist. Diese Folgerung möchte ich für die gesamte
Pandemie 1918 auch aus der Tatsache ableiten, daß sich’ anderer-
seits die gegenteiligesten Beobachtungen. gegenüberstehen: Bader,
Diettrich, Kahler, Köppchen sahen nur ‚einfache,
paster, Brasch, Gruber und Schädel nur schwere
e. ‘
.. Daß sich jeder von uns über die Schwere der Komplikationen
-~ bei den ersten Fällen wunderte, ist leicht zu verstehen. Wir waren
nach dem jahrzehntelangen Fehlen epidemischer Grippeer-
krankungen 'nur allzu leicht geneigt, die Komplikationen als etwas
' Hinzutretendes, Sekundäres zu betrachten, während sie ja doch,
wie schon Wassermann von der Influenzapneumonie betont,
eine unmittelbare Teilerscheinung der Influenzainfektion darstellen.
Damit sollen die andererseits auch bei der Epidemie 1918 beob-
achteten Fälle von croupöser Pneumonie bei Grippe nicht in
Zweifel gezogen werden. Dies sind eben sekundär verunreinigte
ioii ö mie 1889/90 hat gezeigt,
Fälle, Mischinfektionen. Aber die Pande ¢
daß die Influenzapneumonie ätiologisch durch den Pfeifferschen
‘ Bacillus hervorgerufen wird, daß.es also eine specifische Influenza-
| | f Pneumonie ätiologisch
pneumonie gibt, die mit der croupösen
! ein} Pneumonie bei Tuberkulose.
ebensowenig gemein hat, wie die käsige
Daß die anderen Komplikationen auch Teilerscheinungen der all-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80.
Drei Tage post operationem traten ' pyämische.. Abscesse
-ringen Komplikationen
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gemeinen Influenzainfektion sind, dafür: spricht gleichfalls der
specifische Baeillenbefund im Empyemeiter und im metastatischen
Influenzaabscess. Und selbst, wenn man die Ätiologie der Grippe
1918 auf Kokken oder ein noch unbekanntes Virus zurückführt,
kann mit Rücksicht auf die. Krankheitssymptome das, Bestehen
einer specifischen Grippe-Lungenentzündung nicht geleugnet werden:
seltenes rubiginöses Sputum, seltener kritischer Temperaturabfall,
Neigung zù Exsudatbildung und besonders zu Empyemen. Wir
können uns àlle diese schweren Erscheinungen im allgemeinen
und die Wirkung auf Herz.und Centralnervensystem im besonderen -
viel leichter erklären, wenn wir annehmen, daß die Toxizität des
Influenzagiftes eben eine größere, das Influenzavirus eben ein
stärkeres. Herz- und 'Nervengift ist als das der Erreger der-
‘croupösen Pneumonie, des gewöhnlichen Absceßeiters, Die toxische
Herzwirkung des Diphtheriegiftes, die toxische Beteiligung des
Centralnervensystems. bei Typhus abdominalis oder gar Typhus.
exanthematicus ist uns ‘eben schon geläufiger als bei der nun
erst. nach fast dre
Grippe. > |
Nun 'zur Therapie unserer 171 Fälle. Diese war größtenteils
7
7
rein symptomatisch, bei Gruppe 1 und 2: Hydrotherapie, Anti-
pyretica, Expectorantia und Herzmittel, die jedoch bei, Grippe-
Lungenentzündung in gleicher Weise versagten. Zwölf Fälle dieser
beiden Gruppen wurden nach der von P. Leitner (s. W.kl. W;
1918, Nr. 43) angegebenen Bacellischen Sublimattherapie behandelt, :
und zwar am ersten Tage intravenöse Injektion von 0,002 Sublimat,
' im gegebenen Falle am zweiten und dritten Tag je 0,003, bei Herz-
Wir sahen
schwäche gleichzeitig Campher, Adigan- oder Coffein.
gleichwie Leitner einen sehr guten Erfolg; es resultierte eine
Mortalität von kaum 17 %/,, für die Influenzabronchitis allein von 0°/
für die Influenzapneumonie allein von 28%. — Allerdings wurde
nur die geringe Zahl von zwölf Fällen mit Sublimat behandelt
und nach den Angaben Leitners fast’ ausschließlich solche
gewählt, die nach sehr kurzer Krankheitsdauer und mit sehr ge-
Aufnahme gelangten. — oo. |
Bei sämtlichen metastatischen Thoraxempyemen wurde. die
typische Resektion der IX. oder X. Rippe nach Schede, ge- ``
wöhnlich bei lokaler Novokainanästhesie, vorgenommen. Meistens
genügte dieser Eingriff. In zwei Fällen wurden wegen. besonders
großer Ausdehnung des Eiterherdes, beziehungsweise wegen Em-
pyema necessitatis, mehrere Rippen reseziert. Die Nachbehandlung
bestand anfangs in halb-, später. in ein- bis zweitägigem Verband-
wechsel, eventuell Herzmitteln. Ausspülungen wurden nie vor-
genommen. Zur Wiederentfaltung der Lunge hat sich uns früh
einsetzende Atemgymnastik, Aufblasen von Luftkissen. usw. gut
bewährt. In zwei Fällen mußte wegen Unnachgiebigkeit der starren
Wandungen der Empyemhöhle nachträglich eine ausgedehnte
Thorakoplastik mit Resektion mehrerer
Pleuraschwarten vorgenommen werden. ae
Bei Gruppe 3 war die Therapie gleichfalls eine operative.
Der entzündete Warzenfortsatz ‘wurde stets aufgemeißelt, bei den
zwei Fällen von perisinuösem Absceß wurde der Sinus sigmoideus
freigelegt, bei einem der. beiden später wegen Pyämie die Vena
jugularis interna unterbunden. — Metastatische Abscesse wurden
incidiert, vereiterte Gelenke eröffnet. |
-~ Gruppe 4. Die beiden Frühgeburten erforderten keinen be-
sonderen Eingriff, der Gelenkrheumatismus wurde mit Salieyl, die
folgende Endokarditis mit Digitalis behandelt. Jener Fall von
Melancholie ging auf Brom deutlich und ‚rasch zurück.
Zusammenfassung: Die Grippe in Teschen bevor-
zugte das Lebensalter von 15 bis 30 Jahren und zeigte auch bei
leichten Formen einen schleppenden Verlauf mit auffälliger Neigung
zu Rückfällen. Das Krankheitsbild war ein sehr vielgestaltiges,
machte aber stets den Eindruck einer schweren Infektion. Ein guter
Kräftezustand hatte auf den Verlauf keinen besonderen Einfluß.
Die häufigste Komplikation war die katarrhalische Lungenentzündung.
Diese zeigte eine auffallende Neigung zur Empyembildung und
trotzte, nicht sofort behandelt, jeder Therapie, Bei leichten Fällen
hatte -die Bacellische Sublimatbehandlung einen sehr, guten Erfolg
und erscheint. deshalb angezeigt.
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i Jahrzehnten wiederkehrenden .epidemischen
(sieben Grippe-Lungenentzündungen). zur.
‚Rippen und Abtragung der i
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142
Aus der I. dermatologischen Abteilung der Wiener Allgemeinen
Poliklinik (Vorstand: Prof, G. Nob]).
Zur Behandlung der akuten, nichtkomplizierten
männlichen Blennorrhöe mit Choleval.
Von
Dr. Iro Gutmann, Aspiranten der Abteilung.
Die blennorrhoische Infektion beinv Manne, welche teils durch
den direkten Kontakt der Harnröhrenschleimhaut mit dem infizierten
Sekret, teils durch Saugwirkung der Urethra (Schnappen beim
Nachlassen der Erektion) zustande kommt, bewirkt eine Ein-
wanderung und Ansiedlung der Gonokokken, vorwiegend am
Orificium, aber auch an der Pars navicularis urethrae. Hier ver-
mehren sich die Gonokokken und dringen teils nach den hinteren
Harnröhrenpartien, teils tiefer in die Schleimhaut ein. Letztere
reagiert auf die Invasion der Keime durch Hyperämie, Auflockerung
und teilweise Desquamation des Epithels, Leukotaxis und Exsudation
(Auswanderung von Leukocyten, welche die Gonokokken aufnehmen,
ohne sie im Sinne Metschnikoffs Phagocytose zu zerstören!),
und endlich durch Regeneration sowie teilweise Metaplasie des
Epithels (Übergang des cylindrischen in teils kubisches, teils
auch plattes Epithel). Diese Veränderungen an der Schleimhaut
äußern sich durch die Absonderung eines zuerst rein serösen,
dann serös-schleimigen, schleimig-eitrigen bis rein purulenten
‚Sekrets, um dann unter dem Einflusse der Therapie (manchmal
auch ohne Therapie, allerdings dann auch ohne Schwund der
ıonokokken und ohne endgültige Heilung!) dieselben Etappen
retrograd zurückzulegen.
Durch die Therapie, und zwar die Lokaltherapie, der wir
in dieser Studie allein Raum geben wollen, streben wir, ent-
sprechend den geschilderten pathologischen Vorgängen an der
Schleimhaut, Hemmung der Weiterentwickiung sowie endgültige
Abtötung der Gonokokken, ferner Beseitigung der durch dieselben
hervorgerufenen Schleimhautveränderungen an (Reparatio respektive
Restitutio ad integrum). |
Nach bewährten Erfahrungen eignet sich für die zitierten
Aufgaben der Therapie die Gruppe der Silbersalze, von diesen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80.
~
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und zwar früh am längsten, abends am kürzesten, in der Harnröhre
behalten wurden. Von internen Mitteln wurde fast durchwegs Abstand
genommen, nur bei Klagen über abendliche Erregungsztstände wurden
Brom oder Atropin-Antipyrin, gegen Obstipation Pulv. Liquir. in den
üblichen Dosen verordnet. Begonnen wurde mit einer 1/4% igen
wäßrigen Cholevallösung, welche in achttägigen Intervallen, manchmal
auch in kürzeren schon, gesteigert wurde, und zwar je 200 cem einer
U, 1/2-, 3/4- bis 1 %igen Konzentration. Die Lösungen bis 1% wurden
fast ausnahmslos ohne subjektive und objektive Reizerscheinungen ver-
tragen, nur bei 1 %%igen Lösungen klagten manche über ein geringes
brennendes Gefühl, welches dann auf einen 2- bis 4%igen Antypyrin-
zusatz völlig verschwand. Höhere Konzenträtionen als 1 %iges Choleval
wurden nicht benötigt. | j
Der anfangs profuse Ausfluß wurde schon zu Beginn der
zweiten Woche unter der Behandlung bedeutend geringer, der
eitrige Charakter ging allmählich in schleimig-serösen über, um
am Ende der dritten oder anfangs der vierten Woche ganz zu
verschwinden. Hand in Hand ging damit die Klärung des Urins
einher, während die mikroskopische Untersuchung sehr interessante
Bilder bot: Die anfangs massenhaft, hauptsächlich intracellulär
gelagert, vorhandenen Gonokokken verschwanden zwischen dem
5. und 17,, im Durchschnitt um den 11. Behandlungstag herum,
aus dem mikroskopischen Bilde, ebenso die anfangs das Gesichts-
feld beherrschenden Eiterkörperchen, dagegen nahmen die zu Be-
ginn nur spärlich vorhandenen epithelialen Elemente an Zahl zu,
um dann ganz allein die Gesichtsfelder auszufüllen. Während die
Zahl der Epithelien zu der der Leukocyten zu Beginn wie 1:0
und noch geringer stand, entwickelte sich allmählich unter der
Behandlung das Verhältnis wie ungefähr 1:4, 1:3, 1:2, 273 usw.
bis zum erwähnten Vorhandensein reiner Epithelien. Dabei wäre
eine Beobachtung von Interesse, und zwar: während in einzelnen
Fällen die Gonokokken aus den -Leukocyten bereits ganz ver-
schwunden waren, hatten die restlichen Keimbestände nur mehr
an Epithelsäumen den Standort.
Es bleibe vorläufig dahingestellt, ob es Zufall ist, oder ob die
abgestoßenen Epithelien den mechanischen (?) Abtransport der noch
vorhandenen Keime an Stelle der verschwundenen respektive ver
schwindenden Leukocyten übernehmen, darüber sollen noch weitere
Beobachtungen entscheiden. Sollte jedoch letzteres der Fall sein, so
wären die Bedenken Schindlers wegen des vorzeitigen Schwundes
der Leukoeyten aus dem Sekret unter dem Einflusse des Cholevals und
hauptsächlich die der organischen Verbindungen, weil letztere sich
durch ihre hervorragende Tiefenwirkung auszeichnen. Die früher:
zur Behandlung der akuten Blennorrhöe herangezogenen nicht-
organischen Silberverbindungen wurden später verlassen, erstens
wegen ihrer starken Iıritation, zweitens, weil sie infolge ihrer
Ätzwirkung durch Bildung von Silberalbuminaten der Tiefen-
wirkung entgegentraten. Daß diese Auslegung jedoch nicht im
vollen Umfange berechtigt ist, geht aus einer Reihe neuerer Er-
hebungen hervor. So vertreten Unna und Golodetz die An-
sicht, daß trotz Fällung der Eiweibkörper immer noch genügend
Silber überschüssig bleibt, um in der Tiefe das antiseptische Ver-
mögen äußern zu können. — Wir verlangen somit, daß ein gutes, anti-
blennorrhoisches Präparat bactricid, antiphlogistisch, adstringierend
und die Reparationsvorgänge am Epithel unterstützend wirken soll.
Auf dieses Heilvermögen prüfte ich zunächst das Choleval
(Merek). Choleval ist ein 10 °/, kolloidales Silber und gallensaures
Natrium enthaltendes, von Dufaux in die Blennorrhöetherapie
eingeführtes Präparat.
Hier sei nun der Verlauf und Erfolg der Behandlung des akuten,
specifischen Katarrhs der vorderen Harnröhre festgehalten, die Schilderung
der Erfahrungen bei der komplizierten, posterior und chronischen
Blennorrhöe, die derzeit noch nicht abgeschlossen sind, behalte ich mir
für einen späteren Zeitpunkt vor. Bei dem zu Gebote stehenden,
- ambulatorischen Abteilungsmaterial konnte die Abortivkur, das ist die
Kupierung der Blennorrhöe durch Beseitigung der Gonokokken am Orte
der Invasion (Pars navicularis), bevor sie weder weiter nach hinten,
noch -in die Tiefe der Schleimhaut eingedrungen sind, leider nicht er-
probt werden, da es sich um für dieselbe nicht mehr geeignete Fälle
gehandelt hat.
Die Untersuchnng sowie die Kontrolle fand jeden vierten bis
fünften Tag durch Mikroskop und Zweigläserprobe statt. Öfter zu
untersuchen war weder angezeigt, noch mit Rücksicht auf die Erwerbs-
arten der Patienten möglich. Die Färbung geschah nach Unna-
Pappenheim (Grüblers Methylgrün-Pyronin), welche brillante
Bilder gibt, nur selten wurde die Differentialfärbung nach Gram heran-
gezogen. Die Patienten wurden über den auf der Abteilung üblichen
Behandlungsmodus instruiert. Sie injizierten sich selbst dreimal täglich
je 10 ccm der verordneten Flüssigkeit, welche durch 10 bis 15 Minuten,
des dadurch behinderten Abtransports der von ihnen aufgenommenen
Gonokokken hinfällig, da die durch Choleval angeregte stärkere Des-
quamation den Abtransport kompensatorisch bewirken würde, Diese
Annahme bestärkte ein cholevalresistenter Fall, bei dem gleichzeitig
mit dem beharrlichen positiven Gonokokkenbefunde parallel eine mangel-
hafte Epithelbildung im mikroskopischen Bilde einherging: ö |
Die Behandlung der Blennorrhöe wurde trotz negativen Gono-
kokkenbefundes noch drei Wochen nach dem erwähnten Prinzip
weiter fortgeführt, nach weiterer vierwöchiger Aussetzung der Be-
handlung und gleichzeitiger Kontrolle unter chemischen und
mechanischen Provokationen wurden die Patienten bei andauernd
negativem Befund als geheilt entlassen.
= Dabei ergaben sich folgende Zahlen: Von den beobachteten
31 Fällen blieben 5 nach 8- bis 10tägiger Behandlung (mit bereits ne-
gativem Gonokokkenbefunde) aus, 2 Komplikationen (1 Epididymitis,
1 Posterior acuta) durch seitens der Patienten zugegebenes Selbst-
verschulden (Exzesse), 3 Fälle von Resistenz trotz gewissenhaften Ver-
haltens seitens der Patienten und regelmäßiger Behandlung, 1 Rezidiv,
nachdem der Gonokokkenbefund bereits durch 14 Tage negativ wat
bei letzterem Falle trat jedoch nach weiterer i4tägiger Behandlung
vollständiger und endgültiger Schwund der Gonokokken und nach 9
weiteren Wochen Heilung ein. Bei den restierenden 20 Fällen ent-
sprach der Verlauf dem bereits geschilderten. an]
Zusammenfassend können wir vertreten, daß dem Choleva
bactericide, antiphlogistische, adstringierende Fähigkeiten Zu
kommen und die Verbindung des kolloidalen Silbers mit dem
Natrium choleinicum sich von den anderen, organischen ilber-
präparaten durch ihre eytolitischen, epithelisierenden urinklärenden
und bis zur Konzentration von 1% fast gar nicht reizenden Eigen-
schaften vorteilhaft abhebt.
Literatur: 1. Unna-Golodetz, Die Tiefenwirkung der SR
verbindungen. (Derm. Wschr. 1917, Nr.20.) — 2. Schindler, Chole
und Argaldon bei der akuten Gonorrhöe. (D. m. W.1917, Nr. 6) — 2
Die Cholevalbehandlung der Gonorrhöe. (Ebenda 1917, Nr. 40.)
faux, Uber ein neues, die Eiterkörperchen auflösendes Mittel.
Urol. 1912, Bd. 6: M. m. W..1915, Nr. 39.) — 5. Pundt, Über
5.
(Zschr. f. Urol. 1917, Nr. 2) — 6. Stühmer, Zur Indikation der
behandlung. (M. KI. 1917, Nr. 40.) — 7. Meyer. Die Behandlung
lichen Gonorrhöe mit Choleval, (Ebenda 1917, Nr. 3.)
—
Digitized by Google;
= Sich finden. können.
| gleichzeitig besonders vielgestaltige Symptome hervorrufen können. |
Grundsätzlich sollten. wir diese ziemlich umschriebene Gruppe bei
- allen unklaren Krankheitsfällen zuerst der Reihe nach vor unserem
chronischen Krankheiten, die Tuberkulose, ins Auge zu fassen,
| Tuberkulose kann sich ja unter allen möglichen Krankheitssymptomen
‘verstecken. Anamnese (Familienanamnese) und allgemeiner Habitus
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a| | =: 0... - Aus der Praxis für die Praxis. o Sa n
i i a EN Aea © dag Greisenalter wo. typische Fieberkrankheiten (Pneumonie z. B.) . IE)
t # Diagnostische Betr achtungen. aus der Praxis. ziemlich fieberlos verlaufen können. Unklare, an Sepsis erinnernde BEE
| Y | Von ooo | Fieberzustände finden .sich bei manchen De) perni- Ipro
a Kost. Li M : „| ziöse Anämie, Leukämie, hämorrhagische Diathese usw.). Docl hin |
nf Dr. Kost, as S.-M. : ` į weisen hier Blutbild und Milztumor meist den richtigen diagnosti- E
ri - 1. Diagnose bei unklaren Fällen. Welcher Weg | schen Weg. Auch Basedow und vielleicht manche andere endo- e
JE steht uns offen, um auch bei sogenannten. unklaren Symptombildern | krine Störungen gehen gelegentlich mit Fieber einher. Von visceraler She
© doch zu einer gewissen diagnostischen Klarheit zu kommen? Es | Lues und. malignen Neubildungen wissen wir ebenfalls, daß- sie = if m.
“u. empfiehlt sich in solchen Fällen, eine bestimmte diagnostische. Fährte | von’Fiebererscheinungen begleitet sein können. - a S a
J | einzuschlagen und: innezuhalten, um von dem bedrückenden Gefühl = Nachdem die mehr akuten Krankheitszustände (Typhus, Sep- - E
;l . loszukommen, etwas Wesentliches übersehen zu haben, Zunächst | sis) von uns bei unseren diagnostischen. Überlegungen genügend >` Be
i sind alle diejenigen Krankheitsbilder ins diagnostische Kalkül zu | gewürdigt worden sind, wenden wir jetzt unsere diagnostische a
i ziehen, die erfahrungsgemäß. besonders häufig sind und doch auch |' Aufmerksamkeit den mehr chronischen Krankheiten zu: .Da ist Euer
in erster Linie die leider praktisch- immer noch wichtigste aller - Ye
Auge vorüberziehen lassen und nach ihrer diagnostischen Bedeutung .
für den vorliegenden Fall abwägen.
Von akuten Krankheitszuständen sollte in erster Linie. bei
allen nicht ganz klar liegenden Fällen der Typhus abdominalis
(mit seinen Unterformen des Paratyphus) ins Auge gefaßt werden.
Als Kardinal-Symptome sind anzusehen: Milztumor,. relative Puls- .
_ verlangsamung, Leukopenie, positive Diazoreaktion. Neben diesen
. mehr klinischen Symptomen. sind selbstverständlich auch -die
bakteriologischen Untersuchungsresultate -von entscheidender Be-
i deutung: Untersuchungen des Blutes (Gallenanreicherung) Stuhl-.
Letzterer kann freilich auch bei unseren.
untersuchung, Vidal.
gegen Typhus geimpften. Soldaten positiv sein, ohne daß im be-
treffenden Falle ein klinischer Typhus vorliegt. Die Diazoreaktion
findet sich auch bei anderen differentialdiagnostisch in Betracht
kommenden Krankheiten, wie Miliartuberkulose usw. Die Leuko-
‘penie mit Lymphoeytose' ist dem Typhus, gegenüber den praktisch
‚sonst in Frage kommenden Krankheiten, fast specifisch eigentümlich
und deshalb von. ganz besonderer Wichtigkeit. Was die Roseolen
- angeht, so ist man zu leicht Täuschungen ausgesetzt und. ist wohl
. längst davon abgekommen, in der „typischen“ Typhusroseola das
‘entscheidende Kriterium zu erblicken. Verwechslungen mit Floh-
‘und. Wanzenstichen, Acnepusteln und allen möglichen anderen.
= Eifloreszenzen sind zü leicht möglich. Ebenso sind "die erbsen-
farbigen Typhusstühle diagnostisch kaum zu verwerten, da Obsti-
-~ pation bei Typhus ja gar nichts Seltenes ist und andererseits soge-
' „nannte Erbsenstühle auch bei anderen Intestinalerkrankungen
.ten pathognomonischen Symptome- verhalte
man sich äußerst skeptisch. Weder Bacillennachweis,
noch serologische Reaktionen sind als ‘solche absolut beweisend.
Nur im Rahmen des klinischen Gesamtbildes erhalten Einzel-
Symptome ihre Bedeutung. Im ganzen kann man sagen, daß die
klassischen Formen des Typhus abdominalis mit der klassischen
Fieberkurve heute keineswegs mehr die Regel sind und daß daher
alle oben erwähnten Gesichtspunkte beachtet sein wollen, um die
Typhusdiagnose zu sichern oder auszuschließen. |
. _ Ist für Typhus kein Änhaltspunkt weiter zu finden, so kommt
In zweiter Linie bei der Diagnose unklarer Krankheitsbilder die große
~ Gruppe der sogenannten septischen Erkrankungen (wie
Bakteriämie, Pyämie, Grippe usw.) für unsere diagnostischen Er-
wägungen in Betracht. Es empfiehlt sich also, Blutkulturen anzu-
legen, respektive in einem. bakteriologischen Institut anlegen zu
lassen. Däneben sind selbstverständlich stets Temperaturmessungen
| notwendig. Man achte auf Auftreten von Sehüttelfrösten, die im
allgemeinen gegen Typhus und für septische Zustände sprechen
(intermittierendes Gallenfieber). Man prüfe die Gelenke, palpiere
die Drüsen und inspiziere vor allem die Mund- und Rachenhöhle
i (die Wurzel aller Übel). Nach versteckten ‚Abscessen (paranephri-
tische, osteomyelitische, subphrenische, Prostata) ist zu forschen.
Ohr, „Blase, Niere sind als die Quellen unklaren Fiebers zu berück-
_ Sichtigen, besonders- bei Kindern, Das Fieber bei Kindern gehört
überhaupt zu den dunklen Punkten in der Pathologie. Viele Kinder
fiebern bei allen möglichen Gelegenheiten, ohne daß auch nur der
geringste pathologische Organbefund nachzuweisen ist. . Die Dia-
&nose: Febris ephemera usw. werden wir kaum als recht befriedi-
gende Erklärung ansehen können. -Wahrscheinlich handelt es sich
oft um Resorption von Toxinen aus dem Magendarmkanal oder aus
| Drüsenmaterial usw. Das umgekehrte Verhältnis zeigt bekanntlich .
Überhaupt nie ein einzelnes
‚Symptom überschätzen! Gegen alle sogenann-
sind voll zu würdigen, aber natürlich auch nicht zu überschätzen.
(Man denke .an den tuberkulösen Zirkusathleten und ähnliche
Vorkommtrisse.) So leicht es nun im allgemeinen ist, eine floride
_ Phthise zu diagnostizieren, so schwer kann es sein, eine mehr . . --.
latente Tuberkulose aufzuspüren. Alle diagnostischen Hilfsmittel
sind heranzuziehen, um, über eine etwaige tuberkulöse Ätiologie
ins klare zu kommen. Der sogenannte. physikalische Befund
kann, namentlich ‘bei älteren. Leuten mit unelastischem Thorax,
ganz im Stich lassen. Die subtil ausgeklügelten Methoden, um
eine Spitzenaffektion nachzuweisen, sind gewiß beachtenswerte ..-
Versuche, in der Frühdiagnose der. Tuberkulose weiterzukommen,
‚aber doch sehr mit Vorsicht zu genießen (Krönigs Schallfeldeinengung, - B l
Muskelrigidität, einseitige Sympathicusreizung usw.). Unentbehrlich TE
bleibt natürlich die Temperaturmessung, namentlich achte man auf
stärkere Differenzen zwischen Morgen- und Abendtemperatur bei `
subfebrilen Fieberzuständen. . Chirurgische Tuberkulose kann über-
haupt lange Zeit ganz fieberlos verlaufen. Der Nachweis von
Bacillen gelingt verhältnismäßig leicht (eventuell mit 'Antiformin)
im Sputum;- aber sehr schwer in den- Faeces, im Urin und Blut,
Pirquet ist wertvoll im frühen Kindesalter, wertlos im späteren
Alter.
Subcutane probatorische Tuberkulin-Impfung (0,2 mg bis
1 cg) ist nur bei fieberfreien Fällen diagnostisch verwertbar, aber
auch hier nicht. absolut eindeutig und doch nicht ganz indifferent.
Mobilisierung von latenter Tuberkulose! Augenspiegeluntersuchung
ist wichtig. bei Verdacht auf Hirntuberkulose, Meningealtuberkulose
und Chorioidealtuberkel. Cystoskopie und Ureterenkatheterismus
kann Aufschluß über Blasen- und Nierentuberkulose bringen. . Pal-
pation des Nebenhodens, der Prostata, der Samenblasen, Eierstöcke
kann eine genitale tuberkulöse Affektion aufdecken. Dyspnöe und fable . _
Cyanose ist oft das einzige Zeichen einer Miliartuberkulose. Viele
zweifelbafte Hautaffektionen, besonders mit centraler :Nekrosen-
bildung, sind tuberkulösen Ursprungs. Über die Vielgestaltigkeit
des Lupus brauchen nicht viele Worte verloren zu werden. Daß -= ~
heutigentags
die Röntgenuntersuchung für die Tuberkulose-
Diagnostik unentbehrlich geworden ist, bedarf kaum noch eines
"besonderen Hinweises. Hilusdrüsentuberkulose, aber auch sonstige
Lungenherde, vor allem miliare machen im Röntgenbilde Symptome .
bei Fällen, wo oft die anderen Untersuchungen im Stich lassen.
S Neben der Tuberkulose steht als zweiter Proteus der Krank- M
heiten und-ist fast von noch wichtigerer diagnostischer Bedeutung
bei unklaren Krankheitsfällen die S y p hilis und Metasyphilis. Seit
wir an der Wassermannreaktion einen zwar nicht völlig eindeutigen, .
aber doch sehr wichtigen Anhaltspunkt für Lues haben, sollte in
keinem unklaren, chronischen Krankheitsfalle die Untersuchung
"des Blutserums oder der Lumbalflüssigkeit auf Wassermann unter-
bleiben (bakt, Institut). Jung und alt, hoch und niedrig, weltlich
und geistlich — alles stellt sein Kontingent zur Lues. Kein Organ
bleibt verschont. ' Centralnervensystem und Kardiovasculärsystem
an erster Stelle; aber es gibt auch Lungensyphilis und Nieren-
syphilis! Alle ulcerativen Prozesse können specifisch sein. Kein
"unklarer Krankheitsfall sollte ohne Jodkali ad exitum kommen.
‘ Gehen wir einen Schritt weiter .in unseren diagnostischen .
Erwägungen, so wollen wir uns jetzt ins Bewußtsein rufen, daß ganz
uncharakteristische Krankheitsbilder hervörgerufen werden können
durch Neubildungen sowohl benigner, wie maligner Natur, .
Die Sektionsbefunde’ überraschen immer wieder durch Aufdeckung
von Tumoren, die sich bei Lebzeiten trotz ihrer förmlichen Kinds-
kopfgröße dem Nachweis entzogen haben. Auch .der. oft sehr
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chronische Verlauf beweist nichts gegen Carcinom. So sollen
Blasencarcinome viele Jahre ziemlich latent bestehen können, ehe
sie zum Exitus führen. Fieber ist, wie schon erwähnt, nichts gar
so Seltenes bei malignen Neubildungen, sei es, daß es durch re-
gressive Ulcerationen, was wohl das Häufigere ist, hervorgerufen
ist, sei es, daß das Carcinom und Sarkom als solches pyrogene
Stoffe absondert. Das Allgemeinaussehen der Patienten kann völlig
täuschen, Patient kann trotz Carcinom (Mammacareinom usw.)
glänzend aussehen. Und sehr kachektisch aussehenden Menschen
braucht „nichts zu fehlen“. Trotzdem bleibt natürlich der Begriff
der Carcinomkachexie zu Recht bestehen. Leider haben wir
keine specifische Careinomdiagnose, wie mehr oder weniger im
Tuberkulin bei Tuberkulose und in der Wassermannreaktion bei
Lues. Alle die bis jetzt gefundenen serologischen und sonstigen
angeblich speeifischen Reaktionen für Carcinom (Meiostagmin-
reaktion usw.) sind praktisch noch nicht recht verwertbar. Okkulter
Blutnachweis in den Faeces ist vielleicht immer noch der bis jetzt
wichtigste diagnostische Anhaltspunkt für intestinale Neubildung.
Das Röntgenverfahren muß natürlich auch nach Möglichkeit heran-
gezogen werden, kann aber bekanntlich auch recht trügerisch sein
und ist auch nicht absolut „pathognomonisch‘“,
Eine weitere Quelle für unklare Krankheitsbilder aller Art
können Vergiftungen bilden. Von chronischen Vergiftungen
stehen an der Spitze Alkohol und Blei. Alkohol verschont kein Organ,
täuscht oft auch Krankheitsbilder ganz anderer Ätiologie vor;
alkoholische Pseudoparalyse und dergleichen. Die Anamnese be-
züglich Potus darf also keine bloße Redensart bleiben. Die Diagnose
einer chronischen Bleivergiftung ist aus Bleisaum und Blutbild
(Erythrocyten-Tüpfelung) meist ziemlich exakt zu stellen. Nur muß
man eben daran denken! Hirntumor, Basedow, Ileus — alles ist
schon mit Bleivergiftung verwechselt worden. Auch die chronische
Nicotinvergiftung macht alle möglichen nicht ohne weiteres ein-
deutigen Symptome: Angina und Pseudoangina pectoris, nervöse
Störungen, Sehstörungen, Dysbasia intermittens usw. Bei dem
‚heutigen Zigarettenabusus der Jugend ist dieser Ätiologie ver-
mehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Von akuten Vergiftungen
kommen neben Alkohol vor allem Kohlenoxyd, giftige Schwämme,
Botulismusgift, Paratyphus in Frage.
Den eigentlichen Vergiftungen im engeren Sinne stehen
Krankheitsbilder nahe, die durch Stofiwechselstörungen hervor-
gerufen werden und auch nicht immer offen auf der Hand liegen:
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
Ya
Namentlich Diabetes und Gicht in allen Formen können die Ursache
zahlreicher mehr oder weniger okkulter Symptome werden und
sollten stets wegen ihres häufigen Vorkommens differential-
diagnostisch berücksichtigt werden.
Eine ganz erhebliche Erweiterung hat unser diagnostischer
Gesichtskreis erfahren durch Kenntnis der sogenannten inner-
sekretorischen Vorgänge. Außer Addison und Basedow sind heute
schon eine ganze Reihe anderer früher unklarer Krankheitsbilder
auf Störungen des endokrinen Hormonstoffiwechsels zurückgeführt
worden (Infantilismus, Diabetes insipidus usw.), Es dürfte sich
also empfehlen, auch an diese Möglichkeiten zu denken.
Nun bleibt noch eine Krankheit zu erwägen, die mehr als
jede andere zu diagnostischen Fehlschlüssen Anlaß geben kann und
bei jedem unklaren Krankheitsfall Beachtung verdient — es ist die
Hysterie. Diese Krankheit kann Fieber, Tumoren, Ulcerationen
und alles, was sich sonst noch denken läßt, gelegentlich erzeugen
und beruht doch nur auf funktioneller Basis. Gewisse Wider-
sprüche in den ganzen Krankheitserscheinungen, normales Blutbild,
normale Pupillen, dazu hysterische Stigmata selbst müssen auf
die rechte Spur leiten. Man denke jedenfalls an Hysterie — und
manch dunkles Krankheitsbild wird sich aufhellen.
Zurückblickend möchten wir noch einmal den Weg angeben,
den wir bei unseren diagnostischen Erwägungen betreffs unklarer
Symptombilder stets systematisch meines Erachtens einschlagen
sollten. Bei akuten und subakuten Krankheitsbildern ist in
erster Linie an Typhus zu denken. In zweiter Linie ist die Sepsis
und ihre Spielarten (Endocarditis lenta usw.) abzuwägen. An
dritter Stelle ist die Frage aufzuwerfen, ob Tuberkulose im Spiel
ist. An vierter Stelle ist auf Lues zu fahnden. An fünfter Stelle
| ist zu erwägen, ob eine Neubildung die Krankheitserscheinung zu
erklären vermag. An sechster Stelle ist die Möglichkeit einer
akuten oder chronischen Vergiftung ins Auge zu fassen. An
siebenter Stelle die Störung des endokrinen Stoffwechsels und
schließlich an achter Stelle oder auch an erster zu prüfen, ob
nicht eine Hysterie uns vexiert und Gott weiß was vortäuscht.
In einem weiteren Artikel sollen dann diese diagnostischen
Erwägungen etwas erweitert und auf solche Krankheitsbilder aus-
gedehnt werden, die zwar nicht von gleicher Häufigkeit und Dignität,
wie die eben aufgezählten, sind; aber doch auch erkannt und be-
achtet werden sollten, wenn wir dunkle Krankheitsbilder aufhellen
wollen. i
Referatenteil.
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin.
Sammelreferate.
Strahlentherapie.
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin.
II (Fortsetzung aus Nr. 27,)
Was die Verwendung der Strahlentherapie im Kampf gegen
die Tuberkulose betrifft, so ist es auffallend, daß dasselbe Ver-
fahren, das bei der chirurgischen Tuberkulose solch glänzende
Erfolge aufzuweisen hat, bei der Lungentuberkulose eigentlich nur
in geringem Umfange zur Anwendung gelangt. Es haben sich
zwar eine Reihe Forscher dem Problem der Behandlung der
Lungentuberkulose mit strahlender Energie zugewandt, ich er-
innere nur an die ausgezeichneten und an dieser Stelle schon
eingehend gewürdigten Arbeiten von dela Camp, Küpferle,
Iselin, Bacmeister und Manfred Fränkel. Außer-
ordentlich energisch tritt neuerdings Brecke (25a) für die Sonnen-
behandlung der Lungentuberkulose ein. Indessen kann man sich
der Tatsache nicht verschließen, daß die Strahlentherapie der
Lungentuberkulose bis jetzt nur von wenigen Ärzten angewandt
wird. Schon lange beschäftigt uns das Rätsel, warum die Be-
handlung mit strahlender Energie bei der chirurgischen Tuber-
kulose alles, bei der Lungentuberkulose aber nur so wenig leisten
sollte, Es war nun zu hoffen, als die von Deycke und Much
begründete Lehre von den Partialantigenen mehr und mehr Be-
deutung gewann, daß nun Licht in dieses etwas kompliziert
liegende Kapitel der Therapie gebracht würde. Die Lehre von
Deyceke und Much, deren kritische Bewertung außerhalb des
Rahmens meiner Aufgabe liegt, hat für die Beurteilung der Wir-
kung der Strahlentherapie etwas ungemein Anziehendes. Wenn
es wirklich zutrifft, daß bei den einzelnen Formen der Tuber-
| kulose das eine oder andere Partialantigen fehlt, so erscheint es
a priori höchst wahrscheinlich, daß die Strahlenbehandlung in der
Lage ist, ein solches fehlendes Partialantigen anzubilden und £0
die Heilung herbeizuführen. Es wäre durchaus denkbar, dab die
verschiedenen Strahlenarten hier ganz verschiedene Wirkung
haben, daß z. B. die Partigenbeeinflussung beim Sonnenlicht eine
andere ist als beim Radium, daß Finsenstrahlen anders wirken
als Röntgenlicht. Dieser so außerordentlich nahe liegende Ge-
danke scheint tatsächlich auch substanziert zu sein. So berichtet
Wilhelm Müller (25b), daß das Sonnenlicht die gesamte
Partialreaktivität fördere, daneben aber auch die Albuminreaktivität
besonders anrege. Das Röntgenlicht soll die Fettsäurelipoidreakti-
vität, das Quarzlicht die Nastinreaktivität verstärken. Es warg
danach nur noch die Aufgabe der Serodiagnostik, im Einzelfall
festzustellen, welcher Partialantikörper bei dem zu behandelnden
Tuberkulosefall fehlt. Seine Zuführung müßte eigentlich dann bei
leidliehem Allgemeinzustand in jedem Tuberkulosefall die Heilung
herbeiführen. Eine ganz besondere Bedeutung müßte hierbei der
Strahlentherapie zugesprochen werden und bei ihrer richtigen
Anwendung sollte man a priori erwarten, daß ein solcher günstiger
Einfluß auch mit Sicherheit erzielt wird. Diese Auffassung Verm
tritt auch in verschiedenen Arbeiten Wilhelm Müller. Müller
spricht der Strahlentherapie eine erste Stelle in der Tuberkulose-
‚bekämpfung zu und befürwortet im speziellen bei der Lungen-
tuberkulose eine Kombination von strahlentherapeutischen un
speeifischen Heilmitteln. Es wäre auch hier schon das letzte
Wort zu sprechen, und über den Heilwert der Strahlentherapie
bei der Tuberkulose gar nicht mehr zu diskutieren, wenn es WI”
lich feststände, daß die Lungentuberkulose albumintüchtig, die
chirurgische Tuberkulose fetttüchtig ist. Dann müßte 1a die Zu-
fuhr der entsprechenden Antikörper die Heilung herbeiführen. er
das Röntgenlicht die Fettsäurelipoidreaktion stärkt, so wäre 2. a
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27. Juli.
` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
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bei der Lungentuberkulose die Verwendung der Röntgenstrahlen
indiziert, während bei der chirurgischen Tuberkulose die fehlenden
Eiweißantikörper durch das die Albuminreaktivität stärkende Sonnen-
licht zugeführt werden könnten. Leider besteht aber hierin in
den Kreisen der Spezialforscher selbst noch große Unsfimmigkeit.
Die von Wilhelm Müller vertretene Fettüchtigkeit der an
peripherer Tuberkulose Erkrankten und die Albumintüchtigkeit .
der Lungentuberkulösen wird von Deycke (26) und Alt-
staedt (26) bestritten., Altstaedt (27) spricht sogar bei
. aktiven Lungentuberkulosen von einem Vorwiegen der. Fettanti-
' körper im Immunitätsbild. Den Strahlentherapeuten wird es in
jedem Fall in hohem ‘Maße verwundern, daß bei der’ peripheren
Tuberkulose seitens der Speziälforscher nicht -eine verminderte
Anbildung der Lipoide festgestellt wird. Ihr Fehlen müßte eigent-
lich diese Tuberkuloseform erklären, ebenso, müßte man nach
allen Erfahrungen, die wir bis jetzt auf dem Gebiete der Strahlen-
forschung gemacht. haben, erwarten, daß die durch Bestrahlung
entstehende Labilisierung der Lipoide zu einer Verminderung der
. Lipoiduntüchtigkeit und damit zur Heilung führe. Insofern hat
die weitere Entwickelung der Lehre von den Partigenen ganz
andere Ergebnisse gebracht, als man erwarten durfte. Sicher aber
dürfte es angebracht sein, die Strahlentherapie im Kampfe gegen
die Lungentuberkulose in ganz anderem Umfange heranzuziehen,
als es bis jetzt geschehen ist. ‚Der Hinweis, daß man in sonnen-
reichen Ländern zwar wenig chirurgische, wohl aber viel Lungen-
tuberkulose findet, worauf ich an anderer Stelle aufmerksam
machte, stimmt ja zweifellos unsere Erwartungen ‘herunter. In-
dessen ist es nach den vorstehenden Ausführungen auch nicht zu
verwundern, daß ‚gerade die Sonne im Kampf gegen die Lungen-
tuberkulose nichts 'leistet. Wir müssen eben hier das Röntgen-
~ licht heranziehen. Daß hier die Bestrahlung der Milz, auf deren
- Bedeutung Manfred Fränkel (28) auch wieder in seiner aus-
'- gezeichneten, neuesten Betrachtung aufmerksam gemacht hat, zur
Anbildung fehlender Partigene Veranlassung gibt, kann ich. im
Augenblick nur vermutüngsweise aussprechen und behalte mir
hierüber noch eingehendere Betrachtungen auf Grund von Labo-
ratoriumsversuchen vor. Daß. man ja in allen die Therapie der
Lungentuberkulose betreffenden Fragen nie skeptisch genug sein
` kann, das beweist der Umstand, daß sich heute die Mitteilungen
mehren über die unglaubliche Zahl der dabei gestellten Fehl-
diagnosen. De la Camp (29) gibt sie auf ger Albert
Fränkel (30) auf 60, Blümel (81) sogar auf 80% an. Mag
das vielleicht auch zu hoch gegriffen sein, sicher ist es, daß be-
deutend mehr Lungentuberkulosen diagnostiziert werden, als tat-
sächlich vorhanden sind, und es ist selbstverständlich, daß dann
'viele Heilverfahren als wirksam bezeichnet und befunden werden,
die auf die Tuberkulose einen Einfluß’ gar nicht ausgeübt haben.
Wie unendlich verschieden aber auch die Strahlenwirkung bei
tatsächlich vorhandener Tuberkulose sein kann, sehen wir in der
Einwirkung von Bestrahlung auf tuberkulöse Peritonitis und Me-
Senterialdrüsentuberkulose. Hier sollte man doch glauben, daß
man-eine gleichartige Wirkung beobachten werde, und dennoch ist
es nicht so. Während L a q u eur (82) und Lasser-Ritscher (32)
eine ausgezeichnete Einwirkung der künstlichen Höhensonne bei
‚ tuberkulöser Peritonitis feststellten — ein Urteil, dem ich mich
voll und ganz anschließe — haben Keppler und Erkes (83)
bei der 'Mesenterialdrüsentuberkulose, auf deren im Laufe des
‚Krieges gehäuftes Auftreten P ayr (34) aufmerksam gemacht hat,
einen ungünstigen Einfluß des Röntgenlichtes beobachtet. Es kann
nis des Sorgoschen Verfahrens zu haben — in dieser Form
Kehlkopftuberkulose behandelt, allerdings ohne mich von. einer. . -. =
richtigen Wirkung überzeugen zu können. In neuester Zeit haben
Pachner (86), Schulz (87) und Sonies (88) das Sorgo- | |
sche Verfahren modifiziert. Der Patient sitzt nun nicht mehr mit
dem Rücken gegen das Licht, sondern er wendet das Gesicht der
Sonne zu, das Sonnenlicht fällt ihm. in den Mund. Sowohl die
Pachnersche als die Schulzsche Modifikation des S orgo- .'
schen Verfahrens lassen sich leicht und. einfach durchführen und ,
erscheinen recht zweckmäßig. Pachner berichtet über 21 Fälle
. von Kehlkopftuberkulose, in denen er gute Erfolge erzielt hat.
Schulz macht darauf aufmerksam, daß man bei der Benutzung
seines Verfahrens auch künstliche Höhensonne in Anwendung.
bringen kann. Daß die Kehlkopfbestrahlung nur ein Hilfsmittel
darstellt und nicht die alten bewährten Heilmittel im Kampf
: gegen die Keblkopftüberkulose überflüssig macht, wird nicht be-
stritten. 1 | 2
< Über die Behandlung der tuberkulösen Lymphome besteht .
heute eigentlich ‚keine verschiedene Auffassung mehr. Man kann
wohl sagen, daß; die prinzipiell-operative Therapie der Lymphome
zur Zeit aufgegeben ist. Es ist bereits zur allgemeinen. Vorstellung
geworden, daß die durch Bestrahlung zum Verschwinden ge-
brachten Drüsen für den Organismus noch ‘durch Entwicklung
immunisierender Substanzen von Bedeutung werden. Unsere
Gegenwart neigt nun bei allen Bewertungen neuer Heilverfahren
.zu Übertreibungen und man soll auch bei der Lymphombehandlung
es nicht übersehen, daß ein ganz ansebnlicher Prozentsatz der
tuberkulösen Drüsen durch eine Bestrahlung nicht. zur. Abheilung
gelangt. Mühlmann (39) macht darauf aufmerksam, daß. bei
_ Drüsentumoren, welche nach fünf bis sechs. Bestrablungen inner-
halb 15 bis 18 Wochen nicht zurückgegangen waren, die Operation
‚notwendig wurde. Er betont fernerhin, daß sich allzu große Dosen
überharter Strahlen nicht bewährt haben. Eunike (40), der
eine Vermehrung der Drüsentuberkulose während der Kriegszeit
um 300°/, beobachtet hat, fand auch, daß eine größere Zahl der
Fälle wenig oder gar nicht auf Bestrahlung reagiere. > 00000
Für die Strahlenbehandlung nichttuberkulöser Drüsen (absce-
divierende, fistulöse und käsig-phlegmonöse Bubonen) tritt Kautz (41)
ein, der auch die Bestrahlung osteomyelitischer Prozesse empfiehlt,
Kautz hebt die schmerzstillende Wirkung. der Bestrahlung .her-
vor. Auch bei láng dauernder Behandlung wurde zunehmende
Verschlechterung durch Albuminurie, amyloide Degeneration usw.
nie wahrgenommen, verstümmelnde Operationen konnten vermieden
werden. Kautz empfiehlt die Strahlenbehandlung auch bei den
komplizierten Schußverletzungen, die mit Osteomyelitiden ver-
gesellschaftet sind. — —_ | | |
Sehr bemerkenswerte Mitteilungen über die Strahlen-
behandlung innerer Krankheiten macht Menzer. Menzer hat
bei Magengeschwüren durch Bestrahlung Besserungen erzielt, ja
sogar nach den vorgelegten Abbildungen sogar einen, Sanduhr-
magen zur Abheilung gebracht. Die Mitteilungen über günstige
Beeinflussung stomachaler Beschwerden durch Bestrahlung sind
nicht neu, ich selbst habe mich hierüber schon auf Grund eigener
Beobachtungen geäußert, ähnliche Angaben machen Kodon (43),
Brügel (44, Wilms (45) und Grunmach (46). 'Indesen
sind Heilungen organischer Magenerkrankungen in dieser Form, '
wie sie hier Menzer mitteilt, meines Wissens nach bis jetzt
noch nicht beobachtet. Die Menzersche Mitteilung erfordert
weitgehende Nachprüfung, umsomehr als Menzer den Eindruck
gewonnen hat, daß die von ihm erzielten Erfolge dauernde sind:
Daß tatsächlich Strahlenwirkungen vorkommen, die völlig
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däbei zu Einschmelzungen der tuberkulösen Drüsen und folgenden
Peritonitiden kommen, was insofern vielleicht auch noch’von prak-
tischer Bedeutung werden kann, als diese Krankheitsfälle durch
die im lleoeoecalwinkel gelegenen Drüsenschatten nur durch das
„vöntgenbild kenntlich gemacht werden können und man sich also
hier auch bei der diagnostischen Feststellung einer gewissen Vor-
Sicht beim Gebrauch der Röntgenstrahlen befleißigen muß. |
= Wieder stärker geübt als früher wird augenblicklich das
Bestrahlen der Kehlkopftuberkulose. , Es war wohl Sorgo (85).
der erste, der in Deutschland diese Methode. ausführte, die sich
dureh große Einfachheit auszeichnete. Der Patient sitzt mit dem
Rücken gegen die Sonne. Das Sonnenlicht wird durch einen
Spiegel aufgefangen und in den Mund des Kranken geworfen.
Der Kranke überzeugt sich nun durch das Spiegelbild, daß Rachen
| er weicher Gaumen gut beleuchtet sind, führt jetzt einen Kehl-
| ropiöpiegel ein und reflektiert die Strahlen in das Kehlkopfinnere.
n dieser einfachen Form kann man Kehlkopfbestrahlungen leicht
ausführen und ich habe schon vor vielen Jahren — ohne Kennt-
l
rätselhaft sind, ist unbestreitbar, Ich (47) habe schon -mehrfach
darauf aufmerksam gemacht, daß es mir gelungen ist, in ganz
verzweifelt liegenden Fällen von Epilepsie mit Bestrahlung einen
sehr bedeutsamen Erfolg zu erringen. Wie dieser Heilungsvorgang-
zu deuten ist, ist mir selbst unklar. Daß die reflexherabsetzende
Wirkung der Bestrahlung hier eine Rolle spielt, ist ja zweifellos, l
erklärt jedoch diese die so außerordentlich kompliziert liegenden ni
Vorgänge nicht. Der naheliegende Einwand, daß es sich um o
Suggestivwirkungen handle — eine Erwägung, die ich selbst zu-
erst aufstellte — trifft auch nicht zu. Sr IE
Über glänzende Wirkung von Bestrahlungen bei faustgroßen '
spitzen Kondylomen berichtet Winter (48). Er verwandte dabei
beträchtliche Strahlenmengen. | | | |
Literatur: 25a, Brecke,. Zschr. f. Tbe, 1919, Bd. 30, H. 3. — 25b. Wilhelm
Müller, Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1919, Bd. 40, H. 8 und 4; M, m. W. 1918, Nr. 2: ebenda
Nr. 45. — 26. Deycke und Altstädt, M. m. W. 1918, Nr. 14. — 27. Altstädt
Beitr. z. Klin.. d. Tbc., Bd. 39, H. 3 und 4, — 28. Manfred Fränkel, Strahlen-
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ther. 1919, Bd. 9, H. 1. — 29. De la Camp, M. Kl. 1916, Nr. 18. — 30. Albert
Fränkel, M. m. W. 1916, Nr. 31. — 31. Blümel, M. Kl. 1915, S. 884. —
32. Laqueur und Lasser-Ritscher, ebenda 1918, Nr. 12. — 33. Keppler und
Erkes, ebenda 1919, Nr. 13. — 34. Payr, Medizinische Gesellschaft Leipzig,
Sitzung 8. April 1919. — 35. Sorgo, W. kl..W, 1904, Nr. 1 und ebenda 1905,
Nr. 4. — 36. Pachner, M. m. W. 1919, Nr. 9. — 37, Schulz, D. m. W. 1919,
Nr. 11. — 38. Sonies, M. m. W. 1919, Nr. 16. — 39. Mühlmann, D. m. W. 1918,
Nr. 36. — 40. Eunike, ebenda 1919, Nr. 19. — 41, Kautz, M. m. W. 1919,
Nr. 2, — 42. Menzer, Strahlenther. 1919, Bd. 9, H. 1. — 43. Kodon, Fortschr.
d. Röntgenstr., Bd. 20, H.5. — 44. Brügel, M. m. W. 1916, Nr. 19. — 45. Wilms,
ebenda 1916, Nr. 30. — 46. Grunmach, Verh. d. Deutsch. Röntgenges. 1914. —
47. Strauß, D. m, W. 1919, Nr. 4. — 48. Winter, M. m. W. 1919, Nr. 8.
(Schluß folgt.)
Anmerkung bei der Korrektur: Die Arbeit war im
Druck fertiggestellt, als Loose (Beitrag zur Klinik der Tuberkulose,
Bd. 41, H. 3 und 4) sich. sehr zugunsten der Röntgenbehandlung bei
Lungentuberkulose äußerte und dabei einer außerordentlich optimistischen
Stimmung Ausdruck gibt. — Bei der Kehlkopftuberkulose hat Albrecht
(Zschr. f. ärztl. Fortbild. 1919, Nr. 9) nennenswerte Erfolge von der
Strahlentherapie nicht gesehen.
Uber Entartung und Entartungszeichen.
Von
Prof. Dr, Carl Hart, Berlin-Schöneberg.
| (Schluß aus Nr. 29.)
Im Hinblick auf diese Koordination ist namentlich eine Ab-
handlung Bittorfs bemerkenswert, der den Nachweis einer an-
geborenen neuropathischen Anlage zur Tabes mit durch die Fest-
stellung des gehäuften Auftretens der Degenerationszeichen zu
führen sucht und dabei zur Annahme einer angeborenen Schwäche
des ektodermalen Keimblattes kommt. Damit ist wenigstens eine
Möglichkeit gegeben, äußere Degenerationszeichen in einen ver-
ständlichen engen Zusammenhang mit den Nervenkrankheiten zu
bringen, wieernachMoebius’ und Näckes Geständnis sonst
ganz unerklärlich bleibt. Auch Bittorf£f betont, daß das einzelne
Stigma nur wenig besagt und erst die Kombination mehrerer und
ihre Besonderheit eine Schwäche des ektodermalen Keimblattes
kenntlich machen. Das Bindeglied zwischen den äußeren Zeichen
der nicht gesetzmäßigen Entwicklung und der Anomalie des
Centralnervensystems wäre also der gemeinsame Ursprung der
äußeren Bedeckung und des Centralnervensystems aus dem ek-
todermalen Keimblatt. Nun fand B itt or f bei seinen Untersuchun-
gen folgendes: Keine oder weniger als drei sogenannte Dege-
nerationszeichen (Klassenweise zusammengefaßt) boten überhaupt
keine Tabiker, während Vergleichspersonen in 15 % eines, in
60% weniger als drei zeigten; von letzteren hatten keine aber
mehr als 3, während Tabiker in 48 % drei bis fünf, fünf und
mehr in 52 % hatten. Damit glaubt B itt or f die Minderwertigkeit
des äußeren Keimblattes bei Tabikern bewiesen zu haben, da ein
Rückschluß von den äußeren auf die inneren Abnormitäten statt-
haft sei.
Damit sind aber noch keineswegs alle Einwände gegen die
Bedeutung der Stigmata degenerationis entkräftet, die besonders
auch erhoben worden sind im Hinblick auf die Natur dieser
Merkmale. Man sehe sich nur die kleine, oben angeführte Aus-
lese an und wird sofort erkennen, daß ganz Verschiedenartiges
recht kritiklos zusammengeworfen worden ist. WieStieda be-
tont, kennt der Anatom den Begriff der Entartungszeichen nicht,
er verlangt und sucht lediglich ein klares Urteil über die Art einer
körperlichen Besonderheit. Von diesem Standpunkt aus hat
Stieda die meisten sogenannten Degenerationszeichen als bedeu-
tungslose Varietäten bezeichnet, worin ihm Bumke, Bauer,
Naegeli u. A. später gefolgt sind. Letzterer meint, daß viele
Stigmata lediglich als Mutationen in naturwissenschaftlichem
Sinne aufzufassen seien, wie sie gleichzeitig an weit voneinander
entfernten Stellen des Körpers auftreten können und nicht gleich
nach anthropomorphistischen Gesichtspunkten auf ihre Nützlich-
keit oder Schädlichkeit bestimmt werden sollten.
So hat denn auch N ä ck e sich dazu bekannt, die sogenannten
Degenerationszeichen ihrer Natur nach zu gruppieren, und zwar
in anatomische Varietäten, in pathologische oder atavistische
Pildungen. Einfache A-, Hypo- und Hyperplasien — vielfach
nur ästhetische Fehler mit nur geringer oder überhaupt fehlender
Beeinträchtigung der Funktion — erklärt er für weniger belang-
reich als die pathologischen und atavistischen Bildungen. Ja,
schließlich gibt Näcke sogar zu, daß man vorsichtigerweise
überhaupt nicht von Degenerationszeichen, sondern nur von selte-
neren Varietäten sprechen solle, wie Stieda es verlangt hat.
tbropologische Studien auf Beziehungen der sogenannten Dege-
nerationszeichen zu dem sozialen Milieu hindeuten. In der Tat
haben Niceforo u. a. nachgewiesen, daß man die Stigmata bei
Angehörigen der armen Bevölkerungsklasse weit häufiger antrifft,
als bei solchen der wohlhabenderen, und man kann das durch-
aus erklärlich finden, selbst wenn man alle auf Einflüsse der
Domestikation, besonders auf die Rachitis zu beziehenden körper-
lichen Merkmale außer Betracht läßt. Ungunst der Lebensver-
hältnisse hemmt die Entwicklung, in den Großstädten wenigstens
sind die Stätten der Armut auch die Schlupfwinkel der Laster,
wo Syphilis und Alkoholismus ihren verhängnisvollen Einfluß auf
die Nachkommenschaft ausüben. Aber man sieht, daß hier er-
worbene Eigenschaften in Betracht kommen, und die Frage bleibt
weiter bestehen, welche Bedeutung einem Naevus, einem Angiom,
einer Anomalie des Ohres oder des Auges, wie Pigmentanomalien
der Iris, einer schiefen Nase, zusammengewachsenen Augen-
brauen usw, zukommt als Stigma degenerationis.
So reformbedürftig die Lehre von den Degenerationszeichen
sein mag, so sehr sie einer streng: wissenschaftlichen Begründung
bedarf, läßt sie sich doch nicht kurzerhand als ganz falsch und
unberechtigt abtun. Ein Hinweis auf die Angaben Wiesels,
v. Neussersu. A. über das klinische und pathologisch-anatomi-
sche Bild des Status thymico-Iymphaticus, auf die Literatur über
die Anlage zur Tuberkulose, über die Asthenia universalis und den
Infantilismus, über die Anlage zum Morbus Basedowii (Chvostek)
lehrt, welch hohe Bedeutung man den sogenannten Degenerations-
zeichen beimißt nicht nur für die Kennzeichnung. der psychopa-
thischen Konstitution, sondern überhaupt als Merkmale einer
fehlerhaften, zu den mannigfachsten Krankheiten disponierenden
Konstitution. Wie Chvostek ganz mit Recht hervorhebt, sind
es immer wieder dieselben Zeichen, die der Psychiater, der Neu-
rologe, der Internist und der pathologische Anatom antrifft. Und
ihre mehr oder weniger große Häufigkeit beim Lymphatismus,
beim Eunuchoidismus, beim Infantilismus und bei der Asthenie
lehren denn auch nach Chvostek, daß sie Ausdruck
einer primären Degeneration des Organismus, also „Entartungs-
zeichen“, sind. Zwar müsse man aus ihrer großen Häufigkeit
den Schluß ziehen, daß es sehr viele entartete Menschen gibt,
aber ihre Vorkommen auch’bei Menschen, die dauernd physisch
und psychisch gesund bleiben, spreche noch nicht für ihre Be-
langlosiekeite Chvostek meint, die Bedeutung der degenera-
tiven Stigmata für die Beurteilung abnormer Körpervertassung
sei allein schon durch die Tatsache außer Zweifel gestellt, dab
sie rein empirisch aus klinischer Beobachtung gewonnen worden
sind. Sie sind durch die Beobachtung am kranken Menschen
gewonnen, abstrahiert von Menschen, die durch ihr ganzes Ge-
baren und ihre Denkungsweise den Charakter des Patholo-
gischen an sich trugen, beobachtet an Fällen, in welchen das
Individuum auf irgend welche krankmachenden Reize in ab-
normer, von der gewöhnlichen weit abliegenden Form rea
gierte, oder sie sind aus Beobachtungen von Erkrankungen
hervorgegangen, für deren abnorme Manifestation nur eine
Modefikation durch eine abnorme Konstitution des betroffenen
Individuums herangezogen werden konnte, oder sie sind endlich
auffallend häufig bei Erkrankungen gefunden worden, bei denen
die Eigenart der Symptome und des Verlaufs die hereditäre
degenerative Genese vermuten und feststellen ließ.
Dennoch sollte man cs vermeiden, von Degenerations-
zeichen zu sprechen und lieber, wie beispielsweise Walton;
Stieda, R. Schmidt vorgeschlagen haben, einen Ausdruck
wählen, der kein Werturteil enthält. Immer wieder muß betont
werden, daß ein verbildetes Organ nicht notwendigerweise mangel-
haft zu funktionieren, also minderwertie zu sein braucht und daß es
ganz und gar nicht angeht, aus dem Vorkommen einzelner un
selbst mehrerer Bildungsfehler auf eine allgemeine Minderwerus-
keit zu schließen.. Selbst wenn man glaubt, daß etwas Wahres an
dem Bittorfschen Gedanken der Schwäche des ektodermalen
Keimblatts ist, und Tuffier, der von einer physiologischen In-
feriorität der Gewebe als Grundlage der Enteroptose sprach, Zi
gesteht, daß wenigstens das Bindegewebe eine gewisse Schwäche
zeigen kann, selbst wenn man eine Schwäche des gesamten MIN
leren Keimblatts und seiner Derivate für möglich hält und in =
die Grundlage des Status thymico-lymphaticus, der exsudative
Diathese sieht oder sie wie Vogelin näherer Ausführung Buor
scher Gedanken verantwortlich macht für mannigfache krankha J
Zustände und Erscheinungen (Hernien, Varicen, schlechte Wunt-
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dk 097. Juli. © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 30. :
Juno. mangelhafte Callusbildung), so wird man doch wohl | Das Morelsche-Ohr erklärt sich mit größter Wahrschein- ;
A IER den Organismus in a a für minderwertig | lichkeit aus der großen Variabilität dieses Körperteils. Nachdem n
Ji “erklären können. ` a 0.0.0... | sehon Schwalbe das sogenannte Darwinsche Höckerchen seiner 3
E ` Die Konstitutionslehre darf auch hier nicht mit allgemeinen | Bedeutung als Degenerationszeichen entkleidet hat, betont be- ,
a Eindrücken arbeiten, sondern muß einen. streng wissenschaftlichen | sonders auch Kar.utz die Variabilität der Ohrform und nennt
7 ` Standpunkt einnehmen, der es vermeidet, , mit dem Ausdrucke das Darwinsche Knötchen fast eine N ormalität. | =
IE '„Degenerationszeichen‘“ sofort ein bestimmtes Werturteil abzu- | - Das wären einige Einzelheiten, denen, sich mühelos vièėle andere =“ °
t} geben. Diese Stigmata müssen zunächst als das gekennzeichnet, | anreihen ließen, um zu zeigen, daß die sogenannten Degenerations-
13 ` werden, was sie tatsächlich sind: als Mißbildungen, Entwicklungs- | zeichen in großer Zahl nichts anderes als leicht erklärliche, rük- . © `
hemmungen, echte Infantilismen, Atavismen, progressive Varia-.| schrittliche oder fortschrittliche Varietäten darstellen. Denkt man i
E tionen oder phylogenetische Senescenzen,. wobei die während des | sich die in ihnen zum Ausdruck kommende Variabilität ausge. .”
Ts Lebens erst erworbenen Veränderungen des Körpers ganz aus dem | dehnt auf die gesamte. Organisation des Organismus und seine
Funktionen, vergegenwärtigt man. sich das Schwanken der indi- Me
viduellen Konstitutionen um eine abstrakte ideale oder physiolo- : nc- | gprs
gische Konstitution, so kann man in den sogenannten Konstitu- . -> jats"
tionsanomalien gleichfalls Varianten der Konstitution, der: Anpas-
sungsfähigkeit des menschlichen Organismus erblicken, die vom ^-
Urbeginn alles Organischen gegeben (Schiefferdecker) und . da
eine Eigenschaft der Menschheit nach Rib b ert.sind. Aber diese y Gg Afh
variablen Konstitutionen setzen sich nach Martius aus denb re ih
Teilkonstitutionen der Zellen, Organe und Gewebe zusammen,’ die
alle ihre Besonderheit haben und bald eine Plus-, bald eine Minus- .
variante im’ Vergleich zur angenommenen Normalkonstitution
darstellen können.- Eine allgemeine Minderwertigkeit des Orga-
nismus setzt also eine gleichsinnige Variation -aller dieser Teil- .
konstitutionen voraus, woraus: sich leicht erschließen läßt, wie
wenig man sich für berechtigt halten darf, aus einer einzelnen
Besonderheit oder selbst Kombination solcher auf. die allgemeine
Wertigkeit des Organismus und seiner Funktionen zu schließen.
‚In dieser Hinsicht dürften blastogene, ererbte Mißbildungen,
. -Spiele bleiben.. 'Mit Staunen wird dann mancher erkennen, eine
i © = wie natürliche Erklärung eine Erscheinung findet, die als Merk-
F = mal der Minderwertigkeit gilt, Man spricht so gern vom artfest
f - .. gewordenen Menschen und vergißt dabei, daß an ihm die phylo- `
. . genetische Entwicklung fortschreitet und sein Organismus be-
i ` sondere Stellen aufweist, wo bald das zähe Festhalten am Über-
| holten; bald ein Drängen nach Fortschritt deutlich wahrnehmbar ist. |
- - Do erklärt es sich, daß viele der sogenannten Degenerationszeichen
lediglich Varietäten sind von teilweise deutlich progressivem
Charakter. Hierher müssen wir die außerordentlich große indivi- .
duelle Verschiedenheit im Bau der oberen Thoraxapertur rechnen,
sei es, daß es sich nach Wiedersheim um das Schwanken einer
‚ Schon auf dem Aussterbepunkt stehenden -Bildung handelt, sei es,
daß sich hier ein noch nicht ganz gefestigter, verhältnismäßig
junger Besitzstand zeigt, wie ich es annehme. In beiden Fällen
aber liegt die Erklärung in der phylogenetischen Rückbildung des
‘oberen: Thoraxendes, auf dessen ungenügenden Fortschritt bei.
. manchen Individuen das Vorkommen von Halsrippen hinweist.
.
-a à
Ähnlich steht es um die Rückbildung am unteren Thoraxende.
Man denke an.die Costa deċima fluetuans, die in Stillers Lehre
von der Asthenia universalis eine so große Rolle spielt und ganz .
wie die Polydaktylie, oder Atavismen, wie die Hyperthelie und
Polymastie oder Infantilismen und einfache: Entwicklungshem-
mungen (Hypoplasien) nicht anders zu beurteilen sein. Die Re-
gar als Stigma der Minderwortigkeit gilt. Aber wie schon aktionsart eines Individuums auf äußere Reize hängt nicht ab
'-Tandleèr, so sieht auch neuerdings Frey ganz mit Recht in
dieser freien zehnten Rippe, die er bei der Züricher Landbevölke-
rung in nicht weniger als 74 % nachweisen konnte, durchaus kein
Degenerationszeichen,. sondern eine normale Erscheinung, die
sich überall dort ungezwungen einstellt, wo die phylogenetische
Entwicklung eine gewisse -Stufe erreicht. hat. “Sie ist eine Teil-
erscheinung des am unteren Thoraxende sich abspielenden phylo-
genetischen Rückbildungsprozesses, der wiederum bei einzelnen
Individuen so sehr zurückgeblieben sein karin, daß eine dreizehnte
und.selbst vierzehnte Rippe gefunden wird. R ug e führt als nor-
male Variation am unteren Thoraxende nicht nur das Schwinden
der zwölften, sondern auch das Freiwerden der zehnten Rippe an.
Übrigens spricht auch Kraus neuerdings der Costa decima fluc-
tuans jede Bedeutung ab und erklärt sie beim heutigen Menschen
als eine sozusagen physiologische Erscheinung. _
Mit .der phylögenetischen Verkürzung der Wirbelsäule hängt
das Vorkommen überzähliger, sogenannter Assimilationswirbel an
‚ger Wirbelsäulen-Kreuzbeingrenze zusammen, das’ wegen. seiner
Beziehungen. zur Form des-Beckens iu der Geburtshilfe eine bedeut-
same Rolle spielt. Und so wäre noch manche andere Erschei-
-nung zu nennen, deren Vorkommen: sich ganz natürlich erklärt
aus der phylogenetischen Entwicklung des Menschen, insbesondere
., aus der Beeinflussung des Organismus durch den Erwerb des auf-
rechten Ganges und freien Gebrauchs der Arme. Hierüber hat
Ruge unlängst eine kleine, sehr lesenswerte Broschüre geschrie-
ben, die man neben dem bekannten Büche Wiedersheims
über den Bau des. Menschen als Zeugnis für seine Vergangenheit
zu Rate ziehen mag. A
. Als besonders 'charakteristisches Zeichen‘ einer allgemeinen
Minderwertigkeit gilt nach Kollert das zuerst von Graves
beschriebene skaphoide Schulterblatt, gekennzeichnet vor allem
durch den konkaven medialen Rand. Bartel zählt es unter den
Merkmalen des Status hypoplastieus auf. Reye, Clemens,
Dräseke ‚Chosten fanden es besonders häufig bei schwach-
sinnigen Kindern und Idioten. Da Kollert selbst bemerkt,
.daß zwischen dem normalen Typus des Schulterblattes mit kon-
Me medialen Rand und der skaphoiden Form viele Über-
pange vorkommen, so ist‘es kaum verwunderlich, daß War-
Purg letztere als normale und völlig belanglose Varietät erklärt.
N
. Huebner, D, m. W. 1913,
f. Psych. 1882, Bd. 38. — Rößle,
its causes. 1898. —
vom Organismus als Ganzem,' sondern von der Besonderheit und
' Ansprechbarkeit seiner einzelnen Teile, wodurch die Lokalisation
der Krankheit im Sinne der Zellularpathologie bedingt wird. Erst
insofern die verschiedenen Varietäten, Bildungsfehler usw. durch
ihre Besonderheit unter gewissen Reizen, die sonst unwirksam
bleiben, zur Krankheit führen, bzw. ihren Sitz bestimmen, werden
sie als. unterwertige Körpereigentümlichkeiten: charakterisiert,
Da das aber bei vielen von ihnen nie, bei anderen nur ganz aus-
nahmsweise oder selten der. Fall. ist, so kann man solche auch
nicht als minderwertig bezeichnen oder in ihnen den Ausdruck _
einer Degeneration des Organismus schlechthin erblieken.
Literatur: Adler, Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin
und Wien 1907, Urban & Schwarzenberg. — Baer, Der Verbrecher in anthro-
pologischer Beziehung. ‚Leipzig 1893: — Bartel, Status thymicolymphaticus
und Status hypoplasticus. Wien 1912, Deuticke. — Bauer, Die konstitutionelle
Disposition zu inneren Krankheiten. Berlin 1917, Springer. — Binder, Arch.
f. Psych. 1889, Bd. 20. — Bittorf, Zschr. f. Nervhlk. 1905. — Bumke, Über
nervöse Entartung. ‘Berlin 1912, . Springer.. -- Chvostek, Morbus Basedowi.
und die Hyperthyreosen. Berlin 1917, Springer. .— Derselbe, Zschr.” f. angw.
Anat, u.Konstit.-Lehre 1913, Bd. 1. — Dohrn und Scheele, Vrtischr. f. gerichtl. M.
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Derselbe, Arch, i Psych. 1904, Bd. 38; Allg. Zschr. f. Psych. 1913, Bd: 70. —
Kisch, B. kl. W. 1904, Nr. 21. — Knecht, Zschr. f. Psych. 1884, Bd. 40, und
1898, Bd. 54. — Kraus, Allgemeine und spezielle Pathologie der Person, Bd.1.
Leipzig 1919. Thieme. — Kwiatkowsky, Przeglad lekarski 1900, Nr. i. —
Lombroso, Der Verbrecher. Hamburg 1907. Deutsch von Fraenkel. —
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Allg. Zschr. f. Psych. 1889, Bd.45. — Morel, Traité des dégénérescences
physiques, intellectuelles et morales de l’esp&ce humaine. Paris 1857. —
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Zschr. f. Psych. 1901, Bd. 58; Zschr. f. Morph. 1902,. Bd. 4; Mschr. f. Krimin.-
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müller. — Niceforo, Les classes pauvres Paris 1901. — Richter, Allg. Zschr.
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rede. — Vogel, M. m. W, 1905, Nr. 39, und 1918, Nr. 16; Zbl. f. Chir. 1908,
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gangenheit, er a S pe ampp, — Wiesel,
aticus. . d. Neurol, Bd, 3. Berlin 1913, Springer, — Wolfi ;
Ärch. 1912, Bd. 169, | a TOn
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Nr. 20. — Karutz, Arch. f. Ohrhlk. 1897, Bd. 30/31, —
Status thymico-
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‘ aufgeschraubt werden kann und dessen unteres Ende eine Platte von
748 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 28.
Fahr (Hamburg): Nierenveränderungen bei Influenza. Bei den
Influenzafällen. in der Heimat sind erleblichere Nierenveränderungen
selten. Im Felde fanden sich bei Influenzakranken Glomerulonephritiden,
in der Heimat ungleichmäßige Formen von Nierenveränderungen, ent-
sprechend der nicht einheitlichen Ätiologie des Grundleidens.
Bittorf (Breslau): Endemisches Auftreten von Spätrachitis. Siehe
Vereinsbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur
vom 16. Mai 1919.
Rosenstein (Berlin): Behandlung der Mastitis mit Bukupin und
Vucin. Siehe Vereinsbericht der Berliner medizinischen Gesellschaft vom
18. Juni’ 1919.
Cassirer(Berlin): Hermann Oppenheim }. Gedenkrede, Berliner |
Gesellschaft für Psychologie und Nervenheilkunde vom 16. Juni 1919.
Reckzeh.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 24 u. 27.
Nr.24. Brüggemann (Gießen): Perichondritis des Kehlkopies
nach Grippe. Sie verläuft entweder unter dem Bilde einer akuten, häufig
abscedierenden Entzündung, die nicht selten zur Knorpelnekrose führt,
oder aber mehr chronisch unter stärkerer Infiltration der Knorpel-
umgebung, bei der es dann langsam unter langdauernder Eiterung zür
Sequesterbildung im Knorpel kommen kann. |
Grober: Über die Fortleitung des Herzschalles. Es handelt
sich um die Grenzen der Hörbarkeit der Herztöne’ im Umkreise um
die Herzdämpfung herum. Die vom Verfasser angegebene Methode
bedient sich dabei des alten Bacei-Bianchischen binauriculären
Stethoskops, auf dessen Aufnahmekapsel ein t/z cm langer Metallstab
1,0 cm im Durchmesser trägt.
W. Groß (Heidelberg): Untersuchungen über Bacillenruhr. In
den Ruhrleichen finden sich in frischen Fällen so regelmäßig Ruhr-
bacillen im Darm und später eine so ausgesprochene Agglutination für
Ruhrbacillen, daß kein Anlaß vorliegt, anzunehmen, auch andere Krank-
heitserreger können die Ruhr auslösen. Die Shiga-Kruse-Baeillen sind
streng auf den Darm beschränkt. Die „giftarmen“ Bacillen werden
auch in Leber, Milz und mesenterialen Lymphknoten gefunden.
Korff-Petersen (Berlin): Untersuchungen über die Be-
ziehungen zwischen Beleuchtungsstärke, Sehschärie und Lesegeschwindig-
keit. Man soll bei Schülerplätzen nicht unter 25 Meterkerzen weißen
Lichtes hinabgehen, da dann subjektiv ein Lichtmangel empfunden
wird. Wünschenswert wäre aber zweifellos eine größere Lichtmenge,
die man wohl mit 50 bis 60 Meterkerzen keineswegs zu hoch an-
nimmt. Bei modernen Schulbauten wird die Erlangung einer solchen
Lichtmenge, wenigstens für Tageslicht, auch auf keine technischen
Schwierigkeiten stoßen. |
W. Löhlein: Über hereditäre Ptosis der orbitalen Tränen-
drüsen. Symmetrischen Tiefstand beider orbitalen Tränendrüsen siebt
man nicht nur bei entzündlichen Erkrankungen oder als Folgeerschei-
nung einer "Blepharochalasis, sondern auch als selbständiges
Krankheitsbild, das wohl auf einen mangelhaft entwickelten Stütz-
apparat der Drüse zurückgeführt werden kann. Die Sicht- und Fühl-
barkeit der orbitalen Tränendrüsen beweist daher noch nicht eine auf
Entzündung berubende Volumenzunahme. Diese Ptosis hatte sich
spontan bei einem 18jährigen Mädchen gebildet. Beiderseits war das
Oberlid in seiner temporalen Hälfte kugelig vorgewölbt und hatte sich
der Schwere folgend gesenkt. (Es handelt sich dabei nicht um die
dem Fornix conjunctivae aufsitzende kleinere palpebrale Tränendrüse,
sondern um die größere orbitale, die hinter dem knöchernen Augen-
höhlenrand gebogen in der Fossa lacrimalis der äußeren oberen Orbital-
wand gelegen ist) Das gleiche Leiden hatte auch der Vater der Pa-
tientin, bei dem es aber in den 20er Jahren spontan völlig ver-
schwand.
Eugen Schlesinger (Frankfurt a. M.): Wachstum und Ge-
wicht der Kinder und der herangewachsenen Jugend während des Krieges.
Der Rückstand im Längenwachstum ist ein Hinweis auf den hohen
Grad der Unterernährung. Denn neben der Fettarmut war es gerade
der Eiweißmangel, der die Kriegskost zum Aufbau des kindlichen
Körpers unzulänglich machte, Oft ist die Gewichtsabnahme durch eine
ungewöhnlich starke Wasserabgäbe zu erklären. Diese hat aber
zur Voraussetzung und wird begünstigt durch einen starken Wasser-
ansatz im Organismus infolge der Kriegskost, die durch ihren
Wasser- und Kohlehydratreichtum zu Wasserretention disponiert. Gegen-
über dem Gewichtsverlust, wie ihn während des Krieges die Er-
wachsenen fast durchweg erlitten haben, ist derjenige der Kinder
naturgemäß, bei dem geringeren Umfang ihres lettpolsters, viel
geringer.
~
Nr. 27. Hans Albrecht und Sophie Fun ck (München):
Zur Behandlung der weiblichen Gonorrhöe. Nach einem in der Münchener
Gynäkologischen Gesellschaft am 18. März 1919 gehaltenen Vortrage,
W. Weiland: Diabetes und chirurgische Erkrankungen. Nach
einem Vortrage in der Medizinischen Gesellschaft in Kiel.
Leonhard Koeppe (Halle a. S): Ein neuer „Universal-
bestrahlungsapparat“ für Augentuberkulose. Demonstrationsvortrag im
Verein der Ärzte zu Halle a. S. am 28. Mai 1919.
Schäfer (Dortmund): Mitagglutination im Dienste der Typhus-
diagnose. Die Seren Typhus-, Paratyphus-B-Kranker und Schutz-
geimpfter lassen durchschnittlich in einem Fünftel der Fälle Mitagglu-
| tination erkennen.
Joh. van Husen (Bonn): Hautentzündung durch Kalkstickstoff-
dünger. Der Kalkstickstoff vermag nicht nur vesiculöse und bullöse
Dermatiden an den freien Stellen (Gesicht und Hände), sondern auch
fast über die ganze Körperhaut sich ausbreitende akute Entzündungen
hervorzurufen. Daneben können auch heftig juckende, quaddelartige
Efflorescenzen entstehen. Das Leiden entsteht durch Verunreinigung
mit Ätzkalk. Bei heftigen Entzündungen mit diffuser Schwellung und
mit Nässen der Haut sind Umschläge mit Salieyl- (0,1%) Resorein-
(1%) Lösung von guter Wirkung. Die Augen werden durch eine
Schutzbrille gegen das Hineingelangen von Kalkstickstofistaub ge-
sichert, ferner sind Einfettung und Puderung der Haut prophylaktisch
anzuraten.
Taube: Ein handliches Besteck zur konservativen Behandlung
der Gaumenmandeln und des Iymphatischen Rachenringes nach Dr. Röder-
Elberfeld. Die Behandlungsweise - besteht in einer Aussaugung der
Gaumenmandeln mittels eines Gläsröhrchens, in der Ausquetschung der
Mandeln mit dem wattebekleideten Finger unter gleichzeitiger Aus-
tastung der Mandelnischen, ferner in Auswischung des Nasenrachens.
Das dazu nötige Instrumentarium ist bei Katsch, München, Schiller-
straße 4, erhältlich. | F. Bruck.
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 26 u. 27.
Viktor v. Hacker: Ersatz der Nasenspitze unter Verwen-
dung eines ungestieiten Hautlappens. An der durch einen Pferdebiß
der Spitze beraubten Nase wurde zunächst aus der Bedeckung des
Septums ein Lappen nach abwärts verschoben und damit Nasenflügel
und Septum umrandet. Auf die ganze Wundfläche wurde nach zehn
Tagen ein ungestielter Hautlappen aus der Oberarmhaut aufgepflanzt.
M. zur Verth: Die indirekten Fersenbeinbrüche (Kompressions-
brüche) und ihre Einteilung. Die schweren Fersenbeinbrüche, die beim
Seekrieg infolge Explosionen und hochgeschleuderten Schiffsdecks
beobachtet wurden, werden eingeteilt in Schiefbrüche, Querbrüche und
Längsbrüche und die schwereren Kompressionsbrüche mit
Zersprengung des Fußgerüstes werden in Plantarflexionsbrüche, Dorsal-
flexionsbrüche, Verdrängungsbrüche eingeteilt. Nach dieser Einteilung
richtet sich auch sinngemäß die Behandlung der schweren Trümmer"
brüche, |
= Albert Fromme: Häufung "von Spontanfrakturen durch
endemisch auftretende Spätrachitis. Bei schwerarbeitenden jungen
Männern wurden Erscheinungen vom Spätrachitis beobachtet: Plattfuß-
bildung, Auftreibung der oberen Tibiaepiphysen, Druckschmerzhaftg‘
keit der Knochen, erschwerter watschelnder Gang, röntgenologise
eine Verdiekung der Epiphysen und Knochenatrophie. Infolge der
Knochenatrophie sind Spontanbrüche und Einknickungen häufig, die
j aber infolge der Einkeilung leicht übersehen werden. Das Röntgen-
bild zeigt eine typische Frakturstelle an der Tibia und am Femur at
der Stelle, wo die breite Epiphysengegend in die schmalere Diaphysen
gegend übergeht.
= Arthur Schäfer: Vereinfachte Operation des Nabelschntf“
bruches bei Säuglingen. Nach Umschneidung des Nabels werden vier
Knopfnähte rund um den Nabel durch die Fascie gelegt und lang
gelassen und nach Abtrennen des angehobenen Nabels mit dem Messer
werden der obere und der untere und der rechte und linke Faden $0-
= ll sodaß ein nach der Bauchhöhle zu eingestülpter Trichter
ntsteht.
R. Habs: Zu dem Aufsatz des Herrn Prof. Walzberg: Über die
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Wolffs Überdachungsnaht seit Jahren ausgeführt.
Nr. 27. Alexander v. Rothe: Neue Operationsmethode der
Gastro- und Nephroptose. Das Verfahren besteht darin, daß das Magen-
Leberligament gerafft wird und danach drei Fascienstreifen von i bis
1!/2cm Breite aufgenäht werden. Dic Enden werden einerseits an der Leber,
andererseits an der vorderen Magenwand sorgfältig vernäht. — Diese
Fascientransplantation wurde auch bei Wanderniere angewendet und
ein Streifen aus der Fascia lata um den unteren Nierenpol gelegt.
Erwin Kreuter: Über Perforation des Coecum bei tiefem
: Bei Frauen mit tiefsitzendem strikturierenden
. Careinom des Diekdarms wurde die kugelige Auftreibung und das Bild
- des Ileus bedingt durch eine riesenhafte Blähung des Coecum mit.
kleiner Perforation. Nach Entleerung des’ Gases und des dünnflüssigen
Kotes wurden die Punktionsstelle und die Geschwürsstellen übernäht
Voraussetzung für das Eintreten
des Krankbeitsbildes ist eine nach rückwärts undurchgängige Ileo-
_ Dickdarmverschluß.
und danach das Careinom reseziert.
cöcalklappe.
Carl Hammesfahr: Zur Frage der Pseudoappendicitis nach
infektiößsen Darmerkrankungen. Mitteilung eines Falles von Wieder-
aufflackern eines leichten Typhus, der für eine Blinddarmentzündung
gehalten und operiert wurde. Trotz der Operation trat Heilung ein.
=- L. Kirehmayr: Zur Technik der Oberschenkelamputation. Bei
Oberschenkelamputationen wurde zur Vermeidung von Knochenverände-
rungen derart verfahren, daß nach Durchtrennung der Knochenhaut
. mit scharfem Messer und nach Abheben gegen den abfallenden Teil
die Sägefläche dicht an die Knochenhautwunde gelegt wurde. Zur:
Blutstillung wurde ein Muskellappen aus dem Rectus femoris in die
Markhöhle, gelegt. | | Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 26 u. 27. .
Nr. 26. Arthur Mueller: Zur Behandlung des Schwanger-
'schaftserbrechens. Das Schwangerschaftserbrechen wird nach Ansicht
von Mueller bedingt dadurch, daß bei übererregbaren Frauen narbige
entzündliche Verwachsungen im Beckenbindegewebe bestehen, welche
durch die wachsende Gebärmutter gezerrt werden. Den Beweis für
diese Ansicht sieht er darin, daß das Erbrechen durch Dehnung der
Verwachsungen mittels. bimanueller Massage beseitigt werden kann.
H. Peine: Über Stieltorsion entzündeter Eileiter. Mitteilung
von zwei Fällen mit Stieldrehung entzündeter Tuben bei tripperkranken
Frauen. Als Ursache für die Drehung gilt die geschwulstartige Aus-
bildung einzelner Tubenteile und die Stauung infolge des erschwerten
venösen Rückflusses.
z Nr. 27. E. Weishaupt: Grippe und Peritonitis. Schwangere.
- Frauen werden durch die Grippe gefährdet, wenn sie während der
Geburt erkranken. Die Gefährdung beruht angeblich auf dem Gehalt
des Blutes an Streptokokken. Dem Nachweis oder dem Fehlen von
Streptokokken im Auswurf und im Blut wird eine große Bedeutung
für die Prognose zugeschrieben. :
James Bròck: Eine seltene Dammverletzung. Bei einem
Mädchen, das wegen Notzucht beim Gericht klagte, wurde von dem
Gerichtsarzt am Damm eine Narbe festgestellt, wie sie als Folge früherer
Schwangerschaft beobachtet wird. Aber es ergab sich, daß diese Ver-
eine Verletzung mit einem
änderung des Dammes entstanden war durch
Bg.
Kuhhorn im Alter von vier Jahren.
Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 13.
Mulzer '(München): Die Feststellung der endgültigen Heilung
der Gonorrhöe. Unter den neueren Provokationsverfahren wird von
vielen Seiten der ‚Vaccineprovokation besonderer Wert beigemessen.
Der Prozentsatz positiver Fälle, den Mulzer hierbei zu beobachten
hatte, war nicht wesentlich verschieden von dem, den seine Entlassungs-
behandlung ohne Vaceinereizung zu haben pflegte. Irgendwelche Unter-
Schiede zwischen der Wirkung der intravenösen und intramuskulären
Applikation der Vaccine konnten nicht festgestellt werden. Mulzer
kommt zu dem Schluß, „daß die Gonokokken -Vaccine -Provokation
allein nicht ausreicht, die Heilung einer Gonorrhöe mit einer ge-
wissen Sicherheit festzustellen. Sie ist stets zu kombinieren mit einer
gründlichen Untersuchung der ganzen Harnröhre und ihrer‘ Adnexe,
sowie mit verschiedenen anderen mechanischen. und chemischen Reiz-
methoden. In dieser Weise angewendet, ist sie nicht zu entbehren bei
der Feststellung der endgültigen Heilung einer Gonorrhöe oder bei der
Erteilung des Heiratskonsenses, da sie mitunter doch bessere Resultate
‘
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 80.
Behandlung schlecht heilender Hautgeschwüre. Das von Walzbe rg
empfohlene Verfahren wird von Habs unter dem Namen Julius
.sofort ein Versiegen der profusen Schweißabsonderung
ergibt als diese und zuweilen sogar die anderen Reizmethoden erst
wirkungsvoller zu gestalten scheint.“ | |
Karo-(Berlin): Konkrementbildung in den Harnorganen. Von aus-
schlaggebender Bedeutung für die Diagnose einer echten Nierenstein-
kolik ist. neben anderen charakteristischen ‚Zeichen das Auftreten von
roten-Blutzellen im Harn. Die. Berechtigung einer internen Kausal-
therapie erscheint nach den Ergebnissen der neueren Forschung zweifel-
haft, denn die Bedingungen zur Steinbildung sind uns unbekannt.
. Unsere Macht über die Vorgänge der Niederschlagbildung geht nur.
bis zur Herabsetzung der Konzentration der Steinbildner. Eine gewisse -
Skepsis ist also bei allen diätetischen Vorschriften zu bewahren, zumal
bei demselben Kranken oft die verschiedensten Steinbildner gleichzeitig
vorkommen. Die Indikationsthesen für einen operativen Eingriff sind
von Israel präzis aufgestellt: über 48 Stunden anhaltende Anurie,
akut infektiöse Prozesse, starke Blutungen, überaus häufige 'Koliken.
Die Therapie der Blasensteine ist eine nur chirurgische, da die Steine
bei interner Therapie, je länger sie in der Blase liegen, an Größe zu-
nehmen. Karo gibt der Sectio alta gegenüber der Lithotrypsie den
Vorzug. i E | | |
~ Johnsen (Sa. Catharina, Brasilien): Akuter Ileus oder initialer
Chok? Differentialdiagnostische Studie an. Hand eines schwierig zu wi
beurteilenden Falles von Darminvagination bei einem Kollegen. . -
Leonhard: Haftet der Arzt für die Garderobe des Patienten? Ea
Der juristische Verfasser kommt zu einem ablehnenden Standpunkt `
bei Sprechstundenpatiėnten.
Hans Meyer (Berlin).
Therapeutische Notizen.
Zuckerinjektionen gegen Hyperhidrose der Phthisiker empfiehlt
Otto PaulGerber. Von einer 50°/,igen Lösung des Rohrzuckers in
- sterilem Wasser mit Zusatz von 2 °/,, Novocain werden 10.ccm in die
Glutäen injiziert. Fast stets genügte eine einzige Einspritzung auf
Wochen. Eine Wiederholung darf. erst nach einigen Tagen stattfinden.
| Bebandelt würden 22 Fälle der Hyperhidrosis bei meist vorgeschrittenen
Phthisikern, specifischer Peritonitis’und anderem. Davon trat in 17 Fällen
ein, das meist
über Wochen andauerte. (M. m. W. 1919, Nr. 24.) .. 0...
Die konservative Ischiasbehandlung empfiehlt Wilhelm Becker
(Bremen). Sie besteht 1. in Anregung der Bluteirculation, um die
Muskelatrophie zu beseitigen, um die entzündlichen Produkte zur Re-
sorption zu bringen und um die venöse Hyperämie im Nerven abzu-
leiten; 2. in systematischer Nervendehnung, um Verwachsungen zu
lockern, um den Nerv gegen Zerrungen unempfindlich zu machen. Das
erste Postulat wird. erfüllt durch Massage, Vibration und Elektrisierung,
das zweite durch einen vom Verfasser genauer beschriebenen Pendel-
apparat, der bei gestrecktem Knie das Hüftgelenk immer _
stärker beugt, also eine allmähliche Steigerung ermöglicht. Die Dehnung `
des Nerven geschieht aber unter gleichzeitiger Erhitzung (in Form
‘der heißen Luft), wodurch die Schmerzempfindung herabgesetzt wird. Als
Heizquelle dient der elektrische Strom in Gestalt von Glühbirnen, wo-
bei auch die Lichtenergie als starkes Reizmittel zur aktiven Hyperämie
zur Geltung kommt. (M.m. W.1919, Nr. 27.) |
Die intravenöse Strophanthintherapie wirkt nach L. Neumayer
(Kaiserslautern) gerade bei Kompensationsstörungen ge-
ringeren Grades undbeiden ersten Anzeichen der Herz-
insuffizienz:schnell und sicher, Schon mit wenigen Injektionen
wird in kurzer Zeit mehr erreicht ‘als mit der stomachalen Digitalis- _
therapie in Wochen. Man beginne mit 1/2 mg und steige auf 1 mg.
Kinder erhalten die Hälfte. (M. m. W. 1918, Nr.26) . |
Über Fingereiterungen und ihre Behandlung berichtet W. Gun-
dermann (Gießen. Bei jeder Paronychie wende man die
Dauerstauung an. ‚Dann tritt in wenig Tagen Heilung ein und die
Entfernung des Nagels wird nie notwendig, Ein Leukoplast-
streifen von i cm Breite wird kräftig angezogen, um die Basis des
erkrankten Fingers gelegt und bleibt hier liegen, solange das Pflaster
hält. Hat der Eiter keinen Abfluß, so wird die Epidermis mit- der
Skalpellspitze breit geschlitzt. Der Finger darf am Tage auf keinen Fall
verbunden werden. Dagegen wird er zwei- bis dreimal. täglich je eine
halbe Stunde lang so heiß wie möglich gebadet. Nachts wird ein
kleiner Schutzverband angelegt. Auch für das Panaritium-articulare
ist die Stauung mit den heißen Handbädern das beste. Panaritium
subeutaneumcund Panaritium ossale müssen frühzeitig incidiert
werden. Das Panaritium tendinosum behandle man-am besten
im Krankenhause. Auch bei geringfügigen Fingerverletzungen
greife man prophylaktisch
l zum Staustreifen. (M.m; W. 1919,
Nr. 24.) - ES | u
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nachgewiesen. (M. m. W. 1919, Nr. 24.)
‘Fleischkost oder durch mehrere Gramm primäres Natrium-
750 _ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. | 27. Juli.
Die konservative Behandlung von Fingerverletzungen empfiehlt
Holtz (Senftenberg i. Lausitz). Es handelt sich im wesentlichen um
eine Extensionsbehandlung an der Fingerkuppe. - Durch
deren Weichteile möglichst nahe der Endphalanx, ohne jedoch den
Knochen zu berühren, wird ein Stift aus nichtrostendem Metall ge-
stoßen oder ein Aluminium-Bronzedraht mittels Drillbohrers geführt.
In geeigneten Fällen kann man auch einen Stift durch den die Finger-
kuppe überragenden Nagel stoßen. Mittels dieses Stiftes findet die
Extension an einer Cramerschen Schiene statt, die in geeigneter Weise am
Arm fixiert wird. Durch ‘diese blutige Extensionsbehandlung hat der `
Verfasser völlige Beweglichkeit selbst bei schweren Knochen- und Ge-
lenkverletzungen vom Fingergrundgelenk. an bis zur Endphalanx erzielt.
(M. m. W. 1919, Nr. 26.)
Bei Kniegelenkschüssen empfiehlt Wilhelm v.Goel das Vucin,
als äußerst wirksames Prophylakticum. Durch die Vucinbehandlung kann
eine Eiterung vermieden werden. (M. m. W, 1919, Nr.26.) F.Bruck.
Einen Narkosebügel für Thorax- und Armoperationen empfiehlt
R. Sommer nach den Erfahrungen der chirurgischen Universitäts-
Klinik zu Greifswald. Aus 5 mm starkem, harten Eisendraht werden
zwei abgerundete Quadrate von 82 mm Seitenlänge angefertigt. Die
Quadrate stehen in einem Winkel von 90° von einander und sind durch
Verbindungsstreben an ihren äußeren Winkeln verbunden. Ein Quadrat
wird dem auf dem Tische liegenden Patienten über den Kopf gezogen.
Das aus den Verbindungsstreben gebildete Dach bleibt oben. Über das
Dach wird das sterile Tuch gelegt. Der Bügel ist zu beziehen bei dem
Mechaniker Carbow, Greifswald, Langefuhrstr. 23a. (Zbl. f. Chir. 1919,
Nr. 26.) | Be:
Die Behandlung der kindlichen Skrofulotuberkulose mit Tebelon
empfiehlt W. Stoeltzner (Halle a. S). Da die Trockensubstanz der
Tuberkelbaecillen zu fast 40 °/, aus Wachs besteht, hat der Verfasser
ein Wachspräparat —. Tebelon — herstellen lassen, das, unter die Haut
gespritzt, zur aktiven Immunisierung führt. Voraussetzung dazu ist daher
eine gute Reaktionsfähigkeit des Organismus. (M. m. W. 1919, Nr. 24.)
In drei Fällen von Vulvovaginitis gonorrhoica im Säuglings- und
Kieinkindesalter wurde die intravenöse Kollargolbehand-
lung von Adolf Vollbrandt (Freiburg i. Br.) mit folgenden Er-
gebnissen angewandt: In keinem Fall trat bleibende Heilung ein; doch
wurde bei zwei Kindern zeitweises Verschwinden der Gonokokken
. Die von Lucae zur mechanischen Behandlung der chro-
nischen Beweglichkeitsstörungen im schalleitenden Apparat des Ge-
hörorgans empfohlene federnde Drucksonde hat Busch (Bochum) ab-
ändern lassen (von der Firma H. Pfau-Berlin) und damit den Eingriff
zu einem fast schmerzlosen gemacht. Er empfiehlt daher die recht-
zeitige Anwendung des Verfahrens. (M. m. W. 1919, Nr. 26.)
F. Bruck.
Bücherbesprechungen.
Harnblasendivertikel. 100 Seiten. Mit 40 Abbildungen,
einer schwarzen und drei farbigen Tafeln. Leipzig 1919, Georg
Thieme. M 8,—. |
Die dankenswerte ‚Monographie Blums über die Harnblasen-
divertikel (Blindsäcke) gliedert sich nach Mitteilung vier von Blum
mit' Glück radikal operierter Fälle auf die durch die Entwicklungs-
geschichte erklärten Gruppen: 1. Sanduhrform der Blase als angeborene
Bildung (drei Gruppen) und als erworbene Bildung, 2. die Doppelblase
(Vesica duplex), 3. die geteilte Blase (Vesica bipartita, tripartita), 4. das
angeborene Harnblasendivertikel (Vesica bilocularis oder multilocularis)
der Seitenwand, der Vorderwand, der Hinterwand, 5. das erworbene
Blasendivertikel, 6. das falsche Divertikel.
Die pathologische Anatomie (Zahl, Größe, Wandveränderungen,
Folgezustände), die Symptomatologie und Diagnostik, die Prognose und
die Behandlung der Blindsäcke werden abgehandelt. Blum plädiert
warm für die radikale Ausschneidung der entdeckten Divertikel, so
lange der Patient noch kräftig ist, und verwirft alle Palliativoperationen.
Eine reiche Kasuistik ist dem Buch beigegeben, wenn auch die moderne
Literatur nicht vollständig ist und sein kann, da sie zu groß geworden
ist. Bei den falschen Divertikeln vermißt man die Form der Durch-
brüche von Fruchtsäcken in die Blase, die beschrieben sind und die
Ausstülpung eines Divertikels durch die Harnröhre einer Frau (Bor-
chard). Auf die Seltenheit der Blindsäcke bei Frauen hätte hinge-
wiesen werden können. Zahlreiche Bilder und vier gute Tafeln tragen
zum Verständnis des Gesagten viel bei. In meinem Referat (M. Kl,
für den Praktiker das Wesentliche über die Mißbildung gesagt und der
Standpunkt Blums in der Behandlung vertreten. Mankiewicz.
Hans Brun, Über das Wesen und die Behandlung det
Pseudarthrosen. Zugleich ein Beitrag zur Lehre von der
Regeneration und Transplantation von Knochen. 1. Teil. Mit 121
Abbildungen. 82 Seiten. Zürich 1918, Rascher & Cie. Frs. 8,—
Das vorliegende Thema wird an Hand von 135 Fällen in
6 großen Abschnitten behandelt (allgemeine Pathologie der Pseud-
arthrosen, spezielle Pathologie, das klinische Bid, Ätiologie der Pseud-
arthrosen, Diagnose und Prognose).
Die optimalen Bedingungen für ungestörte Wundheilung sind:
Das Hexamethylentetramin wirkt nur dadurch antiseptisch, daß
sich aus ihm Formaldehyd abspaltet. Nach Paul Trendelen-
burg (Freiburg) kann aber weder im Blute noch im Liquor cerebro-
spinalis genügend Formaldehyd frei werden, um bactericid zu wirken.
Die Leistungsfähigkeit des Mittels ist vielmehr auf eine Desinfektion
des Blaseninhalts beschränkt, aber nur bei saurer Reaktion des Harns.
Reagiert dieser neutral oder schwach alkalisch, so mache man ihn durch
phosphat sauer; ist häufige und dauernde Katheterisation nötig,
so käme das Einfüllen eines Säuredepots (50 bis 100 ccm einer 5- bis
7°/oigen Lösung des primären Natriumphosphats) in die Blase nach jedes-
maliger Harnentnahme in Betracht. (M.m. W.1919, Nr.24.)
Zur Behandlung der Blasenpapillome empfiehlt Emil Müller
(Erlangen) die von Prätorius vorgeschlagene Methode. Es werden
hierbei die Papillomzotten dadurch nekrotisiert, daß eine 20 %ige
Kollargollösung mittels eines Nelatonkatheters in die Blase injiziert
wird. (M. m. W. 1919, Nr. 26.)
Über die Aolanbehandlung der Hautpilzerkrankungen berichtet
Hans Reese. Es handelt sich um 175 Fälle von Trichophytia
profunda et superficialis. Aolan ist eine toxinfreie Milcheiweißlösung,
die einen starken Reiz auf das myeloische System und damit auf die
Abwehrkräfte des Organismus ausübt. Es handelt sich um eine immu-
nisierende Therapie. Die unspecifisch angeregten Abwehrenergien
(Leukocyten, Immunkörper usw.) gelangen aktiv an alle Herde,
die Fremdstoffe (Infektionserreger) enthalten, und werden dort im Sinne
einer lokalen Abwehrvermehrung wirksam. Das Ergehnis der Behand-
lung war äußerst günstig. (M.m. W. 1919, Nr. 27.)
Die Aolanbehandlung des weichen Schankers und, entzündticher
Bubonen empfiehlt Antoni (Hamburg). Aolan (von der Firma
Beiersdorf & Co., Hamburg, in Ampullen zu 10 ccm in den Handel
gebracht) wird intraglutäal in einer Dosis von 10 cem injiziert. Der
parenteral zugeführte Fremdstoff bewirkt eine Vermehrung der
Knochenmarksfunktion, die den Zweck hat, den einverleibten
Fremdstoff zu eliminieren. Gleichzeitig werden durch den neuen Reiz
etwa vorhandene Abwehrvorgänge erhöht. Die durch Knochenmarks-
reizung vermehrten Abwehrmittel wirken am Orte der Infektion
heilend (Einschmelzung, Verflüssigung des Buboneninhalts). (M. m. W.
1919, Nr. 27.)
befinden, 2. die Bruchenden dürfen nicht durch schwer eitrige Prozesse
in der Regeneration gestört sein, 3. zwischen den Bruchenden dürfen
keine gröberen Zwischenlagerungen sein, 4. die Bruchenden müssen
sich innig berühren, 5. die Bruchenden müssen in dieser Lage
immobilisiert sein, 6. die Retention soll gleich im Anfang und auch
später unter dem Reiz funktioneller Belastung stehen. — Doch
wenn alle diese Bedingungen fehlen, braucht nicht immer
eine Pseudarthrose zu entstehen. Sie wird bewirkt durch Éin-
wachsenvonBindegewebezwischen die Bruchenden, das
auf den Knochen destruierend wirkt. Was die Ursache dieser
Bindegewebseinwucherung ist, ist noch unbekannt. Ist einmal emè
. Bindegewebsnarbe zwischen den Frakturenden entstanden, dann ist
die Prognose der Pseudarthrose, soweit sich aus der klinischen, histo:
logischen und Röntgenerfahrung ergibt, schlecht., Der Abhandlung
sind sehr instraktive Bilder beigegeben. S eh rt- Freiburg:
Richard Kayser, Anleitung zur Diagnose und Therap!®
der Kehlkopf-, Nasen- und Ohrenkrankheitêy
9.10. Auflage. Mit 187 Abbildungen. 234 Seiten. Berlin 191%
S. Karger. M 10,—. '
Die wenigst umfangreichen Lehrbücher erreichen höchste p
lagen. Der Praktiker hat nicht die Zeit, in größeren W erken ort-
zuschlagen. Das vorliegende Buch enthält die Vorlesungen der + .
bildungskurse des Verfassers für praktische Ärzte. Es steckt mi
jährige Erfahrung in dem Werkchen, Kenntnis dessen, was der | rak
gebraucht. Diese Auflage ist um ein Kapitel über Kriegsverletzunge®
vermehrt. Haenlein
V. Blum, Chirurgische Pathologie und Therapie der
1917, Nr. 2 und 3) über Blasendivertikel und ihre Komplikationen ist -
1. An den Bruchstellen muß sich osteogenetisch gesunder Knochen
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. de, 2,
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Vereins- und Auswärtige Berichte. | P
| ‚gewebe war hyalinisiert, dazwischen fanden sich epitheliomähnliche Lin- T ;
lagerungen. Der Tumor`muß als Mißbildung aufgefaßt werden, der a
Züge aufweist, die an Elephantiasis erinnern, .und der gewisse Ähnlich- un Ba
keiten mit einem. Adenofibrom ‘hat. . Poa a Br
| Determann: Über. zu rasche Magenentleerung. Bei meistens > ©.
nervösen, labilen Personen, die wegen wechselnder Magendarmbeschwerd en
in Behandlung kamen, zeigte sich bei normalen Aciditätsverhältnissen
des Magens, daß eine halbe Stunde nach dem Probefrühstück 'der-
Magen bereits leer war. Durch röntgenologische Untersuchung wurde
festgestellt, daß sich der Magen zu :schnell 'schubweise entleert. Oft
| korrigierte das der Darm durch langsame Weiterbeförderung des Speise-
breis, sodaß es nur selten zu einer mangelnden Ausnutzung der Nahrung
infolge gestörter Resorption kam und der Stuhl keinen krankhaften Be--
fund bot. | De FI "7 NE
Die Ursache liegt bei vielen Patienten in psychischen Einflüssen,
Ärger, Sorgen, ferner spielen hastiges Essen und schlechtes Kauen eine
wichtige Rolle. Von großem Einfluß auf die Magenentleerung ist die .
| Beschaffenheit der Nahrung. So hemmt Fett die Entleerung. Wichtig
Ist ferner der Aggregatzustand der Kost.- Wenn zu wenig Anreiz auf
E | Breslau. - wur
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. : (Medizinische Sektion.)
Sitzung vom 4 April 1919. |
3 J. Pohl: Bemerkungen zur Einführung von Lupinenbrot in
’ Breslau. Angesichts der erschreckenden Not. an eiweißhaltigen Nähr-
mitteln verdient der Lupinensamen wegen seines hohen Stickstofigehalts
Beachtung. Versuche mit Darreichung von Lupinentoxin per os zeigten,
daß die Giftigkeit überschätzt worden ist. Die Giftfreiheit ist jetzt.
leicht erreichbar. Die völlig entbitterte Lupine ist ein unschädliches
und vorzüglich assimilierbares Eiweißpräparat, wie in Übereinstimmung
mit älteren Tierversuchen. ein Menschenversuch an -einem Rekon-
'. valeszenten erwies. Es kommt bei Züsatz von Lupine zu unseren
Cerealienmehlen im Verbältnis 1:4 ein tadelloses Brot zustande. (Nach
Autoreferat.) Looi Es
=- Hauke: Wundbehandlung mit Isoctylhydrocuprein (Vucin) nach
- Klapp. Klapps verschärfte Wundpropbylaxe, die aus der Wund-
'ausschneidung einerseits und der Tiefenantisepsis mit Isoctyhydro-
cuperin andererseits besteht, wurde in 56 Fällen angewandt. Es waren
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das 16 leichtere ‘und 6 schwere Weichteilverletzungen, 25 Knochen-
Die Methode leistete da Gutes, ,
schüsse und .9 Gelenkverletzungen. l
wo eine genügende Ausschneidung der Wunden möglich war, also bei
förmiger Kost öffnet er sich schnell, große Nahrungsbrocken . bleiben
länger im Magen liegen. So kommt es bei der heutigen Ernährung,
die einen Mangel an Fett aufweist und in der die
den Magen erfölgt, funktioniert der Pylorus nicht richtig. Bei brei-
_ breiförmige Kost
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. den übersichtlichen, leichteren Weichteil- und Knochenschüssen. Die
Sekretion blieb auffallend gering, die Wundflächen waren frischrot
und blieben frei von Fibrin- und Eiterbelag. _ Die Granulationsbildung .
setzte spät ein und war mangelhaft, die Narben bei genähten Wunden
brauchten lange Zeit, bis sie genügende Festigkeit erlangten. Ausbleiben
. “der Granulationen und verlangsamte Narbenbildung deuten auf eine
"nicht unwesentliche Schädigung der Vitalität der Gewebe hin. Das
zeigt sich bei schweren, unübersichtlichen .Wunden, wo die Wund-
ausschneidung nicht vollkommen genug ist.. Abgesehen davon, daß es-
. > hier trotz des Vucins bald zur Eiterung kommt, macht sich die schlechte
Granulationsbildung recht unangenehm "bemerkbar. Klapps Indi-
. kation, gerade diese Wunden der Vucinbehandlung zu unterwerfen, ist
-anfeclhtbar. — Die schwere Form der Gasphlegmone wird durch Vucin -
. nicht beeinflußt, die leichtere Form (Infektion mit dem Welch-Fränkel-
schen Bacillus) Scheint günstigere Aussichten zu bieten. — Gutes leistet
das. Vucin bei der Behandlung verletzter Gelenke; doch bleibt auch
hier. Voraussetzung die exäkte, chirurgische Behandlung, die, abgesehen
‚von den gröberen, die Resektion erfordernden Verletzungen; in der
. Kapselnaht beziehungsweise im Verschluß des verletzten Gelenkes ihre
Aufgabe zu sehen hat. (Selbstbericht.) EmilNeißer.
überwiegt, zu den erwähnten Störungen. .
Die Therapie ergibt sich aus dem Gesagten: nervöse Störungen
müssen beseitigt werden; die Patienten müssen sich mehr Zeit zum
| Essen nehmen und gut kauen. In der Kost sollen: Gemüse und Obst
fast ganz vermieden werden, Brei und Suppen möglichst zurücktreten, © >
die Nahrung in kaubarer Form gereicht werden. Getränke sollen ein- © alle 2”
geschränkt werden, ‘wobei zu beachten ist, daß Rotwein und Kaffee im - ".:,.7%%
allgemeinen den Aufenthalt der Speisen im Magen verlängern. Die
` Speisen sollen in’ schmackhafter Weise zubereitet sein, mit appetit-
. anregenden Saucen, nicht zu wenig Gewürzen usw. Es sollen nicht zu `
häufige Mahlzeiten gereicht werden, da im Hungerzustand der Tonus
des Magens gesteigert wird. Medikamentös unterstützend sind kleine Ban
Mengen Opium (dreimal täglich zwei bis vier Tropfen Tinctura Opii © -2< |
Simplex). Er | Ä Em
Diskussion: Aschoff: Im Magen entwickelt sich bei
Fleischfütterung der Isthmus ventriculi, der bei Darreichung von Fleisch-
stücken noch stärker ausgebildet wird. Es scheint, daß die Verweil-
dauer der Speisen im Magen :um so- länger ist, je stärker der Isthmus .
ausgebildet ist. . Fehlt dieser ganz, so strömt der ganze Mageninhalt .
gegen den Pylorus, und es kann so zu den von Determann be-
" schriebenen Störungen kommen. Aschoff fragt, ob röntgenologisch
etwas über die Isthmusbildung festgestellt werden konnte. re
Determann: Die Isthmusbildung wurde bei der Rönigen-'
durchleuchtung meist vermißt, | Er e | Ban
G au B: Zweck, Einrichtung und Betrieb eines deutschen Frauen- en
lazaretis im französischen Kriegsgebiet: Das von der Heeresverwaltung
eingerichtete Frauenlazarett hatte zur Aufgabe die Unterbringung der
_ geschlechtskranken Frauen und die Versorgung der Prostituierten. An-
gegliedert war eine operative Abteilung für ‘geburtshilfliche und gynä-
kologische Eingriffe an nicht geschlechtskranken Frauen. Für den
Betrieb waren alle technischen Möglichkeiten vorhanden. Das geburts- ` > '
hilfliche Material war ziemlich klein, das gynäkologische sehr groß.
Besonders kamen außerordentlich viel Tumoren zur Beobachtung, ferner.
viel Tuberkulose, besonders der Nieren. Nur mit viel Mühe und Arbeit .
konnten das Mißtrauen und die. Widerstände der aufgenommenen Frauen.
beseitigt werden. - | H. Koenigsfeld.
m
a Freiburg i. Br.
-Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. Mai 1919.
Vorder Tagesordnung. Aschoff: Demonstration eines
Falles von, ausgedehnter Adipocirebildung. Es handelt sich um
einen Mann, der sechs Jahre- nach der Beerdigung ausgegraben wurde. |
Die gesamte Haut und ein großer Teil der inneren Organe ist in Leichen-
wachs umgebildet. Der Kirchhof, in dem die Ausgrabung stattfand,
‚ liegt ziemlich hoch und hatte niemals Grundwasser. — =
Ein Fall von Pseudomyxoma peritonei. Die mikro-
Skopische Untersuchung ergibt eine histologisch gutartige Implantation
der Zellen des geplatzten Ovarialtumors auf dem Peritoneum.
,. Noeggerath weist auf die große Gefahr hin, die für die Säug-
linge ‚entsteht, wenn wir, wie es im Friedensentwurf verlangt wird,
emen großen Teil unserer Milchkühe abliefern müssen und die Säug-
‚Inge anstatt mit frischer mit kondensierter Milch ernährt werden
"müssen. Es ist das gehäufte Auftreten skorbutischer Erkrankungen zu
befürchten.. | | i
Kuhn (a G): Experimentelle Untersuchungen bei multipler.
Re Gießen. . -
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 18. Mai 1919.
Sklerose. Wird den Versuchstieren, Kaninchen und Meerschweinchen, Ä
Blut oder Liquor eines. Falles von multipler Sklerose injiziert, so magern 23 Pe Se | ii
die Tiere acht bis zehn Tage später ab, obwohl die Freßlust nicht nach- Berliner: Demonstrationen. 1. Ältere Frau mit dem von I I
.Friedreich zuerst. beschriebenen -Krankheitsbild des Param yo- Zr. N
‚läßt, Schreitet die Erkrankung weiter fort und endet tödlich, so zeigt
sich eine eigenartige Lähmung, die in den hinteren Extremitäten be-
&mnt und dann auf die vorderen übergreift. Es wurde auch ein Affe
clonus multiplex. Merkwürdig trippelnder Gang, beim Liegen
werden die Knie in Beugestellung gezogen. (stärkere Beteiligung der
Beugemuskulatur an den Zuckungen); kurze, blitzartige Zuckungen,
geimpft, der dann ebenfalls Lähmungen der hinteren Extremitäten zeigte, | ay Raron
Im -Gehirn des Affen wurden dieselben Veränderungen wie bei der | zuweilen kurzdauernder Tetanus in der Muskulatur der Oberschenkel.. ee.
multiplen Sklerose des Menschen gefunden. 2 Es ist nicht ganz sicher zu entscheiden, ob es sich in dem vorliegenden e
“ Ulrich: Demonstration eines Mammatumors von zwei bis | Fall um. eine organische oder funktionelle Störung handelt. | ee 0,
‚drei Mannsfaustgrößen, der durch Operation von einer 24jährigen Frau | 2. Ein auf den ersten Blick‘ ähnliches Bild bietet ein älterer `.
gewonnen wurde. Daneben war der Rest einer normalen Mamma nach- |’ Patient, bei dem dauernd Pronations- und Supinationsbewegungen an _ B ETE
zuweisen, Mikroskopisch zeigten sich die Drüsen erhalten, das Binde- | beiden Vorderarmen ausgeführt werden. Hier handelt es sich wohl a SS De :
152
sicher um Hysterie. Ganz ähnliche Störungen bestanden bei ihm
schon früher und konnten durch Suggestion beseitigt werden.
3. Vortragender demonstriert dann Präparate eines Falles, bei
dem gleichzeitig nebeneinander die Symptome der progressiven
Paralyse und der multiplen Sklerose bestanden. Die
Sektion bestätigte die klinische Diagnose.
4. Es werden weiter Präparate eines Falles von Myelitis
disseminat. demonstriert, der in vivo die Erscheinungen einer
akut verlaufenden multiplen Sklerose darbot.
Huntemüller: Als beratender Hygieniker in der asiatischen
Türkei. Nach kurzen Bemerkungen über Klima und ethnologische
Fragen spricht Vortragender über seine Beobachtungen an Malaria-
kranken. Bei Kranken ein und desselben Gebiets war die Chinin-
therapie von ganz verschiedenem Erfolge, je nachdem die Patienten
im Etappenlazarett oder im Deutschen Hospital in Konstantinopel be-
handelt wurden. Der einzige Unterschied, der hier entscheidend sein
konnte, war die Verpflegung, die im Etappenlazarett schlecht, bzw.
nicht sehr günstig, in Konstantinopel dagegen gut war. Vor-
tragender hat immer wieder die Erfahrung gemacht, daß gute Er-
nährung für die Heilung der Malaria von ungeheurer
Wichtigkeit ist. Bei der prophylaktischen Chinin-
therapie ist es nötig, daß zwei Tage nacheinander Chinin gereicht
wird, damit man (bei der Tertiana) mit Sicherheit die frische Sporulat.
trifft. Vortragender bespricht dann die Theorien der Chininwirkung.
Am meisten für sich hat diejenige, die annimmt, daß das in den Ery-
throcyten aufgespeicherte Chinin das Eindringen der Plasmodien
in die roten Blutkörperchen verhindert. Im Blutplasma werden dann
die Plasmodien von den — von einem kräftigen Körper (Ernährung !!)
gelieferten — Schutzsubstanzen abgetötet. Vortragender spricht dann
über die therapeutischen Versuche bei Fleckfieber (dasElektro-
kollargol schien günstig zu wirken) und schließt mit Mitteilungen
über Erfahrungen mit der Cholera. St,
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Greiiswald.
Medizinischer Verein. Sitzung vom 23. Mai 1919.
Pels-Leusden: 1. Totalexstirpation von Larynx und Pharynx
bei einer 35 jährigen Frau nach der Gluckschen Methode in Lokal-
anästhesie bei gleichzeitig bestehender sehr großer, Diagnose und
Operation erschwerender Struma. Das Carcinom saß in dem seitlichen
Teil des Hypopharynx am Übergang zum Ösophagus und griff auf die
Larynxwand über. Heilung.
2. 20 Jahre alter Leutnant mit hochgradiger Verkürzung des Ober-
schenkels nach Schußverletzung und Versteifung des Kniegelenks. Die
8t2 cm betragende Verkürzung wurde bis auf 2 cm nach der
Kirsehnerschen Methode durch schräge Osteotomie und Nagel-
extension ausgeglichen. Heilung in etwa acht Wochen. Kniegelenk
jetzt bis um 70 Grad beweglich. Vollkommene Wiederherstellung der
Dienstfähigkeit.
3. Fall von retroperitonealer Cyste bei einem 12 Jahre alten
Mädchen, hervorgegangen mit größter Wahrscheinlichkeit aus einem
Urnierenrest. Der Inhalt der Cyste war verdünnter Urin (Unter-
suchung durch Geh. Rat Bleibtreu). Der Fall wird anderweitig
ausführlich veröffentlicht werden.
Eg. Hoffmann: Der Verlust des Daumens ist bekanntlich
für die Gebrauchsfähigkeit der Hand von viel schwerwiegenderer Be-
deutung als der eines anderen Fingers. Wenn wir die Hand in bezug
auf die Greifbewegungen mit einer Zange vergleichen, so fehlt beim
Verlust des Daumens eine Branche der Zange. Deshalb bedeutet bei
Erkrankung des Daumens die Erhaltung jeden Zentimeters einen großen
Gewinn, ebenso die Erhaltung auch des vollständig versteiften Daumens
gegenüber dem Verlust des Gliedes. Fehlen vom Daumen nur die
beiden Phalangen, so läßt sich, wie der Fall, den ich Ihnen demonstrieren
will, zeigt, eine Greifbewegung durch Isolierung des erhaltenen Meta-
carpus erzielen.
Herr V., 22 Jahre alt, erlitt am 18. August 1918 eine Granat-
splitterverletzung der linken Hand. Nach zwei Tagen mußten die
beiden Phalangen entfernt werden. Zugleich war eine komplizierte
Splitterfraktur des zweiten und dritten Metacarpus vorhanden, nach
deren Heilung eine Pseudarthrose an diesen Knochen zurückblieb. Als
der Verwundete im Januar d. J. in unsere Behandlung trat, waren die
erhaltenen Finger fast vollständig versteift, die Wunde bis auf kleine
Ulcerationen geheilt. Es wurde nun mit aller Energie daran gearbeitet,
die Finger wieder passiv und aktiv zu bekommen. Von einer Be-
seitigung der Pseudarthrosen wurde abgesehen, da durch die damit
verbundene längere Fixation die Steifigkeit der Finger noch zu-
genommen hätte und hier die falschen Gelenke einen gewissen Ersatz
7 Tn
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
N
27. Juli
bilden für die vollständige Versteifung der Gelenke zwischen den
Metacarpen und den Grundphalangen. Dafür wurde Ende Februar d. J.
zum Ersatz des Daumens durch Isolierung des Metacarpus I geschritten.
Es wurden die Weichteile zwischen den beiden ersten. Metacarpen
gespalten, wobei der M. adductor policis fast ganz durchtrennt wurde.
Zur Bedeckung der Wunde wurde ein Brückenlappen der Bauchhaut
benutzt, der glatt anheilte. Nach acht Tagen wurde die Brücke dureh
trennt und später noch eine Correction an dem überpflanzten Lappen
vorgenommen. Sie sehen jetzt das Resultat. Die Bewegungen des
neuen Daumens sind ziemlich ausgedehnt. Für diese Bewegungen war
es sehr günstig, daß noch ein, wenn auch kleiner Rest der Basis der
Grundphalange und die Sesambeine erhalten waren, an denen sich
die kleinen Muskeln des Daumens ansetzen. Der neue Daumen kann
abduziert werden, was die beiden Abduktoren in normaler Weise be-
sorgen, er kann opponiert und, was das Wichtigste ist, mit ziemlicher
Kraft adduziert, also an den ersten Metacarpus angedrückt werden.
Herr V. kann ganz gut kleinere Gegenstände mit dem Gliede halten.
Diese kräftige Adduktion ist wohl der Wirksamkeit des M. flexor policis ~
brevis zuzuschreiben, da der Adduktor polieis ja fast ganz/durchtrennt
worden ist. Das Heranbeugen der Spitzen der erhaltenen Finger an
den neuen Daumen gelingt wegen der Versteifung der Fingergelenke
leider nicht. Die Fingerspitzen können nur bis auf 3 respektiv 2 cm
dem Daumen genähert werden. Doch ist die Beweglichkeit allmählich
eine immer bessere geworden, sodaß ich hoffe, daß dieses Ziel noch
erreicht wird und damit der Nutzen des neuen Daumens für den Ver
letzten noch ein größerer wird.. l
Sommer demonstriert einen auf dem Prinzip der Schere aut-
gebauten Apparat zur Behandlung stark verkürzter Unterschenkel-
frakturen; nach drei Gesichtspunkten möchte er stark verkürzte Unter-
schenkelfrakturen behandelt wissen: mit starker Extensionskraft, in
Semiflexion, sowie mit frühzeitig beginnender Massage und Bewegungs-
übungen. Der zu diesem Zwecke gebaute Apparat läßt den fraktu-
rierten Unterschenkel durch sein eignes Gewicht an zwei Steinmann-
nägeln seine Bruchstücke extendieren. Die Extensionskraft berechnet
sich auf zirka 30 Pfund; dieselbe kann beliebig erhöht werden durch
ein Laufgewicht. Die freie Lage gestattet frühzeitige Massage. Um
Bewegungsübungen zu ermöglichen, sind Streben unter das Grundbrett.
gesetzt. Diese- heben den ganzen Scherenapparat, wenn der Patient
sie durch Zug am Zügel hochstellt, sodaß Knie und Hüftgelenk Ex-
kursionen von der abgeflachten Semiflexion bis zur spitzen Beugung
durchmachen. Mit den Bewegungsübungen wird in den ersten Tagen
schon begonnen. — Anschließender Bericht über einen Fall.
Müller demonstriert einen Fall von Arthropathia tabidorum
beider Kniegelenke. Bei der 38jährigen Patientin, deren Ehemann sich
vor 19 Jahren luetisch infiziert hatte, waren die ersten Symptome der
Tabes vor vier Jahren aufgetreten: lancinierende Schmerzen und ga-
strische Krisen. i .
Vor 1t/2 Jahren Beginn der jetzigen Gelenkerkrankung. Es be-
stehen am linken Knie: starker seröser Gelenkerguß, ödematöse
Schwellung der benachbarten Weichteile. Schlottergelenk. Rechtes
Knie: der Unterschenkel ist vollkommen nach vorn luxiert und proxi:
malwärts verschoben, das Bein dadurch um 9 cm verkürzt. Im Röntgen:
bilde: hochgradige destruktive und produktive Veränderung an den
Gelenkenden. Intramuskuläre Knochenneubildung. Keine Knochen
atrophie. Trotz dieser hochgradigen Gelenkzerstörung vermag die Pa-
tientin noch zu gehen, hat nicht die geringsten Schmerzen.
Reschke demonstriert einen Fall von Hautüberpflanzung, bel
dem ein Defekt der ganzen Haut der Hohlhand durch einen Brücken-
lappen vom Rücken her gedeckt wird. Das Heilverfahren ist noch Im
Gange. Daneben wird ein zweiter, geheilter Fall von Brückenlappe-
plastik gezeigt. Es wird über die Vorzüge des doppelt gestielten
Lappens gegenüber dem einfach gestielten Lappen gesprochen. AS
Schluß werden einige Photographien älterer Fälle projiziert, die nag
derselben Methode behandelt worden sind. v. Tappeinet.
Königsberg i. Pr.
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 12. Mai 1919.
Borchardt: Unspecifische Wirkungen in der Organtheraple
(Eigenbericht.) Trotz der großen Erfolge, die die Behandlung mi
Organpräparaten in den letzten Jahren aufweisen konnte, ist das Di
trauen gegen die Speecifität dieser Therapie nie geschwunden.
Untersuchungen Brown-S&quards über die leistungssteigernden
Wirkungen der Hodeninjektionen fanden vielfach kritische Ablehnung
weil damals Mittel mit leistungssteigernden Wirkungen auf den En
Organismus noch unbekannt waren. Auch für das Spermin, das ae?
"bald die Rolle übernahm, die Brown-Séquard seinem „Lg“
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I er 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.:30. 753 En o
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l ~ testiculaire“ zugedacht hatte, fand sich eine universelle Indikations- | muß man. unterscheiden zwischen der laufenden Desinfektion am. a a
gi stellung. Ähnliche Wirkungen auf den Gesamtorganismus sind von | Krankenbett, die von gewissenhaften Pflegepersonen ausgeführt. oder ee
| ` Léopold-Lévi und Rothschild auch den Schilddrüsenpräpa- |. gezeigt und überwacht‘ werden muß, und der Schlußdesinfektion, die. ..:L es
N ` raten zugeschrieben worden, da sich Schilddrüsenbehandlung bei zahl- | von geübten Kräften durch mechanische Reinigung, Dampf- und Raum- ° © s a. Los
reichen Krankheiten wirksam erwies, die mit Myxödem nichts zu tun | desinfektion ausgeführt wird ‚und wegen dèr damit. verbundenen Härten - Ben o
| haben. Auch .Nebennieren- und Hypophysenpräparate haben leistungs- | und Umständlichkeiten für den Inhaber der Räume: von den Behörden. _ n
i steigernde Wirkungen auf den Organismus. Gewisse organotherapeu- | nur für bestimmte. Krankheiten gefordert wird. :— Der Vortragende kr
| tische Wirkungen kommen allen Organpräparaten zu (Blutstillung). | geht sodann näher auf die Ausführungsart der Formaldehyd- und Blau- Fa
`- . Aus allen diesen Gründen: ist verschiedentlich versucht worden, be- | säuredesinfektion.ein, berichtet über die bisher mit Blausäure. gemachten o o
'. „stimmte, in allen Organen vorkommende Substanzen für die Wirkung | Erfahrungen in Kasernen usw., nach denen er weitere Versuche mit. . ` a! r
' « * verantwortlich zu machen, wie Spermin (Pöhl), Cholin (Bayer), | dieser neuen Methode glaubt anraten zu können und fordert hierzu 00 ie
Vasodilatin (Popielski) oder eine bestimmte chemische Konstitu- | geschulte Kräfte und Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln. = ` Eal
| tion für die Wirkung heranzuziehen (Amine, Lipoide). Die Unter- Bu en Ea L bng = | Uri.
A suchungen Weichardts über unspecifische Wirkung durch Proto- - oOo = SE
= ©- plasmaaktivierung gestatten eine andere Deutung. Solche Wirkungen | Leipzig. | a | n Di
' ‘kommen auch eiweißfreien Substanzen zu, können also auch bei den ana a A En ed a TE Bea
specifischen Organpräparaten eine Rolle spielen. In eigenen Versuchen medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 17. Juni 1919, RR: Ei an “
konnte B: nachweisen, daß die nach Typhusschutzimpfung auftretende | Thiemich: Klinische Demonstrationen. a) Kind von zirka, en
Agglutininbildung durch Suprarenininjektion erheblich gesteigert wird. | vier Monaten mit cerebraler (Littlescher) Lähmung -der jest
Damit. ist der Beweis für die unspeeifische Wirkung des Adrenalins. | unteren Extremitäten. ‚Die Beine waren zunächst nur lang ausgestreckt u sl? |
erbracht. Weitere Versuche müssen zeigen, ob auch bei anderen | und es. bestand eine gürtelförmige Furche im Bereich der unteren 0... Ieh, i
- ‚ Organpräparaten solche unspeeifische Wirkungen anzunehmen sind. | Beckenregion, sodaß dadurch der Anschein einer doppelseitigen Hüft- ` -J> i:
Jedenfalls lassen sich dadurch Viele organotherapeutischen Wirkungen, | gelenksluxation er weckt wurde. Erst später traten Erscheinungen von- ie
Überkreüzung der Beine. auf. Spitzfußstellung besteht nicht, vielmehr. f: 5 b
sind die Füße nach außen flektiert. Das Kind scheint. intellektuell
normal zu sein. — b) Drei Fälle von.Hauttuberkulose (zwei.
| Lichen serophulosorum, ein Lupus disseminatus). en
Freise: Butter-Mehlnahrung nach Czerny-Kleinschmidt. Klinisches
und Experimentelles. Die Butter-Mehlnahrung- wird in der. Weise her- `
gestellt, daß 20 g Butter auf zirka 150° (Schäumen der Butter -und
Geruch nach Fettsäuren) erhitzt wird, was zirka drei bis vier Minuten
dauert. Es wird nun die gleiche Menge Mehl (Kriegsmehl ist dazu e hapet,
nicht zu gebrauchen!) dazu getan und die Mischung auf séėhwachem - De hi
Feuer weitererwärmt, bis sie leicht braun und dünnflüssig geworden E |
ist. Diese Mehlschwitze wird sodann in 150 g Wasser, in dem 15 g ur i
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die bisher als specifisch angesehen wurden, im Sinne der Protoplasma-
aktivierung erklären. Die bisherige Annahme einer specifischen sub-
stituierenden Organtherapie bedarf gewisser Finschränkungen. Für
bestimmte Fälle (Schilddrüsenbehandlung des Myxödems) muß diese
Annahme, aber unbedingt aufrechterhalten bleiben. Zu warnen ist
davor, innersekretorische Störungen ex juvantibus zu erschließen. —
Ob eine Organtherapie auf Grund- der Erfahrungen über unspecifische
. Wirkungen berufen ist, ‘wegen geringerer Allgemeinwirkungen die
Proteinkörpertherapie in geeigneten Fällen zu ersetzen, bleibt ab-
zuwarten. | Ä
Müller-Heß: Über die Erwerbsfähigkeit der Geisteskranken
nebst kritischen Bemerkungen zur Irrenfürsorge. Die hier bestehende
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Zucker aufgelöst sind, eingetragen und nochmals aufgekocht. Die |
= Kontrolle der anstaltsentlassenen Geisteskranken hat ein überraschen- | ZUC A : : TS l ;
des Resultat hinsichtlich : der Erwerbsfähigkeit der Geisteskranken er- fertige Lösung ward miy enspi schehden Mengen Milch Ci, #7 UEW) Bark
geben: 80% sind im Laufe des Krieges als mehr oder weniger arbeits- versetzt. In der hiesigen Kinderklinik wurden zunächst 150 g dieser - - ji |
Nahrung pro Kilogramm- Körpergewicht angewandt, allmählich wurde 2 fi E
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bis 200 g gestiegen. Die Erfahrungen damit: sind sehr zufrieden-.
‚stellend. Die bei dieser Ernährung entleerten Stühle der Kinder sind
goldgelb, trocken, salbenartig und riechen nicht oder nur leicht faulig.
Zuweilen werden sie stärker trocken, was sich aber durch weiteren
' Zusatz von 15 bis 20 g Zucker beseitigen läßt. Wird die Czerny-
sche Nahrung, was selten ist, nicht'vertragen, dann treten gervaisartige -
Stühle danach auf. Das Absetzen von der Nahrung macht keine
Schwierigkeiten. An den vorgestellten Kindern fällt eine gesunde”
Hautfarbe auf, besonders wenn sie längere Zeit damit ernährt. worden
sind. Der Turgor und der Tonus der Muskulatur sind gut,. es erfolgt
eine vorzügliche Fettauspolsterung der Haut. Die Gewichtszunahme,
zuweilen nach geringer Abnahme in den ersten Tagen, ist eine gute.
Die Stimmung der Kinder ist heiter und ruhig. .Die Nahrung, die in
ihrer Zusammensetzung der Frauenmilch ähnelt, ist in erster Linie in-
diziert bei künstlich genährten, untergewichtigen Kindern unter 8000 g .
in den ersten drei Lebensmonaten, vor allem dann, wenn der Zustand
noch‘ ein solcher ist, daß von der Ernährung mit Frauenmilch abgesehen
fähig ermittelt worden: Diese Tatsache‘ geht. darauf zurück, daß im
Laufe des.Krieges durch den bestehenden Mangel an Arbeitskräften
Arbeitgeber und Arbeiter. sich veranlaßt sahen, ihr Mißtrauen gegen
anstaltsentlassene Geisteskranke und ihre Arbeit aufzugeben: Der Vor-
tragende tritt für Familienpflege dieser Kranken ein. u we
- Fischer: Die Behandlung der Tränenwege durch das Totische
Verfahren., Der Vortragende hat in Erkrankungsfällen der Tränenwege
von der üblichen Exstirpation des Tränensackes Abstand genommen.
` Durch einen Schnitt legte er die mediale Wand des Tränensackes frei,
entfernte sie und schaffte durch Aufmeißelung des Knochens einen
breiten Abfluß nach dem Nasenraum. Primärer Wündverschluß. Diese
‚ Operation zeitigte in allen Fällen einen raschen, ausgezeichneten Er-
folg. Rückstauung der Tränenflüssigkeit mit allen: üblen Folgeer-
‚scheinungen, wie man sie nach Exstirpation des Tränensackes beob-
achten kann, ‚wurde vermieden. Wichtig‘für das Gelingen der Ope-
ration ünd eine-Hauptbedingung für dieselbe ist, daß mindestens ein
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Tränenkanälchen durchgängig ist.
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. Sitzung vom 26..Mai 1919.
Fühner: Die Blausäurevergiftung und ihre Behandlung (mit -
- Tierversuch). Nachdem zuerst in Amerika bereits mit gutem Erfolge
Blausäure: zur Abtötung von Wanzen, Läusen usw. zur, Anwendung
gebracht worden ist, kam dieses’ Verfahren in Deutschland erstmalig
‚1917 zur Anwendung. Der Vorzug vor anderen Desinfektionsmitteln
besteht in der starken Durchdringungsfähigkeit des Mittels, sein großer
Nachteil in seinem niedrigen Siedepunkt und seiner leichten Wasser-
löslichkeit. Vergiftungsgefahr tritt deshalb auf bei zu früher Benutzung
desinfizierter Kleidungsstücke und Räume oder beim Entfernen der bei
‚der Desinfektion benutzten Bottiche. Die ersten Vergiftungserschei-
nungen bestehen in Reizung 'der Schleimhäute und in bitterem Ge-
Schmack im Munde, Der Tod tritt, nach englischer Angabe, nach Ein-
almung von 50 mg Blausäure ein. Entgiftung erfolgt durch Schwefel-
werden kann, oder wenn die Beschaffung derselben auf Schwierigkeiten
stößt. Sie wurde aber auch älteren .Kindern verabreicht. Kontra-,
indikation ist das Bestehen einer schweren Ernährungsstörung, doch
kann hier die Butter-Mehlnahrung nach anfänglichem Geben von Frauen-
milch oder Eiweißmilch verabfolgt werden. In der hiesigen Kinder-
klinik traten in 70 Fällen nur bei neun Mißerfolge mit der Butter-Mehl-.
nahrung auf; doch konnten auch von diesen neun Fällen. sieben.
sekundär damit ernährt werden, während zwei trotz dazwischenge-
schalteter Frauenmilch eingingen. Nach den experimentellen Unter-
suchungen des Redners ist die Fettausnutzung des Nahrungsgemisches
sehr gut (92%) und kommt der Frauenmilch darin sehr nahe. E
. Sachs: Untersuchungen über die Brregbarkeit des vegetativen
Nervensystems bei spasmophilen Kindern. ‘Versuche an 18 Kindern mit .
Pilocarpin, Atropin und Adrenalin, um die Erregbarkeit des vegetativen
Nervensystems bei der Spasmophilie zahlenmäßig festzulegen und gegen- ,
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über der Norm abzugrenzen. Die. Versuche waren negativ. und ließen
nicht auf einen erhöhten Erregungszustand im vegetativen Nerven-
system bei spasmophilen Kindern schließen. | Mohr.
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bindung. Zur Anwendung gelangt deshalb als Gegenmittel Natrium-
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Selter: Neuere Desinfektionsverfahren. Der Vortragende ‚geht
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auf die Formaldehyd-Raumdesinfektion ein und wendet sich dann dem a
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k | 919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
| Wien. | k
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 16. Mai 1919.
G. Riehl demonstriert zwei Männer mit Pferderäude. Die
Krankheit wird durch einen dem Sarcoptes scabiei nahestehenden Er-
reger hervorgerufen und war in Wien bisher nur aus den Beobachtungen
an Tieren bekannt. Übertragung dieser Krankheit auf Menschen kam
bei der Armee öfter vor. Während es für die Scabies bestimmte Prä-
‚dileetionsstellen gibt, befällt die Pferderäude den ganzen Körper. Das
Krankheitsbild ist weit. weniger cbarakteristisch als das der Scabies.
Letzteres ähnelt einem Ekzem, das impetiginös geworden ist, die
Pferderäude dem Lichen urticatus. Die Krankheit wird -nicht nur
vom Tier auf den Menschen, sondern von Mensch zu Mensch über-
tragen; es kann zu Erkrankung ganzer Familien kommen. Bei Tieren
(Pferde, Kaninchen, Ziegen) verläuft die Krankheit oft tödlich; beim
Menschen kommt es oft zur Spontanheilung, weil die Menschenhaut für
den Sarcoptes equi keinen geeigneten Nährboden vorstellt, den er
darum spontan verläßt. l
M. Oppenheim stellt einen Fall einer pellagraähnlichen Haut-
krankheit vor, die sich von der echten Pellagra durch das Fehlen von
Diarrhöen unterscheidet, die allerdings früher bestanden. Das Gesicht
ist scheckig gefleckt, hinter den Ohren leicht verrucös. An den Armen
ist die Haut ähnlich verändert; die Veränderung schneidet scharf an
der Stelle ab, wo die Rockärmel endigen. Der Verfärbung geht ein
Erythem voraus, mit dessen Abklingen die Haut schuppig und verrucös
wird. Ähnliche Veränderungen finden sich an Knie und Ellbogen, ad
nates und am Fußrücken. Die Bilder ähneln sehr den Pellagrabildern
‚Mercks; die Veränderung findet sich an den vom Licht getroffenen
Partien, ihr erstes Stadium ist erythematös. Die Pellagraveränderungen
der Haut kommen aber auch an Stellen vor, die nicht vom Licht ge-
troffen wurden, weil jede Stelle der Pellagrahaut überempfindlich ist.
Im Harn des Demonstrierten finden sich keine sensibilisierenden Sub-
stanzen, weder Hämatoporphyrin noch dessen Vorstoffe. Eine Bestrah-
lung im Kohlenbogenlicht war resultatlos, sodaß die Lichtempfindlich-
keit der Haut nur gering sein kann. Die Ursache der Erkrankung mag
im Kriegsbrot liegen. Jadassohn hat auf der letzten Kriegstagung
der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft Photographien pellagra-
ähnlicher Hautveränderungen mit dem charakteristischen Pellagrastreifen
am Halse beobachtet.
* Derselbe demonstriert ferner einen Fall von Lues framboesi-
tormis. Die behaarte Kopfhaut weist Tumoren auf, die nur wenig über
das Niveau erhaben, scharf begrenzt sind und aus einzelnen papulösen
Efflorescenzen bestehen, sodaß die Oberfläche warzig aussieht. Ent-
zündungserscheinungen fehlen. Die Tumoren haben Linsen- bis Zwei-
Rundschau.
Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes. |
Von
Marine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.).
I. Einleitung.
Kriegsende und Umsturz führen eine beträchtliche Anzahl von
Ärzten ziemlich unvermittelt — die den Abschied nehmenden Sanitäts-
. offiziere sogar ganz unerwartet — aus dem Heeres- und Marine-
dienst in das bürgerliche Erwerbsleben. Die Niederlassung bringt
für sie eine ganze Reihe von Entschlüssen und Entscheidungen mit
sich, von denen die wichtige Frage: „Wie richte ich mich
billig und zweckmäßig ein?“ in den nachfolgenden. Aus-
führungen behandelt werden soll.
Die Gefahr, daß der sich neu niederlassende Arzt zu teure oder
unzweckmäßige oder unnötige Geräte und Hilfsmittel erwirbt, liegt
nahe; denn es ist kaum zu erwarten, daß er — dies betrifft natürlich
in erster Linie den jungen Arzt — völligen Einblick in die einzelnen
Bedürfnisse seiner zukünftigen Tätigkeit besitzt; es gehört außerdem
eine gewisse Sachkenntnis und ein gewisses Beschlagensein in den
Preisverzeichnissen — nicht nur eines einzigen Geschäfts! — zum
richtigen Einkaufen. Gerade in der jetzigen Zeit verlangt die Ein-
richtung Überlegung und die Geschicklichkeit, das wirklich Nötige
und Zweckmäßige von dem weniger Notwendigen und weniger
Empfehlenswerten zu sondern; denn die Kriegsteuerung hat auch die
Preise für ärztliche Gebrauchsgegenstände auf das Doppelte, teil-
weise sogar auf das Drei-, Vier- und Fünffache hinaufgetrieben.
Vielen Ärzten werden deshalb jetzt in den teuren Übergangsjahren
27. Juli,
kronenstückgröße. Die Haare sind schwer ausziehbar, auf Druck ent:
leert sich kein Eiter. Die erste Vermutung war Trichophytie, dagegen
sprach aber das Fehlen von: Eiter, von Entzündungserscheinungen und
das feste Sitzen der Haare. Da der Kranke auch noch luetische Sym-
ptome aufweist, handelt es sich um Lues framboesiformis.
Derselbe stellt endlich einen Fall von tiefer Trichophytie der
behaarten Kopfhaut vor:- Rötung, Entzündung und Eiterung und die
leichte Ausziehbarkeit der Haare sichern die Diagnose.
N. Seidel hat im Garnisonspital Nr. I nach dem Vorgang von
S. Bondi die weiche Einhornsche Duodenalsonde zum Nachweis
von okkulten Blutungen bei Ulcus ventriculi und Ulcus duo-
deni benutzt. Bei Magengesunden ergibt die Stuhluntersuchung mit
Benzidin auch bei Fleischgenuß am Tag vorher ein negatives Resultat,
` Auch bei positivem Uleusbefund durch Röntgenuntersuchung kann die
Benzidinprobe negativ sein. Wurde ‚bei negativem Stuhlbefund und
positivem Saftbefund operiert, so wurde immer ein Geschwür gefunden.
Die Grenze der Benzidinempfindlichkeit liegt bei „__ —.; Ausbleiben
der Reaktion kann auch auf allzu große Verdünnung zu beziehen sein.
Im Sekret der Schleimhaut ist natürlich die Konzentration viel größer.
Man kann deutlich durch passendes Vorschieben der Sonde und zweck-
mäßige Lagerung des zu Untersuchenden Mageninhalt, Sekret der Pars
pylorica und Duodenalsaft gesondert gewinnen und je nach dem posi-
tiven Befund das Ulcu$ lokalisieren. Bei Pylorospasmus ermöglicht
Papaverin in einer Stunde das Eindringen der-Sonde ins Duodenum.
Schleimhautläsionen kommen so gut wie nicht vor. Fleischlose Diät
durch drei Tage ist nicht notwendig. Sondierung von acht zu acht
Tagen ermöglicht es, den Verlauf des Falles genau zu verfolgen. Bei
unsicherem Röntgenbefund gibt die Duodenalsonde ein sicheres Re-
sultat. Die früher in Geltung gewesenen Kontraindikationen gegen
das Probefrühstück fallen für die Sondenanwendung weg.
E. Spitzer demonstriert Lichtbilder von Pellagrafällen, die er
während seiner militärischen Dienstleistung in Rumänien gesehen hat.
Niemals hat die Symptomentrias (Hautveränderungen, Diarrhöen, Psy-
chose) gefehlt, niemals auch die charakteristische Nahrung vor Aus
bruch der Krankheit. Unter den 120 Fällen waren 78 Frauen; Alters-
grenzen für die Krankheit gibt es nicht. - Die Heredität spielt keine
Rolle. Die Krankheit kann bis 15 Jahre dauern. Prodromalsymptome
sind: Brennen im Mund, Brechreiz, Brennen der Haut des Hand- und
Fußrückens. Das initiale Erythem ist durch Exsudation etwas über
das Niveau der Haut erhaben und wird in wenigen Tagen bläulich-
violett. Die Schuppung beginnt im Centrum der Erythemflecken. Die
Schuppen sind braun mit schwarzem Saum. Der rosafarbige Saum um
die Schuppen deutet das Fortschreiten der Erkrankung an.
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die feldärztlichen Erfahrungen im Sichbeschränken und Sichbehelfen
von großem Nutzen sein. 7
Die nachstehenden Ratschläge sollen als Wegweiser dienen, 8%
wissermaßen nur die große Linie angeben. In Einzelheiten wird man
sich natürlich nieht an sie klammern können. Die besonderen Be-
dürfnisse, der Geschmack, die Eigenart, der Geldbeutel eines jeden,
das Vorhandensein gebrauchter, vom Vorgänger übernommener Ein-
richtungsgegenstände, die Tatsache einer versuchsweisen oder sicher
. dauernden Niederlassung, all dies spricht in den einzelnen Fragen
einschneidend mit und wird den Sichniederlassenden oft auf eigene
Pfade weisen,
Selbstverständlich kann diese Arbeit das Thema nicht erschöpfen.
Die Taktik und Praktik, die Technik und Strategie des Allgemein
arztes’ ist ein so umfangreiches Gebiet — dessen erschöpfende Be-
handlung ein ganzes Buch füllen und ein großes. fraglos recht dank-
und fruchtbares Werk sein würde —; daß eine all den vielen Fragen
gerecht werdende Bearbeitung in dem absichtlich eng umsteckten
Rahmen eine Unmöglichkeit ist. Die folgenden Zeilen sollen nur den
Zweck verfolgen, alles, was ihr Schreiber zweckmäßig und wissen?
wert für den sich niederlassenden Arzt hält, mitzuteilen. Folgt =
Leser nur einigen der angedeuteten Fingerzeige, so ist der Zwe
dər Arbeit erfüllt. Ebenfalls war es natürlich nicht durchführbar,
die Erzeugnisse aller ärztlichen Fabriken und Geschäfte m 2
Arbeit zu verwerten, da nur wenige Preisverzeichnisse ZU Gebote
standen. Die Hinweise auf besondere Modelle sollen nur dem nun
die Auswahl erleichtern, umständliche Beschreibungen durch Anga”
einiger besonderer Katalognummern vermeiden; irgendwelche Bevor
zugung oder Anpreisung hat dem Verfasser selbstverständlich fem
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"gelegen. Jeder Arzt. hat sowieso schon, meist aus Studentenzeiten -
ns mäßigsten besonders für Ersatz, Instandsetzungen und mit Rücksicht
auf gutes Bedientsein als alter Kunde treu. Nur möchte ich ‚sehr
t - - empfehlen, den Einkauf nicht zu übereilen und sich
| =- ` mehrere Preisverzeichnisse senden zu lassen, da jedes
©- Geschäft einige, anderswo nicht zu bekommende eigene (gewöhnlich
geschützte) Warengattungen besitzt, sodaß ganz einseitiges Einkaufen
bei einem Geschäfte nicht angebracht erscheint. Die angegebenen
: — Preise sind keine Kriegspreise; man muß im allgemeinen auf eine
| ` - Erhöhung von 30 bis 200 % gefaßt sein. Auch. die Bücherpreise 'er-
` Jeiden einen Teuerungszuschlag von mindestens 20 bis 30 %. Die
Kriegsteilnehmer seien auf die Verfügung. der Medizinal-
"abteilung des Kriegsministeriüums (siehe Deutsche Mili-
- „tärärztliche Wochenschrift 1919, No. 1) hingewiesen, nach der man aus
den Heeresbeständen, vorläufig mit Ausnahme der Besteckzusammen-
‚stellungen und der umfangreicheren, kostspieligen Apparate, ärztliche
- Hilfsmittel bei der M.-A. beantragen kann, was in erster Linie Einzel-
instrumente betreffen dürfte (wohl auch Gummisachen, auf deren
‚größere Aufspeicherung die Heenesgesundheitsverwaltung’ kaum Wert
legen wird); die Bezahlung mit Kriegsänleihe wird dabei bevorzugt;
man wende sich an sein zuständiges Sanitätsamt). |
H. Die Einrichtung der Berufsräume.
ee | a) Allgemeines. | | |
- ‘Die Auswahl der beruflichen Räume unter den Zimmern des
Hauses hängt in erster Linie davon ab, ob man ein eigenes Haus
„`, Oder eine Stockwerkwchnung bezieht. Als Hauptgrundsatz für diese
. Wahl. hat die möglichste Trennung der ärztlichen
~ Räume von der eigentlichen Wohnung zu gelten;
Grund: Ansteckungsgefahr für die Familienmitglieder, Schmutzein-
` . Schleppung in die Wohnung, Störung der Berufstätigkeit durch
.Küchen-, Kinder- usw. Lärm und umgekehrt Störung des Familien-
lebens durch Rücksichtnahme auf die Sprechstunde. Wenn es geht,
. mmmt man. ein besonderes Stockwerk für die Berufsräume, die aber
wiederum mit- Rücksicht auf Schwächliche, Fuß- und Beinkranke usw.
nicht zu hoch liegen dürfen. Mitunter läßt sich durch Ziehen einer
Holzwand die gewünschte Trennung: erreichen oder man läßt unter
Umständen (bei den häufigen Doppelwohnungen in einer Stocke).
vom Treppenabsatz her eine besondere Tür als Wartezimmereingang
ausbrechen, wählt das so eröffnete Zimmer als Warteraum, das un-
mittelbar anstoßende als Sprechzimmer. Ob man sich ein beson-
deres Behandlungszimmer einrichtet, hängt von der zur
Verfügung stehenden Zimmeranzahl ab; jedenfalls ist es sehr zweck-
| mäßig und angenehm. Hat man zwei Klosetts, so bestimme man
ernes nur für die Kranken. Dieses ist, besqnders wenn es
wo.
` das einzige der. Wohnung ist, nach jeder Sprechstunde. gut zu |
"reinigen, Sitzbrett, Zuggriff und Türklinke — zumal bei Ruhr-,
Typhushäufung — mit heißem Lysol o. dergl. Wasser abzuwaschen. -
Sehr empfehlenswert ist als Fußbelag für alle Berufsräume Lino-
leum, dessen Anschaffung, leider jetzt kaum möglich, für spätere,
billigere Zeiten in Aussicht zu nehmen ist. Gründliches Reinigen des
` Fußbodens, der Berufsräume, tägliches Aufwischen mit heißer Des-.
‚Infektionslösung in Zeiten von Seuchen und häufigere Desinfektion
‚der Zimmer, besonders bei zahlreicher Klientel der einfachen Volks-
kreise ist dringend anzuraten. Man muß sich eigentlich wundern,
daß zu Zeiten von solchen Krankheitshäufungen, wie z. B. jetzt wäh-
Tend der Grippegefahr, von Staats wegen eine regelmäßige Desinfektion
‚, ` und Überwachung der ärztlichen Berufsräume (auf Staubfänger und
> dergleichen) nicht angeordnet worden ist. Sollte es bei einer Neunieder-
lassung an geeigneter. Wohnung fehlen, wie z. B. auf dem Lande, wo
mitunter die Unterkunftsgelegenheit sehr beschränkt ist, so käme bei
genügendem Platz im Hof, Garten, Obstgarten die Aufstellung eines
kleinen Holzhauses (fertig von der Fabrik zum Zusammen-
‚setzen geliefert, etwa 3 Räume, Warte-, Sprech-, Behandlungszimmer
und Klosett enthaltend) in Betracht oder der Ankauf einer Döckei-
schen Lazarettbaracke (Wirtschaftsbaracke), die jetzt nach
dem Kriege vielleicht nicht allzuteuer von der Heeresverwaltung an
Kriegsteilnehmer (siehe oben), gegebenenfalls unter Vermittlung
der örtlichen Behörden (Bürgermeisterei usw.), abgegeben wird.. Wem
an Krankenhaus untersteht, der verlegt zweckmäßig seine
Sprechstunde dorthin’ — zum mindesten für die Kassenkranken —
| ‘oder nimmt wenigstens dort zu einer. bestimmten Zeit die. nötigen
kleinen ambulanten Eingriffe vor, wobei naturgemäß die Hilfeleistung
der Schwestern und die bessere Einrichtung des Krankenhauses dem
Arzt vieles erleichtert. und- die Einrichtung des Sprechzimmers für
-kleine Chirurgie erübligt. ZN
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. '
| ‚her, seinen altgewohnten Belieferer und bleibt ihm auch am zweck- |.
{| als Staubfänger
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| .b) Besonderes. X
1.. Der Warteraum Der Warteraum
digste an Sitzgelegenheit. Man nimmt am besten glatte, weißlackierte,
bequem abwaschbare Holzstühle und -bänke und ein-bis zwei Holz-
Decke, ebenfalls glatt und leicht abwaschbar; denn die mitgebrachten
Säuglinge und Kinder werden gewöhnlich von ihren Müttern auf dem
Tisch angezogen. Auf dem Tische stehe 1 Wasserflaschemit
2 Gläsern.. Auch ein Spucknapf, am besten mit Kalkmilch `.
gefüllt, sei nicht vergessen — Bronchitiker, besonders die unvermeid-
lichen „alten Großväter“, leisten mitunter Gewaltiges im Räuspern —.
Falls im Warteraum- keine Tapete vorhanden ist, so empfiehlt sich
ein 1%—2m hoher Anstrich mitahbwaschbäarer Ölfarbe,
unter Umständen nur dort, wo sich die Kleiderhaken befinden. Für
genügendes Gerät zum Aufhängen der Überkleider
— und zum Abstellen und Abtropfen der Regen-
schirme muß gesorgt sein. Besonders auf letzteres weise ich hin,
denn es sieht nichts übler aus als ein von kleinen Regenbächen
‚durchzogenes Wartezimmer, dessen Feuchtigkeit natürlich überall:
herumgetreten und in das Sprechzimmer verschleppt wird.
Teppiche, Plüschvorhänge, Übergardinen sind
| n von vornherein zu verbannen;
höchstens sind als Teppiche einfache, leicht zu reinigende Strohmatten
genügen kleine. Scheibengardinen, ein einfacher Leinenrollvorhang
(zum Abblenden der Sonne), sowie ein möglichst faltenarmer Quer-
behang (sog. Lambrequin). Genügende Luftzufuhr wird durch Lüf-
tungsklappe an einer der oberen Fensterscheiben (die Drehventi-
latoren machen mehr Lärm als sie leisten), unter Umständen auch
durch eine Lüftungsvorrichtung an der Türe — falls diese auf einen
Flur. mit Fenstern geht — ermöglicht. Damit die Wand nicht zu öde,
aussieht, sind einige Bilder aufzuhängen, wozu sich die billigen und
doch künstlerisch wirkenden Steindrucke, wie sie Teubner-
Leipzig verlegt, in glatten, einfachen Rahmen’am meisten eignen.
Wenig schön und -anmutig wirken die. vielfach‘ üblichen, aus den
. eigenen Räumen verbannten alten Familien- und Studentenbilder, die
‚ja für die Besucher gar keine Bedeutung haben; Vergrößerungen
längst verstorbener Tanten und, wie ich es sogar auch einmal erlebt
habe, Anpreisebilder von. Singers Nähmaschinen lassen einen wenig
angenehmen Eindruck zurück. Im Warteraum ist zweckmäßig eine
zur „Beachtung“-Tafel) anzubringen, die besondere Wünsche
Arztes der Kundschaft mitteilt, also z. B.:.
1. Rauchen: im Wartezimmer verboten!
2. Bitte Spucknäpf benutzen! Fe
. Toilette eine halbe Treppe tiefer -links!
des
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Sonnabends!
. Anmeldung ärztlicher Hausbesuche bis spätestens 9 Uhr or-
beten; spätere Anmeldung stört die Einteilung der Tages-
DA Ba
arbeit und verursacht gewöhnlich Verspätung des Besüchs!
7. Mit Rücksicht auf den aufreibenden ärztlichen Beruf wird
gebeten, Eil- und Nachtbesuche nur bei wirklich dringlichen
Fällen anzufordern! = a
usw. |
Ferner wird Frauen zum Zurechtsetzen des Hutes ein Spiegel
im Warteraum immer willkommen sein. Der. Abschluß des
Sprechzimmers gegen das Wartezimmer sei möglichst
schallsicher. Der Arzt ist für die Wahrung des Berufsgeheimnisses
auch in dieser Beziehung verantwortlich; die Langeweile der Warte-
zeit läßt oft die Harrenden sehr neugierig die Ohren spitzen; beson-
ders 'bei. der Frauen. und Geschlechtskrankenbehandlung lassen sich
vom Wartezimmer aus von etwas Erfahrenen aus Klappern mit,
Instrumenten, aus Spülungsgeräuschen usw. allerlei Schlüsse ziehen,
die nicht erwünscht, zum mindesten unangebracht sind. Also Polster-
türe oder wenigstens. Doppeltüre, am besten beides vereint; kein :
‚staubfangender Plüschvorhang! Vor dem Wartezimmereingange liege
ein Fußabtreter. Eine oder zwei solcher Fußmatten mit hin-
weisendem Schilde; „Bitte Füße abtreten!“ schon auf der Treppe sind
ebenfalls sehr angebracht; sie ersparen ‚wenigstens einen Teil des
Schmutzes, von dem ja übergenug in das Arzthaus geschleppt zu
werden pflegt. Auf der Außenseite der Wartezimmertüre hänge ein.
s1) Weiße Pappschilder mit aufgeklebten oder gedruckten schwarzen
Buchstaben fertigt jeder Buchdrucker rasch und billig
Herstellung von Emailleschildern ist eben sehr teuer und dauert ge-
wöhnlich sehr lange. |
en enthalte |
möglichst wenig Möbel, in erster Linie nur das Notwen-
sessel oder Strohsessel für elendere Kranke; Der Tisch sei; ohne.
— Kleiderhaken sind besser als die leicht umkippenden Kleiderständer-
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zulässig, die aber auch ‚völlig. entbehrlich sind. An den Fenstern .
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. Ausschreiben von Krankenscheinen nur Mittwochs und
. Sonntags ärztliche Hausbesuche nur in dringenden Fällen! `
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- schickte, die von dem genialen, unerreichten Meister die Kunst
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
Schild mit der Aufschrift: „Wartezimmer. Sprechzeit von
.. e bis... . Dr. N“, damit unnötiges Klingeln und Nachfragen
vermieden wird; aus dem gleichen Grunde muß ein Schild den Weg
zum Warteraum angeben, wenn die betreffende Tür innerhalb der
Wohnung liegt, z. B.: „Wartezimmer 1. Türe rechts!“
Lesestoff für das Wartezimmer bereitzulegen, ist zwar üblich,
aber sehr ‚unhygienisch; zum mindesten sind jahrelang im Warte-
zimmer liegende Bücher, Zeitschriften etwas außerordentlich Un-
appetitliches. Am besten wäre es, überhaupt keinen Lesestoff auf-
zulegen und die Patienten dazu zu erziehen, sich eigenen Lesestoff
mitzubringen. Will man sich jedoch dem üblichen, wie gesagt wenig
gesundheitsmäßigen, Brauch fügen, so halte man Zeitschriften, die
häufig gewechselt und verbrannt werden; ich mache auf den „Ge-
sundheitslehrer“ (Antikurpfuscherblatt!) aufmerksam. In Epidemie-
zeiten keine Wartezimmerlektüre auflegen! (Fortsetzung folgt.)
daß.Phenylihydrazin mit Vertretern der Kohlehydratreihe
leicht krystallisierbare Produkte liefert,. erleichterte die Kohlehydrat-
forschung ungemein.
Von fundamentalster Bedeutung wurde die Anwendung des
Problems des asymmetrischen Kohlenstoffatoms auf dem Gebiete der
sein von vier asymmetrischen Kohlenstoffatomen im Hexosemolekül
auf Grund der Lehre von van’t Hoff und Le Bel auf 2$
| isomere Aldohexosen, das heißt Sechskohlenstoffzucker mit einer
Aldehydgruppe. Somit waren 16 Verbindungen zu erwarten, die
sich nur durch die Stellung der einzelnen mit den vier asymme-
trischen Kohlenstoffatomen verbundenen Atomgruppen im Raume
unterscheiden. Emil Fischer entwarf die 16 geforderten Kon-
figurationsformeln und stellte — eine glänzende Bestätigung der
Theorie des asymmetrischen Kohlenstoffatoms — bis auf zwei alle
der von ihr geforderten Verbindungen dar! Ein unvergängliches
Denkmal von Emil Fischers Forschungs- und Experimentier-
kunst!
Die gemachten Beobachtungen über die specifische Konfigu-
ration der einzelnen Zuckerarten baute Emil Fischer unentwegt
aus. Er zeigte, daß der Traubenzucker nicht nur in einer Form
- Emil Fischer t.
Von
Emil Abderhalden, Halle a. S. \
Das deutsche Volk steht trauernd an der Bahre eines seiner | V€
größten Söhne. Die Kunde vom Hingang Emil Fischers | bindungen zu vereinigen, die nicht zu den Kohlehydraten gehören,
wird auch im gesamten Auslande tiefste Trauer erwecken, gibt | das große Gebiet der Glukoside. Auf dieses Forschungsgebiet
es doch kaum ein Land der Welt, das nicht zu ihm Schüler | ist Emil Fischer in seinen letzten Lebensjahren von ver-
schiedenen Gesichtspunkten aus wieder zurückgekommen. Eine
Fülle von Beobachtungen war das Ergebnis dieser Forschungen.
Es sei z. B. an die Erforschung des Aufbaus des Amygdalins, des
- Phlorhizins usw. erinnert. |
Nicht unerwähnt möchte ich die Erforschung der Be-
ziehungen der Kohlehydrate zu Alkoholen ud
Säuren lassen. Emil Fischer zeigte, daß z.B. aus dem
Traubenzucker durch Reduktion ein anderer sechswertiger Alkohol
entsteht als z. B. aus Galaktose. Ebenso sind die durch Oxydation
aus Kohlehydraten zu gewinnenden ein- und zweibasischen Säuren
verschieden, je nach dem Zucker, von dem ausgegangen wird. Die
gemeinsame Konfiguration verknüpft die zusammengehörenden
Verbindungen Alkohol, Zucker und Säuren.
Von großer Bedeutung sind ferner Emil Fischers Fot-
schungen über den Bau der Glukuronsäure, die mit aller-
hand Verbindungen gekuppelt im Harn erscheint, und des
Chitins respektive des Glukosamins geworden.
Die Studien über die Konfiguration der einzelnen Zuckerarten
und speziell auch der Glukoside führten Emil Fischer zu
Vorstellungen über die Wirkung der in ihrer Natur noch immer
rätselhaften Fermente. Er beobachtete, daß für ihre Wirkung
des Forschens und des Lehrens lernen sollten. Wie wundervoll
klar und einfach wußte der begnadete Lehrer Emil Fischer
die schwierigsten Probleme "darzustellen! Nur wenige Zuhörer
ahnten jeweilen, wenn Emil Fischer, am Schluß einer seiner
großen Forschungen angelangt, über ihre Ergebnisse berichtete,
welche Fülle von Schwierigkeiten zu ihrer Erreichung über-
wunden worden waren. |
Unvergeßlich bleibt Emil Fischer allen seinen Schülern
in seiner Tätigkeit als Forscher. Es gab für ihn scheinbar
keine unüberwindbaren Schwierigkeiten. Die Beobachtungen an
einigen Reagenzglasproben legten oft den Grund zu einer ganzen
Reihe weittragender Forschungen. War ein Plan gefaßt, dann
wurde er unentwegt verfolgt, bis die Früchte reiften. Sein geniales |-
Auge sah den Weg genau vorgezeichnet. Bald übertrug sich der
feste Wille Emil Fischers auch auf seine Schüler. Das
Bewußtsein, daß ein 'gesetztes Ziel unter allen Umständen erreicht
werden mußte, verlieh auch dem zaghaften Anfänger Mut und
Kraft zur Überwindung größter Schwierigkeiten. Jeder wußte,
daß EmilFischer nichts verlangte, was nicht ausführbar war.
EmilFischers Forschungen sind durch ihre Großzügigkeit
und Gründlichkeit ausgezeichnet. Sie erweckten frühzeitig weit über
den Rahmen der Fachkollegen hinaus größtes Interesse, beschäf-
tigten sie sich doch mit Problemen, die alle Naturforscher und vor
allem die Mediziner fesselten. Es ist hier nicht der Ort, der ge-
waltigen Fülle von Entdeckungen und Ergebnissen zu gedenken,
die wir Emil Fischer verdanken. Wir wollen uns an jene
seiner Forschungsgebiete halten, die jedem Mediziner vertraut sind.
| Emil Fischer begann seine Forschungen auf einem der
allerschwierigsten Gebiete der gesamten Chemie, nämlich mit dem
Studium der Struktur und der Konfiguration der Zuckerarten.
Es gelang ihm, ausgehend vom Formaldehyd, einen Zucker zu ge-
winnen, der die gleiche Zusammensetzung hatte, wie der Trauben-
zucker. Er unterscheidet sich von diesem durch das Fehlen der
optischen Aktivität. EmilFischer nannte diesen ersten syntheti-
schen Sechskohlenstoffzucker Akrose. Diese Großtat der syntheti-
schen Forschung erweckte noch dadurch besonderes Interesse, weil
bekanntlich angenommen wird, daß die mit Blattfarbstoff versehene
Pflanze bei der Bildung von Koblehydraten auch vom Formaldehyd
ausgeht. Sie läßt diesen aus Kohlensäure und Wasser hervorgehen.
Emil Fischer hatte ohne Zweifel einen Vorgang im Reagenz-
glas nachgeahmt, den die lebende Pfianzenzelle mittels des Chlo-
rophylis bei Belichtung in gleicher oder doch. ähnlicher Weise
vollzieht. l
Die erwähnte Synthese war der Ausgangspunkt für viele weitere
Forschungen. Emil Fischer zeigte, wie kohlenstoff-
reichere Zuckerarten durch Anlagerung von Blausäure an
die Aldehydgruppe der Zucker erhalten werden können, Er gelangte
bis zu Zuckern mit neun Kohlenstoffatomen (Nonosen,
Die Forschungen auf dem Gebiete der Kohlehydrate sind vor
allem deshalb so schwierig, weil diese meistens nur sehr schwer zur
Kıystallisation zu bringen sind. Die Entdeckung Emil Fischers,
ist. Kleine Änderungen in dieser genügen, um ein solches für be-
stimmte Fermente unangreifbar zu machen. Der berühmte Vergleich
mit Schloß und Schlüssel beleuchtete weithin Emil Fischers
Anschauungen auf diesem Gebiet. Sie wirkten tief befruchtend auf
scheinbar weit abliegende Forschungsgebiete. Die gesamten
Vorstellungen über die Verankerung von bè-
stimmten Stoffen: Giften, Toxinen usw. aD
bestimmte Substanzeninden Zellen, die speet-
fische Auslese usw. gehen auf Emil Fischers
grundlegende Beobachtungen über den Einfluß
der Struktur des Substrates auf seine Angreif-
barkeit durch bestimmte Fermente zurück. Die
Immunitätsforschung hat sich vielfach diese Vorstellungen In AD-
gepaßter Form .zu eigen gemacht.
Ein Blick in die Forschungen und Vorstellungen auf dem
Gebiete des Kohlehydratstoffwechsels zeigt uns, Wie
gewesen sind. Ohne sie wären alle feineren Zellvorgänge noch in
völliges Dunkel gehüllt.” Das gleiche gilt von dem Gebiete der
Fermente, Überall stoßen wir fortwährend auf Emil Fise hers
Forschungsarbeit. Sie hat erst der Erforschung des Zuckerstof-
wechsels und seiner Störungen die Grundlage gegeben. A
‚Ebenso umfassend ist die Bedeutung der Forschungen Em!
Fischers auf dem Gebiete der Purine. Wenn wir heute die
Beziehungen zwischen den Purinbasen Adenin und GuaniN
und der Harnsäure schildern und ihren Abbau über Hypo-
xanthin und Xanthin respektive direkt zu Xanthin darlege,
dann. gedenken wir kaum noch an die Einzelheiten einer großen Re i
außergewöhnlich schwieriger Untersuchungen Emil Fischer i
Ohne sie wäre der ganze Purinstoffwechsel auch heute not
27. Juli.
Kohlehydratchemie. Emil Fischer schloß aus dem Vorhanden-
vorkommt und erschloß bei den Versuchen, Zuckerarten mit Ver-
die Konfiguration des Substrates von der allergrößten Bedeutung.
befruchtend Emil Fischers Arbeiten über die Kohlehydrate
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.. unaufgeklärt. Erinnert sei in diesem Zusammenhang noch an
die Erforschung .der Struktur der anderen Bausteinart.der Nuclein-
säuren, nämlich. der Pyrimidinbasen.. Endlich lehrte uns
Emil Fischer auch eine Reihe von Alkaloiden: Coffein,
llin in ihren nahen Beziehungen.
„zum Xanthin kennen. ` ee Da
‚In aller Gedächtnis sind noch die allgemeines Aufsehen er-
.regenden Untersuchungen über die Struktur und den Aufbau der |
Eiweißstoffe undihrerBausteine Emil Fischer
entdeckte -eine Methode zur Isolierung von .Monoaminosäuren aus
a Er veresterte. die
‘ Aminosäuren mit Alkohol und destillierte die in Freiheit gesetzten
` Ester unter vermindertem:. Druck. Durch Verseifung der Ester
Theobromin, Theophy
dem Gemisch der Spaltprodukte von Proteinen,
bildeten sich die. freien: Aminosäuren,. dié. ‚Bausteine der Eiweiß-
stoffe zurück. Diese geniale Methode förderte unsere Kenntnisse
über den Gehalt der verschiedensten Eiweißstoffe an einzelnen
Neue Aminosäuren,
Aminosäuren in ganz außerordentlicher Weise.
wie Protlin und Oxyprotlin, wurden aufgefunden und erkannt, daß
'. andere, bis dahin als vereinzelt vorkommend betrachtete Eiweiß-
þausteine ganz allgemein verbreitet sind. |
Emil Fischer begnügte sich nieht mit dem Studium der
. tiefsten -Spaltprodukte der Eiweißstoffe, er wollte vielmehr wissen,
in welcher Weise sie untereinander verknüpft sind. Mit kühnem Griff
kuppelte Emil Fischer Aminosäuren zusammen. Der Ausbau
dieses Forschungsgebietes, den ich von Anfang an miterleben und an
. dem ich mitarbeiten durfte, zeigt in hellster Beleuchtung alle Emil
Fischer.eigentümlichen, genialen Forschereigenschaften, die wir
‘ löste die andere ab.
au ihm so:sehr bewundern. In weit ausschauender Weise wurde jede
nach anscheinend noch so kleine Beobachtung verwertet. Eine Methode
Aminosäureester wurden in Anhydride
(Diketopiperazine) verwandelt und durch Aufspaltung in Verbin-
dungen übergeführt, die zwei Aminosäuren enthielten, und zwar -
= So verbunden, daß die Säuregruppe der einen mit der Amino- |.
gruppe: der anderen verkuppelt war.
So entstand das erste
Dipeptid. Bald folgte die Methode der Synthese von Poly-
. chloriden- oder -bromiden auf Aminosäuren.
halogenhaltigen Säure-
i Die dann folgende
Einwirkung von Ammoniak auf das Kuppelungsprodukt liefert
dann das gewünschte Polypeptid. Zunächst wurden racemische
Polypeptide’ aufgebaut. Bald folgte die Synthese von solchen,
peptiden durch Einwirkenlassen von
die als Bausteine ausschließlich die in der Natur vorkommenden
Aminosäuren enthielten. Unter ‘Anwendung ‘der sogenannten
. Waldenschen Umkehrung würden in höchst genialer Weise
_ azylverbindungen dargestellt und dann deren Chloride oder
Bromide zur Kuppelung mit optisch-aktiven Aminosäuren ver- | wie . | i
wußte seine Mitarbeiter rasch für die geplante Arbeit zu- begeistern.
aus. Aminosäuren von bestimmter optischer Aktivität Halogen-
wendet. Schließlich glückte es Emil-Fischer, Eiweißbausteine
und ao Peptido direkt zu chlorieren und zur Synthese zu ver-
- Eine große Fülle von Beobachtungen umfaßt dieses Forschungs-
„gebiet. ` Die verschiedenartigen: Polypeptide ergeben ein präch-
tiges Material zu weiteren Studien über die Bedeutung der
Struktur für dieAngreifbarkeitdurchFermente.
‚Emil Pi scher bemühte sich‘auch bei den Aminosäuren, ihre
Konfiguration festzustellen und Beziehungen zu Verbindungen. mit
bekannter Raumstruktur zu finden. 2.
„~ Emil Fisch ers Forschungen auf dem Gebiete der gesamten
Eiweißchemie haben für die Aufklärung: des Eiweißstoff-
' wechsels in allen seinen Phasen und die Erkenntnis der Be-
ziehungen bestimmter Aminosäuren zum Traubenzucker die weitest-
gehende Bedeutung gehabt, Wir sehen überall im Anschluß an
Fischers Forschungen Physiologen, Kliniker nun am Werke, um
‚auf den von. ihm gewiesenen Wegen Anwendungen auf den Zell-
‚Stoffwechsel zu ziehen. `
| Name durch die. so wichtig gewordenen Arzneimittel Veron al.
„= Die letzten Jahre brachten eine Reihe hochwichtiger Studien
über Flechtenstoffe und speziell über Gerbstoffe.
Weit über alle Kreise der Wissenschaft hinaus ist EmilFischers
und Sajodin. gedrungen.
Während des Krieges hat Emil Fischer sich lebhaft mit der |
Frage der Ausn utzung des Strohs als Futtermittel
beschäftigt. Durch Aufschließung wurde es verdaulicher und für
Tiere, speziell Rinder und Pferde, besser ausnutzbar gemacht.
Emil Fischer war ünausgesetzt tätig. Eine Fülle von
länen hatte er noch vorbereitet. Schwer lastete der Krieg auf ihm.
r, konnte es nie fassen, daß Kulturvölker mit Waffengewalt um
Ihre Zukunft rangen. Der Tod zweier seiner Söhne, von denen ein
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1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30.
. Forschers.
' entgegen,
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besonders hoffnuigsvoller. in Rumänien OT erlag, beugte
für einige Zeit die gewaltige Arbeitskraft des sonst so unermüdlichen
Mehrfache . Krankheiten (Lungenentzündung, Darm-
katarrhe) schwächten seinen Körper. Aber immer triumphierte über alle
körperlichen und auch seelischen Leiden sein Forschergeist. Als ich
Emil Fischer vor kurzem zum: letzten Male sprach, leuchtete
aus seinen. Augen der alte, feste Wille, unentwegt weiter zu arbeiten.
Voller Freude berichtete er über neue Erfolge seiner unermüdlichen
Tätigkeit.. Er sprach. von. großangelegten neuen Plänen . und
interessierte sich. auf das ‚lebhafteste für Arbeiten anderer. Nichts:
‘ließ ahnen, daß der große Meister so bald von uns gehen würde.
Er ist nach ganz kurzem Leiden sanft entschlafen. . >
Emil Fischer ist unersetzbar. Die Lücke, die sein Ab-
leben gerissen hat, wird uns von Tag zu Tag fühlbarer werden. Gerade -
jetzt, in der Zeit des Wiederaufbaues des’ zusammengebrochenen -
Vaterlandes, erhofften wir von seiner genialen Forschertätigkeit
besonders viel. Doch wir dürfen nicht zu egoistisch sein! Emil
Fischers Lebensarbeit hat uns eine reiche Fülle herrlicher Gaben
gebracht. Er hat, alle Gebiete der Chemie, der. Physiologie und
zahlreiche Gebiete der Medizin mit seinen Ergebnissen und Ideen :
befruchtet. Generationen von Forschern finden ein vorbereitetes
Feld zu 'fruchtbarer Tätigkeit. Ein gütiges. Geschick hat Emil
Fischer mitten aus der erfolgreichsten Tätigkeit in einem. Augen-
blicke fortgeholt, in dem er mehr und mehr erkennen mußte, daß
in Zukunft die freie Forschung unter Mangel an Mitteln aufs
schwerste gefährdet sein wird. Mit bangen Sorgen sah er der Zu-
kunft der deutschen Forschertätigkeit entgegen. Sie begannen in
den letzten Tagen ihn mehr und mehr zu bedrücken.
Unvollkommen wäre das Bild der gesamten Persönlichkeit
Emil’Fischers, wenn nicht noch seiner hohen Bedeutung als
Mitbegründer und eifrigstem Förderer der Kaiser-Wilhelm-Gesell-.
schaft gedacht würde. Ihm verdanken wir in allererster Linie den
großzügigen Ausbau des Planes der Errichtung von reinen For-
sehungsinstituten. Schwer empfinden den Verlust Emil Fischers
auch die Universität, die Akademie der Wissenschaften und vor
Überall wird sein
: klares Urteil, : seine tatkräftige Hilfe und sein weit über. sein
allem 'die Deutsche chemische Gesellschaft.
`~
Fachgebiet hinausragendes Wissen’fehlen. |
Ich.kann von meinem Lehrer und :Freunde: nicht "Abschied
nehmen, ohne seiner Persönlichkeit gedacht zu “haben.
Entsprechend der Größe seiner geistigen Gaben war Emil Fischer
in seinem Wesen einfach und ungemein. bescheiden. Die- For-
schung war ihm alles. Ihr lebte er ganz. Neben ibr kannte er-
' keine anderen Götter. Die gleiche scharfe Kritik, die er an seine
Charak-
. teristisch war, wie Emil Fischer Forschungen begann. Er.
Arbeiten legte, übte.er auch an der Tätigkeit anderer:
. Auch nicht einen Augenblick tauchten Zweifel auf, ob das erstrebte.
. Ziel auch erreichbar sei.
l Es mußte erreicht werden! War die
erwartete Reaktion gelungen und träumte der. überglückliche 'Mit-
arbeiter von weiteren kühnen Erfolgen, -so` wirkte die Stellung
Emil Fischers zum vorgezeigten Befunde bald gründlich er-
nüchternd!
auch die gesuchte war. Hatte ihre Darstellung vielleicht Tage ge-
fordert, so erforderte die Beweisführung oft Wochen!. Dieser keine
Schwierigkeiten kennende Optimismus beim Beginn einer Forschung
und die dann folgende unerbittliche Kritik an der eigenen Arbeit,
das sind die charakteristischen Kennzeichen der Forschung Emil
' Fischers. Er verlangte volle Hingabe an die Arbeit. Hatte
er jemandes Fähigkeiten erprobt, dann brachte er volles Vertrauen
ın” Jede Protektion. war ihm verhaßt. Genau so, wie er
selbst. seinen Weg aus eigener Kraft gefunden hatte, verlangte er,
| daß seine Schüler sich selbst zurechtfanden.
Emil Fischers Name ist mit unvergänglichen ‚Lettern
‚in die Geschichte. deutscher ‘Wissenschaft und damit der Wissen-
‚| schaft der ganzen Welt eingegraben. Der Ruhm seiner Großtaten
wird nie verklingen. x T VA E 9 u
-Zum 70. Geburtstag von Ludwig. Brieger; a
Die heutige Zeit eignet sich nicht zum Festefeiern. Wohl aber
ist es geiade. jetzt am Platze, bei gegebener‘ Gelegenheit ‘solcher |
Männer dankbar zu gedenken, die dazu.beigetragen haben, die Welt-
f stellung und den Weltruf deutscher Wissenschaft zu fördern, welcher
auch dio jetzige Katastrophe überdauern wird... Unter diesen Männern
hat sich Ludwig Brieger, der am 26, Juli dieses Jahres das
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70. Lebensjahr vollendet, durch seine ebenso erfolreichen als viel-
seitigen Arbeiten in der Geschichte deutscher Forschung einen
dauernden Platz gesichert.
Geboren zu Glatz, studierte er in Breslau und Straßburg, wo er
1875 das medizinische Staatsexamen absolvierte. Nachdem er kürzere
Zeit in der Augenklinik von Hermann Cohn in Breslau assistiert
hatte, war er von 1876—1878 Assistent an der medizinischen Klinik
in Bern, die damals unter Quinckes Leitung stand. Im Jahre 1879
übernahm er eine Assistentenstelle an der Frerichsschen Klinik
in Berlin. Dort war ein Jahr vorher der junge Ehrlich Assistent
geworden, und die beiden jungen Gelehrten, welche die Neigung
zu chemischen Forschungen verband, traten sich hald zu dauernder
Freundschaft und Mitarbeit näher. Brieger hatte bereits in Bern
im Laboratorium von Nencki, danu bei Baumann physiologisch-
chemisch gearbeitet. Das hervorragendste Resultat dieser Arbeiten
war die Entdeckung des Skatol in den Faeces (1877). Zahlreiche
andere Arbeiten über die aromatischen Fäulnisprodukte des Eiweißes
schlossen sich dem an, weiterhin die 1885—86 veröffentlichten grund-
legenden Forschungen über die Ptomaine. Die Bearbeitung der
Eiweißgifte führte Brieger dann weiter zum Studium der Spal-
tungsprodukte der Bakterien und zu seinen ebenfalls
grundlegenden Veröffentlichungen über Toxalbumine.
Brieger war auch nach Frerichs Tod bis 1887 noch unter
Leyden an der ersten medizinischen Klinik geblieben, nachdem er
sich 1881 habilitiert und 1884 zusammen mit Ehrlich den Professor-
titel erhalten hatte (es war dies das erste Mal, daß die Auszeichnung
in dieser Form in Preußen verliehen wurde). Nach seinem Ausscheiden
aus der Charite trat er dann bald mit Robert Koch in Beziehung.
Die Gewinnung von Brieger und Ehrlich war für die Kochsche
Schule ungemein fruchtbar, ‘denn ohne Hineinbeziehung der che-
mischen Forschung wäre die damals einsetzende Begründung der
Serumtherapie nicht denkbar gewesen. So schuf Brieger durch
seine Untersuchungen über die Bakteriengifte, deren Eiweißcharakter
er nachwies, durch seine Arbeiten über Toxine und Antitoxine,
insbesondere bei Diphtherie und Tetanus, in hervorragender Weise
mit an den Grundlagen für die Behringsche Serumtherapie. In
dieser Glanzzeit der Forschung waren in dem Kreise der hervor-
ragenden Schüler Kochs außer Ehrlich insbesondere Kossel,
Wassermann, ©. Frenkel und Boer seine Mitarbeiter.
Bei all diesen Arbeiten hatte Brieger aber den Kontakt mit
der klinischen Tätigkeit nicht verloren. Nach seinem Ausscheiden
aus der Charit& betrieb er zunächst eine Privatpoliklinik für innere
Krankheiten. 1891 berief ihn Robert Koch zum Vorsteher der
Krankenabteilung des Instituts für Infektionskrankheiten. Nachdem
er bereits im Jahre 1890 zum Extraordinarius ernannt worden war,
übernahm er 1897 von Ehrlich den Lehrauftrag für spezielle Patho-
logie und Therapie. 1899 wurde ihm der Lehrauftrag für allgemeine
Therapie erteilt. Als dann bald darauf die Gründung einer eigenen
hydrotherapeutischen Universitätsanstalt zu Ber-
lin in die Wege geleitet wurde, wurde Brieger auf Althoffs
Veranlassung zum Leiter dieses neuen Instituts berufen.
Mit Feuereifer übernahm er die neue und seinem bisherigen
Arbeitsgebiete scheinbar fernliegende Aufgabe. Nach längeren Studien-
reisen, die ihn vor allem nach Wien zu Winternitz und nach
Würzburg, wo damals noch Hoffa tätig war, führten, eröffnete er
zu Ende des Jahres 1900 das Institut. Aus bescheidenen Anfängen
entwickelte sich dasselbe, dank der regen Tätigkeit seines Leiters,
bald zu einer vielbesuchten Anstalt, zu der die Ärzte von ganz
Deutschland und ebenso die Ausländer strömten, um sich Belehrung
in dem bisher bei uns so vernachlässigten Fache der physikalischen
Heilmethoden zu verschaffen. Die Anstalt erhielt eine größere Aus-
dehnung, nachdem sie 1905 in die Räume des neuen poliklinischen
"Instituts in der Ziegelstraße verlegt worden war. Als bald darauf die
Krankenkassen Berlins ein eigenes hydrotherapeutisches Zentral-
institut gründeten, wurde ebenfalls die Oberleitung dieses Instituts
Brieger übertragen. Beide Anstalten haben sich im Laufe der
Zeit zu vielbesuchten Stätten entwickelt, an denen die gesamten
physikalischen Heilmethoden ausgeübt bzw. gelehrt werden. In zahl-
reichen Abhandlungen hat Brieger die Bedeutung der von ihm
vertretenen Heilmethoden propagiert. Neben den Einzelveröffent-
lichungen seien Leitfäden der Hydrotherapie, die er mit seinen
Schülern Krebs und Laqueur herausgab, erwähnt. Die von ihm
angegebenen hydrotherapeutischen Behandlungsmethoden der Ischias
und des Bronchialasthmas haben in weiten Ärztekreisen Einführung
vefunden. Die neuerdings von ihm empfohlene Anwendung der
—
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8,
So pe -=
\ ” Ts ai
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Dampfdusche zur Beförderung der Wundheilung beginnt sich eben-
falls bei den Chirurgen einzuführen. .Daß Brieger aber dabei
seinen alten Arbeitsgebieten nicht untreu geworden ist, zeigen
die sich bis in die Gegenwart erstreckenden experimentellen Arbeiten
über Immunisierungsmethoden gegen Typhus und Cholera, über neue
Wege des biologischen Nachweises des Carecinoms und der Syphilis
im Blutserum, über Chemotherapie bei der Maul- und Klauenseuche
und anders mehr. | I
Seit 1907 ist Brieger Präsident der Deutschen Balneolo-
gischen Gesellschaft; auch war er mehrere Jahre lang erster Vor-
sitzender der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder und der Hufe-
landschen Gesellschaft. >
In voller Rüstigkeit und in jugendfrischem Arbeitsdrange voll-
endet er das 70. Lebensjahr. Möchte ihm beides auch im folgenden
Lebensjahrzehnt noch recht lange erhalten bleiben! Re
A. Laqueur (Berlin).
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
In der Preußischen Landesversammlung haben die Abgeordneten
Abderhalden und Genossen folgende Anfrage gestellt:
Bei dem Wiederaufbau der deutschen Volkswirtschaft werden die
| Anregungen, die sie von der Wissenschaft erhält, von ganz besonderer
Bedeutung sein?
Gedenkt die Staatsregierung auch fernerhin der wissenschaftlichen
Forschung diejenigen Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie befähigt,
im Interesse des Gesamtwohls des Volkes Landwirtschaft und Industrie
durch wertvolle Entdeckungen und Errungenschaften zu fördern.
Die amtlichen Zusammenstellungen über die Häufigkeit
der Selbstmorde in Preußen stellen für die fünf Jahre
von 1911 bis 1915 fest, daß im Jahre 1915 ein bedeutender Rück-
gang der männlichen Selbstmorde eingetreten war, während die Zahl
der weiblichen Selbstmorde in allen diesen Jahren nahezu unyer-
ändert geblieben ist. Von je 100000 Personen starben durch Selbst-
mord im Jahre 1911 32 männliche und 10 weibliche und im Jahre 1916
22 männliche und 10 weibliche. Die Selbstmordziffer war am größten
im Stadtkreis Berlin und in der Provinz Brandenburg. Sie war auch
in den Provinzen Sachsen und Schleswig-Holstein wesentlich über dem
Staatsdurchschnitt, unter dem Durchschnitt war sie besonders in Ost-
preußen und Westfalen. Die Provinzen mit den niedrigsten Selbst-
mordziffern für die Männer stehen im allgemeinen auch für die Frauen
am günstigsten da. |
Wien. Das Staatsamt für Kultus und Unterricht hat den deutsch-
Österreichischen Hochschulen in einem Erlaß bekanntgegeben, daß die
an den deutschen Hochschulen zurückgelesten Studien und der
dort erworbene Doktortitel im allgemeinen auch in Deutsch-
österreich gelten.
—
In Berlin, Dresden, Hamburg, Chemnitz und Breslau sind Ver-
trauensmännerstellen -der tschecho -slowakischen Republik errichtet,
welche die Einreisebewilligungen für den Besuch der Kurorte in
Deutsch-Böhmen vermitteln. —_—______ |
Die praktisch-wissenschaftliche Zeitschrift „Der Pilz- und Kräuter
freund“ in Heilbronn vermittelt denjenigen, die sich in der Pilzkunde
unterrichten wollen, Belehrungen und Anregungen.
Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Franz Blu-
menthal, Assistent der Dermatologischen Klinik, für Haut- und Ge-
schlechtskrankheiten habilitiert. — Der Chirurg Prof. Dr. C. L. Schle ich
feierte den 60. Geburtstag. — Geh. Rat Prof. Dr. Brieger, der Leiter
der Hydrotherapeutischen Anstalt, der seinen 70. Geburtstag feierte,
zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. — Zum Generalsekrel!
des Centralkomitees zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskr z
heiten wurde Prof. Dr. Ferdinand Blumenthal gewählt. F
Frankfurt a. M.: Als Nachfolger des Chirurgen Geh. Rat Prol.
Dr. Rehn hat Prof. Dr. Schmieden (Halle a. S.) eine Berufung
als Direktor der Chirurgischen Klinik erhalten. — Dr. Fleichmann
für Ohrenheilkunde habilitiert. — Dr. Weil, früher Privatdozent ii
Straßburg, für innere Medizin habilitiert. — Dr. Georgi für a
teriologie und Hygiene habilitiert. — Prof. Dr. Teichmann; =
teilungsleiter am Hygieneinstitut, 50 Jahre alt, gestorben. — arena y
Dr. R. Feulgen, Assistent am Physiologischen Institut, tür Physio oE ;
habilitiert. San.-Rat Dr. Honigmann für innere Medizin habilit AA
— Halle a. S.: Dr. Linnert, Oberarzt der Frauenklinik, für Gyn der
logie habilitiert. — Dr. Löffler und Dr. Goetze, Assistenten Der
Chirurgischen Klinik, für Chirurgie habilitiert. — Tübingen: ität
Direktor des Pathologischen Instituts der früheren deutschen Universität
Straßburg, Mönkeberg, ist als Nachfolger von v. Baumg arten
berufen worden.
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Nr. 31 (768).
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Medizinische Klini
Wochenschrift für praktische Ärzte
3 August 1919,
| B redigiert von | Verlag von |
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg
u Berlin So Berlin
Inhalt: Originalarbeiten: W. Kolle und H. Schloßberger, Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieserums. W. Weitz, Über die
Behandlung der Enuresis. Th. Messerschmidt, Anamnestische Erhebungen bei Skorbutkranken. A. Kirch, Bemerkungen zur Pathologie
der „Hungerosteopathie“, Fr. Kaiser, Über Hernia obturatoria. G. Blumenthal, Erfahrungen mit der Meinicke- und der Sachs-Georgi-
Reaktion. — Aus der Praxis für die Praxis: Ros'chke, Gallensteinkolik. O. Wiese, Zur Technik der Bauchpunktion. — Referatenteil:
- XV. Jahrgang.
Strauß, Strahlentberapie. (Schluß.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und
Auswärtige Berichte: Breslau.
Elberfeld. Frankfurt a. M. Kiel. Wien. — Rundschau: H. Kritzler, Einige Rats
| des Allgemeinarztes. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen.
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der tn dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origin
chläge für die Niederlassung
albetträge vor, .
Aus dem Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. |
Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieserums.
Experimentelle Untersuchungen und `
kritische Betrachtungen.
Von:
Kolle und Dr. H. Schloßberger.
VIL’)
Schlußbetrachtungen. . |
Es ist selbstverständlich, daß über den Heilwert des Diphtherie-
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W.
serums beim diphtheriekranken Menschen in letzter Instanz der
Kliniker entscheidet und es hat uns-vollkommen ferngelegen, wie
uns von einigen Seiten bei der Kritik unserer seitherigen Ver-
öffentlichungen zugeschrieben wird, die tierexperimentellen Ergeb-
nisse als Beweis für die Heilwirkungen des Diphtherieserums beim
Menschen zu betrachten. Wie schon eingangs unserer Arbeit
hervorgehoben ist, war die Heilkraft des Diphtherieserums auf‘ der
ganzen Welt anerkannt und therapeutisches Gemeingut fast aller
Ärzte. geworden. Der Grund lag darin, daß sich die Ärzte dauernd
und immer wieder von der Heilwirkung des Diphtherieserums
überzeugen konnten. Diese von den Ärzten der ganzen Erde
- bestätigte therapeutisch wertvolle Verwendung des Diphtherie-
serums basierte aber auf den Tierversuchen von E. v. Behring,
P. Ehrlich und ihren Mitarbeitern. Auf Grund dieser Tier-
experimente hatten die Kliniker, zuerst Heubner, Baginsky,
ossel, Soltmann, Körte, Monti, Ganghofer,
Rindfleisch, später Schloßmann, Feer, Schreiber
und andere die. Heilkraft des antitoxischen Diphtherieserums beim
diphtheriekranken Menschen geprüft und anerkannt. So waren die
Ergebnisse der grundlegenden Tierversuche durch klinische Be-
obachtung bestätigt. - Aus den gleichen Erwägungen war es aber
auch notwendig und für weitere klinische Prüfungen wünschens-
wert, auf breitester Basis die angeblichen Heilwirkungen des nor-
malen Pferdeserums bei der menschlichen Diphtherie im Vergleich
= antitoxischen Diphtherieheilserum, namentlich gegenüber
i enden Bakterien sowie bei der durch sie erzeugten Vergiftung
m ‚Tierversuch, zu studieren. Der einzige Einwand, der der ex-
perimentellen Begründung der Serumtherapie gemacht werden
le war der, daß die Schutz- und Heilwirkung des Diphtherie-
rams fast nur mit einem einzigen Stamme, jedenfalls nicht in
A en Versuchsreihen mit verschiedenartigsten Diphtheriestämmen
ni p üft wurde, und daß bei den Tierheilversuchen das Diphtherie-
Kr Dicht die lebenden Bacillen zur Erzeugung der tödlichen
ankheit verwandt wurde.
Diese Lücke haben wir durch umfangreiche Versuchsreihen,
zu d ` b ‘s R ° e
| Sys eine größere Anzahl verschiedener, zum Teil aus
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) Fortsetzung aus Nr. 1, 4, 28 und 24 dieser Wochenschrift.
frischem Diphtheriematerial rein gezüchteter, stark tierpathogenier
Diphtheriestäimme benutzten, ausgefüllt. Wir konnten zunächst
einmal im Meerschweinchenversuche feststellen, daß.
das mittels keimfreier Bouillongifte des einen amerikanischen
Stammes: hergestellte Diphtherieserum auch wirksam ist, sowohl
gegenüber der Diphtherievergiftung mit heterologen Giften, die mit
frisch gezüchteten für Meerschweinchen hochinfektiösen Diphtherie-
stämmen hergestellt worden waren,“wie auch bei der Infektion der
Tiere mit den lebenden Bakterien der verschiedensten Kulturen.
Diese Wirksamkeit des Serums geht dessen Antitoxingehalt parallel
und ist um so stärker und sicherer, je früher nach der Injektion.
des Giftes beziehungsweise. der Bakterien die Anwendung des Heil-
serums erfolgt. Je größer das Zeitintervall ist, um so größere -
Antitoxinmengen müssen angewendet werden, um noch einen Heil-
‘effekt zu 'erzielen. Es gibt einen Zeitraum, der nach 'der Größe
der Infektionsdösis verschieden ist und bei dem es auch .bei An-
wendung massivster Dosen hochwertigen Heilserums. nicht mehr
gelingt, den. Tod der Meerschweinchen aufzuhalten, Im Gegen-
satz zum antitoxischen Serum besitzt das normale antitoxinfreie
Pferdeserum zwar eine gewisse Wirkung auf .den Verlauf der
Diphtherieerkrankung des Meerschweinchens, die sich manchmal
in einer Verzögerung des Todes, zuweilen auch in einer Ausheilung
des Prozesses kundgibt. Sie tritt aber nur bei der Infektion mit
schweinchen, denen Bouillongifte injiziert
worden waren, konnte, selbst bei massiven.
Dosen normalen Pferdeserums, keine Heilung,.
sondern nur eine Verzögerung im Eintritt des,
Todes beobachtet, werden. , | TE
| Ferner konnten wir durch Versuche mit einer bisher für
solche Versuche nicht benutzten Tierart, nämlich den weißen
Mäusen, die sich gegenüber den Toluolgiften der verschiedenen’
Diphtheriestämme fast völlig refraktär verhalten, die jedoch, wie wir:
nachweisen konnten, -der Infektion mit relativ geringen Mengen
lebender Diphtheriekultur erliegen, zeigen, daß der Tod dieser
Tiere nach Einverleibung lebender Diphtherie-
bacillen infolge von Vergiftung durch ein mit
den Bouillongiften identisches Toxin erfolgt,
da das gewöhnliche- antitoxische -Diphtherieheilserum, das. mit
Bouillongiften hergestellt ist, sowohl bei prophylaktischer, als auch _
therapeutischer Anwendung die Tiere mit Sicherheit zu- retten ver-
mag. Dem gegenüber besitzt dasnormale Pferde--
serum beiden mit lebenden Diphtheriebacillen
infizierten Mäusen weder prophylaktisch, noch
im Heilversuch die geringste Wirksamkeit,
Einen weiteren, Beweis dafür, daß das von den pi.
pbtheriebacillen im Tierkörper gebildete Tosin
mit dem in vitro gebildeten Gift identisch ist,”
lieferten die von uns gemeinsam-mit Dr.Joseph in den.
wenig virulenter Kultur und bei Injektion größter Serumdosen
` kurze Zeit nach der Infektion in Erscheinung. Bei Meer-.
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Höchster Farbwerken ausgeführten Immunisierungs-
versuche mit lebenden Diphtheriebacillen an
Pferden. Das derart gewonnene Serum besitzt Schutz- und
Heilkraft, bei den mit lebenden Bakterien infizierten oder mit
Diphtherietoxin vergifteten Meerschweinchen, und zwar: geht
diese prophylaktische beziehungsweise therapeutische Wirkung
dem nach Ehrlichs Methode bestimmten Antitoxingehalt, nicht
der absoluten Menge des Serums, parallel. In dieser Hinsicht be-
sonders beweisend waren die mit den verschiedenen Seris bei
intracutan oder percutan infizierten Meerschweinchen und Kaninchen
angestellten Versuche. Hier zeigte es sich, daß das normale
Pferdeserum gegenüber lebenden Diphtheriebacillen im Heilversuch
ganz geringe, im prophylaktischen Versuch fast gar keine Wirkung
besitzt, da es weder die Entstehung der lokalen Infiltrate noch
den tödlichen Ausgang aufzuhalten imstande ist, während das anti-
toxische Diphtherieserum beides sicher verhindert. Eine
Überlegenheit des mit lebenden Diphtherie-
bacillen bei Pferden gewonnenen Diphtherie-
serums gegenüber dem mittels Reagensglas-
giften hergestellten, kann im Tierversuch nicht
festgestellt werden. Auch diese Tatsache spricht dagegen,
daß im Tierkörper andere Gifte von den Diphtheriebaecillen erzeugt
werden als im Reagensglase. Die sichere Schutzwirkung
des mit Reagensglasgiften hergestellten Di-
phtherieantitoxins beim Menschen bildet das
Schlußglied in der Beweiskette, daß nur der
- Antitoxingehalt des Serums maßgebend für die
Schutz- und Heilwirkung bei der menschlichen
Diphtherie, die eine Toxinvergiftung ist, sein kann.
Das Diphtherieantitoxin wirkt also heilend
durch die direkte Neutralisierung dervonden
Diphtheriebacillen im Reagensglase oder im
Tier- beziehungsweise im Menschenkörper ge-
bildeten Gifte, Diese Giftneutralisierung verläuft, wie der Tier-
versuch zeigt, genau nach quantitativen Gesetzen durch Bindung von
Toxin und Antitoxin, analog der Vereinigung einer Säure mit einer
Base. Auf einer derartigen Giftneutralisierung, wie sie dem Antitoxin
zukommt, kann die Wirksamkeit des normalen Pferdeserums, soweit
man ein von Antitoxinen freies Pferdeserum besitzt, nichtberuhen. Die
‘im Vergleich mit dem Diphtherieheilserum geringe Wirksamkeit des
normalen Pferdeserums kann also nur auf einer Erhöhung der
Resistenz, sei es gegenüber dem Vordringen der lebenden Infektions-
erreger, sei es gegenüber den Giften, beruhen. Selbst wenn also
in der menschlichen Therapie größere Dosen des normalen Pferde-
serums tatsächlich konstant eine größere Heilwirkung entfalten
sollten, so muß diese prinzipiell von der Heilwirkung des anti-
toxischen Diphtherieserums absolut verschieden sein. Im Diphtherie-
serum werden dem Körper fertige, direkt das Gift neutralisierende
und damit die Diphtheriebakterien entgiftende Stoffe einverleibt,
die fortlaufend die im Blute und in den Säften kreisenden Toxine
abfangen und ihrer Giftwirkung berauben. Die Wirkung des nor-
malen Pferdeserums kann aber stets nur durch Vermittlung des
kranken Körpers erfolgen, der seinerseits, sei es antibakterielle, sei
es giftneutralisierende Stoffe, auf den vom normalen Pferdeserum
ausgeübten Reiz hin in verstärktem Maße produzieren muß. Da
die Wirkung des normalen Pierdeserums im Tierversuch bei Ver-
wendung von Diphtheriegiften, sowohl was Schutzwirkung wie auch
Heilwirkung anbelangt, , fehlt, so kommen wir logischerweise zu
der Schlußfolgerung, daß dem normalen Pferdeserum, soweit
es überhaupt wirkt, nur unspezifische, resistenzerhöhende, sti-
mulierende Wirkungen innewohnen, wie sie bis zu einem gewissen
Grade bei der cutanen Diphtherieinfektion der Meerschweinchen
zutage treten, weil hier die Diphtheriebakterien nur sehr langsam
in die Haut und in das Unterhautzellgewebe eindringen und infolge
davon die Giftproduktion nicht so rasch vonstatten geht, wie bei
der subeutanen Verimpfung der Diphtheriebacillen. - Selbst größere
Dosen des normalen Pferdeserums genügen aber im allgemeinen
nieht, die mit virulenten Bakterien infizierten Tiere am Leben zu
erhalten, wenn das normale Pferdeserum länger als vier bis sechs
Stunden nach der Infektion einverleibt wird. Demgegenüber tritt
im Tierversuche die sichere Heilwirkung des Diphtherieserums,
falls die Dosis certe letalis nicht allzusehr überschritten wird, bis
zu 12 bis 18 Stunden zutage. Das Maßgebende für die
Sicherheit derHeilwirkung desDiphtherieserums
im Tierversuche ist die Zeitdauer, innerhalb
welcher nach der Infektion die Einverleibung
des Antitoxinsg erfolgt. Das zeigt sich im Heilversuch bei
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
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3. August.
Meerschweinchen, Mäusen, sowie bei Kaninchen (subcutane und
intracutane Methode).
Die fast absolute Sicherheit, mit welcher das Diphtherieheil-
serum im Tierexperimente bis zu einem gewissen Zeitraum nach
der Infektion oder Intoxikation seine Wirksamkeit entfaltet, regt
notgedrungenermaßen den Gedanken an, ol das Material an Diphtherie-
kranken eines jeden Krankenhauses ohne weiteres zu verwerten
ist, um statistische Ergebnisse über die Heilwirkung des Diphtherie-
serums, beziehungsweise über die Wirkung des normalen Pferde-
serums [vergleiche die im Braunschweiger Krankenhause erhaltene
Statistik!) zu gewinnen. Beim Krankenhausmaterial können die
denkbar größten örtlichen Unterschiede sich bemerkbar machen, be-
dingt durch die verschiedenen Gewohnheiten der Bevölkerung, den Arzt
bei Erkrankungen der Kinder früh oder erst später zuzuziehen. Jenach-
dem ein Krankenhaus aus einer besser situierten Stadtbevölkerung
(Groß-, Mittel- oder Kleinstadt) oder aus Proletarierkreisen oder endlich
aus einer ländlichen Bevölkerung seinen Zugang an Diphtheriekranken
hat, werden erhebliche Unterschiede gerade nach dieser Richtung vor-
handen sein. Jaman kann angesichts der so regelmäßig verlaufenden
Tierversuche die Frage aufwerfen, ob überhaupt bei einer
wahllosen Verwertung eines Krankenmaterials
(abwechslungsweise Verwendung von antitoxischem Diphtherieheil-
serum und normalem Pferdeserum) Unterschiede in der
Heilwirkung des Diphtherieserums und des nor-
malen Pferdeserums auf statistischem Wege
eruiert werden können. Die Sonderung in Altersklassen, die Ein-
‚teilung der Kinder nach ihrer Konstitution, nach dem Vorausgehen
anderer Krankheiten unter Berücksichtigung gleichzeitiger Misch-
infektion, hätte unbedingt in Rechnung gestellt werden müssen,
wenn bindende Schlüsse gezogen werden sollen. Dazu gehören
aber sehr große Zahlenreihen, wie sie jedenfalls in der Bingel-
schen Arbeit!) nicht enthalten sind. Es ist auch wohl der Einwurf
gerechtfertigt, daß ein großer Teil der Diphtheriekranken des Braun-
schweiger Krankenhauses, von denen in der genannten Arbeit die
Rede ist, auch ohne Anwendung des Diphtherieserums oder des
normalen Pferdeserums genesen wäre. Dazu kommen die Schwan-
kungen in der Letalität bei verschiedenen Diphtherieepidemien,
über deren Ursachen wir noch völlig im unklaren sind. Beweisend
wären nur solche Statistiken, welche Diphtheriefälle betreffen, bei
denen eine hohe und ziemlich konstante Mortalität erfahrungsgemäß
stets gegeben ist. Das sind vor allem die Diphtheriefälle
beiKindernim Alter von ein bis drei Jahren, die
nach den klinischen Ergebnissen, sowie nach den neuesten experimen-
tellen Untersuchungen von F. v. Gröer und K. Kassowitz’) de
höchste absolute Disposition gegenüber der Diphtherie besitzen, terner
diejenigen Diphtherieerkrankungen, bei denen Tracheotomie
notwendig wird. Gerade hier verfügen wir aber über sehr beweisende,
auf viele Tausende sich erstreckende Zahlenreihen, durch welche
die Herabsetzung der Diphtheriemortalität
durch das Diphtherieantitoxin sicher bewiesen wird,
[W. Körte’), F.Siegert®), E. Schultze’) und viele andere.]
Die Tierversuche drängen zu der Frage, ob nicht überhaupt
in allen Fällen, bei denen das Diphtherieheilserum versagt, die-
Anwendung desselben zu spät erfolgte, ob nicht bereits eine
sicher tödliche Dosis oder mehrere für den Menschen tödliche Dosen
des Diphtherietoxins von dem lokalen Krankheitsherde aus resorbiert
und verankert sind. Denn die von uns mitgeteilten Tierversuche,
sowie die Untersuchungen von W. Dönitz, Marx, W. Berg-'
haus, F. Meyer, G. Brüstlein, Ch. Schöne) haben
gezeigt, daß bei Verwendung mehrerer sicher tödlicher Dosen des
Diphtheriegifts nach einem bestimmten Zeitintervall eine Rettung
der Tiere durch das Antitoxin niemals erfolgen kann. Das gleiche
ergaben die von uns mit lebenden Diphtheriebakterien an Meer-
schweinchen angestellten Versuche, Auch die Heilversuche mit
Tetanusantitoxin beim tetanuskranken Menschen bilden einen sieht-
baren Beweis dafür, daß die an die Zellen v erankerten
ToxinedurchdasantitoxischeSerum nichtmehr
neutralisiert werden. Beim diphtheriekranken
Menschen, auch bei scheinbar leichter lokaler
Erkrankung, istaber nie festzustellen, wieviel
Toxin bereits resorbiert und an die lebens-
3) A.Bingel, D. Arch. f. klin. M., Bd. 125. H. + bis 6.
*) Zschr. f. Immun. Forsch. 1919, Bd. 28, S. 827.
3 B. kl. W. 1894, Nr. 46, S. 1089.
°) Jb, f. Kindhik. 1900, Bd. 52, S. 56.
2 Arch. f. klin. Chir, 1908, Bd. 88, H. 2. `
) D. Arch, f. klin, M. 1918, Bd. 110, S, 805.
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wichtigen
Ohren nach 2, bzw. 4, bzw. 6 usw. Stunden abschneidet; ohne daß
es zu wesentlichen lokalen Veränderungen gekommen ‚wäre, sind-
häufig schon nach vier bis sechs Stunden tödliche Dosen des von
den injizierten Bakterien in vivo erzeugten Diphtherietoxins resorbiert
worden, an denen die Tiere im Verlauf der nächsten drei bis vier.
Tage zugrunde gehen. Ebenso findet man bei den nach subcutaner
oder besonders percutaner Infektion mit lebenden Bakterien ge-
storbenen Meerschweinchen nicht Selten einen nur geringen lokalen
Befund an der Impfstelle, während andererseits Tiere, die kurze
Zeit nach der. Infektion sehr starke Reaktionen (Infiltrate) auf-
_ weisen, auch ohne Serumbehandlung mit dem Leben davonkommen -
können, wenn.die resorbierte , Giftdosis nicht eine’absolut tödliche
(Dosis certe letalis) war. Die allgemeinen und lokalen
. Krankheitserscheinungen der Diphtherieinfek-
` tion bilden demnach keineswegs einen Anhalts-
punkt für die resorbierte Giftmenge.
Es ist kein Grund einzusehen, auch fehlt jeder experimentelle
Beweis dafür, warum das, was bei dem für die lebenden Diphtherie-
-= baeillen relativ weniger empfänglichen Tiere zu beobachten ist,
‚. nicht auch für den. Menschen, der durch eine bedeutend höhere
© Empfänglichkeit. für die lebenden Diphtheriebacillen und ihre Gifte
. ausgezeichnet ist, zutreffen sollte. Auf die zitierte Statistik des
_ Braunschweiger Krankenhauses angewandt, würde daraus zu folgern |
sein: Die Patienten, die im Krankenhaus starben, waren überhaupt
‚nicht mehr zu retten, auch nicht mit größten Dosen Heilserum, weil
bei ihnen mehr als eine tödliche Dosis Gift verankert war. Für alle
mit Diphtherieserum oder mit normalem Pferdeserum behandelten
. Kranken aber, die genasen, wäre der Nachweis zu erbringen ge-
wesen, daß sie ohne Serumanwendung gestorben wären. Bei ihnen |
war eben weniger als die tödliche Giftdosis verankert, sodaß die Er-
krankung in Heilung übergehen mußte. Denn wir wissen, daß ältere
_ Kinder, namentlich aber Erwachsene, zuweilen auch ohne jede Therapie
die Diphtherieinfektion überstehen können. Worauf das beruht, ist
-noch nicht sicher bewiesen, ist aber vermutlich. auf den Gehalt des
‚Blutes an Normalantitoxinen zurückzuführen; F. v. Gröer und.
- K. Kassowitz (l. ce) konnten neuerdings in Übereinstimmung
‘ mit andern Autoren nachweisen, daß bei 84% der Menschen jenseits’
des Pubertätsalters Antitoxine im Blute kreisen. Auch die Tier-
versuche deuten darauf hin, daß zuweilen die Abwehrreaktionen
des infizierten Körpers — unter anderem Produktion von Antitoxin —
so stark oder so rasch. wirkten, daß: die Dosis minima letalis des
Giftes nicht gebildet, beziehungsweise nicht resorbiert und verankert
_ werden konnte, Bis diese Argumentenichteinwand-
frei widerlegt sind, muß der in dem Braun-
Schweiger Krankenhaus gewonnenen Statistik
normalen Pferdeserums. jede Beweiskraft ab-
.86Sprochen werden.
Für die praktische Anwendung und klinische Bewertung des
Diphtherieserums aber ergibt sich aus den Tierversuchen die
Forderung, das Diphtherieheilserum auch bei den scheinbar mit |
‚ganz leichten Symptomen einhergehenden Halsentzündungen thera-
peutisch anzuwenden.
| | Durch Aufklärung, der Mütter und Er-
mahnung, auch bei den geringsten Rötungen des Halses und
sonstigen entzündlichen, diphtherieverdächtigen Erkrankungen der.
Rachenorgane den Arzt zuzuziehen, durch Ausdehnung der Di-
phtheriediagnose und möglichst frühzeitige Anwendung desDiphtherie-
heilserums ist der Weg vorgezeichnet, die sicher vorhandene Heil-
wirkung des Antitoxins weiter auszubauen. Bei frühzeitiger
Anwendung des Diphtherieserums wird auch
den Ansichten derjenigen Forscher Rechnung
getragen, die den therapeutischen Effekt des
Diphtherieantitoxins in erster Linie der
Schutzwirkung desselben, durch die eine Ver-
Siftung des Körpers . verhindert wird, zum
Schreiben. Je eher nach der Infektion das Serum einverleibt
nd
') Zbl. f. Bakt, (Abt. I. Orig.) 1908, Bd. 47, S. 248,
Organteile verankert worden ist.
. Auch bei geringfügigenlokalen Erscheinungen
'- — das läßt sich durch den Tierversuch jederzeit demonstrieren —
können schön in kurzer Zeiteine oder mehrere
sicher tödliche Dosen Diphtheriegift.durch die
Bakterien erzeugt werden und resorbiertsein.
Man kann dies nach 5. Belfanti!) z. B. dadurch nachweisen,
daß man kleine Mengen lebender Diphtheriebacillen Meerschwein-
chen auf der Innenseite des Ohrs unter die Haut spritzt: und die
‚angestrebt werden.
wird, ‘desto mehr Toxin kann. vor der Verankerung an- lebenswich- .
tige Organe abgefangen werden. Die Tierversuche liefern Beweise,
daß innerhalb eines bestimmten Zeitraums nach der Infektion,
wenn noch keine tödliche Mindestmenge.des Giftes verankert ist,
jedes mit lebenden Diphtheriebacillen infizierte Tier ‚durch das
Antitoxin zu retten ist, Das gleiche Ziel muß beim Menschen
wird es sich nach unseren . Untersuchungen niemals erreichen
"lassen, daß die Heilresultate bei der menschlichen Diphtherie 100 °/,
‚betragen. ; |
Unsere Untersuchungen zeigen, daß nicht in einer Verbesse-
“rung des Diphtherieserums, z. B. Versuch der Beifügung von
‚antiinfektiösen Stoffen oder Gewinnung von Serum mit lebenden .
Kulturen oder: Verwendung einer größeren Anzahl verschiedener
Diphtheriegifte zur Immunisierung, größere Erfolge der Serumtherapie
zu erzielen sein werden. Auch die -Steigerung der Antitoxinein-
heiten über‘ 8000—5000 A.E. hinaus wird nach den Tierversuchen
nicht zu einer wesentlichen Erhöhung der Prozentzahlen der Hei-
lungen führen, sondern der Kernpunkt des Problems
ist der Zeitpunkt, wann das Diphtherieheilserum
nach dem Augenblick angewandt wird, in dem
die Resorption der Gifte beim diphtherieinfi-
zierten Menschen beginnt = |
Aus der Medizinischen und Nervenklinik zu Tübingen -
(Direktor: Prof. Dr. Otfried Müller). -
Über die Behandlung der Enuresis.
~ ' Von: =
Prof. Dr. Wilhelm- Weitz, |
Oberarzt der Klinik und Leiter- der- Poliklinik.
In dieser Wochenschrift 1918, Nr: 30, habe ich zusammen
mit Dr. Götz unsere auf Grund von Blasendruckmessungen ge-
wonnene Anschauung über. ‘das Wesen der
gelegt. ze
Wir fanden,. wenn ich es noch einmal hier wiederholen darf, daß
' bei fast allen -normalen Patienten nach Einlauf einer gewissen Bor- . ‘
wassermenge von-durchschnittlich etwa 300 cem der vorher sich. auf
mäßiger ‘Höhe, vielleicht um 15 cm Wasser. oberhalb der Symphyse
‘haltende Druck ziemlich plötzlich auf beträchtliche Höhen bis zu 2 und
3 m anstieg und. unter ziemlich starken Schwankungen längere Zeit
(bis zu drei Minuten und länger) erhöht blieb, um dann schneller oder
langsamer wieder die Norm zu erreichen. Gesunde Menschen gaben
dabei regelmäßig während des Bestehens der Druckerhöhung. ein starkes
Druckgefühl oberhalb der Symphyse, einen schneidenden Schmerz in
der Blasengegend und Kribbelgefühl in der Eichel an, Gefühle, die als
Harndrang bezeichnet wurden. Das Gefühl war nicht vorhanden nach
‚Ablauf der Welle, auch wenn’ die Blase stärker gefüllt war, trat aller-
dings in ganz ähnlicher Weise auch ohne ‚stärkere Druckerhöhung auf,
wenn der Inhalt der Blase eine gewisse individuell verschiedene Menge
(durchschnittlich vielleicht 600. cem) überstieg. B a
-© Das Gefühl, das während einer Druckwelle entsteht, wurde von
| uns, da es durch eine Blasencontraction bedingt sein muß, als Con-.
tractionsgefühl, das bei großer Blasenfüllung ohne Blasencontraction |
vorhandene Gefühl: wurde als Dehnungsgefühl bezeichnet.
Bei Enuretikern machten wir nun in vielen Fällen die bemer-
kenswerte Beobachtung, daß zwar Druckwellen von normaler Höhe - `
und Dauer auftraten, daß aber bei diesen Druckwellen das Gefühl des
Harndrangs überhaupt nicht oder jedenfalls nur in sehr schwacher oder
unbestimmter Weise vorhanden war, l P
Die” Entstehung der Enuresis erklärten wir uns auf folgende
Weise: Beim normalen Menschen kommt es häufig infolge irgendeines `
äußeren Reizes oder irgendeiner Vorstellung zu einer Contraction der
Blasenmuskulatur, die durch den Reiz der in der Blase vorhandenen -
Urinmenge nicht notwendigerweise entstehen müßte. Die Contraction `
führt nicht jedesmal zur Harnentleerung, weil vom Großhirn aus, das
von dem Entstehen der Contractionswelle in Kenntnis gesetzt wird,
-der Sphinetertonus verstärkt- werden und der. vermehrte Tonus so’
lange anhalten kann, bis die Contraction des Detrusors abgeklungen
ist.. Auch im Schlaf lernt der Gesunde im Verlauf der ersten Lebens-
jahre in sein Unterbewußtsein die Empfindung: einer etwa entstehenden
Blasencontraction in sich aufzunehmen .und mit Tonusverstärkung des
Sphincters zu. beantworten. | z ' TE
Beim Enuriker kommen die infolge irgendwelcher Reize ent-
stehenden Contractionen (zu denen: es infolge Denkens an die Er-
Wenn jede Angina bei Kindern von: den
Ärzten so früh wie möglich und auch ohne die Ergebnisse der
bakteriologischen ‚Untersuchung abzuwarten, mit Diphtherieserum
behandelt würde, so müßte sich dann auch in der Statistik eine
weitere Herabsetzung der Diphtheriemortalität ausprägen. Doch
Erkrankung nieder-
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762
- krankung und durch mit der Erkrankung zusammenhängende Träume
wahrscheinlich häufiger kommen wird als normal) nicht ins Bewußtsein
respektive beim Schlaf ins Unterbewußtsein. Es bleibt die Tonus-
verstärkung des Sphincters aus und es kommt zum Harndurchbruch. '
Bei den ausgesprochensten Formen der Erkrankung kommt es
weder tags noch nachts zu einer Empfindung für die Contraction und
es resultiert daraus die Enuresis diurna et nocturna. In anderen Fällen
wird vielleicht doch eine schwache Empfindung der Blasencontraction
dem wachen Bewußtsein übermittelt, oder die beginnende Urinentleerung
wird nicht durch die Blasencontraction, sondern auf andere Weise,
vielleicht beim Durchtritt durch die Harnröhre, empfunden, und jetzt
wird der Harn zunächst wohl durch die quergestreifte Muskulatur, dann
durch verstärkten Sphinctertonus zurückgehalten. Es würde so die
Neigung zum Harnträufeln beim Enuriker erklärt werden.
Zur Enuresis kommt es demnach, weil eine Blasencontraetion
auftritt und weil dieser Contraction, die nicht dem Bewußtsein |
übermittelt wird, eine Vermehrung des: Sphinetertonus nicht folgt.
Eine Behandlung der Enuresis wird also darauf hinzielen, nächt-
liche Blasencontractionen zu verhindern und eine entstehende
Blasencontraction dem Bewußtsein zu übermitteln.
Durch ihre Wirkung in einer dieser Beziebungen kann man
sich die Wirksamkeit der meisten angegebenen Mittel erklären,
wenn sie auch aus anderen Erwägungen heraus eingeführt wurden.
Die Verhinderung der nächtlichen Blasencontraction wird
erstrebt durch die erste und natürlichste Maßnahme jedes . be-
handelnden Arztes, die Flüssigkeitsbeschränkung am Spätnach-
mittag und Abend. Denn wenn auch bei geringer Blasenfüllung
irgendeine darauf gerichtete Vorstellung eine Blasencontraction
auslösen kann, so wird eine stärkere Blasenfüllung doch ohne
Zweifel die Vorstellung viel häufiger und leichter auftreten lassen.
Die Hochstellung des Bettes am Fußende vermindert den Druck
auf den Blasenhals und wird dadurch die Contractionshäufigkeit
der Blase herabsetzen. In demselben Sinne wirken von den inner-
lich gegebenen Mitteln die Belladonna, das Atropin und die Kom-
bination von Belladonna und Opium, die die Reizbarkeit der Blase
direkt herabsetzen, und das Chloralhydrat, das die Schlaftiefe ver-
mehrt und dadurch auf das Urinieren gerichtete Vorstellungen
zurückdrängt. Auf die Blase direkt wirken auch die vesicalen
Cocaininstallationen.
Die Wirkung der epiduralen Injektionen, sei es mit anästhe-
sierenden Mitteln, sei es mit Kochsalzlösung, beruht ebenfalls auf
‘der Tatsache, daß dadurch die Contractionshäufigkeit herabgesetzt
wird. Die Wurzeln, aus denen die zur Blase gehenden und von
der Blase kommenden Fasern stammen, werden im Canalis sacralis
anästhetisch gemacht. Es wird die Leitfähigkeit der zur Blase
laufenden, die Contraction befördernden Fasern; aber auch die
der centripetalen Nerven, welche die in der Blase entstehenden
Reize zur Contraction nach oben leiten, abgeschwächt. |
Eine Reihe anderer Maßnahmen führt eine Verstärkung des
Contractionsgefühls herbei, so die früher nicht selten angewandten
und auch jetzt noch gelegentlich, wie ich es von einem mir per-
sönlich bekannten, außerordentlich erfahrenen und gewissenhaften
Arzt weiß, gebrauchten Methoden der mechanischen Unterbrechung
der Harnröhre, sei es durch Abschnüren des Gliedes, sei es durch
Verklebung der Harnröhrenmündung durch ein Collodiumhäutchen.
Die Blase wendet gegen den Widerstand eine viel stärkere Con-
traction an, und es kommt zu einer Dehnung der proximal vom
Verschluß befindlichen Harnröhre. Beides muß zu einer beträcht-
lichen Verstärkung des normalen Harndranggefühls führen.
Die große Zahl der intravesicalen Maßnahmen fand ihre Be-
- gründung in den verschiedensten Erwägungen über die Pathogenese
der Erkrankung.
Guyon glaubt an eine angeborene Schwäche des Sphincters
und behandelt mit Faradisierung des Sphineters nach Einführung
der Elektrode in die Harnröhre. Durch wenige Sitzungen erzielte
er vollständige Heilung. Mir scheint es recht unwahrscheinlich,
daß ein angeboren schwacher Sphincter durch kurze Behandlung |
mit dem elektrischen Strom an Stärke in nennenswertem Maße
zunimmt. Dagegen wird die mechanische Dehnung der Harnröhre
und des Blasenhalses durch die eingeführte Elektrode und die
| Irritierung durch den elektrischen Strom eine erhöhte Empfind-
lichkeit dieses Blasenteils und damit eine Verstärkung des Con-
tractionsgefühls hervorrufen müssen. In derselben Weise wirken
meines Erachtens die Dilatationen der Harnröhre, wie sie von
Oberländer angewandt wurden, mit und ohne den Gebrauch
adstringierender respektive leicht ätzender Mittel, deren Wirkung sich
Oberländer durch die Anschauung erklärt, daß von leichten
pathologischen Veränderungen in der Harnröhre aus es infolge
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
-- ———
3. August.
Reflexreizen zu vermehrter Blasencontraction käme und daß durch
Dehnung und Ätzung die krankhaften Veränderungen geheilt würden,
In derselben Weise erkläre ich mir die Wirkung des Winternitz-
schen Psychrophors, einer hohlen Metallsonde, die durch die Durch-
spülung mit kaltem Wasser zur Kühlsonde wird, das längere
Liegenlassen von Bougies in der Harnröhre, die Einführung von
Nelatonkathetern in die Urethra, die Kauterisation der Urethra
posterior. So wirken auch die von Fuchs und Groß empfohlenen
heißen Blasenspülungen, die gegen eine angeblich vorhandene
Starrheit der Biasenwandung gerichtet sind. In derselben Weise
dürfte auch eine stärkere Prostatamassage wirken, von der ich -
glauben möchte, daß sie für eine gewisse Zeit eine Erhöhung der
Empfindlichkeit des Blasenhalses erzeugt.
Bei einer dritten Reihe von Maßnahmen dürfte sowohl eine
Verminderung der Contractionshäufigkeit als auch eine Verstärkung
des Contractionsgefühls in Frage kommen. Die häufigste Ursache
der Enuresis im Schützengraben war ohne Zweifel die Einwirkung
der Kälte und Nässe auf die unteren Extremitäten und die Blasen-
gegend. Diese Einwirkung führt ohne Zweifel bei vielen Menschen
zu vermehrten Blasenceontractionen. Bei Durchnässung und Ab-
kühlung der Beine und des Unterkörpers kann aber ferner auch
die Empfindlichkeit der Blase für die Contraction verringert werden
und zwar dadurch, daß die Abkühlung und Durchnässung dem
Teil des Rückenmarks sehr starke Reize zuführt, der auch die
von der Blase ausgehenden sensiblen Nerven in sich aufnimmt.
Die stärkeren äußeren Reize überdecken die von der Blase kommen-
den schwächeren und lassen sie nicht zu Perception kommen
(s. Weitz und Götz), ähnlich wie der Kältereiz einer in der Herz-
gegend applizierten Eisblase unangenehme Herzempfindungen ver-
drängt. Das Hauptmittel für die Behandlung der Enuresis ist in
solchen Fällen die Vermeidung der Kälte und Nässe.
Momente, die einerseits die Contraction befördern, andrer-
seits durch ihre Reizwirkung den normalen Contractionsreiz über-
decken können, sind Balanitis, Phimose, Rhagaden am After,
Oxyuren mit Juckreiz, Folgezustände der Onanie usw. Die Be-
handlung, die die Ursache der Erkrankung zu beseitigen hat, ver-
ringert damit die Contractionsfähigkeit und verstärkt die Con-
tractionsempfindung.
.Über die Wirkung von operativen Maßnahmen, die der Ent-
fernung von Wucherungen oder hypertrophischen Iymphatischen Ge-
bilden im Nasenrachenraum dienen, möchte ich mich hier nicht
bestimmter aussprechen. Ich möchte nur auf die jetzt nicht mehr
ernsthaft zu bezweifelnde Erfahrung der Gynäkologen hinweisen,
daß zwischen der Nase und dem Genitale ein Zusammenhang
existiert, der nicht gut. anders als nervöser Art sein kann. Bei
dem innigen Zusammenhang zwischen Blase und Genitale wird
man auch nervöse Zusammenhänge zwischen Blase und Nasen-
rachenraum nicht von der Hand weisen können; und dieser Zu-
sammenhang läßt es möglich erscheinen, daß Gebilde, die hier
einen chronischen Reiz ausüben, hinsichtlich der Blase einerseits
contractionsbefördernd, andrerseits das Contractionsgefühl über-
deckend wirken können. ;
Auch die Suggestion in allen ihren Formen bis zur Hypnose
scheint mir eine doppelte Wirkung haben zu können. Zunächst
ist sie geeignet, das Großhirn von der Beschäftigung mit der Blase
abzulenken und dadurch die Vorstellungen, die zur Blasencontraction
führen, zu verhindern. Sodann wird sie die innere Aufmerksam-
keit für die trotzdem entstehenden Contractionen schärfen und
damit die Contractionsempfindung erhöhen können. à
Daß es bei Prozeduren, die eine Verringerung der Contractions-
häufigkeit herbeiführen, zu einer Dauerheilung kommt, hängt offen-
bar damit zusammen, daß, wie bei Tage so auch nachts, die
Blasencontractionen oft einen gewissen regelmäßigen Turnus zeigen
und ein abweichender Turnus, wie er sich in nächtlichen Blasen-
contractionen dokumentiert, verschwindet, wenn er eine gewisse
Zeit unterbrochen ist, Auch der normale Mensch kann diese Er-
fahrung machen. Folgt er öfters einem nächtlichen Harndrang,
so pflegt sich dieser immer wieder um dieselbe Zeit bemerkbar ZU
machen. Läßt er ihn ohne Blasenentleerung abklingen, so pflegt
er gewöhnlich bald zu verschwinden. 2
, Die Dauerheilung durch Steigerung des Contraetionsgefühls
erkläre ich mir dadurch, daß die Bahnen und Centren, welche die
Leitfähigkeit und Aufnahmefähigkeit für die Contractionsempfindung
verloren haben, sie auch für die normale Contraction wieder be-
kommen, wenn sie eine Zeitlang den verstärkten Reiz geleitet
und aufgenommen haben, daß es also darauf ankommen muß,
die Bahnen und Centren erst einmal für einen stärkeren Reiz eIN-
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zufahren, damit sie nachher auch für.den normalen Reiz empfäng-
lieh sind.
. Aus einer früheren vorübergehenden’ Tätigkeit an der der- S
matologischen Klinik in Kiel war mir als unerwünschte Neben- |
wirkung bei den von uns zur Behandlung der Gonorrhöe gebrauchten
Argentum-nitricum -Spülungen der Blase das danach auftretende-
unangenehme, oft sogař schmerzhafte Gefühl bei der Urinentleerung
bekannt. Das, was hier Nebenwirkung: war, mußte bei der Enuresis
als erwünschte Folge der Behandlung angesehen werden.
Ein Vorteil war dabei, daß durch verschiedene Konzentration
er Lösungen sich der auf die Blase ausgeübte Reiz variieren, vor
allem im Verlauf der Behandlung steigern ließ.
Die Behandlung geschah im allgemeinen in folgender Weise:
- Es wurde ein’ dünner, elastischer Katheter in die Blase eingeführt; .
` der. Urin abgelassen, die Blase zweimal mit 100 bis 200 cem j-
-“ Argentum-nitrieum-Lösung gespült und neue Argentum -nitrieum-
“Lösung in einer nach. der Größe der Blase variierenden Menge
von durchschnittlich etwa 150 ccm einlaufen lassen. , Die Entleerung | =
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der Blase von der Argentum-nitricum-Lösung wurde dem Patienten
erst eine halbe Stunde nach der Füllung erlaubt: . Die Konzen-
tration der‘ Lösung betrug gewöhnlich zu Anfang 1:4000, später
1:3000, 1::2000, 1:1500, 1:1000, unter Umständen 1:750. Die
stärkeren Konzentrationen wurden nur. angewandt, wenn die
schwächeren sich als: nicht wirksam erwiesen.. Die Spülungen
wurden aus äußeren Gründen bei den meisten Patienten ein- oder
zweimal wöchentlich gemacht. (Bei stationärer Behandlung ' würden
-= wir wohl die zweimal in der Woche vorgenommene: Spülung als
`
Regel ansehen.) Die Behandlung wurde abgesetzt; wenn bei den
Patienten das Bettnässen mindestens drei Wochen ausgeblieben war.
Wir haben die Behandlung im ganzen bei 42 Patienten be-
gonnen. Die Zahl der wegen Enuresis Behandelten übertraf die
' "Zahl der Patienten, die wegen der gleichen Krankheit sonst die
Poliklinik während eines gleich langen Zeitraums Konsultierten,
. beträchtlich, weil es sich in der Stadt und der Umgebung herum-
‚sprach, daß unsere Behandlung vielfach Erfolg hatte. Wir konnten
leider die. Behandlung .nicht immer so. durchführen, wie wir es
wohl gewünscht hätten. Unseren Patienten, die zum größeren
Teil von auswärts kamen, war es wegen der schlechten Zug-
_ verbindungen und der ungeheizten Wagen vielfach unmöglich, die
‘ Fahrt -nach Tübingen häufig genug zu machen, und sie mußten
sie nach dem Waffenstillstand zum Teil ganz aufgeben. Die
schlechten Zugverbindungen brachten uns ferner den Nachteil,
' daß einige Patienten der Aufforderung, sich uns wieder vOorzu-
‘stellen, nicht nachkommen konnten. `
"` Über die Resultate — ich berichte über alle Patienten, auch
.
“über die, welche durchaus ungenügend behandelt waren — ist
‚folgendes zu sagen. |
Absolut keinen Einfluß, trotz genügender Behandlung, mußten
?
= wir bei. zwei Patienten konstatieren.
1. Die 83 jährige Elisabeth T. hat jede Nacht ihr Bett genäßt.
‚Es werden vom 22. Januar bis 1. März elf Spülungen gemacht. ‚Zustand
nachher wie vorher. : nn
2. Der 47jährige Jacob R. ist Bettnässer seit einem Jahr. Bei
. dafür hat. .Es findet sich ein Hämangiom an der hinteren Blasenwand.
"Es werden acht Spülungen ohne jeden Erfolg vorgenommen.
Ä Nur vorübergehende Besserung trotz genügender Behandlung
= war bei zwei Patienten festzustellen.
„. 8. Die 20 jährige [Patientin B. hat :seit frühester Jugend Bett-
nassen, die längsten freien Perioden betrugen etwa 14 Tage. Bei zwei
„an demselben Leiden erkrankten Schwestern hörte die Erkrankung bei
der einen im Alter von 17 Jahren, bei der anderen mit der Ver-
‚heiratung ‚auf, | Sr |
'Vom 11. Oktober bis 11. Dezember neun Spülungen, zu Anfang
‚Besserung; am Schluß Zustand wie vorher.
on; 4. Alfred F., 12 Jahre, von Kindheit an Bettnässer, wird vom
a> Dezember bis 15. Januar mit neun Spülungen behandelt. Während
er Behandlung 'Besserung; nach Ablauf der Behandlung Zustand im
Algemeinen wie vorher, — > en l
ar Öfter würde bei ungenügender Behandlu
S vorübergehende Besserung erzielt. | |
A 6. Minna F., 18 Jahre, hat ihr Leiden seit frühester Kindheit,
“big. 8.; 28. und 27. Januar je eine Spülung. Seit der ersten Spülung
‚zum 14. Februar kein Bettnässen. - In den letzten 14 Tagen des
ng eine nicht mehr
bruar Bett fünfmal genäßt trotz einer Spülung am 22, Februar und |
‚ Marz, ‚Patientin kommt nicht wieder; am 2. April gibt sie an, daß
"der ‚Zustand wie vor der Behandlung sei.
‘
7. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 81: -
‚lungen. Nach der
Bett uriniert. | E | n
0.12% Else B., 20 Jahre, von Kindheit an Bettnässerin; tags nur
: wenn sie aufgeregt war; - merkte nichts davon, als daß sie naB war. ,
Es werden vom 21. Juni bis 81. Oktober 23 Spülungen gemacht. Seit _-
der Spülung Besserung; jetzt oft 10 bis 14 Tage frei, während es früher-
: Cystoskopie drückt’ die Blase den eingelaufenen Borwasserinhalt in das | 28 Spülungen.
. hochstehende Standgefäß zurück, ohne daß der Patient irgendein Gefühl |
Vom 27. Januar ab sind 15 Spülungen gemacht.
Besserung aufgetreten. Patientin näßt durchschnittlich einmal wöchentlich, . -
20. Berta Schn., 11 Jahre, erst seit einem Jahre krank, :allnächt-
liches Bettnässen. Vom 21. Februar bis 3. März drei Spülungen. Im
.
A:
= 6. Bertha J., 6 Jahre, nie. ganz trocken; machte ‘gewöhnlich in :.
‚der Nacht das Bett vier- .bis fünfmal naß; seit zehn Wochen, nach - Ke
Diphtherie, Bettnässen etwa acht- bis zehnmal nachts. Nach der ersten .
pülung am 10. Oktober bleibt Patientin ein& ganze Woche. trocken. -
In der Woche nach der zweiten Spülung. am 17. Oktober ist siè wieder
jeden Morgen naß. Nach der dritten Spülung, am 24. Oktober kommt
Patientin nicht wieder. tee ee NA a
7. Marie Sch., 19 Jahre, mit zwölf Jahren. Rippenfellentzündung ;
seitdem fast allnächtlich das Bett genäßt. Auf die erste Spülung am .
18.-Mai vier Tage. trocken, auf die Spülung am 25. Mai keine.. Besse-
rung, nach dritter Spülung am 1. Juni kommt Patientin nicht wieder.
8. Joseph O., 13 Jahre, seit frühester Kindheit Bettnässer. Nach
vier Spülungen zwischen 17. Oktober und :26. Oktober verschwand das
Bettnässen, trat dann nach einigen Wochen wieder-in alter Stärke auf.
nn aon ta März- wieder mit drei Spülungen ohne wesentlichen Erfolg
ehandelt. Br a), ur 5 ia.
9. Willi B., 6 Jahre, seit zwei Jahren Bettnässer ' jede Nacht:
trophie. Vom 11. bis 20. Juni drei Spülungen, nur am 18, Bett genäßt
(was: als gute Besserung angegeben wird). Vom 2i. bis 23. jede Nacht
Urin ins Bett. 24. Juni vierte Spülung. ~ Patient kommt nicht wieder.
. Eine geringe Besserung war bei zwei Fällen zu konstatieren.
11. Eugen B., 18 Jahre, von klein auf stets Bettnässer gewesen;
jede Nacht ins Bett uriniert. Vom 24. September bis 15. Oktober werden
sechs Spülungen gemacht und vom 29. Januar bis 3. Februar zwei Spü-
höchstens an sechs hintereinander folgenden Tagen geschah.
~ Ein gute Besserung wurde in folgenden Fällen erzielt: `-
2.18. Karl.P., 18 Jahre, andauernd Bettnässer, durchschnittlich °
‚dreimal wöchentlich; neun Spülungen vom 18. August bis 26. September. _
‘Im letzten Monat der Behandlung nicht mehr naß gemacht. Am 5.Fe-
'bruar schreibt die Mutter auf Anfrage: Seine Blasenschwäche: hat sich -
‘durch die Behandlung bedeutend gebessert. Soviel ich gemerkt habe,
ist er vor dem Urinieren von selbs
lung selten der Fall war.
t.aufgewacht, was vor der Behand-
an
14. Helmut G., 8 ‚Jahre, bis zum dritten bis vierten Jahre rein,
‘dann Bettnässer, zurzeit jede Nacht naß. . Vom 7. Oktober bis 12. No-
vember sechs Spülungen, am 16. Dezember und 3.Februar je eine Spü-
lung. Zwischen 12. November und 16. Dezember keine Bettnässen;
‚zwischen 16. Dezember und 3. Februar im ganzen dreimal bettgenäßt.
- 15. Jacob R., 15 Jahre, seit einem Vierteljahr Bettnässen, und -
zwar allnächtlich.. Vom 15. Januar bis 24. Februar sieben Spülungen. _
Näßt nach der. Behandlung zirka einmal wöchentlich. \
16. Lotte L., 4 Jahre, nie ganz rein. Im Jahre 1915 Diphtherie;
danach Verschlimmerung; zwar nur gelegentlich Bettnässen, aber fast‘
täglich Kleider genäßt. Bis 17. Oktober zirka 20 Spülungen. .Am Tage `
wird nur noch gelegentlich das Kleid naß; Bettnässen selten.
17. Anneliese B., 9!/; Jahre, bis Herbst 1913. reinlich. Dann
nach Diphtherie und anschließendem Blasenkatarrh Bettnässen, fast .
täglich trotz dreimaligen Weckens. Vom 24. Juni bis 17. Oktober
25. Februar gibt Mutter an, daß Besserung unverkenn-
bar sei. Bettnässen kommen jetzt nur jede vierte bis fünfte Nacht
vor. Zuweilen wacht sie von selbst auf. PO
Einige Fälle, bei denen gute Besserung erzielt wurde, stehen
noch in Behandlung. u nz SE a
18. Lotte D., 9 Jahre, seit fünf bis sechs Jahren jeden Morgen
naß trotz zweimaligen Weckens. ‘Macht sich fünf- bis sechmal nachts
naß, auch tagsüber wird die Unterkleidung öfter durchnäßt. Seit
14. Februar 1919 zehn Spülungen. Jetzt wird im allgemeinen nur in
jeder dritten Nacht das Bett genäßt. |
`. 19. Margot Sch., 5 Jahre, ist nie ganz reinlich gewesen. Vor
einigen Wochen Verschlimmerung; seitdem jede Nacht Bettnässen.
März nur einmal ins Bett genäßt.
21. Marie G., 18 Jahre, seit 61/2 Jahren nach Soolbadkur Enu-
resis. Seit Herbst 1918 fast jede Nacht ins Bett‘ genäßt. Seit: 30. Ja-
nuar 1918 elf Spülungen. Ganz wesentliche Besserung.‘ Durchschnitt-
trocken. Am 3. April noch in Behandlung. | FE
‚Bei mehreren Patienten war anfangs Besserung eingetreten,
lich einmal wöchentlich Bettnässen, in den letzten acht Tagen ganz .
man glaubte sogar an Heilung, bis nach längerer Zeit oft im An-
`
Behandlung wird höchstens jede zweite Nacht ins-
Es ist entschiedene -
früher sauber. Vom 80. November bis 11. Dezember fünf Spülungen. `- Ei
‘Während dieser Zeit Besserung; am Schluß kein deutlicher Erfolg. . - .:
10. Ernst F., 7 Jahre, Enuresis (nähere Angaben fehlen). Mandel-
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schluß an eine Erkältung oder eine vorübergehende Infektion ein
Rückfall eintrat. |
22. Marie F., 8 Jahre, mit drei Jahren eine Zeitlang trocken
gewesen; danach Bettnässen, jetzt etwa zwei- bis dreimal wöchentlich.
Vom 1. August bis 16. September 13 Spülungen. Danach in 31/, Mo-
naten nur etwa dreimal bettgenäßt. 3. Februar. In den letzten 14 Tagen
Bettnässen wieder häufiger vorgekommen. Kommt nach Spülung
nicht wieder.
23. Emma H., 18 Jahre, Bettnässen, besonders während der
Periode Vom 18. Oktober bis 29. November fünf Spülungen. Bis Mitte
Januar 1919 kein Bettnässen, dann in einer Woche dreimal. Kommt
nach Spülung nicht wieder. |
24. Johannes O., 5 Jahre, seit Kindheit Bettnässer, jetzt fast
allnächtlich. Vom 5. August bis 4. Oktober zehn Spülungen. Von Ok-
tober bis Januar höchstens'zweimal monatlich ins Bett genäßt. Anfang
Februar 14 Tage Grippe, seitdem Verschlimmerung. Kommt nach Spü-
lung nicht wieder.
Sehr zahlreich waren die geheilten Fälle.
25, Gertrud W., 6 Jahre, mit 31/2 Jahren Bettnässen aufgetreten,
gelegentlich allnächtlich; wird jede Nacht zwei- bis dreimal aufge-
nommen. Es -kommen Pausen von acht Tagen vor, in denen kein
Bettnässen auftritt. Vom 6. Juli bis 2. November 18 Spülungen.
30. Januar: Seit Anfang November kein Bettnässen mehr, mit Aus-
nahme einer Nacht, in der Patientin an Nesselfieber litt. Wird nachts
nicht geweckt, braucht nicht aufzustehen.
26. Helene G., 9 Jahre, seit viertem Lebensjahr Bettnässerin,
fast allnächtlich. Vom 26. August bis 1. Oktober zehn Spülungen.
8. März 1919: Völlig geheilt. Manchmal steht sie nachts von selbst
auf zum Wasserlassen.
27. Anna D., 10 Jahre, seit, sechstem Lebensjahr Bettnässen.
Seit vier Wochen fast jede Nacht. Im August und September mit
Spülungen behandelt (wieviel?).. 24. Januar 1919: Nach der dritten
Spülung ist kein Bettnässen mehr aufgetreten. Wacht von selbst auf,
wenn Harndrang kommt, schläft meistens durch. Keine Flüssigkeits-
beschränkung mehr. |
28. Rosa H., 4 Jahre, war nie ganz reinlich.
Bettnässen, manchmal mehrfach. Vom 10. bis 21. Oktober vier Spü-
lungen. 8. Februar 1919: Nach Angabe der Mutter sei alles in Ord-
nung, schläft entweder die ganze Nacht durch, oder ruft von selbst.
29. Maria K., 13 Jahre, nie reinlich. Muß jede Nacht zweimal
geweckt werden. Vom 26. Oktober bis 5. Dezember vier Spülungen.
95. Januar: Seit dem 2. November kein Bettnässen mehr. Wacht von
selbst auf, muß aber jede Nacht Wasser lassen.
30. Friedrich K., 5!/2 Jahre, nie reinlich. Fast jede Nacht zwei-
bis dreimal Bettnässen trotz Weckens. Vom 21. November bis 24. Fe-
bruar 21 Spülungen. Seit der Behandlung kein Bettnässen mehr.
31. Gerhard L., 7 Jahre, von klein auf Bettnässer, etwa jede
Nacht. Vom 8. Mai bis 81. Juli 32 Spülungen. Im Anschluß daran
14 Tage aufs Land. Ende Januar. Im November einmal nach Erkäl-
tung das Bett genäßt, sonst andauernd trocken.
39, Paul Sch., 12 Jahre, seit Geburt Bettnässer, im Winter jede
Nacht, im Sommer etwas seltener. Epispadie. Vom 15. Juli bis 8. August
neun Spülungen. Während der Behandlung nur noch einmal genäßt,
mehrmals nachts aufgewacht. s
33, Friedrich B., 11 Jahre, von Kindheit an Bettnässer.
29. Juni bis 7. Juli fünf Spülungen. Seit der ersten Spülung ist kein
Bettnässen mehr aufgetreten. Wacht vor Urinieren auf.
34. Ludwig N., 13!/, Jahre, von Kindheit an Bettnässer, zurzeit
alle zwei bis drei Tage. Vom 4. Juli bis 15. August zehn Spülungen,
9. September: Seit Ende Juli völlig trocken; hat heute Nacht das Bett
genäßt, kommt deswegen zur Spülung.
35. Amalie J., 5!/a Jahre, eine Zeitlang trocken.
bis Anfang Oktober zirka zehnmal das Bett genäßt. Vom 10. bis 26. Ok-
tober drei Spülungen. 4. April: Seit Monaten kein Bettnässen mehr,
vor einigen Wochen einmal tagsüber Kleidung benetzt.
36. Max G., 16 Jahre, von Kindheit an Bettnässer (sehr häufig).
Vom 18. November ab 14 Spülungen. 6. März: Nur im Dezember und
Januar je einmal genäßt.
37. Wilhelm Pf., 21 Jahre, von Jugend auf Enuresis, auch Hosen-
nässer, wenn er nicht sofort Wasser lassen kann. Jetzt jede Nacht
Bettnässen. Vom 25. November bis 21. Dezember acht Spülungen. Seit
7. Dezember nicht mehr genäßt. s
38. Hans St., 14 Jahre, seit Kindheit Bettnässer; jetzt jede Nacht,
im Sommer etwas besser, immerhin noch drei- bis viermal in der
"Woche. Vom 7. Januar Fis 17. März zwölf Spülungen. 1. April: Letztes
Bettnässen vor drei Wochen.
39. Carl W., 8 Jahre, häufiges Bettnässen.
22. Januar: Patient hat nicht wieder genäßt.
40. Martin E., 8 Jahre, häufiges Bettnässen. Vom 2. Februar bis
17. März fünf Spülungen.
Bettnässen mehr.
Fast jede Nacht
Vom
8. Januar Spülung.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK
Vom August |
In der letzten Zeit der Spülungen kein
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41. Georg M., 8 Jahre. Seit Geburt Bettnässen, fast allnächt-
lich. Vom 5. März bis 3. April drei Spülungen; während der Zeit der
Spülungen nur anfangs zweimal Bettnässen, sonst trocken; ist noch in
Behandlung.
42. Franz H., 7 Jahre. Von klein auf Bettnässer, sehr häufig.
Vom 14, bis 22. November vier Spülungen. Darauf auffällige Besserung,
während des ganzen Winters nur einmal wöchentlich genäßt. Am
a Februar und 6. März wieder je eine Spülung. Bettnässen hat auf-
gehört.
Sehr viele Patienten gaben an, daß sie nach der Spülung `
nachts aufgewacht seien durch Harndrang, den sie früher nie ver-
spürt hätten. In anderen Fällen wachten die Patienten während
der Nacht nicht auf und blieben sauber. Ich möchte glauben,
daß hier im Unterbewußtsein ein Contractionsgefühl wahrge-
nommen und mit Verstärkung des Spinctertonus beantwortet
wurde. Man wird bei manchen Fällen sagen können, daß es auch ~
zu Rückfällen kommen kann, da die Beobachtungszeit noch nicht
genügend lang ist. Es ist das ohne weiteres zugegeben. Trotz-
dem wird man bei kritischer Durchsicht der Krankheitsberichte‘
zugeben müssen, daß unsere Behandlung im großen und ganzen
eine recht erfolgreiche war. Sie führte oft zum Ziele, wo andere
Behandlungsmethoden versagt hatten. Sie ist dabei durchaus un-
schädlich und so einfach, daß sie überall bequem vorgenommen
werden kann. |
Die einzige Verordnung, die wir nebenbei noch gaben, war
die Flüssigkeitsbeschränkung am Abend vorher, eine Maßnahme,
die übrigens bei fast allen Fällen schon vor der Behandlung ohne
‚Erfolg getroffen war. Von anderen Maßnahmen sahen wir ab, um
zunächst erst einmal ein richtiges Bild über die Wirksamkeit
unserer Behandlungsmethode zu gewinnen. Es dürfte sich aber
vielleicht empfehlen, bei solchen Fällen, die durch die Spülungen
nicht zur Heilung gelangen, Mittel zu gebrauchen, welche die
Contractionshäufigkeit der Blase herabsetzen, also vor allem Bella-
donna und Atropin, und in schwereren Fällen die epidurale In-
jektion.
Literatur: Fuchs und Groß, M.m.W. 1916, Nr.47. — Guyon,
Die Krankheiten der Harnwege. Wien 1897. — Oberländer, B. kl W
1888. — Weitz und Götz, M. Kl. 1918, Nr. 30.
Anamnestische Erhebungen bei Skorbutkranken.
| Von
Priv.-Doz. Dr. Th. Messerschmidt,
Vorstand der bakteriologischen Abteilung
der hygienisch-chemischen Untersuchungsstelle Hannover.
Im März bis August 1917 erkrankten nacheinander 28 Mann
eines dem Karpathenkorps zugeteilten Landsturmregiments an
Skorbut, und zwar beim I. Bataillon 6, beim Il. Bataillon 17,
beim IlI. Bataillon 5 Mann, Bei den sämtlichen anderen Truppen:
des Korps wurden im ganzen 3 Erkrankungen (2 in einem Jäger
regiment, 1 in einem Artillerieregiment) beobachtet. Von den beim
Korps befindlichen k. und k. Truppen wurden einige Skorbuttälle
bei einer Bäckereikolonne gemeldet. Über diese stehen mir keine
näheren Angaben zur Verfügung, auch hatte ich weniger Gelegen-
heit, diese Mannschaften vor und während der Erkrankung zu
beobachten und sie persönlich auszufragen; ich lasse sle daher
aus den folgenden Betrachtungen fort,
Bei den deutschen Truppen ließ sich folgendes feststellen:
Meist drei Wochen vor dem Auftreten der Hautblutungen hatten
die Kranken über „rheumatische“ Beschwerden in den Beinen 5°
klagt, sich deshalb aber nicht krank gemeldet, da die Schmerzen
selbst beim Bergsteigen nur gering waren. Die mehr oder minder
großen „Verfärbungen“ der Haut an den Beinen erst führten die
Kranken zum Arzt. Zahnfleischblutungen und Geschwure traten
meist erst während der ärztlichen Beobachtung oder in den Laza-
retten auf; diese waren bei einigen recht beträchtlich. Im ns
waren die klinischen Erscheinungen — über die der behandelnde
Arzt, Herr Stabsarzt Dr. Henneberg, besonders berichten wird —
meist nicht bedrohlicher Natur, wenn auch in allen Einzelheiten
typisch. Sämtliche Kranken wurden lediglich diätetisch mit grunel
‚Gemüsen usw. behandelt und genasen. b
Ätiologisch sind die Skorbuterkrankungen besonders deshal
interessant, weil sie in gehäufter Zahl lediglich bei einem ans
etwa 9 Regimenter beobachtet wurden. Die bei weitem gröb Š
Zahl der anderen deutschen Truppenteile lebte unter völlig
gleichen äußeren Bedingungen und blieb verschont. In der
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'Skorbuterkrankungen- und
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.. Literatur des Krieges wird (soweit ich sie verfolgen konnte) von
Much (1) die Möglichkeit einer Infektion als Ursache des Skorbuts
erneut besprochen. Brauer (2) hält ihn für die Folge verschie-
denster Infektionen ohne specifischen Erreger. Zwei österreichische
Autoren (3) denken an Schneeschmelzwasser als ätiologisches Moment.
Dagegen ist die herrschende Ansicht, daß der Skorbut lediglich als
Es scheint bei der nicht ganz ein-
stimmig anerkannten Ätiologie nicht ohne Interesse, über die
gen. und besonders die Verpflegung vor und zur
Zeit unserer Erkrankungsfälle zu berichten. — SE
1. Der allgemeine Gesundheitsstand des Land-
-= ` sturmregiments (mit einem durchschnittlichen Alter von etwa
- 40 Jahren) vor und während: der Skorbuterkrankungen war ausge-
zeichnet. Mit Ausnahme von ganz vereinzelten typhusähnlichen
Erkrankungen blieb das Regiment von ansteckenden Krankheiten
Nährschaden aufzufassen ist.
Lebensbeding
jeder Art vollkommen verschont. Der. zehntägige Krankenstand
war kaum höher als der unserer übrigen an Lebensalter wesentlich -.
jüngeren Truppenteile und hielt. sich um 2,5 °/, der Iststärke ein-.
‘ schließlich der ihren Dienst versehenden Leichtkranken. Die an
Lebensalter jüngeren. Truppenteile des Korps standen damit
kaum besser.
Das Regiment hatte -mehr Kranke dieser Art
als alle übrigen Truppenteile zusammen.
vgl. Hirsch, wird für die Kriegsnephritiden ebenso wie für. den
. Skorbut.der Mangel an Ergänzungssioffen (Vitaminen) in der Nah--
‚rung als ursächliches oder begünstigendes Moment angesprochen.
Während in den zehntägigen Krankheitsberichten die Zugänge an
Nierenentzündungen bei allen -übrigen Korpstruppen unter. 0,1°/,
der Iststärke blieben, erreichten die Höchstzahlen (im März) beim
~ Landsturmregiment fast 2°/, der Regimentsstärke; seit Januar 1917
. hielt sich die Kurve stets über 0,9°/,.
Landsturmregiments waren Erkältungen und sonstigen allgemeinen
' Körperschädigungen — wie wir später näher selien werden — nicht
' mehr ausgesetzt, als alle anderen Truppenteile; ein nachweisbarer
' Grund für die gehäuften 'Nierenentzündungen, die teilweise fast
Die Mannschaften des
epidemieartigen Charakter trugen, ließ sich nicht erbringen. Ob
für sie ähnliche Ursachen wie für den Skorbut in Frage kommen,
` sei dahingestellt. Es ist immerhin auffallend, daß etwa 90 °/, der
Nierenentzündungen des Korps beim.
Landsturmregiment auftraten. -
Die- allgemeinen :Lebensbedingungen der
Mannschaften des Landsturmregiments wie auch der. übrigen.
Truppen waren nicht ungünstig, wenn auch gänzlich anders, als sie
es früher gewohnt waren. Sie lagen etwa 7 bis 8 Monate in Stellung
"und zwar in einer Höhenlage um 1500 bis 1700 m. Klimatisch
herrschten eigenartige und: interessante Verhältnisse. Nebel und
Kälte wechselte mit warmer Höhensonne während des Winters
_ und des Frühlings. Innerhalb von 24 Stunden waren in der Sonne
tägliche |
Schwankungen von 20 bis 25° C gehörten wochenlang zur Regel.
Temperaturunterschiede von 40°C nicht selten,
Während der ersten Monate des Stellungsbaues — August bis
Oktober 1916 — waren die Unterkünfte aller Truppen schlecht;
das Gelände war Urwald, von ‘Menschen nicht bewohnt und kaum
betreten.
selbstgebauten Blockhäusern. Rastlose Arbeit machte diese mehr
und mehr zu hygienisch durchaus einwandfreien und behaglichen
Unterkünften, Monatelang vor dem Auftreten der.ersten Skorbut-
erkrankungen -lag die Truppe in diesen guten Häusern, die neben
ausreichender Wärme reichlich Luft und Licht bekamen. Jeder
Mann hatte zur Nacht: Mantel, Zeltbahn und mindestens zwei
wollene Decken. Im ganzen allerdings war beim Landsturmregiment
das II. Bataillon etwas ungünstiger gestellt als das I. und III. Bataillon.
Es lag teilweise auf einem Hochmoor, teils.auf einer nicht bewaldeten,
den kalten Winden stets zugänglichen Bergkuppe (1800 m). Die.
nterstände waren demgemäß kleiner angelegt. Während nun
dieses Bataillon am meisten Zugänge an Skorbut zählte (17), hatten
Ä andere Jüngere -Truppenteile noch wesentlich schwierigere Wohn-
‚bedingungen und blieben frei von Skorbut; auch die 8. Kompanie,
die auf dem schlechtesten Posten des II. Bataillon lag; hatte weniger
Erkrankungen als die günstiger liegende 6. Kompanie. Das I. und
I. Bataillon baute seine Stellungen im oder in nächster Nähe des.
‚Kiefernwaldes, ‘Wenn auch im Jahre 1917 das Landsturmregiment
kon größeren Kampfhandlungen zu leisten hatte, so waren doch die
örperlichen Leistungen jedes Einzelnen sehr bedeutend.. Der
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AR. r ri en ne N = A s -_ £ vo Ps
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 81.
| ausgezeichnet. .
Es darf indessen nicht unerwähnt bleiben, daß die
Zugänge beim Landsturmregiment an Nierenentzündungen wesent- `
.lich höher waren.
Von einigen Autoren,
ut aE Als aber vom November beginnend, die Stellungen
- fertig ausgebaut waren, -lagen die Mannschaften bald in warmen
ellungsbau im steilen Gelände, oftmals in Fels und hartem Stein,
der Bau der-Unterkünfte, das Freihalten der viele Stunden weiten
Anmarschwege und Gräben von Schnee, das Herantragen yon Nutz-
und Brennholz; all diese körperliche Arbeit in den Höhen. von
über 1500 m erforderte die volle Kraft der Mannschaften. Im
ganzen hatte es das neben einer weniger gegen die Unbilden der
Witterung geschützte II. Bataillon darin ungünstiger ‘als das I. und
II. Bataillon. Jüngere Truppenteile indessen hatten wesentlich mehr `.
"| als das Landsturmregiment zu leisten und blieben frei vom Skorbut, |
‘Von den Erkrankten des Landsturmregiments war einer unter .
| 30; drei ‚unter, die übrigen über 40 Jahre alt. 00
~ > Daß von dem Organismus der Mannschaften, die. also -nur
selten unter 40 Jahre alt. waren, danach viel Mehrarbeit als zu .
' Friedenszeiten verlangt wurde, steht außer Frage und zwar um so |
mehr, als -es sich größtenteils um: Kinder der norddeutschen Tief- — 7:
ebene . handelte, die auch an vorübergehenden Aufenthalt im.- Br
Seelisch und körperlich im _
trugen indessen alle ihr so verändertes- Dasein ` .
Gebirge nicht gewöhnt waren.
Ernährungszustand'
Ihrem subjektiven Eindruck nach hatten sich alle Kranken
früher als kräftige und gesunde Leute gefühlt; weshalb die jüngeren
Erkrankten nicht im Frieden Soldat geworden. waren, ließ sich nicht
feststellen. Immerhin hatte doch die damalige ärztliche Untersuchung °
wahrscheinlich „körperliche Mängel“ gefunden. Beruflich gehörten
' die Kranken zu den verschiedendsten Klassen: Landwirte, Fabrik-
į arbeiter, Handwerker aller Art, Kaufleute usw. Sie stammten teils
‚aus Städten, teils vom Lande.
eine Infektion in gewöhnlichem Sinne. |
. Das Landsturmregiment hatte, wie fast alle unsere Truppen,
‚ausgezeichnetes .Trinkwasser aus Schichtquellen; einzelne -
. Kommandos, ` unter denen Skorbuterkrankungen vorkamen, holten
ihr Trinkwasser aus: hervorragenden Eisensäuerlingquellen. — Der
Wasserträger der. Schichtquellen war zumeist Grauwacke, das’.
Nährgebiet lag in früher unbegangenen und auch im’ Kriege nie
betretenen Gelände. Nach geologischer Lage und häufiger - wieder-
holten bakteriologischen und chemischen Untersuchungen war das _
: Wasser einwandfrei und wurde daher. ungekocht getrunken, sobald
‚die Quellen ordnungsgemäß gefaßt und ihre Nährgebiete durch °
Einzäunung geschützt wären. Schneeschmelzwasser war weder zu
Koch- noch zu Trinkzwecken dort benutzt, wo Skorbuterkrankungen.
vorkamen; wohl aber in einem Regiment, das davon verschont blieb.
Seit Februar 1917 benutzte das Regiment eine zentralgelegene, `
eigene Bade- und Entlausungsanstalt in vorderer Stellung. Die
Mannschaften wurden durchschnittlich alle 14 Tage gebadet und
entlaust. Wenn auch vor dieser. Zeit von ‘schwerer Verlausung
der Truppen nicht die Rede war, so' konnte ich mich durch
häufiges persönliches Nachfragen: und durch Untersuchen der
Soldaten überzeugen, daß von Ende März an das Regiment praktisch
läusefrei war. . Daß bei einzelnen Leuten 'sich auch später noch
gelegentlich Läuse wieder einmal fanden, steht natürlich außer
Frage. Von den Skorbutkranken gaben einige intelligente an u
(unter diesen ein Offizierstellvertreter), seit Monaten völlig frei von
Ungeziefer gewesen zu. sein.
erkrankungen und Verlausung, wie ihn Much fand, ließ sich bei
unsern Fällen nicht feststellen.. N ar | SU
“ Die Verpflegung der Truppen. des Korps erfolgte nach drei
Sätzen: Die fechtende Linie und die über 1000 m liegenden
Staffeln bekamen größere Portionen und standen .sich auf etwa
2600 bis: 2700 Calorien. Unter 1000 m angebaute Staffeln erhielten `
etwa 2300 Calorien, Dieser Unterschied war in: erster Linie durch
eine geringere Brotportion bedingt. Die Etappenstraßen wurden
nach dem dritten Satz etwas geringer verpflegt; im Gegensatz zu
den beiden ersteren "hatten sie aber Gelegenheit,- durch Ankauf
von Gemüse, Milch, Eiern usw. ihre Ernährung zu verbessern.
Sie' blieben (die gelieferte Calorienzahl blieb hinter dem zweiten
Satz zurück) frei von Skorbutt. .
Qualitativ bekamen sämtliche Truppen die gleichen Zutaten
geliefert. Da der Skorbut nach der herrschenden Auffassung als
Ernährungskrankheit angesprochen wird, die durch den Ausfall
von lebenswichtigen Stoffen (Ergänzungsstoffe, Vitamine) bedingt
ist, gebe ich im folgenden eine -eingehendere Schilderung der
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pe
| Der Organismus der Einzelnen.
war demgemäß körperliche. Anstrengungen und. Entbehrungen -
mehr oder minder gewöhnt. ie o. PIE SR
` Die Mannschaften lagen in Stellung oder in Reserve meist .
bis zu. 16 Mann'in einem Blockhause. Die Skorbuterkrankungen -
erfolgten niemals bei Bewohnern desselben Unterstandes und zwar -
weder. gleichzeitig noch zeitlich getrennt. . Diese Tatsache, sowie der -
ganze Verlauf der Krankmeldungen sprechen entschieden gegen.
Ein Zusammenhang .von Skorbut- _
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empfangenen Verpflegung. Außer geringen Mengen Fett düriten
die fechtenden Truppen kaum mehr bekommen haben. Die
Stellungen lagen im Gebirge etwa 70 km von Landstrichen ent-
fernt, in denen freihändige Beschaffung nennenswerter Mengen
Gemüse oder dergleichen möglich gewesen wäre. Der Ankauf
irgendwelcher Zulagen waren damit praktisch ausgeschlossen.
Tabelle 1 gibt die in der Zeit vom 17. Juni bis 23. Juni
gereichten Nahrungsmittel nebst Calorienberechnung; ich wähle
absichtlich ein konkretes Beispiel, das dem Durchschnitt ent-
spricht. Für möglichsten Wechsel in der Reihenfolge wurde Sorge
getragen. | ;
Tabelle 2 zeigt, wie oft in den Monaten April bis Juni
in dem zumeist befallenen Bataillon die gleichen Speisen ausge-
geben wurden, wobei allerdings Änderungen in der Art der Zu-
bereitung nicht berücksichtigt wurden. Kartoffeln, frisches grünes
Gemüse, Milch, Sauerkraut, kurz die meisten Antiskorbutica ent-
haltenden Nahrungsmittel konnten wegen der unregelmäßigen
Lufttemperaturen (Wechsel von Frost und Wärme) und der über-
aus schwierigen Wegeverhältnisse nicht oder nur selten nachge-
schoben werden. Die Speisen wurden kompanieweise in offenen
Kesseln ohne Druck gekocht. In den kochenden Speisen wurden
Temperaturen von durchschnittlich 95° C gemessen (Erbsen-,
Böhnensuppe).
Tabelle 1.
Verpflegung eines Mannes in einer Woche (17. bis 23. Juni 1917).
Kohle-
Eiweiß- Fett- Calorien
| gehalt gehalt | hydratgehalt vom j
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| | B oja | g |°/o g | °/o | £
| | | | |
Kommisbrot ‚8600 336 58,5 1866| 22,4 — 22,4 29121 92 | 2470 | 634,3 202 oral
Rindfleisch, | | NT | EE s
mager . . .11200] 247| 97,5| 240,81 20,4194| 172] — | — | — {8247| 155; — | 97
Pökelfleisch 3 3001 781 97,51 76,11 4,5194 42| — | — | — 12584) 38; — 986
Dorrüben | 300) 931720 67 15 — A1,5l71,4183,5 59,6] 22,8| 14| 21 | 258
Kartoffeln . .| 150| 3 |805| 24] 0,3)—' 0,3| 31,4 99 | 31 82) 3 115 | 126
Nudeln `| 4501495) 89| 44 | 2,703) 25| 340| 98 | 333 | 141 | 23) 1232 | 1396
S Tossa | la 9947 76,9] 82) = 28 020
Zucker =. . 2 || — | — | — [285 — 235 | — | — | 870 | 870
Schmalzersatz | 180| — — ı — [178196 171 | —- | —) — | — 11539) — | 1539
Käse, halbfett | 210| 68 | 95 | 646| — — — 51,6] 90 | 46,4] 220 | — | 172 | 392
Blutwurst . .| 105112,4 97,51 12 ]12,4194 11,7] 26,2) — 26,2] 41 | 1051 97 243
Schnaps, 40], . 200 Er | — | =E s= S — u | | — — | — == 560
Marmelade . 120 — '— | — | i—. — 160 | — | 60 — |i- | 2 222
Graupen . 100| 7,8) 80 | 62] 0,9198: 0,8| 76,5| 99 75,71 21 7 280 308
Gries 100| 9,4 80| Tal 1 93; 091759199 | 2| æ | 8| 278 | 311
e . „| 1501122! 80 | 9,8 1.008) 1,8] 114) 99 | 113 | 33 | 16| 418 | 467
Hafergrütze. .| 1001139) 80 | 11 | 621931 _5,8l67,11 99 | 63,1] 37 | 52| 233 | 322
vn | a an 8507 e Te en lss16
18316 Calorien wurden in 7 Tagen gegeben; das heißt täglich 2616,5 Calorien.
Tabelle 2.
wurden bei II. Lst....mal die gleichen Zutaten
verabfolgt:
In den Monaten ....
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A|
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Die Zubereitung geschah von Köchen, meist Metzgern, die
aus der gleichen Gegend stammten, wie die Mehrzahl der Mann-
schaften; sie war also dem landesüblichen Geschmack weitgehendst
angepaßt. Dem trugen auch die aus Mannschaften und einem Offizier
bestehenden Küchenkommissionen mit ihren Änderungsvorschlägen
in der Zubereitung Rechnung. Kein Kranker beklagte sich über
das ihm bei der Kompanie gereichte Essen. Es hatte ihnen stets
bis zum Auftreten der Hautblutungen gut geschmeckt und ent-
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIR — Nr. 51.
5 m Z—
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sprach in Zubereitung und Menge im allgemeinen dem, wie sie
es zu Hause gewöhnt gewesen waren. Der Mangel an Kartoffeln
und frischem Gemüse wurde indessen allgemein empfunden und
zwar besonders von den Mannschaften, die vom Lande stammten,
Objektiv läßt sich indessen sagen, daß die Speisen an Anti-
skorbutieis sehr arm waren. Abgesehen von den geringen Mengen
Kartoffeln und Sauerkraut waren diese Ergsänzungsstoffe wohl nur
in dem frischen Fleisch zur Truppe gekommen.
Tabelle II zeigt, daß die vier Kompanien des I. Bataillons
teils mehr, teils weniger frisches Fleisch empfingen. 5
In Prozentzahlen umgerechnet bekam frisches Fleisch die:
7. Komp.')an 100°/ der Tage. Bei ihr erkrankten 0,4%
Das Ne Te Ei A 0,8%/, \ der Iststärke
GN O8 DO KR = 2,0%, an Skorbut
8: e „ 55,5°)0.. ar a 8,00%
Wenn bei der geringen absoluten Zahl (17 Mann) der Kranken
diese Angaben auch an Beweiskraft verlieren, so ist doch nicht
uninteressant, daß in der Kompanie jeweils um so mehr Leute an
Skorbut erkrankten, je häufiger Dauerfleisch an Stelle von frischem
Fleisch gegeben wurde; d.h. da das frische Fleisch der haupt-
sächlichste Träger der Antiskorbutica für die Truppe war, je
weniger Antiskorbutica die Mannschaften bekamen.
Ich wäre geneigt, diesen Zahlen beweisende Bedeutung bei-
zumessen, wenn auch in anderen Regimentern ähnliches zu beob-
achten gewesen wäre. Kamen doch, wie früher erwähnt, nur
noch in einem Jägerregiment zwei, in einem Artillerieregiment em
Fall von Skorbut zur Beobachtung, während alle anderen Regi
menter frei blieben. Dabei, das sei ausdrücklich betont, lebten
auch Kompanien dieser ebenso häufig von Dauerfleisch, wo äußere
Gründe, wie z. B. die Schwierigkeit des Nachschubs und der
kompanieweisen Verteilung dazu zwangen. Es läßt sich. zwischen
den gesamten Lebensbedingungen des Landsturmregiments und
denen der übrigen .kein Unterschied finden, und doch fallen fast
90% der Skorbutfälle des Korps auf das Landsturmregiment. Diese
Beobachtung im ganzen Korps findet ein Beispiel im klemen bel
einem Arbeitskonnmando. Es bestand aus einem 39 Jahre alten
Landsturmmann und 85 Jägern. Diese 36 Mann wohnten zusammen
seit 23. Dezember 1916 in einer Baracke nahe ihrer Arbeitstätte,
Der Landsturmmann war der Koch für die übrigen Leute. Set
15. Januar war das. Kommando läusefrei, lag in guten, fast
friedensmäßigen Unterkünften und war mit Arbeit nicht überlastet,
zumal der Landsturmmann war in jeder Beziehung mit semem
Dienst und seinem Leben zufrieden. Von den 36 Mann erkrankte
er als einziger (am 3. Mai) an Skorbut.
Die vorbeugenden Maßnahmen in der Truppe bestanden
infolge der herrschenden Ansicht über die Ätiologie des Skorbuts
in der Darreichung von Speisen aus grünen Wildkräutern, die seit
Mitte Juni auch bei den höher gelegenen Unterkünften meist reich-
lich wuchsen. Aus den Blättern von wildem Sauerampfer, VOL
Brennesseln und von Sumpfdotterblumen wurde Spinat gekocht,
der, wenn auch etwas herbe, so doch recht wohlschmeckend war:
Aus den Stengeln von Pestwurz (Petarsites), die in großen Mengen
vorkam, ließ sich eine.Rhabarberspeise bereiten, die gerne gegessen
wurde. Die Pestwurz wurde auch ebenso wie obige Blätter als
Zusatz zu Dörrgemüse gekocht. Ob diese Maßnahmen, verg t
mit dem geplanten gelegentlichen Nachschub frischer Kartoffeln
und Gemüse genügt hätten, den Skorbut verschwinden zu lassen,
konnte nicht festgestellt werden.
Ende Juli trat das Korps den Vormarsch in die Ebene aA
Hier bot sich reichlich Gelegenheit zur Verpflegung mit Obst un
frischen Gemüsen; aber- auch alle anderen Lebensbedingunget
a sich vollkommen. Reichere Getechtstätigkeit, vermehrte
körperliche Anstrengungen, schlechtere Quartiere, ungünstige lon
wasserverhältnisse, zunehmende Verlausung, kurz wesentlic
weniger günstige äußere hygienische Lebensbedingungen setzten —
abgesehen von der Verpflegung — ein. Skorbutfälle kamen In-
dessen nicht mehr zur Meldung.
Zusammenfassend läßt sich aus unseren Beobachtungen
folgendes sagen:
In unserem Korps erkrankten 31 Mann in den Monaten
März bis August 1917 an Skorbut. 090,3 %/, der Fälle kamen 1
einem Regiment vor, das ein wesentlich höheres durehschnittliches
Lebensalter hatte, als die übrigen 'Truppenteile. In diesem Re-
giment stammten 60,7 %/, der Kranken aus einem Bataillon. Die
1) Zu durchschnittlich 250 Mann gerechnet.
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3. August,
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Die Erkrankungen traten zu einer Jahreszeit auf, wo. der
‘Körper im Frieden reichlich Ergänzungsstoffe aus ‚grünen Ge-
müsen aufzunehmen gewöhnt ist. Ob diese Beobachtung durch
. ein jahreszeitliches Einstellen des Körpers auf gewisse Lebens-
bedingungen bedingt ist, oder ob die Mannschaften an und für
sich körperlich weniger. 'widerstandsfähig geworden waren, sei
dahin gestellt. _ RE ae: mo A
‘In dem zumeist .betroffenen II. Bataillon waren in den
Kompanien. die Erkrankungszahlen um so größer, je weniger Er-
gänzungsstoffe aufgenommen wurden; solche waren. nach Art der
Ernährung praktisch nur im frischen Fleisch gegeben. Nach Ein-
- setzen einer Verpflegung mit grünen Gemüsen. hörte der. Skorbut
- trotz Verschlechterung der . sonstigen Lebensbedingungen auf.
. Im ganzen kann man sich des Eindrucks bei unseren Fällen
nicht erwehren, daß neben der Verpflegung noch unbekannte Be-
‚dingungen zum Zustandekommen des Skorbuts gehören, da die Zahl
der Kranken im Vergleich zu der, welche bei gleicher Schädigung
-~ gesund blieb, sehr klein ist (0,06°/, in sechs Monaten!). Infektionen
~ oder Toxikosen (Brauer) scheinen keine .Rolle zu spielen. `
+ '
‚Literatur: 1. M. m. W. 1917, Feldärztl. Beilage. — 2. M. m: W. 1917, .
S. 983, Ärztl. Verein Hamburg, 8. Juli 1917.
1
Aus der il. medizinischen Abteilung des Kriegsspitales 1 in Wien
(Vorstand: Primarius Doz. Dr. Wilhelm Neumann).
nn =. Bemerkungen |
' zur‘ Pathologie der. „Hungerosteopathie“.
Bo Ps 5 | Von l -
: = Dre. Arnold Kirch, Assistenten der Abteilung.
~ __ Zahlreiche Autoren haben in den letzten Wochen auf das
: gehäufte Vorkommen von Osteomalacie beziehungsweise osteomalaeie-
ähnlichen Zuständen hingewiesen. Wenn ich nun gleichfalls. meine .
diesbezüglichen Erfahrungen mitteile, so ist vor. allem der Hinweis
nötig, daß unser Krankenmaterial insofern anders geartet ist, als
unsere Abteilung bisher nur Männerbelag hatte, unsere Beobachtungen
mithin nur männliche Patienten hetreffen. * Seit Februar 1919, in
£ obigem‘ Spital: tätig, hatte ich Gelegenheit, 31 Kranke, -.die sicher
~ dem in Frage stehenden Krankheitsbilde zuzurechnen waren, zu
sehen. Was die Intensität der Knochenveränderungen anlangt, so
‚war diese sehr verschieden; während mitunter nur Druckempfind-
lichkeit der. Rippen, eventuell auch des Beckens bestand, der
watschelnde Gang auffiel oder überhaupt nur Schmerzempfindungen
beim Gehen auftraten, Adductorenspasmus nachweisbar war, zeigten
leisem Knirschen nachgab, frakturiert war. ‚Während nun in ein-
zelnen Fällen hochgradige Schmerzhaftigkeit der befallenen Knochen
‚Sich zeigte,. sodaß die Betreffenden unbeweglich im Bette lagen,
oberflächlich 'atmeten, wiesen andere Patienten. mit hochgradig
weichen Knochen nicht die mindeste spontane‘ oder Druckschmerz-
haftigkeit auf, oline daß bei den Letztgenannten eine bestimmte
Ursache (Tabes usw.) dafür verantwortlich gemacht werden konnte.
Besonders schmerzhaft wurde manchmal der Druck gegen eine
Stelle im sec |
außerhalb der Mamillarlinie empfunden oder auch der Druck gegen
den Rippenbogen, wenn man die Daumen an den Arcus costarum
anlegte und nun ‘(beim liegenden Patienten) in ‚der Horizontalen
vn Daumen cranialwärts preßte. Verkrümmungen der Wirbelsäule,
p erbiegungen des Beckens saben wir nicht, ebenso fand sich das
Kopfskelett frei von Veränderungen; gelegentlich wurden radiologisch
ieie Atrophien im Bereich der Fußknochen nachgewiesen, wo-
el es jedoch sehr fraglich ist, ob diese irgendwie hierherzu-
rechnen sind. . Wichtig schien es uns zu sein, wie sich ' diese
sen Knochen röntgenologisch präsentieren; da erlebten wir nun
Ss Enttäuschung, daß Leute mit kolossal weichen Knochen, die
j = wie decaleiniert anfühlten (in zwei zur Autopsie gelangten
“älen waren auch die Beckenknochen leicht zu schneiden), ein
Normales Röntgenbild aufwiesen, dagegen zwei andere Patienten
En Druckschmerzhaftigkeit der Rippen ohne Weichheit derselben,
ntengang eine allgemeine.Osteoporose erkennen ließen (Befund:
Dr. Mittler).
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 81.
gesamten Lebensbedingungen der Truppen des Korps einschließlich -
Verpflegung waren dabei ziemlich gleich. Es wurden ältere (über
:,40 Jahre alte) Leute gegenüber jüngeren "Jahrgängen bevorzugt
| zu.
andere Kranke .eine geradezu unheimliche Malacie. der Rippen; aut
leichten Druck konnte man fühlen, wie der Rippenknochen unter
hsten oder siebenten Intercostalraum links, etwas,
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daß die meisten jenseits der 50 waren, die schwersten Veränderungen
wiesen Männer -um die 70 auf, bei diesen war das Skelett .im
ganzen ‚grazil,. worauf Nägeli bei seinen. Fällen von“ echter.
Östeomalacie hinweist, Ziemliche diagnostische Schwierigkeiten
verursachte anfangs. ein Patient, der bei Berührung von Brust- E
Oberbauchgegend .mit tonischer Starre der Thorax- und Bauch- . .
muskulatur reagierte; diese an Tetanus gemahnenden Krämpfe
traten auch beim. Husten, Sprechen auf, weiter zeigte. sich die
Haut über dem Brustkorb ödematös, schließlich entpuppte sich. der
merkwürdige Zustand als- Osteopathie, wobei die Spasmen der ."
nn als Analogon des Adductorenspasmus aufzu-
fassen sind.‘ Wiederholt (Schiff, Wassermann) wurde auf
das Vorkommen. leichter Ödeme. bei dieser Osteopathie hinge- .
wiesen; wir konnten eine Kombination von Hungerosteopathie mit
schwerem ‚Morbus oedematosus (starkes Anasarka, Höhlenhydrops)
bei einem 17 jährigen Burschen beobachten, der alte: rachitische
Veränderungen außerdem darbot. Auf die.verschiedenen Symptome, -`
die. in der letzten Zeit oft genug beschrieben wurden, wie Ad- .
ductorenspasmus usw., gehe, ich nicht ein,. wende mich vielmehr
‚der Deutung. des ganzen Symptomenkomplexes zu. Ein Faktor
in der Frage der Ätiologie und Genese dieser ‚Erkrankung ist all-
‚gemein anerkannt: die ungenügende Ernährung, wobei manche
(Pick) mehr die Kalkarmut verantwortlich machen, andere
(z. B. Latzka, .Porges) den Phosphormangel beschuldigen.
'Zweifellos ist, wenigstens soweit bisher bekannt, daß dieses Krank-
heitsbild nur in den Kreisen der 'ärmeren Bevölkerung auftritt. -
Weiter aber suchte man die endokrinen Drüsen als Regulatoren
‘des ‚Knochenauf- und abbaues in den Kreis der Betrachtung: zu‘
ziehen, hat doch Nägeli für die echte Osteomalacie eine Theorie
der pluriglandulären Genese entwickelt und so ‚ist auch jetzt von
verschiedener Seite eine (sekundäre) pluriglanduläre Insuffizienz .
| als .auslösende Ursache hingestellt worden.: Demgegenüber weist
HB. Schlesinger, gestützt auf seine neurologischen Befunde,
besonders den. : Epithelkörperchen. eine dominierende: Rolle .
Beziehungen. zwischen. den Epithelkörperchen und dem
Kalkstoffwechsel sind wohl zweifellos, als ihr anatomischer Aus- .
druck finden sich häufig Veränderungen der. Epithelkörperchen
bei Osteomalacie, aber auch, wie.Nägeli betont, bei den anderen
caleipriven Osteopathien. "Zweimal konnten wir das Auftreten von
Tetanie bei‘ bestehender Osteopathie wahrnehmen; beidemal be- _
traf es Männer Ende 60 mit disseminierter Tuberkulose der Ober-
lappen, Atherosklerose (Sektion), unter-unseren. Augen entwickelte
sich das Bild typischer Tetanie. Das häufige Vorkommen von
Strumen, wie es H, Schlesinger erwähnt, traf bei unseren
Fällen nicht. zu, wir sahen nur ein einziges Mal eine Osteopathie
kombiniert mit Struma. Für die Genese der in Rede stehenden `
Erkrankung scheint uns ein Umstand, auf den bisher wenig. Wert
gelegt wurde, von Bedeutung zu sein. Ich möchte nämlich auf
die. Auffassung Nägelis über die Rolle des Knochenmarkes bei
Osteomalacie hinweisen. - Seiner Meinung .nach ist die Markhyper- _
plasie das. Primäre, die Knochenatrophie sekundär. Unzweifelhaft
bestehen derzeit wenigstens in gewissen Bevölkerungsschichten
Symptome,: die auf eine veränderte Knochenmarksfunktion hin-
weisen; Hülse hat bereits 1917 hervorgehoben, : daß bei der
Ödemkrankheit das Blutbild eine Veränderung erfährt in. dem
. Sinne einer Leukopenie mit relativer Monoeytose, erinnert sei an
die Bemerkungen Wassermanns,’ besonders aber noch an
die Ausführungen Pollitzers jüngst, denen wir uns- voll an-
‚schließen. Es besteht ein Torpor!) des Knochenmarkes, unter
. Umständen wohl auch eine Insuffizienz desselben (Myelargie). Weiter-
hin erscheint es naheliegend — in Analogie zu. vielfachen Vor- p
‚kommnissen der Pathologie —, daß das funktionell minderwertige
Knochenmark gewissermaßen kompensatorisch-hyperplastisch wird;
inwieweit der ganze Vorgang hormonal beeinflußt wird, ist noch’
ganz dunkel im Gegensatz zu vielen Fällen der echten Osteo-
malacie. Über. auffällige Blutbefunde bei der jetzigen Hunger-
osteopathie habe ich nichts gelesen. Bekanntlich hat Neußer
zuerst das Vorkommen von Eosinophilie und Myelocyten bei Osteo-
malatie beschrieben und daraufhin zwei Typen unterscheiden
wollen ; 'in der Folge hat Nägeli diese Befunde bestätigt. Unsere
daraufhin gerichteten Untersuchungen ergaben nur einmal eine -
Eosinophilie: 8°/, bei einer Gesamtzahl der Leukocyten von 5800,
die bei dem Fehlen anderer unsächlicher Momente auf die Osteo.
pathie bezogen werden konnte. Für sehr währscheinlich halte. ich -
~ 9) Unter diesem Gesichtspunkt bedarf auch die Hämatologie der
Grippe einer gewissen Korrektur. Ist die perniziöse Anämie häufiger
Betreffs des Alters der Patienten wäre zu sagen, | geworden?
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es, daß soundso oft die primäre Veränderung im Knochen selbst
beginnt, handelt es sich doch häufig um sehr alte Menschen”oder
etwas antizipiertes Senium, wo eine Osteoporose etwas „Physio-
logisches“ wird. Freilich scheint, was H. Schlesinger mit
Recht hervorhebt, der Unterschied zwischen Osteomalacie und
Osteoporose kein scharfer zu sein, vielmehr ein“fließender Über-
gang zu bestehen; um so gewagter dünkt es mir, aus Röntgen-
befunden, wenn nicht gleichzeitig eindeutige klinische Symptome
bestehen, Osteomalacie von Osteoporose zu differenzieren. Streife
ich zum Schluß noch kurz die Frage der Therapie, so muß ich.
zunächst hervorheben, daß mitunter;jdie „bessere“ Spitalskost
allein sich als wirksam erweist, Phosphor, Eisen, Arsen, Kalk-
medikation haben nach unseren bisherigen Erfahrungen einen ein-
deutigen Effekt nicht erkennen lassen. Die Wirkung der Adrenalin-
. Injektionen (racemische Form) zeigte sich gelegentlich in etwas
Besserung der Knochenschmerzen, aber auch wenige Dezimilligramm
riefen bei den alten Leuten öfter unangenehme Sensationen hervor.
Unsere Auffassung wäre somit die folgende: Wir müssen von:
der Tatsache ausgehen, daß infolge der quantitativ und vielleicht
auch qualitiv verschlechterten (chronischen) Ernährung eine andere
Einstellung beziehungsweise Umstellung!) des Organismus erfolgt
ist. Es kann sich dies unter anderem am Knochenmark oder dem
Knochen selbst dokumentieren. Ist die hormonale Korrelation?)
intakt, so genügt entsprechende Nahrung, wie auch Porges
hervorhebt, zum Ausgleich der Schädigung. Tritt eine Störung
des regulatorischen Apparates (endokrine Drüsen) hinzu, so wird
je nach der Zahl und Funktion der innersekretorischen Drüsen
einmal mehr ein osteomalacieähnliches Bild entstehen: Hyperplasie
.des Knochenmarkes, sekundär Druckatrophie des Knochens, ein
anderes Mal direkte Störung des Knochenaufbaues, eine Osteo-
porose oder auch Kombinationsformen, eventuell eine Rhachitis
tarda bei jugendlichen Individuen. Demgemäß halte ich es für
wichtig, je nach dem Falle (weisen die Knochenschmerzen mehr
auf ein osteomalacieähnliches Bild hin?), die Therapie zu wählen,
außer Phosphor auch Arsen, Eisen usf. anzuwenden. Dem-
gegenüber stellt die echte Osteomalacie eine primäre Störung des
hormonalen - Apparates im Sinne einer pluriglandulären Insuffizienz
nach Nägeli vor. Ein hierhergehöriges Krankheitsbild sahen
wir jetzt nicht.
Literatur: Nägeli, M.m. W. 1917 Nr. 47, 1918, Nr, 21, 22, 23. —
Hülse, M.m. W. 1917, Nr. 28. — Edelmann, W. kl W. 1919, Nr. 4. —
H. Schlesinger, W. kl. W. 1919, Nr.10 und 13. — Wassermann,
W. kl. W. 1919, Nr. 14. — Ges. d. Arzte in Wien (Sitz. 28. II. 19) in W. kl. W.
1919, Nr. 11, (Sitz, 7. III. 19) in W. kl. W. 1919, Nr. 12. — Ges. f. innere Med.
(Sitz. 20. Il. 19) in W.m. W., 1919, Nr. 16, (Sitz. 6. III. 19) in M. Kl. 1919, Nr. 15.
Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Halle a. S.
(Direktor: Prof. Dr. Schmieden),
Über Hernia obturatoria.
Von
Dr. Fr. Kaiser, Assistenten der Klinik.
Die große Zahl von Hernien, die im eingeklemmten und
nichteingeklemmten Zustande in die Behandlung des Chirurgen
gelangen, geben zwar nach Art, Größe, Inhalt usw. fast jedesmal
ein anderes Bild, beanspruchen aber doch nicht besonders unser
Interesse. Nur wenige heben sich aus dieser Zahl durch besondere
Eigentümlichkeiten heraus; zu diesen gehören bestimmte seltene
Formen von Hernien: innere Brüche, uncystierte, lumbale, dia-
phragmatische und obturatorische Hernien. Von den letzteren soll
hier die Rede sein. Während des Krieges haben alle jenen Brüche
an Zahl bedeutend zugenommen, die einen Schwund von Fett in
den von ihnen passierten Bauchwandlücken zur Voraussetzung
haben, also vor allem die Schenkelbrüche und von den seltenen
Hernien die obturatorischen. Wie die Schenkelhernie, so bevorzugt
auch die Hernia obturatoria ganz ausgesprochen das weibliche Ge-
schlecht. Bei Literaturzusammenstellungen fand Thiele unter
1) Erwähnt sei diesbezüglich (von Hypaeidität usw. abgesehen),
daß wir selten bei hochfiebernden kavernösen Tuberkulosen vermehrtes
Harnindican nachweisen konnten. Als Beweis für die „Dispositions-
änderung“ diene ein Fall von Ca. ventrieuli mit frischer ausgedehnter
berkulose.
N chtiger gesagt, handelt es sich nur um eine durch Nahrungs-
mangel hervorgerufene Unterbrechung der hormonalen Korrelation,
ohne daß die in Betracht kommenden endokrinen Drüsen schwerer ge-
schädigt sind (jüngere Individuen).
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
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26 Fällen nur 2, Berger unter 136 Fällen nur 18 Männer. In
der klinischen Literatur herrscht hierüber Einmütigkeit, und die
Äußerung Cornings in seinem Lehrbuch der topographischen
Anatomie, daß die Hernia obturatoria das männliche Geschlecht
bevorzuge, entspricht nicht den Tatsachen.
Die Hernia obturatoria ist, ebenso wie der Schenkelbruch,
eine ausgesprochen erworbene Bruchform. In der Membrana ob-
turatoria ist oben innen für den Durchschnitt der Vasa obturatoria
und des Nervus obturatorius eine scharf begrenzte Lücke ‘und an
dieser Stelle am Schambein eine rinnenförmige Vertiefung, der
Suleus.obturatorius, ausgespart. Der Canalis obturatorius, der neben
dem Gefäßnervenbündel mit Fettgewebe ausgefüllt ist, entsteht
durch die Begrenzung hinten vom Musculus obturator j internus,
vorn vom Musculus obturator externus und hat nach Graser
und nach Wullstein einen Durchmesser von 1 cm, und nach
Graser eine Länge von 1!/, cm, nach Wullstein 2 cm, nach
Waldeyer von 21/2 bis 3cm. Der Kanal zieht von hinten oben
außen nach vorn unten innen und hat bei Frauen infolge der
stärkeren Beckenneigung eine mehr vertikale Verlaufsrichtung;
vielleicht auch ein Grund für die größere Häufigkeit dieser Bruch-
form bei der Frau. Nach hinten, das heißt nach der Bauchhöhle zu,
ist der Kanal überzogen von der Fascia transversalis und dem
Peritoneum, die hier, besonders bei mageren Individuen, oft eine
seichte Grube, die Fossa obturatoria, bilden. Nach vorn ist der
Kanal überdeckt vom Musculus pectineus, der am horizontalen
Schambeinast entspringt, schräg von oben medial nach unten
lateral verläuft und unterhalb des Trochanter minor am Oberschenkel
ansetzt; ferner vom Fettbindegewebe des Trigonum subinguinale
und der Haut. Im Kanal liegen Nerv und Gefäße an dessen
äußerer Wand derart, daß der Nervus obturatorius am weitesten
außen oben, die Vene innen unten und dazwischen die Arterie liegt.
Bei der Ausbildung einer obturatorischen Hernie tritt der
aus Fascia propria (= transversalis) und Bauchfell gebildete Bruch-
sack medial vom Nervus und den Vasa obturatoria in den Kanal.
Sobald er diesen vorn verläßt, wird aus dem inkompletten ein.
kompletter Bruch. Der Austritt erfolgt aus der vorderen Öffnung
des Kanals, das heißt zwischen oberem Rande des Musculus obtura-
tor externus und horizontalem Schambeinast. Überlagert wird
der Bruchsack vom Musculus peetineus, und er liegt in dem Drei-
eck, das gebildet wird innen vom Musculus adductor longus,
außen von den Vasa femoralia, oben vom horizontalen Schambein-
ast; er hat also ungefähr die Lage der Schenkelhernie, ist aber
tiefer unter den Weichteilen versteckt. Bei weiterer Vergrößerung
kann der obturatorische Bruch zwischen Musculus pectineus und
adductor longus hervortreten oder die Fasern des Musculus pec-
tineus auseinanderdrängen und an der Stelle der Schenkelhernie
erscheinen. : ;
Sehr oft bestehen neben der Hernia obturatoria, die nicht
selten auch doppelseitig ist (Gladstone, Anderson), noch
Schenkel-, Leisten- oder Nabelbruch (Zinn er). Verhängnisvoll
wird die Kombination, wenn diese Hernien für die Ursache eines
vorhandenen Ileus gehalten werden.
Wiederholt reponierte oder operierte man solche Brüche und fand
erst bei der Sektion die eingeklemmte Hernia, obturatoria (A uer-
bach, Martini, Nußbaum, Pazi, Schmidt, Thilenius,
Wilke). Anderson sah bei einem Falle gleichzeitig eingeklemmte
Hernia obturatoria und Hernia femoralis. He
Den Bruchinhalt bildet in 91% der Fälle (Sieck)
Darm, meist Dünndarm in Form des Darmwandbruches (Zinnen,
v. Meer, Bernhard, Zorn und Andere).
| Aber auch alle möglichen anderen Unterleibsorgane wurden ge-
funden, und zwar die Tube (Türschmidt, Gladstone), Ovanum
(Lickley), Tube und Ovarium’ (Schopf), divertikelartiger Harn-
blasenzipfel(Gladstone), Uterus(Brummer), Ovarialeyste (Kör t 8),
Meckelsches Divertikel (Zorn), ferner Netz, Wurmfortsatz, Appendices
epiploicae.
Die Diagnose der Hernia obturatoria wird nur selten ante
operationem, wohl niemals im nicht eingeklemmten Zustande,
gestellt und dann ist es meistens nur eine Wahrscheinlichkeils-
diagnose (Eckstein, Meyer, Dubs). Daran ist nicht Bie
die versteckte Lage des Bruchsackes schuld, sondern auch ~
Seltenheit dieser Buchform, sodaß an sie meistens nicht geane 3
wird. Viele beschäftigte Chirurgen bekommen sie ihr ganzes Lebe
nicht “zuz Gesicht. P ve
Eckstein konnte im Jahre 1911 193 Fälle aus der DU
zusammenstellen, Wagner bis 1914 etwas mehr als 200 Fälle. 77
dem wurde weiter eine Reihe neuer Fälle beschrieben te)
vier, Zorn drei, Dubs vier, Könnecke einen, Eu nike sechs Falle).
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_ Reposition Rezidive
. „ Techt konstant und |
Bruchgeschwulst nicht festzustellen ist.
_ Perimetritis,
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y J k : j Sii 2 PAR > a:
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Bu Die Diagnose wird ferner dadurch erschwert, daß die Sym-
ptome wenig eindeutig und inkonstant sind, das heißt die
Symptome - des eingeklemmten obturatorischen
. "Bruches, während der nicht eingeklemmte: überhaupt keine
. Erscheinungen zu machen pflegt. er RE
.-. De Symptome der.Hernia obturatoria in-.
carcerata sind folgende: 1. Allgemeine Symptome.
. der Einklemmung, des meist kompletten, selten des in-
kompletten Deus mit den als -bekannt angenommenen Erschei- .
nungen. Sehr oft beherrscht der Ileus das Krankheitsbild oder
bleibt-das einzige, äußerlich auffallende Symptom. Die Kranken
werden mit der Diagnose „Ileus aus unbekannter: Ursache“ oder
„Heus durch innere Einklemmung“ ins Krankenhaus eingeliefert.
. Bisweilen gehen der definitiven Einklemmung Zeichen kurzdauern-
der- Incarceration voraus
(Bresler, Schwarzschild-
v.Meer, Coulson, Schmidt), ebenso sind nach gelungener
eingeklemmten- Darmschlinge kann auch sekundär ein Dünndarm-
volvulus entstehen (Sieck, Dubs, v. Meer).
2. Spontaner, "lokaler Schmerz
Schenkelbeuge mit Zwangsstellung des Beines
inBeugung, Adduction und Außenrotation. Bei
dieser Stellung des Beines sind der Musculus pectineus, die Ad-
‘ ductoren und der Musculus ileopsoas entspannt.” Doch ist diese
Entspannungsstellung keineswegs immer, sondern nuf in etwa 2,
‚der Fälle vorhanden. Bei völlig gestrecktem Beine. drückt der
gespannte Musculus pectineus den Bruchsack in. die Tiefe und
` knickt den Bruchsackhals über der Kante der Membrana obtura-
. -toria ab.. Der spontane Schmerz ist unseres Erachtens ein sehr.
. wichtiges Symptom. Er wird gahz umschrieben unterhalb des |
- medialen Drittels des Leistenbandes, also in Gegend des Sitzes
‚der Einklemmung lokalisiert und dürfte nur selten fehlen. Die
‘ der Entspannungshaltung entgegengesetzten Bewegungen, also
- _ _ Streckung, Abduction und Innenrotation vergrößern durch Span- -
nung, vor ‚allem des Musculus ileopsoas, und Druck auf den
— Bruehsack den Schmerz. d n.
` 8. Vorwölbung undDruckschmerzunterhalb |.
.Qes medialen Leistenbanddrittels. Eine wirkliche
Bauchgeschwulst ist höchstens in 30% der Fälle vorhanden
(E. Meyer, Dubs); sie liegt tiefer und mehr nach unten und
innen als die des Schenkelbruches (König),. viel häufiger aber
ist, vor allem bei fettarmen Individuen, eine diffuse, un-
Scharf begrenzte Vorwölbung, Abflachung im
', Skarpaschen Dreieck vorhanden, die einem ‚bei scharfer
' Beobachtung und genauem Vergleich beider Seiten kaum entgehen
kann. Näch Graser ist eine nicht sichtbare Bruchgeschwulst |
häufig palpabel, wenn man hinter‘ dem Adductor longus sich den
aufsteigenden Schambeinast aufsucht und von hier, mit dem Finger
‚nach hinten, außen. und ‘oben geht. Nach Entleerung der Blase
‚und -in. Entspannungsstellung des: Beines ist per-vaginam
at. f : .
oder bei’bimanueller Untersuchung von Vagina
und Rectum:aus oft eine Geschwulst oder ein an
dievordereBeckenwand herantretender Strang
fühlbar. Der Druckschmerz ist umschrieben und von.außen und |
eventuell von Vagina oder -Rectum aus auslösbar. Er scheint
auch dann vorhanden zu sein, wenn eine
4. Das Howship-Rombergsche Zeichen. Wir ver-
stehen darunter Störungen im Gebiete des Nervus obturatorius,-
die durch Druck der Bruchgeschwulst auf den
Nerven entstehen, Im Anfange bestehende Reizung, die sich
‚in neuralgischen Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels
‘und Parästhesien in dem entsprechenden Hautgebiete äußert, kann
später ‘völliger Lähmung mit Hypästhesie und Anästhesie der
Haut und ‚Lähmung der Adductoren des Oberschenkels Platz
machen. Die Schmerzen strahlen oft nach Hüfte und Knie aus
und können: selbst bis zur Mitte: des Unterschenkels reichen, wenn
-der Nervus: obturatorius durch Anastomosierung mit dem Nervus
saphenus einen Ast bis: dorthin sendet. Meist wird gleichzeitig
die unter 2. genannte Zwangshaltung des Beines eingenommen,
und jede Bewegung steigert die Beschwerden. Die ‚Störungen
können. konstant sein, sich progredient verschlimmern oder auch
anfallsweise ‚auftreten, £
.In seltenen Fällen werden die gleichen Erscheinungen auch
. verursacht durch andere Erkrankungen: Rheumatismus, Neuralgie,
Peritonitis- oder Osteomyelitis des Schambeines
A
.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
(Landerer).
| gesehen worden (Schwarzschild, |
Sprengel, Levit) Um das ausgezogene Mesenterium der.
in der
.Bruche zu verbessern.
. me,
t `
769
Können, diese Erkrankungen als ursächliches
Moment ausgeschlossen werden — und sie sind. recht- selten die --
Ursache einer Obturatoriusneuralgie' —, so ‘ist, zumal in Verbin-
dung mit den. anderen Symptomen, das Howship-Rombergsche
Zeichen außerordentlich wertvoll und eindeutig, leider aber nicht ..°.
konstant, Nach Graser ist es nur in 50°/, nach Dubs. in
50 bis 66°/, der Fälle vorhanden. Ä es | |
Differentialdiagnostisch kommen nach Wull-
‚stein subperitoneale Lipome und Eiterungen vom Becken oder -
Bauchfell in Betracht, die entlang dem Canalis obturatorius wandern
und nicht nur eine äußere Vorwölbung,. sondern. durch peritoneale
Reizung auch Symptome des Darmverschlusses machen können,
In der Behandlung des obturatorischen Bruches hat
sich im Laufe der Zeit ein Wandel vollzogen. Von Taxis-
versuchen, die heute auch bei den anderen Arten von Hernien
| verpönt, oder doch nur bei bestimmter'Indikation im Beginne und
mit größter Schonung anzuwenden, sind, ist bei der Hernia ob-
turatoria stets strikte abzuraten, da die enge Bruchpforte und der-
straffe. und scharfe Bruchring ein schnelles Absterben des: ein-
geklemmten Darmes bedingen, und deshalb -auch frühzeitig durch.
Ein Bruc hba n d ist bei der Hernia obturatoria völlig.
unwirksam, da eine Einwirkung. der sich bei jeder Bewegung des
- Oberschenkels verschiebenden Pelotte auf den. in der Tiefe ver-
steckt liegenden Bruchsack, vor dem sich der
'zeltartig ausspannt, unmöglich ist. _
= Die einzig richtige Behandlung: ist, wie bei jedem ein-
geklemmten. Bruch, so vor allem bei der eingeklemmten Hernia.
'obturatoria, die operative, Abwartende Behandlung kostet -`
dem Kranken so-gut wie sicher das Leben. - Von 56 nicht ope-.: 2
rierten -Fällen starben 55 (Thiele). Dem Kapitel der. Operation
bei Hernia opturatoria haben. sowohl die älteren (Englisch,
Fischer, Piequ& und Poirier, Rose, .Schmidt,
Zinner, Hilgenreiner, Gelpke, Kindl, Wagner: `
und Andere) als auch die neueren Arbeiten (Hohmeier, Zorn, `
Könnecke,-Dubs) eine besondere Aufmerksamkeit und Sorg-
falt gewidmet. Es fragte sich nämlich, ob der femorale- oder der.
abdominale Weg bei der Freilegung des Bruches zu bevorzugen
sei. Hier. hat sich ein Wandel vollzogen derart, daß anfangs
die Herniotomie, jetzt die Laparotomie das
Verfahren der Wählist, Wenn die Kombination — >
beider Verfahren angewandt wird, haben sie `.
in der Reihenfolge Laparotomie—Herniotomie,
also umgekehrt wie es sonst eventuell 'bei
Bruchoperationen üblich ist, zu erfolgen.
. Die Hernia obturatoria wurde unter der Diagnose. Schenkelbruch
zuerst operiert. von H. Obr& und von B. Cooper, mit richtiger
Diagnose und glücklichem Ausgange zuerst von Lorinser. König
operierte per herniotomiam zwei Fälle, den ersten 1880;. nach ihm ist
die Herniotomie von .der vorderen. Schenkelseite -aus das Verfahren
der Wahl. Per laparotomiam. hat wohl. zuerst Coulson.von innen
her die incarcerierte Schlinge. befreit. Eix heilte einen Fall mittels
Laparotomie und Resektion der brandigen Schlinge. : Manche Operateure
wichen bald von der medianen Laparotomie ab, um den Zugang zum
des Poupartschen Bandes. Tschmarke machte neben der medianen
Laparotomie . noch einen Einschnitt oberhalb und parallel dem Pou-
partschen Bande auf der kranken Seite, Zorn einmäl einen. Bauch-
‚deckenquerschnitt auf. der Seite der Brucheinklemmung. es u
' Während also die älteren Autoren (Englisch, König, =:
Lejars, Gerdes) die Herniotomie empfahlen, befürworten
die neueren Forscher Bardenheuer,Borsz&eky,Gelpke,.
Eckstein, Rutherforth, Meyer, Tschmarke, Zorn,
AFFE
| Taxis reponierte :obturatorische Brüche oft zum Tode geführt `- .:
haben. Das Verfahren: steht heute außer dem Bereich jeder
. Diskussion. eo ee a
Musculus. pectineus-
Löwenhard empfahl Einschnitt oberhalb
Dubs) die Freilegung mittels Laparotomie, für die sich auch der
_ Chirurgenkongreß 1900 entschied. A wen
Für die „kombinierte Methode“, das. heißt. Laparotomie .
und Herniotomie, traten zuerst Albertin, Dehner, Poelchen
und Wagner und neuerdings Hohmeier ein; ob man'hierbei zwei
getrennte Schnitte macht oder‘ vom Bauchschnitt aus
den Schnitt über die -Bruchgeschwulst weiter fortführt
(Kindl, Hohmeier), ist nicht von entscheidender Bedeutung.
Der Widerstreit, ob Herniotomie oder Laparotomie empfehlens-
werter ist, ist auch deshalb für viele Fälle müßig,. weil ja sehr
oft die Hernia obturatoria nicht als solche erkanit wird und der
"bestehende Ileus zur Laparotomie zwingt. Nach Eröffnung der
Bauchhöhle ist der Sachverhalt leicht aufzuklären. Man sieht eine
Darmschlinge nach der seitlichen Beckenwand ziehen und unter-
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770 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.. 3. August.
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halb des horizontalen Schambeinastes in einer Bruchöffnung ver-
schwinden. Sollte man noch im Zweifel sein,‘ so fühlt man mit
dem Finger leicht unterhalb der Einklemmung die straff gespannte
den Stumpf tief in die Bauchhöhle zurückzuschieben und ein Stück
des Musculus peetineus über die Bruchpforte zu schlagen. Sträter
verschließt den Bruchkanal dadurch, daß er einen mit zwei Fäden
Membrana obturatoria. Die Operation muß anstreben, den Bruch | armierten Pectineusmuskellappen durch den Kanal zieht, über das
gut freizulegen, und den Darm gründlich untersuchen und gut | Schambein heraufleitet und die Fäden über dem Poupartschen
befreien zu können. Beide Operationsmethoden bieten gewisse | Bande knotet. Kind] hat die Methode einmal mit Erfolg an-
Vor- und Nachteile. gewandt. Sudeck rät, zum Verschluß der Bruchpforte die Periost-
Der femorale Weg: Unter geringer Beckenhochlagerung | ränder des Schambeins, die Membrana obturatoria und die Muskel-
Hautschnitt im Skarpaschen Dreieck, und zwar nach Graser entlang
ränder heranzuziehen. Da bei der Operation der eingeklemmten
dem inneren Rande der Vena saphena magna, nach Sudeck beginnend | obturatorischen Hernie alles auf Zeitersparnis zugeschnitten sein soll,
bis Sitze des ONE bach Wulle Bl a muß auch von der Methode der Bruchpfortenverschließung verlangt
Mitte zwischen Tuberculum pubicum und Arteria femoralis senkrecht, werden, daß sie einfach ist und den Eingriff nicht unnötig verlängert.
nach abwärts bis zum Schnittpunkte mit der Vena saphena magna. Die Die Prognose ist bei der Hernia obturatoria schlecht. Die
Fascie wird in gleicher Richtung und Ausdehnung durchtrennt. Man | Mortalität schwankte bis vor kurzem zwischen 70 % und 80%
dringt am Außenrande des Adductor longus in die Tiefe, legt den | (Rose 78,7 %, Graser 79%, Dubs 70%, Eckstein 70%)
Musculus pectineus frei und sucht dessen inneren Rand auf. Mit einer | und hat Sich erst in allerletzter Zeit etwas gebessert. Schuld ist `
Donon an zieng > En caor einer ang DaLung hieran einerseits der meist schlechte Zustand der Kranken; ab-
und Auseinanderdrängung seiner Fasern bekommt man meist nur schlechte DR > :
Übersicht; man tut daher gut, auf eine Schonung des Muskels von vorn- Se Ernie alte PERDEN, meist Frauen, die oft erst
herein zu verzichten, seinen Ursprung am Schambein abzutrennen und ihn | MeArere tage ‚nach gs der Erkrankung Zn Operation kommen;
nach außen unten umzuklappen. Nunmehr liegt der Bruchsack frei vor | Andererseits die Schwierigkeiten bei der Operation selbst, die den
uns; sollte er noch unter oder zwischen Fasern des Musculus obtura- | Eingriff. vergrößern und verlängern.
toria externus sich vorsgeschoben haben, so müssen sie noch durch- Im Anschluß hieran mag im Auszuge die Krankengeschichte
trennt und zurückgeschoben werden. Unter Verziehen des Musculus
v | eines in unserer Klinik beobachteten i 1
pectineus und der Schenkelgefäße nach außen und des Musculus adduc- | folgen: enSunuayor Er operierten Falles
tor longus nach innen wird der Bruchsack isoliert und eröffnet. Der
eingeklemmte Darm ist wegen der Gefahr der Perforation, besonders Frau R. L, a Jahre alt, eingeliefert am 29. März 1919.
am scharfen Schnürring, mit äußerster Vorsicht zu behandeln. Schlüpft Vorgeschic hte: Die Frau gibt an, früher stets gesund ge-
er unversehens in die Bauchhöhle zurück, so ist sofort die Laparotomie | Wesen zu sein, nur sei sie in den letzten Monaten stark abgemagert,
nachzuschicken. Die Lösung der fest eingeklemmten Darmschlinge ist habe sich aber sonst nicht krank gefühlt. ‚Am 21. März 1919 erkrankte
die verantwortungsvollste Aufgabe der Operation und bei Vorgehen | Sie mit langsam zunehmenden Schmerzen im Leibe, die sich besonders
von oben oder von unten gleich schwierig. Sehr oft kommt man ohne | in den letzten Tagen anfallsweise steigerten. Blähungen gingen nur
eine Erweiterung des Bruchringes, das heißt eine Spaltung der Mem- | Noch am ersten Tage spärlich ab, seitdem nicht mehr; auch hatte sie
brana obturatoria nicht aus. Die obturatorischen Gefäße | in den ersten Tagen noch täglich einmal Stuhlgang; seit vier Tagen
sollen normal nach oben und außen vom Bruchsack | !St solcher nicht mehr erfolgt. Seit gestern sind die Leibschmerzen
liegen, und man muß die stumpfe Erweiterung oder bedeutend heftiger geworden und die Übelkeit und das Aufstoßen, die
dieeinfache oder mehrfache Einkerbung der Mem- seit einigen Tagen bestanden, sind seit gestern in Erbrechen gelb-
brana obturatoria unteninmen machen. Jedoch ist nicht | grüner Masse übergegangen. Die zu Rate gezogene Ärztin dachte
nur die Lage der Gefäße zum Bruchsack inkonstant, sondern es kommen | Zuerst an Schenkelbruch, entschied sich dann aber für die Diagnose: „Ileus
auch Ursprungs- und Verlaufsanomalien dieser und anderer Becken- | infolge innerer Einklemmung (?)“ und überwies die Kranke der Klinik.
gefäße vor, sodaß mit der Gefahr einer unangenehmen, schwer zu- | . „Aufnahmebefund: Zart gebaute, grazile, schwächliche Frau
gänglichen und schwer zu stillenden Blutung stets zu rechnen ist, | mit völligem Schwund des Fettpolsters, gering entwickelter Muskulatur,
v. Bergmann erlebte eine solche Blutung aus der Arteria obtura- | Schlaffer atrophischer Haut und schlecht durchbluteten Schleimhäuten.
torius, zu deren Stillung er gezwungen war, ein Stück des horizontalen | Das Allgemeinbefinden ist schlecht; die Gesichtszüge sind verfallen,
Schambeinastes abzumeißeln. Um sich den Bruchring besser zugäng- | das Sensorium benommen. Auf Fragen gibt sie nur langsam und oft
lich zu machen, haben Riedel und Kindl ein Stück des horizon- | unrichtige Antwort. i
talen Schambeinastes reseziert und empfehlen dieses Verfahren für Beträchtliche Alterserscheinungen in Form von starrdilatiertem
schwierige Fälle; Marcinkowski durchtrennte zu dem Zwecke bei Thorax, starker Schlängelung und Verhärtung der peripheren Schlag-
Operation von außen das Pourpartsche Band. Ist die Darmschlinge | adern; arthritische Veränderungen an den Fingergelenken.
befreit, und erweist sie sich als nicht mehr lebensfähig, so muß sie | _, Der Leib ist stark aufgetrieben bei bestehenden Darmsteifungen.
reseziert werden. Da sie sich meist zu diesem Zwecke nicht weit | Klingende Darmgeräusche beim Betasten des Leibes. Auf Druck ist
genug vorziehen läßt, so ist die Laparotomie anzuschließen. der Leib in den unteren Partien deutlich schmerzempfindlich, nicht
Der abdominale Weg, die mediane Laparotomie, ist heute | aber in den oberen Teilen. Eine abnorme Resistenz läßt sich im Leibe
das Verfahren der Wahl und stets als erster Eingriff zu empfehlen. | nirgends nachweisen. Geringer freier Erguß in der Bauchhöhle. Von
Durch mehr weniger ausgiebige Finkerbung des unteren | der Kranken wird spontan ein umschriebener Schmerz unterhalb des
Recetusansatzes auf der kranken Seite kann man sich | rechten medialen Leistenbanddrittels angegeben. Auch auf Druck be-
den Zugang bedeutend verbessern. Folgt auf leichten Zug die einge- | Steht hier umschriebene Schmerzhaftigkeit. Der Schmerz sitzt dort,
klemmte Darmschlinge nicht, wobei man die Entspannungsstellung des | wo sonst der Schenkelbruch auszutreten pflegt. Diese Gegend ist
Beines zu Hilfe nimmt, so kann man verschiedene Wege einschlagen. | Techterseits auch im Gegensatz zu links, wo das Skarp a sche Dreieck
Entweder erweitert man in der eben angegebenen Weise stumpf oder | tief eingesunken ist, diffus mäßig vorgewölbt. Von einer umschriebenen,
scharf den Bruchring, oder man fügt die Herniotomie hinzu und kann | abgrenzbaren Bruchgeschwulst ist jedoch nichts festzustellen. Das
außer dem Zuge an der Darmschlinge direkten Druck von außen an- | rechte Bein wird völlig ausgestreckt; keine neuralgischen Schmerzen
wenden, oder endlich, man verzichtet nach der Empfehlung von Wilms | im Gebiete des Nervus obturatorius (Romberg —). Auch oberhalb des
ganz auf die Lösung der Einklemmung und macht eine Anastomose rechten Leistenbandes ist eine abnorme Vorwölbung nicht zu fühlen,
zwischen zu- und abführendem Darmschenkel. Das letztere Vorgehen | ebensowenig vom Rectum aus, das mit Kotballen gefüllt ist.
ist bei schlechtem Befinden des Kranken durchaus empfehlenswert und | :, , Die Zunge ist belegt und trocken, der Puls beschleunigt, 120 pro
der Ausspruch von Wilms zu beherzigen: „Jeder Patient mit einge- | Minute, schlecht gefüllt, unregelmäßig; Temperatur in der Achsel 38,44.
klemmter Hernia obturatoria, bei dem eine Darmsektion nötig wird, | Massiges Erbrechen dünnflüssiger, gelbgrüner, nicht kotig riechender
stirbt.“ Sick legte eine Darmfistel an.
con Ds Apain ist derart, daß überlegt wird, ob Ope-
Schwierigkeiten macht auch nach gelungener Lösung der | "@1on noch moglich ist, i : mE
Darmschlinge Pae Radikaloperation, i: Verschluß der | Yon Peritoritis Ileus infolge innerer Einklemmung mit Zeichen
Bruchpforte. Dieselbe bestehen zu lassen, ist nicht ratsam, da Sara ; ; z ' home
An 5 ne ni ge Operation: Örtliche Betäubung mittels rho
dann, wie früher erwähnt, R ezid D e der Ei ka klemmung | boider Umspritzung. Medianschnitt zwischen Nabel und Symphyse.
vorkommen (Schwarzschild, Sprengel, Levit). Barden- | Nach Eröffnung des Bauchfelles entleert sich sanguinolente Flüssigkeit
heuer machte in einem solchen Falle rezidivierender Einklemmung | in mäßigen Mengen. Der Dünndarm ist stark gebläht und dunkelrot
bei der zweiten Operation einen osteoplastischen Verschluß der | injiziert, der Dickdarm einschließlich des Coeceums kollabiert. Bei
obturatorisehen Bruchpforte mittels Lappens aus dem Schambeine; | mäßiger Beckenhochlagerung sieht man nach Herausholen der ge-
hierzu ist die Laparotomie notwendig. Andere Autoren halten als
Versorgung der Bruchpforte die einfache rosettenartige Raffung des
blähten Dünndarmschlingen aus der Beckenhöhle und teilweiser Even-
tration eine doppelläufige Dünndarmschlinge mit geblähtem zuführenden
Bruchsackhalses und des angrenzenden Peritoneums zu einer Art
Pelotte vom Laparotomieschnitt aus für ausreichend (Gelpke,
und kollabiertem abführenden Schenkel nach der Gegend des rechten
Wagner, Stierlin, Thellung, Dubs). Bei femoralem
Foramen obturatorium hinziehen und unter dem horizontalen Scham-
Vorgehen empfiehlt Graser, nach Abbindung des Bruchsackes
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beinast durch die obturatorische Bruchpforte verschwinden. Unter E un
kerbung des rechten Rectusansatzes am Scham
beine ist die Besichtigung der Bruchpforte gut möglich und diese
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, Für: das Normalverfahren halten wir bei.
Jeder Hernia obturatoria die mediane Laparo-
tomieunterhalbdesNabels,eventuellmitquerer
. Einkerbung des Rectusansatzes am Schambein.
auf der kranken Seite; Versuch der Lösung der
Einklemmung unter Entspannungsstellung des
-Beines,eventuellauch unter stumpferDehnung
‚nesBruchringes. GelingtdieLösungnicht, soist
ei
Bruchsack nunmehr vom Schenkel her frei-
zulegen, die Schlinge dureh Zug und Druck zu
efreien und eventuell zu resezieren. Bei
schlechtem Allgemeinbefinden verzichtet man
aufdie Lösung, macht Enteroanastomose oder
' Kotfistel und tamponiert rings um die Ein-
klemmung. !
Ist die Lösung gelungen, so ist die Bruch-
Pforte zu verschließen, jedoch.mit möglichst
einfachem Verfahren, meist wird Vernähung,
108 -Bruchsackstumptfes mit der benachbarten
| aa brana obturatoria unter Verziehung des
‚ersteren möglich sein und genügen.
‚„ Literatur: 4. ertin, i turatrice étranglée. Inter-
Tag on par double voi N zi TT aoaia. (La Drorinde med.
) — 2. Anderson,. Notes on three cases of intestinal obstruction.
— 3. Derselbe, Two cäses of obturator hernia, one
ang eral. „(Ebenda 1896.) — 4. Derselbe, A case of strangulated femoral
urator hernia. ( benda 1892.) — 5. Auerbach, Ein Beitrag zur
`
ö = =.
' Beitrag aus. dem Gebiete der Herniologie,
‚turatoria incarcerata. (Zb
MT 8. August. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 83L. BR. Be
re : en RR i | a Pa R T A BERN Ri 5 S
Sil leicht zugängig. Es zeigt sich, daß der zuführende Darmschenkel am | Lehre von der Hernia obturatoria. rn München 1890,)—&Bennety . cn .g® S,
iter i Schnürring oben außen in Erbsengröße perforiert ist und kotige Massen |. A case of sirangülated obturator hernia. (The'Lane. 1895.) — 7. Bérard, . - , inte;
ih} ©; entleert, Provlsoische Tamponade der Perforationstlle, Ta Douglas | De, la Here ic a (Buli med 1898) T 8 O. Bernhard, 0. IE
tk t - — und zwischen den abhängigen Darmschlingen findet sich eitrig-kotiger = la ob ria Incarcerata (I Dan ae a a
Wai kotig riechender Inhalt. in der freien Bauchhöhle, der restlos ausgetupft Parr EREN HON, Murphy kmopf. (D: Zschr. f. Chir. Ba. ai S; 159.) ip Berger, aF piy
a E Ae * ‘De la -hernie obturatrice.. (Thèse de Lyon :1896.) — 10. v. Bergmann,. E
rl. wird. . Die Einklemmung sitzt 15 cm von. der Ileocöcalklappe entfernt, Über. einen Fall von -Hernia obturatoria incarcerata. (D. m. W. 1895.) — le
ig | und ist so fest, daß an eine Lösung ohne Erweiterung des Bruchringes,| 11. Bergmann, Über einen Fall von Hernia obturatoria. (Prag m. Wschr. To
ho nicht zu denken ist. Da große Eile not tut, wird auf die Lösung ver- | 1895.) — 12. Borszéky, Über die Operationsmethóden der Hernia obtu- ae
|: -zichtet und es werden zu- und abführende Schlinge durch Anastomose | tatoria, (Beitr. z. klin. Chir. Bd, 54,.8.850.) —18. Bresler, Ein Fall von AER,
wa . verbunden, Entfernung der provisorischen und Ersatz durch. definitive Mania Er eur Kai "ingulieres.: (Mömoire Ze: Pandemie i T i A
Ri | | ‚ Tamponade. rings um: die .eingeklemmte Schlinge. Drainrohr in den |. de Chir. 1787, iE Coraline. FA der opucrephiechen An iloni. a
nu Douglas. Herausleiten des Drainrohres und der Tamponenden aus dem | (1. Aufl :1907.) — 16. Demaux (Bull. de la sòc. anätomique 1839.) — iz
2- . 2. s a ` D a D . . . I)... EE
m. unteren: Wundwinkel; im übrigen Schichtnaht der Wunde. — Narkose | 17. Dehner, Zwei Fälle von Hernia obturatoria. (Inaug.-Diss. Fribourg - Roia,
$ - -oder Rausch waren während der Operation nicht nötig. g | 1897.) — 18. Dén u.ée, Hernie obturatice étranglée, (Bull. et mém.`de la. in?
o -` Digalen; Campher, Kochsalzinfusion, Heizen, halbsitzende Bettlage. |, soc. chir. 1901.) — 19. Dubs, Zur Kasuistik und Therapie der Hernia obtu- _ PS
Jj po ND ‚anfäneli deutlicher B it wi . | ratoria incarcerata. (Schweiz. Rdsch, f. M. 1916. Bd. 5.) :— 20. Derselbe, . a
aT . Nach .apfänglicher deutlicher Besserung mit wiederholter Stuhl se on 5 nn ns Se
jur e sit | on. | : Beiträge zur Klinik und Pathologie der Brucheinklemmung. (D. Zschr. f. ns Me:
ot ' ‚entleerung tritt vom dritten Tage ab (1. April) Verschlechterung emn.. | Chir. Bd. 148, H. 1 u. 2) — 21. Eckstein, Die Lehre von der Hernia- © 0 C pipe n,
DE * Temperatur steigt. wieder an; Leib wird stärker aufgetrieben und druck- | obturatoria. "(Inaug.-Diss. Breslau 1911.) — 22. I. M. Edler, Report of a ee Ha ;
12 . . empfindlich in den abhängigen Teilen; es.tritt wieder Erbrechen ein | case of strangulated obturator hernia. (Ann, of surg., August 1900.) N a
Bi. - und: Stuhlverhaltung. Trotz Anwendung von Herzmitteln, Kochsalz- | 23, I. Englisch, Über Hernia obturatoria, (Leipzig und Wien 1891.) —: Ea S
"IR . infusionen usw: erfolgt am. fünften Tag nach der Operation, am | 24. I. Fabricius, ‘Über die operative Behandlung von Cruralhernien. H PH nt
| a E 8. April 1919, der Tod. l PA O BE Sc N ne W. PA 31 ee = en Fis = Tr, Sean. A | ll
-~ -Die Sektion ergibt geringe Mengen kotig-eitrigen Inhalts im e Hernia obturatoria.. (Leipzig .) — 20. Frank, Gehellter Fall von . DE a
| | | Douglas und dem Beckenraum. Öberbauch frei von Peritonitis, Per- | usa u er a W. en de Aa Pi A a o propor X Aue
82! - foration am eingeklenimten Darm ist pfennigstückgroß. Enteranastomose ane pioco d BEIUS -ODBILa 00: (N ne ee Benssung p © urn
o> .oaulON ng ) tp & STOR. 5 $ Hernia obturatoria incarcerata sinistra, Laparotomie, Genesung.. (D. Zschr. Era
-F hat gut gehalten: -Geringe Wundreaktion: Bauchdeckenwunde ist | f Chir. Bd. 102, S.259.) — 29. Gerdes, Ein Fall von Hernia obiuratoria Bun
i kaum verklebt, j Br | -incarcerata. (D. m. W. 1895.) — 80. H. I. Gladstone, Obturator hernia- in
ix . 0. Braune ‚Atrophie des Herzens, Arteriosklerose der Aorta und. | of the Bladder and of the Fallopian tübe. (Ann. of surg., Dezember 1901.) — BEINE
t peripheren Schlagadern, diffuse Bronchitis: >- a i 2 1 y ner a pene roa yi Hemen (pruni. aore a Ka A a
| T j : : < Antosi - Handb, d. prakt. -Chir., 4. Aufl.) — 32. Grier-Mauro, Case of.obturator e
a RR D er ‚Fall entspricht insofern den ‚sonst mitgeteilten, als es hernia, The Lane. 1896.) — 33. Grüneisen, Hernia obtüratoria incar-
|. sich um eine alte, abgemagerte Frau in sehr schlechtem Allgemein- | cerata, Laparotomie, Heilung. (Arch. f. klin. Chir., Bd. 9, H.8) — y?
5: zustand. handelt. Es bestehen die Zeichen des kompletten Ileus | 34. N. Heuström, Fall. von. san a i (Hygiea B no r
s! und von.den für Hernia obturatoria charakterisischen Symptomen; | Folge 2 BA, 8, Ab 1) = Derssibe, Fal, von, Bemis „ghiu 7
8 i ‚spontaner lokaler Schmerz und Druckschmerz in der Schenkelbeuge. Bericht über 828 operativ behandelte Hernien. (Beitr, z, klin. Chir. äh,
j und Vorwölbung im Skarpaschen Dreieck, die bei der Magerkeit der | Bd. 41.) — 87. Derselbe, Statistik über 2238 operativ ` behandelte . nn
‘Frau besonders deutlich war; es fehlen die Zwangshaltung des | Hornien. venda Bd. 2 > a 23 > nr elb % Setene und Fa | 2
2° u pig qas on) bergsche Zeichen. Di 4 richtige D iagnose Beläge zur Dehio dE Henia obturatoria. ; (Inaug.-Diss. Leipzi 1907. = i n
9 ‚wurde nur deshalb nicht von mir gestellt; weil mir das Krankheits- | 40. F.Hohm eier, Zur Operation der Hernia ọbturatoria. (Zbl; f. Chir. PAR:
A bild. der Hernia obturatoria aus eigener Anschauung unbekannt war. | 1917, Bd. 43.) — 41. Howship, Practical en a the a Se
i In einem zweiten, gleichen Falle würde ich die Diagnose sofort | Appearances ot the surgigl üntases, 1840. 7 42. Kin d1, Hernia obturatoria Ki
ñ- stellen. Der Allgemeinzustand zwang zur Vereinfachung des | Hernia obturatoria.. (Inaug.-Diss. Leipzig 1906.) — 44. W. Koennecke, e
= Eingriffs, um der Frau nicht zuviel zuzumuten. Bei leidlichem zu zug a eingel | en u an a en a a
Kr meinbe ü i s die j e’ - 1: Bd. 145, H. 1 u. 2.) — 45. König, Spez. Chir. Bd. 2, S. 501.) — 46. Körte, _ An
5 a e bef Sa e er nn zn. Über zwei Fälle von Hernia obturatoria mit Demonstration eines Präparates, - i
N -P u en ee. Odo EE an SONGEN. OCI Zbl. 1. Chir. 1904.) — 47. Landerer, Beitrag zur differentiellen Diagnose ` a
abgekapselt worden sein und schlimmstenfalls eine Kotfistel | der Hernia obturatoria. (Hildebrandts Jahresberichte 1896.) — 48. Leiars, Br
, ` . zurückgeblieben sein. ek Chirurgie d'urgence, Paris 1906. — 49. J. Levit, Seltene Hernien. (Caposis a,
gen anÖigEmpfehlung von Wilms, in Fällen, wo die Lösung | Kt, En Behi Zil, (da hen =
der eingeklemmten Schlinge unmöglich ist, am zu- und abführenden 1 — 51.:W.Lin hart, Vorlesungen über Unterleibshernien. (Würzburg:1866.) BR
Därmschenkel. eine Anastomose herzustellen, habe ich erst bei.| — 52. MeMa'hon, Obturator hernia. (Ann, of surg. 1915, Bd..6;: Ref. i, i
nachträglich Literat di fah nd ir bei der | Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 19.) — 53. K. Maidl, Die Lehre von den Unterleibs
te 3 . T ; . D >. I. a J3 ae . . y L ©. y - =
Operation u ıbek Int, Das Verf hre i e "nir aus eigener | brüchen. ‚(Wien 1898. Spez. Chir. Bd. 1) — 54 Marcinkowski, Her- we
e Doekannt. Das Verlahren wurde von mir aus eiger nja obturatoria. (Medycyna 1907, Nr. 29 u. 30; Ref. i. Zbl. f. Chir, 1907.) — a
U cr peung als das einzig möglich erscheinende ee da, u | 55. A. v. M Über Ba ‚Einklemming im | a obtúratořium T
eine Dünndarmfistel Ü l] nicht anlegen mochte. | sinistrum (Darmwandhernie), kombiniert mit. Volvulus ilei. (D.Zschr. f. Chir. . vn, Ban:
“me Dunndarmfistel am zuführenden Schenke 5 Bd. 60, S. 583.) —. 56. Erich Meyer, Über Hernia obturatoria. (Arch. f. ee
klin, Chir. Bd. 103, H. 2.) — 57. Narath, Eigenartige Hernia-cruralis nach | N,
Einrichtung von Luxation femoris congenita. (Ebenda 1899, Bd. 59.) —
58. Nicaise, Weitere Beobachtungen über den Bruchschnitt, (D. Zschr,
f. Chir. Bd. 35.) — 59. Pieque et Poirier, Etude sur la hernie obturat.
(R. de chir. 1891.) — 60. Riekmann Godlee, Three.cases of strangu-
lated obturat. hernia. (Lanc. 1897.) — 61. Romberg in Dieffenbachs ope-
rativer Chirurgie Bd. 2, S. 625.) — 62. Rose, Weitere Beobachtungen über _
den Bruchschnitt. . (D. Zschr..f. Chir.. Bd. 85.) — 68. Derselbe, Über eine
Hernia obturatoria. (Zbl. f. Chir, 1896.) — 64. Rosenstein, Ein Fall
von Hernia obturatoria operata. (B. kl. W. 1908.) — 65. Schmidt, Zur
gutem Allgemeinzustand des Kranken der | Kasuistik‘der Hernia-obturatoria. (Zbl. f. Chir. 1901.) — 66. Scholz, Ein
Fall von Hernia foraminus ovalis. (Woehenbl. d. k. k. Gesellsch. d. Ärzte
in Wien 1860.) — 67. Sch-o pf, Hernia obturatoria, tubae et. ovarii sinistr.
(W. kl, W. 1903, Nr. 8.) — 68. Schwarzschild, Osteoplastischer Ver-
schluß einer Hernia obturatoria.nach dreimaliger Einklemmung im Foramen’
obtur. sinistr. (D. Zschr. f. Chir. Bd. 74, S.418 und Zbl. f. Chir. 1904) —
69. P. Sick, Über Baucheinklemmung mit Volvulus und primäre Entero-
stomie. (Bruns Beitr: Bd. 57, S. 336.) — 70. Sinigar, A case of strán-
gulated obturatoria hernia. (Br. med. į: 1898.) — 71..Sudeck, Die. Ope-
rationen. bei den Unterleibsbrüchen (in Bier, Braun, Kümmel, Chir.
Oper. Lehre, U, Aufl. Bd. 4, S. 101.) — 72. Straeter, Die Radikalopera-'
tion der Hernia obturatoria, (Zbl. f. Chir. 1905, Bd. 42.) — 73. Thiele...
Die Hernien des eirunden Loches. (Inaug.-Diss. Berlin 1898.) — 74. Tonk-
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(D. Zschr. f. Chir. Bd. 95.) — '
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71. Vinson, De la Hernie sous poubienne. (Thèse-de Paris 1894.) —
178. A. Wagner, Zur Kasuistik und Operation der Hernia obturatoria. (D. .
Zschr. f. Chir. Bd. 131.) — 79. Wullstein, Die Lehre von: den Hernien
76, Türsehmi
(in: Wulstein-Wilms, Lehrb. d. Chir. Bd.2.) — 80. Alfred Zinner,
Zur Kenntnis der Hernia obturatoria und der Hernia cruralis „praevesicalis“.
(D. Zschr. f. Chir, Bd. iR — 8i. L. Zorn, Zur Operation der Hernia ob-
f. Chir.-1918, Bd. 11.)
_
e EN Nee
Aus der serologischen Abteilung des Instituts für Infektionskrank-
heiten „Robert Koch“ (Geheimrat Prof. Dr. R. Otto).
Erfahrungen mit der Meinicke- und der
Sachs-Georgi-Reaktion.
Von !
Dr. G. Blumenthal, Assistenten am Institut.
Die Versuche, die Wassermannsche Reaktion unter Um-
gehung des ziemlich umfangreichen und in jetziger Teuerungs-
zeit besonders kostspieligen Tierapparates zu vereinfachen und
durch weniger komplizierte Fällungsreaktionen zu ersetzen, sind
bis jetzt noch nie imstande gewesen, brauchbare Ergebnisse zu
liefern. Vielmehr litten die Ersatzmethoden alle an dem gleichen
Fehler der Unspeecifität, und die Nachprüfung scheiterte stets an
solchen Seren, die von schwer den Gesamtorganismus schädi-
genden Krankheiten, z. B. dem Fleckfieber oder der Tuberkulose,
stammten, wie es vor einiger Zeit mit der von Bruck ange-
gebenen Methode der Fall war.
Einen wesentlichen Fortschritt dagegen scheinen die von
Meinicke (1) und die von Sachs und Georgi (2) vorge-
schlagenen Fällungsreaktionen zu ‚bedeuten, wenigstens wenn man
sich aus den bis jetzt erschienenen Veröffentlichungen, die teil-
weise auf/den Ergebnissen von über 10000 Untersuchungen be-
ruben, ein Urteil über ihre Leistungsfähigkeit zu bilden versucht,
Allerdings hat v. Kaufmann (8), der aber leider nur über
ein sehr kleines Material verfügte, bei der Grippe dauernd unspeeci-
fische Meinickereaktionen gesehen, was v. Vagedes und Korbsch (4)
später bei einzelnen Grippefällen bestätigen konnten. Ferner ist
Reich (5) mit der Meinickereaktion ebenfalls zu unbrauchbaren Re-
sultaten, gelangt. Diesen Angaben stehen aber die Untersuchungen
“ von V. Vagedes und Korbsch, Nathan (6), Nathan und
Weichbrodt (7), Kafka (8) Konitzer (9) und vor allem von
Fritz Lesser (10) gegenüber, die auf Grund eines teilweise ziem-
lich umfangreichen Materials zu einer verhältnismäßig sehr günstigen
Beurteilung der Meinickereaktion gekommen sind und sie teils eben-
bürtig der Wassermannschen Reaktion an die Seite stellen wollen, teils
sogar so weit gehen, sie in gewissen Fällen der Wassermannschen Re-
aktion für überlegen zu erachten.
Die bis jetzt veröffentlichten Erfahrungen der Autoren mit der
Sachs-Georgischen Reaktion sind durchschnittlich auch keine schlechten,
wenn auch Konitzer bei einigen Grippefällen, ferner Reich bei
zwei sicheren Ulcera mollia und Fritz Lesser unter 42 Ulcera-
mollia-Fällen sogar zehnmal das Auftreten einer deutlich positiven
Sachs-Georgi-Reaktion erlebt haben, die aber nach Abklingen der Er-
krankung beziehungsweise nach erfolgter Abheilung der Geschwüre in
das Gegenteil umschlug, also negativ wurde. Im übrigen aber lauten
die Berichte von Fritz Lesser, Reich, Mandelbaum (11),
Weichardt und Schrader (12), Kurt Meyer (13), Löns (4,
sowie von Schroeder (15) über die Sachs-Georgi-Reaktion recht
vielversprechend, sodaß die Autoren von der Brauchbarkeit derselben
neben der Wassermannschen Reaktion mehr oder weniger fest über-
zeugt sind.
Infolge dieser$im allgemeinen günstigen Berichte mußte
eigentlich eine Nachprüfung beider Methoden für überflüssig er-
scheinen. Wenn dieselbe trotzdem von uns vorgenommen wurde,
so lag dies zunächst daran, daß sich schon bei der Einübung bei
beiden Methoden manches Mal recht erhebliche Unstimmigkeiten
mit der Wassermannschen Reaktion zeigten, die auch durch das
klinische Bild nicht als berechtigt anerkannt werden konnten.
Vor allem aber war uns bei der Durchsicht aller oben erwähnten
Arbeiten von vornherein aufgefallen, daß das untersuchte Material
in der Hauptsache aus Haut- und Geschlechtskranken bestand,
und daß der bei allen vorgeschlagenen Ersatzmethoden der Wasser-
mannschen Reaktion stets besonders wichtigen Nachprüfung der
Seren, die von schwer konsumierenden Krankheiten wie z. B, von
Fleckfieber, Tuberkulose, Carcinom oder Meningitis epidemica
stammten, unserer Ansicht nach nicht die gebührende Aufmerk-
samkeit geschenkt worden war. Daran ändern auch nichts die
Bemerkungen in einzelnen Arbeiten, daß „zahlreiche Seren von
anderen Krankheiten wie z. B. Tuberkulose usw.“ in das Bereich
der Untersuchungen mit hineinbezogen wurden. Denn genaue
Angaben über deren wirkliche Anzahl fehlen überall. So war
offenbar ihre Menge im Verhältnis zu der Zahl der von Haut- und
Geschlechtskrankenstationen stammenden Seren so verschwindend
gering, daß sie auf die Summe der Vergleichswerte kaum einen
nennenswerten Einfluß ausüben konnten und daß dadurch dem am
Schlusse stets herausgerechneten Prozentsatz keine allzu große Be-
deutung beigemessen werden darf.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
an möglichst vielen normalen und von Syphiliskranken herrüh-
renden Seren die Methoden richtig einzuüben und dann das be-
sondere Gewicht auf die Untersuchung von Seren der bereits oben
erwähnten Krankheiten zu legen und zu prüfen, ob beide Methoden
einer solchen Nachprüfung standhielten. |
an die Originalvorschriften.
fügung, für dessen Herstellung der Verfasser auch leider bis heute
keine Vorschriften gegeben hat. Wir haben zu unseren Untersuchungen
zum Teil die von Meinicke vorgeschlagenen und von v.
mann für die Feldiaboratorien bereiteten und geprüften Extrakte be-
nutzt. Ferner besaß Fritz Lesser, der auf Grund seiner äußerst”
zahlreichen Untersuchungen nächst Meinicke wohl über die größten
Erfahrungen mit der Meinickereaktion verfügt, die große Freundlich- |
keit, uns zwei Fläschchen von seinen.für die Meinickereaktion geeig- |
neten Extrakten zu überlassen. Später verwendeten wir noch ein Anti-
gen, das in unserem Laboratorium nach den von Sachs früher ge-
gebenen Vorschriften vor einigen Jahren aus Ochsenherz mit Chole-
stearinzusatz hergestellt war und annähernd mit den Original-Wasser-
mannextrakten übereinstimmende Meinickereaktionen ergab.
34 Augus Ar
Ten nr DE er
Daher war der von uns beabsichtigte Weg der, zunächst
Bezüglich der Methodik hielten wir uns selbstverständlich streng
Zur Meinickereaktion stand uns kein Originalantigen zur Ver-
Wasser-
Fritz Lesser war selbst so liebenswürdig, persönlich die
ersten Versuche gemeinsam mit uns auszuführen, wofür wir ihm auch
an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank auszusprechen gestatten.
Die beiden von ihm zur Verfügung. gestellten Antigene sind
nach dem gleichen Rezept, wie die von ilım empfohlenen und bei
Leitz (Luisenstr. 45) für die Meinickereaktion gebrauchsfertig vor-
rätigen Extrakte hergestellt. Fehlerquellen könnten daher unseres Er-
achtens nach in dieser Hinsicht sowohl als auch bezüglich unserer
Methodik von vornherein als ausgeschlossen gelten.
Die Verdünnung der Extrakte geschah mit: der Bürette in”
der vorgeschriebenen Zeit, wobei wir allerdings meist aus Spar-
samkeitsrücksichten von der anfangs geforderten verhältnismäßig
großen Mindestmenge von 12 ccm reinen Extraktes abweichen und
von kleineren Grundmengen ausgehen mußten, was Fritz Lesser
empfahl und auch Meinicke nach seinen letzten Veröffent-
lichungen nicht mehr zu verwerfen scheint. Der Zwang, täglich
oder mindestens jeden zweiten Tag über 10 ccm von dem recht
kostbaren Antigen auch für eine geringe Zahl von Untersuchungen
verbrauchen zu müssen, würde ja schon von vornherein die prak-
tische Brauchbarkeit der Reaktion in Frage stellen. Die Einstellung
der Bürette zwecks Erhaltung der richtigen Tropfenzahl gelang
stets ohne Mühe, ebenso nahm das Einpipettieren von Serum und
Extrakt, sowie das Ansetzen der zur Kochsalztitrierung notwendigen
mehrfachen positiven und negativen Kontrollen so geringe Zeit in
Anspruch, daß von uns in dieser Hinsicht im Vergleich zur Sachs-
Georgi-Reaktion kaum eine Erschwerung gefunden werden konnte.
Auch die verhältnismäßig nicht allzu große Mühe des Zusetzens
der verschiedenen Kochsalzkonzentrationen zu den Kontrollröhrehen
am nächsten Tage zur Bestimmung der jedesmal erforderlichen
Kochsalzmenge ist von ganz untergeordneter Bedeutung. Aber
bei der Ablesung des Vorversuches fällt meist schon auf, dab
teilweise ganz erhebliche Schwankungen in der Löslichkeit der
Flocken, die sich auch nicht durch das vorherige vorgeschriebene
Schütteln beseitigen lassen, bei den verschiedenen Kontrollseren
eine genaue Beurteilung der notwendigen Kochsalzkonzentrauon
sehr erschweren, ja manches Mal eine definitive Entscheidung fast
zur Unmöglichkeit machen. In dieser von Meinicke als wesent-
lichen Vorzug seiner Methode stets betonten Zweizeitigkeit und
speziell in diesem Vorversuche scheint uns dem subjektiven Er-
messen jedes einzelnen Untersuchers ein allzu großer Spielraum
gewährt zu sein, da sich nach unseren Erfabrungen unter vier
positiven und vier negativen Seren kaum je zwei gleichmäßig
reagierende Sera finden lassen. Wir haben uns dadurch zu
helfen gesucht, daß wir schließlich die Kochsalzkonzentration stets
gewählt haben, die auch das hartnäckigste negative Serum gelöst
hat. Dabei mußte die Möglichkeit mit in Kauf genommen werden,
daß dadurch zu wenig specifische positive Resultate erzielt wurden,
was aber, wie sich‘ später zeigte, ganz und gar nicht der Fall
war. Im Gegenteil haben wir noch trotz dieses Kochsalzüber-
Se häufig zu viel unspecifisch positive Reaktionen auftreten
sehen.
Ein zweiter großer Nachteil der Reaktion "ist in dem Aus-
bleiben einer eindeutigen primären Flockung nach dem Zusatz des
mit Aqua destillata vorschriftsmäßig verdünnten Extraktes zu suchen.
Anfangs gab Meinicke nur bei 2°/,, später bei 5°/ der Sera
das Fehlen dieser Eigenschaft zu und führte dieses Verhalten auf
ihren Gehalt an Fetten oder anderen, eine Trübung verursachen-
den Substanzen oder auf gelösten Blutfarbstoff zurück. Im Gegen-
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1:8 August.
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satz hierzu möchten wir der Ansicht von Konitzer beipflichten, q
daß der Grund für das Ausbleiben der primären Flockung in' dem
. jeweiligen. kolloidalen Zustande des Serums und nicht in gewissen
Beimengungen zu suchen ist, da auch wir trübe beziehungsweise
hämoglobinhaltige Sera :oft recht gut flocken und auch reagieren
sahen. ° > | Er |
Von den von uns mit. den Original- Lesserextrakten ge-
z prüften 174. Seren mußten bereits 24 klare, sterile und meist auch
- hämoglobinfreie Proben, also 13,74 °/,, weil sie schlecht oder gar-
(d
nicht flockten, von vornherein aus dem weiteren Versuche aus-
geschaltet werden. Die Forderung Meinickes, das System
so. einzustellen, daß mindestens 95°/, und möglichst alle Sera
primär gut. geflockt werden, scheint uns demnach, nach dem Ver-
sagen der Original- Lesserextrakte, . vorläufig noch auf einige
‚Ein: dritter Mangel der Meinieckereaktion, auf den besonders
wi, Schwierigkeiten zu stoßen.
'v. Wassermann (16) in seiner Diskussionsbemerkung in der
_ Bedeutung‘ dies unter Umständen sein kann,
Medizinischen . Gesellschaft hingewiesen hat, liegt in der Unmög-
lichkeit, Lumbalflüssigkeiten mit ihr zu untersuchen. Von welcher
geht z.B. aus
‚unseren Beobachtungen mit dem Patienten Nr. 340/341 hervor,
von dem wir Blut und Lumbalflüssigkeit zur Untersuchung ein-
gesandt erhielten. Bei’ beiden Flüssigkeiten fielen die Reaktionen
sowohl nach Wassermann wienachSachs-Georgi positiv-
aus. Während eine Prüfung der Lumbalflüssigkeit nach Meinicke
von vornherein unmöglich war, konnte auch mit dem Blutserum‘
nach Meinicke kein Resultat erhalten werden, da die primäre
Flockung desselben so unzureichend war, daß von einer weiteren
. . ‚Untersuchung Abstand genommen werden mußte.
‘Natürlich wollen wir aus diesem.Grunde allein kein ab-
sprechendes Urteil über die Meinickereaktion, die ja infolge ihrer
s Unabhängigkeit vom Tierstall und ihrer relativen Einfachheit wohl
für die Praxis reif ist.
dem praktischen Arzt in die Hand gegeben werden sollte, fällen,
‚da wir ja in der. Lang eschen Goldreaktion für die Untersuchung
der Lumbalflüssigkeit eine genügend erprobte zuverlässige und
‚jedenfalls verhältnismäßig einfach ausführbare Methode besitzen.
-“./_ Indessen haben uns die. folgenden Befunde davon abgehalten, |
uns-der Ansicht anzuschließen, daß die Meinickereaktion bereits,
N
,
‚ Von den mit den beiden Lesserextrakten geprüften 174 Proben
reagierten; `> | “> T
`- 1. 89 nach Wassermann deutlich positiv. Von diesen fielen in
der ersten. Phase bereits 5 aus.
Meinicke 80 positiv = 88,24 % und 4 negativ = 11,76 %. `
-2. Einen negativen Wassermann ergaben 126 Sera; durch Aus-
bleiben der primären. Flockung wurden auch wieder 19 ausgeschaltet.
reaktion die verschiedene Ätiologie beider Erkrankungen bewiesen
' waren 4, zweifelhaft 2 und negativ 3. |
‚eines Carcinoma uteri, sieben Fleckfieberfälle, eine Psoriasis vul-
: reagiert haben und somit den Beweis erbrachten, daß. derartige
Sera zur Anstellung einer Meinickereaktion völlig zu verwerfen sind. |
Von den 107 übriggebliebenen, gut geflockten Seren zeigten dann
‚einen negativen Meinicke nur 68 = 58,88% und einen positiven Meinicke
dagegen 44 = 41,12%. > —- - | Ze:
8 Von den übrigen 9, nach Wassermann zweifelhaften Seren
fielen durch schlechte Flockung keine primär aus, nach Meinicke positiv
Diese Ergebnisse entsprechen ungefähr den Werten, die
Reich in seiner Arbeit angegeben ‘hat; sie stehen mit den Ver-
öffentlichungen zahlreicher anderer Autoren im gewissen Gegen-
satz und finden ihre Erklärung darin, daß, wie schon eingangs
erwähnt wurde, der Schwerpunkt unserer Untersuchungen auf die
Prüfung solcher Seren: gelegt wurde, die entweder von schwer
konsumierenden Krankheiten stammten odef aber bisher zu den
. Nachprüfungen nicht herangezogen wurden (Sera Neugeborener
und Placentarblut). | 2
~- .osetzen sich unsere44, mit dem negativen
Wassermann nicht übereinstimmenden Resul-
tate zunächst aus 24 Fällen zusammen, bei denen einwandfrei
das Vorhandensein einer syphilitischen Infektion klinisch aus-
geschlossen werden konnte, Unter ihnen befanden sich. sechs.
Schwere Tuberkulosen, ein Lupus vulgaris (wobei gleich bemerkt
werden muß, daß mehrere Fälle von Lupus erythematodes stets
negativ reagiert haben, also hier gleichsam durch die Meinicke-
werden konnte, ferner eine Careinommetastase nach Operation
garis, außerdem acht direkt bei der Geburt aus den Placentar-
beziehungsweise Nabelschnurvenen 'entnommene Proben, die viel-
leicht ihres Gehaltes an Gallenfarbstoffen wegen unspeeifisch positiv.
-
.
Von den übrigen 84 waren nach‘
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 81 000
genten Fälle setzen sich zum Teil aus Blutproben von: Patienten
‘zu erhalten waren, zum größeren Teile aber wurde bei diesen
Lues in der Anamnese zugegeben, und auch die zurzeit bestehen-
den Krankheitserscheinungen ‚sprachen für das Fortbestehen einer . -
derartigen Infektion, sodaß hier der Meinicke gegenüber dem
Wassermann eine deutliche . Überlegenheit zeigte. ` 5
Gegenüber den erwähnten Fehlresultaten bei Tuberkulösen
und Fleckfieberseren möchten. wir nicht. .unerwähnt lassen, daß
eine ganze Anzahl: von Sarkom-, Carcinom- und Tuberkuloseseren,
aber auch einige von Fleckfieberkranken stammende Proben nach.
Meinicke einwandfrei. negativ reagiert haben, sodaß wir, ab-
gesehen vom Fleckfieber- und, vom Placentar- beziehungsweise
Nabelschnurblut, einen unspeeifisch positiven Meinicke nur bei
einem Teil der oben erwähnten Erkrankungen, aber nicht als
Regel gefunden haben. Vielleicht ist ein gewisses Stadium der
betreffenden Krankheiten dafür verantwortlich. zu machen, da.
diesen falschen Befunden ja auch häufig- richtige negative Re-
sultate-gegenüberstehen. ar AR =: = |
So haben wir uns auch nicht mit den Erge
Lesserextrakten zufrieden gegeben, sondern auch noch die von uns
speziell für- die Komplementbindung hergestellten und an min-
destens tausend ‚Seren ausprobierten und als gut befundenen
Antigene I und XX zur Anstellung der 'Meinickereaktion benutzt, '
ferner einen Ochsenherzextrakt, der vor etwa sechs Jahren nach
der Vorschrift von Sachs (mit Cholestearinzusatz) hergestellt -
war, und schließlich die Original-Wassermannextrakte 23. und 24,
von denen leider keine allzu großen Mengen uns zur Verfügung
| standen. Da unsere Antigene I und XX aber ‘genau nach den
Originalvorschriften von v. Wassermann hergestellt ‘worden:
waren, die mit unseren Extrakten' erzielten Resultate auch mit
‚denen der Original-Wassermannextrakte, abgesehen von ganz
unbedeutenden ‚Abweichungen, stets übereingestimmt haben,
glaubten wir unter unseren Antigenen ‚wenigstens eine für. die
Anstellung der Meinickereaktion brauchbare Operationsnummer :
herausfinden zu müssen. Aber leider war dieses Bemühen vergeblich.
Extrakt I und XX reagierten allerdings mit einigem sicher
-syphilitischen Material bei der Meinickereaktion positiv, ergaben
aber mit so vielen Proben falsche positive beziehungsweise nega-
tive Resultate, daß wir, bald gezwungen waren, sie als unbrauch-
bar zu verwerfen. Der Ochsenherzextrakt, der. ja mit Cholestearin
versetzt worden war, lieferte, . was nach den Anschauungen
Meinickes zunächst nicht zu .erwarten war, weit bessere .
Ergebnisse als die beiden Lesserextrakte, und die beiden Original- -
Wassermannextrakte. zeigten. fast die gleiche Anzahl unspecifischer .
ene, nämlich 33,33% zu viel _°'
‚negative und 17,24% zu viel positive Resultate:
Reaktionen wie- diese . beiden Antig
D
Bei der Meinickeresktion sind die Unterschiede im Ausfall’
der einzelnen 'Reaktionen meist recht eklatante und die Mehrzahl
der von sicher luetischen Personen stammenden Seren ergeben .
auch eindeutige und zum’ Teil sogar -im Vergleich zum Wasser- -
mann zahlreicher positive Reaktionen. Ferner liefern Proben von
völlig gesunden Individuen in der Regel auch einwandfreie negative
Resultate nach Meinicke. Rs ee ATA E
Andererseits muß aber mit aller Schärfe. auf die große Be-
deutung der Tatsache hingewiesen werden, daß Seren, die von sicher
nicht syphilitischen, aber an anderen schweren, von Lues klinisch
manchmal mit Sicherheit nicht trennbaren, Erkrankungen leiden-
den Patienten stammen, ebenfalls nach der von Meinicke vor- .-
geschlagenen Versuchsanordnung unspeeifische positive Reaktionen
ergeben können. Und nichts ist gefährlicher, als einen Menschen
fälschlicherweise zum Luetiker zu stempeln! Der Weg, den.
Meinicke uns weist, mag aussichtsreich sein. Vorläufig ‘steht -
uns noch kein einwandfreier Extrakt zur Ausführung seiner Rė-
aktion zur Verfügung. Solange nicht Meinicke selbst genaue
Vorschriften über die Herstellung eines-solchen herausgibt, müssen -~ .
wir vor der Ausführung seiner Methode ‚mit irgendeinem beliebigen
Wassermann- oder auch Lesserextrakt warnen, da die damit
: erhaltenen Resultate vorläufig weder nach der positiven, noch nach
der negativen Seite hin diagnostisch verwertet werden dürfen.
Auch bei der Nachprüfung der Sachs-Georgi-Reaktion be-
folgten wir natürlich streng die Originalvorschriften.. .
Bei der Sachs-Georgi-Reaktion war es uns durch die Liebens-
würdigkeit des Herrn Prof. Sachs; wofür wir uns auch an dieser
Stelle unseren verbindlichsten Dank auszusprechen gestatten, vergönnt,
in der Hauptsache mit mehreren Originalextrakten zu arbeiten. Da-
Die übrigen 20, von der Wassermannschen Reaktion diver- -~ _
zusammen, über deren. klinischen Befund nähere Angaben nicht _
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neben haben wir noch den oben erwähnten Ochsenherzextrakt benutzt,
der vor etwa sechs Jahren nach Sachsscher Vorschrift hergestellt
und mit 1 % Cholestearin versetzt worden war und auch seltsamer-
weise trotz dieses Gehaltes an Cholestearin, wie schon erwähnt, für
die Meinickereaktion verhältnismäßig brauchbar war.
Die Methodik ist noch einfacher als die Meinickesche
Versuchsanordnung und bietet den Vorteil der Einzeitigkeit und
des Fehlens der Kochsalztitrierung, wodurch die Fehlerquelle der
‚subjektiven Beurteilung der jeweilig erforderlichen Kochsalz-
konzentration von vornherein ausgeschaltet ist.
Die vorgeschriebene Alkoholkontrolle scheint uns für die Sera eigent-
lich überflüssig zu sein, da wir bei über 1000, allerdings stets sterilen und
ziemlich frisch untersuchten Serumproben nie eine spontane Ausfällung er-
leben konnten. Nur für die Lumbalflüssigkeiten dürfte eine solche wegen
des verschiedenen Eiweißgehaltes von Liquor und Serum unerläßlich sein.
Ferner möchten wir aus Sparsamkeitsrücksichten den Vorschlag
machen, wie in letzter Zeit beim Wassermann, auch hier mit reduzierten,
also etwa mit der Hälfte der von den Autoren empfohlenen Dosen zu
arbeiten, zumal dies auf die qualitativen Verhältnisse keinen Einfluß
auszuüben vermag.
Die ‘Sachs-Georgi-Reaktion hat vor der Meinickereaktion,
abgesehen von ihrer erstaunlich einfachen Ausführung, der ver-
hältnismäßig: leichten Ablesung und der Einzeitigkeit als Vorteil
noch die Möglichkeit voraus, daß Lumbalflüssigkeiten mit ihr
untersucht werden können. | |
Zur Ablesung der Befunde haben auch wir das vorgeschlagene
Agglutinoskop benutzt, nicht etwa, weil wir dadurch bessere Ergebnisse
zu erzielen glaubten. Denn die Ablesung mit einer guten Lupe liefert
mindestens die gleichen guten Resultate. Wir haben uns nur deshalb
dazu entschlossen, weil das Arbeiten mit einer Lupe zur Begutachtung
der Ausfloekung stets ein ziemlich starkes Zurückneigen des Kopfes
erfordert, das bei Prüfung von über 100 Röhrchen schließlich rasch
zur Ermüdung von Augen und Nerven führen kann. Beim Agglutinoskop
dagegen wird der Blick ohne Anstrengung nach abwärts gerichtet und
vor allem gewährt der kleine Apparat den großen Vorteil, daß man zu
derselben Zeit zwei verschiedene Röhrchen zu vergleichen vermag.
Mit der von Sachs und Georgi angegebenen Methode
wurden im Ganzen 1255 Untersuchungen an Serumproben von
rund 800 Patienten!), von denen 364 eine positive, 933 eine nega-
tive und 103 eine zweifelhafte Wassermannsche Reaktion ergeben
haben. Nach Sachs-Georgi zeigten von den wassermann-
positiven Seren 73,29 % einen positiven und 26,71 % einen nega-
tiven Ausfall. Von den wassermannnegativen Seren dagegen waren
nach Sachs-Georgi 89,90% negativ und 10,10% positiv, während
von den wassermannzweifelhaften Seren nach Sachs-Georgi
16,52% zweifelhaft und 33,45% negativ reagiert haben:
Für die Originalextrakte 21, 22a, 23 und 24, ferner für den
Ochsenherzextrakt lauten die entsprechenden Werte:
Extrakt 21. Geprüft 244 Sera. Davon:
Wassermann Sachs - Georgi Sachs - Georgi
positiv 56 | positiv 38 — 58,04% | negativ 23 — 41,96 %
negativ 170 | negativ 165=%95,88 „ | positiv 7= 41%,
zweifelhaft 18 | zweifelhaft 3= 16,67 „ | negativ 15 = 83,33 .,
Extrakt 22a.
Geprüft 333 Sera. Davon:
Wassermann Sachs-Georgi Sachs - Georgi -
positiv 92 | positiv 74 — 80,43% | negativ 18 = 19,57 %
negativ 212 | negativ 187 = 88,21 „ | positiv 25 = 11,79 ,„
zweifelhaft 29 | zweifelhaft 8 = 27,59 „
negativ 21 = 7241 „,
Extrakt 23. Geprüft 224 Sera.
Davon:
Wassermann Sachs- Georgi | Sachs - Georgi
positiv 47 | positiv 36 = 76,60 %0 | negativ 11 = 23,40 %
negativ 159 | negativ 137=87,29 „ | positiv
» | 22 = 1271 „
zweifelhaft 18 | zweifelhaft 3= 16,67 „ | negativ 15 = 83,33 „
Extrakt 24. Geprüft 454 Sera, Davon:
Wassermann Sachs - Georgi Sachs- Georgi
positiv 121 | positiv 105 = 86,78% | negativ 16 = 183,22 0%
negativ 301 | negativ 245 — 81,40 „ | positiv 56 = 18,60 „
zweifelhaft 32 | zweifelhaft 10 = 31,25 „
negativ 22 — 68,75 „,
Extrakt O.H. Geprüft 159 Sera.
Davon:
Wassermann Sachs -Georgi Sachs- Georgi
positiv 48 | positiv 81 = 64,58% | negativ 17 = 35,42%
negativ 91 | negativ 88 —%6,70 , | positiv 8= 33
zweifelhaft 20 | zweifelhaft 1=5
„ | negativ 19 = 95 $
Aus der Zusammenstellung geht hervor, daß die wenigsten
unspecifischen positiven Resultate der Ochsenherz- und der Sachs-
| u: Für die liebenswürdige Überlassung der Serumproben gestatten
wir uns, den Herren dirigierenden Ärzten und Assistenten im Rudolf
Virchow-Krankenhause unseren verbindlichsten Dank auszusprechen.
J T
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
Baal,
>
3. August.
Georgi-Extrakt 21 liefert und daß mit der steigenden Operations:
nummer, die sich nach schriftlicher Mitteilung von Sachs selbst
nur durch den wachsenden Cholestearingehalt unterscheiden, auch
die unspecifischen Resultate an Zahl zunehmen, bis sie mit Ex-
trakt 24 ihren Höhepunkt erreicht haben. |
Wie es auch bei der Meinickereaktion der Fall war, stellen
die Fleckfieberkranken ein ziemlich hohes Kontingent für die
falschen positiven Reaktionen. Von 41 untersuchten, nach
Wassermann negativ und klinisch ebenfalls nicht auf Lues ver
dächtigen, typischen Fleckfieberfällen waren 24 — 53,54% positiv
und 17 — 41,46 % negativ. | z
Außerdem war nach Sachs-Georgi annähernd der gleiche
Prozentsatz von Placentar- beziehungsweise Nabelschnurblutseren
wie beim Meinicke positiv. Ferner reagierte je ein Fall von zwölf
malignen Tumoren, von vier Lupus-erythematodes-Fällen, von zwei
an Lupus vulgaris Leidenden und von zwei Scharlachkranken
positiv. Dazu kommen noch ein Psoriasis-vulgaris-Fall und zwei
mit Ulcera mollia Infizierte, bei denen die Richtigkeit der Dia-
gnose durch spätere längere Beobachtung einwandfrei bestätigt
wurde. Auch bei allen anderen Fällen konnte das gleichzeitige
Bestehen einer syphilitischen Infektion anamnestisch und klinisch
so gut wie ausgeschlossen werden. |
Vor allem aber hat uns der unverhältnismäßig hohe Prozent-
satz der unspecifisch positiven Sachs-Georgi-Reaktionen bei
Schwindsüchtigen überrascht. Von 19 Tuberkulösen haben I4=
% zum Teil sogar sehr starke Sachs-Georgi-Reaktion er-
geben.
Aus diesen Gründen scheint uns also auch die Sachs-
Georgi-Methode noch nicht reif für die Praxis zur Diagnose der
Lues zu sein. Für sie gilt in der Hauptsache dasselbe wie für
die Meineckereaktion, was schon verschiedene Autoren betont
haben, nämlich, daß vor allem die Extraktfrage noch völlig un-
gelöst ist. Wir haben selbst zweimal den Versuch unternommen,
aus Rinderherzen verschiedener Herkunft nach der Originalvor-
schrift brauchbare cholestearinierte Extrakte darzustellen, haben
aber beide Male nicht den erwünschten Erfolg gehabt.
Es soll auch hier nicht bestritten werden, daß die grobe
Mehrzahl von syphilitischen Individuen eine deutliche positive
Sachs - Georgi- Reaktion zeigten, daß ferner mehrere Fälle von
Lues II und Lues III, bei denen der Wassermann negativ war,
nach Sachs-Georgi einwandfreie positive Ausschläge ergeben haben,
und daß man wiederum mit dem Serum völlig gesunder Personen
nach Sachs-Georgi in der Regel auch eindeutige von den positiven
Befunden unschwer unterscheidbare negative Resultate erhält.
Leider lassen sich aber die, wie oben erwähnt, zu einem
erheblichen Prozentsatz unspecifisch reagierenden Erkrankungen
klinisch nicht immer sicher ausschließen, sodaß auch hier die
große Gefahr der falschen Luesdiagnose besteht. |
Im Gegensatz zur Meinickereaktion liegen aber betreits der
Lumbalflüssigkeit die Dinge hier wesentlich anders. Nach dem
Resultat unserer, allerdings der Schwierigkeit der Material-
beschaffung wegen nur in bescheidener Anzahl vorliegenden, der-
artigen Untersuchungen scheint hier eine Unspeeifität nicht zu
bestehen. Drei Lumbalpunktate von Paralytikern reagierten nach
Wassermann und Sachs-Georgi gleichmäßig positiv, zwei wasser-
mannnegative Liquoren auch nach Sachs-Georgi glatt negativ und
sechs von Meningitis-epidemica-Kranken stammende Lumbalilüssig-
keiten nach Wassermann sowohl, wie nach Sachs-Georgi einwand-
frei negativ. Das mit einem Liquor eines an tuberkulöser Menin-
gitis leidenden Kindes erhaltene Resultat kann leider nicht ver
wertet werden, da derselbe schon in der Alkoholkontrolle eme
ziemlich grobe Floekung ergab und dementsprechend auch mit
den Extrakten flockte. Er war bereits mehrere Tage vor der
Untersuchung entnommen worden und muß wohl in dieser Zeit
der Zersetzung anheimgefallen sein. Weitere Beobachtungen In
dieser Richtung dürften schon wegen der Unspecifität der von
Tuberkulösen stammenden Seren sehr wünschenswert sein, zumal
sich die Lumbalflüssiskeiten ja von den Seren bezüglich ihres
Gehalts an Eiweißkörpern und des kolloidalen Zustandes derselben
recht beträchtlich unterscheiden: £
So scheint uns also auch bei der Sachs-Georgi-Reaktion 1m
ihrer jetzigen Fassung die Frage ihrer Brauchbarkeit für Lumbal-
flüssigkeiten vorläufig noch nieht entschieden zu sein.
‚Ob ein engerer Zusammenhang der Meinicke- und Sachs-Georgl-
Reaktionen untereinander und mit der Wassermannschen Reaktion be-
steht, haben wir dadurch zu klären gesucht, daß wir stets gleichzeitig
mit der Fällungsreaktion mit denselben Antigenen die Komplement-
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2075.78, August. . u: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 81. n/a a
bindung nach der Original-Wassermannmethode ausgeführt haben?), da | Mangel suchten wir aber dadurch abzuhelfen, daß wir der zur Serum- = -> ii
. - ja die Möglichkeit bestand, dass die uns in die Hand gegebenen Ex- | verdünnung benutzten physiologischen Kochsalzlösung in Analogie mit \,.. ar.
- trakte vielleicht selbst‘ die Schuld an den unspeecifischen Reaktionen | den früheren Beobachtungen von Sachs eine bestimmte Säuremenge, . - co gn yai
- ‚tragen konnten." In allen oben ausführlich. erläuterten Fällen erhielten | bis zum Gehalt von etwa~*/z. n-Salzsäure, binzufügten. Unsere Ver- ee,
. wir aber stets ein richtiges, mit unseren Original-Wassermannextrakten..| suche hierüber konnten aus äußeren Gründen noch nicht zum Abschluß. % fen er
` nur einige Male in. ganz unwesentlicher Weise abweichendes Resultat. | gebracht werden. Vielleicht. lassen ‘sich: noch bessere Resultate mit, ` hei
dem von Emden und Much (17) empfohlenen Leucin erzielen... el
Für weitere Versuche käme- in. Betracht, entweder den Extrakt : -
mit 0,6%iger Kochsalzlösung anzusetzen . und dafür der Serum- ar
verdünnung irgendeine der genannten Substanzen von verstärkendem
. Einfluß. beizugeben oder aber auch umgekehrt. zur Extraktbereitung die
12%ige Kochsalzkonzentration zu wählen und dafür. zur Ausmerzung `’ =:
der unspecifisch positiven Resultäte dem Serum eine gewisse Menge `o -< -<
von n-Lauge hinzuzufügen. Auf jeden Fall aber möchten wir an der
von Sachs und Georgi geforderten Einzeitigkeit der Methode festhalten... .'. . ' | en
` ` Die. Kernfrage liegt'aber noch immer in der richtigen Aus- ._ .
wahl des Antigens. Sölange diese noch der Lösung bedarf,. ist . ...- d
bei beiden Methoden. nicht an eine Ergänzung oder gar an einen .:: -4
Ersatz ‘der . Wässermannschen Komplementbindungsmethode zu . -> - Eu =
derken, einer Reaktion, die sich, nach den Originalvorschriften a
l
‘Die an denselben Tagen mit.den gleichen, für die Komplementbindung
also. brauchbären, Antigenen angesetiten. „Lipoidfällungs“- beziehungs- -
weise „Lipoidlösungs“versuche ergaben aber völlig abweichende Aus-
schläge. So haben wir Sera beobachtet, die mit denselben Extrakten
nach Vassar nann negativ und nach Sachs-Georgi positiv oder um-
‚gekehrt nach Wassermann positiv und ‘nach Sachs-Georgi negativ
reagiert haben, ferner Sera, die wiederum mit den gleichen Lesser-
extrakten nach Wassermann negative und nach Meinicke positive und,
umgekehrt nach Wassermann, positive und nach Meinicke negative.
Ergebnisse zeigten. Drittens gab es darunter zahlreiche Sera, deren |
Reaktion wiederum..nach Meinicke beziehungsweise Sachs-Georgi völlig
"differierte, sodaß ein edger Zusammenhang zwischen den drei. Me-
` _ thoden unwahrscheinlich ist. “Wir sind gezwungen, für die Ausfällung
-der Globuline aus den Seren völlig andere Gesetze anzunehmen, wenn wir.
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_ dieselbe. in einem salzfreien oder salzreichen Medium vornehmen wollen, nxen, -eme D, £ „gen Vriginalvorsc Be ı
re Trotz aller dieser nicht gerade günstigen Resultate mit- den | Ausgeführt, im Felde wieder überall bewährt hat, die mit-Serum a
"> beiden-Reaktionen möchten wir dennoch zu weiteren Versuchen | Und Lumbalflüssigkeit gleich gute Ergebnisse liefert und immer <.< | iaia
. auf dem von.Meinieke und Sachs und Georgi beschrittenen | Wieder aufs neue ihre völlige Unabhängigkeit von dem Gehalt der, un,
Wege raten). Die im Anschluß an die genaue Ausarbeitung der | untersuchten Flüssigkeiten an Fetten, gelösten Blut- oder Gallen- . een ‘ir
` Methodik notwendigen Fällungsversuche der Autoren haben schon |.farbstoffen bewiesen hat. Mn Br ae
FH - heute einen, wenn auch vorläufig noch geringen Lichtblick auf | ‚Zusammenfassung: .Die Meinicke- und die Sachs- č — >o i Ni.
1 | ' das. Dunkel der kolloidalen Vorgänge im Serum geworfen und zu | Georgi-Reaktion bedeuten im Vergleich zu .den” bis dahin vor- ` = Cupp g3)
e -. Theorien geführt, deren Anwendung anch auf andere Gebiete der | geschlagenen Flockungsmethoden zweifellos einen großen-Eortsebritt. ... ati...
“ Serologie Aussicht auf Erfolg verspricht. u ei ‚Die sind aber in ihrerjetzigen Versuchsanordnung wegen der großenZabl , = | a a
N =~; Die weiteren Versuche hätten sich unserer Ansicht nach in | der unspecifischen positiven wie negativen Befunde.als selbständige >°. °. bi. t
8’. folgender ‘Richtung zu bewegen. ‚Wiederholte ‘Versuche haben. uns | Methoden für die praktische Luesdiagnose noch. nicht geeignet, zumal ©... ul...
FB . gezeigt, daß sich bei Heraufsetzung der Kochsalzkonzentration, mit der | bei beiden Methoden die Extraktfrage nicht völlig. gelöst ist... ° > S lu...
z| jedesmal die Extraktverdünnung bei der Sachs-Georgi-Reaktion angesetzt | Literatur: 1. Meinicke, B. kl W. 1917, Nr. 25, SR opi
. wurde, wie:nicht anders zu erwarten war, die. Zahl der positiven Aus- | ebenda Nr. 50, S. 1208, ebenda 1918, Nr. 4, S:83; D. m, W. 1919, Nx-T, . a
Di „Schläge vermehrte, daß bei einer Konzentration von 1,2% fast alle | S. 178, ebenda Nr. 12, S- 823; Zschr. f. Immun. Forsch. .1918, Bd.. 27, Zu E po i
Hi u a. positive Reaktionen ergaben, bei den höheren nn R = u 2: en u Be 28, = A 3 a na md oe 0 r gi ; : i ee
t aber die unspecifisch positiven Resultate zu überwiegen begannen. Da- . KL W. 1916, NT. 52, D. Mm. W.: 1917, NT. 45, D. 1404, ebenda 1919, =- >, o 3
A her -mußte ‘die Konzeñtration von 1,2 % in gewisser Beziehung als das N 16, 3 a: M. es u S. HT a an Kunz I: ee
ar Optimum angesehen werden. Allerdings erreichte auch bei ihr schon | 2'158 2 5 F Reich D m W OO NET Se eo Nathan e a
2° Kulosenelne zienak howäöhllehe Höher Desonders, bei Tuber- | W KI. 108, Ai ii 1008 <7, Nathan umd Wolekbrodt, M mW ya
ia | TE na Ul > ne. , ann . Nr.46, S.1280. — 8. Kafka, M. m. W. ‚ Nr. 50, S. 1417. — 9. Ko- "0. erlnign
re Er _ Ließen wir dagegen die Reaktionsvorgänge sich in einem salz- | nitzer, M.'Kl. 1919, Nr.14, S.338, — 10. F.Lesser, M. m. W. 1918, ER 2 i A
Bjo ärmeren Medium abspielen, so zeigte sich eine deutliche Abnahme der | Nr. 32, S. 875; D. m. W. 1918, Nr. 42, S. 1158;-B. kl. W. 1919, Nr. 10, S. 224. — . . 4> aa
t, ` ünspecifischen Reaktionen, und zwar erwies sich hier die Konzentration | 11. Mandelbaum, M.m. W. 1918, Nr. 43, 5.1180. — 12. E. Weichardt > S poule u
p von 0,6% als die brauchbarste, da bei ihr sogar auch die Tuberkulosen | a et Ban mn g en a E T BE a
u». glatt negativ reagierten. Selbstverständlich konnte dieser. Erfolg nur | D, m. W. 1919, Nr. 21. S:579. — dig. Schroeder. M KL 1919 NL 0 he ig
f, = af Kosten, der wassermannpositiven Sera erreicht: werden, da sich | S515, — i6. v. Wassermann, Verhandl. Berl.. med. Ges., 19. Februar > ` T i l
bei dieser Kochsalzkonzentration 'die Stärke ihrer Reaktionen bedeutend | 1919, Diskussion. — 17. Heinrich Embden und Hans Much., Beitr. . Ba ya a
abschwächte, teilweise sogar in die’ negative Seite umschlug. ‘Diesem ! z. Klin. d. Infekt. Krkh. 1914, Bd. 3, S. 119. 2 % Sn, Ba a
o N = i Aus- der Praxis für die Praxis. 0 i Apa einet
u Gallensteinkolik. | | befindlichen Lumens der "Troikartkanüle durch*Darmschlingen nach a ft u
l Voi a Ablaufen eines Teiles des Ascites, wodurch eine einigermaßen ee i
l gründliche Entleerung ohne eventuellen mehrfachen Einstich zur SEPE
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Unmöglichkeit werden: kann. Beides, die Gefahr der Darmverletzung
und den unangenehmen Zwischenfall der Darmvorlagerung kann
man meines Erachtens gut vermeiden durch nachstehende Methode,
die sich mir bewährt hat: ` FRE EHER = 6, |
An: der für die Punktion gewählten Stelle Lokalanästhesie,
2 Dr. Roschke, Bad Salzuflen. a. |
. * >` _ [m der Absicht, durch lokale Anämie — ähnlich der Therapie
der Stirnhöhleneiterung — eine. Abschwellung der entzündeten
. Gallenblase und dadurch eine Lageveränderung des eingeklemmten
| ` Steines oder bessere Abflußmöglichkeit des Sekretes zu 'ermög-
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lichen, habe ich. mit scheinbar gutem Erfolg Novocain = Supravenin- | gründlich in die Tiefe! Nach Eintreten der Anästhesie langsames |
tablettten (0,1 Novoc.) je eine Tablette in zwei-. bis dreistündlichem `| Durchbohren der Haut-Faseien -Muskelschicht mit dem Troikart, | BEER
dann Herausziehen des Stiletts unter Steckenlassen der Kanüle, in ;
Zwischenraum gegeben. Für Mitteilungen über Beobachtung dieser
Therapie wäre ich dankbar. f | | |
die nun eine ‚passende Salomonsche Nadel, wie sie bei der An-
legung des künstlichen Pneumothorax ‚Verwendung findet, ein-
geführt wird. Die Salomonsche Nadel ist vorne geschlossen und
stumpfigerundet und trägt seitlich (analog dem Magenschlauch)
eine relativ große Öffnung. Mit dieser „Nadel“ wird nun die.
untere Fascie. und das Peritoneum durchbohrt. (Eine. analoge
Technik hat sich uns übrigens bei der Anlegung des Pneumo-
thorax nach der Stichmethode bewährt.) Die Vorzüge der Technik
sind folgende: Die stumpfe „Nadel“ vermeidet eine Verletzung des- .. ';
‚Darmes, . auch bei Verschi&bungen und .beim Zurückdrängen vor- - = pi
liegenden Darmes, der andererseits nicht. als Abflußhinderung ii BE
wirken kann, da die Abflußöffnung sich seitlich befindet und.
‚das stumpfe „Nadel“ende den Darm zurückdrängt. Andererseits
ermöglicht der außerhalb der Bauchhöhle befindliche Nadelansatz
ein bequemes Befestigen des Schlauches zum Ersatz .des ab-~
gelassenen Exsudäts durch Stickstoff, „eine von Schlesinger
empfohlene Methode, die sich mir 'erst -letzthin bei einem Fall von
exsudativer tuberkulöser Peritonitis ausgezeichnet bewährt hat.
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Ä | Zur Technik der Bauchpunktion.
$ Er eR Kurze Mitteilung. `
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ee - Oberarzt Dr. 0. Wiese. . |
_ _ Neben der Gefahr der Gefäßverletzung, die aber durch die
Wahl.der Einstichstelle sicher zu vermeiden ist, besteht eine zweite
3 ‚Gefahr in der Möglichkeit der Darmverletzung durch das Stilett
des Troikarts; unangenehm und die Entleerung des : Abdomens
. . erheblich hindernd wirkt die Verlegung des in der : Bauchhöhle
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~ `) Zur:Komplementbindung wurden natürlich die Extraktverdün-
nungen wie üblich durch Überschichtung der Kochsalzlösung mit dem
i Extrakt hergestellt, — 2) Eine Nachprüfung der von Sachs neuerdings
angegebenen Modifikation, die Versuche volle 24 Stunden im Brutschrank
En lassen, konnte aŭs äußeren Gründen nicht mehr vorgenommen werden.
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bis elf Tage lang 50 bis 100 mg Radium eingelegt, eine Dosierung,
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
' 8. August. `
Referatenteil.
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin.
Sammelreierat.
Strahlentherapie.
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin.
I. '’ (Schluß aus Nr. 30)
Die heute in der Therapie übliche Verabreichung großer Dosen
von Röntgenstrahlen, sowie von Strahlen radioaktiver Substanzen
bringt es mit sich, daß man dem Blutbild bei der Bestrahlung eine
ganz andere Aufmerksamkeit schenken muß wie ehedem. Nachdem
Heinmecke (49) darauf aufmerksam gemacht hat, in welch hohem
Maß die hämatopoetischen Organe durch Bestrahlung zu beeinflussen
sind, sind eine Reihe von Autoren an die Betrachtung des Blutbildes
im Anschluß an Bestrahlungen herangegangen. Zu einem völlig ein-
heitlichen Ergebnis sind hier die einzelnen Beobachter noch nicht
gelangt. Wenig Meinungsverschiedenheit besteht hinsichtlich der
roten Blutkörperchen. Übereinstimmend gehen hier die Arbeiten
von Schweitzer(50), Helber und Linser (öl), Milchner
und Mosse (62), Nürnberger (53) und Anderen dahin, daß |
der erythroblastische Apparat durch Bestrahlung nicht nennens-
wert beeinträchtigt wird. Es scheint, daß erst sehr hohe Mengen
von Strahlen nötig sind, um eine Schädigung der roten Bluf- -
körperchen herbeizuführen. So erwähnt Schauta (54) eine Ab-
nahme der Zahl der roten Blutkörperchen und des Hämoglobin-
gehalts nach relativ hohen Radiumdosen. Es wurden hier drei
die heute nicht mehr angewandt wird und die außer dieser Be-
einflussung des Blutbildes auch sonst noch schwere örtliche Ein-
wirkungen zur Folge hatte. Ganz anders steht es jedoch mit den
weißen Blutkörperchen. Hier scheinen schon kleine Dosen eine
beträchtliche Beeinflussung des Blutbildes hervorzurufen. Wenig-
stens beschreibt Wöhler beim Menschen schon nach Bestrahlungen
von 1!/, bis 3 Minuten Dauer Hyperleukocytosen, die nach 5 bis
8 Stunden ihren Höhepunkt erreichen und nach 24 Stunden wieder
abklingen. (Ich habe diese Mitteilung einst nachgeprüft und mich
von einer immer eintretenden Hyperleukocytose nicht überzeugen
können.) Immerhin ist aber die hohe Empfindlichkeit der weißen
Blutkörperchen gegen Röntgenlicht ganz unbestreitbar, es frägt
sich nur, ob diese starke Beeinflussung der hämatopoetischen Organe
eine lang- oder kurzdauernde ist. Hierüber gehen die Mitteilungen
auseinander. So spricht Schweitzer in seiner vozüglichen
Betrachtung des Blutbildes nach Mesothoriumbestrahlungen, daß
in den von ihm beobachteten Fällen die Leukocytenzahl, die immer
im Anschluß an die Bestrahlung von 8000 auf 9000 bis 12000
gestiegen war, sich nachher verminderte und nach drei bis vier
Wochen um 3000 bis 6000 sich verringerte. Sie schwankte zwischen
3500 und 6200. Dieser Leukocytenabfall setzt schon nach 24 Stunden
ein und schreitet nach 48 Stunden fort. Erst acht Wochen nach
der Bestrahlung konnte Schweitzer wieder normale Leukocyten-
werte feststellen. Damit stimmen nun andere Beobachtungen
nicht überein. i
Arnold (86) hat z. B. ein Ansteigen der Leukocyten von
7800 auf 10000 nach einer Strahlendosis von 100 X beobachtet,
betont aber, daß diese Hyperleukocytose schon nach 24 Stunden
abklinge, dann einem Sinken unter die Norm Platz macht, um
am sechsten Tage schon wieder regelrechte Werte zu erreichen.
Auch nach stärkerem Absinken der gesammelten Leukocytenziffer
hat Arnold nach einer Karenzzeit von acht bis zehn Tagen
wieder regelrechte Werte beobachtet. Ungefähr dieselbe Ansicht
vertritt Nürnberger. Er hat sechs bis acht Tage nach der
Bestrahlung wieder regelrechte Werte beobachtet und nimmt im
Schlusse seiner Ausführungen entschieden Stellung gegen die An-
sicht, daß eine dauernde Schädigung der hämatopoetischen Or-
gane durch Verabreichung großer Strahlenmengen entständen.
Ebenso wie über die zeitliche Dauer der Beeinflussung des Blut-
bildes durch die Strahlen verschiedene Angaben bestehen, so sind
auch die Mitteilungen über das Verhalten der Lymphocyten nicht
eindeutig. Zunächst tritt im Anschluß an die Bestrahlung ein
Sinken der Lymphocytenwerte ein, was ja bei der außerordent-
lichen Strahlenempfindlichkeit der lymphoiden Elemente ohne
weiteres zu verstehen ist. Hierüber sind alle Beobachter nur einer
Meinung. Jedoch sind die Ansichten über den Fortgang der
Lymphopenie auseinandergehend. Schweitzer sagt hierüber:
„In der zweiten Woche nach der ersten Bestrahlungsserie tritt
aber bei Fortbestehen einer Leukocytenverminderung ein typischer
Wechsel in der prozentualen Zusammensetzung der leukocytären
Elemente ein, und zwar in der Weise, daß langsam eine deut-
liche prozentuale und bisweilen schon absolute Zunahme der
Lymphocyten bei gleichzeitig starker Verminderung der Neutro-
philen einsetzt.... Je länger die Bestrahlung fortgesetzt wird, .
desto ausgesprochener wird das umgekehrte Verhältnis der beiden
Hauptleukocytenarten zueinander. Schweitzer nimmt an,
daß die postaktinische Lymphocytenvermehrung nicht allein auf
stärkerer passiver Ausschwemmung beruht, sondern in vermehrter
Funktion der Bildungsstätten begründet ist. Eine Steigerung der
Lymphocytenwerte im Anschluß an Bestrahlungen hat auch
Nürnberger beobachtet. Er beschreibt zunächst den akuten
Anstieg der Neutrophilen und den damit verbundenen Schwund
der Lymphocyten. Nach ein- bis dreitägiger Dauer sinken die
Neutrophilen auf normale und subnormale Werte, während die.
Lymphocytenzahl ansteigt. Der Unterschied in den Mitteilungen
von Schweitzer und Nürnberger liegt darin, daß der
letztere ein viel früheres Auftreten der Lymphocytose beobachtet
hat als ersterer. Gar keine Zunahme der Lymphocyten hat Ar-
nold festgestellt. Aus den von ihm mitgeteilten Tabellen ist
nirgends ein Ansteigen der Lymphocyten zu entnehmen. Da nun
die Literatur über diesen bedeutsamen Punkt keine Übereinstim-
mung ergibt, so habe ich in einer großen Anzahl von bestrahlten
| Fällen das Blutbild auf seine postaktinische Veränderungen nach-
kontrolliert. Meine Untersuchungsergebnisse waren nicht überein-
stimmend. Die Hyperleukocytose und den Lymphocytenabsturz
habe auch ich beobachtet. Darin stimmen meine eigenen Wahr-
nehmungen durchaus mit den bisherigen Mitteilungen überein.
Aber alle weiteren mitgeteilten Einzelheiten kann ich nicht regel-
mäßig bezeichnen. Ich habe auch schon nach drei Tagen eine
‚ deutliche Hypoleukocytose und eine starke Vermehrung der Lympho-
cyten beobachtet, ich sah aber letztere auch ganz ausbleiben und
öfter das Blutbild absolut beherrscht von den Erscheinungen der
Leuko- und Lymphopenie. Es erscheint überhaupt nach vielen
Beobachtungen, die ich während der letzten Jahre bei der Be-
trachtung. des Blutbildes gemacht habe, daß man hinsichtlich
dessen, was man als Norm aufzufassen hat, manches früher un-
bedingt als feststehend Angenommene revidieren muß. Ich habe
früher schon darauf hingewiesen, daß ich bei der polnischen Be-
völkerung eine Zunahme der großen mononucleären Zellformen
beobachtet habe, die sicher nicht — wie man hätte annehmen
können — eine Folgeerscheinung der Typhusimpfung waren, da
es sich gar nicht um geimpfte Individuen handelte. Heute sieht
man, daß auch sonst an vielen Stellen ähnliche Beobachtungen
gemacht werden, die uns zum mindesten das eine lehren, daß
däs Blutbild während des Krieges eine Veränderung erfahren hat.
Es sei hier, da dieses Thema außerhalb des Rahmens meiner
Betrachtung liegt, auf die Arbeiten von Klieneberger (50)
Bokelmann und Nassau (57), Lämpe und Saupe (58)
sowie auf die Ausführungen von Krehl (59) und die Betrach-
tungen von Koch, der schon 1915 eine enorme Vermehrung der
einzelligen weißen Blutkörperchen nachweisen konnte, verwiesen.
Es sei hier nur so viel gesagt, daß man neben der von mir beob-
achteten Vermehrung der großen mononucleären Leukocyten auch
allgemein eine Lymphocytenvermehrung fand. Es sei ferner erwähnt,
daß schon in Friedenszeiten ein Lymphocytenanstieg bei Kohlen-
hydraternährung festgestellt wurde [Keuth e (61). Wenn also
eine Abhängigkeit des Blutbildes von der Ernährung vorhanden
ist, dann darf man sich nicht wundern, wenn wir augenblicklich
im Anschluß an Bestrahlungen so eigenartige Verschiebungen IM
Blutbilde festzustellen vermögen. Ich möchte daher in der Be-
urteilung der Folgezustände der Bestrahlungen im Augenblick _
größte Vorsicht anempfehlen und vor allen Dingen die postakti-
nische Lymphocytose, die ich ja auch genügend oft selbst wahr-
genommen habe, vorläufig noch nicht als einen reinen Bestrah-
lungseffekt bezeichnen.
Nach vorstehenden Ausführungen haben wir im allgemeinen
von einer Bestrahlung keinen: Einfluß auf die Erythrocyten zu @f-
warten. Es berührt daher eigenartig, daß doch immer wieder
Mitteilungen gemacht werden über günstige Erfolge, die man bel
i cythämischen Zustandes, Lüdin (63), perhorresziert,
~ =.. gewonnen. |]
: ,. homogene Strahlung in der Tiefe zu verwenden, sind die Erörte-
tungen über das zu verwendende Filter, unter welchem wir mit
einer homogenen Strahlung rechnen können, in stetem Fluß. Es |
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1919
_ Polycythämie "mit der Strahlenbehandlung gemacht hat. Während
‚sich noch Wetterer in seinem bekannten Handbuch dieser
. Behandlungsart kühl gegenüber verhält, sind in neuester Zeit
= wieder Mitteilungen erfolgt, welche über eine günstige. Wirkung
der Bestrahlung zu berichten wissen. So hat: M ön c'h (62) durch
| intensive Bestrahlung eine Herabsetzung der Zahl der roten- Blut- |
körperchen von 7480000 auf 3804000 beobachtet und knüpft
-daran die Bemerkung, daß pathologische Blutbestandteile weniger
widerstandsfähig gegen die Bestrahlung sind als normale. Mönch
hat auch die Milz bestrahlt,. was ein anderer Beobachter des poly-
schont die Milz absolut und. bestrahlt nur die Knochen. Nach:
Lüdin ist die Resistenz der Erythrocyten eine verminderte.
damit: eine Herabsetzung
5100000.. 2.0
Daß auch. Röntgenschädigungen -mit Röntgenstrahlen, günstig
. beeinflußt ‚werden können, weist in einer ausgezeichnet geschrie-
benen Abhandlung Holzknecht (64) nach, der bei einem Beob-
achtungsmaterial von 50 Röntgenkeratosen und 10 ulcerierten Epi-
theliomen mit harten gefilterten Strahlen vorzügliche Resultate
erzielte. Daß man auch bei Verbrennungen mit Narbencoitrac-
turen durch Bestrahlungen ein günstiges Ergebnis erzielen kann,
‚teilt Kohler (65) mit, der in drei Fällen mit härtesten Röntgen- .
‚strahlen in mittelgroßen Dosen wieder volle Beweglichkeit zu er-
‚reichen vermochte. a 8 EEE
., Wie ‚ich bereits bei früherer Gelegenheit an dieser Stelle
auseinandergesetzt habe, ist der Hang der Gegenwart immer mehr
auf die Verwendung harter Strahlen . gerichtet. Selbst bei ober- |
„.flächlichen Dermatosen werden Filtrierungen durch 0,5 mm .Alu-
minium empfohlen. Selbstverständlicherweise hat: hierdurch _ die’
es
Filterfrage eine überragende Bedeutung für die Strahlentherapie
Da unsere Bestrebungen . darauf hinausgehen, eine
sind die verschiedensten Filter (Aluminium, Kupfer, Zink, Messing)
~ im Gebrauch. Über jedes dieser Filter existieren zahlreiche Ver-
öffentlichungen.- Die -Mehrzahl. dieser Mitteilungen haben nur ein
einseitig physikalisch-technisches Interesse, . der Praktiker erhält
_ bei-der Lektüre dieser Veröffentlichungen für die ihn am meisten
Interessierende Frage nach dem zweckmäßigsten Filter keine ab-
schließende Antwort. Zweifellos. ist aber auch die Antwort darauf
nicht leicht zu geben, indem gewisse verschiedenartige Eigen-
` schaften dieser Filtermetalle immer zu berücksichtigen sind. Wir
wissen z.B., daß das heute immer noch am meisten verwandte
Aluminiumfiter in vieler Beziehung an filternden Eigenschaften
hinter. dem Zink und Kupfer zurücksteht, Nach den Unter-
_Suċhungen von Goos (66) absorbiert Aluminium in einer Stärke
3 mm nur. so viel harte Strahlung ‘als 0,125 mm Kupfer und
0,1385 mm Zink. Die mittelharten und weichen Strahlen werden
von Kupfer und Zink viel stärker absorbiert. Verglichen mit dem
Aluminium absorbiert. Kupfer harte Strahlen 24mal ‘so stark,
- mittélstarke 38 mal -so stark ‚und weiche Strahlen 32 mal so stark.
Goos ‘spricht hieran von -einer durch 1 mm Kupfer gefilterter
Strahlung als von einer „fast homogenen Strahlung“, sodaß man
eigentlich nicht darüber im Zweifel sein kann, daß das Kupfer-
filter optimale Bedingungen für die Bestrahlung schafft, was auch
literarisch vertreten wird. Und dennoch kann man nicht sagen,
daß dies so unbedingt der Fall ist. So haben Krönig und
= Friedrieh nachgewiesen, daß die Stärke der biologischen Wir-
. kung von Strahlen, die durch 3 mm Aluminium gefiltert waren,
eine für die Haut |
Kupfer der Fall
. awel ‚Hautpartien einer Patientin mit inoperablem Darmcareinom
mit je .einer Erythemdosis (165 e der von König und Frie-
| drich im Anschluß an Kohlrausch so bezeichneten Einheit). Die
eine Hautpartie wurde mit 1 mm Kupfer, die andere mit 8 mm
Aluminium gefiltert. Nach 54 Tagen sah man an der mit Kupfer
geringere ist, als dies bei Filterung durch 1 mm
war. Krönig und Friedrich bestrahlten
gefilterten .Bestrahlungsstelle ein deutliches Erythem mit starker
eine minimale Haufreaktion auf. Dieselben Beobachtungen konnten
Kr Onig und. Friedrich auch beim Froschlaich machen.
Laichklumpen ‘von Rana esculenta,, denen 80 e appliziert wurden,
Singen unter Kupferfilterung sämtlich zugrunde, während die
unter 3 mm Aluminium bestrahlten teilweise am Leben blieben
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TAUER N E a % e T
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— MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr. 31.
Lüdin-
; Da
` bei diesem Leiden eine Wucherung des erythroblastischen Knochen-
-~ marks vorliegt, so ist die systematische Bestrahlung sämtlicher
-<° Knochen indiziert. .Lüdin erreichte |
.. der Erythrocytenzahl von 7 300.000 auf
Hautrötung. . Die mit Aluminium bedeckte Hautstelle wies nur
le, : noai EP i
u pe Pe ae ae Be a ae Sa i A a
4 à AA a . ze ae er le Ps DE Zu Zur ee Ze ee nette
ae i TENA 2 x al BB ` .. K rS f t N
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raae.
und nur Wachstumshemmungen zeigten. Man ersieht "hieraus,
daß die. Hautschonung bei Verwendung der Kupferfilterung. trotz
‘der 32 mal so.starken Absorption der weichen Strahlen keine so
große ist als bei Verwendung der Aluminiumfilter. Wir sehen
ferner, . daß man bei der Kupferfilterung viel vorsichtiger sein
muß, mit- einer Wiederholung der Bestrahlung. Opitz (67). hat : `’
hieraus auch schon die Konsequenz gezogen, indem. er es ver... ©
meidet, bei Kupferfilterung vor, sechs Monäten die gleiche Stelle .
Wir sehen
wieder zu bestrahlen, was man ja bei Verwendung: von Aluminium-
wertschicht von Zink, Kupfer und Messing eine um 8 herumliegende,
so.ist sie für Aluminium in 3 mm Dicke nur 5 cm, auch der.
_ Dosenquotient gestaltet sich ganz anders. Wir benötigen also bei
Verwendung des Aluminiumfilters eine viel stärkere Oberflächen- `
'belastung, um dieselbe ‚Tiefendosis zu erreichen, als bei der Filte-
rung durch die drei vorgenannten Metalle. Es könnte also nach
theoretischen Erwägungen gar kein Zweifel darüber bestehen, daß _
die ganze bisherige Aluminiumfilterung nicht mehr als zeitgemäß
anzusehen ist, und zugunsten. der schwereren Filter aufgegeben .
‚werden müsse, . wenn nicht eben, die erwähnten Beobachtungen
von. Krönig und Friedrich uns darüber belehrten, daß die . `
biologischen Reaktionen und die physikalischen Beobachtungen -
nicht immer zu einem- sich deckenden ‚Resultat gelangen. Es ist = ..:
daher gut zu verstehen, daß sehr' viele und bewährte Kenner der. -> :: 4
Strahlentherapie bei der weiteren Verwendung des Aluminium-
filters verbleiben. u Zu : l
Was nun die drei sogenannten Schwermetalle Zink, Kupfer `
und ‚Messing betrifft, so ist,- wie bereits ausgeführt, die Halbwert- `
schicht und: der Dosenquotient bei diesen. ziemlich gleich, ein ©
Unterschied besteht nur in der Zeit, die. man zur:Erreichuig einer
bestimmten Tiefendosis nötig hat. Diese. ist beim Zink kürzer als.
‘beim Messing und wesentlich kürzer als beim Kupfer.
daher für die: Verwendung des Zinks als Filtermaterial auch noch >
ein ökonomischer Grund sprechen.
Es würde
| | Ob nun dem Zink: auch noch
eine höhere Hautschonung zukommt, sodaß der stärkere biologische
Reiz, den Krönig und Friedrich für das Kupfer ‚fanden, in
Wegfall gerät, wäre noch zu erörtern... Wintz und Baumeister
haben die Erfahrung gemacht, daß das Dreieinhalbfache der Be- |
strahlungszeit, die für das Aluminiumfilter sich als Erythemdosis
feststellen ließ, unter Zinkfilter noch keine Reizung der Haut her-
vorrief. Die größere Hautschonung bei der Verwendung des Zink-
filters - betont auch Glocker (69) auf Grund seiner strahlen-
analytischen Forschung. Er fand, daß die durch Zink gefilterten
‚Strahlen entschieden ärmer an mittelharten und weichen Bestand-
teilen sind. In einer weiteren im Verein mit Reusch (70) ver-
öffentlichten Betrachtung betont Glocker (70), daß ein Filter |
von 0,5 mm Zink die. harten, mittelharten und weichen Strahlungs-
komponenten in demselben Maße schwächt wie ein Aluminium-
filter von 13 mm. - Diese Berechnung deckt sich ungefähr mit: der
von Walter, der für die Absorption sehr harter Strahlen fand, E
daß 0,5 mm Zink .12 mm Aluminium entspricht, Es stellen somit
Aluminium und Zink. gleichwertige Filter dar, sobald äquivalente .
Dieken angewandt werden. Das Zink würde in einer Stärke von
0,5 mm eine große Menge von Vorzügen besitzen, dem’nur ver-
glichen mit dem Aluminium in 3 mm Dicke der eine 'Nachteil
gegenübersteht, daß eine längere Bestrahlungsdauer erforderlich
ist. Das Zeitverhältnis zwischen aluminium- und zinkgefilterter
Strahlung beträgt 1:2. E u pe m
“Alle diese Angaben über die physikalischen Eigenschaften
der verschiedenen zur Filterherstellung verwandten Metalle sind
-außerordentlich wertvoll für die gesamte Strahlenforschung. Ob
sie immer unbedingt zutreffend sind, muß späteren Nachprüfungen
vorbehalten bleiben. So sprach z.B. Schatz (72) früher davon, _
filtern. im. ällgemeinen schon nach drei Wochen kann. Es-ist _ ee:
somit zu verstehen, daß man neben dem gewiß sehr große Vor- , .;
züge bietenden Kupfer iminer noch nach anderem Filtermaterial
forschte: Sebr gute Bedingungen scheint in dieser Hinsicht das:
Zink zu bieten. Für die. Verwendung dieses -Metalls treten: be- : `’
sonders Wintz und Baumeister (68) ein. In der sehr lesens-
werten Abhandlung von. Wintz und Baumeister finden sich a
‘außerordentlich bemerkenswerte Angaben ' über vergleichende wi
- Untersuchungen, die bei den. verschiedenen Metallen angestellt
worden .sind. Zunächst ergibt sich hieraus, daß. die Halbwert-
schichten -bei Zink, Messing und 'Kupfer annähernd gleich sind.
(sie betragen für Zink 8,2, für Messing 8 und für-Kupfer 7,9em), f
ebenso. besteht hinsichtlich der’ Dosenquotienten kein ‚besonders.
großer Unterschied.. Anders liegt dies damit verglichen bei.dem
meist verwandten 3 mm dicken Aluminiumfilter. War -die Halb- `
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dab die Halbwertschicht eines 3 mm dieken Aluminiumfilters 2,25
bis 2,5 betrage, also ein ganz anderes Ergebnis, als es Wintz
und Baumeister zu verzeichnen haben.
Literatur: 49. Heinecke, ebenda 1903, Nr. 48; ebenda 1904, Nr. 18. —
50. Schweitzer, ebenda 1916, Nr.9. — 51.Helber und Linser, ebenda 1905, Nr.15, —
52. Milchner und Mosse, B. kl. W. 1904, Nr. 49. — 53. Nürnberger, D. m. W.
1919, Nr. 24 und 25. — 54. Schauta, Zbl. f. Gyn. 1914, Nr. 27. — 55. Arnold,
M. m. W. 1916, Nr. 5. — 56. Klieneberger, ebenda 1917, Nr. 23 (Feldärztliche
Beilage). — 57. Bokelmann und Nassau, B. kl. W. 1918, Nr. 15. — 58. Lämpe
E: Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 28.
ý H. E. Hering (Köln): Pathologische Physiologie. Erste Vor-
lesung am 5. Mai 1919 in Köln, |
V. Kafka (Hamburg): Zur -Liquordiagnostik der infektiösen
nichtluischen Meningitis. Die Liquordiagnostik der akuten infektiösen
Meningitis wird durch neuere Reaktionen (Hämolysin- und Kolloid-
reaktionen, Reaktion nach Braun und Husler, Fibringlobulin- und
modifizierte Ninhydrinreaktion) in hohem Maße ergänzt und verfeinert.
Eine positive Wassermannsche Reaktion der Rückenmarksflüssigkeit
‘kommt bei einwandfreier Technik und sicher negativer Blut-
reaktion im Verlaufe der infektiösen nichtsyphilitischen Meningitis so
gut wie nie vor.
E. Glaß (Hamburg): Zur Narkotisierung mit Chloräthyl. Das
Chloräthyl ist ein geradezu ideales Mittel zur Einleitung der Dauer-
narkose. Deren Fortsetzung erfolgt dann am besten mit Äther und
Sauerstoff aus dem Roth-Dräger-Apparat oder bei O-Knappheit mit
der Schimmelbuschschen Tropfmaske. Ferner kommt der Chlor-
äthylrausch in Betracht, und zwar 1. als Analgesierung bei er-
haltenem Bewußtsein, 2. als eigentlicher Rausch (Somnolenz), 3. als
protrahiertes Analgesiestadium oder als protrahierter Rausch. Statt
Mull kann man auch Kreppapier (Handtuchersatz) auf der Tropfmaske
benutzen, das sich zu kurzen Analgesierungen besonders eignet, da es
sich rascher und gleichmäßiger als Gaze durchtränkt.
Kurt Holzapfel (Berlin): Ulcus molle und Primäraifekt.
Auch bei noch so typischem weichen Schanker muß man an Chancre
mixte denken und im Dunkelfeld auf Spirochäten untersuchen (man
verwende dabei nur das durch Expression aus der Tiefe gewonnene
Serum). Findet man Spirochäten und ist die Wassermannsche Reaktion
negativ, so liegt eine frische, reine primäre Lues vor, die zur Ein-
leitung der Abortivkur berechtigt (bekanntlich wird die Wasser-
mannsche Reaktion schon in der sechsten bis siebenten Woche post
infectionem positiv). Lassen sich bei Verdacht auf Uleus mixtum
keine Spirochäten nachweisen und ist die Wassermannsche Reaktion
noch negativ, so darf man keine antisyphilitische Behandlung einleiten.
Landesausschusses für hygienische Volksbelehrung.
F. Bruck.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 28.
Arnold Löwenstein (Prag):
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
Karl Bornstein (Berlin-Schöneberg): Ein Weg zur hygieni-
schen Volksbelehrung. Bericht über die Gründung des preußischen
Der Verfasser
erinnert hierbei an den bekannten Ausspruch: „Die Aufgabe des Arztes
im 20. Jahrhundert wird es sein; sich selbst überflüssig zu machen.“
Atiologische Untersuchungen
über den fieberhaften Herpes. Die Blasen beim Herpes febrilis enthalten
und Saupe, M. m. W. 1919, Nr, 14. — 59. Krehl, Verh. D. Kongr. f. i |
Warschau 1916, Kongreßbericht S. 194. — 60. Koch, D. m. W. 1918, an
61. Keuthe, ebenda 1907, Nr. 15. — 62. Mönch, M. m. W. 1919, Nr. 10, —
63. Lüdin, Zschr. f. klin. M., Bd. 84, H. 5 und 6. — 64. Holzknecht, B. kl. W.
1918, Nr. 49. — 65. Kohler, Med. Naturwissensch. Gesellsch. Jena, Sektion f.
Heilkunde, 27. Juni 1918. — 66. Goos, Fortschr. d. Röntgenstr., Bd. 24, H. 5. —
67. Opitz, M. Kl. 1918, Nr. 33 und 39. — 68. Wintz und Baumeister, Fortschr.
d. Röntgenstr., Bd. 24, H. 3. — 69. Glocker, ebenda, Bd. 24, H. 2. — 70. Glocke
und Reusch, ebenda, Bd. 24. H. 6. — 71. Walter, ebenda, Bd. 24, H. 5. —
72, Schatz, Strahlenther. 1912, Bd. 1, H. 4.
=>
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
Lasarios, eines Laien. Die Grundlage des Verfahrens besteht
darin, daß es möglich ist, die natürliche Atmung dadurch in bestimmter
Weise abzuändern, daß man sich sowohl bei der Einatmung als auch
bei der Ausatmung .einen bestimmten Vokal möglichst lebhaft vor-
stellt. Jedem Vokal gehört eine bestimmte, von der natürlichen
verschiedene Art der Atmung an. Der Verfasser versucht nur anzu-
deuten, unter welchen Umständen man von der Methode etwas er-
warten kann. -
Sofus Wideröe (Kristiania): Über die therapeutische Haut-
impfung mit Alttuberkulin. Tuberkulinapplikation auf die intakte Haut
ruft eine nicht nur diagnostisch, sondern auch therapeutisch wertvolle
Reaktion hervor. Diese ist nicht nur lokaler Art, sondern übt auch
einen allgemeinen Einfluß aus. Durch cutane Tuberkulinapplikation ist
es dem Verfasser gelungen, das Leben tuberkulöser Meerschweinchen
erheblich zu verlängern.
J. Dubs (Winterthur): Pneumokokken- und Colistrumitis. In
einem Falle trat zwei Monate nach einer croupösen Unterlappen-
pneumonie und einer eitrigen Brustfellentzündung in einer schon
viele Jahre vorher vorhandenen Struma eine Strumitis auf. In einem
anderen Falle entstand nach bloßer Stuhlverstopfung in einer alten
Struma eine Colistrumitis. Irgendwelche traumatische Läsion des Kropfes
(Stoß, Schlag oder Quetschung) war nicht vorausgegangen.
Eidam (Gunzenhausen): Neun Jahre Säuglingsfürsorge durch
die Hebammen des Bezirksamts Gunzenhausen als Fürsorgerinnen. Nach
den Erfahrungen des Verfassers sollten sämtliche Hebammen im Reich
ungesäumt als Säuglingsfürsorgerinnen aufgestellt werden.
G. Seiffert (München): Bayerns Gesundheitswesen im Frieden
und Krieg. Die Friedensarbeit hatte zur Bekämpfung übertragbarer
Krankheiten im Kriege ausreichende Vorkehrungen getroffen Es
mußte nur das Vorhandene ergänzt werden. Eine Zunahme der über-
tragbaren Krankheiten im Kriege war von vornherein zu erwarten,
trotzdem darf man aber mit den erzielten Erfolgen zufrieden sein. Ganz
besonders gilt das für die Typhusbekämpfung. Dem starken An-
schwellen der Erkrankungen in dem ersten Kriegsjahr folgte bald ein
Sinken. F. Bruck.
Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 29.
E. Grafe: Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anpassung des
tierischen Organismus an die Größe der Nahrungszufuhr, Im Laufe der
während des Krieges bestehenden Unterernährung ist die Beobachtung
allgemein gewesen, daß nach ursprünglich stärkeren Gewichtsabnahmen
etwa vom Winter 1916/17 ab, geringere Gewichtsabnahmen und schließ-
lich oft ein Stillstand der Gewichtskurven eintrat, ohne daß die Er-
nährung reichlicher wurde. Es muß daran gedacht werden, daß solche
ein Virus, das auf die Kaninchenhornhaut leicht übertragbar ist und
eine der Keratitis herpetica des Menschen ähnliche Krankheit hervorruft.
Das Virus ist aber im Blute Herpeserkrankter nicht nachweisbar,
Wilhelm Stepp (Gießen): Der Restkohlenstofi des Blutes
bei Gesunden und Kranken (mit besonderer Berücksichtigung des Diabetes
mellitus). Um die nicht stickstoffhaltigen organischen Substanzen des
enteiweißten Blutes hat man sich bisher nur wenig gekümmert. Zu
seinen Untersuchungen über den Restkohlenstoff des Blutes bediente
sich der Verfasser, ebenso wie Mancini, der Phosphorwoliram-
säure. Es werden damit nicht nur sämtliche koagulablen Kiweiß-
körper, sondern auch Albumosen, Peptone, die Harnsäure, sowie andere
in kolloider Lösung im Blut befindliche Körper niedergeschlagen.
Man bekommt somit in das Filtrat nur nicht eiweißartige Kohlenstoff-
haltige Substanzen. Es handelt sich also hier um den durch Phosphor-
wolframsäure nicht fällbaren Restkohlenstoff.
Hochstetter (Tübingen): Über gehäuites Auftreten von Spät-
rachitis. Mitgeteilt werden vier Fälle. Auf Phosphorlebertran und bei
Bettruhe besserten sich die Erscheinungen verhältnismäßig rasch.
R. Koch (Frankfurt a. M.): Eine neue Methode der Atem-
gymnastik. Der Verfasser berichtet über die Methode Leser-
Anpassungsvorgänge sich auch bei einer den Bedarf überschreitenden
Nahrungszufuhr geltend machen. In der Tat macht man analoge Beob-
achtungen auch bei Mastkuren. Auch hier tritt allmählich ein verlang-
samter Gewichtsgewinn und unter Umständen ein Gewichtsstillstand
ein. Die zugeführte größere Calorienmenge führt schließlich nur ZU
einer specifisch-dynamischen Wärmesteigerung. Es existiert also eine‘
Luxuskonsumtion. Um zu prüfen, von welchen Faktoren ihr Zustande-
kommen abhängig sei, wurden einer Hündin die Keimdrüsen exstirpiert.
Die Kastration verhinderte nicht das Zustandekommen einer Luxus
konsumtion. Einer zweiten Hündin wurde zunächst die Schilddrüse
unter Schonung der Epithelkörperchen exstirpiert, längere Zeit danaclı
ebenfalls die beiden Ovarien herausgenommen. Das Resultat war, da
die Abhängigkeit der Verbrennungen von der Intensität der Ernährung
aufhörte, sobald die Schilddrüse exstirpiert war. Die nachträgliche
Entfernung der Keimdrüsen brachte nichts prinzipiell Neues. Die
Luxuskonsumtion, die Anpassung an Überernährung, der Hunde is
somit nicht lediglich eine primäre Eigenschaft der Körperzellen, sondern
bei ihrem Zustandekommen spielt die Funktion der Schilddrüse eine
bisher unbekannte, wichtige, wenn nicht die entscheidende Rolle,
während die Ovarien dafür nur von untergeordneter Bedeutung N
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Be August,
selbst wenn der Eingriff eine Narkose benötigt
£ strahlungsbehandlung aufgenommen werden.
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1919 — M
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Mog Aus der neuesten Skandinavischen Literatur.
“` Die: Entfernung der Mandeln bei rheumatischen Erkrankungen übt
‚der letzteren aus. Der.unmittelbare Erfolg ist in frischen ‚Fällen eine
rapide Senkung der Temperatur und sofortige Besserung des Allgemein-
'zustandes. _Rezidiven kann man durch die Operation im fieberfreien
Stadium vorbeugen. Sehr günstig wirkt der Erfolg bei hämorrhagischer
Nephritis nach Angina, (Hygiea 1919, Nr. 18.)
` Einen Fall akuter, spontaner Magenerweiterung im Anschluß an
eine Influenza beobachtete Bohmansson (Stockholm). : Während der
‘ Lösung einer Influenzapneumonie bei einem 22jährigen, früher gesunden |
' „Mann trat plötzlich massenhaftes Erbrechen auf, der Bauch von einem
die linke Hälfte ausfüllenden Tumor aufgetrieben, sonst nicht gespannt.
Unter Annahme eines hohen Ileus wird die Laparotomie gemacht, wo-
bei es’sich zeigt, daß die ganze Bauchhöhle von dem lokal erweiterten
‚Magen ausgefüllt ist, das Entleerungsvermögen des Magens ist derart
geschwächt, daß ‘er nur durch manuelle Nachhilfe entleert werden kann.
Ein Hindernis für die Passage besteht nicht. Der Patient. stirbt_unter
peritonitischen Erscheinungen.
‚normal. (Hygiea 1919, Nr. 12.) Sun Se E a
~ Der Einfluß der Influenza auf tuberkulöse Prozesse ist nach Beob-
achtungen von Rohrbeck in einem Sanatorium ein sehr ungünstiger. Ins-
. . besondere sind die schwereren Formen für Influenza sehr empfindlich und
der Verlauf der Tuberkulose gestaltet sich sehr ungünstig. - Die Isolierung
. tuberkulöser Personen, namentlich der schwereren Formen, ist bei Influenzä-
epidemien strengstens durchzuführen. (Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 24.)
. . „Die-Frage, wie lange Rekonvaleszenten nach Scharlach isoliert
bleiben sollen, untersucht V. Bil (Kopenhagen), indem er nächforscht,
wie häufig ein aug dem Krankenhaus entlassener Patient Familienmit-
glieder infiziert und ob durch eine Verkürzung der Isolationszeit eine
.- Vermehrung der Scarlatinserkrankungen zu verzeichnen ist. Die genauen | `
~ Nachforschungen und Berechnungen ergaben, daß eine Isolationsperiode:)
yon .38 Tagen,. vielleicht auch schon 35 Tagen, genügt, um weitere
Infektionen zu vermeiden. Auch die Rücksicht auf eventuell später
auftretende Komplikätionen gibt keinen Grund für die Verlängerung
der Isolierung. . ersonen, die noch Ohrenfluß oder Schnupfen haben,
sollen jedoch zurückbehalten werden. (Ibidem Nr. 25.) i
Über die Influenzafälle auf der Gebärabteilung berichtet Hauch
(Kopenhagen) und findet, daß der Geburtsakt für Kranke mit Influenza-
pneumonie sehr gefährlich ist, in ernsteren Fällen stirbt die Frucht vor
der Geburt und die.tote Frucht ‚gibt. für die Mutter eine sehr schlechte
Prognose. Eine in der ‚Schwangerschaft erworbene Influenzapneumonie
übt keinen ernsten Einfluß im Verlaufe der Schwangerschaft auf Mutter
oder Kind. Eine Pneumonie während des Wochenbettes hat keine be-
' Sonders schlechte Prognose. (Ibidem Nr. 2) 0... l
agen) und findet,
Dieselbe Frage behandelt Petersen (Kopenh
daß der’ gefährlichste Teil der Entbindung die Austreibungsperiode ist
und daß, wenn diese sich in die 'Länge zieht und die Kranke zu sehr
angreift, sie durch ‘einen Eingriff möglichst abgekürzt werden muß,
) , die bei der Influenza-
pneumonie stets gefährlich ist. (Ibidem Nr. 28) | nn
Die Behandlung der Wahl bei Morbus Basedowi ist nach Norden-
hoft (Aarhus) die Röntgenbestrahlung. Er verfügt bereits über 100 er-
folgreich behandelte Fälle. Er gibt jedoch sofort eine Volldosis bei der
ersten Bestrahlung, da die wiederholte Applikation kleiner Dosen eher
reizend auf das Drüsengewebe wirken und einen erhöhten Hyper-
‚thyreoidismus hervorzurufen imstande sind. . Auch muß stets auf das
Vorhandensein einer Thymusdrüse ‚geforscht und diese mit in die Be-
' (Ibidem Nr. 28.) .
Klemperer (Karlsbad).
Ban E Therapeutische Notizen. | e
Die operative Beseitigung der Mastdarmfistel durch Spaltung oder .
Exeision genügt oft nicht. In einem erheblichen Prozentsatz rezi-
divieren entweder die Fisteln aus nicht entfernten Nebengängen,
oder der Kranke tauscht sein früberes, immerhin 'harmloses Leiden
| (Je gegen eine äußerst lästige Incontinenz. Das von W. Stemmler
ena) empfohlene ‘und genauer beschriebene Verfahren vermeidet diese
beiden Nachteile, ‚Verletzungen des Schließmuskels und seiner motori-
` schen Nerven sind bei vorsichtigem stumpfen Abschieben der Weich-
teile vom Fistelstrang, wie es der Verfasser empfiehlt, auch bei hoch-
teichenden ischiorectalen Fisteln ausgeschlossen. . Sämtliche Seitennähte
der Fistel werden bei stumpfem Präparieren gut sichtbar; ihre restlose
ntfernung verhütet Rezidive. Die Heilungsdauer beträgt sechs bis
acht Tage gegenüber vier bis acht Wochən bei dem alten Verfahren.
. @. m. W, 1919, N.)
EDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
‚nach Nordlund (Stockholm) einen günstigen Einfluß auf den Verlauf. |
` Magen und Darm erwiesen sich als
“teilung' der Gasbrandbakterien au
7 = $
Das Neosalvarsan, das bei Malaria tertiana fast nie ,
versagt, ist nach W. Neumann bei Quartana ebenso unwirk-
sam wie bei Tropica. (D. m. W, 1919, Nr. 28) 00a
Stellen sind: die infraclavieulare Gegend, die vordere Brustseite (hier
wirken die Eingriffe oft atembeengend), ferner die Rückenhaut (tritt
‚hier ein Absceß auf, so kann. der Kranke nicht auf dem Rücken liegen)
und besonders die Beugeseiten der Extremitäten (da bei einer etwaigen
Vereiterung hier, besonders auf der Innenseite des, Oberschenkels, die
Nähe. der großen Gefäße höchst unerwünschte Komplikationen schaffen
könnte). Wichtig ist die gründliche Befreiung der: mit Alkohol des-
infizierten Spritz’e und Nadel vom anhaftenden‘ Alkohol durch -
wiederholtes energisches trockenes Durchspritzen. Sonst kann es zu
Schmerzen und Schwellungen kommen. (D.m. W. 1919, Nr.28)
Die „Heintze & Blanckertz“schen Impifedern empfiehlt
Erich Mar tini bei Massenimpfungen gegen Pocken. 12 bis 24 Impf- _
federn, in Holzfederhalter (kantig zur Vermeidung ües Herabrollens)
‚gesteckt, werden ausgeglüht, worauf die . Impfung‘ mit den zuerst
ausgeglühten begonnen wird,.da diese inzwischen ‘abgekühlt sind; die
benutzten werden gleich wieder ausgeglüht und kommen erst wieder `
heran, nachdem alle vorher äusgeglühten verwendet worden sind. Die
Impferfolge fielen übrigens :bei einigen angeblich vor 47 bis 21 Jahren
pockenkrank. gewesenen mit ausgedehnten Pockennarben bedeckten
Personen unzweifelhaft positiv aus. (D. m. W. 1919, Nr. 28.) - l
Bei einem Hämophiliker hat Oscar Orth (Heidelberg) die
‚direkte Blutübertragung von Mensch zu Mensch (Ein-
schiebung der Arteria radialis des Spenders in die Vena. mediana des
Empfängers) mit Erfolg ausgeführt; (M. m. W. 1919, Nr. 28.)
u Bücherbesprechungen.. u
Arbeiten aus dem Königlichen: Institut für experimentelle Therapie und ..:
t a. Mi Heft6. Jena ~ >`:
. dem Georg -Speyer - Hause zu Frankfur
G. Fischer. Preis brosch. M 1,—. E
H. Sachs und H. SchloßBberger, Untersuchungen über dee
thermostabilen Receptoren der X-Stämme, mit Bei-
trägen zur Kenntnis. der Weil-Felixschen Reaktion
(Serodiagnostik des Fleckfiebers, III). Weitere Beiträge
zu der serologischen Unterscheidung. der X-2- und X-19-Bacillen (Agglu-
tination, Komplementbindung). Bei der Weil-Felixschen Reaktion wurden
meist die erhitzten (eine Stunde 80°) Bacillenaufschwemmungen der
O-Form rascher agglutiniert als die erhitzten Bacillenaufschwemmungen
der H-Form. ‚Der Endtiter wies in der Regel keine wesentlichen Unter-
schiede auf. Bei der Agglutination durch Fleckfieberserum scheint die
Agglutinabilität der O-Form durch Erhitzen der Bacillenaufschwem-
mungen auf 50 bis 55° in manchen Fällen nicht wesentlich zu leiden,
während bei gleichartigem ‚Erhitzen der H-Bacillen die Agglutinabilität
schwindet oder abnimmt, um erst bei höheren Temperaturgraden wieder
gesteigert zu werden. Erhitzen -der Fleckfiebersera. auf 60° ergibt
häufig Proagglutinoidzonen; größere Mengen Fleckfieberserums sind |
wirkungslos, während geringere noch zur Agglutination _ führen.
Zwischen H- und O-Form und zwischen lebenden und erhitzten Bacillen- _
aufschwemmungen bestand dabei kein wesentlicher Unterschied. Für
die Herstellung eines Fleckfieberdiagnostikums . zur Ausführung der
Weil-Felixschen Reaktion. ist der Auswahl der Bacillenaufschwemmungen
mehr Beachtung als bisher. zu schenken.
hitzten Zustande gegenüber der H-Form Vorteile zu besitzen.
H. Sachs und W. Georgi, Die Ausflockung des Lig uor
cerebrospinalis durch cholesterinierte Extrakte.
Die Ausflockungsreaktion zur Liquoruntersuchung. steht in bezug auf
Empfindlichkeit bisher der Wassermannschen Reaktion nach. |
...H.Schloßberger, Die Hämotoxine der Gasbrandbak- `
terien.’ Auf der Blutplatte wirken die meisten der bei Gasödem
gefundenen Anaerobier hämolytisch., Ein Teil der Stämme, insbeson-
sondere die unbeweglichen beziehungungsweise unbegeißelten,. secer-
nieren bei Züchtung in geeigneten Nährböden (5° Peptonbouillon)
ein filtrierbares, aber sehr wenig haltbares Hämotoxin. Das Gasbrand-
hämotoxin hat keine äntigenen Eigenschaften. Hämotoxinbildung, Viru-
lenz sowie Produktion echter Toxine gehen nicht parallel. Der. von
Zeißler zur Differenzierung der verschiedenen, bei Gasödemerkran-
kung des Menschen gefundenen Bakterientypen empfohlene Menschen-
blut-Traubenzucker-Agar ist für diesen. Zweck ungeeignet. Eine Ein-
haltens ist nicht möglich.
Ma
| Alle Infusionen und Injektionen macht man nach Bonne am
besten nur an der Außenseite der Oberschenkel ‘(hier werden auch die
Injektionen am wenigsten schmerzhaft empfunden): Ungeeignete
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f Grund: ihres hämolytischen Ver-
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
Ä Breslau. |
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.)
Sitzung vom 9. Mai 1919.
Klestadt: Zur Behandlung der Kehikopistenosen mit Tost-
schen Bolzen. An einer Reihe von Fällen, auch Kriegsverletzten,
werden die mit dem Tostschen Verfahren erzielten guten Erfolge
demonstriert. |
F. Röhmann: Zur Frage der Entstehung und Specificität bak-
teriologischer Immunkörper. In Übereinstimmung mit R. Pfeiffer
wird angenommen, daß der bakteriologische Amboceptor ein Cymogen
beziehungsweise eine Summe verschiedener specifischer Cymogene ist, `
die durch das Komplement aktiviert werden. Ihre Bildung in den
Organen und ihr Übertritt ins Blut erfolgt prinzipiell in derselben
Weise, wie dies ganz allgemein beim Auftreten peptolytischer Enzyme
im Blute nach parenteraler Zufuhr von Eiweißstoffen geschieht.
Sitzung vom 16. Mai. |
Küttner: Die Verschüttungsnekrose ganzer Extremitäten und
andere Formen chirurgischer Nekrose und Gangrän. Die Verschüttungs-
verletzungen nahmen an Bedeutung zu, je größer die Verwendung der
Betonklötze bei den Feldbefestigungen wurde. Damit sah man auch
Nekrosen ganzer Extremitäten ohne Verletzungen und Zerschmetterungen
auftreten, wie sie aus Friedenszeiten nicht bekannt waren, nur Ana-
logien in der Drucknekrose bei Erdbeben besitzen. Immer sind die
unteren Extremitäten betroffen. Bei der einen Gruppe sind die zu-
führenden Gefäße verschlossen, bei einer zweiten durchgängig. Bei
der ersten Art entwickeln sich ohne Wunde, ohne infektiösen Prozeß
alle Zeichen der Nekrose. Die Thrombose der Arterie erfolgt primär,
die der Vene sekundär. Ausschlaggebend für den Ausgang ist der
Allgemeinzustand, die operativen Aussichten sind zweifelhaft. Bei der
zweiten Gruppe liegen die Verhältnisse günstiger, die Circulation
in den Hauptgefäßen ist frei. Man muß eine Untergruppe unterscheiden
mit Nekrose der oberflächlichen Gewebsschichten infolge des intensiv
von außen nach innen wirkenden Drucks, bei der die Grenze des
Gewebstodes die Fascia cruris bildet und alles, was darunter liegt,
auffallend gut erhalten ist. Hier wird es, insbesondere bei sehr aus-
gedehnter Blasenbildung der Extremität, zur Absetzung kommen. Bei
der zweiten Unterart sind die tiefen Gewebsschichten hochgradig be-
teiligt, die Muskulatur ist schwer geschädigt, zeigt auch im Querschnitt
ein buntes Bild. Die Entwicklung erfolgt viel langsamer, multiple In-
cisionen können günstigere Ernährungsbedingungen schaffen, nur müssen
sie aseptisch erhalten werden zur Vermeidung der Amputation. Der
Mechanismus unterscheidet sich von der Gruppe Ub wohl durch die
größere Rolle des kontinuierlich wirkenden Drucks.
Diskussion. Dreyer: Auffallend war im Kriege auch die
Nesselgangrän bei einigen Graden über Null, von Bedeutung dabei
wohl auch die einschnürende Wirkung der Wickelgamaschen.
Honigmann: Wenn die Arterie von einer Gewalt (Kurbel-
schlag am Oberarm) getroffen wird, was sehr selten ist, kann bei sehr
geringfügiger Verletzung Gangrän auftreten,
Bittorf: Rachitis tarda. In der Medizinischen Universitäts-
poliklinik kamen bisher acht junge Männer von 15 bis i8 Jahren zur
Beobachtung, die, meist schwer arbeitend (Lehrlinge) und nicht zu
Hause verpflegt, seit eineinhalb bis zwei Jahren über Schmerzen in
den Beinen klagen, welche meist in der Ruhe verschwinden, etwas
abhängig von der Witterung sind, gewöhnlich .im Winter oder in den
Frühjahrsmonaten exacerbieren. Man findet etwas aufgetriebene Epi-
physen, bei schlimmeren Fällen erheblichere Verdiekungen, eine Ver-
änderung des Ganges, etwas Watscheln. Im Röntgenbild sieht man
an der Grenze zwischen Epi- und Diaphyse eine Rarefikation des
Knochens. Eine Übererregbarkeit des Nervensystems (Tetanie) ist fast
immer, manchmal ein Leiden des Knochenwachstums mit diesen Störungen,
die auf den Mangel an Kalk und Phosphorsäure, bei der langen eintönigen
Ernährung ohne Milch, Käse, Butter, Eier zurückzuführen sind, ver-
bunden. Außer der Sorge für eine zweckmäßige Änderung der Er-
nährung kommen Phosphorlebertran und Kalkmedikation in Betracht.
Diskussion. Melchior zeigt einen i7jäbrigen jungen
Menschen mit dem gleichen Krankheitsbild in vorgeschrittenem Stadium
(hochgradige Deformität der Beine, die wie Genuvarum aduelescentium
aussieht, jedoch Hervortreten von Knochenschmerzen und Druck-
schmerzhaftigkeit in Hinterhaupt, Jochbein, Wirbelsäule, im Röntgen-
bild Infraktion an einem Unterschenkel). Auch hier sind Zeichen einer
Tetanie vorhanden, die ja postoperativ jetzt sehr häufig ist, wohl manifest
wird infolge der. Ernährungsverhältnisse. Emil Neißer.
Vereins- und Auswärtige Berichte.
3. August.
Elberfeld.
Ärzteverein. Sitzung vom 8. April 1919.
Mantzel berichtet über einen vor einigen Stunden von ihm
beobachteten Fall einer schweren Antipyrinvergiftung. Ein kräftiges,
23 Jahre altes Mädchen erhielt wegen heftiger, durch Grippe ver-
ursachter Kopfschmerzen ein Pulver, bestehend aus Pyraz. phenyl.-
dim. 1,0, Coffein 0,1. Bereits wenige Minuten nach dem Einnehmen
des Pulvers trat eine lebhafte Scharlachröte des ganzen Körpers auf.
Gleichzeitig wurde der Puls jagend und kaum fühlbar und es stellte
sich heftiges Druck- und Angstgefühl in der Herzgegend ein. Als M.
die Kranke etwa eine Stunde später sab, war die Scharlachröte bereits
verschwunden und an ihre Stelle eine ausgedehnte Urticariaeruption
getreten. Der Puls war immer noch sehr klein, etwa 160 in der Mi-
nute, Ä
Einige Stunden später gingen sämtliche Erscheinungen zurück.
Römer spricht mit Vorstellung von Kranken über das gehäufte
Auftreten von Späfrachitis. R. stellt fünf Fälle von rheumatischer Knie-
alfektion mit Verbiegung der unteren Extremitäten vor (zwei Varus-,
zwei Valgusstelluugen und einen beginnenden Fall ohne Verbiegung),
von denen er einen genauer beschreibt: 18jähriger Postaushelfer, der
immer gesund war, seit Herbst 1917 mit Knieschmerzen erkrankt, be-
merkt seit Mitte 1918 Verkrümmung der Beine: Varusstellung der
Unterschenkel und Plattfußstellung der Füße. Röntgenaufnahmen der
an das Kniegelenk anstoßenden, verdickten und auf Druck schmerz-
empfindlichen Epiphysen weisen im Gegensatz zum normalen Bilde eine
anscheinend durch schichtförmigen Schwund der Knochensubstanz be-
dingte horizontale Streifenbildung auf, sodaß Vortragender auch nach
Vergleich mit Aufnahmen von Epiphysen eines vierjährigen schwer
rachitischen Knaben zu der Auffassung kommt, daß es sich um Rachitis
tarda handle, welche sich ätiologisch aus der Kriegsernährung erkläre,
die das männliche Geschlecht erfahrungsgemäß schlechter assimilieren
könne Therapie: Phosphorlebertran, Solbäder, Roborantien.
Prognose gut, da die jugendlichen Patienten durch Wachstum nach
besserer Ernährung und Stillstand der Erkrankung die Verkrümmungen
mehr oder weniger ausgleichen werden.
in der sich anschließenden Besprechung weist Funceius
darauf hin, daß bei der Röntgenaufnahme die breite Epiphysenlinie
fast den Eindruck einer Epiphysenlösung mache, während die für die
kindliche Rachitis charakteristischen papillenartigen Erhebungen, die
von einem Gewebsteil in -den anderen übergreifen, fehlen. Die ent-
stehende Knochenverkrümmung halte er für eine Belastungsdeformität.
Er glaube nicht, daß es sich bei der vorliegenden Erkrankung um eine
wirkliche Spätrachitis handle, zumal da immer nur die Kniegelenke
befallen zu werden schienen, während sich bei der Rachitis doch auch
an anderen Körperstellen Zeichen der Erkrankung fänden.
Nehrkorn ist ebenfalls der Ansicht, daß die Krankheit mit
| der kindlichen Rachitis nur den Namen gemeinsam habe: auch sei €s
zweifelhaft, ob die Krankheit auf Ernährungsstörungen beruhe, da sie
auch in Friedenszeiten beobachtet worden sei bei Individuen, bei denen
mangelhafte Ernährung sicher nicht in Betracht komme. Die Ätiologie
sei allerdings dunkel. Während die Knochenverkrümmungen sich mit
der Zeit bessern, bleiben die Plattfüße zurück. Allzu großen Erfolg von
der Phosphor-Lebertranbehandlung dürfe man sich nicht versprechen.
Fink hat die von ihm beobachteten Fälle als eine Art Barlow-
scher Krankheit aufgefaßt, was von Kleinschmidt und dem Vor-
tragenden als mit dem Röntgen- und klinischen Bilde durchaus UD-
vereinbar angesehen wird.
Hartje meint, daß das Fehlen der papillären Erhebungen auf
dem Röntgenbild kein Grund dafür sei, die Veränderungen als nicbt-
rachitischen Prozeß anzusehen, da bei älteren Individuen mit vor-
geschrittener Knochenbildung das Bild ein anderes sein könne.
Lange hebt die häufige Plattfußbildung bei dem Leiden hervor,
die ihm bei Rachitis nicht so häufig zu sein scheine. t
In seinem Schlußwort betont Römer, daß er wohl an |
habe, mit seiner Diagnose auf Widerspruch zu stoßen. Vielleicht ia G
es sich um eine ganz neue und eigenartige Krankheit, jedenfalls aber
um eine konstitutionelle Erkrankung, bei deren Behandlung
Roborantien in erster Linie in Betracht kämen. cher
Nehrkorn berichtet unter Vorlage pathologisch-anatomise t
Präparate über einen Fall von Röntgenverbrennung ` des Bauches M
schweren Darmveränderungen: Die Entstehung der Röntgenverbrennung
bei der jetzt 4öjährigen Frau im Sommer 1917 und den Verlauf des
Leidens im folgenden Vierteljahr hat bereits v. Franquc') be
')v. Franqué, Zbl. f. Gyn. 1918, Nr. 1.
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i Hasselwand er schen Apparat. -
' zu veranschaulichen.
‚Sionen oder Zerträmmerungen zu schließen, ist bekannt.
3. August: .
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schrieben. -Die Bestrahlung war geschehen mit der Coolidgeröhre und
Messingfilter, und die Verbrennung war nach der dritten Serie bei Ver-
abfolgung von im, ganzen 520 X. eingetreten. Im Dezember 1918 hat
sich inmitten des handtellergroßen, 1 cm tiefen Verbrennungsgeschwürs
der rechten unteren Bauchgegend eine Darmfistel gebildet. Die Kot-
benetzung hatte die Beschwerden an der Wunde noch außerordentlich
. gesteigert. Da keine Möglichkeit gegeben schien, der Qual. und dem
Siechtum der Kranken anders Einhalt zu ttn, wurde trotz des sebr
schlechten körperlichen und auch seelischen Zustandes der Versuch
~ einer operativen Heilung gemacht. Durch Winkelschnitt mit medianem
und rechtem queren Schenkel wurde die Bauchhöhle eröffnet. Die
: untere lleumschlinge, die oberhalb der Bauhinschen Kfappe eine tiefe
Einziehung. zeigte. infolge Geschwürsbildung, wurde reseziert und der -
: obere Ileumstumpf mit dem Colonascendensende zur Seite anastomo-,
` siert, der Wurmfortsatz entfernt und. Ileum und Appendixstumpf wurden
in das Coecum eingestülpt. |
führbar, weil die Darmwand stark verdickt, unelastisch und morsch
Die Darmnähte waren sehr schwer aus-
war. Auch die Bauchmuskulatur war äußerst morsch, dabei aber sehr
gefäßreich. Der Verschluß der Bauchwunde gelang infolge der Starr-
heit des Gewebes nur unvollkommen. In den nächsten Tagen trat Gangrän
. der Bauchdecken ein zwischen Geschwür und Operationsschnitt, es
bestand völlige Darmlähmung, und Patientin ging in höchster Er-
schöpfung neun Tage nach der Operation zugrunde. Vortragender zeigt
die entfernten Darmteile und Ovarien. Mikroskopische Präparate lassen
(die völlige Degeneration der Ovarien und: an den Darmschnitten den
geschwürigen Zerfall sowie die Hyperplasie und hyaline Degeneration
von Muskulatur und Submucosa erkennen. Im Anschluß an den Fall
bespricht N. die "Einwirkung der Röntgenstrablen auf die inneren
Organe, die quantitative und qualitative Dosierung bei Tiefenbestrahlung,
sowie Behandlung der Röntgenverbrennungen, die nicht immer zu ver-
meiden, aber sehr schwer zu heilen sind: \
| Frankfurt a. M. l
| ‘ Ärztlicher Verein. Sitzung vom 2. Juni 1919. E
Flesch: Uber das Lesen der Röntgenbilder. Die Erfahrung im
Kriegslazarett hat in vielen Fällen gezeigt, daß Fehlschläge im Auf-
suchen von Projektilen namentlich bei älteren Steckschüssen durch
eine en Ausnutzung des Röntgenbildes sich hätten ver-
meiden E
assen. Es genügt nicht, wenn der Operateur sich beim Auf-
suchen der Fremdkörper auf das Betrachten der neben dem Operations-
tisch aufgestellten Platten und allenfalls die von dem Röntgenmechaniker
Ein
< oder der Röntgenlaborantin gemachten Berechnungen verläßt.
eigenes Studium der Platten kann oft mehr erreichen als gar manche
der subtilst ausgedachten Bestimmungsmethoden, . ja selbst als die für
die . genaue Ortsermittlung ideale stereoskopische Betrachtung im
' Vorbedingung für das richtige L
einer einfachen Vorrichtung, welche es ermöglicht, mittels einer ge-
wöhnlichen Lampe die verschiedenen Änderungen im Projektionsbild
| Beispielsweise, daß bei zwei nur wenig ver-
schiedenen Aufnahmen der Schatten eines Geschosses einmal rechts,
das andere Mal links von dem Knochenschatten projiziert wird. Man
kann ferner damit zeigen, wie, Objekte von genau gleicher Größe, z. B.
zwei Schrapnellkugeln, je nach ihrer Höhenlage verschieden groß er-
scheinen Können, daß ferner schon die bei der stereoskopischen Auf-
nahme des Fürstenauverfahrens übliche Verschiebung der Licht-
quelle (Röntgenröhre) genügt, um einen Größenunterschied beider
Sehatten desselben Gegenstandes vorzutäuschen. .Daß kleine Unter-
Schiede der Helligkeit der Knochenbilder oft ermöglichen, auf Impres-
Weniger
beachtet scheint zu sein, daß je nach dem Abstand von der Platte der
Schatten dichter oder lichter erscheinen kann, sodaß daraus auf die
‚Lage und Stellung bei Gebilden von bekannter Form, z. B. Infanterie-
geschossen, Rückschlüsse möglich sind. Das kann große praktische
Bedeutung gewinnen, wenn z. B. festgestellt wird, daß die Basis oder
- die Spitze eines Geschosses der Haut zugekehrt liegt, oder. daß von
Teilstücken eines Geschoßmantels der eine in größerer Tiefe als der
i
andere zu guchen ist. .
‚Wichtige Schlüsse ergeben sich auch aus dem Vergleich der
P. rojéktionsbilder bei Aufnahme in. verschiedenen Ebenen. So kann
beispielsweise aus der Anordnung einer größeren Zahl von Geschoß-
fragmenten in einem Kreis bei der einen, in einer langgestreckten Reihe
1919 — MEDIZINISCHE KLINIE — Nr. 81.. 0.0000.
.kardiographisch gefunden werden. .
esen der Platten sind die.
-Kenntnis des Strahlenganges und der daraus sich ableitenden Ver-
- Sehiebungen des Projektionsbildes, ferner die Beachtung aller Fein-
heiten. der Schattierung, die erst ein genaues Studium erkennen läßt.
Das Verständnis der Projektionsverschiebung erleichtert das Studium
'artgleiche kolloide Veränderungen. erkennen.
rheumatismus war keine Beziehung zu einer Entstehung durch Kälte
des die Bruchstücke zurücklassenden Projektils erschlossen werden.
. _ ~ Der Vortragende erläutert die vorgeführten Tatsachen an einer
Anzahl nach Röntgenplatten angefertigter Zeichnungen in epidiaskopischer
_ Projektion. Bei der Herstellung. der Bilder ist so verfähren worden, .
daß nach Abpausen der Konturen die Schättierungen mit Bleistift und
: Wischer so eingetragen werden,' daß die hellen Stellen der Platte
dunkel, die dunklen hell getönt wiedergegeben sind.. :Die so entstandenen
‚Bilder entsprechen den photographischen Abdrücken, ermöglichen aber
besser als solche die Wiedergabe der für das Lesen des Bildes maß-.
Ausführlich wird darüber in -einer in Vor- ' 5
gebenden Verhältnisse. | A:
bereitung befindlichen Arbeit über Schußkanäle gehandelt werden..
| Kiel. u i
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 5. Juni 1919.
Frey: Der akute Tod Herzkranker.. Unter akutem Tod“ versteht |
man das plötzliche Versagen von Herztätigkeit und Atmung. Diese
Erscheinungen sind durch eine Störung der Contractionskraft des
-Herzens ebensowenig zu erklären, wie ‚durch eine Störung der Reiz-
bildung oder Reizleitung. weil bei allen diesen Zuständen die Atmung
ganz &ewöhnlich eine Zeitlang wenigstens weitergeht. Aus diesem
Grunde kann auch das Herzkammerflimmern (Hering) nicht zur
-Erklärung des plötzlichen Stillstandes der Herztätigkeit und Atmung
herangezogen- werden; durch das Flimmern wird allerdings die .‚Blut-
circulation akut unterbrochen, die Atmung wird aber wie bei dem.
Adams-Stokesschen Symptomenkomplex durchaus nicht stillstehen, - .
sondern es stellen sich erst die charakteristischen anämischen cerebralen _
Reizerscheinungen ein (Krämpfe) und erst hinterher sistiert die Atmung.
Bei zahlreichen sterbenden Kranken konnte. Kammerflimmern elek
Der springende Punkt in der ga
tionelle Konnex zwischen Atmung und Bluteirculation, der direkte Ein-
fluß des Centrums der . Atmung auf die Centren der Bluteirculation _
(Vagus und Vasomotorenapparat). Normalerweise fließen diesen Centren
von der psychischen Sphäre und zahlreichen anderen Organen her
Impulse zu, welche die Atmung, den Tonus der Gefäße und die Herz-
tätigkeit in zweckmäßiger Weise regulieren. Beim Herzkranken befindet
‘sich dieser Mechanismus in einem Zustand erhöhter ‚Empfindlichkeit.
Schon 'normale Reize können exzessiv starke Effekte auslösen. ` Von
grosser Wichtigkeit scheinen vom Herzen selbst ausgehende Erregungen `
zu sein, welche den Centren zugeführt werden und gelegentlich plötz-
lichen Stillstand der Herztätigkeit und Atmung verursachen. Man kann
in solchen Fällen von einem Reflextod sprechen. |
Aussprache: v. Starck, ‘Weber, Jores, Runge, `
Frey. . ;
Schade: Einzelformen der Erkältung (Fortsetzung des Vortrages
vom 3. April, siehe S. 624 dieser Wochenschrift). Als Hauptergebnis. des
ersten Vortrages sollte''der Beweis erbracht sein, daß die sogenannten
Erkältungskrankheiten in regelmäßiger Folge nach abkühlenden Ein-
wirkungen auftreten und daß die Kälte auf drei Arten den Körper
krank machend beeinflußt, lokal als „Gelose“, Schädigung des Gewebs-
kolloids im Sinne einer Ausfällung, fortgeleitet als reflektorische Ver-
änderung der Blutversorgung oder. als „Neurose“ und allgemein durch
eine Abnahme der Immunität. Bei den Erkältungen der Haut ist die
lokale Schädigung, die „Gelose“ in Form der Sprödigkeit des Epithels,
.der Frostbeulen und der Gefäßerweiterungen am deutlichsten zu er-
kennen. Zur Eigenart des Erkältungsschadens gehören eine relative
Wirkung, eine Inkubationszeit, ein Zeitgesetz der Latenz und das Statt-
haben einer Cumulationswirkung. Analoge Verhältnisse sind bei Hitze-,
Lieht-, Röntgen-, usw. Wirkung schon seit langem bekannt. Die Er-
kältung des Muskels, das ‚heißt der Muskelrheumatismus läßt ebenfalls
Beim akuten Gelenk-
feststellbar. Bei Abkühlung der Nerven werden Hyp- und Parästhesien
beobachtet, die in den meisten Fällen reversibel sind; gelegentlich sind
aber auch Übergänge zu bleibenden schwereren Schäden beobachtet.
Als spezielle Kolloidstörungen durch die Kälte wird ferner auf die
Veränderungen im Blut bei der paroxysmalen Hämöglobinurie und auf
die von Aufrecht beobachteten Fibrinausfällungen nach Kälte-
einwirkung: hingewiesen. Ein optischer Nachweis der Gelose ist in
einem von Freytag (Leipzig) mitgeteilten Fall’von vorübergehender
Trübung der Hornhaut in der Kälte gegeben. — Die durch .Kälte aus-
gelösten 'Neurosen betreffen die Blase, die.Niere und den Darm. Die
Schädigung der Immunität durch Kälte ist erkennbar -an dem regel-
mäßigen Anstieg der Infektionskrankheiten nach Erkältungskrankheiten.
Das hierhergehörende Hauptgebiet dürften aber die Erkältungskatarrhe
in der anderen zur ersten senkrechten Aufnahme ein spiraliger Weg
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der Luftwege sein, deren Zusammentreffen mit der Kälte, speziell dem |
Parallelgehen mit den Erfrierungen durch Massenbeobachtung sicher-
gestellt wird. Die Möglichkeit des Mitwirkens einer Gelose bei diesen
Katarrhen wird nahegelegt, wenn man sich die große thermische Arbeit
vergegenwärtigt, die von der Schleimhaut der Atmungswege geleistet
werden muß, um die Außenluft auf Körpertemperatur zu bringen und
ihr die nötige Feuchtigkeit beizumischen. Diese Arbeit soll die Arbeit
der Haut um ein Mehrfaches übertreffen, und wird um so größer, je
kälter die Außenluft und je größer die Atmung ist. Die bislang als
Rhinitis idiopathica atrophicans bezeichneten Erscheinungen werden
vom Vortragenden als Erkältungsschäden der Nase, als Gelosen, auf-
gefaßt. Es ist anzunehmen, daß derartige Gelosen, wenn auch weniger
ausgesprochen, auch in den tieferen Atmungswegen vorkommen. Diese
Auffassung findet im klinischen Bild wichtige Stützen. Der Beginn der
Erkältungskatarrhe ist flächenhaft, eine Aura geht voraus und auch
die eigenartige Gesetzmäßigkeit des „Wanderns“ der Erkältung scheint
gut einer Gelose zu entsprechen. Neben der Kältewirkung spielt gleich-
wohl bei den Katarrhen die sekundär sich anschließende Infektion eine
große Rolle. Es werden drei verschiedene Formen der Katarrhe unter-
schieden: reine Erkältungen, Erkältungen mit sekundärer Infektion und
rein infektiöse Katarrhe, zu denen in erster Linie die unabhängig von
allen Wetterverhältnissen auftretende echte Influenza zu rechnen ist. —-
In der Empfindlichkeit gegen Erkältungen zeigen sich große individuelle
Differenzen. Auch bei den ungünstigen Witterungsverhältnissen erkrankt
jedesmal nur ein relativ geringer Prozentsatz des Menschen. Außer
Körpergröße, allgemeinem Ernährungszustand und Kleidung sind es
auch innere Ursachen, die die Wirkung der Kälte beeinflussen. Die
dem einzelnen Körper zur Verfügung stehende Wärmemenge ist ver-
schieden, besonders ungünstig sind anämische und Hungerzustände.
Die vasomotorische Leistungsfähigkeit gegenüber der Kälteschädigung
zeigt ebenfalls große Unterschiede. Besonders auffallend sind aber die
Unterschiede in der Organresistenz bei verschiedenen Individuen. Wenn
man von den selteneren Fällen der paroxysmaler Hämoglobinurie, der
Thomsenschen Krankheit und dergleichen absieht, so zeigt sich gesetz-
mäßig eine größere Disposition zur Erkältung bei der Jugend gegen-
über dem Alter. Besonders kälteempfindlich sind außerdem die Fälle
von exsudativer Diathese, Iymphatischer Konstitution, erethischer Kon-
stitution und Tuberkulose. Als lokale Momente, welche die Erkrankung
durch Kälte befördern, sind verlegte Nasenatmung, Bacillenherde in
den Tonsillen, Hautblässe und Schweiße von größter Wichtigkeit. Bei
besonders empfindlichen Individuen scheint sogar schon eine geringe
Störung der thermischen Gesamtregulierung zu genügen, um am Ort
der Exponierung eine Gewebsschädigung eintreten zu lassen.
Aussprache: v.Starck,Weber,Paulsen,Steffens.
Schaekwitz,
Wien.
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 23. Mai 1919.
F. Vollbracht berichtet über Erfahrungen mit Calciumchlorid-
harnstoii. Vortragender hat auf der Klinik Chiari das R o s esche
Präparat in einer Anzahl von Fällen intravenös verwendet, in denen
rasche Caleciumwirkung nötig war. In sechs Fällen von Heufieber, die
Vortragender zusammen mit K. Kofler beobachtete, wurden über-
raschende Erfolge erzielt, darunter bei Personen, die acht bis zwölf
Jahre vergeblich behandelt worden waren. Nach zwei Tagen wurde
die Injektion wiederholt. Bei Asthma bronchiale wurden befriedigende,
wenn auch nicht so imponierende Erfolge wie bei Heufieber beobachtet.
Bedeutende Erleichterung nach zwei bis drei Injektionen. In manchen
Fällen war nach einigen Wochen eine Wiederholung der Kur nötig.
Vollständig refraktäre Fälle wurden nicht beobachtet. In gewissen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
3 August,
Fällen von Rhinitis (hervorgerufen durch Überempfindlichkeit gegen
Staub) und Rhinorrhöe wurde gute Wirkung des Präparates festgestellt.
Alle Injektionen waren intravenös und wurden ambulatorisch vorge-
nommen. Niemals. wurde besondere Erregbarkeit oder unangenehme
Sensation nach der Injektion wahrgenommen, noch auch lokale Reiz-
erscheinungen an der Injektionsstelle, keine Störung der Atmung oder
Cireulation. Einzelne Fälle mit Tachykardie zeigten eine langanhaltende
Verminderung der Pulsfrequenz und Rückgang der Herzbeschwerden.
Auch bei kompensierten Klappenfehlern wurde das Präparat immer gut
vertragen. Der Harn war immer eiweißfrei. Vortragender hat immer
10 cem einer 10°/,igen Lösung injiziert.
E. Zak: Vasomotorische Phänomene bei Aortenerkrankungen.
Bei aortenkranken Menschen kann man an der Haut auf dem Manu-
brium sterni und seitlich von demselben eine Zone finden, welche durch
ihre Farbe leicht ins Auge fällt, sobald man sie nur einmal zu sehen
gelernt hat. Diese Zone macht den Eindruck eines roten Halbmonds,
dessen Enden mehr oder minder stumpf, ungefähr in der Mitte der
Clavicula liegen, während die untere, annähernd halbkreisförmige Kontur
bis zur Christa sterni oder auch noch etwas tiefer reicht. In extremen
Fällen hat der Halbmond düsterrote Farbe, in weniger ausgesprochenen
Fällen sieht man die ganze in Rede stehende Gegend von eimem ana-
stomosierenden Netz ektatischer Capillaren durchzogen, welche bei Be-
trachtung von einiger Entfernung den Eindruck machen, als ob ein
leicht rötlich gefärbter, halbmondförmiger Fleck am Schlüsselbein her-
unterhänge. In ganz leichten Fällen ist der Halbmond durch distinkt
gelegene Capillarmaschen "markiert. Natürlich kann man nur in solchen
Fällen tatsächlich von einem „Halbmond“ sprechen, bei welchen nicht
Insolation oder Schädigung der betreffenden Hautstelle durch Luft und
Wetter anzunehmen ist. Diese Hautveränderung fand sich ganz be-
sonders bei Aortenkranken. — Durch vergleichende Untersuchungen
gesunder und kranker Personen ließ sich zeigen, daß bei herzkranken
Menschen die Hautcapillaren in der Gegend des Manubrium sterni
stärker für mechanische Reize ansprechbar sind als in der Norm. Auch
psychische Reize, die zu einem lokalen Erythema pudicitiae vorn auf
der Brust führen können, zeigen bei. Herzkranken die stärkere An-
sprechbarkeit dieses Capillargebietes. Der „Halbmond“ ist demnach
der Spezialfall einer am Manubrium sterni und seitlich von demselben
befindlichen Dilatationsbereitschaft der Hautcapillaren. Es läßt sich
zeigen, daß die halbmondförmige rote Zone einen Teil der Headschen
hyperalgetischen Zone bildet. — Diese rote Zone ist ebenso segmentär
angeordnet wie die spinale Hyperalgesie bei Aortenkranken. Es wurde
auch ein segmentales Ausstrahlen eines am Manubrium sterni gesetzten
mechanischen Hauterythems nach in continuo gelegenen, aber einem
benachbarten Rückenmarkssegment entsprechenden Hautgebieten beob-
achtet. Es läßt sich schließlich zeigen, daß das durch mechanische
schmerzhafte Hautreize hervorgerufene sekundäre Erythem (irritatives
Reflexerythem L. R. Müller) segmentäre Ausbreitung zeigt und bei
entsprechender Versuchsanöordnung an der oberen und unteren Thorax-
partie die Verlaufsrichtung eines „Halbmondes“ nimmt. Da auch lokaler
Schmerzreiz an der Haut in der sensiblen Sphäre segmentär ausstrablt
(Goldscheider), so lassen sich Hyperalgesien der Haut und der
Halbmond bei Aortenkranken ungezwungen auf die von der kranken
Aorta zum Rückenmark fließenden Erregungen zurückführen. Der
Halbmond entspricht dem Reizzustand der vasomotorischen Zellen im
Rückenmark, ebenso wie die hyperalgetischen Zonen dem Reizzustand
der schmerzempfindenden Fasern und Ganglienzellen des gleichen Seg-
ments entsprechen. In den Bereich der erhöhten Reizbarkeit sind auch
die von den unteren Hals- und oberen Brustsegmenten versorgten Haut-
gebiete des Schultergürtels und der oberen Extremitäten einbezogen,
sodaß durch mechanische Reizung vom „Halbmond“ aus Vasodilatation
in den genannten Gebieten erfolgen kann und umgekehrt. Der Halb-
mond ist eine Objektivation einer H ead schen Zone
Rundschau.
Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes.
Von ;
Marine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.).
(Fortsetzung aus Nr. 30.)
2, Das Sprechzimmer. Sprechzimmier, Arbeitszimmer und
sog. „Herrenzimmer“ werden im allgemeinen, wenigstens für den
Anfänger, ein einziger Raum sein müssen. Es empfiehlt sich deshalb,
zumal angesichts der jetzigen Teuerung, bei der Wohnungseinrichtung
kein vollständiges Herrenzimmer, sondern nur die nötigen Teile ZU
kaufen, da die meist zu einem Herrenzimmer gehörigen Sessel, Tisch,
Sofa mit Umbau u. dergl. bei Benutzung des Zimmers als Berufs-
raum, ebenso wie alle anderen unnötigen und staubfangenden Ein-
richtungsstücke unangebracht sind. Ar
Für das Sprechzimmer braucht man an Möbeln: 1 Schreibtisch,
1 Schreibtischstuhl, 1 Bücherschrank, 1 Instrumenten- und os
bandmittelschrank, 1 Arzneischränkchen, 1 Untersuchungsdiwan;
1 frauenärztlichen Untersuchungsstuhl, 1 Verbandtisch, 1 Tisch a
chemische usw. Untersuchungen, 1 Verbandstoffabfalleimer, 1 Wasel-
vorrichtung, 1 Instrumentenkocher, 1 Wage, 1 Sehprobenbeleuchtungs-
kästchen, 1 Irigatorgestell, 2 bis 3 gewöhnliche Stühle, 1 Hocker,
1 Tritt (mit 2 Stufen) und Beleuchtung.
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8 August.
‚sorgen ‘sich mitunter mit Giften' bei ihrem ärztlichen Brotherrn, der
lieh ist wie z. B. ein Förster für die Verwahrung seiner Schußwaffen.
Welche.Arzneimittel der Allgemeinarzt zweckmäßig dauernd zur Hand.
haben muß, darüber später Eingehenderes. `
` oder
‚ Sehr praktisch Diwan und Stuhl vereinen; hat man doch ein Gefühl
Fußstützen, des Spülbeckens. Zweckmäßig scheint ein einfacher Tisch
zur frauenärztlichen Untersuchung, durch Verlängerungsplatten zur
kann (Me dizin. Warenhaus -Berlin: mit allem Zubehör und
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Je einfacher und glatter diese, am besten weiß zu lackierenden:
Möbel. sind, desto mehr werden sie den gesundheitlichen Anforderungen.
ä Für den Fußboden-
belag ‘gilt das: gleiche wie für den des Warteraums; am zweck-
mäßigsten ist Linoleum. ` Außer einer Matte unter dem`Schreibtische -
© (zum: Warmhalten der Füße des Arztes) und einer etwas größeren
entkleideter Kranker) lasse man
und den ärztlichen Bedürfnissen. entsprechen.
Matte - (zur : Untersuchung
"Teppiche weg.
Der Schreibtisch sei möglichst groß; es eignen sich beson-
ders die. leicht übersichtlichen Tische mit Fächeraufbau, u. a. mit
- Rolladen, den man rasch vor: Unbefugten, ohne etwas-vom Schreib-
. ‚tisch wegräumen zu müssen, verschließen kann, sog. „Sekretäre“. Je
- mehr. Fächer im Aufbau enthalten sind, desto besser kann. man die
heutzutage ‘unzähligen Kassenscheine, Rezeptzettel, Vordrucke usw. |
einordnen und finden. Solche Schreibtische zeigen. z. B. die bekannten
~. Geschäfte Soennecken, |
Evens & Pistor (Kassel) empfiehlt eifen recht zweckmäßigen |.
Zeiß,
' Schreibtisch „Dresden“ (nach Dr. Sperber; 268 M).
- Als Schreibstuhl ist ein Sessel mit bequemer Armlehne
und niedriger Rückenlehne zu wählen, ferner die’ „amerikanischen
Schreibtischsessel“, deren Einrichtung zum Drehen des Sitzes ohne
: - Verrücken des Stuhles sehr bequem ist, während die Mehrzahl wohl '
-© von der Schaukeleinrichtung absehen wird. | |
'Als.Bücherschrank ist sehr empfehlenswert ein sog. zu-
sammensetzbarer Bücherschrank, der aus beliebig vielen und großen
_ neben- und aufeinander gesetzten Kästen mit einschiebbaren . Klapp-
türen besteht; sie eignen sich auch gut als Instrumenfenschränke. Je.
nach Vergrößerung der Bücherei, des Instrumentars kauft man neue
Abteile zu; verschieden große Kästen bringen Lebendigkeit: in die
sonst etwas eintönig wirkenden Schränke, ‘z. B. größere Unterabteile
für Soennecken-Ordner. . Solche Schränke stellen Soennecken
Zeiß, Vahland (Bremen): u. a. her. | l
AnInstrumentenschränken gibt es viele schöne; zweck-
mäßige Muster:bei den einzelnen Geschäften (siehe das Preisverzeichnis_
von B- B. Cassel- Frankfurt (Main) „Die Raumkunst im ärztlichen
_ Sprechzimmer“, z. B. Nr. 5075 b, Modell B, zweitürig; 120 Mì. ` Auch
ein weißlackierter Küchenschrank, die es heutzutage auch in sehr
gefälligen Formen gibt, eignet sich gut als Instrumentenschrank; in
‚ das Oberteil. mit den Glastüren kämen die Instrumente, in das offene
Zwischenteil in der Sprechstunde oft gebrauchte Gegenstände, in die
Schubläden. und in“den unteren Schrankteil Verbandzeug, Schienen,
Gummisachen, Nebengeräte, Besteckkästen usw.; eine häufig vorhan-
dene herausschiebbare Platte wird sich vielfach gut benutzen lassen.
Glasplatten sind zur Lagerung ‘der Instrumente sehr- sauber, aber auch
sehr teuer; wenn- man sich zur Regel macht, nur einwandfrei ge-
säuberte und getrocknete Gegenstände in den Schrank zurückzulegen,
So genügen 'vollauf saubere‘ Handtücher, die man mit Heftzwecken
‚glatt legt. und nach Bedarf erneuert. Beim Kauf eines solchen
. Schrankes sehe man hauptsächlich auf gutes Schließen der Türe, deren
Spalten man gegebenenfalls mit Filzstreifen dichten kam. .
„Ferner benötigt man eines — nicht zu kleinen — verschließ-
| baren Wandschränkchens zur sicheren Aufbewahrung scharf- | `
_ wirkender und giftiger Arzneien, von denen sich mit der. Zeit eine
große Menge 'ansammelt. Mit seinen Arzneien sei der Arzt über--
haupt sehr vorsichtig; ich kenne einen Fall, in dem ein Arztkind eine
'herumliegende Sublimatpastille als „roten Bonbon“. aß und elend-
starb. Auch liebeskranke, lebensüberdrüssige Dienstmädchen ver-
natürlich für die sichere Bewahrung seines gefährlichen ` Handwerk-
Zeugs vor Unbefugten "menschlich wie rechtlich ebenso verantwort-
Als Untersuchungsdiwan nehme mai eine wachstuch- -
lederbezogene . Chaiselongue .(70 bis 90 M). Cassel (Frank-
fúrt) empfiehlt einen Diwan: „Für jeden Arzt“, den man — im Gegen-
. Satz zu älteren Formen, die durch (oft nieht leichtes) Ziehen betätigt |.
. werden —- durch einfaches Kurbeln èrhöhen und zu einem frauen-
ärztlichen Untersuchungsstuhl umwandeln kann. Obwohl diese Diwans
der Unsauberkeit betreffs der schubladenartig ein- und auszuziehenden.
zur Vereinigung von Diwan und Stuhl zu sein, den man durch Ver-
stellen der. geteilten Tischplatte und Anbringen von Beinhaltern
allgemeinen Körper- und Bauechuntersuchung in Strecklage benutzen
a;
aa
-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
Vahland. (Bremen) an;
die leider zurzeit nicht mehr die große Friedensauswahl haben. Zweck-
Kassel: Preis?) aus.
Bauch, Rücken, Beine), zum Massieren, Elektrisieren usw. sehr be-
quem ist, nicht so ‚gefährlich nach Operationssaal aussieht und auch
von. älteren und ungeschickteren Leuten keine Kletterei wie die
Stuhle vornehmen. 2 u Sn E Ne N,
Sog. „Instrumenten- bezw. Verbandtisch e“, auf
denen man seinen Bedarf zu -kleineren Eingriffen und ıVerbänden
‚Flaschenständern, wegdrehbaren Schüsseln, Fächern und Schüben); von.
Rollfüßen rate ich wegen der geringeren Standfestigkeit (Umfallen: von
Flaschen, Zertrümmerung der. Glasplatten). ab. Wer sparen will, der
unteren (die Breite des Tisches aber nur halb einnehmenden) Platte.
das sehr leicht zu säubern und sehr widerstandsfähig gegen Hitze,
Säuren usw. ist; Lackieren der Platte ist nicht zu "empfehlen, ` da
nach einigem Gebrauch der Anstrich bald verdorben ist urd wenig
schön aussieht. GIas ist natürlich als Belag sehr sauber, aber teuer
und muß sehr vorsichtig behandelt werden. p BR
_ oder besser noch darüber auf einem Wandbrette dje. nötigen A r-z nei-
sind . hübscher, aber teurer; nach dem Preisverzeichnis des Medizi-
' Maschen mit einer schildartigen rauhen Fläche, auf die’ man den
auf dem Waschtische (siehe unten). |
| en a a E Arzneiflaschen I
. Weiße 1000-g-Flasche „Spiritus dilutus“. . 00.
. Weiße 1000-g-Flasche „Solutio Alumin. acetic.. 3.%“;. ..
. Weiße 1000-g-Flasche „Solutio acidi boric. 3%... k
. Braune 1000-g-Flasche „Hydrogenium peroxydatum“.
. Weiße‘ 500-g-Flasche „Benzinum“.
. Braune 500-g-Flasche „Aether“.
. Braune 100-g-Flasche „Tinet. Jodi“, `
. Weiße 100-g-Flasche „Mastisol“. '
oo.
~ k
OPADA
brauchte Instrumente, -. nicht. |
‚spiegel. u... dergl. umfangreichere Geräte. in. ihnen aufbewahrt
werden,‘ ferner ein zu dreiviertel mit Desinfektionsflüssigkeit ge- .
fülltes Einmacheglas von etwa 10—12 cm Höhe und 7—8 em `
lichter Weite, in dem die am meisten zu Verbandzwecken gebrauchten
- 9)Zul:Spiritu sdilutusist unge fähr 60% und kommt
praktisch dem meist benutzten 70-%-Spiritus gleich; er hat den Vor-
‚teil,‘ daß er in der Apotheke vorrätig ist, während der 70 %ige erst Sa
hergestellt werden muß, also teurer wird; ebenso ist es teurer, wenn-
man 60 % verschreibt, da dieser auch. erst gemischt werden. muß, `.
weil eben Spir. dilut. nur ungefähr 60 %ig ist (1. Teil Weingeist und -
61—60 Gewichtsteile Spiritus).
Zu 2.: Haltbarer gemacht
1 Liter.. i |
Zu 5.:
durch Zusatz von 1 gA. boric. auf
Zu 6.: Benzin kann durch Tetrachlorkohlenstoff ersetzt ‘werden. |
Zu 8.: Am besten in der von Marine-Oberstabsarzt Dr. Scheel
` angegebenen Flasche, deren Glasstopfen einen fest’ angebrachten Pin-
‚sel trägt (Vertrieb: Evens & Pistor, Kassel). Jodtinktur darf
verstellbareu Gesäßteil 79 M; Kopp & Joseph- Berlin: mit Bein-
‚haltern und Fußstützen 85 MZ Will man sich einen besonderen
frauen-geschlechtsärztlichen Untersuchungsstuhl . anschaffen, -
so:erkundige man sich am besten bei.den' verschiedenen Geschäften,
. mäßig ist der Untersuchungsstuhl, nach Sims,. neueste Form: (!)
(z B. bei Bott & Walla, München: 160.M. bezw. einfacher ..
125 M); ebenso. sauber und gefällig sehen die Modelle „Perfekt“
(Cassel-Frankfurt:. 120.M) und „Rekord“ (Evens & -Pistor-. >
Diese Untersuchungsstühle. ersetzen zur Not,
auch die ‚Untersuchungschaiselongue, die ich persönlich allerdings
nicht missen möchte, weil -sie für viele Untersuchungen (Brust,
tischhohen Untersuchungsstüble verlangt; manche frauenärztliche Ein-
griffe (Behandlung in Seitenlage, Untersuchungen usw.) lassen sich.
oft auf dem Diwan ebensogut, mitunter sogar besser wie auf. einem ``
zurechtlegt, auf dem man Hand- und Fingeroperationen ausführt, gibt
es bei den einzelnen Geschäften in reichlicher Auswahl: mit allen .
möglichen Verbesserungen und Feinheiten (Glasplatten, Aufsätzen,
nehme einen einfachen, nicht zu großen,. etwa. 80—100 cm langen,
| 60—80 cm breiten Küchentisch mit 1 bis 2 Schubladen und einer
Die Tischplatte selbst wird am besten mit Zink ble ch: beschlagen,
Auf dem. Instrumenten- bezw. Verbandtisch. stehen ‚ganz ‚hinten. 2%
flaschen (richtige ` Standflaschen ‚mit: aufgebrannter Inschrift-
nischen Warenhauses, Berlin, etwa 2 M). Evens & Pistor-haben .
‚Inhalt aufschreiben 'kann, was beim Wechseln der Flüssigkeiten 'sehr a
bequem ist; solche Flaschen empfehlen sich auch als Standgefäße' -
. Weiße 1000-g-Flasche „Solutio Hydrargyri oxycyanati 2/0“. .
= Für den Instrumententisch braucht -man ferner . zwei.
‚Schalen aus Emaille, -eine für saubere, eine ‘für ge-
zu- flach, d&a- auch ` Scheiden-
3 Teile Wasser; 100 Teile der Mischung enthalten 69—80 Raum- bezw. `
zB _ Diese "2 9foo Lösung wird mit gleichen Teilen warmen l
Wassers gemischt (= 1°/o Lösung), l e A en
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.
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Instrumente, wie 2—3 Pinzetten, 2 Scheren, 1 Ohrpinzette, 1—2 ge-
bogene Kornzangen (sehr bequem zur Entnahme von Tupfern aus
den Verbandtrommeln, von Instrumenten aus dem Kocher, zum Auf-
legen und Abnehmen von Verbandstücken usw.) stehen. Ein zweites
ebensolches Glas dient für die Aufbewahrung der sehr praktischen
weiblichen Glaskatheter. In einer mit Nickeldeckel versehenen
länglichen Glasschale 20:10 cm (z. B. Fa. Cassel-Frankfurt
Nr. 5453) liegen Holzmundspatel, die wegen ihrer Billigkeit nach Ge-
brauch einfach weggeworfen, aber auch mehrmals nach Auskechen
wieder benutzt werden können; das Aufstellen von Spateln in einem
deckellosen Glase ist wegen des Verstaubens nicht sauber. Ferner
braucht man eine runde Schüssel (aus starkem Glase, Emaille,
Porzellan) zum Tränken der feuchten Verbände (Durchmesser etwa
25-30 cm).
Für de Ausführung der. chemischen und mikro-
skopischen Untersuchungen gebraucht man einen zweiten,
dem vorigen ähnlichen Tisch, ebenfalls mit Zinkblech beschlagen.
Er steht am besten so vor einem Fenster, daß er die eine Hälfte der
Fensterbreite einnimmt, wodurch gutes Tageslicht, besonders für das
Mikroskopieren, gewährleistet ist und trotzdem das Fenster nicht
sanz verbaut wird. Wenn Gasleitung vorhanden ist, so führt man
diesem Tische zur Speisung eines Bunsenbrenners, der rascher
arbeitet als eine Spirituslampe, Gasanschluß zu. Sehr bequem für
das Arbeiten ist es, wenn der Tisch durch einfache Holzfüße um
etwa 30—85 cm erhöht ist. (Fortsetzung folgt.)
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Frankfurt a.M. Der Ärztliche Verein wird in seiner nächsten
Tagesordnung über die folgende Entschließung verhandeln,
welche zu den gegenwärtigen Bestrebungen der Ärzteschaft und zu
den bevorstehenden weiteren staatlichen Eingriffen in die ärztliche
Berufsarbeit in kurzen Sätzen Stellung nimmt. Der Berichterstatter,
Herr Kollege Schlosser, stellt fest: 1. Die Frankfurter Ärzte-
schaft betrachtet es als Pflicht der deutschen Ärzteorganisation und
jedes einzelnen Arztes, an dem Wiederaufbau der Volkskraft tatkräftigen
Anteil zu nehmen. 2. Sie erblickt den Weg zum Ziel in einer
Zusammenfassung aller Wohlfahrts- und Heilbestrebungen in einem
Reichsministerium für Volkswohlfahrt mit einem Arzte an der Spitze,
in der-gesetzlich vollberechtigten Mitarbeit der ärztlichen Organisatio-
nen in den sozialen Verwaltungskörpern; 8. in der Erhaltung eines
medizinisch und sozialwissenschaftlich gleich vollkommen vorgebildeten,
durch erleichterte Fortbildungsmöglichkeit ständig geschulten freien
Ärztestandes; 4. in einer durch Ausdehnung auf die Familien der Ver-
sicherten erweiterten -gesetzlichen Krankenfürsorge für das werktätige
Volk; 5. der die ganze Ärzteschaft durch gesetzliche Zulassung aller
arbeitswilligen Ärzte im Rahmen der „gewerkschaftlich organisierten
freien Arztwahl“ dienen kann; 6. und der ein leistungsfähiger Ärzte-
stand sowohl durch ausreichende Honorare — müßten sie auch durch
Staats- oder Gemeindezuschüsse erst ermöglicht werden — wie auch
in der Privatpraxis durch eine endlich zeitgemäße Gebührenordnung
erhalten wird. 7. Die ein möglichst vollkommenes Heilwesen erst
sichernden Wechselbeziehungen zwischen Staat und Ärzteschaft gewähr-
leistet nur eine einheitliche gewerkschaftliche Organisation der Ärzte,
die von beiden Seiten als die einzige für Vertragsabschlüsse zuständige
ärztliche Instanz anerkannt werden kann und muß.
Potsdam. Die Zunahme der Ruhrerkrankungen, die
in verschiedenen Städten in den letzten Wochen festgestellt worden ist,
aber im allgemeinen innerhalb bescheidener Grenzen bisher geblieben
ist, hat sich in der Brandenburger Vorstadt in Potsdam, zu einer
größeren und schwereren Epidemie entwickelt. Infolge einiger Todes-
fälle ist die Ärzteschaft zur Bereitschaft und zur Anzeigepflicht bei
verdächtigen Erkrankungen aufgefordert worden und sind Vorkehrungen
in der städtischen Desinfektionsanstalt und im Krankenhause ge-
troffen worden. | Ä
Berlin. Der Dekan.der Medizinischen Fakultät gibt- bekannt,
daß aus der BErich-Rathenau-Stiftung ein Preis von 10000 M
verfügbar ist, der ganz oder zur Hälfte für auf eigenen Forschungen
und Erfahrungen beruhende Arbeiten zugesprochen werden kann, durch
welche die Heilung der Herzkrankheiten infolgevonGelenk-
-rheumatismus gefördert wird. Sollte ein Mittel gefunden werden,
man nie in den Instrumentenschrank stellen oder mit Metall und
Gummi zusammenpacken, da die Joddämpfe, besonders bei den rasch
angefressenen Korkstopfen, die Vernicklung und die Gummisachen
zerstören und die Instrumente rosten lassen. Auch in die Außen-
tätigkeit nehme man Jodtinktur nicht in der Verbandtasche oder im
Geburtsbestecke mit, sondern trage die betr. Flasche in einem außen
. an den Handtaschen angebrachten besonderen Fach oder in der
Manteltasche mit sich. Hierzu eignet sich am besten die
Scheelsche Flasche zu 50 g mit nickelplattierter Transporthülse
(3 M) oder die ebenso empfehlenswerte Jodflasche „Ideal“ (Bott
& Walla, München),
und über dem Glasstopfen eine
dicht abschließende Holzkappe
trägt (2 M).
Krankheiten des Urogenitalsystems, auf ‘Händedesinfe
die am Glasstopfen einen Hartgasaufträger
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin weigitizeg y
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das die Entstehung von Herzkrankheiten im Verlauf des akuten Gelenk-
rheumatismus ausschließt, oder aber ihre Heilbarkeit sicher verbürgt,
so kann dem Entdecker nach eingehender dreijähriger Prüfung der ganze
Kapitalbestand der Stiftung von 200000 M ausgehändigt werden. Be-
werbungen bis zum 1. August 1920 an den Dekan der Medizinischen
Fakultät. 0 ;
Das württembergische Ministerium des Innern verbietet
in einem Erlaß betreffend das Kurpfuschertum den
gewerbsmäßig Krankheiten behandelnden nicht approbierten Personen
1. Fernbehandlung, 2. Behandlung mittels mystischer Verfahren, 3. Be-
handlung gemeingefährlicher und sonstiger übertragbarer Krankheiten,
4. Behandlung von Geschlechts- und Frauenkrankheiten, 5. Behandlung
von Krebskrankheiten, 6. Behandlung mittels Hypnose, 7. Behandlung
unter Anwendung von allgemeinen Betäubungsmitteln, 8. Behandlung
unter Anwendung subcutaner oder intravenöser Einspritzungen.
Ein Erlaß zu der bekannten Reichsverordnung zur Bekämpfung
der Geschleehtskrankheiten bestimmt folgendes; Die Be-
lehrung einer Person, die’ an einer mit Ansteekungsgefahr verbundenen
Geschlechtskrankheit leidet, hat seitens desjenigen, der sie ärztlich
untersucht oder behandelt, in jedem Falle mündlich zu erfolgen. Die
Belehrung hat sich zu erstrecken auf die Bedeutung der Krankheit für
den Kranken und seine Umgebung sowie auf die Bedeutung ihrer
Folgen, ferner auf die Übertragbarkeit der Krankheit und deren Dauer
und auf das Verbot, während der Dauer der Übertragbarkeit der Krank-
heit den Beischlaf auszuüben. Es ist zweckmäßig, diese mündliche
Belehrung durch Aushändigung einer schriftlichen oder gedruckten
kurzen und leichtfaßlichen Belehrung nachhaltiger zu gestalten.
—
Als Verluste des Sanitätskorps nach den bis zum 10. Januar 1919
fortgeführten Verlustlisten werden in absoluten Zahlen und im Ver-
hältnis zur Kopfstärke angegeben:
Sanitätsoffiziere |Sanitätsoffiziere
Zivil-
wieder- „iss Red einschl
ange- eur uus- | Jand-
stellte laubten-]| und sturm- | Summe
aktive ehem. es Be- standes Feld- pflich-
aktive urlaub einschl unter- tige
ten. |approb.| ärzte | Ärzte
standes Arzten | y
| ao | Yon JR, oo DR | i fon
Gefallen oder nach Ver-
wundung gestorben . |531)|34,0] — | — | 6 | 4,0[309 135,0] 147 |32,6| 47| 6,0] d 23.0
Infolge Krankheit oder
anderer Ursache ge-
storben
64 141,1] 28 |s6,9| 87 157,5 |826 137,01 107 123,7] 151 119,5 | 763 31,3
S e l a
Sümme A SNE ur sl 28 Isc.ol 93 Isıaless la los: [ss [198 splis 54,2
N 1) Darunter: 1 Generalarzt, 2 Generaloberärzte, 6 Oberstabsärzte, 19 Stabs-
ärzte, 14 Oberärzte, 11 Assistenzärzte.
l Mit Rücksicht auf die Verkehrsunsicherheit und die Schwierig-
keit der Unterkunft in Berlin ist die für den September geplante
Tagung der Freien Vereinigung für Mikrobiologie auf
Ostern nächsten Jahres verschoben worden. r |
Magdeburg. Im September und Oktober werden praktische
Fortbildungskurse in der inneren Medizin, Kinder- und Frauenheilkunde
für kriegsapprobierte und bisher gefangene, heimgekehrte Ärzte statt-
finden. Auskunft: Prof. Dr. Schreiber, Magdeburg, Sudenburger
Krankenhaus. ea
‚ _ Prof. D. MagnusGustavRetzius ist, 76 Jahre alt, gestorben,
Die Studien des hervorragenden Anatomen betrafen vor allen Dingen
das Centralnervensystem. So veröffentlichte er eine große Monographie
„Das Menschenhirn, Studien in der makroskopischen Anatomie“. Ver
gleichend anatomische, äußerst wertvolle Untersuchungen sind in seinen
Büchern „Das Gehörorgan der Knochenfische“ und „Das Gehörorgan
der Wirbeltiere“ niedergelegt. Sammlungen eigener Arbeiten und der
seiner Schüler wurden als „Biologische Untersuchungen“ herausgegeben.
Berlin. Prof. Dr. Fürbringer, der ehemalige Direktor
des Krankenhauses Friedrichshain wird am 7. August 70 Jahre alt,
1879 zum Leiter der Medizinischen Poliklinik in Jena ernannt, wurde
er 1886 zum Krankenhausdirektor in Berlin gewählt und hat hier vie?
Jahre hindurch durch seine lebhafte Beteiligung an dem wissenschalt-
lichen Leben und durch seine ausgebreitete Tätigkeit als vielgesuchter
Konsiliarius eine führende Stelle eingenommen. Seine JOLWICESS
klinischen und experimentellen Arbeiten beziehen sich besonders aut
ktion, Klimato-
therapie und anderes mehr. Seit mehreren Jahren lebt er im Ruhestand.
‚Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Benno Cpo
hat einen Lehrauftrag für Gewerbehygiene an der Technischen Hoc
schule erhalten. — Frankfurt a. M.: Dr. Grosser für Kinder
heilkunde habilitiert. — Halle a. S.: Priv.-Doz. Dr. Herman!
Straub, Assistent der I. medizinischen Klinik in München, Zu
Leiter der Medizinischen Poliklinik als Nachfolger von Prof. Man
berufen. — Jena: Dr. Jacobshagen, Assistent am Anatomischen
Institut, für Anatomie habilitiert. — Wien: Priv.-Doz. Dr. Ruß (Hygiene)
erhielt den Professortitel. Dr. er für innere Medizin, Dr. Raca
für Kinderheilkunde habilitiert Br |
Pl
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Ca
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ra
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UT
Ps
“ „sehon große Fortschritte erzielt wurden, ersehen Sie, um nur ein
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.. gen ‘über die Paralyse,
' Sklerose der Gefäße des Nervensystems zurückzuführen sind.
‚wichtigsten Punkte zu skizzieren, sei mir im Rahmen eines kurzen
' .stehung offenbar noch sehr komplizierte Gifteinwirkungen ` eine
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situa -`~
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NP 82 (766). .. - 10. August 1919
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-Wochenschrift für praktische Arżte -= . `
| a ~- ‚redigiert von ` E ; 3 j | I En f | u | Velie von“ g yan
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg ` = © Urban & Schwarzenberg
BE oan ‘Berlin en Br -© Berlin - i
l ind W..Löwenteld, `
Inhalt: Originalarbeiten: A. Jakob, Über die Arteriosklerose des Nervensystems (mit 4 Abbildungen). Œ. Nob
Epidemische Bartflechtenverbreitung in Wien. F; Kalberlah, Die Behandlung der multiplen Sklerose mit Silbersalvarsan-Natrium. G. v. Bonin,
Zur Statistik der eingeklemmten Brüche unter dem Einfluß der Kriegsernährung. R. Löwy, Zur Klinik des Pneumotyphus. ‚Witte, Arbeits- ``
- leistungen und Nahrungsverbrauch von-Schwerarbeitern. — Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete’ des Versicherungswesens: H. Engel, Zur Frage
der sogenannten Spätapoplexien nach Unfall. — Referatenteil: ERhonheimer, Die Purpuraerkrankungen im Kindesalter, — Aus den neuesten
Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. ‚Breslau. Frankfurt a. M: Gießen.
Hamburg. — Rundschau: H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche:Notizen.
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d Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor.
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung un
| = Aus der ‚Staatskrankenanstalt Hamburg-Friedrichsberg. |
‘. „ Über die Arteriosklerose des Nervensystems.
Von BE:
‚ Prosektor- Dr. A. Jakob.
2 M. H.I- Wie in der übrigen Medizin so ist es auch das-
- Bestreben der neueren psychiatrischen Richtung, vornehmlich 'der
Kraepelinschen Schule, ätiologisch einheitliche, nach klinischen
Symptomen genauer umschriebene und ‘auf Grund histologischer
Untersuchungen als Krankheitseinheiten aufzufassende .Zustands-
bilder zuKrankheitsgruppen zusammenzufassen und sie
gegen ‘andere anderer Genese äbzusondern. Daß auf diesem Wege
Beispiel von. vielen zu erwähnen, aus unseren heutigen Anschauun-
der durch klinische und anatomische.
' Feststellungen ein bestimmter Platz als eine in:ihrer Ätiologie er-
-kannte Krankheitsform angewiesen werden konnte. E
` . Auch auf dem Gebiete der nervösen und psychischen.
<- Erkrankungen des Rückbildungs- und Greisen-
' Alters ist es notwendig, eine genauere Differenzierung der ein-
zelnen Prozesse vorzunehmen, um sich vor klinischen Irrtümern
zu schützen und der therapeutischen und prognostischen Erfassung
‘des einzelnen.Falles.gerecht zu werden. Sie wissen ja, daß es
Paralysen gibt, die gelegentlich erst im späten Alter zum Aus-
- bruch kommen, -daß sich Phasen des manisch-depressiven Irreseins
' zum erstenmal in auffälligerer Art bei einem Greise zeigen können,
daß Tumoren eine: schwerere‘ Gefäßerkrankung. des Gehirns vor-
‚täuschen können und dergleichen mehr; nicht.jede im’ Alter erst
auftretende psychische oder nervöse Erkrankung ist deshalb ‘schon
@ine Alterserkrankung. Desgleichen ist es eine klinisch wie. histo-
logisch erkannte Tatsache, daß bei den psychischen Erkrankungen
des Rückbildungs- und Greisenalters im wesentlichen zwei 'große
Gruppen zu unterscheiden sind; einmal diesenilen Prozesse,
die auf einer eigenartigen Parenechymerkrankung der
Großhirnrinde ohne wesentliche Gefäßbeteiligung,
beruhen, und: dann die Erkrankungen, die auf eine Arterio-
‚Von der Arteriosklerose. des Nervensystems. die
Vortrags gestattet, | Mn
'. . Die Pathogenese.der arteriosklerotischen Erkrankungen
‚des Nervensystems fällt im wesentlichen mit der der allgemeinen
‚Arteriosklerose zusammen.: Ich ‘will hier nur darauf hinweisen,
daß diese Gefäßstörung, die sich allmählich beim physiologischen
- ‚Altern entwickelt, als eine Abnutzungskrankheit (Jores, Mar-
chand, Asch off) aufgefaßt. wird, daß aber bei ihrer Ent-
heute noch nicht eindeutig bestimmbare Rolle zu spielen Scheinen,
Worauf neuere experimentelle Versuche hindeuten. So ist es nach
-
wie Adrenalin, Hydrastin: und dergleichen beim Kaninchen degene-
‚| rative Gefäßveränderungen zum. Teil. mit sekundären. Gehirn-
störungen zu erzeugen, die Borstsche Schule. (H u eck) konnte
| bewirken, was auch wir durch eigene Untersuchungen zu bestätigen
dann. die Giftstoffe nach Infektionen und schließlich die Lues;
denn wir sind heute noch nicht in der Lage, wie dies namentlich
.Nißlund Alzheimer für das Centralnervensystem betonen,
die regressive luische Gefäßerkrankung von der arteriosklerotischen
zu trennen. Zudem spielen noch hereditäre Momente (Webers.
Cramers „Kraftnaturen“) eiñe ‚große Rolle. ea R a
Weshalb: aber im einen Fall mehr oder ausschließlich- die
Gefäße des peripheren Körpers, im anderen die des Nervensystems
erkranken, darüber ist trotz vieler ‚klinischer statistischer - Er-
kanntlich den Satz ausgesprochen: „Jeder bekommt seine Arterio-
sklerose vorzugsweise in dem Gefäßgebiet,:. das-‚er am “meisten
erkrankungen in das Alter von 60.und 65 Jahren und .beginnen..all-
mählich steigend von 40 Jahren an; dabei ‘ist bemerkenswert, daß
die Arteriosklerose des hohen Alters am: häufigsten das ganze
Gefäßsystem befällt, während die frühzeitig. auftretende Erkrankung
häufiger sich auf einzelne Gefäßgebiete beschränkt, Die eigentlich
dem Vorgange J osu6s und Er b s vielfach gelungen, mit Giften |
„Gefäßbelastung‘“) und individuelle Veranlagungen (Affektmenschen,
hebungen noch nichts Sicheres bekannt, Romberg hat. be-
angestrengt hat.“ Aber der Beweis für die. allgemeine ‚Richtig:
keit dieser These steht noch dahin. Wie die universelle Arterio- .
sklerose, so ist auch die Gehirnsklerose vornehmlich eine Erkrankung
‚des männlichen Geschlechts, was in.den.Lebensbedingungen ‘seinen
Grund haben dürfte (Kraepelin). Nach Kraepelins genauen
Feststellungen fallen die meisten arteriosklerötischen Gehirn-
durch Cholesterinverfütterung Intimaverfettungen der Aorta
in der Lage waren; ähnliche Veränderungen erzielte Lubarsch |
| durch ungeeignete Ernährung und Klotz und Salty kow durch:
. besondere Bakteriengifte. Dazu kommt noch, daß nach der klini-
‚|. schen Erfahrung. verschiedene Gifte die. Arteriosklerose beschleu-
| nigen können, so in erster Linie Alkohol, Tabak und. Kaffee,
senilen Erkrankungen pflegen sich rund ein Jahrzehnt später zu:
entwickeln als die der Arteriosklerose (Kraepelin).
Bei den arteriosklerotischen Erkrankungen des Nervensystems a
steht die Gehirnaffektion weitaus im Vordergrund des klinischen
Interesses. Die Arteriosklerose der peripheren Nerven,
die sich als ein langsam progredientes Leiden, in der Form einer .
Neuritis zeigt — auch das intermittierende Hinken und die Crampus-
neurose gehören zum Teil hierher —, ist zumeist nur eine Partial;
erscheinung: einer schweren allgemeinen Arteriosklerose und daher.
nicht ‘leicht zu übersehen.. Ähnlich ist es’ mit.der Arterio-
sklerose desRückenmarks, die nur ausnahmsweise als
isolierte Erkrankung in Erscheinung tritt; in den meisten Fällen
ist sie mit der allgemeinen Gefäßerkrankung des Gehirns komi-
biniert- und tritt dann an Reichhaltigkeit und- Wichtigkeit der
"Symptome gegenüber der Gehirnbeteiligung stark in den Hinter-
‘grund. Ja, es ist auch in solchen Fällen mit deutlicher, anatomisch -
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Ei Ei En „.erwiesener Rückenmarksbeteiligung durchaus : nicht leicht, die | arteriosklerosen auf eine ausgedehnte Ventrikelblutung
IT ` . spinålen. Symptome von den. cerebralen zu trennen, da wir der- | zurückzuführen. Se N.
a ee g gleichen: Extremitätenerscheinungen: (‚Greisenlähmung“) auch: bei.) - Ich hatte Gelegenheit,, einen in dieser Hinsicht interessanten -
Ns. reinen Gehirnprożzessen sehen. Nach meiner.eigenen. anatomischen |-Fall zu behandeln: Rechtsanwalt; Ende der 40er, erkrankte,plötzlich
ARE... Erfahrung ist die Beteiligung des: Rückenmarks, bei der arterio- | nach einer leichten Influenzd — beächten Sie, bitte, diese _tückische -,
A Pre kle h n Erkrankunz des Centralnervens tems im:alleemeinen | Krankheit in der Anamnese — mit anfallsweise auftretenden sensiblen
AREER ae Be mso i RAUDE AS NEIN A ASNS daß únd motorischen Reizerscheinungen, die sich in schmerzhaften; tonischen:
TER s af, En eine. geringe, was vielleicht darin seinen Grund haben mag, "da Krämpfen: in der Rumpf- und Beinmuskulatur kundtaten; dabei be-
: T pal N ‚die Medulla spinalis ihre eigene Gefäßversorgung hat (nach. Ad am- | standen ganz;leichte zackige Temperaturen, zeitweise Erbrechen und alb
Bel sh Tea kieviez durch einen Ast der linken Arteria hypogastrica -als gemeine, aber geringgradige Beeinträchtigung des psychischen Geschehens,
: Ben Maläßeno ou. Arteria magna spinalis neben den Intercostalarterien). ~.. | FürLues keine Anhaltspunkte (Blut: W.-R.negativ); Alkoholismus, nament- _
ESS Do Pa 0 u ‘häufiger und wichtiger aber ist die A’rterio-.|lich.schwere Rotweine -; deutliche familiäre Gefäßbelastung. Objekt
jei I ea a Eee en re a e ee ee jetzt die ge- war festzustellen nopen don Zeichen enr leigaten per T |
I ea na ae Se er r je | Sklerose: . lebhafte. Kniesehnenreflexe ohne Klonus oder Babinski,-
! ril LEN © läufigsten Bilder in knappen U aD entwerfen Tnöchte. m. : beiderseits =; Hyperästhesie, namentlich an den unteren Extremitäten; -
ix ee T N überall in den Organen, 30 führt, sie auch bier. vornehmlich an nirgends. sichere neurologische Ausfälle oder Herderscheinungen.
i a ER a den’ Arterien, aber auch an.den Venen zu Wandverdickungen und |. Psychisch nur Erschwerung und Verlangsamung des Gedankenahlaufs
vr ira hd. >... Elastieadegenerationen, zu a bedeutenden - ap ce | mit starkem Krankheitsgefühl und Aue) u Lu weinorickar SUT aREE
ERHEBEN bis zu Gefäßverschluß, zu Aneurysmabildungen, zu, 'Gefäßzer- | Im Urin in den ersten Tagen meiner Beobachtung Spuren Eiweiß und
4 En ine) Br de E i = Fi i as ? = u ° e a4 PER: i \ j a ini i %
sd N NE reißungen, ‘und als Folge davon sehen wir in den. erkrankten | Zucker ohne Formelemente. Augenhintergrund: einige kleine Netz
SE re Bezirken Ta engster Abhängigkeit zu den Gefäßen Ernährungs- | hautblutungen, sonst normal. onne i (ich wi r en Kranker an E
EN SR Ä ar RE A al Ann T Pavan n inem Falle von Meningitis zugezogen worden) schloß ich auch
PRUS nen nee u ya ohne Lumbalpunktion aus de vorden, ich nicht wagte wegen ~
AE pEi e H . Von ‚der : Lo k alis atio 2 des- Krankheitsproz Be ausgehend, . der Wahrscheinlichkeitsdiagnose. Gehirnblutung und der nachgewiesenen
Ele a cantis lassen‘ ‚sich zwei größere Gruppen von arteriosklerotischen Gehirn- Netzhautblutungen. Unter symptomatischer Behandlung und absoluter
zip ie 2. > ‚erkränkungen- nn i Tara jene, si reg sich Ne Ruhe erholte sich. der Kränke im Läufer Allen ‚woche gut ana achnel)
rar RTL ig Aoa o -. Leiden vornehmlich im Hirnstamme: un en DAasalen | die Schmerzkrämpfe verloren sich völlig; die Temperaturen
TEEN U e eden vornehr n. | N x ramp ) ' ET E, Shan.
EE BA Á Stammganglièn etabliert, und solchen, bei denen in erster | normal und die Psyche wie vor der Erkrankung. Einige Tage spare
a 1] K: N LUE “ Linie “das Hemisphärenmark und die Rinde be- | war Patient plötzlich eines Morgens verändert: er hatte Mühe, sich örtlich
KRIET EEA soan ists a e see Ea „on e und zeitlich zurechtzufinden, sich se dm en
va jr ee KR: RER pi ka ae - bei völli rankhei ühl ichtiger Beurteilung S
N ale ~ < Die erste Gruppe, ‚die von Jacobsohn als schwere a Keine eheren Penisan nee Segen früher die Reflexe
TER We A Form der Arteriosklerose. des Centralnervensystems be- | „n den unteren Extremitäten etwas schwächer und wieder frische
: ASRR BS schrieben wordenist, zeichnet sichinfolge ihrer Lieblingslokalisation an | Netzhautblutungen ohne ' sichere Stauungspapille; mehr neuritische.
MERINEO a ganz bestimmten Stellen (Kerngebiete der Medulla oblongata, äußerer | Verwaschenheit. Die ‚krampfartigen Schmerzattacken kehren mit
I) apat aky da "o Teil des Linsenkerns, innere Kapsel) durch aufdringliche a . leichten Keane ar Natii Er dar Kuh ng
a FRE A U | o gische Ausfallssym die zumeist: lektiform auf- | Besserung mit gutem subjektiven Befinden, objektiv nu
RIESEN. + usfallssymptome aus e zumeist: apopie sesserung, Mit gutem subjektive: 2, g
ys Tark z logische En, A a en ne d der Merkfähigkeit und des. VOrabsTEERaD au Se AN Ben .
E REN En! nn ruhe dann plötzlich schwerer komatöser Zustand, apoplektiform au!
yo, e: - ~| tretend: vorübergehend motorische Reiz- und Lähmungserscheinungen
No, EEE x Le e: perg sat IO F ; en,
HE N Dir: ni S men in verschiedenen Gebieten, rasch wechselnd ;Pupillenreflexe; conjupiert;
In Ehi } i =. Blicklähmung und. Fehlen der Reflexe an den ee FEN EEE s
SA ES ERS aN | leichter Spannung und fraglichem Babinski. Im Augenhintergru
ee N < | pillenverwaschenheit deutlicher, wieder beiderseits frische en
KRONE | keine sichere Stauungspapille. Puls nicht verlangsamt. Nach einigen ® -
En Ir RS 'en völliger Bewußtlosigkeit allmähliches Reagieren auf Vorgange UN
ar PO VER, s gt g g 2 . . so on dys-
N" I: | - Personen der Umgebung, langsame sprachliche Äußerungen V Fr
tige er Bi So |" arthrischemCharakter. KeineSchlucklähmung. Reflexe an den un an
: lbs ni E Er bleiben erloschen mit. jetz unten ser d
A a a 5 =) plötzlich wieder apoplektische Anfälle; Cheyne-Stokessches
sl beat en | © Tod.:. Die .Differentialdiagnose war: Diffuse und Be =
HERE ERS e p A Pi Gehirnblutungen oder Pachymeningitis a
N e e & rhagica; Ätiologie: Arteriosklerose bei früherem Alkoholin et
aegra SE RA S Influenza ebenfalls mit in Betracht zu ziehen.. Die Sektion pa e
e T ; =. -mäßige allgemeine und etwas ausgesprochenere Sklerose der n ro
o sQ. ` *— H: Gehirngefäße. Die Seitenventrikel, der Sylvische Aquaedukt u za
a la en =; vierte Ventrikel waren mit frischem, zum Teil geronnenem Blu n En
ei rk lan ne ~ o| füllt, die Wandung der Seitenventrikel: bereits blutig ers FE
u a F CA Beweis für das bereits: längere -Bestehen: der Blutung. Keine } ach}
sieh Ja 4 meningitis. haemorrhagica. ?
er RERA ——T M. H.!- Dieser Fall zeigt die Schwierigkeiten der er
TEE EN Re <>| Diagnosenstellung, namentlich auch die ‚Schwierigkeiten Ta
aaria 0 n a S =| Abgrenzung gegen die hämorrhagische Pachym èr ht
. Vi > on ces a Are ©. glitis, die- sich nach meinen Erfahrungen anatomist or
; AES Frontälsehnitt durch. das Großhim. Weigertsche Markscheidenfärbung. Klinisch: häufig bei der schwereren Gehirnarteriosklerose findet, zumeist RU! ,
Ih s Frontalschni - a : ; y l OEN e . Einsetzen
= Arterjosklerotische Hemiplegie mit sensorischer Aphasie und gemeiner Verblödung. als Nebenbefund. Jedenfalls muß man bei allmählichem i
peoo : Hı = die größten der zahlreichen Herde im Hemisphärenmark. H2 = großer Herd im . :
Ta iR en ua "linken. Corpus striatum. Hs- größere Herde in. beiden Schläfenlappen. T. = beide
von allgemeinen Hirnsymptomen ohne ausgesprochene Herderschei-
Te . _ "Sehläfenlappen zeigen. das BU der en Merkgot nungen stets an solche.flächenhaft sich ausbreitende Meningeal- -
n e (Binswangers.
ncephalitis subeorticalis- chronica). Photogramm. > >
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‚treten und zu den bekannten Bildern der Bulbär-.und Pseudobulbär-
Paralyse mit allen ihren klinischen Váriationen führen, je nachdem
dje. einzelnen Gehirnnervenkerne selbst oder ihre centralen Ver-
"bindungen getroffen..werden.. Nicht .selten ist dabei auch das
:Kleinhirn in Mitleidenschaft gezogen,. hier ist wieder. als Prä-
@lectionssitz das Mark des Nucleus. dendatus zu nennen
Alzheimer. .. 0000. nr yo.
.: ; Die Prognose, dieser Fälle ist, dem Sitze der Erkrankung
-an vitalwichtigen Stellen. entsprechend, immer eine ungünstige,
wenngleich sich. häufig das Leiden. recht. in. die.Länge zieht.. Stets
. aber: bleibt die Gefahr einer- neuen Erweichung:-oder Blutung. be-
stehen, und immer muß man bei.solehen Kranken damit rechnen,
daß ein ‚Blutaustritt in. die Gehirnhöhlen. erfolgt. Es war mir am
Sektionstisch mehrfach möglich, den plötzlichen. Tod von. Gehirn-
:blutungen denken, wobei zu berücksichtigen ist, daß namentlich
rascher. Wechsel der Symptome für die Diagnose spricht. die
sichsubduraleHämatome, so wird das Krankheitsbild a D
Tumorerscheinungen eindeutiger. . Häufig kommt man in solche
Fällen freilich nicht über Vermutungen. hinaus, und A
nicht selten die Erfahrung, daß die Pachymeningitis haemorrhagie?
fehlt, wo man sie erwartete, und da am Leichentisch -sich offen
barte, wo man.nicht an sie- dachte:
e @ b e 3 .. ~ . 3 T
| Sie ist.ja:in solchen Fällen auch." nur Teilerscheinung, de
allgemeinen cerebralen Arteriosklerose und wird von
‚Symptomen häufig überdeckt. Diese psychischen Krankheitsbilder
der. eigentlichen. Großhirnarteriosklerose möchte ieh
Ihnen noch in den. wichtigsten. Formen ‚schildern. o
- „Wir verdanken den wichtigen- Arbeiten und Untersuchungs?
Binswangers und Alzheimers die großen Fortschritte,
Bilden
man macht,
na DT ee ae = ~, . i Bi es en s Be de nong
E ern 1919 — MEDIZINISCHE KLINIKE — Nr. 82. D aa ee S o
I ee a Abgrenzung der ver- | riosklerotische Epilepsie eine der vielen Formen.der a
ars ‚schiedenen Formen ‚arterloszlero scher ‘Geistesstörung "gegenüber | ätiologisch verschiedenartigen‘ Epilepsien darstellt; © m.
wi. nn a nr 00. = PEE gemacht |. ~ - Die nervöse Form der Gehirnarterioskierosg — =. AES
ee ar x] a wi “de hi ee ee der‘ Gehirn- | ist in‘ Ihren Hauptzügen; charakterisiert durch, einen neurs. =: 7 n
Ñi = artèriosklerose: „Wie der histologische Befund der -Hirnarterio- | asthenischen Symptomen komplex; Kopischmerz- Ge- =. qis
„į Sklerose ein durchaus specifischer und eigenartiger ist, so ist auch | dächtnisschwäche: und rasche geistige, - vielfach. auch körperliche- : "che
> das klinische Bild ‘ein so wohlcharakterisiertes,. ‚daß in den aller- | Ermüdbarkeit.: Diese Erscheinungen :stellen zu- gleicher Zeit uch ge En
hi meisten Fällen die ‚Diagnose intra vitam mit aller. Sicherheit :ge- | die Initialsymptome jeder-Gehirnarteriosklerose _ le
| = > `| Ich möchte Ihnen zunächst in knappen. Umrissen das Wesent- genauer geschildert. Der Beginn der Erkrankung, fällt... zumeist Ei
w © Jichste des- histologischen Bildes schildern, das diese etwas früher als der bei den ausgesprochen. schweren Formen, a Wil,
h = Fälle charakterisiert; auch hier ist es wieder Alzheimer ` der | häufig schon in. das fünfte Dezennium, gewöhnlich in das sechste _ wa ahha
Wf — . ‚uns;am besten darüber orientiert hat und dessen Angaben ich an und siebente.. Der Kopfschmerz ist sehr quälend und wird. meist ch
ù! = meinem Material voll bestätigt fand. Ich habe oben erwähnt, daß | in: die-Stirne lokalisiert; nach Pick. unterscheidet . er . sich vón SLAN
m: : sich bei den groben Formen der Hirnarteriosklerose größere Herde dem neurasthenischen. wesentlich (durch seine Ständigkeit. und. Zu: _ ne
S in der Nervensubstanz feststellen lassen; solche in dem Rinden- nahme bei körperlichen Anstrengungen und momentanen Blut- ee
m> - .gewebe' selbst gelegenen größeren Zerstörungen spielen nun für ‚drucksteigerungen. Die Schwindelerscheinungen treten spontan "3
" dié arteriosklerotischen Geistesstörungen bei weitem nicht die-Rolle, “auf, namentlich bei Lagewechsel und bei Anstrengungen, während 2
‚wie .man es vermuten würde; vielmehr kommt es infolge der dureh . sie in Ruhe fehlen.: ‚Bei stärkerem Hervortreten dieser Störungen Ben
die Gefäßerkrankung bedingten Ernährungsstörung ‚zu mehr muß -man ‘stets auch an 'arteriesklerotische Labyrintberkrankung ji:
Be p g E e ae. a L 2. ‚denken und..nur genaueste Untersuchung mit Hilfe. der Barany- — =- Es
schen Methoden kann hier. die Diagnose entscheiden. Häufig. sind Ba 5
e- leichte Schwindelgefühle .die. Frühboten der. Erkrankung, Bi
gerad
die ‘den anderen Symptomen ‚längere Zeit. vorauseilen.- Ebenso. ist‘
der Schlaf unregelmäßig und besonders das Einschlafen „erschwert. |
| Die Gedächtnisschwäche - offenbart sich am deutlichsten in der, >
Abnahme‘ der Merkfähigkeit, in dem Versagen der Erinnerung an > <. =-
und Zahlen-
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2 = gedächtnis. Dazu tritt sehr leicht Ermüdbärkeit, die sich. auch n .. :
i Schriftproben dokumentiert ( Kra e p elin.) Abnahmedergeistigen vl
l Regsamkeit und Prodúktivität und dadurch. bedingte Verminderung © o= Pi
i der Leistungsfähigkeit. Dieses -Versagen, namentlich neugestellteo ->
; ki P Aufgaben gegenüber, ist sehr charakteristisch und komimt: den urn
Kranken. selbst. quälend. zum Bewußtsein; denn sie behalten noch ..:...“
` lange ein gutes Urteil über ihr Versagen, haben das Gefühl und ve en
| I die Angst blödsinnig zu werden, sind reizbar und gewöhnlich eh
Sa depressiver weinerlicher Stimmung. ‚Dabei fallen .sie: ‘durch ihre ee
Sa gemütliche, Stuinpfheit auf und: andererseits durch den Mangel an > > yoi
- Ai Selbstbeherrschung Gemütsbewegungen’ ‘gegenüber. “Gelegentlich ee E
a gesellen sich noch passagere.leicht motorische Ausfallserscheinungen -- ehe!
ee en ar iu —— | Qeichte. Schwächezustände, vorübergehende apraktische Störungen) u
Arteriosklerotisch-hyaline Gefäßerkrankun ) mit Aneurysmabildung einer kleinen | und sensorische Störungen „hinzu, : diese , besonders, auf, optischem u; bi
“ - Riņdencapillare in er Großhimnrinde, | 2 Verödungsbezirk. (Klinisch: Arterio- | und akustischem Gebiet. (Hemianopsien, Migräne und Augenflimmern, eis p
2 sklerotische Demenz.) Nißls Toluidinblaufärbung. Mikrophotogramm. u Öhrengeräusche).. i Einer . meiner ‚Krankeri...litt namentlich‘ -durch | Br 5 Ä
ae en. | ein. ständiges Surren im:Kopfe. „wie von. ‘einer Maschine‘; seine Zr.
diffusen Ausfällen und Verödungs bezirken, die | Suggestion “auf. die Umgebung. war so' stark, ` daß es- äuch ‘Schon we,
deutlich in ihrer Lage abhängig von Gefäßen sind ünd histologisch’| geine Frau’ beim. Hören. an seinem Köpfe vernahm,- ©: Ba
Be a A onmenS Erweichung“ (Alzheimer) darstellen. | - Beachten Sie namentlich‘ die starken `d epr essiven mit a
Bei: der makroskopischen Betrachtung des Gehirns kann man diese Angstzustände denen its sch wair- nn p
Stellen häufig an ihrem Farbunterschied in Rinde und Mark er- |, ungen Beirsolchen Kranken. die ©. 3S0 AWAN- she
kennen, besser noch durch den tastenden Finger als härtere Be- | gefahr ik sich. brin gen). eh J
zirke -(infolge der. Gliawucherung) ; in vielen Fällen aber werden | Tun gen und Beziehungsi desn ninii.
20 nd zungen. erst mikroskopisch "sichtbar, sun man am | mehr den Charakter einer ernster zu ‚neimenden Psychose, deren o fi
- Bektionstisch noch kein endgültiges Urteil abgeben kann. | Beurteilung und Abgrenzung gegenüber dem : manisch- depröuefren ne fi
Die- Lokalisation dieser Gewebsstörungen. kann nun | Irresein eine strittige Frag wi bes
eine sehr verschiedene: sein: ‘einmal können mehr die kurzen | pelin und Ander a ps
. Rindengefäße erkranken und die Prozesse führen dann zu | arteriosklerotischen Ver | | Be:
diffusen chronischen Störungen des.Rindengewebes, häufiger zu | durch diese Symptome das Krankheitsbild der. beginnenden Gehirn- E
fleckförmigen Verödungen der Rindensubstanz (Alzheimers.| arteriosklerose fast ausschließlich bestimmt war. ‚Das Auffallende 2 Ban
„Señile Rindenverödung“),; oder sie bedingen bei dem alllmählichen | bei solchen Zuständen ist, daß- sie nicht selten‘ stationär bleiben ee I.
Verschluß der Gefäße eine Narbe mit reichlicher Gliawucherung | und gelegentlich -
(Alzheimers „perivasculäre Gliose“). Ein andermal erkranken | lichen Kranken, die | ' Jo
vorzugsweise die lahgen Gefäße des Hem isphären- | zustande neben den Erscheinungen der beginnenden Gehirnarterio- EC
"mark 0.8, diese Fälle hat: Binsw ange r. bekanntlich -als sklerose (Kopfschmerzen, Schwi Kt
„Encephalitis subcortiealis chronica“ bezeichnet. Schließlich kann | jammerte ‘dauernd, 'zeigte starken Angstaffekt: „es ist alles sehr ER
sich die Erkrankung in verschiedenen Gehirnregionen in verschie- | schlimm“; „alles BE
dener Stärke. zeigen, und ihre Hauptlokalisation in bestimmten | usw. Sie war dabei gehemmt, in
Hirnteilen — ich nenne die Schläfenlappen als Prädilectionssitze und litt namentlich’ unter der „unbestimmten_Angst“. Nach vier nr
` für soleh' schwerere Affektionen — wird: das. Krankheitsbild nach | Monaten besserte sich‘ ganz -allmählich der psychische Zustand IH
der Seite der Herdstörungen hin in mannigfacher Weise variieren. | und nach weiteren zwei Monaten war ihre Stimmung gleichmäßig, . a
© _ `. Aus dem Gesagten erklärt sich schon die Buntheit,' die uns | sie ‚hatte Krankheitseinsicht und beschäftigte sich‘ wieder wie in Ice
in den klinischen Bildern begegnet. Hier lassen sich im wesent- | gesunden Tagen. Nach fast zwanzigjährigem Zwischenraum tritt Si
lichen zwei große Gruppen unterscheiden: die leichte. Form,‘ die | wieder ein ganz ähnlicher schwerer Verstimmungszustand' bei der. Ei,
Windscheid als. die nervöse Form der Ar terio- |- jetzt 73jährigen Frau auf. In der Zwischenzeit hatte sie-nur hin fiss
skłerose bezeichnet hat, und die schweren progtTe- ‚und: wieder Schwindelanfälle, wär aber rege und beschäftigte sich - no
dienten Form.en; von letzterer kann man wieder eine Gruppe | Im ‚Haushält viel. Sie wurde allmählich wieder: völlig : apathisch, Fi
abtrennen, die sich durch Anfälle auszeichnet und die als arte- | verweigerte fast jede Nahrungsaufnahme, hatte Beziehungsideen, `- WE
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788 2 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32.
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offenbar auch Gehörstäuschungen und litt unter starkem Angst-
alfekt, den sie in die Herzgegend lokalisierte; dabei spielten ihre
Hände in dauernder Unruhe. In diesem depressiv-ängstlichen Zu-
stand, der zeitweise sich als schwerer Stupor darstellte, blieb sie
bis zu ihrem Tode an Herzschwäche nach einem Jahre. Bei der
Sektion fand sich eine allgemeine Arteriosklerose und eine solche
der Gehirnarterien; bei der mikroskopischen Untersuchung konnte
ich im Gehirn nirgends Erweichungsherde nachweisen, ebenso-
wenig größere Ausfälle des nervösen Gewebes; dagegen war das
Nervenparenchym diffus chronisch verändert, wobei Gliawucherungen
und chronische Ganglienzellerkrankungen deutlich auffielen; hin
und wieder sah ich auch Lichtungsbezirke um die erkrankten kleinen
Rindengefäße.
Der so erhobene histologische Befund deckt sich
im wesentlichen mit den Veränderungen, die auch Alzheimer
bei der nervösen Form der Arteriosklerose be-
schrieb. . Kraepelin und Pick denken bei der Pathogenese
dieser nervösen arteriosklerotischen Zustände an umschriebene
Gefäßkrämpfe im Gehirn, an die Einbuße von vasomo-
torischer Aussprechbarkeit und schließlich an „schwere
durch die Entartung der Gefäßwände bedingte Beeinträchtigung
des Austausches von Stoffen zwischen Blut und Gewebe“ (Krae-
pelin), welch letztere vornehmlich den diffusen Untergang ner-
vöser Gewebsbestandteile verursachen dürfte. Auch die besonders
von Pick und Kraepelin betonte Alkoholintoleranz
solcher Fälle kann im Sinne der insuffizienten Vasomotorentätig-
keit gedeutet werden.
Die schwere progressive Form der arterio-
sklerotischen Hirnerkrankung zeigt gewöhnlich im
Beginne ganz ähnliche Erscheinungen, wie wir sie soeben bei der
nervösen Form besprochen haben. Dazu gesellen sich nun bald
deutlichere psychische Ausfälle und apoplektiforme Zustände, die
nicht selten auch das Krankheitsbild einleiten. In ausgesprochen
schubweisem Verlauf kommt es allmählich zu einer tiefen Ver-
blödung, die aber einen vorwiegend partiellen Charakter (Alz-
heimer, Simmerling, Buchholz) behält und bei starker
Einbuße der Merkfähigkeit und des Wissens oft noch durch gutes
Urteil und scharfe Kritik überrascht. So bewahrt der Kranke
auch Krankheitseinsicht und -gefühl, und die geistige Persönlich-
keit bleibt lange- in ihrem Kerne erhalten; daher kommt es,
daß der Arteriosklerotiker, wie es Alzheimer mit Recht her-
vorgehoben hat, in der Regel den Eindruck eines „Hirnkranken“
und nicht den eines „Geisteskranken“ macht. Das Affektleben
der Kranken ist im allgemeinen abgestumpft und ihr Gesichts-
ausdruck hat etwas maskenartig Starres; doch herrschen auch hier
depressive Verstimmungen vor, die gelegentlich mit starken, ängst-
lichen Erregungszuständen einhergehen; namentlich sind die apo-
plektischen Insulte, deren neurologische Ausfallssymptome sich
rasch zurückzubilden pflegen, von heftigeren ängstlichen und auch
halluzinatorischen Verwirrtheitszuständen gefolgt, die ebenfalls
gewöhnlich bald abklingen. Selten beobachtet: man dabei auch
manische Zustandsbilder. £
So erinnere ich mich eines Kranken, der mit 50 Jahren erstmals
ganz plötzlich mit starker psycho-motorischer Erregung erkrankte, in
der er bei gehobener Stimmung sehr viel sprach, Größenideen äußerte,
sehr gereizt war und Gesichtshalluzinationen hatte; dabei zeigte er
deutliche hemiplegische Symptome. Die Erregung klang in einigen
Wochen ab und der Kranke konnte wieder seinem Berufe nachgehen.
In den nächsten neun Jahren kehrten solche Erregungszustände von
ganz kurzer Dauer ab und zu wieder, bis sie schließlich in den letzten
zwei Jahren größere Heftigkeit annahmen und seine Aufnahme in eine
geschlossene Anstalt zeitweise nötig machten. Die letzten Jahre be-
merkte er selbst die nahende psychische Veränderung und suchte frei-
willig die Krankenanstalt auf. Ausgesprochen manische Attacken
wechselten nun mit depressiv-ängstlichen Erregungen, doch waren die
Reden mehr zerfahren als ideenflüchtig; auch Sinnestäuschungen op-
tischer und akustischer Art untermischten das Bild. Hemiplegische.
Erscheinungen waren in Spuren vorhanden, wobei noch Reiz-
symptome in Form von rhythmischen Zwangsbewe-
gungen im einen Arm auffielen. In der Erregung starb er plötzlich
an Herzschwäche. Die Sektion ergab allgemeine Arteriosklerose, be-
sonders der Gehirngefäße, ältere und frische kleine Erweichungsherde
im Mark der einen Großhirnhemisphäre und mikroskopisch zahlreiche
kleinere über den Hirnmantel zerstreute Rindenherde als Ausdruck der
Arteriosklerose der kleinen Rindengefäße.
Sehr wichtig bei der Untersuchung solcher Kranken ist die
Beachtung der neurologischen Ausfallserscheinungen und auch der
Störungen von seiten der anderen Organe. Reflexdifferenzen,
Monoplegien und Hemiplegien, Sprachstörungen von dysarthrischem
und aphasischem Charakter, leichte Apraxien variieren in buntem
Wechsel das Krankheitsbild; Pupillenstörungen werden vielfach
beobachtet (Bumke). Die Temporalarterien sind geschlängelt
und verhärtet. Die Augenhintergrunduntersuchung gibt-uns aber =
ein besseres Bild über die vorliegende Gefäßerkrankung im Gehirn
als der Zustand der peripheren Gefäße (Pilez). Nach Merz-
Weigant und Wintersteiner sehen wir die arterioskle-
rotisch veränderten Netzhautgefäße - als weiße Linien mit. hellem
Reflex und stark geschlängelt mit verdünnter Blutsäule, die-
streckenweise eingeschnürt ist. Die Netzhaut zeigt senilen Glanz
und sieht trübe aus. Daß man stets’ den Blutdruck, das Herz und
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Arteriosklerose der langen Markgefäße mit Erweichung. (Oberhalb des fast ver-
schlossenen Gefäßes [g] großer Erweichungsbezirk.) linisch: Schwere arterio-
sklerotische Demenz, — Modifizierte Malloryfăärbung. Mikrophotogramm.
die Nieren (Schrumpfniere, Diabetes!) genau untersuchen mub,
brauche ich ja kaum zu erwähnen; sehr häufig sind aber gerade
diese begleitenden körperlichen Erkrankungen die Ursache des
Todes. ? $
Bei der Sektion dieser Fälle sieht man eine erhebliche
Sklerose der basalen Hirngefäße, kleine oder auch größere Er-
weichungen im Hemisphärenmark, namentlich -im Gebiet der
inneren Kapsel; mikroskopisch lassen sich in der Rinde zahlreiche
von arteriosklerotisch erkrankten Gefäßen abhängige Herde fest-
stellen, die über die ganzen Hemisphären verbreitet sind.
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Abb. 4.
Arteriosklerose der langen Markgefüße (g) mit perivasculärer Gliawucheruhß
(namentlich um g und g1). g = fast verschlossenes Gefäß. Klinisch: Langsanı p
grediente Verblödung. — Modifizierte Malloryfürbung. Mikrophotogramtl.
Demgegenüber ist die arteriosklerotische Unterform der
Encephalitis. subcorticalis chronica (BinS-
wanger), wie schon kurz erwähnt, auf eine vornehmliche Er-
krankung der langen Markgefäße zurückzuführen, die zu schwerer
Veränderung und herdförmiger Atrophie des tieferen Marklase®
führt, wobei die eigentlichen Markleisten der Windungen un
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‚die kurzen Assoziatiönsbähnen ‚im. allgemeinen verschont ‚bleiben:
. (Alzheimer, Buchholz und Andere). Klinisch zeichnen
‚sich diese Fälle neben den allgemeinen, oben erörterten psychi-
schen Erscheinungen durch apoplektiform auftretende Herd-
symptome aus, namentlich auf dem Gebiete der höheren Sprache;
ich erinnere hier nur daran, daß die meisten der klinisch wie
` physiologisch so überaus wichtigen Untersuchungen über Aphasie.
“ und Apraxie (Wernicke, Liepmann, Kleist, Forster,
.Stertz und ‚viele Andere) an derartigen Fällen, freilich im..Be-
ginn der Erkrankung, gemacht wurden. In: den späteren Stadien
- :kommt es zu sehr weitgehenden _Verblödungen, . wie Bins-
- wanger sich ausdrückt, zu dem „Blödsinn der großhirnlosen
'Versuchstiere“. Nur nebenbei sei erwähnt, daß sich diese Form
sehr häufig mit der 'erstgenannten groben ‚Birnarteriosklerose kom-
— biniert, und daß: sich der postapöplektische' Schwachsinn gerade
. ` auf die Miterkrankung : des’ diffusen Markes und gelegentlich auch
. der Rinde zurückführen läßt.
Alzheimer hat noch von der gewöhnlichen Form der
` Arteriosklerose der' kleinen Rindengefäße zwei. histologisch anders
‚geartete Bilder abgetrennt . (senile. Rindenverödung. und peri-
‚ vasculäre Gliose), die sich mehr auf umgrenzte Windungsbezirke
beschränken, während das übrige Gehirn ohne ‚erhebliche. pätho- | `
logische Veränderungen sein kann. Klinisch ist die: Differenzierung |
dieser Unterformen noch. zu. wenig geklärt, um. schon: größere
diagnostische Bedeutung zu baben. © nn
| Schließlich ‘noch 'ein.Wort über die arteriosklerotische
Epilepsie! “Alzheimer ‚nennt hier zwei Formen:. einmal
‚die kardio-vasale Form und dann Epilepsie, mit Gehirnherden.- Die
erste Form. zeigte sich bei ‘Personen mit schwerer peripherer,
namentlich _Coronarsklerose ‚in Form: epileptischer. Insulte, ‘deren
Beziehungen zu. den. Störungen. des .Blutkreislaufes `. augenfällig.
. erscheinen; diese. Beobachtungen stehen.in ihrer.Patliogenese den
.
Psychosen bei Kreisläufsstörungen nahe, die Stran sky und ich
eingehender geschildert haben.. Die zweite Form der arterio-
sklerotischen Epilepsie ist durch epileptische Anfälle charakterisiert,
die neben dem gewöhnlichen arteriosklerotischen Prozeß einher-
' gehen, und die, wie Kraepelin meint, sich vornehmlich bei
früheren Trinkern zeigen. Redlich hat. betont, daß solche
epileptische Anfälle manchmal alè Frühsymptome der arterio-
sklerotischen Hirnerkrankung auftreten. Histologisch findet man
dabei, wie Spielmeyer angibt und wie es auch meinen Er-
_ fahrungen entspricht, gewöhnlich ganz diffuse Veränderungen, wie
sie. der arteriosklerotischen ‚Rindenerkrankung entsprechen; in
einem‘. Falle konnte ich besonders' zahlreiche arteriosklerotische
.
‚Rindenherde feststellen. ° 7
- Bei: der Besprechung der Differentialdiagnose der
arteriosklerotischen Seelenstörungen möchte ich nur die Schwierig-
‚keiten hervorheben, die sich im Beginn der Erkrankung zeigen
namentlich in:der. Abgrenzung gegenüber der Neura sthenie
„und Paraly se. Jeder Neuraästheniker im Arteriosklerosenalter,
der früher: sich gesund: fühlte, und der mit nervösen Klagen. zu
Ihnen kommt, muß Ihnen für Arteriosklerose verdächtig erscheinen.
Denn’ die Erfahrungen des Krieges haben. uns wieder ‘die alte
Wahrheit: bestätigt, daß die Neurasthenie auf einer angeborenen
Schwäche- des Nervensystems beruht; also in’ der Disposition: be-
diügt: ist. . Genaue -körperliche Untersuchung wird’ wòhl. auch in
` „den . meisten Fällen die -Diagnose stützen können, andererseits
werden ° Ihnen ` Merkfähigkeits- und psychische :Ermüdbarkeits-
Prüfungen in der Erkennung des Falles ‘wertvolle ‘Hilfen sein.
Von besonderer‘ Wichtigkeit ist die Abgrenzung. gegenüber der
Faralyse: Reflektorische Pupillenstarre kommt bei der. Arteriosklerose
nur ganz ausnahmsweise. vor, die Sprachstörung, die für Paralyse.
in der Art ‚des. Silbenstolperns. charakteristisch ist, zeigt sich hier
mehr -als "Dysarthrie in -'artikulatorischer Veerwaschenheit und
‚Schließlich: tritt auf. psychischem Gebiete der partielle Intelligenz-
defekt. mit . erhaltenem Urteil gegenüber der Kritiklosigkeit ‚und
cer. ‚allgemeinen: intellektuellen Schwäche des Paralytikers auf-
dringlich ‘hervor. ‘In allen Zweifelfällen müssen genaue Blut- und
Liquoruntersuchungen mit ihren Verfeinerungen (Käfka und
Andere) die Diagnose zu Sichern suchen. Sehr schwierig kann bis-
weilen die Abgrenzung’ gegenüber gewissen Formen von atypischer
Paralyse,.von Gehirnsyphilis und gegenüber den anderen Krankheits-
, Prozessen ‘des Rückbildungsalters sein; doch muß ich es mir ver-
Bagen, näher. darauf einzugehen, ` |
-Die Behandlung fällt mit der Therapie der Arterio-
. „Sklerose zusammen und ist vornehmlich — und "mit, diesem Hin-
wels möchte ich mich heute ‚begnügen — eine diätetische und
___ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 82.
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symptomatische... Stets. ist. der Allgemeinzustand, die ‘Nieren: und.
das Herz ‚genau. unter Kontrolle zu halten, andererseits dem Körper
‚und.der Psyche möglichste Schonung und Ruhe zu geben; namentlich
ist alles zu vermeiden, .was den Blutdruck plötzlich steigern ‚kann.
So ist: dem Kranken. Vorsicht bei Defäkation und Coitus anzuraten,-
der. Genuß von ‚Kaffee, Alkohol und Tabak zu untersagen. . Be-
‚achten Sie auch. die Suieidgefahr der depressiven Arteriosklerötiker
und sorgen Sie rechtzeitig für entsprechende Überwachung und
Pflege! Schließlich noch eins: gerade im Beginne der. Erkrankung
ist der Arteriosklerotiker sehr zugänglich und dankbar für psychische .
Suggestivbehandlung; ich hatte einen Kranken, der mich bat, ich
möchte ihm meine beruhigenden Worte ‚aufschreiben, Ich schrieb
‚Ihm meine Tröstüngen auf, an deren Inhalt ich freilich nicht glaubte. _
= Aus'det Abteilung für Haut- und: Geschlechtskrankheiten :
der: Allgemeinen Poliklinik, Wien. ``
Epidemische -Bartilechtenverbreitung in Wien. -
Von
Die gewaltige Zunahme mykotischer Hauterkrankungen, die
wir. in den letzten Jahren beobachten konnten, hat unsere An- _
schauungen über das epidemiologische Verhalten der einzelnen
Krankheitsformen wesentlich geändert, und diesbezüglich neue und `
beachtenswerte Gesichtspunkte geschaffen, Bereits vor dem Kriege _
war das epidemische Auftreten einzelner Dermatomykosen. wohl-
bekannt; so wurden Mikrosporieepidemien bei Schulkindern zuerst ..
-in Paris, dann aber auch in Deutschland beobachtet und. be-
schrieben, Bruhns und Cohn haben über epidemieartiges Auf-
treten seborrhoischen Ekzems berichtet. Dagegen gehörten: ge-
häufte Erkrankungen aller jener Formen, die durch die Gruppe
‚der Trichophytiepilze bedingt sind, vor dem Kriege zu den Selten-
‚heiten, die Vorbereitung ‚dieser, meist als Herpes tonsurans,
Sycosis barbae, Kerion Celsi sich manifestierenden Pizerkrankungen '
war vorwiegend eine nur 'sporadische, wenn auch die speziell in
Großstädten beobachtete größere Zahl solcher Erkrankungen bereits
zur Erfassung der epidemiolögischen Zusammenhänge: und: der
Übertragungsweise geführt hatte, Die immer: mehr zunehmende
Kenntnis über. die Vielheit, der Triehophytonpilze konnte solche
Untersuchungen wesentlich fördern. Seit Sabouraud nach-
weisen konnte, daß es sich bei den Trichophytieerkrankungen nicht `
um einen bestimmten Erreger handelt und die einzelnen Varie-
täten in Gruppen vereinigt-hat, die auch Beziehungen zum klinischen
Verlauf zeigen, wurden vielfach Untersuchungen vorgenömmen,
die die Häufigkeit und das Vorkommen: einzelner Spielarten ‚in be-
stimmten Städten und Gegenden zum Gegenstand ‚hatten. So.
konnte M, Kaufmann-Wolf in mehreren Arbeiten die ätio-
logischen Beziehungen bestimmter Dermatomykosen zu gewissen
Erregerü feststellen; W. Fischer unterzog die in ‚Berlin‘ vor
dem Krieg vorgekommenen Dermatomykosen eingehenden ‚Studien
bezüglich ihrer Erreger und 'konnte zeigen, daß gewisse Varietäten
sich in ‚größerer. oder geringerer Häufigkeit fanden, andere gänz-
lich fehlten, Es ‚schien dadurch nachgewiesen, daß die 'Pilzflora
der Dermatomykosen in einzelnen Städten und Ländern eine ziem-
‘lich konstante sei und von anderen Gegenden erhebliche Ab-
weichungen zeigen könne; ja Bessunger, der die in.Bonn
vorkommenden Hautpilzerkrankungen untersuchte, spricht geradezu
von einer Stabilität. der Erreger. ee
Im Verlauf des Krieges zeigte sich nun ein stetiges An-
schwellen der als Dermatomykosen bekannten 'Erkränkungen, ins-
besondere der Trichophytien; Arbeiten aus letzter Zeit wiesen nach,
daß es sich in Deutschland in 'vielen Orten und Gegenden jetzt
um. wahre ‚Trichophytieepidemien handelt, das gleiche lehrte die
Beobachtung der in den letzten Monaten stets. an Zahl wachsenden
Fälle. in Wien. Welche Momente sind nun für diese epidemische
| Ausbreitung in Betracht zu ziehen? ` Um dieser Frage näherzu-.
‘treten, müssen wir zunächst könstatieren, daß anscheinend in der
‚Beteiligung und der Häufigkeit einzelner Varietäten als Erreger der
_Triehophytie eine wesentliche Verschiebung stattgefunden Bat, °
Bekanntlich unterscheiden wir nach Sabourauds Schema erstens
‚eine Gruppe . von Trichophytönpilzen (Endothrix), die vorwiegend
menschenpathogen ist und gewöhnlich zu oberflächlichen Formen -
der. Erkrankung führt, ihr nahe steht die zweite als Neoendothrix
"bezeichnete Gruppe, “während eine dritte (Ektothrix) zunächst
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` klinische Beobachtung wies auch in vielen Fällen das gleichzeitige
‘ mäßige, reizende Behandlung sein. So wertvoll übrigens der
. Häufigkeit hat bereits Fischer hingewiesen.
790 .1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 10. August.
4
tierische Parasiten umfaßt, die nur gelegentlich den Menschen be-
fallen und dann in der Regel zu den tiefen Formen der Sycosis
parasitaria Anla geben. Es hat sich nun gezeigt, daß in letzter
Zeit einerseits einzelne Pilzvarietäten in Orten, deren bisheriger
Flora sie fremd waren,. gefunden wurden, andererseits ließ sich
ein stärkeres Hervortreten der tierpathogenen Ektothrixgruppe in
der Ätiologie der Trichophytien nachweisen. So konnte Fischer
zeigen, daß in Berlin eine bedeutende Zunahme des Trichophyton
gypseum zu verzeichnen ist gegenüber den dort früher an erster
Stelle beobachteten Trichophyton cerebriformederNeoendothrixgruppe.
Eigene Untersuchungen konnten bestätigen, daß auch in Wien das
Trichophyton gypseum als häufiger Erreger der Trichophytie zu
betrachten ist; es zeigte sich dabei auch die bemerkenswerte
Tatsache, daß dieser Pilz nicht nur bei tiefen Formen, sondern
auch bei oberflächlichen Erkrankungen nachzuweisen war. Die
_
starken Zunahme der Erkrankungen und der wechselnden Frequenz :
. der Kunden heute bereits alle Rasierstuben mehr oder weniger
gefährdet!). Übereinstimmend werden auch die einzelnen Maß-
nahmen, wie Vermeidung von Pinseln, gemeinsamen Kämmen,
Bürsten, Tüchern und sonstigen Toiletteartikeln gefordert und ent-
sprechende Vorschläge gemacht. |
Von vielen Seiten wird Desinfektion der Rasiermesser,
Scheren, Kämme usw. mit verschiedenen Desinficientien gefordert, _
Schütz hingegen legt darauf geringeren Wert, da er sich von
der kurzen Einwirkung der Desinficientien wenig Wirkung auf
die resistenten Sporen der Trichophytonpilze verspricht, und ver- `
langt hauptsächlich mechanische Reinigung und häufigen Wechsel
der Instrumente. Genauere Versuche über die Resistenz ver-
schiedener Trichophytonpilze gegen Desinfektionsmittel könnten
darüber entscheiden, |
Die Massenerscheinung der Infektion bringt es mit sich, daß
wir fast täglich Gelegenheit finden, unseren Mitarbeitern nebst den
allgemeingeläufigen Formen der oberflächlichen annulären, circi-
nären und scheibenförmigen Erkrankung nicht nur die meist in
multiplen Herden auftretende profunde knotige Type in wechselnden
Varianten demonstrieren zu können, sondern auch vielgestaltige
Ausbrüche, die von vornherein in ihrer Zuständigkeit fraglich er-
scheinen. Namentlich die in dispersen Aussaaten in die Erscheinung
tretenden fein schilfernden ekzemähnlichen Schübe sind in dieser
Hinsicht bestens geeignet, die richtige Einschätzung zu erschweren
und die diagnostische Vermutung auf falsche Fährten zu lenken.
Bei flüchtiger Betrachtung können ähnliche, von bohnen- bis heller-
großen unregelmäßig begrenzten feinschilfernden Flecken bestrittene
Ausschläge im Bereiche des Gesichts, des Halses und Nackens für
ekzematöse Vorstufen, wie sie etwa der sogenannten Pityriasis alba
oder den mit nur mäßigen entzündlichen Reaktionserscheinungen
einhergehenden Arten des seborrhoischen Ekzems entsprechen,
imponieren. Genährt wird der Eindruck des nicht infektiösen
einfachen Hautkatarrhs womöglich noch durch das sehr häufige
gleichzeitige Befallensein der Handrücken und Vorderarme, wo
mechanische Insulte (Waschen, Reiben) rasches Abstoßen infizierter
Öberhautpartikeln bedingen und intensiver gerötete Koriumstellen
zutage treten. Dazu kommt noch, daß unbehindertes peripheres
Wachstum und Confluenz dicht eingestreuter Herde zu aus-
gedehnter Plaquebildung Anlaß bietet. Genauere Betrachtung
solcher scheinbar banaler Ausbrüche lehrt jedoch, daß der eine
oder andere Herd doch im Sinne starker exsudativer primitiver
Plaques zu deuten ist. Man findet am Standort der Ersterscheinungen
(Unterkieferrand, Hals, Nacken) größere Scheiben mit betonten
Follikelsäumen, die in der Mitte kaum mehr schilfern und an der
Kuppe einzelner Marginalfollikel nadelstichgroße Pusteln tragen.
Auch pflegen solche Herde mäßig gerötet zu sein, während das
Gros der Blüten vom Kolorit der normalen Haut kaum abweicht,
In praktischer Hinsicht minder belanglos ist eine weitere
klinische Invasionsform der Pilze, weil sie wenigstens nach unserer,
bisher sich auf etwa 300 Fälle erstreeckenden Erfahrung nur ver-
einzelt zu verfolgen ist.
~ Es handelt sich hierbei um dispers und in Herden auf-
tretende Schübe kleinster, den Haartaschen entsprechender Knötchen-
aggregate, deren zugespitzte Elemente von der gesunden Um-
gebung kaum verschiedene Färbung aufwiesen. Gelegentlich bieten
solche miliäre follikuläre Bestände mattviolettes Aussehen und
feinsten, fadenförmig sich verjüngenden Schüppchenbesatz. AM.
ehesten sind solche Herde in Nachbarschaft tiefinfiltrierter Gesichts-
und Nackenknoten, aber auch bei ausgebreiteten, auch die Extremt-
‚täten einbeziehenden Eruptionen, an den Flanken, an den Ober-
schenkelbeugen, ad Nates anzutreffen. Diese in der Literatur als
lichenoide Trichophytie (Pellizari, Lewandowski,Jada®-
sohn, Guth) festgehaltene Variante wurde meist bei Kindern
simultan mit tiefen Infiltrationsknoten der behaarten Kopfhaut
(Kerion Celsi) beobachtet. Wir sahen in vereinzelten Fällen
Effloreseenzen ähnlicher Anordnung mit derbknotigen Läsionstypen
(sogenannte furunkuloide Trichophytie) des Gesichts und der Sub-
mentalgegend vergesellschaftet auftreten, Mit den schwersten
Erscheinungsformen steuerten im Anfang der Massenerkrankung
Heimkehrer zum Krankheitsbild bei. Der Sycosis parasitaria ent-
. sprechende bis ganseigroße multiple, Kinn-, Nacken- und Halsherde
gehörten zu den alltäglichen Beobachtungen. Nach einiger Zeit
Nebeneinander von tiefen und oberflächlichen Herden nach, sodaß
wir unsere Anschauungen über die ätiologische Beteiligung der
RR S Trichophytonpilze dahin modifizieren müssen, daß
wohl nicht selten jetzt auch oberflächliche oder zunächst ober- .
flächliche Formen der Trichophytie durch Vertreter der Ektothrix-
gruppe bedingt sein können. Eine Erklärung dieser Tatsache
findet sich vielleicht darin, daß durch oftmalige Passage von Mensch
zu Mensch sich die Pilze bis zu einem gewissen Maße an ihr
Medium adaptiert haben. Maßgebend für den Übergang ober-
flächlicher zu tiefen Formen mag wohl auch gelegentlich unzweck-
kulturelle Nachweis der Erreger für die Wertung der Verbreitung
einzelner Pilzvarietäten ist, wird für den Praktiker’ schon wegen
der langen Dauer der Kulturmethoden gewöhnlich der mikro-
skopische Nachweis von Pilzen (Aufhellen von Haaren und Schuppen
in Kalilauge und nativ untersuchen) genügen. Der Pilznachweis
gelingt so bei oberflächlicher Formen meist leicht, während aller-
dings im Eiter der tiefen Sycosis parasitaria nur ausnahmsweise
Pilzelemente aufzufinden sind. |
Die Befunde über die zunehmende Rolle der tierpathogenen
Gruppe der Trichophytonpilze führen nun von selbst zu dem Schluß,
daß das stetig gehäufte Auftreten der Trichophytie auf Einschleppung
durch heimgekehrte Soldaten zurückzuleiten ist; und zwar wird
es sich zum großen Teil um Leute handeln, die Gelegenheit hatten,
sich an Tieren, besonders Pferden, zu infizieren. Auf die Rolle
des Trichophyton gypseum für diesen Infektionsmodus und seine
| Daneben müssen
aber auch ganz allgemein die außerordentlich günstigen Verhält-
nisse für die Übertragung aller Trichophytiearten von Mann zu
Mann berücksichtigt werden, die gerade beim Militär gegeben
waren.
Als wichtigster Faktor für das epidemische Anschwellen,
insbesondere der Sycosis parasitaria ist seit langem die Über-
tragungsmöglichkeit in Rasierstuben. erkannt worden, zeigt doch
die überwiegende Mehrzahl der’ Trichophytieerkrankungen gerade
diese Form, woraus sich auch die ungleich stärkere Beteiligung
des männlichen Geschlechtes erklärt. Weniger häufig ist wohl
Übertragung durch Berührung, gemeinsame Handtücher, Wäsche
usw. anzunehmen, wenngleich auch diese Möglichkeit in Betraeht
zu ziehen ist, besonders wenn es sich um Frauen handelt, Praktisch
wohl kaum zu verwerten ist die von Kister und Delbanco
erwiesene Übertragungsform durch Papiergeld, es müßten ja sonst
viel öfter Lokalisationen auf den Handinnenflächen vorkommen,
als es tatsächlich der Fall ist. Wir konnten im Gegenteil bei
einem solchen Fall von ekzematoider Trichophytie wieder den
Zusammenhang mit der Rasierstube nachweisen, denn der Er-
krankte war Friseur. Auch wird‘ die harte Haut der Hand- und
Fingerinnenflächen von vornherein einem derartigen Infektions-
modus keinen günstigen Angriffspunkt bieten, Ä
Es ist demnach klar, daß eine wirksame Bekämpfung und
Verhütung’ der Weiterverbreitung der Trichophytie zunächst ein-
schneidende hygienische Maßnahmen in den Rasierstuben erfordert.
Vorschläge in dieser Richtung wurden bereits von verschiedenen
Seiten gemacht. (Zwei Merkblätter des Kaiserlich Deutschen Gesund-
heitsamtes 1918, Schütz, Zumbusch, Meyrowsky,
Saalfeld und Andere.) Alle diesbezüglichen Bestrebungen be-
tonen in gleicher oder ähnlicher Weise die Notwendigkeit eigener
hygienischer Rasierstuben für Hautkranke. Diese Maßregel er-
scheint jetzt um so mehr geboten, als es sich zweifellos nicht mehr
um einzelne verseuchte Rasierlokale als Infektionsquellen handelt,
die man ja leicht ausschalten könnte, es sind vielmehr bei der
1) Inzwischen wurde über Veranlassung von Hofrat Prof. Riehl
von der niederösterreichischen Landesregierung eine Rasierstube für
Bartflechtenkranke errichtet, die allen hygienischen Anforderungen 1
jeder Weise entspricht.
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steuerten mit ..superfiziellen Scheiben Flecken, Ringen gemischte
iurunkuloide derbnodöse Infiltrationsformen . zur Vielgestaltigkeit _
der Bilder bei. In jüngster Zeit griff in auffälliger Gehäuftheit
i E - die Infektion auf Frauen über, während Kinder mit verhältnismäßig
geringen Zahlen in die Epidemie einbezogen erscheinen. Die letzteren
.” „bieten meist das typische. Symptomenbild solitärer Herpes-tonsurans-
Celsi-Formen haben wir bisher kaum gesehen. er
‚Ohne diesstellig das Immunitätsproblem der. Pilzerkrankungen
anschneiden zu wollen, wäre doch anzuführen, daß .Eruptionsart,
Dispersionsart, und in weiten Grenzen schwankender ‚Keimgehalt
der Ausbrüche, nicht in letzter Reihe auch "die. Konfiguration der-
~- einzelnen Efflorescenzgruppen Umstimmungs- beziehungsweise Über-
`. empfindlichkeitsverhältnisse Sehr nahelagen.
Was die Behandlung betrifft, so. möchten wir an dieser Stelle
' nurin aller Kürze die lokalen Maßnahmen streifen, welche sich
uns im Verlauf der -Epidemie als rasch zum Ziele führend bewährt |
auch bei peinlichster Kontrolle der `
haben‘). Freilich sehen wir
.: Behandlungsdurchführung oft viele Monate "verstreichen, „ehe die.
restlos erfolgte Tilgung der Ausbrüche behauptet werden darf. Es
-< ist nicht angängig, von „Heilung“ zu sprechen, wenn die klinischen
_ Veränderungen scheinbar der Norm gewichen sind, die mikroskopische-
Untersuchung oder das Kulturverfahren jedoch noch den Pilznachweis
gestatten. Vor einer ähnlichen allzu optimistischen Einschätzung
‘- des Leistungsvermögens der bisherigen, in Ansehen stehenden.
Sterilisiermethoden können wir nicht eindringlich genug mahnen!
Die in den letzten Monaten verfolgten Reizformen haben gelehrt,
daß selbst die scheinbar leichtesten, nur aus kleienförmig schilfernden
‚Herden bestehenden kleinfleckigen Aussaaten ohne nennenswerte
. infiltrative ‚Begleiterscheinungen auf die einfachsten Prozeduren -
prompt reagieren, scheinbar ` spurlos abklingen, um bei ausgesetzter
Therapie von neuem sich zu entwickeln. So beobachten wir Kranke,
die nach wenigen Wochen aus der Behandlung ausblieben und
nach ein bis zwei Monaten mit tiefknotigen Varianten sich neuerlich
einfanden. “Es darf wohl mit Sicherheit angenommen werden, daß
bei dem’größten Teil dieser Patienten es sich nicht um Reinfektionen,
sondern um neuerliches: Aufflackern des nicht völlig behobenen,
latenten Zustandes handeln dürfte. Hierbei sind es keineswegs
Immer die Standorte der makulösen Ersterscheinungen, welche den.
- Sitz der. mit Recht so berüchtigten tiefen Knoten abgeben. Es
Sind uns Serien von Kranken geläufig, die mit’ einzelnen, wenigen
.. Makulösen : oder eireinären, feinkleienförmig schilfernden Stellen
‚der linken Unterkiefer und Halsgegend in Evidenz gehalten wurden,
` die.dann mit nodösen Formen in der Gegend des rechten Kiefer-
= winkels, -der rechten Wange oder der rechten Submaxillarregion |
, Wiederkehbrteù. 2 | nra
‚ „Daß die Patienten sich vom Zustand befreit erachten, darf
bei der verhältnismäßig langen Latenzfrist der Keimansiedlungen
Dicht wundernehmen. Frau Kaufmann -Wolf berichtet über eine
bei der Arbeit mit ‘dem Trichophyton. equinum nahestehenden
Pilzarten erworbene Infektion, die, an der Palmarfläche der linken
‘ Hand lokalisiert, unter der üblichen Behandluug rasch verschwand.
= Alljährlich im Sommer zur Zeit der heißesten Tage kehrt der Aus-
bruch mit bläschenbildenden Vorboten unter Juckreiz wieder. Da
eine Reinfektion mit der gleichen Pilzart höchst unwahrscheinlich
Ist, nimmt die gutorientierte Pilzforscherin ein neues Aufflackern
der alten Affektion nach monatelanger völliger Latenz an (regel-
mäßiger mikroskopischer und experimenteller Pilzuachweis bei. den
Nachschüben). i
m, © der Reihe der Voraussetzungen der Lokalisation der.
Triehophytonpilze an der Oberfläche und in der Follikulartiefe
spielt, wie erwähnt, der mechanische Insült (Kratzen, Reiben,
Quetschen) sicher eine wichtige Rolle. Zweifellos kommt aber über-
dies durch das Alter, die Konstitution und Rasse bedingte Terrain-
.bereitschaft hinzu. In Würdigung der geläufigen, die Ausbreitung '
‚ın der Fläche und gegen die Tiefe zu unterstützenden Momente
‘dst die Frage des Rasierens vielfach erörtert worden. Wir glauben
nicht, daß bei vorsichtigem Rasieren neue Eingangspforten der
Pilzinvasion geschaffen werden. Wir verhalten die Kranken wo-
möglich zum Selbstrasieren, das zweimal wöchentlich erfolgen
soll. Es ist selbstverständlich, daß ‚alkoholgereinigte Messer von
762 gesunden Peripherie aus in die Richtung der Krankheitsherde
; geführt werden müssen. Dies gilt namentlich für die sykosiformen
‚und fürunkuloiden Typen. Heiße Seifenwaschung mit Zellstoff
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flechi 3 Eine Arbeit über allgemeine. und specifische Therapie der Bart:
echten ist in der W, kl. W: 1919, Nr. 19, erschienen.
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MEDIZINISCHER
- > Scheiben unbehaarter Körperstellen (W angen, Hals, Nacken).- Kerion- -
Lücken fördernde Behandlung ziehen wir, .w
und nicht
C. Hoffmann, ebenda 1919, Bd. 68.
-Triehophytin, Vaccine und Terpentin. (p: m. W. 1918.)
‚Schweiz. Korr. BI. 1912. — Lesser,
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KLINIK ONE
oder Wattebauschen, Warmwasserabspülung, Trocknen und s0-
fortiges Betupfen ‚der gesunden und ergriffenen Stellen mit 1- bis .
. 20/ igem. Salicyl- respektive Resorein-Alkohol sind anzuschließen.
In der Sprechstunde. werden die im Bereich infiltrierter Herde.
gelegenen Haare epiliert, wozu die Kromayersche Pinzette sich am
besten bewährt., Es gelingt in wenigen Minuten, selbst dichte
Knotenaussaaten völlig haärfrei zu machen.. Da die Haarschäfte
meist von Eiterung. umspült, in den Follikeln bereits gelockert | ;
sind, gelingt die Epilation verhältnismäßig leicht, ohne allzu starke :
Schmerzen zu- verursachen.
| Der aus den sehwammig- aufge-
lockerten Taschenbeständen quellende Eiter wird sorgfältig mit
'Sublimattupfern weggewischt und die klaffenden, vielfäch- ulcerös
zerfallenden Follikulartrichter mit konzentrierter Carbolsäure: geätzt.
Hierzu eignen sich ausgezeichnet gerillte, in 'feinste Spitzen aus-
. laufende Glasfedern, wie solche zum Kopieren. verwendet werden
und selbst heute noch in Papierhandlungen wohlteil- zu erstehen -
‚sind. -. Wiederholung der Epilation und Kauterisation nach Bedarf.
&
Die Patienten selbst haben nebst abendlicher Heißwasserwaschungen |
mit den erwähnten alkoholischen Desinficientien die.Stellen zu `
betupfen und 10 %iges weißes Präcipitat (Hydrargyrum bichloratum .. |
ammoniatum) auf Gaze gestrichen oder auf 'die Herde appliziert
aufzulegen. Als ganz ausgezeichnete, die
stoßung der infizierten Massen und die Benarbung der gereinigten.
‚ nur irgend’ möglich,
heiße Burowumschläge heran. Dies ist allerdings: in der wirke
Resorption, die Aus- >
samsten Form, leider nur in der privaten Klientel, durchführbar.
Die Patienten legen sich. die ‚essigsauretonerdegetränkten Gaze-
kompressen gut adaptiert auf die erkrankten Gebiete und befestigen
darüber Kautschukthermophore. ` Die elektrischen Wärmeentwickler ga
produzieren mitunter sehr unregelmäßig ‚ansteigende, intensive‘
Hitzegrade, deren längere Einwirkung nicht erwünscht. erscheint.
verwendet werden, freilich entwickeln die nur in kleinen Bezirken
hat immer wieder wärmste Fürsprache erfahren. Nach unserem
Eindruck können wir nur restlos jenen beipflichten, welche unter.
den lokalen Prozeduren der Wärmeanwendung: die erste ‚Stelle `
‚Bei der großen Not an Thermophoren können auch Glühlampen .
ot genügend intensive Wärme. Die Wärmebehandlung der
Sycosis. parasitaria ist schon von H eb ra empfohlen worden und.
zuweisen. Wo es irgendwie nur ‚angängig ist, kombinieren wir.
stets die mechanisch-chemische Therapie mit dieser ganz vorzüg-
lichen physikalischen. ge w (5
Es ist selbstredend, daß die epidemische Massenerscheinung
schlägen gezeitigt hat,
'gebricht. Man wird wohl auf verschiedenen Wegen dem gleichen
Ziel sich nähern : können. Nur ein Wort möchten wir noch. über
strahlen als das souveräne Epilationsmittel, "Bei entsprechender Vor-
Ä ng. Überwachung der Röntgen-
röhren).. erzielt man prompte Epilation ohne unliebsame Früh- oder
Spätreaktionen.
flackern des Prozesses und eine verschleppte, auf viele Monate
Sich erstreckende Krankheitsdauer befürchten müssen, vermögen
die Röntgenstrahlen nicht. mit besserem Erfolg zu gewährleisten
Röntgenologen von Rang und
Ansehen vertreten. schon lange nicht mehr die anfänglich ver-
keimtötenden Vermögens der
Wschr. Bd. 66, Nr. 16. — H. Fuchs, Arch. f. Derm, Bd. 121. — Galewsky.
Derm. Wschr. 1918, Nr. 10. — C. Graft enried, ebenda Bd. 66, Nr.21. —
— Holzhauser und Werner,
— Jadassohn,
(Arch. f. Derm. Bd. 86.)
— M. Kaufmann-
r
| 'estschrift.
— Derm. Kongr. London 1896. (B. kl. W. 1904.).
der Bartflechte allerorten, wo sie grassiert,: ein Heer von. Vor.: :
| An diesen Kritik zu üben, müssen wir i
uns um so.eher versagen, als es uns an Vergleichsmöglichkeiten :
~ die schon seit geraumer Zeit - eingebürgerte Strahlenbehandlung ` `
der Trichophytie einschalten. Seit. jeher schätzen wir die Röntgen--
_ bereitung der zu behandelnden Stellen (Rasieren, Krustenentfernung) -
und Strahlendosierung (Eichung . und
‚Aber worauf es hauptsächlich ankäme: nämlich |
die prompte, komplette Aufsaugung der knotigen Restinfiltrate,
von welchen wir erfahrungsgemäß immer wieder.ein neues Auf- '
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792
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32.
Wolf, Arch. f. Derm. Bd. 121, Nr.4. — Dieselbe, Derm. Zschr. 1915,
Bd. 22, Nr.8. — Dieselbe, ebenda 1914, Bd. 21, Nr.5. — Dieselbe,
Derm.Wschr. Bd. 67, Nr.48.— KisterundDelbanco,D.m.W.1918, Nr. 25.
— E.Klebe, Speeifische Behandlung der Trichophytie. (Diss. Frank-
furt à. M. 1913.) — H. Landau, M. KI. 1918, Nr. 41. — Lewandowski,
Arch. f. Derm. Bd. 123. — C. Mense, Derm. Wschr. 1918, Nr. 17. —
F. M. Meyer, M. m. W. 1918, Nr. 22. — Derselbe, B. kl. W. 1918,
Nr.371. — Meyrowsky, M. m. W. 1918, Nr. 19. — E. F. Müller, Zur
Kenntnis der Immunität bei Hautpilzerkrankungen. (Derm. Wschr. Bd. 67.)
— A. Neißer, Arch. f. Derm. 1902, Bd. 60. — Nourney, Derm. Wschr.
1918, Nr. 25. — Pellizari, Giorn. ital. d. mal. verven. e. d. pell. 1888. —
C. Philip, Derm. Wschr. 1917, Bd. 66. — Plaut, Arztl. Ver. in Ham-
burg, Sitzung vom 11. Juni 1918. (M. m. W. 1918, Nr. 27) — Richter,
Derm. Wschr. 1918, Bd. 66, Nr. 7. — E. Saalfeld, B. kL W. 1917, Nr.52. —
Sabouraud, Les Teignes Salinier. Toulouse 1910. — Th. Sachs, B. kL W.
1918, Nr. 32. — E. Schertin, Mikrosporie-Epidemie. (Diss. Straßburg
1913) — H. E. Schmidt, Arch. f. Derm. Bd. 112. — J. Schütz, M.
m. W. 1918, Nr. 22. — Sklarek, Arch. f. Derm. Bd. 135. — Unna, Histo-
pathol. d. Haut. (Heft f. Strahlenther. 1916.) — L. Zumbusch, M. m. W
1918, Nr, 25.
Aus der Frankfurter Nervenheilanstalt Hohe-Maırk.
Die Behandlung
der multiplen Sklerose mit Silbersalvarsan-Natrium.
| Von
Dr. Fritz Kalberlah, Direktor der Anstalt.
Die Silbersalze galten schon seit langem als ein bewährtes
Heilmittel bei organischen Hirn-Rückenmarkserkrankungen, bei denen
sie besonders von Charcot und Erb warm empfohlen wurden.
Vor allem bei der multiplen Sklerose wurde dem Argentum nitricum
unter den vielen Mitteln, die hier versucht wurden,. der meiste
Erfolg zugeschrieben. Erb berichtet sogar von „evident günstigen
Wirkungen“, die Charcot, wenn auch nur vorübergehend, damit
erzielt habe. Leider bestätigten sich jedoch in der Folge die Er-
wartungen, welche man an das Mittel knüpfte, nicht, sodaß es in
der Praxis schließlich wohl kaum noch angewandt wurde. In
neuerer Zeit wurde dann Silber wieder in kolloidaler Form als
Kollargol und Elektrargol mit angeblich gutem Erfolg bei der
Sklerosis multiplex gegeben (Oppenheim, Schaffer, Mar-
burg u. A.). Ich selbst hatte allerdings nur einmal unter vielen
Fällen den Eindruck, daß Elektrargol auffällig günstig auf den
Verlauf dieses Leidens einwirkte. Jedenfalls veranlaßte mich
gerade diese eine Beobachtung, einen Fall von schwerer akuter
multipler Sklerose mit Fiebersteigerungen, der also besonders
günstige Aussichten bot, einmal mit einem anderen Silberpräparat,
nämlich mit Silbersalvarsan zu behandeln, das ich damals auf Ver-
anlassung von Herrn Geheimrat Kolle in ausgedehntem Maße bei
Malaria in dem von mir geleiteten Lazarett verwandte. Silber-
salvarsan zu versuchen lag um so näher, als auch Neosalvarsan
wiederholt bei multipler Sklerose empfohlen war, sodaß auf diese
Weise eventuell die Silber- und Salvarsankomponente vereinigt als
Heilfaktor benutzt werden konnte!, Der überraschende und
augenfällige Erfolg bei dem betreffenden Soldaten gab mir dann
Veranlassung, das Mittel in einer ganzen Reihe von Fällen von
frischer und alter multipler Sklerose in Anwendung zu bringen.
Ich gab Silbersalvarsan, das mir Herr Geheimrat Kolle
freundlichst zur Verfügung stellte, stets intravenös, und zwar ein
bis zweimal wöchentlich, teils in der Klinik, teils ambulant in der
Sprechstunde, in Dosen von 0,1 bis 0,15 in 10 cem destilliertem
Wasser gelöst. Höhere Dosen, die von Malariakranken anstands-
los vertragen wurden, wirkten besonders bei schweren Fällen von
multipler Sklerose entschieden ungünstig, lösten Schwindel aus
und verschlechterten, wenn auch nur vorübergehend, die Lähmungs-
erscheinungen, In den gegebenen Dosen wurde aber Silbersalvarsan
gut vertragen, besonders wenn die Injektion sehr langsam aus-
geführt wurde. Der oft geklagte Mißstand beim Silbersalvarsan,
daß man das Einströmen des Blutes aus der Vene in die Spritze
nicht deutlich sehen könne und infolgedessen nicht sicher merke,
ob man in der Vene sei, habe ich niemals störend empfunden, da
man einmal bei Glasspritzen sehr wohl den Blutstrom von der
Silberlösung unterscheiden kann und da außerdem der leicht und
zwanglos zurückweichende Spritzenkolben stets am sichersten Auf-
schluß darüber gibt, ob die Kanüle im Venenlumen liegt. Silber-
1) Siehe: Kolle und Ritz, Experimentelle Untersuchungen über
die Wirkung des Silbers und seiner Verbindungen auf die Kaninchen-
syphilis, mit besonderer Berücksichtigung des Silbersalvarsans. (D.m.W,
1919, Nr. 18.)
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10. August,
lösung, die neben die Vene gerät, macht außerordentlich schmerz-
hafte und hartnäckige Infiltrate. Nötig ist natürlich eine sehr
sorgfältige Lösung des Silbersalvarsans in dem leicht angewärmten
Wasser. Ü |
Im folgenden teile ich kurz die Krankengeschichten der von
mir behandelten Fälle mit.
Fall I. H. K., Soldat, 24 Jahre. Vor dem Kriege gesund. Im
Juni 1917 Abnahme der Sehkraft auf beiden Augen, Anfang August
plötzliche Gehschwäche, die so rapide zunahm, daß er sich schon nach
wenigen Tagen nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Taubheit in
den Beinen, Unfähigkeit, den Urin zu halten. Bei der Aufnahme im
Lazarett im Herbst 1917 Nystagmus beiderseits, Sehnervenatrophie,
Patellarreflexe gesteigert, Babinski beiderseits, Fehlen der Bauchdecken-
reflexe, Herabsetzung der Sensibilität in beiden Beinen-bis zur Nabel-
höhe, spastische Lähmung beider Beine, völlige Unfähigkeit, zu gehen
und zu stehen, starke Ataxie der Beine, Wassermannsche Reaktion im
Blut und Liquor bis 1,0 negativ, keine Lymphocytose. Wiederholt
wurden leichte Fiebersteigerungen beobachtet, für die eine Ursache nie-
mals festgestellt werden konnte. Das Befinden des Mannes besserte
sich trotz konsequent durchgeführter Bettruhe nur wenig. Erst als er
im Frühjahr 1918 zehn Spritzen Silbersalvarsan 0,1 erhielt, nahm die
Kraft der Beine schnell zu, sodaß der Patient wieder gehen und stehen
konnte. In den folgenden Wochen besserte sich die Gehfähigkeit so
erheblich, daß er im Sommer als garnisonverwendungsfähig Heimat
entlassen werden konnte. Der Gang war sicher und ausdauernd, nur
noch ganz leicht spastisch, Fiebersteigerungen wurden nicht mehr beob-
achtet, das Schwanken bei Augen-Fußschluß, die Sensibilitätsstörung
und Blasenschwäche waren verschwunden, dagegen blieben Babinski,
Neuritis optica, Herabsetzung des Sehvermögens und Aufhebung der
Bauchdeckenreflexe unverändert. Leider kann ich keine genaueren
Daten geben, da mir die Krankengeschichte des Lazaretts nicht mehr
zugänglich ist und ich nur auf einen kurzen Auszug, den ich mir damals
machte, angewiesen bin.
Es handelt sich hier um einen Fall von akuter multipler
Sklerose, der anscheinend aus voller Gesundheit unter Fieber-
erscheinungen in kurzer Zeit zu schweren Lähmungen führte,
Auftreten und Verlauf der Krankheit erweckten hier besonders stark
den Verdacht, ein Leiden infektiöser Natur vor uns zu haben.
Überimpfungen von Blut. und Liquor intraperitoneal aut Meer-
schweinchen blieben jedoch resultatlos, Der Erfolg der Silber-
salvarsaneinspritzungen war hier ganz fraglos. Monatelange Ruhe
und verschiedene medikamentöse Mittel waren fast ohne Erfolg
geblieben, bis in einem zeitlich ganz unverkennbaren Zusammen-
hang mit den Einspritzungen die Besserung, fast bis zur völligen
Heilung fortschreitend, einsetzte.
Fall II. Fräulein B., Modistin, 31 Jahre. Früher gesund. £
Juni 1918 trat plötzlich eine Schwäche im linken Arm und Bein und
Taubheit in der ganzen linken Körperseite auf. Die Lähmungserschei-
nungen verschwanden nach einigen Wochen restlos. Ende Juni Auf-
nahme in der Städtischen Nervenheilanstalt Hohe-Mark. Objektiv
ließen sich damals außer Zittern der Hände keinerlei Krankheiis-
erscheinungen nachweisen. Die Wassermannsche Reaktion im Blut war
negativ. Patientin klagte über Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit.
Mitte August klagt Patientin einen Tag über Doppelsehen und am
folgenden Tag über Erblindung des linken Auges. Die Untersuchung
der Augen durch Herrn Professor Schnaudigel ergab: Im linken
Auge starke Einengung des Gesichtsfeldes und ein sehr großes, absolutes,
centrales Skotom. Visus: Erkennen von Handbewegungen auf zwei
Meter, Augenhintergrund normal. Diagnose: Retrobulbäre ‚Neuritis,
mit Wahrscheinlichkeit infolge von multipler Sklerose, falls die Neben-
höhlen normal seien. Untersuchung der Nebenhöhlen (Professor Spieß)
ergab völlig normale Verhältnisse. .
Patientin erhielt ambulant seit Anfang September wöchentlich
eine Silbersalvarsaneinspritzung 0,1. Nach der dritten Spritze bereits
erhebliche Besserung. Augenärztlicher Befund am 20. September:
Retrobulbäre Druckempfindlichkeit verschwunden, Visus links 7%, kleinste
Schrift wird gelesen, centrales Skotom verschwunden, Farben cent
erkannt. Oberhalb des Fixierpunktes noch streifenförmiges, absolutes
Skotom. Am 9. Oktober: Skotom verschwunden. Visus links !/
Kleinste Schrift wird gelesen, subjektiv völliges Wohlbefinden, auch
keine Kopfschmerzen mehr. Zittern der Hände besteht fort, ebenso
leichter Nystagmus beim Blick nach rechts. Störungen von seiten der
Reflexe fehlen dauernd.
= „ Eine Nachuntersuchung am 19. April 1919 ergab normale Ver-
hältnisse, kein Nystagmus, kein Zittern der Hände mehr.
_ Obgleich auch hier der Erfolg der Silbersalvarsaninjektionel
scheinbar sehr augenfällig ist, möchte ich diesen Fall doch nur
mit Reserve verwerten, Wenn auch die Diagnose multiple Sklerose
kaum bezweifelt werden kann, so braucht doch das schnelle
Verschwinden der Augensymptome durchaus nicht als ursächlicher
Erfolg der Einspritzungen angesehen zu werden, da wir ja gerade
im frühesten Beginn dieses Leidens ein vorübergehendes Auf-
Anfang
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- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 32 `
flakern und Verschwinden solcher Einzelsymptome häufig sehen:
‘und gerade die Flüchtigkeit dieser Augenstörungen bekannt: ist.
gemacht, sodaß der Mann, der bei Beginn der Behandlung sehon voll-
kommen invalid war, bis
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auch
| entwickeltes Krankheitsbild mit besonders schweren Gehstörungen.
-
. Veränderungen der. Sprache bestanden nicht,
Auch die linksseitigen Lähmungserscheinungen waren ja kurz
` vorher ohne jede Therapie wieder verschwunden. : Immerhin ist
der prompte Erfolg der Behandlung bemerkenswert, gerade weil
wir es mit einem ganz frischen Fall, sehr starken Ausfallserschei-
nungen und mit einer wenigstens vorläufig restlosen Heilung zu
. Wn habem . ooe E
Fall II. L. Sch., Schlosser, 45 Jahre. Früher gesund, keine`
Geschlechtskrankheiten. Im Herbst 1917 Auftreten von Taubheit in
den Händen und in beiden Beinen bis zur Höhe des Nabels und: Un-
sicherheit im Gehen. Keine Blasenstörungen. . Der Zustand ver-
schlimmerte. sich im Laufe des Winters, sodaß im Dezember Arbeits-
unfähigkeit eintrat. Als Patient im Februar in meine Sprechstunde
‚kam, war er kaum imstande, die wenigen Schritte von der Elektrischen
ohne Unterstützung zu gehen. Er mußte sich auf
- zwei Stöcke stützen. | 2 N
in meine Wohnung
Die körperliche Untersuchung ergab: Innere Organe normal, Hirn-
| nerven und Sinnesorgane zeigen normales- Verhalten. Leichte Ataxie
der Arme, Fehlen der Bauchdeckenreflexe, Gang stark spastisch-paretisch, '
starke Spannung der Muskulatur, Romberg deutlich, Kloni, Babinski
beiderseits, Kochgradige Steigerung der Patellarreflexe, leichte Hyp-
ästhesie an den Beinen, Wassermann im Blut und Liquor negativ, keine
Lymphocytose, ne RR |
Verlauf: Von Mitte März bis Mitte Mai zehn intravenöse Infusionen
von Silbersalvarsan (0,1 in 10 ccm. Wasser in achttägigen Zwischen-
_ räumen). Es trat im Laufe der Behandlung: erhebliche Besserung in
der Gehfähigkeit ein, sodaß Patient bei den letzten Einspritzungen be-
reits ohne Stock kam. Die Besserung machte auch in den- letzten
Wochen noch weitere Fortschritte, sodaß er Ende Juli seine ‚Arbeit
‘als Schlosser in der Eisenbahnbetriebswerkstätte wieder ‚aufnehmen
konnte. Objektiv war der Befund unverändert geblieben, bis. auf die
- deutliche Besserung der Gehfähigkeit und erheblich geringeres Schwanken
bei Augenfußschluß. _
Am 18. September ist notiert: Patient kann leichte Schlosser-
arbeiten dauerud ohne Beschwerden ausführen, ermüdet nach längerem
‚Gehen noch leicht, besonders im rechten Bein. Rombergsches Symptom
nur noch angedeutet. Gang noch leicht spastisch, doch kann er ohne
. Stock gehen. Patient erhält noch zwölf Silbersalvarsau-Einspritzungen.
‚Die Besserung hat daraufhin noch weitere leichte Fortschritte
jetzt, im.Sommer 1919, dauernd regelmäßig
arbeiten: kann. | a = | |
Fall IV. Herr M., Eisenbabnsekretär, 82 Jahre. Keine besonderen
Krankheiten früher, Lues negiert. 1915 Neuritis optica. Im Winter
‘1916 bis 1917 Erschwerung des Urinlassens, taubes Gefühl in den
Frühjahr 1917 Gefühl von Eingeschlafensein
Händen, Schwindelanfälle.
unsicherer, schwankender Gang,
in den Beinen, Steifigkeit beim Gehen,
besonders das rechte Bein klebt beim Gehen am Boden. Seitdem schnell:
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fortschreitende Verschlimmerung.
` Körperlicher Befund im September 1918: Kein Nystagmus, Seh-
nervenpapillen beiderseits abgeblaßt, Bauchdeckenreflexe fehlen, Inten-
tionstremor. der Hände, ausgesprochen spastisch-paretischer Gang, hoch-
gradiges Schwanken bei Augen-Fußschluß, gesteigerte Patellarreflexe,
:_Babinski und Kloni beiderseits, Sensibilität normal, leichte Incontinenz
‘der Blase. Wassermann im Blut‘ und Liquor: bis 1,0 negativ, keine.
Lymphocytose. | | | | BA
‚ Verlauf: Patient erhält von Mitte Oktober bis Mitte Dezember
inspritzungen Silbersalvarsan 0,1. Eine zweite Kur von Mittb
Januar bis Mitte März (zehn Einspritzungen) und eine dritte von Anfang
‚September 1918 bis Ende Januar 1919 (wieder zehn Injektionen). Schon
während der ersten Kur hatte sich das Befinden des Patienten, vor
allem ‚seine Gehfähigkeit, bedeutend gebessert, besonders aber nach
der zweiten Kur, sodaß er Mitte April 1918 seinen: Dienst nach
einer mehr als halbjährigen Pause wieder aufnehmen konnte. Objektiv
“hat. die Gehfähigkeit deutlich zugenommen, der Gang ist sicherer, doch
besteht auch heute noch immer eine starke spastische Parese der Beine,
die Blasenschwäche hat sich nur wenig gebessert. Er
klagt 15. April 1919: Patient, der bisher dauernd im Dienst tätig war,
2
den nächsten Wochen zu einer Wiederholung der Kur in die Klinik
kommen. o f |
Beide.Fälle zeigten, als sie in Behandlung traten, ein voll-
Der Beginn des Leidens lag schon ein bis drei Jahre zurück, doch
war erst in letzter Zeit schnell fortschreitend eine erhebliche Ver-
schlimmerung eingetreten. Beide Kranken konnten sich nur müh-
sam, steif und unsicher auf Stöcke gestützt fortbewegen und waren
völlig arbeitsunfähig. Psychische Störungen, intellektuelle Schwäche,
Gerade bei der
Schwere des Zustandes war der Erfolg hier um so auffälliger, be-
sonders bei Fall III. Beide Patienten sind jetzt seit zehn respektive
zwölf Monaten imstande, im weitesten Maß tätig zu sein.
‚zurücklegen konnte. `
kein Nystagmus.
in letzter Zeit über -stärkere Unsicherheit im Gehen und will in
leichte |
in dem linken Bein, das sie beim Gehen nachschleift. Abnahme der
Fall V. Fräulein M., ohne Beruf, 24 Jahre. Früher gesund, 1914
eigenartig. taubes Gefühl im Hals und Ohrensausen, die Erscheinungen
verschwanden nach mehreren Wochen wieder. Im Februar 1917 trat
Doppelsehen und heftiges Erbrechen auf und der Gang wurde unsicher |
und steif, auch merkte Patientin eine Erschwerung im Sprechen. Urin
konnte sie schwer halten. Im Städtischen Krankenhaus Offenbach fand °
sich eine negative Wassermannsche Reaktion im. Blut, die Gehfähigkeit
besserte sich etwas, das Doppelsehen verschwand. Im Frühjahr 1918
nahm die Erschwerung des Gehens und der Sprache wieder zu. ` Seit-
dem rapide Verschlimmerung, zuletzt trat taubes Gefühl in den Händen
‚auf und eine Schwere im rechten Arm, sodaß sie kaum noch essen und
schreiben konnte. Ende August Aufnahme in der Städtischen Nervenheil-
anstalt Hohe-Mark. . :
Die körperliche Untersuchung ergab: Augenhintergrund normal,
Sehvermögen links herabgesetzt, Nystagmus beiderseits, starker Inten-
' sionstremor, Gang stark spastisch-paretisch, außerordentlich unsicher,
schwankend, starkes Taumeln bei Augen-Fußschluß, Fehlen der Bauch- .
deckenreflexe, Patellarreflexe hochgradig gesteigert, Babinski beider-
seits, Sensibilität intakt, ‚Sprache verlangsamt, leicht schmierend, leichte
Euphorie, | | |
_„. Verlauf: Patientin erhielt zehn. Spritzen Silbersalvarsan 0,1. Die
Gehfäbigkeit besserte sich in.diesem Falle, trotzdem eine ausgesprochene :
Ruhe und Kräftigungskur durchgeführt wurde, bis zur Entlassung am
22. Oktober nur wenig. Als: Patientin am 6. Januar 1919 wieder in
meine Sprechstunde kam, gab sie an, daß sie erheblich besser gehen
könne. In der Tat- war der Gang viel sicherer und. ausdauernder, so-
daß sie beim Trambahnstreik mehrmals den weiten Weg aus der Vor-.
stadt von Frankfurt in meine Sprechstunde zu Fuß ohne Ermüdung
Patientin macht: zurzeit wieder eine Kur durch;
Hier liegt der Beginn des Leidens schon etwa vier Jahre
zurück, die Sprache ist deutlich gestört, es bestehen leichte
psychische Veränderungen. Während der Kur in der Klinik zeigt
sich ein sichtbarer Erfolg nicht, aber in den folgenden Wochen
besserte sich die Gehfähigkeit, besonders die Ausdauer ‘sehr er-
heblich, sodaß die Patientin, die hier in der Klinik kaum imstande
‚war, kurze Spaziergänge mit unsicheren, steifen und schwankenden ``
‚Schritten im Park zu machen, jetzt weite Wege ohne Ermüdung
zurücklegen kann. s f nn ER
Fall VI. Fräulein E., 89 Jahre. Früher gesund, kein Anhalts-
Vor zehn Jahren Sehnervenentzündung (Professor.
Schnaudigel). Herbst 1915 leichte Schwäche im linken Bein, die
im Mai 1917 'nach einer seelischen Erregung stark zunahm. . Seitdem ::
unkt für Lues.
fortschreitende Verschlimmerung, besonders der Gehfähigkeit. Seit dem
Herbst kann sie Uria und Stubl schwer halten, es trat Taubheit in der
linken Hand und im Fuß auf und starker Schwindel.
Körperlicher Befund am 6. November 1917: Zittern des’ Kopfes,
Abblassung der rechten Sehnervenpapille, Sehver-
mögen. 5/7 beiderseits. Tremor der Hände, Fehlen der Bauchdecken-
reflexe, deutliche spastische Parese in beiden Beinen, Gang steif und: `-
| unsicher, hochgradige Steigerung der Patellarreflexe, Kloni und Babinski
beiderseits, Schwanken bei Augen-Fußschluß,. Herabsetzung der Sensi-
bilität im linken Bein, Wassermann im Blut und Liquor negativ bis
1,0, keine Lymphocytose. u |
‘ Verlauf: Patientin erhält 20 Spritzen Silbersalvarsan olin à
wöchentlichen Pausen bis Anfang Mai 1918. Die Gehfähigkeit . der
Patientin, die .beim Beginn der Behandlung kaum imstande war, zu
Fuß in die Sprechstunde zu kommen, ‘sondern meistens einen Wagen
benutzen mußte, besserte sich langsam aber ständig, sodaß sie schließ-
lich ohne Begleitung wieder gehen konnte. Sie verzog dann nach
auswärts, von wo sie mir im Juni schrieb: „Zu meiner Freude kann
ich Ihnen mitteilen, daß sich mein Befinden seit Wochen bedeutend -
gebessert hat, ich laufe viel sicherer und ermüde nicht so schnell.“
Ende August kehrte die Patientin nach Frankfurt zurück, Die Geh-
fähigkeit hatte sich gegen früher tatsächlich 'gebessert, nur das Zittern
des Kopfes war noch sebr ausgesprochen, auch waren: die Störungen
von seiten der Reflexe und Sensibilität usw. im übrigen unverändert
geblieben. Patientin ‘erhält nochmals zehn Spritzen Silbersalvarsan,
die Gehfähigkeit nahm während der Kur noch etwas zu, doch war die
weitere Besserung nicht mehr erheblich.
Hier liegen die ersten Anfänge der Erkrankung zehn Jahre
zurück, deutlich traten aber die Krankheitserscheinungen erst-in
den letzten drei Jahren hervor. Der Gang wurde auch hier nach
der Kur viel sicherer und ausdauernder. | —
Fall VII. Frau E., 88 Jahre. Früher gesund. Seit sechs Jahren |
Taubheit in der linken Körperseite, seit einem Jahr Schwäche
Sehkraft, kann den Urin schlecht halten. In letzter Zeit Verschlimmerung,
besonders Abnahme der Gehfähigkeit, pelziges Gefühl in Händen und `
Füßen., Im November 1918 Aufnahme in der Städtischen .Nervenheil-
anstalt Hohe-Mark. | a
Befund: Hirnnerven und Sinnesorgane zeigen normales Verhalten,
kein Nystagmus, Augenhintergrund normal, Intensionstremor der Hände,
grobe. Kraft im linken Arm und Bein herabgesetzt, spastisch-paretischer
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794
Gang besonders links, Taumeln bei Augen-Fußschluß, Patellarreflexe
beiderseits gesteigert, links mehr wie rechts, Babinski beiderseits,
Bauchdeckenreflexe fehlen. Wassermannsche Reaktion im Blut negativ.
Leichte Demenz, euphorische Stimmung.
erlauf: Sie vertrug die Infusionen nicht gut, es trat wiederholt
starker Blutandrang nach dem Kopf und Schwindelgefühl auf. Eine
Besserung in dem Befinden der Patientin konnte weder objektiv noch
subjektiv festgestellt werden. Auch als sich die Patientin Mitte Januar
wieder in der Sprechstunde "vorstellte, war keinerlei Änderung ein-
getreten. Auf eine erneute Einspritzung Silbersalvarsan (die betreffende
Fabrikationsnummer mußte allerdings später als nicht einwandfrei
zurückgegeben werden) trat heitiges, tagelanges Fieber auf und eine
mehrere Tage anhaltende Verschlechterung der Gebiähigkeit, sodaß die
Kur vorläufig abgebrochen werden mußte, doch drängt die Patientin
‘sehr auf Fortsetzung derselben, da sie zufällig mehrere Patienten, die
wegen multipler Sklerose mit Silbersalvarsan behandelt sind, kennt und
den auffallenden Erfolg des Mittels, besonders auf die Gehfähigkeit,
gesehen bat.
Im Gegensatz zu den anderen Patienten vertrug diese Kranke,
bei der ich schon vier Jahre vorher die Diagnose multiple Sklerose
auf Grund der objektiven Symptome stellen konnte, die Injektionen
nicht gut, ein Erfolg blieb aus.
Fall VIII. Herr N., 44 Jahre. Schon seit acht Jahren leichte Geh-
störungen, in den letzten Jahren zunehmend. Ermüdbarkeit und
Unfähigkeit, Stuhl und Harn zu halten, Impotenz und große Reizbar-
keit. Aufnahme in der Städtischen Nervenheilanstalt Hohe-Mark am
5. August 1918.
Körperlicher Befund: Kein Nystagmus, Ablassung der Papillen
beiderseits, Gang spastisch, Sehnenreflexe stark gesteigert, leichte
Stuhlincontiuenz.
Verlauf: Patient erhält 10 Einspritzungen 0,1 Silbersalvarsan.
Objektiv tritt keine Veränderung ein, doch gibt Patient selbst an, daß
er viel weniger ermüdbar sei und besser gehen könne. Die Darm-
schwäche und Potenz haben sich nicht verändert‘).
Fall IX. Frau E., Oberleutnantswitwe, 51 Jahre. Seit acht Jahren
Klagen über Schwindelgefühl, langsam zunehmende Sehschwäche und
vermehrten Harndrang. Im Winter 1916 in der Medizinischen Klinik in
Tübingen, dort wird konstatiert: Sehnervenpapillen verwaschen, starke
Ataxie beider Beine, Intensionstremor des rechten Armes, Sehnenreflexe
stark gesteigert, Romberg stark ausgesprochen, Bauchdeckenreflexe
vorhanden, Wassermann im Blut und Liquor negativ, keine Lymphocytose.
| In letzter Zeit rapide Abnahme des Sehvermögens und der Geh-
fähigkeit. Am 14. Sptember 1918 Aufnahme in der Städtischen Nerven-
heilanstalt Hohe-Mark.
Körperlicher Befund: Nystagmus, Sehnervenpapillen abgeblaßt,
Sehvermögen hochgradig herabgesetzt, Intensionstremor besonders
-rechts, hochgradig spastisch-paretischer Gang, Kloni beiderseits, Bauch-
deckenreflexe erhalten, Sprache leicht skandierend, Stimmung euphorisch.
Patientin erhält 11 Spritzen Silbersalvarsan 0,1. Das Sehvermögen
verschlechtert sich trotzdem von Woche zu Woche, sodaß sie bis Mitte
November völlig erblindet ist. Auch sonst objektiv keine Veränderung.
Auch bei diesen beiden Kranken handelt es sich um alte,
weit fortgeschrittene Fälle mit deutlichen psychischen Veränderun-
gen, bei denen nur eine geringe, im letzten Falle sogar gar keine
Besserung erzielt werden konnte. Leider gelang es bei der letzten
Kranken nicht, die rapid fortschreitende Erblindung aufzuhalten.
Außerdem stehen zurzeit eine Reihe weiterer Fälle in
meiner Behandlung, die entschieden günstig auf das Mittel re-
agieren, besonders bezüglich der Gehfähigkeit, über die ich aber
heute noch nicht berichten kann. |
Selbst bei vorsichtigster und kritischster Betrachtung der
behandelten Fälle kann man demnach einen günstigen Einfluß
des Mittels auf den Verlauf der multiplen Sklerose und die Inten-
sität der Krankheitssymptome nicht bezweifeln. In ganz frischen
Fällen gelang es sogar, eine ganze Reihe von motorischen und
sensiblen Ausfallserscheinungen zum Verschwinden zu bringen,
und eine wenigstens vorläufige Heilung, respektive eine fast an
Heilung grenzende sehr weitgehende Besserung herbeizuführen,
während in den älteren Fällen besonders die spastisch-paretischen
Erscheinungen von seiten der Beine und die Ataxie erheblich
gebessert wurden, sodaß die Gehfähigkeit deutlich an Sicherheit
und Ausdauer zunahm. Die Störungen von seiten der Reflexe
(Fehlen der Bauchdeckenreflexe, Babinski usw.) blieben dagegen
unbeeinflußt, ebenso in den meisten Fällen die Blasenschwäche.
Kein nennenswerter Erfolg wurde mehr erzielt bei den alten
Fällen, in. denen der Beginn schon viele Jahre zurücklag und die
ausgesprochen chronisch verlaufen waren, besonders wenn sich
1) Anmerkung bei der Korrektur: Die Gattin des Patienten gibt
mir jetzt an, daß das Befinden ihres Mannes sich seit der Kur deutlich
gebessert habe, der Gang sei sicherer, die Reizbarkeit geringer, ebenso
die Blasenschwäche,
a a > „oe: 5 a
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32.
psychische Anomalien (Demenz mit Euphorie) und Sprachstörungen
eingestellt hatten. Die Schädigungen von seiten des Nervus opticus
zeigten natürlich keine Änderung, wenn schon Atrophie eingetreten
war.
fort, während in einem ganz akuten Fall ein großes Skotom und
die Amblyopie völlig zum Verschwinden kamen, wobei ich aller-
dings ausdrücklich noch einmal auf die äußerst flüchtige Natur
dieser Augenstörungen hingewiesen haben möchte. Überhaupt
soll man bei der Verwertung von Heilerfolgen
beider multiplen Sklerose sehr vorsichtig und
In einem Fall schritt sogar die Erblindung rapıde weiter
zurückhaltend sein, weil gerade bei diesem
eigensinnigen Leiden unerwartete Remissionen
und Schwankungen sehr häufig sind und beson
ders die Gangstörungen oft eine eigenartige
suggestive Beeinflußbarkeit zeigen. Der günstige
Einfluß der Bettruhe und guten Anstaltspflege, der ja bei dieser
Erkrankung hinlänglich bekannt ist, scheidet allerdings bei mehreren
meiner Fälle aus, wo die Behandlung ambulant in meiner Sprech-
stunde stattfand. | |
Fast immer wurde Silbersalvarsan gut vertragen und der
Allgemeinzustand besserte sich, was wohl hauptsächlich der
roborierenden Wirkung der kleinen Argentum- und Arsendosen
zu verdanken war, (Kolle und Zietz a.a. 0.)
Sollte sich die neuerdings wieder von verschiedenen seiten
ausgesprochene Vermutung von der infektiösen Natur der multiplen
Sklerose bestätigen, besonders wenn sich zeigen sollte, daß es sich
dabei um eine Spirillose ähnlich der Lues handelt (Siemerling,
Räcke, Kuhn und Steiner), dann würden wir vielleicht in
dem Silbersalvarsannatrium ein ähnlich speeifisch wirkendes Mittel
vor uns haben, wie in dem Salvarsan bei der Syphilis. Es würde
dann unsere weitere Aufgabe sein, ähnlich wie das für die Tabes
und Paralyse gilt, dem Heilmittel irgendwie durch geeignete Mab-
nahmen, über die ich später berichten werde, den Weg zu -den
Krankheitsherden zu bahnen, falls wir nicht gerade Gelegenheit
haben, das Leiden in seinem Beginn zu behandeln, in dem die
Erreger vielleicht noch in der Blutbahn oder doch in deren nächster
Umgebung leicht angreifbar sich befinden. Ich möchte diese
Frage in diesem Zusammenhang aber nur kurz berührt haben,
denn wie Strümpell ganz richtig betont, ist die infektiöse Natur
der multiplen Sklerose vorläufig durchaus nicht bewiesen.
Der Zweck dieser kurzen Mitteilung soll sein, daß auch von
anderer Seite eine Nachprüfung meiner Erfolge mit diesem Mittel
bei der multiplen Sklerose vorgenommen wird, die anscheinend an
Häufigkeit immer mehr zunimmt und jedenfalls hier in unserer
Gegend neben der Tabes und Paralyse das häufigste - organische
Nervenleiden ist,
Aus der Chirurgischen Klinik in Heidelberg
(Direktor: Geh. Rat Enderlen).
Zur Statistik der eingeklemmten Brüche unter
dem Einfluß der Kriegsernährung.
Von
Dr. Gerhardt v. Bonin.
Es ist viel über die veränderten Ernährungsbedingungeh,
unter denen das deutsche Volk seit etwa 1916 leidet, und über ihre
gesundheitlichen Schädigungen diskutiert worden. Ganz abge-
sehen von ihrer praktischen und politischen Bedeutung, haben
diese Probleme wissenschaftlich ein zweifaches Interesse.
sind einerseits methodologische Fragen der Bedeutung statistischer
Forschungsweise, die sich hier aufrollen, andererseits sachliche
Fragen der Ernährungsphysiologie — dies Wort im weitesten
Sinne genommen —, die durch dieses „Massenexperiment” eine
Klärung erfahren. /
Auf die allgemeinen Fragen der Statistik, zu deren el
gchenderen Behandlung eine gewisse mathematische Kenntnis der
höheren Analyse erforderlich ist, sei an dieser Stelle nur kurz
eingegangen). Die Massenerscheinungen, die statistisch he-
arbeitet werden sollen, sind vom mathematischen Standpunkt aus
1) Ausführliche Darlegungen finden sich bei Czuber; Wahr-
scheinlichkeitsrechnung, und Blaschke, Mathematische Statistik.
Ferner die Darstellungen von Fick und Liebermeister eme
m `
älteren, sowie de Montet und Aebly aus der neueren
schen Literatur,
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EI s, Google
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= an vielen Krankenhäusern beobachtete Zunahme
= klemmten Hernie zurückgeführt. Gelegentlich ist wohl auch eine
Abhängigkeit anderer Erkrankungen, wie Appendicitis, Ulcus
auch weitere Literatur. .
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als Größen zu betrachten, deren Wert aus einer Reihe von Einzel-
. beobachtungen zu berechnen ist, und es finden auf sie die Me-
. ` thoden Anwendung, d
‚ und in der Fehlerrechnung entwickelt werden. en i
EE Es ist als erstes ohne weiteres einleuchtend, daß die Siche-
rung der Schlußfolgerungen. von der Zahl der Beobachtungen, mit
anderen Worten, von der Größe des vorliegenden Materials ab-
' hängt. Die mathematische Untersuchung erstreckt sich zunächst.
..... darauf, ob in dem vorliegenden: Material überhaupt ein gesetz-:
. mäßiger Verlauf zu erkennen ist. Nach dem Vorgang von Lexis
eren Theorie in der Wahrscheinlichkeits-
geschieht ' das durch Feststellung‘ des: sogenannten Dispersions-
.. quotienten, oder durch Untersuchung, ob ein ‚sogenannter „typi-
. „scher Mittelwert“ vorhanden ist. Auf Einzelheiten einzugehen, ist‘
<. -jedoch hier nicht der Ort; wir”hoffen, in Bälde diese Fragen im
Zusammenhang -darstellen zu können. u ee
"Über den: Dispersionsquotienten sei nur noch bemerkt, daß
: ` es sich. beweisen läßt,-daß wir dann’ ein gesetzmäßiges Verhalten
-. “anzunehmen berechtigt sind,- wenn er nur wenig von 1 ver-
=- schieden ist, das heißt, wenn die einzelnen Werte normale oder.
höchstens geringe. übernormale Dispersion. zeigen. Liegt eine
‚unternormale Dispersion vor, beträgt also der Quotient weniger
als 1, so läßt sich darauf schließen, daß der betreffenden Massen-
-erscheinung nicht mehr eine konstante oder variable Wahrschein-
lichkeit, sondern ein zwangsmäßiger Ablauf zugrunde:liegt, wäh-
rend bei übernormaler Dispersion eine einheitliche Grundwahr-
. “scheinlichkeit nicht vorhanden ist. . ....
Wenn wir also auch imstande sind, durch mathematische Metho-
den ein Urteil über die Zuverlässigkeit statistischer Ergebnisse zu ge-
winnen, so ist doch nicht zu vergessen, daß neben diesen eben kurz an-
gedeuteten Überlegungen noch ändere Gedankenreihen: das endgültige:
‚ Urteil über die zur Untersuchung vorliegende Frage beeinflussen und
. das Maß seiner Gewißheit bestimmen helfen. Da ist vor allem hervor- .
` zuheben, daß wir das statistisch erlangte Resultat um so eher an-
zunehmen bereit sein werden, je klarere sachliche Vorstellungen -
. Wir über die Natur des vorliegenden Problemes. haben und je
‚besser das erlangte Resultat mit’ diesen ‘Vorstellungen in Einklang
zu bringen ist. ‚Das gilt ganz besonders für medizinische Fragen;
-denn das Objekt dieser Wissenschaft, der Mensch, steht unter so
vielgestaltigen, im einzelnen überhaupt nicht: zu überblickenden
-Bedingungen, daß wir auf eine zahlenmäßige Darstellung der End-
‚ergebnisse allein unser Urteil nicht gründen können. Mit anderen
Worten, nur bei klarer Problemstellung werden statistische Unter-
ty
= suchungen überhaupt von Wert sein‘).
Inder Chirurgie hat man auf die Kriegskost vor’ allem eine
der einge-
‚ ventriculi oder Carcinom, von der Kriegsernährung — allerdings
‘ ohne zu einem Ergebnis, ob vermehrt oder vemindert, zu kommen
., — angenommen worden.
F Anders bei den. Incarcerationen von
Brüchen, bei denen- von überall eine Zunahme berichtet ‘wird.
Nachdem schon 1916 aus der Marburger Klinik von König und
Wiemann ihr gehäuftes Vorkommen gemeldet war,' kamen
später weitere Berichte aus Lübeck von Doose, aus Elberfeld
von Eunike und schließlich sogar aus der Schweiz. (Winter-
thur) von Dubs. Aber sämtliche Berichte stützen sich auf ver-
i hältnismäßig niedrige Ziffern und geben zum Teil, . wie
Eunike, nur Prozentzahlen an, oder nehmen, wie Doose,
keine Trenriung von Männern und Frauen vor. Weiterhin gehen
‚in den Einzelheiten die Schlußfolgerungen auseinander. In Mar-
burg sind z. B.. Darmwandbrüche während des Krieges in auf-
‚ fallender Häufung‘ beobachtet worden; Eunike glaubt aus-
seinem Material schließen zu dürfen, daß seit 1917 die Zahl der
eingeklemmten. Brüche wieder abnehme, beides Dinge, die von
. änderen nicht bestätigt. wurden. Dieser -Stand der Frage regte
“zu. einer Durchsicht des relativ größeren Materials’ der Heidel-
' berger Klinik. an. | re RE |
Die Veränderung unserer Ernährung und die Wirkung auf
die Incarceration ist ausführlich von Wiemann erörtert; eine.
erneute eingehende Darstellung. ist daher überflüssig, es, sei nur
mit wenigen Worten das Wichtigste erwähnt. Gegenüber der
Fiedensnahrung betrug das Nahrungsdefizit. während der letzten
') Eine eingehende Besprechung dieser logischen Fragen findet
Logik; S. 899 u, 595 ff. Siehe hier
sich vor allem bei v. Kries,
-
` einer schon jetzt beginnenden Zu
‚Zeit: Eiweiß 46,8%, Fett 69,0%, Kohlehydrate. 29,2%.'). . Wir
haben. also annäherungsweise etwas mehr als zwei Drittel: Kohle-
hydrate, die Hälfte des Eiweißes und ein Drittel'des Fettes, das
‚wir. früher verbrauchten, 'zur ‚Verfügung. Unter diesen Bedin-
gungen kam es zù einer, ja auch im täglichen Leben oft beobach-
teten Abmagerung. Die Möglichkeit des Auftretens von Brüchen
war en erheblich gewachsen. `- u on
` f u aer
~
Leicht gärungsfähige Kohlehydrate, Ceilulose ‘und schlacken-
. reiche Gemüse überwogen und führten zu 'vermehrter-Flatulenz ` `.
und Blähung. im Darm, weiter auch zu erhöhter: Reizbarkeit der
. vermehrter Darmtätigkeit äußerte, je nach der allgemeinen. Kör-
perbeschaffenheit des Individuums. Neben dieser Ernährungsver- -
schiebung ist noch ein Faktor zu berücksichtigen: ‚die allgemein `-
erhöhte Arbeitsleistung während des Krieges. Das gilt besonders `
auch. für die überwiegende Anzahl der Frauen. : .
=" Vermehrte Blähung des Darmes, verbunden mit gesteigertet .. ".: ..
körperlicher Arbeit auf der einen, häufigeres Auftreten von ` - 05:
Brüchen infolge Abmagerung auf der anderen Seite, sind also <
die Faktoren, die eine Häufung der incarcerierten . Brüche von’
vornherein wahrscheinlich machten. .
der zugunsten "der Zuverlässigkeit: der ‚Statistik spricht, nämlich
‚die Dringlichkeit der Erkrankung. ' Während. vielfach Patienten,
schaltet Zufälligkeiten aus, die bei anderen Klassen von Erkran-
. Zeitraum von 1908 bis 1918 sind in der Tabelle’ aufgezeichnet,
patienten berücksichtigt worden sind. :Die Tabellen geben ' zum
Vergleich die Zahlen der anderen Autoren, soweit sie ‚mitgeteilt
sind. Es zeigt sich nun, daß. in Heidelberg die Gesamtzahl bis
1915 nur geringe Schwankungen aufwies. In der Tat ergibt die
genauere mathematische Prüfung den Dispersionsguotienten
gleich 1,008, zeigt also eine durchaus normale Dispersion. Ferner
.bis 1918 nicht auf Zufall beruhen, nach der Theorie gleich 0,9998,
| Brucharten — die selteneren Brüche, wie. Nabel-, Bauchwand-
usw. Brüche, sind wegen ihrer geringen Zahl außer acht gelassen -
—, zeigt, daß der. an der Hauptkurve bis 1915 zu beobachtende.
‘gleichmäßige Verlauf bis 1914 auch für die einzelnen Brucharten
gilt, für das Jahr 1915 aber täuscht. Denn hier zeigt die männ-
liche. Kurve ein deutliches Absinken, das sich sicher 'zum Teil . . 4025
aus der verminderten Zahl: von’ männlichen Einwohnern erklärt; + ° s;
das aber nicht so starke Differenzen gegen frühere Jahre aufweist, :
als daß ein ‚Zufall ganz ausgeschlossen werden könnte. . Auch ist.
nicht zu vergessen, daß Incarceration häufiger in höherem Alter
vorkommt, am häufigsten im ‚sechsten Jahrzehnt, ‘wie das unsere
eigenen Erfahrungen und auch. die anderen Kliniken — es’ sei auf
die Angaben Hilg.enreiners hingewiesen — zeigen. _ Die
Abnahme. der männlichen Leistenbrüche wird ‚wettgemacht mit.
lichen Schenkelhernien. en | | mer
1916 ist ‘die Zunahme der Hauptkurve fast ausschließlich
durch eine Häufung der weiblichen Schenkelbrüche bedingt. ‘Das '
‚liegt aber wohl nicht daran, daß tatsächlich die Frauen durch die
Ernährungsverschiebung mehr getroffen worden ‚sind, sondem. `
"zum einen- Teil daran, däß in den späteren: Jahren des ‚Krieges
so viel Männer durch den Militärdienst aus.der-Beobachtung aus-
schieden, daß die wohl Auch dort vorlandene prozentuale; Ver-
mehrung ausgeglichen wurde. Zum anderen läßt sich, anführen,
daß vermehrte schwere Arbeit bei Frauen einen größeren Einfluß
haben kann als bei den von jeher arbeitsgewohnten -Männern.
Eine -Zunahme der männlichen Schenkelhernie, wie sie’ in Mar-
burg beobachtet wurde, ist an unseren Kurven nicht zu erkennen:
‚Bis 1918 bleibt die Kurve der weiblichen Schenkelbrüche -
‚auf etwa derselben Höhe. Die geringen Schwankungen lassen
sich jedenfalls durch Zufälligkeiten zwanglos erklären. Dagegen
zeigen die weiblichen Leistenbrüche ‚für 1917 .und..1918 eine Zu-
.... 3) Die Zahlen entstammen. einer amtlichen Denkschrift, die mir
vor einigen Monaten vorlag. > s - aoa
=. Ist so die. erste Forderung nach Klarheit der theoretischen.
| Vorstellungen erfüllt, so kommt: noch. ein zweiter Umstand hinzu,
‚Eine genauere Prüfung, getrennt- nach "Geschlechtern und.
nahme der eingeklemmten weib-
| deren Behandlung aufgeschoben werden konnte, abgewiesen. .
wurden, galt das nicht für incarcerierte Hernien. Dieser Umstand — '
kungen — das gilt besonders für freie Brüche! — das statistische BR
‘| Bild hätten trüben Können. Die gefundenen: Ergebnisse: für den -
Zu bemerken ist, daß für die Zeit des ‘Krieges nur die Zivil- . =
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ist die Wahrscheinlichkeit dafür; daß die hohen Werte von 1916 `
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10: August.. Ä 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. . | Bar a
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| | quantitativen. Unterernährung kam aber noch eine
‘veränderte "Zusammensetzung und Beschaffenheit der Nahrung. . .: ee
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Darmmuskulatur, die sich zum Teil in Obstipation, zum Teilin .:
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sehr in die Augen fällt, in ihren relativen Beträgen (100%) aber
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32.
nahme, die zwar wegen der geringen absoluten Werte nicht so
derlen in Würzburg Resektionen bei eingeklemmten Brüchen
während des Krieges wesentlich häufiger notwendig wie
vorher. Auch König berichtet, daß er in Marburg vor dem
Kriege in 10%, während desselben in 18% der Fälle zur Re
sektion schreiten mußte, daß allerdings glücklicherweise die Mor-
talität trotzdem herunterging. |
Die statistischen Erhebungen über eingeklemmte Brüche von
doch dieselbe Größenordnung erreicht, wie die der Schenkel-
brüche. Wir sehen also mit der Dauer des Krieges eine Verschie-
bung des Verhältnisses der eingeklemmten Schenkel- zu Leisten-
brüchen bei den Frauen. 1916 war es wie 1:10, 1917 und 1918
wie 1:4. Das mag einen Fingerzeig geben zur Beurteilung der
zugrunde liegenden Faktoren. Wie oben erwähnt, kann die Zu-
nahme der Incarcerationen einerseits durch Zunahme von
Brüchen - überhaupt, andererseits durch Zunahme von Ein-
klemmungszufällen in schon bestehenden Brüchen bedingt sein.
Die anamnestischen Angaben lassen bei etwa zwei Dritteln den
zweiten, bei einem Drittel des Gesamtmaterials den ersten Modus
vermuten; ganz zuverlässig sind, wie auch Wiemann ausführt,
derartige Angaben nicht. Aber aus der Änderung des Verhält-
nisses von Schenkel- zu Leistenbrüchen scheinen Schlußfolgerungen
erlaubt. Denn an und für sich ist nicht einzusehen, warum die am
Darmtraktus wirkenden Ursachen irgendwie die eine Bruchpforte
gegenüber der anderen bevorzugen sollen. Die größere Häufigkeit
der incarcerierten Inguinalhernie scheint daher auf ein vermehrtes
Vorkommen derselben überhaupt hinzudeuten, das heißt auf eine
Entstehung infolge der Abmagerung während des Krieges. In
der Tat fand sich unter den weiblichen Leistenbrüchen 1917 nur
zweimal, 1918 nur einmal die Angabe, daß der Bruch schon
mehrere Jahre bestehe, alle anderen hatten eine Hernie erst wäh-
rend des Krieges, zum Teil sogar überhaupt noch nicht bemerkt.
Weder die Häufigkeit der Darmwandbrüche und die der
Darmgangrän, noch die Mortalität ist während des Krieges ge-
stiegen. Die Zahlen sind:
1908 1909 1910 1911 1912 1913
Grundwahrscheinlichkeit. |
Die Zahl der männlichen incarcerierten
Brüche bleibt bei den Zivilpatienten bis 1915
ungefähr auf gleicher Höhe, wohl.dadurch
bedingt, daß ihre relative Zunahme durch.
die Abnahme der absoluten Zahl der männ-
lichen Bevölkerung infolge militärischer
Einberufung wettgemacht wird.
eingeklemmten Brüche beruht fast allein auf
der Zunahme der weiblichen Patienten, und
zwar steigt die Zahl der Schenkelbrüche
sehon 1916, die der Leistenbrüche erst 1917
deutlich erkennbar an.
Die Häufigkeit der Darmwandbrüche hat
nicht erkennbar zugenommen, ebensowenig
die der Resektionen. Die Mortalität zeigte
gleichfalls keine deutliche Änderung.
F Literatur: Doose, D. m. W. 1917, S. 1449. — Dubs, D. Zschr.
Darmwandbrüche . 2 EBI 1 1 2 1 f. Chir. 1919, Bd. 148, S.52. — Eunike, M. KI. 1917, Nr. 52 und D. m. W.
Gangrän (Resektion) 6 7 7 10 3 1918, S. 321. — Hilgenreiner, Beitr. z. klin. Chir. Bd. 69, 5.431. —
D
modestalle ss 7 8 4 7 6 9 König, D. m. W. 1917, S.6. — Wiemann, D. Zschr. f. Chir. ‚Bd. 140.
S. 161. — Über Statistik: Aebly, Korr. Bl. Schweizer A. 1918,
| 1914 1915 EG 1917 1918 Nr. 25. — Fick, Med. Physik. — Liebermeister, Volkmanns klinische
Darmwandbrüche 9, 4 6 8g 6% Vorträge, Innere Medizin 1815—1877, Nr.39. — de Montet, Korr. Bl. f.
Gangrän (Resektion) 9 5 4 9 g Schweizer A. 1916, Nr. 52 u. 53.
Todesfälle . . . . 2 1 6 7 8
Das prozentuale Verhältnis ist also ungefähr das gleiche
geblieben. Eine Erklärung für die starke Häufung der Darm-
wandbrüche in dem Marburger Material ist zunächst nicht zu
geben, aber die Möglichkeit eines Zufalls scheint bei den relativ
niedrigen Zahlen doch nicht ausgeschlossen.
Daß auch die Zahl der Gangrän und damit der Resektionen
während des Krieges nicht hinaufging, ist aller Wahrscheinlich-
keit nach eine lokale Eigentümlichkeit, durch die auch zur
Kriegszeit günstige ärztliche Versorgung der Landbevölkerung
und die relativ guten Verkehrsverhältnisse der hiesigen Gegend
a
Aus der I. medizinischen Abteilung des Franz-Joseph-Spitales in Wien
(Vorstand: Prof. Wiesel).
Zur Klinik des Pneumotyphus.
Von ;
Dr. Robert Löwy, Assistenten der Abteilung.
Durch die Züchtung des Typhusbaeillus mittels der Gallen-
anreicherung aus dem strömenden Blut, die in frischen Fällen m
mehr als 90 % gelingt, ist der Beweis erbracht, daß die durch
und Gallenkultur ohne Darmerscheinungen beobachtet wur en.
Schon Mader hat dem Abdominaltyphus den Pneumotyphus ent-
gegengestellt, ein Krankheitsbild, das dann von französischen Autoren
durch eine Reihe sicherer Fälle abgegrenzt wurde. Auch yon
deutschen Autoren folgten dann eine Anzahl gleichartiger ‚Beob-
achtungen. Es sei nur auf Ortner), Posselt?), Rau‘) ver
ea) Sie olw a)
11
Als Hjo mlo =le ef=
Sle £
vje plo ~= el= o=
1918 81
Männliche Weibliche den Eberthschen Bacillus hervorgerufenen Erkrankungen als Al.
Gesamtzahl Leisten- Brüche Leisten- Brüche gemeininfektionen anzusehen sind und dje so häufige Affektion
f Schall Schenkel; des Darmtraktes eine Folge des Umstandes ist, daß dem Darm
zi z % EEE = || „ | bei der Ansiedlung der Typhusbakterien nur die Rolle emer
zz een en en 5 (een Prädilectionsstelle zukommt. Durch diese Tatsache waren auch
galka tiae Zeps 8 | 2 | 5% jene Erkrankungsformen erklärt, die wohl durch den Eberthschen
Ei SE = E Eee | a ER ER E> Bacillus hervorgerufen, eine septische Allgemeininfektion oder ver
| | 8 | | | | | schiedene andere Organerkrankungen ohne klinisch nachweisbare
eN 23 | | | 5 | | | | | Darmerscheinungen bewirkten und auch der autoptische Befund
si o Bien | BR | keinerlei Darmveränderung ergab. Eine Reihe solcher Beob-
RL | g| | | 17 | achtungen, die in der Literatur niedergelegt sind, hat Posselt’)
1910 | 50 | Se | | A | kritisch zusammengefaßt. Besonders häufig finden wir bei In-
u, | 24 | fektionen durch den Typhusbacillus eine Beteiligung der Lungen,
1911 | 52 | 1 | | z | | meist wird sie aber als sekundäre auch dann aufzufassen Sein, Di
| | Fen | | j | | sie die klinischen Symptome einer croupösen Pneumonie zeigt und i
1912 | 44 | a E | Nachweis des Eberthsehen Bacillus im Sputum gelingt. Ni
18 Al w allzu selten findet man frühzeitig pneumonische Erscheinungen
j018 | 45 | 21 | 10 | 16 | 7 rOl im Vordergrund des klinischen Bildes. Es sei nur an die Typhus-
selbe ES I 2 le epidemie unserer Armee im Jahre 1914/15 erinnert, in deren Ver-
p 3 3 lauf sehr häufig Pneumonien mit positiver Widalscher Reaktion
5 6 | 8
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18
12
20
6
1) Lubarsch-Ostertag 1916 I. — 2) Posselt, l. c.
1) Nur bis 15. August 1917. ®) M. m, W. 1911.
(2
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bedingt. So waren z. B. nach einer Mitteilung von Prof. En- P
1908 bis 1918 lassen aus dem Zivilmaterial der Heidelberger Klinik
folgende Schlüsse zu: Die Häufigkeit incarcerierter
Hernien vor dem Kriege entspricht in ihrem —
zahlenmäßigen Verhalten einer konstanten
Die von 1916 ab beobachtete Zunahme der |
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wiesen. Vereinzelt liegen auch Veröffentlichungen über Pleuritiden;
aus deren Exsudat Typhusbacillen gezüchtet ‚wurden, vor. Es
wird allerdings. meist über ein eitriges Exsudat. berichtet, aber
auch seröse und. hämorrhagische Ergüsse wurden gesehen.
"Rosenthal und Vincent fanden Pleuritiden mit serösem
Der‘
Exsudat, aus denen ‚sie Typhusbaeillen züchten konnten.
cytologische Befund ergab fast durchschnittlich Lymphocyten, was
. Vincent auch zur Annahme veranlaßte, daß es sich in- seinem
Fall um eine tuberkulöse Pleuritis handelte, in. deren Erguß der
Demgegenüber wäre auf
die Mitteilung Briands!) zu verweisen, in der eine Plenritis
ohne nachweisbare Tuberkulose mit positivem Paratyphusbefund
Eberthsche Bacillus angereichert wurde.
niedergelegt wurde.
Die Krankheitsgeschichte, die im folgenden mitgeteilt
= goll als Baustein zur Klärung. d
- typhus dienen. `
F. J., 64 Jahre alt.
von der Nahrungsaufnahme.
er sich sehr matt und suchte deshalb das Spital auf.
Hausgenossen war kurze Zeit vorher an Bauchtyphus erkrankt. _
. -Aus dem Status: Der Patient ist mittelgroß, der Knochenbau ist
entsprechend, sein Ernährungszustand schlecht. Die Pupillen sind
mittelweit und reagieren auf A. und L. Auch die anderen Hirnnerven.
sind frei. Die Lippen sind leicht eyanotisch, Ödeme bestehen nicht.
. Der Thorax ist starr, sein Tiefendurchmesser relativ groß.‘ Lungen--
befund: rechts hinten.sonorer Lungenschall bis zum Angulus scapulae,
von dort an Dämpfung, sonst über der Lunge heller Lungenschall. Das |
Atemgeräusch ist allenthalben vesiculär, das Exspirium verlängert; nur.
über der Dämpfung ist das Atemgeräusch etwas schwächer und ist be-
sonders: in der Axilla deutlich bronchial; stellenweise ist feuchtes
Rasseln zu hören. Der Stimmfremitus ist verstärkt. Der Herzspitzen-
stoß ist nicht tastbar, die Herzdämpfung nicht verbreitert, die I
ie
Arteria.radialis ist rigid, geschlängelt, der Druck erhöht. Der Puls regel-
töne sind rein, der: zweite Aortenton ist deutlich akzentuiert.
mäßig, seine Frequenz 70. Es besteht erhöhte Temperatur (— 38,8 ©).
Das Abdomen ist unterhalb des Thoraxniveaus, Milz und Leber sind
nicht vergrößert. Die Reflexe ohne Besonderheiten.
` _ . 18. Dezember. Dämpfung ist rechts hinten über der Lunge un-
verändert, das Bronchialatmen noch hörbar, in der Axilla sind feuchte
‚Rasselgeräusche und trockenes Rasseln zu hören. |
18. Dezember. Über der Dämpfung das Atemgeräusch sehr stark
abgeschwächt, kein Bronchialatmen mehr zu hören. Auch der Stimm-
fremitus ist abgeschwächt. Bei der. vorgenommenen Pleurapunktion
2 Im Sediment des Punktates findet
man zahlreiche Leukocyten und Lymphocyten. Der Eiweißgehalt ist
872% (Esbach). Die bakteriologische Untersuchung ergab Typhus-
wurde seröse Flüssigkeit entleert.
bacillen in Reinkultur (Prosektor Prof. Stoerk).
Ä 23. Dezember. - Blutbefund: .4 900000 Erythrocyten, 9200 Leuko-
: eyten, die differentielle Zählung ergibt: Polynucleäre 83%, Mono-
nucleäre 6/0, Erythrocyten 29/0, Basophile1%o. Türcksche Reizzellen 1°/,. |
Die Widalsche Reaktion im Blut ist stark positiv.
~ _ 81. Dezember. Es bestehen noch geringe abendliche Temp
steigerungen. Der Patient fühlt sich subjektiv wohl. Status idem.
-Bei der wieder vorgenommenen Pleurapunktion ergab sich seröses
Exsudat, aus dem nach Anreicherung in Galle wieder Typhusbacillen
in Reinkultur gezüchtet wurden. Das Blutserum agglutiniert. Typhus
1:4000, Paratyphus A 1:300, Paratyphus B 1:2000.
; Am 4, Januar tritt unter heftigem Kältegefühl Temperatursteigerung
bis 89° C ein. Der Harn wird dunkel verfärbt. Harnbefund: Sauer,
specifisches Gewicht. 1017, Albumen positiv, Urobilin negativ, Urobili-
_ nogen (spektroskopisch) 1:2 positiv, Diazo negativ. Im Sediment findet
man zahlreiche rote und weiße Blutkörperchen, hyaline und belegte
Cylinder. Aus dem Harn konnten Typhusbaeillen. gezüchtet werden.
‚ Auch-die, aus der Pleura entleerte Flüssigkeit ergab eine Reinkultur
von Typhusbacillen. | B | "i |
‚9. Januar. Patient fiebert andauernd. Die Harnmengen sind klein
(600 bis 700 ecm.in 24 Stunden), aus dem Harn wurden wieder Eberthsche
acillen gezüchtet, 7 P T
12. Januar: Der Patient ist fieberfrei; klagt aber über intensive
Kreuzschmerzen.. Die Zunge ist belegt, trocken. Sonst über der Lunge
Ä die Dämpfung noch in einer Ausdehnung von drei Querfingern nach-
Di 16. Januar. Im Harn ist Blut (chemisch) noch stark positiv; die
lurese ist auf 1400 bis 1600 angestiegen. Das Blutserum agglutiniert,
-3) Zschr. f. Heilk. Bd. 82.
` ° 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32.
wird,
er Frage des primären Pneumo-
| Die Familienanamnese ist ohne Belang.
Der Patient kann sich an Kinderkrankheiten nicht erinnern und gibt.
àn, immer gesund gewesen zu sein. Zum erstenmal erkrankte er im
August 1918 mit Schmerzen in der rechten. Oberbauchgegend. Die
Schmerzen traten anfallsweise, meist gegen Mittag auf und ließen, wenn
er sich niederlegte, an Intensität nach. Sie waren aber unabhängig
Kältegefühl und Fieber bestanden nicht.
Seit Mitte Oktober hatte er keine Schmerzanfälle mehr. Anfangs De-
zember verspürte er intensive Schmerzen in der rechten Brustseite,
die besonders beim tiefen Atemholen recht heftig wurden. Seither fühlt
Einer seiner
eratur-
Typhusbaeillen 1:2000, Paratyphus A 1:300, Paratyphus.B 1:2000; das
Pleuraserum agglutiniert den Pleurastamm: bis 1:1200.
27. Januar. Der Patient ist auffallend blaß, Die Schleimhäute sind
stark anämisch, die Arterien schlecht gefüllt. Riva-Rocei 142/90. — Harn-
befund: Albumen positiv, Blut chemisch positiv. Im Sediment sieht
man massenhaft. rote Blutkörperchen, vereinzelte Blutcylinder, hyaline
'Cylinder und spärliche feingranulierte. ‚Esbach {1 °/o _ Be,
8i. Januar. Der Patient ist stark: anämisch, der Puls ist klein,
die Harnmengen gering. — Blutbefund: Erythrocyten 2500000, Leuko--
eyten 14300 (polynucleäre Leukocytose). Sahli-45. . Ga A a
8. Februar. Exitus. . BR
„Klinische Diagnose:. Pleuritis subacu
rhagica (Nephrotyphus?). - ar LEE
. .. Obduktionsbefund (Prof. Stoerk): Recente hämorrhagische Nephri-
tis mit ziemlich zahlreichen Blutpunkten in der gequollenen trans-
renten Rinde. Cystitis mit spärlichen kleinen Blutungen. Ältere
a
Pleuritis, respektive Residuen derselben über dem rechten Unterlappen: .
Mehrfache Synechien der Gallenblase. Allgemeine Anämie, _ Ä
Mikroskopischer Befund der Niere: An zählreichen Glomerulis
‘zeigen sich die Veränderungen einer ziemlich jungen, glomerulitischen
Schädigung, und zwar sowohl solche der jüngsten Stadien mit Kern-
vermehrung im Schlingenbereich infolge von Endothelwucherung und
von Leukocytenansammlung im Schlingenlumen, wie auch der an-.
schließenden Phase mit Proliferation des Kapselepithels. Kombiniert
mit diesen Veränderungen: zeigt sich dann an einzelnen Malpighischen
‚Körperchen frische Blutung in dem Bowmanschen Raum, beziehungs-
weise in die anschließenden Abschnitte der zugehörigen Kanälchen-
lumina. Von diesen Veränderungen ist aber nur ein Teil der Malpighischen
Körperchen läßt charakteristische Veränderungen nicht. erkennen.
Gelegentlich ist das Auftreten perivasculärer Infiltrate zu sehen. _
. Das Epithelprotoplasma der Tubuli contorti zeigt in sehr aus-
gedehnter Weise die Veränderung der „vasculären Degeneration“.
-© ` Galle und Milz sind steril. u
Der in der dritten Krankheitswoche erhobene bakteriologische -
Befund des an eine Pneumonie sich anschließenden pleuritischen
Exsudates, welcher eine Typhüsreinkultur ergab, ließ. drei Mög-
lichkeiten der Erklärung offen: Entweder handelte es sich um
einen abgelaufenen Darımtyphus mit Anreicherung des Eberthschen
Bacillus in einem tuberkulösen Exsudat;: dafür wäre der. cyto-
logische Befund, der neben Leukocyten auch Lymphocyten ergeben
hatte, verwertbar gewesen. Oder wir hatten es mit einem Bacillen- Er
träger zu tun, vielleicht in der Gallenblase. (Cholecystitis typhosa
mit sekundärer Einwanderung der Typhusbaeillen in die Pleura
woran man mit Rücksicht auf: die ahamnestisch erhobenen
Schmerzen in der Gallenblasengegend denken mußte, und endlich
\
konnte-es sich um einen jener seltenen Fälle von primärem
Pleuropneumotyphus handeln, analog der obenerwähnten Beob-
| achtung von Briand., > 3 Ä
Durch die hochpositiven und allmählich absinkenden Agglu-
tinationswerte des Serums auf den TyphusB (31. Dezember Typhus .
1:4000, 16. Januar 1:2000) konnte. wohl ausgeschlossen werden,
daß wir bei der vorliegenden Beobachtung es nur mit einem Ba-
cillenträger und nicht mit einer durch den Eberthschen Bacillus
hervorgerufenen Erkrankung zu tun hätten, da so hohe Agglu-
tinationswerte unbedingt für eine noch bestehende Erkrankung
sprachen, ganz abgesehen davon, daß für. einen abgelaufenen
Därmtyphus keine anamnestischen Angaben verwertbar waren,
Die Lymphocytose, welche die ceytologische Untersuchung
des Pleuraergusses ergab, scheint, entgegen der von französischen
Autoren vertretenen Ansicht, mit zu den Eigenheiten der Typhus-
pleuritis zu gehören. |
klinisch noch später anatomisch ein Anhaltspunkt. für eine tuber-
kulöse Pleuritis gefunden. werden. Damit war aber auch die Mög-
lichkeit. einer Anreicherung der Typhusbacillen in einem schon
bestehenden tuberkulösen pleuritischen Erguß ausgeschlossen
worden. Da die bei der Autopsie vorgenommene bakteriologische
Untersuchung der Galle und Milz ein negatives Ergebnis. hatte
und sich auch weder am Darm noch an den mesenterialen Lymph-
drüsen Veränderungen fanden, die für einen abgelaufenen Typhus
' verwertbar gewesen wären, war es wohl eindeutig, daß es sich in
der oben. beschriebenen Beobachtung um einen reinen Pneumo-
pleuratyphus gehandelt hat. Erwähnenswert ist noch der Um-
stand, daß eine Hausgenossin des Patienten, die drei Wochen
vorher erkrankt war, wegen eines Darmtyphus in unserer Anstalt
in Behandlung stand. |
Ganz kurz sei noch
Plötzlich setzte unter Schüttelfrost eine Hämaturie ein mit gleich-
zeitiger Olygurie, welche unter: den Erscheinungen einer Anämie
zum Tode führte. Das Fehlen der Ödeme, das Ausbleiben jeder
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ta typhosa; Nephritishaemo-
Körperchen -betroffen: sicherlich mehr als die Hälfte der
Denn in unserem Falle konnte weder
auf die Affektion der. Niere verwiesen.
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größeren Drucksteigerung deuteten wohl schon klinisch darauf hin,
daß wir es nicht mit einem diffusen glomerulitischen Prozeß zu
tun hatten, eine Annahme, die durch den mikroskopischen Befund
bestätigt wurde. Der positive Bacillenbefund im Harn kann nicht
eindeutig verwertet werden, da vor dem Auftreten der Hämaturie
eine bakteriologische Untersuchung des Harnes nicht vorgenommen
worden war. Der histologische Befund macht es aber wahrschein-
lich, daß der Eberthsche Bacillus oder seine Toxine zu dieser
herdförmigen Nephritis Volhard-Fahr geführt haben; eine Form
einer renalen Erkrankung, die wohl bei Streptokokkeninfektionen
relativ häufig, bei typhösen Erkrankungen nur selten beobachtet wird.
Unsere Beobachtung zeigt, wie eine Reihe der in der Literatur
niedergelegten, daß bei Infektionen durch den Eberthschen Bacillus
auch die Lunge als primärer Lokalisationsort des Typhus B in
Betracht kommt; lokale histogene Disposition und Beschaffenheit
der Toxine dürften, wie Posselt hervorhebt, für die primäre
Organerkrankung entscheidend sein.
_
Arbeitsleistungen und Nahrungsverbrauch von
i Schwerarbeitern.
Von
Bergrat Witte, Recklinghausen.
In einer Bekanntmachung der preußischen Regierung über
die Zustände im oberschlesischen Steinkohlenbergbau vom 20. März
1919 ist angegeben, daß die Leistung. eines Arbeiters je Kopf und
Schicht im Frieden 1,3 t, gegen Ende des Krieges 0,8 t und im
März 1919 nur noch 0,5 t Kohle betragen hat. Ein derartiger
Rückgang der Leistungen ist nur durch die vollkommen unzureichende
Ernährung der Bevölkerung in den Verbrauchsgebieten zu erklären,
Für jedes Lebewesen ist ein zahlenmäßiger Zusammenhang zwischen
Arbeitsleistung und Nahrungsverbrauch feststellbar. Beispielsweise
hat man für ein Pferd von 500 kg Lebendgewicht folgende Ver-
brauchszahlen ermittelt:
Bei schwerer Arbeit 7500 g Stärkewert und 900 g Eiweiß
„ mittlerer „ 58008 600 g
„ schwacher „ 4600 g 400 g
Aus diesen Zahlen geht hervor, daß eine Einschränkung des
Nahrungsverbrauchs genügt, um aus einem Sch w er arbeiter einen
Schwacharbeiter zu machen. Auf die Rückkehr der Friedens-
leistung ist also erst dann zu rechnen, wenn der Bevölkerung die
Friedensernährung verabfolgt wird. Zahlenmäßige Feststellungen
über den Friedensverbrauch an Nahrungsmitteln sind deshalb gegen-
wärtig von besonderem Wert.
Umfangreiche Erhebungen über den Nahrungsverbrauch der
oberschlesischen Bergarbeiter, deren Leistungsrückgang in der
eingangs erwähnten Bekanntmachung beklagt wird, sowie sonstiger
'Schwerarbeiter des oberschlesischen Industriebezirks hat der Berg-
assessor Kuhna in den Jahren 1591/1892 vorgenommen und in
dem Werke „Die Ernährungsverhältnisse der industriellen Arbeiter-
bevölkerung in Oberschlesien“!) veröffentlicht. In der zahlenmäßigen
Auswertung der Einzelerhebungen sind jedoch verschiedene Un-
genauigkeiten nachweisbar, sodaß der von Kuhna ermittelte
Durchschnittsverbrauch als maßgebend nicht anzuerkennen ist. Da
die Verbrauchszahlen für jeden Haushalt einzeln angegeben sind,
war es möglich, Durchschnittssätze für den Verbrauch von folgenden
Gesichtspunkten aus neu zu berechnen:
1. Der Nahrungsverbrauch von Arbeiterfamilien läßt sich
entweder für den Kopf der Familienangehörigen oder für die Ver-
brauchereinheit, das heißt den Erwachsenen, berechnen. In letzterem
Falle sind die Kinder mit einem ihrem Verbrauchsanteil entsprechenden
Satze zu berücksichtigen. Der Verbrauchsanteil der Kinder wird
verschieden geschätzt. Kuhna hat einen zu niedrigen Satz an-
genommen, denn er hat beispielsweise Kinder bis zu zwei Jahren
einschließlich als !/,, Einheiten bewertet. Die Neuberechnung ist
für den Kopf der Familienangehörigen durchgeführt und die Zahl
der Kinder unter 14 Jahren besonders vermerkt,
2. In Hausständen mit Viehhaltung wird in Rücksicht auf
die Tierfütterung auf reichliche Nahrungsabfälle hingearbeitet. Um
den Betrag der Mehrerzeugung an Abfällen wird also in vieh-
haltenden Hausständen der menschliche Verbrauch zu hoch an-
gegeben. Zwecks genauer Erfassung des menschlichen Verbrauchs
einschließlich der zugehörigen Wirtschaftsabfälle sind bei der Neu-
a) Leipzig 1894, Verlag von Duncker & Humblot.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32.
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ausgeschieden. |
3. Infolge mangelhafter Auswahl oder unzureich
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angaben, die sich nur unmittelbar im Anschluß an die Erhebung richtig-
Tafel I.
Verbrauch, berechnet auf den Kopf und Tag, getrennt nach fünf Gruppi
von Haushaltungen. |
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Nährwert (Calorienwert) -. . . 2.2... | 2180 | 2339 | 2236 | 2292 | 2150
*) Einschließlich anderer magerer und mittelfetter Fleischsorten.
Der Verbrauch, berechnet auf den Kopf der Familienangehö-
rigen und den Tag, ist in Tafel I, getrennt für fünf Gruppen von
Haushaltungen, dargestellt.
Gruppe I. 16 Haushaltungen in Kattowitz und Königs-
hütte mit 100 Personen, darunter 54 Kindern unter 14 ‚Jahren.
Gruppe II. 14 Haushaltungen in Laurahütte, Myslowitz
und Schoppinitz mit 68 Personen, darunter 38 Kindern unte
14 ‚Jahren. |
Gruppe Ill. 13 Haushaltungen in Miechowitz und Mikult-
schütz mit 68 Personen, darunter 37 Kindern unter 14 Jahren.
Gruppe IV. 15 Haushaltungen in Zaborze mit 86 Personen,
darunter 42 Kindern unter 14 Kindern.
Gruppe V. 14 Haushaltungen in Zabrze mit 75 Personen,
darunter 45 Kindern unter 14 Jahren.
Die ausnutzbaren Nährstoffe (Kohlehydrate, Fett, Biweiß)
und der Nährwert (Calorienwert) sind nach der Nährwerttafel von
König berechnet. Da die oberschlesische Arbeiterschaft fast
ausschließlich haus backenes Roggenbrot verzehrt, ist der Ver-
brauch an Getreideerzeugnissen in der Hauptsache als Mehlver-
brauch nachgewiesen. Bemerkenswert ist der der Gewöhnung
und dem Geschmacke der Bevölkerung in Ostdeutschland ent-
sprechende hohe Verbrauch an Kartoffeln und Kraut.
Weiterhin ist in Tafel II der Durehschnittsverbrauch für den
Kopf und Tag innerhalb der untersuchten 72 Haushaltungen der
Gruppen I bis V mit 397 Personen, darunter 214 Kindern unter
14 Jahren, nachgewiesen. Dem Durchschnittsverbrauche von
2236 Calorien steht ein Höchstverbrauch von 2339 Calorien m
Gruppe II und ein Mindestverbraueh von 2150 Calorien m
Gruppe V gegenüber. Der Mehrverbrauch von rund 5% und der
Minderverbrauch von rund 4% liegen innerhalb der bei gleich-
artigen Erhebungen als zulässig zu erachtenden Fehlergrenzel:
Das Durchschnittsergebnis von 2236 Calorien für den Kopf und
Tag kann deshalb als brauchbare Grundlage für die Schätzung
des Nahrungsbedarfes von Schwerarbeiterfamilien al
gesehen werden,
. „In Arbeiterfamilien, deren erwachsene männliche Familien:
mitglieder keine schwere körperliche Arbeit verrichten, hat man
einen Durchschnittsverbrauch von 1900 Calorien für den Kopf
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due Br
. MAN
yugust.
berechnung alle viehhaltenden und ackerbautreibenden Hausstände
ender Auf-
klärung der Haushaltungsvorstände, die die Aufzeichnungen über
den Verbrauch liefern, kommen gewisse Fehler in die Verbrauchs-
S
z
ar
stellen lassen. Faßt man die Einzelangaben orts- oder gruppenweise
zusammen, so kann man die ungefähren Fehlergrenzen der Erhebung `
feststellen und einzelne aus dem Rahmen der übrigen Zahlen
herausfallende Ergebnisse als offensichtlich fehlerhaft ausscheiden.
7.10; August.:
-~
m
....hat, in. die Rubrik Nr. 8:
daraus hervor
Tafel.
Verhriuch, berechnet auf den Kopf und Tag, im Durcbsehnist der
fünf Gruppen’ von’ Haushaltungen.
| . sfe Calo- `
S Fett |Eiweig |‘ rien-
TO 2 ` | wert
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Mehl SE AT E E E E 257 m | 26 | 3216 812
r N a ee ee ee 22 11 -0,1 0,9 48
Hülsenfrüchte Say a a Ar ar A 15.) 7 0,1 2,5 39.
Reels wen ae de a A o 14 ' ii 0,1 0,9 48
Kartoffeln a OR a GEN 564 lii 1,1 8,3- | : 493
Kraut»... 2. 8 en a e 0 150 5 0,5 156 ; 30
- Zueker ar. a ee ee ie Ya 82 32 — . — 127.
Milch 113 -5 ‚88 |: 86 76
Butterzatich E E 33 1 | 02 1,0 12
u nr ae en he ee lee aa 9 — 78 — 69
7 3 = 04. 1,0 9
Schweinefleisch - el a a 41 — 14,3 5,8 161
poki ae a ae a ne 28 — 19,1 2,3 190
Bet. E SE E E E 4 _ 38 | — 35
U A er de 5 — 1,8 0,8 21
Rindfleisch u Dr RL NE Be Be ee 26 — 1,8 5,0 . 42
ME . 2.2220. ee E OA 8 — 1,8 1,5 19
Eier er daada a Rh an a ee Sa ee 3 — 0,3 0,4 ‚5
h | 354 5 58,6 | 57,1 | 2236
- 7 Einschließlich anderer magerer und mittelfetter Fleischsorte en.
s id Tag festgestellt), Für die Gesamtheit der Arbeiterfamilien
kann-man mit einem Durchschnittsverbrauche, der zwischen 1900
5 “und: 2236 Calorien liegt, also rund 2100 Calorien beträgt, rechnen.
1919 — MEDIZINISCHE KLINK — Nr. 32.
| ermittelten physiologischen ` Bedarfe,
gegenwärtig bestehende, die eine. tägliche Nahrungszuteilung mit
799 -
raam
Niimi man in. ET mit Wërishófter an, daß- .
Kinder unter 14 Jahren die Hälfte des Nahrungsverbrauchs der -`
Erwachsenen haben und daß in Arbeiterfamilien die Kinder diè E 2 o, l
Hältte der. Kopfzahl stellen, só errechnet ‚sich der Durchschnitts-
‚verbrauch der Erwachsenen zu‘ 2800 Calorien, derjenige der
Kinder zu 1400 Calorien je Kopf und Tag. Innerhalb-der Gesamt-
Kinder rund 30% der Kopfzahl. Für ganz Deutschland ist hiernach
| mit einem Durchschnittsverbrauche von rund 2400 Calorien für
| den Kopf und Tag.zu rechnen. - -.
Der nach den Aufzeichnungen der cudad Haushaltungen
errechnete Verbrauch deckt sich mit dem auf Grund von Versuchen
einem Nährwert von rund 1400 Calorien für die Verbraucher vor-
` sieht, setzt sich mit den einfachsten statistischen und physiologischen
Erfahrungszablen in Widerspruch. Der: Zustand, daß der Bedarf
nur zu drei Füufteln. gedeckt wurde, war nur durch die gewaltigen
Zufuhren. des Schleichhandels aufrechtzuerhalten. Die Folgen -
waren eine vollständige Erschöpfung in den Verbrauchsgebieten,
| ein früher nicht für möglich gehaltener Tiefstand der Arbeits-
leistungen und ein Widerstand weiter Kreise gegen jede geregelte
Arbeitstätigkeit. Eine Steigerung der daniederliegenden Leistungs-
| fähigkeit ist nur nach Maßgabe der Erhöhung der Rationen für ~
| die erwachsenen Verbraucher :bis zur Wiederherstellung def
Friedensrationen, das heißt bis: zur Deckung, des vollen Nahrungs-
bedarfs aus inländischer ‚Erzeugung in SERDESNIE, mit den Zu,
i fuhren des Auslandes, zu er warten.
Ärztliche Gutachten : aus deni Gebiete des. Versicherungswesens (Batch und Privat Versicherung).
Redigiert von San.-Rat Dr. Hermann Engel, Berlin W30.
Zur Frage der sogenannten Spätapoplexien nach Unfall. .
Von
San. Rat Dr. Hermann Engel, Berlin- ee
. Gerichtsarzt des Oberversicherungsamtes Groß-Berlin. -
Der :59 jährige Müller R. erlitt am 30. März 1917 vormittags
- 11 Uhr 45 Minuten einen Unfall durch Sturz von einer Leiter.
. Die Zeugen bekunden, daß der Vorgang sich kurz vor zwölf Uhr
abgespielt hat. Während V. eine Laterne holte, sei R. von anderen
-~ von der Unfallstelle ` herausgeschafft gewesen nd hätte mit einer
‚stark -blutenden Wunde am Kopf auf einer Bank gesessen und
gejammert. Es ist also eine irrige Angabe, wie sie auch schon
- yon dem Zeugen-'W. als solche bezeichnet war, wenn R. bei der
- Pölizeilichen Untersuchungsverhandlung angab, er habe dreiviertel
Stunden bewußtlos gelegen oder gar in dem Schreiben vom 11. April
1918 ‚behauptet, der Unfall sei vormittags 91/2 Uhr eingetreten,
und er sei erst um 121/4 Uhr zum Bewußtsein zurückgelangt.
ur -Die Annahme des erstbehandelnden Arztes Dr. M., an der
linken Schläfengegend habe. sich ‘eine narbige Vertiefung (Delle)
vorgefunden, ist durch die Gutachten des Dr. H. vom 28. Februar
.. 1918 und des Medizinalrat Dr. St, vom 21. August 1918 widerlegt.
| R. ist vom 80. März 1917 bis 12. April 1917, also nur 14 Tage
| rank und arbeitsunfähig gewesen, vom nächsten Tage an war.
‚ er gesund und .erwerbsfähig; und hat dann vom 13. April bis
4 Juli 1917 gearbeitet,
| In dem Arztbericht vom 17. November 1917 hat Dr. M. die
"Tatsache, daß R. am 5. Juli 1917 einen Schlaganfall bekommen
„Sind an dem Verletzten noch sonstige
Gebrechen, welche bereits "vor der Verletzung bestanden haben,
bemerkt worden und welche?“ eingetragen. |
Wenn auch der Vermerk auf die Einschränkung „welche
bereits vor der. Verletzung bestanden“ nicht zutrifft, so geht doch
Zusammenhang mit dem Unfall stehend betrachtete. Erst in seinem
chreiben vom 23. November 1917 kommt Dr. M. zu dem Schluß,
‚daß der Schlaganfall offenbar „mehr oder weniger“ mit der erlittenen l
bori zusammenhänge. .
Dr. G. kommt zu dem Schluß, daß es sich um ‘eine direkte
Unfällfolge bei dem Schlaganfall nicht gehandelt habe, immerhin
hät der Unfall eine wesentliche Verschlimmerung eines schon |
vorbestehenden Leidens (Entartung der Gehirnarterien) herbeigeführt,
Saa,
1) Vergleiche Technik und Wirtschaft 1919, H. 1,
‚von Arbeitern“ ‚ „Die Ernährung
daß Dr. M. den Schlaganfall damals als außer |
| weswegen der Schlaganfall mit einiger Wahrscheinlichkeit als Unfall-
folge anzusehen sei.
Dr. H. sagt: Ganz von der Hand zu weisen ist- ein Zusammen-... |
hang (zwischen’Unfall und Schlaganfall) wohl nicht, wenngleich
die. Zeit von drei Monaten zwischen Untal und ‚Schlaganfall eine `
recht lange. ist. |
Medizinalrat Dr. St verneint in seinem Gutachten vom
21. August 1918, daß der Schlaganfall direkte Unfallfolge sei. Er
führt weiter aus: Der.Unfall war jedenfalls kein leichter, da sicher
Bewußtlosigkeit vorhanden war, also Gehirnerschütterung bestand.
Daran hätten sich andauernd Kopfschmerzen und.Schwindelgefühl
geschlossen, das heißt Zustände, die eine gewisse Reizbarkeit : `
im Schädelinnern erkennen ließen, jedenfalls herrührend durch
Circulationsstörung (Blutüberfüllung) im Anschluß an. die Gehirn- |
erschütterung.
und’ zudem in einem besonders staubigen Betrieb arbeitete, so sei -
klar, daß’ dabei der Kräfteaufwand wiederum ein gesteigerter sein
müßte, was ebenfalls auf die Blutverteilung im Gehirn ungünstig ®
l einwirken müßte.
Da nun diese schädlichen Momente ein weit-
gehend gebrechliches Schlagadersystem trafen, so könne doch mit
Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die dauernde Blut-
überfüllung der Gehirngefäße infolge. des Unfalles genügte, um die
Zerreißung vollends herbeizuführen. | i
Hiernach verurteilte das Oberversicherungsamt die Berufs-
genossenschaft zur -Zahlung der Hinterbliebenenrente, wogegen
| Rekurs beim. Reiohsversicherungsamt eingelegt wurde. .
Begutachtung.
Die Ursache eines Schlaganfalles durch Gehirnblutung. ist
stets in einer Erkrankung der Wandungen der kleinen. Gehirn-
arterien zu suchen. Am häufigsten finden wir sie daher bei solchen
Personen, die an allgemeiner Aderwandstarre (Getäßverkalkung,
Arteriosklerose) leiden.
Bei R. bestand. eine solche, wie die ärztlichen Gutachten
erweisen, in hohem Grade.
. „Eine weitere unbestrittene Erfahrung geht dahin, daß die
große Mehrzahl der Gehirnblutungen im reiferen Alter, in den
fünfziger Jahren vorkommen, also in der Zeit, in der "auch die
Aderwandstarre ihre ' höheren Grade erreicht. R., stand kurz vor
"Vollendung des 60. Lebensjahres.
‚Bei derartiger Sachlage kann ein Schlaganfall schon beim
Husten, Räuspern, Niesen, Pressen, also bei den täglichen Vor-
| kommuissen. des Lebens, ja sogar während .der Beitruhe ohne
jedes veranlassende äußere Moment ‚eintreten,
bevölkerung Deutschlands stellen ‘die Erwachsenen rund 70%, die,’ =..
Eine Rationierung wie de `> >c
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Da nun R. unter Überwindung: seiner Störungen
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Soll daher ein Schlaganfall als Unfallfolge anerkannt werden,
so muß verlangt werden, daß derselbe unmittelbar oder wenigstens
in begrenzter Zeit der beschuldigten Gelegenheitsursache folgt.
Insofern bieten die nach erheblichen Kopfverletzungen ‘alsbald
auftretenden Gehirnblutungen keine Schwierigkeit für die An-
erkennung als Unfallfolge.
Nun hatBollinger in derFestschrift fürRudolfVirchow
1891 auf die sogenannten traumatischen Spätapoplexien (Schlag-
anfälle einige Zeit nach dem Unfall) aufmerksam gemacht. Es
sind Fälle beobachtet worden, in welchen am 3., 8., 9., 20., ja
sogar am 52. Tage nach einer Kopfverletzung eine Spätblutung
einsetzte. Der letzte Zeitraum erscheint allerdings recht lang.
Langerhans und v. Monakow legen den Hauptanteil
an der Entstehung der Spätblutung nach Unfällen auf die Gefäß-
veränderung. Diese Anschauung wird ärztlich allgemein geteilt
und ist hier auch von den Vorgutachtern vertreten worden.
Thiem vertritt den Standpunkt, daß die schädliche Ein-
wirkung auf das Gehirn und seine Gefäße, nämlich heftige dauernde
Kopfschmerzen, Erbrechen, Pulsverlangsamung, Schwindelanfälle
usw., Sich sofort zu erkennen geben muß.
Erbrechen und Pulsverlangsamung wird aber hier von keinem
der beteilisten Ärzte erwähnt. Kopfschmerzen und Schwindel-
anfälle sind andererseits ein so gewöhnliches Attribut der Ader-
wandstarre in den Hirngefäßen, daß sie mit hoher Wahrscheinlich-
keit schon vor dem Unfalle bestanden haben, wenngleich sie dem
R. während seiner gewohnten Arbeit weniger, vielmehr erst bei der
durch den Unfall bedingten Arbeitsunterbrechung zu Bewußtsein ge-
kommen sind. Es fehlte also der beweisendste Teil von Hirnreiz-
erscheinungen. Da nun der Verletzte schon nach kurzer Zeit
obendrein noch eine Zeitlang in derselben Weise, wie vor dem
Unfalle gearbeitet hat, so wird man sich den hierfür von Thiem
(Handbuch der Unfallerkrankungen, Stuttgart, Ferdinand Enke 1910,
II. Band, I. Teil, Seite 143) aufgestellten Anschauungen anschließen
müssen, nämlich, daß hier nur ein zufälliger, rein zeitlicher Zu-
sammenhang angenommen werden kann.
Es kommt noch eins hinzu. Wenn einem solchen Schlag-
anfalle Gefäßveränderungen vorausgehen müssen, so muß eine
gewisse Zeit vergehen, ehe diese Gefäßveränderungen so weit fort-
geschritten sind, daß sie das Bersten des Gefäßes möglich machen.
C. Mendel nimmt den notwendigen Zeitraum auf eine bis sechs
Wochen an. Die Ausbildung dieser Veränderungen wird jeden-
falls um so schneller eintreten, je schwerer bereits die Gefäß-
wände zur Zeit des Unfalles geschädigt waren, wie es hier der
Fall war.
Hier liegen zwischen Unfall und Schlaganfall 95 Tage, von
denen R. 84 Tage gearbeitet hat.
Dieser Zeitraum ist meines Erachtens ein viel zu großer,
um zwischen beiden Ereignissen noch einen ursächlichen Zu-
sammenhang auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen
zu können.
| 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32.
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Ich gelange daher zu dem Schluß:
Es ist nicht mit Sicherheit, aber auch noch nicht einmal
mit ausreichender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß der von
R. am 5. Juli 1917 erlittene Schlaganfall ursächlich, mittelbar
oder unmittelbar mit dem Betriebsunfalle vom 80. März 1917 in
einem ursächlichen Zusammenhang steht, weil
a) R. sich in einem Lebensalter befand (fast 60 Jahre alt),
in dem bei der vorhandenen starken Gefäßerkrankung Schlag-
anfälle auch ohne äußere Unruhe einzutreten pflegen, EN
b) der Zeitraum, zumal bei der schon weit vorgeschrittenen
Gefäßerkrankung zwischen Unfall und Schlaganfall, ein viel zu
großer ist,
c) sichere Hirnreizerscheinungen in der Zwischenzeit nicht
nachgewiesen sind, da Kopfschmerzen und Schwindelanfälle ge-
wöhnliche Nebenerscheinungen der Aderwandstarre sind,
d) R. noch 84 Tage nach dem Unfalle wieder gearbeitet hat.
Das Reichsversicherungsamt gelangte zu folgender Ent
scheidung: |
Die Frage, ob der Schlaganfall, weleher am 5. Juli 1917 bei
dem Kläger zu einer linksseitigen Lähmung geführt hat, mit dem
am 80. März 1917 erlittenen Sturz im Zusammenhang steht, ist
eine rein medizinische, die lediglich an der Hand der ärztlichen
Gutachten beantwortet werden kann. Das Reichsversicherungsamt
hat nun dem Gutachten des San.-Rat Dr. Engel vom 18. No-
vember 1918 vor den Gutachten der früher gehörten Ärzte den
Vorzug gegeben. Dr. Engel verneint aus überzeugenden Gründen
den ursächlichen Zusammenhang. Der Kläger litt an einer bereits
weit vorgeschrittenen Schlagaderverkalkung, die bei seinem Alter
von fast 60 Jahren jederzeit auch ohne äußere Einwirkung einen
Schlaganfall befürchten ließ. Weiter liegt zwischen Unfall und
Schlaganfall ein Zeitraum von 98 Tagen, worunter 84 Arbeits-
| tage. Dr. Engel betont, daß dieser Zeitraum viel zu groß ist,
um die Annahme einer Spätblutung, wie sie mitunter nach Un-
fällen beobachtet ist, wahrscheinlich zu machen. Schließlich fehlt
es auch an unzweideutigen Brückenerscheinungen, die eine schäd-
liche Einwirkung des Unfalls auf das Gehirn und seine Gefäße
erkennen lassen. Denn Kopfschmerzen und Sehwindelgetühl
können als solche nicht gelten, da sie eine gewöhnliche Begleit-
erscheinung vorgeschrittener Schlagaderverkalkung sind, sonstige
Hirnreizerscheinungen, wie Erbrechen und Pulsverlangsamung,
sind aber in der Zwischenzeit nicht nachgewiesen. Da ferner alle
Ärzte darin einig sind, daß der rechtsseitige Leistenbruch des
Klägers nicht als Unfallfolge anerkannt werden kann, war die
Berufsgenossenschaft berechtigt, eine Entschädigung für den Be-
triebsunfall vom 30. März 1917 abzulehnen. Die angefochtene
Entscheidung war deshalb aufzuheben und die ablehnenden Be-
ETIM 20. März 1918
scheide der Beklagten vom
a a A wiederherzu-
Referatenteil.
Sammelreierate.
Die Purpuraerkrankungen im Kindesalter.
Von Dr. E. Rhonheimer, Zürich.
Es ist heute nicht mehr daran zu zweifeln, daß Glanzmann(l)
mit seiner neuen Einteilung der Purpuraerkrankung im Kindes-
alter in dieses bisher so verworrene Gebiet neues Licht gebracht
hat, und sein Verdienst ist um so größer zu bewerten, als bereits
in einer Besprechung der Purpuraerkrankungen vom Standpunkte
des Internisten W. Schultz (5) in den Ergebnissen der inneren
Medizin und Kinderheilkunde die Glanzmannsche Einteilung
im großen und ganzen übernommen hat, Im Gegensatz zu der
alten Einteilung nach dem Sitze der Blutungen (Purpura rheumatica,
Purpura abdominalis) unterscheidet Glanzmann zwei große
Hauptgruppen, die anaphylaktoı de Purpura einerseits, den
Morbus maculosus Werlhofii andererseits.
Die Bezeichnung anaphylaktoide Purpura wurde
deshalb gewählt, weil die mannigfaltigen Syndrome dieser Gruppe,
ausgehend von der neueren Anaphylaxielehre, unter einem einheit-
lichen Gesichtspunkte betrachtet werden können. Immer handelt
es sich um eine infektiöse Ätiologie bei dieser Purpura-
gruppe. Auch bei den sogenannten primären Formen spielen latente
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin
Infekte eine Rolle, wenn sich auch der Wunsch, einen speeifischen
‚ Erreger, einen „Bacillus purpurae“ zu finden, als trügerisch und
unerfüllbar erwiesen hat. Auch die Melaena neonatoruM
ist wahrscheinlich infektiösen Ursprungs. Der fieberlose Verlauf
spricht in keiner Weise gegen eine infektiöse Ätiologie, wenn mal
bedenkt, wie labil die Wärmeregulation des Neugeborenen ist, und
wie leicht es an Stelle des Fiebers zu Auskühlung und Kollaps
kommen kann. Auch die hämorrhagischen Symptome im Gefolge der
akuten Exantheme gehören hierher, aber wahrscheinlich nut
diejenigen Formen, bei denen die Eruptionen des Exanthems sekundär
hämorrhagisch werden. Es kann also im Verlaufe der verschiedensten
Infekte zu dem Symptom der Purpura kommen, Dabei handelt es
sich wohl nicht um eine specifische Eigentümlichkeit der Mikroben,
Purpura zu erzeugen, sondern wir müssen die Ursache in emer
Veränderung beziehungsweise Sensibilisierung des Terrains suchen,
auf dem sie sich entwickeln. Den Beweis dafür, daß es sich um
einen anaphylaktoiden Symptomenkomplex handelt, sucht Gl ai x
mann teils in Ergebnissen von Tierversuchen, teils in der Ähnlich-
keit mit der Serumkrankheit, einer sicher auf Anaphylaxie
beruhenden Erscheinung. k
Bessau (2) will sich mit der Bezeichnung der anaphyla“-
toiden Purpura nicht einverstanden erklären. Er hat durch SEE.
Untersuchungen die Art der Giftwirkungen bei den Infekten fest-
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vorliegenden Material keine anaphylaktischen Gif
dem Auftreten der Purpura zugrunde liegt. _
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10. August. | _
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 82.
zustellen versucht, und es zeigte sich ihm, daß.die Rolle anaphylak-
tischer Giftwirkung bei infektiösen Prozessen nur eine beschränkte
ist; gesetzmäßig treten anaphylaktische Giftwirkungen z. B. bei den
Masern auf, bei der Mehrzahl der Infektionen sind sie aber nur
in Ausnahmefällen in höherem Maße beteiligt. Gerade die. Masern
hätten aber keine gesetzmäßigen Beziehungen zur Purpura, Anderer- .
seits erzeuge z. B. die Meningokokkeninfektion, die nach dem bisher
iftwirkungen ver-
ursache, besonders häufig schwerste Purpura. Auch behauptet
Bessau, daß der anaphylaktische Symptomenkomplex beim
Menschen Beziehungen zur anaphylaktoiden Purpura vermissen
läßt. Er enthalte zwar deren Begleitsymptome — Fieber, Urticaria,
Erytheme, Exantheme, Ödeme, Gelenkerscheinungen, abdominale
Symptome, Albuminurie —, aber das Hauptsymptom, die eigentliche
Purpura, fehle. .
Im Gegensatz zu Bessau bilden die Beobachtungen Wid -
mers (6) über das Vorkommen von Purpura simplex bei
` Serumkrankheiten eine Stütze der Glanzmannschen
Theorie. Widmer beschreibt den Fall eines fünfjährigen Knaben,,
‘ der an Diphtherie nach Scharlach litt, mit Erscheinungen von Serum-
anaphylaxie nach Diphtherieseruminjektionen, von denen die letzte
intravenös gegeben wurde: zwei Minuten -nach Beginn am rechten
Arm ausgedehnte Purpura, die sich rasch über den ganzen Körper
* ausdehnte. Bei zwei anderen Kindern trat die Purpura erst 20 be-
ziehungsweise 23 Tage nach der Injektion im Verlauf ausgesprochener
| Serumkrankheit in die Erscheinung,
Die Entstehung der Blutungen bei der anaphylak-
.
toiden Purpura erklärt Glanzmann dadurch, daß eigenartige
‚Gifte sich bilden, welche eine lähmende Wirkung auf die Vaso-
motoren. (Sympathicus) ganz besonders des Splanchnicüsgebietes
ausüben, wodurch es zu einer enormen allgemeinen Blutdruck-
senkung kommt.
in ihnen und in dem zugehörigen Venennetz an und staut sich.
- Die Folgen der Capillarlähmung sind reichliche Transsudation von.
fibrinöser Flüssigkeit mit Blutaustritt. Offenbar ist die enorme
Vasodilatation infolge -von Capillarlähmungen, die bis zur Rhexis
gehen kann, auch auf der äußeren Haut derjenige Prozeß, welcher
~ Im Blut zeigt sich bei der anaphylaktoiden Purpura eine
Veränderung der Blutplättehen, vor allem ihrer Zahl,
= die normalerweise zwischen 200 000 bis 300 000 beträgt. Im all-
gemeinen kann man sagen, daß die anaphylaktoide. Purpura mit
einer . Vermehrung der Plättchenzahl einhergeht. Schultz nennt
sie deshalb auch athrombopenische Purpura. Eine
Thrombopenie bis zu hohen Graden wird nämlich immer beim
Morbus Werlhofii beobachtet. Man hat deshalb die Blutplättchen-
zählung als eine wichtige Methode zur Unterscheidung der
beiden Purpuraformen bezeichnet. Dies stimmt aber nicht, wie
auch Schultz besonders hervorhebt, ‘weil dieselbe Ursache,
nämlich die Anaphylaxie, sowohl eine abnorm hohe wie eine
abnorm niedrige Plättchenzahl bedingen kann. Glanzmann
unterscheidet bei der anaphylaktoiden Purpura 1. eine chronisch
intermittierende Form, 2, eine akute infektiöse, 3 eine foudroyante
infektiöse Form (Purpura fulminans Henoch). Die chronische Form
geht nun gewöhnlich mit einer Vermehrung, die akute infektiöse
und die foudroyante Form mit einer leichten Verminderung der
Blutplättchen einher. Wahrscheinlich besteht bei allen diesen Zu-
ständen, wie bei der Anaphylaxie, ein gesteigerter Plättchenzerfall.
Die Vermehrung bei der chronisch intermittierenden Form ist als
Regenerations- beziehungsweise Kompensationserscheinung aufzu-
fassen, welche natürlich unter Umständen ungenügend sein oder
‚fehlen kann, sodaß die ursprüngliche Verminderung hervortritt.
Bei dieser Sachlage darf nicht die Rede davon sein, daß das
Ergebnis der Blutplättchenzählung auf die Zuteilung einer
Purpura zu der einen oder anderen Gruppe entscheidenden Ein-
fluß haben kann. | |
, „Vielmehr sind es die rein klinischen Merkmale,
die die Diagnose einer anaphylaktoiden Purpura stellen lassen
und die deshalb zum Teil in Wiederholungen hier nochmals auf-
geführt seien. Alle diese Symptome stehen auch im Gegensatz
zu den entsprechenden Symptomen beim Morbus Werlhof, Die
Blutungen sind Petechien, selten größer und zeigen gewöhn-
lich sym metrische Anordnung. Meist besteht Fieber,
k otide: mit allgemeinem Unwohlsein, leichten oder stärkeren
poPischmerzen, Appetitlosigkeit und, belegter Zunge. Fernere
egleitsymptome sind: Urticaria, multiforme Erytheme, Ödeme,
r
ed
Da besonders die contractilen Elemente der
Mesenterialcapillaren gelähmt werden, so sammelt sich das Blut
Gelenkschwellungen und -schmerzen, abominale Symptome (blutige
| Durchfälle mit Koliken), Albuminurie und hämorrhägische Nephritis.
Die Prognose’ der anaphylaktoiden Purpura ist bei der
chronisch intermittierenden Form eine gute; verdüstert wird sie
besonders durch stärkere intestinale Symptome und durch hämor-
rhagische Nephritis; aber gewöhnlich ist trotzdem der Verlauf ein’
gutartiger. Zweifelhaft ist die Prognose bei der akut infektiösen
Form, schlecht in der Regel bei der fulminanten Form, aber überall
kommen Ausnahmen vor. I | |
| Was die Therapie der anaphylaktoiden Purpura anbetrifft,
so spielt dabei der Kalk eine wichtige Rolle, indem er die Fähig-
keit hat, die kleinsten Blut- und Lymphgefäße, die infolge des
Capillargiftes im Stadium der Lähmung und dilatiert sind, abzu-
dichten und weniger durchlässig zu machen. Dadurch wird die
Transsudation von Plasma sowohl. wie von roten Blutkörperchen
verhindert. Man gibt z. B. von Chlorcaleium 5 bis 7 g pro Tag
innerlich. Außerdem wirken Gelatine und Serum, sub-
cutan angewandt, sicher günstig bei der anaphylaktoiden Purpura.
Gelatine gibt man vom 10°/oigen Merckschen Präparat etwa 10 cem,
die gleiche Menge Serum, und zwar entweder gewöhnliches steriles
'Pferdeserum oder auch Diphtherieserum. Gleicherweise wird auch
Pepton empfohlen. Es handelt sich bei allen diesen Mitteln
um die Zufuhr artfremden Eiweißes. Glanzmann sucht nun
deren günstige Wirkung auch auf Grund der Anaphylaxie-
lehre zu erklären. Mit der Zufuhr von artiremdem Eiweiß
erreicht man eine Desensibilisierung. Eine erneute Zufuhr von
Pepton, einige Zeit nach der ersten Injektion, bleibt im Tier-
experiment wirkungslos. Es entsteht ein, Zustand sogenannter
Antianaphylaxie durch Absättigung des Antikörpers. In ähnlicher
Weise werde bei der anaphylaktoiden Purpura die Sensibilisierung
für bakterielle Produkte durch Zufuhr weniger giftigen artfremden
Eiweißes herabgesetzt oder aufgehoben. =
Der Morbus maculosus Werlhofii.
‚ Seine Unterscheidung von der anaphylaktoiden Purpura ge-
schieht auf Grund folgender Merkmale: 1. Der Morbus Werlhof
tritt mitten in völligem Wohlbefinden auf, und ‘es besteht im Beginn
nie Fieber, während die anaphylaktoide Purpura mit den
Zeichen eines Infektes (Fieber, allgemeines Unwohlsein usw.) ein-
setzt. Oft: ist beim Morbus’Werlhof der ganze Verlauf fieberfrei.
Nach umfangreichen Blutergüssen oder im Gefolge komplizierender
' Infekte kann natürlich auch beim Werlhof Fieber sekundär auf-
treten. 2, Die Begleiterscheinungen der anaphylaktoiden Purpura
wie Urticaria, Erytheme, Ödeme, Gelenkschwellungen und -schmerzen,
Polyneuritis, intestinaäle Koliken mit Melaena, hämorrhagische
Nephritis sind dem Morbus Werlhof fremd. Wohl kommt es auch
zu intestinalen Blutungen, aber diese erfolgen meist
ohne Schmerzen. An Stelle der hämorrhagischen. Nephritis
tritt die reine Hämaturie. 3. Beim Morbus Werlhof finden
sich neben den Petechien stets große Flecken oft in Form von
Striemen (Vibices). Charakteristisch sind fünfmarkstück-
und handtellergroße Ekchymosen, welche im frischen Zustand
eine düster violettrote Farbe. zeigen. Später geht .die Farbe durch
Umwandlung des Blutfarbstoffes in ein bläuliches Grün und schließ- -
lich in bräunliches Gelb. über. 4. Während‘ die Efflorescenzen
der anaphylaktoiden Purpura sich vor allem an den Extremitäten,
mit besonderer Vorliebe in der Nähe der Gelenke lokalisieren, und
zwar gewöhnlich auffallend symmetrisch unter Freibleiben des
Kopfes, treten die Ekchymosen des Morbus Werlhof regellos
an allen Körperstellen, öfter auch am Kopf auf, und sie zeigen
nie symmetrische Anordnung. Die leichtesten Traumen
der Haut, wie Druck der Strumpfbänder oder anderer Kleidungs-
stücke, können für die Lokalisation der Blutungen maßgebend sein.
Beim Morbus Werlhof sind subcutane und intramuscüläre,
Hämatome, die der anaphylaktoiden Purpura fremd sind, eine
häufige Erscheinung. 5. Auch Epistaxis und Stomator-
rhagie, bei, der anaphylaktoiden Form selten, sind beim Morbus
Werlhof gewöhnlich vorhanden. Die Ekehymosen finden sich be-
sonders oft am Gaumen oder am gesunden Zahnfleisch. Auch
conjunctivale Blutungen kommen häufiger vor. 6. Während die
Blutplättehen in. den typisch chronisch intermittierenden Fällen
der anaphylaktoiden Purpura vermehrt sind, geht der Morbus
Werlhof mit einer Verminderung der Plättchenzahl
einher. In akuten fulminanten Fällen findet man zwar auch bei
der anaphylaktoiden Purpura eine Verminderung, und dieses Unter-
scheidungsmerkmal ist deshalb kein absolut charakteristisches; bei
den typischen Fällen des Morbus Werlhof ist jedoch die Verminderung
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eine So: hochgradige (mindestens unter 30000) wie nie bei der
anaphylaktoiden Purpura. 7. Während man bei der anaphylaktoiden
Form außer einer posthämorrhagischen Anämie keine nennenswerte
Veränderung des Blutbildes beobachtet, kommt es beim Morbus
Werlhof allmählich zu dem Bilde der aplastischen Anämie.
Der Plättchenschwund besteht zuerst allein; dann setzt ein all-
mählichker Granulocytenschwund ein unter kompensato-
rischer Zunahme der Iymphocytären Elemente; schließlich schwinden
auch die roten Blutzellen auf so niedrige Werte, wie bei keiner
anderen Anämieform, ohne jegliche Regenerationserscheinungen.
Diesem eigenartigen Verhalten des Blutes gehen schwerste anato-
mische Veränderungen des Knochenmarkes parallel, welche bis zu
einer vollkommenen Vernichtung und Auflösung aller seiner zelligen
Elemente führen können. An Stelle des vollkommenen Markschwundes
kann man, wie im Blut, einen Ersatz der Granolocyten durch lympho-
cytenähnliche Elemente finden. Diese Befunde veranlassen Glanz-
mann, den idiopathischen Morbus Werlhof als eine
Knochenmarkskrankheit, eine Myelopathie beziehungsweise
Myelophthise aufzufassen und den leukämischen und den
aleukämjschen Markveränderungen an die Seite zu stellen.
Wie bei der anaphylaktoiden Purpura unterscheidet Glanz-
mann auch beim Morbus Werlhof eine chronisch inter-
mittierende, eine akute und eine fulminante Form.
Neben dem idiopathischen Werlhof gibt es noch einen sympto-
matischen, der am häufigsten bei der Leukämie beob-
achtet wird.
Was die Prognose betrifft, so ist sie auch hier bei der
chronisch intermittierenden Form im allgemeinen gut; immerhin
muß sie reservierter gestellt werden in Hinsicht auf lebens-
bedrohende Blutungen in inneren Organen und auf den Endausgang
in aplastische Anämie. Auch die akute Form braucht nicht immer
ungünstig zu verlaufen. Fast immer letal ist die Prognose der
fulminanten Form,
Die Therapie hat drei Aufgaben zu erfüllen: 1. Lokale
Behandlung der Manifestation, 2. allgemeine Behandlung der
Manifestation, und 3. Beeinflussung der Krankheit als solcher. Was
die lokale Behandlung der Blutungen betrifft, so kommt vor allem
bei den häufigen Nasenblutungen eine sachgemäße Tamponade in
Betracht. Die Quelle der Blutungen sitzt meist ganz vorn am
Septum, wo sie durch ein geringes Trauma, oft auch bloß durch
Niesen ausgelöst werden kann. Es ist daher meist ganz unnötig,
die Bellocq sche Tamponade auszuführen. Als zweckmäßig hat
sich die Verwendung von „Koagulen-Vioformgaze“ für
die Tamponade erwiesen. Bei weniger starken Blutungen kommt
man auch durch oft wiederholtes Binträufeln einer 10°/,igen
Koagulenlösung in die Nasenlöcher zum Ziele Auch
iunerlich kann das Koagulen gegeben werden (5,0/200,0
Aqua zweistündlich ein Eßlöffel). Besonders bei Magen- und Darm-
blutungen ist diese Applikationsart indiziert. Die allgemeine Be-
handlung der Manifestationen findet am sichersten durch eine
direkte Bluttransfusion statt. Dadurch werden dem Blute
normale Blutplättehen mit ihren wirksamen Stoffen, an denen es
Mangel leidet, zugeführt. Auch die direkte subeutane In-
jektion von 5—10 cbm Normalblut ohne vorhergehende
Defibrinierung genügt. Außerdem ist für möglichste körperliche
und geistige Ruhe zu sorgen. Zur Beeinflussung der Krankheit als
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 29.
Kleinschmidt (Berlin): Die Verwendung von Buttermehl-
nahrung zur Säuglingsernährung. Das Prinzip der neuen Nahrung ist
eine Fettanreicherung der üblichen Kuhmilchverdünnung in einem un-
gefähr dem Fettgehalt der F rauenmilch entsprechenden Mengen-
verhältnis; sie wird erreicht durch Herstellung einer Einbrenne aus
gleichen Teilen Butter und Weizenmehl. Die guten. Ernährungserfolge
sind zurückzuführen auf günstige Stickstoffausnutzung, gute Fettresorp-
tion und Mineralstofibilanz.
E. und F. Müller: Ein Kraft- und Mineralstofiwechsel in der
Nordsee. Siehe Vereinsbericht Verein f. inn. Med. u. Kindhlk., Berlin,
14. April 1919.
Hasebroek (Hamburg): Über das Problem der selbständigen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32.
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
FOUR
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solcher hat man auf möglichst günstige hygienische Verhältnisse ib.
Bedacht zu nehmen, insbesondere auch auf eine mannisfaltigeee
mischte Kost mit reichlich Gemüse und Obst. Als ein direktes a
Specificum für die Behandlung der Krankheit ist das Arsen in
Form der Solutio Fowleri zu empfehlen. Es bewirkt eine Reizung
des Knochenmarks zur Abgabe von vermehrten Blutplättchen.
Schultz erwähnt noch besonders die von Kaznelsonmt
Erfolg- ausgeführte Milzexstirpation. >: g
In einer späteren Arbeit hat nun Glan zm ann (4) gezeist,
daß gewisse Fälle von Morbus Werlhof ein ausgesprochen heredi- 7
täres Vorkommen: zeigen und damit große Ähnlichkeit mit der <
Hämophilie haben. Er nennt diese Fälle „hereditäre hä-
morrhagische Thrombasthenie“. Im Gegensatz zur
Hämophilie, bei welcher nur die Männer erkranken, die
Frauen jedoch, ohne selbst zu erkranken, die Krankheit auf die
Kinder übertragen (Familie Mampel) auch wenn sie an Männer
aus anderen, mit jener Neigung nicht behafteten Familien verher
ratet sind, zeigen bei der hereditären hämorrhagischen Thromb-
asthenie beide Geschlechter gleich häufig Mani
festationen der Krankheit. Ein weiteres differentialdiagnostisches
Merkmal geben die bei der Hämophilie häufigen Gelenkverände
rungen durch Blutungen und ihre Folgezustände ab, welche
vor allem Knie- und Ellbogengelenke betreffen (Blutergelenke), , =
Solche Gelenkblutungen kommen bei der hereditären häamor-
rhagischen Thrombasthenie äußerst selten vor. Im allgemeinen ~
sind auch die Blutplättchen bei der Hämophilie vermehrt im
Gegensatz zur hereditären hämorrhagischen Thrombasthenie (Mor-
bus Werlhof). Der Verlauf und die Symptome dieser als Diathese
aufzufassenden Form des Morbus Werlhof sind kurz folgende: Meist
zeigen sich die ersten Manifestationen im zweiten bis dritten
Lebensjahr, wenn die Kinder gehen gelernt haben und dabei noch
öfter zu Fall kommen. Auf die geringsten Traumen bekommen
sie dabei ungewöhnlich große bläuliche Ekehymosen. In etwas
schwereren Fällen findet man wiederholt krisenartig. auftretendes
starkes Nasenbluten; kleine Schnittwunden bluten oft auffallend
lang und stark. Besonders nach Zahnextraktionen können sehr
erhebliche Blutungen auftreten. Meist sind sie aber nicht so
lebensgefährlich, wie bei der Hämopholie, indem der Verblutungstod
recht selten einzutreten scheint. Auch Menstruations- und Geburts:
blutungen können abnorm stark sein. Als Ursache der Blutungen
kommt bei der hereditären hämorrhagischen Thombasthenie nicht |
nur die geringe Zahl der Blutplättchen, sondern auch ihre funktio-
nelle Minderwertigkeit (Thrombasthenie) in Betracht.
Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß zur Unterscheidung der
verschiedenen Purpuraformen von Glanzmann die Blutgerin-
nungszeit, die Thrombenbildung, die Retractilität des Blutkuchens
usw. herangezogen werden, Methoden, die jedoch nur vom Häma-
tologen anzuwenden sind. Ich habe es deshalb unterlassen, diese
Untersuchungsmethoden hier zu berücksichtigen.
5
Literatur: 1. Glanzmann, Beiträge zur Kenntnis der Purpura im Kindes-
alter. (Jb. f. Kindhlk. 1916, Bd. 83, S. 271 und 379.) — 2. Bessau, Zur Frage”
der anaphylaktoiden Purpura. (Ebenda 1916, Bd. 84, S. 296.) — 3. Glanzmann,
Erwiderung auf die Bemerkungen von Bessau. (Ebenda 1916, Bd. 84, 8. 302)
— 4. Derselbe, Hereditäre hämorrhagische Thrombasthenie. Ein Beitrag Zui
Pathologie der Blutplättchen. (Ebenda 1918, Bd. 88. S.1 und 113.) —
5. Werner Schultz, Die Purpuraerkrankungen. (Erg, d. Inn. M. 1919, Bd. 16.)
— 6. H. Widmer, Über das Vorkommen von Purpura simplex bei Serum:
krankheit. (M. Kl. 1917. Nr. 39.)
extrakardialen Blutbewegung. Verfasser bespricht die Faktoren, welehe
für eine Eigenarbeit der arteriellen Gefäßwandungen sprechen im a
einer aktiven Anpassung an die Pulswelle und bringt schwerwiegende
Beweise für das Vorhandensein eines selbständigen extrakardialen
Kreislaufs.
Deetz (Arolsen):
Einige Worte zum Thema der Seuchen-
bekämpfung.
Bemerkungen im Anschluß an den Vortrag von
Jürgens über „Neue Wege der Seuchenbekämpfung“ (Nr. 23 diese!
Wochenschrift). an
Zondek (Berlin): Nephritis colica? Verfasser betont die Mög
lichkeit einer Kombination von Hämaturie nach Nephritis mit einer
kolikauslösenden Störung, die durch einen kleinen Stein oder AN
schwellung der Schleimhaut eines oder einiger engen Kelchhälse Rra
ursacht ist. Mit der Dekapsulation kann man wohl die Koliken 5
seitigen, aber nicht die Nephritis heilen. Reckzeh (Berlin).
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1 Ser am 26. April 1919. - | urteilende Fälle Beachtung. |
TiS Fritz Munk (Berlin); Über das Wesen und die Diagnostik der F, Leichtweis (Davos-Wolfgang): Grippe und Lingen iber: he
iit. Heberdenschen Knoten. Nach einer Krankendemonstration im Verein | kulóse. Im Gegensatz zu anderen-Autoren hat der Verfasser beobachtet, : > `, >
iw für innere Medizin und Kinderheilkunde in Berlin am 24. März 1919, | daß die Grippe für alle Patienten mit größerem Lungenbefund eine `-
m Schottmüller: Zur Ätiologie der Influenza. ` Nach einem außerordentlich gefährliche Komplikation gewesen sei. Die auffallend
E Vortrage im Ärztlichen Verein in Hamburg am’ 17. Janta 1919. > `- | bohe Zahl der-Todesfälle läßt sich auch ohne weiteres erklären, wenn’ :
ns Hermann Müller jun. (Zürich): Der Spechtschlagrhythmus -man bedenkt, daß bei’den Schwerkranken ein großer Teil -der Atmungs- |
M bei schweren Grippekranken. Er besteht darin, daß nur laute.erste | oberfläche durch die ausgedehnte Tuberkulose außer’ Funktion: gesetzt
"Pi - - Töne über dem Herzen gehört ‚werden. (Der ‚Specht schlägt im Ein- |, war. Aus dem gleichen Grunde waren auch die Patienten mit künst-
mi - takt an die Baumstämme. Es folgt so-ein Ton dem anderen in gleichem | lichem Pneumothorax sehr gelährdet, von vier starben. zwei an Pneu-
f Abstand, und ein Ton gleicht dem anderen in Lautheit und Charakter.) | monie der gesunden Seite. Dazu kommt noch, die Herabsetzung der-
wi Das Symptom hat im Verlaufe einer akuten Infektionskrankheit: eine Herzkraft: infolge der chronischen Krankheit, Auch davon konnte sich |
Me fast absolut ominöse Bedeutung, indem es meist Minuten bis wenige ‘der Verfasser nicht überzeugen, daß eine durchgemachte Tuberkulin- l
ii Stunden vor dem Tode auftritt. Bei. der paroxysmalen Tachykardie kur einen schützenden oder mildernden Einfluß auf die Grippe ausübte.
"| ‚ist es eine unschuldige Erscheinung. G. Ledderhose: (München): Kritisches zur Reichsversiche-
yi Rietschel (Würzburg): Zur Sterblichkeit der Kinder im ersten rungsordnung. Neben unseren wirtschaftlichen Interessen -müssen die i
Mn | und zweiten Lebensjahr. Die bakteriell verdorbene Milch und die bak- | bei der Behandlung ünd Begutachtung. der Versicherten ‚gewonnenen `.
al teriell verdorbenen Nahrungsmittel sind als ätiologischer Faktor der | ärztlichen Erfahrungen erneut zu Worte kommen.‘ Der Verfasser ver- :
Pi | - Sommersterblichkeit auszuschließen. ` Bakteriell vergiftete ' Nahrungs- ziehtet darauf, die- ‚schwierigen wirtschaftlichen. Probleme zur. erörtern, a
” l mittel machen Massenvergiftungen . bei jungen und alten Leuten, und. die sich für die Ärzte aus der.K X r æn k.e n versicherung entwickelt EA
" davon kann im Sommer gar keine Rede sein. haben, und faßt- nur die Unfall- und Inyaliditäts versicherung a
J! -Kißkalt: Erwiderung auf die vorstehenden Bemerkungen. jns Auge. i
gi K. W. Eunike (Elberfeld): -Seltene Peritonitisform. Es handelt H. Schäll (Königsfeld): Die Bestimmung. von Ardon und Acet-. E
3” l sich um einen Krankheitszustand; der sich durch Gasauftreibung des essigsäure mit dem Autenrieihschen Colorimeter. Unter Einhaltüng. be- - ~
PE - Leibes, Stuhlverstopfung, ‘Leibschinerzen „bei Erbrechen‘ (oft. gallen- | stimmter Vorsichtsmaßregeln ist man sehr wohl imstande, die Lagalsche: ME
j . artig) dokumentiert. - Gegen Ileus spricht eine‘ vorhandene, wenn auch Probe zur colorimetrischen Acetonbestimmung zu verwenden. ` a
A ` meist. leichte Resistenz des Bauches. Der Beginn ‘ist nicht stürmisch, |, ‚ Max Scehülein ‘(Frankfurt a. M): Über isolierte Abrißfraktür ' =
J! vielmehr entwickelt sich das Leiden langsam. Zwei‘ Fälle dieser des Trochanter minor. In dem mitgeteilten Falle- waren außer dem
w chroni seh en Peritonitis werden mitgeteilt. Es handelt sich dabei | L 'u-d1o ff schen Symptom keinerlei zur Diagnose verwertbaren Sym- .
a nicht nur um Verwachsungen, sondern um ausgedehnte Schwarten- | ptome vorhanden. Auch 'war das Verhalten des Ludlo f f schen
S bildung. -Diese dürfte auf eine primäre, reine Serosaerkrankung Symptoms im weiteren Verlauf -der Erkrankung besonders auffallend.
k zurückzuführen - sein, ‚deren Zustandekommen allerdings nicht aufzu- ~ (Das, ‘Symptom besteht bekanntlich darin, 'daß bei Fraktur des Trochanter‘
“ | ‚klären ist. minor der sitzende Patient sein Bein nicht weiter heben kann.) Re
s ; C. Brahm (Berlin): ‘Über Harnstoffbestimmung in. Blut "und Otto Simmonds (Frankfurt a.M.): Gehäufte Fälle von Pa-' _
A Harn. , Der, Verfasser verwirft den von Citron beschriebenen | .cialislähmung in einer Familie.. Es handelt sich um ein fast vereinzelt `. `
y Apparat, dastehendes Vorkommnis.. Denn es erkrankten, in einer Familie der _
i Maximilian Rosenberg (Frankfurt a. M.): Über die dia- Vater und’zwei”seiner vier Kinder, nämlich. ein Sohn und eine Tochter,
3 . gnostische Verwendbarkeit des „Plantarpunktes“. Die auffallende Druck- ‘und von seinen beiden anderen Töchtern von der einen deren beide
4 . empfindlichkeit der Mitte der. Fußsohle, wenn man den pathologisch Töchter, von der anderen ihr Ehemann, im. ganzen also sechs: Mit-,
A veränderten Nervus plantaris ' medialis gegen Sehnen und Knochen | glieder. u az
je . (os cuneiforme I)- da drückt, wo seine Teilung in mehrere Äste erfolgt, ‚Kassa ge (Freibı urg i. B. j Salvarsanto d? Ein Salvarsanto d.
zeigt sich, außer bei eklatanfer Neuriti s, bei Wurstvergiftung, all- im gewöhnlichen Sinne lag nieht vor: es fehlten die Encephalitis, die
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1919 — MEDIZINISCHE | KLINIK: e Ba EA a
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des Wachsanden Knochens gda in i der Konstitution des N
Knochens charakterisieren, . also um die Rachitis, die Rachitis tarda,
Deutsche medizinische Wochenischrift 1919, Nr.: 29.
Martin Kirchner: Zur Abwehr in Sachen des Friedmann-
schen Tuberkuloscheilmittels. Die Polemik richtet sich bauptächlich `
gegen Dührssen, Mitgeteilt werden Teile ‘eines, Ehr lichschen. |
Gutachtens, wonach das Mittel zwar unschädlich ist (indem ` die Kul-
turen des Friedmanäischen . Schildkrötentuberkelbacillus bei Verimpfung
auf Meerschweinchen und Kaninchen niemals tuberkulöse. oder auch |
nur tuberkuloseähnliche Veränderungen hervorriefen), hingegen sowohl
therapeutische als auch immunisierende : Wirkungen bei tuberkulose-
infizierten Meerschweinchen vermissen ließ.
Theodor-Brugsch (Berlin): Das Eiweißminimum der Nah-
Vortrag, gehalten im Verein für innere Medizin und Kinderheil-
(Osteomalaeie oder Osteoporose). -
Ernst Kretschmer Tübingen):
rung, dazu.
KarlHu n di esh a gen a (Straßburg i, Ej: Zur Verfeinerung der
Wassermannschen Reaktion nach Dr. M. Mandelbaum. Das Verfahren
verdient zum mindesten für besonders , wachlige. ‚und schwer zu be:
gemeiner Phthise, oft bei Kachektischen, bei akuten Infektionskrank-
Hierbei reagiert
Zusammenhang des Todes mit- dem Salvarsan war nicht aufzuklären:
die, Nervensubstanz auf die im Körper kreisenden antitoxischen. Pro-
Fritz Densow (Jena): Über einen Fall von traumatischer
ferner um ‚die Erweichungen. oder den ‚Abbau der. Knoehensubstanz 5
Entwurf zu einem einheit.
lichen Begutachtungsplan für die Kriegs- und Unfallneurosen. Der: Ver-.
fasser.gibt zunächst einen Umriß in Form einer neurologischen. und
einer - en Tabelle, ‚und. darauf die austuhräebe Erläute- i
=
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dukte mit einer erhöhten Empfindlichkeit.
= Koslowsky (Berlin - Lichtenberg): Aus der Praxis. Hinge-
wiesen wird auf die chronische Grippe, die sehr häufig irr-
tümlich für Blutarmut, Bleichsucht gehalten wird, und auf. das sehr
gehäufte Auftreten der Oxyuren (recht oft wurde kurze Zeit,
“ bevor die Würmer nachweisbar waren, eine allgemeine Urticaria beob-
= `> achtet); dabei: wird betont, daß das durch. viele schmutzige Hände
gehende Brot als Überträger der Würmer in Betracht kommen könne,
. BE Oppenheimer
nach Genuß von Asthmatee. Das Aussehen der Stramoniumblätter ver- .
leitet zur ‚Teebereitung. Im. vorliegenden Falle wurden zwei Tassen
dieses Tees, eine Messerspitze auf die Tasse, getrunken. Danach war
die Akkommodation fast völlig gern (Ophthalmoplegia interna).
‚Bruck
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 29.-
En W. V. Simon (Frankfurt a. M.): Über Hungererkrankungen
es Skeletisystems . ‚(Hungerosteopathien). Es handelt sich um Skelett-
| erkrankungen,
(Zehlendorf): "Vergiftungserscheinungen
die sich durch Störungen im physiologischen Aufbau
Spätapoplexie. In dem mitgeteilten Falle war der apoplektische Insult- -
als Folge des Unfalls aufzufassen. Irgendein blutdrucksteigerndes Er-
eignis ‚hatte das Platzen eines durch ein 4 raum a geschä digten
DEIN BER ON Gefäßes bewirkt. . ' F. Bruck.
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 29. :
.Erwin Kreuter: -Experimente über : die Entstehung der so-
genannten Nebenmilzen nach ‚Milzverletzungen. Bei Affen wurde die
Milz entfernt, ohne die Kapsel zu verletzen. Danach wurden niemals
Neb enmilz en im Bauchraum gefunden. Nach Zurücklassuig eines
kleinen Milzrestes entstanden kleine Knötchen in der Umgebung.- Nach:
Abschabung der Pulpa und. Verteilung: im Bauchraum entstanden
allenthalben Knötchen. Aus den Affenversuchen folgt, daß beim
| Menschen das Auftreten milzähnlicher Knötchen nach Milzverletzungen
zu erklären ist durch Ausschwemmung und Anpflanzung
von Gewebsteilen. Die Anpflanzungen sind sehr lebönsfähig.
Nach 17 Monaten ist unverkennbares EAEE in den Knötchen äus-
gebildet.
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Purpura cerebri, ‚ja auch das als Minimum geforderte.Hirnödem. Der č `
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Th. Kölliker: Exartioulatio intertarsea anterior oder Chopart?
Es wird empfohlen, an Stelle des Chopart die Exartieulatio intertarsea
anterior zwischen Schiffbein und Keilbeinen mit Durchsägung des
Würfelbeines auszuführen. Die Methode bietet den Vorzug eines län-
geren Stumpfes und einer breiteren Stützfläche und Erhaltung eines
Teiles der Bänder,
H. Flöreken: Zu M. Kirchners Aufsatz: Über in letzter Zeit
beobachtete Häufung übler Zufälle der Lumbalanästhesie. Auch in dem
Landeshospital Paderborn wurden bedrohliche Reizerscheinungen von
seiten der Hirnhäute nach den Lumbalanästhesien beobachtet, aber als
Ursache wurde nicht eine Verderbnis der Tropacocainlösung ange-
nommen, sondern es ergab sich, daß von den Metallteilen der Nadel
und der Spritze sich reichlich kleine Splitter ablösten. Nach sorg-
fältiger Vorbereitung der Nadel und der Spritze wurden Beschwerden
nicht mehr beobachtet. Es wird daher angenommen, daß die vom
Kriegsmetall abgelösten Teilchen an den üblen Neben-
erscheinungen schuld sind.
Konrad Hofmann: Die seitliche Verschiebung des Rectus
abdominis statt querer Durchschneidung, besonders bei der Freilegung
der Gallenmenge. An Stelle der queren Durchschneidung wird die
Rectusverschiebung empfohlen. Nach dem Schnitt in der Mittellinie:
bis.zum Nabel und dann rechtwinklig über die ganze Breite des Rectus
wird der dreieckig umschnittene Weichteillappen mit der Fascie vom
Rectus losgelöst. Der Muskelbauch läßt sich mit den untergeschobenen
Händen leicht um seine ganze Breite nach außen verschieben. Danach
läßt sich das Bauchfell in genügend großer Ausdehnung eröffnen.
Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 29.
Franz Jaeger: Ist das Tenosin ein brauchbarer Secaleersatz?
Die klinischen Erfahrungen sprechen dafür, daß das Tenosin ein
brauchbarer Secaleersatz ist. Das synthetisch hergestellte Präparat ist
imstande, Wehen zu erzeugen und zu verstärken. Die erste Wehe
tritt auf die subcutane oder intramuskuläre Injektion nach zwei bis
fünf Minuten auf,
Werner Wolff: Ein Fall von Pyocyaneussepsis. Bei einer
27 jährigen Frau entwickelte sich im Anschluß an eine Laparotomie
wegen lleus nach Abklemmung durch Verwachsungen in den nächsten
Tagen eine allgemeine Sepsis mit Hautblutungen und Hautnekrosen.
Als Ursache der Sepsis erwies die Blutkultur und die Abimpfungen
aus der nekrotischen Hautstelle sowie die Untersuchung der Organe
nach dem Tode die Infektion mit Pyocyaneus. Bemerkenswert war
das Auftreten von Harncylindern im Urin, die mit einer Unmenge von
Pyocyaneusbacillen beladen waren. K. Bg.
Die Therapie der Gegenwart, Juli 1919.
Neumann (Berlin): Über die Beziehungen des vegetativen
Nervensystems zur inneren Medizin. Verfasser gibt eine instruktive
Übersicht über die Symptome des erhöhten Vagus- und Sympathicus-
tonus an den einzelnen Organen und schildert die entsprechenden
vegetativen Neurosen; ferner werden die bei Aufnahme des Status des
vegetativen Nervensystems besonders zu beachtenden Punkte angeführt
und die pharmakologische Prüfung mit Adrenalin, Pilocarpin, Adrenalin
geschildert.
Landauer (Berlin): Beitrag zur Frage der Darmlipome. Mit-
teilung eines Falles von innerem (submueösem) Lipom des Dickdarms.
Die Krankheitserscheinungen waren denen eines Magengeschwürs ähn-
lich. Die Blutungen waren vielleicht arteriosklerotischer Natur. Die
Operation brachte Heilung.
Klein (Berlin): Über abdominelle Pseudotumoren.
darmtraktus und gemischte Formen unterscheiden.
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Nach dem
Sitz lassen sich Tumoren der Bauchdecken, des Netzes, des Magen-
In keinem Fall
sollte die Wassermannsche Blutuntersuchung unterlassen werden. Die
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10. August
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Therapeutische Notizen.
Vor dem Otalgan (Extr. Opii und Pyrazolon. phenyldimethylie
enthaltend) warnt A. Barth (Leipzig). Daß die beiden Bestandteile
des Mittels örtlich im Ohr schmerzlindernd wirken Können, ist be-
kannt. Aber sie täuschen dadurch nur eine Besserung vor und führen
zur Unterlassung der notwendigen Paracentese. Daß sich
unter dieser Behandlung manche akute Mittelohrentzündung zurück-
bildet, ist selbstverständlich. Es geschieht auch ohne sie. Aber durch
die Einträufelungen wird auch die Epidermis aufgeweicht und quillt
so, daß dadurch das Trommelfellbild oft verwischt wird. Man erkennt
dann nieht, ob das Trommelfell vorgewölbt ist. Und wenn man meint,
die Paracentese ausführen zu müssen, so läßt sich nicht unterscheiden,
was Trommelfell, was Gehörgangswand ist. (D. m. W. 1919, Nr. 28)
In drei Fällen von akuter Magengeschwürsperioration in die freie
Bauchhöhle wurde von K. W. Eunike (Elberfeld) nach dem Vor-
gange v. Haberers die Magenresektion vorgenommen. Der
Verlauf war in allen Fällen glatt, die Wundheilung primär. (D. m. W.
1919, Nr. 28.) F. Bruck.
Über die therapeutische Anwendung des kolloidalen Jodsilbers
(v. Heyden) berichten Voigt und Corinth (Danzig). Das intra-
venös injizierte Jodsilberhydrosol bewirkt in der Mehrzahl der Fälle
eine Leukocytose, die sich bei Wiederholung staffelföürmig zu steigern
scheint. Bei chronischen Erkrankungen, welche erfahrungsgemäß auf
Jod reagieren, wurden therapeutische Erfolge erzielt, ebenso bei chro-
nischem Gelenkrheumatismus und Arthritis deformans. Andere Jod-
präparate sollen daneben nicht gereicht werden. (Ther. d. Geg., Juli
1919.) Reckzeh.
Bücherbesprechungen.
Emil Kraepelin, Ziele und Wege der psychiatrischen
Forschung. 37 Seiten. Berlin 1918, Jul. Springer. M 1,40, und
Emil Kraepelin, Hundert Jahre Psychiatrie, Der gleiche
Verlag. 112 Seiten.
Die Titel der beiden Kraepelinschen Arbeiten umreißen ihren
Inhalt; die kleinere weist mit ihrem Gesicht in die Zukunft psychiatrischer
Forschung, die größere geht den langen Weg und auch die breiten
Irrwege psychiatrischer Denkweise rückwärts, Ein vortreiflicher
historischer Führer, der, abseits von erstarrender Beschreibung des
Dagewesenen, Irrtümlichen, Überlebten, jedem denkenden Arzt, Erzieher
und Juristen eine Fülle von belehrendem Material liefert. Singer.
Max Nassauer, Der moderne Kindermord und sein® Be-
kämpfung durch Findelhäuser. Leipzig und Würzburg
1919, Verlag von Curt Kabitzsch. Brosch. M 3,—.
Max Nassauer ist nicht der einzige, der für Errichtung von
Findelhäusern („Mutterhäuser“ will er sie nennen) eintritt; aber er ist
der einzige, der so entschieden und tapfer dafür kämpit und — der
nicht müde wird. Und das ist ein Verdienst, sein Verdienst.
Warum es eigentlich eines Kampfes bedarf, eines hartnäckigen
Kämpfers, um eine Sache, deren Durchführung für die Nation emen
Fund von Tausenden von Kindern, nein Hunderttausenden, bedeutet,
ist für den Wissenden ein Rätsel. 300.000 verbrecherische Fehlgeburten
(zurzeit sind es sicher mehr. B.) im Jahr können uns durch Mutter-
häuser verhütet werden!
Das Mutterhaus des Verfassers soll nieht einfach das wieder-
erstandene Findelhaus des Mittelalters sein, dessen ursprünglicher
Zweck war, für das geborene Kind zu sorgen. Diese Aufgabe
lösen heute unsere vorbildlichen Fürsorgeanstalten für Neugeboren®.
„Für das ungeborene Kind vor allem soll eine freizugige
Anstalt geschaffen werden und für das geborene soll sie die Mutter
ersetzen in den Fällen, in welchen die natürliche Mutter durch Not,
Schande, mangelhaftes angeborenes Mutterempfinden ihrer Mutterpflicht
oder ihrem Muttergefühl nicht nachzukommen vermag.“
Verfasser stellt sich vor, daß unsere sozialen Einrichtungen der
Nächstenliebe, die Kranken- und Waisenhäuser, die Kranken- und In-
validenversicherung, die beabsichtigte Mutterschaftsversicherun& das
Ziel des Mutterhauses mit in ihre Ziele aufnehmen. Unsere sonia
Fürsorge hat es fertiggebracht, die Sterblichkeit von 19°/w% auf he
zu drücken, das Mutterhaus wird den Geburtenüberschuß von nur 13
(Rußland 40°/,0!) wieder heben.
„Jede Hand, die heranwächst, wird eine helfende sein zum Aul-
bau des neuen Deutschland“ sagt Verfasser. Wir wünschen ihm für
seine Bestrebungen Anklang im neuen Deutschland; des Verständnisses
und der Mitarbeit seitens der Ärzteschaft darf er sicher Sein.
Fuhrmann
Lues kann das Bild eines Carcinoms vortäuschen, auch lokalisierte Ent-
zündungsprozesse an.der Flexura sigmoidea.
Klemperer und Dünner (Berlin): Die -Behandlung der
Brustiellerkrankungen. Die Behandlung der Pleuritis sicca, serosa, des
Empyems sowie des Pneumothorax wird übersichtlich geschildert, die
Bülausche Heberdrainage eingehend erläutert. i
Finkbeiner (Zuzwil): Über die Lokalisation der Grippe-
pneumonien. Die Lokalisation hängt mit der Aufstellung des Kranken-
bettes zusammen. Die Pneumonie fand sich immer der freiliegenden
Seite des Einzelbettes entsprechend. Dies beweist die Bedeutung
lokaler Abkühlung und ihrer Verhütung. Reckzeh (Berlin).
(Köln).
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Vereins- und Auswärtige Berichte,
| "Berlin. - | | i
Medizinische Gesellschaft, - Sitzung vom 25. Juni 1919. )
Vor der Tagesordnung stellte Paul Manasse einen.
Kranken vor, bei dem er einen Ersatz des Daumens und Auswechslung
zweier Finger der rechten Hand mit Erfolg vorgenommen hatte,
Tagesordnung. Paul Manasse: ` Kriegsverletzungen
- peripherischer Nerven. Vortragender schätzt die Zahl der im’ Weltkriege
` wegen Schußverletzung der Nerven behandelten Fälle für die deutsche‘
- Armee auf weit über 100000. ‘Von diesen ist ein zurzeit nicht näher.
bestimmbarer Prozentsatz ohne Operation entweder völlig oder nahezu.
vollkommen ‚geheilt, hauptsächlich -Fälle von sogenannter Commotio
nervorum oder leichter Quetschung ‘der Nerven. Bei. schwerer Zer-
störung von Weichteilen und Knochen in der nächsten Nachbarschaft
. des ‘Nerven, bei teilweiser Zerreißung desselben bleibt Spontanheilung
wegen. der exzessiven Narbenbildung, die den Nerven. im gänzen ‘oder
einzelne seiner Bahnen schädigt, aus, ebenso bei ‘Anwesenheit von
Fremdkörpern ‘im Nerven oder bei völliger Zerreißung desselben: Jede
Durchtrennung einer Nervenfaser hät die - "Degeneration des. ganzen
' Abschnitts ‘unterhalb der Verletzungsstelle und in. geringerem Grade
-des centralen Anteils. oberhalb der Läsion zur Folge. An dër Regeneration |
. beteiligt sich dèr centrale Anteil durch Neubildung histologisch und
-Diese Neubildung: geht aber |
"über eine kurze Strecke nicht hinaus, was bei Nervendefekten ‘deutlich
funktionell- vollwertiger - Nervenfasern.
in die Ersċheinung tritt. Zur Regeneration des. peripherischen "Ab-
schnittös bedarf es des direkten Anschlusses desselben ‘an die Sprossen
des centralen. ‚Endes. Beide Anteile ‚des Nerven wirken an dem Auf-
bau gemeinsam.
= Die‘ klinischen Erscheinungen : decken sich nicht mit dem
‚patholögisch-anatomischen Befunde in dem ‚Sinne, daß einem bestimmten
‚klinischen Bilde jedesmal ein und dieselbe anatomische Veränderung
. entspricht; Dies gilt besonders für‘ die frischen Verletzungen. Eine
klinische Sonderung der Fälle gelingt meist erst nach mehrmonatlicher |
Beobachtung. Diejenigen ‘Verletzten, welche fortschreitende Besserung
zeigen, bleiben unoperiert. Die anderen, bei denen keine Besserung
“eintritt oder ‘die zunächst erfolgte Besserung keine Fortschritte macht
oder einer. Verschlechterung weicht, kommen für die Operation in Be-
tracht, Schußneuralgien werden operiert, ‘wenn unblutige Maßnahmen
wirküngslos sind. >`,
Die Neurolys e ist E wenn nur äußere Narben den
Nerven drücken und keine ernstere Schädigung im Innern desselben
- stattgefunden hat. Bei innerer Narbenbildung ist die sogenannte
Endoneurolyse erforderlich, welche oft die Erhaltung unversehrt
- gebliebener Kabel gestattet und die Resektion auf das- unbedingt ge-
botene Maß beschränkt.
Bei der Nervennaht werden möglichst narbenfreie Abschnitte
der. Nervenenden durch epineurale Nähte - vereinigt.
unterliegt im einzelnen noch der Kontroverse. Größere Nervendefekte
‚lassen sich durch Dehnung bei’ der ‚Operation (S chüller) und durch
. geeignete Gelenkstellung vielfach ausgleichen. ‘Dort, wo dies nicht ge-.
lingt, führt die protrahierte Nervendehnung (Bethe, :E/Müller), die
Knochenresektion (Lo ebker)' oder -die temporäre Knochendurch-
trennung (Kirschner) eine entsprechende Annäherung der Nerven-
ach herbei und ermöglichen die direkte‘ Nervennaht,
. Dem gleichen .Zwecke dient die Nervenverlagerung
` Bteinthal, Wrede und, Andere).
“Die, Ni ervenplastik erstrebt die Überbrückung von Nerven-
defekten dnrch Lappenbildung : aus den Nervenenden (Létiévant) oder
`- durch freie- -Transplantation von menschlichen oder tierischen -Nerven
(Foerster, Bethe, Landerer. und Andere).
Die Nervenpfropfung (Letievant) ‚weist eine Reihe
guter Erfolge auf, noch mehr die direkte Kapaeing von N erven in.
den gelähmten‘ Mnskel (Hacker).
Die Tubulisation mit Knochenröhren (G u ck), präparierten
Gefäßen, Gummidrains; Gelatineröhren ‚ Edingerröhrchen hat keinen vollen
Heiler rfolg bei den Nervenschüssen bisher ergeben.
_ „ Eine zuverlässige Sammelstatistik ist zurzeit nicht möglich. Aus
der ; ‚größten Einzelstatistik in der deutschen Literatur von Foerster
geht hervor, daß bei der Nervennaht 40,7% Heilung, 52,6 % Besserung
und 6,7% Mißerfolg beobachtet worden. sind. Dieses Resultat Foersters
ist von keinem anderen Autor erreicht worden, bleibt aber.noch weit
Ä hi nter den Ergebnissen der Nervennaht aus der Friedenszeit zurück.
= Bei der Neurolyse hat Foerster 75,6 % Heilung; 16,9 % Besse-
ung und 6,8 % Mißerfolge gesehen. "Andere Autoren verfügen über
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Die, Methodik |
und leichte Pigmentation in der 'Schläfengegend zu verzeichnen.
In: den I Fällen; wo die enre nen Methoden nicht äusführbar
sind, bieten die Sehnen- und Muskelumpflanzungen sowie: die Arthrodesen
vielfach einen funktionell brauchbaren Ersatz. - (Selbstbericht.) `
Aussprache.
zur Besserung plötzlich haltmachen und die Lähmung stationär bleibt.
Ein Mittel besitzen ‘wir nicht, um festzustellen, ‘ob "der Nerv durch- --
. trennt ist und eine schwere anatomische Läsion vorliegt. Deshalb ist die
Schuster: Vom heurolögischen Standpunkt |
ist wenig hinzuzufügen. . Die. Wartezeit bis zur Operation soll zwei bis `
drei Monate betragen, weil die Nerven sich erholen können. Man sieht
auch, . daß nicht vollkommen gelähmte Nerven nach- anfänglicher Tendenz
-
Frage, der Operation lediglich auf Grund des Verlaufs- der klinischen
Entwicklung zu stellen. Der größte Teil der Fälle macht‘ einen‘ opera-
tiven Eingriff erforderlich. Wenn die Statistiken so verschieden sind,
so liegt das daran, ‘daß nicht alle Chirurgen in der Lage sind; eht- ua
sprechend zu arbeiten. Die einzelnen Nerven’ zeigen verschiedene Er-
gebnisse. ‘Die Nervenplästiken geben wenig gute‘ Resultate.
urtellung der‘ Brtolge ist auch für den Neurologen schwierig. |
5 Fritz Kaeischer”
Brela
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur, (Medizinische Sektion. y
Sitzung vom 28: Mai 1919, ng
| Bittorf: Demonstrationen über Nieren- respektive Nebennieren- ne
tumor mit Änderung der Geschlechischaraktere.. |
_Pseudohermaphroditismus masculinus Beziehungen zwischen N ebennieren
und Keimdrüsen, seltener sind Fälle wie der bei einem 26jährigen `
Jungen Manne, bei dem zunächst Atemnot, dann Schwellung der m
Mamma, Hodenverkleinerung, Potenzabnahme - und Vorwölbung der
Oberbauchgegend, ausgehend von einem inoperablen Nebennierentumor,
einhergehbend ` mit leichter Pigmentation und „bereits. mit Knoten-
bildung in der Leber, auftraten.
Klestadt: Zur operativen Behandlung der Labyrinthitis und
muß außer Urotropin und Lumbaälpunktion zeitige- Operation (Modus
Neumann) liegen. Das Labyrinth muß so gründlich wie möglich aus.
'geräumt werden, dann ist die otogene. Meningitis als nicht so aussichts-
los anzusehen, wie es vielfach geschieht.
F, Sehaefer: Zur Röntgenbehandlung der Höpepkıfsistäinoren
ist bisher viel mehr zur Diagnostik der Hypophysiserkrankungen als zu
‚deren Therapie herangezogen worden. In Anbetracht der Infektions-
und Pneumoniegefahr ‚der Operationen ‚sind die sehr guten Erfolge, die
die radiologische Behandlung von acht Fällen in den letzten zwei-
einhalb bis drei Jahren in bezug‘ auf das Sehvermögen ergab (unter
acht Fällen nur zwei Versager), besonders wertvoll. Es wurde von der.
Stirn- und Schläfengegend her bestrahlt mit einem ‚solchen Strahlen-
gemisch,, daß 15 bis 20% der Strahlen in die Tiefe zur Hypophysis
gelangen. Die Erfolge treten verschieden rasch und in verschiedener
| Ausdehhung: ein, jüngere Personen reagieren besser als ältere, manch-
mal tritt nach anfänglicher. Besserung ein Stillstand ein. Als gering:
fügige Nebenerscheinungen. sind lediglich vorübergehender Haarausfall
Sitzung vom 80. Mai 1919. | EN,
Fi orschbach; Zur Therapie der Polycythämie. Bei einem
Fall von typischer Polyeythämie, ‘der 19i5 mit Aderlässen behandelt
wurde, wurde 1916 ein Versuch mit 21 Röntgen-K'nochenbestrahlungen
ohne "Erfolg gemacht. . 56 Bestrahlungen vom 24. September 1917 bis
21. Juni 1918 wirkten. bezüglich des Blutbefundes und der subjektiven
Beschwerden sehr gut. Eine Wiederholung hat ‚sich bisher nicht als
nötig erwiesen.
Diskussion. Minkowski berichtet über. zwei Fälle, wo
Milzbestrahlungen sehr schnell Verkleinerung des Organs bewirkten.
Rosenfeld weist auf dielange Wirkung von Thorium-X-Behandlung,
hin. Frank betont die Wichtigkeit der genauen Blutkontrolle, da
die Bestrahlungen auf das Knochenmark verderblich wirken und ein Um- u
schlagen. in eine perniziöse Anämie bewirken können. Lorenz er-
Die Be-
Meist beweist ein -
‘ihrer Komplikationen. Im Heilplan der otogenen Hirnhautentzündungen
LG
und der Akromegalie mit temporaler Hemianopsie. ' Das Röntgenverfahren E
wähnt als Folgeerscheinungen wiederholter Blutübertragungen von sich
auf perniziöse Anämien das sehr hohe Ansteigen seines eigenen Hämo-
globingehalts und. seiner eigenen Blutkörperchenwerte. |
Dreyer:.. Osteochondritis deformans coxae ‚juvenilis. Flexion
und Rotation des Hüftgelenks sind frei, Abduction ist nur eingeschränkt,
im Röntgenbilde schwere Zerstörungen. Die Prognose des auch in
mehreren Generationen Dr ODBCHE Een Leidens ist günstig. i 5
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30 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. ita
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S ; Diskussion. Levy begründet die von ihm vorgeschlagene | lich energischer zu behandeln, ohne gezwungen zu sein, mit Hg Ar
Eo Bezeichnung Coxa vara capitalis mit der Deformation des Kopfes. Die TREAN
z l ; € oft bei Lues cerebrospinalis, bei Tabes fast immer sehr schlecht ver-
Fälle sind nicht ausnahmslos! prognostisch günstig, es gibt Übergangs- | tragen wird, zu kombinieren. M
formen zur echten Coxa vara cervicalis.
Uhthoff: Schieloperation auf beiden Augen bei so hochgradiger
Querstellung, daß die Hornhäute ganz verschwunden waren und
diePatientin gar nichts mehr sehen konnte, hat eine befriedigende Stellung,
bei der allerdings noch ein Strabismus convergens da ist, zustande
gebracht,
Frank: Blutbefunde bei Purpura variolosa. Bei den gewöhn-
lichen Pocken findet man sehr bald vom vesiculären Stadium an eine
außerordentlich starke Lymphocytose bei einer nicht unerheblichen
Gesamtzahl der Leukocyten, auch einige kernhaltige rote Blutkörperchen
und einige Myelocyten. In dem Maße, wie die Pocken schwerer werden,
insbesondere bei Purpura varolosa, tritt eine größere Änderung des
Blutbildes ein: Blutplättchenmangel, Sinken der Prozentzahl der neu-
trophilen Zellen, dadurch Überwiegen von kleinen Lymphocyten und
Plasmazellen, sehr viele kernhaltige rote Blutkörperchen, in anderen
Fällen Vorwiegen von Myelocyten und Normoblasten, wie sie nur der
Careinose des Knochenmarks-zukommen.- Es ist daran zu denken, daß
das Pockenvirus eine schwere Knochenmarksschädigung hervorruft, daß
sich kleine Herdchen entwickeln, die sehr bald der Nekrose verfallen
und Myelocyten und Normoblasten in die Blutbahn hervordringen. Das
Sinken der neutrophilen Zellen und die wenigen Blutplättchen sind als
Folge der toxischen Einwirkung zu deuten.
Diskussion. Henke unterstreicht die praktische Bedeutung
der Befunde bei unklaren Fällen, in denen auch Probeexeisionen aus
der Haut (Gefäßschädigungen) zur Diagnose führen können.
Emil Neißer,
Gießen.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 28. Mai 1919,
v. Eicken: i. Über Pulsionsdivertikel der Speiseröhre und ihre
Behandlung. Vortragender gibt zunächst einige anatomische Er-
Jäuterungen. Die Pars fundiformis und die Pars obliqua
des Hypopharynx sind ein Locus minoris resistentiae (man spräche
richtiger von Divertikeln des Hypopharynx). Das erste bei der Ent-
wicklung eines Divertikels ist ein Schleimhautprolaps zwischen den
Maschen der Muskulatur hindurch. Bei der Laryngoskopie deutet
der Befund von schaumigem Schleim im Hypopharynx auf ein Divertikel.
Bei der Sondierung bleibt man meist 14 bis 15 cm von der Zahn-
reihe hängen, manchmal gelingt es, entlang der hinteren Wand doch in
den Ösophagus zu kommen. Die Ösophagoskopie klärt die Verhältnisse
vollkommen auf. Vortragender bespricht dann die Operationsmethoden
(Umschnürung des Sackes, der sich dann in wenigen Tagen abstoßt).
Demonstration von Operierten.
2. Lange Grifielfortsätze als Ursache von Schluckbeschwerden. Bei
einer Patientin, die über-Schluckbeschwerden klagte, wurde in der
Tonsille ein hartes Gebilde gefühlt, das sich als der Processus
styloideus erwies. Bei einem anderen Patienten wurde die gleiche
Veränderung zufällig gefunden, ohne daß wesentliche Beschwerden
bestanden. Von einem weiteren Patienten mit gleichem Befund wurden
sehr starke Beschwerden geklagt. Die langen Fortsätze lassen sich
ohne besondere Mühe abtragen. Vortragender demonstriert noch eine
größere Zahl von Schädeln, die alle einen abnorm langen Processus
styloideus aufweisen. |
3, Demonstrationen mit der Stereolupe. Die vom Vortragenden
konstruierte, von Leitz gebaute Stereolupe gestattet stereoskopisches
Sehen im Kehlkopf wie im Ohre, was von größter Bedeutung für die
Tiefenwahrnehmune ist. Ferner erlaubt sie von der Seite zwei Beob-
achtern gleichzeitig Einblick in die untersuchten Höhlen, was für den
Unterricht von großem Vorteil ist. \ j
Brüggemann: Über Hörstörungen infolge von Detonationen.
In den großen Artillerieschlachten des Krieges meldeten sich die Leute
scharenweise wegen Hörstörungen krank. Recht häufig fanden sich |
die schon vom Frieden her bekannten lanzettförmigen Per- !
forationen, wobei die verschiedenen Schichten des Trommelfells
-r
Frankfurt a. M.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 16. Juni 1919.
Grosser: Erythema infectiosum. Die 15 bei Kindern von ein
bis zwei Jahren beobachteten Fälle verliefen alle ganz leicht, Tempe-
ratur höchstens 38°. Das Hauptcharakteristikum ist die an das Gesicht
des Weintrinkers erinnernde livide Infiltration des Gesichts. Das
Exanthem ähnelte den Röteln, doch fehlten die Drüsenschwellungen;
Zusammenfließen der einzelnen Eiflorescenzen zu „Großflecken“ wurde
nur einmal gesehen. In keinem Falle wurden Hausgenossen angesteckt,
Es handelt sich um eine selbständige Infektionskrankheit.
G. L. Dreyfus: Silbersalvarsan bei Iuetischen Erkrankungen
des Nervensystems. D. hat an 54 Patienten mit 500 Einspritzungen das
Silbersalvarsannatrium klinisch und ambulant studiert. Es wurden be-
handelt mit Frühlues des Gehirns 3 Kranke, Lues cerebrospinalis
12 Kranke, Tabes 26 Kranke, Lues latens 6 Kranke, multiple Sklerose
4 Kranke, Polioencephalitis superior 1 Kranker, Landrysche Paralyse
1 Kranker, Malaria tropica 1 Kranker. Eingehende Besprechung der
Technik.
Die Dosierung ist bei luetischen Erkrankungen des Nervensystems
wesentlich komplizierter als bei anderen Stadien der Lues. Für alle
Stadien ist eine einschleichende Behandlung notwendig, um
Reaktionen zu vermeiden. Klinische Patienten können mit größeren
Dosen behandelt werden wie ambulante.
Die Frühlues des Gehirns verträgt Einzeldosen bis 0,25 (0,75
pro Woche, Gesamtdosis 4 g und mehr). Bei Lues cerebrospinalis und
Lues seropositiva wird als höchste Einzeldosis 0,2 empfohlen (0,4 pro
Woche, 3 bis 4 g Gesamtdosis). Bei der Tabes sind ganz langsam ein-
verschiedene tiefe Einrisse zeigten. Die Hörprüfung beschäftigie
sich mit der Plüsterzahl, dem Rinneschen und Web erschen
Versuch und der Feststellung der oberen und unteren Tongrenze.
Bei der Durchuntersuchung ergaben sich nun verschiedene
Kategorien. Meist handelte es sich um Schwerhörigkeit durch
Schädigung des Hörnerven. Bei ausgedehnten Blutungen
im Mittelohr fanden sich Hörstörungen vom Typ der Mittel ohr-
schwerhörigkeit. Bei einem dritten Typ von Schwerhörigen
muß man eine Lockerung derG ehörknöchelchen annehmen.
Eine andere Erklärung wäre gegeben durch die Annahme einer
Labyrintherschütterung (ähnlich der Gehirnerschütterung)
Die Restitution erfolgt in der Regel sehr schnell, oft in wenigen Tagen.
Zuweilen kommen auch vollkommen Taube, bei denen sich am Ohr
keine Veränderungen finden. Hier ist die Diagnose oft sehr schwer, da
psychogene Störungen sehr oft mit organischen kombiniert vor-
kommen. Bei Veränderungen am Vestibularis muß man m der
X À l- | Regel auch Störungen am Cochlearis erwarten. St
schleichende Dosen notwendig, 0,15 Höchstdosis (0,3 pro Woche, 2 bis me
3 g Gesamtdosis). Die Wirkung des Silbersalvarsans auf die subjek-
tiven Beschwerden der Kranken war eine sehr gute und übertraf das, Hamburg.
was man von Neosalvarsan und Salvarsannatrium zu sehen gewohnt ist.
Der Einfluß des Silbersalvarsans auf den Liquor wurde in zahl-
reichen Fällen verfolgt. Auch die Liquorwirkung ist eine intensivere
als die der anderen Salvarsanpräparate. Unangenehme Nebenwirkungen
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 15. April 1919. |
Hermel zeigt Mikrophotogramme”von Spirochäten in Paralyse-
herden (mit Benutzung der Jahnelschen Methode). A
Vorträge über Kriegswirkung auf Ernährungsverhältnisse,
wurden nicht beobachtet. Der angioneurotische Symptomenkomplex
kann durch geringere Konzentration vermieden werden. Am empfind-
lichsten sind gegen das neue Präparat die Tabiker, bei welchen ver-
schiedentlich wegen des Gefühls allgemeiner Zerschlagenheit andere
Morbidität und Mortalität.
2, Fahr: Auf das eigentliche Gebiet der Kriegsseuchen. Wi
F. nicht eingehen. Er will sich vielmehr nur allgemein mit den »C
digungen befassen, die die schlechte Ernährung hervorgerufen hat
Vortragender wiegt seit Jahren jede Leiche. Der Rückgang des Körper-
gewichts ist so augenfällig, daß man kaum Worte darüber zu u
braucht. Trotzdem will er auf ein größeres Material eingehen. m
Krankenhause sind gerade die ärmeren Kreise gestorben. Diese N
sicher nicht überernährt. F.s Durchschnittszahlen sind geringer ABS
von anderen veröffentlichten, und zwar deshalb, weil die Korte
gewichte nicht von Gesunden, sondern von Kranken gewonnen wu an
Salvarsanpräparate weitergegeben werden mußten. Die Tabes bedarf
einer besonders vorsichtigen und streng individualisierenden Behandlung.
Zusammenfassend stellt D., bei luetischen Erkrankungen des
Centralnervensystems, das Silbersalvarsan über die anderen Salvarsan-
präparate.
Das neue Präparat bedeutet auch für den Neurologen eine sehr
wertvolle Bereicherung. Er ist instand gesetzt, seine Kranken wesent-
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. Außerdem’ wog. Vortragender nicht Patienten mit Kleidern, sondern
nackte Leichen. F. berichtet zunächst: über zwei Todesfälle an Inanition
. (Hunger!). -Zuerst eine 35 jährige Frau mit 24,5 kg Gewicht.‘ Magen
' und Darm waren völlig kollabiert. Es wurde deshälb die Diagnose
Verhungern un |
Fall, Tod nach’ Ohnmacht, wurde nichts gefunden, was den Tod er-
klären konnte. Körpergewicht 29 kg bei 1,64.m Körpergröße. Vor-
i tragender verfügte im ganzen über. mehr als 5000: verwertbare Wä-
gungen. Die Gewichtsabnahme war
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am höchsten bei. den Jahrgängen ‘zwischen 51 und
d nicht Marasmus senilis gestellt. In -einem zweiten |
am geringsten bei den Säuglingen, | geschleppte, Fälle von 'Weilscher Krankheit.
schnittlich 10,5 kg). Stark zugenommen hat .die Tuberkulose, beson-
‚ders diè Kindertuberkulose. _Aufgefallen sind F. ferner: frische .Herde
bei älteren Leuten, besonders im Darm. Die‘ schlechte Ernährung; in -
erster ‚Linie der Fettmangel, ist für die Tuberkulosezunahme verant- .
| wortlich zu machen. Im Jahre 1918. zeigte. ferner die akute gelbe
Leberatrophie eine auffällige Zunahme... Das 'hat natürlich mit..der Er-
'nährung nichts: zu tun. ' Wahrscheinlich handelte 'es nn an ein on.
Reißig, 00
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j er x - i “ - Par ‘ se” i R d h | | i | >. Er
J . . a iai- 3 " x ke è . . g é 2: E
Einige Ratschläge für die Niederlassung des ‚Allgemeinarztes.
. 0.000... Von
Maärine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.). |
. u Prea A AE e (Fortsetzung aus- Nr. 31.) :
"Als Verbandstoffabfalleimer genügt natürlich jeder
_ einfache 'Emailleeimer (Nichtemailleeimer lassen sich nicht gut rei-
nigen!), bei dem man nur darauf zu achten hat, daß der Griff nicht
auf dem freien’ Rande des Eimers aufliegt, ‚sondern ‚über die lichte
Weite des Eimers herübergeht und fußbodenwärts herünterhängt; es
kommen sonst zu. leicht Verschmutzung des Handgriffs und der aus-
. leerenden Hände mit Blut und Eiter vor. ' Ein Deckel ist mit Rück-
sicht auf die Kranken (Ekel vor Blut, Eiter, unappetitlichen Verband-
. Testen) nötig. Es gibt Eimer mit Siebeinsatz, in’dem sich die festen.
Bestandteile von der Flüssigkeit trennen,. was für das Weggießen
. „(Unannehmlichkeiten der Klosettverstopfung!) wichtig ist. Ebenso
' billig wie geschickt erscheint mir der „Klipp-Klapp“-Eimer
(des Geschäfts: Cas sel- Frankfurt: 8,50 M, mit -Siebeinsatz 18 M),
dessen Deckel mit dem Fuße geöffnet wird und sich nach Öffnen von
‚selbst schließt; seine Entleerung geschieht ebenfalls: obne ‚Berührung
der Hände mit dem Inhalt. _ | a SD Ä
Als Waschvorrichtung lasse man sich am besten ein
wasserzufuhr einbauen; der Wasseranschluß ist ein zwar nicht ganz
billiges, aber immer angebrachtes und sich lohnendes Stück der Ein-
‚ Yiehtung. Je bequemer die Waschgelegenheit ist, desto mehr wird
‚Man — zu‘seinem eigenen und seiner Kranken Vorteil — sie be-
nutzen. Falls man keine richtige Rohrleitung anlegen lassen will,
läßt sich auch manchmal: durch eine einfache Schlauchleitung (Irri-
' gatorschlauch, Anschluß an den Gartenschlauch o. dergl.). Wasser
für die Sprechstundenzeit in das Arztzimmer leiten; man führt den
‚Schlauch, dessen Ende mit einem Hahnstück verschlossen ist, durch
@n Loch im Fenster oder in der Türe in das Zimmer und hängt ihn
über dem Waschbecken auf. Ist ein Wasseranschluß nicht möglich, :
so muß man sich mit einer Waschvorrichtung behelfen;. Evens
& Pistor-Kassel empfehlen z: B. recht zweckmäßige Waschtische
- „Ideal“, Nr.:19860 (74 M), Nr. 19862 (182 M), Nr. 19850 (180 M),
Nr. 19785 (158 M) oder die Ausführung „Perfect“, die mir infolge
‚ihrer gediegenen, größte Sauberkeit. gestattenden Ausführung be-
sonders gut gefällt und einen Wasseranschluß leicht entbehren läßt;
‚Nr. .19862° (132 M) und Nr. 19865 (167 M). Alle diese ‚Formen haben
"Wasserbehälter mit Schwenkhebelhaho, ein oder zwei Glasstand-
gefäße (für Desinfektionsflüssigkeiten) mit Schwenkhähnen, Ablauf-
emer, ‘Handtuchhalter usw. Die Zusammenstellungen, mit Irri-
E gatorständern empfehle ich ` nicht, ebensowenig die vielfach ge-
brauchten und auch von den Geschäften in äußerlich recht gefälligen.
Formen vertriebenen Wasch s chränke, deren kastenartiger Bau |,
“ nicht der Reinlichkeitsforderung in ärztlichem Sinne entspricht. Am
. billigsten: und sehr gut sauber zu halten ist ein einfaches Wasch-.
gestell, wie sie z, B. für Dienstboten, in Geschäftsräumen vielfach .
benutzt werden, mit gewöhnlicher Emailleblechschüssel; am besten
besitzt man zwei-Kannen, eine für kaltes und eine für heißes. (für
die ‚Sprechstunde immer bereit zu haltendes). Wasser;. ein beson-
‚derer Eimer zur Aufnahme des gebrauchten Wassers. ist, (außer
` dem oben schon angeführten Verbandstoffeimer) nötig; ein zweites
‘Gestell enthält die Schüssel mit der.vom Arzte bevorzugten Desinfek-
tionsflüssigkeit (s. a. sp. die Desinfektion . im ‚Sprechzimmer und: in
der Außentätigkeit). Beide’ Gestelle zu vereinen ist zu widerraten,
-weil -zw leicht. beim gewöhnlichen Händewaschen. die Desinfektions-
‚Nüssigkeit. beschmutzt oder. verseift wird. Dagegen kann das zweite
Gestell-zweischüsselig sein, was für Alkoholbehandlung der Hände vor
„der Benutzung . der Desinfektionsflüssigkeit zweckmäßig ist. Diese
, ‚Instrumente. benutzen, sondern dazu eine ‚besondere ‚Schüssel oder
drei Schüsseln würde ich nie zur etwaigen Ablagerung gebrauchter
ı besser.eine Emailleschale (viereckig:45:35:11 (s. o.) nehmen. Diese
Schale darf deshalb nicht zu flach sein, weil sie auch. umfangreichere
Geräte, Milchglasröhren, Scheidenhalter. usw. aufnehmen, muß. Bei
dieser. Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, daß der Arzt es sich.
‘unbedingt zur Regel machen muß, ‘sich nach Abfertigung eines
irgendwie berührten Kranken die Hände zu waschen. Gewöhnt man
sich dies nicht als ganz automatische Tätigkeit an, so vergißt man
es leicht im Drange. der Arbeit. Auch der. einfache Mann hat heutzu- `
tage seine Begriffe von Gesundheitspflege und ärztlicher Sauberkeit; -
‚mitunter wird man sogar scharf bezüglich . seiner. Maßnahmen von
Überschlauen und Überbelesenen überwacht, was man sich ganz be-
sonders für die geburtshilfliche Tätigkeit merken muß.
‚Ist eine Wasserleitung. vorhanden, so..steht in deren: nächster
‚Nähe, am’ ‚besten. anf. einem .eiserren: oder ‚blechbeschlagenen, nicht
‚zu hoch angebrachten Wandbrett der Kocher, in dessen Umgebung
auch ..die Wand zweckmäßig mit Blech bekleidet ist., Ist Gas vor- -
‚handen, so genügt zum Erhitzen ein länglicher Brenner, am -besten -
von der Länge des Kochers. Sehr bequem ist, wenn man an Gas-.und
‚Wasserleitung einen „Junker“schen Warmwasserappa-.
rat anschließen läßt, aus dem man mittels Schlauches je nach, Bedarf
Kocher, Waschbecken, Verbandschüsseln usw.. füllen kann (bei Glas-
a sachen, Spritzen kein zu heißes Wasser nehmen!). Der „Junk.er“-.
genügend breites -Anschlußbecken, im Zentralheizungshaus mit Warm- ` ‚sche Apparat — 75 M; einfacheres System „Fletscher“ 83 bis 88 M —
ist. auch für. Spiritusheizung eingerichtet zu. haben (58 M; -Preisver-
'zeichnis Medizinisches Warenhaus Berlin). Als Kocher
: — die .Nickelinkocher. sind jetzt teuer — genügen größere Fisch- .
kocher mit. Siebeinsatz aus Emaille; für 'kleinere Instrumente (Injek- ` `
tiohsspritzen usw.) halte man sich aus Sparsamkeitsgründen einen
‘kleinen viereckigen Kocher’ (kleiner Spargelkocher), den man mit
einer kleinen Spiritusfllamme heizen kann. Anstatt Gasbrenner gibt.
‘es auch sehr leistungsfähige längliche Spiritusbrenner (außer in ärzt-
lichen Geschäften: auch bei den Spirituscentralen erhältlich). © ``
Als Wage, die zur Überwachung der Kranken, zur Feststellung
des. Behandlungserfolges,, für verschiedenartige. Untersuchungen ,
‚(Lebensversicherung usw.) erforderlich ist, nehme man vorläufig eine -. _
kleine Federwage, z. B. „Jaraso-Wag.e“ (überall käuflich, 18 M; ©.
es gibt auch noch etwas gediegenere Wagen dieser Art zu 30. bis 40 M).
Man sei sich aber klar, daß diese Wagen mit der Zeit durch Nach-
lassen der Feder nicht unbeträchtlich in ihrer Zuverlässigkeit verlieren `.
und daß man für bessere Zeiten sich die Anschaffung einer richtigen
Laufgewichtswage vorbehält (z. B. Evens & Pistor-Kassel:
85 bis 125 M, Modell 100 SP, 101 SP, 101 SPM, letzteres mit auf.
der Wage angebrachtem Meßstab zur Feststellung der Körperlänge).
Die üblichen Sehprobentafeln (Snellen, Roth): hängt
mah gegenüber einem Fenster auf. Sehr praktisch ist. ein. Seh-
probenbeleuchtungsapparat, der auch bei ungünstigen
Lichtverhältnissen: Sehschärfenuntersuchungen gestattet, was 'für
‚Bahn-, Knappschafts-, Postärzte wichtig ist. Diese Apparate sind-für
‚elektrisches Licht, Gas oder Petroleum eingerichtet und kosten M e--
dizinisches Warenhaus-Berlin) 27,50 M., mit Sehproben-
tafeln etwa 33 M. Hängen letztere frei — ohne Beleuchtungsapparat
‚— an der Wand, šo empfiehlt es sich, über die — auf Pappe aufge-
| zogenen — Tafeln Deckpappdeckel zu hängen, die einerseits die
_ Tafeln. vor Sonnenbräunung, Fliegenbeschmutzung usw: schützen,
andererseits Auswendiglernen der Tafeln durch irgendwie Interessierte `
vermeiden; aus. letzterem Grunde sind auch mehrere Tafeln: (Buch-
staben, Zahlen, Haken — letztere für Nichtleser, Kinder —) vorrätig
‘zu halten, die zur Raumersparnis übereinander hängen., Um stets
‚einen Zeigest.ock. bereit zu halten, wird ein entsprechender Stab
mit Band .neben den Tafeln an der Wand. aufgehängt. ` Den. Be- _
leuchtungsapparat kann man sich ‘auch selbst herstellen; zur Be-
leuchtung nimmt man dann am’besten 3 Kerzen; zur Anfertigung sehe
‚man sich die Abbildung in einem Preisverzeichnis. an.. Auf dem. Füß-
‚boden messe. man die Strecke von der Wandstelle, wo die Sehtafeln
‚70 Jahren (durch: © >>)
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hängen, bis zum Fenster ab und bringe alle halben Meter eine Marke
an; ich empfehle als einfachste Vorrichtung: Einschlagen von 1 bis
6flachköpfigen Nägeln, und zwar bei 1 m 1 Nagel, bei 2 m 2 Nägel
usw.; für die ganzen Meter nimmt man gelbe Nägel; die halben Meter
bezeichnet man sich jedesmal nur mit einem weißköpfigen Nagel. Die
gleiche Strecke benutzt man zur Prüfung der Hörfähigkeit.
Hat man nicht mehr als 4 bis 5 m Zimmerbreite zur Verfügung,
so drehe man bei der Untersuchung zuerst dem Kranken den Rücken
zu, was auf 4 bis 5 m ungefähr der 6-m-Prüfung bei gewöhnlicher
Stellung des Arztes, mit dem Gesicht nach dem Untersuchten, ent-
spricht. Um eine etwas längere Prüfstrecke zu erhalten, benutzt
man zweckmäßig auch einen Schrägdurchmesser des Zimmers.
Zur gewöhnlichen Spülung und zur Druckspülung,
die bei der Frauen- und Geschlechtskrankenbehandlung nötig ist,
empfehle ich ein besonderes Irrigatorgestell, das trotz Roll-
füßen möglichst standfest — auch bei hohem Auszug der Tragestange
— sein und zwei angehängte Abstellgefäße für gebrauchte und
ungebrauchte Spülansätze haben soll. Solcher in der Höhe verstell-
barer Irrigatorständer führt jedes ärztliche Geschäft mehrere Formen.
Die Verbindung eines solchen Ständers mit Waschtisch, Verbandtisch,
Flaschenständer ist nicht anzuraten; entweder steht der Ständer
. nicht da, wo man ihn braucht, oder der Tisch, an dem er befestigt ist;
das Verbundensein der beiden verschiedenartig gebrauchten Teile er-
schwert häufig sehr ihre Anwendung. Steht der Behandlungsstuhl
so, daß der Irrigator an der Wand aufgehängt werden kann, so emp-
fiehlt sich eine, leicht auch selbst herstellbare Zugvorrichtung
mit Schnur; Georg Härtel-Breslau führt eine solche
einfache Einrichtung, die für die Janetspülung gedacht, sich
auch für frauenärztliche Zwecke eignet (ich rate, zum Schutz gegen
Verstaubung den Irrigator mit Deckel versehen zu lassen). Die Spül-
kanne sei aus Glas, damit man das 'Ablaufen der Flüssigkeit. über-
wachen kann; einen Reserveirrigator halte man sich wegen der
leichten Zerbrechlichkeit vorrätig, ebenso zur rascheren Kranken-
abfertigung gebrauchsfertige oder Stammlösungen der am meisten
benutzten Spülflüssigkeiten, in 5-Liter-Handflaschen, billiger in
Wein- (= 750 g) oder Sekt- (= 1000 g) Flaschen. i
Im Sprechzimmer braucht man außer dem Schreibtischsessel
zwei bis drei einfache, glatte Holzstühle, die am besten weiß
lackiert werden. Ganz zweckmäßig sind auch weißlackterte
schmiedeeiserne Stühle, nach Preisverzeichnis Bernhard Hadra,
Berlin C.: 12,50 M. Bringt man an einem Stuhl einen Universal-
kopfhalter an, etwa den von Evens & Pistor-Kassel
angegebenen Halter „Monopol“ (15 M), so erspart man sich einen
‘besonderen Operationsstuhl für Mund-, Nase- und Öhreingriffe. Letz-
teres Geschäft zeigt auch einen für den Kranken recht bequemen
Holzstuhl mit Armlehne (Nr. 21170; 21 M) an, der sich besonders
für die genannten Arbeiten eignet.
Zum Sitzen vor dem frauenärztlichen- Stuhl ist sehr bequem ein
drehbarer Hocker, Drehsessel, der am besten ebenfalls aus Schmiede-
eisen und weißgelackt ist. Auch ein drehbarer Klavierschemel —
aber nicht mit Plüschsitz! —, der weiß gestrichen wird, läßt sich gut
dazu benutzen. Man braucht den Drehschemel ferner zum Mikro-
skopieren und zur Lungenuntersuchung beim sitzenden Kranken, den
man sich — besonders bei Kindern — in bequeme Höhe dreht; letztere
Untersuchung wird durch das Fehlen einer störenden Rückenlehne er-
leichtert und ermöglicht, zumal bei Benutzung eines Schlauchhörrohres,
ein sehr angenehmes Arbeiten des Arztes, der dabei ruhig sitzen kann.
Zum Aufsteigen auf den frauenärztlichen Stuhl benötigt man
eines zweistufigen Holz- oder Schmiedeeisen- Trittes, zweckmäßig
weiß gestrichen Bernhard Hadra: 20 M), den der Arzt auch
zum Hochstellen eines (eigenen) Fußes bei der frauenärztlichen Unter-
suchung sowie zum Aufstützen der unteren Gliedmaßen (des Kranken)
‘bei Verbänden benutzt.
(Fortsetzung folgt.)
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.) .
| Berlin, Bekanntmachung des Reichsministers des Innern über
Nachweis der Lateinkenntnisse durch Inhaber des Reife-
zeugnisses einer Oberrealschule bei der Zulassung zu den Prü-
fungen für Ärzte. Der Staatenausschuß hat beschlossen: Der
86 Abs. 3 der Prüfungsordnung für Ärzte vom 28. Mai 1901 in der
Fassung vom 12. Februar 1907 wird wie folgt abgeändert: Inhaber des
der lateinischen Sprache die Kenntnisse besitzen, welche für die Ver-
setzung nach Obersekunda eines Realgymnasiums erforderlich sind. Als
Nachweis hierfür dient entweder ein mindestens genügendes Prädikat
im Lateinischen im Reifezeugnis einer Öberrealschule mit wahlfreiem
Lateinunterricht oder ein auf Grund einer Prüfung ausgestelltes Zeug-
nis des Leiters eines deutschen Gymnasiums oder Realgymnasiums,
Berlin. Ein Erlaß des Ministers des Innern über die Ergeb-
nisse der in den Jahren 1916 und 19i7 ausgeführten Schutz-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. en,
der Anweisung zur Ausführung des
Reifezeugnisses einer Oberrealschule haben nachzuweisen, daß sie in |
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
u O Ano ar
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impfungen gegen Cholera und Typhus teilt mit, daß die f
Impfungen gegen Cholera fast ausnahmslos ohne erhebliche Störungen
des Allgemeinbefindens vertragen wurden. Die auf die Impfungen
gegen Typhus folgenden Reaktionen hielten sich in mäßigen Grenzen.
Wenn die Typhusschutzimpfungen auch nicht immer vor der Erkran-
kung an Typhus schützten, so spricht manches dafür, daß sie diese
doch wesentlich mildern. Es wird daher ersucht, weiterhin für die
Vornahme der Schutzimpfungen einzutreten und auch auf die Kreis-
medizinalbeamten einzuwirken, der Abneigung der Bevölkerung und
der Ärzte gegen die Vornahme dieser Impfungen entgegenzutreten.
Berlin. Ein Erlaß des Ministers des Innern über Abänderung
Freuerbestattungs-
gesetzes bestimmt folgendes: Die Leichen sind in dem Sarge ein-
zuäschern, in dem sie zur Verbrennungsstätte gelangen. Die Särge
müssen aus dünnem Holz oder aus Zinkblech gefertigt werden. Die
Fugen der Holzsärge sind mit Schellack, Leim, Kitt oder ähnlichen
Stoffen zu schließen. Eisen oder Bronzeteile dürfen weder zur Ver-
bindung noch zur Verzierung an den Särgen angebracht werden.
Holzsärge sind durch Holzzapfen, Metallsärge durch Löten zu ver
schließen. Für die Größe und Höhe der Särge ist den Verbrennungs-
einrichtungen entsprechend ein Höchstmaß vorzuschreiben. Als Unter-
lage für die Leiche sowie zum Stopfen etwa in den Sarg hineinzu-
legender Kissen sind Säge- oder Hobelspäne, Holzwolle oder Torimull’
zu verwenden. Die Auskleidung des Sarges sowie die Bekleidung der
Leiche kann in der üblichen Weise erfolgen, doch sind zur Befestigung der
Auskleidung Metallstifte und zur Schließung der Kleidung Nadeln, Haken
und Ösen unzulässig, dagegen einfache umsponnene Knöpfe gestattet.
Für die Ausstellung der geforderten amtsärztlichen Bescheinigung
ist derjenige beamtete Arzt zuständig, in dessen Amtsbezirk sich die
Leiche zur Zeit der Anforderung der Bescheinigung befindet. Für die
in größeren Krankenhäusern Verstorbenen können von der Central-
behörde Ärzte der Anstalt zur Ausstellung dieser amtsärztlichen Be-
scheinigung ermächtigt werden.
A
Einen bemerkenswerten Beitrag für den Umfang, den die Ver-
untreuungen der Heeresbestände durch Diebstähle angenommen haben,
gibt die Mitteilung, daß allein aus der Sanitätsabteilung Altdamm bei
Stettin Heilmittel im Werte von weit über 200 000 M, im wesentlichen
Salvarsan und Chloroform, entwendet worden sind.
Berlin. Die Berliner Gesellschaft für Chirurgie beabsichtigt,
ihre durch den Krieg und durch die unruhigen Verhältnisse unterbrochene
Tätigkeitim Oktober d. J. wieder aufzunehmen. Der derzeitige Vorsitzende
(Geh.-Rat Prof. Dr. W. Körte, Berlin W, Kurfürstenstr. 114) bittet, An
meldungen für Vorträge an ihn einzusenden. Die Eröffnung der Sitzungen
wird, sobald genügendes Material eingegangen ist, durch die medizinische
Fachpresse und das rote Blatt angezeigt werden.
Die Hallenser Rektorenkonferenz hat zugunsten
der ehemaligen deutschen Straßburger Universität eine Kundgebung ern
lassen und die Erwartung ausgedrückt, daß die Fakultäten und ihre
Mitglieder alles tun werden, was in ihrer Macht steht, um die aus ihren
Ämtern verdrängten Straßburger Kollegen in gleichwertigen Stellen
unterzubringen. Den aus Eisaß-Lothringen stammenden deutschen
Sud nen sollen an deutschen Universitäten tunlichst die Wege geebnet
werden. |
Berlin. Der Jahresbericht der Spirituscentrale für 1918/19 zeigt
einen Rückgangin der Spiritusproduktion, wie ihn das
Brennereigewerbe noch zu keiner Zeit erlebt hat. Der Grund ist darın
zu suchen, daß durch den Friedensvertrag im Osten fruchtbare, für
Kartoffelbau und Brennerei wichtige Provinzen genommen wurden un
fast ein Drittel der bisherigen deutschen Spiritusgewinnung damit ver-
lorenging,
Infolge eines mehrfach geäußerten Wunsches nach Herausgabe
neuer Briefe von Theodor Billroth bitte ich, wie vol
25 Jahren, um gefällige Einsendung von Originalbriefen. Dieselben
werden möglichst rasch und unversehrt zurückgeschickt.
Berlin. Geh. Obermedizinalrat Prof. Dr. Pistor, der ehe-
malige vortragende Rat im Kultusministerium, beging das 60jährl&®
und Geh. San-Rat Dr. Armand Jung feiert am 10. August seim
50jähriges Doktorjubiläum. -—— |
Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz. Alb: Nee
mann hat den Professortitel erhalten. — Bonn a. Rh.: Am 3. Augus
hat die rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität ihren 400 jährige
Gründungstag gefeiert. Bei dem akademischen Festakt hat die Men
zinische Fakultät zu Ehrendoktoren ernannt: den Landeshauptmann $
Rheinprovinz Dr. v. Renvers, den Physiker Prof. v; LaTe
(Berlin) und den Bildhauer Karl Menser (Bonn a. Rh), die P a
sophische Fakultät den Physiologen Geh.-Rat Zuntz (Berlin). n
Frankfurta. M.: Prof. Hermann Freund, von der trühere
deutschen Universität in Straßburg, zum Honorarprofessor ernannt. t
Dr. Franz Högel, Vorsteher der Röntgenabteilung am Heiler N
Geist-Hospital, für innere Medizin habilitiert. — Freiburg tät
Priv.-Doz. Dr. Wieland, von der früheren deutschen er
Straßburg, für Pharmakologie habilitiert. — Halle a. S.: Der Dire os
des Pharmakologischen Institutes, Prof. Gros, nach Köln periten of
Der ehemalige Direktor des Pathologischen Instituts, Gehizkau sni
Dr. Eberth, feierte das 60 jährige Doktörju ilät
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Auswärtige Berichte: Berlin. Braunsch
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17. August 1919. 2
Nr; 88 (767). xV. Jahrgang.
edizinische Klini
Wochenschrift für praktische Ärzte
redigiert von — | Verlag von
Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg Urban & Schwarzenberg
Berlin Berlin | n y .
Inhalt: Originalarbeiten: W. Benthin, Lymphdrüsen bei Erkrankungen der Gebärmutter. O. Groß, Einiges zur Diagnostik und Pathologie
_ der Pankreaskrankheiten. A. Jolles, Über die neuen Methoden zum Nachweis von Indican. W. Schultz, Zur Differentialdiagnose der Maul-
und Klauenseucheninfektion beim ‚Menschen (mit 1 Abbildung). J. Ruhemann, Epikrise zur Influenza 1918. F. Lesser, Zum serologischen
Luesnachweis mittels Ausflockung. — Aus der Praxis für die Praxis: Kost, Diagnostische Betrachtungen aus der Praxis. — Referatenteil:
H. Kritzler, Neuere, für den Allgemeinarzt verwertbare Ergebnisse aus dem geburtshilflichen Schrifttum der Kriegsjahre 1914—1916. (Fort-
setzung.) F. Pinkus, Haare und Nägel. — Aus den nenesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und
weig. Breslau. Frankfurt a. M. — Rundschau: H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung
des Allgemeinarztes. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen.
Der Verlag behält sich das ausschließliche ‚Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor.
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| Aus der Universitäts-Frauenklinik Königsberg i. Pr.
(Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Winter).
Lymphdrüsen bei Erkrankungen der Gebärmutter.
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Prof. Dr. W. Benthin, Oberarzt der Klinik.
. Entsprechend der reichlichen Versorgung des Genitalgebietes
mit Blutgefäßen ist auch der Lymphgefäßapparat stark ausgebildet.
Die klassischen Untersuchungen Mascagnis und Cruveilhiers,
der namentlich die bei puerperaler Infektion natürlich injizierten
Lymphbabnen zur Darstellung brachte, waren es hauptsächlich,
die den anatomisch-physiologischen Grund legten. Systematische
Untersuchungen der Lymphbahnen des weiblichen Genitales wurden
In neuer Zeit vorzüglich durch Sappey und Poirier mit einem
verbesserten Quecksilberinjektionsverfahren angestellt. Wesentlich
erweitert wurden unsere Kenntnisse durch das Bekanntwerden des
Gerötaschen In jektionsverfahrens. Durch die interstitielle Ein-
spritzung leichtflüssiger Terpentin-Äther-Farblösungen mittels
einer besonders konstruierten Spritze gelang es, die Lymphbahnen
' In-ungeabnter Weise zur Darstellung zu bringen. Hierdurch wurde
es erst ermöglicht, das wissenschaftliche und erhöhte klinische
Interesse, das an der Kenntnis des gesunden und kranken Lymph-
apparats in steigendem Maße genommen wurde, zu befriedigen.
_ , Nach den grundlegenden Untersuchungen von Brichos,
Peiser, Polano und Krömer, die sich speziell auf die hier
Interessierende Beckenregion beschränken, unterscheiden wir heute
trotz der-nicht seltenen Inkonstanz der Anordnung drei Hauptbahnen,
die durch eine Anzahl von je zu zwei, vier und mehr gelegenen
bis zur Niere herauf zu verfolgenden Lymphdrüsen (26 bis 36 nach
Krömer), die sich an den Knotenpunkten des Lympbgefäßsystems
finden, unterbrochen werden. Die Lymphgefäße der äußeren Genita-
lien und des vorderen Teils der Vagina bilden die erste Hauptbahn,
Ihr Saftstrom mündet in die oberflächlichen und tiefen Leistendrüsen.
der Cervix ergießt sich die abgeführte Lymphe in die retroperitoneal
gelegenen Glandulae hypogastricae, die in der Gefäßgabelung
zwischen. der Arteria iliaca und hypogastrica in der Nähe des
Abganges der Arteria uterina liegen, und in die Glandulae iliacae
(2 bis 3), die der Arteria iliaca auf- beziehungsweise angelagert sind.
Die Glandulae iliacae empfangen außerdem noch Lymphe aus dem
unteren Abschnitt des Corpus. Die Lymphbahnen durchziehen,
unter Einschaltung kleinerer, in den Parameirien gelegener Lymph-
drüsen, isoliert das Becken. Zum Teil verlaufen sie in der Basis
des beiderseits vom Uterus ausgespannten Ligamentum latum.
Daneben führen kleinere Lymphgefäße des oberen Scheiden-
abschnittes und der Cervix zu den vor den Foramina sacralia
liegenden Glandulae sacrales. Die Lymphbahnen des oberen
Corpusteils und des Fundus uteri vereinigen sich an den Seiten-
Aus dem hinteren Scheidenabschnitt, aus der Portio vaginalis und
knoten der Gebärmutter, durchziehen den oberen Teil des Liga-
mentum latum und steigen beiderseits zu dem Ligamentum
infundibulo-pelvicum auf und gelangen zu den Glandulae lumbales.
Diese liegen jederseits seitlich der Aorta nahe der Teilungsstelle
‘der Aorta in die beiden Arteriae iliacae communes (inferiores), und
als letzte Etappe, noch etwas weiter hinauf, etwa in Höhe des
-unteren Pols der Niere, die Glandulae lumbales superiores. Währenä
die parenchymatösen Lymphspalten und Lacunen der Mucosa die
‘ Drüsen netzförmig umspinnen und bis zum Oberflächenepithel
reichen, sich in der Grenzschicht zwischen Mucosg und Muscularis
sammeln und in größeren Kanälen überall anastomosierend die
Muskulatur durchbrechen, bleiben die abführenden Stämme, deren
Lumina im übrigen durch zahlreiche Klappen in regelmäßigen
Abständen unterbrochen werden, bis zu den ersten Lymphdrüsen-
stationen unverzweigt. Doch stehen die Drüsen unter sich, von
Etappe zu Etappe durch ein mehr oder minder ausgeprägtes
Anastomosennetz- in ständiger Kommunikation. Nicht unerwähnt
sei, daß die uterinen und subperitonealen Lymphbahnen im
Zusammenhang stehen.
Die Kenntnis dieser Verhältnisse ist nun von großer Tragweite
für das Verständnis päthologischer Erscheinungen im. Bereich des
Genitalgebietes. Sie ist das um so mehr, als die meisten gynäkolo-
gischen Affektionen auf entzündlicher, bakterieller Basis entstanden
sind. Der Weg, den die Infektionserreger machten, ist, wenn nicht
die Blutbahn direkt in Betracht kommt, vorzüglich durch den
. Verlauf der Lymphbahnen vorgezeichnet.
Entsprechend der Funktion der Lymphdrüsen als Filter ist
es natürlich, daß bei allen Krankheitsprozessen der Gebärmutter, :
bei denen die Lymphbahnen alteriert sind, und eine Abschwemmung
von Infektionsmaterial möglich ist, sei es, daß es sich um bakterielle
Keiminvasion handelt oder um eine maligne Neubildung, die
zugehörigen Lymphdrüsen in geringerem oder größerem .Umfange
beteiligt sind. Der außerordentliche Reichtum des Uterus an
Lymphbabnen ist der Grund dafür, daß bei Gebärmutterent-
zündungen die benachbarten Lymphdrüsen sehr häufig in Mit-
leidenschaft gezogen werden respektive als Schutzwehr in Funktion
treten. Leider wird dieser Schutzwall besonders bei Erkrankungen
im Wochenbett, wo die Lymphbahnen besonders reichlich entwickelt
sind, bei großer Angriffskraft der infizierenden Keime nicht selten
überrannt, sodaß den Keimen, wenn diese nicht von vornherein `
unter Umgehung der Lymphdrüsen direkt in die Gefäße aktiv
eindringen, der Weg in die Blutbahn auch auf diese Weise offen-
steht. Da zwischen den Vasa afferentia und efferentia Anastomosen
bestehen, so beobachtet man bei besonders virulenten Keimen,
vorzüglich im Wochenbett, daß die Lymphdrüsen vollständig über-
sprungen werden, sodaß ihre Schutzwirkung gar nicht zur Geltung
kommt. Bei Abschwemmung oder Invasion virulenten Keimmaterials
gerät die Drüsensubstanz in einen akuten oder chronischen Reiz-
zustand. Durch Hyperämie, serofibrinöse Durchtränkung, durch
Vermehrung der Iymphocytären Elemente und Aus- beziehungsweise
810
. vergesellschaftet ist.
1919 — MEDIZINISCHE |
LINIK: — Nr. 38. | 47. August
Einwanderung von Leukocyten tritt eine Schwellung ein, die zu
einer Vergrößerung des Organs und damit zu einer Kapselspannung
führt. Zuweilen gebt die Entzündung auch auf die Kapsel über
oder sogar darüber hinaus in die Umgebung oder springt, unter
Überwindung der ersten Etappe, auf die nächst höher gelegenen
Drüsenkomplexe über. -Bei Anwesenheit eitererregender Bakterien
tritt dann in der Folge eine seröse eitrige, abscedierende
Lympbhadenitis ein, die unter Umständen mit einer Periadenitis
Lymphadenitis können sich Phlegmönen bilden oder auch, wenn
die Keime die eingeschalteten Lymphdrüsen überwinden, eine
Allgemeininfektion resultieren. Sind die Drüsen größeren Venen
angelagert, kann der Entzündungsprozeß auf diese übergreifen
und zu einer Thrombophlebitis Veranlassung geben. Da die Drüsen
in ihren kleinen Kapselvenen auch Thromben enthalten können,
liegt die Möglichkeit vor, daß bei mechanischer Reizung mit
Bakterien durchsetzte Thromben sich loslösen und den Ursprungsort
für Embolien darstellen. Die in die Drüsen eingeschleppten
Bakterien werden zwar meist bald vernichtet, bei Abscedierung
aber können sie sich hier und in der Umgebung oft lange gut
halten und unter Umständen zu entzündlichen Exacerbationen
Veranlassung geben. — $o wichtig in wissenschaftlicher Beziehung
die Kenntnis des Iymphatischen Apparates für das Verständnis
der Ausbreitungsmöglichkeiten von Krankheitsprozessen ist,
praktisch spielt die Beteiligung der Lymphdrüsen, wenigstens in
diagnostischer Beziehung von gynäkologischem Standpunkt aus,
- keine Rolle.
So wenig Schwierigkeiten die Erkennung der akut entzündeten
Lymphdrüsen in chirurgischer Beziehung bietet, bei den Becken-
lymphdrüsen ist der Nachweis der Beteiligung der Drüsen bei
entzündlichen Krankheitsprozessen außerordentlich schwierig, wenn
nicht gar unmöglich. Bei den leichteren Graden der Entzündung
entgehen die Veränderungen bei der immerhin recht schwierigen
Zugänglichkeit für die Palpation auch dem geübten Beobachter.
Ist es zu einer entzündlichen Exsudation des Beckenbindegewebes
gekommen, so hindert schon die oft außerordentliche Schmerz-
haftigkeit bei frischer Entzündung an der Exploration. Bei stärkerer
Ausdehnung der Erkrankung verdeckt wiederum diese die Er-
kennung. Die Entzündung der Drüsen und die dadurch hervor-
gerufenen palpatorischen Schwierigkeiten sind auch der Haupt-
grund, daß den Lymphdrüsen bei der Diagnose der chronischen
Infektionskrankheiten, der Tuberkulose und Syphilis, eine so unter-
geordnete Bedeutung zukommt. Wichtiger als die Erkrankungen `
- der Lymphdrüsen bei bakterieller Infektion sind in diagnostischer,
prognostischer und nicht zuletzt therapeutischer Hinsicht die
pathologischen Veränderungen der Drüsen bei malignen Tumoren,
insbesondere beim Gebärmutterkrebs.
Das Befallen- oder Nichtbefallensein der regionären Lymph-
- drüsen entscheidet über das Schicksal der Krebskranken. Die Häufig-
keit des Übergangs des Carcinoms auf die Drüsen ist nach Sitz, Aus-
breitung und Charakter desselben verschieden. Die Häufigkeit der
Drüsenbeteiligung wird von den Pathologen- selbst bei fort-
geschrittenem inoperablen Careinom nicht über 35% angenommen,
Die Angaben der Kliniker schwanken nach Winter zwischen
90 und 60%. Die Tumoren wachsen im allgemeinen kontinuier-.
lich in die Umgebung. Namentlich unter den evertierend wachsenden
Portiocareinomen sind. Fälle bekannt, bei denen trotz der Mächtig-
keit der Tumoren sich weder bei der Radikaloperation noch bei
der Sektion Krebskeime in den allerdings geschwollenen Lymph-
drüsen vorfanden (Cullen, Broese, Gellhorn, Kröner
und Andere). Freilich sind solche Fälle selten. Die Erfahrung lehrt
jedoch, daß dem Sitze nach Portio- und ebenso Corpuscareinome ver-
hältnismäßig erst spät Metastasen setzen.. Eine Ausnahmestellung
nimmt das Cervixearcinom ein. Schottländer und Kermauser
haben unter 73 Fällen, die daraufhin untersucht wurden, 32 mal,
also in 43,8°/,, earcinomatöse Drüsen gefunden. In drei von
diesen Fällen waren die Drüsen bereits erkrankt, obwohl nach-
weislich das Careinom noch umgrenzt lokalisiert war, die Parametrien
nieht infiltriert beziehungsweise vollständig frei waren. Auch
. andere Beobachtungen (v. Rusthorn, Döderlein, Wert-
heim und Andere) zeigen, daß bei Cervixcarcinom die Drüsen
sehr frühzeitig befallen sein können. Gewöhnlich werden aber
doch, wie das durch eingehende klinische Untersuchungen erwiesen
ist, regionäre Lymphdrüsenmetastasen erst beobachtet, wenn das
Carcinom, die Grenzen der Gebärmutter überschreitend, bereits
in die Umgebung, in die Parametrien oder das Ligamentum latum |
eingebrochen ist. Je weiter das Carcinom außerhalb des Uterus
Als weitere ‘Komplikationen der akuten `
in den Parametrien fortschreitet, um so häufiger treten Drüsen-
metastasen in die Erscheinung. Daneben gibt es aber doch Fälle,
bei denen die Drüsen, noch ehe das parauterine Gewebe affiziert
ist, Carcinomkeime aufweisen. Insbesondere disponieren manche
polymorphzelligen,. stark anaplastischen, besonders bösartigen
Cervixcareinome und Endotheliome zu einer solch sprunghaften
Weiterverbreitung. Daneben ist auch eine gewisse körperliche
Prädisposition insofern nicht zu verkennen, als sehr vollsaftige
Personen, insbesondere Schwangere und Wöchnerinnen, erfahrungs-
gemäß sehr frühzeitig eine Aussaat in die Drüsen zeigen. Jeden-
falls darf nicht übersehen werden, daß man nach Winter
immerhin in zirka 20 %, der Fälle mit klinisch und histologisch
carcinomfreien Parametrien doch eine Miterkrankung der Drüsen
zu erwarten hat. Trotzdem kommt den Drüsen bei Entstehung
von Rezidiven nicht die Rolle zu, die man hiernach annehmen
könnte, wenigstens zunächst nicht. Die Carcinomrezidive entstehen
in der Mehrzahl der Fälle nicht in den Drüsen, sondern lokal
durch Zurückbleiben von Careinomresten. Nach den Feststellungen
Winters manifestierten sich drei Viertel aller Rezidive zunächst
lokal. Späterhin erkrankten dann die Drüsen allerdings. Es ist
jedoch sicher, daß im Verhältnis zur Häufigkeit des Importes von
Carcinomzellen sie doch relativ selten krebsig entarten. Teil-
haber weist in seiner‘ letzten Arbeit über die Entstehung und
Behandlung des Uteruscarcinoms erneut darauf hin, daß Metastasen
in den Lymphdrüsen, nach Entfernung des Primärtumors, sogar
spontan, infolge Aufhörens des Importes von Krebszellen, durch
| Hyperämie, durch reichliche Stromabildung und Rundzelleninfiltra-
tion sich zurückbilden können.
Bemerkenswert in anderer Beziehung ist, daß in den Drüsen
bei Carcinom gelegentlich Bakterien gefunden werden. So wurden
unter Anderen von Rühle in einem Falle Streptokokken bei
einem Cervixcarcinom in einer carcinomatös infiltrierten Drüse
nachgewiesen, obwohl die Parametrien noch nicht infiltriert und
das Carcinom scharf umschrieben war. Dieser Keimbefund ist
deswegen bedeutungsvoll, als dadurch die plötzlichen und ohne
besonderen Befund an den Organen, vorzüglich beim Collum-
carcinom (Bumm), auftretenden Temperatursteigerungen eine
Erklärung finden. Es erscheint auch nicht zweifelhaft, daß der
Grund für das Auftreten von Fieber nach Radiumapplikation gleich-
falls hauptsächlich in der Aussaat von bereits in Lymphbahnen
und infiltrierten .Lymphdrüsen vorhandenen virulenten Keimen —
meist sind es Streptokokken — zu suchen ist.
Sind die Lymphdrüsen careinomatös infiziert, so richtet sich
die spezielle Lokalisation nach dem Sitz des primären Entstehungs-
ortes. Beim Portiocareinom erkranken entsprechend dem Verlauf
der Lymphbahnen die Glandulae hypogastricae und iliacae In erster
Linie, selten sind die Glandulae sacrales beteiligt. Handelt es sich
um Cervixcarcinome, so sind ‘auch hier die Glandulae iliacae die
Hauptbeteiligten. Dagegen treten die parametranen Lymphdrüsen
an Bedeutung gewöhnlich zunächst zurück. Hat sich das Carcinom
im Corpus entwickelt, so erkranken im wesentlichen die Lumbal-
drüsen. Nur ausnahmsweise findet man Metastasen in den Leisten-
drüsen, die ja durch die im Lig. rotundum gelegenen Lymph-
bahnen mit dem Fundus uteri in Verbindung stehen.
Im allgemeinen sind also den Hauptlokalisationsstellen des
Carcinoma uteri, deren jeder ein bestimmtes Abflußgebiet des Lymph-
stromes zukommt, verschiedenartige Drüsenstationen, Metastasen-
etappen zugehörig. Durch die Anastomosen der Drüsen unter sich,
durch retrograden Transport ist allerdings die Möglichkeit der
Beteiligung auch anderer Drüsen, als der primären Lokalisation
des Krebses am Uterus eigentlich entspricht, gegeben.
So bedeutungsvoll in jeder Beziehung die Frage nach der
Beteiligung der Drüsen bei Carcinom der Gebärmutter ist, SO ist
doch nicht zu leugnen, daß der Untersuchung auf Drüsenmetastasel
bei Uteruscareinom doch nicht die Bedeutung zukommt, wie
man: annehmen könnte, Einigermaßen sichere Anhaltspunkte gê-
winnt nian, wenn man von den äußerlich leicht fühlbaren Inguinal-
drüsen absieht, nur bei der Operation. Absolut sichere Anhalts-
punkte erhält man auch dann nicht immer. Der Nachweis Ein
Vergrößerung, der Schwellung und Härte kann täuschen und 18
kaum Beweis für careinomatöse Infektion. Obschon gewöhnlic
bei Krebsinvasion die Drüsen vergrößert und verhärtet sich a-
fühlen, so können andererseits in ganz normal und unverdächtig
sich anfühlenden Drüsen bereits Careinomkeime sich mikroskopl8®
vorfinden. Bei der genitalen Exploration sind die parametraneN
Drüsenknoten verhältnismäßig leicht zu fühlen, doch bleibt die
17. August.
Beurteilung ‘dieser linsen- bis erbsengroßen Gebilde auch dann
IC Die Sakraldrüsen und die am. häufigsten be--
teiligten Iliacaldrüsen sind nur bei bimanueller rectaler Unter-
suchung in Narkose unter hober Einführung der touchierenden |
noch unsicher.
Finger bei genügender Größe und Härte zu fühlen. Die Lumbal-
drüsen aber sind nur vom Bauche her in. großen Ausnahme- |
a unter den günstigsten Umständen bei dünnen Bauchdecken,
fühlbar. Eee? i |
~ .„..In dieser Hinsicht liegen, wie Döderlein mit Recht be- | `
sonders.hervorhebt, für den Gynäkologen die Dinge viel komplizierter, |
als für den Chirurgen, der die Ausräumung der Drüsen beim
Careinom als eine Conditio sine qua non verlangt. Die Präparation
namentlich der in der Tiefe gelegenen Drüsen stellt bei dem Reich-
- tum der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen großen Gefäße
`~
jetzt geübt wird
und bei den beschränkten, schwer zugänglichen, unübersichtlichen
Raumverhältnissen selbst dann, wenn Verwachsungen der Drüsen
mit der Unterlage und der Umgebung noch nicht vorhanden sind,
außerordentliche Anforderungen an die Technik. Sind die Drüsen
bereits carcinomatös verändert, so wird das Auffinden zwar erleichtert,
infolge der derben Verwachsungen mit der Umgebung aber wird
selbst bei vorsichtigstem Vorgehen die Gefahr der Erzeugung von
Nebenverletzungen vergrößert, eine. Gefahr, die um so deletärer
wird, als gerade die Hauptdrüsenstationen den leichtverletzlichen,
hier besonders reich entwickelten und großen Venen auf-
gelagert sind. Oft ist die Verwachsung eine so innige, daß eine
Vereinfacht
radikale Entfernung geradezu ausgeschlossen ist.
wird die Drüsenexstirpation’ dadurch, daß es praktisch, wenn
auch wünschenswert, so doch nicht notwendig ist, alle Drüsen zu
entfernen. Zunächst haben statistische Untersuchungen (Baisch,
Pankow, Cullen) ergeben, daß wenigstens bei Corpuscareinomen
die Drüsen nur äußerst selten carcinomatös sind. In den Fällen,
‚wo sie miterkrankt waren, hatte das Primärcareinom zumeist
die Grenzen des Uterus überschritten, war in das Parametrium
eingedrungen _ oder auf die Serosa übergegangen, sodaß die
Folgerung durchaus berechtigt ist, daß man, wie es wohl allseits
, beim Corpuscareinom von der Drüsenausräumung
absehen kann, _ l ,
- Desgleichen ist bei den beginnenden Portiocarcinomen, da
auch bier erfahrungsgemäß nur in besonderen Fällen (in der Gra-
vidität, Wochenbett) Metastasen nur ganz ausnahmsweise gefunden
. werden, die Drüsenexstirpation überflüssig. Es bleiben also nur
noch die vorgeschrittenen und die Cervixcarcinome übrig. Nun
haben Untersuchungen an Frauen, die ‚unmittelbar post operationem
starben, ergeben, daß vorzüglich die iliacalen und hypogastrischen
Drüsen careinomatös erkrankt sind. Diese sind somit hauptsäch-
lich zu entfernen. Die Lumbaldrüsen werden, da nach Krömer
, bei Verstopfung der ersten Drüsen die Aussaat retrograd nach
‚den tiefergelegenen Drüsen erfolgt (Gld, obturatoriae ischiadicae,
lliacae-externae), beim Carcinom des Gebärmutterhalses gewöhnlich
nicht infiziert. .Sie können nur Metastasen aufweisen, wenn
Tumormaterial durch das seitlich am Uterus verlaufende, kommuni-
zierende Lympbgefäß oder durch kollaterale, parametrane Kanäle
verschleppt wird. — | ee
‚Praktisch genügt also meist auch bei Cervixcarcinom die iso-
lierte Drüsenexstirpation. Von den meisten wird auch auf aus-
giebige Entfernung des Bindegewebes beim Careinom größeres
Gewicht gelegt als auf die vollständige Entfernung der Lymph-
drüsen. Die Königsberger Klinik verzichtet z. B. seit einer Reihe,
von Jahren (Mai 1915) auf eine prinzipielle Entfernung der Drüsen.
Wir überlassen die Vernichtung eventuell sich entwickelnder,
Testierender Drüsenmetastasen der aus prophylaktischen Gründen
stets angewandten Strahlentherapie.
Literatur: Bruhns, Arch. f. Anat. Phys., Anat.-Abt. 1898. —
Bumm, Zentralbl. 1913, Nr. 1. _ Cruveilhier, Anat, deseriptive T. IH,
Paris 1854. — Cullen, The cäncer of the uterus 1900. — Död on
Krönig, Operative Gynäkologie, 3. Auflage. — Gellhorn, a
Glands in Uterine Cancer Reg. from American Gynäcology, Nov. De
Gerota, Anat. Anz. 1896, — Krömer, Arch. f. Gynäk. 1918, Bd.73 —
Leopold, Arch. f, Gynäk. 1918, Bd. 6 — Peiser, Zschr. f. Geburtsh.
1918, Bd, 43. — Poirier, Progrès médical 1889 u. 1890. — Polano,
Mschr. f. Geburtsh. 1803, Bd. 17. — Rühle, Zschr. f. Geburtsh. 1918, Bd. 74,
) Traité d’Anatomie descriptive 1888, Bd. 4, Paris. —
ul — Sappe ?
Schottlän d E r- K'e rmauner, Zur Erkenntnis des Uteruscarcinoms, 1912.
— Teichmann, Das Sa
; ugadersystem. Leipzig 1861. — Winter, Gynäk.
Diagnostik 1907, 3. Auflage, |
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 33. |
' zuführen.
-= -meem ame ama. to o= va. em o m'a. ma me o aon en ee
Aus’ der Medizinischen Klinik in Greifswald
| (Direktor: Prof. Dr. Morawitz).
Einiges zur Diagnostik und Pathologie
der Pankreaskrankheiteii.
| Von. | |
Prof. Dr. Oscar Groß, Greifswald: -
Seitdem durch die grundlegenden Untersuchungen Min-
kowskis und Mehrings über den Pankreasdiabetes: die Auf-
merksamkeit der Kliniker und Pathologen- auf die Bauchspeichel-
drüse gelenkt war und durch die weiteren Forschungen und
Beobachtungen die Lebenswichtigkeit dieses Organs erkannt wurde,
seitdem uns im Laufe der’ letzten Jahrzehnte die Pathologie mit
einer ganzen Reihe wichtiger Erkrankungen, lie das Pankreas
betreffen, bekannt gemacht hat, war das Streben ‘der Klinik darauf
gerichtet, diese Leiden frühzeitig zu erkennen und die Kranken
rechtzeitig der Behandlung: zuzuführen. a waren es vor.
allem chirurgische Erkrankungen, die das allgemeine
Interesse wachriefen. Aber die anatomische Lage der Baüch-
speicheldrüse setzte der Untersuchung außerordentlich große,
Schwierigkeiten entgegen. In der Tiefe der Bauchhöhle' verborgen,
überlagert von anderen Organen, ist sie der nal schwer
zugänglich. Nur ganz grobe Veränderungen und Größenunterschiede
lassen sich. so feststellen und: nur vermutungsweise können diese `
als zur Bauchspeicheldrüse gehörig angenommen werden. ' Es
wär daher ein anderer. Weg zu beschreiten, wollte man zu dia-
gnostisch verwertbaren Resultaten kommen. Wie an anderen
Organen versuchte man äuch hier die Funktionsprüfung
heranzuziehen, und wir werden sehen, daß dies mit Erfolg ge-
Das ersckien um so notwendiger, .als auch die sub- .
schehen ist. |
jektiven Beschwerden bei den Pankreaserkrankungen meistens
unklar und uncharakteristisch sind. und von den Kranken nach
anderen Organen lokalisiert werden. Weniger sind es die ganz
schweren,. unter dem Bild einer schweren diffusen Peritonitis ver-
laufenden Erkrankungen dieser Drüse, nämlich die oft zum. Tode
führenden vor allem den Chirurgen interessierenden Fettgewebs-
nekrosen, als die mehr chronischen und leichten akuten
Krankbeiten, ferner die funktionellen Störungen, die das Interesse:
des Internisten wachrufen. Unsere Aufgabe ist. es, diese Leiden
frühzeitig zu erkennen und einer entsprechenden Therapie zu-
| Gelingt es auch heute noch nieht immer, ohne opera-
tiven Eingriff die Art der vorliegenden Erkrankung festzustellen,
so ist es doch schon ein großer Gewinn, daß wir in den meisten
Fällen erkennen können, daß überhaupt eine Pankreas-
erkrankung vorliegt. _ ae ee ne
Wir wissen ja, daß der Bauchspeicheldrüse in der Haupt-
sache zwei Funktionen zukommen, eine äußere und eine innere
Sekretion. ln re l
- Das von dem Pankreas in den Dünndarm entleerte Sekret
enthält, wie uns die Physiologie gezeigt hat, für die Verdauung
hochwichtige Fermente. Im Bauchspeichel ist das stark pepto-
lytisch wirkende, das heißt eiweißspaltende Trypsin, ferner ein
fettspaltendes Ferment, das Steapsin, und ein kohlehydratver-
dauendes, die Diastase. Die Wirkung des Bauchspeichels ist
so stark und unentbehrlich, daß bei seinem Ausfall ein Ersatz
durch andere Drüsensekrete nicht möglich ist. Auf die Dauer ist
ein vollkommener Abschluß des pankreatischen Saftös vom Darm
oder eim Versiegen des Bauchspeichels mit dem Fortbestand des \
Lebens unvereinbar, da die Nahrung nicht genügend ausgenutzt
wird. Dieser Funktionsausfall wird mitunter schon deutlich, wenn
man den Stuhl nach Verabreichung einer Schmidtschen .
Probediät untersucht. Wissen wir doch, daß das Bindegewebe
durch den Magensaft verdaut wird, daß aber die Auflösun
Muskelfasern eine Funktion des Bauchspeichels ist.
Unsere Kenntnisse von der äußeren Sekretion der Drüse
hat man nun weiter ausgebaut, um
zugänglich zu machen,
Zunächst besteht die Möglichkeit, den Pankreassaft direkt `
zu gewinnen und nach einer der bekannten Methoden zur Unter-
suchung auf Fermente zu prüfen. Diese Methoden haben 'den
großen Vorteil, daß die Prüfung der Wirksamkeit des Bauchspeichels
nicht im Körper des zu Untersuchenden, sondern vor den Augen
des Untersuchers im Brutschrank vor sich'geht. Boas war wohl
| der erste, der diesen Gedanken praktisch verwertete und zeigte,
.daß man nach, Einführung eines Magenschlauches- in .den leeren
g der
die Funktion einer Prüfung-
wra . Sen -
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‚312
Magen und Massage der Pylorusgegend in Seitenlage einen Rück-
fluß von Pankreassaft in den Magen durch Sprengen des Pylorus-
verschlusses erzielen kann, Natürlich besteht der gewonnene Saft,
den man in den meisten Fällen in für die Untersuchung hin-
reichender Menge aushebert, wie bei allen diesen Methoden, aus
einem Gemisch von Darmsaft, Pankreassekret und Galle. Selbst-
verständlich ist nur ein positiver Ausfall beweigend, denn es
gelingt nicht immer, auch nicht bei den Gesunden, Pankreassaft
zu bekommen. Und das ist der Nachteil dieses einfachen Ver-
fahbrens, das schon durch sein Prinzip einen ganz erheblichen
Fortsehritt in unseren Bemühungen um eine funktionelle Pankreas-
diagnostik darstellt.
‘ Eine wesentliche Verbesserung dieser Methode ist das von
Volhard vom Tierexperiment auf den Menschen übertragene
Boldyreffsche Verfahren. Gießt man, wie Boldyreff ge-
zeigt hat, einem Hund mittels der Schlundsonde Öl in den Magen,
‘so löst .sich der Pylorusverschluß und es strömt Dünndarminhalt, |
also auch der darin enthaltene Pankreassaft, in den Magen zu-
rück. Ein großer Vorteil vor dem Boasschen Verfahren besteht
vor allem auch darin, daß nach Einführung des Öles das Pankreas
reflektorisch zu secernieren beginnt. Nach Volhard wird dieses
einfache Verfahren beim Menschen so angewandt, daß man dem
zu Untersuchenden in nüchternem Zustand 300 cem reines Ölivenöl
einfließen läßt. Hebert man den Mageninhalt nachher wieder aus,
so bekommt man eine sich in zwei Schichten absetzende
Flüssigkeit, deren unterer Teil Pankreassaft enthält und auf
dessen Bestandteile, besonders auf Trypsin, nach einem der weiter
= ` unten zu besprechenden Verfahren untersucht werden kann, Der
‘Volhardsche Vorschlag hat sich in der Praxis gut bewährt und
hat auch uns. ausgezeichnete Dienste geleistet. Da aber bei
Säurevermehrung und bei Magensaftfluß ein Rückströmen aus-
bleiben kann, so bedeutet es eine wesentliche Verbesserung, daß
Lewinski darauf aufmerksam gemacht hat, daß diese Fehler-
quelle durch gleichzeitige Verabreichung von Alkali vermieden
werden kann. Durch die Neutralisation der Säure wird der durch
sie hervorgerufene Spasmus des Pförtners gesprengt und der
Dünndarmsaft kann nunmehr in den Magen zurückfließen. Liegen
dann nicht mechanische Hindernisse vor, die man ja doch wohl
immer durch die Anamnese und die wohl stets vorhergegangene
‘'Magenuntersuchung festgestellt hat, dann wird ein Rückströmen
des Dünndarmsaftes nicht ausbleiben.
Manchen Menschen ist das Öl unangenehm, zurzeit ist es
kaum zu beschaffen. v. Koczikowskys Vorschlag verdient
vielleicht deshalb Beachtung, daß man statt des Öls den Patienten
200 cem Sahne trinken lassen kann. Man braucht dann nur ein-
mal den Magenschlauch einzuführen, außerdem wird die Sahne
von den Kranken zweifellos lieber genommen als das Öl.
Man kann das Öl- oder Sahnefrühstück ganz vermeiden,
wenn man sich eines der von Groß oder Einhorn. angege-
benen Apparate bedient. Besonders die Einhornsche Duo-
denalsonde scheint sich in der Praxis bewährt zu haben, wenn
mir auch das Volhardsche Verfahren einfacher und mindestens
ebenso zweckmäßig erscheint. Ein ganz dünner, zirka 1 m langer
Gummischlauch, an dessen einem Ende sich eine siebartig durch-
bobrte Olive befindet, wird von dem zu Untersuchenden ver-
schluckt. Die Olive wandert aus dem Magen in den Zwölffinger-
darm und bleibt dort liegen. Abgesehen von dem leicht ent-
stehenden Speichelfluß entstehen für den Kranken durch den ganz
dünnen Schlauch keinerlei Beschwerden, Durch Aspiration mit
einer Spritze gelingt es, Dünndarminhalt für die Untersuchung zu
gewinnen. Der Nachteil des Verfahrens vor dem Volhard-
schen ist die Unsicherheit, daß die Kapsel auch wirklich in den
Zwölffingerdarm gelangt. Außerdem ist die Möglichkeit einer
wohl meistens harmlosen Schleimhautverletzung bei der Aspiration,
wie ich das einmal erlebt habe, nicht ausgeschlossen,
| Es lag nahe, den Stuhl selbst auf die in ihm noch ent-
haltenen Reste von Pankreassekret zu untersuchen, und zwar ist
es auch hier das Trypsin, das man vor allem zur Untersuchung
herangezogen hat. Die Methoden des Trypsinnachweises sind auch
hier dieselben wie bei der direkten Gewinnung des Bauchspeichels
durch die angegebenen Verfahren von Boas, Einhorn, Vol-
hard-Boldyrefi.
Es ist zweifellos das Verdienst von Kaufmann und Schlecht,
zuerst eine auch für den Praktiker leicht ausführbare Methode
zur Trypsinbestimmung angegeben zu haben. Die Autoren
gehen so vor, daß sie die zu untersuchende Flüssigkeit mit einer Platin-
öse als Tröpfchen auf Löfflersche Serumplatten, wie man sie zu bak-
| En 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38,
17. August.
——
teriologischen Untersuchungen braucht, bringen. Die Platten kommen
in den Brutschrank und werden von dem Verdauungssaft angegriffen,
sodaß eine kleine Delle entsteht. Durch Verdünnungen der Ferment-
flüssigkeit ist es sogar möglich, gewisse quantitative Schlüsse zu ziehen,
An Stelle der vom Magen aus so gewonnenen Flüssigkeit kann
man die Platten auch direkt mit verdünntem Stuhl beschieken und so
den Nachweis von Trypsin leiten. Daß man gegebenenfalls auch die
Methoden von Mett (eiweißgefüllte Glasröhrchen) oder Grützner
(Fibrinflocke) benutzen kann, möge der Vollständigkeit wegen hier an-
. gegeben werden. Zur Stuhluntersuchung eignen sie sich aber nicht, zu
vergleichenden quantitativen Bestimmungen sind sie wegen der Ungleich-
heit des in ihnen enthaltenen Eiweißmaterials ebenfalls nicht anwendbar.
Eine von Koslowsky und mir angegebene Methode zur
Funktionsprüfung der Bauchspeicheldrüse hat sich in der Praxis be-
währt und wird mit Erfolg zur Erkennung von Pankreaskrankheiten
angewandt. Nach diesem Verfahren ist es möglich, rasch und exakt
den qualitativen und vor allem auch den quantitativen
Nachweis auf Trypsin im Stuhl zu führen, und wir werden weiter
unten sehen, daß man dädurch in der Tat diagnostisch erheblich weiter
kommt. Zur Untersuchung benutzt man das Caseinum purissimum nach
Hammarsten (Grübler). 0,5g des Caseins werden in 11 einer
1%0oigen Sodalösung aufgelöst, indem man die Flüssigkeit beinahe zum
Sieden erhitzt und umschüttelt. So erhält man eine in dicker Schicht
"leicht opalescierende, in der dünneren Schicht des Reagenzglases aber
klare Lösung. Versetzt man einige Kubikzentimeter der Lösung in der
Eprouvette mit einigen Tropfen verdünnter (1%iger) Essigsäure, 80
fällt das Casein natürlich aus. Dies tun aber nicht die Verdauungs-
produkte des Caseins, die Caseosen. Will man also einen Stuhl auf
das Vorhandensein von Trypsin untersuchen, so geht man folgender-
maßen vor:
Der zu untersuchende Patient erhält — da die Nahrung, der der
Stuhl entstammt, natürlich von großem Einfluß ist und bei Biweiß-
nahrung das peptolytische Ferment am stärksten im Bauchspeichel aus-
geschieden wird — ein rohes Beefsteak, dem zur Kotabgrenzung etwas
Carmin zugesetzt ist. Der dann nach 12 bis 15 Stunden gewonnene
rotgefärbte Stuhl wird zur Untersuchung verwandt. Er wird mit der
dreifachen Menge 1%oiger Sodalösung in einer Reibschale zerrieben
und filtriert. Fast stets erhält man ein klares, dunkelgelb gefärbtes
Filtrat, das zur Untersuchung verwandt wird. Eine eventuell auf-
tretende Bakterientrübung senkt sich bald zu Boden, sodaß die darüber
stehende klare Flüssigkeit abgegossen werden kann. Will man den
nach Volhard oder Einhorn gewonnenen Duodenalsaft unter-
suchen, so kann man dies natürlich nach dem gleichen Verfahren tun.
.- In einem kleinen Erlenmeyerkölbehen bringt man 100 cem der
Caseinlösung mit 10 cem des Stublfiltrates zusammen und bringt das
Ganze in einen Brutschrank. Setzt man nun zu kleinen, von Zeit zu
Zeit entnommenen Proben ein paar Tropfen verdünnter Essigsäure,
so sieht man, daß die zuerst auftretende Trübung allmählich schwächer
wird und schließlich ganz ausbleibt, das heißt das Casein ist ganz vel-
daut. Die Zeit, die hierzu notwendig ist, wird festgestellt.
Es konnte nun weiter gezeigt werden, daß bei pankreas-
gesunden Menschen die zur Verdauung nötige Zeit zwar schwankt,
aber daß sich diese Schwankung doch in ziemlich konstanten
Grenzen bewegt, nämlich zwischen 8 und 15 Stunden, meist
zwischen 12 bis 14 Stunden. Liegen Pankreaserkrankungen VOR,
so tritt eine nach Tagen zu berechnende Verzögerung der Ver-
dauung ein, wenn diese überhaupt eintritt. Ich kann hier auf das
. mir zur Verfügung stehende kasuistische Material nicht eingehen,
möchte aber nicht unerwähnt lassen, daß bei einer ganzen Reihe
durch die Autopsie sichergestellter Fälle diese Untersuchung
niemals versagt hat und die Diagnose auf eine Pankreasel-
krankung mit Sicherheit hat stellen lassen. Auch in der Lite-
ratur liegt eine große Reihe von Beobachtungen vor, die meine
Angaben bestätigen. Auf die rein theoretischen Einwände, die
man gegen die Methode gemacht hat, bin ich an anderer Stelle
ausführlich eingegangen. Ich brauche sie hier nicht zu wiederholen.
Es ist interessant, daß dieses Verfahren schon dann einen
stark positiven Ausfall gibt, wenn auch nur ein Teil des Or-
gans erkrankt ist. Der erste von mir mit Hilfe des Verfahrens
diagnostizierte Fall war ein kirschkerngroßer Krebs der Bauch-
speicheldrüse. Es liegen hier die Verhältnisse wohl ähnlich denen
am Magen. Auch hier kommt es ja häufig zu völliger Anacidität,
wenn nur ein Teil von einem Krebs befallen ist.
‚ Statt des Trypsins läßt sich zur Funktionsprüfung der Bauch-
speicheldrüse nach einem Vorschlage Wohlgemuths auch die
Untersuchung der Faeces auf diastatisches Ferment
benutzen. Das Stuhlfiltrat wird zur Stärkelösung zugesetzt und
der Verlauf der Verdauung durch Zusatz von Jod beobachtet
Die Methode hat sich auch mir bewährt, sodaß ich die Resultate
Wynhausens und Anderer bestätigen kann.
Auch der Harn kann nach der Wohlgemuth sehen
Methode auf amylolyti
sches Ferment untersucht werden. Bei Ver-
a en 7
en: E 4
.17. August.
schluß der Pankreasausführungsgänge ist es infolge der Resorption
‚vermehrt. : | . COE RN en
~ Es sind noch Methoden angegeben worden, die den Verdauungs-
l por im Körper selbst vor sich gehen lassen.. So verwendet
ahli sogenannte Glutoidkapseln, das sind mit Formaldehyd gehärtete
Gelatinekapseln, die nur durch den Pankreassaft gelöst werden sollen,
-und . die mit Jodoform oder Salol gefüllt sind. Sie werden also erst
im Dünndarm gelöst, wenn das Pankreas "funktioniert, der Inhalt wird
resorbiert- und es kann aus der Zeit, in der die Jod- oder Salicyl-
' reaktion im Harn beziehungsweise Speichel auftritt, auf die gute oder
‚schlechte Pankreäsfunktion geschlossen werden. ie
A. Schmidt benutzt die Eigenschaft des Trypsins, Zellkerne
zu verdauen, zur Prüfung des Pankreas. Der Kranke verschluckt kleine
Beutelchen aus Seidengaze, in denen sich gehärtete Fleischwürfelchen
befinden. Die Beutelchen werden im Stuhl aufgesucht und ihr Inhalt
darauf untersucht, ob die Zellkerne verdaut sind. In Gemeinschaft mit
Kashiwado hat Schmidt seine Methode dahin modifiziert, daß
er den Patienten nicht mehr gehärtete Fleischstückchen in Gaze-
beutelchen, sondern mit Eisenhämatoxylin gefärbte isolierte Kerne aus
Thymusgewebe mit Lykopodium vermischt schlucken läßt. Das Ge-
- misch ist im Handel (Merck, Darmstadt) zu haben. Das Pulver ist
‚dann bald in dem Stuhl nachweisbar und wird auf das Vorhandensein
von Zellkernen untersucht. i |
Schmidt kommt zu folgenden Regeln: „Finden sich die ge-
färbten Zellkerne in den Faeces bei genügender'Passagezeit (mindestens
sechs. Stunden) nicht wieder vor, so kann man mit Sicherheit den
Schluß auf eine normale Funktion des Pankreas machen. Sind die
Kerne alle oder größtenteils erhalten, so muß eine erhebliche Störung
‚der Pankreassekretion vorliegen. a
Ein Verfahren, das auch an dieser Stelle erwähnt werden muß,
ist die von Winternitz angegebene Prüfung nach Verabfolgung
von Monojodbehensäureätbylester (Pankreasdiagnosticum Winternitz).
Das Präparat, das nur durch den Bauckspeichel gespalten werden soll,
wird dem zu untersuchenden Patienten in Mengen von 8 bis 5 cem
zugleich mit einem Probefrühstück gereicht. Bei normaler Pankreas-
funktion soll durch den Bauchspeichel das Diagnosticum gespalten
werden, sodaß man nach drei bis füof Stunden im Speichel und Harn
Jod nachweisen kann. Es ist notwendig, das Präparat mit einem
Probefrühstück zugleich zu verabfolgen, da „das Pankreas in nüchternem
Zustande kein oder zu wenig Sekret liefert, um Spaltung und Re-
sorption des Esters zu ermöglichen, daß dagegen bei Anregung der
Pankreassekretion durch Nahrungszufuhr promptest der erwartete Er-
folg eintritt“. Vorbedingung für die Anwendungsmöglichkeit des Ver-
fahrens ist die Anwesenheit von Galle im Darm, da sonst mangelhafte
Spaltung und Resorption eintritt. Fälle von chronischer und akuter
Pankreatitis, bei denen wesentliche Veränderungen im Stuhl nicht vor-
anden waren, konnten mit dieser Methode sichergestellt werden. Ich
. kann die Angaben von Winternitz insofern bestätigen, als auch
hier bei mehreren Fällen von chronischer Pankreatitis ein positiver
Ausfall der Probe erzielt wurde, doch haben wir auch bei vollkommen
Pankreasgesunden Individuen trotz strikter Einhaltung der Vorschriften
wiederholt ein Ausbleiben der Esterspaltung beobachtet. Diese Mög-
lichkeit ist bei der Benutzung der Probe zu beobachten.
äußeren Sekretion sind nun auch genaue Untersuchungen über
die Ausnutzung der Nahrung gemacht. Diese Untersuchungen
eignen sich nicht für den Praktiker, da sie nur in einem gut ein-
gerichteten Laboratorium durchführbar sind. Ich will sie däher
nur streifen. Abelmann zeigt zuerst am Versuchstier. die
Schlechte Ausnutzung der Nahrung nach Pankreasexstirpation,
Vor allem ist es die Fettausnutzung, die daniederliegt,
Die- klinische Erfahrung bestätigt dies auch. Finden wir doch
auch bei schweren Veränderungen der Bauchspeicheldrüse schwere
Steatorrhöen. Der Stuhl enthält große Fettmengen, die im
frisch abgesetzten Stuhl wie Öl obenauf schwimmen, um beim Er-
kalten wie Stearin zu erstarren. Fast 100 % des gesamten ein-
‚geführten Fettes können so verlorengehen, aber auch die Kohle-
hydrat- und Eiweißausnutzung ist aufs schwerste geschädigt.
Hierbei handelt es sich aber nicht nur um den Ausfall der
aueren Pankreasfunktion. Denn ist bei erhaltenem Pankreas
der Bauchspeichel durch Verlegung des Ausführungsganges ab-
geschlossen (Tumor! - Stein D, so bekommen wir ein ganz anderes
Krankheitsbild, 'Niemals kommt es zu diesen schweren Steator-
thöen, wie wenn die Drüse selbst destruiert ist. |
Auffällig ist es dabei, daß bei den schweren Erkrankungen
des Pankreas tatsächlich nur die Fettresor ption leidet. Die
F ettspaltung ist normal, ja sie kann sogar vermehrt sein.
Hier ` scheint ein Widerspruch zu bestehen: aufgehoĐene Fett-
resorption : bei normaler. oder sogar übernormaler Fettspaltung,
Aber dieser Widerspruch ist dadurch zu erklären, daß in diesen
"ällen die Spaltung der Neutralfette durch Bakterienwirkung her-
‚orgerufen ist, sie kann nicht durch Fermente verursacht sein,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.
813
—
Der Anschauung Ehrmanns und Kruspes, daß die Re-
sorption nur deshalb so vermindert ist, weil das Fett da, „WO es re-
sorbiert werden konnte, im Dünndarm nämlich, noch nicht gespalten
war, sondern erst im Dickdarm gespalten wurde“, vermag ich nicht
beizustimmen, zumal ich mich .an der Leiche eines an Pankreasschwund
gestorbenen Menschen, der sehr viel freie Fettsäure- ausschied, über-
zeugen konnte, daß das Fett des Dünndarminhalts bereits in dem
oberen Dünndarmabschnitt, sicherlich durch Bakterieneinwirkung, ge-
spalten war. | a, er
‚Lombroso konnte am Versuchstier zeigen, daß die Fett-
resorption eine Funktion der inneren, Sekretion der Bauehspeichel-
drüse ist, Exstirpiert man die Drüse ganz, dann: ist die Fett-.
resorption viel schlechter als bei Unterbindung des Ausführungs-
ganges. Und dasselbe gilt zweifellos auch bei dem Menschen,
wie ich an genauen Stoffwechseluntersuchungen zeigen konnte,
die ich an Pankreaskranken vorgenommen habe. Wir müssen
also annehmen, daß die Steatorrhöe durch den Ausfall einer
inneren Funktion der Bauchspeicheldrüse zustande kommt. Auch
die Keratorrhö,.e, das heißt das Vorkommen unverdauter
Muskelfasern, im Stuhl soll nach Ehrmann für Bauchspeichel-
drüsenerkrankungen typisch sein. Die Eiweißverdauung braucht
im übrigen bei Pankreaserkrankungen nicht gestört zu sein, |
Besonderes Interesse hat in den letzten Jahren eine von
Cammidge im Jahre 1904 angegebene Methode der Pankreas-
diagnostik hervorgerufen, über deren Wert auch heute die Akten noch
nicht geschlossen sind, obwohl eine ganze Literatur darüber vorliegt.
. ` Nach Cammidge soll nämlich der Urin Pankreaskranker mit
Phenylhydrazin mikroskopisch nachweisbare charakteristische Krystalle
geben. |
Die Reaktion wird folgendermaßen angestellt: 20 com des zu
untersuchenden Harns werden mit i ccm Salzsäure (1,16) auf dem
Sandbade vorsichtig in einem Kölbchen erhitzt, auf das man zur Ver-
meidung starken Eindampfens der Flüssigkeit einen Glastrichter stülpt.
Nach Abkühlen des Inhalts wird wieder mit destilliertem Wasser auf
das frühere Volumen von 20 cem aufgefüllt, zur. Neutralisation der
Salzsäure 4 g Plumbum carbonicum unter Umschütteln zugesetzt und
vom Niederschlag abfiltriert, bis das Filtrat völlig klar ist. Hierzu
werden nunmehr 4 g dreibasisches Bleiacetat zugefügt, umgeschüttelt
und nochmals filtriert. In dem klaren Filtrat wird das überschüssige
Bleiacetat durch Zusatz von 2 g Natriumsulfat ausgefällt, kurz bis zum
Sieden erhitzt und abermals filtriert. Das hierbei gewonnene Filtrat
wird gut abgekühlt und 10 cem davon mit Aqua destillata auf 28 ccm
aufgefüllt, mit 1 cem 10%iger Essigsäure, 2 g Natriumacetat und 8 g
Phenylhydrazin. muriaticum versetzt und auf dem Sandbad — am
besten mit aufgesetztem Rückflußkühler.— zebn Minuten gekocht und
heiß filtriert. Beträgt die Menge des Filtrates weniger als 15 ccm,
wird auf diese Menge mit Wasser aufgefüllt.
"Das Ganze soll nun zwölf Stunden stehen, wobei bei positiver
Reaktion ein Niederschlag auftritt, der bei mikroskopischer Unter-
aus büschelförmigen Krystallen besteht. Diese sind in 30%iger
Se:
H2504 löslich.
Da es für die Anstellung der Reaktion notwendig ist, daß der
zu untersuchende Harn auch nicht die geringsten Spuren. von Zucker
Außer diesen relativ einfachen Methoden zur Prüfung der enthält, so muß, wenn dies der Fall ist, der Zucker vorber durch Ver-
gärung entfernt werden. Enthält der Harn Eiweiß, so ist auch dies
noch zu beseitigen.
Über das Wesen und die Ursache der Probe, die, wie man an-
nimmt, auf dem Zugrundegehen von Pankreasgewebe beruht, ist mit
Sicherheit nichts bekannt. | |
Cammidge selbst nahm zunächst an, daß es bei Pankreas-
erkrankungen infolge von Fettzerfall zur Ausscheidung von Glycerin
im Harn kommt. Dies werde durch Salzsäure in Glycerose um-
gewandelt, das mit Phenylhydrazin ein Osazon bildet, Gegen diese
Anschauung liegen gewisse Bedenken vor, wie auch Cammidge
selbst später annahm, es handle sich um Osazone aus einer den Nucleo-
proteiden des Pankreas entstammenden Kohlehydratgruppe. Dr
Und zwar sollte es nicht gärungsfähige Pentose sein, .deren
Isolierung in freiem Zustande nicht möglich war. Der Schmelzpunkt
der’ Phenylhydrazinverbindung wurde von Cammidge auf 178 bis
180° angegeben. 2
nahme über die Natur der Krystalle ist bestritten.
Auch diese Annal i
worden, andere Theorien sind noch weniger erwiesen. Vielleicht
besteht die Anschauung von Schumm und Hegler zu. Recht,
daß wenigstens ein Teil der positiven Cammidgeproben nur positive-
Traubenzuckerproben sind. Das dreibasische Bleiacetat soll Pentosen,
Traubenzucker, Rohrzucker und Fruchtzucker nur ungenügend aus-
fällen, sodaß durch den gelösten Rest eine positive Reaktion bewirkt
werden kann.
Ist man sich, wie man aus diesen Ausführungen ersieht, über
die Natur: der Reaktion noch ganz im unklaren, so steht ebensowenig
der praktische Wert der Probe fest.
Während manche Autoren in allen Fällen von Pankreaserkrankungen
die Reaktion positiv gefunden haben und überall da, wo’ sie positiv war,
eine sichere Pankreaserkrankung vorgelegen haben soll, sprechen andere
der Reaktion jeden praktischen Wert ab. So bestätigt Eichler auf
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Grund von Untersuchungen, die er an drei Hunden mit experimentell
bervorgerufener Pankreatitis machte, den Wert der Methode. Fiorio
undZambelli untersuchten den Harn von zwölf Patienten beziehungs-
weise das Verhalten der Cammidgereaktion. Bei fünf dieser Patienten
wurde bei der Sektion oder Operation das Pankreas erkrankt gefunden
und gerade bei diesen Fällen war die Reaktion positiv. So fanden sie
auch einen positiven Ausfall bei Pyämie, wobei sich dann bei der
Autopsie ein Eiterherd in der Bauchspeicheldrüse fand. In einigen
Fällen bewirkte das Übergreifen eines krankhaften Prozesses auf das
- Pankreas ein Positivwerden der zuvor negativen Reaktion.
So kommt auch Dreesmann zu dem Schluß, daß wir in der
Cammidgereaktion ein wertvolles diagnostisches Mittel haben. Von
zwölf Untersuchungen fand er einen positiven Ausfall bei je einem
Fall von akuter und chronischer Pankreatitis, von malignem Tumor in
der Pankreasgegend und Cholecystitis. Maß stellte die Reaktion an
20 durch Autopsie sichergestellten Fällen an. Sechsmal bekam er einen
negativen Ausfall. In allen Fällen waren Veränderungen an der Bauch-
speicheldrüse nicht vorhanden. Bei positivem Ausfall fanden sich in
64% Veränderungen der Drüse (Atrophien verschiedener Art, Tumor,
‘chronische Pankreatitis), in 36% waren trotz des positiven Ausfalls
Veränderungen nicht vorhanden. Maß folgert, daß negativer Ausfall
Pankreaserkrankungen. ausschließen läßt, positive sie sehr wahr-
scheinlich macht und spricht ihr erheblichen Wert für die Pankreas-
diagnostik zu.
In den beiden Fällen von Pankreaserkrankungen Caros und
und Wörners bestand ebenfalls positive Cammidgereaktion, ebenso in
dem Fall von Pankreascyste von van der Willigen, wo die Reak-
tion auch nach der Operation noch positiv blieb.
Besondere Wichtigkeit schien die Reaktion durch die Unter-
suchungen Kehrs zu bekommen, der der Reaktion für die Indikations-
stellung der Gallensteinoperation ganz besonderen Wert beilegte. In
einem außerordentlich hohen Prozentsatz der von ihm wegen Gallen-
steinen und deren Folgeerscheinungen operierten Patienten glaubt er
bei der Autopsia in vivo eine Pankreatitis festgestellt zu haben, ein
Befund, der bei den meisten Fällen schon vor der Operation durch
den positiven Ausfall der Cammidgereaktion erhoben werden konnte,
sodaß er schließlich einen operativen Eingriff von dem Ausfall der
Probe abbängig machte.
Auch Riedel kam zu ähnlichen Ergebnissen bezüglich der
Cammidgeschen Reaktion, sodaß damit in der Tat ein außerordentlich
wichtiges diagnostisches Hilfsmittel gewonnen zu sein schien.
Klauber stellte die Reaktion bei Patienten mit Geschwülsten
des Magens, Pankreaserkrankungen und bei solchen, bei denen Ver-
dacht auf eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse bestand, an. War
der Sitz der Erkrankung nicht das Pankreas, so fiel die Reaktion
stets negativ aus; war aber die Bauchspeicheldrüse — wie die Autopsie
ergab — erkrankt, so fiel die Reaktion zwar mitunter auch negativ
aus, doch ging: dieser Periode stets ein positiver Ausfall voran; danach
müßte man die Probe also wiederholt anstellen, vor allem im Anfangs-
stadium der Erkrankung, sodaß nach Klaubers Ansicht die Methode
einen hohen praktischen Wert behält, ein Resultat, zu dem auch andere
Untersucher kommen.
Doch haben sich die Erwartungen, die man an den Wert der
Probe gestellt hat, soweit man bis jetzt übersehen kann, nicht ganz
erfüllt. Ebensowenig, wie man sich bis heute über die Ursache und
das Wesen der Krystalle im klaren ist, sind die Akten über die prak-
tische Bedeutung geschlossen. Denn die Sicherheit und damit der von
so manchen Untersuchern behauptete diagnostische Wert konnte durch-
aus nicht immer bestätigt werden. Gerade durch die Empfehlung er-
fahrener Chirurgen, die imstande zu sein schienen, nach Anstellung der
Probe das Resultat mit dem autoptischen Befund bei der Operation
zu vergleichen, schien der Wert der Methode gesichert. Aber die
Untersuchungen zeigen, daß man sie weit überschätzt hat.
Grimbert und Bernier fanden die Probe aller von ihnen
untersuchten 40 Harne teils gesunder, teils kranker Menschen positiv,
sodaß die genannten Untersucher der Probe jeden diagnostischen
Wert absprechen. Zu ähnlichen Resultaten kamen Mayesima,
Grosser und Kern, Sorrentino und Andere, andererseits
wurde die Probe bei sicheren Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
vermißt (Albrecht). Dasselbe zeigten auch Tierversuche (Eichler
und Schirokauer). Wir können diese Mitteilungen aus eigener
Erfahrung durchaus bestätigen. Wir fanden die Probe sowohl bei
durchaus sicheren Fällen chronischer Pankreatitis, die durch Autopsie
sichergestellt waren, als auch nach künstlich hervorgerufenen Ver-
letzungen der Bauchspeicheldrüse, die sich aus anderen diagnostischen
Hilfsmitteln mit Sicherheit dokumentierten, negativ.
In vielen Harnen von Patienten, bei denen auch nicht die Spur
eines Verdachtes einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse vorlag, und
bei denen uns alle anderen zu Gebote stehenden Hilfsmittel im Stiche
ließen, erhielten wir dagegen einen positiven Ausfall, ohne daß wir
dafür eine Ursache ermitteln konnten und obwohl die Methode unter
allen Kautelen angestellt war. Wie können wir uns nun ein solches
durchaus entgegengesetztes Verhalten der Resultate und damit der
Anschauungen über den Wert der Methode erklären? Auf den ersten
Blick erscheint dies fast unmöglich. Aber bedenken wir, daß in vielen
Fällen, in denen ein genaues Übereinstimmen der Uniersuchungsresul-
tate mit dem. objektiven Befund angegeben wurde, letztere sich auf
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33.
die bei Laparotomien erhobenen Tatsachen stützt. Und das ist be-
sonders die vermehrte Konsistenz der Bauchspeicheldrüse (Kehr), die
die Diagnose chronische Pankreatitis stellen ließ. Es ist aber, worauf
wir bei Besprechung der Pankreatitis noch zu sprechen kommen wer-
den, zweifellos falsch, die Diagnose „Pankreatitis“ aus der bei der
wir nicht zu sagen.
5
AR. CR h
; win.
17.
Operation festgestellten Verhärtung der Bauchspeicheldrüse zu stellen.
Es kommt sehr häufig vor, daß der Operateur eine steinharte, schein-
bar krankhafte, sehr schwer veränderte Drüse in der Hand zu haben
glaubt, während die Sektion und die mikroskopische Untersuchung
zeigen, daß krankhafte Veränderungen vollkommen fehlen. Ob es sich
dabei um Stauungserscheinungen oder sonst etwas handelt, vermögen
Die Tatsache steht aber fest, und es erscheint
uns in hohem Grade wichtig, darauf hinzuweisen. Denn nur so ist
der außerordentlich häufige Befund von chronischen Pankreaserkran-
kungen zu erklären, den Kehr angibt. Und wenn man berücksichtigt,
wie oft-die Cammidgereaktion auch ohne Pankreaserkrankungen einen
positiven Ausfall ergibt, so sind die Resultate Kehrs verständlich,
Im übrigen hat Kehr, wie er in einer späteren Publikation zu-
gibt, später mit der Cammidgereaktion, deren positiver Ausfall ur-
sprünglich für ihn die strikte Indikation zu einem operativen Eingriff
abgab, auch schlechte Erfahrungen gemacht. |
Im großen und ganzen können wir aber jedenfalls sagen, daß
die Probe nicht das gehalten hat, was man sich von ihr versprochen
hat. Zweifellos ist die eigentümliche Reaktion trotz oder vielleicht
gerade durch ihr rätselhaftes Wesen von großem theoretischen Inter-
esse, ihr praktischer Wert ist noch ungeklärt. (Schluß folgt.)
Über die neuen Methoden zum Nachweis von Indican.
Eine zusammenfassende Darstellung.
Von
Prof. Dr. Adolf Jolles, Wien.
In dieser Zeitschrift!) ist eine interessante Arbeit von
Felix Deutsch über „den Indicannachweis im Liquor cerebro-
spinalis bei akuter Urämie“ erschienen, in der Verfasser darauf
hinweist, daß „die Indicanprobe mit der von Jolles für das
Serum angegebenen modifizierten Obermayerschen Probe angestellt
wurde“. Diese Angabe beruht anscheinend auf ein Versehen des
Verfassers. Meine Methode stellt durchaus keine Modifikation der
Obermayerschen Probe dar, sondern ist eine ganz neue Reaktion, die
mit der Obermayerschen Probe in gar keinem Zusammenhang steht.
Die Obermayersche Probe beruht bekanntlich, ebenso ‘wie
die Methode von Jaff&, auf der Überführung des Indicans dureh
oxydierende Agentien in Indigo. Während Jaffé als Oxydations-
mittel Chlorkalk vorgeschlagen hat, welches im Überschuß zu-
gesetzt den gebildeten Indigo weiter verändert, hat Obermeyer
Eisenchlorid empfohlen, bei welchem eine Überoxydation nicht zu
befürchten ist. Bei meiner Methode kommt die Indigobildung
überhaupt nicht in Frage, sondern sie beruht auf der gemeinsamen
Oxydation von Thymol und Indoxyl mittels Eisenchlorids, bel
welcher Reaktion ein neues Indoxylderivat von cörulignonarügel
Struktur entsteht, das ich als 4-Cymol-2-indolindolignon identifi-
ziert habe?).
Die Bildungsweise des neuen Farbstoffes läßt sich wie folgt
veranschaulichen:
Ds Cs H7 H GH
C C
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u N — CH
Gola ie C CHEN Ch
B e O CH; TAH
Indoxyl, Thymol, eörulignonartiger Farbstoff
tautomere Form
hypothetische
tautomere Form
Die hervorstechendste Eigenschaft des bei der gemeinsamen
Oxydation von Thymol und Indoxyl entstehenden 4-Cymol-2-indol-
indolignons ist seine Fähigkeit, mit 1 Molekül Säure Salze zu bilden,
die eine tiefviolette Farbe zeigen. Dies ist auch die Ursache der
Färbung der Chloroformauszüge bei der von mir vorgeschlagene
Indicanreaktion.
Nachweis von Indican im Harne:), Zirka 10 000
Harn werden mit 2 ccm einer 20 %isen Bleizuckerlösung versetzt,
1) M. Kl. 1919, Nr. 2, S. 44.
~) Mschr. f. Chem., Bd. 36, H. 6, S. 88
°) Zschr. f. physiol. Chem. Bd. 87, S. 310 und Bd. 94, 5.79.
4-Cymol-2-indolindolignon.
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17. August. ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ni 88.
umgeschüttelt und klar filtriert. Zum Filtrat setzt man 1 ccm |; durchgeführte. quantitativ
. einer 5%igen alkoholischen Thymollösung und schüttelt um. | 48,6 mg Indican pro Liter Harn. —— RE E Ä
. Hierauf fügt man etwa 10 cem 'einer rauchenden Salzsäure zu, | - Nachweis von Indican. im Blute. Gestützt auf
- welche 5 g.Eisenchlorid je Liter enthält, schüttelt nochmals um | die Arbeit von J. Tschertkoff*) über „Indicanämie . und
und läßt zirka 15 Minuten, stehen. Nachher fügt man zirka 4 ccm
' Chloroform hinzu und extrahiert durch wiederhöltes sanftes Schütteln
den Farbstoff, wobei sich das Chloroform je nach dem Gehalt des
`” "Harns an Indican mehr oder weniger intensiv violett färbt... .
| Die Probe ist außerordentlich empfindlich, denn sie gestattet
in 10 cem Harn noch 0,0032 mg Indican nachzuweisen, während.
. „die Obermayersche Probe bei Vorhandensein von 0,013 mg Indican
in 10 ccm Harn ein vollkommen negatives Resultat lieferte,‘ Meine
. -Probe ist somit ceteris paribus etwa viermal so empfindlich, als.
-die Obermayersche Reaktion. u nn,
‚Die große Empfindlichkeit meiner Probe erklärt sich daraus,
daß zur Bildung‘ eines Moleküls des Farbstoffes nur ein Molekül
Indöxyl (beziehungsweise indoxylschwefelsaures Kalium) erforder-
- lieh ist, während zur Bildung eines Moleküls Indigo deren zwei
gebraucht werden. — Außerdem hat die Thymolreaktion den Vor-
.teil, daß nur ein Produkt resultiert, während alle Methoden,
welche auf der Oxydation des „Indicans* zu Indigo beruhen,
stets zu Lösungen führen, welche durch größere oder geringere
Mengen von Indigrot oder Indigbraun verunreinigt sind. —
Meine zweite neue Indicanreaktion beruht auf der An-.
wendung von «-Naphtholt), wobei allerdings zu berücksichtigen '
. ist, daß bei der gemeinsamen Oxydation von œ Naphthol und: lnd-
' oxyl zwei isomere Farbstoffe, nämlich 2-Cymol-2-indolindigo und
-4-Cymol-2-indolignon, entstehen. Für qualitative Zwecke wird die
@-Naphtholprobe in gleicher Weise wie die Thymolprobe ausgeführt.
Dagegen erscheint die «-Naphtholprobe für quantitative Zwecke
' von vornherein nicht geeignet, da sie — wie erwähnt — zu zwei
isomeren Stoffen führt, deren Mengenverhältnis offenbar von .den
: ‚äußeren Reaktionsbedingungen abhängig ist. ” | |
- Zur ‚quantitativen Indicanbestimmung habe ich eine colori-
metrische Methode in Vorschlag gebracht, bei welcher als Standard-
‚lösung eine Auflösung von 0,01 g synthetisch gewonnenem 4-Cymol-
2-Indolignon in 100 cem Chloroform erforderlich ist. — Wichtig ist
‘die sorgfältige Extraktion des Indolignons äus dem zu untersuchen-
. den Harne, wozu namentlich bei indicanreichen Harnen eine größere
Anzahl von Ausschüttelungen mit Chloroform vorgenommen wer-
den muß, um so weit.zu kommen, daß das Chloroform nur mehr
schwach gefärbt erscheint. — i r
._ -feh muß der- Ansicht von Rosenberg?) beipflichten, daß
‚meine quantitative Methode für klinische Zwecke noch zu um-
ständlich ist. nt ee
=- Man kann aber auch aus dem Ergebnisse der qualita-
tiven Probe, wenn dieselbe stets unter gleichen Bedingungen
‚ausgeführt wird, die Intensität der Indicanreaktion so weit ab-
Schätzen, daß -man den Indicangehalt als vermehrt beziehungs-
weise stark vermehrt angeben kann... |
. „Jeh habe zu diesem Zwecke ähnlich wie Unglaub?) ein
"mit Marken versehenes Reagenzglas verwendet. Bis zur untersten
Marke (Volumen 15 cem) wird der Harn beziehungsweise der nach
Bleiacetatfällung filtrierte Harn eingefüllt, hierauf mit einer Pipette
Í com der 5°/,igen alkoholischen Thymollösung hinzugefügt und
umgeschüttelt. Dann fügt man bis zur nächsten Marke, die gleich-
falls einem Volumen von 15 cem entspricht, die rauchende Salzsäure
hinzu, welche pro Liter 5 g Eisenchlorid enthält und läßt zunächst
etwa 15 Minuten stehen. Alsdann. wird bis zur obersten Marke
(Volumen 5 cem) Chloroform aufgefüllt und wiederholt sanft,
geschüttelt. | a
‚Das gebildete Indolignon setzt sich rasch, klar und durch-
sichtig ab, und man erhält stets nur die charakteristische violette
Farbe des 4-Cymol-2-Indol-Indolignons, I
ala Nach ` diesem klinischen Verfahren läßt sich eine
? teigerung der Harnindicanausscheidung ganz gut beobachten.
ied Bei einem Falle von Ileus habe ich 1 cem Harn mit destil--
R Wasser auf 20 cem aufgefüllt und von diesem stark ver-
Unnten. Harne 15 cem zur Durchführung der Reaktion verwendet,
‚wobei noch eine sehr deutlich positive Reaktion wahrgenommen
werden konute. Die im vorliegenden Falle von. mir gleichzeitig
`) Zschr. f. physiol. Chem. Bd. 95, S. 32.
„) Ebenda 1915, Bd. 94, 8.84.
| a en W. 1916, Bd. 68, S.11.0 i
Leipzig 1919. en sogensnnten N im Inaug. as
chronischer Nephritis im Blute Indican mittels meiner Thymolprobe
wie folgt qualitativ nachweisen können: Zirka 3 cem Blut wurden
in einem. Reagenzglase aufgefangen, bis zur Koaguülation stehen-
gelassen, hierauf mit etwa der dreifachen Menge (zirka :10 cem)
einer 20°/,igen Trichloressigsäure versetzt, gut umgeschüttelt und
und fügte dann etwa 10 &cm einer rauchenden Salzsäure hinzu,
‚welche 5 g Eisenchlorid pro Liter enthielt, und schüttelte nochmals
um. Nach etwa */,stündigem Stehen wurde der gebildete Farbstoff
mit etwa 2 ccm Chloroform ausgeschüttelt, wobei das Chloroform eine
deutlich rosaviolette Farbe zeigte. > ke En
Nach Tschertkoff, der seine Versuche mit Ober-
mäßig bei denjenigen Nierenkranken, die eine erhebliche Harnstoff-
retention (von 1,5 °/,) im Serum haben. Dagegen findet
sich bei Gesunden und Kranken ohne Nieren:
insuffizienz,unabhängig von der Diät, niemals
Indiecan.im Serum. = | 7
der Medizinischen Universitätsklinik in Gießen den Indicangehalt
ständen unter Anwendung meiner neuen Methode zum Gegenstande
eingehender ‚Untersuchungen: gemacht, die zu sehr interessanten
‚und wertvollen Ergebnissen geführt haben. E
mäßiger Bestandteil des menschlichen Blutes
ist, womit der Begriff Indicanämie seine pathologische
Bedeutung verloren hat. In 100 cem Blutserum ist Indican im
Blute in einer durchschnittlichen Menge von 0,045 mg vorhandei,
die normalerweise vorkommende Variationsbreite schwankt ungefähr
Nahrung blieb ohne wesentlichen Einfluß. Die quantitative
Indicanbestimmung im Blute erweist sich nach Haas als eine
brauchbare Nierenfunktionsprüfung. Werte von 0,160 mg Indican
in 100 Serum sprechen eindeutig für eine: Niereninsuffizienz. Ist
eine schwere Darmerkrankung mit außergewöhnlich starker Indican-
als renale Hyperindicanämie anzusehen. Im urämischen Koma
wurden Zahlen. bis zu 2,7 mg erreicht. | oo.
Max Rosenberg‘) hat an der I. inneren Abteilung des Städti-
falls zur Bestimmung des Indicangehaltes bei Nierenkranken und Nieren-
Verfahren angewendet, dem nur der Charakter einer ungefähren
folgendes: . | | |
' „Die quantitative. Indicanbestimmung nach Jolles ist trotz
unleugbarer Vorzüge von den bisherigen quantitativen Methöden meiner
Ansicht nach für klinische Zwecke noch zu umständlich. Wir: nehmen
daher nur eine ungefähre Schätzung des Indicans vor, indem wir fest-
stellen, wieviel Kubikzentimeter Filtrat erforderlich sind, um eben eine
0,0082 mg Indican in 10 cem Flüssigkeit nachweisen lassen, ist auf
lich. War die Indicanreaktion mit-10 ccm negativ, so wurde sie mit
12, 15 usw. cem in einem entsprechend längeren Glase mit entsprechend
größerer Menge Chloroform. wiederholt; war sie positiv, so wurden 9,
8 usw., 8, 21/, 2, 13/1, ?/io 8/19 USW., 1/1 cem des Filtrates gewonnen,
mit Wasser auf 10 cem aufgefüllt und dann in der gleichen Weise-
verfahren. Aus der Stärke der Reaktion mit 10 cem. läßt: sich bei
ungefähre untere (Grenze für eine positive Reaktion zu’ prüfen sind.
Wichtig ist, daß der Patient kein Jod in der letzten Zeit erhalten hat,
da sonst die Jodreaktion die Indicanreaktion verdeckt. Auch muß das
Serum nur wenige Stunden nach der Entnahme untersucht werden, weil
sonst Indican: durch Zersetzung. oder Oxydation verlorengeht. Der
2 r m. W. wL Nr. 29; > 1718. e £
Georg Haas, Über Indicanämie. (M. m. W. 1915 ;
S. 1048.) | u | DE = =
ER 3) Oeorg Haa r x ca | u a des menschlichen Blutes
unter normalen. und pathologischen Zuständen: (D. Arch. f. klin. M,
1916, Bd. 119, S. 176.) | Sn
bei Nierenkranken und Nierengesunden. (M: m. W. 1916, Nr. 4.)
e colorimetrische Bestimmung - Er ,
Urämie (Azotämie)“ habe ich im,-Jahre 1915 bei einem Falle von
durch ein kleines Filter filtriert. Zum Filtrat setzte ich !/, cem _
einer .5°/,igen alkoholischen Thymollösung hinzu, schüttelte um .
mayers Reagens durchgeführt’ hat, findet sich Indicanämie regel- .
In den Jahren 1916 und 1917: hat Georg Haas n) 3) an |
des menschlichen Blutes unter normalen und pathologischen Zu- ©
_ Zunächst hat Haas festgestellt, daß Indican ein reg& +
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zwischen 0,026 mg und- 0,082 mg in 100 Serum. Die Art der: <
bildung auszuschließen, so sind auch die Werte 0,15 und 0,14
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schen Krankenhauses Charlottenbürg-Westend meine Indicanprobe eben- °
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gesunden herangezogen, jedoch statt der quantitativen Methode: ein
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Schätzung: zukommt. Hierüber berichtet Rosenberg wörtlich
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positive Indicanreaktion zu erhalten. .Da nach Jolles sich noch
diese Weise-eine ungefähre Berechnung der Indicanmenge leicht mög-
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einiger Übung leicht schätzen, welche weiteren Verdünnungen als
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4 Max Rosenberg, Über Indicanämie und Hyperindicanämie l
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 17. August,
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Thymolprobe gebührt meiner Ansicht nach vor der «-Naphtholprobe der
orzug, weil die schwache Rosafärbung des Chloroforms leichter zu
erkennen ist als die leicht bläuliche Farbe, die dem Chloroform im
durchscheinenden .Licht an und für sich in geringem Grade zukommt.“
Auf Grund dieses Verfahrens hat M. Rosenberg eine größere
Zahl von Untersuchungen angestellt und gelangt zu dem Ergebnisse, daß
die Grenze, von der ab die Hyperindicanämie unbedingt für Nieren-
insuffizienz spricht, etwa an dem Punkte liegt, wo sich das Blutindican
mit der Obermayer-Tsehertkoffschen Methode nachweisen
Haas sind meinem Institut von praktischen Ärzten im Jahre 1918
drei Blutproben mit dem Ersuchen um Feststellung des quantita-
tiven Indicangehalts übermittelt‘ worden. Ich habe diese Gelegen- -
heit benutzt, um bei den drei Patienten neben der Harnanalyse
auch die Reststickstoffbestimmung durchzuführen und gestatte mir
nachstehend über die Ergebnisse zu berichten.
4 l tko ) Í | Indican- | Rest-
läßt. Demgegenüber hat G. Haas in einer zweiten Arbeit?) auf Grund Karben | gehalt | stiekstoff | piutdruck
‚eines eingehenden Versuchsmaterials darauf hingewiesen, daß die | Teen ee
Obermayer-Tschertkoffsehe Probe der quantitativen Indican- | |
bestimmung . im Sinne der Thymolreaktion nicht nur in quantitativ
chemischer, sondern auch in praktischer Beziehung unterlegen ist, da
sie erst positiv wird bei einem Indicangehalt von 0,25 bis 0,82 mg in
100 cem Serum, also bei einem Werte, der bereits eine mittlere Nieren-
insuffizienz anzeigt. |
Haas konnte ferner bei einem Nephritiker innerhalb einer
achttägigen Versuchszeit eine von 0,26 mg auf 0,47 mg in 100 Serum
ansteigende Hyperindicanämie konstatieren, während sich der Rest-
stickstoff des Blutes an der oberen Grenze des Normalen hielt.
Daraus ergibt sich nach Haas praktischerweise der Schluß, daß
nicht in allen Fällen das Verhalten des Reststickstoffs im Blute
Aufschluß darüber gibt, ob eine Insuffizienz der Nieren für die
Gesamtheit der stickstoffhaltigen Substanzen vorliegt oder nicht.
Die Bedeutung, welche dem Blutindican bei Nephritikern
als Grundmesser für die vorhandene Nierenerkrankung neben den
anderen Funktionsprüfungen (Reststickstoff) zukommt, hat G. Haas
veranlaßt, meine Methode für klinische Zwecke derart zu
modifizieren 2), daß mit Hilfe derselben in einfacher Weise eine
Orientierung über den Grund der vorliegenden Nierenstörung
möglich erscheint. Verzichtet man nämlich auf die für die
Praxis umständliche quantitative Indicanbestimmung, so genügt die
Ausführung der qualitativen Bestimmung, wenn sie derartig aus-
probiert ist, daß sie nur in nierenpathologischen Fällen positiv
ausfällt. Zu diesem Zwecke hat Haas bei Nierenkranken mit
- bekanntem Indicangehalt und bei Fällen, wo es sich um den
Grenzwert — etwa von 0,15 mg Indican in 100 Serum — handelte,
die Serummenge bestimmt, bei der noch gerade eine qualitative
Reaktion auftritt,
ij
|
0,29 mg | 0,106 g | 180 mm Hg
l Specifisches Gewicht 1029
16. August | 24 ee Harnmenge 820 cem
' es AR l > g pro Liter |
iu ® ? ki 79 kki
chronische | zahlreiche Kyaline und granulierte
Nephritis | Cylinder, einzelne Wachseylinder,
i : wenige Leukocyten | l
u Specifisches Gewicht 1012 017 mg | 0,0% g |160 mm Hg
22. Oktober | 24stündige Harnmenge 2100 cem |
1918 NaCl 3,06 œ pro Liter
; Alb. 2,08 g S |
chronische | granulierte und hyaline Cylinder, | |
Nephritis rote und weiße Blutkörperchen | |
HI Specifisches Gewitht 1026 0,036 mg | 0058 g i110 mm Eg
14. November | 24stündige Harnmenge 760 cem | |
1918 NaCl 1048 g pro Liter |
Dr. K. Alb. 026g „ 3
akute reichliches Sediment: granulierte | | |
` Nephritis () | und hyaline Cylinder, reichliche | |
Erythrocyten, wenigeLeukocyten, | |
vereinzelte Nierenepithelien ` |
im Sinne der Untersuchungen von Haas ergaben die In-
dieanzahlen bei I und II eine Niereninsuffizienz. Bei III ergab
der Harnbefund trotz des sehr geringen Albumingehalts ein reich-
liches Sediment mit auffallend zahlreichen renalen Elementen.
Der Indicangehalt im Blute deutete auf keine Niereninsuffizienz
hin. Ich hatte bei III Gelegenheit, den Harn in Zwischenräumen
von 14 Tagen durch längere Zeit zu untersuchen. Noch nach
sechs Wochen beständ Oligurie und im Harnsediment fanden sich
zahlreiche renale Elemente und zahlreiche meist deformierte rote
Blutkörperchen. Erst nach acht Wochen konnten nur Spuren
Albumin, vereinzelte hyaline Cylinder und spärliche Erythrocyten
nachgewiesen werden, und nach zehn Wochen war die Harnmenge
Nach G. Haas versetzt man im Reagenzglase je 2 und je 1,5 cem | und der Harnbefund . normal. — Wahrscheinlich dürfte es sich
Serum mit derselben Menge Wasser und dem doppelten Volumen | bei III um eine herdförmige Glomerulonephritis im Sinne V ol-
20 °/,iger Trichloressigsäure, schüttelt gut durch und filtriert vom | hards gehandelt haben. — Die schönen Arbeiten von Haas
Niederschlage durch ein Faltenfilterchen von etwa 6 cm Durchmesser
möglichst quantitativ ab. Nach Zugeben von etwa 7 Tropfen 5°/, iger
alkoholischer Thymollösung und Durchschütteln wird dasselbe Volumen
konzentrierter Salzsaure, in der Eisenchlorid von 5 °/,. gelöst ist, dem
Filtrat beigemengt und ebenfalls durchgeschüttelt. Sodann wird das
Gemisch zwei Stunden stehengelassen und nach dieser Zeit mit 2 ccm
Chloroform kräftig durchgeschüttelt. Ist das Chloroform bei Verwendung
von 1'/, cem Serum und bei Betrachtung im durchscheinenden Licht
soeben rosaviolett verfärbt, so handelt es sich beim Fehlen oder Vor-
handensein einer nur leichten Indicanurie im Harn (beim Prüfen mit
Obermayers Reagens) ebenfalls um eine Retentionserscheinung.
Bei ausgesprochener Indicanurie sind die Fälle einer Retention höchst
verdächtig; weitere Aufklärung kann nur eine quantitative
Indicanbestimmung, eventuell. eine Bestimmung des Reststickstoffs
bringen. Die Ablesung der Proben erfolgte eine halbe Stunde nach
dem Ausschütteln mit Chloroform. |
Wenn man sich rasch und oberflächlich orientieren will, ge-
nügt es nach Haas, das enteiweißte, thymolhaltige Filtrat mit
der eisenchloridhaltigen konzentrierten Salzsäure nur etwa 20 Mi-
nuten in Reaktion treten zu lassen, da bei Serum mit einem In-
diecangehalt von über. 0,3 mg in 100 cem Serum schon in dieser
kurzen Zeit eine deutliche positive Reaktion erhalten wird. In
solchen Fällen jedoch, wo es sich um die Entscheidung der Frage
handelt, ob es sich um beginnende Niereninsuffizienz handelt oder
nieht, empfiehlt Haas, die 2- und 1,5-ccm-Probe in der oben ge-
schilderten Weise auszuführen, wobei man möglichst mit Nüchtern-
serum arbeiten und dasselbe nicht länger als 12 Stunden stehen-
lassen soll. Diese einfachen Reagenzglasproben scheinen in der
Praxis bereits Eingang gefunden zu haben, da ich in der Literatur
speziell bei Nierenaffektionen schon mehrfach Angaben über die
Indicanprobe nach Jolles-Haas vorgefunden habe. — Wahr-
scheinlich angeregt durch die interessanten Publikationen von
gestatten die Annahme, daß die Indicanprobe im Blute als eine
einfache Methode zum Nachweis der chronischen Niereninsuffizienz
einen dauernden Platz in der Nierenfunktionsprüfung erlangen wird.
Nachweis von Indican im Liquor cerebro-
spinalis. M. Rosenberg hat in einer interessanten Ab-
handlung „Über stickstoffhaltige Retentionsstoffe im Blut und in
anderen, Körperflüssigkeiten bei Nephritikern“ !) darauf hin-
gewiesen, daß im Lumbalpunktat das Indican selbst bei starker
Hyperindicanämie fehlt, oder wenigstens in so geringer Menge
‚vorhanden ist, daß es sich auch mit meiner sehr empfindlichen
Thymolprobe nicht nachweisen läßt. Man muß daher nach
Rosenberg annehmen, daß das Indican von den Epithelzellen
der Plexus chorioidei retiniert wird, wenigstens solange dieselben
| in normaler Weise funktionieren. | Te
Felix Deutsch hat die Frage des Indicannachweises im
Liquor cerebrospinalis bei echter Urämie zum Gegenstande
einer eingehenden Untersuchung an der II, medizinischen Abteilung
des Krankenhauses Wieden in Wien gemacht) und die Lumbal-
flüssigkeiten einer größeren Reihe von Urämien auf ihren Gehalt
an Indican mittels der Thymolprobe untersucht. Deutsch hat
zur Untersuchung nicht unter 20 cem Liquor herangezogen, oft
aber mehr, falls der Liquor reichlich abfloß. Im übrigen verfuhr
Deutsch zur approximativen Indicanbestimmung nach meinem
von Rosenberg modifizierten und schon früher beschriebenen
Verfahren. Deutsch hat eine Reihe positiver Indicanbefunde
‚erhoben und gelangt zu dem bedeutungsvollen Ergebnis, daß der
positive Ausfall der Indicanreaktion im Lumbalpunktat immer für
schwerste Nierenerkrankung spricht. Das Indican tritt jedenfalls
erst terminal und nur selten im Liquor auf, Sein Nachweis ist
.
prognostisch von übelster Bedeutung.
1) G. Haas, Die quantitative Indicanbestimmung im Blute als Darstellung von Indican. Das sogenannte Harn-
Nierenfunktionsprüfung; zugleich eine Erwiderung auf diesbezügliche | indican besteht bekanntlich aus indoxylschwefelsaurem Kalium
Bemerkungen von Dr. Rosenberg, D. Arch. f. klin. M. 1917, | und
Bd. 121, S. 304.
etwas Indoxylglueuronsäure, Zu den wichtigen physiologisch-
2) G. Haas, Das Blutindican und seine praktische diagnostische 1) B. kl. W
Bedeutung. (M. m. W. 1918.) | ) . 1916, Nr. 49, S. 1814.
3) M. Kl. 1919, Nr. 2, S. 44.
De ne IE A NN a r NENN ES
oder aphthenähnliche Veränderungen der
- oberfläch e, welch& die Innenfläche der Lippenschleimhaut, die
beiderseits bis bohnengroß fühlbar,
nicht vergrößert.
Allgem meinzustand Campher und Digitalysat gegeben. Heute Besserung.
17. August |
oheinischen Präparaten, seldhe bisher aus chemischen Fabriken in
reinem Zustande nicht. bezogen ‚werden konnten, gehört das indoxyl-
- “schwefelsaure Kalium (Indican). Diese Tatsache ist darauf zurück- -
zuführen, daß die bisher angegebenen. Methoden zu’ seiner synthe- |
tischen : Darstellung . sich nicht als züverlässig erwiesen haben.
"Aus inenschlichem Harn gelingt.es zwar, wie G. Hoppe-Seyler
. gezeigt 'hat!), .indoxylschwefelsaures Kalium rein ‚darzustellen.
. Dieser Weg ist aber zur Darstellung des Präparates.zu umständ-
lich, ganz abgesehen davon, daß die Ausbeute eine sehr geringe‘
ist. Nun. habe ich im Verein mit E. Schwenk?) eine neue
synthetische Darstellung des Harnindicans in Vorschlag gebracht,
welche im Prinzip auf der Kondensation von Chlorsulfonsäure und :
. N-Acetindoxyl beruht. Nach diesem Verfahren ‚gelingt es, in guter
Ausbeute das indoxylschwefelsaure Kalium in schönen weißen
Kiystallen zu gewinnen, wodurch das Harnindiean zu einem leicht. |
zugänglichen Körper geworden ist.
. In Kürze wird das Präparat. in den größeren aheinschen
| Fabriken Deutschlands zu Versuchszwecken erhältlich sein.
l S des II. inneren Abteilung is Krankenhauses
OR OEN DUTE Westend (Oberarzt: Dr. Werner Sch un
Zur Differentialdiagnose der
Maul und Klauenseucheninfektion beim. Menschen.
TE 5 Von
. Werner Schultz,
Am 2. August 1918 ‘wurde mir auf der Infektionsabteilung
l | ein unter. der Diagnose Scharlach eingeliefertes Kind vor-
gestellt, dessen eigenartiger Befund sogleich den Verdacht erweckte,
daß hier etwas Abweichendes vorlag.
‚Der: Fall gestaltete sich ‚nach unseren. Aufzeichnungen fol- ar
gendermaßen:.
Hans Joachim H., 2 Jahre 4 Mouse. alt.
19. August 1918.
Anamnese: Familie gesund. ‚Früher keine Krankheiten. Be-
ginn der jetzigen Erkrankung am 17. August. mit Fieber. Die Augen
waren entzündet. Ohrenschmerzen. sollen bestanden haben. Am
Aufgenommen am
` 18. Augüst traf ein Ausschlag auf. — Nachträgliche Auskunft seitens
des‘Vaters ergibt, daß ‘das Kind im Verlaufe eines zwei Monate langen |.
Landäufenthältes ' ungekochte Milch genossen hat, die von maul- und
klauenseuchekranken Kühen stammte. Die letzte Aufnahme von in-
; fektiöser Milch. soll mindestens 14 Tage zurückliegen.
gutem Er-
-.. Status: ° Schwerkrankes, kräftiges Kind
‚nährungszustand. Sensorium frei. Temperatur 40,1° nel Mäßige.
rachitische Symptome: Rosenkranz, Zeichen von verspätetem Fontanellen-
- schluß, . Beiderseits Conjunctivitis und Blepharitis, Lidränder mit Krusten
bedeckt: “Am Naseneingang beiderseits Borken. An der Oberlippe
links herpesarti. ge Eruption. Mundwinkel gerötet, feucht,
mit dünnem, weißlichem Belag und _ beginnender R hagaden-
bildung.
Symmetrisches diffus rotes Exanthem am Gesäß, dem Serotum
und der Hinterfläche der Oberschenkel, welches sich an den Grenzen:
‚nach dem Mons pubis, der Vorderfläche der Oberschenkel und den
Unterschenkeln zu allmählich in kleinste Flecken auflöst. An: beiden
Armen "finden sich ebenfalls meist unterpfennigstückgroße, unregel-
mäßig begrenzte, vielfach confluierte hellrote Flecke.
In der Mundhöhle sieht man teils fleckige, teils diffuse -diphtherie-
Schleimhaut-
Zunge, den weichen Gaumen, die Gaumenbögen und Tonsillen, weniger
intensiv. die Wangenschleimhaut betreffen.
Submaxillar-, Cervical-, Axillar-, Cubital- und Inguinaldrüsen,
Lungen- und Herzbefund bieten keine Besonderheiten.
„Der Puls ist sehr klein, weich, hochfrequent, 156 in der Minute.
- Der Leib ist ‚weich, nicht druckempfindlich Leber und Milz sind
‚Urin: Albumen —, Urobilinogen —.
Pupillen- und Patellarreflexe nicht abweichend von der Norm:
20. August. Nachts wurden in Rücksicht auf den bedrohlichen
alsabstrich ergibt ne =
gativen Befund für. Soor. Nasen- und
Mandelabstrich für Diphtherie kulturell negativ.
= 22, August. Beläge der Mundhöhle- haben an Zahl und Größe
genommen. Exanthem im Rückgang. Abstrich aus der Mundhöble
o
) D. m. W: 1916, Nr. 40.
2) Biochem. Zschr. 1915, Bd. 68 und Bd. 69.
1019 - MEDIZINIS CHE B ELINIE — Nr. 38,
geschlossen werden.
vom 2i. A ergibt, Reinkultur. von ‘s tap h ylococ cusp yo 2
genes aureus. Blutleukoeytenzahl, 11 500.
‘24. August. Exanthem völlig verblaßt, Temperatur bisher ı re- `
mittierend. bis 89,5°, 39,2°, 89, 6°, bleibt ab heute unter. 38, 82.
25.. August. Urin: Albumen —.
.26. August. Die ‘Umgebung des Mundes ist getötet, ‘oberfläch-:
lich infiltriert, nässend, teils: papulös. verändert, teils-mit Bläschen be-
setzt. Die Lippen bluten bei leichter Berübrung. Es: besteht anhaltend. |
‚stärker Speichelfluß.
- ` . Im Bereiche der linken
Wange findet. sich eine iso-
‚lierte Gruppe von leicht gelb-
lich gefärbten Bläschen auf
gerötetem und. infiltriertem
- Grunde. k
27. August. Temperatur
nach . weiterem ‘Iytischen Ab-
fall annähernd normal. Be-
finden gebessert. Nahrungs-
' aufnahme und Schlaf gut. X
28. August. Neue Erup- ko
-tionen von herpesartigen Bläs- a
chen in der. Umgebung des k -S | Br:
Mundes. _Blutuntersuchung |
auf Rotz ergibt Agglutination ` igi nach Moulage,
1:50 positiv, Komplement- :
:ablenkung negativ. Nach dem Ergebnis. dieser Untersuchung Patho-
1 logisches Institut der Tierärztlichen ‚Hochschule, Berlin) liegt Kom
Anhalt dafür vor, daß Rotz’ besteht.
: 2, September. Beläge der Mundhöhle bis auf geringe. Reste: auf
der Innenfläche der Lippen zurückgegangen. Rhagaden der ‚Mundwinkel,
noch vorhanden.
4. September. Erneuter Anstieg auf 88,8°. Keine neuen Ràchen-
erscheinungen, kein Organbefund. _
í 7. September. Rhagaden beider Mundwiükel bestehen noch. An.
der linken: Mundseite noch oberflächliche Infiltration der Haut. .
8. September. Temperatur bis. 88,1%. `
9: September. 'Kieferwinkeldrüsen beiderseits stark geschwollen.
Submentaldrüsen erbsengroß fühlbar.
‘10. September. Temperatur gesunken, Kind steht auf.: _
11..September. Auf Wunsch der Eltern annähernd. geheilt ent.
lassen. Keine ‚Sehuppung der Haut.
‚Die T’hı erapie bestand, abgesehen von Herzmitteln bald’ nach
der Einlieferung, in Behandlung der Conjunctiven mit i%iger gelber
Aüugensalbe, der Mundschleimhaut mit 10%i igem ROBIN HN und
' Spülungen mit Wasserstoffsuperoxydlösung. -
Es handelt sich, kurz zusammengefaßt, um den Fall einer
akuten : fi eb erhaften Erkrankung eines.2 Jahre 4 Mo- . . -
nate alten Kindes, deren wesentliches Charakteristicam. eine .
Symptomentrias
erkranküung mit aphthen- oder
ähnlichen Veränderungen der Mundhöhle,
cireumoralen Affektion entzündlichen Charakters mit
| Bläschenbildung, und einem Ausschlag auf der
äußeren Haut, der sich teils diffus, ‚searlatiniform, +
teils fleckig präsentiert: |
Soor, Diphtherie und Rotz konnten bakteriologisch . aus“
Gegen Scharlach, Masern oder Lues sprach
‘der Verlauf überzeugend. Sporotrichose wurde später in den.
Kreis der differentialdiagnostischen Erwägungen gezogen, aber bei
vorgerückter Rekonvaleszenz nicht. näher verfolgt. Den. gewich-
tigsten Faktor für die Beurteilung lieferte die anamnestische An-
gabe des vorangegangenen Genusses ungekochter
Milch von maul- und klauenseuchenkranken
Kühen.
\ `
wohl ‘bezüglich der Charaktere der Schleimhautaffektion, wie des
‘Hautexanthems gegenüber. den zusammenfassenden Abhandlungen `
unserer Literatur Abweichungen bietet. Die Darstellungen der
„Stomatitis epidemica“ von Garre& (1897), Mikulicz und.
Kümmel (1909, Hets.ch (1913) schildern die Affektion der
Munäschleimhaut -als Bläschenauss-chlag. Speziell bei
| Mikulicz und Kümmel wird im Anschluß an Siegel’
diese Eigentümlichkeit des Exanthems als wichtig: für die Diffe-
rentialdiagnose gegenüber der Stomatitis aphthosa unterstrichen.
Demgegenüber ist daran zu. erinnern, daß außer anderen
Autoren Ebstein (1896) einen Fall ausführlich beschrieben 'hat,.
bei. welchem analog dem unsrigen die Entwicklung von Blasen.
oder Bläschen auf der Mundschleimhaut ‘ausdrücklich verneint `
wird. Es handelte sich um einen 27jährigen Kandidaten . der-
Medizin, dessen Erkrankung auf .den. sonu 3 ‚von. Stippkäse,
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ist,. bestehend in: Schleimhaut-
diphtherie-. l
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Es. ist nun ‚bemerkenswert, daß der beschriebene Fall: So- T
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818
von maul- und klauenseuchenkranken Tieren herrührend, zurück-
geführt wurde. |
Wegen eines klein- und großfleckigen maculo -papulösen
Exanthems wurde die Erkrankung anfänglich für Masern ge-
halten. Nachdem in diesem Falle zunächst mäßig starke Con-
junetivitis, geringe Laryngitis und Schwellung und Rötung des
weichen Gaumens bestanden hatten, bildeten sich am fünften
Krankheitstage in der Gaumen- und Mundschleimhaut unter Zu-
nahme der entzündlichen Erscheinungen der Mucosa kleine linsen-
große his etwa einen Quadratzentimeter große grauweißliche,
rundliche, mit zahlreichen Kokken durchsetzte Infiltrate, welche
von einem schmalen roten Hofe umgeben waren, an welche sich
eine Anschwellung der umgebenden Schleimhaut schloß. Vor-
nehmlich fanden sich die genannten Veränderungen an den Rän-
dern, sowie auch an der unteren Fläche der Zunge. Am fünften
Krankheitstage war der Prozeß im Munde noch weiter fortge-.
schritten. Neue Herde von gleichartiger Beschaffenheit hatten sich
an den vorderen Gaumenbögen neben der Uvula und an der
Lippenschleimhaut entwickelt. Von da an trat ein Stillstand ein.
Von sonstigen Parallelen meines Falles mit dem von Eb-
stein beobachteten sind folgende Tatsachen zu erwähnen:
Diarrhöen fehlten in beiden Beobachtungen. In Ebsteins Fall
war das Exanthem am 11., die Munderkrankung am 17. Krank-
heitstag beendet, in meinem war am 8. Krankheitstage von Exan-
them nichts mehr zu sehen, und ebenfalls am 17. der Mund bis
auf geringe Beläge auf der Innenfläche der Lippen völlig ge-
reinigt. In beiden Fällen wurde von Hautschuppung nichts þe-
merkt."
Abweichend ist in meinem Falle der mehr scarlatiniforme
Charakter des Exanthems, der sich auf Gesäß, Scrotum und Ober-
schenkel lokalisiertte und am Rande fleckig in die normale Haut
überging. Ein schwächerer fleckiger Ausschlag wurde an den
Armen beobachtet. Das von mir beobachtete Aussehen des Exan-
thems muß das seltenere sein, denn die obenerwähnten Abhand-
lungen sprechen nur von morbilliformen Ausschlägen.
Eine weitere Abweichung gegenüber den früheren Beob-
achtungen bietet die verhältnismäßig lange Inkubationszeit meines
Falles von mindestens 14 Tagen, Sie wird durchschnittlich auf
drei bis sechs Tage angegeben.
Es kann nicht Aufgabe eines kurzen Beitrags sein, die zahl-
reichen Formen an Haut- und Schleimhautaffektionen anzuführen,
die auf Maul- und Klauenseuche zurückgeführt werden. Solche
Zustände sind nach der neueren Arbeit von M. Fischer:
| Angina mit Stomakace, Conjunctivitis mit pustulösem Haut-
ausschlag von herdförmiger Anordnung.
Angina mit Belag, Fortgang mit Geschwürsbildung der
Rachenteile, kombiniert mit bläschenförmigem Ausschlag um den
Mund, Cervicaldrüsenschwellung, Mittelohrbeteiligung und Pana-
ritium, schließlich Lippenaffektion, Ptyalismus und Halsdrüsen-
schwellung.
Fieberhafte Stomakace mit panaritialer Eiterung an Finger-
und Zehennägeln.
Stomakace allein.
Geschwürige Prozesse der Mundhöhle mit Lippenaffektion,
Gedunsenheit des Gesichts, Anorexie und Erbrechen.
= Ebensowenig soll auf Fälle eingegangen werden, bei denen
insbesondere an den Extremitäten infolge lokaler Infektion
Blasen- oder Bläscheneruptionen, eventuell kombiniert mit son-
stigen Infektionserscheinungen, auftreten. Ihre Erwähnung möge
lediglich dazu dienen, die Aufmerksamkeit auf die Buntheit
und Diffizilität der Symptomatologie zu richten,
die mangels eines geklärten-Erregernachweises
dringend weiterer klinischer Grundlagen bedarf. Dies um
so mehr, als ohne Zweifel Krankheitszustände beobachtet werden,
welche ausgesprochene Charaktere bieten, ohne daß ein Zusammen-
hang mit Maul- und Klauenseuche zu ermitteln ist.
So hatten wir kürzlich Gelegenheit, im Erkrankungsfalle einer
30jährigen Ehefrau die Kombination von ausgedehnten aphthen-
ähnlichen Erscheinungen im Munde mit eigenartigem Exanthem
der äußeren Haut zu beobachten, ohne daß sich für die Diagnose
Maul- und Klauenseuche Anhaltspunkte gewinnen ließen. Ledig-
lich der Genuß von Butter unbekannter Provenienz käme in Frage.
Die fieberhaft verlaufende Krankheit begann mit Blepharo - Con-
junctivitis und einer Stomatitis, die lebhaft an den zu Anfang dieser
Arbeit beschriebenen Fall erinnerte. Die Lippen waren teils hochrot,
blutend, teils oberflächlich weißlich belegt, wie mit einem Ätzschorf.
Weicher Gaumen, Wangenschleimhaut links und Zunge, besonders
deren Unterfläche, zeigten unregelmäßig landkartenähnlich begrenzte
aphthenähnliche Beläge von etwa Erbsen- bis Bohnengröße, mit meh-
rere Millimeter breitem geröteten Saum. KM
Auf der äußeren Körperhaut, besonders an den Streckseiten der
Arme, spärlicher auf Brust, Bauch und Rücken, und ganz vereinzelt
an den Streckseiten der Beine sah man leicht erhabene, kreisrunde,
vielfach kokardenartig aussehende Effloreseenzen von Linsen- bis Mark-
stückgröße, letztere mit leicht erhabenem Rand, von rötlichlivider
Farbe, und einem ebenfalls am Rande etwas erhabenen, bräunlich tin-
giertem Centrum, das an den vorgeschrittenen Stellen von einer Blase
eingenommen wurde. Die Efflorescenzen verursachten leichten Juckreiz.
In diesem Falle wiesen auch die äußeren Genitalien Verände-
tungen auf, Es bestanden kondylomähnliche entzündliche Wuche-
rungen in der Umgebung des Anus, besonders zwischen diesem und
hinterer Commissur. Die hinteren Teile der Labien und der Vulva
waren hochrot, entzündlich geschwollen und äußerlich papulös ver-
ändert. Die kleinen Labien waren, ebenfalls durch entzündliche
Schwellung, auf das Drei- bis Vierfache ihres normalen Umfanges ver-
größert und größtenteils ebenso wie die Innenflächen der großen La-
bien an ihrer Oberfläche mit dünnem, weißlichem, schorfähnlichem Be-
lag versehen. Der Befund der inneren Organe war ohne Besonder-
heiten. Blutleukocytenzahl: 10700. Der Urin enthält anfangs Spuren
Eiweiß, vereinzelte granulierte und Epitheleylinder, ferner Erythrocyten
und Leukocyten. 2
Der Fall lief, vom 10. Krankheitstage durch eine Pleurapneu-
monie kompliziert, in Genesung aus. Vom 16. Tage ab war die Kranke
fieberbrei. Sie wurde geheilt entlassen am 34. Krankheitstage.
Lues war durch die Anamnese, den negativen Ausfall der
Wassermannschen Reaktion und die ohne specifische Behand-
lung ziemlich rasch erfolgende Abheilung mit größter Sicherheit
auszuschließen. Der Abstrich aus der Mundhöhle ergab Strepto-
kokken und Staphylokokken, keine Diphtheriebacillen, wiederholt
untersuchtes Sputum Streptokokken und Staphylokokken, keine
Tuberkelbacillen. Venenblut kulturell verarbeitet war steril, des-
gleichen am 22. Tage untersuchtes Pleurapunktat. Wir sind nicht:
der Ansicht, daß dieser zweite Fall mit Maul- und Klauenseuche
in Verbindung gebracht werden kann, und glauben ihn dem Kapitel
des Erythema exsudativum multiforme einreihen zu
müssen,
Schließlich bekamen wir noch .den ebenfalls fieberhaft ver-
laufenen Fall eines 17jährigen Mädchens, Erica A., zur Beob-
achtung, bei welchem sich aphthenähnliche Beläge im Munde mit
einem teils masern-, teils scharlachartigen Ausschlag kombinierten.
Cireumorale Veränderungen fehlten, Lues war auszuschließen, mit
Maul- und Klauenseuche konnte ein anamnestischer Zusammen-
hang nicht ermittelt werden. (Aufnahme Nr. 3447, 1913.)
Diese Beobachtung, sowie einzelne Bemerkungen in der
Literatur zeigen, wie schwierig die Beurteilung der Fälle ist, ZU-
künftigen klinischen und ätiologischen Ergebnissen muß es vor
behalten bleiben, weiter zu erhärten, daß die beiden eingangs
aufgeführten Fälle von mir und Ebstein den durch die Ana-
mnese nahegelegten Zusammenhang besitzen.
Literatur: Siegel, Die Mundseuche. (Arch. f. Laryng. 18%,
Bd. 3, S.173) — Ebstein, D. m. W. 1896, S.129. — Garrè, Behandlung
von Milzbrand, Rotz, Aphthenseuche und Aktinomykose. En d. Therapie
innerer Krankheiten von Pentzoldt und Stintzing. Il. Aufl. 1897, Bd. 1.)
— Mikulicz und Kümmel, Die Krankheiten des Mundes. Jena 1909,
S.47. — M. Fischer, Über Maul- und Klauenseuche. (M. KI. 1912, Nr. 1,
S.14) — Hetsch, Maul- und Klauenseuche. (Kraus und Brugsch,
Spez. Pathol. u. Ther. innerer Krankheiten 1913, Bd. 2, 2. Hälfte, S. 521.)
Epikrise zur Influenza 1918.
Von
San.-Rat J. Ruhemann.
Die örtliche Provenienz hat diesmal der pandemischen in zwei
getrennten Schüben, im Juli und Oktober grassierenden Grippe
den Namen „spanische Krankheit“ verschafft. Nur die gewaltige
Weltseuche des Jahres 1580 bekam in Deutschland neben vielen
anderen Bezeichnungen den Namen „spanischer Ziep“, was sicher
den Ausbruchsort bedeutet haben wird. Sonstist bei Keiner anderen
Grippepandemie Spanien der Ausgangsort gewesen mit Ausnahme
einer 1602 herrschenden Epidemie, bei welcher der Name „spanischer
Pip“ angeführt wird. Ganz im Gegenteil kamen die Mehrzahl der
größten Weltepidemien von Osten her über Europa, meist von
Rußland aus, sodaß der Name „russischer Pips“ (1782), russische
oder nordische Krankheit (1782) gegeben wurde. 1782 sprach man
in Italien von morbo und catarro russo; 1889/90 wurde die Influenza
in Italien auch al ien als „Influenta
. S „malattia tedesca“, in Spanien
Russa“ bezeichnet.
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17. August,
zu
-von Tausenden an weit entlegenen Punkten. Für die miasmatische
- Natur spricht ferner der. Umstand, daß der eiserne Wall, der vom.
‘ hatten wir in dem nach Westen verriegelten Deutschland die Grippe
- . kontagiöse Krankheit zu bezeichnen. Dies noch einmal zu”betonen,
die Pandemie 1889 die miasmatische Verbreitung der Influenza
_ Weltseuchen betreffend, zugrunde, so sehen wir, daß
' 16 im Sommer (Juni bis August), 24 im Herbst (September bis
terisierte Influenzen seit 1892, dem Ende der großen Pandemie
Immer, anfangs mehr in saisonepidemischer Form, dann spora-
- disch, gelegentlich endemisch überall in der Welt bis zu der letzten
TEEN, La 9-7 e d
ER ra Fa a a : :
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-1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 83.
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Erinnerungshalber möge angeführt werden, daß neben den ı Pandemie vorgekommen sind;. die Influenzabacillen -
vielen Namen, die der Krankheit beigelegt wurden, die beiden
Hauptbezeichnungen, nämlich Grippe (1732/33) in Frankreich, In-
fluenza (1742/43) in England aufkamen. | u
So auffallend wie der wenigstens bei dem ersten Schube im
großen und ganzen von Westen nach Osten gerichtete Gang der
Epidemie, so beweisend gegen den spanischen Herdausgang und
für die miasmatische Nascenz ist das isochrone Erkranken
dings in den letzten Jahren eine Abnahme zeigte.
Sam waren, überall verstreut hatte, trat alsdann 1891/92 wieder
eine Weltepidemie auf, da die Toxität und Quantität der Pfeifferschen
Bacillen gewaltig und ubiquitäres Vorhandensein dörselben -fraglos
'war. Wenn wir nun daran erinnern, daß z. B. 1729/30 eine mächtige
Influenzapandemie herrschte, der bereits 1732/33 eine beinahe ebenso
intensive und extensive Weltepidemie folgte, daß dasselbe 1830/31
und 1833 der Fall war, so. geht aus dieser dreimaligen Beobachtung
einander in beinahe gleichen Intervallen folgenden Pandemien ein
Ärmelkanal bis zur Adria ging und sicher Cholera abgehalten
hätte, von der Grippe einfach übersprungen zu sein schien. So
früher als in der Schweiz, in dieser gleichzeitig mit Konstantinopel,
Schweden und- Finnland. Die ungemein infektiöse pandemische
Form der Krankheit verbreitet sich nach dem miasmatischen Aus-
bruch auf dem Wege des Verkehrs, von Person zu Person, und
demnach sind wir berechtigt, die Grippe als eine miasmatisch-
bald wieder eintretenden Weltepidemien Recrudescenzen der pri-
traten; denn vor. 1889 war die letzte große, aber nicht der von
1889 gleichkommende (1831/33 war eher gleich intensiv) Influenza
ist. nicht unnötig, da H. Buchner (M. m. W. 1890, S. 445) ein | 1847/48, vor der 1830/31, die von 1799/1800 zu beobachten ge-
Influenza-Miasma für eine Fabel hielt, und Leichtenstern
ebenfalls gelegentlich der Pandemie 1889/90 ein ubiquitäres Miasma
als ein Nonsens bezeichnete. Ich hatte unter anderem bereits für
wesen; es la
bis 1830 40 und 30 Jahre Intervall vor.
irregulär verteilten, sporadischen Influenzen ein -endemisches An-
wachsen derselben in Saisonform besonders in den Monaten Januar
bis März; Der Gang der Influenza läßt sich am besten, was ja
im kleinen sicher den großen Verhältnissen entspricht, durch die
Zahl typischer, meist durch Influenzabacillennächweis gekennt-
zeichneter Fälle meiner Praxis beweisen, die den Monat Januar
betreffen (10), nämlich a I
i895 1896 1897 1898 1899 1900° 1901. Ä
9 2 87 18 gi 52 53 Influenzen
aus dem gleichzeitigen Befallenwerden von Europa und Amerika
hergeleitet. | an
Wie ich schon .in meinem Buche‘ „Die Influenza in dem
Winter 1889/90“ (1) in Übereinstimmung mit vielen Autoren betonte,
haben weder die Temperatur der Luft, noch barometrische Ein-
flüsse, noch Witterungs- und Windverhältnisse eine entscheidende
Bedeutung für die Massenentwicklung und Verbreitung des Virus.
Das hat sich auch bei der letzten Pandemie bestätigt, die in der
schönsten Jahreszeit und obendrein in einem von den Kriegs-
stürmen und. dessen Folgen freien Lande ihren Beginn nahm.
Sonst haben sich die meisten Pandemien in den für die Erkältungs-
krankheiten günstigen Monaten gezeigt. |
' © Legen wir die Hirschsche Tabelle, das Auftreten der Grippe-
1902 19084), 1904 1905 1906 1907 1908
* 1907. berichtete Alb. Woldert über eine mit zahlreichen
Curschmann (86) in Leipzig 1908 beobachtete Epidemie ‚war
| nicht von häufigen Lungenentzündungen begleitet, repräsentierte
. Januar mit. . 14,88 °/, Juli mit... 6,07% sich als Pneumokokkengrippe, schaltet also äus dem Rahmen der
© - Februar mit. . 10,86% August mit ... 4,47 /o- | Influenzabaeillengrippe Ey Überhaupt sinkt seit dem Jahre 1908
März mit ... 8,94 / 0 September mit 7,67 W 0 im ganzen die Häufung der Influenzafälle, deren sichere Diagnostik
i ve mit... 7,08 do Oktober mit. . ar 20 und Abgrenzung gegen Grippen anderer Provenienz und Erkältungs-
Do u na DO November mit 8,95 %/o krankheiten immer schwieriger wird. Allein es zeigen doch viele
Juni mjt... 8,43% Dezember mit 11,82%, sporadische Fälle den’ klinischen Charakter der typischen Influenza,
ihre charakteristische lange anhaltende Prostration usw., ihre patho- -
belastet sind. Stellt man nach Quartalen zusammen, so haben von
125 unabhängig voneinander verlaufenden Epi- und Pandemien 50
: Ä ancen U | gnomonischen Komplikationen, die centralen atypischen Pneumonien,
im Winter (Dezember bis Februar), 35 im Frühling (März bis Mai),
Bronchopneumonien, Ohraffektionen,. Myokarditis usw. und werden,
wie wir weiterhin sehen werden, vielfach durch den Nachweis der
Pfeifferschen Bacillen in ibrer Influenznatur sichergestellt: on
1910 berichtet Madison [Amerika] (43) über eine Influenza-
bronchitis. Te er ne
| Im Februar 1912 begegnet man wieder gehäufterem Vor-
kommen von Influenzen, das dann auch im Dezember 1912 zur Beob-
achtung gelangt. So wurde am 10. Dezember von einer Influenza-
epidemie im Aschaffenburger Jägerbataillon berichtet. Für das
perennierende Fortkriechen und Aufflackern der Krankheit sprechen
weitere Notizen. So beobachtete Ende 1914 Otto Seifert (73)
im Lazarett in Würzburg 38 Fälle von ’Influenzalaryngitis. Im Winter
‘
November) ihren Anfang genommen.
Immerhin beweist diese Zusammenstellung, daß die winter-
lichen Einflüsse für die Auslösung beziehungsweise Verbreitung der
Pandemien doch in Frage kommen, wobei die Vermutung :naheliegt,
daß, je giftiger die Bacillenstämme, je intensiver die mischinfi-
zierenden Bakterien sind, sie um so weniger der Unterstützung
der Witterungseinwirkung bedürfen. Es scheint auch, daß diese
Sommer- beziehungsweise Herbstweltseuche bezüglich Virulenz der
ätiologischen Faktoren nichts zu wünschen übrigließ. In weit
höherem Grade als bei den Pandemien spielen dagegen die
Witterungsmomente für das endemische, saisonniere und.sporadische
Auftreten der Influenza. eine Rolle. 3 ,
Wie läßt sich nun die ubiquitäre Verbreitung der die Pan-
demie.bedingenden Influenzabacillen beziehungsweise die ubiquitäre
Nascenz der Influenza beweisen? |
| Würden wir nur die meist einen fokalen Ausgang zeigenden
Pandemien in Betracht ziehen, würden wirmit Pfeiffer annehmen,
daß nur die Weltepidemien von den Influenzabacillen bedingt
werden, -nicht aber die endemischen und sporadischen Grippen,
So wäre, wie es auch bei der jüngsten Influenza der Fall war, die
Eruption.von einem Herde aus das Wahrscheinliche; denn es würde
Sich: zwischen den durch lange Zwischenräume getrennten Welt-
Influenzen kein kontinuierlicher Zusammenhang finden lassen; aber
bei einem Infanteriebataillon im Engadin, J. Karcher (66) machte
Februar 1916 an der italienischen Front aufgetretene Influenza,
N
Influenzaendemie gesehen. oo. |
‘Wollen wir nun einen inneren Zusammenhang zwischen der
Pandemie 1889/92 und der von 1918 beweisen, so dürfen wir uns
klinische Diagnose „Influenza“, die ja, falls es sich um nicht-
grippe usw. schwer abgrenzbar ist, beschränken, sondern müssen,
um absolute Sicherheit zu erlangen, auch die Erhärtung des Krank-
heitsbildes durch den Nachweis der Influenzabacillen dartun und
zeigen, daß bis zu der Entstehung der Pandemie von 1918 die
dieser ist in deutlicher Form zu erkennen. |
Es läßt sich, was aus den weiteren Betrachtungen ersichtlich.
wird, zeigen, daß. echte, durch Influenzabacillennachweis charak-
i Influenzen bei: Soldaten.
819
Grippe war ein dauernder; oft nicht erkannter -`
Bestandteil unserer Krankheiten, wobei sich aller- `
= Nachdem die Pandemie 1889/90 die Influenzabaeillen, die.
damals zwar noch nicht entdeckt, aber jedenfalls ätiologisch wirk- > :
,
! ~. .
- analoges epidemiologisches Verhalten hervor; es waren die sekundären
mären Weltseuchen, deren Vorgänger aber vor Jahrzehnten auf-
gen also zwischen Epidemie 1848 bis 1889 und 1800 .
. In den Jahren 1893 bis 1908 repräsentierten sich neben
16 67 101: 1.10.19 50 Influenzen.
Pneumonien. komplizierte Grippeepidemie in Texas, (70); die von
1914/15 beschrieb W. Hoffmann (67) eine Influenzaepidemie- _
militärärztliche Beobachtungen über Influenza in der Schweiz, eben-
falls Winter 1914/15. Victor Baar (75) berichtete über eine im ,
1916 wurde im Dezember in der Kinderstation in Leipzig eine
bei .der Betrachtung der Intervallverhältnisse nicht. nur auf die
epidemische Zustände handelt, gegenüber der Diplo-, Pneumokokken- `
1) In Wien beobachtete Preßli.ch (17) im Winter 1808/04 viel
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820
Influenzabaeillen, sei es bei typischen Influenzen, sei es bei Grippe-
komplikationen, sei es saprophytär, vorhanden gewesen sind.
Ein größeres Material, das derartige Argumente beibringt,
ist in meiner Arbeit über endemische Influenza nach eigenen Beob-
achtungen zusammengetragen (12) und erhärtet auch die Tatsache
der lange persistierenden, ja perennierenden Influenzabacillen. Die
zahlreiche Kasuistik, die das Gebiet der typischen und larvierten
Influenza möglichst weit umgrenzt, reicht bis zum Jahre 1903.
R. Pfeiffer (91) gibt an, daß z.B. Selter in Bonn von
1904 ab Influenzabaeillen nicht mehr zu sehen bekommen habe,
daß seit 1908 im Institut für Infektionskrankheiten Influenzabacillen
nieht mehr erhoben worden sind, obwohl darauf besonders geachtet
wurde. Trotz dieses negativen Ergebnisses seitens einer derartigen
autoritativen Persönlichkeit ergibt aber die nun folgende Zusammen-
stellung, daß bis zu dem Jahr 1917 der Nachweis von Influenza-
bacillen bei Influenzen und ihren Komplikationsaffektionen und
Nachkrankheiten ausreichend geführt werden konnte.
So hat Preßlich (Wien) (17) 1904 den Befund von In-
fluenzabacillen bei endemischer Influenza, desgleichen in demselben
Jahre A. Köppen (18), so Schneyer (20) bei Influenzapneumonie
1905, Clineiu und v. Popescu (bei Lungengangrän nach Influenza)
(21) 1906, Ghedini (24) bei Influenzapleuritis und -peritonitis, Eller-
mann (22) bei Influenza. Scheller (37) hatte im Winter 1906/7 in
90% der Fälle positive Influenzabacillenbefunde im Sputum, im Winter
1907/8 in 20°/o der Grippen; 1906/7 fand Scheller 24°/o Influenza-
bacillenträger, 1907/8 18°/,, Sommer 1908 1’. 0/, Bacillenträger, Winter
1908/9 entsprechend dem ganz geringen Auftreten von Influenza keine
Bacillenträger. Im Jahre 1907 wies Ghedini (31) Pfeiffersche Ba-
cillen im Blute nach, Spät (Prag) (27) solche bei Influenzabacillen-
pyämie, Dudgeon und Adams (28) solche im Knieeiter und in der
Cerebrospinalflüssigkeit bei Influenzapyämie mit Arthritis und Meningitis,
Saathoff (München) (29) bei Influenzasepsis, M. Weinberger
(Wien) (26) solche in Reinkultur auf den Klappenefflorescenzen bei
Endokarditis, Wohlwill (Hamburg) (32) Influenzabaecillen im Bronchial-
baum, Nager (61) in Reinkultur bei Influenzaotitis. ne
1908 hatte Marmorstein (83) positiven Befund bei grippöser
Aortitis.
1909 erhob Knina (34) positiven Befund bei Cholecystitis,
Weil (85) fand Influenzabacillen im Knieeiter, Wilson und Miller (88)
bei Bronchopneumonie, Franz Weitlaner (41) bei Influenza mit
Appendieitis.
1910 führte Madison (43) in allen Fällen von Influenza-
bronchitis den Nachweis von Pfeifferschen Bacillen,
E. Batten (45) bei fünf Influenzameningitiden im Lumbalpunktat,
Jundell (Stockholm) (53) bei Influenza.
1911 sah B. Fischer (Frankfurt a. M,) (50) Influenzabaeillen
in Reinkultur im Meningealeiter, Pleuraexsudat und in der Lunge bei
einem Fall von Meningitis, Ghedini (45) solche bei Arthritis und
Urethrocystitis nach Influenza in den Gelenken und im Urethralsekret,
E Reiß und H. Gius (Frankfurt a. M.) (47) bei Sepsis (Influenza-
bakterieämie) im Venenblut, E. T. Fraser (48) im gomitischen Eiter,
W. Tsehirkowski (51) wies Pfeiffersche Bacillen bei einem Fall
von Hornhautvereiterung, einem Fall von Orbitalphlegmone und gleich-
zeitiger Iridochorioiditis und bei postoperativer Infektion nach,
H. Voigt (52) bei Respirationserkrankungen von Kindern.
1912 züchtete Mich. Clarke (55) bei schwerer Septikämie
Influenzabacillen aus dem Blute, Wirth (56) fand solche im Binde-
hautsekret bei einer kleinen Influenzabaeillen-Conjunctivitis-Epidemie,
ebenso G. Schwartzkopff (Rostock) (64) im Conjunetivalsekret.
‘1913, F. R. Nager (Zürich) (61) beobachtete Influenzabacillen
mikroskopisch und kulturell im Lumbalpunktat bei Meningitis und
Otitis, Klinger (62) im Lumbalpunktat bei Meningitis, Roß und
Moore (London) (60) im Lumbalpunktat in Reinkultur bei Meningitis.
Räskay (63) wies im Urin kulturell einwandfrei bei Erkrankungen
des Urogenitalapparates Influenzabacillen nach, wobei es interessant
war, daß in einem Fall von Pyclitis calculosa die Influenza vor zwei
Jahren aufgetreten war.
1915 fand Hübsehmann (65) im Bronchialsekret und in
ziemlich großer Verbreitung Influenzabacillen, H. Thaler und Zucker-
mann (68) solche bei genitaler, zu Puerperalfieber führender Influenza-
infektion, Arneth (71) solche im Frühjahr 1915 bei einer größeren
Anzahl von Influenzen durch kulturellen Nachweis.
1916. W. Hildebrandt (69) wies im Sputum bei Influenza,
die sich durch Myositis komplizierte, Pfeiffersche Bacillen nach,
G.Comessati (64) im Sputum bei schwerer Influenza. Ch.H.Nam-
mack (74) fand unter 50 bakteriologisch untersuchten Grippen 17 mal
echte Influenzabaeillen.
1917. P. Huebsehmann (78) konnte in drei Fällen von
Influenza im Lungenschnitt Pfeiffersche Bacillen nachweisen, Benno
Stein (79) hatte positiven Urinbefund bei Influenza mit Darmerschei-
nungen, Tobler (80) in den Meningen, im Blut, im Peritoneum bei
Influenzameningitis. Adolf Edelmann (81) konnte bei zwei Fällen
von gastrischer Influenza Pfeiffersche Bacillen im Stuhl nachweisen,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33.
Frederick
17. August.
Dieses für sich selbst sprechende positive Material ist zwar
nicht erschöpfend zusammengestellt, aber es genügt als Stichprobe
und in Verbindung mit den von mir 1891 bis 1903 geschilderten
Befunden (12), welche 115 Fälle mit mehr als 200 positiven Influenza-
bacillenergebnissen illustrieren, und den sonstigen klinischen Beob-
achtungen der täglichen Praxis, um den Beweis für das ubiquitäre
Vorhandensein der Pfeifferschen Baeillen und das dadurch ermög-
lichte pandemische Aufflammen der Epidemie 1918 zu erbringen.
Wenn also Pfeiffer an die perennierende Ubiquität der von
ihm entdeckten Influenzaerreger nicht glaubt und R. Schneid er(89),
der die pandemische Influenza von der endemischen scharf trennte,
ebenfalls eine ubiquitäre Dispersion der Influenzabacillen in Abrede
stellt, so muß ich doch daran festhalten, daß von der letzten Pan-
demie von 1892 her, durch Fortpflanzung des ätiologischen Momentes
die jüngste Weltseuche entstanden ist. Biermer (94) hat ja bereits
1865 die Hypothese der ubiquitären Influenzaerzeugung aufgestellt.
Hierbei spielt auch das perennierende saprophy-
täre Verhalten der Influenzabacillen eine vielfach nicht genügend
anerkannte Rolle. Ich habe vor zirka 15 Jahren (12) S. 5 u.f.
an meinem Beobachtungsmaterial nachgewiesen, dab man che
Menschen die Pfeifferschen Bacillen bis zu
91% Jahren bei sich tragen, daß nach klinischen, Ergebnissen
dieser latente Mikrotismus viel längere, bis zu zehn Jahren sich
erstreckende Dauer haben kann, allerdings im Anschluß an die
Pandemie 92, aber auch in dem letzten Jahrzehnt erhoben sich
Stimmen, die ich im obigen Sinn verwerten kann, ie
So fand Wohlwill (Hamburg) (82) bei systematischer Unter-
suchung von Bronchialsekret, das den Leichen steril entnommen wär,
Influenzabacillen bei Phthisikern und bei Kindern im ersten Lebens-
jahre, namentlich bei Infektionskrankheiten und stand nicht an, in
diesen Kranken die Vermittler‘ und Weiterverbreiter der Influenza-
infektion zu sehen (1907); weiterhin fand Jochmann (6) S. 11 typische
Influenzabaeillen in den Jahren 1904/5 bei Masern, Scharlach, Diphtherie
und Keuchhusten. Kreetz (12) S.86 sah 1902 bei 950 beliebigen
Kindern (in epidemiefreien Zeiten) 47 mal Influenzabacillen; es wären
aber nur bei zwölf Fällen wirkliche klinische Erscheinungen eruierbar.
Auf dem perennierenden Persistieren der Pfeifferschen Bacillen fußend,
sprach W. Hellpach (1910) (90), ähnlich N. Filatoff (12) S. 87,
von den jahrelang rezidivierenden Influenzaerscheinungen, Georg
Stieker (1912) (58) betonte, daß die Influenzaerreger allmählich zu
Saprophyten geworden sind oder wurden, bis sich die Menschen all-
mählich ihrer entledigen; Armbruster (1916) (72) spricht von dem
chronischen Influenzabacillenmikrobismus bei Kindern.
Wenn auch die Influenzabacillen recht zarte, leicht vergäng-
liche Mikroorganismen darstellen, so haben wir doch gesehen, da
sie endogen unter für sie günstigen Bedingungen recht lange
konservierbar sind; aber ich habe bereits 1907 auf ihr ektogen®®
Persistieren z. B. in Wohnungen, die eng und sonnenscheinarm
sind, hingewiesen (9) und stelle diesbezüglich eine gewisse Parallele
mit der Perennität von Tuberkelbacillen, Diphtheriebacillen, Menıngo-
kokken usw, Die Wohnungen stellen vielleicht auch, wie sich
wenigstens klinisch ergibt, Propagierungsstätten für die Aktion der
Influenzabacillen dar. Ich habe in einer Familie 19 Jahre lang
das immer wieder neue Auftreten von Influenzen beobachtet, und
zwar in derselben Wohnung und habe, wie dieses aus der Dar-
stellung hervorgeht (6) S. 6 bis 9, bei einer Anzahl von Familien (18),
die jahrelang dieselbe Wohnung inne hatten, die Influenzaattacken
von 1892 bis 1903 zusammengestellt, wonach die Möglichkeit einer
von der Behausung aus erfolgenden Infektion nicht ganz vol der
Hand zu weisen schien.
Ergibt sich aus diesen Betrachtungen die Tatsache, daß von
1892 her Pfeiffersche Bacillen in ubiquitärer Verteilung Vorm
handen waren, so ist zum Nachweis der ätiologischen Gleichartig-
keit der Pandemien 1889/92 und 1918 für letztere das Argument
noch zu führen nötig, daß die Influenzabacillen auch hier das
ursächliche Moment darstellen,
s Pfeiffer fand 1892 die Influenzabacillen durchgängig und
in Reinkultur. Er war deswegen zu’ strikten ätiologischen Schluß-
folgerungen berechtigt. 1918 hatte neben einer großen Anzah
negativ berichtender Autoren die Mehrzahl der Untersucher, deren
Einzelergebnisse aufzuführen die Arbeit zu sehr belasten würd®,
einen positiven Befund an Influenzabacillen (vergleiche E. Friet-
berger und P.Konitzer) (87), besonders bei dem zweiten
Schub der Grippe, in sehr differenten Prozenten, von 2% au bis
allerdings 100% (R. Korbsch) (85), sehr selten in Reinkullln
oft nur Diplo- und Pneumokokken, oft in den schweren, kom Jizierten
Fällen wenig oder keine Influenzabaeillen, sondern vorwiegeg
Pneumo-, Strepto- und Staphylokokken.
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17. August, - 1919°— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 88: BU. en
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gehenden Formen, als 1889; Gleiches betrifft die vielen Empyeme, I
Bei‘ einer Reihe von Fällen war specifische Agglutination | |
das schnelle Übergehen- seröser Pleuritis -in die eitrige ‚Formen.
“der nicht ganz gleichen Bakterienmischverhältnisse neben dem
| Ablauf der letzten Epidemie auch das klinische Bild nicht völlig
© übereinstimmend. Er | |
Bevor ich auf die Schilderung der differenten Erscheinungen
der beiden Pandemien eingehe, möchte ich die Bemerkung ein-
teiligung der Menschen über 40 Jahre an’ der Krankheitsakqui-
rierung und eventuell meist in ganz milder Weise. _ k
--- Folgende Zusammenstellung statistischer Zahlen, die 1889
A. Ripperger (13) und für 1918 [G. Hoppe-Seyler (83)]
flechten, daß auf Grund des Nachweises. der Influenzabacillen die | beigebracht hat, läßt.ein Bild der übereinstimmenden Menge der
e | ' Influenzen nach den Altersverhältnissen gewinnen. er
Grippepandemie 1918 unter der Rubrik Influenza geführt werden | |
mag, wenn auch, was nicht bezweifelt werden kann, eine Anzahl Von 47000 ärztlich behandelten Influenzafällen in Bayern (1889/90)
m | #
I | besonders mit Hilfe des Levinthalschen Hämoglobinagars zur | S
ra | diagnostischen Verwertung vorliegend [Fromme (92), Th. Fürst | Dagegen war das Bild der Nachkrankheiten und. Komplikationen, RN
m | (93)]; es gelang der Befund specifischer Antikörper im Blutserum | soweit sie die weiblichen Sexualorgane (Blutungen, Aborte usw.), a
Si ‘durch Nachweis von Komplementbindung mit specifischem Antigen. | das Herz, das Nervensystem (Krämpfe,- Encephalitis, Meningitis, en
in Für die Wirksamkeit eines filtrierbaren invisiblen | Neuritis, Neuralgie), die. psychischen Erkrankungen, - das Auge- o
ý |. Virus sind noch. keine stichhaltigen Beweise gebracht. ‚ „| (Conjunetiva, Cornea und die inneren Teile) betrafen, diesmal nicht u
at Kurz auf Grund der positiven Befunde und in Übereinstimmung | so bedeutend, variabel und ausgeprägt wie 1889/92. Hier scheint
m: . mit der Majorität der Autoren, insbesondere auch mit R. Pfeiffer | das. Überwiegen der Influenzabacillen seine Wirkung ausgeübt zu _ Po
MH - muß- -man die ätiologische Bedeutung der Influenza- | haben, während bei. der 1918 so im Vordergrunde stehenden C
-H ' bacillen auch für die jüngste Pandemie an- | schweren Komplikabilität der Affektionen seitens der Lunge die K
H: erkennen und die Erklärung für das scheinbare Zurücktreten | Strepto- und Staphylokokken ihre Hand im Spiele gehabt haben. e
ti der Pfeifferschen Bakterien in der gerade durch sie begünstigten, | Bei der letzten Pandemie wurde vielfach consecutives Effluvium' Be
J schnellen und überaus starken, überwuchernden Mischinfektion | capillorum berichtet, ‘wofür bei der vorletzten Weltseuche keine IR
Š. suchen; wer die oft beschriebene und experimentell wiederholt er- | Notizen vorliegen. . on ; a e
l wiesene Neigung der Influenzabacillen zur Symbiose und Verstärkung Was nun die epidemiologischen Verhältnisse betrifft, Be
nr der Entwicklung anderer pathogener Mikroorganismen kennt, wird | so ist diesmal der in zwei zeitlich getrennten Schüben erfolgende_
j in dem Zurücktreten der Influenzabacillen und in. der Überwucherung | Ablauf der Influenza von ‘der in wenigen. Wochen 'erfolgenden a)
k durch andere Bakterien keinen Gegengrund für die ätiologische | Durchseuchung der einzelnen Gegenden .1889/90. wesentlich. ver- FAR
IF ‚Stellung jener, aber wohl ein Verständnis für gewisse klinische Ab- | schieden. Dagegen sehen wir, daß die früheste Kindheit und das - ` e
1- sonderheiten der diesmaligen Influenza und den eigenartigen Genius | höhere Alter relativ geschützt war, daß das Gros der Erkrankungen - a
5 - epidemicus ‘(die ungemein vielen, schweren Pneumonien, akuten | besonders die Blüte der Jahre heimsuchte; das war in beiden et
j. Empyeme, die foudroyante Sepsis usw.) gewinnen; denn trotzdem | Pandemien der Fall, nur daß diesmal gerade die schwersten | EN
eine Reihe von Autoren die absolute' Analogie der Pandemien | pneumonischen Komplikationen, die meisten Todesfälle das dritte > > — popsi
y 1889/92 und 1918 behaupten, so ist wahrscheinlich auf Grund | Jahrzehnt des "menschlichen Alters betrafen. Das war 1889/92 ONE
u nicht so evident. . Ganz auffallend war diesmal die geringe Be-_ BR RE ee
ae
~ Pneumokokkengrippen mit untergelaufen ist;. man kann eben aŭs | waren die verschiedenen Lebensalter beteiligt wie folgt: m
dem einfachen Bilde der Grippe nicht oder nicht immer entscheiden, | 1 Jahr 2—5 6—10 11-15 16—20. 21—80 31—40 41--50 51—80. A ea
s de es a. ar a A oder nn mn 1,5%, 54% 66% 72% 114% 222% 198% 138%: 7,7% E | N
bedingte Grippe. handelt; ist der Nachweis in einem Falle nach | `> . = ‘61-70 71—80 über 80 Jahre Be : ee,
a a oder anderen Seite entschieden, so va > in ns ae | 86A Z0 $ EA | p m
. Umgebung . auftretenden Fälle sicher bakteriologisch ebenso be- | . | ar | - ver ee
urteilt werden müssen (Familienepidemien); bei Reinkulturpändemien | en en ET ae PRORA ar f payr, ae E u ! i
'.wie bei der von 1889/92 konnte man deswegen alle Fälle'als | > °. nis 29 30—39 40—49- 0—59. über 60 Jahre Be,
Influenza :eo ipso bezeichnen. Bei der letzten Pandemie war | 20,9% 246% 48%, 319% 14,6% | | Ze poti p
bakteriologisch erst, zu erweisen, ob man die betreffenden Fälle | s SUR N N F a ae
als Influenzen oder Grippen wissenschaftlich bezeichnen dürfe; bei | - Im Städtischen Krankenhause zu. Kiel wurden 1918 mit Grippe - an,
den sporadischen Fällen ist die bakteriologische Entscheidung erst |, aufgenommen: | u | u i
` recht notwendig, Pu i wi | 0-9 10—19 20—29 80—89 40—49 50—59 60—69 70—79 Jahre LE
Mag man nun bezüglich der ‘ursächlichen Wirksamkeit der 3,1% 17,7% 43,8 /o. 219° > 38 lo 1,6/0 | 05% . on
Influenzabacillen .einen ätiologischen Standpunkt einnehmen wie . Bei der Betrachtung dieser Übersicht kommt man zu der a
man will, so ist doch klar, daß, wenn auch klinisch vielfach | Anschauung, daß. hier Immunitätsverhältnisse vorliegen müssen, ; -
die mit dem Überstehen ‘der Krankheit zusammenhängen; weil
das sonst so differente Befallen der einzelnen Altersklassen durch `
ein doch zurzeit ungemein starkes Virus nicht zu erklären: wäre;
aber die Immunisierung. hängt nicht nur, wie z. B. Bäumler
für 1889 annahm, indem er die Durchseuchung von 1847/48 als
maßgebend dafür in Betracht zog, etwa von der Pandemisierung
| von 1889/92 ab,. sondern sie vollzieht sich auch. allmählich in 'der
ganzen intercurtenten Zeit;. denn ich habe gezeigt, daß die In-
fluenza, also die Influenzabacillengrippe, wiederholt und noch ‚nach
vielen Jahren, wenn auch meist in immer schwächer werdender
Form den einzelnen: befällt, und bis zum Jahre 1917 zu beob- .
achten war. So kommt es, daß die 1889 schon Lebenden, die
jetzt 29 bis 80 Jahre alt sind, eher und oft. Gelegenheit fanden,
sich gegen Influenza zu immunisieren, . als die. damals noch nicht
auf der Welt ‚befindlichen Individuen, und so am wenigsten der .
‚Seuche zum Opfer fielen. ‘Von denjenigen Menschen, die, älter als
30 Jahre, befallen wurden, konnte ich oft hören, daß: sie 1918 zum
erstenmal an Influenza erkrankt wären, also nicht immun geworden
waren. Für die jüngsten Lebensjahre scheint die Annahme einer
natürlichen ‚Immunität vorliegend zu sein. EI E 2%
Hohlweg (95) erklärt die hohe ‚Mortalität der Jugend-
lichen damit, daß gerade bei diesen, den kräftigsten Individuen,
der Abwehrmechanismus gegenüber den eingedrungenen Bakterien
| am besten. ausgebildet ist und es deswegen zu einem überstürzten
'| Abbau der Mikroorganismen, zu einer schweren Intoxikation komme.
Dies ist 1889/90 trotz der gerade die Jugendlichen betreffenden
großen ‚Morbidität: nicht zu, konstatieren gewesen; ‘es läßt sich
nicht. annehmen, _ daß die seinerzeit besser als jetzt genährten
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keine Differenzen zwischen der durch Influenzabacillen bedingten
. oder durch Diplopneumokokken . verursachten "Grippe ° gefunden
. werden mag, der Nachweis der Influenzabacillen eine besondere
- ` Note gibt; es sind ‘aber nach meiner Ansicht. auch klinische
Differenzen vielfach vorhanden. ER
Wo aber Influenzabacillen allein oder mit den Kokken ge-
Meinsam gefunden werden, spreche man: von Influenzabacillen-
grippe oder Influenza-Pneumokokkengrippe oder schlechtweg von
Influenza; wo aber keine Pfeifferschen Baeillen nachgewiesen
Sind, nehme man die Bezeichnung Grippe oder speziell Pneumo- |
kokkeni-, Pneumokokken-Streptokokkengrippe. Zurzeit kann der
Name Influenza wissenschaftlich nur nach dem bakteriologischen
‚ Ergebnis festgelegt. werden. Die Influenza ist eine Grippe, aber
nicht jede Grippe ist eine Influenza. en
‘ Die Unterschiede, die wir‘zwischen den beiden Paßdemien
finden, sind zunächst klinisch bemerkenswert; es mögen nur
einige Punkte erwähnt werden; die. gastro-enteritiden, die ‚schweren
“rScheinungen im Pharynx, Larynx und in den.Bronchen, die
eigenartigen Affektionen des Ohrinnern und des Trommelfells, die
Neuralgien usw...waren weder in der Menge noch in der 1889/92
beobachteten Intensität vorhanden. Die Prostration, „die wunder-
bare Depression der Nerven“ (G lu ge) war bei den unkomplizierten
Fällen früher trotz der damaligen guten Ernährungsverhältnisse
‚weit: ausgeprägter als’, jetzt, wo es sich doch meist um unter-
ernährte Menschen handelte. Dagegen war. die wesentlichste
Komplikation der Influenza, die Lungenentzündung in ihren ver-
‚ Schiedenen. Formen, diesmal verbreiteter und unvergleichlich -inten-
siver, besonders in den.mit Sepsis und schnellem: Exitus einher-
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> _ ______: 1910 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. _______ WERE
Nr. 24. — 65. Hübschmann, Influenza. (M. m. W. 1915, Nr. 32.) —
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Korr. Bl. f, Schweizer Ä..1919, Nr. 10. — 101. F.Köhler, M. m. W. 1919, Nr. 5.
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Zum serologischen Luesnachweis mittels Ausilockung.
Eine Modifikation der Meinickereaktion.
Von
Dr. Fritz Lesser.
Die Ausflockungsreaktionen von Meinicke und Sachs-
Georgi, die beide auf denselben Endeffekt hinauslaufen, dab
nämlich beim Zusammenbringen von Serum mit einem geeigneten
Organextrakt syphilitische Sera eine direkt sichtbare Ausflockung
zeigen, stellen, soweit die bisherigen Nachprüfungen ergeben haben,
einen bedeutenden Fortschritt in der Serodiagnostik der Syphilis
dar. Wenn auch jede Reaktion für sich keinen vollwertigen Er-
satz für die Wassermannsche Reaktion darstellt, so ergänzen be-
ziehunesweise stützen sie die letztere in vielen klinisch fraglichen
und serologisch zweifelhaften Fällen. Ob ein positiver Ausfall der
Meinickereaktion oder Sachs-Georgi-Reaktion ohne Bestätigung
durch die Wassermannsche Reaktion mit Sicherheit auf Syphilis
schließen läßt, wird erst die Zukunft entscheiden.
Die meisten Nachprüfungen, besonders der jüngsten Zeit,
beschränken sich ausschließlich auf die Sachs-Georgi-Reaktion;
die Meinickereaktion ist ins Hintertreffen geraten. Der Grund
liegt in der einfacheren Technik der Sachs-Georgi-Reaktion. Ob-
schon die Meinickereaktion bedeutend leichter auszuführen ist
als die Wassermannsche Reaktion, wird sie doch noch an Einfach-
heit von der Sachs-Georgi-Reaktion übertrumpft. Dje Zweizeitig-
keit der Meinickereaktion empfindet der Untersucher als eine
erschwerende, umständliche Manipulation. Wenn man beide
Reaktionen technisch miteinander vergleicht, muß man sagen:
wenn die Sachs-Georgi-Reaktion fertig ist, fängt die Meinicke-
reaktion erst richtig an: Da noch nicht entschieden ist, Ob das
Prinzip, das den beiden Reaktionen zugrunde liegt, dasselbe ist,
aber in praktischer Beziehung schon feststeht, daß beide Reaktionen
mehr leisten als jede einzelne, so liegt es im klinischen Interesse,
beide Reaktionen in der Praxis zur Anwendung zu bringen.
Bestrebungen, die Meinickereaktion weiter zu vereinfachen,
um sie bezüglich der Technik mit der Sachs-Georgi-Reaktion
konkurrenzfähig zu gestalten, erscheinen daher gerechtfertigt. ;
Die Meinickereaktion läßt sich so modifizieren, daß beide
Ausflockungsreaktionen sich nur durch die Anwendung verschiedener
Extrakte und deren Verdünnungsflüssigkeit unterscheiden.
Individuen weniger bakteriolytische Eigenschaften gehabt haben
als die unterernährten jungen Männer von 1889. Es lag wohl
diesmal daran, daß die Art der Mischinfektion toxischer gewesen
ist als 1889/90. Ich konnte an dem mir zur Beobachtung vor-
liegenden Material gerade im Gegenteil finden, daß meist schwache,
unterernährte Leute jüngerer Jahre (zwischen 18 bis 30 Jahre)
den schweren Influenzaattacken unterlagen.
Die Behandlung schwerer Fälle mit dem polyvalenten Re-
konvaleszentenserum scheint aussichtsreich zu sein; sonst sind
keine neuen therapeutischen Gesichtspunkte entwickelt worden, mit
Ausnahme der als nieht ungünstig bezeichneten Verwendung des
Strepto- und Antistreptokokkenserums [Riese (96)], [Hosen-
berg (97)], des Diphtherieserums [Bingel (98)], [Bettinger (99),
der Kolloidmetalle (Stähelin, Demieville, H. Hodel (100)
und der gleich von Anfang an einsetzenden Behandlung mit heißen
Vollbädern [F. Köhler (101)].
Literatur: J. Ruhemann, Die Influenza in dem Winter 1889/90.
Leipzig 1891, G. Thieme. — 2. Derselbe, Zuder Influenzapandemie 1891/92.
(B. kl. W. 1892, Nr. 6.) — 3. Derselbe, Über die zurzeit in Berlin herr-
schende Influenzaepidemie. (D. m. W. 1892, Nr. 4.) — 4. Derse lbe, Eine
kurze meteorologische Bemerkung zu der jetzt grassierenden Influenza. (B.
kl. W. 1900, Nr.9) — 5. Derselbe, Beziehungen des Sonnenscheins zu
der Saisonepidemie des Winters 1904/5. (Ebenda 1905, Nr. 11.) — 6. Der-
selbe, Über das Wesen der Erkältung. (Zschr. f. physik. diät, Ther. 1903/4,
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Klin., Sept. 1900, H. 147.) — 8. Derselbe, Die chirurgischen Komplikationen
der Influenza. (Zbl. f. d. Grenzgeb. d. Mediz. usw. 1902, Bd. 5, Nr.9.) — 9. Der-
selbe, Zur epidemiologischen Bedeutung der Influenzabacillen. (B. kl. W.
1907, Nr. 37.) — 10. Derselbe, Die Beziehungen des Sonnenscheins und
der Helligkeit zu der Grippe des Januar 1908. (Ebenda 1908, Nr. 8.) —
{1. Derselbe, Grippe und Herz. (Ebenda 1910, Nr. 5.) — 12. Derselbe,
Die endemische (sporadische) Influenza. (Wien. Kl. 1904, H. ií u. 2, 88 S.) —
13. A. Ripperger, Die Influenza. (München 1892, J. F. Lehmann.) —
14. M. Flesch, Über Influenza im Säuglingsalter. (Jb. f. Kindhlk., Bd. 31,
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i6. Jochmann, Beiträge zur Kenntnis der Influenza und Influenzabacillen.
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doppelseitiger Parese des Gaumensegels im Verlauf einer Influenzapneumonie.
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pliziert mit Lungengangrän und nachfolgendem Pneumothorax. (Spitalul.
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17. August.
Bei der Sachs-Georgi-Reaktion findet cholesterinierter Rinder-
herzextrakt, mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt, Ver-
wendung, bei der Meinickereaktion alkoholischer Menschenherz-.
extrakt, der mit stärkerer NaCl-Lösung verdünnt wird. Die
Konzentration der Kochsalzlösung muß hierbei, ebenso wie der
Cholesterinzusatz bei der Sachs-Georgi-Reaktion, für jeden Extrakt
durch Versuche ermittelt werden. Die einmal festgestellte Menge
. bleibt alsdann konstant. Die Konzentration schwankt zwischen.
1,4 und 2,6%, Kochsalzlösung. . | u | | |
~. -In der Art der Extraktverdünnung bin ich vonder Vor-
schrift der Autoren abgewichen und habe, nach Empfehlung durch
'G. Blumenthal, für beide Reaktionen das von Sachs und
Rondoni für die Wassermannsche Reaktion angegebene Über-
schichtungsverfahren gewählt. Zuerst gibt man die Verdünnungs-
flüssigkeit in das Reagierglas, alsdann läßt man alkoholischen
Extrakt an der Wand des schräg gehaltenen Reagierglases zufließen
und beginnt dann langsam’ zu schütteln, um in immer stärkeren
_ Exkursionen eine vollständige Vermischung und eine größtmögliche
milchige Trübung (den höchsten Grad des Lipoidausfalles) zu er-
reichen. Ei EL
- » Die Sera für die Meinickereaktion dürfen nur 15 Minuten
bei 55° inaktiviert werden. Dies genügt auch für die Wasser-
mannsche Reaktion und Sachs-Georgi-Reaktion.
- DieTechnik der modifizierten Meinickereaktion gestaltet
sich demnach folgendermaßen: 0,2 inaktives Serum + 0,8 verdünntes
Extrakt: schütteln, über Nacht Brutschrank. Am. nächsten Tage Ab-
lesung unter dem Agglutinoskop. Positive Sera zeigen Flockung, nega-.
tive. sind klar. Als Kontrolle läßt man negative und ‚positive Ver-
gleichssera mitgehen. Die Verdünnung des Extraktes muß kurz, vor der
Anstellung der Reaktion erfolgen. Der verdünnte Extrakt. darf_keine
Floekung zeigen. p
Durch die von mir angegebene. Modifikation wird also die
| Zweizeitigkeit. der Meinickereaktion in die einzeitige Methode, wie
[2
bei der. Sachs-Georgi-Reaktion, übergeführt. €
Meinicke hebt die Zweizeitigkeit dls einen besonderen Vor-
zug seiner Reaktion hervor und erklärt die Zweizeitigkeit geradezu
..als das Wesen-seiner Methodik. Ich hatte mich dieser Ansicht bisher
insoweit angeschlossen, als ich in der zweizeitigen Ausführung der
Reaktion eine Kontrolle sah, die alle an sich nicht flockenden Sera
ermittelte und für die Reaktion ausschaltete. Dieser Kontrolle braucht
man auch bei der beschriebenen einzeitigen Modifikation der Meinicke- _
. . reaktion nicht verlustig zu gehen. Man setzt von jedem Serum
noch eiw zweites Röhrchen nach der Originalmethode, also 0,2. Serum
r08mit Aqua destillata verdünntes Organextrakt, an. und
vergewissert sich, daß nach 18- bis 24stündigem Aufenthalt im
Brutschrank bei allen Seren Flockung eingetreten ist.
=- Die Erfahrungen an etwa 500 Fällen, die nach der: be-
schriebenen Modifikation und gleichzeitig nach der Originalmethode
untersucht wurden, haben mich nun belehrt, daß die Flockungs-.
kontrolle des Serums überflüssig ist; zuweilen zeigten Sera, die
nach der Originalvorschrift von Meinicke angesetzt -waren, ‚am.
Ende“ der ersten Phase sehr mangelhafte Flockung und fielen.
. trotzdem bei der Modifikation wunschgemäß positiv aus. Ich muß
ferner die von Reich und Leonor Michaelis mitgeteilte,
Beobachtung bestätigen, daß. im allgemeinen bei der Original-.
Meinickereaktion syphilitische Sera stärkere Flockung zeigen als,
N -
nichtsyphilitische. Durch Vervollkommnung der . Organextrakte')
is für die Praxis.
FE : - Aus der Prax
: Diagnostische, Betrachtungen aus der Praxis.
2 | "Von . | Zu
| | Dr. Kost, Limbach S.-M..
_ __ D.:Seltenere Ätiologie unklarer Kran,
bilder. Während es relativ leicht war, die Gruppe jener Krankheiten
und Krankheitsursachen zu umgrenzen, die in erster Linie: berück-
_ sichtigt werden müssen, wenn es gilt, unklarediagnostische Fälle aufzu-. | |
‘| noch unsere Beachtung schenken sollen... Trotzdem sollen uns
klären, so ist eg weit schwerer, auch nur einigermaßen systematisch alle
‚die Möglichkeiten aufzuzählen, die sonst noch praktisch ätiologische
Bedeutung für die Diagnose kryptogener- Krankheitsbilder besitzen.
Jeder Arzt wird, je nach seinen Erfahrungen, diese Ätiologie: ver--
Schieden einschätzen und bewerten, und es wird kaum- möglich
= 1) D. m. W: 1918, Nr, 42, Die Firma Leitz, Berlin NW, Luisen-. |
straße 45, hält Extrakte mit Angabe des Kochsalztiters vorrätig.
1919 —-MEDIŻINISCHE KLINIK >— Nr.’ 88.
| Meinickereaktion zu verfolgen.
.0,9 phys. NaCl-Lösung + 08 behrlich! 0,2 inakt.
kheits-.
goi
ist überhaupt die Zahl der an: sich nicht flockenden Seren sehr gering,
(3 bis4%), und dabei handelt es sich meist um nichtsyphilitische Sera.
Aus all diesen Gründen kann man von dem Ansetzen des
'| zweiten Röhrchens als Flockungskontrolle absehen.
“: Aber. in einer anderen Beziehung erscheint das. Kontroll-
| röhrchen von Vorteil, : Liefert nämlich das nach der modifizierten
‚Methode: untersuchte Serum ein zweideutiges oder unerwartetes '
: Resultat, so kann man sofort. das Kontrollröhrchen nach der Original-
Jımethode zu Ende führen und somit das mit der Mödifikation er-
‚haltene Resultat durch die Originalmethode kontrollieren. ee
: . "Der Grad der Flockung ist sehr von der Temperatur: des
Brutschranks abhängig. Höhere Temperaturen ‘begünstigen die -
Flockung und gestalten ‘das Endresultat prägnanter. Reich).
hebt hervor, daß die Beurteilung -des endgültigen. Resultats :bei
der Meinickereaktion nicht -leicht sei, da häufig Übergangsfälle
‚vorkämen. Diese Schwierigkeit tritt bei der modifizierten Meinicke-:
reaktion fast nièmals in.. Erscheinung, die Resultate sind ganz.
eindeutig. Überhaupt bewegt sich bei der von mir angegebenen: .
Modifikation sowohl der Grad der. Extraktverdünnung wie der zu
wählende Kochsalztiter in viel weiteren Grenzen, als. bei der
Originalmethode. Diese vergleichenden Untersuchungen ‚wurden `
von meiner Laborantin Margot Kilinski ausgeführt. Dem:
Untersucher ist ein größerer Spielraum gewährt, ohne daß- eine:
' Beeinflussung der Endresultate zu befürchten ist,
‘Sehr interessant ist es, die Entwicklung der modifizierten-
Zuweilen zeigen sämtliche. Sera:
sehr bald’ (schon: fünf bis zehn Minuten nach dem Extraktzusatz)
Ausflockung, und in.der Folgezeit schwinden .die Flocken bei den
‚nichtsyphilitischen Seren wieder, ‚bei den syphilitischen nicht. Bei
‚manchen Extrakten kommt es bei den nichtsyphilitischen Seren
‚überhaupt nicht zu -einer Zwischenflockung, sondern es: flocken:
nur die syphilitischen Sera aus. Ich konnte auch beobachten, daß:
sehr bald sämtliche Sera ausflockten, daß dann nach einstündigem:
Aufenthalt im Brutschrank. sämtliche Flocken wieder verschwunden
waren und daß dann die syphilitischen Sera wieder von neuem:
ausflockten. Alle diese Verhältnisse lassen sich mit den von Sachs, `
Meinicke und Georgi vertretenen theoretischen Anschauungen.
in Einklang bringen, beziehungsweise stützen sie experimentell. `
u P Meinickereaktion a |
„Conroi- e ir Meinickereaktion .
| Sachs ee Ban en nach , o iginalmethode
Hauptversuch:_ ‚Hauptversuch: | Hauptversuch:. >:
erum + 0,9 phys. | 0,2 inakt. Serum + | 0,2 inakt. Serum + 0,8 mit Aq.
0,1 inakt.
aCl-Lösung +. 0,5 verd. cho- | 0,8 mit ermittelter | dest. verd. Extrakt. 18-bis 24:
Kochsalzlösung . | Stunden Brutscehrank.. Proto-. -
lest. Rinderherzextrakt. Zwei
über | verd. Extrakt. 18 bis | kollierung der Flockung. © Er-.
, Nacht Zimmertemperatur. 24 Std. Brutschrank. | mittiung des Na0l-Titers an:
Kontrollen: Kontrollen: on V -
a) negatives und positives Ver- | a) neg.'u. pos. Ver- | positiven Vergleichsseren. Zum,
gleichsserum, b)’ Serumkon- | gleichsserum, b) Se- | Hauptversuch Zusetzen. von
trollen: 0,1 inakt. Serum -+.|rumkontrollen ent- | 1c¢m der ermittelten A
Kon trollen: .
Stunden Brutschrank,
mit phys. NäCl-Lösung verd., | Serum + 0,8 mit Aq.
Alkohol. Kein Serum. darf | dest. verd. Extrakt. | a) positives und negatives Ver-:
Flockung zeigen... c). Extrakt- | 18 bis 24 Stunden | gleichsserum, b) positive und
kontrolle: 0,5 verd. Extrakt + | Brutschrank. Jedes | negative Vergleichssera äls-Vor-
1,0. phys. NaCl-Lösung. Darf | Serum soll- Flok- | versuch zur Ermittlung des:
. keine Flockung zeigen. kung zeigen. Kochsalztiters (s. oben). - ;
r
Endergebnis: S
` nichtsyphilitisehe
= i
Sera zeigen keine Flockung = negative Reaktion."
_
sein, eine völlige Einigung darüber zu erzielen, welche Krank-
heiten. sonst noch bei der Diagnose unklarer Fälle besondere
Wichtigkeit besitzen und Beachtung‘ beanspruchen dürfen. Diffe--
rentialdiagnostisch können ja eben nahezu alle irgendwie erdenklichen.
Krankheitsbilder gelegentlich in Betracht kommen, und es bleibt
immer mehr oder weniger dem willkürlichen Ermessen anheim-
"gestellt, eine bestimmte Gruppe herauszugreifen, denen wir
` nach Würdigung der im vorigen Aufsatz behandelten, in erster
Liniein Betrachtkommenden Krankheitsbilder
diese Bedenken nicht abhalten, ‘mit einem gewissen durch’ die
Praxis geschulten Blick jetzt einige ätiologische Momente ins Auge
zu fassen, durch deren Vernachlässigung unsere schönsten dia--
gnostischen Gebäude leicht einstürzen können und die daher dem
diagnostischen Baukünstler stets gegenwärtig sein sollten.
1) D..m.:W...1919, Nr.. 7.
Versuchen mit negativen. und: -
yphilitische Sera zeigen Ausflockung = positive Reaktion;. ai
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824 Bi
Gerade jetzt nach dem Kriege sollten wir stets daran denken,
daß irgendwelche sogenannte exotische oder tropische
Krankheiten auch bei uns eingeschleppt sein und Erkran-
kungserscheinungen machen können, die unseren gewöhnlichen
diagnostischen Überlegungen ferner liegen. An erster Stelle wäre
da wohl die Malaria zu nennen, die ja nicht einmal als absolut
exotische Krankheit gelten darf und auch bei uns da und dort
endemisch vorkommt, aber eben doch früher manchen Ärzten über-
haupt nicht zu Gesicht kam. An Malaria sollte bei allen chroni-
schen Kachexieformen gedacht werden, namentlich, wenn sie mit
bestimmten periodischen Erscheinungen einhergehen, seien diese
nun Fieber oder Neuralgieformen periodischen Charakters. Typische
Malariaformen mit ihrem „Wechselfieber* sind ja natürlich kaum
zu verkennen. Aber chronische Malaria mit den ganz atypischen
- Fieberanfällen kann doch lange Zeit verkannt werden, wenn unsere
Aufmerksamkeit gar nicht darauf eingestellt ist. Der Nachweis: der
Plasmodien gelingt bei chronischer Malaria keineswegs immer ganz
leicht, und es müssen eventuell provokatorische Mittel heran-
gezogen werden, um die Diagnose zu sichern. Der Milztumor ist
zwar meist nachweisbar, ist aber doch nicht immer so massiv und
in die Augen und Hände springend, daß er nicht übersehen werden
könnte, Die dunkelsten Symptome (Aphasie, Krämpfe, Ödeme usw.)
können gelegentlich auf Malaria, namentlich der perniziösen Form,
beruhen. Also Malaria muß auf unserer diagnostischen Wanderung
als wichtiger Markstein verzeichnet werden. Neben ihr sind die
anderen sogenannten tropischen Krankheiten von relativ unter-
geordneter Bedeutung. Tropische Ruhr mit ihrer Neigung
zu Leberabscessen verdient bei allen unklaren Leberaffektionen
jedensfalls Erwägung und Erwähnung. Beri-Beri, Schlafkrankheit,
Kala-Azar, Gelbfieber, Sprue usw. sind enorm selten bei uns und |.
machen auch meist so besondere Symptome, daß ihre Deutung
wohl gelingt, wenn die Anamnese Anhaltspunkte für Tropenätiologie
bietet. Ä
Cholera, Flecktyphus, Pocken, Pest, Re-
currens sind uns durch den Krieg auch wieder näher auf den
Leib gerückt, müssen also wieder mehr berücksichtigt werden als
vor dem Kriege, bieten aber für unsere spezielle Frage der dunklen
Krankheitsfälle wegen ihrer meist sehr augenfälligen Symptome
weniger Interesse. |
© Aus den exotischen Ländern wollen wir wieder zurückkehren
in unser nächstgelegenes alltägliches Leben und wollen uns da
klarmachen, daß gewisse Berufsschädlichkeiten, vor allem in der
Form sogenannter Gewerbekrankheiten, uns oft vor
diagnostische Rätsel stellen können. Trotz aller Gewerbehygiene
erwachsen aus zahlreichen Berufsarten fortdauernd somatische
Schädigungen, die diagnostisches Interesse gelegentlich ver-
dienen. Von der chronischen Bleivergiftung war wegen ihrer
Wichtigkeit schon im vorigen Aufsatze die Rede. Aber auch
Phosphor, Quecksilber, Mangan usw. machen bekanntlich alle mög-
lichen dunklen Krankheitsbilder und verdienen Beachtung. Schwere
Lungenerkrankungen müssen nicht immer tuberkulös sein, sondern
können auf irgendwelchen von Berufsschädigungen herrührenden
Pneumokoniosen beruhen. Ganz besonders notwendig ist es auch,
an Arzneimittel-Abusus (Morphinismus, Cocainismus,
Schlafmittelmißbrauch) zu denken. Auch Idiosynkrasie
gegenüber Arzneimitteln und gewissen Speisen ist zu berück-
sichtigen, wenn wir uns.vor unklare Symptome gestellt sehen.
Daß Darmparasiten, die als mehr oder minder harm-
lose Schmarotzer im Darme vieler Menschen leben, auch zu den
allerdeletärsten Gesundheitsstörungen Anlaß geben können und oft
recht unklare Krankheitsbilder erzeugen, sei besonders hervor-
gehoben. Die schweren Anämieformen durch Anchylostomum sind
genügend bekannt, aber auch alle anderen Helminthen können
ganz uncharakteristische Krankheitserscheinungen oft recht schwerer
- Art heraufbeschwören, und Stubluntersuchungen auf Wurmeier
bringen oft Licht in bis dahin ganz dunkle Symptombilder (Anämie,
Nervensymptome, Kolik- und Ileuserscheinungen, Hautsymptome
usw.). Wie lange auch Trichinose wegen ihres nicht ganz
eindeutigen Krankheitsbildes verborgen bleiben kann, ist bekannt.
Man denke weiter an das Vorliegen sogenannter übler
Gewohnheiten und ähnliches, wenn man gar nicht recht weiß,
was man mit einem Krankheitsbilde anfangen soll. Onanie bei
jüngeren und älteren Kindern sei erwähnt. Die üble Gewohnheit
des Haareessens kann außer zu harmlosen Magenstörungen auch
zu den tollsten Magentumoren, den sogenannten Trichobezoaren,
Anlaß geben und den besten Diagnostiker in Verlegenheit bringen,
Törichte EB- und Trinkgewohnheiten, nicht nur auf
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 383.
17. August.
Nicotin- und Alkoholabusus beruhend, können auch ganz bizarre
Krankheitsstörungen hervorrufen. Sexuelle Unzuträglich-
keiten (auch außer der Onanie). können für Mann und Frau,
besonders aber letztere, eine unerschöpfliche Ursache für manches
unerklärliche Weh und Ach werden (Coitus interruptus, Homo-
sexualität, unglückliche Liebe, unanalysierte und zuviel, „freud-.
analysierte“ Patienten usw.). Auch eine Gravidität „der Unschuldigen*“
(bei höheren Töchtern, Kriegerwitwen usw.) sollte nicht übersehen:
und nicht der Anlaß zu einer Blamage des diagnostischen Künstlers
werden.
Rechte Schwierigkeiten bilden für den Diagnostiker ferner
Mißbildungen aller Art, weil gar zu häufig nicht daran ge-
dacht wird. Gewiß ist ein Situs transversus, eine Dextrokardie
nichts allzu häufiges, aber sie kommen eben doch gelegentlich
vor und können Fehldiagnosen herbeiführen. Häufiger sind schon
die angeborenen Mißbildungen des Herzens, die sich nicht immer
durch Blausucht zu verraten“ brauchen. Congenitale Zwerchfell-.
defekte mit ihren Folgen, congenitale- Hufeisennieren, okkulte Spina
bifida, Meckelsche Divertikel.und Diverticulitis seien als Beispiele
dafür angeführt, was alles dem Diagnostiker das Leben schwer.
machen kann. Auch die selteneren Tumoren und ähnliches
(Echinokokkus, Cysticereus, Aktinomykose, Sklerom) seien hier er-
wähnt. Auch des atypischen Auftretens von Carcinom, Paralyse
usw. im Kindesalter sei gedacht. Erwähnt sei auch, daß ein
Magentumor einmal ein Leiomyom oder Myxom oder sonst eine
benigne Neubildung sein kann und daß die Entscheidung, ob
Carcinom oder callöses Uleus vorliegt, manchmal erst auf dem
Sektionstisch getroffen wird. Aber damit sind die Quellen für Fehl-
diagnosen immer noch nicht erschöpft.
Das Kindesalter, wo wir noch keine Anamnese erheben
können und das Greisenalter, wo die Anamnese eher zuviel
Material liefert, vor dem wir ratlos stehen, bereitet unseren dia-
gnostischen Bemühungen manche unüberwindliche Schwierigkeiten.
Die okkulten Fiebererscheinungen im Kindesalter sind schon früher
erwähnt; die Vielgestaltigkeit des Lymphatismus und der sonstigen
kindlichen Diathesen zeigen uns recht deutlich, auf wie wackligen
Füßen oft unsere schönsten exakten Diagnosen stehen und wie
wenig mit lokalistischen Krankheitsbildern und Diagnosen oft getan
ist. Und das Greisenalter mit seiner physiologischen Involution
und seinen „normalen“ Abnormitäten, seiner verminderten Reaktions-
fähigkeit, seinen ganz veränderten Elastizitätsverhältnissen macht
es uns erst recht nicht leicht, immer zu einer klaren, erschöpfenden
Diagnose zu kommen; die Obduktion zeigt gerade hier immer
wieder erschreckend, wie sehr wir mit unserem „objektiven Befund“
an der Wahrheit vorbeigeschossen haben,
Aller dieser Momente sollten wir uns bewußt bleiben, wenn
wir darangehen, in unklaren Fällen zu einer Diagnose zu gelangen.
Natürlich machen die hier aufgezählten Punkte keinen Anspruch
darauf, erschöpfend alles das darzustellen, was bei der Diagnose
okkulter Krankheitszustände beachtet sein will. Wie schon ım
Anfang erwähnt, können alle überhaupt erdenklichen Krankheits-
bilder oder Zustandsbilder gelegentlich fundamentale diagnostische
Bedeutung bei der Aufhellung dunkler Symptome gewinnen. Be-
grife wie Vagotonie, Sympathikotonie, multi-
glandulärer Symptomenkomplex, Asthenla unl-
versalis, Avitaminosen mögen ein Hinweis darauf sem,
wie fließend wieder unser ganzes bisheriges diagnostisches Schema
geworden ist und wie vieles bei der Diagnose unklarer Fälle be-
rücksichtigt und zum Teil in ganz anderer Beleuchtung als früher
gesehen sein. will, wenn wir diagnostisch den Nagel auf den Kopf
treffen wollen,
Ein. Skeptiker könnte heute wohl sagen, daß wir es streng
genommen stets und überall mit „unklaren Symptomen“ zu tun
haben und daß es verlorene Liebesmühe ist, klare, exakt eindeutige
Symptomenkomplexe in der ganzen klinischen Pathologie heraus;
arbeiten zu wollen. Vor allem die individuelle Reaktion bel
einzelnen Patienten kommt bei unserem ganzen Diagnostizierei
meist gar zu kurz, und der sogenannte Allopath könnte da vom
Homöopathen mit seinen individuellen Kraitlinien usw. auch in
diagnostischer Hinsicht vielleicht noch mancherlei lernen.
_ Die Punkte, die wir hier etwas ausführlicher aufgezählt haben
und bei der Diagnose unklarer Krankheitsfälle berücksichtigt sehen
möchten, halten sich von diesen letzterwähnten problematischen
Dingen zunächst ziemlich fern und möchten nur das wieder einmal
gebührend hervorheben, was als gesichertes diagnostisches Besitz-
tum gelten darf und was dennoch nicht immer gebührend ge-
würdigt wird. |
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‚17. August.
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| Sammelreierate.
Neuere, für den Allgemeinarzt verwertbare Ergebnisse aus dem
geburtshilflichen Schrifttum der Kriegsjahre 1914—1916.
‘Von Dr. Hans Kritzler, Gießen. u
‚(Fortsetzung aus Nr. 14, 1918.)
8. Dammschutz, Dammnabt.
= Salus- Prag (1) lenkt die Aufmerksamkeit auf ein D am m --
schutzverfahren, das darin besteht, bei im Scheideneingange
sichtbarem Kopfe zwei Finger, später, sobald es möglich, auch vier.
Finger, zwischen Kopf und Damm einzuführen, beim Beginn der
Preßwehe die Hand so zu drehen, daß die Greiffläche dammwärts
sieht, und dem vordrängenden Schädel gewissermaßen die Dehnung
‚des Scheidenringes Uurch Abwärtsdrängen des Dammes vorzu-
kereiten, zum Teil sogar abzunehmen. Diese Dehnung verbindet
er mit einer „Zitterbewegung“, die als eine Art Erschütterungs-
massage besonders zweckmäßig sein soll. Salus erleichtert auf diese
Weise den Durchtritt. des Kopfes und vermeidet Dammrisse.
Salus veröffentlicht in seiner Arbeit ein Verfahren, das Ru-
dolph-Magdeburg (2). (3): schon vor drei Jahren empfohlen
hat: Die Leitsätze des letzteren geben eine rasche Übersicht über
das zweckmäßige Vorgehen, das Rudolph auch in der Wehen-
pause anwendet: energischer Druck mit verdoppelter, verdreifachter
Kraft wie sonst in der Wehe, zwei-, dreimal nach rechts und links
nach den Sitzbeinhöckern zu und nach der Mitte des Dammes zu,
‚jedesmal beginnend, sobald der Kopf zurücksinkt. Die Dehnungen
regen nach Rudolph in der Austreibungszeit auf reflektonischem
Wege die zum Stillstand gekommene Wehentätigkeit an und ver-
stärken die Wehen; Scheide und Damm werden in bester Weise
zum Durchtritt des Kopfes vorbereitet (Dammschutz); der Kreißenden
wird. die Hauptarbeit bei der Dehnung des Scheideneingangringes
_ abgenommen (Kraftersparnis); der Geburtsverlauf wird abgekürzt;
‚die Dehnungen geben dem Geburtshelfer genaue Kenntnis von dem
Bau des Dammes; vor jedem Eingehen mit der ganzen Hand sind
‚bei Wendungen, Nachgeburtsausräumungen die Dehnungen auszu-
führen, ebenso vor Anlegen der Zange (nicht während des Heraus-
ziehens des Schädels), was besonders in Allgemeinbetäubung sehr
rasch geht. Diese „Gleitdruck*-Dehnungen sind, wenn auch nicht
roh, so doch kräftig auszuführen. Die Schmerzempfindung der
nichtbetäubten Kreißenden ist bei der Anwendung der Dehnungen
gering, häufig spornen die Frauen den Arzt zu weiterem „Mit-
helfen“ an. Das Rudolphsche, von Salus neuempfohlene
‘Verfahren ist fraglos — wenn die Keimverhütung dabei gewahrt
wird! (Ber.) — geeignet, einen nicht unbeträchtlichen
Bruchteilvon Dammrissen zu verhüten; seine An-
wendung vor Eingehen mit der Hand, vor Zangen-
anlegung (s. o.) erscheint besonders wertvoll. l
Straßm ann (8) empfiehlt eine Vereinfachung der
Dammnaht. Er hält die übliche Art, „Freilegung des Risses,
‚Nachsehen, wo die Faltensäule abgerissen ist, Annähen der Falten-
säule, Zusammenbringen der Wundtiefe durch versenkte Nähte,
Naht der Scheidenschleimhaut und der Dämmhaut“ unter den
außengeburtshilflichen Verhältnissen für nicht geeignet. Meist ist
die Scheide bis hoch hinauf, besonders nach Zangengeburten, ab-
gerissen, oft rechts und links der Faltensäule, und das Rißende ist
mitunter, auch für den Geübteren, schwer erreichbar. So kommt
es, besonders unter, schwierigen äußeren Verhältnissen — nachts,
schlechte Beleuchtung, ungeübter und ungenügender Beistand —,
zu einer Wundtasche oder zu einem Gang unter der Scheidennaht,
die außerdem durch die Anschwellung des Scheidengewebes, durch die
Verunreinigung der Wunde mit Blut und Fruchtwasser erschwert
Wird. Die geringste Verhaltung stört aber die Wundheilung außer-
ordentlich, die Fäden der versenkten Nähte eitern oder schneiden
durch. Die schon von H eg ar -betonte Bedeutung der Dammnaht
für die. Entstehung des Wochenbettfiebers erklärt Straßmann
mit der oben angeführten Art des Vorgehens, nämlich der Naht
der Scheide, die nach seiner Erfahrung ebensogut, sogar besser
OhneNaht — auch in der Tiefe — heilt und deshalb ebenso-
wenig wie der Gebärmutterhals genäht zu werden braucht.
Straßmann läßt deshalb — Dammrisse dritten Grades natürlich
p senommen — bei jedem Dammriß die Scheide, die fast ‚nie
blutet, in Ruhe; er besichtigt und betastet sie, sofern der Schließ-
Muskel nicht beteiligt ist, nur auf Risse des Kitzlers. Die Naht,
die nur den Damm vereinigt, beginnt am untersten Ende der
ar en nee on rn ns ,
at Referatentei. | Aa e
Redigiorb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin, Ä |
` |} Wunde, also bei Rissen zweiten Gra
'826
After; hier wird der fortlaufende Faden verknotet. Durch Anziehen
des Fadens werden die Wundränder gehoben, wodurch auch die
Benutzung einer Pinzette unnötig. wird. Es werden nun fortlaufend
die Ränder von hinten nach vorn, und zwar möglichst hoch hinauf
|.zusammengezogen, bis die großen und kleinen Schamlippen erreicht
sind. Mit diesem Nahtverfahren kann man einen viel höheren Damm
erzielen als bei dem üblichen Nähen der Scheidendammrisse von
innen heraus, die Heilung: erfolgt sicherer, weil keine Verhaltung
mit nachfolgender Nahtsprengung vorkommen kann. Daß auch
_ die Scheide besser vernarbt, als wenn man sie näht, hat Straß-
mann in mehrjähriger. Betätigung erfahren; Senkungen und Vor-
fälle sind dänach nicht geklagt worden. Das Verfahren Straß-
manns bedeutet für den Allgemeinarzt eine große Erleichterung
der Dammnaht, dessen . Ausführung durch drei klare Abbildungen
veranschaulicht wird. | i a |
9. Behändlung der Nachgeburtszeit,
Die Dresdener Frauenklinik (Prof. Dr. Kehrer) hat, wie
Kreiß (4) berichtet, bei Nachgeburtsblutungen mit
ausgezeichnetem Erfolge die unmittelbare Blutadereinver-
leibungvonHypophysin (Höchst) erprobt, die sich besonders
bei den außengeburtshilflichen: bedrohlicheren Fällen bewährt hat.
Kreiß unterscheidet nach Kehrer eine Hypotonie und eine. Atonie
der Gebärmutter. Erstere ist häufiger, bei ihr antwortet die Gebär-
mutter auf alle kräftigen Reize; bei der letzteren, selteneren Form
bildet die Gebärmutter einen schlaffen, weichen, kaum tastbaren
Sack, der weder durch chemische, thermische, elektrische, noch
"mechanische Reizung zur Zusammenziehung gebracht werden kann,
:sodaß häufig nur die supravaginale Amputation die Frau vor dem
Verblutungstod retten kann (oder die vaginale Totalexstirpation,
wie siez.B. Dührßen bei Gebärmutterzerreißung vorgeschlagen
‚hat; Ber.). Kreiß hat das Hypophysin in mehr als 30 klinischen und
‚poliklinischen Fällen von Hypotonie angewandt; er spritzt 0,5 bis
‚10cm (8) langsam, etwa im Verlauf einer halben Minute, ein.
Die langsame Einspritzung verhütet einen Kollaps, der bei raschem
Einverleiben unter Blässe, beschleunigter, flacher Atmung, kleinem,
fliegendem Pulse mitunter eintritt, im allgemeinen jedoch unbedenklich
ist, da er meist in wenigen Sekunden vorübergeht, aber bei kreis-
laufschwächlichen Frauen doch zweckmäßiger vermieden wird. Der
Erfolg ist verblüffend, gewöhnlich schon während der Einspritzung
wird die Gebärmutter so hart, daß sie oft in ihren Umrissen. sich
durch die Bauchdecken abzeichnet. In dieser Dauerzusammen-
ziehung bleibt die Gebärmutter 10 bis 20 Minuten, es erfolgt eine
augenblickliche Blutstillung; daran schließen sich langdauernde
Wehen, bis schließlich die Gebärmutter, wenn sie nicht durch
mechanische Reize gestört, also wenn sie ganz in Ruhe
gelassen wird, in einem mittleren Zusammenziehungszustand
beharrt. Später hat Kreiß mit dieser Hypophysineinspritzung in. das
Blut eine solche von Tenosin (Bayer &Co.) in die Muskulatur
verbunden, deren Wirkung sich an die des Hypophysins anschließt
und diese ablöst, da sie erst nach 10 bis 15 Minuten eintritt.
Kreiß zieht Hypophysin anderen Hirnanhangauszügen vor, da es,
künstlich hergestellt und deshalb stets gleichmäßig zusammengesetzt,
eine zuverlässig gleiche Wirkung sichert. Das sonst sehr zweck-
mäßige Tenosin, ein künstlicher Mutterkornersatz, das 0,005 g
p-Oxyphenyläthylamin und 0,002 g £-Imidazolyläthylamin in
Í cem enthält, eignet sich nicht für die unmittelbare Ein-
verleibung in die Blutbahn, wie einige Versuche K.s dartun, da
die schwere Kollapswirkung (des zweiten Teilstoffes) außerordentlich
gefährlich werden kann. Kreiß schreibt: „Wir fürchten uns nun nicht
mehr vor der Gefahr der hypotonischen Nachblutung, seitdem wir
wissen, daß sie fast stets augenblicklich durch intravenöse Injektion
von Hypophysenpräparaten zum Stillstand zu bringen ist.* Man
bereitet sich am besten in der Außentätigkeit bei jeder Geburt — -
Auskochen einer entsprechenden Rekordspritze (unter anderem auch
schon vorheriges Auffüllen der Spritze mit Hypophysin), Auswählen
der geeigneten Ellbogenbeuge, Bereithalten eines zusammen-
gelegten Handtuches zur Stauung — ‚auf diese Hilfeleistung vor,
eine ‚kleine Mühe, die sich sicher manchmal belohnt macht. Auf
Hypotonie muß man gefaßt sein, wenn bei engem Becken
die Gebärmutter eine große Arbeitsleistung hinter sich hat, wenn
während Eröffnungs- und Austreibungszeit Wehenschwäche
bestanden hat, ferner, wenn die Gebärmutter — nach Sturz-
geburten oder raschem operativen Herausholen des Kindes (Zange,
des unmittelbar. über | dem l
‚826.
Wendung, Extraktion) — unvermittelt entleert worden.
ist, schließlich bei übermäßiger Dehnung der Gebär-
mutter durch sehr großes Kind, Zwillinge,
Hydramnion, bei Doppelbildung und Myom der
Gebärmutter, bei UnterentwicklungderFortpflanzungs-
teile, bei atrophischer Gebärmutter herunter-
ekommener Frauen und bei außergewöhnlicher
Dünnwandigkeit der Muskulatur, wie sie nach zu tief
gehenden Abschabungen und Nachgeburtslösungen nicht selten sind.
| Fieux -Bordeaux (5) empfiehlt die Trendelenburgsche
Beekenhochlegung bei schweren atonischen
Nachgeburtsblutungen, die sich überall leicht behelis-
mäßig durch Erhöhen des unteren Bettrandes (mittels eines unter-
geschobenen Stuhles) herstellen läßt. Diese Lage veranlaßt ein
‘Sinken des auf diese Weise anderthalb Handbreiten tiefer als der
Scheideneingang stehenden Gebärmuttergrundes gegen das Zwerch-
fell und eine Ausziehung: der Scheide. Der Gebärmutterscheiden-
schlauch füllt sich mit Blut und unter dem Druck dieser Blutmasse
kommt es (ähnlich wie bei dem wehenanregenden Einlegen eines
Gummiballons, Ber.) zum Stillstand der Blutung. In fünf Fällen
hat Fieux dies Hilfsmittel angewandt und mit ihm stets vollen Erfolg
erzielt; nach Beckenhochlegung verliert die Frau keinen Tropfen
Blut mehr. (Fieux erwähnt — wenigstens in dem vorgelegenen
Auszug; die Arbeit selbst stand Ber. nicht zur Verfügung — nicht
die bei der Beckenhochlagerung bestehende Gefahr der Luftembolie,
Ehe man die Trendelenburgsche Lage herstellt, müßte man
durch einen fest angelegten Wattebausch und durch fest zusammen-
gebundene [nicht nur zusammengelegte] Beine die Scheide
sicher gegen Lufteintritt verschließen; man vergesse nie die alte
geburtshilfliche Regel: „Das Becken e iner Frisch-
entbundenen darfnur untergleichzeitigemAuf-
richten des Oberkörpers gehoben werden!‘)
Maudler-Wien (6) bespricht die Anwendung des künst-
lich dargestellten salzsauren Salzes von Paraoxyphenyläthylamin,
des Hauptvertreters der wirksamen Mutterkornstofte, das unter dem
Namen „Uteramin“ von der Chemischen Fabrik Zyma A.-G.
(St. Ludwig i. Els. und Aigle i. Schweiz) vertrieben wird. Das
Uteramin hat eine gleichbleibende Wirkung, ist wasserhell durch-
sichtig, schmeckt besser als die üblichen Mutterkornarzneien (leicht
salzie) und besitzt den Vorzug der praktisch vollkommenen Un-
eiftigkeit; Einspritzungen mit Uteramin machen keine Schmerzen
und keine örtlichen Reizerscheinungen. Maudler gebrauchte das
Mittel als Lösung (dreimal 20 bis 30 Tropfen) und als Täfelchen
‚(täglich 3 bis 4 Täfelchen) bei Gebärmutter- und Regelblutungen,
Metropathie, bei Gebärmutterschleimhautentzündung und Aus-
schabung beziehungsweise Ausräumung nach Fehlgeburt, bei
schlechter Gebärmutterrückbildung, Rückwärtsbeugung, -knickung,
Anhangsgesehwülsten. In den Fällen, in denen Uteramin versagte,
blieb auch Mutterkorn wirkungslos. (Ber. zieht, wie sich das von
selbst versteht, deutsche Arzneien ausländischen Herstellungen vor.
Bei dem jetzigen Mangel an Mutterkorn ist es jedoch zweckmäßig,
auch letztere zu benutzen, da von diesen gewiß noch manche
Vorräte im Reiche vorhanden sind.)
Kister- Breslau (7) lenkt die Aufmerksamkeit auf ein ein-
faches und zweckmäßiges Mittel, das die Beurteilung der
Nachgeburt hinsichtlich ihrer Vollständigkeit
erleichtert, nämlich die Einspritzung von M ilch in die
Nabelschnurblutader. Ist die Nachgeburt vollständig, so
fließt keine Milch heraus (bekanntlich ist der mütterliche Kreislauf
von dem des Kindes völlig getrennt); fehlen jedoch einige Zotten-
lappen der Nachgeburt, was bei sehr zerklüftetem Mutterkuchen
mitunter nicht leicht zu erkennen ist, so fließt die eingespritzte
Milch an den betreffenden Stellen heraus. Das Verfahren läßt sich
natürlich nicht bei mit der Hand ausgeräumter Nachgeburt an-
wenden. da letztere bei der Abschälung mehr oder minder verletzt
3 .
und zerrissen wird. Das Einspritzen von Flüssigkeit in den Mutter-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33.
Aae
—
5 = 5% f
17. August.
kuchen ist nicht neu (Mojon, Genua, 1828); es wird in dem
geburtshilflichen Schrifttum von 1918 mehrfach erwähnt (s. später
erscheinende Berichte), da diese Auffüllung des Mutterkuchens von
dem Amerikaner Gabaston zur Lösung einer verhaltenen Nach-
geburt wieder empfohlen und von mehreren deutschen Geburts-
helfern, Rukop, Traugott, mit Erfolg angewandt worden ist.
Quellenangabe: 1. Salus, Über mein erfolgreiches Vorgehen beim Damm-
schutz. (Zbl. f. aym. 1916, H. 3.) — 2. Rudolph, Über den von mir empfohlenen
Dammschutz. (Ebenda 1916, H. 21.) — 3. Straßmann, 1. Zur Dammnaht.
(Ebenda 1915, H. 21.) — 4. Kreiß, Zur Bekämpfung der postpartalen Blutungen
durch intravenöse Pituitrininjektionen. (Ebenda 1914, H. 3) — 5. Fieux
(Bordeaux), Trendelenburgsche Hochlagerung bei Atonia. (Ann. de gyn. et
obstetr. 1914, Februarheft. — 6. Maudler, Uteramin in der Praxis. (B. kl. W.
1914, H. 43.) — 7. H. Küster, Über die Beurteilung der Placenta hinsichtlich
ihrer Vollständigkeit. (M. Kl. 1914, H. 34) (Fortsetzung folgt)
Haare und Nägel.
Von Prof. Dr, Felix Pinkus.
Bettman n (1) beschreibt einen Fall von Alopecie des Bartes
und des Hinterhauptes nach Kieferschuß. Die Alopecie der beiden
Stellen trat 23 und 22 Tage nach Röntgendurchleuchtung auf, wobei
jedesmal die Haare ausfielen, welche der Röhre am meisten ange-
nähert gewesen sind. Vielleicht besteht in diesen Fällen wie in
anderen ähnlichen eine starke Röntgenüberempfindliehkeit. B ett-
mann ist der Ansicht, daß psychische Erregungen wesentlich mitbe-
teiliet seien und führt drei Fälle an, in denen er bei Soldaten den
Verlust sämtlicher Haare beobachtet hat; in diesen Fällen war nicht
wie sonst bei totalem Haarverlust ein einzelnes shockartig wirkendes
psychisches Trauma vorhergegangen, sondern nur eine langdauernde
Störung des seelischen Gleichgewichts.
Calle (2) beschreibt zwei Fälle von s0 eigentümlicher
Faltung der Kopfhaut, wie sie bisher nicht bekanntgegeben ist.
Die ganze Kopfhaut ist in vorzugsweise längsverlaufende dicke
Falten gelegt, die den Eindruck von Gehirnwindungen machen.
Auf den Falten stehen die Haare weiter auseinander, während Sie
in den Gräben zwischen ihnen dicht zusammengedrängt sind. Die
Veränderung ist offenbar ein universeller Grad der lokalen Ver-
änderung, die seit einigen Jahren um den Hinterhauptwirbel herum
als Cutis verticis gyrata bekannt ist. 4
Nach mehrfachen Tuberkulineinspritzungen und bei wieder-
holten Malariaanfällen sah Fischer (8) mehrmals hintereinander
auftretende Querfurchen an den Fingernägeln, wie sie auch sonst
bei hochfieberhaften Krankheiten und post partum als einfache
Furchen auftreten. Die Ursache ist hohes Fieber; die Wieder-
holung der Furchen war niedriger als die erste Furche, sodaß es
scheint, als ob die Wiederholung des Fieberanfalls keine so starke
Einwirkung hätte wie die erste Reaktion.
Heller (5) beschreibt Blutungen in das Nagelbett als
vieariierende Menstruation bei einer Frau kurz vor der Menopause:
Ihm ist nur ein einziger ähnlicher Fall (v. Lesser) bekannt.
Haxthausen (4) beschreibt einen neuen Fall von Ringel-
haaren bei einer 18 jährigen Patientin. Die Haare waren, Wie m
allen bisher beschriebenen (etwa 20) Fällen mit großer Regel-
mäßigkeit aus hellen und dunklen Stellen abwechselnd zusammen-
gesetzt. Das ganze Kopfhaar machte einen moireartigen Eindruck.
Die hellen Stellen (unter dem Mikroskop schwarz zu sehen, da das
durchfallende Licht die Werte umkehrt) waren durch Luftgehalt
in der Haarrinde erzeugt. Die Kranke war völlig gesund (bis au
das Geschlechtsleiden, wegen dessen sie im Hospital war), kem
Zeichen der Erkrankung von Drüsen mit innerer Sekretion war
aufzufinden.
> Literatur: 1. Bettmann, Über Alopecie nach Kieferverletzung: (Derm.
Wschr. 1919, Bd. 68, S. 38—87.) — 2. Luis F. Calle (Arequipa), Cuir chevelu
encéphaloide. (Bull. de la Soc. franc. de Dermat. et de Syphil. 1914, 191 bis 195.)
— 3. W. Fischer (Berlin), Über mehrfache Querfurchenbildung der Nägel n
Tuberkulininjektionen und bei Malaria. (Derm. Wschr. 1918, Bd. 61, S, 490
bis 499.) — 4. Haxthausen (Kopenhagen), Pili anulati. (Derm. Zschr. 1911.
S. 298 bis 303.) — 5. J. Heller, Zur Kasuistik seltener Nagelerkrankungel.
(Derm. Zschr. 1918, Bd. 26, S. 315 bis 316.)
Aus den neuesten Zeitschriiten.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
_ Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 30 u. 31.
Nr.30. Langstein und Putzig (Berlin): Auslese und Konstitution
in ihrer Bedeutung für die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit. So-
weit der Nachwuchs nicht lebensuntauglich ist, werden wir ihn erhalten
müssen, nicht nur aus nationalen Notwendigkeiten, sondern auch aus
“einem Gebot der Ethik heraus. Nicht Abbau, sondern Aufbau der
Fürsorgebestrebungen ist notwendig. Die Erscheinungen, welche durch
eine konstitutionelle Minderwertigkeit hervorgerufen werden, ‚sollen
durch zweckmäßige Maßnahmen der Ernährung, Pflege und Erziehung
bekämpft werden. x
Ponys (Marburg): Frequenzausschlag bei Tiefatmungsprüfung:
Die Differenzen der Tiefatmungsausschläge, die sich in einer Verschle-
bung des Gesamtausschlages äußern, hängen mit differenter Empfind-
lichkeit des peripheren Apparates zusammen. Ob es sich Gabe
qualitative Differenzen der Vagusendigungen und der nervösen
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17. August. "1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —.Nr. 88.
mittlung auf die Reizbildungsstellen handelt, oder ‚auch um, Empfind-
lichkeit des Sinusknotens selbst in seinem muskulären : Anteil, ist
unsicher.
G. Straßmann (Berlin): Über plötzlichen Tod durch Glottis-
` ‘ödem. Fs wird ein Fall beschrieben, in welchem die Sektion sechs
Wochen nach dem Tode sowohl die makroskopische wie mikroskopische
Feststellung einer entzündlichen Larynxinfiltration und damit die Er-
kennung der Todesursache ermöglichte. In. einem anderen mitgeteilten
Fall gelang es nicht, die Ursache des tödlichen Glottisödems zu er-
kennen.
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lehrt, daß Milzbrandsepsis keine Gegenanzeige für das Stillen bildet,
wenn der Allgemeinzustand durch die Schwere der Infektion nicht so
sehr geschädigt ist. F |
W. Hofmann: (Frankfurt a. M.): Blutstillende Wirkung des
Bergelschen Fibrins. Der mitgeteilte Fall zeigt, daß das Fibrin als
lokales Blutstillungsmittel durchaus zu empfehlen ist.
Renner: Absichtlich erzeugte Terpentinphlegmone. Der Geruch
nach Terpentin, der mikroskopische Befund einer intensiven, nekroti-
sierenden, eitrigen Entzündung und Durchsetzung mit feinsten öligen
'Tröpfchen, die keilförmige Gestalt des Herdes und der Austritt gelber
Tröpfehen ließen, keinen Zweifel, daß es sich um die Folgen einer
Terpentineinspritzung handelte. |
Loewenberg (Charlottenburg): Konservierung und Versendung
von: spirochätenhaltigem Reizserum in Capillarröhrchen zwecks Früh-
diagnose der Lues. Die Spirochäten bleiben in Capillarröhrchen min-
destens drei bis vier Tage lang erkennbar, sodaß eine solche Ver-
sendung. möglich ist. | i |
Silberstein (Schöneberg): Fall von Abnabelung und Ex-
pression der Placenta 17 Stunden nach der Entbindung. Der mitgeteilte
Fall zeigt, wie lange man in solchen Fällen mit der Expression der
Placenta ohne Schaden warten kann. Ä
| Schlesinger und Gattner (Berlin): Einfluß der Essigsäure
auf die Benzidinreaktion. Das eigentliche Reaktionsprödukt bei der
Benzidinreaktion ist eine blau gefärbte Substanz. Die Bedenken gegen
die Eindeutigkeit des Reaktionsausfalls erscheinen nach den mitgeteilten
Versuchen hinfällig. E on gs i
~ _ Nr. 8i. Moser (Zittau): Kriegshernien und deren Operationserfolge.
Aus den angegebenen Zahlen geht hervor, daß auch die Operationen
der eingeklemmten Brüche keinen schlechteren Erfolg geben, als vor
dem Kriege. Das Ergebnis der Ausführungen ist kurz dahin zusammen-
zufassen, daß Ernährungsstörungen, wie sie durch den Krieg ent-
standen sind, mit größter Wahrscheinlichkeit durch Schwächung der
Muskulatur zu vermehrter Hernienbildung, mit Sicherheit aber zu yer-
.mehrter Brucheinklemmung geführt haben, daß aber die Operation der
Eingeweidebrüche trotzdem nicht weniger aussichtsreich ist als früher.
Klopstock (Berlin): Über die intracutane Tuberkulinreaktion.
Als zweckmäßigste Technik ergab sich die gleichzeitige intracutane
Injektion von 1/1000, "1000; 1/100 mg Tuberkulin und 1/10 mg Glycerin-
bouillon in 0,1 cem Flüssigkeit.
Kulinprobe gehen nicht einander parallel. Die Tuberkulinreaktion ist
nur ein Ausdruck der biologischen Wechselbeziehungen zwischen Mensch
und Tuberkelbaeillus und zeigt uns nicht an, wer in dem Kampfe als
Sieger hervorgegangen ist. Zu | `
| Bönniger (Berlin): Über tödliche Blutungen bei Probepunk-
tionen der Lunge. Es ist zu warnen, bei alten und geschwächten Leuten
die .Probepunktion zu machen, wenn man nicht sicher ist, daß -ein
größeres Exsudat vorhanden. . |
Loewy (Berlin-Steglitz): Über einen neuen „Bedrohungsreilex“,
Hambur ger (Graz) beschreibt einen „psychogenen C remasterreflex“
das heißt Contraction des Musculus cremaster bei Annäherung an die
Oberschenkelgegepd der betreffenden Seite, in der normal bei Berüh-
Tung der Hautreflex ausgelöst wird. Verfasser will nicht bestreiten,
daß es sich hier um einen Vorgang handelt, der den Bedingungsreflexen
nahesteht. Das rasche Auftreten aber führt er darauf zurück, daß der
Cremasterreflex wie der Scrotal- und Ohrmuskelreflex in Muskeln ent-
stehen, die gewöhnlich nicht innerviert werden.
PNET Amann (Leipzig): Vorschläge zur Organisation des Kriegsent-
Schädigungsverfahrens. Am wichtigsten erscheint eine wirklich aus-
ein Entschädigung in allererster Linie der Schwerbeschädigten.
< orner ` scheint es empfehlenswert, die Organisation des Kriegsent-
schädigungsverfahrens mit der der sozialen Fürsorgegesetze des Frie-
Vent zu verbinden und eine Vereinfachung, zugleich aber auch eine
ertiefung des gesamten Gutachtenwesens herbeiführen.
ns Kayser (Berlin-Wilmersdorf): Über den gegenwärtigen Stand
üserer. Kenntnisse von der’ Lungensyphilis der Erwachsenen. Die
. mit ziemlicher Sicherheit die Diagnose auf Lungensyph
Vogt: Milzbrandsepsis und Lactation. Der mitgeteilte Fall |.
Intracutane und subcutane Tuber-
-
'Lungensyphilis ist weit häufiger, als man bisher annahm. Anamnese
und sonstige luische Krankheitszeichen, charakteristischer physika-
lischer Lungenbefund, subakuter bis chronischer Verlauf mit nur leichten
_Fiebersteigerungen und geringfügigen Hämoptysen, Fehlen eines Tu-
berkelbacillenbefundes und positiver Wassermann, charakteristisches. `
‚Röntgenbild und klinisch wie röntgenologisch nachweisbarer Erfolg der
specifischen Therapie sind die Hilfsmittel, die uns heutzutage gestatten,
ilis zu stellen.
Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1 91 9, Nr.30, x
Reaktion bei Fleckfieber. Das Wesen der Weil-Felixschen Reaktion ist
noch nicht ganz geklärt; die Annahme, daß es siclı bei ihr um: eine
Art der sogenannten Paragglutination handelt, ‘ist am‘ wahrschein-
lichsten. Die X-Bacillen, die die Weil-Felixsche Reaktion mit dem Blut
Fleckfieberkranker geben, stehen mit der Ätiologie des Fleckfiebers
in keinem Zusammenhange. A
Ernst Alts ta edt (Lübeck): Praktische Herzgrößenbestinimung.
Der Arzt, der sein eigener Röntgenologe ist und über einen Ortho-
diagraphen nicht verfügt, soll die Herzmaße oder das wichtigste Herz- .
maß, den Transversaldurchmesser, und. seine Beziehung zur Lungen-
| breite, also den Herz- und Lungentransversaldurchmesser, selbst be-
Nahedurchleuchtung bei seitlich verschiebbarem
stimmen, und zwar mit
Röhrenfokus.
E. Meinicke (Ambrock bei Hagen i. W): Eine neue Im-.
munitätsreaktion. Es handelt sich um den serologischen Antikörper-
nachweis bei rotzkranken Pferden. Enthält das untersuchte Serum
Rotzantikörper, so flockt das mit Rotzbacillen antigen beschickte Röhrchen -
über Nacht im Brutschrank aus. Diese neue Reaktion ist eine ein-
zeitige Globulinflockungsreaktion im kochsalzhaltigen Medium.
G. Bessau (Breslau): Ist die aktive Immunisierung gegen Heu- .
fieber ungefährlich? In einem Falle entstand nach subeutaner Injektion
von Pollengift bei einem zu Heufieber disponierten Menschen ein Ver-
giftungsbild, das sich aus allgemeinen Symptomen (Urticaria, Ödeme,
erschwerte Atmung) sowie aus den für den Heufieberanfall charakteri-
stischen Zeichen zusammensetzte. | l |
W. Arnoldi (Berlin): Über einige Fermente in der (normalen
und pathologisch veränderten) Aortenwand. Was den Fermentgehalt an-
betrifft, so bestand kein Unterschied zwischen normaler und patho-
logischer Aortenwand. Fermentative Einflüsse als Ursache der patho-
logischen Wandveränderungen der Aorta ließen sich nicht nachweisen.
Oscar Loew (München): Über den Kalkstoffwechsel bei
Schwangerschaft. Die in der Schwangerschaft sich entwickelnden Zu-
stände, wie Zahncaries, Knochenerweichung, Tetanie, Eklampsie, uterine
Dyspepsie, Hautkrankheiten, Nierenentzündung beruhen wesentlich auf
einer Störung des Kalkstoffwechsels. Enthält nämlich die mütterliche
Nahrung nicht eine genügende Kalkmenge für den. Foetus, der diese
zu seiner Entwicklung braucht, so wird der mütterliche Kalkvorrat der
Knochen, Zähne, Weichteile angegriffen (daher: Osteomalacie, Zahn-
caries, Funktionsstörungen der Nerven und Drüsen). Der Foetus reißt-
nämlich den Kalk an sich, der in dem ihn durchströmenden Blute ent-
halten ist. Dieses Blut sättigt sich dann wieder bis zum normalen
Kalkgehal. Um Kalk in geeigneter Weise ‚zuzuführen, reiche man
Kalzan (milchsauren Kalk mit milchsaurem Natron). |
Willi Kache (Breslau): Zur Technik der: intravenösen In-
jektion. Um sicher zu sein, sich im Lumen der Vene zu befinden,
saugt man bekanntlich Blut an. Dabei verstopft sich aber häufig die
feine Kanüle mit geronnenem Blut. Diese Blutgerinnung in der Kanüle
kann nun vermieden werden, wenn man die trockene Kanüle, bevor
das Medikament in die Spritze gezogen wird, mit Paraffinum liquidum
durchspritzt. Auf diese Weise kann man unter wiederholtem Ansaugen
von Blut die Kanüle genügend weit in der Vene vorschieben, ohne
durch eine Verstopfung über die schließlich tatsächlich richtige-und
gute Lage der Kanüle getäuscht zu werden. Zur Vermeidung einer
Embolie ist nach dem Durchspritzen mit Paraffinum liquidum: mehr-
maliges Durchspritzen von Luft erforderlich, um alles: Über-
schüssige aus Spritze und Kanüle zu entfernen. j
P. Kaufmann (Altmorschen) : Über chemische Phlegmone. Der |
Verfasser hat schon im Jahre 1889 nachgewiesen, daß man durch In-
jektion chemischer. Substanzen, bei völliger Abwesenheit von
Bakterien, eitrige Phlegmone erzeugen könne. Auch die eitererregenden
Bakterien wirken erst durch die von ihnen im Gewebe erzeugten `
chemischen Produkte. -
E. Zurhelle (Bonn): Berichtigung zu meiner Arbeit „Zur
-Kenntnis der Alopecia diffusa nach Grippe“. Der zur Behandlung der
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R. Otto (Berlin): Die Proteus-X-Bacillen und die Weil-Felixsche
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Kopfhaut empfohlene Sublimat-Anthrasol-Spiritus muß Glycerin oder
allenfalls als Ersatz Glykol enthalten, aber nicht Perkaglycerin.
F. Bruck.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 30.
= W.H. Jansen (München) und Franz Müller (Berlin):
Beitrag zur Lösung der Brotirage. (Nach backtechnischen Versuchen
und Stoffwechseluntersuchungen am Menschen.) Das Korn muß vor
der Vermahlung gründlich gereinigt werden. Die Ausmahlung des
Brotgetreides ist auf 80% festzusetzen. Zur Streckung des Brot-
getreides soll Kartoffelwalzmehl (im Notfalle bis zu 25 0%) zu-
gesetzt werden. Zu dessen Beschaffung ist die Kartoffeltro ck-
nung zu fördern durch Kartoffeltrocknungsanstalten. Die Teig- und
‚Brotausbeute eines Brotes aus 75 Teilen 80 % igen ausgemahlenen Roggen-
Weizenmehls und 25 Teilen Kartoffelwalzmehls ist als solche gut zu
nennen. Das Kartoffelbrot ist von würzigem Geschmack und guter
Bekömmlichkeit. Seine Verdaulichkeit ist besser als diejenige des
Kriegsbrotes. Zum Schluß weisen die Verfasser auf den großen Eiweiß-
ansatz hin als Ausdruck des Riweißhungers infolge vorhergegangener
"Unterernährung. Diese Eiweißanreicherung gelingt auch durch mehr
vegetabilische Kost, was sich aus der eiweißsparenden Wirkung der
Kohlehydrate erklärt.
H. Groll (München): Die „Hyperplasie‘‘ des Iymphatischen
Apparates bei Kriegsteilnehmern. Die bei Kriegsteilnehmern als Norm
gefundene Häufigkeit der Iymphatischen Hyperplasie (56% im Durch-
schnitt, 86% bei.den 19- und 20jährigen) dürfte dafür sprechen, daß
ein so starkes Hervortreten des Follikulärapparates bei jugendlichen
Individuen die Regel ist. Der Verfasser glaubt, wir hätten bisher bei
den Sektionen den Befund an Lymphdrüsen usw. oft als normal an-
gesehen, während in Wirklichkeit schon eine Reduktion durch die
Todeskrankheit oder akcessorische Krankheiten und Ernährungs-
störungen vorlag, ganz ähnlich wie ja auch lange Zeit die akcessorische
Thymusinvolution unerkannt blieb, daß also große Lymphapparate in
den ersten Lebensjahrzehnten für normal zu halten seien. Der Ver-
fasser stützt sich dabei auf über 2000 im Felde ausgeführte Sektionen.
Er warnt daher vor einer allzu häufigen Diagnose eines Status (thymico-)
lymphaticus nicht nur bei Kindern, sondern auch bei (jugendlichen)
Erwachsenen. Der Status Iymphatieus sollte daher im Sinne Wiesels
nur als „Teilerscheinung einer viel umfassenderen Konstitutionsanomalie“
aufgefaßt werden. Übrigens herrscht eine weitgehende Übereinstim-
mung in dem Verhalten von Thymus und Lymphdrüsensystem nicht
nur nach der positiven Seite hin (Thymushyperplasie und Status lympha-
ticus), sondern auch nach der negativen (Involution).
Baisch (Heidelberg): Zur Frage der Sehnenoperationen bei
irreparabler Radialislähmung. Zurzeit scheint die Sehnenverpflanzung
einschließlich der Tenodese der Handstrecker die sicherste und
beste Methode zu sein, namentlich bei Patienten, die häufig zufassen
müssen, wobei die Dorsalhebung unbedingt nötig ist. Nur da, wo auf
eine freie Betätigung des Handgelenks und namentlich auf die Mög-
lichkeit der Volarbeugung Wert gelegt werden muß (Musiker), ist die
reine Transplantation ohne Tenodese vorzuziehen.
A. Seitz. (Gießen): Über die klinische Bewertung der Tricho-
monaskolpitis. Es handelt sich um eine besonders hartnäckige, häufig
rezidivierende Form der Kolpitis, charakterisiert durch das reichliche,
dünne, gelbschaumige Sekret und durch den regelmäßigen Befund
reichlicher Exemplare der Trichomonas vaginalis. Andersartige Infek-
tionen (Gonorrhöe) sind dabei nicht ausgeschlossen. In diesem Sekret
sind aber gleichzeitig Bakterien in erhöhter Zahl an-
wesend. Darauf ist in dr Schwangerschaft Rücksicht zu
nehmen, indem man unter der Geburt vaginale Eingriffe, da sie zu
einer Erhöhung der Virulenz der Mikroben führen, nach Möglichkeit
vermeidet. Schwangere mit Trichomonaskolpitis sind eben zu puerpe-
raler Infektion besonders disponiert.
R. Bahrdt (Leipzig): Zur Diagnose der Gallensteine. Respi-
rationsorgane und Cholecystitis. Vortrag, gehalten in der Medizinischen
Gesellschaft zu Leipzig am 6. Mai 1919.
A. Rothacker (Jena): Untersuchungen über Verdauungsleuko-
cytose. Gewöhnlich ungefähr eine Stunde nach dem Essen ist eine
Vermehrung der Gesamtleukocyten zu beobachten, die in der Regel
drei Stunden nach der Nahrungsaufnahme das Maximum (Vermehrungen
von 800 bis über 3000 Zellen) erreicht. Aber die Verdauungsleuko-
cytose ist weder regelmäßig, noch wird sie bei demselben Individuum
immer in gleichem Maße beobachtet. |
Krüger-Kroneck (Kiel):
kuliert und der linke Oberschenkel amputiert war. F. Bruck.
pe á: -
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33.
Ein einfacher Stützapparat. Er
hat sich bei einem Patienten bewährt, dem der rechte Oberarm exarti-
17. August,
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 30.
W. Noetzel: Zur Operation des Anus praeternaturalis und zur
Naht des Dickdarms nach Resektion. Die Kombination der seitlichen
Anastomose mit der Circulärnaht nach dem Verfahren von Mikulicz
für Anlegung eines Kunstafters ist auch die beste Vereinigung der
Diekdarmenden nach der Resektion.
M. v. Brunn: Zur Frage der Lumbalanästhesie. An den Ver-
sagern und langanhaltenden Kopfschmerzen nach der Lumbalanästhesie
ist nicht die Technik oder das Präparat schuld, sondern die Rigenart
der Kranken. Die zuchtlos gewordenen Kriegsbeschädigten wider-
streben mehr als die unter gleichen Verhältnissen behandelten anderen
Kranken. Verwendet wird 1 ccm 5%iger Tropacocainlösung, einge-
spritzt wurde in dem Zwischenraum zwischen dritten und vierten Lenden-
wirbeldornfortsatz.
Georg Schmidt: Die Gitternaht. Die fortlaufende Gitter-
naht nach Art des „Gretehenstiches“ der Näherin hält jeden Punkt der
Körperspaltlinie unter Fadendruck, lagert breite Außenflächen anein-
ander und erzielt parallel zur Körperspalte einen ununterbrochenen
äußeren Längsabschluß.
E..Glaß: Seltene Muskelhernie des Musculus tibialis anticus.
Infolge einer Verletzung des rechten Beines durch gegengeschleuderte
Erdmassen bildet sich an der Vorderseite des Unterschenkels eine
flache, weiche, eierförmige Geschwulst, die im Liegen und auf Druck
verschwindet. Der Musculus tibialis antieus ist an dieser Stelle vom
Schienbein losgelöst. Heilung durch Muskelraffung und Fascienplastik.
K. Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 30.
Emil Ekstein: Über Kriegsamenorrhöe. Die Kriegsamenor-
rhöe wird gleichgestellt der Amenorrhöe der Stillenden. In beiden
Fällen besteht die Ovulation fort und kommt Schwangerschaft zu-
stande. Dabei setzen trophoneurotische Störungen die Leistung der
Eierstöcke teilweise herab. Die Fälle sind in den letzten Jahren sehr
viel seltener geworden.
James Brock: Ein schurziörmiges Hymen. Mitteilung eines
Falles eines schurzförmig, unterhalb der kleinen Schamlippen heraus-
hängenden lappenförmigen Hymens. K. B
Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 14.
Mühlens (Hamburg): Über Malaria. Zusammenfassende Über
sicht über neue epidemiologische, klinische und therapeutische Kriegs-
erfahrungen. Bis zu neuen Forschungsergebnissen über die angesichts
der zahlreichen Rückfälle sehr verbesserungsbedürftige Behandlungs-
methode mit Chinin tut man gut, an der alten Methode mit Nach-
behandlung festzuhalten. Energische Terrainsanierung durch systematische
Mückenvernichtung gibt gute Resultate.
Greiner (Magdeburg): Über Gingivitis und Alveolitis spirillo-
fusiformis (Alveolarpyorrhöe). Vorschlag dieser neuen Nomenklatur für
die Alveolarpyorrhöe, da auch Greiner in allen Fällen gramnegalive
Spirillen in Symbiose mit grampositiven fusiformen Baeillen fand und
in ihnen die specifischen Erreger ebenso wie die der Angina Vincenti
sieht. Die souveräne Heilmethode, die in allen Fällen von Alveolar-
pyorrhöe zum Ziele führt, ist die intravenöse Neosalvarsan-Injektion,
allein oder in Verbindung mit der lokalen Therapie.
Was die Franzosen von der deutschen Kriegschirurgie halten und
was sie in Wirklichkeit geleistet hat. In einer Veröffentlichung des
Sanitätsdepartements des Kriegsministeriums widerlegt Geh.-Rat Körte
französische, im Januar dieses Jahres durch Funkspruch verbreitete
Angaben an Hand einer die deutschen Kriegsverluste bis März 1918
enthaltenden Statistik. Hans Meyer (Berlin).
Aus der neuesten skandinavischen Literatur.
Über Spirochätennachweis bei Paralyse berichtet Hall (Kopen
hagen). Die beste Methode hierfür ist die von Jahnel angegebene
und es kann festgestellt werden, daß die Paralyse ein aktiv-entzündlicher
Prozeß im Gehirn, speziell in dessen Rinde ist, daß man in dem
angegriffenen Gewebe zahlreiche für Versuchstiere virulente Spirochäten
nachweisen kann. Gewisse biologische Eigentümlichkeiten der Paralyse-
spirochäten scheinen dahin zu deuten, daß sie einen specifischen Typus
des syphilitischen Virus bilden, der mit einer besonderen Affinität an
das Nervengewebe ausgestattet ist. (Hospitalstidende 1919, Nr. 24.)
Uber das Verhältnis des Lumbalpunktates bei Gehirn- und Subdural-
abscessen gelten nach Borries (Kopenhagen) folgende Typen: Voll-
ständig klare Cerebrospinalflüssigkeit bei unkomplizierten auch tödlichen
Gehirn- und Subduralabscessen ohne eine Spur von Pleocytose. Di
getrübte Lumbalpunktat bei gutartig verlaufenden Abscessen mi
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. Schmücking (Peine)
_ Salbe beseitigen, weil eine andere angewandt werden soll, so geschehe
‚ ringförmig abgrenzt. Durch diesen Randwall werden in fingerbreitem
- zur Heilung zu bringen, die bisher allen Heilungsversuchen trotzten,
. 17. August.
"minimaler, makroskopisch nieht sichtbarer Leptomeningitis; das gleich-
- falls gutartige Cerebrospinalflüssigkeitsbild bei sekundärer, die Gehirn-
„äbscesse begleitender, nachweisbarer Leptomeningitis und endlich das
‚gewöhnlich ungünstig verlaufende Bild einer Cerebrospinalflüssigkeit
bei der sekundären, nachweisbaren diffusen Leptomeningitis. (Hospitals-
tidende Nr. 25.) l
| Über das Vorkommen der Pfeifferschen Bacillen bei Influenza be-
richtet Kristensen (Kopenhagen) in einer ausführlichen Arbeit vom
‚staatlichen Seruminstitut. Das Resultat geht dahin, daß der‘Bacillus
nur in 35 % des Expektorats gefunden werden konnte, daher sicherlich
nicht in allen Fällen die Infektionsursache bildet. Das relativ häufigere
Vorkommen bei Gesunden als bei Kranken ohne Rücksicht darauf, ob
erstere die Krankheit überstanden haben oder nicht, spricht gegen die
Annahme des Influenzabacillus als des eigentlichen Influenzavirus, doch
gibt es verschiedene Typen dieses Baeillus und es ist möglich, daß die
Pfeifferschen Bacillen, die bei Gesunden gefunden werden, einem
anderen Typus angehören als dem bei der Influenza gefundenen. Eine
exakte Beantwortung der Frage über die Bedeutung des P f ei f f e r schen ,
Bacillus für die Influenza kann derzeit nicht gegeben werden. (Ibidem
Nr. 26/27.) Ä Klemperer (Karlsbad).
“
Therapeutische Notizen.
Über einen Fall von Wiedereintritt der Menses nach dreijähriger
Pause berichtet Th. Haupig (Bad Rothenfelde). Im wesentlichen
‚wurde der Erfolg bei der 41 Jahre alten Patientin durch elek-
trische Wärmebehandlung mit anschließender Thure-
Brandt-Massage erzielt. (M. m. W. 1919, Nr. 29.)
- Zur Behandlung des akuten Gelenkrheumatismus empfiehlt
intramuskuläre Melubrininjektionen.
Komplikationen hat er dabei nie gesehen, besonders auch keine nach-
- folgende Endokarditis. (M. m. W. 1919, Nr. 29.)
Die intravenöse Anwendung des Trypaflavins bei Infektions-
krankheiten (Influenza, Pneumonie, akute Coliinfektion der Harnwege,
- Sepsis) empfiehlt K. Bohland (Bonn). .Man gibt Trypaflavin (neu-
tral) in Lösungen von 1:200 in Mengen von 10 bis 40 cm (also 0,05
bis 0,2 Substanz), öfter wiederholt. Kinder erhalten Dosen bis 0,025.
Auszuschließen sind Kranke mit akuter hämorrhagischer Nepbhritis.
Beiinnerlicher Darreichung, auch in Geloduratkapseln, tritt sehr
rasch heftiges Erbrechen ein. (D. m. W. 1919, Nr. 29.)
Die Behandlung einiger der häufigsten Hautkrankheiten in
der allgemeinen Praxis bespricht Richard Rohrbach (Bremen).
‚Er. betont dabei unter anderem: Von den dermatologischen Heilmitteln
-wirkt der Puder am wenigsten intensiv, die Trockenpinse-
lung stärker als der Puder, noch stärker die Pasta und am inten-
sivsten die fette Salbe und das Pflaster. Jede Ekzemtherapie
muß mit der Beseitigung des Nässens anfangen, weil erst
nach dem Aufhören des Nässens die eigentliche Behandlung und end-
gültige Beseitigung der Ekzemkrankheit mit den differenten anti-ekze-
matösen Mitteln einsetzen kann. Mit Umschlägen oder feuchten Ver-
bänden (wasserdichter Stoff durchlocht), und zwar mit 2%igem Re-
Sorcinwasser, gelingt es immer, einen Nachlaß der Hyperämie
(Rötung und Schwellung) zu erzielen. Salben müssen mit regelrechten Ver-
bänden auf der kranken Stelle fixiert werden. Die Salbe wird auf die
glatte Fläche eines Lintfleckes gestrichen (nicht auf die kranke Haut) und
der Lintfleck mit: Mullbinden befestigt. Salbenreste dürfen von der
kranken Haut nicht durch Reiben entfernt werden. Muß man die alte
dies vorsichtig durch zartes Abtupfen mit Benzin. Hervorragend be-
währt hat sich bei allen Furunkeln, die noch nicht centrale Absceß-
bildung zeigen, die Injektion von 1--3—5 Tropfen Acid. carbol,
liquefact. mit feiner Kanüle und Pravazspritze mitten in das Infiltrat
hinein. Diese Einspritzung kann man mehrmals wiederholen. Oft ge-
nügt ein- bis zweimalige Applikation. Danach Pflaster oder trockner
Verband. (M. m. W. 1919, Nr. 80.)
Über die Behandlung callöser Wunden mit Scarification berichtet
Steiger (Essen). Die Stauung, die mangelhafte Lympheircu-
lation, trägt die Hauptschuld an dem schlechten Heilvermögen. Sie
wird vor allem erzeugt durch einen harten Wall, der das Geschwür
Abstande etwa zwei Zentimeter lange Schnitte geführt, und zwar bis
auf den weichen Grund durch. Die sonstige Technik des operativen
Verfahrens wird genauer beschrieben. Es gelang so, viele Geschwüre
(M. m. W, 1919, Nr. 30.) F. Bruck.
. 829
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38°
.
= Bücherbesprechungen.
Prof. Dr. phil. et med. W. Helipach. Die Neugestaltung des
medizinischen Unterrichts. Berlin-Wien 1919, Urban &
= Schwarzenberg. i i
und temperamentvollen Ausführungen Hellpachs zum größten Teil
bekannt. Es ist mit großer Freude zu begrüßen, daß sie jetzt in
Buchform vorliegen und auf diese Weise der großen Öffentlichkeit zu-
Studiums war schon vor dem Kriege in weiten Kreisen Einmütigkeit
„dokterte“ man an. Auswüchsen herum; ohne der Sache auf den Grund
kritischen Studien zurück, was bei ihren „hierarchischen“ Anschauungen
nicht wundernehmen kann. Nach den Kriegserfahrungen beginnt man
das Unzulängliche Ereignis zu werden pflegte. Es mehren - sich die
kritischen Vorschläge zur Neugestaltung des medizinischen Studiums;
ich erinnere nur an die Arbeiten Schwalbes und Fischers.
Aber in allen bisherigen Publikationen trat doch immer eine gewisse
Scheu zutage, das Kind beim Namen zu nennen. Diesen Fehler
vermeidet Hellpach völlig. Er sagt, was ist und spricht jedem, der
sein Studium retrospektiv überblickt und die Anforderungen der ein-
fachsten ärztlichen Tätigkeit am Krankenbett mit seinen Universitäts-
kenntnissen vergleicht, auf jeder Seite aus der Seele. Deshalb soll
die Arbeit Hellpachs an dieser Stelle nochmals auf das wärmste
empfohlen werden. y a 2
Soweit die 'Gedanken Hellpachs in dieser Wochenschrift
noch nicht erschienen sind, werden sie die Leser ebenso fesseln wie
der bereits publizierte Teil des Buches. In treffender Weise geißelt
er den Lehrbetrieb in den Kliniken mit seinen Krankenvorstellungen
vor ein paar hundert Studierenden, von denen zwei oder drei aufgerufen
werden. „Die Klinik“ ısoll nicht abgeschafft werden, aber sie soll nicht.
der Anfang, sondern das Ende sein! Zunächst lerne der- Student
Kranke behandela! Sicher soll der Klinizist kein Techniker der Heil-
kunst, kein Routinier werden! Die Pathologie soll die Grundlage des
Studiums werden — sie muß unter radikaler Änderung des jetzigen
Systems zusammengefaßt werden, indem verschiedene Disziplinen von
ihr aufgesogen werden. Die spezielle Pathologie und Therapie müßte
nicht nur theoretisch, sondern auch in seminaristischen Kursen gelehrt
werden! Sehr wichtig ist „Gestaltung der Arztpersönlichkeit. mit dem
Kern- berufsständischer Gesinnung“! | |
In den Schlußbetrachtungen geht Hellpach in offener Weise
mit Mißständen ins Gericht, die ja in Ärztekreisen schon vielfach das
Gesprächsthema gebildet haben: mit der exklusiven Stellung der Hoch-
schullehrer gegenüber der Ärzteschaft, ihrer bedauerlichen Inanspruch- .
nahme durch große Praxis, worunter der Unterricht leidet, mit dem
geringen Lehrtalent vieler Lehrer, besonders aber mit der jetzigen Art
der Berufung. Sie muß von Grund aus geändert werden! Hellpach
schlägt vor, auch hier der Bewerbung freien Lauf zu lassen.
Die Reform des Examens wird in plastischer Darstellung be-
gründet, auf ‘das Unwürdige des Zensurwertens. hingewiesen und
schließlich die Erwerbung des Doktorgrades durch den öden Formalis-
mus der Dissertation erfrischend gegeißelt. | |
Viele Köpfe werden entsetzt wackeln beim Lesen der Arbeit
Hellpachs. Hoffen wir, daß ihr guter Kern recht bald im Interesse
der Ärzte und der Gesamtheit der Ausgangspunkt: der Neuordnung des
medizinischen Studiums wird. O. Nordmann (Berlin-Schöneberg).
Winterstein, Die Narkose.
819 Seiten. M 16,—. |
- Ohne Berücksichtigung praktisch-medizinischer Interessen sucht
Winterstein in der Monographie eine erschöpfende, kritische Dar-
stellung der der Narkose gewidmeten allgemein - physiologischen `
Forschungsarbeit zu geben. Es ist charakteristisch für die heute er-
reichbare physiologische Erkenntnis namentlich auf jeglichem : patho-
logischen’ Gebiet, daß die Wertabschätzung der verschiedensten Theorien
— jede belegt und bestritten von mehr zahlreichen als beweiskräftig
fördernden Einzelarbeiten — ein Werk wie das vorliegende zum über-
wiegenden Teil füllen muß. Der Weisheit letzter Schluß bleibt eben
für alle Fragen der pathologischen Physiologie noch verborgen. — Die
vortreflliche äußere Ausstattung des Buches gibt Hoffnung, daß alle
Kriegsausgaben nun endgültig der Vergangenheit angehören werden.
E Hans Mey,er (Berlin).
J
' Den Lesern dieser Wochenschrift sind die überaus. lehrreichen
gänglich werden. Über die Reformbedürftigkeit .des medizinischen
zu konstatieren, jedoch äußerten sich nur wenige zu der Frage. Meist
zu gehen. Die Hochschullehrer hielten sich im allgemeinen bei diesen -
überall einzusehen, daß in der Ausbildung der Ärzte in mancher Hinsicht .
Berlin 1919, Verlag Julius Springer. |
-——
|
are U reg dee
-
830 -4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. o 17. August
sX Thie - ° =-
a ———— * Tee
Vereins- und Auswärtige‘ Berichte.
au RR BERN a ie jetzigen Aus’
= Ä Theorie der Eiweißmast. Auf ihr beruhen auch die jetzig
ie Par | en 16. Juli 1919 führungen Bornsteins. Das deutsche Volk hat mindestens 25/0
AN ers >... Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom °.
= Me seines Eiweiß eingebüßt. Es hat sich auf einen niedrigeren, Pani
n Vor der Tagesordnung stellte B urckhardt ein Mädchen vor | „ingestellt. Der geringere Calorienverbrauch wird ermög en og
E - mit Keloiden an beiden Fußsohlen und Händen. Samson schlägt | Finschmelzen des Eiweißes, was mit entsprechend großen Gewichts-
i i ei Sjwei -ieder ersetzt werden,
| mit Fibrolysin vor. 5 verlusten einhergeht. Das verlorene Eiweiß muß wie | |
a. M z osordnung : Bornstein: Kriegslehren r die Frie- | Brot essen wir wegen der Kohlehydrate, nicht wegen des in der Kleie
| 4ensernährung. | enthaltenen Eiweißes, das nur zu 600/. ausgenutzt wird, im übrigen aber
ee el u, Deutschland ist auch ohne Zufuhr jederzeit imstande, seine | mit dem Kot abgeht. Mit großen Kleiemengen kann D dam E,
ze Einwohner auskömmlich und gut zu ernähren, auch bel, wachsender | nicht die erforderliche Eiweißmenge ‚zuführen. Wir ver Er a
E: Bevölkerungszahl. Noch harren große Gebiete von Ödländereien der | Kleie an Schweine. Nun ist das Halten von SERWEIDEN Sr R
en Urbarmachung, noch ist es -möglich, die Ertragsfähigkeit des ‚Bodens Luxus, aber wie gern greifen wir auf das Schweinefett A a
ee um 30% und mehr zu steigern. Nur 1ebenswichtige Nahrungsmittel für | Fettbedarf läßt sich nicht durch Kohlehydra'< a E a,
ee | Mensch und Vieh dürfen angebaut werden. Für Hopfen und Tabak lichen Öle geben für diese besonders gebauten Fette er rsatz.
aba - darf es im neuen Deutschland keinen Boden geben. Höchste Pflicht | Sie sind unentbehrlich. Die Großstädter können sich nicht nur Sn
en ist es, das Volk auf eigner Scholle satt zu machen. - Brot und Kartoffeln ernähren. Das Fleisch spielt bei pia pe ne
po -IE Wissenschaft, Staat und Gesellschaft sollen der Landwirtschaft | Rolle. Sein Eiweiß ist bequem zu nehmen und belästig en CA
2i helfen, daß sie ihrer höchsten Pflicht, das Volk richtig und gut zu ©T- | nicht. Fleisch hat auch einen hohen Sättigungswert. Die Win =
Ey. ' nähren, restlos genügen kann. Ihre Arbeit soll richtig eingeschätzt und | den Kosten der Nahrungsmitteleinfuhr ist heut u an 1818
en hoch bewertet werden. Weder.Unterschätzung noch wucherische Über- | darauf ankommt, die frühere Kraft wiederzugewin on. aa daB wir
2g schätzung. Landwirte und Händler, die, nur an ihren eigenen Vorteil weniger Fleisch gebraucht hat, findet seine Begründung darin, i &
m denkend, das Gesamtwohl in unverantwortlicher Weise schädigen, sind | inzwischen zu einem Industriestaat geworden sind. pin goma SaM
$ F außerhalb der Volksgemeinschaft zu stellen. , in der Ernährung ist ebenso nötig, wie wit ihn auch In a Sr Br
e IlI. Von der Gesamtnahrung, die der deutsche Boden überreich genießen. Der rein national- ökonomische Standpunkt IS
| Ä bietet, ist zunächst. die für den Menschen bestimmte in mehr als ge- nährungsfragen nicht zu rechtfertigen.
Fuld: Bei den heruntergewirtschafteten Menschen ist es nigh
erlaubt, jetzt theoretische Experimente zu machen. Wir Ba ia
einer Ernährung zurückkehren, die möglichst bewährt ist, ; enrol
Friedensernährung. Die Anträge auf Bewilligung von | jun nn
nehmen zu. Das ist durch die Zunahme -von allerhand DoT en
der Verdauungsorgane erklärt. Diese Störungen geben a en
Genuß von Krankenbrot zurück. Die Frage, ob wir mehr Milch
bekommen können, ist zu verneinen, weil die Milch nicht hat he |
geschafit werden können. Konservieren läßt sie sich nicht.
Bornstein: Schlußwort. Eritz Fleiseh®"
nügender Menge sicherzustellen. Von den 230 Billionen Calorien, die
K in Friedenszeit auf deutschem Boden erzeugt wurden, hat der Mensch
X, dämals noch nicht ein Drittel gebraucht: ein Beweis, daß er niemals
a zu hungern braucht. Jede ungerechtfertigte Nahrungsmitteleinfuhr, der
Ig eine besonders jetzt nicht zu verantwortende Geldausfuhr entspricht,
3 ist überflüssig. Das Brotgetreide ist höchstmöglich auszumahlen, da
2 in der.Kleie wertvollste Substanzen für den Menschen vorhanden sind,
li u Eine Ausmahlung von nur 80 bzw. 820/9, wie sie jetzt wieder einmal
ite zur Abwechslung beliebt wird, läßt sich in keiner Weise rechtfertigen.
l Das Vieh braucht nicht wichtige Teile der Menschennahrung: es gibt
a y genug Viehfütter. Falls nicht, ist die Viehhaltung dem Viehfutter an-
a zupassen. | |
a, 2 IV. Bei guter Ernte ist eine Sparpolitik à la Joseph in Ägypten
2” zu betreiben. |
Ea E V. Wer Brotgetreide ins Vieh verfüttert, wer Riesenmengen Gerste,
A G Weiżen, Kartoffeln, also beste Nahrung in schädliche Genußmittel um-
wandelt, versündigt sich bewußt oder grob fahrlässig am Volkswohl.
| Er zwingt das Volk entweder zur Unterernährung oder zum Ersatz der
un dadurch verlorengegangenen Nahrungswerte durch kostspielige Einfuhr,
2 schädigt direkt und indirekt das Volkswohl, das jetzt mehr denn je
vor Schaden zu bewahren ist, | |
VI. Fleisch ist nicht in beliebiger Menge zu produzieren. Die
Menge des letzten Friedensjahres war, eine enorme mit fast 70 kg pro
| Kopf und Jahr. Andere schätzen sie noch höher. Die Hälfte, also
E mehr als ein Pfund pro Kopf und Woche ist mehr als genügend. Der
Schlachtviehbestand, speziell an Schweinen, hat sich dem für ihn vor-
handenen Futterbestand anzupassen, und nicht umgekehrt. Milchkühe
dürfen nur in äußerstem Notfall abgeschlachtet, Milch darf in keiner
Form zur Mast verwandt werden.‘ Bei der Umwandlung von Menschen-
| nahrung in Fleisch gehen mindestens 80°/o des Nährwertes verloren,
au | es tritt eine unverantwortliche Vergeudung von besten Energie-
T spendern ein. j l ;
VII. Solange infolge der schlechten Wirtschaft noch Mangel an
Lebensmitteln herrscht, ist die Einfuhr in den nötigen Grenzen zu ge-
7 statten. Reis und auch Südfrüchte sind als schwer entbehrte Zusatz-
ae nahrungsmittel stets einzuführen. Genußmittel, wie Kaffee, Tee, Kakao,
die zur Erhöhung der Tafelgenüsse uns unentbehrlich geworden sind,
-sind in kleineren Mengen zuzulassen; jeder überflüssige Luxus ist zu
unterbinden.
ER
3 VIIE Der Arzt hat auf Grund genauesten Studiums der Er
nährungsfrage Regierung und Volk aufzuklären: . er ist für die Ge-
sundheit des Volkes in erster Reihe verantwortlich. Die Alkoholfrage
erfordert ein besonderes Studium. Nur der Arzt soll bestimmen, ob
und wann und in welcher Form und Menge Alkohol in genau dosierter
Form zu verabreichen ist. Der Umwandlung von Nahrungsmitteln,
d. h. energiespendenden Mitteln in energielähmende, muß er sich mit
aller Energie widersetzen. (Selbstbericht.)
"Aussprache. Brugsch: In den letzten 20 Jahren ist kaum
' eine, Theorie so bestimmt abgelehnt worden, als die,B,o rnst e insche
Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 93. Juni 1919.
= J.Citron: ‚Die Tonsillen als Eingangspiorte für EA
Es ist eine alte Kenntnis, daß die Tonsillen eine en ler
pforte für Infektionen sind. {hr anatomischer Bau disponier ler
hand Krankbeiten. Dazu kommt, daß die Mundhöhle a sich in
weise eine Fülle pathogener Keime enthält. Regelmäßig FR „ber nich
ihr Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken uSW., kan Fa
ohne weiteres zu Erkrankungen führen. Eine restlose Au Jlen is
Grundes hierfür ist bisher nicht vorhanden. Für N dene ve
sichergestellt, daß Lymphocyten dort entstehen. ‚Die ar Blut-
Tonsillen weist Epithellücken auf, durch welche hindure Rie ;
körperchen treten können. Das Austreten von Lymphocy
daß ein Lymphstrom nach außen ihr Ausschwemmen powi: © Es sind
andere Funktionen den Tonsillen noch zukommen, ist a le Epithel-
jedenfalls wichtige Abwehrorgane. Andere nehmen an, è en können.
\ücken Wunden darstellen, durch welche Infektionen eindringen o liegt,
Die klinische Beobachtung lehrt, daß die Wahrheit In e ı Tonsille
Man muß zwischen der normal arbeitenden und der kran ns er un
unterscheiden. Sie ist zweifellos ein wichtiger Bakterienta 8 or
Bakterienaufbewahrer, von wo aus Infektionen ausge kocyten, in
malerweise fehlen den Tonsillen die bakterientötenden Leuko@) >
pathologischen Fällen sind sie zahlreich vorhanden.
Bacillus suipestifer Mäusen ‚bei, indem man ihnen e Tagen zugruß @.
tränktes Stückchen Brot gibt, so gehen die Tiere In sechs ag h
Nach etwa zwei Tagen ist der Bacillus im Blut der Tiere, en Magen
im Darm vorhanden. Bringt man den Bacillus direkt 10 Bei
so bleiben die Tiere wochenlang oder überhaupt eh n Lücken des
Fressen dringt nämlich der Bacillus in die physio ogni Blntbahn usw.
Rachenrings und von da auf dem Lymphwege in (I illus auch 20
Beim Typhus des Menschen findet man den Typhusbac anzunebmen
nächst in der Blutbahn, sodaß der gleiche Infektion Yee | heiten Ver
ist. Man findet bei einer großen Reihe von Infektions N eichwertig zu
änderungen an den Tonsillen. Sie sind nicht alle Ë Eingangspfo
beurteilen. Sie beweisen nicht, daß die Tonsillen als vom Blu
zu betrachten sind, die Tonsillen können auch sekundär
aus erkranken.
PER Pa e a ž
Au nn
| | Zu jenen: Infektionen ‘der Tonsillen, die ‚im wesentlichen durch
Strepto-, Staphylo- und Pneumokokken bedingt sind. und an die sich
Gelenkrheumatismus, Purpura und Nephritis anschließen, gehört die
chronische Tonsillitis. Man findet bei ihr einen chronischen Katarrh
_ der Schleimhautoberfläche und der 'Folliculae, sowie den Tonsillen-
pfropf,' der nicht immer ohne weiteres sichtbar ist. Die Kenntnis von
der Bedeutung dieser Krankheit ist alt. Nicht nur: der akute Gelenk-
. - heumatismus, sondern auch der sekundäre dürfte der chronischen
Tonsillitis zuzusprechen sein, während der primäre -chronische nichts
damit zu tun hat. Zum .akuten Gelenkrheumatismus gesellen sieh aller-
einer akuten Nephritis. In alten Fällen findet man ganz andere Bilder
wie die Lipoidnephrose. . Nephritis:und Tonsillitis haben nicht dieselben
Höhepunkte. Zuerst. kommt die Tovsillitis und dann erst die Nephritis.
Eine Erkrankung der oberen Luftwege war nach den eigenen Beobach-
tungen der Nephritis in 89,3% der Fälle vorausgegangen, die Zahl.
dürfte aber noch größer sein. Der Nachweis der Infektion von den
Tonsillen aus. ist zwar bei der Nephritis nicht direkt. zu. führen, aber
die Annahme dürfte doch zutreffend sein. Denn wenn man in Fällen
“von nicht heilender Nephritis die Tonsillen ‘ungeschickt auspreßt, so
erzeugt man Gelenkschmerzen, Hämaturie usw., weil die Streptokokken
in die Lymphbabnen eingepreßt werden. Die gleiche Beobachtung
_ kann man bei Tonsillektomien machen. Bei Sektionen von Nephrifis-
kranken findet man regelmäßig Veränderungen an den Tonsillen.
7 Dio kryptogene Sepsis hat fast immer die Tonsillen als Eingangs-
pforte. Man findet bei den tonsillären Erkrankungen nicht selten auch
eije Rändgingivitis. Die chronische Tonsillitis verursacht oft Fieber,
das für.tuberkulösen Ursprungs gehalten wird. Die meisten Fälle von
sogenannter Grippe sind keine Grippeerkrankungen, sondern chronische
Tonsillitis. Daher gibt es Rezidive, während die Grippe Immunität setzt.
Die Keime, die wir gewöhnlich in der Mundhöhle haben, sind avirulent.
Impft man aber derartige Keime von Tier zu Tier, so gewinnen sie
‚höchste Virulenz. Eine solche Virulenzsteigerung der Mundkeime erklärt
das Zustandekommen .ausgebreiteter Glomerulonephritiden im Felde.
Bemerkenswert war, daß zugleich die Erkrankungen an kryptogener
Sepsis sich. häuften. | Ä j
- . Die Infektionsherde müssen beseitigt werden. Das beste Ver-
fahren ist die Tonsillektomie. Bei strenger Individualisierung erreicht
man damit gute Ergebnisse. Wunderkuren sind allerdings nicht zu er-
warten. Von der Entfernung der Tonsillen darf man sich nicht durch
‚die fehlende Kenntnis von ihrer Funktion abhalten lassen,
Aussprache. Schulz: Einer Reihe von Menschen, bei
denen ‚die ‚Tonsillen ein Locus minoris resistentiae sind, erweist man
durch die Entfernung der Tonsillen einen Dienst. Es fragt sich, ob
man das nicht auf die Rachentonsillen übertragen darf. Die Purpura
ist ihrem Erreger nach unbekannt. Erkrankt jemand nach einer Ton-
sillitis an Purpura, so ist das nicht die Folge der Angina, ‚sondern einer
Erkrankung durch den betreffenden Erreger. . Gegen den Zusammenhang
zwischen Nephritis und Angina sprieht der Scharlach, der nicht durch
Streptokokken bedingt wird. |
zu- |
-~ , Westenhöffer: In fast allen Punkten kann Citron
gestimmt werden. Man kann die Ausführungen noch ‚ausdehnen auf
die anderen Lymphgebiete. Alle wiederholten Infekte gehen an den
Nieren nicht spurlos vorüber. Viele Menschen erkränken aber nicht:
gerade ‚weil sie Tonsillen haben. Die Jymphatischen Apparate sitzen
an allen den Stellen, die Verbindung mit der Außenwelt haben. Am
Schlundring sind -die Jymphatischen Anordnungen Randgebilde. Weit
entfernt von ihnen sitzen die Contractionen hervorrufenden muskulären
Teile. Ebenso bilden in den Därmen die Lymphgebilde Ruheorte. An
der Oberfläche aller dieser-Lymphgewebe gehen die Keime zugrunde
und nur wenn das nicht geschieht, werden die Menschen krank. Aber
Millionen werden nicht krank. Je empfänglicher ein Mensch für aller-
hand Infektionskrankheiten ist, um so variabler ist seine ganzelymphatische
Ausdruck der Schwäche. Der verschiedene Bau dieser Einrichtung
erklärt es, weshalb in einer Familie das eine Individuum erkrankt, das
andere nicht. Leute, ‘die häufig an katarrhalischen Erscheinungen der
oberen Luftwege erkranken, ‘werden nach W.s Beobachtung weniger
„use von fibrinöser Pneumonie befallen als’andere. Bei der Tuber-
ulose fehlt der sichere Boden der Beziehungen zwischen Tonsillen und
Lüngenerkränkung: a Er
Mandel, Tugsch: Ein indirekter Beweis für den Zusammenhang der
ee Jahren der Gelenkrheumatismus schwindet. Das hängt mit
febril, trophie des Iymphatischen Apparates zusammen. Chronisch sub-
le Temperaturen der Kinder kommen bei Pharyngitis, nicht aber
bei’ der Tonsillitis superficialis chronica vor. Die Zahl der Fälle von Ton-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33, .. saasina. er.
. Tonsillektomie entfernt werden. > s=
organe.
. lichen scharlachkranken Kindern die Tonsillen entfernt und damit: auch
‘in schweren Fällen Erfolg ‘hat, sodaß kein Kind. ihm starb. Durch
Einrichtung gebaut. Die lympbatische Konstitution ist bereits ‘der
In mit dem Gelenkrheumätismus liegt darin, däß.mit den zu-
of F
sillitis ist gewaltig und die Erkrankungen an Gelenktheumätismus ‘sind i
demgegenüber Seltenheiten. Es müssen also ‘andere Prozesse dabei mit-
‘wirken. Es muß mindestens zu einer Erkrankung der. Lymphwege ge-
kommen sein. ‘Viel wichtiger als die Erkrankungen ‘der Mandel’ sind
‘die Erkrankungen des lymphatischen Apparates in der Tiefe.. In ihnen
' liegt auch die Gefahr. Das erklärt, daß die. Tonsillektomie. nicht immer
wirkt. Die Beziehungen’ der Endokarditis zu chronischen Erkrankungen
der Mandeln sind unmittelbare: Das Blat braucht nicht immer der
Vermittler zu sein; es können die Lymphwege hierfür in Frage kommen.
Der Mandelabsceß und nicht die Tonsillitis gibt den Anlaß zu Sepsis.
händ Exantheme, z. B. Purpura. ‚Nicht selten findet man Erscheinungen | Der Erreger der Angina ist keineswegs -mit Sicherheit festgestellt.
Finder: Der an Anginen sich anschließende Rheumatismus
muß nicht immer ein typischer'Gelenkrheumatismus sein. Es können
Schmerzen ‚in einzelnen - Muskelgruppen usw. auftreten. .Die Angina
braucht auch nicht schwer fieberhaft aufzutreten. Man soll sich nicht mit
: einer oberflächlichen Inspektion der Mundhöhle begnügen; man muß
vielmehr die Tonsillen kunstgerecht untersuchen. Bei der sicheren
Diagnose Tonsillitis chronica müssen die- Mandeln ‘am ‘besten durch
„Fritz Meyer: Die Mandeln sind Eintrittspforten und Schutz-
M. berichtet über das Verfahren eines Landärztes, der sämt-
Ausqguetschen 'oder konservative Behändlung wird nichts. erreicht. "Die
Fälle schwerer, schnell verlaufender Sepsis werden durch die Chemo-
therapie in Verbindung mit- Serotherapie günstig beeinflußt :werden
können. -Bei ehronischer Tonsillitis findet man prämenstrusle Tem-
peratursteigerungen wie bei der Tuberkulose, sodaß es zu: Verwechslungen
kommt. Ä an... a
Sturmann: Vor Übertreibungen der -Tonsiltektomie ist. zu
warnen. Von jeder Stelle der oberen Luftwege aus kann es zur In-
fektion der Tonsillen kommen. Es gibt sekundäre Anginen, wie man.
Tonsillektomierte: :Menschen
‚sind nachher oft im Halse krank und bekommen Anginen. Der Schutz
durch die Tonsillen ist lokal. Die Nephritiker werden nicht geschützt,
| weil die Nierenerkrankung auch durch Infektion von anderen Körper-
stellen erfolgen kann, 7
nach Nasenoperationen feststellen- kann.
Fritz Fleischer.
“Braunschweig.
Ärztlicher Kreisverein. -Sitzung -vom :17. Mai 1919.
Krukenberg: Über. einen Fall von tödlichem Puerperalfieber
durch den Bacillus, phlegmones emphysematosae Fraenkel ohne voratus-
gegangene innere Untersuchung. Der Infektionsweg.ist wahrscheinlich.
50 zu erklären, daß die Frau bei Entleerung eines Klistiers auf der
Betipfanne Preßwehen bekam und die Fruchtblase sich. aus der Scham-
spalte so weit vorwölbte, daß sie mit dem entleerten Klistierwasser
in Berührung kommen konnte. Ausbruch des Fiebers 16 Stunden
nach diesem Ereignis mit Schüttelfrost und Temperatur von 40,5".
‚Wehen ‚schlecht, Becken. platt {lonj. diag. 10 em). Kind 20 Tage
übertragen, 5000 g schwer, 59 cm lang, Kopf hochstehend beweglich,
großer Umfang 39, kleiner 87,5, geräder Durchmesser 13 cm,
biparietaler 11 cm, "großer. schräger 145 cm. Da Temperatur vier
Stunden nach dem Schüttelfrost auf 37° gesunken war, wird noch
zwei Stunden abgewartet. Jetzt nötigten Nachweis von Tympania
uteri, Temperatur 40,5°, zeitweises Sinken der kindlichen -Herztöne bei
unverändertem Hochstand des Kopfes zum extraperitonealen Kaiser-
schnitt. Nach der schwierigen Kopfentwicklung ist die vorher er-'
haltene Umschlagstelle . des Bauchfells breit eingerissen und -wird
sofort vernäht. . Aus der Uterushöhle entweichen ..stinkende Gasblasen.
Das Kind hat keinen Herzschlag mehr und kann nicht wieder belebt:
werden,- ist aber anscheinend frisch tot, da .die Haut keine Verände-
rungen aufweist, Aus der bei der Abnabelung durchschnittenen
Nabelschnur entweicht Gas unter zischendem Geräusch. Versorgung
der Uterusbauchwunde unter. Drainage. nach oben und nach der
Scheide. Im kindlichen Blut wird der Fraenkelsche Bacillus emphyse-
matödes durch anaerobe Züchtung nachgewiesen, die aeroben Kulturen
bleiben steril. Die Sektion des Kindes am folgenden Tage’ zeigt
Fruchtwasseraspiration in die-Lungen, sodaß die Infektion des Kindes
zweifelsfrei auf. diesem Wege stattgefunden hat, im übrigen Schaum-
organe. Die Mutter stirbt in der Frühe des vierten Wöchenbettages.
Die’am zweiten Wochenbettage vorgenommene Blutkultur bleibt aerob
und anaerob steril. Aus dem 'Herzblute wird bei der acht Stunden
post mortem vorgenommenen Sektion der Fraenkelsche Bacillus ge-
züchtet, -eg finden sich: weiter Schaumleber‘ und Niere, ausgedehnte
jauchige Endometritis puerperalis und jauchige-Phlegmonen im Be-
reiche -der` Bauch- und Uteruswunde.- ‘Der . Blasenurin war gelb-
erman
rennen
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ET, MEN NINE n rae:
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De ee 3 ik i ge
832 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 83.
braun, eine Hämoglobinurie fand sich nicht, auch die von
Weitz für die- Infektion mit Gasbacillen für charakteristisch
erklärten cyanotischen Flecke im Gesicht wurden im Leben nicht
beobachtet. Die bei Tympania uteri gewagt erscheinende Ent-
‚bindungsart war durch den dringenden Wunsch der Mutter nach
einem- lebenden Kind und durch ‘die noch kurz vor der Operation
nachgewiesenen Lebenszeichen des Kindes (Kindsbewegungen, Herz-
töne) bei dem Mißverhältnis zwischen Kopf und Becken gewählt.
Bei vorheriger Kenntnis des Infektionserregers wäre die Perforation
voraussichtlich die bessere Entbindungsart gewesen.
| Kempf.
| Breslau.
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.)
Klinischer Abend vom 20. Juni 1919.
Minkowski: Magenkolonfistel. Kotiges Erbrechen ist das
Hauptsymptom, im Abdomen fühlt man einen beweglichen Tumor.
Wismut und Tierkohle in den Darm eingegossen, erscheinen etwa in
zehn Minuten im Magen, womit der Beweis für die Kommunikation
zwischen Magen und Kolon gegeben ist. Die Operation ist indiziert.
Es nebmen, wie in der Diskussion Küttner bemerkt, nach
seinen Erfahrungen gleichzeitige Resektionen des Magens und des Colon
transversum einen glatten Verlauf. |
Rosenthal: Hämolytischer Ikterus. Bei dem jetzt 20 jährigen
Mädchen trat mit vier Jahren im Anschluß an einen Schreck ikterische
Verfärbung ein, die mit Schwankungen bis jetzt weiterbesteht. Das
Allgemeinbefinden ist gut, zeitweise treten kolikartige Leibschmerzen
auf, es fehlen alle cholämischen Erscheinungen. Der Urobilingehalt
der sehr intensiv verfärbten Stühle ist anscheinend gesteigert, im Urin
ist reichlich Urobilin und Urobilinogen, kein Gallenfarbstoff, im Serum
jedoch reichlich Bilirubin nachweisbar. Die Milz ist stark vergrößert,
und es besteht eine mäßige Anämie, ein offenbar gesteigerter Blut-
zerfall dem Blutbilde nach und eine eigentümlich herabgesetzte Resistenz
der roten Blutkörperchen, die sich in physiologischer Kochsalzlösung
fast auflösen. Die mit der Duodenalsonde gewonnene Galle ist auf-
fallend intensiv grün verfärbt, enthält das Fünf- bis Sechsfache des
normalen Gallenfarbstoffs. Ein familiäres Auftreten des hämolytischen
Ikterus, für dessen Milzätiologie (Dysfunktion, die zum gesteigerten
Zerfall der Erythrocyten: führt, vielleicht aber auch Vorliegen einer
Anomalie der Blutbildung) die mehrfachen Erfolge der Milzexstirpation
sprechen, liegt hier nicht vor, nur besteht bei der Mutter der Patientin
eine physiologische Hyperbilirubinurie, also vielleicht schon eine ge-
wisse Anomalie der Gallensekretion. Die Milzexstirpation ist auch hier
geplant.
Minkowski: Milzexstirpationen bei perniziöser Anämie. Erster
Fall in sehr schlechtem Zustande, mit hämorrhagischer Diathese, wies
bereits sechs Stunden nach der Operation eine Besserung des Blut-
befundes auf, der sich in den seitdem vergangenen sechs Wochen
ebenso wie das Allgemeinbefinden immer günstiger gestaltet hat.
Jm z weit en Fall, der von vornherein verloren schien und
auch wirklich in 24 Stunden starb, war bereits nach einer Viertelstunde
ein Einfluß auf das Blut zu konstatieren.
Allgemein ist zu sagen: Wenn auch in der Mehrzahl der Fälle
die Besserung nur vorübergehend ist, soll man doch bei Versagen der
anderen Mittel (Salvarsan zum Beispiel) und bei Verschlimmerung
die Milzexstirpation vornehmen, ohne bis zur äußersten Kachexi6 zu
warten.
l Disk uss ion. Küttner: Es gibt wenige Operationen, die
sich so verschieden für die Technik stellen, wie die Milzexstirpation
So lagen in dem ersten Minkowskischen Falle sehr ausgedehnte
Verwachsungen vor; im zweiten dauerte die Exstirpation fünf
Minuten. l
Rosenfeld berichtet über einen Erfolg von 1!/« Jahr Dauer.
Schenk: Milzwirkung des Adrenalins. Die Patientin mit hämo-
Iytischem Ikterus hat während der Vorstellung eine Injektion von 1 ccm
Adrenalin bekommen und zeigt nun 20 Minuten danach eine um drei
Querfinger kleinere Milz. Das Adrenalin ist ein sympathicotropes
Mittel, das gibt die Erklärung. Es kann diagnostische Hinweise mannig-
facher Art geben (Milz- oder Nebennierentumor, Blutkrankheit, Banti,
Typhus, Malaria), auch ein entscheidendes Urteil über die Weiterfü
von Bestrahlungen herbeiführen. HeLUIBERDE
Fr an k: Pneumoperitoneum zur Röntgendiagnostik der Abdominal-
organe. Die nach dem Goetz-Rautenberg schen Verfahren auf-
genommenen Bilder zeigen, daß man damit wertvolle Aufschlüsse er-
17. August,
halten kann, wenn andere Methoden versagen. Die Deutung ist nicht
immer leicht, und das Verfahren muß der Klinik und dem Kränken-
haus vorbehalten bleiben, kann nicht in Röntgeninstituten vorgenommen
werden. :
Bittorf: Botalismus. Sehstörung mit Doppelbildern, Schling-
beschwerden, Trockenheit im. Halse, Stuhlverstopfung, Erschwerung
der Harnentleerung, Schwindel bestehen jetzt schon 14 Tage, wenn
auch gebessert, sind auf den Genuß von Pferdefleisch-Zervelatwurst
zurückzuführen . (Zeit der Nahrungsaufnahme 9 Uhr, Erkrankung
12 Uhr).
Schäffer: Herzblock. Die vollkommene Dissoziation zwischen
Vorhof und Ventrikel geht aus zahlreichen, bei der Patientin vor-
genommenen Versuchen beziehungsweise Elektrokardiogrammen hervor.
Emil Neißer.
Frankfurt a. M.
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 80. Juni 1919.
Dr. v. Gerhardt: Arzt und Blindenwelt. G., der selbst seit
früher Jugend nur noch Sehreste besitzt, gibt eine Schilderung von der
Psychologie des Blinden. Der plötzlich Erblindete, wie unsere Kriegs-
blinden, macht zuerst einen Zustand schwerer Depression durch, bis er
sich unter Zuhilfenahme aller übrigen Sinne, besonders des Gehörs als.
des am weitesten reichenden, abzufinden lernt. Die Depression ist
nieht nur Folge des Gefübles der Isolierung, sondern auch der Nerven-
anspannung und -ermüdung durch die Überanstrengung der übrigen
Sinne. Diese werden als Ersatz für den Gesichtssinn für die Orien-
tierung benutzt, und viele, namentlich gänzlich Erblindete, setzen ihren
Stolz darein, sich allein zu bewegen und möglichst wenig aufzufallen,
ja, sie sind sehr unangenehm berührt, wenn sie als Blinde erkannt
werden. Viele völlig Erblindete werden dabei vom sogenannten Fern-
gefühl unterstützt. Seit der Geburt oder seit früher Kindheit Er-
blindete haben keine Vorstellung von Licht und Farbe. Das Schicksal
der Blinden kann durch entsprechende Fürsorge und durch Zuführung
zu einem geeigneten Beruf wesentlich erleichtert werden. Die Gesell-
schaft für Blindenforschung widmet sich der erst in den Anfängen
liegenden Erforschung des Seelenlebens der Blinden und der Besse-
rung ihres Loses.
nicht über die zu ihrem Besten bestehenden Einrichtungen unterrichtet
sind, auf diese aufmerksam zu machen oder die nächste Blinden-
anstalt zu benachrichtigen, die dann ihrerseits die nötigen Schritte.
tun wird.
G. bittet die Ärzte, alle Blinden, die selbst oft
Eugen Schlesinger: Wachstum und Gewicht der Kinder
und der herangewachsenen Jugend während des Krieges. Messungen
und Wägungen in Krippen, Horten, Volks-, Mittel-, Realschulen, Gym-
nasien und Fortbildungsschulen. Vergleich mit den Ergebnissen der
Untersuchungen an genau denselben Krippen und Schulen, d. b. bei
Kindern aus demselben sozialen Milieu, vor demKrieg. Eine Hemmung
des Längenwachstums ließ sich 1916 mit Sicherheit aus-
schließen; 1917 war aber ein Rückstand um i—2 cm, gegenüber den
Durehsehnittswerten aus der Friedenszeit schon bei den Kleinkindern,
noch mehr bei den Schulkindern, 1918 bereits bei den Neugeborenen
festzustellen. 1918 hatte keine weitere Vergrößerung dieses Rück-
standes stattgefunden. Bei den Kindern aus vermögenden Familien,
aber auch bei solchen von nur mäßiger Allgemeinentwicklung, war die
Hemmung deutlicher und regelmäßiger; 1918 waren unter den Schul-
neulingen dreimal soviel ausgesprochen kleine Kinder als sonst;
ähnlich im 18. Jahr infolge Verzögerung des Pubertätsantriebs. Anderer-
seits waren die auffallend großen, schlanken Knaben mit dispropor-
'tioniertem Längenwachstum, wie sie in den vermögenden Familien
nicht so selten sind, seltener geworden. Es steht zu erwarten, dai
diese Hemmung im Wachstum sich unter besseren Lebensverhältn1s8e
wieder restlos durch Nachwuchs ausgleichen wird.
Bei Beginn des Sommers 1916 zeigten infolge verstärkter re
abgabe anstatt wie sonst etwa 20° der Schulkinder 80% und 1 Ge-
50°%/0 eine vorübergehende, aber doch mindestens mehrmonatige &
wichtsabnahme von 1/2—1!/2 kg, ebenso viele einen Gewichtsstillstand. A
1916 war ein Rückstand im Körpergewicht infolge a
kleinerung des Fettansatzes von etwa. 1/2 kg bei den achtjährET
Kindern festzustellen, bei den Lehrlingen bis zu 2/2 kg; 1911 en
schon die jüngsten, künstlich genährten Säuglinge einen Rückstand =
200 g, die älteren Säuglinge von 1/2 kg; die Schulkinder blieben à
2—38, die älteren Gymnasiasten und Lehrlinge um 4—5 kg zurück, 0
sprechend einer Einbuße von 6—9°/o des Körpergewichts. Ein Tei
Rückstandes war auf Hemmung des Massenwachstum® zurü
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Der Gewichtsrückstand war zum guten Teil begründet in der langsam
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. Als Zimmerbeleuchtung ist am besten eine einfache Mattglasbirne
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- lampen mit Scheinwerfer, Radfahr- oder Autocarbidlaternen lassen
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.
17
; August.
.
Reparation von Gewichtsverlusten nach leichtesten: Gesundheitsstörungen.
Die Kinder des Mittelstandes büßten früher an Gewicht ein als jene
der breiten Volksmasse, 1918 lagen die Verhältnisse ähnlich wie 1917.
als. die Hemmung im Längenwachstum, .oder beides war. gleich groß.
immer größer geworden; hier überwog die Hemmung im Längenwachstüin
über den Rückstand im Körpergewicht, also eine Hemmung vorzüglich
‚in der Richtung, in welcher sich, vor allem der einseitige Vorsprung
im Wachstum der .gutsituierten Kinder” vor ihren minderbemittelten
D
t 3 LEDENE s j
` Der Livische Index ponderalis y PX Gevi wurde bei
den minderbemittelten Volksschülern kleiner oder unverändert gegen-
über normalen Zeiten gefunden; hier war der Gewichtsrückstand stärker | Altersgenossen bewegt.
= Rundschau.
Wartezimmer, an dessen Türe zum Sprechzimmer ein deutliches
Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes.
| u Schild: „Eintritt des nächsten Patienten erst nach
Von | |
Marine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.).
x (Fortsetzung aus Nr. 32.)
Zur Zimmerbeleuchtung braucht man eine Schreib-
tischlampe mit abnehmbarem Schirm (bei elektrischem Anschluß
mit Mattglasbirne, bei Gasglüh- oder Petroleumlicht halte man sich.
einen über den Glascylinder zu stülpenden, mit Lichtloch versehenen .
Toncylinder), die man auch zur Reflektoruntersuchung benutzen kann.
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur-
l | mit genauer Quellenangabe gestattet.) o Boa
| Das Medizinalblatt für Medizinalangelegenheiten veröffentlicht in
Nr. 82 das Gutachten von Ehrlich über den Friedmann schen
Tuberkuloseimpfstoff. Eswird einleitend vermerkt, daß der Wunsch
| nach Veröffentlichung der von Prof. Ehrlich in den Jahren 1918/14
erstatteten Gutachten über die von ihm mit dem Impfstoff F ried-
(82—50 Kerzen) mit 'glattem Milchglasreflektor und möglichst lang
ausziehbarer Leitungsschnur; für nächtliche Hilfeleistungen, bei denen
die Beleuchtung oft außerordentlich bedeutungsvoll werden kann, z. B.
bei Blutstillüng, halte man sich außerdem eine 100- bis 150-Kerzen-
Lampe, die man vorkommendenfalls rasch einschrauben kann, vorrätig.
Bei Gasbeleuchtung muß man für halbwegs genügendes Zimmerlicht
mindestens zwei, am besten drei bis vier Lampen haben, die man sich
am zweckmäßigsten. für sogenanntes „hängendes Gaslicht“* ein-
richtet; für letzteres eignen sich ebenfalls wie bei der elektrischen
Lampe am meisten die tellerförmigen, glatten Milchglasreflektoren.
‚Hat man weder Gas noch elektrisches Licht, so behelfe man sich für
nächtliche Fälle mit ein oder zwei sogenannten „Küchenlampen“,
deren blanke Reflektoren recht gute Beleuchtung geben; auch Carbid- |
hervorgehoben, zunächst aus
Innern vom 31: Mai 1918: -. - | a
„Am gestrigen Tage erhielt ich das in Abschrift beigelegte Tele-
. gramm des Herrn Prof. Dr.. Schleich in Berlin, in dem er mich bat,
dem Dr. Friedmann. per Kabel-die Unschädlichkeit seines Mittels
für Meerschweinchen zu bestätigen, da die- New Yorker Sanitätsbehörde
Dr. Friedmanns dortiges Institut
lichkeit des Mittels erwiesen sei. - En > N ch
=` ` Ich habe daraufhin in dem abschriftlich beigefügten Telegramm
an Herrn Prof. Schleich die Abgabe jedes Urteils strikte abgelehnt.
sich für solche Zwecke ausgezeichnet verwenden. Sehr bequem für
Bei den Gymnasiasten dagegen. war sehr deutlich dieser. Index fast
=. Hainebach. : |
Zr BEE
Außerordentlich.bequem ist eine Klingel vom Schreibtisch zum.
gegebenem Klingelzeichen!“ hängt. (Fortsetzung folgt) l
atii
= ne
manns angestellten Untersuchungen in letzter Zeit von neuem er-
hoben worden ist: Aus den gutachtlichen Äußerungen von Ehrlich,
die vollständig und wörtlich wiedergegeben werden, seien einige Sätze -
einem Schreiben, an. den Minister des .
gesperrt habe, ‚bis die Unschäd-
Zu der Ablehnung des Wunsches des Prof. Schleich. veranlaßten |
nn uw
` gewesen ist, wird gewiß diesen stets hilfsbereiten Begleiter nicht
Te En nen rt Seren Wurm Wehe ihn
' det- Birne),
sein von Stechdosen angewiesen ist, sondern Sich den. An:
schlüß durch Aussehrauben der üblichen Birne z. B. der Decken-
‚des _ Schraubkontakts herstellt,
die üblichen Nasen-, Ohbr-, Mund-, Kehlkopf-, äuch für Scheiden- und
Mastdarmuntersuchungen ist eine elektrische Stirnlampe
mit Stahlkopfspange oder Fiberstirnreifen zum
"unmittelbaren Anschluß an die Stromleitung (z.. B. Dörffel &
Färber, Berlin, Chausseestr.: 22,50 M). Bei fehlendem
elektrischen Anschluß nimmt man solche Stirnlampen, die aus einer
kleinen Taschenbatterie (wie bei den bekannten Feldtaschenlaternen)
gespeist werden; ein sehr handlich verpacktes Modell bringt Bott &
Walla-München mit weiß strahlender, nach jeder Richtung ver-
stellbarer Metallfadenlampe, Fiberstirnband- und Dauerelement (das
Ganze in fester Ledertasche) in den Handel (20 M; Ersatzelement
0,75 M; Ersatzbime 1 M). Das gleiche Geschäft führt auch eine,
ein besonders’ weißes Licht spendende Reinlichtuntersuchungslampe
„Bxcelsio,r“, deren Glühbirne von einem eigens gefärbten Glase |
umgeben ist; die durch dieses Reinlichtglas austretenden Strahlen
der Lichtquelle sind gemischte, weiße, dem Tageslicht gleichende
Strahlen, die sich gleich gut zum Lesen, Schreiben, zur mikrosko-
Pischen und zur Reflektoruntersuchung eignen. Nicht genug kann
man dem Allgemeinarzte eine kleine elektrische Taschen-
‘laterne empfehlen, die zur. Rachenbeleuchtung, zur seitlichen Horn-
hautbeleuchtung, zur Beleuchtung bei nächtlichen Gängen außer-
ordentlich viele und gute: Dienste erweisen kann; wer im Felde
mehr missen wollen;- mit einer Sicherheitsnadel am weißen Mantel
oder durch letzteren hindurch in einen Westenknopf eingehängt, be-
währt sich das billige. Gerät auch sehr in der geburtshilflichen Außen-
tätigkeit (Dammnaht u. dergl.). Ist man in einem Bezirk tätig, in
dem elektrische Beleuchtung allgemein ist, wie sich das. heützutage
` Ja'vielfach auch auf dem Lande: findet, so ist es zweckmäßig, im
Geburtsbesteck bzw. im Wagen eine elektrische Birne mit
langer. Schnur und unter Umständen mit Re-
flek tor.. (ähnlich den Handlampen, wie sie in -Kliniken zur-
Operationsbeleuchtung üblich sind) mit sich zu führen; anstatt
Stechkontakt nimmt man einen Schraubkontakt (wie an
sodaß man nicht auf das (seltene) Vorhanden-
beleuchtung und Einschrauben | |
Auf diese Weise läßt sich die Beleuchtung überall dorthin leiten, wo
‚nan sie. braucht, was bei allen außentätigen Eingriffen eine ganz un-
u ?
‚gemeine Erleichterung bedeutet.
mich außerdem noch die zahlreichen Mitteilungen in der Presse (z. B.
Frankfurter. Zeitung vom: 11. Mai, Kölner Zeitung vom 28. Mai d. J.)
über die Art des Auftretens Dr. Friedmanns in Amerika. Eurer
` Exzellenz gestatte ich mir dabei noch zu berichten, daß es bei der bis-
herigen kurzen Prüfungszeit tatsächlich ganz unmöglich und ausge-
Unschädlichkeit des Mittels. im Tierversuch abzugeben. Die Unschäd-
lichkeitsprüfungen der mir von Herrn Dr. Friedmann. übergebenen
Kultur werden. unter meiner persönlichen Leitung an verschiedenen
Tieren mit verschiedenartiger Applikationsart fortgesetzt.“ f
. Einige Monate später, unter dem 4. August 1918, erfolgte ein
vorläufiger. Bericht über die Unschädlichkeitsprüfung des Fried-
mannschen Impfstoffes im Versuch durch den Leiter. der prüfungs-
technischen Abteilung am Kgl. Institu
Herrn Stabsarzt Dr. Boehncke: DEE
„Wie aus vorstehenden Angaben hervorgeht, sind die Nachprüfungs-
ergebnisse leider stark. beeinträchtigt durch die in unseren Stallungen
in den Frühjahrsmonaten, wie gewöhnlich, herrschenden Seuchen. So
viel-jedoch läßt sich auf ‘Grund unserer Ergebnisse wohl sagen, daß
nach Injektion ‘der dem Institut von Dr. Friedmann zur Verfügung
gestellten Original- beziehungsweise der .von dieser hierselbst. weiter-
gezüchteten Kultur auch in konzentriertesten Dosen. als tuberkulöser
Art anzusprechende Organveränderungen weder bei Meerschweinchen
noch Kaninchen bei verschiedenster Applikationsart sich konstatieren
ließen“ = ar ne. ER
Erst unter dem 26. Januar 1914 zeigte Ehrlich das endgül-
..
t ige Ergebnis der Prüfung mit einem Begleitschreiben an den E
Minister des Innern an, in dem’ er folgendes ausführt: . RE
` „Das Ergebnis der in dem Bericht näher geschilderten Unter-
suchungen, die unter meiner Leitung von dem Leiter. der prüfungs-.
technischen Abteilung, Stabsarzt Prof. Dr: Boehncke angestellt sind,
läßt sich wohl mit Sicherheit dahin präzisieren, daß die von Dr. Fried-
mann dem Institut übergebenen Kulturen seines Schildkrötentuberkel-
bacillus bei. der Verimpfung auf kleinere Versuchstiere (Meerschweinchen
und Kaninchen) niemals tuberkulöse oder auch nur tuberkuloseähnliche
Veränderungen hervorgerufen haben. ‚Auf die Entscheidung der Frage
der Schädlichkeit oder Unschädlichkeit der Friedmann schen Kultur
im Tierversuch waren die im hiesigen Institut angestellten Versuche
in der Hauptsache gerichtet. Nur nebensächlich. konnte die Frage eines
immunisierenden oder therapeutischen Wertes dieser Bacillenkultur im
Tierversu > Dei uer d
suche die-durch zahlreiche Stallseuchen bedingten. Tierverluste gerade
hierbei sich überaus störend. bemerkbar machten“ 7, 7.00
„Der ausführliche Bericht, selber bestätigt zunächst die Angaben
des vorläufigen Berichtes, daß „durch Injektion selbst größerer -Quantitäten
der dem Institut von Dr. Friedmann zur Verfügung gestellten Originals.
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schlossen erscheint, ein endgültiges, bindendes Urteil in der Frage der-
t für experimentelle Therapie,
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834
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.
17. August.
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kultur beziehungsweise der von dieser hierselbst weitergezüchteten
Kulturen schädigende Wirkungen, insbesondere Organveränderungen
tuberkulöser Natur weder bei Meerschweinchen noch bei Kaninchen
hervorgerufen waren, so haben auch die später an Meerschweinchen
mit weiteren Kulturen des Friedmannschen Bacillus vorgenommenen
Injektionen gezeigt, daß eine schädigende Wirkung für gesunde Meer-
schweinchen durch die Injektion dieser Bacillen nicht ausgelöst wird,
wobei jedoch eine (im Bericht vom 16. September 1913 bereits erwähnte)
Friedmannkultur vom 1. August 1913 bei mehreren Tieren eine deut-
liche Toxizität zeigte, wie unten noch näher ausgeführt ist.“
Weiter heißt es dann:
„Es hat sich bei allen diesen Tieren niemals eine auf die Ein-
führung der Friedmannschen Bacillen zurückzuführende bleibende Organ-
veränderung, besonders tuberkulöser Natur, eruieren lassen; selbst bei
den mit massivsten Dosen (bis 3,0 cem der obigen Kulturverdünnung) ge-
spritzten Meerschweinchen ergab der Obduktionsbefund der intereurrent
eingegangenen Tiere keine auf die Injektion der Friedmannbacillen
zurückzuführenden Organveränderungen, ein großer Teil dieser Tiere
befindet sich auch zurzeit noch in gutem Ernährungszustande am Leben.“
Von einiger Bedeutung sind dann die Mitteilungen über Tier-
versuche zum Nachweis von Heilwirkungen. Es heißt in dem_-Bericht:
„Die weiterhin gemäß dem Erlaß vom 19. Februar 1913 — M 10275 —
angestellten Versuche zur Feststellung der specifischen Wirksamkeit
der Friedmannschen Kultur im Tierversuch wurden im Hinblick auf
die bei der notwendigen langen Versuchsdauer ganz besonders störend
wirkenden zahlreichen Stallseuchen von vornherein auf weniger breiter
Basis angelegt.“
Aus den mitgeteilten Protokollen wird dann folgender Schluß ab-
eleitet:
n „Es ergibt sich aus vorstehendem, daß beim tuberkuloseinfizierten
Meerschweinchen weder die vorherige noch gleichzeitige beziehungs-
weise spätere Injektion von Friedmannkultur irgendeinen Einfluß in
prophylaktischer oder therapeutischer Hinsicht auf den Verlauf der
Tuberkuloseinfektion auszuüben vermag.“
Dr. F. F. Friedmann ist, wie bereits vor einigen Wochen an
dieser Stelle mitgeteilt worden ist, von dem Minister für Kunst, Wissen-
schaft und Volksbildung zum außerordentlichen Professor in der medi-
zinischen Fakultät der Universität Berlin ernannt worden mit dem Lehr-
auftrag, Vorträge über die Behandlung durch sein Heilmittel abzuhalten.
Aus Auseinandersetzungen in den Tageszeitungen ist es bekannt ge-
worden. daß diese Ernennung ohne Mitwirkung der Fakultät und gegen
ihren Willen erfolgt ist. —
Wien. Es wird uns aus Wien geschrieben: Die Assistenten
der Krankenanstalten beanspruchen die Gleichstellung
mit den Scheuerfrauen hinsichtlich der Bezüge. Diese Forde-
rung wird von maßgebender Seite durch das Argument zurückgewiesen,
daß die Scheuerfrau deswegen höhere Bezüge beanspruchen darf, weil
ihre Tätigkeit eintönig und aufreibend, die des Assistenten jedoch ab-
wechslungsreich und anregend ist. Von einer gegenwärtig maßgebenden
Stelle wird auch nicht nur den Petenten, sondern überhaupt allen
geistig Arbeitenden nachdrücklich nahegelegt, daß sie sich mit der Tat-
sache abzufinden haben, daß die Umwälzungen unserer Zeit eben Wert
und Bedeutung der körperlichen Arbeit zu voller Evidenz gebracht
haben und sich daraus mit Konsequenz auch die materielle Höher-
bewertung der physischen Arbeit ergibt.
Würden die Assistenten so weit sich versteigen, mit Rücksicht
auf ihre längere berufliche Ausbildung höhere Löhne zu fordern als die
Scheuerfrauen, so wäre es vielleicht verständlich, wenn solche Forde-
rungen unter dem Bann der gegenwärtig vorherrschenden Anschauungen
zurückgewiesen würden. Es wird jedoch nur Gleichstellung verlangt
und man kann sich nur schwer vorstellen, daß auch darin schon eine
Ungebühr liegen soll. Mit einer Weltanschauung, welche Assistenten
und Scheuerfrauen als Arbeitende gleich bewertet, könnte man sich
noch ruhig auseinandersetzen, schwerer ist es jedoch, sich in eine Auf-
fassung hineinzufinden, welche die Scheuerfrau gerade deshalb, weil sie
eine rein mechanische, keinerlei Vorbildung erfordernde und gewiß
auch maschinell leicht ersetzbare Arbeit leistet, über den Assistenten
mit seiner langjährige berufliche Ausbildung voraussetzenden, an die
Persönlichkeit gebundenen, stete Initiative erfordernden und maschinell —
wenigstens bei dem gegenwärtigen Stand der Technik — nicht ersetz-
baren Arbeitsleistung stellt.
| Berlin. Ein Erlaß des Preußischen Kultusministers bestimmt, daß
das Zwischensemester nicht nur im Sinne der ursprünglichen
Verfassung den Kriegsteilnehmern offen steht,sondern daß auch diejenigen
Studierenden zugelassen werden können, die nach dem Wortlaut des
Erlasses einen Anspruch auf Zulassung zum Zwischensemester nicht
haben. Diese Studierenden werden jedoch nur soweit ‚zugelassen, als
der vorhandene Raum dazu ausreicht und nur insoweit, als die Vor-
rechte der Kriegsteilnehmer dadurch nicht beeinträchtigt werden. Für
diese Studierenden ist das Zwischensemester auch nicht auf die zur
Ausbildung vorgeschriebene Anzahl von Semestern anzurechnen, wohl
aber gelten die belegten Vorlesungen und Übungen. Die Bestimmung
und Verantwortung darüber, ob der vorhandene Raum auch für Nicht-
kriegsteilnehmer ausreicht, ist Sache der Lehrer und Dozenten.
Die Statistik der Selbstmorde in Preußen im Jahre 1915
b folgendes: |
Ser Dach überwiegt bei beiden Geschlechtern in allen Jahren der
in zweiter Linie steht bei den Männern
Hang zum Ertränken
Sowohl bei
]bstmord durch Erhängen; I
Er Erschießen, bei den Frauen das Ertränken. g.
beobachtet man bei den Männern erst in dritter Linie.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. x
Männern wie bei Frauen ereignet sich verhältnismäßig oft Selbstmord |
durch Vergiftung.
Die Gründe zu erklären, weshalb im Einzelfalle Selbstmord statt-
findet, ist anerkannt schwierig. Die Nachforschungen danach sind in
den meisten Fällen ergebnislos.
stellen, daß bei den männlichen Personen nicht ganz .ein Viertel, bei
den weiblichen nicht ganz ein Drittel aller Selbstmorde infolge von
Geisteskrankheit geschehen; dabei spielt nicht selten erbliche Belastung
eine Rolle.
Scham, Gewissensbisse, Trauer, Kummer, Lebensüberdruß, sowie auf
körperliche Leiden zurückzuführen. | i
Im allgemeinen aber kann man fest-
Eine größere Zahl ist auf psychische Ursachen, wie Reue,
Was die Jahres- und Tageszeiten anbelangt, in denen die Selbst-
morde erfolgten, so stellte sich für 1915 wie im Vorjahre das Ergebnis
heraus, daß das Frühjahr und der Sommer, insbesondere die Monate
März, April, Mai, Juni, Juli und August, und von den Wochentagen
im allgemeinen der Montag und Dienstag bevorzugt wurden.
Hinsichtlich des Alters der Selbstmörder ergibt sich, daß der
Hang zum Selbstmord mit zunehmendem Alter wächst.
Nach den Religionsverhältnissen setzte sich für 1915 die Zahl
der Selbstmörder zusammen aus 5180 Evangelischen, 1274 Katholiken,
56 sonstigen Christen; und 140- Juden; 126 waren unbekannter Religion.
Rostock. Zum 500jährigen Jubiläum der Universität hat die
Stadt Rostock ihrer Universität ein größeres Grundstück zum Bau
einer Klinik als Festgabe geschenkt.
Die Düsseldorfer Akademie für praktische Medizin hat
die Berechtigung erhalten, bis auf weiteres klinischen Unterricht zu
erteilen. Ferner hat sie die Genehmigung zur Abhaltung des ärztlichen
Staatsexamens erhalten. Vom 22. September bis 20. Dezember 1919
wird an der Akademie ein Zwischensemester und vom ð. Januar bis
Ende März 1920 das Wintersemester abgehalten.
Jena. Ernst Haeckel ist im Alter von 84 Jahren gestorben.
1834 zu Potsdam geboren, studierte er in Würzburg und Berlin unter
Joh. Müller, Virchow und Kölliker Medizin und Naturwissen-
schaften. Nach kurzer Tätigkeit als praktischer Arzt in Berlin wandte
er sich den Naturwissenschaften zu. In Italien machte er während der
Jahre 1859/60, namentlich in Neapel und Messina, zoologische Studien,
1861 habilitierte er sich in Jena für vergleichende Anatomie und wurde
1865 ordentlicher Professor der Zoologie. Haeckels Untersuchungen
beziehen sich meistens auf Gattungen niederer Seetiere, welche er auf
verschiedenen Reisen an der Nordsee und am Mittelmeer beobachtete.
Im Jahre 1866 lernte er in London Darwin kennen. Er wurde sein
überzeugtester und eifrigster Anhänger in Deutschland. Haeckels
Lehre der Descendenztheorie beruht auf dem Satze, daß sich die durch
Anpassung erworbenen Veränderungen vererben. Die Entwicklungs
geschichte des ‘einzelnen Embryos soll in abgekürzter Weise eine Ent:
wicklungsgeschichte der Arten geben. Haeckel hat Stammbäume der
Tiere und Pflanzen entworfen und sie bis zu den einfachsten Organismen
zurückgeführt. Haeckel war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller.
Mit außerordentlichem Erfolge und mit ungewöhnlichem Geschick
hat er es verstanden, wissenschaftliche Ergebnisse und Folgerungen,
die er aus diesen Ergebnissen gezogen hat, allgemeinverständlich und
übersichtlich darzustellen. Seine Anschauungen über Entwicklung und
Vererbung brachten ihm lebhafte Auseinandersetzungen mit wissenschaft-
lichen Gegnern. Allgemeiner bekannt geworden ist seine „Natürliche
Schöpfungsgeschichte“, seine „Entwicklungsgeschichte der Menschen”
und „Die Welträtsel. Gemeinverständliche Studien über monistische
Philosophie“. In seinen Welträtseln hat er die Ergebnisse einer langen
Lebensarbeit und den Inhalt seiner Weltanschauung in klarer und fesselnder
Form niedergelegt. uni |
Die in der vorigen Nummer Seite 808 erbetenen Originalbriefe
von Theodor Billroth sind einzusenden an Dr. G. Fischer,
Hannover, Warmbüchenstr. 28.
Hochschulnachrichten. Berlin: Geh.-Rat Für-
bringer wurde bei Gelegenheit seines 70. Geburtstages zum
Ehrenmitglied des Vereins für innere Medizin und Kinderheilkunde
ernannt. — Geh.-Rat Prof, Dr. Grunmach, 71 Jahre alt, 8e
storben. — Dr. Gläßner, Assistent der Chrirurgischen
der Charité, den Professorentitel erhalten. — Prof. Neuberg
zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. — Der Oberarzt an der
III. medizinischen Klinik, Dr. Sehirokauer, hat den Professoren
titel erhalten. — Bonn a. Rh.: Dr. Sioli und Dr. Poppelreute!
für Psychiatrie habilitiet. Dr. Habermann für Dermatologie
habilitier. — Frankfurt a. M.: Prof. Bartels, Privatdozent
an der früheren deutschen Universität Straßburg, für Augenheil-
kunde habilitiett. Dr. Reiß für innere Medizin habilitiert.
Jena: Als Nachfolger von Geh.-Rat Binswanger ist Prof. Wollen-
berg, Direktor an der Psychiatrischen Klinik an der früheren deut-
schen Universität Straßburg, berufen worden. — Köln: In der Medi-
zinischen Fakultät der neugegründeten Universität wurden zu Pro-
fessoren die bisherigen Professoren an der Kölner Akademie für prak-
tische Medizin ernannt: Aschaffenburg (Psychiatrie), Die trich
(Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie), Frang enheiM
(Chirurgie), Füth (Geburtshilfe und Gynäkologie), Hering (Rigy
meine und experimentelle Pathologie, Külbs (Innere Medizin),
Moritz (Innere Medizin, Müller (Hygiene), Siegert (Kinder
heilkunde), Preysing (Öhren-, Hals- und Nasenkrankheiten), P10
sting (Augenheilkunde), Tilmann (Chirurgie), Zin er aut-
Geschlechtskrankheiten). — Leipzig ;,,Der chiru > eier de
- n den
Kinderkrankenhauses, Geh.-Rat Tillmanns, tři
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Nr. 84 (768).
a EE r e e a e E E
Medizinische.
Wochenschrift für praktische Ärzte
redigiert von - | | | Verlag von
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg.
= Berlin | Berlin |
I nhalt: Originalarbeiten: G. Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau bei Herz- und: Nierenkrankheiten. W. Wechselmann,
Über die Grenzen der Abortivbehandlung der Syphilis. C. Bachem, Über Kohletherapie und ein neues kolloidales Kohlepräparat. O. Groß,
Einiges zur Diagnostik und Pathologie der Pankreaskrankheiten. (Schluß) B. Coglievina, Zur Behandlung der Grippe O. Grißlich,
Ein Fall von Magenverätzung durch konzentrierte 50%ige Chlorzinklösung. — Aus der Praxis für die Praxis: E. Brodfeld, Die durch
Insektenstiche und -bisse erzeugten Hautveränderungen. — Referatenteil: A. Laqueur, Physikalische Therapie. — Aus den neuesten Zeitschriften.
— Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Elberfeld. Greifswald. Leipzig. Wien. —
24. August 1919." n, XV. Jahrgang.
Ds ARETFAER EEE TA SG U BA a RE
Rundschau: H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen.
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origtnalbeiträge. vor.
Die künstliche Sterilisierung der Frau bei Herz-
o und Nierenkrankheiten.
Von
Prof. G. Winter, Königsberg i. Pr.
Erkrankungen des Herzens können zu einer verhängnisvollen
' Komplikation der Schwangerschaft werden; sie führen nicht selten
zum Tode während derselben, in der Geburt oder im Wochenbett.
Die Häufigkeit dieses unglücklichen Ausgangs ist schwer richtig
einzuschätzen;- der Prozentsatz der Mortalität hängt ab von der
Art des Materials, von der Verwertung der gänzlich symptomlos
verlaufenden kompensierten Herzfehler, von der Richtigkeit der
Diagnose und anderem; dementsprechend schwankt er in breitem
Maße. Fellner hat die Mortalität bei 148 schweren inkompen-
sierten Herzfehlern der Literatur auf 38,5 °/, berechnet; an 39
dekompensierten Fehlern meines klinischen Materials betrug sie
.18%,.° Fromme berechnete aus 2130 Fällen der Literatur —
kompensierte und dekompensierte gemischt — die Mortalität auf
11,40%, v. Jaschke sah unter 546 einheitlich beobachteten
herzfehlerkranken Frauen 9 Todesfälle, 1,64°/ Seitz berechnet
aus 849 Fällen von sechs Autoren, welche der Komplikation von Herz-
fehlern und Schwangerschaft ihre besondere Beachtung geschenkt
haben, eine Mortalität von 2,5°/.. |
Man kann demnach wohl die Mortalität der
Herzfehler während des Generationsprozesses
insgesamt auf etwa 2 bis 3%, und diejenige der
Dekompensierten auf etwa 20%, schätzen,
, Auf dieser Tatsache, daß jede fünfte Frau, deren Herzfehler
im Generationsprozeß zur Dekompensation führt, zugrunde geht,
beruht die Bedeutung der künstlichen Unterbrechung der-Schwanger-
schaft; ‚sie soll dem Tode oder wenigstens der lebensgefährlichen
Verschlimmerung durch den Generationsprozeß vorbeugen. Die
Indikationsstellung zur künstlichen Unterbrechung muß sich der
überaus verschiedenen Prognose des Einzelfalles anpassen. Ben-
thi n hat unter Zugrundelegung des. Materials meiner Klinik und
der in der Literatur niedergelegten Erfahrungen folgende Indi-
kationen für die Unterbrechung der Schwangerschaft aufgestellt:
a) bei schweren Köompensationsstörungen mit drohender
Lebensgefahr infolge von Herzklappen- und Herzmuskelerkran-
kungen;
hei b) bei leichteren Kompensationsstörungen mit Stauungser-
scheinungen, wenn dieselben einer Digitalistherapie nicht weichen
oder sehr bald wieder neu auftreten;
tezi C) bei in der Schwangerschaft frisch auftretenden oder
ezidivierenden Klappenerkrankungen; |
Her > bei gewissen Komplikationen, Twelche den Verlauf der
zkränkheit ungünstig beeinflussen, so z. B. bei. chronischer
ephritis und schweren Lungenkrankheiten, sobald Kompensations-
Störungen auftreten.
. Die Herzklappen- oder Herzmuskelerkrankungen an sich,
brechung der Schwangerschaft nicht verlangen. Ebensowenig soll
| man eine Schwangerschaft prophylaktisch unterbrechen, nur weil
während früherer Schwangerschaften oder Geburten schwere Stö-
rungen aufgetreten sind. | Sr =
Von diesen Indikationen muß man ausgehen, wenn man die
Frage beantworten will, ob es zulässig ist, eine Herzkranke das-
Risiko einer . weiteren Schwangerschaft laufen zu lassen, nachdem
einmal wegen schwerer Störungen die Schwangerschaft unter-
brochen werden mußte oder ob man sicherer handelt, wenn man
dieser Frage ein sicheres Urteil darüber zugrunde legen können,
einer Schwangerschaft zu der für eine neue Schwangerschaft not-
wendigen Leistungsfähigkeit erholen kann und müßte vor allem
dem einmal ein künstlicher Abort ausgeführt worden ist, verwerten);
nach künstlicher Unterbrechung der Schwangerschaft. Einen ge-
‚bieten, welche an Frauen mit schweren in der Schwangerschaft
aufgetretenen Kompensationsstörungen angestellt wurden. Baisch
so weit erholten, daß sie sich subjektiv wohl und voll arbeitskräftig
‚gefühlt haben; man kann wohl annehmen, daß diese in einem
Zustand waren, welcher eine neue Schwangerschaft zuließ. Jeder,
der über große Erfahrungen bei Herzkranken verfügt, wird solche
Fälle vollständiger Kompensation nach Ablauf einer gefahrdrohenden .
Schwangerschaft erlebt haben. |
Die Ursachen sowohl für die schweren Störungen. während
der Schwangerschaft als auch für die oft erstaunlichen Besserungen
nach derselben liegen in dem sehr variablen Zustand des Herz-
muskels; von seiner Beschaffenheit hängt die Gefahr und die Mög-
lichkeit der Erhaltung der Schwangerschaft ab. Wenn die Insuf-
fizienz des Herzmuskels auf anatomischen. Veränderungen beruhte,
welche irreparabel sind oder sich sogar im weiteren Verlauf noch
mehr entwickeln, so könnte man mit einer Kompensation des
Herzens nach Ablauf der Schwangerschaft nicht rechnen. Dem .-
ist aber nicht so. Es finden sich wohl nicht selten bindegewebige
Schwielen oder fettige Degeneration in der Muskulatur, welche
aber in auffallendem Mißverhältnis zu den schweren Kompensations-
störungen stehen; meistens aber auch diese nicht. Aschoff
und Tawara vertreten die Ansicht am schärfsten, daß die bis-
her beobachteten anatomischen Veränderungen am hypertrophischen
Muskel keineswegs genügen, um die Insüffizienz zu erklären und
‚fassen dieselbe sogar als Folgeerscheinungen der Insuffizienz auf,
Merletti leugnet sogar jede Strukturveränderung der Muskulatur.
Die autoptischen Befunde genügen nicht zur Erklärung und Krehl
selbst die allgemein als prognostisch ungünstigste anerkannte:
Mitralstenose, sollen in gut kompensiertem Zustande die Unter-
stets die Sterilisation ausführt. Man müßte für die Beantwortung
ob ein Herz. sich nach einer schweren Kompensationsstörung in
die Erfahrungen über den: weiteren Verlauf des Herzfehlers, nach-
leider verfügen wir in der Literatur nicht über Nachuntersuchungen,
wissen Ersatz hierfür können die Nachuntersuchungen von Baisch
stellt fest, daß von 23 Frauen *6, d.h. ein Viertel, sich- wieder .
aa aii -
me
836
nimmt deshalb unbekannte Schädigungen vielleicht chemischer
Natur an; es handelt sich demnach wohl meistens um Ermüdungs-
zustände auf nervöser Grundlage. Gerade aus diesem Grunde,
weil der Herzmuskel nicht notwendig krank, sondern meistens nur
vorübergehend geschädigt ist, kann die Schwangerschaft außer-
ordentlich verschieden verlaufen, je nachdem äußere Einflüsse auf
das Herz wirken. Der Grund für die Kompensationsstörung liegt
viel: mehr, als in dem pathologisch-anatomischen Zustande des `
‚Herzens, in den äußeren Einflüssen, als da sind Arbeit, Sorge, Er-
regung, Ernährung und anderes; da diese in den einzelnen
Schwangerschaften sehr verschieden sein können, so kann der
Zustand des Herzens’ in ihnen ebenfalls sehr verschieden sein.
Wenn man auch berücksichtigen muß, daß das Herz, welches auch
außerhalb der Schwangerschaften Schädigungen ausgesetzt ist, im
allgemeinen in spätere Schwangerschaften weniger leistungsfähig
eintritt, so kann man niemals von vornherein annehmen, daß die
neue Schwangerschaft dieselben Störungen haben muß wie die
früheren; man steht bei jeder Schwangerschaft einer neuen, oft
gänzlich veränderten Leistungsfähigkeit des Muskels gegenüber.
Am schwersten belastet wird die Arbeitsfäbigkeit des Herzmuskels,
‘wenn extrakardiale Erkrankungen neben der Schwangerschaft die-
selbe erhöhen; dazu gehören Kyphoskoliosen, chronische Nieren-
und Lungenkrankheiten; wenn letztere einer Besserung nicht zu-
gänglich sind oder sich sogar weiterentwickeln, so wird man auf
ein Ausbleiben von Kompensationsstörungen in späteren Schwanger-
schaften nicht rechnen können. |
Unter Zugrundelegung dieser Erwägungen über die aus-
schlaggebende Bedeutung: der Funktionsfähigkeit des Herzmuskels
wird man vollständig von einer Sterilisation Abstand nehmen
können bei allen kompensierten Herzklappenfehlern; selbst die nach
allen Erfahrungen prognostisch so ungünstige Mitralstenose recht-
fertigt eine. -prinzipielle Sterilisation nicht, solange sie keine
Kompensationsstörungen gemacht hat. Die Erwägung der Not-
wendigkeit einer Sterilisation beginnt erst, wenn schwere Kompen-
sationsstörungen in der Schwangerschaft aufgetreten sind, nament-
lich dann, wenn dieselben schon einen künstlichen Abort not-
wendig gemacht hatten. Für gewöhnlich soll auch in diesen
Fällen, selbst wenn schwere Störungen bis zu Lebensgefahr in
einer Schwangerschaft oder Geburt aufgetreten sind, die Sterili-
sation nicht prinzipiell in Aussicht genommen werden, weil der
Zustand des Herzmuskels in späteren Schwangerschaften ein viel
besserer sein kann und Störungen vollständig ausbleiben können;
sollten dieselben sich aber trotzdem wieder einstellen, so wird
abermals, und zwar sofort ein künstlicher Abort ausgeführt werden.
Gerade diese auf dem jeweiligen Zustand des Herzmuskels und
dem Grade der von außen auf ihn einwirkenden Schädigungen
beruhenden Verschiedenheiten im Verlauf der Schwangerschafts-
dekompensationen lassen den Herzfehler besonders geeignet er-
scheinen für den eventuell zu wiederholenden Abort gegenüber
| der Sterilisation.
Von diesem Verfahren müssen aber Ausnahmen gemacht
werden, Eine Sterilisation nach künstlichem Abort oder mit schwer
- dekompensationsverlaufender Schwangerschaft ist erwünscht:
1. bei Mitralstenosen, wenn dieselben einmal zu
schweren Kompensationsstörungen in der Schwangerschaft oder Ge-
burt geführt haben. Die Ausnahmestellung dieses Vitiums gegen-
über allen übrigen beruht auf der allseitig anerkannten schlechten
Prognose desselben. Ich führe zur Begründung dieses aktiven
Standpunkts die Erfahrungen von Kautsky an. Die Mortalität
bei 25 Mitralstenosen im Generationsprozeß betrug 28°/, gegenüber
0°/ bei den übrigen Herzfehlern; die Morbidität, das heißt das
Auftreten von Kompensationsstörungen betrug bei Mitralstenosen
68°%/, in der Gravidität, 13°, im Partus, 9°), im Puerperium
gegenüber 6,4°/, 0°/, und 0°/, bei den übrigen Herzfehlern, das
heißt 90°/, aller Mitralstenosen machen zu irgendeiner Zeit
Kompensationsstörungen; ich verzichte auf die pathologisch-anato-
mische Begründung dieser Tatsache, sondern verweise auf die
Arbeiten von Kautsky. Kautsky selbst formuliert seine
Indikation zur Sterilisation dahin, daß bei Primiparae, welche in
_ der Gravidität Kompensationsstörungen gehabt haben oder schon
dekompensiert in die Gravidität eingetreten sind, sofort die
Gravidität zu unterbrechen und die Sterilisation anzuschliesen sei;
bei Multiparae, welche früher dekompensiert waren, soll sofort
unterbrochen und sterilisiert werden; außerhalb der Gravidität soll
jeder Frau mit Mitralstenose, welche schon ein oder mehrere
Kinder hat, der Rat gegeben werden, sich sterilisieren zu lassen.
Ich halte den Standpunkt von Kautsky, namentlich in bezug |
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
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Zu WEZ ra
24. August.
Ca
auf die letzte Forderung, für zu weitgehend; denn selbst Mitral-
stenosen bringen keineswegs immer Lebensgefahr, wie z. B. auch
die von Benthin aus meiner Klinik mitgeteilten Fälle beweisen,
Man darf auch bei diesem prognostisch ungünstigen Herzfehler
nicht generalisieren, sondern die Leistungsfähigkeit des Herz-
muskels im einzelnen Fall beurteilen lernen; wenn derselbe sich
aber einmal in der Schwangerschaft als ungenügend erwiesen hat,
und nicht in der Pause eine bedeutende Besserung desselben ein-
getreten ist, soll man sterilisieren.
2. bei allen übrigen Herzfehlern, welche im
Verlauf einer früheren Schwangerschaft oder
Geburt schwere Kompensationsstörungen bis
zur Lebensgefahr gezeigt haben,
a) wenn dieselben nicht auf zufällige ungünstig einwirkende
Einflüsse in der Schwangerschaft zurückzuführen waren und
b) wenn keine Gelegenheit zur Kräftigung des Herzens in
der Schwangerschaftspause gegeben war;
= ©) wenn in etwa späteren Schwangerschaften dem Herzen
nicht die nötige Ruhe und Schonung gesichert werden kann;
d) wenn infolge großer Fertilität neue Schwangerschaften
schnell aufeinander folgen.
Es soll demnach auch bei Herzfehlern, welche in früheren
Schwangerschaften Dekompensation gezeigt haben, nicht prinzipiell
sterilisiert werden, sondern erst dann, wenn der Herzmuskel auch
dem Einfluß der Schwangerschaft. allein (ohne besondere dazu-
kommende schädigende Einflüsse) nicht mehr gewachsen ist und
wenn er sich als besserungsunfähig erwiesen hat.
Dieser Standpunkt ist konservativer, als er von den meisten
Autoren vertreten wird. Kautsky z. B. verlangt prinzipielle
Sterilisierung bei Vitium cordis, da es ein irreparabler Zustand
ist, welcher bei jeder neuen Gravidität von neuem zur Herz-
insuffizienz führen kann. Fromme verlangt die Sterilisierung,
wenn eine Verschlimmerung durch die vorausgegangenen Geburten
objektiv nachzuweisen ist; er glaubt sich auf die Beobachtungen,
daß Schwanyerschaften mit Kompensationsstörungen solche auch
ohne Kompensationsstörungen folgen können, nicht verlassen zu
sollen. Fellner will sterilisieren in allen Fällen, wenn eine
Lebensgefahr in früheren Schwangerschaften bestauden hat und
ferner, wenn trotz entsprechender Behandlung die Schwanger- -
schaft vorzeitig beendet werden mußte; er verlangt eine welt-
gehende Berücksichtigung des sozialen Elements und will sich
bei arbeitenden Frauen viel früher zur Sterilisation entschließen;
nach diesen Indikationen lat er zwölfmal die Sterilisation aus-
geführt. Hellendahl verlangt die Sterilisation, wenn die
Frau bei vorausgehenden Geburten durch einen Herzfehler in
Lebensgefahr kam, wenn trotz aufmerksamer Behandlung wegen
fortbestehender Dekompensation die Unterbrechung hat gemacht
werden müssen oder schließlich, wenn dieselbe durch Mitralstenose
oder chronische extrakardiale Komplikation notwendig geworden
ist. v. Jaschke will bei der von ihm so benannten chronischen
Herzinsuffizienz sterilisieren, wenn sich die Ursache, z. B. Unter-
ernährung, Überanstrengung, nicht entfernen läßt oder wenn sie
auf Gefäßhypoplasie beruht; akute Insuffizienz rechtfertige zunächst
ein Abwarten. His und Külbs genügt zur Indikationsstellung
ebenfalls die Tatsache einer wesentlichen Verschlimmerung währen
der Gravidität oder schon früher bestandener Kompensations-
störungen; nur wenn der Herzmuskel sich als medikament08
sehr beeinflußbar erweist, wenn ein Kind dringend gewünscht
wird oder wenu unter dauernder ärztlicher Kontrolle eine gute
Funktion des Herzmuskels garantiert werden oder wenn nach em-
oder mehrjähriger Schonung eine Kräftigung des Herzmuskels
erzielt werden kann, kann von der Sterilisation Abstand genommen
werden. Beide Autoren. tragen ebenso wie ich den wandelbaren
Funktionsfähigkeiten des Herzmuskels Rechnung. Henkel will
prinzipiell sterilisieren, wenn bei sorgfältig beobachteter Schwanger
schaft und Geburt schwere Kompensationsstörungen eingetreten sind.
Wenn man diese Meinungsäußerungen überblickt, gewon
man den Eindruck, daß Unsicherheit in der Prognose die meisten
Autoren zu einer prinzipiellen Sterilisierung treibt, daß aber doch
einzelne sich bemühen, die Fälle mit Kompensationsstörungen n
und während der jeweiligen Schwangerschaft zu sondern UN
Gruppen auszuwählen, welche die Sterilisation verlangen oder
ausschließen; ich glaube, daß man hierbei am vertrauensvollsten
den oben von mir aufgestellten Grundsätzen folgen kann. Man
soll weitgehend die Anpassungsfähigkeit des Herzmuskels prüfen
und ihm seine Arbeit für die Dauer erst dann abnehmen, wen
er dieselbe nicht mehr leisten kann.
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2d. August. |
-des Blutdrucks und von chronischen. Lungenkrankheiten, z. B:
it. Hellendahl und v. Jaschke wollen ebenfalls den
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34 "887
~ — 8, wenn extrakardiale Zustände die Arbeit des besser noch die Röntgenkastration In Anwendung gezogen werden: i
Herzens in der Schwangerschaft besonders steigern. Hierzu gehört | Wer die vor allem von Kautsky empfohlene und auch an meiner
vor allem die Kyphoskoliose mit Raumbeengung im Thorax und | Klinik mit bestem Erfolg ausgeführte Sectio caesarea im Beginn
Verdrängungserscheinungen; sobald in , solchen Fällen einmal | der Eröffnungsperiode oder am ‘Ende der Schwangerschaft aus-
schwere Kompensationsstörungen aufgetreten sind, darf man für
spätere Schwangerschaften keinen besseren Verlauf mehr erwarten.
Dasselbe gilt von chronischen Nephritiden mit starker Erhöhung
verbinden. Die Aufnahme der Röntgenkastration in die Methoden
der Sterilisation wird wohl eine Verschiebung der Indikation insofern
‚bringen, als man sich überhaupt nur mit der: künstlichen Unter-
brechung. der Schwangerschaft begnügt und .stets die Röntgen-
kastration nach einigen Wochen folgen läßt. l | |
Nierenkrankheiten. | r
, Emphysem, Tuberkulose. Sobald nachgewiesen werden kann, daß
die Kompensationsstörungen zum wesentlichen Teil auf die durch
sie besonders gesteigerte Arbeit des Herzens zurückzuführen ist,
so wird man eine Sterilisierung ausführen müssen, sobald eine
Besserung der extrakardialen Krankheitszustände nicht zu erwarten ' |
der Schwangerschaft in die.Erscheinung treten; am häufigsten sind
‘chronisch wirkenden Komplikationen eine besondere Bedeutung
für die Indikationsstellung beimessen. Akute extrakardiale Prozesse,
z.B. Pyelitis, Infektionskrankheiten, können die jeweilige Schwanger- | Möglichkeit ‚einer ferneren Schwangerschaft durch Sterilisation
Nierenkrankheiten können in verschiedener Form während
die Nephropathie, die Pyelitis, die chronische Nephritis; seltener.
die akute Nephritis. Die Frage, ob'bei einer dieser Formen die -
dauernd ausgeschaltet werden muß, hängt ab von dem inneren:
zu langdauernd und schwer’ wird.
‚Eingriff durch Hervorholen des Uterus und. durch das technisch
ist, Es wird vor allem eine sicher wirkende tubare Methode oder
schaft lebensgefährlich komplizieren, verlangen aber eine Sterili-
sierung nicht, da sie für spätere Schwangerschaften keine Störungen
- hinterlassen. Ä | | |
4. bei Herzmüskelerkrankungen, sei es, daß sie
in Verbindung mit Herzklappenfehlern oder als reine Myokarditis
auftreten. Während die relativ günstige Prognose des. Herzfehlers
in der Schwangerschaft darauf beruht, daß anatomische lebens-
gefährliche Veränderungen im Herzmuskel fehlen und die auf
nervösen oder chemischen Einflüssen beruhenden „Ermüdungs-
zustände“ vorübergehen und von genügender Widerstandsfähigkeit
. abgelöst werden können, handelt es sich hier um Prozesse dauernder
Einwirkung. Entweder sind es bindegewebige Schwielen oder
diffuser Ersatz der Muskulatur durch Bindegewebe, Atrophien,
fettige Degeneration, chronische infektiöse Zustände, arteriosklero-
tische Prozesse; stets ist die Leistungsfähigkeit mehr oder weniger
herabgesetzt und wird in jeder Schwangerschaft sich aufs neue
und meistens in fortschreitender Weise einstellen. Die Gefahr der
Herzmuskelerkrankungen der Schwangerschaft drückt sich in den’
Resultaten der Nachuntersuchung aus, welche Baisch an neun
Frauen mit Herzmuskelkrankheiten in der Gravidität vorgenommen
hat; von ihnen starben fünf bald nach dem Wochenbett, zwei in
den. nächsten Jahren und nur zwei erholten sich gut. Man wird
diesen Gefahren durch die Sterilisation entgegentreten müssen,
sobald bei sicher zu diagnostizierender Herzmuskelerkrankung auch
nur einmal Dekompensationen in der Schwangerschaft aufgetreten
sind. Ob es feineren Beobachtungen später gelingen wird, einen
Unterschied zwischen den verschiedenen Formen und Ursachen
der Herzmuskelinsuffizienz zu machen, muß dahingestellt bleiben;
„vorläufig wird dieser aktive Stand punkt bei allen Muskelerkrankungen
.
allseitig geteilt. Ä
„Trotzdem diese Zurückhaltung in der Indikationsstellung zur
Sterilisation, wie ich sie zu begründen versucht habe, keineswegs-
von allen Autoren geteilt wird, tritt diese Operation bei Herzfehlern
doch in der Praxis sehr zurück; Sehultze hat in der Literatur
‚seit 1897 nur 20 Fälle sammeln können. In meiner Klinik ist
. einmal- bei einer Herzkranken von einem meiner Oberärzte die
Sterilisation in Verbindung mit Abort im sechsten Monat durch
` vaginale - Uterusexstirpation vorgenommen worden. Es handelte
sich um eine Frau mit Stenose und Insuffizienz der Mitralis, welche
‚in früheren Schwangerschaften und Geburten keine Herzstörungen
bemerkt hatte und auch in der jetzigen eine sehr unbedeutende
Kompensationsstörung zeigte; es wurde nur rein prophylaktisch
aus Furcht vor schweren Störungen im weiteren Verlauf der
Schwangerschaft und Geburt operiert. Ich vermag dieser Indikation
nicht beizutreten. |
Über die Wahl der Methoden läßt sich folgendes sagen:
Die 'Sterilisation soll möglichst mit der Unterbrechung der
Schwangerschaft verbunden werden, ohne daß aber dadurch der
Kingriff für das im Stadium der Dekompensation befindliche Herz
In den ersten Monaten der
Schwangerschaft wird sich am meisten die vaginale Uterusexstir-
pation empfehlen, welche Abort und Sterilisation in einer leichten
und fast unblutig auszuführenden Operation verbindet. Das gilt
aber nur bis zum vierten Monat, Jenseits dieser Zeit wird der
Schwierige Abbinden kompliziert und verlängert; man wird sich
deshalb besser mit der Entleerung des Uterus begnügen und die
Sterilisation nach einigen Monaten ausführen, nachdem das Herz
wieder kompensiert und wenigstens leistungsfähig gemacht worden
Zusammenhang des Nierenleidens mit der Schwangerschaft, von
Ausheilung nach Ablauf der Schwangerschaft.
i Die Nephropathie ist eine, Schwangerschaftstoxikose
und hat als solche ihre Würdigung in dem betreffenden Kapitel
schon ‘gefunden; eine Sterilisation kommt bei ihr nicht in Frage.
Die akute Nephritis entbehrt jeden inneren Zusammen-
hanges mit der Gravidität und scheidet deshalb vollkommen aus
den Erwägungen über die Sterilisation aus; .übrigens heilt sie
Die Pyelitis und Pyelo.nephritis bietet während
der Schwangerschaft selten eine ernste Gefahr und heilt nach der
Schwangerschaft gewöhnlich ab; sollten Residuen bleiben, so sind
dieselben meistens chirurgischer oder interner Behandlung zugäng-
lich. Für die Indikation kommen diese Formen deshalb nicht in
Betracht; Löhnb.erg hat aus diesem Grunde sterilisiert; er gibt
keine Mitteilungen über den Grad und Verlauf der Krankheit.
Nephrolitkiasis kommt ebenfalls nicht in Betracht
wegen der erfolgreichen chirurgischen Behandlung. Hoffmann
hat einmal sterilisiert wegen Nierensteinen mit zeitweiser Anurie;
genaue Angaben fehlen. | we. A
© Die Nephritis chronica, sowohl in der Form der
diffusen Glumerulonephritis als auch als genuine Schrumpfniere, ist
eine sehr ernste Erkrankung; sie steigert sich meistens während
der Schwangerschaft und bringt die Trägerin durch ihre Kompli-
kation nicht. selten in Lebensgefahr. Ebenso wie diese Form der
Nephritis die einzige ist, ‚welche die künstliche Unterbrechung der
Schwangerschaft notwendig macht, ist sie auch die einzige, welche -
uns. zu der Erwägung zwingt, ob man nicht im: Interesse der
Kranken durch Sterilisation dauernd jede Möglichkeit einer Schwanger-
schaft ausschalten soll. ` en
Wir müssen bei der Aufstellung der Indikation trennen
zwischen den ohne jede weitere Komplikation verlaufenden Nephri-.
tiden und solchen, bei welchen den Komplikationen die Hauptrolle
in der Prognose des Krankheitsbildes zufällt. Die Nephritis
chroniea ohne jede weitere Komplikation, welche
nur mit hochgradiger Albuminurie, Ödemen, Ausscheidungen
in seröse- Höhlen und anderen von ihr abhängigen Krankheitser-
scheinungen einhergeht, verschlimmert sich zweifellos sehr häufig
durch die Schwangerschaft. Worauf diese Steigerung der Nieren-
insuffizienz beruht, ob auf erhöhter Arbeitsleistung oder auf‘ toxi-
schen Einflüssen, wissen wir nicht. Aus klinischer Beobachtung
‚steht aber fest,. daß die Verschlimmerung keineswegs immer ein- .
tritt, daß sie verschiedene Grade in den einzelnen Graviditäten
aufweist und daß sie nach Ablauf der Schwangerschaft wieder so
weit zurückgehen kann, daß die Nephritis als Folge des Genera-
tionsprozesses keine Fortschritte aufzuweisen hat. Jedenfalls kann
‚von einem regelmäßigen Fortschreiten der Nephritis durch eine oder -
mehrere Schwangerschaften nicht gesprochen werden. In .meinem -
klinischen Material finden sich mehrere Fälle von chronischer Ne-
phritis, welche die Frauen trotz wiederholter Schwangerschaften,
in einem Falle sogar zwölf, nicht dauernd schädigte. Sachs
hat durch Nachuntersuchungen von 25 chronischen Nephritiden aus
dem Material meiner Klinik festgestellt, daß von 9 Frauen mit
Nephritis chronica ohne weitere. Komplikationen sich 7 objektiv
und subjektiv gut befanden trotz 'Weiterbestehens ihrer Nephritis,
demnach also die Schwangerschaft ohne dauernde Schädigung‘
durchgemacht hatten. Es liegt also kein Grund vor, diese Frauen
zu sterilisieren, sondern man wird die etwa in einer späteren
. der in ihr auftretenden Lebensgefahr und von der Möglichkeit einer
meistens während oder nach der Schwangerschaft vollständig aus.:
führt, wird am besten sofort mit derselben die Tubensterilisation -
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Schwangerschaft auftretenden ernsten Störungen durch künstlichen
Abort rechtzeitig beseitigen.
Weit ernster wird die Prognose der chronischen
Nephritis durch ihre Komplikationen; bei jeder
einzelnen müssen wir die Berechtigung der Sterilisation prüfen.
Die Urämie ist die ernsteste Gefahr und nur selten wird
eine Schwangere trotz sofortiger Unterbrechung der Schwanger-
schaft am Leben erhalten bleiben. Unter meinem Material fanden
sich vier Urämien, von denen eine in der Geburt, drei bald da-
nach starben. Sollte es wirklich gelingen, eine chronische Nephri-
tica durch einen bei den ersten Anzeichen eingeleiteten Abort
am Leben zu erhalten, so muß die Sterilisation stets vorgenommen
werden, da eine so schwere Nephritis niemals wieder gravide
werden darf.
Von seiten des Herzens, sei es, daß es sich um eine
Komplikation mit einem Klappenfehler oder um das sogenannte
Nierenherz handelt, können sehr ernste Störungen ausgehen. Die
Gefahr wird dem schon an und für sich mit den Anforderungen
der Schwangerschaft ringenden kranken Herzen durch den ge-
steigerten Blutdruck der Nephritis gebracht; ein Unterschied besteht
hierin zwischen den Klappenfehlern und dem Nierenherzen nicht,
da sich bei beiden Veränderungen hypertrophische Zustände der
Muskulatur finden, und die Prognose wesentlich von dem Zustande
derselben abhängt. Solange die Muskulatur funktionsfähig bleibt,
können Kompensationsstörungen ausbleiben oder ohne Gefahr ab-
laufen; wenn aber Kompensationsstörungen auftreten, so wird es
stets viel schwerer sein, derselben bei gleichzeitiger Nephritis
durch geeignete Behandlung in der Schwangerschaft Herr zu
werden, als wenn es sich um Herzkrankheiten allein handelt;
Sachs berichtet aus meinem Material, daß es bei Nierenkrank-
heiten niemals gelungen sei, eine Kompensation zu erreichen, so-
lange die Schwangerschaft weiterbestand. Die Nachuntersuchung
von zehn Fällen, welche Komplikationen ihrer chronischen Nephritis
mit Herzkrankheiten hatten, ergab eine Mortalität von 40°/, im
Partus oder gleich danach; noch viel ernster wird die Prognose
bei Herzmuskelerkrankungen sein, bei welchen Baisch schon
ohne Nephritis eine Mortalität von über 50°/, bei oder nach dem
Wochenbett und weitere 25°) in den nächsten Jahren nachwies.
Im Gegensatz zu den reinen Herzfehlern, welche in verschiedenen
Schwangerschaften je nach den wechselnden Anforderungen einen
recht verschieden schweren Verlauf darbieten können, wird man
bei gleichzeitig bestehender Nierenerkrankung wegen der dauernden
Belastung mit einer weiteren Abnahme der Leistungsfähigkeit des
Herzens rechnen müssen, sodaß spätere Schwangerschaften im
allgemeinen noch ernstere Komplikationen bieten werden. Man
muß deshalb bei Komplikationen von Nephritis chronica mit Herz-
krankheiten, sobald in einer Schwangerschaft Kompensations-
störungen aufgetreten sind, die Sterilisation fordern müssen.
Augenkrankheiten sind häufige und ernste Kompli-
kationen der chronischen Nephritis. Die Retinitis albu-
minurica beansprucht von ihnen wegen ihrer Häufigkeit und
wegen ihrer engen Beziehungen zur Nephritis die größte Bedeutung.
Die Retinitis albuminurica ist bei chronischer Nephritis ohne
Schwangerschaft eine Komplikation von übelster Bedeutung und
zeigt meistens das in absehbarer Zeit bevorstehende Ende an.
Das ist bei gleichzeitig bestehender Schwangerschaft durchaus
nicht der Fall. Allerdings beobachtet man recht häufig das erste
Auftreten während der Schwangerschaft oder die schon vorher
bestehenden Veränderungen steigern sich schnell; nach dem Ab-
laut der Schwangerschaft gehen die Veränderungen aber nicht
selten wieder zurück. Ebenso wie die chronische Nephritis sich
durch die Schwangerschaft verschlimmert und nach Ablauf der-
selben bald wieder bessert, geht es mit ihrer Begleiterscheinung,
der Retinitis albuminurica; ebenso wie ferner die Verschlimmerung
der chronischen Nephritis in der Schwangerschaft etwas Un-
berechenbares ist und in den verschiedenen Schwangerschaften
sehr verschieden sein kann, so ist es auch mit der Retinitis albu-
minurica. Sachs teilt aus meinem Material einen Fall mit, bei
dem in der zweiten Gravidität eine Retinitis albuminurica bestand,
in der dritten dagegen sich keine Spur von Retinitis und volle
Sehschärfe fand. Ein weiterer Fall hatte in der dritten Schwanger-
schaft schwere Veränderungen von Retinitis albuminurica mit pro-
sressivem Charakter und Sehschärfe von 1/19 und 1/1. Patientin
erhielt den Rat, sich sterilisieren zu lassen, befolgte ihn aber
nicht und ward bald wieder gravide. Die Nachuntersuchung nach
einem Jahre ergab ein Residuum der Retinitis mit Sehschärfe 5/s;
trotzdem also nach dem schweren Verlauf der Retinitis in der
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
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24. August,
dritten Gravidität noch eine weitere Gravidität aufgetreten und
bis zum siebenten Monat getragen war, zeigten die Augen keine
dauernde Zunahme der Retinitis. Diese Beobachtungen lehren,
daß die Retinitis albuminurica bei Schwangeren keine sich konstant
weiterentwickelnde Erkrankung darstellt, sondern ihr Verlauf aus
uns unbekannten Gründen ein wechselnder ist und daß die schweren
Erscheinungen in der Schwangerschaft auftreten und mit ihr zu
vergehen pflegen; je länger die Gravidität aber andauert, um so
progredienter entwickelt sich die Retinitis ‚und um so leichter
bleiben Veränderungen zurück. Daneben muß aber betont werden, -
daß die mit Retinitis albuminurica sich komplizierenden Nephri-
tiden an sich viel schwerer zu verlaufen pflegen, wie Sachs
durch seine Nachuntersuchungen beweisen konnte. Die Kompli-
kation mit einer Retinitis albuminurieca kann nach obigen Er-
fahrungen an sich keineswegs die Sterilisation verlangen; man
wird die Schwangerschaft, welche ja nicht selten künstlich wird
unterbrochen werden müssen, vorübergehen lassen und nach dieser
Zeit feststellen, ob sich die in der Grävidität hinzugetretenen Ver-
änderungen wieder zurückgebildet haben; in diesem Falle kann
man von der Sterilisation absehen. Wenn aber die Veränderungen
bestehen bleiben oder sich gar- weiterentwickeln, so muß unter
allen Umständen sterilisiert werden.
Adam nimmt einen aktiven Standpunkt ein und möchte
sich „mit der Sterilisation einverstanden erklären“, weil die mit
Augenstörungen einhergehenden chronischen Nierenleiden für das
Augenleiden und das Sehen von ungeheurer Bedeutung sind.
Die Ablatio retinae, welche im Verlauf der Retinitis
albuminuria bei chronischer Nephritis eintreten kann, ist stets ein
vorher so unberechenbarer Faktor, daß sie keinerlei Berücksichtigung
in der Indikation zur Sterilisierung beanspruchen kann.
Das Material an Sterilisationen bei chronischer Nephritis,
welches in der Literatur niedergelegt ist, ist spärlich und erlaubt
kaum, die besonderen Indikationen zu erkennen und an ihrem
Erfolg zu prüfen. | !
Kouwer hat einmal wegen chronischer Nephritis mit
Retinitis albuminuria sterilisiert und „denkt an den Fall mit leb-
hafter Reue“.
Hoffmann erwähnt aus der Berner Klinik drei Fälle,
ohne die besonderen Umstände, welche die Sterilisation erforderten,
mitzuteilen.
An Meinungsäußerungen in der Literatur über die Not-
wendigkeit der -Sterilisation fehlt es. nicht, ohne daß freilich die
Ansichten wissenschaftlich begründet sind. Chrobak z. B.
nennt die chronische Nephritis „vor allem unter den Indikationen
zur Sterilisation“.
Richter verlangt Warnung vor neuer Schwangerschaft,
weil die Gefahr für die Frau wächst und „dem Grabe ımmer
näher bringt“, |
Kermaner will sterilisieren, „wenn man aus früheren
Beobachtungen oder aus der Anamnese (z. B. Zunahme der
Augen- und Herzsymptome) den Eindruck gewinnt, daß in weiteren
Schwangerschaften lebensdrohende Gefahr zu sehen wäre“.
Die Nephritis chronica an sich kann nach meinen Aus-
führungen niemals allein eine Sterilisation rechtfertigen; sie soll
nur in einzelnen Fällen, welche eine dauernde Schädigung des
Herzens:oder der Augen mit Bestimmtheit erwarten lassen, ausgeführt
werden. Allerdings kann ein aktiver Standpunkt wohl dadurch
gerechtfertigt erscheinen, daß die Aussicht auf eine weitere Zahl
lebender Kinder bei Nichtsterilisierten nicht sehr groß ist. Die
Prognose für das Kind ist sehr schlecht; bei meinem Material pon
48 Graviditäten mit chronischer Nephritis endeten nur II = 23%
mit reifem lebenden Kinde.
Literatur: Fro . fî. Gynäk. 1918,
Bd. 16, S. 29. — v.Jasch R ES Po Zati 1" Geburtsh
Bd. 78, S. 175. — Benthin, s. Winter, Die Indikation zur künstlichen
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Löhnberg, Prakt, Ergebnisse Bd. 6, S. 139. — Sachs, s. Winter, mdi
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1902. S.82. — Hoffmann, Zschr. f. Geburtsh. Bd. 75, S. 321. — Chrobak,
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Kermanner, Erkrankungen der weiblichen Genitale und Beziehungen Zut
inneren Medizin Bd, 1, S. 192, N |
g
|
N o E “ |
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in : 2.24. August. g
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Aus der Dermatòlogischen A
= | Ä hauses in Berlin. . . |
_ Über die Grenzen der Abortivbehandlung der Syphilis.
u | „Von A = |
_ Prof. Wilhelm. Wechselmann. s
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Durch die Einführung des Salvarsans in die Syphilisbehand-
~ Jung ist in vielen Fällen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit
. eine Abortivheilung bei Primäraffekten erreicht, wenigstens soweit
eine solche aus Fortbleiben sekundärer Symptome und der Wasser-
- Reinfektion geschlossen. werden kann. Von vornherein liegt die
Annahme nähe, daß ein solcher Erfolg mehr oder weniger von dem
. , - Zeitpunkt abhängig sein dürfte, in welchem ein spirilloeides Mittel,
wie das Salvarsan, zur Anwendung gelangt, so zwar, daß die
... der Infektion es einverleibt wird. Im. Verfolg dieser Anschauung
glaubt Wassermann, daß jeder'Syphilitiker zwei biologisch
‚getrennte. Stadien durchmacht; der biologische Markstein ist die
Wassermannsche Reaktion. Wenn diese auftritt, sind die Spirochäten
aus der Blut- und Lymphbahn in die Gewebe eingedrungen und
"Gewebsbewohner geworden, .in der Vorwassermannperiode sitzen
sie in einem umschriebenen Gewebestück (Primäraffekt) und halten
` reaktiven Tätigkeit der eigentlichen Körpergewebe, auf die ein-
` gedrungenen Spirochäten ist es in diesem Stadium noch. nicht
gekommen. Die restlose Vernichtung der Spirochäten gelingt in
der Vorwassermannperiode bei Anwendung der spirillociden Mittel
H. - fast regelmäßig, während dies im zweiten Stadium der Nach-
wassermannperiode nicht "annähernd mit der gleichen Gewißheit
zu erreichen ist.
daß daraus der Schluß gezogen wird — den Wassermann nur
: bedingt zuläßt —, daß eine solche Sterilisation in der Vor-Wasser- |
mannperiode durch die Zufuhr zumal ungenügender Salvarsan-
mengen nun unbedingt gelingen müßte. Man muß sich vielmehr
bewußt bleiben, daß die Verhältnisse der Durchseuchung des Körpers
bei der Syphilis von Anfang an ganz verschieden sein können,
~ sodaß man für die Bedingungen der Heilung auch bei einem so
.. hervorragenden Mittel, wie es das Salvarsan darstellt, sicher nur
: Regeln, aber keine. Gesetze aufstellen kann. Folgende Beobach-
. » hingen. (von mir und Dr. Eitke) beweisen, daß auch’ in der
- Vorwassermannperiode die Sterilisatio magna mißlingen kann. .
- 1. Patient T., 87 Jahre. Letzter Verkehr am 9. Februar 1919,
~ am 12. Februar Geschwür am Bändchen, auf die untere Eichelfläche
- übergreifend; keine deutlichen Drüsen am 18. Februar, Spirochäten.
- + W.R,O mit vierfacher Serummenge 0. 19. Februar 0,3,. 21. Fe-
bruar 0,45, 24, Februar 0,45, 28. Februar 0,45 Neosalvarsan, W. R. —,
Stern —. Gegen ärztlichen Rat ungeheilt entlassen. |
. - Im Juli: 1919 stellte er sich bei Kollegen Pinkus mit Er-
'scheinungen sekundärer Syphilis vor.
' Es ergibt sich also, daß vier Injektionen mit 0,3 resp. 0,45-
Neosalvarsan hier keineswegs zur Sterilisation genügten, trotzdem
sie etwa zehn Tage (?) nach der Ansteckung vorgenommen wurden.
. Dies war auch bei der Entlassung mit ganz ungeheiltem Schanker
vorausgesehen worden. |
2. Lu aufgenommen am 24. Februar 1918. Letzter Verkehr
vor 14 Tagen: in Charleroi, vorheriger im Dezember. Seit sechs
“Tagen wunde Stelle am Glied. Primäraffekt am inneren Vorhaut-
‚blatt. 27. Februar 1918. W.R. negativ. Stern negativ. Spiroch.
pall. + 4,2-Natriumsalvarsan und 1 g Hydrarg. salieyl. 4. April 1918.
W.] Am 24. Juni W.R. + +++, Stern +++. In der
Zwischenzeit kein Geschlechtsverkehr. Nach 4,5 g Neosalvarsan und
l g: Hydrarg. salicyl. im September 1918 W.R. negativ.
l ‚Es genügte also hier schon 14 Tage nach der Ansteckung in
der Vorwassermannperiode eine ausgiebige kombinierte Kur nicht‘
mehr, um ein serologisches Rezidiv nach 21/, Monaten zu verhüten.
„ide ‚zurück; im Felde hatte er keinen Geschlechtsverkehr; nach
Ta Rückkehr verkehrte er nur mit seiner Ehefrau. Diese zeigte
ni Untersuchung am 15. April 1919 ein Leukoderm und
5 RÄ+ +++, sodaß man mit Sicherheit bei ihr eine Infektion
. In den letzten Monaten. des Jahres 1918 annehmen kann.
——
hd »
3. Patient Kr., ein’ verheirateter Mann, kehrte 1918 aus dem
m pogi wunde Stelle in der Kranzfurche; deutliche Verhärtung. der
mgebung, geringe Inguinaldrüsenschwellung. . W.R.O mit vier-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. ©
Ä bteilung des Rudolf-Virchow-Kranken-
mannschen Reaktion durch ein bis zwei Jahre, sowie‘ aus der
Sterilisation desto leichter erreichbar erscheint, je kürzere Zeit nach .
sich hauptsächlich in den Blut- und Lymphcapillaren auf. Zu einer |
| .des Körpers stattfindet.
‘ Gerade die Anhänger des Salvarsans müssen davor warnen, .
| Schankers in der Leiste
geknüpft ist.
16. Dezember 1918. Es besteht seit acht Tagen eine schmierig ,
facher Serummenge 0,. Stern: 0. 14x 0,3 Salv. Natr. 24. Februsr 1919. E p ;
W. R.0, Stern 0. 8. März nochmals 0,3 Salv. natr. 14. April maculo- = v
papulöses Exanthem seit acht Tagen, W. R.+ + + +, Stern ++ ++.
18. April, 28. April, 5. Mai, 20. Mai 1919 je 0,2 Silbersalvarsan . am-
bulant. Da die letzte ‚Einspritzung: schlecht vertragen wurde, am - |
6. Juni, 20. Juni je 0,2 Sulfoxylat. Am 20. Juni waren am Hoden-
sack neue Papeln aufgetreten, W. R.+ +++; à
oxylat, Papeln abgeheilt. .. ` |
Es waren also auch: hier t
in der Vorwassermannperiode .Spirochätenherde der: Vernichtung .
entgangen,. ja: es ist wahrscheinlich, daß hier salvarsanresistente
Spirochätenstämme sich ausgebildet haben, welche nur durch sehr -`~
mit kräftigen 'Salvarsanpräparaten geheilt
intensive Behandlung
werden können.
“ Die Vorstellung, daß die Syphilis im Anfang nur eine lokale
| Erkrankung sei, ist schon sehr alt; schon Jean de Vigo (1508)
entfernte auf ihr fußend die venerischen Geschwüre chirurgisch
und seitdem ist die Excision des Primäraffektes immer und immer.
. wieder gemacht worden, in der Absicht, die Allgemeininfektion zu
. verhindern. Der Erfolg war zweifelhaft; sicher. ging in der über-
wiegenden Mehrzahl der Fälle die Syphilis ihren gewohnten .
‚Gang. Aber auch die Fälle, wo bei genügend langer Beobachtung
keine ‘Zeichen von Syphilis beobachtet wurden, stammen aus `-
älterer Zeit, in der mangels Kenntnis der Spirochaete pallida :
weder die Diagnose des syphilitischen Primäraffekts sichergestellt
werden konnte, noch eine Allgemeininfektion — ohne Erscheinungen
auf der Haut und den sichtbaren Schleimhäuten — durch negative .
Wassermannsche Reaktion mit an Sicherheit grenzender Wahr-
scheinlichkeit für ausgeschlossen angesehen werden konnte. Manche
Erfahrungen bewiesen dagegen sicher, daß schon wenige Stunden
nach dem ‚infizierenden Beischlaf eine "Allgemeindurchseuchung
Wie etwa in den bekannten Versuchen
von Schimmelbusch nach .der Impfung von Milzbrand-
bakterien in den Schwanz der Maus schon: nach wenigen Minuten
die Abtragung des Schwanzes nicht mehr: imstande ist, die All-.
gemeininfektion zu verhindern, so ist auch die schon fünf Stunden
nach dem Beischlaf ausgeführte ausgedehnte. Excision einer
kleinen Erosion nicht ‚mehr imstande gewesen, die Allgemein-
‘infektion zu. verhindern (Reiß). ‘Ist gar schon ein Primäraffekt
aufgetreten, so muß man mit einer- Allgemeininfektion sicher
rechnen; Wolff berichtet über einen Patienten aus der Made-
lungschen Klinik in-Straßburg, der kurze Zeit nach Auftreten
der Sklerose sich aus Verzweiflung mit dem Rasiermesser den .
Penis an der Wurzel abschnitt und doch syphilitisch wurde;
Fournier berichtet von einem Studenten der Medizin, welcher
Die Eichel des jungen
Mannes wurde täglich von Fournier sorgfältig untersucht. _
Erst am 24. Tag zeigt sich eine: kleine Verletzung‘ der Vorhaut; |
welche. sofort in weitem Umkreise ausgeschnitten wurde; die
Wunde heilte ohne Induration, aber die sekundäre Syphilis trat
‚in der üblichen Weise auf. Wir wissen auch- aus Autopsien, daß’
die Lymphdrüsen sechs bis neun Tage nach. dem Auftreten des
ngegend, ja bis zur Fossa iliaca hinauf
mit einer, Syphilitischen coitiert hatte.
erkrankt siad. `- :
- Danach ist wohl die
wunde Stelle, in welcher Spirochäten nachgewiesen sind, anzu-
sprechen —, auch schon die Allgemeininfektion, stattgefunden hat.
Treffend sagt daher Gerber, die Initialsklerose ist sozusagen
die Anmeldung eines Gastes, der schon längst in der betreffenden:
Wohnung sich befindet, Nun wissen wir aber noch durch die
Feststellungen Eiekes (Derm. Zschr..:Bd. 27, H. 6), daß der
Zeitpunkt des Auftretens der Wassermannreaktion wesentlich
von dem Sitz des Schankers abhängt;-:sie tritt am frühesten bei
Schankern am Bändchen auf, erstmalig in der dritten bis vierten
Woche, regelmäßig in der fünften bis sechsten Woche. Bei den
Primäraffekten der Eichel und. am inneren Vorhautblatt ist dagegen
der Eintritt der positiven Wassermannreaktion ein wesentlich
verzögerter. Die anatomische Begründung hierfür liegt in der
verschiedenen Gewebsbeschaffenheit und der 'verschiedenartigen
Verteilung der Blut- und Lymphgefäße. |
Es ist aber anzunehmen, daß das erste Auftreten der Wasser- ~
mannschen Reaktion an ein bestimmtes Stadium des Primäraffektes
Das 'syphilitische Infiltrat infareiert zunächst die
Lymphspalten, was als eine Schutzvorrichtung gegen das Vor-
dringen ‘der Spirochäten anzusehen ist, wird alsdann durch neu-
gebildete Capillaren vascularisiert; später tritt eine regressive .
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m 30; Juni 0,2 Sulf-
rotz ausgiebiger Salvarsananwendung.
Annahme berechtigt; daß, wenn man
erst einen Primäraffekt erkennen kann — und als solcher ist jede
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840 o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 81.
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Metamorphose ein, deren Produkte durch Resorption schwinden
oder aber auch sekundär in ein Lymphgefäß durchbrechen (E h r-
mann). Erst zu dieser Zeit tritt meines Erachtens wahrscheinlich
die Wassermannsche Reaktion im Blute auf.
Es fällt nua den speeifischen Mitteln außer der Tötung der
Spirochäten auch die Aufgabe zu, das syphilitische Infiltrat zum
- Verschwinden zu bringen; ja meistenteils ist dies die Vorbedingung,
damit das spirillocide Mittel an die Spirochäten heran kann. Diese
Aufgabe können aber die Mittel desto leichter erfüllen, je mehr
schon durch die natürlichen Heilkräfte des Körpers die.syphilitischen
Infiltrate ihrer Rückbildung entgegensehen. So sehen wir häufig,
ja fast regelmäßig, daß junge derbe Sklerosen und papulöse
Syphilide durch eine Reihe von Quecksilber- oder Salvarsanspritzen
gar nicht verändert werden und erst in einem späteren Zeitpunkt
bei Fortsetzung derselben Behandlung plötzlich zur Rückbildung
und Aufsaugung kommen. |
. Es können also, so paradox es klingt, die Heilungsbedingungen
für einen jungen Primäraffekt unter Umständen schwieriger sein,
als für einen älteren. Dieselben Verhältnisse gelten aber für jede
Ansiedlungsstätte von Spirochäten in den Geweben. Der Vorteil
der frühen Salvarsanbehandlung besteht darin, daß die in der
Blutbabn kreisenden Spirochäten leicht vernichtet werden, während
die schon aus den Capillaren in das Bindegewebe übergetretenen
und durch einen Zellwall geschützten Spirochäten erst später den
Heilmitteln genügende Angrifispunkte zu geben brauchen. Die
klinische Beobachtung hat in früheren Zeiten die meisten Syphilido-
logen zu der Auffassung geführt, daß das Quecksilber seine
“_ Hauptwirksamkeit erst entfalten könnte, wenn schon sekundäre
Symptome aufgetreten wären; hierin lag nach den obigen Aus-
führungen ein Körnchen Wahrheit, zumal in Rücksicht auf die
geringe spirilloeide Kraft des Quecksilbers. Bei der gewaltigen
Überlegenheit des Salvarsans in dieser Hinsicht ist der Vorteil
der frühen Behandlung einleuchtend und durch die Erfahrung
überzeugend erwiesen. So ergaben auch die experimentellen Unter-
suchungen von Wechselmann und Arnheim!) über die
Widerstandsfähigkeit lokaler Spirochätenherde gegenüber reiner Sal-
varsantherapie, daß sieben Primäraffekte nach reichlicher Salvarsan-
zufuhr so weit beeinflußt waren, daß sie, auf Kaninchen überimpft,
nicht mehr angingen. Im Gegensatz dazu gaben drei von Fischl
mit Quecksilber und ungenügend Salvarsan behandelte Fälle von
Primäraffekt (zweimal) und Condylomata lata (einmal) bei der
Impfung Durchwucherung der Kaninchenhoden mit Spirochäten.
Immerhin können nach Sterilisierung des Primäraffektes durch
Salvarsan im Innern des Körpers noch Syphilisherde bestehen,
welche der Weiterentwicklung fähig sind, zumal wenn schon Wochen
nach der Ansteckung verflossen sind, auch wenn die Wassermann-
sche Reaktion noch negativ ist. Man darf sich daher nicht ver-
leiten lassen, in solchen Fällen nach Abheilung des Primäraffektes
schon nach wenigen Einspritzungen mit der Behandlung aufzuhören
oder gar eine Heilung ohne besonders häufige und genaue Kontrolle
durch genügend lange Zeit (ein bis zwei Jahre) anzunehmen, Erst
so werden wir feststellen können, welches das Mindestmaß von
Salvarsan ist, um im Frühstadium eine sichere Sterilisation zu
erreichen. Viel spricht dafür, daß gerade in diesen Frühstadien
diejenigen Grundsätze, welche Ehrlich für die Sterilisatio magna
nach seinen experimentellen Erfahrungen aufgestellt hat, die
richtigen sind, und wir werden planmäßig erforschen müssen, ob
nicht gerade in diesen Fällen höhere Einzeldosen nötig sind, um
die Heilung mit einer einzigen Einspritzung oder einer Kur sicher
und mehr oder weniger ausnahmslos zu erreichen.
Aus dem Pharmakologischen Institut der Universität Bonn
(Direktor: Geh.-Rat .Prof. Dr. Leo). |
Über Kohletherapie und ein neues kolloidales
Kohlepräparat.
Von
Prof. Dr. C. Bachem.
Die von Lowitz 1791 gemachte Entdeckung, daß Holzkohle
imstande ist, gefärbte Flüssigkeiten zu entfärben — ein Verfahren,
das besonders die Zuckerindustrie zum Entfärben des Zuckersaftes
ausnutzte —, blieb von der Medizin 40 Jahre anscheinend unbeachtet,
bis um das Jabr 1930 Kohlepulver als Desodorans für die Hände
13) D. m. W. 19i4, Nr. 19.
RR
24. August.
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derer, die mit verwesten Leichen in Berührung gekommen, empfohlen
wurde.
lösungen durch Schütteln mit Kohle von dem vorhandenen Metall
befreit werden können. Unter Benutzung dieser Entdeckung rettete
Hort?) einen Patienten vom Tode der Sublimatvergiftung und
der französische Apotheker Thouery nahm, überzeugt von der
Graham!) fand fast zu gleicher Zeit, daß Metallsalz-
entgiftenden Wirkung der Holzkohle, vor einer Kommission 1 g
Strychnin, hinterher 15 g Kohlepulver und blieb vollkommen gesund.
Im Laufe der Jahre wurde Kohle als Antidot bei zahlreichen
Alkaloid- und anderen Vergiftungen benutzt, daneben auch als
Wundheilmittel auf die Empfehlungen Neumanns, Pithas
und Anderer, also bereits in der vorantiseptischen Zeit. Auch als
Desodorans zum innerlichen und äußerlichen Gebrauch, sowie in
Großbetrieben (Kanalgasen) fand gepulverte Holzkohle immer mehr
Anwendung. Die bei Erkrankungen des Magendarmkanals (Cholera,
Ruhr, Typhus, Enteritis, übermäßigen Darmgase usw.) so aus-
gesprochene Wirkung der Kohle kam in Mißkredit, als Nothnagel
und Roßbach (Handbuch der Arzneimittellehre 1387) den Ge-
brauch zu innerlichen Zwecken als nachteilig bezeichneten, indem
sie die irrige Auffassung vertraten, die Kohlepartikelchen reizten
die Magendarmschleimhaut. Seitdem war der Gebrauch der Kohle
in der Heilkunde, abgesehen als Gegengift bei akuten Vergiftungen,
-ein sehr beschränkter und erst in den letzten Jahren sind Kohle-
präparate wieder mehr in Anwendung gekommen.
Der Gebrauch der Kohle wurde um so umfangreicher, als
neben der bislang üblichen Holzkohle (Carbo Ligni pulveratus, D.A.B.)
die gepulverte T ier k o h 1 e (Blutkoble, Carbo animalis s. Sanguinis)
in die Therapie eingeführt wurde. Den Wirkungsmechanismus dieser
Mittel aufgeklärt zu haben, ist hauptsächlich dasVerdienst Adlers’),
Wiechowskis‘undStarkensteins). Es gelang zu zeigen,
daß Tiere, denen man tödliche Gaben der verschiedensten Gifte
zuführte, am Leben blieben, wenn gleichzeitig eine nicht zu kleine
Gabe einer guten Tierkohle gereicht wurde. Der Einfluß der Kohle
auf das betreffende Gift stellt sich als eine Oberflächenwirkung dar,
die sich in Adsorptionserscheinungen äußert; solche Vorgänge treten
auf, wenn sich in flüssigen Lösungen feste Körper von grober
Oberfläche befinden und man darf wohl die Wirkung so erklären,
daß an der Trennungsfläche eine Anreicherung der gelösten Substanz
vor sich geht. Der Grad dieser Adsorption ist abhängig von der
Feinheit der einzelnen Teilchen sowie von der Natur des gelösten
Präparates, indem nicht alle Metallsalze, organische Gifte usw.
gleichmäßig adsorbiert werden. Um- einen genügenden Grad der
Adsorption zu erreichen, ist es erforderlich, daß die Kohle lange
genug mit dem zu adsorbierenden Stoffe in Berührung kommt,
was bei der oralen Aufnahme wohl stets der Fall sein dürfte.
Dagegen ist ein allzulanges Verweilen im Darm oft unzweckmäßig,
da der Prozeß der Adsorption ein. reversibler sein kann, das heißt
das von der Kohle adsorbierte Gift vermögen die Lebensvorgänge
allmählich wieder von dieser zu trennen. Die Bedeutung dieses
praktisch wichtigen Punktes wird uns später bei der Besprechung
der einzelnen Kohlesorten wieder begegnen.
Mißerfolge beim therapeutischen Gebrauch sind oft auf die
ungeschickte Wahl eines Kohlepräparates zurückzuführen. Die
bisher im Handel sich befindlichen Sorten sind etwa folgende:
1. CarboLigni(Tiliae) pulveratus, gepulverte Holz-(Linden-)
Kohle des D.A.B. und der meisten anderen Pharmakopöen. Unser
Arzneibuch verlangt nur, daß sie schwarz sein mub, an Wasser:
nichts abgeben darf, daß sie ohne Flamme verbrennen muß und
höchstens 5 % Rückstand hinterlassen soll. Sie war früher über-
wiegend im Gebrauch und dürfte durch die folgenden Präparate
in den Hintergrund gedrängt worden sein. — Neben der Linden-
kohle finden sich noch hin und wieder die Kohlen anderer Pflanzen,
z. B. der Pappel, im Handel. 1 g Carbo Ligni pulveratus besitzt
ein Volumen von etwa 2,4 cem.
2.Carbo animalis (Pharm.gallica, japonica und americana),
meist durch Verkohlen von Blut oder Knochen gewonnen. Feines
schwarzes Pulver von hoher Adsorptionskraft. Neben der Carbo
sanguinis Merck scheint die Tierblutkohle -der Chemischen Fabrik
Freiweinheim a. Rh. von besonderer Güte zu sein. Von dieser
entspricht 1 g ebenfalls etwa 2,4 cem.
1) Graham, Schmidts Jb. d. ges. M. 1834, Bd. 4.
» Hort, Schmidts Jb. d. ges. M. 1834, Bd. 4. 2 788
%) Adler, Kongr. f. ion. Med. 1914, S. 832 u. W. kl. W. 1912, 3.79
) Wiechowski, Kongr. f. inn. Med. 1914, S. 329 u. Fortschr.
d. M. 1900, S. 400.
5 Starkenstein, M. m. W. 1915, S. 27.
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= loidale Kohle.
~ Größe eines roten Blutkörperchens oder weniger, Carcolid ist sehr
.. Teilchen ein Filter und das Filtrat bleibt schwarz gefärbt.
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-~ sichtigung des Carcolids und der Kohle Hofmann nach verschie-
zu haben.
. meines Erachtens mit Recht, auf Widerspruch gestoßen und
- graphie „Über Wund- und innere Behandlung von verschiedenen
. weiter unten.
‚ sitzt vielmehr.eine viel geringere Entfärbungskraft Methylenblau -
Nr. 747/48,
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"94. August: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr %4 © 0 BH
. Zu diesen beiden Koblearten hat sich. neuerdings die
kolloidale. Kohle gesellt; sie ist keine Pflanzen- oder Tier-
` -kohle und wird nach einem“besonderen Verfahren gewonnen;
‚dabei zeichnet sie sich durch. einen hohen Grad von Feinheit aus:
die einzelnen Teilchen sind nur mikroskopisch nachzuweisen. Von
dieser Modifikation sind bereits zwei Präparate im Handel, das
Carcolid (Boehringer-Waldhof), sowie eine -von Geheimrat Hof-
mann, Technische Hochschule Charlottenburg, dargestellte kol-
‚als andere bisher bekannte Kohlesorten, die man auf Grund des
‘ Ausfalls. der Entfärbungsprobe als die besten ansah. In einer
Reihe von Fällen mit Darmkatarrhen hatte Walther recht gute
Erfolge mit Carcolid zu verzeichnen. Es „ne Ä
Sehr bald nach dem Erscheinen der Waltherschen Arbeit
folgten Darstellung der kolloidalen Acetylenrußkohle, deren Eigen-
mentelle Untersuchung neben dem Carcolid hielt ich schon des-
-halb für um so wünschenswerter, als Walther. sich fast aus-
‚schließlich auf rein klinische Angaben. beschränkt. .Neben diesen
beiden kolloidalen Kohlen zog ich des Vergleichs halber auch
eine recht gute Tierkohle in den Kreis der Untersuchungen, - die
bereits genannte Tierblutkohle der chemischen Fabrik Freiwein-
heim a. Rh. (im folgenden kurz als „Kohle Weinheim“ bezeichnet).
In einigen Versuchen: wurde auch Carbo Ligni mituntersucht.
| 3. Carcoltd, anscheinend eine feine Rußkohle, die mit
Wasser eine Suspension gibt, das Bestreben hat, oben zu
schwimmen und deren suspendierten Teilchen jedoch leicht sedi-
mentieren. In einer 15°/ igen Lösung ist ein Teil kolloidal gelöst,
ein anderer Teil suspendiert. Die einzelnen Teilchen besitzen. die
. .voluminös: 1 g entspricht etwa 4,6 cm. |
| 4. Die kolloidaleKohleHofmaaun, eine nach einem
besonderen Verfahren hergestellte Acetylenrußkohle, die eine solch.
feine Verteilung gewährleistet, daß in einer verdünnten, schwach
alkalischen Lösung die einzelnen Teilchen nur etwas größer sind :
als Tuberkelbacillen. 1 g entspricht einem Volumen von nur
.1,6 cem. In, Aufschüttelungen oder Lösungen passieren die
geht, so zeigte sich das auch von Walther erwähnte eigentüm-
liche Verhalten der kolloidalen Kohle, eine nur geringe Methylen-
'blauentfärbung herbeizuführen, bestätigt. Die Wie c h ow s ki sche
Probe, die ein einminutenlanges kräftiges Schütteln der betreffenden
Die mir zur Verfügung stehende Lösung enthielt 0,20, Kohle | 2500S vorsieht, ergab, daß |
und sedimentiert so gut wie nicht. Auch Aufschwemmungen, 03 g a Wenen fast 20 cem a
durch einfaches Schütteln mit Kohle bereitet, halten die Teilchen | _ ois Careolid ~ 0? entfärben. _
0,1: g Carbo Ligni weniger als !/, „
. (Übrigens. ist die Entfärbung auch teilweise abhängig von
der Stärke des Schüttelns und der Konzentration der Methylen-
' blaulösung.) | | u
| ‚Wollte man diese Probe als’ alleiniges Kriterium ‘der: Güte
gelten lassen, so dürfte als brauchbares Präparat nur die Kohle.
Weinheim. in Frage kommen, während die beiden kolloidalen Kohle-
sorten (Carcolid‘ und Kohle Hofmann) eine bedeutend geringere
Entfärbekraft zeigen. | ar!
‚Eine quantitativ genauere Bestimmung der Adsorptions-
fähigkeit hat Joachimoglu!) angegeben, indem er die Jod-
adsorptionsfähigkeit der einzelnen Kohlearten titrimetrisch
` bestimmte: ‚Man versetzt eine genau abgewogene Menge Kohle
(etwa 0,1 oder 0,2 g) mit 25 bzw. 50 cem !/,0-Normal-Jodlösung,
schüttelt */, Stunde im Schüttelapparat, zentrifugiert, entnimmt
` stunden- bis tagelang suspendiert und sedimentieren nur’ sehr
langsam, während das: in gleicher Weise behandelte Carcolidpulver
. sich viel schneller in zwei Schichten trennt.- In verdünnten Säuren
fällt die Kohle bald aus, nachheriger geringer Zusatz von Soda.
bringt sie teilweise wieder in Lösung. _ ` \ |
Ich habe nun einzelne Kohlesorten unter besonderer Berück-
. denen Richtungen hin verglichen und glaube durch die Ergeb-
nisse einige Hinweise zur therapeutischen Verwendung gegeben
<~. Als Kriterium für die Adsorptionsfähigkeit einer Kohle hat
man seit einigen Jahren die entfärbende Kraft gegenüber
einer: Methylenblaulösung hingestellt (Wiechowski) und be-.
hauptet, daß die adsorbierende Kraft parallel ginge mit der Ent-
färbung einer solchen oder ähnlichen Lösung. Diese Ansicht ist,
Natriumthiosulfat; hieraus berechnet man die an Kohle adsorbierte
Jodmenge. — Auf diese Weise ergibt sich: =
0,1 g Kohle Weinheim adsorbiert 6,6 cem '/,-Normal-Jodlösung `
de Bruine Ploos v. Amstel!) drückt dies in seiner Mono-
Krankheiten mit reiner amorpher Kohle“ recht deutlich aus in
. den Worten: „Die von Merck und Wiechowski vorgeschrie- 1,» „ Hofmann A 0, ME
bene Entfärbungsprobe von: Methylenblauchlorhydrat hat für die Le. 5 Carcolid ,„ 1:6. , ze:
0, „ ” Carbo Ligni ” f 2,1 ” è Pè]
Feststellung der Adsorptionskraft der Kohle nicht den geringsten
Wert.“ Diese Vorschrift, die auch das österreichische Ministerium |
des. Innern zur Prüfung einer therapeutisch brauchbaren‘ Kohle
gibt, lautet: a) 0,1 fein gesiebte und bei 120° getrocknete Kohle
muß mindestens 20 .cem einer 1,5°/,‚igen Lösung von Methylen-
blauchlorhydrat medicinale beim Schütteln in verschlossene Ge-
fäße innerhalb einer Minute vollständig entfärben (keine Filtration).
b) Wird eine Aufschüttelung von 3 g Kohle in 65 ccm der unter
a) beschriebenen Methylenblaulösung getrunken, darf der inner-
halb der nächsten 24 Stunden ausgeschiedene Harn keine Grün-
färbung zeigen. = :
' Über eine weitere, auf gleichem Prinzip beruhende, von
Joachimoglu eingeführte Probe mit freier Jodlösung siehe
Unter den verschiedenen Arten von Tierkohlen fand Joachimoglu
Unterschiede bis zum doppelten Wert (von 7,7 bis 15,9 cem). _
Vorstehende Tabelle zeigt also, daß die Tierkohle eine wesent-
lich höhere Jodadsorptionsfähigkeit besitzt als die kolloidalen Kohle-
arten. Daß aber der Grad der Jodadsorptionsfähigkeit in vitro
nicht maßgebend ist für die Intensität der Adsorption im Orga-
nismus, hat ebenfalls Joachimoglu bewiesen. Er zeigte, daß
das von der Kohle adsorbierte Jod, das sich in vitro durch Aus-
waschen mit Wasser nicht mehr von der Kohle. mechanisch trennen
| läßt, nach dem Einnehmen per os im Magendarmtraktus wieder
abgespalten wird und als Jodid fast vollständig im Harn er-
scheint. Der Vorgang, der sich im Reagenzglas als irreversibel
darstellt, wird also im Darm reversibel.
Von einer therapeuthisch brauchbaren ` Kohle soll nach
Joachimoglu 0,1 g mindestens 10 cem !/,-Normal-Jodlösung
adsorbieren. Es ergab sich aber auch hier, wie bei der Methylen-
blau-Schüttelmethode, daß auch die brauchbaren Sorten kolloidaler
Kohle ein nur geringes Jodadsorptionsvermögen besitzen. Ebenso-
‘wenig nun, wie die Jodadsorptionsprobe für die therapeutische
‚ Neuerdings hat nun Walther?) über die Erfolge berichtet,
die er mit der erwähnten kolloidalen Kohle Carcolid erhielt. Da
diese kolloidale Kohle infolge ihrer Feinheit und großen Volumens
eine äußerst große Oberfläche darstellt, müßte sie — theoretisch
betrachtet — imstande sein, mehr Farbstoffe zu adsorbieren als
andere Kohlesorten ; dies ist jedoch -nicht der Fall: Carcolid be-
obenerwähnten Methylenblau trink probe gesagt werden. Danach
soll der Harn innerhalb eines Tages keine Blaugrünfärbung zeigen,
gegenüber, als z, B. Carbo medicinalis (Merck) oder die von mir
wenn die mit Methylenblaulösung geschüttelte Kohle getrunken
vergleichsweise untersuchte Tierblutkohle Freiweinheim. . Dabei
soll aber diese kolloidale Kohle in therapeutischer Beziehung i s
Ä wird. ` Diesbezügliche Versuche stellte ich an mir selbst an; das
)-de Bruine Ploos v. Amstel, Volkmanns Vortr. 1918, Ergebnis veranschaulicht folgende Tabelle: |
. °) Walther, Ther. d. Geg. 1918, Nr.6, S. 192. ) Joachimoglu, Biochem. Zschr. 1916, Bd. 77, S. i.
mindestens ebenso wirksam, wenn nicht sogar noch besser sein,
erhielt ich Kenntnis von der durch Geh. Rat Hofmann er-
schaften bereits im vorigen kurz erwähnt. wurden. Die experi--
' Was zunächst die Adsorption von Farbstoffen an-
getrockneten Kohle mit einer 1,5°/,igen Methylenblauchlorhydrat- |
genau die Hälfte der zugefügten Jodlösung und titriert diese mit -.
Güte einer Kohle allein maßgebend ist, kann dies auch von der -
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842 TAGA = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
0,033 Methylenblau färbt den Harn nach 2 Stunden blau, bleibt
40 Stunden deutlich blau. |
i g Kohle Weinheim + 22 cem 1,5/,, Methylenblau: In 50 Stunden
- keine Blaufärbung.
-i g Carb. anim. (unbek. Herkunft) mit gleicher Menge Methylen-
.blaulösung geschüttelt: Keine Blaufärbung.
2 g Carcolid + 14 cem Methylenblaulösung (mehr wird nicht
adsorbiert, s. 0.): Zirka 20 Stunden zum Teil starke Blaufärbung.
1 g Kohle Hofmann + 22 ccm Methylenblaulösung: 40 Stunden
lang — besonders in den ersten 24 Stunden — Blaufärbung.
Keine Blaufärbung ergab sich also bei der Kohle Weinheim sowie
bei Carbo animalis (die übrigens schon viele Jahre alt war), während
bei den kolloidalen Kohlesorten eine bis 40stündige, teilweise er-
hebliche Blaufärbung bemerkt wurde. Auch hier erwies sich also
im Darm die Bindung an kolloidale Kohle als reversibel.
Der quantitative Grad der Adsorption von chemisch
einfach zusammengesetzten Giften durch Kohlepräparate, der
nur im Organismus eine bedeutende Höhe zu erreichen scheint,
läßt sich in vitro weniger deutlich zum Ausdruck bringen; jeden-
falls scheint längeres Schütteln erforderlich. Ich prüfte nach dieser
Richtung die adsorbierende Fähigkeit der Kohle gegenüber Car-
bolsäure (Carbolwasser) und Oxalsäure. Bei einminuten-
langem Schütteln adsorbieren |
0,2 g Kohle Weinheim
% cem Carbolwasser) d. h. das Filtrat zeigte
02, „ Hofmann 08 „ i. auf Bisenchloridzusatz
0,2 „ Carcolid weniger als 0,5 „ s keine, bzw. deutliche
0,2 „ Carbo Ligni „ ,„ 0,5, > Violettfärbung.
Wurde 0,01 Oxalsäure in !/,°/,iger Lösung mit je 0,2 der
betreffenden Kohle !/, Stunde im Schüttelapparat geschüttelt, so er-
gab das Filtrat auf Zusatz von Caleiumchlorid bei Kohle Weinheim
nur eine Opalisierung, bei Kohle Hofmann eine schwache und bei
Careolid eine etwas stärkere Trübung. Die Adsorption war also
bei Kohle Weinheim am stärksten, etwas schwächer bei Kohle
Hofmann und am schwächsten beim Oarcolid.
Bei der Beurteilung der Aufsagung von Giften ist die Stärke
der Adsorption von Gasen von Wichtigkeit, und zwar schon
deshalb, weil es Aufgabe der Kohle ist, bei Autointoxikationen
usw. die Gase des Darms an sich zu reißen und unschädlich zu
machen. Zur Prüfung gelangten Schwefelwasserstoff und
Kohlensäure. In einem Glascylinder, wurden 0,2 bis 0,4 g
Kohle mit 50 cem Wasser versetzt, 2 cem Schwefelwasserstoifwasser
zugefügt und kurze Zeit geschüttelt. Über den Cylinder gehaltenes
Bleiacetatpapier zeigt den Grad der Adsorption des Gases durch
die Kohle an. Das Bleipapier über dem Cylinder -mit
0,2 & Kohle Weinheim schwärzte sich fast sofort
0,4 g Carcolid P SR
0,2 g Kohle Hofmann 5 „ nicht |
OR o „+ 3 cem Schwefelwasserstoff schwärzte sich nur
wenig.
‚Etwas abweichend hiervon gestaltete sich das Resultat
bei der Adsorption der Kohlensäure: In einem 36 cem `
fassenden Cylinder, der mit 0,5 g Kohle beschickt ist — um die
Kohle möglichst weit zu verteilen, wurde der Cylinder horizontal ge-
legt, sodaß die Kohle genügend mit dem Gas in Berührung kam —,
adsorbierte f IE
0,5 g Kohle Weinheim in 2 Tagen 20 ccm CO, (im 2. Versuch 17 ccm),
0,5 g Carcolid 2 2 ” 1 2 ” ” 2. 2) 5 „
0,5 g Kohle Hofmann „2 , rn en ch Š 4.5 „
Bei der‘ı Kohletherapie dürfte jedoch die Kohlensäure-
adsorption im Gegensatz zu der des Schwefelwasserstoffs von unter-
geordneter Bedeutung sein. | |
Ich komme nunmehr zur entgiftenden Wirkung der einzelnen
Kohlesorten im Tierkörper: Zusatz von 2 bis 4 mg kolloi-
daler Kohle zu !/, bis 1/10 mg Strychnin ergab, daß Frösche, die
nach alleiniger Einspritzung der gleichen Strychninmenge nach
12 bis 15 Minuten Streckkrämpfe bekamen, nach Carcolid oder
Kohle Hofmann (besonders wenn die Mischung einige Zeit ge-
schüttelt wurde) erst später Krampferscheinungen oder nur ge-
steigerte Reflexerregbarkeit zeigten. Ausgesprochen deutlich war
die verminderte Wirkung, wenn die Kohle-Strychninmischung
(+ Wasser) 24 Stunden gestanden hatte.
Von Substanzen, die hohe Molekularverbindungen darstellen
und dabei äußerst giftig sind, wählte ich das Diphtherie-
toxin, das mir entgegenkommenderweise von den Höchster
Farbwerken zur Verfügung gestellt wurde. Die Giftigkeit war so
eingestellt, daß 0,0016 g für 100° g Meerschweinchen tödlich ist.
Die Kohle wurde jeweils mit dem Toxin im Mörser 1) etwas ver.
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rieben, dann mit etwa 5 cem Wasser aufgenommen und den
Tabelle:
Tiergewicht Toxin- Menge und Art der
O bie
g menge Kohle £ | A
375 0,01 0,0 Nach zwei Tagen tot
400 0,01 0,1 Kohle Weinheim Bleibt am Leben |
375 0,1 0,5 9 9 non E MR.
420 02002 t Nach sieben Tagen tot
580 OS OO > „ 26 Stunden tot
580 0,1 0,12 Carcolid Bleibt am Leben ;
565 ER Am folgenden Tage tot
400 0,3 0,12 ” 2 ”` l o» |
270 0,05 0,06 Kohle Hofmann Bleibt am Leben
270 0,2 0,12 » DE " i
220 0,4 0,12 ~ 3 ” 2». we
250 Orte EAn | Am folgenden Tage tot
Ein Vergleich der auf dieser Tabelle verzeichneten tödlichen
Dosen lehrt, daß die tödliche Gabe Diphtherietoxin bei gleichzei-
tiger Kohleverabfolgung bei der Kohle Hofmann ein Vielfaches
ist gegenüber der Kohle Weinheim und dem Carcolid. Diese hohe”
entgiftende Wirkung auch anderen Bakteriengiften gegenüber zu
erproben, sei hiermit angeregt. e
Die sonstigen Versuche. mit Kohle Hofmann bieten wenig
Charakteristisches: Gaben von 1 g und mehr werden von Hunden
gut vertragen, der (schwarz gefärbte) Stuhl ist normal. Die Fein-
heit der Teilchen gestattet auch eine intravenöse Injektion
kleiner vollkommen (kolloidal) gelöster Mengen: 25 cem’ einer
‘(durch Alkalizusatz) hergestellten 0,2°/,igen Lösung in dreimaligen
Abständen mit je drei bis fünf Minuten Pause bewirkten bei Ka-
ninchen lediglich eine geringe Blutdrucksteigerung; auch 10.cem
einer 1°/,igen Lösung beziehungsweise Verreibung ergaben nur
geringe Blutdruckschwankungen; jedoch erfolgte hiernach eine
halbe Stunde später Tod durch Embolie, offenbar infolge Zu:
. sammenballens der-einzelnen Teilchen. Eine intravenöse Injektion
therapeutisch wirksamer Mengen verbietet sich also beim Menschen.
Daß die Köhle Hofmann auch auf: kleinere Lebewesen in-
folge der Kleinheit ihrer Teilchen erstickend wirkt, läßt sich sehr
deutlich an Kaulquappen zeigen: In einer Aufschwemmung
von 0,5 g Kohle und 50 cem Wasser in einem Becherglase, bringe
man einige Kaulguappen und schwenke das Glas von Zeit zu
Zeit um. Nach einigen Stunden sind alle Tiere, die mit der
Kohle Hofmann in Berührung kamen, tot, während in den Gläsern _
mit Kohle Weinheim, Carcolid und Carbo Ligni die Tiere tage-
lang am Leben bleiben. Diese Erscheinung kann nur so gedeutet
werden, daß die mikroskopisch kleinen Teilchen der Kohle Hoi-
mann in die feinen Körperöffnungen oder Schwimmhäute bezie
hungsweise Gefäße der Tiere eindringen und diese verstopfen.
Aus den im vorstehenden mitgeteilten Versuchen geht her-
vor, daß wir in.der kolloidalen Kohle einen in mancher Beziehung
physiologisch interessanten Körper haben, der sich in physikalischer
und pharmakologischer Hinsicht von der bisher üblichen Tier-
und Pflanzenkohle in manchen Punkten wesentlich unterscheidet,
Die bereits von de Bruine Ploos v. Amstel als u
richtig erkannte Behauptung, daß Tierkohle für den therapar
tischen Gebrauch besser sein solle als andere Kohlearten, konn
‚ich in einigen Punkten bestätigen. Insbesondere wirkt die Kone
Hofmann infolge ihrer außergewöhnlich feinen Ver-
teilung auf Diphtherietoxin im Tierversuch stärker en ten
als einige der bisher genannten Kohlearten. Schwefelwassersto
wird in hervorragendem Maße von Kohle Hofmann adsorbiert un
desodoriert. Bei Autointoxikationen sowie bei exogene
Vergiftungen dürfte daher das neue Präparat gute Aussichten at
Erfolge haben. Die bisher vielfach übliche Anschauung, daß
Güte einer Kohle abhängig ist von dem Grade der Methylenblau-
färbung, die ebenfalls — wie oben erwähnt — von de Bin
Ploos v. Amstel und Walther bestritten wird, kann a
ich auf Grund meiner Versuche nicht teilen; offenbar spielen pe
den kolloidalen Kohlen bisher noch nicht erforschte physikalisch
chemische Verhältnisse mit. _ > $e.
: 1) Die im Porzellanmörser hinterbleibende Schwarztärbung, läst
sich durch Verreibung mit etwas konzentrierter Schwefelsäure un
auffolgendem Abscheuern mit gepulvertem Bimsstein entfernen.
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24. August.
Besondere Angaben. über.die Art der Darreichung (Pulver,
Tabletten usw.), Dosierung und Indikationen zu machen, erübrigt
sich, sie sind die gleichen wie für die anderen bekannten Kohle-
präparate. . Bei der Kohle Hofmann ist das geringe Volumen
gegenüber anderen Kohlearten von Vorteil. |
Über Versuche mit metallisierter (Silber, Schwefel, Selen)
kolloidaler Kohle gedenke ich in einer weiteren Arbeit nach einiger
Zeit berichten zu können.
Aus der Medizinischen Klinik in Greifswald
| (Direktor: Prof. Dr. Morawitz).
Einiges zur Diagnostik und Pathologie
der. Pankreaskrankheiten..
Von
Prof. Dr. Oscar Groß, Greifswald.
| (Schluß aus Nr. 33.)
Innere Sekretion des Pankreas. Schon bei Be-
' sprechung der Nahrungsausnutzung bei Pankreaserkrankungen .
haben uns die Resultate der Stoffwechseluntersuchungen darauf
hingewiesen, daß die Bauchspeicheldrüse außer der äußeren Se-
kretion sehr wichtige Funktionen "besitzt, deren Erklärung uns
durch die Annahme .einer inneren Sekretion, wie wir sie ja heute
für die meisten Drüsen des Organismus annehmen müssen, inne-
wohnen. Nachdem schon die älteren klinischen Beobachtungen
auf einen Zusammenhang zwischen . Pankreaserkrankungen und .
Zuckerkrankheit hingewiesen hatten, bewiesen uns die Entdeckungen
des experimentellen Pankreasdiabetes durch v. Mering und.
Minkowski, daß in der Tat enge Beziehungen zwischen dem
Kohlehydratstoffwechsel und der Bauchspeicheldrüse bestehen. Es
würde zu weit führen, in extönso auf dieses Gebiet eihzugehen,
wegen dessen auf die Lehrbücher über Stoffwechselkrankheiten
und Diabetes mellitus, vor allem auf die klassischen Werke
Nau nyns und.v. Noordens hingewiesen sein möge. Wir
müssen uns hier mit dem Pankreasdiabetes insoweit beschäftigen,
- als die Glykosurie ein Zeichen einer Erkrankung der Bauchspeichel-
drüse ist, Klinisch war das Zusammentreffen von 'Zuckerkrank-
_ heit’ und Pankreaskrankheit schon lange und zu oft beobachtet,
als daß es sich um ein rein zufälliges Zusammentreffen handeln
konnte. So berichtet Bright (41) über das Zusammentreffen von
Pankreasleiden mit Diabetes, der später wieder verschwand und
auch bis zum Tode des Patienten nicht wieder auftrat,
; Bei 80 Obduktionen Zuckerkranker im Wiener pathologischen '
Institut (Rokitansky) aus den Jahren 1838—1870 wurde das Pan-
kreas 18mal auffallend klein, schlaff, blutleer gefunden, jedesmal zeigte
Schwund auf ein Viertel mit Konkrementbil-
dung in den Ausführungsgängen, Umwandlung in einen schwieligen
Strang. Auch Recklinghausen fand zweimal hei Diabetikerleichen
sehr -schwere Veränderungen. des Pankreas. Ähnliche Beobachtungen
teilte Hartsen (42) mit, bei denen das Pankreas bis zur Unkenntlich-
keit in einen bindegewebigen Strang verwandelt war.
~ Frerichs fand das Pankreas 28mal von normaler Beschaffen-
heit, 12mal atrophisch. „Binmal war es bis auf einzelne Teile voll-
kommen verfettet mit Konkrementbildung im Ductus Wirsungianus, in.
einem anderen Fall fand sich im Kopf der Drüse ein Carcinom, ein
drittes Mal eine Umwandlung der Drüse in einen Absceß. Unter seinen
Beobachtungen führt er an, daß sich bei Kranken der Diabetes un-
mittelbar an eine akute Erkrankung des Pankreas anschloß. Derartige
Beobachtungen liegen in der älteren Literatur in größerer Zahl vor,
ohne daß man aber bei ihrem Studium den Eindruck gewinnt, daß
zwischen Pankreaserkrankung und Diabetes ein ursächlicher Zusammen-
hang angenommen worden wäre. Vielmehr hat man den Eindruck,
‚daß die bei der Autopsie festgestellte Pankreaserkrankung mehr als ein
zufälliges Zusammentreffen notiert wurde, ebenso wie sich öfter ja auch
Krankheiten der Nieren oder anderer Organe vermerkt finden.
Es ist zweifelloses Verdienst französischer Forscher, zuerst
auf die innigen Beziehungen zwischen Zuckerkrankheit und Er-
krankungen der Bauchspeicheldrüse hingewiesen zu haben. Schon
Lanceraux hatte 1880 auf diese Beziehungen aufmerksam
gemacht, fünf Jahre zuvor hatte Bouchardat ähnliche An-
schauungen vertreten, ohne daß aber diese Beobachtungen be-
stätigt oder ihnen wesentlicher Wert beigelegt worden wäre. Den
Untersuchungen deutscher Forscher war es vorbehalten, den
stringenten Beweis von dem Zusammenhang zwischen Diabetes
und Pankreas einwandfrei zu erbringen. Diese Großtat experimen-
teller Forschung war die Entdeckung des Pankreasdiabetes beim
Hunde durch v.Mering und Minkowski im Jahre 1889 (45).
Das Wesentlichste der umfangreichen Untersuchungen, ' die zu
1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
843
allgemein bekannt und schon zu oft des ausführlichen erörtert
sind, ist die Tatsache, daß die komplette Entfernung der Bauch-
speicheldrüse beim Hunde ‚eine schwere Zuckerkrankheit erzeugt,
die manchen Formen des menschlichen Diabetes mellitus äußerst
ähnlich ist und in vielen Punkten auf das genaueste mit ihm
übereinstimmt. Nur wenn die Bauchspeicheldrüse vollkommen
entfernt ist, kommt es zu einem Pankreasdiabetes; bleibt ein
kleiner Teil der Drüse zurück, so genügt. dieser zunächst, um
die Ausbildung eines Diabetes hintanzuhalten, der erst dann auf-
tritt, wenn der Drüsenrest der Degeneration anheimfällt (Sand-
meyer). Nicht bei allen Tiergattungen gelingt es, durch Ent-
fernung der Bauchspeicheldrüse einen "Diabetes hervorzurufen,
eine Tatsache, . die uns hier nicht weiter. beschäftigen soll. Aber
auch bei Kaltblütern und Vögeln können wir einen Pankreas-
diabetes erzeugen. Da, wo im Hundeversuch ‘nach angeblich
totaler. Pankreasentfernung der Diabetes ausblieb, war das Ex-
periment, wie Minkowski zweifellos mit Recht annimmt, nicht
sachgemäß ausgeführt, indem Reste der Drüse im Körper zurück-
geblieben waren, |
bei den pankreasexstirpierten Tieren ein konstantes Verhältnis
von Harnzucker (D) zu Harnstickstoff (N). Dieses Verhältnis D:N
beträgt 2,8, nach Minkowski der Beweis, daß wirklich eine
komplette Entfernung der Drüse vorgenommen ist. Das Wesent-
lichste dieser Zahl sieht Minkowski in der Tatsache, daß sie
das Maximum der Zuckerbildung aus Eiweiß angibt. Neben der
_ Glykosurie finden wir auch beim experimentellen Pankreasdiabetes
Vermehrung des Blutzuckers, der Werte bis 0,75 erreichen kann.
Daneben besteht ausgesprochene Glykogenarmut, respektive kom-
pletter Mangel. Nach Minkowskis Anschauungen ist die
Wirkung der Bauchspeicheldrüse auf ein in ihr vorhandenes
inneres Sekret zurückzuführen. Dies beweisen seine Versuche
partieller Exstirpation, seine Transplantationen der Bauchspeichel-
drüse unter die Haut, während die Tatsache, daß bei experimen-
tellem Pankreasdiabetes. injizierte Pankreasextrakte und Pankreas-
venenblut ohne Einfluß auf den Diabetes sind, durchaus kein
Gegenbeweis ist. Die Versuche Pflügers; nervöse Einflüsse -
verantwortlich zu machen, sind ebenfalls durch Minkowskis
Versuche als widerlegt zu betrachten. |
Der experimentelle Pankreasdiabetes zeigt uns, wie schon
erwähnt, weitgehende Ähnlichkeit mit der Zuckerkrankheit des
Menschen. Auch bei ihm kommt es zur Hyperglykämie, der aus-
geschiedene Zucker ist Traubenzucker, eingeführter. Traubenzucker
verläßt den Körper völlig unausgenutzt, andere Zuckerarten werden
wieder als Traubenzucker ausgeschieden. Polysaccharide erfahren
eine bessere Ausnutzung, zum Teil vermehren auch sie den
Traubenzuckergehalt des Harns. Dabei muß aber berücksichtigt
werden, daß wegen des mangelnden Pankreassaftes eine wesent-
liche Ausnutzung dieser Körper vorhanden ist, wie ja überhaupt
der Kot reich an unausgenutzten Nahrungsresten sein muß.
Die Fähigkeit des Organismus, Glykogen in sich abzulagern,
wird aufs schwerste geschädigt (Minkowski, Kausch), das
in der Leber enthaltene Glykogen verschwindet bald fast voll-
kommen. | | `
Das sind alles Dinge, die wir auch beim menschlichen
Diabetes in höherem oder geringerem Grade finden können, je
nach Art und Schwere des vorliegenden Falles. Und wir glauben,
daß man Minkowski wohl recht geben muß, daß man für
jede Art des menschlichen Diabetes Störungen in der Bauch-
speicheldrüse annehmen muß. Damit soll keineswegs gesagt sein,
daß stets anatomisch nachweisbare Veränderungen vorhanden sein
müssen. : Funktionelle Störungen können genügen. Manche Formen
des leichten Diabetes bei sicheren Pankreaserkrankungen zeigen
genau dasselbe klinische Bild und dieselbe Beeinflußbarkeit wie
andere, in denen scheinbar Veränderungen der Bauchspeichel-
drüse fehlen. Zwei Dinge sind es, die die Annahme .bewirkt haben,
daß nur in Ausnahmefällen der Diabetes die Folgeerscheinung
einer Pankreasstörung ist: 1. die eben erwähnte Tatsache, daß
bei den meisten Diabetikern anatomisch nachweisbare Pankreas-
veränderungen fehlen; 2. der Umstand, daß andererseits trotz .
schwerster anatomischer "Veränderungen des Organs der Diabetes
entweder völlig fehlt oder doch nur-m einer ganz leichten Form
auftreten kann. | |
Was den erstgenannten Punkt betrifft, so erscheint es viel-
leicht nicht recht wahrscheinlich, daß rein funktionelle, anatomisch
nicht nachweisbare Störungen die Ursache des Diabetes abgeben
‚sollen, Es wäre merkwürdig, daß, wenn ein jahrelang bestehender .
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Die weiteren Untersuchungen Minkowskis ergaben nun
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Diabetes durch funktionelle Störung der Bauchspeicheldrüse hervor-
gerufen ist, diese Störung — die doch immerhin recht erheblich
sein muß — mit unseren doch zweifellos feinen mikrochemischen
Färbemethoden nicht nachweisbar sein soll. Anders ist dies
natürlich bei vorübergehender Glykosurie.
Neue Untersuchungen — unter denen die eingehenden Ar-
beiten Weichselbaums und Heibergs zuerst genannt zu
werden verdienen, scheinen uns aber neue Wege gewiesen zu
haben, indem diese Untersuchungen bei Diabetes stets Ver-
änderungen der Drüse nachweisen konnten. Nicht nur Degene-
ration oder Entzündungserscheinungen des Drüsenparenchyms sind
es, sondern besonders quantitative Veränderungen der Langer-
hansschen Inseln (Heiberg), denen dadurch eine sehr
wesentliche und weittragende Bedeutung beigelegt wird, sind
nachweisbar. Es handelt sich, wie gesagt, oft mehr um quantitative,
als um qualitative Veränderungen. Heiberg hat nach einer
besonderen Methode die Inseln gezählt und ihr Volumen gemessen
und dabei weitgehende Unterschiede zwischen dem Pankreas des
Diabetikers und dem gesunder Menschen gefunden. Die Zahl der
erhaltenen und funktionstüchtigen Inseln steht nach Heiberg
im umgekehrten Verhältnis zur Schwere der Zuckerkrankheit. Er
hat in einer großen Anzahl von Arbeiten seine Anschauungen zu
beweisen gesucht, und wir möchten bei der Wichtigkeit, die uns
diese Untersuchungen zu haben scheinen, auf den heutigen Stand
der Frage nach der Bedeutung der Langerhansschen Zell-
haufen kurz eingehen.
Die Langerhansschen Zellinseln oder Zell-
haufen, auch Gefäßinseln genannt, liegen zwischen dem übrigen
Drüsengewebe und stellen, wie der Name sagt, größere oder
kleinere Zellhaufen dar. Sie haben, wie Kühne und Lea ge-
zeigt haben, ein reichliches Gefäßnetz, das weit erheblicher ist als
das des anderen Drüsengewebes. Außerdem haben sie eine starke
Nervenversorgung (Pensa). Der ganze Zellhaufen ist umgeben
von einer Bindegewebskapsel, die vielleicht nicht ganz homogen,
sondern an einzelnen Stellen unterbrochen ist. Die Zellen selbst
unterscheiden sich von den sekretorischen Zellen des Pankreas
durch ihre Form. Sie sind polygonal, zu Säulen geordnet. Der
ganze Zellhaufen ist oval oder rund. Nach Heiberg besteht
die Drüse zu zirka 3°/, aus Inseln. „Rechnet man das Gewicht
eines Pankreas zu 80 g, so ist das der Langerhansschen
Inseln 2,4 g.“
Die Anschauungen über die Zellhaufen haben im Wandel
der Zeit des öfteren gewechselt, und so kommt es auch, daß
heute die Frage über ihre Bedeutung noch nicht endgültig gelöst
ist. Während man früher die Langerhansschen Inseln
als lymphoide Organe betrachtete, stehen sich heute zwei prinzipiell
verschiedene Anschauungen gegenüber. Die eine betrachtet die
Inseln als feste, dauernd vorhandene Zellgruppen, die im Gegen-
satz zu dem übrigen Drüsengewebe, das mehr das äußere Sekret
zu bilden habe und dessen Zellen auch in Verbindung mit den
Ausführungsgängen stehen, die Träger der inneren Funktion -der
Bauchspeicheldrüse bilden. Die Langerhansschen Inseln
spielen dabei vor allem im intermediären Kohlehydratstoffwechsel
eine wesentliche Rolle.
Die Vertreter der anderen Anschauung glauben in den Inseln
keine specifischen Zellmassen, denen besondere physiologische
Aufgaben zukommen, sehen zu dürfen, sondern sie bestreiten ihre
Konstanz und nehmen an, daß dauernd Übergänge von Drüsen-
gewebe in Zellinseln und umgekehrt vorkommen.
Dieser fortwährende Übergang von Acinusgewebe in Insel-
gewebe wurde zuerst von Laguesse behauptet, der insofern
eine eigenartige Stellung im Kampf der Meinungen einnimmt, als
er zwar einerseits für dieses „Balancement“ eintritt, andererseits
aber das Vorhandensein einer Bindegewebsmembran um die Inseln
anerkennt; dabei räumt er den Inseln physiologisch eine Sonder-
stellung ein. Sie sollen die innere, die Acini die äußere Sekretion
besorgen, trotzdem aber sich ineinander verwandeln können, um
nebeneinander bald die eine, bald die andere Aufgabe zu erfüllen.
Drüsengewebe und Zellinseln werden aber als „artgleich
und physiologisch gleichwertig“ angesehen (Helly).
` Gegen die Gleichwertigkeit der Inseln und des Parenchyms
spricht eine Reihe von Tatsachen, die von den Gegnern dieser
Anschauung ins Feld geführt werden. Vor allem sind die Inseln
mit einer dünnen Bindegewebskapsel umgeben (Diamare, Hei-
berg). Ferner soll die Art der Nerven- und Gefäßversorgung
der Inseln dafür sprechen, daß wir es bei ihnen mit selbstän-
digen Gebilden zu tun haben, Ferner scheint die wesentlich
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
24. August,
En a a ee ne en SE a a
größere Widerstandsfähigkeit der Inseln, die auch wir zu beob-
achten Gelegenheit hatten, für eine anatomische und physiologische
Selbständigkeit der Inseln zu sprechen. i
Die Untersuchungen Herxheimers scheinen allerdings
diese Befunde nicht zu bestätigen. Vielmehr kommt auch er auf
Grund seiner Untersuchungen zu dem Schluß, daß es sich bei den
Inseln nicht um selbständige Gebilde handelt, sondern daß auch
im postembryonalen Leben Übergänge von Inselgewebe in Paren-
chymgewebe vor sich gehen. Zunächst leugnet er auf Grund von
Serienschnitten die Existenz einer abgeschlossenen Kapsel um die
Inseln, stellt vielmehr das die Inseln umgebende Bindegewebe auf
dieselbe Stufe wie das intraacinöse Bindegewebe des übrigen Pan-
kreas. An den Langerhansschen Inseln mancher Tiere fehlen
kapselähnliche Gebilde überhaupt vollkommen. Es darf daher die
sogenannte Kapsel nicht als Beweis gegen eine Umwandlung der
beiden Zellarten benutzt werden.
Weiterhin konnte Herxheimer die von Lazarus be
schriebene Vergrößerung und Hyperämie beim Phloridzindiabetes,
die ebenfalls als Beweis der specifischen Bedeutung der Inseln
herangezogen wurden, nicht bestätigen, ebenso wie er die noch
zu besprechende nach Gangunterbindung auftretende Atrophie des
Parenchyms unter Erhaltenbleiben der Inseln nicht als Stütze der
Inseltheorie anerkennen kann, Gerade weil ein Teil des Pankreas
zugrunde geht, soll sich der Rest in eine widerstandsfähige Form
umwandeln, „welche am besten Widerstand leisten kann und zu-
gleich die höchste Potenz der Funktion in bezug auf Kontrolle
des Kohlehydratstoffwechsels darstellt, das heißt eben die Langer-
hansschen Zellinseln“.
Auch v. Hansemann vertritt die Anschauung, dab die
Inseln durch Umwandlung aus dem Parenchym entstehen Können.
Plattenrekonstruktionen zeigten ihm niemals vollkommen abge-
schlossene Inseln.
Diese Frage der Entstehung der Zellinseln bedarf zunächst
einer Lösung, ehe ihre Bedeutung für den Diabetes mellitus ent-
schieden werden kann. Das eine geht aus einer großen Reihe
sorgfältig durchgeführter Untersuchungen hervor, daß mikroskopisch
sichtbare Veränderungen an den Inseln bei allen Formen des Dia-
betes mellitus fehlen können, daß andererseits schwerste Verände-
rungen an den Inseln vorhanden sein können, ohne daß klinisch
ein Diabetes nachweisbar wäre, daß aber drittens Inselverände-
rungen und Diabetes zu häufig nebeneinander vorkommen, als
daß ein zufälliges Zusammentreffen angenommen werden könnte.
So fand Karakaschoff bei Diabetes mellitus die Langer-
hansschen Inseln stets normal, mitunter sogar gewuchert. Die
Wucherung faßt er als vicariierendes Wachstum auf, indem daraus
eine Neubildung von Drüsengewebe hervorgehen soll. Da, wo
Drüsengewebe zugrunde geht, soll es zu dieser Wucherung der
Inseln kommen. Gerade die Inseln bilden den widerstandsfähigsten
Teil des Pankreasgewebes, das beim Pankreasdiabetes in toto ge
schädigt wlrd. Geht dabei das Parenchym zugrunde, so bilden
die widerstandsfähigeren Inseln neue Acini.
In späteren Untersuchungen desselben Autors an der Bauch-
speicheldrüse von vier an schwerem Diabetes gestorbenen Patienten
soll die Umwandlung von Inselschleifen und die Auflösung ganzer
Inseln in Acini sehr deutlich gewesen sein. Auch an embryonalen
Organen angestellte Untersuchungen bewiesen ihm, daß sich auch
in der fötalen Entwicklung das Parenchym aus den Inseln ent-
‚wickelt, daß diese im postfötalen Leben gewissermaßen als Reserve-
organe zu betrachten sind.
Man hat versucht, das Experiment zur Lösung der Frage
nach der Stellung der Langerhansschen Inseln zu Hilfe zu nehmen
und ist dabei zu äußerst interessanten Resultaten gekommen.
Eine wichtige Stütze für die Selbständigkeit der Langerhans-
schen Inseln in anatomischer und physiologischer Beziehung schienen
die allerdings nicht unwidersprochen gebliebenen, schon oben erwähnten
Versuchsresultate von Lazarus zu bilden. Durch lange fortgesetzte
Vergiftung von Meerschweinchen mit Phloridzin, die zu langdauernder
Glykosurie mit zunehmender Kachexie und sehr erheblichem Gewichts
verlust führte, konnte eine sehr beträchtliche Hypertrophie der Baue. ;
speicheldrüse hervorgerufen werden, Diese Vergrößerung kam fas
allein auf das Konto einer ungeheuren Hypertrophie und Hyperplasie
der Langerhansschen Inseln zu stehen, die zum Teil zu einer
derartigen Größe auswuchsen, daß sie makroskopisch erkennbar Ve
und deren Zahl auf ein Vielfaches der Norm anwuchs. Schien dami
der Beweis einer Selbständigkeit der Inseln erbracht zu sein, SO sprachen
die Versuche weiterhin für eine wichtige Rolle, die sie im Kohlehydra
stoffwechsel zu spielen hatten. Aber, wie gesagt, die Untersuchungen
schienen den Nachprüfungen nicht standzuhalten, Die meisten nachpll”
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 384.
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fenden Autoren konnten sie nicht bestätigen (Liersum und Pole-
naar, Tiberti, Hertel, Herxheimer).
=. . Kontrolluntersuchungen (Herxheimer) ergaben, daß sich im
Meerschweinchenppankreas schon unter normalen Verhältnissen zahlreiche‘
auffallend große, hyperämische Zellinseln vorfinden, die sich in ihren
Massen den von Lazarus nach Adrenalin- und Phloridzinvergiftung
gefundenen durchaus gleich verhalten. Heibergs Untersuchungen an
Mäusen stimmten hiermit überein. Die Versuche Lazarus’, die eine
besondere Stütze der Inseltheorie zu bilden schienen, hielten also der
- Kritik der Nachuntersuchungen nicht stand. Experimentelle Vergif-
. ‚tungsversuche, ähnlich denen von Lazarus, ebenfalls dazu geeignet,
eine Stütze für die sogenannte Inseltheorie abzugeben, waren die von
Hirata, der nach Verabreichung von Arsen, das schon früher bei
Diabetes mit gutem Erfolg gegeben worden war, bei Meerschweinchen
Inselhypertrophien beobachtet hatte. Die Tiere erhielten täglich 2 bis
' 8 mg Liquor Kalii arsenicosi subceutan, Die hiernach auftretende, bei
den Kontrolltieren nicht beobachtete Vergrößerung der. Langerhans-
schen Inseln war durch eine Zunahme der Zellen bedingt; das Drüsen-
parenchym wurde durch die Arsenmedikation nicht geschädigt. _
Ähnliche Resultate hatten schon Carnot und Amet nach
Phosphor- und Arsenikvergiftungen 'erbalten. Nachprüfungen an
Tieren und Menschen, die Heiberg anstellte, ergaben nichts,
die Langerhansschen Zellhaufen sehr gut erhalten geblieben
Koblehydratstoffwechsel habe ich schon weiter oben hingewiesen.
Autoptisch ist das Volumen des Organs durch die Bindegewebs-
wucherung erheblich vermehrt, ähnlich wie das im ersten Stadium
der Lebereirrhose der Fall ist. Auch mikroskopisch fällt das-
‚wuchernde ` intraacinöse Bindegewebe auf. Zu einer Schrumpfung
kommt es zunächst nicht. Später jedoch schrumpft das Binde-
gewebe.
und der zur Autopsie kam, konnten wir eine Schrumpfung des.
meistens der Kopf sklerotisch erkrankt‘ war, habe’ ich nicht beob-
achten können, kommen aber vor. ı | E
Der Prozeß geht, wie man annimmt, im allgemeinen von den
Blutgefäßen aus. Lues und Arteriosklerose werden dabei eine
‚wichtige Rolle spielen. Auch durch chronische Stauung (Gallen-
| Nach
gewebswucherung unter gleichzeitigem Zugrundegehen des Drüsen-
parenchyms. Dabei ist bei einigen von mir untersuchten Fällen ..
auffällig gewesen, daß trotz des Zugrundegehens des Parenchyms
waren. Auf die Bedeutung dieser Tatsache für den intermediären.
Drüsengewebes feststellen, sodaß man nur einen dünnen und.
kurzen Strang vorfand, Fälle, bei denen nur ein Teil der Drüse, -
auf die Art der
verhärtung) und Pankreasschwund.
„was in der Richtung quantitative Veränderungen der, Inseln.
infolge der Arsenikvergiftung deuten könnte, kurz gar nichts, was
= Sich gebrauchen ließe, um die von Carnot und Amet auf-
„gestellten Ansichten zu stützen“.
Inselzellen bei Leberleiden, die Ohlmacher zu beobachten
‘ geglaubt. hatte, fanden ebenfalls durch Heiberg keine Be-
stätigung. | |
Man könnte nach alledem als typischen Befund bei schweren
- Pankreaskrankheiten einen Diabetes erwarten. Aber das ist nicht
der Fall. Im Gegenteil: während, wie schon erwähnt, schwerster
Diabetes fast stets Veränderungen am Pankreas vermissen läßt,
fehlt umgekehrt die Zuckerkrankheit bei schwerstem Pankreas-
schwund. Ein typisches Beispiel bot ein von mir beobachteter
Patient mit schwerstem Pankreasschwund. An Stelle der Drüse
fand sich nur ein bindegewebiger Strang, das Drüsengewebe war
so gut wie vollkommen geschwunden. Aber. die mikroskopische
Untersuchung zeigte, daß in dem Bindegewebe die
Langerhansschen Inseln in großer Menge vorhanden
Der Mann hatte zu Lebzeiten |
und yöllig intakt erhalten waren.
trotz seiner schweren Organerkrankung nur einen ganz leichten
Diabetes und war durch Regelung der Diät bei relativ: hoher
Toleranz gegen Kohlehydrate leicht, zuckerfrei zu bekommen. In
einem zweiten Fall konnte ich ganz analoge Verhältnisse feststellen.
Das spricht doch sehr zugunsten der Anschauung, daß für die
‚Innere Funktion des Pankreas soweit sie für den Kohl-
hydratstoffwechsel in Betracht kommt, die Zel-
haufen maßgebend sind. | ar:
Der diagnostische Wert der Glykosurie bei Pankreaskrankheit
‚ist früher zweifellos überschätzt worden. Tritt Glykosurie auf, so
ist sie natürlich mit in Betracht zu ziehen, fehlt sie, so spricht
das keineswegs gegen eine Erkrankung der .Bauchspeicheldrüse.
Wiederholte Harnuntersuchungen, vor allem nach etwas reichlicherer
Zufuhr von Kohlehydraten, vielleicht auch von Traubenzucker sind
notwendig. : |
Berücksichtigt man die erwähnten Methoden, untersucht man
den Stuhl, |
Probekost, so ist es heutzutage sehr wohl möglich, Pankreaskrank-
heiten zu diagnostizieren. Natürlich gestattet es keine der an-
gegebenen Verfahren, einen Schluß auf die Art der vorliegenden
Erkrankung zu ziehen. Nur daß das Organ erkrankt ist, können
wir feststellen. Erst das ganze klinische Bild läßt einen Schluß
Erkrankung zu. | | |
| Es kann nicht der Zweck dieser Ausführungen sein, eine Dar-
stellung aller Pankreaskrankheiten zu geben. Vor allem möchte
ich an dieser Stelle verzichten, auf die Leiden einzugehen, die
akut unter stürmischen Erscheinungen der Peritonitis einsetzen
und einer chirurgischen Behandlung bedürfen. Vielmehr þe-
Schränke ich mich auf die Erkrankungen, die das besondere
Interesse des Internisten wachrufen und die zweifellos häufiger
vorkommen, als dies im allgemeinen angenommen wird. Gerade
zur Feststellung dieser Leiden mögen, die oben angeführten
ethoden :dienen. í | u
Pankreaseirrhose (besser Pankreassklerose, Pankreas-
: Die Cirrhose
der. Bauchspeicheldrüse ist eine Erkrankung, die ein Analogon
ur Lebereirrhose bildet und oft mit ihr vergesellschaftet voi-
Kommt, Pathologisch-anatomisch handelt es sich um starke Binde-
Specifische Veränderungen der
_ Bauchspeicheldrüsen wirklich Sklerosen waren.
da sehr viele Irrtümer unterlaufen und so die erschreckend hohen
vor allem auch unter Beachtung der Schmidtschen |.
stein!) sollen derartige Sklerosen hervorgerufen werden.
atropbie und Ikterus.
steinoperationen will.sie Kehr 69 mal gefunden haben. Das.er-
daß viele Fälle durch die makroskopische Untersuchung überhaupt
heit noch häufiger. Aber ich glaube, daß die hohen Werte Kehrs
verursacht sind durch die Art der Feststellung. _Die Diagnose
| wurde gestellt 1. durch die Cammidgereaktion, 2. durch die
Palpation bei der Laparotomie. |
tümern Veranlassung gibt und auch bei Pankreasgesunden positiv
ausfällt. E u
härtung der Bauchspeicheldrüse betrifft, so wird ein jeder, der
öfter Sektionen gemacht und auf die Bauchspeicheldrüse geachtet
hat, zugestehen, daß man da noch mehr Irrtümern ausgesetzt ist.
Ich konnte oft feststellen, daß ein scheinbar induriertes, steinhartes
Pankreas mikroskopisch untersucht vollkommen normal war. Und `
ich möchte meine Zweifel aussprechen, ob alle die von Chirurgen
bei Laparotomien als hart und daher sklerotisch angesprochenen
Ich glaube, daß
i
Werte Kehrs zu erklären sind.
Ätiologisch spielen, wie gesagt, Gefäßerkrankungen, Stauungs- ` -
erscheinungen (Alkohol!) die wichtigste Rolle. eoi
k Die Kranken klagen über Druckgefühl in der „Magengegend“,
über Aufstoßen, mitunter besteht Verstopfung, öfter Durchfall, sie
ind meistens appetitlos, magern ab, aber niemals so hochgradig
wie bei der zweiten Form. Leichter Ikterus tritt mitunter auf.
In der Anamnese spielen mitunter Gallensteinanfälle eine Rolle.
Das alles sind Symptome, die nichts Charakteristisches an sich
haben und auch bei anderen Magendarmaffektionen vorkommen
können. Die Diagnose kann also nur durch eine genaue Unter-
suchung unter Berücksichtigung der obengenannten Momente
gestellt werden. Mitunter besteht ganz leichter Ikterus. Objektiv
findet man eine uncharakteristische Druckempfindlichkeit in der
Pankreasgegend, aber diese kann auch fehlen. Nach Schmidt-
scher Probekost findet man, .mitunter erst bei wiederholter Unter-
suchung, Muskelfasern im Stuhl. Auf die Bedeutung und
‚Wichtigkeit der Schmidtschen Probekost kann nicht. oft genug
`
hingewiesen werden..
Untersucht man den Stuhl mittels der Caseinmethode, so
findet man stets eine sebr starke Verzögerung oder vollkommene
Aufhebung der Caseinverdauung. Die Ausnutzung der Nahrung
ist eine relativ gute. Der Urin enthält keinen Zucker, `’
Die Erkrankung. kann jahrelang bestehen und kann sich,
wenh die ursächlichen Momente wegfallen, zweifellos zurückbilden.
Die Therapie muß nach Möglichkeit eine ätiologische
(Lues!) und daher oft (Gallenstein!) eine chirurgische sein. Im
übrigen dürfte sich in allen Fällen die Verabreiching von Pankreon’
empfehlen, | l
Heß bewirkt die totale Verhinderung des Sekretabflusses Pankreas- .
Die Erkrankung, wenigstens in ihren leichteren Formen, : ist.
| sicher häufiger, als man früher angenommen hat. Bei 220 Gallen-
scheint mir allerdings viel zu hoch! Wenn man berücksichtigt, -
nicht festgestellt werden können und daß oft nur die mikroskopische `
Untersuchung die Veränderungen zeigt (O ser), so wäre die Krank-
Über den Wert der Cammidgereaktion habe ich eingehend °
gesprochen und dargelegt, daß sie außerordentlich leicht zu Irr- _
Was die Beurteilung der ‘palpatorisch feststellbaren. Ver-
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Bei einem Kranken, der sein Leiden mehrere Jahre hatte |
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
Eine zweite, viel schwerere Form der Pankreatitis ist der
Pankreasschwund (Pankreasphthise), der meistens die Folge
chronischer Intoxikationen zu sein scheint. Bleivergiftung, vor
en aber Alkohol scheint eine ätiologisch wichtige Rolle zu
spielen,
Pathologisch-anatomisch finden wir einen schlaffen,
weichen Bindegewebsstrang, in dem die Langerhansschen
Haufen enthalten sind, an Stelle der Drüse. In den größeren
Drüsengängen finden sich feine Konkremente, wie ich stets beob-
achtete. Diese sind nicht etwa die Ursachen der Erkrankung,
sondern die Folge des durch sie krankhaft veränderten Sekretes.
Die Konkremente führten niemals zu einer Verlegung des Ganges,
da sie stets pulver- oder grießförmig waren. Auch hier ist das
Bindegewebe gewuchert.
Das Krankheitsbild ist außerordentlich schwer und stürmisch
und die Prognose absolut ungünstig. DieKranken leiden an Erbrechen,
vor allem aber an heftigen, aashaft stinkenden Durchfällen. Der
Stuhl .enthält dann gewöhnlich große Mengen von Fett, es besteht
das typische Bild der Steatorrhöe. Frisch gelassen ist er ein
„Olstuhl“, das heißt auf dem Stuhl schwimmt eine dicke Fett-
schicht, die nach dem Erkalten zu einer stearinartigen Masse er-
starrt.. Im Stuhl finden sich große Mengen unverdauter Fleisch-
fasern. Die Caseinprobe ist stets positiv. Das Casein wird auch
nach Tagen nicht verdaut. Es läßt sich damit die Diagnose
stets sicherstellen. Der Urin enthält Traubenzucker, doch be-
steht aus oben angeführten Gründen gewöhnlich kein Diabetes
der schweren Form, obwohl dies nach den Beobachtungen Albus
auch vorkommt. Bei sachgemäßer Diät geht der Zucker bald
zurück, die Toleranz gegen Kohlehydrate ist meistens nicht er-
heblich.
Subjektiv leiden die Kranken sehr unter dem Gestank der
Faeces, der sich auch der Atmungsluft mitteilt und sich im ganzen
Zimmer verbreitet. Es besteht außergewöhnliche Mattigkeit und
Hinfälligkeit, extreme Abmagerung. i
Diese Abmagerung rührt von der fast vollkommen auf-
gehobenen Ausnutzung der Nahrung her. Wie ich zeigen konnte,
ist diese völlig aufgehobene Fettresorption nicht etwa die Folge
des Fehlens der Bauchspeicheldrüse, sondern, analog den Versuchen
Lombrosos, durch das Fehlen einer die Fettresorption be-
dingenden inneren Funktion der Drüse verursacht. Nach ein bis
zwei Jahren gehen die Kranken an Erschöpfung zugrunde. Aut-
optisch findet man neben den geschilderten Pankreasveränderungen
häufig eine Lebercirrhose, die auf dieselben Ursachen zurück-
zuführen ist.
Therapeutisch empfiehlt sich auch die Verabreichung von
Pankreon. Die Behandlung kann nur eine symptomatische sein.
Beide Krankheiten werden insofern öfter miteinander ver-
wechselt, als sie beide oft unter dem Sammelnamen Pankreas-
cirrhose gehen. Wenn auch bei beiden das Bindegewebe ge-
wuchert erscheint, so ist das doch das einzige Gemeinsame beider
Leiden. Auch mit der als Pankreasatrophie,einer Alters-
erscheinung bezeichneten Veränderung der Bauchspeicheldrüse, hat
der Pankreasschwund nichts zu tun. Bei alten Leuten finden wir
ziemlich häufig bei der Sektion stark atrophische Bauchspeichel-
drüsen, die zwar in toto verkleinert sind, die aber aus, wenn
auch atrophischem, Drüsengewebe bestehen. Erscheinungen macht
diese Pankreasatrophie klinisch im allgemeinen nicht. Auch in
den von Hansemann beschriebenen Fällen von sogenannter
diabetischer Atrophie handelt es sich um ein ganz
anderes Leiden, wenn auch hier frische Wucherungen des Binde-
gewebes und fibröse Entartung vorhanden sind. Zur Vermeidung
von Verwechslungen schlage ich daher vor, nur die oben be-
schriebene Erkrankung als Pankreasschwund (Pankreas-
phthise) zu bezeichnen.
Achylia beziehungsweise Hypochyliapan-
creatica. Die Häufigkeit dieser Erkrankung, die allerdings in
der Mehrzahl der Fälle kaum diagnostiziert wird, da sie nur mit
Hilfe der Funktionsprüfungsmethode der Bauchspeicheldrüse nach-
weisbar ist, verlangt schon allein, daß man dies Verfahren häu-
figer in Anwendung bringt. Im allgemeinen kommt sie vergesell-
schaftet mit der Achylia beziehungsweise Hypochylia gastrica vor.
Ist bei einem Kranken Salzsäuremangel festgestellt, sind orga-
nische Ursachen, vor allem ein Katarıh des Magens auszuschließen,
bestehen Durchfälle, so liegt der Verdacht vor, daß neben der
Achylia gastrica eine Achylia pancreatica besteht. Man war lange
darüber im unklaren, wie die Durchfälle bei Achlorhydrien zu er-
klären seien. Bald wurden Bakterien, die infolge Fehlens der
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antiseptisch wirkenden Salzsäure wuchern und einen Darmkatarrh
hervorrufen sollten, beschuldigt, bald machte man mechanische Rei-
zung der im Magen ungenügend verdauten Ingesta schuldig. Auf- |
fällig hätte es dabei immerhin bleiben müssen, daß bei den mit
HClI-Mangel einhergehenden organischen Erkrankungen des Magens,
bei denen die Amylorrhexis und die übrige Magenverdauung auch
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in Mitleidenschaft gezogen war, Durchfälle meist fehlen, Heute
wissen wir (Schmidt, Groß), daß die Ursachen in einer
funktionellen Schwäche der Bauchspeicheldrüsensekretion zu suchen
ist. Untersucht man den Stuhl des Kranken nach dem von mir
angegebenen Verfahren, so läßt sich in diesen Fällen stets ein Mangel
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an Bauchspeichel nachweisen, der sich in einer außerordentlichen
Verzögerung (nicht Aufhebung) der Caseinverdauung doku-
Dauert sie, wir wir oben gehört haben, normalerweise
10—14 Stunden, so wird hierbei das Casein in 1—2X24 Stunden
Wir fanden bei Magenachylien fast immer nur dann
mentiert.
verdaut.
herabgesetzte Trypsinwerte, wenn die Kranken an Durchfällen
litten. War der Stuhl normal, so gab auch die Caseinprobe nor-
male Werte,
Die Kranken haben die üblichen Beschwerden der Achyliker,
daneben aber im übrigen zum Symptomenkomplex gehörende
Durchfälle, durch die sie außerordentlich belästigt werden und die
gewöhnlich auf Diätregelung allein nicht reagieren. Der Stuhl
nach Schmidtscher Probekost zeigt viel Bindegewebe als
Folge der schlechten Magenverdauung, Muskelfasern findet man
nicht oder nur in geringer Menge, Niemals kommt es zur
Steatorrhöe. Ebenso kommt es niemals zur Glykosurie, Die
Krankheitserscheinungen sind niemals so ausgesprochen und heftig,
wie bei anatomischen Pankreaserkrankungen.
Über die anatomischen Grundlagen kann ich natürlich An-
gaben nicht machen, da die Erkrankung relativ harmlos ist und
nicht zum Tode führt. Zweifellos handelt es sich wie bei der
Magenachylie um eine rein funktionelle Erkrankung. Beide sind
der Ausdruck derselben Konstitution. Ist bei vielen Pankreas-
erkrankungen die Therapie überhaupt machtlos, kommt bei den
meisten nur ein chirurgischer Eingriff in Frage, so bietet die
Pankreashypochylie ein dankbares Feld für den Internisten. Um’
so wichtiger ist die frühzeitige Diagnosenstellung.
Die Einwirkung auf die Salzsäureproduktion des Magens
allein ist stets wirkungslos. Dagegen verschwindet das ganze
Krankheitsbild, wenn man neben der Salzsäuremedikation, die am
besten durch das Acidolpepsin — zweifellos viel besser als durch
offizinelle HCl — vorgenommen wird, Pankreasferment künstlich
zufübrt. Am besten hat sich mir das Pankreon (Chemische
Fabrik Rhenania, Aachen) bewährt.
Daß man dabei auf die Diät zu achten hat, ist selbst-
verständlich. Aber meistens muß man dies in umgekehrtem Sinne
wie gewöhnlich tun. Durch ihre lange Erkrankung sind die
Menschen in der Wahl ihrer Speisen außerordentlich vorsichüg
geworden. Oft habe ich es erlebt, daß sie nur von Schleimsuppen
und Breien aller Art lebten, in der steten Furcht, ihr Leiden
könnte sich verschlimmern, Diese Kranken gehören dann meistens
zu den dankbarsten Patienten, wenn man sie veranlaßt, die reiz-
lose Kost ganz beiseite zu lassen und im Gegenteil eine an Reizen
reiche Nahrung zu nehmen. Abgesehen von ausgesprochen schwer
verdaulichen Speisen habe ich diese Leute alles essen lassen und
ihnen empfohlen, zu ihrer Mahlzeit ein Glas Wein zu trinken. Da-
neben natürlich die kombinierte Pankreon-Acidolpepsinbehandlung,
wobei darauf zu achten ist, daß das Pankreon nicht in zu kleinen
Mengen (3X8—6 Tabletten, eventuell auch mehr) zu jeder Mahlzeit
genommen wird. |
Das Krankheitsbild ändert sich meist mit einem Schlag.
Die Durchfälle hören auf, der Appetit und das Körpergewicht
nehmen zu. So habe ich oft gesehen, daß Patienten, die jahre-
lang trotz (oder infolge) strengster Diät immer wieder Durchfälle
hatten, sich ‚sofort als geheilt betrachteten. Haben die Patienten
die Medikamente eine Zeitlang genommen, so kann man all-
mählich ınit der Menge heruntergehen und sie schließlich ganz
weglassen, ohne daß Durchfälle auftreten. Die Stuhluntersuchung
zeigt dann, daß sich die Pankeasverdauung wieder eingestellt hat.
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- Nr. 8) — 10. Diamare, Sul valore anatomico e morfologico delle isolo di
Langerhans. (Anat. Anz. 1899, Nr.16.) — 11. Dreesemann, Diagnose
und Behandlung der Pankreatitis: (M. Ki. 1908, Nr. 38/89.) — 12. Derselbe,
` M. m. W. 1909, Nr. 14.) — 18: Ehrmann, Stoffwechsel- 'und Stuhlunter-
suchungen an einem fall von chronischer Pankreatitis. (Zschr. f. klin. M.,
Ba. 69, S. 190.) — 14. Eichler, Exp. Beitr. zur Diagnostik der Pankreas-
erkrankungen. Die Cammidgesche Pankreasreaktion im Urin. (B. kl. W.
1907, S.'769.) — 15. Eichler und Schirokauer, Zur Diagnose der Pan-
kreaserkrankungen. Die Cammidgesche Reaktion. (Ebenda 1909, Nr. 8,
S. 352.) — 16. Einhorn, Weiteres zu meiner Perlenverdauungsprobe. (Arch.
f |
- f. Verdauungskr. 1907, Bd. 12, S. 35.) — 17. Derselbe, Studien mit der
Perlenprobe zur Funktionsprüfung des Verdauungsapparates. (Ebenda, Bd, 13,
S. 475.) — 18. Derselbe, Über
Gewinnung von Duodenalinhalt beim Men-
schen. B. kl. W. 1910, Nr. 12, S. 522.) — 19. Derselbe, Über protaal tirchat
Fermentwirkungen des menschlichen Darminhalts unter normalen und krank-
haften Bedingungen. (Inaug.-Diss. Breslau, 1907.) — 20. Fiorio e Zam-
belli, Sul Valore diagnostico dei cristalli di Cammidge nelle malatti pan-
(II Morgagni Spet. 1908, Nr. 9.) — 21. Fles, zitiert nach Seegen,
ereatiche.
(Donders und Bertius Arch., Bd. 3.) —
Noch etwas über Diabetes ‘mellitus.
22. Grimbert et Bernier, Sur la reaction de Cammidge. (Soc. d. 1. biol.
1909, Bd. 66, S. 1020.) — 23. O. Groß, Die Wirksamkeit des Trypsins und
einfache Methode zu seiner Bestimmung. (Arch. f. exper. Path. u. Ther. 1907,
Bd. 58, S. 159.) — 24. Derselbe, Zur Funktionsprüfung des Pankreas. (D.
m. W. 1909, Nr. 16.) — 25. Derselbe, Versuche an Pankreaskranken. (Arch.
Ä | - Derselbe, Die Funktionsprüfung der
Verdauungsdrüsen. (Erg. d. wiss. M. Bd. 2, H. 11/12.) — 27. Derselbe
er :das. gleichzeitige Vorkommen von Achylia gastrica und pancreatica.
nr m. W: 1912, Nr..51.) — 28. M. Groß, Eine Duodenalröhre. (Ebenda,
910, Nr. 22, S. 1177.) — 29. Derselbe, Kurze Erwägungen über die grob-..
physikalischen Eigenschaften des menschlichen Duodenalsaftes. (W. kl. W.
1912,-S. 1527.) — 30. Grosser und Kern, Die Bedeutung der Cammidge-
reaktion. --(Mschr. f. Kindhlk. 1910,. Bd. 9, S.20.) — 31. v. Hansemann,
Verhandlungen der Deutschen Pathologischen Gesellschaft 1909, Sitzungs-
. bericht. -— 32. Hartsen, zitiert nach Seegen, Noch etwas über Diabetes
mellitus. (Donders und Bertius Arch., Bd. 3.) — 33. Heiberg, Die Krank-
heiten des Pankreas, Wiesbaden 1914. (Hier ausführliche Literaturangaben.)
— 33a. Derselbe, Bemerkungen über einige vermeintliche durch Intoxi-
kation und Leberleiden hervorgerufene Veränderungen der Langerhansschen :
_ Inseln. (Ztschr. f. exper. Path. u, Pharm. 1911, Bd. 8.) — 34. Helly, Studien
über Langerhanssche Inseln. (Arch. f. mikr. Anat. 1906, Bd, 67.) — 35. Hertel,
Beitr. zur. normalen und pathologischen Anatomie der Langerhansschen
Inseln des Pankreas, (Inaug.-Diss. Gießen 1909.) — 36. Herxheimer, Pan-
lungen ‚der Deutschen Pathologischen Gesellschaft 1909, Sitzungsbericht. —
3. Heß, Pankreassklerose und chronische Pankreatitis. (Mitt. Grenzgeb.
1909, Bd. 19, S. 637.) — 39. Hirata, Über die Einwirkung des Arsens auf
(Arch, intern. d. Pharm. u. Ther. 1909,
Über das Verhalten der Langer-
hansschen Inseln des Pankreas bei Diabetes mellitus. (D. Arch. f. klin.
M. Bd. 82, S. ae Be 41. Derselbe, Neue Beiträge zum Verhalten der
Langerhansschen Inseln beim Diabetes mellitus und zu ihrer Entwicklung.
Ebenda Bd. 87, S. 291.) — 42. Kashiwado, ebenda 1911, Bd. 104, S. 584.
— 48. Katzenstein, Zur Diagnostik der Pankreaserkrankungen. (Inaug.-
- Diss, Greifswald 1914.) — 44. Kehr, Über die Erkrankungen des Pankreas,
unter besonderer Berücksichtigung der bei Cholelithiasis vorkommenden
Pankreatitis chronica. (Mitt. Grenzgeb. 1909, Bd. 20, S.45.) — 45. Der-
selbe, Die Bedeutung der Cammidgeprobe in der Indikationsstellung bei
der Gallensteinkrankheit. (M. m. W. 1909, Nr. 21.) — 46. Klauber, Die
Bedeutung -der Cammidgeschen Reaktion. (M. Kl. 1909,-Nr. 11, 5.395.) —
41. Kos e Der Nachweis des Trypsins in den Faeces und seine
/ eutung. (Inaug.-Diss. Greifswald 1909.) — 48. v. K o zicz-
kowski, Zur Prüfung der Pankreassekretion und deren Bedeutung für die
Diagnostik. (Zschr. f. klin. M. 1909, Bd. 68, S. 264) — 49. Laguesse,
Nouvelle démonstration experimentelle du balancements dans les fots en-
S pigeon. (Cpt. r. de la soc. biol. 1910, Bd. 68,
. 867.) — 50. Laza rus, Experimentelle Hypertrophie der Langerhans-
schen Pankreasinseln bei der Phloridzinglykosurie. (M. m. W. 1907, Nr. 45,
on — 51. Lewinski, Zur funktionellen Darmdiagnostik. (Ebenda
il, Nr.18, S. 988.) — 52. Derselbe, Die 'Gewinnung des Pankreas-
ri aus dem Magen und ihre diagnostische Verwendbarkeit. (D. m.’ W.
908, Nr. 87.) — 58, van Liersum und Polenaar, Ist Phloridzin im-
stande, Hypertrophie und Hyperplasie der Langerhansschen Inseln hervor-
' zurufen? (Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1910, Bd. 69, S. 266.) — 54. Lom-
broso, Über die enzymatische Wirkung des nicht mehr in B se-
— 55, Der-
: cernierenden: Pankreas. (Hofmeisters Beitr. Bd. 11, S. 81.)
Selbe, Kann. das nicht in den Darm secernierende Pankreas auf die Nähr-
srolfresorption einwirken? (Arch. f. exper. Path. u. Pharm. Bd. 60, S. 99.) —
. Ders elbe, Zur Frage über die innere Funktion des Pankreas mit be-
sonderer Rücksicht auf den Fettstoffwechsel. (Ebenda1907, Bd. 56; S. 357.) —
ia Derselbe, Über die Funktion des Pankreas bei der Resorption
Se Nahrungsmittel. (Lo Sperimental 1905, Bd. 59, S. 626; Ref. Zbl. f.
offw. 1906, S. 56.) — 58. Maas, Über die Bedeutung der Cammidge-
22 don für die Erkrankung des Pankreas. (M. Kl. 1909, Nr. 5y —
b ‚ Mayesima, ber den Wert und das Wesen der Cammidgereaktion
e Pankreaserkrankungen. (Mitt. Grenzgeb. 1912, Bd. 25, S. 403) —
aio Mering u. Minkows ki, Diabetes mellitus nach Pankreasexstir-
A i3 on. (Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1899, Bd. a) — 6i. Minkowski,
rungen der Pankreasfunktion als Krankheitsursache. (Erg. d. Exper. Path.
_ u Ther. 1896.) — 62, Ohlmacher, Am. j. of med. se. 1904. — 68. Oser,
Die Erkrankungen des Pankreas. Nothnagels Handbuch, Bd. 19. — 63. Pensa,
Int sulla distribuzione dei vasi sanguigni e dei nervi nel pancreas.
ner. Mschr. f. Anat.-1905, Nr. 22.) — 65. Recklinghausen, zitiert nach
eegen: Noch etwas über Diabetes mellitus. (Donders und Bertius Arch.,
S. 872.) — 7. Der--
. het pancreas.
Pankreas. (B. kl. W. 1909, Nr. 35.)
(D. m. W. 1906, S. 829.) — 37. Derselbe, Verhand- |
der klinischen Untersuchungsmethoden 1909,
Bd, 3.) — 66. Sah li, Lehrbuch |
Nr.1.- — 68 Derselbe, D
5. Aufl. — 67. Derselbe, D. m.:W..1899, .
Derselbe, Korr. f. Schw. A. 1905, Nr. 8/9. — .
Arch. f. klin. M, Bd. 61. — 69.
"70. Schlecht, „ber eine einfache Methode der Prüfung der Pankreasfunktion
bei gesunden-und kranken Menschen. (M. m. W., Bd. 55, Nr. 14.) — 71. Schmidt.
‘Funktionelle Pankreasachylie. (D, Arch. f. klin. M. 1906, Bd. 87, S. 406.) —.
72. Derselbe, Die Funktionsprüfung des Darmes mittels der Probekost.
Wiesbaden 1908, 2. Aufl — 73. Derselbe, Klinik der Darmkrankheiten: .
Ebenda 1912. — 74: Derselbe, Über die neueren Untersuchungsmethoden
der Darmfunktion und ihre Ergebnisse. (D. m. W..1908, Nr. 93.) — 75. Sch umm
und Hegler, Über die Brauchbarkeit der sogenannten Pankreasreaktion
nach Cammidge. M. m. W. 1909, Nr. 37.) — 76. Derselbe, Zur Kenntnis -
der Pankreasreaktion nach Cammidge. (Ebenda 1909, Nr. 40.) — 77, Sor-
rentino,' La reazione del Cammidge nelle urine normale. (Rif. med., '
April 1910, Nr. 17) — 78. Stegemann, Über eine neue Methode. der
Pankreasfunktionsprüfung. — 79. Tiberti, Ulteriori rieherce sperimentali
interno alle isolo del Langerhans. (Lo Sperimentale Juli/August 1908, Nr. 4.)
olhard, Über die Untersuchung des Pankreassaftes beim Menschen .
und eine Methode zur quantitativen Trypsinbestimmung. (M. m. W. 1907,
— 80. V
Nr.9.) — 81. Weichselbaum, Über die Veränderungen des Pankreas
beim Diabetes mellitus. (Sitzungsberichte der K. Akademie -der Wissen-
schaften, Wien, Math.-Naturwissensch. Klasse, März 1910, Bd. 119, 3. Abt.,
S.73: W. kl. W. 1911, S. 153.) -— 82. van der-Willigen, Een cyste van
Neederlandsche Tidschrift voor .Geneskunde 1909, Bd. 2,
Über eine neue Methode der Funktions-
— 83. Winternitz,
— 84. Wöhlgemuth,
Nr. 13
prüfung des Pankreas.- (Kongr. f. inn. Med. ee
„Bd.9,H.1)—85.Der-
Untersuchungen über die Diastase. (Biochem. Zse
selbe, Uber eine neue’ Methode zur quantitativen Bestimmung des dia-
statischen Ferments. .(Ebenda H.1, D. m. W. 1907, S..959.) —. 86. Der-
selbe, Beitrag zur: funktionellen Diagnostik des Pankreas. (Kongreß f.
inn. M. 1911.) — 87. Wynhausen, Zur
Zur Behandlung der Grippe. 2 |
Von
Dr. Benvenuto Coglievina, Triest,
gew. Ldst.-Oberarzt und Chefarzt einer internen. und’ der psychiatrischen
nr "Abteilung im Festungsspital in Trient. |
Vorausschicken möchte ich einige orientierende ‚Bemerkungen:
Anfangs November 1918 mußte ich — auf Befehl meines Komman-
danten — bei dem jähen Zusammenbruche des österreichischen Heeres in
Trient zurückbleiben und das Spital dem gegnerischen Kommando über-
_ geben. Erst spät ist es mir gelungen, auf mühevollen Umwegen nach Graz
zurückzukehren. Dadurch hat sich erstens die Veröffentlichung der
Arbeit verzögert und weiter war es mir auch nicht möglich, die seither
erschienene einschlägige Literatur zu berücksichtigen. Auch war ich
aus äußeren Gründen nicht in der Lage, das gesamte Material derart
zu sichten und zu verarbeiten, wie dies in ruhigeren Zeitläuften durch-
. führbar gewesen wäre. Bei der allgemeinen Flucht gingen viele der
Krankengeschichten verloren, da die halbwegs rekonvaleszenten eben-
falls flüchtenden Kranken meine Abteilungskanzlei stürmten und die
meisten Krankendokumente an sich nahmen, die ihnen angeblich zur
Legitimierung dienen sollten; natürlich gerieten hierbei auch manche
für diese Veröffentlichung geeignete Abschriften der Krankengeschichten
in Verlust. `
Nach dem speziell von pathologisch -anatomischer Seite ge-
schilderten Krankheitsbilde handelte es sich bei der vorjährigen
Grippeepidemie meist um Fälle, die unter den Erscheinungen
einer mehr minder schweren infektiös-toxischen Allgemeinerkrankung
verliefen. Be
Ich will hier, um eine Wiederholung des’ von autoritativer
Seite (Oberndorfer, Schmor|) anderwärts bereits Dargeleg-
ten zu vermeiden, von einer Schilderung der pathologisch-anato- .
mischen Befunde Umgang nehmen; nur einige vergleichend-sym-
ptomatische Tatsachen möchte ich hier erörtern. P
Als Leiter einer internen Abteilung hatte ich in Trient reich-
lichst Gelegenheit, ziemlich schwere Influenzafälle zu behandeln.
Hierbei fiel mir besonders der Umstand auf, daß fast alle diese
Kranken Symptome aufwiesen, die speziell mit den beiden Krank-
heitsbildern des Fleckfiebers sowohl wie auch. der Kampfgasver-.
giftung eine gewisse Ähnlichkeit hätten. An das Fleckfieber ge-
mahnten außer der fast stets mit mehr oder weniger starker
Intensität auftretenden Conjunctivitis die bereits vom ersten Krank-
heitstage an vorhandenen katarrhalischen Erscheinungen der
" Atmungsorgane, ein Prozeß, der sich im weiteren Verlaufe
der Erkrankung nur gar, zu oft zu der mit Recht so gefürchteten
„Influenzapneumonie“ verdichtete. Diese Komplikation trat übrigens
weit häufiger. auf, als ich dies bei Fleckfieberkranken zu beobachten
Gelegenheit hatte. Bei beiden Krankheitsgruppen trat sehr oft.
Epistaxis auf und stets verliefen solche Fälle — sowohl bei Fleck-
fieber als auch bei.Grippe — ganz glatt; das gleiche gilt betreffs
der Hämoptoe. Eine weitere Ähnlichkeit boten die auch bei Influenza-
kranken sehr häufig in Erscheinung tretenden Störungen seitens
des Centralnervensystems; .betrefis meiner diesbezüglichen an Fleck-
S
4
4
847,
quantitativen Funktiortsprüfung des
. EEE TREE RC REES
el u ne a at = -
848
fieberkranken gemachten Beobachtungen verweise ich auf meine
einschlägigen Veröffentlichungen?).
Ziemlich oft (in 15 °/, der Fälle) sah ich bei den Grippe-
kranken fibrilläre Zuckungen im Gesicht sowie in anderen Muskel-
gebieten auftreten, wie auch deutliche ataktische Störungen (35 °/,).
Einige Fälle (2°/,) zeigten deutlich katatone Erscheinungen, die
einige Tage (auch noch nach Abklingen des Fiebers) andauerten.
Bei zahlreichen Kranken (80°/,) kam es zu äußerst heftigen
Erregungs- und Verwirrtheitszuständen; die Mehrzahl dieser Fälle
war objektiv halluzinant, bei einem Kranken bestanden außer Ge-
hörs- auch Geschmackshalluzinationen. Auffallend war "bei dieser
Gruppe von Patienten, daß vorwiegend eine heitere Verstimmung
bestand. l .
Was die ein katatones Verhalten an den Tag legenden Fälle
anbelangt, so erinnerte mich gar mancher an den von Ruju im
Jahre 1907 publizierten Fal, der in der Rekonvaleszenz nach
Influenza katatone Erscheinungen darbot.
Ähnliche Beobachtungen betrefis der akuten psychischen
Störungen bei Grippekranken haben vor etlichen Jahren Sch’mitz,
Cannia, Cristiani u.a, als Influenzapsychosen beschrieben.
Die Sektion jener Fälle, welche die eben beschriebenen ner-
vösen Störungen aufgewiesen hatten, ergab stets außer einer etwas
geringen Hyperämie des Gehirns keine pathologischen Veränderungen,
wie sie beispielsweise von Schmorl erwähnt wurden. (Die Sek-
tionen wurden vom Leiter der Kriegsprosektur in Trient, Oberarzt
Dr. H. Peters, vorgenommen.) |
Im Anschluß an die kurze Schilderung meiner an Grippe-
kranken gemachten psychiatrisch-neurologischen Beobachtungen
will ich noch eines beachtenswerten Falles Erwähnung tun. Es
handelte sich um einen Grippekranken, der unter Erscheinungen
von Meningismus auf meine Abteilung gebracht worden war: es
. bestanden heftige Kopf- und Nackenschmerzen, Erbrechen, leichter
Opisthotonus, Nackensteife, „Kernig“ positiv.‘ Die mehreremal vor-
genommene Lumbalpunktion ergab außer einem ziemlich stark er-
höhten intralumbalen Druck nichts Pathologisches. Der Zustand
des Patienten besserte sich nach jeder Lumbalpunktion sichtlich
und es kam schließlich nach sechs Wochen zur völligen Genesung.
Es dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit nach bei diesem Kranken
um eine Meningitis serosa gehandelt haben, wie dies kürzlich von
Wachter für einen ähnlichen Fall angenommen wurde —
In der Folge hatte ich noch viermal Gelegenheit, derartige
unter meningitischen Symptomen eingebrachte Grippekranke zu
behandeln; bei allen diesen Fällen erreichte ich mittels der Lum-
balpunktion und mittels der noch zu erörternden medikamentösen
Therapie Heilung. !
Als eine weitere Ähnlichkeit zwischen der vorjährigen Grippe-
epidemie und dem Krankheitsbilde des Fleckfiebers wäre noch
- zu nennen: Zweimal beobachtete ich bei Grippekranken ein un-
gefähr zwei Tage dauerndes Exanthem. Bei dem einen Falle
handelte es sich um ein ziemlich reichlich vorhandenes über dem
Stamme und über die oberen Extremitäten sich ausbreitendes,
zum Teil konfluierendes masernähnliches Exanthem, während bei
dem anderen Kranken nur spärlich verteilte blaßrosarot gefärbte
Roseolen zu sehen waren. Das bei den meisten Fleckfieberkranken
auslösbare Stauungsphänomen fiel bei diesen beiden Influenza-
kranken negativ aus. Die beiden ein Exanthem aufweisenden
Fälle verliefen auffallend leicht. Dieser Umstand stimmte auch
mit meinen Erfahrungen überein, die ich während meiner 23monatigen
Tätigkeit als Fleckfieberarzt auf dem nördlichen Kriegsschau-
platze zu machen Gelegenheit hatte: Bei leichteren Fleckfieber-
fällen kam es oft schon in den allerersten Tagen zu einer pete-
chialen Umwandlung des Exanthems,, zu einem sogenannten
hämorrhagischen Exanthem, während bei manchem viel schwereren
Kasus geradezu das Gegenteil der Fall war. Ich berichtete hier-
über bereits ausführlicher in den oben erwähnten Fleckfieber-
arbeiten. — Da gerade von Hauterscheinungen die Rede ist,
möchte ich hier noch hinzufügen, daß ich bei einem Grippekranken
eine ziemlich heftige Urticaria beobachtete. — Was die zweite
Erkrankung anbetrifft, mit welcher mancher schwere, mit Pneu-
monie komplizierte Influenzafall einige Ähnlichkeit hatte, so ist es
die bereits erwähnte Kampfgasvergiftung. Durch die bis in die
allerfeinsten Verästelungen der Bronchien reichende Entzündung
kommt es zu einer Verstopfung derselben und mithin zu Luft-
hunger und Cyanose; unter den Erscheinungen von Asphyxie
1) D. m. W. 1916, Nr.27; M.K1.1917, Nr.i und besonders ein im
Druck befindlicher Aufsatz in der W. m. W |
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
24. August.
gingen die Patienten zugrunde. Derartige Kranke boten, wie dies
speziell von pathologlsch-anatomischer Seite geschildert worden
ist, die Merkmale der Erstickung.
Nach diesem Exkurs über die Vergleichung der Grippe mit
dem Fleckfieber sowie mit der Kampfgasvergiftung will ich nun
auf die Therapie der Grippe eingehen.
Bei der Wahl des therapeutisch geeignetsten Mittels leitete
mich unwillkürlich der Gedanke an die Ähnlichkeit der eben
geschilderten Krankheitsbilder.
Fleckfieber als auch bei Kampfgasvergiftung, Erkrankungen, von
welchen ich ziemlich viele und ziemlich schwere Fälle zu sehen
und zu behandeln Gelegenheit hatte, an Medikamenten bewährt
hatte, das wendete ich nun in etwas modifizierter Form bei der
Behandlung der Grippe an.
Was sich mir bisher sowohl bei
Die anfangs bei den ersten auf meine Abteilung gebrachten
Influenzakranken eingeschlagene Therapie mußte ich, da sie sich
als wenig aussichtsreich erwies, bald fallen lassen; sie hatte
nämlich in der Anwendung von Antipyretieis bestanden, welche
in den verschiedensten Kombinationen gegeben worden waren.
Und nun begann ich wegen des teils fleckfieberartigen, teils
wiederum mehr septischen Aussehens mancher Fälle die Wirkung
des kolloidalen Silbers auf den Verlauf der Grippe zu versuchen;
ich verwendete „Dispargen“, und zwar in Form intravenöser In-
jektionen. Dieses Präparat war bereits früher bei zahlreichen
Fällen von Sepsis, Erysipel, Bauchtyphus und Tetanus erfolgreich
angewendet worden (Wischo, Wirgler).
Ich selbst hatte es vor einigen Jahren mit glänzendem Er-
folge bei eitriger Meningitis (intralumbal) ‚sowie bei Fleckfieber
(intravenös) injiziert.
Diese Versuche der Grippebehandlung mußte ich leider, wie-
wohl das „Dispargen“, und zwar speziell, wenn gleich im Anfang
der Erkrankung in Anwendung gebracht, gute Resultate zu zeitigen
versprach, abbrechen, da mir mein „Dispargen“-Vorrat ausgegangen
war und ich leider infolge Postsperre und wegen mancher anderer
„strategischer“ Maßnahmen keinen „Zuschub“ von „Dispargen*
erhalten konnte.
Des weiteren versuchte ich es mit Calcium chloratum,
welches Mittel ich in der Folge, dies will ich schon hier vorweg-
. nehmen, stets in Anwendung brachte, und zwar mit einer ziemlich
geringen Zahl von Mißerfolgen.
Der Grund zur Wahl dieses Mittels waren die Heilerfolge,
welche ich bisher stets auch bei sehr schweren und eine ziemlich
infauste Prognose bietenden Fällen von Kampfgasvergiftung erzielt
hatte. Die Ursache dieser günstigen Wirkung des Caleiumchlorids
dürfte sicherlich auf die bekanntlich entzündungswidrige Fern-
wirkung zurückzuführen sein, welche nach H. Meyer und seinen
Schülern den Kalksalzen zukommt (Tappeiner). Experimentell
wurde ja festgestellt, daß nach Chlorcaleiuminjektionen „die Pleura-
und Perikardergüsse, die durch manche Infektionen und Vergiftungen
sonst erzeugt werden“, ausbleiben (Chiari und Januschke),
Die Dosierung war die folgende: einem Teile der Kranken gab
ich das Chlorcaleium per os, und zwar zweistündlich einen ERlöffel
einer Lösung von 10,0:150,0,. Die andere Gruppe der Influenza-
kranken erhielt das Chlorcaleium in Form von subeutanen Injek-
tionen; ich injizierte zweimal täglich je 5 com einer 1 %igen wäßrigen,
sterilen Chlorcaleiumlösung. Meistens genügten zehn bis zwölf
Injektionen; die Höchstzahl der einem Grippekranken gegebenen
Chlorealeiuminjektionen betrug 20. |
Unterstützt wurde diese Art der Therapie (bei beiden
Gruppen der mit Caleiumchlorid behandelten Patienten) durch
Verabreichung von täglich 5 g Hexamethylentetramin per os.
Damit beabsichtigte ich — mich stützend auf die seinerzeit von
Zak wie auch von Heitmuller gemachten Erfahrungen —
eine Desinfektion der Lunge durch Urotropin. Übrigens haben
die von Zweig wie auch von Sachs vor einiger Zeit erzielten
günstigen Resultate bewiesen, daß Hexamethylentetramin auch
schon an und für sich imstande ist, bei Grippe gute Dienste ZU
leisten. Ich selbst hatte vor einigen Jahren bei einer ziemlich
stattlichen Anzahl von Fleckfieberkranken, bei welchen ja stets
mehr oder minder schwere Lungenerscheinungen aufzutreten pflegen,
damit äußerst gute Erfahrungen gemacht; ausführlicher habe ‚ich
darüber in meinen diesbezüglichen Arbeiten und speziell in einer
demnächst im Drucke erscheinenden zusammenfassenden Veröffent-
lichung berichtet, ER
Mit dieser Art der Behandlung erzielte ich die günstigsten
Resultate auch bei den schwersten Kranken. Natürlich ist es
vorteilhafter, wenn man schon möglichst frühzeitig, das heißt
ent E ET ra- Er
t 2
24. August.
schon in den allerersten Krankheitstagen, mit den Injektionen-
(welche Anwendungsform des Caleiumchlorids sich mir schließlich
am besten bewährte, da wahrscheinlich dadurch eine intensivere
Wirkung des Mittels erreicht werden kann) zu beginnen, bevor es
noch zu der mit Recht so. gefürchteten Lungenkomplikation ge-
kommen ist. Aber auch bei schon bestehendem pneumonischen
Prozeß versagte das Caleiumchlorid in nur 11/,°/, der Fälle.
Schon .nach den ersten zwei bis drei Injektionen fühlten
sich die vordem stark ceyanotischen und asphyktischen Kranken
objektiv und subjektiv tatsächlich wohler und die Erkrankung zeigte
bald danach trotz ihres meistens ziemlich langwierigen Charakters
` ein definitives Einlenken zur schließlich eintretenden völligen
Genesung. | “i
November 1918.
Ein Fall. von Magenverätzung durch konzentrierte.
50°%/oige Chlorzinklösung.
Von
Dr. Otto Grißlich, Stuttgart. |
Am 28. März dieses Jahres wurde ich zu dem 50jährigen Kauf-
mann E. gerufen Derselbe hatte aus Versehen durch Verwechslung
des Arzneiglases einen Eßlöffel der hochkonzentrierten Chlorzinklösung
folgenden Rezeptes: Chlorzink 75,0, Aqua destillata 75,0, zu sich ge-
nommen. Da sich sofort heftige Leibschmerzen einstellten, wurde ich
telephonisch angerufen, worauf ich sofort anordnete, dem Kranken eine
größere Menge Milch zu reichen, was teilweise möglich war. Die Art
der genommenen Arznei war mir noch unbekannt. Ich eilte in die
Wohnung des Kranken, den ich bei heftigem galligen Erbrechen antraf.
Sofort nahm ich die Magenspülung vor, die ausgiebig gelang. Den
Rest der Arznei schickte ich in die Apotheke zur sofortigen Feststellung
des Ätzgiftes. Das Aussehen des Kranken war verfallen, immer und
immer wieder stellte sich Brechreiz ein. Der .Puls war unregelmäßig,
hochgradig verlangsamt, nur 42 Pulse in der Minute, durch die Reizung
der geschädigten Vagusendigungen der Magenschleimhaut bedingt. Auf
‚der Zunge war in deren Mitte ein 4 cm langer, 1 cm breiter Ätzschorf;
eins zweite Verätzung, mehrere Millimeter tief, fand sich unterhalb des
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
z kd
849
Zäpfchens im Schlund, von Bohnengröße. Die Pulsverlangsamung war
ohne weiteres auffallend, da der Verletzte früher einen Puls von 72
aufwies. Die ganze Magengegend. war äußerst druck- und klopf-
empfindlich, die Magengrenze war gut abtastbar, der Magen fühlte ‚sich
| durch die Bauchdecken bretthart an. Um Puls und Herzkraft zu er-
höhen, wurden sofort zwei Spritzen Oleum camphoratum verabreicht.
| Der Puls blieb langsam, betrug weiter 42, wurde aber regelmäßig. Da
gegen Abend Gastrospasmus mit heftigen Magenschmerzen sich ein-
stellte, wurde eine Spritze Morphinlösung gegeben, worauf die Schmerzen
. nachließen und der Kranke eine gute Nacht hatte. -Am zweiten Tage
-ging der Puls auf 45, am dritten auf 48, am vierten auf 52 und langsam
wieder auf 72 in die Höhe. Am ersten Tag erlaubte ich nur Milch,
am zweiten Milch, Kaffee und Tee bis inklusive: fünften Tag. Von da
an ließ ich Milch-, Grieß- und Kartoffelbrei bis zum zehnten Tag reichen.
Der Stuhl war angehalten und mußte durch Karlsbader Salz und Klistier
geregelt werden. Die am ersten, zweiten, dritten, vierten und fünften
Tage vorhandenen Schmerzen und Spasmen des Magens wurden durch
ein ständig aufgelegtes elektrisches Wärmekissen. auf ein geringes Maß.
herabgedrückt. Die änfänglich vorhandene Temperatursteigerung auf
38,8° C im Mastdarm war nach fünf Tagen zur Norm zurückgekehrt.
Vom zehnten Tage gestattete ich leichte gemischte Kost, vom 14. Tage
wurde des Versuch auch schon mit gemischter gröberer Kost gemacht
und diese auch schon gut vertragen. Inzwischen hatte sich der Schorf
auf der Zunge und im Schlund abgestoßen. Die verätzten Stellen
lassen sich’ noch nach vier Wochen als hellrote Stellen -rasch erkennen.
War bis zum zehnten Tage das Allgemeinbefinden empfindlich ge-
schädigt gewesen, so besserte sich dieses von da an rasch und gut
und nach vier Wochen konnte der Verunglückte die frühere Kost ohne
Beschwerden von seiten des Schlundes, der Speiseröhre und des Magens
vertragen. Der Urin war stets eiweiß- ‘und zuckerfrei geblieben. Da .
die letale Dosis von Chlorzink 6,0 beträgt, der Verunglückte aber einen
EBßiöffel der 50 %/oigen Chlorzinklösung: Chlorzink 75,0, Aqua destillata 75,0
einnahm, also in einem Eßlöffel etwa 10,0, ist. der Schluß berechtigt,
daß der Kranke durch das ausgiebige Erbrechen, durch die sofortige
ausgiebige Magenspülung einerseits, sowie durch den unmittelbaren
Milchgenuß andererseits, gerettet wurde. Durch den raschen Genuß der
Milch war im Magen die Möglichkeit zur Bildung unlöslichen Zink-
‚albuminats gegeben.
Aus der Praxis für die Praxis.
Die durch Insektenstiche und -bisse erzeugten
Hautveränderungen.
Von
Dr. Eugen Brodield, Wien.
. Die auf der Haut lebenden oder dieselben zur Nahrung auf-
suchenden oder gelegentlich durch einen Biß sich unangenehm
machenden Insekten sind die Kopflaus, Kleiderlaus, Filzlaus, der
Floh, die Wanze, Mücke, Gelse, Biene und Wespe. Alle die Ge-
nannten ` erzeugen charakteristische Veränderungen an der Haut,
die leicht zu erkennen sind und welche durch die angewandte
Therapie leicht zu bekämpfen sind.
a % x
m
‚,. Die Kopflaus (Pediculus capitis) sitzt auf der Haut des Kopfes,
Ist von graugelber Farbe, zirka 2 mm lang, kommt auch auf den
Cilien vor; das Weibchen legt etwa 50 Eier (Nisse), welche auf
den Haaren vermittels einer Chitinmasse befestigt sind und sich
als hirsekorngroße, weißliche Knötchen erweisen. Sie erzeugt
ein starkes Jucken und sekundär ein impetiginöses Ekzem mit
gelbbraunen Borken in verschiedener Extensität. In stärkeren
Graden sind die occipitalen und cervicalen Drüsen geschwellt, am
Nacken oft auch eitrig zerfallen. Daneben findet man auch infolge
des Juckens entstandene Kratzeffekte, Die Haare sind verklebt,
In höheren Graden verfilzt, sodaß der Kamm nur schwer durch-
geht, ‚Dadurch wird das Kämmen erschwert und die Läuse wuchern
ort; in höchsten Graden (welche man aber jetzt kaum findet)
entsteht der Weichselzopf(plica polonica); so benannt,
a er ın früheren Jahren besonders in der Weichselgegend bei
er dortigen auf Reinlichkeit wenig achtenden Bevölkerung an-
getroffen wurde. Der Volksaberglaube ging dahin, daß in diesen
erfilzten Zopf sich irgendeine Krankheit zurückgezogen habe,
A b derselbe ein Noli me tangere war, Die Läuse hatten dort
ungestörtes Leben und trugen ihrerseits noch weiter zur Ver-
Kung der Haare-bei. Leider hatten diese Ansicht auch noch
zte ın der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts.
Die Therapie der durch Kopfläuse gesetzten Hautverände-
rungen ist. eine sehr dankbare. Die Läuse werden durch ein- bis
zweimaliges Einreiben mit Petroleum sicher abgetötet. Die Ein-
reibung nehme man am besten abends vor dem Schlafengehen
vor und bedecke den Kopf mit einer Flanellhaube. Dieselbe bleibt
acht bis zwölf Stunden liegen. Nach dieser Zeit folgt Abwaschen
des Kopfes mit warmem Wasser und Seife. Um der an den Haaren
klebenden Nisse Herr zu werden, werden erstere mit einem Staub-
kamm, der in Essig getaucht ist, gekämmt. Das gesetzte sekundäre
Ekzem wird mit 5°/oiger weißer Präcipitatsalbe (auch am Abend) be-
handelt. Oder man verwendet die Zinnobersalbe, und zwar:
Rp. Hydrarg. sulfur. rubri . . . . 08
Sulfur. sublimati . . . . . . 128
Ol. Bergamottae . . . . . . 08
Vasel. americ. ad. . . . . . 50,0
M. D. S. Salbe. |
Der Weichselzopft muß mit der Schere radikal behandelt
werden. Nur ein totales Abschneiden des übelriechenden Filzes hat
einen Erfolg. Die Schwellung der Cervicaldrüsen wird nach all-
gemeinen chirurgischen Grundsätzen behandelt (Umschläge mit
essigsaurer Thonerde, eventuell bei Eiterung Incision). |
Finger sagt, daß die Krankheit. wohl leicht zu diagnosti-
zieren ist, jedoch häufig nicht erkannt wird, weil man oft bei der
sozialen Stellung des Patienten nicht den Verdacht auf Kopfläuse
hat. Er rät daher, bei jedem impetiginösen Ekzem der Kopfhaut
ohne Rücksicht auf die Stellung des Patienten auf Pediculi capitis '
zu untersuchen. š 3
: R
Viel gefährlicher für den Menschen ist die Kleiderlaus
(Pediculus vestimenti); wissen wir doch, daß sie die Übertragerin
des Fleckfiebers ist, eine Erkrankung, die die meisten Ärzte erst
während des Weltkrieges genau kennengelernt haben. |
Die Kleiderlaus ist größer als die Kopflaus, zirka 3 mm
braun, schlanker und viel behender. Sie lebt nicht auf der Haut,
sondern in den Falten der Wäsche, besonders über dem Nacken,
Di. A wen Ins, Ne 4 ra #3 A 2 =
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August.
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850 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
Fe
an den Schultern, am Gürtel, kurz dort, wo die Wäsche sich dem
Körper enger anschließt. Sie kommt auf die Haut nur zum Saugen.
Durch ihren Biß werden Quaddeln erzeugt, die infolge des Juckens
zum Kratzen führen. Deshalb findet man die Kratzeffekte haupt-
sächlich an den früher genannten Stellen. Man sieht hier läng-
liche, mit Borken besetzte Excoriationen, oft parallel zueinander
gestellt; die Haut ist dunkelbraun pigmentiert, dazwischen weiß-
liche Narben. Immer findet man bei dieser Gelegenheit die Läuse
und deren Eier in der Leibwäsche; damit ist die Diagnose sicher-
gestellt.
In alten Zeiten sprach man viel von der Läusesucht
(Phthiriasis), welcher Krankheit Sulla und König Philipp II. er-
legen sein sollen. Man glaubte, daß eine besondere Läuseart diese
Krankheit bewirkt haben sollte; dies ist nicht erwiesen, es dürfte
sich vielmehr um eine geschwürige Dermatose gehandelt haben, in
deren Geschwüren sich Fliegenmaden eingenistet hatten.
Die Übertragung ist ungemein leicht, denn eine Kleiderlaus
kann in einer Stunde 6 m zurücklegen, also mit Pausen in einem
Tag mindestens 24 m, wobei sie gut drei Tage hungern kann.
Dabei ist ihre Vermehrungsfähigkeit ungemein groß, binnen sechs
Wochen ist bereits die dritte Generation ausgeschlüpft. Die, Kleider-
laus legt zirka 80 Eier, die Jungen sind in 5 bis S Tagen reif. _
Wenn eine Laus am 1. Januar 80 Eier lest, von denen 30
zugrunde gehen, so hat sie am 7. Januar bereits 50 Nachkommen,
nehmen wir an 25 Weibchen und 25 Männchen. Die ersteren
können am 14. Februar (6 Wochen) 1250 nicht zugrunde gehende
Eier ablegen. Am 21. Februar bis 625 neue Weibchen usw. Ende
Dezember hat die erste Laus 152 587 890 600 Nachkommen.
Die Therapie besteht in gründlicher Desinfektion der Leibes-,
Bettwäsche und der Kleider, am besten in den neuester Zeit er-
richteten Entlausungsanstalten. Die Veränderungen der Haut
müssen mit gründlichem Waschen mit Seifen im warmen Bade,
Anwendung von Lassarscher Pasta, sowie antiekzematösen
Mitteln behandelt werden.
Bei vernachlässigten Fällen führt Rasieren der Haare
zum Ziele. $ Er
*
Verhältnismäßig der ungefährlichste unter den „Plagegeistern*
der menschlichen Haut ist der Floh (Pulex irritans). Dieser
schwarzbraune Geselle findet sich an allen Stellen der Körper
haut, und da er sehr beweglich ist, kann jeder Mensch, auch
der peinlich sauberste, von ihm befallen werden. Das Sekret
seiner Speicheldrüse enthält einen Giftstoff, welcher beim Biß das
lästige Jucken und die weiteren Veränderungen der Haut bewirkt.
Dieselben repräsentieren sich als punktförmige Hämorrhagien mit
einem linsengroßen, hyperämischen Hof. Bei empfindlicher Hauta
sieht man auch Quaddeln, die oft auch hyperämisch sind und in
folge Kratzens mit Börkchen besetzt sind. Pe
Die Therapie besteht, wenn überhaupt notwendig, im Be
pinseln mit spirituösen Mitteln, z. B. Spirit. Coloniensis, peinlichster a
Reinhaltung der Leib-, Bettwäsche, der Kleider und der Wohnung.
Letzteres geschieht in vernachlässigten Fällen durch Schwefeln,
Räuchern mit Formaldehyd, Benetzung des Zimmerstaubes mit
Seifenwasser. Prophylaktisch wird die Haut mit Ol. Caryophyl-
lorum eingerieben. rl
Durch die auf Ratten lebenden Flöhe kann die Pest über
tragen werden; in den Mittelmeerländern soll eine Hundeflohart
eine Art tödlicher Milzkrankheit übertragen.
A
* *
*
DieBettwanze (Cimex lectularius) ist in Europa
erst spät eingeführt worden aus dem Orient, in London erst im
17. Jahrhundert. Dieser braune, übelriechende Plagegeist sondert
bei seinem Biß aus den Speicheldrüsen ein Sekret ab, das den
heftigen brennenden Juckreiz erzeugt. Die Haut erscheint an den
Bißstellen in Quaddeln als Urticaria aufgehoben, mit centraler
Hämorrhagie und oft mit Blasen besetzt. Diese Hautveränderungen
finden sich auch reflektorisch an von der Bißstelle entfernten
Er Stellen; außerdem sind an der Haut zahlreiche Kratzeftekte und
Rp. Zinei oxyd.
AN nk EST EN Excoriationen. In schlimmen Fällen, wo die Wanzen durch lange
een in E A S = Zeit der Haut zusetzen, kann es sogar zu Ekzemen und Geschwürs-
M.D.S. Salbe. ; bildung kommen. eN Fo. |
N ; Die Therapie besteht in Anwendung spirituöser Mittel oder
x
in Einreibung mit:
Die verhältnismäßig „harmloseste“ unter den Läusen ist die Rp. an = E Fr
Filzlaus (Pediculus pubis, Phthirius pubis oder Morpio); sie ist M D S ne . 90,
kleiner als die anderen Arten, 13/4 mm lang, platt gedrückt, fast EEE
farblos und hält sich dauernd auf der Haut auf. Fast ausschließ-
lich hält sie sich am Mons veneris, doch kommt sie in vernach-
lässigten Fällen auch in den Achselhöhlen, an den behaarten
Extremitäten, der behaarten Brust, auf den Wimpern und in der
Bartgegend vor. Bis jetzt wurde sie nur bei der kaukasischen
Rasse angetroffen.
Das durch ihren Biß veranlaßte Jucken führt zu knötchen-
förmigen Ekzemen, manchmal auch Papeln, Borken und Kratz-
effekten. Am Abdomen, besonders an den unteren Partien, an
den Seitenteilen der Brust, überhaupt an den Lieblingstellen der
Laus, findet man bei längerem Bestand, linsengroße, eigentümliche
stahl- bis blaugraue Flecken, die auf Druck nicht schwinden und
nach zwei bis drei Wochen vergehen.
Maculae coeruleae, Tâches bleues. Nach Oppenheims
Untersuchungen entstehen diese dadurch, daß ein Ferment im
Speichel der Filzlaus beim Eindringen in die Haut aus dem Hä-
moglobin einen grünen Farbstoff erzeugt, der durch die Oberhaut
blaugrau durchschimmert. Der Nachweis der Laus und ihrer Eier
(gelbbraune, schwarzpunktierte Knötchen an den Haaren) sichert
die Diagnose.
Die Therapie besteht in Anwendung von Ung. hydrarg. einer.
(Vorsicht wegen Ekzem) oder 30%/,iger weißer Präcipitatsalbe oder
Sublimatpinselung, und zwar:
Gründliche Reinigung der Wohnung und namentlich der Beit-
gestelle ist eine Notwendigkeit.
Auch durch Wanzen können Krankheiten übertragen werden,
z. B. durch die indische Abart Cimex rotundus die Kalaazar 8%
nannte Krankheit (starke Vergrößerung der Milz), und in Brasilien
wird durch eine Wanzenart eine Trypanosomenkrankheit übertragen.
$ *
*
Die Mücken (Culex pipiens) oder Gelsen be
fallen den Menschen nur zum Saugakt. Starkes Rauchen, Be
streichen der Haut mit Ol. caryophyllorum oder mit Ammonl&
liqu. pura sind prophylaktische Schutzmittel. Der Stich der em
zelnen Mücke ist mehr oder weniger harmlos, nicht so der ganze!
Schwärme. Es entsteht meist eine lokale Entzündung und Rötung,
Quaddeln, oft auch Schwellung. In schwereren Fällen findet man
Pulsbeschleunigung, Ohnmacht, oft auch Kollaps. Die Hautatfel-
tionen gehen mit Jucken einher; Schaudinn schreibt dieses
Jucken der Kohlensäure aus dem Ösophagus der Mücke zu, deren
Ergießung mit einer Infektion von Hefepilzen aus dem Saugmagen
der Mücke einhergeht. RERE ~.
Die Therapie besteht in Anlegen von kalten Umschläge
oder solchen mit Liquor Burowii, Betupfen mit Ammonia Liquid.
pura. In schwereren Fällen 5%ige Mentholsalbe,
k *
x
Rp. Mercur. sublim. corros. . . 0,15 Bienen- und Wespenstiche erzeugen Rötung, aut
Spir. vini diluti "Py deln und Schwellung und sind sehr schmerzhaft. Pxtrani in
Aqu. destill, . . . . „an 150, Giftstachels, kalte Umschläge oder mit essıgsaurer Tonerde
(Finger) Betupfen mit: on
oder Waschung mit: Rp. Acid. salicyl. . . . 05 Rp. gea cario en
-Rorre o a a OO Spir. vini Mentholi . : > te 30
i N N u 0.29 5,0 oder Lian ai ca 5 70
Spir. Coloniens. . . „aa 100,0 1. D. S. äußerlich Opir. VIDLT en 2
> (Joseph) M. D. S. äußerlich
. BE, Google
7 gr
or
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2. August.
_ näher aufgeklärt.
a u. Bl. E
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3.
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Reieratenteil.
i | l | Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin
Sammelreierate.
_ Physikalische Therapie.
Von Dr. A. Laqueur.
ii Die Untersuchungen von E. Weber zur Prüfung der Leistungs-
fähigkeit des Herzens mittels der von ihm ausgearbeiteten plethysmo-
graphischen Methode haben auch die Beeinflussung der Herzkraft |
durch physikalische Faktoren in mancher Beziehung |-
Neuerdings hat Weber (1) die ‚Wirkung |
„zunutzen, ist schon früher von verschiedenen Seiten , empfohlen
worden, so von Leyden und Goldscheider für die sogenannten
der natürlichen und künstlichen Kohlensäure-
bäder bei Herzkranken durch die plethysmographische
. - Arbeitskurve kontrolliert. Indem er dabei den günstigen Effekt
der CO,-Bäder auf die Herzkraft und die Blutverteilung bestätigte,
konnte er zugleich zeigen, daß die natürlichen Kohlensäure-
'bäder (Bad Altheide) den künstlichen sowohl in bezug auf Regel-
. mäßigkeit wie bezüglich der Dauer der Wirkung überlegen sind.
Von Interesse ist ferner, daß verdeckt genommene Bäder, bei
denen eine Einatmung des Kohlensäuregases ausgeschlossen ist,
stärker und besser wirken als unverdeckte Bäder. In manchen
Fällen von Herzkrankheiten, wo eine Hypertrophie des linken Herzens
' vorhanden ist, trittnun im Kohlensäurebade infolge des Reizes der
Kohlensäure eine Überreizung des Herzmuskels ein, erkennbar
an: einem nachträglichen Ansteigen der plethysmographischen Ar-
beitskurve. Diese oft unvorteilhafte Wirkung läßt sich paralysieren
oder abdämpfen durch Anwendung der allgemeinen H o c h.-
frequenzbehandlung. Für sich allein kann die Hochfrequenz
ebenfalls eine günstige Reizwirkung auf den Herzmuskel ausüben,
doch ist dieselbe nicht so stark und besonders nicht so anhaltend
als die der Kohlensäurebäder. |
‘Die klinischen Indikationen der Kohlensäure-
bäder bei Herzaffektionen, insbesondere bei herzkranken
Soldaten, hat Wenckebach (2) einer kritischen Betrachtung
unterzogen. Er sieht als das dankbarste Objekt für die Anwendung
der CO,-Bäder diejenigen Fälle an, bei denen ein erhöhter
Blutdruck die Hauptursache der Herzbeschwerden ist. Weiter
‘eignen sich besonders dafür die Fälle von Herzinsuffizienz in der
Rekonvaleszenz, hingegen hat er sich von der Heilwirkung dieser
Bäder bei Hypotonie, bei allgemeiner körperlicher und Kreis-
laufschwäche nie überzeugen können; er zieht hierbei belebende
und erfrischende hydrotherapeutische Maßnahmen. bei
_ weitem vor. Überhaupt will Wenckebach die Hydrotherapie
zur Beeinflussung des Kreislaufes und zur Bekämpfung von dessen
‚Störungen in viel weiterem Umfange angewandt wissen, als es bis-
her geschehen ist. Besonders eignen sich dafür die konstitutionellen
ormen der Herzschwäche und toxisch, mechanisch oder reflektorisch
hervorgerufenen Krankheitszystände des Herzens, sowie die psychi-
schen und rein subjektiven Herzbeschwerden.
- Bei Herzerweiterungen, die im Felde erworben oder
| verschlechtert waren, hat Rudolf Kaufmann (8) eine günstige
klinische Beeinflussung durch Kohlensäurebäder beobachtet
und in frischeren Fällen auch röntgenologisch durch Teleaufnahmen
‘einen Rückgang der Dilatation öfters beobachten können.
. „ Noch eine andere Kriegserkrankung, die Malaria, bietet
ein dankbares Objekt für die Hydrotherapie. Th. Zangger (4) hat
durch Halbbäder von 28° Temperatur und fünf Minuten Dauer,
dreimal wöchentlich gegeben, in einer Reihe von Fällen eine
dauernde Beseitigung der Anfälle erreichen können. Durchschnitt-
lich genügten zu diesem Zwecke acht Bäder. u an
Während zur Beförderung der Wundheilung von physi-
kalischen Methoden hauptsächlich das Licht in seinen verschiedenen
Formen und die heiße: Luft verwandt werden, sind’ neuerdings .|
‚wieder zur Behandlung phlegmonöser Prozesse warme
Bäder empfohlen worden. So von Isenberg (5), der hierbei heiße
lokale Wasserbäder 'anwandte, ebenso von Albert Sachs (6),
der phlegmonöse Entzündungen fast ausnahmlos durch zwei bis
Zusatz von Sapo kalinus zur Heilung gebracht haben will. Die
äder werden zweimal täglich in der genannten langen Dauer an-
gewandt, und zwar so, daß stets die ganze Extremität bis zur
| Schulter respektive Hüfte in das Wasser eintaucht, selbst bei ganz
perlpherem Sitz der Phlegmone. Auch zur Behandlung schlecht
heilender Amputationsstümpfe wird das Verfahren empfohlen.
Zur eigentlichen Wundbehandlung hat, einer Empfehlung
von L. Brieger (7a) folgend, der Referent (7b) die heiße.
drei Stunden lang dauernde Bäder von 36° Temperatur mit etwas.
Da mp fdusche, die unter einem Druck von. ein bis eineinhalb
Atmosphären steht, bei Kriegsverletzten in vielen Fällen erfolg- _
reich angewandt. ` Neben frischeren Verletzungen hat sich das Ver-
fahren insbesondere. bei älteren Weichteilwunden mit
Eiterung und schlechter Heilungstendenz, sowie bei älteren
| Knochenverletzungen ebensoleher Art bewährt. Namentlich zur
Beseitigung der Jauchung und zur Beförderung der Reinigung der . `
Wunde eignete sich das Verfahren.
Den recht erheblichen mechanischen Drue k, welchen `
im Bade das Wasser auf den Körper ausübt, therapeutisch aus-
kinetotherapeutischen Bäder, von Straßburger und von War-
schawsky zur Behandlung des Emphysems. R.Eisenmenger (8)
hat nun eine Methöde angegeben, um den hy:drostatischen
Druck im Bade nach Wunsch verstärken oder abschwächen zù. ~
können. Es geschieht dies mittels besonderer Vorrichtungen, welche
‚ein wechselweises Ansteigen und Absinken des Wasserniveaus er- `
möglichen. Als Indikationen für diese Prozedur nennt Eisen-
menger die Magendarmatonie, Stauungen in den Abdominal-
organen, chronische ‚Bronchitis, Emphysem, ‚Asthma bronchiale,
.gastrische Krisen, Herzaffektionen verschiedenster Art (Regulierung
der Blutverteilung in den Abdominalorganen), chronische Erkran-
kungen’ der Nieren, der Milz und des Pankreas.
Die vor einigen Jahren von Otto Weiß: empfohlene soge-
nannte Fieberbehandlung der Gonorrhöe, die in
Applikation von sehr heißen Wasserbädern zwecks Herbeiführung -
einer die Gonokokken schädigenden allgemeinen Hyperthermie
besteht, hat sich in der Praxis, wie es scheint, wenig bewährt.
E. Nast (9) berichtet von sieben Fällen von .kindlicher Gonorrhöe,
welche ohne Resultat nach jener Methode behandelt wurden, und
H. Hecht (10). hält ebenfalls die Methode für wenig brauchbar,
Eine größere Rolle. spielt dagegen- die Diathermie-
behandlung der Gonorrhöe und ihrer Komplikationen.
Wilhelm Müller (11) hat die von Börner und Santos
früher angegebene Methode der Diathermieanwendung bei der
Urethralgonorrhöe modifiziert und vereinfacht ‘und erzielte damit
sowohl bei akuter wie bei chronischer Gonorrhöe, allerdings in
Kombination mit Spülungen sehr gute Erfolge. Auch gonorrhoische
Infiltrationen, Prostata- und Samenblasen-
erkrankungen wurden durch das Verfahren sehr günstig
beeinflußt. Bei den
insbesondere bei der. hartnäckigen Prostatitis. Im übrigen drückt
er Sich aber zurückhaltend über die Leistungsfähigkeit der Diathermie
bei der 'Gonorrhöebehandlung aus.
| Wohl allgemein anerkannt ist die günstige Wirkung der
Diathermiebehandlung von :chronisch-entzündlichen Exsudaten
der weiblichen Adnexe unddes Beckens. Walther
Lindemann (13) behandelt derartige Affektionen in der Weise,
daß eine breite Elektrode in das Rectum eingeführt. wird,
während eine zweite große Elektrode auf die untere Bauchgegend
aufgelegt wird. Die Stromstärke variiert dabei zwischen 1,5 und
2,0 Ampere. Ferner hat Lindemann zur vaginalen Behandlung
eine besondere Elektrode konstruiert, welche schalenförmig die
Portio vaginalis umgreift und bei Erkrankungen der Cervix
Anwendung findet. | i
Von neueren Indikationen der Diathermie |
seien weiter noch die Gallenblasenentzündung, sowie
postoperative Verwachsungen in der Gallenblasengegend mit Kolik-
schmerzen erwähnt [Grube (14) und Referent (15). Ferner
das Oppressionsgefühl und die sonstigen subjektiven Beschwerden
bei an Angina pectoris leidenden Patienten [Tobias (16)
und Referent]. Doch warnt Tobias 'davor, die Indikation
für Diathermiebehandlung nun auf alle Gefäßstörungen auszudehnen;
bei intermittierendem Hinken hat sich ihm das Verfahren nicht
bewährt, Ebenso ist bei der Neuralgiebehandlung nach Tobias
Vorsicht in der Indikationsstellung und Technik geboten. Die
.Diathermie eignet sich z. B. nicht für akute, mit starken Reiz-
erscheinungen verbundene Ischias, auch nicht für Trigeminus-
neuralgie. Bemerkenswert sind die Erfolge, die Tobias mit der
Diathermie des Leibes -bei spastischer Obstipation
erreicht hat, auch sonst beobachtete er gelegentlich eine günstige
Einwirkung des Verfahrens bei Obstipation. Schließlich hat er
letztgenannten Affektionen hat auch
H. E. Schmidt (12) mit der Diathermie gute Erfolge. erzielt, -
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bei einer seltenen Erkrankung, der Induratio penisplastica,
in drei von vier Fällen, die sonstiger Therapie bisher getrotzt
hatten, durch sechswöchige tägliche Diathermiebehandlung wesent-
liche objektive Besserung erzielen können.
Für die Technik der Diathermiebehandlung ist eine
Mitteilung von Christen und von Beeren (17) bemerkenswert,
welche im Gegensatz zu dem neuerdings geübten Verfahren wieder
eine Umwiceklung der Metallelektroden mitfeuchtem
Material empfehlen. Sie benutzen dazu eine dünne, 0,5 mm starke
Filtrierpapierschicht, die mit möglichst konzentrierter Kochsalzlösung
angefeuchtet ist. Dadurch wird der Übergangswiderstand geringer,
als es bei direkter Elektrodenapplikation der Fall ist. Dickere
Schichten von feuchtem Material erhöhen dagegen den Widerstand,
wie seinerzeit schon Bangert (18) zeigte. Neue Modelle von
Diathermieapparaten, bei denen die Funkenstrecke anderweitig —
durch eine Glühkathodenröhre beziehungsweise einen Röhrensender —
. ersetzt wird, haben Christen, Hartenstein und Bergter (19)
sowie H. Faßbender (20) beschrieben.
Besondere Diathermieelektroden zur Einführung in die
Körperhöhlen (Rectum, Blase, Vagina) hat ferner A. Teil-
haber (21) angegeben. Bei rectaler Anwendung hat auch er
die spastische Obstipation günstig beeinflussen können.
Er empfiehlt, bei dieser Applikation den Mastdarm mit Salzlösung
zu füllen, um dadurch eine gleichmäßigere Verteilung des Stromes
zu bewirken und so die Anwendung höherer Stromstärken (auch
bei Erkrankungen des Beckens und der weiblichen Adnexe) zu
ermöglichen.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
der künstlichen Höhensonne beobachten.
vacs (27) eine Erhöhung der Tuberkulinempfind-
lichkeit während der Bestrahlungskuren eintreten. Nach
R. Levy (28) besteht keine Regelmäßigkeit in dem Eintritt einer
fieberhaften Reaktion nach der Quarzlichtbestrahlung Tuberkulöser.
A. Laqueur und Frau Lasser-Ritscher (29) sahen bei der
Höhensonnenbehandlung von tuberkulöser Peritonitis öfter
Erhöhung der Körpertemperatur, namentlich nach den ersten Be-
strahlungen eintreten, und sie empfehlen deshalb, in fieberhaften
Fällen die Bestrahlung nur jeden zweiten Tag vorzunehmen. Auch
Rost (30) weist besonders auf die lokalen Herdreak-
tionen bei Bestrahlung von Tuberkulosefällen mit Quarzlicht hin,
und er warnt schon aus diesem Grunde energisch vor der An-
wendung dieses keineswegs indifferenten Mittels durch Laien, die
jetzt leider vielfach: üblich geworden ist.
Als Kontraindikation der Bestrahlungen mit der
künstlichen Höhensonne nennt F.R. Kautz (31) die syphilitischen
Entzündungsprozesse, besonders die Lymphadenitis luetica,
da hierbei die Bestrahlung verschlimmernd wirkt. In zweifelhaften
Fällen von Lymphdrüsenschwellungen läßt sich der negative Er-
folg der Höhensonne sogar differentialdiagnostisch verwerten. Auch
bei malignen Tumoren ist die Höhensonne kontraindiziert.
Bei anderen Affektionen, so bei Hautdefekten und bei sekundärer
Anämie ist eine genaue zeitliche Begrenzung der Höhen-
sonnenbehandlung notwendig, wenn der günstige Effekt nicht in
das Gegenteil verwandelt werden soll.
24. August,
Ebenso sah J. Ko-
Er konnte auch experimentell dadurch eine Abtötung von Staphylo-
| Derselbe Autor hat bei nicht-tuberkulösen
Eine neue Indikation für die Anwendung der Hochfre-
quenzströme (d’Arsonvalisation) stellt von der
Porten (22) auf, der bei der Spondylitis deformans
durch die Hochfrequenzfunken, welche mittels einer Graphit-
elektrode. auf die Wirbelsäule täglich fünf bis zehn Minuten lang
appliziert wurden, bemerkenswerte subjektive Besserungen erzielen
konnte. Gauß (23) hat bei der weiblichen Gonorrhöe
mit guten Resultaten Hochfrequenzströme mittels einer
in die Vagina eingeführten Vakuumelektrode angewandt. Er erklärt
diese Erfolge durch die Strahlenwirkung der Ströme; da jedoch
bei der genannten Anwendungsart auch eine erhebliche Erwärmung
eintritt, so muß zum mindesten ein Teil des günstigen Effektes
auf de Wärmewirkung bezogen werden.
Zur Beförderung der WundheilunghatA.Gautier(24)
die Strablenbündel des Hochfrequenzstroms, die in 7 cm
Entfernung von der Haut appliziert wurden, erfolgreich benutzt.
durch die Höhensonnenbestrahlung, teilweise in Kombinationen mit
Röntgenstrahlen, gute Erfolge erreicht (32). Auch für sich allein
wirkte die Höhensonne, namentlich bei der Osteomyelitis, günstig
ein. Pyodermatosen (Furunkel, Karbunkel, eitrige Schweiß-
drüsenerkrankung, akute. Paronychie) hat Ph. F. Becker (88)
teils mit Quarzlicht, teils mit weißem Kohlenbogenlicht sehr erfolg-
reich behandelt.
Die Beeinflussung der Leukocytose durch die künst-
liche Höhensonne geschieht nach C. Näcke (34) in der Weise,
daß nach der Bestrahlung zunächst die weißen Blutkörperchen an
sie wieder die normale Zahl. Das natürliche Sonnenlicht hat eine
ähnliche Wirkung auf die Leukoeytenkurve. Nach P. Weill (85)
ist der Einfluß der Höhensonnenbestrahlung auf das Blutbild
nicht einheitlich, er ist z.B. abhängig von der Tageszeit,in der
bestrahlt wird. Wenn vormittags bestrahlt wird, läßt sich nach-
mittags eine Lymphocytose beobachten. B
Eine große praktische Bedeutung hat die von P. Rein-
hard (86) zuerst mitgeteilte Anwendung der künstlichen Höhen-
sonne zur Provokation latenter Malaria erlangt.
Es gelingt damit in vielen Fällen das Erscheinen der Parasiten IM
peripheren Blute in kurzer Zeit zu erreichen. Die Bestrahlung
erfolgt dabei täglich in 60 cm Distanz, dauert zuerst nur fünf Mi-
nuten und wird rasch auf eine Stunde Dauer ausgedehnt. Der
Effekt tritt, falls überhaupt, nach spätestens acht Sitzungen em.
Dieselbe Wirkung läßt sich auch mit der Siemens-A ureol-
lampe erzielen. A
Diese Siemens-Aureollampe, die sich neuerdings
in der Therapie einzubürgern beginnt, enthält im Gegensatz zu der
künstlichen Höhensonne nicht nur violette und ultraviolette Strahlen,
sondern alle Strahlen des Lichtspektrums und kommt somit dem
natürlichen Sonnenlicht in physikalischer Beziehung näher, als das
Quarzlampenlicht. Ihre näheren Eigenschaften sind von K. Ban-
gert (37) genauer beschrieben worden. Auch therapeu-
tische Erfahrungen liegen bereits vor. So haben Ulrichs
und Wagner (88) die Aureollampe zur Beförderung der Heilung
von Wunden, bei Knochenfisteln, ferner bei rheumatischen s
krankungen und Ekzem erfolgreich angewandt. Disque (39) be
außer bei der Wundbehandlung, wobei er den gelblich-roten lang-
welligen Strahlen der Aureollampe eine große therapeutische Be-
deutung zuweist, auch bei Knochentuberkulose, Anämie, allgemeiner
Körperschwäche, Skrofulose usw., ferner auch bei schmerzhaften
Erkrankungen (Neuralgien, Rheumatismus usw.) mit der ame
lampe günstige Erfolge erzielt. Bei Hautkrankheiten zieht er OD
Quecksilberquarzlampe (Höhensonne) wegen der intensiveret
chemischen Wirkung ihrer Strahlen der Aureollampe vor. 2
v.Roznowski(40) berichtet über im ganzen günstige Resulta l
der Aureollichtbehandlung, insbesondere bei der Lungen
kokken und Streptokokken hervorrufen. Bei der praktischen
Anwendung der Hochfrequenzströme spielt daneben auch die
Ozonwirkung eine wichtige desinfizierende Rolle,
Mit seinen, den Hochfrequenzströmen in vieler Beziehung
ähnlichen oscillierenden Strömen hat Th. Rumpf (2b),
ebenfalls im Hinblick auf eine Desinfektionswirkung,
interessante Versuche vorgenommen. Er konnte nämlich experi-
mentell nachweisen, daß aus Jodsalzen durch die oscillierenden
Ströme das Jod freigemacht wird, und daß Kulturen von
Mikroorganismen, denen geringe Mengen von Jodsalzen zugesetzt
waren, bei Applikation jener Ströme erheblich im Wachstum ab-
geschwächt werden. Bei der d’Arsonvalisation blieb diese Wirkung
aus. Auf Grund seiner Versuche empfiehlt nun Rumpf eine
Kombination voninnerlicher Jodverabreichung
mit nachfolgender Applikation von osecillie-
renden Strömen. Er hat mit dieser Methode bei Lungen-
tuberkulose sowie bei Pleuritis auf tuberkulöser Basis ermu-
tigende Erfolge erzielt, für deren Specifität eine deutliche primäre
Reaktion in der erkrankten Lunge im Gefolge der Applikation spricht;
nach Abklingen der Reaktion trat dann Besserung ein. Auch bei
anderen Infektionskrankheiten würden sich entsprechende Versuche
empfehlen. Ä
Die Anwendung der künstlichen Höhensonne bei
der chirurgischen Tuberkulose hat entsprechend der-
wachsenden Ausbreitung dieser Krankheit eine große Bedeutung
gewonnen. Auf alle diesbezüglichen Arbeiten hier einzugehen, würde
zu weitführen, zumal die wichtigsten davon schon kürzlich in einem
Referate über Strahlentherapie in Nr. 13 des diesjährigen Jahrgangs
dieser Zeitschrift Besprechung gefundenhaben. Erwähntseien abereine
Reihe von Mitteilungen, welche für eine specifischeBeein-
flussung der Tuberkulose überhaupt durch die ultra-
violetten Strahlen sprechen. So konnte Grau (26) specifische
Herdreaktionen bei Bestrahlung von Lungentuberkulose mit
Drüsen- und Knochenerkrankungen (Osteomyelitis)
Zahl abnehmen, und zwar im peripheren Blute, stärker als im Blut -
eines unbestrahlten Körperteils. Nach zirka zwölf Stunden erreichen
2. Ay
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= glühlampe) hat E. Engelhorn (43) eine besondere Technik
24. August, E
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 84. .
tuberkulose, wo die Erfolge im allgemeinen den bei der | eine deutliche Beeinflussung des Harnsäuregehaltes des
‚, Quarzlichtbestrahlung gemachten entsprechen, auch bezüglich der |
fieberhaften Reaktion nach den ersten Sitzungen.
Während die Aureollampe ein Gemisch von. chemisch wirk-
samen (kurzwelligen) und langwelligen, chemisch weniger differenten,
aber größere Tiefen- und Wärmewirkung entfaltenden Strahlen
darstellt, werden daneben auch jetzt noch Lichtquellen, die. vor-
. -wiegend nur die letztere Strahlenform, also Lichtwärme-
‚strahlen, enthalten, angewandt.. Es werden zu diesem Zwecke
neuerdings hochkerzige Glühlampen (Metallfadenlampen)
Nach E. Steinitz (47) geht dieser bei Anwendung: intensiverer
Trink- und Emanationskuren eine primäre Erhöhung des Harnsäure-
gehaltes des Blutes voraus, bei kleineren Dosen der Emanation
spiegels.
(Oberschlema im Erzgebirge) hat Mittenzwey (48) teils durch
Bade-, teils durch Trinkkuren, hauptsächlich bei Gelenkver-
- benutzt. Hans L. Heusner (41) verwendet einen derartigen | änderungen chronisch-entzündlicher Art, unter denen die.
Apparat, Solluxlampe genannt, teils zur Ergänzung des | chronische Form der Polyarthritis rheumatica exsudativa vorwiegend
vertreten war, gute Resultate erzielt. Weniger geeignet zeigten .
Ultraviolettlichtes der Höhensonne, teils auch für sich allein als
Wärmequelle, z. B. zur Behandlung der Gonorrhöe und ihrer
Komplikationen; hierbei wird die Genitalgegend in einem Abstande
von 60 cm zirka eine Stunde lang bestrahlt (42). Zur intra-
vaginalen Bestrahlung mit einer hochkerzigen Glühlampe (Nitra-
sich die troekenen chronischen Gelenkveränderungen. Bei
Neuralgien (Ischias) waren die Erfolge unsicherer; besser: bei solchen
Neuralgien,
waren.
der Arteriosklerose, wo sich häufig eine Blutdruck-
senkung, besonders nach den ersten Bädern, zeigte.
wurde die Psoriasis. durch Trinkkuren günstig beeinflußt. Bei
labilem Nervensystem ist große Vorsicht bei Anwendung der radio-
‚aktiven Bäder am Platze. Der Emanationsgehalt des hier ver-
wandten Quellwassers betrug 450 bis 1000 Mache - Einheiten
im Liter.
angegeben. Er hat damit vor allem bei Erosionen der
Portio, dann auch bei entzündlichen Erkrankungen der Vagina
sehr gute Erfolge erzielt. s | |
= Der Vollständigkeit halber sei bier noch eine Mitteilung von
O. Müller (44) über die Behandlung des Erysipels mit
. Rotlichtbestrahlung erwähnt. Diese Erkrankung soll da-
durch in kürzester Zeit zur Heilung gebracht werden. Bei dem
ungemein wechselvollen Verlauf des, Erysipels ist aber der wirk-
liche Wert eines jeden therapeutischen Eingriffs und somit -auch
des letztgenannten nur schwer zu beurteilen. |
Zum Schlusse noch einige Worte zu der in den letzten Jahren
halbwegs in Vergessenheit geratenen Radium-Emanations-
therapie. -Gerade die spärlichen Veröffentlichungen: der letzten
Zeit haben aber gezeigt, daß die Diskreditierung dieser einst so ge-
priesenen Behandlungsmethode nicht zum geringsten Teil darauf
beruht, daß bei uns die Dosierung der zu Trink-, Bade- und
f. physik. diät. Ther., Bd. 22, H. 1. — 3. R. Kaufmann, ebenda, Bd. 22, H. 11. —
4. Th. Zangger, Korr. Bl. f. Schweiz. A. 1918, Nr. 52. — 5. Isenberg, M. m.
W. 1917, Nr. 41. — 6. Albert Sachs, Die Behandlung d. Zellgewebsentzündg:
mit langdauernden Bädern, Breslau 1917. — 7a: L. Brieger, D. m.W. 1917, Nr. 19. —
Tb. A. Laqueur, Zschr. f. physik. diät. Ther., Bd. 22, H. Í. — 8. R. Eisenmenger,
Ther. d. Geg. 1918, H. 4. — 9. E. Nast, Ther. Mh. 1917, H. 11. — 10. H. Hecht,
12. H. E. Schmidt, B. kl. W. 1918, Nr. 8. — 13. .W. Lindemann, M. m. W. 1917,
Nr. 21. — 14. K. Grube, M. Kl. 1918, Nr. 17. — 15. A. Laqueur, Zschr. f. physik.
diät. Ther., Bd. 22, H. 8 u. 9. — 16. Tobias, B. kl. W. 1918, Nr. 34. — 17. Christen u,
v. Beeren, B. kl, W. 1919, Nr. 3 — 18. K. Bangert, Zschr. f. ‚Days diät. Ther.
Bd. 20, H. 9. — 19. Christen, Hartenstein u. Bergter, M. m. W. 1918, Nr. 50. —
20. H. Faßbender, Zbl. f£. Röntgenstr. 1918, Nr. 7/8. — 21. A. Tue naber a m.
>` 8583
Blutes, und zwar im Sinne einer Verminderung desselben.
‚erfolgt von vornherein eine allmähliche Senkung des Harnsäure-
Mit einem neu erbohrten, stark radioaktiven Quellwasser.
die infolge von Narbenveränderungen entstanden
Sehr gut waren die Erfolge bei der Tabes, ferner bei
Weiter
Literatur: 1. E. Weber, D. m. W. 1918, Nr. 45. — 2, Wenckebach, Zschr. `
Derm. Wschr. 1917, Nr. 36. — ii. Wilheim Müller, ebenda 1917, Nr. 28. —
Inhalationszwecken verwandten Radiumemanation eine viel zu
geringe war. So fordert Riehl (45) bei der Anwendung von-
emanationshaltigen Umschlägen, mit denen er bei Ischias,
Herpes zoster und Gelenkerkrankungen gute Resultate erzielte, einen
Gehalt von 200000 bis 300000 Mache-Einheiten für die dazu verwandte
Flüssigkeit. Auch F a lta (46) steht in seiner kürzlich erschienenen
Monographie über die Behandlung mit radioaktiven Substanzen
auf dem Standpunkt der Verwendung verhältnismäßig hoher
Dosen. In diesem sehr lesenswerten Buche sind eine große An-
-zahl von sich über Jahre erstreckenden Krankengeschichten mit-
geteilt, aus denen auch für den skeptischsten Leser die Wirksam-
keit der Radiumemanation, sowie des Thorium X, namentlich bei
chronisch-rheumatischen Gelenkerkrankungen
und bei der Gicht hervorgeht. Bei letzterer zeigte sich auch
W. 1918, Nr. 32. — 22. v. d. Porten, Zschr. f. physik. diät. Ther. Bd. 22,
enstr. usw. 1917, Nr. 8 S. 867. — 25. Th. Rumpf, M. m. W. 1917, Nr. 17. —
M. m. W. 1918, Nr. 10. — 29. A. Laqueur u. V. Lasser-Ritscher M. Kl. 1918,
Nr. 12, — 30, Rost, D. m. W. 1918, Nr. 27. — 31. Kautz, M. m. W. 1918, Nr. 28.
— 32. Derselbe, ebenda 1919, Nr. 2. — 33. Ph. F. Becker, D. m. W. 1918, Nr, 46.
— 34. C. Näcke, Über d. Einwirkung der künstl. Höhensonne auf die Leu-
kocyten. Dissert. Jena 1918. — 35. P. Weill, Zschr. f. Tbe. Bd. 30, H. 1. —
86. P. Reinhard, M. m. W, 1917, Nr. 37. — 87. K. Bangert, Zschr. f. physik. diät.
Ther., Bd. 22, H. 5. — 38. Ulrichs u. Wagner, D. m. W. 1917, Nr. 18. — 39. Disque,
Ther. d. Geg. 1917, H. 10. — 40. v. Roznowski, ebenda 1918, H. 10. — 41. H. L.
Heusner, Ther. Mh. 1918, H. 6. — 42: Derselbe, D. m, W. 1917, Nr. 11. —
43. Engelhorn, M. m. W. 1917, Nr. 46. — 44. 0. Müller, ebenda 1917, Nr. i1. —
45. Riehl, W. kl. W. 1917, S. 458. — 46. Falta, Behandlung innerer Krankheiten
mit radioaktiven Substanzen, Berlin 1918. — 47. E. Steinitz, Zschr. f. physik.
“u. diät. Ther., Bd. 22, H, 8/9. — 48. Mittenzwey, Ther. d. Geg. 1919, H. 5.
Aus den neuesten Zeitschriften.
(Siehe auch Therapeutische Notizen.)
_ Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 32.
< Klinkert (Rotterdam): Die Pathogenese der sogenannten pri-
mären Hypertonie. Die Untersuchung spricht stark für die alte Auf-
fassung, daß Hypertonie als Folge des Nierenleidens zu betrachten ist.
Die klinisch konstatierte Anlage der Neurarthritiei für Gefäß- und
Nierensklerose hat drei Ursachen: 1. Der oft erbliche Minderwert des
ganzen Gefäßsystems oder gewisser Teile desselben (Nieren, Herz,
Gehirn); das familiäre und erbliche Auftreten von Schrumpfnierenleiden
ist die klinische Äußerung desselben; 2. die oft übermäßige und zweck-
widrige Ernährung bei diesen Personen; 3. die größere Abnutzung des
Gefäßsystems dieser Personen infolge des emotionellen Charakters, welcher
sie kennzeichnet.
Fritzsche (Basel): Über tödliche primäre parenchymatöse Magen-
blutungen, In den beschriebenen beiden Fällen schien die Sektion zu-
nächst im Magen eine Stelle aufgedeckt zu haben, die als Quelle der
Blutung in Betracht kommen konnte: eine spaltförmige Läsion der
Schleimhaut mit vielleicht leicht blutig gefärbten Rändern. Die histo- _
logische Untersuchung ergab jedoch in beiden Fällen nur das Vorhanden-
sein einer kleinen Dehiscenz der Drüsen der Tunica propria bei intakter
Muscularis mucosae, die benachbarte Schleimhaut zeigte weder Nekrose
noch entzündliche Infiltration, noch eine Gefäßveränderung, noch eine
Blutung. Bei dem Fehlen jeder vitalen Reaktion kann daher diese Läsion
nicht als intravital entstanden gedacht werden. Klinisch läßt sich die
-
-
:vor 100 Jahren.
Diagnose einer parenchymatösen Blutung in den rasch zum Tode
führenden Fällen kaum stellen, denn das Fehlen anderer Symptome
spricht nicht sicher gegen das Bestehen eines Geschwürs' oder einer
anderen Ursache der Blutung. Auch pathologisch-anatomisch muß die
Diagnose einer idiopatbischen parenchymatösen Magenblutung per exelu-
sionem gestellt werden. oo
Lade (Düsseldorf): Das Lochsche Absaugverfahren bei Diphtherie.
Das Verfahren besteht in Absaugen durch Verwendung einer Wasser-
strahlpumpe mit vorgeschalteter Flasche, durch deren doppelt durch-
bohrten Stöpsel einerseits eine Rohrleitung zur Pumpe, -andererseits
eine Rohrleitung zu einem Saugansatz führt. Die Absaugvorrichtung
stellt eine wertvolle Bereicherung unserer therapeutischen Mittel bei
Diphtheriekranken dar. |
Schereschewsky (Berlin): Praktische Ergebnisse der Chinin-
Luesprophylaxe in der Armee. In. all, den Fällen, wo das Prophy-
lakticum angewendet wurde, sind trotz den besonders großen Infek-
tionschancen keine Neuinfektionen aufgetreten. * Es wird die Einfüh-
rung eines zusammengestellten Schutzbestecks vorbereitet, das eine
. zuverlässig hergestellte Chininsalbe in der als wirksam erprobten Stärke
und Mischung, sowie ein Gonorrhöeprophylakticum-Choleval-Schutz-
stäbehen von Merck (Darmstadt) enthält. ; l
Loewy (Berlin-Steglitz): Bin Fall von traumatischer Neurose
Mitteilung eines Falles aus Humboldts Briefen an.
eine Freundin (Charlotte Hildebrand). l T: |
23. Gauß, Zbl f. Gyn. 1917. — 24. A. Gautier, zitiert: nach Zbl. ft. Rönt-
"26. Grau, ebenda 1917, Nr. 48. — 27. Kovacs, Ther. Mh. 1917, H. 3. — 28. R. Levy, - l
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Behla (Berlin): Zur Reform der Todesursachenstatistik in
Preußen. Unter Berücksichtigung der hier hervorgehobenen Vorteile,
der Ersparnis an Raum und Miete, an Kosten von unnützen Abschrei-
bungen, der schnelleren Fertigstellung dringender Statistiken usw. muß
die geplante Reform als praktisch durchführbar, zweckmäßig und im
Interesse des Medizinalwesens durchaus als notwendig erachtet werden.
Die ärztliche Leichenschau ist ein Postulat der Neuordnung des Medi-
zinalwesens. Reckzeh.
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 31.
J. Grober und W. E. Pauli (Jena): Untersuchungen über
die biologische Wirkung der Kathodenstrahlen. Aus der gleichen Energie-
quelle kann man mittels der Kathodenstrahlen eine viermillionenfach
stärkere Energie bei der Absorption durch dasselbe Präparat ent-
wickeln, als mittels der Röntgenstrahlen.
F. Neufeld und O. Schiemann (Berlin): Chemotherapeu-
tische Versuche mit Akridiniarbstoiien. Die untersuchten Mittel ver-
mögen im Tierversuch von der Blutbahn aus Bakterien zu töten.
H. Selter (Königsberg i. Pr.): Der Wert der Schlußdesinick-
tion. Vortrag, gehalten im Verein für wissenschaftliche Heilkunde in
Königsberg am 26. Mai 1919.
H. Fühner (Königsberg i. Pr.): Die Blausäurevergiitung und
ihre Behandlung. Nach einem am 26. Mai 1919 im Verein für wissen-
schaftliche Heilkunde in Königsberg i. Pr. gehaltenen Vortrage.
L. F. Meyer (Berlin): Über Sklerodermie beim Säugling. Nach
einer Demonstration im Verein für innere Medizin und Kinderheil-
kunde zu Berlin.
Fritz Passini (Wien): Pankreaserkrankung als Ursache des
Nichtgedeihens von Kindern. In drei Fällen, die sich jedem Diätver-
fahren gegenüber refraktär erwiesen, fanden sich pathologische Ver-
änderungen der Pankreasdrüse. Ob deren Sekret an Menge geringer
oder ob es qualitativ minderwertig war, ließ sich nicht feststellen.
Hermann Müller jun. (Zürich): Über die Pirquetreaktion
bei Grippekranken. Das Grippetoxin als solches ist nicht von Einfluß
auf den Ausfall der Reaktion, sondern erst der schwere allgemeine
Zustand bei der Grippepneumonie. Dieser läßt, wie das Danieder-
liegen der Kräfte auch unter anderen Umständen (Kachexien usw.),
die Pirquetreaktion negativ ausfallen. Aber das Verschwinden der
Reaktion ist für Grippe nicht typisch. Andererseits ist eine erhöhte
Disposition der Grippekranken zur Tuberkulose nachweisbar.
Erwin Popper (Prag): Über einen brauchbaren, . einfachen
Test bei der Untersuchung initial-paralytischer Kranker. Der Verfasser
verwendet die bekannte Aufgabe, von 100, immer 7 subtrahierend,
zurückzuzählen. Der Test gibt aber nichts weiter als den ersten An-
stoß zur Vermutung einer Intellektstörung, Er ist nur unter
allen Kautelen zu verwerten. Man darf nur die ganz sicheren
Fehler verwenden. |
E. F. Curt Heinemann (Berlin): Gedanken über einige
chirurgische Beobachtungen in der Türkei. Eine erhebliche und sehr
verderbliche Rolle spielt die Noma, die Erkrankung der Elenden und
aufs äußerste Geschwächten. Bestätigt wurde die Erfahrung, daß durch
eine Verletzung oder Verwundung, durch eine Operation oder einen
in Verbandwechsel ein typischer Malariaanfall ausgelöst wird. Die
wi Darreichung von geringen Dosen Chinin in den ersten Tagen nach
Kl operativem Eingriff oder größeren Verbandwechseln ist daher praktisch.
Auffallend häufig waren Hämorrhoiden und Mastdarm-
vorfälle, die auf dem dauernden Reizzustand der unteren Dick-
darmabschnitte infolge chronischer Dysenterie beruhen. Aber ätiolo-
Defäkation, bei der Arbeit und der Siesta).
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
gisch in Betracht kommt auch hierbei die Hockstellung (bei der
Diese schädigt die Becken-
24. August.
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je Ta =
lebendige Kraft des rasanten Geschosses, auf den flüssigen Inhalt des
Herzens übertragen, führt zur Sprengwirkung. Infolge dieser hydro-
dynamischen Druckwirkung bewegen sich die Flüssigkeitsteilchen mit
außerordentlicher Geschwindigkeit gegen die sie umschließenden Wände
und verbrauchen ihre lebendige Kraft fast vollständig zu Zerreißungen.
Der Tod tritt infolge von Verblutung ein. | |
Franz Zernik (Wilmersdorf): Kriegsunterernährung und
Arzneimittelwirkung. Unter dem Einfluß der Kriegsunterernährung hat
sich die individuelle Empfindlichkeit gegen Arzneimittel abnorm ge-
steigert. So zeigten Patienten nach abendlichem Einnehmen von 1/2 g
Tinct. Opii oder von einer Pantopontablette (0,02 g) am nächsten
Morgen noch starke Benommenheit und charakteristisch enge Pupillen.
Vom Adalin genügt jetzt 1/2—1 Tablette, vom Veronal 1/2 Tablette zur
Schlafwirkung, auch besteht am nächsten Morgen noch Benommenbeit,
Ferner kommt es häufiger zu Quecksilber- und Salvarsanvergiftungen
bei der Syphilisbehandlung, auch zum Auftreten von Ikterus nach
Salvarsaninjektionen. Silberhaltige Haarfärbemittel erzeugen jetzt auch
öfter statt einer glänzend dunklen Färbung im besten Fall eine matt:
graue, manchmal auch gar keine (durch den Ausfall einer redu:
zierend wirkenden, fettartigen Substanz im Haar).
Jacob Wolff (Berlin): Carcinom und Tuberkulose. Fälle, wo
sich beide Prozesse zusammen vorfinden, sind in der Literatur mehr-
fach beschrieben worden. F. Bruck.
Be
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 31.
M. Pfaundler: Über Körpermaße von Münchener Schulkindern
während des Krieges. Nach einem am 28. Mai in der Münchener Gesell-
schaft für Kinderheilkunde gehaltenen Vortrage.
W. Autenrieth (Freiburg i. B.): Über den Ameisensäuregehall
des Harns, normalerweise und nach Eingabe verschiedener Substanzen.
Ameisensäure kann als ein normaler, ziemlich konstant vor
kommender Bestandteil des menschlichen Harns angesehen werden. Zu
den Stoffen, die im menschlichen Organismus wenigstens zum Teil in
Ameisensäure übergehen und die daher eine starke Vermehrung des
Ameisensäuregehalts des Harns hervorrufen, gehört in erster Linie der
Methylalkoho|l.
G. L. Dreyfus (Frankfurt a. M.): Silbersalvarsan bei Iuetischen
Erkrankungen des Nervensystems. Nach einem am 16. Juni 1919 m
Ärztlichen Verein zu Frankfurt a. M. gehaltenen Vortrage,
L. Borchardt (Königsberg i. Pr): Über Jeistungssteigernde
Wirkungen des Adrenalins und Hypophysins. Beide Substanzen be-
wirken in sehr charakteristischer Weise eine Steigerung der nach
Typhusschutzimpfung auftretenden Agglutininbildung. Es handelt sich
dabei um eine Protoplasmaaktivierung. Diese Wirkung ist
auch bei anderen Organpräparaten vorhanden. Sie besteht neben der
bekannten specifischen Substitutionswirkung.
S. Meyer (Düsseldorf): Experimentelle Studien über den Ein:
iluß antitoxischen und normalen Pferdeserums auf die Infektion des
Meerschweinchens mit lebenden Diphtheriebacillen, mit Mischkulturen
von Diphtheriebacillen und Streptokokken sowie auf die Vergiltung mil
reinem Diphtherietoxin. Nach den ausführlich mitgeteilten Versuchen
wohnen dem normalen Serum heilende Kräfte gegen die diphtherische
Infektion inne, die man dem erkrankten Körper nicht entziehen soll
Deshalb sind die Versuche, den antitoxischen Titer des Serums immer
höher zu treiben, also die Immunisierungseinheiten auf immer klei-
nere Serumquantitäten einzuengen, nicht der optimale
Weg zur Bekämpfung und Heilung der diphtherischen Erkrankung:
Rudolf Selig (Stettin): Tenotomie oder Nervenoperation bei
Spasmen an der unteren Extremität? An dem Adduetoren hat mal
bodenmuskulatur durch dauernde Überdehnung. Beobachtet wurden
ferner sehr viele und schwere Fälle von Skorbut, der einen wesent-
lichen Einfluß auf den Verlauf chirurgischer Erkrankungen spüren
ließ. Sehr häufig war die chirurgische Tuberkulose, be-
sonders die Drüsen- und Knochentuberkulose (bei dieser hauptsächlich
Gelenkaffektionen). Die Sonnenbehandlung der Knochentuberkulose
führte zu keinem Erfolge, sodaß man schließlich, also nach längerem
Bestehen des Leidens, zum Messer greifen mußte, wobei sich dann
häufig weniger günstige örtliche Verhältnisse als bei frühzeitiger
Operation vorlanden.
Georg Straßmann (Berlin): Schwere Schußverletzung des
Herzens. Das Herz war, wie die Sektion ergab, in derartigem Maße
zerrissen, daß sich die einzelnen Herzabschnitte nur noch mit Mühe
unterscheiden ließen. Eine so starke Zerreißung spricht dafür, daß
das Herz beim Treffen des Geschosses gefüllt war. Denn die
eine leicht ausführbare Dosierung bei der Beseitigung schwersi
Spasmen, wenn man den Nervus obturatorius an seinem Stamm m
intrapelvinen Teil angreift, Die Operation wird genauer beschrieben.
0, Müller (Bad Kösen): Beitrag zur Bildung des Kraitkanals
beim Sauerbrucharm. Mitteilung eines kleinen technischen Vorschlags.
Erich Klose (Hirschberg i. Schles.): Muskelstarre und Muskel-
spannung (Hypertonie). Auf reflektorischem Wege kommen
beide Erscheinungen zustande, bei erhöhter Reizbarkeit der Centren
aber entsteht (durch eine auf dem Wege der motorischen Nerven dem
Muskel zufließende bei er
(der Muskelsubstanz selbst) dagegen M
spannung, „Hypertonie“.
W. Sehweisheimer (Münch in rak:
; i en): Ein Vorschlag zur P
tischen Bekämpfung des Alkoholismus. Er geht dahin: Beibehaltung
(2° I
Digitized by 008 E
; l = 24. August, |
.- . Coecumkuppe wird eine etwa markstückgroße Partie in den Peritoneal-
- und eingestülpt, einige Tage später wurde eine. sekundäre Hautnaht
- gemacht.
. mit Neigung zu Wadenkrämpfen,. Die Nervendruckpunkte der
Beine sind empfindlich, besonders ist: der plantare Schmerz-
‚ Lumbalanästhesie. Bei einer Patientin von 40 Jahren wurde wegen
. Yon 8 cem einer 5%igen Novocainlösung mit Suprareninzusatz in Am-
_ pullen von Meister, Lucius & Brüning trat vollkommene Schmerzlosig-
keit ein, aber nach der Operation stieg die Temperatur und wurde die
anfälle auf mit Abducenslähmung und röchelnder Atmung, also das
des. im ‚Kriege notgedrungenerweise hörgeskeinien: praktisch alkohol- Die ; Therapie der RN A ugust 1919..
- freien Bieres („Kriegsbier“) auch im Frieden: als für gewöhnlich zum
Ausschank gelangendes „Bier“. F. Bruck.
“Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 31.
W. Ehrmann: Puerperalscharlach, geheilt durch TEEN
leszentenserum. Der differentialdiagnostisch anfänglich schwierige Fall
(Sepsis?) wurde nicht nur durch den weiteren Verlauf, sondern auch
durch den Erfolg der Therapie gesichert. Die Erfahrungen der Frank-
furter Klinik mit dem Serum, die sich seit 1911 auf über 200 Schar-
lachfälle erstrecken, sind fast durchweg günstig, wenn es früh genug
zur Anwendung kam. Das Vertrauen zu der Behandlungsweise wird
durch. den Erfolg bei diesem schwersten Puerperalscharlach noch er-
` höht, W.
m Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 31. | l
S. Widerö e: Zur Technik der Appendikostomie. ` Von der
Der gewöhnliche Diabetes . ist als Systemerkrankung die Kombination
Körpergewichtsbilanz. ‚Man soll den Kranken so einstellen, daß die
menge sich wenig über dem Eiweißminimum hält. Als Eiweißminimum
rechnet Verfasser für animalisches. Eiweiß Fleisch, Eier ‚und Milch-
50 bis 60 g, für Gemüseeiweiß (Kohlarten) 60 bis 70 g.
Joerdens (Dresden): Beitrag zur Therapie des Schwarzwasser-
fiebers. - Die hier mitgeteilte Krankengeschichte eines Patienten mit
Schwarzwasserfieber bei Tropica- und Tertianarezidiv bringt insofern
beiden ersten Infusionen, der Eiweiß- und Hämoglobingehalt jedesmal
‘derartig rasch zurückging, daß Verfasser sich wohl berechtigt glaubte,
dieses als einen Erfolg der Therapie anzusprechen.
schlitz eingenäht. In der Mitte liegt der Wurmfortsatz, der 5 cm von
Stekel (Wien): Technik ‘und Grenzen der Psychoanalyse und
der Wurzel ‚entfernt abgeschnitten . wird. Der eingeführte Katheter
-wurde in den ersten sieben Tagen nur zur Drainage benutzt. Danach
wurden täglich Darmspülungen mit Tannin vom Wurmfortsatz aus
. gemacht, die rasch zur Verheilung der Geschwüre führten. Nach Ab-
schluß der Behandlung wurde der Wurmfortsatz kurz abgeschnitten
Iytikern modifiziert worden. Die Psychoanalyse’ hat uns einen tiefen
einer anderen Methode unmöglich wäre. Psychoanalyse und Suggestion .
sind ..aber Gegensätze.
© Klein (Berlin): Über abdominelle ` Pseudotumoren. Als letztes
Ferd. Schultze: Die Behandlung der Peroneuslähmung durch | und einziges wirkliche Sicherheit gewährendes Auskunftsmittel bleibt.
die ostale Plastik. Um den Kampf-gegen die Maschine durchzuführen,
. wurde 'seit Jahren die Arthrodese des Fußskeletts geübt und dadurch
jede Fußdeformität maschinenfrei und lauffähig ge-
macht. Zunächst wird im Osteoklasten der Fuß bearbeitet
und modelliert. Nach Rekonstruktion des Fußskeletts wird, die ostale
Plastik durchgeführt, welche in der Bildung eines Furnierschnittes der
ganzen dorsalen Oberfläche des Fußes von den. Grundgelenken der
Zehen bis zum Fußgelenk besteht. Durch die Plastik wurde eine
dauernde Mittelstellung des Fußes erreicht. Der Knochenlappen wird
am vorderen ünteren Rand des äußeren Knöchels und an der äußeren
Ebene des Calcaneus durch Pargutmibe fixiert. Der Peroneusschuh
ist zu entbehren. K. Bg.
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 31.
Maximilian Rosenberg: Über ein _Symptomenbild ant
der Basis leichtester physiologischer Schwangerschaftstoxikose des Nerven-
‚Systems. Während der Schwangerschaft gibt es eine, physiologische
‚Veränderung des Nervensystems, die mit der Geburt endigt: allgemeine,
centrale und: periphere Übererregbarkeit und Schmerzen in den Beinen
entscheiden, ob Caareinom oder fibromatöse Hyperplasie vorliegt. Erst
- die Untersuchung der Präparate deckt weten die Benignität -der
Pseudotumoren auf.
Klemperer und Dünner (Berlin): Krankheiten des Ver-
dauungsapparates. Sehr instruktive Besprechung der Behandlung der
Mund-, Speiseröhren- und Magenkrankheiten.
R osenthal (Charlottenburg): Die Behandlung der Furunkulose
mit Opsonogen. Von den angeführten 14 Kranken konnte Verfasser
elf noch zirka sechs Wochen nach der Kur beobachten, sie sind sämt-
‚daher zur Behandlung der Purunkalosg das Opsonogen anraten.
oe | ROCKueh,
Therapeutische Notizen.
Über "den Wert käuflicher Pepsinpräparate berichtet O skar
Groß (Greifswald). Der Pepsinwein stellt eine irrationelle Medi-
kation dar. Schon der Wein als solcher hemmt menschlichen Magen-
‚saft in seiner peptischen Kraft. Der Pepsinwein ist aber vor allem
wegen des darin gelösten Pepsins unwirksam. Er sollte daher von
der Liste der offizinellen Präparate gestrieben werden. — Der Wert
der Pepsin-Salzsäuredrage6es ist äußerst gering. — Beim
punkt in der Mitte der Fußsohle bei Fingerdruck deutlich
empfindlich. Möglicherweise handelt es sich um Vergiftung durch Stoff-
wechselveränderungen.
M. Orlovius: Spina bifida occulta, eine Kontraindikation gegen
Dem Acidol-Pepsin kommt allerdings ein gewisser Grad pepti-
‚aber recht kurz, sodaß die fermentative Wirkung einer Tablette, die
außerdem nur der von wenigen Kubikzentimetern Magensaft gleich-
kommt, keine allzu große Rolle spielen dürfte. (D. m. W. 1919, Nr. 30.)
Jodcalciril und Bromcalciril (von der Caleion-Gesellschaft, Berlin,
Nollendorfstr. 29/30, in den Handel gebracht) sind feste Verbindungen
von Jod und Brom mit organischen Kalksalzen. Sie wirken in kleineren
Mengen oft da, wo Jod, Brom einerseits und gleichzeitig eine Kräfti-
gung der Zellen durch die Kalksalze andererseits angezeigt ist, Auf-
‚nahme und Ausscheidung von Jod und: Brom sind langsamer,
sodaß die gegebenen Mengen längere Zeit ihre Wirkung entfalten
können. Infolgedessen genügen kleinere Mengen der Doppelsalze. Die
beiden Mittel sind außerdem fast. völlig frei von Nebenerscheinungen.
(D. m. W. 1919, Nr. 30.)
Die Salvarsanprophylaxe empfiehlt KarlTaege (Freiburgi. Br.).
Er geht dabei so weit, Personen der Salvarsantherapie zu ‚unterwerfen,
bei denen überhaupt noch nicht ein Geschwür aufgetreten war, die
einer Bierstockgeschwulst die Operation in Lumbalanästhesie gemacht,
obgleich ein Haarnaevus und eine kleine narbige Ein-
ziebung der Haut in der Höhe des ersten bis zweiten Kreuzbein-
wirbels. auf eine verborgene Spina bifida hinweisen. Nach Injektion
Kranke” schläfrige. Die Sehnenreflexe erloschen. Es traten Krampf-
Bild des Meningismus. Es ergab sich, daß das Rückenmark sehr weit
herunterreichte und im unteren Teil gespalten war. Der Tod war die
Folge der unmittelbaren Einspritzung in die Rückenmarksubstanz. Die
Spina bifida occulta, ist also eine Gegenanzeige gegen die Lumbal-
anästhesie.
Th. Mich olitsch: Beitrag zur Uterusperforation. Bei- einer
Patientin war vor einem halben Jahr von ärztlicher Seite eine Aus-
kratzung gemacht worden, nach welcher die Kranke dauernd an
Schmerzen, Fieber und Blutungen litt. Nach der operativen Entfernung
der Gebärmutter fand sich in. der Muskelmasse der Gebärmutter ein
Kanal, der neben der Uterushöhle lag. Offenbar war dieser Kanal
dadurch entstanden, daß bei der ersten, vor Monaten vorgenommenen
Operation mit Hegarstiften i in der Gebärmutter Berumgenoln worden ist,
u K, Bg.
waren. So wurden sieben Frauen behandelt, an denen nichts festzu- .
stellen war, die aber mit ihren harte Schanker aufweisenden Männern
entweder vor dem Auftreten dieser Schanker oder kurz nachher ver-
kehrt hatten. (M. m. W. 1919, Nr. 80.)
Methylenblausilber (Argochrom) als Antigonorrhoicum beim Weibe
haben Robert Brandt und Fritz Mras angewandt. Bei Cervix-
‘| und Uterusgonorrhöe werden von einer frisch bereiteten 1 %i igen a
1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK. L Nr. 34. COR: _ : - Oo 855
Brugsch. (Berlin); Wesen und Behandlung des Diabetes mellitus. `
von Hemmungsstörung des Verbrauchs mit Ausschüttung des Zuckers.
Bei der Einstellung treffen wir auf Kranke, deren calorischer Nah-
rungswert ‘weit über die Norm. geht, mit positiver oder negativer `
" Nahrungsmenge gerade ausreichend bemessen wird und die Eiweiß-
‘eiweiß, ferner Kartoffel- und Reiseiweiß 30 g, für Broteiweiß (Kleber) Be
eine Bestätigung der von Matko angegebenen Therapie, als nach den -
Psychotherapie. Die beschriebene Art der Technik ist von vielen Ana- .
Einblick in den seelischen Mechanismus der Neurosen gewährt, die mit n
die Probelaparotomie. Hat man die pathologischen Veränderungen im
Auge, so kann es wohl gelegentlich auch dann noch schwer sein, zu .
lich obve Rückfall geblieben. Nach seinen Erfahrungen möchte er
„Pepsaro“ treffen die Angaben der Fabrik in keiner Weise zu. —
scher. Wirkung .zu. Seine Einwirkungszeit‘auf den Mageninhalt ist
aber in -besonders starker Weise der Ansteckungsgefahr ausgesetzt |
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856 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
chromlösung täglich 1/2 bis 2 ccm tropfenweise mit der Braunschen
Spritze instilliert. Danach werden Tampons an die Portio gelagert.
Sowohl der klinische Verlauf als auch der mikroskopische Befund
scheinen eine gewisse Überlegenheit dieser Behandlungsmethode wahr-
scheinlich zu machen. Kontraindiziert ist diese Therapie bei recenter
Gonorrhöe mit.rein eitrigem Ausfluß und bei akut entzündlichen Adnex-
komplikationen, ferner bei kontrahiertem inneren Muttermund. (M.-m.
W71919, Nr. 30.) F. Bruck.
Perlbänder zur Drainage großer Wundhöhlen empfiehlt Oswald
Seemann. Bei großen Knochen- urd Muskelwunden an den Extre-
Erörterung findet.
Weise gelungen.
Literatur ziemlich allein dasteht, kann nur auf das dringendste empfohlen
werden,
z 24. August,
Das ist dem Verfasser in nahezu vollkommener
Das Werk, das in seiner Art in der deutschen
Sehrt (Freiburg).
K. Baisch, Leitfaden der geburtshilflichen und gynä-
kologischen Untersuchung. Mit 97 zum Teil farbigen
Abbildungen. Dritte Auflage. 250 Seiten. Leipzig 1919, Georg Thieme,
Das beliebte Buch Baischs ist während des Krieges in seiner
‘ mitäten wurden Perlbänder in die Wunde eingelegt an Stelle von Mull-
zweiten Auflage (1913) aufgebraucht worden und erscheint jetzt in
dritter. Ursprünglich (1911) geschrieben für die Münchener Medizin-
studierenden hat es seinen Aktionsradius ständig erweitert und ist
heute keinem Mediziner der süd- und südwestdeutschen Universitäten
unbekannt. Selbst ins Spanische ist das Werk übersetzt (und ich kann
dem geschätzten Verfasser verraten, daß auch schon eine Übersetzung
streifen. Die Bänder wurden 10 bis 15 Tage ruhig liegengelassen und
die Wundhöhle und die Filtermasse mit Wasserstoffsuperoxyd gespült.
Ein lockerer Verband mit Mul} und Zellstoff genügte zur Absaugung
des Eiters. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 81.)
über die Erkrankungen der Abdominalorgane behandelt, wobei
Die Behandlung weiblicher Gonorrhöe mit intravenösen Kollargol-
injektionen empfiehlt Fr. Franzmeyer. Neben den örtlichen
Scheidenspülungen wurde 2%ige Kollargollösung v. Heyden be-
nutzt. 'Es wurden 3 bis 8 ccm in steigenden Dosen in zweitägigen
Abständen gespritzt. In letzter Zeit wurde das zehnfach starke Elektro-
kollargol v. Heyden angewandt. 20 Fälle von Tripper der Harnröhre
wurden geheilt. Dauernd negatives Sekret wurde bei kombinierter Be-
handlung nach durchschnittlich 24 Tagen erhalten. (Zbl. f. Gyn, 1919,
Nr. 81.) K. Bg.
—
ee Bücherbesprechungen.
cD. Nordmann, Praktikum der Chirurgie. Ein Leitfaden für
Ärzte, chirurgische Assistenten und Medizinalpraktikanten. Mit 410 teils
farbigen Abbildungen, davon 26 auf 16 Tafeln. Zweite, erweiterte
und vollkommen umgearbeitete Auflage. 824 Seiten, Berlin-Wien
1919, Verlag Urban & Schwarzenberg. Preis M 28,— broschiert,
M 82,— gebunden und Teuerungszuschlag.
Das Werk behandelt in einem allgemeinen und speziellen Teile
in zusammen 28 Kapiteln das große Gebiet der Chirurgie in einer
selten anschaulichen und interessanten Weise.
Es gibt wenig derartige Werke, die in so ausgezeichneter Weise
das Wissenschaftlich-Essentielle mit dem praktisch Wesentlichen ver-
binden. In der französischen Literatur kann vielleicht das bekannte
Buch von Lejars damit verglichen werden. — Der Referent vermag
aus der Fülle des Gebotenen nur einzelnes herauszuheben. In sehr
klarer Weise wird z. B. die Diagnose der einzelnen Erkrankungen
behandelt, ich erwähne nur die Symptomatologie der Gehirn-
erkrankungen, weiter auch das Kapitel über die spezielle Untersuchung
des Rückenmarks bei Verletzungen und Erkrankungen (eingehende
Besprechung der Segmentdiagnose mit Abbildung der Segment-
schemata). Besonders instruktiv ist auch in Bild und Wort der Abschnitt
alles Unwesentliche weggelassen und durch Hervorheben des Wesent-
lichen das Verstehen dem Lernenden erheblich erleichtert wird. Sehr
interessant ist die Abhandlung über die Epityphlitis. Zu begrüßen
ist ferner, daß in diesem chirurgischen Werke auch die wichtigsten
gynäkologisch- chirurgischen Erkrankungen behandelt sind. Auch
der Umstand ist besonders hervorzuheben, daß hier praktisch so außer-
ordentlich wichtige Erkrankungen, die sowohl in Lehrbüchern wie in
den Vorlesungen der Universität meist recht stiefmütterlich abgetan
werden, wie das Panaritium und die Sehnenscheiden-
phlegmone, eingehende Erörterung finden. In dem Kapitel Nerven-
naht wird mit Recht ein genaues Schema der von den einzelnen
Nerven versorgten Muskeln und deren Funktion gebracht. Es würde
zu weit führen, all das zu erwähnen, was hierim Gegensatz zu anderen
Werken dem Leser geboten wird, zumal Verfasser scheinbar Neben-
sächliches und doch in Wahrheit so Wichtiges bringt. Aber gerade
mit auch dadurch wird das Werk für den Praktiker bei seiner
Tätigkeit am Operationstisch und Krankenbett so bedeutungsvoll (Ab-
handlung über Lokalanästhesie, Verbandtechnik, Blutleere, subeutane
und intravenöse Infusion und anderes mehr). k
Die teilweise farbigen Abbildungen sind ausgezeichnet und
können sich jedem Spezialwerk ruhig an die Seite stellen (Magen-,
Darm-, Hernien-, Epityphlitisoperation). — Zu er-
wähnen ist auch, daß die Erfahrungen der Kriegschirurgie ein-
gehend berücksichtigt sind.
Es ist zweifellos nicht leicht, ein so großes Gebiet, wie es die
Chirurgie ist, so zu behandeln, daß auf der einen Seite aus der Summe
der Erkenntnisse die einfache Linie klar hervortritt, daß auf der
anderen Seite das wirklich .Brauchbare und Wesentliche eingehende
gnostische Instrumente:
in eine Sprache, die sich von rechts nach links liest, im Manuskript
vorhanden ist).
Der Leitfaden verdient seine Beliebtheit. Er ist gefällig, ich
möchte sagen, liebenswürdig geschrieben und enthält trotz seiner Kürze
alles, was zu einer erschöpfenden Einführung gehört.
Einteilung und treffliche Abbildungen unterstützen die Absicht. Sehr
Übersichtliche
schätzenswert finde ich die — in unterschiedenem Drucke — gegebenen
differentialdiagnostischen Winke.
Für überflüssig halte ich zwei besprochene und abgebildete dia-
könnte vielleicht auch die Gerinnungsfähigkeit des Colostrums beit
Kochen im Gegensatz zur Milch angeführt werden. In der Abbildung
der äußeren Geschlechtsteile auf Seite 140 wäre etwa eine Andeutung
der vier Mündungen der Vorhofsdrüsen erwünscht, um so mehr als
später zweimal (Seite 190 und 222) von den Bartholin (nicht Bar-
tholini)schen Drüsen die Rede ist. Auf Seite 150 kann beim Lesen
des Ureterverlaufs das Mißverständnis entstehen, als läge der Harn-
leiter an der berühmten Kreuzungsstelle vor der Uterina.
Diese kleinen Aussetzungen- sollen und können das günstige
Urteil über das Buch keineswegs beeinträchtigen; der Leitfaden ist
dem Mediziner warm zu empfehen. Fuhrmann (Köln)
Carl Oppenheimer, Grundriß der organischen Chemie,
Zehnte, neubearbeitete Auflage. Leipzig 1918, Georg Thieme. 183 Seiten,
Gebunden M. 4,— und 25°%0 Teuerungszuschlag.
Bei aller Kürze klar, verständlich und anregend geschriebene all-
gemeine und spezielle organische Chemie, die die für den Arzt physiologisch-
chemisch und pharmakologisch wichtigsten Gruppen und Verbindungen
.knapp behandelt, die neuesten, insbesondere auch kriegswirtschaftlichen
Erfahrungen (Essigsäure, Alkohol und Aceton aus Acetylen, Carbid;
künstlicher Kautschuk; Perkaglycerin und Glykol als Glycerinersatz;
Glyceringewinnung aus Melasse; Härten der Öle usw.) verwertet ‚und
dem Leser die Grundgesetze der Chemie näherbringt. Vorliegender
Grundriß gehört zu den nicht überflüssigen Büchern, die dem Arzt
empfohlen werden können. E. Rost (Berlin).
Alex. Schminke, Die Kriegserkrankungen der querg®-
streiften Muskulatur. v. Volkmanns Samnıl. klin. Vorträge
Nr. 758/59. Inn. Med. 258/54. Leipzig 1918, J. A. Barth. Preis M 1,80.
- Verfasser gibt eine erschöpfende Darstellung der Kriegserkran-
kungen der Skelettmuskulatur mit woh) vollzähligem Literaturnachwels.
Die Schrift ist ein kritisches pathologisch-anatomisches Sammelreferat
über die Muskelverletzungen, ihren Verlauf und ihre Folgen, über die
anaeroben Wundinfektionen, unter denen der Gasbrand an erster Stelle
steht, über die Muskelveränderungen bei den verschiedensten Infek-
tionskrankheiten. C. Hart (Berlin-Schöneberg). |
L. R. Müller, Bericht über die Malaria in der Türkel
im Jahre 1916. Sammlung klinischer Vorträge Nr. 762. Leipzig,
J. A. Barth. l
Bei der gerade in diesem Jahre ungewöhnlich starken Ausbrel-
tung der Malaria (bis zu 80°/, der Mannschaften) gelang es doch, alle
Kranken, zum Teil freilich nach monatelanger Kur; geheilt und dienst-
fähig zu entlassen. Als ernsteste Komplikation kam gleichzeitige Er-
krankung an Ruhr vor. Chininprophylaxe und Chinintherapie haben
beide nicht das gehalten, was man von ihnen erhoffte. In Zukunft
muß mehr Wert auf den persönlichen Schutz gegen die Mücken und
das Aussuchen der Plasmodienträger gelegt werden.
Hans Meyer (Berlin).
Sahli, Über die Grippe. Bern 1919. K,J.Wyß Erben, 398. M 1.80.
Das Muster eines gemeinverständlichen Vortrages für Laten:
Der Aufsatz mit seiner Fülle von treffenden und prächtigen Bemer-
kungen bringt sicher auch vielen Ärzten Lehrreiches und u
Bg.
den Zweifelschen Veramesser und die
Uterussonde. Als Unterscheidungsmittel zwischen Colostrum und Milch
|
|
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` ; oo
Berlin. a
Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 19. Juli 1919.
Henius: Die Behandlung von. Lungenkrankheiten mit dem
_ künstlichen Pneumothorax. Das Pneumothoraxverfahren wurde bereits
1822 von Carson zur Behandlung von Lungenkrankheiten empfohlen.
1881 publizierte Hörard die Beobachtung, daß einseitige Lungen-
tuberkulose bei Hinzutreten eines nicht mit Empyem komplizierten
‚Pneumothorax besonders ‚günstig verlaufe. 1882 empfahl Forlanini
das Lungenkollapsverfahren‘ zur Behandlung einseitiger Lungentuber-
kulose. 1898 veröffentlichte unabhängig von Forlanini Meur phy
sein Verfahren der Behandlung einseitiger Lungentuberkulose mit dem
künstlichen. Pneumothorax.” 1906 erschienen Brauers Veröffent-,
lichungen über seine Erfahrungen mit dem künstlichen Pneumothorax. Seit
dieser Zeit wurde das Lungenkollapsverfahren vielfach insbesondere bei
Lungentuberkulose angewandt. Heute sind sich die maßgebenden .
` Autoren darüber völlig einig, daß diese Methode Hervorragendes leistet,
daß sie in den Fällen, in welchen sie angewendet werden, kann, erheblich
mehr Sicheres und Augenfälligeres schafft wie jede andere Behandlungs-
methode, Behandlung der Lungentuberkulose einschließlich der neuesten
Modebehandlungen.- Sehr oft verschwindet sogleich das Fieber, der
. Auswurf sistiert, der daniederliegende Appetit hebt sich. In einer großen
Zahl schwerer und schwerster Erkrankungsfälle erfolgt volle klinische
Heilung mit voller Arbeitsfähigkeit, in zahlreichen Fällen Besserungen,
- die Heilungen fast gleichkommen. Leider ist trotz der guten Erfolge
das Verfahren bei den praktischen Ärzten so unbekannt, daß viele
Patienten zu spät dieser Behandlungsmethode oder überhaupt nicht zu-
geführt werden.
"Die Erfolge des Verfahrens sind naturgemäß abhängig von der
Indikationsstellung und der Methodik.
Indikationen sind für uns: u |
‘ 1. Einseitige kavernöse Lungentuberkulose oder kavernöse Lungen-
tuberkulose, wenn auch die andere Seite
nicht progredient erkrankt ist;
2, Einseitige infiltrative tuberkulöse Prozesse, die sich über
mindestens einen Lappen erstrecken;
.8. Einseitige käsig-pneumonische Prozesse;
“4. Hämoptoe; Ras. u
5. Bronchiektasien und central gelegene Lungenabscesse.
- In diesen Fällen darf aber nur ein kurzer Behandlungsversuch
gemacht werden. Bronchiektasien machen wegen bestehender Pleura-
verwachsungen große Schwierigkeiten. Wir sind dazu übergegangen,
auch frühe Formen der Lungentuberkulose, Spitzen- und Oberlappen-
infiltrationen mit hartnäckigem Fieber mit diesem Verfahren zu behandeln, da
man es dann noch weniger mit Verwachsungen und öfter mit Einseitigkeit
zu tun hat. Wir sind Anbänger der Stichmethode. Die Brauersche
Schnitimethode hat den Nachteil, daß man den Versuch, einen freien Pleura-
spalt zu finden, nach einmaligem Mißlingen, was leicht geschehen kann, doch
nicht wird öfter widerholen können. Die gefürchtetste Komplikation ist |
die Gasembolie. Wir vermeiden diese bestimmt mit unserer Technik.
Zusamenfassend möchten wir unsere eigenen Erfolge wiedergeben und
können dieselben als recht gute bezeichnen. Ein Teil der Patienten
ist klinisch geheilt (schwer kavernöse Phthisen) und voll arbeitsfähig.
Wir möchten daher auch unsererseits das Verfahren wärmstens empfehlen
und zur Weiterarbeit in dieser Richtung auffordern. (Selbstbericht.)
Aussprache. Rosenthal:spricht sich für die Brauersche
Methode aus. Sie sei gefahrlos. F. Klemperer: Die Technik ist
ziemlich gleichgültig. Mit einem bestimmten Prozentsatz Luftembolie
ist zu rechnen. Trotz der Unfälle benutzt K. die Stichmethode. Zinn
. Spricht sich für die Stichmethode aus. Man solle sich in der Praxis
weit mehr mit dem Verfahren beschäftigen und die praktischen Arzte
sollten dem Spezialisten vielmehr Tuberkulöse zu dieser Behandlung
zuführen. Henius:. Die Stichmethode hat den Vorteil, daß man die
Anlegung des Pneumothorax an vielen Stellen in verschiedenen
Sitzungen versuchen kann. Das ist bei der Schnittmethode kaum
möglich, | | | En
W. Alexander: Über Quinckes Theorie der Neuralgie. Da
der Neuralgie ein ausgleichbarer Vorgang zugrunde liegen muß, haben
die ` meisten Theorien vasomotorische Schwankungen angenommen.
Quincke hat die Theorie aufgestellt, es möchte sich bei der Neuralgie
um ähnliche Vorgänge im Bindegewebe des Nervenstammes handeln,
wie bei der Urticaria und dem akuten cireumseripten Ödem. ©
Kann Ödem überhaupt Neuralgie machen? Alle bekannten Ödem-
formen verlaufen ohne Schmerz, wenn nicht durch die Grundkrankheit
gleichzeitig Neuritis besteht oder das Ödem entzündlich bedingt ist :
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
geringgradig vor allen Dingen
Vereins- und Auswärtige Berichte.
(Phlegmone, Arthritis usw.). Gegen solche wirkt aber die Bier sche |
Stauung (auch ein Ödem!) schmerzstillend. Die Lange sche Injektion
ist sogar Heilmittel gegen Neuralgie. Auch die Schleich sehe Quaddel
ist schmerzlos. Die anatomischen und experimentellen Untersuchungen
'Klippels beweisen nicht den Zusammenhang zwischen Ödem und
Neuralgie. — Klinisch sind Neuralgie und Quinckesches Ödem nicht in
| ursächliche Beziehung zu bringen. Sogar das Glottisödem’bei Quinckescher .
Krankheit verläuft schmerzlos. Die Ursachen beider Krankheiten
'sind ganz verschiedene, ebenso das Prädilektionsalter. Das Quinckesche
Ödem wandert lebhaft im Gegensatz zur Neuralgie, die in‘den befallenen
Nerven festsitzt. Neuralgie ist häufig, Quinckesches Ödem. selten. Neur-
algiker haben nie Quinckesches Ödem, Quinckesches Ödem macht nie
Neuralgien. Es müßte also gerade eine isolierte Quaddel im Neurilemm-
ohne Hauterscheinungen auftreten, wenn Quinckes Theorie richtig wäre.
Die Meningitis spinalis serosa eystica hat mit dem Quincke schen Vor-
gang nur äußerliche Ähnlichkeit, der Mechanismus ist gänzlich anders.
Für dieMyalgie hat Quincke dieselbe Theorie herangezogen.
Bei Myalgie sind noch nie anatomische Veränderungen gefunden worden. |
Zwei Fälle von Cassirer, die mit Ergüssen in die Muskulatur einher-
gingen, waren mit: anderen vasomotorisch-trophischen Neurosen kompli-
ziert. Es müßten erst Fälle gezeigt werden, bei denen gleichzeitig
Quinckesches Ödem der Haut und Myalgie auftritt und verschwindet.
Ad. Schmidt gibt. die Möglichkeit feinster Strukturveränderungen .
"bei Myalgie zu, lehnt aber die Quinckesche Theorie ab. Denselben
Standpunkt müssen wir der Quinckeschen Neuralgie-Theorie
gegenüber einnehmen. | 2 EM Fleischer.
| Elberfeld. |
Elberfelder Ärzteverein. Sitzung vom 13. Mai 1919.
Nehrkorn spricht über plastischen Ersatz der fehlenden Vagina.
Vortragender bespricht die verschiedenen Formen der Mißbildung der
weiblichen Geschlechtsorgane und ihre operative Behandlung. Bei dem
Ersatz der fehlenden Vagina kommen zwei Operatiousverfahren in Be-
tracht, das nach Baldwin-Mori, die den Vaginalschlauch aus einer
Dünndarm- oder Flexurschlinge bilden und das nach Schubert, der
die Vagina durch einen Recetumabschnitt ersetzt. M. hat letztere Operation
ausgeführt. Dabei wird zunächst die Haut zwischen Urethra und Damm
excidiert, dann wird der Mastdarmschlauch nach Umschneidung des Anus
‚bis etwa 3 cm oberhalb des Schließmuskels ausgelöst, in die von der
Vulva stumpf gebobrte Bucht gezogen und dort durch Umsäumung der
Schleimhaut an die Haut befestigt. Nach:Steißbeinresektion wird das
‘ Rectum so weit mobilisiert, daß nach Abtrennung der analen 12 cm
durch Verschluß mit zweireibiger Naht des unteren Darmlumens die
Scheide fertig‘ gebildet werden und das obere Darmende durch den
Sphincter bis zur Annähung an die Analhaut herabgezogen werden
kann. Der Erfolg war einwandfrei. Die Operation erscheint indiziert
bei Frauen, die obne Kenntnis ihrer Mißbildung die Ehe eingegangen
sind, und bei Mädchen, wenn das Fehlen der Scheide‘ zu schweren
psychischen Störungen führt. |
In der anschließenden Besprechung betont Martin, daß nach
den Erfahrungen, die in der Berliner Frauenklinik gemacht worden sind, -
die vom Vortragenden gewählte Methode, die Verwendung des Mast-
darms, die ungefährlichere zu sein scheint, denn die Gefäßversorgung
des zur Scheide verwandten. Stückes sei ungleich leichter zu erreichen,
als wenn man eine Dünndarmschlinge bis zum Damm hinableitet. M. -
weist besonders auf die Bedeutung der Nachbehandlung bin, da die
Erfolge leicht durch eine N arbenzusammenziehung beeinträchtigt werden.
Ortloff spricht über die operative Behandlung der Ozaena nach
Wittmaak. Nach einem kurzen Überblick über den gegenwärtigen
Stand der Ozaenafrage bespricht Vortragender die neue Theorie Witt-
maaks und ihre praktischen Konsequenzen. Wittmaak hält die
Ozaena für eine Erkrankung, die auf der Grundlage epithelmetaplastischer |
Prozesse entsteht. Es kommt im Verlauf der Krankheit zu einer Ver-
nichtung des Selbstreinigungsmechanismus der Nase, nämlich der Flim-
merepithelbewegungen und des reflektorischen Schneuzaktes. In der -
Mundhöhle, die einen ähnlichen histologischen Aufbau aufweist wie die
Schleimhaut der Ozaenanase, treten infolge der fortwährenden Sekretion
der großen Speicheldrüsen keine solchen Erscheinungen auf. Wittmaak
hat daher versucht, die Nase unter ähnliche biologische Reinigungs-
verhältnisse zu bringen, wie sie in der Mundhöhle bestehen. Er hat
das erreicht durch
Kieferhöhle. |
Vortragender hat die Wittmaaksche Operation an einem
Kranken ausgeführt, und zwar einseitig, da infolge einer starken Septum-
Einpflanzung des Ductus Stenonianus in die.
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858
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verbiegung die Ozaena auf der engen Nasenhälfte gering war. Die
Operation hat sofort -dauernd jede Borkenbildung und jeden Foetor zum
Schwinden gebracht, und zwar nicht nur auf der operierten Seite,
sondern auch auf der nichtoperierten. Vortragender erklärt sith das
durch das Einfließen von Sekret in die nichtoperierte Nasenhälfte durch
die Choane, besonders während des Essens. Die Operation hat eine
Schattenseite: Während des Essens ist die Speichelsekretion derartig
stark, daß das Sekret zur Nase herausfließt, eine Erscheinung, an die
sich der Patient aber rasch gewöhnt hat. Jedenfalls bedeutet die
Wittmaak sche Operation einen gewaltigen Fortschritt in der Therapie
der Ozaena. J
Bei der Besprechung regt Butzengeiger an, die lästige
Sekretion aus-der Nase dadurch zu beseitigen, daß man eine Kommunikation
zur Mundhöhle herstellt, in der Weise, daß diese Verbindung den harten
Gaumen sehräg durchsetzt, damit der untere Teil bei der Speiseaufnahme
als abschließendes Ventil dienen kann. Auf diese Anregung erwidert
Ortloff: Praktisch dürfte es vielleicht sein, die operierte Kieferhöhle
von einer Zahnalveole aus anzubohren und die Öffnung mit einem
Gumminagel zu verschließen. Während des Essens wird der Nagel
entfernt, sodaß das Parotissekret dann aus der Kieferhöhle durch die
neue Öffnung in die Mundhöhle zurückfließt. Im vorliegenden Fall ist
ein solcher Eingriff unnötig, da der Patient sich an den Sekretausfluß
aus der Nase gut gewöhnt hat.
Greifswald.
Medizinischer Verein. Sitzung vom 20, Juni 1919.
Friedberger und van der Reis: Über ein eigentümliches
Verhalten der Haut Fleckfieberkranker. Fleckfieberkranke werden mit
abgetöteten Weil-Felix-Bacillen subcutan gespritzt in der Erwartung,
bei diesen Patienten eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber diesem
Eiweiß in Form einer jintzündungsreaktion analog der Pirquetschen
Reaktion zu finden.
Wider alles Erwarten reagierten von 14 Fleckfieberkranken nur
einer mit ausgesprochener Entzündungsreaktion, einer erst auf die zweite
Einspritzung (siebentägiges Intervall). Dagegen zeigten von 63 Gesunden
beziehungsweise an anderen fieberhaften und chronischen Erkrankungen
Leidenden bei gleicher, selbst geringerer Dosis 60 deutliche Entzündungs-
reaktion. Bei dreien, bei denen die Reaktion ausblieb, handelt es sich
um einen Fall von Malaria und um zwei Gesunde, von denen der eine
(Unterarzt) früher an einem ’'Fleckfieberlazarett tätig war, die andere
(Schwester) zurzeit mit der Pflege der Fleckfieberkranken beschäftigt
ist. Beide geben allerdings bestimmt an, nie Fleckfieber gehabt zu haben.
Auffallend ist ein verspätetes Eintreten der Reaktion bei allen
Fällen von Tuberkulose.
Es gelang wiederholt, noch vor Anstellung der Weil-Felixschen
Reaktion bei Patienten die Diagnose „Fleckfieber“ zu stellen
beziehungsweise auszuschließen, was nachher durch den klinischen Ver-
lauf und die Weil-Felixsche Reaktion erhärtet wurde. Weitere Unter-
suchungen an einem größeren Fleckfiebermaterial und bei anderen
Kranken sollen darüber Aufschluß geben, ob das Verhalten der Fleck-
fieberpatienten insofern specifisch ist, daß neben der Weil-Felixschen
Reaktion diese Reaktion die Diagnose gestatten, sowie darüber, ob
diese merkwürdige Resistenz nur gegenüber diesem specifischen Keim
besteht und ob sie früher auftritt als die Weil-Felixsche Reaktion.
Peiper demonstriert einen Fall von 1. Situs viscerum inversus, bei
dem, soweit nachweisbar, eine Verlagerung sämtlicher Eingeweide besteht.
Das Röntgenbild besiegt die klinische Diagnose. 2. von Friedreichscher
hereditärer Ataxie bei einem 4!/,jährigen Mädchen. Der Krankheitsverlauf
ist ein ausgesprochen progressiver und hat schon nach einem halben
Jahre zu völliger motorischer Hilflosigkeit geführt. 3. von Diphtherie des
Penis und des Nabels bei einem Neugeborenen. Gileichzeitiger Befund
‘von Dibaeillen auf Nasen- und Rachenschleimhaut ohne Erkrankung,
Die Infektion stammt von der Mutter. Diese litt an einer starken
Leistenintertrigo. Im Sekret Dibacillenbefund positiv. Im Anschluß
hieran bespricht Vortragender die Häufigkeit von Bacillenträgern unter
den Neugeborenen. Bei einmaliger Untersuchung wurden 36°/, Bacillen.
träger unter den Kindern des Säuglingsheims bei der Aufnahme kon-
statiert. Des weiteren wird vom Vortragenden auf das häufigere Vor-
kommen von Vulva- und Hautdiphtherie in den Kriessjahren
hingewiesen. Der Vortragende führt die Häufigkeit der sonst hier
seltenen Affektionen zurück auf die mangelhafte Reinlichkeitspflege der
Haut, bedingt vornehmlich durch das Fehlen von Seife.
Vorkastner: Zur Symptomatologie der Pseudobulbärparalyse.
Demonstration eines Falles von Pseudobulbärparalyse. Rechtsseitig
bestehen Residuen einer Hemiplegie. Das hervorstechendste Symptom
dieses Falles ist ein starker Trismus. Die Genese dieser Erscheinung
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
wird einer Besprechung unterzogen. Sie ist als ein Analogon der
spastischen Contracturen bei Läsionen der Pyramidenbahn anzusehen.
Ferner wird auf das Vorkommen amyostatischer und cerebellarer Erschei-
nungen bei der bulbären Paralyse hingewiesen. Die amyostatischen
Erscheinungen erklären sich dadurch, daß die Putamina der Linsenkerne
Lieblingssitz der Herde sind. Manche pseudobulbären Paralysen haben
den Gang von Paralysis-agitans-Kranken. In diesem Falle lassen
athetoseartige Überstreckungen der Finger bei Greifbewegungen an eine
Linsenkernbeteiligung denken. Die unregelmäßige Wackelbewegung,
die bei solchen Greifbewegungen im rechten Arm auftritt, ist eine
cerebellare Erscheinung. Zu ihrer Erklärung wird unmittelbar die vor
der corticobulbären Projektionsfaserung verlaufende fronto-pontino-
cerebellare Bahn herangezogen.
Göttel: Ein Fall von primärem Herzsarkom. Dabei handelt es
sich um eine 62 jährige Frau, die im Juli 1918 plötzlich unter den Er-
scheinungen einer Thrombose der Vena cava superior erkrankte und am
2. März starb. Die klinische Diagnose war auf Thrombrose der Vena
cava superior gestellt worden. Die Sektion ergab einen kugeligen
Tumor, der vom Septum des rechten Vorhofs ausgegangen war und
sich als ein Rundzellensarkom erwies. Dieses habe den rechten Vorhof
ganz ausgefüllt und eine Thrombose in der Vena cava superior hervor-
gerufen, während die weitere Hohlvenenöffnung freigeblieben war.
Frank berichtet über eine neue Methode der Kreislauisiunktions-
prüfung, die er mit der von ihm für die graphische Bestimmung des
Maximal- und Minimalblutdruckes angegebenen Versuchsanordnung
ausführt. Das Prinzip derselben ist die graphische Bestimmung des
Venendruckes unter den durch die Versuchsanordnung geschaffenen
Bedingungen. Aus der Höhe dieses Druckes und aus der Form der für
die Bestimmung angewendeten Volumenkurve ist ein Rückschluß auf
die hierbei vom Kreislauf geleistete Arbeit möglich.
Leipzig. |
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 1. Juli 1919.
Rumpel: Demonstration einer 77 jährigen Patientin mit un-
gewöhnlich großem, durch Operation entferntem Nierenstein (221/4 g);
der bei der röntgenologischen Untersuchung eine auffallende Beweg-
lichkeit gezeigt hatte. :
Gehrels: Demonstration eines 14 jährigen Knaben, der wegen
Nierensteinen operiert worden war und bei dem sich bei der Operation
eine perirenale Hydronephrose gefunden hatte.
Payr: Demonstration eines Falles von Ovarialtumor (Der-
moideyste), der durch den darin enthaltenen Knochen bei der röntgeno:
logischen Untersuchung das Bild eines Ureterensteines erweckt hatte,
zumal auch die Chromocystoskopie und der Ureterenkatheterismus in- |
folge der durch den Tumor veranlaßten Abkniekung des Ureters in
diesem Sinne gesprochen hatte. | ni
Kleinschmidt: a) 52 jährige Patientin, die vor zirka einem
Jahre wegen eingeklemmten Leistenbruches operiert worden war und
bei der jetzt wegen infolge von Adhäsionen mit nachfolgender Inya-
gination erfolgter Dünndarmstenose die Darmresektion vor
genommen werden mußte. b) zwei Fälle, bei denen wegen Wirbel-
fraktur durch Sturz aus dem Fenster (erster und zweiter Lendenwirbel)
mit gutem Erfolge die Laminektomie vorgenommen worden wär.
c) Beugecontraetur der großen Zehe. Es handelt sich
um eine rein muskuläre Contractur in den Beugern der großen Zehe
durch lange Ruhigstellung des Beines. Der schwache Muskelbauch
des Musculus extensor hallucis brevis wird dadurch zuerst geschädigt,
sodaß die stärkeren Beugemuskeln (Musculus flexor hallueis brevis,
Musculus abductor hallucis und Musculus adductor hallucis) überwiegen.
Nach der von Payr ausgearbeiteten Operationsmethode, die recht gute
Erfolge gezeitigt hat, werden die Sesambeine der großen Zebe entfernt.
Payr: Zur chirurgischen Behandlung der Obstipation. Zur
operativen Behandlung eignen sich die Fälle, bei denen es sich UM
angeborene oder durch adhäsionserzeugende Prozesse erworbene Ver-
änderungen der Lage, Größe und Form von Darmabschnitten handelt,
Je mehr anatomisch nachweisbare Befunde vorhanden sind, um so eher
kann man sich nach P. zum chirurgischen Eingreifen entschließen. bel
funktioneller Obstipation zu operieren, hält P. nicht für gerechtfertigt.
Die Operation käme da höchstens bei schwerer intestinaler Autointoxi-
kation mit Abmagerung in Frage. P. unterscheidet eine Obstipation vom
Ascendens-, vom Transversum-, vom Sigmatyp und eine proctogen®
Obstipation (Dyschezie). + Die von den Amerikanern und Engländer
vielfach ausgeführte Ileosigmoideostomie hat in Deutschland einen
schlechten Ruf, da nach anfänglich gutem Erfolge Kotstauung H
Coecum durch rückläufigen Transport des Kotes stattfindet. Es 18
deshalb nachträglich noch öfters der ganze Dickdarm reseziert worden.
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Einige Ratschläge flir die Niederlassung des Allgemeinarzte
24. August.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
P. fübrt daher die lleosigmoideostomie nur ausnahmsweise und nur
bei Insuffizienz der Valvula Bauhini, bei der eine Kotstauung vermieden
wird, aus (drei Fälle). Er wendet meist die Transversosigmoideostomie
an, eventuell auch die Typhlosigmoideostomie. Oft kommt P. auch mit
kleineren Operationen aus, vor allem mit der Durchschneidung des
Ligamentum phrenicocolicum beim Transversumtyp der Obstipation,
ferner mit der Durchtrennung von Adhäsionen an der Flexura sigmoidea.
Dagegen hält P. die Methode der Annähung des Coecum mobile nicht
für empfehlenswert, noch weniger die Raffung beim Megasigma. _
Mohr.
Wien.
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 30. Mai 1919.
J. Haß demonstriert vier Fälle einer eigenartigen Erkrankung
der Tibia. Seit einigen Monaten beobachtet Vortragender unter den Patien-
ten des Ambulatoriums ein eigenartiges, in der Literatur bisher nicht be-
schriebenes Symptomenbild. Es handelt sich durchwegs ‘um Männer
von 18 bis 20 Jahren, die seit einiger Zeit in einem oder beiden Knie-
gelenken Schmerzen haben. Die Schmerzen beginnen allmählich, treten
besonders bei der Belastung, also z. B. beim 'Treppensteigen, auf und ver-
schwinden bei Bettruhe. Die Schmerzen steigern sich und geben
schließlich Anlaß zu sehr erheblichen Gangstörungen, indem die Patienten
die Belastung des schmerzhaften Beins möglichst kurzdauernd zu gestal-
ten suchen. Bei schweren Fällen kommt es zu einer Verkrümmung des
Beins im Sinne der O-Beine. Eine äußere Veranlassung für diese Er-
krankung ist nicht nachweisbar, ganz besonders kein Unfall. In jeder
anderen Hinsicht füblen sich die Patienten vollkommen wohl; der sonstige
Befund ist normal, insbesondere besteht keine Druckempfindlichkeit und
keine spontane Schmerzhaftigkeit an verschiedenen Stellen des Skeletts,
keine Deformierung am Rumpf, wie etwa bei der Osteomalacie. Unter-
. halb der oberen Epiphyse der Tibia ist der Knochen verdickt. Typische
Fraktursymptome fehlen; das Röntgenbild zeigt in allen Fällen an be-
stimmten Stellen der Tibia, nämlich an der Grenze von oberer Epiphyse
und Diaphyse eine querverlaufende Aufhellung Fromme in Göt-
tingen hat auf Spontanfrakturen bei Adolescenten hingewiesen, ebenso
Eisler auf Spontanfrakturen bei juveniler Osteomalacie. Im ganzen
hat Vortragender sechs Fälle beobachtet, von denen er vier demonstriert:
1. Ein 20jähriger Hilfsarbeiter der Straßenbahn leidet seit März d. J. an
dumpfen Schmerzen im linken Knie und in der Tibia, seit drei Wochen
besteht ein O-Bein infolge Verbiegung des Schenkels, am inneren Rand
der Tibia ist im Röntgenbild eine periostale Verdickung nachweisbar. E.
‚geht so, daß die Zeit der Belastung des kranken Beins möglichst kurze
Zeit dauert. 2. Ein 20jähriger Schlosser hat seit Mai 1918 Schmerzen im
rechten Unterschenkel, im Juni 1918 hörten die Schmerzen auf, er
blieb schmerzfrei bis April 1919, dann traten wieder Schmerzen auf.
Die Veränderungen sind die gleichen wie im Fall 1. 3. Ein 18jähriger
Maschinenschlosser leidet an Schmerzen in beiden Knien seit November
1918, die nach unten gegen die Füße ausstrahlen. Einreibungen blieben
ohne Erfolg, ebenso eine fünf \Vochen dauernde Heißluftbehandlung.
` Patient geht stark wackelnd. Die Schmerzen wurden immer intensiver, so
daß Patient oft bettlägerig war. An beiden Seiten der Tibia periostale
Auftreibungen. 4. Ein i8jähriger Gymnasiast leidet seit September 1918
an Schmerzen in beiden Kniegelenken, seit einem halben Jahr hat sich all-
mählich ein O-Bein entwickelt. (Demonstration von Röntgenbildern.) Es
handelt sich um das typische Bild einer mit mathematischer Genauigkeit
immer an derselben Stelle des Skeletts lokalisierten Spontanfraktur.,
Diese Erkrankung ist ebenso wie die sogenannte Osteomalacie, von der
in den letzten Monaten viel die Rede war, ein Dokument der Zeit und
ist als Erkrankung infolge schlechter Ernährung anzusehen.
W. Pick demonstriert drei Fälle der von Riel 1917 zuerst demon-
strierten Melanodermie, die dann später von Meirowsky und Hoff-
mann in der Berliner, dermatologischen Gesellschaft vorgestellt wurde.
Riehl nahm als Ätiologie Schädlichkeiten aus der Nahrung an, die
deutschen Autoren zogen äußere Schädlichkeiten und Verunreinigungen
von Ölen, Fetten und Seifen heran. Vortragender demonstriert drei Lehr-
linge aus der Telephonfabrik von Czeja und Nissel. Alle drei Lehrlinge
arbeiten an einer Drehbank; das Öl,,das zum Schmieren der Drehbank
benutzt wird, wird mit Seife verdünnt. Die Erkrankung hat im Früh-
jahr begonnen, die Schmerzen sind besonders stark bei direktem Sonnen-
licht. Alle arbeiten seit kurzer Zeit in diesem Betrieb; die alten Ar-
beiter wissen seit jeher, daß es sich um eine Lehrlingserkrankung handelt,
die von dem verspritzten Öl herrührt. Ob auch das versprayte durch
die Atmung aufgenommen wird, läßt sich noch nicht beurteilen, Unter-
suchungen darüber sind noch im Gange.
K. Ullmann: Zur herrschenden Bartflechtenepidemie in Wien.
Die Epidemie herrscht etwa seit Jahresbeginn in Wien und hat, wie
eine Rundfrage bei Wiener Kollegen ergeben hat, einen großen Teil
der Bevölkerung ergriffen, besonders die Männer. Die Infektionsherde
sind die Rasierstuben. Die Verseuchung nimmt immer noch zu, weil
der Trichophytonpilz sehr schwer abzutöten ist. Außerdem ist die
Erkrankung anfangs oft fast schmerzlos und relativ gutartig. Mangel
an Desinfizientien, Seifen usw. hindert auch die Bekämpfung der Tricho-
phytie. In Deutschland besteht die Epidemie fast zwei Jahre; von einem
Rückgang ist nichts zu bemerken. Vortragender bespricht die Diagnose,
speziell die Differentialdiagnose, z. B. gegenüber Furunkulose und para-
sitärem Ekzem, und die Bedeutung der Röntgenbehandlung, die von mancher
Seite über-, von anderer unterschätzt werde. Die konstante Applikation
feuchter Wärme gibt sehr gute Resultate; vielleicht könnte für diesen
Zweck eine Centralanstalt organisiert werden. Die Trichophytintherapie
mit dem Höchster, dem Züricher und Wiener Präparat ist noch ver-
vollkommnungsbedürftig sowohl bei superficieller Erkrankung äls auch
bei furunkuloider tiefer Perifollikulitis und Knoten der Subeutis. Der
Erlaß des Staatsamtes für soziale Verwaltung wird-wohl kaum von dem
Erfolg begleitet sein, daß die Epideniie zurückgeht, zum Teil auch
wegen der Gleichgültigkeit des Publikums. |
G. Nobl spricht sich gegen die Ullmannsche Methode der
‚Verwendung des Hydrothermoregulators aus.
K. Ullmann erwidert, die Methode nicht als die einzige zum
F.
Ziel führende bezeichnet. zu haben.
1
Rundschau.
, . Von
Marine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.).
l (Fortsetzung aus Nr. 33.)
= Und nun noch einiges über die Anordnung der ange-
führten Möbel im Sprechzimmer. Ich nehme ein ver-
hältnismäßig kleines zweifenstriges Zimmer an. Der Schreibtisch muß
möglichst gut beleuchtet sein und so stehen, daß das Licht zur Linken
des Arztes einfällt (siehe Skizze 1 und 2). Rechts vom Schreibtisch
steht ein Stuhl für den Kranken, dessen Gesicht so bei der Befragung
usw. gut beleuchtet wird (8). Den Platz vor dem Schreibtisch-
fenster und um den Schreibtisch herum lasse man frei, damit man
bei Augen-, Rachen- und dergleichen Besichtigungen mit dem Kranken
nahe an das Fenster herantreten kann. Etwa 2m vor dem Fenster
liege eine größere Matte (4), auf der der Untersuchte bei Ganznackt-
besichtigung stehen und einige Schritte machen kann. Zwischen
diesem und dem zweiten Fenster steht der Verband- und Instru-
mententisch (5), vor dem zweiten Fenster, aber dessen eine Hälfte
freilassend (s. 0.), der Untersuchungs- und Mikroskopiertisch (6).
Etwa 2m vor diesem Fenster steht der frauenärztliche Unter-
Suchungsstuhl (7), dessen vordere Seite nach dem Fenster zu sielt,
damit man gute Beleuchtung bei der Besichtigung und Behandlung
s. | hat, davor der Hocker (8), der so für Untersuchungsstuhl und Mikro-
| skopiertisch gleichzeitig zur Verfügung steht. Vom. Untersuchungs-
‚stuhl hat man dann auch den Verbandtisch nicht “weit, der wieder
vom Schreibtisch aus zum Entnehmen von Spateln z. B. leicht er-
reichbar ist. In der Ecke neben dem Mikroskopiertisch ist ein ge-
eigneter Platz für den Irrigatorständer (9), der so nicht weit vom
Untersuchungsstubl und bei Nichtgebrauch nicht im Wege steht. An
der Wand neben dieser Ecke steht der Instrumentenschrank (10).
Die andere Ecke dieser Wand wird durch die besondere Aufstellung
des Bücherschrankes (11) als Dunkeluntersuchungs- und Auskleide-
raum (s. 0.) abgegrenzt; je nach dem Platz steht schräg vor dem Ein-
gang oder halb oder ganz in dem Auskleideraum die Chaiselongue (12).
Falls in dieser Ecke der Ofen steht, verlegt man die Ankleideecke
'in die vierte Ecke. Angenommen, daß in dieser Ecke (s. Skizze)
der Ofen steht, so kommt an die Wand gegenüber vom Schreib-
tischfenster die Sehprobeneinrichtung (13), zwischen diesen und dem
Ofen (14), auf dem im Winter Wasser warmgehalten wird, das Wand-
brett oder ein kleiner blechbeschlagener Tisch mit dem Aus-
kocher (14), zwischen Ofen und Tür, also nahe und vom Schreib-
tisch bequem zu erreichen, der Waschtisch (15). Die Wage (16)
| steht neben der zweiten Tür, an deren Pfosten eine Zentimeter-
einteilung zur Längenbestimmung angemalt ist; noch einfacher
heftet man mit Heftzwecken eim einfaches Zentimetermaß (0,30 bis
359 °
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0,50 M.), mit dem 1. Zentimeter in der Höhe von im beginnend, an
den Türpfosten. Hat man elektrische Beleuchtung, so’ muß der Aus-
zug der Reflektorhängelampe so lang sein, daß man die Lampe (s. 0.
Beleuchtung) überall da hinführen und aufhängen kann, wo man sie
braucht, also z. B. über dem Mikroskopieruntersuchungstisch, Ver-
| Fenster þm] Fenster
| eye
— 0 — =
16 — Tür
| auf den Gang
bandtisch, Auskleideecke; man. befestigt an ausprobierten Stellen
Schnuren mit Haken an der Wand, mit denen man die Lampe in der
gewünschten (schwebenden) Stellung festhält. Die Skizze zeigt die
angegebene Möbelverteilung, die natürlich anderen Größenverhält-
nissen, anderem Tür- und Fensterbau jentsprechend ‘angepaßt
werden muß. (Fortsetzung folgt.)
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Berlin. Der Streik im chemischen Großhandel macht sich für
die Apotheken, besonders in Groß-Berlin, durch seine Folgen unliebsam
bemerkbar. Seit dem 5. August haben die Angestellten und Arbeiter,
die im chemischen Großhandel. beschäftigt sind, die Arbeit nieder-
gelegt. Die Ursachen sind angeblich die so oft gehörten. Es soll sich
handeln um die Forderung einer Entschuldungssumme und. um eine
Gehaltserhöhung für die Angestellten. Die Stockungen in der Ver-
sorgung der Apotheken sind im Laufe der Zeit immer stärker hervor-
getreten. Mit Notwendigkeit hat sich die bedenkliche Folge entwickelt,
daß’ der Betrieb schwer ersetzbarer Arzneimittel beeinträchtigt worden
ist und daß verschiedene wichtige Präparate den Apotheken aus-
gegangen sind. Die Streikepidemie macht sich hier an einem Punkte
der Wirtschaft bemerkbar, wo sie unmittelbar die Krankenversorgung
und Krankenbehandlung trifft. Es wiederholt sich die Schädigung der
kranken Bevölkerung durch das Streiken der Arbeiter, wie sie in den
Februar- und Märztagen dieses Jahres gegeben war infolge der Still-
legung der Gas- und Elektrizitätswerke. War in jenen trüben Tagen
die Arbeit des Chirurgen und Geburtshelfers durch den Ausfall von
Feuerung und Licht gestört, so ist es diesmal die Tätigkeit des internen
Arztes und die Seuchenbekämpfung, welche in bedenklicher Weise be-
einträchtigt wird. Es liegt in der Natur der Sache, daß in erster Linie
diejenigen Apothekenbetriebe leiden, welche große Mengen von-Arznei-
mitteln kaufen und umsetzen, ohne: sich große Lager zu halten, und
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34.
politischen Kämpfen gerade derjenige Teil der Beyalkert 2a
muß, der infolge seiner Krankheit auf Schonung und Rücksicht
einen berechtigten- Anspruch erheben darf. RAR
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Der Preußische Kultusminister hat im Namen der Preußischen
Staatsregierung die medizinischen Fakultäten ermächtigt, die Würde eines.
Doktors der Zahnheilkunde (Doctor medicinae dentariae) zu ver
leihen. Die Verleihung des Doktors der Zahnheilkunde ist gebunden
an die Anfertigung einer wissenschaftlichen Abhandlung und einer
mündlichen Prüfung. Sie kann aber auch als eine Ehrenerweisung
durch freies Zugeständnis der Fakultät erfolgen. Nur in Deutschland
approbierte Zahnärzte werden zugelassen. Bei einer Meldung ist das
Reifezeugnis eines humanistischen Gymnasiums, eines Realgymnasiums
oder einer Oberrealschule, die Approbation als Zahnarzt, der Nachweis
eines achtsemestrigen Studiums und eine in deutscher Sprache ab-
gefaßte Dissertation mit Lebenslauf vorzulegen. x N
Baden: Die Universitäten Heidelberg und Freiburg haben mit
Genehmigung der Badenschen Unterrichtsverwaltung die Verleihung
des Doktors einer Zahnheilkunde eingeführt. ee 1,
Berlin. Ein Erlaß des \lınisteriums des Innern bestimmt, daß -
das Verbot der Beförderung von Fleckfieberleichen mit der Eisenbahn
und auf dem- Seewege aufgehoben wird, weil die Verbreiter des Fleck-
fiebers, die Kleiderläuse, falls sie sich überhaupt bei der Leiche be-
finden, bei der vorgeschriebenen luftdichten ‚Abschließung in einem
Metallbehälter nicht mehr nach außen gelangen können. 7°
Fortbildungskurs für Ärzte über Tuberkulose
Der für dieses Frübjahr geplante und infolge der allgemeinen Lage
verschobene Fortbildungskurs für Ärzte über „Fortschritte auf dem
Gebiete der Tuberkulose“ wird nunmehr in der Zeit vom 8. bis 24. Ok-
tober in Essen stattfinden. Auskunft und Anmeldung bei dem Vor-
sitzenden der wissenschaftlichen Abteilung des Essener Ärztevereins,
Prof. Dr. Pfeiffer, Essen, städtische Krankenanstalten.
Berlin. Die Gesamtzahl der tödlichen Verunglückungen
belief sich im Jahre 1915 auf 16619, worin die Kriegsverletzten nicht
einbegriffen sind. Unter diesen Personen waren 12884 männliche und >
3735 weibliche. Die Zahl der weiblichen Verunglückten ist gegen das
vorige Berichtsjahr angestiegen. Über Dreiviertel aller tödlichen: Ver-
unglückungen stehen mit einer mechanischen Berufsart in Zusammen-
hang. Die meisten Verunglückungen kamen auf industrielle Berufs-
gruppen, von denen das Baugewerbe besonders schwer betroffen ist:
Berlin. Das Reichsernährungsministerium bestimmt, daß reines
Bienenwachs, das zum Bestreichen von Backformen angeboten wird,
nicht als Ersatzmittel anzusehen ist, wohl aber Mischungen von Bienen”
‚wachs mit Erdwachs. Anpreisungen, aus denen der Käufer nicht mit
Sicherheit ersehen kann, in welcher Hinsicht das. Backwachs Butter
und Fett zu vertreten vermag und welche den Käufer veranlassen,
das Backwachs auch zum Backen von Eierkuchen ‘und Eierspeisen als”
Ersatz für Fett zu verwenden, sind als irreführende Angaben ani
zuführen. BE u Rn | TE
Leipzig. Nach dem Genuß von selbstgebackenem Kuchen
erkrankten 14 Personen unter Vergiftungserscheinungen, an denen zwei
gestorben sind. . Es wird angenommen, daß die Vergiftung von dem
zum Backen verwendeten Bittermandelöl herrührte. = |
Berlin. Geh. San.-Rat Prof. Dr. :Carl Ruge und Geli
Med.-Rat Prof. Dr. Paul Ruge begingen das 50jährige Doktor-
jubiläum. a g
Hochschulnachrichten. Berlin: Prof. Lentz, vol
tragender Rat im- Ministerium des Innern, zum, Geheimen Ober
medizinalrat ernannt. Der Oberassistent am zahnärztlichen. Institu
H. J. Mamlok hat den Professortitel erhalten.
Der Direktor des
NEL dazu gehören die umfangreichen '‘Apothekenbetriebe in den
großen Anstalten, besonders in den großen städtischen
AH ABan 1% Krankenhäusern. Es ist recht unangenehm für viele Kranke,
a a daß seit Wochen kein Karlsbader Salz mehr verordnet werden kann,
a aune. daß Glycerin und Rieinus selbst in kleinster Menge nicht mehr gegeben
werden können ‚und daß das Kodein ausfällt. Bedenklicher ist, daß seit
Wochen nicht mehr die Desinfektion in der vorschriftsmäßigen Form
vorgenommen werden kann und kein Formalin in den Desinfektions-
anstalten zur Verfügung steht. Es ist beklagenswert, daß gerade in
einer Zeit, wo die Infektionen des Magendarmkanals einen größeren
Umfang annehmen, wo die Ruhr eine größere Anzahl von Menschen
befällt, die notwendigen Desinfektionsmaßnahmen nur in unzureichen-
der. Weise durchgeführt werden können. Es ist zu bedauern, daß das
hemmungslos wütende Streikfieber hier einen Betrieb ergriffen hat,
dessen Störung eine Gefährdung der Gesundheit zur Folge hat. Denn
die mangelhafte Belieferung unserer Apotheken mit Desinfektions- und
Arzneimitteln ist mehr als eine Belästigung der Kranken. Sie bedeutetin
einzelnen Fällen geradezu eine Schädigung und sie muß in ihren weiteren
Folgen als eine Bedrohung auch der gesunden Bevölkerung gelten. Es
ist bemerkenswert, daß naturgemäß gerade diejenigen Apotheken am
meisten leiden, welche einen großen Umsatz haben und ihren Bedarf an
Arzneimitteln auf legalem Wege und nicht auf dem Wege des Schleich- |
handels decken. Denn das ist ja das Bezeichnende in dem Verkehrsleben -
dieser merkwürdigen Zeit, daß die Lähmung des freien Handels durch
Trap: Streikerei oder durch beschränkende Bestimmungen sofort das „Schieber-
N SN tum“ auf den Plan ruft. Es ist dringend zu wünschen, daß die Streik-
a freudigkeit in dem chemischen Großhandel etwas 'eingedämmt wird.
In jedem Falle ist es zu beklagen, daß unter den Lohnkämpfen und
Hygienischen Institutes Geh, Rat Prof. Dr. Flügge beging das
50 jährige Doktorjubiläum.
Der Vorsteher der anatomischen Abtei-
lung am Pathologischen Institut, Prof. Ceelen, zum ao. Professor
ernannt. — Breslau: Prof. Hofmeister von der früheren
deutschen Universität in Straßburg ist als Nachfolger des TERN,
benen : Prof. Röhmann in das in ein Ordinariat umgewandelt?
Extraordinariat für physiologische Chemie berufen worden. ara ni
furt a. M.: Der Prosektor am Anatomischen LENU Priv Darang :
ießen: Dr i
Feulgen für Physiologie habilitiert. — Göttingen: Als Nao
folger des nach Bonn: übersiedelnden Geh. Rats Hirsch ist Prof | A
E. Meyer, Direktor der Medizinischen Klinik an der früheren deutsche ;
Pongs, Assistent
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Wi en: Dr. Poller zum Moulagenpräparator und Leiter des „lo
für darstellende Medizin“ im Wiener allgemeinen Krankenhaus nen
mit einem Lebrauftrag für den Unterricht im medizinischen Zeit j,
Malen und Modellieren. — Bern: Die Privatdozenten Honat
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- des Säuglingsalters. R. Meißner, Ü
‘Gießen. Leipzig. —. | |
ar N des Allgemeinarztes. (Fortsetzung) Vom deutschen Arzt im Auslande. — Tagesgeschichtliche Notizen.
keineswegs infolge -einer primären, psychischen Erkrankung das .Durst-
der Folge dahin erweitert wurde, daß sie diese Arbeit nicht: mehr
worden, welche die Polyurie des Diabetes insipidus als lolge eines
_ Erachtens nach mehr als Streit um „bildliehen Ausdruck“ [Veil(9)], hat
knüpft. Zu deren Erhärtung können aber die von Mey.er:angegebenen
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Wochenschrift für praktische Ärzte
je redigiert von a } , Verlag von
i Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg Urban & Schwarzenberg ö
f l . Berlin
Berlin
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Inhalt: Originalarbeiten: C.Oehme, Über das Wesen des Diabetes insipidus. F. Högler, Ein Fall von Sepsis bei paradentären Abscessen
(mit 2 Fiebertabellen und 1 Abbildung). H. Steuernthal, Über ein gehäuftes Auftreten von Ernährungskrankheiten bei Kindern jenseits
ber den Einfluß der Grippe auf schon bestehende Krankheiten und über einige ihrer. Folgezustände. `
Th. Vaternahm, Zur Differentialdiagnose des Turmschädels. G. Stern, Diphtherie und Leberfunktion. — Fortschritte der praktischen
Arzneibehandlung im Kriege: C. Bachem, Antiarthritica. — Referatenteil: Lißmann, Neuere Arbeiten auf dem Gebiete der Sexualfunktions- `
störungen. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechüngen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Dortmund.
Rundschau: Agricola, Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung:
>
Der Verlag behält sich das ausschlie pliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor.
‚Aus der Medizinischen Klinik zu Göttingen
(Direktor Geh. Med.-Rat Prof.. Dr. C. Hirsch). Pea
Über das Wesen des Diabetes insipidus.
Von.
Prof, Dr. C. Oehme, Assistenten der Klinik.
| trinker die Blutkonzentration nicht steigert, hat sich in neueren Unter-
suchungen ‘desselben Autors (9), welche die älteren Angaben (8) be-
| Trennungsmerkmal bleibt also, abgesehen vom klinischen Gesamtbild;
der suggestiven Beeinflußbarkeit des Vieltrinkers usw., nur die trotz
des Durstes anhaltende Polyurie mit nicht oder relativ wenig an-
steigendem specifischen Gewicht beim sogenannten „echten“ Diabetes `
insipidus. f = ! MAR:
Ein bindender Beweis für Konzentrationsschwäche ist aber.
darin deshalb nicht gegeben, weil bei der gleichzeitigen, oft,sehr
‘starken Bluteindickung, die von fast allen, Autoren übereinstimmend
konstatiert worden ist, der: Gesunde auch nicht derartige Harn-
mengen produzieren würde. Gelegentliche kleine, spontane Harn-
portionen (11) von niedriger Konzentration (besonders NaCl) sind
` zuweilen darauf zurückzuführen, daß Polyuriker, die sekundär
natürlich auch Vieltrinker sind, keine Vorräte an Salzen und kein
Ausscheidebedürfnis dafür haben. Das gleiche Vorkommnis nach
- Zu den Krankheitsbildern, die zwar praktisch einen verhältnis-
mäßig bescheidenen Raum einnehmen, aber durch den Einblick,
den sie in verschiedene Gebiete der Physiologie und Pathologie
gewähren, umfangreiche Literatur und auch experimentelle Forschung
hervorgerufen haben, gehört der Diabetes insipidus., ` Ä
'-, Zwei getrennte Tatsachenreihen geben in neuerer Zeit hierfür
Richtung. E.Meyer (1) hat im Gefolge von Tallquist (2) gezeigt, |
daß Wasserdiabetiker bei Zulage von Fleisch, Kochsalz — nicht Harn-
stoff, Phosphat — nur die Menge, nicht oder doch sehr viel weniger
das specifische Gewicht (beziehungsweise die NaCl-Konzentration) des
Harns variieren, während beim Normalen gerade dieses relativ mehr als das
Volum nach solcher Belastung ansteigt. War schon durch die ältere Fest-
stellung (3), daß auch im Durstversuch unter Zunabme der Blut- (beziehungs-
weise Serum-).konzentration bei diesen Kranken die Polyurie noch an-
dauert, prinzipiell die primäre Polydipsie, bei der unter diesen Umständen
onzentriertere Harnportionen erscheinen, vom Diabetes insipidus abge-
trennt, und war diese Wesensverschiedenheit gegenüber Schwenken-
bechers (4) und Reichardts (6) Auffassung durch den Nachweis
E. Meyers sichergestellt, daß bei der Mehrzahl der Wasserdiabetiker
| übt. Allgemein biologisch scheint es jedenfalls unangemessen, die
Leistungsfähigkeit eines Organs als geschwächt: zu ‚betrachten, so-
lange es den Bedürfnissen des Gesamtorganismus in vollem Umfange.
zugleich die gesamte Tätigkeit der Drüse mehr"oder minder un-
gefühl abnorm eingestellt ist, so ergab sich die einfachste Beschreibung | zureichend ist. Daß die wasserdiabetische Niere nur’ bei -hin-.
der neuen Befunde. in dem Satze, daß die Niere nicht mehr in der
normalen Weise die harnfähigen Stoffe konzentriere, ein Satz, der in genügender Menge ausscheide, daß also die Polyurie ein Kompen-.
sationsvorgang sei, wird seit langem und auch neuerdings
wieder behauptet. In der Tat geht die absolute Menge N und
NaCl im Harn im Durstversuch manchmal stark zurück und es
treten „urämieähnliche“, von Übelkeit und Erbrechen begleitete
' Erregungszustände auf, Darauf die Diagnose Urämie, Nieren-
insuffizienz zu basieren, scheint uns aber aus vielen Gründen nicht
gerechtfertigt. Bei älteren Beobachtungen (3b) ist die Retention.
in einer Periode eingeschränkter ° Flüssigkeitsdarreichung ohne-
: Körpergewichtszunahme und ohne stärkere Krankheitserschei-
nungen so groß, daß bezweifelt. werden darf, ob der Kranke,
leisten könne, obwohl unter dem Einfluß von interkurrentem Fieber
oder ‚Theoein oder Hypophysenextrakten ein gewisses Konzentrations-
vermögen mindestens in den meisten Fällen zutage tritt. Licht-
witz (6) wies nach, daß die Konzentrationsunfähigkeit beziehungsweise
Schwäche bei einer Gruppe dieser.Kranken — vielleicht bei allen,
wenn man streng zueinandergehörige Blut- und Härnkonzentrationen
vergleicht — sich nur auf das Cl-Ion bezieht. Da diese Funktions-
störung- der -makro- und mikroskopisch intakten Niere bei unserer
Krankheit, wie man seit langem weiß, einer anatomischen Grundlage
entbehrt, kann sie nicht in eine Reihe mit analogen Veränderungen bei:
destruktiven; renalen Prozessen gestellt werden. Soweit die Hypothese
der -Konzentrationsschwäche, über die Tatsachenbeschreibung hinaus-
gehend, von einem Unvermögen der Niere spricht, ist ihr auch ver-
schiedentlich die ältere Auffassung (2, 7, 7a, 19e, 8) entgegengehalten
liegt, tatsächlich die angegebenen Speisemengen verzehrt hat.
_ Kleinere Retentionen, in anderen Fällen vorübergehend beob-:
achtet, fallen unseres. Erachtens zweifellos in den Spielraum,
eizzustandes des Organs ansieht. Die Diskussion hierüber, unseres
guter, rascher Elimination zugelegter NaCl-Gabe im Durstver-.
such (13) oder mit stark negativer Stickstoffbilanz gegenüber, die
Reaktionsweisen der Diabetiker nicht mehr entscheidend herangezogen | gelegentlich sogar den Verdacht auf Einschmelzung von Körper:,
werden, seitdem sie auch bei einzelnen primären Polydiptikern in nr eiweiß 'erweckte (9). Auch bewältigt die Niere des Insidipuskranken:
| die Ausscheidung der verschiedenen körperfremden Substanzen;
D: Hand .der beigebrachten Krankenbeobachtungen vielfach an die
ifferentialdiagnose zwischen primärer Polyurie und Polydipsie. ange-
Sonst dem Insipidus zugesprochenen Weise (10) und -auch bei Gesunden
zuweilen sehr wechselnde Verhältnisse unter derartigen Bedingungen | die zur Nierenfunktionsprüfung jetzt üblich sind, genau'so gut
St August 1919: © © .XV. Jahrgang.
beobachtet worden sind. Auch der yon Veil (10) einmal erhobene |
Befund, daß.der Wasserdiabetiker im Durstversuch entgegen dem Viel:
reichender Flüssigkeitszufuhr Salze und Stoffwechselprodukte in:
dessen: Appetit unter . solchen Bedingungen meist darnieder-
der den’ Wasser- und Salzverschiebungen schon beim Normalen -
zukommt. -Diesen Ergebnissen- stehen andere mit besonders. .
stätigen, "nicht als grundsätzlicher Unterschied. erwiesen.- Wichtigstes. ,
Atropin (12) rührt wohl von der hemmenden Wirkung her, weiche
es nieht nur auf die Wasser-, sondern auch auf die Molendiurese aus-
nachkommt. Bei sicheren, histologisch faßbaren Erkrankungen des `
Nierenparenchyms ‚kennen wir Konzentrationsschwäche nur da, wo
, 4
80
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.
Tir O e
me
3. August,
wie eine normale, nur mit größerer Wasserermenge (14). Anstieg
der Blut-U+-Konzentration im Durstversuch bei zwei Patienten
Leschkes (14b) von 40 (50) auf 140 (180) mg % genügt, ab-
gesehen von dem etwas auffällig hohen Anfangswert unserer
Meinung nach entgegen der Ansicht des Autors nicht für die
Diagnose einer drobenden Urämie, weil Erhöhung des BlutUt,
wie unter Anderen v. Monakow (15) überzeugend dargetan hat,
weder an manifeste noch an latente Niereninsufßzienz streng gebunden
ist, und weil in anderen Fällen manchmal trotz Anstieg des N-Um-
satzes kein abnormer Wert des Reststickstoffes gefunden wurde (9).
Dem durstenden Insipiduskranken droht also, wie unter Anderen
mit Recht auch E. Meyer, Ellern (10a) und Veil betonen,
keine Niereninsuffizienz, wobl aber eine Störung seines Wasser-
bestandes und osmotischen Gleichgewichtes: Verdurstung, „Aus-
trocknung“. Die Auffassung der Insipiduspolyurie als kompen-
satorischen Vorganges, von der polyurischen Form der Schrumpf-
niere entlehnt, übersieht nicht allein die Veränderungen, welche
als Mechanismus der Polyurie bei organisch Nierenkranken
(Blutdruck, Läsionen von Gefäßen und Zellen mit Permeabilitäts-
änderung usw.) gedeutet werden können, ohne allerdings sie völlig
genügend zu erklären, sondern auch das sehr viel niedriger
fixierte specifische Gewicht des Harnes beim Wasserdiabetiker,
welches eine gewaltige osmotische Verdünnungsarbeit der Niere
anzeigt, zu der ein insuffizientes Organ, in dem noch viele Zellen
den Regeln grober Filtration und einfachen osmotischen Ausgleichs
gehorchen, nicht mehr imstande ist.
Eine zweite Vorstellungsreihe über das Wesen des Insipidus
geht von dem häufigen Zusammentreffen mit Prozessen an der
Hirnbasis, insbesondere Hypophysenveränderungen, aus. Da man
schon seit längerer Zeit weiß, daß Hypophysenextrakte ausge-
sprochen auf die’Nierensekretion wirken (16), und da nach Hypo-
physektomien im Tierversuch zuweilen Wochen, selbst Monate
dauernde Polyurien beobachtet worden sind [Cushing,
Crowe, Homans (17), lag die Annahme einer Störung der
Sekretion dieser endokrinen Drüse als Ursache unserer Krankheit
‚nahe; teils vermutete man eine direkte physiologische Regulation
der Harnbildung durch jene Hormone, teils dachte man sich das
Hypophysensekret, dessen Ableitung in den dritten Ventrikel aus
histologischen Bildern von Kolloidwanderung bervorzugehen schien
(17, 18), auf nervöse Centren für die Nierenfunktion einwirken (19),
die, am Boden des vierten Ventrikels lange bekannt, neuerdings
nahe der Hypophyse in ‚der Hypothalamusgegend nachgewiesen
sind. (20). _
Besprechen wir zunächst die Ergebnisse der Tieroperationen, so
stehen den von amerikanischer Seite nach Exstirpation der Hypophyse
öfters gefundenen Polyurien negative Resultate von Aschner (21),
Camus und Roussy (20) sowie Leschke (14b) gegenüber, deren
verbesserte Technik Nebenverletzungen der nahe benachbarten Polyurie-
centren sicherer vermeiden ließ. Allerdings könnte die von Cushing
und Mitarbeitern öfters gewonnene Erfahrung, daß eine durch Auto-
transplantation der Hypophyse hervorgerufene Polyurie nach Entfernung
des Transplantats verschwindet, und die nicht seltene Hyperplasie der
Pars ibtermedia nach partiellen Resektionen in Zusammenhang mit der
von Magnus und Schäfer (16a) entdeckten diuretischen Wirkung
intravenös injizierter Hypophysenextrakte gebracht werden. Es scheint
uns auch hiernach keineswegs unwahrscheinlich, daß durch Resorption
von Hypopbysensubstanz Polyurie zustande kommen kann. Ob aber
und in welchem Umfange das in der menschlichen Pathologie eine
_ Rolle spielt, darüber wissen wir nichts. Denn über die Art der Nieren-
funktionsstörungen bei derartigen Vorkommnissen im Tierversuch sind
wir bislang nicht unterrichtet. Vielmehr ist die auf die genannten ex-
perimentellen Daten sich stützende Hypothese einer Überfunktion der
Hypophyse, speziell ihres Mittel- und Hinterlappens, als Grundlage
unserer Krankheit von den meisten, außer E. Frank (22), wieder ver-
‚lassen worden, weil Hypophysenextrakte beim gesunden und kranken
Menschen (28) ebenso wie im Tierversuch (19a) nach einer kurz-
dauernden, beim Menschen meist nicht beträchtlichen Harnvermehrung
die Diurese, wenigstens in der großen Mehrzahl der Fälle, hemmen.
Immerhin könnte der mehr oder weniger kontinuierliche Strom eines
Hormons in kleinsten Dosen anders als akute Zufuhr relativ größerer
Mengen wirken. Um dies sowie überhaupt die Frage, ob nach der
Wirkungsweise des vermuteten Inkretes eine Erkrankung der Hypophyse
den Diabetes auslösen könne, zu entscheiden, wurde vor zweieinhalb
Jahren eine experimentelle Analyse der nierenwirksamen Extraktstoffe
unternommen (24).
Zunächst ist ein indirekter Einfluß auf die Niere durch die
der Hypophyse naheliegenden Centren auszuschließen. Im normalen
menschlichen Liquor lassen sich (ohne Gerinnung) Stoffe nach-
weisen, die wie Hypophysenextrakte auf biologische Testobjekte
(glatte Muskeln der Kaninchenohrgefäße, Uteri usw.) wirken. Sie
| durch Bepinselung mit Phenol, erhalten.
unterschwelliger Konzentrationen anzuführen.
‚eines solchen konstanten Einlaufs reagieren, onkometrisch ge-
entsprechen einer Konzentration von etwa 1:10000 bis 1:200.000
Pituitrin. Natürlich bringt diese Methode keine Identifikafion der
Körper. Künstlich in die Hirnventrikel von Versuchstieren ein-
gebrachte Hypophysenextraktlösung von etwa der genannten Ver-
dünnung ist jedenfalls völlig belanglos für die Harnsekretion. Eine
centrale Wirkung dieser Substanzen anzunehmen, verbietet auch
ihre pharmakodynamische Verwandtschaft zur Wirkungsweise
anderer sympathicomimetischer Stoffe wie Adrenalin, welche
peripher in der sogenannten neuroplasmatischen Zwischensubstanz
angreifen. Wie die Adrenalinwirkung bleibt auch sowohl die
kurzdauernde initiale Förderung als auch die ihr folgende Hem-
mung durch Pituitrin nach Durchtrennung aller Nierennerven,
Zerstörung der in den oberen Gefäßschichten ziehenden Fasern,
Hiernach dürfte ein
pbysiologischer Einfluß. der Hypophyse auf die Centren der-Nieren-
funktion unwahrscheinlich sein.
Für die Theorie der hypophysären Insipidusgenese bleibt
also nur eine direkte Hormonwirkung. Gegen die Möglichkeit
einer Überfunktion der Drüse ist nun außer obigen Gründen das
Fehlen einer Sensibilisierung der Niere bei Dauerinfusion an sich
Vor und während
messen, die Gefäße des Organs nach Injektion von Adrenalin,
Salzlösungen, Theocin usw. in gleicher Stärke, und die ent-
sprechenden Reize wirken im Durchschnitt etwa gleichmäßig
diuretisch; soweit in einigen Versuchen eine Injektion 5°/,iger
NaCl-Lösung nach beziehungsweise noch unter Pituitrin etwas mehr
Harn zu treiben scheint, ist jedenfalls Wasser- und Salzsekretion in
gleicher Weise betroffen, ganz im Gegensatz zu der niedrig
konzentrierten Harnflut des Kranken. Wie steht es nun mit der
Annahme einer Unterfunktion ?
Die Diuresehemmung durch Pituitrin ist in breiten Grenzen un-
abhängig von der Geschwindigkeit seiner intravenösen Zufuhr; Aus-
bleiben einer continuierlichen Hormonwirkung könnte also in der Tat
durch Fortfall einer Hemmung die diabetische Diurese erklären, um
so mehr, als in- erster Linie und vorwiegend die Sekretion des Wassers,
nicht die der gelösten Stoffe gehemmt wird. Die von Frey und
Kumpieß (25) für den Normalen behauptete, von Leschke (14b)
beim Kranken gefundene Zunahme der molaren Diurese fehlt oft in
den hierin sich wechselnd verhaltenden Tierversuchen, fehlt in anderen
Krankenbeobachtungen (9, 11, 19c). Auch in einem Selbstversuch,
dem sich ein zweiter Veils (9) beigesellt, bleibt der absolute Wert
der Cl-Ausscheidung während der Diuresehemmung derselbe wie mM
der Vergleichsperiode bei konstanter Nahrungszufuhr. Wie hiernach
zu erwarten, ist Hypophysenextrakt ein Antagonist aller Stoffe, welche
den wasserabsondernden Mechanismus der Niere erregen, während die
Abscheidung gelöster Stoffe primär nicht beeinflußt zu sein braucht.
So sieht man im Tierversuch die diuretische Wirkung kleiner Mengen
hypertonischer Salzlösung oder Theocin bei passend gewählten Dosen
durch Pituitrin abgeschwächt, aber unvermindert die absolute Cl-Ver-
mehrung des Harns durch Purinderivate. Hierzu kommt, daß auch dùrch
steigende Dosen Pituitrins die Harnsekretion nicht unter ein gewisses
Maß herabgedrückt werden kann; als Lösungsmittel für harnfähige
Stoffe (volume obligatoire Ambards im Gegensatz zur eigentlichen
Wassersekretion) wird Wasser in kleinen Mengen immer noch eliminiert.
Infolge des Antagonismus zwischen Pituitrin und diuretischen Reizet
gelingt es auch nicht, obwohl wiederholte Gaben des Mittels zunächst
und in größeren Pausen unvermindert wirken, bei fortgesetzter Appli-
kation die Harnabsonderung dauernd in einer für den Organismus
scblieflich unerträglichen Weise zu unterdrücken. Die gleichsam Si
anhäufenden diuretischen Reize erfordern im Tierversuch immer höhere,
nicht mehr harmlose Dosen und durchbrechen schließlich vorüber:
gehend die Hemmung. So hat Veil (9) auch am [nsipidu skranken
beim Versuch, die Polyurie dauernd einzuengen, einen cyelischen
Verlauf der Wirksamkeit gefunden, ähnlich Grote (19e) eine „Kol
an Mehrausscheidung nach Abklingen der Wirkung einer
njektion.
Nun spricht aber der Diabetes-insipidus-Kranke keineswegs aul
alle Reize mit Steigerung der Polyuriean. Zwar kann der Untersok
verschiedener Salze und des Harnstoffs im Wirkungsgrad hier mi?
herangezogen werden, weil die nach stomachaler Gabe eintretenden
Blutveränderungen nicht ohne weiteres zu vergleichen sind; aber
auch auf Theocin wächst die Harnmenge bei vielen dieser Kranken
oft nicht wesentlich, obwohl die Leistungsgrenze der Niere en
Vergleich mit der NaCl-Polyurie keineswegs erreicht ist, die
kann deshalb das Wesen des Prozesses in dem Ausfall = i
Wassersekretion bemmenden hypophysären Hormons sehen. en
geht auch, worauf Leschke jüngst hinwies (14b), aus ir
klinischen und pathologischen Erfahrungen hervor, in denen é i
völliger Zerstörung der Hypophyse, wie z. B. bei der bislang e
vereinzelt beschriebenen Kachexie infolge Atrophie dieses Organs,
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781. August.
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beeinflussung zu.
des Zwischenhirns die centrale Regulation der gesamten Wasser-
und’ Molenverschiebung im Körper: in der Weise beeinflußt, daß.
eine dauernde abnorme Steigerung der Wasser-
diurese bei gleichzeitiger korrelativer Hemmung
der Molendiurese. stattfindet“, Dabei verhalten sich
Veils vier neu beschriebene Fälle im Durstversuch, bei ver-
. schiedener Köst, nach NaCl-, Theoein- oder Pituitringabe usw.
sowohl hinsichtlich der Harnbeschaffenheit wie insbesondere der
u Blutzusammensetzung und intermediären Verschiebungen nicht ein-
. `- heitlich, vielmehr zerfallen sie in zwei Gruppen, die unter andggem
durch 'Hyper- und Hypochlorämie charakterisiert sind. a
| Insofern sich diese Auffassung auf den Ausfall der Pituitrin-
versuche gründet, weil diese Substanzen, obwohl unspeeifisch, dem
Gewebe die angeblich geschädigte Fähigkeit, „Wasser festzuhalten“,
bis-zu einem gewissen Grade wiedergeben sollen, ist anzuführen, daß
wir einen Einfluß auf den Wasser- und Chloraustausch zwischen Blut
und Geweben durch. Hypophysenextrakte in Dosen, welche die
Diurese stark hemmen, ‚nicht gefunden haben (26). Verfolgt man
an Tieren mit abgebundenen Nieren die Carotisblutkonzentration
(Hb. Serum E, NaCl) nach peroraler Wassergabe oder intravenöser.
Ringerinfusion, so hat Pituitrin keinen deutlichen Einfluß’ auf die
vorübergehende Blutverdünnung, aus deren allerdings etwas ver-
zögertem Rückgang in einem Teil der Versuche wir keinen wesent-
lichen Schluß ziehen möchten. Keineswegs hemmt Pituitrin, wie .
‘ der glatte Einstrom von Flüssigkeit ins Gefäßsystem nach Aderlab
zeigt, irgendwie die Wasserabgabe der Gewebe ins Blut. Auch
‚isolierte Zellen, wie Erythrocyten, und überlebende Froschnieren
verhalten sich bei Gegenwart von Pituitrin ° gegen Verschiebung.
. des osmotischen Gleichgewichts ihrer Umgebung wie in der Norm }).
“Die übrigen Feststellungen Veils hinsichtlich des Wasser- und
Salzaustausches zwischen Blut und Geweben im Diabetes insipidus
unter verschiedenen Bedingungen beweisen meines Erachtens eben-
falls nicht, daß die primäre Störung im intermediären Stoffwechsel
. liegt.. Schwanken zum Teil schon normalerweise diese Vorgänge,
er und Bluteindickung im Durstversuch führen.
finde
[z. B. Diabetes mellitus (28)],
namentlich abhängig von den gleichzeitig meist nicht genügend
übersehbaren Funktionszuständen der Organe, besonders der großen
Drüsen, so sind größere Abweichungen bei dem stark gesteigerten
Wasser- und Ionenwechsel des Kranken zu erwarten, und der
Mangel an auffindbarer Gesetzmäßigkeit, der namentlich bei Veil (9)
zutage tritt, spricht .für ihre sekundäre Natur. Herabgesetzte
Speicherung in den Geweben oder Beschränkung der extrarenalen
Wasserabgabe könnte als primärer Vorgang nicht zu fortdauernder
Übrigens
t sich Anhydrosis nur in vereinzelten Fällen (27, 1c,.3e), und
der nach älteren Beobachtungen zuweilen sehr niedrige, Wert der
extrarenalen Wasserabgabe kommt auch bei anderen Polyurien vor
`” Also kann allein in extrarenalen Faktoren die Ursache
des Wasserdiabetes nur dann gesehen werden, wenn wir uns die
‚ Harnflut durch ‚wechselnde Bedingungen ausgelöst denken, was
einem Verzichte, sie zu verstehen, vorläufig gleichkommt. Es
erscheint bei dieser Sachlage berechtigt, veränderte Inner-
vation der Niere, bei intaktem Organ, als Wesentliches im
= i . ze s
- 1) Eine in unseren Versuchen bemerkbare, übrigens nicht erhebliche
Beeinflussung des Quellungszustandes der Erythrocyten muß zunächst
ne Betracht bleiben. Es feblen bislang alle tatsächlichen Unterlagen,
W en den beherrschenden osmotischen Gesetzen eine Abhängigkeit des
asserwechsels vom Quellungszustand und Dispersitätsgrad der Plasma-
Iingewiesen,
Kolloide zu erkennen. Doch sei auf solche Möglichkeiten ausdrücklich.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 35. - ~
Diabetes insipidus nicht auftrat. Wo bei Veränderungen an der
Hirnbasis und im Zwischenhirn, aber intakter Hypophyse,
Diabetes insipidus bestand, ist es viel zwangloser, zur Erklärung
statt einer sekundären Funktionsschädigung der Drüse eine Nachbar-
schaftswirkung auf die hier nachgewiesenen Centren anzunehmen.
=- Auf- Grund eigener Untersuchung lehnen in Übereinstimmung
-= mit der-pharmakologischen Analyse auch Veil und Leschke
~. . einen. hypöphysären Ursprung des Insipidus ab, jedoch schreiben
sie wie Camus und Roussy den nervösen Centren im Zwischen-
hirn eine wesentlich weitergehende Rolle als ausschließlich Nieren-
3 Veil, der ebenfalls in seiner. letzten Arbeit (9)
die. Hypothese. der Konzentrationsschwäche fallen läßt, geht so
weit, die Niere gänzlich in ihrer ätiologischen Bedeutung zu deposse-
dieren und die primäre Störung in Anomalien des Salz- und
- Wasseraustausches zwischen Blut und Geweben zu verlegen, den
: er‘ sich wiederum abhängig von uervösen Centren im Hirnstamm
denkt, ähnlich wie nach Leschke (14b) „eine Funktionsstörung
Krankheitsprozeß zu betonen. Hierfür kommt, wegen der so häu- -
figen Kombination’ des Insipidus mit Prozessen an der Hirnbasis,
. dem von Aschner sowie Camus und Roussy gefundenen .
Polyuriecentrum am Boden des dritten Ventrikels eine: ganz
besondere Bedeutung zu, während die Claude Bernard-
Eckhardsche (29) Hydruriestichstelle in der Rautengrube
` praktisch eine sehr viel geringere Rolle spielt. Indessen gibt
es einerseits bekanntlich eine ganze Reihe Fälle von Diabetes
insipidus idiopathicus ohne irgendwelche anatomische Grundlage,
|. andererseits wahrscheinlich noch mehrere Stellen‘ des Central-
nervensystems, die zur Nierenfunktion Beziehung. haben, ferner
sehr ähnliche Polyurien bei Erschwerung des Harnabflusses und -
Pyelitis (1a, 30), die wahrscheinlich zum Teil ebenfalls auf nervösem
Wege entstehen, bei peripherem Sitz des schädigenden Reizes.
Demgegenüber: darf der Anteil des Nervensystems an der
Harnbildung nicht überschätzt werden.
lagen von NaCl, H,O, U+ bewältigen nach unserer Erfahrung
„entnervte“ Nieren vollkommen (24). Einzig die Frage, ob den
normalen Harnkonzentrationen auch völlig normale. des Blutes o
unter solchen Umständen entsprechen, bedarf noch der genaueren
Feststellung. .In einigen Versuchen war es hinsichtlich des NaCl
der Fal. Eine Erhöhung der .Blutkonzentration
einzelner harnfähiger Stoffe infolge nervöser
Verschiebung der Reizschwelle braucht durch-
aus keine für den Gesamtorganismus wesent-
liehe Retention herbeiführen. Übrigens ist die An-
wesenheit ‚peripherer Centren bis zu den zahlreichen Ganglienzell-
haufen im Sinus renalis zu berücksichtigen, die sich wegen der
unvermeidlichen Narbenbildung -um die Gefäße. durch die üblichen
Methoden schwer ganz allein, ohne Circulationsänderung, aus-
schalten lassen.
tation en masse, nach der sich wahrscheinlich der peripher nervöse
Apparat wieder erholt. Jedenfalls aber können nach unserer Er- -
fahrung Tiere mit nur einer, vom Centralnervensystem isolierten,
Niere auch nach möglichst ausgiebiger Zerstörung der peripheren
Ganglien bis in den Nierenhilus 'hinein lange Zeit wie normal
leben, ohne Ödem oder sonstige Krankheitszeichen darzubieten.
Die nervöse Theorie des Insipidus schließt also ihrerseits die
Vorstellung einer Konzentrationsschwäche aus, und auch die Annahme
Leschkes (14b) einer vom Zwischenhirn abhängigen Steigerung
der Wasserdiurese ‘bei gleichzeitiger korrelativer Hemmung der
Molendiurese . nimmt, abgesehen davon, daß eine Retention, wie
erörtert, im allgemeinen nicht festgestellt wird, dem Organ zu
Unrecht einen Teil seiner autonomen Funktionsbreite. |
Wenn nun für die Leistung der Niere im Rahmen des gesamten
Stoffwechsels die Abhängigkeit vom Nervensystem anscheinend wenig-
'stens für die durchschnittlichen Verhältnisse nicht erforderlich, anderer-
seits neben der vasculären eine sekretorische Innervation: durch das
reiche Umsponnensein der Drüsenzellen von Nervenfasern (32) und
durch, allerdings noch umstrittene, experimentelle Daten (36), zum min-
desten wahrscheinlich ist, so liegt nahe, anzunehmen, daß das Nerven-
system die Reizschwelle des Organs reguliert, und _
die ältere Auffassung des Insipidus als eine Reizbarkeitssteigerung, speziell.
des wasserabsondernden. Mechanismus, ‘gewinnt wieder eine Stütze.
Dafür spricht auch die Wirksamkeit des die Erregbarkeit der Wasser-
sekretion berabsetzenden Pituitrins, ferner der Umstand, daß die in der
Mehrzahl der Fälle nach NaCl-, Phosphat-, U+-Gabe abgestuft eintre-
tende Steigerung der Polyurie dem Grad der Hydrämie‘ parallel
geht, welche diese Substanzen nach den osmotischen Gesetzen und `
nach Lage des jeweiligen gesamten Wasser- und Salzstoffwechsels im
Körper erzeugen. Die relative Fortdauer der Polyurie während des
Durstversuchs rührt nicht allein von der Herabsetzung der Reizschwelle
für Wasser her; die mit der Bluteindickung sich könzentrierenden, ge-
lösten Stoffe, auf welche der wassersekretorische Apparat ja schon .
normalerweise unter Umständen (z. B. bei der Salzdiurese) anspricht (33),
werden als Reize. wirksam. Daß Bradyurie, Überwiegen der Nacht über .
die Tagportion, etwas verzögerte Ausscheidung besonderer (auch intra-
venöser) Wasserzulägen vorkommt, wie Veil (9) neuerdings auch nach
intravenöser Zuckerzufuhr sah, widerlegt unserer Ansicht nach diese
Hypothese nicht, ehe nicht die Flüssigkeitsaufnahme der Gewebe dabei
' im ‘Einzelfalle bekannt ist; derselbe Kranke Veils zeigte Bradyurie
auf perorale H:0-Zufubr nicht mehr nach Regelung seiner Diät. Für -
die Verschiebung der Tag- und Nachtmenge sind neben dem Kreislauf
wahrscheinlich physiologische Schwankungen im Tonus der sympathisch
und parasympathisch innervierten Organe wichtig. Aber es ist zuzugeben
daß nicht alle Einzelbeobachtungen sich leicht unter die Hypothese
| ' =
8
Transplantierte Nieren
leisten ihre Arbeit anscheinend wie normale, wobei specifische >.
Gewichte des Harnes bis zu 1050 beobachtet sind (31); auch Zu-
Es scheint in Carrels (31) Versuchen die 7
Konzentration des Harns bei Verpflanzung der Niere an:den Hals
sich anders verhalten zu haben als nach sogenannter Transplan- _
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einordnen lassen, welche für die Mehrzahl paßt. Auch nach U+-Gabe
ist neuerdings (14b) entgegen zahlreichen anderen Befunden (1a, 37,
6, 8, 9) dieselbe Zunahme der Harnmenge wie nach NaCl, bei einem
anderen Kranken (9; Fall IM) verhältnismäßig wenig ausgesprochene
NaCl-Polyurie trotz eintretender Serumyerdünnung gesehen worden.
Das wechselvolle Verhalten gerade einiger kürzlich beschriebener
Fälle (9) wurde bereits erwähnt. Zweifel, ob einzelne unterlaufen sind,
die nicht zum echten Insipidus gehören, tauchen um so eher auf, als, wie
erörtert, die früher charakteristisch genannten Unterschiede zur primären
Polydipsie bei genauerem Studium sich immer mehr verwischt haben (10).
Nach Veils schönen Selbstversuchen zieht längere Zeit fortgesetzter
hoher Flüssigkeitskonsum, dessen Folgen sekundär natürlich auch für
den Insipidus gelten, eine Reihe von Veränderungen in der Blutzu-
sammensetzung und der renalen Reaktionsweise nach sich, die sich nicht
allein auf die bekannte Entsalzung des Körpers beschränken; im Blute
nimmt die Elektrolytkonzentration sogar zu.
Es muß hiernach wenigstens für eine Anzahl der Fälle mit
einer sekundären oder der Nierenstörung koordinierten Beteiligung
extrarenaler Faktoren in krankhafter Weise, die, wie oben begründet,
als primäres Moment allein keinesfalls ausreichen, gerechnet werden.
Über eine nervöse Beeinflussung des Wasser- und lonengehaltes
der Gewebe, etwa wie der Glykogenspeicherung, für die Aschner
(19b) ebenfalls am Boden des dritten Ventrikels ein Centrum wahr-
scheinlich gemacht hat, wissen wir bisher freilich nichts. Der
größte Teil der extrarenalen Wasserabgabe (Haut, Lunge) wird in
erster Linie von den im Hirnstamm gelegenen Centren der Tem-
peraturregulation beherrscht, und man darf wegen des zweck-
mäßigen Zusammenarbeitens aller wasserabgebenden Organe wohl
eine centrale Leitung des gesamten Haushaltes vermuten. Aller-
dings sind nach oben Gesagtem die extrarenalen Verhältnisse
keineswegs bei allen Diabetes-insipidus-Kranken gleich: die Per-
spiratio insensibilis ist zwar in Prozenten der gesamten Wasser-
ausfuhr, wie zu erwarten, fast immer sehr stark, absolut aber
manchmal nicht oder nur wenig vermindert (3a und c, 28, 35).
Jedoch die Annahme, daß das Nierencentrum mit den von der
Bluttemperatur erregten Orten der Wärmeregulation, soweit sie die
extrarenale Wasserabgabe beeinflussen, in gewisser Verbindung
stehe und daß ihre Erregungszustände sich einander entgegen-
gesetzt bewegen, würde den bisher schwer verständlichen Rückgang
der Polyurie und des Durstgefühls im Fieber und bei Erzeugung
starken Schweißes (Dampfbad) in manchen Fällen begreiflich
machen. Im Durst besteht umgekehrt gerade Tendenz zur Ein-
sparung extrarenaler Flüssigkeitsabgabe, mithin kann da auf dem
Wege dieser hypothetischen gekoppelten Reaktion der Erregungs-
zustand des krankhaft gestörten Nierencentrums nicht in Richtung
einer Abnahme der Harnmenge verändert werden 1). In diesem
modifizierten Sinne, weder durch Eingreifen in den Konzentrations-
mechanismus der Niere, noch durch eine primäre centrale Ver-
änderung des ganzen mineralischen Stofiwechsels scheint uns das
Wesen des Diabetes insipidus in einer Störung der wahrscheinlich
im Zwischenhirn lokalisierten Regulationscentren der Wasseraus-
scheidung zu liegen.
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witz und Stromeyer, ebenda Bd. 116, S. 127. — 12. Hoppe-Seyler,
M. m. W. 1915, Nr. 48, 1916 Nr. 2. — 13. Socin, Zschr. f. klin. M. Bd. 78,
S,294, — 14. a) Eisner, D. Arch. f. klin. Med. S. 438; b) Leschke,
Zschr. f. klin. M. 1919, Bd. 87. Separatabdruck (Anders - Seiler l. c.)
15. v. Monakow,D. Arch. f. klin. Med. Bd. 123, S. i. — 16. a) Magnus
und Schaefer, Proc. ofRoyalsoc. S.9 in Il of physiol. Bd. 27; b) Schae-
fer und Herring, Phil. Transactions of Royal Soc. of London 1908, Ser. B,
_Bd.199. — 17. a) Cushing, Crowe, Homans, Hopkins Hosp. Bull.
1910, Bd. 21. S. 151 und Bd. 22; b) Schaefer, Berner Univ. Schr. H.3. —
18. Biedl, Innere Sekretion 3. Aufl., Bd.2, Lit. — 19. a) Römer, D. m. W.
1914, S.108; b) Aschner, B. kl, W. 1916, Nr. 28; M. m. W. 1917, Bd, 64,
Nr.3; ec) Rosenfeld, B. kl. W. 1916, Nr.21; d) Eisner, Th. d. Geg.,
August 1916; e) Grote, D. Arch, f. klin, Med. Bd. 122, 3. 223, —
OÖ
1) Nach dieser Annahme müßte die Fieberoligurie auch des Nicht-
diabetikers mindestens teilweise centralen Ursprungs sein, und in der
Tat hat, wie ich nachträglich feststelle, R. H. Kahn eine reversible
Abnahme der Harnmenge durch Erwärmen des Carotisblutes gefunden
(ohne Steigerung der allgemeinen Körpertemperatur) [A. f. Physiol.
Engelmann 1904. Suppl.-Bd. S. 81].
20. Aschner, l. c.; Camus und Roussy, Soc. Biol. 1913, Bd.75,8.483und.
638; ebenda 1914, Bd. 76, S. 121, 773 und 877, zit. nach Zbl f. Bioch. u. Bioph.
Bd. 16 und 17. — 21 Aschner, Pflüg. Arch. Bd. 146, S. 1. — 22. E. Frank,
B.kl. W.1912, Nr.9; ebenda 1916, Nr.16, Sitzungsber. d. med. Sekt. d. Schles. Ges.
f. vaterl. Kultur Breslau. — 23. v. d. Velden, B. k. W. 1913, Nr. 45. —
24. C. und M. Oehme, D. Arch. f. klin. Med. 1918, Bd. 127, S. 261. —
25. Frey und Kumpieß, Zschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 2, S. 65
26.C. Oehme, ebenda 1919, Bd.9. — 27. Günther, Zschr.f. klin. M.1
Bd. 78, S.53. — 28. Mohr, in v. Noordens Handb. d. Path. d. Stoflw.
Bd. 2. — 29. Eckhard, Beitr. z. Anat. u. Phys. 1869/70, 2. Aufl., Bd. 4-67
Zschr, f. Biol. Bd. 44. — 30. Fr. v. Müller, Vöff. Sanitätsw. 1917, H. 65. —
31. Carrel und Guthrie, zit. nach Lobenhoffer, Mitt, Grenzgeb. 1913,
Bd. 26, S.194. Lit. — 32. S
33. Magnus, Arch. f. exper. Path. u. Pharm. Bd. 44, S. 415; auch in
a1,
mirnow, Anat. Anzeiger 1901, Bd.19. —
ppenheimer, Handb. d. Biloch. Bd. 3, 1. — 34 Winkelmann,
M: KI. 1907, Nr. 37. — 35. Weber und Gros, Erg. d. Inn. M. 1908, Bd. 3. —
36. Asher, D. m. W. 1915, Nr. 4. Lit.
Aus dem Hygienischen Institut der Technischen Hochschule Danzig.
Erfahrungen über percutane Schutzbehandlung
bei Ruhr.
Von
Prof. Dr. J. Petruschky, Vorstand des Instituts.
Die percutane Schutzbehandlung gegen Tuberkulose ist seit
etwa acht Jahren im Gange und findet mehr und mehr Beachtung
und Verwendung. Aber es ist sehr schwierig, bei einer so chronischen
Krankheit die Wirkungen in statistisch übersichtlicher Weise zu-
saflmenzufassen!). Wesentlich leichter ist die Wirkung bei der
Vorbeugung gegen akute Krankheiten zu übersehen, wenn der
Verwendungskreis ein nicht allzu kleiner ist.. Die percutane Schutz-
behandlung gegen Ruhr, welche ich bereits 1914 in Vorschlag ge-
bracht hatte, ist erst in den Jahren 1917 und 1918 für militärische
Zwecke zur Verwendung gelangt.
Die erste Gelegenheit zu einem größeren Gruppenversuch
bot die Ruhrepidemie in Marienburg 1917,
Im Einverständnis mit dem Garnisonarzte OberstabsarztDr.Koeppel
und unter dessen Leitung wurde die Schutzbehandlung bei Mannschaften
zweier Truppenteile von den zuständigen Truppenärzten durchgeführt.
Das Material wurde vom Hygienischen Institut der Technischen Hoch-
schule Danzig, welches als Kriegslaboratorium tätig war, zur Ver-
fügung gestellt.
Die Technik ist folgende: Es wird abwechselnd auf ge-
sunde Hautstellen, zum Beispiel auf die Innenfläche der Unter-
arme und der Oberarme das Material eingerieben in der Dosenolge
von 2 bis 4 bis 6 bis 8 Tropfen mit ein bis zwei Tagen Zwischen:
raum. Die Einreibung geschieht mittels Glasstabes oder mit dem
Daumenballen der anderen Hand des Patienten.
Temperatur ist nicht erforderlich, da eine Temperatursteigeruns
durch die Einreibungen nicht veranlaßt wird.
Messung der
Das Material ist multivalent, das heißt, es enthält nicht nur
die verschiedenen Ruhrerreger, sondern auch Paratyphus- und
Gärtnerbacillen, natürlich alles in abgetötetem Zustande.
Über den Verlauf des Schutzbehandlungsversuchs geben folgende
Zahlen Aufschluß:
Gesamtmannschaftsbestand beider Abteilungen betrug im Beginn
der Epidemie 3974 Mann, davon wurden prophylaktisch mit Linimentum
antidysentericum eingerieben eine Gruppe von 880 Mann. Nicht ein-
gerieben wurden also 3594 Mann. Die Erkrankungsziffer bei den nicht-
eingeriebenen betrug 1113 Mann — 31,2%, davon starben an
35 Mann = 3,1 °%. Die Zahl der Schutzbehandelten betrug 380 Mann,
die Erkrankungsziffer bei den Schutzbehandelten betrug 8 Mann = 2,1%,
davon starb keiner 0 Mann = 0 ?/o j
Demnach ist der Prozentsatz der Erkrankungen bei den
nicht der Schutzbehandlung Unterzogenen 15 mal so groß als
bei den Schutzbehandelten. Der Prozentsatz der T od es fälle
bei den Nichtbehandelten war noch um etwa die Hälfte größer
(8,1 °/0) als der der Erkrankungsfälle (2,1 °/,) bei den Schutz-
behandelten.
Außerdem ist das Liniment auch therapeutisch im Lazareti
verwendet worden, und zwar in ähnlicher Weise wie bei der
Schutzbehandlung. Eine statistische Zusammenstellung ist hier-
über erklärlicherweise nicht gut möglich, da bei der Verschieden-
heit des Krankheitsverlaufs ein Vergleich der Schwere des Verla
sehr unsicher ist. Übereinstimmend war jedenfalls die Angabe,
‘) Die Wirkung auf das Körpergewicht ist neuerdings I
Schmidt in einem anschaulichen Versuche zur Darstellung gebrät
worden (vergleiche: Die Pet egen Tuber-
kulose. M. K. April 1919), ruschky sche Tnunction, K geg
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31. August. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 85:
daß eine toxische Wirkung bei der Anwendung durch die Haut | einzeln in ihr zerkleinert u
niemals hervorgetreten ist, die Kranken, vielmehr eine wohltätige | nirgends kommt. .
‚Wirkung. zu verspüren glaubten und die Fortsetzung der Behand-
` Jung wünschten. Die gleichen Angaben habe ich aus dem Felde
‚erhalten, wo’ einzelne Offiziere das Liniment auf ihren Wunsch
in der Rekonvaleszenz verwenden konnten. ee
Der zweite Versuch wurde auf Veranlassung der Medizinal-
. abteilung des Kriegsministeriums im Jahre 1918 bei: einer Ruhr-
epidemie in Westfalen gemacht. —— ` 3 | ns
‚. Der Bericht des Stabsarzt Dr. Dietrich hierüber ist mir. auf
Veranlassung der_ Medizinalabteilung des Kriegsministeriums gütigst
4
| daher für Arzt und Patienten das
beunruhigende Verfahren... > Be ee
-. Die Methode ist wie geschaffen für die der Hygiene seit
langem vorschwebenden,. im Kriege bereits teilweise nach der
übermittelt worden. u | F
Es handelte sich offenbar um eine besonders schwere Rubr-
epidemie. - Gleichzeitig mit der Linimentbehandlung wurde bei
einem Teil der Mannschaften *die Schutzbehandlung mit dem. Ruhr-
Impfstoff Boehncke („Dysbacta“) vorgenommen, wodurch ein be-
sonders bemerkenswerter Vergleich der Wirkung ermöglicht wurde.
~. -— _ Die Gesamtzahl der gefährdeten Mannschaften wurde im Beginn
der Epidemie in drei Gruppen geteilt, von denen. die eine Gruppe un-
‘behandelt blieb, die zweite mit „Dysbacta“ Boehncke, die dritte mit,
Linimentum’antidysentericum schutzbehandelt wurde. Alle drei Gruppen
umfaßten zusammen 1580 Mann. Die Zahlenergebnisse waren folgende:
Von den .Unbehandelten erkrankten . . . . . .. 98%
. . 54,409/o
cutane Immunisierung.wird das Ziel der Zu-
kunft sein . B T Se
Folgende Linimente sind bisher auf meine Veranlassung
-ant
Lin, Tuberculini comp. 1:25 und`1: 5..
beziehen kann. l
Von der bisher erschienenen Literatur sind
es starben von den Erkrankten . . . .
Von den mi a] ) ten. . 8,6? | | |
es an a en erranik sn Bar hierunter angegeben: 1. Petrusehky, Über Vereinfachung der speziellen. -
ER Therapie für die Tuberkulosebekämpfung in größerem Stil. (Beitr. z. Klin. d. `
er, Bemerkungen zu vorstehender Arbeit.
Tbc. 1914, Bd. 30)..— 2. C. Spengl
(Ebenda Bä. 31; daselbst weitere Literatur.) — 3. Petruschky, Ergänzung
zuden vorstehenden Bemerkungen Spenglers. EbendaBd.31.) — 4. Derselbe,
Über Tuberkulösebekämpfung durch- Sanierung von Familien und Ortschaften.
' Vortrag aus der Internationalen Tuberkulosekonferenz 1913. Sonderausgabe
Leipzig 1914, Leineweber. — 5. Bernheimer, Zur Tuberkulinbehandlung
- Augenkranker. (W. m. W. 1918, Nr. 42 und Klin. Mbl. f. Aughlk. 1913, Okt.-
Nov.) — 6. Petruschky, Tuberkulosebekämpfung und percutane Behand-
| lung. (Klin. ther. Wschr., Bd. 23, Nr. 10—12.) — 7..Kraus,: Tuberkulose-
bekämpfung. . (Zschr. f. Tbe., Bd. 29, Nr. 2.) — 8. Neufeld, Über einige
Von.-den mit Lin. antidys. Behandelten erkrankten’ 8,5/0
es starben von den Erkrankten 2. 14,890
~. Aus dem Ergebnisse ist zu ersehen, daß die Mortalität zwar
nicht auf Null herabgesetzt werden konnte, daß aber statt der ge-
waltigen Sterblichkeitsziffer von 54,4°/, bei den Nichtbehandelten,
` bei'Dysbacta-Behandlung sich nur 21,4°/o, bei Linimentum-antidysen-
. tericum-Behandlung: nur 14,3°/, Todesfälle ergaben, bei Liniment-
behandlung also um mehr als 40°/ weniger als bei den Un-
behandelten! er
2 Diese Höchstleistung der Linimentbehandlung im. Vergleich
zur Injektionsbehandlung dürfte eine Überraschung sein für alle
diejenigen, welche der percutanen Wirksamkeit der Antigene noch
Skeptisch. gegenüberstanden. Die Zahl der Skeptiker- war nicht
gering- Auch Dietrich, der Berichterstatter über den west-
fälischen Versuch, betont seine ursprünglich große Skepsis in seinem
Berichte, _ Auch ich bekenne gern, daß ich den ersten An-
gaben C. Spenglers über percutane Anwendung des Tuber-
kulins skeptisch gegenüberstand, aber ich habe mich allmählich
überzeugt, daß die Haut nicht .nur ein brauchbares, sondern ein
ganz hervorragendes Organ ist für die Aufnahme und
Verarbeitung flüssiger und fester Antigene. Ganz besonders hat
mich die rasche’ Verarbeitung der hartschaligen Tuberkelbacillen
durch die zarte Oberhaut des Meerschweinchens überzeugt"). In
wenigen Stunden gelangen die auf die Hautoberfläche eingeriebenen
Bacillen in das Corium. Welche Kräfte dabei.wirksam sind, ist
noch rätselhaft, Nach weniger als 24 Stunden sind sie bereits in
Granula aufgelöst und nur noch nach Gram färbbar. Nach 48 Stunden
sind. sie -vollständig („parenteral“) verdaut. „Es ist erklärlich, daß
dieser Verdauungsprozeß mit weniger hartsehaligen Bakterien, als
Tuberkelbacillen es sind, noch rascher vor sich gehen muß, zumal
wenn beim Menschen Hautflächen in Anspruch genommen werden,
mit denen die Fläche des kleinen Meerschweinchenohrs kaum in
Vergleich zu stellen ist. Bei der percutanen Methode könnte man,
venn es nötig wäre, die ganze Körperoberfläche zur Mitarbeit
!eranziehen, während bei der Einspritzung unter die Haut immer
ur an einer kleinen Stelle des Unterhautgewebes ein .mehr oder
veniger erhebliches Depot von Bacillenmaterial niedergelegt wird,
essen Verarbeitung an dieser eng begrenzten Stelle erfolgen muß.
st ‚die vollständige Verarbeitung nicht möglich, sò wird ein Teil >
es Materials durch einen Eiterungsprozeß —. der Eiter ist dann
ollständig ‚steril — ausgestoßen. Dies ist z. B. regelmäßig der
all, wenn eine nicht ganz minimale Menge abgetöteter oder wachs-- |
Insunfähiger Tuberkelbaeillen unter die Haut gespritzt wird, wie
B. bei den von Ko ch einige Zeit hindurch in Versuch gezogenen;
äter aber nicht mehr verwandten Emulsionen abgetöteter Voll-
ıkterien oder bei der von Friedmann immer noch empfohlenen
nspritzung lebender Schildkrötenbacillen. Bei der Einreibung
T Vollbakterien von TB auf die Haut tritt keinerlei Eiterung ein,
e Bakterien werden als Vollbakterien von der Haut aufgenommen,
) Vgl. Tuberkulosebekämpfung und: pereutane Behandlung. Klin.
r. Wschr, Jahrgang 28, NE 10. en, = j
Nr. 2.) — 9. Spaet, Verbreitung der Tuberkulose im Kindesalter'und deren
Bekämpfung. (M. m. W. 1918, Nr. 18.) — 10. Sehmidt, Über die Petruschky-:
nunction bei Lungentuberkulose (Th. d. Geg.. 1919, April.) —
-folgerichtige Bekämpfung. — Ein zwanzigjähriges Jubiläum! (Klin. ther.
“(Tbe. Fürsorgeblatt 1919, Nr. 4.) — 13. M. m. W. 1919, Nr. 4 (Kleine Mitteilungen
über Tuberkulosesanierung in Fürth. — 14. Petrwschky, Weitere
Erfahrungen über specifische-Pereutanbehandlung. (Tbe. Fürsorgeblatt 1919,
Nr.9) — 15. Jaenicke, Jahresbericht 1918 der Fürsorgestelle Apolda.
- (Vorstand: Prof. Dr, W.. Falta).
‚Ein Fall von Sepsis bei paradentären' Abscessen').
u 0, Von re ee
‚Dr. Franz Högler, Assistenten der Abteilung.
| Das Vorkommen von Sepsis bei paradentären (W eise r).
oder paradentalen (v. Wunschheim) Abscessen ist so wenig.
am Platze erscheint. = a ea
15. April 1918. N. N., 54 Jahre, höherer Beamter. Familien-
anamnese ist belanglos. Als Kind hatte der Patient Lungenentzündung,
mit zwölf Jahren Masern. .Vom 16. bis 20. Lebensjahre traten öfter
' Magenkrämpfe von 8- bis 14tägigen Perioden auf. Sonst war Patient
bis ins 40. Lebensjahr gesund. Zu.der. Zeit traten auch nervöse Herz-
beschwerden auf. Dieses Leiden schwand nach einigen Jahren. Vor
fünf Jahren hatte der Patient eine Geschwulst des Oberkiefers. .Der
‚hatte der Patient wieder eine Zahngeschwulst, aus der sich Eiter ent-
leerte. Auch diese Zahngeschwulst schwand nach sorgfältiger ärzt-
licher Behandlung. Seither hatte Patient hier und da leichte Schmerzen.
im ersten rechten oberen Molarzahn. Vor einigen Wochen traten vorüber-
| gehend Ohrschmerzen äuf. Am 5. März bekam Patient ein Gefühl von
'Abgeschlagenheit und Mattigkeit.. In den’ nächsten Tagen kamen:
Schmerzen, besonders in den Waden und Oberschenkeln dazu, Profuse
aufeinander folgenden Tagen ein. Kniegelenke, Fußgelenke und Ellbogen-
gelenke schwollen kurz danach an, waren sehr druckempfindlich, ge-
rötet und fühlten sich heiß an. Patient merkte dann, daß nach ein-
bis .zweistündigem Reißen in den Gliedern an der Streckseite Knoten
1) Der Fall wurde am 24. Januar 1919 in der Gesellschaft
Ärzte in, Wien von Herrn Prof. Falta vorgestellt, er der:
—
nd “verdaut, | sodaß es zur. Eiterung |
-` Die Methode der Einreibung leistet also nicht nur ein gleiches,
sondern weit mehr als die Methode: der Einspritzung bei der Ver-
arbeitung bakterieller Impfstoffe und bewirkt dabei keine Schädigung, -
nicht einmal eine- merkliche Belästigung‘ des Patienten. Sie ist
einfachste und am ‚wenigsten `:
subeutanen Methode durchgeführten Immunisierungen gegen die
bekannten bakteriellen Seuchen. Percutane, nicht sub- ` >.
hergestellt und zur Prüfung durch andere Ärzte ausgegeben worden:
Lin. anfidysentericum, Lin. antityphosum, Lin. anticatarrhale (ent-.
hält Antigene gegen. Pneumo-, Strepto-, Staphylokokken), Lin.
icatarrhale cum, Lin. Tuberculini comp. 1:1000 und 1:150,
| Die Ausgabestelle ist die ‚„Hageda“ (Handelsgesellschaft |
Deutscher Apotheker in Berlin), von welcher sie jede Apotheke
die wichtigsten Arbeiten
neuere Gesichtspunkte der Tuberkulosebekämpfung. (Zschr. f; Tbe., Bd. 29, `
sche
11. Petrusehky, Primäre, sekundäre und tertiäre Tuberkulose und ihre `
Wschr., Jg. 24, Nr. 2980.) — 12. Ziller, Sanierung einer. Wohngemeinschaft.
Aus der III. medizinischen Abteilung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals
bekannt, daß die genaue Mitteilung eines diesbezüglichen Falles
Zahnarzt konstatierte einen 'Eiterherd. Nach sorgfältiger Behandlung .
wurde die ‚Geschwulst zum Schwinden gebracht. Vor fünf Monaten
nächtliche Schweiße und typische Schüttelfröste stellten sich in zwei.
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866 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35.
und Knötchen auftraten, die sehr druckschmerzhaft waren. Diese
Knotenbildung soll sich mit jedem Schüttelfrost wiederholt haben.
Patient bekam zu Beginn Novatophan und Urotropin, es trat jedoch
keine Besserung ein. In der Folgezeit fieberte Patient täglich über: |
39°, Die typischen Schüttelfröste mit den profusen Schweißausbrüchen
häuften sich. Die Knotenbildung an den Streckseiten, der Extremitäten
setzte ebenfalls nicht aus. Patient machte dann eine Behandlung mit
Credescher Salbe mit, die ohne jedweden Erfolg blieb. Patient gibt
ferner an, trotz des langen Fieberzustandes nicht wesentlich abge-
magert zu sein. Er fühlte sich jedoch so matt und elend, daß er nicht
mehr allein gehen konnte.
i Potus sehr mäßig, Nikotin ziemlich stark. Venerische Affektionen
negiert. Ernährung in der letzten Zeit gut. Urinuntersuchung negativ.
Status praesens: Großer Patient von kräftiger Konstitution.
Muskulatur mäßig, Paeniculus adiposus stark reduziert. Haut und
sichtbare Schleimhäute sind anämisch. Lippen sind blaß, leicht cya-
notisch, Haarwuchs normal. Keine Ödeme. Kein Ikterus. Sensorium frei.
Pupillen sind weit, rund, prompt auf Licht und Konvergenz
reagierend. Zunge ist belegt und trocken, Zähne sind defekt. Alveolar-
pyorrhöe. Leichte Vergrößerung beider Thyreoideaseitenlappen. Sonst
ist am Halse nichts Abnormes. Thorax symmetrisch, gut gewölbt, arku-
läre Kyphose der oberen Brustwirbelsäule Acne vulgaris am Rücken.
Pulmones: rückwärts Grenzen beiderseits 11. Brustdorn, gut
verschieblich, keine Spitzendämpfung. Kein abnormer Perkussionsschall.
Bei der Auscultation rauhes Vesiculäratmen mit vereinzelten bronchi-
tischen Erscheinungen. Vorn rechts unterer Rand der sechsten Rippe,
links unterer Rand der vierten Rippe gut verschieblich.
und Auscultation wie hinten.
Cor: Iktus in der Rückenlage nicht palpabel, Herzdämpfungs-
figur in normalen Grenzen. Auscultation: an der Spitze dumpfer erster
Ton, zweiter Ton. Über der Pulmonalis: erster Ton, zweiter Ton.
Über der Aorta: erster Ton, klingender zweiter Ton. Am Erbschen
Punkte derselbe Befund. An der Tricuspidalis zwei dumpfe Töne.
Arteria radialis leicht geschlängelt, wandverdickt, Füllung und Spannung
an der unteren Grenze der Norm. Puls rhythmisch, äqual. Frequenz 72.
Abdomen unter dem 'Thoraxniveau. Bauchdecken von normalem Tonus,
Leber in normalen Grenzen, Milz ist perkutorısch vergrößert, der
untere Milzpol ist deutlich palpabel. Sonst ist Abdominalbefund ohne
Besonderheiten. Haut und Sehnenreflexe lebhaft. Rectalbefund :
Schleimhaut gut verschieblich, keine abnorme Resistenz, keine Schmerz-
haftigkeit zu konstatieren. Prostata normal.
Decursus morbi: 15. April 1918. Erythrocyten 4100000, Sahli 72,
Leukocyten 10400. (N. = 74%, Lymph. = 16 %, Mon. = 9 %, Eos. =
1,5 %.) Blutkultur negativ, Körpergewicht 57,30 kg, Stuhl leicht obsti-
piert, kein Sanguis, kein Schleim,
16. April. Fieber 39,8% Schüttelfrost mit profusen Schweiß-
ausbrüchen nachher. |
Im Bereiche der Streckseite des Unterschenkels sind mehrere
haselnußgroße rote Knötchen mit hämorrhagischer Mitte aufgetreten.
Die Knötchen sind spontan und druckschmerzhaft. Therapie: Bettruhe,
Veronal 0,5. Peo
18. April. Patient klagt über Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit.
R.R. 90 Rhinoskop. Befund von Herrn Med.-Rat Dr. Hanszel
negativ. Schüttelfrost mit nachfolgendem Schweißausbruch um
12 Uhr nachts. $ } ,
19. April. Blutkultur negativ. Schüttelfrost, Fieber bis 39,5 °.
92. April. Im Bereiche der linken Schulter und Streckseite des
Oberarmes sind mehrere haselnußgroße Knötchen aufgetreten. Vier
Stunden zuvor hatte der Patient Reißen und Schmerzen in den Schulter-
selenken und Schüttelfrost. Therapie: Chinin sulfur. 0,3 am
94. April, Patient fiebert fast täglich unter Schüttelfrost bis 40 9,
dabei hat er äußerst heftige Schweißausbrüche. Therapie: Chinin.
sulfur. 0,3 x 2. - ; 2 ý $ : 0 Auf
29. April. Täglich typische Schüttelfröste, Fieber bis 40°, Auf-
treten von Knötchen an der en Malariaplasmodien sind trotz
ersuchungen nicht zu finden. 2
deren 16.250 (N. = 76%). Patient fühlt sich matt
und abgeschlagen, Appetit leicht gestört. Es besteht Obstipation.
Therapie; Extr. condurang. fluid dreimal zehn Tropfen, Einlauf,
"8 Mai. Patient bekommt, da er seit einigen Tagen uper Sod-
brennen klagt, ein Probefrühstück. Ausgeheberte Menge beträgt 120 cem,
ist gut verdaut und mit etwas Schleim gemengt. Freie HOI 60. Ge-
GIET 82. Mikes BODEN ne verdaute Stärkekörner,
; Ö zeine langen >t . A
Sn hent klagt über leichte Schmerzen im ersten oberen
folarzahn. k
sag: Gingiva leicht sl TS Su prne
leicht blutend. Eine BAND EN ET keit des Zahnes. Extrak-
ur Gänze bloß. Klopfempfindlichkei ; N
liegt fast zur Sani leert sieh ein Tropfen Eiter. Schüttelfrost
tion des Zahnes. Es omais 40° auf. Dabei erscheinen Knötchen
tritt fast täglich mi am. Therapie: Gurgeln mit H202.
am Unterschenkel un 15 intravenös.
6. Mai: Blektrargo! o cem N. fe fieberfrei, fühlt sich wohl.
leichen. Patient ist heute ne ' ;
7. Mai. Desgle Fieber bis 40,2°, profuser Schweißausbruch.
Sn non Sol 000, Sahli 80, Leukoeyten DNH
eT 12. Mai. Elektrargol 5 ecm, täglich Schüttelfrost,
Perkussion
p e o j Ba > u or EP TE
Fieber bis 40,50, Puls ist gut gespannt, Frequenz beträgt 84, R.R. 90,
Obstipation. Diurese ist gut, Körpergewicht beträgt 56,90. i
negativ.
ef
z
. 31. August,
14. Mai. Leukoeyten 12000, Malariaplasmodien trotz mehrfachen
Untersuchungen nicht nachzuweisen. - Täglich Schüttelfröste, Auftreten
von neuen Knötchen.
15. Mai. Probepunktion in den Pleuren negativ. Röntgenbefund
\ = |
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“= ml I ` A
e m| © SH
a: d
>
y h
Fiebertabelle I.
19. Mai. Fieber täglich bis 40,5° mit Schüttelfrösten. Auftreten
neuer Knötchen an den Ober- und Unterextremitäten. Therapie: Arsen-
zäpichen 0,001, jeden zweiten Tag Einlauf.
28. Mai.
gegangen.
2. Juni. . Leichte Gingivitis. Therapie: Jodpinselung.
8. Juni. Körpergewicht 56,1 ke, Patient fühlt sich sehr schwach
und elend,
10. Juni. Erythemknoten an den Streckseiten der oberen und
unteren Extremitäten.
11. Juni. Consilium mit Herrn Prof. Weiser. Nach der An-
sicht Prof. Weisers läßt sich gegenwärtig für den septischen Prozeß
kein Anhaltspunkt seitens der Zähne finden. Diagnose: Es besteht
eine so ziemlich alle Zähne der gelichteten Zahnreihe des Oberkiefers
betreffende Alveolarpyorrhöe mäßigen Grades. Dagegen läßt sich weder
durch die manuelle Untersuchung, noch an den die rechte und
linke Oberkieferhälfte betreffenden vor einigen Tagen aufgenommenen
Röntgenplatten ein Anhaltspunkt für Granulome, blinde Abscesse oder
vereiterte radikuläre Cysten konstatieren. In den Kieferhöhlen besteht
kein Empyem. Die Arsenzäpfchen werden ausgesetzt.
15. Juni.. Patient gibt leichte Schmerzen am linken Ober-
kiefer an. Die von dieser Seite des Oberkiefers aufgenommene Rönt-
genplatte ergab an den periapikalen Partien der Wurzelspitzen des
ersten und des zweiten Prämolaren und des ersten großen Mahlzahnes
scheinbar keine Aufhellungsherde. Auch mußte zur Zeit des Consi-
liums mit Herrn Prof. Weiser der erste große Mahlzahn links oben
als lebend bezeichnet werden. Nachdem aber der Patient über
Schmerzen in diesem Zahne klagte und derselbe auch klopfempfindlich
wurde, entschloß man sich am 15. Juni dennoch zur Extraktion,
welche durch einen der Herren Sekundärärzte ausgeführt wurde. Bei
der Extraktion wurde zwar die Krone dieses Zahnes frakturisiert, aber
beim Zieben zweier Wurzeln dieses Molaren entleerte sich überraschen-
der Weise etwas Eiter.
24. Juni. Patient hat fast täglich Schüttelfrost. An zwei Tagen
hatte das Fieber ausgesetzt. Es sind keine Erythemknoten mehr aul-
getreten. ) $ ji
25. Juni. Leukocyten: 8500. (N.= 74?/o, Lymph. = 22%, Sahli
— 680/0, Mon. = 49/0.)
Blutkultur: Auf Blutagar geht Staphylococcus albus auf Far
30. Juni. Die Temperaturzacken und Schüttelfröste sind wie
früher. Therapie: Pyramidon 0,1 x 4.
2. Juli. Leoukocyten: 6000. | jT, ae
4. Juli. Fieber bis 39,5, typischer Schüttelfrost, keine Erythem
knoten. Körpergewicht 58,3 kg.
5. Juli. Patient ist heute fieberfrei. Re `< 39.8?
6. Juli. Blutkultur negativ, Schüttelfrost mit Fieber bis 89,0 »
Pyramidon wird ausgesetzt. hüttel-
13. Juli. Patient fieberte in der letzten Woche unter Sr
frost fast täglich noch bis 89,5%. In den letzten Tagen Je Ya 3
mehr bis 38%. Veranlassung zu nochmaliger Durchsuchnpnt An
traktionswunde und Entfernung eines letzten Stückes der fraktur
Zahnwurzel. Es entleert sich etwas Eiter. | Patient
15. Juli. Nach einem fieberfreien (!) Tag hat
leichten Schüttelfrost und fiebert bis 39%. bessert
17. Juli. Patient ist heute fieberfrei und wird geb®
in die häusliche Pflege entlassen. I 0
i8, Juli, Patient hat leichten Schüttelfrost und Fieber bis 3$
sonst fühlt sich Patient wohl.
Blutkultur: Auf Blutagar ist Staphylococcus albus auf-
Fiebertabelle II.
e pe 1 wohl,
23. Juli. Patient ist seit 18, Juli fieberirel, fühlt sich
und ist bei gutem Appetit.
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31. August.
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- 4. August. Patient ist andauernd fieberfrei und nimmt
-~ an Körpergewicht zu. Keinerlei subjektive Beschwerden. Leuko-
-© „eyten:.7700. : ~ | | ne
j ‚ 14. Dezember. Dem Patienten geht es andauernd gut.. Er hat
seit Juli kein Fieber mehr. | | |
=- Seit Ende August
kung aus. - Ba l | |
- Überblicken wir nun die Krankengeschichte des Falles, so
muß man wohl das Krankheitsbild als Sepsis bezeichnen, da nahezu.
' fünf Monate hindurch fast täglich Temperätursteigerungen bis ‘über
"40°.C und Schüttelfröste bestanden. In den ersten 1!/, Monaten
fand sich außerdem ein in Schüben auftretendes Erythema nodosum.
‘- ‚Ein Ausgangspunkt für die Sepsis, konnte anfangs nicht festgestellt
werden. =:
es waren nie bei Druck Pröpfe herauszubekommen; es bestand
keine Endokarditis; auch für einen subphrenischen oder paranephri-
tischen Absceß konnte kein Anhaltspunkt gefunden werden. Das
Zwerchfell war normal beweglich, auch röntgenologisch. Die
. Leber stand nicht tiefer... Die Milz war während der ganzen Dauer
-der Krankheit perkutorisch vergrößert und deutlich tastbar.. Auch
_ die Untersuchung der Nebenhöhlen durch Dr. Hanszelergab nor-
malen Befund. Wegen der täglich wiederkehrenden hohen Tempe-
ratursteigerungen und der Schüttelfröste wurde auch an eine
. Malaria quotidiana gedacht; die Blutuntersuchung war aber immer
negativ. Da der Patient angegeben hatte, daß er vor fünf Jahren
: und dann: ein zweites.Mal fünf Monate vor Beginn der Erkrankung
~ an einem Zahnabsceß. gelitten hat, und da sich bei ihm einige
“alte Zahnwurzeln im Kiefer fanden und Alveolarpyorrhöe vorhanden
war, und da endlich nach der Extraktion des ersten oberen rechten
. „Molarzahnes sich ein Tropfen Eiter entleerte, so baten wir Herrn
- ‚Prof,-Weiser zu einem Consilium. Prof. Weiser 'konnte jedoch-
‘zur Zeit seiner Untersuchung der Mundhöhle und auf Grund
der einige Zeit vorher aufgenommenen Röntgenplatten der rechten
und linken Oberkieferhälfte.nur Alveolarpyorrhöe mäßigen Grades
- konstatieren, während für periapikale Abscesse, wie Granulome, blinde
Abscesse -oder vereiterte Cysten keine Anhaltspunkte vorlagen.
Prof. Weiser meinte daher, daß mit den zur Zeit seiner.
_ Untersuchung (11. Juni 1918) vorhandenen Affektionen der. Zähne
ein- derart schwerer septischer Prozeß’ nicht gut in ursächlichen
- Zusammenhang gebracht werden könne, wogegen es als vollkommen
erklärlich erscheinen würde, wenn in Begleitung oder im Gefolge
eines akuten periapicalen Abscesses, in Begleitung oder im Gefolge
der eitrigen Infektion einer radiculären Zahnwurzelcyste oder, wenn
aach dem Durchbreehen eines blinden Abscesses in die Kieferhöhle
eine allgemeine Sepsis aufgetreten wäre; solche Fälle sind nicht
gerade häufig, sie sind aber sehr wohl bekannt und haben auch
‘schon. mitunter ad exitum letalem geführt. 5
"Der weitere Verlauf der Krankheit hät aber doch einen der-
artigen Zusammenhang mehr als wahrscheinlich gemacht.
| Die erste Extraktion des ersten Mahlzahnes rechts oben am
ö. Mai hatte zwar keinen wesentlichen Einfluß auf den Krankheits-
Verlauf. Nach der Extraktion des linken oberen Molarzahnes am
‚15. Juni jedoch verschwand das Erythema nodosum, die Tempe-
ratursteigerungen und Schüttelfröste dauerten aber noch weiter an.
- _ , Nach der Extraktion der letzten Zahnwurzel am 13. Juli,
bei der. sich ebenso wie bei den früheren immer etwas Eiter
entleerte, sank das Fieber wenige Tage nachher
ab und am fünften Tage nach der Extraktion trat
Völlige Entfieberung ein. Das Allgemeinbefinden besserte
Sich rasch und im Verlaufe von wenigen Wochen hatte sich der
“ Patient ‚vollständig erholt. Däs zeitliche Zusammen-
treffen zwischen der Entfernung der letzten
Zahnwurzelund der Heilung ist jedenfalls höchst
auffällig. Die Pyramidonbehandlung, die neun Tage vor der |
letzten Extraktion eingeleitet worden war, kann als Ursache der
Entfieberung mit Sicherheit ausgeschlossen werden, da sie nur an
einem Tage das Fieber herabzudrücken vermochte, und schon zwei
Tage ‚später, als wieder ein Schüttelfrost auftrat, ausgesetzt wurde.
. In der Literatur. haben wir einen analogen Fall nicht auf-
finden“. können. Zwar berichtet Clemm von einem Fall von
Sepsis bei Alveolarpyorrhöe,-Liehtwitz hat aber schon mit
Recht darauf aufmerksam gemacht, daß es sich bei diesem überdies
letal ausgehenden Fall um eine Osteomyelitis des . Unterkiefers
gehandelt hät. Nur in der amerikanischen Literatur wird.
den eitrigen Zahnaffektionen größere Bedeutung für das Zustande-
kommen- für Allgemeininfektionen zugemessen. |
` Die Tonsillen waren auch bei sorgfältiger Untersuchung normal, .
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übt er seinen Beruf wie vor der Erkran-. |
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00.02.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 85.
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Ich verweise ‘auf die. Angaben von Hartzell und Henrici.
Sie stützen ihre Ansicht einerseits auf den Erfolg der Zahnbehandlung
bei solchen Zuständen, ‘andererseits auf die. experimentellen Unter-
| suchungen mit dem aus den Zahnabscessen gewonnenen infektiösen
Material. Speziell wurden für die Iritis, Endokarditis, Nephritis und
gewisse Formen der chronischen A
rthritis Zahnwurzeleiterungen als
Eingangspforte angenommen. - | PE e.
~- Rhein weist- darauf. hin, daß am Übergang des Zahnfleisches
in die Zahntasche sich normalerweise ein Epithelspalt befindet, welcher
geeignet ist, Allgemeininfektionen Vorschub zu leisten. Auch Goadby
erwähnt Fälle von Arthritis deformans, die durch Zahnextraktionen und |
mit Unterstützung einer aus dem infektiösen Material der Alveolar- :
taschen und des Zahnabsceßinhaltes hergestellten Autovaceine geheilt
'worden sind. Henrici hat mit den aus den Wurzelabscessen und
Alveolartaschen gezüchteten Bakterien, speziell mit dem. Streptococcus
viridans bei Kaninchen Sepsis, aber‘ auch Endokarditis und Nephritis
erzeugt, und glaubt den Ausfall, dieser Experimente als Stütze für seine.
_ Ansicht, daß.die vorhandene Allgemeininfektion durch Zahnerkrankungen .
vermittelt ist,‘ verwenden zu können, da auch bei seinen Patienten
die begleitenden Erscheinungen durch dieselben Erreger hervorgerufen -
wurden.
5 Was unseren Fall anbelangt, so ist nun zu bedenken, daß
Zahnwurzelentzündungen zwar sehr häufig sind, daß aber eine -
Allgemeininfektion als ein ziemlich seltenes Vorkommnis. dabei :an-:
' gesehen werden muß. Darüber, ob in unserem Falle eine be-
sondere : Virulenz der. in den Kieferabscessen vorhandenen. Er-
reger ‘oder eine besondere Disposition des Kranken die Ursache
der Allgemeininfektion war, läßt‘ sich nichts Sicheres aussagen `
‚ mangels einer genauen bakteriologischen: Untersuchung. Jedenfalls `
erschien uns unsere Annahme,» von dem Zusammenhang der Ab-.
scesse im Bereiche des Zahnsystems und-der septischen Erkrankung >~
nicht unverständlich im Hinblick auf die in den letzten Jahren
immer häufiger gemachten Erfahrungen, daß auch sonst von kleinen
chronischen Eiterungen: langwierige septische Erkra
‘Infekte ausgehen und unterhalten werden können. .
` Allgemein angenommen ist dies ja.heute bei der chronischen
Tonsillitis, bei der oft nur einige Eiterpfröpfe gefunden werden.
Der Erfolg der Tonsillektomie beweist aber dann, daß eine gleich-'
zeitig vorhandene, meistens in Schüben auftretende Endokarditis
oder‘ Glomerulonephritis, oder endlich. langwierige rheumatische
Prozesse der Gelenke, Muskeln und Nerven (chronische Poly-
arthritiden, chronische Myalgien und Polyneuralgien) von da aus
unterhalten worden sind (Ottfried Müller,
W. Falta, Adolf, Schmidt und viele Andere, _
"Auch parametritische Prozesse, chronische Appendicitiden und
‚chronische Ruhr könnten eventuell als Ursache die
Erkrankungen in Betracht kommen.
Die völlige Richtigkeit unserer. Annahme, daß. in dem
oben beschriebenen Falle unserer Abteilung die chronische Sepsis
doch mit Iniektionsherden im Bereiche. des- Zahnsystems
: zusammenbing,
wurde nach-
träglich durch
die Deutung er-
wiesen, welche,
der von‘ Prof.
Weiser!) zuge-
zogene Röntgeno-
loge Dr. Fritz.
Pordes der am.
8.Juni in unserem
Röntgenlabora-
torium aufgenom- Dr Ka: u
Links oben (von außen gesehen): 3 röntgenologisch
‘ohne Besonderheiten;. 4 Anfangsteil beider Kanäle gefüllt,
periapikales Gebiet ohne Besonderheiten; 5 wie 4; 6 die Spitzen-
menen Platte ge-
geben hat. Dr.
Pordes gab zu,
daß in den pe-
riapicalen Um-
gebungen der bei-
den Prämolaren
und des ersten-
Molaren der lin-
ken Oberkieferhälfte żwar'keine Aufhellungsherde bestehen, er.
entdeckte jedoch einen subapicalen, an der palatinalen Radix des
alveolen sämtlicher drei Wurzeln sind gut zu sehen und rönt-
enologisch ohne Besonderheiten. Die palatinale Radix pro-
ziert sich. durchs Antrum (A—A—A die untere Begrenzun
des Antrums). An der palatinalen Radix — subapikal — noe
im Gebiete des Antrumfeldes — zumindest projektivisch — ein
etwa bucheckergroßer, mit einer Kompaktalinie gut abgegrenz-
ter unregelmäßig dreieckiger Resorptionsraum, in welchem
die Peridontalspalten der palatinalen Radix aufgehen.
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ersten groen Molaren liegenden merkwürdig-polygonalen, von
einer Lamelle begrenzten Hohlraum, den er als einen zweifellos
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is 1) Herrn Prof. Weiser sind wir für das Interesse, das er dem
Falle entgegenbrachte, zu großem Danke verpflichtet. | |
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paradentären Absceß deutete, wie solche im Verlaufe von
Alveolarpyorrhöe nicht selten vorkommen.
R Bei der Vorstellung unseres Falles in der Gesellschaft der
Arzte hat Falta darauf hingewiesen, daß er Fälle von chronischer
Polyarthritis gesehen hat, die nach sachgemäßer Behandlung von
Zahnwurzelabscessen sich wesentlich besserten. Es scheint daher
sicherlich die Forderung gerechtfertigt, daß man bei krypto-
genetischen septischen und rheumatischen Prozessen auch den
Zähnen eine besondere Aufmerksamkeit zuwende.
Literatur: Clemm, D. m. W. 1915, Nr. 34, S. 1012. — Licht-
witz, M. m. W. 1916, Nr. 29, S. 1052. — Thomas B. Hartzell und
Art. Henrici, The dental path. Its importance as an avenue to infektion.
(Surgery, Gynecology and Obstetries Volum 12, January 1919, Nr. 1.)
FA
krankheiten bei Kindern jenseits des Säuglingsalters.
Von
Dr. Hugo Steuernthalz-Essen-Ruhr.
Über ein gehäuftes Auftreten von Ernährungs-
In letzter Zeit ist über ein gehäuftes Auftreten der Rachitis
von den verschiedensten Seiten berichtet worden. Durch eine Reihe
wertvoller Arbeiten haben sich unsere Kenntnisse über diese Stoff-
wechselstörung, insbesondere über ihre Beziehungen zum Mineral-
stoffwechsel wesentlich vertieft. In folgendem möchte ich die
Aufmerksamkeit auf eine zurzeit ebenfalls recht häufige Ernäh-
rungskrankheit bei Kindern jenseits des Säuglingsalters lenken,
deren Zugehörigkeit zu den Mineralstoffwechselkrankheiten mir
außer allem Zweifel zu sein scheint, die aber in ihren Wechsel-
beziehungen zwischen Ernährung und Stoffwechsel noch keineswegs
völlig geklärt ist. | |
Das Charakteristische der Erkrankung ist darin gegeben, daß
vordem gesunde Kinder selbst bei calorisch ausreichend bemessenem
Kostmaß in ihrer körperlichen Entwicklung stehenbleiben und weiter-
hin oft bedeutend an Gewicht verlieren. Mit dem mehr oder weniger
starken Schwund des Fettpolsters werden auch die Skelettmuskeln ein-
seschmolzen und nehmen manchmal ganz beträchtlich an Masse ab.
Dementsprechend klagen die Kinder über leichte Ermüdbarkeit. Manche,
die eben zu laufen angefangen haben, wollen nicht mehr auf den Beinen
stehen. Die Haut ist infolge des fehlenden Turgors welk und schlaff,
die Gesichtsfarbe blaß, die Schleimhäute blutleer. Der Appetit ist
häufig herabgesetzt, oft aber auch gut, geradezu im Mißverhältnis zu
dem schlechten Ernährungszustand.
Außer einer meteoristischen Auftreibung des Leibes, die zuweilen
beobachtet wird, deutet nichts auf eine Beteiligung der Verdauungs-
organe hin. In den wenigen Fällen, in denen eine Funktionsprüfung
des Magens vorgenommen werden konnte, fanden sich annähernd nor-
male Säurewerte. Die meist 'breiförmigen Stuhlentleerungen erfolgen
in der Regel ein- bis dreimal täglich. Der Urin reagiert fast durchweg
alkalisch auf Lackmuspapier.
Bei der Untersuchung der Entleerungen, die systematisch in den
Fällen vorgenommen wurde, fand sich eine saure Reaktion in einem so
hohen Prozentsatz, wie wir es in früheren Zeiten auch nicht annähernd
erlebt haben. Die chemische Untersuchung ergab das Vorhandensein
von Milchsäure, durch die die saure Reaktion der Faeces bedingt
wurde. Mikroskopisch fanden sich meist reichlich Cellulosereste,
Kleberzellen, mit Lugol blau gefärbte Stärke und jodophile Bakterien.
Den außerordentlich häufigen Befund an Askariden und besonders an
Oxyuren, über den mehrfach berichtet worden ist, Kann ich nur be-
stätigen. Ich möchte ihn aber bei den in Frage kommenden Fällen
als Nebenbefund ansprechen, da die geschilderten Symptome auch bei
parasitenfreien Kindern vorkommen und nach erfolgreichen Wurmkuren
nicht verschwinden, wenn nicht gleichzeitig sonstwie therapeutisch ein-
gegriffen wird.
Es ist selbstverständlich, daß bei diesen Fällen alle diejenigen
ausscheiden, deren Ernährungsverhältnisse durch anders geartete
Störungen, z. B. Infektionskrankheiten, beeinflußt werden, obgleich sich
die Schädigungen durch unzweckmäßige Ernährung bei gleichzeitig
bestehenden ÖOrganerkrankungen noch in erhöhtem Maße geltend
machen müssen.
Das geschilderte Krankheitsbild steht fraglos mit der ein-
seitiren Kohlehydraternährung der Kinder in ursächlichem Zu-
sammenhang. Die Häufung derartiger Fälle in den letzten Monaten
ist nicht weiter verwunderlich, wenn man sich vorstellt, in wie
liohem Maße man bei der Ernährung der Kinder infolge des
Milchmangels auf Kohlehydrate, noch dazu auf stark cellulose-
haltige Brot- und Gemüsenahrung angewiesen ist, ein Mangel, der
in den Großstädten so groß war, daß Kindern über zwei Jahren
monatelang keine oder nur wenige saure Milch verabfolgt werden
konnte, die für sehr viele, insbesondere die Kleinen und Schwäch-
lichen, kaum in Betracht kommt.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. mii
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31. August.
Wie hat man sich nun die Entstehung der vorliegenden
Stoitwechselkrankheit infolge einseitiger, wenngleich calorisch aus-
reichender Kost zu erklären? Die Vitaminenlehre (1) die eine
Zeitlang für derartige Störungen als Erklärung herangezogen
wurde, ist nach unseren heutigen Anschauungen nicht mehr halt-
bar 2). Urbeanu (8) hat uns gezeigt, daß es die Kalium-
verbindungen sind, die für den normalen Assimilationsprozeß der
mit der Nahrung aufgenommenen Eiweißstoffe zur Bildung von
Nerven- und Muskelsubstanz die ausschlaggebende Bedeutung .
haben. Werden mit der Nahrung zu geringe Mengen Kaliumsalze
aufgenommen, so vermag der Körper sein Stickstoffgleichgewicht
nicht aufrechtzuerhalten. Ragnar Berg (4) hat nach aus:
gedehnten Versuchen bewiesen, daß der Bedarf des Körpers an
Eiweiß bei säurereicher Kost größer ist als bei basenreicher.
Die Ernährungsflüssigkeit, die aus dem Darm in den Säfte-
strom übergeht, stammt in unseren Fällen, wie wir schon angeführt
haben, aus Nahrungsstoffen mit überwiegend sauren Valenzen.
Nach der Lehre Bergs muß erst eine Neutralisation der Säuren
vor sich gehen, bevor die Nahrungsstoffe in das alkalische Milieu
des intermediären Säftestroms diffundieren. Die Gegner dieser
Anschauung haben hervorgehoben, daß die Epithelzelle des Darmes
über eine elektive Fähigkeit verfügt, auch aus einem sauren
Milieu die notwendigen Nahrungsstoffe ohne Neutralisation diitun-
dieren zu lassen. Nicht das Milieu, sondern die Konstitution der
Eiweißkörper sei maßgebend. Aus den Versuchen Osborne
und Mendels und den Arbeiten Abderhaldens (5) wissen
wir, daß es der Gehalt an gewissen Aminosäuren ist, der den Wert
für die Ernährung bestimmt. Nun enthalten aber die Cerealien
und Leguminosen, aus denen die Nahrung unserer Fälle vorwiegend
besteht, alle bekannten Aminosäuren. Da ist es in der Tat nicht recht
verständlich, warum die Kinder bei dieser Kost so stark abmagern.
Die Lehre Ragnar Bergs gibt uns dafür die Erklärung.
Die Epithelzelle bedarf der Basen zur Absättigung der Sauren.
Da sie diese nicht in genügendem Maße aus der Nahrung ent-
nehmen kann, so sucht sich der Körper der drohenden Acidosis
zu erwehren, indem er Muskeleiweiß einschmilzt, das- dann 10s-
besondere durch den so gelieferten Ammoniak zur Neutralisation
der Säuren verwandt werden kann. Als klinischen Ausdruck
dieses Vorgangs sehen wir. den auffallenden Muskelschwund.
Dieser Prozeß der Einschmelzung von Eiweiß geschieht
durch Hydrolyse, wodurch das Eiweiß in einfachere Bruchstücke
gespalten ‘wird. Den Sauerstoff für diese Oxydation im inter
mediären Stoffwechsel liefern die roten Blutkörperchen. Die stärkere
Inanspruchnahme und ein rascherer Verbrauch der Erythrocyten
spielt vielleicht bei der Entstehung der Blutarmut, die unsere
Fälle durchweg auszeichnet, eine gewisse Rolle.
Die Alkaleszenz des Urins ist nach R. Berg ein Zeichen
dafür, daß ein Basenüberschuß im intermediären Stoffwechsel
vorhanden ist, der in unseren Fällen sicher zu einem großen Teil
auf Kosten des Körperbestandes an Eiweiß zustande kommt,
Auf die Alkaleszenz des Urins bei säurereicher Kost hat
vor kurzem noch Dr. Gertrud Fuhge (6) hingewiesen, die
die Versuche Bergs über den Stickstoffbedart bei säure- und
basereicher Kost nachgeprüft hat.
Die Tatsache, daß säurereiche Kost saure Reaktion ‚des
Stuhles und neutrale bis alkalische Reaktion des Urins bewitkl
hat unter anderem E. Schloß schon 1917 (7) erwähnt.
Eine nähere Erklärung bedarf noch die auffallende Beob-
achtung, daß in unseren Fällen ein stark saurer Stuhlgang 59
häufig ohne Durchfall einhergeht. Offenbar hat man sich den
Hergang so zu denken, daß durch die allmähliche Gewöhnung des
Darmes an die zur Säurebildung neigende Kost die Regulations:
vorrichtungen in den autonomen Ganglien so abstumpien, da
schließlich sogar ein stark saurer Inhalt keine erhöhte Peristal
mehr auslöst. Die mangelnde Selbstregulierung durch die Ab-
stumpfung des Darmes ist für die Intensität der Schädigung 1
intermediären Stoffwechsel nach dem Gesagten von größter Be-
deutung. Denn während bei einer akuten alimentären Störung der
Darm sich des sauren Inhalts durch schnelle Passage und rasche
Entleerung entledigt, bleibt in unseren Fällen der saure 1
längere Zeit den resorbierenden Darmepithelien ausgesetzt UN!
kann hier leichter tiefergreifende Schädigungen hervorrufen, WIE
wir sie oben schon näher kennengelernt haben. ER.
Die Therapie in unseren Fällen steht nun mit diese”
Anschauungen durchaus im Einklang. Die Erfolge, die wirit
dieser Beziehung zu erzielen vermochten, geben uns ex juvantibus
den Beweis, daß die Schädigungen durch den: Säurereichtum der
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31. August. `
Kost hervorgerufen werden. Unsere ganze Sorge geht. zu
dahin, den Stuhl: alkalisch werden zu lassen, da auf diese Weise
Gleichzeitig
ne fortschreitende Besserung
Fuhge, Arch. f. Kindhik. 1919, Bd. 36. — 7. G. Sch
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die Alkalizufuhr aus dem Darm gewährleistet ist.
wird der Urin sauer und damit setzt ei
des Krankheitsbildes ein.
Durch Zufuhr einer alkalireichen Kost, vor allem in Form von
Milch, ist es möglich, auch ohne Erhöhung des Caloriengehalts der
- Nahrung zunächst dem Gewichtsverlust der Kinder Einhalt zu tun.
Durch -Vermeidung der stark schlackenhaltigen Nahrungsmittel,
nötigenfalls durch mechanische Zerkleinerung der Speisen wird eine
stärkere Gärung. hintangehalten. Ist auf diese Weise erst einmal
die Alkalizufuhr aus dem 'Darminhalt möglich, so wissen wir aus
:: den Versuchen R. Bergs, daß nicht nur an Eiweiß gespart,
sonder auch eine bessere Ausnutzung der Kohlehydrate bewirkt
wird. Damit geht eine Gewichtszunahme und in wenigen Wochen
meist auch ein Verschwinden der übrigen Symptome Hand in Hand.
. „Nach den bisherigen Ausführungen käme theoretisch als
Heilmittel auch die kaliumreiche Kartoffel in Betracht.
Nahrungsmittel ist..
Kartoffel von 1,7 % eine so große Menge erforderlich “sein, um den
Eiweißbedarf zu decken, daß schwere Verdauungsstörungen. die
notwendige Folge wären.
. "Zur Bekämpfung der Anämie hat vielfach auch in diesen
Fällen. eine Eisenarsenkur wertvolle Dienste geleistet.
Literatur: 1. Casimir Funk, Die Vitamine ‘und ihre Bedeu-
tung. Wiesbaden 1914, J. F. Bergmanns Verlag. — 2. Schaumann, Ther.
Mh., Bd, 29, März 1915. — 3. Urbeanu, Die. Gefahr einer an Kaliumver-
bindungen zu armen Ernährungsweise usw. Urban & Schwarzenberg,“ 1916.
— 4 Ragnar Berg, M. m. W. 1918, Nr. 87. — 5. Zitiert`nach Stepp,
Einseitige Ernährung usw. (Erg. d. ‚Inn. M., Bd. 15.) — 6. Dr.
Atiologie der Rachitis usw, (Erg. d. Inn. M., Bd. 16.)
Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Breslau
(Direktor: Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Minkowski).
Über .den Einfluß der Grippe auf schon bestehende
Krankheiten und über einige ihrer Folgezustände.
| Von | | |
R. Meißner.
Es ist wie bei früheren Influenzaepidemien auch bei der
| jetzigen oft beobachtet worden, daß die Prognose der Grippe durch
: ‚einige sie begleitende Krankheiten sich wesentlich verschlechterte.
Vor allem erhöhte auch diesmal, wie bei der Epidemie 1890, die
doppelseitige Influenzapneumonie die Mortalität der Grippe erheb-
lieh. "Wie hier durch andere Begleitkrankheiten die Grippe in
einer typischen Weise beeinflußt wurde, so konnten wir bei unserem
Krankenhausmaterial auch andererseits beobachten, welchen Ein-
fuß die Grippe selbst auf andere, schon bestehende Erkrankungen
ausübte, wie sie auf einige von ihnen verschlimmernd wirkte, wie
Sie andere ganz unberührt ließ, wie sie schließlich ‘auch eine
Besserung der ursprünglichen Erkrankung hervorrief. Ä
Auf den näheren Verlauf unserer Grippefälle will ich hier
nicht eingehen. Er ähnelte ganz dem so.oft beschriebenen anderer
Krankenhäuser. Erwähnen will ich nur, daß auch bei uns während.
der ersten Grippeperiode in den Se- und Exkreteni nür vereinzelte
Influenzabaeillen gefunden wurden und daß damals Lungenkompli-
kationen selten waren. In der zweiten Periode dagegen fanden
- Sich sehr häufig Pfeiffersche Influenzabacillen, und die Lungen-
erkrankungen im Gefolge der Grippe waren zahlreich. Die Magen-
darmerscheinungen traten sehr in den Hintergrund und Erkran-
kungen des Centralnervensystems' wurden durch die Grippe nur
vereinzelt hervorgerufen. Milzvergrößerungen (ohne Malaria und
Typhus) sahen wir zweimal, und unsere Blutuntersuchungen, die
Schon im August vorigen Jahres abgeschlossen
waren, bestätigten die Angabe der Autoren, die damals zuerst
Blutbefunde nach Grippe. veröffentlichten [z. B. Bittorf2), Ci-
tron?) Levy): Kurz nach dem Entfiebern Leukopenie und im
2) B 3) M. m. W. 1918, S. 1227 und B. kl. W. 1919, S. 884. —
» kl, W. 1918, Nr. 88, —, ’) D, m. W, 1918, Nr. 85.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 85.
nächst.
Es ist
_ jedoch hinreichend bekannt, daß die Kartoffel für den kindlichen
- Magen ein schwer zu bewältigendes und schlecht aufschließbares
Zudem würde bei einem- Eiweißgehalt der
Gertrud
loB, Pathologie und
i
differentialdiagnostischen Bilde Vermehrung. der M
Kosten der polynucleären Neutrophiien. —ž .
Was nun die Fälle anbelangt, auf, welche die Grippe ver-
K m
schlimmernd wirkte und auf die ich hier etwas näher eingehen‘
will, so konnten wir folgendes feststellen:
Ein seit Wochen schon bestehender Pemphygus' wurde wegen.
akuter 'hämorrhagischer Nephritis eingeliefert. Er hatte Tags zuvor
die Grippe bekömmen, am Morgen der Aufnahme wurde, Broncho-
: pneumonie festgestellt, nach zehn Stunden war er tot. Es fanden sich
außer der Nephritis bronchopneumonische Herde in beiden Unterlappen.
Ein anderer Krarker, der dreiviertel Jahr vorher eine akute
Nierenentzündung ‘durchgemacht hatte, und den wir sechs Wochen auf
Ödembildung beobachteten, ohne daß er irgendwelche Anschwellungen
je gezeigt hatte, erkrankte ebenfalls an Influenza. Es waren in’ dem
fast täglich üntersuchten Harn dauernd nur Spuren Eiweiß und ver-
‚ einzelte rote Blutkörperchen zu finden gewesen.. Am Tage nach dem
‚Auftreten der Grippeinfektion- schwoll ‘der Kranke innerhalb zweier
Stunden an Kopf, Armen und Beinen außerordentlich stark an, hatte
21/4 0/0 Eiweiß, sehr viel gekörnte und granulierte Cylinder, bekam
abends eine Bronchopneumonie und starb über. Nacht. eo
Fin Infanterist mit ausgeheiltem Oberschenkelschuß bekam Grippe’
und plötzlich schwere Hämaturie, die nicht auf ein Medikament. be-
zogen werden konnte. Der Harn sah dunkelrot aus, im Sediment war
das ganze Gesichtsfeld voll Erythrocyten, ‘wenig Leukocyten, keine
Cylinder, ganz vereinzelte Epithelien. Mit dem Sinken der Temperatur -
sank auch der Blutgehalt des Harns, Patient hatte aber drei: Wochen
... Praktisch. kommt für diese Kinder als Heilmittel nur die | später noch Spuren Eiweiß im Harn, reichlich Erythrocyten und jetzt
' Milch_in Frage, die als Alkalispender durch nichts zu ersetzen ist.
Mit der Beseitigung der Darmparasiten wird praktischerweise_
. gewartet, bis eine Gewichtszunahme begonnen hat.
auch vereinzelt granulierle Cylinder, die früher bei ihm nie vorhanden
waren. Es entwickelte sich hier also erst im Anschluß an eine Grippe:
aus einer reinen Hämaturie das Bild einer hämorrhagischen Nephritis.
Ein französischer Kriegsgefangener, der zur.-Wutschutzimpfung
der Station zugeteilt worden. war, bekam Grippe, die zuerst. normal
verlief. Am düitten fieberfreien Tage. ging _er wieder zum Impfen,
fühlte sich sehr wohl, ebenso am folgenden Tage. An diesem Abend
plötzlich hohes Fieber, Bruststechen, blutiger Auswurf. Am nächsten
Morgen croupöse Pneumonie im linken Unterlappen. Die Atmung war
jetzt sehr schmerzhaft, die linken unteren Intercostalräume verstrichen,
der Traubesche- Raum und der ganze link® Unterlappen gedämpft.
. Leukocyten 26300. Eine Probepunktion ergab jetzt, 48 Stunden nach
Beginn des Rezidivs, reichlich Eiter. 3/4 Liter desselben wurden ' zu-
nächst wegen der noch bestehenden Pneumonie durch "Bülausche
‚Drainage entleert. Nach Abklingen der Pneumonie Empyemoperation..
‚Acht Tage nachher hat sich der Patient schon sehr gut erholt, stirbt
aber an'einer plötzlich einsetzenden Nachblutung.:
_ ‚Eine Schwester der Klinik. erkrankte nach einfacher Laryngitis
| an Grippe und ganz plötzlich setzten bei ihr schwerste Erstickungs-
anfälle ein (Tracheobronchitis crouposa). Stundenlange Inhalation von
Sauerstoff und Atropininjektionen waren notwendig, um die. Lebens-
gefahr zu beseitigen. wer Ä z 2 l
= Schließlich. wurden bei zwei- Malariakranken, die sechs be-
ziehungsweise-zehn Wochen schon fieberfrei gewesen waren, durch die
hinzukommende Grippe neue Maälariaanfälle ausgelöst; und zwar unter-
schieden die Patienten die die Grippe begleitenden Symptome ‘sebr
wohl von dem Malariafieber, das ungefähr zehn Tage nach Abklingen
der Grippe wieder einsetzte. Ä nz |
Im Gegensatz zu diesen durch Grippe hervorgerufenen un-
günstigen Komplikationen beobachteten wir aber einige .Fälle, die‘
sich indifferent. verhielten, obgleich wir bei ihnen eine Verschlim-
merung für möglich gehalten hatten. So überstanden verschiedene
Patienten mit offener Lungentuberkulose, ein: anderer mit .Aorten-
insuffizienz, ein anderer mit chronischer interstitieller Nephritis die
Infektion ohne besondere Beschwerden und Folgen. . z
. Ja, wir konnten sogar bei einigen Erkrankungen feststellen,
daß sie durch die Grippe günstig beeinflußt wurden.-
| So vergaß ein habitueller Erbrecher, als ihn das Fieber schüttelte,
sein Erbrechen völlig und ließ es auch später. Zwei Hysteriker, die
beide. das Laufen verlernt hatten und von denen der eine steif wie ein
Stock wochenlang im Bett gelegen hatte, wurden nach der Grippe
wieder geschmeidiger und liefen sehr schön. :
- Am auffallendsten war die günstige Wirkung bei einem Asthma
‘bronchiale, das seit Monaten täglich vier bis fünf heftige Asthmaanfälie
hatte und an dem der ganze Asthmäarzneischatz durchprobiert war.
‘Nichts linderte seine Anfälle, außer Asthmolysin, zuletzt auch dieses
kaum noch. Seine Brustbeklemmungen und seine Seblaflosigkeit nahmen’
zu. Dakam die Grippel Acht Tage hatte er keine Anfälle,
und er schlief wie nie während der letzten Monate
die ganze Nacht hindurch. Leider haben sich mit dem Ver- _
schwinden der Grippe auch seine Anfälle wieder eingestellt, es. gelang
aber jetzt meist, durch plötzliches heftiges Anfahren des Patienten sie
zu kupieren. Das Fieber und das plötzliche Erschrecken des Patienten
sind wohl als Momente anzusehen, welche die regelmäßige Wechsel-
wirkung von Erregung des Vaguscentrums, Bronchospasmus, Schleim-
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Asthmaanfall inhibieren.
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hautschwellung und subjektive Empfindung stören, und dadurch den
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Wie diese Beispiele zeigen, waren es nervöse Erkrankungen,
welche die Grippe günstig beeinflußten, besonders bei psychisch
labilen Individuen übte diese Infektionskrankheit eine heilende
Wirkung aus.
Es ist jetzt mehr als ein halbes Jahr vergangen, seitdem
die zweite große Welle der Influenza uns überflutete, aber noch
immer zeigen sich ihre Spuren. Nicht nur, daß frische Grippe
in wechselnder Menge noch festgestellt wird, es mehren sich jetzt
auch die Fälle, welche als Nach- oder Spätkrankheiten der Grippe
aufzufassen sind. Diese schließen sich zum Teil direkt an die
Grippe an, zum Teil setzen sie aber erst nach einer Latenzperiode
von mehreren Wochen ein. Zu diesen Erkrankungen möchte ich
zuerst die einseitigen und doppelseitigen Myalgien zählen, die
wir seit sechs Monaten in unserer Poliklinik außerordentlich häufig
zu sehen bekommen. Sie zeigten den Typus des echten Muskel-
rheumatismus: eine oder mehrere Muskelgruppen, besonders des
Rückens, waren diffus sehr stark druckempfindlich, ohne daß ein
abgegrenzter Schmerz an einem der Nervendruckpunkte festzustellen
war. Die Patienten klagten, daß sie früher diese Schmerzen nie
gekannt hätten, daß sie dieselben aber seit der Grippe nicht los-
geworden wären. Die Schmerzen blieben nicht an einer Stelle,
sie träten bald hier, bald dort auf und nähmen bei schlechtem
Wetter besonders zu.. Außer dem Rücken fanden wir öfter den
Nacken beteiligt, auch die Lendenmuskulatur war in einigen Fällen
befallen, die Extremitäten aber außerordentlich selten. Fieber
bestand nie. Bei Ausschluß aller anderen Möglichkeiten mußten
wir in diesen Fällen zur Diagnose Muskelrheumatismus
gelangen. Die von Bittorf!) zuerst beschriebene Eosinophilie
oft als differentialdiagnostisches Moment wichtig.
Daneben begegneten wir sehr häufig anderweitigen Klagen
über Rücken- und Brustschmerzen, die stets an derselben Stelle
saßen und in ihrer Ausbreitung dem Bereich der Intercostalnerven
entsprachen. Auch diese Schmerzen hatten vor der Grippe nicht
bestanden. Vielfach traten die Schmerzen in Anfällen auf
oder steigerten sich anfallsweise. Bei diesen Patienten ließen
sich fast regelmäßig Valleixsche Druckpunkte, aber keine
Sensibilitätsstörungen im Bereich der entsprechenden Nerven und
keine Veränderung der Bauchdeckenreflexe feststellen. Hier handelte
es sich alsoum reine Intercostalneuralgien, während
wir Trigeminusneuralgien fast nie sahen.
Weiter kamen aber auch echte Intercostalneuri-
tiden zur Beobachtung, Fälle, in denen die Erkrankung außer den
sensiblen auch die motorischen Fasern ergriffen hatte. Hier fanden
sich neben den Druckpunkten Schmerzen im Bereich eines oder
mehrerer (zwei bis drei) Nerven, Hyper- und Hypästhesien (fast
nie Anästhesien), besonders der Schmerz- und Temperaturemp-
findung und Herabsetzung oder völliges Fehlen des entsprechenden
Bauchdeckenreflexes. Mitunter war eine deutliche Parese des ent-
sprechenden Bauchmuskelabschnittes sichtbar, die entweder nur
den oberen Rectus abdominis betraf, der sich beim Stehen und
bei intendiertem Beugen schlaff vorwölbte. Oder die Parese er-
streckte sich auf die seitlichen Bauchmuskeln, wodurch Asym-
metrie des Leibes durch Ausbuchtung entstand [Minkowski>)].
Einmal bekamen wir mit denselben Symptomen auch noch einen
Herpes zoster zu Gesicht, der drei Wochen nach der Grippe
auftrat, |
Die Abschwächung oder das völlige Fehlen des gleich-
seitigen oberen Bauchdeckenreflexes ließ sich fast immer bei Er-
krankungen des achten und neunten Intercostalnerven, aber auch
bei der des siebenten nachweisen. Das Spinalcentrum für den
oberen Bauchdeckenreflex verlegte man bisher in den Bereich des
achten und neunten Dorsalwirbels®). G. Soederbergh zeigte
nun vor einigen Monaten in seiner Abhandlung: „Zur Sympto-
matologie der siebenten und achten motorischen Dorsalwurzel“?)
an Hand von drei Fällen von Druckläsion, daß eine segmentale
Innervation der Bauchmuskeln tatsächlich existiert, daß Dorsal-
wurzel 7 hauptsächlich den gleichseitigen Reetusmuskel oberhalb
des Nabels und ungefähr das obere Drittel der seitlichen Bauch-
muskulatur innerviert, und daß Dorsalwurzel S hauptsächlich
1) D. m. W. 1919, Nr. 18, S. 354.
2) Minkowski, Beiträge zur Pathologie der multiplen Neu-
ritis. (Mitt. a. d. M. Kl. Königsberg 1888.) |
3 Flatau, bei Lewandowsky, Handb. d. Neurol. Bd.1,
S. 664.
4 Neurol. Zbl. 1919, Nr. 5.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. S
außerdem das mittlere Drittel der lateralen Bauchwand bis |
unterhalb der horizontalen Nabellinie versorgt.
Parese zeigen kann,
konnten wir in den darauf untersuchten Fällen bestätigen und war
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Die Intercostalneuritis der siebenten Zwischenrippennerven
mit abgeschwächtem oder fehlendem gleichseitisen oberen Bauch-
deckenreflex, wie wir sie nach Grippe oft sahen, kann als Bestä
tigung der Erfahrung Soederberghs gelten. Es ist dabei noch
zu betonen, daß von den beiden oberhalb des Nabels gelegenen
Bäuchen des Musculus reetus bei isolierten Erkrankungen von
Dorsalwurzel 7 dieser oberste isoliert einen Reflexausfall und
Die linke Seite war bei diesen Intercostal-
neuralgien und -neuritiden wie gewöhnlich öfter befallen als
die rechte.
Eine andere häufige Folge stellt der plötzliche starke
Ausfall des Kopfhaares weiblicher Personen
dar.
Einige Wochen bis Monate nach überstandener, meist
schwerer Grippe bemerkten diese Patientinnen, daß sie das Haar
in ganzen Büscheln verloren. Einige Male ging dieser Hausaus-
fall mit heften Schmerzen der Kopfhaut einher, wie es schon
Galewsky!) und Zurhelle?) beobachtet haben. In anderen
Fällen verlief der Haarausfall ohne die geringste Schmerzemp-
findung. Eine nervöse Konstitution lag durchaus nicht immer vor.
Wie oben schon erwähnt wurde, konnten wir gleich vielen
Autoren feststellen, daß die Grippe auf schon bestehende oiiene
Lungentuberkulose nicht wesentlich verschlimmernd einwirkt. Da-
‚gegen schen wir jetzt öfter Patienten, die zwar mit Tuberkulose
belastet, früher entweder überhaupt nie lungenkrank waren oder
nur leichte beziehungsweise abgeheilte Erkrankung gezeigt hatten,
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die aber nach überstandener Grippe dauernden Husten
behielten und nun unter dem Bilde schnell fortschreiten-
der Tuberkulose erkrankten. Hierdurch wird die schon von
früheren Grippeepidemien bekannte Tatsache bestätigt, daß sich
vielfach an Influenza progrediente Tuberkulose anschließt, dab
Grippe gleichsam provokatorisch auf latente Lungentuberkulose
wirken kann. |
Zur Diiferentialdiagnose des Turmschädels.
Von
Dr. Th. Vaternahm.
Die eigenartige Erscheinung des Turmschädels hat in den
letzten Jahren in steigendem Maße das wissenschaftliche Interesse
in Anspruch genommen. Die häufig im Gefolge dieser Schädel-
anomalie auftretende schwere Schädigung der Sehnerven hat zunächst
fast ausschließlich die Ophthalmologen veranlaßt, sich mit diesem
Leiden zu beschäftigen. Sind es doch die teils langsam sich ent-
wickelnden, teils plötzlich sich einstellenden Sehstörungen, die
den Befallenen zwingen, den Augenspezialisten um Rat zu fragen,
oft lange bevor andere Begleiterscheinungen in 1
auftreten, daß ärztliche Hilfe gesucht werden muß. Wenn sich
heute weitere Kreise der Medizin eingehender mit dieser Erkrankung
beschäftigen, so geschieht dies, teils um die Diagnosenstellung ZU
verschärfen und überhaupt das ganze klinische Bild weiter zu Ver-
vollständigen und zu vertiefen, teils um gegen die Ursachen der-
Störung im Schädelwachstum und deren Folgezustände au
operativem Wege vorzugehen. Es sei hier nur kurz an die mit
wechselndem Erfolg begleiteten operativen Versuche von Anton-
Braman, Schumacher, Schloffer und Anderen erinnert,
die durch Entlastungstrepanation, Balkenstich oder Kanaloperation
das Gehirn von dem übermäßigen Druck des vorzeitig verknöeherten
Schädels zu befreien suchten. Ein bedeutsamer Schritt in der
Stellung der Diagnose erfolgte mit Hilfe der Röntgenuntersuchung.
Da trotzdem eine richtige Diagnose auch heute noch, selbst
bei Anwendung aller modernen Hilfsmittel und Untersuchungs-
methoden unter Umständen ihre Schwierigkeit hat, andererseits
die Kenntnis von der Verbreitung der Turmschädel und ihrer Folge-
zustände nicht genügend bekannt ist, möchte ich zur Klärung der
Diagnose „Turmschädel“, die teils mit Recht, teils mit Unrecht
En wird, einen Beitrag zur Differentialdiagnose dieses Leidens
liefern,
Im klinischen Bild des echten Turmschädels lassen sich zwe
Gruppen von Symptomen unterscheiden: einmal solche, die schon
bei rein äußerlicher Betrachtüng sofort in die Augen fallen un
auf den richtigen Weg der Diagnose führen; dazu gehören in erster
P Galewsky, M. m. W. 1915, Nr. 14.
) Zurbelle, D. m, W. 1919, Nr. 20.
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‚starkes Hervortreten der Augäpfel (Exophthalmus), ein meist offener
Mund und. steiler, hoher Gaumen, kurz ein Gesichtsausdruck, wie
er ähnlich bei adenoiden Wucherungen beobachtet wird. Daneben
finden sich Krankheitserscheinungen, die erst bei genauerer Unter-
suchung zutage treten, nämlich Atrophie des Sehnerven, periodisch
auftretende oder sich steigernde Kopfschmerzen von ausgesprochen
- -~ migräneartigem Charakter. Vor allem aber ergibt das Röntgenbild
einen höchst charakteristischen Befund. |
Haüpterscheinungen können nun noch eine Anzahl von .anderen
als Nebenbefund kommen, die als weniger regelmäßige Begleit-
erscheinungen . des Turmschädels nur gelegentlich , beobachtet
werden; so Nystagmus, Verkrümmung der Nasenscheidewand,
- Krampfanfälle, zum Teil epileptiformer Art (Benedikt), Geruchs-
l _störungen (Marchand), Herabsetzung der Hörschärfe (Frey),
starke -Venenzeichnung an Stirn, Schläfe und Hinterhaupt mit oft
deutlicher- Pulsation (U h t.h o £ f). Auch psychische Störungen finden
sich nicht selten, uad zwar nach zwei Richtungen hin: die Kinder
können eine ganz auffallende geistige Regsamkeit an den Tag
Krankheit fortschreitet, meist merklich zurück, sodaß Kinder‘ mit
Turmschädel in ihrer weiteren geistigen Entwicklung im all- |
gemeinen hinter Gleichaltrigen zurückstehen. Bemerkenswert er-
= scheint auch :die Tatsache, daß sich dieses Leiden weit häufiger
(in 60°/,) bei Knaben als bei Mädchen findet.
“ Sehwierigkeiten bei’ der Diagnosestellung ergeben sich nun
aus dem. Umstand, daß die einzelnen, zum Bild des Turmschädels .
‚gehörigen Krankheitserscheinungen nicht immer sämtlich gleich-
zeitig vorhanden oder vollkommen und hochgradig ausgebildet zu.
-~ sein brauchen, daß manche von ihnen vielmehr erst allmählich im
Laufe des. Wachstums der betreffenden Kinder zur Entwicklung
. kommen: So pflegt der Sehnervenschwund nicht vor dem dritten
Lebensjahr aufzutreten (Vorschütz), ist andererseits aber stets bis
zum siebenten Jahre nachweisbar, offenbar aus dem Grunde (Merkel),
weil bis zü diesem Termin der Schädel unter dem Einfluß des
wachsenden Gehirns die stärkste Volumenszunahme erfährt.
Die
für Turmschädel charakteristische Kopfform kann aber auch ohne
anderweitige Symptome bestehen, andererseits können eine Anzahl
' für Turmschädel typischer Krankheitszeichen vorhanden sein, obne |
‚daß die Schädelanomalie deutlich ausgesprochen. ist. In dieser
schwierigen Lage hoffte man in der Durchleuchtung mittels der
Röntgenstrablen ein sicheres Mittel zur Erkennung dieser patholo-
gischen Kopfform gefunden zu haben. Das typische Röntgenbild
des. ausgebildeten Turmschädels zeigt bekanntlich neben der meist
-vorhandenen Verkürzung der mittleren und vorderen Schädelgruben
und Steilstellung des Stirnbeins vor allem zwei Eigentümlichkeiten:
; Die vorzeitige Verwachsung einzelner Kopfnähte, besonders häufig
der Sagittalnaht und Coronarnaht, sowie die mehr weniger starke,
über den ganzen Schädel verbreitete verstärkte Ausprägung der
Impressiones digitatae.
Diese Eindrücke, welche die Gehirnwin-
dungen des in seinem Wachstum durch frühzeitige Synostose der
Nähte behinderten Gehirns dem kindlichen’ Schädelknochen ein-
. prägen, in denen also das bestehende Mißverhältnis im Wachstum
zwischen Schädelinhalt und Kapsel anatomisch zum Ausdruck kommt,
geben dem Schädel im Röntgenbild ein eigenartiges, marmoriertes
Aussehen von größter Prägnanz. Strebel hat diesen Vorgang als
. „Selbsttrepanation der Natur“ bezeichnet, während Uhthoff von
„Besorptionserscheinungen“ am Schädeldach spricht. oo
Die Form des Schädels ist meistens oxycephal. Man war
. sich keineswegs immer über die eigentliche, dem ausgesprochenen
Turmsehädel zukommende Form einig, Gegenwärtig ist der
Sammelname „Turmschädel“ der Ausdruck für solche Schädel
mit prämaturer Nahtsynostose, die eine auffallende Höhenentwick-
lung bei geringer Ausdehnung der Längsachse aufweisen. Im
allgemeinen rechnet man jetzt den Turmschädel also zu den
brachycephalen Schädelformen, doch sind.auch dolieocephale be-
schrieben worden (Hirschberg undGrumnach). Die. älteren
Autoren dagegen verstanden unter Turmschädel ausschließlich den
Öxycephalus, und auch bis in die jüngste Zeit wird von einzelnen
Autoren an dieser Annahme festgehalten (Hannot, Petry, |
Wieland), |
Selbst die neuesten Lehrbücher bezeichnen den Turmschädel
noch. als „Oxycephalus“; Fee.r' macht hierin eine Ausnahme in-
Sofern, als er den Turmschädel mit „Pyrgocephalus“ bezeichnet
und die Oxycephalie nur als eine Abart dieser Kopfform an-
erk
die
ennen will, ibr aber die. gesamten klinischen Erscheinungen,
Zu diesen klinischen
"der frontalen Nähte gegen den Verlauf der sagittalen übermäßig
| immer noch zu groß für das noch kleinere Gehirn ist, also nicht -
derartige Druckerscheinungen auftreten können, wie beim Turm: `
‚wir beim Turmschädel zumeist eher eine Frühreife konstatieren
‚können. a |
finden sich nun’ oft solche, die zwar abnorme Schädelbildung vom
Linie außer der charakteristischen Kopfform ein mehr weniger | Schüller trat dieser Auffassung des Begriffes Turmschädel : $ we
entgegen und stellte auf Grund eines großen Materials (er unter-
suchte 67. Turmschädel) nach den schon von: Virchow an- .
gegebenen, überhaupt vorkommenden Schädeldifformitäten infolge
prämaturer Nahtsynostose eine Tabelle der wichtigsten, hierdurch
bedingten Mißbildungen des Schädels auf. Er teilt die Schädel- `
| difformitäten in folgende drei Grundtypen ein: 1. Turmschädel , : ir
(Turricephalie), 2. -Kahnschädel (Skaphöcephalie),- 3. Schiefköpfe
(Plagiocephalie), o ya | | a
= `- Sehon durch den Umstand, daß Schüller für den Turm-
schädel gar keine bestimmte 'Formbezeichnung angibt, sondern
sich mit dem ganz allgemein gehaltenen Ausdruck der „Turri-
‘cephalie“. begnügt, läßt er für die Diagnose einen. genügend
weiten Spielraum in betreff der Form des Kopfes. Damit‘ ist die -
Schwierigkeit der Diagnosestellung bei demjenigen Krankheitsbild _
behoben, das zwar alle sonstigen. für den Turmschädel typischen =.
klinischen Erscheinungen aufweist, ' dessen Kopfform jedoch nicht |
die Oxycephalieconfiguration_ darbietet und. das man aus diesem O
Grunde früher nicht als echten Turmschädel ansehen wollte. Die -
"legen, wenigstens in früher Jugend,.später geht diese, wenn die | am häufigsten :vorkommende und beschriebene Form des Turm-
schädels ist nach Schüller allerdings die oxycephale, das heißt
ein Schädel mit steiler hoher Stirn bei annähernd kreisförmigem _
horizontalen Umfang des Craniums, breiter, nach den Seiten ab- | <:
fallender Scheitelgegend, die sich wegen der frühen Obliteration
ausdehnt, wodurch eine abnorme Höhenentwicklung bedingt wird.
Dieser am häufigsten vorkommenden Art stehen. zwei andere >
gegenüber; die zwar von der gewöhnlichen Form des Turmschädels
im weiteren Sinne abweichen, jedoch infolge ihrer ganzen: sonstigen |
klinischen Erscheinungen, wie besönders auch nach dem Röntgen- `-
befund als solche angesprochen werden müssen. . Es ist dies ein-
mal die mikrocephale Form, bei welcher der Schädel durch seine
kugelförmige Gestalt-infolge annähernd gleichmäßiger Ausdehnung
in allen Durchmessern und rückfliehender Stirn bei kleiner Circum-
ferenz .Mikrocephalie vortäuschen kann, dann. eine weitere Art;
die sich durch übermäßige Breiten- und Höhenentwicklung bei ea
geringer Länge auszeichnet. —— > | r
Die Schwierigkeit der Diagnose bei der mikrocephalen Form -~
kann im Fehlen wichtiger klinischer Erscheinungen, wie sie zum >
Bild des Turmschädels gehören, liegen. Dagegen spricht
‚aber vor allem das Röntgenbild. _ Die Impressiones sind deutlich
‚ausgeprägt, eine Erscheinung, die man beim Mikrocephalus eigentlich
nie auch nur andeutungsweise findet, einzelne Nähte fehlen, während
sie „bei Mikrocephalus erhalten sind und somit eine Kraniostenose
sogleich ausschließen lassen. Schwierigkeiten können. höchstens
dann entstehen, wenn doch gelegentlich einmal beim mikrocephalen
Schädel eine Naht vorzeitig verknöchert, doch fehlen meistens in.
solchen Fällen die klinischen Folgeerscheinungen, da durch die
angeborene Bildungshemmung des Gehirns der kleine Schädel
schädel. Außerdem ist bei der Mikrocephalie auch im kindlichen
Alter meist schon ein gewisser Grad von Idiotie vorhanden, während
Unter den Fällen, die in Kliniken. zur Beobachtung kommen, as
Typ des Turmschädels aufweisen, ohne jedoch seine klinischen
| Erscheinungen zu besitzen, wie andererseits auch solche, die wohl - .
ähnliche klinische Erscheinungen bieten, ohne daß, die Kopfform
' wesentliche Unterschiede von der normalen aufweist. Bei ober-
flächlicher Betrachtung kann man diese Fälle zunächst für „formes.
frustes“ des Turmschädels halten. Bei genauerer Untersuchung -
und Beobachtung stellt sich aber heraus, daß diese Fälle unter eine
ganze Reihe von Erkrankungen eingereiht werden müssen, die
entweder die Kopfform im Sinne. des Turmschädels beeinflussen
oder ähnliche . klinische Erscheinungen wie der Turmschädel z =
hervorbringen können. Es kommen dafür folgende Erkrankungen
in Betracht: 1. Hydrocephalus, 2. Tumor cerebri, 3. Rachitis,
4. Lues, 5. Schädeldifformitäten infolge traumatischer Einflüsse..
=. Die Differentialdiagnose des Turmschädels gegenüber dem
Hydrocephalus kann schon insofern Schwierigkeiten bieten, .
‘als eine charakteristische Eigenschaft des,hydrocephalen Schädels.
außer seiner‘ abnormen Größe auch eine gleichzeitig vorhandene
Deformierung der gesamten Kopfiorm ist. Diese kann, wie- man
besonders häufig beim Hydromikrocephalus beobachtet, oft täuschend
der echte Turmschädel unbedingt zeigen muß, zuweist, Erst _ dem Turmschädel vom mikrocephalen Typ ähneln; es kommen aber
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auch andere Kopfformen vor, wie z. B. die dolicocephale (R edsl ob),
die so entsteht, daß bereits in frühester Jugend, sei es auf rachi-
tischer Basis oder infolge einer Meningitis ein Hydrocephalus auf-
tritt, daß dann während eines kurzen Stillstandes der Zunabme
der Flüssigkeitsansammlung eine, meist auf eine Naht, in diesem
Falle auf die Sagittalnaht beschränkte Synostose eintritt, und bei
. erneutem hydrocephalen Erguß durch den Druck alle anderen
noch nachgiebigen Stellen des kindlichen Schädeldaches vorgetrieben
werden, woraus dann die dolicocephale Kopfform resultiert. Da
diese Kopfform, wenn auch seltener, so doch auch beim Turm-
schädel vorkommt, kann die Unterscheidung gerade gegenüber
dieser Form des Hydrocephalus erschwert werden. Dazu kommt
weiter, daß auch der Hydrocephalus, besonders der chronische,
ähnlich wie der Turmschädel, zu mehr weniger ausgedehnten
Druckusuren der Schädelwand führen kann, die uns im Röntgen-
bild als verstärkte Impressiones digitatae oder Wandverdünnungen
entgegentreten. Volland beschreibt einen derartigen Fall, bei
dem er starke Impressiones und wulstartiges Hervortreten der Juga :
beobachtet hat. Hingegen sind beim Hydrocephalus die Nähte immer
vorhanden, oft sogar erweitert. Auch die Schädelbasis zeigt nicht
die weitgreifenden Veränderungen wie bei der Turricephalie, also
Vertiefung der Schädelgruben, Veränderungen in der Gestalt der
Sella, Verengerung des Canalis opticus, denn die „resistentere Basis
des Schädels leistet der Formveränderung meist größeren Wider-
stand als das nachgiebigere Schädeldach (Impressiones) und zeigt
sich daher wenig verändert“ (Schüller). Dagegen sind auch im
klinischen Bild des Hydrocephalus, ganz ähnlich wie beim Turm-
schädel, heftige Kopfschmerzen eine häufige Erscheinung, auch
Sehstörungen können eintreten.
Auch intracranielle Tumoren können bekanntlich sekundäre
Veränderungen am Schädelskelett hervorrufen, indem entweder als
Folge der intracraniellen Drucksteigerung, besonders bei der Plastizi-
tät des jugendlichen Schädels, oder durch den häufig infolge der
Anwesenheit von hirndrucksteigernden Prozessen entstehenden
Hydrocephalus Vergrößerungen des gesamten Schädels und Ver-
änderung der Schädelform bewirkt werden, die, gepaart mit ge-
wissen klinischen Erscheinungen, die Differentialdiagnose gegen-
über dem Turmschädel erschweren. Ein Unterschied in der Form
und der Schwere dieser klinischen Erscheinungen liegt natürlich
in der Art dieser intracraniellen Geschwulst, in ihrem Sitz und in
dem Grad der Ausdehnung, welchen sie bis zu dem Zeitpunkt der
Untersuchung erreicht haben. Die Wirkung kann die gleiche sein
wie bei dem Turmschädel, die Ursache ist eine andere. Die Be-
schwerden bei Tumoren bestehen in fast immer und ständig vor-
handenen Kopfschmerzen bis zu schwerster Art, es können durch
den Druck auf die Gehirnnerven schwere Schädigungen des Seh-
‚apparates, Hörstörungen (Acusticustumoren) und Geruchsbeein-
trächtigungen vorhanden sein, alles Symptome, denen wir auch im
Bild des Turricephalus begegnen. Als differentialdiagnostisches
Mittel ist in solchen Fällen eigentlich nur die Röntgenuntersuchung‘
entscheidend. Zwar kann durch den längere Zeit hindurch
` dauernden intracraniellen Druck auch hier die Schädelwand aus-
gedehnte Druckusuren zeigen, die sich besonders an dem noch
sebr nachgiebigen Schädeldach des kindlichen Kopfes unter Um-
ständen deutlich nachweisen lassen und für Turmschädel zu sprechen
scheinen, doch sind sie bei Tumoren nie über den ganzen Schädel
“ maschenartig verbreitet, sind vielmehr je nach Sitz des Tumors
auf die &ine oder andere Stelle des Schädeldaches in stärkerem
oder schwätherem Maße lokalisiert. Auch Druckusuren der Schädel-
basis, die besonders die Sella mit fast vollständiger Destruktion
oder schweren Usuren angreifen, sind bei Tumoren typische Er-
scheinungen, viel schwerer in ihrer Art als beim Turmschädel;
auch Verdünnungen der Schädelwand bei Tumoren wurden beob-
achtet (Albers-Schönberg). Der wichtigste Unterschied
aber gegenüber dem Turmschädel tritt uns im Röntgenbild in der
Nahtdehiszenz entgegen, das heißt in der Erweiterung der Naht-
fugen, die durch den Druck im Schädelinnern entsteht und sich
im Bilde als deutliche helle Streifen oder Zacken nachweisen läßt.
Diese Nahtdehiszenz tritt um so deutlicher auf, je jünger das be-
fallene Individuum ist und bildet das wichtigste differentialdia-
gnostische Mittel gegenüber der Nahtsynostose des 'Turmschädels.
Was die Rachitis anbetrifft, so kann sie die Differential-
diagnose gegenüber dem Turmschädel derartig erschweren, daß
mitunter eine sichere Diagnose überhaupt nicht gewonnen werden
kann. Das geht schon daraus hervor, daß der Rachitis als ätio-
logisches Moment für den Turmschädel neuerdings eine große Be-
deutung beigemessen wird. Die rachitische Knochenerkrankung
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38,
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des Craniums führt Infolge der abnormen Nachgiebigkeit des
Schädels unter gleichzeitiger Einwirkung des Innendruckes zu
hydrocephalen Erweiterungen, die einen 'Turmschädel vortäuschen
können. Andererseits tritt im Anschluß an die Verkalkung des
osteoiden Gewebes nach Schluß von Nähten und Fontanellen be-
kanntlich eine abnorme Dicke und Dichte der Schädelwand ein
(rhachitische Hyperostose). Gelegentlich kann es im Anschluß an .
diese Hyperostose zu einer Synostose von Nähten (Wall der Fon-
tanelle!) mit ihren Folgeerscheinungen kommen. Dies ist allerdings
selten, und in der Regel pflegt die rachitische Veränderung des
Schädels nicht solch schwere klinische Erscheinungen wie der
Turmschädel aufzuweisen, unterscheidet sich hierin also wesentlich
von diesem. Auch äußere Druckwirkungen, wie das Liegen auf
harten Kissen u. a., können den durch äußerst geringen Kalkge-
halt sehr weichen Knochen des kindlichen .Schädels turmschädel-
artig deformieren. |
Etwas näher eingehen müssen wir.auf die etwaigen Bezie-
hungen zwischen Turmschädel und Lues congenita, die
differentialdiagnostisch von Bedeutung sein können. Verschiedene
Autoren nehmen die Lues, die ja nicht selten zu Erkrankungen
des: Schädelknochens führt, als ätiologisches Moment der Turri-
cephalie in Anspruch. So führt Backmann die skaphocephale
Form, die-beim Turmschädel mitunter vorkommt, auf Lues zurück.
Fournier, der sich eingehend mit den Veränderungen des
Schädels durch die congenitale Lues beschäftigt hat, gibt auf
Grund seiner großen Erfahrung wichtige Aufschlüsse über diese
Frage. Er rechnet die luetischen Verbildungen der Kopfform zu
. der Parasyphilis und schreibt darüber: „Nach den Zähnen ist der
Schädel häufig der Sitz hereditärer Stigmen. Er ist bald in toto
deformiert, und zwar kugelig (cräne en boule) oder stark in die
Höhe gezogen (Acrocephalus oder Oxycephalus) oder sein Volumen
ist vergrößert, bisweilen monströs (Hydrocephalus)“. Treten zu der
luetisch-oxycephalen Deformierung des Schädels noch weitere
klinische Erscheinungen, wie wir sie ähnlich beim Turmschädel
beobachten, hinzu, so ist die Stellung der Diagnose unter Um-
ständen sehr erschwert.
Die congenitale Lues kann sich durch Wachstumsstörungen
in den Nähten der Schädelknochen äußern, die dem Turmschädel
sehr ähnliche Kopfformen erzeugen. Dabei kommen bekanntlich
auch Kopfschmerzen vor, die einmal als „nächtliche Kopfschmerzen“
der Periostitis luetica, andererseits auch in Form typischer Migräne-
anfälle auftreten. Auf luetischer Basis kann eine diffuse Hy-
perostose des Schädels einerseits und eine entzündliche Aftektion
der Meningen andererseits den Symptomenkomplex der Migräne
auslösen, vermutlich infolge eines entstehenden Mißverhältnisses
zwischen Schädelvolumen und Schädelinhalt. Die Bedingungen
sind hierzu bei der congenitalen Lues gegeben, wenn dem wachsen-
den Schädelinhalt die hyperostosierende Tendenz der luetischen
Schädelperiostitis hemmend entgegentritt (Nonne). Ferner sind
Opticuserkrankungen in Form von Papillitis und Atrophie als Be-
gleiterscheinungen der Hirnsyphilis nicht selten. Gelegentlich ist
die Periostitis luetica auch an der Schädelbasis lokalisiert, wo 816
schwere destruktive Veränderungen des Knochens hervorzurufen
vermag, besonders in der Nähe der Orbita. Hier kann siè als
charakteristisches, sehr auffallendes Augensymptom einen ên-
oder beiderseitigen Exophthalmus verursachen (Zapper®)
Handelt es sich um eine luetische Schädelmißbildung und nicht
um einen echten Turmschädel, so sind in der Regel noch weitere
Stigmen der Lues vorhanden. Äußerlich kommen da in Betracht
zwergbafter Wuchs, Sattelnase, Rhagaden am Mund und die Hut-
chinsonsche Trias: ausschlaggebend ist das Röntgenbild. Dieses
zeigt bei Lues congenita im jugendlichen Alter ein mehr wenigèt
normales Bild des Schädelknochens, falls nicht bereits weitgehende
Prozesse, wie Ostitis, Gummen, Hyperostosis luetica vorhanden
sind, die aber nicht zu verwechselnde Ossifikationsanomalien bel
der Röntgenaufnahme bedingen. Das wichtigste Unterscheidungs"
mittel gegenüber dem Röntgenbild des Turmschädels ist, daß bel
Lues die Nähte erhalten und keine verstärkten Impressionen Vor-
handen sind, also das typischste Zeichen eines echten 'Turmschädels
fehlt. Zwar kann die flächenhafte Ostitis syphilitica im Röntgen-
bild auch fleckige Aufhellungen des Knochenschattens zwischen
normalen und sklerotischen Knochenpartien zeigen, die aber schon
nach ihrer ganzen Natur und Anordnung nicht mit Impressiones
verwechselt werden können. Wichtig und entscheidend kaun bei
derartigen, zunächst zweifelhaften Fällen eine sorgfältige ADA-
mnese, sowie die Wassermannsche Blutprobe werden. ni
Zum Schluß möchte ich noch auf solche Fälle kurz hin-
bi August.
| weisen, die besonders bezüglich (der Kopfform im ersten Augen-
blick an Turricephalie denken lassen. Es sind dies einmal Schädel-
anomalien, die durch traumatische Einflüsse entstanden sind, zu-
nächst nach Geburtstraumen, bei Beckenenge infolge Einwirkung.
` der Zange beim Geburtsakt, Schädeldifformitäten. durch anormale
- - Lage im Becken. Bar |
~, Letztere Fälle sind vielleicht geeignet, ganz neue Gesichts-.
punkte für die Entstehung der Turricephalie überhaupt zu bringen.
So nimmt Thoma, der eingehend die Entstehung der Schädel-'|
“ - difformitäten und der frühzeitigen .Synostose . bearbeitet hat, an,
. daß die pathologischen Wachstumsdifformitäten des Schädels schon
zum größten Teil aus der Fötalzeit stammen, und daß die bereits
In utero infolge äußerer Druckwirkungen entstandenen individuellen .
Besonderheiten und pathologischen Difformationen der Schädel-
kapsel nach der Geburt in ihren allgemeinen Umrissen. bestehen
bleiben, weil bei dem ‘plötzlichen Wegfalle der äußeren Druck-
‘.. wirkungen. in utero der Druck des Schädels auf das Gehirn .nur
- geringe Änderung erfährt, obwohl er nicht bestreitet, daß auch nach
der Geburt der Schädel noch ausgiebiger Änderungen seiner Gestalt
erfahren kann.. Den oben erwähnten Druckwirkungen in utero
mit Thoma auch die größte Bedeutung für das Zustandekommen
der fötalen ‘Synostose zu, indem durch den Druck an.den Naht-
rändern Materialspannungen erzeugt werden, welche zu Knochen-
bildungen gerade an diesen Stellen anreizen. . Nach seiner Ansicht
wird, der Turmschädel von der prämaturen Synostose nicht
beeinflußt, denn es gibt oxycephale Schädel, die- durchaus frei
-von jeder Nahtsynostose sind. Indem also T h.o m a behauptet, daß
~. die Nahtsynostose eine Folge des deformierenden Drucks auf den
Schädel in der fötalen Zeit ist, läßt er einen Grundgedanken der
von Virchow begründeten Schädellehre fallen, wonach die meisten
Schädeldifformitäten Folgeerscheinungen der prämaturen Naht-
synostose sind. Die Auffassung von Thoma würde vielleicht
' durch den folgenden Fall eine Stütze erfahren. Bumm gibt
nämlich eine Abbildung eines brachycephalen Schädels, den er
damit erklärt, daß bei der Geburt in Vorderhauptslage während
der Passage durch den Beckenkanal der Kopf in fronto-oceipitaler
Richtung komprimiert wird, hierdurch seine brachycephale Form
‚erhält und nach langdauernder Austreibungsperiode zum richtigen
và
` Turmschädel wird. | |
~ _ Auch andere gewaltsame traumatische Einwirkungen auf den
Kopf im frühen Kindesalter, wenn die Schädelknochen noch weich
und nachgiebig sind, können zu turmschädelartigen Konfigurationen |
des-Schädels den Anlaß geben, wie die noch heute in Frankreich .|
geübte künstliche Erhöhung des Schädels (Déformation relevée) oder
die Erzielung gewisser Kopfformen als barbarische Volkssitte, wie
es Ploß-Bartels beschreibt, wonach besonders die Flathead-
Indianer und die Manalaus im nördlichen Borneo durch frühzeitiges
Anlegen von Brettern auf. den Kopf der Säuglinge der Schädel-
kapsel eine künstliche Form geben. Des’ weiteren kommen aber
‚ auch dem Turmschädel ähnliche Formen als Rasseneigentümlich-
keit vor, wie sie Toldt als Hyperbrachycephalie bei Alpen-
' bewohnern und Südslaven als häufiges Vorkommnis beschreibt,
Lu Schan bei den Armeniern. l
Diese eben erwähnten Kopfformen stehen der echten Turri- 3
` Experimentell stellte Rosenthal bei diphtherisch gemachten
Kaninchen fest, daß „mit Fortschreiten der Diphtherievergiftung-
eine zunehmende Paralyse der Leberfunktion“ auftritt, ‘„die- in |
cephalie vollkommen fern, kommen aber klinisch anderweitige Er-
Scheinungen, wie sie zum Bild des echten Turmschädels gehören,
hinzu, so kann sich die Differentialdiagnose unter Umständen sehr
Schwierig gestalten (Formes frustes). Die obige Betrachtung zeigt,
daß nur auf einzelne Symptome hin, wie. Impressiones digitatae,
Verwachsung der Nähte, Kamm- oder Firstbildung auf dem Scheitel,
vor allem aber aus der Schädelform allein die Diagnose Turm-
schädel nicht gestellt werden darf, denn auch andere Erkrankungen,
wie Rachitis, Hydrocephalus, Tumor, Lues oder traumatische Ein-
flüsse ‚vermögen gelegentlich die Kopfform so zu verändern, und
klinische Erscheinungen hervorzurufen, die einen echten Turm-
Schädel vortäuschen können. Hat man aber diese Krankheits-
ursachen ausgeschlossen, dann: bleibt ein Rest ätiologisch noch
_ Dicht geklärter Fälle von Schädelverbildungen übrig, die man als
„senume Turmschädel“ bezeichnen muß. :
> Vielleicht spielen dabei konstitutionelle Momente eine Rolle
. (Bauer), Denn der Turmschädel kann angeboren sein (Küttner)
und familiär auftreten (Manchot). Da meist'gleichzeitig andere
Bildungsfehler bei den nämlichen Individuen sich nachweisen lassen,
könnte es gich vielleicht bei dem echten Turmschädel auch um
eine Entwicklungsstörung handeln. e a
Ä Bei dieser bestehenden Unklarheit hinsichtlich der Ätiologie
des echten Turmschädels wird gelegentlich die Differentialdiagnose,
_
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35.
-und der durch obi
namentlich zwischen „Fórmės frustes“ des echten Turmschädels
ge Krankheiten ‚bedingten Schädeldifformitäten
+
nicht möglich sein.
Literatur: Anton, Operative Druckentlastung des Gehirns bei -
Tumoren und. anderen Gehirnkrankheiten. (W. kl. W. 1910.) — Bauer,
Die konstitutionelle Disposition zu inneren Krankheiten 1918. — Behr,
| Zur Entstehung der Opticusveränderungen bei Turmschädel. . (Bericht d.
ophthal, Gesellschaft Heidelberg 1910.) — Behr, Die. Entstehung der’Seh-
nervenveränderung. beim Turmschädel. (Neurol, Zbl. 1911.) — Bullinger,
Über Sehnervenatrophie bei Turmschädel 1907. — Eskuchen, Über die
Genese der Sehnervenatrophie bei Oxycephalen. (M. m., W. 1912.) — Feer,
Lehrbuch, der Kinderheilkunde 1914. — Fournier, Hereditäre Syphilis
(Beitr, z. kl. -
1910. — Herzog, Beitrag zur Pathologie des: Turmschädels.
‚Chir: 1918.) —Heubner, Über Turmschädel, (Charité A. 1910). — Hirsch- |
berg und Grumnach, Über doppelseitiges Sehnervenleiden bei Turm-. .
schädel. (M. m. W. 1909.) — Ho.chsinger, Demonstration eines Falles
von Turmschädel. (Versammig. deutsch. Naturforscher ‘u. Ärzte, Wien 1913.)
— Derselbe, Ein Fall von angeborenem Turmschädel. (Mschr. f, Kindhlk.
1914) — Hollenbaäch, Balkenstich 1911. — J ae nicke, Augenverände-
rungen bei Turmschädel 1912. — Kirsch, Zwei Fälle von Turmschädel.
(Zschr. f. Aughlk. 1911.) — Küttner, Der angeborene Turmschädel., (M.
m. W. 1913.) — Man chot, Familiäres Auftreten von Turmschädel. (Ärztl.
Verein Hamburg 1911.) — Meyer-Betz, Über Oxycephalie. (D. m. W.
1911.) — Pfaundler und Schloßmann, Handb. d. Kindhlk. 1912: —
Reyher, Das Röntgenverfahren in der Kinderheilkunde 1912, — Schloffer,
Zur Behandlung der Sehstörung beim Turmschädel (Kanaloperation). (Ver-
handlungen d. deutsch. Gesellsch. f. Chir. 1913) — Schminke, Turm-
schädel. (Demonstration in Münchner Med. Gesellsch. f. Kindhlk. 1913.) -—
Strebel, Über die Selbsttrepanation.der Natur bei Turmschädel und über
das Wesen des Turricephalus. (Schweiz, Korr. Bl. 1915.) — Sehumacher,
Entlastungstrepanation oder Balkenstich bei Turmschädel? (M. m. W. 1912.).
— Derselbe, Turmschädel und Hydrocephalus. . (Schweiz. Korr. Bl. 1912.)
— Schüller, Röntgendiagnostik_der Erkrankungen des Kopfes 1912. —
Derselbe, Demonstrationen von Röntgenbildern bei Turmschädel. (Ver-.
— Thoma, Untersuchungen
ein f. Psychiatrie u. Neurologie, Wien 1913.) — | |
über das Schädelwachstum und seine Störungen 1907/18, Bd. 188, 206, 209,
212, 223, 224, 225. — Uhthoff, Zur Pathogenese der Sehstörungen bei
. Schädeldeformität. (Bericht der ophth. Gesellsch. Heidelberg 1910.) — Der-
Über die Augensymptome bei der Erkrankung des Nervensystems |
selbe
1915. — Virchow, Untersuchungen über die Entwicklung. des Schädel-
grundes : 1857. —' Vorschütz, Zur Frage des operativen Eingriffes bei
Turricephalie. (D. Zschr. f: Ch
schödelL (M. m.: W. 1911.) A
ir. 1909.) — Vorschütz, Über Turm-
wi ` | i = g i
. Aus der Medizinischen Universitätsklinik Rostock
(Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. Martius)
- Diphtherie und Leberfunktion.
| © Von M |
‘Dr. Georg Stern. ee
Betrachten wir die Aufgaben der Leber, so imponiert als
ihre wichtigste Funktion die Kohlehydratverarbeitung.’ Als Aus-
druck ihres Kohlehydratstoffwechsels sehen . wir den Blutzucker-
spiegel "an, Untersuchungen über die Höhe des Blutzuckers bei
der Diphtherie wurden nach Tworoger von Hegler und.
Schumm angestellt, die dabei im allgemeinen erhöhte Werte ge-
funden haben, ohne jedoch Genaueres über den. Grad .der Erkran-
kung und die Bedingungen der Blutentnahmen anzugeben. T w o-
roger selbst stellte fest, daß der Blutzuckerspiegel im Verlaufe
der diphtherischen Erkrankung schwankt und sich mit dem
Steigen der Blutzuckerwerte die Prognose des Falles verschlechtert.
einer Störung der intrahepatischen Glykogenfixation beruht“, Die
Ursache dafür sucht er in einem Ausfall der. Nebennierenfunktion.
Ein Fall von Diphtherie mit Schädigung des Kohlehydrat-
stoffwechsels mit Glykosurie, den wir kürzlich in unserer Klinik |
beobachten konnten, sei hier kurz mitgeteilt: | f
W. V., stud. med., 25 Jahre alt. Vor zwei Tagen plötzlich an Hals-
schmerzen und Schluckbeschwerden erkrankt. In der Rostocker Poli--
klinik wurden Diphtheriebaeillen gefunden und Aufnahme in die Klinik
veranlaßt,. Ä u |
Großer Patient in.gutem Ernährungszustande. Rachen 'stark ge-
rötet, geschwollen. Tonsillen hypertrophisch-mit ausgedehnten flächen-
haften Membranen und zahlreichen Pfröpfen. Zäpfchen zeigt deutlich .
nekrotische Partien. Halsdrüsen palpabel.. Lunge ohne Besonderheiten,
Herz nicht verbreitert. «Aktion langsam, unregelmäßig. Töne laut, rein.
Leber nicht vergrößert und druckempfindlich. Abdomen ohne. Be-
sonderheiten. Patellarreflexe beiderseits +. — Am ersten ‚Tage im
Urin Albumin —, Saccharum + (0,4%) Aceton 4+. Acetessigsäure +,
Reaktion sauer, spec. Gewicht 1029, zugleich positiver Baeillenbefund.
Am zweiten Tage: Saccharum +- (0,2%/0), Aceton und Acetessigsäure —.
Am dritten, vierten und fünften Tage Saccharum + (0,2%) Aceton und
Acetessigsäure —. Vom sechsten Tage an dauernd im Urin keine
überlasteten Kreislauf stark in Mitleidenschaft gezogen und in
874 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. N 31. August.
pathologischen Bestandteile und zugleich negativer Baeillenbefund.
Temperatur in der Klinik nie über 87,5° C. l
Der Fall ist interessant, durch die wenn auch nur wenige
Tage andauernde Ausscheidung von Zucker, Aceton und Acet-
essigsäure, die wohl zweifellos auf eine Störung des Leberstoff-
‚wechsels hindeutet. Daß die Leber bei dem mit Diphtherietoxinen
der Galaktoseversuch vorgenommen: 1. Beim frisch Erkrankten
mit positivem Bacillenbefund, 2, bei derselben Person im Stadium
der Rekonvaleszenz und bei negativem bakteriologischen Befund.
Die Differenz der Zuckerwerte ergibt den Grad der Schädigung
der Leber.
Ausscheidung individuell ist, jedoch beim selben Individuum und
bei gleicher Zuckerart auch in verschiedenen Zeiten ungefähr der-
selbe ist, ‘vermied ich so Fehlerquellen, die durch Vergleich mit
andern „Normalausscheidern“ hätten entstehen können.
Was nun die Galaktose speziell betrifft, so fand ich bei
Minkawski die Angabe, daß von eingegebener Galaktose Leber-
kranke häufig mehr ausscheiden als Gesunde,. also die Toleranz
herabgesetzt ist, eine Ansicht, zu der auch die Lävuloseversuche
von W, Schmidt führten. Daß die Galaktose an der Glykogen-
bildung beteiligt ist, ist — wenigstens beim Kaninchen — durch
die Untersuchungen Weinlands nachgewiesen. Mit diesen
stehen in Einklang die Ergebnisse Sommers und ebenso auch
die von Brasch, welch letzterer eingehende Galaktoseversuche
am Menschen und am phloridzindiabetischen Hunde und Kaninchen
machte. Die Fähigkeit der Galaktose, in Glykogen überzugehen, ist
jedoch nur beschränkt und infolgedessen findet sie sich spurenhaft
als Glukose, zum weitaus größten Teile jedoch als Galaktose im
Urin wieder. Eine Differenzierung der beiden ausgeschiedenen
Zuckerarten — etwa durch Oxydation der Galaktose zu Schleim-
säure — war für unsern Untersuchungszweck unnötig, somit wurde
nur der Gesamtzuckergehalt der Urine zunächst qualitativ nach
Nylander und Fehling, dann quantitativ polarimetrisch
bestimmt. Die so erhaltenen Werte dürften, da sie mit dem.auf
Traubenzucker geeichten Polarimeter ermittelt wurden, zwar etwas
zu hoch sein, da die Galaktose. stärker nach rechts dreht als der
Traubenzucker. Nach Angahe von R. Bauer wurde deshalb der
erhaltene Wert mit 5/s oder 0,62 multipliziert, allerdings unter Ver-
nachlässigung der ja nur äußerst geringen Glukose-Ausscheidungs-
mengen.
ihren physiologischen Leistungen alteriert wird, ist klar. Darauf
deutet ja auch die Leberschwellung und Schmerzhaftigkeit, die
wir bei vielen Diphtherikern finden. Hat doch gerade die Leber
als Entgiftungsorgan der Diphtherietoxine eine besondere Wichtig-
keit. Ein Bild von ihrer Beanspruchung zeigen uns Autopsien
von Diphtherieleichen. Baginsky, Jochmann, Quincke
und Hoppe-Seyler und viele Andere fanden bei Sektionen von
an- Diphtherie Gestorbenen parenchymatöse Schwellung, Verfettung
und Trübung nebst leukocytärer -Infiltration dieses Organs.
Es ist nun von Interesse, sich auch beim Lebenden ein Bild
von dem Grade der Leberschädigung zu machen. Als beste und
häufigste klinische Untersuchungsmethode zum Nachweis einer
Störung der Leberzellen gilt nach Krehl die Urobilinurie. Ist doch
die Urobilinurie nach Meyer-Betz der allgemeine Ausdruck
einer Leberschädigung. So wurden denn Urobilin, Urobilinogen,
Bilirubin und Zuckeruntersuchungen bei Diphtheriekranken systema-
tisch vorgenommen.
Es wurden täglich die %4-Stunden-Urine sämtlicher Diphtheriker
von der Aufnahme in die Klinik bis zum Abklingen des bakteriologi-
schen Befundes untersucht. Zur Methodik sei bemerkt, daß als Urobilin-
probe die von Hausmann an unserer Klinik eingeführte und von
ihm auch beschriebene Bogomaloffsche Probe, die sich seit Jahren
bestens bewährt hat, angewandt wurde. Urobilinogen wurde mit salz-
saurer Lösung von Dimethylparaminobenzaldehyd, Bilirubin nach
Gmelin und Zucker mit Nylander und Trommer nachge-
wiesen.
Von 50 Diphtheriekranken — etwa zur Hälfte Kinder und
größtenteils klinisch mittelschwere Fälle — wurden im ganzen
253 24-Stunden-Urine untersucht. Hiervon enthielten Urobilin 2
Urine = 0,79%. Urobilinogen wurde in 20 Urinen nachgewiesen.
5 davon rührten von Tracheotomierten her, die stark asphyktisch
gewesen waren. ° Die Ausscheidung wurde bei diesen auf die
Asphyxie zurückgeführt und deshalb nicht berücksichtigt; also-
15 = 5,92°%%. Bilirubin wurde kein einziges Mal nachgewiesen
und Saccharum 5mal, abzüglich 2 nach Tracheotomie = 8 oder
0,79°/0. ~-
i en nur sporadisch auftretenden Ausscheidungen sind
‚prozentual so gering, daß wir aus ihrem Auftreten keine Schlüsse
in bezug auf die Leberschädigung ziehen können. Jedenfalls stehen
Die Galaktose wurde den Patienten früh morgens 6'/, Uhr
in nüchternem Zustand in 200 ccm Wasser gelöst auf einmal ge-
geben und immer ohne Widerstreben von den Kranken genommen.
meist innerhalb zwei bis fünf Stunden. In den Nachmittags-
im Urin beobachtet.
Bemerkt sei noch, daß die Toleranzgrenze für Galaktose bei
Erwachsenen zwischen 30 und 40 g liegt.
TE
die Werte in Widerspruch zu Tugendreich, der Urobilinurie | Nr.| Datum | Krankheit Patient EN e hiaan Tu
in 7%, seiner Fälle findet, und Labbé, der nach Meyer-Betz FREE
behauptet, sie in 87 %, gefunden zu haben. iasi oe nee BEA 973
Die geringgradige Ausscheidung läßt sich dadurch erklären, 18.3. | Di. — z hi Pa ir 464g 281
daß selbst wenn ein Teil der Lebersubstanz geschädigt ist, noch | ?| 10.3. | Di + Göhrend, 4 Jahre 40g 2g | re
geringe Mengen von Zellen genügen, um die Funktion des ganzen | 3 "5 3 = a n 5 en (4
Örganes aufrechtzuerhalten, wie wir es auch beim Pankreas und 8.3. | DL en os 332 8 218
der Schilddrüse in gleichem Maße sehen. 4| 183.3. Di. + Schubert, 19 Jahre 50 € ing 109
Außer dieser Kontrolle der Urobilinausscheidung im Urin | „| 23 | Pi— Men a g
wurden nun Belastungsproben der Leber mit Koblehydraten, auf de ee i = =
die Fischler zur Beurteilung von Leberstörungen hinweist, vor- 6| m3.| DLF . Saß, 12 Jahre 108 = | =
genommen. Solche Versuche über den Einfluß der verschiedenen | „| %3 | Di — » » N l
Zuckerarten bei gesunden und kranken Menschen und Tieren DA PEE y Rohde aay NE LE | ou
(Assimilationsbestimmungen) wurden ausgeführt von Strauß, | 8| 29.3. | Di + Bull, 7 Jahre 108 383g P
Worm-Müller, Moritz, Rosenfeld, Miura, Linossier '1.4| Di — ir |
und Roque, Hofmeister, Fr. Voit, Blumenthal. j ee pa Schröder, 5 Jahre aog | A | aag
Ferner liegen nach Fr. Voit Beobachtungen vor von Külz w| oa S e r E 3 ni 08
Seegen, Frerichs, Palma, Hayceraft,Bohland und Bal po N 7 3136 | 19
Anderen. Es ergaben sich nun Widersprüche vor allem über die | "| 124. | Di + Bussek, 7 Jahre 40 & 2,708 | i
"Reihenfolge der Ausscheidung der verschiedenen Zuckerarten, =. Dr » » EE A
Während bei Worm-Müller die Glykose an erster, die Laktose
an dritter Stelle steht, steht bei Moritz und v. Noorden
Laktose an erster, Glykose an letzter Stelle. Leider konnten die
Versuche nicht mit mehreren Monosacchariden vorgenommen werden,
da außer Dextrose, die ich von vornherein als zu unübersichtlich
ausschaltete, nur geringe Mengen von Galäktose (Kahlbaum)
zurzeit erhältlich waren. Auch war es dieserhalb unmöglich, die
von Gerhartz noch kürzlich zur Leberfunktionsprüfung emp-
foblene Lävuloseausscheidung, wie sie Hohlweg und W.Schmidt
anwandten, zu prüfen,
Da es mir nun darauf ankam, ein Bild von der Intensität
der Leberschädigung des betreffenden Kranken zu erhalten, wurde
Wir finden also fünfmal eine etwas höhere Ausscheidung 1
Stadium der Reparation als in dem der frischen Erkrankung
(Fall 1, 2, 3, 7, 10), viermal dagegen (Fall 4, 8, 9, 1a), ware
andererseits im akut entzündlichen Stadium die Ausscheidung‘
mengen höher als bei der Wiederherstellung des Patienten. 2
Fall 5 und 6 war die Toleranz für Galaktose so hoch, daß 2m
haupt keine Ausscheidung stattfand. Bindende Schlüsse ar i
Galaktoseverarbeitung bei Diphtherikern haben sich somit a
Versuchen nicht ergeben; von einer Toleranzerhöhung für Ga
tose, wie sie R. Bauer bei Lebercirrhosen fand, kann bel
Diphtherie jedenfalls nicht die Rede sein. Wenn Wagner aalis
daß normale Toleranz für Galaktose nur gegen Icterus catar
Da nun, wie Hofmeister nachwies, der Grad der
lhre Ausscheidung fand immer im Verlauf einiger Stunden statt,
stunden wurde kein einziges Mal ein Auftreten von Galaktose
t
u
= e
-w
er
“a
= 31. August.
`. thal, Arch. f. Path. u. Pharm. B
` diphtherischer Croup, 1913. — Joch mann, Lehrbuch der Infektionskrank-
dst reizlos und kann daher auch subeutan
mre mpi g te
mori T3 oT
r°
= -01919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 85: " _
s ' z Eg TOR a 1 `.
! Ace, ee i ER a Bee .. > © 7 . OF k: ;
1 Ei - 1 - : R x De By .. “en . - Pe
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. . Sr . er i SUEN a6
g "875 E - |
ER 5
7 -
l B ; iR e
`o
„spricht, bei allen andern Leberschädigungen aber vorkommen kann,
. so erscheint diese Ansicht wohl richtig: Ebenso sagen auch Wörner
und 'Reiß, daß die pathologische älimentäre Galaktosurie auf
bestimmte Gruppen von Leberschädigungen hindeutet, und Retz-
`. Laff erklärt sie’ebenfalls. nur in vereinzelten Fällen als differential-
- diagnostisches Hilfsmittel. P a D a R 7
`. Zusammenfassung. Fortlaufende Urinuntersuehungen
‚ von Diphtherikern ergaben, daß die Urobilinurie ‘bei dieser Er-*
krankung : nicht zu Schlüssen auf die Leberfunktion verwertet
-werden kann. . Ebensowenig kann auch die Ausscheidung von‘
per os.zugeführter Galaktose zur Beurteilung von Leberfunktions-
störungen dienen. -
Literatur: Tworo ger, Inaug.-Diss. Breslau 1918. — -Ro se n-~.
| Baginsky, Diphtherie und
‘f. klin. M. Bd. 58. — Franz Blumenthal, Inaug.-Diss. Straßbur
"1917. — Hohlweg, Zur funktionellen -Leberdiagnostik. (H
| M. Bd.100. — Min-
kowski, Merings Lehrb. d. inn. M. 1913, — Weinland; Zschr. f. Biol.’
ganismus. (Hab. Schrift, Würzburg 1898.) |
Bd. 5 W, 1906; S.19 und S. 2538. — Tugend-
(Erg. d. Inn“ M: 1913.)
thologie der Leber, 1916. — Strauß‘, B: kl. W. 1898, Bd. 35. — Derselbe,
D. m. W. 1897, Nr. 18. — Worm:-Müller,'Pflüg. Arch. Bd. 34:.und 36. —
Moritz, D. Arcb. f. klin. M. Bd. 46` — Derselbe, Verhdl.: d. X. Kon-
gresses 1. inn. Med. — Rosenfeld, D. m. W. i
Path: u. Pharm. Bd. 25. — Fr. V.o it, D.-Arch..
| g 1903.
— v. Noorden, Die Zuckerkrankheit,. 1895. — Gerhartz, D. m W;
ab. Schrift,
Hofmeister, Arch. f. exp.
Gießen 1909) — W. Schmid, D. Arch. f. klin. M. A
Bd. 40. — Sommer, Die Verwertung des Milchzuckers im tierischen. Or-
— Brasch, Zschr. f
0. — R. Bauer, W. m. -25
reich, Arch. f. Kindhlk. Bd.-88. — Wagner, Zschr. f. klin. M., Bd. 80. —
Wörner und Reiß, D.m.W.1914. — Retzlaff, M.K1.1913 (mit Literatur)
+
al
. en: ` Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege. = i a E
CE S Antiarthritica, |
` :Von Mitteln gegen die Gicht haben sich einige Derivate
. des Atop-hans sowie das neuerdings hergestellte Sanarthrit
. eingebürgert. | Zr au 1 |
` In den neueren Atophanderivaten sollen einige Nebenwirkungen’
| der. Muttersubstanz, wie schlechter Geschmack, Magenbeschwerden
usw., ausgemerzt ‘werden. Außer ‘dem bereits vor dem Kriege
‚dargestellten Acitrin (Phenylchinolinsäureäthylester) und Nov-
atophan (Methyl-Atophanäthylester) wurde das Novatophan-K
(=Kriegs-) vor einigen Jahren als Ersatz des damals schwer her-
stellbaren Atophans empfohlen; es ist der Methylester des Atophans |
und wirkt zwar bei Gicht, Rheumatismus usw. unschädlich, doch |
übertrifft es das ursprüngliche Atophan nicht, womit die Indikationen
~. für den Gebrauch des Novatophan-K recht spärlich sein dürften.
Gewisse Vorzüge gegenüber dem Atophan scheint zu besitzen das
Es | Iriphan, |
das Strontiumsalz der Phenylchinolinearbonsäure. Es ist ein gelb-
lichweißes Pulver, in kaltem Wasser schwer, in heißem leicht
löslich, desgleichen in verdünnten Alkalien. In verdünnter Salzsäure
löst es sich mit schwachgelblicher Farbe. Der Strontiumgehalt ‘|
beträgt 14%.
Die pharmakologische Wirkung gleicht der des ‚Atophans,
' auch hinsichtlich der Schnelligkeit des Eintritts. Ein Vorzug des
Iriphans besteht in der fast völligen Geschmacklosigkeit. Weiterhin
wird durch die Bindung an Strontium die Verträglichkeit gegen-
über dem Atophan- erhöht, d. h. Sodbrennen, Aufstoßen, Magen-
drücken ‘werden bei Iriphangebrauch vermieden, Gegenüber dem
n A
Atophan hat Iriphan noch den Vorteil, daß das Ausfallen der
Harnsäure und ihrer Salze in den Harnwegen verhindert wird,
sodaß eine eventuelle Steinbildung in den Harnwegen vermieden
wird... | u
Die Indikationen sind die gleichen wie beim Atophan,
ebenso die Dosierung: drei- bis viermal täglich ein bis zwei Ta-
bletten (& 0,5), die in Wasser leicht zu einem feinen geschmack-
losen Pulver zerfallen.
= Hersteller: Leceinwerk Dr. E.Lav.es, Hannover.
= Ein weiteres, im Kriege dargestelltes Atophanderivat ist das
En Hexophan. | a |
Ersetzt man im Atophan die hier unwirksame Phenylgruppe
durch
bonsäure oder Hexophan. Gelbbraunes, fast geschmackloses Pulver,
das in Wasser und Alkohol nahezu unlöslich, dagegen in Alkalien
leicht löslich ist. Ein solches Salz wurde eigens unter dem Namen |
| die nächsten Injektionen um einige Teilstriche mehr oder weniger.
Unmittelbar nach den Injektionen soll der Patient das Bett hüten,
Hexophan-Natrium in den. Handel gebracht. Letzteres. Präparat
| 1, intramuskulär und’ in-
travenös injiziert werden. =
„Die Wirkung ist die der Komponenten: gegen Gicht und
Theumatische Erkrankungen, außerdem auch gegen Myositis, Ischias
usw. Bei der Gicht ist es sowohl im akuten wie im chronischen
kommt auch dem Hexophan zu. In manchen Fällen wurde beob-
achtet, daß Hexophan besser wirkt als Atophan bzw. Salieylsäure
allein, | A i
Nebenwirkungen werden nicht bekanntgegeben. |
‘Von Prof. Dr. C. Bachem, Bonn a. Rh. an: Zu re.
3 = | _ Dosierung: Innerlich dréi- bis viermal täglich 1g Pulver
oder Tabletten; man beginnt mit viermal täglicher Darreichung.
und geht auf dreimal täglich zurück. Hexophan-Natrium wirkt `
subeutan und intramuskulär zu 0,5:3,0 Aqu. steril. injiziert, zu `
(Originalpackung 25 Tabletten.) m
die-Salieylsäure, so erhält man die Oxyphenylchinolindicar-
nicht genommen: werden. Eine: andere Kur darf man
Stadium indiziert; die dem Atophan eigene antiphlogistische Wirkung Ä
intravenösen Injektionen genügen noch kleinere Gaben.
Originalpackung: Röhrchen mit 10 und 20 Tabletten.
Hersteller: Höchster Farbwerke.
en Die Behandlung ‚der chronischen. Arthritiden wurde in an-
"dere Bahnen gelenkt. durch die neuerliche Herstellung und An-
‘wendung von o | ne EA
| Sanarthrit (Heilner), |
‘ Heilner ‘ging bei der Darstellung dieses Präparates von
. der Theorie des lokalen Gewebsschutzes aus und. präzisiert .
seinen Standpunkt etwa folgendermaßen: Die zwischen bestimmten
normalen physiologischen Stoffwechselprodukten (z. B. Harnsäure) und
bestimmten Geweben (z. B.Knorpel) bestehende chemische Affinität
darf sich im Zellbetrieb des Organismus nicht. durchsetzen, da `
sonst durch Eindringen dieser Stoffe ins Gewebe eine Schädigung NER
| | Es besteht nach Heilner ein, >
angeborener, physiologischer lokaler Gewebsschutz, durch welchen, :_
wie durch ein stets erneutes Schutzgitter bestimmte Affinitäten -
desselben: die Folge sein müßte.
(Harnsäure) vom Eindringen in die das Gelenk ‚bildenden: Gewebe
(Knorpel) abgehalten. werden. Wird dieser lokale Gewebsschutz -
durch patbologisch bedingte Umstände durchlöchert, so dringt: der
physiologische Affinitätsträger als Schädling in das Gewebe ein.
Durch Eindringen der Harnsäure in den Knorpel entsteht so die
Gicht, durch die Homogentisinsäure die Arthritis- deformans alcap- >
tonurica. a ae Be:
' Die chemische Zusammensetzung des wirksamen Be-
_ standteils im Sanarthrit, das auf eine. besondere Art aus dem Tier- >
knorpet gewonnen wird, ist noch unbekannt. Wahrscheinlich sind
mehrere chemische Individuen an der Wirkung beteiligt, jedenfalls -
ist die Chondroitinschwefelsäure allein an der Wirkung unbe-
teiligt. Für die Stärke der Wirkung ist das Alter und, die Spezies
des: den Knorpel liefernden Tieres von Bedeutung. Sanarthrit
stellt eine farblose kolloidale Flüssigkeit dar. Durch die intravenöse
Anwendung des Mittels, das für den Organismus unschädlich ist,
wird die stetige’ Erneuerung des daniederliegenden lokalen Ge-
` websschutzes auf fermentativem Wege bewirkt. Wir sehen also . _
hier die erste kausale Therapie der chronischen Arthritiden. _
` Zur Verwendung gelangen: zwei Sorten: Stärke I und I
(letztere wirkt intensiver). Die Kur. besteht in der Regel aus
sieben Einzelinjektionen,“ mitunter kommt man mit weniger aus,
manchmal sind 12 bis 15 nötig. Zwischen den einzelnen Injektio-
nen soll bei schwacher Reaktion ein Zwischenraum von zwei bis.
vier, bei starker ein solcher von vier, bis sechs Tagen liegen.. Man `
beginne meist mit 1 ccm (= 1 Ampulle) der Stärke I und variiere
an den Zwischentagen ist.dies nicht notwendig. Eineinhalb: Stunden
vor und vier Stunden nach der Injektion ist nichts zu genießen.
Am Injektionstage sollen andere Medikamente nach Möglichkeit
, erst fünf
Monate nach "Beendigung der ersten einleiten.
-Besonders charakteristisch Tür die Wirkung des Sanarthrits
ist das Auftreten der Reaktionen.. Diese können verschiedene
Stärke besitzen und sich in lokalen Erscheinungen (Schmerzen in
den erkrankten-oder früher erkrankten Gelenken) oder in Allgemein-
heiten, 1914. 2 Quincke und Hoppe-Seyler, Krankheiten der Leber, |
1912. — Meyer-Betz, Lehre. von Urobilin. Inn. M: 1 ae
Hausmann, D. m. W. 1913, Nr.8. — Fischler,. Physiologie und Pa-
| 888. — Miura, Zschr.._ - `
îi. Biol. Bd. 32. — Linossier und Ro'que,. Arch. d. med. exp. 1895. — Sr
Biol. ..-
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` daß gleichzeitige Blasenstörungen lange vor den Sexualstörungen
7
876
erscheinungen (Frösteln, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Durst, Tem-
peratursteigerung bis 39° äußern. Außerdem kann es in schweren |
Fällen neben den genannten Symptomen zu Schweißausbruch,
Diarrhöen und Temperatursteigerung auf 40° kommen. Sämtliche
Reaktionen klingen aber meist im Laufe eines Tages ab und machen
bald einem entschiedenen Wohlgefühl Platz. Voraussetzung für
eine nachhaltige Heilwirkung ist die Erzielung mindestens einer
und bei mehr als fünf Injektionen möglichst zweier starker Reak-
tionen. Natürlich sind die Kranken auf das Auftreten der Reaktionen
aufmerksam zu machen. |
Indikationen: Arthritis deformans, Periarthritis destruens,
chronischer 'Gelenkrheumatismus und Arthritis urica, ferner bei
akuten und subakuten entzündlichen Prozessen der Gelenke. In
der Regel bilden hohes Alter und kompensierte Herzfehler keine
Gegenanzeige. Die Anwendung ist unzweckmäßig bei reiner luetischer
Arthritis deformans (die antisyphilitisch behandelt werden soll) und
geradezu ‚konträindiziert bei allen akuten und chronischen Nieren-
erkrankungen,
Originalpackungen: Stärke I (gelbe Etikette) zu ein und zehn
Ampullen à 1,1 ccm, Stärke II (grüne Etikette) zu ein und zehn
Ampullen à 1,1 ccm.
Hersteller: Luitpold-Werke, München.
* *
*
>,
4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35.
31. August,
Diabetes insipidus.
Die in vielfacher Beziehung pharmakologisch interessante
Wirkung der Hypophysenpräparate wurde therapeutisch
bei der Behandlung des Diabetes insipidus von zahlreichen Autoren
in den letzten Jahren mit Erfolg ausgenutzt. Worauf im einzelnen’ ‘
die Wirkung beruht, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt, doch
wird die Tatsache der starken Reduktion der Harnmenge bei gleich-
zeitigem normalen speeifischen Gewicht fast allgemein zugegeben.
Das Konzentrationsvermögen der Niere wird also erhöht, zumal
bei Einschränkung der Kochsalzzufuhr. Die Wirkung scheint nur
bei intramuskulärer oder subeutaner Injektion einzutreten, nicht
bei innerlicher Darreichung. Die ungezwungenste Erklärung für
die Wirkung dürfte sein, daß beim Diabetes insipidus die normale
Funktion der Hypophyse daniederliegt. Ob diese Ausfallserschei-
nung allein das Bild der Krankheit hervorruft, bleibe hier unerörtert.
Von der handelsüblichen Stammlösung injiziere man alle
zwei Tage 1 ccm der Präparate Pituitrin, Coluitrin, Hypophysin
oder Pituglandol (obwohl zwischen den einzeln hier genannten
Präparaten Unterschiede in der Wirkung bestehen sollen). Der
günstige Einfluß pflegt sich schon bald zu zeigen. Schädliche
Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Während in einigen
Fällen die Wirkung nur vorübergehend war, konnte in anderen
von einer dauernden gesprochen werden.
Referatenteil.
Sammelreierate.
Neuere Arbeiten auf dem Gebiete der Sexualfunktionsstörungen.
Von Dr. Lißmann, Nervenarzt, München.
Ein großer Teil der während des Krieges erschienenen Ar-
beiten auf dem Gebiete der Sexualfunktionsstörungen und der
verwandten Gebiete fußt auf dem Boden der Lehre von der inneren
Sekretion der Keimdrüsen, ein anderer Teil behandelt geschlechts-
mechanistische Störungen und deren Therapie im allgemeinen, ein
kleiner Teil der Veröffentlichungen gilt den Einwirkungen des
Krieges auf die Sexualfunktionen.
Zu den letzteren gehört der Vortrag von Pick (1). Dieser
hat in seiner Lazarettabteilung die Vita sexualis von 100 Patienten
erforscht und dabei unter 25 Offizieren 10, unter 75 Mannschaften
3 Leute gefunden, die, vor dem Kriege sexuell vollständig normal,
nun aber die verschiedensten Störungen der Geschlechtsfunktionen
zeigten, besonders mangelnde oder stark abgeschwächte Libido,
Prektions- und Ejaculationsfähigkeit. In der Mehrzahl der Fälle
handelt es sich um Granäterschütterungen oder Lawinenverschüt-
tungen. Genetisch kommen vor allem Commotionsneurosen in
Frage. Obgleich sich eigentlich sonstige spinale Symptome nicht
zeigten, könnte man an kleine Herde im Lumbosakralmark mit
Läsion des Centrum genitospinale denken. Ähnliches ergaben
die Forschungen H. Mayers (2). Bei 150 Fällen von schweren
Verletzungen des Centralnervensystems ergab sich eine große
Reihe schwerer Störungen der Geschlechtsfunktionen, meist völliger
Ausfall, bei schwerer Erschütterung des Gesamtorganismus oder
bei Kontusionen des Rückenmarks, besonders Sakralteiles.. Man
muß eben an kleine medulläre Herde denken. Interessant war,
zurückgingen. Der seltenen, aber um so interessanteren „disso-
ziierten Potenzstörung*“ widmet Boehnheim (3) eine Arbeit.
Die Erkrankung tritt bei Affektionen des unteren Rückenmarks
auf und kann, da Blasen- und Mastdarmstörungen theoretisch und
praktisch zur Topik versagen, gut zur Lokalisationsdiagnostik ver-
wendet werden. Unter dissoziierter Potenzstörung versteht man
das Fehlen des Orgasmus bei erhaltener Libido und Erektion, bei
fehlender oder stark verlangsamter Ejaculation. Orgasmus und
Ejaculation sind neurologisch zusammengehörig. Der Reiz, den
der durch die Ductuli ejaculatorü und durch die Pars prostatica
in hindurchtretende Samen auf das Rückenmarksgrau ausübt,
gelangt entweder direkt nach Art der Sehnenreflexbogen in das
= spinale motorische Ejaculationscentrum oder indirekt über ein
hypothetisch angenommenes cerebrales zur Contractionsauslösung
der Ejaculationsmuskeln, der Musculi bulbi et ischiocavernosi.
Störungen der Ejaculation bei erbaltener Erektion weisen stets,
sofern sie medullär und nicht durch urethrale Strikturen oder
prostatische Narben bedingt sind, auf einen Krankheitsherd im
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif. Berlin,
Conus der Medulla hin und können als Frühsymptom pathologischer
Conusprozesse gut verwendet werden.
Die Abhängigkeit des Fortpflanzungsvermögens vom Biweiß-
gehalt der Nahrung und damit die Einwirkung der Blockade in
dieser Richtung hat Grumme (4) gezeigt. Die Beobachtung und
richtige Beurteilung der praktischen Lebensvorgänge sind zur
Klärung der Eiweißbedarfsfrage viel wichtiger und wertvoller als
alle Laboratoriumsexperimente. Alle 'Errechnungen der Eiweiß-
minima dürfen nicht über die Tatsache täuschen, daß eben das
Eiweißminimum nicht das Optimum ist. Das Zurückgehen der
Milch- und Eierproduktion in der Landwirtschaft ist eben allein
auf den Mangel an eiweißhaltigen Kraftfutter zurückzuführen.
Eine Beobachtung Grummes beweist dies schöner als alle
Laboratoriumsversuche. Unter 400 Gänseeiern von kartoftelgefüt-
terten (also eiweißarm) Tieren waren nahezu 90°, unfruchtbar,
während 300 Eier von Tieren, die außer mit Kartoffel auch mit
Körnerfutter (also eiweißreich) ernährt waren, fast alle befruchtet
waren. Die Beziehungen des Fortpflanzungsvermögens zum Nab-
rungseiweiß sind damit unverkennbar bewiesen und werden weiter-
gehend erläutert von Vaertin g (5); denn mangelhafte Ernährung
erzeugt bei Frauen Veränderungen der Sexualfunktionen, die sich
in schweren oder leichten Menstruationsstörungen (geringer Blut-
verlust, Verspätung oder Ausbleiben), Contractionszuständen des
Uterus und allgemeiner Rückbildung der Sexualorgane zeigen.
Diese Tatsache wurde auch bei Kaninchen und Hunden nach-
gewiesen, und während des Krieges ergaben zum Beispiel die
Abfohlergebnisse des bekannten Gestütes von Weinberg ein äußerst
schlechtes Resultat. Es ist also zweifellos, daß mangelhafte oder
verschlechterte Ernährung die weibliche Sexualfunktion herabsetzt.
Die Feststellung dieser Tatsache veranlaßt Vaerting zu der
Annahme, daß der geringere Geschlechtstrieb der Frauen und
der frühzeitigere Eintritt des Klimakteriums im Vergleich zum
Manne auf die als selbstverständlich beziehungsweise notwendig
angenommene geringere Ernährung der Frauen im allgemeinen
zurückgeführt werden muß. Dabei sind die Geschlechtsausgaben
des Weibes (menstrueller Blutverlust und Bildung. des kind-
lichen Organismus) sicherlich nicht kleiner als die des Mannes
(Samenverlust), auch der Größenunterschied der Körper ist, mie
so allgemein und außerdem findet sich. dieser Unterschied in der
Ernährungsquantität nirgends beim, Tierreich. Die Praxis, daß die
Frau geringer ernährt‘ wird als der Mann, besteht also nicht ZU
Recht und ist die Ursache des geringeren Geschlechtstriebes un
des früheren Klimakteriums. Die Einwirkungen des Krieges &
das männliche Geschlechtsleben werden in zwei Arbeiten VOR
Lißmann (6 und 7).gezeigt. Die Wirkung der durch den
Schützengraben bedingten absoluten Abstinenz zeigte sioh M
erster Linie in Herabminderung der Potenz, auch bei Leuten, die
keinerlei neuropathische Veranlagung aufwiesen. Dies konnte DI
nur aus den Erzählungen der aus dem Urlaub zurückgekebrieN
Aoa’
à
a 31. August.
Mannschaften. und Offiziere konstatiert werden, sondern wurde
auch durch eine Rundfrage bei den Kontrollprostituierten eines
direkt hinter der Front gelegenen Etappenstädtchens bestätigt.
Ihre direkt von der Front kommenden Kunden zeigten sehr häufig
Potenzunsicherheit bis. Impotenz. Diese Erscheinungen gingen
‚jedoch im allgemeinen rasch zurück oder konnten mit Hebung der
Ernährung und vor allem mit epiduralen Yohimbininjektionen, (8)
- gut behoben werden. Einen anderen Weg zur Behebung der
Impotenz geht H. Maier (9) bei der Heilung einer acht Jahre
dauernden spontalistisch-neurotischen Impotenz. Der Mann litt.
unter der bekannten Hemmung, daß ihn frühere Onanie impotent
gemacht habe; er machte während acht Jahren die allerver-
: schiedensten Behandlungsmethoden mit Lecithin, Kaltwasser-Psycho-
therapie inklusive Analyse erfolglos durch. Da der vergebliche
Wunsch nach einem Kinde die beiden Eheteile beherrschte, ent-
schloß sich Maier zur künstlichen Befruchtung mittels Sperma-
` injektionen. Dies gelang und mit der Geburt eines Knaben war
die hemmende Minderwertigkeitsvorstellung des Ehemannes und
damit die Impotenz völlig behoben. Vom mehr urologischen
Standpunkt. aus betrachtet Lewy (10) die Sexualneurasthenie:
Ein großer Teil. der scheinbar nervösen Formen dieser Erkrankung
hat seine Ursache in organischen Veränderungen der Genitalorgane.
. Die genaue, insbesondere auch endoskopische Untersuchung ist
unerläßlich, und gar nicht..selten findet, man im hinteren Harn-
röhrenabschnitt Veränderungen : des Colliculus seminalis (Auf-
-. lockerung, papilläre Beschaffenheit. später Verdickung, schwielige
Degeneration und Infiltration)... Mit Kaustik und mehrfachen
‚Ätzungen läßt sich der Zustand und damit die Sexualneurasthenie
beseitigen, die Potenz wieder herstellen. Gegen - störende. nächt-
liche Erektionen empfieblt Winderl (11), viermal täglich zwei
Styptoltabletten zu nehmen. Den oft außerordentlich heftigen
Schmerzen “er männlichen Genitalgegend gelten zwei Arbeiten
von Porosz (12) und Luce (18). Es gibt heftige epididymitis-
artige Schmerzen des Hodens und der Leistengegend, welche bei
vollständigem Fehlen der gewöhnlichen kausalen Momente wie
Gonorrhöe, Urethritis, Prostatitis, Cystitis und Inguinalhernien im
Anschluß an frustane Erregungen sexueller Art oder an starke
Inanspruchnahme der Bauchpresse auftreten und die nach einem
Coitus vollständig verschwinden. Es handelt sich dabei um ein,
‚Regurgitieren des Samenblaseninhältes in die Vasa deferentia ent-
weder bei Prostataatonie oder um starken, der Ejaculation ent-
gegengesetzten Widerstand des Sphincter spermaticus. Der Vor-
gang ist Teflektorisch von ödematöser Anschwellung der Nebenhoden
begleitet, Coitus, Pollution oder Onanie bringen Heilung. Vier
solcher im Felde beobachteter Fälle beschreibt Lißmann (7).
. Eine andere Form der Hodenschmerzhaftigkeit erläutert Luce
(13). Es handelt sich um das schon von Cooper: als Irritable
testis geschilderte Krankheitsbild, das mit außerordentlich starker
Schmerzhaftigkeit des Hodens, in den Beinen, Rücken und er-
höhter Reizbarkeit des Magens verbunden ist: Da die exstirpierten
Hoden keinerlei Veränderung zeigten, war man sich über die
Sehmerzgenese, ob spinal oder sympathischer Herkunft, nicht
klar. Bei dem von Lüce geschilderten Fall, in welchem, wie
gar nicht selten, die starke Schmerzhaftigkeit. zur vom Patienten
energisch geforderten Kastration geführt hatten, stellten sich sieben
Jahre. später die gleichen intensiven Genitalschmerzen ein, führten
zu Morphinismus und Suieidversuch. Bei der Autopsie ergab sich
eine chronische Pachymeningitis und Wurzelneuritis, ausgehend
von einer Caries 'superficialis des zweiten bis ‚vierten Lenden-
wirbels, Die chronische toxische Reizung der Nervenfasern und
die Lymphstauung innerhalb der Nervenscheiden war die Ursache
der unerträglichen durch die Kastration natürlich nicht beseitigten
Neuralgien.. Im Gegensatz zu dieser seltenen spinalen Form der
Hodenneuralgien stehen die etwas häufigeren orchidogenen Formen bei
Gichtikern, Masturbanten und nach frustranen sexuellen Erregungen. |
‚Wenden wir uns nun den neueren Arbeiten über die Sexual-
funktionsstörungen zu, welche auf‘ dem Boden der Lehre von der.
en Sekretion der Keimdrüsen stehen, so muß vor allem
À IT8Cchfelds während des Krieges erschienener neuen großen
exualpathologie (14) in zwei Bänden gedacht werden. Im Gegen-
2 Pıum gleichnamigen Werke Krafft-Ebings, der noch in
Hr, Ergebnissen der psychiatrischen Forschung: wurzelt, behandelt .
list Schfeld im I. Teil den Geschlechtsdrüsenausfall, den Infan-
Ion aus, die Sexualkrisen und ‘die Onanie (Ipsation), im II. Teil
ne Hermaphrodismus, die Androgynie, den Transvestitismus und
ie Homosexualität, sowie den Metatropismus ganz unter dem
»esichtswinkel der von den Keimdrüsen gelieferten männlichen
+
fangreich und muß im Original gelesen werden. Ein Teil seiner
Gedankengänge ist schon in. einer kleineren Veröffentlichung über
Geschlechtsdrüsenausfall (15) niedergelegt. Dort behandelt er die
' Wirküng des Geschlechtsdrüsenausfalls in allgemeiner körperlicher
und in‘ besonderer Hinsicht auf. den Geschlechtstrieb, wobei ein
deutlicher Unterschied sich ergibt bei angeborenem und erworbenem.
Geschlechtsdrüsenausfall. Die -Niċht- beziehungsweise Unter-
entwicklung oder die sich homosexuell riehtende Entwicklung der
sekundären Geschlechtscharaktere und der Mangel an Geschlechts-
trieb sind die Hauptcharakteristica des Keimdrüsenausfalls. Der
Grad dieser Erscheinungen ist vom Angeborensein oder von der
vor- oder -nachpubischen Kastration abhängig. Hier .muß. eine
Arbeit von Strohmayer (16) erwähnt werden, der untersucht,
welche Kräfte bei der Entstehung und Inhaltsprägung der Zwangs-
vorstellungen wirken und der als symptombildend die Sexualität
des Kranken findet. Es ist ihm aufgefallen, daß sich ‚bei den
Zwangsvorstellungen der Neurotiker}stets weit in die Kindheit
zurückreichende Sexualphantasien oder -handlungen sadistisch-
masochistischer Art finden. Das Äquivalent des sadistischen Partial-
triebes stellen die „Schädigungsgedanken“, das masochistische
Äquivalent die „Zwangsgrübeleien,- Zwangsbefürchtungen und
Zwangszweifel“ dar. Im Gegensatz zu Freud.glaubtStrohmayer
nicht an einen :Heilerfolg psychoanalytischer Aufdeckung des Zu-
sammenhangs von Sexualität und Neurose, sieht diesen Zusammen-
hang überhaupt weniger psychisch als organisch ‚bedingt an. Denn
“bei den Perversionen handelt es sich um eine Art Mischungsfehler
innersekretorisch die Sexualität garantierender Drüsenprodukte. Die-
polymorphkomplexe Sexualanlage schließt hetero- und pervers-
sexuelle Triebe in sich; ihre innersekretorische Dyskrasie ‘bedingt
‘die psychische Dyskrasie, deren Entwicklung zur späteren Zwangs- .
neurose von zufälligen Erlebnissen abhängt. Etwas skeptisch steht -
noch Löwenfeld (17) den psychosexuellen Konsequenzen gegen-
über, .welche aus der Hormonenlehre neuerdings gezogen werden.
Er beschäftigt sich mit der Frage, welehe Bedeutung der inneren
Sekretion der Keimdrüsen für die Richtung des Sexualobjektes zu-
zuerkennen sein mag. Die Hormone der inneren Keimdrüsen-
sekretion wirken steigernd auf den Geschleehtstrieb, auf andere
psychische Vorgänge und entwicklungsfördernd für die sekundären
und tertiären Geschlechtscharaktere. ‘' Nach den. Experimenten
Steinachs war es gelungen, eine kastrierte männliche Ratte
durch Implantation einer weiblichen Pubertätsdrüse, nicht allein.
in ihren sekundären körperlichen- Geschlechtscharakteren, sondern
auch in ihrem ganzen psychischen Verhalten zu feminieren, und
ebenso wie umgekehrt ein weibliches Tier durch Übertragung einer
männlichen Keimdrüse zu maskulinisieren. Diese tierexperimentellen
Ergebnisse lassen sich aber nicht ohne weiteres auf den Menschen
übertragen, weil bei diesen das Sexualobjekt sich als ein Komplex
von Vorstellungen erweist, die von der Elektivität, vom Alter und
‘von der temporär variablen Triebrichtung des Individuums abhängen.
Insbesondere glaubt Löwenfeld nicht, daß die von Steinach
und Hirschfeld angenommene Zwittrigkeit der Pubertätsdrüse
und die damit begründete Wechelswirkung ihrer männlichen und .
weiblichen Hormone als Grundlage der Homosexualität angesprochen
werden darf, weil erstens die anatomisch-zwittrige Beschaffenheit
der Keimdrüsen bei Urningen noch nicht erforscht ist (diese könnten
sich ja auch bei normalen Menschen finden), zweitens Urninge auch.
längst vor der Entwicklung der Pubertätsdrüsen bereits homosexuelle
Neigung zeigen und drittens auch bezüglich ihres homosexuellen
Objektgeschmackes großen Variationen unterworfen sind.
Dämit kommen wir zu den beiden gegensätzlichen Veröffent-
'lichungen Kräpelins (18) und Hirschtelds (19) über die
pathologischen Grundlagen der Homosexualität. Ersterer faßt sie
nicht als Folge einer. besonderen angeborenen Hirnorganisation auf, ..
sondern als Einwirkung ungünstiger geschlechtlicher Ergebnisse
auf psychopathische Persönlichkeiten mit früh erwachtem, nicht
beherrschtem Geschlechtstrieb. Sie stellt éin Stehenbleiben auf
einer niederen Stufe der auch von Normalen durchzumachenden
Geschlechtsentwicklung dar und kommt meist unter Mitwirkung -
des Alkohols, durch Verführung, Literatur. oder mutuelle Onanie.
Strafrechtlich ist Abschaffung `
des $ 175, dagegen ein Schutzalter von 21. Jahren zu fordern.
frühreifer Individuen zustande.
Diesen ‘Anschauungen tritt Hirschfeld gegenüber mit Beob-
achtungen, die nicht an einem kleinen forensisch-psychiatrischen:
Material, sondern an‘ 15000 Homosexuellen seiner. Sprechstunde -
gemacht sind. Die Homosexualität ist somatisch und nicht psycho-
s
© 1919 —- MEDIZINISOHE KLINIK: — Nr. 3. 0.00
und ` weiblichen Hormone, die er Andrine und Gynäcine nennt.
Das herrliche Werk ist zum Referat an dieser Stelle viel zu um- -
r
878
logisch bedingt und beruht auf einer mangelhaften Differenzierung
der Pubertätsdrüsen und ihrer Hormone. Daher können homosexuelle
Handlungen der Jugend oder die Lektüre die angeborene hetero-
sexuelle Triebriehtung nicht mehr- verändern. Dagegen ist Hirsch-
feld einig mit Kräpelin, daß die Homosexualität wie alle
anderen sexuellen Atypien mit besonderer Häufigkeit bei angeborener
Psychopathie zu finden ist, nur ist es fraglich, ob letztere oder
die Intersexualität das primäre Moment dabei ist. Ein verschiedenes
männliches und weibliches Schutzalter ist nicht, dagegen vermehrte
sexuelle Aufklärung, Vermeidung Körper und Geist schädigender
‚Gifte (Alkohol) und eine rationelle Vererbungshygiene zu empfehlen.
Die homosexuelle Veranlagung ist nicht Sache der Jurisprudenz,
sondern der Medizin. Kräpelin meint hinwiederum in einer
Entgegnung, diese geschlechtliche Atypie müsse eben im großen
Zusammenhang der Entartungsvorgänge und .nicht einseitig im
Kampfe gegen den $ 175 angesehen werden. Hirschfelds
Anschauungen finden nun aber ihre praktische Bestätigung in zwei
Operationserfolgen, welche Steinach undLichtenstern(20)
erzielten, Die Rattenexperimente Steinachs hatten gezeigt,
daß es möglich ist, die sekundären Geschlechtscharaktere eines
kastrierten Tieres physisch und psychisch durch Einpflanzung der
andersgeschlechtlichen Pubertätsdrüse dieser entsprechend’ umzu-
stimmen, Pflanzt man aber kastrierten Tieren beidgeschlechtliche
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 85.
| mangelhaften inneren. Sekretion der Keimdrüsen und sekundär
unter dem Namen Testogan (für Männer) und Thelygan (für
31. August, ` |
Karo (21) hat bei Erkrankungen der Sexualorgane, speziell bei
Prostatismus, dessen Symptombild durch häufige Tenesmen, Dysurie
bei klarem Harn und Residualharn und allerlei nervöse Symptome
im Bereich des Harntraktus charakterisiert ist, mit Testieulin in
Form von Injektionen gute Erfolge erzielt; ebenso bei den nervösen
Sexualerkrankungen der Frau, wobei es sich als ein hervorragend
wirkendes Tonicum auszeichnete. Ähnliches berichtet J; Bloch
(22). Die Erwägung, daß die sexuelle Insuffizienz auf einer
dadurch auf einer unzureichenden Erotisierung des Gehirns durch
die Sexualhormone beruht, fernerhin die Annahme, daß das
Yohimbin nur die nachgeordneten niederen Sexualcentren und
nur wenig nachhaltig beeinflusse, hat ihn veranlaßt, Yohimbin-
und Hormonwirkung. zu vereinigen. Er ließ ein derartiges Präparat
Frauen) herstellen. Bei Impotenz und allgemeiner Sexualneurasthenie,
besonders der Kriegsteilnehmer, hat er damit gute Erfahrungen
gemacht, was mit einigen Krankengeschichten belegt wird. Das
Mittel kann oral, per anum und injectionem angewendet werden.
Im Zusammenhang damit sei noch eine große Arbeit Dardels
(23) angeführt. In der im allgemeinen den Chirurgen angehenden
Veröffentlichung wird hervorgehoben, daß bei 60 Patienten mit
kryptorchen Hoden dieser stets ein mehr oder weniger starkes
Zurückbleiben in der Entwicklung zeigte, histologisch sich eine
starke Vermehrung der Interstitialzellen, dagegen ein Zurückbleiben
der generativen Hodenteile ergab. Die Ursache dieser Hoden-
atrophie ist in der mangelhaften Blutversorgung des Organs zu
finden, sei es wegen der anormalen Lage der Gefäße oder anor-
malen Beweglichkeit; denn wurden die Testes auf operativem
Wege ins Scrotum verlegt, so vergrößerten sich dieselben bis zur
normalen Entwicklung, wenn die Operation bereits vor der Pubertät
gemacht wurde. Psychische Anomalien fand Dardel (merk
würdigerweise) bei seinen Kryptorchen nie.
Literatur: 1. Fr. Pick, Über Sexualstörungen im Kriege. (M. m. W.
1918, Nr. 36.) — 2. ayer, er Störungen der sexuellen Funktionen als
Kriegsfolge bei nervenkranken und kriegsverletzten Soldaten. (M. m. W.
1917, Nr. 12.) — 3. Böhnheim, Über die topische Bedeutung der dissoziierten
Potenzstörung. (Zschr. f. Nervenheilk., Bd. 57, H. 1.) — 4. Grumme, Ab-
hängigkeit des Fortpflanzungsvermögens vom: Eiweißgehalt der Nahrung.
(M. m. W. 1916, Nr. 34.) — 5. M. Vaerting, Über den Einfluß der Ernährung
auf die Entstehung der weiblichen Geschlechtsmerkmale. (Gyn. Rdsch. 1911,
H. 13 und 14.) — 6. Lißmann, Neurosexologische Beobachtungen in der
Front. (M. m. W. 1918, Nr. 11.) — 7. Derselbe, Die Wirkungen des Krieges
auf das männliche Geschlechtsleben. (Verl. d. ärztl. Rdsch. O. Gmehlin,
München 1919.) — 8. Derselbe, Zur Impotenzbehandlung. (Neurol. Zbl. 1914,
Nr. 7.) — 9. H. Maier, Zur Kasuistik der psychischen Impotenz. (M. m. W.
1916, Nr. 40.) — 10. E. Lewy, Aphorismen über Sexualneurasthenie. (Th. d
G. 1917, H. 4.) — il. Winderl, Meine Erfahrungen mit Styptol bei Erektionen.
(M. m. W. 1916, Nr. 50.) — 12. Porosz, Inguinalschmerz bei jungen Männern.
Zschr. f. Sexualwiss. 1914, Bd. 1, S. 221.) — 13. H. Luce, Beitrag zur Klini
er Hodenneuralgie. (Zschr. f. Nervenheilk., Bd. 51, S. 190.) — 14. M. Hirsch-
feld, Sexualpathologie I. und I. Teil. (Verlag A. Marcus & Weber, Bonn
1917/18.) — 15. Derselbe, Über Geschlechtsdrüsenausfall. (Neurol. Zbl. 1916,
Nr. 8.) — 16. Strohmayer, Über die Rolle der Sexualität bei der Genese ge-
wisser Zwangsneurosen. (Zschr. f. d. ges. Neurol, Bd. 24, H. 1 und 2) T
17. Löwenfeld, Sexualchemismus und Sexualobjekt. (Zschr. f. Sexualwiss. ch
Bd. 4, H. 5.) — 18. Kräpelin, Geseblechtliche Verirrungen und Volksvermen
rung. (M. m. W. 1918, Nr. 5.) — 19. Hirschfeld, Ist die Homosexualitä;
körperlich oder seelisch bedingt? (Ebenda 1918, Nr. 11.) — 20. Steinach un
Lichtenstern, Mit Erfolg ausgeführte Hodentransplantation am Menschen.
(Ebenda 1916, Nr. 19 und 6.) — 21. Karo, Weitere Erfahrungen über Organ
therapie bei Erkrankungen der Sexualorgane, speziell bei ProstatismuS. ( der
d: G. 1916, H. 4.) — 22. I. Bloch, Weitere Mitteilungen zur Behandlung er
sexuellen Insuffizienz mit Testogan und Thelygan. (M. Kl. 1916, Nr. An
23. Dardel, Klinische Erfahrungen über Kryptorchismus. (D. Zschr. f. CA.
1917, Bd. 142, H. 1.
Pubertätsdrüsen ein, so entwickelt sich ein somatischer und
psychischer Hermaphrodismus. Wir müssen also den Herm-
aphrodismus als eine unvollständige Differenzierung der embryonalen
Keimstockanlage auffassen, die normalerweise sich vollständig
entweder zu einer männlichen oder weiblichen Pubertätsdrüse
i differenziert und entsprechend ihrem männlichen oder weiblichen
! Hormon auch das Nervensystem - männlich oder weiblich zu
Oo žy erotisieren pflegt. Die häufige Homosexualität der Pubertätszeit
o x erklärt sich somit als noch unvollständige Differenzierung der
zwittrigen Pubertätsdrüse, die Homosexualität als Stillstand der
männlichen und überwiegender Aktivierung der weiblichen Pubertäts-
drüsenzellen und ihrer entsprechenden Hormone. Die praktische
FRE. Anwendung dieser neuen Ergebnisse beim Menschen gelang in
zwei Operationen. Einem Soldaten waren durch ein Geschoß beide
pi Hoden zertrümmert und entfernt worden. Es stellten sich Libido-
E und Potenzverlust, Scbnurrbartausfall, Zurückgehen der Körper-
| behaarung, Fettansatz, Depression ein. Diese Erscheinungen gingen
nach Einpflanzung eines kryptorchen Hodens sämtlich zurück und
zweieinhalb Jahre nach der Operation hat der wieder völlig normale
potente Patient geheiratet. Im zweiten Falle handelt es sich um
einen von Jugend auf homoseguell empfindenden Mann, der stark
weiblich entwickelte Körpermerkmale (großer gewölbter Busen,
weibliche Körperbehaarung) und weibliches Benehmen aufwies und
sich stets passiv homosexuell betätigt hatte. Später mußten ihm
infolge Tuberkulose beide Hoden weggenommen werden; dann
ne | wurde ihm der kryptorche Hoden eines normal empfindenden Land-
20 | sturmmannes in den Musculus obliquus implantiert, Bereits zwölf
a: . Tage nach der Operation war der Patient normal, das heißt anders
ae geschlechtlich erotisiert, konnte sechs Wochen später „mit großer
ee Befriedigung und Glücksgefübl* den Coitus mit Mädchen ausüben
| ‘und verliebte sich dann in vollständig normaler Gesundheit.
| _Selbstverständlich hat sich . die Organotherapie auch diese
Ze. Ergebnisse der inneren Sekretionslehre längst zunutze gemacht
a und sind wir in der Impotenzbehandlung von Brown-Sequards
Spermainjektionen über Spermin, Spermiol, Horminum masculinum
und femininum zum Testiculin, Testogan und Thelygan gelangt.
Aus den neuesten Zeitschriften.
i (Siehe auch Therapeutische Notizen.)
' Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 33.
Gennerich: Kriegserfahrungen in der Luesbehandlung unter
besonderer Berücksichtigung des Silbersalvarsans. Die Einführung von
Maximaldosen für die Salvarsanpräparate der Luesbehandlung dürfte
eher Nachteile als Vorteile bringen. Will man den Versuch machen,
die Gefahren der Salvarsanbehandlung noch weiter zu beschränken,
so muß der Hebel an ganz anderer Seite eingesetzt werden. Kurze
Fortbildungskurse in dieser Materie genügen noch nicht, um den
Therapeuten mit allen Aufgaben der Behandlung sicher vertraut zu
N machen. Hierzu bedarf es einer längeren klinischen Erfahrung, wozu
= die größeren Kliniken und Krankenhäuser eine geeignete Einrichtung
schaffen müßten.
Lehmann (Berlin): Ulcus pepticum und vegetatives Nerven-
system. Die positive pharmakologische Reaktion und Stigmata IM
vegetativen Nervensystem finden wir beim Uleus pepticum nicht hau-
figer als bei anderen Krankheiten Jugendlicher. Stigmata in geringen,
aber auch in ausgeprägtem Maße sind häufige BegleiterscheinungeN
bei den verschiedensten Krankheiten; und die übergroße Zail a
Jugendlichen sind so labil im vegetativen Nervenapparät, daß sie au
die pharmakologische Prüfung stark oder überaus stark ansprechen.
Eine wirklich anerkennenswerte Störung im vegetativen Nervensystem
fand Verfasser nur in etwa 20% der Fälle von Ulcus pepticum.
Bittorf (Breslau): Nebennierentumor und Geschlechtsdrüsen-
ausfall beim Manne. Es bandelė sich um ein jugendliches männliches
Individuum mit einer offenbar von der linken Nebenniere (Niere?) a |
ee großen Geschwulst, Hypernephrom, bei dem gleichzeitig m
eziehungsweise kurz nach Auftreten der ersten Zeichen der beginne"
oo ten 5
1919 _ MEDIZINISCHE KLINIK) — Nr. 85: O O O
Aa Geschwaulstentwickling eine Vergrößerung der Brüste; ‚Schwund
-der Hoden. eintrat.
Niemann (Berlin): Grippe und Keuchhusten. Vortrag, gehalten
„in der Sitzung der Berliner medizinischen Gesellschaft am 4. Juni 1919.
| Joseph (Berlin):
zur Verhütung (der Anbituellen Schulterverrenkung. Mitteilung eines er-
_ folgreich operierten Falles.
Ostrowski (Berlin-Grunewald): Über die Entstehung von Gas-
brand nach -Coffeininjektionen. In den: beschriebenen Fällen wurde die
gleiche Coffeinlösung aus dem gleichen Behältnis für zahlreiche Kranke.
verwendet, und jedesmal erkrankte an den verschiedenen Beobachtungs- :
orten immer nur ein Patient ünter den Erscheinungen des Gasbrandes.
Die endgültige Klärung. müssen weitere bakteriologische und. klinische
„Untersuchungen bringen, die vor allem auch zu ergründen hätten, ob
Reckzeh.
.. sich in OR eIMIOSURDER, Gasbrandbaeillen. längere Zeit lebend erhalten.
‘=. können. , G
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919; Nr. 32.
H. Strauß (Berlin): Über lordotischè Urobilinogenurie im Rahmen .
der Funktionsprüfung der Leber. Die bei lordotischer Haltung (im Stehen
. oder Liegen) auftretende Urobilinogenurie dürfte auf einer Stauung'in:
der Leber beruhen (auch bei ausgeprägter Leberstauung infolge von |:
Herzmuskelinsuffizienz kann man sebr häufig eine Dauer-Urobilinogen-
urie beobachten). Aber die lordotische Position genügt nicht allein,
man muß. noch eine nicht mehr ganz vollwertige Leber-
' funktion annehmen. Man könnte daher den Befund der lordotischen
Urobilinogenurie neben den anderen Funktionsprüfungen der Leber
diagnostisch verwenden.
H. Finkelstein: Zum Pylorospasmus der Säuglinge. Vortrag, |.
„gehalten im Verein für ‚Innere Medizin und Kinderheilhunde in Berlin
“am 2. Juni 1919.
-0. Herbst (Berlin-Rummelsburg): Über Kalkmangel bei ieit :
“Hichen. Er-ist zu erklären durch das Fehlen der Milch. Dazu kommt,
daß bei der Kriegsernährung (kleiehaltiges Brot, viel Kohl, Kohlrüben und
Dörrgemüse) und dem an Nahrungsresten. reichen Kote auch die Kalk-
verluste relativ groß sein müssen. Der Kalkmangel ist eine der Haupt-
ursachen .der Osteoporose. Nicht anzunehmen ist, daß auch ein Mangel
„an Phosphorsäure in der Nahrung bei der’ Skeletterkrankung eine er-
‚hebliche Rolle spiele. Denn die Nahrung ist gewöhnlich sehr viel
` reicher -an .Phosphorsäure als an Kalk, und das Brot z. B. enthält
ziemlich große Mengen davon.
`M. Zondek (Berlin):
‚schenkel, Ein Beitrag zur Umbildung an Amputationsstümpfen. Mit-
i teilung eines Falles, der die vortreffliche Eignung des distalen Endteils
des Musculus quadriceps und des Ligamentum patellae superius zur
‚belastungsfähigen osteoplastischen Stumpfbildung zeigt.
=. Rodu Bois-Reymond (Berlin): Die Veränderungen an den
Muskeln der Stümpfe. Ein Beitrag zur Umbildung an Amputafions-
stümpfen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch die bei der Ampu-
tation durchschnittenen Muskeln bei der Bewegung des Stumpfes mit-
wirken. Muskulatur- und Knochenbildung in "Amputationsstümpfen
können. sich sehr verschieden verhalten. Es muß schließlich gelingen,
die Bedingungen zu ermitteln, unter denen ‘sich ein kräftiger, neuer:
_ Muskelansatz oder eine schützende Knochenplatte im Stumpf entwickelt.
.Dann wird. es auch möglich sein, schon bei der Operation auf die beste
‚Stumpfbildung hinzüwirken.
. EMeyer (Königsberg i i. ‚Pr.): Irrenanstalten, Trinkerheilanstalten
und Nervenheilstätten. Staatliche Trinkerheilanstalten und staat-
liche Nervenheilstätten sind erforderlich. Sie sind am besten den
Anstalten. für G eisteskranke, wenn auch als selbständige
‚Einrichtungen, anzugliedern.
Erich Friedlaender (Lemgo): Die Infektiosität der Lues
‚ latens und ihre praktische, Bedeutung für die Irrenpflege. Ein 18 jähriger
Mann, a an unverkennbarer Hebephrenie leidend, bei dem kein Anhalt
für eine bestehende oder überstandene syphilitische Erkrankung vorlag,
' auch. ohne einen dafür sprechenden körperlichen und geistigen Befund,
aber. mit starker positiver . Wassermannscher Reaktion im Liquor,
während sich das’ Blut gleichzeitig in einer seronegativen Phase befand
und alle übrigen Liquorreaktionen negativ waren, beißt einen Pfleger
in die Hand. Es entwickelte sich bei diesem eine Wunde von zweifel-
los speeifischem Aussehen. : Auch reagierte das Blut des Verletzten
stark- positiv (Zeichen einer früher überstandenen syphilitischen Er-
krankung waren nicht nachweisbar). In dem vorliegenden Fall kam
-€S nun sehr schnell zum Primäraffekt ‚und zur positiven Reaktion im
aber zu berücksichtigen, daß das syphilitische Virus
höchstwahrscheinlich unmittelbar in die Blutbahn ein-
\
Blute, Es ist
durch den Big
Die operative Fesselung des Oberarmkopfes |
‘(außer Kopfschmerzen keine Symptome,
fanden sich ähnliche Veränderungen wie in der Keilbeinhöhle.
Osteoplastische Amputation am Ober- _ Warzenzellen).
. mannschen Heil- und. Schutzmittels für Tuberkulose.
zum u Pylorus , reichend.
‚gespannten Strömen (über 200000 Volt).
+
gedrungen ist a daß daher die lokale wie die eende Giftwirkung
~ viel rascher zur Geltung. ‚kommen mußte als bei sexuellen Infektionen, '
die ja meist nur eine intracutane Einimpfung des Giftes darstellen. -
H. Grau (Rheinland- -Hornef): Sekundärerscheinungen der Tuber-
kulose. Die Tuberkulose ist eine Allgemeinkrankheit, deren letztes
Stadium die von oben nach unten, langsami fortschreitende Lungen-
tuberkulose zu sein pflegt. Der Nachweis des Primäraffektes. hat beim
Erwachsenen keine praktische Bedeutung. Um so wichtiger. sind die .
Sekundärerscheinungen, die wie bei der Syphilis unter dem Zeichen
der hämatogenen“ Dissemination und multiplen Herdbildung stehen‘
- floride Erkrankung der Drüsen, vor allem der Bronchialdrüsen, und -
‘die davon ausgehende Blutäussaat der Tuberkelbacillen. Diese Aus-
saat, kann den Lungenkreislauf allein oder den gròßen Kreislauf mit-
betreffen. Eine handgreifliche, disseminierte 'Tuberkulose der Lungen
oder anderweitige. manifeste zerstreute- -Organherde geben über eine `’
erfolgte Aussaat sichere Auskunft. -Es ist aber auch beim Fehlen grober
tuberkulöser Veränderungen eine Reihe von Anhaltspunkten für
eine erfolgte derartige Aussaat vorhanden. Dazu gehören: 1.- multiple
kleine Drüsenschwellungen, 2. Polyarthritis 'rheumatica acuta (und
chronica), 3. Erythema nodosum, 4. Pleuritis exsudativa initialis (sie `
nimmt, wie die Röntgenbefunde ergeben,.
Bronchialdrüsentuberkulose ihren Ausgang, die zur hämatogenen Aus-.:
' saat von Tuberkelbacillen in die Lunge führt), 5.. IONUBEHAIOEISEN, nach- `
weisbare, feinberdig-disseminierte Lungentuberkulose, — ~
Paul Prym (Bonn): Erkrankungen- der Nasennebenhöhlen: und:
des Mittelohrs bei Influenza. Es handelt sich um Obduktionsbefunde..
In’ 92 Fällen wurde die Keilbeinhöhle eröffnet. Dabei fanden-
sich 7imal Veränderungen von leichter "Rötung bis zu völliger Ver- `
eiterung (in zehn Fällen allerdings nur eine leichte Injektion “oder
Rötung .der. Schleimhaut, die‘ vielleicht auf der Grenze des Patho- N
logischen steht, in über der Hälfte der Fälle Eiter oder schleimig-
eitriger Inhalt, wobei .der Eiter meist gelblich, graugelb, mitunter etwas `
grünlich war). Im Leben waren die Erkrankungen nicht aufgefallen
die auf Nebenhöhlenerkran-
kungen hinwiesen). Die Stirnhöhle wurde 83 mal untersucht, 10 mal
Man
kann die Entzündung der Keilbeinhöhle wegen ihrer Häufigkeit:
bei Grippe zur Dia gnose bei der Obduktion verwerten. Unter-
sucht wurde ferner in 88 Fällen das Gehörorgan,. wobei .28 mal
Veränderungen gefunden wurden: (26mal- akute Veränderungen, von .
‚leichter Rötung des Trommelfells und der Schleimbaut bis zur Ver-
eiterung, und zwar fand sich 19 mal Eiter, davon mal auch in’den `.
- Die für Influenza klinisch’ so charakteristische Myrin- .
gitis bullosa haemorrhagica sah der Verfasser in keinem Falle.
Alfred Harf (Berlin): ‚Einklemmung des Meckelschen Diver-
iie in einer Schenkelhernie.
operative Therapie am Platze.
gnose gut.
H. Kreutzer (Belzig): Die. Art der Abgabe des F. F. Fried-
Das Mittel wird
nur auf ausdrückliche Genehmigung Friedmanns abgegeben. Diese
wird ‘aber nur, wie äus einem mitgeteilten‘ gedruckten Formular
‚Friedmanns hervorgeht, für solche Fälle erteilt, die Friedmann
_ für geeignet hält.
"auszufüllen, die genau angibt, in welchem Stadium der Erkrankung sich
Aus diesem Grunde hat der Arzt vorher eine Liste
die in Aussicht genommenen Fälle befinden.
Otto Strauß (Berlin): Über die Notwendigkeit einer neuen
‘Nomenklatur in der Magenbetrachtung. Der Verfasser schlägt folgende
Ä Einteilung und Benennung der einzelnen Magenabschnitte vor: 1. For-
nix (Gewölbe des Magens), 2. Corpus ventriculi (Körper des Magens),
von der Kardia und der oberen ‚Segmentschlinge bis zum Isthmus ven-
8. Flexura ventriculi (Magenbiegung), vom Isthmus bis. zum
4. Antrum pylori ee vom Sphincter bis
| CR Bruck.
triculi,
Sphincter antri,
Í
Münchener medtzihische: Wochenschrift 1 9] 9, Nr. 32,
Kurt Warnekros (Berlin): Carcinombehandlung mit höchst-
so härter, das ist penetrationsfähiger die Strahlung.
die Steigerung der Durchdringungsfähigkeit der Röntgenstrahlen kann
die überliegende und die die Neubildung bedeckende Gewebsschicht:
entlastet und die Wirkung der Strahlen in der Tiefe derjenigen
durchschlagssicheren Transfoßmator Dessauers zur Erzeugung durch-
dringungsfähiger Röntgenstrahlen und durch die verbesserte Fürstenau-
Coolidge-Röhre für N ul
879.
in der Regel von einer `
In jedem derartigen Falle, ist nur eine
Bei rechtzeitigem Eingriff” ist die Pro-
Je höher die Spannung, um,
‚Und nur durch
an der Oberfläche nähergebracht werden. : Dies wird erreicht durch den
Auf diese Weise ist eine
elende und schwerkranke Patientin durch vier Bestrahlungen von je
80 Minuten Dauer, das heißt in zirka fünf Stunden, klinisch von
ihrem weit vorgeschrittenen, inoperablen Uteruscarceinom geheilt worden.
Der Verfasser empfiehlt hierbei, um einer solchen Kranken möglichst
rasch über die Shockwirkung der intensiven Röntgenbestrahlung hin-
wegzuhelfen, das schwer veränderte Blut durch vollwertiges zu er-
setzen. Nach Abschluß der drei-"bis viertägigen Bestrahlungsserie er-
halten daher die Frauen eine direkte Bluttransfusion. Am zweck-
mäßigsten wählt man Blutsverwandte (Tochter, Sohn, Schwester, Bruder),
denen aus der Armvene je nach ihrer Konstitution 500 bis 1000 cem
Blut entnommen werden.
Gilbert (München): Über Iritis septica. Es handelt sich um die
sehr schwer und ungünstig verlaufende rezidivierende, vorwiegend eitrige
Iritis („Iridoeyelitis mit rezidivierendem Hypopyon“). Es empfiehlt
sich dabei die Opsonogen-Antistaphylokokken-Vaceinbehandlung.
F. Oehleeker (Hamburg-Barmbeck): Direkte Biuttransiusion
von Vene zu Vene bei perniziöser Anämie. Nach einem Vortrage im
Hamburger Ärztlichen Verein am 4. März 1919.
Jacques Neumann (Hamburg-Barmbeck): Foudroyante Gas-
phlegmone nach subcutanen Coffeininjektionen. In drei Vällen schwerer
Influenzapneumonie traten nach subcutaner Injektion von 20 %igem
Coffein-natrio-salieylicum Gasphlegmonen auf, die in kurzer Zeit zum
Tode der Patienten führten. Wahrscheinlich war die Pflegerin, die
die Injektionen machte, Trägerin von Gasbacillen und hatte daher bei
diesen Eingriffen den Kranken die Gasbacillen verimpft.
Kurt Scheer (Frankfurt a. M.): Die Bedeutung der Sachs-
Georgischen Reaktion für die Luesdiagnostik im Kindesalter. Die Re-
aktion scheint sehr empfindlich zu sein und auch in Fällen von Lues
positiv auszufallen, wo die Wassermannsche Reaktion negativ ist. Diese
Empfindlichkeit ist in der Pädiatrie nicht unerwünscht. Selbstver-
ständlich wird man sich bei positivem Ausfall der Reaktion ohne kli-
nische Symptome nicht mit einer Untersuchung zufriedengeben. Durch
ihre einfache Ausführung hat die Reaktion auch vor der Meinecke-
schen einen wesentlichen Vorsprung. Eine vom Verfasser beschriebene
Mikromethode hat noch den Vorzug, daß man bei ihr mit einem Mi-
nimum von Serum auskommt.
AladärReichart (Pistyan): Halbseitige Sensibilitätsstörungen
und andere halbseitige Erscheinungen bei Ischias. In weitaus den
meisten Ischiasfällen läßt sich im Bereiche des kranken Beines
eine Sensibilitätsstörung nachweisen. Diese kann sich aber auch auf
das ganze erkrankte Bein erstrecken, beschränkt sich also nicht auf
das Gebiet des Nervus ischiadicus, ja sie kann sogar lückenlos die
ganze Körperhälfte, oder doch einen großen Teil dieser ein-
nehmen. Der Verfasser nimmt an, daß eine periphere schmerzhafte
Affektion durch Ausbreitung des Reizes im Gehirn und die Projektion
in die Peripherie eine Sensibilitätsstörung hervorrufen könne, deren
Ausbreitung: größer ist, als es die peripheren Ursachen erklären.
Arnold Löwenstein (Prag): Traumatische reilektorische
Pupillenstarre. In dem mitgeteilten Falle war die linke Pupille licht-
starr, direkt wie konsensuell, und reagierte auf Konvergenz myotonisch.
Bei der Konvergenzreaktion verengt sich die Pupille gleichzeitig im
ganzen Sphincterteil und wird weniger als í mm, gegen 2 mm rechts.
Dabei deutliche Entrundung. Die Konvergenzreaktion ist verlangsamt
(dauert drei bis fünf Sekunden). Ebenfalls braucht die geringfügige
Erweiterung der Pupille auf 1'» mm, ziemlich unabhängig von der
Konvergenzdauer, ungefähr drei Sekunden, die Entspannung der Kon-
vergenzreaktion ist also auch verlangsamt. Auf Cocain rechts Er-
- weiterung auf 4/2 mm bei Tagesbeleuchtung, links auf 21/2 mm.
Heinrich Landgraf (Bayreuth): Noch ein Beitrag zur
Askaridenerkrankung der Gallenwege. Bei der Operation des mitge-
teilten Falles zeigte sich die Leberoberfläche mit einer Anzahl bleistift-
starker Gänge bedeckt, die zwischen Lebersubstanz und Peritoneal-
überzug verliefen. Aus zweien dieser Gänge ragte je ein Spulwurm
i/, bis 1 em mit dem Kopfe in die freie Bauchhöhle hinein.
In der ektomierten Gallenblase fanden sich außer einer Anzahl Chole-
sterinsteinen noch drei lebende Würmer. F. Bruck.
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 32.
A. Läwen: Die Anwendung der Nervendurchfrierung nach
W. Trendelenburg bei Amputationen und der Operation traumatischer
Neurome. Die Unterbrechung der Nervenstämme durch Vereisung ihres
Querschnittes oberhalb der erkrankten Strecke verdient eine weitere
Anwendung bei Amputationen und bei der Operation traumatischer
Neurome. Die Durchfrierung muß hoch, die Durchschneidung tiefer
vorgenommen werden. Es muß noch ein Nervenstück erhalten bleiben,
das degeneriert. Die Nervenstämme werden vorgezogen und 8 cm
oberhalb der Amputationsfläche vereist. Danach fallen die Amputations-
schmerzen fort. Die Vereisung des Nervenquerschnittes hat bei der
Entfernung schmerzhafter Neurome von Amputationsstümpfen gute
Dienste geleistet. Die Operation empfiehlt sich bei Stumpfverbesserungen.
Georg Magnus und Oskar Wiedhopf: Zur Frage der
Unterschenkelamputation wegen trophischer Ulcera am Fuß bei Ischia-
dicuslähmung. Trophische Geschwüre im anästhetischen Gebiet nach
Schußverletzung des Nervus ischiadicus erfordern unter ‚Umständen
die Absetzung. Für diesen Fall ist vor der Operation die meist scharfe ~
Grenze festzustellen zwischen dem Hautgebiet, das vom Nervus saphenus
aus versorgt wird. Die Schnittführung wird so gewählt, daß der”
Stumpf ausschließlich von sensibel und trophisch intakter Haut aus’
dem Saphenusgebiet gedeckt ist. Das geschieht durch einen langen,
zungenförmigen Lappen aus der Innenseite. Die Absetzung erioletin
der Mitte des Unterschenkels. J
W. Herhold: Neuere Anschauungen über das Wesen des
Shocks. Das Ausschneiden zerstörten Muskelgewebes aus zerietzten
Wunden scheint nicht nur für die Desinfektion wirksam zu sein, sondern
auch gegen Aufsaugung von giftigen Stoffen aus der Wunde, welche
zum Shock führen können. K. Bg.
-
Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. b2%
Bernhard Schweitzer: Über die Entstehung der Genital-
flora. Die neugeborenen Mädchen wurden unmittelbar nach der Ge-
burt, dann noch einmal im Laufe des ersten Tages und an den folgen:
den Tagen bis zur Entlassung, täglich untersucht. -Es galt nachzu-
prüfen, wann die Keimansiedlung in dem Genital-
traktus des neugeborenen Mädchens erfolgt, welche
Momente für die Herkunft der Genitalflora in Betracht kommen und
welcher Art die Zusammensetzung der Genitalflora ist. Es ergab sich,
daß unmittelbar nach der Geburt die Scheide und das’
Rectum in allen Fällen keimfrei waren, dagegen waren besonders
im Munde und in einigen Fällen in der Vulva bereits Keime. Vom
vierten Tage an wurde keine Scheide mehr keimfrei gefunden. In dem
alkalisch reagierenden Mundspeichel tritt die Stäbchenflora zurück, ln
der Vulva überwiegt die Stäbchenflora ein wenig die Kokkenflora, da-
gegen überwiegen in der sauer reagierenden Scheide die Stäbchen. In
der Scheide kommt die Zuchtwahl der Keime zugunsten der Stäbchen-
formen am stärksten zur Geltung. Die gefährlichen Streptokokken
treten ganz zurück. Bestimmend für die Keimansiedlung ist die
mütterliche Scheidenflora. — Während beim Neugeborenen der Säure-
gehalt von Anfang an in der Scheide vorhanden ist und das Über-
wuchern der Stäbehen fördert, fehlt die Selbstreinigung in der er-
öffneten Scheide nach Atresie. Es empfiehlt sich daher, vor Eröffnen
einer atretischen Scheide die Vorhofflora im Sinne einer erwünschten
Vaginalflora zu beeinflussen, was durch leicht saure Sitzbäder
zu erreichen ist. 2
C. Mayer: Zur Mitteilung M. Graefes „Über Prolapsgefühl ohne
Prolaps als Kriegserscheinung‘. Das eigenartige Symptom eines quälen-
den Prolapsgefühles findet sich bei pellagrakranken Frauen,
welche schlecht ernährt und nervös sind. K. Bg.
Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 20 bis 26.
Nr. 20. Dörr und Schabel: Experimentelle Untersuchungen
über Infektion und Immunität bei Fleckfieber, II. Mitteilung. Es ist
trotz vielfacher Variationen der Versuchsbedingungen bisher nicht ge
lungen, Meerschweinchen durch zwei- oder dreimalige subeutane Ein-
spritzung verschiedener Impfstoffe gegen eine massive Dosis Fleck-
fiebervirus (Gehirnemulsion von Passagemeerschweinchen) sicher zu
schützen. Die Impfstoffe wurden teils aus virulenten Organen fleck:
fieberinfizierter Meerschweinchen, teils aus infizierten Kleiderläusen
dargestellt, indem die in solchem Material enthaltenen Fleckfieber-
erreger durch Zusatz von 0,1 % bis 0,5% Phenol, durch rasches Trocknen
oder durch längeres Stehenlassen abgetötet wurden.
Bondi: Über Habitus im allgemeinen und Habitus des Dia-
betikers im besonderen. Die Untersuchung auf bestimmte Habitus-
merkmale, Körperlänge, Brustumfang und Brustbehaarung ergab, daß
sich bei den Diabetikern fast dreimal soviel Menschen mit grofem
proportionellen Brustumfang fanden, als nach der Berechnung, die aus
der Kontrolluntersuchung von 4000 Soldaten resultierte, zu erwarten
war. Die Beachtung der Merkmalskombination zeigte, daß im Vergleich
zu den Kontrolluntersuchungen unter den Diabetikern nahezu fünfmal
are Menschen waren, die eine starke Breitendimension mit gleich-
zeitiger starker Brustbehaarung aufwiesen.
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781. August,
Nr.21. Karplus: Zur Pathologie des Halssympathicus. Ver-
fasser hat 82 Fälle von Sympathicusverletzung durch Halsschuß beob-
achtet und erörtert ausführlich die okulopupillären, die vasomotorischen
. und sekretorischen Erscheinungen. In sämtlichen Fällen war eine aller-
_ dings oft geringe Lidspaltenverengerung vorhanden, in 23 Fällen be-
stand Enophthalmus, nie Exophthalmus. Der Enophthalmus beruht
wahrscheinlich auf Erschlaffung des Musculus orbitalis, wobei das Ver-
balten des Muskels zu den Orbitalvenen die Hauptrolle spielt. Fast
in allen Fällen fand sich das Symptom der sogenannten sympathischen
‚Pupillenreaktion, das in Erweiterung der Pupillen auf Schmerzreiz be-
steht. Vasomotorische Störungen fanden sich nur selten und .wenig
hochgradig, doch ließ sich in einer Reihe von Fällen, bei denen die
bloße Inspektion ‘keine vasomotorische Störungen aufdeckte, besonders
bei Prüfung mit ätherischem Senföl eine deutliche Alteration der vaso-
motorischen Erregbarkeit nachweisen, Von Sekretionsstörungen fanden
sich am häufigsten Störungen der Schweißsekretion, .und. zwar bei
| können, und zweitens dem Sonnenlicht.
schwerer Läsion des Sympathicus fast durchweg eine Herabsetzung der
Schweißsekretion, bei leichten Fällen bald verminderte, bald vermehrte
Sekretion. .
`.. — Lenk (Wien): Der röntgenologische Nachweis von Gas in den
Weichteilen und seine diagnostische Bedeutung. Bei Verletzung der
' Atemwege kommt dem röntgenologischen Nachweis von Luft in den
‚ Weichteilen in jenen Fällen eine diagnostische Bedeutung zu, bei denen
‘die Luftansammlung einer Palpation nicht zugänglich ist, z. B. An-
sammlung im hinteren Mediastinum. Ähnliches gilt für manche Fälle
| retroperitonealer Darmverletzung. Für die Frühdiagnose der malignen
. Infektion mit anaeroben Bacillen kommt der Röntgenbefund nicht in
. Betracht, Auch die benigne Form der Gasphlegmone respektive der
Gasabsceß läßt sich röntgenologisch gewöhnlich nicht von mitgerissener
Luft unterscheiden.. Nur der radiologische Nachweis von Gas in den’
der Verletzung sichert die Dia-
Weichteilen mehr als zehn Tage nach
gnose Gasphlegmone.
Nr. 22. Deutsch: Über peripher bedingte dissoziierte Empfin-
dungslähmung. Die. Empfindungsläihmung wurde bei :der Lumbal-
anästhesie mit 1.cem einer 10%igen Tropacocainlösung studiert. Es
. ergab sich für die Reihenfolge des Auftretens der dissoziierten Empfin-
_ dungslähmung folgendes:
` dann die Schmerzempfindung, gleichzeitig oder später die Hitzeempfin-
dung, nach einer längeren Pause die Berührungsempfindung und zum
Schluß die Lageempfindung. Der Verlust der Sehnenreflexe eilte ge-
wöhnlich. der Kälteempfindungsabspaltung voraus. Die Hautreflexe
erloschen gleichzeitig oder unmittelbar nach dem Kälteempfindungs-
verlust. Das Erlöschen der Anästhesie spielt sich so ab, daß -zuerst
das Lagegefühl und die Berührungsempfindung, dann die Schmerz-,
Kälte- und Wärmeempfindung zurückkehrt. | a
= Pozenel: Beitrag zur Radikaloperation des Mastdarm
Verfasser hat in mehreren Fällen mit gutem Erfolge die totale Becken-
boden-Muskelplastik vorgenommen. Ihre Anwendung kommt in allen,
besonders in schwersten Fällen, an Erwachsenen und älteren Kindern
beiderlei Geschlechts in Betracht. Durch ‚die perineale und dorsale
Beckenbodenplastik wird eine anatomische Überkorrektur des defekten
muskulären und fasciellen Beckenbodens, ferner eine Fixierung des ge-
‚sSunkenen, Mastdarmrohres an seinem natürlichen Halte und der Ver-
' Schluß der Bruchpforten erzielt. | i
= Nr.28. Sehüller: Fremdkörper im Gehirn. Die Gefahren
‚der Absceßbildung und der Ortsveränderung des Fremdkörpers müssen
dazu veranlassen, bei jedem frischverletzten Fall mit Fremdkörper im
Gehirn die Extraktion vorzunehmen. .' Von den alten Fällen sind nur
jene zu operieren, bei denen das Bestehen eines Abscesses oder eine
e Wanderung des Fremdkörpers festgestellt ist. Eine Kontraindikation
=, bietet die Anwesenheit zahlreicher kleiner verstreuter Splitter. Als
weitere Indikationen zur Extraktion kommen in ‚Betracht: motorische
und sensible 'Reizerscheinutgen, wie. Epilepsie, schwere Trigeminus- |
neuralgien, Kopfschmerzen, psychische Störungen, ferner die Giftwirkung
des Fremdkörpers, speziell der Bleischaden, und endlich die sogenannte
Psychologische und eventuell die militärische Indikation. Bewährt bat-
Sich die Methode der Extraktion metallischer Fremdkörper unter der
Kontrolle des -Röntgenlichts mit der Holzknechtschen Gehirn-
projektilzange. _ Als Behandlungsmethode der Hirnwunde kommt die
Bar anysche Methode der primären Okklusion der Wunde und Al-
brecht-Demm ersche Methode der Entfaltung der Hirnwunde
. mittels Tamponade ‚und gleichzeitigem Ablassen großer Liquormengen
Mittels der Spinalpunktion in Betracht.
Nr. 24. Henszelman: Die Mobilisation der inaktiven Malaria
und ein- neues therapeutisches Hilfsmittel, Verfasser hat bei chronischer
me,
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 88.
Es fiel aus: zuerst die Kälteempfindung, -
vorfalls.
Malaria mit continuierlichem Fieber durch Darreichung von dreimal
0,1 g Benzol pro die typische Fieberschwankungen hervorgerufen und
dann mit Chinin vorzügliche Heilerfolge erzielt. et
- Nr. 25. Kautsk y: Heuschnupfenfragen: Verfasser kommt auf `
_ Grund langjähriger Selbstbeobachtungen zu folgenden Schlüssen:: Zur Aus-
lösung des Heuschnupfenanfalls gehört ein ganzer Komplex notwendiger
Vorbedingungen, Die wichtigste ist ein familiär konstitutioneller Faktor,
der im vorliegenden Falle nicht nachweisbar mit anderen degenerativen-
| Stigmata verknüpft war, abgesehen von einer.gutartigen Myopie. Die |
Disposition des Heuschnupfers ist abhängig von einer Reihe von Fak-
toren, die die Erregbarkeit seines Nervensystems beeinflussen: die Er-
nährung, dem geographisch-klimatischen Milieu, der Jahres- und Tages-:
zeit. Der bei niedriger Reizschwelle wirksame Reiz besteht aus zwei:
Komponenten, erstens den specifisch artfremden ‚Eiweißkörpern, die
gelegentlich unter besonders günstigen Umständen durch unspecifische,
wohl lediglich mechanisch reizende feine Fremdkörper ersetzt werden
Wilhelm Müller: Klinische und immunbiologische Unter-
‚suchungen mit den wasserlöslichen Bestandteilen der Tuberkelbacillen.
Verfasser hat ausführliche Untersuchungen über das von Deycke-
Much als M. Tb. L. bezeichnete .Partialantigen des Tuberkelbaeillus
‚angestellt. Es enthält die wasserlöslichen Bestandteile des Virus und
wurde bis heute infolge seiner angeblich hohen Giftigkeit aus der `:
Partialantigentherapie gänzlich ausgeschieden. Es ergab sich; daß bei
intramuskulärer. und subcutaner Anwendung das Partialantigen M. Tb. L.
so wirkt wie die übrigen Partialantigene, ja daß es bei leichten Fällen `
sehr wohl noch in 100 fach stärkerer Konzentration angewendet werden
kann wie die Partialantigene A und das Partialantigengemisch. M. Tb. R..
Bei mittelschweren und schweren Fällen muß ‘es wie ein Tuberkülin
gehandhabt werden. Der dem M. Tb. L. vindizierte schädliche Einfluß
konnte im Laufe einer vier- bis sechsmonatigen Injektiouskur nicht
festgestellt werden. In manchen Fällen trat Besserung des klinischen
Befundes und oft auch Heilung auf. Das Partialantigen M, Tb. L. folgt
dem Gesetze der positiven dynamischen Immunität. und unterscheidet
sich in seiner klinischen Wirkung prinzipiell nicht von den übrigen
Partialantigenen, indem auch hier das Prinzip der Quantität als oberste
Voraussetzung für seine therapeutische Verwendung gilt. POEP
l Weltmann und Molitor: Über die Serumreaktion bei einem
Fall von X 19-Infektion (Mischinfektion mit Paratyphus A) in ihrer Be-,
ziehung zur Weil-Felixschen Fleckfieberreaktion. Bei einem Fall von
unzweifelhaft. sichergestellter Infektion mit einem X-Stamm, der eine
vollkommene Übereinstimmung mit den specifischen X-Stämmen zeigte,
ließ sich im Krankenserum nicht die für- Fleckfieber charakteristische
Reaktion auslösen. Eas A ME
Nr. 26. Cafasso und Löw (Graz): Über- die Brauchbarkeit
der Agglutinprüfung für die Diagnostik der Ruhr. Unter 158 unter-
suchten Ruhrfällen konnten die Verfasser bei .der Serumprobe in
97 Fällen, das heißt in 61%, ein positives Resultat. gewinnen. Von:
`
diesen gehören elf dem Typus Flexner, drei dem Typus Y und der
Rest dem Typus Shiga-Kruse an. Der kulturelle Nachweis gelang nur
23mal. Die Agglutinationsprobe erweist ‘sich z. B. sehr brauchbar in
Fällen, wo die akuten Erscheinungen vorüber sind und nur noch die
Folgezustäinde der Erkrankung vorhanden sind. Auch im akuten .
Stadium sind die Resultate bessere als die des kulturellen Nachweises,
wenn nur die Probe zur richtigen Zeit angestellt wird. Hingegen ver-
| sagt die Reaktion, in leichteren Fällen leider recht; häufig.
Bader: Über die klinische Bedeutung der Muchschen Modifi-
kation der Gramschen Färbung. Die neuere Färbemethode nach Gram: `
Much zeigte unter verschiedenartigsten Bedingungen keine Vorzüge
gegenüber der alten Ziehlschen Methode. Unbedingt. muß diese als
die souveräne. Tuberkelbacillenfärbung bezeichnet werden, da sie bei
leichtester Technik größte Sicherheit in der Diagnose gewährt. G. Z.
5 Therapeutische Notizen.
Das Tenosin ist nach E. Kosminski (Berlin) ein unschäd- -
liches, äußerst wirksames Mittel bei allen -ätiologisch noch so ver-
schiedenartigen Blutungen in der Gynäkologie. Es empfiehlt sich sogar
da, wo das Secaleinfus versagt, Wichtig ist die exakte Dosierungs-
möglichkeit dieses ‚synthetischen Präparats. (D. m. W. 1919, Nr.'30.)'
Das Kollargol (Heyden) hat Hubert Schorn (Berlin) in der `.
Augenheilkunde angewendet. Speziell in der 5%igen Lösung und Salbe
ist es ein außerordentlich wertvolles Mittel, das besonders in der Be-
handlung secernierender Conjunctivitiden, oberflächlicher Hornhaut-
I .
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. restlos ausgeheilt,. Die Heilung konnte noch nach 5Ye Jahren kon-
1919, Nr. 82.)
. Ein klinischer Leitfaden. Zweite Auflage. 256 Seiten. Berlin und Wien
.tungen, worunter sich auch Veronal, Methylalkohol finden, sondern
Ser
882 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35.
31. August.
erkrankungen, sodann bei Verletzungen und in der Nachbehandlung
von Operationen sehr gute Dienste leistet. Das Mittel verursacht
selbst bei empfindlichen Patienten niemals eine nennenswerte Reizung.
(D. m. W. 1919, Nr. 30.)
Eucupin empfiehlt Fritz Rosenfeld (Stuttgart) bei der Be-
handlung der Grippe sowie des akuten Gelenkrheumatismus. Bei der
Grippe gelang es dadurch in der Mehrzahl der Fälle, die Pneumonie
zu verhüten, der beginnenden Pneumonie aber wenigstens den gefähr-
lichen Charakter zu nehmen. Man gebe dreimal täglich 0,5 g Eucupinum
basicum in Oblaten drei bis vier Tage lang. Auch beim akuten Ge-
lenkrheumatismus hat sich Eucupin bewährt, entweder allein oder mit
Natrium salieylicum (je 1,0 g mit 0,5 g Eucupin,. dreimal täglich).
(D. m. W. 1919, Nr, 81.) | |
. Die Behandlung der Lungengangrän mit Salvarsan empfiehlt Oskar
Groß (Greifswald). Auch in einem sehr ausgesprochenen Fall ziemlich
akut entstandener Lungengangrän, bei der es zu einer großen Höhlen-
bildung mit Plätschergeräuschen gekommen war, konnte durch intravenöse
Salvarsaneinspritzung innerhalb kurzer Zeit eine vollkommene Heilung
erzielt werden. Diese dokumentierte sich zunächst in dem Verschwinden
der elastischen Fasern und des fötiden Geruchs aus dem Sputum, der
allmählich innerhalb von zwei Monaten vollkommen verschwand. Der
röntgenologische Befund bewies die wirkliche vollständige Ausheilung.
M. m. W. 1919, Nr. 31.)
. Einen Fall von Moellerscher Glossitis und einen solchen von
chronischer Gingivitis hat Friedrich Schultze (Bonn) erfolgreich
mit Röntgenstrahlen behandelt. (M. m. W.1919, Nr. 81) =
Das Friedmannsche Mittel bei Lungentuberkulose ist nach Vietor
Bock (Charlottenburg) ungefährlich. Frühfälle von Tuberkulose werden
Anführung der Besonderheiten, wie die Verfärbung des Harns
nach Einnahme von Methylenblau, Istizin, Thymol usw., eine genaue
: Erörterung der Kontraindikationen bei der Einleitung einer Sal-
varsankur, der strikte Rat, z. B. beim Extractum Filieis „die ge-
setzliche Maximaldosis von i0 g nicht zu überschreiten“, die Angabe
der Dosierung für die beiden Geschlechter und die verschiedenen
Altersstufen, ebenso die Empfehlung, ausländische Geheimmittel
(wie das Tuckers gegen Asthma durch Atropinsulfat und Natriumnitrit)
zu ersetzen, und der Hinweis, daß bestimmte Stoffe und Zubereitungen
billiger sind als das Erzeugnis unter Wortschutz. Im einzelnen
wäre es aber erwünscht, doch noch vorsichtiger bei der Empfehlung
neuerer, nur wenig erprobter Mittel dem praktischen Arzt gegenüber
zu sein, wenn auch hier und da das Urteil zurückhaltend ist, und bei
solchen erst verhältnismäßig wenig angewendeten Mitteln, wie Dial,
den Arzt nicht durch die Worte „Nebenwirkungen wurden kaum beob-
achtet“ in den Glauben zu versetzen, es wirke grundsätzlich anders
und sei weniger different als das naheverwandte Veronal. Insbesondere
sollte aber der Universitätsprofessor den Arzt über die Nutzlosigkeit
zahlreicher Mischungen, die neuerdings von den Fabriken auf den Markt
gebracht werden, wirksam aufzuklären versuchen. — Wenn auch jedes
ernst zu nehmende einschlägige Lehrbuch dem Arzt die Möglichkeit
geben will, „das richtige Mittel am richtigen Platze in richtiger Form zu
verordnen“, so wird doch der vorliegende Leitfaden dem beschäftigten
praktischen Arzte recht willkommen sein und zweifellos eine häufig in
neuer Auflage sich einstellende Erscheinung auf dem medizinischen
Büchermarkt bilden. E. Rost (Berlin).
Georg Liebe, Die Lichtbehandlung (Heliotherapie)in
den deutschen Lungenheilanstalten. Leipzig-Würz-
burg 1919, Curt Kabitzsch, 61 Seiten. M. 3,50. |
- Die vorliegende Schrift, eine Untersuchung über den jetzigen _
Stand der Anwendung der Lichttherapie in den deutschen Heilstätten,
verdankt ihre Entstehung einer Anregung Kirchners, der Licht-
behandlung in den Heilstätten mehr Aufmerksamkeit zu widmen als
das bisher geschehen sei. Sie stützt sich nur auf ein statistisches
Material, das von Mitgliedern der Vereinigung der Lungenheilanstalts-
ärzte beigebracht wurde und macht ausführliche Mitteilungen über die
bisherigen heliotherapeutischen Einrichtungen und Methoden unserer
Heilstätten und die Erfahrungen ihrer Ärzte mit der Lichtbehand-
lung. Da die Literatur über den Gegenstand, allerdings bis-
weilen sehr flüchtig mit berücksichtigt ist, eignet sich die Schrift
Liebes auch für diejenigen, die sich über die Wirkung der Luft-
und Sonnenbäder, der künstlichen Lichtbäder und der Röntgenstrahlen
auf die Lungentuberkulose überhaupt zu unterrichten wünschen. Der
Zweck der ganzen Arbeit wäre besser erreicht worden, wenn die
Beurteilung der Lichterfolge weniger einseitig geschehen, wenn der
Kreis der angefragten Anstalten nicht so eng gezogen worden wäre
und man auch die Kliniken um ihr Urteil gebeten hätte.
! Gerhartz (Bon).
Roßbach, Die Massenseele. Psychologische Betrach-
tungen über die Entstehung von Volks-(Massen))
Bewegungen (Revolutionen). München 1919, Rud. Müller
& Steinicke. 34 Seiten.
Das Gebiet, über das sich Roßbach in seinem Vortrage ver-
breitet, ist der exakten Forschung kaum zugänglich. Immerhin ergibt
die Geschichte der Revolutionen und anderer Volksbewegungen
manches Gesetzmäßige hinsichtlich der Äußerungen der „Massenseele 3
Intellektuell erscheint sie tiefstehend, von einer überwertigen [dee
beherrscht, primitiv, wandelbar und launisch, sehr suggestibel, von
ihrer Macht und Kraft überzeugt, automatisch handelnd, von starken
Affekten geleitet, grausam, zu den gemeinsten und edelsten Taten be-
einflußbar. Nur ein starker Willensmensch vermag Führer der Masse
zu werden. Unsere politischen Führer waren willensschwach und ohne
Kenntnis von dem Wesen der Massenpsychologie.
Der Vortrag bietet manchen anregehden Gedanken, wenn auch
der Begriff „Massenseele* erhebliche Bedenken hervorrufen muß,
Henneberg
Leo Zimmermann, Saladini de Asculo compendium aroma-
i ariorum. Leipzig 1919, Johann Ambrosius Barth. 142 Seiten.
. 8, —.
statiert werden. (D. m. W. 1919, Nr. 81.)
Zur Frühbehandlung der Syphilis äußert sich L ev en (Elberfeld).
Sofort nach Feststellung eines spirochätenhaltigen Ulcus ist thera-
peutisch energisch vorzugehen. Aber daß man dadurch im seronegativen
Stadium die Spirochäten immer vernichten kann, dürfte zweifelhaft
sein. Nach langen Jabren klinisch vollkommenen Freiseins von syphi-
litischen Erscheinungen kann unvermutet wieder ein Ausbruch erfolgen.
Trotz Anwesenheit von Spirochäten im Körper kann die Wassermann-
sche Reaktion lange Zeit negativ sein. - Und auch schon zur Zeit des
Auftretens des Primäraffekts können sich Spirochäten inner-
halb der Organe befinden. .Die Ansicht Wassermanns, daß
in dem Stadium, wo die Reaktion noch negativ ist, der Syphilitiker
nur Träger der Spirochäten, aber noch nicht eigentlich syphiliskrank
sei, ist irrig. Ein Bacillenträger beherbergt die Bacillen unter Um-
ständen dauernd nach vorübergehender Erkrankung oder auch ohne
solche, ohne daß er weiterhin zu erkranken braucht. Von dem „Spi-
rochätenträger“ ist aber anzunehmen, daß er mit einer an Sicherheit
grenzenden Wahrscheinlichkeit den Ablauf einer typischen Syphilis
zeigen wird, wenn er unbehandelt bleibt. (D. m. W. 1919, Nr. 31.)
Die Behandlung des weiblichen Trippers mit intramuskulären
Injektionen von Kochsalzchlorcalciumlösung nach v. Szily und
Stransky hat, wieW.Schönfeld (Würzburg) ausführt, im ganzen
derartige Schattenseiten (Schmerzen, Infiltratabsceßbildung), daß eine
weitere Nachprüfung in ihrer ursprünglichen Form nicht gerechtfertigt
erscheint, zumal da die Erfolge äußerst mäßige sind. (M. m. W.
F. Bruck.
nn
Bücherbesprechungen.
C. Bachem, Arzneitherapie des praktischen Arztes,
1919. Urban & Schwarzenberg. M 10,—.
Der 1918, S. 402, besprochene Leitfaden hat sich in der zweiten
Auflage erweitert und verbessert. Mehr als 50 Arzneimittel sind neu ein-
gefügt, die Zahl der Rezepte ist auf 350 gestiegen, ein therapeutisches
Register dazugekommen. Ähnlich dem vorzüglichen Lehrbuch der
klinischen Arzneibehandlung von Penzoldt, der,sich allerdings
meist auf eigene klinische Erfahrungen und Beobachtungen zu stützen
vermag, verzichtet Verfasser auf pharmakologische Erörterungen, gibt
zu jedem der 34 nach klinischen Gesichtspunkten ausgewählten Kapitel
eine zusammenfassende Einleitung und erörtert bei den einzelnen
Arzneimitteln nur das für den Arzt praktisch Wissenswerte. Erfreulich
sind nicht nur der Abschnitt über die Therapie der Vergif-
In diesem Buche wird zum ersten Male die deutsche uprene
einer etwa 1448 erschienenen Druckschrift neben dem lateinischen Te 3
gegeben, die ein Unterweisungsbuch für angehende Apotheker
bereiter aromatarius) darstellt und als abschließend für die H eilmitte i
lehre des Mittelalters angesehen werden kann. Der ar
dieser für die Geschichte der Arzneibehandlung wichtigen Schrift wir
durch ein eingehendes Register sehr erleichert. E.Rost (Berlin).
die Erwähnung der Nebenwirkungen bei den einzelnen Mitteln
die Mahnung zur Vorsicht bei besonders gefährlichen Stoffen, die
31:. August. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 85..
Vereins- und Auswärtige Berichte. | |
relativ oft auch im jugendlichen Alter. ` 6. Pilzförmiges Aufschießen
und schnelles Wachstum. . a) Papillomatöse Form relativ. gutartig, _zu-
weilen multipel.
auftreten an: a) der zuerst befallenen arolle, b) . oft auch an einer
anderen Stelle.
i Dortmund.
Klinische Demonstrationsabende der städtischen Krankenanstalten
2,8 Ä _ April—Mai 1919.
| ee 1; Wiederholter Kaiserschnitt bei ankylofisch quer-
verengiem Becken. Der Fall ist insofern bemerkenswert, als die An-
kylose in beiden -Hüftgelenken so hochgradig war, daß die Knie, nicht
mehr als eine Handbreit voneinander entfernt werden konnten. Außer-
.dem bestand eine extreme Lordose der Lendenwirbelsäulen. Die- Co-
habitationen sind offenbar more bestiarum ausgeführt worden. |
-Der Operations- und Geburtsverlauf war ein vollkommen glatter.
- Die Frau konnte: ebenso wie beim ersten Kaiserschnitt am zehnten Tage
mit gut entwiekeltem Kind entlassen werden.
. 2. Congenitale Mißbildung durch amniotische Abschnärungen. In- `
teressant ist bei der vorliegenden Beobachtung der Umstand, daß die
die Abschnürung verursachenden amniotischen Fäden als bindfadendicke
Stränge an der Placenta nachzuweisen waren.
Das Neugeborene. zeigte folgende Mißbildungen: Am rechten
Unterschenkel dicht oberhalb des Fußgelenkes eine tiefe Abschnürungs-
furche. Der Fuß ist stumpfwinklig nach außen abgeknickt und zeigt
ödematöse, elephantiasisartige Schwellung des Fußrückens. An der
rechten Hand fehlen der zweite und dritte Finger, am kleinen Finger
ist dicht ‘am zweiten Interphalangealgelenk eine Abschnürungsfurche.
An der linken Hand fehlt am vierten Finger -die zweite und dritte
Phalanx, am dritten Finger die dritte Phalanx. Zeigefinger und kleiner
Finger zeigen am End- und Mittelgliede Abschnürungsfurchen.
l ‘3, Zwei Fälle von Uterusperforation mit Darmverletzung. Beide
Fälle kamen kurz nacheinander zur Beobachtung. |
Im ersten war mittels Abortzange ein Stück des Coecums in
die Perforätionsöffnung hineingezogen worden. Das Stück wurde
reseziert und der Uterus supravaginal amputiert. Glatter Heilungsverlauf.
” "Im zweiten Falle war die Verletzung mittels Kornzange ge-
schehen und ein Stück Dünndarm von seinem Ansatz weggerissen.
Das Stück wurde reseziert.
. . Mit Rücksicht auf das Alter der Patientin, die Kleinheit der
Öffnung und die Kürze der Zeit, die seit der Perforation verflossen
war, wird von einer Entfernung des Uterus abgesehen und nur die
Perforationsöffnung vom Bauch her umschnitten ` und vernäht. Auch
hier glatter Heilungsverlauf.
Hinweis darauf, daß das Schicksal solcher Patienten in der
Hauptsache von der Erkennung der stattgehabten Perforation und der
sofortigen Überführung in die Klinik abhängt.
Der glückliche Verlauf des konservativen Vorgehens im zweiten
Falle wird E. veranlassen, diesen zum erstenmal gemachten, Versuch
~ bei geeigneten Fällen zu wiederholen.
Fabry: Über Lupuscarcinom. Für die exfoliative Form
des Lupusist charakteristisch: 1. Große Flächenausdehnung
mit Lokalisation im Gesicht, den Extremitäten und am Körper. 2. Ser-
piginöses Fortschreiten unter spontanem Abheilen centraler Stellen und-
unter Exfoliation mit oberflächlicher Vernarbung. Das Lupuscarcinom
findet auf diesem Boden eines flächenhaften ‘Lupus die günstigsten Be-
dingungen für sein Entstehen. Pathologisch-anatomisch erklärt sich der
Vorgang so, daß bei der Spontanbeilung des Lupus nur zu leicht Horn-
perlen abgeschnürt werden. Diese können jederzeit der Anlaß werden |
zu atypischer Epithelwucherung, also zum Lupuscarcinom. Methodisch
mitSchridde durchgeführte Untersuchungen von Lupus initialis und
serpiginosus, zeigen, daß eine Verlängerung der Hornpapillen immer
die erste Reaktion auf ein Lupusknötchen in der Cutis ist,
Zu unterscheiden ist natürlich echtes Lupuscareinom, also Car-
cinom auf oder in lupösem Gewebe und Careinom in Lupusnarben.
Histölogisch findet ‘sich aber in klinisch anscheinend ausgeheilten
Lupusnarben fast. immer noch Lupusgewebe. Die Lupuscareinome
pflegen schnell zu wachsen, denn der Boden, auf dem sie’ entstehen, ist
für die Entwicklung äußerst günstig. Sie entstehen oft an mehreren
Stellen i im Bereich des.Flächenlupus zugleich oder häufiger nacheinander.
Häufigkeit des Vorkommens. F. hat sein früheres
Tillmann lautet: Nach der mikroskopischen Untersuchung handelt
Epithel finden sich dichte kleinzellige Infiltrate und an mehreren Stellen
Der Befund im Falle Räggel:
suchung zeigt, daß es sich um einen papillären, nicht verhornenden
Plattenepithelkrebs handelt. Unter. dem Epithel finden sich dichte
kleinzellige Infiltrate und an mehreren Stellen Tuberkel mit Riesenzellen.
Röntgentherapie mit Vorsicht, denn bei häufig wiederholten. Bestrahlungen
von Lupus ist Careinomentwieklung beobachtet worden. Eigene Er-
durchführbar.
Gerade beim spontan heilenden pas sclerotisans ist die Mög-
lichkeit zu oft gegeben, daß Fpithelkeime überwuchert im Narbengewebe
eingeschlossen werden. Die Keime können schlummern, aber jederzeit
zum Wachstum gelangen. Traumen, Insulte befördern diese, Auch
diese Art von Careinom ist geeignet, ein Streiflicht zu werfen auf die
Genese der Carcinome überhaupt und rechtfertigen den. Standpunkt der
pathologischen Anatomie, die keine andere Theorie w wie die des atypischen
Epithelwachstums gelten lassen will.
Bei den beiden zuletzt operierten Fällen war a: Umstand, ‚daß
Heilung der Carcinome. In beiden Fällen mußte wegen der Größe des
Carcinoms Haut implantiert wer den und die Implantationen hafteten gut,
regnen en folgt.)
Gießen.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 18. Juni 1919.
. tienten mit multiplen cartilaginären Exostosen, die
das ganze Skelettsystem betreffen mit Ausnahme “des ‚Kopfes.
Mutter leiden an derselben Störung.
Specht:. Erfahrungen mit“ der Thiesschen rhythmischen
Stauung. Vortragender schildert zunächst den Thiesschen Apparat
in seiner ursprünglichen Gestalt,- die neuerdings. eine praktischere
Modifikation erfahren hat (durch einen Aneroidbarometer,
der mit einer Kohlensäurebombe verbunden ist, wird regelmäßig der
Gaseinfluß unterbrochen und dann wieder betätigt). Gegenüber dem
ein Fortschritt, als während der Staupause das venöse Gebiet ent-
lastet wird.
“drei Minuten Pause.
.gedehnte Gewebseinschmelzung. -
Bei sehr starkem Ödem riskiert man aus-
Bei Gelenkinfektionen
dagegen ausgezeichnet. Von 144 Fällen, die ohne vorherige
18,5%. Bei 98 chirurgisch behandelten Fällen: war die Mortalität
48,1%. Anfangs wurde 2—3, später 6—8 Tage gestaut. Im Gegen-
phlegmone versagte die rhythmische Stauung völlig bei der so-
noch über die vermutliche. Art der Wirkung. Das Basödemserum
war weniger wirksam als die rhythmische Stauung.
Plattfüße. Gegen®tand des orthopädischen Turnens sind vor allem
noch nicht fixierte Haltungsanomalien (krummer Rücken, Skoliose).
(10 Fälle) und das jetzt in Behandlung stehende Material (5 Fälle) | y ortragender demonstriert eine eroße Zahl von Übungen und erläutert
nochmals durchgesehen und folgendes festgestellt: 1. Ausdehnung des | ihre anatomischen Wirkungen, i | Ä St
Lupus auf große Flächen, und zwar in squammöser exfoliativer Form. ENIE ER
2. Langes Bestehen, Jahre, Jahrzehnte. 3. Trauma zuweilen, so in den : L j
‚beiden vorgestellten Fällen, bei- dem einen Lokalisation des papillösen eip zig.
Careinoms 'in . der Gegend der linken Schulter, des anderen in der Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 15. Juli 1919.
` v. Strümpell: a) Diagnose der Osteomalacie mit Demonstra- .
Gegend des linken Olecranons. 4. Nur in einem Fall Entwicklung .des
tionen. In den letzten zwei Jahren sind fünf Fälle von Osteomalacie
Careinoms auf einem Lupus exulcerans; in. diesem Falle besonders
im Krankenhause zu St. Jakob beobachtet worden, die sämtlich Frauen:
rapides Wachstum. 5. Meist im Alter zwischen 40 und 60 ei
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b) Uleus-exedens-Form, maligner. 7. Rezidive’ können
Der pathologisch-anatomische Befund (Se hridd e). in dem Fall i
es sich um einen nicht verhornenden Plattenepithelkrebs, Unter dem.
- Tuberkel mit Riesenzellen. `
Die mikroskopische : Unter: |
fahrungen mit dem modernen Apparat. für Röntgentiefenbestrahlung
haben wir nicht. Chirurgische Behandlung zu ‚bevorzugen, :WO en
Deere mir e a an
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è 5 SE R a 4 - PE bi Se,
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"mitten im lupösen Gewebe operiert wurde, ‘kein Hemmnis für die |
Sundheim demonstriert vor der Tagesordnung einen Pa-
Heredität ist hier nachweisbar: ein Onkel, ein Bruder und die
alten Bierschen Verfahren ist die rhythmische Stauung insofern
Vortragender staute gewöhnlich zwei Minuten, darauf _
waren die Erfolge nicht so sehr günstig, bei der Gasphlegmone `.
Wundrevision gestaut wurden, starben 21, das sind .14,5%.. l
Von 38 Fällen mit vorheriger Wundrevision stärben 7, gleich a
satz zu der gut beeinflußbaren sogenannten braunen Gas-
genannten blauschwarzen Form. Vortragender spricht .dann .:
Brüning: Orthopädisches Turnen mit Vorführungen.. Infolge |
der schlechten Ernährung findet man zurzeit sehr. viel Skoliosen und Re
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884
betrafen. Die Krankheit ist also hier sehr viel seltener, als sie nach
Berichten aus Wien dort zu sein scheint. Drei der Fälle werden vor-
gestellt, es handelt sich um eine ältere und zwei jüngere Frauen. Die
Krankheit wird oft im Anfang nicht erkannt wegen der wenig prä-
gnanten Erscheinungen, denn es treten dabei zunächst schmerzhafte
Empfindungen ohne jeden objektiven Befund auf, vor allem in den
Beckenknochen, der .Wirbelsäule, dem Kreuzbein und im Thorax.
Charakteristischer sind die eigentümlichen Gehstörungen, und zwar
wird der Gang mehr humpelnd als watschelnd. Das Knochensystem
wird äußerst druckempfindlich, besonders auch die Rippen, an denen
häufig ein auffallendes Federn beim Zusammendrücken derselben fest-
zustellen ist. Bemerkenswert ist weiterhin eine Verkrümmung der
Wirbelsäule in Form einer runden Kyphose, hauptsächlich der oberen
Brustwirbelsäule, wodurch die Kranken oft erheblich kleiner werden,
ein Zeichen, das sie zuweilen zuerst zum Arzt führt. Röntgenologisch
sind besonders deutlich die Veränderungen am Becken, das die be-
kanrte Kartenherzform bekommt, aber schon lange vorher eine Aufhellung
der Knochenstruktur erkennen läßt. Häufig tritt schon vor dem
Manifestwerden der Krankheit Amenorrhöe auf. Die osteomalacische
Lähmung betrifft die Heber der Beine, vor allem den Ileopsoas. Es
ist noch nicht sicher entschieden. ob es sich dabei um eine Muskel-
lähmung handelt, oder ob sie durch die Verschiebung der Ansatz-
punkte des Muskels hervorgerufen wird. Ob außer den Ovarien noch
andere innersekretorische Störungen, wie die Wiener Schule annimmt,
für die Entstehung der Erkrankung verantwortlich zu machen sind und
inwieweit dabei die langdauernde Unterernährung eine Rolle spielt,
läßt Str. ungewiß. Therapeutisch hat sich am besten Phosphor-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35.
- PIE an.
lebertran, lange Zeit hindurch fortgegeben, bewährt. Die Schmerze
ließen bei dieser Medikation nach und die Kranken fingen wieder an
zu gehen. Ferner wird Kalk verabreicht. Die Wiener Schule ver-
wendet weiterhin Adrenalin subeutan; über den Erfolg dieser Behand-
lung fehlt Str. die eigene Erfahrung. EEM e.:
b) Fall von congenitalem Myxödem. Es handelt sich um ein
Kind von fünf Jahren von kretinoidem Typ, das gehen, aber nicht
sprechen kann. Die Haut ist spröde, das Haar kurz und struppig. Als
therapeutischer Versuch soll dem Kinde eine Basedowschilddrüse im-
plantiert werden.
Läwen und Reinhardt: Krankheitsbild der Oxyuriasis des
Processus vermiformis. Durch die Oxyuriasis des Wurmfortsatzes können
echte appendieitische Anfälle mit akutem oder mehr subakutem Beginn
ausgelöst werden. Charakteristisch sind das seröse Rxsudat und die
Eosinophilie, die die richtige Diagnose zu stellen erlauben. Bei der
anatomischen Untersuchung zeigt sich durch die Oxyuren das Epithel
zum Teil zerstört, abgewühlt; die Parasiten können bis in die Sub-
mucosa eindringen, ebenso auch in das Iymphatische Gewebe. Sie
liegen in mikroskopischen Schnittpräparaten in der Regel reaktionslos
im Gewebe. Doch können appendicitische Anfälle, auch öhne daß die
Oxyuren in das Gewebe eindringen, ausgelöst werden; es findet sich
zuweilen vollkommene Verlegung des Lumens des Wurmifortsatzes
durch die zusammengeballten Eingeweidewürmer mit consecutiver Kot-
stauung. Auch chronische appendieitische Störungen, bei denen sich
anatomisch oft Lymphstauung und eosinophile Zellen in der Darmwand
finden, können durch das bisher nur wenig bekannte Krankheitsbild
veranlaßt werden. | Mohr.
Rundschau.
Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe 1).
Von
Augenarzt Dr. Agricola, Hannover.
I.
Das in unserer ärztlichen Presse oft in verschiedensten
Sinne gebrauchte Wort Sozialisierung ist dem Sprachschatze der
sozialistischen Volkswirtschaftslehre entnommen und bedeutet dort
eine Umbildung von Großbetrieben mit dem Ziel der Ersetzung
kapitalistischer Privatwirtschaft durch sozialistische Gemeinwirt-
schaft und erhöhter Beteiligung der Arbeitnehmer und Allgemeinheit
an Gewinn und Betriebsführung.
Sie sehen sofort, in wie begrenztem Sinn ein solcher Begriff
auf unsern ärztlichen Einzelbetrieb — und davon soll heute allein die
Rede sein, nicht von dem Gesundheitswesen im allgemeinen —
übertragen werden kann. Sowohl Objekt wie Zweck des Sozia-
lisierungsverfahrens sind hier und dort ganz wesensverschieden. Aber
der Begriff ist nun einmal gewaltsam auch auf unsere Verhältnisse
bezogen und wir müssen uns nun wenigstens bemühen, ihn mit einem
vernünftigen Sinne zu erfüllen. Ich fasse diesen Sinn dahin zu-
sammen: Sozialisierung der ärztlichen Hilfe bedeutet eine neue
Regelung der sachlichen Beziehungen zwischen Arzt und Kranken
mit dem wirtschaftlichen Ziele der Ersetzung ärztlicher
Privatwirtschaft durch gemeinwirtschaftlichen Betrieb und dem
idealen Zweck der Gewährung bestmöglichster ärztlicher Hilfe
in gleichem Maße an alle Glieder des Volkes. Zugleich bedeutet
für uns Ärzte Sozialisierung der ärztlichen Hilfe die Setzung eines
ganz neuen Abhängigkeitsverhältnisses; nämlich zwischen Ärzten und
den ihnen überzuordnenden bürokratischen Instanzen, den Funktio-
nären des Staates, der Gemeinde oder sonstiger Vergesellschaftungs-
körper, eines Verhältnisses, wie es analog schon zwischen Ärzten
und Kassen besteht. Hier kann das Ziel der Sozialisierung nur er-
höhte aktive Teilnahme der Ärzte als Arbeitnehmer an der Führung
des Betriebs und Sicherung gerechter Arbeitsbedingungen sein.
Zwei Formen der Sozialisierung ärztlicher Hilfe sind möglich:
1. Aufhebung der freien ärztlichen Praxis durch Enteignung,
Führung des ärztlichen Betriebs durch beamtete Ärzte, bürokratische
Leitung desselben durch Öffentliche Funktionäre.
2. Erhaltung der freien ärztlichen Praxis in ihrer alten per-
sönlichen Form; dagegen schrittweise organische Umwandlung ihres
wirtschaftlichen Charakters zu einer Öffentlich-rechtlichen Angelegen-
heit bei gesteigerter sozialer Bindung des Arztes,
1) Referat, gehalten vor der Ärztekammer der Provinz Hannover
am 18. Juni 1919.
N A nen 5
—
Nach dieser ersten Umgrenzung unseres Problems fragen wit,
welche Motive haben denn eigentlich zu der Forderung einer Soziali-
sierung der ärztlichen Hilfe geführt und welche Stellung‘ müssen
wir Ärzte zu ihnen einnehmen? Es ist vor allem das Bewußtsein des
Armen und wenig Bemittelten, daß ihm zur Wiederherstellung seiner
enschütterten Gesundheit nicht die gleichen ärztlichen Möglichkeiten
zu Gebote stehen, wie dem Reichen, obwohl gerade für ihn die
körperliche Gesundheit in Hinblick auf seine wirtschaftlichen Lebens-
notwendigkeiten ein noch unentbehrlicheres Gut bedeutet wie für
den Reichen. Es wird niemand leugnen wollen, wie gerade auf
diesem Gebiete der menschlichen Gesundheit die Beschränkungen der
wirtschaftlichen Schwachen als besonders drückend und besonders
bitter empfunden werden müssen. Die klare Einsicht dessen hat ja
auch schon lange das soziale Gewissen geweckt und die bekannten
großzügigen Einrichtungen privater und staatlicher Fürsorge ge-
schaffen, die nach einem möglichen Gerechtigkeitsausgleich in dieser
Richtung streben. Trotzdem sind gerade die krankenversicherten
Klassen die Träger des Sozialisierungsgedankens, weil sie das Mab
der ihnen gewährten Hilfe als ungerecht und unwürdig empfinden.
Wir Ärzte wissen es ja am ehesten, alle jene sozialen Einrichtungen,
so großzügig und großarti& sie auch sein mögen, leisten nicht mehr
als ein unumgänglich notwendiges Mindestmaß ärztlicher Hilfe.
Gewiß, niemand wird die Gewährung jedes ärztlichen Luxus
an jedermann fordern; aber mehr als die Kassen leisten, heischt der
Volkswille allerdings. Er fordert die Garantie einer möglichsten
Höchstleistung an ärztlicher Hilfe. Diese Forderung findet
bei uns Ärzten lautesten Widerhall, einhellieste Unterstützung. Denn
sie bedeutet eine Reform, einen grundsätzlichen Neuaufbau des
ganzen Versicherungswesens. Das aber ist seit langem Hauptforde
tung unseres Programms. | N
Für die wirklich Wohlhabenden liegt zweifelsohne €m
Bedürfnis nach freier ärztlicher Hilfe nieht vor. Diese Kreise sollen
aber auch nach dem Sozialisierungswillen des Volkes nicht die
Nehmenden, sondern im Interesse eines gerechten Ausgleichs die
Gebenden sein. Weite Kreise des Mittelstandes aber werden sich
in den kommenden Jahrzehnten oft bitterer Not gegenübersehen,
der der Einzelne ohne die vorausschauende Fürsorge der Allgemein
heit unterliegen muß. Für diese Schichten kann die Bedürfnisirag®
nicht verneint werden. Ein solches Sozialisierungsstreben, das dem
Reichen das Notwendige beläßt und dem Armen das Notwendig?
gibt, wird bei uns Ärzten sympathischer Aufnahme und Unterstützung
gewiß sein können. Nur über Maß und Art solchen sozialen Aus-
gleichs heißt es sich zu einigen.
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Neben dem wirklichen Bedürfnis der Kranken wird I
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- durehgesetzte :Bindungen wird bei der Ärzteschaft kaum auf Wider-
-stand .stoßen.. Die Selbstorganisation der freien Arztwahl durch die
-- Die
‘ihrer Aufgabe, -Schädlichkeiten ‚abzuwehren,
‚. Träger ihrer Aufgaben längst Beamte.
Arzte und die Pflege der ärztlichen Wissenschaft und Kunst ist längst |
Ärzte hat die ‚Fruchtbarkeit solcher organisch entwickelter- Gebun-
denbeit durchaus erwiesen. Und jede, Sozialisierung' auf dem Wege
' einer allgemeinen Volksversicherung hat solche -gesetzliche Birt
dungen zu ihrer ersten Voraussetzung. Strittig sein. kann wiederum.
zur das Maß solcher äußerer Gebundenheit. — . SR
öffentliche Gesundheitspflege ist . gemäß
denen der
machtlos gegenüberstehen- würde, längst sozialisiert, die ärztlichen
Auch die Ausbildung der
Staatssache geworden. Es .ist jetzt nur die aktuelle Frage, ob der
Staat diese: gewaltigen Organisationen noch dadurch krönen soll,
daß er durch ‚gesetzliche Maßnahmen, durch Erhebung der ärztlichen:
Privatwirtschaft zu einer Öffentlich-rechtlichen auch noch. jedem
Bürger die Garantie bestmöglichster. ärztlicher Hilfe gewährleisten
"soll. Auffassung des Sozialismus ist dies auf jeden Fall. Dies geht
‚nicht nur aus der-Forderung des. Erfürter Programms nach Unent-
geltlichkeit der ärztlichen Hilfe für jedermann hervor. - Ganz allge- .
méin sieht der Sozialismus im Staate den Fürsorger, die allmächtige
Vorsehung dea Einzelnen.
erkannt. Im freien Spiel der Kräfte, in der aus Selbstverantwortungs-
gefühl, geborenen Selbstfürsorge des Einzelnen glaubte er dessen
Gesundheit besser geborgen, als durch eine Art bevormundender Für- -
gegenüber zeiner .
sorge, die das Verantwortungsgefühl des Einzelnen
‚sozialen Pflicht, gesund zu sein oder zu ‘werden, lähmt.
/ Welche Ansicht aber nun auch die unsere sein mag, seit dem
"Siege der Revolution ist die sozialistische Anschauung die im Staate
‘ herrschende, und wir müssen uns
‚das über uns verhängte Schicksal sein. Wir können ‚nicht mehr mate- J.
-Tielle iind ideelle. Forderungen stellen, als ständen wir noch in der
praktisch mit ihr auseinander-
setzen. - | | |
Prüfen wir also in möglichster Unbefangenheit die praktischen -
Möglichkeiten einer Sozialisierung. Die rein verwaltungstechnischen
Fragen freilich und die finanzieller Art können hier unmöglich er-
örtert werden oder doch nur, soweit sie entscheidend auf‘ ‚unsere.
ärztlichen Gesichtspunkte zurückwirken.
Als oberste Richtschnur gelte uns
der Allgemeinheit der Kranken, erst in zweiter Linie das
der Ärzteschaft. Gewiß, - jede Einrichtung, die die - sittlichen
Standes ge-
und materiellen Lebensnotwendigkeiten unseres
fährdet, gefährdet auch das vitale Interesse, das die Allgemein-
heit an der Erhaltung eines auf voller ethischer und beruflicher Höhe
stehenden: Arzttums hat. Wir werden deshalb mit allen Mitteln und
uns möglichem Nachdrucke geltend machen müssen, daß durch die ,
‚Vernichtung .der geistigen Werte .eines ganzen großen, hochver-
dienten, für das Staatsleben’ hochbedeutsamen, ja. ganz unentbehr-
‚lichen. Standes die Allgemeinheit selbst am allerhärtesten getroffen
‚würde, _
.- Nicht aber wollen wir in beschränkt. einseitigem Standesinter-
‚esse. uns allgemeinen Notwendigkeiten verschließen. Die bittere wirt-
‚schaftliche Not, der unser Vaterland entgegengeht, wird auch uns.
in ihre Strudel reißen. Harte Arbeit und gerimger Lohn. wird auch
‚Blütezeit vor dem Kriege. Die Not der Gegenwart. würde_einfach
über sie hinweggehen.. Voraussetzung solcher Bescheidung freilich
‘wäre, daß alle Glieder und: Stände des. Volkes sich wirtschaftlie
‚umstellen lernten und nicht aus unserem Verzicht ungerechten Ge-
‘winn zögen, - ee A ; (Fortsetzung folgt.)
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Einzelne
Der alte Staat hat diese. Pflicht nur
gegenüber den wirtschaftlich ganz Schwachen und Unmündigen an-
zunächst das Wohl..
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Schmerzäußerungen erspart. -Außerhalb der Spr echzeit
halte man das Sprechzimmer verschlossen; einen .
Schlüssel habe der Arzt selbst, einen zweiten. eine zuverlässige ‚Persön-
lichkeit des Haushalts (Hausfrau, Haushälterin). Das Abschließen ist .
besonders da- wichtig, wo Kinder und nichterprobte Dienstboten: im -
Hause sind, um unerwünschte Neugierde (ärztliche Bücher!) fern-
zuhalten und Unglücksfälle durch ‚starkwirkende Arzneimittel. zu `>.
vermeiden. | a | a
„Im allgemeinen ‚wird bei kleinerer Wohnung (Stockwerkwohnung)
ein Telephon auf dem Flur, unter -Umständen -mit Wecker. im. -
. Schlafzimmer, genügen. Im Arzthause empfiellt sich. ein Telephon
mt Um- und Durchschaltkasten. für Anschlüsse nach ‘dem
Sprechzimmer (am bequemsten ein. sogenanntes Tischtelephon), vach
dem Schlafzimmer (Telephon auf dem Nachttisch), nach dem Vertreter- :
zimmer, nach der Wohnung des Chauffeurs beziehungsweise Kutschers
(falls dieser nicht im Hause wohnt). Das .Zentral(post)telephon ist auf-
dem Flur, der Diele oder dergleichen anzubringen, möglichst in der
Nähe der Küche. Für ein’Arzthaus ist außerdem eine kleine Haus-
telephonanlage (wichtigste Wohnzimmer, -Sprech- und Behand-
sehr zweckdienlich, da es viel. `-
lungszimmer, Küche, Stall, Kutscher)
Lanferei und Ruferei erspart.
| Vomi deutschen Arzt im Auslande. u
“Vor dem Kriege standen die deutschen medizinischen Fakultäten
im Ausland bekanntlich im‘ besten. Rufe. Ein Dr. med. Heidelbergensis
durfte in.Amerika darauf rechnen, den meisten amerikanischen Ärzten
|: vorgezogen zu werden.
„Morgenblatt“ (Kristiania) ein - norwegischer Arzt aus China, ` die
einen für alle anderen beschämend `
‚Noch kürzlich erklärte im norwegischen
deutschen Ärzte hätten in Ostasien , |
hoben Ruf“ genossen. Beider hät die feindliche Propaganda auch hier
auf diesem Gebiet gearbeitet. Mit Vorliebe verbreitete man Nachrichten .
über. barbarische Behandlung Gefangener durch deutsche Ärzte, Schauer- .
märchen, die auch in der neutralen Presse Widerhall fanden. Das ist
um so bedauerlicher, als der großen Überproduktion an’ Ärzten in :
Deutschland in anderen Weltteilen ein fühlbarer Mangel gegenübersteht. ,
So können z. B. in Nordnorwegen, diesem zwar etwas unwirtlichen, aber `.
reiche Entwicklungsmöglichkeiten bietenden Teile des Landes nicht
einmal die gutbesoldeten staatlichen Kreisarztstellen besetzt werden.
‚Man hat einzelne Stellen jetzt mit Isländern besetzt, ‘den Mangel aber `
noch nicht beseitigen können. Ohne daß bisher Stellungsgesuche aus :
Deutschland. vorlagen, erklärte sich offenbar infolge der feindlichen
Preßhetze der norwegische Medizinaldirektor in eiüem Interview-gegen
die Anstellung deutscher Ärzte. Er begründete dies- mit. der- durch. den
Krieg verursachten oberflächlichen Ausbildung vieler deutscher „Kriegs-
ärzte“, die durchaus einseitig auf die‘Bedürfnisse des Feldes zugeschnitten
gewesen sei. -Ich bin überzeugt, daß die jungen Ärzte, -die sich berufen .
fühlen, die deutsche medizinische Wissenschaft im Auslande zu ver-
' treten, diese Äußerungen bei ihrer Ausbildung beachten werden. - .
© | i po ' > Dr. A. Jürgens.
=- Tagesgeschichtliche Notizen.
Na der redaktioneli gezeichneten Mitteilungen nur
a TEREA OT Quuffensngahs gestattet) 7
-- Es lohnt sich die‘ Frage aufzuwerfen, warum die als Heeres- .
'bestände lagernden Vorräte an Arzneimitteln noch immer nicht in zu-
reichender Weise für den Vertrieb in den "Apotheken freigegeben
rel - Denn auf. der einen Seite liegt unzweifelhaft eine Knappheit
zo vor und ganz besonders auch an solchen Arzneistoffen,
welche in _zweckmäßiger Tablettenform vorrätig gehalten werden.
Gerade in dieser Weise zubereitete Arzneimittel haben sich aber in un-
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| 8t August:, O O 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 85.. 00O O O 0000o o 88 n,
_ sierung ins Feld geführt. Ein- Şpottwort sagt, ein kluger ‘Arzt mache Einige Ratschläge .für die Niederlassung des Allgemeinarztes:
. seinen Kranken nicht”allzu rasch. gesund. Diese angebliche wirt- o A E e a E a a Von a S e E a TO T,
schaftliche Interessiertheit. des Arztes an der Krankheit ist- es, die. ee a T E E n
zwischen Arzt und Kranken tatsächlich .oft eine gewisse Spannung | Marie Salsa Dr. M, Kritzier, $ NE 34) KE
‚aufrechterhält, wobei dann freilich vergessen. wird, daß der Arzt doch | Die Tü ER S h E a T T ; W rte- f A
‚auch ein ser wesentliches geschäftliches Interesse an der raschen |. ,. ZP AUTE n_zum ‚Sprechzimmer, „mit. Aus nahm N ni res
Heilung des Kranken haben muß. Es: ist: dieses Motiv des MiB- |. "Immer, schließt man am besten von innen ab, damit einem nicht `- =
trauens Teil eines viel allgemeineren. Die hemmungslose freie ärzt- | Wnerwartet. Ungeschickte oder Zudringliche. mitten in Untersuchjingen Mu
' liche Konkurrenz und. Privatwirtschaft hat zusammen mit dem Not- | Mneinplatzen. Entläßt man Kranke nicht -dureh das- ‚Wartezim ns 2:
stande der Ärzte nicht selten-zu’ Formen des ‚Wettbewerbs geführt, | 50 schließt man die Türe zum Flur sofort. wieder hinter ihnen ab. = —
diè mit den hohen ethischen Zwecken der’ ärztlichen Tätigkeit in | Fin vorzugsweises „Hintenherumannehmen“ von Kranken ist abu- >,
‚traurigem Gegensatz standen. Eine planvolle Einschränkung solcher | Taten, da es zu kleinen „Revolutiönchen, zul mindesten AU Un, a t
ungezügelten freien ärztlichen Wirtschaft durch maßvolle, am`besten | Nehmen ‚Zwischenfällen und Erörterungen im Wartezimmer- ‚führen .
aus uns selbst herausgeschaffene, vom Staate sanktionierte und.| Kann. Solche: Kranke: bestellt man. sich am besten‘ zu einer.. be-. Ra
Si & | ider- | $Stimmten Zeit‘ unmittelbar vor oder nach der Sprechstunde. Alle B
Verbände, Eingriffe oder dergleichen stellt man auf das: Ende der > >:
Sprechstunde zurück, da man- sich-selbst auf diese Weise Zeit, deR ~
-| Michtchirurgischen Kranken aber den Anblick. eines in Tätigkeit ge- u
wesenen Zimmers mit blutigen’ Verbandstoffen und gebrauchten.In- `> -` i
. strumenten sowie das Anhörenmüssen nicht immer `zu- vermeidendr
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geheuren Mengen ‘unter den Heeresbeständen aufgehäuft. Wir brauchen |
nur hinzuweisen auf die Chinintabletten, auf die Pyramidontabletten,
auf die Kalomel- und auf die Solvenstabletten. Bekannt ist ferner, in
welchen gewaltigen Mengen in der Chirurgie gebräuchliche Wundmittel
von der Heeresverwaltung angesammelt worden waren, so ballonweise
Liquor aluminis acetici und ähnliches. Nun muß ohne weiteres zu-
gegeben werden, daß die Heeresbestände seit der Auflösung des Heeres
im November beträchtlich zusammengeschrumpft sind, nicht deswegen,
weil noch Kriegserkrankungen und Kriegsverletzungen Arzneibehandlung
erforderten, sondern weil die zuchtlos gewordenen Soldaten plünderten
oder plündern ließen, Es ist anzunehmen, daß auch jetzt noch täglich
und nächtlich die trotz alledem noch immer nicht unbeträchtlichen
Heeresbestände wie Schnee in der Sonne zusammenschmelzen durch
Diebstähle aus den Beständen. Denn woher anders erklärt sich die
Herkunft der beträchtlichen Mengen Salvarsans und anderer wertvoller
Arzneimittel, die im Schleichhandel angeboten und verschoben werden.
Fast täglich -berichten die Tageszeitungen über Feststellungen ent-
wendeten Heeresgutes. Da also anscheinend die Unmöglichkeit be-
steht, die Bestände unter den gegenwärtigen Zuständen vor Ver-
untreuung zu schützen, so wäre es um so mehr an der Zeit, das, was
hier noch lagert, der Allgemeinheit auf legalem Wege so rasch als
möglieh zugänglich zu machen. Es wäre das Gebot der Stunde und
‘ ein berechtigter Schluß aus den gegenwärtigen Verhältnissen, die
Arzneimittel aus den Lagerstellen für den Verkauf herauszubringen.
Der Einwand, daß es sich um Schwierigkeiten in der Verrechnung
handelt, ist schwerlich zutreffend und es wäre auch unnötig, die Frei-
gabe der Arzneistoffe durch umständliche Abrechnungsverfahren zu
erschweren. Um die Fehlbeträge in den rechnerischen Aufstellungen
nicht noch durch weiteres Lagern und durch weiteren täglichen Verlust
infolge unkontrollierbarer Abgänge zu vergrößern, wäre eine schnelle
Leerung der noch lagernden Bestände erwünscht, vor allem aber halten
wir sie deswegen für geboten, weil einer unzweifelhaften Notlage und
einem zweifellosen Mangel an Drogen dadurch in wirksamer Weise ab-
geholfen werden kann. Welches auch die Gründe sein mögen, die die
Liquidationskommissionen unserer Heerestrümmer dazu veranlassen,
Arzneivorräte der allgemeinen Nutznießung vorzuenthalten, von einem
Verdacht bleibt die Verwaltung sicher frei. Es ist dem Fiskus nicht
zuzutrauen, daß er sich mit weitschauenden geschäftlichen Plänen zum
Vorteil der Staatskasse trägt etwa in dem Sinne, daß er die Waren
so lange auf Lager zu halten sucht, bis spätere Zeiten und Gelegen-
heiten die Möglichkeit schaffen, zu höheren Preisen an das Ausland
zu verkaufen..
Es möge bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben, daß
in dieser Richtung eine Verdächtigung liegt, welche gegen einen Teil
des pharmazeutischen Großhandels und der pharmazeutischen Groß-
industrie erhoben wird. Es wird behauptet, daß die vielfach unzu-
längliche Versorgung mit Arzneimitteln durch den Großhandel nicht
allein die Folge von Betriebsstörungen sei, sondern daß diese unlieb-
same Stockung auch noch andere Gründe habe. Als solche weitere
Ursache wird bezeichnet, daß der Großhandel an einigen Stellen Waren
in erheblichem Umfang auf dem Lager zurückhält, anstatt sie den
Apothekenbetrieben zuzuführen. Mit diesen Beständen soll nämlich
das in absehbarer Zeit erwartete große Arzneimittelbedürfnis der öst-
lichen Grenzländer, vor allem der Länder des früheren russischen
Reiches, gedeckt werden, und diese Zurückhaltung soll nicht nur aus
reiner Nächstenliebe für die notleidenden Länder zu verstehen sein,
sondern angeblich auch aus der Erwartung, dort die Waren vorteil-
haft absetzen zu können, sobald die Handelsbeziehungen wieder auf-
genommen sein werden. Gegen diese Absichten ist, falls sie sich als
zutreffend bestätigen sollten, gewiß nichts einzuwenden, nur sollte
dabei einiges nicht ganz unberücksichtigt bleiben: Die Deckung der
Arzneimittelbedürfnisse in der Heimat soll und darf nicht leiden unter
der Konjunktur und unter einer einseitigen Betonung rein geschäft-
Jicher Gesichtspunkte.
Die Bewegung der Bevölkerung in Preußen in
den Kriegsjahren nach der „Statistischen Korre-
spondenz“. Der Weltkrieg hat infolge der durch die Heranziehung
der lebens- und zeugungskräftigsten Männer für den Kriegsdienst und
die im Verhältnis zu allen früheren Kriegen in den 4! Kriegsjahren
entstandenen entsetzlichen Verluste tief in die Bevölkerungsbewegung
hineingriffen. Endgültig lassen sich diese Verluste noch nicht berechnen.
Einen Anhaltspunkt geben aber die vorläufig festgestellten Zahlen über
die Bevölkerungsbewegung in Preußen aus den Jahren 19i4 bis 1918.
Es liegen zurzeit die Nachweise über die vierteljährlichen Auszählungen
der Geburten und Todesfälle für den Gesamtstaat bis zum 1. Oktober 1918,
also nahezu bis auf einen Monat vor Kriegsende, vor. (Vgl. Tabelle.)
Das erste Vierteljahr 1915 hat noch 297 255 Lebendgeborene und
57 820 Geburtenüberschuß. Entscheidend zum Nachteil wenden sich
die Verhältnisse im zweiten Vierteljahr 1915; die Zahl der Lebend-
geborenen geht infolge des Ausfalls an N atg nen Männern
seit dem August 1914 auf 224508 zurück, an Stelle des Geburten-
überschusses erscheint bereits ein Ausfall von 6101 auf. dem Plan.
Der Geburtenrückgang verschärft sich im dritten und vierten Viertel-
jahr 1015: es gibt nur noch 192 586 und 176 865 Lebendgeborene, der
Geburtenausfall zeigt 49061, geht dann auf 13969 zurück. Der Geburten-
rückgang nimmt in den Jahren 1916, 1917 und 1918 weiter zu.
Von Belang ist, daß mit dieser Nachweisung der gesamte Be-
völkerungsausfall im Kriege noch nicht ganz erfaßt ist, und zwar weil
eine große Anzahl von Todesfällen noch gar nicht standesamtlich ge-
meldet war; insbesondere ist zu beachten, daß die Todesfälle von Kriegs-
gefangenen nur mangelhaft gemeldet sind: sodann spielt die Anzahl der
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35.
Geburten, Sterbefälle!) und Eheschließ
m nn nn 27. + ne _ P J
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<3
31; August.
ungen
im Preußischen Staate. S San
E : Lebend- Tod- - Ge- Geburten- | Eheschlie-
Vierteljahre geborene | geborene | storbene | überschuß| Süngen -
1914: 1. Viertelfahr 292 804 | 9 707 162 775 - 130029 64 212
2. = 292 599 9149 154 427 138 172 496
3. = 293 912 8 188 226 362 - 67550 82 759
4. 5 287 265 904 223 KA 64 001 44 730
zusammen 1 116 580 35 948 166 828 399 752 | 286197
1915: 1. Vierteljahr 297 255 9 553 239 435 + 57820 40, 70%
2, ~ 224 508 6 877 230 609 — 6101 45 145
3. s 192 586 5919 241 64T | — 49061 43 256:
4. E 176 365 5758 190 334 | — 13%9 48 461
| zusammen 890 714 28 107 902 025 — 11311 177 566
1916: 1. Vierteljahr 185 597 6 306 205 278 — 19981 40 920
2, z 171 020 5 336 191 409 — 2% 389 44 313
3. > 166 100 4917 202 237 | — 36137 41 218
4 A 153 306 5 076 188 745 | — -35439 50 421
zusammen 676 023 | 21 635 187 669 | — 111 646 176 872
1917: 1. Vierteljahr 174 197 > 5 795 221 991 — 417 38 943
2. z 157 716 4 7169 227 666 | — 69950 49 529
83. { 148 206 4 082 213481 | — 6518 49 145
4 - 124 325 4 021 1855341 | — 61016 6036
zusammen 604 534 18 667 848 479 — 43 945 198 573
1918; 1. Vierteljahr 155 457 4 907 172 222 — 16765 45 377
2, a 149 823 4 603 210 534 — 60711 57 604
3. $ 156 854 4 541 229 677 — 72823 64 475
toten „Vermißten“ (nach den, gewöhnlichen Schätzungen können drei
Viertel der über 600 000 im Weltkriege „Vermißten“ als gefallen oder
gestorben angesehen werden) eine große Rolle. So ist es leicht mög-
lich — die genauen Zahlen werden wir schwerlich vor Ablauf eines
Jahres feststellen können —. daß der gesamte Bevölkerungsrückgang
allein in Preußen seit Ende 1914 sich nicht nur auf 567201, sondern
auf rund 0,9 bis eine Million erhebt, fürs ganze Deutsche Reich auf
etwa 11⁄2 Million. Mit anderen Worten: Das bisherige Gebiet des Deutschen
Reiches zählt möglicher- oder wahrscheinlicherweise anstatt 68,2 Mil-
lionen zu Ende des Jahres 1919 nur noch 66,7 Millionen. Nach den
Verhältnissen in den Städten von über 40 000 Einwohnern zu urteilen,
setzt sich die Übersterblichkeit auch noch im ersten Halbjahr 1919 fort:
ob in der zweiten Jahreshälfte 1919, besonders im vierten Vierteljahr,
infolge Rückkehr der Männer sich eine erhebliche Steigerung der Ge-
burten einstellen wird, steht noch dahin; selbst wenn dies aber der
Fall wäre, haben wir für das ganze Jahr 1919 — nach den Verhalt-
nissen in den größeren Städten zu urteilen — mit einem Geburten-
fehlbetrag zu rechnen, sodaß das ganze bisherige Gebiet des Deutschen
Reiches zum Jahresschluß kaum über 66 Millionen Bevölkerung zählen,
der Deutschland verbleibende Rest aber, falls außer Elsaß-Lothringen
und dem Saargebiet noch Oberschlesien, Posen, drei Viertel von West-
preußen, der Regierungsbezirk Allenstein und Nordschleswig verloren
gehen, die 1910 rund 9,2 Millionen Bevölkerung zählten, nur noch etwa
rund 57 Millionen Bevölkerung aufweisen dürfte; je nach dem Ergebnis
der Abstimmung kann sich diese Zahl noch bis auf 60 Millionen erhöhen.
Ein Erlaß des Ministeriums des Innern macht darauf aufmerk-
daß vom Centralkomitee des Preußischen Landesvereins vom
Roten Kreuz an die Stadt- und Landkreise neben den Krankenbaracken
auch fahrbare Desinfektionsgeräte, die inzwischen mit Ausstattung für
Desinfektoren ergänzt worden sind, vertraglich abgegeben werden können.
sam,
Eire neue medizinische Halbmonatsschrift „Der Landarzt“ er-
scheint unter der Leitung von Dr. Diehl in Neustadt a. Donau.
Geh. Rat Prof. Dr. Naunyn, der seit seinem Rücktritt Ber
der Leitung der Medizinischen Klinik der früheren deutschen Universita
in Straßburg i. Els. im Ruhestand lebt, feiert am 2. September den
80. Geburtstag.
Hochschulnachrichten. Breslau: Der Direktor ge
Frauenklinik, Geh. Rat Prof. Dr. Küstner, beging den 70. Gee $
tag. Er ist seit 26 Jahren Direktor der Universitätstrauenklinik. ven
akademische Feier, bei der der Jubilar als Mensch, Forscher, Lehr
und Fakultätsmitglied gewürdigt wurde, fand bereits am nn
des Semesters im Hörsaal der Klinik statt. Als besondere PUp
wurde dem ausgezeichneten Gynäkologen eine Festschrift darge e
— Heidelberg: Dr. Edlbacher für physiologische C Dr
Dr. Rodenwaldt für Hygiene und Bakteriologie habilitiert. — Privat
Dr. Seidel (Augenheilkunde), Priv.-Doz. Dr. Rost (Chirurgie) Een:
den Professortitel erhalten. — Dr. Gans für Dermatologie habili ne
Jena: Als Nachfolger des nach Freiburg übersiedelnden En ik in
Lexer ist Prof. Gulecke, Direktor der chirurgischen ellings-
Marburg, berufen worden. — Kiel: Prof. Aichel zum en Mul-
vorsteher am anatomischen Institut ernannt. — München: å Pe chen
zer, bisher Privatdozent für Dermatologie an der früheren IST 3
Universität in Straßburg i. Els., hat den Professortitel on EE Fa
Würzburg: Zu ordentlichen Professoren wurden ernann Prof.
Lehramt scheidende ao. Prof. Dr. Helfreich und aO: 0. Ge-
Kirchner (Ohrenheilkunde) bei Gelegenheit der Feier seinen fessor
burtstages. Basel: Prof. Doerr (Wien) zum 0. wählt. —
der Hygiene und Vorsteher des Hygienischen Instituts elite Ci
Graz: Dr. Erlacher für orthopädische Chirurgie habi
s ‘olt den
Wien: Priv.-Doz. Dr. Ruß (experimentelle Pathologie) erhiel
Professortitel.
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ich der standesamtlich gemeldeten Mlitärtel ZZ
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rrirtndesfälle-
1) Einschließlich der standesamtlich gemeldeten Militärtod
Nr. 36 (770). DONNE
7. September 1919.
ledizinische®
et Wochenschrift für praktische Ärzte
4
` -= redigiert von Verlag von
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg
| Berlin ' Berlin -
Inhalt: Originalarbeiten: G. Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau bei cerebralen Erkrankungen. W. Birk, Über Behandlung.
Über Stenose des Aortenisthmus (mit 2 Abbildungen). R. Doerr und
Lommel,
der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferdeserum. F. |
L. Kirschner, Beitrag zur Diagnose der Fleckfieberinfektion beim Meerschweinchen. E. Mosler und E. Herzfeld, Der systolische
Paneth, Refraktometrische „Abbau“-Studien.
Gottschalk. Influenzaempyeme. Heise, Über Zibosal
. Blutdruck im' Kindesalter. L.
(borylsalicylsaures Zink), — Aus der Praxis für die Praxis: Fuhrmann, Ratschläge aus der Geburtshilfe. — Referatenteil: St. Lichten-
stein, Neueres über Malaria. F. Pinkus, Gonorrhöe. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen.
e Berichte: Berlin. Dortmund. Gießen. Leipzig. — Rundschau: Agricola, Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. (Fort-
Vereins- und Auswärtig
I setzung.) G. B. Gruber, Pathologische Anatomie und Heilkunde. — Tagesgeschichtliche Notizen.
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor,
~
Die künstliche Sterilisierung der Frau
| - bei cerebralen Erkrankungen. >
| Von | | Ä
. Prof. G. Winter, Königsberg i. Pr.
Psychosen.
| Die Sterilisierung psychisch kranker Frauen wird aus mehr-
an sehr verschiedenartigen Indikationen empfohlen und aus-
geführt. | |
1. Mit der Kastration, das heißt der Entfernung der Keim-
drüsen, beabsichtigte man nach dem Vorgange von Hegar einen
heilendenEinfluß zu gewinnen auf diejenigen schweren
‘Formen von Hysterie und Hysteroepilepsie, welche durch den
menstruellen Vorgang ausgelöst oder wenigstens ungünstig be-
einflußt werden. Auch bei dem von Schultze angeregten Zu-
Sammenarbeiten von Gynäkologen und Psychiatern ist ebenfalls
der Kastration zur Heilung von ausgesprochenen Psychosen, welche
in ätiologischer Verbindung mit der Tätigkeit der Keimdrüse stehen,
em Platz eingeräumt worden. Obwohl die Kastration die dauernde
Sterilisierung- zur Folge hat, ist letztere doch nur ein unbeab-
Sichtigter -Nebeneffekt; deshalb kann diese zu Heilzwecken aus-
geführte Kastration in ihrer Beurteilung hier keinen Platz finden,
wo essich um die Festlegung der Indikationen für die Sterilisierung
der Frau handelt, welche nur allein die Ausschaltung des Gene-
rationsprozesses beabsichtigt.
2. Die Sterilisierung aus eugenetischen Gründen
hat in der Psychiatrie eine große Bedeutung gewonnen, weil durch
zahlreiche Statistiken und große Erfahrungsreihen die Vererbung
gewisser Psychosen sichergestellt ist. Ich habe deshalb in dem
Kapitel der eugenetischen Indikation eingehend erörtert, ob und
Inwieweit man durch Sterilisierung der Frau diesen Erfahrungen
Rechnung tragen muß; an dieser Stelle soll diese Indikation keine
weitere Besprechung finden. |
- 8. Sozialpolitische Erwägungen darüber, ob
man berechtigt ist, den Nachwuchs körperlich oder moralisch de-
generierter Menschen, insbesondere von Trinkern, Verbrechern,
Imbecillen, welche der Gesellschaft eine Gefahr und dem Staate
eine große Last und Sorge bereiten, durch die Sterilisierung der
Frauen auszuschalten, haben in dem letzten Jahrzehnt einen großen
Umfang angenommen und vor allem in Amerika, danach in der
Schweiz zu praktischen Vorschlägen und sogar zu Gesetzgebungen
über Handhabung dieses Verfahrens geführt. In Deutschland be-
finden wir uns erst in den Anfängen dieser sozialpolitischen Er-
wagungen, und praktische Folge ist denselben bislang weder durch
staatliche Anordnungen noch durch Ausführung dieser Operation
segeben. Sollte es, was wohl.nicht anzunehmen scheint, zukünftig
der Fall sein, so würde die Indikationsstellung ganz in die Hände
iner staatlichen Kommission oder der Anstaltsärzte gelegt werden |
_ und der einzelne Arzt keine Gelegenheit finden, seinen Ansichten
hierüber Ausdruck und Folge zu geben. Aus. diesem Grunde sehe
ich hier, wo es sich um die Aufstellung wissenschaftlich an--
erkannter Indikationen für die ärztliche Tätigkeit handelt, von
der Erörterung dieses auch noch ungeklärten Gegenstandes voll-
ständig ab.
4. An dieser Stelle findet nur die Sterilisierung Platz, welche
an psychisch Kranken vorgenommen wird in der Absicht, der
Verschlimmerung oder dem Wiederauftreten
der Psychosen inspäteren Schwangerschaften
oder Wochenbetten vorzubeugen. Die Grundlage
für diese Indikation, ebenso wie derjenigen für den’ künstlichen
Abort, liegt in dem über allen Zweifel sichergestellten ätiologischen
` Zusammenhang der Psychose mit dem Generationsprozeß. Die
' Psychiater haben im letzten Jahrzehnt dem Studium dieses Zu-
sammenhanges zwischen der Psychose und Schwangerschaft oder
Wochenbett große Beachtung geschenkt, und es ist den Forschungen -
von Alzheimer, Bonhöffer, Friedmann, Siemer-
ling, Strohmayer, vor allem aber von E. Meyer zu
danken, daß sich daraus bestimmte Indikationen für die Unter-
brechung der Schwangerschaft haben formulieren lassen und daß
auch schon über die Sterilisierung dieser Kranken bestimmte Vor-
schläge gemacht worden sind. Die Forschungen- obengenannter
‚Autoren haben in übereinstimmender Weise die Zahl der Psychosen,
welche man ätiologisch und symptomatisch in sicheren Zusammen-
hang mit dem Generationsprozeß bringen kann, ‚sehr eingeengt
und es sind nach dem Urteil der meisten erfahrenen Autoren nur:
zwei Erkrankungen, welche als Indikation für die künstliche Unter-
brechung der Schwangerschaft und für die Sterilisation in Betracht
kommen können. - |
Bei der ersteren Art, den depressiven Zuständen
der Ps ychopathen, handelt es sich um eine psychogene
Erkrankung, welche nach Friedmann als unmittelbare Reaktion
auf einen starken psychischen Reiz einsetzt und? welche ver-
schwindet oder wenigstens in Heilung. übergeht, wenn es gelingt,
die psychisch erregenden Reize auszuschalten. ‘ Einen solchen
Reiz kann die Schwangerschaft abgeben. Meyer sieht diese
affektbetonten Ideen der Kranken, welche er als „Schwangerschafts-
komplex“ bezeichnet, in Befürchtungen, daß sie den Generations-
prozeß nicht überstehen, daß sie ein geisteskrankes Kind bekommen
könnten und anderen 'Wahnideen. Strohmayer spricht in
diesem Falle von „überwertigen Ideen“, welche zu einem melan-
cholischen Zustandsbild mit vorwaltender Angst, mit sprunghaften
Phantasiebildern und richtigen Angstanfällen führen. Die. Gefahren
dieses Zustandes bestehen nach Meyer, Strohmayer,
Bonhöffer in Selbstmordgedanken und -versuchen, starkem
körperlichem Verfall infolge von Unterernährung und Nahrungs-
verweigerung, welche selbst bei Anstaltsbehandlung nicht immer
zu vermeiden ist. Aus diesem Grunde sind sich die Psychiater
darüber einig, daß in schweren Fällen die Unterbrechung der
XV. Jahrgang
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NE Rise, ` j> A A f ir
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888
Schwangerschaft in Frage kommen kann, welche meistens mit
einem Schlage das Krankheitsbild ändert und die Psychose, auch
in schwersten Fällen, zur baldigen Ausheilung bringt. l
Bei diesen Krankheitszuständen psychopathischer Frauen
könnte eine Sterilisation nur dann in Betracht kommen, wenn
sichere Rezidive ebenfalls schwerer Art in späteren Schwanger-
schaften zu erwarten wären. Darüber besteht ebenso wie in bezug:
auf die Rezidive manisch depressiver Kranken keine Sicherheit.
Meyer hebt hervor, daß sehr wohl eine Umstimmung des Indi--
viduums eintreten könne, daß die Stimmungslage sich so weit
bessern könne, daß bei einer neuen Gravidität ein günstiger Ver-
lauf erwartet: werden könne und daß der affektive Zustand dieser
Psychopathen sehr wechselnd sei und warnt aus diesem Grunde
vor einer Sterilisation. Strohmayer steht nicht auf diesem
ablehnenden Standpunkt, wenigstens bei den Rezidiven manisch
depressiver Kranken, und rät zu einem öfteren Gebrauch nament-
lich auch aus eugenetischen Gründen wegen der starken Vererbungs-
möglichkeit dieser Psychosen. Es scheint so, als ob die Sterilisation
nicht oft aus diesem Grunde bislang ausgeführt worden ist.
Stengel berichtet einen Fall von Meyer, welcher nach dem
dritten Rezidiv eines schweren Depressionszustandes die Sterilisation
- ausführen ließ. |
Es will mir bei der Unsicherheit der Voraussicht von Rezi-
diven und bei der wechselnden Prognose derselben richtiger er-
scheinen, von der Sterilisation Abstand zu nehmen und lieber den
künstlichen Abort zum zweiten Male einzuleiten, um so mehr, als
man auf einen prompten Erfolg nach Ansicht aller Psychiater
rechnen kann, l
Eine viel sichere Grundlage für die Sterilisierung bietet die
Dementia praecox, weil ihr zum mindesten zeitlicher Zu-
sammenhang mit dem Generationsprozeß feststeht, weil sie sich
in Schüben im Anschluß an denselben weiter entwickeln kann und
in schweren Fällen langsam zur Verblödung führt; ob wir an Stelle
des nur zeitlichen Zusammentreffens der Dementia praecox mit
der Schwangerschaft auf Grund der Abderhaldenschen Unter-
suchungen über den Abbau von Drüsen mit innerer Sekretion
einen wirklichen inneren Zusammenhang zu setzen berechtigt sind,
wird die Zukunft lehren. Jedenfalls zeigen die statistischen Tat-
sachen sowohl die Abhängigkeit als auch die Weiterentwicklung
der Dementia. praecox in Verbindung mit dem Generationsprozeß.
Herzer teilt 107 Fälle von Dementia praecox mit, welche
in Verbindung mit dem Gererationsprozeß entstanden, davon waren
92 zuerst während eines solchen erkrankt.
Runge sah unter 15 Fällen von Dementia praecox 5,
welehe in mehreren Schüben während des Generationsprozesses
erkrankten, bis sie schließlich verblödeten.
Aschaffenburg sah unter 10 Dementia-praecox-Kranken
bei 9 neue Schübe bei einem späteren Generationsprozeß, von denen
dann 2 definitiv verblödeten.
Elfes teilt 4 Fälle mit, welehe durch die Schwangerschaft
ungünstig beeinflußt wurden und bei erneuter Schwangerschaft
frische Schübe bekamen.
Quensel sah unter 5 Fällen, welche nach der Ausheilung
der Dementia praecox wieder schwanger wurden, bei zweien neue
Schübe eintreten. |
Trotz dieser Erfahrungen über den ungünstigen Einfluß des
Generationsprozesses auf Entstehung und Weiterentwicklung der
Dementia praecox hat die künstliche Unterbrechung der Schwanger-
schaft in der Absicht, einen heilenden Einfluß auf die Erkrankung
zu gewinnen, keinen Anklang bei den Psychiatern gewonnen, weil
auf denselben bei einmal ausgebrochenem Schub nicht mehr zu
rechnen ist. Dagegen wird sie empfohlen, z. B. von Strohmayer,
wenn eine Frau bei einem früheren Generationsprozeß einen Schub | welche später wieder schwanger wurden, traten keine psychischen
mit relativer Genesung durchgemacht hat; in diesem Sinne tritt | Störungen wieder auf. Die Psychiater lehnen selbst den künst-
er auch für den künstlichen Abort ein, wenn ein neuer Schub der | lichen Abort bei Hysterie allgemein ab, nur Strohmayer hå
Erkrankung im Anzuge ist oder wenn wenigstens Reste der alten | die Indikation in den seltenen Fällen für gegeben, WO sich auf
Erkrankung noch vorhanden sind. Siemerling hält ebenfalls -| dem Boden der Hysterie schwere Depressionszustände nach dem
den een Bar a nn yanri des Generations- | Friedmann-Meyerschen Typ (siehe oben) entwickeln; a
rozesses aufgetretenen Schüben für erlaubt. iner Tan : {2 oe ~ tarn üherbau
3 In der Anaig den während des Generationsprozesses auf- nicht PE ung bei Hysterie ist bei den Beyond ;
tretenden Schüben mit ihrer nachfolgenden Verblödung entgegen- |
Bi zuwirken, könnte nun auch die Sterilisierung bei Dementia praecox
und unterstützt seine Forderung durch ihre Tende
Vererbung. |
R a e ck e betont wenigstens die Notwendigkeit,
vor neuen Schwangerschaften zu bewahren. es
Obwohl die Ansichten der Psychiater s u einig
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Die Sterilisierung hat bislang in der Psychiatrie in dem hier
zu erörternden Sinne noch keine große praktische Bedeutung ge-
wonnen; ich entnehme der von Stengel bis auf die letzte Zeit
tortgesetzten Tabelle nur zwölf Fälle, bei welchen Psychosen den’
Anlaß gegeben zu haben scheinen und zwar von Kehrer,
Meyer, Häberlin (4 Fälle, Griffith, Hofimann,
Oberholzer (2), Good. Soweit die Nachprüfung der Indi-
kationen unter Zugrundelegung der jetzt allgemein gültigen
psychiatrischen Krankheitsbilder möglich war, bilden depressive
Zustände einmal und Dementia praecox dreimal die Indikation.
Hysterie.
Die Hysterie hat keinen ätiologischen Znsammenhang mit
dem Generationsprozeß. Man kann nicht einmal sagen, daß der
selbe einen besonders günstigen Boden für ihre Entstehung und
für die Verschlimmerung ihrer Erscheinungen darbietet; im Gegen-
teil haben Hysterische während der Schwangerschaft oft besonders
gute Zeiten. Aber selbst in den seltenen Fällen, wo zweiellos
die Schwangerschaft mit ihren Befürchtungen und Beschwerden
die hysterischen Krankheitserscheinungen steigert, kann man bel
dem wechselnden Verlauf der Krankheit niemals mit annäherndet
Sicherheit auf eine weitere Verschlimmerung oder ein Wiederauf-
treten in späteren Schwangerschaften rechnen. Es fehlt demnach
jeder Anlaß für eine dauernde Ausschaltung des Generations:
prozesses; um so mehr, als es niemals zu einer Lebensgefahr oder
zu einer schweren Gesundheitsschädigung kommt. Dasselbe gilt
auch von den auf hysterischer Basis entstandenen Psychosen,
welche sich ebenfalls durch einen ausgesprochen gutartigen
Verlauf auszeichnen; Runge teilt mit, daß von neun Fällen
hysterischer Psychosen in der Schwangerschaft fünf nach mehr-
monatigem Verlaut in der Klinik abheilten, zwei gebesserb ent
lassen wurden und nur zwei ungebessert blieben; in drei Fällen
von Graviditätsdepression hysterischen Charakters waren aller-
dings Suicidversuche gemacht worden. Selbst der künstliche
Abort wurde in allen diesen Fällen vermieden; bei Frauen,
cR ; ni EN ? Neurasthenie. |
ausgeführt werden. Meyer will die sterilisierung wohl in Er- Die Neurasthenie in ihren schwersten Formen der vollständige!
wägung ziehen, obwohl damit keine sichere Prophylaxe gewährt Erschöpfung des centralen und Berner Nervensystems jst nich |
werden kann, Strohmaye r hält es für durchaus statthaft, die | selten ‘die Folge zahlreicher und schnell hintereinanderfolgende!
E Sterilisierung im Intervall auszuführen, wenn eine Dementia praecox nii
? 4 : Alm en ıeburten in Verbindung mit schwer iliä nd pekuniären
im Anschluß an den Generationsprozeß erstmalig glücklich endete | Sorgen und Lasten, Weren Fa an tale HER Bedeutung
>A . 7 l
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pr
7. September. |
| dieser neurasthenischen Zustände für die Frage der künstlichen
-Sterilisierung habe ich ihr unter der Marke „Erschöpfungszustände“
ein eigenes Kapitel gewidmet. =
Epilepsie. | Ä
hi
schaft tritt die Epilepsie in das ruhigere Stadium der graviditäts-
freien Zeit zurück, Nur in seltenen Fällen kann eine Lebens-
gefahr eintreten, -wenn nämlich die Anfälle sich zu einem Status
epileptieus steigern, wie Sachs durch Zusammenstellung aller aus
der Literatur gesammelten. Fälle beweisen konnte, Die Epilepsie
. kann auch. eine dauernde Gesundheitsschädigunpg durch die sich
mit ihr verbindenden Geistesstörungen im Gefolge haben; dieselben
können in schweren Fällen bestehen bleiben und in dauernde Ver-
blödung. übergehen; in solchen Fällen ist von Kraus, Hoche,
Chrobak, Binswanger die Unterbrechung der Schwanger-
schaft empfohlen worden, obwohl keineswegs sicher mit einem Er-
folg gerechnet werden kann. ee,
‚Es würde nach vorliegenden Ausführungen die Notwendig-
keit einer ‚Sterilisation erwogen werden müssen, wenn durch einen
Status epilepticus eine Lebensgefahr bestanden hat oder bei
"späterer Schwangerschaft eine Wiederkehr der Geistesstörung oder
Zunahme der Verblödung zu befürchten ist. Erfahrungen liegen
hierüber sehr wenig vor. Der Status epilepticus ist ein so ernster
Zustand, daß nur wenige Frauen die Geburt überstanden haben;
in diesen Fällen -wird man das Risiko eines zweiten Status
epilepticus in einer späteren Schwangerschaft nicht’ übernehmen
dürfen, ‚sondern die Kranke durch Sterilisation vor ihm schützen.
' Ebenso wird man der Weiterentwicklung einer. nach Schwanger-
.. Schaftsepilepsie eingetretenen Verblödung durch Sterilisation ent-
. gegenwirken. Die Tatsache, daß die Epilepsie in der Schwanger-
schaft oder im Wochenbett rezidiviert, kann an sich keine Indi-
kation zur Sterilisation abgeben; erst wenn der Verlauf derselben
Immer ernster wird und in den späteren Schwangerschaften Sym-
ptome von Verblödung hinzutreten, wird man der vollständigen
Ausbildung derselben durch rechtzeitige Sterilisation entgegen-
‚wirken müssen. Als Typen solcher Fälle mögen gelten:
Curschmann: Auftreten der Epilepsie in der siebenten
Schwangerschaft. Alle zwei Tage Krämpfe der unteren Gesichts- |
hälfte und Zungenmuskulatur mit Zungenbiß, ohne Bewußtsein-
störung; Verschwinden der Anfälle einen Monat nach dem -Partus.
In der achten Schwangerschaft traten die Anfälle wieder auf,
‚häuften sich auf 20—30 pro Tag, dauerten+länger und dehnten
. Sich auf die Kaumuskeln im Facialis aus. Zugleich trat Psychose |
mit Hallueinationen auf.
Jolly: Auftreten puerperaler Egilepsie nach dem ersten
Wochenbett; im vierten Wochenbett Dämmerzustand; im fünften
Wochenbett nach einem Anfall schwere hallueinatorische Er-
fegungszustände; im neunten Wochenbett vier Wochen dauernde
hallueinatorische Verwirrtheit. Zunehmende Verblödung.
__. Am häufigsten ist die Sterilisation Epileptischer vorgeschlagen
und ausgeführt worden in der Absicht, ihren Nachwuchs, welcher
an hereditärer Epilepsie zu erkranken droht, auszuschalten; ich
werde hierauf bei der eugenetischen Indikation zurückkommen.
Die Kasuistik über Sterilisation Epileptischer ist sehr spär-
lich; ich finde nur zwei Fälle bei Häberlin notiert, ohne daß
Erklärungen über die Notwendigkeit derselben gegeben worden sind.
Chorea gravidarum. - -
Bei der. Chorea gravidarum wird man nach dem Vorgang
von Pinele's zwei Formen unterscheiden müssen; die eine Form
entwickelt sich allmählich, bietet leichtere Symptome und geht in
über; die andere Form entwickelt sich plötzlich, verläuft sehr
schwer, kompliziert sich häufig mit Psychosen und endet meist
tödlich. Die Prognose der ersten Form ist sehr günstig; nach
Pineles starb ‘von 92 Kranken keine einzige; von 36 Frauen
der schweren Form starben nach ihm 83°%%. Die Gefahr der
schweren Form: beruht nach Sachs: = . |
1; auf den Folgen der Krämpfe; das sind Kräfteverfall, er-
Pai
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
_ Der Einfluß der Schwangerschaft auf den Verlauf .der
Epilepsie ist ein unregelmäßiger;. nach Nerlingers Statistik‘
über 92 Frauen mit 157 Schwangerschaften blieb die Epilepsie in
'30.%, demFälle unverändert, in 85%, wurde sie günstig und in |
36 °/, ungünstig beeinflußt. Auch in denjenigen Fällen, wo eine
Verschlechterung offenbar ist, wird der Allgemeinzustand der.
Schwangeren nur selten beeinflußt und nach Ablauf der Schwanger- |
der Schwangerschaft oder bald nach der Entbindung in Genesung.
. BRUT ug ' Bine À R F
3 j i an ee A EE
X + X T g A = FE 3
schwerte Nahrungsaufnahme, 'Respirationsstörungen, schweren Stö- .
rungen des Allgemeinbefindens;.
2 auf Psychosen, welche vorzugsweise bei der schweren’
' Form auftreten; u nn Br er Tr
| 3. auf Komplikationen, z. B. septischen Prozessen, Pneumonie; . `
Herzfehlern, cerebralen' Störungen.
Da die Schwangerschaft. demnach bei der zweiten Form, :
der plötzlich eintretenden und sich ‚schnell verschlimmernden
Chorea. mit Lebensgefahr einhergeht, so kann auch nur bei ihr
‚die Unterbrechung derselben. in Frage kommen. Der Erfolg der-
selben ist bei diesen Fällen ein sehr ungenügender; nach Pineles
blieben nur: 50% von 55 mit künstlicher Unterbrechung der.
Schwangerschaft behandelten Frauen am Leben. Ebensowenig-
werden die Komplikationen günstig beeinflußt; ‘namentlich die
‚Psychosen können sich nach dem Eingriff weiter .entwickeln,
Sachs hat demnach auf Grund der vorliegenden Erfahrungen
die Indikation für die Unterbrechung der Schwangerschaft bei.‘ `
bestehender Chorea dahin formuliert, daß er |
1. alle Fälle von ganz 'akut einsetzender, sehr schnell sich
| entwickelnder Chorea als hoffnungslos ausschließt, und |
2. von .den übrigen, nicht ganz so schwer sich entwickeln-
den Formen die Unterbrechung der Schwangerschaft, vorschlägt
für alle akut einsetzenden Fälle und von den langsam einsetzen-
den für die durch die Intensität und Ausdehnung der Muskel- -
zuckungen zu Lebensgefahr sich steigernden Fälle, für die mit
Komplikationen von Herz, Lunge und Nieren verlaufenden Fälle .
und schließlich für die mit Psychosen sich komplizierenden pro-
gnostisch besonders ungünstigen Fälle. .
Bei der Hoffnungslosigkeit der schweren Formen der Chorea
und bei dem unsicheren Erfolg der Schwangerschaftsunterbrechung
muß die Frage aufgeworfen werden, ob die Verhütung einer
Schwangerschaft durch Sterilisation angezeigt erscheint. Natürlich
können nur solche Fälle dafür in Betracht gezogen werden, welche .
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit das Auftreten. einer.
Chorea während einer neuen Schwangerschaft erwarten lassen.
Das sind zunächst die aus einer Jugendchorea sich entwickelnden
Fälle; nach Pineles haben 27°, nach Kroner 31°/, ihrer
Fälle von Schwangerschaftschorea sich aus einer Jugendchorea .
entwickelt. Umgekehrt liegen keine Zahlen darüber vor, bei wie-
viel Fällen von Chorea sich eine ungünstige Steigerung durch die
Schwangerschaft erwarten läßt; man kann wohl annehmen, daß
es.in der Mehrzahl der Fälle geschieht. Aber gerade diese aus
der Jugendchorea sich entwickelnden Fälle von Schwangerschafts-
chorea haben eine besonders günstige Prognose; von Kroners
151 Fällen starben nur zwei, von Neumanns Fällen kein
einziger. Es kann demnach kein Grund vorliegen, jugendliche
Choreatische zu sterilisieren in der Absicht, eine Lebensgefahr in
der Schwangerschaft zu vermeiden.
Ernster stünde die. Sachlage schon, wenn mit regelmäßigem.
Rezidivieren der Chorea in weiteren Schwangerschaften zu rechnen
wäre und das ist in der Tat nicht selten. Pineles hat
65 Fälle rezidivierender Schwangerschaftschorea unter 426 Frauen
zusammengestellt, das sind 15%, — Die Zahl der Rezidive
schwankt zwischen 2 und 5; gelegentlich liegen freie Schwanger-
schaften dazwischen. .Aber gerade diese Fälle von rezidivieren-
der Schwangerschaftschorea haben sich auffallend häufig aus der
Jugendchorea mit ihrer ausgesprochen günstigen Prognose. ent-
wickelt; dementsprechend verliefen auch nür 8 von den 65 Fällen
tödlich. Die Prognose der rezidivierenden Chorea mit ihren 12°/,
` steht erheblich unter dem Durchschnitt der Choreamortalität, welche
Pineles auf 16,6%, berechnet. Der Satz Kroners, daß eine
in der folgenden Schwangerschaft rezidivierende Chorea .stets
stärkere Erscheinungen macht und größere Lebensgefahr bringt
als in der ersteren, mag in einzelnen Fällen seine Berechtigung
haben, erlaubt aber bestimmt keine Verallgemeinerung; ebenso-
wenig die Annahme Mühlbauers,.daß die rezidivierende
Chorea beim zweiten und ' dritten Rückfall den Tod der Mutter
zur Folge hat. Auch die Fälle von rezidivierender Chorea geben
uns demnach nicht das Recht, prinzipiell die Sterilisation zu ver-
langen aus der Furcht vor lebensgefährlichen Zuständen in späteren
Schwangerschaften. Die Indikation .kann meines Erachtens erst
dann gefunden werden, wenn schon in früheren Schwangerschaften
so schwere Zustände bestanden haben, daß Lebensgefahr (siehe
oben) droht oder wenn etwa psychotische Zustände aus früheren
Schwangerschaften zurückgeblieben sind.. In diesen Fällen wird
‘man die Sterilisation- schon um so eher ausführen müssen, als. die
künstliche Unterbrechung bei einer oder mehreren Sehwanger-
BBD
ha Fra a: ae
> 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. ie;
schaften keine sicheren Aussichten auf Erfolg zu bieten vermag.
Die Indikation muß demnach sich dem Einzelfall anpassen und
wird nicht häufig gestellt werden können.
bauers Berichten nur einen Fall aus der Breslauer Frauenklinik,
welcher durch vaginale Uterusexstirpation (in Verbindung mit
künstlichem Abort) sterilisiert wurde wegen eines Rezidivs in der
dritten Schwangerschaft. Hier war in der ersten Gravidität eine
Chorea aufgetreten mit günstigem Ausgang; in der zweiten hatten
sich zu der sehr schweren Chorea psychische Zustände gesellt,
welche aber nach Einleitung des künstlichen Aborts sich sehr
besserten,‘ In der dritten Gravidität hatten sich wiederum schwere
choreatische Zustände mit psychischen Störungen entwickelt, welche ,
Die Sterilisation,
trotz künstlichen Aborts zum Tode führten.
welche natürlich durchaus berechtigt war, konnte demnach sich
nicht mehr auswirken. Unter ähnlichen Umständen führte Hannes
die vaginale Totalexstirpation aus bei rezidivierender Chorea in
der dritten Schwangerschaft, ohne einen Erfolg damit zu erreichen.
Erschöpiungszustände.
Ich-schließe hier unter dem Namen „Erschöpfungszustände“
eine Störung des Allgemeinbefindens an, welche sich bei Frauen
infolge zahlreicher schnell aufeinander folgender Geburten in Ver-
bindung mit der durch die Vermehrung der Kinder erhöhten
Arbeit und Sorge entwickelt hat. Rein medizinisch betrachtet
handelt es sich um chronische Anämien leichteren Grades und
neurasthenische Zustände, welche sich in Appetitmangel, Obsti-
pation, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, psychischen Unlustgefühlen,
beschränkter Arbeitsfähigkeit und ähnlichen Symptomen zeigen.
Diese Frauen -sind nicht gesund und nicht krank; sie sind aber
infolge der zahlreichen Geburten in einen Zustand geraten, welcher
- sie für ihren Beruf als Hausfrau und Mutter unbrauchbar, für den
Genuß des Lebens gleichgültig und für ihre Umgebung zur Qual
macht.
Es hängt diese Folge zahlreicher Geburten eng mit
der sozialen Lebensstellung der Frau zusammen. Bei Frauen
besserer Stände, welche sich nach jeder Geburt großer Ruhe und
Pflege hingeben und ihren Nachwuchs geschulten Händen über-
geben können, kommt es selten zu ausgeprägten Erschöpfungs-
zuständen, während die unbemittelte Frau, welche den vom Wochen-
bett nicht genügend erholten Körper schwerer Arbeit hingeben
und die Nerven zu immer größerer Kraftanstrengung aufpeitschen
muß, namentlich bei ungenügender Ernährung bald und immer
schneller der Erschöpfung anheimfällt; in dieser Indikation ver-
binden sich demnach somatische und soziale Momente.
Der Grad des Erschöpfungszustandes ist natürlich individuell
sehr verschieden und nicht nach objektiven Zeichen zu messen;
er wird sich bei Frauen, deren Fertilität weiter in Anspruch
genommen wird, steigern, während er bald abnehmen oder voll-
kommen verschwinden kann, wenn dieselbe eine Zeitlang, eventuell
vollkommen ausgeschaltet wird. Die Sterilisation könnte hier aus
einer körperlichen und geistigen „Ruine“ eine Frau und Mutter
machen, welche alle Berufspflichten vollauf zu erfüllen imstande
ist, sich dem Leben hingeben und der Umgebung eine leistungs-
fähige Gesellschafterin sein kann. Trotz dieses unzweifelhaften
Nutzens und Segens, welchen die Sterilisation der Frau und der
ganzen Familie zu bringen imstande wäre, muß man ihr die
Berechtigung aberkennen, weil die Erschöpfungszustände keine
Lebensgefahr oder dauernde Gesundheitsschädigung mit sich bringen
und weil sie einfach und sicher mit medizinischen und sozialen
Hilfsmitteln erfolgreich zu bekämpfen sind. Der Arzt wird die
Aufgabe haben, die anämischen und neurasthenischen Zustände
zu beseitigen, und der Ehemann durch gesteigerte Arbeitsleistuug
die Bedingungen zu schaffen, welche der geschwächten Frau die
ihr nötige Erleichterung schaffen. Man wird auch von dem Ehe-
mann verlangen können, daß er seine Frau durch Enthaltsamkeit
oder Schutzmittel vor weiteren Schwangerschaften bewahrt. Die
Aufgabe des Arztes ist mit der Behandlung
dieser Erschöpfungszustände erledigt.
Einen ernsteren Charakter können diese Erschöpiungszustände
annehmen, wenn sich auf dem Boden derselben psychische Krank-
heitszustände entwickeln. Strohmayer betont, daß man nie
wissen könne, wann aus diesen Erschöpfungszuständen stupuröse
Psychosen sich entwickeln können, von denen ein nicht unbeträcht-
licher Prozentsatz eine infauste Prognose im Sinne einer Defekt-
heilung oder gar Verblödung hat; auch Puerperal- und Lactations-
psychosen könnten sich aus diesen Erschöpfungszuständen entwickeln.
Es ist wohl zuzugeben, daß unter solchen Umständen die Unter-
Ich finde in Mühl-.
ei en : ø -
. Deptembper.
— —
——z SET ee,
= v
brechung der Schwangerschaft in Frage kommen kann; eine
Sterilisation wird wohl deshalb niemals angezeigt sein, weil auch
diese Erschöpfungszustände in der graviditätsfreien Zeit erfolgreich
zu behandeln sind und unter günstigeren Umständen nicht zu
rezidivieren brauchen. a |
Es ist nicht wunderbar, daß gerade diese Indikation der ~
Erschöpfungszustände auch ohne eine sich daraus entwickelnde
Psychose sich unter den ersten Indikationen findet, welche für de
Sterilisation überhaupt aufgestellt wurden; der Nutzen ders BI
ist ein so offensichtlicher, daß sie sich dem durch seine Kunst
zum Helfen bereiten Gynäkologen von selbst aufdrängt, Kehrer
denkt zunächst an schwere chronische Anämie, welche, durch‘
jede neue Schwangerschaft gesteigert, vorzeitigen Marasmus zur
Folge gehabt hat; er zieht daraus die Konsequenzen und sterili-
sierte zwei Frauen aus diesem Grunde. Krönig hält ebenfalls
die infolge rasch aufeinanderfolgender Geburten bei ungenügender
Ernährung und mangelhafter Blutbildung eintretende Gewichts- |
abnahme oder schwere neurasthenische Erschöpfungszustände,
namentlich bei Frauen aus der unbemittelten arbeitenden Klasse,
für eine Indikation zur Sterilisation; aber auch Krönig hält sie
für hinfällig, wenn der Mann sich zur Anwendung antieonceptioneller
Schutzmittel entschließt und diese von Erfolg begleitet sind,
Häberlin erkennt zwar an, daß die Indikationsstellung im Falle `
von allgemeinen psychischen und physischen Erschöpfungszuständen
kompliziert und unsicher sei, will sie aber im Prinzip gelten lassen,
wenn die individuellen und sozialen Ursachen derselben nicht zu
beseitigen sind. Meyer will in Fällen schwerer nervöser Er
schöpfung auf Vermeidung späterer Schwangerschaften ev. auf
spätere Sterilisation dringen. Wegen nervöser _ Erschöpfungs-
zustände sind gelegentlich Sterilisationen ausgeführt worden, 50
z.B. von Kehrer, Häberlin, Stöckel, Hoffmann
‘s scheint so, als ob in den letzten Jahren diese Indikation, welche
so eng mit den sozialen Verhältnissen verquiekt ist, ganz mit der
sozialen Indikation zusammengeflossen ist; wenigstens läßt sich
schwer in der Literatur ihre Weiterentwicklung verfolgen. Tch
habe eine Verbindung dieser doch noch als einen körperlichen
Krankheitszustand aufzufassenden Erschöpfungszustände mit der
reinen sozialen Indikation für unrichtig gehalten. |
Organische Krankheiten. 7
Organische Krankheiten komplizieren sich nicht ganz selten
mit der Schwangerschaft; so sind beobachtet worden; 1. zu Läb-
mungen führende Erkrankungen, das sind Myasthenia gravis,
Apoplexie, Thrombose, Embolie; 2. Tumoren, z. B. Hypophysis-
tumoren; 3. entzündliche Prozesse.
Die meisten dieser Krankheiten stellen zufällige Komplika-
tionen der Schwangerschaft dar und nehmen ihren Verlaul
unbeeinflußt durch dieselbe; bei einzelnen ist ein Einfluß der
Schwangerschaft dadurch außer Frage gestellt, daß sie in mehreren
Schwangerschaften rezidivieren können, so.z. B. die Myasthenia
gravis und namentlich die sogenannte, bei mehreren Familien-
mitgliedern augenscheinlich auf hereditärer Basis vorkommende
Schwangerschaftsapoplexiee Nur in diesen Fällen könnte der Ge-
danke einer Sterilisation erwogen werden; für die Myasthenla
gravis steht es fest, daß die Lähmungserscheinungen sich m
späteren Schwangerschaften verschlimmern können. Apoplexiel
können in späteren Schwangerschaften Tod oder schwere Lähmun-
gen zur Folge haben. Obwohl Beobachtungen, welche die Lebens-
gefahr oder schwere Gesundheitsschädigungen durch spätere
Schwangerschaften beweisen, bislang nicht vorliegen, mub die
Sterilisation in einzelnen dieser Fälle als gerechtfertigt ange-
sehen werden.
l Literatur: Bonhoeffer, B. kl. W. 1918, Nr. 1. — SL:
ling, Döderleins Handbuch der Geburtshilfe, Bd. 2. — Meyer, SeT
Winter, Die Indikationen zur künstlichen Unterbrechung der chwangn |
schaft, S. 223. — Derselbe, Arch. f. Psych., Bd. 55, S. 275. — BE
mayer,siehe Placzek, Künstliche Fehlgeburt und künstliche pin A
barkeit, S. 167 und 186. — Stengel, Die künstliche Sterilisierung der 1“
vom psychiatrischen Standpunkt. Inaug.-Dissert. Königsberg 1919. — Rage 4
M. Kl. 1912, S. 1456. — Häberlin, ebenda 1906, S. 1310. — Hofmi a
Zschr. f. Geburtsh., Bd. 75, S. 320. — Oberholzer, Kastration und a
lisation von Geisteskranken in der Schweiz. Inaug.-Dissert. Zürich ln,
Runge, Arch. f. Psych., Bd. 48. — Sachs, siehe Winter, Die INN
kation zur künstlichen Unterbrechung der Schwangerschalt, 9. 158, RD
Pineles, Die Erkrankungen der weiblichen Genitalien usw. Wien, i iT
Bd. 2, S. 868. — Kroner, Inaug.-Dissert. Berlin 1897. — Müblbautt
Praktische Ergebnisse, Bd. 6. — Kehrer, Zbl, f. Gyn, 1897, 5. 90
Krönig und Döderlein, Operative Gynäkologie, S. 345. — her Na-
mann, M. m. W, 1904, Nr. 26. — Jolly, 73. Versammlung Deutst R Ge-
aanne na und Ärzte, Hamburg 1901. — Hannes, Prakt. Erg. €
urtsh. x
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7. September.
_ Über Behandlung d
E = Pferdeserum.
| Von
= Prof. Dr. W. Birk, Tübingen.
mußte. Er-hat 471 Fälle von Diphtherie mit Heilserum und 466
Fälle mit gewöhnlicher: Pferdeserum behandelt und hat keinen
Unterschied im Erfolg sehen können. . |
| Angesichts dieses Ergebnisses drängte sich ihm, wie er.
schreibt, die Frage auf, ob wirklich das Antitoxin allein die
günstigen Wirkungen hervorrufe, oder ob nicht ein so kompliziert
gebauter und für den menschlichen Organismus so differenter
Körper wie das Pferdeserum an sich schon diejenigen
günstigen Wirkungen hervorbringe, die wir bisher dem Antitoxin
zuzuschreiben gewohnt waren. Er weist dabei auf den mächtigen
Einfluß, den die Einführung des artfremden Eiweißes im Körper
hervorruft, hin: die Serumkrankheit und die Veränderung des Blut-
bildes. Er weist ferner darauf hin, daß der Gedanke, daß eine In-
fektion in einem durch die Einspritzung von Serum umgestimmten
Organismus anders, das heißt günstiger verlaufe, durchaus nicht
etwas Neues sei. Denn man habe ja bereits bei allen möglichen
anderen Infektionskrankheiten: Scharlach, Sepsis, Pneumonie, Ery-
' Sipel usw.. Serumeinspritzungen gemacht, und zwar Diphtherie-
serumeinspritzungen, die doch in solchen Fällen nie specifisch
hätten wirken können. , Ä
An der Wirksamkeit des Serums an sich zweifelt er also
. nicht. Hingegen fragt er: Wodurch wirkt das Serum über-
‚haupt? Specifisch durch seinen Antitoxingehalt oder unspeeifisch
als artfremdes Serum durch irgendwelche uns noch nicht näher
bekannten Stoffe? | | |
Seine Überlegungen haben eine gewisse Berechtigung. Man
hat in der Tat den Eindruck, wenn man bei Infektionskrankheiten
im Kindesalter in verlorenen Fällen, z. B. bei septischen Masern,
intravenös größere Mengen Pferdeserum gibt, daß der Verlauf der
Krankheit zuweilen überraschend und in günstigem Sinne be-
einflußt wird.
Man 'muß in diesem Zusammenhang auch an die viel ge-
übten Milcheinspritzungen bei Augenkrankheiten und bei Syphilis
denken, die ja letzten Endes auch auf nichts anderes hinauslaufen,
als auf eine Umstimmung des Körpers durch artfremdes Eiweiß.
Nimmt man dann noch hinzu, daß seine Theorie sich auf
eine große Zahl: von Fällen — fast 1000 Beobachtungen — auf-
ebnisse Beachtung
baut, so muß man schon zugeben, daß seine Erg
verdienen und einer: Nachprüfung wert sind. E
In Kiel herrschte im vergangenen Winter eine schwere
_ Diphtherieepidemie, die die Gelegenheit gab, die Angaben Bingels
nachzuprüfen. Infolge meiner Übersiedlung .nach Tübingen
blieben die Versuche liegen, Soviel hatten sie uns aber schon
gezeigt, daß die Behauptungen Bingels
richtig seien. -
Vor allem war es. eine kleine Gruppe von Fällen, die den
'schwankend gewordenen Glauben an das Heilserum wieder-
herstellten .und- die ich deshalb bekanntgeben möchte, da ich
But
glaube, daß:ihnen eine unzweifelhafte Beweiskraft innewohnt.
.. Es sind nämlich die Fälle, die mit der falschen Diagnose
„Diphtherie“ auf die Diphtheriestation aufgenommen wurden: Das
ist in früheren Zeiten stets ohne nachteilige Folgen für die Kinder
geblieben. Sie erhielten die ihrem örtlichen Befund und ihrer
Krankheitsdauer entsprechende Heilserummenge und waren da-
| durch immunisiert, sodaß sie — selbst wenn sich im Laufe der
nächsten Tage Diphtheriebaeillen in ihrem Rachen ansiedelten —
doch nicht krank wurden. 5 | |
g ein: die Kinder bekamen statt
„_. Jetzt trat aber eine Änderung eir |
Heilserum gewöhnliches Pferdeserum, und nunmehr erkrankten
Sie nach einigen Tagen an typischer Diphtherie, das heißt mit
anderen Worten: das Pferdeserum verlieh ihnen nicht ' den im-
Munisatorischen Schutz, den ihnen früher das Heilserum ge-
währt hatte, . | a
Ich lasse zunächst die Fälle hier folgen: l
„Fall 1. I. B., 11 Jahre alt. War morgens noch in der Schule,
ist mittags mit Halsschmerzen und Schluckbeschwerden erkrankt und
wird wegen Diphtherie zur Aufnahme geschickt. |
Pr ns F hten Mandel befindet |
Befund; Temperatur 88,9%, Auf. der rec
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
er Diphtherie mit’ gewöhnlichem
= | Stückchen ‚aufgelöst. _
sicherlich nicht
‘Mandeln.
. TA 7 ee E i i A A t 3 x B N
h lo u ee ea Por = ; a So
, eirg
..— eee e pta o
`~
; T ; \ DS - Ex ;
sich ein ziemlich großer, anscheinend -zusammenhängender Belag, der
jedoch nur. locker haftet. Behandlung: 20 cem Pferdeserum, `.. mT
' 2. Tag. Bakteriologischer Befund: keine Diphtheriebacillen. Der -
en in kleine, nur noch teilweise haftende
Belag hat sich inzwisch
8. Tag. Fieberfrei
| | i i l : ‘frei von Belag.
r Unter dem-obigen Titel hat vor einem Jahre Bin gel eine |.
Arbeit veröffentlicht, die notwendigerweise großes Aufsehen erregen
9. Tag. Das Kind ist bisher fieberfrei gewesen, heute erfolgt ein
neuer Fieberanstieg bis auf,88,1°. Zugleich bestehen Halsschmerzen
und findet sich ein feiner. schleierförmiger Belag auf der. rechten Mandel.
_ Bakteriologischer Befund: Diphtheriebacillen +. Diagnose: Dipbtherie.
4000 Einheiten Heilserum. = SE |
11. Tag.‘ Abgefiebert. | m
12. Tag. Rachen frei. . 2
Fall 2. A. B., 11 Jahre alt. Gestern- Halsschmerzen, "heute
bohnengroßer Belag auf der linken Mandel. ‘Wird mit der Diagnose
„Diphtherie“ zur Aufnahme geschickt. Temperatur 40°. Erhält-40 cem (!)
Pferdeserum, = | : | ar Ä
2. Tag. Temperatur 88°.. Bakteriologische Diagnose: Keine
Diphtheriebacillen. ns EM | DAR:
3. Tag. Fieberfrei. Belag abgestoßen, Rachen abgeblaßt.
4. Tag.: Abends neue Halsschmerzen. Temperatur 88°. Rachen
wieder stark gerötet. . Grippe? (Es war die Zeit der Grippeepidemipg.)
5. Tag. . Temperatur 38,7°. Auf beiden .Mandeln. neue Beläge.
Bakteriologischer Befund: Diphtheriebacillen +. Diagnose: Diphtherie.
4000 Einheiten Heilserum. u AN
7. Tag.. Fieberfrei. E: | |
8. Tag. Beläge abgestoßen: © i
: Fall 8. E. S., 1'/⁄2 Jahre. Zwei Geschwister liegen seit meh-
reren Tagen auf der Klinik wegen Diphtherie. Gestern schlechter
Appetit, heute erbsengroßer Belag auf der einen, drei ‚linsengroße Be-
läge auf der anderen Mandel. Temperatur 88,8% Wegen des geringen
Fiebers und im Hinblick auf die Diphtherie der Geschwister wird.
ebenfalls Diphtherie angenommen und Pferdeserum gegeben. Ergebnis
der bakteriologischen Untersuchung am nächsten Tag: Diphtherie-
bacillen negativ!
8. Tag. Abgefieberf, Rachen frei.
6. Tag. Abends Temperatur 88°.
7. Tag. Temperatur 39%. Auf beiden Mandeln neue erbsengroße
Beläge. Bacillenbefund: jetzt positiv. Diagnose: Diphtherie. 1000
Einheiten. - a T Va
8. Tag. Abgefiebert.
9. Tag. Rachen frei.
Fall 4. O.M., 3 Jahre. Am Tage vor der Aufnahme mit Müdig-
keit, Fieber und laufender Nase erkrankt, geschickt wegen Nasen- und
Mandeldiphtherie. l |
Befund: Foetor ex ore, Naseneingang sehr wund, starker, etwas
blatig gefärbter Ausfluß. Auf beiden Mändeln kleine.Beläge, grünlich-
‚weiß, rechts mehr als links. Kieferdrüsen haselnußgroß.
Behandlung: 20 ccm Pferdeserum. Einträufelung von Serum
(1:30) in die Nasenlöcher. Bakteriologisches Ergebnis am nächsten
Tag: keine Diphtherie. a | DE
3. Tag. Beläge weg.
7. Tag. Fieberanstieg auf 38%. Auf der rechten: Mandel zwei,
'
auf der linken ein linsengroßes Stippchen. |
: , 7. Tag. Auf beiden Mandeln je ein zehnpfennigstückgroßer Be-
lag. "Diphtheriebacillennachweis +. Diagnose: Diphtherie. 3000
Einheiten Heilserum.
9, Tag. Temperatur 88,2%. Beläge kleiner. -
10. Tag. Abgefiebert. . ` Te
12. Tag. Rachen frei,
Fall 5 M. M., 6 Jahre. Seit zwei Tagen Belag auf beiden
Befund: Mandeln beiderseits stark vergrößert, tragen besonders
rechts grünlichweiße Beläge, die zum Teil zusammenhängen. Starke
Kieferdrüsenschwellung. Temperatur 37,8%. 20 cem Pferdeserum.
‚2. Tag. Bakteriologische Diagnose: Diphtherie —. . m:
8. Tag. Beläge abgestoßen, nur am Winkel Zwischen Zäpfchen
und rechtem Gaumenbogen sitzt noch ein kleiner: Belag. Abends Tem-
peraturanstieg auf 38,7% ; | | |
4. Tag. Auf der ganzen rechten Mandel sitzt wieder ein großer
zusammenhängender Belag,
Diphtherie. 3000 Einheiten. Ä
5. Tag. Abgefiebert. Beläge unverändert.
6. Tag. Belag rechts ganz abgestoßen, links haftet er noch.
8. Tag. Rachen frei. Ausgedehnter Serumausschlag.
Fall6. W. B., 5 Jahre. Seit drei Tagen Halsschmerzen. Auf
beiden Mandeln dicke Beläge, die den Eindruck machen, daß sie aus
dichtstehenden einzelnen Pfröpfen bestehen. Diagnose des Hausarztes:
Diphtherie. Diagnose ist fraglich, trotzdem bekommt das Kind 20 cem
Pferdeserum. Temperatur 38% «+
, die Mandeln sind bis auf zwei kleine Stippchen
| auf der -linken ein linsengroßer neuer.
Morgens 89,3°, abends 38°, Bakteriologisch: Diphtherie +. Diagnose;
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te i Ate M 3 Si A "9. ag ‚Bakterlölogisch: keine , Diphitherie. Beläge unverändert tekad iid E dén Gebrauch . des Ansari B.
IEOR a SR Temperatur 878°. h - cirsoides“ nahelegte. Ebensolche stark. pulsierenden Arterien ver-
Ik An... 2008. a AA al: ‚röBtteile abgostol N,“ a Di, ag ge... | Tefen unter der Haut. und in der Muskulatur des Rückens bis,
El o Aat Ser echten Mandel Hächehafler Belag, aut der Inken ein | Hein zum Nacken, ee te,
| k tl AE se | graüweies. Stippchen; Bekteriologläch: m, Te s Diagn onei; handelte. h V F eshe de
RUER | Ele a6 .Diphtherie. -4000 Eihheiten.. : andelte. sich um eine Verengerung: oder um einen Versc er
Po W 5 DR EE 7 = >S ‚Tag., ‚Fieberabfa]l uw a a | ` Aorta." -Die beschriebenen Arterien an der Oberfläche des Rumpfes:
ni | e pile N i. rg Re -I N l ‘waren stark. ausgebildete Anastomosen, die das Blut auf Umwegen'-.
ln N AR ee ld e n-a a diesen Fällen wurde: erst ‚iritümlich angenommen, .dem’- durch die‘ Verengerung ‚abgeschlossenen unteren Strombeit
KB BRE 6 La 08 es sich um iphtherie ‘handele. Der. Irmtum passierte: dem | ‚der Aortä zuführen. E s
l E j HE IN ii N j TA WA o Arzt, der das- Kind in die Klinik schickte, wie auch: ‚dem klini- . In der Praxis des einzelnen’ Arztes ist dies aaa eine große
i Eke UE TN s ‚schen, Assistenten, der das- Kind: aufnahm, "Man sieht daraus, daß. Seltenheit. Immerhin ist die’Stenose der Aorta an der Einmündung `
N ji: | En, nn ur6 Pi a an handelte, in denen das klinische Bild: | -des Ductus arteriosus Botalli, oder die Persistenz des hier physiologisch:
a A AUE k T a a er - Diphthħerie glich. Außerdem herrschte eine | eingeschalteten Isthmus aortae unter den congenitalen Mißbildungen:
E TREE i N a n 80 Wa P N in’der Stadt,.kein Wunder, da8. maù | des Kreislaufappartes verhältnismäßig häufig, sodaß Vierordtin
ee HI MR RE NL Ee Unke an Diphtherie dachte, Die nachfolgende bakteriologische..| | seinem Werk über die angeborenen Herzerkrankungen im Jahre 1898.
SEE Kar CLE © ntersuchung lieferte dann, aber den Nachweis, daß keine Di- | sich auf: -180 Fälle: beziehen ' konnte. : Nicht wenige von diesen. .
paket ln E RERE). . ‚phtherie vorlag, und-die weitere Entwicklung bestätigte das: Jeden- |. starben im frühen Kindesalter, doch ‚zeigt der Senior der von
; l pi Ai MARE RRE IE i -= falls wurden. die. Kinder, ‘zunächst auf die Diphtheriestation gelegt | Vierordt zusammengestellten Reihe, daß man auch 92 Jahre.
TE Al PME AE 1 . „umd „erhieltęn eine. Einspritzung ‚von gewöhnlichem Pferdeserum, | diese „Krankheit“ zu ertragen ` vermag, ‘und zeigen viele sonstige
RES, Kl ELNE ai . und zwar weit größere Dosen. als Bingel. sie gegeben hatte. | Fälle, "daß -es sich nicht nur ‘um eine die Teratologie angehende,
Bar O oa. =- Dieangebliche „Diphtherie“ ‚heilte-ab; aber nun. steekten | sondern: auch um eine den ‘Arzt am Krankenbett besehättennäe.
| Sid IAEN $ NE Ra a” sich 2 Kinder nach verschieden langer . Zeit, meist, sehr, bald, mit | "Störung: handelt. Se
gi d a ARTUN MALL G, wirk N ae an. i ls : Die V.erengerung, die pis: “zum ‘gänzlichen Verschluß sieh
SEE ci FIIR ke > Si i ie schon erwähnt, ist es üher auch vorgekommen, daß "steigern, kann; findet sich bei ‚diesen Fällen in der Strecke dicht.
. N N RASE PE = EN ein Kind mit der falschen Diagnose Diphtherie auf die Di- - unterhalb. vom Abgang der linken’ Subelavia bis an oder dicht
a | acer 4. | ` 'Phtherieabteilung gelegt wurde. Aber ‘niemals ist eins der Kinder | unter. der. Einmündungsstelle des Ductus. Der als Isthmus be.
fe RN 7 SEE an Diphtherie erkrankt, und zwar deshalb nicht, weil es..| zeichnete Teil -der Aorta’ kann auch gänzlich fehlen, sodaß keinerlei _
et |; ||. ame i lurch. die Heilserumeinspritzung geschützt war., | Verbindung zwischen auf- und absteigender: Aorta besteht. Als
u a N DE: ©) Ä Diese immunisierende. Wirkung, fehlt dem Gefäße, die durch: Umleitung des Blutes in: erhöhtem. Maße in An- :
T Ak T gewöhnlichen Pferdeserum. Das geht aus den oben spruch genommen werden, pflegen schon die Aorta anonyma, die, -
BEER ii i RAIDE IEE i: PR ‚wiedergegebenen ‘Fällen ganz - einwandfrei hervor. Es besteht | Carotis communis sinistra . "und die linke Subelavia erweitert: zu.
ia | HOSEN SIT ` >` also — trotz Bingel — sehr wohl ein Unterschied‘ zwischen | sein. Das ist auch bei unserem Fall deutlich. ` Von diesen Arterien
; w 3 Hi H h H Ik / ‚Heilserum und. gewöhnlichem Pferdeserum. Und diesen Unter- |, werden mit großen kollateralen Blutströmen gespeist die Mammaris, Ei
Bee | WEN schied hat- man offenbar im ı Antitoxingellalt des Heilserums zu |-die Ceryicalis profunda, die Transversa colli, die Intercostalis suprema,
BRRERIESR MAMEI i suchen. i En n$ die Thoracica longa. Diese und andere ‚Anastomosen leiten das
u BER | | Blut in die mächtig erweiterten Bahnen ‘der. vorderen Äste der
| i : AN | | Aus ER Medizinischen Polikli ik in J aha: Intercostales der Aorta, der Lumbares, der Circumflexa ilium interna
ToT | AR ‚und anderes mehr, Noch 'mancherlei seltsame Umwege ergeben
oe a an di _ Über Stenose des Aortenisthmus. sich aus dem Zwang ` der, Not: Von der Thyreoidea leiten Wege
a ANEN N | EN über die Gefäße der Speiseröhre — es:mag dahingestellt bleiben,
I ee AA P E Gi oue o g on i ob. bei. unserem. Fall vermehrte Blutfülle dieser Wege an. der.
TEE BES RRIS | Mr É Lommel. | nn Fa beteiligt ist = als ein Kuriosum 'erwähne ich weiter an
CHOR ONIA olsi E © 4 Fa ei dem erweiterte Kollateralbahnen. im Verlauf der Spinal-
EP EEE |. | Die. 38 jährige Kranke; bei der die seltene Diagnose einer | arterien zu tödlicher Druckerweichung. des Rückenmarkes führten.
ers mar JISH ı | .:Stenose des Aortenisthmus gestellt ‚wurde, suchte ärztliche Hilfe |- Diese zum größeren Teil doch oberflächlichen, der Beob- :
ne i ‚ ‚auf wegen andauernder Schmerzen in der Magengegend, die, von | achtung also zugänglichen Kollateralarterien sind die auffallendste
on a N | Nahrungsaufnahme ganz unabhängig, Sich in letzter Zeit so steigerten, Erscheinung i im Krankheitsbild der Aortenstenose am Ductus Botalli.
Kamel daß sie fast zu Ohnmacht führten; dabei trat Aus- oe Sie ist inmeiner Beobachtung 50 auf .
re strahlung der. „rheumatismus“ähnlichen Schmerzen - ms —— gg arten, © fallend daB j ‘die Diarnose eindeutig 5
Be in dem Rücken auf. Herzerweiterung und Herz- Ben E stl f: N: ach Vi j St kommt aber
en `: klappenfehler war- schon vor vielen Jahren fest- u SCH LBRO?
ur ‚gestellt: worden, eine Schilddrüsenschwellung stellte
Be Ku | ‚sich im 14. Lebensjahre ein.
RE | 1313. EY oE | - - Bei der Untersuchung fiel zunächst eine
a. RE Kae starke Verunstaltung des Brustkorbes auf. Die
> TS a Le auf der Abbildung ersichtliche Trichterbildung be-
en En ABTEI An - steht angeblich seit frühester Kindheit... Die Herz-
e TE: | tätigkeit ist stark fühl- und sichtbar, “der: stark `
a. MAARRE SIN, | hebende Spitzenstoß des mächtig- hypertrophierten =
LE AERAR AB i E linken Herzens befindet sich ebenso wie die links-
2 > ii E okis seitige. Begrenzung der. Herzdämpfung etwa 8 cm
BE i aS | außerhalb der Brustwarzenlinie.e Die Carotiden:
Be | lS EEA und‘ die Subelavien pulsieren stark. Über dem
E E SORGE RENEA gänzen ‘Herzen, am deutlichsten aber über. der
We a URS, 1 Als Si , :Herzbasis ist ein systolisches Geräusch laut hörbar.
3200.07 ERELE INE 0, > °. "Dieses mit: Verbreiterung und Hypertrophie des
a | ib ‘. linken Herzens konnte auf die Annahme einer
AOO n PMBDREDTREREN Balken Si Aortenklappenstenose hinleiten. Aber auf den
í Ba er A SH . ersten Blick sprach dagegen das starke Pulsieren
a we | | der stark sicht- und fühlbaren Carotiden und
ES E Subelavien, deren Bewegung gerade das Gegenteil .
* eines Pulsus tardus darstellte. ;
| er en die Erkennung des wahren. |
Ar i Zustandes nicht Jeicht gewesen ohne einen ganz eigenartigen Be- |. nur in BIN einem m Viert icklun ober-
J fund, eine Art. D Caput Medusae in: der Oberbauchgegend, das | flächlicher Kollateralen ei darie o arke E Ins Minderzab
7% aber nicht. Na enen, nn aus lebhaft pulsierenden Arterien -die Diagnose sı so leicht t gemadh wird.. Können doch erhebliche Blut-
` y w a
7. September.
. mengen den Umweg finden.durch mäßige Erweiterungen tiefliegender
Anastomosen, etwa der Pericardiaco-pbrenica. Nicht wenige Fälle
sind daher- erst bei der Leichenöffnung festgestellt worden, äls
„surprise. d’amphitheätre“ (B a rié). |
. "Auch da, wo die oberflächlichen Anastomosen stark entwickelt
sind, kann dieses Symptom sehr wechseln, wie ich an meinem Falle
sah. Als die erhebliche Insuffizienz des Kreislaufes durch Digitalis |
wesentlich ‚gebessert war, hatten gleichzeitig die vorher starken
und lebhaft pulsierenden Gefäßkonvolute recht erheblich an Größe.
und Fühlbarkeit abgenommen. Bei ‚geringerer Ausbildung hätte
eine derartige Abnahme möglicherweise bis zur Unfühlbarkeit führen
können. Es ist daher wünschenswert, die Stenose auch noch aus
anderen Erscheinungen als die Anastomosenbildung erkennen zu
können. Als ein hierzu geeignetes Symptom wird seit langem. eine
Zunahme der Verspätung des Femoralpulses gegenüber dem Radial-
puls erwähnt. Sie wird von manchen Autoren als diagnostisches
Hilfsmittel hoch bewertet, von anderen wird ihr Bestehen. bei den
= von ihnen beobachteten Fällen ausdrücklich verneint. Als Unter-
suchungsmethode diente anscheinend nur die Betastung der Schlag-
adern. Es ist aber nicht leicht, ohne genaue Zeitschreibung ein
sicheres Urteil über die Zunahme der Pulsverspätung gegenüber
der Norm zu gewinnen. Man muß, wie mir aus eigenen Arbeiten
' über die‘ Pulswellengeschwindigkeit geläufig ist, nicht nur eine
gute Schreibmethode (Spiegelsphygmograph)' zur Verfügung haben,
sondern auch die ganz außerordentlich starken gesundhaften und .
krankhaften Schwankungen der Wellengeschwindigkeit (bis zu 200°/,)
in Betracht ziehen. Da es mir aus äußeren Gründen leider nicht
möglich war, die Methode mit notwendiger Genauigkeit auf meine
` Kranke anzuwenden, so muß ich dahingestellt sein lassen, ob die
Pulsverspätung ein diagnostisches Hilfsmittel von Bedeutung genannt
werden kann. ei |
: Nicht viel mehr kann ich aus eigener Erfahrung über die
Ergebnisse der Röntgenuntersuchung sagen. Es ist klar, daß dieses
wertvollste Hilfsmittel für die klinische Erforschung des Medi-
' astinalraumes für die Erkennung einer Aortenisthmusstenose be-
sonders viel verspricht. Bei nicht zu ungünstigen Verhältnissen
kann ja, wie aus Untersuchungen von Siebert aus meiner Poli-
klinik hervorgeht, die Brustaorta orthodiagraphisch ausgemessen und
. 50 auch geringe Erweiterungen diagnostisch festgelegt werden.
Aber im vorliegenden Fall gelang es mir leider nicht, ein klares
Bild des Mediastinums zu gewinnen, da der Mediastinalraum durch
die tief eingezogene Trichterbrust sehr eingeengt, wenn nicht auf-
gehoben war: Wo bei Abwesenheit dieser ganz vereinzelten Kom-
- plikation der Verdacht einer Isthmusstenose auftaucht, wird das
Verfahren methodisch angewendet werden müssen. ;
‚ Ein solcher Verdacht wird auftauchen müssen, wenn bei Er-
scheinungen -von Aortenklappenstenose, also vor allem bei Hyper-
trophie des linken Herzens und bei einem vorwiegend an der
Herzbasis hörbaren systolischen Geräusch nicht ein Pulsus tardus,
sondern im Gegenteil ein besonders stark gefüllter Puls an der
sehr weiten Arteria subelaviae und an den Carotiden wahrgenommen
wird. Dabei ist zu bemerken, daß nur in einem Teil der Fälle
— zu denen der von mir beobachtete gehörte — ein systolisches
Herzgeräusch- gehört wird, das überdies nicht immer an der Basis
deutlicher, sondern oft über dem ganzen Herzen wahrnehmbar ist:
In allen Fällen scheint. aber als notwendige Folge der durch die
Stenose ‚verursachten Mehrarbeit des Herzens eine Herzhypertrophie
zu. bestehen. Hier wird die Hypertrophie des linken Ventrikels
verbunden mit. starkem Pulsieren der Carotiden und Subelavien,
aber ohne das erwartete .diastolische Geräusch, den Kundigen auf
die abseits liegende Möglichkeit einer Isthmusstenose hinlenken.
Ein auffallend: kleiner. Femoralpuls ist geeignet; hier noch weiter
zu führen.. (In meinem Fall war die Kleinheit des Femoralpulses
nicht sehr deutlich.) Man muß sich einmal mit dem Krankheits-
bild und: den: eben . geschilderten weniger kennzeichnenden Er-
Scheinungen auseinandergesetzt haben, um dann Aussicht zu haben,
daß später auch -bei weniger offen liegenden Fällen die Erinnerung
an. das seltene Vorkommnis sich über die Bewußtseinsschwelle
hebt; . Immerhin bleibt die Diagnose ohne die Kollateralen und
ohne’ ein ‘sicher: zu deutendes Röntgenbild gewagt, sodaß eine
sewisse Unsicherheit bestehen bleibt auch bei sonst ziemlich lücken-'
oser. Symptomreihe. Als solche: führt Hochsinger (nach: |
vierordt) bei einem von ihm diagnostizierten Fall (41/,jähriger
Xnabe) an: Congenitales Herzleiden mit hebendem Spitzenstoß
Mm .siebenten Intercostalraum, starke Voussure*), mächtige excen-
| ) Voussure bedeutet laut Wörterbuch 'Rundung, Hervorwölbun
er. Herzgegend. Es wird offenbar vorausgesetzt, daß der „gebildete“
1518 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nu 20.00.
‚zweiten Töne rein.‘
+ Y - = j
E . x 7 G 7 2 h
a B $ a a a
er
. $ no. * Š 1 j
\
trische Hypertrophie des linken Ventrikelä ohne Beteiligung des :
rechten Herzens, systolisches Fremisserment über dem Herzen und
dem das Sternum überragenden elongierten Aortenbogen sowie in
den erweiterten Carotiden ünd Subelavien. Femoralpulse leicht zu
unterdrücken, verspätet gegen die sehr schwachen (Gefäßanomalie?)
Radialpulse;. systolisches ungemein lautes. Geräusch über dem
oberen Drittel des Manubrium
. Als unterstützendes Symptom gesellte sich zu diesera Befund
noch eine Hypospadie. Barie rechnet bei den von ihm zusammen-
gestellten Fällen 37%. angeborene Mißbildungen, sei es am Herzen i
oder an anderen Organen, heraus. Wie in dem hier beschriebenen
Fall die Trichterbrust mit der Erkrankung im Zusammenhang zu
bringen ist, wird sogleich zu besprechen sein. Vorher aber noch
ein paar Worte über.die subjektiven Beschwerden und die funktionellen’
Störungen.‘ Meine Patientin suchte ärztliche Hilfe auf wegen
Schmerzen in der Magengegend, auch im Rücken, die bei dem
Mangel. anderer Erklärungsmöglichkeiten als Gefäßschmerzen in
den beschriebenen arteriellen Konvoluten gedeutet werden :mußten.
Daneben bestanden die Zeichen mäßiger Kreislaufinsuffizienz, die,
wie die Mitteilungen über gute körperliche Leistungsfähigkeit in.
anderen Fällen ergeben, ja keineswegs notwendige Begleit-
„erscheinungen des Zustandes sind, aber doch verhältnismäßig: oft
vorkommen. Digitalis wirkte nicht nur gegenüber den 'Insuffizienz-
erscheinungen sehr günstig, sondern beseitigte sehr rasch und.
vollständig die Schmerzen. Im Verlauf einer dreijährigen. Beob-.
achtung stellten sich. noch zweimal jedesmal unter Nachlassen der:
Herzkraft die sehr heftigen „Magenschmerzen“ ein; jedesmal. ver-
schwanden sie in überraschender Weise nach Digitalisgebrauch,
Suggestive Wirkung schien mir dabei nicht im Spiele zu sein.
Eine Komplikation, die, soviel ich sehe, sonst nicht erwähnt
wird, fand sich noch bei meiner Kranken; eine Erhöhung des Blut-
druckes auf 190 mm Quecksilber. Albuminurie bestand nicht. \ Ob
die Hypertonie mit der anatomischen Störung-an der Aorta ursächlich
in Verbindung zu bringen ist, etwa durch Schädigung der aas-
gleichenden Wirkung des Nervus depressor, der. nach Köster
seine Reize aus der Wand des Aortenbogens empfängt, muß dahin-
gestellt bleiben. Dagegen war die linksseitige Herzhypertrophie
und die Schlängelung und Starre der Arterien von der Hypertonie.
sicher beeinflußt.
Über die Pathogenese der Mißbildung aus meiner einzel-
stehenden und anatomisch nicht nachgeprüften Beobachtung. mit-
zureden, scheint unangebräacht zu sein. Und doch liegt ‘es nahe, -
das seltsame Zusammentreffen einer Isthmusstenose und einer
Trichterbrust auf Zufälligkeit oder inneren : Zusammenhang zu
prüfen. Ich finde, soweit ich den Stoff übersehe, nichts derartiges
erwähnt, a j
Erklärungsversuche der Isthmusstenose wurde in mehrfacher
Richtung unternommen. Endzündliche Vorgänge wurden in offen-
bar willkürlicher Weise herangezogen. Beim Neugebörenen ist
‚der Isthmus ein zunächst nicht vollwertiges etwas engeres Schalt-
stück zwischen auf- und absteigender. Aorta, daher soll dann die
Verengerung kommen. Übergreifen des zur Verödung neigenden
Gewebes: des Botallischen Ganges auf die Aortenwand soll ebenso .
Sollte nicht auch die Trichterbrust eine mechanische
wirken.
Schädigung der Brustaorta verschulden können? Zur Ablehnung
eines. derartigen Zusammenhanges scheint mir weder die Tatsache,
daß die meisten Kranken mit Trichterbrust keine Herzerkrankungen, `
noch die, daß die mit Aortenverengerung keine Trichterbrust zu
haben pflegen, hinzureichen, Die Frage liegt so, ob unter die
wohl anzunehmende Vielheit möglicher Herz- und Aortenschädigung"
die tiefe congenitale Einsenkung des Sternums ‚gehören kann; - .
Wie entsteht die (angeborene) Trichterbrust? Nach: einer
Monographie. von Wolostnich zeigt fast jeder einzelne Fall
eine andere Entstehungsmöglichkeit. Nach W. Ebstein handelt
es sich um ein zu langsames fortschreitendes Wachstum des
Sternums. Eine andere Erklärung (Zuckerkandl) weist auf
‚den Druck der im Uterus fest an. die Brust angepreßten Kindes-
teile (Kinn, Ferse) hin. Die weitaus meisten Fälle der Mißbildung
entstehen nach Bystrow intrauterin. Mehrfach wurde Trichter-
brust in Verbindung mit Defekten der Brustmuskulatur, der Rippen-
knorpel; der Brustwarzen beobachtet; auch zahlreiche Mißbildungen
Leser das weiß. Sollte esaber nicht zeitgemäß sein, unsere mit Griechisch |
und Latein so reich verbrämte Fachsprache von manchem beliebten
französischen Zierat: zu befreien und das „frémissement“, das „Tetre-
cissement“, den „arc de cercle“ und dergleichen in schlichtem Deutsch
zu benennen? ° | a E
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anderer Körperteile werden in Verbindung mit Trichterbrust auf-
gezählt. Angeborene Herzfehler finde ich freilich, soweit ich die
Literatur übersehe, zwar mit Bauch- und Zwerchfellspalten, aber
nicht mit Trichterbrust vereinigt.
Wie congenitale Trichterbrust auf Herz und Aorta einwirken
‚kann, beschreibt in anschaulicher Weise Frühwald. Das Herz
ist im ganzen nach links verlagert, seine einzelnen Höhlen sind
in mancher Richtung beengt und verschoben. Die aufsteigende
Aorta liegt der hinteren Brustbeinwand eng an, liegt zu weit nach
links, die Ebene des Aortenbogens liest fast genau sagittal. Die
Strecke zwischen Abgang der Anonyma und der Carotis communis
sinistra ist verkürzt; nicht seitlich, sondern dorsal von ihr liegt
der Ursprung der linken Subelavia. Der sagittal gestellte Aorten-
bi. bogen preßt eine tiefe Delle in die Trachea, die absteigende Aorta
p: ist durch die Speiseröhre nach links und hinten verdrängt. Diese
nur 2cm von der Konvexität des gegenüberliegenden Wirbelkörpers
entfernt lag, läßt erkennen, daß derartige Mißgestaltungen einen
bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung der Kreislauforgane aus-
üben können, ohne daß damit freilich ein schlüssiger Beweis für
unseren Fall geliefert wäre. Bei unbefangener Beurteilung wird
man in unserem Fall die Entstehung mit großer Wahrscheinlichkeit
mit der angeborenen Rindrückung des Brustbeins in Verbindung
bringen.
Mehr als dies wird kaum behauptet werden können.
der es genau kennt.
Literatur: Vierordt, Angeborene Herzerkrankungen.
Literatur.
in Wien (Vorstand: Prof. R. Doerr).
Beitrag zur Diagnose der Fleckfieberiniektion
beim Meerschweinchen.
Von
R. Doerr und L. Kirschner.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
Beschreibung mit der Angabe, daß die tiefste Stelle des Trichters |
Doch
ist auch eine eindringendere Klärung der Pathogenese nicht der
Zweck dieser Zeilen, die für den am Krankenbett tätigen Arzt
einen Hinweis auf ein Krankheitsbild bringen sollen, das selten,
aber doch vielleicht häufiger ist, als es erkannt wird, und das in
nicht ganz auffälligen Fällen nur von dem nicht übersehen wird,
Noth-
nagels Handb. d. spec. Path. — Siebert, Mitt. Grenzgeb. der Chir. u. inn.,
Medizin 1911. — Wolostnich, Jnaug.-Diss. Petersburg. Daselbst weitere
Aus dem bakteriologischen Laboratorium des Militärsanitätskomitees
Bei der Durehführung ausgedehnterer Untersuchungen über
den Infektionsablauf und das Zustandekommen der Immunität
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—— 1.
Meerschweinchen (B) intraperitoneal und läßt die Fieberreaktion
bei diesem Tier ungestört ablaufen; nach erfolgter Defervescenz
wird B der Prüfung auf seine Immunität durch eine zweite Ein-
spritzung sicher virulenter Hirnemulsion unterworfen. Die Immu-
nität stellt man also nicht bei dem fraglichen Meerschweinchen A ~
fest, sondern erst bei dem mit dem Virus von A infizierten Passage-
meerschweinchen B, was insofern irrelevant ist, als es sich ja bloß
darum handelt, die specifisch immunisierende Wirkung der fe:
brilen Krankheit überhaupt zu konstatieren, nicht aber den schützen-
den Effekt bei einem bestimmten Versuchstier. Zweckmäßie er-
scheint der geschilderte Vorgang aus dem Grunde, weil der höchst
bedeutungsvollen Aussage über die Übertragbarkeit des Fiebers ein
Versuch mit Organvirus zugrunde gelest wird, welcher ungleich
konstantere Resultate liefert als die Verimpfung von Blut (Land-
steiner und Hausmann, Doerr und R. Pick); au
diesen Vorteil muß man naturgemäß verzichten, wenn man das
Ausgangstier A überleben lassen will, um dasselbe der Immuni-
tätsprobe zu unterziehen, weil dann nichts anderes übrig bleibt,
als zur Übertragung von A auf ein zweites Meerschweinchen das
Blut von A zu verwenden. ge
Es liegt indessen auf der Hand, daß diese und ähnliche
Arbeitsmethoden einen speziell unter den jetzigen Verhältnissen
schwer zu bestreitenden Aufwand an Tieren bedingen und dab
man unverhältnismäßig lange warten muß, bevor man zu einem
abschließenden Urteil über die Natur einer beobachteten Fieber-
reaktion gelangt; bei der von Doerr und Schnabel ange-
gebenen Technik verstreichen bis zur Erledigung der Kontroll-
versuche durchschnittlich fünf Wochen. Wären wir in der Lage,
außer den aufgezählten funktionellen verläßliche morphologische
Kennzeichen zur Diagnose der experimentellen Fleckfieberiniek-
tion der Meerschweinchen heranzuziehen, so müßte sich hieraus
ein erheblicher Gewinn an Zeit und Material ergeben. Auch würde
dadurch der Experimentator von Zufälligkeiten unabhängig, welche
oft noch nachträglich eine längere Versuchsreiche total oder pan
tiell entwerten, wie z. B. eine Sekundärinfektion oder ein. vor
zeitiger Exitus bei den Kontrolltieren der Kategorie B des obigen
Schemas. |
Wir dachten daher schon im Sommer 1918 daran, in den
Organen fleckfieberinfizierter Meerschweinchen, namentlich im Ge-
hirn solcher Tiere, nach histologischen Veränderungen zu fahn-
den, welche mit den Gefäßerkrankungen und perivasculären Zell-
anhäufungen, wie sie von E. Fraenkel, Ceelen, Benda,
Albrecht, später auch von Aschoff, Bauer, Herzog,
Jaffé, Nicol, Grzywo-Dabrowski beim Fleckfieber des
Menschen beschrieben wurden, in Parallele gesetzt werden könnten.
Die Aussicht, auf diesem Wege zu positiven Resultaten zu Be
langen, schien uns nicht sehr groß, hauptsächlich wegen der Ver
beim Fleckfieber!) ergab sich das Bedürfnis, die Diagnose des
experimentellen Fleckfiebers der Meerschweinchen auch auf an-
dere Kriterien als die bisher bekannten zu stützen,
Da das Serum fleckfieberkranker Meerschweinchen in keiner
Phase des Prozesses die Reaktion nach Weil-Felix liefert,
standen uns für die Erkennung einer vorhandenen oder abge-
laufenen Infektion lediglich das Verhalten der Körpertemperatur,
die Übertragbarkeit des Fiebers und die nach der Entfieberung
zurückbleibende aktive Immunität zu Gebote. Von diesen drei
Merkmalen ermöglicht aber kein einziges — an und für sich be-
trachtet — eine sichere Deutung der Versuchsergebnisse; nur ihre
Koinzidenz in jedem Einzelfall gestattet den exakten Schluß auf
einen specifischen Fleckfieberinfekt und bietet so die erforderliche
Gewähr für eine richtige Entscheidung prinzipiell wichtiger Frage-
stellungen. Eine in praxi gut funktionierende Versuchsanordnung,
welche bei genügender Einfachheit alle gewünschten Aufschlüsse
gibt, läßt sich nun allerdings ohne besondere Schwierigkeiten er-
mitteln. Doerr und Schnabel?) benutzen folgendes Schema:
Das infizierte Meerschweinchen (A) wird täglich zweimal thermo-
metriert. Steigt die Körperwärme nach Ablauf der Inkubations-
periode an, so wird das Tier am zweiten oder dritten Fiebertag
durch Entbluten getötet und obduziert. Falls sich bei der Sektion
herausstellt, daß die Ursache des Fiebers nicht in einer Sekundär-
infektion (Eiterung, Peritonitis, Pneumonie usw.) gelegen sein kann,
wird die Schädelkapsel eröffnet, das Gehirn aseptisch herausge-
nommen und mit 10 ccm steriler NaCl-Lösung fein emulgiert. Von
dieser Emulsion injiziert man 1 cem einem zweiten normalen
schiedenheiten im zeitlichen Ablauf der natürlichen Erkrankung
des Menschen und der experimentellen Infektion der Meer
schweinchen, dann auch wegen der auffälligen Differenzen 1m der
Schwere des klinischen Krankheitsbildes. Beim Menschen schliekt
sich an eine Inkubation von 10 bis 14 Tagen ein Fieberstadium
von meist 15 tägiger Dauer an; die Endothelnekrosen im Gehirn
sind aber nach den recht genauen Angaben von Herzog nieht
vor dem siebenten Krankheitstag, die perivaseulären knötehen-
artigen Zellansammlungen nicht vor dem neunten Krankheitstast
sichtbar, was ungefähr dem 17. bis 19. Tag nach dem Moment
der Infektion entsprechen würde. Bei einem mit Organvirus init-
peritoneal infizierten Meerschweinchen verfließen dagegen bis zum
Temperaturanstieg nur fünf bis sieben Tage und die fieberhalte
Reaktion erstreckt sich ebenfalls nur über wenige Tage (fünf bis
sieben); am 11. bis 14. Tage post infektionem sind die Tiere 1
der Regel schon afebril, ihre Organe vom 16, Tage nach der In:
fektion angefangen avirulent (Doerr und R. Pick). Dazu
kommt noch, daß man die Meerschweinchen, um eine sichen
Übertragung (Passage) zu bewerkstelligen, bereits am zweiten oder
dritten Fiebertag tötet. Infiziert man die: Meerschweinchen mi
menschlichem Kleckfieberblut oder mit Emulsionen infiziert
Kleiderläuse, so wird zwar die Latenzperiode verlängert (Lant
steiner und Hausmann); die febrile Phase bleibt aber w
Vergleich zum Menschen) nicht nur in rein zeitlicher Beziehung
rudimentär, sondern auch hinsichtlich des Grades der das SA
begleitenden sonstigen Erscheinungen, vor allem der nervose
Symptome. S l X
Schon die Durchmusterung der ersten histologischen Eu
rate ergab indessen die Unstichhaltigkeit dieser Überlegungel:
In den mit Hämalaun-Eosin gefärbten Schnitten durch das
1) Doerr und Pick, W. kl. W. 1918, Nr. 30,
2) Doerr und Schnabel, W. kl. W. 1919, Nr. 20.
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chen zustandekommen müssen; es kann das um so weniger be-
fremden, als der Infektionsablauf beim Meerschweinchen gewisser-
maßen rudimentär ist und als auch beim Menschen nicht immer
histologisch nachweisbare Herde im Centralnervensystem gefunden
werden (Grzywo-Dabrowski z. B. konnte sie: bei 55 Sek-
tionen nur 45 mal = 85% konstatieren). Aber selbst diese Deutung
bedarf einer Einschränkung. Vor allem waren ‚wir nicht in der
Lage, bei jedem Tier Schnitte durch das ganze Gehirn anzu-
infizierter Meerschweinchen fanden sich eigentümliche, präcapil-
laren oder capillaren Gefäßchen benachbarte Zellherde,, welche in
mehrfacher Hinsicht den „Knötchen“ im menschlichen Fleckfieber-
gehirn gleichen. Es handelte sich dabei zunächst ausschließlich
um Tiere, welche mit Meerschweinchengehirn (der 89. bis 102. Pas-
- sage) intraperitoneal geimpft worden waren, sodaß die Inkubationen
nur fünf bis sieben Tage betrugen; die Entnahme des Gehirns
war am 9. bis 15. Tag post infectionem erfolgt. Später wurden
auch die Gehirne von Meerschweinchen untersucht, welche mit
Läusevirus oder menschlichem Fleckfieberblut infiziert worden
waren; auch hier ließen sich die gleichen pathologischen Ver-
änderungen nachweisen. ne
. Identische Befunde haben inzwischen Otto und Diet-
rich, Nicol, Bauer, Grzywo-Dabrowski und Ku-
czynski veröffentlicht, deren Arbeiten wir hier aus Raum-
mangel nicht ausführlich zitieren können. Wenn wir die Ange-
legenheit in der vorliegenden Mitteilung neuerdings erörtern, so
wird damit einerseits eine Bestätigung der angeführten Publika-
tionen, andererseits eine in vielen Punkten wünschenswerte Er-_
gänzung der darin enthaltenen Angaben bezweckt. ° ->
Rest (das Großhirn und ein Teil des Hirnstammes) zur Weiter-
‚verimpfung verwendet. Da es uns weiter darauf ankam, ein
möglichst expeditives diagnostisches Verfahren zu ermitteln, berück-
sichtigten wir nur Zellanhäufungen, die schon bei’ schwacher Ver-
größerung in die Augen sprangen, unterließen hingegen feinere
Untersuchungen an Capillarendothelien, welche geeignet gewesen
wären, Nekrobiosen einzelner Zellen oder stark rückgebildete Herde
zu entdecken. Der Schluß, daß nur positive histologische Befunde
dem sonstigen Resultat des Tierexperiments decken, gilt demnach
D
Zunächst seien die durchwegs ' negativen Kontrollunter- ns
suchungen hervorgehoben, welche ausgeführt wurden: | lediglich unter gewissen Voraussetzungen. - oe ie
an 9 normalen Meerschweinchen, | _ _Sehwieriger erscheint es, sich mit dem Fall der Rubrik 4
„ 2 Meerschweinchen mit ausgedehnter Impftuberkulose, abzufinden. Das betreffende Meerschweinchen (Nr. 120) war 21 Tage
a8 y „ Pneumonie, nach intraperitonealer Injektion emulgierter Hirnsubstanz spontan
et ie „Peritonitis, . eingegangen; das verimpfte Gehirn stammte von einem’ zweiten
„1 „ „ Spontanem Ödem, | Tier (Nr. 68), welches zu Immunisierungszwecken zwei. subeutane
» 1 „ -Welches infolge quantitativ insuffizienter | Einspritzungen von ursprünglich virulenten, jedoch durch vier
‚ Nahrung eingegangen war (Hungertier), | Wochen im Kühlschrank aufbewahrten Hirnemulsionen erhalten _
| | hatte. Nr. 68 fing zu fiebern an, und zwar — wie die Sektion
1 graviden Meerschweinchen,
1 normalen Kaninchen, RE
1 Kaninchen, welches infolge einer Infektion mit Paratyphus B
- verendet war, | nn
7 Kaninchen, welche 10, 12, 14, 15 und 18 Tage vorber eine.
Injektion von virulentem Gehirn fleckfieberinfizierter Meer-
schweinchen erhalten hatten, und endlich =
“ „ 5 Meerschweinchen, die eine intraperitoneale Infektion mit
© Yao bis 1/4 Öse einer 24 stündigen Agarkultur X 19 (0-Form)
8,9, 10, 11 und 12 Tage überlebten. |
Bei den Tieren dieser Gruppe wurde stets das ganze Gehirn
(samt Kleinhirn und verlängertem Mark) lebenswarm fixiert und
nach der Einbettung in Paraffin in sagittaler Richtung in Schnitte
zerlegt. Veränderungen an den Capillaren oder abnorme Zell-
anhäufungen konnten nirgends wahrgenommen werden. Besondere
‚Wichtigkeit besitzen die zwei am Schlusse der vorstehenden Liste
angeführten Serien. Die eine spricht — gleich vielen anderen
Gründen — gegen die Behauptung, das den Proteusbacillen vom
Typus X19 eine -ätiologische Bedeutung beim Zustandekommen
` der natürlichen Fleckfiebererkrankung des Menschen zufällt, die.
andere lehrt, daß die geringe Empfänglichkeit einer Tierspecies (Ka-
ninchen) nicht nur im Ausbleiben der Fieberreaktion ihren .Aus-
druck findet!), sondern auch im Fehlen der für die Fleckfieber-
Infektion des Menschen und des Meerschweinchens charakteristi-
schen pathologischen Veränderungen im Gehirnparenchym.
Die zweite Gruppe, welche etwas genauer analysiert werden
soll, bestand aus 80 Meerschweinchen, welche zu verschiedenen
Fleckfieberversuchen verwendet ‚worden waren. Wieweit hier die
histologischen Befunde im Gehirn mit den Ergebnissen der sonsti-
gen Methoden (Temperaturmessung, Prüfung auf Übertragbarkeit
und Immunität) übereinstimmten, ist aus folgender Tabelle zu
entnehmen: |
ergab — infolge einer schweren eitrigen Mediastinitis. Nun wissen
lebend erhält; und im vorliegenden Experiment wurde diese Tat-
sache noch durch mehrfache Kontrollen erhärtet.. Nr.68 konnte
also nicht mit Fleckfieber infiziert sein und ebensowenig Nr. 120;
auch war ja seit der intraperitonealen Injektion von 120 ein relativ
| Zeit keine typische Fieberbewegung gezeigt. Trotzdem fand sich
im Marklager des Scheitellappens von Meerschweinchen Nr. 120
ein kleiner, aus wenigen endothelialen Elementen, polynucleären
Leukocyten und Gliazellen bestehender Zellherd, der um. eine
centrale, durch eine feinkörnige Masse (Thrombus) verschlossene
Capillare konzentrisch angeordnet war und den wir unter anderen
Umständen unbedenklich für ein „Fleckfieberknötchen“. erklärt
hätten. Diese einzige Ansnahme vermögen wir derzeit nicht be-
Den Zeitpunkt des ersten Auftretens
änderungen im Gehirn fleckfieberinfizierter Meerschweinchen suchten
wir in der Weise zu fixieren, daß wir eine Reihe von Meer-
schweinchen zu gleicher Zeit mit den gleichen Mengen virulenter,
durch Gaze filtrierter Hirnemulsion intraperitoneal infizierten und
die Tiere in Intervallen von 24 Stunden töteten, um ihre Gehirne
histologisch zu untersuchen, | |
Versuch: Das fleckfieberinfizierte Meerschweinchen Nr. 86
(dritte Passage) hatte eine typische Fieberkurve und wurde bei einer
Temperatur von 39,8°C am zehnten Tag post infectionem getötet;
| durch sterile Gaze filtriert. Von dieser Emulsion erhielten die Meer-
schweinchen 55, 56, 57, 58, 59 und 60 je i cem intraperitoneal am
5. Februar. | ZZ IE
Nr. 59 wurde am 8. Februar (dritter Tag post infectionem) - ge-
tötet, das Gehirn histologisch untersucht; es fanden sich keine-auf-
fälligen Veränderungen. | .
Februar (vier Tage post infectionem) getötet,
- „Zahl der unter- | Ergebnis
Er Meer E der bistologischen Untersuchung des Tier- Nr. 55 wurde am 9.
in des Gehirns experiments | lieferte dasselbe negative Ergebnis, ebenso das am 10. Februar (fünften
45 us Tag post infectionem) getötete Meerschweinchen Nr. 60. Alle drei yor-
a positiv positiv bezeichneten Tiere zeigten im Intervall zwischen Injektion und Tötung
22 negativ negativ | keine fieberhafte Steigerung der Körpertemperatur. |
2 negativ positiv ' Bei Nr. 58 erhob sich die Körperwärme am 11. Februar (sechsten
: = positiv negativ Tag post infectionem) von 37,9 auf 88,9°C. Knapp nach der Thermo-
metrierung wurde das Tier getötet. In der Medulla oblongata unter-
halb der Oliven saß ein Herd, der sich um ein etwas größeres (prä-
Die Brauchbarkeit der histologischen Untersuchung des Meer-
capillares) Gefäß gruppierte. Das Gefäß war durch einen hyalinen
schweinchengehirns zu diagnostischen Zwecken wird also durch
a Angaben der beiden ersten Horizontalreihen bekräftigt, durch
ze Daten der dritten und vierten Rubrik hingegen in Frage ge-
stellt, Das Fehlen histologischer Veränderungen im Gehirn bei
Sonst positivem Ausfall des Infektionsversuchs würde allerdings
nur beweisen, daß die pathologischen Prozesse im Gehirn inkonstant
9 Doerr und Pick, erscheint demnächst. _
gebacken waren, obturiert, die Wandendothelien sahen stark gequollen
aus, ihre Kerne blau gefärbt und undeutlich conturiert, augenscheinlich
im Zerfall begriffen, da verschieden gestaltete Chromatinschollen im
Cytoplasma der Endothelien zerstreut lagen. Die perivasculäre Zell-
masse setzte sich größtenteils aus adventialen Zellen mit großen,
‘blassen, scharf umrandeten, ovalen oder langgestreckten Kernen zu-
2
- 1} September. ` © ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86, | 898
sind, daß sie nicht bei jeder Fleckfieberinfektion der Meerschwein:
fertigen; in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wurde nur das
Kleinhirn und die Medulla oblongata histologisch verarbeitet, der
"verwertbar Sind, negative jedoch bloß dann, wenn sie sich mit
| wir, daß sich das Virus in Organemulsionen nicht sehr lange
langes Intervall verstrichen und das Tier’ hatte während dieser
friedigend aufzuklären. | |
der histologischen Ver-
sein Gehirn wurde mit 10 ccm NaCl-Lösung emulsiert, die Emulsion
Thrombus, in welchen noch ein paar gut erhaltene Erythrocyten ein- .
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
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infizierten Meerschweinchen keine besonderen nervösen Störungen
zeigen und sehr selten spontan verenden. Meist sieht manin
einem Schnitt nur eine größere Zellanhäufung, weniger oft zwei,
nur ausnahmsweise drei oder gar mehr. Die Herde sitzen in der
Regel im verlängerten Mark, mehr oder minder tief ventral von
Boden des vierten Ventrikels, sind aber manchmal auch in der
Brücke oder caudalwärts. vom Calamus seriptorius anzutreffen. In
anderen Fällen erscheinen sie im Marklager des Großhirns oder
seltener des Kleinhirns, hie und da auch in der Kleinhirnrinde
peripher von der Körnerschicht. |
Häufig standen die Zellanhäufungen in unverkennbarer Lage-
beziehung zu präcapillaren oder capillaren Gefäßen und wo dieser
Nachweis nicht geführt werden konnte, mag der Umstand Schuld
tragen, daß uns von den meisten Herden nur einer oder wenige
Schnitte zur Verfügung standen, nicht aber eine lückenlose Schnitt-
serie. Die Gefäße durchsetzten die Zellherde oft central oder
oder etwas excentrisch, sodaß man den Eindruck erhielt, daß eine
von der Gefäßwand ausgehende Noxe die Entstehung der Herde
veranlaßt haben mußte. Diese Auffassung wurde zuweilen dadurch
gestützt, daß die Zellen, wenigstens in dem der Gefäßwand un-
mittelbar benachbarten Gebiet, eine ringförmige oder konzentrische
Anordnung um das Gefäßlumen zeigten, oder daß sich das Gefäß
selbst als stark verändert erwies. Im letzteren Falle war das
Lumen gewöhnlich durch eine feinkörnige bis hyaline Thromben-
masse verschlossen, die Endothelien (meist nur ein oder zwei
dieser Zellen) erschienen gequollen, ihre Kerne vergrößert, unschari
begrenzt, blaß gefärbt, in verschiedenen Stadien des Zerfalls be-
griffen. Nicht selten bemerkte man in der Nachbarschaft solcher
Gefäße kleinere oder größere, das Hirnparenehym auseinander-
drängende Hämorrhagien mit gut erhaltenen oder bereits
‚abgeblaßten Erythrocyten. Auch dort, wo keine Blutungen
sichtbar waren, lagen vereinzelte rote Blutkörperchen an der
Außenwand der Gefäße oder in weiterer Entfernung von der-
selben zwischen den Elementen der Zellanhäufung verstreut,
ein Befund, der wohl ebenso wie die Anwesenheit von poly-
morphkernigen Leukocyten und Eosinophilen an den gleichen
Stellen auf gesteigerte Diapedese bezogen werden dürfte, Hin-
‚sichtlich der Eosinophilen konnte die Richtigkeit dieser Erklärung
insofern bestätigt werden, als sich in den Lumina der Geläße
(und zwar nicht nur der den Herd durchsetzenden, sondere
auch jenen im benachbarten normalen Hirngewebe) auffallend viele
eosinophile Leukocyten vorfanden. Außer den eben genannten Blut-
zellen enthielten die Herde Gliazellen, die im Vergleich mit der Um-
gebung nicht vermehrt schienen, und bei entsprechender Lokalisation
Ganglienzellen; es handelt sich woh) hier durchwegs um autoch-
thone Zellformen, die auch keine auffällige Mitbeteiligung, an dem
pathologischen Prozeß, der sich an der betreffenden Stelle abge-
spielt hatte, erkennen ließen, Der Hauptmasse nach setzen sich
aber die Zellaggregate aus Zellen mit großen, blassen, längsovalen
oder stabförmigen, zuweilen halbmondförmigen Kernen mit seharfen,
membranartiger Begrenzung und netzartiger Innenstruktur 2u-
sammen, welche den Kernen der Endothelien und noch mehr
jenen der Adventitiazellen bis in alle Einzelheiten glichen. In
einem Fall (Nr. 57 des angeführten Versuches) war ein solcher
Kern in mitotischer Teilung (Stadium. der Tochtersterne) begriien:
Abschließend sei erwähnt, daß die Art oder Provenienz des
zur Infektion benutzten Virus aut die Entstehung der Zellherde
keinen Einfluß ausübte. Die Herde wurden hei Meerschweinchen,
die mit Organ-(Passage-) Virus geimpft waren, ebenso beobachtet,
wie nach Infektionen mit menschlichem Fleckfieberblut oder mit
Verreibungen infizierter Kleiderläuse.
# sammen, enthielt aber auch einige Erythrocyten, neutrophile und
eosinophile polymorphkernige Leukocyten, sowie die präexistenten
Elemente der Glia. In der Nachbarschaft des Herdes war eine kleine
Blutung ins Hirnparenchym zu sehen.
Nr. 57 fing fast gleichzeitig mit Nr. 58 zu fiebern an und wurde
am 12: Februar (als die Körpertemperatur 39,5° C erreicht hatte) ge-
tötet (am siebenten Tag post infectionem oder am zweiten liebertag).
Die histologische Untersuchung ergab einen ganz außergewöhnlich
großen und dichten, die Bezeichnung „Knötchen“ rechtfertigenden
Zellberd in der Marksubstanz des Kleinhirns, der Lage nach dem
Dache des vierten Ventrikels entsprechend. Der Herd, welcher an
einer Hälfte seiner Peripherie von einer halbmondförmigen Blutung
umgürtet war, bestand vorwiegend aus adventitiellen- (endotheloiden)
Zellen vom beschriebenen Typus und aus vereinzelten polymorph-
kernigen Leukocyten. Etwas abseits von der Mitte, in der Nähe der
Hämorrhagie konnte man eine konzentrische Schichtung der Zellen
(um ein verschlossenes Lumen einer Oapillare?) wahrnehmen.
| r: 56, am 14. Februar (neunter Tag post infectionem, vierter
Fiebertag) bei einer Körpertemperatur von 39,50 C getötet, zeigte im
Anfangsteil der Medulla oblongata (nur diese wurde untersucht!)
mehrere lockere Zellanhäufungen, welche aus Elementen mit großen,
blassen, stäbchenförmigen Kernen und auffallend vielen eosinophilen
Leukocyten bestanden; an einer Stelle des im Schnitte relativ kleinen
Areals fand sich ein durch gequollene und desquamierte Endothelien
verschlossenes Lumen eines präcapillaren Gefäßes, in dessen Lymph-
scheide eosinophile Leukocyten lagen.
Wir verfügen außerdem noch über eine andere Beobachtung,
wo das Meerschweinchen dreimal 24 Stunden nach einer intra-
peritonealen Injektion sicher virulenten Passagehirnes in der fieber-
freien Inkubationsperiode eingegangen war und wo die sorgfältige
Durchmusterung von Schnitten durch das ganze Gehirn keine
histologischen Veränderungen erkennen ließ. Man kann daher
sagen, daß diese Veränderungen entweder gleichzeitig mit dem
Einsetzen des Fiebers oder sehr bald nach diesem Zeitpunkt nach-
weisbar werden, daß sie aber in der zweiten Hälfte der afebrilen
Latenzperiode, in welcher sich das Gehirn bereits als hochvirulent
erweist (Doerr und R. Pick) noch nicht vorhanden sind; die
Ansiedlung und Vermehrung der Fleckfiebererreger im Gehirn
geht somit dem Auftreten der mikroskopischen Gewebserkrankung
voraus, sodaß die zeitliche Prämisse für eine ursächliche Wechel-
beziehung beider Vorgänge erfüllt erscheint,
Die Zellenanhäufungen bleiben nicht nur während des ganzen
febrilen Stadiums bestehen, sondern noch geraume Zeit nach der
Defervescenz (mindestens 11 Tage); sie überdauern also auch die
Zeit, während welcher sich das Gehirn als infektiös erweist, und
bilden sich nach dem Verschwinden der Erreger aus dem Organis-
mus nur allmählich zurück. Es konnten positive histologische Be-
funde erhoben werden bei Meerschweinchen, welche die intra-
peritoneale Infektion mit Passagehirn 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17,
18, 19 und 27 Tage überlebt hatten; einzelne von diesen Tieren
wurden im Fieberabiall, andere knapp nach erfolgter Entfieberung,
fünf von ihnen kürzere oder längere Zeit, nachdem die Temperatur
zur Norm zurückgekehrt war, getötet. Meerschweinchen Nr. 43 z.B.
war am 17. März 1918 mit virulentem Passagehirn intraperitoneal
infiziert worden, begann am 22, März zu fiebern und erreichte
am 26. März 40,1° C; an diesen Kulminationspunkt schloß sich
eine lytische Entfieberung an, die am 2. April beendet schien.
Am 13. April (elf Tage nach der völligen Defervescenz) ging das
‚Tier spontan ein und zeigte bei der Sektion außer einer starken
Abmagerung keine makroskopisch sichtbaren pathologischen Be-
funde. Mikroskopisch fanden sich aber in demin toto geschnittenen
Gehirn recht zahlreiche Zellherde verschiedener Größe, vorwiegend
in der Medulla oblongata, deren Charakter nicht wesentlich von
dem Baue der Knötchen jüngeren Datums abwich. Ein anderes
Meerschweinchen (Nr. 14), welches 33 Tage nach einer intra-
peritonealen Einspritzung von Passagegehirn und 16 Tage nach
der Entfieberung spontan eingegangen war, bot dagegen keine von
der Norm abweichenden histologischen Verhältnisse dar und zeigte
auch keine Residuen abgelaufener Prozesse. Die Rückbildung: der
Zellanhäufungen erfolgt daher anscheinend wie beim Menschen
bis zur völligen Restitutio ad integrum.
Ein durchgängiger Parallelismus zwischen der Dauer der
Infektion und dem Grade der Entwicklung der Herde ließ sich
nicht feststellen. Bei den mit virulentem Passagehirn intraperitoneal
geimpften Tieren hatte es im allgemeinen den Anschein, als ob
die Zellanhäufungen zwischen dem 9. bis 13. Tag, vom Momente
der Impfung an gerechnet, an Zahl und Umfang ihre maximale
Ausbildung erreichen würden.
Die Zahl der Herde ist, selbst wenn das ganze Gehirn sagittal
geschnitten wird, niemals groß, konform der Tatsache, daß die
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Zusammenfassung. i. Beim fleckfieberinfizierten
Meerschweinchen treten im Gehirn eigentümliche Zellanhäufungel
auf, welche mit den beim Menschen von E. Fraenkel,
Ceelen, Benda, Herzog, Jaff&, Nicol und Anderen
beobachteten biologisch gleichwertig sind (Otto und Dietrich,
Bauer, Nicol, Grzywo-Dabrowski, Kuczynski)
2. Diese Herde können bei normalen oder aus anderer UF
sache erkrankten Meerschweinchen nicht nachgewiesen werden,
sind also für die Fleekfieberinfektion des Meerschweinchens Cha:
rakteristisch. i ’
3. Sie finden sich nicht bei Kaninchen (für Fleckfieber weng
empfänglichen Tieren), wenn man dieselben mit Fleckfiebervitl®
zu infizieren trachtet. j
4. Die Herde treten nach intraperitonealer Infektion von WI”
lenten Meerschweinchenorganen (Passagevirus) am sechsten fag?
auf, bald nach dem Einsetzen der speeifischen Fieberreaktion;
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fehlen. aber in der A E also zu einer Zeit,. während
"welcher die hohe Virulenz des Gehirns die erfolgte Ansiedlung .
‚und Vermehrung der Erreger in diesem- Organ beweist. Sie über-
dauern das Fieberstadium und die Infektiosität des Gehirnes und |
bilden sich erst längere- Zeit nach dem Verschwinden der Erreger ;
-
‚aus dem infizierten Tier völlig zurück.
be 5. Die Herde sind gering an Zahl und können in allen Ab-
schnitten des Centralnervensystems zur Entwicklung. gelangen, am |
`~ häufigsten allerdings in der Medulla:oblongata. > .
6. Sie besitzen konstante. Lagebeziehungen zu capillaren, oder
- präcapillaren Gefäßen; letztere erweisen sich häufig als thrombo-
siert, ihre Endothelauskleidung als krankhaft verändert. Die Bil-
S - dung der Herde kann somit, ‚soweit sich dies morphologisch er-
schließen läßt, als ein. sekundärer, von einer primären Gefäß-
schädigung. abhängiger Prozeß aufgefaßt werden (Kuczynski).
- 7. Die Provenienz des Virus (Mensch, Laus, _Meerschwein-
- chen). hat für die Entstehung der Herde keine Bedeutung.
‘8. Da die Herde bei einem gewissen Prozentsatz der sicher
fleckfieberinfizierten Meerschweinchen (zirka 15 bis 20 %) fehlen,
kann die Diagnose der experimentellen Erkrankung. dieser Tiere
_ zurzeit nicht- ausschließlich auf die histologische Untersuchung des
"Gehirns aufgebaut werden. Es empfiehlt sich aber, das im Text
angegebene Versuchsschema für Fleckfieberexperimente dahin zu
ergänzen, daß .man von den auf eine‘ Impfung hin .fieberhaft
reagierenden Meerschweinchen nur das Großhirn zur Übertragung
‘verwendet, das Kleinhirn mit der Medulla oblongata dagegen ein-
bettet und in mit Hämalaun - Eosin gefärbten Paraffinschnitten
. histologisch untersucht. Das Auffinden der charakteristischen
Herde erleichtert die kritische ne zweifelhafter Ergebnisse |
wesentlich,
Literatur: Albrecht, Österr. E ETA 1915, Nr. 36/38, —_
- Aschoff, M. Kl. 1915, Nr. 29. — Bauer, M. m. 1916, Nr. 15 u. 34. —
Benda, ebenda, 1916. — Ceelen, B. Kl. W. 1916, Ne 20. — Fraenkel,
M. m. W. 1914 u/ 1915. — Grzywo- Dabrowski, Virch. Arch. Bd. 295,
H. 3. — Herzog, Zbl. f. Path. Bd. 29, H. 4. — Jaffe, M. KI. 1918. — K u-
ee 'Zbl.- f. Path. Bd.29, H.2. — Lamdsteiner und. Haus-
mann, M. Ki. 1918, Nr. 21. — Nicol, Zieglers Beitr. Bd. 65, H. 1. —
Otto und Dietrich, Zbl. f. Bakt, Bd. 82, o, E.t,
—
Ad dér II. medizinischen Klinik dèr Universität Berlin
(Direktor: Geh. Med. -Rat Prof. Dr. Goldscheider).
Der systolische Biekiruck im Kindesalter.
Von .
Dr. Ernst Mosler und Dr. Ernst Herzfeld,
Ą Assistenten der roli;
` - -Trotzdem unsere Kenntnisse vom Blutdruck in den letzten
Jahren so erheblich gefördert worden sind, muß es wundernehmen,
daß in der-Literatur der kindliche Blutdruck verhältnismäßig so
wenig Beachtung gefunden hat. Gerade bei der Bewertung der
Resultate von Kindern stößt man oft auf Schwierigkeiten, weil
‘es natürlich nicht angängig ist, die Durchschnittswerte der.
- Erwachsenen mit denen bei Kindern zu identifizieren.‘
muß von vornherein annehmen, daß sich auch bei den einzelnen
Altersstufen Unterschiede finden.
Wir haben’ bereits vor dem Kriege bei etwa 150 Kindern,
die herzgesund waren, Blutdruckuntersuchungen angestellt. Die
der befanden sich im Alter zwischen 5 und 14 Jahren.
-Es konnten hierzu nur besonders ruhige Kinder genommen werden,
um für derartige Untersuchungen jegliche nervösen Momente- aus-
zuschalten. , l
- Es wurde bei unseren Untersuchungen nur das palpatorische |
Maximum festgestellt, und zwar mit dem Apparat von Tykos,
den der eine von uns in der Hufelandschen Gesellschaft 1)
am 18. Januar 1912 vorgeführt und wärmstens empfohlen hat.
Dieser Apparat stimmt vollkommen mit dem Apparat von Riva-
Rocci überein, was auch in diesen Versuchen in häufigen
Parallelmessungen sich bestätigt hat.
Die Kinder. mußten sich mehrere Minuten ruhig hinsetzen Jo
beziehungsweise, hinlegen und erst dann wurde mit der Blutdruck-
messung begonnen. Die gefundenen Werte sind, um jegliche
Zufälligkeiten zu vermeiden, mit geringen Ausnahmen das Mittel
aus drei Untersuehungen.
3 BKL, W.1912, 10,
Denn man |
| geben.
Es seien im folgenden. die. in den ezani Lebensaltern u
und. Zwar ihre ‚oberen und R
gefundenen Werte wiedergegeben,
unteren Grenzen, n We
-Alter | Obere Grenze Untere Grenze
ur:
5 88 86
‘6 - 100 84
T 102 - 100 °
‚8 100 96
9 104 - 88
_ Gruppieren wir nun auf der Grundlage x vorstehenden Tabelle
die Kinder in vier Altersstufen: p on |
Alter” | Obere Grenze | EE | Breite
4-5 BB > 19 10
6—9 | ~- 1% 0.76 8.
‚i-2e |. 18 84 28
13—14 | © 18 . 96 A
- Die Unterschiede zadien den gefundenen höchsten: mä
geringsten systolischen Werten. in den einzelnen Altersstufen be-
wegen sich bei den 6- bis. l4jährigen innerhalb gleicher Grenzen,
während die Breitenunterschiede im jüngeren ` Älter wesentlich i
geringer sind.
| Bisher haben wir nur die hödhsten und niedrigsten systo-
lischen Werte bei den verschiedenen Lebensaltern in den Kreis
unserer Betrachtung gezogen, es empfiehlt ‚sich aber nun, die
‚Durchschnittswerte aus. den einzelnen. Untersuchungen zu be-
stimmen, da die Grenzwerte nach oben und unten doch nur ver-
_ einzelt zur Beobachtung gelangen nnd in der Hauptzahl' der Fälle
die Ergebnisse viel‘ geringeren Schwankungen unterliegen.
- Alter | Bintdruckwert Alter . | Blutdruckwert
-4 84 10 102
6 87 12 98
ar ‚7 | 86 . 13 109
‘8 | 91 44° 110
9 | -91 | u
Wir haben außerdem’ bei 'den untersuchten Kindern noch .
Körperlänge und 'Gewicht festgestellt. Wenn auch nicht verkannt
werden soll, daß häufig für ihr Alter schwächliche Individuen auch `.
einen geringeren Blutdruck aufweisen als andere Kinder der be-
treffenden Altersstufe und umgekehrt, so konnte doch von einem
gesetzmäßigen Verhalten zwischen Größe und Gewicht. einerseits
und Blutdruck andererseits nicht die Rede sein. Da es gar nicht
möglich ist, zwischen den einzelnen Lebensaltern. scharfe Grenzen
zu ziehen — häufig wohl auch nur wenige Monate die Kinder von-
einander trennen —, erscheint es zweckmäßiger, auch die in vor- |
stehender Tabelle gefundenen Durchschnittswerte nach den eur
stufen der zweiten Tabelle zu gruppieren, '
‘Alter | Obere Grenze | Untere Grenze
4-5 284 82
6—9. 91 86
< 10—12 a. - 93-
13—14 10 - 109
Diese Untersuchungen sind, wie schon eingangs gesagt, vor
dem Kriege angestellt worden und erst jetzt kommen wir infolge
jahrelanger Tätigkeit im Felde dazu, dieselben zu veröffentlichen.
Da unsere Versuche durch den Krieg unterbrochen wurden, so
war es nicht möglich, in großer Anzahl die Amplituden und Herz- .
maße, wie ursprünglich beabsichtigt, festzustellen, weshalb wir auf
eine doch nur unvollkommene Wiedergabe hier "lieber ganz ver-
zichten.
Wenn auch heute die Blutdruekwerte im allgemeinen bei
den einzelnen 'Individuen sich in etwas niedrigeren Grenzen als
vor dem Kriege bewegen, so dürften besonders die Durchschnitts- .
‘werte trotzdem ein ‚getreues Bild der aigenbloklichén Verhältnisse
| Der kindliche Blutdruck steigt mit: uhehmendeni: Alter, um
bei älteren Kindern schon mit dem der Erwachsenen übereinzustimmen.
REEL. RLINIE-— Nr.86: 002 000 on | 897...
== | Obere ‘Grenze A Untere Grenze
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898 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
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Aus dem Institut für Infektionskrankheiten „Robert Koch“
(Abteilung: Prof. Dr. C, Schilling).
- Refraktometrische „Abbau‘‘-Studien.
Von
Dr. L. Paneth, Assistenten am Institut.
Wohl keine biologische Reaktion ist in den letzten ‚Jahren
so vielfach angewendet, nachgeprüft, empfohlen und verworfen
worden, wie die von Abderlialden angegebene; sicherlich
aber steht nirgends das Gesamtresultat in solch schreiendem Miß-
verhältnis zu der Summe der aufgewendeten Arbeit. Nicht ein-
mal in den wichtigsten und einfachsten Fragen, wie Specifität
der Reaktion, praktische Anwendbarkeit auf klinischen Gebieten,
ist auch nur annähernde Übereinstimmung erzielt worden, viel-
mehr stehen extreme Ansichten nach wie vor unvereinbar gegen-
einander.
Die Gründe dieser Erscheinung dürften, soweit sie objektiver
Natur sind, vor allem in der eigentümlichen Technik der Abder-
haldenschen Methoden zu suchen sein. Ein näheres Eingehen
auf diese darf ich mir um so eher ersparen, als C. Langet)
die Methodik des Abderhaldenschen Dialysierverfahrens
einer eingehenden Kritik unterworfen hat, in welcher die überaus
zahlreichen, schwer oder gar nicht vermeidbaren Fehlerquellen
des Verfahrens klar beleuchtet sind. Wegen aller Einzelheiten
auf die zitierte Arbeit verweisend, führe ich hier nur Langes
Schlußfolgerung an, „daß die Technik des Dialysierverfahrens in
der von Abderhalden angegebenen Form nicht zu ausnahms-
los richtigen Resultaten führen kann, selbst wenn die absolute
Specifität der Serumfermentreaktion als erwiesen betrachtet werden
könnte“.
Zu allen methodischen Bedenken tritt nun noch ein beson-
ders schwerwiegender Mangel: de Unmöglichkeit einer
quantitativen Bestimmung der Reaktions-
stärke. Und das bei einer Methode, deren außerordentliche
impfindlichkeit gegen geringe Variationen der Versuchsbedin-
sungen auch von ihrem Erfinder zugegeben wird! (Man denke an
Abderhaldens Vorschrift über das Kochen des Dialysats mit
Ninhydrin und vieles andere.)
Das zweite von Abderhalden angegebene Verfahren,
die polarimetrische Methode, vermeidet eine ganze Anzahl der
dem Dialysierverfahren eigenen Fehlerquellen, vor allem jene, die
aus der unsicheren Qualität der Hülsen entspringen. Dagegen ist
die Herstellung der Peptone offenbar recht schwierig, und wohl
auch nur dort anwendbar, wo größere Mengen des Substrats zur
Verfügung stehen, also nicht für die theoretisch besonders wich-
tigen Probleme der gegen Bakterien etwa auftretenden Fermente.
Einen quantitativen Charakter hat das Verfahren nur schein-
bar, da die abgelesene Änderung des Drehungsvermögens ledig-
lich die algebraische Summe der neuentstandenen Rechts-
und Linksdrehungen darstellt, deren absolute Summe — die
allein als Maß des Abbaues gelten könnte — nicht einmal an-
nähernd erschlossen werden kann.
In dieser Lage bedeutete das von Pregl und deCrinis
ausgearbeitete refraktometrische Verfahren?) einen wesentlichen
Fortschritt. Sein Prinzip ist sehr einfach: Wenn ein festes Organ-
substrat abgebaut wird, so muß die in Lösung gehende Substanz-
menge das Brechungsvermögen der umgebenden Flüssigkeit
erhöhen (ob es sich um echte oder kolloidale Auflösung handelt,
kommt zunächst nicht in Betracht); diese Zunahme des
Brechungsindex wird bestimmt.
Die Messungsmethode gründet sich auf die Beobachtung der-
renze der Totalreflexion in einem Fernrohr. Die Lage
dieser Grenzlinie wird auf einer konventionellen Skala abgelesen, deren
einzelne Werte den verschiedenen Brechungsindices entsprechen. —
Die genaue Beschreibung des Apparats und seiner Anwendung ent-
nimmt man am besten dem Katalog von Carl Zeiß, Meß 165, vierte
Ausgabe.
Es leuchtet ein, daß diese Methode die Hauptmängel der
früher besprochenen vermeidet; denn 1. ist sie technisch klar und
einfach; die Unsicherheiten der Hülsen und der Ninhydrinreaktion
fallen gänzlich weg, auch die Substratbereitung ist auf eine exak-
tere Basis gestellt; 2. bedarf sie nur geringer Mengen von Sub-
strat und Serum, besonders wenn man das Ergänzungsprisma mit
1) Biochem. Zschr. 1914, Bd. 61, S. 198.
2) Fermentforschung 1917, Bd. 1.
kleinem Ausschliff verwendet; 3. ist sie quantitativ insofern,
als hier — im Gegensatz zur polarimetrischen Methode — jeder
Abbauvorgang die Refraktion des Lösungsmittels in gleichem
Sinne. verändert und man daher mit gutem Recht die Zunahme
des Brechungsindex als relatives Maß des erfolgten Abbaues an-
sehen kann. i
wendung die so lange schon strittigen Fragen einer unanfecht
baren Entscheidung entgegenzuführen. Da sie merkwürdigerweise
hierzu noch wenig verwendet worden ist, habe ich mich ent-
schlossen, diese Arbeit in Angriff zu nehmen, deren erste Resul-
tate ich hiermit in Kürze bekanntgeben möchte.
geschickt:
Gründen der Raumersparnis stets nur ein Protokoll wiedergegeben,
das als Typus aller gleichartigen gelten Kann.
Werte auf die gleiche Temperatur (meist 17,5°) reduziert.
der (konventionellen) Werte der Refraktometerskala in die Brechungs-
indices Abstand genommen; man entgeht so auch der Gefahr, eine”
Ei
Be‘ 5 — m u
Ee k è P CR i = NGT
7. September.
Die Methode schien somit geeignet, bei planmäßiger An-
Bezüglich der Protokolle in dieser Arbeit sei folgendes voraus;
1. Wo mehrere Versuche in gleichem Sinne ausfielen, wurde aus
9. Der Übersichtlichkeit halber sind in jedem Protokoll alle”
3. Aus dem gleichen Grunde wurde von einer Umrechnung
größere Genauigkeit vorzutäuschen, als tatsächlich zu erzielen war.
Zur Orientierung über die in Frage kommenden Zahlengrößen werden
einige Angaben genügen.
Skalenteil 0 entspricht dem Brechungsindex 1: 32736
20
” ” ” » 1: 33513
A i $ 3 1:34975
Sa 760 $ o a 180008
2 2
0,1 der Skala entspricht etwa vier Einheiten der fünften De-
zimale des Brechungsindex. Die Fehlergrenze überstei&t bei exaktem
Arbeiten, insbesondere genauer Beachtung der Temperaturverhältnisse,
nicht = 0,05 Skalenteile. — Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß es
sehr vorteilhaft ist, wenn während der Ablesung die Temperatur der
Zimmerluft mit der des Temperierbades übereinstimmt; man erspart
dann sehr viel Zeit, während man sonst vor jeder einzelnen Ablesung
wenigstens fünf Minuten warten muß, bis der Inhalt des Refrakto-
meters die Temperatur des Temperierbades angenommen hat und der
abgelesene Wert sich konstant einstellt.
Bezüglich der Reduktionen, die durch 'Temperaturänderung, S0-
wie durch den Zusatz der Kochsalzlösung, in welcher Erythrocyten und
Bakterien aufgeschwemmt sind, notwendig werden, kann ich mich hier
auf theoretische Erörterungen nicht einlassen. Es genüge der Hinweis,
daß innerhalb der einander sehr ähnlichen speeifischen Gewichte der
in jedem Versuch zusammengemischten Flüssigkeiten der Brechungs-
index als additive Größe angesehen werden kann, und dab
dieser Annahme gemäß — die ich auch durch spezielle Versuche verifi-
zierte — die Reduktionen in unseren Tabellen vorgenommen sind.
Schließlich sei noch bemerkt, daß ich den Ausdruck „Abbau“ m
dem in der Abderhalden-Literatur üblichen Sinne verwende, ohne da
mit zu den theoretischen Vorstellungen, denen er entspringt, Stellung
zu nehmen. — |
Zunächst sollte die Leistungsfähigkeit der Methode an einem
unzweifelhaft specifischen Lösungsprozeß erprobt werden — am
Vorgang der Hämolyse. In mehrfachen vergleichenden Versuchen
ergab sich, daß die refraktometrische Änderung der umgebenden
Kochsalzlösung in der Tat als exakter Ausdruck der hämolytischen
Destruktion der Erythrocyten betrachtet werden kann. Bemerkens-
wert ist, daß noch gesetzmäßige Unterschiede festgestellt werden
konnten, die sich jeder anderen Art der Ablesung, auch der
kolorimetrischen, entziehen. (Auf die theoretischen und praktischen
Schlußfolgerungen, die aus diesem Verhalten gezogen werden
können, gehe ich an dieser Stelle nicht ein.) Als Beispiel diene
folgendes Protokoll (siehe Tabelle 1):
t Der Versuch wurde folgendermaßen angestellt: Mischung vol
Komplement und Amboceptor, erste Ablesung, Zusatz der Erythro:
cytenaufschwemmung, 1/2 Stunde Wasserbad bei 87°, Zentrifugiere,
zweite Ablesung.
Man beachte hier die feine Differenzierung des Brechungs:
index in den sechs ersten Röhrchen, die für die gewöhnliche Ab-
lesung sämtlich „komplette Lösung“ aufwiesen; in 1 und 2 para-
doxe Hemmung geringen Grades (regelmäßiger Befund ber übn-
lichen Versuchen), in 3 das Maximum der Lösungskrait, hierauf
wieder allmähliche Abnahme, Die Kontrollen zeigen, dab das
Komplement in merklichem Grade eigenlösend war, während
Amboceptor, Blut und Kochsalzlösung sich korrekt verhielten.
Zur Prüfung des Abderhaldenschen Grundversuchs
wurden 31 Sera von Schwangeren und 28 Kontrollsera untersucht;
die meisten davon wurden mehrfach, für verschiedene Versuchs-
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Komplement 1:10 -| 1;10 1:10 j] 1:10. ‚11:10 1:10 1:10, FE mit r S)
Blutkörperchen . | 1:20 1:20- 1:20 1:20 1:20 1:20 - 1:20 |
1. Ablesung . 20,1 20,2. 19,7 200 -
2. Ablesung . 20,5 20,4 19,76 20,2
Differenz . aie f ; | 04 02 0,05 02°
Reduzierte Differenz 1,0 1,2 13.1012 \|, 12 10 11 08 0,5 0,35 0,05 0,3
! Lösung | Lösung Lösung | Lösung | Lösung | fast mäßige |fast Hem-| Hem- |fast Hem- l
emp Lösung Lösung mung mung mung i az
Makroskopisch .
°. Jt
Lösung -
anordnungen, verwendet.
_ hierbei wesentliche Differenzen ergeben hätten,
wurden zwei normale Placenten verwendet, die genau nach den
Verfahren von Pregl-und de Crinis präpariert. waren, das
sich von der ursprünglichen Abderhaldenschen Vorschrift
hauptsächlich darin unterscheidet, daß durch Ätherbehandlung die.
-fettartigen Substanzen entfernt werden. Es mag hier erwähnt
werden, daß mehrfache Kontrollversuche mit einer dritten, 'genau
nach .Abderhalden hergestellten Placenta stets, in gleichem
‘Sinne ausfielen. Die Substrate erwiesen sich bei wiederholter
Prüfung stets ninhydrinfrei.
~ — Nachfolgend zunächst das Protokoll eines Versuchs mit
drei Schwangeren-, drei Normalseris und zwei Placentasubstraten.
Vom Serum wurde in jedem Röhrchen 1,0 cem, vom Substrat
0,02 g verwendet. Der Versuch wurde in der Anordnung von
Pregl und de Crinis angestellt, also: das trockene. Substrat
mit siedender -Kochsalzlösung quellen lassen, K.S. abpipettiert,
Serum zugesetzt, zentrifugiert, erste Re fraktionsbes tim-
hierauf 20 Stunden bei Zimmertemperatur belassen,
mung;
zentrifugiert, zweite Refraktionsbestimmung. Um
einen etwa ‘durch Verdunstung während der Manipulationen
oder dergleichen eintretenden . Fehler korrigieren zu können,
wurden ` noch beide Substrate mit einer konzentrierten Kochsalz-
lösung angesetzt, deren Brechungsvermögen dem der Sera
entsprach. |
Als Resultat ergibt sich, daß die P2 im allgemeinen « ein
wenig stärker ‚angegriffen wird als. P1, aber beide Substrate ganz
gleichsinnig reagieren. Vergleicht man Durchschnitt, Maximum
und Minimum des Abbaues durch Schwangeren- und Normalsera,
wie in der kleinen Tabelle 3 geschehen, so zeigt sich, daß alle
. drei Werte für Schwangere deutlich höherliegen als für Normale,
aber — das Maximum der ‘Normalen (0,75) übersteigt das Mi-
nimum ` ‘der Schwangeren (0,55)!
| Die ersteren stammten. durchweg von `
gesunden Frauen des letzten Schwangerschaftsmonats,. die Kon-
trollen durchweg von gesunden Männern. Alle Sera wurden in
aktivem Zustande längstens 24 Stunden nach Entnahme (in-
zwischen auf Eis aufbewahrt) untersucht, viele nach mehrtägigem
sterilen . _Aufbewahren ` nochmal nachuntersucht, ohne daß sich
Als Substrate
|
‘und De Crinisschen- Anordnung dem Nachweis
zweitens, daß bei halbstündiger Einwirkung .von 37° der Prozeß
Mannigfache. ‚Variationen der Versuchsanordnung. haben mich:
überzeugt, daß erstens während des: ersten Zentrifugierens schon ein
wesentlicher Teil’ des Prozesses abläuft, der somit bei der Pregl
im wesentlichen bis zu Ende abläuft, zumindest-durch, weiteres
. Zuwarten, sei es bei Brut- oder bei Zimmertemperatur, die relativen
Unterschiede, auf die allein es ankommt, nicht deutlicher werden;
drittens, daß der Einfluß. der. Substratquellung, wie aus unseren
Kontrollen hervorgeht, nicht wesentlich ist, überdies leicht rech-
nerisch eliminiert werden kann. Als Beispiel diene folgende kleine
Tabelle Nr. 4, excerpiert aus einem Versuch, der im übrigen ganz
gleich dem in Tabelle Nr.:2 mitgeteilten mit: drei Schwangeren- und
drei normalen Seris angesetzt war. Wie man sieht (Tabelle Nr. 4), .
sind die Unterschiede, nach einer halben Stunde 37°, eher noch deut:
licher als auf Tabelle Nr. 3; der prinzipielle Mangel freilich, daß das
Maximum der Normalen das Minimum der Schwangeren übersteigt;
ein Grenzwert somit nicht e a Verden
kann, findet sich auch hier.
Alle weiteren Versuche dieser Art, die ich anstellte, felen
genau in gleichem Sinne aus; natürlich kann es, da ja das durch-
schnittliche Abbauvermögen der Schwangerensera wirklich
höher liegt als das der Normalen, leicht einmal vorkommen, daß
in einer kleinen Versuchsreihe älle Sera im Sinne der
Specifität und der diagnostischen Brauchbarkeit der Reaktioh funk-
tionieren; arbeitet man aber weiter, so kommt man stets wieder
auf den in obigen Tabellen ausgedrückten Sachverhalt zurück.
Wenn demnach der’ in unseren Versuchen zutage tretende
Abbau keinesfalls als specifisch für ‚Schwangerschaft angesehen
werden kann, so war doch die Frage zu erwägen, ob es nicht doch.
ein eigenes, nur den Schwangeren zukommendes Abbauvermögen
gäbe, das bloß durch ein nebenher existierendes, allen Seris zu-
kommendes Abbauvermögen verhüllt wurde)? Mit anderen Worten:
ob nicht in der Abderhalden-Reaktion ein specifischer und
ein unspecifischer Anteil enthalten sei? Viele Widersprüche
würden sich damit aufklären .lassen.-
' Der quantitative Charakter unserer Methode gestattet. auch
diese Hypothese exakt nn Wenn wirklich das Bunde
| | Ta b elle 2.
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Röhren N. ` a |d 2 | sl al | er e Jo | ol alel | u
Substrat Kor ani | Pi - | P2 | Pı | Pa Pi . P2 | Pı | Pa Pı | P: P: | P2 Pı: | P,
Serum ae E aae n Sı | Si | S2 ; & Ss Ss | Nı Ni‘ ‚N i l N? N; | | Ns — || NaCl konz. | NaCi konz.
| 566 | 58, 54,5 | 56,1 54,7 63,7 g 48,9 46,9 48,0 | 44,0 Fi K
?. Ablesung . | 5725 | 50% 55,8 57,16 559 | Bao. 497 | 478 | 48,75 | 44,96
Differenz . . ; 0,75 0,75 1,0 1,05 1,2 1,35 0,8 0,9 | 0,75 0,95 |o
Reduzierte Differenz 0,55 0,5, | 0,8 0,85 10: 1,15 0,6 0,7 0,55 0,75
| Tabelle 3 serenserum ein specifisch auf -Placenta. eingestelltes Abbau- `
BUS LLND: vermögen (neben anderen unspeeifischen) enthält, dann muß-
` u p
meee a Aa ug a A GE SEES EEE
a u | Maximum | Durchschnitt | Minimum.
Schwangere . <.. 1,15 0,8 | 0,55
Normale . , 07 0,5 0,25
Tabelle 4.
| -Maximum | Durchschnitt | Minimum
; Nach 30 Minuten bel 37° 5 08
Schwangere | Nach weiteren 20 Stunden En. er |
: Zimmertemperatur 17 1,3 0,85
RE ‚| Nach 30 Minuten bei 37° |: 1.0 0,65 0,25
Normale . « | Nach weiteren 20 Stunden i i 5
1,0 0 0,25
Zimmertemperatur
—
die Differenz des specifischen gegen den un-
a... Abbau für. Schwangerensera größer
sein als für Normale.
Als unspecifisches Substrat diente uns Rinderherz, genau
auf gleiche Weise. (Pregl und De Crinis) zubereitet wie die
Placenten. — Die Vorversuche fielen ermutigend aus, und es ergab
sich schließlich, daß die übersichtlichsten Resultate. erhalten wurden,
wenn man von. unserer Placenta H 0,02, vom Rinderherzen 0, 03
in „Jedes Röhrchen nahm.
HYKS. = 0,85 0h ige Kochsalzlösung. .
" 2) Ähnliche Vermutungen sind z.B. von Otto und Blum en-
th al ausgesprochen. Zschr. f. ‚Immifschg, 24, =.
' Sämtliche : Röhr- :
‚entgeht;
Dann ergab. nämlich die Differenz:
x NS
$ x
en... nn e aart
E rmen ea n,
,
- + en » i 2 “i `
ai . 4 5 =
mem nn naar a San in 9, UNE IT CN
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Zu mn nen:
2.
OEN
Ag an
.. RE
© =
oe 7 Fi
Te A
Röhrchen Nr.
Placentaabbau minus Rinderherzabbau für Schwangere einen posi-
tiven, für Normale einen negativen Wert.
Der erste systematische Versuch dieser Art ist in Tabelle 5
wiedergegeben. Man sieht: auch hier ein Normalserum (Ns, Röhr-
chen 11), das Placenta stärker abbaut als ein Schwangerenserum
(Ss, Röhrchen 5). Aber dieses Serum Ns wirkt eben auch auf das
unspecifische Substrat besonders stark ein (Röhrchen 12), sodaß
die Differenz der Abbaugrößen nahe bei Null bleibt. — In gleichem
Sinne fielen mehrere Versuche aus, sodaß man schon hätte glauben
können, eine praktisch brauchbare Methode gefunden zu haben,
wenn nicht 1. die Spannung zwischen dem Minimum der Schwan-
geren und dem Maximum der Normalen so sehr klein wäre (in dem
mitgeteilten Versuch 0,2 — vgl. S> mit N, —) und 2. sich schon in
unserem Material doch noch einzelne Sera (hier nicht ausführlich
wiedergegeben) gefunden hätten, die sich der Gesetzmäßigkeit nicht
fügten, nämlich zwei Normalsera, für welche die Differenz der
untersten Zeile einen kleinen positiven Wert (0,2 und 0,1) ergab,
sowie ein Schwangerenserum, für welches sie + 0 war.
Ich möchte gleichwohl nicht in Abrede stellen, daß es auf
diesem Wege, also durch rechnerische Ausschaltung
des unspecifischen Abbaus, doch gelingen könnte,
bei Wahl noch geeigneterer Substrate, eine praktisch brauchbare
Methode zù finden. Dieselbe hätte den Vorteil großer Einfachheit,
da eine einzige Ahblesung für jedes Röhrchen (am Schluß des Ver-
suchs) ausreichend wäre, und man nur nötig hätte, die für jedes
Serum gefundenen beiden Werte zu subtrahieren. Alle Korrek-
turen wegen Verdunstung, Quellung, Temperaturänderung fielen
weg, da alle solche Fehler bei dieser Differenzmethode einander
aufheben. — Immerhin ist hier zu bedenken, daß alle meine Ver-
suche mit dem für Abderhaldens Hypothese gün-
stigsten Versuchsmaterial angestellt sind. Wenn man
statt Serum von gesunden Männern solches von Carcinomatösen,
Tuberkulösen usw. nimmt; wenn man andererseits anstatt Hoch-
schwangerer Gravide der ersten Monate heranzieht — die ja allein
für die praktische Diagnostik in Frage kämen —, so ist nach den
Angaben der Literatur wohl zu befürchten, daß die Unterschiede
wieder erheblich unsicherer werden, und daß ein für die extremen
Fälle (Hochschwangere — Normale) vielleicht aufstellbarer Grenz-
wert wiederum verwischt wird,
vi
Wenn die bisherigen Versuche einen sicheren Beweis für das
Vorkommen placentaspecifischer Abbaufermente im Schwangeren-
serum nicht ergeben hatten, so schien es noch wünschenswert, zu
Tab
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
Tabelle 5.
—_—_
En | ER EEE:
|
Substrat : P2 [Rinderherz | Pa |Rinderherz| P Rinderherz |
Serum . , - s Sı Sı | Sa S2 S3 | S3
1. Ablesung. . . | 47,6 47,6 59,8 59,8 62,4 62,4
2. Ablesung . 49,2 48,5 61,9, 61,4 63,6 63,4
Differenz . . 1,6 | 0,9 Dile 1,6 | 1,2 1,0
ER ENT
Differenz der Differenzen +0,7 | + 0,5, 0,2
u) E.
a
ei
As)
Na
'. DEpPtember
E o
$ | Ka Fan
Í "y. a
|| | i | i s TORIR
| P2 Rinderherz | P2 |Rinderherz | Pa |Rinderherz à P2 A
| Ni N | Mm Ns | Na N3 NaCl konz.
"| i A , "3
| 59,210 7592 | |
I 608 | 60,7 |
KA ae
i = 0,4 | = 0,0 =r 0,0
ausgestaltet, die er auf Abbau eines Bakterienschutzkolloids durch
das agglutinierende Serum zurückführt. Be o
Ich habe zunächst Mansfelds Grundversuch genau nach”
‚seiner Methodik wiederholt, und zwar, um alle Unklarheiten von
seiten der Gruppenagglutination auszuschalten, mit zwei im System ~
weit auseinanderliegenden Species, nämlich Typhus- und Cholera-
bakterien nebst den entsprechenden agglutinierenden Seris. Das
Resultat läßt sich kürz dahin zusammenfassen, daß bei Würdigung
aller Kontrollen keinerlei Andeutung eines specifischen Abbaus
zu bemerken war. i A N S),
Mansfeld kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, dab
er eine entscheidende Kontrolle unterlassen hat: er setzt zwar den
Paratyphusstamm mit verschiedenen Kontrollseris an, nicht
aber das Paratyphusserum mit Kontrollstämmen verschiedener
Arten: so bleibt, zumal seine Abbauwerte absolut recht gering
sind, die Möglichkeit offen, daß sein Paratyphus-B-Serum aus
irgendeinem Grunde ein stärkeres enzymatisches Vermögen besab
als seine übrigen Sera und so, da es nur mit Paratyphusbakterien
angesetzt wurde, speeifischen Abbau derselben wvortäuschte. In
meinen Versuchen, die ganz nach der gleichen Methodik, aber
als komplette Kreuzversuche angestellt wurden, war, wie
gesagt, nichts dergleichen zu konstatieren.
Es war aber noch folgendes zu erwägen: Vielleicht war
Mansfelds Hypothese an sich richtig, konnte aber bei seiner
Versuchsanordnung nicht zum Ausdruck kommen. Besonders
konnte hier die weitgehende Denaturierung des Bakteriensubstrals
(durch langdauerndes Kochen, Ätherextraktion usw.) Bedenken
erregen.
Ich durfte daher die Mühseligkeit nicht scheuen, mit un
veränderten lebenden Bakterien zu arbeiten, die — im Gegensatz
zu Mansfelds Arbeit — während des Versuchs tat;
sächlich agglutiniert wurden. Da hier bestimmi
bereits in den ersten Minuten ein wesentlicher Teil der Reaktion
abläuft, der der Beobachtung entginge, wenn die erste Ablesuns
(nach Mansfelds Vorgang) erst nach Vermischen und Zen
trifugieren der Röhrchen erfolgte, ging ich, analog der Behandlung
des hämolytischen Versuchs, folgendermaßen vor: Serumverdünnung
1 ccm, erste Ablesung, Zusatz 1/2 cem homogener Bakterien-
Kochsalzsuspension, eine Stunde Wasserbad, Zentrifugieren, zweite
Ablesung. Die durch die Kochsalzlösung, welche die Bakterien
enthielt, entstehende Verdünnung läßt sich leicht rechnerisch mit
hinreichender Genauigkeit eliminieren (vergleiche oben).
elle 6.
mem ma Te ne i m — — ——— A A — ———
| |
Röhrchen Nr, | 1 | 2 | 3 | N G | DER! | 8 | A a al) | Le | 14 | d6 | E
4 Antigen ; E 2. | Ty Ty | Chol | Chol | Ty Ty | Chol | Chol | Ty | Chol | = | | one Alle Be
Agglutin. Serum e Ty Ty Chol | Chol || Chol | Chol NS LY, | Shj | K | Ty | Ty | Chol | Chol = au
| 1:10 | 1:1000 | 1:10 | 1:3000|| 1:10 | 1:1000| 1:10 | 1:1000. | | 3:10 1 1000 | 1:10 | 1:1000
A — - —— EEE — > er O EEE a
|
1. Ablesung 3 BAR 19,5 21,7 | 19,5 21,7 19,4 21,4 19,5 | 19,4 19,4 21,3 19,4 21,5 | 19,4 | 19,4
2, Ablesung. To ANI 20,0 21,5 20,2 21,5 19.9 21,3 202 || 19,9 20,1 20,7 19,4 20,9 | 19,45 19,4
Differenz . T — 02 0 |— 02 0,7 11— 0,2 05 I— 0,1 0,7 | 0,5 0,7 1— 0,6 00 i— 0,6 | 0,05 Æ 0,0
Reduzierte Differenz . 0,4 0,; 0,6 0,7 | 0,5 0,5 0,6 07 i| 05 07 |Æ 0,0 |= 00 0,1 ` 005 |Æ 0,0
untersuchen, ob in solchen Fällen, wo zweifellos specifische Pro-
zesse stattfinden, mit unserer, wie wir sahen, sehr empfindlichen
Methode ein Abbau zu konstatieren sei. Mansfeld} meint,
solche Abbauvorgänge konstatiert zu haben, indem er agglu-
tinierendes Serum (in der Verdünnung 1:10!) auf ein Bakterien-
präparat einwirken ließ, das nach Pregl und de Crinis, also
durch wiederholtes Kochen, Ätherextraktion usw. zubereitet war; er
hat seine Resultate zu einer kompletten Theorie der Agglutination
1) Zschr. f. Immun, Forsch, 1918, Bd. 27, Nr. 3.
Aus der Tabelle 6 ersieht man: Der Zusatz von Typhus
bakterienemulsion bewirkt ein Ansteigen des Brechungsindex wi
0,4 bis 0,5 — Choleraemulsion von 0,6 bis 0,7 (offenbar n
rührend von den in Lösung gehenden Leibessubstanzen ann
ganz gleichgültig ob die Bakterien mit homologem 0 a
heterologem Serum, in starker oder schwacher Konzentration, ©
mit reiner Kochsalzlösung zusammengebracht wurden.
lich erwähnt sei, daß die Aeglutinationen sehr
nn
stark und
1) Kochsalzlösung in entsprechender Menge. _
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7. September.
sihnig aus.
= _ = Zusammenfassung. 1..Die Bestimmung des Licht-
brechungsindex mittels des .Zeißschen Eintauchrefraktometers
stellt -eine genaue und einfache Methode. dar, ùm im Verlauf |
biologischer Reaktionen den Übergang kleiner Mengen fester Sub-
stanz in. Lösung quantitativ festzustellen.
2. Bei hämolytischen Reaktionen läßt sich der Grad der
... Hämolyse mit der erwähnten Methode genauer und sicherer als
auf irgendeine andere der bisher üblichen Arten messen.
= <- 8. Für.den sogenannten Abbau von Placentagewebe durch
~ Sebwangerenserum
.Schwangerensera bauen im allgemeinen etwas stärker ab
:als normale; jedoch ist der Unterschied im Verhältnis zur Variations-
‚breite gering, und vor allem nicht konstant: es gibt Normalsera,
` die stärker abbauen als. manche Schwangerensera, wenn auch
sehr -hohe Werte nur bei Schwangeren, sehr niedere nur bei
= Normalen gefunden wurden; mit anderen Worten: die Abbauzonen
der Normalen und ‚der Schwangeren decken einander zwar nicht
_ völlig, aber sie überschneiden einander. Es’ ist daher nicht .
. angängig, einen Grenzwert aufzustellen, und eine sichere Diagnostik
~- somit unmöglich. | i sa i
| 4, Etwas aussichtsvoller erscheint der Versuch, im Placenta-
ergibt die Methode folgendes
abbau eine specifische und eine unspeeifische Komponente zu
. trennen; jedoch sind auch auf diesem Wege völlig befriedigende
Resultate bisher nicht erhalten worden.. - | |
.: 5, Die Angaben von Mansfeld über specifischen ‘Abbau
von pfäparierter Bakteriensubstanz durch agglutinierende Sera
konnten nicht bestätigt werden. |
‚6. Die theoretischen Folgerungen des genannten Autors über
die Rolle von Abbauprozessen beim Vorgang der Agglutination
werden noch besonders dadurch widerlegt, daß auch bei .tatsäch-
licher Agglutination von frischen lebenden Bakterien keine Spur
eines specifischen Abbaus festzustellen war.
An der Ausführung der zahlreichen, zum Teil recht mühseligen
"Versuche war die wissenschaftliehe Hilfsarbeiterin des Instituts, Fräulein
lse. Krüger, beteiligt. |
Iniluenzaempyeme.
Von
| Dr. Gottschalk, Mayen.
Die für den Patienten gefährlichste, für die Entscheidung des
| Arztes schwerwiegendste Komplikation der Influenza sind entschieden °
. die Empyeme. Daß bei starker Dämpfung auf einer Rumpfhältte,
aufgehobenem Stimmfremitus und abgeschwächtem Atmungsgeräusch
` daselbst, verbunden mit hohem Fieber, die Diagnose feststeht und
nach ‚Probepunktion die Entscheidung getroffen wird, ist selbstver-
ständlich. - Diese Fälle scheiden bei unserer Betrachtung aus. Will
‚sich die. Influenzapneumonie nicht lösen, besteht auffallende starke
Dämpfung über einem Lungenlappen mit länger anhaltendem, sich
gleichbleibendem Bronchialätmen, öfters auch schlürfendem Atmen,
ist der Stimmfremitus auf der befallenen Seite normal oder ab-
geschwächt, zeigt die Temperaturenkurve mehr oder minder steile
Zacken, _ etwa 37,5 bis 38,5° C morgens und 40° abends, wird
viel gehüstelt, ohne daß wegen der Rippenfellschmerzen der Aus-
wurf entleert wird, so handelt es sich stets um Empyem. Bei
diesen Symptomen wird oft nicht an Rippenfellentzündung gedacht,
daher lieber einmal zuviel wie zuwenig die Probepunktion bei
Pneumonie machen! Die Entstehung dieser schnell sich bildenden
Grippeempyeme erfolgt nach einer als Experiment dienenden Sektion
` folgendermaßen: Pneumonie des Unterlappens, starke Anschoppung,
hierbei Auftreten kleiner bronchopneumonischer Abscesse der Ober-
fläche, von- diesen ausgehend Infizierung des Rippenfelles (Pleura
pulmonalis), fibrinöser der Lunge anhaftender Belag und weiter
eitriges Exsudat im Rippenfellraum, das meist massenhaft Strepto-
kokken enthält. | | :
_ Die zu treffenden Maßnahmen, wenn die Diagnose feststeht,
werden am besten durch eine Reihe von Krankengeschichten erläutert:
Gr.: Grippepneumonie mit Empyem. '19jäkriger Soldat, der mit
hohem Fieber, jagendem Puls eingeliefert wurde. Es bildete sich rechts
- hinten unten Dämpfung mit Bronchialatmen. Da letzteres anhält, die
N
emperaturkurve Zacken aufweist, der Stimmfremitus auf der rechten
' ` {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
vollkommen der Regel nach stattfanden, sodaß, wenn an ihnen
l -ein Abbauvorgang beteiligt wäre, er unbedingt hätte in die. Er-
scheinung treten müssen. Alle weiteren Versuche fielen gleich-
Resultat:
m jik P r x
Se - .. i : N è , a
z i ; Eh 0% r ady . ` oui
= 5 rd á n s \ en ` 5 No
. - no . à \ `
Seite abgeschwächt ist; wird die Probepunktion gemacht, die rahmigen
wurden, sank die Temperatur und hob sich das Allgemeinbefinden,.
von einem Militärarzt beim Durchmarsch festgestellt worden war. Da
‚der Zustand sich nicht besserte, wurde ich nach vielen Wochen des
Krankenlagers in das einsame Eifeldorf gerufen. © Befund: Links vorn
901
Eiter ergibt. Nach Thorakotomie,; wobei mehrere Liter Eiter entleert
-und hinten Dämpfung, abgeschwächtes Atmen, ‚aufgehobener Pectoral-
lobuläre Pneunomie.
nach langsamer Rückgang des schweren. Krarikheitszustandes. _
-= Hubert K., 26 Jahre alt. Patient erkrankte am 8. Februar 1919
gerufen. Seit drei Tagen Hüsteln, hohes Fieber, Schwerhörigkeit,
Durchfälle, ‚ Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Befund: Tempera-
tur 40°, Puls 96, Rachen rot; rechts hinten Mitte und unten Dämpfung
mit Bronchialatmen, links hinten unten Knarren. Linkes Trommelfell
im linken oberen Quadranten gerötet, am Hammergriff besteht Sugillation.
Diagnose: Rechtsseitige lobäre Pneumonie. Therapie: Infus: Digitalis
'1,5/150,0' zweistündlich, Infus. Ipecac. dreistündlich. Am 24. Februar
besteht rechts hinten Mitte und unten Dämpfung mit feuchtem, mittel-
: blasigen Rasseln. Campher-Digitalis aa 0,1 zweistündlich. Am 4. März:
‘ Patient liegt seit Tagen in Delirien und reagiert nicht mehr recht.
Unwillkürlicher Stuhl- und Urinabgang. Rechts hinten unten Atmungs-
geräusch abgeschwächt, Schall gedämpft, rechts hinten oben Schall ge-
dämpft, mittelblasiges, feuchtes Rasseln. Probepunktion rechts hinten
unten ergibt dünnflüssigen Eiter, nachmittags Thorakotomie.in Lokal-
anästhesie mit Entleerung von reichlich jauchigem Eiter. Hiernach
Blaufärbung, schwacher Puls, akute Kreislaufschwäche,. ‘der Patient
nachts erliegt. i eo 5,8 |
Maria N., 26 Jahre alt, erkrankte am .7. März 1919 mit Fieber,
Hinfälligkeit, Kopfschmerzen, will bereits Mitte Januar an Grippe ge-
litten haben. Am 14. März gerufen. Befund: Sehr blasse, elende, einen
schwerkranken Eindruck machende Patientin, die mühsam nach Luft
ringt und über Schmerzen in.der rechten Rumpfseite, besonders beim :
Husten klagt. Befund: Temperatur 40% Puls 100, rechts hinten von.
der Mitte des Schulterblattes ab Schallabschwächung, rechts hinten |
fremitus. Die linke Mamma ist vorgewölbt, rechts hinten unten besteht - .
Probepunktion links hinten ergibt Eiter. Im
' Krankenhause Thorakotomie, wobei 5—6.1 Eiter entleert wurden. Hier-
an Hinfälligkeit, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit.. -Am 22. Februar
unten Dämpfung mit aufgehobenem 'Stimmfremitus, rechts hinten. Mitte
hat das abgeschwächte Atmungsgeräusch einen bronchialen Beiklang,
rechts hinten unten ist es völlig abgeschwächt. |
ergibt ziemlich dünnflüssigen, gelbgrauen Eiter, der mikroskopisch zabl-
reiche Eiterkörperchen und außer vereinzelten Pneumokokken keine
Bakterien enthält. Am 15.März, nachdem die Atemnot noch zugenommen,
für eine Thorakotomie der Zustand zu bedrohlich erschien, Thorakocentese, . |
die 300 ccm eitrig-flüssigen Exsudates entleerte.e Hiernäch Zurück-
gehen der Atemnot, Sinken der Temperatur. 'Sputum rostfarben, Urin
eiweißhaltig. Nach einigen T'agen wieder stärkere Atemnot, abend-
licher Temperaturanstieg bis 38,7. Dämpfung nach oben ausgedehnter.
Erneute Thorakocentese, etwas höher wie die erste, beförderte 1850 ccm
eines trüb-serösflockigen, nicht mehr eitrigen Exsudates zutage. Atmung
in den nächsten Tagen freier. Am .28. März wieder hohe Abendtempe-
ratur. Probepunktion rechts hinten unten ergab dicken Eiter. 80. März.
Thorakotomie, wobei reichlich dünnflüssiger Eiter und Gebröckel ent-
leert wurden. Hierauf sank die Temperatur nach einigen Tagen zur.
Die Probepunktion `
Norm. Die Atemnot verschwand völlig. In diesem Falle war der Zeit-
punkt der Thorakotomie (Nachlassen der schwersten Entzündungs- i
erscheinungen, geringere Atemnot wie anfangs) richtig gewählt. Die
zuvor gemachten Punktionen- hätten dem Patienten vorübergehende Er-
leichterung verschafft und ihm über die schwerste Krankheitsperiode
hinweggeholfen.
A
Bei zwei. Patienten wurde der Eiter im 'Rippenfėllraum erst ,
bei der Autopsie nachgewiesen.
Stefan J., am 26. Oktober 1918 aufgenommen. Bis 1. November
nur sehr hohes Fieber, kein Befund auf Lunge. Leichte Periostitis am
linken -Oberkiefer infolge Caries eines Zahnes. Am 1. November links
hinten unten und links seitlich unten. Dämpfung mit Knisterrasseln,
links seitlich unten hauchendes, kein Bronchialatmen. 8. November im:
Bereich der Dämpfung überall Bronchialätmen, kein Rasseln. Dünne
Stühle. 5. November. Jagender Puls, 166. 6. November. Links hinten _
von der Mitte des Schulterblattes ab ausgesprochene Dämpfung mit stark
abgeschwächtem weichen Atmen.
wie rechts. Vor der Probepunktion Exitus.
monie des linken Unterlappens, bronchopneumonische Herde daselbst
mit kleinen bronchopneumonischen Abscessen. Aus Rippenfellsack
werden 21 eines fibrinös-gelbeitrigen Exsudates entleert. Fibrinöse Be-
läge der ganzen Pleura links. Rechte Lunge frei, nur leichte An-
schoppungen der rückwärtigen Partien des Unterlappens. Milz viermal
so groß wie normal. Fettleber. Ä |
Stimmfremitus daselbst schwächer
Die‘Autopsie ergab Pneu- _
L., hochfiebernder, delirierender Patient, der keine klaren Ant-
worten gibt. 20. Oktober. Links hinten Mitte und links hinten unten
Dämpfung mit zahlreichem Knisterrasseln, rechts hinten Mitte und rechts
hinten unten Dämpfung mit mittelblasigen Rasseln, links vorn von der
Mitte der dritten Rippe ab Bronchialatmen; weiter unten mittelblasiges
-Margarete R., 16 Jahre alt, Am 5. Januar 1919 gerufen. Patientin .° >
hatte Grippe mit anschließender Lungenentzündung durchgemacht, wie
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- fläche.
‚nicht vorgenommen.
Rasseln. 22. Oktober. Links hinten überall mittel- bis großblasiges
Rasseln, der Kranke ist nicht zum Zählen zu bewegen, infolgedessen
der Stimmfremitus nicht geprüft werden kann. Auch rechts vorn zahl-
reiches Rasseln, keine Dämpfung. Exitus. Autopsie: Beide Oberlappen
frei. Linker Unterlappen zeigt zahlreiche kleine Abscesse auf der Ober-
Starkes linksseitiges Iimpyem. 11, 1 eines fibrinös-eitrigen
Exsudates werden entleert. Auch an rechter Pleura pulmonalis alte
fibrinöse Auflagerungen. Im rechten Unterlappen keine Blutungen und
Verhärtung des Lungengewebes. Bronchitis und Peribronchitis.
-In einem dritten Fall, wo nach dem Befund ein linksseitiges
Empyem bestand, wurde die Probepunktion verweigert. Patientin starb.
Schwester E. R., kräftige, jugendliche Person. Am 1. November
mit Kopfschmerzen, Fieber, Hinfälliekeit und Schwindelgefühl erkrankt,
versah jedoch noch den Dienst auf ihrer Stations Ab 3. November
bettlägerig, hohes Fieber. Links hinten unten Schallabschwächung,
vereinzelte knackende Geräusche. 4, November. Links hinten unten
Dämpfung mit Bronchialatmen, fünf dünn-wäßrige Stühle, wenig Aus-
wurf. 5. November. Links hinten Mitte und links hinten unten Dämpfung
mit Bronchialatmen und abgeschwächtem Stimmfremitus. 6. November.
Stark galliges Erbrechen, fünf dünn-wäßrige Stühle. Viel Hüsteln,
kein Auswurf. 7. November. Stühle wie gestern. Kein Auswurf wegen
Rippenfellschmerzen. Links hinten Mitte Dämpfung mit Bronchialatmen,
links hinten unten Schallabschwächung mit weichem, hauchendem
Atmen. Rechts hinten oben vereinzeltes Rasseln. Pulsirequenz hoch,
seit Beginn der Erkrankung 110 bis 120. Gallenblase druckempfindlich.
daselbst Schalldämpfung. 8. November. Puls 116, Auswurf rostfarben,
Stühle dünn. Rechts hinten Mitte weiches hauchendes Atmen mit klein-
blasigem Rasseln, Schallabschwächung, rechts hinten unten weniger
deutliche Schallabschwächung; links hinten Mitte und links hinten unten
starke Dämpfung mit Bronchialatmen. Stimmfremitus daselbst auf-
gehoben. Probepunktion wird verweigert. Am folgenden Abend Exitus.
Es bestand demnach nach dem physikalischen Befund eine eitrige
Rippenfellentzündung links hinten unten und eine Lungenentzündung
im rechten Mittel- und Unterlappen, ein schwerer septischer Zustand.
Möglicherweise hätte eine Punktion Linderung-gebracht. Sektion wurde
Daß bei konservativer Behandlung auch fibrinös-eitrige Exsudate
in Heilung übergehen können, beweist der folgende Fall: Joseph M.,
eingeliefert am 12. Oktober mit hohem Fieber. Kein Lungenbefund,
17. Oktober. Schallverkürzung rechts hinten unten mit reichlichem Rasseln
und bronchialem Atmen. Auswurf stark blutig, rostfarben. 21. Oktober.
Auswurf blutig, rechts hinten von der Mitte des Schulterblattes ab
Dämpfung, abgeschwächtes Atmen mit vereinzeltem Rasseln. Stimm-
fremitus daselbst vorhanden. Hohes Fieber, jagender Puls, große
Hinfälligkeit, dünne Stühle. 23. Oktober. Das Atmungsgeräusch ist im
oberen Teil der Dämpfung bronchial mit klingendem Rasseln, im unteren
Teil ganz abgeschwächt mit vereinzeltem Rasseln. 25. Oktober: derselbe
Befund. Stimmfremitus rechts hinten vorhanden, sogar gegenüber links
verstärkt. Probepunktion rechts hinten unten ergibt fibrinös-gelbgraues
Exsudat. Offenbar bestand eine Pneumonie des rechten Mittellappens
und eine fibrinöse Pleuritis rechts hinten unten. Wegen des außer-
ordentlich schweren Krankheitszustandes wurde nach Beratung mit dem
Chirurgen von der T'horakotomie Abstand genommen und versucht, mit
warmem Prießnitz nebst Campher-Digitalis die Pleuritis zum Aufsaugen
zu bringen, sowie auf die Pneumonie einzuwirken. Bis 28. Oktober
dauerten die bedrohlichen Erscheinungen namentlich seitens des Herzens
an. Dann trat kritische Entfieberung ein. Rasseln rechts vorn und
hinten Mitte nebst unten. Dämpfung nur noch im rechten Unterlappen.
8. November. Rechts vorn unten sowie rechts hinten unten nur noch
vereinzeltes Rasseln. Der Klopfschall hellt sich auf. Patient steht auf,
Auf Grund der behandelten Fälle komme ich zu folgendem
Ergebnis bezüglich des Vorgehens bei Grippeempyemen: Besteht
rein eitriges Exsudat, das Streptokokken enthält, empfiehlt sich die
Thorakotomie, bei Pneumokokken versuche man durch Punktionen
die stürmischsten Erscheinungen (Atemnot) zu bekämpfen, um bei
einer gewissen Latenz nach Abklingen der Entzündung die Rippen-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 7
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resektion vorzunehmen, falls der Zustand des Kranken es erfor
Zu diesem Zeitpunkt fällt die Gefahr der bedrohlichen Kreislauf-
schwäche nach der Operation so gut wie fort. Fibrinöse Exsudate
können auch mit symptomatischer Behandlung ohne Punktion m
Heilung übergehen. Man punktiere bei Empyemen ziemlich unten,
da sonst öfter seröses Exsudat entleert wird, während der Eiter
infolge Sedimentierung der Flüssigkeit an der tiefsten Stelle steht,
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Über Zibosal (borylsalicylsaures Zink). ag
Von
Dr. Heise, Berlin.
Die günstige Beurteilung, welche das Zibosal. schon wieder-
holt in den Fachblättern erfuhr, veranlaßte auch mich zu Ver
In meiner Praxis bediene ich mich
Urethritis, Leukorrhöe, bei
Wunden (auch septischen), sowie Ekzemen, die ich teils mit
Zibosallösung, teils mit dem fünfprozentigen sterilen Zibosalbolus
suchen mit diesem Mittel.
des Mittels häufig bei Gonorrhöe,
(Originalpräparat derselben Provenienz) behandle,
Die Anwendung ist denkbar einfach; z. B.: bei Gonorrhöe
und Urethritis: lauwarme Einspritzungen mit 0,5 bis 1°%igen
Lösungen dreimal täglich je zwei bis drei Spritzen hintereinander.
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Die Lösung muß jedesmal zwei bis drei Minuten in der Harnröhre
bleiben.
und hört meist nach zirka 14 Tagen ganz aut.
acht bis zehn Tage weiter gespritzt. Nach drei bis vier Wochen
Heilung, bis jetzt stets ohne Rezidiv. Diese Behandlung wurde
auch in Fällen mit starker Entzündung und reichlichem Ausfluß
stets gut ertragen. Strikturen kamen nicht vor. Bei Fluor albus:
Ausspülungen mit lauwarmer Lösung 4 bis 10:1000 und nach-
heriges Auspudern .mit 5°/,igem sterilen Zibosalbolus oder bei
starkem Foetor Ausspülen mit Aufschwemmungen von ein bis fünf
EBßlöffel dieses Boluspräparates. Rasche$ Nachlassen und Geruch-
loswerden des Ausflusses, der meist schon nach kurzer Behandlung
ganz verschwindet.
Bei Wunden, Brandwunden, Panaritien, Ekzemen: Behandeln
mit 1/4- bis 1%, igen Lösungen oder feuchte oder trockene Anwendung
von Zibosalbolus je nach Fall oder auch 1- bis 5%, ige Salben
oder Pasten gab wiederholt ganz auffallend rasche Erfolge.
Aus meinen Versuchen geht hervor, daß das Zibosal rasch
und gut bactericid wirkt, aber ohne zu ätzen, und stets gut
ertragen wird. Seine sekretionshemmende, epithelisierende und
Die Sekretion sinkt gewöhnlich rasch auf ein Minimum
Dann wird noch“
desodorisierende Wirkung ist besonders ausgeprägt und bedingt |
seine hervorragende Verwendbarkeit bei Erkrankungen des Uro-
genitalsystems und in der Chirurgie.
In allen Fällen bedeutet seine Anwendung eine wesentliche
Abkürzung der Kurdauer, wobei die rasche Behebung auch der
subjektiven Beschwerden immer dankbar empfunden wird. Neben-
bei bemerkt sind seine Lösungen farb- und geruchlos und hinter-
lassen keine Flecken auf Instrumenten und Wäsche.
Auf Grund meiner Erfahrungen kann ich Versuche mit
Zibosal sowohl als auch mit dem sterilen 7Zibosalbolus, den ich
teils als Streupuder, teils in abgekochtem Wasser aufgeschwemmt
zu Spülungen, teils mit Wasser zur Paste verrührt zum Auftragen
oder Autlegen vielseitig verwende, nur empfehlen. _ i
Es wäre von Interesse, die Erfahrungen weiterer Kollegen
mit diesem Präparat zu hören.
Aus der Praxis für die Praxis.
Für den jungen Praktiker.
Ratschläge aus der Geburtshilfe.
Von
Dr. Fuhrmann, Hebammen-Lehranstalt Köln.
Die Wissenschaft der Geburtshilfe, eine Tochter der Chirurgie,
ist in den letzten 50 Jahren so weit ausgebaut, gründlich durch-
gebildet worden, daß sie beinahe ‚eine „exakte“ Wissen-
schaft geworden ist. „Exakt“ deswegen, weil auf eine bestimmte
Frage die Antwort ein für allemal bestimmt ist, wie in der Mathematik.
Diese Festigkeit im Bau der geburtshilflichen Wissenschaft kommt
daher, daß die physikalischen Grundlagen, auf denen sich die
Vorgänge bei der Geburt, auch bei der nieht natürlichen,
abspielen, so genau erforscht und erkannt sind, daß sie geburts-
hilfliche „Sätze“, wie in der Mathematik, geworden sind. Die
Lösung einer gegebenen "geburtshilflichen Aufgabe ist nur m
einem Sinne richtig, eben im Sinne ihres Satzes, Gesetzes.
= Wenn die Aufgabe lautet z. B.: „Geburtsbeendigung sofort 3)
bei: Kopf vorangehend, im Becken, Weichteile erweitert, Kind
lebend, so ist die Lösung nur richtig auf eine Weise, das ist
durch Zangenanwendung; oder es sei gegeben dieselbe Voraus;
setzung: lebendes Kind, erweiterte Weichteile, Kopf vorangehend
über dem Becken und es sei zu lösen dieselbe Aufgabe: sofortige
') Wegen Schüttelfrostes der Mutter z. B.
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~ verbieten oder. ob er Kohlehydrate geradezu ausschließlich genießen
| soll. Solche Zwiespältigkeit ist in der Geburtshilfe selten; die
u eindeutig, wie oben gesagt. Und wo sie doppeldeutig' ist, ist sie
es, weil die Hilfe seitens des Facharztes dann im Gegensatze steht
'siotomie und der extraperitoneale (= supersymphysäre) Kaiser-
' Knochenring’an einer Stelle durchtrennt und es der. Knochenkugel
. ermöglicht und überläßt, den Ring beim Durchtritt zu spreizen,
. er die Kug£l verkleinert. In Ansehung der Klarheit der Indikations-
_ die Schwierigkeiten machen; Umstände, welche gerade diesem
oder zwei Fingerspitzen, stehen zur Untersuchung zur Verfügung.
im gewöhnlichen Leben meist neckischer Natur, in der Geburts-
sich um Tasteindrücke, die -ohne weiteres ins Anatomische zu
vor allem deswegen, weil die tastende Fläche klein ist und weil
übertragen ist.. So in der Geburtshilfe. Noch etwas kommt bei
- Kindesteiles zu den Beckenräumlichkeiten (harten und weichen)
“ nicht nur hören, sondern auch fühlen.
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7. September: > 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86. -
Geburtsbeendigung !), so ist die Antwort nur in einem Sinne
richtig: Wendung und Extraktion. a D oc
Aber wenn ein Diabetes mellitus zu behandeln ist, so be-
ginnt für manchen Arzt der Zweifel, ob er die Kohlehydrate völlig
Reform des Medizinstudiums die Geburtshilfe immer leer ausgeht;
lassen soll (Noordens Hafer-, Mosses Kartoffelkur), und wenn | kräftung in der Heimat verloren haben und daß wir jährlieh
- weiter verlieren. : a a N
| Neben der bedeutenden Schwierigkeit der geburtshilflichen
ist, so erhebt sich die Frage, -ob der Darm ruhiggestellt oder —
Diagno se besteht noch eine andere, diejenige der. Technik,
im Gegensatz — behufs Entleerung in Bewegung gesetzt werden
Antwort auf die Frage, das heißt die Indikation ist — meist —
— und tut das auch sehr häufig.
zu derjenigen des Praktikerss. Pinard hat natürlich Recht, wenn
er in seinem Pariser Hörsaal mit. großen Buchstaben schreibt:
„La perforation Q'un enfant vivant a vécu“, denn ihm stehen in
seiner Klinik zur Verfügung die Hebosteotomie?) oder die Symphy- | | Sell
bildung. Das kann ein zielsicherer und fleißiger Arzt, Und diesem
schnitt, aber der Landarzt hat nicht minder recht, wenn er an
Pinards Stelle im Bauernhause das lebende Kind perforiert. -
Beide lösen die 'gestellte Aufgabe: sofortige Entbindung, das heißt,
Durchfübrung einer Knochenkugel durch. einen zu engen Knochen-
ring, auf verschiedene Weise: Der Kliniker dadurch, daß er den
„Ratschläge“ gelten:
zu verschaffen. „Becken“ geburtshilflich heißt kleines Becken.
Eine räumliche Vorstellung auf Grund des Tasteindruckes auf die
| Zeigefingerspitze. Als Regel stelle man sich auf, zunächst nur
oder dadurch, daß er den Knochenring überhaupt vermeidet, gar | mit einem Finger fühlen zu lernen. . Bei Vielgebärenden darf
nicht durch die Kugel betreten läßt; der Praktiker dadurch, daß | man auch zwei Finger (Zeige- und Mittelfinger) in die Scheide
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| zur Untersuchung. | 5
stellung wäre die.Geburtshilfe eine leicht zu erlernende, einfach | Es E g
Der’ Anfänger beginne mit der fleißigen Austastung eines
zu beherrschende : Wissenschaft; wenn nicht zwei Umstände wären,
Zweig der Heilkunde eigen sind. Das ist einmal die Diagnose
und zum andern die Technik, das heißt die Ausübung. `
.Die Diagnose bietet in der Geburtshilfe deswegen
eine besondere Schwierigkeit, weil das Objekt der Erkennung
(dseyıyvdoxw) nur für einen Sinn zugänglich ist. Nur der
Gefühlssinn und auch dieser nur in beschränktem Maße, nur eine
das Becken auszutasten. Es ist unärztlich, Frauenleiden (in engerem
Sinne) ohne innere, das heißt bimanuelle Untersuchung in Be-
handlung zu nehmen. Bei der inneren . Untersuchung sei die
Regel, den Finger nicht aus der Scheide zu nehmen, ohne getastet
Linea interspinalis, liegt in der Ebene der Beckenenge?), ihr querer
Durchmesser, also die Länge der Spinallinie, ist etwa 11 cm,
ebenso groß wie der gerade. Durchmesser des Beckeneingangs, die
Conjugata vera (obstetricia). Die Spinallinie ist ein geburts-
hilflich sehr wichtiger Ort deswegen, weil ‘hier der. tiefste
Wie unzuverlässig der Tastsinn ohne Überprüfung durch den
Gesichtssinn ist, weiß im allgemeinen jeder Laie, im besonderen
aber jeder Geburtshelfer. Um Täuschungen auszuschließen, die
hilfe aber von einem schweren Unglück gefolgt sein können, bedarf
es der Erziehung des Tastsinnes. Sie fehlt dem jungen
Praktiker. Allerdings ist ein Unterschied zwischen geburtshilflichem
Tasten und „Palpieren“. Bei der Palpation®) (des Pulses, des
Herzstoßes, des Pectoralfremitus, einer Organ-, einer Tumorgrenze,
der vermehrten Spannung des Bulbus beim Glaukom) handelt es
Schädels dann steht, wenn der ganze Kopf selbst
ins Becken eingetreten ist?) A
deswegen, weil in der. Höhe der Ebene der Spinallinie,
also der Beckenenge, der äußere Muttermund steht,
gleichweit entfernt von beiden Seiten wänden' des Beckens;
dem Kreuzbein etwas näher als der Symphyse®; voraus-
gesetzt ist: Normalschwebung der .normalgestellten, nicht
schwangeren, gesunden Gebärmutter. 3. die Steißbeinspitze;
sie gehört (geburtshilflich) schon dem Beckenausgang an;
bei ihr steht die kindliche Nase, wenn (bei Hinterhaupts-
lage) der Nacken unter der Schoßfuge sich entwickelt hat’).
übersetzen sind; schwierig wird diese Umdeutung sofort, wenn —
unter Ausschluß des Auges — eine Körperhöhle (eine Pleura-
Absceßhöhle, das Rectum, die Scheide) auszutasten ist; schwierig
der spärliche Tastbefund ins Körperhafte, Stereometrische zu
Ihr hinzu. Anders, wie bei einem Tumor in einer Körperhöhle,
heißt es bei der Kreißenden: die- Ausmaße des vorangehenden ung |
| | ‚ist geburtshilflich ebenfalls 11 cm; beim Vorbeigleiteri des Kopfes
erkennen; immer auf Grund engumschriebener Tasteindrücke unter | wird das ganze.Steißbein nämlich zurückgestreckt; das gynäko-
Völligem Ausschluß anderer Hilfsmittel. Aufzubauen auf den so | logische Maß Steißbeinspitze — Unterrand der 'Schoßfuge ‘ist 9 cm.
erhobenen. Befund sind dann folgenschwere Entschlüsse, die häufig
Sofort, ohne Verzug, in die Tat umzusetzen‘ sind. Der Eingriff
selbst spielt sich abermals ab außerhalb der Prüfung durch das
Auge, wickelt sich in so kurzer Zeit ab, daß er —. häufig — inner-
halb von Minuten die Entscheidung bringt über Gesundheit und
Leben zweier Menschen. | E
i „Kein Geburtshelfer, kein Arzt und insbesondere kein Anfänger
P die Ansicht, kann die Ansicht haben, daß die übliche Aus-
ildung für diesen hohen und schweren Zweig der ärztlichen Kunst
2 Voken Nabelschnurvorfalls z. B. ` | a
Pubiotomie © Song 707 .= Mannbarkeit, Schamgegend, Schambein,
„` palpo = betaste. Diejenigen Ärzte, welche die Fingerperkussion
ausüben, haben den Plessimeter.(öhchen:Porkussion Gebrauchern gegen-
ver den Vorteil, daß sie den Luftgehalt des perkutierten Gewebes
fühl zu bekommen dadurch, daß man auch bei gynäkologischen'
} Untersuchungen sich — in’ der Vorstellung — seiner bedient;
im Ernstfalle, das heißt bei der Kreißenden, wird man dann
selbsttätig über ihn verfügen, -4. Schoßfugenoberrand; er liegt im
furt a. M., Neue Zeil 23, liefert ein montiertes knöchernes Becken mit
verstellbarem Kindsschädel. ee
2) „Die Ebene der Beckenenge wird bestimmt durch das untere
Ende des Kreuzbeins, die Spitzen der Spinae ischii und den Scheitel
des Schambogens“.. Waldeyer, Das Becken. 1899. Seite 48. Leider
zieht Bumm (9. Auflage, Seite 163) die Ebene zwar durch beide Spinae
ischii, aber durch den „Knick des Kreuzbeins am dritten Wirbelkörper“
‚und zur Mitte der Schoßfuge und nennt sie Beekenmitte“. — -
$ Franz in Penzoldt-Stintzing, 4. Auflage, VII. Band. S. 81/82
+ Menge in Penzoldt-Stintzing 1 c., S. 402. - i l
5) Siehe Bild und Erläuterung in Bumm 1. €, 8.212. |
908
‘genügend sei. Um so verwunderlicher berührt es, daß bei jeder _
um so verwunderlicher, .daß sie leer ausging bei der jüngsten .
‚Reform am Kriegsende,. als man schon wußte, daß’ wir zwei
Millionen ‘Männer im Kriege, eine Million, Menschen an Ent-
- ein Kranker mit begimnender Wurmfortsatzentzündung zu beraten `|- 100000 Kinder und 50 000 Frauen an mangelhafter Geburtshilfe pr
Hat der Geburtshelfer die Klippe der Diagnose vermieden, so
kann immer noch die Klippe der Technik das Verderben bringen
‚Wie kann nun der junge Praktiker — die übliche mangel- |
hafte Vorbildung mit drei „selbständig geleiteten“ Geburten vor- _
ausgesetzt — den Anforderungen einer sach- und fachgemäßen. ;;
Hilfe bei der Geburt gerecht werden? Antwort: durch Selbstaus- -
Problem — ngdßinue = eine zu lösende Aufgabe — sollen diese -
-Die erste Aufgabe ist für den jungen Geburtshelfer, sich
eine klare und zutreffende räumliche Vorstellung vom „Becken“ -
führen, in der Narkose bei allen Frauen selbst, die ganze Hand -
(verhüllten) knöchernen Beckens!). Er lasse niemals eine Gelegen- -
heit entweichen, ohne bei der Lebenden (auch der Nichtschwangeren)
zu haben: vier Knocheripunkte, nämlich t. Spina ischii dextra,
-2. Spina ischii sinistra. . Die Verbindungslinie zwischen beiden, die '
Knöochenpunkt (nicht die Kopfgeschwulst!) des kindlichen `
Die, Spinallinie ist auch ein gynäkologisch wichtiger Ort
Die Entfernung der Steißbeinspitze vom unteren Schoßfugeprand
Es ist sehr nützlich, diesen Maßstab von ii cm in das .Ge- h
% Die Firma B. B. Cassel, medizinisches Spezialhaus, Frank: `
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Beckeneingang. Abgetastet wird er-bidigital, das heißt so, daß
der innere (Zeige-) Finger auf dem obersten Punkt der Hinter-
fläche der Schoßfuge, der Daumen außen auf dem obersten Punkt
der Vorderfläche ruht. Die Höhe der weiblichen +) Schoßfuge ist
öt/, cm, also gerade die Hälfte des oft wiederkehrenden Maßes
im weiblichen Becken, 1i cm. An ihrer Hinterfläche fühlt der
vorbeigleitende Finger eine Erhabenheit, die Eminentia retropubica.
Von ihr aus bis zum nächstliegenden Punkt des Vorberges sind
{1 em, die genannte Conjugata vera (obstetricia).
also die kürzeste Verbindungslinie zwischen Promontorium
und Symphysenhinterfläche. In vielen, besonders den älteren
geburtshilflichen Lehrbüchern wird die Vera definiert als die Ver-
bindungslinie zwischen Mitte des Promontoriums und oberem
Symphysenrand. Das ist nicht die engste Stelle zwischen den
beiden Knochen und sie allein belangt den Geburtshelfer.
Jene Entfernung heißt heute Conjugata?) anatomica.
Manche Becken — übrigens männliche häufiger als weib-
liche?) — haben zwei Vorberge, indem nicht nur die Ver-
bindung‘) fünfter Lendenwirbel — erster Kreuzwirbel, sondern
auch diejenige erster Kreuzwirbel — zweiter Kreuzwirbel, ein
Promontorium bildet. Wenn das untere „falsche“ Promontorium
näher an der Eminentia retropubica liegt als das obere „wahre“,
so ist geburtshilflich die untere Vera (Conjugata vera inferior
[Kehrer]) in Betracht zu nehmen, weil hier nun die engste Stelle
ist. Zwei Vorberge bestehen beim sogenannten einfach platten
Becken („einfach“ zum Unterschied vom allgemein verengten und
zugleich platten); aber nicht bei jedem einfach platten Becken ist
das untere Promontorium näher der Symphyse als das obere.
Bei jeder Gelegenheit wiederholte Abtastung dieser vier
Knochenpunkte an der Lebenden und Nachprüfung der Tasteindrücke
am Knochenbecken — mit und ohne Augenschein — gibt allmählich
diejenige Sicherheit, welche der Arzt braucht, um die Untersuchungs-
ergebnisse zum Ausgangspunkt für seine Maßnahmen, insbesondere
die körperlichen Eingriffe machen zu dürfen, Die Abtastung des
Vorbergs bei regelrechtem Becken ist — ohne Narkose — eine
unnütze Belästigung, ja Quälerei; bei verengtem Beckeneingang
mit einer Verkürzung der Vera in so starkem Maße, daß die Ver-
engerung bei der Geburt eine Rolle spielt, also von 8,5 cm nach
abwärts, kommt das Promontorium dem eingeführten Finger sozusagen
von selbst entgegen. „Grenzfälle*, das heißt Gebärende mit einer
Vera zwischen 11 cm und 8,5 cm, werden zur Tastung des Vor-
bergs und einwandfreien Messung der Conjugata diagonalis>) zweck-
mäßig narkotisiert.
Nachdem der junge Arzt sich auf die angeregte Weise eine
gelungene Vorstellung von der Beckenräumlichkeit zu eigen ge-
macht hat, gehe er daran, sich mit dem Inhalt des Raumes zu
beschäftigen. Da ist zunächst und vor allem der Uterus®). Der
nichtschwangere, „typisch“ liegende Uterus ist auch das Haupt-
richtungsorgan für die Umsicht (Orientierung) im Becken-
innern. Es ist nicht zu argwöhnen, daß Frauen mit typisch
liegendem Uterus keine Gelegenheit zur „innerlichen“ Untersuchung
geben; es gibt Frauen genug, welche ihr Unterleibsleiden zum Arzt
führt ohne Änderung von Lage und Form des Uterus; man über-
sehe nicht, daß Hysterie von dozeo«') (die Gebärmutter) kommt
und daß bei diesem funktionellen Leiden eine Abtastung der inneren
Geschlechtsorgane angezeigt ist. Selbstverständliche Voraussetzung
1) Der männlichen 5,0 cm W aldeyer lacı
2) „Conjugata“ (sc. axis) stammt von Roederer, der die Ebene
des Beckeneingangs als eine Ellipse betrachtete und demgemäß der
kleinen Axe die übliche mathematische Bezeichnung „Conjugata“ gab.
Waldeyer l. c.
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4) Die Verbindung zwischen letztem Lenden- und ersten Kreuz-
beinwirbelkörper ist durch eine Bandscheibe hergestellt; der am deut-
lichsten fühlbare Punkt des wahren Promontoriums liegt in der Mitte
des Oberrandes des ersten Kreuzbeinwirbelkörperss. Die Kreuzbein-
wirbel untereinander sind knöchern verwachsen, die Zwischen-
bandscheiben fehlen bei ihnen.
5) Die Vera wird bekanntlich aus der Diagonalis geschätzt, indem
man 2 cm (bei hoher) oder 2*/2 cm (bei niederer Symphyse) vom Maße
der Diagonalis abzieht.
6) Uter — Schlauch; oödag — Euter.
7) gregos — der Schlauch (Kraus, zitiert nach Guttmann.
Medizin. Terminologie).
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86. Bes
für jede innerliche Untersuchung beim Weibe ist vorausgegangener
Katheterismus der Blase, a. ae
Die Vera ist -
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Der Uterus!) liegt ganz innerhalb der Beckenhöhle, symmetrisch
in der sagittalen Medianebene, der vorderen Beckenwand etwas
näher als der hinteren, und zwar zwischen den Ebenen des Becken-
eingangs und der Beckenenge?)., Die Beckeneingangsebene wird
dabei vom Fundus uteri nicht ganz erreicht, Der äußere Mutter-
ist so ausgebildet, daß Waldeyer geradezu von einem „Psendo-
gelenk“ spricht, welches dem Organ erlaubt, „scharnierartie* dem
Füllungsgrad von Blase oder Mastdarm zu folgen.
Die Tuben sind — außer in Narkose oder bei schlaffer
Bauchwand — schwer zu tasten; aber die Bierstöcke sind fühlbar.
Sie liegen im (kleinen) Becken, und zwar daumenbreit unterhalb
des Beckeneingangs, an der Grenze zwischen mittlerem und hinterem
Drittel der Beckenhöhle, in einer Sagittalebene, gelegt durch die
Mitte des Poupartbandes.
Becken liegen sie in der Fötalzeit, beiengem Beckenund
in der Schwangerschaft. Die Befühlung des gesunden
Eierstockes ist leicht empfindlich; sie gelingt oft leichter vom
hinteren Scheidengewölbe aus, weil dasselbe mit 8,0 cm (vom
Orificium externum vaginae gemessen) um Í bis 2 cm weiter als
das vordere in die Beckenhöhle hineinragt. Eine Erleichterung
für die äu Bere Untersuchungshand ist es, sie dort auf den Leib
zu legen, wo äußerer Rectusrand und Obliquus-Aponeurose sich
berühren, also handbreit oberhalb der Schoßfuge, Mammillarlinie;
dort ist die Bauchwand muskelleer®) und kann deshalb nicht 50
kräftig in Abwehrspannung gestreckt werden. Man läßt die
Exploranda tief durch den offnen Mund atmen und benutzt jede
Ausatmungsphase, um langsam mit den Fingerbeeren (nicht -spitzen;
cave Nägeldruckspuren auf der Haut!) in die Tiefe zu dringen.
Voraussetzung: Flache Rückenlage mit etwas erhöhtem Steiß und
Kopf (nieht Schulter), gebeugten und abduzierten Beinen, Lediglich
zwecks innerer Untersuchung die ad maximum gespreizten Ober-
schenkel an den Leib anzulegen, ad maximum zu beugen, also
die „deutsche Gebärlage“®) einnehmen zu lassen, ist zu radikal,
Den Untersuchungsfinger versieht man mit einem Überzug von
Seifenschmiere (nicht -schaum),.
Dierunden Mutterbänder sind nicht zu fühlen; bei
Hochschwangeren sind sie häufig sogar zu sehen und so gut wie
immer zu fühlen; als bleistiftstarke Stränge kann man sie IM
Leistenkanal und darüber hinaus tasten und die Bauchhaut über
sie hinwegrollen. Da im Liegen die schwangere Gebärmutter
meist rechts und rückwärts (im Stehen links und vorwärts) liegt,
Ligamentum rotundum besser als das rechte fühlen. Man meinte
einmal, aus einem kräftig entwickelten Mutterband auf krälüse
Uterusmuskulatur und demgemäß auf kräftige Wehen schließen zu
dürfen; das war irrig.
puerpural, gesund“.
> Menge in Penzoldt-Stintzing 1. c. 403. i
°®) Der Amerikaner Hodge hat aus praktisch geburtshiltlichen
Gründen vier einander parallele Ebenen (die üblichen vier sl
einander nicht parallel) durch das Becken gelegt: 1. Parallelebene ist
die Beckeneingangsebene (Vorberg—Schoßfugen-Oberrand). 2. Parallele
Ebene ist die oben „parallele Beckenweite“ genannte. 8. Parallele Ebene
geht durch die Spinae ischii, parallel zu den vorigen; sie heißt auth
Spinalebene. 4. Parallelebene durch das Steißbein, wieder parallel zu
den drei vorigen, heißt auch Beckenbodenebene.
*) Waldeyer,].c.
5) Siehe Bild 319 und 322 in Spalteholz’ Handatlas der Ana-
tomie des Menschen. ;
°) Die sogenannte englische Gebärlage ist Seitenlage mit e
beugten Beinen, welche durch ein dazwischengelegtes Kissen gesprem
sind. lm preußischen Hebammenlehrbuch ist diese Lage für den Aus
tritt des Kopfes (Dammschutz) vorgeschrieben.
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Die Fierstöcke liegen „hinter dem
Tubenvorhang“ +), das heißt im kleinen Becken erst. vom ersten"
Lebensjahr ab; oberhalb des Tubenvorhanges, das heißt im groben
so kann man bei der Liegenden das linke, stärken gestrafite”
1) Uterus schlechtweg‘ heißt hier „nicht schwangerer, nicht
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_7..September.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
Referatenteil..
t
; Rediglert von Oberarzt Dr. Walter Wollt, Berlin. Bo
a Sammelreferate.
_Neueres über Malaria.
-Von Dr. St. Lichtenstein, Berlin.
` Die Frage der dualistischen oder unitaristischen Auffassung
der Malariaätiologie ist auch in der letzten Zeit wieder aufgeworfen
‚worden, und zwar auf Grund von Erfahrungen, die an Malaria-
kranken in ausgesprochenen Malariagegenden während längerer
Zeit — bis 23/4 Jahre lang — gesammelt wurden. Der Charakter
der Malariaerkrankungen, die ©. Mietens beobachtete, -~ war
folgender: Von Ende Juni bis Ende Juli konnte nur Tertiana fest-
gestellt werden, von Ende Juli bis Anfang August waren es zur
Hälfte Tropica- und zur Hälfte Tertianafälle, dann bis zum Ende
des Jahres waren lediglich Tropicafälle zu verzeichnen. Die Tropica-
fälle des Vorjahres konnten dann als Tertiana diagnostiziert werden.
Die Ursache solchen Verhaltens sieht C. Mietens in äußeren
Einflüssen, die den Charakter der Malaria bestimmen sollen, wie
‚Schwächung und somit eine geringe Resistenz des Körpers, und
ganz besonders das Klima, das wohl in erster Linie ausschlag-
gebend für das Auftreten der einzelnen Parasitenformen sein müßte.
- Die Annahme, daß ein Übergang einer Parasitenform in eine andere
` möglich sei, und die Gameten auch Verwandlungsformen darstellen,
sind bei dem oben geschilderten Charakter der Erkrankungen nahe-
liegend. Über ähnliche Beobachtungen an einem Material von
mehreren tausend Malariakranken während einer Zeitdauer von
23/, Jahren berichtet C. Seyfarth. Anfang Juni traten ver-
einzelt Neuinfektionen von Malaria tertiana auf, vermehrten sich
allmählich und erreichten Anfang Juli den Höhepunkt. Von Mitte
Juli ab trat Tropica auf, die Fälle vermehrten sich stark, in dem
‚gleichen Maße nahm Tertiana ab, sodaß von Ende Juli bis Ende
- Oktober die Tropica vorherrschte. Von Anfang November . kamen
wieder Tropica und Tertiana, von Mitte November traten wieder
Tropica und Quartana auf. Von Anfang Dezember bis Ende März
zahlreiche Quartanafälle, gleichzeitig aber auch vereinzelte Tropica-
und häufigere Tertianarezidive. > Die überstandenen Tropicafälle
vom letzten Herbst wiesen von Anfang Februar an Tertianarezidive
auf. Im März, April und Mai konnten hauptsächlich Tertiana-
Tezidive und nur vereinzelte Tropicarezidive festgestellt werden.
Auch eine künstliche Erzeugung von Tertianarezidiven bei Tropica-
gametenträgern gelang, und zwar durch Injektionen von Ergotin
oder ‚Adrenalin, sowie von Diphtherie- und anderen Schutzseren.
C.:Seyfarth ist auf Grund dieser Beobachtungen zu der An-
nahme einer Parasitenumwandlung geneigt. Man müsse drei Arten
von Malariaparasiten unterscheiden; Übergänge der einzelnen Para-
‚ Sitenarten sind möglich und kommen unter ganz bestimmten Ein-
flüssen, wahrscheinlich klimatischen, zustande. Die Möglichkeit
einer Umwandlung einer Parasitenform in eine andere würde von
großer praktischer Bedeutung sein, insofern als die Chemotherapie
der chronischen Malaria sicherer sich fundieren ließe. Auch Plehn
` -berichtet über Fälle, bei denen die Annahme eines Typuswechsels
der Malariaparasiten als die einzig richtige erschien, und eine
Spezielle „Mischinfektion“ nach der Sachlage der Bedingungen nicht
gut möglich war. So konnten bei einem Kranken typische halb-
mondförmige Gameten nachgewiesen werden, nachdem wochenlang
nur die großen Tertianaparasiten mit den großen runden Gameten
zu Sehen. waren. Bei anderen Malariakranken, die aus Polen und
Galizien kamen, bei denen die Erkrankung klinisch infolge der
charakteristischen Fieberkurve als Tertiana diagnostiziert wurde,
sahen die Parasiten mehr den Quartanaformen ähnlich aus. — Eine
. Aualistische Auffassung vertritt dagegen H. Wörner auf Grund
seiner Beobachtungen auf dem Balkankriegsschauplatz. Die im
Frühjahr festgestellten Tertianafälle hält er für Rezidive einer im
Vorjahre eingetretenen. Infektion, die wahrscheinlich infolge der
Chininprophylaxe latent blieb. Die Tropicafälle, welche noch vor
em Tertianarezidiv auftraten, ‚hält der Autor für eine sekundäre
Superinfektion, u
Nicht nur die Frage des Unitarismus oder Dualismus, sondern
auch die Prophylaxe und die Therapie der Malaria dürften viel-
leicht mit Rücksicht auf den vielfach von dem sonst gewohnten
de abweichenden Verlauf der Erkrankung, die an einem un-
Sewöhnlich reichen Material während des Krieges studiert werden
konnte, auch von anderen Gesichtspunkten aus behandelt werden.
| Während sonst das Auftreten von'Plasmodien im peripheren Blute
ein Beweis dafür ist, daß nach einem Verlauf von 48 bis 72 Stunden
ein Fieberanfall folgen wird, konnte vielfach A. Plehn bei Maze-
Die Tertianarezidive wiesen in den
längeren fieberfreien Perioden hauptsächlich Bläschenformen und
vereinzelt Tropiecahalbmonde auf. Auch das Auftreten von zahl-
reichen Gametenformen, die sonst nur selten sind, ist hervorzuheben.
Bemerkenswert war ferner die Nichtbeeinflussung der aktiven
Parasiten durch Chinin. Während der Chinintage und sogar nach
einer energischen dreitägigen Chininkur verblieben sie im Blut, :
um erst später zu verschwinden. Andererseits kam es häufig vor,
daß Fieber und Parasiten ganz ohne Verabreichung von Chinin
oder bei der Anwendung der prophylaktischen Halbgrammgaben'
verschwanden. Wieder gab es Fälle von typischem Malariafieber
mit charakteristischer Temperaturkurve, ohne daß es möglich war,
_ Parasiten im Blute nachzuweisen. Das Blutbild zeigte eine kolossale
Vermehrung der großen mononucleären Leukocyten, die Erythro-
cyten wiesen stets die basophile Körnelung auf. Der Blutdruck
war ungewöhnlich niedrig.. Die Milzvergrößerung fehlte selten,
öfter die Lebervergrößerung. u =
| Daß die Abweichungen von dem sonst gewohnten klinischen
Bilde der Malaria die Prognösestellung erschweren, ist ohne weiteres
ersichtlich. Es besteht das Bestreben, auch an weiteren Symptomen
einen Anhaltspunkt für die Diagnose zu finden, sowie Methoden
anzuwenden, die bei latenter Malaria oder bei Plasmodienträgern
einen typischen Anfall auslösen. Als solche provokatorische Maß-
nahmen bewähren sich körperliche Anstrengungen, Abkühlung oder
Bestrahlung der Milzgegend mit der Quarzlampe, ferner Injektionen
von Milch, Nucleohexyl, Salvarsan. In der letzten Zeit wird von
:Sehittenhelm und Schlecht sowie von Abl auf das
` Adrenalin als das beste und zuverlässigste Provokationsmittel hin-
gewiesen. Über den Ausbruch latenter Malaria nach einer Tetanus-
injektion berichtet O. Hagen. Einen anderen Fall, bei dem nach
Entfernung eines 21/2 Jahre im Körper gelegenen Infanteriegeschosses
Malaria diagnostiziert werden konnte, führt Siegfried an. Die
Wirkung wird hier dem Blei zugeschrieben, das infolge der teil- .
weisen Auflösung des Bleikerns des Geschosses ins Blut gelangt
ist. Nach V. Schilling sprechen bei negativem Parasitenbefund
ee one basophile Punktierung und Großmononueleose für
Malaria, we
Das Verhalten der Blutzellen bei Malaria hat Engel an
50 Malariafällen . eingehend untersucht., An den weißen Blut-
körperchen gelang es nicht, irgendein für Malaria allgemein cha-
rakteristisches Merkmal zu finden. Unter den Neutrophilen waren
| die unreifen Formen in der Mehrzahl. Auch Myelo- und Meta-
myelocyten traten manchmal. bis zu 3°/, auf, Die eosinophilen
Zellen fehlten gewöhnlich während der Iniektionszeit oder machten
nicht mehr als 1—2°/, aus, um nach überstandener Krankheit auf
eine erhebliche Prozentzahl (13°), in einem Falle) zu kommen,
Was die großen Mononucleären’ betrifft, so scheinen keine Be-
ziehungen zwischen der Anzahl von Parasiten und Mononuücleären
zu bestehen. Nach Ablauf,der Malaria nimmt ihre Prozentzahl
stark ab. Bei' manchen Mononucleären kann man im Protoplasma
kleine rotviolette Stäbchen und Körnchen beobachten, die wohl als.
Chromatinreste von Parasiten, zu deuten sind. Die Zahl und die
Formen der Lymphocyten standen in keinem Zusammenhang mit
den Entwicklungsstadien der Malariaparasiten. Die Zahl der
azurophilen war größer als die der azurfreien. In wenigen Fällen
konnten kleine Lymphocyten mit negativer Granulation, in
anderen Fällen negative Granulation zusammen mit azuröphiler
beobachtet werden. Über das Verhalten der Parasiten selbst
macht Engel folgende Angaben: Der Tertianaparasit kann
morphologische Merkmale aufweisen, die für Tropica charakteristisch
sind. In solchen Fällen erkennt man die Zugehörigkeit des
Parasiten zur Tertianaform nach dem Bilde der infizierten Ery-
throeyten. Manche Tertianaparasiten entwickeln sich nicht zur
Ringform, sondern zu stark basophilen Vollparasiten. Nicht jeder .
Parasit, der einen Erythrocyten infiziert hat, entwickelt sich weiter,
Er kann im Blutkörperchen zugrunde gehen. Die infizierten Ery-
throcyten quellen nicht immer auf und blassen nicht immer ab.
C. Seyfarth empfiehlt als bestes Mittel, um der Malaria vor-
zubeugen, die prophylaktische Blutuntersuchung, die oft und
regelmäßig durchgeführt werden muß, und zwar am 1. und 15.
jeden Monats. Auf diese Weise ist es leicht, eine frühzeitige In-
905
doniern zahlreiche Plasmodien im Blut feststellen, ohne daß Fieber .
| sich nachträglich einstellte.
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
fektion zu erkennen und durch eine gleich einsetzende Chinin-
behandlung auszuheilen. Was die Behandlung der Malaria betrifft,
so äußert A. Brunner auf Grund eines sehr reichen Materials
im Klosterbrucher Reservespital die Meinung, daß die bekannten
von Koch, Nocht, Ziemann und Teichmann angege-
benen Kuren nur bei leichten Fällen erfolgreich sind, dagegen
bei schweren komplizierten Fällen versagen. Da schlägt Brunner
die von ihm und seinen Mitarbeitern nach biologischen und pharmako-
technischen Prinzipien ausgearbeitete Chininmodifikation vor. Und
zwar bei schwersten Malariafällen eine sofortige endovenöse In-
jektion von 0,6 bis 1 g Chinin, dann nach einer Pause von zwei
bis drei Tagen eine weitere Behandlung, wie sie auch für schwere
Fälle indiziert ist, nämlich je 1 g Chinin, dreimal täglich drei Tage
lang, nach einer sechstägigen Pause weitere drei‘ Chinintage
à 3g usw., bis das Blut nach dreimal wiederholter Untersuchung
keine Parasiten mehr enthält, Für blutarme Kranke sind in den
chininfreien Tagen intramuskuläre Injektionen von 0,1 Natrium
kakodylicum. angezeigt. Bei Tertiana sollen 3 g pro die vier Tage
lang gegeben werden, nach neun Tagen Wiederholung usw. bis
zum völligen Verschwinden der Parasiten aus dem Blute. Bei sehr
hartnäckigen Fällen soll 0,6 Neosalvarsan intravenös gespritzt
werden. M. Mayer fordert für eine planmäßige Bekämpfung
der Malaria, mit deren Zunahme im Frühjahr zu rechnen ist,
energische Behandlung der Malariafälle und wohlorganisierte Mücken-
bekämpfung, da die Anophelen in Deutschland sehr verbreitet sind,
Errichtung von Untersuchungsstellen und Stationen für Malaria- AR Dee ERTE, ; ; À
kranke, o Ne Kontrolle abgelaufener Malariafälle. wert ar r ` ann oe a E paa aD
Eine neue Methode zur Färbung der Malariaparasiten gibt en E: y ae Kt ae al PIE A Ri se hei 690
L. Stach an. Die Farblösung besteht aus einer Mischung von ke Ei an J Sna Bin f ee A S e E Tio 2
T'hionin, Methylenblau und Eosin. Absoluter Alkohol ist nicht not- ee En So ví u e een az BE rad
wendig, es genügt 96- bis 98 % iger. Ebenso kann statt destillier- 5 2 a Se i ak a nn 1 an auch anne
ten Wassers Leitungswasser genommen werden. Beides — unter ae DAN eat sun S N Saai a cn teren
den jetzigen Verhältnissen — Vorteile gegenüber der Giemsafärbung. | ; ee En x ET ae itel SI ER die frei an einer
Die Farblösung gibt keine Niederschläge und sie kann mehrmals ee 4 ne er eh EDS ea ie okokken s0
pentet eraon, enig wirkten, daß die Gonokokken recht erheblieie TALI (N
Literatur: 1. Abl; Über die Anwendung des Adrenalins bei Malaria. N Sehe Minuten) lebend blieben (1°/ Protargol 4°, Argonin,
(M. m. W. 1919, Nr. 7.) — 2. A. Brunner, Erfahrungen über Intensivbehand- 0 ,
lung der Malaria im Hinterlande. (M. m, W. 1919, Nr. 4.) — 3. C. S. Engel, '/so00 Argentum nitricum).
Beitrag zum Verhalten der Parasiten und der Blutzellen bei Malaria. (Zbl.
lich: Ä ;hreibt ei ber zum Ende
f. Bakt. 1918, Bd. 81, H.7.) — 4. 0. Hagen, Ein Beitrag zur latenten Malaria. Michael(4) beschreibt einen sehr schweren, a
(
M. m. W. 1919, Nr. 6.) — 5. M. Mayer, Ergebnisse und Probleme der Ma- | doch günstig verlaufenden Fall von Gonorrhöe, in welchem sich
lariaforschung im Kriege. (B. kl. W. 1919, Nr. 4.) — 6. C. Mietens, |
Über die | nacheinander eine große Reihe mit hohem Fieber verlaufender
Beziehungen ann Le an Moea aatia A m We M Nr. n) Komplikationen einstellte. Zur Urethritis anterior gonorrhoica ie
— 7. A. Plehn, Zur Parasitologie, Klinik und Therapie der Malaria. (M. m, W. AA 7 ct : A e 2 en
1919, Nr. 6 und 7.) — 8. V. Schilling, Die Malariadiagnose im Blutpräparat unter Temperaturanstieg eine Urethritis posterior, Prostatitis
ohne Parasitenbefund. (D. m. W. 1918, Nr. 43.) — 9. Schittenhelm und. Schlecht, Epididymitis hinzu. Außerdem bestanden sehr schmerzhafte
Über den Wert provokatorischer Adrenalininjektion bei latenter Malaria. (M.
W. 1918, Nr. 47) 10 seta U N poa ( Hämorrhoiden “mit Prolaps der Rectalschleimhaut. Hier ieia
m. W. 1918, Nr. 47.) — 10. C. Seyfarth, Umwandlung der Malariaparasiten | sich keine Gonokokken. Die Prostata abscedierte nach der Brase
oder Mischinfektionen? (Vorläufige Mitteilung.) (Zbl. f. Bakt. 1919, Bd. 82. H. 7.) . f f BE en 3 ge 2 s |
— 11. Derselbe, „Die prophylaktische Blutuntersuchung*, ein neues Hilfsmittel hin (große Eitermengen im Urin), die Hämorrhoidalvorwölbung®
der „Malariavorbeugung“. (M. m. W. 1918, Nr. 45.) — 12. L. Stach, Neue Methode | wurden stärker und wiesen nun auch Gonokokken auf. Hiera
zur Färbung der ‚Malarjaparasiten, cal: f. Bala. ‚1918, ‚Bd. 81, H. 9) ar folgte eine Phlebitis der Vena femoralis und saphena am linken
13. H. Wörner, Dualismus oder Unität in der Malariaätiologie. (D. m. W. 1919.) Oberschenkel, AAG malen am dto Kniekehle, Er Aud
einer als artfremdes Eiweiß wirkenden Komponente zusammen. Die
letzteren beiden lassen sich auch durch andere Stoffe (Typhus-
vaccine, Pferdeserum, sterilisierte Milch) erzeugen, doch ist die
Heilwirkung nicht mit der specifischen der Gonokokkehvaceine
eleichzustellen. Letztere bringt eine weiteehendere Resolution der
krankhaften Entzündungsteile zustande, als die nichtspecifischen
Eiweißarten. Andererseits wirkt die Gonokokkenvaceine auch
nicht rein speeifisch, sondern auch als artiremdes Eiweiß, wie ein
interessanter Fall Luithlens beweist, in welchem nach jeder
Arthigoneinspritzung eine nichtgonorrhoische Thyreoiditis mit =
Fieber und Schwellung reagierte. i
Hecht (2) hat von der Anwendung hoher Körpertemperaturen
bei der Gonorrhöe keine Heilerfolge gesehen. Weder heiße Voll,
noch“ heiße Halbbäder, weder Impfung mit fiebererzeusenden
Vaccinen und Bakterienextrakten, noch die hochfieberhafte Krank-
heit selbst hat je einen Erfolg gehabt. Nur einen einzigen Fall’
von komplizierter Gonorrhöe hat er gesehen, wo nach langdauerndem
Typhus mit schwerem Decubitus die Gonorrhöe geheilt erschien.
(5) Zur Fortzüchtung der Gonokokken über längere Zeiträume
ist Wechsel des Nährbodens (zuweilen für jede Überimpfung) not-
wendig, von Ascitesagar auf Menschenblutserumagar und umgekehrt,
Ein guter Nährboden ist Menschenblutserumnutroseagar, der vor
dem nutrosefreien Nährboden den Vorzug hat, daß er in der Hitze’
sterilisiert werden kann. Die übrigen Nährböden werden unter
offenbar großer Erfahrung durchgesprochen und beurteilt. Bemerkens-
Te n
am Damm. Der ganze Verlauf der stürmischen Erscheinungen
Gonorrhöe. nahm drei Monate in Anspruch, war mit starken psychischen
Von Prof. Dr. Felix Pinkus Reizerscheinungen verbunden und mit sehr starker körperlicher
| . Dr. Feli . Decrepidität. |
Ein neun Jahre altes Mädchen (6) mit Vulvovaeinitis gonor- Unter 150 Gonorrhöefällen hat Dreißner (1) 17mal gute
rhoica hatte seit drei Tagen eitrige, Gonokokken enthaltende Conjunc- | Erfolge vom Ammoniumpersiffat bei Gonorrhöe gesehen. Man kanni
tivitis rechts. Außer Kalipermanganatspülungen und 2°/,iger Prot- |
| mit dem Mittel also gelegentlich eine Gonorrhöe der Heilung zu
argoleinträufelung wurde 0,05 und nach zwei Tagen 0,1 Arthison | führen, wie übrigens bei sorgfältiger Behandlung mit jedem anti-
intravenös eingespritzt. Am Abend nach der zweiten Injektion | septischen oder adstringierenden Medikament, sodaß an Stelle
40,5°, am nächsten Tage ist das Kind schmerzfrei, das Auge geöffnet, | antiseptischer sogar immer wieder die adstringierenden Mittel
Schwellung und Rötung fast verschwunden. Am vierten Tage | empfohlen werden, wie kürzlich eine Resorein-Zineum-Sulto-
nach der Aufnahme Temperatur 38,5—40,7°, am fünften Tage | carbolicumlösung (Unna) als ganz besonders abortiv wirkendes Mittel.
36,7—39,3°, fast keine Eiterung mehr, keine Gonokokken. Vom | Auf Grund seiner Erfahrungen glaubt Dreißner das Mittel,
sechsten Tage an ist die Temperatur normal, das Auge bleibt geheilt. | das Smilovici als gänzlich wirkungslos verwirft, zur Gonorrhöt-
Auch aus der Vagina waren die Gonokokken eine Woche lang | behandlung heranziehen zu dürfen. da es den Nährboden vielleicht
verschwunden, traten dann aber wieder auf. verschlechtert und sehr billig ist 7
Luithlen (83) gibt einen umfassenden Abriß der Therapie erae Ae 3 2 in
der gonorrhoischen Komplikationen (von der Urethritis posterior be- Cholevals unde Behandlung der akuten Gonorthöc. (Derm; Wscht 1916,
einnend bis zur Endokarditis); diese Arbeit wird als orientierendes i
Bd. 62, 5.409 bis 418.) — 2. H. Hecht (Prag), Zur Fieberbehandlung der Gonorrhöe.
Werk von bleibendem Wert sein. Luithlen hält die specifische 8) | =
DETU Wschr. 1917, Bd. 65, S. 861 bis 865.) — 3, Fr. Luithlen, Über et
Vaceineanwendung für außerordentlich wertvoll und empfiehlt, sie erapie der gonorrhoischen Komplikationen. (Arch. f. Derm. 1916, Ba iei
h es 3 Š 2 L > N S phi Ia TAN) i rini sati i ntial-
so früh wie möglich zu beginnen. Die Restitutionswirkung: ist in a 4. M. Michael, Beiträge zur Kasuistik und Differe
diagnose seltener frühluetischer und e hoi likationen. (Derm:
frischen Fällen weit besser als nach längerem Bestehen der Kom- | Zschr. 1917, S. 416.) — 5. Paldrok. (ornan Erhmupgeni mie Gonokokken.
plikation,. Die Wirkung der Gonokokkenvaceine setzt sich aus | Perm. Wschr. 191
einen durch i 9, Bd. 68, S. 87 bis 42.) — 6, A. Sommer (Altona), un
einer specifisch antigonorrhoischen, einer temperatursteigernden und ! von on, A sana a
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nî. 36.
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Aus den neuesten Zeitschriften. °
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) “
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 34:
Rosenthal und Patrzek (Breslau): . Über Cholesterinver-
armung des Blutes unter dem Einfluß der Kriegsernährung. Mit den
engen Beziehungen zwischen Körperlipoiden und Körperimmunität
wächst die Lipoidverarmung bei. unserer chronisch hungernden Be-
völkerung über den begrenzten Rahmen eines klinischen Symptoms
hinaus. Das Sinken des Lipoidspiegels im chronisch hungernden Or-
ganismus bedeutet damit mehr als der einfache Ausdruck ges Darnieder-
liegens eines Partialstoffwechsels im Stadium der chronischen Inanition,
_es wird darüber hinaus bis zu einem gewissen Grade ein Indikator für
die Widerstandskraft des Organismus im Kampfe gegen die Infektionen
und im engeren gegen die Tuberkulose.
| ' Kroner: Bemerkungen zur Kriegsbeschädigtenfürsorge. Die |
Bewilligung von Renten für leichte Dienstbeschädigungen — bis 20
oder 25% — läßt sich wirtschaftlich nicht rechtfertigen. Das jetzige
Verfahren bildet überdies eine Quelle dauernder Unzuträglichkeiten.
Diese kleinen Renten sind daher zu beseitigen; dafür sind die Renten
. der Schwerverletzten, namentlich der Verstümmelten, und 'die. der
Hinterbliebenen höher als bisher zu bemessen.
Prausnitz (Berlin-Wilmersdorf): Zur Kasuistiik der Nabel-
diphtherie des Neugeborenen. Selbst wenn die bakteriologische Unter-
' suchung des Nasen- und Rachensekretes einen negativen Befund für
Diphtherie ergeben würde, so darf man noch immer nicht die Di-
phtherie des Nasenrachenraumes als nicht bestehend ansehen. An-
` dererseits darf aber nicht geleugnet werden, daß die klinischen Er-
‚scheinungen von seiten des Nabels so im’ Vordergrunde stehen können,
daß die Diphtberie des Nasenrachenraumes vollkommen an Bedeutung
verliert: Die Nabeldiphtherie kann bei eventuell: unterlassener Unter-
suchung vollkommen übersehen werden, .da das Gedeihen des Kindes
durch sie in keiner Weise beeinflußt zu werden braucht.
Popper (Prag): Über ein eigenartiges Reflexphänomen.: Dem
menschlichen Rückenmark wohnt wohl eine Reihe durchaus verschie-
` dener Automatismen oder Reflexmechanismen inne und, die Erschei-
' ungen, die einmal als Beugereflex einem bestimmten Zwecke (dienen
oder ihre bestimmte phylogenetische Entwicklung haben, imponieren
eben in einem anderen Zusammenhang als Automatisierung der Gang-
phänomene. In mehreren Fällen nun gelang es, ohne daß den Kranken
irgend etwäs davon bewußt geworden wäre, durch Stiche in die Fuß-
Sohle, und zwar anscheinend besonders bei Stich in .die laterale Sohlen-
‚hälfte, eine Reflexbewegung hervorzurufen, die die Muskulatur, ein
wenig den Strecker des Oberschenkels, ganz deutlich und das Bild be-
herrschend aber den Sartorius zur. Anspannung brachte. Die Kranken
empfanden weder den auslösenden Reiz, noch die Contraction.
Müller (Hamburg): Über Reizempfindlichkeit der Haut. Durch
‚Intracutäne Injektion von 0,1 bis 0,2 cem Aolan ist es möglich, be-
stimmte Reaktionen im Körper hervorzurufen, die bei intramuskulärer
oder subeutaner Einverleiburg von Aolan nur von der ö0- bis 100fachen
' Dosis erreicht werden. Es müssen demnach irgendwelche Eigenschaften
der Haut imstande sein, die Reizempfindung zu erhöhen.
Sluyters (Utrecht): Zur Wertbestimmung des Digitalisblattes.
Nach dem Verfahren von Heffter. (Alkoholextraktion am. Soxhlet-
apparat mit 96% Alkohol) erhält man aus Digitalisblättern einen Ex-
trakt, der am Frosch eine stärkere tödliche Wirkung besitzt als Ex-
trakte nach dem Straubschen Verfahren. Bei der Wertbestimmung
an der Katze dagegen wirken die Heffterschen Extrakte schwächer
als die nach Straub dargestellten. _Wahrscheinlich werden bei der
Alkoholextraktion Stoffe mit nicht digitalisartiger Wirkung ausgezogen,
welche am 'Frosche tödlich wirken. ee an
' Gennerich: Kriegserfahrungen in der Luesbehandlung unter
‘besonderer Berücksichtigung des Silbersalvarsans. Trotz der wertvollen
Dienste, .die uns das milde wirkende Neosalvarsan während des Krieges
‚geleistet hat, gelingt es doch nicht leicht, sich von den früheren Er-
fahrungen über die unvorhergesehene Toxizität des Präparates freizu-
machen. Der Gesamteindruck des Silbersalvarsans ist nach 1!/, jähriger
Anwendung der, daß das Präparat von jugendlichen Individuen recht
gut vertragen wird. Bei allen älteren Individuen, insbesondere bei
Frauen, muß man von vornherein mit kleiner Dosierung (nicht über
: 0,2 Silbersalvarsan) behandeln. Das Silbersalvarsan eröffnet die Mög-
lichkeit, bei frischer Sekundärsyphilis mit einem Infektionsalter bis zu
drei Monaten auf weitere Nachbehandlung zu verzichten oder sie auf
| Reckzeh.
ein sehr-geringes Maß herabzusetzen.
. werden vom Vucin nicht abgetötet. Die Vueinbehandlung kann daher
f
e Deutsche medizinische Wochenschrift. 1919, Nr. 33. .
Perthes (Tübingen): Beobachtungen bei elektrischer Reizung
histologischen Befunde. Die jungen Nervenfasern, die sich infolge von
entwickeln, sind vor Abschluß der Regeneration nur mit größerer
faradisch erregbar,. auch wenn sie bei neurologischer Untersuchung
völlige Entartungsreaktion zeigten. be a =
Franz Breslauer (Berlin): Die Gehirnerschütterung. Das
klinische Bild der Gebirnerschütterung inklusive der Bewußtlosigkeit =
entsteht durch Druckschädigung des Hirnstammes am Boden der
" Rautengrube. Eine Stoßwirkung, die den gesamten Schädelinhalt,
vordere und hintere Schädelgrube, trifft, erzeugt von der Medulla
oblongata aus die Vagusstörungen und Bewußtlosig-
keit. Wird also die Medulla oblongata überhaupt von der Druck-
wirkung erreicht — und das Zeichen dafür ist Puls- und Atemver-
nung zu Setzen. _ Ä
Gasödemerkrankung mit Vucin. Die Sporen von Gasödembacillen.
nt
eine specifische Serumbehandlung nicht ersetzen. Trotzdem verdien
„sie zur Unterstützung dieser mit herangezogen zu werden. ©
E. Vogt: Praktische Erfahrungen mit der Händedesiniektion
nach Gocht. Bei dieser Methode wird die Seife durch feines Ala- -
bastergipspulver ersetzt. Die mechanische Reinigung: der .
Hände ist bei der Gipswaschung viel ‚intensiver, weil Gips viel tiefer _
in die Hautporen und Falten eindringen kann und die Epidermis
mehr auflockert. Dadurch werden die Bakterien hinausgeschwemmt,
und das Vordringen des dann folgenden Alkohols in die-Tiefe wird
erleichtert. Auch wird die Haut sehr geschont und so gut wie nicht:
angegriffen, weil Gips weniger Hautfett löst als die Seife. Die Me-
thode, die sich sehr gut bewährt hat, besteht in folgendem: Die Hände
werden angefeuchtet, Handrücken und Handfläche in Gipspulver ein-
getaucht. Hierauf folgt die Waschung ganz genau wie beim Gebrauch
von Seife (Bürste ist nicht notwendig). Die ganze Waschung wird
unter einem Strahl warmen Wassers vorgenommen, zehn Minuten
lang. Dann werden die Gipsreste abgespült und Hände und Unter-
arme drei Minuten lang mit 70%igem Alkohol abgerieben (mit einem -
Mulltupfer). | |
Otto Hirschberg (Frankfurt a. M.): Isolierte Luxation einer
Beckenhälite und Technik der Reposition. .In dem mitgeteilten Falle `
war das Becken nur in seinem Bandapparat (im (Sacroiliacal- _
gelenk) auseinandergerissen, während die Knochen des -Beckenringes .
völlig intakt blieben. Die Reposition geschah durch einen mit Hacken-
bruchschen Klammern zusammenschraubbaren Gipsverband und führte zu.
‚vollem Erfolge.
Eugen Förster (Bonn): Einwirkung der Lumbalpunktion auf
das weibliche Genitale? Vor einer Lumbalpunktion soll man sich einiger-
maßen 'Gewißheit über bestehende Gravidität, besonders in den ersten ,
Monaten, verschaffen. Denn in einem vom Verfasser beobachteten
Falle kam ‘es in der auf die Punktion folgenden Nacht zum Abort.
punktion versucht werden.
Es könnte daher unter Umständen eine Abtreibung durch Lumbal-
Im Anschluß daran wird über die Strikturen berichtet. a
Arnold Hahn (Berlin): Zur Frage der quantitativen Bestim-
mung des Harnstofis im Urin mittels Urease. Der Verfasser vertei
sein Verfahren v. Horväth und Kadletz gegenüber. . u wen
Wilhelm Karo (Berlin): .Prostatahypertrophie, eine häufige
Fehldiagnose. ‚Man soll nicht, lediglich auf Grund einer Harnverhaltung:
älterer Herren die Diagnose „Prostatahypertrophie“ stellen. : Dies wird `.
an zwei Beispielen gezeigt. In dem einen handelte es sich um eine
auf Tabes dorsalis beruhende . centrale inkomplette Blasenlähmung, 'in-
dem anderen um eine harte Urethralstriktur. Hier bildete eine akut:
einsetzende komplette Harnretention, wie wir. sie bei Prostatikern zu
seben gewohnt sind, das einzige klinische Symptom der Urethral-
striktur. In diesem Falle mußte der Harn mehrfach durch Capilar- -
punktion der Blase oberhalb der Symphyse entleert werden, - >an
freigelegter verletzter Nerven im Vergleich mit dem neurologischen und
Verletzungen nach voraufgegangener Degeneration der -alten Fasern —
Stromdichte erregbar als normale. Fasern. Verletzte Nerven sind des- _
halb in der Periode der Regeneration oft bei direkter Freilegung
änderung —, so ist eine begleitende Bewußtlosigkeit ‚auf ‚Ihre Rech-
- F, Klose (Berlin): Experimentelle Versuche zur Therapie der.
J. J. Stutzin (Berlin): Zur Klinik des Urogenitalsystems. Mit- `
geteilt werden Fälle von Tuberkulose, von Tumoren und von Traumen.
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J. R. Spinner (Zürich): Zum Problem der Phosphorvergiitung.
Bei Vergiftungen sind der Therapie wegen die Daten möglichst genau
zu ermitteln, die uns die Reaktionszeiten bestimmen lassen. Kann man
doch durch Zeitberechnung feststellen, wie weit das Gift bereits im Körper
eingedrungen sein kann, wie es schon gewirkt haben kann. Das
dient zur Basis für eine rationelle symptomatische Therapie. Ferner
zeigt der Ikterus bei einer Phosphorvergiftung, daß das Gift schon
längere Zeit im Körper gewirkt hatte, daß die Degeneration der Leber
bereits die Kompression der Gallenwege zur Folge haben konnte.
Dieser Status entspricht schon einem Passieren des Phosphors im
Dünndarm. Der noch nicht umgesetzte Phosphor hat sich in den
Dickdarm gerettet, wo die Resorptionsbedingungen bereits ungünstiger
sind. Ausführlicher hingewiesen wird darauf, daß bei der Phosphor-
vergiftung sowohl drei Phasen der reaktiven Resorption wie
auch drei Perioden der ablaufenden Vergiftung zu unter-
scheiden sind, |
Leopold Feilchenfeld (Berlin): Aus der ärztlichen Praxis-
Non liquet. Es werden einige Fälle mitgeteilt, die auf den ersten Blick
leicht diagnostizierbar erschienen, aber schließlich doch zu einer anderen
Auffassung zwangen. F. Bruck.
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 33.
Paul Lindig (Freiburg i. Br.): Das Casein als Heilmittel. Ein
Beitrag zur Frage nach dem Wesen und dem wirksamen Faktor der
Milchtherapie. Der Verfasser glaubt im Casein den Stoff in der
Milch gefunden zu haben, dem wohl die Heilwirkung, nicht aber
die mancherlei Nachteile der parenteralen Milchtherapie anhaften.
Während man aber bei der Milch auf subcutane oder intramuskuläre
sich durch die Gefahr der Fettembolie von selbst —, läßt sich das
Casein in 5%iger Lösung (in Ampullen von 1 ccm von der Chemischen
Fabrik v. Heyden, Radebeul-Dresden, in den Handel gebracht) intra-
venös injizieren. Das Mittel erwies sich erfolgreich bei Puerperal-
fieber, bei septischen Aborten und auch bei gonorrhoischen und tuber-
kulösen Adnexentzündungen. p
A. Läwen und Ad. Reinhardt (Leipzig): Uber endemische
Wunddiphtherie und gleichzeitige Befunde von Diphtheriebacillen auf der
Haut und im Rachen; zugleich ein Beitrag zur Kenntnis der Wund-
bakterienflora. . Vortrag über die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit in
der Sitzung der Medizinischen Gesellschaft zu Leipzig am 3. Juni 1919.
Walter Hesse (Halle a. S.): Ein auscultatorisches Phänomen
bei Kehlkopfdiphtherie. Auscultiert man bei Kehlkopidiphtherie an der
Seitenplatte des Schildknorpels oder bei der meist gleichzeitig vor-
handenen Trachealdiphtherie im Bereiche des Ringknorpels oder der
oberen Trachealknorpel, so hört man (sowohl bei der stridorösen Atmung
mit Einziehung als auch bei der nichtstenosierenden Form) einaußer-
ordentlich rauhes und verschärftes bronchiales Atem-
geräusch. Dadurch läßt sich die auf Kehlkopfdiphtherie be-
ruhende Heiserkeit von der katarrhalischen unterscheiden. Diese
Auscultation gibt auch in Fällen von Rachendiphtherie darüber Auf-
schluß, ob eine begleitende Heiserkeit die Folge einer eventuell die
''racheotomie erfordernden Kehlkopfdiphtherie ist.
S. Bergel (Berlin); Zur Lymphocytenlipase. Das Vorhanden-
sein einer Lipase, also eines fettspaltenden F’erments, in den Lympho-
eyten läßt sich direkt nachweisen, wenn man Lymphdrüsenbrei oder
tuberkulösen Eiter, der sehr viele Lymphocyten enthält, auf Wachs-
platten bringt. Dann wird das Wachs aufgelöst. Nun bestehen be-
kanntlich die Tuberkelbacillen zu einem beträchtlichen Teil aus einer
wachsähnlichen Substanz. Daher sind die Lymphocyten und deren
Bildungsstätten, vor allem die Lympbhdrüsen, infolge ihres lipolytischen
Vermögens eine mächtige Waffe des Organismus gegen den Tett-
'bestandteil des T'uberkelbacillus (Selbstheilung gegenüber der Tuber-
kulose). |
OttoJüngling(lübingen): Der „relative Wertigkeitsquotient“,
ein einfaches Kontrollmaß für die Qualität und Quantität der Röntgen-
strahlung. Der Verfasser beschreibt eine Meßmethode, die sich ihm
recht gut bewährt hat; sie beruht auf der Feststellung des relativen
Wertigkeitsquotienten für zwei verschieden gefilterte Strahlungen.
E. Meinicke (Ambrock bei Hagen i. W.): Uber die dritte
Modifikation meiner Luesreaktion. Sie gehört mit der von Sachs
und Georgi angegebenen Ausflockungsreaktion in die Gruppe der
einzeitigen kolloidalen Globulinflockungsreaktionen mit Ausfällung der
positiven Sera im kochsalzhaltigen Medium.
W. Gaehtgens (Hamburg): Die Serodiagnostik der Syphilis
mittels der Ausilockungsreaktion nach Sachs und Georgi. Sie sollte
nicht als Ersatz, wohl aber als wertvolle Ergänzung und Verschärfung
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86.
_ Aorteninsuffizienz. Es handelte sich nicht um eine Schrumpin
‚Applikation beschränkt ist — die intravenöse Milchinjektion verbietet `
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7. September,
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der Wassermannschen Reaktion neben dieser regelmäßig zur Anwendung
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W. H. Veil (Frankfurt a. M): Über Selbstheilung einer in der
Gravidität entstandenen chronischen Nephropathie durch Entstehung einer €
Hyposthenurie und Niereninsuffizienz, sondern um eine gutartige 3
sklerose. Der Verfasser schließt, daß mit den Veränderungen infolge
des diastolischen Zurückströmens des Blutes in den linken Ventrikel eine
Entspannung des peripheren arteriellen Kreislaufs durch Wirkung auf
die Widerstände in den Capillaren eingetreten sei. Durch die Herab-
setzung des diastolischen Spannungszustandes im gesamten arteriellen
Gebiet werden vermutlich angiospastische Zustände unmöglich gemacht.
Walter Thierry: Ein Fall von Totalgangrän des Skrotums
und der Penishaut. (Heilung durch Plastik.) Zur Plastik diente die 7
Oberschenkelhaut mit Zuhilfenahme der Leistenbeugehaut, —. Zu
M. Bischoff (Magdeburg): Ein Vorschlag zur Behandlung der
Brightschen Nierenerkrankung im akuten Stadium. Bei der diffusen
Glomerulonephritis handelt es sich bekanntlich um eine Blutleere
aller Glomeruli beider Nieren und der kleinsten Nierenarterien (funkio
nelle angiospastische Drosselung der Nierengefäße). Das Um-
gekehrte ist bei Alkoholvergiftung der Fall. (Der Be —
trunkene erfriert deswegen so leicht, weil bei ihm die Capillaren und“ Fg
kleinen Gefäße der Haut auf den .Kältereiz nicht reagieren, sondern
weitbleiben und daher eine raschere Abkühlung des Körpers statt
findet.) Der Alkohol Jähmt die Innervation der Gefäßmuskulatur:
Während bei der Ischämie der Blutdruck ganz gewaltig ansteigt, finde
sich ferner bei toxischer Alkoholwirkung eine Blutdruckernie-
drigung (infolge der Weite und des verminderten Stromwiderstandes”
in den kleinen Gefäßen und Capillaren); auch findet unter der Alkohol-
einwirkung eine lebhafte Diurese statt, und zwar wird durch die
erweiterten Nierengefäße in der Zeiteinheit den ausscheidenden Epir
thelien ein höheres Rlüssigkeitsquantum zugeführt. Um nun eine’
arterielle Hyperämie der Nieren herbeizuführen, schlägt der
Verfasser vor, den bisher in der Nierenbehandlung geradezu verpönten
Alkohol, und zwar in einer wirklich toxisch wirkenden Menge zu”
reichen. Dabei wähle man, um das Gefäßsystem durch die Flüssig-
keitszufuhr nicht zu belasten. eine konzentriertere Kormdes
Alkohols (Grog oder Glühwein wegen der gleichzeitigen Wärme-
zuführung). KEN
Christians: Gesundheitsparlamente. Die Vorbedingungen lür
die Begründung eines Gesundheitsparlaments im Sinne von A, Fischer
dürften nicht gegeben sein. "F. Bruck.
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Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 25 bis 30.
Nr. 25. Müller (Wien): Über die Druckverhältnisse des Liquor
cerebrospinalis bei Rückenmarkskompression. Verfasser hat in zehn
Fällen von raumbeengenden Prozessen im Wirbelkanal den von
Queckenstedt angegebenen Versuch nachgeprüft. Dieser besteht
in Kompression der Halsvenen und gleichzeitiger Beobachtung des
Verhaltens des Liquors im Steigrohr. Wird durch einen Prozeß, der
die Duralichtung verengt, die Passage für die Liquorverschiebung De
hindert, so kann der Liquor kaudalwärts nur langsam oder gar nicht
abströmen, sobald der Druck durch die Schädelkompression am Halse
in der Schädelhöhle steigt. Das Niveau des Liquors bleibt dann un’
verändert oder der Liquor steigt zwar, aber nur langsam und ruek:
weise in die Höhe. Verfasser hat an seinen Fällen die Übereinstim
mung zwischen dem positiven Ausfall des Versuchs und den erhobenen’
Operations- beziehungsweise Sektionsbefunden feststellen können. Wenn
der Versuch auch nichts über die Art und. Ausbreitung des raum
beengenden Prozesses sagt, erscheint das Symptom doch eine wertvolle
Unterstützung für die Diagnose der Rückenmarkskompressionen.
S. Wassermann: Neue Gesichtspunkte zur Pathogenese des
Pyodermatosen im Kriege. Es wird eine Reihe von Krankengeschiehlel
mitgeteilt, die als Beweis dienen sollen, daß die häufigsten Kriegs
dermatosen, Impetigo,. Vesiculopustulosis, Furunkulose und andere,
Folgezustände hauptsächlich endogener Momente sind. Die Befunde,
die auf komplexe Störungen endogener Natur hinwiesen, waren kurz
folgende: ein Iymphocytotisches beziehungsweise leukopenisch-Iymph0-
cytotisches Blutbild, das selbst auf der Höhe eitriger Hauterscheinung@l
anzutreffen ist und lange anhält und bei Genesung ins Normale über
geht. Verner ein eigenartiger roter Blutbefund (bisweilen hochwertige
Erythrocyten-Hämoglobinbefunde), sowie bemerkenswerte Efflorescens:
inhalte. Verfasser nimmt tiefgehende Zustandsveränderungen toxisch-
dyskrasischer Natur infolge der Kriegsernährung an. Die Hauterschei Í
nungen sind nur ein Anzeichen einer allgemeinen Eropholabilität: Die
Rolle der Bakterien und der anderen exogenen Faktoren muß ‚anders
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RRON September. Eau u m 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. we = 909
m bewertet, ihre primäre, pathogenetische Bedeutung wesentlich einge“. reichen, wenn man die künstliche Atmung nach Silv es ter in der
schränkt werden. Man kann die genannten Dermatosen zum Teil zu | Weise vornimmt, daß man nicht nur die Arme, sondern auch die
der Gruppe der sogenannten Deficiency diseases rechnen. Beine bewegt. Dies geschieht in.der Weise, daß man die unteren‘
Extremitäten regelmäßig, vertikal erhebt (während der Thorax- `-
nld © Nre, 27.und 28. Kobl (Wien): Hautzustände endokriner Vor- | an E T ER
na Aussetzung und ihre organotherapeutische Beeinflussung. (II. Demon- | ’erengerung., sodaß zugleich arterielle Auspressung in die Beine _
Na strationsvortrag.) Es werden an Hand vorgestellter Fälle diè Zusammen- | folgt) und wieder senkt (während der Thoraxerweiterung,
ii hängè mit Störungen innersekretorischer Drüsen und die Erfolge der | S0438 zugleich venöse Ansaugung aus den- Beinen stattfindet), und
kė Organotherapie- bei folgenden Erkrankungen besprochen:: Alopecie, | War bis zur wagerechten, wenn ‘der Körper flach aufliegt oder —
er Akne vulgaris und conglobata, Menstrualexantheme, Graviditätsderma- | besser — bis zur Überstreckung in den Hüftgelenken, wenn er mit
1) tosen, -Trichophytie, Ichthyosis, Morbus Addisoni. | oo Een R rA Rand eines Tisches, einer Böschung usw. ragt.
dei: = i N en m (BD. m. W. 1919, Nr. 88. I
e - Nr. 29. Schütz: Resektion oder Gastroenterostomie. An einem Die von Saudek empfohlenen intraskrotálen Kochsalzinjektiönen
ia Material von über 200 Fällen wurde die Erfahrung gewonnen, daß so- | zur Behandlung der Epididymitis gonorrhoica sind in 80 Fällen von Georg
„i wohl beim pylorusfernen als beim pylorusnahen Magengeschwür, sowie | Eisel (Rostock) nachgeprüft worden. Bei allen — ganz frischen oder
beim Uleus duodeni der Resektion der Vorrang gebührt. Die Gastro- | alten Fällen — machte sich die sofortige Schmerzlinderung
ai enterostomie hat sich nur auf jene Fälle zu beschränken, wo es sich | bemerkbar. Bei ganz frischen Fällen wurde außerdem auch ein Still-
b nachweislich um eine narbige Stenose am Pylorus oder Duodenum. | stand der Entzündung und eine starke resorptionsfördernde Wirkung
ms g handelt, sowie auf jene Fälle von Ulcus überhaupt, wo die Resektion | beobachtet. (M. m. W. 1919, Nr. 83.) - - F. Bruck.
2: wegen der Lage des Geschwürs oder der vorhandenen schweren Kom- | | | ee.
pa plikationen nicht ausführbar oder ihre Vornahme wegen des körper- ' ,
E lichen - | . | int. EIN ER
ichen Zustandes des Kranken nicht ratsam erscheint Bücherbesprechungen.
îy. : 3 $ a
a: — Nr. 80. Oppenheim und Lokisch: Über die Behandlung I Ba |
iz des Harnröhrentrippers mit Suspension von Tierkohle in Argenfum-pro- | Igersheimer, Syphilis und Auge. 625 Seiten mit 150 Abbildungen.
15 teinicum- oder Protargollösungen. Die Suspension von Tierkohle in Berlin 1918, J. Springer. Preis M 54,—, geb. M 61,— und Teuerungs-
er ` Argentum-proteinicum-Lösung ist der Suspension derselben in Wasser zuschlag. Ä nn | en
p allein bei unkomplizierten Fällen von Urethritis acuta totalis vorzu- © Det Verfasser, der schon durch eine Reihe hervorragender’
m ziehen. Es. ist von Vorteil, bei stärkeren Reizsymptomen ein bis drei.| Arbeiten auf dem Gebiete der Syphilis des Auges bekannt geworden
y Permaiganatspülungen vorausgehen zu lasser. Die Behandlung ist | ist hat in dem vorliegenden Werke eine ausgezeichnete Monographie
i reizlos, unschädlich und kürzt die durchschnittliche Behandlungs- | über die Syphilis des Auges geschaffen. Igersheimer hat den Titel
dauer ab. Syphilis und Auge gewählt, um darzutun, daß er das Buch nicht allein
C kigi
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bei Enuresis nocturna mit Nutzen angewendet.
den Wassergehalt der festen Nahrungsbestandteile. G. Z.
Therapeutische Notizen.
. Die intrakardialo Injektion, zur Bekämpfung der Asphyxia pallida
der Neugeborenen empfiehlt E. Vogt. Man injiziert im oberen Winkel
des vierten linken -Intercostalraumes, dicht am Sternalrand;
dann kommt man in den rechten Ventrikel. Eingespritzt wird: 0,5
physiologische Kochsalzlösung mit 8 bis 10 Tropfen Suprar enim
oder 0,2-bis 04 Hypophysin. Ist das Herz durch intrakardiale
Injektion angeregt, sind die Luftwege frei, zeigt sich eine beginnende
Rotfärbung der Haut, so injiziert man intramuskulär 1 oder
2 com Coffein. Damit werden die Gefäßgebiete. im Bereiche des
Splanchnicus zur Contraction gebracht. Das Blut strömt
in vermehrter Menge dem rechten Herzen zu und verbessert
somit die Herzarbeit. Gleichzeitig werden die Herzgefäße selbst erweitert.
Die Wirkung des Coffeins besteht ferner in Reizung des Atemcentrums
sowie in Anregung der Großhirnfunktionen. (D. m. W. 1919, Nr. 32.)
T o | = F. Bruck.
~ Ein einfaches Mittel gegen das Schwangerschaitserbrechen emp-
fiehlt v. Wild (Kassel), nämlich die Magenspülung. Der Magen
wird mit einer dünnen Kochsalzlösung ausgespült, bis die Lösung klar
abläuft. Auf diese Weise gelang es, alle brechenden Schwangeren zu
heilen. In den meisten Fällen genügte eine Magenausspülung, um
das Brechen dauernd zu beseitigen. Inwieweit hierbei Suggestions-
Wirkung in Frage kommt, wird offen gelassen. Gleichzeitig wurde
Bettruhe ‘und Umschläge angeordnet. Die Angabe, daß besonders
solche Schwangere das Erbrechen bekommen, die früher Menstruations-
beschwerden gehabt hatten oder bei denen Verwachsungen im kleinen
Becken bestehen, ist nicht zutreffend. (Zbl. f. Gyn. 1919, a 7
| . . Bg.
u Über das Bewegen des Körpers Scheintoter zur Wiederbelebung
a Georg Schmidt (Berlin). Durch die Schultzeschen
Dewingungen beeinflußt man auch den Inhalt des Blutröhrennetzes.
a8 gleiche kann man auch beim scheintoten Erwachsenen er-
[4
‚ -Nobel (Wien): Über don Wasserhaushalt des kindlichen Or-
ganismus. Die systematische Beschränkung der Flüssigkeitsmenge wurde
Mit gutem Erfolg
wurde die Flüssigkeitsbeschränkung bei Pleuritiden, bei akuter Nephritis,
exsudativer Perikarditis und hydropischen Zuständen anderer Art
‘durchgeführt. Bei Erkrankungen des Herzens mit Stauungszuständen
ist die günstige Wirkung der Therapie der mechanischen Entlastung |
des gesamten Kreislaufs zu verdanken. Wichtig ist, bei der Berechnung
des Wassergehalts der Nahrung nicht nur den „fließenden“ Anteil der-
' selben als Flüssigkeit in Rechnung zu stellen, 'sondern ebenso auch
"vermeiden ist.
nur empfohlen werden.
für den Gebrauch des Augenarztes bestimme, sondern um auch dem
Nichtophthalmologen zu zeigen, wie die allgemeinen Syphilisprobleme
. durch das Studium am Auge und am Augenpatienten gefördert werden
können. Er hat deshalb dem speziellen Teil auch einen allgemeinen Teil:
„Die syphilitische Infektion“ vorausgeschickt, der ebenso wie der
spezielle eine große Reihe eigener Untersuchungsergebnisse enthält.
Besonders wertvoll erscheint es, daß er den weniger erörterten oder um-
strittenen Problemen einen relativ breiten Raum eingeräumt und auch
von der eigenen abweichende Ansichten zum Ausdruck gebracht hat,
Das Buch ist trotz: der schlechten Zeiten, was Papier, Druck und `
Abbildungen angeht, vortrefflich ausgestattet... Adam (Berlin).
Hans Brun. Über das. Wesen und. die Behandlung
.der Pseudarthrosen. Zugleich ein Beitrag zur Lehre von
der Regeneration und Transplantation von Knochen. 2. Teil. 239
Seiten. Mit 128 Abbildungen. Zürich 1919, Rascher & Co.
Fres. 5,40. | |
Nach einer. kurzen Besprechung der: konservativen Behandlungs-
methoden . werden nacheinander in.großen Abschnitten behandelt:
die operative Behandlung, die mikroskopischen Untersuchungen von
freien Knochentransplantaten am Menschen, die Ergebnisse fer auto-
plastischen Methoden, die Bedeutung der funktionellen Belastung, das
Verhalten bei Komplikationen, das Verhalten der bei der Autoplastik
verwendeten Fremdkörper (metallisch), die sekundären Schäden an
den Transplantaten, das- Schicksal der Knochendefekte an der Ent-
nahmestelle des Transpläntates.
Was die Resektionsmsethoöde der Pseudarthrose betrifft,
so verfährt Verfasser so, daß er zuerst durch die Resektion eine
rasche Konsolidation in guter Stellung erreicht und dann den Knochen .
später an gesunder Stelle nochmals aufsägt zum Zweck der Ver-
längerungsosteotomie. Was die autoplastische Methode be-
| trifft, so ist Vorbedingung die Asepsis. Vor allem muß unter
'|- Blutleere alles narbige Bindegewebe — wie bei der Resektions- .
methode —, das die wesentliche Ursache der Pseudarthrose ist, exzi-
diert werden, es müssen große Berührungsflächen der Knochen-
enden mit dem Transplantat geschaffen werden, auch muß das Trans-
plantat stark sein. Prinzipiell muß Transplantatsspongiosa an Lager-
spongiosa gebracht werden, wobei jede Interposition von Periost zu
Das Transplantat muß innig dem Lager anliegen,
was entweder durch Bolzung, durch Fremdkörper oder durch Kiem-
mung erreicht wird. .Die Bolzung eignet sich‘ nur für die Über-
brückung großer Defekte. Einen großen Wert legt Brun auf die
funktionelle Belastung. Recht interessant sind die Erörterungen der
- mikroskopischen Befunde. — Die beigegebenen Bilder sind instruktiv. l
Das Werk, das ein so wichtiges Thema eingehend behandelt, kann
Sehrt (Freiburg).
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
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Berlin.
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 23. Juli 1919.
Vor der Tagesordnung demonstrierte Burckhardt einen Fall
von Ankylose des linken Ellenbogens und berichtete über
sein operatives Vorgehen. Rosenbaum zeigte einen Kranken mit
Herpes zoster an der rechten Hals- und Gesichtshälfte, bei dem
zugleich eine Lähmung des rechten Gesichtsnerven, des unteren
Trigeminusastes und des rechten Abducens bestand. s
| Tagesordnung. S. Bergel: Beiträge zur Biologie der
Lymphocyten. Die Untersuchungen des Vortragenden, die durch eine
sroße Reihe von mikrophotographischen Aufnahmen und mikroskopischen
Präparaten erläutert wurden, führten zu dem Ergebnis, daß die Fette
und Lipoide eine elektive chemotaktische Anziehung auf die auch außer-
halb der Gefäße befindlichen Iymphocytären Elemente ausüben, daß nur
diese und nicht die Leukocyten die Fetttröpfehen in ihren Körper auf-
nehmen und verarbeiten, daß die Lymphocyten die Fähigkeit besitzen,
aktiv aus den Gefäßen auszuwandern, Protoplasmafortsätze auszustrecken,
mit denen sie die Tröpfchen erfassen, sich den kugelförmigen Fett-
tropfen mit einem Teile ihres Zellkörpers dicht anzulagern, ihn zu um-
fassen, daß sie also amöboide Beweglichkeit haben, daß auch schon die
kleinen Iymphocytären Formen Fetten gegenüber phagocytäre Eigen-
schaften besitzen und daß bei der Aufnahme und Verarbeitung dieser
Fettstoffe in dem Zelleibe gesetzmäßige Veränderungen an dem Zell-
kern und an dem Protoplasma während der einzelnen Stadien des
Funktionsvorganges festzustellen sind. Diese Veränderungen, Ab-
plattungen, Krümmungen, Einkerbungen, exzentrische Lage des Kerns,
Größerwerden des Protoplasmas bei der Tätigkeit und Rückkehr zur
runden Form des Kerns mit geringem Protoplasma in der Ruhe spielen
sich indessen nur innerhalb einer gewissen Breite ab, stets behalten die
Lymphocyten ihre sonstigen charakteristischen Hauptmerkmale bei und
niemals finden Übergänge des Jymphocytären Typus in den des leuko-
cytären statt. Die Gruppe der Lymphocyten ist weiter zu fassen, als
Ehrlich es getan hat; auch die mononucleären Zellen und die Über-
gangsformen, die charakterisiert sind durch einen zwar gekrümmten und
eingebuchteten, aber niemals polymorphen Kern und durch ein un-
granuliertes, basophiles Protoplasma, sind funktionell zur Gruppe der
Jymphocytären Elemente zu rechnen, da man feststellen kann, daß Zell-
formen mit derartigen morphologischen Kennzeichen sich aus beziehungs-
weise zu typischen Lymphocyten umbilden können.
der Exsudatzellen nach Öl- beziehungsweise Lipoidinjektionen ist häma-
togenen Ursprungs, ein Teil stammt von Adventitiazellen ab und nur
ein geringer Teil ist endothelialer Herkunft. Die bei gewissen Er-
krankungen regelmäßig gefundene Vermehrung der großen einkernigen
und der Übergangs-Formen, gleichzeitig mit oder auch ohne Lympho-
cytose, kommt durch die gesteigerte funktionelle Inanspruchnahme und
dadurch bedingte Gestaltsveränderung der Lymphocyten zustande. Die
klinische Bedeutung der Lymphocytosen als Abwehrreaktion des
Organismus gegenüber Krankheitserregern fettartigen Charakters ist
durch den Befund des fettspaltenden Ferments in den Lymphocyten
biologisch verständlich geworden und gewinnt noch durch den Nach-
weis der amöboiden Beweglichkeit, der elektiven Emigrationsfähigkeit
und der phagocytären Eigenschaften der Lymphocyten an Sicherheit.
(Selbstbericht.)
Aussprache Wolff-Eisner: Die Zusammenhänge der
Lymphocyten mit der Fettresorption sind anzuerkennen. In den Ex-
sudaten liegen die Dinge so, daß die Endothelzellen sich aus ihrer
Lagerung im Zellgefüge loslösen und selbständige Zellen mit Eigenleben
werden. Sie bekommen morphologisch die Form der mononucleären
Zellen. Sie erweisen sich als phagocytär. Daß aus den Lymphocyten
derartige Zellen werden, kann man nicht beweisen. Bei den Versuchen,
die sich nur auf Fett beziehen, kann man den Eindruck des post hoc
ergo propter hoc gewinnen. -Injektion von Lipoiden führt unter allen
Umständen zu Lymphocytenexsudaten.
Schilling: Die großen mononucleären Zellen stellen ein
eigenes System dar. Morphologisch sind sie etwas ganz anderes als
die Lymphocyten. Ihre Azurgranulation ist eine feinkörnige Bestäubung
des Protoplasmas, aber keine echte Granulation. Die Sonderstellung
wird auch bewiesen durch die große Monocytenleukämie. Wahrschein-
lich stammen die Zellen aus dem myeloischen System. Das trifft aber
nur teilweise zu. Man muß am besten eine trialistische Anschauung
aufstellen. In der Milzpulpa finden sich endotheloide Zellen, die
zwischen dem myeloischen und Iymphatischen System stehen. Die
Zellen, die aussehen wie große Monocyten, brauchen keine mononucleären
Zellen sein; es können endotheliale Gebilde sein.
Der größte Teil
Mosse steht auf dem Standpunkt der dualistischen Theorie,
Die Versuche von Bergel hält er aber nicht für beweisend im Sinne”
dieser Lehre. Man findet bei chronischer, Iymphatischer Leukämie
Lymphocyten in den Gefäßwänden. Dadurch wird aber ein aktives
Auswandern nicht bewiesen. Zur Prüfung der Frage nach der Ent
stehung der großen Lymphocyten hält er eine Untersuchung der Keim a
centren für erforderlich, um die Vermehrung der großen Lymphoblasten
festzustellen. Er fragt, ob bei Entfettungskuren Lymphoeytosen ge- %“
funden wurden.
Wolff-Eisner: Wenn in den Exsudaten die Zusammensetzung‘
der morphologischen Elemente anders ist als im Blut, so kommt eine
aktive Auswanderung in Betracht. Die Stellung einer Zelle ist nicht
allein nach den Azurgranula zu beurteilen, die etwas Inkonstantes sind.
Schulz: Da man die großen mononucleären Zellen irgendwo
unterbringen muß, man mit der Bezeichnung lymphoid aber auch nichts
sicherstellt, so sind einzelne Autoren auf den Gedanken gekommen, =
daß es sich um ausgewanderte Bindegewebezellen handelt, die in einen
primitiven Zustand: zurückgekehrt sind. Damit kommt man zu der Mög-
lichkeit, daß die Zellen lokal entstanden sind. i
Bergel: Schlußwort. Fritz Fleischer,
| Dortmund. .
Klinische Demonstrationsabende der städtischen Krankenanstalten,
April—Mai 1919. (Schluß aus Nr. 35)
H enle stellt einen 3!% jährigen Jungen vor, der am 2. Januar 191)
mit den typischen Erscheinungen der Hirschsprungschen Krankheit ein-
geliefert wurde. Er hatte vom ersten Tag seines Lebens an nur mittels
Darmspülung Stuhlentleerungen. Trotzdem täglich ein- bis zweimal
gespült wurde, nahm die Schwellung des Leibes mehr und mehr zu,
ebenso wurden die Beschwerden immer größer und die Dauer der Er-
leichterung nach den Spülungen immer kürzer. Da das Kind mehr und
mehr herunterkam, entschloß sich die Mutter zur Operation. Diese
wurde zweizeitig nach Mikulicz ausgeführt. Die Flexur nahm den
größten Teil des Bauches ein, reichte bis zur Leber hinauf und war in
ihren unteren Teilen bei hochgradig hypertrophischer Muskulatur bis
armdick. Das Rectum war von normaler Weite; ebenso war der ober-
halb der Flexur gelegene Diekdarm nur wenig erweitert. Wie immer
bei zweizeitiger Resektion wurden die zur Vereinigung bestimmten
Darmabschnitte durch mehrreihige Serosanaht breit aneinander gelagert,
und zwar bis zur hinteren Beckenwand hin. Trotzdem das Kind vor
der Operation nach den Spülungen wiederholt kollabierte, überstand es
den von einem Medianschnitt zwischen Symphyse und Nabel ausge:
führten Eingriff sehr gut und erholte sich nach der Operation zusehends.
Etwa einen Monat nach der Resektion wurde die Spornquetsche an-
gelegt, und zwar unter Kontrolle eines in das Rectum eingeführten
Fingers, der ohne Schwierigkeit den Sporn abtasten konnte. Nach
vollkommener Durchtrennung des Sporns ging Patient auf zwei Monate
nach Hause und kam dann zum Verschluß ‘des Anus wieder zur Auf‘
nahme. Der Verlauf war wiederum glatt. Der Junge konnte am
zwölften Tag nach Hause entlassen werden. Seither ausgezeichnetes
Befinden. Patient hat zweimal täglich ohne Kunsthilfe Stuhl. Bein
Verschluß der Kotfistel wird grundsätzlich das Peritoneum breit er-
Öffnet. Man kann dies ruhig wagen, wenn man die Haut etwa 2m
von der Schleimhaut umschneidet und abpräpariert. Die Haut wit
dann über der Darmöffnung durch eine Reihe von Hakenklemmen fest
verschlossen, sodaß ein Austritt von Stuhl ausgeschlossen ist. Die
Eröffnung der Bauchhöhle erfolgt am besten, nachdem man den Schnitt
im Bereich der Narbe um 4—5 cm verlängert hat, also etwas abseits
von der Darmöffnung. Sobald sich ein Finger in das Peritoneum èm;
führen läßt, macht die Lösung des Darmes keinerlei Schwierigkeit: Er
wird mit Tüchern umsteckt, angefrischt, wobei die mitgenommene Haut
fortfällt, durch mehrreihige quere Naht verschlossen und versenkt. Man
darf nun hoffen, daß der Darm nicht, wie es bei Verschluß ohne Er-
Öölfnung des Peritoneums immer der Fall sein muß, mit den Bauchdecken
fest verwachsen bleibt. Dadurch wird er in seiner Bewegungsfreibeit
gehindert und in seiner Tätigkeit zweifelsohne gehemmt. Wenn ma
eine mehrfache Nahtreihe anlegt und eventuell noch die Naht durch
übergelegte Netzstreifen deckt, besteht keine Gefahr einer Perforation:
Um eine Kotstauung nicht zustande kommen zu lassen, wird in solchen
Fällen in den ersten 10—14 Tagen nach der Operation Karlsbader Salz
gegeben, öfter ein Darmrohr eingeführt und gelegentlich noch mit vor-
sichtigen Darmspülungen nachgeholfen. Außerdem war bei Gelegenhei
der zweiten Operation der Sphincter ani kräftig gedehnt worden.
Einen ganz ähnlich verlaufenen Fall hat H. in der Zeit von
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a U LT. ar u EST,
- 7. September
‘ der Fälle, eine otitische Sepsis
` von Augenhintergrundsbildern. Die Farbe des Augenhintergrunds, wie
"wir ihn sehen, wird wesentlich mitbestimmt durch die benutzte Licht-
Es gelang ihm damit kleinste Blutungen oder Gefäße zu erkennen,
die. sonst nicht wahrzunehmen sind.
| Einzelheiten im Augenhintergrund erkennen. Auch Feinheiten
‚ Licht gesehen werden. Vortragender bespricht die alte .Streitfrage,
ia, die Maculafarbe auch im’ lebenden Auge vorhanden sei, und |
erichtet dann über eigene Erfahrungen. . Statt des im Kriege nicht
(Höchst) 0,1 : 100,0 in einer Schichtdicke von 20 mm, wobei rotes
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-. 8. Juni bis 81. August 1918 zur Heilung gebracht. Auch in diesem
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Fall ist der Erfolg ein vollkommener.
= .. Das zweizeitige Vorgehen hat hier besonders große Vorteile
Vor allen Dingen kann man mit der Resektion so. nahe: an den After
herangehen, wie es bei einzeitigem Verfahren, zumal bei. der großen
Differenz. der zu vereinigenden Darmabschnitte nur sehr schwierig und
nicht ohne wesentliche Gefahr für den Patienten ausführbar ist. Da
.. aber der anzunehmende’ Ventilverschluß meist am Übergang des dank
seinem Mesenterium beweglichen Darmabschnittes in den fixierten zu
suchen ist, muß die Resektion möglichst tief ausgeführt werden: So
war es in den beiden Fällen möglich, mit der Spornquetsche die
Anastomose so tief auszuführen, daß sie ohne jede Schwierigkeit vom
- Anus aus mit dem Finger erreicht und auf ihre genügende Weite kon-
trolliert werden konnte.
. Hansberg: Vorstellung eines 22 Jahre alten Kranken, der
"infolge ‘schwerer ofitischer Sinusthrombose, entstanden nach
. Grippe, operiert wurde. H. bespricht eingehend die Indikationen
` zur Frühoperation bei akuter otogener, Sepsis und macht auf die
"Gefahren aufmerksam, die bei zu langer exspektativer Behandlung ein-
treten. Die Krankheitserscheinungen, von denen das Fieber zweifellos
das wichtigste ist; können, einzeln beobachtet, in den Frühstadien der
Erkrankung trügerisch wirken. Das ganze Krankheitsbild,
der Gesamteindruck des Kranken muß für unsere Maß-
nahmen bestimmend sein. Strenge Individualisierung ist unbedingt
-notwendig. Ein bestimmter Zeitpunkt, wann eingegriffen werden
soll, läßt sich ebenso wenig wie bei der akuten Appendicitis- angeben,
er ist von der Schwere des jeweiligen Falles abhängig. Ausdrücklich’
. Sei darauf aufmerksam gemacht, daß bei der akuten otogenen Sepsis
‚nicht, wie bei der puerperalen, ein Mißverbältnis zwischen Fieber |
und Puls, also Kleinheit und starke Frequenz ‘desselben, beobachtet
wird. Wo dies in die Erscheinung fritt, ist die Erkrankung bereits
sehr weit vorgeschritten und der Kranke befindet sich im Zustand
der baldigen Auflösung, sodaß eine Operation nicht mehr in Frage
kommt. Die .Früboperation ist bei der akuten otogenen Sepsis viel
wichtiger als bei der akuten Appendicitis, da diese Erkrankung nach
statistischen Erhebungen ohne operativen Eingriff nur in 10—12%
aber so gut wie ausnahmslos
Gießen. —
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 2: Juli 1919.
er Im Hörsal der Augenklinik.
Vossius: Über Tränendrüsengeschwülste. Die höchst seltenen
Tränendrüsengeschwülste bestehen‘ meist aus Carcinomen oder Sar--
komen, auch Adenome und Chondrome kommen vor. Tumoren der
zum Tode führt.
Tränendrüsen mit Tumoren der Speicheldrüsen sind als Mikuliczsche
, Krankheit ‘bekannt.
Nach einigen Bemerkungen über Mitteilungen aus
der Literatur zu dieser Frage berichtet Vortragender über 8 Fälle (aus
seinem etwa 80.000 klinische Patienten umfassenden Gießener Material)
von Tränendrüsentumoren. Bei zweien handelte es sich um Sarkom
(sie sind in Doktordissertationen näher beschrieben). Der dritte Fall wurde
jüngst vom Vortragenden operiert: 50 jähriger Mann, mit einem Tränen-
drüsentumor des rechten Auges: Der Tumor erwies sich bei der
mikroskopischen Untersuchung als Tuberkulose. Als Ursache wird ein
Trauma durch einen Kuhschwanz angegeben. Der bis tief in die Orbita
sich - erstreckende Tumor hatte Ptosis und Verdrängung des Bulbus
nach außen und unten innen zur Folge gehabt. |
Jeß: Das Augenspfegeln im rotfreien Licht mit Demonstrationen
quelle. Gullstrand nahm als erster eine Lichtquelle aus vor-
wiegend kurzwelligen Strahlen, nämlich eine Quecksilberbogenlampe.
Sie erscheinen hier schwarz
auf hellem Grund. Vogt hat in Verfolgung der Gullstrand schen
Ideen "nach eingehenden Studien ein Farbfilter von Kupfer-
sulfatlösung und Erioviridin konstruiert, das bei der
Untersuchung mittels des Spektralapparats alles rote Licht entfernt,
und ‘konnte wichtige, auf die gewöhnliche Weise nicht sichtbare
an den brechenden Medien können mit” dem rotfreien
erhältlichen Erioviridins benutzte er „Filterblaugrün“
ei vollkommen ausgelöscht wird. Mit Hilfe einer Mikrobogenlampe.
onnte Vortragender die Gelbfärbung des hinteren Augenpols sowohl
/
1919 — MEDIZINISCHE KL
I- Mileh. usw,
Magens verbunden.
` Hy
NIK — Nr. 36. 5
bei' normalen wie bei pathologischen Fällen beobachten. Später wurde
‘Fein von Zeiß geliefertes rotfreies Filterglas benutzt.
Zur Ergänzung der gewöhnlichen Ophthalmoskopie ist: das andere Ver- `
fahren. fast unentbehrlich geworden. : | En
. ` Eyer: Über Ulcus’ rodens der Hornhaut. Nach kurzen Be-
merkungen über. Wesen der Erkrankung und die bisher im allgemeinen
'
überraschend schnell. abheilte. Die Heilung erklärt -sich wohl durch
Um solche Wirkungen handelt, es sich höchstwahrscheinlich auch bei
den therapeutisch benutzten Injektionen von artfremdem" aD:
A RE STIE EE NE l | Dt.
ER EEE Leipzig. | a Tan,
` ` . „Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 29. Juli 1919. ~ `
: „ Marchand: Zur pathologischen Anatomie der ‘Osteomalacie-
Es handelt sich beim normalen: Knochenwachstum um Resorption
bereits gebildeter und Apposition von ‚neuen. Knochen.
schied nicht gemacht werden ‚kann, Störungen: in dieser normalen
"Resorption und: Apposition auf. Doch erfolgt in. der Regel der
'Schwund in einer Weise, welche sich der normalen Knochenresorption.
durchaus anschließt und welche .man als lacunäre Resorption des
Knochens bezeichnet. Eine“ Rolle spielt bei der Osteomalacie des
| weiteren die Halisterese, womit ‘man.. eine Form des Knochen-
schwundes bezeichnet, bei welchem zunächst nur: eine Auflösung der
Kalksalze stattfindet, während die Grundsubstanz des Knochens sich
noch eine gewisse Zeit lang, wenn auch verändert, erhält. Auch
Übergänge zwischen der Osteomalacie und: der Ostitis deformans
— Sodann Demonstration eines in Scheiben zerlegten schwer
rachitischen Thorax eines zweijährigen Kindes mit durch die De-
formität hervorgerufener hochgradiger Verschiebung von Herz und
Lungen. ar N
Wandel: a) Über einige seltene im Felde beobachtete Ver-
giftungen. . Es handelt sich um einen durch .Aderlaß und subcutane
Wasserstoffsuperoxyd-Einspritzungen geheilten Fall.von Nitrobenzol-
vorgiftung (Mirabanöl) und um 16 Fälle von schwerer Vergiftung nach _
dem infolge von. Verwechslung mit Petersilie. erfolgten Genusse von
Gartenschierling. Von diesen 16 Fällen starb einer unter zu-
nehmendem Taubheitsgefühl und schlaffer Lähmung der unteren
Extremitäten. Das Alkaloid konnte. nachgewiesen: werden. |
b) Über Gärungsdyspepsie des Darmes. Das zuerst von Stras-
burger undSchmidt vor ungefähr 15 Jahren aufgestellte Krank-'
heitsbild ist dadurch charakterisiert, daß besonders die Verdauung
der Kohlehydrate gestört ist. Es sind daher bei der mikroskopischen
Untersuchung der Stühle massenhafte Stärkekörner festzustellen. Die
Stühle selbst sind sehr massig, sodaß sie das zwei- bis dreifache
Volumen normaler Stühle haben, riechen stark sauer, sind nicht ge-
| formt, sondern. breiig und zeigen noch nach der Entleerung Gärung
(sie gehen auf ‚wie ein Hefeteig). Die dabei gebildeten‘ Gase sind
in der Hauptsache CO2 und CH4, sie können durch die Gärungs-
probe nach Strasburger und Schmidt nachgewiesen werden.
Schleim fehlt in den Stühlen, die sehr häufig (zwei- bis vier- bis
zwölfmal- hintereinander) abgesetzt werden, fast immer. Besonders
charakteristisch ist der sehr stark saure Geruch, besonders nach
Essigsäure, den vor allem die frisch abgesetzten Stühle zeigen. Von
den Kohlehydraten sind es besonders die Erbsen, Bohnen und das
'stark-kleiehaltige Kriegsbrot, vielfach aber auch die Kartoffeln, die
die Gärungsdyspeptiker nicht aufzuschließen vermögen. Doch gibt
es auch solche, die selbst Reis nicht zu verdauen vermögen. - Ver-
tragen werden W-eizengrieß, Weißbrot, feines Weizenmehl, Mondamin
und die Kindermehle. Die Eiweißverdauung ist’ meist vollständig .
erhalten, während die Fettverdauung in hochgradigen Fällen eben-
falls - geschädigt ist.
Gärungsdyspeptikern Essigsäureester und Alkohole nachzuweisen.
Vielfach sind mit der Gärungsdyspepsie hyperacide Zustände des
Es- kann dabei zu heftigen Darmspasmen mit
Gassperre kommen, die sich in. heftigen Koliken kundtun, die oft
nachts zu gleicher Zeit einsetzen.. Therapeutisch ist dabei das Ab-
stumpfen der überschüssigen Salzsäure zu empfehlen. . Beim Ent-
ziehen der sämtlichen Kohlehydrate, der kausalen Therapie, entsteht
oft starke Obstipation. Zusatz von Kohlehydraten, besonders in
Form von. Musen von Spinat, Mangoldt, Möhren sind dann;sehr ge-
eignet, zumal sie auch viel Alkalien enthalten, Wichtig ist des
weiteren die Vermeidung von nicht ganz einwandfreien: Fetten.
| Ä Mohr.
—
übliche Behandlung berichtet Vortragender über einen Fall, wo unter > >.
‘dem “Einfluß eines Gesichtserysipels ein vorhandenes Ulcus rodens ..'
die mit dem hohen Fieber einhergehenden Stoffwechselveränderungen..-
Bei der
Osteomalacie treten ebenso wie bei der ‚Rächitis, zwischen denen, `
wegen der histologischen Ähnlichkeit der Prozesse ein. scharfer Unter-
fibrosa kommen vor. Histologische Präparate erläutern das Gesagte.
Wandel gelang es, in den Stühlen von
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912
Rundschau.
Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe.
Von
Augenarzt Dr. Agricola, Hannover.
(Fortsetzung aus Nr. 35.)
Die dem Laien am einfachsten dünkende und wohl auch unserer
Regierung noch immer am meisten am Herzen gelegene Lösung des
Problems der allgemeinen Sozialisierung ist die der Ausdehnung
der Versicherungsgesetzgebung auf immer weitere Schichten- des
Volkes, ja schließlich auf seine Allgemeinheit; gerade also das,
= was die Ärzteschaft auch heute noch aufs äußerste bekämpft. Und
auch das Volk will keine weitere Verkassung, und würde sie ihm
gegen seinen Willen aufgezwungen, so würde es dies Joch sehr bald
wieder abschütteln! Denn, um es noch einmal zu sagen: Das Volk
will für jedermann eine möglichste Höchstleistung an ärztlicher
Hilfe, nicht aber jenes oft so traurige Mindestmaß, das die Kassen
gewähren.
Die staatliche Krankenversicherung ist nun zweifelsohne eine
Form der Sozialisierung, wenn auch nur für beschränkte Volkskreise;
sie darf deshalb als ein Experiment in dieser Richtung gelten, dessen
Ergebnisse uns nicht gleichgültig sein dürfen,
Mit Rücksicht jedoch, m. H., auf Ihre begrenzte Zeit und Ihre
eigene besondere Sachkenntnis auf diesem Gebiete beschränke ich mich
darauf, ‚oft Gesagtes ohne Beweis hier noch einmal festzulegen. Es
handelt sich um drei prinzipielle Punkte: |
1. Zu den Pflichtleistungen der Kassen gehört nicht nur die
Gewährung freier ärztlicher Hilfe, sondern auch, als viel wesent-
lichere finanzielle Leistung, die Gewährung von Krankengeld. In
der Notwendigkeit nun, die Verfügung über dessen Gewährung in
‚ weitgehendem Maße der freien Entscheidung der Ärzte überlassen zu
müssen, liegt die eigentliche Quelle der Konflikte zwischen Ärzten
und Kassen.
Gerade aus diesem Grunde ist dringend zu wünschen, daß bei
einer etwaigen Sozialisierung diese beiden Leistungen nicht wieder
miteinander verkoppelt werden.
2. Bezahlung nach Pauschale und fixiertes Kassenarztsystem
lassen bei Kassen und Ärzten ein Interesse an ärztlichen Höchst-
leistungen nicht aufkommen. Beides muß deshalb, soll sich die
jetzige Kassenmisere nicht auf das ganze Volk ausdehnen, für eine
Sozialisierung unbedingt abgelehnt werden.
3. Die finanzielle Gebundenheit der Kassen.
Nur wenn den Kranken zugleich mit der Garantie der wirklich
guten ärztlichen Hilfe auch die Wahl des Arztes sichergestellt wird,
tritt die Sozialisierung in den Bereich des sozial Zweckvollen. Beides
scheitert aber bei den jetzigen Kassen an deren finanzieller
Gebundenheit. Denn mag man auch noch so sehr überzeugt sein,
daß die Kassen uns Ärzten gegenüber so gut wie niemals an die
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gehen, die gesetzlich beschränkte
finanzielle Lage der Kassen einfach zu übersehen, wäre töricht.
Es ist ein unbestreitbares Verdienst von Köbener, gerade
auf diesen Punkt hingewiesen zu haben. Die bisherige Kranken-
versicherung ist durchgeführt worden ohne jede auch nur einiger-
maßen ausreichende vorherige statistische Feststellung des etwa ein-
tretenden ärztlichen und finanziellen Bedarfs. Die bekannte Kala-
mität, die Abwälzung des finanziellen Risikos auf unsere Schultern
und die dadurch bedingte Entwürdigung unserer Tätigkeit zu seelen-
loser Massenarbeit zum letzten Schaden der Kranken war deshalb die
unausbleibliche Folge.
* *
*
Damit sind die drei wesentlichsten Mißstände des bisherigen
Kassenwesens genannt.
. Auf Grund dieser Erfahrungen wäre zu fordern als Vorbedin.
gung jeder Sozialisierung;:
1. Schaffung klarer
des etwa entstehenden
ziellen Bedarfs.
Man muß sich freilich fragen: Läßt sich überhaupt volkswirt-
schaftlich für den Fall einer Vergesellschaftung der gesamten ärzt-
lichen Hilfe — besonders ohne Anstellung der Ärzte mit festem Ge-
halte — der entstehende ärztliche und finanzielle Bedarf auch nur
einigermaßen vorausbestimmen? l
Bei jeder Form der Sozialisierung wird mit absoluter Sicherheit
die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe ganz gewaltig steigen. Jeder
würde mit jeder Kleinigkeit zum Arzte laufen oder, was noch schlim-
mer wäre, ihn zu sich rufen. Bis zu einem gewissen Grade sehen frei-
Verhältnisse bezüglich
ärztlichen und finan-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
7. September.
a E a D
lich auch darin die Sozialisierungsanhänger keinen Übelstand, 6r-
blicken darin vielmehr das Lebendigwerden eines bisher nur durch
wirtschaftlichen Zwang unterdrückten Bedürfnisses, eine auch im
Interesse der Volksgesundheit erwünschte Erscheinung. In gewissem
Umfang also wird man sich mit solch erhöhtem Konsum abfinden
müssen. Hemmungslosen Mißbrauch aber hinreichend zu verhüten,
muß trotzdem erste Pflicht sein. Sollte dies nicht gelingen, so halte
ich eine Sozialisierung der gesamten ärztlichen Hilfe überhaupt
für unmöglich. Dies wird noch klarer durch folgende sehr beachtens-
werte Erwägung Köbeners,
Jede Sozialisierung, die von einer Veramtung der: Ärzte ab
sieht, muß den allgemeinen Charakter einer Versicherung tragen.
Es ist aber versicherungstechnisch eine Unsinnigkeit, gegen eine
wirtschaftlich ganz unbekannte Größe, jede Krankheit schlechthin
mit ihren wirtschaftlich gänzlich unübersehbaren Notwendigkeiten,
zu versichern. Versicherungstechnisch kann die Sozialisierung ärzt-
licher Hilfe nur soweit durchgeführt werden, als eine Krankheit einen
einigermaßen fest umgrenzbaren Krankheitsfall darstellt. Köbener
erwähnt als solche die Geburtshilfe und die Geschlechtskrankheiten.
2. ModifizierteBezahlung nach Einzelleistung
indem Sinn eines Entgeltes nach Grund- und Ex-
traleistung. Als Grundleistung gälte die ärztliche Beratung in
und außer dem.Hause des Arztes. Als. Extraleistung eine solche,
deren Entgelt die Liquidierung einer gewissen Summe rechtfertigt,
etwa 5—10 Mark. Damit würde die Bezahlung nach Einzelleistung,
soweit sie ihrer Größe nach wirklich als solche charakterisiert werden
kann, durchaus gewahrt und zugleich im Rahmen des wirtschaftlich‘
Möglichen gehalten.
Wirtschaftlicher Nutzen und fachliche Höchstleistung stehen
nun einmal im praktischen Leben, solange Menschen Menschen sind;
im engsten Verhältnis zueinander. Heißt es doch selbst im Berichte
der Sozialisierungskommission über Sozialisierung des Bergbaues:
„Die gesamte Kommission ist der Meinung, es könne keinem Zweifel
unterliegen, daß zum mindesten heute noch in weitaus den meisten
Fällen die höchste Leistung dadurch hervorgeholt werden muß, dab
man die Motive sozialen Pflichtgefühls und sachlicher Arbeitstreude
mit einem wirtschaftlichen Interesse am Produktionserfolge verbindet.
Weitgehende Kontrollmaßnahmen müßten schützend gegen
Mißbräuche eintreten. Solche haben sich sohon vielerorten auber
ordentlich bewährt und die Bezahlung nach Einzelleistung selbst unter
beschränkten Kassenverhältnissen ermöglicht. Sie müssen amtlichen
Charakter tragen, die Kontrollkommissionen von Ärzten und Soziall-
sierungsinstanzen paritätisch besetzt, weitgehende Strafgewalt in ihre
Hände gelegt werden. |
8. Organisierte freie Arztwahl Es handelt
sich hier um die Gewährung eines seiner Berechtigung nach s0
klar zutage liegenden Menschenrechts jedes. Kranken, um eine =
fundamentale Notwendigkeit für den Ärztestand, daß vor diesem
Kreise weiteres darüber nicht ausgeführt zu werden braucht, Auch
sie hat sich selbst unter dem jetzigen Kassenverhältnis als ökonomisch
möglich erwiesen.
4 Anerkennung der standesärztlichen o
ganisation als vertragschließender Partei. k
komme später darauf zurück, gehe deshalb hier nicht darauf em.
(Fortsetzung folgt)
—
Pathologische Anatomie und Heilkunde”).
Von
Georg B. Gruber.
M. H.! Mehr als 150 Jahre sind vergangen, seit der greise
Giambattista Morgagni seine berühmten füni Bände ie
den Sitz und die Ursachen der Krankheiten herausgegeben n
Mit dieser Großtat im Entwicklungsgang der medizinischen Wissam
schaft ist der pathologischen Anatomie ein volles, unangezweifeltes
Daseinsrecht im Rahmen der Heilkunde erworben und gesich
worden. Von jenem Zeitpunkt ab sah man in der pathologische)
Anatomie die Grundlage der allgemeinen Pathologie überhhl
und damit wurde die gesamte Heilkunde nachhaltiger und ns
fassender auf die Bahn der Naturforschung gedrängt, als i
jemals früher durch das Wirken noch so bedeutender Ärzte ua
Forscher — ich erinnere an Vesal und Harvey — der
1) Vortrag, gehalten im Ärztlichen Kreisverein Mainz.
o 7. ‘September.
darf gewiß sagen, daß.die pathologisch-anatomische Betrachtungs-
zu lösen vermag, die uns.das kranke Leben und sein Abschluß
‘»widrige Veränderungen eintreten zu lassen vermögen, das ist noch
. dunkel. Das Fragezeichen, das zu Morgagnis Zeiten vor das
‘ _ Aufgaben moderner pathologischer Forschung, in dieses Dunkel
und auf Wegen, der sich eine lediglich auf morphologischer Be-
>
1
= ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
gut, . Man bedenke die Faustschen Worte über das ewig ent-
rückte Ziel menschlichen Sehnens und Forschens: >> >
„Nach drüben ist die Aussicht. uns verrannt.
Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet!“
gewesen, Von Morgagni ging der anatomische Gedanke eines
. Krankheitssitzes aus. Dieser lokalistische Gedanke wurde:
aufgenommen, rege bedacht und gewälzt — an Hand der Leichen-
betrachtung. Mehr und mehr konzentrierte sich der Geist auf das’
Objekt, das als Substrat des Pathologischen angesehen wurde, bis
in Virchows Cellularpathologie ein unbestrittener.
Höhepunkt erreicht war. Nicht daß damit sofort eine Peripetie
begonnen hätte. Die Bedeutung von Virchows Lehre fand
allgemeine Anerkennung, sie leitete eine Ära ein, in der die
pathologische Anatomie geradezu als die Mutter aller medizi-
nischen Disziplinen Rat zu spenden hatte, überall wo irgend noch
Unklarheit, Verworrenheit und Dunkel der Aufklärung bedurften.
.Alle praktischen Disziplinen hängten sich an ihre Brust und man
‘von der. Nutzlosigkeit pathologisch-anatomischer Arbeit wirklich
berechtigt,_so stünde sie mit der Tatsache doch in grellem Wider-
spruch, daß in den letztvergangenen zwei Jahrzehnten die patho-
logisch-anatomischen Arbeitsstätten sich in-Deutschland stark ver-
mehrt haben. Kaum gibt es noch ein großes modernes Kranken-
haus, das nicht über eine Prosektur mit einem fachmännischen
Leiter verfügte.
weise Licht über manch geheimnisvolles Krankheitsgeschehen ge-
‚bracht hat, es sei nur an -die Lehren von den Kreislaufstörungen,
von Thrombose und Embolie erinnert. _
-`:Jedoch blieb die Erkenntnis nicht aus, daß auch der patho-
logisch-anatomischen Betrachtungsweise Grenzen gesteckt sind,
daß auch die pathologische Anatomie nicht restlos all die Rätsel
leuchten, möchte ich in folgendem versuchen. A ne
= RÖBle?)} hat einmal die Tätigkeit von uns mo-
dernen pathologischen Anatomen mit dem Betrieb
eines großen Bahnhofs verglichen, der fortgesetzt unter‘ der Un-
ruhe des Rangierbetriebes. steht; die großen, schnellen Züge, welche
die Verbindungen ins Weite: herstellen, laufen dort nur. in be-
schränktem Maße ein und aus. Unter.dem Rangierbetrieb ist zu
täglich darbieten. Wohl wissen wir, was die Zelle ist, welche | verstehen
Bedeutung ihr zukommt, ja wir kennen auch ungefähr die Zell-
funktion in ihrer Gesamtheit. Aber wie die Zelle im ein-
zelnen ihre Funktion erfüllt, wie ihre Einrichtung, die. Zell-
organe tätig ineinandergreifen, auf welche Weise diese Organ-
zellen im formativen oder nutritiven ‚Sinne oder in der ganz spe-
cifischen Hauptfunktion der jeweiligen Zelle regelrechte oder regel- |
licher Seite kundgegebener unklarer Zusammenhänge in Einzel-
Die Mitarbeit an umfassenderen
riumsuntersuchungen erheischt: |
Forschungszielen stellt jeweils einen Zug ins Weite vor. Je größer
mehr wird diese weitere mit dem Gebiet der allgemeinen patho-
Die Vorliebe für das Schürfen und Suchen nach
Organ als den vermutlichen Krankheitssitz gestellt worden sein | doch verdeckt.
. mag, heüte finden wir es jenseits der Zelle. Und’ es ist eine der
Vornahme: der Sektionen unsere wichtigste Aufgabe zu sehen.
Die Methode, nach der seziert wird, die
Technik mag dabei zunächst eine ganz untergeordnete. Rolle
spielen. Was hilft mir der elegante Sekant, der sich um jene
mit'neuen Mitteln, auf neuen Wegen hineinzuleuchten, mit Mitteln
trachtungsweise fundierte pathologisch-anatomische Forschung
Und wäre die Anschauung von der absoluten Sterilität, also
Dies ist wohl der- beste Beweis, daß zwischen
Heilkunde, Heilkunst ünd pathologischer Anatomie noch heute
nutzbringende Beziehungen bestehen. Sie einigermaßen zu: be-
fällen und die Erledigung diagnostisch interessierender Laborato-
Sprach, und was man von ihr erhoffte.
_ nicht ohne weiteres bedienen zu können scheint.
Man ist wohl versucht, hieraus den Schluß zu ziehen, die
Ära der pathologischen Anatomie sei vorüber. Ja, meine Herren,
die ‚Zeiten sind allerdings vergangen, in denen man mit ver-
hältnismäßig geringen Untersuchungsmitteln bei konsequenter Be-
trachtung ‘der Objekte gewissermaßen täglich etwas Neues fand;
es waren die Zeiten, in denen die mikroskopierende pathologische
Anatomie „noch selbst im Werden war“ und „Nebel ihr die Welt
verhüllten“, um Goethesche Worte zu gebrauchen. Die Nebel-
schleier von damals sind durchdrungen worden, sie sind gefallen;
allein die Rätsel, welche Werden, Sein und Vergehen des Menschen
dem forschenden Sinn bieten, sind nicht gelöst; sie sind minu-
tiöser, anscheinend schwieriger greifbar geworden.
| Nun könnte sich wohl die Meinung vernehmen lassen —
und. diese Meinung würde manchmal von inoffiziellen Stellen aus-
gesprochen: „Die pathologische Anatomie hat der Heilkunde,
namentlich der praktischen Heilkunde nicht geleistet, was sle ver-
Sie kam auf den toten
Punkt, nun ist sie ganz steril geworden.“ Konsequenterweise
muß aus dieser Meinung eine Geringschätzung unserer Disziplin,
eine Interesselosigkeit gegenüber pathologisch-anatomischer Tätig-.
keit erwachsen. Und tatsächlich, das ist nicht zu leugnen, be-
gegnet man gerade im Kreise der jüngeren Mediziner gar nicht so
selten Kollegen, welche aus solch geringer Einschätzung der
pathologisch-anatomischen Tätigkeit keinerlei Hehl machen. Zwar
Sind es nicht immer absolut stichhaltige Gründe, die sie vor-
bringen. Momente einer selbst zurechtgezimmerten, angeblich
ästhetischen Lebensauffassung spielen da öfter eine Rolle, als man
glauben sollte. Was aber die Hauptursache für solche Anschauung
Ist, das macht sich bald in einer gewaltigen Überschätzung der
einen oder anderen Disziplin oder Forschungsrichtung kund, welche
gerade erst ausgebaut‘ wurde oder noch im Ausbau ist, ‘welche,
um es trivial zu sagen, eben Mode ist. So ist die Ära bakterio-
‚logischen Überschwangs dagewesen, aus ihr gebar sich die Zeit
des serologischen Pyramidenbaues, von dessen Spitze aus man
auch längst noch nicht das ersehnte Licht einfangen kann. So
groß die Fortschritte jeder neuen Forschungsart unbestritten sind,
- ‚alle Aussichten erfüllt sie nicht, kann sie nach allgemein mensch-
lichen Erfahrungen nicht erfüllen. Darum ist enthusiastische Über-
| je hätzung _ neuer Forschungsgebiete und neuer Methoden auf
Kosten älterer, die immerhin auch etwas geleistet haben, nicht
Schwierigkeiten der Leichenöffnung herumschlängelt, welche nun
einmal mehr physische Kraft und Ausdauer als Eleganz erfordern?
Von größter Wichtigkeit aber ist und bleibt die Forderung,
<
ie täglich an uns herantretende Arbeit, welche die --
Vornahme der Leichenöffnungen, die Aufklärung täglich von ärzt- -
die Klein- und Einzelarbeit ist, welche der Tag heischt, desto =
logischen Forschung verbindende Tätigkeit zurückgedrängt oder .
` wissenschaftlichen Schätzen darf uns aber. nie abhalten, in der `
beider Leichenöffnung die Beantwortung keiner
Frage unversucht zu lassen, welche von ärztlicher,
klinischer Seite an den Sekanten heranfritt. Natürlich hat alles
seine Grenzen, und darf nie der Respekt vor dem Toten außer
acht gelassen werden. Diese Grenzen einzuhalten, wird aber
leicht sein, wenn Sekant und klinischer Arzt sich in freundschaft- .
licher Weise vereinigen, um bei der Leichenöffnung zu lernen,
sich gegenseitig zu belehren. Ein gutes Sektionsprotokoll
hat ohne eine voraufgegangene gute Krankengeschichte
‘keinen Wert. Wie sich diese zwei Schreibwerke vervollständigen,
so sei es mit dem Kliniker und dem pathologischen Anatomen.
Und meinen sie es beide ernst und gut, meine Herren, dann wird
nicht der eine den anderen leise oder laut einen Stümper nennen,
dann wird jene leider manchmal von ärztlicher Seite geäußerte
Scheu vor dem pathologischen Anatomen als dem Aufdecker,
Richter oder gar stummen Ankläger ärztlicher Schwächen oder
Fehlschlüsse und Fehlgriffe gar nicht bestehen können. Der
Obduzentsollund will kein gehässiger Merker
sein! Freilich sieht er die Unzulänglichkeiten ärztlichen
Schließens und Handelns oft genug; es ist gar leicht für ihn, sie,
aufzudecken. Allein seine Erfahrung und die Berücksichtigung
der Umstände, unter denen der Kliniker arbeitet — abgesehen
von Schwierigkeiten im jeweiligen Fall — geben ihm die Mög-
lichkeit ruhiger und taktvoller Erklärung des Gefundenen. Über-
sehen — absichtlich oder unabsichtlich — soll der Sekant nichts,
aus dem, was er gefunden. All das wird sich aber in einer wür-
digen und stachelfreien Form erledigen lassen, .wenn der behan-
delnde und der obduzierende Arzt mit gleichem Interesse dem
Leichnam gegenüberstehen, der’ noch dazu dienen kann, manch
kleines Lebensrätsel zu lösen. l we |
Der Vers .vom Türfries des Sektionsraumes der Sorbonne:
„Hic locus est, ubi mors gaudet succurrere vitae“, der als’ Sinn-
spruch an die Wand mancher Prosektur geschrieben worden ist,
kann sich so erfüllen. Aber nur so! Wenn der Obduzent ganz
allein auf den Leichnam und auf seine autoptische Wahrneh-
1) Rößle, Jkurs. f. ärztl. Fortbildg. 1918, S. 1, ı:
: soll auch gegenüber dem behandelnden Arzt nie einen Hehl machen
ee Er Bee
a nee > .
- krimineller Natur und Fragen der traumatischen Folgen, gegen-
914
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.
7. September.
mung angewiesen ist, wenn der behandelnde Arzt nicht beigeht,
weil der Fall für ihn uninteressant oder erledigt ist, weil er
daran doch nichts lernen zu können meint, wenn die Kranken-
geschichte des Verstorbenen mit einzelnen diagnostischen Wahr-
nehmungen nicht festgelegt ist, dann wird die Tätigkeit des patho-
logischen Anatomen bei weitem unfruchtbarer für ihn selbst; auf die .
Dauer muß er dabei unlustig werden. Er wird mehr und mehr
zum Verwalter eines Leichenhauses als zum Prosektor in einer
Gemeinschaft von ärztlichen Interessenten, Und dann kann es
wohl auch vorkommen, daß er, dem man keine klinischen An-
haltspunkte für seine Arbeit gibt, sich bei der Obduktion wie ein
Detektiv vorkommen muß, der eine komplizierte Sache ohne Wissen
der vorausgegangenen Umstände erschließen soll; das ist gewiß
mitunter reizvoll und schärft den Geist, zwingt zu strenger Logik
und Beweisführung, Allein diese Tätigkeit ohne Beziehung zum
Kliniker wirkt auf die Dauer lähmend oder vergrämend. Sie
schließt uns zu sehr vom Leben ab und verdirbt uns viel am
Forschungsmaterial und der Arbeitsfreude. Man denke nur daran,
daß die gerichtlichen Sekanten, die ja oft genug ohne genauere
Kenntnis der Vorgeschichte des Todes ihrer Untersuchungsobjekte
arbeiten und deren Tätigkeit in Fällen gewaltsamer Tötung wirk-
lich der eines Detektivs ein wenig ähnelt, abgesehen von Fragen
über dem Prosektor einer Klinik nicht so oft in der Lage sein
können, epikritische Früchte aus ihren Eindrücken an der Leiche
zu ziehen. Gerade die epikritischen Überlegungen sind es aber,
welche eine enge und fruchtbare Beziehung zwischen Obduzent
und behandelndem Arzt schlingen: am Krankenbett weiterer Pa-
tienten, am Operationstisch wirken sich oft genug im guten Sinne
die Eindrücke aus, die ein selbstkritisierender Arzt aus dem Ob-
duktionssaal mitgenommen.
Früher, meine Herren, als der Keimfreiheit oder Keimarmut
der Hände des Arztes, der auch in Geburtshilfe und kleiner Chir-
urgie tätig war, noch nicht das große Gewicht beigelegt wurde,
als dies jetzt mit Recht geschieht, da ist der Wert der
Leichensektionen für ihr späteres ärztliches Handeln all-
gemeiner von den praktizierenden Ärzten anerkannt worden als
heute, Unsere Väter scheuten sich nicht, in vielen Fällen, die
sie verloren hatten, selbst die Obduktion vorzunehmen und sich
zu belehren. Das waren gewiß keine schlechteren Ärzte, als wir sie
sind. Im Ernst und im Eifer für die ärztliche Einsicht und Kunst
es beispielsweise einem Kußmaul gleichzutun, danach wird
der ärztliche Nachwuchs stets Verlangen tragen müssen; so müssen
wir alle uns auch ein Beispiel an ihrer Aufrichtigkeit gegen
sich selbst nehmen! Alte Lehrer der pathologischen Anatomie, wie
Buhl und Bollinger, legten es ihren Studenten immer wieder
ans Herz, wenn sie erst einmal praktizierten, doch auch dann und
wann selbst Leichenöffnungen vorzunehmen und vor sich selbst
über ihre diagnostische Kunst strengste Rechenschaft abzulegen.
Die Zeit wurde anders; heute, das muß ohne weiteres zugegeben
werden, kann der Praktiker nicht arglos wie früher obduzieren,
operieren und entbinden alles am gleichen Tage; täte er es ohne
genügenden Schutz seiner Hände vor Beschmutzung mit Leichen-
material, könnte er gar leicht vor den Kadi gerufen werden.
Gleichwohl hat sich erfreulicherweise in manchen Städten, z. B.
in München, die Gepflogenheit, am Sektionstisch die klinische
Wahrnehmung zu kontrollieren, in den Kreisen der praktischen
Ärzte fortgepflanzt, sei es, daß sie dafür die private Hilfe der
Prosektoren oder der gerichtlichen Pathologen anrufen. Ich darf
hier nicht vergessen, die auch medizingeschichtlich interessante
Tatsache zu erwähnen, daß sich hier in Mainz die Ärzteschaft
schon vor Jahrzehnten zu einem Verein zusammengefunden,
welcher gerade der praktischen anatomischen Betätigung seiner
Mitglieder förderlich war und die Vornahme von Leichenöffnungen
begünstigte.
IE (Fortsetzung folgt.)
Tagesgeschichtliche Notizen.
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur
mit genauer Quellenangabe gestattet.)
Berlin. Kopfverletzte, besonders auch die aus der Ge-
fangenschaft zurückkehrenden, werden darauf aufmerksam gemacht,
daß die Stadtabteilung der Schule für Kopfschußver-
letzte der Kriegsbeschädigtenfürsorge weiterbesteht. Sie wird von
Vertretern aller Stände und aller militärischen Dienstgrade besucht.
Der Unterricht ist durchaus Einzelunterricht, der sich der Vorbildung,
dem Grade der Beschäftigung und dem Bedürfnis des Teilnehmers
streng anpaßt. Die Teilnahme am Unterricht ist unentgeltlich,
ebenso ärztliche und berufliche Beratung, falls sie gewünscht werden
sollte. Anmeldungen vormittags von 10— 12 und Montags und Donners-
tags von 5—6 Uhr Bergstr. 58. In vielen Fällen hat sich beobachten
lassen, daß die durch Kopfschuß Verletzten noch lange Zeit nach der
Lazarettentlassung unter den Folgen der Verwundung zu leiden und
dann besonders über Hemmungen in der Auffassung und im Gedächtnis
über Mängel im Konzentrieren, über allgemeine Befangenheit und One
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
r
sicherheit, Störungen im Sprechen, Schreiben und Rechnen, sowie
unsicheren Gebrauch der gelähmt gewesenen Glieder zu klagen haben,
gleichgültig, welchem Beruf sie angehören oder sich widmen wollen.
Die Erfahrungen haben bewiesen, daß diese Mängel durch einen systema-
tischen Einzelunterricht bedeutend gemildert, wenn nicht beseitigt
werden können. Vor allem war mit-dem Unterricht stets eine Hebung
der Stimmung und Steigerung des Willens verbunden.
Der Deutsche Verein für Öffentliche Gesund-
heitspflege veranstaltet am 27. und 28. Oktober d. J. in Weimar
seine Hauptversammlung. Am 26. Oktober tritt erstmalig ebenfalls in
Weimar der vom D. V.f.ö. G. gebildete Hauptausschuß zu-
sammen. Zum Eintritt in diesen Hauptausschuß hat der Verein eine
Anzahl Hygieniker, Sozialhygieniker und Medizinalstatistiker; sowie die
Vertreter zahlreicher Centralorganisationen, die sich auf dem Gebiete
des Gesundheitswesens betätigen, eingeladen. Der Hauptausschuß soll
insbesondere Stellung nebmen zu den geplanten Maßnahmen auf den
Gebieten der Gesetzgebung und Verwaltung, soweit sie die Gesund-
heitspflege betreffen; er soll aber vor allem Gesetzesvorschläge aus-
arbeiten und den Regierungen und Parlamenten unterbreiten. Er wird
sich so zu einem Deutschen Gesundheitsparlament ent
wickeln. Auf der Tagesordnung der diesjährigen Hauptversammlung
stehen drei Gegenstände: Hebung der Volkskraft durch Er-
nährung und Körperpflege, Sozialisierung des
Heilwesens, die Frage der Vergesellschaftungdes
Wohnungswesens. Auskunft erteilt die Geschäftsstelle
desHauptausschusses desD.V.f.0.G.inKarlsruhe, Herren:
straße 34. u
Königsberg i.Pr. In Ragnit i. Ostpr. erscheint als
jüngstes ärztliches Standesblatt die „Ostpreußische Grenz:
warte“. Sie bringt in einer Vornummer eine beachtenswerte Rede
des Dr. Brenke in der Hauptversammlung des Ärztlichen Landes:
verbandes der Provinz Ostpreußen. In dem Referat: „Wie befestigen
wir das System der ärztlichen Organisation innerhalb der lokalen Ver-
eine“ wird ausgeführt, daß Ostpreußen in Zukunft noch viel abge-
legener vom Reiche als bisher ist. Den Ärzten erwächst daraus die
Nötigung und die Möglichkeit, sich auf sich selber zu stellen. Es wird
Provinzialisierung der Stellenvermittlung und der Cavetetafel empfohlen
und die Anstellung eines halbamtlichen ärztlichen Sekretärs für die
Provinz als Leiter eines Ärztebureaus, ferner die Herausgabe einer
provinziellen Standeszeitung, die jetzt unter dem Titel „Ostdeutsche
ärztliche Grenzwarte“ erscheint. Am Schluß des Blattes werden als
grundlegende Forderungen der Ärztegewerkschaft genannt:
Für jeden Arzt angemessene Entlohnung, richtig bemessene tåg-
liche Arbeitszeit, ausreichende Ferien, Sicherung für Zeiten der Krank-
heit und Invalidität, Ermöglichung des Ruhestandes in noch rüstigem
‘Alter, Sicherstellung der Hinterbliebenen. Jedes System der Rege-
lung des ärztlichen Dienstes, das diese Forderung nicht erfüllt, ist zu
bekämpfen. l
Berlin. In der Medizinischen Fakultät wurden für 1920 fol-
gende Preisaufgaben gestellt: 1. Für den Staatlichen Preis: „Inwieweit
gestattet die cutane Reaktion mit Tuberkulin und den Partialantigenen
einen Rückschluß auf den Status und die Prognose einer Tuberkulose?
2, Für den Städtischen Preis: „Anatomische Verfolgung der Muskel
vergrößerung durch Muskelarbeit“.
Berlin. Vom 1. September 1919 ab sind die Geschäfte der
Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern und des Staats-
kommissars für das Wohnungswesen auf das Ministerium für
Volkswohlfahrt übergegangen.
Frankfurta M. Am 24. August ist der ao. Professor der
Neurologie Geh. Med.-Rat Dr. August Knoblauch im Alter yon
erst 56 Jahren gestorben. Er war Direktor des Städtischen Siechen-
hauses und auch lange Jahre 1. Vorsitzender der Senckenbergsehen
naturforschenden Gesellschaft. Sein Hauptwerk, das ihn weiteren
Kreisen bekannt gemacht hat, ist „Klinik und Atlas der chronischen
Krankheiten des Oentralnervensystems“.
Rom. Der bekannte Physiologe Prof. Dr. Luciani, 76 Jahre
alt, gestorben. =
Breslau. Der Vorsteher des Medizinaluntersuchungsamie
Dr. Kathe, hat den Professortitel erhalten.
Hochschulnachrichten. Göttingen: Prof. Fuchs
(Straßburg) zum Direktor des Anatomischen Instituts ernannt. AR
Freiburg: Der Direktor des Orthopädischen Instituts, Prof. Dr. Ri
schel, tritt in den Ruhestand. — Halle a. $.: Priv.-Doz. Dr. Zander
hat den Professortitel erhalten. — Jena: Zum Direktor der Psychiatri
schen Klinik ist als Nachfolger Prof. Binswangers der Oberarzt der
Klinikund bisherigeVertreter, Prof. Berger, berufen worden. — Leipzigi
Der ao. Professor Hofrat Pfaff, Direktor des Zahnärztl. Instituts, zum Dr.
med. dent. hon. causa ernannt, Die Privatdozenten Dr. Knick un
krankheiten), Dr. Schweitzer (Geburtshilfe), Dr. Assmann Bu
Medizin) und Dr. Bürgers (Hygiene) zu ao. Professoren emain
— München: ao. Professor Ledderhose zum Honor
professor ernannt. Der Direktor der II. medizinischen Klinik,
Friedrich v, Müller, wurde zum Rector magnificus der T
versität gewählt. Mit dieser Wahl ist das Herkommen, wonach h-
Rektoren nach der Reihenfolge der Fakultäten gewählt werden; Ce
brochen worden, denn Friedrich v. Müller hatte erst vori
Jahren, 1914/15, diese Würde bekleidet. — Innsbruck: Dr. BIST.
Le paene habilitiert. — Prag: Dr. Hecht für Dermatologi
abilitiert. | | >
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14. September 1919.
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van Woc hrift für praktische Arzt
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pr | i redigiert von -Verlag von f
nst: . Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg
aha a | Berlin | | | | Berlin
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Jr , INA ' K;
ig Inhalt: Originalarbeiten: G. Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau bei Erkrankungen des Stoffwechsels .und der endokrinen Drüsen.
mm: F. Pinkus, Über die Bebandlung der Sypbilis mit Salvarsan. F.Eiermann, Beitrag zur Behandlung der Tuberkulose mit dem Friedmann- _
a ‚schen Mittel. A. M. Marx, Ein Fall von akuter tödlicher Formalinvergiftung. G. Stiefler, Ein Fall von angioneurotischem Ödem nach _
(du: © Atophangebrauch. H. Schmidt, Über die Wirkung der Atmungs- und Widerstandsgymnastik und ihre Indikationen bei chronischen Herz-
oral! und Kreislaufstörungen. — Referatenteil: L. Freund, Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen. — Aus den neuesten Zeitschriften. — |
alt! Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Braunschweig. Breslau. Greifswald. — Rundschau: ;
if Agricola‘, Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. ee 3 Ener Pathologische Anatomie und Heilkunde. (Fortsetzung.) — _
yhe E E i gr | = agesgeschichtliche Notizen. | | = Bp |
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor.
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sw: d 8 o oge © l | ° 2 « . : e i
a Die künstliche Sterilisierung der Frau Bl on Be a > en Be ya Da der.
[eh e y kunstliche Abort außerdem die Opferung der Frucht verlangt, so
hi bei Erkr ankungen des stoffwechsels und der ist er der Strumektomie zweifellos unterlegen und kann .nur in
Mr; endokrinen Drüsen. | | Frage kommen, wenn man der in Lebensgefahr befindlichen Kranken
Ir | Von einen großen chirurgischen Eingriff nicht mehr zutrauen kann.
la SER aa Die Überlegenheit der Strumektomie ‘gegenüber dem.künst-
n À g ; mie gegenüber dem .küns
z A Be Prof. G. Winter, Königsberg i. Pr. lichen Abort spricht auch zugleich das Urteil über die Sterilisation.
wè. Es erscheint mir zweckmäßig, gewisse Krankheiten des Stoff- | Dieselbe könnte nur in Erwägung gezogen werden, wenn die
E wechsels mit denjenigen der endokrinen Drüsen in einem gemein- | Strumektomie nicht ausgeführt werden kann oder soll. Dann fragt
‚m samen Abschnitt zu behandeln, weil auch diese durch die Alteration | €S Sich, ob man durch Sterilisation weiteren Schwangerschaften
tØ der inneren Sekretion zu Störungen im Stoffwechsel führen. Es | entgegenwirkt oder bei jeder neuen Schwangerschaft zunächst
ee sollen uns. hier nur diejenigen Krankheiten beschäftigen, welche ‚beobachtet, ob wieder Störungen eintreten und ev. den künstlichen
I zu so schweren Störungen der Schwangerschaft führen können, daß | Abort wiederholt. Der- Morbus Basedowii ist nun keineswegs
sg: ein Fortbestand derselben oder das Eintreten einer neuen zu | eine Erkrankung, welche sich ständig zum üblen Ausgang weiter
ai; SChwersten Gesundheitsschädigungen oder gar zum Tode während | Entwickelt und selbst in den Schwangerschaften der einzelnen
des Generationsprozesses führen kann; es sind der Morbus Kranken ist der Grad der Symptome ein sehr verschiedener. Seitz
T Basod owii,der Diabetes, die Tetanie und die Osteo- | berechnet überhaupt nur in 60 %/o der Fälle Verschlimmerungen
‚x malacie. Ich unterlasse es, an dieser Stelle die Rolle, welche | Und wenn man die Anamnese in den 98 Fällen seiner Sammel-
je die Störungen des Stoffwechsels oder der inneren Sekretion in dem | Statistik ‚auf die Erscheinungen in früheren Schwangerschaften
xë Krankheitsbilde spielen, zu begründen, sondern verweise auf meine | Prüft, so sind es immer nur einzelne Fälle (zirka 6 bis 7%/,), bei --
wë eingehenden Ausführungen in dem gleichlautenden Abschnitt in denen in mehreren Schwangerschaften schwere Erscheinungen auf-
meiner und meiner Schüler Monographie: „Die Indikation zur | traten. Die Gefahr geht vom Herzen aus und das sog. „Kropfherz“
‚ge künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft“. oder „Basedowherz“ ist ein Herz mit höchstwahrscheinlich ganz
| en | lest Muskulatur, welches nur den thyreotoxischen Einflüssen
zu Er | unterliegt; diese Einflüsse sind aber durchaus wechselnde. Da
ie Morbus Basedowii. lee nach diesen Erfahrungen mit einer wiederholten Lebensgefahr nùr-
de ias Die Symptome der Morbus Basedowii verschlimmern sich in ! selten zu rechnen ist und dieselbe ev. durch einen rechtzeitigen
e die schwangerschaft, ‚weil die Hyperfunktion der Schilddrüse durch | künstlichen Abort sicher abgewendet werden kann, so ist für. eine
RR Hyp a a en in a 70 A a %o en Sterilisation keine Indikation gegeben. ze poa
o “trophie derselben noch gesteigert wird. Die schwersten Er- In bezug auf die Str $
g ‚ Seheinungen gehen vöm Herzen aus und äußern sich insubjektiven | nur mechanische und Keine? nr
in? ‚und objektiven Kompensationsstörungen; verschlimmernd kann auf | | denselben Standpunkt. : a i
die Funktion des toz; a sehri Mor ee Mansten kann man denselben Standpunkt vertreten, wie beim Morbus
auch dieerhöhte A beitel gelahrdeten are ın KE ip Basedowi; da die Strumektomie eine gute Prognose hat und alle
# des Morbus e Arbeitsleistung wirken. Die Steigerung aer Symptome | Erscheinungen restlos beseitigt, wird eine Sterilisation ebensowenig
nach der Sa ae ag a or a. a wie der künstliche Abort an die Stelle derselben treten dürfen.
A ; statistik von Seitz nur in 0 | i . Ai
diesen sind es wiederum nur einzelne, bei welchen die Symptome . .
insbesondere die Insuffizienz des Herzens, eine gefahrdrohende Höhe ER Diabetes mellitus. |
jf ent, Seitz berechnet die Mortalität auf zirka 4 °/o und glaubt, | Der wirkliche Diabetes mellitus im Gegensatz zu der kaum
A venn die Fälle, bei welchen wegen schwerer Krankheitssymptome | eine klinische ‚Bedeutung beanspruchenden Glykosurie ist eine
p die Schwangerchaft unterbrochen werden mußte, hinzugerechnet | ernste Komplikation der Schwangerschaft, sei es, daß er sich erst
4 Würden, daß in einem Viertel aller Fälle mit dem Auftreten von | während derselben entwickelt hat oder daß eine®iabetica schwanger
4 cbensgefähr gerechnet werden müßte. Die Abwendung der Lebens- | geworden ist. Man kann die Mortalität der Graviden ungefähr
, $Selahr kann durch die Strumektomie in der Schwangerschaft ge- | auf 20 bis 25 °/, schätzen und muß die Ursache für die in der
a Tu
NN
BE i ea w E MET en a gen
TE
uree-
schehen, welche nach Kocher nur eine Mortalität von 2, 3°/, hat;
Be die allerdings noch spärlich vorliegenden Resultate beweisen,
Kann mit einem vollständigen Nachlassen der gefährlichen Symptome
nach der Operation gerechnet werden. Die künstliche Unterbrechung
der Schwangerschaft hat bei den bis jetzt vorliegenden 17 Fällen
keine besseren Resultate gezeitigt; die Komplikation mit Thymus-
Schwangerschaft oder bald nach der Geburt auftretende deletäre
Verschlimmerung vor allem in dem Coma diabeticum suchen;
seltener sind Kombinationen mit einer toxischen Nephrose und die
sich anschließende Lungentuberkulose zu beschuldigen. Die Be-
rechtigung zur künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft ist-
allgemein anerkannt und ihre Indikationen sind auf Grund meiner
918 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
persönlichen Erfahrungen und der in der Literatur mitgeteilten
Beobachtungen und Untersuchungen von mir folgendermaßen
formuliert: sie ist nötig: |
ad
u
Höhe weiter entwickeln und welche trotz wiederholter Schwanger-
schaften keine Lebensgefahr mit sich bringen. Der rezidivierende
Diabetes, welcher in der Zwischenzeit vollständig verschwindet, ist
jedenfalls der prognostisch günstigere und dürfte auch wegen der
Unregelmäßigkeit, mit welcher er wiedererscheint und wegen seiner
wechselnden Intensität am wenigsten einen sterilisierenden Eingrifi
rechtfertigen. Im Gegensatz hierzu sind aber diejenigen Fälle von
Diabetes, welche schon vor der Schwangerschaft bestanden haben
und solche, welche in der Gravidität "aufgetreten sind und nach
Ablauf. derselben nicht wieder verschwinden, viel ernster aulzu-
fassen. Bei diesen Fällen wird die Sterilisation ausgeführt werden
müssen, wenn schon einmal in der Schwangerschaft ernste oder
gar lebensgefährliche Erscheinungen aufgetreten sind. Dieser aktıye
re FO
hm
a) wenn drohendes Koma durch Auftreten von Acidosis sich
anzeigt’und durch innere Mittel und Änderung der Diät
Be - nicht bekämpft werden kann;
b) wenn toxische Nephrose auftritt.
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- ro gri DRA
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Sarrate TT
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Er
CITT
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a
Eine Indikation nur auf Grund von diabetischen Symptomen
oder aus prophylaktischen Gründen habe ich als zu weitgehend
abgelehnt.
Im Gegensatz zu den vielfachen Erörterungen über Not-
wendigkeit und Erfolg der künstlichen Unterbrechung der Schwanger-
Mi: schaft ist bis jetzt die Frage kaum erörtert worden, ob der Diabetes
etwa auch eine Sterilisation verlangt mit der Absicht, für alle
Zukunft den etwa in späteren Schwangerschaften auftretenden
Gefahren zu begegnen; es finden sich nur gelegentlich Andeutungen
darüber, z. B. hält Stolz eine Sterilisation für berechtigt, wenn
Standpunkt wird dadurch noch an Berechtigung gewinnen, daß die
Prognose für das Kind bei schweren Diabetesfällen sehr schlecht
ist; zirka 50 bis 60°/, Mortalität. LN
Über die Methode läßt sich so vi
el sagen, daß man bei Dia-
beticis, welche im allgemeinen operative Eingriffe schlecht ver
tragen, den künstlichen Abort in frühen Monaten am besten mit
der Sterilisation in Gestalt der vaginalen Uterusexstirpaton ver-
bindet. In späteren Monaten wird man sich wohl am besten mit
der einfachen Uterusentleerung begnügen und später, wenn die
Kranke den gefahrdrohenden Zustand überwunden hat, eine tech:
nisch möglichst einfache Operationsmethode, z. B. an den Tuben
Wenn man die Notwendigkeit einer Sterilisation auf Grund | oder besser noch eine Röntgenkastration folgen lassen.
unserer Erfahrungen über den Verlauf des Diabetes in der `
f Schwangerschaft erörtern und eine Indikation dazu aufstellen will,
(i pan muß man zunächst einige Vorfragen beantworten.
Ir} r
i. Ist überhaupt mit einer Wiederkehr des
Diabetes in späteren Schwangerschaften zu
rechnen? Die Kombination beider Zustände kann in zweierlei
Formen auftreten; entweder wird eine Diabetica schwanger oder
eine vorher gesunde Schwangere bekommt Diabetes in der Schwanger-
schaft. Im ersteren Falle wird man immer auf ein Wiederauftreten
in der Schwangerschaft, meistens sogar in verstärktem Maße,
rechnen müssen, wenn er nicht etwa in der Zwischenzeit zur Hei-
A | lung gekommen sein sollte. Wenn aber eine vorher gesunde Frau
Mae In >i erst während der Schwangerschaft diabetische Symptome be-
| | kommen hat, so können alle Symptome nach Ablauf derselben
A Im Ci A | verschwinden und die Kranke später frel bleiben. Gar nicht selten
| | treten aber in einer neuen Schwangerschaft wieder Erscheinungen von r dahin formuliert
Diabetes auf und so kann er sich bei mehreren Schwangerschaften
| „ne SL en worden, daß sie nur in schwersten Fällen vorzunehmen ist bel
kin Bi wiederholen. So z. B. beobachtete Williams Diabetes in sieben | denen trotz innerer Medikation die Anfälle sich nicht nur haue
SAREE hi aufeinanderfolgenden Schwangerschaften; ich selbst ihn einmal in
= zwei, einmal in vier Schwangerschaften. Diese Wiederkehr des
und schwerer werden, sondern durch Ausdehnung auf Zwerchiel
i ; ; und Kehlkopf die Atmung unmöglich machen und unter Hinz
| Diabetes bei Frauen, welche in der Zwischenzeit gesund sind, hat | treten von Bewußtseinsstörungen Lebensgefahr bringen. Nach
ER. 3 | man geradezu als „rezidivierenden Diabetes“ bezeichnet. Man muß | dieser Indikation ist mehrfach mit Erfolg die künstliche Unter
Kr N demnach in solchen Fällen damit rechnen, daß in späteren
| | | Schwangerschaften Diabetes wieder auftreten kann, aber auch da-
der Diabetes in mehreren einander folgenden Schwangerschaften
naa eine entschiedene Neigung zum Fortschreiten zeig. Henkel
HC sagt, daß in den meisten Fällen eine sterilisierende Operation der
künstlichen Unterbrechung anzuschließen sei, da jede neue
Hi ii Schwangerschaft eine Verschlimmerung des Leidens zur Folge hat.
a a TE Mitteilungen über erfolgte Sterilisation liegen überhaupt nicht vor.
Tetanie.
Während der Schwangerschaft besteht eine erhöhte Neigung
zur Tetanie und die während des Generationsprozesses auftretenden
Fälle verlaufen gewöhnlich viel schwerer als diejenigen außerhalb
derselben. Die sonst auf die oberen und unteren Extremitäten
beschränkten Krämpfe dehnen sich während der Schwangerschalt
nicht selten auf die Muskulatur des Gesichts, des Kehlkopis, des
ganzen Rumpfes und des Zwerchfells aus; dadurch treten Störungen
in der Atmung ein, welche unter schwerem Glottiskrampf mil
Aufhebung des Sensoriums zum Tode führen können. Seit
konnte an 83 genau beschriebenen Fällen die Mortalität aut T
berechnen; nach ihm sind Schwangere, welche gleichzeitig mit
anderen Krankheiten behaftet sind (Lues, Vitium cordis), besonders
gefährdet. Auf Grund dieser Erfahrungen ist die Indikation zu
Unterbrechung der Schwangerschaft von mi
I brechung der Schwangerschaft vorgenommen worden.
an!) Teen: OD a R a A : Die Erwägung, ob bei Maternitätstetanie die Sterilisation UL
Ne u mit, dab selbst der rezidivierende jabetes nicht In Jeder x NS Ehe zunehmen ist, um ‘etwaiger Lebensgefahr in späteren Schwanger
RELET SWA: WRN schaft aufzutreten braucht. Auf der Tatsache der Wiederkehr | schaften vorzubeugen, muß sich auf die Erfahrung stützen; wie
a ANG {Va} i | - . ` £ > ` S l Aa . M 73 = . . . I. a a j F
KE E Lio an aa soa er A nenn S0 | sich die Tetanie in späteren Schwangerschaften verhält. Deb
an ii iM LE see biet t i RRRA i ONN steht daß REPON to- | fahrung liegt nun vor, daß die Tetanie eine große Neigung aro
Ag gnose bietet. Erst w ‚de er Diabetes in
lei,
ua!
Ki i späteren Schwangerschaften immer ungünstiger verläuft und die
EINE Si tE Prognose durch den Einfluß derselben immer schlechter wird,
Ba E a! würde die Frage der Sterilisation dringend werden.
De an au daher die Frage aufwerien:
in späteren Schwangerschaäften wieder aufzutreten, sodaß mehr"
der Begriff der „rezidivierenden Schwangerschaftstetanie” aufgeste
worden ist. Seitz hat bei seiner sich auf 25 Jahre erstreokendil
Zusammenstellung in einem Viertel der Fälle Rezidive in späteren
Schwangerschaften feststellen können, darunter Beobachtunget y
Tetanie in 6 oder 7 hintereinanderfolgenden Schwangerschalel
Kehrer hat 25 Fälle von rezidivierender Schwangerschaftstetin
darunter einmal in 9 Schwangerschaften, und 8 jälle von rend
vierender Wochenbettstetanie zusammengestellt. an.
Auf Grund dieser Erfahrungen ist von Frankl-Hot
wardt die Forderung ausgesprochen worden, weitere Conceptione
zu verhüten; Porger will vor einer Empfängnis warmen, wen
einmal eine Schwangerschaftstetanie bestanden hat. Dieser aktivé
Standpunkt ist von Kehrer bekämpft worden im Hinblick Se
die günstigen Erfahrungen, welehe man mit innerer Therapie, k
allem mit Kalksalzen, erzielt, während Fellner die Sterilise
ablehnt, weil noch kein Fall bekannt geworden ist, wo die Tewm
in der Gravidität bedenkliche Symptome gemacht hat, Wennai
diese günstige Prognose Fellners nach neueren Erfahrung“
nicht mehr aufrechterhalten werden kann, so trifft sein Einwar
doch Insofern das richtige, als nicht das Rezidiv an sich den Gm 3
zu einer Sterilisation abgeben darf, sondern nur die Berürchtue
einer dabei auftretenden Lebensgefahr; eine solche Betircbtue
ist aber keineswegs an sich berechtigt, Obgleich die Tetanie 2
N
a ua
Ba» Re
u —-—m—n
-ma A
Wir müssen
moè o oè
-a
=
Nun
k r
z—
ee
2, Wie gestaltet sich die Prognose des Dia-
betes in späterenSchwangerschaften? Williams
äußert dazu, daß der intermittierende oder rezidivierende Diabetes
später in sehr wechselnder Intensität auftreten kann; er kann ganz
ausbleiben, er kann leicht, er kann auch in viel schwererer Form
auftreten. Ich selbst habe einen Fall von Diabetes beobachtet,
welcher schon .in der ersten Schwangerschaft nachgewiesen wurde,
sich in zwei weiteren verschlimmerte und zum Tode des Kindes
führte, und schließlich in der vierten Gravidität das tödliche Koma
Biik herbeiführte; ich möchte glauben, daß in diesem Falle eine Sterili-
di, sation der Frau da® Leben erhalten hätte. In Offergelds Zu-
sammenstellung von 63 Diabetesfällen finden sich sechs Fälle
welche Beobachtungen über mehrere Schwangerschaften enthalten:
zwei Frauen starben in einer späteren Gravidität an Koma; zwei
nicht im Anschluß an die Schwangerschaft an Diabetes resp. Phthise
zwei überstanden alle Schwangerschaften. Es steht demnach. wenn `
| auch die Mitteilungen spärlich sind, außer Zweifel, daß der Diabetes
in späteren Schwangerschaften zum Tode führen kann; es ist aber
nicht leicht, zu sagen, welche Fälle sich zu dieser gefahrdrohenden
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14 September.
-. ersehen.
+ oder des chromafinen Systems.
hüten, nicht beipflichten.
_ künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft, 8.147 und S. 150. — Stolz,
S do rgeld, Arch: } Gynäk., Bd. 86. — Kehrer, Arch. f. Gynäk. Bd. 99,
a Schwan erschaft, Wien 1907, S.5. — Frank,
-Gynäk., Bd. 107, S, 277.
wor z *
NETT 7” S ur Pa p s
= .
z Er
.—.
Verschonung früherer Graviditäten: oft erst in späteren Jahren auf- | die. Behand] as i ais mit Sàlvarsan 1 n 5
tritt und rezividiert, so schieben sich doch gelegentlich auch jetzt Über die Behandlung l der Sy p hilis mit Salyar San, ) T
| In einer Reihe von | Ä | a:
Fällen kann sich die Tetanie allmählich schwerer entwickeln.
wieder tetaniefreie Schwangerschaften ‘ein.
Die von Kehrer mitgeteilten Krankengeschichten von 25 rezi-
divierenden Schwangerschaftstetanien erlauben ein Urteil über
die Möglichkeit und . Häufigkeit’ fortschreitender Verschlechterung
des Leidens. Unter den 25 Fällen finden sich 8, welche mit
leichter Tetanie in den ersten Schwangerschaften beginnen, sich
‘ allmählich verschlimmern und bei 3 derselben trat der Tod ein.
Wenn man die Berichte dieser drei Fälle liest, gewinnt man wohl
den Eindruck, daß diese Kranken hätten am Leben erhalten werden
. können, wenn sie rechtzeitig sterilisiert worden wären. Zwei der
Todesfälle traten während der Geburt am normalen: Ende der
=. Gravidität ein;. hier hätte vielleicht die künstliche Unterbrechung
der Schwangerschaft das Leben erhalten können; der dritte Fall
kam trotz künstlicher Frühgeburt zum Tode; ob dieselbe hier -zu
spät eingeleitet worden ist, läßt sich aus dem kurzen Bericht nicht
| - Trotz dieser Tatsachen liegt nach meiner Ansicht keine Be-
_ rechtigung_vor, alle Frauen mit rezidivierender Tetanie zu . sterili-
sieren, selbst wenn der Krankheitszustand ernster werden sollte;
sondern man wird für -gewöhnlich mit dem rechtzeitig eingeleiteten `
- künstlichen Abort auch im Wiederholungsfall der Lebensgefahr
begegnen können. . ;
Die Kasuistik ist sehr spärlich. Bislang ist nur ein Fall von
- Sterilisation mitgeteilt, welche Frank im Anschluß’an den künst-
lichen Abort ausführte bei einer Frau, welche er in der früheren
‚Schwangerschaft wegen schwerer Tetanie mit künstlichem Abort
aus Lebehsgefahr befreit hatte; da er jetzt ohne ernste Gefahr nur
. aus prophylaktischen Gründen eingriff, kann die Sterilisation nicht
gerade als indiziert erachtet- werden.
| Osteomalacie. -5
Die Abhhängigkeit der Osteomalacie von der Schwangerschaft
- ist durch. vielfache klinische Erfahrung festgestellt, obwohl wir die
Erklärung derselben bislang noch nicht zu geben’ imstande sind;
wahrscheinlich handelt es sich um eine Hyperfunktion der Ovarien
Der Gedanke,. der Weiterent-
"wicklung der Osteomalacie zu gefahrdrohendem Zustande in der
- ‚Schwangerschaft dur&h die Unterbrechung derselben entgegen-
zuwirken, hat trotzdem keine Berechtigung finden können, weil die
‘Interne Behandlung und vor allem die Kastration nach Schmidts
Bericht über 328 Fälle in 87°/, vollständige Heilung und in 9%,
Besserung zu erzielen imstande. ist. Unter diesen Umständen
hat die Sterilisation noch viel weniger Berechtigung. Die Kastra-
tion bei Osteomalacie macht die Frauen selbstverständlich steril,
-ist aber in dem hier zu erörternden Sinn nicht als Sterilisation
aufzufassen, weil sie durch Entfernung der Eierstöcke die Krank-
‚heit zu heilen anstrebt; die Sterilisation ist hierbei ein hicht be-
absichtigter Nebeneffekt. Als Sterilisation im wahren Wortsinn
wird man z; B. -eine Resektion der Tuben mit Erhaltung der
Ovarien zu verstehen haben. Diese Operation ist zweimal in der
Fehli n g schen Klinik ausgeführt worden, ohne daß der Mitteilung
der Fälle eine Berechtigung für das Abweichen von der von
Fehling selbst inaugurierten Kastrationstherapie zu entnehmen
ware. Obwohl man bei schwerer Osteomalacie junger Frauen die
‚Unterbrechung der Schwangerschaft der sie dauernd unfruchtbar
machenden Kastration vorziehen kann, um sie danach einer:
_ energischen inneren Behandlung zuzuführen, kann man der Tuben-
Sterilisation, in der Absicht weitere Schwangerschaften zu ver-
. „Literatur: Seitz, Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für
Gynäkologie, Bd. 15, S. 332 und S. 363. — Winter, Die Indikation zur
Dig Sterilisation des Weibes. Volkmanns Vortr. Gynäkologie, Nr. 222-224,
9. — Henckel, s. Placzek, Künstliche Fehlgeburt usw., S. 143. —
8. — Frankl-Hochwardt, Handb. d, spez. Path. u.. Ther. von
Nothnagel, Wien 1909. — Fell Die Beziehungen innerer Krankheiten
r ! 907. S. 5. schr. f. Geburtsh. Bd. 32,
6.. — Schmidt, Zschr. f. Geburtsh., Bd. 75. — Benzel, Arch. f.
RA
1919. — MEDIZINISCHE. KLINIK N... 00 > 917
- `
- — Prof. Dr. Felix Pinkus, Berlin.
. des syphilłitischen Exanthems.
5. Behandlung der Syphilis nach dem Ausbruch T
E a) Dieerste Kur. =.
Die Syphilis hat einen typischen, chronologisch genau ge-
| regelten Verlauf. Wir teilen sie nach ihren Erscheinungsformen -
in drei zeitlich aufeinanderfolgende Stadien, das primäre, das
sekundäre und das tertiäre Stadium. Die Einteilung stammt von
der Beobachtung unbehandelter Kranker her, an welchen sie am
deutlichsten zu erkennen ist.
Sicherung der Diagnose sich vollkommen entfalten lassen mußten,
war primäres und Beginn des sekundären Stadiums gleichfalls © _
noch sehr klar zu unterscheiden; die tertiäre Syphilis war in gut
‚behandelten Fällen sehr selten geworden. ' Jetzt haben ‚wir eine
noch weit größere Verschiebung des Krankheitsbildes erzeugt,
da wir uns aufs äußerste bemühen, schon den kaum entstandenen
. Primäraffekt zu behandeln und das sogenannte sekundäre Stadium,,
das die ansteckenden Erscheinungen hervorbringt; völlig ausfallen
zu lassen. Wir haben im dritten Abschnitt dieser Abhandlungen
gesehen, wie sehr die Behandlung des frühen, noch : wassermann-
negativen Primäraffekts erstrebenswert ist, da sie die Möglichkeit
der völligen‘ schnellen abortiven Heilung erwarten läßt.
Von diesen therapeutischen Gesichtspunkten aus müssen wir
die Syphilis anders einteilen, nämlich: .
i. in die Periode kurz nach der Infektion, welche sich bis etwa
zum 30. Tage nach dem Eindringen der Spirochäten erstreckt und
2. in diejenige nach' dem 30. Tage.
Nur die‘ erste Spanne Zeit ist es, wo nach unserem bis-
herigen Wissen leicht und mit vollem Vertrauen auf einen ganzen.
Erfolg die Krankheit abortiv zum Erlöschen gebracht werden kann,
wo der Körper des Kranken überhaupt nicht die Änderung er-
fährt, welche mit dem Beginn des sekundären Stadiums abge-
schlossen ist, wo er im Zustande der Infizierbarkeit verbleibt, das
heißt, wie wir hoffen, -wieder so. gesund und syphilisfrei wird, wie
er vor der Infektion war. Die ganze spätere Zeit setzt der Be-
handlung erheblich. schwerere Widerstände entgegen. |
‚ In der Praxis ereignet es sich nun sehr viel öfter, daß ein
Mensch mit nicht ganz frischer Syphilis sich ' hilfesuchend. vor-
stellt, als daß er mit dem ganz frischen Primäraffekt zur Unter-
suchung gelangt. Wer wenig auf seinen Körper achtet, zeigt dem _
Arzt erst Erscheinungen, die sein Wohlbefinden stören, also ältere
Sklerosen, die schon Verschwärungen und Vorhautschwellungen
gemacht haben, große .Drüsenschwellungen oder gar erst die
fertigen Exantheme mit Papeln am Geschlechtsteil und After sowie
Plaques am Gaumen, der Zunge, den Lippen. Oft kommen erst
: Allgemeinerscheinungen nervöser Natur zum Vorschein, die. beim.
genauen Dufchforschen- des Krankheitsfalles die syphilitische Natur
erkennen lassen. Von den Fällen, welche im tertiären Stadium,
namentlich wegen ulceröser Haut- und Nasenrachenerscheinungen,
wegen der Leiden innerer Organe oder nervöser Nachkrankheiten
zur Behandlung kommen, ist hier noch nicht die Rede. ‚Das ist
die Syphilis, die der praktische Arzt behandelt, so: kommen die
Patienten in die Sprechstunde und: wollen von. ihrer Syphilis be-
freit werden. Auch diese Fälle ‘sind heilbar, denn die Syphilis .
ist in jedem Stadium, wo noch keine metasyphilitischen Verände-
rungen eingetreten sind, bis zum völligen Erlöschen des Leidens
beeinflußbar und. auch früher stets beeinflußbar gewesen. Wie
sind wir mit diesen Fällen in früherer Zeit verfahren und .zu
welcher Änderung der Behandlung zwingen die neuen Erfah-
rungen?*Sehr viele Fälle sind durch die lange und häufige Wieder-
holung gründlicher Quecksilberkuren zweifellos gut geheilt
worden, aber bei weitem nicht alle. Seit der Zeit der neuen
Syphilisforschung, namentlich mit Hilfe der Wassermannschen .
Reaktion, haben wir gelernt, daß eine, erheblich größere Behand-
lungsmasse notwendig ist, als wir früher für ausreichend ange-
sehen haben. Sowohl länger muß: die einzelne Kur sein, als
auch die gesamte Behandlungsdauer, und namentlich muß die
einzelne Kur sehr erheblich stärker gestaltet werden. 20 Sublimat-
spritzen zu 0,01, 10 Salicylspritzen zu 0,1 oder eine vierwöchige
Einreibungskur mit 3 bis 4 g grauer Salbe sind als viel zu geringe
Kuren zu betrachten. , Viel längere Behandlung und vielfach nur die
starken unlöslichen Injektionen genügen zur Erreichung des Ziels,
3) Vergleiche die Aufsätze in Nr. 15, 17, 28, 80, `
Als wir die Syphilis noch zur `
918
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
diese starken Kuren sind aber auch früher schon- nicht immer
ausführbar gewesen. Es gibt eine Grenze, über die hinüber in
vielen Fällen das Quecksilber ohne erhebliche Beeinträchtigung
des Wohlbefindens nicht angewandt werden kann. Es Dlieb-da-
durch eine ganz erhebliche Anzahl von Fällen hinter dem ge-
wünschten Maß der Behandlung zurück, blieb mit vollem Be-
wußtsein zu schwach behandelt. Für diese Fälle hat das Sal-
varsan eine wichtige und erfolgreiche Unterstützung gebracht.
Aber nicht nur für diese Fälle hat die Hinzunahme des Salvarsans
sich bewährt, sondern auch in allen übrigen. Das Salvarsan hat
ohne Zweifel auch die stärkste Quecksilberkur gründlicher ge-
staltet. Da taucht alsbald die Frage auf, ob nicht reine Salvarsan-
behandlung auch bei der ausgebrochenen sekundären Syphilis
vorzuziehen sei und was uns etwa zwingen könnte, Quecksilber
trotz des guten Salvarsanerfolges zu verwenden. Darüber werden
werden wir alsbald ausführlich sprechen. Die Stellung des Sal-
varsans hier ist gegen die beim Primäraffekt von mir als not-
wendig erklärte Behandlung eine ganz andere. Dort riet ich
dringend von der Beifügung einer Quecksilberbehandlung ab,
weil sie nicht nur überflüssig ist, sondern weil sie auch den
gleichmäßigen Fortschritt der ansteigenden Salvarsanbehandlung
durch ihre oft unerwünschten Nebenerscheinungen stören könnte,
Bei der sekundären Syphilis ist die Quecksilberbehandlung als
vollwertig mit heranzuziehen, ja sie bietet gewisse Vorzüge, die
die Salvarsankur nur bei äußerster Vorsicht besitzt.
Es würde die Besprechung erschweren, wenn wir alle Stadien
der sekundären Syphilis hier gleich zusammen abzuhandeln ver-
suchten. Es ist besser, eine Einteilung in der Art zu machen,
daß wir zunächst über die sichtbare syphilitische Eruption und
dann über die Behandlung der latenten sekundären Syphilis mit
positivem oder negativem Wassermann sprechen, Die letztere Ab-
teilung wird, da vieles sich wiederholen müßte, hierbei kürzer
werden können. Ganz besondere Bedeutung wurde immer schon
der ersten antisyphilitischen Kur zugesprochen, die
gegen ein frisch herausgekommenes Exanthem
sich richtet. Ä
Im dritten Monat nach dem Datum der Infektion (also in
unserem Beispiel der Infektion am Neujahrstage etwa 15. bis
30. März) erscheint bei unbehandelten Fällen die-sekundäre Erup-
tion. Verläuft die Krankheit ganz dem Schema entsprechend, so
tritt gegen die neunte Woche vom Infektionstermin ab ein all-
mählich sich verstärkendes allgemeines Schwächegefühl mit Blässe,
Kopfschmerzen, Nachtschweiß, unklarem Übelbefinden auf, zu dem
sich Schmerzen in den Gliedern wie beim Fieber, oder auch wirk-
lich Temperaturerhöhung, Schmerzen in den Rippenbögen, in den
Schultern und Beinen sowie Schlaflosigkeit gesellen. Zugleich oder
ein bis zwei Wochen später bedeckt sich der ganze Rumpf mit
einem Ausbruch etwa fünfpfennigstückgroßer rosa Flecke, die bei
Abkühlung weit stärker hervorkommen, dabei livide werden und
ihren Platz im Laufe der Beobachtung nicht wechseln. Ihre Farbe
vertieft sich, nach einem Bestand von ein bis drei Wochen
tritt in ihnen ein bräunlicher Ton hinzu, während die Flecke
srößer, schmutziger und verwaschener werden, dies ist die Ro-
seola syphilitica. Zugleich können am Genitale, am After,
im Mund (besonders an den Tonsillen, Gaumenbögen, Uvula, Lippen)
papulöse und durch Epithelverlust weißliche, nässende Eruptionen
hervorkommen, auch der Primärafiekt, eine Schwellung des Penis
oder der Labien von der Primärperiode her kann noch bestehen.
Nicht immer ist dieser erste Ausbruch ganz so, wie er soeben
geschildert wurde. An Stelle der Roseola kann ein Ausbruch
linsengroßer, flacher, später etwas schuppender, stark infiltrierter
Knötehen (beim Anfühlen härter, als das Auge es vermutet) er-
scheinen, aus welchem sich die verschiedenen Formen des papu-
lösen Exanthems schneller oder langsamer herausbilden können:
krustöse Papeln, zerfaltende Papeln oder Rupia, follikuläre grup-
pierte Papeln, centrale Papeln mit Satelliten, grobe exzentrisch
fortschreitende Papeln als Syphilide en nappe, als circinäres Sy-
philid und wie die verschiedenen selteneren Formen sich darstellen,
kombiniert mit Genital-, Anal-, Mundpapeln. Dieser große Aus-
bruch macht den Eindruck einer schweren Hautveränderung. Er
besteht unbehandelt lange Zeit, kombiniert mit fortschreitendem
Übelbefinden und nervöser Überreiztheit, die den Kranken mit
schwerem Leiden behaftet erscheinen lassen. Der unbeeinflußte
Verlauf ist dann weiterhin so, daß nach einiger Zeit, nach Wochen
und Monaten, die Haut wieder sauber wird, unter Umständen mit
Hinterlassung von braunen Flecken, aber auch von Depigmentie-
rungen, besonders am Halse der Frauen (Leukoderm), mit zeit-
14. September.
weisem fleckförmigen Haarausfall am Kopf, an Augenbrauen und
Lidern. In dieser Zeitspanne, in welcher das Leiden durch seine
subjektiven Beschwerden die Veranlassung gibt, ärztliche
Hilfe aufzusuchen, kann der Körper für jeden Eingriff außerordent-
lich empfindlich sein, Er kann auf den Anfang der Behandlung,
in welcher Form sie auch mit den Mitteln unserer sicher wirk-
samen antisyphilitischen Therapie eingeleitet wird, ganz unerwartet
stark reagieren. Es muß deshalb ärztliche Regel sein, bei voll
ausgebildeter Syphilis die Behandlung langsam und vorsichtig
einschleichen zu lassen, soll nicht eine zu starke Nebenwirkung
ihren Fortschritt hemmen. Dies gilt für alle unsere Mittel, die ja
absolut nicht indifferent sind. Außer dieser Überempfindlichkeit aller
Syphilitiker im Beginn der Behandlung kommt in einzelnen Fällen
eine andere, als individuelle Abnormität zu betrachtende Idiosyn-
krasie vor, das heißt eine unendlich erhöhte Überempfindlichkeit,
die dem betreffenden Menschen nach seiner Naturanlage gegen
diese Heilmittel innewohnt. Eine solche Idiosynkrasie ist häufe
gegen Jod, nicht selten vorhanden gegen Quecksilber, sehr selten
gegen das Salvarsan. Die Empfindlichkeit gegen Jod geht bei
vorsichtiger Steigerung vielfach vorbei und es gelingt, den Kranken
an sehr hohe Joddosen (Jodkali 3,0 und mehr täglich) zu gewöhnen,
Nur’die Hautüberempfindlichkeit gegen Jod, ganz besonders die
Jodacne und die schweren Fälle von Jodexanthemen, scheint un-
überwindlich zu sein. Ganz ebenso ist es beim Quecksilber.
Stomatitis und Enteritis treten nach den ersten Hg-Dosen oft aut
und wiederholen sich seltener im Laufe der Kur oder bei deren
Wiederholungen. Nur die Hautüberempfindlichkeit gegen das
Quecksilber ist selten vorübergehend. Es kommt zwar vor, dab
Kranke, welche gleich von der ersten Hg-Dosis eine ausgedehnte
Dermatitis bekamen, nach deren Abheilung und beim Wieder-
beginn der Hg-Behandlung unempfindlich gegen Quecksilber sind,
Es sind sogar sehr eigentümliche Fälle beobachtet worden, wo
diese Überempfindlichkeit sich nur auf die Hautpartien bezog,
über welche die erste Quecksilberdermatitis ausgebreitet war, und
in denen erst an deren Rande eine neue Hg-Dermatitis begann.
Aber meistens ist der Quecksilberüberempfindliche dauernd gegen
jede Hg-Berührung empfindlich. Die schweren universellen Queck-
silberdermatitiden sind sehr gefährlich, sie können — meist infolge
septischer Komplikation — zum Tode führen. Sie brauchen nicht
ganz im Anfang der Kur aufzutreten, ja sie kommen manchmal
erst nach 10—30 Einreibungen oder Einspritzungen zustande, Se
kommen entweder plötzlich oder in langsamer Steigerung emer
kleinen, vielleicht nicht für beachtenswert gehaltenen lokalen
Quecksilberreizung hervor zu irgendeinem beliebigen Zeitpunkt
der Kur, öfter sogar an deren Ende.
*
Das Salvarsan wirkt meistens erst nach mehrfacher Bin-
führung: mit unliebsamen Nebenerscheinungen, die aber dann un
so schwerer und zum Teil lebensgefährlich sind. Sie werden il
einem besonderen Abschnitt besprochen werden. Hier sei nur el
wähnt, daß die gewöhnlichen Vergiftungserscheinungen, die den
Vergiftungen mit arseniger Säure gleich sind, beim Salvarsan selten
vorkommen. Enteritis, Nierenreizung, Polyneuritis kommen kaum yot
allgemeine Dermatitis ist nicht ganz selten, durch ihren masernähl-
lichen Anfang erkennbar und oft von schwerem, wenn auch, ebeni
wie bei der Hg-Dermatitis, nur bei Komplikation mit Sepsis tödlichen
Ablauf. Die Gefahr des Salvarsans liegt in einem ganz anderen Gebiete
als dem der einfachen Giftwirkung. Wer diese Eigentümliehkeiel
unserer sogenannten Antisyphilitica kennt, wird sie in jedem a
Behandlung kommenden Falle vorsichtig tastend und semer G
antwortlichkeit bewußt verwenden. Als Regel muß gelten, Br
kleinen Dosen zu beginnen und die individuelle
sistenz festzustellen. Nie kann vor dem gemachten Versuch
urteilt werden, ob der Kranke zur großen Mehrzahl der Reakug
losen gehört, denen man alles zumuten kann, oder ob er fi
Überempfindlicher ist, bei dem die größte Vorsicht angeblann,
ist, Deshalb muß von vornherein in jedem Falle an die I p
Möglichkeit gedacht werden. Die Quecksilberkur beginnt mit E
licher Einreibung einer kleinen Menge von Unguentum Ur
(3 g) unter Kontrolle des Urins (Biweißuntersuchung), des Ne
(auf Stomatitis) und der Haut (auf Dermatitis) oder mit nr Sb
Einspritzung eines löslichen Quecksilbersalzes (0,005 bis 0,01 en
limat oder Hg-Cyanat oder einer anderen gebräuchlichen 1018
Hg-Salzlösung). Der Beginn der Kur zeigt, welcher 4 ra
Kranke ist. Meistens wird die Medikation ohne alle Stor M
ertragen. Aber es kommt — als häufiges Ereignis — Vo der
der Eingeriebene alsbald eine entzündliche Hautrotung, von
5 rt Cine
mit Quecksilbersalbe bedeckten Stelle ausgehend, zeigt,
_ nach der Beendigung den Rückfall je nach der Stärke des Präparats
‚tastend empirisch gemacht.
a i E A 2
14. September. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 87. = > o
wirklich große Erfolge gehabt hàt, um so mehr, je öfter ich gesehen
nach wenigen Stunden an Leibschmerzen, Durchfall mit blutigem. | habe, daß gerade solche Fälle es sind, in denen Reinfektionen nach |
vielen Jahren eingetreten sind: ein Zeichen, welches als Beweis
Stomatitis, eine Eiweißausscheidung im Urin; daß der Eingespritzte
nac
Stuhl, Eiweißurin und Mundentzündung. erkrankt. Dann heißt es,
sofort die Kur zu unterbrechen, bis alle Reizerscheinungen vorüber
sind, und erst nach achttägiger Pause nochmals einen Versuch,
wenn nötig mit Wechsel der Methode, zu wagen. Nur selten ist
die Überemipfindlichkeit von einer solchen Art, daß sie sich wieder-
holt, noch seltener, daß sie sich bei allen Anwendungsarten des
Quecksilbers zeigt. Ist‘dies der Fall, dann muß diese Behandlungs-
- weise aufgegeben werden. Geschehen muß aber etwas, denn in
solchen Fällen ereignet es sich, da alle physikalisch-diätetischen
Behandlungsmethoden, mit Wasser, Hunger, Schwitzen mit oder
ohne Medikamente, zu nichts führen, daß die schwere Anämie,
die schweren tertiären Zerstörungen der unbehandelten ‚Syphilis
hilflos mit angesehen werden müßten.
> - In diesem Fall steht uns das Salvarsan zur Verfügung.
Auch dieses muß aber mit kleinsten Gaben für den Anfang ge-
geben werden. Das Salvarsan besitzt für die Syphilisbehandlung
eine viel stärkere Reizwirkung als alle anderen Mittel. Auf eine ganz
kleine erste Dosis (Dosis I) reagiert, der frisch Sekundärsyphilitische -
sehr oft mit hohem Fieber bis 40°. Beginnt man mit Dosis !/,
(= 0,075 Neosalvarsan), so wird die Fiebersteigerung meistens
geringer oder ganz vermieden, durch noch 'einmal Dosis !/, nach
einer halben Woche, Dosis I nach einer Woche, Dosis I nach ein-
'undeinhalb Wochen gelingt es meistens, ‘die Fiebersteigerung | mals in Publikationen -und nicht veröffentlichten Gutachten aus- `
zu verhüten, sodaß dann weiterhin ungenierter gestiegen werden
kann. Dies ist also ganz dieselbe Art, wie wir im Primäraffekt-
stadium zu handeln rieten, nur daß es hier nicht so wichtig ist,
schnell die ausreichend hohe Salvarsanmenge einzuverleiben. ,
Kupierung der Krankheit durch massive Dosen kommt nicht in Be-
tracht. Allmähliche Abheilung der Erscheinungen ohne Schädigung
ist weit wichtiger. Deshalb können wir hier viel bedächtiger
vorgehen. |
] !
„Für gewöhnlich wird man mit solchen Schwierigkeiten nicht zu
kämpfen haben. Die Hg-Kur verläuft meistens ohne Störung. Sie be-
steht bei Einreibungen in 30 oder mehr Tagesgaben von 3,0 bis 4,0 bis
5,0g Unguentum cinereum (Hg-Resorbin, Hg-Vasenol, Hg-Vasogen) in -
Touren von vier bis sechs Einreibungen mit je einem zwischenge-
Schalteten Ruhetag und Bad; bei Einspritzungen in 30täglichenSpritzen
1°/, löslicher Salze (Sublimat, Cyanat usw.) zu 1 cem = 0,01 g bis
2 com =.0,02 g oder sogenannter unlöslicher Salze (Hg-Salieyl, besser
Hg-Thymolacetat, am besten Kalomel: aber sehr schmerzhaft) von
0,02g bis 0,05 g täglich bis alle zwei Tage, 0,1 g alle vier Tage 8 bis 12
Spritzen, Oleum cinereum (nur anwendbar in der Form des 40°/,igen
Mereinols oder. des schwedischen Amalgampräparats Merecuriolöl) zu
0,2 bis 0,8ccm = 0,08 bis 0,12 Hg alle Woche einmal, sechs Spritzen.
Diè Kur soll nicht länger dauern als 6 Wochen, sonst ist sie ver-
zeitelt. Jede dieser Kuren hat die Wirkung, die sichtbaren Er-
scheinungen in 10 bis 14 Tagen zum Verschwinden zu bringen,
auf sechs Wochen (Sublimat und Hg-Salicyl) bis drei Monate (Hg-
Thymolacetat und Kalomel) oder noch länger (bei guter Wirkung
durch Oleum cinereum) zurückzuhalten. Manchmal ist die vorher
positive Wassermannsche Reaktion am Ende der Kur negativ. Viel-
Tach ist sie es ‚aber noch nicht, oder sie ist es nur für kurze Zeit,
und auch die körperliche Erscheinung der Syphilis, Plaques auf
der Mundschleimhaut, Papeln am Genitale und am After, Haut-
exantheme kommen 6 bis 12 Wochen nach der Kur wieder hervor.
Nach der ersten Hg-Kur ist in dieser Zeit von 1:/, bis 3 Monaten
der klinische Rückfall die Regel, in den Fällen meiner eigenen
Beobachtung etwa in 90%. Seltener. ist ein Rückfall‘ nach der
Zweiten Kur, noch seltener nach weiteren Wiederholungen, welche
dann in dem wirklichen Sinne der chronisch intermittierenden Be-
handlung durchgeführt werden. Die Behandlung in ihrer reinen
Form soll nämlich, im Gegensatz zur symptomatischen Behand-
lung, die 'Krankheitsstoffe bereits treffen, ehe sie zu einem durch
‘yphilitische Symptome erkennbaren Rückfall geführt haben. Das
wurde früher, vor der Kenntnis der Wassermannschen Reaktion,
Daher stammen die schematischen
Angaben, daß im Anfang der Syphilis ein Jahr lang alle drei
Onate, später seltener behandelt werden soll, also etwa im ersten
ahre je eine Kur im ersten, im fünften, im neunten Monat, im
zweiten Jahre im 13, und 19. Monat, im dritten Jahre im 25. und
S . Monat, und am Ende der vier Jahre noch einmal, und daß die
YPhilisbehandlung die beste sei, wo sie so gelingt, daß nie wieder
ĉin äußeres Zeichen der Krankheit hervorkommt. Ich bin nach
meinen Erfahrungen der Überzeugung, daß diese Behandlungsart
der restlosen Ausheilung der ersten Erkrankung angesehen wird.
Die symptomlose chronisch-intermittierende Hg-Behändlung gelingt
Oft freilich deckt sich die chronisch-intermittierend beabsichtigte
Quecksilberbehandlung mit der symptomatischen, da eben vor dem
Termin des Schemas Rückfälle der Krankheit eine Wiederholung
der Kur notwendig machen. Das ist besonders der Fall, wenn es
nur gelingt, die leichteren Hg-Präparate anzuwenden. Dies alles
ist leichter geworden, aber auch aus seiner schematischen-Einfach-
heit verschoben, seit die Möglichkeit besteht, am Blutbefund fest-
zustellen, ob die Krankheit wirklich: latent und ganz symptomlos
. [ ist, oder ob der positive Wassermannbefund noch vorhanden ist,
den wir als sicheres Symptom noch vorhandener Syphilis ansehen
müssen. Die Kuren werden nunmehr länger und kräftiger wirksam
‚sein müssen, dafür eventuell seltener. Es besteht kein Zweifel,
daß es gelingt, mit sorgfältiger Quecksilberbehandlung allein die
Syphilis zu heilen. Ebenso sicher ist es aber, daß die Hinzu-
fügung des Salvarsans zur Quecksilberbehandlung es uns: ganz
bedeutend erleichtert, dieses Ziel zu erreichen. Ich für meinen
Teil bin der Überzeugung, daß dies.mit Salvarsan allein leichter
. geht, als mit Quecksilber allein. Ich habe diese Überzeugung mehr-
gesprochen, und bin daher in die Liste derjenigen aufgenommen
worden, welche für die 'reine Salvarsanbehandlung der Syphilis.
eintreten. So sehr ich das Salvarsan auch in den Vordergrund auf
Grund meiner praktischen Erfahrungen zu stellen geneigt bin, ist
‚diese Ausdeutung meiner Anschauungen doch nicht richtig. Meiner
Erfahrung nach verläuft die Syphilis zu verschieden, als daß es
möglich wäre, ein so einseitiges Dogma zu vertreten. Die Syphilis
betrachte ich als eine Bürde, die der Mensch neben seinem sonstigen
Leben tragen muß, als eine Zugabe, die ihm anhaftet und die man.
allmählich ihm abnehmen muß, immer kräftiger an ihr zerrend,
+80 stark wie die Körperkräfte es erlauben, sie von ihm abzureißen, `
bis zum Schluß nur der Mensch — syphilisfrei — wieder allein
und gesund für sich steht. Mit Quecksilberbehandlung allein gelingt
es oft, aber immer schwer und mit großen Mühen. Mit Salvarsan-
behandlung gelingt es -oft leichter, aber die Haftung der alles
infiltrierenden, festgesaugten Krankheit ist so vieltausendfach, hier
leichter durch das eine Mittel, hier durch das andere lösbar, daß
es falsch wäre, theoretischer Gründe halber sich nur für das eine
allein zu entscheiden. Bei Einhaltung möglichst starker Behand-
lung darf doch die Behandlung nie schematisch sein. Mal hier,
mal dort muß eingesetzt werden, kein Vorteil. darf außer acht
gelassen werden, nie darf der Glaube aufkommen, nun sei bereits
genug geschehen, bis immer wiederholte Untersuchung von jahre-
langer Dauer ergibt, daß alles gut sei. Das Mißtrauen in die
Stärke der ausgeübten Therapie kann nicht groß genug sein, der
Heilkraft der Natur nicht wenig genug vertraut werden. Deshalb
bin ich für die Behandlung der Syphilis, die nicht mehr im Stadium
des frühen wassermannnegativen Primäraffektes zur Behandlung `
gelangte, der Ansicht, daß wir beide, miteinander sich gut ver-
tragende Mittel anwenden sollen. |
je später die Syphilis zur. Behandlung kommt.
Bewußtseins, daß bei der Syphilisbehandlung möglichst wenig .
schematisch vorgegangen werden darf, muß doch eine gewisse
Regel aufgestellt werden, nach welcher der Arzt sich richten soll,
der keine eigene große Erfahrung des Syphilisverlaufs gewinnen
kann und dessen Material einschlägiger Fälle zu klein ist. Wir
müssen hier verschiedene Menschenklassen unterscheiden: 1. Männer
i der Jugend und im kräftigen Alter, 2. Frauen, 3. ältere Leute,
verschiedener Stärke sein.
Um so mehr ist dies der Fall,
Trotz des klaren \'
Kinder. Für alle diese Kategorien muß die Behandlung von
Die häufigste dieser Klassen ist die erste, die kräftigen jungen
Männer. Ein kräftiger Mann verträgt die stärkste Kur und sie
muß ihm, da die Behandlung det Syphilis nie kräftig genug sein
kann, auch zugemutet werden. Die jetzt übliche Behandlung (erste
Kur), wie man sie in der Praxis am häufigsten antrifft, gestaltet
. sich meist folgendermaßen: Es wird eine Schmierkur mit Unguentum
cinereum 3,0 bis 4,0 bis 5,0 g gemacht, oder eine Spritzkur mit
folgender Anordnung, wobei das Salvarsan bei beiden Kuren an
‚dieselbe Stelle kommt. | Br
1. Tag 1. unlösliche Injektion 0,05 (Hg-Salicylicum)
3. „ 2. 1,0 g derselben Emulsion = 0,1 ` |
ö&, „ Neosalv. dos, III |
919
um so sicherer, je stärkere Hg-Kuren verwendet werden können. .
920
8. Tag 3. Hg-Spritze 1,0
ii. „ 4. Hg-Spritze 1,0
14. „ Neosalv. dos. III _
17. „ 5. Hg-Spritze 1,0
20. „ 6. Hg-Spritze 1,0
23. „ Neosalv. dos. III
26. „ 7. Hg-Spritze 1,0
29. „ 8. Hg-Spritze 1,0.
Diese Kur kann nicht’ als besonders stark gelten; weder was
das Quecksilberpräparat, noch was den Salvarsangehalt betrifft.
Außerdem ist sie durch die Anwendungsform. des Salvarsans ge-
fährlich.
Was das Quecksilber betrifft, so ist Hg-Salieylicum zwar das
wenigst durch Schmerzen belästigende und deshalb gebräuchlichste,
aber es ist auch das schwächste aller sogenannten ungelösten
Hg-Salze. Es macht die meisten Nebenerscheinungen, die nicht
dem Hg-Gehalt, sondern der Zusammensetzung des Salzes zuzu-
schreiben sind: Fiebersteigerung, namentlich nach der ersten Spritze;
Magendarmstörungen in Form allgemeinen Unwohlseins (nicht als
Durchfall, wie er bei der akuten Hg-Intoxikation gewöhnlich ist) —
hierzu kommen Reizwirkungen auf die syphilitischen Eruptionen
(Herxheimersche Reaktion), die auf seinen rapiden Durchgang
durch den Körper zu beziehen sind. — Es wirkt am wenigsten
lange vor Rezidiven behütend. Aber es ist, wie gesagt, das schmerz-
loseste und in der Praxis beliebteste. Viel besser wirken Hg-
Thymolacetat und Kalomel. Ihre Ausscheidung geht langsam vor
‚sich, die schlagartige Reizwirkung des Hg-Salicylicums fehlt bei
ihnen. Aber sie sind recht schmerzhaft, das Kalomel ganz be-
sonders, und selten gelingt es, eine Kalomelkur mit acht-bis zehn
0,1-Gaben ohne Unterbrechung durchzuführen. Seiner geringen
Schmerzhaftigkeitwegen wird diesen Mitteln dasO]. cinereum (Mercinol,
Mercuriolöl) vorgezogen, es wirkt auch therapeutisch außerordent-
lich stark. Trotz dieses Vorzugs ist es kein Mittel für den all-
‚gemeinen Gebrauch, denn die Hg-Intoxikationen sind bei ihm sehr
häufig. Schwere monatelang dauernde Stomatitiden können noch
Wochen nach dem Ende der Kur auftreten, schwere Enteritis und
blutige Kolitis kommen vor, die den Kranken mindestens sehr
schwächen, wenn nicht geradezu sein Leben gefährden. Trotz
dieser Nachteile würde ich, wenn Quecksilber verwendet werden
muß, doch zum Gebrauch dieser stark wirkenden Mittel lieber als
zu denen des Salieyl-Hg raten.
Was das Salvarsan betrifft, so glaube ich nach meinen
Erfahrungen nicht zu viel zu sagen, wenn ich behaupte, daß drei
massive Dosen, wie oben angeführt, für gefährlich zu halten sind.
Das Salvarsan wird meistens in der Form des Neosalvarsans an-
gewandt, das eine bequeme Handhabung (einfache Auflösung in
frischabgekochtem Wasser, Gesamtmenge 2—10 ccm) gestattet.
Die Manipulation mit dem Salvarsannatrium ist fast ebenso bequem,
nur muß die angewandte Wassermenge doch besser 10—30 cem
betragen; das alte Salvarsan ist durch seine Schwerlöslichkeit, die
Notwendigkeit der Neutralisierung mit Natronlauge und die Not-
wendigkeit, etwa 10 ccm auf 0,1 zu verwenden, schwerer zu hand-
haben. Ob das Silbersalvarsan, das am besten in 50 cem Wasser
aufgelöst wird, das Neosalvarsan verdrängen wird, ist noch nicht
festzustellen.
noch die üblichste Anwendungsform.
Weiterhin erscheint mir die Kombination des Salvarsans
gerade mit dem Hg-Salieylicum nicht besonders glücklich aus
folgendem Grunde: Sowohl das Salieylquecksilber als auch das
Salvarsan besitzen die Rigentümlichkeit der schlagartigen Wirkung,
das heißt der Reizwirkung (Schwellungswirkung) auf die syphili-
tischen Produkte neben ihrer Heilungswirkung. Diese Kombination
zweier reizenden Substanzen erhöht die Gefahren, die in dieser
Reizwirkung, namentlich im Anfang einer antisyphilitischen Kur
liegen. Wir bezeichnen sie als Herxheimersche Reaktion. Die
Reizwirkung liegt im Anfang der Kur, weil da noch am meisten
reaktionsfähige Stoffe schwellungsbereit vorhanden sind. Späterhin
hat sie kaum mehr eine Bedeutung. So unwichtig sie für die Haut-
erscheinungen der Syphilis ist, so gefährlich ist sie beim Sitz
syphilitischer Reaktion in inneren Organen wie Leber, Nervensystem,
Herz. Im weiteren Verlauf der Kur, wenn die syphilitischen
Gewebsveränderungen abgeklungen sind, kommen die Reizerschei-
nungen nicht mehr in Betracht. Im Anfang der Kur sind sie von
der allergrößten Bedeutung und können zu schweren Schädigungen
führen. Viel geeigneter ist deshalb die Kombination des Salvarsans
mit den weniger allgemeinreizenden Quecksilberdarreichungen, der
Schmierkur, der Thymolacetat- und Kalomelkur oder den löslichen
{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
2
Zurzeit ist die frisch hergestellte Neosalvarsanlösung
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14. September
Injektionen. Unter dieser Anschauung würde sich die Behandlung
‚dann folgendermaßen gestalten:
1. Schmierkur, fünf Einreibungen zu 3,0. Hg cinereum (Hg
Resorbin, Hg-Vasenol), Bad am sechsten Tage, fünf Einreibungen °
zu 4,0 Hg. cinereum, Bad, fünf Einreibungen von eventuell 5,0 Hg.
cinereum, falls keine Störungen (Stomatitis, Enteritis, Albuminurie)
eintreten, sonst nùr 4,0 oder weniger, wenn nicht etwa gar eine
Unterbrechung der Kur nötig ist, und weiterhin noch 15 Einreibungen
zu 5 mit 4,0 oder 5,0 Hg. cinereum. Gesamtdauer demnach 36 Tage
(6 + 5 Einreibungen + 6 Badetage). In diesen 36 "Tagen erfolgen
am vierten, siebenten, zehnten usw. Tage Neosalvarsaninjektionen’
von Dosis I, Dosis I, Dosis II, Dosis II, Dosis II und so fort Dosis Ill
oder auf Dosis IV und V steigend, falls keine Störungen irgend-
welcher Art auftreten, also insgesamt zwölf Salvarsanspritzen mit
der Gesamtdosis von mindestens 30 Dosierungen Neosalyarsan
entsprechend 3,0 Salvarsan. Se | |
2, Täglich eine lösliche Injektion von je 1 com Sublimat,
1% Hg eyanat. + 0,3°/, Acoin, Injectio Hirsch (Hg. oxycyanat. mit
Acoin) oder alle drei Tage von Embarin, Arsenohyrgol und ahn-
lichen Präparaten 30 Tage laug, dazwischen jeden dritten Tag
eine Neosalvarsaneinspritzung in der bei der Schmierkur an-
geführten Dosierung und Steigerung, | |
3. Zweimal wöchentlich je eine Injektion von I ccm Hg.
thymolacet. oder Kalomel 10°/, in Ol. Olivarum oder Ol, Amygdal.
dule., im ganzen acht bis zehn, dazwischen jeden dritten Tag die
obengenannte Salvarsanserie, aber so eingestellt, daß an jedem
Tag einer von beiden Eingriffen ausgeführt wird, nur bei besonders
hoher Erträglichkeit .kann wohl auch Neosalvarsan- und Queck-
silbereinspritzung an einem und demselben Tag erfolgen.
4. Wöchentlich einmal je eine Einspritzung von Ol
cinereum (Mercinol 40°, oder Mercuriolöl) 0,25 g — 0,1 Hg, im
ganzen sechs, dann wieder die genannte Salvarsanserie, die hier,
da die Kur länger dauert, auch mit etwas längeren Zwischen-
räumen gegeben werden kann. Während all dieser Behandlung
(mit Ausnahme der -unlöslichen Queksilberemulsionen) wird am
besten noch Jodkali oder eins seiner modernen Ersatzmittel ge-
geben, deren stärkste Jodostarin und Alival, deren mildeste a-
jodin, Jodglidine, Lipojidin und Jodfortan sind. Meistens wird
nach diesen Kuren die positive Wassermannsche Reaktion erloschen
sein. Sollte dies nicht der Fall sein, so müßte eine Reihe von
Salvarsangaben in halbwöchigen Pausen zugegeben werden.
Die hier aufgeführte Syphilisbehandlung stellt wohl die
stärkste Methode medikamentöser Syphilisbehandlung dar. Sie
lückenlos zu erreichen, dürfte das Ziel unserer Wünsche sein, und
ihm müssen wir uns möglichst anzunähern versuchen. Nach
Beendigung der Kur erfolet allmonatlich Kontrolle der Wasser-
mannschen Reaktion, diese bleibt meistens fünf bis sechs Monate
negativ, worauf die Kur, wenn es angeht, in derselben Stärke zu
wiederholen wäre. Oft genügen zwei, manchmal aber erst vier
bis fünf von diesen Kursen, um. eine dauernd negative Wasser
mannsche Reaktion zu erzielen.
Wird das Quecksilber nicht anstandslos ertragen, so geil
die Behandlung. von selbst mehr auf die Salvarsanreihe hinüber.
Dies geschieht sehr häufig. Es ist auch eine Gesamtdosis von
2—4—5 g Salvarsan allein für sich oft ausreichend, das gë
wünschte Ziel zu erreichen. |
Der Grund, Quecksilber, Salvarsan und Jod zu gleicher Zeit
anzuwenden, trotzdem Quecksilber allein und Salvarsan allein
ebenfalls Verschwinden aller Erscheinungen und negative Blut-
reaktion erreichen lassen, ist einerseits die praktische Erfahrung
und die Festhaltung am erprobten Alten, andererseits die Theorie.
Letztere beruht darin, daß wir wissen, daß Quecksilber und sal
varsan die Vernichtung des syphilitischen Virus auf verschiedene
Weise bewirken und daß es auch gewisse Lokalisationen des Vinis
(namentlich in inneren Organen, Gehirn, Leber) gibt, auf yau
das Jod schneller und besser wirkt als die beiden anderen Mittel
Beim Salvarsan scheint die Heilwirkung zum größten Teil m der
Abtötung der Syphilisspirochäten zu liegen, beim Quecksilber 7
diese direkte antiseptische Wirkung nur in viel geringerem M
denkbar, es greift hauptsächlich in einer anderen, aber DIS der
noch nicht sichergestellten Form ein. Der Angriftspunkt ba hl
Mittel sowie des Jods ist vermutlich verschieden. Es warg an
möglich, daß beim Vorgehen mit nur einem einzigen Medikanl“ n
eine Seite der Syphilisgiftwirkung oder einzelne stellen, N ich
Erkrankung festsitzt, unbeeinflußt blieben und trotz der Unmo& ar
keit, die Virushaftung nachzuweisen, die Spirochäten doch we
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Aus dem Reservelazarett Heilstätte Bischofsgrün `
(Leitender Arzt: Dr. H. Brandes).
Beitrag zur Behandlung der Tuberkulose mit dem
Friedmannschen "Mittel.
: wirkten, Da wir Schaden durch die Kombination nicht anrichten,
de kak. soll sie möglichst in jedem Fall benutzt werden. = |
Nun ist die Kur in den oben ausführlich geschilderten
1: B stärksten Formen. aber fast nur für den Fall des kräftigen jungen
nf Enee Mannes ausführbar. 2 Ä
vennii: Für Frauen habe ich mich nie von der generellen Anwen- 5
NE dungsmöglichkeit der ungelösten Hg-Salze oder des Mereinols | i Von u
mm: überzeugen können. Viele Frauen ertragen zwar eine oder auch Dr. Fritz Biermann
lime zwei Kuren mit diesen Mitteln ganz gut, und man wird namentlich (jetzt Assistenzarzt am Stadtkrankenhause Dresden-Friedrichstadt).
en} | nicht zögern, bei besonderer Bösartigkeit oder Hartnäckigkeit der | : u ae BERN:
Tier Eruptionen von den stärksten Anwendungsformen Gebrauch zu $ nn en nn die an en er
inie E a E n a ann aaie Teberkulosemitiel In dea Jahren 1912/14 und. dureh
wa g ich en re 2. = re kan die schönen klinischen Erfolge, welche durch Goepel (Leipzig)
ME ur zu ihrer Veruns ent- En Fe e aure o€ Zl
a schlossen habe. Nach Jahren, wenn die jugendliche Fülle nach- nn nun ich an nen a
J MS „läßt, treffen wir bei Frauen, die mehrere Spritzkuren durchgemacht kaita Oele a. „(aas B e u ee re Se =
p haben, nicht selten unter dem schlaff gewordenen Fettpolster des Soldate ei en ert, laza I 7 san mi i Pai 5 a oa e E |
ms. PoR in höckerige Er nn an Ti 2 Ta goho Privatklinik Aanerer va bekommen Es handelte Pich
gem! che Erinnerun e mit den u r. Jugend ver-. | Ä e | D-
nei "bunden a Loi den und derei Bokan älung darstellen: um Erfolge bei. chirurgischer und Lungentuberkulose, die fast
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ni! Injektionen in vielen Fällen leichter anwendbar. Natürlich ist es
. mögfich, den Kranken zur Übernahme auch der unangenehmsten
Kuren zu bewegen. Immer aber sehe ich, daß es schwer ist, die
Sehr wertvoll für die Beurteilung des Mittels sind natürlich die
Mitteilungen über Fälle, die kereits vor einem und mehreren
I i > Kranken zur Durchführung einer ordentlichen ausreichend langen Jahren | behandelt worden sind. Br PR | :
jmt. Quecksilberkur anzuhalten, wenn sie erst einmal die Behandlung Es sei verwiesen auf anerkennende Veröffentlichungen von
Me mit Salvarsan kennen gelernt haben, und sehe, daß die Kranken Goepel (1), Koelliker (2), Kühne (8), Thun (4), Palmie (5),
ie mehr und mehr auf die Anwendung der reinen Salvarsanbehand- | ,?P® (©, Deuel (7), -Immelmann (8, Charlemont (9),
d ~ lung hindrängen. Man kann zwar auch von dieser mit geringer . Er ae A = "8) - g2), ki ee > de
an Di = ° a / aa x Sr n ili orn ; ön-
en un en und das geschieht in ausreichendem Maße n | niger (17), Bock (18), auf die Übersichtsberichte der Zeitschrift für
g . Bupe osester Weise, zum Teil durch Arzte 1n den Tageszeitungen, Tuberkulose 1914/15 (19), die ungünstigen Mitteilungen von Brau er (20),
ink 7 ‘ die ihr Alter und ihre praktische Erfahrung in die Wagschale | Bandelier-Roepke (21), Strauch und Bingel (22), Wind-
geld werfen. Wenn man nicht vorsichtig vorgeht, sind die Neben- | rath (28), den Artikel zur Abwehr in Sachen des Friedmann-
= ` erscheinungen der Salvarsananwendung wirklich nicht selten sehr | ‚schen Tuberkuloseheilmittels von. Kirchner (4). - en Y B
wm stark. Beim langsamen Ansteigen, Zurückgehen mit der Dosis bei | _ Da durch die mit dem Kriege und Ententefrieden ver-
a © der geringsten Nebenwirkung und häufiger Wiederholung kleiner | knüpften gesundheitlichen Schädigungen die Tuberkulose stark.
wt- Mengen kommt kaum eine nennenswerte Schädigung vor. Wirk- | zugenommen hat, beziehungsweise weiter zunehmen wird, ist: es
zwingende Notwendigkeit, alle neuen Erfahrungen in der Tuber-
kulosebekämpfung möglichst bald zu veröffentlichen, um ein Ur-
teil über den Wert oder Unwert einer Heilmethode zu’ gewinnen.
a Meine Beobachtungen, die dadurch, daß die Patienten vom’
Militärdienst in ihre einzelnen Heimatstaaten entlassen wurden, ab- `
geschlossen beziehungsweise unterbrochen sind, erstrecken sich auf
.87 Fälle. Die Patienten wurden vor sieben bis zehn Monaten be-
handelt und in der Mehrzahl drei bis vier Monate in der Heilstätte, in
Einzelfällen ambulant beobachtet. Durch kürzliche. Einberufung war
Gelegenheit, 14 Fälle sechs bis zehn Monate nach der Impfung selbst,
pss liches Aufblühen blutarmer und magerer Frauen habe ich dagegen ,
15? namentlich nach dem Neosalvarsan so oft gesehen, daß ich — falls
jez beim Salvarsan überhaupt von einer reinen Arsenikwirkung ge- .
0” > sprochen werden kann (was ich bezweifle) — vielmehr diese
an körperliche Erholung als Arsenwirkung ansehen würde, als die oft
nee als Arsenvergiftungen geschilderten Nebenwirkungen, die,
‚ae Zum größten Teil ganz anders zu deuten. sind.
Img} Was die Behandlung älterer Leute betrifft, so ist es bekannt,
pE’ daß die Syphilis vom 40. Jahre an, und mit jedem Jahrzehnt er-
s$ heblich steigend, die Behandlung schwerer macht, Hier setzt bei | nachzuuntersuchen, von zwölf Fällen -liegen die derzeitigen Befunde
pkt frischen Infektionen die allgemeine Schwäche des Organismus und a G A ud ee a a i ne
Ja di Dr on er übrigen Patienten habe ich bis jetzt nichts erfahren. Zur Beurteilung
I Fee Möglichkeit jeden nn an 5 ea dieser letzten Fälle werden demnach nur die Beobachtungen in den
gor - mahnt: T eh ne, en ` poe l pe Get. und | ersten zwei bis drei Monaten nach der Behandlung gewertet. N
ar rzuguc e gleichzeitige ankung Ne Die Versuche mit dem Friedmannschen Mittel setzte
ich zunächst nicht fort, da am hiesigen Krankenhause wegen der
gehäuften Pockenfälle allgemeine Pockenimpfung eingeführt ist,
und nach verschiedenen Publikationen in diesen Fällen. eine
Friedmannsche Impfung bei Tuberkulose kontraindiziert sei. -
Palmie (5) betont, daß zwischen vorausgegangener Pocken-
impfung und der Behandlung nach Friedmann ein größerer
Zeitraum von mindestens zwei Jahren verstreichen söll. Da’nach
neuerer persönlicher Mitteilung Friedmanns eine vorherige
Pockenimpfung kein Gegengrund gegen die Vornahme der Fried-
mann schen Injektion ist, stellte ich neuerdings im Einverständnis
mit Prof. Dr. Arnsperger und unter dessen Aufsicht weitere ä
Untersuchungen an. > . , e ana a N
In der Indikationsstellung zur Friedman n schen Therapie
hielt ich mich im allgemeinen an die Leitlinien, wie siè von
Friedmann und Goepel ausgearbeitet Sind. Um ein Urteil
über die Reaktion der drei verschiedenen Stärken des Mittels zu
gewinnen, wich ich von denselben insofern ab, als ich auch die
Injektion mit Dosis „stark“ subcutan durchführte. Diese Fälle”
waren es vornehmlich, die zur späterhin zu beschreibenden Absce-
- dierung führten. Drei Fälle, die von. vornherein aussichtslos
schienen, wurden entgegen der Friedmann schen Forderung
solaminis causa behandelt, da die Patienten auf Grund von be-
handelten Mitinsassen der Heilstätte geschilderter Besserung drin-
gitt Nervensystems zu größter Vorsicht und zwingt, das Jod mehr in
Benutzung zu nehmen, als es in der Jugend erforderlich ist, mit
ne) kleinen Hg-Dosen vorzugehen, beim Salvarsan auf die allergeringsten
i Reaktionserscheinungen zu achten und die Dosierung nur sehr all-
er mählich zu steigern. Daß das Salvarsan auch hier ‚trotz größten
g’ Leichtsinns völlig störungsfrei wirken kann, ist gar kein Grund, von
“> der unsere ganzen Besprechungen durchziehenden Furcht vor der
‚5 $Sroßen Dosis abzugehen. — | | pe
S = Für die Behandlung der Kinder und speziell der frischen
sg ugenitalen Syphilis der Säuglinge wird das Salvarsan ganz all-
hi ; gemein gelobt. Es kann in Milligrammdosen (0,002—0,015) intra-
a venös (Schädelvenen) bei ausreichender Übung wohl verwendet
" Werden, erfordert aber eine so -geschickte Technik, daß es für die |
ni Verwendung in der allgemeinen Praxis kaum in Betracht kommt.
po Dagegen ist es leicht, das Neosalvarsan in denselben Mengen intra-
4 gi glutäal zu benufzen und es wird nach der Aussage aller Kenner
y hier erstaunlich gut und mit glänzendsten Erfolgen ertragen. Eigene
f Hahrung besitze ich in dieser Frage nicht. Injektionen bei Kindern
H Wie bei Frauen kommen mir immer als Notbehelfe in schweren
7 Fällen vor. Die interne Hg-Therapie hat mir so gute Erfolge ge-
s bracht, daß ich von der Gabe der Protojoduretpulver: täglich
) 0,002 + 1,5 Sacchar. lactis beginnend und bis 0,02 steigend, bisher.
nicht abearansen hi |
pf = gegangen bin. gend darum gebeten hatten. Diese drei Fälle wurden, nicht .als
M nt | Versuche zu helfen aufgefaßt, ERSTER SEN un a
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14. September. ` `° 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.8. u. 921
922
nl :
m i nn nn e
Die Impfungen wurden an der Vorderfläche eines Ober-
schenkels handbreit oberhalb der Kniescheibe subcutan nach der
Goepelschen Impftechnik durchgeführt. Zur intravenösen In-
jektion habe ich mich in keinem Falle wegen der wiederholt be-
schriebenen stürmischen Reaktionserscheinungen entschließen
können, auch wenn ein Durchbruch des erweichten Impfherdes als
sicher bevorgestanden hatte. Nach vorliegenden Veröfientlichungen
ist man jetzt von der intravenösen Nachinjektion fast ganz abge-
kommen (auch Friedmann), zumal sich trotz derselben sehr
häufig eine Abscedierung nicht vermeiden ließ [Baum (25)].
Erwähnenswert ist des letzteren Mitteilung über die direkte Ein-
führung des Mittels in den Krankheitsherd, z. B. mit einer Platin-
öse durch einen Fistelgang bei offener chirurgischer Tuberkulose.
Diese Methodik hat einigermaßen ihre Berechtigung, solange man
in bezug auf Dosierung mit dem Autor, der es als gleichgültig
bezeichnet, welche Menge von Kaltblütertuberkelbacillen einge-
führt werden, übereinstimmt. Etwa erwünschte Berührungs-
wirkung dürfte nicht anhaltend sein, da das Mittel zum großen
Teil sicherlich bald von den Lymphbahnen in den Körper, mit
Sekret durch die Fistel aus dem Körper getragen sein wird. Die
mit Ausnahme von Baum allseitig anerkannte Wichtigkeit der
dem einzelnen Krankheitsfalle anzupassenden Dosierung verbietet
von vornherein diese ungenaue direkte Applikationsmethode. —-
In fast allen von mir beobachteten Fällen war der Impiverlauf
derart, daß im subeutanen Gewebe ein (mitunter zwei) erbsen-
bis mandelkerngroßes derbes Infiltrat nach 2—3—5 mal 24 Stunden
aufgetreten ist. Es finden sich darunter allerlei Zwischenformen.
Rötung der Haut ist öfter sichtbar gewesen. Ein leiser, bren-
nender Schmerz wurde bald nach der Impfung, ein zeitweises
heißes, leicht juckendes Spannungsgefühl nach mehreren Wochen
und Monaten öfter geäußert. In Einzelfällen ist nach Abheilen
des abseedierten Impfdepots durch feine Narbenbildung im sub-
cutanen Gewebe wieder eine derbe Infiltration aufgetreten. Auf
Grund fortdauernder Heilwirkung auch nach erfolgter Abscedierung
wird angenommen, daß nur so viel des Impfdepots durch den
Körper eliminiert wird, als erforderlich ist, um drohenden ana-
phylaktischen Erscheinungen vorzubeugen. Diesen Vorgang selbst
schon als solche zu betrachten, ist nicht angezeigt, da niemals
anaphylaktische Symptome, wie Fieber, Exanthem, Kollaps einher- |
gegangen sind. Es sei hier vorgreifend betont, daß
Heilvorgänge in einer Reihe von Fällen beobachtet
wurden. Am überzeugendsten waren dieselben in den Fällen,
bei denen an der Injektionsstelle zuerst eine etwa kirschkern-
große Infiltration, die allmählich resorbiert wurde, entstanden war.
Fälle, bei denen die Resorption gestört war, was sich in wieder-
holtem -An- und Abschwellen, teilweiser Erweichung des Herdes,
stärkerer Rötung, feiner Fistelbildung aus dem Injektionskanal
und Abscedierung zeigte, schienen in ihrer Heilwirkung gestört,
zumindest verlangsamt. Ob die Vorgänge am Impiherd wirklich
prognostische Bedeutung, etwa im Sinne als Immunitätstiter, ge-
winnen können, bleibt dahingestellt. In einem Falle, der durch
starke Heilungstendenz bald nach der Impfung ausgezeichnet war,
erweichte das Infiltrat und abscedierte. An der Impistelle, so-
wohl in der Cutis als auch im subcutanen Gewebe war zunächst
Gewebsnekrose in Einmarkstückgröße aufgetreten. In der Um-
gebung wurde die Haut mit dem darunterliegenden Gewebe
adhärent, blaurot und leicht unterminiert. Ausgesprochene Knöt-
chen waren nicht feststellbar. Prießnitzumschläge, wie von
Friedmann angegeben, und Salbenverbände vermochten den
einschmelzenden und granulationsbildenden Prozeß nicht aufzu-
halten. In der Annahme, daß es sich um pathogene Wirkung
des Präparates handelte, wurde energische Höhensonnenbestrah-
lung angeordnet mit dem Erfolge, daß rasch eine Vernarbung
eintrat. Irgendwelche weitere Erscheinungen im Impfherd dieses
Falles wurden bis jetzt nicht beobachtet. Eine Erkrankung re-
eionärer Lymphdrüsen ist nie aufgetreten. Es sei hier an die
Westenhöfersche Mitteilung (26) des mikroskopischen Be-
fundes am Impfherde eines mit dem Friedmann schen Mittel
geimpften und bald verstorbenen amerikanischen Arztes erinnert,
bei dem zwischen den Muskelfasern zellreiches junges Narben-
gewebe mit einer Anhäufung epitheloider Zellen und reichlich
Lymphocyten, Langhanssche Riesenzellen und säurefeste Stäb-
chen festgestellt werden konnten. Auch Bandelier (21) nimmt
an, daß durch die Beobachtungen von Bischof, Schmitz
und Fromme (27) die Pathogenität der Friedmannschen Schild-
krötentuberkelbacillen für den Menschen bewiesen sei, Demgegen-
über stehen die beachtenswerten Mitteilungen von Kruse (10),
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
‚daß auf Grund seiner Untersuchungen und umfangreicher Erfah-
rungen Friedmanns nicht der geringste Grund zu der An-
nahme vorliegt, das Friedmannsche Mittel könne bei Warm-
blütern fortschreitende Tuberkulose erzeugen. Durch die Ehr-
liehschen Versuche ist die Unschädlichkeit des Mittels für den
Warmblüter bewiesen; die therapeutische Wirkung bei mit hu-
manen 'Tuberkelbacillen geimpften Versuchstieren konnte jedoch
durch diesen Forscher nicht festgestellt werden. |
herige, noch gleichzeitige beziehungsweise spätere Injektion von
Friedmannkultur konnte irgendeinen Einfluß in prophylaktischer
oder therapeutischer Hinsicht auf den Verlauf der Tuberkulose-
infektion ausüben [Gutachten Ehrlichs nach Kirchner (4)
Die Unschädlichkeit für den Menschen ist nach Kruse dureh
die tausendfache Erfahrung an schutzgeimpften Kindern bestätigt,
tuberkulose konnte wiederholt ein Zurücktreten
nungen festgestellt werden.
Rückenschmerzen, Stechen in Brustbeingegend, Kopfschmerzen;
Weder die vor-
Ein strenges Abwägen der Leistungsfähigkeit des Fried-
mannschen Mittels, der Emulsion avirulenter und atoxischer
Schildkrötenbacillen, die dem Typus humanus homologe Antigene
besitzen sollen, ist in den nun zu schildernden Fällen unmöglich,
da weitere Heilfaktoren, wie systematische Freiluftkuren, Ruhe,
Sonnen- und Höhensonnenbestrahlungen, in Einzelfällen angewandt
wurden; die Ernährung kommt kaum als solcher in Betracht, da
von einer Reichlichkeit nicht gesprochen werden kann.
Die Behandlung mit dem Mittel wurde bei fünf Frühfällen,
elf Fällen mäßig fortgeschrittener und elf Fällen aktiver forige-
schrittener Lungentuberkulose, bei vier Fällen chirurgischer Tuber
kulose kombiniert mit inaktiver Lungentuberkulose, einem Fall
chirurgischer Tuberkulose und fortgeschrittener Lungentuberku-
lose, vier Fällen rein chirurgischer Tuberkulose, einem Fall’von
Lungen- und Bauchfelltuberkulose ausgeführt. Von der Wieder-
gabe der Krankengeschichten muß ich des Raumes wegen ab-
sehen.
werden einzelne kurze Auszüge beigefügt.
Zur Illustrierung meiner Beobachtungen und Epikrisen
Bei Frühfällen und wenig fortgeschrittener aktiver Lungen
toxischer Erschel-
Rein subjektive Beschwerden, mie
Schlaflosigkeit, wurden nicht mehr geäußert.
Schwinden der
Nachtschweiße scheint ein Frühsymptom der Heilwirkung zu sein
Pleuritische Erscheinungen verschwenden mitunter auffallend
rasch. Das Fieber wurde öfter günstig beeinflußt, ging mitunter
rasch und dauernd zurück. i |
Beispiele:
H. H., Müller, 83 Jahre. Eltern früh gestorben, 15
sund. Patient 1903 in Sanatoriumbehandlung wegen Bronchitis un
Lungenspitzenerkrankung; geheilt. September 1915 ins Feld. März
1916 auf Lungenbeobachtungsstation, Tuberkulinkur, Dezember 1910
dienstfähig, September 1918 stärkerer Husten, Auswurf, Stechen Al
rechter Brust- und Rückenseite; 4. November 1918 in Heilstätte mit
folgenden Beschwerden: Atemnot, Mattigkeit, Stechen unter henen
Schulterblättern, Nachtschweiße, Hüstelo und Auswurf. Appetit, Schla
gut. Befund: Körpergröße 1,84 m, Gewicht (folgende Gewichtsangabti
ohne Kleider) 74 kg. Leichte Seiten- und Tiefenverkrümmung der
Wirbelsäule, Schultergürtel hervortretend, Halsdrüsenschwellung. Rechte
Lungenspitze schallverkürzt, verschärftes Ausatmen, trockenes Knister
rasseln. Linke Spitze vorn in Oberschlüsselbeingrube, hinten Hok
erster bis dritter Brustwirbel stärker schallverkürzt, Darüber rauha
Atmen mit verlängertem und verschärftem Ausatmen, vereinzelt tein:
blasige Rasselgeräusche, übrige Lunge frei, Körperwärme subfebril
Auswurf frei von Tuberkelbacillen.
Röntgenogramm: Doppelseitige streifige Hilusspitzentrübung (linke
Spitze mehr wie rechte) mit verbreiterten Hili. Mehrere knötchen:
förmige Schattenflecke. geringe ,
7. November 1918
Geschwister gê-
0.2 cm
ganz schwach subeutan. 14. November 1918 geringe Schmerzen an Impi:
ember 1918 Körpergewicht 77 kg. 26. Januar 1019
Auswurf, keine Nachtschweiße, Appetit, Schla fi:
unverändert, überall Bläschenatmen, keine Nee
kein Husten, kein
Perkussionsbefund
geräusche,
Körpergewicht 81,5 kg. — 25. Juli sehr guter
meinzustand, Temperaturen nie über 37,2°,; zuweilen etwas Au
Voll arbeitsfähig als Müller, ie
beiden Spitzen, rechts ober alb 1
hts hinten oben
rechts hi Tmpistelle E
mit spärlich schleimigem Auswurf
jektiver Befund: Hinten über be
Schlüsselbeins en
vereinzelt
geringe Schallverkürzung;
aktionslos,
Knisterrasseln. Körpergewicht 80,0 kg.
A
Gaffky IV. Friedmann 0,8 ccm schwach subcutan.
—— irn
14. September.
“
Luftwege.
Auswurf, ab und zu Nachtschweiße, Mattigkeit. Objektiver Befund:
` Körpergröße 1,84 m, Gewicht 72 kg. Brustkorb schmal, abgeflacht.
Rechts vorn starke Schallverkürzung bis Schlüsselbein, rechts hinten
-bis Gräte rauhes, im Exspirium verlängertes Atemgeräusch. Über
. linkem Unterlappen Höhe achter bis elfter Brustwirbel Schallverkürzung,
leicht abgeschwächtes Atmen, Knarren, pleuritisches Reiben, Puls be-
schleunigt, labil, Auswurf frei.
l Röntgenogramm: Lungenfelder frei mit Ausnahme geringer Ver-
schleierung rechter Spitze. Verdichtete Hili. Hilusunterlappenbahn
-verbreitert (links mehr denn rechts). Leichte Tropfherzform. Rechts
alter Hilusspitzenherd ohne Aktivität. LinksHilus-
drüsentuberkulose mit Rippenfellentzündung.
Friedmann 0,5 cem schwach subeutan. 15. Januar 1919 gutes
' Allgemeinbefinden, keinerlei Schmerzen, keine Nachtschweiße. Pleu-
ritisches Reiben verschwunden. Übriger Lungenbefund gleichbleibend.
25. Januar 1919: Patient ist beschwerdefrei. Über rechter Spitze gleich-
:bleibender Befund. Schallverkürzung und abgeschwächtes Atmen links
hinten unten nicht mehr feststellbar. An Impfstelle .eine markstück-
große gerötete, nicht fluktierende Stelle. Körpergewicht 76 kg. Fe-
bruar 1919 kein krankhafter Befund. Entlassen.: 21. Juli 1919 gutes
Allgemeinbefinden, kein Husten, kein Auswurf, keine Nachtschweiße,
fieberfrei, arbeitsfähig. Mit Ausnahme von geringer Schallverkürzung
rechter Spitze hinten und in Höhe ersten Brustwirbels und an um-
schriebener Stelle links vom Wirbelsäulenrand Höhe vierten Brust-
‚wirbels bis inneren Schulterblattrand kein krankhafter Befund. Impf-
„ Stelle reaktionslos.
In einem Falle (Heredität positiv) noch nicht ausgehellter Hilus-
drüsentuberkulose mit pleuritischen Erscheinungen
(Befund der Inneren Universitätsklinik Straßburg) wurden dahier
mehrere Wochen lang Schmerzen in Blinddarmgegend geäußert, die
zuerst als Symptom tuberkulöser Lokalorganerkrankung gedeutet
wurden. ‘Da eigentliche Verdauungsstörungen fehlten (Stuhlbefund ohne
Befund), wurde schließlich angenommen, daß es sich um Fernleitung
eines Entzündungsreizes auf sensible Fasern des Nervus vagus oder
phrenicus (?) durch den Krankheitsherd am rechten Hilus oder der Pleura
- handelte. |
| Röntgenogramm: Verbreiterte Hili mit kleinen dichten Schatten-
..leoken. und verbreiterte rechte Hilusunterlappenbahn. 12. September 1918
Friedmann 0,5 ccm ganz schwach.‘ Vier Wochen später keinerlei
‘ Beschwerden. Vor der Impfung reichlich Nachtschweiße, hernach nie-
mals wieder. Gewichtszunahme 6 kg. Impfinfiltrat war sechs Monate lang
feststellbar. 2. August 1919 kein krankhafter Befund. Patient fühlt
sich völlig gesund, ist voll arbeitsfähig. Klinisch geheilt.
In dem folgenden, näher zu beschreibeuden Falle standen
neurasthenische und pleuritische Beschwerden, die wenige Wochen
nach der Impfung völlig verschwanden, im Vordergrund. Dieser
Fall ist als einziger dadurch ausgezeichnet, daß sich die Röntgen-
lumineszenz der kranken Lungenpartie verbessert hat.
J, M., Landwirt, 81 Jahre, Heredität positiv. 17. Lebensjahr
Lungenentzündung. August 1914 ins Feld. August 1915 Lungen-
entzündung. Februar 1918 Husten, Stechen im Rücken und auf der
Brust. Ab 8. Mai 1918 Häöilstättenbehandlung. Stärkere Atemnot,
ziemlich Husten, Auswurf, reichlich Nachtschweiße, Appetit schlecht,
Schlaf unruhig. Objektiver Befund: Körpergröße 1,69 m, Gewicht
62,6,kg, Atembewegungen mäßig, rechte Brustseite zurückbleibend.
Über rechter Spitze vorn, hinten bis zur Gräte und unten Höhe neunten
bis elften Brustwirbels Schallverkürzung. Über der Spitze: hauchendes
Atem, vereinzelt Rasselgeräusche. Rechts hinten unten abgeschwächtes
‘Atmen, sonst ohne Besonderheit. Auswurf eitrig, Tuberkelbacillen
‚saffky IV. 25. Juli 1918 Körpergewicht 61,0 kg. 2. August 1918
Appetit, ‚Schlaf gebessert, sonst gleiche Beschwerden. Über rechter
„itze bis zweiter Rippe, hinten oben bis Gräte Dämpfung, darüber
‚Aauchendes Atmen, feuchte Rasselgeräusche.
Shi 8. Oktober 1918. Röntgenogramm: Rechts massiver Schatten der
pitze bis oberen Rand dritter Rippe. Im übrigen Oberlappen ver-
einzelt, zerstreute kleine Schattenflecke. Rechter Hilus streifig ver-
ao tort: Reiche peribronchitische Strangzeichnung. Rechte Zwerch-.
I Ikuppe nach oben konkav verzogen. Rechtsseitige Ober-
sppentuberkulose infiltrativ-knotig-fibröser Mischform. Pleuri-
tische Verwachsungen. |
Klinisch gleichbleibender Befund.
Auswurf Tuberkelbacillen
19 12. Oktober
nn erbsengroßes derbes Infiltrat. 18. Oktober 1918 vermehrtes Stechen
ren Brustseite und am linken Rippenbogen. Über rechter Spitze
eg Rasselgeräusche vermehrt. Auswurfsmenge vergrößert. 16. De-
An er 1918 Auswurf frei von Tuberkelbacillen (wiederholte Unter-
P Taen): li. Januar 1919 Körpergewicht 70,5 kg, Auswurf frei.
’ Na De 1919 keine Mattigkeit, kein Husten, mäßig Auswurf, keine |-
kulischweiße, Appetit, Schlaf gut. Bei Höhensteigen Kurzatmigkeit,
Tpergewicht 70,5 kg. Auswurf frei. Rechte Brustseite bleibt bei
H. H., Abiturient, 18 Jahre alt, Eltern gesund, einziger Bruder
in Davos wegen Lungentuberkulose. Patient öfter Katarrh der oberen
September 1918 Herzneurose und Bronchitis. Dezember
1918 linksseitige Rippenfellentzündung. 1. Januar 1919 Stechen in
. Herzgegend und linker Brust- und Rückenseite, mäßig Husten, wenig
1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 98
:Atembewegung leicht zurück. Vorn in früher beschriebener Ausdehnung
Schallverkürzung. Rechte Spitze wenig durchatmet. Keine Rassel-
noch bronchitische Geräusche. Rechts hinten neben der Wirbelsäule,
Höhe dritten Brustwirbels, gedehntes, trockenes Knarren. Linke Lunge
frei. Das Röntgenogramm läßt leichte Aufhellung der getrübten Spitze
erkennen. . Im Schirmbild hellt sich die Spitze leicht auf, während
früher nie lufthaltiges Gewebe sichtbar wurde. Nachuntersuchung
stebt aus.
Im Gegensatz zu.den Mitteilungen anderer Beobachter wurden
in mehreren Fällen Herdreaktionen festgestellt. Sie waren aus-
- gezeichnet durch vermehrten Husten und Auswurf, vermehrte
oder überhaupt erstmalig zu hörende Rasselgeräusche, durch Auf-
treten vergrößerter oder früher nicht erkannter Dämpfung, zwei-
mal durch leichte Fiebersteigerung. Auf Grund vorausgegangener
Beobachtungen dieser Krankheitsfälle ist nicht anzunehmen, daß
es sich um spontane, im Krankheitsprozeß beruhende Änderungen
des Krankheitsbildes, sondern um typische Herdreaktionen handelte.
E. B., Fabrikarbeiter, 27 Jahre, Eltern an ‘unbekannter Krank-
heit früh gestorben. Keine Geschwister. 17. Lebensjahr. operative
Entfernung - tuberkulöser Halsdrüsen. August 1914 ins Feld bis
April 1918. Dort plötzlich stärkere Lungenblutungen. Über ver-
rechtem Schulterblätt, häufig Nachtschweiße, Appetit, Schlaf gut. Ob-
jektiver Befund: Körpergröße 1,62 m, Gewicht -61,7 kg. Am Hals kleine
Drüsenschwellungen, links Narben. Über beiden Lungenspitzen Schall-
verkürzung, sonst überall normal lufthaltiger Klopfschall. Über rechter
Lunge Bläschenatmen mit geringem Knacken über der Spitze. Über
linker Spitze verschärftes, verlängertes Ausatmen. Vereinzelt Knarren
.und mäßig über den Oberlappen verstreute, feuchte Rasselgeräusche.
Auswurf eitrig, schleimig, enthält. regelmäßig Tuberkelbacillen (Gaffky V
‚bis II). 7. August 1918 subjektives Befinden und objektiver Befund
unverändert.
Röntgenogramm: Leichte doppelseitige Hilusspitzentrübung. Ver-
mehrte peribronchitische Strangzeichnung mit knötchenförmigen Ein-.
lagerungen. Beiderseitige Oberlappentuberkulose.
Knotig-fibröse Form rechts, knotig-uleeröse Form links. 8. Oktober 1918
Friedmann 0,5 ccm, ganz schwach subeutan. 15. Oktober 1918
Patient fühlt sich matt, zerschlagen: Über linker Spitze und Ober- -
lappen bis zur Höhe vierten Brustwirbels vermehrte Rasselgeräusche,
verschärftes Atmen. Umschriebene Dämpfung in Höhe des dritten
Brustwirbels. ‚Temperatursteigerung bis 38,2. Impfstelle einmarkstück-
groß gerötet, druckempfindlich. 17. Oktober 1918: Patient ist fieberfrei.
asselgeräusche vermindert. Dämpfung zurückgegangen. 9. November
1918 Infiltrat erweicht. 12. November 1918 Impfstelle mit kleiner Öff-
nung durchgebrochen. Es entleert sich mäßig seröse Flüssigkeit.
1. Dezember 1918 Auswurf frei von Tuberkelbacillen. 14. Januar 1019
gutes Allgemeinbefinden, geringe Atembeschwerden, kein Husten,
morgens wenig Auswurf. Keine Nachtschweiße. Appetit, Schlaf gut.
Objektiver Befund: Körpergewicht 62,2 kg, über linker Spitze ganz
geringe Schallverkürzung, leicht verschärftes Atmen, kein Knarren,
keine Rasselgeräusche, Auswurf seit Wochen regelmäßig frei von
Tuberkelbacillen. 18. Juli 1919 Patient ist arbeitsfähig. Befund ent-
spricht dem Entlassungsbefunde.
Ä Weitere Fälle fortgeschrittener Lungentuberkulose blieben zu- ’
nächst unbeeinflußt, dann traten die toxischen Erscheinungen zurück.
Die Auswurfsmenge und der Bacillengehalt wurden geringer, zum
Teil negativ. Diese heilende Einwirkung hat jedoch in der Hälfte
der Fälle nicht angehalten. Der Krankheitsprozeß setzte in
letzteren Fällen erneut ein und ist jetzt aktiver denn vorher.
Beispiele;
P. O., Maurer, 83 Jahre alt, Heredität +. Im 8.,10. und 14. Lebens-
jahre Lungenentzündung.. 1906- Nierenleiden. September 1914 zum
Militär einberufen. November 1914 ins Feld. Februar bis August 1916
Lazarettbebandlung.wegen Lungenspitzenkatarrhs. November 1916 wieder
ins Feld. Februar 1918 Krankmeldung wegen Brustbeschwerden. An-
schließend Lazarettbehandlung. Einweisung in die Heilstätte am 2. Sep-
tember 1918 wegen linksseitiger offener Lungentuberkulose und Rippen-
fellentzündung. 3. September 1918. Subjektives Befinden: Allgemeine
Mattigkeit, starke Kurzatmigkeit. Stechen auf linker Brustseite, mäßiger
Husten, Auswurf. Nachtschweiße. Objektiver Befund: Körpergröße
1,71 m. Gewicht 62,5 kg. Beide Lungenspitzen, links mehr denn
rechts, schallverkürzt, darüber verschärftes und verlängertes Ausatmen.
Über linkem Oberlappen Giemen und Schnurren. Links hinten unten
Höhe achten bis elften Brustwirbels Schallverkürzung, darüber ab-
geschwächtes Atmen, feinblasiges feuchtes Rasseln, Auswurf: Tuberkel-
bacillen wechselnd positiv und negativ. .
l 7. Oktober 1918. Subjektives Befinden gleichbleibend. Über
linkem Unterlappen jetzt mittelblasiges Rasseln, sonst gleichbleibender
Lungenbefund,
Röntgenogramm: Reichlich vom rechten Hilus ausgehende
Schattenstränge. Mehrere im .Oberlappen verstreute miliare Schatten-
flecke. Linke Spitze leicht getrübt. Hilusschatten stark verbreitert
schiedene Lazarette am 27. August 1918 in die Heilstätte. Subjektives -
Befinden: Starke Mattigkeit,- geringe Atembeschwerden, Stechen unter
924
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.37.
mit derben Drüsenschatten. Über den ganzen Unterlappen verbreitet
mäßig dichte Herdschatten von verschiedener Stärke. Rechts-
seitige beginnende Lungentuberkulose, ausge-
dehntere lJinksseitige Lungentuberkulose mit reich-
licher Aussaat von 'Tuberkeln in dem Unterlappen — knotig-fibröser
orm.
9. Oktober 1918. Friedmann 0,3 cem schwach (nach den
Leitlinien wäre ganz schwach angezeigt) subcutan.
17. Oktober 1918. Kirschkerngroßes derbes Infiltrat. Lungen-
befund gleichbleibend. — Beurlaubt für die Dauer von acht Tagen.
Erkrankte am 23. Oktober an Grippe mit linksseitiger Lungenentzündung.
In die Heilstätte am 3. Dezember 1918 zurück.
4. Dezember 1918. Körpergewicht 60,0 kg. Über beiden Spitzen
und links hinten unten Schallverkürzung. Über den Spitzen verlängertes
Ausatmen. Über linker Lungenwurzel und Unterlappen katarrhalische
Geräusche.
An Impfstelle einmarkstückgroßes,
frei von Tuberkelbaeillen. |
23. Januar 1919. Über beiden Lungen keine Nebengeräusche.
12. August 1919. Gutes Allgemeinbefinden. Vollarbeitsfähig als
Maurer und in eigenem landwirtschaftlichen Betrieb. Keine Nacht-
schweiße. Morgens leichter Hustenreiz, vom Kehlkopf ausgehend.
Objektiver Befund: Körpergewicht 60,5 kg. Über beiden Spitzen
und linkem Unterlappen geringe Schallverkürzung. Überall Bläschen-
atmen, über beiden Spitzen leicht verlängertes Ausatmen. Keine Neben-
geräusche. Schirmbild: entspricht dem Röntgenogrammbefund. Kehl-
kopfibefund (durch San.-Rat Dr. Mann): Stimmbänder gerötet, walzen-
förmig verdickt, schließen bei Phonation nicht ganz. Für Tuberkulose
nichts Speeifisches. — Kein Auswurf.
In diesem Falle ist der Heilverlauf unverkennbar.
J. R, Landwirt, 26 Jahre alt, Heredität 0. August 1914 ins
Feld, dreimal verwundet. Im Urlaub Juli 1918 starke Lungenblutung.
Nach Lazarettbehandlung am 17. September 1918 in die Heilstätte.
Subjektives Befinden: Mattigkeit, Stechen im Rücken und Brust beider-
seits, Kurzatmigkeit, ziemlich Husten, mäßig Auswurf, Schlaf schlecht.
Objektiver Befund: Körpergröße 1,82 m, Gewicht 83,0 kg. Rechte
und linke Spitze stärker schallverkürzt, rechts bis zweiten, links bis
dritten. Brustwirbel. Rechts Bläschenatmen, links Bronchovesiculär-
atmen, trockene Rasselgeräusche und Knarren, Auswurf frei von Tu-
berkelbacillen.
Röntgenogramm: Doppelseitige Spitzenhilusflecken. Peribronchiale
Aussaat. — Doppelseitige Oberlappentuberkulose
knotig-fibröser Form. 8. Oktober 1918 Friedmann (0,3 ccm ganz
schwach subeutan. 12. Oktober 1918 Impfstelle gerötet. 15. Oktober
1918 kirschkerngroßes . Infiltrat. 6. November 1918 Körpergewicht
87,7 kg. 22. Januar 1919, Subjektiver Befund: Mäßig Atemnot, Druck-
schmerz auf linker Brustseite und Rücken. Keine Nachtschweiße,
ziemlich viel Auswurf. Objektiver Befund: Körpergewicht 86,0 kg.
Rechter Lungenbefund wie bei der Aufnahme, links geringe Ver-
größerung des schallverkürzten Bezirkes. Verlängertes und verschärites
Ausatmen, feines Knistern bis mittelblasiges Rasseln über Hilusspitzen-
bahn. Impfstelle zeigt derbes, kirschkerngroßes Infiltrat. Reichlich
Auswurf, frei von Tuberkelbacillen. 17. Juli 1919: Vor einigen Wochen
Lungenbluten, jetzt Husten, ziemlich eitrig geballter Auswurf, Mattig-
keit, Schlaflosigkeit, stärkeres Stechen beiderseits. Nachtschweiße.
Objektiver Befund: Körpergewicht 80,0 kg. Über beiden Oberlappen
ausgedehnte Dämpfung, verschärftes bis hauchendes Atmen. Reichlich
fein-, mittel- und großblasige Rasselgeräusche. Schnurren und Giemen.
Ferner: R. Sch., Metallschläger, 31 Jahre. Heredität 0. 1913
Heilstättenbehandlung wegen rechtsseitigen Spitzenkatarrhs. Mai 1915
ins Feld. Oktober 1915 verwundet. -April 1918 Lungenentzündung.
6. September 1918 in die Heilstätte. Subjektives Befinden: Stechen
auf rechter Brustseite. Schulterblattschmerz rechts, starke Mattigkeit,
ab und zu Nachtschweiße, mäßiger Husten und Auswurf. Objektiver
Befund: Körpergröße 1,66 m, Gewicht 56,0 kg. Rechter Oberlappen
bis vierte Rippe stark schallverkürzt, desgleichen rechts hinten, Höhe
- ersten bis dritten Brustwirbels. Darüber rauhes vesicobronchiales
Atmen, ziemlich reichlich, trockene fein- bis mittelblasige Rassel-
geräusche und Knarren. Linke Spitze schallverkürzt, mit verlängertem
und verschärftem Ein- und Ausatmen. Auswurf eitrig, enthält Tuberkel-
bacillen. G. II. 19. September 1918. Körpergewicht 58,0 kg.
9. Oktober 1918. Röntgenogramm: Rechte Spitze bis zweite
Rippe derb getrübt. Durch verbreiterten Strangschatten Verbindung
mit dem verdichteten Hilus. Reichliches peribronchitisches Strangnetz,
mit. mehreren kleinen, zum Teil sehr scharfen Schattenflecken, Linker
Hilus verdichtet. Tuberkulose rechten Oberlappens,
infiltrativ-knotig-fibröser Mischform. Links zweifelhaft,
Subjektives Befinden unverändert. Rechts
Lungenbefund. Linke Lunge ohne Besonderheit. Friedmann
0,3 ccm ganz schwach subeutan. 14. Oktober 1918 an Impistelle
erbsengroßes Infiltrat, druckschmerzhaft. 14. Dezember 1918 Aus-
wurf wiederholt frei von 'Tuberkelbacillen. 16. Januar 1919: Gutes
Allgemeinbefinden, keine Nachtschweiße, Gewicht 57 kg. - Gleich-
teigiges Infiltrat. Auswurf
gleichbleibender
bleibende starke Schallverkürzung über rechtem Oberlappen, verstärktes
Ein- und Ausatmen, Knarren, keine Rasselgeräusche, Auswurf frei von
Tuberkelbaeillen. 18. Juni 1919: Starke Atembeschwerden. Stechen
a Brust beiderseits. Viel Husten und Auswurf, Nachtschweiße, Mattig-
eit.
rechtem Oberlappen ausgedehnte Dämpfung, abgeschwächtes Atmen,
dichtes fein- und mittelblasiges feuchtes Rasseln, ‚das sich auf den
Mittel- und Unterlappen fortsetzt.
verlängertes Ausatmen, mittelblasige Rasselgeräüsche. — Jetzt pneu-
monische Verdichtung rechts, aktive Spitzentuberkulose links. Aus-
wurf reichlich, geballt, enthält wieder Tuberkelbacillen. Körperwärme
erhöht.
lauf, andere fortdauernde Heilungstendenz,
noch die’ Therapie indiziert ist, sondern um Fälle, die unter Nr.2
und 3 des Friedmannschen Leitlinienschemas einzuordnen
sind. Aber selbst schwerere Fälle dürften von der Behandlung
nicht ausgeschlossen werden, wenn das Mittel tatsächlich die
wiederholt beschriebene Unschädlichkeit und überragende Wirk-
samkeit in sich vereint.
vornherein einigermaßen -günstig lautet, ist eine ganze Reihe
von Heilmethoden bekannt.
in der Auswirkung der Heilkräfte diesen gleichstehen, dann mübte
es diesen seiner einfachen Anwendungsart und relativen Billigkeit
wegen vorgezogen werden.
vor allem eine soziale Indikation.
schien es zunächst, als ob der Prozeß stationär bliebe, als ob die
Widerstandskraft des Körpers gesteigert sei.
schlimmerung ein; Komplikationen
Fieber, wurden beobachtet.
werden, daß das Fortschreiten der Krankheitsprozesse nicht den
Eindruck machte, als ob eine Schädigung durch dasselbe vor
liege. Von einem Heilmittel, dem die aussichtsvollsten Perspek-
tiven nachgerühmt wurden, von dem man sagte, die Sehnsucht
warten, daß es auch einmal dort das erreicht, was spontan ohne
Therapie eintreten kann, denn die Tuberkulose kann in jedem
bestritten.“
sich nach vier W
14. September.
Nicht arbeitsfähig. Objektiver Befund: Gewicht 52,0 kg. Über
Linke Spitze stark schallverkürzt,
Andere gleichartige Fälle zeigen ähnlichen ungünstigen Ver-
Es handelt sich hier nicht um Grenzfälle, für die gerade
Für Fälle, bei denen die Prognose von
Sollte das Friedmannsche Mittel
Es bestünde dann für das Heilmittel
Diese Frage ist ungelöst.
In den drei Fällen wenig aussichtsvoller Phthise
Bald trat jedoch Ver-
, wie Hämoptoe, Kehlkopfaffektion, .
Zugunsten des Friedmannschen Mittels muß gesagt
Robert Kochs habe sich in ihm erfüllt, darf man aber er-
Stadium ausheilen. Turban (27): „Daß auch käsig-fibröse Fälle
mit: beträchtlicher Erweichung, mit ausgesprochener Kavernen
bildung, ohne chirurgische Eingriffe noch gänzlich ausheilen können,
wird neuerdings von den pathologischen Anatomen nicht mehr
In vier Fällen chirurgiseher Tuberkulose mit zwe
Frühfällen und zwei Fällen zweifelhafter Lungentuberkulose traten
zunächst Reaktionserscheinungen, wie stärkere ERiterungen, Erweichen
von Drüsenpaketen, auf. Zwei dieser Fälle sind ausgeheilt; im dritten
heilte ein hühnereigroßes Halsdrüsenpaket ab. Es besteht nur no
ein mandelkerngroßer Bindegewebsrest. Neuerdings trat in der Nähe
des abgeheilten Herdes eine kirschgroße derbe Drüse auf, die jetzt
mit Röntgenbestrahlung erfolgreich behandelt wird. Es war die Impi-
wirkung nicht bis zum völlig ausheilenden Prozeß gesteigert. Im
vierten Falle blieb der Krankheitsprozeß stationär. Krankhafte Lungen:
befunde konnten in keinem der Fälle jetzt festgestellt werden.
Ein Fall von Spina ventosa mit multiplen Knochenherden
(15 jähriges Mädchen) blieb unbeeinflußt. Acht Monate nach det
Impfung ist der Befund unverändert. |
© Ein vierjähriges. Kind (Heredität +) kam im Januar 1919 wegen
Mittelhandknochentuberkulose mit Fistel nach dem Hand:
rücken zur Behandlung. Friedmann 0,5 cem stark subcçutan.
Es bestand damals kein Anzeichen weiterer tuberkulöser Erkrankung.
Zunächst wachsendes Kräftegefühl, auffallende Besserung des Appetils.
März: Schwellung linken Ellbogengelenks. April: Drüsensehwellung 1
linker Achselhöhle. Ende Juni: Linksseitige Mittelhandtuberkulose UN’
verändert; fistelnde Ellbogengelenktuberkulose links, allgemeine Drüsen-
schwellungen. Lungenbefund zweifelhaft. In diesen beiden Fällen
vermissen wir jede Heilwirkung; in dem letzten ist vielmehr eilt
deutliche Verschlechterung zu erkennen.
Dezember 1918 kam ein Fall von Bauchfelltuberkul0®°
zur Behandlung. Im Vorjahre in der Heilstätte behandelte Rippenfell
und Lungentuberkulose war als latent oder ausgeheilt beurteilt'word£l:
August 1918: Zunehmendes Dickerwerden des Leibes bis zu 86 cm
Kolikartige Leibschmerzen, ab und zu Durchfälle. Deutliche Undulatio2.
Fieber. 3. Dezember 1918: Friedmann 0,8 oem stark sut
cutan. Gleichzeitig energische Strahlentherapie, Ascites verringern
‚Wochen. Temperaturen bald normal. März 1919: Sen
gutes Allgemeinbefinden. Ende Juni. Subjektives Befinden: Keiner
Beschwerden, nur bei längeren Spaziergängen Schmerzen in untere)
Darmabschnitten. Patient ist als Rekonvaleszent nach Arosa über
wiesen. Objektiver: Befund: Leibumfang 76 em, keine Und un
Lungenbefund: Keine Zeichen aktiven Prozesses. In diesem nn
die oben beschriebene Bestrahlung des jetzt reaktionslosen Impihe
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.. Röntgenstrahlentherapie), da eine überlegene Wirksamkeit der
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t4. September.
erforderlich. Der glänzende Heilerfolg wird vor allem auf die ener-
gische Sonnen-Höhensonnenbestrahlung zurückgeführt.
-Es sei hier nochmals betont, daß die Wirkung des Fried- -
mann schen Mittels in den von mir behandelten Fällen nicht
einwandfrei beurteilt werden kann, da weitere Heilfaktoren eine
Rolle spielten. . | |
~ Der Heilwert bei chirurgischen Tuberkulosen erscheint durch
die zahlreichen veröffentlichten Erfolge bewiesen und hat sich in
‚eigenen Einzelfällen, nicht allgemein, nach meinen Beobachtungen
bestätigt. Doch ist trotz der Erfolge bei chirurgischer Tuber-
kulose vor Optimismus zu warnen. Vor allem sollte man davon
Abstand nehmen, dem Friedmann.schen Mittel jetzt schon
größere Bedeutung denn anderen bewährten therapeutischen
Mitteln zuzusprechen (man vergleiche meine Zuflucht zur Helio-
ebenda 1919, Nr. 26. — 17. Bönniger, ebenda 1916, Nr. 26. — 18. Bo c
.D. m. W. 1919, Nr. 31. — 19, Zschr. f. Tbe, 1914/15. — 20. Brauer, Beitr
z. Klin. d. Tbe. 1914, Bd. 831. — 21. Bandelier-Roepke, Lehrbuch d.
spez. Diag. u. Ther. d. Tbe. — 22. Strauch und Bingel, D. m. W. 1918,
r. 13. — 23, Windrath, M. Kl. 1919, Nr. 6. — 24. Kirchner, D. m. W.
1919, Nr. 29. — 25. Baum, ebenda 1918, Nr, 44. — 26. Westenhöfer,
B. kl. W., 1913, Nr. 27. — 27. Turban, Zschr. f. Tbe., Bd. 26. — 28. Much,
Erg. d. Hyg. — Bakteriologie. Weichhardsche Sammlung 1917, Bd. 2. —
29. Schmidt, M. KI. 1919, Nr. 21. — 30. Kreutzer, D. m. W. 1919, Nr. 32.
-| -e nm nn nr
Aus Prof. Dittrichs gerichtlich-medizinischem Institut der
deutschen Universität in Prag. k
Ein Fall von akuter tödlicher Formalinvergiftung !).
k Von | |
Methode noch nicht bewiesen ist. Jeder chirurgische Tuberkulose- un . ,
Dr. Anton Maria Marx, Assistenten am Institut.
fall bietet ein Problem, das einmal mit der Strahlen-, der Chemo-
therapie, durch die Operation, das andere Mal mit der Therapie .
der zahlreichen aktiven und passiven Immunisierungsmethoden |
gelöst wird, in manchen Fällen sich selbst löst. Ein größeres
Problem bietet jeder Einzelfall der Lungentuberkulose. Bewährte
Heilmethoden stehen uns zur Verfügung — obenan die hygienisch-
diätetische Heilstättenbehandlung, in geeigneten Fällen vervoll-
ständigt durch eine specifische Kur. Ausschlaggebend für den
Erfolg der Tuberkulosebekämpfung ist die frühzeitige Sicherung
der Diagnose. Die Fälle, bei denen die Phthise im Anfangs-
stadium steht, sind für die Phthisiotherapien, ausgenommen die
Kollapstherapie, das eigentliche Feld und- ihnen gegenüber konnten
eine große Anzahl der Mittel ihre volle Wirksamkeit beweisen:
Es macht den Eindruck, als ob auch das Friedmannsche
Mittel in einer Reihe derartiger Phthisen seine Heilwirkung be-
stätigt habe. Doch gestatten die bisher. veröffentlichten Fälle
selten. In der Literatur fand ich im ganzen bloß sieben derartige
Fälle [Andre (1), Klüber (2), "Zorn (8), Gerlach (4,
Levison (5), de Rechter (6) und Potron (7)2)l. Nur in
den Fällen von Levison und de Rechter war der Ausgang
tödlich und es sind dies auch die einzigen Fälle, über die, soweit
mir bekannt, ein Obduktionsbefund vorliegt. Es erscheint des-
halb gerechtfertigt, im nachstehenden über einen weiteren akuten
heit hatte. |
' Am 22. März dieses Jahres wurde von der medizinischen Klinik
des Hofrates v. Jaksch die Leiche einer 27 Jahre alten Frau in unser
Institut eingebracht, welche am 20. März dort aufgenommen worden
war. Laut Erhebungen hatte die Frau am Morgen des 20. März in
Selbstmörderischer Absicht etwa !/, Liter einer Formalinlösung ge-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —.N, 7. we
Nr, 6. — 15. Blumenthal, ebenda 1919, Nr. 26. — 16, Philipsborn =
Akute Vergiftungen mit Formalin sind im allgemeinen recht
tödlichen Fall zu berichten, ‘den ich zu untersuchen Gelegen-
behandelter Lungentuberkulose kein abschließendes Urteil über
dessen Wert.
“ Nach Kraus (12) hat diese Methode von vornherein etwas
ungemein Bestechendes, und schon rein theoretisch ein günstiges
Demgegenüber steht das Muchsche (28)
Es liegt der Verdacht nahe, daß bei den gelungenen
Fällen in dem Impfstoff Tuberkelbacillen waren, die noch nicht
völlig ihrer krankmachenden Kraft beraubt waren und zugleich
mit den krankmachenden auch schutzerzeugende Fähigkeiten be-
saßen. Die neueste Deutung [Schmidt (29)] geht dahin, zum
‚allermindesten einen hochprozentigen, unspecifischen Wirkungs-
komplex als Effekt der Schildkrötentuberkelvaccineinjektion anzu-
Vorurteil für sich.
Mißtrauen.
nehmen (Protoplasmaaktivierung, Proteinkörpertheorie).
. Ich fasse das Ergebnis meiner eigenen Beobachtungen dahin.
zusammen: {
~ In einer Reihe von Fällen verschiedener Tuberkulosen ist
nach der Impfung eine Umstimmung des Krankheitsverlaufes
— Heilungstendenz — klinische Heilung — eingetreten. Es wird
angenommen, daß dies mit der Impfung in ursächlichem Zusammen-
hange steht. Mit bewährten bisherigen Heilmethoden erzielt man
erfahrungsgemäß ähnliche Erfolge,
‘Andere Fälle blieben in ihrem Krankheitsverlauf unbeein-
flußt. Es waren größtenteils Fälle, die noch in der Indikations-
grenze anderer Heilmethoden standen.
Die Unschädlichkeit des Mittels scheint mir bewiesen zu sein.
| Ob diese Therapie vor allem in der Bekämpfung der Lungen-
tuberkulöse einen Fortschritt bedeutet, bedarf erst weiterer Er-
fahrungen.
, Da heilungsfördernde Fähigkeiten des Mittels beobachtet.
Sind, berechtigt und zwingt es zunächst zu einer aktiven Stellung- |.
nahme. Die Art der Abgabe des Mittels ist bedenklich. Es be-
steht die Gefahr, daß dasselbe nur im Kreise gewünschter Thera-
Peuten Verwendung findet. Die Einwendungen von Kreutzer (80)
sind vollberechtigt. Im eigensten Interesse des Mittels liegt es,
wenn eine voreilige Aufrollung der Friedmannschen Tuber-
kulosefrage in der öffentlichen Tagespresse unterbleibt. Zugunsten
Friedm anns wird angenommen, daß er den marktschreie-
tischen Aufsätzen einzelner Tageszeitungen fernsteht.
v.n Literatur: Goepel, D. m. W, 1918, Nr. 6. — M. m. W. 1918,
Nr. 30. — D. Zschr. f Chir. 1918—144, Bd. 1u.2f. — 2. Koelliker,
B. kl, W, 1918, Nr. 7. — 3. Kühne, ‚ebenda 1918, Nr.7. — 4. Thun,
Ther. Mh. 1918, Aprilheft. — 5. Palmie
M. m. W, 1918, Nr. 28. — 7. Deuel, ebenda 1918, Nr. 28. — 8. Immel-
mann, B. kl. W. 1918, Nr. 33. — 9. Charlemont, M. m. W. 1918, Nr. 40.
= 10, e D. m. W. 1918, Nr. E KORET a A
raus, D. m. W. 1918, Nr. 52. — B. kl. W. ‚Ar. 49. —
18. Thoenes, B. kl. 16 r.2. — 14. Tillmanns, ebenda 1919,
bi
D
W. 1919, N
D. m. W. 1918, Nr. 15. — 6. Pape, |
trunken, welche ihr Geliebter, ein kleiner Selcher, mit dem sie im
gemeinsamen Haushalte lebte, zur Desinfektion von Gedärmen ver-
wendete.. Sofort nach Verschlucken der Flüssigkeit verspürte sie ein
Brennen auf der Brust und in der Magengegend; etwa eine viertel
Stunde später trat Erbrechen ein. Nach der zwei: bis drei Stunden
später erfolgten Aufnahme auf die Klinik klagte sie über die gleichen
Beschwerden. Es wurde sofort eine Magenausspülung vorgenommen.
Die Hauptsymptome bestanden in hochgradiger Dyspnöe, Cyanose des
Das Bewußtsein war erhalten. Im weiteren Verlaufe änderte sich das
Bild nicht wesentlich. Trotz Verabreichung aller möglicher Analeptica
(Campher, Coffein, Strophanthin, Kochsalzinfusion) besserte sich der Puls
nicht. Verabreichte Tierkohle wurde erbrochen. Die Diurese war nicht
gestört; die kurz nach der Aufnahme vorgenommene Untersuchung des
Harns auf Zucker, Eiweiß, Indican, Aceton, Acetessigsäure fiel negativ `
aus. Die Temperatur war an den beiden ersten Tagen normal, am
dritten Tage trat nachmittags eine Temperatursteigerung bis 37,8° auf;
um 9'/ Ubr abends des 22. März, also etwa 62 Stunden nach Auf-
nahme des Giftes, trat der Tod ein. |
Bei der Sektion fand sich äußerlich an der Leiche nichts
Auffallendes. Es bestand starke Hyperämie und starkes Ödem des
Gehirns und der Lungen. An der Lungenoberfläche und am
Epikard vereinzelte Ekchymosen. Im Herzen reichliche Blut- und
Speckgerinnsel, der Herzmuskel fest. In der Bauchhöhle fanden
sich etwa 200 ccm eitrigen Exsudates. Leber und Nieren sehr
schlaff, die Leberläppchenzeichnung verwischt, beide Organe hyperämisch.
Die Schleimhaut der Lippen, des Mundbodens und der
Wangen zeigte keihde Veränderungen, die des Rachens und
Kehlkopfeinganges war gerötet, jedoch intakt.
Der Schleimhaut der Speiseröhre hafteten Teilchen er-
brochenen Mageninhaltes an. Sie war von graurötlicher Farbe, trocken
und etwas gerunzelt. Diese Veränderungen waren im oberen Teile
nur schwach ausgesprochen und nahmen gegen den Magen hin 'an
Intensität zu.
Der Magen war etwas. kontrahiert, von außen, insbesondere
im Bereiche der großen Kurvatur und des Pförtners, von grauroter
Farbe und enthielt etwa 100 cem bräunlicher, mit grauweißen Flocken
(abgestoßenen Schleimhautschorfen) untermengter Flüssigkeit. Die
Schleimhaut des Magens war stark gewulstet und auf der Höhe der
Falten in einen grauweißen, krümeligen Schorf verwandelt. Ent-
sprechend der kleinen Kurvatur und in der Gegend knapp oberhalb
des Pylorus waren die Schorfe von ausgesprochen weißer Farbe. Die
Schorfe ließen sich leicht abziehen, die darunterliegenden Schichten
waren graurötlich. Im Bereiche des Fundus fehlte an einzelnen Stellen
die Schleimhaut vollständig. Die Magenwand .war im ganzen verdickt
'und von schwärzlichem Blute durchsetzt, eh
1) Vorgetragen im Verein Deutscher Ärzte in Prag am 16. Mai 1919.
2) Die Arbeit von Potron konnte ich mir leider derzeit nicht
verschaffen, noch auch ein verwendbares Referat über dieselbe finden.
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Gesichts und der Hände und sehr frequentem, kaum fühlbarem Puls. .
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- Hyperämie.
926
Die mikroskopische Untersuchung ergab parenchymatöse
und fettige Degeneration der Leber, parenchymatöse Degeneration
der Nieren mit fleckweiser Nekrose der Epithelzellen der Harn-
kanälchen, insbesondere im Bereiche der Markstrahlen, sowie starke
Der Herzmuskel zeigte keine Veränderungen.
Im untersten Teile des Ösophagus zeigte sich mikroskopisch
an einzelnen Stellen ein Verlust des Schleimhautepithels mit Nekrose
der Tunica propria an dieser Stelle. An anderen Stellen war das
Epithel vollkommen intakt.
Schwere Veränderungen zeigte der M a gen. Das gesamte Deck-
epithel der Magenschleimhaut war nekrotisiert; an zahlreichen Stellen
waren die Magenschläuche in die Nekrose miteinbezogen und stellen-
weise reichte die Nekrose bis an die Muscularis mucosae. Die Sub-
mucosa zeigte ausgedehnte Blutungen und kleinzellige Infiltration, welche
bis knapp unter die'Serosa reichte. Dadurch erschien die Magenwand
in toto verdickt und aufgelockert.
Im Aufstrich vom peritonitischen Exsudat fanden sich
reichliche kurze Ketten grampositiver Kokken.
Die Flüssigkeit, von welcher die Frau getrunken hatte, zeigte ein
milchiges Aussehen und war schon durch ihren intensiv stechenden
charakteristischen Geruch als Formalin zu erkennen. Beim Stehen
. setzte sich ein weißer Bodensatz ab, während die darüber stehende
Flüssigkeit vollkommen klar und farblos wurde. Es handelte sich also
um eine alte Formalinlösung, bei der sich bereits Trioxymethylen ge-
bildet hatte; der Mann gab an, die Flüssigkeit schon ein Jahr in Ge-
brauch zu haben. Die quantitative Untersuchung ergab einen Formalin-
gehalt von 47%.
- Da durch die Untersuchung der Flüssigkeit die Art des ein-
genommenen Giftes festgestellt war, wurde von der chemischen
Untersuchung der Leichenorgane Abstand genommen, um so mehr,
als nach den Erfahrungen, die über die Nachweisbarkeit der
Formiate mitgeteilt sind, es recht zweifelhaft erschien, daß der
Nachweis gelingt. |
So berichten unter Anderen Crespolani (8) und Filippi
und Motolese (9), daß Formalin sich in allen Organen nachweisen
lasse, ebenso konnte auch in dem Falle de Rechters das For-
malin im Mageninhalt, in Zunge, Speiseröhre, Pharynx und in
Spuren auch in der Leber und in den Nieren nachgewiesen werden,
Desgleichen gelang der Nachweis im Herzblut. Fleig (10) hin-
gegen kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu der Ansicht,
daß der größte Teil der Formiate im Körper oxydiert wird. Nach
demselben Autor sollen die per os genommenen Formiate sich im
Darme durch die Einwirkung. der Mikroorganismen zu Kohlensäure
und Wasserstoff zersetzen. Gadamer (11) gibt in seinem Lehr-
buch der Toxikologie die Möglichkeit des Nachweises von Formalin
in den Organen zu, jedoch nur in solchen Fällen, wo die Unter-
suchung ohne Verzug in Angriff genommen wird, da das Form-
aldehyd durch große Massen organischer Stoffe je nach der Natur
dieser mehr oder weniger schnell in schwer oder nicht nachweis-
bare Formen übergeführt wird. In unserem Falle hätte die Unter-
suchung der Organe frühestens 74 Stunden nach Aufnahme des
Giftes und 12 Stunden nach dem Tode vorgenommen werden
können, Die Untersuchung des Mageninhalts hatte, wie voraus-
zusehen war, ein negatives Resultat,
Vergleichen wir nun die pathologischen Veränderungen be-
ziehungsweise den Krankheitsverlauf in unserem Falle mit den in
den eingangs zitierten Mitteilungen enthaltenen Angaben, so finden
sich in mancher Hinsicht Unterschiede. |
Die hauptsächliehsten Veränderungen zeigte in unserem Falle
der Digestionstraktus, insbesondere der Magen, wo es zu einer aus-
gedehnten Nekrose der Schleimhaut mit akut entzündlichen Ver-
änderungen in der Submusosa gekommen war. Der Grad der
Veränderungen glich dem, wie wir ihn sonst bei der Einwirkung
von Ätzgiften zu sehen pflegen. Die Veränderungen in unserem
Falle waren viel hochgradiger, als sie von Levison (5) und
deRechter (6) in den von ihnen beobachteten Fällen beschrieben
wurden. Im Falle Levisons war der Tod 20 Minuten nach
dem Genusse von 30 g 40°/,igen Formalins unter großen Schmerzen,
Cyanose und Herzschwäche eingetreten. Bei der 30 Stunden nach
dem Tode vorgenommenen Obduktion fand er das Blut flüssig
und von dunkelrotbrauner Farbe. Die Schleimhaut der Speiseröhre,
des Magens und des Zwölffingerdarms war schokoladebraun und
hart wie Leder. Ähnlich waren die Veränderungen im Falle
de Rechters. Eine geisteskranke Frau hatte zirka 45 ccm einer
32%0/,igen Formalinlösung auf einen Zug getrunken. Sie erkrankte
sofort unter heftigen Schmerzen und Erbrechen schwärzlicher, mit
Blut untermengter Massen. Der Puls klein, kaum fühlbar; Tod
nach 20 bis 30 Minuten. Bei der Obduktion fiel zunächst die gute
Konservierung der Leiche auf. Die Schleimhaut der Zunge, Wange,
Speiseröhre, des Magens, Duodenums und eines 1 m langen Stückes
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
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des obersten Dünndarms war wie gegerbt, die Wand dieses Teiles
des Digestionstraktus in seiner ganzen Dicke gehärtet. Die be-
troffenen Gewebe hatten lederartige Konsistenz. Sämtliche dem
Magen anliegenden Organe, und zwar Zwerchfell, die Basis der
linken Lunge in einer Dicke von 2 bis 3 mm, die untere Fläche
des linken Leberlappens und der Milz und die vordere Fläche des
Pankreas, waren durch das Formalin gehärtet.
Tommasi-Crudelli (12) hat die anatomischen Verän-
derungen bei Formalinvergiftung experimentell studiert, indem er
einerseits eine Reihe von Tieren mit Formalin (L ccm pro 1kg)
fütterte, andererseits eine Reihe von Tieren Formalindämpfen aus-
setzte. Bei der ersten Reihe trat der Tod sehr bald unter Depression
und Lähmung der. sensuellen und motorischen Sphäre ein: Die
anatomischen Veränderungen waren auf den Magen und Darm
beschränkt und bestanden in Nekrose und Desquamation des be-
kleidenden Schleimhautepithels und in intensiver Hyperämie und `
hämorrhagischer Infiltration der Schleimhaut. Bei der zweiten
Gruppe, bei welcher die Vergiftung durch Inhalation von Formalin-
dämpfen verursacht worden war, trat der Tod zwischen 48 und
72 Stunden ein. Hier fanden sich die schwersten Veränderungen
im Bereiche des Respirationsapparates. Ausgedehnte Nekrose mit
exsudativer Entzündung und diphtheroider Veränderung der Schleim-
haut der gesamten oberen Luftwege und kleinzellige Infiltration
der umgebenden Gewebe; in den Bronchialverzweigungen bis in
die kleinsten Bronchiolen Zeichen einer akuten eitrigen Entzündung
mit Ektasie und Ruptur der Bronchiolen und im Lungenparenchym
stellenweise pneumonische, hämorrhagisch-eitrige Herde.
Der Unterschied im anatomischen Befunde in unserem Falle
gegenüber den Veränderungen im Falle Levisons (5) und dem
deRechters(6) undjenen, welcheTommasi-Crudelli(l2)
bei seinen Tierexperimenten fand, ist durch die “verschiedene
Dauer der Einwirkung des Giftes auf die Magenschleimhaut be-
gründet. Während der FallLevisons und der de Rechters schon
nach 20 beziehungsweise 30 Minuten tödlich endeten und bei den
Tierexperimenten Tommasi-Crudellis der Tod „sehr bald‘
eintrat, vergingen in unserem Falle bis zur Aufnahme der Frau aut
die Klinik und Durchführung der Magenspülung mindestens drel
bis vier Stunden, innerhalb welcher Zeit die trotz des kurz nach
Aufnahme des Giftes eingetretenen Erbrechens immerhin noch
reichliche Menge konzentrierter Formalinlösung auf die Magen-
schleimhaut wirken konnte, und bis zum Eintritt des Todes m
ganzen 62 Stunden. Auch der Umstand, daß das Gift zeitlich
früh, also auf leeren oder fast leeren Magen genommen wurde,
hat die deletäre Wirkung desselben begünstigt. p.
Diese Abhängigkeit der Intensität der Wirkung von der
Dauer der Einwirkung, wie sie in den genannten Fällen zutage
tritt, erklärt sich aus der toxikologischen Wirkung des Form
aldehyds. Formaldehyd wirkt adstringierend und härtet tierisohes
Gewebe unter Koagulation von Eiweiß. Wegen der härtenden,
die Organzellen fixierenden Eigenschaft wird es insbesondere ID
der histologischen Technik zur Konservierung verwendet. Net
dünnte Lösungen von Formalin verändern das Eiweiß nur auf
der Oberfläche, während ihrem tieferen Eindringen der durch die
Eiweißkoagulation gewissermaßen gebildete Schutzwall einen
Widerstand entgegensetzt. Daher findet man auch bei Binlegen
großer Organe in eine verdünnte Formalinlösung die centralen
Partien entweder gar nicht oder nur mangelhaft fixiert. ‚Eine
konzentrierte Lösung vermag bei längerer Einwirkung auch in die
Tiefe einzudringen und führt am Lebenden dann auch In der
Tiefe zu einer Koagulation und schließlich zur Nekrose, der zellen.
Diese nekrotischen Partien erzeugen als Fremdkörper wirkend eime
reaktive Entzündung, welche schließlich zu deren Abstoßung führt.
In dem Falle Levisons und dem de Rechters sowie den
ganz akut verlaufenden Fällen der Versuche Tommasi-Ürl-
dellis hatte das Formaldehyd nur zu einer Härtung der Ge
webe beziehungsweise Nekrose des Deckepithels geführt; für eme
Entzündung und Abstoßung der nekrotischen Partien war die eit
zu kurz,
In unserem Falle hingegen war es bereits ZU Ex
gehender Nekrose und zum Teil zur Abstoßung der Schorfe Br
kommen, es waren also Veränderungen erzeugt worden, a in
sie bei der Einwirkung von Ätzgiften finden. Ein Untersehle he-
der Wirkung des Formaldehyds gegenüber jener der Ätzgifte
steht jedoch darin, daß — wenigstens bei den meisten Atze"
— das Gift einerseits meist rasch auch in die tieferen Gem e
schichten eindringt und da zu Nekrose führt und andererseits
Bildung von Geschwüren eine direkte Folge der ätzenden kung
stanz darstellt, während das Formalin erst bei längerer Binwit
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14. September.
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14 September. — 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... Te i j
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y “und. nur in konzentrierter. Form auf die tieferen. Gewebsschichten. :skopische Untersuchung“ des Leichenblutes in unserem. Falle zeigte, FR a on Fi
} einwirkt- und. die Defektbildung- eine sekundäre Erscheinung in- | das normale Oxyhämoglobinspektrum. . I aL e a N E ai
+ - folge-der durch das Gift verursachten reaktiven Entzündung bildet. | .. Die akute Peritomitis, welche sich in unserem Falle- ^- RE
Neben diesen lokalen Veränderungen fanden sich außerdem: | fand und welche, wie aus-dem Temperaturverlaufe zu entnehmen.. E j u. if: i
» > als Zeichen der Resorption parenchymatöse beziehungsweise fettige | war, erst in den letzten Stunden ante mortem ‘aufgetreten sein. . a oA Aa o
K Degeneration von Leber und Nieren und eine Nekrose der Nieren- | dürfte, ist bei dem Mangel jeglicher anderen Ursache. auf die `` or Be z y,
E epithelien. Dieser Befund. steht im Einklang mit dem von Tom- | schwere Schädigung ‘der Mägenwand, durch-welche die Keime‘ . .. ii pii: i i
ao masi-Crudelli, welcher in seinen Fällen neben Hyperämie | per diapedesin in die Bauchhöhle gelangen. konnten, zurüek- -+ <ie: ae j í
i eine‘ protoplasmatische Schädigung der Epithelzellen der Tubuli. | zuführen. - l = # E E a Bu i po
oE - und in den nicht so ganz akut verlaufenden Fällen von-Vergiftung |- .. Die unmittelbare Ursache -des Todes nach Formalinvergiftung. rl Be
‚durch. Formalindämpfe außerdem eine Desquamation der Zellen | ist‘natürlich je nach der Dauer der Vergiftung verschieden. Tom- Be. rec AEA
; ‚nachweisen konnte. RE: | | ` | massi-Crudelli hält den. Tod für reflektorischer Natur.. Die- ne
G Auch der klinische Verlauf unseres Falles. zeigte Abwei- | akut zum Tode führenden Vergiftungen, -wie-im Falle Levisons, > I Ki
T chungen. von: jenem in den bisher mitgeteilten Fällen. In den | müssen, wohl als: Folge einer cerebralen Schädigung oder. als Aus- - f AERE
Fällen von Klüber (2), Gerlach (4) und Levison (5) stand | druck -einer allgemeinen Shockwirkung angesehen. werden. : In . ar Ai
i im Vordergrunde der. Erscheinungen eine tiefe, an eine- schwere |' protrahierten Fällen käme die, Schädigung der Nieren und die ` ; Piet Hi
; | Alkoholintozikation erinnernde Bewußtlosigkeit, welche sofort nach | dadurch hervorgerufene Anurie, die: gelegentlich. zu Urämie führen | ini pri Al; 2
| Aufnahme’ des Giftes einsetzte. und bis zu 15 Stunden anhielt | könnte, als unmittelbare Todesürsache in Betracht. In unserem >, 74 T Hg ) a
| (Gerlach). Im Falle Zorn (3) war das Bewußtsein zwar er- | Falle war die hochgradige, auf nervöser. Basis beruhende Herz- i ENTER
| halten geblieben, doch. bestanden Schwindelgefühl. und Angstzu- | schwäche die Ursache des Todes, -> œ >. ee a S | Elle Sie
/ stände. Diese Erscheinungen, welche ganz akut. einsetzen und | . Unser Fall zeigt, daß konzentriertes Formalin, per os ge:. ... hi Es
| für eine direkt schädigende Wirkung des Formalins auf das Zen- | nommen, vor allem lokal wirkt. und zu schwerer. Nekrose der a RT:
| - tralnervensystem sprechen, fehlten in unserem Falle. Das Bewußt- | Magenschleimhaut führt und daß es deshalb mit Recht den Ätz- ve BR R,
sein war die ganze Zeit über bis knapp vor dem Tod erhalten und | giften. zuzurechnen ist. Der Unterschied. in seiner Wirkúng gegen- BEN pE i
die Patientin zeigte sich, wie der erste Assistent der Klinik, Pro- | über den anderen Ätzgiften ist nut ein gradueller und die In- ` Fa E, i Hj
fessor Přib ram, dem ich auch die sonstigen Mitteilungen über | tensität abhängig-von der Dauer. der Einwirkung des Giftes. Da- Beer ji
den klinischen Verlauf verdanke, mir mitteilte, sehr erregt und | neben zeigt sich seine Resorptionswirkung durch Degeneration der fr INR J
-. überempfindlich. So mußte eine intravenöse . Kochsalzinfusion | parenchymatösen Organe, insbesondere der Nieren und die direkte _ ` ` + On Ki;
wegen heftiger Weigerung der Patientin unterbleiben. Die hoch- |. Schädigung “des Nervensystems. Eine blutschädigende Wirkung u Be Di
gradige. Herzschwäche und Dyspnöe, die in unserem Falle vom | des Formalins konnten wir nicht feststellen. _ Be RER
Beginn der Erkrankung an das Krankheitsbild beherrschte und | ` Literatur: 1. André, J. de Pharm., Juill. 1899, Ref, Virchow- nie |
auch in den früher mitgeteilten Fällen mehr minder stark ausge- e na n N N T e Dor - m Mk et = a IE: Hi :
sprachen war und welche in unserem Falle durch koin Mitel be- | SEAL NE foon. Joran met a nee Ss SEAR oetan O
a onnte, . CK ; Ee | A. int. de med. legale 1914. — 7: Potron, Gaz. méd, Avril 1914 — ee ER RE |
m makroskopisch noch auch mikroskopisch irgendwelche krank- . no z ye p otani po Ga da u er. = , 2 ni ppi ana M J A Le 26; u a = Fipa BSE:
l ä ö - . im., Rei. Chem. Zbl. 1900, II. S. und Virchow-Hirsch, BARUN LP
en gefunden wurden, ASTYoBen Ursprungs 5e ne 1900,- p S. 897. — 10. Fleig, Arch. intern. de Pharmacodya, et de | a iN
u. a ee = Ä 'her., Bd. 17, S. 147—230, Refer. Chem. Zbl. 1908, I. S. 1486. — 11.Gadamer, En TE ES,
ng Ein o Symptom, welches in den Fällen von eo. j ren Toxiko! en a T n i omi maL A rado 1 i A o I PEN Hi
orn un erlach beobachtet wurde und auch in den Lehr- | : a A: „7, 19. RODErt, Lehrb, oX., 2.. Aufl., Bd. 2,- SR
und Handbüchern der- gerichtlichen Medizin und Toxikologie bei | > Hälfte, S 54 i wenkns Tandb. d, äratl. Sachverst-Tätigk, B. 7, 1, rl
der Symptomatologie der. Formalinvergiftung . angeführt. wird | Bd. 1, S. 888. '—- 16. Pahl, Arch. f. exper. Path. u, Pharm., Bd. 31. — ~oo prouba |
[Kob ert (13), Gadamer (il), Erben (14), Wach- 17, Jakobsen, Verh. d. Ges. D. Naturi. u. Ärzte 1904, Bd. 2/2, S.:32 und | "ER ; uf
holz. (15)], die Anurie, fehlte in unserem- Falle. In den oben ar re Bd. 1, S. 695. — 18. Puppe, Vrtlischr. f. gerichtl. M. 1899, . naeh [it
zitierten Fällen. hielt die Anurie. durch 19 beziehungsweise 20 | . "7 | Er Ä E | ERS
und 12 Stunden an. | i | : a a en S ORE S z m RE ll
u Die Erklärung für das Auftreten der Anurie ist leieht | Ein Fall von angioneurotischem Ödem nach 2 a: |
eben, wenn man die schwere Schädigung der Nierenzellen be- Zu € SERIES CHR EEE Se dr T E a
rücksichtigt, wie wir sie in unserem Falle efnden haben. Wes- Atophangebrauch. . `, Eh ns I |
halb es trotzdem ‘hier zu keiner Anurie kam, obwohl in den oben P u | Von a OE PAB D ii |
- zitierten Fällen mit Rücksicht auf den ganzen Verlauf die Nieren- Dr. Georg Stiefler, Linz a. D.. ain i
Schädigung nicht so hochgradig gewesen. sein konnte, vermag ich - Ne arzt aoar P n N “fi |
nicht zu erklären. Die Nierenschädigung ist der Ausdruck einer = ee = En Er ns w
direkten Schädigung durch das Gift; zwar nicht durch das Form- . Kürzlich’hatte ich Gelegenheit, in einem Falle von multiplen ee | if |
aldehyd als solches, sondern durch Ameisensäure, zu welcher, | Myalgien auf Grundlage einer üratischen Diathese während der a ER ; RAN
wie unter Anderen Pohl (16) zeigte, das Formaldehyd im Körper | Darreichung von Atophan trophoneurotische Störungen als initiale Poo El, |
oxydiert wird und die bei Formalinvergiftungen im Harn erscheint. | Nebenerscheinungen zu beobachten, die ich in der mir zugäng- SRSSSTEaRN|
=; umereinstimmung mit An der ia 7 r h 5 : in ‚die Unter- | lichen Atophanliteratur nicht erwähnt fand. E e = [i ae |
„ungen Jakobsens (17), der fand, daß bei Fütterung eines | Bei der 49jährigen Frau, einer Neuropathin, traten nach Ge- E EH |
P mit Formalin ein Viertel des verfütterten Formaldehyds brauch geringer Atophandosen (dreimal 0,5 a die) am Aben«l: des pis: an EN 4 |
| irekt in den Harn übergeht, ein Zehntel an Ammoniak zu | zweiten Tages im Verlaufe weniger Stunden: umschriebene ödematöse ne Oz al,
Hexamethylentetramin gebunden ist, der weitaus größte Teil aber.) Schwellungen der 'Augenlider beiderseits und der Oberlippe, im gerin- . SL OE E Bo Ar
der Oxydation zu Ameisensäure und Kohlensäure unterliegt. | geren Grade auch der großen und kleinen Schamlippen auf, verbunden E RRi
Kl a er und Gerlach konnten in ihren Fällen Ameisensäure | mit an Fer en Mi ‚Daununz: Brennen, an ee srl,
Im ahhioas oas i r namentlich am Geschlechtsteil), ohne daß eine wesentliche Verände- Ep E CEH El
Kae kn aaühresen; eine Untersuchung des Harns in unserem | pung dor Parbo der Haut und der Schlelmbäuto tzustlln war Di gli
Fe J $ . S Schwellung der Augenlider und- Oberlippe war so intensiv, daß sie Ä : P casan ASA]
Ir. Ä | ; : „| eine arge Verunstaltung des Gesichts bedingte. Objektive Sensibili- sin
BALL: manchen Autoren wird dem Formalin auch eine blut- | tätsstörungen fehlten. Der ausgeschiedene Harn hatte eine dùnkel- Rte koipua
Schädigende Wirkung zugeschrieben (Kobert, Wachholz, | braunrote Farbe; das Gesamtbefinden der Kranken war nur wenig be- TREE Bu RT
Se dame r) Wachholz bespricht die‘ Formalinvergiftung | einträchtigt, irgendwelche Anzeichen einer Allgemeinintoxikation wie RE EEE
direkt bei den‘Methämoglobin bildenden Giften im Anschluß an | Unwohlsein, erhöhte Pulsfrequenz, Herzklopfen, wie sie Brugsch han an
Ä die Vergiftungen mit Kalium chlorieüm, Nitroglycerin usw. und sagt, fand, fehlten, die Muskelschmerzen hingegen waren wesentlich geringer Biag DEINER
' daß das Formalin in seiner Wirkung auf das Blut dem Hydroxyl- | geworden. Atophan- wurde in derselben Stärke weiter verabreicht und >- Nut ah ai I
amin -oleiche Wir heban i | nach drei Tagen waren die ängioneurotischen Ödeme vollkommen ver- e piiama d
klini ee _ Wir haben in unserem Falle weder durch ‚den schwunden, der weitere Atophangebrauch durch acht Tage. erfolgte TONER Aa
E noch auch durch den un oe ohne jegliche Störung. Als die Kranke nach vierwöchiger Pause neuer- Fyak niger il
nah spu dafür gewonnen, daß das Form eı der - | lieh Atophan in derselben Dosierung zu sich nahm, 'setzten-am zweiten Be 1:2: 14 a ani
; ame per og hämolytisch wirke. In vitro. verwandelt Formaldehyd Tage wiederum die oben beschriebenen Störungen: in gleicher Ausbil- Selrgaellos
| nach P uppe (18)das Hämoglobin des Blutes in Hämatin. Die spektro- | dung, Intensität und Dauer ein. > 0 Lest nn EREE e sr r
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Beim typischen Quinckeschen Ödem fehlen bekanntlich,
“abgesehen von dem lästigen Gefühl der Spannung, subjektive Stö-
rungen; in unserem Falle weisen die vorhandenen Sensationen
des Brennens und Juckens auf eine urticarielle Mitfärbung hin.
Bekanntlich steht ja die Quinckesche Krankheit der Urticaria
zweifellos sehr nahe, von der sie überhaupt nicht vollkommen zu
trennen ist (Cassirer). Das reine Bild des akuten umschrie-
benen Ödems wird im Gegensatz zur Urticaria nach Aufnahme
bestimmter Nahrungsmittel, Medikamente‘ sehr selten beobachtet;
ätiologisch ist von wesentlichem Belange die neuropathische Kon-
stitution, wie diese auch bei unserer Kranken nachweisbar ist. Der
Fall erinnert hinsichtlich des Juckreizes, namentlich des Pruritus’
vulvae an eine Beobachtung Huber-Pestalozzis, der nach
Atophangebrauch Pruritus cutaneus universalis mit urticariellem
scharlachähnlichen Exanthem beobachtete. Bemerkenswert ist in
unserem Falle, daß die angioneurotischen Störungen bereits am
zweiten Tage, also nach relativ geringem Atophangebrauch, einsetzten,
einige Tage anhielten, um dann trotz weiterer Darreichung der-
selben Atophandosis vollkommen zu verschwinden. Daß sie’ als
Nebenerscheinungen -des Atophans aufzufassen sind, beweist ihr
Rezidivieren bei Wiederverabreichung des Atophans nach längerer
Pause; der Umstand aber, daß sie bei fortgesetztem Atophan-
gebrauch verschwanden, zeigt, daß die individuelle Empfindlich-
keit des betreffenden Organismus, beziehungsweise Nervensystems,
gegen die Phenyleinchoninsäure nur rein initiale Erscheinungen
bedingte, die ‘der alsbald folgenden Gewöhnung an das Medika-
ment vollkommen unterlagen. Bemerkenswert ist weiterhin auch
die Lokalisation der Ödeme an Augenlidern, Oberlippe und an
Vulva, an drei anatomisch insofern ähnlichen Regionen, als sie
den Übergang von der Haut in die Schleimhaut innerer Organe
(Augenbindehaut, Mundhöhle, Scheide) gemeinsam haben.
Eine Erklärung der in unserem Falle klinisch festgestellten
neurochemischen Nebenerscheinungen des Atophans finden wir bis
zu einem gewissen Grade in den experimentellen Studien über die
Pharmakologie des Atophans von Starkenstein und Wie-
chowski, die bei verschiedenen Tieren unter Atophanwirknng
leichte Krämpfe und Paresen beobachteten, nach intravenöser Injektion
von Atophan centrale Reizung des Vagus- und Vasomotorencen-
trums mit nachfolgender Herabsetzung der centralen Erregbarkeit,
Miosis am atropinisierten Auge sahen. Nach den Studien Hutters
über die toxische Wirkungsweise des Atophans an Kaltblütern
ist für die Toxizität die Phenylgrupppe am Chinolinkern verant
wortlich zu machen.
Literatur: Brugsch (B. kl. W. 1912, Nr, 34) — R.Cassirer
-Die vasomotorisch-trophischen Neurosen. (Handbuch der Neurolgie, Bd. 5.) —
Huber-Pestalozzi(Korr.Bl.f. Schweizer Ärzte 1915, Nr. 20). — L.Hutter
(Zschr. f. exper. Path. u, Ther. 19. Bd, H. 2.) — E. Starkenstein und
W. Wiechowski (Prag. m. Wschr. 1913, Nr. 3).
Über die Wirkung der Atmungs- und Widerstands-
gymnastik und ihre Indikationen bei chronischen
Herz- und Kreislauistörungen.
| Von
San.-Rat Dr, H. Schmidt, Bad Nauheim, Sanatorium.
Bei jeder Herzmuskelschwäche tritt eine Verlangsamung des
Blutstromes ein. Das langsamer fließende Blut gibt in der Zeit-
'einheit weniger Kohlensäure ab und nimmt weniger Sauerstoff
auf; die Atmung leidet. Das Gasbedürfnis der Gewebe wird ge-
steigert, das der Kranke durch erhöhte Nutzbarmachung der Aus-
gleichsvorrichtungen, über die der Körper verfügt, seines Atmungs-
apparates, zu befriedigen sucht. Während der Gesunde in der
Ruhe nur ein geringes Gaszufuhrbedürfnis hat und mit mäßigen
Blutmengen diesem genügt, muß der Kranke auch in der Ruhe
größere Gasmengen in den Lungen austauschen. Das Herz und
vermehrte Atembewegungen werden hierzu in Anspruch genommen,
das ist in noch höherem Maße bei Bewegung der Fall. Die Kräfte
des Atmungsapparats ermüden infolge gesteigerter Anforderungen
bei Sauerstoffmangel, infolge Erregbarkeitsveränderungen im At-
mungscentrum und aus anderer Ursache. Bei jeder Störung des
Blutumlaufs wird auch mechanisch die kreislauffördernde Wirkung
der Atmung und Zwerchfellbewegung beeinträchtigt. Schon
durch die ersten Grade der Herzschwäche wird das vom Splanch-
nicus versorgte große und weitbare Gefäßgebiet beeinflußt; der
Bauchinhalt wird vermehrt, der Leib vorgewölbt, Meteorismus tritt
auf, das Zwerchfell wird hochgetrieben und in seiner Beweglich-
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1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
stützung des kleinen und großen Kreislaufs.
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keit nach unten gegen den vergrößerten Bauchinhalt beschränkt
Durch den Hochstand des Zwerchfells tritt eine Verkleinerung der
Brusthöhle, Entspannung der Lungen, Verminderung ihrer Re-
traetionskraft und der Atmungsfläche ein. Die Atmung wird da
her erschwert, der Blutdruck im arteriellen System gesteigert und
die Sauerstoffaufnahme vermindert. Der negative Druck in der
Brusthöhle und dadurch seine Saugwirkung” auf den venösen
Kreislauf werden. geringer. Durch die mangelhafte” Zwerchiell-
bewegung aber werden alle Effekte dieser beeinträchtigt, die
Lüftung und Luftfüllung der unteren Lungenteile, die Unter `
Die Bauchgefäße
werden ‚ungenügend leergepumpt, es kommt zur Blutüberfüllung‘
in diesem großen und weitbaren Gefäßgebiet mit seinen Folgen
der arteriellen Anämie im übrigen Gefäßsystem. Vor allem aber
wird die Leber getroffen. Wenckebachs!) Überlegungen ver
danken wir die Erkenntnis von der großen Bedeutung der Zwereh-
felltätigkeit für die Unterstützung des Kreislaufs in der Leber.
Ich zitiere ihn wörtlich: „Wenn man bedenkt, daß bei der Zwerch-
fellbewegung zugleich der Bauchinhalt komprimiert wird, daß un:
mittelbar unter dem Diaphragma die blutreiche Leber liegt und
die großen Lebervenen unmittelbar am Zwerchfell, ganz nahe dem
rechten Vorhof in die Vena cava inferior einmünden, so begreift
man leicht, welche große Bedeutung die tadellose Wirkung dieses
Mechanismus für die Fortbewegung des Blutes aus dem Bauche
zum Herzen haben muß. Die Leber, welche eine große Rolle als
Blutreservoir in physiologischen und pathologischen Zuständen
spielt, wird unmittelbar von der Bewegung des: sie fast ganz ein-
hüllenden Diaphragmas getroffen. Kann man die Leber passend
mit einem blutaufsaugenden Schwamm vergleichen, so ist das
Zwerchfell die Hand, welche den Schwamm ausdrückt.”
Betreffen die Störungen des Blutumlaufs den kleinen Kreis-
lauf und führen in ihm zu Stauungen, so bewirken diese in den
Lungen die Bildung von Bindegewebe und setzen die Beweglich-
keit der Lunge herab; sie wird starrer. Die Alveolen, deren Blut-
gefäße überfüllt sind, erfahren eine Verkleinerung des Binnen-
raumes. Der Luftwechsel, die Lufterneuerung in den Alyeolen,
der Gasaustausch im Blut werden geschädigt. Die in- und ex-
spiratorische Bewegung der Lungen, ihre elastischen Kräfte sind
herabgesetzt und nunmehr auch die Beweglichkeit des Zwerch-
fells nach oben beschränkt, das Ansaugen des Blutes in den
Brustkorb und sein Durchströmen durch die Lungen erschwert:
Und zu der Blutüberfüllung in den Lungen tritt eine Verlang-
samung des Blutstromes hinzu. Durch Verminderung des in der
Norm beträchtlichen Sauerstoffüberschusses im Blut wird dann
noch weiter die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels geschädigt:
Bei Hochstand des Zwerchfells infolge Meteorismus kann sich auch
die Herzform selbst verändern und dadurch die Leistung des
Herzens stören. Man sieht im Röntgenbilde, wie das Herz m die
Höhe getrieben, die Spitze nach oben und außen gerückt ist, 80-
daß es mit seiner Längsachse mehr horizontal und mit breiterer
Fläche auf dem Zwerchfell zu liegen kommt; der Aortabogen wird
dann stärker gekrümmt und gedehnt, gewiß kein gleichgüluger
Zustand für die Herzbewegung und die Blutbeförderung. 50 folgt
ein Schaden aus dem anderen. l
Verfolgen wir röntgenoskopisch die Atmung bei Heiz
kranken, so sehen wir, daß das Zwerchfell stets viel geringel®
Ausschläge macht als bei Gesunden, daß es oft hoch-, seltener
tiefgestellt ist. Bei der großen eirculatorischen Bedeutung, die
gute Atmung und Zwerchfelltätiekeit als Förderer des Kreislauß
haben, werden wir versuchen, beide durch Erhöhung ibret
Leistungen dem schwachen Herzen nutzbar zu machen. Jn der
schwedischen Atmungsgymnastik besitzen wir ein Heilmittel, das
durch Förderung des gestörten Atemmechanismus und der gê-
störten Zwerchfellfunktion wirkt.
Wir lassen den Patienten eine ruhige und vertiefte Bim- und
Ausatmung einüben, die im Beginn nicht hastig und erst m der
Endphase zu verstärken ist, achten darauf, daß sich besonder
das Zwerchfell daran beteiligt, Bauch - Brustatmung. Wahre
der Einatmung wird der Brustkorb des Kranken durch En
Gymnasten gehoben, während der Ausatmung gesenkt, eyentue
wird letztere durch 'Thoraxpressungen noch unterstützt. Oder
wir begleiten Ein- und Ausatmung durch zweckmäßige von Mor
Gymnasten auszuführende Bewegungen der Arme (heben In
') Wenckebach, Über pathologische Beziehungen zwi
Atmung und Kreislauf beim Menschen. (Volkmanns Sammlung
nischer Vorträge, Nr. 140/141.) ` Be
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.- senken, Arme horizontal-, seitwärts-- und zusammenführen, Arme
-. rollen und kreisen) oder durch Bewegungen der Beine (beugen, .
-~ - strecken,. spreizen) und durch solche, die die .Bauchhöble peri-
— odisch komprimieren und erweitern, -und so die großen Venen
© . gegen das Herz bin entleeren helfen (Beuge- und Kreisbewegungen -
~. des Ruinpfes, in liegender Stellung Einatmung, Ausatmung und |
passives Aufwärts- und Vorwärtsbeugen des ‚Oberkörpers, oder.
passives Andrücken der Oberschenkel: bei gebeugten Knien an
die Bauchwand). Durch die vertiefte Einatmung wird die Rück-
Kebr des venösen Blutes zum rechten Herzen erleichtert, und zwar
um so.mehr, je stärker der - Druck in der Brusthöhle durch- die
inspiratorische Ausdehnung und Raumvergrößerung: des Thorax
- herabgesetzt und der Druck. im Bauch durch, Tiefertreten -des
Zwerchfells: gesteigert wird. Die Einatmung bewirkt ein ‚erhöhtes
Zuströmen des Blutes aus der oberen :Hohlader in. das rechte.
‘Herz und ein erhöhtes Ansaugen des Blutes aus den Lebervenen
- ‚in die: untere Hohlader und zum rechten Herzen. Durch Senkung
des Zwerchfells. wird die Lungenspannung. und ihre fördernde
Wirkung auf den Lungenkreislauf vermehrt, die Durchströmung.
.der Lungengefäße gefördert. Der Einatmung folgt eine verstärkte,
auch stoßweise eventuell mit Kompression des Thorax einher-
gehende Ausatmung. Der Bauchinhalt wird vom. Druck entlastet
und bewirkt ein vermehrtes Zuströmen aus dem Gebiet der Pfort-
ader in. die’ Leber hinein und aus den unteren Körpervenen in
Hofbauer!) hat die funktionelle Bedeutung:
die Bauchgefäße.
der Retractionskraft, der Lungen nachgewiesen, die nicht bloß die
. wesentlichste, normalerweise wirksame exspiratorische Kraftquelle,
-sondern auch eine überaus wichtige Hilfskraft der Circulation darstellt;
Außer diesen Wirkungen scheint die verstärkte. Tätigkeit
' des Atmungscentrums die nervösen Apparate des Herzens und
-der Gefäße zu beeinflussen [Paeßler, Romberg?)j]; durch
passive Atembewegungen werden automatisch — ohne Zutun des
'Kranken — aktive Atembewegungen. ausgelöst.- Die Atmungs-
' muskulatur wird gekräftigt und. die muskulären Kräfte: der Bauch-
wand werden zur Förderung des. rückläufigen Blutlaufes heran-
gezogen. Vor allem wird die mangelhafte Zwerchfellfunktion, die
verringerte Contractionsfähigkeit mit ihrem. schädigenden Einfluß
‚auf. die Spannung der Lungen und ihre elastischen. Kräfte und
auf die Förderung des venösen Blutabflusses gebessert; die circu-
latorischen Kräfte der Atmung und Zwerchfellbewegung werden -
geübt und die Vorgänge der Assimilation durch vermehrte Sauer-
stoffzufuhr begünstigt. er
: Die Verordnung von Atmungsgymnastik erfordert genaue
' Überlegung und Beurteilung der im einzelnen Falle bestehenden
Veränderungen; Wir verfahren bei regelrechtem und hohem
Zwerchfellstand mit beschränkter Beweglichkeit anders wie’ bei
Tiefstand desselben, bei Störungen des Blutumlaufs, die vornehm-
lich den kleinen Kreislauf betreffen, anders wie bei .denen des
großen Kreislaufs. Während der Einatmung. soll der Kranke die
Bauchwand locker lassen, um das Niedersteigen des Zwerchfells
zu erleichtern, das den auf seiner Unterfläche lastenden und
durch Stauungen vermehrten Widerstand überwinden muß. Bei
'Stauungen im Leib und Blutdrucksteigerungen dürfen niemals
Rumpfbewegungen ausgeführt werden; wir werden aber die
Bauchmuskelfunktion, welche die Zwerchfelltätigkeit und den ganzen
Atemmechanismus beeinflußt, zu heben. suchen. Ist der Zwerch-
` fellhochstand durch abnorme Gasbildung erzeugt und die schwere
‘Atmung zum Teil auf Starrheit des unteren Brustkorbs zurück-
zuführen, so begünstigen wir die vertiefte Einatmung durh. Brust-
heben, und fördern die saccadierte Ausatmung durch Thorax-
pressungen, Eine zweckmäßige Ernährung, die die Gasbildung
‚und Ausdehnung des Magens und Dickdarms und die oft
bestehende .Obstipation - beseitigt, muß mit dieser Behandlung
Hand in Hand gehen. Zur Vermeidung einer Lungenblähung
wird .die Ausatmung verlängert und in ihrer Endphase verstärkt.
Besondere ‚Aufmersamkeit ist dem Verhalten der rechten Herz-
kammer zu leihen, da eine übermäßige Blutzufuhr zum rechten
Herzen bei bestehender Schwäche desselben Dilatation verursachen
kann;. durch. Förderung der Exspiration, Kompression des Thorax,
:
wird diese vermieden,
Pr Beträchtliche Cireulationsstörungen kommen vor: bei Tief-
‚Stand des. Zwerchfells, wenn das Herz seine Unterlage teilweise .
oder ganz verloren hat. Wenckeba ch hat diese Zustände
o druck 3). Hofbauer, Die circulatorische Funktion. des Thorax-
uckes. (B. kl, W. 1918, Nr. 49.) nn
> Paeßler, Romberg, D. Arch. f. klin. M., Bd. 64.
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atmung dadurch erleichtert.
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die Form einer Birne zeigt (Thorax piriformis) und beim langen,
das Herz noch weiter von seiner Unterlage entfernt und der Kreis-
wird, durch Vertiefung und gleichzeitigen Druck auf die Bauch-
suchen. Durch eine. geeignete. Bandage, die. den. Bauchinhalt
nach oben bebt, sind unter Umständen die Circulationsstörungen
gänzlich zu beseitigen. Bei Tiefstand. des Zwerchfells infolge
Thoraxanomalien: ist dieser‘ durch das- Tiefstehen der unteren
Thoraxapertur verursacht; die Beweglichkeit des, Zwerchfells und- f
seine Pumpwirkung auf die Bauchgefäße sind erhalten. “Die
erreichen, wie die. Brustform noch zu ver-
t :
Ich betone. ausdrücklich, daß diese
wandt. werden kann, weil sie nur geringste Anforderungen an die
Beförderung des Blutes Arbeit ab und hebt seine Ernährung.
wird verbessert. Sie kann teilweise im Liegen, also auch bei
bettlägerigen Patienten, vorgenommen werden und ermöglicht die
feinsten Abstufungen. Das subjektive "Wohlbefinden muß nach
der Übung‘ erhöht sein, der Patient soll sich erleichtert. fühlen.
Es ist zu bedauern, daß diese Behandlung mit Atem-
gymnastik, die mit Massage zu kombinieren ist,. bei uns so wenig:
ausgeübt wird. Unter. 5% der Herzkranken, die teilweise in weit- ``
fortgeschrittenem Stadium zu mir kömmen, kennen diese schonende
Methode. Die Arbeit des Herzens wird durch die deplethorische
Wirkung der Massage erleichtert, der Atmungsapparat zur Kom- |
pensation der. erhöhten. Leistung des Herzens herangezogen, gewiß
eine naturgemäße Behandlung der Herzkrankheiten, die geeignet
ist, noch bei schweren ‚Kreislaufstörungen die Wirkung: einer
Digitaliskur zu erleichtern und zu verstärken. Selbstverständlich | |
dürfen wir bei Herzkranken im Stadium der Dekompensation
andere,. besonders schnell und .exakt wirkende Heilmittel wie
Digitalis nicht vernachlässigen.. Hier kommt es darauf. an, so
schnell wie möglich das Herz, das unter Aufgebot der letzten
Reservekräfte und gegen wachsende Widerstände infolge Ödem-
bildung arbeitet, durch Digitalis wirksam zu unterstützen, während
die mechanische Behandlung über Wochen und Monate fortgesetzt
werden muß, um den durch medikamentöse Therapie erzielten
Erfolg zu einem dauernden zu machen. Seit vielen Jahren wende -
‚ich ‘diese Atemgymnastik in Verbindung mit Nauheimer Bädern `
mit größtem Erfolge an, ohne jemals bei geeigneter Auswahl der
Manipulationen irgendwelche Nachteile gesehen zu haben.“ Wohl
in den meisten größeren Städten Deutschlands gibt es schwedische
Gymnasten und Gymnastinnen, die diese Methode technisch
‘glänzend beherrschen, oder Zanderinstitute, in denen an Apparaten °
die‘ gleichen passiven Muskelbewegungen und Atmungsübungen -
ausgeführt werden können. Es läge im Interesse der Herzkranken,
‘wenn die Ärzte recht häufig von diesen Gebrauch machen würden.
Natürlich müssen die der jeweiligen Leistungsfähigkeit entsprechen-
den Übungen vom behandelnden Arzt genau vorgeschrieben werden.
_ Kontraindiziert ist auch diese einfache Atemgymnastik bei
starker Sklerose der Kranzgefäße, wenn: durch geringste Bewe-
gungen schon stenokardische Anfälle ausgelöst werden, bei großen.
Aneurysmen der Aorta, bei Atmung und Blutumlauf hemmenden
Verwachsungen infolge Mediastino-Perikarditis und bei allen Herz-
‚erkrankungen im letzten Stadium der Kompensationsstörungen.
Eine Erleichterung. der Atmung bedeutet auch ‘die Anwen-
dung der B ru n s schen?) Unterdruckatmung. Die Einatmung wird
durch. Einstellung eines negativen Druckes erschwert, die Aus:
Durch die Luftdruckerniedrigung in
den Lungen wird der venöse Rückfluß des Blutes zum Lungen-.
Innern gefördert, die Tätigkeit des rechten Herzens erleichtert, der
‚gesamte Blutumlauf beschleunigt und vermehrt. ` Ä z
1) 0: Bruns, D. m. W,:1911, Nr.48,
mit ‚ihrer Rückwirkung auf - den Kreislauf beschrieben; ‘sie Ainden Be
sich: beim Hänge- .oder. Tropfenherz mit Enteroptose oder mit. :
. Anomalie des: Brustkorbes, der oben breit und tief, unten schmal .
schmalen Thorax. Bei Herzstörungen durch Enteroptose . werden > >=
wir, da durch ‘die Einatmung infolge Tiefertretens des Zwerchfells , .:..
lauf beeinträchtigt wird, diese verkürzen und die Ausatmung, da © +-
bei dieser das Zwerchfell nicht genügend in die Höhe. getrieben, `- ...
- decken zu` fördern und so das Zwerchfell in die Höhe zu treiben - -
Circulationsstörungen. sind durch die abnorme Lagerung. und. das:
Hängen des Herzens bedingt. Hier ist durch Atmungsgymnastik -
. nur So lange etwas zu
ändern ist. a DE e
j Art der schwedischen .
| Gymnastik von kundigen Händen ausgeführt, auch bei schwereren
. Formen der Insüffizienz des Herzens und des Kreislaufs ange-
Leistungen des Kranken stellt. Sie nimmt dem Herzen in der
Der. mangelhafte Gasaustausch in den Lungen und den Geweben
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E. Albrecht!) hat ein neues Verfahren angegeben, die |
Atmung in noch höherem Maße zur Förderung des Kreislaufes |
heranzuziehen und durch einseitige Druckänderung der Lungen-
luft mit Unter- beziehungsweise Überdruck auf den Kreislauf unter-
stützend einzuwirken und diesen in bestimmter Richtung zu för-
Zunächst wird durch -Ausatmung in verdünnte Luft die
Blutfülle im kleinen Kreislauf erhöht und nach ihrem Eintritt
komprimierte. Luft eingeatmet, wodurch Albrecht das Blut do-
„siert im Sinne des Gefälles nach dem linken Herzen überführen
will. Nach zwei bis drei beeinflußten Atemzügen läßt er ebenso
oft eine normale Atmung ausführen und glaubt durch diesen
Wechsel, indem er nicht kontinuierlich die Atmungsphasen unter
künstlichem Druck hält,. die Strömungsgeschwindigkeit zu unter-
stützen. Das Herz wird entlastet, also unter Schonung des Herzens
der Blutumlauf erhöht, zugleich wird infolge einer besseren Durch-
blutung der Kranzgefäße der Herzmuskel besser ernährt. v. Berg-
mann empfiehlt diese Methode als schonende Frühbehandlung
des Herzens,
Durch Kombination der Atmungsgymnastik mit Massage
vermögen wir ihren Effekt beträchtlich zu steigern. Ihre Anwen-
dung: Streichungen (trockene Massage), durch die infolge mecha-
nischer Wirkung die Funktion des Hautorgans erhöht wird und
die Widerstände an der Körperperipherie behoben werden; Kne-
tungen, durch welche die Muskeln zur Contraction und die Circu-
lation angeregt werden, Erschütterungen und Klopfungen, die eben-
falls die Muskeln zur Contraction bringen, daneben erregend auf
die nervösen Apparate auch der Gefäße wirken. Tiefere Atem-
bewegungen werden ausgelöst, Ermüdungsstoffe mechanisch aus
den Muskeln entfernt. Der Stoffwechsel wird infolge Beschleuni-
gung des Blut- und Lymphstromes erhöht, die Diurese gesteigert;
diese Wirkung ist. nach Bum auf die Einwirkung gewisser Stoffe
aus der Muskulatur in den Kreislauf zurückzuführen. ; Die haupt-
sächlichste Aufgabe der allgemeinen Massage bei Störungen der
Cireulation ist, durch zentripetale Streichungen der Extremitäten
und des Rumpfes, durch Erschütterungen, Klopfungen, Hackungen
und Walkungen den venösen Blut- und Lymphstrom zu beschleu-
nigen und der Stasenwirkung entgegenzutreten, und der Libe-
14. September,
massage, die Bauchmuskulatur zu kräftigen, die Gasexpansion in
Darm zu vermindern, die Ausstoßung der Gase zu erleichtern,
Doch ist- bei plethorischen Zuständen des Unterleibes zu berück-
sichtigen, daß durch diese der vicariierenden Tätigkeit des At-
mungsapparates und des Herzens bereits besondere Leistungen
aufgebürdet werden; auch haben Romberg undHasenfeld!)
nachgewiesen, daß bei der Leibmassage infolge Kompression der-
Bauchgefäße- die Herzarbeit erhöht wird. Wir werden diese also
je nach dem Grade der Herzerkrankung und der bestehenden Ple-
thora in leichter Weise durch Streichungen und wibrierende Be-
wegungen ausführen lassen und. bei Stauungserscheinungen im
Leib ganz verbieten müssen. ‘Von der direkten Beeinflussung der
Herztätigkeit durch Herzmassage, Erschütterungen und Klat-
schungen der Herzgegend habe ich oft Nutzen gesehen; die
Aktion wird kräftiger, der Puls voller, doch sind diese Mani-
pulationen vom Arzt selbst auszuführen. Die-Massage bei Herz-
kranken darf im allgemeinen nur eine leichte sein und von kurzer
Dauer bis zu 30 Minuten. Nach derselben ist unbedingte Ruhe
notwendig; der Patient muß sich erleichtert fühlen; treten Über-
erregbarkeit und Unlustgefühl immer wieder ein, so ist von ihr
Abstand zu nehmen. Diese schonende mechanische Behandlung
ist kontraindiziert bei entzündlichen Zuständen der Venen und
bei Thrombose. i
Bei zunehmender Leistungsfähigkeit lasse ich durch die Hand
des Gymnasten leichte Widerstände einschalten unter Benutzung
der gleichen Übungen und unter Zunahme -von aktiven Bewe-
gungen, die von den Kranken |selbst ausgeführt werden, unter
Entgegenwirkung vorsichtig abzustufender Widerstände von seiten
eines Gymnasten. Z. B. Hand beugen und strecken, Ellbogen
beugen und strecken, Arme horizontal-, seitwärts- und zusammen-
führen, Arme seitwärts heben und senken, Fuß beugen und strecken,
Knie beugen und strecken, Beine seitwärts heben und senken.
Die Bewegungen werden gleichmäßig- und langsam und gegen
einen genügend kräftigen, dem jeweiligen Zustand‘ entsprechenden
Widerstand ausgeführt, der diese reguliert, aber nicht hemmt.
Die gleichen Bewegungen werden auch an den bekannten Herz-
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und Zanderapparaten geübt. (Schluß Tolgt)
Referatenteil.
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif, Berlin.
Sammelreierate.
an den Wirbeln, dem Ellbogengelenke (freie Gelenkkörper), den
Handwurzel-und Fingergelenken, im Hüftgelenke (Pfannenwanderung,
Deformationen des Femurkopfes), der Kniescheibe, den Fußwwzel-
knochen (an der oberen Kante des Talus und Naviculare spitze
Ausziehungen, klaffende Spalte zwischen diesen Knochen sowie
zwischen Calcaneus und Cuboid, Plattfuß), Mittelfußknochen (Hallux
valgus). Grundlegende Unterschiede zwischen den Röntgenbefunden
der echten Gicht und der Osteoarthritis deformans gibt es nach
Krebs nicht. Die vorgeschrittenen Fälle der primären und
sekundären, der gonorrhoischen, luetischen' und tuberkulösen Ar-
thritiden sind von jenen der Osteoarthritis deformans im Röntgenbilde
oft kaum zu unterscheiden. (XXV, 4.) Be.
'E.Fraenkel untersuchte sieben Fälle von Periostitls
hyperplastica (Östeo-arthropathie hypertrophiante pneumigue)
radiographisch und anatomisch. Die Röhrenknochen mit ‚Ausnahme
des Humerus waren in fast gleicher Stärke von der Affektion e
griffen. Vor allem erschienen die Diaphysen, und zwar am meisten
in der Mitte des Schaftes von einer bald mehr, bald wenise!
zusammenhängenden, meist nicht übermäßig dicken, wenig harten,
neugebildeten Knocheneinlage überzogen. Die Gelenkenden waren
stets frei. Fast immer fanden sich auch Trommelschlägelingt!
ohne radiologisch nachweisbare Skelettveränderungen. Besonders
die Befunde an Mittelhand- und Mittelfußknochen sind N
monisch, Die Krankheit tritt im Gefolge von Lun 'enkrankhel $
(Bronchiektasien), Herzfehlern und Lungentumoren (Lymphogranu;
matosis praecip. mediastini) auf. (XXV, 5.) En
Im Jahre 1907 beschrieb Stieda einen eigenartige s
Röntgenbefund am Condylus internus remen
im Anschluß an Knieverletzungen, der sich BE
kleiner bis größerer, flacher respektive breiter, rundlich-sit a
förmiger, dem Knochen anliegender, von diesem aber stets er
Schatten von Knochenintensität darstellt, der neben der Mitte ==
inneren Condylusschattens oder am Übergange des Condylus 2 IB
Femurschafte auftritt. Dieser Begleitschatten wurde seither m
Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen.,
Von Prof. Dr. Leopold Freund, Wien.
Die Röntgenbefunde bei Osteoarthritis deformans zeigen nach
Krebs im allgemeinen die Knochen verbreitert, niedriger, osteo-
porotisch und rarefiziert, Zacken- und Sporenbildungen, spitze Aus-
ziehungen der Gelenkecken, Umkrempelungen, Umklammerungen
der Gelenkspalten mit Spangen. Die Gelenkflächen werden aufgerauht,
die Gelenkspalten enger bis zum völligen Verschwinden und Ver-
schmelzen der Knochen miteinander. Neben den produktiven finden
sich auch atrophische und Rinschmelzungsprozesse. Die Osteoarthritis
deformans der Wirbelsäule ergreift in den meisten Fällen nur einige
Wirbel, zumeist jeue des Lendenteiles; sie unterscheidet sich von der
Strümpell-Bechterewschen Krankheit dadurch, daß letztere zumeist
größere Strecken der Wirbelsäule betrifft und nur die kleineren
Wirbelgelenke zu ergreifen pflegt. Krebs beobachtete bei der
Osteoarthritis deformans auch sehr oft in den distalen Gelenkenden
der Knochen kleine kreisrunde Höhlen von scharf konturierten
Rändern umgeben, oft multipel in Wabenform vorkommend, die, wenn
die Cortiealishülle zu dünn wurde, platzten, sodaß nur noch ein nach
außen offen stehender Kreisrest sichtbar blieb, dessen freie Ränder als
scharfe Zacken vorsprangen. Bei Coxa vara wird durch die abnorme
Stellung des Schenkelhalses eine Arthritis deformans herbei-
geführt; andererseits aber wird das bei der Osteoarthritis deformans
in zahlreichen Fällen vorhandene Bild der Coxa vara durch Osteo-
arthritis deformans selbst, beziehungsweise durch die infolge der
Knochenatrophie verringerte Tragfähigkeit der Knochenstruktur im
Übergange vom Schafte zum Halse bedingt. Osteoarthritis des
Kniegelenkes erzeugt charakteristischste Veränderungen an den
Processus intercondyloide. Diese beginnen in die Höhe -zu
wachsen, werden immer spitziger und kippen endlich an der
obersten Spitze um. Sehr charakteristisch sind die Veränderungen
———
1) E, Albrecht, Ther. d. Gegenw. 1912, Nr. 53, 54. 1) Romberg und Hasenfeld, Arch. f. klin. Med. 1897,
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| 14. September. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. : . 00 .. | 0 98i AH k
N Be Literatur vielfach gedeutet, entweder als posttraumatische Ossifikation | und zur - Resorption ' ungeeignet wird. ` Die eingetrockneten, - ab- _ a BE
A BE dan ` va en u ' sAN er FE . ehe.. Eon i ye- , kzi .- T ' T a je ° H dann- AGTU EEK i
in den Weichteilen, Bindegewebsverknöcherung; parostal entstandene- | gekapselten, scholligen,. nekrotischen Massen-inķrustieren sich d BE
kWt. © frakturlose Gallusbildung oder als eine primäre: Knoehenverletzung | mit Kalk infolge von Fettspaltung, wo. Fettsäuren: durch Kohlen- has
kt . mit Absprengung eines Sequesters durch: die Sehne. des Gastro- | säure und Phosphorsäure: ersetzt.werden. Daß die: Umpanzerung z ie Bd hi
zd cnemius, Lig. collaterale inf. oder Sehne des Adductòr magnus. Unter | an der erwähnten Stelle zuerst beginnt, erklärt Müller damit, 5 +i TA 18
ki -Beschreibùng eines einschlägigen Falles entscheidet sich Friedrich. | daß dort der: Ort der: geringsten. Beweglichkeit ist. Neben >- - . =>, T E A 0m)
Be Kautz für die letztere Annahme, da in seinem Falle. durch ver- | der. Herzumpanzerung mit Kalkplatten. fand Müller stets eine Sir
TE schiedene Aufnahmen bei einer bestimmten Strahlenrichtung sich, | Hypertrophie des Herzmuskels („Gegenwehr ‚gegen diese Um-- Bee. Hi
ah. auch der entsprechende Defekt am Condylus feststellen ließ. (XXV, 4.). | panzerung“). Bei einem dieser Fälle fand Müller als erregende `. ..° N K
kk -. ` ` Die typische Luxation des- Kopfes im unteren. Kopfgelenke | Ursache der .Perikarditis Kò c-h sche Bacillen; in: einem anderen ^ .: < ogei ii
Ai (Luxation des-Atlas) mit Abbruch des Epistro- | gelang es, aus dem Herzblute den Streptokokkus veridans seu mitis; . - . Wut
x > pheuszahnes hatR.Kienböck aus Anlaß der-radioloġischen. | in einem dritten, den Schoftt.müllerrschen Streptococeus: zu T n
b -Untersuchung .eines einschlägigen Falles zum Gegenstande der aus- | “züchten. Bei anderen ‚Fällen war. ätiologisch ein Gelenkrheumatis- > ’ [gt
y} ` fühbrlichen Bearbeitung dieses pathologischen Zustandes gemacht. | mus nachzuweisen.. Nach Müller ist die Ätiologie. in dem lang- re WE H
k. (XXVI, 2.) S Er sam wirkenden, aber doch ‘gegen Körperschutzstoffe resistenten | - : EEE SET
1-2 - `,- Wolff beschreibt einen Fall vonangeborenem'’Schuil- | Agens zu suchen. Zur Diagnosenstellung in vivo werden Röntgen- . .. pet
Bo 'terhochstand, mit Drehung der Scapula um die sagittale Achse | durchleuchtungen in verschiedenen Thoraxdarchmessern empfohlen,- > peas niih
I . und hakenförmige Ausziehung des inneren oberen Winkels, ohne | insbesöndere solche, bei denen die Außenseite des rechten Herzens . EEE) 7
i -~ Muskeldefekt. Die Deformität war mit anderen congenitalen Ano- | zur Ansicht gebracht wird. (XXV, 3) ; beata T aee dban pa
ai -malien des- Skelettes kombiniert.. (XXVI; 1.) T Über röntgenologische Methoden der Herzgrößen- -> CHRR H ai
5 Wilhelm Fischer berichtet über sieben Fälle von dor- | begtimmung schreibt G. Hammer.. Derselbe stellt auch? > 0o oiio i |
33 saler Absprengung vom Os triquetrum, die auf rein | neue Normalzahlen für das Orthodiagramm und die Fernaufnahme etz Hl
radioulnaren und auch in schrägen Aufnahmen deutlich zu sehen | auf (XXV, 6), wobei den Befunden an sitzenden Kranken >- Ita yi
waren. Anatomische Überlegungen machen es. wahrscheinlich, daß
Ligamentum carpi dorsale zustande kommt. (XXV, 8.) .
5 Röntgenbilder von den geschwellten Knien eines
Bluters ergaben nach Hermann Engels (XXV, 3) folgen-
_ den:Befund: Die. Gelenkenden waren durchsetzt mit vielen erbsen-
großen, unregelmäßigen Aufhellungen, vielfach schlecht konturiert
und mit wolkigen Auflagerungen versehen. Die Unregelmäßigkeit
der Knorpeloberfläche, die Verschmälerung der Gelenkspalte und
Knochenanbildungen werden durch subperiostale und intrakap-
suläre. Auflagerungen von Blut, Organisatien, Resorption des
Knochens an der Oberfläche, Neigung zu Stützgewebsbildung,
Knochrahmenbildung erklärt. | Te D
- In seiner bekannten gediegenen und gründlichen Weise be-
spricht R. Kienböck die-radiologische Lokalisation
von Geschossen im Brustkorbe, wobei insbesondere
die: freien und mitgeteilten Bewegungserscheinungen derselben be-
rücksichtigt werden. (XXV, 4) ` Ä | |
Zehbe gab für das atonische Herz folgendes radiologisches
Symptom an: ‚Während beim normalen Herzen die Inspirationsherz-
‚ achse "der Exspirationsherzachse ganz oder fast. parallel, der
‘ Neigungswinkel, gebildet von der Herzlängsachse und der Senk-
. rechten, für In- wie Exspiration gleich oder fast. gleichbleibt, ebenso
die Herzform in beiden Respirationsphasen gleichbleibt, liegt beim
TEAU OVANA U A LOER Te r A we
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A TTNA SA AU a
schlaffen Herzen das Herz wie. eine formlose Masse, wie ein
i Klumpen Teig auf dem Zwerchfell, seine Längsache bewegt sich
“ aus der früher mehr vertikalen Stellung in eine fast horizontale.
| Die Herzform ist’ gewissermaßen auseinandergegangen, nach rechts
| und links breiter geworden, sie hat sich der Zwerchfellkuppe an-
geschmiegt. Die Ursache findet er in dem Umstande, daß das
schläffe Herz der Hebung des Zwerchfells keinen Widerständ ent-
gegensetzt, sondern wie ein schlechtgefüllter Sack abgeplattet hoch-
‚gehoben: wird. In seinen Nachuntersuchungen an 300 musterungs-
.Pflichtigen Männern kam C. Plaut zu dem Schlusse, daß das
Zehb esche Zeichen zur Untersuchung funktioneller und organisch
"bedingter Herzbeschwerden wertvolle Dienste leistet. Es trifft sehr
häufig mit-dem Auftreten: von systolischen Geräuschen und der Ab-
Schwächung oder dem Verschwinden der zweiten Basistöne nach
Anstrengung zusammen.’ (XXVI, 1.)
_ Bei acht ‚Fällen von pathologisch-anatomisch festgestellten -
‚ Fanzerherzen erhob. E. F. Müller, daß dasselbe zu Leb-
‚zeiten gar keine klinischen Symptome bot, ferner, daß sich die Kalk-
ablagerungen fast stets zunächst im Bereiche der vorderen und
Außenseite der rechten Kammer fanden; diese lagen stets innerhalb
von Verwachsungen der beiden: Herzbeutelblätter, sodaß mit
Sicherheit eine zum mindesten zeitlich vorhergehende Entzündung
des Herzbeutelblattes angenommen werden konnte. Daneben be-.
standen an -anderen Stellen Zeichen frischer' Perikarditis. Erst
Später. griff diese Kalkanlagerung auch auf die Außen- und Hinter-
seite des linken: Herzens über. Der Vorgang der Entstehung,
_ dieser Kalkplatten ist nach Müller ähnlich wie bei der Verkäsung
Ja Tuberkulose und entspricht dem Verhungern der Zellen in den
a Verwachsung der. Perikardblätter entstehenden: Kammern,
‚eren- Wand--mit der narbigen Rückbildung: sehnenfleckartig derb
—
| | besonderer Wert zugeschrieben wird. - -.
en die Absprengung durch Abriß des an der Frakturstelle ansetzenden |
geatmete feinste Kieselfragmente in reaktiver Entzündung. ent-
selnder Dichtigkeit verbreitet, besonders in den Unterlappen.. Das
klinischen Symptome, wenngleich: sie sich durch Röntgenaufnahmen ji h
des. Thorax intra vitam feststellen ließen. (XXV, 5) >00 000. y
. _ DiePneumoconiosis. kann die.verschiedensten Röntgen- er?
bilder geben. Bald erscheint. .sie ‘als. feine .Marmorierung — f PR;
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> Den Röntgenbefund von dem seltenen Falle eines P n eum o-
pyoperikards beschreibt O. A. Rösler. Das Perikard er-
scheint als ein der Herzkontur paralleler Streifen, von diesem Be 22
durch einen auffallend ‚hellen Raum ‘ohne Lungenzeichnung Een
getrennt. An der Spitze des linken Ventrikels etwas Flüssigkeit, .. ' pds
die bei den ungemein lebhaften Herzbewegungen aufspritzt. .Die
Affektion war entständen durch eine tuberkulöse Drüse, die am `
Ösophagus ein Traktionsdivertikel erzeugte. Letzteres vereiterte `~ `
und brach. ins Perikard durch. (XXV, 5.) - T De feii
`. - Bei einer , postdiphtheritischen Schlinglähmung, die radio- ;- "- -fies
skopisch untersucht- wurde, gelangte nach Reiche der ver- a aai
schluckte Kontrastbrei bis tief in die kleinen wait
Bronchien beider Unterlappen, wobei die wandständige Lge- + "425
rung der Breischicht ‘in den großen Luftwegen bis zur Abzweigung .
ihrer in die Oberlappen. führenden Äste allein den sofortigen `’
Erstickungstod verhinderte. Ein reflektorischer Hustenreiz setzte _
so verspätet ein, daß dieses Ereignis überhaupt eintreten konnte. -
Offenbar war die motorische Schlucklähmung von einer tiefen Herab- .
minderung der Reflexerregbarkeit im Kehlkopfe und der Trachea Bere
begleitet. (XXV, 4) E. Mühlmann konnte die Füllung der » Tea
Bronchien mit Bariumsulfatsuppe durch Aspiration bei einem wegen ~ ı au
Ösophaguscarcinom untersuchten Kranken feststellen. (XXV, 1.) |
= Die bei der radiologischen Untersuchung der Lungen in
Erscheinung. tretenden Konkretionen .können herrühren von
Kieselablagerungeninden sogenannten Stein-
hauerlungen, das heißt, dichten Schwielen, die sich um ein- ``
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wickeln. Sekundär kann es in solchen Schwielen auch zu lokalen
Kalkablagerungen kommen. Vom. Röntgenbefunde. der knötchen-
förmigen Tuberkulose und der Chalicosis derselben ist die Stein-
hauerlunge durch die geringere Gleichmäßigkeit der Form ‚und
Verteilung der kleinen Schattenablagerungen unterschieden.‘ Auch -
die Kalkmetastasen in der Lunge bei 'marantischen Zuständen, 3
destruierenden Prozessen am Skelett und ungenügender Nieren- Dar:
funktion geben charakteristische Bilder. In verkalkten Entzündungs- ig
herden der Lunge kommt es häufig zu Knochenbildung; diese - i
treten aber wegen geringer Ausdehnung radioskopisch viel weniger -i
in Erscheinung als primäre Knochenbildungen, die teils als Deals
zusammenhängende größere Herde, teils als knollige Gebilde, teils Da 16
in Form mannigfaltiger Verästelungen vorkommen. Simmonds. ` Ba
hält diese Typen für ätiologisch verschiedene Vorgänge, nicht für.
Intensitätsgrade eines und desselben Prozesses.. Von der ver-
ästelten Knochenbildung in..den:'Lungen beobachtete
er drei Fälle bei Greisen. Sie waren über alle Lappen in wech-
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übrige Lungengewebe bot, abgesehen von.schwieligen Veränderungen,
mäßigem Emphysem und spärlichen Bronchiektasien, keine. Beson-
derheit. Die Knochenverästelungen hatten weder zu den Bronchial-
wegen noch zu den Gefäßen Beziehungen und erzeugten keine
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wie Sagosuppe in einem Anthracosisfalle L. Golin gs (XXV, 6) —,
bald in Form größerer, bis zweifrankstückgroßer, unscharf be-
grenzter Schatten, z.B. an der Lungenbasis, -bisweilen in Bildern,
welche von jenen der Tuberkulose nicht zu unterscheiden sind.
Die Intensität der Schatten ist nicht sehr dicht. |
Die miliare Careinose der Lunge gibt, wie
A. Weil zeigt, ganz ähnliche Röntgenbilder wie die miliare
Tuberkulose. (XXV, 5.)
Der Unterschied zwischen Hernia und Eventratio
diaphragmatica liegt darin, daß das Zwerchfell bei ersterer
einen Defekt hat, durch welchen die Eingeweide in die Brusthöhle
dringen, während es bei der letzteren keinen Defekt hat, sondern,
wenn auch meist erschlafft und verdünnt, die Brust- von der
Bauchhöhle abschließt. In beiden Fällen zeigt das Röntgenbild
eine schmale, bogenförmige Linie, die das obere Lungenfeld von
einer darunterliegenden Aufhellung trennt, welche durch Luft-
ansammlung im. Magen, bisweilen auch im Kolon hervorgerufen
wird. Das Vorkandensein dieser Schattenlinie gestattet nicht die
Entscheidung zwischen Hernia und Eventratio. Differential-
diagnostisch kann manchmal die respiratorische Bewegung dieser
Schattenlinie verwendet werden. Bei Inspiration rückt bei Hernia
der Magen infolge Contraction des Zwerchfells nach abwärts, das
Kolon hingegen, welches den Bruchinhalt bildet, infolge Ansaugung
vom Brustraume und inspiratorischer Steigerung des negativen
Druckes nach oben. Das Verhalten der Schattenlinie bei Phrenicus-
reizung ist nicht charakteristisch. Besser verwendbar sind die
radioskopischen Befunde bei verschiedenen Füllungs- und Lage-
verhältnissen des Magens. So kann man bei Eventratio die Kontur
der Magenwand sich unter Umständen von der besagten Schatten-
linie loslösen sehen, während bei der Hernie die verschiedenen
Füllungen nur einen Formwechsel bewirken werden. Ein weiteres
Unterscheidungsmerkmal ist die bei Eventratio manchmal beob-
achtete Verdoppelung der Bogenlinie besonders bei tiefem Inspirium,
die bei Hernie nie vorkommt.
M.Weinberger beschreibt das Röntgenbild der sehr
selten vorkommenden rechtsseitigen Zwerchfellhernie. Klinisch
bestand an der Stelle der Hernie intensive Dämpfung, welche die
Diagnose gegenüber Pleuraschwarte oder Pleuraexsudat nur durch
die gleichzeitige Tympanie des Schalles gestattete, ferner waren
keinerlei Einziehungen, vielmehr eine Vorwölbung des Thorax, sowie
vereinzelte metallische Darmgeräusche nachweisbar. Die Durch-
leuchtung des Thorax ergab einen intensiven, nicht vollkommen
gleichmäßigen Schatten rechts bis zur Höhe der vierten Rippe.
Dieser zeigte lateral unten eine deutliche Aufhellung in der Höhe
des linken Sinus phreno-costalis, ohne daß in: dem darunter gele-
genen fleckigen Schattengebiete die Kontur des rechten Diaphragmas
irgendwie distinkt zu erkennen gewesen wäre. Nach einer Wismut-
mahlzeit ergab sich eine exzessive Gastroptose und nach 24 Stunden
an Stelle vorher geschilderten Schattens im unteren rechten Thorax-
raume bis an die vierte Rippe reichend ein großes Diekdarmkon-
volut. Beim Kontrasteinlauf erstreckten sich die mit Wismut ge-
füllten Därme bis in den ersten Intercostalraum. Sie zeigten das
Phänomen der außerordentlichen Lageverschiebung, durch welches
sich diese falsche von der wahren Hernie und der Eventration
unterschied, da ein Bruchsack oder das eventrierte Zwerchfell
niemals den Därmen so große Lageexkursionen gestattet hätte.
(XXV, 5.) Auch Aßmann beobachtete einen Fall von hoch-
sradiger akquirierter Zwerchfellhernie. (XXVI, 1.)
Entgegen der herrschenden Anschauung, daß markig ge-
schwellte Hilusdrüsen wenig, schiefrig indurierte oder anthra-
kotische nieht immer, verkäste tuberkulöse gut und verkalkte am
besten in Röntgenaufnahmen zu erkennen sind, ermittelte Cer-
deiras aus dem Vergleiche von Sektionsprotokollen mit Röntgen-
aufnahmen der betreffenden Individuen zu Lebzeiten, daß die
tuberkulösen Drüsen durchaus nicht die stärksten Hilusschatten
geben, daß im Gegenteil weder die Verkäsung noch die einfache
Durchsetzung der Bronchialdrüsen mit 'Tuberkeln, häufig nicht
einmal die Vergrößerung im: Röntgenbilde erkennbar ist. Stauung
der Lunge, Kompression derselben durch Zwerchfellhochstand und
pleuritische Schwarten lassen den Hilusschatten verstärkt er-
scheinen. (XXY, 3.)
Ein von H. Wachtel untersuchter Pyopneumothorax
interlobularis gab folgende radioskopischen Symptome: 1. Die
interne Begrenzung des dem rechten Mittellappen entsprechenden
bandförmigen Schattens zeigte alle Zeichen (Verlauf dem Inter-
lobulärspalt entsprechend, typische Schattenänderungen bei ver-
schiedenen Durchleuchtungsrichtungen) eines interlobulären Er-
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
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14. September.
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gusses. 2. Der Schatten des Ergusses reichte beim sagittalen Durch-
leuchten im Stehen nur an seiner tiefsten Stelle vom Mediastinum-
schatten bis zur Seitenkontur des. Brustkorbes. 3. Die obere
Begrenzung des Schattens war ‚horizontal und zeigte das Symptom
` der Suecussio Hippokratis, . 4. Derselben saß eine Gasblase auf,
deren oberster Scheitelpunkt mehr der Thoraxwand als dem Me-
diastinum zu gelegen war. (XXVI, 2.) ES E o
Ein erbsengroßer, fast kreisrunder Schatten mit scharfer
schalenförmig verdichteter Kontur am Nierenhilus wurde bei Röntgen-
untersuchung einer unter den klinischen Symptomen linksseitiger
Pyelitis aufgenommenen Patientin festgestellt und von AkeAker-
lund’als Konkrementschatten (Uratstein mit Phosphatearbonat-
schale?) gedeutet. Bei der Operation erwies er sich jedoch als
verkalktes Aneurysma des Art. renalis. (XXV, 6)- SER
Durch neue bioröntgenographische Untersuchungen konnte
Kaestle die Richtigkeit seiner früheren Angabe, daß es keinen
Sphincter antri und kein Antrum gäbe, nur be
stätigen. (XXVI, 2.) | a3
Die persistierende spastische Contractur der großen Kurvatur,
eines der verläßlichsten und häufig das einzige Anzeichen eines
Ulcus der kleinen Kurvatur, kann bei hohem Sitz nach
Ausfüllung des Magens mit der Röntgenmahlzeit außerhalb des
Kontrastschattens fallen und dadurch am Schirm und auf der
Platte unsichtbar bleiben. Durch Lagerung auf «die linke Seite
und eine-leichte Abwärtsneigung des Oberkörpers gelingt es nach
G. Schlesinger, die Kontrastfüllung über die Sanduhrenge hin-
wegzuführen, diese in den Bereich des tiefen Schwermetallschattens
einzulagern -und dadurch zur Darstellung zu bringen. (XXV, &)
Unabhängig von G. Schwarz stellte J. Schütz ein in
verschieden starkem Grade auftretendes, mehr oder weniger tief eim-
schneidendes, nicht ganz regelmäßig in seiner Aufeinanderiolge
sich darstellendes, aus zahlreichen kleinen Zackenbildungen
bestehendes Aussehen der Seitenkontur der großen Magenkurvatur
bei Ulcus ventriculi fest. Nach Schütz handelt es sich
hierbei um kleine spastische respektive hypertonische Einziehungen
entlang dem Verlaufe der großen Kurvatur. Der Sitz des Ulcus
ergibt sich aus der Zähnelung nicht ohne weiteres, doch springt
bisweilen bei Druck auf eine schmerzhafte Stelle die Zähnelung
deutlicher vor. (XXV, 3.)
J. M. Groedel widerspricht jedoch der Annahme
Schützes, daß es sich bei der Zähnelung der großen Kuryatur
. um kleine spastische respektive hypertonische Einziehungen handle.
Nach seiner Annahme sind diese Bewegungen nicht auf die grobe
Kurvatur beschränkt. Das Symptom der Zähnelung käme bei
ulcerösen Prozessen gewiß nicht gehäuft vor. Sie sei weder ein
eindeutiges pathologisches noch überhaupt ein pathologisches
Symptom. (XXV, 6.) |
Eine tagelange Retention im Diverticulum Vateri wurde als
chronische Pankreatitis gedeutet, eine Annahme, die durch die
Operation befestigt wurde. u
Multiple Divertikelbildung im Darm, und zwar ein erweitertes
Diverticulum Vateri, ein walnußgroßes Divertikel an der Ears
inferior duodeni und ein kleineres am Colon transversum konnte
Ake Akerlund bei Rechtslagerung des Kranken und Druck-
abklemmung an der Flexura duodenojejunalis feststellen. (A
Ein Choledochusstein und die durch ihn hervorgerufen
spastische Duodenalstenose kennzeichnete sich nach H. Amann
(XXVI, 1) im Röntgenbilde durch eine Stenose im oberen Drittel
der Pars desc. duodeni, oberhalb welcher das Darmlumen em
dauerndes breites Depot zeigte; das untere kleinere zeigte Kerck-
ringhsche Falten. Nach acht Stunden waren noch Reste im Magen
und im oberen Duodenalenteile vorhanden. Außerdem war ober
halb des oberen Schattens ein ovaler etwa -taubeneigroßer 1ng;
förmiger Schatten vorhanden, der dem Gallensteine entsprach.
Operation und Autopsie zeigten, daß keine organische Stenose des
Duodenums vorhanden war. a.
Bei Drucksteigerung im Innern des Darmes, z. B. im Kolon,
wo der Kot am längsten stagniert und wo dadurch Gasansalı
lungen und erhöhte Gasspannung entsteht, und dabei abnorm wel
Gefäßlücken vorhanden sind, drängt dieser Gasdruck die Mucosa
und Submucosa durch diese Lücken in der Muskulatur und erzeugt
Divertikel, die auch bei gesunden Menschen bis Erbsengröße €!
reichen können. In größeren können durch stagnierie A
Druckatrophie der Schleimhaut, Entzündungserscheinungen ur
sogar Durchbruch erzeugt werden, die sekundär zur Jokalen Per
Von und schwieligen Verdickung der Serosa führen, Wa
ählich die klinischen Erscheinungen von Tumoren und Darmstenost!
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a 14. September. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.37. 988 nn
es \ bedingen. Diese als Diverticulitis und Peridiverticu- | Eierstöcke, das Knochenmark, die Milz uud Speicheldrüsen — =! ER, f
= & litis .bezeichneten Zustände spielen sich am häufigsten im | radiosensibler sind äls. ‘die pathologischen Neubildungen in ihrer ~- Bit RE:
2 S Romanum ab. . Man spricht. dann yon Sigmoiditis beziehungsweise | Nachbarschaft und die darüber gelegene Haut, und daß- die Ge = . we
C L. > Peri- und Mesosigmoiditis. ‚Die Perforationen können nach Nachbar- | fahr einer irreparablen Schädigung solcher nor- . p ni AiR jf
Be organen, z.B. der Blase, den weiblichen. Genitalien, hin statt- | maler und lebenswichtiger Organe. mit zunehmender Strahlenhärte . er: FERIEN
nt i finden. Else Wolff teilt vier Fälle mit, bei. denen es möglich | wächst, ganz abgesehen davon, daß bei sehr harter Strahlung. die :... penzii
2 war, die Diverticulosis mittels Kontrasteinlaufs im Röntgenbilde mit | Haut als Testobjekt völlig ausscheidet ' und ‚die Tiefendosierung . ` < A CRESA
= Sicherheit festzustellen.. (XXVI, 2) Be Le gänzlich im Dunkeln tappt.: (XXV, 4) | Een ee e
er . "Durch Aufheben des Coecums mit dem Tubus während der E. Mühlmann berichtet über schwere Schädigung der er; Meir A
iz - Durchleuchtung gelingt es nach Henszelman, den Appen- |- Speicheldrüsenfunktion. nach der Behandlung ‘einer Sycosis mit . `, ~- re ap
è ` dix sichtbar zu machen. (XXVI, 2) m... | starkgefilterter Strahlung. (XXV 1). 00 O o N
IE .. "Als Stierlin-Symptom der Ileocöcal-Tuber-| ` Pagenstecher empfiehlt. als Filtermaterial zur -o ai
i kuľosė wird die Erscheinung beschrieben, daß bei jenen Formen | Tiefentherapie 1/4 mm dickes Blei auf. 1 mm Aluminium und zur "...;i SEHR
dt der Ileoċöcal-Tuberkulose, wo- die Einmündungsstelle des lleums | Intensitätsmessung der Strahlen das Ionometer. (XXV, 3) -©0705 Jo Wa 3 BT
“ = nicht verengt ist, das Coecum sich nie zusammenhängend: füllt, | Im Gegensatz zu anderen Autoren, die vor.der Strahlen- © > -g> lig i i
E- sondern daß es die Speisen, durchlaufe.- Drei bis sechs Stunden | behandlung derHyperkeratosen bei chronischer © < SJP roti ;
i ‘nach. der Kontrastmahlzeit ist das Ileum und Transversum zu- | Röntgendermatitis warden, hat G.:Holzknecht von :.-. > REET H a
ga sammenhängend gefüllt, das Bild des Colon ascendens fehlt aber, | der Röntgen- und Radiumtherapie dieser. Affektion ‚gute Resultate a Ne Pi
„ist wie weggewischt“. Stierlin fand das Symptom allgemein | gesehen. (XXVI, 2.) . | a. ee, a
m bei . chronisch-entzündlichen, indurativ-uleerösen Prozessen der |. H.v. Dechend, H.Iten und H: Wintz:prüften mit è — ~ Aber; ER
E © - Ileocöcalgegend (Careinom, Lues, Aktinomykose), Revesz teilt } einem besonderen Ionometer die Primärstrahlungen der neuen | |; N y
33.. zwei Beispiele für positiven Stierlin bei ileocöcaler Tuberkulose mit. | gasfreien Coolidge-Lilienfeld- und der‘ selbsthärtenden Siederöhre 7 Ba R; ig ii
$i- In einem dritten Falle desselben Leidens fehlte das Symptom.-| in bezug auf größtmöglichsten Härtegrad und Intensität. -Die Ab- - u jez o RE
to. (XXY, 1) | ne © T sorptionsmessung in Aluminium- ergab, daß die Reihenfolge: der a
5 - In weiterer Verfolgung seiner im Jähre 1903 begonnenen Ver- | Röhren hinsichtlich der.Lage des Homogenitätspunktes die folgende I AERCSENE i |
3° „suche über die Einwirkung der Radiumstrahlen auf | ist: Lilienfeld-, selbsthärtende ' Siederöhre, .Coolidgeröhre. Das En E E
i die Spaltung deg Dotterlecithins stellt G. Schwarz | Strahlengemisch der beiden ersteren ist sich weitgehend ähnlich, -~ q ; i.
£ -, fest, daß nur die 8-Strahlen Lecithinspaltung bewirken, während y- | das der Coolidgeröhre dagegen wesentlich inhomogener. Die mit den, ©. . Ẹri I |
Í: und Röntgenstrahlen wirkungslos sind. (XXV, 4.) ~ ` | drei Röhren erreichbaren Härtegrade sind wesentlich gleich. (XXV, 4.) 0 4an. [it zH i i
T | Gegenüber der häufigen: Forderung nach einer möglichst | | Als röntgentechnische Neuerung bezeichnet © ` EE p H:
4 . penetrierenden Strahlung für tiefentherapeutische Zwecke- weist | Dr. Weiser (XXV, 4) die Anbringung des Härtemessers in der, un. i i
$ -H. E. Schmidt an der Hand eines von Franz publizierten | Schutzwand, wobei er: einen kleinen. Ausfall gegen die. Wiener ` 5o I a1
ee Falles von Exitus letalis infolge schwerster ulceröser Enteritis nach | Schule macht, welche angeblich auf den Strahlenschutz am. wenig- u ii aM: ) | f
$ Röntgenbestrahlung eines Portiocareinomes mittels härtester Röhren | sten bedacht sei.- Eine flüchtige vorherige Information hätte diesen anf z oi |
$ -nur durch die Haut des Abdomens hindurch, darauf hin, daß praktisch | Autor belehren können, daß sein Vorwurf nicht ganz stichhaltig ist, > ` ehr EN, şi
3 die Anwendung derartiger härtester Strahler an'der Tatsache scheitert, daß beispielsweise seine Neuerung im Laboratorium des Referenten y >. 0- = ea | h
5, - daß manche tiefgelegene gesunde Organe — in dem herangezoge- | seit 15 Jahren bereits in Verwendung. steht und vielen Hunderten ;- |> BES i
Z nen Falle die Darmschleimhaut, in anderen wieder die Hoden, | von Hörern in dieser Zeit demonstriert wurde. x... En y IN
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- Aus den. neuesten Zeitschriften. | Be |
; nn (Siehe auch Therapeutische Notizen) © Eos ; a A e P jea iah d; H
z . Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 35. es, den Sitz der Erkrankung in der Brücke ‘und im verlängerten Mark -> la, i|
; Fa arpi = = hs anzunehmen, da dort die motorischen Bahnen dicht ‚beieinänderliegen -~ 2 El
| Meyer (Königsberg i. Pr.): Über Pantoponismus und sonstigen | und durch Affektion der Schleifenbahn die Ataxie. hervorgerufen sein Baga Se Aol |
Arzneimittelmißbrauch. Die Erscheinungen des Pantoponismus decken | kann. Die Sprachstörung kann ebenfalls ihren Ursprung in :der Brücke KIN
5g sich im wesentlichen mit denen des Morphinismus. Die Pantopondosen be-. | oder Oblongata haben, da dort die ‚Nerven liegen, welche die der Rede- - Saal i
trugen, nach den Angaben der Kranken, 0,08 bis 0,8 täglich. Auffallend | dienenden Wurzeln innervieren. . Die ` Bewußtseinsstörung schließlich. all, li
| ist, daß nur einmal unter vier Fällen Störung der Pupillenreaktion be- | deutet darauf hin, daß’auch ein oder mehrere Herde im Großhirn: vor- f a a
~ merkt ist. Eigentliche gesetzliche Bestimmungen, die der freien Ab- | handen gewesen sein müssen. Es wurde ein Versuch:mit Einspritzungen - eier jl !
: . gabe des Pantopons entgegenstehen, fehlen. Entsprechende Maßnahmen | yon Neosalvarsan gemacht. Der Erfolg war ein überraschend guter, - ä Be RR
| ~ wären daher dringend erforderlich, ebenso für das Laudanon und die | obwohl Syphilis durch den negativen ‚Ausfall der Wassermannschen Be P Rah
| anderen ähnlichen Mittel, die Morphin beziehungsweise die Opium- | Reaktion auszuschließen war. o ma Yea N we ek i i
~ alkaloide in ihrer Gesamtheit enthalten. ` >> `> R. -Löwy (Prag):. Über .das: Auftreten der Serumkrankheit nach‘ = ARAT i
= Roedelius (Hamburg): Die Eigenbluttransfusion bei. geplatzter | Magnesiumsulfatinjektionen. Wir ersehen, daß ‘Symptome, die man bis- EGEV a a EAN
g - Tūbargravidítät. - Wirkung und Wert der. Eigenbluttransfusion bei Be- | her als eine specifische .Proteinkörperwirkung. aufgefaßt hat, durch. Er
handlung der Extrauteringravidität sind unverkennbar, dürfen jedoch parenterale Einverleibung von Substanzen hervorgerufen oder vielmehr | OEL BE
nicht ‘überschätzt werden. In den seltenen Fällen funktioneller Ver- | reaktiviert -werden können,. denen kein Eiweißcharakter zukommt, Zu ~.. O REE
blutungsgefahr beziehungsweise. Kombination beider, die klinisch: be- | diesen Substanzen gehört das Magnesiumsulfat, welches in dem hierzu Ba
. Sonders. an der Atemnot erkennbar ist,- ist die Eigenbluttransfusion | disponierten Organismus nach Überstehen der Serumkrankheit subeutan; En
. unbedingt indiziert und wirkt unter Umständen allein lebensrettend. ‚appliziert, neuerdings anaphylaktische Erscheinungen: hervorrufen kann. a,
=.. Neumann (Moabit-Berlin): Über Blausäurevergiftung. Eshandelie | |.. m... u er NS Reckzeh ` RR iE
‚ Sich bei den drei mitgeteilten Fällen um eine’ gleichartige Intoxikation, |... > . . ee en a a ls
. deren Hauptsymptome folgende waren: Starker.Geruch der Atemluft ‘| Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr.-34. . u
"Nach Bittermandelöl, ‘Bewußtlosigkeit; Cyanose, Atem- und Puls-.| -Fritz Mank (Berlin): Zur Pathogenese und, pathologischen aber
beschleunigung, Steigerung der: Sehnenreflexe. Endlich schneller Rück- | Anatomie der Gicht. Die Röntgenographie der gichtischen Ver- E EEIN
gang der bedrohlichen Erscheinungen uud schnelle, dauernde Genesung. | änderungen: an den Gelenken, . namentlich aber an den. Knochen, © 7o OOW Ab.
Sehon die Anamnese -und der charakteristische Geruch ließ die Diagnose | brachte uns erst die richtige Vorstellung von der Ausdehnun g "und EATEN n
Blausäurevergiftung kaum mehr zweifelhaft erscheinen, der Nachweis | Häufigkeit dieser Prozesse. Sie forderte eine anatomisch-histo- Br et
‚Im Mageninhalt des Mannes stellte sie völlig sicher. Es handelte sich | Logische Aufklärung über die Art und: den Zusammenhang der. ©. GERTH
um Inhalationsintoxikation von Blausäuredämpfen. Die Entlastung des | diesen Schattenbildern zugrunde liegenden anatomischen Prozesse. Der N i: Pt vi
> orpers durch Aderlaß, die Sauerstoffatmung und die Herzstimulation | Verfasser hat diese Verhältnisse durch vergleichende Untersuchungen a: Br $:
haben vollauf genügt für die schnelle Widerherstellung des Patienten. | röntgenologischer und histologischer Befunde zu er- w F Er
a. „Kretschmer (Berlin): Über einen Fall von akuter.disseminierter | forschen gesucht und berichtet über die Ergebnisse seiner Studien... ee
Encephalomyelitis. (Akute multiple Sklerose?) . Differentialdiagnostisch | | . Erich v. Redwitz (Heidelberg): ‚Über Obstipation bei Ulcus ’ "o Hirn
kommen für. dieses ‚Krankheitsbild die Encephalomyelitis disseminafa |. ventriculi. Die starke, lang anhaltende Reizung der sensiblen. Nerven
%uta und’ die multiple Sklerose in Frage.. Am wahrscheinlichsten ist | des Magens dürfte auf die motörischen Darmnerven hemmend wirken. DANE
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Gerhard Wagner (Kiel): Einige seltenere helminthologische Drainröhrchens vorübergehend durchaus erforderlich, so.soll man diese
Befunde ‘der Kriegszeit. Nach einem Vortrage in der Medizinischen | mit einem Seidenfaden an der Wange oder am Ohr durch einen Heft-
Gesellschaft zu Kiel am 13. März 1919. pflasterstreifen sichern. er
> W.E. Pauli: Über eine Kathodenröhre mit auswechselbarem Eugen Kahn (München): Psychopathie der Revolution. Zahl-
Aluminiumfenster. Die neue Konstruktion der Kathodenröhre wird
reiche Psychopathen haben sich an der Revolution, namentlich auch an
durch Abbildungen veranschaulicht. führender- Stelle beteiligt, wofür Beispiele angeführt werden. Ton-
L. Götte] (Greifswald): Ein -Fall von primärem Herztumor. Es | angebend wurden sie, weil die Masse suggestibel und urteilslos ist; sie
handelte sich um ein Rundzellensarkom, ausgehend vom Septum des | glaubt alles, wenn es ihr nur in der entsprechenden Aufmachung und
Vorhofs. . | laut genug vorgetragen wird. Im Gegensatz zum Psychopathen wird
Jacques Neumann (Hamburg-Barmbeck): Zur Frage des | der Besonnene, der beruhigend ‚und belehrend wirken will, von der
Relaxatio (Eventratio) diaphragmatica. (Schluß) Das Leiden dürfte | Masse gar nicht gehört. Nur unter ganz bestimmten Bedingungen, die
vorzugsweise auf dem Wege über die Zwerchfellähmung durch eine | wirklich zu einer Geistesstörung oder einer Bewußtlosigkeit führen,
dauernde Schädigung des Nervus phrenicus (angeboren | kann für einen Psychopathen die Anwendung des $ 51 RStrGB. in
oder durch Trauma) entstehen. Er ist von der Zwerchfellhernie zu | Betracht kommen. Die Psychopathie an sich ist keine krankhafte
unterscheiden. Störung der Geistestätigkeit noch der Begriffsfassung, die der Gesetz-
N. Welwart (Wien): Zur frühzeitigen Erkennung der gewerb- | geber der Auslegung der genannten Paragraphen zugrunde gelegt
lichen Bleivergiftung mit Hilfe der Blutuntersuchung. Zur frübzeitigen | wissen will. _ | la nr
Diagnose gehört auch nach dem Verfasser die Untersuchung des Rieceke (Göttingen): Salvarsanprophylaxe. Im Gegensatz zu
Stuhles bei chronischer Bleivergiftung. In dem mitgeteilten Falle, | Taege betont der Verfasser, daß eine speeifische Allgemeinkur bei
in dem noch keine klinischen Symptome einer gewerblichen Blei-
Syphilis nur eingeleitet werden darf, wenn Syphilis mit völliger Sicher-
vergiftung vorlagen, konnte im Stuhl reichlich Blei nachgewiesen .| heit festgestellt worden. ist. Sonst führt dies zu einer Herabminderung
werden.
der mühevollen Kunst des Diagnostizierens und zu einem therapeuti-
Kreipe (Hannover): Ein medikomechanischer Apparat zur Nach- | schen Chaos. F. Bruck.
behandlung bei Unterarmamputationen. Die Beschreibung wird durch
eine Abbildung veranschaulicht. F. Bruck.
Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 27.bis 30.
s ORE s Nr.27. Engelmann: Über die angeborene Hüftgelenksver-
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 34. renkung. Verfasser hat in 27 Fällen die se Lorenz erben
Christoph Müller: Die Steckschüsse. Der Verfasser be- | unblutige Repositionsmethode angewandt und teilt ausführlich die Er-
richtet über seine Erfahrungen an längere Zeit — ein Jahr lang — im | fahrungen von elf Fällen mit, deren Behandlung 10 bis 15 Jahre zurück-
Körper steckengebliebenen Geschossen, um so mehr, als der alte Steck- | liegt und durch Nachuntersuchung kontrolliert werden konnten.
schuß im Vergleich zum frischen in therapeutischer und manch anderer | Wichtig ist, so früh wie möglich die Diagnose zu stellen und die
Beziehung eine vielfach verschiedene Würdigung verlangt. Zur Ent- | Reposition vorzunehmen, die Reposition gelingt dann leichter und
fernung des Fremdkörpers ist dessen möglichst sichere Lokalisation | die Fixationsdauer kann wesentlich abgekürzt werden. Von der funk-
erforderlich. Die Lokalisationsmethode wird daher besprochen. Ist der | tionellen Belastung im Gipsverband wurde stets abgesehen; Verfasser
Fremdkörper lokalisiert und seine Entfernung indiziert, dann schreitet | hat die Patienten während dieser Zeit niemals herumgehen lassen.
man zur Töntgenologischen Operation mittels des Kryptoskops. Dabei | Die Dauer der Gipsfixation war je nach Alter und Art des Falles fünf
benutzt der Verfasser das eine mit dem Kryptoskop bewaffnete Auge | bis zehn Monate; bei einem zweijährigen Kinde genügten zwei Monate,
zur Durchleuchtung, und das andere zur Operation im Tageslicht. Zum | bei einem anderen ebenso alten nur vier Wochen Gipsverbänd, letzteres
Schluß wird das „Wandern“ der Geschosse erörtert. lag aber dann noch. zwei Monate wegen eines Scharlachs ohne Ver-
O. Speidel (Stuttgart): Encephalitis, Schlaisucht und Starre bei | band fest im Bett. Die Resultate sind sehr befriedigend. - Sieben
Grippe. Zu unterscheiden sind: die gewöhnliche unkomplizierte | Fälle sind in anatomischer ‘und klinischer Hinsicht vollkommen oder
Encephalitis, die Encephalitis mit Schlafsucht, die Encephalitis | fast vollkommen gebeilt, sodaß man bei einigen auf dem Röntgenbild
mit Starre und die Encephalitis mit psychischen Störungen. | die Seite der Luxation nicht mehr erkennen kann. Ein Fall zeigte
Florsehütz (Gotha): Die Grippeepidemie von 1918 in der | einen ausgesprochenen Mißerfolg, die übrigen hatten ein funktionelles
Statistik der Lebensversicherung. Oft eben erst in die Lebensver- | einwandfreies Resultat. | Re
sicherung aufgenommene junge Leute fielen der Epidemie zum Opfer. Jagič und Lipiner: Lunge und Atmung bei Bläsern. Die
So verlor die Gothaer Lebensversicherungsbank 385 ihrer Versicherten. | Untersuchung von 46 Bläsern ergab, daß das Spielen von Blasinstru-
Es zeigte sich ein scharfes Ansteigen der Sterblichkeitskurve von dem | menten als ätiologisches Moment für die Entwicklung eines Lungen
Jahrfünft 15—20 an und ihr plötzliches Abbrechen gegen das Ende des | emphysems nicht in Betracht kommt. Eine Behinderung der Exspita-
Jahrfünfts 25—30 mit der dann zunächst raschen, dann langsamen Sen- | tion, auf die es bei der Emphysementwicklung mit ankommt, besteht
kung bis zum Jahrfünft 50—55. Von da beginnt dann wieder der An- | während des Spielens nicht; es fanden sich im Gegenteil bei allen
stieg, aber in einem verlangsamten Tempo. | Spielern außerordentlich ausgiebige Zwerchfellexkursionen, namentlich
Maximilian Knorr: Über latente Darminfektion. Die die | ein hoher Anstieg des Zwerchfells in der Exspiration, sodaß zwischen
Darmerkrankung auslösenden pathogenen Darmbakterien werden viel- | 1u- und Exspirium kein Mißverhältnis auftrat. - -
fach erst durch eine andere Infektionskrankheit, wie Malaria (Malaria- - Nr. 28. ‚Jarisch: Fehlen einer Lunge bei einem Rrontsoldalen:
rezidive) oder Grippe, zu ihrem Angriff auf den Körper veranlaßt. Bei einem 29 jährigen Manne, der die Strapazen -des Feldzuges ohne
W. Friedrich (Freiburg): Über die Bedeutung des Dosimeter- | Beschwerden mitgemacht hatte und.bei dem klinisch ein ausgedehnitt
verfahrens für ‘die Beantwortung biologischer Fragen der Strahlen- | Schrumpfungsherd in der linken Lunge angenommen wurde, I
therapie. Vortrag, gehalten in der Freiburger Medizinischen Ge- | wie die Obduktion nach Exitus wegen Grippepneumonie ergab, die
sellschaft, ; i. linke Lunge mit ihren Gefäßen und dem Vagusast vollständig; vol
Friedrich Kach (Barmbeck): Über gelegentliche Gefahren | linken Bronchus war nur ein kurzer -Ast übrig. EEE
kosmetischer Paraiiininiektionen. Eine 36jährige Frau ließ sich aus |. Heke: Ein selten schwerer Fall von .bronchialem Asthma mi
kosmetischen Gründen Paraffininjektionen in beide Brüste:machen. Es | tödlichem Ausgang im Anfall.. Mitteilung eines Falles, ‚der wegen dt!
‘kam zu starken Schmerzen und im weiteren Verlauf zu einer infektiösen | relativ kurzen Dauer der Krankheit, des Fehlens jeder neryösen Kor!
Polyarthritis, die durch die Paraffineinsehmelzung und die damit ver- | ponente, wegen des unerklärlichen Versagens der anfänglich peon 3
bundene Eiterung an den Brüsten jahrelang unterhalten und durch keine | Adrenalin- und Atropinwirkung und des Exitus im.Anfall hemer on
Behandlung gebessert wurde, bis-erst die Amputation der Brüste eine | wert ist. | = pn
sofortige völlige Ausheilung bewirkte.
O. Kirchner (Würzburg): Über Fremdkörper in der Kiefer-
höhle. In dem mitgeteilten Fall fand sich ein Gummidrain in der
“Kieferhöhle. (Es war früher ein Alveolarfortsatz aus einer Öffnung in
der Kieferhöhle gemacht und, um einen Verschluß der Öffnung zu ver-
hindern, ein Gummidrain eingelegt worden.) Wichtig ist die Röntgen-
untersuchung zum Nachweis eines Fremdkörpers. Dieser wurde übrigens
entfernt durch breite Eröffnung der Kieferhöhle nach Caldwell-Luc unter
Lokalanästhesie. Ist bei einer einfachen Anbohrung das Einlegen eines
Nr.29. Possek: Versuche zur Behandlung Iuetischer ‘Auge
erkrankungen mit unspecifischen Heilmethoden. Verwandt wurde h
Typhusvaceine mit einer Keimzahl von 500 Millionen, von der, J$ n
Alter und Allgemeinzustand, am ersten Tage 0,6 bis 1 ccm, am et,
Tage 1,0 ccm und dieselbe Dosis am vierten und eventuell noch am Er jer
Tage subcutan injiziert wurden. Die Wirkung trat prägnant i iig
Fällen von Keratitis parenchymatosa hereditaria hervor: Die oa
durch Allgemein- und Lokalbehandlung: unbeeinflußbare kompliziert die
Iritis schwand nach der zweiten Dosis Vaccine mit einem Schlas$;
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l . - Infiltration der Hornhaut zeigte eine räsch fortschreitende Anfhellang. Strümpfen bekleidet, dann der eine Unterschenkel . in einen durch. et Be t
w- © Eine prompte Wirkung wurde ferner in einem Fall von ‚Neuritis optica | Glühbirnen geheizten Holzkasten. gesteckt, der andere durch Abduction `` ae. uch 27
-° =. auf Juetischer Grundlage, bei zwei Fällen von- 'staubförmigen Glas- . möglichst weit von der Wärmequelle entfernt. Nach ° dem Erhitzen : en ei in
Eo + körpertrübungen und einem Fall von Glaskörperblutung‘ ‚durch luetische | wurde die Chlormenge in der Wäsche bestimmt. Erwärmung von 30 ` ie, qp A
" ` Endarteritis erzielt. Die Wirkung wurde nicht nur bei: ‚gleichzeitiger auf ‘45, beziehungsweise von: 45 auf -65° C während 30 bis 85 Mi- a Ka r
t Allgemeinbebandlung der Lues: erzielt, sondern trat auch in den Fällen | nuten’ ergab‘ deutliche, wenn auch geringe Kochsalz- (das heißt Schweiß-). Be I: HEN
ji deutlich zutage, in denen bei Beginn der Vaccinebehandlung das Grund- | Absonderung :ohne Mitschwitzen des. „Kontrollbeines“. Bei längerer. . 7 ib BR: H
1 "leiden noch nicht erkannt und behandelt worden war, wie auch in den Wärmeeinwirkung (60 Minuten) trat vermehrte. partielle Schweißsekretion ` I Bi ; i iy
r Fällen, bei denen die eingeleitete Allgeméinbehandlung ohne . ‚Einfluß | mit gleichzeitiger, wenn auch ‘sehr Viel goringerer ROhiEUNE der er i FERNE k 5
"=. auf den lokalen Prozeß.am Auge geblieben war. ganzen nn auf. - a Ta en o Were Te
i- = Theilhaber (München): Die akute Entzündung als. Heilmittel | a a ee [ei h Jei
> Verfasser hat mit a o Fa R mit on Teil Korres ondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 22 bis 27. li 5 ie
}: neu angegebenen -Elektroden bei chronischer Obstipation, postopera- ama a
Re tivem Hous,; Parese des Sphincter vesicae, chronischer Para- und Peri- Nr.22, Wildholz (Bern): Der biologische Nachweis aktiver EEES Ea A
d metritis, Pyosalpinx, Uterusblutungen, Fluor, chronischer gonorrhoischer Tuberkuloseherde des. menschlichen Körpers durch die intracutane Pigen- SA N he i i 2
i Endometritis, Amenorrhöe, Pruritus vulvae, unbestimmten Schmerzen | harnreaktion. Die. an über 200 Kranken angestellten Beobachtungen: en Lese pi
im Unterleib und Rücken . vorgenommen. Davon ausgehend, daß das | ergaben, daß der Urin von Menschen, die an ‚keiner Infektionkrankheit ,. 5- T a Hi ad
i Careinom sich nur in anämischen nnd lymphocytenarmen Geweben ent- | leiden, auf ein Zehntel seines Volumens eingedampft, an .der Impfstelle a Cr) Hi zi
i wickelt und daß es gelingt, mittels der Diathermie Anämie und Rund- | ‚weder eine. Infiltration noch eine Rötung erzeugt, wenn er in kleinster- - PH i 5
5 zellenarmut:zu verhindern, indem man ein blatgefäß- und rundzellen- Menge intracutan injiziert wird. Ausgenommen sind nur vereinzelte fh z
5 - reiches Granulationsgewebe erzeugt, wurde versucht, nach Carcinom- | Fälle von Nephritis. Der Urin von tuberkulösen. Kranken erzeugt, da- >. hl IB
5 ~ operationen durch Diathermieapplikation z..B. auf die Achseldrüsen | gegen konstant eine umschriebene Infiltration der Haut, die in Form, . 2
SE ‚oder das Beckenbindegewebe Rezidive zu verhindern. Verfasser gibt Auftreten .und Verschwinden der intracutanen Tuberkulinreaktion gleich- Be
sieht. Die intracutane -Eigenharnreaktion scheint durch. ihren positiven Dee |
Ausfall zu- beweisen, daß noch freie Tuberkuloseantigene. im Körper
kreisen und ein Teil von, ihnen durch den Urin ausgeschieden wird,
und ‘daß demnach der Körper einen aktiven Tuberkuloseherd birgt,
während der positive Ausfall der verschiedenen Tuberkulinreaktionen
an, daß es ihm tatsächlich gelang, auf diese Weise die Zahl der Car-
cinomrezidive beträchtlich zu verringern. _
Peller: Rückgang der Geburtsmaße als Folge der Kriegs-
s = nl ce k et. - g B
in Te E N era ir,
| | e ernährung. Die Neugeborenenmaße der Jahre 1917/19. ar merklich ”
'' ` hinter denen des Friedens zurück. Die 2500 bis 2800 beziehungsweise |- =
‚nur erwies, daß der Organismus Antikörper gebildet: hat, aber im un- .
8000 g, schweren Kinder haben ‘auf Kosten -def über 3000 g wiegenden ee ließ, ob diese Antikörper die Folge eines. früher aktiven, jetzt < . i
0» an Häufigkeit zugenommen. Die Reduktion der Körpermaße deutet
‚auf den Einfluß der Kriegsernährung der Mutter auf den Foetus. Aus
dem Verhalten des Index der Körperfülle ist zu schließen, daß die
‘durch soziale Momente bedingten Unterschiede ` in den Geburtsmaßen
- aber latenten Herdes. sind, oder ob sie stets noch frisch erzeugt werden `.
| | "nicht durch ‘verschiedene Sehwangerschaftsdauer allein, sondern durch
|
dureh- einen - aktiven Tuberkuloseherd.
Nr. 28. Burckhardt (Basel): Untersuchungen über die Ätio-
-.Jogie ‘der Influenza. Der Pfeiffersche Influenzabacillus wird nicht
nur bei der endemischen sondern auch bei der epidemischen Influenza:
so inkonstant gefunden, daß er nicht als Erreger angesehen werden _
‘kann. Die Diplostreptokokken ‘oder: Grippestreptokokken - scheinen Dear faii
ebenfälls nicht die Erreger der Influenza, sondern nur die Erreger von 0... ei
P . -sa . cz Fr
æ ara P fiers rn me; IF,
‘verschiedene Ernährung der Schwangeren bedingt sind. . Die höchste
. Grenze der durch sehr weitgehende, über die ganze Schwangerschaft
sich erstreckende& Fett- und Eiweißentziehung. hervorgerufenen Gewichts--
mE
: Teil zu torpiderem Verlauf neigte.
‚folgt nach kurzer Erhöhung der Entzündungserscheinungen deren.'|
berabsetzung des Neugeborenen ist im Durchschnitt mit rund 810 bis
: 880 g, das sind 11,0%, des optimalen Gesamtgewichts, zu bemessen.
Nr.80. Schilder: Rigor als postparoxysmale Erscheinung bei
Epilepsie. Im Anschluß an’ epileptische: Anfälle können Rigorzustände
‚der: Muskulatur auftreten, welche vermutlich auf eine ‚Schädigung des
Corpus striatum zu beziehen sind. Diese Spannungen 'haben in gewissen
- Phasen ‚Ähnlichkeit mit psychisch bedingten’ Störungen der Moötilität. -
Gerstmann: Krampfhafte Drehbewegungen, Muskelrigor und
` Koordinationsstörungen nach Wiederbelebung eines Erhängten. Ein Fall
zeigte, daß die bei der Asphyxie nach der Wiedereinstellung normaler
“ Respirationsverhältnisse zustande kommenden motorischen Reizerschei-
nungen sich auch in Form von Krampfbewegungen präsentieren
können, die im wesentlichen durch einen .ziehend-drehenden Charakter
‚und durch das Ausbleiben von klonischen Komponenten gekennzeichnet
sind, und daß bei Strangulierten nach, ihrer Wiederbelebung -eine
gleichmäßige Muskelhypertonie beziehungsweise ein Muskelrigor sich
` einstellen kann, der auf eine Linsenkern- beziehungsweise‘ Streifen-
| hügelschädigung zu beziehen ist,
Müller: Die Bekandlung des: venerischen Bubos mit Milch-
injektiorien. Injiziert wurden intraglutäal als einzelne :Dosis 5—6 ccm,
' die, wenn nötig, nach 3—4 Tagen wiederholt wurde.. Der Bubo wurde
lokal 'mit Dunstumschlägen behandelt. Zur Behandlung -gelangten teils
-Schon fluktuierende, akut gerötete, -sehr schmerzhafte Bubonen, die sich-
: -noch auf der. Höhe des Entzündungsprozesses befanden, teils noch nicht
' tastbar erweichte, nicht -oder kaum gerötete Bubonen, ‘von -denen ein
Bei den- Fällen der ersten Art er-
'reiz und. Schweißsekretion. Den Versuchspetsonen 'wurden: beide Unter-
Schenkel. ‚durch ‚Abreiben chlorfrei- gemacht ‚und ‚mit‘ 'entehlorten
Wörnerund Heise: Uütersuchungen über Wärme-
Komplikationen zu 'sein. Die auf den Hustenplatten am häufigsten .-
als Erreger kaum in Frage, da sie bei Komplikationen vollkommen.
fehlen und auch bei Gesunden ebensohäufig . vorkommen ` wie: bei
Kranken. Die ungeheuer -leichte Verbreitung der Influenza läßt auf
"einen kleinsten, nicht bakteriellen Infektionserreger, am ehesten auf
ein sogenanntes filtrierbares Virus schließen. Vielleicht. können die
von v. Angerer und Andören und auch vom Verfasser in Kulturen
steht ‘ein sicherer . Beweis dafür noch aus. Die Grundlage für eine.
wirksame Immunisierung gegen die Influenza scheint nach ‚alledem
noch‘ nicht gegeben. . | =
Nr. 25. Fonio: Die eriraperliondale Verlagerung der Uterus- = S
Verfasser hat sein Ver-
wunde beim. transperitonealen Kaiserschnitt.
und drei „unreinen“ an-
fahren -in-elf Fällen, und zwar acht „reinen“
‚gewandt. Die Mortalität der Mütter betrug. 0%. Bei sämtlichen Fällen
vom neunten Graviditätsmonat an wurden lebende Kinder gewonnen;
nur eins starb am folgenden Tage aus unbekannter Ursache, Nach
Naht der Uteruswunde des erst nach Entwicklung des Kindes und
Lösung der Placenta aus dem Abdomen herausgewälzten Uterus wird
das Peritoneum parietale der Bauchhöble ringsherum gefaßt und mit
fortlaufender Seidennaht rings um die Uteruswunde fixiert, etwa 1⁄2 bis
i em davon entfernt. Dadurch wird die Uteruswunde extraperitoneal
verlagert. ‘Darüber Fasciennaht, Fettnaht, Hautnaht .und Drainage mit
vier bis fünf. schmalen : kurzen Glasdrains bis auf die Uteruswunde
durch die Bauchwandschichten hindurch,
"Nr..97. Frey: Über die Influenza, _ Verfasser hat zur Er-..
Lunge, zu einem ~ feinästeligen System .mit dem Hilus als ‘Centrum.
Diesem Stadium „entspricht klinisch eine Dämpfung über der Hilus-
gegend :und anderen m besonders dem Unterlappen mit
‘gefundenen Bakterien, die gramnegativen’ Kokken, kommen ebenfalls _
gefundenen Körperchen als filtrierbares Virus angesehen werden, doch _
'Tasche Rückbildung.. Die Behandlungsdauer betrag bei 17 Fällen dureh- : a
schnittlich .14 Tage mit‘ drei bis vier Injektionen. Auch bei yder an-: leichterung des V.erständnisses über die Entwicklung und Ausbreitung u zif
‘deren. Gruppe trat :die Verstärkung des Entzündungsprozesses und :| .der ‚Influenzapneumonie das Röntgenbild herangezogen. Die Verände- a AARE
.dessen . consecutiv beschleunigter Ablauf als Wirkung der Hetero- | rungen zeigen sich meist zuerst in der Hilusgegend als deutliche Ver- ' Bat: I
. therapie deutlich zutage. . Die. Behandlungsdauer von sieben Fällen breiterung. des dortigen Schattens, in Form von groben, oft sehr inten- + z pi gi
betrug. durchschnittlich 21 Tage bei durchschnittlich fünf se siven’ Flecken und Auflagerungen. Von hier dehnen sich die Schatten Sie
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2 (at As N i s f verschie bis. Bronchislatmen wa meist ziemlich rabota Knister- Kauterpunkte gesetzt, bis ein. anämischer Kreis zustande kommt. Der `
ol jh 1 DER rasseln. Oft besteht nun eine diffuse Trübung oder: es ~heben sich Karbunkel wird: durch eine tiefe Kauterisation geöffnet. Ebens
: a Ch REFI intensiv lobuläre Herde von Kirschkern- bis Apfelgröße ab. Bei der | werden: Lymphstränge ‘tief in der Längsrichtung ee ieder
' Gi Jii Resorption bleibt noch sehr lange eine dem. Hilus aufsitzende ` Trübung. Stich von den vorhergehenden einen Querfinger breit entfernt. Di
. N A aan zurück; ‚die Lungenfelder hellen sich sehr langsam und unvollständig auf. Achselhöhle wird, wenn nötig, ovalförmig umbrannt. Als Nachbehand-
r o E Roti = Strebel (Luzern): ` Über Maculablutungen der Mütter während | lung seien erwähnt: Alkohol (innetlich- und äußerlich), Herzanaleptica, `
E pipi SEN und ünmittelbar nach der Geburt. Eine. Reihe von Beobachtungen | in der Nähe des Auges Bleiwasserumschläge. (D. m. W.. 1919, Nr. 34.)
N É Bi ae nn ee als neueren Hysterie“ oder. „urämische Ein lokales Tetanusrezidiv hat J. Diemel (Hamborn) erfolgreich
are: Kane Er e“ aufgefaßte vorübergehende Amblyopie oder Amaurose der | durch Narbenexcision behandelt. Die. Narbe dürfte Tetanusbaeillen ent-
ll I: utter während oder nach der Geburt: auf eine Maculablutung zu be- | halten haben. Das Rezidiv war. nach einem Trauma aufgetreten —
Ber Sn aa ziehen: ist. Man muß zur Diagnostizierung den gelben Fieckbezirk | nach einem ‚energischen Gelenkmobilisierungsversuch des verletzten
Eep b ab IN im aufrechten Bild. bei erweiterter Pupille genau betrachten. In den: Körperteils. Dabei war wohl das Narbengewebe gesprengt worden,
Í jr E p E ne . zwei ausführlich mitgeteilten. Fällen kamen weder toxische noch. in- | in-dem a "Tetanuserreger eingekapselt waren. (D. m. W.1919, Nr. 34)
RES fektiöse Schädigungen 'in Betracht, sondern das eine Mal 'eine intra F. Bruck.
a al EI a Wall! partum aufgetretene allgemeine venöse Stauung, das andere Mal ein =. EO | | |
z jii RR ER D BI AN ' > . anämisierender PEN
dl | - Bücherbesprechungen. |
EERI: N: || a l |
A l HRE ` Therapeutische Notizen. | Weiterer, Handbuch der Röntgen- und Radiumtherapie.-
nd if I lat Seine aineen mit der Buttermehlnahrung . teilt Kurt | Dritte Auflage. München-Leipzig 1919, Verlag Otto Nemnich. 507 Seiten.
i Ei Hl IE EL BUN Ba: chsenius (Chemnitz) mit. Das. Verhältnis der einzelnen Bestand- Das-Wetterersche Handbuch ist heute ein umentbehrliches.
|. Uai =" teile dieser Nahrung ist 5 g Butter, 5 g Mehl, 70 g Wasser und. 4 g Nachschlagewerk, für. jeden Röntgenologen- geworden und es erfreute
i Ha ORREN Zucker. (Nach Erhitzung über gelindem Feuer werden aus der Butter | sich dasselbe schon bisher wegen seines umfassenden Inhalts, seiner aus-
ra E ERISH die niederen Fettsäuren, die eine Rolle als krankheitsmachendes Mo- gezeichneten Darstellung und vorzüglichen Literaturangabe größter Be
nl: lb ment zu. spielen vermögen, entfernt.. Das Mehl wird .eingebrannt.) ‚liebtheit. Die Neuauflage wird- voraussichtlich eine außerordentliche
RETI IRERE i -Diese Mischung wird auch der Milch zugesetzt. Die Buttermehlnahrung Vermehrung des Umfangs bringen, die ja durch die immer weiter
IE Aati iger. A hat sich sehr bewährt namentlich bei schwächlichen Säuglingen. Durch |, gehende Vergrößerung‘ des’ Stoffes bedingt ist. Aus den beiden bis-,
a Peri p Bor ihren absöluten Fettreichtum stellt ‘sie eine außerordentlich calorien- herigen Bänden werden jetzt drei, von denen bis. jetzt nur ee |
| $a uii ME alle Rrciche Nahrung dar 800 Calorien. Mit Buttermilch kom- Band vorliegt: Derselbe enthält: eine. Reihe neuer Kapitel, in denen
| | © u I ‚Mir biniert. ist sie gleichfalls sehr zu empfehlen. Aber die Kinder müssen die gasfreien Röhren und die neuen Instrumentarien erörtert sind,
GERREG i i iia Al: bei Buttermehlnahrung unter dauernder ärztlicher Kontrolle ‘gehalten Hier geht Wetterer auch auf die allerneuesten Details ein. So sind
GETERE iE E werden. Denn bei ausschließlicher Darreichung dieser Mischung kann dabei die modernen D ess a u er schen: Konstrüktionen, die eine Ge
TOEREN Rat es zu starker Überernährung kommen (in einigen Fällen waren Butter- samtspannung bis 450.000 Volt erzeugen, schon erwähnt und das
E a mengen bis zu 35 g am Tage gegeben worden). Ebenso ist bei keiner . Schaltschema eines neuen dazu konstruierten Transformators abgebildet.
| | a Bon | ` "anderen Nahrung das ‚Innehalten von mindestens vierstündigen Pausen Nicht ganz möchte ich Wetterer in allem beipflichten, was er În
E ant Se | so dringlich geboten, wie hier. Sonst aber ist diese Säu glingsnahrung . dem sonst glänzend bearbeiteten Kapitel über di biologischen Grund- _
en ae ERI ı von unschätzbarem Wert, besonders jetzt, wo das Malz fehlt.. (M. m. lagen der Röntgentherapie' ausführt. Hier wird uns manches an Ba
ERIE ii | > W. 1919, Nr. 34). F. Bruck. Stelle noch beschäftigen. Aber ich möchte gerade hierin einen beson-
l EERU i Ch | i = Die Tebelonbehandlung ist eine aktive Immunisierung. "Es liegt deren Vorzug des Wettererschen Buches erblicken, daß es m
we m u Begriff der Immunisierung, daß ein Erfolg nur zu erwarten ist, wenn fortgesetzten neuen Betrachtungen anregt und daß die Ideenfülle des
KERARI E, i Kan. Infektion. und Behandlung zeitlich nicht zu weit 'auseinanderliegen. Autors stets belebend auf den Leser wirkt. Die Lektüre. dieses Wertes -
! Sell, ei \ Nun pflegt aber die Infektion mit Tuberkejbacillen schon in den Kinder- wirkt in keinem seiner Teile. ermüdend, -was bei einem Buche, das
Bu a i po - jahren zustande zu kommen. Demgemäß beschränkt. sich die Indikation
E Sis Bl TANA KT, für das Tebelon auf die noch verhältnismäßig. frischen Tuberkulose- |
DARRERE: IEEE | `- infektionen im kindlichen Alter. .Das Indikationsgebiet umfaßt
SET Al ec "etwa die kindliche Skrofulotuberkulose.
| ; Für .die Bekämpfung der Tuberkulose als Volkskrankheit wäre |
| | | “ noch wichtiger als eine erfolgreiche Behandlung ‚der manifesten kind-
ER PIARDA TIPA lichen Skrofulotuberkulose eine wirksame Immunisierung der
ES ‚zwar Schon infizierten, aber noch nicht wesentlich kranken oder’ schein-
n i He i bar noch gesunden. Kinder. Die völlige Unschädlichkeit des
£ \ no an iay ; -2 Tebelons ist gerade für Immunisierungszwecke ein besonderer Vorzug.
en HA (Zschr. f. Kindhlk. i919, Bd. 19, H. 5 und 6.). W.Stoeltzner.
F : T B EE - -Die lokale Behandlung der Angina und Gingivitis Plaut-Vincenti
ee 1} mit Salvarsan empfiehlt Gerber (Königsberg) von neuem. Bei diesen
| Affektionen handelt es sich um Mundspirochäten, die zu „lokalen
Spirochätosen“ führen. Das Salvarsan ist aber nicht. nur ein Mittel
gegen’ die „Pallidae“, sondern ein „Spirochätenmittel® überhaupt.
(D. m. W. 1919, Nr. 88.) |
Zur‘ operativen Behandlung der Ozaena nach Wittmaack äußert
sich Ortlo ff (Elberfeld). Wit tmaack verpflanzt den Mündungs-
. gang der ‘Ohrspeicheldrüsen in die Kieferhöhle, sodaß das Drüsensekret
- nunmehr ‘durch die Kieferhöhle in die N asenh öhle fließt. Beim
Essen ist aber die Sekretion so stark, daß der Speichel zur Nase
heraustropft. Um dieses unangenehme Ereignis zu beseitigen, hat der
Verfasser in. einem ‚Falle nach einiger Zeit noch die Kieferhöhle von
der Alveole des ersten Molaris, der bereits fehlte, angebohrt und einen
Gumminagel eingeführt. Der neue Gang hat sich rasch epithelisiert.
Vor der Mahlzeit nimmt nun der Patient den Nagel heraus. Dann
luft das gesamte Sekret aus der Kieferhöhle í in den M un j zurück,
(D. m. W. 1919,. Nr..34.) |
: Die Kauterisation der Karbunkel, Miabesonderé der Milz b ran i
karbunkel empfiehlt angelegentlichst B. Ulrichs (Finsterwalde,
à N.-L.). Ei ne dazu das besonders starke Kauterbesteck des
antostaten mit kräftiger Kauterspitze. Tiefe . Brennstiche
Grenze des Karbunkels p Gesun is n angelegt, umkreisen im Bee ‚gerecht.. Ein kurzer Abriß der Säuglingsfürsorge und des Wochen-
roun i t betts i ’
= | . _ Abstande den. Eiterherd, dazwischen werden zahlreiche .oberflächlichere Geitekrnkerngfüg worden ur Wichtigste nerien em k
einen so. gewaltigen Stoff erledigt, sebr viel besagt. — Den Schluß des
ersten Bandes bildet eine juristische Abhandlung: : „Die Radiotherapie
nach ihrer rechtlichen Seite“ von Schröder, welche äußerst lesens-
werte Einzelheiten für den Arzt enthält. Es wäre wünschenswert, daß
die beiden folgenden Bände. des Wetterer.schen Handbuchs recht
bald. erscheinen, damit dieses vortreffliche Werk seinen Zweck als
FOR A E ae
Nachschlagebuch auch zu erfüllen vermag.: Otto Strauß (Berlin).
F, Thedering (Oldenburg), Das Qùarzlicht und seine An-
‘wendunginder Medizin. Dritte, verbesserte und erweiterte
‘Auflage. Oldenburg.- Berlin 1919, Verlag von Gerhard Stalling.”
157 Seiten. M 9,—.:
-= Das züerst 1916 erschienene Buch liegt bereits in dritter Auflage,
vor, der beste Beweis für seine Beliebtheit und praktische Brauchbarkeit,
‚In der Tat enthält die Thederingsche Monographie, die in der neuen
Auflage manche-wertvolle Ergänzungen (Erweiterung des biologischen
Teils, Kapitel über- Rotlichtbehandlung) bringt, alles theoretisch und.
praktisch Wissenswerte über- die Anwendung der heute so beliebten ,
Quarzlampenbehandlung, und -sie zeichnet sich vor manchen ähnlichen
‚neueren Veröffentlichungen durch wohltuende Kritik und: Klarheit der
Darstellung aus.‘ Vielleicht könnten in künftigen Auflagen bei den
Indikationsstellungen die inneren Krankheiten noch eine eingehen
dere Berücksichtigung finden, als es bisher geschehen ist. Dem prak-
tischen Arzte würde auch ein aùfklärendes. Wort über zweifelhb aito.
Indikationen auf diesem Gebiete (z. B. Bronchitis, Asthma, Pleuritis und
dergleichen) sicherlich willkommen sein. A. Laqueur (Berlin).
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Ludwig Grosse, Krankenpflege in Frage und Antwort
-II Auflage: Stuttgart 1919, .Ferd. Enke. 170 Seiten.
Das. praktische Büchlein wird seinen Aufgaben, eine Art Repe
titorium für das-in den theoretischen Stunden und am Krankenbetb
Gelernte zu sein, durch allerlei zweckmäßige Änderungen in der An-
ordnung und-dem Inhalt in. dieser.zweiten Auflage in erhöhtem Maße.
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‚ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 87. 0.00.0220. 987°
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Vereins- und Auswärtige Berichte. Pi a
ine o Braunschweig. Ee digung ‘derselben ist. als durchaus möglich zuzugeben, jedoch ist sie .-.
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom!14, Juni 1919. T
a 2 -K rūk enber£g: Über fieberhaften Abortus. An der Hand von.
t- . `-196 Fällen fieberhaften Aborts.ùnd dessen Folgen kommt. Vor-
. tragender zu folgenden Schlußfolgerungen;. 1. Es ist nicht möglich,
` ersten Untersuchung eine bereits vorhandene Parauterine Lokalisation
zu: erkennen. 3. Es ist nicht möglich, bei der ersten Untersuchung
_ ` eine vorhergegangene Abtreibung bei fieberhaftem Abortus sicher aus-
-WH Schul ze:
zuschließen oder deren Folgen mit Sicherheit vorauszusehen. 4. In:
mindestens:80 % ist der fieberhafte Abortus auf Abtreibung zurück-
. zuführen. 5. Aus 1 bis 4 folgt mit Notwendigkeit die Forderung .
an den Arzt, .fieberhafte Aborte nicht unterschiedslos aktiv zu be-
: handeln ‘oder gar nach brüsker Erweiterung des Halskanals instru-
mentell auszuräumen. Alle Fälle nachweisbarer parauteriner Lokali-
-sation sind von diesem Verfahren von vornherein auszuscheiden, alle -
irgendwie quoad Entstehung . und "Beurteilung zweifelhaften Fälle
sind’ wenigstens einige Tage zu beobachten, um vor der Ausräumung
-durch -Abstrich und Kultur eine Aufklärung über die Bakterienflora
herbeizuführen. : Fälle, bei denen die Kultur hämolytische Strepto-
` kokken in reichlicher Menge oder der Abstrich sichere Gonokokken
'nachweist, sind’ dem konservativen Verfahren vorzubehalten. 6. Das.
abwartende Verhalten schadet niemals, wenn es bei lebensbedrohlicher
. Blutung. sofort aufgegeben wird und wenn man davon die -Fälle von
- Cervicalabortus und von in die Scheide geborenen Eiern ausschließt.
| 7. Die parauterine Lokalisation. ist unabhängig von der eigentlichen.
. „Abortusbehaffälung nach chirurgischen Grundsätzen anzugreifen. -
8.-Fälle von kriminellem Abortus mit Verletzung des Uterus sind mit
der von B. S. Schultze zuerst für solche Fälle empfohlenen Uterus-
- exstirpation zu. behandeln, aber nicht auszuräumen. Bu
-= ` Diskussion: O. Wille: -Das Abortmaterial der freien Praxis
bietet ein ganz anderes Bild als das eines Krankenhauses.
eigener reicher Erfahrung (aus der sich ‚nebenbei auch nachweisen
läßt, daß Aborte jetzt am ‚Kriegsende mindestens ebenso häufig sind
wie Entbindungen) hat sich der Grundsatz gebildet, jeden Abort schnell
zu beenden und im Fieber eine Indikation mehr zum Eingreifen zu
erblicken. ` Die Erfolge sind gut. Die bakteriologische Forderung
Winters hat fast allgemeine Ablehnung gefunden. Anzuerkennen-
ist aber, daß auch die Exspektation gute Erfolge zeitigt. Offenbar
darf die Indikation beim infizierten Abort eine andere sein als z. B.
bei einer infizierten Fingerverletzung. Dort ist Exspektation möglich,
hier ist sie falsch. Dort. entsteht gewöhnlich nur Resorptionsfieber,
hier. droht Ausbreitung der Infektion. Wenn jedoch der Abtreiber
eine infizierte Wunde oder Schrunde gesetzt hat — und von diesen
Fällen stammt hauptsächlich die Mortalität —, dann. hat auch’ hier
das Abwarten kaum.Sinn, das Ausräumen aber bietet nur den geringen
Vorteil, reichliches Nährmaterial wegzuschaffen, die Prognose hängt
von der Virulenz der Infektion ab. Im übrigen lehrt die gute Be-
währung . der Exspektation, daß — nötigenfalls, unter Scheiden-
tamponade — stets ein Aufschub erlaubt ist, um die Ausräumung unter
günstigen Verhältnissen vorzunehmen. Reinecke betont die
Wichtigkeit einer genauen bimanuellen Untersuchung vor instrumen-
tellen Eingriffen bei Blutungen uterinen Ursprungs.. Adnexgeschwülste
‚entzündlicher Art bilden. eine Kontraindikation für aktives Vorgehen.
Bei. strenger Beobachtung dieses Punktes und Vermeiden jeglicher .
' Tamponade sind seine Erfolge gleich gute bei konservativem wie bei
| aktivem ‚Vorgehen. u
Über Epithelkörperchen. Nach kurzer Über-
Sicht über. Entwick] ng, Lage und Bau ‘der Epithelkörperchen geht
Vortragender auf die Bedeutung der Epithelkörperchen für. die
. Entstehung. der "Tetanie .ein. Die bei. der Kindertetanie beob-
achteten Blutungen in die Drüsen mit Unterentwicklung des
Parenchyms werden an der Hand von histolögischen Präparaten
geschildert. Störungen durch Hyperfunktion der Epithelkörperchen-
Sind nicht: bekannt, wohl aber Hypertrophien und Hyperplasien der
: Drüsen bei Krankheiten, die Anomalien des: Kalkstoffwechsels zeigen,
Osteomalacie, Osteopsathyrosis, Osteomyelitis fibrosa. Die' Vergröße-
gekehrt,
5 . Diskussion: Koelzer: Eine Epithelkörperchentetanie bei: Säug-.
lingen infolge Blutungen in die Epithelkörperchen oder anderer Schä-
—
Aus.
rung der Drüsen ist als eine Art kompensatorischen Vorgangs auf-
zufassen, sie ist Folge des gestörten Kalkstoffwechsels, nicht um- |
_ von: der. gewöhnlichen Form’ von : Spasmophilie "der Säuglinge zu -~
trennen. Diese ist meist als chronische Nahrungsvergiftung besonders .
dureh 'Kuhmilchüberfütterung aufzufassen. Die manifeste Tetanie ist -
in Braunschweig selten. K. sah in neun Jahren vor dem Kriege nur : EL
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_ bei der ersten Untersuchung den vòn Saprophyten bögleiteten Neber- einen Fall. Milchentziehung, Phosphorlebertran und Brom brachten.
haften Abortus von dem durch pathogene Infektionserreger ver- |
ursachten zu unterscheiden. 2. Es ist nicht immer möglich, bei der |
die manifesten Erscheinungen in einer Woche: zum Schwinden. pA
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. | (Medizinische Sektion.) ro 3 . £
\
>. Sitzung vom. 27. Juni 1919, `
| 3 = Rosenthal und Patrzek: Über ` Cholestearinverarmung B
'der_roten ‚Blutkörperchen und des Serums “unter dem Einfluß.der --- `-
'Kriegsernährung. : Die: Befunde stammen von Individuen der.groß--
städtischen _ Bevölkerung, die ‚außer: .Inanition keine Kraukheits-
erscheinungen aufweisen. Während sich bei gutgenährten Menschen - -: i
der Friedens- und Kriegszeit keine Unterschiede 'ergeben, ist bei unter-
ernährten gegen 1913 in 65% der Fälle eine Verminderung um- das. \ |
Zwei- bis. Fünffäche zu: finden,: und zwär sowohl im Serum ‘wie in _
den Blutkörperchen, ohne daß. dies parallel geht. Außerdem besteht — _-
eine starke prozentuale Verminderung der Cholestearinester in den-
festgestellten Erscheinungen haben nichts Auffälliges in Anbetracht-
des Wegfalls von Butter, Milch, Fett, Eiern aus der Ernährung, stellen
nur. einen Abschnitt‘ des gestörten Lipoidstoffwechsels dar, mit dem
auch das gehäufte Auftreten von Polyneuritiden bei Ödemkrankhieit
‘roten Blutkörperchen im Verhältnis zum freien 'Cholesteärin. Die -:
'„usammengebracht wird und wohl auch die sinkende Immunität gegen :
Infektionskrankheiten, besonders gegen ‘die Tuberkulose, in Zu-
sammenhang steht, Bei Tuberkulösen wird kaum einmal eine Ver-
minderung des Cholestearinspiegels im Blute vermißt.
Diskussion: Rosenfeld: Die halbikterische gelbe Ge.
sichtsverfärbung der unterernährten Bevölkerung kann wohl auch mit
werden. BEN
Julie Cohn: E |
‚Fettmahlzeiten wurde nie Vermehrung ‘gefunden, auch nach Ver-
'fütterung von reinem Cholestearin in Olivenöl nie eine Zunahme
‚im Serum. - ei j Se T
Aron erblickt in der Cholestearinverarmung nur ein Symptom . <
, der. Schwächung einer synthetischen Funktion, nicht die Folge der
zu geringen Aufnahme. . i TEE A e
| Stolte sieht. in den Versuchen Rosenthäls einen neuen
Beweis dafür, daß sich Fette, Eiweiß, Kohlehydrate - nicht einfach
. dem gestörten Cholestearinstoffwechsel in Zusammenhang gebracht ` we:
Bei Cholestearinbestimmungen vor un ne
calorisch ersetzen ‘können. ` Durch fettarme Ernährung bleibt das Go
Gehirn junger Kinder im Wachstum zurück., Die Lipoide sind zum
Aufbau gewisser Substanzen unbedingt notwendig.
Rosenthal: Es gibt auch entgegengesetzte Versuchsresultate.
wie die von Frl. Cohn. er N eg
F. Heimann ; Physiologische Gewichtsabnahme und transito-
_risches Fieber beim Neugeborenen. Die Beobachtungen an fast 1600
gesunden Neugeborenen der Breslauer, Frauenklinik," die daselbst
länger als zehn Tage waren, lehren, daß ein normal gedeihendes Kind |
‚am 10. Tage sein Anfangsgewicht keineswegs ‘erreicht haben muß. -`
Die praktische Bedeutungslosigkeit des. transitorischen Fiebers, die
allgemein anerkannt wird, lehrt auch das hiesige Material’der, letzten
zehn Jahre, aus dem auch hervorgeht, daß nicht das eine oder. das
andere Moment, wie Gewichtsabnahme, ‚Resorption der pyrogenen Sub- .
stanzen, nicht der Kampf der
Rolle dabei spielt. g
Diskussion: 3
‘achtungen an der Leiche. in
gewicht abnimmt. `
Mekonium- und der Coliflora, die größte
den ersten Lebenstagen das Thymus-
Greifswald.
` Medizinischer Verein.’ Sitzung vom 4. Juli 1919.
Vorpahl: Experimentelle Untersuchung über die Kreislauf-
Emil Neißer ”
Gräper weist darauf hin, daß nach: Beob- `
geschwindigkeit bei Herzinsuffizienz. Vortragender hat ‘in gleicher
‘Weise wie Stadler bei Kaninchen künstlich Trieuspidalinsuffizienz
erzeugt.. Bei 10 Tieren mit künstlicher Trieuspidalinsuffizienz wurde -
nach: der Methode von Haldane-Barcroft der Sauerstoff im
arteriellen und. im venösen Blute ‘bestimmt. Das Blut zu den Gas-
analysen ‚wurde durch Punktion aus dem rechten und linken Ventrikel `
entnommen. ‚Zum Vergleich wurden 12 Normaltiere -in -der ‘gleichen
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Weise. untersucht. Vortragender fand bei den Normaltieren èine mittlere
Sauerstoffausnutzung von 89% und bei den Tieren mit künstlicher
Trieuspidalinsuffizienz von 56,5 %. Er schließt daraus, daß der Blut-
strom bei den Tieren mit Tricuspidalinsuffizienz verlangsamt ist, und zwar
um. 89 : 56,5 = 0,6. Bei allen Tieren mit Tricuspidalinsuffizienz, bei
denen auf diese Weise der Blutstrom um etwa t/s gegenüber der Norm
verlangsamt gefunden wurde, wurden bei der Autopsie die verschiedenen
Grade der Stauung im Körper festgestellt. |
Denecke: Demonstration. 14jähriges Mädchen mit leichtem
Ikterus, Leber- und großem Milztumor; im Blut Anisoceytose. Im Urin
‚ Urobilin, kein Bilirubin. Vater, Großvater und Onkel zeigen denselben
Symptomenkomplex. . Dieser chronische familiäre Ikterus,
von Chauffard entdeckt, wurde von Minkowski durch Pleio-
chromie der Galle (Eindickung und Stauung) erklärt. Trotz des
‘Widerspruchs Widals, der einen hämatogenen Ikterus annahm, hat
sich die Lehre Minkowskis erhalten. Im Serum der Kranken läßt
sich Bilirubin nachweisen. In den Harn tritt es infolge einer Bilirubin-
dichte der Nieren (P e1) nicht über. Die Pleiochromie der Galle ent-
steht durch vermehrten Blutpigmentabbau. Im Blute findet man alle
Zeichen der Anämie und der vermehrten Knochenmarkstätigkeit. Die
Resistenz der Erythrocyten ist bei diesen Kranken stark vermindert,
obwohl sonst der Ikterus an sich die Resistenz gegen hypotonische
'Kochsalzlösungen erhöht. Als Ursache des vermehrten Blutzerfalls wird
in neuerer Zeit von Eppinger die Milz allein angesprochen. Eine
angeborene Enge der Übergangscapillare von der Follikelarterie zu den
Milzsinus zwingt die Erythrocyten zum Verlassen der Blutbahn in der
Milz und führt durch Berührung mit dem Iymphoiden Gewebe ihren
-Untergang herbei. Deshalb stellt die Milzexstirpation die Therapie
der Krankheit dar, jedoch wird der Eingriff, infolge der meist geringen
Beschwerden der Patienten, vielfach abgelehnt. |
Stephan: Zur Behandiung der Bauchfell- und
kulose mit Röntgenstrahlen. Nach einem einleitenden Überblick über
die verschiedenen Formen und die Kombination von. Bauchfell- und
Genitaltuberkulose beim Weibe wird die Entwicklung der einschlägigen
Therapie bei Peritonealtuberkulose von der rein konservativen All-
. gemeinbehandlung bis zur operativen Ära (Spencer-Wells König) dar-
gestellt, sowie die heute noch zur Diskussion stehende Frage nach der
Ausdehnung chirurgischer Eingriffe bei der Genitaltuberkulose beleuchtet.
Bezüglich dieses Punktes tritt der Vortragende für das an der Greifs-
walder Frauenklinik geübte Verfahren einer Therapie der mittleren
Linie ein, d. h. es soll die Radikaloperation nicht erzwungen werden,
Rundschau.
` Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe.
, Von
Augenarzt Dr. Agricola, Hannover.
(Fortsetzung aus Nr. 36.)
TI.
Bei der ersten Umgrenzung unseres Problems setzte ich Ihnen
die zwei Möglichkeiten einer Sozialisierung auseinander. Die erste,
die wir soeben besprochen, die allmählich organische Umgestaltung
der freien ärztlichen Tätigkeit zu einem in wirtschaftlicher Beziehung
genossenschaftlich geregelten Betriebe mit öffentlich-rechtlicher Ge-
bundenheit des Arztes. Eine solche Ersetzung der bisher fast unge-
hemmten freien ärztlichen Wirtschaft‘ durch organisierte Gemeinwirt-
schaft im Sinn einer allgemeinen Volksversicherung erscheint, wenig-
stens für den Bereich der ökonomisch und ärztlich einigermaßen um-
erenzbaren Krankheitsfälle, sozial und finanziell möglich.
Als zweiten Weg wies ich den einer vollständigen Ent-
eignung aller Ärzte beziehungsweise ihres Rechtes auf freie Praxis
und ihre Anstellung als Beamte mit festem Gehalt auf. In der Fach-
presse hat man über eine derartige Lösung des Problems die phan-
tastischsten Pläne zutage gefördert. Große Ambulatorien sollen
überall errichtet werden, die, mit allen ärztlichen Produktionsmitteln
ausgerüstet, zur Abhaltung von Sprechstunden bei Innehaltung des
Achtstundentags dienen sollen. Wer etwa nach der Dienstzeit seinen
Arzt in dringender Not sprechen will, wird an den Arzt des Wach-
dienstes gewiesen. Ob der dann den Kranken oder den Krankheits-
verlauf kennt, ist offenbar gleichgültig. Denn auf das persönliche
Vertrauens- und Bekanntschaftsverhältnis ist viel weniger Wert zu
legen, als daß ein geschulter Arzt die Behandlung wenigstens auf acht
Stunden führt. Das ist nicht Sozialisierung, das ist achlechtweg
Rationierung ärztlicher Hilfe! Bettlägerische Kranke müssen
ins Krankenhaus. Man male sich das aus! Glaubt man wirklich, das
'1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 87.
Genitaltuber- |
radikales Operieren so häufig vorkommen.
siner Einschränkung unnützen ärztlichen Luxus der Reichen zu be-
‚was ärztlicher Luxus sei
14. September.
“wenn bei Kombination mit- trockener oder gemischt aseitisch-adhäsiver
Bauchfelltuberkulose Darmadhäsionen vorhanden sind (Kotfistelgefahr!). -
Für die, Fälle, in denen nicht radikal operiert werden kann, empfiehlt
er die vielfach noch nicht genügend anerkannte Röntgentherapie und
begründet an dem allerdings nur kleinen Material der Greifswalder
Klinik seine Anschauungen über den Wert des Verfahrens und seine
Indikationsbreite.e Nach einem kurzen Resümee älterer und neuerer
Auffassungen über die pathologisch-anatomische und bakteriologische
Strahlenwirkung bei der Bauchfell-Genitaltuberkulose möchte er auf
Grund der Erfahrungen-an seinem Material die Röntgenbehandlung als
wertvolles Hilfsmittel nicht missen, ohne darin jedoch irgendwie
eine Panacee erblicken zu wollen. Den Schluß der Ausführungen
bildet eine strikte Umgrenzung der Indikationsstellung zur Röntgen-
bestrahlung. (Erscheint ausführlich in der „Strahlentherapie“.)
Diskussion. Hoehne weist auf die großen Vorteile hin,
-die eine Kombination von operativen Maßnahmen und von Röntgen-
strablenbehandlung bei Peritoneal- und vor allem bei Genitaltuberkulose
bietet. Findet man bei der zunächst als Probeoperation gedachten
Laparotomie ausgedehnte Darmverwachsungen, so wird man am besten
gar nichts entfernen, sondern dieser Probelaparotomie eine Röntgen-
bestrahlung neben der Allgemeinbehandlung folgen lassen. Sind die
beiderseitigen tuberkulösen Adnextumoren frei von Darmadhäsionen,
so werden die erkrankten Tuben, unter Mitexstirpation des intramuralen
Abschnittes aus der Uterusecke, entfernt, die Ovarien aber zurück-
gelassen, eventuell auch auch das Corpus uteri unter Amputation mit-
entfernt. Sind die einen Adnexe weniger und ohne Darmadhäsionen,
die anderen stärker erkrankt und mit dem Darm verwachsen, so ent-
ferne ichnur die tuberkulöse Tube auf derwenigerer-
krankten Seite und bestrahle post operationem Bauch und Becken, -
unter Abdecken des ÖOvariums der Operationsseite,
Bei schwerster Erkrankung des ganzen Genitalapparates mit Bildung
| größerer tuberkulöser: Eiterherde werden diese von unten eröffnet und
dann das ganze Genitalgebiet vom Bauche, vom Rücken und von der
Vagina aus bestrahlt, wobei deshalb die Röntgenkastration keine be-
sondere Schädigung bedeutet, weil sowieso schon Amenorrhöe auf
Grund einer fehlenden Ovulation besteht.
Bei der Genitaltuberkulose gilt es, zunächst eine möglichst exakte
Diagnose zu stellen und dann jeden einzelnen Fall, den besprochenen
Grundsätzen gemäß, individuell zu behandeln. So werden jene traurigen
Ausgänge unter Darmfistelbildung vermieden, die im Anschluß an zu
zwangsweise durahführen zu können? Ich verzichte darauf, so etwas
überhaupt zu diskutieren. Trotzdem bedürfen einige Punkte doch ur
serer besonderen Beachtung: À
1. In der Forderung Ambulatorien, M
denen die Ärzte , behandeln sollen, liegt die allgemeinere
Forderung beschlossen nach Sozialisierung der ärztlichen Produktions-
mittel überhaupt. Die vielen kleinen tedhnisch-ärztlichen Betriebe
bedeuten ökonomisch ganz gewiß eine unfruchtbare Vergeudung mM
Geld und ärztlicher Arbeitskraft. Im Interesse einer möglichsteh
qualitativen Hochtreibung ärztlicher Produktion wäre ein solch 86
meinwirtschaftlicher Gebrauch - der ärztlichen Produktionsmittel
durchaus erwünscht. Kranken und Ärzten würden dann zur Die
gnoso und Therapie Hilfsmittel in einem Ausmaße zur Verfügung
stehen, wie das.ein Privatbetrieb nie erreichen kann. Ein Vorbild
dessen ist ja jetzt schon in den sozialistischen ‚Betrieben der öffent-
lichen Krankenhäuser gegeben. i
nach großen
2. So sehr wir Ärzte uns gegen jeden frivolen Ver
such einer plump mechanischen Rationierung ärztlicher Hilfe
wehren müssen, so wenig dürfen wir cine gewisse Regt
lierung des Verbrauchs an ärztlicher Hilfe durch öffentlich-
rechtliches Gebot unter allen Umständen ablehnen. Denn an $
erscheint es durchaus, wie schon anfänglich ausgeführt, berechtigt,
die unerfüllten ärztlichen Ansprüche der niederen Klassen auf Kosten
friedigen. Es fragt sich nur, wie weit dieser theoretisch einwandfreie
Anspruch praktisch durchführbar ist. Denn die Umgrenzung dessen,
, wird stets auf fast unüberwindliche Schwie-
-rigkeiten stoßen. |
Aber auch dann, wenn wir von der Lösung dieses W
gemein schwierigen Problems absehen oder es einmal als gelöst a
nehmen wollen, so wird doch immer der Versuch einer Regelung 468
Verbrauchs an ärztlicher Hilfe von Staats oder Genossenschafts wege?
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| unter Verbot des unnötigen Luxus, ohne Rücksicht auf indivi-
i . ethisch und. volkswirtschaftlich sehr Bedenkliches behalten. Es würde
da vom Einzelnen im Interesse der Allgemeinheit ein Maß von Soli-
darität und Aufopferung gefordert, das doch, trotz aller Gebote, nur. |` `
in den seltensten Fällen gebracht werden würde. Die Kriegswirt-.
‚schaft tiat ja eine solche Fesselyng und Drosselung des Konsumy auf
-wirtschaftlichem Gebiete versucht. ‘Wie dort, würde. auch auf ärzt-
lichem Gebiet ein solches Experiment — zumal bei dem Notstand :
unserer Ärzteschaft — einen. geheimen. Markt mit heimlichem. An- `
gebot und heimlicher Nachfrage schaffen und der Erfolg wäre Schleich-
‚handel. mit ärztlicher Hilfe. Der-aber würde mit all seinen-sattsam be-
"kannten demoralisierenden Folgen ein ‚viel schlimmeres Übel: där-
stellen, als es der bisherige freie ärztliche Markt je gezeugt. Der
‚ganze Sinn der Sozialisierung wäre in sein Gegenteil ‚verkehrt..
| | ‚Arztes, mis Un-
schlechthin ‚genannt, würde durch |
| ` 8; Die äußere Bewegungsfreiheit‘ des
` recht ‘seine Berufsfreiheit
seine -Veramtung zweifelsohne gewinnen. - Wer.: von uns hat
jetzt seine “regelmäßig begrenzte Arbeitszeit, . wer” Seinen
‚ regelmäßigen ‚Feierabend, wer seinen geregelten Urlaub, wer
„ Seine auf alle Fälle gesicherte Einnahme, wer- seine gesicherte Pen-
‚sion? Wer ist in seinem "Handeln so unabhängig gegenüber dem
' Kranken, seinen Ansprüchen und Launen, wie der -beamtete Arzt?
Aber man begeht einen irreführenden Fehler, diese äußere. Unab-
hängigkeit mit der inmeren Freiheit des ärztlichen Berufs gleich-
zusetzen ` 007 E p3
‚Frei ist der Arzt im Gegensatz zum Beamten, weil 'er sich in
seinem ‘Handeln verantwortlich weiß nur seinem Kranken und seinem
Gewissen, keiner ihm übergeordneten Instanz.. Gerade dies freie
Verantwortungsgefühl erhebt die ärztliche Tätigkeit aus dem Niveau
einer einfach : bürokratischen Pflichthandlung in den Bereich sät-
‚ licher Leistung. Gerade dieses Freibeitsgefühl aber würde durch eine
Veramtung’ nicht gesteigert, sondern gemindert. .
s
Und mit dieser Freiheit 'sänke `eine zweite Grund-
lage unseres ärztlichen Händelns dahin. Keine ärztliche
Leistung, auch nicht. die allergeringste, ist nur der Aus-
druck eines rein sachlichen 'Könnens, sondern zugleich der
ganzen ärztlichen Persönlichkeit. Ebenso empfängt jede Krankheit
durch die individuelle körperliche und seelische Eigenart ihres
Trägers ihr individuelles Gepräge und muß von wahrer ‘ärztlicher
Kunst in solcher Sonderart erkannt und angegriffen werden. Sche-
matismus und Schablone des Beamtentums- aber ist solchem künst-
‚lerischen Individualismus feind. |
- -~ Frei aber iste der * Arzt gegenüber dem’ Beamten im Hinblick.
wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeit.-Nicht nur.
auch auf seine freie l
kann er"sich den äußeren Charakter. seiner Tätigkeit frei gestalten;
‚ Seine ganze wirtschaftliche Position baut’ er sich mit eigener Tüch-
tigkeit, eigener Regsamkeit, eigener Schaffenslust und. Schaffens-
kraft. Was er ist und was er gilt, dankt er sich selbst allein, seinem
eigenen freien Wollen, freien Tun, freien Gestalten. TS
‚Für den beamteten‘Arzt mit festem Gehalt fehlt mit dem An-
Teiz freier wirtschaftlicher Entfaltungsmöglichkeiten einer der wesent-
lichsten Antriebe 'zum Regen seiner Kräfte, zur Vervollkommnung
seines Könnens und Wissens. Beamtentum mag manche gute bürger-
liche Tugend pflegen.
lichen Vervollkommnungsdranges,
nochnie. — — 7 |
80 ‘tief berechtigt indessen diese dargelegten prinzipiellen Be-
schöpferischer Kräfte war es
— ems
denken ‚gegen eine Veramtung der Ärzte sein mögen, die Wirk-
lichkeit könnte sich doch eines Tages stärker erweisen als sie. Di®
| chwierigkeiten einer freien allgemeinen Sozialisierung der gesamten
. ärztlichen Hilfe sind so große, daß man wie von selbst immer wieder
auf den scheinbar so brutal einfachen Gedanken einer Veramtung
der Ärzte zurückkommen., wird.. E i 0% En
un, „Auch in den letzten Jahren haben wieder eine ganze Reihe
‚sehr ernsthafter Ärzte eingehende Pläne einer Veramtung ausgedacht.
e Knappheit der -Zeit verbietet mir auf oft recht interessante und
l n pachtenswerte Einzelheiten . einzugehen.
"egenen Eingeständnis ihrer Urheber für die nächsten Jahrzehnte
‚Ihre “Verwirklichung aussichtslos mache. Neuman n, der das
„osteste Buch tiber. diesen Gegenstand. geschrieben, fordert allein
r die Beschaffung_der nötigen Bettenzahl 2 Milliarden. | E
. Es ist nun sehr bemerkenswert, daß alle Anhänger einer Ver-
ang ‚ darauf. ausgehen, bettlägerische Kranke in die Kranken-
._ User zu verweisen. Sollte für solche rigorose Forderung. wirklich
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me MEDIZ INISCHE
duelles Bedürfnis und. wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, trotz der.
- nicht geleugneten rationalen Berechtigung solchen Unterfangens, etwas
`
.zu stellen.
Eine Erweckerin freier Initiative, unermüd-
Gemeinsam aber. ist fast
Systemen, daß die Schwierigkeiten ihrer Finanzierung nach dem
KLINIK — Nr. 8%.
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- Far ` 3 a = f ; t
Pflege. gewähren zu können als. im Kreise der, hegenden Liebe des
‚fühlen. unbewußt,. daß gerade bei.der Behandlung häuslicher Schwer-
Aufopferung eine entsprechende Gegenleistung empfängt, .die .es ihm.
- ermöglicht, für seine und der Seinen Zukunft zu sorgen. Diese.
~ zuteil, und deshalb’ eben fühlt .man instinktiv,
gehen. ee N F P ne a e
‚ Das, Buch Neumanns, in dem er die .sittliche Erneuerung
: die eiserne Pflichttreus, die selbstlose Hingabe, die durch jahrhunderte-
Heute würde eine Veramtung die. alten wirtschaftlichen Triebkräfte
ärztlichen Handelns lahmlegen, mit irgendwelcher .Gewißheit aber
neue sittliche Energien 'nicht entbinden. _ Der einzige Erfolg wäre |
die Schaffung ei
fremden Bürokratie.
N
bissenen Anhänger einer Veramtung doch keinen Eindruck. machen
werden. Immer wieder weisen sie auf die großartigen
sonstigen. Beamtentums .hin.
nicht gleiches leisten?
auch als Beamte, auch |
ebenso Hervorragendes leisten würden wie als freie Ärzte? Im in-
nersten -Kern 'pflichttreue Menschen werden unter allen Verhält-
nissen das beste tun. - Darauf aber kommt es an, unter welchem
System schwache Naturen, die doch leider die Mehrzahl bilden, am
sichersten bei ihrer. Pflicht ‚gehalten werden.
eben jede ruhige sachliche Erwägung. gegen das Beamtentum.
Ja, leugne ich denn, daß viele, viele Ärzte
so geneigt ist, die Auswüchse des Beamtentums in den Vordergrund
von Beamten, die ihre Stellung und ihr Einkommen
wissen von ihrer Beliebtheit und ihrer Anerkennung,
angeschnauzt zu sehen? Sollen wir wirklich die staatliche Disziplin
und den Unteroffizierston auch in die Krankenstuben hineintragen?
‚ ~ Aber auch solche Erwägungen werden die Fanatiker der Ver- .
amtung 'nicht überzeugen. Sie weisen sie als rein theoretische Be-
ganz unabhängig
denken, die ‘die Praxis ‚schon ausgleichen werde, zurück. - Nun; so E
will ich denn einmal ganz aus der Praxis heraus reden; > =.
| Im Kriege war die ärztliche Hilfe restlos ‚sozialisiert, die Ärzte-
‚restlos Beamte. Ich habe drei Jahre lang’in der Organisation eines.
ausgezeichneten. Kriegslazaretts gestanden, als Chefarzt oft mehr als
"20 Ärzte unter mir arbeiten sehen. „Auch da haben zahlreiche Ärzte
: unter den schwierigsten klimatischen und. allgemein ärztlichen Ver-
hältnissen ganz Außerordentliches geleistet. Aber ein recht- gut Teil
hat auch — -das sei frei heraus gesagt — mehr weniger‘ ver-
sagt; nicht nur aus mangelnden! ärztlichen; Können, sondern aus man-
gelndem Pflichtgefühl. Sie taten so viel, daß sie den Schein wahrten,...
mehr aber war aus ihnen trotz allem militärischen Drucke nicht her-
auszuholen.
Schwierigkeiten an die Front abschieben. Im Frieden gibt .es so
etwas nicht und. fehlt obendrein die sittliche Hochspannung des.
Krieges. Um šo geringer werden die Leistungen sein. „Wenn ich .
was soll ich mich mehr quälen als unbe-
doch mein Geld bekomme,
dingt erforderlich“,
wird ‘immer das Leitmotiv träger Beamten- `
-naturen bleiben. | au ur Se SE Br
Auch im Frieden haben wir ja schon in dem Beamtentum der g
ähnliche Erfahrungen mit. dem `
Militärärzte Gelegenheit gehabt,
Durchschnitt der Ärzte zu machen.
Also nicht nur: theoretische Wertung ethischer Impondera- |
bilien,.sondern auch praktische Erfahrung. lehren eindeutig. die Unter-
wertigkeit des Beamtensystems für die -Erzielung durehschnittlicher
ärztlicher Höchstleistungen. | (Schluß. folgt.)
2
kranker das amtliche Arzttum den entscheidenden Schiffbruch leiden wird.. >
Denn gerade diese ‚Pflege erfordert die höchste Aufopferung ..
‘Gegenleistung wird.dem beamteten Arzt nur. in sehr'bedingtem Maße - ~
hlt .r daß gerade hier der -
‚Beamte gar zu leicht versagen könnte, und sucht dieser Gefahr.
dureh" die Anstaltsbehandlung aller .beitlägerigen Kranken zu ent- `-
lange Schulung gewonnene. sittliche. Höhe des. alten deutschen ` :
Beamtentums vor Augen. "Wir wissen leider zu‘ gut: im verheerenden . .
Sturme .der Revolution ist auch dieser ‘alte Glanz und Ruhm verweht. `. `
einer, allem: ärztlichen’ Handeln im Innersten, wesens- ..
Ich weiß nun sehr wohl, daß solche Argumente auf die ver-. .
Leistungen .
‚Warum soll ein beamteter Ärztestand -
ohne den Stachel. wirtschaftlichen Vorteils `
Und da entscheidet
_ Die übertriebenen Hoffnungen, die man auf eine Veramtung .
der Ärzte setzt, wirken um so seltsamer, als man, doch. gerade heute
Sollte ‚sich das Volk ‚wirklich so danach’ sehnen, sich `
Dabei konnten. wir alle trägen Elemente ohne große ` |
nur die Überzeugung ‚leitend gewesen. sein, in . Anstalten bessere. m
‚eigenen Heims? Ich vsrmute vielmehr; die Verstaatlichungsanhänger <. i -
von seiten, des Arztes. Und bei’ allem. Idealismus, den die Ärzte haben - '- . .'
mögen und den man gerade von uns in einem Maße fordert, wie kaum...
‚sonst von einem Stande, treibt den Arzt.äoch vor allem — und-das _
wollen. wir‘. gern .eingestehen —. das Bewußtsein, daß er für seine T
- des. Ärztestandes durch seine Veramtung. erhofft, ist schon 1916 ab 2 a
geschlossen. . So: schwebt ihm noch: die: unbestechliche Redlichkeit, - we
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Pathologische Anatomie und Heilkunde.
Von
Georg B. Gruber.
(Fortsetzung aus Nr. 36.)
Die Tatsache, daß heute zumeist ein anderer Arzt seziert,
als derjenige, welcher behandelte, hat die Vornahme der Sektionen
zweifellos eingeschränkt. Die tieferen Gründe dafür sind mannig-
facher Art. Möchte jedoch niemals der Grund der Scheu vor
der Autopsie als einer Klarlegung der Krankheitsverhältnisse
mitspielen! Das wäre eine feige Furcht, die allerdings auch be-
weisen kann, daß gerade die Möglichkeit einer sachkundig aus-
geführten Obduktion ganz still zum Ansporn für die Genauigkeit
und Zuverlässigkeit ärztlichen Denkens und Handelns werden kann.
Ich möchte, wie gesagt, die Aufgabe des Obduzenten anders auf-
gefaßt wissen, als wie die eines hämischen Merkers. Wird diese
Aufgabe regelmäßig objektiv, ruhig und gut als die eines sach-
verständigen Mitarbeiters erfüllt, dann wird als erste gute und
fruchtbare Wirkung von der pathologischen Anatomie auf die
ausübende Heilkunde das erhöhte Bestreben bei den Ärzten sich
geltend machen, in jedem Einzelfall dem Kranken so gerecht zu
werden, daß seinerzeit am Leichentisch der Obduzent dem be-
handelnden Kollegen nichts Überraschendes mehr zu zeigen und
zu sagen hat.
Wenn der pathologische Anatöm seinen klinischen Kollegen
über zweifelhafte und dunkle Punkte der Diagnose einer Krank-
heitsbeurteilung usw. Aufschluß geben soll, wenn andererseits der
am Krankenbett tätige Arzt dem pathologischen Anatomen Finger-
zeige erteilen will, ist es nötig, daß jede der Disziplinen in ihrer
Fragestellung sich präzis und klar ausdrücke. Lubarsch
hat von den modernen Pathologen wohl am rückhaltlosesten
darauf hingewiesen, daß der Praktiker manchmal von der patho-
logischen Anatomie mehr verlangt, als sie zu leisten vermag, daß
man ihr Fragen vorlegt, die sie mit ihren Mitteln einfach nicht
lösen kann. Solche Fragen sind meist nicht klar und fest um-
schrieben gestellt. Lubarsch betonte mit Recht, daß hier
mitunter das dunkle Gefühl zum Vorschein komme, als ob die-
jenigen Fragen, die man am lebenden Organismus nicht hat lösen
können, nun durch die Untersuchung des toten Körpers gelöst
werden müßten!). Man darf vom Obduzenten nicht zu viel ver-
langen, man darf vor allem nicht gleich alles auf einmal ver-
langen!
Während ursprünglich der pathologische Anatom’ nur mit
Messer und Lupe arbeitete, um die „Sedes morborum“ zu er-
gründen, hat er sich mehr und mehr raffinierte histotechnische
und mikroskopische Methoden in gleicher Absicht zunutze gemacht.
Und da er neben der rein morphologischen Fragestellung
diejenige nach Pathogenese und Ursache zu beantworten
sich bemühte, zog er in weitem Maße als Hilfe das Experiment,
die bakteriologische und serologische Technik heran, ebenso wie
er des chemisch-physiologischen Laboratoriums nicht mehr zu ent-
raten mag. Es kann sich am Leichentisch eine Frage erheben,
die der ausgedehnteren Laboratoriumsuntersuchung bedarf; und
was im Einzelfalle einer Sektion angeregt wurde, das kann ge-
legentlich erst Wochen danach beantwortet werden. Das sollte
der klinische Fragesteller stets bedenken! Die Aufklärung septischer
und bakteriämischer Krankheitsbilder verlangt sorgfältige Kulti-
vierungsversuche aus allerlei Leichenmaterial. Die anato-
mische Festlegung von:Systemerkrankungen des centralen Nerven- :
systems durch das Mikroskop erfordert mühevolle Arbeit am
Mikrotom und Färbenapf, Mittels der Wasser-
mannschen Reaktion, mittels der Agsglutinations-
prüfung wird heute. auch am Leichenmaterial versucht,
die Diagnose möglichst zu präzisieren; Fermentunter-
suchungen an Geweben und Zellmaterial mit mikrochemischen
Reaktionen lassen Schlüsse für die pathologische Beurteilung zu.
Im Tierversuch erprobt man gelegentlich die Natur eines
gefundenen Krankheitserregers auf seine Herkunft — z.B. die
Frage der humanen oder bovinen Natur der Tuberkelbacillen.
Sie erkennen, meine Herren: um den Forderungen
der Pathologie möglichst gerecht zu werden, hat der patho-
logische Anatom sein Arbeitsgebiet vergrößert, hat er sich
Disziplinen zunutze gemacht, die an und für sich von jeher in
seinen Werkstätten hätten ein Heim finden sollen. Heute ist
ein pathologisch-anatomisches Institut ohne
ordentliches bakteriologisches und che-
1) Lubarsch, Jkurs. f. ärztl. Fortbild. 1913, IV., S. 46.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
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misches Laboratorium undenkbar. Aber selbst mit
diesen Möglichkeiten ausgestattet müssen wir mancherlei Fragen
unbeantwortet lassen, die uns öfter entgegentreten. =
Lubarsch wies in dieser Hinsicht z. B. auf die Fra
nach dem Tode hin, nach den besonderen Bedingungen,
unter denen der Tod eingetreten. Das kann der pathologische
Anatom nicht immer sagen; eher könnte es wohl der Kliniker,
wenn er den Kranken bis zületzt scharf beobachtet hat. Arbeiten
sie beide zusammen, das heißt ergänzen sie beide ihre Wahr-
nehmungen, dann vermögen sie wohl des öfteren zum richtigen
Resultat zu kommen. Solche Resultate im einzelnen haben aber
gewiß auch ihre Bedeutung für die wissenschaftliche Forschung
im ganzen. Wenn schon das Wesen des Todes eine noch
recht wenig klare Sache ist, dann sollte man meinen, müßte sich
die Forschung mühen, auf allen Wegen klärend vorzugehen. Die
Todesfallstatistiken könnten dazu dienen; vorläufig
können sie es allerdings noch nicht, da ja die darin angegebenen
Krankheitsbezeichnungen gar nichts über die Ursache, be
ziehungsweise über de Bedingungen des Todes aussagen,
weil die physiologisch zu bezeichnende Todesart nicht festgestellt
ist. Die pathologische Anatomie könnte mancherlei für die Heil-
kunde wirken, wenn es ihr gelänge, die Verwaltungsbehörden zu-
nächst zu überzeugen, daß die allgemeine Leichenschau-
statistik ungenügend und irreführend ist, daß sie keine
bindenden Schlüsse über die Hygiene des Volkes zuläßt, sodann
aber sie zu veranlassen, einen einwandfreien Modus der Fest-
legung mittelbarer und unmittelbarer Todesursachen und Todesarten
aufzustellen. Praktisch kann die Frage nach der Todesart recht
belangreich werden. So starben während der letzten Grippewelle
viele Krankheitsopfer außerordentlich schnell; aus relativem Wohl-
befinden heraus gingen sie schlagartig zugrunde. Andere boten
ein blaurotes Aussehen, atmeten schwer und endeten röchelnd
auffallend rasch ihr Leben. Diese blausüchtigen Kranken und
livid verfärbten Toten einerseits, das schnelle brutale Sterben
andererseits nährte bei der geängstigten Umwelt die an und für sieh
richtige Meinung, hier liege etwas ganz besonders Schweres vor,
eine Meinung, die in Erzählungen vom schwarzen Tod, von der
Lungenpest ein Analogon fand, sodaß alsbald Grippe und Pest
im Gespräch und in der Tagespresse verquiekt wurden. Die
einzelne Obduktion könnte uns hier nicht stets die Todesart er-
klären: Erst die Summe der Wahrnehmungen an einer größeren
Zahl klärte uns auf. Wohl fanden sich Fälle, die eine Herz
lähmung annehmen ließen, doch betraf diese Feststellung nicht
die rasch verstorbenen Patienten. Ihre Blausucht und ihr mehr
oder weniger schneller oft schlagartiger Tod mahnte mit den
Einzelheiten des Obduktionsbefundes an eine Form von Er-
stickung, sei es, daß die Atmungswege durch Exsudatmassen
und Beläge der Grippeentzündung verlegt waren, sei es, daß, wie
auch Borst?t) ausgeführt, infolge toxischer Störung die vaso-
motorischen Centren des Gehirns versagten. Diese Feststellung
zusammen mit der bakteriologischen über die Nichtpestnatur der
vorliegenden Bropchial- und Lungenerkrankungen ließ das oben-
erwähnte Gerücht unter der Bevölkerung als durchaus unbe-
gründet erkennen und erklärte zugleich die häufige Dunkeltärbung
der Leichen genügend — gewiß eine Erkenntnis von momentaner
praktischer Tragweite.
Noch an ein weiteres Gebiet darf ich hier erinnern, das
wie kaum ein anderes zeigt, wie sehr die pathologische Anatomie
auch heute noch berufen ist, die klinische Beobachtung zu er
gänzen, zu stützen, zu erklären. Ich meine das große Gebiet
der Unfallerkrankungen. Dieses Gebiet stellt oft genug
einen Tummelplatz vor, auf dem mehr oder weniger scharisichüg
und hartnäckig Meinung gegen Meinung verfochten wird. Die Br
fahrung lehrt, daß mancher Rentenkampf hätte zu schnellem Ende
im einen oder im anderen Sinne geführt werden können, wenn un
gründliche morphologische Retrachtungsweise, welche die patho-
logische Anatomie seit Rokitansky und Virchow Jehrt,
gepaart mit restloser Erfassung des klinischen Untersuchungs
befundes sich zu einem Bild in den einschlägigen Gutachten ver
wandelt hätten, das einem Dritten die Möglichkeit klarer ET
‚teilung zuließe. Wer viele Unfallgutachten lesen muß, empfinde
nicht selten ein ärgerliches Manko dessen, was mit dem Stab und Ban ;
maß gemessen, mit der Wage gewogen, mit Thermometer und Mano-
meter festgestellt, durch Vergleichung erhalten werden konnte; hi
gegen ist er überrascht von allzu vielen subjektiven Angaben, Mr:
) Borst, M. m. W. 1918, S. 1344.
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Aus schwe sich d jegszei hat mi rna yj. - gespü . Die Ü r seine eit ange viele birt E Be get. aP
.usga erer er beh szeit , höch ir meine | Ü pürt wi beistä Bekömmli ngenom n Orten des Rei aa KEK U
protok ng di Kra andelnde A; a st. lehrrei ne | Hilfe z rd, lösen ände, d ichkei men. ` wel des R ee t JEn IR
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achtung eugeku: auch i und m ein wohl feorhi en Di genwärti ‚-D iederum liegt ndel.: d tes > Ek pE a Fi
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des i schen e Hand ' , als’ si eilkund. t du Neu- zu n, wie” di eutsch gewöhnli ngewöh larf abe hnten 7, ‚ae. „Sch i Hl)
ewei und ı | 'geb sie d = e fö rch ih zu rechtf p die '; land iche nliche r r nicht v eiten OS EKREN: El
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Be e. es mö esthal igen Ausfi gsschä hat Eindri leser woh racht eren Zei rwerti , daß di mehl en Bäck Ir e mn Dre ik
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nner i gen manc in, di er Ei über de sind ellt w dete r Hebel an hat ` arbei wirtschaft ee: Eh il
der: r ihr anch á e ras inzelhei den N ? dann mit d erde > h ei einz . Und eitet als d aft an- j E AcE d taf
er Tätig es utopi er zwei senhygi heiten - ; utzen: ` wi er h n, da ygieni zusetzen. hier 1 der nE S SER
die ii pisti eifell ygienis gewiß n der er B s sche T E wäre’ zu ka A DRENI
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| ugeni es en G ehr- ‚und ar. J um B hohe sm bald Fore al re, zunäch B 2 MEET
werd genik: Obd ' Ewa ideal na eu : a. | kanä rote mi ıe Ausi ahlu als rder sS-ATZ sto i A BET
erden! ` der F uzent ndes und e genisch aA anäle mischt. fü smahl ng d : nur i run tlich ae IE Be LE; NBP
r amili en zur zu entklei: rnst d en | wi unverdau , tüh ung es Q ir g au ' E AREF
en ei r Fest kleid enke ird. di erdauli rt damit welche ei etr rgend mö ige TEES HE
mit, i Vorerst eine r legu den, d ender dè lieser für chen Be: it ein e ein eides; mögli Zu oh PE
ei: en | echt. wi ng von , dann mü s Vieh ür di estandtei en für di en gri sgeb glich ` n e ifi
Ha daß wi wollen wir | . wichtige n Richtli müßte | Nabru s ent ie Men ndteil d ür die großen Te roch Bee HEEN a
us ir weni wir ab ea = ige Ro tlinien fü : rung zogen schen ` em B menschli Teil der hen ° . a Bi TEER
e enigstens er þe i lle -bei n für Sinne ei zu ziehen. welches unyerd rote z lichen Ví er Klei REE ae
"ztes di ens da escheid beigemes ein e eine V en. Die 2 es sehr aulich u, auf d n Verda 616 ee Ph:
3) Leh tie Familie ei ee sein und zu ee eine Verkü er ee Sn OaE E e Heiti
=o eh Familje ei wan und ; n Es. mü ürzung di chteru schung imsta stoff di ren Seite ar RR 1Y
LV ma ines sezi n dur zufried s. müßte g der ti ng de g bede mde i er Ernä eite T eH
a ar gl. B nn,M seziert ch de en da mindest als Fo ierisch r mensch eutet im ist, aus ` näbrun EETA f hta 95 i
. Arztl )G.B uss ‚Mschr. f . ven An i n Mund - |in en auf orderung en Ernä schlich volk An der K 5 ! eey They ndiii
il. Zaċhr. 1016 e, M. m. W Unfall n Angehörigen ü des | zif der Fri 80% herab, eis en Ernäh swirtschaf leie ~ SE UL
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Eine nicht geringe Verantwortung, das muß ohne weiteres zu-
gegeben werden, liegt. darin, im Augenblick mit der Zwangsbewirt-
schaftung des Brotgetreides zu brechen, denn es ist Tatsache, daß die
Zwangswiıtschaft gegenwärtig der Bevölkerung in Deutschland Brot
zu einem Preise liefert, der wesentlich niedriger ist, als es dem Ge-
treidepreis auf dem Weltmarkt entspricht, im besonderen, wenn dieser
\Weltmarktpreis ausgedrückt wird in unserer minderwertigen Valuta,
wie es doch zunächst bei der Einführung des freien Handels gegeben
wäre. Diese Erwägung ist geeignet, den Bruch mit der Zwangswirt-
schaft zu einer verantwortungsreichen Handlung zu machen, denn eine
Verteuerung des Brotes würde bei der gegenwärtigen Erpährungslage
eine schwer zu ertragende Belastung der Bevölkerung darstellen. So
. gewinnt es fast den Anschein, als ob in der Frage unseres täglichen
Brotes die Zwangswirtschaft vorläufig ein notwendiges Übel bedeutet,
insofern man nicht ohne sie leben kann, aber auch nur recht schwer
mit ihr seine Lebensbedürfnisse zu -befriedigen imstande ist. Den-
jenigen, welche die Zwangswirtschaft verfechten, muß zugegeben
werden, daß bei einer zweckmäßigen Gliederung der Verwaltung und
bei reicherer Erfahrung es gelingen müßte, hier noch manche bisher
drückende Mißstände zu vermeiden. Daß die Zwangswirtschaft nach
der Rückkehr normaler Arbeits- und Erwerbsverhältnisse und vor allen
Dingen nach Eröffnung der Grenzen für den Handel imstande ist, auf
die Dauer das freie Spiel der Kräfte, wie es der freie Handel ge-
stattet, für die Volksernährung zu ersetzen, das mag billig bezweifelt
werden. Die Forderung des Augenblicks aber scheint es zu sein,
innerhalb des Rahmens dieses notwendigen Übels, der Zwangswirt-
schaft, alles zu tun, was möglich ist, um die Beschaffenheit des Ge-
treides und des Mehles, aus dem unser Brot gebacken wird, zu ver-
bessern, und dazu scheint uns vom Standpunkt des Arztes vor allem
eine Forderung von ausschlaggebender Bedeutung, nämlich die Forde-
rung: Fort mit der hohen Ausmahlung des Brotgetreides.
Die Zusammenstellung der verschiedenen Arten
der tödlichen Verunglückungen in Preußen im Jahre
1915 ohne Berücksichtigung der Kriegsereignisse hat ergeben: Am
häufigsten waren die Todesfälle durch Ertrinken, dann durch
Überfahren und durch Sturz. Durch diese drei Arten hat mehr als die
Hälfte_sämtlicher Verunglückten den Tod gefunden. Bei Frauen treten
noch hervor die Fälle von Verbrennen und Verbrühen und bei Männern
Verschütten und Erschlagen. ———
Wien. Zur Milderung der drückenden Spitalsbettnot hat das
Volksgesundheitsamt das im Jahre 1914 erbaute Kriegsspital in eine
Zivilkrankenanstalt umgewandelt und einen gesonderten Teil
der Anstalt für die Unterbringung von 600 Tuberkulösen ausgestaltet.
Berlin. Die preußische Regierung veröffentlicht das Gesetz
über die Gewährung von Straffreiheitund Strafmilderung
bei ehrengerichtlichen Strafen und ehrengericht-
lichen Verfahren gegen Ärzte. Der § i verordnet: „Alle
bis zum Inkrafttreten dieser Verordnung von den entscheidenden
Disziplinarbehörden rechtskräftig erkannten ÖOrdnungsstrafen wegen
Dienstvergehen, die vor dem 9. November 1918 begangen sind, werden
einschließlich der Kosten des Verfahrens erlassen, insoweit zur Zeit
des Inkrafttretens dieser Verordnung die Strafen noch nicht vollstreckt
und die Kosten noch nicht entrichtet sind. Alle Disziplinarunter-
suchungen werden einschließlich der Kosten des Verfahrens nieder-
geschlagen.“
Gesundheitsdienst beim Wiederaufbau in Frank-
reich. Falls es zwischen Deutschland und Frankreich zu einem Ein-
vernehmen über die Beteiligung deutscher Arbeiter am Wiederaufbau
kommen sollte, wird es hierbei in erheblichem Maße ärztlicher Mit-
wirkung bedürfen. Um nicht plötzlich vor vollendeten Tatsachen zu
stehen, hat schon jetzt eine Fühlungnahme zwischen Ärzten und Waffen-
stillstandskommission stattgefunden. Ärzte verschiedener Gruppen, auf
deren Urteil und Mitarbeit es ankommen wird, wollen Vorschläge aus-
arbeiten für die Arbeitsbedingungen der Ärzte und die Art und Aus-
führung des Gesundheitsdienstes. An der Ausarbeitung beteiligen sich
Vertreter des ärztlichen Hilfspersonals und vor allem derer, auf die
sich der Gesundheitsdienst bezieht, der Gewerkschaften und Vereinigungen
von Kriegsbeschädigten. Die Geschäftsstelle für diese freiwilligen und
unverbindlichen Vorarbeiten ist bei der Deutschen Gesellschaft zur Be-
kämpfung der Geschlechtskrankheiten, Berlin, Wilhelmstr. 45.
Berlin. Die Herbstferienkurse der Dozentenvereinigung
für ärztliche Ferienkurse finden vom 6. Oktober bis 1. November statt.
Daneben wird an den Abenden eine Vortragsreihe über „Kriegsernährung
und ihre gesundheitlichen Folgen“ veranstaltet. Ferner wird ein Gruppen-
kurs über „Krankheiten des Herzens und des Gefäßsystems“ vom 29. Sep-
tember bis 4. Oktober stattfinden. Verzeichnisse durch die Geschäftsstelle,
NW 6, Luisenplatz 2-4 (Kaiserin-Friedrich-Haus). |
Der Deutsche Verein für Schulgesundheitspflege
und die Vereinigung der Schulärzte Deutschlands
werden ihre diesjährige Jahresversammlung am 24. und 25. Oktober in
Weimar abhalten. Zur Behandlung sind angesetzt: 1. „Die Einheits-
schule vom hygienischen Standpunkte.“ [Referenten:
J. Tews (Berlin), Stadtrat Dr. Buchenau (Neukölln), Geh. San.-Rat
Stadtarzt Dr. Oebbecke (Breslau).] 2. „Welche Aufgaben
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37.
| von Oberstabsarzt z. D. Walter Guttmann.
14.8
Å
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un z -
mn nn nn m m a
stellt die während des Krieges herbeigeführte Er-
schütterung der Schuljugend an die Schule.“ [Referenten:
Stadtschularzt Prof. Dr. Thiele (Chemnitz), W. Detlefsen (Ham-
burg); letzterer vom Standpunkt der Krankenversicherung.] Anfragen
an Prof. Dr. Selter (Königsberg í. Pr.), Hygienisches Institut, Stein-
damm 9b. =m ER
Die Medizinische Fakultät der Universität Greifswald stellt
folgende Preisaufgabe für das Studienjahr 1919/20: Es soll mit
einer geeigneten Methode untersucht werden, ob bei Zuständen behin-
darter Atmung in den Geweben Sauerstoffmangel besteht. In den
Bereich der Untersuchung sind möglichst zahlreiche Atmungsstörungen
zu ziehen, besonders solche bei Herz-, Lungen- und Blutkrankheiten.
Die ärztliche Prüfungsordnung wird durch eine
` Bekanntmachung des Reichsministeriums des Innern vom 11. August
außer in einigen formalen Beziehungen dahin geändert, daß die Prüfung
in Ohren-, Hals- und Nasenkrankheiten in einem besonderen Termin
und in Gegenwart eines Fachvertreters als 5. Teil der chirurgischen
Prüfung stattzufinden hat. Damit ist eine Forderung, die die Vertreter
der Ohrenheilkunde gestellt haben, erfüllt worden.
Der Preußische Minister des Innern empfiehlt in einem Erlaß
vom 19. August, die im Ministerium hergestellten gemeinverständlichen
Belehrungen über die Ruhr in Plakatform von Zeit zu Zeit
zu veröffentlichen. — Die Griffe am Wasserzug sowie .die Türklinken
in Öffentlichen Bedürfnisanstalten sollen mit sublimatgetränkten Stof-
lappen umwickelt werden. Auch Schüsseln mit 1% iger Sublimatlösung
zum Abspülen der Hände müssen aufgestellt werden. Den als ruhr-
krank polizeilich Gemeldeten sind nach Möglichkeit mehlhaltige Zusatz-
nahrungen zuzuwilligen. ==
Im Verlage von Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien, erschien
soeben die zehnte und elfte Auflage des weitverbreiteten und beliebten
medizinischen Wörterbuches: „Medizinische Terminologie
Die neue Auflage ist
von Grund auf neubearbeitet und zeigt gegenüber den früheren Auf-
lagen wesentliche Verbesserungen. Mehrere Fächer sind systematisch
umgearbeitet, diekurzen biographischen Angaben ergänztund berücksichtigt
worden. Das Buch kostet gebunden 33 M mit den üblichen Teuerungs-
zuschlägen.
Die Chemische Fabrik Gehe & Co. in Dresden hat
vier neue Folgen ihrer farbigen Naturaufnahmen von Arzneipflanzen
herausgegeben. Die ausgezeichneten Bilder stellen das bezeichnende
Pflanzenbild als Teil der Landschaft dar, so wie der Pflanzensammler
und Naturfreund auf seinen Wanderungen die Blumen sieht. Auf die
farbigen Arzneipflanzenkarten, für deren Aufbewahrung geeignete
Sammelmappen herausgegeben werden, und auf die Wiederaufnahme
des durch den Krieg unterbrochenen verdienstvollen Unternehmens
seien die Liebhaber hierdurch hingewiesen.
Hamburg. Prof. Grisson, chirurgischer Oberarzt am Frei-
maurer-Krankenhause, 58 Jahre alt gestorben.
Geh. Rat Prof. Dr. v. Böttinger, Leiter der Bayerschen
Farbenfabriken, stiftete der Technischen Hochschule zu Braunschweig
20000 M zum Zwecke der Förderung von Forschungsarbeiten auf
chemischem und pharmazeutisch-chemischem Gebiete.
Hochschulnachrichten. Berlin:Dr. Walter, früher
Mitglied des Instituts für Infektionskrankheiten, hat den Professortitel
erhalten. — Der Direktor des Pathologischen Instituts der Tierärztlichen
Hochschule, Geh. Rat Prof. Dr. Wilhelm Schütz, ein Schüler von
RudolfVirchowundRobertKoch, besonders bekannt durch seine
Arbeiten auf dem Gebiete der Rindertuberkulose, feiert am 15. September
seinen 80. Geburtstag. — Bonn a. Rh.: Der bisherige o. Professor an
der früheren deutschen Universität in Straßburg, Dr. Salge, gegen
wärtig mit dem Halten von Vorlesungen in Marburg beauftragt, ist für
das Fach der Kinderheilkunde berufen worden. — Erlangen: Der
Direktor der Medizinischen Klinik, Geh. Hofrat Dr. Penzoldt, tritt
zum Schluß des Wintersemesters 1919/20 in den Ruhestand. ~
Frankfurt a. M.: Geheimrat Prof. Dr. Sioli, Direktor der
Städtischen Irrenanstalt und o. Professor der Psychiatrie, tritt am
1. Oktober in den Ruhestand. Als sein Nachfolger wurde Prof. Dr.
Kleist in Rostock berufen. — Hamburg: Zum 1. Prosektor am
Anatomischen Institut wurde Priv.-Doz. Dr. Joh. Brodersen au
Münster berufen. — Königsberg i. Pr.: Geh.-Rat Naunyn, A
in Baden-Baden im Ruhestand lebt, wurde anläßlich seines 80, eDis
tages von der Königsberger philosophischen Fakultät zum Ehrendokini
ernannt. — Leipzig: Priv.-Doz. Dr. Freiherr v. Lesser feierte en
50jährige Doktorjubiläum. — Würzburg: Dr. Seifert, Assisten
der Chirurgischen Klinik, für Chirurgie habilitiert. l
‚. Druckfehlerberichtigung. In der Arbeit von quoa
„Einiges zur Diagnostik und Pathologie der Pankreaskrankheiten BS
es auf Seite 845 Zeile 7 von unten heißen: „Der Urin enthält ner t
immer Zucker.“ — In der in Nr. 35 Seite 861 abgedruckten A
„C. Oehme, Über das Wesen des Diabetes insipidus“ muß es Seite
rechte Spalte Zeile 6 von unten heißen: „Man kann deshalb nIC
das Wesen des Prozesses in dem Ausfall” eines die Wassersekretion
hemmenden Hormons sehen.“
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8.
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a 91. September 1919; * 2
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i >` >= Wochenschrift für praktische Ärzte = : ch
Aue, redigiert von | SE 2 | Verlag von ae ae a Raer
3 ; ©. . Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg = a Be iE
| i | Berlin zar l ef. Berlin ee eA 7 E ee He
Ir . . = Y N ee > E i Be
i j i l j 2 à ; e i a = ER Eh i
„Inhalt: Originalarbeiten: M. Nonne, Myelodegeneratio transversa careino-toxaemica. G.Stümpke, Zur Atiologie der akuten gelben Leber- `` Bi H
r atrophie (Lues, Salvarsan?). K. Retzlaff, Ein Fall von Malariainfektion. in Berlin. R. Latzel, Zur klinischen Diagnose traumatischer Sr
i Zwėrchfellhernien und subphrenischer Gasabscesse. G. Joerd ens, Beitrag zur Frage der traumatischen Apoplexie. Deus sing, Zur Klinik u; De
, des subcutanen Emphysems. P. Goldberger, Unsere Erfahrungen mit Silbersalvarsan. H. Schmidt, Über die Wirkung der Atmungs-. und? Be ES
n . Widerstandsgymnastik und ihre Indikationen bei chronischen Herz- und Kreislaufstörungen. (Schluß.), — Referatenteil: Haenlein, Neuere. wi
En oto-rhino-laryngologische Literatur. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Aus- ea p sa
à ‚wärlige Berichte: Breslau. Freiburg i. Br. Leipzig. — Rundschau:. Agricola, Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. (Schluß) G.B. Gruber, . a RAT
: BE ur, N | Pathologische Anatomie und Heilkunde. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen. Er E Se Bor sh oi
| Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und, Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor, ` ERSTER E
1. Ze f ' u ! Fu: ; O n f Pe CAO LARR A h
= l n res wi EN
; > Aus dem Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Eppendort, amylacea, Wucherung des Gliagewebes, ohne nennenswerte Gefäß- SEEN i
y m D A | EI 3 | g veränderungen. .Lubarsceh!) ist durch eine systematische . hl ERRIN
P pa Myelodegeneratio transversa carcino-toxaemica. Untersuchung der Frage nachgegangen, ob die nur ganz ausnahms- . AR ER
4- a an g i ame O a Ze | ` à| weise bei Carcinomatösen gefundenen Rückenmarksveränderungen- 2 ber f
a o OMN durch. das Carcinom verursacht sind; In den Fällen, in denen. ar d W
ee, ; He NOMNE... nz | Isubarsch die Veränderungen der nervösen Elemente ‘für vom . . >17 SENSE
©» -~ >i, Das Kapitel „Rückenmarksveränderung bei Careinomatösen“ | Careinom abhängig ansehen mußte, fand er anatomisch zerstreute, E i Ki
Ist nur selten bearbeitet worden; es ist das begreiflich, da die Klinik | herdweise Degenerationen im nervösen Parenchym. mit mehr oder _ Da e R
a ` auf einen. ursächlichen Zusammenhang nicht hinweist, denn. das | Weniger. ausgesprochener sekundärer Gliawucherung; besonders- w Hi
ji. Zusammentreffen. von Rückenmarkserkrankung und Careinom ist | häufig zeigten sich die Bilder der „hydropischen Quellung“, deren - Spp BERN
4 fast nur bedingt durch die Lokalisation des malignen Tumors am | Vorkommen Minnich bei letalen Anämien, bei Leukämie, Leber- BET
> e -J — ° . . o ' e e z u.’ . j ' ` LA vn Febr:
5 Rückenmark. Praktisch liegt die’ Sache bei Careinomatösen ja | cirrhose, een und Nephritis beschrieben hat und über deren Bet
2 ‚meistens so, daß es’ erstens infolge einer Umklammerung der Pia | Bedeutung diskutiert wird, das heißt darüber, ob sie.als intravitale EN
„oder der Dura seitens des Careinoms zu einer mehr oder weniger | Erscheinung den’ klinischen Veränderungen zugrunde liegt — was a E j A
P akuten Aufhebung der Leitung im Rückenmark kommt, oder dag | Lubarsch annehmen will — oder ob sie nur agonal oder ESS
„Zweitens eine in .der Wirbelsäule metastasierende Careinose die | Postmortal eintritt, welche Auffassung Minnich. und Petrén DER ii
‘= Wirbelkörper zerstört und dadurch das Rückenmark komprimiert, | Vertreten.. Der Lokalisation nach’ waren.in Lu barschs Fällen er a]
$ .- Fin intramedulläres Careinöm kommt primär und sekundär kaum | besonders bevorzugt die Hinterstränge. “und die Hinterwurzeln, ah
A vor; ein Fall, wie ihn vor kurzem Sadelkow!) veröffentlicht | doch fehlte es auch nicht an Herden in den. Seiten- und Vorder- Bari);
y hat, :wo es sich um eine. Blutung in einen sekundären Carcinom- | strängen. Die Gefäße waren gerade in den hochgradigsten. Fällen Br %
knoten — das primäre Careinom war ein Bronchialeareinom — | normal: Bezüglich des Sitzes des ursprünglichen Carcinoms kamen a ne i
e andata so a a ee Carcin i ; | ieben positi RL HERTE
á,- handelte, ‘gehört zu den größten Seltenheiten. In den nicht allzu | auf elf on im Magen- und Darmtraktus sieben positive RN
s: „seltenen Fällen von intramedullären malignen Tumoren handelt | Befunde, auf sechs Carcinome an anderen Organen nur- zwei. ri D
4 ‚28 sich um verschiedene Formen von Sarkomen, um Gliome oder | Wallenberg?) fand in einem. F alle von Carcinoma pylori, der _ EN
í 'Gliosarkome; ` | f e in den letzten Lebenswochen das Bild einer 'Querschnittsmyelitis - ee 7 in
7 ; a . l : ii `% e i - i : Tai Sh s - m, . y LP 1a a
Keim einem Aufsatz „Zum Kapitel der Myelitis“ weist Oppen- | IM mittleren Dorsalmark geboten hatte, eine Erkrankung des a:
° heim?) bes X ee f an Jitig | Rückenmarkes, die vollständig den bei letalen Anämien geschil- RE
eim?) besonders darauf hin, daß er einen Fall von Myelitis | en | ee | Ta | St
! gesehen hab ee u u. = | derten sogenannten „kombinierten Systemerkrankungen“ entsprach. _, el
j ->~ ven habe, der sich als disseminierte Myelitis auf dem Boden An | az RS VE DIENTE
paer Careinomatose darstellte. Er bezweifle auch nach weiteren | Statt der erwarteten Querschnittsaffektion im D Orsalmark fänd. sich el
E Beobachtungen nicht, daß sich auf dieser Grundlage Myelitis aus- | ME nahezu Sy mietrische „Ödemätöse Erweichung“ der- Hinter- Be
! ‚bilden könne, Auf eine briefliche Anfrage teilte O ppenheim und Seitenstränge mit runden, 'netzförmig angeordneten Lücken, a TE
‚Mir vor kurzem mit, daß der Fall'von ihm seinerzeit nicht aus-
Herde‘ keine Careinomzellen*. Minnich 3)
, von Carcinomatöser Kachexie mit Hydrämie . kleine Erweichungs-
‘herde. im Rückenmark gefunden.
man bei careinomatöser Kachexie im Rückenmark kleine Herde
| yi Gliawucherung findet. Pfeiffer°) fand 1895 in einem Fall.
l e Hautcarcinom mit Metastasen am Knochensystem eine „akute
$ „„seminjerte, das heißt in kleinen Herden sich darstellende
; a In: Form -von ‚starker Quellung der nervösen Elemente,
i ag gewundenen Achsencylindern, Ansammlung yon Corpora
. m um TR `~
.
A i
-~ | 9 Sadelkow, D, Zschr. f. Nervhlk. 1919, Bd. 63, S..275 ff.
-e p Oppenheim, B. kl. W. 1891, Nr. 81. _
`` ~~ Minnich, Zschr. f, klin. M., Bd. 22. r
y i K) ė eo . ; ` ' k s
“Neuro glia. 1gert, Beiträge zur Kenntnis der normalen menschlichen
woo P Pfeiffer, :D. Zschr. f. Nervhik., Bd. 7.
` a
‚führlich veröffentlicht worden sei, „jedenfalls fanden sich in dem‘
hat in einem Fall:
Weigert“) gibt 1895 an, daß
(Festschr. z.50jähr. Jub. d. Ärztl. Vereins z. Frankfurt a, M, 1895.) |
‚die größtenteils mit Körnchenzellen- erfüllt waren.: :Die Gefäß-
wandungen innerhalb der Erweichungsherde und an ihrer Grenze
waren’ hyalin verdickt.. Im übrigen fand sich eine. Erkrankung
vom obe:sten Halsmark bis zum ' ersten .‚Sakralsegment. An. ein-
zelnen Stellen saßen kleine Herde in .den '‚Vordersträngen; im
übrigen beschränkte sich die Affektion“auf die Hinter-Seitenstränge _
. und Hinterstränge. en | | Sa
Ich- selbst habe mich 1903 mit dieser Frage beschäftigt.
Das Thema lag mir deshalb nahe, weil ich mich während mehrerer
Jahre in vier Arbeiten mit: den Veränderüngen des ‚Rückenmarks
bei perniziöser Anämie, bei Leukämie und bei „einfachen“ Anämien
sowie bei Diabetes beschäftigt hatte., Ich fand in einem Fall von
. Careinose der Wirbelsäule nach Prostafacareinom eine auf wenige
Höhen beschränkte- Querschnittserkrankung -des unteren : Dorsal-
markes, die sich mikroskopisch darstellte nicht als 'Erweichung
N)'Lubarsch, Zschr. £ klin. M, 1897, Bd. 81... °. , ~
”) Wallenberg, D. Zschr. f; Nervhik., Bd. 18, S, 488.8," 7.
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‚944
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33.
und nicht als Entzündung, also nicht als eine eigentliche Myelitis,
sondern ich kam zu der Auffassung, daß es unter dem Einfluß
der im größten Teil des Knochensystems verteilten Carcinommassen
und der von ihnen produzierten Toxine zu einer einfachen Dege-
neration gekommen war; ich sprach von einer Myelodegeneratio
carcınomatosa toxaemica transversa acuta.
1900 ließ ich durch meinen Schüler Ernst Meyer!) einen
Fall mitteilen, in dem es bei einem Fall von inoperablem Careinom
des Uterus und der Blase zu‘ spastischer Parese der -unteren
Extremitäten gekommen war. Die Sektion deckte sonstige Ano-
malien an den inneren Organen nicht auf. Für Lues war klinisch
und anatomisch kein Anhalt; hier zeigte sich schon makroskopisch
eine Erkrankung der Py. S. Str., die sich mikroskopisch als eine
primäre Seitenstrangsklerose erwies. Meyer legte dar, wie man
zu der Auffassung berechtigt sei, hier im Sinne von Erb >?)
-Muchin?), Trachtenberg‘), Strümpell°) und Nonne’)
von einer toxischen Systemerkrankung zu sprechen.
Das ist alles, was ich zurzeit über das Thema „Rücken-
marksveränderungen bei Carcinomatose* in der Literatur habe
finden können. Es geht daraus jedenfalls hervor, daß die Befunde
bisher verschieden waren: Disseminierte kleine Herde, ausgedehnte
Erkrankung mehrerer Stränge, systematische Erkrankung eines
Strangsystems und endlich eine lokalisierte Herderkrankung. Nur
Oppenheim spricht in seinem Falle von einer Myelitis, doch
sagte ich schon, daß sein Fall nicht ausführlich veröffentlicht
wurde; jedenfalls handelte es sich in allen anderen Fällen nicht
um entzündliche Herde, sondern um einfache Degenerationen; der
Körnchenzellenbefund in Wallenbergs Fall ändert an dem
sonst einfach-parenchymatös degenerativen Charakter des Falles
nichts,
An meinem früheren Fall wär besonders bemerkenswert,
daß es sich um eine, allerdings ausgedehnte, aber doch immerhin
begrenzte isolierte Herderkrankung handelte, was
bei der Annahme eines allgemeinwirkenden, diffus im Kreislauf
eireulierenden Giftstoffes auffallen mußte.
Im März 1917 sah ich einen 6bjährigen reaktivierten General; er
war früher im wesentlichen gesund gewesen und war aktiver Offizier
seit dem Deutsch-Französischen Kriege 1870-71. Damals hatte er infolge
von Strapazen und Erkältungen sich eine hartnäckige Bronchitis er-
worben, zu der sich im Laufe der Jahre ein geringes Lungenemphysem
gesellt hatte. Kein Mißbrauch von Tabak und Alkohol, keine Syphilis,
kein Schanker, im Jünglingsalter einmal Tripper. Im Winterfeldzug
1914-15 hatte er in Ostpreußen und Rußland schwere Strapazen durch-
zumachen, lag monatelang in den kalten, nassen Unterständen usw. Im
Herbst 1916 traten heftige neuralgiforme Schmerzen in der Magengegend
auf, die zeitweilig einen gürtelartigen Charakter annahmen. In einer
Klinik in Wiesbaden wurde er zunächst von mehreren Ärzten auf
chronischen Rheumatismus und Lumbago behandelt, dann ergab eine
Untersuchung des Stuhlgangs das Vorhandensein okkulter Blutungen
(positive Benzidinreaktion); wegen Schmerzen in der Gegend des Pylo-
rus, die in den Rücken ausstrahlten, wurde ein chronisches Magen- oder
Duodenaluleus angenommen, da auch Superacidität festgestellt wurde
bei negativer Milchsäureprobe. Zunächst Besserung bei einer Leube-
kur und Gewichtszunahme nach vorheriger starker Abmagerung. Nach
Hause zurückgekehrt, erkrankte Patient bald wieder unter den alten
Beschwerden, besonders an Rückenschmerzen und Rückensteifigkeit,
Appetitlosigkeit und Abmagerung. Husten bestand schon seit langen
Jahren infolge der chronischen Bronchitis, in der letzten Zeit etwas
stärker. Eines Tages plötzlich „maulvolle Expektoration“ von stinkendem,
leicht sanguinolentem Sputum, damit verschwanden die Schmerzen, aber
Mattigkeit und Abmagerung blieb. 14 Tage bevor ich Patienten sah,
zeigte sich eine paretische Schwäche in den unteren Extremitäten, die -
allmählich zunahm. Seit zwei Tagen bestand Blasenlähmung. Der
Stuhlgang war bis dahin im wesentlichen normal gewesen, blieb
‚jetzt aus. |
Ich fand einen abgemagerten, blassen, aber nicht eigentlich
kachektisch aussehenden Mann, dessen Lungen über der rechten Scapula
unbestimmtes bis bronchiales Atmen mit mittel- und großblasigem Rasseln
erkennen ließen. Das Sputum war reichlich, geballt, schaumig und
nicht sanguinolent, nicht stinkend. Keine Zeichen von Arteriosklerose
am Herzen und den peripheren Gefäßen. Der Urin leicht cystitisch,
sonst normal. Am Abdomen nichts vom Tumor zu fühlen; keine
Drüsenschwellungen, keine Stigmata von Syphilis. Die Wirbelsäule in
jeder Beziehung intakt, Seitens des Nervensystems fand sich:
1) Meyer, D. Zschr. f. Nervhlkd.
2) Erb, Neurol. Zbl. 1892, Bd. 11.
3) Muchin, Zschr. f. klin. M. 1884, Bd. 26.
% Trachtenberg, Arch. f. Psych., Bd. 29, H. 3.
5) Strümpell, ibid. 1880, S. 677 ff.
© Nonne, Ref. Neurol, Zbl., 1899,
Verh. Wanderversamml,
Baden-Baden,
21. September,
Oculopupillar-Gebiet, sämtliche Hirnnerven, obere Extremitäten und
obere Rumpfhälfte durchaus normal. Die unteren Extremitäten stark
paraparetisch mit Hypästhesie für alle Qualitäten von der Nabelhöhle
abwärts bis zu den Zehen. Patellarreflexe beiderseits schwach +,
Achillesreflexe sehr schwach +, Babinski beiderseits schwach +, Blasen-
läbmung, Parese des Sphincter ani. Die Bauchmuskelpresse war ge-
lähmt, die Bauchdeckenreflexe erloschen. Alle Syphilisreaktionen im
Blut und Liquor glatt Ø, aber: Phase I +-+ +, Lymphocytose Ø,
leichte Xanthochromie, also das sogenannte Kompressions-
syndrom. Im Röntgenbild: die Wirbelsäule normal, Magen und `
Darm ohne Anomalie, die Lungen verdächtig auf Tumor (Dr. Lorey)
Das Blutbild zeigte eine „einfache“ Anämie. Hämoglobingehalt stark
herabgesetzt (50°, nach Sahli).
unächst wurde aus der Paraparese eine totale und komplette
motorische Paraplegie mit Anästhesie, deren obere Grenzen sich nicht
verrückten, dann trat für einige Wochen wieder eine geringe Besserung
der Motilität in Zehen und Füßen, besonders rechterseits auf. Patellar-
und Achillesreflex wurden etwas lebhafter, Babinski war meistens
schwach +; dann wurde im Laufe der nächsten Woche die motorische
und sensible Lähmung vom Nabel abwärts wieder total.
Der Patient wurde sehr gequält durch ein fortwährendes Hüsteln,
das ein irgendwie charakteristisches Sputum nicht zutage förderte; die
mikroskopische Untersuchung desselben (Dr. Reye, Sekundärarzt des
Prosektors Professor Fraenkel) gab keinen Anhalt für Tumor; keine
Tuberkelbacillen. Am 10. Mai trat ein schneller Verfall ein, und der
Kranke erlag der allgemeinen Schwäche.
Die Diagnose ließ sich mit Sicherheit in diesem Falle zu-
nächst nicht stellen. Die Lungenaffektion war keine tuberkulöse,
sodaß man danach sowie nach dem negativen Röntgenbeiund der
Wirbelsäule keine Ursache hatte, an eine tuberkulöse Kompression
zu denken, bei der Annahme eines primären Carcinoms im Magen
oder Duodenum fand man durch den negativen Röntgenbeiund
keine Stütze, Syphilis war auszuschließen, Andererseits war es
sehr wahrscheinlich, daß es sich um eine Kompression des Rücken-
marks handelte angesichts der lange bestandenen gürtelartigen
Rückenschmerzen sowie angesichts des „Kompressionssyndtoms”.
Es war auch mit der Möglichkeit eines benignen Tumors Zu
rechnen, da die als solche aufgefaßten prodromalen Wurzel-
symptome so lange gedauert hatten. Endlich war auch mit der
Möglichkeit zu rechnen, daß es sich um eine anämische be
ziehungsweise kachektische Spinalerkrankung handelte angesichts
der Tatsache, daß die Sehnenreflexe stark abgesehwächt und der
Babinskireflex vorhanden war, es sich somit um eine Kombination
von Hinter- und Seitenstrangssymptomen handelte.
Der weitere Verlauf ließ dann die Wahrscheinlichkeitsdiagnos®
angesichts des Röntgenbefundes an den Lungen und in Anbetracht
des quälenden Hustens trotz des negativen Sputumbefundes aul
einen primären malignen Tumor an den Lungen stellen. Die
Diagnose lautete schließlich somit: Lungen- beziehungsweise
Bronchialcareinom mit sekundärer Erkrankung der Häute des
Rückenmarks und Kompression des Rückenmarks in der Höhe des
unteren Dorsal- und oberen Lendenteiles.
Die Sektion ergab Carcinose der Hilusdrüsel
mit difftusem Übergreifen auf verschiedene
Teile beider Lungen, Careinose der Thyreoidea, der Re-
troperitonealdrüsen, Carcinose mehrerer Wirbelkörptl,
besonders hochgradig im achten bis zwölften Dorsalwirbel; die
Körper sind jedoch nicht zerstört, die Intervertebralräume normil
die Dura und Pia mater sind frei von Neubildung. Aber au
im unteren Teil des Wirbelkanals, der bis zur Cauda equina vet
folgt wurde, fanden sich keine in Betracht kommende Verände:
rungen.
Das Rückenmark ließ auf frischen Querschnitten eimi
deutliche Anomalie nicht erkennen, nur erschien es in der unteren
Hälfte des Dorsalmarkes vielleicht etwas weicher. Die Rücken
markszeichnung war gut erhalten. pe
Ich machte die Sektion auswärts und konnte für die Härtung
nur Formollösung mitnehmen, Das in Formol gehärtete Rücken
mark wurde in acht verschiedenen Höhen geschnitten; gefät
wurde es mit Eosin-Hämatoxylin, nach van Guison, En
Weigert-Pal und nach Malori. Leider konnte eme N"
färbung nicht vorgenommen werden, weil das Rückenmark nit
in Alkohol gehärtet war, und ebensowenig eine Marchitärbulb
weil keine Müllerhärtung vorlag, ich
Der Befund war durchaus überraschend und, um €s gleic
vorwegzunehmen, nicht voll befriedigend. Die Dura maer pi
die Pia mater erschienen normal, nur waren die Faserzüge der n
im unteren Dorsalmark etwas reichlicher und dicker als Il S
übrigen Höhen des Rückenmarks. Die Gefäße zeigten aui Quer
schnitten in der ganzen Länge des Rückenmarks vielfach je
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21. September: -~ 1919 — MEDIZINISCHE-KLINIK — Nr. 88. N a e ee fel k
"Wandungen. und erschienen besonders iù der ganzen grauen |.namentlich da es sich in diesem Falle um. einen mehrere Monate = = <=: an fri
Substanz sehr zahlreich, vermehrt, strotzend gefüllt, im übrigen | alten Prozeß ‘handelt. IN EEE une Fi
ganz nofmal, die Arteria spinalis anterior und posterior waren normal, | Am ersten. war an eine Toxinwirkung zu denken, welche SSR
-- Debr merkwürdig ist der Befund am ‚Weigert-Pal-Präparat: | die Markscheiden in ihrer färberischen Eigenschaft verändert, Sie’ Ar t k
Das Markscheidenpräparat läßt im unteren Brustmark und. oberen | aber nicht zur Degeneration gebracht habe. Herr Dr. Jakob" ` A EEE
Lendenmark bei der Färbung eine ganz diffuse Unterfärbung' der meinte, daß so. auch am ehesten die. Ganglidnzellenveränderungen & EE 1 E
Markscheiden auf dem Querschnitt erkennen, während in den ‚| als auf toxischer Grundlage beruhend zu erklären seien. 'Er schreibt el
. gleichen Markscheidenpräparaten der übrigen Rückenmarkshöhen | mir: „Wenn ich.die heutigen Befunde mitberücksichtige, so sprechen à Í- FE
die Markscheidenfärbung keinen Ausfall erkennen läßt, Bei | die ganzen. Präparate für die- früher geäußerte Anschauung, daß TERNET.
der Betrachtung -des im Markscheidenbilde auffallenden - Rücken- | eine Noxe wohl auf das ganze Rückenmark gewirkt hat, ‚aber in’ Re
marksquerschnittes mit stärkeren Linsen erkennt. man, daß sich | besonders hochgradiger Weise ‚gerade auf den betreffenden Rücken- fit FR:
die Markscheiden ‘wohl auch mit Weigert gefärbt haben, aber | marksabschnitt im -Brustmark.“ Die Erkrankung der faserigen und Be
„ bei. weitem nicht so intensiv wie normal. Es zeigt sich im | protoplasmatischen Glia, die sich in ihrer stärkeren Ausbildung auf u IE
übrigen, daß weder. die Markscheiden -selbst noch die Achsen- | dieselbe Höhe beschränkt wie die färberische Anomalie- der Mark: AAS NAH G ji
cylinder eine nennenswerte. Veränderung ihrer Struktur erfabren scheiden, könnte, so -meinte Herr Dr. Wohlwill, -auf dieselbe a
haben. Ab.und an sieht man -auf dem Rückenmarksquerschnitt Schädigung.zurückgeführt werden, die zu:der Markscheidenfärbungs- GHEE
einige Nervenfasern mit ihren Markscheiden in Degeneration be- |-anomalie geführt habe, — a Sa BEN 9
griffen, mit der Entwicklung von Myeloblasten und kleinen Myelo- | Daß die geschilderten Anomalien nicht zufällige sind, sondern ` RAIE R g
phagen. _ - ee... | den Ausdruck einer intra vitam bestandenen Funktionsstörung dar: kl
Außerdem ist noch zu bemerken, daß an dem Eosin-Häma- stellen, geht wohl zur Genüge aus der Tatsache hervor, daß die hs i
‚toxylin- sowie an den van-Guison-Präparaten in dem betreffenden | klinischen Symptome, wie sich aus der Schilderung des Krankheits- RE EE
. Brustmark- und oberen Lendenmärksanteil,
- anderen Höhen des Rückenmarks
nach oben und unten eine leichte
Veränderung der Ganglienzellen der. Vorderhörner auffällt: Die
Kerne erscheinen gi
‚heinen geschrumpft, häufig exzentrisch verlagert, der
Kernleib zeigt verwaschene Nißischollen. : Bei diesem Befund ist
es besonders: zu bedauern, daß eine Nißlfärbung nicht vor-
‚genommen ist, da sich natürlich etwas ganz Sicheres über die
` Ganglienzellen ohne diese Färbung nicht aussagen läßt und da
ganz eindeutige Bilder nur die Nißlfärbung im , Alkoholmaterial
ergeben haben würde. Zn FE
„Die faserige Glia zeigte sich an. den Maloripräparaten von
der Höhe, des achten Dorsalsegmentes an bis hinunter inis. mittlere
_ Lendenmark zweifellos -verbreitert und wie gequollen, zum Teil
_ erscheint sie körnig zerfallen, zum Teil schwammig aufgelockert.
Auch die protoplasmatische Glia ist. gequollen. -Die Gliakerne sind
größtenteils rund, ohne deutliche Chromaätinzeichnung und sehr
- dunkel. Dies sind Veränderungen, die der A lzheimerschen
„amöboiden Glia“ sehr nahestehen, und an einzelnen Stellen ist
die „amöboide Glia“ in deutlicher Ausbildung zu erkennen. Auch
in der grauen Substanz ist in der Höhe des unteren Brustteils,
der sieh: durch ‘Ausfall der Markscheidenfärbung auszeichnet, die
| Glia in gleichem ‚Sinne, wenngleich nicht so hochgradig verändert.
Diese Erkrankung: der Glia findet sich- gleichmäßig verteilt auf
ebenso wie auch in
bildes ergibt, auf denselben Höhenabschnitt des Rückenmarks be-
zogen werden mußten. Ich glaube, man kann bei. aller kritischen
‚Vorsicht wohl sagen, daß der mikroskopische Befund den Eindruck
macht, als ob das untere Dorsal- und obere Lendenmark gelitten
‚hat unter einer diffusen Noxe. Wenn .die Annahme einer Giftwir-
‘kung für unseren Fall zutrifft, müssen wir auf ‚eine Toxinwirkung `
seitens der Carcinose zurückgreifen, da Magen: und Darm. bei un-
serem Kranken von Careinomen frei wären, man hier. also nicht
wohl, wie in vielen Fällen von Lubarsch, von. Autointoxikation `
‚sprechen kann. | = | wi, Lane
TE EEE E
E
Es handelte,sich somit um folgendds: RS E k
‘ Bei einem Careinomatösen, dessen primäres Carcinom intra . #94
vitam auf die Lunge lokalisiert wurde, ‚entwickelte sich ` subakut. 234
das klinische Bild einer Myelitis dorsalis transversa paene.completa. - a ei
Die Wirbelsäule war nicht nachweislich erkrankt, das Kompres- TIN
sionssyndrom war vorhanden, Bei der Sektion fand sich der yer- ` = - ii)
mutete Lungenkrebs mit zahlreichen Metastasen im Leib und. in = ı: My in
verschiedenen Wirbelkörpern, -am zahlreichsten im Dorsalwirbel 8, : z!
9 und 10, Im übrigen waren die
Ä > Wirbelkörper intakt. Im Rücken-
markskanal, an. den Häüten und
| am Rückenmark selbst fand sich
mikroskopisch und makroskopisch nichts von: Carcinom, und de > "%
Untersuchung des Rückenmarks ergab eine Erkrankung der faserigen U
und protoplasmatischen Glia im unteren Dorsal- und’oberen Lenden- = >, ~
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alle Stränge des Rückenmarksquerschnittes, Die übrigen Rücken- | mark zugleich mit einer Erkrankung der Ganglienzellen an den un 3 fi |
markshöhen zeigen diese schweren Gliaveränderungen nicht, oder | Vorderhörnern; die letztere fand sich in ganz ‘geringem: -Grade Darie Fli
. doch nur in bescheidenerem Grade. Die Septen der Gollschen auch in den anderen Höhen des Rückenmarks. . In--der. Ausdeh- _ Fe } HE]
Stränge finden sich bis ins mittlere Halsmark hinein etwas ver- nung der herdförmigen Erkrankung der Glia nahm die , gesamte re Ha
breitert, sodaß schon makroskopisch im Carmin- und Weigert- | weiße und ‚graue Substanz die Markscheidenfärbung nicht an. .— T Erit SHE,
praparat eine dunklere beziehungsweisę eine hellere Färbung auf- ~ Zum zweitenmal sehe: ich somit eine. einen bestimmten. Opal apa
fällt; von absteigender Degeneration findet sich nichts. . Nirgends | Rückenmarksabschnitt besonders bevorzugende Erkrankung bei einer : rs patag N
Im Rückenmark findet sich Körnchenzellenbildung oder eine An- Schädlichkeit, yon der wir eine diffuse Wirkung auf den Organis- mi ] fal
sammlung von Corpp. -amylacea. Im Guison- und Eosin-Häma- mus a priori annehmen müßten. Der Hauptbefurid war hier eine Et p
töxylinpräparat zeigen sich die Markscheiden- und Achseneylinder ‚Erkrankung der Glia, und das stimmt güt überein. mit den früheren Ban) |
mal, und zwar auch in dem Teil des Rückenmarks, in dem die | Befunden von Weigert, von Pfeiffer und auch von Lus © = GANHE (i
Gliafasern verbreitert sind. barsch. Eine genauere Untersuchung zeigt, daß die Schädigung ` =f e hi Hi:
~- -_ Besonders hervorgehoben sei noch, daß. nirgends im Rücken- doch im ganzen Rückenmark sitzt und daß hür die stärkere ` ar ei hf
mark auch nur eine Andeutung von Tumorzellen sich fand. Erkrankung sich in Form eines ‚Herdes zeigt; ausschließlich herd- Be A
. Dieser Befund war überaus auffallend, und ich habe deshalb | förmig bleibt nur die als Färbeanomalie. sich darstellende chemische er pi:
1e zwei in Hamburg in der pathologischen Anatomie des Central- Veränderung der Markscheiden der weißen und grauen Substanz. . Ere | af.
- Nervensystems bewandertsten Forscher gebeten, sich über die Prä- . Wenn ich früher (1908) auf die Fälle von‘ Myelitis acuta i R, |
-Parate zu äußern.: Herr Dr. Wohlwill sowohl wie Herr Dr. Jakob | transversa simplex -bei Syphilis als Analogie hinwies, so kann: dass a ~ Ei b
' mußten denselben Befund erheben, im positiven sowohl wie im | jetzt nicht mehr gelten, seitdem wir die-Spiröchaete pällida kennen; Ea E o e i
negativen Sinne. Was speziell die Ganglienzellen in den Vorder- | denn es ist erwiesen, daß es in den Fällen von „Myelitis simplex“ -o bwin Pi |
„nern betrifft, so faßte sich Herr Dr. Jakob dahin zusammen, | bei Syphilitischen sich um eine. Lokalisation des Erregers handelt. | BEER
daß die Veränderungen doch so auffallend seien, daß er sie „mit | Aber ich kann noch heute wie damals verweisen auf: die Fälle et | |
emiger Einschränkung als wirklich vorhanden hinstellen möchte“, | von Schlesinger, O ppenheim, Hoppe, Bruns, as TRTU
und. in einer späteren Zuschrift an mich bezeichnet Herr Dr. Jakob Feinberg und Nonne, in denen es bei allgemeiner oder auch `- g, P
nach‘ einer nochmaligen Durchmusterung die Gliaerkrankung im | bei lokalisierter. Careinomatose und Sarkomatose zu "Bulbärsym- Skk Ban:
teren Dorsalteil und ihre geringere .Affektion in den übrigen | ptomen kam, die nicht durch lokale Metastasen: bedingt. waren. - Nu]! ri
Teilen des Rückenmarks als ganz zweifellos. Beide Forscher konnten | Oppenheim ‚Hoppe, Feinberg kamen ebenso wie ich zu OBERE I
. Sich mit mir überzeugen, daß im übrigen sämtliche Färbungen des | der'Annahme, daß Stoffwechselveränderungen seitens der malignen ~- Eule
Rückenmarks technisch tadellos ausgefallen waren. Die beiden | Tumoren verantwortlich zu machen seien für. die Funktionsschä- 2, En x 5 a
Senannten Herren äußerten ihre Ansicht ebenso wie ich dahin, daß | digung des Centralnervensystems. O ppenheim hat schon 1900 Fe po
em derartiger Ausfall der Wei gertschen Markfärbung in einer | die Ansicht geäußert, daß in manchen. Fällen Hirnerscheinungen Een | Er
bestimmten ‚Rückenmarkshöhe ohne die entsprechenden Verän- | bei : Carcinomatose als Ausdruck einer toxischen : Erkrankung A o
efungen in den anderen Höhen ein ihnen fremder Befund sei, | des Gehirns zu bezeichnen seien, und zwar in jenen Fällen, in B o i ji
b Ag E f:
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+
Bir.
946 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 21. September.
denen auch die mikroskopische Untersuchung einen negativen Be- | lich schwierig sein kann, auch die Lues selbst als beteiligten
fund ergab. Hierüber ist im Ärztlichen Verein zu Hamburg am | Faktor auszuschalten. Auch die Lues vermag, wie man bereits
19. Januar 1901 (siehe Neurologisches Zentralblatt) diskutiert worden | in der Vor-Salvarsanzeit wußte, sowohl behandelt wie unbehandelt,
im Anschluß an Saengers Vortrag „Hirnerscheinungen bei Car- | hin und wieder zur Entstehung der akuten gelben Leberatrophie
cinomatose“, Es wäre somit nicht ohne Analogie, daß verhältnis- | zu führen. Wie schwierig in dieser Beziehung die Dinge zuweilen
mäßig. geringe anatomisch nachweisliche Veränderungen im Rücken-
liegen, mag folgender Fall erläutern, der vor kurzem in unserem
mark eine so hochgradige Funktionsstörung des Rückenmarks her- | Krankenhaus zur Beobachtung kam.
vorrufen konnten.
! ; x i Johanne H., 19 Jahre alt, Hausmagd, Hannover. Aufgenommen
Es sei besonders darauf verwiesen, daß in meinem Fall auch | 6. Februar 1919. Gestorben 10. März 1919.
die Wirbelsäule carcinomatös erkrankt war und auch darauf, daß Amamnese: Patientin will bis jetzt in der Hauptsache gesund
gerade die Wirbel, die in der Höhe der Quer- goere sein, keine Schwangerschaft, lolze Regel vor E Tagor ai
schnittsanomalie des Rückenmarks lagen, die | fang Januar 1919 willsiewundeStellen am Geschlechts:
stärkste krebsige Erkrankung zeigten; man teil bemerkt haben, die sich in der folgenden Zeit weiter ausbreiteten -
könnte sich danach vorstellen, dal die Nachbarschaft dor das | Mi, arerahen Kanonen aachen Eoaea Lem de dan
en le EREED Bauen NEL Se SE Krankenhaus II. Wichtig ist die Tatsache, daß die Patientin bis zu
GUNS WEL in LI) HIIENREINDN Car AENA LET It Sn SR ihrer Aufnahme im Krankenhaus II nicht in speeifischer Weise be
andererseits ist wieder zu bedenken, daß eine systematische Durch- | handelt wurde. Über den Zeitpunkt der Ansteckung kann die Kranke
sägung der Wirbelsäule bei allen Fällen von Carcinomen, wie eS | ganz sichere Angaben nicht machen. Sie will Anfang bis Mitte De:
in Eppendorf seit vielen Jahren auf Anregung von E. Fraenkel | zember 1918 einige Male geschlechtlichen Verkehr gehabt haben.
durchgeführt wird, zeigt, daß eine Metastasierung an der Wirbel- Endlich ist-bemerkenswert die Mitteilung der Kranken, daß sie
säule sehr häufig ist und daß demgegenüber eine von einer ma- | seit zwei Tagen plötzlich gelb geworden sei. Subjektive
lienen Zerstörung der Wirbelkörper unabhängige Erkrankung | Beschwerden hat sie bis jetzt noch nicht davon
des Rückenmarks, wenigstens eine solche, die zu
klinischen Symptomen führt, überaus selten ist.
gehabt, speziell keine
Leibschmerzen und keine Durchfälle. |
N S car us praesens: 6. Februar 1919. Mittelgroße und mittel-
Während die ersten klinischen Erfahrungen zu beweisen | “sr “rauensperson. A : Sy k
schienen, daß das Kompressionssyndrom durch einen extramedul- | pujs 76, Dämpfung normal, Töne rein. Herztätigkeit regelmäßig
lären komprimierenden Prozeß zustande kommt, konnte ich schon
selbst und bald auch durch meinen Schüler Raven zeigen lassen,
daß das Syndrom auch bei intramedullären Prozessen (Gliosarkom,
Myelitis syphilitica) vorkommen kann. Der vorliegende Fall be-
stätigt von neuem diese Erfahrungen und mahnt wieder zur Vor-
sicht in der diagnostischen Verwertung des „Kompressionssyndroms“
allein.
Ich hoffe, durch die Mitteilung dieses Falles das Interesse
für die Frage nach idiopathischer transversaler|
lokaler Erkrankung des Rückenmarks bei Car-
cinomatösen und insbesondere bei solchen mit carcinoma-
töser Erkrankung der Wirbelsäule wieder anzuregen, Vielleicht
wird sich dann zeigen, daß dieMyelodegeneratiotrans-
versa carcino-toxaemica nicht so selten ist, wie es
bisher scheint.
Hamburg, Mai 1919. |
Lungen: Es besteht nirgends Dämpfung. Über allen Lungen-
partien reines Vesiculäratmen.
Abdomen nicht aufgetrieben, ist jedoch etwas druckempfind-
lich, speziell im rechten Epigastrium.
Die Leber überragt den Rippenbogen in der Mamillarlinie um
zwei Querfinger Breite, ist palpabel,
Milz nicht vergrößert.
Die Haut des ganzen Körpers und der Augenbindehäute
matt gelb verfärbt.
Nacken-, Hals- und Leistendrüsen mäßig geschwollen, deutlich
voneinander abzugrenzen, nicht druckschmerzhaft. |
An den äußeren Genitalien, speziell an den großen
Schamlippen zahlreiche nässende Papeln, in deren Reiz-
serum sich einwandfreie Exemplare der Spirochaeta pall,
und zwar in zahlreicher Menge, nachweisen lassen (Tusche- und Dunkel-
feldverfahren). |
12. Februar 1919. Die Gelbsucht hat noch etwas zugenommen,
die Hautfarbe geht teilweise etwas ins Grüngelbe über. Subjektives
Befinden gut. Stuhlgang erfolgt täglich, ist zuweilen fast farblos. Urin
frei von Eiweiß und Zucker. Gallenfarbstoff +. In den letzten zwei
Tagen hatte Patientin Menses.
{3. Februar 1919. Die Wassermannsche Reaktion ist
stark positiv. Da der Ikterus nicht zurückgeht und eine sper
ceifische Lebererkrankung im Bereiche der Möglichkeit
liegt, ferner auch die vorhandenen klinischen syphilitischen Erschei-
nungen eine Therapie erfordern, wird 0,8 Neosalvarsan inta
venös gegeben. Temperatursteigerungen bestehen bei der Patientin nicht.
14. Februar 1919. Die Neosalvarsaninjektion wurde gut vel-
tragen.
15. Februar 1919. Heute muß Patientin wiederholt brechen,
und zwar teilweise blutigen Schleim. Die Leberschwellung De-
steht in derselben Weise wie bisher, die rechte Leibgegend ist ziom;
lich druckempfindlich.
17. Februar 1919. Die Kranke hat wieder gebrochen; im
Erbrochenen sind Blutspuren. Die Faeces sind braun-
schwarz.
Aus dem Dermatologischen Stadtkrankenhaus U, Hannover-Linden.
Zur Ätiologie der akuten gelben Leberatrophie
(Lues, Salvarsan?).
Von
Gustav Stümpke.
Bekanntlich spielen in der Ätiologie der akuten gelben Leber-
atrophie hauptsächlich toxische Prozesse eine Rolle. Seit langem
weiß man, daß nach medikamentösen Vergiftungen aller Art dieses
schwere Krankheitsbild zur Beobachtung gelangt, das in der großen
Mehrzahl aller Fälle einen unglücklichen Ausgang zu nehmen
pflegt. Auch das Salvarsan und seine Ersatzpräparate werden
beschuldigt, gelegentlich zur Entstehung dieser akuten Leber-
erkrankung geführt zu haben, zumal ja leichte Leberschädigung
(Ikterus), sowohl als Frühikterus [Buschke, Hoffmann,
Vogt, Millian (1), Stümpke und Brückmann Q)] wie
als Spätikterus, nach Salvarsanapplikation nicht zu den Seltenheiten
gehören, Speziell auf den letzteren haben nach den grundlegen-
den Arbeiten von Rehder und Beckmann (8), Pulver-
macher (4)und letzthin Zimmern (5) die Autoren in letzter Zeit
ihr Augenmerk besonders gerichtet. Allerdings ist der Anteil, der |
beispielsweise den Salvarsanpräparaten bei der Entstehung solcher
Leberschädigung zugemessen wird, nicht immer in einwandfreier
Weise festzustellen; manchmal mag das Präparat wirklich in erster
Linie als toxisches Agens zu werten sein, vielfach wird es aber
nur als unterstützende Ursache betrachtet werden dürfen. So
werden bei dem erwähnten Spätikterus nach Salvarsan allgemeine
Ernährungsschädigungen herangezogen, wie sie durch den Krieg
bedingt sind, zumal diese Erkrankungsform in der Vor-Kriegszeit
offenbar nur selten zur Kognition gelangte. Als erschwerender
Umstand kommt weiterhin noch die Tatsache hinzu, daß es gelegent-
20. Februar 1919. Heute zweite Neos alvarsaninjek‘
tion, abermals in der Dosis 0,8; wurde wiederum gut vertragen.
Keine Temperatursteigerung. ;
22. Februar 1919. Stuhlgang verstopft. Auf Einlauf kamen 7
paar harte, normal gefärbte Kotballen. Erbrechen ist nicht mehr â
getreten. rti
26. Februar 1919. Befinden ist jetzt leidlich. Ikterus Bes
demselben Grade wie am 12. Februar. Vier- bis fünfmal tag
Durchfälle, aber kein Blut mehr im Stuhl.
Lungen: Einige feuchte Rasselgeräusche in den Unterlappel.
Herz: Dämpfung nicht verbreitert. Leichtess ystoliseh®
Geräusch an der Spitze.
r m f j | i l (Ñ | ..
EEE een ee i = en Br LRS 2 i
Wa! 21. September: 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 88. Ber 947 en f
A ..27. Februar 1919. `Patientin erhielt die d ritte Neosalvarsan- .gradigés Ödem der Schleimhaut, die sich mit prallen Wülsten- na z
hin -~ einspritzung in der gleichen Dosis wie bisher. Die Papeln | vorbuchtet. `. ee ee S a ae en “ ELSE |
er am Genitale Ben sich unter den beiden ersten Salvarsaneinspritzungen - u | : ‚Magenschleimhaut gelb, mit vereinzelten hämorrhagischen Flecken... finij T
© -gut zurüekgebildet 0 CTPEn Da varsanelr ES Be ae Rewe en. RB
ME... 28. Februar 1919. Gestrige Einspritzung wurde gut vertragen. | Diagnose: Herdförmige Myokarditis (auf luetischer PEHR:
pm a „2 März 1919. . Der Kräftezustand verschlechtert sich. P atientin | Basis). Akute Leberentartung. ‚Hochgradige Stauung in- BER] |
ie fühlt sich a Smuhlgang: = nt a ee eRe maag: Brust- und Bauchor ganem 0 VOo. a Due BR |;
.- Von wechselnder Farbe, teils ungefär ann wieder- braunschwarz. ee a ' Befund. Her: Akute Entzändunga. EEE
`- Heute klagt Patientin besonders über fortwährende Magenkrämpfe, herde Kkröskopischer Befund. Herz: Akute ndune: Elke:
ee: : > | -n Rai ium | berde und Nekrosen im. Myokard, stellenweise ‚erweichend und ver: ERSTER
igr ‚Leib diffus a "E n, ! re a E A ee eitert. Mikroskopisch Bakterienpfröpfe in Blutgefäßen, im Innern der- SEHEN:
"N halle in, Fugen ae Die Tebercsunfunz noch kleiner Herde; in frischen Ausstrichen vorwiegend Pneumokokken. ae ee An hi: }
f R- PE geworden.. Milzdämpfung vergrößert. Lungen: Hinten unten beider- '|- - Leber: Akute 'Leberdegeneration, ‚Nekrose und Zerfall des Leber- Ne kini 1 i:
Kim | seits zwei Querfinger breite D ämpfung: Atmungsgeräusch | Parenchyms, welches in. weiten Bezirken völlig geschwunden und. re- Ha jf i
een - etwas abgeschwächt:' einzelne. feuchte Rasselgeräusche zu hören. An | Sorbiert ist, sodaß nur- Bindegewebe, Gefäße und zum Teil'gewücherte SS
| g . as A ; ; f on. . T l ; n j e: rig j i J, , , - ; a ; ai
wi `~ den Füßen sind ebenfalls Ödeme mäßigen Grades aufgetreten. palengänge übrig re pirochäten waren in Levaditipräparaten von Pa i
gilt . Ikterus besteht weiter fort. =: er he u ht zu finden. <. >. a ee EAE a Re 1,
nt 2 4. März 1919. Ascites hat noch zu genommen. Durch Die Sektion wurde von Herrn Prof. Dr. Stroebe im Kranken-. FERN: H
Ts = Bauchpuuktion werden 11, Liter gelbgefärþter Flüssigkeit ab-,| haus I ausgeführt, ebenso die ‚oben mitgeteilten mikroskopischan Unter- EA # i |
èi genommen. Ascitesflüssigkeit: Stark eiweißhaltig. Wasser- | suchungen, De, ne | Er BERN
a. mannsche Reaktion derselben stark positiv. Zellige |. = u Epikrise: ae Pe nË ie ar fE
m ‘Elemente nicht ‘darin enthalten. Urin: Enthält Spuren -von Zusammenfassend wollen wir.hervorheben, daß, Patientin mit: TEN
wi -© Eiweiß, keine renalen B e 4 seele Ka einer frischen .unbehandelten s'e kundären Syphilis am sehe
Rah Quooker soll ie Kranke let ortala, Se bekom, Dirt | 6, Februar 1019 Ins Krankenhans I eingeht wunder ir —— 17];
pët a Förderung der Diareo u: | zus ` jų Ständen nässendePapeln am Genital e, in denen mittels: ` pirs d
: i d ID. . o; ber iT IA. | : š è x N | \ EPEHA,
së ``, 6. März 1919. Da Patientin starken Harndrang ‘hat, wird Diuretin | des Dunkelfeld und Tuscheverfahrens einwandfreie Exem pla re ES %
| wieder ausgesetzt. Außerdem klagt. sie über Leibschmerzen, Stuhl- | der Spi r. p-a ll. nachgewiesen werden konnten, ferner Drüsen- Bee
m Verstopfung, ‚Kopfweh. Nahrung kann sie nur schlecht zu sich nehmen, | schwellungen, außerdem war die Wassermann-Reak- De
i N x : ib
7. März 1919. Heute besteht Fiebersteigung über 39,2°. AN-
y- `. gemeinbefinden verschlechtert, Gelbsucht besteht w eiter.
= Erguß in der Bauchhöhle hat sich schon wieder reichlich
ie angesammelt...Puls gut gefüllt, regelmäßig. 90. ERBE:
__.. 9 März 1919. Patientin ist äußersf un ruhig geworden.
i Nachts will die Patientin außer Bett gehen, Sie erbricht häufig blutig-
schleimige Flüssigkeit, nimmt keine Nahrung zu sich. Sie reagiert
nicht mehr auf Anruf. Allmählich tritt völlige Bewußt-
w. tosigkeitein. Pupillen sind sehr weit, reagieren nicht
. auf Lichteinfall. An der Herzspitze systolisches Geräusch, sehr deut-
n ‚lich zu hören; Herzdämpfung nicht wesentlich verbreitert. |
| ~ 10. März 1919. Erbrechen besteht fort. Patientin läßt Wasser
TEE unter sich. Völlige Bewußtlosigkeit. Krämp fe. - =
en _ 1. März 1919. Morgens 8 Uhr Exitus letalis.
hi e ur Sektionsprotokoll. g~
| _ Schwerer allgemeiner Ikterus.. Inder Bauch höhle unge:
g fr 1'2 1 klare gelbe Flüssigkeit. Einzelne Partien des Dünn-.
‘4 . darmes zeigen auf der Serosafläche leichte hämorrhagische Sprenke-
P lung. In beiden Pleurahöhlen je 200 g rötlichgelbe Flüssig-
g Xeit. Lungen lufthaltig; in den Unterlappen vermehrter Blut- und
verminderter Luftgehalt; 'Pleura der Unterlappen hämorrhagisch ge-
' sprenkelt. Halsorgäne, abgesehen von starker Rötung der Tracheal-
ji schleimhaut, .ohne Besonderheiten. Herz von gewöhnlicher Größe.
ei ‚ImHerzbeutel etwa 100g trübe gelbe Flüssigkeit mit Fibrin-
K flocken. Klappen zart. Im H erzmuskel, .besonders im linken
af Ventrikel und linker Spitze finden- sich mehrere gelbe,. dunkelrot
” - gesprenkelte, häm orrhagisch nekrotische Herde, welche.
2- wie -zehnpfennigstückgroße Erhabenheiten etwas über die Oberfläche
emporragen undeitriggelbe, mit gelbem Fibrin bedeckte Außenfläche zeigen. |
, Auf Durchschn jtten zeigt der Herzmuskel starke Trübu ñg, ist
N außerst weich 'ùnd enthält eine große Anzahl gelber oder rot-
” brauner, vielfach keilförmiger Herde, die im linken Ventrikel
5 zum Teil durch‘ die ganze Dicke der Wandung durchreichen. Am
eptum ventriculorum, links dicht neben dem Septum membranaceum,
m linsengroße, subendokardiale Blutung; entsprechend an der Tricus-
V. Pidalis ein fünfpfennif&stückgroßer Blutherd mit gelben Höckern nach
ie Vorhof hin, Aortenintima zeigt gelbe Flecken;
r _ amen ovale geschlossen. Milz 16:9:81!/, äußerst weich. Ge-
É webe fast zerfließend, rötlichblau, ohne deutliche Zeichnung.,
oe Linke Niere 13:7:8, Glatte Kapsel, leicht abziehbar,
ý Sarao Taurot bis graugelb trübe. Marksubstanz bläulichrot, an der
4 chnittfläche reichlich dickes, rotes Blut. |
echte Niere 12:6:3. Sonst wie die linke.
7 = Nebennieren ohne Besonderheiten. | ` n
Leber stark verkleinert, etwa auf die Hältte;.
ist dee Oberfläche leicht bucklig. Auf dem D urchschnitt
4 let as Lebergewebe grünlichbraun, ‚oberflächlich weich, ,
o li e zerfließlich; besonders verkleinert ist der
` h ‚© Lapp en, bei welchem der Rand fast häutig ist, Läpp-
= ngeichen nirgends erkennbar. , > O 2 2000
: grüne | Galenblase zart, klein. Gallengang durchgängig; in beiden braun-
Pfortader ohne Besonderheiten, Pankreas ohne Besonderheiten.
hafte H „Tmschleimhaut zeigt im Dünndarm mehrere flächen-
benen sn Orrhagien, zum Teil entsprechend den oben beschrie-
Pa Berosahämorr hagien. Der ganze Dickdarm zeigt hoch-
No
tion stark positiv, Bereits bei der -Aufnahme bestand
‚Ikterus und klinisch gut nachweisbare Leberschwellun g,
die später dann in Leberatrc phie überging. Daraus erhellt ohne S
weiteres, daß das Salvarsan für die Enstehung der Leber-. '
affektion nicht verantwortlich gemacht werden kann.
Worauf ist dann aber die akute Leberdegeneration zurückzuführen ?.
Es ist bereits in der Einleitung ‚darauf aufmerksam gemacht, daß
„auch im Verlauf der Lues akute gelbe L eberatrophie -.
"beobachtet wurde. Man wird also mit dieser Möglichkeit in un.
serem Falle ohne weiteres rechnen ‚können. Daß die Erkrankung .
auf Neosalvarsan nicht reagierte, spricht ebenso-
wenig dagegen wie die Tatsache des negativen Spir 0-
chätenbefundes. Buschke und Sen ator (6) haben je
einen Fall von akuter. gelber Leberatrophie in Heilung. über-
gehen ‚sehen. Umber (7) erwähnt eine Heilung einer. auf
syphilitischer Basis beruhenden akuten Leberdegeneration durch
Salvarsan; man ist-aber im allgemeinen wohl der Ansicht, daß
eine therapeutische Beeinflussung dieses Leidens, selbst wenn es
specifischer Natur sein sollte, zu ‘den ‚großen Seltenheiten gehört,
Es ist. eben die akute gelbe Leberatro phie wohl’
weniger durch die Spirochäten als solche: bedingt, als. _
vielmehr der Ausdruck einer Toxin wirkung — daher auch
der negative Spirochätenbefund im erkrankten Organ: Buschkes
(8) und unser Fall —, wenn man nicht etwa annehmen will, daß
bei der akuten Einschmelzung des Lebergewebes auch ein ak wter
Spirochätenzerfall einsetzt, sodaß dieselben - sich später
dem tinktoriellen Nachweis entziehen. ar. Be
Daß in unserem Falle nicht die toxische Wirkung der Lues, «
sondern eine andere Noxe. für die Entstehung‘ der Affektion
ätiologisch ven Bedeutung sein könne, daß also die Lues nur eine
‚zufällige. Vergesellschaftung darstelle, dafür. haben wir eigentlich _
weder klinisch, pathologis ch-anatomisch, noch
anamnestisch irgendwelche Anhaltspunkte. Wohl aber.
ist denkbar, daß: die ein geleitete The rapie — drei.
Neosalvarsaninjektionen, intravenös, je 0,3 — auf das bereits vor-
handene Leiden nicht in, günstigem Sinn eingewirkt, da
ja bekannt ist, daß bereits vorhandene Leberaffektionen durch Sal-
varsangaben im Sinne des Locus minoris resistentiae weitere Schä-
. digung durchmachen. Immerhin mußten wir ‚uns:zu diesem. Vor-
gehen .entschließen, da die Möglichkeit einer auf luetischer Basis..
beruhenden gelben -Leberatrophie zweifellos vorlag, und damit auch. ~
die, wenn auch nur sehr geringe Chance, die Patientin zu retten,
ganz abgesehen davon, daß. natürlich auch die vorhandenen
infektiösen Symptome (nässende Papeln) die Ein-
leitung einer specifischen Th erapie erforderten-
Die Herzaffektion, die im ersten Augenblick auch zu |
der luetischen Infektion in B ziehung gebracht “wurde, stellt offen-
er
‚bar wie die Leberdegeneration einen akut en Entzün-
dungsprozeß dar, bei
teilweise keilförmig gestaltete He
dem sowohl der makroskopische —
rde — wie der.
‚mikroskopische. Befund — Bakterien pfröpfe — den Ge-
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948 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.
21. September AA
danken einer embolischen Entstehung nahelegt; wobei
natürlich als Ausgangspunkt die Leber in Frage kommt.
Gegen die Auffassung des Prozesses am Herzmuskel
als luetische Veränderung spricht die Form der Ent-
zündung, die keinerlei für Lues charakteristische Bilder bietet,
die schnelle Einschmelzung, die im Gegensatz steht zu der mehr
langsam verlaufenden Nekrose gummöser Plasmome, das Fehlen
der Spirochaete pall. in den Gewebeschnitten, die Wirkungslosig-
keit specifischer Therapie. Bei längerer Dauer wäre es wahr-
scheinlich zur Ruptur des Herzmuskels gekommen, der dann, ganz
abgesehen von der perniziösen Leberaffektion, zur Katastrophe ge- Daß J. in seiner Wohnung in der Naugarder Straße von einem
führt hätte. 5 . | infizierten Anopheles gestochen ist, kann an sich nicht aus-
Uns erscheint der vorliegende Fall auch nach der | geschlossen werden. Zwar wird im allgemeinen die große Stadt
Richtung hin von Wichtigkeit, weil er lehrt, wie vor- | als frei von Anopheles betrachtet, wie z. B. Rom inmitten der
sichtig man beider Deutung derartiger Intoxikationen | malariaverseuchten Campagna; jedoch kann dies für Berlin nicht
sein muß. Voreingenommene Betrachtung -hätte vielleicht dem | mehr als gültig angesehen werden, nachdem Stadelmann))
Neosalvarsan irgendeine Rolle bei dem Zustandekommen | die Infektion im Krankenhaus Friedrichshain und in der Gegend
der akuten gelben Leberatrophie vindiziert, obwohl | desselben erlebt, und Lentz in der Diskussion zu dem
davon ja, da die Patientin bereits mit dem Ikterus eingeliefert | Stadelmannschen Vortrag berichtet hat, daß er selbst in
wurde, ohne daß irgendeine Behandlung früher stattgefunden hätte, | seiner Wohnung einen Anopheles maculipennis gefangen habe,
keine Rede sein kann. Darüber hinaus lehrt der Fall, daß auch | und einen Fall von in einer Berliner Wohnung erfolgten Malaria-
im Verlauf der Lues allein schwere Degenera- | infektion angeführt hat.
tionen im Sinne der akuten gelben Leberatrophie
den Wintermonaten November bis Februar. Zwar waren dort
angeblich viele Soldaten beschäftigt, und es ist bei der Verbreitung
der Malaria unter dem Militär nicht unwahrscheinlich, daß unter
diesen auch solche waren, die im Felde Malaria gehabt hatten
und vielleicht noch Plasmodienträger waren. Es ist daher auch
möglich, das daselbst mit Malaria infizierte Anophelinen, die ja
in der Umgebung Berlins vorkommen, überwinterten. Immerhin
erscheint aber eine Infektion in der Fabrik des Winters wegen,
als auch besonders deshalb, weil doch J. nur während der Tages-
zeit dort sich aufhielt, sehr unwahrscheinlich.
Weit mehr Wahrscheinlichkeit jedoch hat die Annahme einer
vorkommen, und daß man daher auch dann, wenn die Gesamt- | Infektion in dem Sanatorium in Birkenwerder, wo J. sich im Juli
lage mehr für eine ursächliche Bedeutung des Salvarsans zu | und August 1918 aufhielt. Hier sollen viele aus dem Felde zurück-
sprechen scheint, stets diesen Modus in Erwägung Ziehen muß.
gekommene Soldaten gepflegt worden sein. Daß unter diesen
Literatur: 1. Zitiert nach Mentberger, Entwicklung und gegen- | auch solche waren, die im Felde Malaria erworben hatten, ist mit
wärtiger Rrape ge ISSN TA Syp DIE pie SOON OL EURE a größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Und so wird es wohl
varsans und des Neosalvarsans, Jena, Verlag von Gustav Fischer, 3. — . EGE
2, Stümpke und Brückmann, Zur toxischen Wirkung des Salvarsans. auch den einen und den anderen gegeben haben, der noch P
(B. kl. W. 1912, Nr. 7.) — 3. Rehder und Beckmann, Über Spätikterus | modien im Blut beherbergt hat. Es ist meines Wissens nicht er-
bei Lues nach Salvarsanquecksilberkur. (Zschr. f. klin. M., Bd. 84, H.3 u. 4.) — | wiesen, daß in Birkenwerder Anophelinen vorkommen, aber es ist
4. Pulvermacher, Derm. Zschr., Bd. 22, H. 10 u. 11. —: 5. Zimmern,
: anzunehmen, daß sie sich i Jmgegend von Berlin
Spätikterus nach Salvarsan. (Derm. Zschr., Bd. 27, H.3.) — 6. Buschke, ; sie sich in der ganzen Umgeg
Senator, aus Rieckes Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten, 4. Auf- finden. Es dürfte also am wahrscheinlichsten sein, daß dem Ji
lage. Jena, Verlag von Gustav Fischer, 1918. Kapitel Lues von Buschke. — -| hier in Birkenwerder von einem Anopheles, der sich an einem
7. Umber, M. m. W. 1911, Nr, 7. — 8. Siehe unter 6.
Gametenträger infiziert hatte, die Malaria übertragen wurde, Dazu
würde auch stimmen, daß J. angibt, daß er in Birkenwerder öfter
wegen der starken Mückenplage des Nachts nicht schlafen konnte.
Glücklicherweise hat die Infektion augenscheinlich nicht in
größerem Maße stattgefunden, obgleich vielleicht doch unter den:
Aus der II. medizinischen Klinik der Charite
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Kraus),
Be z i , früher im Felde gewesenen Soldaten auch ein Fall von Neu-
Ein Fall von Malariainiektion in Berlin. erkrankung vorgekommen sein kann, der als lange latent gebliebene
Von | Infektion aufgefaßt wurde. Und so wäre es schon möglich,
bei den von Weydemann:) aus Frohnau berichteten Fällen
Karl Retzlaff, Assistenten der Klinik.
eine Neuinfektion der beiden späteren Fälle an Ort und stelle m
la A Frage käme, wenngleich natürlich bei Soldaten, die im Gebiet der
Der Wichtigkeit wegen, die man jedem Fall von in und um | Rokitnosümpfe gekämpft haben, die daselbst erfolgte Infektion
Berlin erfolgter Malariainfektion zumessen muß, möchte ich in | nicht nur nicht auszuschließen wäre, sondern geradezu meh!
folgendem kurz über einen Kranken berichten, der am 13. Mai 1919 | Wahrscheinlichkeit hätte als eine Übertragung in Frohnau.
in unsere Klinik aufgenommen wurde.
Außer den oben angeführten Stadelmann schen‘) Fällen
Es handelt sich um den 36 Jahre alten J., der keine ernsteren | ; . N > 5 sa richtet
Krankheiten früher durchgemacht hat. Seit 1914 habe er bei den Ist en R NA Umbe I über En ei on des
Eltern in der Naugarder Straße am Ringbahnhof Weißensee gewohnt und ee Kr en alariaimtekton panon Ken Westfront
sei nie von dort, wie überhaupt nie von Berlin, fortgewesen, bis er Grunewalds erworben hatten. Ich selbst hatte an der We ra
im November 1917 in der Rennbahnstraße in Weißensee in einer Fabrik 1918 einen Malariakranken in Behandlung, dessen Infektion
Arbeit übernahm. Im Februar 1918 habe er diese wegen Erkrankung | Sommer 1918 in Spandau erfolgt sein mußte. Daß wir bisher von
an Grippe einstellen müssen und sei dann deshalb wieder zu Hause | nur wenigen hier erfolgten Infektionen zu hören bekommen haben,
geblieben. Da er im Sommer 1918 wegen des Todes seines Vaters einen
Vate während wir doch infolge des Krieges eine weitere Verbreiterung
Anfall von SEND bekam; D wurde er an Juli us N ein an der Malaria fürchteten, findet wohl seine Erklärung darın, dab S
torium in Birkenwerder gebracht, wo er DIS zum AE verbied. | doch immerhin relativ i ücken, in der Umgeg
Danach hielt er sich wieder in der elterlichen Wohnung in der Nau- Berlins und besonders E sibt, vor denen sich wieder
SR SITE qat atien litt reram has una November anan a aR ne r Die Gefahr der Malariaaus
fällen mit Fieber, Schüttelfrost und Schweißausbrüchen, die als Grippe- i ; a IE ichnet werden.
erkrankung -aufgefaßt wurden. Von November 1918 bis Januar 1919 | breitung darf demnach wohl als nicht zu große bezeichnet WS
war er dann wieder in der obengenannten Fabrik beschäftigt, mußte | Immerhin zeigt auch der mitgeteilte Fall wieder, daß wir Ärzte
aber wegen von neuem auftretender Erkrankung, die sich in unregel- | die Möglichkeit hier erfolgender Malariainfektionen dauernd IM
mäßigen Fieber- und Schüttelfrostanfällen zeigte, zu Hause bleiben. Da
Auge haben müssen, um frisch Erkrankte gleich zu erkennen UN
i fälle in der Folgezeit wieder auftraten, besonders stark im April AETR D ; -n im Kriege
an SIEGER AON EL ONDTESSEISIAETENEEN OOE IONES Ser N ist abeı Au ns ihres
ein Arzt auf Grund körperlicher Untersuchung die Erkrankung für ; AERON zu beobachten und der en Gameten-
eine Malaria und überwies den Kranken der Rlinik. Blutes Aufmerksamkeit zuzuwenden, um rechtzeitig die Mücken-
Bei der Aufnahme hier wurde eine Malaria tertiana festgestellt. | äger der notwendigen Behandlung zuzuführen. Auch dr
Die Erkrankung an sich und ihr weiterer Verlauf bieten nichts Besonderes. bekämpfung wird an einzelnen Orten seitens der in Dei E
Von Interesse ist nur, wann und wo sich J. die Infektion zugezogen | Kommenden Instanzen die nötige Fürsorge gewidmet werden muses,
haben kann. RR |
Da J. nie aus Berlin hinausgekommen ist, außer nach
Weißensee und nach Birkenwerder, so kommen nur die drei Orte
für die Infektion in Betracht, das heißt die Wohnung Naugarder
Straße, die. Fabrik in der Rennbahnstraße und das Sanatorium in
Birkenwerder. In der erwähnten Fabrik arbeitete J, aber nur in
1) Stadelmann, Zschr. f, ärztl, Fortbild. 1917, NE 2 SA
>» Weydemann, ebenda 1916, Nr. 22, S. 608.
») Umber, B. kl. W. 1917, S. 1186. s
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1919 — MEDIZINISC
Te j - Aus dem Garnisonspital Nr. 1 in Wien ’ .
(Kommandant: Oberstabsarzt Dr. Lochbielen). a, \
0... Zur klinischen Diagnose traumatischer
.. Zwerchfellhernien und sübphrenischer Gasabscesse.
ee er =- Von o sa
a ae mi R ~ . K , s
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-© Dr. Robert Latzel,-
een Chefarzt der zweiten Abteilung.
.:. AlsEppingerimdahre19ilinNothnagels Handbuch
. seine „Allgemeine und spezielle Pathologie des. Zwerchfells“ er-
scheinen ließ, widmete er auch den Zwerchfellhernien ein ansehn-
liches Kapitel. Das war noch .Friedenszeit und die Hernia
diaphragmatica, wenn wir auch die traumatische ‚berücksichtigen,
-~ war ein. seltenes, dem Beobachter nur schwer zugängliches klini-
- sches, „Ereignis“. Während der Kriegszeit mehrten sich die Fälle
..traumatischer Zwerchfellbrüche beträchtlich, und auch dem Inter-
-nisten kamen mitunter solche Fälle unter, Ich möchte in folgendem.
‚die Symptomatologie zweier solcher Fälle skizzieren, deren Diagnose
mir. vor der Röntgenbestätigung gelang: A
Im Frühjahr 1917 kam ein. junger Offizier A. S. auf die Abteilung
zwecks Konstatierung seines Lungenbefundes und Feststellung seiner.
Diensttauglichkeit. Die subjektiven Beschwerden beschränkten sich
auf Stechen in der linken Brustseite seit seiner vor einem halben Jahr
erlittenen Schußverletzung, bei welcher .die Lunge in vertikaler Rich-
tung durchschossen ward. Er.leidet ziemlich viel an Blähungen, die
: das genannte Schmerzgefühl verstärken, manchmal Atemnot und Herz-
klopfen. Keine Schluckbeschwerden, jedoch häufig Singultus. Die.
Untersuchung ergäb folgenden Status praesens: Großer, kräftiger Mann,
-sehr .gut genährt. Am Thorax keine Asymmetrie, Vier zum Teil
nöch gerötete Hautnarben bezeigen den Weg, den das Projektil ge-
. nommen hat: linke dritte Rippe axillar Einschuß, linker Rippenbogen
"ungefähr in der vorderen .Axillarlinie Ausschuß, über dem Ligamentum-
Pouparti neuer Einschuß, eigentliche Ausschußnatbe im unteren äußeren.
Drittel des linken Oberschenkels. Über den Lungenspitzen beiderseits
voller Schall, gute Verschieblichkeit. Rechte Lungenbasis vollkommen
gut verschieblich, links rückwärts zirka drei ‚Querfinger Verschieblich-
keit ‚nachweisbar bis zu ungefähr normalem Lungenschall. Axillar ab |
`- vierter Rippe ein leicht tympanitischer Beiklang. Die ‚Verschieblichkeit
‚der. Lungenbasis läßt sich aber trotzdem auch hier nachweisen. Es
-fällt sofort auf, daß diese zur Untersuchung nötigen forcierten Atem-
bewegungen lebhäfte gurrende, glucksende, zum Teil metallische Schall-
-erscheinungen hervorriefen. Dasselbe hörte das angelegte Ohr in der.
linken. Axilla beim Bücken des Körpers, beim Vornüberbeugen usw.
‚Aber auch dem Nebenstehenden waren die Geräusche deutlich ver-
: nehmbar. Das Herz war kaum wesentlich in seiner Stellung verändert,
die Töne ganz rein. Stäbchenplessimeterphänomen war in einem kleinen
tircumseripten Gebiet, von vielleicht Fünfkronenstückgröße positiv.
Eine Suceussio Hippokratis war nicht festzustellen. Beim Trinken von
‚Wasser Plätschern an normaler Stelle. In Bauchlage verschwand der
Tythpanismus, ebenso das Stäbchenplessimeterphänomen und beim Auf-
richten und Untersuchen in allen möglichen Körperstellungen gelang .
£S Dun “nicht mehr, das Gurren und Glucksen zu hören. Während
früher axillar und auch rückwärts das Atemgeräusch auffallend scharf
geklüngen hat und fortwährend rhythmisch hörbare, metallische Bor-
‚borygmi die Auscultation gestört hatten, hörte man jetzt einzelnes .
Atelektaseknistern, das Atemgeräusch "aber bald viel reiner. Rein
klinisch vermutete ich aus dem raschen Wechsel der Symptome, aus
:dem umschriebenen Tympanismus, der mit allen seinen beschriebenen
ymptomen plötzlich verschwand, aus den gurrenden, von der Atmung
sichtlich ‚erregten Geräuschen eine traumätische Zwerchfellhernie und
= erbat. genaue- röntgenologische Untersuchung.- Diese ergab folgenden ı
y Befund: Hohe Fixation der Fiexura lienalis. an. dem an -sich hoch“
stehenden linken Zwerchfell. . Starke Deformität des Magens mit
Dickung der kleinen Kurvatur: Kein Anhaltspunkt für eine’ Zwerch-
fellhernie, ee a Ei T
4 Trotz des negativen Befundes hielt ich doch an meiner Annahme
est und bat den Offizier, in nächster Zeit. wiederzukommen. Aber
erst nach einem halben Jahr, als er neuerlich zur Konstatierung und
üperarbitrierung bestimmt; wurde, sah ich. ihn wieder. De
Vor „Der Zustand hat sich nun in einigem ganz wesentlich geändert.
Ne allem war das Herz deutlich nach rechts verdrängt; der rechte
Sand ‚war perkutorisch zirka ein Querfinger über den rechten
F emalràrid hinaus verschoben, die Herzspitze kaum fühlbar, um ein-
link alben Querfinger ‚einwärts von der linken Medioclavicularlinie. In
ea Seitenlage erreichte er diese und wurde etwas deutlicher. Aus-
vel Er fielen‘ jetzt herzrhythmische, "metallische Geräusche auf,
Tos n con oben beschriebenen Glucksen sehr ähnlich waren. Der
a esche Raum war deutlich vergrößert, indem eine hoch-
nach sche. Schallzone abwärts der vierten Rippe von der Axzilla.
beroi a zu und unten ‚unmittelbar in den ‚Abdominaltympanismus
a tilos , Deutlich: positives Stäbchenplessimeterphänomen : in der
“XJaren Partie des fünften Intercostalraumes, positive Succussio Hippo-
`
1 kratis. Bei Lagewechsel keine wesentliche Änderung, bei. Pressen nur
Vermehrung der deutlich metallischen Borborygmi, einmal: war ein dem
| an der Brustwand angewachsen. :
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HE KLINIK — Nr., 38. BE u
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„Durcbspritzen“ ähnliches Geräusch’ zu. hören., Subjektiv jetzt. häufig
- wesentliche Erleichterung. Der Röntgenbefund (Doz. Dr. Schwarz)
E ‚ergab nun folgendes Bild: An- Stelle der normalen: Zwerchfellwölbung |
‘sieht man links zirka drei Querfinger höher, als das rechte Zwerchfell
oben ‘gegen die laterale Thoraxwand zieht. Unterhalb davon findet
sich kein gleichmäßiger Schatten, wie bei einer Pleuraschwarte, sondern
‘ des rechten Zwerchfells..-Auch: die
‚ massen erfüllt. Es zeigt sich dabei, daß die gesehenen hellen Flecken.
nicht Lungengewebe, sondern geblähtes Kolon
lienalis liegt also im linken unteren Lungenfelde.
sichergestellt. . Die:
‘Frage, ob eine Hernia vera oder eine Spuria vorlag, konnte ich auch nach
dem Röntgenbild nicht entscheiden; entsprechend d
daß 1. die erste Röntgenuntersuchung noch deutlich: hochfixiertes Dia-
war und.8. die
Verschieblichkeit ‚der Lungenbasis noch nachweisbar
ersten Untersuchung plötzlich ‘schwanden, also. wahrscheinlich eine
Reposition stattgefunden haben mag, weshalb auch, der
negativ war, ließ zwei Schlüsse zu.:‘a) Es handelt sich um eine Hernie,
‚sungen usw. sich. zu fixieren und zu incarcerieren, da.die Symptome
gender: Coecum in der Mitte unterhalb des Nabels liegend. Appen-
dix in der rechten Unterbauchgegend fixiert. ‘Das Colon descendens
zieht zum linken, Rippenbogen und verschwindet in einem Spalt der
linken Zwerchfellhälfte, die nach außen unten von der Milz liegt, hand-
breit entfernt vom Zwerchfellansatz am Rippenbogen. ` Das Netz ist
vollständig verschwunden im Brustraum. , An normaler Stelle liegt-die
Flexura sigmoidea. Es gelingt unter vorsichtigem Zug
ziehen. “ Nur das große Netz selbst ist am Rande des Zwerehfells und
der im Brustraum befindliche Teil zurückbleibt, wird die spaltenförmige,
ungefähr drei Finger lange und 1!/, cm breite Öffnung: im Zwerchfell
durch drei Nähte verschlossen. Es hat sich also in diesem Falle tat-
sächlich um eine zum Teil fixierte Hernia diaphragmatica spura: trau-
matica gehandelt, `- > A e Re: a
Ein zweiter Patient, F. B., Infanterist,
durch einen Schuß -in die Brust verwundet.
N E
wurde im August 1915
Er. lag zwölf Monate in
unsere Arrestabteilung. Von-dort wurde ’er alsbald auf diè freie Station
‘den Mann zu sehen: bekam.. Ausschußnarbe an der rechten hinteren
‚Thoraxpartie neben zehntem Brustwirbel. An der linken unteren Brust-
hälfte unter dem Scapulawinkel ist eine große gerötete Operations-
;narbe nach Rippenresektion zu sehen. Der Patient ist sehr anämisch,
abgemagert, dyspnoisch, klagt über sehr "heftige ‘Schmerzen in der’
| linken. -unteren Thoraxpartie und fiebert seit: drei Wochen dauernd
mittelhoch 38 bis 39° mit ganz geringen täglichen Remissionen bis
"87,3%. Beide Supraclaviculargruben sind eingesunken ‚ die Lungen-
' spitzen beiderseits ausgedehnt induriert und unverschieblich. -Links
hinten ab Spina scapulae eine Dämpfung- von: Schenkelschall bis zur
Operationsnarbe, unter derselben und ‚gegen die Axilla im Sitze bis
zur vierten Rippe in linker Seitenlage bis. zur dritten ‚Rippe hinauf-
reichender Tympanismus. Darüber deutliches 'Stäbchenplessimeter-
‚phänomen und Succussio Hippokratis, beides jedoch in verschiedenen
- Klanghöhen. Dabei: wieder. peristaltisch-rhythmisches Glucksen wäh-
rend des Atemstillstandes, bei Atmen lebhaftes metallisches Plätschern.
Auch herzsynchrone Metallgeräusche sind wahrnehmbar. ` Eine Ver-
schieblichkeit der, unteren .Lungengrenze an der Dämpfungszöne und
axillar ist nicht auffindbar. : Über der Dämpfung abgeschwächter, zum '
Teil ganz feblender Stimmfremitus, keine wesentliche‘, Veränderung der
‚Die Haut über dem gedämpften .
Stimmkonsonanz, negativer Bacelli.
Bezirk und in der Umgebung war leicht ödematös (Thermophor!).
'Eine Probepunktion ergab Eiter. ‘Das Herz war deutlich ‚gegen die /
x
Pr
starke, ‚linksseitige hypochondrale Schmerzen, fast krampfartig, Neigung. .
‚zu Herzklopfen und Oppressionsgefühl zirka fünf bis sechs Stunden -:: -
nach der Nahrung. “Reichlicher Abgang von Stuhl und Winden brachten a
‚liegt, einen eigentümlich geschweiften Kontur, welcher schräg nach
mehrere helle Flecke- in diesem Schatten. Der mit Bismutmasse ge: :
füllte Magen ist weit medianwärts gesunken und eigehtümlich deformiert. gS
Was die Beweguüg: der geschilderten Bildungen anbelangt, so ‘ist die-
selbe sehr ausgiebig und erfolgt gleichsinnig mit. der Bewegung . - yis
; | Magenblaäse nimmt‘an der Bewegung. --
teil. Nach 17 Stunden ist das Kolon (Flexura lienalis) ‘mit Schatten-
waren. ‚Die Flexura -`
~ ` Ia Zusammenhalt mit. diesem -Röntgenbefund ` ward meine erste -` l
Annahme wohl.zur Gewißheit und die Diagnose traumatische Hernia ar
| diaphragmatica, enthaltend‘ die Flexura coli sinistra, E
| em Umstande, daß. `
‚die, Zwerchfellücke durch das Projektil nicht durch eine Expansions- `
gewalt entstanden sein dürfte, machte eine' Hernia traumatica spuria
wahrscheinlich. ` Die Frage der Eventratio ließ sich nach dem Röntgen-- `
bilde, in dem man eigentlich vom linken Zwerchfell bei der zweiten
‚Aufoahme nichts‘ sehen konnte, schwer 'entscheiden. Der Umstand,
phragma nachweisen ließ, 2. bei der. ersten Untersuchung eine 'axillare -
physikalischen Erscheinungen der diaphragmalen Hernie während der
Röntgenbefund ` `
nicht um eine Eventratio, b) die Hernie ist datan; durch Verwach- |
bei der zweiten Untersuchung völlig stabil blieben und. Schmerzsym-
ptome. vorwalteten. '— Die dringendst geratene Operation wurde von
Doz. Dr. Finsterer vorgenommen. Der Operationsbefund war fol-
| | f allmählich das -
|' ganze Colon transversum samt Flexura lienalis aus dem Brustraum zu `
Nach Resektion des Netzes., wobei -
allen möglichen Spitälern und kam wegen eines kleinlichen Deliktes in
der V. chirurgischen Abteilung. des Prof. Exner übergeben, wo ich `
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E Mitte verdrängt, die Herzspitze undeutlich fühlbar. Eine Untersuchung
am nächsten Tage ergab folgende interessante Komplettierung. Mor-
gens nüchtern ein Glas Wasser, darauf deutliche Succussio Hippokratis
in den vorderen Partien in der Höhe des dritten bis vierten Inter-
costalraumes. Am zweiten Tag ein Einlauf, worauf dasselbe Phänomen
axillar und nach rückwärts zu verfolgen war.
Die Röntgenuntersuchung ergab in diesem Falle gleich bei der
ersten Aufnahme eine Hernia diaphragmatica mit Eintritt von Magen
und Flexura lienalis bei hoher Fixation des Zwerchfells links. Hier
war die traumatische Genese wieder selbstverständlich, aber die Ent-
scheidung, ob eine Hernia vera vorliegt oder spuria, war bei Mangel
einer auffindbaren Ausschußöffnung und der Wahrscheinlichkeit der
gleichzeitig mit der Operation erfolgten Projektilextraktion fast unmög-
lich. In diesem Falle war es zum mindesten zweifelhaft, ob die Kugel
das Loch im Zwerchfell direkt verschuldet hat oder ob irgendwelche
Spannungsverhältnisse die Zerreißung bewirkt haben. Die Frage der
Eventratio konnte hier bei noch sichtbaren fixierten Zwerchfellrändern
ausgeschlossen werden.
Bald nach der Empyemoperation erlag der Patient seinem allge-
mein septischen Zustand und die Autopsie ergab in einwandfreier
Weise einen mächtigen Riß im linken Zwerchfell mit Eintritt von Netz,
dem ganzen Fundusteil des Magens, wobei der Ösophagus geknickt
war und einen großen Teil des Colon transversum und der Flexura
lienalis. Allseits reichliche frische und alte Verklebungen. Also wieder
eine Hernia diaphragmatica spuria traumatica.
Was nun die klinische Symptomatologie dieser beiden Fälle
anbelangt, zeigten sich einige Erscheinungen ganz besonders
markant.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.
oberen Begrenzungslinie also axillar anstieg. Bei genauer Auscultation
deutliche metallische Borborygmi. Stäbchenplessimeterphänomen positiv
iye verschiedenen Klanghöhen, links hinten unten’ tieferer Ton als
axillar.
Succussionsgeräusch.
empfindlichkeit im Bereiche des elften Brustwirbels únd ausgesprochene,
allerdings bilaterale Boassche Schmerzzone.
reichlich Blut chemisch nachweisbar.
Trinken von Wasser links hinten unter dem Dämpfungsbereich Suc-
cussio Hippokratis nachweisbar, die linke Flankengegend, aber auch
Vor allem im ersten Falle der starke Wechsel der
21. September,
Bei Wassertrinken im Gegensatz zum leeren Magen positives
Daneben notierte ich jetzt deutliche Klopf-
Im Stuhl war wieder
Am Abend war auch ohne jedes
die seitliche Thoraxpartie war vorgewölbt, die Haut nicht ödematös.
Der tympanitische Schall begrenzte sich nach unten durch eine gerad-
linige Dämpfungszone. Starker Singultus und Schluckbeschwerden
nebst heftigen linksseitigen Schmerzen waren die subjektiven Sym-
ptome. Mein ursprünglicher Gedanke, wieder vor einer Hernia dia-
phragmatica zu stehen, war hinfällig durch den Umstand, daß Blut im
Stuhl zum konstanten Symptom ward, daß die Pneumothoraxsymptome
sich stabilisierten und daß sie unabhängig vom Füllungszustand des
Magens oder Darmes wurden. Die ganze Symptomatologie drängte viel-
mehr zur Diagnose subphrenischer Pyopneumothorax, wahrscheinlich
Gasabseeß, dessen. Ursache doch ein parapylorisches, vielleicht duo-
denales Uleus (im Magen nie Blut!) hätte sein können. Die Punktion
in der Höhe des neunten Brustwirbels links hinten ergab erst nach
einigem Suchen seröses, aber stark getrübtes Exsudat. Von einer
Punktion des tiefer vermuteten Abscesses sah ich wegen des kolla-
bierten Zustandes des Patienten ab. Der Patient wurde wegen Er
öffnung des subphrenischen Absvesses auf die chirurgische Abteilung
transferiert, starb aber vor der Vornahme der Operation, indem unter
starkem Meteorismus nebst neuen kolikartigen Schmerzen häufige”
Kollapse eingetreten waren. ’
Der Sektionsbefund war folgender: Rechte Lunge frei, ohne Be-
sonderheit. Im linken Brustfellraum größere Mengen trüber Flüssigkeit.
Die linke Lunge mit fibrinösen Auflagerungen bedeckt, gegen die Wirbel-
säule gedrängt, der Lungenoberlappen ist gut lufthaltig und saltarm.
Die Basis der linken Lunge ist fest am Zwerchfell adhärent und schwielig
verändert. In diesem schwielig veränderten Lungengewebe finden
sich zahlreiche miteinander kommunizierende Kavernen, von denen zwei
an der Basis perforiert und durch die daselbst ebenfalls perforierte
Zwerchfellkuppe mit einem großen subphrenischen Absceß in Verbindung
stehen. Dieser Absceß wird begrenzt von der Konvexität des linken
Leberlappens, von der am linken Leberrand festhaftenden großen Kur-
vatur des Magens, von einem kleinen Stück des Colon transversum,
von der Milz und von der Zwerchfellkuppe. In dem Absceß findet sich
eine große Menge gelbgrünen stinkenden Eiters und Gas. Anschließend
an die Fixation der großen Kurvatur am Leberrand ist auch das oberste
Stück des Duodenums mit der Basis des linken Leberlappens fest ver
wachsen. Auch der Pankreaskopf ist mit geringem Schwielengewebe
am Duodenum adhärent. Im Duodenum findet sich eine alte Narbe
nach Ulcus. Leber und Gallenblase sonst ohne Befund. Schwellung
beider Nieren. Kys
Der Befund weist uns also wirklich den Weg zu einem subjektiv
symptomenarm perforierten, mit der Umgebung verwachsenen Ulcus
duodeni. Es mag sich bald ein abgesackter Absceß gebildet haben, der
eine eigentümliche Wanderung entlang des Magens zwischen diesem
und Leber bis ins linke Hypochondrium genommen hat, um schließlich
mit Hilfe der darin eingeschlossenen Bakterien einen subphrenischen
Gasabsceß zu bilden und das Zwerchfell zu durchbrechen. In Anbetracht
der Nachbarschaft von Darm und Magen war im Anfang eine Ver-
wechslung mit der Symptomatologie der Zwerchfellhernien möglich.
Symptome, der ja, wie schon einmal angedeutet, sogar eine Re-
position der Hernie durch den vorgenommenen Lagewechsel ver-
muten ließ. Dann gab uns die Succussio Hippokratis, und zwar
auch in verschiedenen Lagerungsverhältnissen, dem aufgelegten
Ohr und dem entfernten, Aufschluß über den jeweilig gefüllten
Bruchinhalt (Fall 2). Das Stäbchenplessimeterphänomen, dessen
Brauchbarkeit von Leichtenstern besonders zur jeweiligen
Abgrenzung der Ausdehnung der Hernie empfohlen ward, leistete
mir auch große Dienste. Eine besondere Vorwölbung der be-
troffenen Seite war bei keinem der Fälle zu merken, angedeutet
war sie bei dem zweiten Falle, in dem sie jedenfalls durch die
starken, bindegewebigen, zum Teil schon schwartigen Verwach-
sungen nicht deutlich zur Entwicklung kam. Die Verdrängung
des Herzens, die herzsynchronen metallischen Erscheinungen, die
objektive Abhängigkeit der Beschwerden von dem Füllungszustand
hauptsächlich des Kolons, der Singultus waren in unseren Fällen
Symptome, die auf die Wahrscheinlichkeit einer diaphragmalen
Hernie hinweisen mußten.
Der Ähnlichkeit einzelner Symptome halber finde hier noch ein
Fall Erwähnung, bei dem ich einige Zeit über die richtige Diagnose im
Zweifel war.
Ein Oberleutnant J. S. kam wegen Typhusverdachts zur Auf-
nahme auf die Offiziersabteilung. Die Anamnese ergibt, daß der Patient,
der vorher stets gesund war, auf einmal mit Fieber bis 38°, mäßigem
Frösteln, Kreuzschmerzen, Erbrechen und einem einmaligen erst nach
Ausbruch des Fiebers erfolgten kolikähnlichen Schmerzanfall erkrankte.
Seit fünf Wochen besteht nun Fieber, zeitweise bis 39,6 °, Obstipation
abwechselnd mit Diarrhöen ohne Blutbeimengung. In letzter Zeit
Schmerzen in der linken Seite.
Der Status praesens bei der Aufnahme war folgender: Abge-
magerter, leicht anämischer Mann, Sensorium frei, an den Hirnnerven
nichts Besonderes. Beiderseitige Lungenspitzen ohne Befund, rechts
Lungenbasis gut verschieblich, linke Lungenbasis minder gut, dort-
selbst reichlich Atelektasen, Atemgeräusch etwas abgeschwächt, ab
und zu auch in der linken Axilla großblasiges Rasseln. Stimm-
fremitus normal, ebenfalls Stimmkonsonanz. Herz ohne Befund, Puls
124 rhythmisch, Temperatur um 38%. Abdomen weich, kein pathologischer
Meteorismus, nirgends schmerzhaft, Milz palpabel, ziemlich derb. Leber
überragt den Rippenbogen um zirka zwei Querfinger, nach links auch
etwas verbreitert. Rechte Niere eben tastbar. Der Phrenieusdruck-
punkt zwischen den Ansätzen des Musculus sternocleiiomastoideus ist
links etwas empfindlicher als rechts. Die Agglutination ist durchweg
negativ, ebenso die bäkteriologische Stuhluntersuchung. Im Harn keine
Diazoreaktion, dagegen Spuren Albumin und starke Uribilinogenurie.
Aus der II. inn. Abteilung des Stadtkrankenh. Dresden-Friedrichstadt
(Dirigierender Arzt: Prof. H. Arnspergern).
Beitrag zur Frage der traumatischen Apoplexie.
Von
Oberarzt Dr. G. Joerdens.
Eine häufig sehr schwierige Frage aus dem Gebiete der
Unfallerkrankungen ist die Entscheidung über den ursächlichen
Zusammenhang eines Schlaganfalls mit einem Trauma. a
Tritt während der Berufsarbeit ein Schlaganfall auf, s0 1$
a zi ; f : A n iche
Im Harnsediment keine pathologischen Bestandteile. — Während drei- | Zunächst festzustellen, ob Momente vorliegen, die eine bee
tägiger Beobachtung öfter Schüttelfröste mit Temperaturanstieg bis Erhöhung des Blutdruckes zur Folge haben. Als solche get
3940, Manchmal Brechreiz, doch kein Erbrechen.
Magenausheberung
ergab außer Fehlen freier Salzsäure keinen besonderen Befund. Im
Stuhl waren Guajak- und Benzidinprobe positiv. Am vierten Tage starke
epigastrale kolikartige Schmerzen und Brechreiz, bald Kollaps. Die
objektive Untersuchung ergibt nun einen völlig überraschenden Lungen-
befund. Links unten hinten eine zwei Querfinger breite Dämpfung,
darüber fast fehlender Stimmfremitus, leichte Ägophome, negativer
Bacelli und nur entfernt klingendes Atmen, unter dieser Dämpfung
eine hochtympanitische Schallzone, die axillar bis in die Höhe der
vierten Rippe unmittelbar in den Traubeschen Raum überging, in ihrer
angestrengte Arbeit, besonders in gebückter Stellung, Arbeiten 10
der Hitze, ferner starke psychische Erregungen. He
Bei Kopfverletzungen wird man um so eher geneigt IE
den ursächlichen Zusammenhang mit einer Hirnblutung ns 2
nehmen, wenn gleichzeitig an den Gehirngefäßen krankhafte A$
änderungen bestehen, die das Auftreten einer solchen N
begünstigen. Die häufigste Ursache der auf Grund innere! b
krankungen entstandenen Hirnblutungen sind arteriosklerollf””
Veränderungen der Gehirngefäße, außerdem spielen Syphilis
Digitized by XI 008 G Ee
-
O L innere Abteilung des Stadtkrankenhauses Friedrichstadt aufgenommen.
= Verletzung: nachweisbar.
„Vorgeschichte: .Als Kind Lungenentzündung, sonst stets
gesund. Ist Lehrling in einer.Bäckerei und gibt an, er sei am 12. Ja-
nuar 1918 infolge Ausgleitens angeblich etwa 4 m hoch von Mehl-
säcken heruntergestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen. Bewußtlos
‚will er nicht gewesen sein; nach dem Sturz habe er mehrmals er-
brochen, das letztema[ am 18. Januar. Sofort nach dem, Sturz sei der
linke Arm und das linke Bein gelähmt gewesen. Krämpfe habe’ er
nicht gehabt, habe auch nicht aus Mund, Nase oder Ohr geblutet. Bei
der Aufnahme ins Krankenhaus klagt er nur über sehr starke Kopf- -
schmerzen, sonst keine Beschwerden. . | ee | l | In ur u |
efund: Mittelgroßer, grazil gebauter Junge von mäßigem | finden'war, wurde dieselbe auf das Schädeltrauma zurückgeführt. Der _
begutachtende Arzt konnte sich ‚nicht entschließen, die Zerreißung eines .
völlig normalen Gefäßes in der Tiefe des Gehirns anzunehmen, sondern
er &laubt, daß infolge der bei der ‘Verletzten bestehenden. Blutarmut.
eine fettige Degeneration -der Gefäßintima ` vorlag, und daß dann die-
. Ruptur des weniger widerstandsfähigen Gefäßes infolge des Schädel-
Ernährungszustand. Keine Ödeme, ‚Exantheme, Drüsenschwellungen.
Schädel im ganzen etwas klopfempfindlich, sonst keine Anzeichen einer
Trommelfell beiderseits normal. . >
»_; , Nervensystem: Pupillen -mittelweit, links etwas weiter als rechts.
Links Lichtreaktion etwas langsamer als rechts. Augenhintergrund
beiderseits normal: Linkes Auge bleibt beim Blick nach außen deut-
‘lich zurück. Patient behauptet jedoch, keine Doppelbilder zu haben,
auch sonst keine Sehstörungen. Geringe Schwäche im linken Mund-
facialis. Zunge wird ‚gerade herausgestreckt. Schlaffe Lähmung des
linken Armes und Beines. “Armreflexe beiderseits +. Bauchreflexe
fehlen links, rechts gut auslösbar. Patellar- und Achillesreflexe beider-
seits in gleicher Stärke auslösbar. . Re E
~ Fußsohlenreflex: Rechts normal, links Babinski +. Kein Blasen-
Mastdarmstörungen. Sensibilität normal. Andeutung von Cheyne-
Stokesschem Atmen. Puls kräftig, regelmäßig, 72 Schläge in der Minute.
~ e Temperatur: 86,80. Patient ist etwas erregt, nachts unruhig, der
Schlaf ziemlich unruhig. Sonst Sensorium frei. Im Urin kein Eiweiß,
‘kein Zucker.
Am 17. Januar, mittags, plötzlich Bewußtlosigkeit, Cyanose, aus-
eien Cheyne-Stokessches Atmen. Puls 48 Schläge. Nach einer
nde Exitus. . H a , ö
..... Die Sektion wurde von Geheimrat Schmorl, der mir in liebens-
würdiger Weise das Sektionsprotokoll überlassen hat, ausgeführt. In-
. den weichen Schädeldecken an der Unterseite punktförmige Blut-
j
austritte. Schädel unverletzt, sehr dünn, elastisch. Blutung in den
Siebbeinzellen, Dura und Sinus normal blutgefüllt, ebenso weiche .
: Häute und Gefäße der Hinterbasis. Hirnnerven: Ohne Besonderheiten.
Großhirn: Rechte Seite tritt vor, zeigt stark abgeplattete : Win-
dungen (etwas auch links). In der rechten Seite ausgedehnter Blutungs-
herd, lang (sagittal) 9 cm, breit 6 cm, tief 8 em, in der hinteren Hälfte
des Ventrikels und des umliegenden Gewebes gelegen, insbesöndere
des in die Hemisphäre hinein bis nahe an die Peripherie reichenden
‚Gewebes sowie bis in den Balken hinein, Wandung erweicht, mit ab-
streifbaren -Cruormassen bedeckt, bräunlichgelb gefärbt, im - Balken
punktförmige Blutungen. Sonst keine Veränderungen im Gehirn. |
Brustsitus: Verwachsungen beider Pleuren fast in ganzer Aüs-
dehnung, doch leicht zu lösen. Thymus. nicht vergrößert. Brustfell:
‚Trüb, leicht 'uneben, mit geringen Auflagerungen. |
Herzbeutel nicht verwachsen. Herz etwas über faustgroß, Mus-
kulatur mäßig kontrahiert, braunrot gefärbt, ohne Schwielen, Foramen
ovale geschlossen. Wand des rechten und linken Herzens etwas ver-
dickt. Trabekelsystem leicht abgeplattet. . In beiden Kammern finden
-= Sich lockere Cruor- und Speckhautgerinnsel. Herzklappen und Coronar-
- durchreißt, ~
gefäße` zart, Große Gefäße zart, es fällt auf, daß die Aorta sehr leicht
Hyperämie der Lungen, Schwellung der Mesenterialdrüsen. Ver-
kreideter Lymphknoten an der Bifurkation der Trachea. Übrige Or-*
gane: Ohne Besonderheiten. l | | |
~ In der Literatur®konnte ich, soweit mir dieselbe zugänglich
wär, nur. zwei hierhergehörende- Beobachtungen finden.
Die eine ist der von Dahlen beschriebene Fall; es handelte
‘, Sich um einen Musketier, der beim Gerätewechseln von einem Kame-
raden seitwärts
ts geschleudert wurde und mit der linken Stirnseite
gegen den „Hinterkopf eines anderen stillstehenden Mannes schlug.
Es trat: sofort Bewußtlosigkeit ein, die bis zum. nächsten Tage dauerte. | ursachen gehört,
E E a ii
E Ca t LET a
die Finger in den Grundgelenken gebeugt. Ferner linksseitige Fa-
lähmten Körperseite gesteigert. Das rechte Bein schleppte beim Gehen’
nach. Keine’ Sensibilitätsstörungen. Herzbefund normal. Biutarmut
mäßigen Grades. Urin frei von fremden Bestandteilen. Es wurde eine
Facialis angenommen. Für‘ einen Erweichungsherd auf Grund einer
Embolie fehlte jeder Anhaltspunkt. Da die Lähmung unmittelbar..nach
traumas erfolgte. |
i ‚Was den von mir beobachteten Fall betrifft, so handelte -es |
sich um einen jungen Mann, der. außer einer Lungenentzündung
'ganz gesund war, und bei dem auch die Sektion. keinen, Anhalts-
punkt für eine Gefäßschädigung ergeben hatte. Das Zustande-
kommen der Blutung muß man sich wohl‘ so erklären,, daß. zu-
nächst infolge: des Traumas ‘durch Zerreißen eines Gefi
in den Ventrikel durchbrach und: so den Tod herbeiführte. Ob
man aus der Bemerkung des Sektionsprotokolls, daß die Aorta
hirngefäße zu schließen berechtigt ist; halte ich für zweifelhaft,
da bekanntlich schwere Veränderungen an ‘Aorta und peripheren
verletzung zur Zerreißung eines gesunden Blutgefäßes in der Tiefe
des Gehirns und so zu einer tödlichen Blutung führte. Vielleicht
bei den zwei erwähnten ähnlichen Beobachtungen handelte es sich
um Personen jüngeren Alters.
Sektionsprotokoll hervorgeht, war. hier der Schädel sehr dünn und
elastisch, wodurch sich wohl auch erklären läßt, daß es nicht zu
einem Bruche des knöchernen Schädels kam. Es liegt daher die
Vermutung nahe, daß bei einer derartigen Beschaffenheit des
wirkung noch leichter. isolierte Zerstörungen in der Tiefe des Ge-
hirns hervorrufen kann, als bei älteren Personen; . |
hanges von. Apoplexie und Unfall berechtigt zur Mitteilung der-
hervorgeht, schon die Möglichkeit: besteht, - daß im Anschluß an
_des Gehirns entstehen kann, ohne daß gleichzeitig ‘eine Hirnhaut-
blutung oder ein Schädelbruch besteht, so ist natürlich die Ent-
die typischen Apoplexien zu finden pflegen, um so eher möglich,
wenn bereits arteriosklerotische Veränderungen an--den Gehirn-
gefäßen bestehen. Allerdings wird man bei der Annahme des
einer derartigen Blutung sehr vorsichtig .sein und wird die ‘Art
des Unfalls und den ganzen klinischen Befund. besönders dabei ..
berücksichtigen müssen, wenn man bedenkt, daß bei Leuten in
höherem Alter. der Schlaganfall mit zu den: häufigsten Todes-
‚stand in Beugecontractur, der Daumen in die Hoblband eingeschlägen, '
cialislähmung, Zunge wird gerade herausgestreckt, Reflexe auf. der ge- . .
' Blutung in der linken Brückenhälfte unterhalb der Kreuzung der. linken `
dem Unfall -eintrat und ‚auch sonst keine Ursache für die Blutung zu
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kleine Blutung in der motorischen Region entstanden war, die dann-
auffallend leicht durchreißt, auf ähnliche Veränderungen.. der- Ge-
jedenfalls muß man mit derartigen Schlüssen sehr vorsichtig sein,- °
Gefäßen sich finden können bei völlig normalen Gehirngefäßen
"und umgekehrt, Ich bin.däher der-Ansicht, daß, hier die Schädel- © |`
spielt hier auch das Alter des Verletzten eine Rolle, denn auch -
Wie in meinem Falle aus dem
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Schädels jugendlicher Individuen eine starke äußere Gewaltein-
Die : Wichtigkeit. der Frage des ursächlichen Zusammen- |
artiger Beobachtungen. Denn wenn, wie ‘aus meiner Mitteilung i
ein Schädeltrauma die Ruptur eines gesunden Gefäßes in der Tiefe .
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21. September. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ni. 88. :. 8 ol S
| Schrumpfniere ‚noch eine große Rolle. Blutungen, die auf eines | Außer einer Lähmung - der: rechten - Körperhälfte bestand Sprach- Be Ei Ka
. . -dieser Grundleiden zurückzuführen. sind, haben hauptsächlich ihren | störung.. Während die Lähmung im Laufe der nächsten Monate zu- SEE e
Sitz im Bereich der. großen Ganglien; Hirnhautblutungen dagegen | rückging, blieb eine -transcorticale. motorische an, Der Mann ver- Be; |
sind meist Zeichen einer mechanischen äußeren Gemalteinwirkung. | Sid allea, konnte, gut leson und schreiben, ser lu Jepen, nieht $ ©. f
. Bei Zerreißung gesunder Gehirngefäße handelt es sich im die Fähigkeit, beim Sprechen. aus‘ eigenem ‘Antrieb die Worte richtig -+:.* : patt h
allgemeinen um oberflächlich gelegene Gefäße, ‚meist um die der | zu wählen und nach Diktat -zu schreiben. : Im -Handbuch der Unfall-- ...... $ FaH a
‚Hirnhaut, . Die Zerreißung eines gesunden Gefäßes in der Tiefe | erkrankungen von Thiem wird der Fall:so gedeutet, daß sich ein ° oxu IE
des Gehirns ist eine so große Seltenheit, daß in dem Handbuch | Hämatom der Dura mater während der Zeit der Bewußtlosigkeit ent- D UEPG ?
- der ‚Unfallerkrankungen von Thiem ein derartiges Vorkommnis }. wickelt haben könnte. Die lange Dauer der Bewußtlosigkeit brauchte a Erop pieni RE
.-wohl als theoretisch möglich, ‘jedoch nicht für erwiesen gehalten | nicht durch ‘eine apoplektische Blutung bedingt seid, sondern könnte Eu ER,
wird. Denn die mechanische Dehnung der in der Tiefe des Ge- | auch die Folge einer gleichzeitig stattgefundenen -Hirnverletzung sein, nr yif RRN
_hirns gelegenen Gefäße durch das Trauma könne nur eine ‘ganz ~ Im zweiten Fall, der vom Verfasser des obenerwähnten Hand- n a BR:
“unbedeutende sein im Gegensätz zu den oberfächich gelegenen | potes, alt, bogbaohtet, ist, Bandelie, os sieh um ein em 1].
ee Be) davon, dab auch emo besondery starke Gewalt: Hof, während 'es zwei gefüllte Futtereimer trug, rückwärts zu Boden e eI
. einwirkung dazu erforderlich sei. > * — — | stürzte und bewußtlos liegenblieb. ` Der Arzt stellte außer mehreren - a TEREE
Einen -Beitrag zu dieser Frage bildet folgende Beobachtung. | blutunterlaufenen Stellen am Körper eine Lähmung des. rechten Armes. 5 Rn 4
Friedrich O., 15 Jahre alt, wurde am 15. Januar 1918 auf die‘] und Beines sowie Sprachstörungen fest. Nach etwa vier Monaten bo-. 5273 Ei) $ 2
stand noch eine Parese der rechten Körperseite. Die rechte Hand Eh N}
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952 | | 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 38. 21. September.
Nachtrag bei der Korrektur, hs H OEOD or: Mieber ap on paa o TOR Dosie Zunahme
-i . A ee. es Emphysems am Rumpf, stärkere Ausdehnung a ie rechte Ge-
z ‚Als weiteren Beitrag zur Frage der traumatischen Apoplexie sichtshälfte. Reichlich Hustenanfälle, die schwer zu unterdrücken sind.
überließ mir Herr Geh.-Rat Schmorl in liebenswürdiger Weise ` Röntgenbefund: Starke Luftansammlung unter der Haut
das Protokoll einer kürzlich von ihm ausgeführten Sektion. des Nackens, der Schulter und der Brust. Linkes Zwerchfell steht
_ Es handelte sich um einen 27jährigen Kanonier, der von | hoch, Aktion ausreichend, Komplementärraum frei. Rechtes Zwerch-
einem Wagen gestürzt war und bewußtlos ins Lazarett einge- | fell tiefstehend, rechtsseitiger Pneumothorax. Der Lungenstumpf ist
liefert wurde, wo er, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, | an der Spitze und am Zwerchfell flächenhaft adhärent. Im Lungen
nach zwölf Stunden starb. stumpf fleckige Verdichtungsschatten. Linke Lunge zeigt disseminierte
Bei der Sektion fand sich ein Bluterguß in den weichen Angan kleinfleckiger Infiltrationsschatten. Mediastinum nach links
Schädeldecken rechts etwa handtellergroß. Knöchernes Schädel- | Yerlagert. u BE Be u
3 BE FE ET = x a 29. Oktober. Das Hautemphysem ist allmählich zurückgegangen.
dach In on völlig intakt, nirgends Frakturen oder Fis- | Der Pneumothorax besteht noch. Erhöhte Temperaturen. Reichlich
suren. Harte Hirnhaut intakt, k 4 . | Auswurf. Rückgang der katarrhalischen Erscheinungen.
= In den Maschen der weichen Häute über der rechten Hemi- 13. Dezember. Röntgenaufnmahme: Zwerchfellaktion rechts
sphäre eine geringe Menge flüssigen Blutes. Basalarterien zart. | behindert, kleiner, pleuritischer Frguß. Pneumothorax nicht mehr nach-
An den Polen des Gehirns keine Quetschungen. Gehirnkammern
weisbar. Im rechten Lungenfeld kleinfleckige Schatten und leicht
enthalten etwas sanguinolente Flüssigkeit. In der rechten Hemi- | eirrhotische Verdichtung der Lungenzeichnung. Vom rechten Hilus
sphäre entsprechend der vorderen Hälfte dicht außerhalb der | zieht ein querer Schwartenschatten zur Thoraxwand. Rechte Spitze
eroßen Nervenknoten eine überhühnereigroße mit locker ge- abgeschattet. Linkes Lungenfeld erheblich aufgehellt. Später Ver
tonnenem Blute erfüllte Höhle mit etwas zerfetzten Wänden, die eeung Fr Heilstatter nachdem sich der Befund über der linken Lunge
Höhle im allgemeinen scharf gegen die Umgebung abgesetzt. In yo standis gzuniose en ae |
der Umgebung die weiße Substanz etwas stärker durchfeuchtet 2. Doeck. Prot.-Nr. 15909. Photograph, 29 Jahre. Aufnahme
mit vereinzelten punktförmigen Blutungen. Die Höhle reicht | 15. Oktober 1918. Seit 14 Tagen Grippe, dauernd Fieber, sehr viel
medianwärts bis an den Schweifkern, lateralwärts bis fast an die | Husten, hochgradige Mattigkeit. Seit zwei Tagen Halsschmerzen, Heiser-
Rinde, nach vorn bleibt sie etwa 3 cm vom vorderen Stirnpol ent- | keit, starke Atemnot. |
fernt und nach hinten reicht sie bis zum vorderen Drittel des Aufnahmebefund: Schwerer Allgemeinzustand, "Blässe,
Sehhügels, ohne aber in ihn einzudringen. Sonst die weiße Sub- Magerkeit. Hochgradige Kyphoskoliose, Starke Oyanose der Lippen
stanz ziemlich derb, mäßig blutreich, Rinde von gewöhnlicher | WA Wangen. Behinderte Nasenatmung. Ausgedehnter diphtherischer
Breite. ‘blaß Große Nervenknoten. Prücke. Kleinhirn und ver- Belag auf der rechten Tonsille. Vollständige Heiserkeit, leichter Stridor.
längertes Mark ohne: Panaon tes heiserea Austen in en Sn Gebans Leem tio
a T ; p stehende Grenzen. ypersonorer opfschall, der über den Unter
An den Brust- und Baucheingeweiden keine Veränderungen. | lappen leicht gedämpft Ferschefgt Diffuse Bronchitis mit massenhaft
Herz nicht hypertrophisch, keine Arteriosklerose. fein- und mittelblasigen, feuchten Rhonchi. Über beiden Unterlappen
Es handelt sich also hier um einen weiteren Fall, bei welchem
bronchovesiculäres Atmen und klingendes Rasseln. Temperatur 38,60.
im Anschluß an ein Schädeltrauma ohne Verletzung des knöchernen Puls 116. Contraetur der rechten Hüfte, zahlreiche Narben. Verkürzung
Schädels und der harten Hirnhaut eine Zerreißung eines Blut- | des rechten Beines,
2 : yie i ; Ae pie 16. Oktober. Expektoration einer großen Membran aus Kehlkopi
en en irns bei einem völlig gesunden und Trachea. Zunahme von Blässe, Dyspnöe, Cyanose. Im Laufe des
Jus i Tages entwickelt sich an der rechten Halsseite zunächst ein subeutanes
Supiy Ja sich später über den Thorax und tiefer an Bauch und
i À ücken ausdehnt, Nachts Exitus letalis.
Aus der Infektionsabteilung des Allgem. Krankenhauses Barmbeck
—[
Klinische Diagnose: Diphtherie des Rachens, des Kehl-
(Direktor: Prof. Dr. Rumpel). kopies vad der Trachea. Influenzabronchopneumonie. Hautemphysem.
E: {yphoskoliose.
Zur Klinik des subcutanen Emphysems. Sektionsbefund: Diphtherie des Rachens, des Kehlkopies,
` der Trachea und Bronchien. Bronchopneumonische Herde in beiden
(Beobachtungen bei Influenza.) Lungen (Influenzapneumonie), besonders links. Geringe Dilatation des
von linken Ventrikels. Ankylose des rechten Hüftgelenks. Interstitielles
$ Emphysem rechter Lunge (am Hilus). Mediastinal- und Hautemphysem:
Dr. Deussing. 7
5 j ; TI 3. Pil. Prot.-Nr. 16885. Arbeiter, 24 Jahre. Aufnahme 19. De-
Unter den überaus zahlreichen und mannigfaltigen Kompli- | zember 1918.
1. Dezember aus der Ukraine angekommen, gleich mi
kationen der Influenza begegnete uns wiederholt ein Symptomen- | hohem Fieber erkrankt, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen;
komplex, der auch bei anderen Infektionskrankheiten, die die wiederholt Erbrechen. Am 19. Dezember krank gemeldet, nachdem er
Respirationsorgane in Mitleidenschaft ziehen, gelegentlich vorkommt die ganze Zeit über zu Hause mit Fieber, Husten und Brustschmerzen
und für die Influenza an sich nicht charakteristisch ist. Immerhin | Tank peregon parten Par pe Allgemeine
steht die Entwicklung des spontan entstandenen, subeutanen | zustand. ER Oeno Gron und KISE Ban
Emphysems mit gewissen Eigentümlichkeiten der Influenza und | Rachen gerötet. Heiserkeit. Trockene Mundhöhle, stark belegte Zunge.
ihrer Komplikationen im Zusammenhang und verdient nicht nur | Über beiden Unterlappen tympanitische Schallverkürzung, besonders
wegen seiner Seltenheit, sondern auch wegen der pathogenetisch
rechts, ausgedehntes knisterndes Rasseln. Über beiden Unterlappeu
bedeutsamen Fragen Interesse. Es erscheint deshalb angebracht,
diffuse Bronchitis. Temperatur 40,1° Im Blut Reinkultur von Pneumo-
unsere Beobachtungen zur Kenntnis zu bringen, auf Berührungs- kokken.
punkte mit anderen en kenketen hinzuweisen und die AE Temperatur auf 41,20. Leukopenie mit relativer
j en für das Auftreten des mptomenkomplexe i :
AE S einheitlich sind, kurz zu en ge 22. Dezember. Temperatur abgefallen. Wiederholt Erbrechen;
noch sehr elend. Ikterische Verfärbung der Skleren und der Haut
i. Dib. Prot.-Nr. 15908. Vizefeldwebel, 35 Jahre. Aufnahme | Über beiden Unterlappen Ausdehnung der TE Bronchialatmen,
15. Oktober 1918. Früher nicht ernstlich krank. Im Felde 1918 Nieren- | klingendes Rasseln. — Stark getrübtes Sensorium. Abends Haut-
entzündung. Häufig Husten. 6. Oktober 1918 auf Erholungsurlaub nach | emphysem am Hals, das sich während der Nacht zum 23. Dezember
Hamburg. 9. Oktober erkrankt mit Influenza, in den nächsten Tagen | über Brust, Gesicht und Rücken ausdehnt bis zur Mitte des Bauches:
hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, sehr heftige Hustenanfälle, 23. Dezember. Exitus letalis.
zunehmende Kurzluftigkeit. Seit zwei Tagen Anschwellung des Halses Klinische Diagnose: Influenza. Bronchopneumonie rechts
und des Gesichts. $ und links. Pneumokokkensepsis. Hautemphysem. |
Aufnahmbefund: Cyanose, Dyspnöe. Ausgedehntes, sub- Sektionsbefund: Influenzapneumonie beiderseits. Starke
cutanes Emphysem, besonders an der linken Halsseite, im Gesicht links, |-Bronchitis. Dilatation des linken Ventrikels. Trübung des Herzfleische8:
nach unten bis zur Mamilla, nach hinten bis zur Scapula reichend. | Ikterus. Fettleber. Leichte Milzschwellune. Haut-, Mediastinal- Un
Rechte Brusthälfte beteiligt sich kaum bei der Atmung. Rechtsseitiger | interstitielles Emphysem (beide Lungen) 3
Pneumothorax. Das Atemgeräusch ist noch Schwach hörbar, von zahl- h
reichen Rasselgeräuschen durchsetzt. Über der linken Lunge diffuser
Katarrh. Links hinten unten Schallverkürzung, bronchovesiculäres
Atmen, klingendes Rasseln. Puls 120, weich. Temperatur 39,30.
Sputum Tuberkelbacillen.
Diagnose: Lungentuberkulose. Pneumothorax rechts.
fiuenzabronchopneumonie links. Hautemphysem.
4. Geb. Prot.-Nr. 1144. Matrose, 20 Jahre. Aufnahme 24
nuar 1919. 23. Januar erkrankt mit Schüttelfrost, Kopf- und Rücke
schmerzen, Nasenbluten. Fühle sich gleich sehr krank. oharhaft
. Aufnahmebefund: Mittelkräftig, gut genährt. Ei:
gerötetes Gesicht. Conjunctivitis. Rhinitis. Pharyngitis. Blutig’st i
miges Sekret an der hinteren Rachenwand. Starker Husteatt
Im
In-
4 G
Digitized by Google e
stehungsmechanismus des Emphysems unterscheidet sichiin-diesem _
Falle von den vorher erwähnten und:-repräsentiert vielleicht den `
Typus einer ganzen Gruppe von Fällen: mit :spöntan entstandenem : :
. Hautemphysem bei akuten Infektionskrankheiten. . . 3 > -> we
.. Während in den Fällen 2 bis 4 die Schwere der Influenza | - -
‚und ihrer Komplikationen das Auftreten des interstitielen Em- ..::
physems und seiner Folgen herbeiführte, waren bei Fall die - ..‘W.
Influenzasymptome relativ:so geringfügig, daß sie zur Erklärung Ba
des Ursprungs. der Komplikation ‘nicht äuszureichen scheinen. , © 0e
Gerade die rechte Lunge, an der sich :der Pneumothorax ent- 7.
‘wickelte und die auch als Ausgangspunkt des Emphysems zu .- oo..
er ’Klopfschall, knisterndes Rasseln.. Links hinten unten spärliche feuchte,
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u, nn 2 : igs 2 z : a = 4 n BEE > i = À ' x a. k Pr j ye: Ta.
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„21. September. ~. -, 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. © 953 ~ a
! Thorax: ohne. Besonderheiten. Rechts hinten unten .tympanitischer | Komplikationen zweifellos auch von Bedeutung war. - Der Ent-- ee 5 ei,
Be
feinblasige Rhonchi.. Desgleichen. an mehreren anderen Stellen der
Ä | "Lunge: Milz einen Querfin
„Temperatur 40°. Puls 6. |
00.2.0200... 26. Januar. Continua um 40° (bis 40,8). Leukopenie. Im Blut
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ger unterhalb des Rippenbogens palpabel.
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. zweimal Reinkultur von Pneumokokken. | n l
a 28. Januar. Zunahme der Schallverkürzung über beiden . Unter-
lappen, Knisterrasseln in größerer Ausdehnung. Diffuse Bronchitis.
| ‚Stechende Schmerzen am Halse. Subcutanes Emphysem geringen
-~ Grades. Dyspnöe, Cyanose, schwerer Allgemeinzustand. An der Haut |
„des Rumpfes, des Halses und der Oberarme petechiales Exanthem, |
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=- ziemlich dicht.stehend. | zZ |
on 29. ers a aan een raa Sr Bee ee aus mächtig gelten hat, ist von der Influenza wenig ergriffen. Hier tritt als i
nahme von Dyspnöe und Cyanose, Blässe. Stöhnende Atmung, Exitus | Asppuierender Faktor die Lungentuberkulose in den Vordergrund, > |;
letalis ~ aD Ne N 8. Panag a Influenza das E a au VOTES vab ze |;
DR En ee ee Le nen | ‚| mittel. Es fragt sich, in welchem Sinne die Tuberkulose der Be
. . Klinische Diagnose: Influenza: Bronchopneumonie rechts | nn PAR es RER ER er
und links. Hautemphysem. Pneumokokkensepsis mit.petechialem Ex- rechten Lunge auf die Entstehung von Pneumothorax : und Haut- 3
Rn Er, a i . | emphysem von- Einfluß gewesen ist. Da es sich nach dem spä- hr
g E
teren Röntgenbilde um eine vorwiegend eirrhotische Form der
- anthem. `
'Lungentuberkulose "handelt, ist es nicht sehr wahrscheinlich; daß - i = | rue
E : l eo N
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Sektionsbefund: Influenzapneumonie in beiden Unter-
- Jappen, Bronchitis. Tracheitis (stellenweise nekrotisierend). Em- | 4 | àh
“.physem des Unterhautzellgewebes. am Halse und an der Brust. Em- | ein Kavernendurchbruch die Ursache des Pneumothorax gewesen N:
physem des Mediastinums, ausgehend von“subpleuralem, interstitiellem | ist. - Auszuschließen ist diese Möglichkeit allerdings nicht mit -. -= o RERE
Emphysem der linken “Lunge. TENIO | CI: Sicherheit. Gegen sie spricht, daß der gewöhnliche tuberkulöse nz.
| Ohne hier auf weitere Einzelheiten der anatomischen Be- | Pneumothorax nicht mit interstitielem Emphysem und: dessen Be: Sppe i
funde einzugehen, können wir den Entwicklungsmechanismus des | Folgen einherzugehen pflegt. Es scheint uns deshalb näher- - >> 7o iri
‚Emphysems für die einzelnen Fälle folgendermaßen darstellen. | liegend, die zum’ Pneumothorax führende Verletzung .der Pleura”: -| "= Eu...
-© „Als. reinster Fall ist der. vierte anzusehen. Hier lag eine | pulmonalis auf eine Zerreißung. -von Pleuraadhäsionen zurückzu- ° cn:
- Bronchopneumonie in der für die hochtoxische und in diesem. | führen, weil sich damit am leichtesten das gleichzeitige Auftreten. \ EEN
Falle septische Influenza 'charakteristischen Form vor. Den`Aus- | des interstitiellen und subċutanen Emphysems erklären: läßt.. Im ` aiiken
: gangspunkt des Emphysems bildet .die linke Lunge, die an der | Röntgenbild zeigten sich bei der ersten -Aufnahme Adhäsionen ~] rdi d
des Lungenstumpfes an Spitze und Basis, es spricht nichts da- or a
Vorderfläche subpleural von zahlreichen Luftblasen durchsetzt | | ts ı -o
| gegen, auch an anderen Stellen pleurale Adhäsionen anzunehmen, `` ~ A
= war, sodaß an der Entstehung des Emphysems an dieser Stelle ER
kein Zweifel sein konnte. Die Richtung der perlenschnurartig an- | Der Entstehungsmechanismus von Hautemphysem ünd - Pneumo- ea
einandergereihten Luftblasen nach dem Lungenbilus. zu war un- | thorax zugleich wäre dann folgendermaßen aufzufassen: Bei hef- er peat
veřkennbar, Von da aus war die Luft auf das Mediastinum über- | tigen Atembewegungen und Hustenstößen kommt es zu Zerrungen ` ` Aa
gegangen und hatte sich den Halsorganen entlang aus dem Thorax | an Adhäsionen (wahrscheinlich strangförmigen), die zur. Bildung De | EEE N
- ‚heraus einen’ Weg ins Unterhautzellgewebe gebahnt. Das erste | eines lokalisierten, subpleuralen Emphysems an der Stelle der En REN;
Auftreten am Halse entspricht dem Ursprung der Luft aus dem |- Verwachsung führen. Darauf kommt es zur Alveolarruptur, inter- Br Di E
Thorax. Die Möglichkeit, daß die Luft aus höhergelegenen Ab- | stitiellem Emphysem usw., und infolge des Druckes dieses Em- r s nE
schnitten der Respirationsorgane, etwa der Trachea, stammen | physems zur Perforation der Pleura, falls nicht,.. wie:. ebenfalls =
könnte, läßt sich durch. den Hinweis dadurch. ablehnen, daß der | möglich, die Eröffnung der Pleura pulmonalis durch Abri von > . kann
ümgekehrte Weg für die Wanderung der Luftblasen vom Halse | Adhäsionen direkt bedingt ist. Wesentlich erscheint jedenfalls - . © ps ge 2
und Mediastinum auf das Lungengewebe nicht in Betracht kommen | der Umstand, daß isolierte Pleuraadhäsionen in dem Entstehungs- el
` kann. Denn die Luft strömt nach dem Orte geringeren Druckes.| mechanismus des Emphysems eine bedeutsame Rolle spielen Pi pear i
und würde von außen kommend kaum imstande sein, die Wider- | können.. | man, we: en J} tr 3
stände des Bindegewebes am Hilus zu überwinden. Außerdem ` Zu dieser Anschauung sind wir. um so mehr berechtigt, als Be
waren die Schleimhautnekrosen der Trachea nicht tiefgreifend | neuerdings von Ljungdahl), der die Fälle von „spontanem g pumi
genug, um eine Wandschädigung der Luftröhre zu motivieren, | Pneumothorax“ (bei denen eine Lungenerkrankung im allgemeinen Dun yy 4
die zum Austritt von Luft befähigt hätte. a | nicht nachweisbar ist), einer eingehenden Kritik unterzogen ‚hat, Ber HE
“Im einzelnen sind die. Vorbedingungen für die.Entstehung | auf die Rolle der Pleuraadhäsionen für die Entstehung solcher _ N BE
des Luftaustritts aus den Alveolen der Lunge darin zu,sehen, | Fälle großer Wert gelegt wird. Die Pathogenese des „spontanen `` Bee ar 2
' Pneumothorax“ ist deshalb noch mehr in Dunkel gehüllt, weil die S ME |
auslösenden Ursachen, die in unseren Fällen als heftige Husten- Be y
` daß es bei. dem schwer dyspnoischen Kranken in der Umgebung
der infiltrierten Lungenbezirke zu vicariierenden Blähungen be-
nachbarter Lungenteile kommt. Der unter dem Einfluß der. Dys-
pnoe und der heftigen Hustenstöße unter großem Druck in die
‚geblähten Alveolen gepreßte Luftstrom bringt deren Wände zum
Bersten, die Luft sammelt sich in größeren Blasen an, wird in
das interstitielle Lungengewebe gepreßt, begibt sich unter die
Pleura pulmonalis und wird von dort bei weiterem Nachströmen
nach dem Hilus zu und ins Mediastinum gedrückt.
. ,.. Ganz analog liegen die Verhältnisse bei Fall:3, bei dem
ebenfalls. außer der schweren Influenzabronchopneumonie. noch
ĉine septische Allgemeininfektion mit Pneumokokken vorlag. Die
Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit des -Lungengewebes, auf
Kat N Vha
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un ar ,
anfälle und schwere Dyspnöe genügend motiviert sind, dort äußerst:
geringfügig zu sein pflegen. Aus den in der Literatur mitgeteilten,
wenn auch spärlichen Sektionsbefunden: ergibt sich, daß: lokali- `.
siertes, subpleurales Emphysem: an der’ Stelle von Pleuraadhäsionen = © 4. panoun,
und der Abriß von Verwachsungssträngen wiederholt eine Role |.
gespielt haben. Als Folgen der Adhäsionsruptur sind’ mehrere |
Male hämorrhagische Ergüsse im Pleuraraum beobachtet worden, °. > cips H
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Wenn die Ruptur von Pleuraädhäsionen zur Eröffnung der Pleura
und zum Austritt von Luft aus der Lunge, . an der sich’vorher.
ein lokalisiertes Emphysem gebildet hatte, führen kann, so ist
auch die Möglichkeit ‚gegeben, daß die Zerrung von -Pleura- -
adhäsionen auch ohne Einriß der Pleura zur Bildung von.Alveolar-
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dem Boden der schweren septischen Allgemeininfektion, ist in |
. diesen Fällen als wesentliches Moment für den Eintritt der Al- ruptur und interstitiellem Emphysem Veranlassung‘ geben kann, Ei
veolarruptur anzusehen. + Be - Die Überblähung von’ Lungenalveolen. an der Stelle der. 3
| ‚Im Fall 2 kommt zu den Schädigungen durch die Influenza- | Pleuraadhäsionen und daraus folgendes interstitielles Emphysem ` ii
Pneumopie als wesentlich begünstigendes Moment für das Auf- | usw. scheinen uns deshalb als eine häufige Vorbedingung für das BEER
treten des Emphysems die schwere diphtherische Erkrankung der | Entstehen subceutaner ‚Emphyseme bei Infektionskrankheiten in .° PEST
2 Luftwege, die im Sinne hochgradiger Steigerung von Dyspnöe und | Betracht zu kommen, besonders dann, wenn die Lungenerkränkung ee Pe
forcierter Atmung zu. wirken imstande war. Auf die Bedeutung | allein, im Gegensatz zu . unseren sehr schweren Fällen 2 bis d, fasst
der gleichzeitig vorhandenen Pleuraadhäsionen ist später noch | nicht zur Erklärung der Komplikation ausreicht. Auch die nicht el hun
zurückzukommen. ` aan ~ _— | ganz seltene, gleichzeitige ‘oder isolierte Entstehung eines Pneumo- O PRAG
. Eine besondere Stellung nimmt der erste Fall ein, bei dem | thorax bei Infektionskrankheiten, die die Respirationsorgane in E
es-sich um die Kombination von Pneumothorax und Hautemphysem | — - | aae e er HERITS
handelte und eine Lungentuberkulose für die Entstehung beider 1) D. Arch. f, klin. M.‘1918, Bd. 126. — BER Bee N
| | bed
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BE een + a - S "=
. 954
Mitleidenschaft ziehen, dürfte in der Regel mit den erwähnten
Einflüssen von Pleuraadhäsionen zusammenhängen. Rivet und
Brodin!) räumen der Lungentuberkulose einen wichtigen Platz
in der Pathogenese des subeutanen Empbysems bei Kindern ein
und fordern, daß bei Überwindung der Krankheit mit allen Hilfs-
mitteln der Diagnostik festzustellen ist, ob die Ursache des Emphy-
sems eine tuberkulöse war. Wir möchten, in gleichem Sinne wie
Ljungdahl bei der Pathogenese des „spontanen Pneumothorax“,
weniger auf die Bedeutung der Tuberkulose hinweisen, als vielmehr
auf den Einfluß von Pleuraadhäsionen. Häufig werden ‚sich in
praktischer Beziehung die beiden Begriffe decken, da die Mehrzahl
der Pleuraadhäsionen mit tuberkulösen Prozessen zusammenhängen
dürfte. Dieser Zusammenhang ist um so wahrscheinlicher, als es
sich nach Ljungdahl in der Mehrzahl der Fälle um Ver-
wachsungen der Pleurablätter handelt, die von tuberkulösen Hilus-
drüsen aus entstanden sind, jedenfalls im Bereich der Hilusgegend
lokalisiert sind. (Erfahrungsgemäß treffen bei einer Reihe von
Fällen mit „spontanem Pneumothorax“ Anfälle von spontanem
Pneumoperikard gleichzeitig oder nacheinander zusammen, die
Lokalisation von Adhäsionen zwischen Perikard und Pleura, in der
Nähe des Lungenhilus, würde diesen Zusammenhang erklären.)
Dazu kommt, daß der Sitz von Adhäsionen am Hilus beson-
ders disponiert zum Eintreten von Zerrungen und Rupturen, also
sowohl zur Entstehung von Pneumothorax als von interstitiellem,
mediastinalem und Hautemphysem. Die Hilusregion ist bei gewalt-
samen Atembewegungen mehr als andere Lungenabschnitte der
Zerrung und Dehnung ausgesetzt, die Stelle, an der die Pleura
pulmonalis auf die Hilusorgane übergeht, wird als Locus minoris
resistentiae angesehen [Hoffmann?)]. Für die Entstehung von
Adhäsionen an der Lungenwurzel spielt aber zweifellos die Tuber-
kulose eine bedeutsame Rolle, sodaß die Forderung von Rivet
und Brodin (l. c.) gerechtfertigt erscheint. In unserem Material
könnte der 2. Fall, bei dem sich Adhäsionen der rechten Lunge
in größerer Ausdehnung, auch am Hilus, fanden, auf eine derartige
Entstehung hinweisen, besonders da das Emphysem nur die
Lungenwurzel betraf, im übrigen vorwiegend im Mediastinum
lokalisiert war.
Wir hatten Gelegenheit, den für Fall 1 angenommenen Ent-
stehungsmechanismus in einem anderen Falle auf experimentellem
Wege zu beobachten.
Hein, Prot.-Nr. 15708.
tober 1918.
Aufgenommen mit Influenza-Bronchopneumonie, besonders links
hinten unten.
24. Oktober. Nach Abklingen der Bronchopneumonie wird eine
Lungentuberkulose links festgestellt. Im Röntgenbild: Zwerchiellaktion
links behindert, Komplementärraum wird nicht entfaltet. Das linke
Zwerchfell steht etwas hoch. Mittelschatten und Mediastinum sind
nach links verzogen. Das ganze linke Lungenfeld zeigt disseminierte,
fleckige Verdichtung der Lungenzeichnung, im Oberlappen eine große
Kaverne.
Diagnose: Tuberkulöse Infiltration des linken Lungenfeldes mit
Schrumpfung und Kavernenbildung.
7. Dezember. Kein Fieber. Anlegung eines künstlichen Pneumo-
thorax links vorn im vierten Intercostalraum. Einblasung von 200 cem
Sauerstoff und 300 cem Stickstoff. Der Druck steigt schnell an, es
treten rasch Schmerzen auf. Abends Halsschmerzen außen am Halse.
Hautemphysem an der linken Halsseite, das sich bis zur Clavicula ausdehnt.
10. Dezember. Pneumothorax ist noch nachweisbar. Haut-
emphysem geht zurück.
18. Dezember. Kein Hautemphysem mehr. Versuch den Pneumo-
thorax nachzufüllen: 300 ccm Stickstoff, wieder hoher Druck. Kleines
Emphysem an der linken Brustseite.
Später Verlegung in Heilstätte.
Hier ist eine experimentelle Wiederholung des Vorganges,
der bei Fall 1 zur Entstehung des Hautemphysems führte, mit
Sicherheit anzunehmen. Bei der Einblasung von Luft in den
durch Adhäsionen abgeschlossenen Pleuraraum kam es zu Zerrungen
der Adhäsionen an der linken Pleura, die die Entstehung eines
subpleuralen Emphysems hervorriefen, vielleicht auch zu Einrissen
der Pleura und direkter Zerreißung von Alveolen, aus denen das
interstitielle Emphysem sich entwickelte. Durch Kupierung des
Hustenreizes wurde eine größere Ausdehnung des Luftaustrittes
verhütet.
Dragoner, 18 Jahre. Aufnahme 1. Ok-
1) Bull. gén. de Thér. Medic., Chir. etc., Bd. 168, H. 2; Ref. M.
Kl. 1914, Nr. 32, S. 1367. L.
2) Emphysem und Atelektase. (Nothnagels Spez. Path. u. Ther.,
Bd. i4, T. 2.)
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.
“ Bu
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21. September.
Was nun den Symptomenkomplex des subeutanen Emphysems
bei akuten Infektionskrankheiten im allgemeinen betrifft, so erscheint
es praktisch wichtig, zu unterscheiden zwischen solchen Formen,
die der Schwere der Lungenerkrankung ihre Entstehung verdanken,
ohne besondere Disposition durch vorausgegangene krankhafte Ver-
änderungen an Lunge und Pleura (wie in unseren Fällen 3 und4
und zwischen Formen, bei denen schon relativ leichte Erkrankungen
der Luftwege genügen, um auf den Boden disponierender Ein-
flüsse das Emphysem entstehen zu lassen. Bei den Fällen der
ersten Kategorie mit sehr schweren Organerkrankungen hat man
es meist mit prognostisch ungünstigen Fällen zu tun, das Symptom
tritt eben bei vorher intakten Respirationsorganen nur bei den
schwersten Erkrankungen auf. Beobachtet man es aber bei gering-
fügigeren Schädigungen, so liegt darin ein Hinweis darauf, daß
die Resistenz der Respirationsorgane durch vorher bestehende Stô-
rungen herabgesetzt ist. Hier dürften dieselben Grundsätze
Geltung haben, die Ljungdahl für das Auftreten des „spon-
tanen Pneumothorax“ für bedeutsam hält und die Ablehnung der
Annahme angeborener oder erworbener „weak lungs“ Emersons))
am Platze sein. Von Alveolarruptur aut dem Boden konstitu-
tioneller Disposition ist jedenfalls nichts bekannt, eine Schwäche
des elastischen Gerüstes, die Plesch?) für das chronische sub-
stantielle Emphysem in Anspruch nimmt, is? noch nicht erwiesen,
Deshalb bildet das Auftreten des interstitiellen Emphysems bei
geringfügigen Anlässen einen Hinweis auf vorher bestehende Schä-
digungen der Respirationsorgane, das heißt auf tuberkulöse Pro-
zesse, Pleuraadhäsionen usw. Fälle von generalisiertem sub-
cutanen Emphysem bei unkomplizierten Masern haben neuer
dings H. Mery und L, Girard?) mitgeteilt, ohne allerdings den
Ausgangspunkt und die Ursachen des Emphysems festzustellen.
Wir beobachteten ebenfalls bei Masern und gleichzeitigem Keuch-
husten mit mäßiger Bronchitis in einem Falle Hautemphysem,
nach Abklingen der Erkrankung fiel die Tuberkulinreaktion stark
positiv aus und konnte auf komplizierende tuberkulöse Prozesse
hinweisen. Eine genaue radiologische Untersuchung des Falles
war wegen vorzeitiger Entlassung nicht möglich. Bei einem
anderen Kinde unserer Beobachtung mit schwerer kavernöser
Phthise lösten ebenfalls Masern ein schweres subeutanes Emphysem
aus. Die Erkrankung führte zum Tode. Bei einem Falle von
Keuchhusten mit spontanem Pneumothorax und Hautemphysen
fand sich bei der Sektion eine schwere Hilusdrüsentuberkulose
mit Pleuraadhäsionen an der Lungenwurzel. Bei Influenza scheint
die Komplikation recht selten zu sein, in einigen anatomischen
Mitteilungen ist sie erwähnt worden. Ein klinisch beobachteier
Fall von chronischer Influenzapneumonie mit subeutanem Emphysen
und Pneumothorax nach Durchbruch von Bronchiektasien ist vol
Kaznelson mitgeteilt worden 4).
So ergibt sich aus dem Gesagten, daß die Prognose im all-
gemeinen von der Natur und Schwere der Grundkrankheit ab-
hängt. Da, wo der Symptomenkomplex des interstitiellen, me
diastinalen, subeutanen Emphysems im Endstadium einer schweren
Lungenaffektion auftritt, ist seine praktische Bedeutung natürlich
gering. Bei leichteren Erkrankungen, deren Prognose an sit
nicht ungünstig ist, kann die Komplikation mit dem Emphysen
schwerwiegende Bedeutung erlangen, die ungünstigen Einwirkungen
auf Respiration und Circulation spielen besonders infolge des
mediastinalen Sitzes des Emphysems eine wichtige Rolle, dot
haben auch höhere Grade der subcutanen Ausbreitung unangenehme
Folgen. Der höchst bedenkliche Circulus vitiosus, der dadurch
entsteht, daß bei zunehmender Dyspnöe die Atembewegungen gewalt-
samer werden und immer größere Luftmengen aus der Lunge
auspressen, die wiederum die Dyspnöe steigern, zwingt nicht selten
zu aktiverem Eingreifen.
Wenn es gelingt, durch Unterdrückung des Hustenrelz&
und der angestrengten Atmung der Auspressung weiterer Lu
mengen Einhalt zu gebieten, kann die Entwicklung bedrohlicher
Grade des Emphysems in jedem Stadium verhindert werden. bel
Erkrankungen mit an sich. günstiger Prognose sind unter Um-
') The John Hopkins Hospital Reports 1903, Bd. 11 Si zitiert
nach Ljungdahl, lc. parese R n 2 e
“) Charitéannalen 1912, Bd. 36, S. 1912, zitiert nach
J. Bauer:
Die konstitutionelle Disposition zu inneren Krankheiten.
Berlin 1917,
Springer,
®) Arch. de m
1918, Bd. 88, S. 148
1) Sit
M. Kl. 1919
éd. des enfants Bd. 18, S. 27, referiert Jb. £ Kindhlk.
zung des Prager Ärztevereins vom 11. Januar 1919, referiert
„Goo glè
© ` Dr. Paul Goldberger, -Sekundärarzt der Abteilung.
-
` 24, September. -
ständen eingreifendere Maßnahmen angezeigt, wenn die Aus-
zustellen, kommt "die Anlegung eines künstlichen Pneumothorax
. an der Seite der erkrankten Lunge in Betracht. Punktion, Aspi-
‘ration, Kompression des’subeutanen Emphysems,versprechen wenig
Erfolg, dagegen dürfte der Vorschlag Krons!) zur Behandlung
‚tiefer. bedrohlicher Weichteilemphyseme in Zukunft Berücksichti-
| Durch Freilegung der Trachea ‘und ihrer Um-
gung verdienen. | |
gebung im Jugulum soll der Abfluß der ausgepreßten. Luft aus
dem Mediastinum erleichtert und der Ausdehnung des subcutanen
Emphysems vorgebeugt werden. Das Verfahren hat sich im Felde
bei Verletzungen der Thoraxorgane bewährt und verspricht auch
für interne Erkrankungen in dringlichen Fällen Erfolg. .
Aus der II. dermatologischen Abteilung (Prof. Dr. S. Ehrmann), Wien,
~- Unsere Erfahrungen mit Silbersalvarsan.
u | Ä er er
~
(l. Mitteilung)
Das vom Professor Ko l 1 e uns freundlichst zur Verfügung
gestellte Silbersalvarsan probieren. wir fortlaufend aus; zunächst
sei über eine erste Untersuchungsserie, eine Reihe von 60 Fällen
„berichtet. ° | |
i ..Im ganzen verabreichten wir dabei 266 Injektionen. . Wir
verwendeten das Silbersalvarsan in der Einzeldosis von 0,2 bis
~ 0,4 und gingen meist so vor; daß wir zunächst in’ achttägigem
Intervall zwei Injektionen à 0,2 gaben, hierauf nach drei Wochen
0,3 und nach einer weiteren Woche 0,3 oder 0,4 je nach dem
Falle. Meistens behandelten wir gleichzeitig mit Quecksilber, nur
Sechs Patienten verabreichten wir Silbersalvarsan allein, wobei
“wir die Zahl der Injektionen bis auf sechs erhöhten, indem wir
_bei.den späteren Injektionen zu 0,3 gaben. |
©.. Wir lösen das Silbersalvarsan in 10 cem destilliertem Wasser
und legen ‚übereinstimmend mit den anderen Autoren auf die vor-
sichtige und langsame Injektion besonderen Wert. Die Schwierig-
keit, die dadurch entsteht, daß man infolge der Farbe des Silber-
Salvarsans das in die Spritze zurückgesaugte Blut nicht sehen kann,
suchen wir. dadurch zu umgehen, daß wir zunächst die sogenannte
Saphirsche Nadel ohne Spritze in die Vene einführen, und dann
erst die Spritze aufsetzen. Die Prozedur wird zwar dadurch etwas
- blutig, gewinnt. aber gewaltig an Sicherheit und, wird sie: schnell.
gemacht, so ist die Verunreinigung durch Blut nur minimal. Zur
Vermeidung von Infiltraten ist bei diesen Vornahmen besondere Vor-
Sicht geboten, denn auch wir konnten in Übereinstimmung mit
Galewsky, Kerl und den anderen Autoren feststellen, daß die
Infiltrate. nach Silbersalvarsan bedeutend schmerzhafter sind als die
' bach Neosalvarsan. l ;
= Von Nebenwirkungen sahen wir Fieber in zwölf Fällen,
darunter bei acht nach der ersten Injektion; bei vier nach der
zweiten, bei keinem nach einer weiteren. Das Fieber stieg
meistens bis 39,1, in einem Falle bis 40 Grad. Kopfschmerzen
und ‚Mattigkeit beobachteten wir einige Male. Pr
‚ Den sogenannten angioneurotischen Symptomenkomplex
(Pink us), vasomotorische Erscheinungen, wie sie Galewsky,
,.Sellei beobachteten, sahen wir nicht; ebensowenig Früh- oder
'Spätikterus und Dermatitis, wie sie von einigen Autoren (Knopf
und Sinn und: Anderen) beschrieben wurden. |
‚ „Jedoch der von Erhard Riecke beschriebene Fall, bei dem
ein Patient 17 Tage nach der siebenten Silbersalvarsaninjektion schwere
akute cerebrale Erscheinungen bekam, denen er erlag, nachdem er
schon zwischen der sechsten und siebenten Injektion ein Erythem des
Gesichts E Zeigt hatte, das sich nach der siebenten Injektion in eine
exfoliierende Dermatitis verwandelte, wird uns zur Vorsicht mahnen,
besonders dann, wenn ein Patient, wie in diesem Falle, nach mehreren .
‚Injektionen Fieber oder Benommenheit oder vasomotorische Erschei-
Nungen zeigt; kurz Reaktionen, die durch Spirochätenzerfall nicht.
restlos erklärbar scheinen. Riecke erklärt den Fall durch eine
allgemeine Schädigung toxischer Natur. Es sei jedoch darauf hin-
5ewiesen, daß das jähe Auftreten schwerer cerebraler Erscheinungen
nach einer Inkubationsfrist vom Zeitpunkt der Injektion, das Vor-
herbestehen. persistierender vasomotorischer “Erscheinungen, wie
ermatitis, ‘die Reaktionen bei den früheren Injektionen gar sehr
an jene Erscheinungen erinnert, die wir aus dem Gebiete der
Um oe nur 1e Pen Were `
~ 1).M. m. W. 1914,.Nr. 47, S. 2291.
1
1919 — MEDIZINISCHE
breitung- des Emphysems durch Narkotica allein nicht zu’ ver-
hindern ist, Ist der Ausgangspunkt des Emphysems_ sicher fest-
‘ Kaninchensyphilis. (Ebenda 45. Jahrg., Nr. 6:) — 12. v.
` Erfahrungen mit Silbersalvarsan. (Ebenda
aar
KLINIK — Nr. 38.. `
Serologie als anaphylaktischen Shock kennen; „eine salvarsanüber-
. empfindliche Individualität im Sinne idiosynkrasischer Veranlagung“
erscheint demnach — wie. wir glauben — doch nicht mit Sicherheit _
{| ausschließbar. _ ei oe Zn
sächlich die ‘Spirochäten überraschend schnell schwinden, 'Skle-
rosen und insbesondere Plaques sich schnell zurückbilden; genaue
quantitative Untersuchungen, wie sich. die Spirochäten in Primär-
„Von den nur mit Silbersalvarsan behandelten Sklerosen ist
bisher keine rezidiv geworden, allerdings ist die Zeit zu kurz, um .
~ i
stellten sich uns bereits drei als Rezidive vor;.von diesen hatten
jeder vier Injektionen erhalten. :
dem uns vorliegenden Präparat für indiziert, insolange uns nicht `
è
“ -| pharmakológische Wirkungsweise, ` Speicherung usw., der- Mittel
| genauer bekannt sind, als es heutzutage der Fall isti 0° 0 7 Be
Die Erfahrungen Weichbrodts, der eine Lympho- ..
cytenverminderung im Liquor bei .Paralytikern nach Silbersalvar-
san beobachtete, ermutigen. zu Untersuchungen in dieser Rich-
tung. Wir sind damit beschäftigt, die Liquorveränderung nach
Silbersalvarsan zu studieren. © | | "I
Zusammenfassend können wir sagen, in. Anbeträcht der ge-
‚ringeren Giftigkeit ‚dem. “Altsarvarsan gegenüber, der ‚höheren `
Wirksamkeit dem Neosalvarsan gegenüber, erscheint das Silber-
N
Vorsicht erscheint nur bei der Injektion selbst und insbesondere
tionen verdächtige Erscheinungen, wie..Benommenheit, Derma-
titis, ‚Fieber usw., zeigt. Am besten” erscheint die Kombination
mit Quecksilberpräparaten, wenn auch der weitere Versuch, nur
‚durchaus aussichtsreich erscheint, um so aussichtsreicher, als wir-
ja- aus. den histologischen ‘Untersuchungen wissen, daß Silber eine
‚besondere Affinität zu den Spirochäten hat und so ‚dem Salvarsan . .
als Leitschiene dienen könnte. . |
= Literatur: i. W., Kolle, Experimentelle Studien zu Ehrlichs.
Salvarsantherapie, der Spirochätenkrankheiten. und über neue Salvarsan-
präparate. (D. m. W. 1918, Nr.43 u. 44) — 2. Hugo Müller, Silber- `
salvarsannatriumbehandlung. der Syphilis. (Ebenda 1918, Nr. 51) — 3. Jo- ``
hann Fabry, Über die Behandlung der Syphilis mit Silbersalvarsan..
(Ebenda 1918, Nr. 44) — 4. Gennerich, Über Silbersalvarsan. (Ebenda
1918, Nr. 45) — 5. Weichbrodt, Silbersalvarsannatrium und Sulfoxylat-
präparat-(Nr. 1495) in der‘ Paralysetherapie.
6. Josef Sellei, Das Silbersalvarsan. (Ebenda 1918, Nr. 45) — 7. Ga-
lewsky, Über Silbersalvarsannatrium. .(Ebenda 1918, Nr. 48.) — 8. F. Hahn,
Über Silbersalvarsan. (Ebenda 1919, Nr. 50.) — 9. Lenzmann,. Über Er”
fehrungen mit Silbersalvarsannatrium. (Ebenda 45. Jahrg., Nr. 13) .—
10. Knopf und Sinn, Über Silbersalvarsan nebst Bemerkungen über’
konzentrierte Altsalvarsaneinspritzungen. (Ebenda . 45. Jahrg.; Nr. 19) — .
ii. Delbanco, Zum Silbersalvarsan und zur Anloge der Menschen- und .
otthafft(München),
5. Jahrg., Nr. 13.) — 13. C. Krei-
(M. Kl. 15. Jahrg., Nr. 7.) — 14. Wilh.
bich, Über Silbersalvarsannatrium.
Kerl, |
Riecke, Schwere Erscheinungen nach Silbersalvarsan . in einem. Falle
florider Syphilis (M. Kl. 15. Jahrg., Nr. 15.) Sen Ä
Be
Über die Wirkung der Atmungs- und Widerstands-
gymnastik und ihre Indikationen bei chronischen
- Herz- und Kreislaufstörungen. — N
Zu ‘Von ge u S
San.-Rat Dr. H.. Schmidt, Bad Nauheim, Sanatorium.
3 i et (Schluß. aus Nr. 37.)
' Mäßige aktive Bewegungen wirken hauptsächlich: auf den s
peripheren Blutkreislauf fördernd ein, forcierte greifen das Herz
selbst an, das Prinzip der Schonung des Herzens geht damit über
in dasjenige der Übung. Die mechanische Wirkung beruht auf,
der beim Wechsel von Contraction ‘und Erschlaffung der tätigen
Muskeln stattfindenden Beeinflussung der Gefäßtätigkeit, „auf Be-
seitigung der Widerstände, auf einer Erleichterung‘ und Vermeh-
rung des Blutstromes durch die tätigen Muskeln und dadurch Ab-
leitung des Blutes aus Organen, in denen infolge der Blutumlaufs-
störungen Stauungen erzeugt wurden, und auf Förderung, des
Lymphstromes. Die Einstellungsfähigkeit der Muskelgefäße auf
"an.
Was nun die Heilresultate betrifft, so’ konnten wir ganz in .
: Übereinstimmung mit den anderen Autoren feststellen, daß tat-
sarvarsan als wertvolle Bereicherung: der antisyphilitischen Mittel; |
Über Silbersalvarsan. (W. kl. W. 32, Jahrg., Nr. 17.) — 15. Erhard. j
' alfekten und insbesondere im Gewebe verhalten, sind im Gange. a
mit Silbersalvarsan zu behandeln, ‘besonders zur Abortivkur `
(Ebenda 1918/ Nr, 44) —
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‘`. Die großen Gesamtdosen in häufig und kurz nacheinander - p
wiederholten Abständen zu geben, wie sie einige Autoren -
verabreichen, erachten wir weder beim Neosalvarsan, noch bei- `. ~
dann geboten, wenn. ein Patient nach zwei oder mehreren Injek- = U. ar:
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956 21. September.
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.
den jeweiligen Blutbedarf wird gesteigert, die Muskelarbeit mit
geringerem Kraftaufwand geleistet. Der Kranke lernt unzweck-
mäßige Bewegungsimpulse vermeiden, also bei gleicher Arbeit
seine Herzkraft in geringerem Maße gebrauchen. Der mangelhafte
Gasaustausch und die ungenügende Sauerstoffversorgung in den | die gleichen allgemeinen Maßnahmen neben der eigentlichen Be-
Geweben, in deren Gefolge unvollständig verbrannte saure Stoffe | handlung der Herzmuskelschwäche mit Ruhe und eventuell Digi-
im Blute kreisen mit ihrem erregenden Einfluß auf das Atem- | talis. Erst wenn der Herzmuskel wieder zu größeren Leistungen
centrum (Kraus) und ihrem schädigenden auf die Gewebsarbeit | befähigt ist, kommt die Verordnung von Widerstandsgymnastik
werden behoben. Nach Zander (Stockholm) spielt diese Ver- | in Frage. Ist der Herzmuskel selbst verändert, so kommen nur
besserung der Lungen- und Muskelfunktion durch Muskelarbeit | solche Muskelbewegungen in Betracht, die den peripheren Kreis-
bei Beurteilung der Wirkung derselben auf den Kreislauf neben | laufsbetrieb regulieren und kräftigen, und auf die das Herz selbs
der mechanischen eine große Rolle. Wir können durch die Wider- | kaum merkbar reagiert. >
standsgymnastik eine Erhöhung der Maximalleistung des Herz- Natürlich ist hier dauernde Beobachtung des Patienten not-
muskels erzielen, im allgemeinen erreichen wir eine Erhöhung | wendig, zumal selbst bei einem bestimmten Kranken die Herz-
seiner Ausdauer. Die Gefäßarbeit wird direkt beeinflußt, die Ge-
kraft zu verschiedenen Zeiten verschieden sein kann. Masing,
fäßwiderstände werden reguliert, der periphere Kreislaufbetrieb | Moritz, Gräupner und Andere haben ganz bestimmte, ge-
durch Übung gestärkt. Die Leistungs- und Widerstandsfähigkeit | setzmäßige Veränderungen des Blutdrucks nach Arbeitsleistung
des Organismus wird erhöht, seine Überempfindlichkeit auf funk- ! festgestellt und beurteilen zum Teil ihren Effekt nach diesen,
tionelle Ansprüche herabgesetzt. Der Herzmuskel wird nur dann | Sicher können wir durch Bestimmung des Blutdrucks und der
kräftiger, wenn er bei größeren Anforderungen weniger ermüdet. | Pulsdruckamplitude und durch Vergleichen der Resultate fort:
Kürzere Übungen mit genügend großen Widerständen bewirken | laufender Messungen manche Aufschlüsse über das Verhalten des
den kräftigenden Reiz, der die Anpassung des Herzmuskels an | Herzens und der Gefäße bekommen, doch ist die ausschließliche
Mehrarbeit erzeugt. Durch eine zu allmähliche Steigerung oder | Beurteilung des Wertes einer Übung nach der Wirkung auf den
zu dauernde gleichmäßige Belastung der Widerstände kann die | Blutdruck nicht angängig. Besonders maßgebend scheint mir
Anpassung ausbleiben, weil im ersteren Falle der Reiz unwirksam | immer noch das subjektive Wohlbefinden des Patienten zu sein;
bleibt und im letzteren die Reizbarkeit herabgesetzt wird; zu lang | dieses gibt uns den sichersten Weg an für den richtigen Aus-
anhaltende Belastung kann zur Überdehnung des Herzmuskels | gleich zwischen Arbeit und Schonung. Die Berücksichtigung des
führen. Also kurze, aber genügend starke Reize durch einmalige | Pulses, seines Füllungszustandes, seiner Frequenz geben weiteren
oder wiederholte tägliche kurze Widerstandsgymnastik, die das Herz | Aufschluß über die Leistungsfähigkeit der Circulationsorgane bei
unter einer größeren Spannung als vorher arbeiten läßt, ist das | Arbeitsleistung, aber auch hier können Erscheinungen auftreten,
Wesentliche bei der Anwendung übender Maßnahmen, die auf den | die eine sichere Entscheidung, ob die aufgegebene Arbeit den
Herzmuskel selbst wirken sollen. Viel häufiger richten wir unsere | vorhandenen Kräften entsprach, nicht zulassen. Gewisse musku
Maßnahmen so ein, daß wir hauptsächlich auf den peripheren | läre Schwächeerscheinungen des Herzens, Arhythmie und langsames
Kreislaufbetrieb einwirken, ihn regulieren und anregen, wenn der | Abklingen der gesteigerten Pulsfreguenz nach der Arbeitsleistung,
Herzmuskel selbst zu einer wesentlichen Steigerung seiner Leistun- | Steigerung der Pulsfrequenz während derselben, finden sich bei
gen nicht mehr befähigt ist. Allerdings erfordert vermehrte Strö- | Herzneurasthenie ebenso wie bei muskulären Schwächezuständen
mungsgeschwindigkeit auch verstärkte Arbeit des Herzens; diese | (Goldscheider). Doch bleibt die Beobachtung der Herz-
aber dürfte durch Herabsetzung der Widerstände ausgeglichen | aktion ausschlaggebend. Wenn der Spitzenstoß resistenter als
werden. Da das geschwächte Herz Zeit braucht, sich auf höhere | vorher, die Aktion beschleunigt, seltener verlangsamt, auch un
Anforderungen einzustellen, im Gegensatz zu dem gesunden, das | regelmäßig wird; wenn der Puls je nach der Frequenz der Herz:
die Anpassung unmittelbar auf die Anforderung vollzieht, so | contractionen groß und voll oder klein und weich wird; weni
müssen die Widerstände allmählich erhöht werden. und die | weiter der erste Ton verstärkt, die zweiten Töne über der Basis
Übungen nur von kurzer Dauer sein. Sie sind so vorzunehmen, | auffallend laut werden und diese Veränderungen von dem Gefühl
daß stets ein Wechsel der arbeitenden Muskeln stattfindet.
des Herzklopfens begleitet sind, so bedeutet das: das sich stark
E. Weber [Berlin]!) hat festgestellt, daß die Ermüdungs- | kontrahierende Herz arbeitet auf der Grenze seiner Leistungs-
reaktion der Gefäße bei Muskelarbeit eines bestimmten Gebietes, | fähigkeit, das drohende Zeichen seiner Überanstrengung. Abnahme
die sich in Verengerung äußert, aufgehoben werden kann, wenn | der Resistenz des Spitzenstoßes bei gleichzeitigem Weicherwerden
man ein anderes nicht ermüdetes Gefäßgebiet arbeiten läßt. Nach | des Pulses und Erniedrigung des arteriellen Druckes lassen das
kurzer Zeit tritt dann in dem ermüdet gewesenen Muskelgebiet | Eintreten einer Schwäche des Herzmuskels, der linken Kammer,
auf erneute Arbeit die normale Gefäßreaktion, ihre Erweiterung, | annehmen. Strenges Individualisieren ist Gesetz; die Therapie
ein, während bei Ruhe die umgekehrte Reaktion, ihre Verenge- muß durchaus verschieden sein, je nachdem Mangel an Betäll-
rung, bestehen bleibt. Das ist bei aktiven Muskelbewegungen zu | gung oder Erschöpfung durch Übermaß an Betätigung vorliegt
Widerstandsgymnastik sind bei richtiger Anpassung der Bewe-
gungen an die Leistungsfähigkeit des Kranken geeignet, das vom
Arzt als nicht mehr gesund befundene Herz auf lange ‚Jahre in
seiner Kraft und Anpassung zu erhalten. Auch für jene gelten
berücksichtigen, ganz besonders aber, wenn es sich um Krank- | (Rosenbach).
heitserscheinungen handelt, die durch abnorme Reiz- und Ermüd- Die Indikationen für Widerstandsgymnastik ergeben sich als
barkeit in bestimmten Gefäßgebieten, z. B. bei nervösen oder auf | dem Gesagten; sie ist besonders angezeigt bei primären peripheren
Arteriosklerose beruhenden Gefäßstörungen, erzeugt wurden. En =
Kreislaufsstörungen, die ihre Ursache in einer mangelhaft ent
Durch Anwendung; von Widerstandsgymnastik, die mit gleich-
sinnigen Atemübungen zu verbinden ist, suchen wir den Herz-
muskel zu einer gewissen Arbeitsleistung zu zwingen, dadurch
seine Ernährung zu bessern und ihn zu kräftigen, seine Anpassung
durch Vermehrung seiner funktionsfähigen Substanz zu erhöhen,
andererseits durch Beeinflussung der peripheren Circulation die
Widerstände und den Blutstrom zu den Organen zu regeln, den
Lymph- und venösen Blutstrom zu fördern und so die Gewebs-
arbeit zu erhöhen. Die Verordnung von aktiver Muskeltätigkeit
erfordert die Feststellung, ob Circulationsstörungen mit veränderter
Blutverteilung oder ohne solche vorliegen. Diese müssen wir zu
bekämpfen suchen durch Regulierung der gesamten Lebensweise,
durch Fernhalten weiterer Schädigungsmöglichkeiten, und beson-
ders durch genaueste Vorschriften über körperliche Bewegung,
die zur Unterstützung des Kreislaufs und Erhaltung der Herz-
kraft unumgänglich nötig sind, soll der Herzmuskel vor frühzeitiger
Schwäche bewahrt werden. Tägliche Spaziergänge, auch Rudern,
Schwimmen, Reiten, gewisse sportliche Betätigung und besonders
Überernährung, Fettsucht, Gicht haben, bei nervösen Kreislauls-
störungen, und zur Ergänzung und Festigung des Resultats einer
weichenden Herzmuskelschwäche, die durch Digitalis und kohlen-
saure Bäder, durch gleichzeitige Einschränkung der körperliche
Bewegung oder völlige Ruhe für eine übende gymnastische Be-
handlung vorbereitet wurde. Hier ist die systematisch verstärkte
Übung der einige Zeit hindurch wenig tätigen Körpermuskeln ein
vorzügliches Mittel, das Herz allmählich wieder an größere Lei
stungen zu gewöhnen [Romberg]!). Geht aber die Herz-
muskelerkrankung mit einer Hypertrophie des Organs einher, $
ist die hypertrophische (auf Entzündung beruhende) Herzverände-
rung eine krankhafte und führt bei Neigung zum Fortschreiten
zur Insuffizienz, wenn erhöhte Anforderungen seine Anpassuls°
fähigkeit übertreffen. Das gleiche gilt von Hypertrophien, dieaus aD-
deren Ursachen erzeugt wurden, wenn diese weiter wirksam bleiben
(Hypertonie, Onanistenherz). Die Anpassungsfähigkeit des hyp%
1) E. Weber, Über eine neue Untersuchungsmethode bei Herz-
krankheiten, (Zschr. f. exper. Path. u. Ther. 1916.)
H) Romberg, Lehrbuch der Krankheiten des Herzens und der
Blutgefäße 1906. ;
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wickelten und ungenügend beanspruchten Muskulatur, oder mM
tropbischen Herzens auf plötzliche stärkere Inanspruchnahme "2
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>> >, PFa PPh p q e, Ch, O
liegenden Fettmengen mechanisch die Systole des Herzens und.
‚seine diastolische Erweiterungsfähigkeit erschweren, und Krehl?°)
‘ macht darauf’ aufmerksam, daß .wohl auch: beim Herzmuskel das
> wuchernde, fettführende Bindegewebe durch sein Wachstum die
. Muskelfasern ertöten könne, und daß andererseits auch chemische,
für die Funktion außerordentlich störende. Veränderungen des Myo-
'kards- im Gefolge der Fettsucht sich einstellen könnten, und alle
möglichen - feineren Veränderungen der Muskelfasern vorhanden
sein dürften. Besonders aber sind es die Folgeerscheinungen der
Fettsucht und der mit ihr: meist verbundenen Luxuskonsumtion,
welche Veränderungen an den Gefäßen, besonders den Kranz-
gefäßen. hervorrufen, und allgemeine Störungen "durch das über-
mäßige Körpergewicht, die Fettansammlung am Herzen, in der
Brusthöhle, im Bauch bedingen und Atembeschwerden verursachen.
Besonderer Beachtung bedarf.die Form der Fettsucht, welche mit
den Erscheinungen der ‘Anämie einhergeht, welcher Verände-
rungen im Stoffwechsel zugrunde liegen, und bei’ der sich
frühzeitig eine Myokarditis und Arteriosklerose entwickeln. Bevor.
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